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Full text of "Rheinisches Museum für Philologie"

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RHEINISCHES 
MUSEUM  FÜR 
PHILOLOGIE 


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Kheinisches  Museum 

flbr 

PHILOLOGIE. 

Hentnig^geben 

vou 

Friedrich  Ritsehl  und  Anton  Klette. 


Neue  Folge. 
Neun  uud  zwanzigster  Baud. 

Mit  mrel  TMln. 


Frankftart  Am  laiii, 

YerUg  von  Johann  David  SaaerUnder. 

1874. 


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useum 


für 


PHILOLOGIE. 


Heraoflfifegreben 


Friedrich  Ritsehl  umi  Anton  Klette. 


Neun  und  zwanzigster  Band. 
Mit  ttfm  yam. 


Fhttktot  w  laiB, 

VerUflr  Ton  Johann  David  Sanerl&ndnr. 

1β74. 


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Verseichnieg  der  Miiarbeiter 

m  Bftiid  I— XXIX  und  ihrer  Beiträge  von  Band  XXV  »n. 


Im  J.  L  hM  in  Laxem 
„  H.  L.  Ahms  in  Hannofer 
E.  Alberti  in  Kiel 

H.  Anton  in  Haombarg  (XXV,  460.  XXVI,  159) 
„      J.  Aschbäch  in  Wien 

C.  Badham  in  Sjdnej  (XXVII,  1G5.  XXVIII,  173.  490) 
Η      Ε.  B&hreiie  in  Jena  (XXVI,  153.  350.  493.  XXVII,  185.  215.  490. 
XXVIII,  250.  XXIX,  200.  359.  509) 

Μ      F.  Bamberger  in  BrauMliwelg  t 

,y     H.  Bartb  in  Berlin  t 

«    Th.  Barthold  in  Altona 

Μ     J.  Bartsch  in  Andam 

„     A.  Baumstark  in  Freibnrg  i.  Br. 

Μ      6.  Becker  in  zailichao  (XXIX,  496) 

„     J.  Becker  in  Franktert  a.  ■. 

«  W.  A.  Becker  in  Leipiig  t 

Μ     F.  Bender  in  Büdingen 

0.  Benndorf  in  Prag  (XXV»  16^) 
Μ    Th.  Bergk  in  Bonn 

„     J.  Beniays  in  Bonn 

«     0.  Benhardt  in  Longo 

„  i.  r.  Biufold  in  EmiMrich  (XXVI,  302) 

,      r.  IUh  in  IMglUfg  (XXV,  177.  XXVU»  9X  m  XXiX.  149. 
481) 

«     L  mmm  in  mdn  (XXVI,  868) 

.  r.  I.  liihn  in  Uifrig  t 

^     I.  iMlomk  in  Tkipttv  i.  4  1. 

^     Y.  ImAMi  in  lillMit  (XXV»  168.  171.  283) 

I.  Bnnta  m  Lilpilg 

1.  Inilto  in  lirili  t 
L  Im  in  Im  t 
W.  Brau  in  Wfiil 

ü     L  BreltoBhaeh  in  lanhurg  (X8:VU,  497) 


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ΥΙ  YeraeichiiiBe 

Herr  F.  F.  Breuer  io  Itruibug 
H.  Bmn  In  Muftei 

H.  ioeUielli  in  Berlin  (XXVIU,  17β.  862.  668) 
„      F.  Bloheier  in  Beaa  (XXV,  170.  623.  XXYI,  286.  491.  XXVII, 

127.  488.  474.  620.  XXVIH,  848.  XXIX,  196.  862.  686) 
Μ      0.  Bmiail  in  UMta  (XXIX,  862) 

J.  Gieer  in  IMirg 
„  W.  Ghrlit  in  ÜMlmi 
Μ     h  iflum  in  Beakarg  (XXV,  446) 

W.  Olemai  in  OfeeM  (XXV,  628.  XXVn,  478) 

Bl  OeMF^reltl  in  Plea 
Μ      J.  Goningtoii  in  Oxford  t 
„  J,  0.  Cnno  in  eraodenz  (XXVm,  198) 
„      C.  Cartins  in  Lübeck  (XXIX,  160) 
Μ      Ε.  Cnrtiiis  iu  Berlin 
„      6.  Cartius  in  Leipzig 
Η      Η.  Dembnrg  in  Berlin 
„      D.  Detlefsen  in  Glückstadt 
„      H.  Diels  in  Hamburg  (XXIX,  lo7) 
„      A.  Dietzsch  iu  Bonn  t 

„       K.  DUthey  in  Zürich  (XXV.  151.  321.  XXVJ,288.  XXVIJ,  290.  375) 

„  H.  Dittrich-Fabricins  in  Dresden 

„  G.  Drenke  in  Bonn  f 

„  J.  G.  Drojsen  in  Berlin 

Μ  F.  Ottbner  in  Paris  f 

Μ  Η.  Düntzer  in  KOln 

„  A.  Dnncker  in  Hanau  (XXVIII,  17 1.  482) 

„  L  Dziatako  in  Breslau  (XXV,  315. 438.  XXVI.  07  421.  XXVU.  169 

XXVm,  187.  XXIX,  51.  368.  446.  611.  686) 

G.  von  Eckenbreclier  in  Berlin 
„      C.  Egli  in  Zürich 
„     A.  Emperios  in  Briineehweig  t 
Μ     G.  Engel  in  Berlin 
„     R.  Engelmann  in  BerUn  (XXIX.  561) 
„     B.  Bnger  in  Pesen  t  (XXV,  408.  44t) 
„     L  funer  in  Unnerstiil  (XXV,  »41.  χχνπ,  MB) 
„     F.  Ifieenhartt  in  Beriln  (XXIX,  040) 
„  0.  0.  FlmhAto  in  Wleeliden 

W.  FMer  in  Ottweiler 
Ν     Α.  Fleeieiien  in  Breeta 
Μ  iL  W.  nranke  in  Ungen 
„     I.  fnm  in  Benin  t 
Η      I.  FM  in  Xiriift 
„    .  J.  nmidenberg  in  Benn  (XXVI.  800) 
^     J.  FMeittel  in  Bfetlai 
Μ    W.  Freud  in  Oleiwlti 
η     J.  Frej  in  Bissel  (}ÜCV,  268) 


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der  Mitarb^ter. 


C.  Prick  in  Höxter  (XXIX,  2W) 
L.  Friedliader  in  RöiügslMrg 

H.  Frituche  in  Leipile 
W.  FrObner  in  Paris 

R  Gaedecheiis  in  Jena  (XXIX,  m) 
J.  Geel  in  Leiden  t 

B.  fielier  in  Heidelberg  (XXVlIi       640.  XXVlil,  i) 
L  fitrhard  in  Berlin  f 
L  eerlaeh  in  Parchim 
W.  «Ikart  in  Dreadei  (Xxviii.  48u) 

I.  in  BOBl  (XXVU,  m  62U) 

I.  Oaakt  in  Seftwtrii 
0.  L·  mm  in  BMlil 

B.86MlinlU«A 

I.  MH  in  leUill 
L  W.  «tmig  in  Jm  t 

TIl  «MP«  in  Win 

i.  ton  in  BaMig 

B.  Mit  in  Mtttrg  L  ML 
I.  flmM  in  IMsibtrg 
R.  Grosser  in  Unum  (XXV|  482) 
6.  F.  drvtefeid  in  Emüir  t 

L  m  Gatsehmid  in  Uügsberg 
F.  Haase  in  Breslau  t 

K.  Halm  in  Hflnchen  (XXVIU,  499.  XXIX,  485) 
F.  Hanow  in  Ztilllcba« 
B.  Hanow  iu  ZfUllcban  t 
J.  Haseamüller  in  Trier  f 
H.  Hanpt  in  Berlin  t 
F.  Hantbal  in  Frankenbaasen  t 
F.  Helnuoetb  in  Bonn 
W.  Helblg  in  Rom  (XXV,  202.  393.  XXVII,  153) 
H.  J.  Heller  in  Berlin 
W.  Henien  in  Rom 
R.  Hercber  in  Berlin 
L  F.  Hermann  in  GOttingen  t 

Berts  in  Breslau  (XXIX,  367.  511.  512) 
W.  Hertaberg  in  Bremen 

E.  Henog  in  Tttbingen 

B.  HlUer  in  GreifswaM  (XXV,  253.  XXVI.  582.  XXIX,  97) 
H.  Hinel  in  Lelpalg  t 

F.  HitsIg  in  Heidolbsrg 

h  IMer  in  Glessen  (XXVH  156.  XXIX,  208) 
A.  Mm  in  Ltbeck  (XXVU,  853) 
L  llff  in  KOnlgsbflg  t 
L  flüMT  in  Bnllii 

A.  Ilg  in  IHM  (XXVUI,  627.  XXIX,.^)  . 


vm  VorzeichDies 

* 

Im   Tb.  Hag  iu  Zttrlch 
Μ      F.  Hultsch  in  Dresden 
„     L  Hnschke  in  Breslau  (XXVHI,  141) 
„    W.  Ihne  in  Heidelberg  (XXVlll.  353.  478) 
„     M.  Isler  in  Hamburg  (XXVlll,  47a.  510) 
„     0.  Jahn  in  Bonn  t 

„  L  F.  Janssen  in  Leiden  t  · 

„      L.  Jeep  in  Leipxlg  (XXVU,  m  618.  XXVlll,  i9L  XXIX,  74) 

„     C.  Jossen  in  Eldena 

Μ     L  Jordan  in  Königsberg 

„      β.  IHM  s.  Z.  in  Rom  (XXVlll,  486) 

Μ    Ι.  f ··  Urajan  in  erat 
„  K.  L  Kajiir  in  Udottoig  t 

L  Kock  in  nun 

L  Ml  in  Hille 
„     I.  IfU  in  lekvlpinto  t 

L  KiilMr  In  ■irtag  (XXIX,  88) 
„     0.  loUor  in  Mbvg  L  Ir. 
„     L  EliliUng  in  MtbmM 

β.  IlOMling  in  lorlll  (XXVIII«  497. 640.  XXIX,  207.  868.  610) 

F.  Kindiolier  in  loiM 
„     L  Urdihoff  in  Borlli 

^      J.  Klein  in  Bonn  (XXV,  315.  447.  681.  XXIX,  171) 
„     K.  Klein  in  Hainx  f 

„     A.  Klette  iu  Jena 

„      A.  Klügmann  in  Rom 

^      E.  Klassmann  iu  RndoUtadt  (XXIX,  ϋ38.  64U) 

„     A.  KnOtel  in  Glogaa 

„  H.  A.  Koch  in  SchnlpfortO  (XXV,  17(>.ΰ17.  XXVI,  549.  XXVlll,  615) 

„    Tb.  Kock  in  Berlin 

R.  KOhler  in  Weimar 
„     U.  Köhler  in  Strassbnrg 

F.  Kohlmann  in  Posen  (XXIX.  463) 
„     0.  Korn  in  Strehlen 
„      J.  Kranes  in  Köln  (XXVIII,  185.  4^7; 

„      6.  Krflger  in  OörlitZ  (XXV,  442.  633.    XXVII,  &1.  1U2.  491. 

XXIX,  180.  512.  634) 
„     E.  Kahn  in  Dresden 
„     K.  Lachmann  in  Berlin  t 

„    Th.  Ladewig  in  Heastrelitx  « 

L.  Lange  in  Leipsig  (XXIX,  821.  600) 
Μ     F.  Langel  in  Unster 
„     H.  Langoiilepen  in  Slogoi 
Μ     β.  Lanbmann  in  Iftnohen 
Η     Κ.  Lehn  in  KSiigsberg  (XXVI,  688.  XXVU,  846) 

η     F.  LeiemiBt  in  Ferls 
η     L·  lenck  in  leu  t 


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der  Mitarbeiter. 


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Itrr  Ε.  von  UaUoh  in  Mttlasoi 

Μ  J.  W.  Löben  in  Bonn  t 

„  ?.  Lörs  iu  Trier  t 

Μ  Α.  LowinsU  in  DenlMli-OroM 

η  L  Libbert  in  Kid 

»  J.  I&hU  in  Basel  (XXV,  634) 

Η  W.  larckscheffel  in  Hlnchberg  t 

η  F.  Hartli  in  Posen  f  (XXV,  441) 

«  P.  MUraigi  in  Rom  t 

Μ  Tb.  laiirer  in  DamisUAI 

Μ  L·  MMm  in  Zwolli 

η  α  leiser  in  Mtaeiieft 

w  f  ·  leisler  in  ΒμΙμ 

,·  L  MmdSMll  in  IdpHg  (XXIX,  m) 

η  L  IteekliB  in  Dorpit  t 

„  B.  ürM  in  «MiUilirK 

η  W.  I^er  in  ÜMbOt  (XXV,  m.  XXIX,  179) 

ft.  AlMio  in  laa^irg  (XXV,  8β9.  462) 
η  '  Α.  IMAelli  in  BtrassbVB 
η     Α.  iMUHeB  in  Mtamrlg 
η    1λ·  lemiei  in  leritai 
„    Tf.  lomDsei  in  l^tiktot  ·.  ■. 
„  J.  L·  lordtnuBB  in  Htmbarg  (XXVII,  146.  818.  496) 
„     I.  Horstedt  in  Scbaffhsuea 
Μ      C.  Iflller  in  Breslau 
^      L·  HtUIer  iu  Grimma 
„     H.  IflUer  in  Berlin  (XXV,  451.  XXVI,  850) 

L  MUler  in  St  Petersburg  (XXV,  166.  313.  337.  136.  448.  458. 
561.  625.  627.  631.  634.  635.  XXVI.  154.  346.  577.  XXVII, 
162.  183.  284.  471.  486.  XXVUI,  508.  635) 
«,     0.  HUler  in  Berlin 

W.  Iure  in  CaldweU  in  MiottlaBd  t 

B.  HalLO  in  Berlin 

A.  Vanck  in  St  Petersburg 

F.  Hietiscbe  in  Basel  (XXV,  217.  528.  XXVUI,  211) 
K.  Hipperdey  in  Jena  (XXIX,  204) 
„     IL  Bissen  in  Harburg  (XXV,  1.  147.  418.  XXVI,  241.  497.  640. 

XXVn,  351.  539.  XXVUI,  613.  XXIX,  869) 
„  9.  W.  litxscb  in  Leipsig  f 
L  W.  Bitxseh  in  Berlin  (XXV,  76.  XXVII,  296) 
F.  Bebler  in  Balle  t 
Tb.  Gebier  in  Fraikltvt  i.  H.  t 
Μ     J.  Glsbausen  in  Berlin 

Ti.  if  itS  in  Ihreita  (XXIX,  187.  868.  880 
»      r.  IsaiB  in  «OHM  t 

h  ifeiiük  in  Mpiig  ^ 
η     I.  hUiMi  in  Mttwili  t 


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Htrr  η.  riMlU  in  Birlli  t 

H.  Ftiptf  in  BlidM 
B.  Petor  in  Mim 

K.  Peter  in  Jim  (XXIX,  513) 
Ch.  Petersei  in  Hambug  t 
i.  Philipp!  in  «ifieil  (XXIX,  i) 

E.  Philipp!  in  BerUn  t 
„    W.  Pierson  in  Berlin 

I.  Freller  in  Weimar  t 
„    Th.  Pressel  in  Paris 

„     K.  Prien  in  Lüheck 

R.  Prln»  in  Breslau  (XXIX,  356) 
„  B.  Th.  Pyl  in  Greifswald 
„     A.  Bapp  in  Stuttgart  (XXVII,  1.  5G2, 

R.  Rauchenstein  in  Aara«  (XXVI,  lU) 

G.  Regls  in  Breslau  t 

A.  Reifferscheid  in  BresU« 

G.  Rettig  in  Bern 

„     0.  Ribheck  in  Beidelberg  (XXV,  129.  127.  463.  XXVI.  406. 

XXVII,  177.  XXVUl,  461.  502.  XXIX,  13.  U8. 
„    W.  Rihbeck  in  BerUn 

F.  Richter  in  Bastenbnig  t 
„     G.  BichUr  in  Weimar 

„     0.  Biohter  in  Guben  (XXV,  518) 

A.  Biese  in  Frankfurt  a.  M.  (XXVI,  332.  638.  XXVII,  488.  624) 

,      f.  BtttChl  in  Lelpsig  (XXV,  306.  318.  456.  XXVI.  483.  494.  599. 
XXVH,  IH.  186.  m.  883.  868.  XJCVm,  15L  188.  862.  586. 
XXIX,  887} 
P.  Ittlir  in  BOtt 

B.  Bellla  in  Xia  (XXV,  ΜΘ.  XXVI,  864.  XXVU,  28.  XXVUI»  264) 

W.  1.  BMeher  in  Müm  (XXV,  m.  489) 
L  IM8  in  Billfl  f 
„  E.  L  Biti  in  Btitl  t 

F.  Bihl  in  Dwpat  (XXVU,  Uit  16λ  471.  XXVUI,  887.  640. 

XXIX,  81.  689) 
B.  Saippe  in  Olltingen 

J.  to?el8herg  in  Aaeken  (Xm  117.  ΒΤα  689) 
„     L·  Schaarschmidt  in  Beipi 
„     A.  Schäfer  in  Bonn 
^     E.  Scheer  in  Bendshirg 

A.  Scheuchser  in  Zürich 

„  A.  W.  von  Schlegel  in  Bonn  t 
^     A.  Schleicher  in  Jena  t 

Α·  Schmidt  in  Schwerin  (XXV,  172.  314.  443) 

B.  Schmidt  in  Freibwg  i.  Br.  (XXVII,  634) 
„    Jo.  Schmidt  in  Grax 

Jn.  Sekinidt  in  Atken 


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der  Bfitecbeitor« 


XI 


L  MbMI  in  Marbuf 

■.  MhÜI  in  Jm  (XXVI»  161.  844.  XXVO,  461.  496.  XXIX, 
W.  Matll  in  IUI  (XXY,  161*  9Ά  Km,  146.  342. 

xsm,  46a  616.  xxvm,  aia.  4ffk  uuk,  m.  isa  845. 

688) 

β.  MmUmt  in  em 
4.  fikwUnr  m  eetk» 

I.  MMlür  in  UH  (XXIX,  188.  868) 
F.  W.  ItMifWll  in  Mttlietl  t 

iL  IoUm  in  Mil^lB  (XX?,  687) 
F.  a  IMm  in  UmlU 

L  MrUer  in  Haitarg 
I.  B.  Miktrt  in  EaiMl 

J.  Ichllriiig  in  toHl  (ΧΧ?ΙΠ,  66) 
I.  MriM  in  8t  FMnilvi 
P.  Sohiftar  in  Idpxlg  (XXIX,  680) 
I.  i.  MmuMk  in  im  t 
L·  SeliwiMk  in  Fktaktot  i.  ■·  t 

H.  Ichweigor  in  Dim 

I.  Seebeck  in  Jena 
Seyffert  in  Berlin  f 

6.  SleTers  in  Brauucliweig  (XXVIII,  ö66) 
K.  Sintenis  in  Zerbst  f 

J.  Sommerbrodt  in  BresUa  (XXV,  424.  XXVI,  m) 
L.  Spengel  in  Manchen 

J.H.  Stahl  in  Köln  (XXV.  174.  414.  XXVI,  löü.  dU.  XXVII,  278. 
484.  XXVIII,  (322.  XXIX,  366) 

L.  Stephani  in  St.  Petersburg 

J.  Stenp  in  Freibarg  i.  Br.  (XXV,  273.  tiati.  XXVi,  dU.  473. 
XXVII,  62.  192.  637.  XXVIII,  17U.  840) 

J.  Strange  in  Köln 

Th.  Stmve  iu  St.  Petersburg  (XXY,.34^..X2UX,  66) 
W.  Stndemond  in  Stnisbug 
6.  Stnder  in  Bern 

F.  Snsemlhl  in  Greifswald  (XXVI.  336.  440.  XXVIII,  805. 630. 640) 
W.  Teiffel  in  Tübingen  (XXV,  32υ.  XXVI.  341.  347.  488.  XXVU, 

103.  347.  352.  485.  XXVIII,  342.  493.  633.  XXIX,  133.  175. 

191.  364.  505) 

6.  Thilo  in  Ren-Brandenborg 
6.  Thndlchnm  m  Bfidlngea 
A.  TorstrilL  in  Bremen 
F.  Ueberweg  in  Königsberg  f 
6.  Ubllg  in  Heidelberg  (XXV,  66) 
I.  I.  Ulrichs  in  Athen  t 

L  Urlichs  in  WinbVg  (XXV,  507.  XXVI,  58a  688.  XXVIII,  840. 
XXIX,  856) 


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VeneiohiiiM  der  Mitorbeiter. 


Um    IL  Dsener  in  Beu  C^V,  674.  XXVI,  155.  XXViU,  381.  640. 
XXIX,  25) 

J.  FiUeD  in  Berlin  (XXYU,  178.  Ιθβ.  XXTUI,  188) 

A.  m  YtlMi  in  Attm  f 
„  r.  A.  foi  T41m  in  luiMek 
Μ    W.  ?Mer  in  Biid  t  (ZXn  89.  XXWI,  880) 

J.Tb.  ftaü  in  liiBktet  t.  ■.  t 

I.  Tilgt  in  Ulyilg  (XXVI,  158.  169.  XXVU,  188.  XXVIU,  66) 
Θ.  f  f Iknir  in  Ztrtok 
0.  B.  VflquiiM  in  Κ1·Ι 

Η.  WuHmM  in  BndM  (XXVI,  41 1) 

G.  WMhSWrtb  in  MttlngeB  (XXVI,  468.  640.  XXVU,  78.  842. 
612.  XXVIU,  681.  X\IX,  817.  858) 
„  F.  W.  WigMT  in  BrealM  f 
V.  Wagner  in  Himbvrg 
„     I.  Wecklein  in  Bamberg  (XXYI,  146.  639.  XXVII,  164.  479. 

XXVIII,  179.  626.  XXIX,  189) 
„    W.  Wehle  in  Schleswig  f 
„     A.  Weidner  in  Glessen 
Μ     6.  Welgand  in  Bromberg 
„     H.  Weil  m  Besan9on 
„     F.  Welnkanff  in  KOln 
Μ  F.  6.  Welcker  in  Bonn  t 
'  „  F.  C.  Wex  in  Schwerin  f 
,·     A.  Wilmanns  iu  Königsberg 
„     W.  Wilmanns  in  Greifswald 

E.  WOlfflin  in  Wlnterthnr  (XXIX,  282) 
„     6.  Wolff  in  Berlin  f 
„      H.  Wollselffen  in  Cöln  (XXIX,  685) 
η     F.  Weltmann  in  Breslau  t 
„      G.  WoftiMll  in  Leipsig 

K.  Zangemeister  in  SllMleiS 
„  L  F.  Zejss  in  Harienwerder 

L.  Ziegler  in  Httnekei  (XXVU,  420) 

J.  Zündel  in  Ben  f 
„  A.  W.  laift  in  Bnlll  (XXV,  465.  XXVl,  1) 


I 


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Inhalt. 


Ueber  'unabhängige*  Kritik  mit  einem  Anhang  über  'gewiesen- 

hafle'  Exegese.   Von  0.  Ribbeck   209 

Kleinigkeiten.   Von  G.  Becker  ... .    495 


Za  den  griechischen  Lyrikern.   Von  F.  Blase  ,   149 

Aeschylo Perser  und  die  Eroberung  von Eion.  Von  demselben  481 
Dionysios  Periegetes.    Von  F.  Rühl   81 


Heraklit  und  Sophron  in  Piatoni  sehen  Citatcn.  Von  P.  Schuster  590 

Za  Platon*B  Symposion.  Von  W.  Teuffel   188 

Aeschines  and  Plato.   Von  A.  Hug   434 

^ημά0€ία.   Von  H.  Diele   107 

Dionysius  von  Ilalikarnass  und  Livins.   Von  C.  Peter   513 

üeber  die  handschriftliche  Ueberlieferung  von  Prokloe'  Com- 

mentar  zu  Euklid^s  Elementen.   Von  C.  Wachsmuth   317 

Kritische  Untersuchungen  über  das  alte  Chronicon,  die  ägyp- 
tische Königsliste  des  Eratosthenes  und  Apollodoros,  das  So- 
thisbuch  und  die  ägyptische  Königsliste  des  Synkellos.  Von 
C.  Frick    252 


Ein  Epigramm  von  Knidos.   Von  H.  Usener   25 

Das  altioniscbe  Alphabet  auf  Samoa.   Von  C.  Curtius    159 


Das  Amnestiegesetz  des  Solon  und  die  Prytanen  der  Nau- 
kraren  zur  Zeit  des  Kylonischen  Aufstandes.  Von  A.  Phi- 
lippi   f  


Othryades,  eine  historiach  ·  kritische  Untersuchung.    Top  P. 

Kohlmann   ^3 

Pontische  Briefe.   IV.   (Mit  einer  Karte.)   Von  Th.  Struve  65 


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χΐγ  Inhalt. 


Seite 

Neue  Bemerkungen  zum  Miles  gloriosus  des  Ρ  lag  tue.  Von 

O.  Rihheck   13 

üeber  den  Truculentusprolog  des  PI  au  tu  8.  Von  K.  Dziatzko  61 

Luciiiana.  Scripsit  0.  Ribbeck   .  118 

üeber  die  Lesarten  der  TibuU-Handachrillen  Scaligere.  Von 

E.  Hiller   97 

Die  excerpta  Monacenaia  des  Claudianus.   Von  L.  Jeep  74 

Zu  Velleiug  Patcrcnlna.  Von  K.  Η a  1  m    485 

Anraliua  Victor.    Von  R  Wölfflin   282 

Zum  Terenzcommentar  des  Donat.  Von  K.  Dziatzko  ....  445.611 

Römische  Se  natu sconsulte  bei  Josephus.  Von  F.  Ritsehl  887 

Die  Iftx  Pupia  und  die  an  dica  comitiales  {rehaltcnen  Spnats- 

sitzungen  der  späteren  Republik.  Von  L.  Lange   321 


Zu  den  Quellen  des  Man nibalis eben  Krieges.  Von  L.  Keller  88 


üeber  Tempelorientirung.   Ii    Von  fl.  Niaa^n   869 


Athenische  Ρ yxi des.  (Mit  einer  Tafel.)  Von  R.  Gaedechens  .B09 
üeber  Mosaikreliefs.   Von  R.  Engelmann..    501 


Miscellen. 

Litterarhistorisches. 

Ein  neues  Stück  des  Achaeos.  Von  L.  Urliohe  ...  35G 
Zu    den  Scholien   des  Dionysius  Thrax.    Von  R. 

Sehn  eider   183 

Zu  der  Schrift  '  origo  gentie  Romanae \  Von  Τ h.  Opitz  186 

Handschriftliches. 

Der  codex  Tubingensis  des  Pia  ton.  Von  W.  Teuf  fei  175 
Ein  verschollener  (?)  Codex  des  Laertios  Diogenes. 

Von  C.  Wachemuth   354 

Der  Archetypus  der  Sil  ven  des  S  t  a  t  i  u  s.  Von  demselben  355 
üeber  Mai*e  thesauras  novus  latinitatis.    Von  W. 

Meyer   179 

Kritisch-Exegetisches. 

Zo  den  Fragmenten  der  griechiachon  Dramatiker.  Von 

R.  Prinz   356 


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Inhalt.  χγ 

Seite 

Zu  AeBchylus.   Von  N.  Wecklein   189 

Zu  Sophokles  (Antig.  Aiax).  Von  G.  Krüger  189,512.634 
lieber  den  Schluss  des  Sophokleischen  König  Oedi- 

pas.   Von  W.  Teaff  el    505 

Zu  Euri  ρ  Idee' Taurischer  Iphigenie.  Von  demselben  191.  509 

Zu  HerodeU   Von  M.  Wollseiffen    635 

Zu  Plutarch.    Von  R.  Schneider   859 

Zu  den  Fragmenten  der  latciuiBchcD  Komiker.  Von 

F.  Bücheler  ...^   195 

Emendationum  Lucilianarnm  dodecas.    Scripsit  E. 

Baehrens    359 

Zu  Lucil  i  IIS.  Von  K.  D ζ  i a t ζ  k ο   63G 

Inv enali  anum.   Scripsit  F.  Bflcheler   636 

Zu  AusoniuH.  Von  K.  Β a ehren 3    509 

Zu  dea  Lac  tan  ti  na  Phoenix.  Von  demselben   200 

Zu  DracontiuB.    Von  M.  Sohmidt   202 

Von  F.  Bücheler    3G2 


Zu  Cicero.    Von  K.  Dziatzko   863 

Zu  den  Briefen  des  Caelius.  Von  W.  Teuf  fei   3G4 

Zo  Sallustins.   Von  C.  Nipperdey   204 

Zu  Li  vi  US.  Von  G.  Kieaaling   510 

Zu  Plinius^  Briefen.    Von  J.  M.  Stahl    365 

Zg  TaoitüB.    Von  Tb.  Opitz    866.  638 

Zu  Seneca  rhetor.  Von  G.  Kieaaling   207 

Zu  Apnleina'  Florida  und  Fronte  de  orationibaa. 

Von  M.  Hertg   867 

Zu  Valerius  Maximus.  Von  L.  Mendelssohn   207 

Zu  Minucius  Felix.    Von  E.  Klussmann    638 

Zu  den  scriptores  historiae  Augustac.    Von  M.  J. 

Höfner    2^ 

Zu  Eotropius.    Von  F.  Rühl    639 

Zu  Ammianus  Marcellinus.  Von  M.  HertE..  867.511.612 

„  y  Von  G.  Kieaaling  . .  368 

u  u  u  Von  F.  Eyssenhardt  640 

Zu  der  Chronik  dea  Snlpiciqa  Severua.   Von  E. 

Kluasmann    640 

Epigraphiachea. 

Eine  metrische  Grabschrifl  aus  Alexandrei a.  Von  C. 

Buraian   352 

Nachtrag  zu  den  Lokrischen  Inschriften.   Von  C. 

Wachamuth    353 

Bonner  Grabschrifl.    Von  J.  Klein   171 


j  Dy  Googfe 


zVi  Inhalt 

Bette 

GrammaiiBcbee. 

Zu  den  Tironisohen  Noten.  Von  W.  Sohmiti  ...  188.  345 

Retiaiai.  Von  denaelben   633 

QlotfOgrftphitohoa.  Von  Trnaia  .^189.852.683 

Antiquarisches. 

Ueber  dm  Pooteliaehe  Q«Mia  donrnbiia.  VonL.  Lange  600 

Kalendarische  8. 

Neue  Verzeiohnlaie  der  diea  Aogyptiaoi.  Von  W. 

Sohmiti   167 


Digiii/ea  by  LiüOgle 


Da8  Anmestiegesetz  des  Solon  und  die  Prytanen  der 
Nukraren  nr  Zeit  des  KyionieeheB  Aefstaades; 

Id  dem  wichtigen  athenischen  V^olksbeschlusse  von  409/8  über 
die  AafzeichnuQg  der  drakontiscken  Gesetze,  dessen  Bedeutung  erst 
4iirch  Ulrich  Köhlers  glänseude  WiederhersteUang  (Hermes  2  S.  27  ff.) 
SD  Tage  getreten  ist,  beginnt  das  Oeset«  Drakons  (Z.  11  der  In- 
sofarift)  mit  folgenden  Worten: 

x«t  iay  [μ]ή  ix  [π]ρονο[{α]ς  [)(]τ[είνη  τις  nr«,  (μνγειν^  (f|eifa- 
^Άν  0t  τονς  ßamXtug  nh\i\u{r]  (/0[ro]t'  η  [povXevatwg  τον  ati  ßaai]- 
Xiviiavm,  τους  [0]t  έ^έτας  όιαγ^^ώνοΛ, 

Diese  Worte  verbreiten  nenee  Lieht  Aber  das  Amnestie- 
gesets  des  Solon  bei  Plnt.  Sol.  19·  Dies  Gesets,  weldles,  bei* 
Unfig  gesagt,  dordi  Didymns  anf  die  eeeetasammlmig  der  aleian» 
drinischen  Bibliothek  (vgl.  Athen.  13  ρ  58Γ))  zurückgeht,  kann  jetzt 
fon  den  eben  angeführten  Worten  aus,  wie  es  scheint,  mit  Sicher- 
heit erklärt  werden < 

Die  £pheten  sind  von  Drakon  eingesetst  worden,  was,  so  lange 
man  an  PoUnz  8,  125  ÜMthftlt,  niobt  mit  0.  Hüller,  Emneniden, 
S.  158  f.  in  Abrede  gestellt  werden  kann.  Die  Pollnx- Stelle  ist 
freilich,  wie  ich  in  Fleckeisen's  Jahrb.  Bd.  105,  1872,  S.  G04  f.  be- 
wiesen habe,  zum  Theil  aus  Demostbenes  g.  Makart.  p.  1069  ge- 
flossen und  verdankt  ihre  Entstehung  einem Missverständniss. 
Aber  dennoch  kennen  die  Worte  jQomp  &*  ανηύς  miianfisy  so 
gut  wie  die  folgenden  S&tae  ίάίηαζον  ^  dmumj^tov  ans  einer  guten 
Quelle,  welche  uns  nicht  mehr  bekannt  ist,  geflossen  sein.  Ich 
sehe  darum  vorlaufig  die  Worte  J(j0xwy  —  χατέσιηαεν  als  vollgül- 
tiges historisches  Zeugniss  an. 

Die  Epbetoi  nobteten  an  fOnf  GeritditsstMten  (PoUnz  a.  0.), 
Aber  die  man  seltsamer  Weise  in  Zweifel  gewesen  ist,  obgleii^  sie 
Pollnx  knrs  Wrher  alle  nennt  (1 17  ff.);  es  sind  der  Areopag  und  die 
Höfe  am  Palladion,  am  Delphinion,  am  l*r\taneiou  und  in  Phreattys. 
Der  Areopag  ist  mit  darunter  und  wenn  trotzdem  PoUujl  8, 125  sagt: 
d"  ανοΗς  {τηίς  πίνα  duc^um^»^)  TifMsmdffUfisv  n^y  Ιξ  *jiqdmi 

■Ma.  Hm.  t  FhfloL  H.  F.  ZIEL  1 


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3  Das  AmneetiegeieU  des  Solon. 

infyov  βονλήν,  80  Hegt  hier  auf  βουλή  der  Ton  und  PoUaz  war 
der  freilich  nicht  gm  richtigen  Ansicht,  dMs  die  EinaetiOQg  des 
Reihe  Β  auf  dem  Areopag  von  Solon  herrAhre,  wfthrend  dieser 

Rath  in  der  That  viel  älter  gewesen  sein  müsste  und  von  Solon 
nur  anders  organisirt  sein  könnte.  Das  lehrt  folgender  Schluss. 
Seit  Drakon  waren  die  Blutgericbtehöfe  ausschliesslich  von  epheti- 
sehen  Richtern  besetst  Da  aber  die  Blntgerichtsbarkeit  in  ihrer 
Verbindong  mit  dmi  einsshien  der  lllnf  Μ ahlstätten  den  Charakter 
des  höchsten  Alters  trägt,  da  vor  allem  die  Sagen,  welche  die 
Vertheiluug  der  Verbrechen  an  die  einzelnen  Höfe  motiviren,  weit 
älter  sind  als  Drakon,  so  müssen  auch  schon  vor  ihm  Richter 
hier  gesessen  haben.  Wenn  aber  erst  er  Epheten  einsetste,  so 
waren  diese  filteren  Richter  die  Areopagiten,  wriche  nach 
der  Tomehmsten  Mahlstfitte  benannt  waren,  aber  an  allen  filnf 
Stätten  richteten.  Dass  sie  bereits  vor  Solon  existirten,  wäh- 
rend Ol  πλείστοι  ihre  Einsetzung  auf  ihn  zuiückiührten,  möchte 
Platarch  a.  0.  durch  das  Amuestiegesetz  beweisen.  Sie  hatten 
aber  ferner  schon  vor  Solon  den  Charakter  einer  βουλή.  Denn  da 
sie  in  der  Zeit  von  Drakon  bis  Solon  mit  dem  Blutbann  nichts 
mehr  an  thnn  hatten,  trotadem  aber  fortbestanden,  so  können  sie 
damals  nur  als  βουλή  bestanden  haben.  Also  wenn  Pollux  mit 
seinem  ζ/ράχωκ  —  xuuanjOty  Recht  hat,  so  ist  die  βουλή  auf  dem 
Areopag  älter  als  Solon,  and  des  Pollax  Angabe  2ολων  —  βοί^φ 
ist  irrig. 

Plntareh  sagt:  X)  di  ιρίΟκαΜκΰηος  ϋξβον  wü  26hapog  ihr  Sy- 
dooF  εχ€ΐ  των  νόμααν  ο^τως  a^müg  ονόμαοί  γεγραμμένον.  ^^ΑτΙμων 
υ.ουι  σπμοι  ηοαν,  ηρΙΐ'  r  Σόλωνα  ορΈαι,  Ιπιτίμονς  flvai  πλην  όσοι 
^Αρείου  πάγου  η  οσοι  ix  των  έφετών  η  ix  ηρνιαηΐον  χαιαόίχαο^ένας 
ιΜ  των  βα<Λλέων  ini  φ6l·ω  ή  σφαγωΛν  f  ini  τυρατΜ.  sfevyw 
δη  6  ίφάηι  SSe\ 

Den  drei  Behörden  entsprechen  offmbar  die  drei  Arten  von 
Verbrechen,  wegen  deren  die  άτιμοι  verurtheilt  sind: 

ίξ  Αρείου  πάγου,  ίπι  φόνω 

in  τών  ίφετων^  im  σφαγαϊσιν 

kt  ηρυηΜίΰυ^  hd  τυραιηΜ, 
Ueber  die  sweite  Kategorie  ist  nicht  viel  so  bemerken.  Die 
Epheten  richteten  seit  Drakon  Uber  Blnt  nnd  die  hier  gemeinten 
άτιμοι  waren  während  des  Zeitraumes  von  Drakon  bis  auf  Solon 
entweder  von  ihnen  mit  Verbannung  belegt  worden  oder  aber,  um 
der  Todesstrafe  sn  entgehen,  geflttchtet.  Denn  auch  später  entzogen 
sidi  ja  nicht  selten  die  vor  dem  Areopag  VeiUagten  der  Stralis 


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Dm  AmnettiogotoU  dei  8okm.  3 

dareh  die  Fliioht;  sof  dem  Areopag  nohteten  aber  nit  Dmkoii 

bis  auf  Solons  Zeit  die  Epheten. 

Die  dritte  Kategorie  bezieht  man  mit  RecVit  auf  die  Vorgänge 
des  Kylonischen  Aufstaades  (Berod.  5,  71.  Thuc.  1,  126. 
Piui.  SoL  12).  Nach  Herodot  '  regierten  die  Prytanen  der  Naakrmrin 
in  Athen',  als  die  ^loniden  enf  der  Borg  belagert  worden.  Sie 
nnd  ee  aoch,  welehe  die  Kyloniden  bewegen  die  Burg  zu  TerlaMen 
ond  ihnen  Schonung  des  Lebens  versprechen  {νπίγγνονς  ηλην  (^αιά· 
τυν).  *Aber  die  Schuld  sie  getödtet  zu  hftben  trifft  die  Alkmäoni- 
den*.  So  Herodot.  Die  Blatechuld  der  Alkmäonideu  erkennt  auch 
Tbttoydidea  an,  aber  er  tagt  im  abeicbtUchen  Widerapmcbe  mit 
Herodoti  dass  die  nenn  Asebonten  damale  in  Atben  regirten  (in 
neUiXu  nh  nohmunf  ίπρασοον).  Bei  ibm  aind  ee  aneb  dieie  aoetatt 
der  Prytanen,  welche  die  Kyloniden  anfstehen  heissen  (ανασιηοαντίς^ 
ebenso  Ilerod.  ά»·έσι»σ*).  Mit  Ausnahme  von  Zelle,  Beitr.  zur  alt. 
Yerf.-Geech.  Athene  S.  28  haben  die  Neueren  auf  Uerodots  Recb- 
anng  einen  Irrihum  geeetet.  In  meiner  Geecb.  des  att.  Bftrgerr. 
S.  154  habe  ieb  die  Ansiebt  Zellee  nüt  mlletobt  etwas  an  anti- 
tbucydideiseber  Entsehiedeobeit  anfgenommen  und  bin  dafihr  τοη 
meinen  Beurtheilern  getadelt  worden.  Aber  es  ist  doch  eebwer  er- 
findlich, was  Herodot  dazu  bringen  sollte,  einer  weniger  bekannten 
Behörde,  von  der  2u  seiner  Zeit  keine  lebendige  Spur  mehr  existirte, 
bei  jenem  Vorfalle  eine  Bolle  raanwaisai,  wenn  er  nicht  dafür  eine 
Ueberliofornng  batte.  Nnn  ftbren  aber  dentliebe  Spuren  darauf, 
dass  die  Yorsteber  der  Nankrarien  in  älterer  Zeit  eine  widitige 
nnd  einflossreiebe  Stellung  einnabmen,  z.  B.  ibr  Amtelokal  und 
Speisehaus,  das  alte  Prytaneion  am  Altmarkt  im  Süden  der  Burg 
vgl.  Schöll,  Hermes  6  S.  21  ff.,  der  diese  Besiehung  zuerst  in  das 
ricbtige  Licht  g^etzt  hat.  Wir  finden  femer  in  dem  Solonischen 
Geeetse  bei  Plnt.  Sol.  19  die  ΐίφηά¥»ς  —  so  nennt  sie  Platarcb 
in  derErklftmng —  alsBichter  Aber  Hoebverratb  in  diesem  Pry- 
taneion; denn  dass  hier  von  dem  bedentongslosen  ephetiseben  Ge- 
richte a  m  Prytaneion  nicht  die  Rede  sein  kann,  ist  ja  klar.  Da- 
durch findet  Herodote  Angabe  ihre  Bestätigung.  Da  die  meisten 
Kylontdeo  τοη  den  Arcbonten  (Tbuo.)  oder  den  Alkmioniden  (Herod.) 
niadergemetMlt  wurden,  so  konnte  jener  Urtbeilssprueb,  weleben 
Solons  Geeeta  uns  überliefert,  nur  Ober  die  inawisoben  Geflohenen 
nnd  die  wenigen  Geretteten  (Plnt.)  geAllt  worden  sein.  Aber  die 
Prytanen  sollten  über  all e  Kyloniden  zu  Gericht  sitzen,  das  war 
offenbar  der  Zweck,  welchen  man  bei  dem  'Aufstehen  heisaen'  (He- 
rod. Tbuo.)  im  Auge  batte;  nnd  an  ein  abaobaltendee  Geriebt 


Digiliz^ 


4 


Dm  ÄnaeetiegeMtK  Am  80I011 


9 


denkt  auch  Plutarch,  der  übrigens  von  den  Prytanen  nichts  weiss. 
Er  sagt  (c.  12),  dasB  der  Archon  Megakles  die  Kyloniden  ίττί  Slxrj 
χατΒλ&έίν  enHOSv  Aus  allen  diesen  Gründen  lialte  ich  an  den 
Piytanen  Herodete  feet.  Dafür  erklärt  sioh  aaoh  SebdU  a.  0.,  . 
w«lek«r  sie  ale  'hdebete  YerwaltDngBbehdrde  ncftien  der  ToUriehen- 
den  Gewalt  dee  Arebootate'  besteben  Iftset.  · 

Dieses  aber  bestätigt  sich  auch  wohl  sogar  aus  der  Ueber- 
Keferung,  welcher  Thucydides  folgt.  Nach  ihr  bekommen  die  Ar- 
dtODten  für  diesen  Fall  mit  dem  Auftrage,  die  Kyloniden  einge- 
eohloeeen  Mi  balten,  die  Vollmaobt  la  tbun,  was  ibneti  gut  aebeiiit 

trjy  φνλαχι^  χάί  th  näv  α^ιβκρβιο(κχ  dut^tvtu.  ij  av  agima  dürft- 
γνώοκωσι).  Sind  aber  die  neun  Archonten  0/  nhr  ^Αϋ^ηναίων  tnirs- 
τραμμέι^  την  φνλαχήν^  so  muss  es  doch  damals  eine  Gewalt  in 
Atben  gegeben  haben,  welche  diese  Befugniss  auf  sie  Übertrag. 
Kaan  diese  niobt  der  Prytaneoraib  gewesen  sein?  Dean  die  knrae 
Enftblnng  des  Tbucyd.,  nach  welcber  es  das  ganze  Volk  ist 
(παν&ημεί  —  ol  τιολλοι),  läset  eben  gar  keine  staatsrecbtlicbe  Anf- 
fassung  des  ganzen  Vorfalls  zu.  —  Wer  nun  dem  Thncyd.  das 
letale,  Wort  gibt,  wird  das  zu  bestreiteo  suchen.  Sein  Widerspraob 
gegen  Herodot  ist  offenbar  durch  dessen  entschiedenen  Anssproeb 
berrorgernfen,  daas  damals  in  Athen  die  Prytanen  regirten.  9o 
oft  ieb  die  beiden  Berichte  nit  einander  verglichen  habe,  kam  mir 
der  Eindruck,  als  sei  es  dem  Thucyd.  darum  zu  tbun,  die  Blut- 
schuld des  Megakles  und  der  anderen  Alkniäouiden,  welche  Herodot 
eben  wie  eine  persönliche  Verschuldung  anffiftsst,  daroh  die  dama- 
lige amtliche  Stellung  der  Archonten,  deren  erster,  Megakles  war, 
an  rechtfertigen.  Darum  spriebt  er  von  ihrer  Macht  sweinud,  darum 
nennt  er  nicht,  wie  Berod.,  die  AUanioniden,  oder,  wie  Plotarcb, 

>  Nach  SohoL  Arist  Bitter  446  freUioh  sollten  die  Kyloniden  auf 
den  Areopag  geführt  werden,  um  dort  ihr  ürtheil  cu  empfimgen  {d 
üvyxurtatUtü&iinH  τφ  KvXtm  iv  ry  ax(fo/t6let  elf  την  xgiifty  nmiß^aw 
ίψ}ίρίίφ  nάyψ),  Aber  man  sieht»  wie  leicht  diese  Darstellung  ans  einer 
Eraihlong  entstehen  konnte,  welche  der  Plutarobisoheo  ihnUoh  lautete. 
Ohnehin  lag  es  Ar  die  Spiteren  nahe,  an  den  Areopag  sm  denken,  weil  die 
8t&tte  des  Frevels,  KvluifttWt  auf  dem  Wege  von  der  AkropoÜs  nach 
dem  Areopag  am  Fasse  des  letateren  lag.  —  Die  Stelle  hat  also  keinen 
Werth  und  ihr  Inhalt  durfte  nicht  von  mir  Oeseh.  d.  att.  Bürgerr. 
S.  228  mit  den  Angaben  Plutarchs  (S0I.  e.  12)  über  die  τηιαχοσιοι  com- 
biuirt  werden,  um  diese  300  ah  Gerichtshof  auf  don  Aroopag  zu  brin- 
gen. Das8  sie  hier  zu  Gericht  sasscn,  ist  freilich  anziinehmen,  aber  aus 
anderen  Granden,  welche  gleich  vorgetragen  werden  sollen. 


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Das  Amae«titige8eU  des  Solon. 


5 


denM^aklee,  aaDdern  ganz  ofiiciell  die'Archonten'  oder  'die  Nach- 
koranien  jener*  (ti  γένος  το  wC  avvw»  ood  weitorliin:  γένος  a»^ 
νύν  httP  in  iv  n63»).  Die  Ueberlieforuiig,  welohe  er  dem  Be- 
rod, eotgegeobftlt,  eoheiiit  mir  jene  Vorl&Ue  im  Intereme  ^er  Alk- 
mäoniden  dargestellt  zu  haben;  und  wenn  niao  aunimmt,  dass  ihr 
Thucyd.  bona  tide  fo^t,  ao  begriiudet  das  doch  keinen  Vorwurf 
gcjgeo  ihoi  während  mau  audererseite  dann  die  Nachricht  des  Uerod. 
mitki  ale  «u  der  Luft  gegriffeo  sa  Terweifen  braooht  Κ 

Die  ente  CUsf e  der  &τψ»  in  dem  AmneetiegeeetBe  ttmÜMfi 
diejenigen,  welche  $  liigdov  Tufyov  ini  φόνω  venurUieüt  waren.  In 
dieeem  Theile  des  Oeeetsee  sucht  Plutarch  den  Beweis  deAr,  dass 
der  Areopag  bereits  vor  Solon  bestanden  habe.  Nun  übte  er  aber 
in  der  Zeit  von  Drakou  bis  Solon  keine  Blutgerichtebarkeit  aus, 
da  diese  ?on  Drakon  aueechliesslich  aui'  die  £pheteB  übertragen 
worden  war.  Plntareh  eohligt  darum  in  letater  Instam  einen  Αα·· 
w^  vor.  Man  könne  das  Geeeta  eo  erklAren,  als  habe  Solon  ea 
in  6e£ug  auf  diejenigen  gegeben,  welohe  wegen  soloher  Yerbrecbea 
iiüchtig  geworden  seien,  über  die  jetzt  —  zur  Zeit  da  das  Gesetz 
erschien  —  Aieopagiten,  Epbeten  und  Prytanen  richteten.  Diese 
Erklirung  ist  abgesehen  von  der  nngenanen  Uebereetaang,  an  wel- 
ober  sie  ihre  Znflaeht  nehmen  maes,  sehen  darum  αηηιϋιβ%,  weil 

*  Ich  habe  vielfach  darüber  nachgedacht,  was  für  ein  Interesse 
den  Thucydides  zu  dieser  offenbar  tendenziösen  DarsteUung  oder  Auf- 
iassuDg  bringen  kounte,  fand  a|)er  keine  Erklärung.  Knn  theilt  mir 
mein  College  Frans  R&kl  eine  Vermutbnng  mit,  welohe  gans  dem,  was 
ich  snchle,  entgegenkommt.  Der  Bericht  des  Tbao.  gibt  offenbar  die 
Ar  dieAlkmioaidea  günstigste  Anffassang.  Sparta  hat  gerade  sn  seiner 
Zeit,  vor  dem  Ansbruohe  des  pelop.  Krieges  die  Forderung  gestellt,  sie 
sn  vertreiben,  und  jedenfalls  ist  die  Frage  in  Athen  vieUkeb  erörtert 
worden,  ^.ob  der  Vorwarf  der  Blntsohnld  sie  mit  Recht  treffe  oder  nicht. 
Ist  es  nicht  erkUrlieh,  daes  damals  auch  Thnc.  unter  dem  Einflösse  der 
AoffMsnng  steht,  weldie  die  der  Patrioten  gewesen*sein  wird,  d.  h.  aller 
desjenigen,  welohe  an  Perikles  festhielten?  Dass  er  folglich  aneh  den 
Argumenten  sieh  nicht  entaiehen  kann,  weldie  die  Anhinger  des  Peri* 
kies  an  dunsten  der  Alkmioniden,  wer  weiss  wie  oft,  geltend  gemaoht 
hatten?  Die  geschichtlichen  Einselheiten  jenes  Yor&Us  waren  nur  noch 
insofern  lebendig,  als  sie  dasu  dienen  konnten  das  politische  Bekennt- 
niss  dee  Tages  su  begründen.  Von  den  Prytanen  der  Naukraren  wasste 
die  grosse  Menge  nichts  mehr.  Selbst  Herodot  hat  keine  deutliche  Vor- 
stellung mehr  von  ihrem  Torhftltnisse  sn  den  Archonten.  Um  so  eher 
konnte  Thuc.  dahin  kommen,  jeuer  vereinselten  Noti«  des  Herod.  die 
Behaoptang  eutgcgensusteUsn,  nkdit  die  Prytanen,  sondern  die  Archonten 
Utten  damals  die  hfiehsle  Gewali  in  H&aden  gehabt. 


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6  1>M  AnmwtiegeeeU  dee  Solon. 

es  nach  Solon  einen  eolchen  Prytanenrafth  nicht  mehr  g»b,  dieser 
üherhmpt  kein  Gerichtshof  war,  eondern  nor  in  jenem  einen  Falle 
den  Sprach  ftlUe.  —  Bester  ist  eine  Erhlftmng,  welche  merst  von 

Petitus,  leges  Att.  p.  327  gegeben  worden  ist  (  angedeutet  wird  sie 
bereite  bei  Meureius,  Areopag.  p.  2078  im  V.  Bande  von  Gronov. 
thesaur.).  Zwiscben  dem  Jahre  Drakons  (620^  und  Solons  Auftreten 
(694)  lag  ein  Zwisohenranm  τοη  26  Jahren.   Das  Geseta  konnte 
deshalb,  wenn  es  unter  allen  Umständen  die  wegen  Mordes  Flüch- 
tigen TOn  der  AmnesMe  ansschliessen  wollte,  nm  völlig  sicher  zn 
geben,  die  Voraussetzung  inacben,  dass  nocb  Einer  oder  der  An- 
dere am  Leben  sei  yoq  denen,  welche  anmittelbar  vor  Drakons 
Auftreten  wegen  Mordes  venirtbeilt  waren.  Diese  Erklärung  scheint 
SO  natOrHoh,  dass  man  sich  hei  ihr  beruhigen  könnte,  wenn  nicht 
eine  dritte  dnreh  den  Zusammenhang  der  Thatsachen  noch  mehr 
sich  empföhle.    Diese  bat  zuerst  Westennann  in  einem,  wie  es 
scbeint,  ziemlich  unbekannt  gebliebenen  Aufsatze  (Ber.  d.  eäcbs. 
Gee.  d.  Wies.  1849  S.  151  ff.)  vorgetragen.    Wie  Plutaroh  (c.  12) 
berichtet,  waren  die  geflüchteten  Kyloniden  später  aurttckgekehrt 
und  au  grossem  Ansehen  gelangte  Es  entbrannte  nun  ein  heftigei^ 
Purteikampf  swisehen  ihnen  und  den  AlkmäonideUr  welche  seit  jener 
Metzelei  von  der  öiFentlicben  Meinung  gebrandmarkt  und  mit  dem 
Namen  der  ivayeig  belegt  waren.  Endlich  machte  Solons  Auftreten 
dem  Zwist  ein  Ende.    Er  bewog  durch  sein  Zureden  die  ίπψΗς, 
einem  Gerichte  sich  au  unterwerfen,  welches  aas  300  vornehmen 
Gsschlechtsgenossen  '  für  diesen  Zweck  besonders  sich  constituirte 
{άρΜηΜψ  άιχαζόννων).    Ein  Ankläger  wurde  mit  der  Klage  be- 
traut, die  Schuldigen  wurden  verurtheilt  und  gingen  freiwillig  ins 
Exil,  die  Gebeine  der  inzwischen  Gestorbenen  wurden  über  die  ' 
Grense  gebracht.   Wo  die  300  sassen,  sagt  Plutarch  nicht.  Da 
aber  in  einer  so  wichtigen  Sache  das  herkömmliche  Geremoniell 
beobachtet  sein  wird,  da  die  Anklage  auf  γ«ΐΌς  in  προνοίας  lautete 
und  für  diesen  der  Areopag  von  Alters  her  Mahlstätte  war,  so 
kann  schon  daraus  der  sichere  Schlnss  gezogen  werden,  dass  hier 
auf  dem  Areopag  der  Gerichtshof  zusammentrat.    Dafür  spricht 
noch  ein  anderer  Umstand.   Das  bald  nach  dem  Kylonischen  Auf* 
stände  von  Solon  im  Anfange  sdner  Gesetsgebnng  erlasseiie  Amne- 
stiegesets  enthält  eine,  die  Kyloniden  betreffende  Bestimmung, 
welche  die  Verbannung,  aus  der  dieselben  zurückgekehrt  waren 
(Plut.  c.  12),  aufrecht  erhält.    So  ist  es  durchaus  passend,  dass 
aooh  die  Gegner  derselben,  die  Alkmäoniden,  welche  eben  verur* 
theilt  waren,  τοη  der  Amnestie  ausgeschlossen  werden  und  auf  sie 


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Dm  Amnesiiegefeti  des  Solon. 


7 


■idi  die  KAi^gom  der  ii  1^ίρ9ί&ν  itmyw  hii  φάιγ  VemrlheiltoD 
hmUkA. 

Ein  dritter  Gnmd  loheint  mir  id  dem  AiMdmoke  dee  Ge- 
setzes zu  liegen.  Hätte  es  sich  in  ihm  um  das  gewöhnliche  Gericht 
maf  dem  Areopag  gehandelt,  wie  es  yot  Drakon  und  nach  Solon 
ebgehalien  wurde,  so  h&tte  des  Geeete  entiprechend  dem  ίξ  iq<€Twv 
den  Auedroek  ji^ionmymiw  gebren^eo  kdimeii.  Dieser  UH  eber 
vennieden,  weil  jene  800  je  luobt  ji^eumj/Um  im  eigntlielMii  Simie 
weren.  So  iprieht  eneh  derWortient  des  OeMiete  eelbet  mt  Gtm- 
eten  der  Westerrnannschen  Erklärung,  welche  demnach  wohl  eis 
leetetehend  aogeiiommen  werden  darf. 

£e  bleiben  noeh  die  Worte  ηΰοηάκασΘύηβς  ύπο  των  βασιλέων 
βι  erfcUnn  nnd  diete  abd  ei,  über  wekbe  me  die  latdirift  (8.  1) 
Anftebloas  gibt.  Ifen  bat  dieMlben  bieber  allein  enf  die  letiteOleeM 
der  δαμοι,  die  ix  πρνταν€ΐον  Vemrtheilten  bezogen.  Unter  den  ßa' 
σιλίΐς  verstand  man  die  vier  Stamm-Könige,  welche  0.  Müller,  Eu- 
neniden  S.  167  mit  den  Prytanen  der  Nankraren  identificirte.  Za 
diwer  Annahme  iii  8ebdU  a.  0.  8.  21  lorftokgekehrt  nnter  folgen- 
der Begrfindniig:  'In  dar  Tbai  iat,  da  die  48  Mankrarien  nur  Unter- 
aUheihnigen  der  4  Pbylen  waren,  ein  Untereebied  swieeben  den  4 
Phylenkönigen  und  den  Voreüsendeu  der  48  Nankraren  kaum  ab-  . 
neeben*.  Hierauf  läset  sich  erwidern,  dass,  wenngleich  man  einen 
Μπίκραρος  fär  jede  der  48  Naukrarien  anzunehmen  berechtigt  iat 
(He^yeb.  τ.  «β^κλιφοι),  docb  die  Zabl  der  Fiytanen  ebenao  wobl 
derjenigen  der  Oberabtbeilnngen  dieaer  Nankrarien,  der  iwMf  Trü- 
tyen,  entsprochen  haben  kann,  wie  der  der  vierPhylen.  Doch,  um 
nicht  Vermuthung  gegen  Vermuthung  zu  stellen :  Müllers  Annahme 
wiederlegt  sich  durch  folgende  Punkte,  auf  welche  Schömann  opoeo. 
1  p.  198  binweiei.  Daee  eine  fiebArde  awei  Namen  wirkliob  ge- 
ftbri  babe,  liaai  sieb  niebt  amiebmen;  ebeoao  wenig  kann  Herodot 
die  Stammkönige  nnter  den  *  Prytanen  der  Nankraren*  Teretanden 
haben,  denn  er  spricht  unmittelbar  vorher  i69)  von  den  Stamm- 
königen, die  er  ψΰΧαξ^χοί  nennt;  er  wurde  also,  wenn  er  sie  für 
eine  init  den  Prytanen  geballen  wiesen  wollte,  bm  der  Erw&bmmg 
dieeer  letateren  an  der  epiteren  8teUe  anf  die  eratere  aicb  snrQek- 
beaogeo  beben.  Zelle,  Beitr.  8.  31  nnd  Scbömann  a.  0.  p.  199 
nehmen  darum  an,  dass  die  (f  iXoßaatXsTg^  die  βασιλείς  des  Amnestie- 
gesetzes,  die  Präsideuten  des  Prytanenrathes  gewesen  seien. 
Aie  ein  Keet  dieeer  einetigen  VorstaudBchaft  wird  es  von  ihnen 
lafaeaban,  daea  noeb  epiter,  ale  die  alten  Prytanen  lii^  niebt 
mebr  enetirten,  den  ^lAo^oouU 2ς  die  Pfliebt  oblag,  bei  dem  Geriebte 


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8 


Das  Amnestiegeeetz  dee  Solon. 


über  leblose  Gegeustiinde  fni  rut  πρντανείω  das  corpus  delicti  über 
die  Grenze  zu  bringen  (Poll.  8,  120).  Gegen  diese  Folgerung 
spricht  aber  zweierlei.  Znerst  hat  dieser  bedentuiigsloeeete  aller 
Geriofatehdfe  am  Prytaneioii  keinen  Znaammenliaiig  mit  dem  Ratbe 
der  Prytanen,  eodann  aber  kann  diese  untergeordnefce  Obliegeabeit 
schwerlich  der  Aasfluss  einer  einstigen  Hegemonie  sein,  wenn  auch 
der  Schluös  des  Pollax:  προ6ΐστήχ6θ<ίν  St  τούτον  του  duuuJH^Qiov 
φνλοβααιλέΙς  auf  dieser  Voraussetzung  beruhen  mag  ^ 

8o  bleibt  niehts  übrig,  als  in  den  βαωλέίς  des  Gesetses  den 
Arohon-König  an  erkennen.  Dass  das  dem  Ansdmoka  nach  statt- 
haft ist,  zeigt  jetzt  die  Tnsebrift,  welebe  ebenfalls  mit  dem  phir. 
τους  βασιλέας  und  dem  Zusätze  i()t>  άεϊ  ßniHkavouvTdL  den  jedesma- 
ligen Archon-König  bezeichnet.  Der  Sache  nach  aber  empfiehlt  sich 
keine  der  beiden  früheren  Erklämngen,  wie  diese.  Der  Basilens 
hat  stets  dia  Yorstaodsohaft  in  dem  Geriohte  auf  dem  Areöpag,  also 
anefa  in  jenem  FaUe,  wo  es  von  den  800  gebildet  wnrds,  dem 
Mahlst&tte  und  Yerbreehen  —  φόνος  ix  προνοίας  —  war  dsss^be, 
wie  w  enn  Epheten  oder  Areopagiten  dort  gesessen  hätten.  Er  prä- 
sidirte  auch  den  Epheten,  welche  über  die  zweite  Classe  der  αημοί 
zu  Gericht  sassen,  er  kann  also  auch  in  dem  einen  Falle  präsidirt  ^ 
haben,  wo  der  ^Ttaoenrath  über  die  Hoohyorrftther  den  Spruch 
fiUlta,  am  so  eher,  als  anoh  hier  das  £rkenntniss  anf  TodesstraCs 
lauten  konnte.  Nun  hat  man  freilich  ύπο  ruiv  βασιλέων  nicht  auf 
die  letzte  Classe  allein  zu  beziehen,  sondern  auf  alle  drei,  wie 
auch  das  Part.  κan^ά9taΌi^bvι€ς,  Sprachlich  ist  das  viel  natürÜchei*. 
Mao  würde  auch  nie  auf  die  andere  Verbindung  gekommen  sein, 
wenn  man  wkkt  in  den  βααιΧ»ς  von  vorn  herein  die  φυίφαΰΐλάς 
voraoBgeaetat  hfttte,  fttr  die  dann  snm  Areopag  und  so  den  Epheten 
keine  Beziehung  zu  gewinnen  war.  Die  Verbindung  ooot  tx  τώΐ'  fff^- 
τών  χαταόιχααί^ίνης  νηΐ  των  ßaoiXtwv  würde,  wenn  sie  allein  stände, 
etwas  hart  sein.  Sie  ist  aber  im  Zusammenhange  des  Satses  nicht 
an  beanstanden,  da  i»  τύ»  ίφβνωι^  neben  uigtiov  ndyw  und  ec 
n^nmPiUnf  bemabe  in  die  Bedeutung  einer  Ortsbestimmung  aber« 
geht  und  die  Stätte  der  fünf  Ephetenhöfe  —  den  Areopag  einge- 

■  Nach  Scholl  a  0.  S.  21  erklärt  sich  dagegen  die  Notiz  dos  Pollux 
8o,  da89  in  seiner  Quelle  '  mit  Bozu^  auf  das  solonische  Dccret  die  richtor- 
licho  Entscheidung  der  Phyloltasileis  h'  rtnvr ctvfio)  erwähnt  war,  der 
roinj)ilator  aber  den  ihm  «/elauiigeu  epheLischen  (icrichiBhof  fnl  πρνιη- 
vfifi)  unterschob'.  Diese  Erklärung  beruht  auf  der  Annahme  der  Iden- 
tität der  ψυλοβαηιλίϊς  mit  den  Prytanon.  muss  aber  aui'gegoben  wordeni 
wenn  das  hierüber  im  Text  üevagte  richtig  iat. 


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) 

Dm  Amneeli^geeeta  άβ·  βοΐοο 


9 


mUomb  —  beniobiet.  Utas  schUeitUeh  in  allen  drei  Fttleii  — 
bei  Aieopag,  Ephetenbdfett  ond  PrytaaeioB  —  die  VenuiMhiiig 

als  von  dem  βηοιλΒίς  iuisgehend  dargestellt  wird,  der  doch  nur  Vor- 
titzender  war,  entspricht  ganz  dein  älteren  Sprachgebrauche,  nach 
welchem  bekanntlich  das  όίχάζθΐν^  welches  eigentlich  Baehe  der 
Riehtar  war,  auf  deo  Prieideiiieii  abertcagen  wird.  Ebenso  gewdlm- 
Udi  iafe  φΒύγ»9  ini  «m  mit  'Hinsnfttgoag  der  Ursaehe. 

 ·/ 

In  die  Mysterlenrede  des  Andocides  §  77  ff.  ist  das  Amne- 
süedemt,  welebes  Patrokleides  im  J.  406  beantragte,  eingel^ 
Ton  der  Amneetie  werden  ausgenommen  ίηόαα  h  e^huq  γέγρααηΐί 

ηρντίϋ-είοι·  η  ./ίλίμνίον  iSixdoih]  η  νπο  των  ßuotXs(oi\,  η  fni  φόνω  τις 
iöa  φν/ή^  η  ihkmTog  xanyvtooihi^  ζ  (Hf^ytvoiv  ή  τυράννοις.  Zu  die- 
ser Stelle  sind  sehr  viele  Verbeseernngsvorschlüge  gemadit  worden, 
wdelie  alle  das  eben  besprochene  Gesota  bei  Plntarcb  aom  Muster 
nehmen.  Am  einfachsten  beseitigt  sich  das  ^  Tor  ^τώ  τών  ßaaiXiunf^  * 
weil  ee  leicht  aus  dem  spirit.  asper  (H)  entstehen  konnte  (Köhler, 
Hermes  2  S.  33  und  die  meisten  älteren  Gelehrten).  Wenn  man 
aber  η  ^έ^ίφ^^ίον  atreicht,  weil  es  bei  Plutarch  fehlt,  und  sehliess- 
lish  η  i*  ηρυηαβ$Ιον,  weil  ea  um  405  kein  Pkytaneion  mehr  gab,' 
weldies  Über  Menaehen  rishtete,  so  ist  beidemale  die  Priadise 
richtig,  nur  der  Scbloss  mflsste  anders  lauten.  Die  ganze  8ieUe 
ht  ebcu  zu  beseitigen.  Ich  kann  mir  nicht  denken,  *dass  man 
damals  die  Formel  deä  bolonischeo  Axou  copirte,  ohne  sie  mehr 
%a  Terstehen*  (Schöll,  Hermes  6  S.  21),  sondern  halte  den  ganzen 
Passus  Ar -eine  sehleobi  gelungene  Kaehahmn^  jsosa  solonischeii 
Gssetsss,  für  eine  F&lscbung.  Inwieweit  dies  Urtbefl  fllr  den  ttbrigsn 
Theil  des  Patrokieidespsephisma  und  die  anderen  Urkunden  der  My- 
sterienrede  gilt,  daiüber  behalte  ich  tnir  die  Auseinandersetzung  \oi\ 
Für  jetei  nur  soviel,  dase  das  zweite  Psephisraa  (Tisamenos)  §  83  f. 
in  Minem  auf  den  Areopag  bezfiglichen  Schlusstbeile  mohi  eebt  sein 
kann,  dass  soMiesstteh  die  dritte  Urkunde  (Demopbaatos-Psepbiama) 
f  96  ff.  jedenfalls  nicht  die  ist,  auf  wekhe  der  Redner  §  95  Torbe- 
smtet.  Daraus  iolgt  zuiu  mindeste,  was  iür  Domosthenes  feststeht, 
daes  die  Urkunden  zur  Zeit  des  Redners  noch  nicht  eingelegt  waren. 
Der  Werth  solcher  Urkuuden  kann  demnach  ein  sehr  ▼erschiedener 
nein,  je  nach  der  Quelle,  welche  ihrem  Verfasser  an  Gebote  stand. 
Jedes  sinaelneSofariftstfiek  ist  auf  semen  Inhalt  hin  in  prOfen.  Wae 
wasare  Stelle  betrifft,  so  läset  sich  hinter  den  Abweichungea  von 


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10 


Dm  AmnertiQgwite  des  80km. 


Plaüurohs  Teii  Une  erbebliebe'Weidieit  entdeelnii.   Warm»  das 

DelphiDioo  binzogesetzt,  das  Mladkm  fortgelaem  ifli,  danaoli  fragt 
man  vergebens.  Für  eolche  Zusät-ze,  welche  aus  dem,  oft  mit  sehr 
geringer  Belesen heit  operirenden  Bestreben  zu  ändern  und  durch 
Aeiidenuig  die  Quelle  sa  TerdeokeD,  hervorgehen,  laesaa  sich  eben 
keine  wdteren  GrAede  ai^ban.  Hure  Entatehwig  lAaai  aich  oft 
ebenaowemg  naohwueen,  wie  die  ao  manehea  baadaoliriflliohen 
Glossems. 

Ein  Beispiel  dafür  gibt  Schöll  a.  0.  aus  Photius:  ηροόιχα- 
oia,  ol  τας  im  φόνω  dixag  ίγκαλούμενοι  iv  πρντανείψ  ^go  της 
euofi  dumiunkjiy  hd  tgtSg  μψΌς,  iv  οϊς  ίξ  βαοα^ρου  μΐξ^ονς  ΙόγΌί 
it^fodfovtm.  Der  Sata  kann  aoa  Antiph.  Chorevit.  %  43  geoonunen 
aein;  h  ηρνναιηίω  aber  ist,  wieSeköll  riehtig  bemerkt,  ein  ao  be- 
fremdlicher und  unpassender  Zusatz,  daes  sich  nicht  einmal  ver- 
muthen  lässt,  was  seinen  Urheber  veraolaaate,  gerade  das  Pryta- 
neion  einaorücken. 


Ein  Glossem  von  verwandter  Art,  welches  bisher  nicht  be- 
merkt wurde,  bietet  Λ  es  eh  in.  Geaandsoh.  §  87.  Es  sei  mir 
gaatettet  eine  knrae  Beaprechung  deaaelben  ala  Epimetron  ansu- 
aebüeeaeo*  *Ea  tat  aohftadtioh,  daaa  Bemoatbenea  mieb  dnrob  aeine 
Lügen  in  Lebensgefahr  bringt.  Man  fordert  doch  sogar  im  Blut- 
gerichte von  einem  Kläger,  dass  er  die  Wahrheit  seiner  Aussagen 
eidlich  erhäite'.  η  mog  oin  Βΐχότως  oi  τιαΐίΒρες  ημών  ιαΙς  φοη- 
ηαϋςόΐΜηςέηΙΠαΧλαόΙω  χατέ08ΐξαν  τεμνσνιος  m  τόμια  τονς  ηχωτ- 
mg  «gl  ψήψφ  ifpifidOMm,  Mai  wvto  ηάμ^  iaw  im  καΐ  wr, 
viihfd^  χβΛ  ιΑ  ibuua  ψηφίζθσΘηι  vSS»  όιχαιηών  da»  th  ψ9)φον  ηνΒ" 
γχαν  αντώ,  xai  ψενόος  μηό^ν  slgrpcivuty  ti  όε  μη,  ίξώλη  αντον  slvat 
inoQoa^M  χμ  την  ohtiav  την  αντον,  τοις  St  όιχασταϊς  ενχεσί^αι  πολλή 
χαΐ  ayadu  slvut;  xai  μόλα  ogd^ujg  xui  πολιηχώς  —  sl  γαρ  μηάίίζ 
wß  ύμώρ  kavtbp  aimÜLilpiu  φόνου  dutaiw  ßovkom,  ^  »ev  SMaw  ys 
^vXa^oBfj^  Λν  τψ  ψνχην  η  την  οΜαν  ^  την  ΙηιημΙκν  ηΛς  άφύά- 
μένος,  (ξ  (ον  α^τονς  άνηρηχαοί  τίνες,  ot  όε  χαΐ  άημοσία  inSie^nfluv, 
Die  Stelle  ist  zunächt  dadurch  merkwürdig,  dass  wir  aus  ihr  von 
einem  Eide  erfahren,  den  der  Kläger  nach  der  Abstimmung  der 
Riekter,  wenn  er  geaiegt  kat^  leiatet,  nm  damit  die  Verantwortung 
daa  riobteriicbe  Erkenntniea  anf  aieh  an  nebmen.  Naeh  allen 
anderen  Zeognieaen  wurde  der  Klägereid  bei  Beginn  der  Verband- 
l™>g  geleistet,  z.  B.  Antiph.  Hcrod.  §  11.  —  Die  Schlussworte,  in 
denen  την  ψνχψ  uicht^  wie  mehriaoh  geschehen,  mit  ψνλάξαι^^ 

• 

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Dit  AmoeeiiegeteU  des  Solon.  11 

soodern  mit  άφί:Χ6μενσς  zu  verbinden  ist,  zeigen,  dass  Todesstrafe, 
OoofiMilioB  ond  Atiime  die  Folgen  dee  ErkenntiiieMe  dee  ioBede 
eteiieiideD  Geriehtee  leitt  konnten.  Da  nan  an  dem  Palladion  auf 
Todeeitrafe  nnd  snf  Oonfieoation  jedenfalls  kdehet  selten  erkannt 
wurde,  so  folgt  dass  fVr/  I ίαλλαόίψ  ein  unpassender  Zusatz  ist. 
Wollte  man  auch  anoehmen,  dass  der  Redner  aus  Unachtsam- 
kol  iich  irreD  konnte,  so  leigt  ans  doch  der  Zneammenhang,  dass 
ei  ihm  mir  darauf  ankam»  auf  jenen  £id  dee  KlSgen  flberhaupt 
ktmnweieen.  Dieser  wurde  aber  lekanntlieh  aaek  auf  dem  Areo- 
pag  und  am  Delphinion  geleistet,  kurz  in  jeder  ditaj  φονική^  und 
80  ist  nicht  einzusehen,  was  den  Redner  dazu  bringen  könnt«,  den 
darchans  hinreichenden  Worten  (¥  τοις  γΌτιχάΐς  dUtoug  das 
ΠβΙΙαάίω  hinximifikgen.  WOnacbte  er  eine  Steigero^g,  ao  h&tte  er, 
VI·  die  Rodner  öfter  ihnn,  denAreopag,  anstatt  der  Blntgeriehte 
tiMrkaapt,  nennen  mtaen.  leh  kalte  darnm  Μ  ΠΰΑΧ,  ftr  ein 
Gloiigem  and  denke  es  mir  hinzugefügt  von  einem  Leser,  welcher 
sich  an  Stellen  erinnerte  wie  [Dem.]  g.  Euerg.  p.  1160  §  70: 
m'  fl  όίομέϊ  im  ΠαλΧαόΰο  avrbg  xtu  η  γννη  xai  τά  πα$βία  και 
tum^ama^  ανπΜς  xai  tj  olx/f ,  Χ^^ί^^  ^  Αίξης  noUoSg  slrai,  icoy 
οΜύψύγιι  0*1  htuitiiMfpUim,  Uof  di  IXt^,  φΘυιήΰ»·  Wer  aioht  be- 
aobCete,  dass  es  sieb  bisr  nn  sfaien  speeiellen  Fall,  bei  Aesekines 
dagegen  um  ein  rhetorischee  Argament  bandelte,  konnte  den  Zoeatz 
kicht  machen. 

■ 

Lsip^g,  im  Juli  1872.  Adolf  Pkilippi. 


Nachtrag. 

Zm  den  Worten  des  Pottnz  8,  125 :  JffAmv  i*  aimvg  uan- 
(JTTiiaty  gestatte  man  mir  einen  konwn  Naobtrag.  'Fbtest  enim  non 
•ohuB  aKnd  mihi  ac  tibi,  sed  mibimet  ipsi  aliud  alias  Tideri*  beisst 
fli  bei  Giesro  am  Soblnsse  des  Orvtor.  Es  sebeiat^  als  ob  das  Wort 
Mk  Uer  bevikiea  soUe. 

Bei  "der  dfirfUgeu  Oeberlisfsning  einer  wiobtigen  Tbatsaebe 
te  ilteren^  grieeiiiseben  Gesobicbte  entsebUesst  man  sieb  scbwer, 
die  kleine  Zabl  der  Zeugnisse  nocb  um  eines  au  verringern.  Aber 
«i  masB  wenigstens  der  Versoob  gemacht  werden,  die  Tbatsaebe 
η  reeoBstmirsn  ohne  einZengniss,  in  dessen Umgebnng,  wie  oben 
gmsigi  ist,  netorisshe  Mbttmer  ei^gedrangen  sind.  Geben  wir 
die  Pottoz-Stsile  anf,  so  Yersebwindet  Drakon  als  Stifter  des 
B^eteneoDegioms  ans  der  Ueberliefemng.  Denn  Platarob  Solon 
c.  19  lagi  Bor,  dass  in  Drakons  Gesetaen  stets  von  Epbeten 
die  Rsde  sei,  —  niid  diese  Wahmekmaiif  konnte  Jeden,  der  sie 


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IS  Dts  AaaertiigoiPtai  άη  Μολ* 

muihim,  Idcht  so  ten  Soiiliine  fftbreo,  dan  Drakou  die  I^^bt- 
tep  eingesetzt  habe.  Die  nwiBten  Gewihrwntanar  Plotavcha 
{pi  μίν  nXsiowi)  entecbeiden  eich  ferner  dahin,  dass  die  aroo- 
pagitische  /SOvAif  von  Solon  eingesetat  sei,  und  er  eelbit  weiaa  die- 
sen Zengen  nur  das  Amneetiegesetz  entgegenzuhalteD,  welches  in- 
dessen,  wie  oben  gezeigt  ist,  für  die  Existena  des  Areopag  vor 
Solon  keinen  Beweis  liefert  Exietirt  aber  der  areopagiiiaehe  Rath 
flcafe  aeit  Solon  and  sind  die  Epheten  älter  als  Drakon,  so  kommen 
wir  uro  die  Verlegenheit  hinweg,  die  Existena  des  Areopag  in  der 
Zwischenzeit  zwischen  Drakon  und  Solon  annehmen  zu  müssen,  ohne 
doch  angeben  zu  können,  was  derselbe  damals  gesollt  habe.  Denn 
das  Blutgericht  hatten  ja  jedenfalls  die  Epheten  aussrhliesslich,  von 
einer  Thiitigkeit  des  Areopag  aber  als  f%rXr  findet  sich  nirgend 
eine  Spur,  wo  man  sie  doch  erwarten  sollte,  z.  B.  bei  dem  Kyloni- 
schen  Aufstande.  —  Damit  wären  wir  zu  ().  Müllers  Auffassung 
zurückgekehrt,  nach  welcher  die  Epheten  von  Alters  her  bestanden, 
als  Blutgericht  an  den  bekannton  fünf  Stätten,  bis  Solon  ihnen  seinen 
areopagitischen  Rath  zur  Seite  setzte  und  diesem  den  wichtigsten 
Theil  der  (^mixu  übertrug,  so  dass  der  Areopag  bald  in  Bedeutung 
das  ältere  Collegium  überflügelte.  Für  Drakon  wurde  nunmehr 
die  Codificirung  der  Hlutgesetze  bleiben,  ferner  die  weitere  Organi- 
sirung  des  Ephetencollcgiums,  allenfalls  seine  Constituirung  auf  die 
Zahl  von  51  Mitgliedern,  die  wenigstens  nicht  jünger  ist  als  Dra- 
kon, wie  der  oben  angezogene  Volksbeschluss  von  409/8  zeigt.  Und 
das  allea  würde  genügen,  um  die  Notiz  des  Pollnx,  dass  Drakon  die 
Ephaton  eingeeetzt  habe,  an  erkläreik 

Zwei  Wege  sind  es  also  mir,  die  man  einschlmB  ktnn,  je 
'  nachdem  man  an  Pollax  feetb&lt  odei  ihn  aufgiebt.   Welchee  aber 
der  Irrweg  ist,  dafür  aehe  ich  bei  dem  gegenw&rtigen  Stande  der 
Ueberliefemng  kein  entackeidendea  Merkmal,   mvra  μ^ν  oSv  md 
αϊΜς  imtm^fm,  sagt  Plntaroh  in  der  gleichen  Lage  seinem  Leeer. 

Δ.  P. 


*  Es  verdient  einmal  hervorgehoben  zu  werden,  dass  anoh  ans 
das  Alterthum  kein  directcB  Zougniss  für  die  F>xistcnz  dos  Aroopap  vor 
Solon  bietet.  ΛΥΙγ  schliessen  sie  mir  —  und  /war  mit  Notliwendipkcit 
—  aus  der  Einsetzung  der  Epheten  durch  Drakon.  Lässt  sich  diese 
Bogleich  mit  dem  Zengnist  des  ΡοΠαχ  beseitigen,  so  ist  f&r  jene  kein 
Grand  mehr.  —  Nun  vergleiche  man  die  fast  dialogisch  gehaltene  Be- 
trachtniy  des  Verfassers  von  Aristot.  fiol.  H.  9  (alte  Z&hlung)  über 
Solon.  Manche  halten  den  Sohin  für  einen  bedeuteuden  Gesetzijebir 
we^en  der  vortrefflichen  Mi>^chung  seiner  VerfagRunpr:  der  areopagitische 
Rath  ist  oligarühisch,  die  Aemterwahl  aristokratisch,  die  Vulksgerichte 
demokratiscn*.  'Aber*  fügt  der  Verfasser  hinzu  —  *  Solon  scheint 
Areopag  nad  Aemterwahl  vori;cfunden  zu  haben,  die  Volksgerichte  da- 
ffegm  selbfit  eingesetzt  zu  haben".  Die  Ansicht  also,  dass  or«t  Solon 
oia  βηΐ'λή  einsetzte,  welche  Plnlarch  den  niiiaroi  beilegt,  bildet  auch 
hier  d'Mi  Ausgangspunkt.  Der  Verfa8t:cr  stellt  ihr  sein  üotxt  entgegen. 
]5in  Zeuguiss  kann  auch  er  nicht  dagegen  aufbieten! 


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I 


« 


Nene  Bemerkangen  zum  miles  glorioeos. 


223  intercludi/«  mmicL^  conmeerium  tibi  mmii  niam. 
8·  die  Httdachnften.  Mit  Beekt  cmmetOnm  von  RitMkl  io 
forcbelit  gtngra:  m  kt  aoe  dwn  folgenden  Verie 
fWiBieetusgae  ad  te  et  legionis  iues  Tuto  possit  pervenire*  einge- 
dnnigen.  Ohne  Zweiitl  wird  statt  depsen  ein  Synonym  von  viara 
im  Gegensatz  zu  diesem  ί". weiten  Gliede  erfordert.  Da  nun  inter- 
dmUto  immicis,  wie  0«  S^ert  wollte,  echleehten  iUi7«bmiie  giebti 
•0  wird  in  inimihMUte  allerdinge  ifdmMe  Uer  BteclMn,  wie  Ixh 
lene  f  uwitket  bat,  nur  daes  den  Vene  damit  noeb  Hiebt  g>ebolibn 
ist.  Derselbe  hat  auch  an  der  Stelle  von  corameatum  ganz  anspre- 
chend ein  Adverbium  zu  muni  verlaugt,  aber  statt  cate^  einem  Sy- 
Bonjni  von  docte,  cordate  (Peen.  I  1,  1)  ist  viebnehr  caiute  einsm- 
ftgen:  ei  ninne  eom  cora  aat  eante  loooe  loqnendi  leetm 

«t,  nnd  Trin.  827.  Also: 

tnierdude  immim  itinerj  caute  tibi  moeM  viam. 

Viel  willkürliclier  und  niattt  r  Koch  :  i.  i.  omnis  aditus^  tibi  m.  v. 
231.    Auf  die  an  Paläetriu  gerichteten  Worte  des  Periple- 

IWWIIIS 

t6te  nans  si  iMpere  boe  ad  te  dktSr  ooaild^ntiaat 
noe  inimieos  pröfligare  pösse 
folgt  in  den  Handscbriften 

dico  et  r^cipio 

IM^  et  tg<m  it^etrare  dieam  id  quod  petia.  at  te  lui^iter 
bsne  amet. 

Man  Lbsdemann  hat  ad  m$  riobtig  als  Olosssm  beselllgt  Dasi 
dies  «tf  Τ0ΰψΐ6  PaÜatrio  spriebt«  ist  mnwajrelbaft:  bn  Folgen- 
den aber  zeigt  sich  bei  der  Personenvertheihmg  Verwirrung  in  den 
Handechriften.  Während  die  Palatini  PER  vorausschicken,  fehlt 
dieaee  Zeicben  in  OFZ,  auch  fehlt  PAL  vor  ai  te  luppiter  nnd 
FEB  anob  «aet  in  leb  stinnne  darin  gans  wAi  Ladewig  Qber- 
«n,  dass  Alles  von  dico  bb  petis  dem  PaÜstvio  gsbOrt,  denn  dir 
Begehrende  ist  Peripleoomeni^s,  PflJ&strio  zunächst  nur  der  Vei^ 


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14 


Nene  Bemerkungen  lum  rnOee  glorioene. 


sprechende.  Die  Erklftrang  dee  Bothe'echeu  Textes  'et  ego  te  tn- 
petrare  dico  id  quod  petis*  bei  Lorenz:  'ich  prophezeie  dir, 
dM8  da  erreichen  wirst  was  du  erstrebst*  ist  so  geewungen, 
der  gelftnfigea  Wortbedeatmig  i.  B.  von  inpetnuM  widereproohend, 
nnd  giebt  einen  ao  vagen  troekenen  Inhalt,  daaa  man  aich  nieht 
dabei  beruhigen  kann.  Ea  war  keine  Veranlaaenng  für  Paliatrio, 
darauf  mit  dem  Segensspruch  'at  te  luppiter  bene  amct*  zu  ant- 
worten. Ich  halte  mich  an  die  einleuchtende  Verbeeeerung  ego  fW 
la  £c  am  egam  nnd  an  die  Leeart  imperatorem  in  FZ,  freUich 
offenbar  ein  Oloaaemt  aber  niebl  τοη  impetrare,  aondeni  von  tm- 
perate.  Hai  doch  Peripleeomenoa  von  Υ·  319  an  dem  aeUaaen 
Sclaven  die  RoUe  deeFeldherrn  in  der  Intrigue  gegen  Sceledrus 
und  den  miles  zugedacht.  Auch  hält  Palästrio  dieses  Dild  in  V.  233 
noch  fest:  tace,  Dum  in  regionem  astutiarum  mearum  te  indueo. 
£r  fahrt  ihn  gleicheam  in  aeine  Linien  ein  nnd  aeigt  ibm  die 
'  Sdüaohtordnnng.  Dem  entiprecbend  aagt  er  nnten  611  ÜMtieat 
imperinm  in  bonoe>  nnd  an  Aoroteleatinm  1159  nnne  tibi  haae  ego 
impero  provinciam;  diese  erwidert:  impetrabis,  Imperator,  quod  ego 
potero  quod  voles,  und  hierauf  nach  den  Worten  des  Palästrio  (mi* 
litem  lepide  et  facete  et  laute  ludiiicarier  Volo)  beetätigead:  voiu- 
ptatem  ai  eeaator  imperaa.  Alao  wird  Paliatrio,  wo  er  aeine  Be- 
reitwiUigkeit  eridirti  den  Wtlneoheo  dea  Alten  entapraebeod  daa 
Commando  in  flberoebmen,  gesagt  haben: 

dico  et  recipio 
et  ego  me  impct  are  dico,  id  quod  petis, 
ao  data  der  nun  folgende  Dank  nnd  Ql&ckwunsch  'at  te  luppiter 
Beno  amet*  dem  Peripleoomenna  ananweiBen  iat«  der  unmittelbar  nach 
der  guten  Terbemerung  yon  Loreaa  fortfahren  kann:  auden  parü- 
cipare  me  quod  commentu^s? 

Beiläufig:  Verbalformen  der  ersten  Person  wie  diconi  231, 
indpissom  237  (d.  h.  incipisso,  nicht  incipissam,  eine  schwerlich 
naohwaiabaro  nnd  hier  aueh  ejntaktiaoh  nicht  an  reohtfertigenda 
Poim),  788  mkm  obaonare  (wodnroh  kw^  'iam*  nach  voh>  indidrt 
iat),  faeiom  784  und  andere,  auf  die  aehon  l&ngst  Bergk  anfbMrfc- 
aam  gemacht  bat,  berechtigen  uns  auch  in  V.  1327  den  nach  Plau- 
tiniecher  Syntax  nothwendigen  Indicativ  festzuhalten: 

qu0m  ego  servos,  quando  aapieio  hunc,  hicrumOi  quia  diiongimnr. 
Daa  handaohriliüohe  laenmmm  iat  Niefata  ala  laeramo  (gana  wie 
784  in  Β  faeinndnm  entatanden  iat  ana  iadom  dnm,  der  Leeart  von 
CD),  Mit  lacrumem,  was  reine  Coijeetur  τοη  Pina  ist,  brauchte 
alao  Lübbert  so  viel  Umstände  nicht  su  machen. 


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Neae  Bemerkangeo  sum  miles  gloriotui.  15 

V.  236  liegt  nach  der  Ueberliefemng  (wenn  man  von  kleinen 
?«neliff«üniiigen  »beielit)  in  dieier  Form  vor: 
neqae  hnbet  ploe  sapiMaae  qnam  lipia      f  ego  ΙιΙάο  (oder: 

egtmei  wie  566)  eeio. 

Alles  an  sich  untadlig,  nur  fehlt  nach  lapis  ein  lambus:  vielleicht 
war  hcUfet  noch  einmal  gesetzt.  Die  Wiederholung  des  Yerbame 
m  der  Vergleioiiiing  beetätigt  Rud.  227  nio  magie  aolae  terrae  ao- 
lee  kmU  quam  liaeo  mtmi  looa  atqae  hae  ngionee. 

4S8  iF.  Palietrio  hat  der  Philoeomailnm  Megenheit  gegeben, 
üire  Rolle  anch  gegen  ihn  zu  spielen,  indem  er  sich  427  mit  der 
Frage  einmischt:  quis  ego  suni  igitur,  si  huDc  ignoras?  Er  wird  zu- 
niohet  knrz  abgefertigt:  mihi  odioeu's,  quisquis  es,  'Et  tu  et  hie. 
DieM  verabredete  Unparteiliohkeit  ooll  dem  Soeledma  imponiren.  - 
Yon  kier  ail  aber  aohebt  mir  folgende  Vertbeikiqg  nOthig: 
PA  '  noo  ηόι  novieti?  PH  neAtmm.  PA'  melno  mAznme 
SC  *  quid  metuis?  PA  *  enim  ne  nos  nosmet  p^rdidenmus  iispiam: 
D«n  nec  te  neque  m^  novisse  ait  haec.  perscmtari  ^  böo  volo,  480 
Setiedre,  noa  noetri  4n  alieni  simus:  ne  dam  qnlepiam 
όΑλ  vidnomm  äiprodentia  &liqiiie  inmnt&verit. 
eirte*  aqvidem  noitlr  aom.  SC*     pol  Bgq»  PA  '  quaMa  to, 

muli^r,  malam. 

tibi  ego  dico:  heus  Philocomasium.  PH  quaete  intemperiae  tenent, 
qui  mo  perperam  perple&o  ηόηήηβ  appeiies?    PA*  oho,  486 
qoia  igitar  vodffe?   PH  Olyoerae  nömen  eat   SC  imAria 
lilaun  nomen  pöaeidere,  Phfloeomaaiam,  pöetdaa. 
in  Olyeera  ee  to?  nön  glyea*8,  set  m6o  ero  fkeis  iniüriam. 
Da  Palästrio  mit  F'hilocomasium  den  Plan  bis  ins  Einzelne  verab- 
redet hat,  besondere  auch  das  Festbalten  des  falschen  Namens,  wie 
aas  V.  807  erhellt,  so  muea  er  es  auch  sein,  der  ihr  Gelegenheit 
gieftii,  deoaelbeo  aninbringeii,  aowohi  dureh  die  Anrede 'Philoooma- 
aiem*  484,  ab  naokher  dareh  dieFmge:  qnia  igitnr  voeare?  Gana 
fi^tig  alio  geben  die  Handachriften  ihm,  nicht  dem  Seeledma,  beida 

^  Gewöhnlich  Seeledma. 
^  Gewöhnlich  ScelednM. 

*  SUtt  Palacatrio. 

*  Statt  Soeledmi:  m     IbUt  das  Panonenieiokea. 

*  Von  perMmtari  an  tpriekt  gewdknlioh  Palaeatrio. 

*  eerte . .  tum  gewdlmlick  Seeledma» 
^  Statt  Palaeetrio. 

*  So  die  Handeohriften:  Soeledriit  seit  Biteehl. 

*  Haok  den  Headsohriften:  Soeledroa  leil  BitaohL 


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1β  '   Neue  Bemerkuugen  zum  mües  gloriosui. 

Stetten.  Hieraus  ersieht  man  rückwärts  schreitend,  dass  Ritechi 
seiner  Neigung,  dem  Soeledrne  Y.  433  et  pol  ego  zuzutheiko,  nur 
bitte  weiter  nachgeben  tollen.  Dean  das  Vorbeigehende,  eowohl 
oerte  eqoidem  iioeter  amn  (488)  ond  enim  ne  nos  noemet  perdlderi- 

mus  u^iam  (429)  ist  zu  pikant,  um  es  der  treuherzig  dummen  Art 
des  Sceledrus  zuzutniuen.  Mit  überlegener  Ironie  verwirrt  ihn  Palä- 
strio  immer  mehr,  indem  er  bald  seine  Partie  zu  nehmen  scheint, 
bald  einen  Zweifel  oder  gar  den  Gedanken  an  bnare  Ueierei  biii- 
einwirft.  Eine  Yermntbnng  wie  diese  aoerst  aaemepreeben  aiemte 
sieb  Iftr  den  Betrogenen  un  so  weniger,  da  er  ja  aaeb  nachher  b»- 
harrlich  und  grob  auf  seiner  Zuversicht  besteht. 

Den  letzten  der  oben  ausgcscbriebrnen  Verse  liabe  ich  vor 
mehr  als  10  Jahren  in  diesor  Form  hergestellt,  lange  vor  Soph. 
Baggers  nnd  Spengels  nqglttckliebem  Einfall,  den  Lorens  wnnder- 
barer  Weise  in  den  Test  aufgenommen  bat.  Knr  soviel  ist  ricbtig 
daran,  dass  Sceledrus  den  angenommenen  Namen  der  Philocomasium 
ihrem  Betragtii  widersprechend  tiudet,  während  ich  Kochs  abicere 
istuc  non  decet  te:  meo  ero  f.  i.  sehr  mattherzig  ünde.  Da  V.  436 
das  von  Parens  evident  bei^teUie  GUcerae  in  den  Uandscbriften 
dieero«  d.  b.  elioero  nnd  V.e08  GUe&ram  gesobrieben  isiDi- 
ceam  (oder  vielmehr,  im  Decurtatus  wenigstenp,  den  ich  vor  mir 
bal)e,  mitten  in  der  Zeile  diceam,  während  ein  Vaticanus  Η  so- 
gar noch  gl  i  cor  im  giebt):  was  liegt  nach  diesen  Fingerzeigen 
näher,  als  dass  auch  in  V.  438  die  handschriftliche  Uehei'Ueferang 
adicerefrn  soniebst  bedeutet  äeücereeiu  nnd  non  dieareier 
aufzulösen  ist:  tum  cUca  es  set.  Das  Ghriecbiecfae  γίαικύς  ist  lati- 
nieirt  in  glucus  nnd  davon  gans  naiv  das  Femininum  ghueü  ge- 
bildet.   Ganz  entsprechend  lässt  sich  übersetzen : 

Du  wärst  Nettchen?  nett  bist  du  gar  nicht,  sondern  beleidigst 

meinen  Herrn. 

V.  506  ist  die  alte  Ckngiigetionsfonn  aecUurm  (wie  ntama, 
spatiams)  niobt  an  fiberaeben,  welebe  in  der  Lesart  von  jBCD:  $&· 

ctatus  (FZ  und  Servius:  sectaris)  steckt: 

ibi  dum  condignam  te  sectarus  simiam. 
Schon  früher  habe  ich  darauf  hingewiesen»  dass  der  Alte,  da  er 
dem  Sceledrus  in  langer  Periode  den  Proiese  maebt,  gleichssm  im 
Aktenstil  spricht. 

886.  Lurcio  erklärt,  er  bebe  den  Wein  gescblftrft,  niobt  ge- 
trunken, nam  nimia  calcnit,  ambuichat  gutturem.  Die  Form  cale- 
Vit  ist  unverändert  in  CD  und  unverkennbar  auch  in  Β  {caluit)  er- 
halten.  Sie  sobUeast  sieb  ganz  analog  an  olevi  mit  seinen  Compo- 


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Νβαο  Benerktnigra  nmi  mflet  glorionie.  17 

tätiM.   Bei  Ghttiaiiis  p.  220  P.  (p.  248,  2  K.)  wird  sn  wbeeteni 

Min:  *teneo  tenes  tenui  et  tenevi  (statt  tenivi)  apud  Yeteres*,  wenn 
nicht  vielmehr  teiini,  wie  Diumedes  aDgiebt.  Wenn  Fronto  ad  M. 
Caee.  IV  5  p.  68  N.  wirklich  studivi  geschrieben  bat,  so  mag  er 
es  aiu  flineiii  corrapten  alten  Text  entlehnt  haben :  sein  Anctor  hatte 
gvwiw  eigentlieh  siudm/i  gemeint.  Aneh  in  syntaktiabber  Beeiehnng 
werden  an  nneerer  Stelle  Perfeetnn  nnd  Imperfeotnm  sehr  gnt  nnter- 
.Hchieden :  calevit  giebt  den  vorgefundenen  Thatbestand  au,  ambure- 
bat  die  W  irkung  während  des  Trinkens. 

895.  Um  die  arg  zerrüttete  Stelle  leebar  zu  machen,  ist  das 
Venpaar  942  £  an  Hülfe  in  nehmen,  welohee  an  sdner  jetngen 
Sidle  dordiana  entbehrlich,  ja  etereod  ist   leh  ichreibe: 

PE   nal»  milier  mers  esi.  AC       pa^  ^  peü&res  hihu» 

convhuatU. 

nbi  facta  erit  conlatio  nostrarum  maliti^ram,  942 
band  v4reor  ne  nos  subdola  periidia  per?inc4nrar. 
PE    it»  TÖe  deoet.  cons^qnimim.  896 
INe  sweite  Hftlfte  von  896  iet  in  mdglichatem  Anechlnee  an  die 

Ueberiiefeiuiig  {nc  pauet  peiorlbus  conueniunt)  hergestellt. 

908  f.  atque  hui«  uxorem  tu  {te  Dc  FZ)  uolo  esse  adsiiiiM- 
lari.  Ritsehl :  atque  huiue  nxorem  te  volo  esse  adaimalare.  Sollte 
hierin  nicht  vielmehr  li^n: 

atqae  huie  nxorem  tu  volo  te  6886  adsmidaasis  -*? 
Die  handfdiriftlich  beglaubigten  elneylbigen  Genetivformen  hui8j  eis 
(z.  B.  960),  cuis  (10hl  j  u.  s.w.  werden  überall  beizubehalten  sein, 
wie  ja  auch  quoi^uoimodi  auf  quoie  beruht.  Dem  adsimulasaia 
entaprecbend  ist,  wie  mir  scheint,  auch  im  folgenden  Verse  erfor- 
derlich :  > 

qnasi  mlliti  aoimom  adieoeris,  eimUkihis 
statt  simulare.    Es  folgt:  sie  futurumst,  wie  vorher  fiet. 

V.  910  ist  Haupts  Verbesserung  zu  vervollständigen  durch 
Aufnahme  von  ei  aus  (eieceretur).  Kret  so  wird  der  Kbythmus 
untadlig: 

qnasiqoe  res  per  me  interpretem  et  tnam  AneiUam  e»  coerikir, 
919  adsnnt  eabri  (mnHebria  B)  architectiqne  a  te  amant 
(amea  ut  ( '  ama  ut  D)  inperiti  geben  die  IJandschrift^n.  Da  αώ)Ί 
nnaweifelhalt  fahrt  bedeutet;  so  wird  in  mtUiebria  stecken :  multi 
fabru  Eben  so  klar  liegt  ad  eam  kaut  in  den  Bnchstaben  «1^00- 
mamt.  Ein  Snbstantivam  ist  mefat  erforderlich,  da  oarinam  ans 
dem  vorigen  Verse  ergftnst  vrird,  w&hrend  rem  das  Büd  lerstören 
würde.  Sehr  richtig  bemerkt  Brix,  dass  die  Würde  des  Arcbitekteu 

"Tiifr  Mai.  L  ithüoU  N.  JT.  XXIX.  2 


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16 


Neue  Bemerkungen  zum  miles  gloriosot. 


in  dem  Stücke  nur  Einem,  dem  Palästrio,  zukommt  und  stets  nur 
ihm  zuertheiit  vrird,  während  der  Gehülfen  (fabri)  mehrere  sind. 
Dm  Verbam  admuii  führt  auf  einen  Daüv,  also  nnbedeoklieb  ατϋλ·- 
iectam,  da  ja  der  AoooaatiT  avehitectoneai  bei  Plantns  Torkonmii. 
Hiemadi  gestaltet  eieh  der  Vera  so: 

adsi'mt  fabri  architectoni  mulfi  ad  eam  hand  inperitx. 
Indessen  bleibt  noch  ein  Rest  in  dem  überlieferten  que  nach  airchi- 
taeti:  anch  erfordert  die  Ck>ncinnität  viehnebr  ein  lobendes  Epithe- 
ton an  arebiteetoni  (vgl.  915  nbi  probne  est  arehiteotna),  wie  den 
febri  «in  solobae  beigegeben  lat;  mnlti  dagi^fen  (nur  in  S)  kann 
Interpolation  sein.  Es  ist  also  vorzuziehen  architectoni  proho  (ge- 
schrieben ;pno,  woraus  que  wurde).  Die  Ergänzung  von  917  ergiebt 
lieh  von  selbst: 

£Mile  έββθ  navem  fiusere,  nbi  [fabri  operi  adeunt  periti]. 
982  f.: 

iube  sibi  aunim  atque  omamenta,  qnae  illi  instruxti  mulieri, 
döuo  habere  auf  er  ei  abs  te  quo  lubeat  sibi. 
Man  liest  ohne  Anstoee:  dono  habere  auferre  et  abs  te.  Dann 
fehlt  einVerbnm,  an  welches  sich  das  Folgende  ansnechlieseen  hat, 
ohne  Zweifel  äbire:  vgl.  974  quin  tn  illam  inbe  abs  te  abire  qno 
Inbet,  979  a  te  ut  abeat  per  gratiam,  1208  ut  ubiret.  Dagegen 
steht  V.  Η 00  vollkommen  richtig  in  den  Handschriften:  sumat 
haheut  auferat  und  Acidaliue^  abeat  ist  vom  Uebel,  wie  der  fol- 
gende Vers  aeigt: 

dio&aqne  teropns  masnme  eese,  nt  eat  domnm« 

1049  hat  Bugge  im  Ganzen  belriedigeiid  so  hergestellt:  hune 
änulum  ab  illa  tut  cupimti  huic  detuli.  hic  ad  te  porro.  Da  aber 
eupienüs  in  den  Handschriften  steht  und  ab  tui  ia  b  fehlt,  so 
wird  Plaatna  auch  hier  nicht  tni,  sondern  Us  geschrieben  haben 
wie  1088. 

1055: 

exprome  benignum  ex  te  ingenium,  urbicape^  ocdeor  regum. 

Statt  urbieape^  wie  Camerarins  vermnthete,  hat.B:  idneape,  den 

ich  selbst  vor  mir  habe:  mimHneape,  und  ebenso  wohl  anch  2).  Es 

lifl^  also  nicht  weniger  nahe  nttirzcope,  wodurch  zugleich  der  Hiatoa 

b 

baadtigt  wird.  Die  Lesart  in  C  wird  entstanden  sein  ans  n^eapa. 
Die  Handschriften  aber  geben  diesen  Vers  mit  vollem  Recht  dem 

Paliistrio.  Derselbe  hat  V.  1085  dem  miles  den  Rath  ertheilt: 
face  te  fastidi  plenum,  Quasi  neu  lubeat:  me  inclamato,  quia  sie 
ta  velgo  volgem,  nnd  Pyrgopolinioea  hat  versprochen:  memini  et 


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Neuo  Bemerkuugen  mm  miles  gloriosue.  19 

praecepüs  parebo.  Hierzu  aleo  muss  Palästrio  ihn  provociren,  wo- 
rauf der  Ausbruch  heu  u.  b.  w.  erfolgt.  W.  MüUm  z&rÜiohe»  mi 
urbic^  fmlioh  hMd  eich  nur  für  Milpbidippa  gepaest. 

1059  ni  hiiic  verri  adfertiir  murces,  Non  hic  euo  eeminio 
quemquam  porcieoam  inpertiturust.  Statt  udförtur  oder  atfertur 
{CDi  ani  fertur)  hAtB:  ant  ut  tu.  Demnach  vermutbe  ich,  daw 
Plaotus  viekmehr  aävekiUir  geechriebeo  hat :  haufenweiBe  und  miwen» 
haft  miiM  dem  milee  das  Honorar  ftr  Mine  GeAlligkoit  nlobt  nur 
gebmcht,  sondern  heran  gefahren  werden.  Dase  Priecian  die 
iDterpoiirte  Leeart  affertur  bietet,  hat  iiichte  zu  sagen. 

1180.  Daa  bandeebriftfiche  numquid  Tidetur  dennitaie  aM 
Mque  Dixi  tee  yobie  dudnm  hnno  moeobum  milHem?  wM  nach 

Fuhrmanns  Bemerkungen  über  die  Plautioischen  V ergleich ungssätze 
am  leichtesten  so  zu  verbessern  sein: 

numquid  videtur  demutare?  aeque  atgue  uU  u.  β.  w. 

1178.   Oewna  bat  Plautus  niebt  geeebrieben: 

cai'isiam  hahcos  ferrugincam  et  scutulnra  ob  oculos  laneam, 
pal  Holum  Η(ώ€α8  ferrugineum,  nam  is  colos  thalassicust. 
Schon  die  Erklärung  der  Farbe  erst  im  zweiten  dieser  Verse  sowie 
daa  Mittelglied  acntulam  —  laneam  beweisen,  dase  jene  gleiehlau- 
teoden  beiden  Wdrter  an  derselben  VerssAlle  nur  durch  Versehen 
<Ip8  Schreibers  hinein  gerathen  ^nd.  Man  erwartet  1)  ein  anderes 
Verlnim.  2)  eine  Ortsbezeichnung,  dem  ob  oculos  entsprechend,  also 
etwa  causiam  partes  in  cqpÜe. 

1272  ff.   Folgendes  ist  In  CD  flberliefert: 

•PY    Icuandum  morbum  mulieri  uideo.   MI  uideu  ut  tremit  at- 

quß  extimuit 

postquam  te  aspexit. 
Aber  in  Β  lauten  die  Worte  der  Milphidippa:  ήώ$αέ  adire  atque 
JBitmuU  mit  Spatium  nach  atque,  und  in  0  folgt  auf  Y.  1278  in 
besonderer  Zeile:  Inbe  domum  ire.  MILPH.  na  tu  mirere  melhis 
mulieio.  PYR.  Hiernach  scheinen  m  ß  die  Ausgänge  «Weier  Verse 
ineinaodergeflossen,  in  C  der  Schluss  des  einen  (durch  falsche  Ver- 
bessemng  entstellt:  iube  domum  ire)  versprengt  sn  sein,  wie  denn 
auch  im  Zusammenhaag  eine  Lfleke  erkennbar  ist.  Mach  der  er- 
mnthigenden  Aensseruug  des  miles  ist  das  Oebabren  der  Aerota* 
leutium  nicht  niotivirt.  Erst  wie  sie  Anstalten  macht  ihm  näher 
zu  treten,  darf  sich  das  Zittern  einstellen,  und  dass  eine  Aufforde- 
rung heranzutreten  au  sie  ergangen  ist,  muss  man  schliessen  aus 
den  Worten  in  Jf,  die  oüenbar  su  leaen  sind:  %¥bm  im  adiirc'i  Hier- 

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20  Nene  Bemtrkniigen  zum  milet  glorioeoi. 

nach  läset  sich  das  Uebrige  leicht  ergänzen.  Plaatae  wird  geschrie- 
ben haben:  ' 

PY  levandum  morbum  molieri  video.  MI  iuben  tu  adire'i 
[PY  adeii.  MI  adi.  non  pötie  erit.]  vidm  vi  tremU  atque  er- 

poetquam  te  aspexit?    PA  armati  viri  quoque  idem  istnc 

faciunt : 

jie  iii  mirere  miilierem.  PY  eed  quid  volt  me  faoere  ieta? 

Vgl.  12β8  iabe  ergo  adire^  1083  iube  adke,  1970  yerbum  edepol 
fädle  baut  potie  erit,  ei  aooeaeerit  prope  ad  te,  und  1037  adeat,  ri 

quid  volt.  PA  si  quid  vis,  adi,  mulier.  Entsprechend  den  Worten 
levandum  morbum  mulieri  video  und  1324  eam  nobilitatem  amit- 
t-iin^y-m  yideo  Wird  auch  1242  berzuetelleii  eein: 

prokibindtm  mortem  mulieri  video,  iam  adibm'i 
An  keiner  dieaer  StelleD  iet  esae  überliefert^  an  der  letaten  iet  iam 
ausgefallen  dnreh  die  Wiederholung  von  muHerem  (mulieri  JB)  nach 
video,  und  diese  wiederum  veranlasst,  wie  es  Hcheint,  durch  Andeu- 
tung der  vulgären  Construction:  niorte  mulierera. 

Im  Weiteren  ist  hemerkenswerth,  daes  in  den  Uandecliriften 
erat  die  Worte  1274  eed  quid  volt  me  tacerit  (met  agere  CD), 
d.  h.  seä  quid  voU  me  ff^e  ista  dem  milea  gegeben  werden,  frei- 
lich auch  uiri  .  .  ütununt.  Naeh  jener  Bemericuug  der  Milphidippa 
bis  aspexit  tritt  aber  besser  ein : 

4rmati  viri  quoque  idem  iatuc  f^ciunt^ 
ne  t6  mirere  mulierem. 

Die  eodd.  haben:  wri  qmque  armoH.   Vgl.  oben  1058 ff.  lOJB* 

1077.  1083.  Das  handschriftliche  niclim  nach  mirere  bedeutet 
wohl  nichts  Anderes  als  midieres^  eine  Dittograpbie  des  folgenden 
mulierem. 

y.  1304,  den  ich  früher  zu  atreichen  empfahl,  ist  au  halten 
in  folgender  natftrliohen  Anordnung: 

iam  diidura  res  paratast.    heus.  Palaestrio,  1301 
duo  ädiutores  tecum  ad  navim  qui  ferant  1303 
aurom,  örnamenta,  veetem  pretioeam.  omnia  1302 
eompöaita  iam  aont^  qnae  donavi  nt  anferat  1304 
Die  Verbindung  vestem  pretiosam  ist  indicirt  durch  die  Lesart 
preciosiim,  von  der  nur  Β  abweicht  ij)retiose):  v^^l.  1099.  Das 
Uebrige  ergiebt  sich  von  selbst.    Daes  1302  und  1304  zusammen- 
gehören, leheint  sogar  dnreh  Sehlun  des  einen  (omne  ut  ferat)  und 
Anfang  dea  anderen  in  den  Handflchriften  (omnia  oompoeita  aont 


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Nene  Bemerkmigen  mm  milet  glorioeoi.  21 


qaae  dooani  anferst  nseh  Β  oder  donani  nt  ftraft  nach  Ci))  Uar 
genug  angedeutet. 

V.  1319  ist  zu  schreiben  : 

ibo,  quauiiiuam  iiivitÄ  facio.  cnhn  pietas  sie  horiat  u.  s.  w. 
So  erkläreo  eich  die  Corraptelen  der  Handschriften  am  beaten :  omm 
staH  emm,      eo  duant  in  CD  statt  mc  hortai. 

1335*  Aiieiagehea  iet  offenbar  von  dem  ehrliehen  Unsinn  in  Ci 
non  plaeet.  labra  ab  lanellle  fer  maui  aeemalum. 
Die  erste  liülfte  des  Verses  hat  W.  Müller  vollküiunien  hefriedigcDd 
und  einfach  durch  Verbesserung  von  fer  in  aiifer  geheilt  (vgl.  Üacch. 
480)^  and  mit  Evidenz  bat  Bugge  nauta  in  den  folgenden  Zeigen 
erkannt.  Am  Sehlnsa  habe  ich  längst  yermnthet:  (Qia^e,  mahm. 
Also  das  Ganse: 

ηάη  plaeet   labra  kh  labellis  aiifer,  Haute!  apdge,  mduml 
Hierauf  lasse  ich  V.  134()  folgen: 

quid  istuc  est  uegotiV  PL.  aninius  haue  modo  bic  reiiquerat: 

tέroptabam,  spiraret  au  non.  (133G) 
Denn  was  soll  lange  nachher  von  Seiten  des  Palftstrio  jene  Erklä- 
rung, die  an  ihrer  überlieferten  Stelle  auch  ausser  allem  Zusammen- 
hange mit  dem  Folgenden  steht?  Eben  dnreh  diesen  Eindringling 
nach  l'^lä  ist,  wie  so  oft,  die  von  Ritsehl  bcnierkto  Lücke  ent- 
standen. Wenn  man  sich  die  Situation  klar  macht,  dürfte  es  nicht 
seil  wer  sein,  dieselbe  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  auszufüllen. 
Pleosiolee  hat  sich  vergessen  and  in  seiner  kindlichen  Einfalt  dorch 
das  tioschende  Spiel  der  Philocomasinm  hinreissen  lassen,  als  sei 
sie  ans  einer  wirklichen  Ohnmacht  aufgewacht,  mit  dem  särtlicheD 
Zuspruch  nc  time,  voluptas  mea  ziemlich  laut  herauszuplatzen. 
Da  muss  Palästrio  zu^esi)rungeu  sein  und  ihm  eine  nachdrückliche 
WamoQg  zugeraunt  haben,  die  vielleicht  vom  miles  halb  gehört 
diesen  zu  einer  Frage  veranlasst  hat.  Darauf  die  lächerlich  ge- 
Bwuqgene  Ausrede  des  Palästrio,  von  der  in  V.  1348  ff.  nur  ein 
Stflck  erhalten  ist.  Ich  denke  mir  etwa  folgende  Ergänzung  nach 
V.  1345: 

[PA  obsecro,  animum  attendas.  non  sumus  soli :  ne  fiat  palam. 
PY   quid  istuc  est  negoti?  PA  dicam:  hoc  animo  misere  maceror] 
mötnoque  et  timeo,  ne  hoc  tandem  propalam  fiat  nimis  u.  s.  w. 
NatOrlich  kann  auch  noch  mehr  ausgefallen  sein.   Das  Vorher- 
gehmde  ist  bisher  riemliob  gewaltsam  behandelt  und  durch  die  un- 
glücklichen Umstellungen  von  Lorenz  vollends  zerrüttet  worden. 

Man  liat  nicht  beachtet,  dass  Palästrio  bei  seinem  Abschiede 
von  1342  an  Phüooomasium*s  erheuchelten  Schmers  parodirt»  natur- 


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22  Neue  Bemerkungen  tarn  milea  glorioene. 

lieh  ohne  dan  es  der  mflee  merkt.  Wie  dieser  an  beide  deneelbeo 
dflrftigen  Zuspruch  (habe  bonum  animum  1324,  bono  animo  ee 

1342)  richtet,  so  wiederholt  anch  Palästrio  nicht  nur  Ton  und  Ge- 
herde,  sondern  ancli  die  Worte  der  Philocoinnsium :  scio  ego  qiiirf 
dcleat  miiU  (1324  und  1343  in  den  Ilandechriften).  Die  Partie 
ist  also  im  engeren  Anschlnss  an  die  Ueberliefening  nnd  mit  Do- 
nutKung  der  BitschPschen  VorschlAge  in  seiner  Anmerkung  so  her- 
snstellen: 

PY    age,  Palaeetrio,  bono   animo  es.    PA  heu  hen,  neqnoo 

quin  fleam,  1342 

qnom  &be  te  abeam.    PY  fer  aeqjMd  animo.    PA  scio 

ego  quid  dole&t  mihi. 
PH  quid  hoc?  quae  rös?  quid  video?  ό  lux,  salve!  PL 

sÄlva  eis. 

i&m  resipisti,  Phflocomasinm? 
Geändert  habe  ich  selbständig  1848  aequo  in  aequoäf  1844  seä 
in  st.  Ausserdem  gehört  mir  die  Ergänzung  sis  nach  ScHve 

am  Schhiss  von  1314:  vgl.  902.  Men.  776  und  öitir. 

1379.  üeberlieiert  ist:  ego  nam  conveniani  illum  ubi  ubi 
est  gentium,  Anfang  und  Schluss  des  Verses  also  ohne  metrischen 
Anstoss.  Nur  in  der  IMIitte  zwischen  illum  und  ubi  fehlt  ein  Tro- 
chäus, der  wohl  entsprechender  als  durch  W.  Müllers  militem  (statt 
illum)  ergänzt  wird  durch  alicubi: 

ego  iam  conveniani  illum  dliciibi,  ubiubist  gentium. 
Hierauf  V.  1882  Fyrgopolinices:  mo  quaerit  ilico  hinc  (so  ^B,  illic 
ibo  huic  die  übrigen  Handschriften)  puero  obuiaro. 

Der  Schluss  huic  ptiero  clbviam  ist  untadlig,  der  Anfang  aus 
beiden  Lesarten  zu  combiniren!  me  φΜβτϋ:  üieo  ibo,  der  Hiatus 
in  der  Mitte  vor  huic  wir<l  am  einleuchtendsten  durch  Ergänzung 
von  uUro  getilgt: 

me  qna^t:  ilico  ibo  nitro  huic  puero  öbviam. 

Vgl.  1244  sine  nitro  veniat,  1403  nitro  ventumfit  ad  me. 

1377.  ibi  hinc  intro  nunciam  Ad  amores  meos  ei  SCnsUhinc 
sonitum  fccerunt  fores.  Gewiss  ist  weder  mit  sensi  noch  mit  sen- 
sim  das  Richtige  getroffen.  Viel  wahrscheinlicher  in  der  Sache  die 
Lesart  in  FZ:  quis  exU.  Jeder  Anstoss  ist  beseitigt^  wenn  man 
schreibt : 

4d  amores  meoe.  sei  quis  exU  i^  soniiim  hinc  ieceruut  fores. 

Ausgefallen  ist  im  Grunde  nur  wenn  man  folgende  Gestalt  der 
Ueberlieferung  annimmt:  meofetqrecAt.  Tgl.  Baoch.  234  sed  forit 


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Nene  Bemerkimgen  sam  milet  glortotut.  S8 


oonenpiut  nostra:  quituun  ezit  forss?  Maro.  699  sed  qunMm  a 
nobis  exit?  aperitar  foris. 

1405.  Pyrgopolinicee  eotecboldif^t  sich  vor  Periplecomenue: 
ich  bin  eingeladen  worden  (oratus  sum)  ad  te  atnuUire  nach  CD, 
d.  h,  anzweifelhaft  ad  eani  ut  iretn,  denn  Β  giebt  nur  ein  Ge- 
misch von  falscher  Conjectur  und  (Tlossem:  ad  te  uenire.  V.  1275 
hat  Milphidippa  im  Namen  ihrer  lierriu  gebeten:  ad  sed  eas,  wo- 
rauf der  niiles:  egoii  ad  illam  eam,  quao  nupta  sit?  und  1385  la- 
det der  Bursch  ein :  era  intro  tu  ut  eas  ohsecrat. 

Gleichfalls  in  der  Mitte  ist  V.  142G  zu  flicken,  nachdem  der 
Sohlose  durch  den  Anibrosianus  festgestellt  ist: 

si  posthac  piehendero  ego  te  hic,  [clio]  carebis  t^stibus. 
Dann  werden  nicht  mehr  so  lange  Umstände  gemacht  und  es  wird 
kein  Pardon  gegeben  werden. 

In  der  arg  verwiiTten  und  interpolirten  Partie  nach  V.  63G, 
die  ich  schon  früher  einmal  behandelt  habe,  wird  man  am  sicher- 
eten  gehen,  wenn  man  sich  an  die  Winke  der  Ueberlieferung  an- 
schlieest.  Durch  sie  halte  ich  nur  Folgendes  als  ursprünglich  Plan- 
iiniscben  Text  indicirt: 

PER  [  Ipram  ainame  oportet,  ei  amanti  ire  opitnlatum  yolee,]  ^ 

utapud  ted  ^  exemplum  experiundo  ^  habeas  neu  roges  foris.  639 
uam  nisi  qui  ipse  amavit,  aegre  amantis  ingenium  inspicit. 
6t  *  ego  amoris  aliquantum  habeo  umorisque  etiam  in  corpore^ 
5    n^que  dum  exarai  ex  araoenis  rebus  et  voluptariis. 
8    inconimoditate  abstinere  me  apud  conviyas  commodo  645 

cömmemini,  et  meae  orationie  iuatam  partem  persequi, 
10  i/t  meaia  partem  Hidem  taeere  qwm  älieiiaet  oratio, 
ndaume  epatator,  ecreator  eom,  Hidem  minnme  macddua. 
Epheei  sum  natoe,  noemim  in  Apnlii,  noenam  AoSmnlae.  654 
PAL      l^idum  eenecionem,  si  qnae  memorat  Tirtotis  babet, 

atque  equidem  ^  plane  educatum  in  nutricatu  Venerio ! 

15  PER  plus  dabo  quam  praedieavi  ex  me  yenustatis  tibi.  637 

21  PLEVS  tui  quidem  edepol  omnes  mores  ad  venustatem  vaient.  659 
33  at  tibi  tanto  sumptui  esse  mihi  molestumst.  072 

Dieser  Ί  ext,  in  welchem  vieUeicht  naeh  647  der  von  äenriue 

tirte  Vers: 

neque  ego  ad  mensam  publicas  res  clamo  neque  leges  crepo 
ausgefallen  ist,  wurde  später  erweitert:  erstens  die  Rede  des  Peri- 
plecomenus  durch  folgende  Partie,  welche  in  den  Uandschriiten  ab- 
getrennt und  zusammeuhiiuglos  steht: 

16  n^que  ego  cumquam  alienum  ^  scorUun  subigito  in  convivio,  649 


*  Ergänzung  von  Ritscbl. 

^  ted]  Bothe.  te  übergeschrieben  von  dritter  Hand  in  B,  fehlt  in 
den  übrigen  Handschriften. 

*  experiuidi  die  Büdher. 

*  So,  nicht  sed  die  Handschriften. 

^  So,  nicht  quidem  die  Handschriften« 
«  ego  umquam  alienum  dieselben. 


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S4  Neue  Üemerkungen  zum  miies  glorioeus« 

n^que  praeripio  pulpamentum  iieque  praevorto  pocalmn; 
neque  per  vinura  umquam  ex  me  exoritur  diecidium  in  coDvivio: 
81  quis  ibist  odiosus,  abeo  domum,  sermonera  eegrego. 
20        Venerem,  amoreni  amoenitatemque  accubans  exerceo. 
Eine  zweite  Erweiterung  griff  auch  in  den  Dialof^  ein: 
^2  PALc^do  tris  mi  homines  auricbalco  oonti'a  cum  ietis  moribue.  660 

28  PL      quidem  illuc  aotatti  qui  dt  non  ίητβιιίββ  altenmi  657 

16pidioreiD  ad  omiiia  res  neo  magie  qui  amioo  amiea^  iit^ 
25PERt0te  me  at  fateare  faciain  eeae  adalescentem  moribue:  661 

ita  ego  ad  oronia  comparebo  tibi  res  bene  iactia  frequeue. 
öpuane  erit  tibi  advocato  trieti,  iracondo?  eeoe  me.  663 
dpnane  leni?  leniorem  dices  quam  mutomst  mare, 
l^uidinecoloeqoe  ero  quam  yentne  eet  faTOoine.  665 
80      τέΐ  hilariesimam  ooDvivam  htnc  indtdem  expromam  tibi 
ydl  primariam  parasitum  atque  obionatorem  optumum. 
tum  id  ealtandnm  non  oinaedne  malacus  aeqneet  atqne  ego. 

6  [vü  cavillator  facetoe  vel  eonyiva  commodue  643 

7  item  ero,  neqne  Bum  ego  oblocntor  alteri  in  oonyivio.]* 
PAL  quid  ad  oUas  artie  optaaeis,  ei  optio  eveniat  tibi?  669 
PL      bnic  pro  meritis  nt  referrei  pariter  poesit  gratia 

tibique,  quibus  nunc  me  esse  experior  sumniae  solliiitiidini. 
In  der  Uebei  lieieruiig  liegen  die  verschiedenen  Schichten  noch  ziem- 
lich erkennbar  nebeneinander.  Voran  steht  die  echte  l'artie  039 — 
648,  wozu  der  in  JJ  am  liaude  befindliche,  in  CIJ  unniittell>ar  sich 
anschliessende  V.  654  gehört.  Nur  643  f.,  eine  Variation  von  666, 
ist  hier  eingeschmuggelt.  Nach  655  f.,  welche  die  liandscbriften 
richtig  dem  Palaestrio  geben,  folgt  637,  welchen  ich  mit  Bugge^s 
Verbeeserung  (praedicavi  statt  praedioabo)  nach  diesem  und  Lorenz 
hier  behalten  habe,  weil  die  Worte  des  Pleoeikles  659  mcb  gut 
daran  scblieesen.  Er  mag  Veranlaeeung  zu  der  Ausführung  661  ff, 
gegeben  baben.  Zunächst  aber  ist  biet  nadi  637  die  erste  Erwei* 
teruDg  649 — 658  eingescboben,  und  dadurch  der  auf  658  folgende 
Vera  659  von  687  getrennt  and  irrig  dem  Paläetrio  aogetbeilt, 
dessen  Bewunderung  655  f.  er  yielmebr  bestfttigt,  um  den  lieber- 
gang  an  dem  aweiten  Bedenken  w^gen  dea  sumptus  (672)  sa  Ter- 
mittein  (vgl.  702).  ^wisoben  beide  zosammengehörige  Verse  aber 
ist  die  aweite  grdeiere  Erweiternng  eingeseboben,  die  abgeseben 
von  den  versprengten  Dittograpbien  687  nnd  643  f.  ganz  in  der 
angegebenen  Ordnung  aberliefert  ist  Namentlieb  folgen  657  f.  anf 
660  und  Bwar  mit  dem  Zeicben  des  Pleusieles. 

Heidelberg,  März  1873.  0.  Ribbeek. 


'  Nach  Bergk:  masris  ^  (j^d  BaCD)  amicus  arai  magis  ijd  {g^Bb) 
amicus  amicos  (amico  Bh)  sint  (Bit  Bit)  magis  (getilgt  von  Bh). 
*  aeque  ego  (ego  fehlt  iu  B)  oblocutor  suiu  iüt  überliefert. 


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ΕίΒ  Epigmm  jm  Knidos. 


26  Ein  Epigfratnm  νου  Kaidos. 

Die  vorstehende  Inschrift,  einer  der  Funde,  durch  welche  der 
hochverdiente  Charles  Newton  unsere  Ketmtniss  des  Alterthums  be- 
reichert hat,  'wurde  schon  vor  dem  £r8cfaeioeii  det  grosm  Werke 
über  Newtons  Ansgrabnngen  an  der  kleinaeiatischen  Kfiste  ^  dnreh 
Th.Bergk  InOerharde  arcbaeologischem  Anzeiger  τοη  1860  Κ.  141 
ρ.  93*  (vgl.  06*)  veröffentlicht.  Die  Rrdeutung  des  Epigramms 
empfindet  instinctiv  auch  wer  nicht  den  Versuch  machen  wollte 
seinen  Inhalt  zu  einer  lebendigeren  Ansebanung  der  Zeit,  in  der 
es  entstand,  an  verwerthen.  So  hat  denn  nach  den  sopgföltigeii 
nnd  dankenswerthen  Bemerknngen  des  Entdeckers  (a.  0.  p.  747  f. 
vgl.  472  f.)  noch  E.  Gnrtins  in  einer  besonderen  Besprechung  ^  aof 
,  dasselbe  hingewiesen. 

Die  alte  Heerstraese,  welche  das  K:\rischc  Festland  mit  dem 
Triopischen  Vorgebirg  verband  und  in  das  Ostthor  von  Knidos  mün- 
dete, verrieth  schon  eine  gate  Strecke  vorher  dnreh  die  stattlichen 
Beihen  von  Orabdenkm&lem,  an  denen  sie  den  Wanderer  vorbei- 
führte, die  Nähe  der  Stadt.  In  der  Entfernung  etwa  einer  halben 
Stunde  von  Knidos  tritt  ein  Ausläufer  des  llüheu/sug-s,  auf  dessen 
südlichen  Abhängen  der  Weg  sich  seinem  Endpunkt  nähert,  hart  * 
'  an  die  alte  Strasse  heran;  nicht  weit  vor  dieser  Stelle  fand  Newton 
nnter  Buschwerk  den  wenig  über  Bwei  Fuss  breiten  Harmorstein, 
der  die  Inschrift  tmg  (Taf.  XG): 

ßutüv  δόοιηο^ι'ης  ί[τ]ί  λείηεται'  άλλα  προς  uhiug 

την  ολίγην  α}ΐ;σ£<ς  άιραπι^ν  όιέηων 
χΛφς  άφ*  ημετέφ^  ^ίς>         xo^^  προσείτΐος  ^ 
χαίρ&»  sUndxHg^  ηρος  qiXiov  τέμενος 
5       7l(jiü(H;  ^  ^Ανηγόνον,  Μοδαα$  Si  σο»  et  η  νέμηναιν  * 
ίΟ.νλϋΓ,  (inuQ/föd^ut  όαίμυοιν  /uf[X]tn^. 
9tvtl  γάρ  amdoioiv  Ü  ν  μέλη  xai  σηχος  vn'  αγηβί 
νΜηιγόνου  xov^aa  Ιξρνυς  δμίννέαόος 

'  C.  Τ,  Nnwton,  a  history  uf  diHCOveriea  ;it  llalicarnassns.  Cnidus 
and  Brauchiihic.  London  186:5.  2  Thcilo  Text  mit  (Mueni  Kupierband. 

*  In  den  Nachrichten  von  der  Geeellechaft  dur  VVieeenschaften  zu 
Göttingen  1862  N.  19  p.  376  ff. 

'  Das  Participinm  erkannten  Uergk  und  NcwtoOf  Curtius  faeste 
χάμί  πηοη^ι/ίκς  χαίοαν  als  Parenthese. 

*  ti  ain'/fis  Bergk,  Newton,  Curtius.  Die  unterlassene  (ieniina- 
tion  des  ο  erklärt  sich  aus  der  proklitischen  Natur  der  Praeposition, 
vgL  (ίστηλην  ύαιηίας  und  ähnliches  auf  Inschriften. 

^  Die  Anmerkung  siehe  im  Anhang  I. 

*  Nsob  νίμουϋ$ν  iaterpangieren  Newton  und  Curtius,  ich  bin  Bergk 
gefolgt. 


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* 

Kin  Epigramm  von  Knidoe.  27 

ttd  βρόμας  ifiiMoMfty  id^Onm  ^  *  ηαΧαίσήβ]η 
10         λουτρά  is  xod  ja^oßk  Πάν  6  μ6λιζ6μενος. 

'^Ιίρμψ  ov  μΐμψΗ  τρη/έος  Φεηυν. 
1.    Dem  Reisenden,  der  Knidoe  zueilte,  bnuikte  dieser  Stein 
die  erireuliche  Machriobt|  daes  er  nidii  mehr  ferne  vom  Ziel  eeinee 
Weges  sei  (v.  1),  und  maehte  üm  anf  Sehen8wfli*digkeiten  aufmerk- 

nm,  die  ein  Verweilen  lohnten.  Hermes  selbst  ist  es,  wie  wir  aus 
den  Schluss Worten  des  Kpi^raninis  erfahren,  der  ihn  empfängt  und 
auspncht:  'aber  zur  Uöhe  wirst  da  gelangen,  Fremdling,  indem 
du  den  kurzen  Pfad  za  meiner  Linken  Terfoigst  und  nachdem  du 
mir  einen  Gruse  zugesprochen,  ge^st  du  ein  zu  dem  heiligen  Bezirk 
des  freundlichen  Heros  Antigonoe\  Offenbar  war  das  Bild  des 
Gottes  an  etwas  erhöhter  Stelle  über  der  Iloerstrasse,  unmittelbar 
vor  dem  Eingang  in  den  heiligen  Kaum  angebracht.  Nicht  als 
Seelenführer  noch  als  Gönner  der  Palaestra  stand  er  dort,  er  war 
sieht  in  innerlichere  Beziehungen  zu  der  Bestimmung  des  Temenos 
gesetzt:  es  war  der  freundlich  geleitende  Wegegott,  der  zugleich 
über  Eingang  und  Ausgang  vor  dem  Thor  des  Heiligthums  wachte, 
wie  er  als  I'fortner  (πιλη^ήκος)  und  *AngcIwart'  (<nQO(f  aioc)  zugleich 
Wegegott  bleibt  und  üütcr  des  Uauses  wird.  Mit  gleicher  Be- 
stimmung stand  er  zu  Athen  Yor  dem  Thor  der  Burg  als  ηροην» 
λαιος.  Der  Gott  der  W«ge  ist  ja  auch  Hflter  der  Grenzen  *  und 
der  natürliche  Vermittler  zwischen  der  Strasse  und  dem  Innern 
des  1Ihuö€3  oder  lieiligthums.  Bescheiden  nennt  er  sieb  hier  *Tem- 
peiwart'  *. 


■  ψΗ  Curtius:  η  Se  Bergk  und  Newton. 

*  In  den  Worten  alla  .  .  .  äiintar  ist  άνΰσας  absolut  gebraucht 
sad  nur  mit  itQog  αίπος  verbunden,  wie  bei  Sophokles  Traoh.  667 
mi^<  ηρος  niXip  ivvüw  und  Surip.  HippoL  786  Kirobk.  'Kon^iw  d* 
hl  μιβόνηορσν  iattw  άνναωμι  u.  a.;  Poljfbios  gebimooht  so  4,  70  die*  . 
nittit  mit  irfo^;  vgl.  Lobeck  su  Soph.  Aias  606. 

*  Vgl.  zB.  Leonidas  von  Tarent  ep.  28  (Antb.  Pal.  9,  816). 

*  Auch  Hcsychios  kennt  rffecitü^i':  ημ^νους  φνΙοΜο.  Dass  die 
Heiligkeit  der  Tempel  im  Alterthum  besondere  Temp^wiohter  (uedtlni, 
ννοψνΐϋαας)  nicht  ftberflüssig  machte,  ist  hinlinglieh  bekannt  (s.  sB. 
Mudmos  Taurin.  (hict  IV  contra  paganos  p.  738  ed.  Rom.).  —  Newton 
wirft  swdmal  (p.  749.  750)  die  Vennuthung  hin,  es  könne  der  laut  der 
Knidischcn  Inechnft  N.  3t  neu  eingeführte  Cultus  des  'Κ^μΰς  litf  on- 
Λτφ  ηάρίάρος  eben  der  Fheneatische  gewesen  sein;  ich  will  dies  nicht 
snerwibnt  lasecn,  glaube  aber  durch  daa  obige  meine  Ablehnung  gc* 
sfigend  begründet  zu  haben. 


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28 


Kiu  Epigramiu  vou  Knidoa* 


Die  MaASse  des  vereinzelt  gefundenen  Inschriftetcius  '  zeigen 
böcbstea«,  daee  er  das  hervortretende  WerkBtück  einer  aus  Qua- 
dern aurgemauerten  Basis  war;  auf  die  Beschaffenheit  and  Grösse 
des  Denkmals  gestatten  sie  keinen  Schluss.  Darüber  scheinen  je- 
doch die  letzten  Woiie  des  Epigramms  uns  eine  Belehrung  su  ver* 
sprechen.  Wer  die  niemals  bedeutungslose  Sprache  des  antiken 
Cultus  kennt,  ist  ülKMzeugt,  dass  aucb  in  dichterischer  Form  die 
Woi*te  'den  Tempelwart  Hermes,  (der)  von  Arkadien  her  aus  dem 
felsigen  Pheneos  (gekommen)'  mehr  als  Zierrath  der  Rede  sein 
mössen.  Es  genügt  nicht  zur  ErklAm^g  dieser  nachdrOcUichen 
Angaben,  dass  die  Sage  den  Hermes  unweit  Pheneos  auf  dem  Berg 
der  drei  Quellen  von  den  Nymphen  zum  ersten  Male  gebadet  oder 
auf  dem  benachl »arten  Kyllene  geboren  sein  liess,  noch  dass  der 
Gott  in  jeuer  Stadt  hüch»tc  Verehrung  geuoee  und  darum  Thcneos 
als  seine  Cultusstätte  berühmt  war'.  Da  an  etwajge  Bräuche  oder 
Begriffe  des  Pheneatischen  Cultos  zu  denken  der  Zweck  des  Bildee 
verbietet,  so  kann  der  Dichter  nor  auf  ein  berühmtes  Werk  der 
Plastik  hinweisen,  das  ^e  Arkadische  Stadt  schmückte  und  dem 
Knidisclien  als  Muster  gedient  hatte.  Die  Andeutung  könnte  aus- 
reichen uns  eine  bestimmte  Anschauung  des  iiildes  zu  geben,  wenn 
unser  Wissen  von  Griechischer  Kunst  nicht  so  unendlich  lückenhaft 
wäre.  Von  den  uns  bekannten  älteren  Pheneatischen  Münstypen, 
welche  den  Gott  darstellen,  kommt  der  eine,  Hermes  mit  dem  Arkai- 
knäblein,  nicht  in  Betracht.  Eine  Silbermümse  dagegen,  durch  links- 
hluligcs  Φί^ί(ώί')  gesichert,  zeigt  uns  Hermes  nackt  bis  auf  die 
Chiamys,  die  an  den  Sihultern  «ichtbar  wird,  während  der  Peta- 
sos  ihm  hinten  am  Nacken  herabhängt,  mitten  zwischen  Felsen 
sitsend,  die  rechte  Hand  auf  dem  Ueroldstab»  die  linke  auf  dem 
Fdsen  ruhend'*  Mao  erkennt  leicht  in  der  Bescbreiboiig  eiiien 
verbreiteten  Typus  wieder,  welcher  durch  die  berechnefKle  Kunst, 
mit  der  die  Ruhe  nach  vorangegangener  und  die  Erhebung  zu  neuer 
.Auätrcngung  in  einen  Moment  zusammen  gedrängt  sind,  auf  ein 
bestimmtes,  vorzügliches  Vorbild  hinweist.  Am  vollendetsten  ist 
diese  Conception  wiedergegeben  in  der  lebensgrossen  Bronae  aus 

>  Nach  Newtou  p.  474.  747  '2'  27«"  by  1Γ  by  lOVs"'  engl  M. 

'  Pausen.  ΥΙΠ  16,  1.  —  Den.  14,  10  vgL  Cicero  de  nat  deor. 
lU  22,  66  (LacUnt.  1  6,  3). 

*  Nach  der  Beschreibung  von  Leake,  numism.  Hellen.,  European 
Greeoe  p.  89.  Andere,  aber  spätere  Ί^φen  des  Hermes  auf  Mfinsen  mit 
der  Beisohrift  Φίνίβηών  macht  Mionnet  namhaft  descr.  de  mddailles, 
'  suppl  IV  p.28ef.  n.  88ff. 


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Ein  £pigrmmm  von  Knidoa.  29 

HanwUuiiuB  am  oAchsten  eoheint  dem  PbeiieaüeoheD  Stan^el  ein 
kleines  Nebenliild  auf  eiiier  SUbermfinze  der  epiaeplijrieoheD  Loki'er  ' 
m  kommen.    Wir  werden  das  Original  dieeer  Hermesbildung  zn 

Phencos  suclion  müs.son,  und  wer  Huuchnjcii  will,  ilass  gcriidc  die- 
ses, schiiell  bei'üliijit  gowurdeii,  zu  Kiiidos  iVüLzeitig  Nachahiiiuug 
gefunden  habe,  darf  eine  gewisse  Bestätigung  dafür  in  dein  Umei^nd 
finden,  daes  das  plastische  Werk  dieselbe  felsige  Oertliehkeit  dar- 
stellte, welche  das  Epigramm  an  der  Heimath  nnseres  Hermes  be^ 
tont.  Ich  darf  mir  die  Unsicherheit  dieser  Deutung  nicht  verhehlen. 
Sü  sinnig  jener  Typus  gewühlt  gewesen  wiire,  wenn  der  (jiott  ein- 
fach iu  lieziehuug  auf  den  Wunderer  und  dessen  kurze  Rast  im 
Temenos  gesef/t  werden  sollte,  βυ  würde  doch  '  Teuipelhüter '  für 
ein  BUd,  das  eine  nur  gelegentliche  und  vorikbergehende  Ruhe 
des  Gottes  ausdruckte,  eine  mehr  als  ungenaue  BeMiehnung  ge- 
weaen  sein.  · 

2.  Kin  kurzer  Pfad  führte  von  der  Strasse  herauf  zu  dem 
Ileruiesbild  und  dl*m  Eingang  iu  giussartige  Aulageu,  welche  der 
Verehrung  eines  11  eres  gewidmet  waren.  Der  heilige  Raum  umfasste 
eine  Mannichfaltigkeit  von  Einrichtungen  und  Baulichkeiten.  Lauf- 
bahn und  Binghalle,  die  beiden  wesentlichsten  Erfordernisse  des 
älteren  Grieehischen  Gydbasion^  dienten  in  erster  Linie  sn  den 

*  sB.  bei  Brann,  Torschule  der  Kunetmy  thelugie  Taf.  89.  Die  rechte 
Hand^des  hier  ganz  nackten  Gottes  tt&tst  sich  aur  den  Feiten;  daas  die 
Koke  orsprüDglieh  das  Kerjkeioo  gehalten,  bemerkt  Braun  p.  58.  Wei- 
tere Nachweise  gibt  Welcker  an  C.  O.  Müllers  Handb.  der  ArohaeoL 
380,  7  p.  SOO, 

*  Bei  CarellL  uam.  Ital.  Tct.  Taf.  CLXXXIX,  21 :  behehnier  Pallas- 
köpf,  dahinter  ganz  kloin  Hermes  sitzend,  fust  ganz  nackt;  nurdieChlap 
mya  hängt  ihm  zurückgeschlagen  von  den  Sehultem  herab,  anoh  der 
Hut  hängt  im  Bücken;  die  rechte  Hund  Ic^  Bich  an  das  r.  KniOt  der 
linke  Arm  kommt  nicht  zum  Vorschein,  er  hall  das  zur  Linken  hervor- 
tretende Kerykeien. 

*  Paus.  VlII  14,  10  xai  i'«os  /ar/i'  Ί'.ημαν  atf  ini  xn)  άγαλμα  kf9iw' 
Tovto  (ηοιΊ^οη  άνηο  /^'ftjvawi  Ja/hq  /lißoi'Xtifor.  1)ϊ<!^.·η  Attischen  KüiiaL- 
ler  als  den  l'rlieber  mibores  Uermcstyime  zu  bctra(  litcn  verbicti  t,  um 
von  ändert  η  Uedcnken  nicht  zu  reden,  schon  die  Zeit  desselben,  vgl. 
G.  Hirechfcld  in  der  archaeol.  Zeitung  v.  1872  Jahrp.  30,  25  IT. 

*  όρήΐίος  und  ηαλαίσιοα  stellt  ebenso  llerodot  (>.  126  zusammen, 
während  er  im  Fortgang  der  Krzählung  c.  128  l»eides  durch  γνμίάαια  zu- 
saminenfasst.  Euripidcs  .sagt  Androm.  Γι89  von  den  SpartaniBchcn  Jung- 
fraui-n  ilooiiots  :ΐ('.)Λ<.ίαΐηας  αίκ  πναύχί-ίοΐ^  ίιιο\  χοινας  hy(>vnt,  dcrTra- 
qriker  Arihtias  in  einem  fr.  des  OrpheuB  bei  JfolL  9,  43  μοι  nnUuioiqn 
xtu  όρόμοί  ξναιος  ηέλας. 


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so 


Ein  EpigniDin  von  Knidos. 


Wettkarapfen  der  Kpheben,  wie  eie  u  den  Festtagen  derHei%en 
diesee  Orts  abgehalten  wurden,  wahrscheinlich  aber  aach  trotz  der 
Entfernung  von  der  Stadt  zu  ihren  rcgclniHSHigen  Uebnngen.  Di  iin 
darauf  führen  uns  die  unmittelbar  dai  aul  genannten  Bäder,  wekhe 
firtthzeitig  einen  onerlMBiieben  Beetandtkeil  der  sn  körperlicher 
Jngendübnng  bestimmten  Anlagen  bildeten.  Die  diaetetiecbe  Bich- 
tang der  Medicin,  welche  in  der  Pythagoreischen  Schnle  ihre  ersten 
Apostel  gehabt  su  haben  scheint  ^  und  τοή  Unteritalien  aus  sich 
im  Voriaul  des  fünften  Jahrhundei ts,  wie  wir  lUis  Piaton  eriselun, 
auch  in  Athen  einbürgerte,  hatte  sich  der  Gymnastik  bemächtigt 
nnd  die  herkömmlichen  Körperübungen  zu  Heilzwecken  zu  nutzen 
verstanden.  Bei  der  Aufmerksahikeit,  welche  sie  den  ErscheiniiDgen 
nnd  Folgen  der  Ermüdung  schenkte*,  mnsste  diese  medicinlsche 
Schule  bald  darauf  gefuhrt  werden,  nicht  bloss  das  kalte,  sondern 
auch  iliiij  Wivrnic  Bad  mit  der  Gymnastik  zu  verhintlen.  lambli- 
cbos  *  begeht  schwerlich  einen  erheblichen  Anachronismus,  weim  er 
schon  wfthrend  Pythagoras^  Leben  Spielplatz  und  Bad  in  den  Räumen 
eines  Gymnasien  vereinigt  sein  Iftsst.  Zn  Athen  ist  bereits  im  Zeit- 
alter des  Peloponnesischen  Kriegs  das  Bad  ein  Bestandtheil  des 
Gymnasion  *;  wie  es  scheint,  hatte  zuerst  Kimon  den  Forderungen 
der  Zeit  Kichimng  getragen.  Und  in  der  Maketluuisclien  Kpochc 
ist  dieiie  Vereinigung  ohne  Zweifel  allgemein  giltige  Uegel^  wie  sie 
in  dem  Lehrbuch  dos  Yitruvius  vorgetragen  wird ;  sie  hatte  so  feste 
Geltung,  dass  in  späterer  Zeit  g^mnasium  nnd  batmeum  ac^gar  gleich- 


>  Vgl.  laiiibhcho.s  Loben  des  rytha^;.  21,  1>7  j.  p.  210  ϊΐ.  Kieesl.. 
8trubü  VI  j).  2Γ)3  ob.,  die  medieiiiische  Thätigki'it  <lcs  Pythaporas  und 
seiner  Seluile  ist  bekannt.  Der  berühmteste  DiatMetikei-.  Ikkos  von  Tarent. 
hatte  selbst  einen  OlyiniMsehen  Sieg  im  Pentathlon  davon  pretragen  (Paus. 
VI  10,  5).  Der  von  'I  heophr.  /fi(>i  χόηων  §1  genannte  Epigenee  gebort 
vermuthlieh  zu  dieser  Kiohtung. 

-  Sieh  zP.  Phiton»  Phaidros  p.  227».  227d;  Krause,  (iyoinastik  und 
Agou.  der  Hellenen  1,  627  ff. 

»  Theophr.  n.  7c0:tu,v  §6.  17  (Arist.  probl  1,  39.  5,  38). 

^  a.  O.  5,  21  p.  54. 
*  *  Arist.  Vi»j^t'l  140  tvQon'  Antovr^  ηττη  yvuirtnfni  hloi  u nur  i  hr. 
Petersen,  das  (tyinnasiinn  der  (i riechen  (Iliinib.  185H)  ]>.  ϋ!>  f.  ^'ibt  die 
Belege  für  Aktideniie  (welche  Kimi>n  mit  Waeeerk'itung  veisah)  nnd 
Lykeion.  Kh  int  Belhstvorstandlich  dass  der  Verf.  der  ISchrift  vom  Athc- 
uiaoheu  Staat  2,  lU  mit  den  Worten  *αϊ  γυμνάσιη  χα)  XovtfjA  yu)  (ΐττη- 
äm^Qta  und  παΧπίατοας  ηοΌ-ής,  ηποδιιηιηη,  Χηνιοίοΐας  beide  Male  nur 
integrierende  liestandtheile  derselben  Anstalten,  d.  h.  der  Gymnasien  im 
weiteren  Sinn  meinen  kann. 


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BSil  Epigramm  von  Knidos. 


81 


bedeutend  werden  konnten  * :  Uebungs-  und  Spielplätze  waren  blosse 
Zugaben  des  Bade  geworden. 

Auch  auf  mnsische  Wettkämpfe  war  Bedacht  genommen:  *fÜr 
SAagw  ist  eine  Tliymele  errichtet'  7).  Der  Spraohgebnuu^  bei- 
aerer  ZAt  ■ehliesit  nicht  nur  bei  den  Worten  άοΜς  and  άοι^η  son- 
dern auch  bei  dem  nackten  ih)μtλη  Bühnendaretellinig  aus.  Auf 
das  strengste  wird  der  Gesang,  den  der  Epiker,  Elegiker,  Lyriker 
and  beeonders  der  Ilymoendichter  piiegt,  von  der  Tbütigkcit  des 
Dramatiken  geschieden:  wenn  bei  Antipater  ans  Tbessalonike  (anth. 
Pal.  7, 39)  Aeschybs  6  τραγηώψ  ψάνημα  md  ^φρνάεσσαν  aiud^r 
ρΔαας  heisst,  wird  jeder  Leser  die  'tragische  Sprechweise'  desDi»* 

und  den  'erbalmen  Sang'  tler  Chorlyrik  auseinander  halten. 
Das  altaräbuliche  Gerüst  der  Thyniele  -  haben  wir  uns  nach  spä- 
terem Sprachgebrauch  gewöhnt  q^nekdocbiscb  pnit  Theater  gleich-. 
meieUen :  beide  Begriffe  berühren  und  verhindeii  sich  allerdings  in 
dem  orchestischen  Vortrag  and  der  musikalischen  Bei^^tnng  des 
Chorlieds.  Aber  nur  dies  musikalische  Beiwerk  des  Drama  konnte, 
so  lang  Wort  und  Sache  in  Einklang  waren,  der  Thymele  zuge- 
wiesen werden  Denn  so  schwer  eine  Griechische  Bühne  einer 
Thjmele  entbehren  konnte,  so  sicher  kam  die  Thymele  abgesondert 
τοΛ  der  Bühne  Tor.   Eine  Inschrift,  ans  Aphrodisias  in  Karien  ^ 

'  Soldat  γνμνάσιη:  άλατίτηρια  η  ßaluptTa  η  λουτρά.  Gleiche  Yer* 
hÜtoitae  bedingten  gleichen  Sprachgebrauch  auch  im  Lateinischen,  über 
gloes.  im  eod.  SGall.  906  p.  404  CHmuuMm:  bahetm,  lawurum.  tater- 
ddum  oad  ebead.  Oimuia  htäi  paMiriei  id  ett  adUianm  bäbiea,  ee> 
eota  fla  fiiM  ibi  aiUU  mieto  [mneto  Hs.]  corpore  et  fineaio  numOniB 
egereUmUm.  Vgl.  Krause  a.  0.  1,  94  f. 

*  S.  PoUox  4, 123  ^μΑη  thi  βημα  rt  ουσα  efrc  βωμός,  vgl.  S.  32. 

*  Daher  tagt  Simmias  von  Theben  A.  P.  7,  21  mit  fester  Unter* 
scbridnng  musikalischer  und  dramatischer  Begabung,  daas  dem  Sopho- 
kles nollnmi  9υμ4Χ^σί  x«l  iv  α  χ  ην  ^9%  πΘηλώς  ßXmaog  ^ίχαρνί' 
ΐης  χιούυς  fQtipt  χομην.  Damit  Stimmt  die  bekannte  Aeuseorung  des 
Vitmvius,  welche  orchentra  im  engeren  Sinne  der  Thymele  gleichsetzt, 
V  8,  2  p.  120,  IG  Kose  '  tragici  et  comici  actores  in  sciiena  peragunt, 
reliqui  autem  artifices  siias  per  orchestram  praestant  actione«  itiujue 
ex  eo  scaenici  et  thymelici  p^riieco  Beparatim  η  om  i  ii  a  η  t  u  r*. 
Noch  die  Zeitgenossen  des  Atticisten  Phrynichos  ^gebrauchten  ih.ft^ln 
richtig  (nX  του  κΊπαν  h'  ιφ  ^^faToot,  fr  ω  ανληκά  χ(ά  xi^'ictoioihu  χκΐ 
itiJui  rirh  i'^yoniXorjca  (p.  IfJB  Lob  ),  während  der  Atticist  aus  lauter 
(ieiehr.=?amkeit  fehl  gclit.  Vgl.  auch  Isidor  or.  18,  47. 

*  CIG  2820,  α  15  (II  p.  531)  iv  it  ταΐς  ΐημίλιχοΐς  X(n  αχηηχοίς 
αγώθί9  tit  προη(νο%Ί((  h'  τή  Άαίκ  άχηοάματα  ηντην  ηρο'ηοίς  nyayovaay  xai 
4tiiaou9  rq  ΐίβαρίάι,  ?gl.  üeuzeo  aimaii  doli'  inst.  1852  p.  131. 


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82 


Ein  Epigramm  von  Kuidos. 


rülirat  eine  Priesterin  der  Hera,  weil  sie  bei  den  Preisspielen  *  so- 
wohl der  Thymele  als  der  Bühne'  die  Torzüglichsten  Knnstgenfiese, 
welche  Asien  hoi,  der  Stadt  zuerst  Torgeflkhri  habe.  So  wissen  wir 
dass  Virtuosen  des  FIdtenepiels  anf  der  Thymele  auftraten  *;  nnd 

wie  Phrynichos  -  iitis  dies  für  Flötenspieler,  Kitharöden  und  an- 
dere Musiker'  bezeugt,  so  sehen  wir  auf  Vasenbildern  *  nicht  selten 
musische  Künstler  theils  in  Thätigkeit  theils  durch  die  Siegesgüttin 
bekränst,  welche  auf  einem  altar&hnliehen  mit  ein  bis  xw'ei  Stufen 
versehenen  eerttst  stehen:  dass  wir  in  demselben  die  einftchste  und 

I 

wohl  auch  verbreitetste  Form  der  Thymele  zu  erkennen  haben,  wird 
nach  Wieselers  Ausfühninj^  *  nicht  in  Zweifel  gezogen  werden.  Kino 
Salpinx  weiht  bei  Antipater  von  «Sidon  ein  Pherenikos  der  Athene, 
nachdem  er  sich  snrflckgesogen  vom  Dienst  im  Krieg  nnd  vom  Wett- 
kampf der  Thymele  '^:  es  ist  bekannt  aus  sahlreicben  insdiriftliehen 
Preislisten,  dass  in  der  festen  Organisation  eriechischer  PreisH])ii>le 
anch  der  Herold  und  der  'Trompeter*  nicht  vergessen  waren;  noch 
im  dritten  Jahrhundert  der  Kaiserzeit  kann  sich  ein  Herold,  Vale- 
rius Eclectus,  rühmen  in  nicht  weniger  als  vierzig  verschiedenen 
Spielen  der  bewohnten  Erde  gesiegt  an  haben  \  Das  Gerüst  aber, 
auf  dem  bei  dem  Olympisehen  Agon  Trompeter  und  Herolde  aof- 
traten,  wird  von  Pausanias  ohne  weiteres  *ΑΗητ*  genannt.  Die 
Thymele,  deren  Form  hierniich  ausreich(?nd  und  im  Einklang  mit 
den  Yasenbildern  bestinimt  ist,  war  eine  Einrichtung  der  Zeit  ge- 
wesen, welche  Bübnenspiele  noch  nicht  kannte.  Mit  der  unverrück- 
baren GoBÜiiiiitttt,  welche  sich  imAlterthum  bei  allen  Refigioa  nnd 
CuHos  berührenden -Dingen  geltend  macht,  wurde  die  Mtere  Ein* 
richdiMg  auch  in  das  Theater  heridiergenommeii  und  für  den  mu- 
sikalischen Theil  der  dramatischen  Productiou  festgehalten;  welche 
Veränderungen  sie  bei  dieser  Uebertragung  erlitt,  zu  erörtern  ist 
nicht  dieses  Orts.  Das  aber  ist  einlencbtend,  dass  üboraU  de,  wo 
dramatisobe  AufiHdirnngen  nicht  beabsiabtigt  waren  und  ein  Theater 

'  Epipframin  des  Arehias  A.  P.  6,  196. 
2  R.  oben  S.  31  Anrn.  'Λ. 

^  Nachweisuntien  hei  Wieseler,  Uoher  die  Thymele  des  (ί riech. 
Theaters  (1847)  p.  49  und  A.  Michaelis,  Parthenon  p.  30  Anni.  108.  Vgl. 
Wieseler,  Theaterirebäiule  usw.  Taf.  IV,  0.  7  (p.  34),  Satyrspiel  p.  26  f. 

*  W..  lieber  die  Thymele  p.  49  ff.  vgl.  10  ff. 

^  Anth.  Pal.  Π.  40  Ιηξης  χα)  πολέμου  χα)  ίίνμέλας, 

•  Athenische  Inschrift  im  Philistor  1,  829  f. 

^  Pans.  V  22,  1  ίστι      βωμός  iv  wj  Ulm  .  .  .     σΛ%πιγ»ταίς  ii 


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£in  Epigramm  νοα  Knidos. 


53 


oder  Odeion  nicht  bestand,  zu  musischen  Wettkämpfen  auch  in  spä- 
terer Zeit  die  altheiköromliche  Thymele  b^utzt  wurde.  Auch  das 
Knidisflhe  Heroenheilig th um  kannte  nur  eine  solobe  einfache  Thy^ 
iB«le,  wamthlich  in  der  Mitte  eiiMeHalbki*eiMe,  den  die  Sitareiben 
Ar  die  Znh^Srer  nmeeliloeMn.  Die  bergige  Natur  der  Gegend,  In 
welcher  der  heilige  Raum  abgesteckt  worden  war,  bot  leiebt  die 
Möglichkeit,  die  Sitzplätze  nniphitheatralisch  anzulegen.  Es  wäre 
Belteam,  wenn  man  die  Gunst  der  Oertlicbkeit  nicht  geuutat  hätte. 
Da  ist  et  denn  wohl  nicht  zufällig,  wenn  das  Epigramm  an  die 
Erwfthmnqg  der  Thymele  die  doe  eigentUohen  Heroon  (e.  p.  84)  nn* 
mitteUMT  aoaehliesit.  Die  anflkUendö,  ftet  Tenteckie  Lage  dieaee 
Heroon  aaf  der  Sohle  eines  Th&leheDB  (vn*  äyxH  v.  7)  würde  sio^ 
böchät  einfach  erklären,  wenn  wir  annehmen  dürfen,  dass  man  bei 
der  Anlage  des  Ganzen  sogleich  auf  die  musischen  Spiele  Rück- 
sicht genommen  und  die  Thymele,  der  ursprünglichsten  Bedeutung 
det  Worte  entepsecbend,  gerade  vor  den  Tempel  des  Hera«  gesetit 
hatte,  so  dais  an  dem  einen  Berglmig  desThnlt  die  Sitsreihen  ein- 
geschnitten werden  konnten. 

Welcher  Art  die  musischen  Spiele  waren,  welche  hier  statt- 
fanden, darauf  ist  durch  das  vorstehende  die  Antwort  schon  halb 
gegeben.  Unter  thjßuMoi  verstand  man  die  musischen  Künstler  im 
eogerea  Sinne,  Sisiger  und  fostrumenftnimusiker ' :  aber  auob  Herokl 
und  Trenqpeler  gebörten  jn  η  den  Wettkimpfem  der  Thymele; 
und  so  würde  an  sich  nichts  hindern,  fÄr  die  Keidifiehen  Heroen* 
feste  die  ganze  Reihe  agonaler  Aufführungen  vorauszusetzen,  wie 
sie  auf  den  sonst  erhaltenen  Preislisten,  deren  Ordnung  den  Ent- 
wicklungsgang der  Dichtkunst  undMosifc  im  gansen  so  getreu  ab» 
spicgelty  vor  den  dramatischen  Vorträgen  genannt  zu  werden  pflegen. 
AUein  die  Bedeutungssphäre  des  Worts  ooido^  sqhliont  auch  die 
reine  Instrumentalmusik  aus,  die  m  beseiehnen  das  lateinische  ea- 
nere  fähig  ist.  Der  Virtuose  aut  Kithara  oder  Flöte  kann  nur  in- 
sofern bei  der  Preisbevverbung  bich  betheiligt  haben,  als  seine  Kunst- 
JetstuQg  den  Vortrag  lyrischen  Gesanges  begleitete.  Es  bleiben 
aleo  Ittr  unsere  Spiele  mv  der  Hymnus  auf  die  Gottheit,  dessen 
PorllelMn  in  der  DiadoeheuMit  uns  ebenso  sehr  die  erwähntes  In- 
sehrill«!  als  die  erhaltenen  Dichtungen  dee  KalKmachos  beseugen  *; 
iKMlaoii  Rhapsodie  und  epische  Dichtung,  endlich  kitharödische  und 


*  losephas  snt.  lud.  XV  8, 1  τοίς  iv     ^eMRsgf  SutytpftHßoig  md 
9¥fuh9oif  swUw^Amcy  s.  oben  8. 81  Anm.  8. 

*  Die  Aninerinmg  ΦΛλ  im  Anhang  II. 

■Mk  Kw.  f.  PIUloL  H.  V.  ZZOL  ^ 

r 

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34 


fim  Epigramm  τοο  Kuidos. 


aulödieche  Lyrik.  Dass  diese  Wettkämpfe  nicht  auf  die  Knidiscbe 
Jagend  Bich  angewiesen  sahen  und  nicht  auf  den  Rang  von  Schul- 
ezAmina  mit  Preieveribeilong  ^  herabgedrückt  waren,  dafükr  haben 
wir  einen  iwingenderan  Beveie  ak  äm  Anadraok  '  Hr  Stegw* :  dii 
enge  YerUndnng  {nod  γαρ),  in  welche  der  bielMr  beejpiociiMie  Sali 
noit  dem  vorhergehenden  gesetst  wird  'wenn  aber  die  Mveen-dich 
durch  ihre  BegaV)ung  adeln,  so  weihe  den  Götteni  eine  reife  Ehrt  ii- 
spende'  Vor  allem  den  gottbegabten  Dichtern,  die  vorüber  wan- 
dern, gilt  die  Meldung,  daee  die  Tiq^ele  ihrer  Kumt  die  Gelegen- 
heit anm  Wettatreit  mit  andern  erdffiie;  aie  eind  ea,  weleha  ange- 
fordert werden,  den  'Gottheiten'  (όάίμορη^  ν.  5)  —  ein  allgeneiner 
Begriff,  der  eich  mit  den  vorgenannten  Mneen  nicht  deckt  vnd  die 
(lütter  des  Orts,  vorzugsweise  den  Heros  iiniiasHt  —  hier  iliren /oll 
zu  entrichten,  und  ihre  Gabe  soll  eine  durch  Studium  und  Feile 
vollendete^  lein;  denn  der  Gottheit  gibt  man  dae  beste  waa  man 
geben  kann. 

Die  Sefaenawfirdigkeiten  det  Tamenoa  waren  mit  diesen  An* 

lagen  noch  nicht  erschöpft.  Die  eigentliehen  Gefifsnstinde  des  Ool- 

tus,  unter  denen  wir,  wie  bei  dem  Itemies  um  1 . ingange,  berechtigt 
sind  Denkmäler  von  künstlerischem  Werth  zu  erwarten,  verlangen 
noch  Betrachtung.  Den  Mittelpunkt  des  Ganzen,  für  das  der  exao" 
teste  Anadruck,  τ^μα/ος^,  gewfthlt  ist,  bildete  natotgnmisa  das  teor 
pelarCige  Geb&nde,  an  nnd  in  welchem  die  CnllaehandlnqgeB  aas» 
geflbt  werden  nramten.  Dies  ktatsrs  an  beaeichnen  dient  das  Wort 
ύηκός  'Gehege'  (v.  7),  der  technische  Ausdruck  für  ein  dem  He- 
roencult  gewidmetes  Heiligthum  ·'.  Wir  hal)en  bertits  wahrge- 
nommen, dass  daelieroon  keineswegs  deo  äusserltch  hervorragend- 

'  Wie  z.  B.  auf  Chioa  (QIG  2214)  und  in  Teoe  (ebd.  8088). 

^  Uelior  die  Ucdeutang  von  άηαρχη  und  άηΛρχίσ9αι  ·.  Böckh^ 
Stsatshaush.  2,  623  f. 

'  Curtiue  urtheilt  a.  a.  0.  p.  378  *der  Wanderer  wird  zugleich 
aufgefordert  zu  einer  geistigen  Spende,  wenn  die  Musen  ihm  gfinsiig 
seien;  eine  Anifordemng,  welche  sich  wohl  auf  solche  Deokverfre  be- 
sieht, wie  sie  von  Beisenden  an  soldien  Orten  snfgeschrieben  wurden, 
iMlohe,  wie  offenbar  anch  dies  Knidisshe  Antigoaeion,  wegen  ihrer 
sehfinen  Lage  mid  sonstiger  Merkwürdigkeiten  hiafig  besneht  sn  wer> 
den  pflegten,  üeber  solche  Inachrilien  vgl  meine  Abbandlai^  tut  Qf- 
schichte  des  Wegebaaes . . Abb.  der  Pr.  Ak.  d.  W.  1865  8.  267\  Aber 
nicht  ix  tw  παρόντων,  sondern  1«  μ^λέη^ς  soll  die  Gabe  dargebracht 
werden,  also  das  Oegentheil  einee  αντοαχ^ϋβ^μΜ  sein. 

*  TgL  Letronne,  recneil  des  inscr.  de  l'£gypte  1,  ft  f. 

•  Die  Anmerkimg  siehe  im  Anhang  ΙΠ. 


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fiän  fipignaiiii  τοη  Knidoi«  86 

•lea  Pkts  m  dtn  Tenenoe  eimifthin.  Für  das  emsige  Götterbild, 
dem  In  Innam.  des  Rmiiiw  erwilmt  wird,  dftrfeD  wir  eioe  augen- 
flUligere  Stelle  vonraeseizen.    Pan,  der  auf  dem  'Rohrgeflecht*  ' 

der  Syrinx  mueicierend  dargestellt  war  (v.  10),  lieht  die  Btoilen  und 
felaigen  Höhen  - :  eine  vorepriugeode  Feleplaite  oder  ein  sunst  her- 
YCMrmgeBdwr  Punkt  des  gebirgigen  Terrains  war  obne  Zweifel  aar 
Awfiiidfauig  dieses  Bildes  benatrt  worden. 

Wenn  in  dem  Temenot  des* Heros*  Antigenes  mir  ein  «η^χός 
erwähnt  wird,  so  kann  dieser  allein  das  eigentliche  Ileroon  sein  und 
muss  jenem  Antigonüs  gegolten  hahei).  Nur  ein  stilistisches  Be* 
d&rfniss  Teraolasete  die  Variation  der  Ausdrucksweise,  vermöge  de- 
ren in  8  von  der  Kapelle  nicht  'des  U«ros  Antigonos'  gespro* 
ehen  wird  sondern  von  der,  'wekhe  mit  des  Epigonos  Sohn  die 
Lagergenossb  theiH' :  eine  in  dem  Orieebisehen  Wortlaut  awar  un- 
gewöhnlich gedrängte  aher  fein  durchdachte  und  tritickliche  Wen- 
dung, indem  durch  die  Vertheilung  des  Dativs  uud  Genetive  der 
Heroe  als  der  eigentliche  Gegenstand  der  Verehrung,  die  Gemahlin 
hkMS  als  seine  Altsvgenossin  beaeichnet  wird;  die  übliche  Verbin- 
dung des  Adjeetive  ht96q  mit  awei  dnrcb  leai  gleichgestellten  Dati- 
ven oder  Genetiven  hätte  das  thataäohliche  Verhältniss  nicht  zur 
üeitUDg  gebracht 

3.  Um  zu  vollem  Veretändniss  der  Vorgänge  zu  gelangen, 
dersB  Besnltat  die  Inschrift  uns  vorführt,  mflssten  wir  die  Persön- 
liebkeit  jenes  Anttgonos  ermiiteh  haben.  Ist  dieser  Heros,  tim  auf 
eine  Aenssenmg  von  Cnrtins  *  Boing  so  aehmen,  in  unserer  lieber- 

'  Die  Gestalt  der  Darre  (τηησός),  pleiohfdriiiii^e  ret^'elmässig  neben 
einander  liegende  und  durch  FlechtwL'rk  v<m l)uiHieiie  Ibilzstäbe,  Ί<\  der 
Ausgangspunkt  für  die  Uobertragung  des  Worts  auf  manche  gleicliartige 
Erecbeioungen,  wie  auf  die  Reihe  der  Zähne  oder  der  Schifferuder ;  vgl. 
aber  diesen  besonderB  der  Makedonischen  Zeit  gel&uiigen  Sprachge- 
braoeh  Böckh,  Urkunden  xih.  das  AtUsehe  Seewesen  p.  112  f.  Wo  die 
itrihn  gleichartiger  Köhren  transversal  verbunden  ist  oder  schien,  ge- 
■igte  das  einfache  Wort  ohne  Genetiv:  die  Federkiele  des  Flügels  wie 
^Ba  Ufthren  der  Syrinx  bilden  ohne  weiteres  einen  ταρσός. 

*■  8.  bB.  Lsenidas  Tarent  ep.  34  AP.  6,  884  Βς  u  tov  οίγίβότφ^ 
Air,  κβζίχΛς  mmUm,  und  die  Sammlung  bei  Psrmet,  de  Pane  (Mün* 
Star  leefl)  p.84,2. 

*  Biss  smr  Bsseitiguug  von  Bedenken,  welche  bei  Newton  p.  748 
jhisckeehs^nea. 

*  a.  a.  0.  p.  817.  Auch  Newton  insssrt  sich  gsas  unbestimmt  p.  478 
'the  bero  Antigonoe,  whom  wo  may  suppose  te  have  been  some  distia- 
guisbed  mjthical  or  historical  personage*. 


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I 


HSm  Kpigramm  von  Knidoi. 


Hflfenmg  wirUiob  so  versohollen,  wie  etwa  der  Koiec&e  Gharmyloe? 
Ihre  Schriftzuge  verweisen  die  Inschrift  in  die  Makedonische  Epoche 
die  knappe  und  eachlicbe  Haltung  des  Inhalte,  die  scbarie  und 
sichere  Prägung  d6B  eprachUohen  Aasdmcke  ▼«miheii  die  beste 
Zeit  der  Epigranmieiidiebtiiiig.  loh  hebe  biehar,  wie  alle  meioe 
Vui  günger,  'Epigonot*  als  Namen  von  Antigoooa^  Vater  geHea  lateee. 
Unbestreitbar  ein  giltiger  Eigenname;  inu8s  er  es  auch  hier  sein? 
*  NacJigeborene '  (tmyovoi)  wurden  vielleicht  »chou  von  ihren  Zeit- 
genossen, jedenfalle  von  der  nächsten  Generation  die  Makedoniaobeii 
Könige  genannt,  welohe  ale  Söhne  der  ehemaligea  Feldherm  und 
späteren  Nachfolger  (άαι^οχοί)  Alezaadfira  dea  Oroaeen  den  ererbten 
Kampf  um  die  Beherreohnng  der  Hdlenisehen  nnd  heHenisinrtbn 
Erde  füi*tführten  ^ ;  man  übertrug  den  durch  die  Poesie  verbreiteten 
Ausdruck  von  der  Erneuerung  de»  mythischen  Kampfes  gegen  The- 
ben auf  die  Kriege  nm  dae  Keich.  Wenn  Antigonoe  des  Philippea 
Sohn  Diadoche  war,  ao  war  der  'Epigone'  Denetrioe  PoUorketee» 
Mee  Epigonen  Sohn'  Antigonoe  Gonatae.  Ein  Dichter,  der 
auf  Sauberkeit  der  Form  hielt,  konnte  natürlich  den  Genetiv  dea 
Namens  Demetrios  nicht  in  einen  daktylischen  Vers  zwängen  wollen ; 
die  erste  üälfte  des  Pentameters  durch  das  Patronymikon  -^u  füllen 
(«^  ^ημψριΜ^ι)  mneete  ihn  ein  feineree  Sprachgeffthl  hindern ;  niid 
wer  weiee  ftbefdioBB,  ob  der  INobter  ee  nicht  aeinea  Anftraggebem 
Bchnldig  war,  nnliebearoe  Erinnerungen,  die  an  dem  Namen  Deme- 
trios haften  mochteu,  nicht  ohne  Noth  auizui'rischen  ^  V 

>  Vgl.  Newton  p.  474. 

<  Strabo  XY  p.  786  f/r*  ff^  altiovg  τοος  ΰιοΛβξαμίψους  χβΛ  τους 
imfoytivg  tovrup  fic^#c£0tt  if  {(γ^μοΗΛ  wifi  jicimf  άίέΐίό^.  Diedor  1, 8,  S 
'  ol  d*  τάς  }ίΧ$ξά¥άρο9»ρ  ttrkf  i*  ύς  τους  ^mioxouc  {  rovc  imyipoiig  wm4' 
9¥ρ§φαν  τας  φψτάξ^ς,  tu  weloher  Stelle  (p.  6^  88)  bereite  Weeselii^  des 
bekannten  Spraehgebranch  fiselgeiteUt  hat  Dionyeice  aat.  Rom.  1,  β 
ngmoy  μ^Ρ  . . .  την  'Av^Mriünfy  αρχαιολυγίαρ  §ηΐ(ίρά^*οντος  'Α^Μρήκον  νον 
Καρύέβρον  σνγγραφ^ως  iv  rg  nt^X  τύν  htiyamp  7ΐ(Μγμααίί(:  Kieeeling 
tweifeli  wegen  einer  gewöhnlichen  Corruptel  imUrbinee  an  der  Richtig 
keit  von  ίηιγόνων^  mit  Unrecht»  wie  mir  eeheint.  Hieronymue  konnte 
die  ftltere  Geschichte  Roms  episodisch  nur  berfihren  bei  der  Enählung 
von  Pyrrhos' Italischem  Krieg  (vgl.  C.  Müller  FH6  2,  461),  das  Citat  dee 
Dionyaius  ist  daher  gauz  wörtlich  zu  nehmen.  Auch  das  Geschiclitewerk 
des  Nyniithis  von  HeiJikleia  war  nach  Saidas  betittUt  JInji  yiktiiti\)(>ov 
xal  τώρ  όηιόόχωΐ'  xat  Liiyöyon'  βιβλία  xJ.  Ks  Hcheint  mir  dauuch  nothwcu- 
dig  anzunehmen,  dass  die  uns  v  urliegeudeu  Schrirtsteller  diesen  Sprach- 
gebrauch bereits  νοα  den  llittorikeni  des  dritten  Jahrb.  überkommen 
haben. 

'  Die  Aumerkuug  siehe  im  Anhang  lY. 


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Ein  Epigramm  von  Koidos. 


87 


Antigonoe  Gonatas  hatte  nach  der  GefangeDoehmung  ββίιΐββ 
¥«lm^(987)  flioh  sofUeUae  beedirAnkt  gesehen  und  bedrftngtTOD 
•Iko  Seileo  eellMt  dieeenBeeHe  weder  ohneMOlie  und  Kampf  noch 
aoeb  mreririlral  gewahrt.  Die  Hemehalt  Aber  Makedonien  konnte 

er  erst  im  Spätherbst  des  J.  277  (Ol.  125,  4)  *  unangefochten  an- 
treten. Der  Zusammenhang  in  dem  bunten  Wechsel  der  Verhalt- 
niese, welche  diese  Erneaernng  der  Makedonisohen  Dynastie  aar 
Felge  hatten,  lat  in  groaeee  Donkel  gebftUi.  Wenn  auch  mit  mm- 
lioglioher  Kkriieit  heben  aieh  Jedoeh  ans  diesem  Donkel  awei  Br^ 
eigniese  ab,  welebe  eeUiessKeh  die  glflekKebe Wendung  in  Antigonoe 
Leben  anbahnten  und  herbeiführten :  der,  wie  es  scheint,  durch 
einen  Seesieg  erstrittene  Friedensschluss  mit  Antiochos  ^  und  gleich 
daraof  die  Niederlage  der  Kelten,  die  ihm  den  Weg  nach  Makedo- 
nien foriperrten,  bei  Lysimaehia 

Dv  Kri^  iwisehen  Antigonoe  ond  Antioeboe  war  *in  Asien* 
gMM  worden,  wie  wir  beilinfig  dnreh  die  GapttelAberaiobt  ans 
*  Trogus  *  erfahren.  Auf  welche  Weise  immer  der  Krieg  ausgebrochen 
war,  es  galt  unzweifelhaft  einer  bedrohlich  sicli  ausbreitenden  und 
nach  dem  Europäischen  Festlaad  hinüberstrebenden  Macht  recht- 
asitig  enAg^genaatreleB ;  natflrüoh,  dass  an  diesem  Zweck  der  kttnf- 
tige  Kteig  Makedoniens  etnen  B^^de^genossen  in  Nikomedes  von 
Kthjiiien  hadK  Dia  ataatnAimisebe  Weisheit  einea  Antigonoe 

I  PorphyriDs*  Litte  der  Makedonisobeo  Könige  endigt  mit  einem 
attronomiseh  fixierten  Punkt,  der  Niederlege  des  Perseus  bei  Pydna  am 
22.  Juni  168.  Ende  Ol.  1&2,  4.  Von  hier  aus  ergibt  sieh,  unter  der 
fteilieh  nicht  Tollkommen  berechtigten  Annahme  dase  die  fiegierongs- 
daoer  bie  aof  den  Tag  genau  angegeben  sei,  Ar  den  Regiemngsantiitt 
des  Demetrioe  II  Herbst  348,  fibr  den  Anfang  der  selbständigen  Regie- 
rung dee  Antigonoe  287^  Ar  den  Beginn  seiner  Begierung  in  Blakedo- 
nien  genau  Sode  Oetober  877  (OL  126,  4).  Hiermit  stimmen  im  wesent- 
lichen die  Ans&tae  des  Eiisebios  und«  was  ein  noch  bemerkenswertherer 
Einldang  ist,  die  Lebensnachrichten  über  Aratoe,  vit  IV,  16  p.  60  We- 
sterm.  naQÜnßf  tijy  άρχήν  n^A  gut  οΙυμπίΛ^α  und  I,  58  p.  64.  DieEnt- 
stdinng  der  abweichenden  Ane&tze  ist  ¥0n  C.  MüUer  FHG  3,  700  f* 
überzeugend  aufgehellt  worden. 

*  8.  Droysen,  Gesch.  des  Hellenisrans  2,  174  f. 

*  lustinus  26,  1.  2  und  über  den  Ort  Laert.  Diog.  2,  141  vgl. 
Droysen  2,  175  f.  und  Röper  im  Philol.  9,  27.    S.  unten  45. 

*  prol.  Trogi  24  '  bellum  quod  inter  Antigonum  Gonatam  et  Autio* 
ohom  Seleiici  tilium  in  Asia  geetum  est',  vgl.  lustin.  25,  1  'luter  duos 
regos  Antigonum  et  Antiochum  statuta  pace  cum  in  Macedomaoi  Auti- 
gonus  reverteretur*. 

»  Memnon  c.  18  (FUG  8,  535). 


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J 


88 


Bin  Epigramm  von  Knidoe. 


konnte  nioht  von  einem  Besits  Kleinaeient  ttinmen.    Aber  auch 

für  ihn  durite^es  nicht  gleichgiltig  soin,  ob  in  den  reichen Grieohi- 
schtiii  SUidten  der  Küste  eine  bedcuteude  Militilnnacht  sich  fent- 
seiete.  Und  mit  seinen  Intei'eeütiu  vereinigten  eich  die  des  besiegten 
Genera  in  dem  Wunsche,  das  wichtige  Käetenland  Kleinaaiena  mcbi 
zn  einer  Domtoe  der  Ptolemaeer  werden  au  laaeen.  Die  Aegyptieehe 
Dynastie  mit  ihrer  Seemacht  bildete  gleiohsehr  för  die  SeleukideB 
wie  für  die  Autigonidi  ii  (;ine  stete  gofährlich«;  Gegnerschaft.  Die 
Yermutbung  ist  nicht  eben  gewagt,  sondern  durch  die  unverkenn- 
bare Lage  der  Machiverhältoisse  gefordert,  dass  unter  den  Bedin- 
gungen, die  Aniigonoe  dem  Seleukidea  auferlegte,  niobt  Uose  die 
Vendohtleietang  auf  den  Makedontscben  Thron  sondern  auch  die 
ausdrückliche  Anerkennung  der  Autonomie  der  kleiuasiaüechen 
Küstcnstädte  einbegrifieii  war. 

Einen  wichtigen,  begehrten  und  umstrittenen  Erdstrich  unge- 
fährlich SU  machen  ist  heute  wie  ehemals  Neuiralisieruog  der  be- 
quemste Ausweg.  Die  stidtisohe  Freiheit  und  SelfaeHodigkeit  gab 
freilich  keine  volle  Sicherheit  gegen  fetndlicbe  Umtriebe  und  Goa» 
litiouen,  aber  nie  war  ein  wichtiges  Schutzmittel,  war  das  einzige  das 
zu  Uebot  stand  und  in  dem  gegebenen  Fall  dainim  verlässlich,  weil 
£9ir  die  Ptolemaeer  in  den  Griechischen  Städten  Kleinasiens  offen- 
bar nnr  geringe  Sympathien  verbanden  waren'.  Zur  Siefaerang 
g^gen  die  Aegypter  sehen  wir  selbst  die  Selenkiden  die  Autonomie 
dieser  Städte  hegen.  Erst  etwas  später  tritt  ein  neues  Verfahren 
auf:  nach  dem  Muster  von  Delos.  debilen  ganzer  Boden  seit  der 
Koinigung  des  Winters  42G/5  als  heilig  gelten  musste,  ertheüte  man 
nicht  etwa  bloss  einem  l'empehranm  sondern  gleich  dem  gaaaen  Ge- 
biet einselner  Städte  den  religiösen  Obarakter  der  ÜAverletsliebkeH* 
Das  Alteste  mir  bekannte  Beispiel  ist  Smyrna.  Zwiseben  346  und 
244  bestiitigte  Seleukos  II  dieser  Stailt  ihre  Autonomie  und  demo- 
kratische Verfassung,  bemühte  sich  aber  zugleich  ihr  das  llecht  der 
Asylie  zu  erwerben.  Die  Sache  war  offenbar  noch  neu  und  be- 
durfte allgemeiner  Uebereinkunft,  durum  schrieb  Seleukos  *an  die 
Könige  und  Machtliaber,  Städte  und  Völker'  und  stellte  an  eie  die 
Forderung,  ausser  dem  Uoiligthum  der  Aphrodite  Stratonikis  auch 
die  Stadt  seihst  als  *  heilig  und  unverletzlich  *  anzuerkennen  '^.  Im 
J.  193  erwarb  die  Stadt  Teos  ihr  Asylrecht,  gleichfalls  auf  An- 
regung und  unter  Beihilfe  eines  Selenkiden,  Antiochos  HI  des 


*  Die  Anmerkung  siehe  im  Auhang  V. 
«  CIG  3ia7,  11  f. 


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Ein  £pigramm  von  Koidoe. 


39 


Grost:en  Kh  ist  wolil  kuiii  Zufall,  tlasB  die  asyleu  Stadto  fast 
Aueechlieeslicb  tiieils  Kleinasien,  Iheiis  dem  licreicli  der  Seleukideu- 
herrechafi  mid  liier  besondere  dem  Syrischen  Vorderlaod  aogehdreo, 
und  daM  es  nacb  der  durcb  Tiberina  im  22  n.  Chr.  aogeord- 
natai  R«?iakMi  und  BeeobnUikiuig  der  Aqrlncbta  wiedanitn  KUm- 
aeien  ist,  wo  die  alten  Ansprüche  in  der  Sehmeiehelei  gegen  die 
Kaiser  das  Mittel  Buden,  unter  dem  bescheideneren  Titel  der  * 
Neokoi'ie  ^  von  neuein  hervorzutreten.  £rst  mit  dem  lustilut  der 
A^lie  war  völlige  KeutralivieruDg  eines  Stadtgebiets  geschaffen; 
wann  die  Saleokiden  von  daanetben  für  die  Sfc&dte  des  Synaoh- 
Piwenikiaelian  KftsUnlaoda  so  nmfiMeenden  Oehraneh  machten,  lo 
iat  die  Planm&sdgkeit  eohwer  an  verkennen,  welche  durch  Herstel- 
Inng  religiös  neutralisierter  Gebiete  die  Invasionen  der  Ptolemaecr 
mögliülist  zu  erschweren  suchte.  Aber  auch  in  Kleiuusien  ist  diese 
politische  Maassregel  aeit  193  gewiaa  in  steigender  Ausdehnung  und 
Bigenmeoht^gkeit  «qgewandt  worden,  wie  wir  ane  dam  Referat  bei 
Taeitna  *  und  den  vorliegenden  Thaftiaehen  aohlieeenn  mtoen. 

Die  Anägodden  duften  gerade  ÜBr  die  Kariaehen  Stftdte  noch 
ein  näheres  Interesse  hegen.  Der  Begründer  des  Hauses  hatte  im 
J.  313  den  Karischen  Satrapen  Asundros  zur  Unterwerfung  ge* 
nötbigt,  und  eine  wesentliche  Bedingung,  die  er  ihm  vorschrieb, 
war,  den  Helleniachan  Städten  ihre  Autononie  wiederangebon  Κ  An 
dM  flbUehan  Betangttf^gen  der  Brkenntiibbkeit  wecden  diese  aeho« 
damals  es  niebt  haben  fehlen  lassen.  Aber  jene  Befreiung  hatte  ein 
offenbar  tiefei es  Vei  hiiltnihs  der  Dankbarkeit  begründet.  Als  während 
der  harten  Belagerung  durch  Demetrios  im  J.  304  den  Rhodiern 
in  der  Volkeversammlung  der  Antrag  gestellt  wurde,  die  Bildsäulen 
das  Antigonoa  und  Ilemetrios  niedanwrmssen,'  wiess  die  Gnmeinde 
den  VoBsefalag  mü  EntrOstnng  anriek  nad  Uess,  «rie  Diodor  sieh 
•osdHIckt,  in  den  fllr  Antigooos  festgesetaten  Ehren,  d.  h.  in  sri* 
neni  llertjencultus  keine  Aeuderuug  eintreten  ^ ;  es  ist  das  um  so 
merkwürdiger,  ab  Antigoaoe  selbst^  nicht  sein  kriegführender  Sohn 

^  0ie  AnsMvkmig  siehe  im  Aahaai;  VL 

*  Dieser  Titel  tritt  erst  seit  der  Regierung  des  Claudius  hervor, 
1.  Kekhel  dootr. num«  vet.  4, 296 ;  LH. Krause,  Civttates  ueooorae  p. 20 ff. 

'  Tae.  ann.  8,  60 £,  wo  man  die  Worte  α  60  *regum  etiam,  qui 
sate  vim  Romanam  valuerant,  deoreta*  gebührend  sa  würdigen  hat. 
eine  be^mme  Zusammenstellung  der  asylen  Städte  gibt  Eekhel  d.  n. 
4.  907,  Mionnet  snppl6m.  IX  p.  164  f. 

«  Dtodor  19«  75. 

»  ders.  20,  98. 

_^  fJ^iiiziti  by  LiüOgle 


40 


Km  Epigramm  vod  Κοι·1ο·. 

I 


thatsächlich  als  der  Angreifendo  betraclit«!  wurde  Und  die  Kni- 
dier  sind  ee,  welche  id  dieeeni  Kampf  awiechen  Demetrioa  «ad  fik»- 
doB  Termttieliid  eiogreifea  nin  einen  Aoagleich  an  Weg  la  briogea 

Dause  ihr  Schritt  erfolglos  blieb,  log  in  Verhlltoieeen,  deren  nicht 
sie  Herr  waren;  aber  dass  sie,  die  Stammes-  und  Bundesverwandten 
der  Rhodier,  zu  eioem  solcbeu  Versuch  sich  berufen  fühlteu,  ist 
Beweis  genug  für  ein  intimereB,  durch  Aufmcrkeamkeiten  ihreraeiU 
gepfl^gtee  Verhiltniee  m  Antigonoa,  anf  das  eie  vartraaen  koontMi. 

Noch  in  fernerer  Zeit  tritt  dieeea  traditioMlle  YerhAltiiiM 
einmal  hervor.  Als  Antigonoe  III  Doeon  die  Yomnmdachaft  Ahr 
Philippbs  angetreten  hatte  (229  ).  sogoltc;  er  nach  Ordnung  der  hei- 
mischen und  Thessalischen  Wirren  nat  1»  Asieo,  wo  er  laut  den  dürf- 
tigen Worten  unserer  Quelle  ^  '  sich  Karien  imierwarf ' ;  es  fand  dies 
jedeafalle  Vor  seinem  £iorilcken  in  den  Peli^imea  (329)  etalt.  Ich 
vermag  den  Gombinationen,  welche  Drehten  ^  ao  dieae  veninaelte 
Nachricht  knftpft,  nicht  an  folgen.  Die  Aeiatieehe  üniemehnrong 
des  Antigonos  konnte  eine  dauernd«  Occupation  weder  beabsichtigen 
noch  zur  Folge  haben.  Der  Aegyptischon  Macht,  die  ihm  für  seine 
Hellenischen  Angelegenheiten  die  grössten  Schwierigkmten  au  machen 
drohte,  hatte  er  eineii  wichtigen  Stütqrankt  eotacgen,  wenn  er  ihre 
Beeatsnngen  a«e  Karien  verlrieb  nod  die  Autonomie  der  Stldle  Wr* 
stellte.  Was  war  der  Anlaes  nnd  Reehtetitel  gerade  au  dieaem  eehaek* 
Aug  gegen  Ptolemaios  Euergetes?  Von  den  Karischen  Städten  selbst 
musHtou  })egi  iuuletü  Ansprüche  wie  auf  ihre  Autonomie,  so  auf  die 
Beihilfe  des  Antigonos  erhoben  worden  sein,  wenn  der  umsichtige 
König  eich  an  der  weiten  SeeespeditioD  entsohliseson  konnte. 

So  sehen  wir  faat  ein  Jahrhundert  kng  Karien  In  nifaarer 
Besiehung  au  einem  Fikratenhaus,  dessen  Sehwerpunkt  wenigatens 
seit  der  Katastrophe  des  Demetrios  Poliorketes  (287  j  so  ferne  lag, 
dass  es  an  den  Schicksalen  jener  Städte  ein  unmittelbares  und  thä- 
tigcs  Interesse  nicht  mehr  nehmen  konnte.  Wie  in  eine  offen  ge- 
haltene Stelle  ordnet  mch  unter  die  vorgeftlhrten  Thatsaohen  die 
Knidische  Inschrift  ein,  die  uns  den  fortdauernden  Zuaammenhaug 
Kariena  mit  den  Antigoniden  durch  die  neue  Naohrioht  illuftriart, 


*  8.  Diod.  20,  99.  PlnU  Demetr.  22  estr. 

•  Diod.  20,  96. 

'  prol.  Trogi  1.  28  'tntclam  filii  eiusPhilippi  sueoepit  Antigonus, 
qai  Thesialiam  [vgl.  lustio.  28,  3,  14]  et  in  Asia  Gariam  subiecit* ;  vgL 
Polyb.  20,  5. 

«  Hellen.  2,  473  f.  520.  542  f. 


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Km  EpIgTMnm  v«ii  Knidot. 


41 


Smm  Avtigmat»  Π  GoMtas  woo  derStedt  Knidot  als  'liebreioli 
sinnter  *  Heroe'  durch  eine  Tempelanlage  und  Spiele  geehrt  wer. 
Alles  drangt  zu  der  Annahme,  da^s  seit  dem  liefreiungskrieg  des 
J.  313  die  Aniigooiden  als  dio  Garanten  für  die  Autonomie  Kanens 
galten»  nnd  MHreit  et  mögiieh  oder  dienlich  war,  auch  sieh  eelbst 
gaitdnd  nHMlrton.  Zu  aeinen  Knidlaeben  Ehren  würde  Gonataa  nicht 
gtriangt  aein,  wenn  niebt  auch  er  jener  Tradition  gomftia  eich  vm 
die  Karischen  Städte  ein  bestimmtes  Verdienst  erworben  hätte; 
ohnehin  war  eine  solche  öifent liehe  Verehrung  nur  denkbar,  wäh- 
rend Knidos  aich  in  voller  Unabhängigkeit  von  Syrien  und  Aegypten 
hafand.  Der  wahraeheiniiohite  Anlaea  Ueibt  liir  miob,  wie  oben 
entwickelt  wnrde,  der  FriedamacMnaa  mit  Antioehoa.  Aber  bei  der 
entmttthigenden  LöckenhafÜgheit  unserer  Ueberliefernng  wäre  ea 
thciricht  sich  zu  verhehlen,  dass  Gonatas  allenfalls  auch  unter  un- 
derea  Umständen  sieh  die  Knidier  Dank  verpflichten  konnte« 
Wkaen  wir  doch,  daae  er  vor  dem  benachbarten  Kos  einmal  einer 
Aegyptiaehen  Flotte  die  Spitne  geboten  hat,  ein  Seetrdfien  daa  von 
Droysen*  in  den  Znaammenhang  dea  Chremonideischen  Kriegs  ge- 
stellt worden  ist. 

4.    Mit  grösserer  Gewissheit  hat  man  einen  Artikel  des  Fric- 
denaparte  nut  Antioohoe  In  der  £be  gefunden«  die  bald  nachher 

*  Dem  φ(λίος  ηρης  unserer  Inschrift  ganz  enieprecbend  wird  Alexan- 
der der  GrusRC  von  Theokr.  17,  18  φίλα  ildmg  genannt.  Auf  die  Heroen 
der  ofiiciellen  Sprache,  auf  die  'heiii<^  gonprochenen*  vcrpHanzen  eioh 
die  Vorstellungen,  welche  der  Volksglaube  überhaupt  an  den  Cultus  von 
Heroen  knüpft.  Das  Volk  sah  in  ihnen  dio  seligen  Todten  und  Ahnen  des 
Cleechlcchte,  die  es  sich  wohlwollend  und  Segen  bringend  wünM^t;  da- 
her der  Todte  auf  den  Grabsteinen  gewöhnlich  mit  χφμη4,  χρψηη,  auch 
wohl  ίρως  χ(^ψηί  (zB.  bei  Heosey,  le  mont  Oljmpe  p.  478  N.  28)  an- 
geredet wird;  Karischen  Grabdenkmilem  scheint  die  Uebersehrift  dm- 
.  ^oMsr  myit^mv  (Inschrr.  von  Hylasa  bei  Le  Bas  III  n.  460-^7,  lasos 
eiid.  n.  306,  rgl.  Oljmos  n.  888, 8)  eigenthfimlich,  welche  dem  sonst  öb* 
Kehan  99m¥  χΜαχ^ί·$¥  und  dU  mamOmB  socmai  gleich  steht,  vgl.  Wad- 
dingtott  an  LeBas  ΙΙΓοζρϋο.  ρ.  188.  Sie  können  eben  auch  übelwollend 
und  gefthrlich  sab,  s.  0,  IMlthey  Bh.  Mua.  27,  889  und  rgl.  noch  Ba- 
bfioe  frb.88  nnd  die Chrabaofarift  ans  demPirlensBh.  M.  8, 286  mit  der 
wnnMnden  Lehre  φ^μέρν¥  «me»ti}  νίμιαις.  Naiv  spricht  sieb  die  von 
dem  Charakter  und  Benehmen  des  Lebenden  abhän^go  Doppclseitig- 
keit  des  Todten  aus  in  einer  leider  verstümmelten  Lomuischon  Grab- 
echrift  bei  Conze.  Reise  auf  den  Inseln  des  Thrak.  Meeres  Taf.  XVIII, 
6  (vgl.  p.  llö)  Jlitatif  ίύμινύης  rtkiO^to  ·  *  loiatt'  προψρο^έως  ώς  έμί 

«  a.  a.  ϋ.  2,  217  f. 


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42  Bin  fipijfnunM  ? on  Knidot. 

Aotigonoe  GoofttAB  mit  VhikL,  der  Sokweeler  «eiiiee  Qegom  βίο- 
gieng  Κ  Vor  der  definitiveD  BeiitMrgreiftiiig  dee  MakedonieelMD 
TbrODS  konnte  die  Hochzeit  nicht  stattfinden.  Dass  sie  mit  einer 
Feierlichkeit  bejyangen  wurdr,  welche  sie,  wie  einen  Inaugurationbact 
der  Regierung  ersclieineu  iiess,  können  wir  noch  halb  sehen.  Es 
ist  bekMiat  daee  Aotigonoe  ekb  *em  den  ynm  ihm  Wohforehrteo 
Zenon  mit  der  Bitte  wandte,  ihm  bei  der  Ofganiwlion  dee  Make- 
donieohen  Köni^Ki  oiehe  ale  Rathgeber  Bitr  Seite  μ  stehen,  md  daee 
das  greise  Haupt  der  8t«a  ihm  statt  seiner  zwei  vertraute  Sehn  1er, 
seinen  Laudsiiiaun  und  Hausgenoseen  Persaiog  und  den  Thebauer 
Philonidee  zuschickte  \  An  Persaioe  hatte  eich  schon  zu  Athea 
Aratoe  von  Soloi  aiigeoohloaien,  er  folgte  eeiDem  Lehrer  naob  Make- 
donien, und  wv  wieeen,  das«  er  ^sor  Hoehseit  dee  Anügnaoe  nnd 
der  Phila*  am  Hof  von  Pella  eintraft.  Die  Lebensbeschreibung 
des  Aratos  setzt  hinzu:  *und  nachdem  er  sich  (bei  dieser  Gelegen- 
heit) vorthoilhaft  bekannt  gemacht,  Hess  er  aidi  auch  die  übrige 
Zeit  (eeioea  Lebens)  dort  halten'.    Nieht  also  um  im  StiUen  dea 


'  Vita  Arati  I,  42  p.  53  West,  χκϊ  γννηΤχη  (ίχί  'ΝΊμι'  ι  ην  2^tXtV' 
χον  xfi)  2:τραιο»'(χης  *h'y((i^Qtt;  die  Stelle  des  Suidas  ν.  ^^wioi,  die  noch 
Niehl] hr  kl  8ohr.  1,  227  in  die  Irre  führte,  ist  vermuihUoh  Idokenhaft 
und  etwa  so  zu  erganzen  ίπιγράμμαψη  ^ίς  ΦίΙην  ιην  9υγατ^ηα  Uvtirtn- 
fQOV,  \JΛη1^nf(       ]^vny6i'tw  xnt  ftg  την  όμωννυον  &ty(tT^(Ht  μίν  ^tltixot'], 

ywnixn  if'  Ιίνιιγυνον.  Die  Verknüpfung  dieser  Hoohseit  mit  dem  Frie- 
densschluts  finde  ieh  tchon  ypn  Orelli  zu  Memnon  p.  222  vorgetragen, 
▼gl.  Drojraen  8,  179. 

*  Laert.  Diog.  7,  6—9  vgl.  86. 

*  Vita  Arati  IV,  10  p.  00  W.  αχοΐΜ/ας  ^  6  ^^υς  Πίοααίφ  ψφ 
ψίοσόφφ  Jf^rjjee  JuA  αυηΧ^ώρ'  αντφ  th  Maxtiovittw  μηαη9μφ&ϋ>η 
Vit*  jivttyotov  Μηϊ  nttQtX9w¥  ίίς  τον  jtmyovau  and  ΦθΜς  γάμορ  JMd  tr^o» 
χιμψτας  [vgl.  I,  46  9ς  πήρα  τφ  βασιλίΐ  γινόμενος  ietü  ίυ^ωαμψΜς  Ir  τβ 
tj  «Ufn  ποΧυμ«&§ί^  χαΐ  ποιψί»ζ\  το  Xotnov  του  jggovov  itirgi^tv  i*i7itt. 
Die  Hoehseit  konnte,  "wie  sieh  aus  dem  obigen  Zusammenhang  ergibt, 
frühestens  Ende  277  stattfinden  und  wird  vrahrseheinlieher  in  das  Frfth* 
jahr  276  so  setzen  sein.  Bines  Eingebene  auf  die  entgegenstehenden 
Vermutirangen  Röpers  Philol.  9,  28it  sehe  ieh  mieh  dnroh  die  beson- 
nene und  sorgfaltige  Arbeit  R.  Kdpke's  De  Arati  Solonsis  aotate  (Progr. 
von  Uiihen  18t»7)  p.  ο  fT.  enthoben,  mit  dem  ich  mieh  frcae  in  allem 
wesentlichen  übereinzustimmen.  Ks  ist  deutlich,  wie  auch  Kopke  p.  6 
vermuthct.  »läse  die  Katnstrophc  welche  durch  Pyrrlins'  Hückkehr  aus 
Italien  274  über  Anti^omis  hereinbrach,  den  littcrürisclien  Kreis  des 
Makedonischen  Hufs  zurepn  itfite  tnul  den  Aratos  zunächst  nach  Kos, 
<lanu  7.U  Antiochos  führte,  bis  die  gc»icbei*teren  Zustände  Makedoniens 
seit  272  ihm  die  Kückkehr  gestatteten. 


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Ein  B^gnmm  von  Knidoi»  43 

Unterricht  Persaioe  weiter  in  genieieen,  eoodern  um  ielbni  in 
die  OeflentUclikttt  liervoisatreleo  bstte  er  den  Lebrer  begleitet. 

Der  gleichzeitige  Auf enthak  des  ΛϋΙοΚτ8  AlexHiulro.s,  des  Antagoras 
von  Rhodos,  des  i  iiuoii  vm  Ddius  am  Makedonischen  ΙΙυί'  veirätli 
une»  daae  daa  koniglielie  Beilager  die  dichterieob^  Kräfte  Griecbtio- 
buida  SU  agonalett  Pruduoiionea  hevanaog,  bu  denen  dann  die  nene 
Hofhaltung  noch  weitere  Gelegenheit  gebeten  haben  wird.  Ein 
glücklicher  Zufall  hat  una  die  Kunde  bewahrt daee  es  ein  Uymnoe 
aul  den  I'aii  von  Arkadien  war,  durcli  v\ eichen  sich  der  junge 
Uiclitcr  von  Soloi  die  (iiniht  des  Könige,  deren  or  furtan  sicher 
blieb,  erworben  hatte.  Auch  seiuen  allgenieiuen  Ruf  als  Dichter 
begründete  ihm  dieser  Hymnof^  denn  die  auffällige  Verbiudntig,  in 
welche  TheokritDs  7,  99  ff.  den  Paa  mit  dem  Namen  dee  Aratoa 
eetii,  laset  uns,  wie  man  bereits  bemerkt  hat  erkisniien»  dass  der 
Ruf  el^eu  jenes  Hymnus  dem  Aratos  auch  in  dem  Dichterkreise  yon 
Kos  eine  freundliche  Aufnahme  bereitet  hatte.  Mau  möchte  wissen, 
ob  eine  Coucurrtmz  für  epische  Hymnen  auf  Pan  von  Autigonos 
ansgesehrieben  oder  ob  es  nur  ein  glücklicher  Zufall  war»  derArar 
tos  aof  diesen  Stoff  fahrte. 

Der  Cultne  des  Pan  war  Makedonien  nicht  fremd.  Kupfer* 
münsen  von  Pella  zeigen  den  Kopf  des  jugendlichen  Pan,  zu  Mün- 
zen des  Staats  mit  der  Beischrift  ISlii*h^i)Yi.MV  hat  der  Kopf  als 
Stempel  gedient^;  auf  denselben  Cultus  hat  schon  Kckhel  das 
mit  den  Hörnern  sich  stossende  Paar  von  Geisbooken  auf  Mtow 
▼Ott  AmphipoUs  and  Thesealonike  besogen,  eine  Vermuthiti^,  die 
A^Come  ^  durch  das  ReKef  einer  kOnstlichen  Pansgrolte  auf  Thasos 
trefilich  hestatigL  hat.  Man  war  berechtigt  zu  der  Annahme  dass 
dieser  C'ultus  im  Isorden  der  Balkauhalbinscl  von  Alters  heimisch 
und  nicht  erst  zugeführt  war.  In  ganz  besonderer  Weise  tritt  je- 
doch Pan  auf  den  Münaen  eines  Antigonos  hervor.  Wir  haben 
Tetradrachmen  mit  der  Beischrift  ßf$mUwg  ^Avuyww^  welche  den 
unbärtigen  Kopf  des  Pan  mit  zwei  Homansätsen  auf  der  Stirn  und 
splL^em  Ohr,  daneben  den  kvummeu  iliiteustab  darstellen  Signi- 


*  V.  Ar.  III,  19  p.  58  W.  intamihU  {avmnittig  Ucmsterh.)  fU  τφ 
fimailti  TiQtkov  μ^Ρ  autov  ποίημα  (o  t'ytm  to  (/ς  thv  J/nvn  της  !4ρχαόίαςψ 
VgL  If  8β  fyQaiffi  ....  xnl  (ίς  Πάνα  Ίίμναρ,  Suidas  νμνονς  (ίς  fTiirn. 

»  J.  Hauler,  De  Thoocriti  vita  et  carm.  (Freib.  1866)  p.  IS  f. 
»  Eekhcl  d.  n.  2,  74.  61.  *         *  Thrak.  Inselr.  p.  11. 

*  s.  W.  Gebhard  im  Progr.  des  Oyma.  v.  Branniohweig  1872  p.  7. 

*  Bei£ckhel  3, 128.  Ifionnet  desor.  de  mMaUle^  I  p.  5801  n.84R 
—862,  nppl.  lU  p.  246  n.  608. 


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44 


Ein  EpigTamm  τοο  Snidoe. 


ficanter  sind  Kupfermönzen  mit  dem  Monogramm  /^,  anf  deren 

Rückseite  Pan  nackt  und  gleichfalls  iinbärtig,  aber  am  Schwanz 
und  den  beiden  Hörnern  auf  der  Stirne  kenntlicli,  ein  Siegeszeichen 
»ofrichtet  Κ  Eckhel  hat  gegenüber  streitenden  Andcbten  auch  hier 
einmal  die  Ueberlegeokeit  eeinee  rnbigeii  und  inetincttreD  Soharf* 
blicke  bew&hrt,  als  er  beide  Mfinstypen  dem  Antigonos  Gonaftaa 
zutheilte.  Wenn  Pan  ein  Tropaion  errichtet,  so  muss  der  Gott  ee 
gewesen  sein,  der  diesem  Antiigonos)  einen  wunderbaren  Sieg  ver- 
schafTte :  der  Sieger  schrieb  sein  Glück  der  Wirkung  eines  *  Pani- 
schen Schreckens*  au,  der  sidi  des  feindlioben  Heerea  bemäch- 
tigt hatte. 

Nur  darin  war  Eckbel  nngleoklicb,  daes  er  daa  Ereigmes,  an 

welches  jener  Münzstempel  erinnern  sollte,  in  der  Gallierniederlage 
vor  Delphi  suchte.  Der  Volksglaube  sah  allerdings  in  ihr  die  Wir- 
kimg nicht  nmr  dner  Epiphanie  des  Gottes  tmd  der '  weissen  Damen*, 
soadem  auch  einee  Panischen  Schreckens*.  Aber  die  Betheilignng 
des  Antigonos  an  dieeem  &mpf  am  Pamass  beschrSokte  sieh  auf 
den  dürftigen,  nur  eben  die  Ehre  rettenden  Zuzug  von  500  Mann  ·. 
Enger  mit  den  Geschicken  des  Antigonos  ist  ein  anderes,  ähnliches 
Ereigniss  verflochten,  die  Selbst  Vernichtung  eines  Gallischen  Heeres 
im  Verlauf  des  Chremonideiechen  Kriegs^:  auf  diese  scheint  Mick 
jene  Mfinaen  belogen  au  haben.  Das  ist  aus  chronologischen  Grftn- 
den  nnthnnlicb.  Denn,  um  es  knrz  sn  sagen,  dieselbe  Fügung, 
welche  jene  Kupfermünzen  verherrlichen,  hatte  auch  Aratos  StoflF 
und  Anlass  zu  dem  Hymnos  gegeben,  durch  welchen  er  sein  Lebens- 
gläck  und  seinen  dichterischen  Rui'  begründete.  So  bleibt  denn  nnr 
ein  Siag  des  Antigonos  flbrig,  dnrch  den  jene  Yerabmag  des  Fan 
herrorgerofen  sein  kann,  die  bereits  erwfthnte  *  Niederlage  der  Kel* 
ten,  durch  welche  nach  dem  I  riedensschluss  mit  Antiochoe  der 

>  Eokh'el  2,  125.  Mtonnet  I  p.  5Θ1  n.  858— 864,  suppl.  III  p.  246  f. 
n.  5M— 614,  Vgl.  Leake,  nnm.  Hell,  kings  p.  18.  Das  Monogramm  ist 
abgebildet  bei  Mionnet,  recaefl  des  phmches  Taf.VI,  602.  Srae  Varietät 
dieses  T^pne  gibt  derselbe  desor.  I  p.  582  n.  865  'Faone  oonronnant 
an  tfopli4e*. 

*  Pausan.  X  23,  7-- 10.  vgl.  C.  Wachemath  in  v.  8yMe  hislor. 

Zeitschr.  10.  1  ff.  Es  ist  dabei  nicht  zw  übereehen,  dass  die  Umwdiner 

desFarnass  den  Pan  in  der  Kor^kischen  Grotte  verehrten,  Paus.  X  82, 7. 
»  TauB.  X  20,  5. 

*  lusÜDus  26,  2 ;  vgl.  A.  Nick,  De  vita  et  rebus  Antigoui  Goualae 
dies,  tiöttisgen  1Θ34  p.  23. 

*  Oben  S.  37  Anm.  8. 


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Ein  JBpigraM  τοη  Kaido«. 


46 


K8dg  lieb  den  Wag  nMh  Tbrakieo  «od  Mekediwrim  «dftwt  Mb. 
Antigonoe  bitte  beiLysfmaebie  am  Heer  enegeeebifft  und  ein  Lager 

beziehen  lassen,  als  eine  von  Brennus  zurückgelassene  Schaar  von 
etwa  18000  Kelten  ihm  Gold  um  Frieden  abzunöthigen  Ruchte.  Der 
frenndlifibe  Empfang,  den  er  den  Abgesandten  bereitete,  hatte  dm 
eotigigemeiefaiteB  Erfolg,  die  Beatelnai  der  Barbaras  wurde  mar 
ua  ao  mehr  emfeaaiidat  Ibram  Angriff  «iob  Antigoooa  am,  mdean 
«r  aefai  Lager  preisgab  nnd  den  grCeaeren  Tbeil  dea  Heerea  in  die 
Wälder  rettete.  Die  Kelten,  nicht  zufrieden  das  Lager  geplündert 
zu  haben,  warfen  sich  auf  die  Flotte.  Aber  das  Rudervolk  und 
ein  Theil  der  Trappen,  der  auf  den  Schififen  Zuflacht  geeuoht  haUe, 
leiateten  tapferen  Widentand,  und  der  Plünderangaveiineb,  der  ao 
afiheloa  an  gerathea  aebien,  endete  wider  alles  Erwarten  mit  der 
Vemicbtnng  dea  Keltenbanfena.  InatinuBi  dem  allein  wir  dieae 
L' eberliefern ng  verdanken,  schliesst  seinen  Bericht  mit  den  Worten: 
*und  so  bedeutend  war  die  Niederlage  der  Kelten,  dass  der  Ruf 
diesea  Siegs  dem  Anügoaos  Frieden  und  Ruhe  nicht  allein  vor  den 
Kelten,  aendem  aaeb  tot  den  barbariaeben  Naobbarattaiinan  aieberte* ; 
ja  Ant»  fand  nnn  in  dar  ftbrig  gebliebenen  Maanaebaft  der  Kelten 
berate  Soidg&nger,  die  üun  aar  Wiedergewinanqg  Ifakedoniena  be- 
bilflicb  wurden  Das  Gros  von  Antigonoa  Heer  war  an  jenem 
Kampf  gar  nicht  betheiligt  gewesen:  um  .so  wunderbarer  musste 
der  unverhoffte  Sieg  über  die  gefürchteten  Horden  erscheinen,  und 
je  wichtiger  er  iQr  die  weiteren  Unternehmungen  dee  Antigonos  war, 
?oii  dieaem  aaeb  mit  am  ao  grOaaerer  Dankbarkeit  boebgebaltan 
werden.  Und  diese  Auffassang  war  die  allgemeine.  Wo  immer 
Antigonos  Einfluss  and  Freunde  besass,  wird  man  sich  wie  in  Ere- 
tria  *  beeilt  haben  an  ihn  Gratulationsdecrete  zu  dem  Sieg  zu  er- 
lassen, der  ihm  endlich  die  Rückkehr  nach  Makedonien  verschaffte, 
aber  in  keinem  anderen  Decret  dieser  Art  wird  die  Maasshaltnng 
der  Spraebe  geberraebt  beben,  die  man  an  dem  Bretriseben  Psepbisma 
dea  Menedemoa  bewanderte. 

Der  Pen,  welcher  ganzen  Feindesacbaaren  den  rätbselbaften 


'  Polyaen.  IV  6,  17  vgh  Waohimuth  a.  a.  O.  p.  6  f. 

*  LserU  Diog.  2,  141  ^TUt  tmov  (den  Menedemos)  χαϊ  Αντί- 
γονος MtA  μοΒψ^  mnitifmww  βαηοψ'  x«l  ifHm  tvUa  τους  βαρβά^νς 
^ίίΛψάχίίον^  γράφΗ  ψψρισμα  αιηψ  Μίνέ^ημος  άηλονν  Jt  χαϊ  άϋό' 
hacov,  ον  ιί  «cg^*  ^Ol  ηρβτηγοϊ  χίύ  οΐ  ιμ^όβουΐ»  άηορ'  Ιπαβη  βααίλίυς 
*Anif9i90i  ftmx^  puaiattt  tiAs  ββρβάρους  nunwytvttut  είς  την  Μέκτ  jmU 


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46 


Βίο  Epigramm  τσιι  Kiiidoe. 


Sohredcen  anfltet,  ist  der  ArkAdmc^e:  seit  seiner  Brteheinnnf  wor 
der  ScMaeht  von  Marathon  war  diee  der  Grieefiieelie  Volksglaube  *. 

Ausdrücklich  wird  Arats  Dichtung  ein  H^^mnos  auf  den  Pan  von 
Arkadien  genannt ,  wie  Theokritos  in  der  Stelle  von  Aratos  *  auf  den 
Arkadischen  Gott  anspielt.  Sehr  wahrscheinlich  ist  es,  und  ich 
finde  dieee  Veramthung  ancb  bereits  von  Bergk'  au^gesprocbei», 
daeeKaitorioti,  ein  allerdings  «ohon  309  za  Athen  t1iftti|per  Dichter  * 
ans  8oloi  an  seiner  metrisolien  Spielerei  fiW  Pan,  von  weleher 
Klearchos  berichtete,  gleichfalls  durch  den  Glücksfall  des  Antigoiioa 
veranlasst  war :  auch  er  ruft  den  Gott  an,  der  das  scliiieeumstünnte 
Land  der  Arkader  als  Wohnsitz  inne  habe*  Schwerlich  werden  wi^ 
Mkdlieh  irren,  wenn  wir  mit  den  Ereignissen  dieser  Zeit  eine  Schrift 
des  peri patetischen  Litteraten  Klearchos  ans  dem  Kyprfscben  Soloi 
*über  den  Panischen  Schrecken'  ''  in  Zusaninienlianfr  bringen.  In 
der  Weise  Theophrastischer  Monographi«'n  und  wi<'  vr  seibat  in 
mehreren  Büchern  den  Schlaf  untersuchte,  seheint  er  dort  den  Pani- 
schen Schrecken  dnrch  Vergleiohnng  anderer  ekstatischer  Erschei- 
nungen psychologisch  oder  vieihnebr  physiologisch  erklärt  ta  haben  *, 
Dichter  verherrlichten,  em  Philosoph  analysierte  die  Wnnder- 
erscheinung,  durch  welche;  eine  wichtige  Wendung  in  Antigonos' 
Loben  herbeigeführt  worden  war;  der  König  selbst  liess  auf  seinen 
Münsen  das  Bild  des  Gottes  prftgen,  dessen  Hand  der  Volkaglaabe 
in  dem  Wunder  eii>lidite.  Und  nun  finden  wir  bei  Knidos  ein  Ts- 
nenos  von  AntJgonos,  dem  Sohn  des  E])igonen,  nnd  es  wird  nns 
darin  ausser  dem  ileroon  kein  anderer  Cultusgegenstand  genannt 


'  Herod.  0, 106  vgl.  das  demSimonides  Kugesebriebene  Epigramm 
fr.  133  \m  Borgk  poet.  lyr.  p.  1168  (9.  Ausg.)  u.  a.  Auf  der  Burg 
von  Athen  stand  ein  Pen  τροπαιοφόρος  (antik  Planud.  bei  Jakobe  AP. 
II  p.  704  n.  259)»  von  A.  Michaelis  annali  delP  inst.  1863  p.  SIC  wohl 
richtig  auf  die  Maratbonische  Schlacht  besogen. 

*  Theokr.  7,  107  und  wahrscheinlich  auch  108,  wo  die  Lesung 
sweifelhaft  ist 

*  Poet  lyr.  p.  1381. 

^  Diese  Annshme  beruht  auf  der  gl&cklichen,  von  Meineke  und 
Bergk  p.  1280  gebilligten  Eaendalion  Leopardi's  zu  Athen.  ΧΏ  ρ.  642e. 

*  /Γ«ρΙ  toi  ntmnov^  angeführt  bw  Athen.  IX  p.  889  f.  Das  einsige 
efkaHene  fr.  (71  b.  Mütter  FÜG  2,  8S4)  handelt  von  abnormen,  ekslati- 
S(dien  Erscheinungen  des  Zeuguugatriebs  bei  Vögeln. 

*  Sollte  in  diesem  Wettstreit  die  bildende  Kunst  allein  snrftok- 
geblieben  sein?  Wer  mochte  das  glauben?  Aber  auch  hier  verbietet 
die  Lückeubaftigkoil  uuberea  Wieeene  jede  beeiininitere  Vermuthung. 


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Eid  £pigrMiiiii  von  Knidoe.  47 

■Ii  ein  Bild  dee  Syrinz  epielenden  Pan :  gerade  diee  war  die  Vor- 

stellung,  die  man  in  Arkadien  von  dem  Gott  hatte  *  und  die  auch 
in  Atbeo  bei  der  Verpflanzung  des  Cultus  zur  Zeit  des  Marathon!- 
•eben  Kampfee  typisch  wurde'.  In  dieeer  Tbateaohe  und  in  dtr 
Nachrifiht  ?on  Arntoe  liegt  die  Gewftbr  fiir  die  forgetragene  Den- 
tong  der  Kapferrnttanea  mit  dem  Tropaion  anfnehtenden  Paa  nnd 
der  Schlussstein  der  ganzen  Combination.  Pan  war  für  Antigonos 
GonatAs  zu  einem  Schutzpatron ,  einem  Gegenstand  persönlichen 
Cnltus  geworden :  die  Dichter  die  den  Pan  besangen,  brachten  ihre 
Hnldigoog  dem  König  dar,  nnd  die  Städte  welche  Antigonos  als 
Heros  ehrten,  weihten  in  seinem  Temenos  das  Bild  des  Arkadi- 
schen Gotts. 

Die  Knidier  werden,  wenn  ich  die  Veranlassung  richtig  ver- 
Mtbet  habe,  ihren  Ehrenbeschluss  für  den  Makedonischen  König 
vnmtttelbar  naeh  dem  Bekanntwerden  der  Friedensstipulationen  mit 
Antmehos  gefasst  haben.  Aber  die  Niederlage  der  Kelten  bei  Lysi- 
■aehia  nnd  die  Hochs^t  mit  Phtla  mnssten  längst  vollendete  That- 
Sachen  sein,  ehe  die  bcHclilossenen  Anlagen  des  Temenos  fertig  ge- 
stellt sein  konnten  und  das  Epigramm  auf  der  Basis  des  tbür- 
tetendmi  HenMs  emae  Stelle  gefunden  hatte. 

*  S.  Pansan.  ΥΙΠ  86^  8.  88,  11  η.  a. 

*  Borip.  Ion  510  ff.,  vgl.  Michaelis,  annaK  1868  p.  809  ff. 


Anhang:. 

I.  Anm.  7(1  p.  2ü,  5. 

yerk&nong  des  ω  in  der  Flexion  von  ηροίζ  schon  hol  Homer 
{903,  mehrmals  bei  Findar  s.  Böckb  adn.  crit.  ad  Pyib.  1,  53  p.  438 
aad  G.  Hermann  opnso.  1,  262;  $ρωα  alsDaciylas  auf  der  Aegyptiechen 
Issdirift  eines  Kfeters  bei  Letronne,  Feme  de  phUol.  1*  302  und  CI6r. 
4838;  b  and  in  einem  Epigiamm  von  Priene  CIG  2907,  4.  Auf  einer 
i|itea  Insohrift  τοη  Kolophon  ist  die  Yerkünong  sogar  in  der  Schrift 
follsogen:  jpoüriü  ihnmrta  omw^  bei  Bensen  in  den  annali  dellMnst.  1864 
Pk  106;  ebenso  in  άφηραί^,  'ϋρΦίοΜ^Β,  'Hnoimai,  s.  Voretsseh,  Krei 
tHmtsfsrtrigc  p.  9  Anm.  2;  in  Bjzantinisohe  Zeit  gehört  ι}ρο«ιον  für 
«vor  bei  Langlois,  inscrr.  de  Gilieie  n.  108  p.  40. 

II.  Anm.  zu  |).  'λ'ό,  2. 

Das  (γχώμιον  intxov  ist  bezeugt  für  die  AniphiarHosepielo  zu 
Oro|K>t,  Berr.  der  Sachs.  Gesellech.  1852  p.  152  vgl.  154,  und  an  den 


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48 


Ein  ^igramm  voa  Kaidoi. 


Maieia  det  Helikon  (CI6  1586)  wnrcUa  Piwe  «iigeietet  Ar  6μ  beeU 

πο(ημ«  cfc  r«c  AfoMMtf,  wi«  für  den  πΐΜητΐ|ί  cff  top  amoxQawo^e.  ÄUen* 
falls  kann  hier  anoh  der  ΜάσηοΙος  ίφηβωΡ  των  ^σμβτνν  ^cov  jidgmvoS 
verwerthet  werden,  den  wir  ans  der  Athenischen  Inschrift  Im  Pbilisior 
III  p.  445,  80  kennen:  die  Feier  von  jiSffuemu  wa  Athen  ist  bekannt 
(β.  Dittenberger,  de  ephebis  Atticis  p.  78).  Bis  in  das  vierte  Jahrbnn- 
dert  erhielt  sich  der  Hymnos  in  den  Festspielen,  wie  eine  Ar  die  Coltor- 
geichiohte  ebenso  wichtige  wie  selten  benntate  Quelle,  der  Astrologe 
Firmicus  uns  belehrt,  math.  3,  6  p.  62  Bali  'aat  hymnologos  et  qni 
deonim  laudes  com  lactantia  et  ostentatione  decantent,  ex  quibus  ta- 
rnen honorem  et  gloriam  babebunt',  eine  Charakteristik  die  nur  auT  <lae 
Auftreten  in  Agonen  Oin  sacris  cert&minibne*  p.  225)  passt,  bei  welchen 
ui  der  Zeit  desselben  Schriftstellers  noch  f^^yniLiische  (8,  24  |».  231)  uud 
Bceiiischc  (ö,  20  p-  22a;  Spiele  vorkamen;  die  (iriechiache  Quelle,  der 
Firm,  solche  StelK  n  entnommen  haben  mag,  kann  nur  weuiyf  älter  yre- 
woHen  sein,  überdies  konnte  er  nichts  aus  ihr  sich  aneignen,  was  auf  die 
Verluiltnisse  seiner  Zeit  nicht  mehr  passte.  In  späten-r  Zeil  war  tlieils  zu 
dem  Ilymnos  tlieils  an  seine  Stelle  die  Preii'redt;  {fyxuitiiov  λ(/)Ίχό»'  oder 
kurzweg /j'xwi//o>')  crcti'eten.  die  wir  bei  dcrTodlenft  itT  desMausollos  zum 
ersten  Male  als  IJestandtheil  eines  Agun  beobacliteu:  so  zu  Akraiphia 
(CIO  1587)  und  in  verschiedenen  Α^οη<·η  von  Aj)hrodisia8  (CKi  2758 
— 9);  auf  dem  Helikou  wird  das  Lob  von  Kaiser  und  Musen  sowohl  in 
DiubtuDgeu  wie  in  Heden  gefeiert  (s.  oben),  doch  fehlen  heide  Arten 
von  Preiskämpfeu  auf  einer  zweiten  Inschrift  der  Kaiserzeit  (CIG  1586) 
und  ebenso  auf  einer  älteren  Preisli>4te  desselben  Festes  (archivea  des 
missions  soientif.  II''  serie  t.  IV  p.  522).  Aber  die  allgemeine  Verbrei- 
tung und  lange  Geltung  dieser  Preierede  ergibt  sich  ans  den  erhsltenen 
Reden  der  späteren  Sophisten  und  den  Anweisungen  der  Techniker,  wie 
des  sogen.  Dionysios  und  der  beiden  Meuander  [der  sweite  Menander 
lehrte  nnd  schrieb  Abrigens,  wie  gerade  ans  seiner  Erörtemng  des  red- 
nerischen Qymnos  α  17  überall  hervorgeht,  so  Alezandreia  in  der  Troae 
(vgl  £ekhel  d.  n.  2,  480),  entedheidMd  ist  die  Stelle  bei  WaUt  IX 
p.  888, 4  f.].  —  Das8  die  KaUimaoheischen  Hymnen  nicht  f&r  die  LectÜre 
sondern  für  den  Cultus,  das  heisst  eben  f&r  die  Preisbewerbung  bei 
Oötterfesten  gediditet  waren,  wird  kein  verstindiger  besweifeln.  Am 
klarsten  tritt  das  bei  dem  Uymnos  anf  Dolos  hervor;  die  Stelle  über 
die  Kelten  181  ff.  soll  den  Deliem  ein  Verdienst  des  Ptolemaioe  Phi- 
lad.  ins  Gedftohtniss  rufen,  und  dass  man  von  Alexandria  aus  sich  den 
Delischen  Cnltns  angelegen  sein  liese»  erfUiren  wir  ans  einem  Ehren- 
decret  der  Delier  CIO  S267,  wie  sich  denn  auch  auf  der  Insel  die  Ba- 
ab  einer  Statne  geftanden  hat,  welche  die  *  Inselbewohner*  dem  zweiten 
Ptolemaeer  gesetzt  (CIO  2273).  0er  H.  auf  Apollon  ist  wohl  trots 
oder  gerade  wegen  des  'Delischen  Palmbaums*  v.  4  nicht  f&r  Delos 
sondern  vielmehr  für  die  Ileimathsstadt  Kyreue  geschrieben  (s.v.  65  ff.); 
die  vielbesprochene  Stelle  am  Schluss  105  ff.  versetzt  uns,  wenigstens 
meiner  Empfindung  nach,  mitten  in  den  Agou. 


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49 


•  IH.  Αβπι.  zu  ρ.  84,  5: 
Ammonios  diflf.  p.  96  Valok,  νηος  yn)  άηχης  eitttf({)ft'  6  uh'  yuQ 
ναός  f(TTi  i^ftov,  6  tff  άηχος  rjQo'jon'.  Polliix  l.  6  o**  iih'  yao  άχρι  β 
oifooi  Όηχον  rov  ro)V  ήρώωΐ'  λ^γηνπιν,  ο!  f?^  ^οιηπα  χα)  joi  Ίων  ΰίώΐ', 
ως  οί  τ^ίαγψδοϋ  *''ηγνόν  ίΐς  σηχορ  iVfot»*':  mehr  bei  Valckonncr  nnimadv. 
ad  Ατηρ.  2,  19  ρ.  153  ff.  und  Roe«,  TheseioTi  p.  23  ff.  Die  etyniolojun«5che 
Bedeutiini?  des  Worts  darf  nicht  dazu  verführen,  es  etwa  mit  τ<ηηης 
pleichzuatellen.  r/iifvo?  und  ifoor  bezeichnen  den  gesammten  einfr  Gott- 
heit geweihten  Raum  mit  allen  Haulichkeiten,  aber  wie  »«o^  der  Mittel- 
punkt des  Götterheiligthuras,  eo  ist  αηχός  das  AllerheiHirste,  der  eigent- 
liche Cultusort  dee  Heroon,  vgl.  Ilesyoh.  σηχός:  » . . .  Μόπρος  τόηος  του 
Uqov  und  Suid.  β.  ν.,  bei  PqU.  1,  6  ηΦ  το  ulv, χωρίον  if  φ  ßtgantvo- 
μ§Ρ  wovg  ^iovQt  ίΐρον  χαϊ  νίώς^  iw9n  ik  κα^4ρΐ'ομίν^  άηχος  χα)  τ^μί- 

ist  tei  «Ι  datoh  der  Absebjreibtr  «ei  μ  dureh4a»CoiBpiUiQifSobiiid 
«iae  Yerwinung  engetrataiu 

ΠΓ.  Ask  «α  ρ.  ·.  ' 
•ΙΜμτ  Dtaietriot  P«L  wird  imglbntiges  Ortheil  firllBeitig  het- 
fMtondaa  häbm.  mU  grüntlifet  «ber  «iiMii  Sota,  ¥«1.  iB.  Plativ^ 
4»  mnm.  trind.  21  p.  δ6Κ·  Ddä  OnecUfloheD  Stidtea  KMfuMnu 
Mehl«  luuDrallieb  Demetnot'  leCitor  FeMsug  26Θ/7  (vgl.  Droyeen,  Odiofe. 
dm  Hellenitmue  1,  617)  Anlus  «o  BeMhwfA-den  gegeben  bftbea. 

V.  Anm.  zu  p.  38,  1. 
Man  sieht  aus  Theokrit  17,  89  und  dem  Denkmal  von  Adule 
(CIG  5127,  Α  7  Bd.  III  p.  511).  wie  troU  des  damals  nie  dauernden 

« 

Hoeitfrn  der  rweite  und  dritte  Ptolemaeer  wenigstens  für  Lykien,  Ka- 
rien  und  die  Kykladen  die  Fiction  der  Herrschuft  officiell  aufrecht  er» 
Uelten;  Tgl.  Polybios  5,  34.    Da  ihnen  diese  Herrschaft  von  den  Make- 
doniiehen  nnd  Syrischen  Königen,  wie  von  den  Dynasten  im  Nordwesten 
Dehiaslene  fortwährend  theils  mit  den  Waffen  theils  dnrch  die  Begün- 
sligong  der'  städtlsehen  Autonomie  streitig  gemadili  wurde,  so  begreift 
ei  sieb,  dass  die  Ptolemaeer  hier  mehr  mit  Gewalt  als  durch  Wohlwolle» 
sieh  tn  behaupten  suchten.  Einen  £int>lick  lassen  uns  zwei  von  Kewton 
mitgetbeilte  Inschriften  aus  Halikamtse  ihun,  N.  2.  8  p.  687  ff^  welche 
beide  τοη  dem  Heraasgeber  in  die  Zeit  d0s  II.  oder  lU.  Ptoleroaios  ge- 
tetsl  werden.  Koihgedmngen  freilich  müssen  die  Ilalikamassier  dem 
EMg  weoigttens  Heroenebren  erweisen,  sie  erbauen  eine  Stoa  'dem 
^oB«tt  und  dim  Kdnig  Ftolenaioe*:  das  lisst  der  Aegyptisohe  Hof 
geeciiehen,  so  sehr  aucb  die  Mittel  der  Gemeinde  rednciert  sind,  nnd 
ohne  dass  etwa  auf  den  Titel  ApoUon  hin  eine  SubTcntion  gew&hrt  würde 
(N.  3  p.  669  f.).   Aber  im  üebrigen  ist  die  freie  Bewegung  selbst  der 
stÄdtiüchen  Verwaltung  ganz  gehemmt:  um  ein  Oymnasion  zu  erbauen, 
mu8»  sich  die  Gemeinde  erst  durch  eine  Gesandtschaft  (ienehmigung  von 
Ptolemaios  einholen;  wenn  sie  vielleicht  zuj^leich  einen  Ziischuse  aus 
der  so  reichen  Schatulle  zu  erlangen  hotltc,  sah  sie  sich  auch  diesmal 
getäuBcht  (N.  2).  Erst  in  spaterer  Zeit  wurde  das  Verhaltnisa  günstiger; 
als  nach  der  Niederlage  des  Antiochos  die  Römer  189  einen  Theil  Ka- 

lkslB.  Maa  L  f  bUoL  «.  V.  X2JX.  ^ 


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ttpierAftun  ton  l&ddel. 


riens  fta  Eanen«,  den  anderen  nebet  Lykien  den  Bbodlern  tbefgabeut 
wurden  die  Ptolemaeer,  die  eltep  Gegner  der  Bhodier,  die  mtlrlielien 
Protecteren  end  Bendeegenotfen  der  Lgrkier  nnd  Kerier  in  ilirer  ΑηΙ· 
lehnnng  gegen  Enmenea  und  filiodoe:  toh  den  inümeren  Beeiehai- 
gen  dieeer  Zeit  lengen  iwei  tob  Letranne  trelBieh  beheadelte  Denk- 
mUer,  der  Pepyme  derNetioee  et  eiftreite  t.  XVIII  p.  17Tft  vg^.  jour» 
nal  des  tev.  1888  p.  8801Γ.  «ad  die  Xnaehriit  CIG  4i77,  TgL  I^leeane^e 
reoberohee  ponr  serrir  k  Phietetre  de  l'£gypte  p.  62  £ 

VI.  Α  um.  zu  p.  89,  1. 
CIG  8045—58,  Le  Bas  III  n.  GO-85;  vgl.  Böckh  2,  635.  632  und 
beeondere  Waddington  zu  Le  Bas  III  explic.  p.  28  f.  Wenn  ein  Amphi- 
klyonenbeschluss  nach  Tac.  ann.  4,  14  der  Insel  Samos  den  Anspruch  auf 
Aeylie  verliehen  hatte,  so  bedarf  ee  hoffentlich  keiner  näheren  Begrän- 
duDg,  dats  dieser  Beschluea  nur  der  Aetolischeu  Nachblüihe  des  Am- 
pbiktyonenbundee,  aieo  dereelben  Epoche  angehören  kann,  wo  politische 
ZweekmiatigkeitsgrOnde  die  Erweiterung  der  Atylreohte  herbeiiuAhren 
begannen.  Daaa  wfthrend  dieaerZeit  der  Bund  mit  denineeln  des  AegÜ- 
sehen  Meeres  L·  Zuaammenheag  stand,  aeigt  eine  Ineekrtfl  von  Keoe 
ao  2360»  YgLBdekb  2,  281.  Anok  die  kleinasiaUsohenetldte  erkannten 
damals  den  Aetotisierten  Amphiktyonenband  als  höchste  Instana  in*  Hei- 
lenisohen  Angelegenheiten  an,  nnd  wir  kAnnen  mit  Bestinuntheit  be- 
haupten, dass  dies  Yerhiltniss  erat  nach  der  Zeit  des  8eleuko8  II,  jeden- 
falls erst  nach  dessen  Bemühungen  Ar  das  Aeylreeht  Smymas  sieh  ge- 
bildet hat:  swei  Ehrendecrete  der  Stadt  Erythrai  bei  E.Onrtiue  aneod. 
Delph.  tt.  68.  69  p.  84f.  (Itangab6  n.  787  f.)  gelten  Minnem,  welche  tim 
Gesandtechalt  der  Stadt  an  die  Ampbiktyonie  unterstfitct  hatten,  und  ent- 
halten die  Bestimmung,  dass  die  jenen  zuerkannte  Ehre  des  Kransea  toTc 
^ίιοννσίοις  xtt)  τοις  ΣΟ.η'Χ((οις  als  den  beiden  Hauptfesten  der  Stadt  durch 
die  A|:ionothi'teii  virkündcl  werden  solk' ;  dies  Seleukoefest  konnte  nur  dcna 
Kallinikos  Lrolteu,  war  also  frühestens  zwischi'n  246  und  244  firip^esetzt, 
—  Die  Heilij^keit  der  Insol  Samothrake,  die  Livius  45,  5,  3  bezoutrt, 
Redurilo  nllcnfallH  keiner  besonderen  Verbriefunif ;  aber  es  kann  als 
aicher  betrachtet  werden,  dass  der  Samothrakischi.'  Mysterienschwindel, 
der  die  KestgesandtBchaften  aus  Nähe  und  Forne  anzog  (s.  CIG  2157  £f,, 
A.  Conze,  Reise  auf  den  Inseln  des  Thrak.  Meeres  p.  63  fl'.J,  sich  erat  in 
der  liellenistiscbeD  Zeit  entfaltet  hat,  vgl.  auch  Conze  p.  6 1 . 

H«  Usener. 


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lieber  den  Trueuleiitiieprolog  dee  Plautus. 


So  wenig  der  kirne  viid  wu  Λ  em  Bmöhstfiek  vi»  flber- 
Kilirle  Trocrieiitiipi  otog  des  Pleotae  werth  ereoheineii  mag,  mm 

Gegenstaad  einer  besonderen  Abhandlung  gemacht  zn  werden,  so 
ftebn  doch  Anlage  und  Beschaffenheit  des  ganzen  Stückes  sowie 
Mnche  andere  Frage  von  weiter  gehendem  Intere(;ee  mit  dem  Pro- 
kg  in  BO  epger  Verbiodmig,  deee  ieb  ihn  wohl  einer  beeonderen 
BeepveihnBg  imtanifliieo  dMPf. 

O.  A.  B.  WoHT  De  prol.Pleni.  (fihiben  1812)8.11  undOiami 
Anal.  crit.  S.  180  bemerken  über  ihn  nur,  dass  er  am  Schluss  unvoll- 
ßtiindig  sei,  Ritsehl  Parerga  Plaut.  S.  233  f.  und  mit  ihm  A.  Fi.  R.  Lie- 
hig De  prol.  Ter.  et  Plaut.  (Görlitz  1862)  S.  39  sprechen  ihn  dem 
Pleoine  »b,  weU  der  Korne  dee  Biehtere  m  ihm  erwähnt  sei.  Doos 
dIeeBf  Qnnid,  Pk«logo  dem  Plnatae  obmuipreehen,  in  eoleher  AU* 
gneinheii  mihaHbar  eei,  habe  Ich  In  der  Abhondlnng  üeb.  d. 
Plnot.  Prol.  Allg.  Ges.  (Luzem  1867)  S.  2  f.  nachzuwefeen  gesucht 
und  behaupte  ich  auch  heute  noch,  wenn  schon  das  gleiche  Argu- 
ment auf  Bitechls  Autorität  hin  immer  wieder  ins  Feld  geführt  wird. 
Aaeb  Leop.  Reinhardt,  welcher  neoerdingt  in  seiner  Dieeertation  De 
Mämimih  fab.  Pirat  (Chypluevoldiae  1872,  nnterftndeii  wiederholt 
in  W.  Stodemmedo  *  Studien  anf  dem  Oebiete  des  arobaiaehen  Latehis* 
I  1,  187S,  S.  77  g.)  S.  17—98  den  Tmculentusprolog  behandelt, 
schliesst  sich  S.  21  jenem  Argument  an  und  baut  darauf  zum  Theil 
seine  weiteren  Schlüsse.  In  Kürze  ist  seine  Ansicht  über  unsern  Prolog 
lalgeodo:  Der  Prolog  (über  deaaen  Unvollständigkeit  er  sich  übri- 
gsBt  Bftdit  Biber  rasUtest)  nod  die  erste  Soene  tob  Act  I  ent- 
bnIloB  beide  die  Aignmeotenftblong,  ram  Thea  mit  den  BimliebeB 
Worten.  Eine  davon  mnse  un&cht  sein.  Das  ist  am  wabrseheio* 
liebsten  der  Prolog,  da  dessen  Anfang  doch  bereits  wegen  des  Na- 
mena  '  Piauias'  unächt  ist  und  das  Folgende  ganz  eng  mit  dem 
Anfang  Bttaammenhängt.  Der  Monolog  des  Diniarchus  bildete  aleo 
bei  Plantee  den  Pk^olog;  daee  dieatr  JOngliqg  dmrin  Diqgo  enäUt, 
welobo  flna  seHiet  erst  im  Polgende»  sn  seiner  gröeateo  Ueber- 
naobBog  mitgetheilt  werden,  erklärt  Betnhardt  mit  Hinweis  Inf 

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52 


Ueber  den  Truculeotusprolog  des  Plauius. 


Mil.  Glon  V.  148  f.  In  nachplautiniecher  Zeit  sei  ein  beeoDderer 
Prolog  vorauegeechickt  und  an  Stelle  von  Act  I  Sc  1  eine  andere 
Seene  geeetst  worden  (bei  B^inn  von  Act  I  So.  2  nraee  nimlich 
Diniarobne  aebon  anf  der  Bübne  sein);  spAter  aei  man  bei  weiieree 
AnffBbrnngen  anf  die  alte  Prologseene  raradigelKWMnen,  nnd  eo 
babe  sich  diese  zugleich  mit  dem  neuen  Prolog,  aber  ohne  die  neue 
1.  Scene  des  I.  Actes  erhalten. 

Der  einzige  änssere  Anhaltspunkt  dieser  etwas  kunstreichen 
Hjrpotbeae,  die  Obrigena  im  Pbüol.  Ana«  IV  S*  S94  ofana  weiUre 
Benerkung  gebilligt  vird»  ist  die  aben  batpreibmie  Annabma»  4μ 
der  Name  '  Plaotafl*  im  Anfang  dea  Prologa  ein  Baveia  aaiaer  Um* 
ächtheit  sei.  Aber  auch  mit  der  inneren  Wahrheit  der  Hypo- 
these ist  es  nicht  besser  b^itellt.  Weshalb  sollte  man  bei  einer 
wiederholten  Aufführung  sich  nicht  mit  der  'Prologseene'  begn^gt 
babeo,  da  man  docb  im  Milea  Olorioana  nnd  Im  JMtoroator  daaMii  ma- 
friaden  war?  Fflr  Entaebvldignngea,  Empfabluigeia  m.  dgL  bimaebte 
man  keinen  nanen  Prolog  (wie  alwa  bei  dar  neuen  Anüibmng  sdar 
Caeina),  da  wenigstens  der  uns  erhaltene  sich  wesentlich  auf  die 
Argumenteiznhlung  beschränkt.  Reinhardt  stellt  es  freilich  S.  14 
ale  Sitte  des  Plautus  hin,  den  Prolog  von  Personen  sprechen  zu 
laaaen,  welche  im  Stücke  niobt  aa  dar  gleichen  Bolle  aalkretea  (aiaa 
von  al^goriaoben  Wesen  oder  von  'prologi'),  «ad  anint|  diaa  aai 
naob  dea  Plantna  Tode  *oerta  lax*  geworden.  MH  Welabam  BaabI 
ist  da  aber  von  einer  'certa  lex'  die  Rede,  wenn  unter  dreizehn 
Prologen  oder  Prologscenen  —  votn  Psendolns  nmss  hier  abgesehen 
werden  —  drei  eine  Ausnahme  machen,  die  zum  Arophitruu,  Miles 
Glorioana  nadMercator?  Daes  diese  nämlich  nacbplaotiniscben  Auf* 
fabmngen  angebdrao,  iat  tbails  sobon  aaabgfwiase«»  tbaiJa  laioht 
naobanweiaen,  wann  wir  anab  anaebiaan  miaseii,  daaa  Bantea  aeinet^ 
aeits  in  diesen  Stücken  den  Proig  niebt  von  andern  Peraoneo  ao^ 
tragen  Hess.  Ueberhaupt  zeigt  uns  eine  Vergleichung  der  grieehi- 
schen  Prologe,  dass  ee  eich  mit  der  Verwendung  von  Personen  des 
Stückes  zu  Prologen  andera  verhält,  als  Reinbaidt  annimmt  (vgL 
maina  von  Beinhardi  nnbartlckaiabtigi  galani«i#  a>ben  a«gelMvte 
Abbaadfauig). 

Beben  wir  nna  nnn  aber  eiinmal  Aet  I  Se*  1  daranfbin  an; 

wie  sie  zu  einem  Prolog  geeignet  sei:  ist  es  da  nicht  sehr  auf- 
fallend, ja  unbegreiflich,  dass  Diniarchus  über  seine  EoUe 
ala  Prolog  sich  weder  im  Anfang  dea  Monologe  noch  da,  wo  ar 
a^fSnohiicbea  eingabt,  nnr  mi|.  einen  Worte  aesMMt?  In  kainna 
luadara  Pvolog  (mH  Aoanaluna  dia  aar  A«liolatlai  in.  dam-  MäUtk 


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lieber  den  Troculeniaaprolog  dee  Plautus. 


53 


über  die  Bestimmmig  des  Lar  familiaris  nicht  der  geringste  Zweifel 
obwaltea  konnte)  ieblt  Ju  den  verecbiedeoeien  Wendongen  eine  der- 
artige Bemeckang.  Und  hier  durfte  eie  mn  bo  weniger  fehleni  el» 
die  rein  penOdiebe,  sehr  «al^eetiT  geftrbte  AoalMming  dee  0im« 
erehni  lu  Anfing  aeinee  Monologs  enfiallend  lang  «t  (V.  1—67), 
mag  dieselbe  ans  auch  iu  stark  ioterpolirter  Gestalt  vorliegen.  Vor 
Allem  war  eine  Erklärung  des  Din.,  dass  er  als  'index  argumenti* 
auftrete,  deshalb  notb wendig,  weil  ihm  Y.  66- -73  Dinge  in  den 
ilood  gelegt  werdeoi  welche  er  nnr  ale  prologm,  oicht  aber  als 
Diniareliaa  wiiseii  konnte.  «  Reinhardt  bernflt  sich  in  diwer  Β·- 
aiebung  anf  JliL  Gkr.  V.  148  f.,  wo  Palaeetrio  aoeh  den  Zncebanera 
bereits  enählt,  was  er  selbst  erst  in  der  folgenden  Scene  Υ .  172  ff. 
erfährt.  Indess  ist  diese  Prologscene  anerkanntermassen  in  uach- 
plftutioiscber  Zeit  überarbeitet^  und  gerade  jeneYerse  befinden  aißb 
in  sehr  verdächtiger  Umgebung.  Schoo  Kitsehl  hat  Mii.  praeC 
S.  XII  daranl  anfinerkiain  gemaehti  data  awischen  V.  Iii  und  145 
der  Uebergang  schroff  sei.  £ine  Yergleudittng  von  V.  146 — 149t 
mit  V.  138 — 143  machen  ea  wabracheinlicb,  daaewir  in  jenen  Yer» 
seo  nur  eine  (inhaltlich  weitergehende)  Parallelbearbeitung  der  glei- 
chen Gedanken  haben  zu  Y.  136 — 143  ^  Damit  wäre  bei  Plautus 
daa  einrige  vorhandene  Beispiel  einer  Freiheit  beseitigt,  welche 
nach  meiner  Meinung  mehr  zur  Yerwiming  als  sur  Orientimng 
der  Zuschauer  dienen  mueste,  wenn  n&mlich  eine  Person  des  Stflokee 
in  der  einen  Scene  Dinge  berichtet,  welche  ihr  in  der  folgenden 
völlig  unbekannt  sind.  Jedenfalls  gibt  sich  Palaestrio  iu  Y.  79  f. 
^ö.  150  (um  von  Y.  81  ff.  zu  scbwcigeu]  in  seiner  Eigenschaft  als 
*prologu8^  hinlänglich  an  erkennen,  so  dass  mau,  wenn  nicht  an- 
dere (äkrönde  dagsgen  sprftehen,  jene  Freiheit  bionehmen  könnte. 
Im  Tmcolentoa  Act  1  So.  1  ist  dies  aber  so  wenig  derFail,.  dass 
Piniarohus,  statt  ausdröcUteh  an  heieugen,  er  spreehe  nur  ab  *pro- 
legue\  vielmehr  V.  72  f.  in  folgender  Weise  reliectirt; 

Mihi  verba  retur  dare  se^6  ^ :  an  me  censuit 

Geiare  se  potesse,  gravida  ei  foretV 

'  Y.  144  halte  ich  neben  Y.  136  f.  für  interpolirt  —  Acusseres 
Qeaohick  zam  VeraeBMChen  seigt  allerdings  der  Yerfasscr  von  Y.  145 
—149;  dies  geht  aus  der,  wie  m  scheiat,  selbst^^ohildeten  Wondung 
'  Glaucnmam  ob  oeulos  obieere*  herfor,  wihrend  Y.  149  in  zahlreichen 
yanaüonen  V.  187.  IMi  227.  846.  87a  678.  688  wiederkehrt 

'  Da  inhaltlich  die  Vene  72  f.  mir  so  verdachtig  sind,  kann  ioh 
SitecU  niibt  beiatimmen,  welehsr  N.  Plaut  Eao.  1  8. 61  die  aliertbfim- 
hebe  Form  sed  Ar  ee  in  V·  72  einsetaen  will 


^gilizeü  by 


.  54  Ueber  deo  TraculoDtusprolog  des  Plautue. 

So  spricht  nicht  der  das  Argumeut  erzählende  '  prologus'i  Bondero 
nur  der  eifereftohtige  Liebhaber.  LeUterem  ist  aber  der  ganie  Plan 
der  Phroneslmn  noch  unbekannt.  Wir  werden  somit  diese  8cbwlerig>> 
keit  anders  sn  Idsen  haben  als  dadurch,  dass  wir  mit  Reinhardt 

in  Act  1  Sc.  1  den  i'lautinischen  Prolog  wiedererkennen. 

Endlich  ßnde  ich  eine  directe  Bestätigung  dafür,  dass  der 
Monolog  des  Diniarchus  nicht  die  Stelle  eines  Prologs  zu  vertreten 
hatte,  in  dem  Umstand,  dass 'sich  in  der  Deberscigiftr  dieser  Seen«  - 
das  Zeichen  DV  (im  Cod.  Β  nnd  D)  erhalten  hat.  Dbnn  es  scheint, 
doch  nicht  reiner  Zufall  zu  sein,  dass  unter  den  60  Beispielen  die* 
ser  οημείωαις  bei  Plautus  kein  einziges  sich  auf  einen  Prolog  be- 
zieht Κ  Die  Art  des  Vortrags  war  bei  den  Prologen,  wie  es  scheint, 
eo  Belbstvent&ncUich,  dass  eine  Unterscheidnng  der  cattHca  nnd  de» 
verbia  nicht  nAthig  war.  Mag  man  diesen  Gmnd  aber  «ndi  niclit 
gelten  lassen,  da  ja  die  Rede  des  Diniarelras  nicht  nnr  Prolog,  son- 
dern zugleich  eine  Sceue  des  Dramas  sein  würde,  so  sprechen  doch 
die  übrigen  Gründe  hinlänglich  gegen  iieinhardts  Hypothese. 

Es  erübrigt  nun  darzulegen,  was  ich  selbst  von  dem  Prolog- 
reste des  Trucolentes  halte.  Derselbe  dreht  sich,  von  Zwischen- 
bemerkungen abgesehen  (wie  V.  6  ff.),  haupteftdilich.  um  die  Bhv- 
zählung  des  Argumente,  und  auch  das  Fehlende  wird  sich  darauf 
bezogen  haben,  da  bei  verschiedenartigem  Inhalt  des  Prologs  das 
Argument  ohne  alle  Ausnahme  und  sehr  natürlich  die  aweite  Hälfte 
ausfüllt.  In  unserem  Stucke  beruht  die  Uandluqg  auf  swei  Din- 
gen, darauf*  dass  die  unverheirathete  Tochter  des  Callides  ifar^ 
dem  Diniarciius  geborenen  Knaben  heimlich  aussetzte  und  dass  die 
ßuhlerirt  Phronesium  eben  diesen  Knaben  in  habsüchtiger  Absicht 
sich  als  ihr  eigenes  Kind  unterschob.  Letzteres  wird  nach  dem 
heutigen  Texte  bis  zum  Schlüsse  des  ersten  Actes  ^  viermal  aus- 
drücklich den  Zuschauern  TorgefÜhrt,  Prol.  V.  18  f.,  Act  I  Sc.  1 
y.  67—73  (ich  folge  der  Temihlung  Spengels),  Sc  S  T.  92^101, 
Act  II  So.  4  V.  81  ff.   An  der  letzten  Stelle  geht  Diniardmi  im 

'  In  den  Terenzhandschriften  findet  sich,  wie  ich  neuerdings  ent- 
deckte, doch  auch  eine  Spur  der  bezüglichen  Noten.  Im  I'hormio  Act 
II  Sc.  4  (Senare)  hat  der  Pai  iBinuK  folgende  Leberschrift  (nach  Umpf.) : 
Geta  Demipho  Cratinus  ilegio  III  Crito 
Servus  Senex  Advocati  DV 
Ks  ist  nicht  abzusehen,  dass  dieses  DV  hier  etwas  anderes  sein  könnte 
als  die  Abkürzung  von  deverbium. 

'  Der  I.  Act  bei  richtiger  Eintheiluug  sohliesst  erst  mit  Act  II 
So.  5  der  Vulgata;  vgl.  Truc.  od.  A«  Spengel  praet  S.  V. 

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Oeber  den  ImenleaAneprolog^dM  PlMtat. 


66 


Geepraoh  mit  Phroneeiimi  von  Mid«m  Diiigmi  Mf  obigen  O^genetaod 
iDlgwdiii  Wofien  flb«r: 

Μ  ψ»ά  ego  Mum  «ndftri  adwueils  tvooi, 
Qoed  in  Ue  UM  sbeoBte  non  iiegoti  gonoris? 

33 a.  Phr.  Quid  id  est?  Di.  Pnmumdun]  quoin  tu  es  aucta  liberis, 
33  b.  Quonique  bene  provonisti  salva,  gratulor. 

34a.  Phr.  Goocedite  hioo  vos  intro  atqne  operite  ostium.  Q.  s.^ 
IfliFolgwdMi  iWliPbraoMkuB  d«n Dtniarahw  taü  volkrOffeaheii 
dM  e«UMis  in  Belnff  der  M^dbliakieD  1^ 
?·  77).  Die Vme  87. 40. 55C  ft9f.,sDnwl  80 ff.  deaiUoh, 
wie  aach  Reinhardt  S.  20  f.  mit  Recht  aonimmt,  daes  der  Jüngling  von 
der  List  der  Bahlerin  vorher  nichts  gewuset  hat.  Ja  man  kann 
weiter  gebn  and  nne  ihnen  echlieseeOf  daai  er  bisher  nicht  ein- 
mml  Argvoba  gei«böpli  hniie.  Dagegen  beMsm  Y.  8i  t 
iiäber«  diti  JMl  dook  bMiti  *ndvnoiMM'  (von  LeanuM  oder  wn 
Hnmn  4er  MMbten)  von  der  ihm  mMrwwtBUni  Oebnrt  gehftrt  bnt 
Die  erste  Nachricht  davon  erhält  er  ιηιη,  wenn  nicht  Alles 
tauscht,  innerhalb  des  Stuckes  selbst,  in  seiner  Unterredoog  mit 
Aetnphium  Act  1  Sc.  2.    Es  heisst  daselbst  V«  9l£.: 

Ant^  Hmi  band  iinti  res.  Di.  Ain  in  «un  me  «noce?  Ast^ 

Inmo  nnioe  unnm. 

Di.    PeperiM  «ndiTi  Att^  Ah,  obeeero,  tnet,  Dinfevebe.  DL 

Quid  iam? 

Ali*  Horresco  roisera,  mentio  qaotiens  fit  partionis. 

l(n  pnene  ouUa  tibi^  foii  Pbroneiiani;  i  mirOf  aouibo. 


*  Die  Tem  88»  «od  88b  balte  lob  entsobieden  fOr  inteipoliri. 
Phroneeium  aoll  ntch  V.  81.  83  nodi  niebt  wiiten,  wm  Diniarehat  mit 
wianr  Pnge  meinill  Worauf  eoU  tioll  Ιβιμτ  dte  an  to  bervomgender 
Stelle  befindUohe  Primiimdoni  beaebea?  Tor  Allem  ist  die  Ueberein- 
•ümmvag  mit  Aot  U  8e.  β  V. 86f.  m  boaMkUob,  woSmiopbnnM  Mine 
6eliebie  begrfisel: 

Quem  tu  recte  proveniall  quomquoi^e  Motn  libeiie,  ^ 
Gratalor  q  s. 

DieTerte  38  a,  34  a  und  34  b  beben  sich  nor  im  cod.  Α  erhalten,  wortn 

man  wohl  ein  Zeichen  sehen  darf,  da88  oin  Theil  obiger  Verse  urspräng- 
hch  Rm  Rande  der  Handecbrifteu  gestanden  hat. —  Fleckeisen  in  Jahrb. 
f.  Phil.  1871  S.  810  nimmt  an  der  erwähnton  Wiederholung  ebenfalls 
Anetosg,  räth  aber  nur  ja  nicht  Act  II  Sc.  6  V.  36  tu  streichen.  Seiner 
Vertheidigung  von  gaudeo  in  V.  33  b  stimme  ich  um  so  weniger  bei,  als 
ich  den  ganzen  Vers  für  interpolirt  halte. 

•  Tibi  statt  eibi  schreibe  ich  mit  C.  F.  W.  Müll.  r  '  Plaut  Pro- 
sodie'  &  681  Aoip.  2.  Auch  in  V.  97  achiieMe  ich  laich  dem  von  Müller 


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5β 


Ueber  den  1  ruoulQotaeprolog  dee  Plautue. 


95  Vise  iliam  atque  opperimioo :  iam  exibit,  nam  lavabat.  ' 

1)  L    Quid  aie  tu?  qnae  nuoquam  fuit  praegnaa, qvi  fwrev«  potuit? 
Nam  e^oidmu  iliio  atonn  qiied  Miam  mtdqnaiB  eita- 

laecv  Umm.  Q.  e. 
Daraaeh  bringi  allercHoga  DMarehmi  wa&nlb  die  BaUnnduDg  aar 
Sprache.  Indens  liegen  gegen  einen  Theil  Kbi^^er  Verse  sehr  schwer 
wiegende  Bödenken  vor.  V.  96  mit  der  überraschten  Frage  Quid 
ata  iaV  ^  an  eeioer  Spitze  ist  nur  dann  reoht  Terständlioh,  wean 
Dio.  «beo  Koerst  von  der  Sache  gebdft  hal,  mmal  oaoh  dar  mhigaii, 
laai  gelegeniliebea  BemerkaBg  in  T.  92  'Piparieae  muM*  ηαά  oael 
dar  inswwoheii  V.  94  f  erMfften  'Atifai'daftiBgr  μ  IHn.,  iaa  Bana 
dar  Geliebten  zu  treten,  aiit  w eiche  Din.  in  der  Fortsetzung  seiner 
Hede  gar  keine  Rücksicht  nimmt.  Ueberhaupt  sieht  man  nicht  recht, 
warum  Astaphium  über  die  Erw&hnuDg  der  Gebart  80  sabr  ar* 
aehriokt  od«  an  'aiacltteokaB  vonrgibt.  2μψ  Spraoha  kuia^Mi  araaala 
die  Saeha  dotob,  wbim  Dln.  dar  al^Miett  Attfbrdertiag  dar  Ael.-8a» 
mltaa  im  fiaiaa  trat  Aim4i  »dai  fttti  auf,'  daes  Dln.,  wann  al*  aahoo 
von  der  "Sache  gehört  hatte,  erst  so  spät  und  so  abgerissen  V.'9i 
dieselbe  erwähnt,  da  wie  ihn,  den  heftig  Verliebten,  doch  sehr  inter- 
eeairen  mueste.  Wenn  ich  auch  weniger  Gewicht  darauf  legen  will, 
daaa  Din.  im  Folgaaden  V.  100  aoglaich  die  Vaterschaft  dca  Baby- 
lodiadittft  Kriegen  ricktig  temnttheCi:  waber  welm*  «r  dann  aber 
V.  1Ό1,  daee  die  Phroneeinm  des  Soldaten  'adventam  ezpetit*? 
Und  warum  nimmt  Astaphium  in  ihrer  Antwort  gar  keine  Rück- 
eicht  auf  das,  was  dem  Din.  Hauptsache  sein  nuissto,  sondern  hält 
sich  an  den  ^Nebengedanken  '  quoius  nunc  iäta  udv.  exp.'  ?  Offen- 
bar haben  vir  entweder  mit  Benntanog  der  Jueeart  aaa  Bd^  ^  V.  100 

a.  O.  S.  746  gemaehten  YameUaga  an.     Fartia  iafc  far  PleMlaa  unmξ 

*  Die  gewohalicbtle  Bedeutung  dieser  Frage  (hinfig  m  dar  Form 
Sed  quid  ais?)  bei  Piautas  und  Terens  ist»  wena  man  van  den 
Fallen  absieht,  in  walahan  sia  jeder  JTebenbedautung  entbehrt,  den 
Uebergang  sn  einer  neuen  Frage  zu  bilden,  wie  %,  B.  Am|^.  V.  620» 
Uwe  y.  516^  Andr.  V.  184  Doch  ist  dias-aiehW  wie  na<di  dam-Laai- 
aon  Plaatinum  von  C.  ü.  Waise  (Quedünbnrg  ΧΜβ)  8.  116  Bokeiaaa 
könnte,  ihre  einaige  Bedeutung.  Schon  J.  Pk  Pireus  hat  in  seiaem 
Ijea.  Pknt.  (Fvankfort  1614)  die  Frage  Quid  als?  ak  'AamkanOi  for- 
mula'  beieiebnet,  diftr  jedoch  falsch  ak  einsiges  Beispiel  Ampk  ¥«418 
angeführt  Gesichert  wird  die  sehr  nahe  U^geada.  Bedentang  das'Sla«- 
nens  durch  Stellen  wie  Cure.  Y.  ΙβΟς  Maek  Y.  10β4|  lliL  Gl.  Y«  686^ 
Andr.  Y.187.  688^  Ph.  Y.  878.     ,  r 

*  Das  quid  der  HaadeohnCtaa  aua  dbr  CaUiopii Chan  Banimema 


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•k  nDige -m  |lu«ii'*T»nii  pol  qoia  inti  eiiipniro  pOtr?'  to  daat 
AtUpliimn  antwortet  '.Bab.  v.  q.  β.'  —  oder  wir  mümi  in  ümem 
Versen  wie  in  den  voransgehenden  die  principielle  Umarbeitnog  einee 

Theilee  dieser  Scene  erkeonen :  was  nrepriinglich  dem  Diu.  erst  von 
der  Aetaphiunt  mitgetheilt  wurde,  sollto  ala  ibm  bereite  bekannt 
hiagestellt  werden.  In  beiden  FäUea  gawiaot  unsere  olnga  Aoaafana 
an  WahiaehainUahlwt,  idaaa  Dm,  erat  ia  dlaaer  βοβββ  w.  dar  aib 
MaUiahan  Niadadnuift  dar  Pkinnniiniii  wftlurt.' 

•  Aas  deai  über  Aet  II  So.  4  Dargelegten  ergibt  aioh  mit  Siohav* 
beit,  dass  Din.  in  Act  I  So.  1  von  dem  Betrug  der  Pbronesiam 
noch  nichts  wusste;  aus  Act  1  Sc.  2  mit  Wahrscheinlichkeit,  daei 
ar  äfaafh^pti.von  der  (aagabUchen)  Knthnidi|y>g  der  Pbr.  aoeh  nicht 
wlarra^tit  wai;.^  &M»*F  wtirda  .da%  wa»  ar  Yortiar  m  andmr 
Saita  arfiüiren  and  daher- dar. fiAhaa  vorMogn  konqta,  niahi 
aaaraiehao  am  eine  Argnmenterzählnng  des  Prologs  flberflüesig  zn 
machen.  Denn  dass  Plautus  den  Diniarchus  als  'prologus'  ia  der 
1 .  Scene  mehr  habe  wissen  lassen  als  in  der  aweiten,  halte  ich  eben 
inr  .aniDöglich  (s.  oben  S.  63  f.).  £s  lehhyB  auch  durchaus  nicht 
inaaara  Aaariiahaw  dalüK,  daia  daijaniga,  wa^  Dia.  in  Aot  i  Sc.  1 
flhar  aaina  Baai«lioageii  mu  Phr.  aagti  fiaar  qpAtaraa  Baarb^tmig 
aagebdrt.  Der  Uebergang  sa  dieear  £rzählnng  in  V.  58  nnt  Nata 
bleibt  überaus  kühn  trotz  der  weitlauiigeu  Anmerkung  von  Spengel 
z.  d.  8t.  und  troUdeni  C  F.  W.. Müller,  Plaut.  Pros.  S.  710  das 
Nam  gleichfalls  (gegea  Gappart)  in  Schutz  niaunt ' ;  und  die  Veree 
74  £^  mi  welehaal>i%  wtHß  betreffenden  Qagaaytande  anrftpkkomrat» 
withaltap  gari^da  das  Gaganthai]  von  deia,  waa  man  naah 
daa  Vorausgeheadeo  erwarten  müarte.  Aneh  innerhalb  dieaer  Farüa 
»töest  man  aui  Bedenken,  welche  au  eich  uicht  eben  lür  echt 
Plautioischeu  Ursprung  sprechen.  Die  Ver^e  iil  S,  hängen  mit 
dem  Vorhergehenden  bei  näherem  Zusehen  schiecht  zusammen.  In 
V·  58 — 60  ist  geeagt,  Din.  in  Phronesinm  ▼erliebt  β  ei  (noch 
gegenwärtig);  das  Folgende«  daa  mit  Nam  angefilgt  wird,  kanii  da- 
an,  da  ea  eich  nnr  anf  eine  vergangene  Zeit  beaieht  (fniaee  &· 
teor),  keine  Erklärung  bilden.  Ebenso  ungenügend  ist  der  Zu- 
ianunenhang  der  Verse  70 — 72  unter  sich.  Daau  Icommen  die  ver- 


fahrt doch  wohl  auf  quis  zurück.  Es  scheint  also  auch  der  Urheber 
dieser  Hectiusion  obige  Bedenken  gefühlt  zu  haben. 

'  Dass  der  unerträgliche  ülatus  Nam  mihi  haec  meretrix  q.  8. 
etwa  durch  ein  nach  haec  eingesetztes  nunc  vermieden  werdia  müsse, 
darin  jebe  ich  MöUer  völlig  Kocht. 


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16 


Deber  den  Traouleiiliiipralog  dei  PlMiot. 


d«ehtlgen  AelmliebMteB  τι»  V.  i8  nii  Prol.      19,  V.  61  mü 

1  2  y.  64,  y.  70  mit  Prol.  W.  18.  Einzelnes  in  dieser  Erzäblnng 
mag  vielleicht  ans  dem  alten  volletändigen  Prolog  herübergenommen 
sein,  und  namentUoh  tckeint  y.  71  den  U ebergang  sa  emem  Tbema 
m  bildeo,  deeMo  Beepnobiiqg,  wie  wir  noeh  μΙμ  wt/rdm^  in  der 
Afgommiteffsftbliiiig  niobt  IbUea  durfte  Κ  ürftprUiiglieh  Λ»^  md 
gewiit  noek  bei  Plentiie,  baben  vor  Y\  74  mir  Dinge  gestemdeB, 
welche  Diniarchus  iiaturgemäss  wissen  konnte.  Dass  er  nach  seinen 
langen  mehr  abstracten  Klagen  und  Reflexionen  über  die  Liebe 
ecbliesslioh  auch  auf  die  realen  yerhältnisse  eingebti  ist  iMgreiflieh 
und  y.  74  f.  beweiet  ee  deotlieh.  Heu  keim  vemmUM,  deee  Diu. 
die  BegAnatigung  seinee  Hebeabnhlere  SlreiopliMiee  dnrtth  Flttoiie- 
eiuro,  welche  schon  von  früherer  Zeit  her  datirt  (vergl.  Π  9  y.  16  ff. 
und  II  4  V.  39),  wenigstens  berührt  hat. 

So  verhält  es  sich  also  mit  der  einen  Grundlage  des  Argu- 
'mentes,  der  ^aspposüie  pueri'.  AUerdinge  bedarf  dieee  nieht  notli- 
wendig  eines  vorai^geMbiektoa  Prdege,  de  ei»  etie  Ael  1  fle. 
in  der  erdiohteten  Form,  ans  Act  II  8e.  4  der -Walirlieit  gemlee 
und  ausführlich  den  Zuschauern  bekannt  wird.  Nothwendig  war 
ein  Prolog  aber  wegen  der  'expositio  pueri*.  Dass  die  Tochter  des 
CSaUidee  früher  dem  Diniarchne,  naeblier  ans  einem  unbekannten 
Grande  einen  Andern  ▼ertproehen  worden  eei,-  dnes  jene  Ten  Dint» 
Mvhna  heimUefa  einen  Sohn  gebar  nnd  ^mu  dieeer  der  ten  Pbron^ 
iinm  untergeschobene  Knabe  sei,  erfahren  wir  zuerst  in  Aet  IT 
Sc.  3  (der  drittletzten  Scene  des  ganzen  Stückes)  Ein  so  über- 
raechendee  Zusammentreffen  konnte  freilich  gerade  beabsichtigt  sefb 
nnd  ist  "se  im  grieehisoben  Original  gewiss  sneh  geweeen;  dann 
musste  es  ▼orher  aber  itgeddwie  ▼orbenfitet  werden,  was  im  Ρ1ηα· 
Ünisobin  9(fioke  niebi  der  Fall  ist   Nneb  der  gamen  PMads  der 

>  Um  10  unbedenUiober  ksnn  omn  der  Emendation  dieses  yerses 
dareb  Ritsdil  N.  Plant.  Exa  I  8. 71  (£o  isti  sopposito  peerod  opus  est 
pessamse)  beipllieliten. 

*  Zogleieb  gesobieht  die  MÜtbeilaiig  in  einer  Weite«  dass  aoT  eine 
frdbeie  Bsksndinag  der  Seehe  mH  giebcrbeH  wo  sohttseien  ist  y.  1· 
nimlieb  frftgt  Gslltoles:  Quid  puero  flsctumst,  roea  quem  peperit  filia 
....?-*  ohne  dass  wir  vor  y.  86  C  erfiihren,  weVsbe  nibereBewandt- 
niss  es  mit  dieser  Oebart  ebes  Knaben  baba  —  y.  51  beisst  es,  dass 
dss  Gsllicles  Toehter  dem  Diniarobes  verlobt  gewesen  sei;  ein  Chrend, 
wssUb  diew  yerlobung  auseinander  ge^rangco,  ist  weder  da  noeb  y.  74 f. 
angegeben.  Wer  der  V.  74  erwähnte  adfinis*  sei,  wissen  wir  ebea*> 
sowenig. 


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Ceber  den  TrocaleBtueprolog  des  Piautue. 


lataimacbep  KoaioedieQclichter  und  zumal  des  Plaatus  können  wir 
inthiiwn,  dm  die  dargel^gto  lackanhafte  Oekonomie  dwoh  eiae 
■BMiMiMahiogMiae  AigDiiuatMiikhuig  im  Prolog  eigiait  worden 
iit»  ehM  weMe  der  Sddnn  voo  Act  IV  8e.  8  (Y.  67  ff.)  den  Zu- 

■eiwem  Töllig  anverständhch  blieb. 

Haben  wir  somit  einen  entscheidenden  Beweis  für  eine  Pro- 
legerzählong  gewoaaeo,  so  ist  dabei  zu  beachten,  daes  das  letat- 
mrwmk^te  Verh&ltniss  noch  weniger  als  dat  Mber  Behandelte 
daM  DiaiaidMu  in  Aoi  I  8c  1  nur  Berichierstailttuig  überkMen 
Warden  diwila,  daaa  wir  aleo  darin  einen  Beweis  aMhr  ftlr  onen 
beaoDderen  Prolog  sa  finden  haben.  FreiHob  wird  das  Ter* 
bältniss  des  Diniarchus.  zu  des  Callicles  Tochter  vielfach  als 
Argament  für  die  Läckenbaftigkeit  des  eigentlichen  Stückes  an- 
gefölwt,  dafilr  daes  ganse  Soeaan  mitten  aoa  dem  Stück  yer- 
loran  gegangen  seien  (aocb  von  Beinbardt  a.  0.  8^  36)»  aber 
■fliiias  finwktew  ?i6U%  mit  ünreekt  Die  von  Qnst  SelunHa  (De 
aei.  in  Plant,  fab.  deecr.  Bonnae  1Θ52  8.  26)  aoi  dem  Namen 
Trucnlentus  und  aus  dem  raschen  Gesinnungswechsel  des  Sklaven 
Siratallax  eDtnommenen  Beweise  hat  Reinhardt  selbst  S.  23  zurück- 
gewieaen.  Daa  von  diesem  tber  ΠΙ  2  V·  14.  16  Beigebraobte,  das 
ibrigana  an  KlarbsH  an  wikiMohen  lS«k»  ist  btndig  nnd  gni  im 
PUL  Ana.  I?  8.  SM  ab  unbegrOndat  widerlegt  worden,  Spengil 
bai  in  der  Praefntio  seiner  Ausgabe  S.  V  sebr  entaebieden  den 
ganzen  IV.  Act  und  einen  Theil  des  III.  als  fehlend  bezeichnet, 
siob  aber  jeder  weiteren  B^üodiing  dieser  Bebaoptong  überhoben 

*  Da  auch  ans  Reinhardts  Bespreohoag  der  einzelnen  Seenen  nnd 
Acte  (a.  O.  8. 18/·)  die  Anaahme  bsrronagehn  scheint,  dasi  möglicher- 
weiee  ein  ganser  Act  rerloraa  gegangen  sei«  will  ich  kurz  auf  die  Act- 
eintheilung  hier  eingebn.  Aot  I  seUiesst  sicher  mit  II  Sc.  5  Vulg. 
(s.  Spenge!  Praef.  p.  Υ  und  Beinbardt  a.  0.),  Aot  ü  mit  Ii  Sc.  8.  Der 
nL  Aet  nmfiMst  anr  Act  ΠΙ  So.  1  und  d^r  lY.  Aot  nnr  Act  ΙΠ  Sc.  2; 
dsr  T.  Aot  alsdann  den  17.  und  T.  Aet  der  Tolgata.  Allerdinge  ent* 
hMi  daraaeh  Aot  UI  nnr  21,  and  Aet  IV  aar  80  Verse,*  indese  ist  sa 
den  beseiobneten  Stellen  die  Bflbne  leer,  ein  gewisser  Absehtass  der 
Saadlsng^  vorbanden,  «nd  mnss  besoaders  awisohen  Aet  UI  and  IV 
vor  dsm  xwaiten  Aoflseten  des  StratoHax  eine  grassere  Zeiftpaoee  an» 
fsdselet  werdea.  Aaob  bei  den  grieehisohsn  Tragiknm  finden  siebBeir 
Spiels  eo  kniaer  Ante  (so  weit  von  soMwn  da  dieBede  sein  kann):  der 
IV.  Aot  in  Aeseh.  S^m  (swisöhen  dem  Π.  aad  III.  8tashaon)  enlMdt 
etwa  9β  Ms  80  Verse  (V.  788-417  oder  881  D.)  nnd  der  UL  Aet  In 
Sopk.  Akx  (swisehen  dem  I.  nnd  Π.  Stanmon)  nnr  47  Verse  (V.  046 
-Ott  D.).  MenfaHe  stimm»  oMge  Aoteintbelkmg  mit  BonaU  Naoh- 


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•ο 


üaber  den  Truooliiliigprolty  dai  PUmftw 


AaffftUMdar  Wt»e  hat  »ap  eiaea  Pmddt  buhor  aadi  akfci  Ar  im 

Feblen  grosser  Partien  geltend  gemacht,  ntalieli  den  im  VthlH^ 
11188  zu  deo  meisteo  übrigen  Plautinischen  Lust  spielen  geringen  Um* 
fang  des  Stückes,  welches  (ohno  Prolog)  nur  912  Verse  zählt  (933 
Verse  mit  Prolug).  ladest  ist  bei  einigen  Stäckea  des  Plantus  die 
Verszahl  aar  wenig  gitaer«  bei  andeiMi  —  woa  den  gaaa  l&cken- 
haften  al^ieielien  aogar  geriagery  wie  im  PMaa  (Tetj^  IIW%«m 
Pena  ed.  Ritaehl  Praaf.  8.  IX).  Dasi  im  Anfang  des  &Mkm 
(nicht  im  III.  oder  IV.  Act)  kleinere  und  grössere  Lücken  TorhaiH 
den  Bind,  lehrt  der  Hinblick  aui  die  im  Arabrosianus  fehlenden 
Blätter  theils  mit  Gewissheit,  theile  mit  einiger  Wahracheinlichkeit 
(s.  Bitsohl  PraeC.  Txin.  S.  XXV  £P.  V^.  Stedanand  an  A.  Spengal 
in  deesanTmeal.  Pxaef.  S.  8f.).  U  wieweit  gerade  anaar  Pioleg 
iqi  Cod»  Α  ein  aaderea  Aneaakan  gehabt  baben  nag,  liaat  akli  lat> 
der  niobt  mehr  betimmen. 

Wenden  wir  uns  endlich  zu  dem  Prolog  selbst,  dessen  Noth- 
wendigkeit  wir  aumeist  mit  Kücksicht  auf  die  'eapositio  paeri*  be- 
hauptet haben,  so  ist  derselbe,  wie  lingat  angtnottmen  wvrde,  am 
finde  unvoUetiindig.  Awabaxdt  hat  merkwürdiger  Weiee  aiob  dn- 
rttber  gar  mokt  geAmert..  Im  Bina^iiaB  «likdOe  iah  «bar  V.  1—8 
noch  so,  wie  '  Ueb.  d.  Plant.  Prologe.  Allg.  Ges.'  8.  2  f.  V.  4. 6—9 
halte  ich  tür  ebenso  unverdächtig;  V.  5  dagegen  scheint  mir  ein 
ganz  sohlechtes  u^d  naeh  Adnuont  (V.  4)  völlig  überflüseigas  Gloa- 
eem  Κ  Daea  man  niidikt  mit  Liebig  a,  0»  S.  89  aas  einer  so  all- 
gemeinen und  unbeaftSnantan  Beaiabwag»  via  ein  ¥.  7.  8  auf  dia 
moree  priatlni  enthalten,  einen  Sohlnes  auf  aaebplantimacba  Eni- 
•tehnng  machen  könne,  hat  Reinhardt  a.  0.  8.  18  Hebtig  henror» 
gehoben.  Die  Verse  10  und  11,  welche  den  in  den  ersten  Versen 
ausgesprochenen  Gedanken  nur  wiederholen  und  einen  sehr  froetigen 
Wits  enthalten,  möchte  ich  nicht  für  echt  Plantinisch  ausgeben 


rieht  über  diesen  l'uuki  (Arp^um.  in  Andr.  u.  sonst)  völlig  überein,  and 
dürfte  es  schwer  halten  jene  als  unmöglich  oder  uuwahrsoheialtch  nach- 
zuweisen. 

*  AuH  dem  melior  der  Handschriften  wird  man  kaum  etwas  Bes- 
seres machen  können  als  meditor.  Dieses  aber  im  Suine  von  "gedenken, 
vorhaben*  mit  dem  acc.  c.  ial",  zu  verbinden  ist  unmöghch.  Spengele 
'Credo'  liegt  handschriftlich  weit  ab  und  pibt  keinen  bessere ii  Sinn  als 
meditor.  Ein  Object  zu  ablaturum  fehlt  auch,  konnte  aber  nach  diesem 
Wort  leicht  eingeschoben  werden  (vergl.  A.  Kiesshng  in  Jahrb.  f.  PhiL 
1868  8.618). 

Die  Lesart  Athenis  hasc  santo,  wÄe  Spenge!  eohreibt,  gibt  nur 


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Heber  d»  TroodMteqMNdof  dw  ¥Mn$,  η 


Daes  Men.  V.  72  f.  sebr  älinlieh  and,  bat  ichoa  Liebig  s.  0.  TfeMg 
bemerkt.  Derselbe  geht  aber  unbedingt  zu  weit,  wenn  er  S.  40 
auB  V.  10.  11  folgert  'Quibus  verbis  non  modo  urbem  quae  iam 
BMMulvetar,  dum  fabula  TracalentM  agatur,  Athanae,  aed  atim 
(meaeiifaiBi  am  dinlnui  id  fem  ignm  Mmkm  apeattliir,  «et  ria  itta 
tanfore  gati  aradaa  ψ»  l%Maa  atraateae  ροβέ  fliMaiii-  awiataw ' 
dirnebantnr*.  la  wia  waÜ  .dia  felgaudau  ¥eiae  fioli4«a  antlialtoii, 
wage  ich  nicht  zu  entscheiden ;  ganz  unverdächtig  sind  eie  keines- 
wegs, da  z.B.  V.  13 — 17  zur  Charakteristik  der  Phronesium  dient« 
walcher  eigentlich  die  1.  Scene  de»  1··  Actaa  zani  girüeBkm.  Theüe 
gaapidBMti  iai.  Aoa  V.  13  (Haec  hniaa  aaiMli-  oMMa  in  aa  poaaUht) 
liflrt  aiah  ftbrigana  ao  wenig  wie  obat  aaa-  ?.  6.  7  etwaa  tbar  dia 
ZeH  dar  AbftMsun^/  iolgera.  7.  SO  f.,  waldha  die  HandMbriileii  iu 
heilloB  verderbter  Gestalt  bieten  (vergl.  C.  F.  W.  Müller  a.  O. 
S.  510  Anm.  1),  sind  von  Spenge!  geistreich,  aber  meines  Eracht 
laaa  aiobt  xiofatig  emendiri  worden.  NMk  seiner  Sdlreibung  wür- 
den jene  Yeiae  die  Aitgamantaiiibhiag  abaebBaaian,  und  flpangal 
BMiBii  endb  in  dar  Aammkaag  a.  d»  8i.  en^  daea  n«r  ain0  knffae 
Anrede  an  die  Zniebaner  -verlor«»  aeu  EntimÜ  aber  der  Prolog 
nicht  mehr  vom  Argument,  als  er  jetzt  enthält,  so  war  er  aller- 
dings ganz  unnöthig;  die  vereinaelte  in  V.  18  eotbaitene  Notia 
wire  dann  sehr  aefflUlig« 

Zmn  eoblnsao  aei  ea  geatafttot  kern  enf  Ate  nnewetfelhafta  Cmt* 
♦anriontkin  daa*  Tnundantaa  afai^abn.  Ladewig  'Oebar-  d.  Oan. 
d.  Velo.  8ed  *  8.  88  f.  bat  eie  dargelegt  Κ  und  leicbt  laaaan  aieli 
noch  heute  die  aus  einem  zweiten  Stücke  eingefügten  Theile  er« 
kennen.  sind  ohne  Zweifel  gerade  diojeuigen.  welche  mit  dem 
Namen  des  lateinischen  Stückes  im  Zusammenhang  atebn.  Die 
Pareonen  daa  -etinftnllaz  nnd  etnben  eind-  in  die  üanptnaaee  einea 
andern  Lnatepiaia  berObeifanennnen,  in  welabeni  daa  VeabiHniai 
daa  DiaiaidMw  aar  Phreeaaiatti  and  aar  Tocditer'dea  GalUelea  aowia 
das  eigennützige  Benehmen  der  Phronesium  gegen  Din.  und  Strato- 
phanee  den  ausreichenden  und  keineswegs  ongewohnliohen  Stoff  ab- 

cinen  gatwnng^nen  Sinn.  C.  F.  W.  Müller  a.  0.  S.  510  schlagt  mit  gc 
waltaamer  Aendarungi  abai;  dam  Sinn  aaUprafthand  'Atbenae  l|aee  nrbi 
«it*  vor. 

^  Der  sweite  vonLadewi^  angeführte  Qrund,  'dass  IV  4  zu  £u4a 
auf  eine  Unterredung  zwischen  Phronesium  nnd  Callicles  hingewiesen 
wird,  die  aber  nicht  erfolgt*,  beruht  auf  einem  eigenthümlichen  Irrthum 
l^dewiga.  Von  einer  lokban  *Hinwelsnng*  findet  tiob  nirgenda  aneb 
nor  die  geringita  8ρητ. 


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62  lieber  den  TruouleDtusprolog  dea  Plaaius. 


gab  und  welchee  mit  der  Yerbindaog  des  Did.  und  der  Tochter 
des  Callicles  echloes.  Plaatne  nachte  die  Phronafriom,  indem  er  ihr 
«Ben  dnttoB  Liebhaber  gab,  cntachiedeBer  wm  lfittel]mnki  te 
SMehee,  gab  denaelben  eine  reiehore  Haadlaog,  Teinaehllasigte  d»» 

bei  aber,  wie  auch  ionet  Tietfaofa,  die  Einheit  der  Handlung?  dia 
Scenen,  in  welchen  der  Truculentus  und  sein  Herr  auftreten,  lassen 
sich  ohne  allen  Schaden  für  die  Oekonomie  herausnehmen,  nämlich 
U  Sc  2,  m  Sc.  1  und  2,  woau  II  8c  1  ?.  Μ  ff.  hiDzukomBk 
Scoil  findet  der  drüke  Liebhaber  der  Pfaixmeeium  nnr  noch  im  er» 
■toa  Thefl  von  IV  8a  2  «od  m  der  8ehlimaaene  von  T.  12  an  Β·* 
rflckaiebtignng.  Ja  in  Π  8e.  S  V.  15  ff.  (Neecio  qnem  praeetala- 
taet  [Astaphium]  :  credo  militem  q.  β.),  wo  Diniarchus  eine  fal- 
sche Vermathung  aosfährlich  aasspricht,  scheint  sich  ein  directer 
Beleg  dafür  erhalten  zu  habao,  daaa  im  griaehaaehen  Original  Din. 
nar  einen  Nabenbnhler  haHa. 

let  die  Aanahma  aiver  Ccmtaminatfon  ganohtMIgtii  m  arUfiri 
es  sich  nm  so  eher,  daes  Plantus,  welcher  bei  jener  Arbeit  Ktn* 
zelnes  kürzen  oder  weglassen  mnsste,  Anderes  Fremdartige  aber  zu- 
fügte, einen  besonderen  Prolog  vorausschickte,  damit  dieser  durch 
eine  eiaheitHche,  ausaromenh&ngeDde  ErsähUing  ttber  die  Mängai 
der  Oahonaade  und  dae  Unverhondene  im  Sttoke  reibet  hinweg- 
helfe. Im  grieohiachen  Hanptoriginal  wird  ohne  Zweifel  «kr  Mono- 
kg  des  Diniarehne  den  η^όλοχος  gebildet  haben;  b«  eorgföltiger 
Anlage  des  Lustspiels  konnte  der  Jüngling  leicht  vorbringen,  was 
zur  Orientirong  der  Zuecbauer  nöthig  war  ^  In  nachplautinischer 
Zeit  griff  vielleicht  Einer,  welcher  «km  Beiepiek  dea  Tmna  fol- 
gend die  Prol^  nkht  anr  Afgnmanteraihlnng  baavlMn  wattln 
(i.  Ueber  d.  Haot  Pirol.  AUg.  Gaa.  a  15f.>,  aof  ikcan  Monokg 
aarflek  ond  flherwlae  ihm  wenigstent  afaien  Tbeil  der  EraSlilnng. 
So  kam  die  scheinbar  doppelte  Krzählung  in  unsem  Text.  Die 
Erweiterung  von  Act  I  Sc.  2  dürfte  hingegen  auf  einen  Leser  dea 
Plantus,  nicht  auf  eine  Bevtiion  anm  Zweck  einer  Anfi&hmng  an- 
rftckaufthren  aein. 

I 


*  Daes  bei  Plantas  in  Folge  des  besonderen  prologiis  zwei  gros- 
sere Monologe  auf  einander  folgen,  kann  nicht  befremden,  wenn  man 
sich  des  gleichen  Falles  in  den  Captivi,  den  Menaeohmi  und  vielleicht 
auch  der  CieteUaria  erinuert. 


/ 


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Üehtr      Mewitogprttoy  des  Ftonlof. 


es 


Naehtrig  Aber  im  Hereatorprolog  dee  Plntve. 

(Yergl.  Rbeiii.  Mus.  N.  F.  XXVI  S.  431  ff.) 

Leop.  ReiDhardt  behandelt  im  ersten  Theile  seiner  oben  aa* 
feftbriw  DiMettetfon  (S.4  — 17)  «uto  beBtADd<g«r  Binigiiahnt 
Mi  mtkam  ·.  0.  ttAMemn  AuflMte  den  Memtorprekv  des  PIm* 
tee,  iHMDmt  aber  in  Bemg  snf  wiofalige  Puilrte  in  elnm  #«wiii- 

lich  verschiedenen  Resultat.  Minder  Wiohtigee  übergebend  will 
ich  nur  folgende  zwei  Differenzpunkte  herausgreifen  und  näher  be- 
leacbten  :  Reinhardt  hält  die  Verse  40 — 105  (also  den  Haupttheil 
im  PirokgB)  lllr  nnsikt,  weiche  ioh  ah  der  HftopieadM  imeh  edit 
hgaiebnet  htüm;  «banee  eofardlit  er  ¥·  8.  4  einer  epiterai  Beeea* 
Ml  m,  en  denen  ieh  keinen  Aneloee  nebuMo  in  dirto  fknhte. 
Nach  Reinhardta  Annahme  bestand  der  ursprünglicbe  Prolog  aus 
sehn  Versen  (1.  2.  7—9.  lOG -110).  Das  völlig  Unbefriedigende 
eines  solcheD  Prologs  hat  bereite  der  Recensent  obiger  Dissertation 
in  PbüoL  Ans.  lY  S.  SM  hem>|rehoben,  HinBnMf&geo  ist«  da« 
in  Y.  106  gornde  der  Anedrnek  'Qnid  verbie  opus  eet?*  «if  eine 
«eitliiifigere  AneAbrnng  Im  Vorhergebenden,  m  weleber  neeb  Rein- 
hardt nicht  einmal  ein  Anlauf  genommen  ist ,  schliessen  läset  ^ 
Unter  den  Bedenken,  welclie  Reinhardt  gegen  V.  61  — 105  vor- 
bringt ist  das  schweretwiegeode  dae  auf  einen  vermeintlichen  Wider» 
wgmck  amdMi  den  genannteo  Veraen  nnd  V.  β  sowie  538  f.  ga» 
yriadata.  Nack  anearir  Prolegafslbliing  eai  ea  nimliob  sobwer 
einaneaben,  wie  Cbariaae  die  PMioonifMn  edbon  swei  Jabre  lang 
geliebt  haben  könne,  da  er  erst  vor  zwei  Jahrou  seine  Handlange* 
reise  unternommen  und  nach  V.  93  ff.  das  Mädchen  erst  nach  Be-  - 
eadignag  der  Geschälte  kennen  gelernt  habe.  Reinhardt  verkennt 
da  neinea  Eraobtena  vAttig  dae  Weeen  eoleber  komiecber  Poeeie, 
wenn  er  nMinl,  ·  dala  afle  Nebenaaoben  ·  ins  Eiaselnale  «nageAbrt, 
aaf  jada  mllgliebe  Frege  aaeb  eine  Antwort  bereit  sein  nitteee.  Wftra 
das  der  Fall,  so  liesae  sich  V.  8,  den  Reinhardt  ja  für  echt  haK, 
auch  nicht  mit  V.  533  f.  vereinigen,  da  an  letaterer  Stelle  die  Zeit 

»  Vergl.  Amph.  V.  446.  615.  777,  Aul.  III  4  V.  9.  13,  Bacch.  V.  483. 
486.  1164,  Ciet.  I  1  V.  95,  Cure.  V.  79,  Pocn.  I  3  V.  27,  Fragm.  Friv. 
V.  11  Gron.  An  allen  diesen  Stellen  wird  mit  obiger  Wendni^  eine 
mehr  oder  weniger  ausführliche  Erörterung  abgebrochen. 

'  Leop.  Beinhardt  zeigt  in  seiner  Abhandlung  einen  offenen  und 
teharfen  Bliok  Ar  Anstösse  im  Gedankengange  des  Diebters,  ist  aber 
XU  leicht  geneigt  weilgebende  Folgenmgen  tu  irgend  welobe  Anstöne 
SB  kni&]ita. 


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64 


Üeber  den  Merjiiorpfloy  ϋβ·  Β\μΜλ. 


Yom  Begiim  der  Reise  bis  lo  der  Zeit,  wo  der  Jttogli^  mit  der 
VmMüpsd  *tem  occeptavit^,  n?eh^  hi  Abfecfmung  gebfftcbt  wirei 
In  V.  f.  kommt  es  dem  Dichter  darauf  an  die  Bekanntschaft 
als  eine  möglichst  alte  hioattstelleD,  und  er  wählt  daher  ge- 
rade die  echoD  V*  8  TorgekoamieDe  Zahl  de»  Jabie,  «Efthread  wel- 
cher Charimie  ven  Hanae  abweiend  mar.  Qmm  ungeraehtfiartigt 
iit  dae  weitere  BedenkeiH  ea  i«  airgeoda  im«  BMkB  ■ungeinbrii, 
*quomodo  Acanthio  ex  paedagogo  et  custodo  factus  sit  erilium  libi^ 
dinum  adiutor'.  Das  war  eben  das  ganz  gewöhnliche  Verhalten 
des  ^aervoe  paedagogua'  au  ihrem  jungen  Uerfn!  Nioht  scliweffer 
wiegt  das  gegen  Y.  61-*72  und  Θ0— β6  YM^tbraehte:  4Br'Ya*ar 
werde  Mi  seinem  Sohne  doeb  niobt  beeser  hiigeatalU  haben,  nie 
er  wirklich  war ;  und  der  Sohn  könne  nicht  V·.  Ä&7  f.  von  einer 
gewaltsamen  Vertreibung  aus  dem  Vaterhause  sprechen,  wahrend 
er  in  V·  80  ff.  seine  Abreise  als  eine  freiwillige  darstelle.  ÜeLec 
daa»  waa  ieb  a.  0.  6.  426  an  Qnm^m  den  Plantihisahen  Uüspinngi 
Torgebraobt  habe  (nnd  anf  Y.  6611 /lege  ieh  gtosaea  eenriebt)«  geht 
Reinhardt  S.  10  mit  eitier  allgemeinen  Bemei^ng  hinweg. 

'  Was  sodann  V.  3  und  4  dee  i'rologs  betritlt,  so  würde  selbst 
dann,  wenn  die  von  Keinhardi  angenommene  Kitschrache  Erklärung 
te.  Yerse  richtig  wicOf  des»  nimUoh  Chsrinnt  aidh  entaofaaldigt^ 
weO  er  alePefften  deaStOehas  rai^akih  ite  Fvafag  apreeb«,  daraiia 
noch  gar  niebt  berrorgehn,  daes  die  Yeeee  naehplanüniseh  wiren. 
Denn  wenn  die  Verwendung  einer  Persdn  des  StQofcee  zum  Prolog 
überhaupt  ungewöhnUcb  war  (vergl.  jedoch  oben  S.  62)»  so  war 
dns  dbob  je  ürfther  so  mehr,  da  der  Ikieis  der  ihaieMB  ein  nn 
ao  beMhrftnhierer  war^  lleiwMite  hsk»  an  dar  frtthar  gegn* 
benen  Erklftrong  der  Yeree  fest  nnd  wweiae  Bsinbsedt,  wcMiar 
S.  14  fragt  '  at,  quaeso,  quid  inter»  st,  utrum  haec  an  illa  persona 
fabulae  prologum  pronuntiet  V  auf  die  bekannte  Thatt»ache  \^ vergl. 
Ter.  Ileaut.  ProL  .V.  l.ff»),  daea  die«  Prologe  regelmtoaig  von  jun- 
gen eoban^plflern »voigehragen  wmrdeb  nnd  dewstiaeh  als*  Neheim 
rollen  galten.  .I>er  Prolog  konnte  aomit  nur  aAannbmawaian 

mit  der  Hauptrolle  eines  Stückes  vereinigt  werden.  Indeea 
scheint  gerade  die  Rücksicht  auf  V.  12 — 17  die  Leeart  des  Acida- 
litts  'amatorum'  au  empfehlen  (s.  a.  0.  S.  435  f.). 

BreaUn.  Karl  Daiatako. 

_  <  ·  ' 

*  Wie  wenig  bofremdlich  auch  bei  Plautus  eine  Berufung  auf  dt  n 
*m08  m^iorum'  sei,  lehrt  der  durchaus  unauetössige  Schluee  der  Cistellaria; 
Nunc  quod  ad  voh,  spectatores,  roiicuom  relinquitur, 
More  maiorum  date  plausum  postrema  in  comoe4if^  · 


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Poitieche  Briefe. 

An  F.  Ritschi. 
(Vgl.  Bd.  XXV  8. 846  ff.) 


IV. 

St.  Petersbuig,  den  1873. 

Ρ··*  drei  Jahre  sind  verflossen,  seit  ich  meinen  letzten  Brief 
•nSle  geeehickt  —  schwere,  sehr  schwere  Jahre  für  mich  und  die 
Meinigen.    Ich  habe  seitdem  den  Süden  mit  aeinen  intereesanten 
Resten  der  alten  griechisolieo  Colonim  am  Pontae  Terlaaeen,  habe 
hieeelbafc  die  Ldtniig  des  Gymmuiiun»  am  hieteriech-philologischen 
«rtitirte  fibemommen  nnd,  nachdem  ich  die  erste  schwerste  Zeit 
glücklieb  eberwonden,  nehme  ich,  wenn  auch  nur  horis  subsecivis, 
die  ichönen  Stndien  des  Südens  wieder  auf,  da  meine  wichtigrten 
Arbeitsstunden  meiner  Schule  nnd  der  Anleitang  der  kfini%eD 
Uhr«  der  altklaeeiaoben  Spraohto  gehOren.   Nehmen  Sie  ee  mir, 
wg^ter  Fremd,  mcht  fibel,  wenn  ich,  obgleich  nun  schon  Η  ν  per- 
wreer,  dennoch  meinen  Briefen  den  Namen  der  '  Pontischen'  lasse, 
«  iie  nm  jene  Fra^^en  sich  weiter  bewegen  werden,  zu  denen  mir  . 
βίβ  Fortsetzung  der  \  ei  binclungen  mit  den  Frennden  in  Akkerman, 
Odessa,  Cherson,  Kertsch,  Taganrog  immer  reichen  Stoff  bietet  nnd 
m  Dächster  Nahe  die  neben  der  Kaiserlichen  Eremitage  nnter  dem 
Vcrsitn  dec  Grafen  8.  Stroganow  exietirende  Archäologische  Com- 
nimaoa,  in  deren  neuerworbene  Schatze  II.  Akademiker  Stophani 
»d  H.  Sekretär  Tiesenhausen  mit  grösster  Bereitwilligkeit  jedeneit 
nur  Einblick  gewähren. 

Lassen  Sie  mich  min,  wie  ich  eobon  in  meinem  lU.  Briefe 
S.  368  angedentet,  iiOrs  Erste  an  eine  der  Detailfragen  gehen,  de-  ' 

Ldcong  mich,  seitdem  ich  1865  in  Odeasa  HckhIüIs  lieschrei- 
i*ng  des  Skythenlandes  aufmerksam  zu  studiren  begann,  auf  daa 
Aagelegentlichste  beschäftigt,  —  an  die  so  verwickelte  Frage  über 
<ieQ  Borysthenes  und  seine  Nebenfifieee.  Es  würde  zu  nichts  fQbr«Q 
«oUie  ich  die  sftmmtliohen  Versuche  der  Gelehrten,  den  Text  de^  ^ 


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ββ 


Pontische  Briefe. 


Vaters  der  Geschichte  mit  der  jetzigen  Wirklichkeit  in  Einklang 
zu  bringen,  darohgehen,  lieber  bleibe  iob  erst  bei  eimgeo  Betrach- 
taogeo  sieben,  die  sieh  dem  unbefangen  ürtbeüenden  beim  Lesen 

des  Herodot  von  selbst  ergeben  und  ziebe  aas  ihnen  dann  die 
notbwendigen  Folgerungen. 

Vor  Allem  springt  es  in  die  Augen,  dass  Uerodot  bei  der 
Aafisählang  der  Flüsse  Skythieos  von  Westen  nach  Osten  geht^ 
▼gl.  Hansen,  Ost-Enropa  nach  Herodot,  Dorpat  1844  p.  22.  So 
beginnt  er  IV,  17  mit  den  Worten:  άηο  τον  Βορυσ9ίτέϋτίων  ίμηο^ 
^ίοι\  d.  h.  von  Olbia  au  und  fügt  daran  c.  18  :  mtm  ///»·  ηαρά  τνν 
"Υηαην  ηοταμόν  ίση  id^vsa  προς  ίΟπίρης  τον  Βορνα^ύ^ος'  άιάρ 
dutßdvtt  τον  BoQva^bvsa  άπο  θ^αλάασης  πρώτον  μεν  ^  ^ΥΙαΛψ  Geht 
man  ηαη  τοη  der  Qylaea  landeinwärts  (ακω),  so  stdsst  man  saerst 
auf  die  2>ΐύ&αι  γαοργοί^  die  3  Tagereisen  nach  Osten  bin  bis  an  den 
Pantikapes  und  nach  Norden  11  Tage  Fahrt  den  Borysthenes  hin- 
auf wohnen.  C.  19  üherschreitot  man  den  Pantikapes  {dtaßain 
τόν  Ilavnaujitp  )  und  gelangt  zu  den  2iKvi^ut  rofKuhc,  die  14  Tage- 
reisen nach  Osten  hin  leben,  bis  znm  Flusse  Gerrhos.  Jenseits 
dieses  {ηίρψ  του  Γίφ^  c  20)  leben  die  Sicvdm  βαοίλψΌί,  Dirne 
erstrecken  sich  ·ώ  μ^  προς  μΒΟαμβρίην  ίς  την  Tttvριxψy  το  de  ηρ6ς 
ήώ  ίπΐ  T8  τάφροι;  την  όή  οΐ  fX  των  τι^ψλών  γίιόμβνοι  w^rH«!',  xai 
iid  της  λίμνης  της  ΑΙαιήτιόος  τυ  ^μπόριοί;  το  χαλίετια  Κρημνοί,  τά 
de  αυτών  χαιήχο^}θΐ  Μ  ποταμον  Ύάναιν.  Endlich  c.  21  lieisst  es  : 
Ύαναϊν  όέ  ηοταμόν  ^αβάνη  ονκέα  2)ΐυ&ιτη·  Öans  einfach  giebt 
Herodot  diese  Reibenfolge  c  47 :  oooi  d$  ούνομαστοί  τέ  eloi  CM^nSv 
καΐ  προςπλωνοί  Sinh  ^οΧάσοης^  τούνοΐ'ς  ούνομανίω.  ^Ιοιοος  (ih  lurtd* 
ατομος,  μετΓ  όί:  Γνρης  τε  xrti  "Υπανις  y.ui  iioovot^ü  rc  /jti  Πανηχά" 
πης  xai  '^Υηάϋνφ,ς  xui  Ι  έ^ος  xui  Γάνα'ις,  Auch  diese  Reihenfolge 
bleibt  nun  in  den  folgenden  Capitehif  woraus  man  schliessen  muss, 
dass  diesee  die  Reihe  von  Westen  nach  Osten  ist.  £ben  deshalb 
aber  müssen  alle  Vermntbungen  snrückgewiesen  werden,  dnroh  die 
diese  Reihenfolge  gestört  wird. 

Eine  zweite  wichtige  Bemerkung  scheint  mir  die  zu  sein, 
dass  Uerodot  gar  nicht  der  Wasserfalle  des  ßorysthenes  erwähnt  ^ 
attch  nicht  seines  aoletit  entschieden  nordöstlichen  Lanfee.  Er  Iftsst 


'  Die  Worte  IV,  71  h  ο  ό  Βορυοί^ίνης  Ιστϊ  προςττλωτός  sind  ent- 
weder mit  Stein  für  fremde  Einfügung  so  halten,  oder  sollen  den  Worten 
0.  56  l(  ο  ytvtiaxtnti  6  Βορνσ^ένης  entsprechen  nnd  sagen  nnr,  dass 
erst  von  da  an  der  Floss  so  bedentend  sei,  dass  man  auf  ihm  fiibrea 
könne. 


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Pontischc  Briefe. 


β7 


üiB  \ielmehr  geradezu  von  Norüen  kommen,  ja  es  möchte  scbeinon, 
<Uss  der  Name  ΒορναΘ^ενης  davon  genommen  =  Nordmacht,  der 
wkMg  ans  dem  Norden  herabetrömende  FIqsb.  Die  Griechen  geben 
iki  dieMD  etohsen  Namen,  als  dem  dritten  ihnen  bekannten  ge- 
vittif^  Strome  neben  dem  von  Süden  kommenden  Nil  nnd  dem 
fOo  Westen  her  strömenden  Ister,  vgl.  Herod.  IV,  33  u.  53. 

Drittens  müssen  wir  die  Stelle  Ilorodots,  die  eich  auf  den 
Fhut  Gerrhoe  und  die  gleiebnamige  Gegend  bezieht,  nor  ja  richtig 
ibcnetM  and  erklflran.  Es  heket  lY,  6β :  "Εββομος  όε  Γ^(ος 
Έ&αψος  άπέσχίοταί  μετ  άη6  τον  Βο^νσ&έρβος  κατά  τούτο  τί[ς 
/ficwjc,  δ  γιΐ'ώοίχεται  ο  ßoQVoitkit^g'  άπΰι/ίοται  μπ'  J  ir  ix  τοννυν 
ioi  γώρον,  οννομα  dt  f/ii,  τύπερ  6  /ώρος  αντος^  ί  ίρρος.  Ich  über- 
aetw  diese  Worte  folgendermaesen :  'Der  siebente  Flose  GerrhoB 
trennt  sich  ab  vom  Borysthenes  an  der  Stelle,  bis  an  wdcher 
der  Borysthenee  bdmimt'iet.  Trennt  er  eich  nnn  aber  anch  ab 
von  dieeer  Gegend,  so  behSlt  er  doch  den  Namen  G^rrhos  bei,  den 
die  Gegend  selbst  hat*.  Es  hat  also  auch  der  Borysthenes  seine 
Deltabildung,  wie  der  Nil  und  der  Ister,  und  Herodot  gebraucht 
daher  anch  hier  das  Verhorn  ά^οΌχΙζεσ&Μ^  wie  beim  Nilll,  17  εαα 
MMaihtgm  άφάοΜΟχόμΛταάτώ  τον  ΣεβεννοτίΜου  άηοσχια&έντί^ 
fiform  3ς  Mlaoow,  Wie  sollen  wir  ans  aber  den  Flnss  Panti- 
kapes  denkt  n?  Aufrichtig  gestanden,  das  Meiste,  was  bis  jetzt  über 
den  Lauf  desselben  gemuthraasst  worden,  hält  nicht  Stich.  Die  ^ 
Haaptachwierigkeit  bleibt  immer  die,  dass  zwischen  den  Bory- 
fÜHoea,  der  τοη  der  Mehraahl  der  Interpreten  für  den  Dniepr 
gehalten  wird,  imd  den  Tanaii,  der  doch  wahrscheinlich  der  Don 
ist  drei  Flüsse:  der  Panfikapes,  Hypakyris  nndOerrhos  zu 
setzen  sind,  in  eine  Gegeiid,  die  jetzt  kaum  ein  Paar  kleine,  im 
Sommer  fast  ganz  ausgetrocknete  Bäcblein  aufzuweisen  hat.  Hero- 
dot loiHreibt  c.  54  über  den  Pantikapee  folgendes:  Mm  όε  τούτους 
1dμπnς  ηιηαμός  ΆΧος  νψ  oÜm^o  Παντοιάτιης,  (iu  μει^  wd  ουης 
Μ  βορέεω  xBiud  in  λίμνης^  }tal  id  μεηίξν  τούτου  τε  mtl  τον  Βορν 
σ^ίτος  νέμυΐ'χαι  oi  γείοργοι  ^nv&uiy  ixSiSoT  όε  ες  τήρ  Ύλαίην,  τιάρα- 
μΗψάμενος  όε  ιαυΓην  τω  Βορνο&ενεϊ  οιμμϊογεται.  Verbindet  man 
mm  hiemit  dae,  was  Herodot  c.  18  sagt:  ^Λταρ  όιαβάνη  ^ 


'  ,ΐιαβηίνειν  kann  nur  die  Bedeutung  überschreiten,  tra- 
▼  erser  haben,  nicht  marcher,  passer  devant,  wie  mein  verehrter 
Freond  Prof.  Ph.  Bruun  in  Odessa  in  seiner  so  »  bcu  in  französischer 
Spraehe  erscheinenden  Arbeit  über  Skythien  (vgl.  meinen  3ten  Pont. 
Brief  S.  368)  in  demBecaeü  d'  anUquit^s  de  la  Scythie  Sect  U  p.XXIX 


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6β 


Pontiiohe  Briefe. 


Bo^a&ivsa  anh  ^ύΐαοσης  πρώτον  μεν  ή  *ΥΧαίη,  απ^  ^  ταύτης 
ίόιπ  oixtoio/  ^'xi't>«.  γδωο)'οί,  τονς  "Ελληνες  οΐ  oixtomc  tni  T(ü 
Ύηάη  Ίίοταμψ  Huktovoi  ΒορνυΰενΗίας,  οφέας  όε  αντονς  ΌλρΙιοτιολίτας. 
ουτοί^ων  oi  γαω^γοί  J^itihu  νίμοηοί  ί6  μέν  προς  την  ήώ  ini  τράς 
ημέρας  Ιάοϋ^  χατήχονης  ini  ηοτοψΛ¥  τω  αϋνομα  κίοη  Πΰαταχάια^ς, 
τ6  0Β  πηος  βορίην  ανεμον  ηλόον  άνά  το^  Βορυσ^ν^α  ήμερίωρ  ΙιίΙεμ». 
ηόη  όί  καιί^ιεηϋε  loviim-  ερημός  εαπ  ini  πυλλόν^  —  so  sieht  man, 
daas  die  Meloung  von  Bayer  und  Eicbwald  (θ.  Bähr),  die  den 
Pantikapes  für  die  jetsige  Samara  halten,  am  dem  Grunde  un- 
statthaft ist,  weil  dieselbe  an  weit  ?oii  der  Mündung  entfernt  li^gi. 
Ebenso  nnpassend  ist  es  mit  Heeren  ansunehmen,  dass  einer  ψοο 
den  kleinen  Hiissen  Snla  oder  Psol  der  l'aiil ikapes  sei,  oder  mit 
Völcker  der  Kara  Deresi  oder  Ileliu  Der  es i,  die  wohl  alle 
weiter  nach  der  Mündung  hin  in  den  Dniepr  flieseen,  aber  doch 
nicht  ο^μασηί  u  wü  τίροςπλωτοί  άπο  ^αλάσοης  sind,  worauf  schon 
mit  Recht  Hansen  (a.  a.  (X  S.  23)  anfmerksam  gMnaeht.  Eben- 
dasselbe muss  man  über  die  von  andern  Gelehrten  vorgeschlagene 
Konskoje  oder  Konka  sagen,  die  südlich  von  Nikopol  von  der 
linken  Seite  in  den  Dniepr  hineinflieest.  Auch  sie  flieset  nicht 
von  Norden,  sondern  von  OSO;  und  was  bleibt  denn  für.  den  Ger* 
rhos  noch,  der  in  den  Hypakyris  fUlt?  Wir  dürfen  aber  doch  nur 
im  Osten  vom  Borysthcnes  den  Pantikapes  suchen,  da  Herodot  wieder» 
holt,  von  Westen  nach  Osten  gehend,  dieselbe  Keihe  der  L  iu.v.>e 
gibt.  Somit  ist  also  die  Annahme  Lindners,  die  auch  Bruun  theilt 
a.  a^  0.  S.  GXXXII»  der  jetzige  Inguleta  sei  der  alte  Pantikapee, 
als  entschieden  falsch  zurücksuweisea  Dennoch  glaube  ich  nicht, 
dass  wir  geswungen  sind,  mit  Uckert,  d'  Anville  nnd  Bähr  bei  dem 
trostlosen  Resultate  stehen  zu  bleiben,  dass  dietsc  l  iage  nnt-nt- 
Bchieden  bleiben  müsee.  Bühr  sagt  ireilich  sehr  richtig  am  Schlusee 
der  Anmerkung  zu  c.  Ö4:  'Equidem  in  tanto  vironim  doctoram 
^sensu  quid  ipse  statnam,  vix  haben,  aoouratiora  emqpeotanda  esse 
ratus  ab  iie,  qui  hos  ipsas  regiones  accnratius,  quam  adhoc  factum 
est,  aliquando  periustrabunt :  ad  verum  autem  magirs  milii  accedere 
videtur  eoruni  virorum  doctorum  sententia,  qui  rivum  huuc  uou  ita 
louge  remotum  a  mari  quaerendum  esse  censent*. 

Bei  der  völligen  Unmöglichkeit)  die  Angaben  Herodots  mit 
Äer  Wirklichkeit,  wie  ne  sich  jetst  bietet^  in  Uebereinstimmung  zu 


will  nach  dem  Voi^ange  von  Nadeschdin.  Ihirch  diese  Uebei'setzung 
erwachsen  nur  neue  Schwierigkeiten;  vgL  Bruun  ebendas.  p.  XXXii 
Anmerk.  6. 

I 

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Poniiiolie  Briefe 


69 


briogeD,  leheiiit  et  mir  gebfyten,  mit  Rawlinson  entfweder  an  groeee 
Naiurereigniise  so  denken,  die  dieGeetalt  dieser  Gegenden  imVer- 
Ittofe  von  mehr  als  2000  Jahren  eebr  verftndert  baben  mflaeen,  oder  an* 

znnebmen,  dass  Hoi  odot,  wenn  er  auch  vielleicht  in  Olbia  gewesen  ist, 
doch  voo  den  nach  Ueteu  gelegenen  Gegenden  ein  ganz  falsches  Bild 
•nach  den  ibm  zogdrommenen  Nacbricbten  sieb  gemaobt  bat.  Aebn- 
licbea  mtaen  wir  wobl  aneb  in  Besag  auf  Strabo's  BescbreEbong 
der  Tamanseben  Halbineel  annebmen  —  eine  Frage,  anf  die  iob  in 
einem  späteren  I)riefe  einmal  /urückkommen  möchte  bei  Gelegenheit 
einer  Hespreebung  der  intcreHsanten,  1870  in  Moekau  in  russiscber 
Spraobe  erschienenen  Sebriit  des  um  das  Stodiom  der  Archäologfie 
in  RussUmd  woblverdienten  Professors  K.  Qörta  Arcbäoiogiscbe 
Topograpbie  der  Tamanseben  Halbinser  128  8.  4,  leb  meinerseits 
bin  dtr  entschiedenen  Meinung,  dags  Herodot  nach  den  ihm  zuge- 
gangenen Nachrichten  den  jetzigen  inguletz  für  den  Borysthenes, 
den  Basuwluk  und  untern  Dniepr  für  den  Nebentluss  desselben,  den 
Fantikapes,  gehalten  bat.  Der  lognleta  ist  kein  kleiner  Flnss,  nament- 
Hdi  in  seinem  nntem  Laufe,  wo  er  sieb  mit  dem  Dniepr  vereuai^ 
Uebei  ihn  schreibt  Braun  a.  a.  0.  p.  XXXI:  *I1  dirige  son  cours 
principaienient  du  nord  au  sud,  et  traverse  un  espace  de  217  ver- 
stes  en  ligoe  droite,  et  de  523  si  Ton  tiont  compte  de  toutes  les 
ainuoeit^s,  qni  sont  d'nne  si  grande  utilit^  ponr  les  steppes  a?oisi- 
nantes;  il  mMterait  donc  plfttot  le  nom  de  Grand  Ingonl  qne  ee- 
hii  d'Ingoulets  (diminntif  msse  du  nom  de  ringonl);  car  pour 
la  longueur  il  depasse  de  beaucoup  le  vtiitable  lugoul,  qui  n'a 
en  ligne  droite  que  168  verf^tes,  ou  324  avec  toutes  ses  sinuosites. 
Llngonlets  a  nnt  vingtaine  d'  afflnonts;  la  partie  snp^rienre  de 
son  conrs  forme  nne  vsll^  marecageose,  mais  en  appiocbant  de 
1*emboucbure  il  prend  les  proportions  d'nn  grand  flenve  qui,  pour 
la  largeur  du  lit,  ne  le  cede  presque  point  au  Dniepre,  dans  Ic- 
qael  il  se  Jette,  η  18  verstes  en  amont  de  Kherson;  eucore  au- 
jonrd'boi  il  pröseute  i  Toeil  da  Toyageor,  nomm6ment  eur  sa  rive 
ganobe,  des  espaoes  oonsid4rables,  eonverts  de  bois',  Dass  man 
aneb  jetst  noeb  diesen  Flnss  ftkr  einen  sebr  bedeutenden  bftlt,  folgt 
aus  dem  I'lane,  den  man  vor  ungefähr  50  Jahren  entworfen  batti», 
mit  ibm  den  Dniepr  im  oberen  Lauf  durch  einen  Canal  zu  ver- 
binden, um  auf  diese  Weise  die  bindernden  Wasserfälle  zu  vermei- 
den. £s  wurde  aneb  damals,  wie  mir  vor  Jabren^  als  iob  in  Odessa 
lebte,  ein  amlngnlets  wobnender  Gntsbesitser  mittbeüte,  eine  Com« 
missiou  dazu  ernannt  und  nach  Cberson  gesandt,  doeb  ist  von  ihren 
Kesoltaten  oiemais  etwas  zu  hören  gewesen. 


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70 


Pontieche  Briefe. 


Denken  wir  uns  nun  diese  Verwechslung  bei  Ilerodot  mög- 
lich, der  überhaupt  wohl  nur  ein  sehr  unklares  Bild  von  dem  Sü- 
den dee  jetsigen  Rnselands  hatte  \  so  erklärt  sich  Alles  leicht  und 
bequem.   Der  Flnee  kommt  yon  Norden  (vaib  βορέω  or^ov),  wie 
Herodot  c  53  sagt;  er  hat  keine  WeeeerföUe,  wee  doeh  bei  βίη·τ 
SebiffiTabrt  von  40  Tagereisen  (ebendas.)  sich  hätte  zeigen  müssen.. 
Nun  erst  hat  die  S.  67  f.  aus  c.  18  citirte  Stelle  ihre  volle  Bedeutung,  ' 
ebenso  wie  die  Worte  llerodots  c.  81:  eon  μ^τα'ξν  Βορν  α  &fr 
ν$6ς  TB  ποταμοϋ  xai'Ynaviog  χώ^ος,  οϋνομα  0i  οϊ  εαη^Εξμμ· 
ηαιος.   Mit  letzteren  yergleiebe  c.  18  mtm  μεν  ηαρα  °Υίια»ν 
ιαηομάν  itm  s9vsa  προς  Ιοηίρης  τοϋ  Βορνσ&ένΒος  nnd  namentlioh  I 
c.  53  άγ/üv  u  όή  &αλάοαης  6  Βορνο^^νης  ρπον  γιι^ιαι  tcut  οι  ονμ- 
μΐογβίαι  6  Ύπανις  ίς  τώντο  Ελος  εχόιόούς,  το  dt  μίτάξν  ιών  τιοτα-  \ 
μΐ9τ  ΊΌντίύν  εον  εμβολον  της  χωρι^ς  'Ιπηόλεω  α/.οη  χαλώια». 

Die  beiden  nach  Osten  bin  auf  den  Pantikapee  föigwiden  j 
Fltleee,  den  Hypakyria  nnd  den  Oerrhoe,  mflasen  wir  nni  nnn  un- 
gefähr 80  denken,  dass  der  Erstere  parallel  mit  dem  Pantikapes 
geht  und  die  Hylaea  und  den  Achilleos  üronios  rechts  lassend,  bei  ' 
der  Stadt  Karkinitis  ins  Meer  fällt.    Oestlich  aber  von  ihm  Üiesst  i 
der  Gerrhoe,  der  jetzige  Dniepr  in  seiner  Haaptbiegong  nach  Oaten  I 
hin,  nnd  trennt  das  Land  der  nomadtsirenden  Skythen  von  dem  der 
kdnigliehen,  znletzt  rieb  in  den  Hypakyris  ergieesend.  Dieser  Flou 
Gerrhos  nun,  bemerkt  als  Besondt;rheit  lleiodut,  trennt  sich  im  ' 
Norden  vom  Borystlienes  ab,  hat  aber  denselben  Namen  mit  der 
Gegend  Gerrhos,  die  dort  oben  am  Borysthenes  liegt  und  die  Königs- 
gr&ber  enthilt.  Somit  ergibt  sich  nngeClÜir  folgendes  Bild  von  der 
Lage  jener  Flflsee,  wie  es  aneh  die  neuesten  Herausgeber  Herodots, 
Stein  und  Rawlinson,  entwerfen.  Es  ist  demselben  die  jetzige  Karte 
zu  Grunde  gelegt,   auf  dur  die  punktirtc  Linie  ab  ungefähr  die 
Grunze  des  Ilerodot  nach  Süden  bekannten  Landes  anzeigt,  an  das 
sich  (c.  99)  die  südöstliche  £cke  der  Tanrer,  ähnlich  der  Attischen 
Halbinsel  nnd  der  der  lapyger,  ansehliesst. 

(Vgl.  unsere  Karte.) 

Es  ist  unmöglich,  hochgeehrter  P'reund,  daes  ich  in  den  be- 
Sübeideneo  Kähmen  eines  Briei'es  alle  die  vieliachen  t  i'agen  eiu- 


^  ' Evidcnimriit  il  n'avait  aucuno  idee  ni  du  golfe  de  Carcinitis 
ni  de  Tisthme  de  i'crekop,  ni  du  Sivach'  Brutm  a.  a.  O.  S.  XC'IV:  vgl. 
auch  Fr.  v.  Smitt,  Uober  den  Feldzupf  des  Darius  gej^'^en  die  Skythen 
in  den  '  Mclanges  Kusses  tires  du  Bullet,  de  l'Aoad.  de  St.  Pötersbourg' 
(1864)  T.  IV  p.  468. 


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Pontisohe  ϋ  riefe. 

• 


71 


»oblieese,  die  sich  an  die  Hauptfrage  über  die  Lage  und  Richtung 
dieser  mr  FldeM  iwieoheo  den  Hjpams  aod  Tanaie  anknöpfen. 
Wie  TerwiekeH  eie  eind,  eielit  maa  $m  der  Schrift  mmee  Freondee 
ftronn;  mich  eoU  ee  ntir  henlieh  firenen,  wenn  ich  etwas  mt  He> 

bang  der  Hauptschwierigkeiten  habe  beitragen  köiuieu.  Aber  auch 
hier  gilt  wieder  das  schöne  Wort  des  Tbukydidee:  ΆμαίΗα  μίν 
^ρώαος,  λογιομος  di  Skvov  φέρει. 

Ehe  ich  dieeeo  meinen  Brief  abechlieiae,  sei  ee  mir  noch  er- 
Imahi,  sowohl  eine  Ergftnsung  an  meinem  dritten  Briefe  zu  geben, 
als  aoch  und  zuvörderst  auf  einen  interessanten  Fund  hinzuweisen, 
aal  den  1869  bei  iiieiuer  Anwesenheit  iu  Keitsch  der  damal» 
auf  seiner  Hinreise  nach  der  Tanianscheu  Ualbinsel  sich  ebenfalls 
dort  aofhaliende  Sekretär  der  ArohAologieoben  Commission,  W. 
TieMDhaoaen,  mich  auhnerksam  machte.  £b  befand  eich  nfimÜch 
im  dortigen  Mnsenm  schon  seit  einiger  Zeit  ein  ovaler  Stein, 
von  der  Grösse  eines  Strausseiieies,  mit  der  deutlichen  luschrift: 
ΔΕΚΑΤΟΗΜΙΜΝ.  Man  hatte  ihn  iu  der  Nahe  des  btadtkirch- 
bofes  auf  der  nördlichen  Abdachung  des  Mithridatesberges  gefunden. 
Icfa  gab  über  ihn,  wie  Aber  einige  andere  Neuigkeiten,  die  mir  die 
Fahrt  eingebracht,  ein  Näheres  in  einem  Briefe  vom  16.  Sept.  jenes 
Jahres  an  Prof.  Görtz  in  Moskau  in  den  von  diesem  redigirten 
*  Arln  iieü  der  Moskauer  Archäologischen  Gesellschaft'  Bd.  III  Heft  I 
S.  60.  '  Ohne  Zweifel  diente  der  Stein  als  Gewicht,  wie  auch  jetzt 
oft  Steine  daan  benniat  werden.  Daher  ist  auf  ihm  άαιραοημΙμνοθ¥ 
d.  h.  sehnte  halb  Minen  bemerkt»  wie  der  Grieche  anch  sagt: 
fjpMO»'  ψιτολανηρ  =  2V2  Talente.  Nach  nnserm  Gewichte  wiegt 
der  Stein  fast  10  Pfund.  Ist  er  wirklich  vollständig  erhalten  — 
mir  war  es,  aU  wäre  eine  Ecke  abgeschlagen  —  so  könnte  man 
nach  ihm  genau  das  Gewicht  einer  boeporischen  Mine  bestimmen 
ead  ihr  Verhftltmse  xnr  attischen  and  iginäischeo  angeben,  von 
denen  die  erstere  =  26,20,  die  letstere  =  36  Pr.  Loth  war,  vgl. 
Holtsch,  Griech,  und  Rom.  Metrologie  S.  107  fg.*  —  Als  ich  1870 
hierhtr  nach  St.  Petersburg  kam,  fand  ich  den  Stein,  auf  dessen 
NVichtigkeit  ich  iu  Kertsch  damals  dringend  hingewiesen,  schon  in 
der  Kaiserlicben  Eremitage  bei  IL  Aiubd.  ätephani.  £r  hatte  so- 
eben eine  Beschreibnog  desselben  in  seinem  Compte  Renda  f.  1869 
beeadiigt  mit  den  Worten:  *  Hiernach  ist  es  wohl  nnsweifelhaft,  dass 
der  Stein  als  Gewicht  benutzt  worden  ist.  Allein  ich  muss  es  an- 
dern, mit  Monumenten  dieser  Art  näher  Vertrauten  überlas«en  zu 
entscheidea,  wie  die  Inschrift,  welche  snn&chst  auf  d&caro(>')  ήμ^- 
μ»{αίΦ¥)  htniuweisen  scheint,  au  lesen  und  mit  dem  Gewichte  des 


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72 


Pontiscbe  Briefe. 


Steines,  weiches  9^/8  Pfund  (4043,8  Grammes)  beträgt,  in  Einklang 
8a  bringen  ist*.  Ausser  den  von  Stophani  erwähnten  Schriften,  die 
ήι  vergleiohen  ich  leider  nicht  im  Stande  bin,  ist  noch  nachBoeeheD 
G.  Friedrichs,  Beriine  antike  Bildweriie.  IL  Geräthe  nnd  Broncen 
im  alten  Mosenm  (Düsseldorf  1871)  S.  201  fgg.  Die  eben  dort 
unter  N.  909  und  911  prwähntcn  I^loigewichte  mit  den  Aufschriften: 
HMITPITON  und  HMITETAPTON  ^rebeiK  wie  das  iuhxior 
oder  ήμιεκηο¥  (vgl.  Steph.  Thee.  β.  τ.)  nnd  ψαύγάοον  nnd  ήμίόωόέ- 
Komv  bei  Hesych,  die  Hälften  der  beeeichneten  Brüche  an,  wie  denteoh 
ein  halbes  Drittel,  ein  halbes  Viertel  zum  Unterschiede  von  drittdialb, 
viert^halb.  L  eber  letztere  Ausdrücke  lesen  wir  bei  Priscian  Vol.  2 
p.  395  ed.  iürehl :  Ji0vfiog  τω  τιερί  τής  ntxqa  Ψωμοίοις  άναλο- 
γίας'  ^Ιωνίς  nai^u^imtoi  τά  όνο  ήμ^,  ημίΟυ  i^kov  φααί^  xui  τα  S| 
ημίον  τόλαηα  $βόομθ9  ήμί^ίλαηον ....  ΚαΙ  ηα&όλον  har  βαύΐω^ 
tm  άηι&μ6ν  mm  όηλονν  και  μόριόν  η  προςχίίμεΐ'ον^  το  ομώιιμον 
τον  αρι(/μοϊ  U8i  wv  πλίονάζθίΊ:ος  λαβόι  ης  το  οΧον  (f  noir,  οίον  τα  f$ 
ημισι\  εβδομυν  ημίύν  (faoi,  τον  ίτττά  ϊβόομον,  ος  μονάδι  ηλ^ονάζει 
του  ΐξ^  το  ομώννμον  λαβόντες.  Als  ein  einaiges  sasammengeeetetee 
Wort  steht  nnsere  Aufschrift  allein  da. 

Was  endlich  die  Ergftnsung  meines  dritten  Briefes  anlangt, 
so  kann  ich  nicht  umhin,  gegen  Sie,  hochgeebi  ter  Freund,  mein 
tiefes  Bedauern  auszusprechen,  dass  die  schöne  Sammlung  Ponti- 
scher  Münzen,  namentlich  der  an  der  Nordküste  des  Pontus  liegen- 
den Griechischen  Golonien,  die  mein  Freund  Julius  Lemme  in  Odessa 
mit  so  viel  Liebe  Jahre  lang  gepflegt  hatte,  jüngst  dem  Schicksale 
aller  Privatsammlungen  verfallen  nnd  in  Paris  unter  dem  Hammer» 
schlag  nach  allen  Gegenden  hin  zerstoben  ist.  Vgl.  Catalogue  de 
medailles  du  Bosphore  Cimraerien  formant  la  collection  de  M.  Jules 
Lemm4  &  Odessa.  Paris  1872.  Es  thut  mir  leid,  damals  nicht  in 
Odessa  gewesen  zu  sein;  ich  hätte  die  herrliche  Sammlung,  fär  die 
Hoffmann  dem  Frennde  25,000  Fr.  garantirte,  nicht  aus  dem  Lande 
gehen  lassen,  hätte  vor  Allem  die  Leiter  der  Kaiserlichen  Eremi- 
tage auf  die  Erwerbung  dieser  Seltenheiten,  die  nun  wer  weiss  in 
welche  Privathände  übergegangen,  aufmerksam  gemacht.  Noch  be- 
finden sich  andere  trefifUche  Sammlungen  im  Süden  in  Privathänden; 
möchten  die  Herrn,  denen  die  Sorge  für  die  Erhaltung  der  Alter- 
thümer  daselbet  anvertraut,  das  Ihrige  «dasu  thun,  dass  diese  müh- 
sam gesammelten  Schätze  nicht  gleichfalls  mit  der  Zeit  aus  dem 
Lande  wandern. 

Doch  zurück  zu  jenem  Gataloge,  der  44  Seiten  gr.  8.  nebst 
2  Tafeb  enthält.  Das  Vorwort  zu  demselben^  unteneiohnet  W.  F., 


» 

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Pontiiche  Briefe. 


78 


wM  nnier  den  ^bedeutendsten  Münsen  aneb  anf  die  sswei  yon  mir 
in  dritten  Briefe  S.  366  fgg.  bekannt  gemachten  hin,  die  unter 
N.  127  nnd  185  beschrieben  sind.  Von  Ersterer  lieisst  es,  dass 
sie  auf  der  Halbinsel  Taman  entdeckt  worden,  während  mir  H. 
Ιιβηηιέ  abgegeben  hatte,  dass  aie  in  Akkennan,  dem  alten  Tyrae, 
gefooden  wire.  In  der  Zeiebnnng  mag  ein  Fehler  bei  mir  lich  ein- 
gesehlichen  haben,  indem  ein  Blfimchen  statt  des  Bachstabens  Ε 
gesetzt.  Die  Aufschrift  der  zweiten  Münze  meint  der  Herausgeber 
in  EMI  {βμί  ==  £ψί)  NAKO  ....  zertheilen  2U  können,  so  dass 
die  letaten  iwd  Silben  der  Anfang  dee  Namens  einer  Stadt  w&ren« 
*2(oas  avooe  de  nombreux  exemplee  de  etiles,  de  vaeea  ei  de  pier^ 
m  gravte  parlantcs,  qui  ee  eerrent  pr^ieement  du  verbe  dμL 
Ponrquoi  la  meme  particularite  ne  serait-elle  pae  admissible  sur 
ttiie  medaille.-'  Ce  qui  est  certain,  c'est  que  notre  piöce  a  ete  frap- 
ρέβ  soit  daoB  le  Bosphore  Cimmerien,  soit  dans  un  pays  voisin'. 
Mir  aebeiiit  doch  diese  Annahme  sehr  aweifelhaft,  and  lieber  halte 
idi  diese  Mfinae  Ar  eine  Thasische  mit  barbarischem  Namen,  indem 
ich  sie  mit  der  vom  Heransgeber  erwiihnteu  Stadt  Dalmatiens  £1- 
μηαχιοι·  und  mit  der  Stadt  Viminacium  in  Moesia  zusammensteile. 
Endlich  möchte  ich  noch  bemerken,  dass  die  Erklärung  der  in  Ol- 
bia  früher  reoht  häufig  gefundenen,  jetat  aber  schon  selten  gewor- 
faen  Taaserso  in  Fisobgestalt  mit  der  Anfsehriit  APIXO  ond 
ΘΥ9  wie  sie  in  Jenem  Gataloge  8.  24  fg.  gegeben  wird,  nämlich 
•b  Namen  von  Städten  oder  Völkern,  mir  eine  ganz  gozwuni/ene 
IQ  sein  scheint.  Mit  Recht  hat,  glaube  ich,  mein  verstorbuuer  Freund 
Merck] in  in  seinen  'Archäologischen  Bemerkungen'  N.  2,  Philologos 
Bd.  XX  S.  525  wieder  auf  unseres  berOhmten  Köhlers  Meinung 
ia  soiaer  Schrift  Uber  Tfigi/pg  S.  426  fg.  hingewiesen.  Das  er- 
■lere  Wort  scheint  nur  dialectische  Apocope  des  r  zu  sein,  und  diese 
Worte  waren  wahrscheinlich  hei  dem  Verkaufe  des  frischen  (ΘΥΝ- 
NOL)  und  gesalzenen  Fisches  (TAPIXOZ)  jener  mächtigen 
Handelsstadt  im  Gange.  Ich  freue  mich,  hierbei  Ihnen  mittheilen 
«a  kioneo,  daaa  nah  endlich  mir  die  lang  ersehnte  Gelegenheit 
bietst,  die  kleinen,  über  so  viele  Zeitschriften  nnd  Programme  hin 
Jterstieuten  Aufsätze  des  nun  schon  vor  10  Jahren  heinigej^angenen 
ί  reondes  in  einer  Sammlung  veröffentlichen  zu  können.  Mochte  mir 
Dar  die  zar  Durcharbeitung  dieses  Materials  nöthige  Müsse  neben 
■dnen  vielen  Amtsgesehäften  in  den  nächsten  Jahren  sich  bieten. 
Wie  aeihr  Sie,  verehrter  Freund,  stets  mich  hienu  ermuntert,  kann 
iib  nur  mit  innigem  Danke  anerkennen. 

Th.  Struve. 


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Die  Exeerpto  MoiaeeaeiA  dee  ÜlMidiaiui& 


Bei  der  Wichtigkeit,  weiche  bekannter  Maasen  die  Münchener 
Ezoerptonbandeehrift  [ood.  Monaeeneie  lat.  N.  6292  oder  cod.  Fris. 
N.  92,  merabr.,  saec.  Χη  für  den  Pablilins  Syru§  und  den  Tibnllne 

hat,  be(iürfen  die  Excerpte,  welche  dieselben  ans  Claudian  (fol. 
116*— 117*)  enthält,  eine  um  so  sorgfaltigere  Prüfung,  zumal  wir 
an  alten  Handechrilten  anch  f&r  letatem  Dichter  dorchaos  keinen 
Ueberflnee  haben. 

Dass  sie  auf  einen  codex  ssurückgehen,  welAer  mit  der  bee- 
Sern  Classe  in  Verbindung  st^ht.  das  beweist  sofort  In  Ruf.  I,  198, 
wo  sie  mit  G(yraldinne)  und  V(aticanuH)  *Croesi  Cyrique*  lesen, 
während  die  jttngcam  umgekehrt  'Cyri  Croeeique'  bieten;  ebenso 
De  hello  Oild.  372,  wo  sie  mit  Y  'onnota'  echreiben  Vit  dae  spftr 
tere  *tota\  Man  kann  also  τοη  ▼omherein  einiges  Zatranite  an 
den  Excerpten  haben,  wenn  wir  auch  schon  an  einigen  Stellen  die 
Interpolation  eingedrungen  sehen,  wie  In  Ruf.  II,  446  'nequis'  für 
'qmaqme';  ebendas.      447  'gerat'  für  'gerit'. 

Sie  wftrden  darnach  namentlich  bei  ihrem  Tflrhiltnieemieng 
hohen  Alter  immerhin  als  werthyolle  Notiaen  ans  einer  noch  Altern 
üebergangsperiüde  gelten  können  und  als  noth wendiger  Theil  dea 
kritischen  Apparate  angesehen  werden  müssen,  falls  auch  bei  der 
zufi^Iig  ungiUietigen  AoBwabl,  welche  der  Excerptenmacher  getroffen 
hat,  der  Nntsen  Ar  den  Test  kein  groceor  ist;  denn  wenn  sie  auch 
nichte  Nenei  bringen,  so  liefern  eie  doch  erwflnschte  Beetätigangeo 
von  Lesarten  der  altern  Mss,  gegenüber  .den  jfingem. 

Bei  näherer  Betrachtung  der  lieihenfolge  der  Gedichte  aber, 
aus  welchen  Lesarten  und  Citnte  angeführt  werden  (In  Rufinum  I, 
U,  in  Entvopinm  I,  II,  de  hello  Getico,  de  hello  Gildooioo),  muae 
Jeder,  welcher  den  von  mir  ans  Licht  geaogenen  BmzeUaone 
N.  5381  (vgl.  BegrüssungBschr.  der  Leipz.  Philologenwe.  1872, 
p.  46,  Acta  I  p.  379  und  nanieii  tlich  Rhein.  Mus.  XXVIII  p.  295) 
kennt,  sofort  an  letztern  eriimert  werden.  Dabei  ist  nur  das 
eine  aoffallend,  daee  innerhalb  des  über  I  in  Rofionm  die  Zahlen 
der  Veree  nicht  von  den  modern  an  den  höhem  steigen,  son- 


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Die  Kxcerptft  MonactiiiBia  des  Claudiauus, 


76 


dm  von  den  höhern  zu  den  niedern  und  dann  wieder  zu  den 
hdhm:  V.  216,  198,  178—9,  29—86,  249.  Wir  sehen  daimiie, 
dasa  in  clieeem  Theile  des  Originali,  m  dem  die  Ezeerpte  ge- 

uouimen  wurden,  die  Lagen  vertauscht  und  ▼erdreht  wareo,  Älm- 
licb  wie  in  den  von  mir  Acta  I  p.  355  beliandelten  l.Hurcntia- 
nus  plat.  XXIV,  sin.  ood.  112  des  Raptus  Proserpinae.  V.  198, 
178—9,  29—36  aämHch,  welche  auf  einer  oder  swa  Lagen  ge- 
flchriebeo  standen,  wnrden  augenscheinHch  ao  in  «ne  andere  Lage, 
auf  der  v.  215  und  249  waren,  eingeschoben,  daes  sngleich  dae 
\Or»!eitlHiil  derselben  naob  binten  gedreht  wurde,  was  folgende 
Figur  leicht  vergegenwärtigen  kann: 

215.    198.    178—9.    29--86.  249. 

fol.  2  1 


fol.  3  4 
£e  ist  aber  der  Brüx,  die  einzige  Handschrift  ihrer  Art,  sowohl 
was  die  beschränkte  Anaahl  der  Gedichte,  welche  sie  enihält,  als 
was  gaos  besonders  ihre  Anordnung  anlangt. 

Dadurch  wird  die  Annahme  sehr  nahe  gerfiekt,  dass,  da  an 
eine  directe  Abbiujgigkeit  der  Kxcerpta  vom  Brüx,  wegen  des  glei- 
chen Altere  nicht  gedacht  werden  kann,  die  erstem  aus  derselben 
Quelle  genommen  sind,  ans  welcher  der  Brüx,  abgeschrieben  ist. 

Dieses  wird  bestätigt  durch  die  einaelntn  Lesarten  der  Ex- 
oerpta.  Als  Boweas  können  schon  die  eben  angeführten  8tellen  (In 
Rul.  1,  198;  II,  446  und  117  ;  de  bello  Gild.  v.  372),  an  denen 
genaues  Uebereiustimmen  zwischen  beiden  Handschriften  herrscht, 
gelten.  Dasu  kommen  noch  andere  Stellen  mit  weniger  hervor  stech  en- 
den Lesarten,  wie  In  Ruf.  I  ▼.215  beatos;  ▼.  198  tiarae;  Π  113 
Oaronnae,  und  endlicb  die  Orthographie,  welche  gleicbfsUs  über- 
einstimmt. So  finden  wir  in  beiden  Mes.  überall  oe  und  ae  oder 
β;  ferner  herebi,  foetu,  loeto  (respoctive  fetu,  leto),  pirinei,  cocleis, 
gleichmäesige  Setzung  von  t  und  c  vor  i.  Die  vereinzelten  Ver- 
sebiedenheiteD  von  merens  und  mf  rens,  merent  und  maereot,  sioam* 
bri  und  sycambri  können  dabei  nicfat  in  Betracht  kommen. 

Diese  Ansicht  kann  selbst  nicht  erschüttert  werden  durch 
einige  grössere  Differenzen,  welche  zwischen  Brüx,  und  Monac.  exi- 
stiren.  Um  von  dem  V,  85  im  Brüx,  vorkommenden  Schreibfehler 
^pollito'  für  'pelito'  au  schweigen  —  keiner  wird  auf  so  £twas  Ge- 
wicht legen  — ,'so  wollen  wir  auf  ΧΥΠΙ,  854 — 55  und  namentlieb 
XX,  459  aufmerksam  machen.  An  der  ersten  Stelle  sind  die  Ex* 
cerpta  um  einen  Vers  küi'zer,  als  der  Brüx.,  indem  V.  354  und 


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76 


Die-  ExoerpU  Monaoeniia  dee  ClmidiMiaB. 


55  za  einem  snaammengeEogeii  sind.  Ein  Bliek  seigt  aber,  daes 
dies  niehte  ist  ale  eine  der  gewdhnlieheten  Abe<direiberver§ehen,  daa 

(l.irin  besteht,  dass  der  Librariue  bei  ähnlichen  —  hier  wohl  in 
l  iicialeQ  geschriebenen  —  Versenden  mit  den  Augen  unwillkürlich 
sofort  sum  aweiten  gleitet  und  dann  den  Schlnes  des  vorhergeben* 
den  und  den  Anfang  dee  folgenden  Vereee  aualAsit.  V.  XX»  854 
endigt  nftmlieh:  ΘΑΟΙΒΥβ  ORTYM,  XX,  855  aber  FRVOIByS 
APTVM.    Also  auf  diese  Stelle  ist  kein  Gewicht  zu  legen. 

Noch  einfacher  ist  aber  die  Schwierigkeit  zu  beseitigen,  die 
darin  liegt,  daaa  die  andere  oben  angeführte  Stelle  (XX,  459)  im 
Bmx.  überhaupt  gar  nicht  vorkommt.  In  dieser  Handschrift  ist 
nämlich  durch  einen  unglücklichen  Zufall  nach  fol.  71  ein  Blatt 
herausgeschnitten  und  dadurch  V.  452  —  517  vei-schwunden,  woraus 
wir  sehen,  dass  auch  diese  Verschiedenheit  eiuem  rein  iiusserlichen 
Umstände  zuzuschreiben  ist  und  für  die  Bestimmung  des  Verwandt- 
sohalfcsverhftltnisses  von  Bmx.  und  Monac.  ganz  indifferent  ist 

Nicht  so  einfach  steht  es  mit  Y,  819:  Quos  una  facit  haec 
causa  sodales,  wo  'haec'  an  der  Stelle  von  'Rufino'  steht,  zwei 
Lesarten,  welche  im  ersten  Augenblicke  allerdings  nicht  die  ge- 
ringste Aehnlichkeit  zu  haben  scheinen.  Dennoch  wird  jenes  'haec' 
schwerlich  .etwas  anderes  sein  als  ein  missverstandenes  RO  oder  po 
(=  Rufino),  eine  Abbreviatur,  die  ich  gelegentlich  in  manchen  Msa. 
gefunden  habe.  Der  Abschreiber  las  eben  HC  oder  hc,  indem  er 
h  und  das  alte  lang  heruntergezogene  r,  wie  olt  vorkommt,  ver- 
wechselte, so  dass  auch  an  dieser  Stelle  nicht  der  geringste  AustoHs 
genommen  werden  kann.  Uebrigens  ist  es  auch  immerhin  möglich, 
dass  ein  Anfertiger  derartiger  Ezcerpte  gerade  an  dieser  Stelle,  wo 
es  sich  um  einen  Eigennamen  handelte,  der  ihm  vielleicht  nicht 
couvenirte.  selbstständig  den  Text  änderte. 

Besonderer  Beachtung  bedürfen  noch  die  Kxcerpte  im  cod. 
Monac.,  welche  aus  einzelnen  Worten  bestehen.  Eine  ganz  gleiche 
Erscheinung  haben  wir  bekanntlich  auch  in  den  Ezcerpten  des  Ti- 
bull,  welche  sich  in  diesem  codex  finden,  (λ  gl.  Lueian  Müller 
praef.  in  Tib.  p.  VIII  ii".).  Ernst  Protzen  (de  oxcerptis  Tibulliani», 
Greifswald.  Dies.  1869  p.  5)  sagt  darüber  tretlend :  is  enim  qui 
primus  haec  excerpta  composuit,  praeter  sententias  singula  etiam 
verba  e  codice  enotavit,  sed  ita,  ut  marginibus  ea  adscriberet,  for- 
tasse  totas  in  quibns  verba  ista  inerant  sententias  postea  una  cum  * 
aliis  siniilis  arijfnmenti  compositurus,  fortasse  ("piod  veri  similiuB 
estj  grammaticas  aut  glossematicas  ....  notas  adiecturus :  poeterioies 
▼ero ....  ignari  quid  hie  notis  faoiendum  enet,  tingula  Tocabula 


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Die  Eaboerpta  MonftoeDom  dM  Glinduuiiia. 


77 


eeatentiiB  inmiscebant :  et  qQoniam  sententiis  tantnin  modo  excer- 
pendis  erant  iutenti,  singula  isla  verba  negiecto  ordiiie  plerumque 
quam  in  agmen  congregata  inter  sententias  inculcabant. 

Bin  gleiohee  gilt  aaoh  «ngcoscheiiilich  von  den  CUmdieaes- 
cerpten.  Ei  tind  in  demelben  die  am  Ende  angeftbrien  einseben 
Worte  nnr  auzusehen  als  Paralleletellen,  welche  einst  in  der  Weise 
an  den  Rand  notirt  waren,  wie  es  in  den  Tibuiiexcerpten  ge- 
edieben  ist. 

Hier  den  Vermch  sa  mnohen,  wie  ee  Proteen  n.  a.  0·  p.  β  ff. 
gothaa  bat,  die  eineelnen  Stellen  wieder  an  ibre  nrsprttnglieben 
Standorte  mrftefcinbringeD,  mnes  beim  Clandian  als  eine  sehr  nn- 

nöthicje  Mühe  bezeichnet  werden,  da  es  sich,  wie  die  unten  beige- 
scbne\>eiien  Citate  zeigen,  sehr  hüuüg  gar  nicht  genau  sagen  lässt, 
welche  Stelle  der  Anfertiger  der  Ezcerpte  im  Ange  gehabt  hat,  da 
daa  angefiahrte  Wort  in  der  betreffenden  Form  an  mehreren  Orten 
vorkommt.  Dennoch  ist  man  an  keiner  eioiigen  Stelle  gezwungen, 
für  dit*  eiiizehien  Worte  in  den  Excerpteu  eine  andere  Quelle  an- 
simehmen  als  die  ist,  aus  der  wir  den  ersten  Theil  derselben  und 
den  Bmz.  obeq  herleiteten;  denn  alle  jene  Worte  sind,  wie  ane 
den  beigeBebriebenen  Citaten  klar  her?oigeht,  in  den  Oedichten, 
welche  der  Bmz.  enthält  nnd  ans  denen  die  grfieeorn  Excerpte 
stammen,  nachweisbar.  Es  ist  demnach  also  iiuch  der  zweite  Theil 
der  letztern  ohne  Frage  aus  derselben  Quelle  genommen,  aus  wel- 
cher der  erste  hergeleitet  werden  nniee.  Dadurch  aber  gewinnt 
aatfirtioh  die  Behauptung  von  der  Identit&t  der  Quellen  der  Exr 
eerpta  Moaaoeneia  nnd  dee  Broxelleneie  bedeutend  an  Bestimmtheit. 

üebrigen.>i  sind  alle  jene  einseinen  Worte  in  den  Excerptis 
iür  die  Kritik  ganz  ohne  Bedeutung.  Möglich  wäre  vielleicht,  dass 
lieh  'redimita^  auf  XX,  185  beeöge  und  so  die  an  dieser  Stelle 
Dolbwendige  Emeodation  bestAtigte.  Hier  heiest  es  nämlich  τοη 
der  in  die  Gattin  des  Targibilus  verwandelten  Bellona:  Inque  orbem 
tereti  mitra  rediniente  capillum  Strinxerat  Das  in  diesem  Verse 
enthaltene  'redimente',  welches  nach  der  ungenauen  Anf^abG  des 
üeinaiosy  welcher  es  in  den  Florentiner  Excerpten  gefunden  haben 
wollte»  in  den  Text  gekommen  ist,  nnd  was,  wie  Burmann  wohl 
richtig  ahnte,  mit  dem  Partioipium  τοη  ^redimire'  yerwechselt 
wurde,  giebt  absolut  keinen  Sinn.  Trotzdem  bat  ee  Qeener,  nach 
dem  wir  citirteu,  auigeüonimon,  während  andere  Herausgeber,  wie 
s.  B.  König,  weit  Yernünftiger  die  Leeart  aller  Mae.  'redeunte', 

'  So  ist  mit  den  besten  Mss.  hmnstellen  für  Stmserat 


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78 


Die  £zoerptft  Uoaaoamt  dm  Cltuditfuii 


was  auch  in  der  That  die  Florentiner  Excerpte  bestätigen,  einfacll 
wieder  hergestellt  haben.  Es  würde  daoa  mitra  in  orbein  redeunte' 
ähnlich  dem  LivianiacheB  'in  orbem  ire'  su  verbinden  sein,  wae 
gnuBmaftisch  gans  gut  sa  Teriheidigen  wAre.  Jedoch  wire  et  merk- 
wttrdig,  wenn  der  'mitra',  nachdem  das  aigiiifioaiiie  Beiwort  *tefei* 
hinrogeeetzt  ist,  noch  die  ganz  selbstverständliche  Eigenschaft  dee 
'in  orbeni  redire*  beigefügt  wäre,  zumal  es  sich  hier  augt n-scluin- 
gar  nicht  um  die  Bezeicbnun«:^  einer  durch  ein  einfaches  ätirahand 
hergeeteUteo  Haartracht  handelt,  aoodeni  viehnehr  um  dae  aopf- 
artig  lorOckgehandme  Haar  der  Barharin.  WahrecheinHeh  iai  dar 
her  *Inqae  orhem*  mit  *8trimterat*  η  Terbinden  und  für  'redeunte* 
fast  ohne  alle  Aenderung  'rediraita'  zu  sehreiben,  was  so  häutig  in 
ähnlichen  Verbindungen  vorkommt,  z.  Ii.  Ov.  Fast.  III,  669  lüm 
levi  mitra  canis  redünita  capilloe.  Der  Sinn  iat  dann  der  richtige: 
Umkrftnst  mit  dner  zarten  Binde  eohOrste  sie  ihr  Haar  kreSalbmng 
snaammen;  dasselbe,  was  Orid.  Fast  lY,  517  kmom  sagt  waii 
den  λν orten  mitraque  eapillos  presserat. 

Doch  auch  diese  Bedeutung  der  Kxcerptn  Monacensia  wird 
•ehr  illusorisch,  wenn  wir  bedenken,  dass  anch  derBrnz.,  wie  die 
andern  Mas.  alle,  das  *  redeunte'  aufweist,  nnd  somit  wird  jenea 
*redimita'  doch  wohl  nur  auf  XX,  528  zu  heriehen  sein. 

Das  Endurtheii  über  jenen  Münchener  Codex  nmss  sieh  dem- 
nach in  Bezug  auf  Claudian  so  gestalten,  dass  sie,  falls  mau  eine 
Gollation  des  Brüx,  besitzt,  vollständig  entbehrlich  sind.  Mag  man 
sie  anch  als  Unterstätsnng  jenes  oodez  der  VoUstindigkeit  wegen 
in  den  kritischen  Apparat  ndunen:  irgend  einen  nenaenswertfaen 
Nutzen  für  den  Text  können  sie  bei  den  ausgeführten  Verhältnissen 
nicht  haben,  wenn  auch  durch  XX,  459  in  den  Excerpten  ein  gauz 
kleiner  Theil  der  Lücke  im  Brüx,  .auegefüllt  wird.  Wir  sehen 
wenigstens  daraus  dass  Bmx.  an  dieser  Stelle,  wie  alle  andern  Hand* 
iehriften  das  Terderbte  ^mensis*  hat  fftr  das  von  Bnberins  herge- 
stellte 'peneis*. 

Unten  folgt  eine  genaue  Abschriit  unserer  Excerpte.  ^ 

De  libro  ClattdiaiiL 

ViTitnr  eziguo  meKne  natora  beatos 

Ommhos  esse  dedit  siqnis  oognoverit  uti  [III,  815-^16]. 

lungantur  solium  croesi  cyrique  tiarae  [III,  lUSj. 

Illicet  ambitio  nasci  [III.  178]. 

Yennm  cnncta  daii  [HI,  179J. 

Imuunefae  pestea  herebi  qnaasaniqne  sinistro 


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Die  Exeerpta  Monaoensia  des  Claudianas 


79 


Nox  gennit  foetu  nutrix  discordia  belli 

Imperioea  fames  ioeto  vicina  seDeotas 

ImpatieiMqQe  eoi  iDorbae  livorqae  secandie 

Aiudns  «fc  seisBo  merene  Yelamine  Inctae 

Έίί  timor  et  cseco  praeceps  audacia  vulta 

Et  luxus  populator  opuin  quem  semper  adhaerens 

Inielix  humiii  gressu  comitatur  egestae  [III,  29 — 86]· 

Post  trabeas  e»ral  [lU,  249], 

Mmtnt  capÜTae  pelito  iudioe  leges  [V,  86].  . 

Qaosqne  rigmt  retro  pernitrior  nnda  garunnae  [V,  113]. 

Excutitur  poenamque  iuit  formidine  poenae  [V,  140j. 

MundaiD  post  terga  reliuquam  [V,  245j. 

Te  flioe  daloe  nihil  [Y,  268J. 

Qoie  ferai  anoatom  quem  non  enperayit  inerroem  [V,  300]. 
Qnoe  aiia  fntni  liaec  causa  sodales  [  V,  31  Uj. 
niicitum  duzisse  nihil  [V,  320J. 
lam  regale  tomens  [V,  344J. 
Prodigiale  eapat  [Y,  434]. 

Pi—inat  elaÜB  qfusqoam  confidere  reime  [Y,  440]. 

Aspiciat  nequis  nirnium  sublata  socuudiä. 
Ck)llA  gerat  [V,  446—47]. 
Rimoaam  patriam  [Y,  464]^  . 
DifloiiiDioa  qnaedani 

Sunt  fanralit  eplendorque  wmn  macitlamqne  minorem 

Conditiunis  habet  domiDO  qui  vixerit  udo  [XVHl,  29  — 31j. 
Archaoa  tuen. 

Meoa  invida  vetat  [XYIU,  128—29]. 

Qiiod  nee  Tota  pati  nee  fingere  lomnia  poseont  [XVIII,  172]. 
Adde  quod  ennuchne  nulla  pietate  movetur  [XVIII,  187]. 
Si  taübus,  inquit 

Greditor  et  nimiis  turgent  mendacia  moDstris 

lam  tertndo  yolat  proferi  iam  oornoa  valtor 

Prona  peCnnt  retro  flayii  inga  frugibus  aptnm 

Aequor  et  assnetum  silvis  delphina  videbo  [XVTII,  350 — 55]. 

Militet  ut  nostris  detonsa  sicambria  signis  [XVUI,  382 j. 

Ante  pedea  hnmili  iranco  triatiqne  snevo  [XYIII,  394J. 

Teatonieoa  Tomer  pirindqne  ΐητβηοί  [ΧΥΠΙ,  406]. 

BüMiii  penn  m  [ΧΥΠΙ,  498]. 

Omina  tempus 

Kacta  saum  propcrant  naeci  [XX,  40-^41]. 
Inoeaiara  yiem  [XX,  77]. 


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ΘΟ  Die  ΈζοθτρίΕ  MoatoeiiaiA  des  ClandUmna. 

Mussant  [XX,  134]. 

0  patribus  plebee  ο  digni  oonrale  patne  [XX,  187]. 

Pridem  moe  iUe  vigebat 

Vt  meritoB  eolerant  inpacatisqne  rebelles 

Vrgerent  odüe  at  (?  ac)  nunc  qui  foedera  nunpit 

DiUior  qui  servat  eget  [XX,  211—214]. 

Aoer  in  abeeniee  liognae  iaetalor  abmidaiie  [XX,  880]. 

Nil  nautioa  proeont 

Tnrbatae  lamenta  rati  nee  a^gniboe  aodae 

PUneUbne  [XXVI,  271—73]. 

Peraoltat  yaenia  eflfrena  Ueentia  tectie  fXXYI,  369]. 

Mentem  anepensa  eüeiitia  Hbraot  [XXTV,  457]. 

Ibat  patiena  dietoua  alaana  [XXYI,  681]. 

Domat  aepera  tietoe 

Pauperies  [XXVI,  632—33]· 

TolHte  maesUas  firandea  romoyete  (so!)  bilingues 

Insidias  et  verba  soli  spirantia  virus  [XV,  2Θ4 — 85]. 

Adveniat  Germania  cancta  feratur 

Navibus  et  socia  comitentor  claaee  sicambri 

Pallida  translatam  iam  sentiat  affirica  rbenum  [XV,  372 — 74j. 

Orion  [XV,  498]. 

Dedita  [XV,  452]. 

Profanas  [III,  116]. 

Mapalia  [XV,  360]. 

Ergo  [XV,  260]. 

Ligurum  [XXVI,  554]. 

Cornigeri  (XXVI,  481]. 

Norica  [XXVI,  365]. 

Macedo  [XXVI,  180]. 

Stiimüna  [XV,  476  oder  XXVI,  178]. 

Canunt  [II,  12,  III,  54,  348,  XV,  355,  XVIII,  328]. 

Rediniita  [XX,  185  (V),  528]. 

Et  niatutinis  pellebas  frigora  meusU  [XX,  459]· 

Gliscere  [XX,  3l'5]. 

Patitur  [XX,  218]. 

Pactülus  ίΧνίΙΙ,  214  und  XX,  172]. 

Incudibus  [XX,  71j. 

Caligü  [XV,  492] 

Suffiagia  [XVIII,  438  und  XX,  49]. 
Saxone  [XVIII,  392 J. 
Semiramis  [XVRI,  3:19]. 
Thoraciim  [V.  260]. 
Thessalonica  [V,  280]. 
Spelaea  [XXVI,  354J. 

^P»e*  LadwigJeep. 


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# 


Die  LebeDebeecbreibuDg  dea  Periegeten  Dionysios,  mit  welcher 
die  Scboliatt  m  seinem  Qedioht  b^gimieii,  ist  bekanntlich  nur  lücken- 
haft Terlli0iBntlieht.  I^e  eteht  ▼olletindig,  aber  in  einer  τοη  der 
gedmekten  etwas  versehiedenen  Fassmif  in  Codex  Gbisianne  R 
IV  20  (chart.  8*^  sacc.  XV)  und  ist  interessant  genug,  nm  hier  voll- 
gtandig  abgedruckt  zu  werden.  Ich  muss  aber  dabei  bemerken, 
dsBS  es  mir  wegen  anerwarteter  Abreise  von  Rem  nicht  möglich 
war,  meine  AfasdirMt  nochmals  mit  dem  Originale  sni  veigleidien, 
so  dass  sich  eine  Kaeheollation  wahrseheinlieh  lohnen  wird.  Die 
Hoffnung,  welche  ich  dainal»  hegte,  eine  solche  aelhst  vornehmen 
zu  können,  ist  leider  nicht  in  ErfüiluDg  gegangen.  Der  Codex  ent- 
halt von  auf  Dionysios  Periegetes  Besflglichem  ausser  den  Scholien 
ooeh  den  Text  und  die  Paraphrase;  m  einer  yollstAadigen  GoUation 
Biöchte  ich  nach  einigen  Proben,  die  ich  genommen,  kaum  rathen. 
Die  Scholien  beginnen  also  iolgendcrmassen : 

h  fuXtniaq  irdo^ov,  τόίς  ds  τ&ν  α^τύηρατέρων  ψ  χρόνοίς,  ώς  ανιύς 
iV  TQvviy  nh  ηοιτιμαιί  (ΐηοι' 

'Ρωμψ  τιμψοσαν  ίμών  μέγαν  ohtov  άνάκτων,  5 
^ιff96μS¥oς  de  τα  ikü^duro,  ίρβνβρώς  δμολογει  TfQoysrior^tn^  c|viov 
Aiyowwy  ytyoyiimf  ^jOffi^^  γάρ  vn'  αύτοΰ  ηόλιψ  τονς  Πάρ&ους 

άλλ'  ^//7ϊλ;ς  χατά  όήριν  άμαιιιαχ^τοις  περ  ίύντας 
Avooviov  βαοιλήος  εικηρή^ννεν  νοζωχή,  10 
Stufiq  mvm  nmsi  l»yw¥  vi^r  «q^tmiAkiy  i^m^  λονχνονλον  (sie)  του 
^Β^ψΰΛα»  αιρΰοηγιΛ  ηράη^  άοΙοφονη94νης,  ηάις  ^  χαΐ  όίά  Ή, 
a^M^mg  άτιοάεΙξομβν, 

Γεγρατιται  St  x(ä  avny  y.ai  yhi^iay.u  βιβλία  τρία  /ίιοσηιΐίΐ'οϋ'  τε  χα* 
FifaniwVf  ^ηρα'  xat  κατά  ηνας  ^Ορνίχ^ιακών·   vo^evovoi  γαρ  αυτά  16 

ΛονυαΙοο  τον  ΦίΙαάβλφέιας  ανώ  λέ/οη^ς.  τύ  de  ^f^ixd  (sie) 
μΒύΛ¥  ίαηδέ/ονν»  Ad  το  τ^  αΜ»  dm  χαρακτήρα,  τα  dü  Βασ- 
Οβφιχα  dux  τραχύτητα  (ραχύτητα  cod.)  TuiXiy  (?)  αντον  χωρίζοντας 
fitela.  Μα».  L  ihÜoL  2(.  9,  XUL  6 

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82  Dionyrios  Periegetes. 

« 

άναψέρονοιν  είς  τον  Σάμιον,  /αίρίί  St  ούτος  ομηριχω  ζηλω  τιρος  kvia ' 

20  τίολλή  γαρ  έτΕΜ^ύαμρΙς  ian  Ktd  Τίορ*  ανιω,  γληφνρΙς  όε  ων  τψ  τιλάο- 
μαα  τώy  ΐΜημάηύν  Όΐνχ  ^ση»  μεηΛώκ»  τό  ακ^ι^ρ^'  mmu^  γαρ 
νς  ägtatog  τούτω  ζωγράφος  ά(^>ορω¥  ύς  το  ^πβιρο»  τώ¥  hw 
λέγεηα  δεόντως  αντοϋ  τον  χάλλονς  έργον^  των  μεν  ονομάπον  τα  cvcFw- 
i)ma  {είούν^ψα  oder  6ν<Λώ^τα  cod.),  των  όέ  λ^^ν  τά  ανθηρά 

25  (άναϋηρά  cod.),  ägis  γίνεσ^αι  αυμμβιρία^  (ανμμψρα  cod«)  ιά 
6»6μανα^  χρώματα  de  τάς  Χ^βίς. 

*Ισίοραών  άί  id  ν999κΙμβνθ¥  ηοίημα  ξψΒον,  ή  γαρ  ιστορία  Ααι^β»- 
rat  εις  τε  γενεαλο^  ικυν  xui  /ooi  lxoi',  πραγμαηχόν  τε  χαΐ  lomxbv  (ηρα- 
χτέον  ΐ€  xai  τυταχόν  cod.),  ουτκρ  &ίόους  ή  νηοχΒίμένη  μανηία  νι^ 

ΖΟποίψη,  in  dl  «1x2  χρήαιμοι^  ι6  τίοΙκιμα  drjkoi  ek  τον  οαφανίζεοΟ^οί 
άίά  τούπαν  παρά  ποαμΰϋς  Sna  πρός  ίμηαρίαρ  τΒ  md  άηοάψώχ^  ώφέ^ 
λιμα  (ωφέλίμον  cod.),  ftv  μην  άΧλά  καΐ  γεωργίαν,  dia»¥  ίτηγνωμεν, 
ώς  ηόε  μεν  γη^  λεία  u  αρα  χιά  χατάρρντης,  πέρα  όε  αυχμηρά" 
7Ί(κς  έηίγνωοίν  τε  ήθους  ανδρών  άτατήδε^ον  ήγεμονιχόν  τε  τιρος  τάς  im- 

35  ^ϋξ^  imodduanHn,  di  toSw  nai  i  ηοημη/ς,  ώς  ώφάλψορ  η  χρήμα 
ηερίήγηίΛς,  ^ααμάζοί»  χα$  Χίύυσοίως  ηο^οηβ^ρίαιιτ  (inhmqfkttt 
ood.)  έψη' 

πολλών  ανδρών  ϊδεν  (ίύτεα  χαΐ  νόον  εγνω, 
δαιμόνίίν  τε  αυτόν  εχονια  περί  την  7ia»v  S  λέγοηα* 

40  τίς  δήμος;  τίρθς  άνίρβς  ysydaaiv; 

Έη  δε  βααύίΗς  Ιιά  τοβιο  «movdaib»  utai  τιρίς  ys  ιονιοις  {w4wun^ 
cod.)  Ήραχλης  τε  xai  /Ιώνυσος.  ^Αλέξανδρος  μεν  oiv  Ιτύ  συνθας 
(sie)  ιών  xai  τους  ^Ινδούς  εγνω  τον  εωον  ώxεav^Vy  ^Αντίοχοί  w  »ui 
Πτυλομαιοι  περαόντΒς  (η€ρ^  Ιόντες  coil.)  ονχ  ολίγην  Ιστόρησαν  γην,  Ι 

45  de  Ίίαλαώς  ΑΙγυπηος,  ον  χαί  ^Ηρόδοτος  iμvψ^9η  (βμρήβη  cod.)  μβ» 
τί^  ίσηρίαν  iy$vμη^siς^  οΐ  μάνον  τοις  Αίγίίητιοίς,  αλλά  not  Σΐίύ9α§ς 
ή'ξίθ)θε  μεταδονναι  της  τών  πινάκων  γραιιης.  ούχ  ηχιστα  δε  xai  οι 
(μλόοοφοι  την  ταρίοδον  της  αποδημίας  ετίμηοαν,  ών  εσιι  Πλάτων  xui 
^ΑρίΟτοτΑης^  i  μεν  γαρ  είς  Aty%mtov  tud  SutsXiuv  σηκλ^ις  ου  μβτρίως 

δΟι}ρα  τοϋ  χρήμαης,  6  ^  nai  αο/χραμμάτων  ή'ξΙακίΒ  ιύ  ηβρίβργορ,  ύς 
ip  τώ  ιαρί  itohmm  md  ζώων  San  μα9ύν, 

*  ^jf^OV  δε  xai  περί  ηρυυιμίον  βρα/εα  όιαλαβειν^  ίνα  xai  τννιο  τον 
άνδρα  χρίναντΒς  δώμδν  αντψ  σνγγράψΒοθΜ  τψ  τααηηχψ  συλλάγψ  άιά 
W  τέχνην, 

55  ΎΑοτ  τοίννν  ηροοψίου  τό  Mskanndm  ταρί  ποίων  ηραγμάη$ν  ίρ» 
$ud  ηβρί  του  ίχαν  τί^ν  hi6&9n»  τήν  ίλην  τε  της  πραγματείας  ιτιαγ- 
γελίαν  {επαγγελείαν  cod.).    άρετι^  δε  μη  ηαντι  αρμόζων  .δννααθοί, 

^  Hier  fohlt  οίο  Wort,  dis  ioh  nioht  su  lern  wntito. 


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Dionysios  periegetes.  88 

« 

αλλά  Ιόίως  ixsivw  τω  τον  σχοποΰ  xai  της  νπο&έοεως  ονη  χύρρω,  0ti 
dl        [τό]  σύηομορ  dim  και  τη  ηοίήοΗ  ηροοφνίς,  τω  ιε  τίςάνμαη 

άρξάμΒηη^  /mAwrnWr  ώς  6  ^jirtio/oq.  ηρξατο  fttr  γάρ  l·nηρμt1'(ύς' 
Μιν  6t  πίοι  τώί'  Άογ^ΐΐύν  ίπήνί^Ύίΐ'.  'Όκηρνς  ο  τοιοιΤΌς.  *λλβ 
w  προοίμιον  ix  των  πραγμάτων  λαβών  ενί^έως  τά  τε  xeqxtXata  της 
«ΟΝ^οβης  ιαρίγράφ»»  τ6  άε  τϋν  Ιργων  ΗαΙ  ήμϋρων  Ήαίόον  ttal  της 

Uf9w  ή&έϊτ.   ΠΜαρϋΨ  μέντ^Λ  άποάΒΐηέον       ΣψξοΜην^  du  fdfr 

αρχαίων  ποιητών  προοίμιαζομίνων  τάς  Μονοας  οντοι  της  Ηοβολας  iv 
πολλοίς  «τϊ'  αντων  ποιοννηα  των  πραγμάηι)ν.  οι  μίντοι  τά  μονυοτροφα 
ιιράξ^ηΒςΆηαίρέων  ηαΐ  ^Ahuuoq  αμα  tj  Savnp»  dw  βρΰ^ζύηρΛ  tQ» 
flMr  lud  Ά  μη  ^UKd&%a9m  μύθους  άτΐροοιμιοΜηοι  Μναύς  dah.70 
fmv  ονν  άνήρ  τω  ηροοιμίω  ηοιηηχος,  εϊγί  τό  ϊόιον  ψυλάξας  ού  dU- 
ßaU  την  τέχνην.  ' 
Ei  St  0€ΐ  τίΜρΙ       των  γεωγραγιχων  αρετής  χαι  χαχίας  ύηέίν  ίρον- 
άζ  σρ€τ^ς  μέν  aiMtv  i(fav  ϊδίον  το  φνίύάη^»ν  τά  γειαγραφαιά 
χΒίραγωγονμερα  ^6  τ^  άΧη&Όυς  Ιστορίας,  χαχίας  ^  τ6  xojiJ^xsaSm  75 
fih  uni)  γεωγραφιχών  άμαρτάδων,  χαττηρέχαν      εις  aav<mm)v  ϊοτο- 
ffiuv.  η  de  του  ποιήματος  νπό&εύΐς  οΙχονμενιχον  επαγγελλομενη  {Ιηαγ- 
ΐάομένη  cod.)  -ώ  ηραγμη  ιοΰ  jvfovg  ^^λαφνρόν  ipw)fmaB  γενέσθαι.  Ό 
Τ/έρ  für  nokMP  σπάρος  cSr  νιατάΐιογος      των  ίνομάτωρ  ίιηθ9»αφάς 
{hd  on^r  άφείς  cod.)  ονομασία  TOtJ  μίψ  Ισχνού  lÄ  6σ9Ένες  ίξ^ψνγε,  80 
τον  0f  ur^7]ottv  το  ήόν  ηαρν^ήσατο  όιά  την  εχλνσιν.  εξ  ων  ο  ποιητής 
άποάείχηηαι  ποιχίλος,  ενγε  προς  τάς  νττοί^εσεις  αντον  αρμόζει,  ποτε 
μΙεν  χαταγΧνκαΙψωψ  τΰ¥  άρ^ηρων  τά  ίτιη  ώς  iv  τοϋς  αύτου  Αι^ίοχοίς 
kmMeamu,  ηού  ^  τω  γΧαφνρω  όέατορεύίύν,  ώς  ix  τοϋ 
μένον  βίβλίου  σα^ες.  ou  όε  βιαβέβΧηται  τ^  παχν,  oaif  (υς  &  ΚαΧλίμα^  85 
χο-  η·  τοις  επιγράμμοΜ  όηίΚόι'  άίααύρων  γάρ  ^Ανημάχου  το  ποίτ^μα 
nji'  Λύάην  εί/η' 

Λυάη  xai  na^  γράμμα  {πΰ^ζύγραμμα  cod.)  od  τορότ, 
Κρημνοηοίός  β  χαΐ  στόμφαξ  (στύφοίξ  eod.)  ηαρά  το«ς  τραγτχ(ίίς 
ΑΙ^ητνΙος  εϊρηται  επεί  μή  χέχρηται  χα&ηρα  χαΐ  άνΒΐμένη  τή  λεΕ,ει.  90 
/ί  (df  cod.)  παραλαμβάνεινΑριστοφάνην  τά  qavka  των  ποιημά- 
τΐΛν  εν  τΐϋς Βατρόχοις  oii  μετρίως  χωμωόήσαντα  {χωμωόή  σαντα  cod.); 
*ν  χράγματος  οΑ«  έτι^/οηος  ήμ3ς  ^mp  itd  τήρ  ίξ^γψ^^^»  άίίίως  τ$ 
^  ύ  χρίνΜΡ  ονχ  ημών.  ή  γάρ  μείζοη'  ίηαγγύΧομίρη  {!ί7ία)η'ελομενη 

τοντο  (μλοϋοφία  rij  mv  ελεγ/ων  αλη&θία  τον  εηι/ειρείν  εί^ΐΧοντα^^ 
^^BOmti,  τταγαροϋν  ϊωμεν  ΙπΙ  την  ίξήγησιν. 

Man  Meht»  «Us  GaiiM  Μ  em  gutes  byzantiniBdiee  CoUegien- 
^  bonÜMod  auf  waMotlioh  derselben  Tradüioii,  wie  de  Eoet»- 


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Θ4 


thios  vorlag  und  gewährt  uns  mehrere  recht  nützliche  Notizen.  Die 
Verderbnieee  scheinen  mir  mehr  auf  Hör-  ale  auf  Schreibfehlern  zu 
berahen»  einige  habe  ieh  gleiofa  üa  Text  beriohtigii  wo  ick  »och 
'die  Inierpnnktion  atUlaohwMgeiid  verbeeoert  und  das  meist  fehlend* 
Jota  rabeeriptoBi  biraragefllgt  habe.  Ueber  EÜnzehiea  mogeD  hier 
noch  einige  Ikni erklingen  gestattet  sein. 

Zeile  11  sind  die  Worte  κηρνναίω^  und  λονκτουλον  zweifelloe 
verderbt.  Pal&ographiech  liegt  die  HersteUung  Kt^tpfoiunf  und  ΑόΛ- 
ησύΐλου  am  nftehsten,  aber  einmal  kommt  bei  der  einzigen  Gelegen- 
heit, wo  meines  Wissens  ein  Lucullus  mit  Kyrene  zu  thnn  hat,  dem 
von  Plut.  Luc.  c.  2  und  Josephos  Ant.  lud.  XIV',  7,  2  erwähnten  ( ra- 
wall,  der  römische  Feldherr  nicht  um  und  zweitens,  was  die  Uaupt* 
Sache  isti  berichtet  Dionysios  davon  gar  nichts.  Aach  will  ansaro 
Notis  offenbar  nur  eine  Erklärung  der  Verse  αλλ*  εμτηις  ο·  s.  w. 
jOfeben  (Dionys,  v.  1051  f.),  sie  muss  also  von  den  Parthern  han- 
deln.   Daher  empfiehlt  es  sich,  statt  χηρν^αίων  zu  scliroiben  Ua^ 

oder  ΠαρίΝοΛων»  Dann  muss  man  freilich  auch  Xowjnukoo  in 
Jkimim  τοη  K^Aaatnt  Andenii  aber  anch  diese  £mendation  «niÜBrnt 
sich  wohl  nicht  allmweit  von  der  Ueberlieferung.  Uebrigens  dürf- 
ten die  Worte  Σαφ^ζ  —  όολοφονηί^ίνης  auB  eiqer  andern  Quelle 
stammen,  als  das  Vorhergehende. 

Zeile  15  ist  wohl  1ϋ^Μ»^ιαχά  sa  schreiben«  wenn  nicht  eine 
Zahlenangabe  ansgefallen  sein  sollte. 

Zeile  16.  In  den  Formen  Aiditid  nnd  Aidwma  wechselt  abo 
auch  dieser  Codex,  und  eine  Entscheidung,  welche  berechtigter  sei, 
scheint  unmöglich. 

Zeile  29  ist  wohl  τίραγμϋηεία  statt  μαηεία  nnd  Zeile  30  δα 
statt  in  herzustellen. 

Zeile  40  bietet  der  Codex  wirUicb  γεγάασιν  statt  6γγεγάα<Λν 
(Od.  XIII  V.  233). 

Zeile  42  ist  unzweifelhaft  ^ν%^ας  ^tatt  ξίύν^ας  herznstelleo« 
Der  Verfasser  denkt  an  den  Feldzag  am  Jaxartes. 

ZeQe  44.  Die  Form  ΠτοΙομάΜ  stellt  sich  an  den  andern 
Heispielen,  die  von  Fleckeisen  in  stiueii  Jahrbüchern  18G6  p.  5  ge- 
sammelt sind.  Dass  Ptolomeus  im  Lateinischen,  wenn  nicht  die 
einzig  überlieferte,  so  doch  bei  weitem  die  gewöhnlichste  Form  sei, 
ist  bekannt;  ich  bemerke,  weil  darüber  bisher  nichte  fotgesteUl 
war,  dass  auch  bei  Jostinas  flberall  nnr  Ptolomeos  oder  in  ein- 
zelnen Handschriften  zuweilen  Ptolomaeus  vorkommt. 

Zeile  58  vermathet  C.  Wachsmuth  ίοίρίφ  statt  rni^^»  gewiss 
mit  Hecht. 


< 

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pionynos  Periegeiee. 


85 


Zeile  59  ist  το  nach'  uiib  oine  offenbare  üittographie. 

Zolle  61  verdanke  ich  Wachsmuth  die  schöne  Emendation 
\^fiifni/%  statt  '^ίντιο/υς.  Es  ist  in  der  That  nicht  abzusehen, 
welclier  Antiochos  hier  gemeint  sein  könnte,  dagegen  ])as8t  die  t 
Schilderung  des  Scholiasten  vortrefflich  auf  die  Thebais  und  auf 
den  Autor  des  ^EntnsHj  Kooii'Suo  ζίώς  μεγάλοιυ  tJvy(iioeg.  Im 
Folgenden  scheint  nicht  Alles  intakt,  wenigstens  nicht  lücken- 
los zu  sein ;  ich  habe  die  Interpunktion  des  Codex  im  Abdruck 
beibehalten,  möchte  aber  den  Punkt  nach  ίηήνεγχδν  streichen  und 
das  όί  nach  "Ομηρος  in  γε  verwandeln. 

Zeile  63  ist  wohl  it  zu  streichen. 

Zeile  71  ist  ό  vor  άνηρ  nicht  zu  entbehren. 

Zeile  88  in  dem  Fragment  des  Kalliniachos  wird  die  gewöhn- 
liche Lesart  also  wiederum  bestätigt. 

Interessant  ist  vor  Allem  der  Abschnitt  über  die  Proömien, 
der  in  bekannter  guter  Weise  ästhetische  Urthcile  über  die  Ein- 
gänge epischer  und  lyiischer  Dichtungen  gibt,  werthvoll  und  neu 
aber  insbesondere  die  Notiz  über  Krates  von  Mallos,  die  vierte  An- 
gabe aus  seinem  Commentar  zu  Hesiodos,  die  uns  erhalten  ist.  Was 
die  Werke  und  Tage  betrifft,  so  schliesst  also  auch  er  sich  der 
grossen  Ueihe  vni  Grammatikern  an,  welche  die  l^chtlicit  des  Proö- 
niiunis  geleugnet  haben,  so  dass  wir  wohl  sagen  dürfen,  dass  d  is 
kritische  Alterthum  in  seiner  Verurtheilung  einig  gewesen  sei.  Pa- 
gegen ist  Krates  bisher  der  einzige  Alte,  von  dem  wir  wissen,  dass 
er  den  Eingang  der  Theogonie  verworfen  habe,  denn  aus  der  Stelle 
des  Sextus  P'mpiricus  adv.  Mathem.  X,  18  f.  lässt  sich  in  der  That 
nichts  mit  Bestimmtheit  folgern.  Dass  die  Verse  1  — 116  in  Wirk- 
lichkeit nicht  bestimmt  waren,  der  Theogonie  als  Einleitung  zu 
dienen,  darüber  ist  man  ja  wohl  einig;  vielleicht  liegt  es  bloss  an 
der  Mangelhaftigkeit  unserer  Ueberlieferung,  daea  wir  yod  ähnlichen 
Ansichten  der  Alexandriner  nichts  wissen. 

Schliesslich  ergibt  sich  noch  einiges  Neue  über  die  Schrift- 
Btellerei  des  Dionysios  Periegetes  selbst.  Es  werden  ihm  hier  auch 
JioinyjiBiai  '  zugeschrieben  und  zwar  ohne  dass  mitgetheilt  würde, 
dass  Jemand  an  der  Autorschaft  unseres  Dionysios  gezweifelt 
habe.  So  misslich  es  auch  isti  über  die  Verfasser  τοιι  Terlorenen 
Büchern  zu  urth eilen,  wenn  uns  nur  von  einer  einzigen  der  in 
Frage  kommenden  Personen  snsammenhftngende  Schriften  erhalten 
sind  und  das  Zeitalter  aller  nur  ungefähr  bestinmit  werden  kann, 
80  scheint  es  mir  doch  wahrscheinlich,  dass  die  ijttσoίBρftxώ  unserem 
Dichter  zuzuschreiben  seien.  Das  dagegen  von  Alten  und  Neuen  ins 
Feld  geführte  Argument  von  der  Verschiedenheit  des  Stils  ist  nicht 
sasrdohend,  der  Unterschied  liesse  sich  abgesehen  von  allem  Andern 
schon  ans  der  Verschiedenheit  des  Stofifes  erkliren.  Ffir  den  Perle- 


*  Die  Form  όιοοημίίον,  auf  welche  auch  unser  Codex  wieder  führt, 
Ittt  offenbar  das  Unglück,  nur  im  Genitiv  IMuuilie  vorzakommen;  ausser 
«o  den  im  Stephuras  angeführten  Stellen  auch  in  einer  Handaobrift  des 
Lfdos  de  ostentp;       Waohsmntiii  Prolegomcna  p.  XIL 


0 

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86 


Dionyaioe  Periegetei. 


geten  aber  spricht  die  sonstige  Natur  seiner  Schriftstellerei.  Daes 
er  auch  die  Lithika  geschrieben  habe»  ist  ja  nnaweifelhaft  und  ge- 
rade über  die  Steine  handelt  er  aach  in  der  Peri^ese  ohne  beeon- 
dere  Veranlaasong  sehr  ansfuhrlioh.  Weist  non  nicht  die  Bevor- 
sogong  der  Dionysiaka  in  der  Periegese  auf  eine  ähnliche  achrifi- 
stdleriMihe  Liebhaberei?  Oder  wel<^er  Grund  lige  vor«  daea  ge- 
rade Dionysos  so  besonders  ber&eksichtigt  wird? 

Eine  ähnliche  Erwägung  deutet  aber  anoh  darauf  hin,  daea 
wir  demselben  Verfasser  die  ^αασημ&^η  anweisen  können.  In  Frage 
käme  sonst  vor  Allem  der  Korinthier  Dionyaios,  der  ja  ϋϋηβωρολο- 
γσυμδνα  geschrieben  haben  ^IL  Wenn  wur  die  Stelle  des  Snidas, 
welche  dieses  überliefert»  genauer  betrachten,  so  erscheint  es  sogar 
hochat  wahrscheinlich^  dass  diese  3ίεί&αρ(ύίογονμΒη^  und  jene  JUh- 
σημ&Μ  identisch  sind.  Denn  dort  heisst  es  bekanntlich  folgender- 
maasen: 

/ίίονύσίος  Κορίνθιος,  ^ποηοιός.  *Υηοθψίας,  jißjut  h  ßtßXiw 
α.  ΜείΗύρολογυνμενα,  καί  Χΰοαλο^'άόψ' Υπόμνημα  είς  ^HdoSw,  Oi" 
Μονμεντις  π^ριψψιν  dl*  htm.  ταντα  de  Bvqov  nud  h  Jiovwmo  τω  να 
At^oma  γράψανη,  ηάίερος  σδν  a^nShf  oibc  οΖΑκ· 

Das  ταντα  mnss  j edenfalle  mehr,  als  die  blosse  η^ριι^'ηοις  be- 
grdfen  nnd  folglich  der  grammatischen  Gonstmction  wegen  aoaser 
dem  Hesiodnsoommentar  auch  noch  die  Moteorologumena.  Wenn 
nun  die  Lithika  dem  Dichter  der  Pericgese  gehören,  so  nothweo- 
dig  auch  die  beiden  andern  Schriften.  Ob  es  wirklich  allen  Glaa- 
h&i  fibersteigt,  dass  der  Hesiodoommentar  von  dem  gelehrten  Diofater 
verfasat  worden  sei,  wie  Bemhardy  in  seiner  Note  zu  Suidas  meint, 
will  ich  dahingestellt  sein  lassen,  es  gehört  das  za  den  sutjektiven 
Ansichteni  die  weder  zu  beweisen  nodi  zu  widerlegen  sind;  dasa 
er  aber  seiner  ganzen  geistigen  Richtung  nach  sehr  wohl  ^ιοοημΗοι 
geschrieben  haben  könne,  läset  zieh  ohne  Schwierigkeit  zeigen. 

Freilieh  bietet  sich  in  einer  so  kurzen  Pcricgcse  keinerlm 
MögUchlmt  dar,  eigentliche  Himmelszeiehen  anzubringen,  aber  die 
Frömmigkeit  des  Dichten  ist  über  allen  Zweifel  erhaben.  Im  All- 
gemeinen weisen  darauf  schon  Stellen  wie  Y.  604  f. 

τοϊς  γαρ  άλίτροις 
dv  άλί  χαι  γαΙη  xam  μνρία  βτ^το  όαίμων 
and  ähnliche,  insbesondere  aber  zeigt  der  Charakter  des  Gedichts 
im  Ganzen,  dass  wir  es  mit  einem  άνηρ  0Βΐσιόαιμονί<ηερος  zu  tbun 
haben.  Ρ  ei  der  "^Beschreibung  von  Europa  und  Afrika  wird  nichts 
Uistorisches  erwähnt,  nur  bei  den  asiatiscben  Völkern  finden  sich 
einige  derartige  An'jaben.  Die  Stüdte  und  Inseln  worden  ohne  wei- 
tere Bemerkunfi  aiitgezäblt,  zuweilen  mit  cineni  Kpitbeton,  das  von 
ihrer  liOge  entlehnt  ist,  nicht  einmal  ijci  Salamis  und  den  riicrmu- 
pyle-n  wird  aut  die  dort  vollführten  lleldenthaten  hingewiesen;  selbst 
die  mythische  Geschichte  wird  kaum  heran''ezoc:en,  wie  u.  A.  die 
Art  der  Erwähnung  von  Ithaka  zeigt.  Eine  Ausnahme  lulden  eigent- 
lich bloss  Rom  und  llion,  als  die  Ileimath  und  der  ürsprungsort 
^μών  (hdxTXüp  und  der  Fluss  Rhebas,  der  nur  infolge  der  Stelle 
des  Dionysioe  so  viel  von  sich  reden  gemacht  bat,  und  es  ist  cha- 


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Dionynos  Perlcgetoa 


87 


rakteristisch,  dass  Troja  erwähnt  wird  einzig  als  αγλαορ  αοτν  TJitkui' 
'/ertojy  ήηωων  (V.  816),  währeud  der  Dichter  von  deu  griechischeo 
Siegern  schweigt. 

Dagegen  werden  überall  die  Tempel  der  Götter  hervorgehoben 
und  zwar  mit  absoluter  Ausschliesslichkeit,  und  alle  berühmten 
Gottersitze,  wie  Parthenope,  Kreta,  Kypros,  Delos,  Kphet-os,  Lem- 
uos,  Tbasos,  Imbros,  Samothrake  werden  iu  dieser  ihrer  Eigenschaft 
gefeiert,  so  dass  man  sieht,  dass  dem  Periegeten  die  religiösen 
Interessen  in  erster  Linie  stehen.  Ingleichen  finden  sich  mehrfach 
Fabeln,  in  welchen  die  Götter  eine  Rolle  spielen  und  der  Theil- 
nalimo,  welche  die  Götter  daran  genommen,  verdanken  wir  mehr- 
fach interessante  Notizen  über  historische  Ereignisse,  wie  die  Grün- 
daog  von  Tarent.  Mit  Vorliebe  aber  werden  Beweise  vorgebracht 
für  die  Macht  der  Götter,  insbesondere  wie  sie  Frevel  zu  rächen 
wissen,  wie  V.  208  ff.  über  die  Nasamonen,  372  ff.  über  Sybaris, 
484  über  Dioniedes  u.  dgl.  Auch  an  Gespenstergeschichten,  wie 
V.  545  ff.  und  lokalen  religiösen  Legenden,  wie  V.  869  ff.  fehlt  es 
nicht.  DasH  auch  sonst  den  Göttern  allerlei  merkwürdige  Natur- 
erscheinungen dircct  zugeschrieben  werden,  wie  V.  390  ff.,  oder  die 
Ursache  geologischer  Verhiiltnisse  in  mythischen  Ereignissen  gesucht 
wird,  wie  V.  787  ff.,  versteht  sich  nach  dem  Gesagten  von  selb^. 
Bemerkenswerth  dürfte  nur  noch  sein,  dass  an  einer  Stelle  ein  wirk- 
liches Prodigiuni  angeführt  und  religiös  erklärt  wird,  nÄmiich 
V.  444       wo  es  heisst:  ^ 

TÖ&i  (in  Delphi)  7ΐολλ«κ/ς  αυτός  ^AnoiJ^tiV^ 
ή  άηο  Μιλητον  η  tx  Κλάρον  αρη  ßεßηκώςy 
ίΟτάμειης  /ρναΙης  (Ιναλν&ηα  αμμα  φσρετρης. 
Danach  glaube  ich,  dass  wir  unserem  Periegeten  gewiss  nicht  Un- 
recht thun,  wenn  wir  ihm  auch  die  Autorschaft  \ou  ΔΐΙειεωρολογον- 
μΒΜΛ  oder  ^ιοοημειαι  zutrauen. 

Es  wäre  übrijLieus  an  der  Zeit,  dass  die  Periegeso  einmal  gründ- 
lich auf  ihre  Quellen  untersucht  würde,  naclulcni  die  frühere  An- 
nahme,' da88  sie  das  Erdsystem  des  Eratosthenes  darstelle,  durch 
Carl  Müller  und  Möllenhoff  zu  Falle  gebracht  worden  ist.  Es  kann 
keinem  Zweifel  unterliegen,  dass  viele  ihrer  Angaben  auf  recht  alte 
Zeit  hinweisen  and  von  hohem  Werthe  für  uns  sein  müssen.  Ich 
wenigstens  kulo  nicht  umhin,  mich  z.  B.  von  der  Ansicht  des  Eu- 
stathios  loszusagen,  dass  Amyklae  als  pars  pro  toto  für  Lakonien 
stehe  und  die  Notiz,  dass  Tarent  und  Kyreue  (d.  h.  also  auch 
Thera)  τοη  Amykläem  gründet  worden  seien,  für  eine  der  wenigen 
braochbaren  UeberlieieniQgen  zu  erklären,  die  uns  im  Laufe  der  Zeit 
eiBmal  geetatten  werden,  die  UrgWM^hte  des  Peloponnesos  in  ihren 
UtnriMen  zu  zeichnen.  Doch  zu  einer  solcbeu  Untersuchung  findet 
sich  vielleicht  später  in  gröiserem  Zneammenliange  eine  passendere 
Oel^enbeii. 

Dorpat  Fr^ns  Rühl 


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Zu  den  Uaellen  des  Uamübalieclien  Krieges. 

Die  Er^gnlsBe  in  Spanien  während  der  Jahre  818—306  ▼.  dir. 

gehören  anerkanntermassen  zu  den  dunkflston  Partien  des  grossen 
Krieges,  wäbread  sie  an  Bedeutung  —  war  docli  ihr  Resultat  die 
Gewinnung  Spaniena  für  Rom  —  den  Kämpfen  in  Italien  und  Afrika 
nahem  gleichstehen.  Diejenigen  Quellen,  welche  fSr  die  letstge- 
nannten  Ereignisse  benutst  m  werden  pllegen,  nftmlidi  Liviae  und 
Polyhius,  versagen  für  die  spanischen  vollständijLr ;  denn  die  Frag- 
mente des  letztero  köonen  uur  zur  Aufhcllunir  einzelner  Vorgänge 
verwerthet  werden,  Livius  aber  bietet  einen  durchaus  widersprache- 
vollen  und  dunkeln  Beriebt.  Ansaerdem  existiren  aber  nur  nodi 
knrae  Darstellungea,  di€i  dea  Appian  und  des  Zonaraa»  welche  bia- 
her  als  Quellen  dritten  Ranges  betrachtet  und  behandelt  worden 
sind;  in  der  TUut  haben  dieselben  äuseerlich  betrachtet  eine  ge- 
ringe Autorität. 

Jeder  neae  Versacbt  den  Krieg  in  Spanien  in  seinem  ganien 
Verlaofe  richtig  am  erkennen  and  daraoatellen,  wird  miler  dioaen 
Umständen  so  hinge  scheitern,  bis  eine  genaue  kritische  Unter* 
siicliung  den  Werth  und  die  Hedeutung  der  in  Betracht  kommen- 
den (Quellen  l'estgeetellt  hat.  Es  ist  für  eine  solche  bis  jetzt,  so 
viel  mir  bekannt^  wenig  geecheben ;  auch  die  folgenden  Bemerknngen 
werden  einen  verhältmesmässig  geringen  Beitrag  aar  Löeiing  der 
Aufgabe  geben,  doeb  stellen  sie  immerhin  wenigstens  eine  Tha^ 
saclie  fest,  welche  als  Anhalts-  und  An-i:angspunkt  von  Bedeutung 
ist,  die  Thatsache  nünilicli,  dass  den  Berichten  des  Appian  und 
Zonaras  eine  vorzügliche,  fui*  die  gesammte  römische  Geschichte 
wichtige  Quelle,  Juba,  zu  Grunde  liegt. 

Nachdem  der  Beweis  erbracht  ist,  dasa  Appian  VIII,  1 — ββ, 
sowie  Cassius  Dio  (fr.  57,  62 — 68  ed.  Dindorf  und  Zonar.  IX, 
11  —  14  ')  die  Darstellung  des  pimischen  Kriegs  in  Afrika  204 — 2ül 

*  Den  Beweis,  dass  Zonaras  nur  einen  Ausrag  ans  Gaaeina  Dio 
gegeben,  bat  Ad.  Schmidt  Zeitschrift  Ar  Alterthumswiss.  18S9,  B.  238ff. 
geliefert 


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Ζα  den  QaeHen  άΜ  Hannibalieehen  Krieget.  89 

Cbr.  aus  König  Jubas  II  Ιστορία  'Ptoftmkij  genommen  haben 
ist  iur  Appian  VI,  1 — 38  und  Cassins  I>io  (iV.  54 — 57.  62; 
ZoQAr.  VIII,  19 — IX,  10),  wo  sich  der  Krieg  iii  Spanien  dar- 
geelellt  findet,  der  Schiöee^  gegeben.  E»  iek  eiae  Gewohnheit  dee 
Appian  Ar  deneelbeo  Zeitnuim  womdgUoh  dieselbe  Quelle  sa  Grund 
so  legen  —  eine  Methode,  die  sich  z.  B.  in  der  Daretelhing  der  · 
Periode  von  201 — 14()  n.Chr.  zeigt,  wo  er  den  einzigen  Polybius 
für  syrisclie,  makedonische,  carihagische  and  mithridaiieche  Ge- 
•ohiehie  bemitat  hat  Wenn  er  nun  hier  Ereignieee,  welobe  anaaer 
attem  Muieren  ZuaamaMnhanga  aiehen,  einem  Sohrifketeller  ent- 
mmmt,  wie  viel  mehr  ist  ee  wahrBeheinItch»  daee  er  die  Theten 
«nes  einzigen  Mannes,  nämlich  des  Scipio,  an  dessen  Person  sich 
sowohl  die  spanischen  wie  die  afrikanischen  Ereignisse  knüpfen, 

fl 

aaa  einer  Quelle  entlehnt  habe. 

Diese  Vermnthnng  erhält  eine  wichtige  Beatitigang,  wenn 
wir  die  betreffende  Daretellang  dea  Gaeeiue  Üio  näher  betrachten. 

Es  zeigt  sich  nämlich  auch  hier  zwischen  ihm  und  Appian  eine 
enge  Verwandtscbaii;  geht  man  derselben  nach,  so  stellt  sich  das- 
aelbe  Yerhältnies  awiaehen  den  beiden  Sohriftatellern  herans,  wel* 
eliee  wir  in  fieang  anf  den  Krieg  in  Afrika  naohgewieeen  haben 
(s.  De  Jnba  p.  32  sqq.),  d.  h.  eie  haben  ans  gemeinsamer  Quelle 
geschöpft,  l'u  nun  Diu  in  unmittelbarem  Aiiscliluss  an  die  Kpani- 
scben  Ereignisse  die  afrikanische  Expedition  erziililt  und  nicht  der 
geringste  Grand  Yorhanden  ist,  wessiialb  wir  bei  Zon.  IX,  lü  eine 
andere  Quelle  annehmen  sollten  als  IX,  11,  so  erkennt  man,  dass 
die  gemeinsame  Btnuiaung  Jnbas  ai|ch  an  dieser  Stalle  sehr  wahr- 
•  adieinlich  ist. 

Nichtsdestoweniger  bleibt  die  Sache  so  lange  eine  mehr  oder 
weniger  glaubliche  Vermuthung,  bis  wir  auf  Grund  der  eben  an* 
gegebenen  Anhaltspunkte  sichere  BeweisgrAnde  vorgebradit  haben; 
gldckHiteireise  sind  wir  im  Stand,  sdehe  sahlreieh  nnd  in  über- 
zeugender Weise  vorzubringen. 

Ehe  wir  jedoch  dazu  übergehen  scheint  der  Nachweis  noth- 
wesidig,  dass  Appian  und  Dio  wirklich  aas  gemeinsamer  Quelle  ge- 
aab^^ft;  denn  die  Thatsache,  dass  App.  VIII,  1 — 66  und  Dio  an 
den  entsprechenden  Stellen  ans  einem  Autor  entspmngen,  dürfte 


'  Vgl.  Ludw.  Keller  De  luba,  Appiani  Casiique  Dioms  auctore. 
Diaa.  bist  Harb.  1872. 

*  8.  Kissen  Kritische  Unterrachungen  über  die  Quellen  der  vier- 
ten' nud  ftnflen  Dekade  des  Livius,  Berlin  1868  S.  114. 


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90 


Zu  den  QueUeo  de«  Hannibaliachep  Kriege. 


fftr  App.  VI,  1 — 37  «tod  Dio  a.  a.  0.  nichte  beweSsen.   Ffir  da»  . 

Verbältniss  der  beiden  Schriftsteller  an  letzterer  Stelle  ist  es  von 
charakterietiscber  Bedeutung,  dass  im  ganzen  Laufe  der  Darstellui]^, 
wo  me  parallel  sind,  keine  eioaige  aachlieheDiffareni  aioh 
Torfindet  Da  ob  nun  mundgltoh  ist»  daet  sw«  Sehrifttieller,  die 
von  einander  unabhängig  die  Geeehlehte  τοη  12  Kriegsjahren  aehrei- 
ben,  in  keinem  Punkte  differiren,  so  «ieht  man,  dass  entweder 
Appian  aus  Dio  oder  Dio  aus  Appian,  oder  beide  aus  einer  gemein- 
eamen  Quelle  geachdpft  haben  müeeeo..  Nun  kann  aber  daa  ante 
wegen  der  Zeitrerhiltniaee,  das  aweite  wegen  der  FttUe  nener  und 
selbständiger  Nachrichten  des  Dio,  die  den  Appian  ergänzen,  nicht 
angenommen  werden;  wo  denn  nicbte  anderes  uUrig  bleibe,  als  den 
dritten  Fall  zu  statuiren. 

Um  jedoch  nicht  bei  dieser  abetrakien  fioweiaflüimqg  akekMi 
8U  bleiben,  wollen  wir  daa  Veriiftltniit  der  beidea  Baridifte  durch 
folgende  Beispiele  näher  erläutern. 

App.  VI,  1 — 2  stimmt  genau  übereio  mit  Dio  bei  Zonar.  I, 
p.  176,  19  ff.  ed,  Finder.  Die  Grenaen  Spaniena  wardoi  nicht  nur 
in  derselben  'Weiea,  sondern  sogar  in  derselben  Beihenlblge  an- 
gegeben, so  diMS  beide  im  Nordosten  anfiuagen  und  nn  Mordsn  auf» 
hören. 

App.  Τν^ρψιχόν  πέλαγος  —  Zon.  η  εσω  Λ»λ«σσ«  —  'U^u- 
^ϋροΜλέΙία  ίΛήλαι — Β6^»ος  ώ»ΐ6'  κλβΜΜ  στηίίΜ  ο  Ωκεανός  — 
ανός  —  Πυ^τνη,  6  Πυρψαίος, 

Ferner  vgl.  ebenda: 

App.  ΜίγεΙ^ος  öi  τής  Ιβηρίας  Zon.  Oi  μίν  γιυρ  Ρωμαίοι 
—  της  ^Ισπανίας  vnb  ηνων  ^Ισπανούς,  oi  0έ  "EUapffQ  Ύβψ 
oni  Ιβηρίας  ^ηφμάη^ς      έσά    ρας  —  imceÜAW» 

Ferner  vgl.  App.  VI,  5  mit  Zon.  VIII,  19. 

Da  Dio  den  Livius  genau  gekannt  und  ihn  an  anderen  Stellen 
vielfach  benutzt  hat  (e.  auch  De  luba  p.  22),  so  sind  die  SteUen, 
wo  er,  abweichend  von  livius,  mit  Appian  übereinstimmt,  beaon- 
pere  bemerkenswerth  und  fOr  die  nahe  Verwandtsehaft  beseichneiid. 
So  waren  nach  Livius  XXI,  6,  4,  ib.  7,  3,  ib.  16,  2,  ib.  19,  5 
die  Sagun tiner  eocii  popuU  Uomani ;  App.  sagt  aber  direkt  (VI,  1 1)^ 
dass  sie  nicht  Bundesgenossen  derBömer  gewesen  seien,  eioe  Dar- 
stellung, welcher  sich  Zonar.  (nach  Dio)  p.  176,  9  Ε  anscUiesst. 
Die  römischen  Gesandten  femer,  welche  auf  die  Kunde  der  Belage- 
rung Sogunts  zu  Ilanuibal  geschickt  werden,  werden  nach  Liv. 
XXI,  9,  3  abgewiesen  mit  den  Worten:  neo 

I 

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Ztt  den  Quollen  deg  HannibaUeohen  Krieges. 


91 


discrimioe  rerum  operae  esse  legatioaes  audire.  Davon  bat. weder 
App.  noch  Zon.  aine  Silbe.  WoJbl  aber  finden  wir  bei  Zon.  177, 
16  iL  .eine  gaoaue  Beeehreibiuig  d0r  Art,  wie  Haouibal  die  Ge* 
Miidleo  entfernt  habe.  Diese  detaillirte  Enählm^  mrftth  eineo 
sorgfältigen  Antor,  als  welchen  wir  Jaba  kennen.  Kurz,  man  er- 
keaot  deutlich,  dasä  Diu  nich  hier  von  Liviue  in  vielen  Punkten 
weaeutlich  entfernt. 

£e  liaat  aich  ferner  die  wiohtige  Kraoheiniing  bemerkeni  daea 
die  nah  verwandten  Beriehte  des  Dio  nnd  Appian  sich  snweilen 
deiart  ergänzen,  duss  dnrch  den  einen  der  andere  erst  voll- 
kommen verständlich  wird.  So  sugt  z.  D.  Zon.  176,  15  ff.,  nach- 
dm  er  die  Ursachen,  welche  Haniubal  zum  Krieg  bewo^eo,  theil- 
Mit«  mOeieÜdt:  &ά  u  joim  -  nal  &'  Ιτ·«α  αΓ»α  - 
τβ»ς  ΖοΜ^^ίίΗς  ini&m'.  Welcher  Art  diese  *  an  deren*  Gründe  ge- 
wesen sind  iöt  aus  Zonarus  nicht  erbichtlicli,  Appian  aber  hat  diese 
Motive  Mie  der  Quelle  mit  auijgenommen  (VI,  8—9)  und  aus  ihr 
sehen  wir^  daas  unter  diesen  ίαρα  aina  die  inneren  Verhältnisse 
das  earthagiaehen  Staats,  besonders  die  Intrignen  anveratehen  sind« 
welche  gegen  die  Barkas  gerichtet  waren  nnd  denen  Haaniba]  dnrch 
den  Krieg  gegen  Kuni  diu  Spitze  abzubrechen  hoffte.  FerntT  ent- 
halt Zonar.  177,  1ϋ  nicht  nur  die  nähere  Ausführung,  sondern  auch 
die  Erkl&rong  an  App.  11.  Denn  dea  letateren  Worte:  6  ^Αννίβας 
rnmgfigevB  μή  itifoainu  aind  an  sieh  ganalich  nnveratändlieh,  wer* 
den  aber  durch  Zonar.  a.  0.  vollkommen  klar. 

Ein  derartig  ergänzenik.s  V'erhältniss  ist  jedesmal  der  sichere 
Beweis  iiir  den  gemeinsamen  Ursprnng  zweier  verwandter  Berichte; 
wer  sollte  nber  hier  der  gemeinsame  Autor  sein,  wenn  ea  nicht 
derselbe  iat,  der  in  der  afrikanischen  Gesohiohte  zu  Grund  liegt, 
aimlich  Jnba? 

Betrachten  wir  nunmehr  die  Natur  und  Beschaffenheit  der 
bei  Appian  nnd  Dio  über  die  spanischen  fireignisse  erhaltenen  Dar- 
■teUuQgen  im  Einzelnen. 

Wir  wiesen,  daas  Jnba  '  eine  besondere  Vorliebe  nnd  Neigung 
griechibche  und  römische,  auch  wohl  barbai'ische  Namen  und 
Bczeichnuzigea  zusammenzoetellen  und  zu  vergleichen.    £r  scheint 


'  Eine  genauere  Untersnohiuig  über  den  Charakter  Jubas  als 
Schriftsteller,  sowie  über  sein  grosses  Werk,  welches  hier  in  Betracht 
kommt,  die  Römische  Geschichte,  ist  von  uns  De  luba  p.  15  sqq.  ange- 
slellt  worden.  Die  obigen  Bemerkungen  fnssen  auf  den  dort  gewönne 
Ben  Rnsnltston 


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92 


Zu  deu  Quellen  des  HaQuibaliechcü  Kri^a^Qi. 


einer  solchen  Zusammenstellung  ein  eignes  Werk  gewidmet  zu  haben, 
dem  er  den  Titel  Όμοιότητες  gab.  £e  ist  nun  kein  Zufall,  daes 
deh  wwohl  bei  Appian  bei  Bio  an  den  bekreffendeD  StelIeD 
saMreiebe  derartige  Namen -Vergleichungen  finden.  80  beiest  m 
App.  VI,  1  Oixovoi  0'  avwi  τιρός  μ^ν  ιω  Kfkwl,  wroi  rcthtuu  η 
xai  Γάλλοι  vvy  προααγορεύονται  alsbald  darauf  aber:  Μέγεί^ος  di 
της  Ιβηρίας  —  της  'Ισηανίος  νυν  ύηό  ηνων  λΒ/ομίνης  κύί.  Sodann 
eagl  Dio  fr.  57,  49  (vgl.  Zon.  280,  90  ff.)  at  i^ow  d*  avnu  tg  ntgi 
i6v  *ίβηοα  ηπείρω  inixHvnu'  sM  dl  τρεϊς^  ας  Έί^Χηνες  dp  iett{  ^Pm- 
futioi  χίηιη  Γ  ν  μ  νησί  ας  καλοισίτ,  Ο  ναλε  ρΙ  ας  0t  χαΐ  Ί'ασητο^ 
α  ας  οί  ^Ιβηρες  χιλ.  Απ  einer  βο  genauen  Erörterung  hatte  nur  ein 
Grammatiker  and  £ibnograpb,  als  welchen  wir  Jobi 
kennen,  aber  kein  Geeobiebtscbreiber  gewöbnlicben  Selilage  biierene. 
Dies  gilt  auch  für  Folgendes:  Zon.  177,  3  τ6  γαρ  ορος  t&vwo  (Ihh 
Οή^)  Ιϊαλάαοτ^ς  της  παλαί  μ^ν  Bs  β  ρν  χ  ω  ν,  ύστεροι·  όε  Νηρ- 

βίΰνηοίων  χτλ.  Ferner  App.  2  xoi  Ταρτηαοός  μοι  doxE»  tou 
dvai  πά^Μς  iiU  ^αλάσαης,  ή  νυν  Καρηηααός  6νομάζίηα· 

Diese  letatere  Stelle  ist  anseerdem  noeb  besonders  eharakte- 
ristisch ;  denn  nicht  nur  pflegte  Juha  die  Namen  nach  der  Beaeieb- 
nung  verschiedener  Völker  zusammen  zu  stellen,  sondern  er  machte 
auch  Beobachtungen  über  die  Veränderungen  der  Namen,  uament- 
liob  aber  die  Entstellnngen  and  die  Verderbniss  der  Worte.  Aach 
bierOber  schrieb  er  ein  eigenes  Werk  nnter  dem  Titel  Περί  (ρΰοράς 
λί^ε(ος  cf.  Photias  et  Suidas  0.  v.  ^χομβρίααι.  Diiss  sich  dieses 
auch  auf  die  Völker-  bezw.  £igeunamen  erstreckte,  sehen  wir  aus 
dem  Fragment,  welcbee  Hesfcbias  s.  ▼·  Βρίγίς  erhalten  hat,  s. 
MüUer  Fr.  Bist  Gr.  III  p.  474  fr.  88. 

App.  VI,  2  findet  sich  «ne  Erklftmng  des  Namens  GelÜberer; 
dieselbe  liegt  so  nahe,  dass  sie  eines  Grammatikers  nicht  zu  be- 
dürfen scheint;  gleichwohl  glaube  ich  nicht  zu  irren,  wenn  ich  sie 
dem  Juba  snsobreibe:  wissen  wir  doch,  dass  er  anf  die  Namen- 
Erklirung  grosse  Sorgfalt  verwandte.  ' 

Die  grossen  Werke,  welche  Juba  über  Afrika  (yiißvxa),  über 
Assyrien  (^σσνριαχά)  und  Arabien  ^Αραβιχά)  geschrieben  hat,  trugen 


>  Plinius  N.  fl.  V,  1  hat  die  einleitenden  Worte  ans  Juba  eot^ 
lehnt  (s.  GoerUts,  Inbse  regis  Manret.  rita  et  ftg .  Pars  I.  Diseert 
Yratisl.  p.  90):  *Afrioam  Oraeei  Libyam  appellaYcre  et  mare  ante 
eam  Libycam*.  Mit  diesen  Worten  hat  Jnba  seine  Aißwt»  begonnen; 
wer  erkennt  nicht  die  Aehnliohkeit  mit  dem  Anfang  τοη  App.  VI,  d.k* 
der  spanischen  Geschichte? 


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Ζα  den  Quellen  des  liauDibaliBchen  Krieges.  93 

einen  geographisch-ethnographiech-historischen  Charakter  ^  Angaben 
ftber  Lage,  Grenie,  Aasdehnang  pflegten  jedesmal  an  der  Spitze  zu 
ilelieiL  Dabei  war  es  Gewohnheit  munrea  SohriftateUen,  wie  wir 
ana  frg.  45  (bei  MflUer  a.  0.)  aehen,  Ober  die  Sohiffahrt  auf  den 
benachbarten  Meeren  Auskunft  zu  geben.  Daraus  erklärt  sich  denn 
auch  die  geographische  Einleitung,  welche  wir  bei  App.  VI,  1  lesen 
und  ea  iat  höchst  bemerkeoewerth,  -dass  auch  die  Angabe  der  See- 
fiahrtan,  wekhe  von  Spanien  aaa  nntemommen  werden  klonen,  nioht. 
Mit  Der  geographiaehen  Erörterung  pflegte  bd  Jnba  eine  ethno- 
graphische zu  folgen ;  vgl.  fr.  45  und  ausserdem  Sallust  Jng.  17  ff.' 
Dass  nun  auch  in  Appians  Quelle  oine  ethnographische  Betrachtung 
vorhanden  war,  sehen  wir  aus  Vi,  2,  wo  er  sagt,  dass  ihm  für 
aaine  Zwecke  eine  aolehe  £r5rterang  fem  liege.  Die  Notia  über 
die  Celtiberar  hat  er  indeaa  ohne  Zwttfel  ana  der  DarateUnog  aefnea 
Anton  entnommen.  —  In  diesem  ethnographischen  Theil  pflegte 
bei  Jaba  die  Ankunft  der  Griechen  eine  Hauptrollo  zu  spie- 
len ;  man  vgl.  Iig.  23.  Wie  hier  die  Griechen  unter  Diomedes  nach 
Libgran«  ao  komaien  aie  naeh  Spanien  unter  einem  König  Argantho* 
nfaM  mit  Namen.  Wer  erkennt  hierin  nioht  aofort  den  Jobe,  den 
gelehrten  Antiquar,  welcher,  in  derSchnle  desVarro  und  Dionyaiiia 
gebildet,  die  Ursprungsgeschichten  der  Westvölker  mit  den  griechi- 
schen Stamrosagen  in  Verbinduog  zu  setzen  bemilht  warV 

Doch  noeh  mehr.  Wir  wieaen,  daaa  die  nnmidiaGhen  Könige 
ihr  Geaohlecht  von  Herenlea  ableiteten;  a.  Ptat  Sertor.  9,  5.  Dar 
her  widmete  Jnba  den  Sagen  von  Heranlea  besondere  Anfmerksam- 
keit.  KauD  es  nun  wohl  Zufall  sein,  dass  bei  App.  VI,  2  sich 
eine  Yerhältnissmässig  sehr  genaue  Untersuchung  über  das  *Ueilig- 
thnm  dos  Hercules  an  den  nach  ihm  benannten  S&olen  findet? 
Appiaa  kftrat  im  AllgemeineD  anaaerordentlich  den  Bericht  aeiner 
Oewihrsmlnnw  nnd  doch  maeht  er  hier  so  viel  Worte  ftber  wnen 
ganz  uotergeonliK  tcn  Punkt!  Was  trägt  es  aus  für  die  Geschichte 
Spaniens,  ob  an  den  Säulen  der  thebanische  oder  der  ty rieche 
Herkules  verehrt  wird,  ob  man  ihn  nadi  phöniaiachem  oder  grlop 
ckiediem  lUtna  anbetet? 

Ea  iat  aonnenkkr,  da»  mur  Jnb*  hierllbr  em  Uereaae  hatte, 


>  YgL  GoerliU  a.  a.  0.  &  16  ff. 

*  Salhist  hat  diese  Stelle  bekanntlich  ans  Hien^Hal  entnommen.  Ks 
kann  kam  SSweiftl  sein  und  ist  aach  bereits  von  anderer  Seite  auspre- 
iVvedben  worden,  dass  Jubas  jiißtntn  den  Libri  pnnici  des  Hiempsal  in 
Hiatar  and  Anlage  sehr  ähnlich  gewesen  sind. 


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94  Zu  den  Quellen  des  HanniUliechen  Krieget. 

and  daher  hat  ohne  allen  Zweifel  dieser  Sohrifteteller  dem  AppitD 
sowohl  als  dem  Dio  Torgelegeo. 

Wir  könnfen  hiermit  die  BeweisAlhniiig  schliesseo;  doch  wan 

auch  weitere  Gründe  kaum  gefordert  werden  dürften,  so  iet  es 
gleichwohl  von  Intereeee,  die  Sache  von  anderer  Seite  bestätigt 
βα  sehen« 

Es  ist  kdn  Zufall,  dass  an  den  Stelleo.  wo  In  den  Beriefat 
Ikber  die  spanischen  Ereignisse  des  Massinissa  gedacht  wird,  dessen 

Person  und  Thaten  in  einer  ungewöhnlichen  Weise  in  den  Vorder- 
grund gestellt  werden.  Das  Avantgarde-Gefecht^  welches  der  Schlacht 
bei  Baecnia  II  (Silipa  oder  Carmon)  voranging,  wird  bei  Liv. 
XXVIir,  3  und  bei  Polybins  XI,  31  weit  ansfthriicher  erafthk,  wie 
bei  App.  25.  Oleichwohl  wird  hei  Livins  und  Polyhins  einfSsch  ^ 
Tlicilnahme  des  Massinissa  an  jenem  Gefecht  constatirt,  während 
App.  a.  0.  dens:ol})pn  durcliaus  als  den  Helden  des  Tages  hinetelH 
und  sogar  die  Gefechtsart  and  die  Manöver,  welche  letatersr 
gegen  die  Römer  and  diese  gegen  ihn  in  Anwendang  gebrsehl 
haben,  genan  beschreibt.  Diese  detaillirte  Schilderung  legt  sogar 
den  Gedanken  an  die  Erzählung  eines  Augenzeugen  nahe.  Doch 
damit  nicht  genug;  wie  Massinissa  es  in  Afrika  stets  mit  den 
feindliehen  Feldherm  persönlich  sa  than  gehabt  haben  soU,  s.  B. 
mit  Hannibal  (App.  Lib.  46-— 47)  and  mit  Syphax  (ib.  26;  vgl. 
De  luba  p.  ,1 3),  so  hat  er  auch  hier  natürlich  wiederum  deu  Scipio 
selbst  vor  sich  und  bedrängt  ihn  aufs  Härteste! 

Dazu  kommen  weitere  Momente.  So  wenig  in  der  Geschichte 
  . 

des  spanischen  Kriegs  Gelegenheit  geboten  ist,  des  MassimBsa  Rahm 
za  verkOnden,  so  kann  sich  der  Aator  Apjiians  gleichwohl  nicht 

versagen,  jenem  an  passender  Stelle  ein  möglichst  grosses  Lob  zu 
ertheilen.  So  sagt  er^VI,  37  von  Massinissa:  έπραξε  όέ  τοντο  artf^ 
ig  πάντα  βέβαιος  χιλ.  Wie  es  aber  mit  dieser  l'reoe  und  Stand- 
haftigkeit  des  Königs  bestellt  war,  sehen  wir  α.  Α.  ans  VilT,  18 
— 14,  wo  er  den  schmfthlichsten  Treabroeh  and  hinteilTstigsten  Ver- 
rutli  beging.  —  Es  ist  ferner  wichtig,  dass  Massinissa,  der  unter- 
geordnete Vasall,  bei  App.  stets  auf  gleicher  Stnfe  mit  deu  höohet- 
komman&enden  panisdien  Generalen  genannt  wird« 

Endlich  sei  eines  erwähnenswertheo  Umstandes  gedacht,  der 
(!br  die  Antorschaft  Jnbas  denttich  spricht.«  Es  ist  nicht  denkbar, 
dass  ein  römischer  Schrift «teller  den  schändlichen  Verrath,  den 
die  liömer  (Marciusj  gegen  Uanno  übten  (s.  App.  VI^  31)  unbe* 
mäatelt  wiedeiigegeben  haben  sollte.  Die  Sache  war  Isiobt  m  fir> 
toBohen  ond  ist  in  der  Thai  veo  allen  rÖmisolHa  Bviohtarslattan^ 


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Ζα  den  Quellen  dee  Uannibaliechen  Krieges. 


95 


inoh  von  Pdybiae,  Tertnseht  worden.  Für  den  nnpartheiischen 
Alba  aber,  der  von  nationalen  Sympathien  hier  nicht  beeinflnsst 
war,  passt  jene  Mittheilnng  so  gut,  wie  die  fthnliche  för  dieBdmer 

fobimptlichc  Nachricht,  welche  wir  bei  App.  VIIIj  15  aus  Juba 
kMD  (vgl.  De  luba  p.  25  fif.). 

£t  erübrigt  noch,  über  die  Qaellen,  welche  von  Juba  benutzt 
η  aein  soheinenf  einige  Beinerkiingen  anznfOgen.  Ihre  Aoffindoiig 
giebt  zugldch  den  Anhalt  und  den  Maaaatab  für  die  beurtheihing 
dee  Werthes  der  erhaltenen  Ueberreete  Jubas. 

Wir  haben  bei  der  Uiiternuchung  über  die  Quellen  der  afri- 
kanischen Expedition  gefunden  (De  luba  p.  20),  dass  Juba  in 
der  QaeilenbenatsuQg  ebenso  gnme  Sorgfalt  ala  Vorsicht  an  den 
legt.  Die  erste  Stelle  nahm  bei  ihm  für  jene  Ereignisse  ein 
Bomidischer  Bericht  ein,  welcher  dem  Massinissa  sehr  nahe  stand, 
ja  vielleicht  auf  direkten  Mittheilungen  desselben  beruhte;  ganz 
sicher  reicht  dieser  Bericht  bis  auf  Hiempsal  II,  welcher  ums  J. 
100  Chr.  in  Namidien  herrschte,  aurück,  denn  wir  wissen,  dass 
Joba  diesen  benotat  hat.  Wie  dem  auch  sein  mag,  sicherlich  bil- 
det den  Hauptinhalt  des  Jnbaschen  Berichts  Ober  diese  Ereignisse 
eiue  in  vielfacher  Beziehung  höchst  interessante  Familienchronik 
des  numidiechen  Künigshauses. 

Die  nähere  Würdigung  dieser  höchst  wichtigen  Thatsache  so- 
wie ihre  Verwerthnng  fQr  die  Feststellung  der  Ereignisse  des  sweiten 
pumsehen  Kriegs  ist  hier  nicht  unsere  Aufgabe.  Es  fragt  sich  au- 
aftchst  nur,  ob  diese  Familienchronik  auch  für  die  spaniRchen  Vor* 
gftnge  benutzt  worden  ist  oder  nicht.  Die  Wahrscheinlichkeit,  dass 
sie  verwerthet  worden,  ist  von  vom  herein  gross.  Dieselbe  wird 
gesteigert  durch  die  Stellung,  welche  bei  App.  dem  Massinissa  und 
seinen  Thaten  gegeben  worden  ist  und  welche  soeben  von  uns  skii- 
sirt  wurde.  Ganz  unzweifelhaft  aber  wird  die  Benutzung,  wenn  wir 
die  ungewöhnlich  genaue  Kenntniss  aller  derjenigen  und  nur  der- 
jenigen Vorgänge  in  Spanten  ins  Auge  lassen,  an  welchen  Massi- 
aissa  Theü  genommen  hat;  leider  war  seine  Theilnahme  nur  eine 
sehr  beschränkte,  da  er  erst  um  die  Mitte  des  Kriegs  nach  Spanien 
kam,  wo  er  aber  zugegen  war,  da  bietet  Appian  fast  durchgftngig 
neue  und  meist  sehr  bemerkenswerthe  Nachrichten.  Man  vergleiche, 
nm  sich  hiervon  zu  überzeugen,  die  Befichreilning  der  Schlacht  bei 
Cannon  nnd  der  sich  daran  anschliessenden  Ereignisse  bei  App. 
YU  25—31.  Ein  oberflAohlicher  Vergleieh  mit  den  Ptoallel-Stellen 
dss  lÄnm  ΧΧΤΠΙ,  12 — 16  beweist  die  Bahlrsiohen  Abweichungen 
des  App.  von  der  DarstelluDg  der  römischen  Berichterstatter.  So- 


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96 


Zu  den  Quellen  dee  ilannibaliscben  Krieges. 


dsüin  ist,  wie  zu  erwarten,  App.  (VI,  37)  in  Bezug  auf  deu  Leber- 
tritt des  Massinissa  zu  den  Römern  und  dessen  Gründe  weit  ge- 
nauer unterrichtet  als  Livius.  Es  int  höchst  charakteristisch,  dass 
Appiau  d.  h.  Juba  sich  zur  Motivirung  des  Uebertritts  nur  ge- 
wissermassen  häuslicher  oder  aus  Rücksichten  der  Familie  entsprun- 
gener, wenn  man  will,  pr  ivater  Gründe  ])edient,  während  Livius 
XXV  III,  35  als  üaapimotiT  die  Bewunderung  dee  MMeiniasA  iür 
Soipio  anführt. 

Ausser  diesen  ofiVnbar  auf  Famih'entradition  beruhenden  Mit- 
theilungen findet  sich  bei  Appiau  sowohl  als  Dio  eine  sehr  beach- 
tenswerthe  Kenntniss  punischer  Y«'rli;iltnisse  und  Vorgänge.  Ks 
ist  hϋch^^t  wahrscheinlich,  dass  Juba  diese  Nachrichten  bereits  ver- 
bunden mit  dem  numidischen  Bericht  vorfand,  vielleicht  hatte  sie 
Uiempsal  aus  carthagischen  Quellen  geschöpft;  wie  deui  auch  sei 
—  für  uns  iyf  das  wichtig,  dass  Mittlieilungen,  die  mit  den  mass- 
gebenden l't  rsonlichkeiten  der  damaligen  carthagisclien  Rrgimmg 
sowie  mit  den  rarteivcrhältnissen  und  den  kriegerischen  Actionen 
in  Spanien  genau  vertraut  sind,  dem  Juba  zu  Gebote  gestanden 
haben.  Will  man  sich  hiervon  überzeuLren,  so  vergleiche  man  unter 
Anderem  VI,  4 — 6,  wo  sich  Nachrichten  linden,  die  in  keinem  an- 
deren Schriftsteller  ausser  bei  D'io  (Zun.  108,  4)  wiederkehren,  (ianz 
vortreflliche  und  höclist  braebtenswerthe  Nachrichten  sind  ferner 
in  VI,  8  —  II  enthalten;  leider  sind  dieselben  allerdings  durch 
Appians  unendlich  nachlässige  Weise,  mit  der  er  seine  Quellen 
benutzt,  verstümmelt,  doch  hiiuI  hiir  unter  Schutt  und  Trümmern 
sehr  interessante  Mittheilungeu  aufbewahrt.  Ganz  dasselbe  gilt  von 
App.  VI,  24;  vergl.  damit  Liv.  XXVII,  17 — 20.  Man  erkennt  so- 
fort, dass  Livius  zwar  die  Dispositionen  des  Scipio  genau  kennt, 
aber  in  I'ezug  auf  die  Carthager  schlecht  unterrichtet  ist;  wogegen 
Appian  über  die  Bewegungen  der  Gart  hager  vor  der  Schlacht  bei 
Baecula  sehr  werthvolle  Notizen  liefert. 

Es  leuchtet  ein,  dass  die  Bedeutung  und  die  Richtigkeit  der- 
jenigen Nachrichten,  welche  A])pian  in  Abweichung  von  Livius  und 
Polybius  bietet,  nur  durch  (iine  genaue  kritische  Erörterung  dar- 
gethan  werden  kann.  Man  hat  bisher  dem  ungenauen  υικί  nach- 
lässigen Appian  den  Heroen  der  römischen  Geschichtschreibung 
gegenüber  die  Glaubwürdigkeit  vollkommen  versagt;  die  Fniire  tritt 
indes.s  in  ein  neues  Stadium,  sobald  zugestanden  wird,  dab.^  den» 
ersteren  eine  so  vorzügliclje  und  wichtige  Quelle  wie  Jubas  Römi- 
sche Geschichte  zu  Grunde  liegt;  hiermit  tritt  die  Aufgabe  einer 
al>ermaligen  strengen  Prüfung  der  gcsanimten  Ueberlicferung  an 
uns  heran ;  eine  solche  aber  wird,  wie  später  darzuthun,  sehr  wich- 
tige Aenderungen  mancher  bisherigen  AuÜassung  zur  Folge  haben. 
Für  heute  mag  es  genügen,  das  Fundament  für  diese  weitere  Unter- 
suchung festgestellt  zu  haben. 

Marburg,  im  Februar  1873.  Ludwig  Keller. 


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lieber  die  Lesarten  der  Tiball-Uandschrifteii  Sealigers. 


Für  die  Kritik  des  TDnill  benutzte  Scaliger  zwei  im  Besitz 
des  Caiacius  befindliche  HandschrifteDf  eine  jüngere,  welche  die 
ganse Sammlung  umfasste,  und  ein  ' fragnentum  peropiimnm\  wel- 
diei  TOD  m  4  bie  mm  ScUum  reichte;  Mieierdeni  warao  'exoerpta 
pAratnala'  io  adoe  H&nde  gekomaii  (eaat^.  in  Cat»  Tib.  Prop. 
p.  125).  Yarianten  aus  diesen  drei  Codices  notirte  er  in  ein  Exem- 
plar der  1560  in  Antwerpen  bei  Plantin  erschienenen  Aue- 
gabe, welches  sich  gegenwärtig  in  der  Leideoer  Bibliothek  befin- 
del;  den  jOqgereo  Gniadanaa  beaaiehaetie  er  aitt  V  (▼etoa'X  daa 
fragmentaan  Oniaeiamun  Kit  G.  G.  (oodez  Ctadaeii?),  die  Ezoerpta 
Bift  ¥.  A.  (Tetna  antiiologfa?),  an  drei  SteUen  (IV  6,  38.  85.  36) 
mit  C.  A.  (codex  anthologiae V).  Ehe  Francken  über  dieses  Hand- 
esempkur  Scaiigers  Mittheilungen  machte  (yeralagen  en  mededee- 
fingen  dar  koninklijke  akadaaie  wi  wateBaabappao  X  p.  88  ff.), 
»ar  flMHi  iBr  die  KeiiBtniea  der  TonSoabger  gamaofateD  GoDationen 
ebcraeita  auf  aehie  eaatigatiooea,  andereneits  anf  die  yoü 
Broekhnizen  unf)  Lachniann  benutzten  Heinsius 'sehen  Aufzeich- 
oaogen  angewiesen  Für  eine  Anzahl  von  Stellen  nun,  wo  Lee* 
artea  ana  den  Escerpteo  und  dem  fragm.  Gig.  in  Betracht  kommen, 
iat  die  EBtaeheidnog  über  die  Frage  nadi  dem  ^ Verhiltniaa  jener 
drri  VariaDtenaammlaDgen  an  einander  τοη  Wiebtigkeii,  oder  ge- 
nauer gesagt  die  Frage:  hatte  Scaliger  und  hatte  Heinsius  ausser 
dem  Handexemplar  noch  sonstige  Notizen  aus  VA  und  CO  vor  eich? 
Darob  die  freondüche  Liberalitftt  der  Leidener  BibliotbekaTerwalr' 
tnng  worde  ea  mir  geeiattet,  Scaügen  Handexemplar  in  Bonn  an 
benntaen,  «nd  daher  bin  ich  in  der  Lage,  Franokeoa  Μ ittheüungen 
Iber  dasselbe  ergänzen  zu  können. 

Wae  zanächst  Heiosiue  betrifft,  so  kann  es,  wie  Fraockeo 

*  Kr  MeH  ihn  Ar  den  Uteeten  dar  ihm  bekannten  vollgtindigen 

•  Vgl.  Lachmann  Tib.  p.  VI  sq. 

Μη.  Mut.  L  PlUloL  H.  F.  XXDL  ^  ^ 

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98 


Ueber  die  Lesarteu  der 


(p.  34)  mit  Recht  bemerkt,  Dicht  dem  mindesten  Zweifel  unter- 
liegen, das8  seine  Angaben  aus  dem  Handexemplar  stammen.  Durch 
eine  Beeicbügniig  des  letiteren  finden  mehrere  in  Lacbmanne  kriü« 
sollen  Apparat  aofgenommene  nnrichtige  Bemerkungen,  die  von 
Heineiüs  entlehnt  sind,  ihre  Erklämng.  Zu  I  1,  49  lesen  wir  bei 
Lachmann:  V«/re  [statt  iure]  Κ  fScaligcrs  P^xcorptej,  Scaligero  in 
castigationibus  [p.  128]  testantc,  non  Heinsio,  cui  Scaligeri  con- 
iectora  yisa  est'  [p.  442  bei  Broekhoisen].  Aber  Scaliger  war  hier 
vollkommen  im  Rechte.  In  dem  Distichon  Hoe  mihi  eonÜngat, 
sU  div€8  iure,  furorm  Qm  mmris,  et  Meies  farrc  potest  phamos 

unterstrich  er  im  Handexemplar  die  Worte  iure  und  tristes  fcrre 
potest  phtuias,  und  notirte  neben  Ve.  49  rure,  neben  Ve.  50  c(ieli 
tmbUa  ferre  poiesi,  V.  A.  Diese  iwei  Bandbemerkongen  stehen 
ontereiuander,  nnd  die  BeMidumng  T.  A.  soll  offaobar  für  beide 
gelten;  öfter  hat  Scaliger  in  solchen  Fällen  das  Zeichen  fHar  die 
Handschrift  nur  einmal  gesetzt.  Heinsius  aber  bezog  es,  was  frei- 
lich am  Nächsten  liegt,  nur  auf  das  daneben  stehende.  —  Zu  III 
5,  II  {nec  nos  saerüegi  templis  admovimus  if/nes)  führt  Lach* 
mann  die  Lesart  saerilegi  aus  F  (dem  fragm.  Gig.)  an  and  be- 
merkt ansserdem  'ergo  [statt  ignes]  F  Heinsio  teste:  Scaliger  ia 
castigationibus  [p.  172]  ergo  ex  egros,  alterius  Cuiaciani  scriptaim 
elici  posse  scribit'.  Beide  Varianteoaugaben  aus  F  sind  zu  streichen; 
Scaliger  gibt  zu  dieser  Steile  aus  dem  fragm«  Cui.  gar  keine  Lee- 
arten  an,  sondern  notirt  ncnr  ans  dem  j  0 ngeren  Cniecianas  joerv 
legi  (statt  sacnUgM^  wie  in  der  Antwerpener  Ansgabe  steht)  «nd 
admouimus  egros.  Auf  dem  nnteren  Rande  der  Seite  aber  steht 
die  Lesart,  welche  er  verm  u  th  u  η  gs  weise  für  die  richtige. hält, 
Nec  nos  sarrilegi  templis  admouimm  ergo,  und  neben  diesen 
Worten  die  Zahl  86 ;  dieselbe  besieht  sich  anf  p.  ββ  der  Plantia* 
sehen  Ausgabe,  wo  sich  die  von  ihm  in  den  casttgationes  als  Pa- 
rallelstelle  angeführten  Verse  Γ  2,  81  f.  finden.  Durch  den  Druck 
der  Feder  aber  haben  die  beiden  Ziffern  8  und  6  ein  derart i -res 
Aussehen,  dass  sie  Heinsius  bei  nicht  ganz  sorgfaltiger  Betrachtung 
fftr  das  Zeichen  CG  halten  konnte;  daher  jene  awei  Augaben  ans 
dem  firagm.  Ctg.  eaerihgas  mnss  demnadi  Ar  die  aUmn  beglmi- 
bigte  Ueberlieferung  gelten  ^  nnd  ist  als  solche  in  den  Teait  anfiNi- 


*  sacrüegos  steht  in  Α  nnd  B;  von  den  drei  bei  Lachmann  be- 
natsten  Handschriften  der  Familie  C  bieten  d  und  die  erste  Hand  von 
e  iomUgi»,  c  saerüegi,  —  ignes  ist  eine  Coigeotur,  an  deren  Biehtigr 
keit  kaum  gesweifelt  werden  kann  (egris  B,  asgrss  AC). 

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TibuU-Handscbriften  Scaligere. 


9f 


nehmen.  Für  die  Verbindung  sacrilegos  ignes  citirten  schon  frü- 
here Herausgeber  mit  Recht  Cio*  in  Cat.  III  §  22  und  Quintil. 
deel.  11,  7;  man  Tet^ieiohe  ferner  Ovid  Fast.  VI  433  flagrabmi 
mneU  aeeleraiis  ignihus  ignes.  —  Zo  ΠΙ  β,  44  hatSealSger 

aus  CC  niebt  eauere  toros^  wie  Laclimann  nach  Heinsius  anmerkt, 
sondern  cauere  tuos  notirt;  das  μ  in  tnos  hat  aber,  offenbar  da- 
durch, dass  etwas  Schmnts  in  die  Fedw  gerieth,  so  dicke  Züge  er- 
halten, daas  Heintills  or  lu  lern  glaabte.  —  Endlieb  IV  2,  23  hat 
das  fragm.  Goj.  nicht  sumit,  wie  Heineine  hehanptet,  sondern,  wie 
dae  Handexemplar  zeigt,,  ftumetj  womit  der  Ijachmannschen  Conjectur 
Sfimite  die  handschriftliche  Stütze  entzoffpu  wird ;  Heinsius  Irrthum 
erklärt  sicbr  aus  der  zufälligen  Beschaffenheit  des  e. 

Aosser  dem  Handezepiplar  und  den  oastigationee  scheini  Hein* 
eins  keine  Aofieiehninigen  Uber  die  drei  handsohriftUchen  HUfii- 
nittel  Sealigers  tot  sieh  gehabt  zu  haben ;  wenigstens  gibt  er  keine 
einzige  Notiz,  die  darauf  hinweisen  könnte.  Ans  den  castigationes 
hat  er  die  /eugnisse  des  Handexemplars  zweimal  richtig  ergänzt^ 
ein  andeiee  Mal  onriditig  ge&ndert.  Zu  II  1,  8  nftmlioh  notirt  Soa: 
liger  die  Leeart  carmutto  OerOce  stan  baves  ohne  die  Qaelleoaogabe 
(T.  Α.).  In  den  eastigationes  fügt  er  dieselbe  (▼ermnthKeh  ans  dem 
Gedächtnisse)  hinzu  und  daher  hat  sie  Heinsius  entnommen.  Genau 
dasselbe  gilt  von  der  Lesart  mihi  II  47.  In  Besug  auf  I  10,  37 
dagegen  liess  sich  Heinsius  durch  die  oaetigatkRiee  an  einen  Fehler 
verieiteo.  Als  Lesart  der  Exoerpte  gibt  Scaliger  im  Handexemplar 
fkMg  perseiesisqtie  an;  in  der  •älteren  Ausgabe  der  oastigationee 
aber  steht  fälschlich  percissisqiie  und  diesen  Irrthum  (der  in  der 
Aasgabe  von  1600  berichtigt  ist)  hat  Heinsius  aufgenounnen,  — 
Durch  die  castigationes  scheint  es  auch  gekommen  zu  sein,  dass  wir 
an  IV  6,  19  bei  Laehmann.  die  Lesart  vemei  aas  F  verseiehnet 
finden.  Die  Plantinsche  Ausgabe  hat  aduemei;  Scaliger  hat  um 
ad  einen  Kreis  gezogen  und  darüber  geschrieben :  ab.  V  (schwer- 
lich α/,  wie  Francken  p.  40  angibt),  'ab.'  bedeutet,  wie  sich  aus 
der  ganz  ähnlichen  Bezeichnungsweise  Sealigers  an  I  6,  34  ergibt, 
abäst;  Scaliger  notirte  also  vemei  nur  aus  dem  jüngeren  Coi»- 
tmaui.  Aber  in  den  oastigationee  sagt  er:  'in  libris  nostris 
veniet\  und  hieraus  glaubte  wohl  Heinsius  folgern  zu  dürfen  (ob 
mit  Rechte  wird  sich  alsbald  zeigen),  dass  auch  im  fragm.  Cuj. 


*  Unter  den  '  über  scriptus*  sind  hier,  wie  sich  ans  dem  Hand- 
exemplar ergibt,  die  Exoerpte  so  Terstehen.  Ueber  die  Ungenauigkeit 
dieasr  BsaaiehnnDgen  vgl.  &  100  f. 


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100 


Ueber  die  LaMrtMi  «kr 


vemei  ifeelie.  —  Aebidieb  verMt  ee  wk  mit  te  Aagdbe,  dam 

IV  1,  108  (las  fragm.  Cuj.  Japidiae  biete.  Die  ed.  J'lant.  hat 
Japygiae  und  dazu  die  Randnote:  'S.  (d.  h.  Statiue)  Japidiae*. 
Scaliger  bat  sa  dieser  Leeart  iteine  UaadicbrifieiibezeichDang  bei- 
geediriebeo;  aber  io  den  ouligatioiiee  ii^  er:  VofyyMie]  Vi* 
tioea  eeriptare,  quam  eit  Japidia.  ita  omnee  aaeloree  ei  libri 
nostri  calamo  exai  ati  ,  und  demzufolge  lleinsius  (bei  Broekk. 
p.  455) :  'Japidiae\  sie  Scaliger  ex  acriptis,  non  Japyyim —  Einen 
riohtigeii  Soblaee  aue  Soaligers  Schweigeo  scheiiit  Ueinane  sa  11 
6,  19  gemaobt  sa  baben,  wo  Laobnami  meKut  fore  umper 
oü  aae  ε  aofilbrt.  Das  Distiobon  lautet  in  der  Plaatineebeo  Λμ> 
gäbe:  lam  mala  fimssem  letho:  sed  credula  vitamSpes  fouety  et, 
melius  crrts  fore,  Semper  ait.  Scaliger  notirt  zu  dem  llexnmeter 
Finirefü  multi  leio  mala  aus  den  Excerpten,  zum  Peatftmeter  aber 
*  niobts;  nad  allerdings  bat  dieser  in  den  £seerpten,  wie  die  Pa- 
riaer Haadsobriften  derselben  seigan,  dSeeelbe  Wortstellang  wie  in 
der  Ausgabe. 

Demnach  sind  lleinsius  Variantenangaben  für  uns  jetzt,  nach- 
dem sich  herausgestellt,  dase  wir  ihre  (jaelle  noch  besitzen,  werib- 
los,  Nicbt  80  ein£Mb  ist  die  Frage  sa  erledigen»  ob  Sealiger 
selbst  bei  der  Abfassong  seiner  oastigationes  Kotisen  ttbar  die 
Ezeerpte  nnd  das  fragm.  Cuj.  nasser  denen,  die  er  in  sein  Band- 
exeniplar  aufgezeichnet,  benutzte.  Für  die  Entßcljeidung  bierüber 
ist  der  Umstand  von  Wichtigkeit,  daae  Scaliger  bei  seinen  Varianten- 
angaben in  den  oastigationes  mit  einer  eigentbttmliohen  KacbUasiig> 
keit  verObri  Za  IV  8,  28  findet  sieb  in  den  oastigationes  die 
Anmerknng:  ^midtoe  eMkreiur  in  atmos]  yeteres  onnes  libri 
hoc  sumet  in  (innos\  Unter  den  '  sümmtlichen  *  alten  Handschriften 
befindet  sich  aber  gerade  die  älteste,  das  fragm.  Cuj.,  nicht:  üi 
diesem  stand,  wie  wir  aus  dem  Handexemplar  erseben,  haec  sumei 
(vgL  &  99).  —  Za  IV  11,  5  leien  wir  in  den  oastigationes:  '.^OM 
mihi  quid  prosit]  nostri  codiees  Ah  mihi  quid  prosU  morhw 

evincere?^  Im  Handexemplar  ist  aber  Ah  nur  als  Lesart  von  V 
angegeben,  während  aus  C.  C.  At  notirt  ist.  Diese  Differenz  in  den 
castigationes  mitzutheilen  hat  Scaliger  auch  hier  flüchtiger  Weise 
▼ersäamt;  an  die  Stelle  deo  einen  codex  setst  er  seine  'eodioes'.^ 
Ueber  IV  1,  189  sagt  er:  '^μνιιι  memor  aeeiios]  Lege  mUeadaSf 

nt  babent  libri  nostri  scripti*.  Unter  dieften  Mibri'  Scaligers 
ist  aber  bloss  das  fragm.  Cuj.  zu  verstehen;  nur  aus  diesem  ist  in 
dem  Handexemplar  atUeactos  angemerkt,  und  der  jüngere  Cuiacia- 
nns,  welcher  sa  der  von  Lacbmann  mit  0  beoeiobneten  Handsebriftstt» 


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Tibull-ilaudachrifben  Scaligcre. 


101 


klas-se  gehört  hatte  sicherlich  accitos  oder  acritt^s.  —  Ganz  dag- 
lelbe  gilt  voo  der  Angabe  über  IV  13,  18:  ' prodeot  iste  timor\ 
Hmc  qnoqiie  leetio  qoMi  ineptik  «et?  Veteret  noetri  libri, 
jproderai*,  Aadi  dies  besieht  «iob,  wie  das  Uandesenplar  seigt, 
bloee  aaf  das  frngm.  Cuj.;  dem  jüogereu  Gaiadeirae  dürfte  wir 
unbedenklich  die  Lesart  jyrodeot  zuschreiben.  Wir  sehen  hieraus, 
daas  wir,  wenn  Scaiiger  von  seinen  veteree  libri  spricht  oder  sich 
«iaes  ftbnÜebeo  Ausdmcke  bedient,  im  UandeMOiplar  aber  nur  ans 
einem«  leiner  oedieea  die  betreffende  Leeart  notirt  iet,  niebt  be- 
reelttigt  sind,  dieeelbe  wegen  jener  Beaeicbnung  einer  anderen  8on- 
ligerschen  Handschrift  zuzuschreiben  ·. 

Wenn  dies  richtig  iet,  so  liegt,  was  die  Lesarten  der  £xoerpte 
betrifft»  l^ein  Grund  vor  anzonebmoi,  daae  für  die  oaetigationeB  anr 
dere  AnMebnongen  ale  die  dee  Handeiemplar»  verwendet  wodrden 
■eien.  Die  beiden  beeonden  in  Betracht  kommenden  Anmeriningen 
fallen  nändich  in  die  soeben  behandelte  Kutegurie.  Scaliger  schreibt 
zu  IV  1,  96:  *ita  omnis  vetus  Script  ura  eum  (locuui)  con- 
eeptom  habet:  Qmapartna  seu  dextra  velit,  seu  laeva  tueri,  Sitte 
Aoc,  aim  ülac  veniai  gravis  mpetus  kastae'  n.  s.  w.  Und 
an  IV  1, 104  *ita  auetoribns  veteribne  librie  lege:  Dexter 
rti  laeuum'  u.  s.  w.  Im  Handexemplar  ist  veniat  graiuw  und 
Ih'j  ter  tUi  nur  aus  CC  notirt,  und  es  beziehen  sich  also  jene  beiden 
Aoedrücke  wohl  nur  auf  das  fragm.  Cuiacianum.  Zufällig  enthält  aber 
die  ungenaue  Beaeicbnung  hier  die  Wahrheit;  denn  beide  Leearten 
stehen  auch  in  den  Pariser  Flnril^en.  Die  Möglichkeit*,  daes  Sca- 
liger dieselben  ans  semenExeerpten  anderswo  aufgezeichnet  und  unter 
der  vetus  scriptura  und  den  veteres  libri  das  fragni.  Cuj.  und  die 
Excerpte  verstanden  habe,  bleibt  nicht  gerade  ausgescbloseen; 
indessen  wOrde  er,  glaube  iob,  in  diesem  Falle  sich  anders  ansge> 
drickt  haben.  Dass  er  awtimal  (lu  Π  1,  8  und  Π  3,  47)  ver- 
gaee,  einer  ans  den  Ezoerpten  entnommenen  Lesart  die  Beaeichnung 
V.  A.  im  Uaudexeinplar  hinzuzufügen,  ist  bereits  erwähnt  wurden; 
in  beiden  Fälleii  hat  er,  wie  es  scheint,  die  Quelle  der  Lesart  im 
Gedächtnise  behalten.  Dagegen  beruht  eine  dritte  Angabe  der  ca- 
Btigattooes  dber  die  Excerpte  auf  blosser  Nachlässigkeit.  1  1,  43  f. 
hat  Scaliger  in  den  Text  angenommen  saHs  est,  requieseere  lecio 
8i  Ueei,  et  solo  niemhra  leuarv  iorOj  und  bemerkt  dazu  Fol^rcn- 
des:  ^Scilket  et  s(iHto\  Excerpta  habobant:  satis  est,  requiescere 


*  Meistens  sünunt  er  mit  ο  ftberein. 

'       L·  MttUer  in  den  Jahrb.  für  PhibL  1860  8. 72. 


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102 


Vütvt  die  LaMurteo  der 


hcto  Si  lieety  et  solo  metnbra  letiare  toro.  Quod  valde  amplecti- 
mur.  soluni  torum  sibi  superesse  ait'.  Wie  man  ßieht,  kommt  es 
ihm  nur  darauf  au,  die  AufDahme  der  Lesart  SOlo  zu  rechtfertigen 
und  va  begrüodeii;  daes  eeiUcet  in  8%  Ucet  wol  Andern  ed,  hüt  «r 
für  eelfaetverattadlich.  Stand  non  in  semen  fineerpten  nieht  nor 
SnHo^  sondern  aacb  9t  7f^?  Nach  der  citirten  Anmerkang  sollte 
man  es  glauben;  ιιικί  dennoch  war  es  sicher  nicht  der  Fall.  Er- 
steus  namliüh  tindet  sich  im  Handexemplar  nur  solo,  nicht  si  licei 
ans  V.  A.  beigeeobrieben.  Sodaon  aber  leigen  die  beiden  Pariesr 
Handaebriften  des  Florilegiams,  mit  welehero  wir  ee  hier  in  than 
haben,  daes  bereits  in  der  Tibullhandschrift,  ans  der  dasedbe  nr- 
sprünglich  exccrpirt  wurden,  ebentso  wie  im  Archetypus  der  erhal- 
tenen liaodsohi  tiien,  scilioet  gestanden  hat  Wenn  also  ein  altes 
Exemplar  dee  Florileginme  wirklich  die  Lesart  ή  Ueet  gehabt  hätte, 
so  mttsste  man  dieselbe  flir  die  Emendation  eines  mittelaHerliolMQ 
Abschreibers  halten,  nnd  dies  erseheint  mir  kanm  glaabüdi.  Ißt 
Recht  erklärt  also  L.  Müller  (Tib.  p.  XVI)  scilicvt  für  die  Leeart 
auch  der  Scaligerscheu  Excerpte.  si  licet  entlehnte  Öcaliger  aus 
der  Plantinschen  Ansgabe,  die  ihm  als  Uandexemplar  dieote;  in 
derselben  steht  n&mlich  an  V.  43  die  Anmerkung:  *Mnret.  forte, 
lecto,  Si  Ueet^.  Heinsius  Vermutbung,  si  Ueei  sei  eine  Oonjeetor 
Scaligers,  trifft  also  nicht  das  Richtige. 

indessen  ist  diese  aut  die  Lesarten  der  l^xcerpte  bezügliche 
Frage  von  geringer  liedentung.  Aus  den  beiden  sieh  einander  er- 
gftnaenden  Pariser  Handschriften-  gewinnen  wir  über  die  Leerten  dee 
Arefaetypus  der  Exeerptensammlung  eine  YoUetftadige  Kenntniaa, 
und  somit  sind  Scaligers  Angaben  über  dieselben  in  jedem  Falle  ftUr 
uns  jetzt  überflüssig  '^.  Anders  steht  es  mit  den  Lesarten  des  Iragm. 
Ομ).,  und  für  dieses  hat  daher  die  Frage,  wie  weit  neben  den  Νο· 
tiaen  des  Handexemplars  die  eastigationeB  in  Betracht  kornmen,  eiiie 
weit  grössere  Wichtigkeit.  Irgend  welche  AnfiMiehnungen  aus  dem 
fragin.  Cnj.  (ebenso  aus  dem  jüngeren  Cuiacianus)  au  Reer  denen 
des  Handexemplars  hatte  Scaliger  wohl  vor  sich.  Dies  ergibt  sich 


'  Wölfflin  im  Phüol.  XXYU  S.  166.  Meynoke  im  llhein.  Mus. 

XXV  S.  388. 

2  Ebenso  die  iäxoerpte  des  Vincentius  Bellovaoensis:  denn  dass 
di('<;em  dieselbe  Excerpteusammlung  und  nicht  etwa  ein  vollständiger 
Tibull  vorlag,  ist  gegen  Richter  (de  Tino.  BeUov.  exe.  TibuU.  p.  6  sqq. 
vgl.  Jahrb.  fdr  PhüoL  1871  8.  46Q  schlagend  naöbgewiesen  voaProtsen 
de  exe.  TibulL  p.  88  sqq. 


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Tiboll-Uandechrifieo  Scftligere. 


lös 


•OB  der  AmMriraog  m  III  5,  10:  'nee  emquam  eerta  venena] 
FragmeotuQi  illiid  perrefciwtiim :  irUa  vemna.  reete.  poteti  et 
kira  penena*.   Tm  Handeumplar  findet  eioh  in  der  Leeari  eerta 

venefta  nichts  arjgegebon  Hier  wäre  es  doch  allzu  gewagt,  mit 
Frant-keu  (p.  35)  eioen  hTtbum  Scaligers  anzuoehmeD.  Aber  frei- 
üeh  ist  diee  die  einzige  Stelle,  welche  f&r  das  fragm.  Chg.  in  den 
angegebenen  Beeoltate  fahrt Wenn  Scaljger  in  den  oaeligationee 
▼on  Beinen  *  Handeehriften'  redet,  im  Handexemplar  aber  nur  der 
jüDgcre  Caiaciantis  erwähnt  wird,  muns  es  nach  dem  vorhin  be- 
luerktcn  hochät  zweifelhaft  erscheiueu,  ob  wir  den  pluralis  auf 
beide  Caiaeiani  za  beziehen  oder  durch  Scaligers  nachlässige 
Sehreibweise  so  erklAren  haben.  Hierher  gebärt  die  sohon  S|  99 
erwähnte  Anmerkung  an  IV  6,  19  *in  libris  noelris  vemet*^  wäh- 
rend im  Handexemplar  zu  diesem  Verse  venief  nur  als  Lesart  von 
V  augegeben  ist.  Ferner  die  Behauptung  über  IV  14,  3:  *  libri 
nostri  habebaut  facta^  uon  ficta^  j  die  Plantinsche  Ausgabe  hat 
fkta,  und  daan  ist  facta  bloss  mit  dem  Zeieheo  V.  beigesehrieben.  — 
Zweimal  bemft  sieh  Sealiger  in  den  oastigaüones  auf  seine  *Eand- 
schrilien',  während  im  Qandexemplar  weder  ans  G.  G.  noch  aus  V. 
eine  Lesart  beigescbrieben  ist.  So  verhält  es  sich,  wie  bereits  S.  100 
bemerkt  worden,  mit  der  Leeart  Japidiae  IV  1,  108.  Es  ist  an- 
annehmen, dass  dies  die  Lesart  des  jOogaren  Goiaeianns  war,  da 
Lachmann  icgndiae  ans  G  anführt;  aber  ketneswegs  ist  ein  swin- 
gender  Grund  Torhanden,  sie  anoh  dem  fragm.  Cuj.  anansehreiben. 
IV,  13,  16  bietet  die  Plantinsche  Ausgabe  i^uae  aola  ante  alios  est 
tibi  magna  JJeos  mit  der  liandbemerkung:  'S,  mihi\  zu  welcher 
Sealiger  weder  das  Zeichen  V.  noch  C.  C.  hinangefögt  hat.  In  den 
caatigationes  aber  sagt  er:  'Lege  ΐΝίλι,  nt  habent  libri  nostri'. 
Hier  aber  liegt  mdglieher  Weise  ein  Versehen  Scaligers  an  Gmnde. 
Die  ed.  Plant,  hat  auf  dem  Rande  zu  Vs.  15  und  16  die  beiden 
äbereinanderetehenden  Bemerkungen:  'S.  tibi'  (statt  jjer)  und  'S. 
mihi '  (statt  tibi).  Rechts  Ton  denselben  steht  von  Scaligers  Hand 
Mee  (so)  OH  nnd  damnter  ein  offenbar  daan  gehörigee  V.  Ant' 
diese  Weise  steht  nun  das  V  rechts  von  der  gedruckten  Bemerkung 
*S.  inihi!  Daas  es  sich  nicht  uiif  diese  beziehen  sollte,  ist  klar;  Sca- 
liger hätte  in  diesem  Falle  tniki  unterstrichen.  Vollkommen  deuk- 


*  Zu  ceria  ist  übrigens  von  den  Herausgebern  der  Plantinsehen 
Ausgabe  auf  dem  Rande  tetra  angemerkt. 

*  Fär  den  jimgoren  Cig.  ist  dasselbe  durch  mehrere  Stellen 
zweifellos. 


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104 


lieber  die  LoiMtaa  der 


bar  aber  iet  es,  daee  er,  dieeen  Umstand  äbecsehend,  als  er  die 
Noten  dea  HaadesemplarB  för  die  caatjgationee  yerwertbete,  die  Lea- 
art  mihi  dem  jüngeren  Ooiacianne  aosehrieb,  den  er  dann  in  smcr 

leichtfertigen  Weise  als  *libri  uostri*  bezeichnete.  In  diesem  Falle 
wäre  mihi  nur  eine  Cunjectur.  .Möglich  bleibt  freilich  auch,  da&s 
MtAt  im  fragnu  Gig.  stand;  dann  hatten  wir  hier  denselbeD  Fall 
wie  bei  der  Variantengabe  in  lU  6,  10  (vgl.  S.  103).  —  Nitanter 
kommt  es  vor,  dass  Scaliger  Lesarten,  welche  im  Texte  der 
Plantiuschen  Tibnll -Ausgabe  i>tehen,  in  den  castigatiunes ,  aber 
nicht  im  Handexemplar,  einem  seiner  Codices  beilegt.  So  z.  B.  zu 
lU  4,  80 :  'Fdix  hoc  aUmm]  plane  Uber  ille  optimos  habet  FeUx 
hoCj  non,  ot  editiooes,  Fdix  ae  aimm ' ;  die  Lesart  hoe  bietet  der 
Plantinsche  Text  (sie  wird  in  einer  Anmerkung  auf  Muret  zurück- 
geführt), wozu  Scaliger  ac  aus  V.  notirt.  Ferner  zu  IV  1,  140: 
*  vd  regia  lympha  Biaspes]  Nolla  est  mntaiio  in  veteribns  libria, 
ne  in  opiimo  qnidem*«  Dioipes  steht  bei  Plantin  im  Teste.  IKe 
Frage,  ob  Soaliger  bei  der  AbCiunnng  dieser  Noten  bestimmte  An^ 
Zeichnungen  über  seine  Cuiaciani  benutzte  oder  aus  seinem  Schweigen 
über  dieselben  einen  h^chluss  zog,  ist  nicht  zu  eutscbeideu 

Darch  die  Angabe  über  IV  1,  108  wird  es,  wie  wir  sahen, 
höchst  wahrscheinlich  gemacht,  dass  Scaliger  Notiaen  über  das 
flragm.  Onj.  neben  denen  des  Handeieroplars  vor  sich  gehabt  hat» 
»Aber  trotzdem  müssen  wir,  wo  sich  Differenzen  zwischen  den 
Angaben  im  Uaudexemplar  und  denen  in  den  castigationes  iinden, 
in  Rücksicht  auf  die  grosse  Flüchtigkeit,  mit  welcher  offenbar  die 
castigationes  niedergeschrieben  sind,  die  ersteren  för  die  richtigen 
halten.  Dies  bezieht  sich,  was  das  fragm.  Cnj.  betrifit,  auf  iwei 
Stellen.  Zu  IV  1,  142  führen  aus  demselben  die  castigationes 
Arecteis  an,  das  Handexemplar  aber  ArectoiSf  zu  IV  1,  185  die 
'  castigationes  ΐΝβ8Μ,  das  Uandexemphir  mesm.  Die  letatere  Form 
ist  daher  in  den  Text  aufzunehmen  (in  den  übrigen  Handachriflen 
steht  nicmis)  \  vgl.  Keller  im  Rhein.  Mua.  XXI  S.  244.  Dass  bei 
Ii  bull  stets  nimes  überliefert  ist  (I  1,  24.  2,  98.  5,  22.  II  1,  47), 
kann  für  den  Panegyricns  nichts  beweisen. 

Ich  schliesse  diese  Mittheilaogent  indem  ich  noch  einige  der 


*  In  Bezug  auf  die  zuerst  erwähnte  Note  ist  noch  eine  dritte  Mög^ 
lichkeit  vorhanden.  Mnret  bemerkt  sa  III  4,  80:  *λοβ  ali¥m\  ita  emen- 
davi  e  meo  Tctere  libro»  com  in  aliis  legeretnr  oc  «riHiai*.  Vielleicht 
haben  wir  hier  die  Quelle  der  ScsUgerschen  Angabe  su  soeben;  vgl 
Iiachmann  sa  I  1,  22. 


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« 


TibuU-üandaohrifteii  Sealigen.  105 

kritisclm  AmMrkungen  Lachmanns  mit  Tlilfe  von  Scaligen  Auf- 
setehnnogen  vcrvollBtändige  oder  beiiebtige.  Daes  Lachmanns  An- 
gabe zu  I  1,  25  ^  Posstm  quippe  ego  iam  falsch  ist,  hat  be- 
leite  Fnuicken  mitgetheilt  (p.  38).  Aus  V.  A.  ist,  in  Ueb^roiii* 
^timmiiQg  mit  den  beiden  Pariser  Kxcerpten-TIandsclirilteii,  i^ippe 
ego  iam  ootiil.  —  Ueber  11  3,  41  schreibt  Lachmann:  ^  ohmlere 
Regieoeis  et,  nisi  fallor,  E\  obsidere  ist  die  Lesart  bei  Plantin, 
obsistere  hat  Scaliger  nur  aus  V.  angemerkt;  seine  Excerpte  hatten 
in  der  That,  wie  die  Pariser  Handschriften  zeigen,  obsidere.  — ' 
Unrichtig  gibt  Lachmann  sa  III  6,  33  an:  ^Hei  guam  (statt  Hei 
mihi)  E\  Scaliger  hat  aus  den  Ezcerpten  nur  quam  für  mihi 
Dotirt,  und  hier  wQrde  eine  Folgerung  ane  seinem  Schweigen  über 
Bei  zu  einem  Irrthum  veranlassen.  Seine  Excerpte  hatten  sicher- 
lich heu  in  Uebereinstimmong  mit  den  beiden  Pariser  Handi^chriften 
und  Vincentins.  —  In  der  Note  zu  IV  1,  26  ist  Ε  ein  Druckfehler 
statt  F.  —  IV  1|  96  war  veniai  gravis  die  Lesart  des  fragm.  Ciij. ; 
TgL  Francken  in  den  Jahrb,  Ülr  Philol.  1869  S.  207.  —  Unbe- 
gründet ist  es,  wenn  Lachmann  zu  IV  1,  139  teUtreo  für  die  Les- 
art des  fragm.  Cuj.  erklärt.  Scaliger  hat  dieselbe  nur  ans  V.  bei-  · 
ge<:chrieben,  und  nur  auf  diese  UandRclirift  scheint  es  zu  gehen, 
wenn  er  in  den  castigatioues  sagt:  * Nec  fera  Mhocteo  (so  steht  in 
der  Plantinschen  Ausgabe)]  ita  hnnc  locum  depravarunt,  qui  ν  e  t  e- 
rem  scripturam  non  assequebantur  hanc :  Nec  fera  tc  tcrco*. 
—  Zu  IV  1,  165  wird  riyentcs  und  zu  206  fufuram  mit  einem  'ut 
yidetur*  aus  F  angeführt.  Beides  sind  Lesarten  der  ed.  Plant.,  zu 
denen  Scaliger  rigenUm  und  figura  aus  V.  notirt  hat  (castig, :  *Lego 
ex  libro  u  ο  %i  γ  ο  figura).  Auf  die  Lesarten  des  fragm.  Cuj.  könnte 
man  also  hier  nur  aus  seinem  Schweigen  schliesseu,  was,  wie  Francken 
(p.  35 j  mit  Recht  bemerkt,  sehr  bedenklich  ist  ^  Ganz  dasselbe 
gilt  von  der  Lesart  quid  tu  IV'  11,  5.  —  Zu  IV  1,  202  wird  ii)r 
irret  der  Handschrift  F  beigelegt.  Die  ed.  Plant,  hat  summo  vel 
inerret.  Scaliger  setzte  drei  Punkte  unter  vti  und  drei  Punkte  auf 
den  Rand  neben  den  Vers:  hinter  den  letzteren  steht  die  Bezeich- 
nung (^C.  Wenn  aus  der  Mehrzahl  analoger  Stellen  in  seinen  No- 
tizen ein  SchluHS  erlaubt  ist.  so  scheint  dies  nichts  Anderes  zu  be- 
deuten, als  da.sH  rcl  im  frugni.  Cuj.  fehlte.  Indessen  ist  Scaliger 
in  der  Anwendung  dieser  Punkte  nicht  ganz  consequent.  —  In  Be- 
treff der  im  fragm.  Cuj.  stehenden  Ueberschrift  von  IV  8  befand 
man  sich  bisher  in  einem  Irrthnm.  Bekanntlich  hat  Gruppe  die  An- 
ßicht  ausgesprochen,  dass  IV  2 — 7  zusammengehören  und  Gedichte 
Tibulls  seien,  während  8  —  12  von  der  Sulpicia  herrührten;  eine 
Bestätigung  dieser  Ansicht  glaubten  er  und  Andere  nach  ihm  darin 
zu  finden,  dass  *die  Ilandschrift  F  zwischen  der  siebenten  und  achten 
Elegie  einen  Absatz  habe  und  eine  neue  Ueberschrift  gebe*,  näm- 
lich Sulpicia  (die  röm.  El.  I  S.  48).  Mit  dieser  Ueberschriit  (die 

<  Scaliger  dachte  niolit  daran,  die  Yerianten  seiner  drei  Hand- 
schriften vollständig  su  ?erzeichnen;  er  notirte  ans  denselben  nur  die- 
jenigen Lesarten,  die  er  för  richtig  oder  wenigstont  Ar  beachten«« 
Werth  hielt. 


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ΙΟβ      Ueber  die  Letarten  der  Tibull-ÜMideebriften  Scaligen. 

RoeebMh  Tor  IV  7  Mtite)  hat  ee  aber  folgende  BewaodteiaB.  IV  8 

hat  b  der  ed.  Plant.,  wie  alle  Gedichte  dieeee  Baehea,  eine  Ueber- 
sehrift,  nftmUoh  AD  MESSALLÄM.  Unmittelbar  vor  dieM  Worte, 
in  derselben  Likiie  und  in  enteprechender  OrdMe,  schrieb  Scaliger 
SVLPlTlÄf  and  etwas  links  von  diesem  Namen  steht  auf  dem 
Rande  das  Zeichen  GG.  Nachdem  ich  die  Art,  wie  Soaltger  bei  leineB 
Bemerkangen  Terfahr,  geprüft  habe,  glaube  ich  mit  BestimmtheH 
aossprechen  zu  können,  dass  er  als  die  im  fragm.  O^j.  stehende 
Ueberschrift  Stdpüia  ad  Messallam  angeben  wollte;  in  den  spä- 
teren Hands^iriften  lautet  sie  ad^  Messaüamf  ΒπΙρίΗα  MessaUae 
n.  s.  w.  Dass  im  fragm.  Onj.  Uebersohnften  existirten,  zeigt  8ea- 
ligers  Erwähnung  des  Titels  panegyrieus  MesscUlae.  Dass  aber 
vor  lY  8  nicht  die  allgemmne  Uebersohrift  βκ(ρΜι  stand,  eigibt 
sich  aus  Scaligers  Angabe  mit  doppeltem  Grunde.  Erstens  bfltt» 
er  in  diesem  Falle  SVLFITIA  nicht  so  geflissentlich  in  (ine  an- 
sammenhftngende  Reihe  mit  den  Worten  AD  MESSALLAM  ge- 
setat.  Vor  Allem  aber  winde  er.  seiner  durohgehendon  Gewohnheit  ge- 
mäss, notirt  ha])eii :  S  VLFITIA.  G.G,  ebeuM  wie  vor  I  7  OraMatio 
.  de  uktoria  Messalae.  V,  vor  I  9  eonqueritur  de  fide  amarmUhü 
sui.  V,  vor  IV  1  pcmegffneus  messcdae  GG,  und  häufig  im  CatuU 
und  Properz;  und  so  setzt  er  überhaupt,  wenn  er  eine  handschrift- 
liche Lesart  dem  Texte  beischreibt  (und  nicht  durch  Unterstreichen 
einer  Anmerkung  der  ed.  Plant,  notirt),  das  Zeichen  für  die  Hand- 
schrift regelmässig  hinter  die  Lesart.  In  unserem  Falle  aber  steht 
es  links  von  derselben:  es  bezieht  sich  offenbar,  wie  gesagt,  auf 
die  Worte  S  VLFITIA  AD  MESSALLAM.  Diese  aber  büden  nur 
die  Ucberschrift  von  IV  8  und  geben  uns  für  die  Autorschaft  von 
IV  8  — 12  nicht  das  geringste  24eugni88.  Niemand,  welcher  (wie 
der  Verfasser  dieser  Zeilen)  Gruppes  Ansicht  bis  jetzt  für  die  rioh> 
tige  gehalten  hnt,  wird  sie  aus  diesem  Grunde  aufgeben;  aber  eine 
urkundliche  Beglaubigung  ihr  beisnlegen  ist  nicht  gestattet 


Stelleuverzeichiiiss. 


1    1,  25  ...  . 

IV  1, 

108  .  .  , 

.  .  .  S.  100.  103 

44  ...  . 

,  49  .  .  .  . 

 98 

11  1,    8  .  .  .  . 

 105 

47  ,     .  . 

189    ,  .  . 

6,  19     .  .  . 

 100 

,  105 

3, 

6, 

19  .  .  , 

8 

 105 

11, 

44  . 

  99 

13, 

IV  1,  26  .  .  .  . 

;  105 

14, 

104  .  .  .  . 

 101 

£.  Hiller. 


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Αημαδεια 


Demadee  ist  einer  der  iotereeeantesten  Charaktere  des  Demo- 
fttieDiBclien  Zeitalters.  Yon  niedriger  Herkunft,  von  sdnunloe  ge- 
meinem Charakter,  ohne  Bildung,  jedoch  von  der  Natur  mit  glän- 
lender  Rednergabe  ausgestattet  war  es  ihm  gelungen  sich  nicht  nur 
η  ebem  der  gefeierteten  Redner  anfsaschwingen,  sondern  auch  au 
Öfteren  Malen  an  die  Spitae  dee  Staates  an*  treten  nnd  ihm  nicht 
iioirichtige  Dienste  m  leisten.  Von  seiner  Bedeutung  können  wir 
niie  schwer  ein  vollstiindiges  iiild  machen,  da  uns  nur  spärliche  und 
gelegentliche  Berichte  bei  den  Rednern  nnd  Historikern  zu  Gebote 
liehen.  Er  seihet  hatte  es  verschniftht  seine  'οΐΈηα^ρΒάία^μαία  — 
ten  solche  waren  seine  Reden  fast  immer  —  anfenaeiehaen,  viel- 
leicht aus  Lässigkeit,  vielleicht  aber  auch,  weil  er  wusst«,  wie  sehr 
solche  Stegreifleistungen  durch  Niederschreiben  zu  verlieren  pflegen. 
Doch  pflanzten  sich  mündlich  daraus  einaelne  Hedeblüten,  Witae 
md Anekdoten  fort,  die  wol  bald  nadi  seinerzeit  in  einer S am m- 
lang  vermigt  wurden,  welche  den  Späteren  wie  Plntarehos,  Athe- 
oaios,  Demetrios  u.  A.  als  Hauptquelle  vorlag.  IKi  Demade«  in 
semen  Beden  über  einen  unerschöpflichen  Reichthum  treffender  Me- 
taphern Terffigt  haben  muss»  so  enthielt  die  Sammlung  (s.  fir.  4^  11, 
13,  28,  94  der  8aappeVclien  Fragmentsanunlung)  ausser  charakte» 
rätisehen  Anekdoten,  'geflügelten  Worten'  und  Wltaen  eine  aiem- 
liehe  Anzahl  solcher  Redefiguren,  und  die  Rhetoren  haben  hauptsäch- 
lich hieraus  ihre  Urteile  (r.  Cicero  Orat.  26,  00;  Üemetr.  d.  elocut. 
262)  und  Beispiele  geschöpft  (s.  fr.  3,  7—10,  28).  Taeties  scheint 
«Hein  Ar  seine  wunderbaren  Berichte  in  den  Ghiliaden  eine  andere 
Quelle  benutzt  zu  haben,  nach  Sauppes  Vermutung  fOrat.  att.  II  313) 
untergeschobene  Reden.  Auch  uns  ist  noch  ein  grösseres  Bruch- 
stück einer  untergeschobenen  Rede  vtÜq  της  όωδβχαετίας  erhalten, 
^mi  Verfasser  die  trostlose  Kahlheit  seines  £laborates  durch  £iii> 
ftguig  einiger  wohl  jener  Sammlung  entnommenen  DemadischeD 
Üetsphern  und  Wendungen  zu  verdecken  suchte 

^  Dies  täuschte  Lhardy  de  Demade  8.  90  über  die  Echtheit  jenes 
BrudiaUicks.  Aber  die  Filsohung  ergibt  sieh  sehon  darani^  dass  Jene 


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ιοβ 


Ans  jener  Sanunliuig  Demadieoher  Apophthegmeo  und  Ααβ- 

sprüche  sind  uns  33  Fragmente  erhalten  (fr.  2 — 14,  18 — 36  bei 
Sauppe).  l>a  sie  meist  sehr  charakteristisch  sind»  so  lassen  sie  uns 
trotz  ihrer  geringen  Zahl  wenigetene  eiDigermaaeen  eine  VoreteUniig 
von  Demadee*  brillanter  nnd  witatger  Diction,  aber  auch  von  leineai 
unglaublich  gemeinen  Charakter  gewinnen.  Eine  Vervollständigiuig 
dieses  Materials  durch  zwölf  inedirte  Apophthegmen  wird  daher 
wiUkommea  sein.  Von  der  Wiener  üds.,  aus  der  ich  dieselben 
abgeechrieben  babe^  wird  am  Soblusee  n&her  die  Bede  eein  Κ 

L 

Δημάδης  ψήφισμα  γράφος  ηαρά^ομον  X(u  ιυ^νυμανος  vjio 
^ίνκούργου,  §ρωτήσαντος  atnmf  txsivov  d  Sts  syifafps  in  ψηφιαμα 

γαρ  o^iD^  ta  MmiMmv  SnuUx*. 

Es  ist  uns  mehrfach  überliefert,  dass  Lykurgos  eine  Rede 
xaui  Jημά^ov  hielt.  Mit  Wahrscheinlichkeit  hatte  man  als  Gegen- 
stand derselben  eine  γραφή  τΐορανύμω)^  vennatefe,  wie  Demades  denn 
siebenmal  dnreb  eine  solche  vemrieilt  worden  ist.  Dies  erfahren 
wir  nun  ans  dem  obigen  Apophthegma  bestimmt.  Er  hatte  sieb, 
wie  ich  vermute,  in  der  Zeit  kurz  nach  der  Schlacht  bei  Chairuneia, 
als  er  der  Mann  des  Tages  war,  irgend  welche  Gesetewidrigkeit  zu 
Schulden  kommen  lassen«  Auf  diese  Zeit  deutet  sowol  ir,  1  der 
Lykurgisohen  Bede  (s.  Sch&fer  Demostb.  ΠΙ  28  Anm.  8),  alt  aacb 
die  in  unserer  Anekdote  vorausgesetzte  Situation.  Kurz  darauf,  als 
die  patriotische  Partei  wieder  das  Haupt  erheben  konnte,  belangte 
ihn  Lykurgos,  der  Ankläger  χατ"  ίξο/ήν,  und  führte  auch,  wie  ge- 
wöbnlieb,  seine  Anklage  siegreich  durch.  Nach  dem  Eingest&nd- 
nisse  des  Demades  ist  dies  natflrliob  nnd  uns  ausserdem  dureh  die 
ViLae  X  orat.  p.  843  i>  bezeugt. 

Im  höchsten  Grade  merkwürdig  ist  es  nun,  dass  dieselbe 


Metaphern  uanatorliob  auf  eine  Stelle  §  12—14  gebftuft  sind.  Es  wun- 
dert mich|  dass  Niemand  an  der  fmogüt  a€ffk  ^ήΐον  χαϊ  ι  ης  γιν^σ^ως 
f  ^iiroi;^  na(^m¥  bei  Suidas  Anstoes  nimmt.  Ein  solches  Werk  ist 
aber  dooh  unmöglicb  dem  allem  Studium  abholden  Gbarskter  des  De- 
msdes  susutrauen.  Vielmehr  muss  es  ein^m  homonymen  Mythographen 
angehören,  dem  ich  aneh  fr.  57  [eehol.  Hos.  theog.  914:  ij^jratfta  ih 

lijV  Πίοα^ξόνην  ψηαίν  ^ημάίης  iVt  h'  νήπαις]  zuweise. 

*  Πγ.  Prof.  Th.  GompLMz  hatte  diu  Güte,  meine  Alischrift  der 
Jημά^(ιa  noch  einmal  mit  der  üds.  zu  vergleichen  und  mir  eiuigre  be- 
merkungen  dasu  mitsuteilea« 

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109  * 


witzige  Wendung,  mit  der  sich  hier  Demades  gegen  Lykurgos  ent- 
■nKnldjgt,  aach  in  dtr  Vertheidigungsrede  des  παρανόμων  ange- 
Uigtan  Hypareidee  gtgea  Aiistqgehoii  TOslDOiiiiiit.  'ίτηακάβ» 
fmiA  MtaoMvm  &ώα*  heint  «  dort  (Or.  att  Π  281,  42),  und 
ich  würde  demnach  nicht  das  geringste  Bedenken  tragen,  eine  Ver- 
wechsoloiig  anzunehmen,  wenn  nicht  Demades  aufialligerweise,  ühri- 
fBDt  Minam  Charakter  angemeaeen,  ans  derselben  fiede  des' 
Bjpenidea  eine  andere  Phrase  entwendet  h&tte.  Dieeer  hatte  sieh 
■it  dem  vortrefBichen  Worte  entsehnldigt  Ιγώ  ιό  ψήφισμα 
i;o«U/«,  ή  d'  iv  Χαιρώνεια  μάχη*.  Wenn  daher  bei  einer  andern 
Gel^enheit  Demades  sagt  (fr.  8) :  '  τούτο  το  ψήφιαμα  οϋχ  Ιγώ 
ί^ψΛψα^  4λλ*  ο  ϋόλι^ιος  ι^  ^ΛλΒξμνόρου  όόρΰ/Λ  γράφϋίν\  so  ist  dooh 
tnCa  des  Teriaderten  Ausdrucks  die  Entlehnang  ebenso  deotlioh,  als 
oben.  Baes  dem  Hypereidee  übrigens  die  Erfindung  der  witaigen 
Entechuldigangen  gebührt,  ergil)t  sich  aus  den  Zeitverhaltnissen, 
Iljpereides  wurde  von  Aristogeiton,  wie  sich  annehmen  lässt,  Ende 
3S8  angeklagt,  als  die  makedonische  Partei  die  Lage  beherrschte 
aadDemadea,  wie  ioh  oben  Termntete,  seinen  gesetswidrigen  Antrag 
darebbrachte.  Die  Anklage  des  Demades  dagegen  f&llt  in  die  Zeit 
des  Rückschlages,  als  die  Patrjioten  im  Jahre  337  wieder  ans  Ru- 
der gekommen  waren. 

II. 

αιΜς  συ  θ^ελόντων  Μηναίων  ημαν  lt4Xi^avd(fOV  ώς  d^sov^ 
*(MduK,  φησίν^  ä  άνόρβς,  ώς  μή  του  ονρανοΰ  f  φ9Όν9νρτοςΙί4λ^ίβν 
ό^ω  (πάντων  η  τοντων  άψαιρε&ήη  χα»  Μ  αύτου*, 

ο 

  — — ■ 

Die  Hda.  schreibt  die  yerdoibene  Stelle  so:  φθίηηητν  dh^v* 
Γ**      τ  Tf 

^ρω  guy  η  το6  άψΜρε^  C  ντι*  αυνου,  Ueber  den  Sinn  des  Ganzen 

kann  kein  Zweifel  sein,  da  Valerius  Max.  VII  2  Ε  13  =  Demad. 
fr*  12  die  Pointe  des  Witzes  erhalten  hat:  Demadis  quo^ue  dictum 
■φίβηβ.  noleotibus  enim  Aihenienaibue  divinos  honores  Alexandro 
deeemere,  *Tidete*  inquit  *ne,  dum  caelnm  custoditis,  terram 
ioiittatis'.  Danach  ist  zuerst  klar,  dass  φ^ονουντος  statt  φ&ονουν- 
verschrieben  ist,  das  Weitere  dagegen  ist  arg  verdorben.  Unter 
nklreichen  eigenen  und  fremden  Versuchen,  die  a.  T.  in  ^  ein 
vttsdifiebenee  γή  aehen«  gebe  ich  einem  mir  gfttigst  von  Hm«  Prof. 
Ihcoer  mitgetheilten  den  Vorzug:  Ό  αιΜς  od  dMvmv  \^&ψαίωι 
Ufiov  *^4Χίξανόρον  ujg  Ütov.  *^  όεόια,  φηοίν^  fS  δνόρες  (^Α^ηναιοί)^ 
[«ί]  μη  του  ούρα>νύ  ψΛ^ονυύντες,  ^Αλεξμνό^Ηύ  τά  νυν  (?),  fZr'  αυ- 
^ei  ίψκΜρ§^ψΒ  το  vn''  ούρανόν*,    ονρανάν  (oder  ονρανώ)  ist 


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110 


ans  άώα  bekamiteii  Crnnpendiimi  ebenso  in  mhoS  vefderbea,  wie 

Stob,  Ecl.  phys.  I  22  p.  138,  2  Mein,  oinuyov  in  avwv.  Die  Aoe- 
laeeung  von  ^Α&η^ά»Μ  und  der  Zusatz  von  ως  vor  gehört  dan 
■pftteren  fiedaetor  an,  wie  Vieles  in  diesen  Apoplrtbcgvea. 

Denadee  hatta,  als  Alezander  Ol.  118*  4  daa  ΑηήπΜ  an 
die  Orieehen  stellte  ibn  als  Gott  anraerkennen  nnd  die  Athener 
sich  zuerst  ablehnend  dagegen  verhalten  hatten,  bald  darauf  Ol. 
114,  1,  als  auch  Demosthenes  dazu  riet,  den  Antrag  gestellt,  ihn 
als  DreiMlinten  den  olympisoben  Göttern  beisnordnen  und  ibm  ein 
HeiKgUim  an  erriebten  (s.  Scbftfer  DeoMMth.  UI  284  ff.).  In  der 
bei  dieser  Gelegenheit  gehaltenen  Rede  desDemades  ist  gewiss  die 
obige  Aeusserung  gefallen,  die  die  damalige  politische  Lage  Athens 
treffend  kennseiohnet. 

m. 

ανώς  inst  tXoiSoQetTo  im6  ηκος  vfaviawv  ju  täa^iam,  *  rsa- 
wiOKS^  1^,  ή  γλωοίτά  σον  ανκ  iv  ζω  στόμαή  σου  ηάΘψαι,  αλλ*  im 

Mit  dem  Ausdruck  tni  οίχηματος  χαί^ήοΟαι  vgl.  Plat.  Chnr- 
mid.  p.  163  B. 

IV. 

* 

Ό  αύτις  /ίημοοί^ίνη  ομοιον  ΒψψίΒ  ταϊς  /fhdom'  laui  γαρ  txu- 
νοί  aSis  xa^svdsiv  ίώσιν  oSm  γφ^γορπν  dvvavmi  xai  ^ίημοσ^έτης 
ήσυ^Ια»  äy»p  ia  οΰίβ  αξ/ιον  oddJy  της  πόλοως  imßalUiui^, 

Die  Feindschaft  des  Demades  gegen  den  in  jeder  Beaiehnng 
grundverschiedenen  *  Demosthenes  ist  bekunnt.  Was  hier  unter  dem 
YififffOQHv  gemeint  sei,  kann  man  nur  aus  der  zugefügten  B>klärnng 
etwa  abnehmen.  Demosthenes  soll  also  darin  den  Schwalben  glei- 
chen, dass  diese  mit  ihrem  Zwitsobem  im  Schlafe  steren«  ohne  je- 
doch durch  ihr  Wachen  (wie  Ilnnde)  zn  nützen.  Es  Ifige  nahe  für 
γριγγορύν  ein  papsenderos  Wort  wie  etwa  adtiv  zu  verlangen,  zumal 
da  γρηγορέΙρ  jedenfalls  der  Originalfassang  fremd  gewesen  ist 

*  Der  Zeitgenosse  Pytheas  oharakterisiert  die  beiden  Redner  in 
einer  bekannten  Stelle  Athen.  Π  ρ.  44  Ε:  'ηλλα  rovr  vvp  ^ημαγωγο^ς 
o^Srt  ^ΙημοαΒ^ένη  sratl  /Ιημηβην  ώς  ίναντίως  τοίς  ß(oti  όιήχίΐνται.  6  μίίν 
γαρ  νδροποτών  Χ(ύ  ufQiiiroH'  τας  νύχτας,  ώζ  φααιν,  6  «fi  τιοοναβοαχών 
χα\  ^ff^vnxi'tutvoq  yajtt  ιην  ήΐ4Η)αν  ί-χάστην  Ji ρογάστωρ  ημΐν  h'  ιηΐς  ix- 
χΐηαίίας  (< K(xvxktii(u\  V^l.  unton  η.  IX  und  fr.  3,  5,  15,  16.  Auch 
in  rbrtorischer  Hinsicht,  worin  D^  nr-idcs  von  einigen  höher  geschätzt 
wurde  (Lhardy  a.  0.  S.  65).  werdr  n  sie  öfters  gegenüber  gestellt.  S.  Tb. 
Qompers  Zeitscbr.  f.  österr.  Gymn.  1865,  822  ff. 


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111 


(s.  i.oheck  Phrynich.  ρ.  119),  allein  mir  scheint  überhaupt  die 
gßiae  P>klärung  von  xai  γάρ  —  imßaXksrui  späterer  Zusatz.  Denn 
mm  denkt  doch  bei  dem  Yeigleicbe  sofort  an  das  J^BL·^oyiζε^¥^  wo- 
mit die  Chriechen  gerne  nnTerständlieheB  Spreeben  beeeicbnen  (Aetcbyl. 
Ag.  1050  D.  α.  a.),  so  daes  Deniades  anf  die  stammelnde  Sprache 
des  DemostheneSf  die  ihm  zuerst  so  hinderlich  war,  anspielt. 

V. 

Ό  αΜς  &ορνβονμ6νος  τον  όήμου*  *  rJ  άήμδ,  γησί,  μδλλοΙ 
St  δήμΐί,  οϊόα  γάρ  οη  ovSiva  νμεΐς  fouloaity  8ν  o^  )(ατεχ6φατε\ 
Zunächst  hemerke  ich,  dass  in  der  Hds.  das  Fragment  blos 
bis  δημίί  reicht.  Das  weitere  ist  mit  Zusatz  von  γάρ  von  mir  aus 
B.  IX  herfibergenommen.  Dort  wird  die  4Jmstellung  näher  begrün- 
det werden.  Das  Ι^υρνβΗσ^  ist  ihm  öfter  begegnet,  wie  fr.  86 
zeigt,  einmal  (fr.  33)  sogar  so  stark,  dass  er  in  die  Verbannung 
ging,  um  sich  der  Slrafe  zu  entziehen.  In  unserem  Falle  scheint 
(1er  doffißoq  auch  nicht  ohne  Gefahr  ffSüt  ihn  gewesen  zu  sein.  Den 
Henker  wählte  er  des  Wortepieles  wegen  statt  des  vielleicht  passen- 
deren Seblachters.  ianhan  beaieht  sich  anf  die  αίτησες  im  Pryta- 
neion,  die  ihm  nebst  einer  ehernen  Bildsäule  nach  dem  mit  Alexan- 
der 335  vermittelten  Frieden  zuerkannt  worden  war. 

VI. 

Ό  αΜς  dns  tip^  ίηιτίμηαιν  τοϊς  άν&ρώηίΛς  ψψί/ον  μάστιγα. 
I>ie  Hds.  hat  τοις  άιιης.  Der  Ausspruch  gehört  zu  den  vielen 
•BS  rhetorischem  Interesse  gesammelten  ^Jημά^euM· 

VIL 

αντος  λίγωτ  ποτ^  χρίσιν  tv  πανόοχίίω  υβριομερου  μάρτυρας 
ηροέί^^ρε  τους  ηανόοχέας'  των  dt  χρινόνιων  ονχ  αξιοπ/σιοι>ς  tlviu 
ψααχόηων'  *  τοιοντυς  γάρ^  <f^h  ό  τοηος  ην  iv  ω  ή  νβρις 
iumUo9fif  d  άέ  ip  Ίψ  βουρ§ίψ  ίηηψ  SfigiOB^  νώς  άραηύς  db^  νμϋ¥ 

ηορπ/άμψ  μάυηρας  MsvÖaMV  ΧοΙ  /ίιομηόη  xcd  ΧΜναοία*, 

Die  llds.  hat  ηανόο/ίίω.  Für  όουρίω  der  Hds.  zog  ich  die 
Form  mit  η  vor  (s.  Dindorf  im  Thea.).  Statt  νβρΜΒ  erwartet  man 
Osch  υβρίομίνον  vielmehr  νβρίαί^η. 

Die  artige  Anekdote  findet  sieh  ähnlich  wieder  im  Philogeloa 
a.  149  Eb«,  wo  die  Aenmeniiig  dem  'Schlaukopfe*  sogeteilt  ist: 
Ev^)άτuλoς  iv  ßaXaveiw  νπβ  ταυς  vßoio^tiq  μάρινρας  ηροοίφερε 
mvq  ηαρΰ^ζύνας'  τον  dt  άντιδίχον  άηοβαλλομίνον  ιυς  μη  wtog  άξβ»- 
WMie»  9φη  »d  μ§ρ  iv  τω  όοαρπ^  ίατιψ  %ψ(μσ^^  i§^9a^yayw  «r 


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112  ΑημάΛαα, 

μιίψυ^αζ  τοι^ς  τιερί  Msvikaov  xai  XJ^vaata  aal  Ju^^dip^,  iv  ά$ 

'  vm. 

Ό  αΜς  Ερωτώμενος  ^ηό  ηνος  -d  εϊη  ηεποιψώς  τα  i*  Maxe^ 
όονι'ας  χρήμαπχ^  όιαναβαλλόμειυς  xui  ^πιόίίξας  ιήν  ιε  χοίλια/  και 
JU  αιδοία '  *π  αν  τούτοις  Ίχανόν  γένοιτο* ; 

όίαναβάλλεσ^αι  kommt  in  dieser  Bedeutung  aonät  nicht  vor. 
Ee  mnss  heiseen  'dae  Gewand  in  die  Höhe  nehmen*,  jedoch  nicht 
in  der  spedellen  Bedeotnng,  die  avaßdXXsadm  gewöhnlich  hat 
Die  Anekdote,  die  für  den  Charakter  des  Deiuades  bezeichnend  ist, 
wird  etwas  ahgeblas.st  νυη  I'seudoplutarch  περί  άοχήσεως  (Kht  iii. 
Mus.  ΧΧΥΙΙ  527)  erzählt:  'Einige  aber  sagen,  dass  Demades  ihn 
(DemoBthenes)  an  Helligkeit  des  Verstandes  übertraf:  aber  aach, 
wenn  er  an  Kunst  ihm  Torzasiehen  gewesen  wäre»  Terdiente  er 
wegen  der  Schlechtigkeit  seiner  Sitten  verworfen  zu  werden.  Denn 
er  sammelte  viel  Geld  aus  seiner  Fübrerschalt  im  Staate  an  und 
gab  ee  für  seine  Lüste  aus.  Und  als  er  von  Jemand  gefragt  wurde, 
wohin  alles  das  Geld  gekommen  sei,  zeigte  er  auf  seinen  Bauch  und 
sagte:  *  Diesem  genügt  nichts '·  Aehnlich  ist  der  Vorwurf  der  ihm 
Plntarch.  de  cnpid.  diT.  5  p.  525  Β  gemacht  wird:  αντος  '/αρ  είς 
την  γαατερα  εόημαγιίη'ει, 

IX. 

«ντος  &υσημερ(ύν  έηΐ  τίνος  όημηγορίας  εφη  ωαπερ  ayiüvioiov 
γίνεοί^αι  όνοημερίαν  οντω  xni  άχροατοϋ. 

In  der  Uds.  folgen  sich  die  Apophthegmen  yon  n.  V — IX 
folgendermassen :  6  αύτος  ^ορνβαύμβρος  ύηο  wv  άήμον  —  μάλλον 
de  όήμΐ€,  6  αιΜς  ύη8  n^r  έηηίμησαν  —  μάαηγα,  6  αύης'  λίγων 
ηοτε  κρίσιν  —  οόνσσεα.  ο  αντος  ερωηάμίνος  —  γένοιτο.  6  αύτος 
όνυημερών  επί  τίνος  όημηγοοίας  ο10α  (f^oiv  Όη  ονόενα  νμείς  εαιή- 
(Ηΐτε  όν  ου  χατεχόψατε.  Dann  kommt  η.  Χ,  XI  6  αντός  εφη  uxmeQ 
—  ι^ξνι*^,  danach  6  οΜς  ^ρη  ωαηβρ  γένβο^  δυαημΒ- 

ρίαν  αϋίω  ntd  ^ιφοοτον.  Znletat  XII  6  αΜς  h  ίκχλψΜα  — 
οαιούπν.  Zunächst  ist  nun  klar,  dass  sn  einem  VordersatBe  βνση- 
μερών  ^πί  τίνος  όημηγορίας  der  Nachsatz  oirfa  χατεχόχΐ'αη  doch 
mindestuns  sehr  unmotiviert  zugesetzt  wäre«  dass  ferner  die  uach 
|η·  IX  stehende  Aeaisemng  Ikpfi  f&mip  i)fWßum9  ylveo^m  άυσημ^^ 
ofc»  md  iat^oawv  vollständig  der  sie  erkUbrenden  Yeranlaaseng 
entbehrt,  so  dass  wir  annehmen  müssten,  jener  Ausspruch  sei»  wie 
freilich  manches  in  solcher  Sammlung,  aus  dem  Zusammenhange 


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I 


ita 


fgmmm.  Allem  ieh  glaube,  ee  wird  Niemuid  deran  sweifeln,  daes 

die  schon  durch  das  gleiche  Wort  als  zusammengohörig  sich  erwei- 
seoden  Bruchätücke  ursprünglich  ein  eiuzigcs  A})opbth6gDia  gebildet 
h«beB,  wie  ich  es  unter  IX  oben  angefahrt  habe- 

Da  also  hierduroh  die  Worte  Ma  —  Mmjr<$V/an  als  an  fal- 
sehe  Stelle  geratben  rieb  answeieen,  so  galt  ee  einen  eobiekliehen 
Platz  für  sie  ausfindig  zu  in.uliuii.  Dieser  findet  sicli  nach  n.  V, 
y/io  ϋΛ&όήμε  uukXov  όίόι^μι^  doch  veruünt'tigerweise  eine  Motivierung 
verUngt,  welche  die  in  dem  nackten  Worte  δημ*6  liegende  Grob- 
heit mildert.  Die  (Jmetellitngen,  die  fibrigens  aus  einer  älteren  Hde, 
m  anem  ber&bergenommen  sind,  erkl&ren  sieb  leicht.  In  n.  V  war 
dis  Ende  oZfe  —  xaux0W(tn^  eine  Zeile  von  44  Duchstaben  ausge- 
fallen und  nachher  am  Rande  nHcli^^etragen  worden,  ebenso  in  u.  IX 
die  47  Bachstaben  enthaltende  Zeile  εφη  wansg  ά/ωησηυ  yivsa&m 
^ΰΰψΐΒ^αψ  ovm  iuU  ώψίατοϋ.  Der  Abeobreiber  irrte  neb  nun  in 
den  YerweiBangszeichen  nnd  schrieb  die  erste  Stelle  statt  zn  όήμΐΒ 
ΐα  ^  μ  rj-)f)rjt(tg.  Dadurch  war  natürlich  fiir  die  andere  einzuschie- 
bende Zeile  der  rechtmassige  Kaum  versperrt  ^  sie  ward  daher 
foo  dem  TorscbneUen  Abeobreiber  hinter  XI  als  beeondereo  Apo- 
phthcgma  durch  Zneata  von  6  αύτύς  eingereibt  Derselbe  machte 
in  der  ersten  umgestellten  Zeile,  nm  es  dem  Sinne  anzupassen,  ans 

Ueber  das  Apophthegma  IX  selbst  ist  folgendes  zu  bemerken. 
IKe  Hde.  bietet  άημη  darüber  γρ¥,  wobei  die  ICndnng  wegen  dea 
Biogelnden  Aocentee  nnd  der  nndentlicben  Gestalt  dee  i  etwas  schwer 

erkennbar  ist.  δνοημεοίΐν  steht  liier  in  der  speciellen  Bedeutung 
'durchfallen,  Fiasco  machen '  wie  Athen.  XIII  585  C.  Demades 
ianerte  sich  also  bei  einem  rednerischen  Misserfolg  fast  genaa  so, 
wie  Friedrieb  Hebbel,  als  eins  seiner  Dramen  im  Wiener  Burg- 
theater miesfiel.  *Nicht  ich*,  sagte  er,  'sondern  das  Pnbltenm 
ist  mit  meinem  Stücke  durchgefallen'.  Den  selbstbevvussten  Sinn 
dm  Demades  dem  Demos  geg('nül)er,  dessen  Creatur  er  doch  war, 
Tenatbeo  auch  andere  geflflgelte  Worte,  die  γοη  ihm  berichtet  werden, 
wie  fr.  83,  86;  vgL  n,  Υ  und  XIL 


In  der  Uds.  ist  ί^ρβψεν  mit  stark  verkürzter  £udung  geschrie- 
W  Der  hier  erwähnte  Sohn  ist  der  ebenfalls  als  Redner  bekannte 


Miu.  f.  PbiloL  N.  F.  XXIX. 


8 


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lU 


DemeM,  der  oeinee  GroM^fttera  Namen  erbahen  hatte.  Die  Pointe  dei 
WitMe  hat  Aehnliehkeit  mit  der  bei  Halm  nnter  n.  840  b  «teilenden 

Aesopischeii  Fabel  von  der  Löwin  (vgl.  fr.  36).  Merkwürdig  ist  hierbei 
nur,  dass  Deinades,  der  in  seiner  Jugend  selbst  χωπηλάτης  gewesen 
(Schäfer  Dem.  Iii  19  Anm.  4),  eich  nicht  ecbente  dieeen  Yergleicb 
IQ  wählen. 

XL 

Ό  αντ6ς  ίφψβν  ukme^  τ6  της  ^EUv/jg  κάλλος  Μ  απωλβία  nur 
ή^ώων  iylvetOf  οντω  ηαι  ή  τον  Jtifioa&ivovg  iv  τψ  λέ/πν  άνιαμις 
tn   umoKtia  της  Ίίλλάόος  ηνξτβη. 

Die  Uds.  ηύξνι  Οί].  —  Auch  hier  ist  wieder  eine  Pr(dje  der  Feind- 
Behalt  gegen  den  Nebenbuhler,  die  sich  mit  der  in  fr.  4  vorliegen- 
den Aeueeerung  berührt :  ο  ^ημαότ^ς  τη^  ^ίημοοΘίνονς  nakiuia^  naih 
των  TW¥  ααηων  alnav  [sc.  λίψβάνΗ],  μει^  ^χειιψ·  γάο  αννέβη  6  ττό- 
λ^μος.  Beiläufig  will  ich  hier  eine  unbekannte,  jedenfalls  erfundene 
Aeueserang  des  Demosthenes  über  Demades  anführen,  die  sich  m 
den  Demosthcnee-Apophthegmen  derselben  Hde.  findet:  6  ανης 
[^ψιοα&ένης]  όη^ιηγορήσας  ηού  παρ'  ΐΑί^ηναίως  λαμπρώς,  χα^αας 
9ttä  iSwv  ^ξανισϊάμενον  ^μάάην  sTmv*  * Ματαται  η  των  ημίτίρωψ 
λύγωί'  οι^υρα.^  Die  Anekdote  ist  oflenbar  jener  bei  Plut.  rei  publ. 
ger.  pr.  p.  803  Κ  nachgebildet:  xai  ο  ^τ^μοο^ίνης  των  οΑΧων  χατα- 
φ^νών  «Ιω^  λ^Μν  άρίσαψέίκηί  Φωκ/ωνος  'ι;  ^  ήμeτbρωy  Xoym 
ηοηΐς  dy^mmu*. 

XII. 

» 

Χ)  α^τ^ς  iv  ixithjola  β^ροούμένος  Ληεν  'ονκ  ΙμΙ  imhhan  Af- 

γειν,  άλλ'  tavm^g  άκουαν*. 

Es  liegt  nahe  ^ροούμβιος  für  eine  Curruptel  des  gewöhnlichen 
^ο^βονμβνος  zu  halten.  Allein  da,  wie  wir  oben  sahen,  einzelne 
Ausdrücke  auf  eine  spätere,  wie  ich  ghinbe  in  byzantinieeher  Zeit 
vorgenommene  Umarbeitung  dieser  Apophtbegmen  deuten,  so  mag 
der  spätere  Ik'arbeiter  hier  zur  Abw  ech^^(  hing  ^QOBioäai  nach  neu* 
testamentlicheni  Vorgänge  gebraucht  haben. 


Die  vorstehenden  /ίημαό^ια  sind  einer  Apophthegensauuii- 
iuug  entnommen,  die  sich  auf  den  letzten  Blättern  des  cod.  Yindob. 
theol.  GXLIX  Ness.,  XCIII  Lambecc.  befindet.  £e  ist  dies  eine 
Papierhandschrift  des  XIII.  Jahrhunderts,  die  aus  der  Bibliothek 
des  Sambaens  und  weiter  ans  der  dee  Arsenios  stamuit,  wie  die 


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Hb 


Anftcfarift  auf  f.  1'  Migt:  τ6  na^v  ßiß3Jo¥  κιημά  ieav  iiffoeviov 

wv  μοντ^μβασίας.  f.  1 — 302'  enthalt  den  Commentar  des  Ni  k  etas 
zu  den  Reden  Gregors  von  Nazianz  (τον  Ιδρωτάιον  Αιχήια  Μηιρο» 
aokiiov  Ήραχλέίας  '^ΕρμψΒία  είς  τυν  ί^^όλογοψ  Γ ^rff6(fui¥)  geechrMben 
von  der  Hand  des  Μανιιηηλ  h  ά^ι^νος,  der  damit  wft  aeioe  ver- 
aehoorkelte  Snbseriptioii  f.  302'  lehrt  aa  seiner  groesen  Fieade  am 
1.  November  1291  fertig  wurde. 

Auf  den  leer  gül)liel)enen  Blättern  ist  von  einer  nicht  viel 
•peteren  Hand  die  erwähnte  Sammlung  eingetragen.  Sie  aerfallt  in 
swei  Abtailungeo: 

I.  αΛθ(ΐί)βγμίαα  nai  γνώμαι  $έαφόρων  φύίοσόφω^  natu  orm^ 
XHOh'  {awi/oy  die  Hds.]  f.  302^  —  307'. 

II.  άτωφ^έγματα  γυναικών  f.  307^ — 308'. 

Im  Anfange  sind  die  Initialen  der  einzelnen  ApophthegroaU^ 
die  übrigens  nicht  wie  AUich  abgeeetst  werden«  roth  geschrieben« 
Dschher  durchweg  schwars.  Znweilen  sind  sie  anoh  gans  wegge- 
hsseti  cxler  falsch  ergänzt,  wie  es  ja  auch  in  den  andern  Florile- 
gieu  häutig  geschehen  ist.  Folgen  mehrere  Apopbthegmeu  des- 
leiben  Namens«  so  wird  gewöhnlich  ό  ανιός  statt  des  Namens  ge- 
wtst«  wie  dies  ebenfalls  in  den  ähnlichen  Sammlungen  üblich  ist. 
Die  SchriiI  ist  durch  die  starken  und  zahlreichen  Abkanrangen  bis- 
weilen  ächwierig  zu  leseu,  am  Öchluse  haben  einige  Stelleu  durch 
Würmer  gelitten. 

Die  Reihenfolge  der  Männer  ist: 

\ΑΠί£ξαν6ρος  1 — 30,  ^^ίνοίξαγόυας  1 — 4,  ^Μ^ξβς  ο  της  κωμωδίας 

^οι^ίης/^ρίμιτ^στος  υ  ΤΤν&αγυρον  ιϊός,^ΑλΜβιάδηζ^^Αντιγυνος^  Ανά- 
ο  ff  voiHog  <f  i/.uuo(f>og,  Αρχεαί'καος^Άμασις  [Αμάόης  die  \lds.], 
Αγη/οίλαος,  Ανακρέων,  Ανιαγάρας  Ι — 5,  Ανηφων,  Aruxbg  πρεσβύ- 
Armchg  vwviwog^  Αρχϋαμος^  ΑνάχαρίΛς  1 — 17«  Αρισίότέ^ις 
jiffumidfiQ         Αριστοτέλης  14,  Αίαιααος  1^6«  ^^nuM- 

9ηζ  1 — Γ»,  Ανά/αροις  18 — 20,  Αιο/ίνης. 

Iiier  hört  mitteu  iu  der  Anekdote  der  die  Blätter  297'" — 304^ 
omfassende  Quatemio  auf.  Da  nun  die  folgenden  nur  lose  einge* 
hefteten  3Vs  Blätter  mit  dem  Buchstaben  2  fortfahren«  so  ist  klar, 
dssB  hier  mindestens  ein  halber  Quatemio,  wshrscheinlich  aber 
mehr  ausgefallen  ist.    f.  3(>5^  beginnt  mit  ; 

2ωρανός  6  '/λ»γράψος,  ^οιγέη^ς  [ωοιγέίη]ς  die  llde.J  2iiV\hji 
^vfp,  St(^ai0vixog,  2οφός  1 — 4,  Τψό^^ος  1 — 2,  Ύίμων  b  μίοαν- 
^iWQ  1—2,  SaiiMv  l-*3,  Σιμωνίδης,  ^nsgsi^  1—2«  ΦίΧίταης 
ι — 7,  Φύαστίων  6  των  ηωμωβέων  ηοιψης  (so  heisst  Φιλήμων  häufig 
in  den  späteren  Floriiegieu;  1 — 2,  Φιλόξενος  I — 4,  7  nicht  hierher- 


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116 


gehörige  Sentensen  s.  TheO  TrimeUr,  X^öutTtoq  1 — 2,  ΧεφρΙας 
1 — 6,  Χιλωρ  6  σοφός  [φίλων  die  Hds.]  1  —  7,  ^rr«x0c  (βο  umge- 
tauft erscheint  lltimnog  öfter  in  den  Florilegieu)  1 — 2,  Χΐλων  8, 
^Ωφων  6  ψύί6σοψος  1—2. 

^A^4tU7anq  1·— 17,  ^AQlamv  i  φιλάσαφος  ΐ!/ίρισης  die  Hds.] 
1—4,  Λογένης  1 — 4,  ^ημοο^ίψτ^  [ημύσ9ύνης  die  Hde.]  1 — 18, 
^ημάόης  1—12. 

Die  Apophthegraata  der  Frauen  sind: 

'^ni^i^  γυνή  1 — 2f  *  Ατοκη  γρανς  1  — 2,  ^  Ατοκη  haUQot^  ^Acmtr 
ϋία,  Γρανς,  Trimeter  mit  Γυνοίχί  anfangend,  Θ&Λνύ  1  Κραιία 
η  Φωκ(ωνος,  ΚΧ&οπάτρα,  Aknmya^  3αν^ηηη  1—- 2,  ΧΑνμτα^,  Πυ- 
itiag  η      οι σιοτ έλους  ^νγατήρ,  ΨοόΙνη  tmiguy   ΣαμΙα  j'vvrjy  Φρννη. 

Wie  man  sieht  und  der  Titel  besagt,  ist  eine  nach  dem  er- 
sten Buchstaben  geordnete  alphabetische  Reihenfolge  beabsichtigt, 
die  in  den  άηοφ&ίγμιηα  ywauUSv  dngestiSrt  erscheint.  In  der  er- 
sten AbtheiloDg  dagegen  kommen  raannigfache  Unordnungen  vor.  So 
sind  drei  Apophthegmen  des  Anacharsis  von  den  übrigen  entfernt 
nach  Antisthenes  gestellt,  sodann  Timotheos  und  Timon  im  Boch- 
ttaben  S  eingeschoben,  femer  die  Chilenischen  Sentenzen  άταφ 
Einschieben  des  Psittekos  getrennt.  Alles  dies  wird  man  der  Un- 
achtsamkeit des  Schreibers  zuachreiben.  Allein  die  nacli  Philoxenos 
folgenden  Sentenzen  und  Tnmeter  aller  trivialsten  Inbaltes  sind  der 
nrsprünglicheo  Sammlung  gewiss  fremd.  Denn  sie  richten  sich  mit 
ihren  Anfängen  ansser  der  ersten  Gnome  nicht  nach  der  alphabeti- 
schen Reihenfolge,  ausserdem  sind  sie  und  ein  nach  γρανς  folgen- 
der 1'riraeter  die  einzigen  anonymen  Sentenzen  der  Sammlung. 
Offenbar  wurden  sie  von  irgend  einem  Leser  beigeschrieben  und 
nachher  im  Texte  mit  den  andern  oopiert. 

Schtiesstieh  erscheinen  plötalioh  nach  ΏρΙων  wieder  Apo- 
phthegmen von  ^Αρίσαηπος  u.  s.  w.  bis  /Ιημά^ης.  Nichts  liegt  näher, 
als  die  Vermuthung,  dnss  dies  ein  Theil  der  nach  Αίο/ίιτ^ς  ausge- 
fallenen Stücke  sei,  die  hier  nachgetragen  wären.  Allein  da  der 
Verlust  der  betreffenden  Bl&tter  sich  erst  in  unserer  Hds.  ereignete  und 
die  wieder  mit  Α  anfangenden  Apophthegmen  auf  demselben  Blatte 
unmittelbar  an  "ίΐρίων  anschliessen,  so  ist  diese  Annahme  unmög- 
lich, zumal  da  sich  aus  andern  Gründen  darthun  läset,  dass  diese 
Apophthegmen,  zu  denen  also  auch  ^<^·  JημάόB^a  gehören,  der 
ursprttnglichen  Sammlung  fremd  gewesen  sein  mflssen. 

Denn  man  erkennt  auf  den  ersten  Blick,  dass  die  άτΐοφ&έγ· 
ματα  xai  γνιυμαι  διαφόρων  φιλοσόφων  χατά  στυι/ßoy  auf  eine  ur- 
sprungliche Sammlung  mit  ähnlichem  Titel  zurückgeht,  aus  der 


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/fiffimfffiiR.        ^  117 

»nch  die  zweite  Abteilung  doa  Fl  ο  ri  1  ogi  ii  ni  Monaconse  frei- 
lich viel  dürftiger  excerpiert  ist.  Dieses  zuletzt  in  Stobaei  florileg. 
ed.  Meineke  IV  267—290  abgedruckte  Florilegiam  führt  den  Titel 
γηψαι  χατ'  ιχλίτ/ψ'  ίχ  ποί'  .JijfioxQiwv  'Εηικτήτον  χαί  trtQWV  φιλο- 
OQifiür  τιΐΗηπΤ)^  χαΐ  (ημόωοι·.  t]s  zerfallt  ganz  deutlich  in  zwei 
Theile,  einen  nicht  alphiibetischeu  die  Gnomen  1  — 154  enthaltenden 
und  einen  alphabetisch  geordneten  155 — 270  mit  Apophthegmen 
zuerst  von  Männern,  dann  von  Frauen.  Die  erste  nichtalphabe- 
tische Abtht'ihing  ist  aus  einem  unter  dem  Titel  γνώμαι  fx  των 
Jr^uoxQtTOv  Ίύοχοάτυνς  Έπιχνήτον  in  byzantinischer  Zeit  verbrcito- 
ten  Gnomologiura  compiliert,  wie  sich  mir  bei  einer  Vergleichung 
mit  Maximos-Antonios  ergeben  hat,  der  dasselbe  Gnomologium  ge- 
wohnlich am  Schlüsse  seiner  Kapitel  excerpierte.  Vgl.  Bernhardt 
zur  Klorilegienliteratur  S.  3  ff.,  C.  Wachsmuth  comm.  de  Stob, 
eciog.  Gott.  1871  S.  22. 

An  diese  Gnomen  schliesst  sich  der  zweite  alphabetisch  geordnete 
Theil  unmittelbar  an.  Seine  nahe  Verwandtschaft  mit  der  reichhalti- 
geren Wiener  Sammlung  ergibt  sich  daraus,  dass  von  den  in  Betracht 
kommenden  BuchstAben  ^  und  2 — Ω  des  Florilegium  Monacense 
Dar  zwei  n.  156  und  164  sich  nicht  dort  wieder  finden.  Alle 
andern,  so  auch  die  drei  am  Schlüsse  stehenden  άποί^κ^ίγματα 
μιαιχών  η.  268 — 270  sind,  und  zwar,  was  das  entscheidende  ist, 
in  derselben  Reihenfolire  vorhanden.  Auch  das  Münchener  Flori- 
legiura  hat  übrigens  Interpolationen  durch  nicht  zugehörige  Senten- 
len,  wie  n.  254,  255,  267  erlitten,  die  sich  als  der  ursprünglichen 
Sammlung  fremd  erweisen,  da  sie  nicht  in  der  Wiener  Sammlung 
vorkommen. 

Vermittelst  einer  Vergleichung  jenes  Florilegiums  lässt  sich 
nun  noch  näher  nachweisen,  dass  die  in  der  WΊener  Hds.  ange- 
hängten Apophthegmen  des  Aristipp,  Ariston,  Diogenes,  Demosthe- 
nes  und  Demades  nicht  aus  der  gemeinsamen  Quelle  stammen.  Denn 
von  diesen  fünfzig  Apophthepfmen  findet  sich  kein  einziges  unter  den 
betreffenden  Namen  des  Flor.  Monac.  wieder,  das  doch  z.  B.  8 
»ndre  Apophtherrmen  des  Diogenes  und  4  des  Demosthenes  kemit. 
Dieser  Anhanc,'  der  Wiener  Ilds.  ist  also  einer  andern,  ebenfalls 
alphabetisch  geordneten  Sammlung  entnommen,  über  die  sich  weiter 
nichts  ermitteln  last.  Soviel  ist  jedoch  klar,  dass  die  darin  über- 
lieferten ./r;// «(ίί/α  zuletzt  auf  jene  im  Alterthum  entstandene  und 
If'nntzt»'  Sammlung  zunickgehen,  auf  die  sich  alle  echten  Frag- 
mente des  Demndes  zurückführen  lassen.  Aus  der  alphabetischen 
Anordnung  ergibt  sich  mit  Wahrscheinlichkeit,  dass  die  Einord- 
nung der  Demades-Apophthegmen  in  die  grössere  Sammlung  in 
Byzantinischer  Zeit  geschehen  ist,  wofür  ja  auch  einzelne  oben  er- 
wähnte sprachliche  Umändemngen  sprechen,  wie  sie  die  Byzan- 
tinischen FlorilegieDsammler  fast  an  allem  überlieferten  Gute  vor- 
vuMlimeo  pflegten. 

Hamburg.  HermftDO  Diele. 


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Lueiliana 


leripeit 
0.  RiMeek. 

■ 

Kescio  alii  quid  sontiant :  mihi  quidem  lux  vcre  süspitalis 
Laciliams  reliqniis  nondum  videtur  exorta  esse,  nisi  forte  satis  est 
litteras  eyUabaaque  traditas  in  yerba  qaaHacnmqae,  aimilia  modo» 
oonflare,  qoomm  saepe  nee  stroetora  nec  meiM  eana  eiracleari 
possit.  Tarnen  band  paiica  cum  rcrte  et  ingeniöse  principos  in 
hoc  artis  genere  lanus  Dousu,  Scaliger,  Merccrus,  Lachuiauous 
iam  emendayerint,^  desperandum  non  est  fore  aliquando,  ut  qnae 
alü  bene  in? enernnt  diligenter  collectis  noyoqoe  incremento  pauUai- 
tim  aiietie  fragmina  illa  feetiyisflimomin  canninnm  pnrgata  quem," 
tum  fieri  potest  et  perpolita  litteris  optimis  redonentur.  Quibus 
nam  quid  ipee  bonac  frugis  inpertire  possim  experturus  vitatA 
omni  pugna,  ne  bilosi  cuiuspiam  hominis  rabiem  exciiem,  nec  uUo 
fere  nomine  prolato  nisi  ^qnoramFlaminia  tegitur  cinia  atque  Latum , 
brevissirae,  ut  par  est,  coniectnras  raeae  pro[)onam  nec  mea  inpor- 
tunitate  eoinm,  qui  solj  regnaro  iu  bis  studiis  sibi  videntur,  som- 
nia  et  larvas  turbabo;  nam  exigua  ΥΐίίΘθ.αννοαχ60Μθματα 

Peniom  non  coro  legere,  Laelium  Decnmum  yolo. 
Indpio  antem  ab  nltimis  librie,  qnos  primos  a  poeta  compositof  ease 
coustat. 

Aniplani  et  diUgentcm  in  libro  XX VI  de  vitae  ratione  insti- 
tuenda  disputationem  cnm  amioo  quodam  adulescenti  instituit  La- 
cilins.  Hone  igitnr  pottseimnm  intellegere  licet  in  yorsiculo  (Kon. 
487,  13) 

tuam  prubataiii  mi  et  8j)eetn{;ini  luaxumu  aduleaceutiam. 
<^ui  autem  pracfatun  coneiliis  sie  est : 

p0rro  amicist  b6ne  praeciperei  Ttisci  bene  praedicere 
quibns  cavere  adolescentem  inbet,  ne  yel  optimomm  conailioram 
eyentnm  proepemm  oonfidentins  speret,  idem  Uli  praecepta  sna 
coramendasse  Htatiiendus  est  Iiis  (Nun.  497,  30); 

haec  tu  ei  voles  per  auris  pectus  inrigarier. 


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Luciiiana. 


119 


lam  eeqnebMitur  ipea  praecepta: 

quid  oftTendiini  übt  cmserem^  quid  ▼itandmn  nUunmio 
(emsere  libri  Kon.  p.  437,  22;  ceneerea  Meroeroe).    Qum  ipee 

vU  expertos  est  Teraqae  esse  erroribne  et  doloribas  variis  doctus 
cogno7it  uujQc  paratuo)  se  esse  ait  ut  aliis  facUi  opera  ac  iibeu* 
ter  tradat: 

trido  eigo  αΐπβ  ηύιηιηο  porro  qu0d  mihi  oooeUt  dtfiot* 
feto  libri  Non.  p.  272,  24  ;  alUs  Fr.  Doiua).    Varia  aatem 

temptaüt  huiiiines,  ut  vel  aegritudinem  i'ugiaiit 

fdcirco  oiuiies  evasurus  ciimeut  aegritudinem 
(Non.  294,  7)  vel  felicitatem  procurent  cerüs  bonis  sectandia, 
φΜΛ  haec  lapiene  magm  ili^t: 

IUI  antem  hoc  rid^nt,  bona  lemper  pdtere  eapienUm  putant. 
(Nun.  367,  10).    Privato  quidem  homiui  fous  molestiarum  aerum- 
oaruinque  est  matrimoDium  et  famiiia  : 

komines  ipsi  hanc  tibi  moleetiam  liltro  atqae  aerumnam  0£feniiit: 

dAeont  luor^,  prodncimt  qnibne  haec  tradatU  Uberoe. 
(extant  priora  ^homines  .  .  .  nzoree'  apud  Noninm  p.  860,  21 ;  in 
titero  versiciilo,  qui  p.  373,  1  legitur,  tradant  scripsi  ubi  faciaaf 
übri  exhibeut : .  tradunt  aatem  homines  liberis  omiiia  quae  sil)i  ipei 
peperenint  mala).  Neqoe  paellae  aTaritiae  nimium  ee  indalgere 
adfimiat: 

ίέιτί  tantum  ei  roget  me  non  dem,  quantum  auri  petit : 
ώ  aecabitet,  sie  qaoque  a  me  quae  roget  non  impetret. 
(NoB.  382,  31.  366,  22) 

Ed  plus  amicitiae  tribueudum,  qoam  sancta  et  stadiose  coli 
iobet: 

miinifici  com^sqae  amicie  noetris  videamur  virL 
(Non.  23,  15) 

ciiret  aegrotiiro,  sunitum  homini  praebeat,  genium  sunin 

deirudet,  alwrn  parcat 

(Non.  117,  31:  aU  parcai  libri,  qnod  eomaa).  8ed  pmdenter 
wgna  ez  aq^aUnm  mnltitadine  wm  amicoa  eligendiii  est: 

qaando  quidem  reppererim  magnis  conbibonum  ex  copiis, 
qai  lex  menses  vitam  duconty  Orco  epondeht  eöptimum. 

Goldium  dnoe  ^mus,  qaomm  prior  est  apnd  Noniom  p.  38,  11 
{repperi  libri,  nec  reppereris  iiiprobaverim),  altor  asoti  Caeciliaui 
(ϊ.  70)  eermonem  reddene  p.  Ö2ö,  ia  (cf.  283,  24). 

£3igendae  taUe  amieu,  quem  virtntis  ezemplar  nqni  pomi8| 
000  qoi  taoe  etiam  morai  oomimpat: 


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120 


Luoiliana, 


at  libcrtimis  Tricorius,  Syrus  ipse  ac  mastigias, 
quicum  versip^Uie  fio  et  quicum  comuuto  omnia 
(Non.  38,  6). 

At  8unt  quibus  non  sufficiant  privatae  vitae  stiidia  et  gan- 
dia:  houores  captant,  rei  publicae  oponiui  iiavare  sfcudent.  Quorum 
e  numero  esse  videtur  ipee  adulescens  noster :  concedit  recte  facere 
Lncilinm  proTeetiorem  aetate^  quod  othun  et  tranquillitatm 
quaerat :  \ 

quudque  tü  in  tranqaiiUtm  ex  saevis  trunsters  terapestatibus 
(Non.  388,  15).    Nec  vituperat  Studium  illud  poeta,  quod  praestet 
alüe  artibae  minus  vel  honestts  vel  utilibus : 

qn&re  hoc  colerest  eatiaet  quam  ilia  städiom  omne  hie  oonsdmere 
(Non.  250,  14:  ülaj  fortasse  philoeophia  Tel  historia,  cf.  p.  330, 
14:  'veterem  historiam  inductus  studio  scribis  ad  amoies  tuos*. 
hiCf  in  urbe  seil.).  ItA  exbortatur  adulescentem,  ut  diversam  huius 
a  ena  natura  esse  moneat: 

βύηιιηίβ  nitere  öpibuB.  at  ego  cöntra  at  dieaimilie  nem 
(Non.  358,  10:  non  finita  est  oratio). 
Eodem  haec  spectaut  quae  coniuuxi: 

81  übi  porro  iita^c  res  oordi  ideircosf ,  quod  rere  i&tilc^m,  (Non.  88, 31) 
hunc  laborem  gümas,  laodem  qni  tibi  ac  fruetiim  ferat.  (Non.  396, 8) 

Set  quod   tibi   magno  opere   cordist,  mihi  vementer  displicet, 

(Non.  88,  31) 

üt  ^o  effugiam  quod  te  in  primis  cupere  apisci  intdUego. 

(Non.  74,  29) 

Nam  fugit  ratio  Lipsiuiu,  qui  efj'iviam  scribi  voluit.  Ceterum  secun- 
du8  versiculus  incertum  quo  ex  libro  petitus  sit,  quamquam  pro- 
babili  ooniectora  nostro  tribuitur. 

Idem»  qni  illa  protolit,  adfinnare  ▼idetur  non  se  poaae  rnntaie 
natoram  saam: 

epro  sie  qui  sum  et  quo  lolliculo  nunc  sum  indutus  non  queo  .  . . 
(Non.  110,  26:  qui  libri).  Quid  non  queat  ei'ßcerc,  sequeuti 
versa  addidtsse  patandus  est.  Gerte  pellicula  eoa  oontentna  ftut 
sibiqae  persaaeerat,  sais  qaemqae  morderi  et  Texari  errornm  libi- 
dinumqne  stimulis: 

mihi  quidem  non  pereuadetur,  ptUices  mut0m  meos 

(Non.  851,  2,  abi  quod  Bemensis  Β  et  (Senereniie  tradnnt  puttoes 

perp«^ram  in  puhliccs  et  alia  mutatum  est).  Nec  divitiae  tanti  facit, 
ut  otium  et  securitatem  earum  causa  perdere  velit: 

püblioanns  v6ro  at  Asiae  fiam  soriptaHurioa 


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Lmühumi. 


121 


pr(  Lneilks  fd  ego  oolo  et  ύηο  hoc  npn  muto  tenia. 

(Kon.  301,  6.  37,  33). 

TranBeamos  ad  alia.  Non.  351,  4  *mutare,  transferre.  Luciiius 
lib.  XXVI:  dociior  quam  ceieri  sis  asa  (asa  om.  B)  imUHa  mtUes 
aHquo  ieemm  saera  (ai.  stUra)  facta  uUta  (ßairafa  aeutja  Β  Gen.). 
Vereor  ne  oorrapto  textn  indoctue  Noniiu  'transferre*  interpreta- 
mcülum  praemiäerit.  uam  poetam  cuuicio  huec  reli([uisse  : 

ductior  quam  ceieri 
äi  ae  (vel  mä  Tel  sei)  mutes  mörm  anUquom^  8dera  faeku  vüia. 

Illud  antiquij  iibrariue  lügerat  aliquoy  cui  corrector  anticum  supra- 
•cripeerat. 

Simile  quid  aocidieee  gloeaatori  sospioor  p.  297,  12  *efferre, 
nbdere.   LndliuB  lib.  XXVI:  d^ognabnnt  pr6  te  ipei  et  mori- 

entnr  ac  ae  ultro  effereni\  ubi  expectes  offeretif,  ut  alibi  'honiines 
ipsi  hanc  sibi  molestiara  nitro  atque  aei  umuam  offerunt'.  Pertiaeut 
üla  ad  altercationes  et  inrgia  inter  duces  Graecoram  Troiam  oppng- 
atatinm,  qoae  imitator  poeta. 

Non.  188,  25  'monsMficabik.  LneUine  lib.  XXVI:  nunoigno- 
Wi(k>  //w  mirum  ac  moriificabile. 

Verias  puto  quod  m  textu  quam  quod  in  lemmate  positum  est. 
Nobilinm  üutom  ca?illari  videtur  Luoiliue,  qni  ignobilem  hominem 
φΜή  portentom  fngiant  ac  deteetentnr: 

üiinc  iijHobdltätui  mirum  tnöimtrum  (s.  viiium)  ac  morii/icdbile 

Non.  354,  3  'capere,  aocipere . . .  Laeilioe  lib.  XXVI:  maUs  ne- 
eem  lantom  e  mensa  porae  capturua  cibami*.  idem  337,  10  *laa- 
tom,  iDTindnni.    Lnciline  lib.  XXVI:  malis  necesse  est  laatum  e 

men^a  purp   caplurus  cibum'.    Inliberaleni  eoriini  aviditatem,  qui 
in  mensam  dimidiatos  ee  procellant  et  mazillis  pro  manibuB  utan- 
tu,  eerpere  sie  Tidetnr  poeta: 
mälme  opus  eil  ladtnm  e  mensa  ptfre  eapiureis  dbom  ? 

captnris  iam  Gerlachins  scripeit.  Eaedem  fere  sordee  cademque 
libido  lacrum  undecumquu  arripiendi  castigatur  versiculo  item  per 
ioterrogationeni  efferendo: 

mtfrdiene  petere  admm  eo  flamma  ex})0diat,  ee  eaend  ddum? 
(Non.  138,  21  :  cccenobiT  Barab.  ecoeno  οώΐΛκη  ceteri). 

Complora  libri  XXVI  frusta  cam  ad  ea  pertineant,  qnae  ex- 
tia  Troianoa  mtirot  vel  peocata  vel  inrgüe  agitata  Bunt,  etiam 
ine  deomm  fiitalis,  quae  flagitia  in  expugnata  nrbe  a  Graeoie 
commissa  secuta  est.  mentio  fit.  nam  recte  etiam  nunc  mihi  videor 
retütoisse  iocum,  de  quo  in  mua.  Rhen.  XXVIi  p.  180  breviter  monui: 


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122 


Looilüuut* 


ηέο  Agamemino  pröeperatitr,  'Aiax  quod  GaesAnderMii 

eigno  deripuit. 

^iaofragium  autem  claesie  Achivae  tangitar  his: 

pirs  difflatur  v^to,  pars  autem  öbrigetcit  hSgore. 
(Non.  97,  10). 

Tragicorum  poetarum  vellicans  in  eodem  libro  tumorem  et  | 
ampullas  miseriae  quoque  colores  ad  fastidium  usque  pingues  ac 
ne  consilio  quidem  poetae  eatie  opportunos  reprehendit.    Talern  e.  | 
c.  Tel  Electram  Tel  4l^tiopam  Tel  Periboeam  depingi  aii  apiid  i 
Non.  p.  126,  4  (cf.  401,  27)  :  | 

squalitate  summa  ac  scabie  eumma  in  aerumua  obrutam,  j 
aSque  inimicis  inyidioBam  n^ae  amioo  exoptabüem 

ubi  eententiae  integritae  flagitabat,  nt  <ieqne  in  traditi  neqne  locmn 

substitueretiir.    Mulierculae  liorridae  adponitur  Aeeta  aliquiB  (iuc. 
trag.  189  sqq.)  vel  Tbyesta  vel  Telephus: 

bic  craciatür  £une 
frigore  inluYie  fnperfnndie  fhbalmtie  inctfria 
(Non.  t25,  30).    Atqne  !d  quoqae  nierfto  TÜnperaro  potent  eati-  | 

ricus,  quod  infclices  illi,  dum  se  ipsi  nimis  misurantur,  miaericoi-  I 
diam  aliorum  debilitant: 

I 

^Bf  niiserantor  ee  fpsi,  vide  ne  eaüsam  inUmcarüm  heo 

süperiore  conlocarint. 

Sic  enira  et  dimetienda  et  oorrigenda  censeo  quae  apud  Nomum 
p.  499,  16  tradontnr:  *n  m.  se  i.  n.  ώο  iUorum  causa  superiare 
loco  canlooauif  (non  loeauit  Bamb.).   Similia  edo  Stodemandnm 

coniecissti. 

Non.  296,  6  'conficere,  colligcre  .  .  .  Lucilfus  lib.  XXV!: 
non  ie  multitadinem  tuorum  quam'  in  album  indidit  α  dextera  co»r 
fieis  ibu  Ayaiitiam  praetornm  notari  snepioor,  qui  ingentes  peeih 
niae  a  2)ro7inclalibne  ezigant,  secnri  ipei  qao  labore  qaibmnre  arti- 

bu8  tantae  summae  parentur : 

monvtae  multitudinem, 
praetor t  quam  in  album  indidtstd^  d&rtara  conficUs  tibi? 
Aliie  debeo  indidistei  et  tibi.     Poesnnt  antem  ad  eandem  per- 
tinere  eclogam,  in  qua  ignavia  et  inscitia  imperatormn  graviter 

castigabatur  : 

cöntra  iiagitium  neecire  bellum,  viuci  a  barbaro 
Yiriato,  Annibale. 

(Non.  186,  29) 

In  libro  XX  VII  veros  amioos  parasitis  adulatoribus  praefaMi* 


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Imoitians. 


128 


ßoe  eme  inhistratur  coqui  exemplo,  q^ui  nou  speciosas  quaerat,  sed 
piogoie  et  beae  pastae  avee: 

e6ea  non  eorat  οαύάα  iongnem  esee  Mam^  dorn  pingnie  siet: 
sfe  amiei  qvainmt  (mimumy  Hm  parasiti  ao  dftiae. 

Iii  qaiboe  couiectura  scripsi  cauda^  cum  Konii  p.  331,  10  Wolfenb. 
eemäam^  Leidenme  1  claudam^  alii  daudus  praebeaot;  Mam  pro  tra- 
dito  f0am;  praeterea  yerbornm  antmMm  quaemtU  ordinem  ίητοιϋ. 
Laeonoea  fnmt  quae  p.  463,  7  leguntnr  tb  tee  ut  pnto 

resarcienda  et  uumeris  conoladenda: 

fd  bonis  propriumst  viris, 
ή  irati  eeu  coi  propiüi  eünt,  animi  diutios 
[pMinada  ύ(]  eadem  nna  mdneant  in  sent^tia. 

ImÜTiin  sententiae  in  libris  eic  scriptum  in  itonis  porro  est 
Gifanius  correxit;  vocis  animi  quam  restitui  prior  pars  ani  hausta 
faxt  praecedeatibus  litterU  uvU^  alteram  mi  corraptam  in  ut  Lei« 
denses  praebent.  Tertii  τοπιαβ  rapplementa  mea  sunt.  Vocolae 
dNrfto  mentoram  in  eeptenariie  et  senariie  praeeeiiim  coneenta- 
Deum  est  Lucilium  ad  scaenicorum  puctarum  cousuctudinem  ad- 
oommodavisse. 

Non.  196,  18  'chartam  .  .  masculiui  Lucilins  lib.  XXYII:  nec 
4te  ff6i  Graed,  ubi  nnnc  Socratid  cbarti,  quidqoid  quaeritie  perir 
9m$^  Qnaerenti  philosophomm  fibrös  sio  fere  respondit  quispiam: 

nesciOj 

sicubi  Graeci,  ubi  niinc  Socratioi  charti:  qnidquid  qaa^ritis, 
phrdimu8  (üve  mavia  piräidi  omne), 

Non.  269,  32  *concedore,  credere  vel  consentire.  .  .  .  T^u- 
ciline  Ub.  XXYII:  in  cuncedere  uuum  atque  in  eo  dare,  quo  super 
ratwr^  manoa/  Uaec  integerrima,  nisi  qnod  id  coneedere  scriben- 
dum  eese  mamfeetam  eet,  qnis  credai  fbiase  qui  aspernaretor  βαΐβ- 
qne oorameniia  obfneeare  änderet! 

Non.  420,  8  'vcrrerc,  ferirc,  pervertere  .  .  Luciliuß  lib. 
XXYII:  quam  non  soium  deuorare  ee  ömnia  ac  deuerrere/  Scri- 
bendom  ant  qui»  aat  quam. 

In  Probi  ad  Verg.  ecl.  VI  81  commentario  p.  18  ed.  K.  de 
deaaentis  sermo  sie  iuter  duos  distribuendus  est: 

non  iVdeht.  —  iifxodq  höndnem  et  stoecbüa  simol 

privibit,  igni  cäm  et  aqna  Interdizerit. 

doo  bab^  etoechia :  ai  frtUtur  anima  et  o6rpore. 

γη  C45rpuB,  anima  cet  ηηνμα, 

Scripei  (U  fruUur,  eam  bk  Hbria  ad  fu$rU  astet. 


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124 


Faeülimiini  ert  ezplere  eenariom,  qni  es  eodm  libto  XXVÜI 

p.  150.  18  profertur,  scilicet: 

amicula  aspera  atque  praecox  est  \lua\, 
nam  quod  in  libris  extat  est  fuga  qaamquam  verum  est  ex  Vamh  i 
niano  exemplo  (p.  157,  2)  irrepdeie,  impsit  iÜad  qtiidem  propter 
ipeam  litteranun  eunilitodinem. 

Non.  3(),  31  *peiisum  .  .  Luciliua  lib.  XXVIII;  nihil  parui 
nc  ptnsi  tUi  liftera  doceas  lulum  * 

Litterae  qtd  doceat  grammatieta  laudatar,  at  qui  prosit  inmeneain : 

nil  p&rvi  aui  penn,  ίώί  UUeras  dooe&e,  lucrum  I 
seil.,  ne  quid  erres:  laorom,  quod  iode  fit,  nil  panri  aat  pensi  est 

At  nimis  plagosus  Oi  bilius  ille,  si  re  Vera  discipulo  suo 'saepe  j 
mille'  inpoeuit  'plagarum  m  diem\  ut  legitor  p.  496,  20:  satie 
erat  ι»  die,  at  in  hora  saepe  dacentos  Tereae  dictabat^  Lucilini. 

NoD«  206,  25  'fnlmentom  .  .  feminino  Lndliiis  lib.  XXVUl: 
fnlmentas  aeneia  atque  aeneis  subducere'.    Probabilem  eententiam 
et  versum  redipisceris  scribendo : 
fulmentae  signis  acreis  subdüoere. 

Non.  p«  472,  10  'partiret  pro  partiretar*  Luciliue  lib. 
XXYIIU:  quid  qtiae  partiret  ipse  pro  doetrina  boni.'  Sed  in 
Bambergensi  et  Loidenei  2  nou  pro^  sed  per  scriptum  est,  at 
coniciam :  | 

quid  V  qoae  partiret  spires  dootrina  boDi  (rive  ftonis) 

Kon.  p.  339,  14  Monge  etiam  yalde  .  ·  .  Locilias  Hb. 
ΧΧνΠΠ:  cni  ubi  derrnnmiia  meae  epiiegma  apepelH  longe  oper» 
ante  alia  oiiinia/  Omipsum  tibi  in  Β  et  Gen.,  oorrectum  in  eis- 
dcm  inuiia;  tum  c}titayma  Gen.  [epiteugma  invenit  lunius),  apM 
B.  Gratnrn  se  profitetur  aactori  cnidam: 

cni  d&merm  m  9iid  meae 
epifetffffna  opellae  Mnge  opera  ante  alia  6mnia. 

In  eis  quae  spondet  amicue  p.  315,  29 
liabeasque  ammo  mi  admodum  causam  gravem 
fore,  qaa4  me  ab  allo  cömmodo  abdacit  tao 
qaie  non  yidet  eermonem  pariter  ac  versum  flagitare  in  ammo: 
fixum  seil,  in  aniino  ut  in  memoria  tcneri  rccte  dicitur. 

Non.  36,  9 'coniungere,  copulare;  dictum  est  a  iugo.  Lucilius 
lib.  XXIX:  ^uofii  mihi  qnantum  est  mter  homannm  genas  rerum- 
qae  inter  se  eoniungat  commanioat.'  Amoris  vie  Tirtaeqae  landtri 
videtar: 

quoninm  ille  quantumst  in  terra  humanum  genas 
deorumq^A  inter  se  cdmugcU  commiinicat. 


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Luoüiana. 


125 


Non.  ρ.  239,  15  'afgatom,  «odaz,  niAllAioram.  LnoiliiiB  Üb. 
XXYIII  GULVHUMeraenis):  agHe  agite  IbM  mendaei  Of^nlomMH.' 

OpiIS  €886  ΙβΜΙΡβι  dooot  l 

agite  agite  fures,  mendaci  argitti  nimis\ 

Non.  p.  358,  25  'offendere  est  percutere  .  .  .  Lucilius  Üb. 
UVIUI:  croB  Imgide  nikü  est  credam  η  te  offiBnderit.'  Olim  inr 
fMtiim  flflgftom,  eed  niliiU  «8t  iatnd  idhü  eef ·  Quouiaiii  Emia- 
dmm  Tereptii  in  hae  satira  tractari  at  Gnathonie  penonam  in- 
duci  constat,  quid  potest  veri  similius  excogitari  quam  Thrasonem 
▼el  ab  hoc  vel  a  eervo  ante  proeliom,  qaod  in  oomoedia  IV  7  parat, 
äe  appeUari: 

cni8  Upide,  ffwle»,  caMam,  si  te  offfinderit. 

Thraeo  ipse  dabium  vix  est  quin  haec  dicat:  'vecte  ätque 
aiicipiti  ferro  efifringam  cardines'  (Non.  245,  19J,  inter  duos  autem 
diitiibaenda  illa:  'caede  öetiuni,  Gnaio  I  —  dirgaent,  instant,  peri- 
imtis.'  (Non.  272,  12·  418,  1.)  nam  imperat  milee,  paTesennt 
oppngnati.   Ebdtam  proefii  Thrasoni  nuntiat  paratitm: 

Gnatö,  quid  actomst?  —  depilati  omnös  sumus. 
(Non  36,  26) 

Non  integra,  aed  ümaUb  ad  snpplendam  sententia  p.  436,  31 
traditor: 

edfiidllae  ox  h6mine  cnpido,  ex  stAKo  nnmqnam  t611itnr 
staltitia  scilicet;  quo  argumento  sane  uti  potuit  Lucilius,  ut  veniaui 
apetolanti  adversario  per  alium  petitam  denegaret.  nam  eine,  qoi 
fio  allero  interaedat,  haec  sont: 

dtferat  nimifim  ae  aoripee  et  pdst  non  seriptordm:  redi 

fn  coneortiönem.  ' 
(Noo.  196,  11:  nimium  Studemuudo  debetur,  etiim  libri). 

NoD.  399,  13  'eobdere,  suppatare  .  ·  .  LnoUtae  eat^yramm 
Üb.  XXynil:  eodem  nno  hi  (hk  Leid.  1  Gen.)  modo  erraüones 
(nrti0fM8  Hb.  Tet.  Doneae)  mbditemrei  (sMhteei  UberDoneae)  anaa.' 
Proxima  ab  bis  vestigiis  vide  an  haec  eint : 

e0dem  ono  hi  modo  et  ratmies  aeria  subducent  eoas. 
Alü  infenemnt  subditeetU;  in  medio  Terra  noper  aeria  «am  raHo» 
m  poeitom  eft. 

Fefellisee  antem  mreus  Koninm  oorropta  codids  scriptora 
videtur,  quod  p.  74,  3  haec  oxbibuit:  'aera,  numeri  nota.  Lucil. 
Üb.  XXVIIII:  hoo  eet  ratio  peruerea  aera  summa  et  subdacta  in- 
probe.  Poetqoam  haee  Meroeros,  est  CaeaobonnB  oonrezenint, 
Mm  teetal  nt  aeria  eeribatnr: 

kaie  est  raüo  perversa,  aeris  summa  est  subducta  iuprobe. 


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126 


LucUisna. 


Lucuientum  frequentläsiiuae  uegl^gentiAe,  qua  similes  litterae 
deinoepe  secatae  a  librarÜB  omisMe  sniit,  eiaiiq»liim  praebet  aepie- 
narioe  p.  171 ,  8  oertieeiiiko  rapplemento  sie  ndiniegniidva : 
prünnm  Chryei  cum  negat  se  gnatam  [Agamenim]  r^ddere. 
Non.  p.  iSO,  23  'interficere,  occidere.  Lucilius  Hb.  XX Villi  : 
piiug  uon  toUas  qi(am  iuUi  animam  ex  nomiiie  atqoe  hominem 
iptum  intarfeceriß.  M.  Tnlline  de  offieüd*  e.  q.  8.  Apage  MÜ 
iitod,  e  tequenti  arebetypi  linea  inlatain,  nam  pkne  eaeeotiat  qui 
non  agnoscat  optimum  septenarium : 

priuB   nou  tolias  animiim   ex  homine  atque  böminem  ipsum 

interfi^oena. 

Nimimm  gloseema  est  gwm  imolentiiit  poet  conparatiniin  nsiir- 
patae  atque  particalae  addiinm.    Geterom  plane  baec  qaadrat  een* 

tentia  ad  superioreni  'cupiditas  ox  hoiuinc  ciipido  e.  (j.  η  ,  ut  ab 
eodem  utraque  intra  breve  spatium  prolata  esse  videatur. 

Manifeeto  glossemate  inqninatus  Lacüü  textue  eetp.  47 d,  6 
palpator.  LiialiiieHb.XXymi:bioMtldiTklot,«iMl0i^ 
eapüt  seabii.*    Exercitae  nimimm  in  boe  nnmeroram  genere  anree 
non  fugiet  integerrimus  versus,   qui  adsumpto  I'esti  p.  210  t«8ti- 
monio  exoritur: 

bic  vbi  me  vid6t,  palpatnr,  caput  scabit,  ped68  iegit. 
Interpretameninm  mMlandUmr  lemmati  reddandinn  eet. 

Non.  p.  527,  25  'vel  pro  etiam  est.  .  .  Lucilias'lib.  XXTIIII: 
hoc  inueniasel  unum  ad  morbum   illum  hoinini   vel  bellissimum. 
Sciunt  periti  quam  saepe  secunda  perfecti  persona  Ubrarioruu} 
ealpa  in  tertiam  pkieqoamperfeoti  conianotivi  mntata  sit:  aana 
omnia,  ei  scribas 

böc  invenisti  linum  ad  morbum  illum  homiui  vel  belliesimum. 

Kon.  121,  3  'bilum,  breve  qaoddam.  LneÜias  üb.  XXX: 
quod  iua  lavdee  cnlpes  non  profids  bilnm.'  Prae  aliis,  quae  eonid 
po»8unt,  senteutiae  aonmine  et  acerbitate  Lucüiana  commendari 
sentio : 

quor  tu  aUquid  landes,  cnlpes?  non  profids  bilnm. 

Aut  quor  aut  quom  restitueudum  p.  35^  23,  ubi  libri  praebent : 
'quam  me  boc  tempore,  nngator,  cognoscere  non  nie.* 

Non.  284,  28  'diferre,  dirldere  vel  scindere  .  .  .  LncUins 
lib.  XXX :  et  male  dicendo  in  MuUui  sermonibus  differs.*  Flucet 
^mtnodids  sermouibus.^ 

Nonins  236,  16  'aptom  nmnm  eonexnm  et  coliigatom  signi- 
fieat  ·  .  ·  .  Lndfios  üb.  XXX:  unus  coneternit  noiits  {nobia  Fal- 


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LaeüiAOA. 


127 


■Mrioi)  setaa  iMliliiis  apiua!  Gertnm  Tidetiir  Teterem  im  homi- 
mm  qoi  tteMt,  eed  laciiilmii  qui  ttomatar  ctiei.  IVoadme  antem 
a  fitteris  aberont  haee: 

velius  cousternit  nobis  vetu  restibus  aptum. 

Noo.  227,  16  ^delica  est  aperi  et  explana  .  .  .    LuciliuB  lib. 
XXX:  nemo  ktom  neDtrem  portandet  cMoietfjfiieiiMiiia  a^iieu^ 
Vidit  MeroeniB  pertmere  koc  eiempliim  ad  lemma  qiiod  le- 

gitur  paulo  supra  'delicere  est  illicere.'  Nam  parasito  nescio  cui 
vel  lurcoui  deliciae  ciborum  iieguntur,  quales  latent  in  aequentibue 
litterie  tf/ttita,  qaas  interpretor  altUia,  (ut  in  libro  XXVIII:  'pfs- 
duD  magnam  &tqae  altUium  vim  ioterfecisti'«  et  alio  ioco  'illam 
nimuia  dnoebant  atqne  altiliam  lanz')  et  omn  «ndeMe,  nisi  forte 
corruptuiii  est,  ad  exitum  versus  q^uadret,  media  quaedaiu  post 
at^4€  intercidisse  stataeodum  est. 

Non.  118,  1  ^gemiae  {gumae  Scaliger),  galosi.  Lacilios  libro 
XXX:  illo  quid  fiat  Lamia  et  PUto  ixiodontes  {Pgtho  oxgodanU$ 

ae 

Scaliger)  quod  neniiuit  gmnae  tUoe  {jMiae  Leid.  1  Uli  Wolf.) 

aetnlae  inprobae  ineptae.*    Leniter  oorraptnin  ett  illnd  üUae  ex 

i 

hoc  aOmae^  ut  in  alio  hniue  libri  exemplo  p.  125,  32  Mmea 
Leid.  1  babet  wriptara  doctis  notiemma.  Integra  antem  sententia 
baeo  feit: 

illo  quid  fiat,  Lamia  et  Pjrtho  oxyodontes 

qmm  veniunt,  gomiae  ingluviae  vetulae  inprobae  ineptae  ?  · 
Noo.  p.  327,  11  *improbam,  laennm  .  ·  .  et  Lnciliue  lib. 
XXX:  improlmir  nnlto,  quam  de  quo  dizimiu  ante,  Qnai^  Uan- 
dior  keuCy  taato  nementiue  mordet*    Prae  illo  kaee  malim  esi, 

Non.  83,  14  Varies  est  vetustas.  Lucilius  lib.  XXX :  plauda 
ana  ett  pedibus  cariosis  meHStdibano  {nmisniabino  Uarl.  m.  1). 
Primnm  Yoeabolun  «kmdle  eorrenaae  «sio  StndemaBdom,  in  ezitn 
aooftnim  vide  an  domnerim  oonieiendo  mensa  Lümuaf  h.  e. 
oitrea. 

Sobol.  ad  Pereii  I  26  'usque  adeone  scire  tuum  nihil  est,  nisi 
te  icire  hoc  sciat  alter  baeo  adnotavit:  'baec  periodos  apud  Lu- 
dfiam  poiita  ett  nt  meeum  (meum  Lngd.  me  ed.  pr.)  edre  uoh 
üemms  mkm  eomekis  mmm  (add.  iii  ed.  pr.)  ne  darnim  (haee  om. 
ed.  pr.)  faciam  (faciat  ed.  pr.)  scire  hoc  si  (se  Mon.Lufrd.)  nesciat 
me*  Non  ita  diificile  est  ad  Persianae  sententiae  exemplar  eua 
Laeilio  restitnere,  qni  haee  fere  reliqnisee  Tidetor: 

meonm  acire  loloi  td  mm  (e.  «1  tm)  mim^  eomam»  ipie; 

me  daiimiin  ftmustf  mm  hoe  ei  nemift  «Her. 


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128 


Nonl  228,  27  'sibiliim  . .  meseaUno  .  .  Laeilhie:  Mm  ei  Stri- 
dor ubi  atque  erunt  dum  sibilus  insiitis'  Qui  memor  erit  Pacu- 
viani  naufragii  v.  335  sq.  descripti  (  armamentum  Stridor,  ilictue 
navimn,  Str^pitas  fremitae,  damor  tonitraom  et  rodentmii  aibiloe')« 
yix  dnbitabit,  quin  haeo  Lncilio  quoqite  in  meDte  fiierinty  com 
eimili  eolore  prooeUam  marinam  deseripeit: 

saxei  Stridor  ubi  atque  rudenttm  eibilus  it^ 

in  quiboB  dztremom  infii  Lipaius  propoenit,  eazi  stridarem  in- 

tellego  undarum  mpem  plangentium  clangorem. 

Graeca  nomina  supeliectili  domesticae  inani  elegautiae  studio 
inposita  risit  in  primo  libro  poeta: 

arataenae  nunc  quidem  äquales 
(Gbarieins  p.  9δ  Ρ.  nbi  codex  haec  habet:  'nam  Lnciliiu  libro  I 
saturarum  arute  neq.  inquit  äquales^), 

porro  clinopodas  lichnosqne  ut  didmus  αψνώςΐ 
ante  pedes  lecti  atqne  Inoemae. 

(Macrobius  Sat.  VI  4,  18;  dicimus  Salisb.,  diximus  ceteri;  mutavi  · 
interpunctionem). 

Ineredibile  posuit  lemma  Nonine  p.  129,  27  Unpmo  qnod 
est  inpndens.  Ludline  lib.  Π:  homo  inpuratne  et  (ηρύηο  est 
rapister/  Quid?  si  glossatorem  bic  quoque  in  fraudem  induxit  lenis 
corruptela  codicis  inj^uus^  Lucilio  auteni  haec  reddeuda  sunt: 

bomo  inpuratoB  et  inprobua  ieU  rapieier 

Inpurati  nomen  iniuria  librarii  p.  29 1,  81  oblitteratum  esse  {'in- 
puratum  hunc  in  fauces  invasse  animamque  Elisisse  illi/  ubi  in- 
ütriahm  eztat)  olim  intellexit  Meroerus,  cuius  sanum  iodidum 
seqni  debemoe,  non  oblivione  obriiere. 
Male  didt  Nomentanoi 
qui  tc,  Nomentane  malum,  mala  cercera  perdat ! 
Inserui  mala^  ubi  Donati  ad  Ter.  ^horm.  I  2,  73  exemplaria  ad 
tradunt 

Qnantom  rdpublicae  ynlnns  dnenm  inertia  inflizerit  dgnifioat 
exdamando: 

Hostiliu  contra 
pestem  permitiemque  catax  quam  et  Manin  movit ! 
(Non.  26,  20:  mlna  Ubri.  218,  82  nmim:  pkriqne  nome 
Ldd.  1). 

Nonius  p.  102,  9  'excantare  significat  exolndere.  .  .  Lud* 
liuß  satyrarum  lib.  II:  qtMC  eyo  nunc  Aemilio  praccdufo  atque  exi^o 
et  excanto/   Bella  aententia  eat  lenibus  remedüe  elidtor  haec: 


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129 


gnoero  egfo  mme     AmüiOt  preeUmeqite  prteemäo 

h.  e.  carmine  exorare  eum  stadeo. 

Nim.  p.  268,  Ö  'ocnoere,  fonuri  aaferre  .  .  Lucillas  lib.  Π: 
ψαά  dieu?  cor  est  factum  guod  ooids  ktiic?'  Soüieet  de  fiirti 
fiotione  diepvttttar: 

quid  dicie?  OUT  est  furtum^  quom  coicis  istaoV 

Pwrerm  qaeedain  hondnee  nritati  qui  neeoiMit  quo  ad  qnaiii- 
qoe  rem  instmaianto  opus  rit: 

scindimt  bi  ligna  hidente 

Dam  hoc  inest  in  Neapolitani  Charieii  p.  55  scriptura  uidete. 

In  kmerie  narratieoe  festiTa,  qiiae  tertii  libri  aobilissima 
eekga  Imt,  loeom  baee  babnere: 
maxiXku  tum  tolliimi'  noe  atqae  ntimar  ricta 

(correxi  quod  apud  Nonium  p.  456,  4  extat:  malas  (oUimus). 

Nonius  p.  208,  17  'grus  geaere  feminiuo  .  .  Luciliue  üb.  Uli: 
lo^gior  bic  quam  gnu  gru»  tala  com  volat  olinL  Non  yereor  ne 
aadador  pradentibiie  videar  wnandaiw  super  aetkera,  palcbra  ima- 

gifle  ut  longe  iam  abesse  signifioetiir  quisqois  effugerit  e  manibns. 

In  suavissima  libri  V  epistula.  (juam  cor])ore  aeger,  sed 
aoimo  conatanti  ac  üdeü  scripeit  (noli  enim  corrumpere  sanissi- 
ma  üla 

81  tarn  corpu^  loco  validum  ac  regione  maneret^ 
scriptoris  quam  vera  wanet  sententia  cordi) 

amioo  gratee  sie  didt: 

fons  tu  solu^  mihi  in  magno  maerore  metuque, 
tristitia  in  summa,  crepera  re,  inventu^  salutis. 

buHo  bbri  babent  aanmmt  aoUa^  in  quibos  ioha  iam  Ifercenu 
tguovit. 

Rusticam  cenam  deridens  Lucilius  in  eodem  libro  inter  nuil- 
tas  alias  herbas  intubum  quoque  commemoravit  versu,  quem  Cha- 
tiiinm  oerte  p.  77  P.  talem  aocepime  penoasom  babeo: 
intibn'  praeterea  pedibos  praeeerptu$  equinis 

nam  codex  vetus  Dousae  perserpü^  Neapolit^inus  perserpsü  prae- 
bst;  variam  lectionem  apnd  Nonium  p.  209,  2  agnoeoo,  nbi  prae- 
(msua  non  dnbito  quin  verum  viderit  qai  praeUmsus  oorrigeret. 

Neque  adulterum  neque  murem  per  rimarum  commissuras 
ttiuikim  traawantem  finzisae  Lnoiliiim  oredo,  eed  a  cuiioso  renun 
«mtalore  baec  fere  fiiaeri  volnine: 

IMn.  Μοβ.  t  PliUoL  M.  F.  XXIZ.  ^ 

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ISO 


Lnofliun. 


die  ΐΜλι,  quae  Imcm  eogat  m  Ire  miantim 
per  oommleeiirM  rimanim  noeti*  nigrore. 

Mutilata  sie  apad  Nomum  p.  515,  3  sunt:  die  qmm  cogat. 

K(»i  motfla,  eed  tnrbata  esse  poto  qiiae  idem  p.  2β1,  24 
ettelit  βίο  me«  oonieotora  ordinaiid* : 

*e  dontinum  forieml  qui  te  bona'  luppiter'  iuquit 
Grasso  Mucia\  com  cenabat. 

In  fibrie  flla  dominum  fartem  omiesa  o  eartremA  saut. 

Pravae  fbedaeqne  artes,  qailnie  delieiaa  ftitülee  et  iriumeitae 

corpori  andere  stiulebant,  diserte  in  septimo  libro  castigavit  poota 
genoioas  naturae  dotes  commendans.  Tale  quid  in  frosto  illo  in- 
etee  tidetar  qaod  apod  QeUiam  IX  14,  Sl  librarii  no  oom^emnt : 
'primmn  &de  qttod  honeetae  imUte  aooedit'.  Scripeerat  fortane 
LneOina: 

prhnam  iacie  quid  honeetae 

knUius  aocedit? 

Onm  andca  eonviiiimi  et  mos  eoneiibitmii  In  octavo  libro  aoÜla 

ΒΜνρ^ημοσυγη  usus  sie  descripsit: 

cum  poclo  bibo  eodem,  amplector,  labra  iabellis 
fieia  rigens  oompono,  hoc  est  enm  V^oiAoicoiieiVia»* 

Librornm  monstrum  ficirices  quod  ex  parte  Baltem  domnit  Lach* 
mannuR,  cum  ad  Lucr.  p.  194  ficfa  eiu^  proposuerit,  laude  Biia 
frandandoe  non  est.  Qoae  restant  litterae  rices  facile  vides  quam 
bene  qnadrent  ad  meam  rigena  Graeca  qnae  eeqiiitiir  Interpreta- 
tione  plane  flagitatom. 

Non  magis  (jiiuin  sapra  de  'inpuno'  glosea  fidem  habeo  Nonio 
testanti  p.  84,  10  colusira  vocabulo  Luciliom  osum  esse  in  his: 
Hiberam  iumdam  fommU>  mmcolore  coUutra.  Neo  magni  ApoUi- 
nie  nee  Oedipi  landem  Tenor  eqmdem,  neqne  m  tanta  indidomm 
pennria  confidentine  qnldqnam  a^nnare  deeet;  eed  iententtan  Ter- 
gnmque  sat  prubabilem,  ni  fallor,  hunc  habeto  : 
insu! am  Hiberam  UntwfUo  onmicoiore  colustrai 
menenra  yerbi  ealuatrai  eadem»  qua  in  nono  libro  ore  ecrupto 
dempta  sdL  nna  Uttera  per  metaplasmam  poetam  noetnun  oompo- 
snleee  Goneentiiie  p.  400  K.  teetatnr.  Tangitar  antem,  ni  faUor, 
pictor  nescio  quis,  qui  simulacruui  iberiae  fortasse  in  Scipionis  de 
Nmnantinie  triumphum  a.  622  actum  nimia  colorom  varietate 
oQvrnpefat* 

€(enklnati<nMni  ▼ooalivni  longaruni  ab  Aeoio  imtitutani  repor 
dlaas  Lnciliae  in  nono  libro  de  iere  scripserit  neoeese  eit: 


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ImoiliMia. 


181 


AA  gtmimm  longa,  Λ  brevis  syllaha.  nos  tarnen  tumm 

hoc  faciemus  et  uno  eodemque  ut  dicimiC  pacto 
echbemos  pftcem  placide  lanam  aridum  acetum  e.  q.  b. 

IVmditiiin  in  eodioe  TerentU  Soanri  p.  2265  ββββ  fertar:  α  iM'MfMfm 
limga  breuis  syllaha,  iu  quibus  primum  illnd  Hbrarii  neglegentia 
β  saperiore  versiculo  primamst,  hinc  incipiain  e.  q.  s.  repeti- 
iun  «we  conicio;  servavi  dicimus,  quoniam,  licet  non  eodem  pacto 
et  longa  et  lireTiB  Α  prommtietar,  (nt  mmrait  Bitedieliae  monam. 
epigr.  tria  p.  31)  tarnen  et  haeo  et  üla  pariter  eimplex,  non  ge- 
Biioa  effertur. 

Multam  differentiam  esse  statuit  ille,  abbitere  an  adbitere 
tmbatari  hie  pato  verbie: 
Jeontra]  abbitere:  nraHam  est  Mer  d  eiet  an  b. 

Extat  est  apud  Veliuni  Longum  p.  2224,  praemissuiiique  olim 
fortaese  itUer  antecedenti  multum  vocabalo  hanriri  potuit. 

Plnrima,  ubi  vel  taenda  libronim  aucfcoritae  vel  eermoni 
fententiaere  laeile  remediimi  adbibendnm  est,  Tel  qnae  pridem  afii 
recte  invenerunt  inmerito  miper  aut  sprota  aut  silentio  sepulta 
Saat,  item  orthographica  et  grammatica  nunc  praetereo.  Inter  quae 
«mt  eane  qnae  mirerie  qnod  obviam  medelam  nondnm  experta 
aant:  e.  c.  in  dedno  libro,  ab!  monnit  poeta  firmie  retinacolie 
luiTem  in  fitere  religandam  eese,  ne  yenti  et  flnettu  iOa  diripiant 
et  rescindant,  hac  usus  est  cxceptione :  · 

tonsillas  quoque  praevalidis  ni  funibus  aptas 
(in  libria  Nonii  p.  235,  3  in  legi  testantor).    Simili  medo  apud 
fluidem  p.  423,  1  dnctoe  boe:  *eii  {etU  Ldd.  1)  qnoe  divitiae 
prodacont  et  capnt  nngant  borrididnm*  interpretor: 

em  quos  divitiae  producont,  ui  caput  ongont 
hflvridiiliim  1 

ia  quibus  ut  ei  debetur,  qui  nuperrime  baec  frusta  edidit. 

Perdidit  lepidam  ainphiboliam,  qua  fenerator  aliquis  appelJa- 
tnr  sacer  iUe  τοκογλύφος  ac  syrofenia:  (i.  e.  qui  fenus  corradit), 
Tarnebosy  qni  optimornm  i^onü  p.  397,  27  libiOnun  eeriptnram 
är^Mtr  niiitavit  in  Sifraphoemx. 

Ex  lege  duudeciiii  tabiilarum  verba  in  XYII  libro  adhibuit 
Ludliiu  talia,  niai  failit  ooniectora: 
Ii  non  it,  eapito,  inqoit,  eom,  et  sl  oalvitnr,  endo 
fimie  tnontun» 

Tndldernnt  apud  Nonium  p.  2,  1  librarii  erffo  für  dominum^ 
Garrio  endo  ferto  monui»,  Douaa  endo  manum  iaciio  coniecit.  Nee- 


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1821 


Looiliuia, 


ciyius  in  quales  fures  legem  illam  valere  voluerit,  verum  publicoe 
aerarii  et  provinciArum  spoliatoree  intellego,  qooe  defendi  vel  onukri 
cuniiiiilNie  vetat: 

teniiMÜ  faxi»  Mvne,  ei-veiidi*  LawoM 
{faeis  in  HMs  Nonii  p.  184,  34  extat;  semMa  TOOAlmlo,  qnod 
Doasa  pater  e  codiciim  scriptnra  simessai  elicuit,  fortasse  iHMd  vel 
aliA  negatio  praeceesit.) 

Finem  hie  schedolie  faciam  «riolatione  quadam,  in  qnaai 
memoma  epeoiee  fidkx  Ul»  förtaaee,  sed  Uand»  inlieoit.  Neqne 
enim  magis  qaam  aHi  dioere  posenm,  qnie  Lndns  ille  Trebdlioe 
fuerit.  de  quo  apud  Nonium  p.  2,  30  uionstrosa  haec  e  libro  XV 
sumpta  leguntur :  in  numero  quorum  nunc  primus  {primum  Bamb.) 
TreMUus  muUos  Titos  Lucios  namesiJbai  (narcessihai  Leidd.  Bamb.) 
fdiHs  smkm  wmiUum  plus,  Sed  poaiqoam  pus  olini,  prioris 
autem  Ternonli  exitns  aiieriuaqne  initlnm  egregie  a  Lacbmanno 
restitutum  ost  7nultosf  Lucius,  sequentes  litterae  mihi  manifesto 
prodere  videntur  Arcmlai  nomeUf  quod  ei  verum  eet,  hoc  versäum 
par  eradit : 

in  numero  quomm  nunc  primu*  TrebeUiu*  mnltost 

Lucius,  Arcesäai  (s.  Äreesikte)  febris  Senium  vomtus  pus. 
Arcesilas  si  philosophus  nobilis  intellegitur,  '  cuius  persona  etiam 
Timon  in  sillis  (Laert.  Diog.  lY  33)  usus  est,  Trebellius  quamvia 
multo  posterior  aetate  quasi  praestanüssimum  eins  bominum  ge- 
neris  exemplar  a  Ludlio  notari  potuit»  quod  aoerrimus  ille  et  dica* 
cissinius  scepticus  maxime  aversaretur  exagitaretque,  eorum  Rcilicet, 
qui  levitate  et  iactautia  ingenii  vaiiam  reruui  quaruiuvis  scientiam 
confidentius  prae  se  ferunt  solique  sapere  eibi  videntur. 
Ser.  Hndelbeigae  mense  Aprili  a.  1873. 


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Zu  Platon'8  Symposion. 

(Forteetzimg  νυη  Β.  XXViU  S.  342  ff.) 


8. 

Die  individualieierende  Zeiolmiuig  (vgl.  oben  a.  ».  0.)  dient 
Mieh  emer  Aniahl  von  Stellen  zur  Beehtfertigong  wo  die  üeber- 
fiefening  Denerdings  Anfechtung  erfahren  hat.    Namentlich  scheint 

Otto  Jahn  in  seiner  Ausgabe  (in  usum  scholarum,  Bonnae  1864) 
▼on  der  Ansicht  ausgegangen  zu  sein  dass  jeder  Satztheil  und  jedes 
Wort  welches  möglicher  Weise  entbehrt  werden  könnte  ebendarum 
gestrichen  werden  mfisse.  Aber  eine  gewisse  Breitspurigkeit  ge- 
hört zu  den  charakteristischen  Merkmalen  derjenigen  Redner  im 
Symposion  welche  den  Standpunkt  der  Sophistik  vertreten.  An 
dieser  wird  theils  die  Manier  des  Markierens  der  Disposition,  der 
Beespitnlationen,  nachgebildet,  theils  die  selbstgeföUige  Breite  der 
Btrstellnng.  Neben  jenem  Betonen  der  Äusseren  logischen  Form 
geht  bei  der  Sophistik  oft  genug  ein  Mangel  an  innerer  Lofrik  her 
oder  ein  bewusstes  Verletzen  derselben  durch  £rechleichungeu  und 
kecke  Bebauptongen, 

Bel^  für  die  erstere  EigentbOmlichkeit  bietet  gleich  die 
BededesPhaidros.  In  ihr  haben  p.  178  Β  Hommel,  dieZflricher 
Ufld  Jahn  die  Worte  f/jyot  ^ii«  το  /άος  0ΐυ  ιούτω  ysviaSuiy 
κ  XCU  (Qonuy  gestrichen.  Allerdings  ist  die  vorausgegangene  Stelle 
des  Hesiod  auf  die  sie  sich  besiehen  so  wenig  dunkel  dass  eine 
Wiederholung  derselben  in  Prosa  snm  Zwecke  der  Erlftutening  sehr 
wenig  Bedlhftiss  ist,  den  Znhörern  gar  zu  wenig  zutraut  und  sich 
daher  schulmeii<terlich  ausnimmt.  Aber  eben  dies  scheint  mir  be- 
zeichnend für  den  Dünkel  des  Sophietenschülera,  neben  grosser  Ge- 
äsokensrmatb.  Für  einen  Interpolator  war  eine  Versuchung  einzn- 
greifen  hier  gar  nicht  Torbanden.  Becapitulirt  wird  von  Phädros 
iogleicii  wieder  mit  otm  noXlayodn'  u.  s.  w.  und  abermals  p.  180  Α ; 
der  Breite  beüeisaigt  er  eich  besonders  p.  179  Β  und  D. 

Nicht  anders  ist  es  in  der  des  Pausanias.    In  ihr  ist 
(ρ·  184  Α)  ovRtf  όη,  vah  mvt^  oitiag,  meines  Brachtens  eine  ab- 


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134 


Zu  Phkion's  Symposion. 


mcbtliohe  Umetftndliclikeit,  darauf  berechnet  die  WiobtigkeH  m.  vor- 

anschaulichen  welche  der  Keilende  auf  seine  Erklärung  des  nrsach- 
iichen  Zusammenhanges  legt.  Da  Pausauias  vorher  und  nachher 
der  gleichen  Wendung  (oSm  άη,  t6u  όή  α.  dgL)  eich  oft  genug 
bedient,  ohne  daes  doch  nonst  ein  solcher  Zneats  flberliefert  wlre, 
80  ist  auch  gar  nicht  abssnsehen  wie  Jemand  bitte  anf  den  Smfall 
kommen  sollen  dieselbe  gerade  diesmal  und  nur  diesmal  in  solcher 
Weise  zu  glossieren.  Ich  halte  daher  νπό  ταύη^  (ύτίας  für  ur- 
sprünglich. 

ρ.  188  G  {hmdo»  0Β  tmdayiayovg  inun^oatu^  w  natigig  τοις 

ερωμίΐΌΐς  μη  fukH  βίαλίγ$σ&αι  τσι^ς  (ραστάς  καΙ  τω  ηααΒαγωγω  ταϋτα 
προςαταγμΗ'α  hat  Jahn  die  Worte  xai  —  ?J  in  Klaramern 
gesetzt,  ohne  ZweiCel  weil  sie  sachlich  mit  dem  Torheigehenden 
identisch  sind,  somit  auch  fehlen  könnten.  Aber  unpassend  oder 
störend  sind  sie  keineswegs.  Vielmehr  ist  es  gans  beaeichneiid  dsMa, 
nach  Erwfihnung  der  Thateache  daes  die  Väter  mittelst  Anfstellaiig 
von  I'ädagogen  die  tQuomi  am  Sprechen  mit  den  δρώμενοι  zu 
hindei'D  suchen,  noch  eigens  beigefügt  ist  wie  dem  betreffenden 
Sdaven  die  ausdrückliche  >¥ei8nng  gegeben  sei  allen  derartigao 
Verkehr  (denn  eine  solche  Verallgemeinernng  enthält  der  Ploralis 
mvm)  2u  verhindern.  Der  Werth  welchen  die  Väter  auf  diese« 
Verhindern  legen  tritt  durch  die  positive  Ausiüliruug  nach  der  ne- 
gativen um  so  deutlicher  hervor. 

Gleichfalls  entbehrlich,  aber  sachlich  wie  sprachlich  ohne  Αη· 
stoss  ist  p.  181  Α  das  von  allen  Hdss.  des  Piaton  gebotene  τίραττο- 
μίΐ'η  (πηαα  πραξις  ί/κΓ  f/ei '  αντή  Α/'  ίαι  ιής  ποαττ.  ovit  χαλή  ονΐΒ 
uio/ρά)^  das  zwar  Gellius  in  seiner  ziemlich  freien  U6bei*8et2ung  der 
Stelle  (XVII,  20,  9)  nicht  berücksichtigt,  aber  da  wo  er  die  grie- 
chischen Worte  anführt  (XVn,  20,  8)  nitenthftlt.  Das  Wort  be- 
deutet den  Gegensats  zum  Wie  — :  jede  Handlung  als  solche»  so- 
fern Hie  erfolgt,  an  sich,  —  was  gleich  nachher  durch  uvio  ausge- 
drückt wird,  mit  dem  sicherlich  glosseniatischen  (und  im  Bodl.  feh- 
lenden) Beisatze  xa%^  αίτό^  wie  auch  p.  182  Α  das  (gleichialls  ün 
Bodl.  α.  a.  fehlende)  π^μα  ohne  Zweifel  eine  Glosse  ist,  tind 
zwar  eine  unrichtige,  da  es  vielmehr  χτρα&ς  heissen  mOeete. 

Dagegen  in  d^r  Kede  dos  Eryximachos  scheint  eti  p.  18ϋ  Α 
(χαυεο)ραΗίν(Μ  μοι  όοκώ  ίχ  ιής  ίατριχης  της  ημετέρας  τέχνης)  unübe- 
grüudet  dass.JSaber  und  Jahn  i»  της  Ιατραήί  als  Gkssem  stri- 
chen wollen.  Hier  wAre  ein  solches  doch  gar  zu  überflüssig  ge-* 
wesen.  Wohl  aber  kann  die  Feierlichkeit  womit  sich  Eryximachos 
hier  ausdrückt  mit  zur  Charakter ietik  aeiner  Eitelkeit  gehöreu  und 


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136 


dir  hoben  Meinang  die  er  von  seiner  Snnit  hei^tf  Tenudige  denn 
er  eie  fartwftlirend  im  Monde  fthit  und  sie  ab  «inen  SohlfiMel  sa 

aUem  Möglichen  aupreist. 

Umgekehrt  finde  ich  es  vollkommen  überÜüssig  dass  p.  185  D 
(^αΐ'  ftty  σοι  άηνευσύ  ^(om  m^p  Xlfovov  Timvsa&m  ή  Xvyi) 

Jakn  auf  Senppe^e  Yonchlag  ού  vor  itoHv  Xfitvov  eingeeohoben 
kit  'Lange  Zeit*,  eine  geraome  Weile,  irt  ein  rdattver  Begriff, 
der  nur  im  Vergleich  mit  dem  sonstigen,  normalen  Tempo  des 
Athmens  zu  bemessen  ist.  Dass  man  das  Anhalten  des  Atheme 
aitlit  bie  snm  völligen  £ntieken  forteetst  veniefat  eich  unter  ver- 
aflnftlgen  Memehen  doeh  mh\  von  telbet. 

Reioher  ist  die  Rede  des  Eryximachos  wie  die  des  Agathon 
au  Proben  der  sophistischen  Logik,  insbesondere  der  Neigung  zu 
Krschleichnngen  and  keckem  Hinstellen  von  Behaaptimgen  wo  es 
mit  der  Fähigkeit  m  befmen  ein  Ende  hat   Unter  diesem  Ge- 
Mtepnnkt  vertheidige  ich  p.  18βΕ  die  von  Sanppe  und  Jahn 
▼erdächtigten  Worte  xai  yttmyla  (ώααύπος  όε  xai  γνμνίκτηκή  xal 
yfutQyiu  dkl  τον  &tov  τοντον  xißsQväiitu),    Man  darf  unter  diesem 
Ootke  mnr  nicht  den  Aeklepioe  ventehen  (auf  welchen  die  Len- 
kng  der  γβωργία  allerdings  nicht  passen  wflrde),  sondm  den- 
jenigen welehem  nachher  (p.  187C)  in  Bezug  anf  die  fiovoixff  das* 
selbe  Ixiigeiegt  wird  wie  hinsichtlich  der  Ιατριχή  und  welcher  über- 
haupt der  Gegenstand  der  Bede  ist,  den  Eros,  so  bleibt  an  der 
JfitaofiBUimig  der  γ&ύργία  nidits  als  dieselbe  Erschleichnng  wie 
■e  Eiyzinaehos  andi  p.  187E  begeht:  ntU  ip  ^oMJcgf  άή  9ud 
h  Ιατριχη  Mal       τοίς  &λλοις  πσσι  .  .  fpvXaxnov  exarsow  lÄf 
fpona.    Auf  die  γνμνασηχή  und  γεω^ία  wird  die  Definition  nur 
(ivom  nicht  ausdrücklich  angewandt  weil  sich  ihre  Anwendung 
von  selbst  ergibt    Deberdiess  wiid  die  Ueberlieferuig  gewihützt 
^"'^  J^er*  X·  P-  889D,  wo  gaoa  ebenso  Ιαιριχή  Md  ymgyixii 
■si  γνμνασηχή  snsammengestellt  sind.    Denn  dass  diese  Stelle  der 
AnlaBs  zur  Einfügung  der  yfriooyia  in  der  unsrigen  gewesen  sei  ist 
^  eben  so  sehr  nnwahrsoheinlioh  als  dass  p.  190  Ε  die 
viboong  der  cm  ans  einer  Pfaitarehstelle  hereingekommen  sei. 
Vislnehr  hatte  dort  Aristopbanes  doch  wohl  mindestens  dasselbe 
Beeht  von  oa  sich  auf  ώα  fahren  zu  lassen  wie  irgend  ein  In- 
tfirpolator. 

b  der  Bede  des  Agathon  sind*  solche  Ersohleichangen  noch 
^Mger,  nor  sind  sie  hier  mm  Theil  .sehenhafte,  wie  beim  Be- 
vma  der  ϋωφροαύνη  and  ärSgeia  des  Eros.  Dahin  gehört  aber 
«Ohl  auch  wie  p.  196  Α  Agathon  für  die  Gestalt  des  Eros  die  Be- 


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I 

136 


Zu  Platon'e  Sjrmpoiioiu 


leiehniuig  als  σύμμείξίύς  (ρ.  196  Α)  durch  hkm  Geeohwmdigk«i 
gewinnt,  indem  er  jene  EigensoliAft  neben  der  Torher  bewieeeaai 

der  ^ρότης  kurzweg  einschmuggelt:  ονμμίτρον  de  και  νγρας  Ιόέας 
μέγα  ηχμήρων  ή  ενοχημοοίϋ'η^  welclie  letztere  dem  Eios  als  noto- 
risch (ομολογουμένως)  beigelegt  wird.  So  haben  wir  die  beiden 
Seiten  der  ^νσχημοσύνη  bei  einander:  efaenmfteeigen  Bau  nnd  wei^, 
yon  Hirten  nnd  Eoken  freie  Formen.  Ich  kann  daher  nieht  die 
Ansicht  Jahns  theilen,  welcher  xai  υγρας  verdächtigt,  noch 
weniger  aber  die  Aenderuugs Vorschläge  von  Vermehren  und  Sehr- 
wald billigen  (τρυφερός,  ^^9^)t  welche  £igenechaiteu  herbeiziehen 
die  weder  mit  σύμμειρος  noeh  mit  Ηϋ^^οσνρη  irgend  welehen  Zn- 
sammenhang  haben. 

Dass  ferner  p.  187  C  mit  Streichung  der  Worte  ονόί  6  Λ- 
πλοις  έρως  Ινιαν&ό.  τκυς  έοτιρ^  worin  Jahn  dem  Vorgänge  von 
Soh&ta  gefolgt  ist,  'viel  vom  Charaktenstieehen  der  Rede  deefiry 
ximachoe  verloren  gehen  würde*  hat  schon  Aat  (Uebera.  dei 
Symp.  S.  809)  bemerkt.  Zwar  iet  es  allerdings  unlogisch  ebier- 
seits  zu  behaupten  dass  es  in  der  οίαταοις  της  άρμοι  ιας  nicht  schwer 
sei  la  ίριυηχά  όιαγίγνώσ^Λ¥,  d.  h.  zu  unterecbeiden  was  der  χαλος 
ϊ^/ιας  mit  nch  bringe  und  waa  der  mtoktunoq  iρf>iς^  anderereeite  das 
Vorhandensein  der  aw^  Arten  von  £roe  an  leugnen;  denn  vreoa 
nicht  zwei  vorhanden  sind  so  gibt  es  nichts  zu  nnterecheiden. 
Aber  nicht  viel  unlogischer  ist  es  wenn  Eryximachos  einerseits 
(p.  1S6G)  sagt  man  düife  den  αχόλασιος  t^ioq  gar  nicht  ηροο^έτ 
iftiVy  nnd  nachher  (μ.  187  £),  man  dürfe  ihn  nur  mit  Vorsicht 
$ύλαβονμίνοί')  προοφέρειν  ;  oder  wenn  er  daraus  dass  an  άντίατψχη 
und  μονύιχή  und  Astronomie  und  Mantik  sich  die  Unterscheidung 
von  zweieiiei  έρωααα  angeblich  uachweiseu  läset  p.  187  £  ohne 
weiteres  die  Folgerung  sieht  dass  sweierlei  Ϊ^Μας  tberliaupt  in 
allem  Menseblichen  und  Göttliohen  vorhanden  seien,  oder  wenn  er 
ebendaselbst  diesen  beiden  qualitativ  versehiedenen  Arten  von 
ίρως  nur  eine  quantitativ  verschiedene  Wirkung  beimisst.  Die 
Logik  ist  nun  einmpl  nicht  die  starke  Seite  dee  Eryzimachoe, 
trota  ssines  Pochens  darauf  und  seiner  breiten  und  gsr&nsohvollen 
Anwendung  logischer  Formeln.  Dadurch  wirft  Piaton  seineneits 
ein  Lacht  auf  des  Er3ndmaehos  Berechtigung  einem  Denker  wie 
Herakleitos  ηο)λη  ιύ,υγια  vorzuwerfen. 

Dieselbe  Methode»  alles  was  nicht  unentbehrlich  ist  für  über- 
flüssig sn  erkUren  und  su  streichen  befolgt  Jahn  auch  p.  190£, 
wo  er  mitSaiqipe  die  nadi  τί  u  ιφόαωηον  μβηκκρίγ^ίν  folgenden 
Worte  και  ύ  του  αύ^ένος  ί^μίσν  augefochten  hat,  wohl  weil  gleich 


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Zu  PkUm's  SympoeioB. 


187 


■aehlier  bloe  i^  ηφόύωηύν  genannt  ist.   Aber  das  sweite  Mal 

brauchte  die  Nackenhälfte  nicht  noch  einmal  mitgenaunt  zu  wer- 
den, ohne  daee  daraus  ihre  Unechtheit  bei  der  erstmaligen  Nennung 
äeh  fdgern  lieaie.  Dasselbe  wiederholt  sich  p.  194  D,  wo  daraus 
dass  es  das  enie  Mal  alcg;^  iy  heisst  (etwas  das  wirkBoh  sdunfth- 
fich  ist)  und  bei  der  Wiederholung  bloe  ah^^w  notsiv,  nicht  ge- 
schlossen werden  kann  dass  Phiton  auch  das  erste  Mal  blos 
ide^Off^y  nouiy  geschrieben  habe,  in  welchem  Falle  die  Doppelschrei- 
baig  der  iwei  Buchstaben  (w)  viel  anfallender  wäre  als  es  ihr 
einmaliger  Ans&U  sein  wOrde.  Gana  derselbe  Fall  ist  p.  203  D 
{toü  fdv  .  .  Qy,  omy  εύπορήστι^  ton  di  άπο9·^ήσκει),  wo  Jahn 
cm*"  ίνπορήοιι  verdächtigt,  wahrscheinhch  weil  ihm  auf  der  Gegen- 
eei^  icein  omy  άτίορψίβ  enteprioht»  —  weil  es  selbstverstand- 
lidi  war. 

Ebenso  nnberecfatigt  finde  ich  Jabn's  Verfahren  p.  178  £: 

fi  ovv  μτ^μντι  τις  γΐνοιτυ  otoxh  ηόλιι  ytrtoSai  η  ατρ  ατ  6  π  t  ό  ο  ν 
^faσιώy  u  xoi  /uuducciDi^,  ουκ  tauy  υιιως  αν  αμΒίνον  oun^otiav  χην 
eesnSr.  .  .  ηβύ  μαχίμβνοί  γ*  Sy  με^  αλλήλων  oi  wtoStot  ναιψβν  ay 
eis.  Die  beiden  Worte  η  ΟΈροΜίάπφάον  werdeoi  bestiltiigt  durch 
Xeo.  Symp.  8,  32  (wo  sie  jedoch  ans  Vereehen  dem  Pansanias  in 
den  Mund  gelegt  sind,  statt  dem  Pliädros) :  Ηαηχ^ΐ'  ιυς  καΐ  ατρά- 
UV  μα  άλΜίμώτατον  ay  γένοιτο  ix  παιδιχών  η  καί  έραατών»  liichts- 
ikstowfniignr  hat  aoeh  sie  Jahn  eingeklammert,  wo  dann  sa- 
cnt  nur  von  friedlichen  Veriiftltnieeeii  die  Bede  wäre  nnd  dann 
(mit  μαχόμενοι  etc.)  zu  kriegerieohen  übergegangen  würde.  Aber 
ebenso  gut  kann  von  Anfang  an  ein  iriedliches  und  ein  kriegeri- 
achee  Ganzes  (durch  nohv  η  σιραιότιύόον)  als  Thema  neben  einan- 
der gestellt  nnd  dann  eines  am  das  andere  abgehandelt  sein. 

An  manchen  8tdlen  kann  ich  die  von  Jahn  angefodite- 
nen  Worte  nicht  einmal  für  entbehrlich  halten,  geschweige  denn 
iiir  verdammenewerth.  So  würde  p.  175  Ε  nach  der  etwas  länge- 
im  Bede  des  Sokrates  der  eigentliche  Gegenstand  des  Streites 
iviidien  ihm  nnd  Agathon,  weleher  naekher  beim  Weine  ansge- 
fochten  werden  soll,  kaum  TerstAndlieh  sein  ohne  die  überliderten, 
▼on  Jahn  aber  —  nach  dem  Vorgange  von  Hirschig  —  verdäch- 
tigten Worte  πίοί  της  οοίμας.  Minder  sicher  bin  ich  in  Bezug  auf 
p.  175  D»  wo  Jahn  die  Worte  άατόμενός  aw  ans  dem  Teste  entlemt 
kst,  wefl  sie  im  BodL  fehlen.  Ohne  jenen  Beisati  würde  man  freilich 
Agsthone  Worte  {mu/  //if  jcanucnoo,  tya  mA  τον 
0  aoi  nuootorti)  auf  mündliche  Mittheilung  beziehen,  in  welchem 
Felle  die  Analegung  welche  Sokrates  dem  Wunsche  desselben  gibt 


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I 


ν  I 

18β  Ζα  Platon'e  Symposion. 

ι 

Bckweriieh  geraohtfertigt  wftre.  Unsweifelhaftor  nehmt  mir  p.  176B  | 
die  Richtigkeit  von  iQ^&if9m,  welehea  Jahn  mit  Cohet  nnd  B«d- 

ham  gestrichen  bat,  %vohl  weil  es  aus  der  Antwort  des  Agathuu 
(owT  αντίς  ερρωμαι)  eingeflickt  sei.  Indessen  mog  ε/Si  τιρος  d 
nimv  ^Aya^wy  wird  nach  deeeen  allgemeineD  GrnuideiMaon  über  dit 
Trinken  fragen,  w&hrend  im  vorliegendeD  Falle  ei  noh  nm  dtuwi  | 
(angenblickliche)  Fähigkeit  und  Lnet  mm  Trinken  handelt,  nm 
sein  τιρο&νμως  εχειν  προς  τυ  nimv  (G)  oder  ^^kXsiy  mvHv  (ψ,  174Λ), 
was  eben  das  ερρώο&αι  zur  Voraussetzung  hat. 

p.  179  Β  (md  (^ήν  htaQan^kdr^amv  ys  μάνοί  i&Aovt»  d 
ίρώιπΕΒς^  ot^  μονορ  tu  ΜρΒζ  iAXä  md  at  yvwaUag)  hat  Jahn  dm 
gewaltsamen  Vorschlag  von  Usener  (mit  welchem  aber  schon  J.  F. 
Fischer  und  F.  A.  Wolf  vorangegangen  waren)  aufgenommen :  ου/ 
Sn  &ν6ρδς.  Gewaltsam  ist  er^  weil  er  auch  ov  abzuändern  sich  ge- 
ndthigt  sieht;  aber  er  ist  auch  saohüoh  unriohtig.  ^νχ  Su  bieeee: 
ich  sage  nicht  dass  Mftnner  es  thnn  —  denn  v<m  dieeen  yerateht 
es  Hich  von  selbst  —  wohl  aber  dass  auch  die  Weiber.  Nun  aber 
versteht  es  sich  doch  keineswegs  von  selbst  dass  Männer  für  ihre 
Geliebten  sterben  mögen.  Dagegen  das  überlieferte  w  μόϋβΟΡ  (igu, 
Xjfyw)  Sn  sagt  gans  richtig:  ich  beechrinke  raick  nicht  auf  die 
(minder  anfallende)  Anesage  dass  Mftnner  das  tiinn,  mdeni  gebe  j 
weiter  (zu  der  stärkeren),  dass  auch  die  Weiber.  ! 

p.  187  Ε  (οντός  iouv  6  χαλός,  ο  ουράνιος^  6  της  Ουρανίας 
Mitimiq  ^ftog^  b  όέ  Πολυμηας  ύ  ΐίάν4>ιμος)  streicht  Jahn  mit 
Sanppe  Μούαιις.  Aber  ohne  dieses  Wort  wflrde  die  Vermittlmig 
fohlen  swischen  der  hier  aufgestellten  Behan{>tung  und  der  hie- 
herigen  Auseinandersetzung  über  die  μηνπιχή. 

Ebenso  sind  p.  190  Β  die  voa  Jahn  beanstandeten  Worte 
h  xai  ή  σβλήίΐι  αμφοτέρων  μ^Λ^μ  nicht  wohl  in  entiwhren,  da  | 
ohne  sie  die  Argumentation  unTerstftndlich  bliebe.  Der  Mond  iii 
dabei  als  ein  Mittelding  zwischen  Erde  and  Sonne  gedacht,  erd* 
artig  (mit  Bergen  und  Flüssen  und  vielleicht  als  bewohnt)  und 
dabei  leuchtend;  oder  (mit  Ast  S.  31d)  ale  ^φΜς  u  xcu  άροφ» 
wofftr  es  nnr  an  filteren  Belegen  fehlte 

p.  193  Α  bietet  der  Test  von  Jahn  Folgendes:  Smic  μη 
jfot  αν&ις  διαιτ/ίο^^ηοόμε^α  xai  περίιμεν  ^omg  ώστιερ  οι  εν  ταΐς 
στήλαις  παταγραψήν  έχιετντιωμέινι^  άιαηετιρίομένοί  [ttaic  τάς  οΐιας, 
yeyoifOKg]  wotwq  XUmm,  Gründe  für  die  Einklammemng  der  vier 
Worte  sind,  wie  gewöhnlich,  nicht  ««gegeben,  nioht  einmal  $ttg^ 
deutet;  sie  lagen  aber  wohl  hanptsftchHeh  in  der  allgemeinen 
kiäruug  der   kiaiuu  als  όιατι^ηριομένοί,  άοιράγαΚοι  (bei  Timaioi) 


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Ζα  ΡΙβΑοη*·  Synpoiion. . 


189 


SdioJ.  and  Suidas).  IndesBen  ist  die  Halbieniiig  dnreh  die  Nasen 
hindurch  nicht  zu  entbehren.  Ohne  diesen  Beisatis  lieese  sich  x«tw- 
γ^βφή^'  auch  auf  eine  Darstellung  en  face  beifiehen;  bei  dieser 
vire  die  Halbiernng  mittelst  des  Querdurchschoittes  yorgenommeii, 
•0  das  die  Halliierteii  fortwihrend  swei  Beioe  bftiteii,  nur  um  die 
Hälfte  verdünnte.  Nun  meint  aber  Arietophanes  nach  p.  190  D 
(«Set'  f'/'  h'bg  ηορενσοί'ΐαι  oxtXovg  άoxωλiζoyτες)  dass  die  drohende 
1ΜΒΘ  Ualbierang  mittelst  des  Seitendurch Schnittes  erXolgeu  würde, 
10  daas  auf  jede  neae  HAlf te  ein  Bein  (aber  ein  gaaaes)  fiele.  Um 
diese  anamtdrdcken  darf  die  Nase  nioht  fehle«,  welche  ftberdieaa 
der  Darstelinug  etwas  komisch  Anschauliches  verleiht,  wie  es  der 
Rede  des  Aiistophanes  so  specitisch  eigen  ist.  Auch  liat  die  Ueber- 
üsfemag  ^or  der  Jabn'seben  Fassung  den  Vomtig  dass  bei  ihr 
äuamQ,  fSoMEUp  Umm  aieht  unmittelbar  mit  η^ίψβ»  Terbonden 
isti  sa  dem  es  nicht  passt. 

.\uch  p.  196  Ε  (ποιητής  6  ^Ε^ος  άγα&ός  h'  xaff  oXaiot  παααν 
Tioirfiiv  την  κατά  ιιαναιχήν)  kann  ich  der  Anfechtung  der  drei 
letzten  Worte  dureb  Sanppe  nnd  Jahn  nicht  beistimmen.  Der 
Bsisati  dient  inr  Ueberleilnng  τοη  dar  engsreo  Bedentang 
Poesie),  in  welcher  ποίηαις  bis  dahin  gebraucht  war,  an  der 
weiteren  {=  Hervorbringung,  Schöpfung),  in  welcher  es  im  so- 
gleich Folgenden  (bei  der  ποίηοις  ζοπον  etc.)  genommen  wird. 
AUs  Uorvorbringong  auf  dem  Gebiete  der  iinsenkonst  beseiohnet 
sUs  redenden  Künste^  im  Gegensatae  in  den  bildenden,  in  welchen 
dss  Folgende  (την  των  τΒ/νών  όημιονρ^ίαν  etc.)  dem  Eros  gleich» 
läik  Virtuosität  zuschreibt. 

I 

4. 

/um  CharakteristiHchen  gehiirt  ferner  die  Nachbildung  der 
lockeren  Sprechweise  des  gewolinlichen  Lobens  in  den  Reden,  welche 
ach  als  Improviaationen  in  heiterer  Gesellschaft,  beim  Mahle,  geben. 
^  ^fmpoaioii  enth&H  daher  TerhAltnissrnftssig  viele  Abweichungen 
fOB  der  sorgfj&ltig  stilisirten  Schreibweise,  mancherlei  Unebenheiten 
Qod  Anakoluthien,  welche  glätten  oder  beseitigen  zu  wollen  eben 
dsnim  unberechtigt  wäre* 

Dahin  rechne  idi  p.  1820.  Hier,  wo  die  Ueberlieferang 
batst:  ου  γαρ  συμφέρει  τοις  αρχοναι  (ρροι  ήματα  μεγάλα  εγγίγνεύθη^ 
η·»  αρ/ομενων,  bat  sich  Jahn  den  wohlfeilen  Triumph  verschafft 
γιγηα&αι  statt  εγγίγνεσ^^αι  zu  vermuthen  und  in  den  Text  zu 
«oUeiu   Wie  hätte  aber  eine  aokhe  waiaerklare  Schreibang  durch 


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140  .Zo  Pla4on*e  Sympoium. 

die  sebwierigere  und  doiüilere  verdrängt  werden  tollen?  Zudem 

ist  das  Aufgenommene  gar  nicht  griechisch.  Bei  γίγνεα^'ηι  müsste  ' 
der  Sate  vielmehr  lauten;  τά  (μ^νψιατα  τώψ  αγομένων  yiyyaoitttL 

In  derselben  Bede  dei  Paneaniae,  p«  188A  (d  ικς  .  .  i9Am 

iwulv  eis  τιερ  ot  igaaralj  .  .  ttcersiag  .  .  ποιούμενα  *td  ο^χονς 
ομννντ&ς  χαί    χοιμηοεις  im    ^ραις)    hat   Jahn    an   der  ireien, 
lockeran  Anbängang  der  leisten  vier  Worte  solchen  Anetoss  ge- 
■ommen  daes  er  sie  einklammerte  nnd  dadurch  einen  weeentUeben 
Zng  an  dem  Gebaren  der  igaonii  (vgl.  p.  SOSD)  in  seinem  Theile  | 
beseitigte.     Ein  ähnlicher  Fall  ist  p.  176A.    Hier  ist  überliefert:  I 
omydag  u  CHfug  τίοιήσαοί^Μ  xai  αοαντας  τον  ihov  xou  ταλλα  τά 
ρομίζόμ£ν»  τρέτίεα&αι        w  nmov.   Wie  namliok  dort  (ρ·1β3  Α) 
νοψι^ΟΒς  in  dem  Votan^gdien  von  ηοιοιί/ΐΜ»  eine  wwtere  Redii-  l 
fertigang  bat  (ebne  dass  man  an  eine  Umstellang  τμΛ  ΜΟίμήσΒς 
tni  ^νοαις  χαΐ  ό'οχοις  ö«>'i5itk  denken  raüsste),  so  ist  hier  (ρ.  1 76  Α)  ' 
Dach  dem  vorauegegangeueQ  τιοίήααα^αι  der  allgemeine,  rein  for^ 
male  Begriff  π»ηφκηας  Abersproogen,  wobei  unter  -ώ  νομιζόμ&9α 
namentÜeh  das  Händewaeeben  verstanden  sein  wird.    Jahn  aber 
bat  mit  Ast  geschrieben:  miA  m  νομιζόμδνα^  offenbar  nnriobtig. 
Denn  das  was  sie  thaten  war  nicht  eine  Nachahmung  der  ιυμιζό·  ' 
μενα,  sondern  die  Ausführung  derselben  und  ein  Bestandtheii  davon, 
Logiseh  und  spraehlioh  richtig  müsste  das  von  Ast  Gemeinte  mmft 
ρόμον  lauten.   Die  lOekenhafte  Stelle  des  Athentiens  (V.  p.  1 79  D) 
mit  dem  seltsamen  Ausdrucke       S^hv  iumawify9,¥  τοις  ιομιζοηέΐΌ^; 
γίραοι  beweist  nichts  für  Asts  Vorschlag,  wie  denn  auch  weder  | 
Ast  noch  Jahn  das  übeilieferte  ηΜησαοΆ^α  aus  ihr  in  ηοιήσαι  ver- 
wandelt hat. 

Femer  an  Anfang  der  Rede  des  Eryximaebos  (p.  186A) 

heisst  es:  Soxel  τοί»τνν  aya^icuiov  thai  .  .  Sety  ^ut  τιειρααθηι  τίλος 
htti^sh'cu  τω  'κΰγω.  Daes  hier  άδΙν  (μί  auakoluthisch  steht  ist 
schwerlich  jemals  einem  Leser  der  Schrift  entgangen;  aber  erst 
Hirseb%  und  Jahn  haben  daraus  einen  Verdaehtegmnd  gegen 
die  Worte  entnommen.  leb  finde  es  viebnebr  gans  bflbsch  dass 
nach  dem  gfroesartigen  Anlaufe  Es  scheint  mir  unumgiinglich  noth- 
weudig'  die  Darstellung  ins  Bescheidenere  und  Persönliche  sieb 
einengt:  'meine  Aufgabe  su  sein  den  Yersncb  su  maehea*,  und 
iob  kann  daher  auch  dem'  Aendernngsvorseblage  von  M.  Scham, 
Novae  eomment.  piaton.  (Wünsbnrg  1871 )  p.  83,  nicht  beipflichteii: 
όοχέι  τοίι  νι·  μοί  .  .  πΗραΟχ^αι  τίλυς  truÜ^thui, 

Zweifelhaft  kann  man  sein  ob  diese  Lockerheit  so  weit  gehen 


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Ζα  Platon't  Sympotunu 


Ul 


krnn  wie  sie  p.  203 Α  in  der  Ueberliefenmg  ist:  Μ  τσύνον  .  . 
ienr  .  .  ή  όιαλίχτος  θ^εοΐς  πυος  (αί^ρώηυνς  X(ti  ίγρηγοοόύι  χαι  xw 
Mdbvok.  Letztere  Worte  wären  ad  sensum  constniiert,  weil  όιά' 
Ιβηος  άν^ιρωηΟΜς  80  viel  ist  als  if.  τοίς  άν^ιρώποις,  FreUieh 
mmht  du  iinmHielbftro  Nebeiwuiandmteheii  der  befraffeDd^ 
ed  die  Versuchung  der  BeBiehang  auf  θναίς  den  Fall  zu  einem 
so  starken  dass  man  nicht  ungern  zu  Ileusde's  Aushülfe  greift, 
mi  a^^jft&mng  nghg  dmdig  (oder  jud  τίρός  &Βονς  ώτ^ρωποίς)  vor  καΐ 
^fim*  «osiududten. 

Wenn  aber  ρ.  221  Β  {Sih  nai  άσφάΚως  άττήει  tttd  ονης  nod  6 
iJtQog,  narolich  Sokrates  und  Luches)  Jahn  σπάρος  aus  Aristei- 
dee  au^enommeD  hat  und  Vögelin  S.  335  diess  als  'edler  und 
lebendiger'  nnterstütsti  so  möchte  ich  umgekehrt  für  das  durch 
&  pbtoniecheo  Hdeg.  gebotene  hsgog  geltend  machen  daee  es 
«ifm  Mtnee  legeren  Tont  beeeer  in  den  Mnnd  des  trunkenen  Al- 
kibiades  paset,  der  ohnehin  in  einem  Falle  wo  er  selbst  mit 
dftbei  war  nicht  einen  Andern  als  υ  Ιταΐρος  bezeichnet  haben  wird. 

fibenao  werden  p.  221  D  eich  die  Worte  ova  tm  viv  oSn 
«ir  makoiCh  rechtfertigen  laeeen.  Zwar  eind  lie  eine  Wiederhohing 
der  knrs  vorher  (ib.  C)  gesetzt  gewesenen  μητε  χωψ  mOuauav  μήτΈ 
im  viv  oyriüt'y  aber  in  umgekehrter  Ordnung,  also  wohl  schon 
daram  nicht  von  einem  Interpolator ;  sodann  malt  sich  in  dieser 
Selbaftwiederholong  die  PlankMigkeit  und  das  Sichgehenlawen  des 
redenden  Alkibiadee,  wie  er  anch  im  sogleich  Folgenden  mit  aMif 
mi  tovc  λόγους  sich  wiederholt.  Daher  kann  ich  es  nicht  billigen 
(ia88  üirschig,  Jahn  und  Vögelin  die  Worte  beseitigen  wollen. 

5. 

Ans  anderen  als  den  bisher  Vjesprochenen  Gründen  halte  ich 
die  von  Jahn  getroffene  Entscheidung  für  unrichtig  bei  foigen- 
dia  Stellen. 

p.  174  Β  sigt  Sokrates  sn  Arietodemoe:  Snov  vUrn^  tva  mi 

ajr  ηαροιμία^  άαφΘΒίρωμεν  μεταβόλΙσιπΡΕς  j  ώς  αρα  mu  aryadw 
(7Ü  όαΐτας  ϊασιν  αυτόματοι  αγα^ί.  Hier  hat  .Jahn  Lachmanna 
Vorschlag  xcu  ^Αγά^ν*  ini  όαιτας  in  den  Text  gesetzt,  und  auch 
A.  Hog  (De  Graeoomm  provarbio  ΑΜμιαια  ete.,  Zürich  1872.  4) 
^  16  £  hat  denselben  gebilligt.  Dass  er  aber  nicht  richtig  ist 
■hliiit  mir  schon  ans  dem  Pluralis  όαϋτας  hervorzngehen.  Auch 
We  ich  die  Ausstossung  des  den  Casus  erkennbar  machenden  Jota 
mniawigt  die  eich  ergebende  AnspiehiQg  nichte  weniger  ab  ίβίο· 


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142 


Zu  Platon'e  Symposion. 


Höchstene  eine  entfernte,  iudirecte  Anspieiung  des  überlieferten 
ofadw  auf  den  Namen  Agathen  scheint  mir  angegeben  werden  η 
können.  Im  flbrigeii  ist  die  Stelle  bekannifiok  Ckgenstand  eia« 
Gontroreree  awisehen  O.  F.  Rettig  (Bern  1869.  4.)  und  A.  Hng 
(a.  a.  0.)  geworden.  Mir  scheint  es  schon  an  sich  wahrßcheinlich 
dass  die  παροιμία  von  Anfang  an  ohne  Hiatus  lautete:  αντόματα 
ιΓ  άγοΜ  deiX&v  ini  άαίίας  ϊλλψ,  in  demeelben  Sinne  in  wekibeB 
Soblller  im  Beiterliede  sagt:  'Ungeladen  kommt  er  aom  Feste.* 
Denn  Ssikoi  müssen  es  als  eine  Ehre  betrachten  wenn  άγα^Όί  m 
ihrer  Gesellschaft  würdigen.  Jedenfalls  sodann  ist  jene  Fassung 
das  Sprüchworts  von  Platon  vorausgeaetat.  Diess  beweist  tbeik, 
aaeh  Refctig*s  richtiger  Bemerknng,  lud  ύοτ  άγα^ϋ»^  in  welchem 
Hegt:  ot^  μόνον  Mi&v^  ώς  ή  nnootuU»  λέγδί,  άΧλά  xcd  Styadm, 
theils  auch  na  όιαφ^είρωμεί^  μsΓ((ιi.  Denn  hätte  die  παροιμία  von 
Anfang  an  uya&wy  gelautet,  so  könnte  die  jetzige  Anwendung  der- 
selben kein  άνιφ&ΒίρΆν  genannt  werden.  Dabei  ist  znzngeben  disi 
anch  die  Fassong  oMßowi  d*  άγα^υΐ  άγοΜν  hd  dbdmg  ftw 
einen  gnten  Sinn  gibt  und  inelfiRcher  Anwendung  fftbig  ist.  Denn 

^  die  gegenseitige  Anziehungskraft  welche  wahlverwandte  Menschen 
für  einander  haben  iet  etwas  unzweifelhaftes;  und  je  mehr  diese 
abgeänderte  Fassnng  vor  der  arsprünglichen  den  Vonrag  der  | 
liehkttt  Torans  hat,  desto  häufiger  und  frtthaeitiger  mochte  dts 
Sprüchwort  in  jen»  aur  Anwendung  kommen.  Darauf  deutet  schon  j 
des  Kratinos  κομψών  (statt  όπλων)  hin,  und  dass  diese  höÜichere 
Fassung,  wie  sie  im  Leben  überwiegen  mochte,  ao  auch  in  der 

^Literatur  die  stärker  vertretene  ist  seheint  mir  ans  A.  Hug'a  Zu- 
samroenstellungen  hervorzugehen.  [Vgl.  jetzt  Bd.  XXYIII  S. 
627  ff.    D.  Red.] 

p.  1Θ3Β,  wo  άφροδίσιον  γαρ  υρχον  αν  ψϋίΟιν  ehai  überliefert 
ist,  hat  Jahn  aus  Gomntus  und  den  Paroemiogiaphen  έμιηίημον 
beigefagt^  ein  Wort  das  in  seiner  abstraeten  Oestalt  wenig  volks- 
mässig  und  alterthfimlich  aussieht.  Aber  auch  sachlich  ist  der 
Zusatz  nicht  richtig.  Denn  dass  der  ά^fρoδUnoς  ορχος  an  sich  schon 
straibar  sei,  alles  Schwören  in  erotischen  Dingen,  setzt  eine  Ver- 
leinemng  des  aittlichen  Gelühles  vorana  die  dem  Volke  sicher- 
lich fem  liegt  Nur  um  die  Uebertretnng  eines  solchen  Schwures, 
also  um  eine  imo^xki  in  solchen  Angelegenheiten,  könnte  es  sieh  hsa- 
deln;  dass  aber  δοκός  je  für  ΙπιορχΙα  stände  bedürfte  erst  des  Hrwcises. 
Die  fiberlieferte  Fassung  verneint,  dass  ein  ou^^odioioq  ooxog  überhaupt 
sin  Sffmg,  also  heilig  au  halten  sei,  —  gewiss  im  Sinne  der  Volki- 
moral.   Will  man  aber  dnrohavs  ändern,  so  nisste  man  woU  eher 


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Ζα  Platon'e  Sympoeion» 


148 


fSB  Ba^eh'e  Ffteraag  des  SprAchworts  (αφ^ο(Κ(αιος  ορχος  od  dney«) 
ao^gelMD  and  tchreAMii:  oS  φαΛ  Aibcmr:  er  beiast  nicht,  hat  keiiie 
Z&hoe,  ist  ungefährlich,  somit  aneh  ohne  NaehtheO  sn  yerletBen. 

Der  auffallende  Ausdruck  wäre  durch  (f(tol  als  ein  volksmässiger 
eotschuldigt  und  koonte  eben  wogen  seiner  scheinbaren  Ungehörig- 
kat  verkannt  werden  und  in  das  farblose  slim  übergehen. 

Ebento  wenig  kann  ich  ee  billigen  daae  p.  195  Β  (μεώ  Ü 
wim  aii  'ξύψεαή  τε  και  εσην)  Jahn  aaf  Sauppe^e  Vorschlag 
beifügt.    Dass  Eros  rtog  ist  soll  erst  bewiesen  werden,  und  für 
diecen  Zweck  beruft  sich  AgathoD  iheile  auf  dessen  AbneigaDg 
gogen  das  Alter  theils  anf  sein  fortwfthrendes  Znsammensein  nut 

wobei  das  Sprüchwort  m  Hfllfe  genommen  wird  dass  Gleich 
aüJ  Gleich  sich  gern  gesellt.  Es  ergibt  sich  fo  der  Syllogismus: 
Gleich  und  Gleich  gesellt  sich  gern ;  nun  aber  gesellt  sich  der  Eros 
gm  so  fAm^  also  ist  er  den  vioi  gleich,  also  selbst  ν^ος.  Die 
VwfaindQqg  avifäum  μβτά  ηνος  findet  sich  aach  in  den  Momoi  I, 
p.  6390,  vnd  die  H&nfnng  von  Synonyma  gehört  mit  nun  Gha- 
nücter  der  Rede  des  Agathon. 

Am  Schlnsee  dieser  Rede,  p.  197  Ε  {ψ  χρή  ϊηεο^αι  πάντα 
M(fa  €ψνμν9υνία  καλώς  χαλ^  ωδής  μ$τίχοντα  ^d»)^  hat  Jahn 
■it  dem  BodL  ttaX^  gestrichen.  Da  kein  Bedflrfniss  oder  sach- 
lidie  Veranlassong  zn  emer  Einsdiiebnng  war,  so  ist  wahrsehem- 
Ücher  dass  irgend  etwas  von  Anfang  an  hier  etand,  nur  nicht  xiüijg^ 
Mudern,  wie  Orelli  vermuthet  hat,  Kui  τής^  wodurch  wir  zugleich 
^  demonstrativeii  Artikel  gewinnen  der  vor  dem  BeiaUvsata  ψ 
fAa  nicht  wohl  so  entbehren  ist. 

p.  803  D  ist  Ton  dem  Eros  ausgesagt  er  sei  φίλο<ηφβ9^  iiA 
laiToc  τον  ßiov.  Jahn  hat  die  beiden  letzten  Worte  in  Klam- 
mern  gesetzt,  ich  sehe  nicht  ein  warum.  Da  gleich  nachher  die 
Ubmdaner  des  £ros  erörtert  wird  and  angegeben  dass  er  aooh 
b  dieser  ffinsicht  in  der  Mitte  stehe  awischen  ^νηώς  nnd  άΜναχυς^ 
10  wird  mit  jener  Bestiiiuiiung  hervorgehoben  dass  sein  (fiXoootf'Siv 
imberührt  bleibe  von  seinem  Wechseln  zwischen  ^/άλλει^'  und  uno- 
^ismv^  ttber  seine  gesammte  Lebensdaner  sich  erstrecke,  aUo  ein 
Ueihnder  Zog  seines  Wesens  sei. 

Ich  kann  es  anch  nicht  billigeo  wenn  in  der  negativen  Ans- 
fuhning  des  Begriffes  Absolut,  p.  211  A,  οίδ"  cV^m  μΐΐ'  καλόν,  sv^u 
Ü  aiayoöy,  ώς  uai  μεν  oi'  χαλόν,  nai  di  αίαχρίι  ^  Badham  und 
V<igelia  die  letateren  Worte  (ώς  —  αίοχρώ^)  verdächtigen.  Neben 
dir  örtUehsn  Baschranknng  die  individnalle  eigens  hervorsnhebeii 
md  η  legieren  war  ganz  wohl  am  PlafM,  «id  ansser  Platon 


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144 


Zu  PlatoQ^s  Symposion. 


Belbet  hätte  nicht  leicht  Jemand  einen  Anlass  gehabt  einen  Bei- 
satz ZU  machen,  da  an  sprachlicher  Deutlichkeit  die  Worte 
μ€¥  α·  Β.  w.  niohte  an  wttneehen  übrig  laseen. 

In  der  Rede  deeAlkilnadee,  p.  216  Α  (ßla  oHr 
Σίΐρήιιυι·  ίπιοχόμενος  τά  (Sta  €Ϊ/ομΜ  (/)ενγων),  hat  Jahn  Abresch's 
βνων  (statt  βία)  aufgenommen  und  coneequeut  dann  ίΆΐσχόμενος 
als  Glosse  gestrichen.  Aber  da  das  Verstopfen  der  Ohren  {im^ 
φράτιαν  tä  äm)  mn  einmaliger  Act  ist»  nidit  wie  das  ZnhaHea 
derselben  (tnUr/iriv)  ein  andanemder,  so  mfisste  es  wobl  β^6θΒζ 
heissen.  Und  βία  bezeichnet  passend  die  Unwideretehlichkeit  der 
ΪΜγοι  des  Sokrates,  vermöge  deren  Alkibiades  selbst  nichts  lieber 
möchte  ais  sie  anhdren  nnd  sieh  Gewalt  aothon  mnss  nm  wmm 
Vorsatx,  sieh  dagegen  an  verstooken,  darcbfOhren  an  kOnnen. 

p.  21 9  Ε  ist  im  Bodl.  n.  a.  Qberliefert:  Mmv  ÄMiyxao9e^sr  . . 
vuuxbiv  etc.  was  Jahn  mit  Saiippe  in  bnou  αναγχ.  verändert 
hat,  schwerlich  richtig,  da  άοιτέιν  kein  neuer  Punkt  ist,  sondern 
der  erste  Theil  der  AusfÜbrnng  des  Satses  dass  νοίς  Trottn^So- 
krates  allen  Anderen  fiberlegen  gewesen  sei.  Besser  wire  jeden- 
falls ίπότΒ  τ*  άνσγχ.^  entsprechend  dem  folgenden  ui  ταίς 
ivwyUuq^  wie  ρ.  219  Ε  /ρήμαοί  rf  .  .  ω  η  οηη^ν  etc.  Ad  sich 
riobtig  wfire  auch  die  Schreibung  der  secundüren  ITdss.:  hnetB 
yow  amyH,i  wohl  das  Beste  ist  aber  das  durch  K«  F.  Hermann 
aufgenommene  ayaefmoMg^sv^  welebes  an  dem  sogleich  Fol- 
genden [nntir  om  li^tAiuyy  υηοτ*  άιαγχαοί^^ιη)  Unterstützung  findet 
und  die  Entstehung  der  Schreibung  des  Bodl.  erklären  würde. 

6. 

Nachdem  ich  im  Vorstehenden  so  oftmals  0.  Jahn  su  wider- 
sprechen veranlasst  war,  benutze  ich  um  so  lieber  diese  Gelegen- 
heit um  auch  einige  Stellen  kurz  zu  besprechen  wo  ich  seine 
Schreibung  billige  und  weiter  unterstütson  au  können  glaube. 

So  p.  176  Ε  dieStreiehung  des  gana  unlogisehen  tot  /toi'- 
Xtedm  dnrch  die  Parallelstelle  Euthyd.  p.  274  D:  Βλεγον  .  ,  §a 
mivuc  hToiuoi  fhv  μιχν^άΐ'Ην.  ο  τε  ovv  Κτήοιηηος  οννέφη  .  .  xut  οί 
oUci,  xui  ixthvov  αντώ  (den  Euthydemos  und  Dionysodoros)  xoivj 
ndvti^  ^ϋάβίξασ^  τφ^  όΰναμιν  i%  σιχρίας.  Das  falsohe  nai  ist 
in  den  Text  durch  dasselbe  Missverständniss  hineingekommen  wie 
p.  178  Ε  η  vor  unt/oueroi. 

Ebenso  begründet  war  p.  181 D  die  Verdächtigung  der 
Parenthese  mi  scnv  ούτος  6  των  noUSoiP  eQfOQi  welche  nicht  nur 
(wie  schon  Ast  erkannt  hat)  mit  dem  folgenden      w6  4?ffi^  ^ 


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Z«  Platon's  Sympotita.  145 

πόντοι  taatologisch  ist  eoodern  überdiese  in  Widerspruch  mit  ov 
γβρ  έρώσι  παίάων  (ib.  D). 

Eher  kaoo  man  iweifeUMÜ  eeln  p.  162  AB:  ·  naqli  βροηα 
νόμος  h  ηας  älkatg  niXeot  roijam  ^odbo^*  ankßg  γαρ  ωρισπα' 
9UU  iv  ^αχεόαΐμοη  ποιχίλος.  &ν  ^Ηλίδι  μίν  γαρ  mal  iv 
Βοιωτοίς,  xai  ov  μη  οοψοί  XtyaiVy  απλώς  νενομοθΈτηται  χαλον  το 
γμρίζίο&αι  ίραστάϊς.  Hier  und  die  Worte  tud  h  ΑοΜβόο^μοη  aal- 
fiüknd.  IKb  lakedimomaehe  Sitte  in  Betng  anf  den  ^ως  {ntMuf) 
wnd  im  Folgaodeii  niemak  weiter  beeproehea,  sondern  einsig  die 
ittieche  (o  iv&aSs  νόμος)^  und  Identification  der  lakedämonischen 
mit  der  attischen  wäre  sachlich  unrichtig.  Andererseits  wäre  völlige 
UebergehoDg  Lakedämona  in  dieeem  Zusammenhange  nicht  minder 
btfremdend,  die  Streiehung  der  Worte  daher  bedenkUeh.  Der 
Ifitlelweg  welehen  man  schon  eingeschlagen  hat,  dnroh  Umstellung 
der  Worte,  so  dass  sie  lauten:  ο  cT  ^ι&άόε  ποιχίλος.  iv  ^TDddt  μξν 
γαρ  χαΐ  iv  Ααχεόαίμονι  xai  iv  Βοιωτοΐς^  beseitigt  zwar  jene  . 
Sehwierigkaitea,  hat  aber  etwas  Qewalteames«  und  der  Uebeigaog 
einer  solchen  «rsprüngliehen  Sohreibung  in  die  ttberiiefiBrte  ist 
wenig  einleachtend.  Mehr  Wahrscheinlichkeit  hat  für  mich  daher 
immer  noch  Jahn's  Annahme,  dass  die  Worte  ein  Glossem  sind, 
weUhee  eigentlich  swar  für  ov  μ^  αοφοι  χτλ  bestimmt  gewesen 
Mm  wifdt  aber  dann  — *'wie  man  wohl  meinte  im  Sinne  Platon's 
—  anriehtig  nach  Μάάθ  eingefügt  wurde.  Dass  Piaton  hier  Lake» 
dämon  nicht  aus<irucklich  nannte,  sondern  nur  unter  xai  ov  μή 
αοφοί  λέγΒίν  mitbefasste  erklärt  sich  aus  seiner  sonstigen  Vorliebe 
deesen  Einriehtangen,  Termöge  welcher  er  da  wo  die  spar- 
Itnisehe  Sitte  als  einseitig  getadelt  wird  die  indireeto  AuffOhrnng 
versog.  Denn  die  Annahme  dass  schon  Piaton  selbst  die  Oleieh- 
etelluTig  der  spartanischen  Sitte  mit  der  attischen  den  Pausanias 
habe  aussprechen  lassen,  aber  mit  bösem  Gewissen,  im  Bewosstsein 
der  sacUiehen  Unrichtigkeit|  und  daher  nur  gans  beü&uig  und 
ohne  im  Sp&tem  wieder  darauf  snrflekaukommeo,  hat  doeh  wohl 
kaom  innere  Wahrseheinlichkeit. 

Auch  p.  191  C  halte  ich  mit  Jahn  die  Worte  Sia  wv  άρρενος 
tv  τώ  ί^ήλεί  für  einen  späteren  Zusatz,  nicht  aber  weil  sie  entbehrlich 
*iad,  sondern  weil  sie  auf  einem  lijssverstandnisse  der  eigenen 
Worte  Platott's  beruhen.  Denn  das  Torhergehende  άά  to^tm  be> 
lautet  nicht  diä  τϋν  γενων^  sondern  6iä  των  αιδοίων  {εις  ih  hqSo^w 
μηεστραμμένων).  Ueberdiess  ist  der  Beisatz  zu  eng,  da  die  Sonde- 
niDg  in  Geschlechter  erst  nachher  {αμα  μεν  .  .  ίμα  de)  erfolgt,  bis 
dihin  ako  neben  iv  χψ  %h|jA»  auch  h     δρρΒΗ  noeh  mitbefasst  ist* 

nmik  Km.  t  FkfloL  V.  F.  Uli,  10 

i 

Λ 

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146 


Zq  PktoD^s  Sympoeioa. 


GleiolifaUe  trete  ich  φ.  192  Β  {τκαιόερασιβυΛ  Ktd  ηρος  γάμους  ml 
noudonoUag  ov  προςέ/υναι  τον  νοννφναει,  άλλα  υπό  τον  νόμου  άκα/χβ- 
ζονται^  άλλ'  ίξαρκύ  αντοις  μετ*  άλλτλων  ζην  άγάμοις)  der  Verdäch- 
tigang  der  Worte  άλλα  ν.  τ·  ν,  άναγχάζονται  bei.  Ich  will  kein  Ge- 
wicht darauf  legen  dase  das  exate  αλΑα  den  Hiatas  dch  erlanbt,  das 
Bwette  ihn  yermeidet;  aber  anch  dem  Inhalte  nach  widerspreehen 
einender  die  beiden  mit  «λλ«  eingeführten  Gegensatze  zu  nv  ηρος- 
^otm  χιλ.  Denn  wer  άγαμος  bleibt  hat  sich  vom  νόμος  nicht 
aom  νόμος  nöthigen  lassen.  Die  beiderlei  Q^genaätae  können  aomit 
nioht  TOD  demselben  Yerfauer  herrfthren,  sondern  der  erste  wird 
Znthat  eines  erammatikerB  sein  welchen  φύσίΒΛ  anf.  sein  fibUdies 
Gegentheil,  den  νόμος,  führte  und  welcher  seine  Gelehrsamkeit 
leuchten  Hess  durch  Erfindung  eines  attischen  Gesetzes  gegen  deu 
Gölibat,  wie  es  allerdings  in  Sparta  und  in  Rom  geseteliche  Ein- 
xiobtnngen  gegen  denselben  gegeben  hat. 

p.  195  D  hat  Jahn  nach  dem  Vorgänge  von  Orelli,  nnd 
wohl  mit  Kecht,  die  Worte  eini?cklammert:  rote  γονν  πόδας  αντης 
άηαλονς  elvai.  Denn  sie  unterbrechen  die  zusammengehörigen  Be- 
griffe φηαΙν  .  .  λέγων  and  aind  aaebiich  störend,  da  sie  die  Be* 
weisfDhntng  abschwftohen,  statt  sie  ssn  stfttaen.  Auch  sie  scheinen 
die  vorwitzige  Bemerkung  eines  Grammatikers  zu  sein  welcher 
die  Folgerung  aus  dem  Homerverse  richtig  stellen  wollte.  Aber 
auch  hier  ist  für  den  sophistischen  Charakter  der  Rede  des  Aga- 
thon beseichnend  die  Erachldchung  welohe  darin  liegt  dasa  aus 
dem  homerischen  της  uivS'  anakoi  ιΜές  henhaft  die  Conclusioo 
gelogen  wird  4^««  die  «,'anze  Pereon  der  Ate  άπ(χλή  sei. 

Eine  Kleinigkeit  zwar,  aber  für  das  Verstilndniss  doch  nicht 
ohne  Belang  ist  dass  p.  199  Α  statt  dea  bisherigen  ούό'  εΐόώς 
Jahn  mit  Sanppe  ου  d*  άόώς  achroibt,  gewiss  nofatig,  weil  hier 
ού*  δΙάώς  df  gemeint  ist,  das  nur  Termieden  wird  theils  weil  ova 
εΐόίϋς  meistens  unwissentlich  bedeutet,  theib  um  ού  durch  seine 
Trennung  von  ddwc  stärker  zu  betonen. 

Dass  p.  208  Β  mit  allen  Analegern  ton  Verstand  oMimw  di 
Slhi  an  schreiben  ist,  statt  das  überKrferten  άΜνατο»,  ist  selbst- 
▼erstftndlich  (mflsste  es  doch  Tielmehr  Ά  Μοκ  heissen),  nnd  ieb 
berühre  die  Stelle  nur  um  einen  bemerkenswerthen  V^orschlag  von 
Yögelin  zu  erwähnen,  welcher  (im  neuen  Schweiz.  Museum  1867, 
S.  318)  das  allsaitig  von  dm  Udes.  gebotene  μβί^αρ  dadaroh 
rechtfertigt  dass  er  άνροώρ  vor  Aä^mw  einschiebt:  vavtu  tff  μψ 
χανη  .  .  ^νψ^  m9mwdag  μηί^ν  ml  σήμα  ««ί  <ώλα  »ir»  Α».· 
wVf  άόννοαον  di  αλλ^. 


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Ζα  Plaion'f  SymponoiL 


U7 


Aach  p.  209  Α  hat  Jahn  wohl  in  der  Hauptsache  das 
Richtige  getroffen  wenn  er  ά  ^^/Jj  τιροοήκει  χαί  χνήοαι  xui  vUiSiv 
eehreibt  (eiatt  κνάν).  Denn  nicht  der  Unterechied  der  Zeit  xsi  im 
ZoianuneDhange  von  Erfaebliohkeiti  sondern  die  Untersdieidiiog  der 
Gaielüeehter.  Nor  mfieste  ee  wohl  besser  iscctv  heiseen.  Dajedoeh 
sonst  lixmi  und  τόλος  zusannnenfassend,  von  beiden  Geschlechtern, 
gebraucht  zu  werden  pflegt,  bei  der  Trennung  naoh  Geschlechtern 
aber  xt-;^  aod  yinmfiiq  (so  besonders  p.  2060)»  so  ist  irieUeioht 
Boofa  richtiger  y&rvav  su  setsen.  Dem  entsprechend  heiset  ee  so- 
gleich: ω¥  (9r  dm  nai  ot  ηοιψίύ  Ttdyng  γεvyήτΌρ€ςJ  and  weiterhin 
(ib.  B)  nxmt  α  xui  γενί'αΐ'  (wie  p.  2061)  und  209  C\  sowie  yfvvjf- 
aayτl·ς  ηαντοιάν  tk^aiijy  (p.  209£).  Ebenso  ist  p.  207  D  ohne  Zwei- 
fel mit  Badham  γΒπ^ήσίΐ  ζα  schreiben,  statt  des  handachriftUcben 
ytpim,  sowie  p.  208 Α  mit  Saappe  μ»^μ^ΐ  οώ^Λ  statt  μνήμην 
ΰύζπ  (denn  das  Nengeschaffene  ist  eine  ^ιατημη,  nicht  eine  μνήμη) 
und  ant  Hirschig  tnuov  viov  asl  xamX^hisiy  statt  ytov  ^γχαταλεί- 
ntur,  welches  Zeitwort  vielmehr  im  Stiche  lassen  (in  der  Patsche 
•üaeo  lassen)  bedeutet  and  in  diesem  Sinne  nameotlioh  in  der 
Rede  Lykurgs  gegen  Leokratee  nniähh'ge  Male  Torkommt  und  aneh 
im  Symposion  selb-t  p.  171>A. 

p.  212  Β  hat  Jahn  auf  Usener's  Vorschlag  das  überlieferte 
ta  tgwnxa  καΐ  omgestellt  in  xai  tu  ερωηχή^  so  dass  die  Stelle 
Isatet :  iyaiyi  φημι  χ^ψΜ  τίάηα  aifd^  xifif  "Eifiina  ημαν  xai  αΜς 
ημώ,  Mai  tu  ^ρωηχά  άΜφερόντως  a<Drc3  xai  τοις  άλλοις  ιιαραΐίείβύο- 
fttu.  VogL'lin  nennt  die  Aenderiing  ansprechend,  aber  unnöthig. 
Ich  glaube,  dasa  sie  wirklich  nothwendig  ist.  Denn  Object  von 
ημύ  kann  nicht  iffiawia  sem,  sondern  nur  Ιρωια.  Nach  der  Aen- 
demng  ergibt  sich  andi  eine  klare  chiastisdie  Ordnung  des  GBe- 
dvpaares:  ί/ημι  χρηνοα  wv^lBiQtam  ημαν  xai  a^bg  τιμώ  (a  b),  xai 
tu  ίρ.  diwf .  äaxiü  xai  r.  a.  mmttxtX.  (b  a). 

Meines  Erachtens  mit  vollem  Bechte  hat  Jahn  p.  21 3  £ 
das  flberlieferte  φβρέού  W/a^uiy  .  .  &ξ7Μμα  μίγα  mit  Gobet  in 
ψ/(μτ  ω  *Αγά9ω»  Torindert,  was  ich  nur  desswegen  bemerke  weil 
IL  Schanz,  Festgrnss  der  Würzburger  Philologenversaramlnng 
(1868)  p.  90  vielmehr  Αγάί^ωΐ'  streichen  will:  neque  enim  in- 
t^llcgo  quid  sibi  velit  vocativus  ύ  'uiydömp  si  plnres  adloqnitnr 
Alcihiadee«  Aber  so  heisst  es  auch  μ  82  vrja  .  .  Ι&υηη,  φαίάψ.^ 
tMvoon),  vgl.  Hesiod  Seat.  Herc.  327:  χαίρ&η,  ^^ιγχηυς  γενεή  (mit 
Göttling's  Aiirn.j.  Aristi)ph.  Kan.  1479:  /ωυΰτε  wivvv^  ω  Ji6\'va\ 
<2οω  (mit  Bruncke  =  Kock's  Anm.).  Cic.  Brut.  3,  11 :  vos  vero 
Aitiee,  . .  me  cura  levatis.   Verg.  Aen.  IX,  52^ :  tos  (ihr  Musen), 


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148  Zu  PlaiUni*e  Bfmpanum, 

ο  CalHope,  precor,  adspirato  eaoeDti.    Indem  AUdliiadee  die  an 

Agathons  Sklaven  gerichtete  Aafforderuug  φέρετε  zugleich  an  Aga- 
thon selbst  richtet  holt  er  damit  dessen  Zustimmung  zu  jenem  Be- 
fehle an  seine  Sklaven  ein.  Und  swar  richtet  er  denselben  zuerst 
unbeetimmt  aa  die  SkUven  Überhaapt  (vgL  Flant  Menaeohm*  674 : 
Erotiam  aliquis  evocaie,  wie  Psend.  1284.  Mere.  908  f.  Ter.  Ad. 
684),  nachher  aber  den  beschränkteren  Auft  riig  {in  einen  bestüiDlll* 
ten  (φέρε,  nai,  τον  ψυχτήρα  txtivov).  Dagegen  hat  p.  215  Β 
Sehans  (notae  oomm.  plat.  1871,  p.  52)  wohl  daran  gcthan 
data  er  eine  Verwoohalang  von  AN  and  annabm  und 
ϋΜς  ηου  άμ(ριςβητήσαις  mit  Baiter  eobrieb,  statt  mit  Sauppe 
und  Jahn  ai'  vor  δήπον  einzuschieben,  was  jedenfalls  passender 
vor  αντος  geaohehen  wäre  und  auch  dann  das  Bedenkliche  hätte 
daia  dfnov  m      mit  Optativ  niohi  «timmen  will. 

Sehr  mit  Recht  hat  ferner  Jahn  p.  216D  die  Worte  mi 
aS  έγνοια  ndvm  ttai  oUey  eingeklammert;  denn  sie  nnter- 

brechen  störend  den  Zusammenhang  zwischen  Σωχράτης  ερωηχώς 
duxxctna  noy  καλών  und  ώς  το  ϋχήμα  αύτου^  verwechseln  Unwissen* 
hait  und  Negieren  dea.  Wiaeent  und  springen  vom  ethischen 
brate  unvermittelt  anf  das  der  Intelligena  über,  wfthrend  doch  aaeh 
die  nachfolge&de  positive  Ausführung  (mit  (Ηϋφ)ροσννη)  lediglich 
anf  dem  ersteren  sich  hält.  Die  Worte  sind  wohl  Zusatz  eines 
Interpolators  welcher  eine  weitere  Aehoiichkeit  zwischen  den  Sa» 
tjrn  nnd  Sokrates  entdeckt  in  haben  meinte  nnd  sie  nachtmg, 
ein  Znsata  von  demselben  Kaliber  wie  p.  221  D  Μ  is  jcoI  hi^oi. 

Endlich  kann  ich  es  nur  billigen,  dass  p.  221  Β  Jahn  nach 
dem  Vorgange  voo  J.  Bekker  nnd  F.  Ast  ηερισκοηών  aufgenommen 
hat  statt  des  überlieferten  παρασχοπων^  das  seine  Entstehung  wohl 
dem  voraosgehenden  τώφ^ολμώ  ΐίαραβάλίων  verdankt.  Aber  da 
φίλια  nnd  ηολίμιοί  auf  verschiedenen  Seiten  stehen,  so  bedarf  «a 
zum  Blicken  auf  Beide  eines  τιερισχοπεΐν.  Und  was  Stallbaum  be- 
hauptet, circumepicere  potius  timentis  est  ac  solliciti,  beweist  gar 
nichts,  da  es  gana  anf  die  Art  des  Blickes  ankommt  der  nach  den 
verschiedenen  Seiton  geworfen  wird.  Man  denke  a.  B.  an  den 
sdi'./ibiseheo  Helden  bei  Ohland,  der,  von  Türken  idlentbalben  nm« 
schwärmt,  'thät  nur  spöttiich  um  sich  blicken.' 

Tübingen.  W.  Tenffel 


* 

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Ζα  den  griecliiechen  Lyrikern. 


Im  Folgenden  will  ioh  eine  Reihe  von  Yermuthungen  mit- 
tiMilen,  die  mir  beim  Lesen  der  griechiaeheii  Lyriker  naoh  Bergk*e 
Poetae  lyrici  graed  (ThL  III)  sieb  ecgebeo  baboD. 

Sappbo. 

Sappbo  I,  13  ΦΐΙψα  d*  Bergk  naoh  MD  and  Viot. 

»pogr.;  aber  PA  abf/*  dU*  iξU.y  die  Ttilg.  αίψα  d*  ϋρ'  ^ξϋχοηο. 

Aus  der  Lesart  von  PA  ergibt  sich  αΙφά  μ'  fS/xomo,  was  in 
jeder  Beziehung,  auch  des  Aeyndetous  wegen,  vorzuziehen  scheint. 

£hend.  18  f. :  riva  άηνη  Ibi&w  |  μαϋς  Ις  aav  φιΧΑακχα^ 
naeh  Seidler.  Einfacber  nnd  b&beober  erscbeint  folgende  Trennung 
derselben  Bndistaben:  τίνα  ^rfin  ηΑ9ωμαί  &  αγην  ες  σαν  φύΛτ 
τατα\  σ'  für  σοι.  Bedenklich  ist  allerdings  der  Mangel  der  Pause 
svigchen  zwei  Uendekasy Ilaben,  für  den  sich  weitere  Beispiele  nicht 
erbringen  lassen;  aoeb  lautet  die£nlditika  sonst  yoi«  Die  Elision 
dei  dativiacben  o»,  die  ancb  bei  Homer  vorkommt,  ist  ]bei  dsn  Le^ 
Hern  unbedingt  znl&ssig,  und  begreiflich  aaob  dass  dann  mebt  das 
mi&sverstiindliche  r'  gebraucht  wurde. 

£bend.  22 :  ct\  ^St  όώρα  μ  ή  Stysv^  ί'ύλά  όώθ£ί,  '^λλα  ist 
ebenso  anstossig  wie  das  αλλα  der  Bdeobr.  PI).  £ine  leichte  Aen- 
demng  ergibt :  «2  de  άωρα  μή  äiitef  αμα  {αμμα\  dcMVSh  wobei  es 
■ehr  gefällig  ist  dass  Aphrodite  Sappho^s  Angelegenheit  au  der 
ihrigen  macht. 

2,  7  (ug  γαρ  ενιόον  βροχέως  σε,  φωνας  |  ονόεν  ετ'  cmcsi.  Aber 
fikr  ee  haben  alle  Hdschr.  με,  im  Anfang  ΐιΐς  γάρ  ^  löm  oder  süAtf, 
lad  damaob  moss  man  *  schreiben :  ώς  γαρ  εΙςΙόω  βρόχε\  ως  μβ 
^ρωηις  xr^  Ους  ϊάω'γάο  αί  {iu(f/i\  ως  Hermann),  ähnlich  wie  Theo- 
krit:  ώς  'idov^  ως  εμά^ην.  Auch  darin  kann  ioh  Bergk  nicht  Recht 
geben,  dass  er.  jetat  ans  den  Worten  άλλα  παντόλμοην  noch  den 
An&ng  eines  M4ppbisohen  Verses  (V.  17)  b«rsteUeB  wiU  nnd  so 
des  Gedicht  nnToUstftndig  sein  Iftset,  wftbrend  er  firflber  mit  Abrens 
niu'  rö  άομάηο^·  tjmendirte  und  dit^e  Worte  zu  dem  was  Longiu 


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160  Ζα  den  grieolusohen  Lyrikero. 


selbst  weiter  sajt  himsuzog.    lo  den  letsten  Versen  des  Gedichtes 
aber  ist  nach  meiner  Ansicht  die  Lesart  des  Paris.:  τΒθνάαρ^ 

ϋλίγω  ^πιό&νοην  (φαίνομαι  (ίλλα  vollkommen  befriedigend,  sobald 
man  uVm  schreibt  :  '  einer  dritten  sieht  es  aus  als  werde  nicht 
viel  fehlen  dass  ich  sterbe.' 

Frg.  28  antwortet  Sappho  dem  Alkaios:  al  (Γ  ig^  hjhüv 
tfiegov  η  itakwv  n.  s.  w.,  die  bekannten  Verse  ans  Aristoteles,  nnd 
die  entsprechende  Anrede  des  Alkaios  :  ^)th't  η  ^ί-ι'πψ',  άλ/.ά  υε 
χωλν€ΐ  ΰυίόως>  unter  des  Letzteren  Fragmente  [hg.  55,  2)  auf* 
genommen.  Aber  die  von  Bergk  selbst  angeführte  Stelle  Gram. 
Aneod.  Par.  I,  266,  25  lässt  den  Sachverhalt  gana  anders  er- 
scheinen.  Dort  hetsst  es:  sfis  6  ^ΑΪμ,  h  ποιητής  ηρα  χόρης  ηνός, 
η  ä/J.og  ης  ί^ρα,  παράγη  ό'  οιν  'όμίος  ή  ^(ΐτκμο  όιάλ<τ/ον'  χαί 
λίγει  ο  βρών  ηρος  τψ'  ερωμέιτ^ν'  ^ίλιο  ιι  sinslv  χιι,  alt  ανίής  άμοΐ' 
βαύΐς  ή  κόςηλέγ»  ηρος  ixHvov  αλλ'  iay  ^  άγαμος  χά,  Hieraus 
ist  doch  klar  dass  nichts  davon  bei  Alkaios,  sondern  alles  bei 
Sappho  zu  lesen  war,  deren  Gedicht  einen  Dialog  enthielt;  die 
Naraen  Alkaios  und  Sappho  kamen  üarin  nicht  vor,  aber  die  Alten, 
schon  von  Aristoteles  ab,  bezogen  das  Gedicht  auf  die  anderweitig 
(Ale.  fr.  55,  1)  bekannte  Liebe  des  Dichters  zu  der  Dichterin. 
Also  sind  die  Worte  der  Anrede  als  Reste  einer  alcAischen  Strophe 
zu  fassen  :  &έλω  τι  .ι^εΐηην,  ('ό.λά  μ^  κωΧνει  \  ηίδως,  nicht  mit  Bergk 
als  ein  einziger  Vers,  der  mit  Hülfe  einer  Synizese  sich  den  echten 
•  Worten  des  Alkaios  :  ίότιλοχ'  ϋγνα  μεΧλιχόμβίόδ  2άπψθί^  in  gleichem 
Metram  anschlösse. 

Frg.  40  f.  53  f.  58  f.  Bei  den^  von  Hephaestion  citirten 
Versen  ist  von  Hei-^^k  im  allgemeinen  mit  Recht  angenommen, 
dass  sie  Anfänge  von  Gedichten  sind.  Indens  überall  ist  diese  An- 
nalime  keineswegs  durchzoführen.  So  frg.  54  ΚρψΗχα  νυ  nof 
(jcT  iμμeλiως  nMeaav  ύιρ/εϋν^  άηάλοίς  xrl.  kann  nicht  fOglieh 
ein  Anfang  sein,  sondern  entstammt  nach  meiner  Meinung  derasel- 
Helben  Gedichte  dessen  Anfang  Hephaestion  ebeud.  anführt :  ΙΙΧη- 
ρης  μεν  έφαίνετ'  ά  asXawa,  (d  ώς  ηερι  βωμον  ιοτάΰηοαν.  Dies 
Gedicht  war  dann  in  Strophen  geschrieben,  in  welchen  diese  zehn-^ 
•ilbigen  mit  jenen  zwölfsilbigen  Versen  abwechselten,  wie  denn 
auch  bei  Alkman.  in  dem  neuen  Papyru«lragment,  Hzeili^i^e  aus 
verschiedenen  Versarten  zusammengesetzte  Strophen  sich  linden. 
Unmittelbarer  Znsammenhang  ist  zwischen  frg.  53  nnd  54  nichts 
doch  wird  Heph.  letzteres  wenigstens  aus  der  1 .  Strophe  genommen 
haben.  —  Frg.  40  verband  man  vor  Bergk  mit  41 :  εοος  Saiii 
μ'  6  λισιμελί^ς  dont  \  γΧνχύηιχρον  άμύ/σ,νον  ορηειον,    (41)  'Aidi^ 


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Ζα  den  grieohitelien  Lyrikern.  151 

ijoi  ίΤ  ψ(&εν  μίΐ'  άπήχ&εη  \  (fQOinoSriv,  fni  (f'  Ά\6οομέ6αν  πότη; 
Uepii.  führt  allee  in  unmittelbarer  (Olga  an.  Bergk  macht  letztere 
Vene  sota  Anfang  eines  zweiten  Qedicfatey  wasa  de  nicht  ιοηάβτ· 
tieh  peesen;  allerdings  ist  der  Aneddnes  an  frg.  40  ebmsowenig 
fH»  befriedigead.  Wenn  aber  Hcph.,  wie  nattlrlieh,  für  jede  Form 
der  iiasis  ein  Heispiel  geben  \sollte,  so  mochte  er  füglich  nach 
Citiniog  der  Aulau<^sverse  weiterhin  noch  diejenigen  hinzuschreiben, 
bei  denen  sich  die  noch  fehlenden  Basen  raerst  seigten.  *-  Dm** 
selbe  ist  ▼ielleieht  der  Fall  bei  den  gleiobfhUs  nngetrennt  ange- 
fthrten  Versen  (58,  59) :  "Έχει  μεν  ^Ανδρομέδα  χάλαν  άμ^Ιβαν, 
Wuinfüi,  π  Iii»'  τϊολνηλΗοι·  ^ ^ffQodiiv.v. 

Frg.  76,  3  f. :  aiav^ta  γαρ  τιελεται  χα*  χάριτες  μάχοαρα  \ 
fidUoy  τί^ηίρψ '  άσϊΈφανώτοίΟί  ιΓ  άπυοίρέφορτη.  So  Bergk,  indem 
er  die  verdorbene  Lesart  der  Hdsohr.  steiisn  läast.  Neben  vielen 
▼orgeechlagenen  Besserungen  scheint  mir  die  einfachste  folgende 
zu  eeio:  evav&eia  γαρ  ntkenu  (so  Hermann;  xui  χάρις  ες  μαχαίρας 
μβϋιΧον  τΐροτόρψ^  die  lotsten  vier  Worte  nach  Seidler.  Χάριης  AB, 
/s^ieni  GanL  L ;  also  nrsprflnglioh  χαρΛύβς  mit  flbeigesohriebenem  r, 
Frg.  79.  Derselbe  Athenaeus,  der  frg.  78  erhalten,  thelH 
wenißre  Seiten  npäter,  ohne  Zweifel  aus  dein  gleichen  Gedichte, 
foigeade  Verse  mit :  εγω  άε  φΐλημ'  όψροϋίναν  xai  μοι  τό  λάμ- 
ηροτ  ^ρο(  άβΚίω  καί  τ6  tudor  ΧΑΌγχΒν,  mit  dem  Zusatz  φανβρ^^ 
nmvoa  ηάοι>¥  ώς  ή  του  ζή¥  έτηθυμία  τό  λαμτίρό»  jud  tb  tuMy 
άχ$ν  αντη,  Hferans  sieht  man  dass  er  nichts  andere  las  als  was 
auch  uns  überliefert  ist,  indem  er  ερος  άίλίο  mit  ή  του  ζήΐ'  fVit- 
th:μiaf  λίλογχεν  mit  είχε  wiedergibt.  Die  V^ersc  werden  richtig 
sobald  man'  igatg  schreibt  und  nach  άβροο»  eine  Lücke  annimmt: 
ή*»  ^  ffiλημ^  αβροσύν«¥  —  w  —  w  nud  μοι  \  Ά  λάμπρον  ερως 
e0idw  xai  το  χάλορ  λΐλογ/ίΐ:  Ob  der  Sinn  genügend  und  ob  der 
Aufidruck  diesem  Sinne  angemessen  ist,  w^ill  ich  dahin  gestellt  sein 
lasMD ;  mau  könnte  übrigens  auch  άελίω  mit  τό  λαμηρόν  verbin'« 
den.  JedenOalls  aber  ist  Päat  £mendationen  die  Grenae  enger  ge- 
ltet als  Bergk  und  Andre  angenommen  haben. 

£  r  i  η  η  a. 

Das  erste  Kpigramm  der  Erinna  auf"  Baukis  (frg.  5)  beginnt  : 
hcuju  /JU  Σειρήνες  εμαι  xui  πέν&ιμε  χρίοασέ,  οσης  έχεις  Ά'ΐόα  η\ν 
ΟΑίγαν  onodiar,  τοις  iμhv  ίρ/ρμίνοΜΛ  τίαρ^  \ρίον  είπατε  χαίρΗν  πά» 
IW  sweite  Vers  bietet  hier  in  mehr  als  einer  Besiehnng  Anstoss: 
^  9σας  mflsste  stehen  fig,  weshalb  B.  coujicirt  δς  χατίχεις^  und  mifc 


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152 


Ζα  den  grieehiachon  Lyrikern. 


den  Genetiv  'jüüa  iet  niohte  ansaiiuigen,  wolier  denelbe  B.  firAher 
«iol  Ycnnatheto.  Weiter  aber  nuMhi  der  Vera  den  ιφηκΜηίς  niai 
Aeehenkrug,  der  darnech  freistellen  mflaete,  da  er  ja  aneli  ni  6m 

Vorübergehenden  reden  soll,  und  doch  ist  die  wirkliclie  Bestimmung 
völlig  klar  aus  Harpokration  s.  ?.  λουΧροίιόρος:  ε&ος  όέ  ην  χα» 
των  ά/άμων  αποθανόντων  (was  bei  Bankis  der  Fall)  λίηηψοφίρον 
hd  li  μν^μα  hpUrws^^  toSw  ^  mäq  ^dgiav  ijfmvy  vgl.  Sehö* 
mann  Gr.  Alterth.  II,  508.  Dieeer  letite  Anstoee  ist  nieht  andere 
zu  heben  als  durch  Tilgung  des  ganzen  Verses,  der  ein  echlechtee 
Fliekwerk  an  Stelle  eines  aiugeiallenen  echten  ist. 

Α  1  c  a  e  u  β/· 

Frg.  19:  TO  όηντΈ  χνμα  των  ηροτέοων  6vtti  (ττείχει.  Die 
Hdschr.  AB  ivcT  avu  xvfta  τώ  ηροτέριο  νέμω  στ,,  and  ich  weiss 
mokt  wamm  man  kier  mehr  indem  soll  als  dass  man  difim  und 
*9Ϊμω  sekieibt,  wie  χώ  π^οι^ρα»  *νάμψ  sekom  Gaisfbrd  wollte.  Jii^ 
juam  ηοίνΈοίων  άνεμων  Π.  IT,  89β  f.  Wie  der  das  Fragment  dtt- 
rende  Heraklides  bemerkt,  deutet  der  Dichter  auf  die  durch  Myr- 
eilos  erregten  Unruhen;  er  sagt  also  soviel  als:  von  neuem  drokt 
ans  dorck  denselben  Myrsilos  Qefakr.  To  mnss  übrigens  mebr 
demoaetrativieok  geiiuet  werden,  oder  ee  ist  r6i*  oäa  aaeebreibeo. 

Frg.  28  Μφοβος  Aiiknjp,  überHefert:  14.      e  φόβος 

όιαχτήρ.  Daraus  mache  ich  lieber,  als  3.  Vers  einer  alciiischen 
Strophe:  A'  6v  φόβος  όοΰ'χτήρ.  z/.  γόος  Aescb.  Sept.  899  ; 
φΘ^όνον  daämfv  Anacreont  40,  10  noch  Pauw's  fimendation  für 
βίύάαάν, 

Frg.  82.   In  den  ▼on  Strabo  mitgetkmlteo,  enteetdick  ver^ 

dorbenen  Versen,  in  denen  A.  den  Verlust  seines  Schildes  in  den 
Kämpfen  um  Sigeion  meldet,  haben  die  meisten  Kritiker  eine  alcäi- 
Bche  Strophe  herzustellen  versucht.  Die  Worte  lauten:  ^ΑλχαΙος 
ίίόος  ένΜδ*  (Made)  αυχντόν  (wjfvwv^  o^  aömv,  ου 

toi)  ähpnmgiv  {ηΐυχτορήν^  τ6ν  οΧψιυρίν)  iς  rXavmnhv  Upitf  dv 
ίχρέμαοαν  ^Armtol.  Nun  ist  unbedingt  Ις  ΓΧανκώταον  und  Ίρσν 
zu  schreiben;  das  somit  sich  an  dieser  Stelle  ergebende  Metrum 

—  —  —  V  v>  —  ^  passt  in  die  alcäische  Strophe  nur  so,  dass 
man  den  3.  und  4.  Vers  derselben  verbunden  sein  l&est:  ^  —  ^ 

—  w  —  ^  iq  rXim  I  wihu9»  Iffoiv  6ν&ίρέμοαααν^  wie  von  Abreoe 
vermntket  ist.  Vor  "Armtm  ist  aber  dann  eine  Lfleke,  und  jene 
Verliiiulung  ist  doch  eine  sonst  nicht  nachweisbare  Licenz,  die  man 
ohne  Notb  nicht  annehmen  wird.   In  der  sapphischen  Stropke  da- 


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2m  tei  frietihiMdiai  Lyrikm. 


168 


gegen,  deren  sich  A.  ebenfalls  oft  bedient,  würde  —  »Arniw  Ijpov 
ein  Adonius  eeiu,  dessen  Bindung  mit  dem  vorhergehenden  Verse 
äoeeerst  häufig  ist,  and  dae  Folgende  fügt  eich  ohne  Lücke : 
oyy^igqwry  "Atwmui^  wie  iuicl&  die  beiden  TorhergeheBdeB  Silben  ές 
Πα» — tkimmen.  leb  mikibteiadMe  lieber  den  Seblossioiebreiben: 
thntkov  f  Mi^Htno  fSvw  Γλαν  |  m^trov  l^or,  \  ol  κρέμασαν» 
"jiTWeoi,  mit  besonderem  Euphemismus ;  der  Gebrauch  des  Mediums 
wnmitw^m  war  hier  nöthig  um  den  Schild  als  den  eignen  zu  be- 
leiohnen.  *Ασαίόας  βΜιιλίους  Homer.  —  Der  Anfeogifen  der  1. 
Strophe  enttfi^b  Strebo's  Worten:  Uym  mm  safpVMn 
9ας  ά}γάλω  τοϊς  iv  ο&ω;  der  2.  beginnt  ^Α^^ος  σόος^  den  Reet 
deiaelben  w  w  —  ^  —  ^  muss  man  aus  άρει,  iy&aS^  herstellen. 

Frg.  46:  χίλομαί  um  zw  χαρίεντα  Mivwvu  χάλΒΟΟΟΑ  \  ai 
jOfi  φ/μηοσίας  in^  ftvour  jjuo*  y9yvf^adm.  Das  Perfektom  fy.  bat 
Uor  keine  Stelle,  man  edMbe  ίμ^γβ  ywMm. 

Frg.  98:  (Τα^τάλω)  mSoSm  ns^  ίηφάίίας  μέγας  ä  ΑΙ/ΛμΙδα 
Χί^ος,  hat  daeedbe  Metrum  wie  25 :  ώνηο  οντος  ό  μαιόμενος  το 
μέγα  ϊΐράτος  άyτρaφ6ι  m/u  mif  πόλιρ,  α  (Γ  ^atcu  ^τιας^  und  paset 
&ach  dem  Inhalt  nach  sehr  gut  dazu,  wenn  etvae  Torberging  wie 
ψί¥  MNCfi.  So  Arcbilocboe:  μη^*  b  TaynUeu  λίΒος  τήαά*  ύη^ρ 
vifoot;  χρεμάσΘω^  nnd  Pindar  letbm.  .7,  9:  ineMj  tbit  ναίρ  ϋ8φβ^ 
Ιας  ys  Ταντάλου  λι^ον  ηαρά  ης  ίίΐρίφίν  αμμί  ^εός. 

Anakreon. 

Frg.  1—14  eteben  bei  Bergk  die  in  Oljltoneen  TerÜMslen 

Fragmente,  im  ganzen  mehr  als  50  Verse.  Es  ergibt  sich  der 
Beobachtung  leicht,  dass  Anakreon  in  diesen  und, den  verwandten 
Versarten  ( Pherekratens,  Priapeus,  dem  sechzehnsilbigen  Sapphicus, 
a  flg.  15 — 20)  mit  groeeer  Strenge  die  Baeae  ^ndeieeb 'bildet; 
denn  ee  finden  sieb  nnr  folgende  eiobere  Anenabmen:  2,  8  πορφυ- 
τ  ^Αφροόίτη;  5,  2  ^μερόίη  (i).  Also  muss  bei  der  Herstellnng 
verdorbener  Verse  nicht  die  Ausnahme,  sondern  die  Regel  erstrebt 
werden,  was  gleichwohl  von  Bergk  in  zahlreichen  Fällen  nicht  ge- 
icheben. So  zoniobst  Frg.  6  (Sobol.  11.  ο  192),  wo  lOekenbaa  über- 
befart  ist:  μάς  μίΡ       Uomä^tm  \  ίσαμεν^  νεφέλη  d*  ίάωρ  |  — 

 βαρύ  ά*  Sygiot  \  χειμώνες  χατάγονΛν;  Bergk  sebreibl  lebr 

^hn:  —  —  νεφέλης  (Γ  νόίορ  ομβριον,  Jiu  (Γ  αγρι»  χειμώνες 
*αιάγον<Ην,  Man  würde  hier  gar  nichts  zu  ändern  versucht  sein, 
aaeaer  mmy^  kk  lunmyovatp  oder  nem^^etoy,  mit  Enetatbine,  der 
<lbngeiia  die  Lücke  anob  Toribnd  ondt-ann  aebr  frei  nrnwaadeUe; 


164  Zu  den  ghechiiolieii  Lyrikero. 


aber  SohwierigkeiteD  ma^t  der  Zaeamtnenhaog,  in  dem  der  6cho- 
liaet  die  Stelle  aoföhrt.    Es  geht  vorher:  ηάντα  τίτ¥  γής 

äiga  τιη  Jü  φησι  όοί^ήναι^   Αα  fih  των  τόΐ'  γωτιζόμεί-υν 

αέρα,  otibq  ionv  άηό  γής  έως  νδψβλών,  όιά  de  τον  aiittgog  τον  vm^ 
τα  vi(fri  ητιον,  oy  xai  ovQOvhof  όνομάζ».  —  άμΑ»  Mtd  ηύΧας  ούρα" 
woB  τα  νέφη  ονομάζ»  (II.  s  749).  ^^ίνοαφέων  πώ.  Daher  die  Ver- 
socbe  Bergk^e  und  Anderer,  den  Zeae  in  dae  Fragment  hineinsa- 
bringen.  Aber  das  Citat  stand  ursprünglich  in  ganz  anderem  Zii- 
8animenhang  and  gehört  in  das  Schol.  zu  188»  wie  uns  Euetathius 
lehrt,  weicher  toranafohickt:  άώ  wd  oi  Άτηκοί  thv  πιρί  χειμΒρίαυς 
τροηάς  μήνα  lloastSemva  κα3φϋσιρ;  diese  Worte  aber  stehen  im 
-Scbol.  zn  188  ebenso,  ausser  M  nnd  ol.  Also  ist  jede  weiters 
Aenderung  des  Fragments  überflüssig. 

Frg.  8.  1  ^y'(o  (V  ουτ  αν  ^ΑμαΧί^ΐης  \  βηνληΐιιψ  χέρας  xw. 
^Eyw  &v  ovir'  ofy  die  Hdsohr.;  vielleioht  itayw  6'  od^,  &v  m.  — 
Frg.  10  6  d*  v^f^  ^9ηαμένος,  etwa  οι}<Γ  ύφ,;  12  ofo  μην  amtr 
λήν  χάαιν,  cod.  R.  τότΐ  μψ,  vielleicht  ganz  anderes  Metrum.  13,  I 
ερως  naijittnoq  ηό^ω  ist  von  Bergk  selbst  gebildet. 

Den  Fragmenten  in  pherekraieischero  Versmass  (fr.  15)  hat 
B.  zugerechnet  16:  μνθηοί  d*  Μ  νήσω  \  μβγίατ]^  SUnwniv  \  1«- 
^hv  San*  Ννμψέων,  Ννμι^ίων  bat  er  binzngefiigt  ans  Hesyeb.: 
äoTv  ΝνμίΐΗοι.  την  2ίάμοι\  Άιαχρΐ-ων,  wie  man  sieht  ohne  jede 
Nöthigung  oder  besondere  Wabrscheialichkeit.  Um  dein  3.  Vers 
aufzuhelfen  vermuthet  er  Νυμφ,  teghiy  αστι\  ιερόν  als  Daktylus. 
Aber  bei  An.  moss  es  ighf  heissen,  und  ddnovoiv  ϊρο»  αατυ  ist  ein 
andcreontiscber  Vers.  Darnach:  — *  μνΘίψ^τοί  (mit  Hartnng 
aus  Apoll.  Lex.  Hoiu.  114,  '.^)  \  mn  νήσον  ( Hiitt niaiui,  nv  νηθ(^) 
die  Hdschr.)  ύ  ΔΙ^γΐοΓη  (Με^ίονη  Hecker  Dindort  Härtung)  |  dii- 
9IGV0IV  ίρ^  ώπν.  Ionisches  Versmass  stellt  auch  Härtung  her. 

Frg.  21  anf  Artemon.  Ans  den  einleitenden  Worten  des 
Athenaens:  ΧαμαιΧίων  d*  S  Uormthg  nji  περί  ^Ανΰίχρ.  παη^ϊς 
το  £(H'^f)  ίί'  Ιΰ'οντινλη  //Af/  ή  π^'ηφόοητος  '.^οημοη·.  την  προοηγΟ' 
ρίαν  ταντην  λαβείν  ιόν  Άρτ,  0Μ  το  τρνφερώς  βίονντα  ηερι^>ερεοί^ο^ 
ifd  χλίίης.  wd  γαρ  ^ΑνΰΟίρ.  mMv  ix  πενίας  de  τρυφηρ  6ρμήααΙ 
(ρη<Λν  iv  νούτοίς'  πριν  μεν  ηά.,  hat  Β.  mit  ToUstem  Rechte  ver- 
rauthet  das8  die  Verse  ξανΟ-ή  (Γ  —  * Αρτύμων  mit  dem  folgenden 
gar  nicht  zusammenhängeD ,  wie  denn  auch  das  Versmass  nicht 
stimmt.  Es  sind,  wie  er  selbst  bemerkt,  iambische  Dimeter,  zu 
firg.  89  ff.  zu  stellen;  zu  ihrer  Erklärung  citirt  Cham,  ein  ander 
weitiges  Oedicbt,  welches  allem  Anschein  nach  Tollstftndig  mit- 
getheilt  wird.    Man  hat  lediglich  V.  8  für  ενρίοχων  zu  schreiben 


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Zu  deo  grieohiaohen  Lyrikern* 


166 


dftmmp^  80  ut  der  SaAs  voUstäiidig,  und  am  Sohlose  ein  Wort  βία- 

lafügen,  eo  ist  aaeh  dem  Metmm  genügt:  nai  ϋΜαόΙσχην  ΙλεψανΗ" 
νην  iaßoiiic)  \  ffoohi  yviaiiir  (ΐνκης.  \)enn  veimutblich  war  doch 
der  ScbluaaTera  der  letzten  Strophe  katalektisch  gebildet:  ^  —  w 
—  ^  —  9,  γυν$Λξίν  aber  verlaogt  ein  Atiribnt.  , —  Uebrigeu 
■Seilte  ich  V.  β:  w^/nkvmv  βΙΚνμα  χαχής  άσηίόος^  das  νεότίλντον 
der  üeberliefening  beibehalten,  im  Sinne  von  *  aufgewaschen.' 

Mit  frg.  42  beginnen  bei  Bergk  die  Stücke  in  lonikern  und 
ÄDakreontikem,  denen  übrigens,  ausser  IR  (s.  o.)  auch  39  u.  40 
smarecbneD  sind:  ww  w  —  άσημων  |  ύπερ  Αρμάτων  ψορεϋμοΛ, 
^  ^  ^  ^  τίΧίίηάς  j  ύηοθνμΙόάς  negi  ατή  |  Smk  λωήνας  i^Bvm, 
Ee  ergibt  sich  nun  ans  frg.  64.  dass  Anakr.  Systeme  aus  je  sechs 
Dimeteru  bildete,  von  denen  der  fünfte  ein  reiner  lonikus,  die  an- 
dern άηούϋωμ€νοί  waren.  DiOsalben  Strophen  finden  sich  nan  auch 
frg.  44,  deeeen  12  Reihen  Bergk  gftnslfch  falsch  in  3  Strophen  wa 
4  Reihen  verlegt;  aneh  der  Sinn  spricht  dagegen,  indem  nicht  nach 
hdovifg,  sondern  nach  XtKunmi  (  V.  3  B.)  der  {Jedniikt  nahschiiitt 
ist  Daae  er  hier  je  2  Reihen  zu  einem  tetrauietriecheo  Verse  zu- 
anmen  £uet,  gründet  sich  auf  die  Beobaohtang,  dass  am  Ende 
4er  Reihe  weder  Hiatns  noch  sjllaha  anceps- stattfindet;  dies  selbe 
iii  aber  auch  frg.  64  der  ^Fall,  ausser  V.  5 :  xvadovc  οκ  aw- 
βρίαύ  !  ανά  όηνη  ιβαοοαρήσο).  Aber  hier  läset  sich  aus  dem  über- 
Hflferten  άνυβριοτίίος  ebensogut  ανυβρίατως  machen.  Uebrigens  hat 
nah  nnter  den  Anakreontea  das  40.  Gedicht  eine  ähnliehe  stro- 
phisehe  Gomposition  mit  eingemischtem  ionischen  Dimeter. 

Frg.  45:  γαο  'κίη-ων  {ηιο,ι·]  Hi  t/.a  ικαό&ς  αν  rftXotfi" /αρί' 
fyiu  μίν  γαρ  ψόω,  χαρία  τα  ό'  υΙόα  λίξαι.  Εμών  hat  Β.  um  dee 
Hetmma  willen  eingefflgt ;  es  ist  aber  Tielmehr  μά^  τ*  einan- 
%en  om  des  ParaHelismns  willen  mit  dem  Folgenden.  Ansser- 
<iem  siehe  ieh  mit  Sehneidewin  μ4ν  /  äflSto  för  μh  γάο  fj^to  wr. 

Dass  jene  Art  strophischer  Gliederung  nicht  durchgängig  an- 
gewendet ergibt  sich  aus  einem  FragnK^it  von  5  άΐ'ωάώμίνοί^ 
^  Clem.  Alesandr.  Strom.  VI,  746,  weiobee  Bergk  als  manifesto 
■abditieiiim  nnter  or.  62  den  Anaereontea  angereiht  hat.  Odar 
Μββ8  es  V.  4  o<fc  jeirf  3bwv  6  άνΐ'άηη^ς  ^tatt  &νν.?  Für  die 
^»»echtheit  sehe  ich  nicht  den  geringsten  Grund,  denn  die  Aen- 
deruQg  Yon  μ^λπομαι  ^  — )  V.  2,  welche  B.  hier  so  gut  wie  z.  B. 
Aatersont.  53,  2  Άτ  überflüssig  hält,  wird  anoh  dnroh  den  Sinn 
*<apfoblen,  da  der  Begriff  schon  in  άβΙόων  V.  8  vorkommt  und 
^•trteres  Wort  hei  vorhergehendem  iitkuoiKu  mindestens  nicht  so 
weit  davon  getrennt  noch  am  Ende  des  Satssee  stehen  dürfte,  wo 


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156 


Ζα  den  grieobiechen  Lyrikern. 


ee  uoerMgHch  nachschleppt.   Also  mit  Hermann:  τ6ν  *ΈρΜ»  γβ^ 

αβρον  μελομαι  βρύονπί  μίτοαις  ηοΚναν&εμοις  ädduv  (cod.  Pw«.). 
Zu  streichen  diigegen  sind  frg,  99  (mit  Meineke)  und  124  bei 
Himerius,  welches  dieser  als  εκ  των  άπο&έτων  των  ^^νΰίχρέοντος 
hergenommen  beaeiohnet,  also  selbst  dem  Dichter  unterschiebt, 
fthnlieh  wie  Piaton  Phaedr.  252  0  ans  den  άηό&ηα  ίπη  des  Ηοβμτ 
swa  Verse  anführt 

Simonidee. 

Frg.  12:  ώς  dn^my  χειμέριον  tteau  μήνα  ηίνύοχί]  ΖΛς 
£ματα  τέσσαρα  χαΐ  όέχα,  λα&άν€μον  6έ  μιν  ωραν  ηολέο^σ^ν  έτιίχ&άηοί 
κύ.  Für  das  völlig  ungenügende  ηινΰσχη  vermuthete  Ruhnkeo 
unfüXT]j  aber  dies  Verbum  im  Aktiv  kommt  erst  den  Alexandrinern 
sn.   Ich  denke  τανύαα^. 

In  frg.  18  (bei  Ath.  XI,  490  F)  hat  B.  grosse  Verwnrnmg 
angerichtet,  indem  er  nach  Schneidewin's  Vorgang  ein  zweites 
Fragment  (bei  Schol.  Pind.  Nem.  II,  16)  damit  zu  combiDirea 
suchte;  daher  erklärt  er  nun  die  Stelle  ^ee  Ath.  für  graviter  eor- 
mptns  und  snoht  mit  grösster  Kühnheit  zu  emendireo.  Mir  scheint 
dieselbe  ausser  dem  Anfang,  wo  mir  Jacobs*  Mt»  nv  svf^  am 
besten  zusagt,  indessen  auch  vieles  andre  niüglich  ist,  nicht  schwer 
herzueteilen:  (didoi  nv  ενχος)  Έρμος  εναγώνιος^  Μαίας  ευπλοχάμοίο 
ηάίς,  ST^xTSv  {iwttB  <Γ  oodd.)  "Αύας  ema  Ιοτιλοχάμων  ψίλ&ν  ^v^ 
γάτρων  (oder  ^νγαχίρωτ  mit  den  oodd.)  tar  ίξοχον  ddoq  (mit  codd. 
PVL,  τάν  f  h%oyov  εΤόος  AB),  ai  {ayt  AP)  wXhvtm  Πύ»ά^ 
ονράηαι.  Ύάν  ist  Relativuni,  dessen  Nachstellung  ja  auch  bei 
Pindar  äusserst  häutig  ist :  Olymp.  2,  28  hiadov  oU  μεγάλα^  Pyth. 
5,  83  ίχονη  ταγ  χαΧκοχάρμαι  ξή^·  Das  Fragment  beim  Scho* 
liasten:  MattHog  ούρθίας  iXutoßlB<p0^^  bleibt  dann  gans  für  sieh. 

Frg.  31 :  δτην  Ss  γηρώοαι  ννν  iXaupgov  $ρ/ημ  oUa  TtoStSv 
μ^γννμεν.  Die  Coiruptel  des  Anfangs  wird  auf  einfachste  Weise 
entfernt,  wenn  man  die  einleitenden  Worte  dee  Plutarch  hinau- 
Bieht:  αΜς  γουν  Immv  nix  me^ovsmi  ne^i  την  ηοίψΛν  ουχ  ψων 
η  τηΐ'  ορ/ψιν  εγχωμίΛ^ων:  m  diesen  gehört  nftmlich  der  Anfang  noch, 
orai'  λίγη^  und  das  Fragment  lautet  nun:  ^ώσαί  wv  (λαφρόν 
Βρχημ'  όυοίό^  (βυ  Härtung  und  früher  liergk,  ορ/ημα  οΐόα  codd.j 
ποόωρ  μ^γννμβν»  IL  24,  616 :  Ννμφάων  aif  άμψ'  'Αχελώιον 
oam,  SchoL  ώρχήύαηο» 

Frg.  32,  3  i&cem  γάρ^  τανντίΤΒρνγου  μυιας  ο9ίως  ά  μββάτ 

Οίοοις,    Mit  Kecht  nimmt  Bergk  Auetoss^  aber  statt  seioei*  Con- 

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Zu  dea  grieflihiiohfUi  Lyrikeni. 


157 


jaktir  ägm  filr  dildt  liest  nch  einftehw  ohne  AeDderang  eineo  Bnoh- 
hdfeo:  MCSMc  γαρ  ου0ί  mi.,  gldch  odde  ^άρ  ι)  μηά- 


0ΑΜΙ(  OVW^  ttiitfiiifl 


Frg.  46.  Plat.  de  Pytluee  orao.  c.  17:  /αχρώ  d^  π^ρι^ρ/^ 
ϋκ^ίς  6  2ιμ,,  την  Κλίώ  προςθ^πώ^  άγρΰο^  Maionov  χερνίβων, 
ψΐΛ  mkdkmmf  άροίόν  ti  iaw  άχρνσότίετάΛ^  Βυωόές  άμβροαίωρ  dK 
μνχών  ιροα^  υάωρ.  Naehdem  Sdbnttdewin  deo  Anfang  dee  Frag- 
■eote  mit  Eyidenx  hergestellt  hat:  άγναν  häamm  {EXbuH  einm* 
seUebeif?)  χερνίβων  \  nähuXha^  α^νώπΕΒοηκ,  bleibt  nur  das  άχρνσ^ 
nadmtf  welehea  er  stehen  gelasseo,  als  nnUlebare  Schwierigkeit: 
ten  weder  können  wir  nodb  ein  Epitheton  an  ϋάωρ  gebranchen, 
Bosh  fügt  sich  ein  soleiieB  sn  dem  Vokativns  in  die  indirekte  Con- 
ikruktion  des  Platardi  ein.  Also  bleibt  niohts  übrig  als  das  WoH 
ftr  Diitographie  des  vorhergehenden  ^^ραι^^  W  ifm»  s  iS^n^nmir 
aasasehen,  hervorgegangen  aas  schlechter  Conjektnr  eines  Halbge- 
Itkrteo,  der  eine  der  jetzigen  ähnliehe  Cerrupiel  vorfand. 

Frg.  49  über  Hekabe :  utd  συ  μεν,  dmnM  τκαΐόων  ματερ^  tkad^. 
Die  Form  der  Anrede  läset  eohliessen  dass  eine  Erzählung  über  He- 
kabe voranging ;  den  Schlnss  einer  Bolchen  aber,  der  ihre  Verwand- 
lang in  eine  Hündin  beschreibt,  haben  wir  frg.  adesp.  101,  wo 
Bergk  selbst  an  den  Sim.  als  Verfasser  denkt,  mit  Vergleichung  von 
frg.  209  (Opferung  der  Polyxena).  Aach  das  Metrum  ist  verwandt, 
▼gl.  den  letzten  Vers  Θρήί'χιυί  n  φιλήνεμοί  ηέτραι^  und  es  stände 
Uchte  entgegen,  wenn  man  an  diesen  das  xai.  cv  μεν  εϊχοιη  xii. 
ttüimittelbar  auscli  Ii  essen  wollte. 

Frg.  84,  aus  der  Elegie  auf  die  Schlacht  von  Plataeae.  V\u- 
tarcb  de  Herod.  mHli«?n.  c.  42  lusst  den  Simon,  mit  diesen  Versen 
itn  Korinthiern  bezeugen  xai  rutiy  ήν  ίμά/ονιο  mlq  βαρβάροις  xai 
αλος  ήλίχοι  νιιηρξιι  αντοΐς  άηο  wi)  ΙΓΚατοαασιν  αγώνος;  dies  beides 
aber,  die  Aufstellung  und  den  Erfolg,  konnte  der  Dichter  nicht  an 
eiu  und  derselben  Stelle  besprechen,  und  es  lassen  sich  daher  zwei 
Fragmente,  nicht  ein  einziges  nur.  erwmieu.  Und  dass  das  Ange- 
fahrte wirklich  aus  zwei  Eragnienten  besteht,  nämlich  1  —  2  und 
ο — 6,  ist  augenfällig.  V.  1  :  utaooi  ό'  οι  τ  ^Ε(^νρην  ποΚνπίόαχα 
yauτάü^'uς  und  V.  3 :  οι'  η  ηόλιν  /λανκοίο,  Κορίνί^ιοι·  άοηκ  νίμοΐΊΈς 
sind  ja  dem  Sinne  nacli  absolut  identisch,  und  somit  beide  als 
Glieder  verschiedener  Auizuhluugcn  anzusehen. 


Baeohylides. 

Flg.  27 :  Ι  λνχεΓ  άνάγχα  οει  ομένα  χνΑΑχωι·  ί^άλπηοι  ^ιμον  χύ. 
Dm  aasgezeichnete,  im  ganzen  und  namentlich  auch  in  seiner  stro- 
phischen Composition  völlig  klare  Eiagment  enthält  doch  im  ein- 
zelnen noch  eine  ziemliche  Anzahl  von  Schwierigkeiten.  Was  ist 
zu  ττΐμπει  V-  5  Subjekt.-'  ίλπις  Κΰπριδος  V.  3  kann  es  nicht  sein, 
und  γΧνχεν  άναγχα  V.  1  steht  zu  weit  entfernt  und  durch  jenes 
getrennt.  Sodann,  ist  ^άλπηοι  V.  2  wirklich  Indicativ?  Bergk  zu 
Ibyc.  S.  1001  leugnet,  dass  diese  Formen  auf  ~ηαι  {ο/ημα  Ίβνχίΐον) 
jemals  indikativiech  gebraucht  seien;  betreffe  dieser  Stelle  läset  er 


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158 


Zu  den  gheobiaoheD  Lyrikern. 


dort  «·  iwetfelhaft,  ob  Coigiinktav  ob  Indicativ  zu  ^άλπημι,  welebei 
Verbnin  aber  erst  Daobzuwcisen  ist.  Ist  es  aber  Conjunktiv,  m 
muss  es  yon  einem  vorausgehenden  eis  abgehangen  haben,  äbnlicb 
wie  das  verwandte  pindariecbe  Fragment  (136  Schneid.)  mit  avtm 
eingeleitet  wird.  Ist  dem  80,  dann  musH  V.  3  duu^aarj  für  dtcu- 
ι^σοΕί  geechrieben  werden;  weiterbin  aber  ■cfaliessen  sicli  di^  S&tae 
Belbst&ndig  im  Indicativ  an:  πέμτιει  XvH  u.  s.  w*  Nun  kann  sn 
ηίμπ€ΐ  als  Subjekt  wieder  das  dea  vorigen  Hauptsatzes,  von  dem 
ou  ykwua  ηύ,  abbängig,  eintreten,  und  awar  wird  die^  fivftq  oder 
^ίόνΐ  ϋος  gewesen  sein,  an  welchen  letzteren  ά9Λ  ^tiovvoioiai  όωρας 
am  Sohluss  der  Nebens&tze  wieder  erinnert.  Aber  die  Wiederaιι^ 
nähme  des  Subjekts  ist  allem  Anschein  nach  aasdrücklidier  g^ 
icbehen;  denn  Y.  6  αντίχ'  6  μεν  πόλεων  x^t/im  λιΉ  beginnt  in 
der  Hdschr.  αντίς  usv,  und  daraos  wird  avtog'  6  μεν  zu  macbeo 
sein :  άνόρίκσι  (Γ  νψοτάτω  ΐίέμππ  μερΙμνας  αντός'  h  μέν  χά.  Dem 
h  μεν  folgt  kein  ό  όέ,  es  ist  also  das  μϊν  vielmehr  TerBterkend  m 
fassen,  wie  so  oft  bei  Homer,  and  das  ο  mit  leicht  entschnldbarer 
Freiheit  aof  avd(^  an  besiehen.  Sollte  aber  der  Wechsel  des 
Snl^ekte  noch  nicht  deatlich  genug  hervortreten,  so  kann  man 
schreiben  τίέμπαΓ,  —  Im  An&ng  hat  Herwerden  mit  Onmd  an 
iawfna  σευομένα  κυλίκων  angestossen,  doch  seine  Aendemng  om- 
μ4να  V  κνύκων  ist  ungeföllig.  Ich  denke  σευομεναν  κυλίκων,  'der 
kreisenden  Becher*,  v^.  Ale.  41,  5  ά  (Γ  iv^cr  τάν  hi^v  miüiS 
ώ&ήτω,  —  Υ.  9  scheint  mir  Erfardt's  Ergänaung:  χατ'  αίγλάενη 
πόντον  besser  als  die  von  Bergk,  der  καρηόν  einsetat;  die  gl  An* 
sende  See  ist  die  heitere,  unbewegte,  und  κατά  verbindet  sieh 
leichter  mit  dem  nebenstehenden  Akkusativ  als  dem  entfemtea 
äy»,  endlich  ist  der  Begriff  von  καρπόν  schon  in  ηνρο^όροι  gegeben. 

Frg.  29,  2  ff.  iv  μίαω  κητμ  κιχ&ν  nSMv  άν&ρώκο»αι  dütetv 
idav  ιγνάρ  Ευνομίας  άχόλου^^ον  καΐ  τηννιας  θέμ^όος.  Die  Hftufiing 
der  Attribute  bei  JIkov  missfiel  sowohl  Neue,  der  αγνάν  streichen 
wollte,  als  anc^  Bergk,  der  αγηις  verrouthet.  Aber  auch  hda  sb 
Attribut  ist  anstössig,  da  es  nirgends  als  lobendes  Epitheton  bei 
den  Dichtem  vorkommt  —  Μη  άάη  Theogn.  182  ist  doch  anderer 
Art  — ;  es  möchte  daher  an  Andern  «ein  ΌαΙας  itytag  Είνομίοζ 
γ*  oKOlcvdoVy  nach  £urip.  Bacch.  370:  Oda  πάτνα  ^Βών  Xkia  ^ 
&  κατά  yuh>  χρναίαν  Ttnovyu  ^ορ«ς  κά, 

Frg.  81 :  c3  nt^ixkun  t£U*  ϋφ^αημπν  μεν  od  &  εληομοί. 
Nach  dem  Metrum  zu  schliessen  ist  dies  der  Anfang  emes  Hypor- 
chems,  vgl.  frg.  23 ;  dann  aber  ist  die  Anrede  des  PerUcleitos  befren- 
dend.  Da  niui  die  Handschr.  nibbt  τäλλ*  sondern  i*  £U*  haben, 
so  ist,  denke  ich,*  au  sehreiben:  ιί  taguAem  ^Βλ\  ayh'ot<mv  m., 
und  das  Ilyporchem  ist  ein  dem  delischen  ApoUon  gewidmetes. 
Dass  Bacch.  Delos  gefeiert,  lesen  wir  bei  Schol.  Callim.  in  Del.  28 
(frg.  67  Bgk.). 

F.  Blass. 


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Das  altionische  Alphabet  auf  Samos 


Bei  der  frühen  C'nltur  und  . der  grossen  politischen  Bedeutung 
der  Insel  Samos,  tod  der  die  Küu8tlerscbulü  des  Khoikos  und  Theo- 
doroe  aod  der  Bau  des  berühmten  Heraion  sowie  die  glänzende 
Tjnnnis  dee  Pol/krates  und  seine  smm  Theil  noeh  hente  erhaltenen 
Wasser-  und  Manerbanten  Zengnies  ablegen,  mnss  man  annehmen, 
daas  auch  das  Schrittwesen  im  Kinklnng  mit  den  Leistungen  der 
Kunst  und  Wissenschaft  sich  dort  verhältnissmässig  frühzeitig  ent- 
wickelt habe.  Berichten  doch  auch  Saidas  und  Hesych  (y.  2αμίωτ 
t  όήμος)  von  den  Sauriern,  dass  sie  τηλνγρξίμμαηι  gewesen  seien 
and  suerst  den  Gebrauch  der  24  Bnchsiaben  eingeführt  hätten. 
Dennoch  fehlte  es  uns  hisher  gänzlich  an  arcliaischen  Schriftdeuk- 
mäiero  dieser  Insel.  Denn  die  ältesten  dort  gefundenen  Inschriften, 
welche  wir  überhaupt  besassen,  gehen  kaum  über  die  Mitte  des 
fiwtea  Jahrhunderts  y.  Chr.  hinaus  und  stammen  τοη  den  attischen 
KlerucheD,  welche  Samos  bald  nach  der  Einnahme  durch  Timo* 
theos  (365  v.  Chr.)  besetzten  und  bis  zum  Jahre  322  behielten 
lirkuudeo  der  eigentlichen  Samier  aber  haben  wir  erst  aus  der  Zeit 
Osch  ihrer  Zorfickföhrung  durch  Perdikkas  Κ  Troti^  dieses  Maogels 
sft  älteren  Denkmälern  hat  A.  Kirohhoff  (Stud.  a.  Geschichte  des  gfrie- 
chischen  Alph.  2te  Autl.  S.  2()  ß.)  aus  den  nahen  Beziehungen  zwi- 
schen Samos  und  dem  gegenüberliegenden  Festlande  und  aus  alten 
loscbriften  der  ?on  Samos  ans  oolonieirten  Inseln  Amorgos  (Boeckh 
C.  1.  Gr.  2263b  s=  Boss  inser.  gr.  ined.  n.  119)  und  Samothrake 
(C.  L  Gr.  40)  geschlossen,  dass  das  samisdie  Alphabet  sich  ähn- 

*  So  der  Gränsstein  eines  Heiligthums  der  Athena  (C.  I.Gr.  2246) 
»4  eb  noch  unedirtes  Yerseiehniss  τοη*  Weihgeschenken  aus  OL  106, 8, 
ibtr  das  ieli  in  den  Yerhandliingen  der  28.  PhUologenversammlnng  su 
heipzig  S.  177  einen  vorläaegen  Bericht  gegeben  habe.   Wenn  die  im 

MWUtehen  Dialekt  geschriebene  Votivinechrift  auf  einem  bronzenen  Ha- 
(C.  I.  Gr.  2247)  mit  lioeekh  in  Ol.  112  —  15  zu  setzen  ist,  so  ijehört 
»och  sie  vielleicht  noch  in  die  Zeit  der  attischen  Kleruchie  (3G5  — 22). 
tiebu-  die  le  tztere  \^\.  Λ.  Schäfer,  Demoslh.  1  87,  428,  II  14;  C.  Heh- 
<lantz,  Vitt.  Iphicr.,  Chabr.,  Timothei  p.  126i  W.Viecher  im  Rhein.  Mus. 
N.  F.  XXII  320  f. 

^  Vgl.  Vischer  a.  a.  0.  S.  SIS  f.  und  Carl  Curtius,  Urkunden  zur 
^«Mstüchto  von  Samos  S. 2£  (Progr.  des  Gymnasiums  su  Wesel  1878> 


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160 


Dm  ftltioniiebe  Alphabet  wai  Smmoe. 


lioh  entwiekelt  habe  wie  des  des  ionischeo  Feetfauidee.  Die  Mgmf 
deo  drei  luechriften,  welche  ich  im  Jahre  1870  auf  Samoe  •nigt' 

fanden  habe,  dienen  dazu,  die  Vennuthang  Kirchboff*e  lurGewi»* 
heit  zu  erheben. 

1. 

Q  ΜΓ'Ο  t^Mt 
Τ  Ο  ΔμΜ  0  Κ  P'/Vf 

2. 

I  PA  ropH^oj 

s. 

1. 

Die  Imchrift  befindet  eich  anf  einem  Marmorblook  in  Kloetar 
H.  Trias,  welehee  3  Kilometer  nArdlieh  τοη  den  Rnineo  der  mli«i 

Hauptstadt  jenseits  des  Burgberges  Ampelos  liegt  (vgl.  T.  Oo^rio, 
description  de  Ifle  de  Patmos  et  de  Tile  de  Samos.  Paris  1856. 
p.  245  und  den  Situationeplan  daselbst).  Der  Stein,  0,42  Meter 
hoch,  0,34  breit  and  0,10  dick,  iet  oben  abgebrochen,  sonst  nn- 
▼etsehrt.  Die  Buohataben,  welche  an  den  Enden  etwas  sogespHsi 
sind,  tragen  einen  entsehiodeo  aüerthllmlichen  Charakter.  Wenn, 
wie  es  mir  wenigstens  schien,  oben  keine  weitere  Zeile  gestaudea 
bat,  so  ist  die  Inschrift  bis  auf  einen  Buchstaben  am  Anfang  von 
Z.  1  ToUetändig  ond  wahrscheinlioh  so  za  lesen :  [Π}Όμη$ός  άμι  j 
tot  Jημwξ^vέ[Qς,  Bierbei  kann  ee  fraglich  erscheinen,  ob  \Π\ϋμτ 
moq  als  NominatiT  an  nehmen  ist  oder  als  OenitiT  τοη  Πόμπίς 
Für  das  letztere  spricht  das  folgende  wv  mit  dem  Namen  des  V^a- 
ters  und  die  Analogie  der  alterthümlichen  Auischrifteu  auf  dem 
Hennenpfeiler  aus  Sigeion  (C.  I.  Gr.  8  ΦανοόΙχον  ^Ιμί  τού^αχρά' 
ΤΒος)  nnd  anf  einem  Bronzetäfelchen  aas  dem  italischen  Kyne 
(EjrchhoflP  a.  a.  0.  S.  108 :  /ίημοχάριίος  ^Ιμι  το,  wo  dock  wohl  am 
SchluBS  auch  τον  ζα  lesen  ist).  Stände  dagegen  hier  der  erste  Name 
im  Nominativ,  so  würde  man  ό  ^ημοι^ρίν^ος  erwarten,  gleichwie 
es  auf  einem  miiesischen  Sitabüde  Xa^ff;  ^ίμΐ  b  Κλέαιιος  hmad 

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i 


Dm  altioiiiflohe  Alphabet  aaf  Samos. 


161 


( Kirebhoff  S.  1 6).  Da  iu  diesen,  wie  in  zahlreichen  anderen  Fällen  * 
iiAcb  eiuer  auf  archaiecheu  Urkunden  gewöbulichea  Sitte  das  Werk 
•ettift  redend  emgefiäbrt  wird,  mn  seine  BeettnimaDg,  sdnen  Beeitnr 
oder  bei  einer  Stetae  die  Person,  weldie  sie  vorstoUt,  am  beeeichnen, 
ao  dürfen  wir  wobl  voraussetaen,  daes  der  hier  in  Frage  stehende 
Stein  die  Basis  einer  Statue  bildete.  Diese  sagt  dann  von  sich 
selbst  aus,  dass  sie  den  Pompis,  den  Sohn  des  Demokrines  dar- 
iteUe.  Der  letatere  Nnme  ist  von  Pape-Benseler  bereite  ans  SehoL 
HoD.  n.  2, 744  nacbgewieeen,  der  erstere  dagegen  noeh  nnbekannt, 
während  sich  Πόμπος  bei  Pausanias  (VIII  5,  8)  und  ίΙόμιιιος  bei 
Fiutarch  (regg.  apophth.  Mar.  G ;  freilich  nur  als  Abkürzung  für  das 
rdmlsche  Πομηαίόίος)  schon  vortinden.  Doch  hat  auch  der  Name 
ΠόμΜς  (gen.  -«ος)  vei^g^cheii  mit  ^ί^χμις,  ΔίόΙης,  Μμχμς  nidits 
Befremdliches.  Denn  dass  die  Herleitung  der  Eigennamen  τοη  No- 
iüiuibus  luitU'löt  dl  Γ  l"^ndung  -i^  und  iu  Sonderheit  die  Bildung  des 
Genitive  mit  -coc  ntutt  des  sonet  vorwiegenden  -ιδος  bei  den  loniem 
besonders  gebräuchlich  war»  aeigen  aahlreiche  Inschrilten  £e  ist 
iber  diese  Insohnft  gleichwie  die  folgende  (vgl*  den  Gen. . .  .  [ii/]e- 
in  Mo.  2)  im  remen  ionischen  Dialekt  geschrieben.  Ans  sftmmt- 
lichen  demselben  ungehörigen  Urkunden  hat  nun  G.  Krman  in  der 
Schriit  de  tituiorum  ionicorum  dialeclo  (in  Georg  Curtius'  Studien 
anr  gr.  u.  lai.  Gramm.  V,  2  p.  254  sqq.  292  sqq.)  nachgewiesen, 
dsBS  bis  anr  Mkte  des  vierien  Jahrhunderts  v.  Ohr.  die  las  nn- 
vermiscbt  mit  attischen  Formen  ist  und  im  gen.  sing,  und  aco. 
plur.  der  &og.  zweiten  Declination  die  Bezeichnung  des  ov  durch 
0  sieh  erhält  und  dass  bis  zu  diesem  Zeitpunkt  die  Genitive  auf 
-CSC  nneontrahiri  Ueiben  (Tgl.  TO  ^^η^ΜκρίΜος),  während  qftftter 
«tweder  die  attisdie  Contracüon  in  -ονς  oder  die  ionisehe  in  πης 
(s.  B.  ΎψοϋλΒνς)  Platz  greift.    Die  Bezeichnung  des  a  dnrcb  Ε 

*  Vgl.  Boeckh  zu  ('.  I.  Gr.  n.  8  p.  18;  ferner  auf  einer  Basis 
weDelos  ('.  1.  (τΓ.  10  τοΓ·  nviuv  λί^ου  tiiii  άηίριας  χαϊ  τυ  σφαλάς  (f^egen 
•lie  Herstellung  erhobt  freilich  Kirchhoft'  S.  Gl  gegründete  Bedenken); 
«^ut  tinem  Gewichtstück  aus  (iela  C.  1,  Gr.  8521  των  Γίλφων  fiui,  auf 
eiii»ir  attischen  Vase  C.  I.  Gr.  33  ιών  Ι^ΐ^ην^ιον  ά&Χόν  (Ιμι.  auf  einem 
Oefäs»  aus  Kyme  C.  I.  Gr.  Θ837  Ταταίης  tl^l  λ»μυ^ί,  endlich  Bullett. 
1W2  p.  173  =  Kirchhoff  S.  44  "AnQtovog  άμι. 

*  Vgl.  die  Genitive  uiv^da/iio;  in  dem  bekannten  Dekret  vonHali- 
Urnassos  (Newton,  Transactions  of  the  Royal  Society  of  Litteratare  vol. 
IX  1B67  p.  188  ff.  «  Kirchhoff  8.  4  ff.)  und  Νύμφιος,  Xgivtof,  ^άμηος 

ans  Thssos  (MilleTt  revue  ardi^ol.  XU  p.  189ff.y  268  ff.« 
WiE^Xni  p.37eff.). 

Ikite.  Mm.  1  PhUoL  N.  F.  UIX.  II 


168 


Dm  •Itionisdie  Alphabet  auf  SanuM. 


(▼gl-  EMI)  i*t  bei  den  loniern  iwar  vonngaweiee  arobaisdMii  In- 

scbrifteo  eigen,  l&eet  sieb  jedoob,  da  auf  dem  Dekret  der  Hftlikar- 
nassier  (aus  Ol.  82,  s.  S.  161  Aiim.  2)  ENAI  uud  ΕΙΝΑΙ  wech- 
seln,  bis  in  die  Mitte  des  fünfteu  Jahrhunderts  und  vielleicht 
▼ereiiiadt  sogar  noeh  bis  in  das  vierte  hinab  yerfolgen  Κ  Wenn 
sieh  somit  ans  dem  Dialekt  und  der  Orthographie  nicht  mehr  ent- 
nehmen läset,  als  daee  die  Inschrift  nicht  wohl  nach  dem  fünfteo 
Jahrhundert  entstanden  sein  kann,  so  ist  doch  aus  dem  Charakter 
des  Alphabets  eine  etwas  genaaere  Zeitbesiinunung  an  gewinnen. 
Geben  wir  von  der  Yormossetiang  aas,  dass  dasselbe  auf  Samos 
dem  der  festlftndtschen  lonier  ftfanlieh  gewesen  sei,  und  sieben  wv 
an  der  Iland  von  Kirchholl  s  bahnhrechenden  L.ntersm  luuigi^n  -  die 
ältesten  ionischen  Inschriften  zur  Vergleichung  herbei,  so  leuchtet 
«nerseits  ein,  dass  das  Alphabet  auf  den  Urkunden  von  llalikar- 
nass  (OL  82),  Ephesos  (C.  L  Gr.  3953  um  Ol.  SO),  Teos  (C.  l 
Gr.  8044.  Ol.  ιΤβ)  einen  sohon  entwickelteren  Charakter  hat.  Na- 
mentlich spricht  die  Form  des  Epsilou,  dessen  Querstriche  dort 
Sßhon  horizontal  (E))  a^uf  dieser  Iiiscbrii't  aber  noch  unr^elmäasig 
und  schrfige  sind  (f  )·  für  «in  höheres  Alter  der  letsteren.  Dasa 
stimmt  aueh  die  Gestalt  des  Bho  (p ),  welches  sich  in  einem  lieber- 
gangszustand  zwischen  D  und  p  befindet  und  des  My  (M)^ 
dessen  -Mittelstriche  ganz  hinuntergezogeu  sind,  sowie  die  vornüber- 
geneigte Stellung  des  Ny  (/V)·  Andererseite  fehlen  aber  die  cha- 
rakteristisohen  Merkmale,  am  diese  Insohrift  in  einen  sehr  viel  frfi- 
Wen  Zeitsanm  als  den  so  eben  angeltthrten  verlegen  au  können. 
Denn  das  Eta,  welches  schon  vor  der  Mitte  des  sechsten  Jahrhun- 
derts die  geschlossene  Form  (Q)  hat  scheint  hier  trotz  der 
mangelhaften  Erhaltung  dieses  Buchstabens  noch  offen  au  sein. 
Aueh  seigt  das  Alphabet  des  dem  Anftmg  jenes  Jahrhunderts  ange- 
hangen Hermenpfeilers  ans  Sigeion  (G.  I.  Gr.  8  um  Ol.  69)  einen 
entschieden  alterthiindicherea  uud  unbeholfeneren  Typus.  Wenn 


*  S.  £rman  a.  a.  0.  p.  282  und  die  Inschrift  aas  Thasoe  im  Her- 
met III  287,  die  trete  dee  ΟφΕΙΛΕΝ  erst  gegen  £nde  des  vierteo 
Jahrhunderts  abgefiust  so  sein  scheint. 

»  Vgl  8.  1-41  und  Tat  I  Gel.  I-VII. 

*  Allerdinga  kann  die  Gestalt  des  Rho  ffir  sich  sillein  als  kein 
entscheidendes  Kriterium  angesehen  werden.  Denn  in  den  altmilesischea 
Alphabeten,  die  Kirchhoff  S.  14  f.  24  f.  in  Ol.  69  and  60  setst.  findet 

ein  regelloser  Wechsel  zwischen  0,  und  zwar  oft  sogar  auf  dem- 
selben Monumente  statt. 

«  Vgl.  Kirohboff  Taf.  1  Cul.  VI  und  Vil  und  unten  No.  S. 


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Das  altionisobe  Alphabet  auf  Samos. 


163 


aan  aoch  zu  einer  geoaueD  Zeitbestimmung  die  Indicien  nicht  aus- 
raMen,  so  glaube  ieh  ee  doob  als  wabracheinlich  bezeiobnen  m 
dftHen,  dass  die  yorliegende  Ineobrift  nach  jenem  HennenpfeUer 
vad  km  rot  der  Urkonde  ans  TeoB  \  also  etwa  am  OL  70—75 
ferfasst  ist. 

2. 

Da  der  Stein  jetzt  in  einem 'der  Magazine  des  Dörfchens  Co- 
loma,  welches  nur  ^/4  Stande  vom  Heraion  am  Ufer  des  Meeree 

Uegt,  anfbewahrt  wird,  so  war  er  ohne  Zweifel  einstmals  im  Be- 
zirke des  genannten  üeiligthiims  antgestcllt.  Er  ist  links  (vom 
Beschauer)  abgebrochen,  sonst  unversehrt.  Dass  wir  hier  ein  Ana- 
tbem  und  demnach  wahrscheinlich  die  Basis  eines  archaischen 
άγαλμα  τοΓ  uns  haben,  steht  wegen  des  άνέ$ψ€  ausser  Zweifel. 
Die  Gottheit,  der  das  Bihhv  rk  geweiht  war  (vcrmuthlich  der  Hera), 
scheint  nicht  geuanut  zu  stiu.  Deun  in  dem,  was  am  linken  Kande 
fehJty  können  wir  nar  die  Anfangsbachataben  von  dem  Namen  des 
Wdhenden  (Z.  1)  and  seines  Vaters  (Z.  2)  snchen,  die  beide  aof 
ιη-όρης  anslanteten.  Für  den  ersteren  können  unter  der  grossen 
Anzahl  der  von  αγοοά  ijehildeten  P^igennamen,  die  von  Pape-Ben- 
seier  S.  XXYII  zusaninicngestelit  sind  und  durch  die  tbasischen 
iosehrilten  noch  einen  Zuwachs  erhalten wegen  des  vorherge- 
hendsD  Ρ  nar  Άν^γάρ^ζ^  Βηφραγίρηζ^  Ήραγό^μις,  'Ιφραη^ό^ 
Παραγόρης,  Σηραγόρης,  ^οάρίίγυρης,  ^yiiρ^^γ6ρης  in  Betracht  kom- 
men. Bestehen  nun ,  wie  es  scheint ,  die  Spuren  des  vor  dem  Ρ 
erhaltenen  Buchstaben  in  einem  senkreohtea  Strich,  so  beschränkt 
sieh  die  Möglichkeit  aof  ^ifyayoff^g^  Σηραγόρβις  and  ^Ιηξρογόρβι;, 
Da  die  Griechen  es  non  liebten,  die  Personennamen  mit  den  Local* 
colten  in  Beziehung  zu  setzen,  wie  z.  B.  in  Ephesoe  die  Ton  Artemis, 
in  Pcrganion  die  von  Άαχλψηος  liorgeleiteten  Xanien  zeigen  so 
hat  für  Samos  als  den  Sitz  des  iieradienstes  Ήραγύρης  die  grüsste 
Wahrsebeinlichkeit.  Von  dem  Namen  des  Vaters  ist  in  Z.  1  nar  der 
Anfaagsbacbstabe  (Iota)  oder  ein  Stück  desselben  (z.  B.  yon 
K,  Π  u.  s.  w.)  erhalten  und  in  Z.  2  der  Schlues.  Man  könnte 
daher  ebenialls  ^H^ayo^kw  oder  Ιοαγόρ^ω^  ^ηηαγύρ^ω,  Πνί^αγόρεω 

'  Das  allerdings  alterthüraiicli'' My  (M)  in  der  Urkunde  aus  Toos 
I·  Gr.  3044)  steht  zu  vereinzelt  da  neben  anderen  Anzeichen  jüngeren 
ünprun^i,  um  dieselbe  älter  als  die  hier  edirto  erscheinen  zu  lassen. 

*  Vgl.  S.  161  Anm.  2.  Neu  sind  in  den  thaaisohen  Inschriften  von 
hier  in  Betracht  kommenden  Namen  uitwyo^fif^  ^η^ο^όφ^ς,  Σψο' 

*  Emst  Cartins,  Beitr.  s.  üeeoh.  n.  Topographie  Kleinasiens  S.  Ö8  ff. 


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164 


Dm  aHionifolie  Alphabet  «nf  SainQt 


▼emnithen  und  denmacb  lesen  \Ή]ραγ6ρης  ο  [7-Jfmy]6oHo  (oder 
*1[σαγ]6ρε(ο  u.  s.  w.)  aitxhfAi.  Die  fehlenden  3  —  4  Buchstaben 
müssen  daher  entweder  am  Schluss  von  Z.  I  nicht  mehr  leserlich 
gewesen  oder  am  Anfang  τοη  Ζ.  2  aasgefaUen  sein.  Im  letstereo 
Falle  müsste  Z.  2  allerdings  um  einige  Bnchstaben  weiter  nach 
links  gerückt  gewesen  sein  als  Z.  1,  was  indess  bei  so  alten  In- 
schriften nicht  unzulässig  ist  (vgl.  Bueckh  C.  I.  (Jr.  1.  23;  Kirch- 
hoif  Stud.  S.  56  und  C.  1.  Att.  No.  463  »qq.).  Will  man  dies  aber 
nicbi  gelten  lassen,  so  muss  man  für  Z.  1  einen  etwas  l&ngeren 
Namen  snebeUf  also  z.  6.  [*^]^/όρΐ7ς  6  [77ρ«/]<$ρ£ω  sehreiben. 

Dass  die  Tnsohrift  anscheinend  στοι/ηόόν  geschrieben  ist,  kann 
für  die  Herstellung  so  wenig  massgebend  sein  wie  für  das  Alter. 
Dagegen  steht  das  Alphabet  so  ziemlich  auf  derselben  Stute  wie 
in  No.  1,  wie  namentlich  ans  der  übereinstimmenden  Gestalt  des 
Epsilon,  Ny  and  Rbo  erbellt.  Die  einzige  Abwetcbnng  besteht  in 
den  abgerundeten  Formen  des  Sigma  und  Kappa.  ^  statt  ^  ist 
aber  mit  KirchhoÜ  (Ötud.  Ib)  nicht  als  ein  entscheidendes  Kenn- 
zeichen des  Alters,  sondern  nur  als  eine  Abechleifong  der  nrsprüng- 
lieb  eckigen  Form  anzusehen.  Wir  finden  es  in  Kleinasien  anseer- 
dem  in  der  sigeiseben  Inschrift  (Ol.  69)  und  neben  C  auf  den 
Deiikinülcrn  an  der  heiligen  Strasse  bei  Milet  (Ol.  <»Π  und  00), 
WO  einmal  sogar  auf  einer  Basis  (Kirchhoff  S.  24  c)  beide  Formen 
▼orkomm^.  Dieselbe  Bewandtniss  wird  es  auch  mit  dem  |ς  statt 
Κ  Haben.  Denn  auch  diese  Formen  finden  sich  neben  einander  in 
einer  der  freilich  viel  ftlteren  Söldnerinschriften  auf  den  Kolossen 
des  Tempels  zu  Abu  Simhel  in  Nubien  ^  und  auf  den  ältesten  Ur- 
kunden von  Thera  (um  ül.  40,  s.  Kirchhoff  Taf.  1  col.  VIII).  Ee 
Iftsst  sieh  jedoch  die  abgerundete  Qestalt  des  Kappa  und  mit  eio* 
leinen  Ausnahmen  aueh  die  des  Sigma  dem  sechsten  Jabrbnndert 
nicht  mehr  nachweisen.  Wollen  wir  nun  auch  diei^em  Umstand 
kein  entscheidendes  Gewicht  beilegen,  so  spricht  er  doch  in  Ver- 
bindung mit  dem  unbeholfeneren  Aussehen,  welches  die  Bufibstabeo 
g^enüber  denen  von  No.  1  haben,  dafür,  dass  No.  2  eher  noch 
etwas  alter  und  daher  ans  OL  99 — 10  sein  dürfte*  Ist  diea  riehtig, 

*  Auf  der  grteten  der  SöldnerinsohrÜten  gibt  Kirchboff  (p.  88). 
der  sie  in  Ol.  40^47  versetst,  nach  einer  genaueren  Abschrift  von 
Lepsins  in  Z.  8  KEPfCIO^  an,  während  Boeokh  im  C.  I.  Gr.  5186 

beide  MaU-  Κ  hat.  ~  Ebenso  wecliseln  in  Thera  auf  luschnlien  ein 

und  desselben  Grabes  Κ  und  )C  ι  vgl*  Rosa,  inser.  gr.  ined.  n.  201t 
und  202. 


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Dae  altioniscbe  Alphftbei  auf  Samoi. 


165 


so  mue?cn  wir  auch  im  Theta,  von  dem  ich  nur  den  Kreis  erkennen 
koüntt',  eher  das  sclirugo  oder  gerade  Kreuz  (®  oder  φ)  als  den 

Pimikt  (0)t  der  jimgeren  Datom's  ist,  vorauaeetzea  Κ 

3. 

Im  N.W.  vom  Heraion  in  der  Nähe  des  Flusses  Daphnia,  den 
Guerin  a.  a.  0.  S.  16H,  246  für  den  alten  Imbrasos  hält,  liegt  das 
Dorf  Myli.  Hier  ist  in  dem  Faasboden  einer  Kirche  eine  kieioe  vier- 
eckige Platte,  welclie  in  etwas  schräg  laufenden  Zeilen  eine  sehr 
alterthümliche  loscbritt  enthält.  Dieselbe  ist  oben,  unten  und  wahr- 
scheinlich auch  an  den  Seiten  vollständig  und  wird  zu  lesen  sein 
ΠρωτΌχάρίος  J^uuiSoCwv.  Beide  Namen  lassen  sich  bisher  nicht 
nachweisen ;  doch  hat  der  erstere  eine  Analogie  an  ^μοχαρις. 
Zweifelhaft  bleibt  mir  aber,  ob  dereelbe  als  Genitiv  von  Πρωτό- 

oder  als  Nominativ  zu  nehmen  ist.  Denn  trotz  der  au  No.  1 
bemerkten  Neigung  der  lonier  den  Genitiv  der  auf  -πς  endigenden 
Wörter  mit  -ιος  zu  bilden,  lautet  derselbe  von  /Ιημοχαρις  sowohl 
an  allen  Stellen,  die  Pape-Benseler  anführt,  als  auch  auf  der  archai- 
Mfaen  Iniehrift  aus  Kyme  (S.  1Π0)  ^ημοχάψόος.  Wie  aber  Εννύ- 
χιος,  Jdfpvioc,  Θίοπιος  neben  Eikuj^  Jwf  viq,  Θίσπις  Torkommen 
(β,  Pape-Benseler  S.  XVIII),  so  wäre  wohl  auch  ίίρωτο/άριος  ale 
Nominativ  denkbar.  Doch  mnss  ich  die  Entscheidung  über  diesen 
Punkt  sowie  aucb-dar über,  ob  die  Inschrift  einem  Votiv-  oder  einem 
Grabatein  angehört.  Anderen  überlassen.  Was  aber  diesem  Denk- 
mal ein  besonderes  Interesse  yerldht,  ist  die  Beschaffenheit  des 
Alphabets,  zumal  da  wir  für  die  Zeitbestimmung  desselben  festere 
Anhaltsponkte  haben  als  bei  No.  1  und  2.  Diese  besteben  einer- 
seits in  der  fnrehenförmigen  Anordnung  der  Zeilen  und  in  dem  H, 
sadererseits  in  dem  Gebraacb  des  Q,  und        Es  hat  nämlich 

ffirehhoff  Stnd.  S.  14  nachgewiesen ,  dass  die  Bnetrophedonsohrift 
im  ganzen  sechsten  Jahrhnndert  die  herrschende  war,  and  dass 
innerhalb  dieses  Zeitraums  eine  ältere  Oruppe  mit  geschlossenem 
Rta(Q)^  eine  jüngere  mit  offenem  (H)  zu  unterscheiden  sei.  Da* 

gepen  nöthigt  das  Omega,  welches  sich  vor  Ol.  60  hei  den  fest- 
länuischen  loniern  nicht  findet  (a.  a.  0.  S.  28),  die  Inschrift  nicht 
über  diesen  Zeitpunkt  hinaulzurucken.  Denn  die  einzigen  entschie- 
den älteien  Urkunden,  die  Söldnerinschriften  aus  Abu  Simhel, 
welche  aus  der  Zeit  des  Psammatichos  stammen  (Ol.  40 — 47),  be- 
zeichnen den   langen   ο  -  Laut  durch  Ο  und  haben  ausserdem  die 

dreistrichige  Form  des  Sigma  (^),  während  sich  auf  unserer  In- 

iohrift  bereits  das  jüngere  ^  findet.   Somit  sprechen  alle  Indicien 

4aAr,  dass  dieselhe  um  OL  60  Terfasst  ist  Und  in  der  That 
tagt  auch  das  ftltere  Alphabet  vonMüet,  welches  Kirchhoff  S.  24  f. 
und  auf  Taf.  I  Col.  VI  zusammengestdlt  hat  und  in  die  genannte  Zeit 
v«nolst,  die  grösste  Aehnliohkeit  mit  dem  hier  vorliegenden«  Auch 

'  Daeselbe  hat  auch  Kirchhoü'  S.  23  bei  der  schon  mehrfach  er- 
«ihoteo  Insdurift  ans  Sigeion  getbta. 


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166 


Das  altioniiohe  Alphabet  auf  Samoi. 


die  noregelmässige  Form  dee  Alpha  (     ),  die  alteriäilliiilidie  QdteH 

des  Ny,  dessen  Mittelstrich  nur  hall»  Ii  inuntergezogen  ist  f^^).  unddae 

eckige  Rho  (p)  finden  Kich  wenigsteos  biaweilen  so  oder  ähnlich  in 

dem  altinilesischen  Alphabete.  Nehmen  wir  zu  den  letztgenannten  Ei- 
genthünilichkeiten  noch  die  iurchenförmige  iSchrift,  den  Gebrauch 
des  Q  und  die  schiefe  Stelle  dee  Omega  ( f)  vgl.  G.  I.  Gr.  8),  ao 

kaon  ee  keinem  ZweiM  unterliegen,  daee  No.  3  eine  weaentlicb 
Altere  Stufe  in  der  Entwickeln ng  des  samiscben  Alphabete  reprftsen- 
tirt  als  Ko.  1  und  2,  deren  spätere  Ansetzung  somit  auch  bierdurch 
gerechtfertigt  wird.  Als  eine  Besonderheit  erscheint  hier  nur  die 
Beaeicbnung  des  Chi  durch  das  Kreuz  welches  auf  dem  Fest- 
land von  Hellas  zwar  hfiufig  und  auch  aaf  jüngeren  Urkunden,  in 
der  Reibe  der  ionisch^  Alphabete  jedoch  nur  noch  auf  den  viel 
eiteren  Söldnerinschriften  (und  auch  hier  nur  vereinzelt  neben  X) 

vorkommt.  Doch  möchte  ich  weder  uns  dieser  Sini^'ulai  itii  teiu  hö- 
heres Alter,  als  oben  an/Liepfchen  wurde,  nucli  aus  ih  r  Gestult  des 
My  fM)i  das  allerdings  aiil  Inschriften  dos  sechsten  Jahrhunderts 
nicht  parallele  sondern  divergirende  Striche  zu  haben  pflegt ,  eine 
spätere  Entstehungszeit  entnehmen.  Wie  mit  dem  milesischen  Al- 
phabete, so  zeigt  die  Inschrift  auch  mit  den  ai'chaischcn  Urkunden 
aus  Amorgos  und  Snmothriike  (Kirchhofi  S.  28  s.o.),  wo  im  sechsten 
Jahrhundert  samische  Bevölkerung  voiauszusetzen  ist,  im  Wesent- 
lichen völlige  Uebereinstimmung,  nur  daes  die  erstere  wegen  des  ^ 

vielleicht  noch  etwas  älter  ist.  Gamma  und  Lambda,  welche  dort 
noch  die  alterthümlichen  Formen  p  und  Γ  baben,  fehlen  auf  No.  3 

leider»  während  das  Gamma  auf  der  bedeutend  jüngeren  Inschrift 
No.  2  bereits  die  gewöhnliche  Gestalt  hat. 

Wenn  wir  somit  das  samische  Alphabet  bis  gegen  die  Mitte 
des  sechsten  Jahrhunderts  Tcrfolgt  haben,  so  sind  wir  damit  zu- 
gleich in  die  Zeit  des  Polykrates  versetzt.  Denn  mag  man  den 
Regierungsantritt  dieses  Tyrannen  mit  Eusebios  in  OL  62,  l  oder 
mit  Bentley  in  Ol.  53,  8  ansetzen  (vgl.  Clinton  fttsH  hell.  ed. 
Krüger  p.  10;  Panofka  res  Samioram  p.  81;  E.  Curtias  gr.  Go. 
P,  637),  in  jedem  FaUe  faUt  die  Inschrift  No.  8  (um  Ol.  60  =  540) 
kuTB  vor  oder  in  die  Zeit  seiner  Herrschaft.  Es  wurde  also  da- 
mals und  in  der  Folgezeit  (No.  1 — 2)  anfSanios  gleichwie  in  allen 
anderen  Städten  loniens  das  lange  e  nicht  durch  E'  sondern  stets 
durch  0  oder  Η  und  der  Zischlaut  nicht  durch  sondern  durch 
^  oder  ^  ausgedrückt.    Damit  ist  aber  dem  bronzenen  Anathem 

in  der  Sammlung  des  Grafen  Ponrtalte  (vgl.  MQller-Wieseler  Denkm. 
I  n.  82)  jetat  definitiv  das  Urtheü  gesproeben.  Denn  die  auf  dem- 
selben befindHohe  Inschrift  ΡΟΗΥΚΡΑΤΕΜΑΚΕβΕΚΕ  (G.  I. 
er.6)kaiin,  wie  schon  Kircbboff  (S.  26)  vermuthete  und  jetst  durob 
dn,  Denkmal  altsamlseher  Schrift  bestätigt  wird,  nicht  vou  Samoi 
und  demnach  auch  nicht  von  dem  berühmten  Tyrannen  herrühren. 

Wesel.  Carl  Curtius. 


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Miscelleii. 


Kalendarisches. 

Ν·Μ  VcneaekusM  4er  dies  AegypÜMi. 

Seit  der  in  Bd.  XXII  S.  303  und  Bd.  XXIII  S.  520.  665 
rtatt^ebabten  VeröffentlichuDg  von  Verzeichnissen  der  'dies  Aegyp- 
•  taaci  sind  mir  durch  die  Güte  des  Grossherzoglich  Badischen  Hof- 
bibliothekars  Herrn  Dr.  Alfred  Holder  neue,  auf  denselben  Gegen- 
stand bezügliche,  auch  in  sprachlicher  Hinsicht  sehr  bemerkens- 
werihe  Mittheilungen  aus  ehemals  Reichenauer,  jetzt  Karlsmher 
Handschriften  zugegangen,  die  ich  hier  zu  weiterer  Kenntniss  brin- 
gen will. 

1. 

In  der  Reichenaner  Eds.  vom  Jabre  785  (eod.  Angieneie  mem- 
bruiftc.  GGXXIX)  steht  auf  fol.  6P: 

Hec  SUNT  DIeS  egyptiaci  apud  dm  maledicti ;  · 

laouaris  intraate  die  ^Hrno  ·  eziente  die^  eepUmo  -  Feb  Intraate 

die  VlUIj- 

eaente  die  -  VII  ·  mar  ·  iatnuite  die  ·  Iii  ·  eodente  die  VII 

Aprd  intraate  die  ·  X  ·  eriente  die  ·  XI  ·  maiue  intnmte 
die  III  ·  eziente  die  ·  V  ·  Ιαηίαβ  Intrante  £e  ·  X  ·  exiente 
die  ·  XV  ·  Iirfj  ·  Intrante  die  XIIII  ·  eziente  die  ·  X  · 

Agng  ·  intraate  die  ·  VI  ·  eziente  die  XU  ·  Bipt  ·  In 

tiaote  die  ·  ΠΙ  -  eziente  die  X  -  octnli  ·  bitraate  dfe  ·  νΠΠ  · 

eziente  die  -  X  ·  Noliem  Intrante  ·  die  ·  V  ·  eziente  die  · 

•lll'deeemt)  intrante  die*  XIII*«ziente  die  XVII;· 

(Jan.  <1>.  25;  Febr.  9.  2S;  Mäm  8.  85  ^  April  10.  80;  Mai  8. 

27;  Joni  10.  16;  Juli  14.  22;  Angmet  6.  20;  September  8,  21; 

October  9.  22;  November  5.  28;  December  18.  15!) 

2. 

Cod.  CLXVn  (nee.  9.)  ibl.  49^: 
Col.  1: 

Conecriptio  de  dieboe  egyptiaeis. 

meD  ian  itrante  die  pma  &  eziunte  die  ·  YII  - 
m  foir  intraate  die  IX  ^  eseuate  die  VU 


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168  MiMellen. 

a>  Μ  «·  m 

m  mar  int  die  -  III  ·  et  ezenn  die  ΥΠ  · 

m  ap  int  die  ·  X  ·  et  exeun  -  die  XI 

m  mal  int  d  III  -  et  exeun  ·  die  VII 
m  lun  int  ά    IX  et  exe  d  ·  V 

<v         ·»         «w  m 

*       m  iul  int  d  ·  XVII  -  et  exe  d  ·  X 
m  aug  int  ·  d  V  ·  et  exeun  d  XV  · 

m  sep  int  d  IX  &  exeun  d  IX 

m  oct  int  d  IX  &  exeun  d  ·  X  · 

m  noa  iot  d  V  ·  &  exeun  d  ·  VI  · 

m  decem  int  d  XV  ·     ezenn  d  XV  - 
IN  ifltie  diebue  ei  qnis  in  lectum  oedderit,  non  dto  enadit;  nnllnm 
genne  pecoris  Kis  diebue  domatur  ant  aliquis  a  parentlbue  eepera- 

tur  (eeperaf  Cod.),  ea  causa  quodsi  increpaveris  '.inceptaveris?), 

nihil  profioiet;  nnlla  opera  tunc  incipientur;  sin  (sü  Cod.)  autem 

mnlier  quicquid  a  perfecto  deeidcrat  (Nachsatz  ich  it.) 

(Jan.  1.  25;  Febr.  9.  22;  Mara  3.  25;  April  10.  20;  Mai  \\.  25; 
Juni  9.  26;  Juli  17.  22;  August  5.  17;  September  9,  22;  Oot. 
9.  22;  Nov.  6.  25;  Dec.  15.  17.) 

Item  alio  modo, 

ISti  snnt  diee  cgyptiaei  in  qnibne  nnllo  modo  neqne  per  ullam  ne-  | 
eesaitatem  licet  bpmini  neque  pecori  eaugninem  minuere,  neo  all- 
quid  impendere.  Nam  licet  [nam  licet]  eint  alii  plures,  tarnen  isti 
tres  diee  sunt  per  omnia  obecrvandi  id  est  VIII.  Kai.  «prilee;  illa  | 
dies  Innae  pnpUoe  observandne  est.  Intrante  et  exennte  deoenbrio. 
nU  dies  Innae  Lennt]  cum  mnlta  diligentia  obeemandi  sunt,  qned 
omnes  venae  tone  pleoae  sunt»  et  quisquis  bomo  vel  pecns  inoide- 
tnr  in  istis  diebus^  in  qnarto  die  morietnr. 

De  observatione  Innae. 

Luna  ·  I    V  ·  IX  ·  XV  ·  et  tres  dies  antequam  exeat  et   tres  poit- 
quain  inchoat  noua  fieri.  Iii  media  uncia  -  s  ·  similitcr  media  uncia 
Item  aliter  ·  In  men-  lan  ·  luna  ·  i  ·  IUI  ·  V  ·  Vlli  -  XV  ·  in  m  feb"^-  lü 
XVII  XVllI.  XIX.  XXVI. 
col.  2 : 

In  m  mir  lü  XV   XVI  -  XVU  ·  XIX  · 
in  m  ap  In  IX  XVn  ·  XX  · 
in  m  mai  lü  ·  V  '  XV  ·  XVI 
in  m  lin  lö  V  ·  VI  ·  Vü 

in  m  iu\  lü  XVI   XVHI  XXVU  · 
in  m  ang  lü  XVUI  ·  XX  XXI  - 


'  Vneia  wird  allerdincrs  als  Bmchthcil  einer  Zeiteinheit  pfebraucht , 
aber  wee  der  Sinn  dieser  f^tclle  in  der  Anwendung  der  uncia  auf  den 
'Mond*  sei.  ist  mir  uuverelÄodUch  geblieben. 


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Kalendarisches. 


169 


in  τη  Rf»p  lu  · 

in  m  Jet  hl  VI  ·  VII 

in  in  nov  Iii  XVII  XXV 

in  m  dM  Ια  ·  I  ·  XV  ·  XVII  % 

•  8. 

In  Cod.  CXX  (sMO.  9—10)  steht  auf  fol.  211^  hinter  einem 

mediciniscbeii  Tractftte: 

INCIPIT  DIES  EGYPTIA018  QUALITER  P£R  8iNGUL0S 

MSES  ä  LUNARU  OBSERUATIOMU  EST  GÜ  MULTA 
DILIGENTIA 

iol.  212'*:  Μ  ieimario  iiitrante  die  I  ·  &  exeiititc  die  VII;  eidom 
(d.  i.  t'iusdciu  i  mensis  liinit  prima  Ulla  \  III  -  XV  ·  a  fleuothomo 
(d.  Ii.  (fktfiowfiiü)  purgatiuue  vel  (|ualib(3t  iuciäioue  abdtiiiea- 
dum  est 

Μ  iebru.uo  intrante  die  Villi  et  exeunte  die  VII;  luna  eiusdem 

XVII  XVIII  XVnil  ·  XXVI  . 
Μ  martio  intrante  die  III  -  et  exeunte  die  VII  ·  luna  eiuedem  men- 

sie  XV  ·  XVI  χνίΓ-χνιιιι  · 

Η  aprile  intrante  die  X  et  eseunte  ^die  XI)*iiiiui  eiasdem  mensie 

Villi .  XVII .  XX 
Μ  madio  intrante  die  Iii  et  ezennte  die  VII;  lona  V  XII  XVI 

m  

Mae  ionio  intrante  die  Villi,  ezennte  die  V ;  Inna  V  *  VI  VU 

Μ  iuliu  intrante  die  »eptimo  decimo  et  exeunte  die  X;  luna  ■  XVI 
XVIII  XXVII 

Μ  augusto  intrante  die  V  et  exeunte  die  XV;  iuiia  XVUU  ·  XX 

(t  XXI 

Μ  h<|tol)iio  intrante  die  Villi  et  exeunte  die  Villi;  luna 

Μ  octubrio  intrante  die  Villi  et  exeunte  die  X;  luna  -  VI  ·  VII 

Μ  uovebrio  intrante  die  V  et  exeunte  die  VI;  luna  XIIII  ·  XXV  - 
Μ  decimbrio  intrante  die  XV  et  exeunte  die  XV  ;  luna  Ι  -XV  -  XVII 
Praeterea  omni  mense  lona  I  et  V  et  Villi  et  XV  et  tree  diee 
anteqnam  eseat  et  tres  nntequa^m^  inchoat  nova  fleri. 
Optervaadi  aiuit  in  hie  diebns :  ei  quis  iu  lectum  ceciderit,  non  cito 
erädet,  onllam  genus  pecooris  in  bis  diebuB  doroetur  aut  aliquie  a 
perentibus  separetor.  Qnoniam  (CocL  Qm)  «[c]  factum  fuerit,  non 
proderit.    Nulla  opera  tone  incipiantur. 

Sont  antem  tres  dien  egyptiacis,  in  qnibuä  nuUo  modo  neque  <vper^ 
BOaia  ii6ceeitate<^m)  licet  homini  nec  alicui  peccori[8j  eanguinem 
ammare  nee  alicui  impendere.  Nam  licet  alii  plures,  tarnen  [iu]  isti 
tne  dies  per  omnia  obeenrandi,  id  est,  VIII  Kai.  apreles:  II  Ig  dies 
luDee  paUioe  obeervandne  eet;  intrante  et  exeunte  decimbri;  ille 
diee  Innee  eum  multa  diligentia  observandi  sunt,  qnia  omnee  vene 
tae  plane  sunt»  8i  in  ieti^e^  diebue  bomo  vel  peous  inoiMm 
ftHviftv  in  die  qoarto  aorietor. 


I 


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170 


Mitoelleii« 


» 


4. 

In  Cod.  CLXXII  membr.  (feacc.  9—10)  findet  sich  auf  fol. 
ΤΓ)"",  mitte«  zwischen  einem  medicinischcn  Tractat  *  PRONOSTICA 
EX  DIVEKSIS  LIBRIS  UEL  ΑΥΓΧΟΚΙΗΓ,  folgemk  Stelle: 
Hü  sunt  dies  egiptiaci  qui  iu  anno  obsei*vaudi  sunt  per  unuxu  quem- 
quo  meDBe. 

β 

In  diebos  istie  noo  iterator  homo  (lies  hmms)l  non  vinea  plantar 
tar,  noD  causa  sequatur  (etwa  eamia  [=  vme<i\  seeatur^  Denn 
eaaia  erscKeint  begrifflich  su  enge  gegenüber  mimuSo  tmea  ond 
messis)^  non  meeaes  tritnretor,  nec  ullum  opus  qood  ad  profectnm 
eeee  debeiy  faceatnr  (faciatur?!),  quia  bii  dies  »  domino  maledicii  snnt: 

Id  sunt: 

Menses  iannarias,  qnod  hmt^  dies  III  ·  et  anteqnam  exeat  dies  VUI, 
observa  Villi* 

MENses  febroarias,  qnod  faoit,  dies  VIII  ·  et  anteqaam  exeat  dies  · 
V  ·  observa  VI  · 

Mensis  martias,  qnod  faoit,  dies  ·  III  ·  et  anteqnam  exeat,  diee  ΧΙΠ  · 
observa  ΧΠΙΙ  · 

Μ  aprilie,  quod  facit,  dies  III  *  et  anteqaam  exeat,  dies  XIU  ·  ob* 
serva  XII II  · 

ME  inadiae,  quod  facit,  dies  VI  -  et  antequam  exeat,  dies  XV  ■  ob- 
serva  ·  XVI 

Μ  iunias,  quod  lacit,  dies  Villi  -  et  anteqaam  exeat,  dies  ·  XV  ·  ob- 
serva  XVI  · 

Μ  int,  qnod  facit  dies  ·  Villi  ·  et  anteqnam  exeat  dies  X  ■  ob  ·  XI  - 

MBN  ·  agustas,  quod  fiikoit,  dies  YI  ·  et  antequam  exeat  dies  XII  · 
observa  XIII· 

Μ  sept),  quod  facit,  dies  ·  III  ·  et  antequani  exeat,  dies  ·  VI  ·  ob  ·  VII 

Μ  .octut),  quod  facit,  dies  ·  III  ·  et  antoquam  exeat  dies  XV  ·  (fol. 

77^;)  ob- XVI  · 

Μ  novemt),  quod  facit,  dies  ·  V  ·  ei  anteqaam  exeat  dies  ·  VIII  * 

ob  -  vmi  · 

Μ  deoemfr,  qnod  fadt,  diee  ·  XII  ·  eC  aatoquam  exeat,  diee -Xo5*  XI· 
Darauf  von  derselben  Hand: 

POTIO  AD  0880  FRAOTO  SANARE 
Sulfor  bilMt  per  novem  dies  α.  s.  w. 

[Die  Tage  sind  also:  Jan.  3.  34  (28),  Febr.  8.  24  (23),  Mftn  8. 
19  (18),  Aprü  8.  18  (17),  Mai  6.  17  (16),  Juni  9.  16  (15),  Juli 
9.  22  (21),  Aug.  6.  20  (19),  Sept.  3.  25  (24),  Oot  8.  17  (16), 
Not.  5.  26  (25),  Deo.  12.  22  (21).] 

Die  in  Band  ΧΧ1Π,  667  gegebene  Ueberslebt  sfanrntHeher 
bis  .dabin  bekannt  gewordenen  TerseiebniiM  aegyptiecber  Tage  und 
Standen  [diese  letateren  unter  II  in  (  )]  erbftlt  also  dareh  Hinsu- 
ftgnng  der  in  den  Garlsroher  Hss.  enthaltenen  Angaben  nanmeiir 
folgende  erwmterte  Gestalt: 


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I 


171 


I  II 

Lftoner, 
ZAriober, 
BMBW  (418.  9M) 

PliiJocAlae  Kineiedler  ile. 


Jan.  2. 

6. 

16 

1 

(9).  25 

(5) 

Febr. 

7. 

25 

4 

(8).  26 

(10) 

März 

3. 

24 

1 

(I  j.  28 

(2) 

April 

3. 

21 

10 

(l).  20 

(ß) 

Mai 

3. 

21 

3 

(6).  25 

(10) 

Jani 

7. 

20 

10 

(5).  16 

(4) 

Jali 

6. 

18 

13  (11).  22 

(9) 

Aug. 

6. 

21 

1 

(1).  30 

(7) 

Sept. 

2. 

19 

3 

(3).  21 

(4) 

Oct. 

3. 

20 

3 

(5).  22 

(9) 

Nov. 

2. 

24 

5 

(8).  28 

(4) 

Dm. 

4. 

14 

12 

(1).  17 

(2J 

III  IV  V 


WoltalbfttlalMr  «Bittdter   d«  aiiBto  dl* 
Bm,  Bm,  mAterlebi 

Β.Λ6. 


2. 

14 

3 

26 

2. 

4 

20 

8. 

25 

2. 

26 

4. 

23 

12. 

29 

4. 

20 

3. 

20 

3. 

20 

3. 

20 

6. 

20 

7. 

23 

7. 

22 

3. 

18 

9. 

26 

3. 

12 

6. 

21 

13. 

23 

6. 

22 

6. 

21 

2. 

24 

4. 

15 

3. 

16 

6. 

30 

3. 

14 

3. 

21 

10. 

29 

3. 

21 

6. 

6. 

23 

5. 

11 

a. 

28 

8. 

24 

3. 

14 

VI  vu  vm 


Cftrleruher  Carlsruher  OirlinilMr 

Bm.  329  Ha.  167  n.  IM  Ha.  IIS 


Jan. 

(1)  25 

1. 

25 

3. 

24  [231 

Febr. 

9.  22 

9. 

22 

8. 

24  [231 

März 

25 

3. 

25 

3. 

19  |18] 

April 

10.  20 

10. 

20 

3. 

18  [17] 

Mai 

3.  27 

3. 

25 

6. 

17  [16] 

Juni 

10.  16 

9. 

26 

9. 

16  [15] 

JnU 

14.  22 

17. 

22 

9. 

22  [21] 

Aug. 

6.  20 

5. 

17 

6. 

20  [19] 

Sept. 

3.  21 

9. 

22 

3. 

25  [24] 

Oct. 

9.  22 

9. 

22 

3. 

17  [161 

Nov. 

5.  28 

5. 

25 

5. 

26  [25] 

Dec. 

18.  15 

15. 

17 

12. 

22  [21] 

Cob,  Jidi  1878. 

Wilh.  Sohmits. 

EpigrapliieGliea. 


I  Bonner  Urabschrift. 

In  den  letzten  Wochen  dee  Juli  warde  bei  den  Fundamenti- 
niDgearbeiten  eines  Neubaues  an  der  Kölner  ChMue^e  hierseil >st  ein 
ziemlich  wohl  erheltenes  Grabmonnment  in  Tage  gefördert,  über 
«elchee  ich,  weil  ee  euch  für  ein  grösseres  philologiacbee  Pobliknin 
brtereeee  hat,  kurz  an  dieser  Stelle  berichten  yrill.  ^ 

Der  1  Meter  92  Centimeter  hohe  und  78  Centimeter  breite 
Ebstein  besteht  ans  drei  verschieden  hohen  Theilen.  Der  obere 
eTVftCm.  höbe  Tbeü  entbAli  eine  Mieobe,  in  weteher  dm  wegMi  d«r 


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172 


Weichheit  des  Steinee  (Jarakalk)  siemlich  schlecht  erhaltene  Bild 
eines  römischen  («egionsreiters  ciugeraeisselt  ist.  Derselbe  sitrt  haar- 
hanpt  mit  erhohener  Rechte,  in  welcher  er  die  Lanze  hftli.  an  Pferde, 
welches  wie  zum  Sprunge  mit  den  Vorderfttssen  sich  emporhaomt, 
wfthrend  der  länglich  ninde  Schild,  den  seine  Linke  tr&gt,  zoo 
grössten  Theil  durch  den  unverhältnissmässig  grossen  Kopf  des 
Pferdes  verdeckt  und  nur  an  den  R&ndern  sichtbar  ist  Unter  den 
Yorderfössen  des  mit  einer  Satteldecke  beklttdeten  Pferdes  sind  9 
durch  Riemen  verbundene,  auch  auf  der  Brust  des  bepanaerten 
Reiters  wiederkehrende  phalorae  sowie  links  davon  2  armillae  ange* 
bracht  Vgl.  Jahn,  Lauersfort.  Pbal.  Taf.  Π,  l  o.  4.  Von  den  cali^M 
sind  noch  schwache  Spuren  vorhanden.  Das  Gesicht  ist  durch  Fehles 
der  Nase  siemlich  unkenntlich.  * 

Der  aweite  88  Vs  Gentimeter  hohe,  von  Leisten  eingefaesle 
Theil,  welcher  die  Grahsehrift  enthält,  ist  desshalb  besser  erhalten, 
weil  die  für  die  Inschrift  bestimmte  Fläche  durch  eine  Vertiefung 
gegen  die  Folgen  des  Abreibens  geschützt  war.  Die  aus  5  Zeilfln 
bestehende  Inschrift  ist  in  kunstlosen  lang  gestreckten  Buchstaben 
eingehauen,  von  denen  die  ZOge  der  ersten  Zeile  die  der  Übrigen 
an  Höhe  überragen.  Sie  erinnern  in  ihrem  Charakter  an  die  aus 
anderen  Inschriften  bekannte  Buchstabenform  des  ersten  Jahrhunderts 
nach  Christus,  vrie  denn  Ρ  eine  geöfihete  Rundung  zeigt,  die  in 

ihi  Lin  unteren  Ende  nicht  die  perpendinulärc  hasta  des  Rucbstabeus 
berührt.  Die  beiden  licine  des  Μ  sind  etwas  nach  auswärts  ge- 
bogen, während  die  in  einoi-  Spitze  7u*5aninientrcri"enden  beiden 
Mittelstricliü  bis  aui  dte  uatere  Linie  der  Zeile  reiclien.  Die  loscbrüt 
selbst  lautet: 

C  MARIVS  ·  L  F  VOL 
LVCO  ·  AVCVSTO  ·  EQVES 

LEG  ·  ί  ANNOR  ·  XXX  ·  STIPEN 
XV  Η  S  ·  Ε  ·  SEX  SEMPRONIVS 
FRATER-  FACIEN  CVRAVIT 

Der  hier  genannte  Legionär  stammte,  wie  der  Name  der  tribus 
VOL(tinia)  zeigt,  aus  Lucus  Augusti,  einem  Orte  an  der  Druna  in 
Gebiete  der  Vocontü  in  Oallia  Narbonensis,  dem  hentigeo  Luo-en- 
Diois  an  der  Dr0me,  welcher  viele  Soldaten  in  die  am  Rhein  ata- 
tionirten  römischen  Legionen  geliefert  hat.  VgL  Grotefsnd,  Rom. 
imperium  tributim  descriptum  p.  1 19,  Herzog,  Gblliae  Narhon.  prov. 
Rom.  historia  p.  144.  Merkwürdig  ist  jedoch,  dass  unsere  Inschrift, 
welche  meines  Wissens  die  erste  ist,  die  den  Namen  der  Stadt  voU 
ausgeschrieben  enthftlt,  denselben  Luous  Augostns  neoDt«  während 
derselbe  bei  den  Autoren  in  den  besten  Handschrifben  Laeae  An* 
gusti  helwt,  wie  a.  B.  bei  Plinius  nat.  bist.  III  4,  37.  Wahxachsio- 
lieh  liegt  ein  Irrthum  des  Steinmetaen  hier  vor,  welcher  sich  durah 
das  vorhergehende  Luco  hat  irre  führen  lassen.  Beachtung  vsr^ 
dient  femer,  dass  der  Verstosbene  im  90.  Jahre  «ohon  15  Jahre 
gedient  hat  und  daaa  sein  Bruder  Buu  SenkproDine  heint.  —  Wich- 


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Epigraphiicbee. 


173 


tiger  för  uns  ist  jedoch  der  Stein  wegen  der  Legion,  welcher  der  Ver- 
Btorbene  ale  Soldat  ao^höri  hat.  Unter  he^o  I  ist  nSmlioh  dieLegio 
I  Germanica  zu  verstehen,  τοη  der  wir  im  Verhültniss  zu  den  übrigen 
Lagionen  der  Kaiserzeit  ausserordeotlich  wenig  ioechriftliche  Deuk- 
mäler  erhalten  haben.  Sie  heisst  bald  «infiich  legio  I  bald  legio  I 
Germanica.  Der  letztere  Name  kommt  ausser  auf  einem  Legions- 
liegel  ans  Rock.,  VEX  LEG  GERM,  welchen  Janssen  Jahrb.  dee 
Vereins  v.  Alterthnmsfr.  im  HlieinL  VII  S.  61  bekannt  gemacht  bat, 
mit  Sicherheit  nur  noch  ant*  einer  einzigen  Inschrift  aus  Grenoble 
(OrelU  3389)  vor,  wo  ein  Sex.  Sammins  Severos  e  legione  prima 
Oermaniea  genannt  ist.  Ihr  Ursprung  und  ihre  ältere  Geschichte 
ist  ziemlich  in  Dunkel  gehüllt,  bis  wir  durch  Tadtus  (Ann.  I  65) 
erfahren,  dass  sie  von  14 — 16  p.  Chr.  in  Köln  unter  G.  Getronius 
stand  und  in  den  Feldzügeu  des  Germanicus  Terwendet  wurde.  Nach 
dem  Tode  Nereus  finden  wir  sie  eine  Zeitlang  als  Besatzung  τοη 
Bonn,  wo  sie  unter  dem  Legaten  Fabiue  Valens  sich  für  Vitellius 
erklftrte  (Tac.  bist.  I  57.  IV  25).  Später  beim  AufsUnde  der  Ba- 
tayer  schloss  sie  sich  zwar  zuerst  an  Claudius  Civilis  an,  ging  aber, 
sie  Petilios  Gerealis  τοη  Vespasianus  zur  Bekämpfung  der  Empö* 
ruQg  nach  Oallteo  geschickt  wurde,  zu  diesem  Aber,  üebrigens 
scheint  sie  mir  entweder  ganz  oder  doch  zum  Theil  eine  Zeit  lang 
in  Gallien  gelegen  zu  haben,  wie  darauf  die  zwei  zu  Greuoble  ge- 
foodenen  Inschriftsteine  derselben  hinweisen.  Kurz  nach  der  Zeit 
Tespasian's  ist  sie  wahrscheinlich  aufgelöst  worden,  denn  seit 
jener  Zmt  finden  sich  weder  in  den  alten  Schriftstellern  noch  auf 
Inschriften  Spuren  τοη  ihr. 

Es  mag  nicht  ungerechtfertigt  erscheinen,  wenn  «ich  hier  die 
erhaltenen  inschriitlichen  Zeugnisse  dieser  Legion  fblgen  lasse,  so 
weit  sie  nicht  von  K.  Klein  in  den  Jahrbüchern  d.  Vereins  v.  Alter- 
thnmsfrenndenim  RheinL  XXV  S.  79 — 81  zusammengeetellt  worden 
sind.  Klein,  welcher  sich  auf  AnfGlhrung  der  rheinischen  Denk- 
mäler bosdiränkte,  hat  deren  neun  namhaft  gemacht,  von  denen 
jedoch  zwei,  wie  schon  Freudenberg  in  denselben  Jahrb.  XIJI  8. 141 
richtig  henrorgehoben  hat,  nämlich  die  von  Klein  unter  n.  4  und 
n.  9  genannten,  mit  der  grössten  Wahrscheinlichkeit  der  legio  I 
Miaervia,  welche  ebenfsUs  lange  am  Kiederrhein  in  Garnison  lag, 
zngstlieilt  werden  müssen.  Zu  deo  von  Klein  aufgezählten  kommen 
hiuBu: 

Von  rheinischen  Monumenten: 

1)  C.  Cornelius  C.  f.  Pap(iria)  Tic(ino)  1  veterianus)  miss(ns) 
fXö  legfioiiej  1.  |  ller(es)  cxs  tcsta(mento)  fece(t)  pie.  |  H(ic)  H^itus) 
e(st).  Zu  Bonn  gef.  Jabrbb.  d.  Vereins  v,  Aiterthumsfr.  im  liheinl. 
XLU  Ö.  138. 

Von  nichtrheiuischen : 

2)  Sex.  Sammio  Volt(inia)  Severe  I  e  legione  prima  Gerraa- 
oiea,  I  qui  tempore,  quo  milit(are)  |  coepit,  a(|uiHfer  factus  |  est, 
•iui(os)  ΧΙΠ  a^iilifer  |  mUitavit,  C.  Antistio  |  Vetere  Π  Μ.  SuiUio 
HerulUno  oos.  ex  teet(amento).  Zu  Grenoble.  Die  Inschrift  stammt 


174 


Miscellen. 


ans  dem  J.  50  p.  Chr.  Biraard,  Prolegom.  II  5  ad  Murat.  p.  91, 
daher  Orelli  3389.  Gudiue  183,  3.  Donati  I  p.  512.  Champollioii- 
Figeac,  Antiqaites  de  Grcnoble  p.  143  n.  72. 

3)  Pompeio  |  Pollioni  |  triban(o)  |  milit(am)  leg(ioiiis)  L  Zo 
Qrenoble.  Bimard  Prolegoni.  II  4  p.  94.  Gudius  181,  3. 

4)  C.  Dillio  A.  f.  Ser(gia)  Voculae  |  trib(iino)  mil(ituii])  le- 
g(ioni8)  1,  IUI  viro  viarnm  |  carandar(um),  q(uaesto^)  provinc(iae) 
Ponti  et  |  Bithyniae,  tr(ibuno)  pl(ebi8),  prfaetori\  leg(atD)  in  |  Ger- 
mania leg(ioui8)  XXII  Primigeniae  |  Ilelvia  T.  f.  Procula  uxor  fecii. 
Zu  Rom.  Mar.  697,  5.  liensen  5426.  Vgl.  Tao.  higL  4,  24  ff.  B<w- 
gheei  Oeuvres  IV.  245. 

5)  M.  Fadius  Priscus  |  IUI  vir  viaram  curaD|dar(Qm),  tri- 
b(anu8)  mil(itnm)  leg(ioni8j  I,  |  q(aa68tor)  provinoiae  Achaiaa  |  Ca- 
ronio  Secundo  ((eoit).  Zu  Tanagona.  C.  h  Lat.  II,  4117  =  Mor. 
699,  5.  Grut.  409,  2. 

6)  Memoriaa  |  Torquati  Novelli  P.  f.  |  Attid,  X  vir(i)  8tlit(i- 
bos)  iadCicandis),  |  trib(am)  inil(itimi)  leg(ioni8)  I.,  trib(tiai)  vexU- 
lat(iomim)  |  [leg(ionani)  qjttatltjoor  L  V.  XX.  XXI.,  q(Qae>toris), 
aed(i]i8),  |  [iur(aetoria)J  ad  ha8t(ain)y  oor(aton8)  1οοοτ(υηι)  pnbU- 
c(orum),  j  [l^aü)]  oeD8(aiim)  aiOoip(iendorum}  et  dileot(aiori8)  et 

tproconjeCulie)  proyineCiae)  Marbon(eD8is)  |  [in  ciii]iie  honoris  fine 
annof]  agens  ΧΧΧΧΠΙΙ  \  [in  for]o  lubl  deoeesit  Zu  Tibur.  Ma- 
antina  Orthogr,  p.  663,  2.  Mnr.  750,  9.  Henzen  6463.  Verbeeseri 
▼on  Renier  an  Borgheei  Oeuvres  t.  V  p.  8  Note  1,  verdfichtigt  von 
Mommsen,  vielleioht  mit  Unrecht  Vgl.  Hemer,  Mdlanges  d'^igra- 
phie  p.  48  und  p.  73.  Plin.  nat.  bist.  XIV,  22,  144. 

7)  Aoreliae  Gintoemlae  def(nnctae)  |  Aareline  CStntiiemina  vete- 
ran(aB)  |  leg(ioBie)  prim(ae)  et  Severia  Animnla  |  eoninnx  vivi  sibi 
et  fiHae  p(oiiierant).  Zu  Rom.  Mar.  805,  2  'e  schedis  Montfiiaoonü 
mint  Bimard\ 

Vielleicht  gehörte  femer  der  l^o  I  Gkrmanioa  als  Tribnn  an 
0.  Aclntins  L.  f.  Ter(entia)  Gallne,  welcher  auf  einer  Insehrifb  «a 
Venafrum  (I.  R.  Neap.  4627  =  Hernien  7142)  nach  MommsenaLe* 
sang  trib(ana8)  roil(itam)  leg(ioni8  (pr)imae  heleet,  wfthrend  de 
ütris  IX*IMAE  ansUtt  PRIMAE  aof  dem  Steine  gelesen  hat. 
—  Endlich  erwähne  ich  noch  der  Vollständigkeit  halber  die  Son  eii- 
tiner  Inschrill  (I.  R.  Neap.  2124)  des  T.  Glodius  Troculus,  in  wel- 
cher Borghosi  in  einem  Briefe  an  Uenzen  (Oeuvres  t.  VIII  p.  379i 
die  vier  lückenhaften  Schlusszeilen,  welche  nach  Mommsen^e  Abschrift 

lauten  tribunue  mil   |  Scythicae  leg  |  Caesare 

Aug  I  censore  ad  Lu8[itauiam],  folcrenderniassen  er- 
gänzt hat:  tribunus  mil(itum)  [leg.  IUI]  |  Scythicae,  leg(ioniB)  I 
Ger(manicae)  a  Ti(beriu)  Caesare  Auiiiusto)  [misso  pro]  |  censore  aJ 
Lus|itaniaml,  während  Mommsen  die  Lücken  durch  leg|  ato  al)  iin- 
p(eratore)]  Caesar«'  Aug.  jmisso  pro|  censore  u.  s.  w.  ausgefüllt 
wissen  wollt o.  liorgliesi'e  Ergänzung  ist  jedoch  gar  zu  sehr  eine 
blosse  V<>rmuthung,  als  dass  sie  auch  nur  einigen  Anspruch  aui 
Wahrscheinlichkeit  hätte. 

Bonn.  Josef  Kleiu. 


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HMidMhffiftlteliet.  17» 
Η··4··ΙιΗηΐΙ·Ιι··. 


D«r  eo4ex  MiB^uii  PUtoi. 

Diese  Handechrift  ist  erstmals  verglichen  worden  τοη  dem 
damaligen  Bibliothekar  der  Tübinger  Universitätsbibliothek,  welcher 
sie  angehört  (bezeichnet  mit  Mb  14),  Jeremias  David  Reuse 
(später  Oberbibliothekar  in  Göttingen),  und  nach  deseeu  Mitthei- 
hmgen  sorgfaltig  verwerthet  in  der  noch  immer  beaohtenswerthen 
Ausgabe  des  Euthyphron,  der  Apologie,  des  Kriton  und  Phaidon 
von  Job,  Friedr.  Fischer  (^Lips.  1783).  Neuerdings  hat  die  Hand- 
schrift die  Aufmerksamkeit  solcher  Gelehrten  welche  sich  mit  dem 
Bodleianus  befassteu  (wie  W.  Wagner  und  M.  Schanz)  von  Neuem 
auf  sich  gezogen,  und  M.  Schanz  hat  in  seinen  Novae  commenta- 
tiones  platonicae  ^Würzburg  1871J  p.  131 — 158  dieselbe  nunmehr 
in  ihr  Recht  eingesetzt  als  ilauptquelle  für  diejenigen  platonischen 
Dialoge  wo  der  Bodl.  durch  eine  zweite  Hand  abgeändert  und  inter- 
poliert ist,  da  hier  der  Tubing.  uns  die  erste  Uand  des  Bodl.  nn- 
verHilscht  vorführt.  Diese  ist  besonders  der  Fall  im  Phaidon.  Da 
ich  die  Handschrift  für  die  Hebungen  des  hiesigen  philologischen 
Seminars  gerade  in  Hiiuden  habe  und  auch  die  neueste  Beschrei- 
bung derselben,  von  M.  Schanz  (1.  1.  p.  158— IßO),  weder  gana 
vollständig  noch  ganz  genau  ist,  so  will  ich  hier,  das  Bekannte 
nur  kurz  wiederholend,  einiges  Weitere  zur  Charakteristik  derselben 
nachtragen. 

Bekanntlich  stammt  die  Handschrift  aus  der  Bibliothek  des 
Marlin  Crusius  (J.  1526-1607,  Tübinger  Professor  J.  1559— 
1607),  welcher  zufällig  Oazu  kam  wie  der  Tübinger  Buchhändler 
Wolf  Konrad  Schweicker,  sein  Gevatter  und  Freund  (wie  er  ihn 
einmal  später  in  seinem  Tagebuche  nennt),  dieselbe  gerade  zer- 
schneiden wollte  um  ihr  Pergament  zum  Einbinden  neuer  Bücher 
zu  verwenden.  Als  geborener  Chronist  hat  M.  Crusius  nicht  ver- 
säumt den  Tag  dieser  Entdecknng  anzugeben  und  in  die  Handschrift 
einzasclirt  ibeii :  es  war  der  15.  Januar  1560.  Um  so  auffallender 
ist  dass  Crubius  nicht  auch,  wie  er  sonst  zu  thun  pflegte,  die  Zeit 
eingezeichnet  hat  in  welcher  tr  selbst  die  Handschrift  durcharbeitete. 
Schon  auii  diesem  argumentum  ex  silentio  lässt  sich,  hei  der  gan- 
zen Art  des  Mannes,  mit  ziemlicher  Sicherheit  folgern  dass  er  sie 
nicht  durchgearbeitet  haben  wird.  Diese  wird  fast  zur  Gewissheit 
durch  den  Umstand  dass  Crusius  auf  der  letzten  Seite  der  Hds. 
von  einem  Basler  codex,  enthaltend  griechische  Scholien  zur  Gene- 
sis und  einem  1  heile  der  Kxodus,  dessen  Schrift  der  dieses  Tubing. 
ähnlich  gewesen  sei,  angibt  dass  er  denselben  im  October  und  No- 
vember 1576  durchgelesen  habe.  Natürlicli:  diese  Scholien  waren 
ihm  neu,  die  platonischen  Dialoge  aber  halte  er  in  gedruckteu 
Büchern  schon  öfters  gelesen  und  glaubte  daher  keinen  Anlass  zu 
haben  sie  in  dieser  Hds.  abermals  zu  lesen.  Diese  hatte  für  uns 
den  Vortheil  dass  er  dieselbe  mit  seinen  Glossen  verschonte,  mit 
denen  er  sonst  so  freigebig  war.    WeuigtiLeu:^  verräth  sich  iu  der 


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176  MiMeUen. 

Hds.  menials  edne  so  leieht  keonilidie  Fed«r.  Aber  b«  seiner  Vor- 
liebe für  das  Grriecbische  war  ibm  die  Hds.  eohon  als  eine  grie- 
cbische  vou.  hohem  Werthe^  und  als  er  mit  der  Zeit  in  der  SchAtximg 
von  Hdss.  mehr  üebang  gewann  drängte  sich  ihm  die  Ueberseagung 
anf  dass  dieser  Band  valde  antiqunm  sei,  und  er  bemerkte  diess  io 
einem  Nachtrage  an  seiner  Einzeiobnong  vom  J.  166D* 

Ab  M.  Cmsius  im  J.  1578  sein  Brustbild  in  Hole  schneiden 
liess  mochte  er  auch 'dieses  nicht  ohne  Datierung  lassen.  Et  ler 
tigte  also  daiHr  eine  Umschrift,  deren  Ansfübrnng  in  Hols  durch 
ihre  Behandlung  der  Accente,  Spiritus  und  Interpnnction  beweilt 
dass  der  betreffende  Künstler  selbst  nicht  Griechisch  verstand.  Sie 

lautet:  ΜΑΡΤΙΝΟΣ  KPOVZIOZ,  EN  (der  Spiritus  lenis  erst 

dem  Ν  eingeiugij  ΤΥΒΙΓΓΗί  ΔΙΔΑ TK.  '^ETEI  ΗΛΙΚ 

NB'.  1578.    Dieses  eeiu  Bild  mit  Umschrift  nun  klebte   er  wie 

seinen  übrigen  Büchern  so  auch  dieser  Platonhde.  vor.  Merkwür- 
diger Weise  ist  aber  diessmal  sein  eigenes  etwas  grämliches  und 
pedantisches  Bild  nicht  das  einzige  eingeklebte.  Unmittelbar  da* 
neben,  links  davon,  auf  demselben  Streifen  Papier  und  ungetrennt 
davon,  als  ob  beide  aus  derselben  Sammlung  von  imagines  heraas* 
geschnitten  wären  in  der  sie  Wandnachbarn  waren,  findet  sich  noch 
ein  zwiitcs  ITolzschnittbild,  siclitlicli  von  demselben  Künstler,  aber 
ohne  Umschrift,  und  nach  Κ leiderschnitt  und  Gcsichtsausdruck  eher 
einen  städtischen  Patricier  oder  sonstigen  Adeligen  darstellend,  und 
über  diesem  Bilde  eine  aweiseilige  Ueberschrift  von  der  Hand  des 
Crusius,  welche  aber  später  (von  ihm  selbst?)  wieder  auszureibeo 
versucht  wurde,  bis  sich  ergab  dass  diese  ohne  grosse  Zerstörung 
nicht  möglich  sei.  In  Folge  dessen  ist  von  den  zwd  Zeilai  nur 
noch  Folgendes  leserlich: 

....  ctor  (Senator?  rector?)  Vlmesis,  Philippus 

 13.  Septemb.  1578. 

Wen  dieses  Bild  darstellt,  das  sowohl  von  Reuss  als  von  Schsoi 
fast  unerwähnt  geblieben  ist,  getraue  ich  mir  nicht  zu  bestimmen. 
Den  Umständen  nach  sollte  es  ein  näherer  Behannter  von  Crusius 
sein;  unter  diesen  habe  ich  aber  bis  jetst,  bei  Nachforschungen 
die  ich  zusammen  mit  dem  hiesigen  Bibliothekar  Dr.  Hermann  Kurs 
anstellte,  keinen  des  Vornamens  Philippus  auffinden  können  aaf 
welchen  es  sich  mit  irgend  welcher  Wahrscheinlichkeit  beziehen  liesse. 
Die  Handschrift  selbst  trägt  aussen  auf  dem  Schnitte  in  der 

Höhe  die  Aufschriit  TA  ΈΠΤΑ  f  ΠΛΑΤΛΝΟΣ.  Wese 
heilige  Siebenzahl  von  Dialogen  setzt  sich  zusammen  ans  Euthy- 
phron,  Kriton,  Phaidon  (p.  38—130),  Parmenides  (p.  130—189), 
den  beiden  Alkibiades  und  dem  Timaios,  eineAuswalil  bei  welcher 
offenbar  theologisches  Interesse  massgebend  war.  Ob  auch  sonst 
sieben  Dialoge,  und  gerade  diese,  sich  in  älteren  Udss.  de»  Plates 
vereinigt  finden  kann  ich  im  Augenblicke  nicht  constatiren.  Ebenso 
will  ich  die  Angabe  von  J.  F.  Fischer  (vielleicht  nach  lienss^s 
Sch&tsung),  dass  die  äohria  auf  das  elfte  bis  aw^afte  Jahrh.  hin- 


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Handechriftliohei. 


177 


weüe,  weder  bestätigen  noch  bestreiten  ;  M.  Schanz  tritt  ihr  bei. 
Sie  mag  im  löten  Jahrh.  durch  einen  griechischen  Gelehrten  nach 
Itahen  gekommen  und  von  dort  nach  Deutschland  gelnngt  sein. 
Beim  Einbinden  wurden  die  Blätter  auf  der  Seite  beschnitten  und 
dadurch  öfters  —  wie  besonders  in  dem  unten  besprochenen  Falle 
p.  41  —  Randglossen  verstümmelt;  meist  aber  (wie  p.  13.  30.  60. 
71.  190.  191.  219.  230)  wurde  diess  durch  ziemlich  plumpes  Ein- 
schlagen der  betreffenden  Steile  verhütet.  Die  Numerierung  (mit 
Bleisüft)  je  der  Seite  rechts  rührt  von  einem  neueren  Bibliotheks- 
beamten  (wahrscheinlich  Reuse)  her.  Die  letzte  beschriebene  Seite 
i^links)  trägt  die  Nummer  360.  Die  Rds.  besteht  somit  ans  180 
Blättern  oder  227s  Quaternionen  (zu  je  8  Blättern  oder  16  Seiten). 
Eine  Bemerkung  von  jüngerer  Hand  auf  der  dem  Texte  naohfolgMi- 
den  leeren  Seite  gibt  als  Umfang  vieknehr  23  Quaternionen  (τ^ 
ψίόια  .  .  €ί»€ΗΛ  καΐ  τρία)  an,  in  runder  Zahl,  oder  die  Umschlag- 
and  (eiaatigen)  Titel-Bl&tter  mitzählend.  ])ie  nnprüngliehe  Nume- 
rimog  erstreckte  eich  nur  anf  die  Quaternionen  und  ist  eine  dop- 
pelte, zeitlich  versohiedene :  eine  mit  lateinischen  Buchstaben  rechts, 
tief  unten,  so  dass  sie  mehrfach  weggeschnitten  iat,  und  eine  linkf» 
mit  griechischen  Zahlen,  etwas  höher  und  daher  ausnahmslos  er- 
sten; denn  bei  den  drei  ersten  Quaternionen  (a  ßi  γ)  scheint 
ne  ursprftnglich  gefehlt  zu  haben  und  bei  x/  iat  sie  nnr  ftberklebt. 
Blatt  3 — β  (ρ.  5 — 12)  scheint  einmal  verloren  gegangen  oder  ver- 
dorben zu  sein  nnd  wurde  dann  von  einer  oneohdnen  und  groben 
Hand  und,  wie  es  scheint,  ans  einer  jüQgeren  Handschrift  naoh- 
gdiolt 

Von  letnterer  Partie  abgesehen  ist  die  Schrift  des  codex  von 
grosser  Gleichmftssigkeit;  nur  die  Zeichen  färKappa,  Lambda  nnd 
Sigma  schwanken  awisohen  aweierlei  Formen.  Am  meisten  Schwierig- 
keit madien  dem  angeftblen  Leser  die  Formen  des  $  nnd  des  v\ 
f  isl,  besonders  vor  Tocalen,  meist  dnrdi  ii  ersetet,  a.  B.  im  Phai« 
gesdirieben  oi/yAsy,  &ηοΧαΜάρης,  ώίξΗηέαααα,  KριτAmfvloς,  Θψ 
XJmfjs,  ΜΜμίΛριηος,  ύλίψας,  «ocSoor,  τρίνω^,  sogar  Σηιίας^ 
in  Folge  von  Verwechsinng  mit  dem  nur  dnivh  ein  Sohwftnschen 
neb  davon  onterscheidendes  Zmoken  ffkt  μ,  Doeh  findet  sich'  der 
Bachstabeii  β  s.  B.  Phaed.  p.  62  G  βαύλ»,  nnd  ρ.  81  £  w  βίω. 
Abkftnnngen  (z.  B.  von  mU  nnd  τίοτήρ)  sind  verb&ltnissmissig 
MUen,  andai  dieI4gatnren  nicht  alkn  häiufig  nnd  nicht  ttbermftssig 
gekfiiMtelL  Die  S^iritns  haben  meist  rechtwinklige  Gestalt  nnd  · 
U«n«o  Umfang.  IMe  Silben  nnd  nicht  selten  anch  die  Wörter  sind 
^  sehr  irrational  abgetheilt,  a.  B.  ^  od  ||  lesSGtfv ;  ebenso  ist  die 
lolerpuiotion  mit  maesloeer  nnd  nnverstfodiger  Freigebigkeit  aa- 
CMcbi  lola  snbscriptftm  fehlt  regelmissig;  eine  spfttere  Hand 
^  fiber  die  iota  (nnd  v)  sehr  hftufig  zwei  Punkte  gesetat.  Inter- 
)"Mir-  nnd  llarginal-Gloesen  sind  nicht  h&ufig  und  meist  gaas  knn 
Vid  Bit  ζ  eingeführt;  a.  B.  an  Anlang  des  Phaidon  awisohen  den 
^Λλ  η  Aber  dem  Scblnsse  von  πρύμιπ»  nnd  η  η  ttber  τιρνμηη^ 
(ρ·  39,  ι,  7  ν.  ο.  nnd  1.  7  ν·  η«),  anf  dem  Rande  ρ.  64, 1.  4  ν.  η. 
(η  ώλ*  h  Ίον) :  η  dU'  η).  Anoh  die  PefSoneobeaeiohnungeD  sind 

ii^miü.  Μη·.  L  PhlloL  N.  V.  XXIX.  12 


q(flied7  Google 


178 


Mitoelleii. 


erst  spfttCfT  zwiscben  den  Zeilen  pacbgetragen,  aber  nicht  conse» 
quent.  Andererseits  sind  ursprünglich  gesetzte  selhst  indige  Accente 
und  Spiritus  bei  tu  vir,  tnsid'  ar  u.  dgl.  sputc  i  aiisi  adirt,  Ilasuren 
überhaupt  nicht  Feiten.  Manches  deutet  darauf  hin,  dass  die 
Hds.  auf  ein  durch  Dictieren  vervielfältigtes  Kxeniplar  zurück- 
geht. So  die  Ersetzung  des  durch  das  l'ehien  des  Iota 
subscriptum,  Schreibfehler  wie  zu  Anfang  des  Phaidon  fiatf  t^  u 
(statt  n)  und  die  nicht  st-lteuen  aus  itacistischer  Aussjirache  her- 
Torgegangcnen ,  unter  denen  einer  dvr  hemerkeuHwerthesten  ist 
p.  39  extr.  (Phaed.  c.  2  in.)  das  sinnlose  άλ'/.'  Η)ηιιος  ti^K^vin  δήμων, 
welches  letztere  Wort  dann  untertüpfelt  und  των  if  iXwv  aui  den 
Rand  geschrieben  wurde,  aber  irriger  Weise  mit  dem  Zeichen 
dass  es  nach  (οημυς  einzufügen  sei.  (HeichfalU  fehlerhaft  ist 
Phaed.  p.  58  Ε  (cod.  p.  40,  11)  geschrieben  x(d  wv  τρόπον  xai 
τον  λ6γοι\  dann  aber,  von  derselben  Feder  welche  die  Personen- 
bezeichnungeii  nachzutragen  pflegt,  übergeschrieben:  η  των  λυγωι. 
Ebendaselbst  (cod.  ρ.  40,  12)  ist  unrichtig  hc  udov  gesetzt 
statt  ufjd\  wohl  ebenfalls  ursprünglich  ein  Hörfehler.  In  vielen 
andern  Fällen  aber  haben  die  Herausgeber  nur  verkannt  dass  die 
vom  lubing.  gebotene  Schreibung  die  richtige  ist.  Eine  grosse 
Anzahl  von  Heiegen  dafür  hat  M.  Schanz  p.  131  ff.  gegeben;  zu 
denselben  gehört  auch  i'haed.  p.  58  E,  wo  Tubing.  ganz  deutlich 
und  richtig  hat  :  ώσ^  μοι  fXi/Vo  (eine  spätere  Hand  setzte  darül^er 
noch  ein  κ,  wollte  also  είχείνον)  τιαρίαταοί^Μ,  was  Stallbaum  sehr 
mit  Unrecht  durch  πιοιγ^  ersetzt  hat,  da  doch  die  Person  keines- 
wegs betont  ist  und  es  auch  nicht  werden  kann  ohne  dass  die 
Behauptung  als  eine  blos  subjective,  also  eigeatlich  fernliegeode 
und  möglicher  Weise  irrige  bezeichnet  würde. 

Zvveifelhafter  ist  die  Stelle  Pliaed.  p.  59  Β  (cod.  p.  41,  2). 
Hier  sind,  wie  der  wackere  .1.  F.  Fischer  richtig  angemerkt,  Stall- 
baum aber  übersehen  oder  für  gleichgültig  erachtet  hat,  im  Tubing. 
bei  der  Aufzählung  der  hei  Sokrates'  Tod  im  Geiängniss  anwe- 
senden Athener  (έηιχώριοι)  ausgelassen  und  erst  auf  dem  Rande 
von  späterer,  die  Buchstabenformeu  der  Handschrift  mühsam  und 
Anfangs  unglücklich  nachbildender  Hand  nachgetragen  die  Worte 
ned  'Avuai^bvr^  ψ  dt  xai  Κτήοιηπος  ο  Ilouamvg  xai  Μίνίξανος. 
Librarii  enim  oculi  videntur  iutegmm  versum  praeteriisse,  meint 
J.  F.  Fischer,  und  dieaa  hat  anoh  viele  Wahracheiniiohkeit  fer 
eich.  Denn  Auslassangen  sind  im  Tnbing.  nicht  ganz  selten,  and 
im  vorliegenden  Falle  war  es  leicht  möglich  dass  das  Auge  voo 
dem  md  vor  Ιίίψοα^ένης  herabglitt  auf  das  xtü  vor  SUm  nvi;. 
Diese  würde  voranssetsen,  dasR  in  der  Originaihds.  die  beiden  xm 
unmittelbar  unter  einander  standen,  was  nach  der  Bocbstabenzahl 
nicht  Onmöglich  ist.  Die  fehlenden  Worte  bestehen  aus  51  Bueh- 
ttabettf  wobei  durch  Abkürzung  des  dreimaligen  $ud  Raum  enpert 
werden  konnte,  wiewohl  wenigstens  im  Tubing.  unmittelbar  vor 
und  nach  Jenen  Worten  alle  xai  vollständig  ausgeschrieben  sind; 
die  sonstige  Bnchstabenzabl  einer  Zeile  aber  beträgt  im  Tubiog. 
■wischen  48  und  49.  Andererseite  lag  aber  doch  gerade  bei  disfflr 


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HandiohriftlidlieB, 


17f 


Stelle  dk  Veraoobmig  snr  Interpolation  beeoadora  nnhe,  indem 
ata  nocli  anderen  ab  platonisch  oder  als  nacbmalige  Sobottiänpter 
Mnimton  Personen  die  Ehre  der  An&^hiDg  unter  den  Zeugen 
fOD  Sokratea*  Sterben  Eukommen  lassen  wollte.  Dabei  ftllt  es 
üreilieh  nicht  schwer  ins  Qjswichty  daas  Antisthanea'  Namen  anseer 
dieser  »einen  Stelle  bei  Piaton  fiberhanpt  nicht  wieder  vorkommt; 
dsoD  dasselbe  gilt  aach  von  den  gleieh  nachher  genannten  Kleoni* 
brotoa  Aristippoe  and  Phaidonides.  Etwas  bedsdUJcher  ist  schon, 
dsas  KtesippoB  und  Menexenos  nur  in  deiv  anch  sonst  etwas  ver» 
dicbtigen  Dialogen  Eutbydemos  und  Lysis,  sowie  in  dem  nnzwei- 
felhaft  unecbten  Menexenos  genannt  werden  und  eine  Rolle  spielen. 
Dsso  kommt  dass  mit  die  neue  Reihe  an  die  vorausgegangene 
etwas  lotterig  angefügt  ist.  Zwar  behauptet  Stallbaum,  zu  diesem 
^  sei  aus  dem  (etwas  entfernten)  Vorhergehenden  die  Präposition 
naoa  zu  wiederholen.  Aber  die  Belege  die  er  daför  beibringt 
«nd  theils  meist  aus  Dichtern  entnommen,  beweisen  also  für  die 
Prosa  nichts,  theils  ist  es  von  denselhen  nicht  einmal  richtig  dass 
darin  die  Präposition  zu  wiederholen  sei.  Euiip.  Bacch.  1062 
[xkuSoy  xuT?f/&r,  ηγδί·  ηγίν  de  μέλαν  nt^oi)  wäre  das  zweite  und 
dritte  Mal  λατη/ίν  sehr  übertlussig,  da  ηγεν  eig  ntöuv  eben  so  viel 
al<  xuTTjfyBv  ist.  Eur.  Orest.  1101  f.  (l'yl.  mi^ov  vvr,  άνάμΗΐ'Ον  όί  φαα- 
'/amv  rnuug.  Gr.  μενώ,  τοί'  h/ü^ov  ei  u  n/uü^/yao/uu)  ist  in  Folge 
der  veränderten  Constiuction  das  zweite  Mal  das  aimplex  sogar 
passender.  Soph.  Antig.  .037  (xul  (τνμμετίαχω  y.(u  φέρω  της  αιτίας) 
ist  die  Gemeinschaitlichheit  von  avv  durch  seinen  Rest  von  Selb- 
etitndigkeit  (vgl.  Plat.  Phaedr.  p,  237  A:  'ξυμ  μοι  kufisoi^e  του 
uvitov)  und  die  grosse  Nähe  der  beiden  Zeitwörter  gerechtfertigt. 
Von  den  prosaischen  Belegen  aber  ist  weder  Phaed.  p.  71  Ε  άττο- 
^nti  einfach  identisch  mit  dem  voran ^'ecfangenen  ηίτατιυόίύοομεν^ 
noch  Phaedr.  p.  248  Α  loit  μΐΐ'  tjot  mit  dem  vorausgehenden 
iiTiu rim ,  sondern  das  simplex  (bzhgsw.  die  einfache  Präposition) 
Tolikontmen  berechtigt;  und  Plut.  Krot.  p.  4  Wi.  (τών  ifihuv  .  . 
atn*»  Άαοηοαν  υϊ  ovtTj^eic  .  .  ηΐ'  dt  xai  l Ι^κυτογίνης)  ist  Nachbildung 
anserer  Stelle,  beweist  somit  nur  dass  zur  Zeit  der  .\bfassung 
dieser  Schrift  die  fra^^liche  Inierpolation  bereits  in  die  Mehrzahl 
der  platonischen  Texte  aufgenommen  war.  Man  wnrd  daher  wenig- 
stens die  Möglichkeit  einräumen  müssen  tlass  der  Tubing.  auch  in 
diesem  Falle  Recht  hat  und  die  von  ihm  ausgelassenen  Worte 
nicht  platonischen  Ursprungs  sind,  sondern  etwa  aus  dem  Kreise 
des  Verfassern  des  Lysis  stammen. 

Tübingen.  W.  TeaffeL 

üeW  ΜλΓβ  Tkesftvru  ■# Tis  latiiitstis. 

Unter  den  Handschriften,  welche  aus  dem  bei  München  ge- 
legenen Kloster  Sclieftlarn  stammen,  kam  mir  ein  Lexikon  in  die 
Hände,  das  durch  den  Keichthum  der  gesammelten  Wörter,  noch 
Behr  dueb  Gitate  ans  klassisohon  dehriitsteilem  wie  Ueraa,  Ιϋΐ· 


Ojgitized  b] 


180 


MiMellen.  /  - 


kan,  Juvenalis,  besonders  Ond,  Terenz,  Plautas  meine  Aufmerksam- 
keit feBselte.  Nach  einigem  Suchen  fand  ich,  dass  ee  dasselbe 
Lexikon  sei,  welches  Mai  im  8.  Bande  der  Auetores  ClaMici  Bom 
1836  unter  dem  Titel  ^Thesaurus  novus  latinitatis*  herauf^gegehea 
hat.  Ich  freute  mich  für  Mai's  Arbeit  ein  Correctiv  gefuuden  in 
haben,  mehr  noch  darAber,  dam  et  jetst  möglich  iat»  den  Ver- 
fasser dieses  Lexikons  mit  ziemlicher  Gewissheit  anzugeben.  Mai 
hat  ans  dem  Werk  selbst  hierüber  folgende  Merkmale  gesammelt. 

*  Tum  ipse  auctor  tum  codex  ad  XII  circiter  eaeculum  pertinere 
mihi  videntur  .  .  auctor  quum  Marbodum  apjx'llct.  (juem  a.  1123  ob- 
iisse  ecimufl,  vetustior  esse  nequit.  Ceteroquin  auctoris  iiomeu  m  titulo 
non  adsoribitor  .  .  8e  tdiolarebaii  foiase,  perspieae  declarat  primo  m 
prologo  .  ·  Yix  dubito  quin  in  Qallia  Tel  m  Anglia  natot  Teraatnaqat 
•ii:  nam  exotioa  vooabola  ad  gaUieanam  pleraque,  nonnulla  ad  angli- 
cam  linguam  pertinent  . .  ji.  66  suam  auctor  obbque  patriam.  ni  fallor, 
hia  verbis  innuit  cbigens  ille  est,  qui  ex  duabus  gentibus  iiatus.  sicut 
ex  patre  franco  et  ex  matre  anglica.»  de  lliberuia  veluti  auctori  pro- 
xima  baec  leguntur  p.  28  « Aiuphiballus  vestis  circumviüosa  qua  utun- 
tur  Hibemienaes.»  lleniqne  ipiom  eodieem  ex  faUieani«  bihliothecis 
(qnas  transmarinonim  monaohorum  in  Galliam  mtgrationes  saepe  dita* 
runt)  Romam  ad  nos  venisse,  certissimig  indiciis  comperi*. 

Auf  den  Deckd  der  scheftlamer  Handschrift  hat  Docen  ein 
Citat  geschrieben  aus  Tohannis  Lelandi  de  rebus  Britannicis  Col* 
lectauea  tom.  4  p.  159.  In  diesen  Notizen  des  für  die  Geschichte 
Englands  bedeutenden  Mannee  (a.  1507 — 1552)  findet  sich  Fol- 
gendea  'Gloceter.  Osbemi,  mOHachi  Glocestrensis,  Panonma 
instar  vocabularii  ad  Uamelinum  abbateiu.]  Cum  in  nocte  hye- 
mali.  Fuit  hio  impense  eruditus,  ut  facile  est  videre  in  reliqnis 
eina  operibuB,  qaae  sunt  in  bibliotheca  regia.  Floruit  sub  Sie* 
pbano  et  Henrico  primo'.  Da  mit  den  Worten  *Cum  in  nocte 
hiemali'  auch  der  Prologjder  scheftlarner  Uandscbrift  beginnt  und 
der  Titel  Tanormia*  mm  Inhalt  des  Lexikons  trefflich  paaat,  ao 
hat  Dooen  mit  Recht  unser  Lexikon  für  identiach  angesehen  mit 
dem  von  Leland  dem  Osbern  zogeechriebenen.  Daaselbe  gilt  nntir- 
lieh  für  das  von  Mai  gedruckte. 

Die  Frage  iai  nun,  mit  welchem  Hecbt  John  Leland  dieem 
Werk  dem  Osbern  von  Gloceeter  zugeschrieben  hat.  In  Thomaa 
Wright,  Biographia  Britanmca  literaria.  Anglo- Norman  Period. 
p.  158  fand  ich  Folgendes: 

'  Osbern,  monk  of  Glouceeter,  who  ie  only  known  to  us  through 
hie  writings,  holds  ii  high  place  aniong  th<i  theological  writprs  of  the 
twelfth  Century.  Leland  passes  a  warm  eulogium  ou  hie  style  and 
leaming,  which  is  not  altogether  uumerited.  As  one  of  hie  works  is 
dedieated  to  Gtn>ert  bishop  of  Herefoid,  who  held  thai  aee  from  1149 
to  1162,  and  he  had  ao  doubt  lived  in  the  tooiety  of  tbat  prelate 
whUe  he  was  abbot  of  Gtonoetter,  from  wliich  office  he  was  prnmoted 
to  te  episcopacy.  Osbern  may  be  considered  as  havin^  flourifhed  in 
1150.  We  have  no  further  Information  relating"  to  bis  lifo.  .  .  Osbern 
wrote  diologues  on  the  Pentateuch ;  a  commentary  on  the  buok  of  Jud- 
ges  in  tiz  books  dedieated  to  Gilbert  biehop  of  Hereford;  and  foor 
weatiaee  on  the  Incamation,  KatiTitgr,  Pasaion  and  Reeurieolion  of 
Ohikt»  whieh  appear  to  eompose  on  oontinned  work.  AU  the  worki 
above  mentionea  are  oontained  in  one  fary  handsome  mannaoript  on 


L.vju,^ccl  by  Googl 


I 


HttdaobillUeliet.  181 

fdhm  in  the  BriHah  Museum  (Ms.  Reg.  6.  D.  IX),  whioh  Lelfta^  who 
nw  it  ai  Gloacester,  believed  to  be  Osbern's  original  copy.  We  are 
not  aware  tbat  ony  otber  copy  of  Osbern'a  writinga  ia  known  to  enat, 
aad  none  of  theni  liavp  been  priuted. 

Lelaud  mentione  auother  work  by  Osbern,  dedicated  to  tbe  ab- 
bot  Hamelin  and  eotitled  Panormia,  wbicb  Bale  attributee  to  Osbern 
of  Outerlrnry.  In  the  tiaw  of  LeUmd  »  mtnnaoript  irf  tkia  work  wti 
pmerred  in  the  fthbey  at  Olonoeater,  bat  it  appcara  to  be  now  loat'. 

Joh.BaIaeiui(U95 — 1561)  sagt  scwar  in  dem  Gfttalogoa  aori- 
ptomin  BiytamuM.  Basel  1557  I  ρ·  165  'Oabemiia  Doroberneiiaia 
m  Cantvarienaia  eeeleaiae'  praeoentor  .  .  ·  Gompoenit  ad  Haaneli- 
»UB  Gloeeilriae  »bbeten  Fanonniam  Hb.  I  «Oom  io  aoote  hj^ 
BaK»  ete.  De  re  mnaiGa  Lib.  I  eie*.   Allein  p.  190,  wo  er  vom 
)ibeniii8  Clandianua  sire  Olooeetrieorie  monaohne  eprioht,  wird 
ODBial  Leland  erwihnt,  *nt  Lelandna  etiam  habet*  dann  hdeet  es 
CompoBidt  ad  CHlbertam  epieoopom  Herefordeneem  enper  opna 
IwUonm  lib*  V  .  .  ·  Panonniam  ad  Hamelinwin  lib.  1.  «Garn  in 
Doete  byemali»  etc.   Panonnia,  opus  magnnm,  instar  Toeabnlarü, 
eit  Bamelino  abbat!  rao  dedicata'.    Offenbar  ist  nur  Leland  die 
QoeHe  des  Balaeos,  welcher  ein  und  dieselbe  Kotis  ungeschiokter 
Weise  bei  beiden  Osbems  eintrug.    Abgesehen  von  der  oben  er* 
wihnten  Handschrift  des  brittischen  Moseoms  fand  ich  deo  Osbern 
fon  Glooestsr  sonst  nicht  erw&hnt.   Der  eiosige  Äussere  Beweis, 
dsas  er  unser  Leodkon  znsammeDgestellt,  ist  die  Angabe  Lelands« 
Diese  ist  ^ber  sehr  gewichtig,  da  dieser  Mann  ein  gewissenhafter 
Forscher  war  nnd  vieles  benutzte,  was  jetat  verloren  ist.  Trefflich 
itimmt  ferner  das  Werk  selbst  sowohl  sn  dem  Verfasser  als  dem 
Titel,  den  Leland  angegeben.   Die  endgültige  Entscheidung  dieser 
Frsge  ist  wdU  eagUschen  Gelehrten  an  Qberlassen;  wir  dfirfen 
jedoch  schoD  jetst  als  sehr  wahrscheinlioh  hinstellen,  dass  Osbem 
von  Gbcester  in  der  Ifitte  des  12.  Jahrhunderts  unser  Leiikou 
Vflrfasst  hat. 

Von  den  HandBohriften  ist  die  von  Mai  benotete  Vatika- 
aiiehe  (F)  die  aosfuhrlichste.  £inem  Prolc^e  mit  vielen  Glossen 
folgen  ohne  weitere  alphabetische  Ordnung  67  mit  Α  beginneode 
Wortstftmme  mit  vielen  davon  abgeleiteten  oder  damit  lueammeo- 
gesetateo  Wörtern;  sodann  ein  iwdter  Prolog  und  BepetitioneB 
Aber  den  Bachstaben  A,  wo  die  einaelnen  Wörter  (drea  600)  mit 
Inirser  Erklärung  angeföhrt  sind.  So  finden  tkk  auch  bei  den 
folgenden  Bncbstaben  je  2  Vocabelreihen  mit  2  Prologen.  Die 
Soheftlarner  Handschrift  (iS^)  Cod. lat  Monaa  17154  (Scheft- 
lam  154)  membr.  S^.  s.  XII  164  fol.  enth&lt  nur  den  ersten  Pro- 
log (ohne  die  Glossen)  und  die  etymologisirenden  Wortreihen;  es 
fehlen  die  weiteren  Prologe  sowie  sämmtliche  Bepetitiones.  Da- 
gegen sind  am  Schlüsse  f.  163^  und  164*  zugesetzt  Zusammen- 
sleDangen  der  vasa  vinaria  und  aqnatilia;  de  nondnihus  navium; 
de  partibus  navis;  instrumenta  navis  ;  de  proprietatibua  feramm 
and  Leoniner  de  proprietatibus  volucrum.  Mittelst  Schmellers  In- 
diees  gelang  es  noch  ein  Exemplar  dieses  Lexikons  aufzufinden. 
Cod.  lat  Monac.  14584  (Emmeranos  F.  LXXXYII)  membr.  4^ 


L^MguieCd  by  Google 


182 


Mieoellen. 


8.  Xlll  1β3  fol.  (Κ)  enthiilt  zuerst  den  Prolog  mit  den  GIosscd, 
dann  folgt  das  Lexikon,  dem  al>er  ebenfalls  die  weiteren  Prologe 
sowie  die  Rej)etitiones  fehlon.  da^M^fren  f.  117  auch  die  Naiiu-n  d*'r 
vasa  vinaria  bis  zu  den  proprietates  volucrum  zugesetzt  sind.  Die- 
sen öcblieHsen  sich  unmittelbar  an  Verse  über  tlen  Namen  Teuto- 
nicns  und  über  die  Philosophie;  dann  folgen  prufiiietates  olerum 
*Allium  knoveloch*  und  Anderes.  Die  etvmuloirisirenden  Wort  reihen 
sind  soweit  geordnet,  dass  die  mit  ab.  ac,  ad,  ae  beginiieuderi  zu- 
sammengestellt sind.  Unter  V  stehen  zuerst  die  mit  u  und  einem 
Consouanten,  dann  die  mit  u  und  einem  \'okai  beginnenden.  Aus- 
serdem sind  wenige,  meist  crriechische  Wortstämme  zugesetzt,  z.  B. 
der  Anfang  *Abolla  gemis  vi-stis  senatorie.  et  dicitur  qiu^i  ambui- 
lata  eo  quod  undique  sit  buUata  .i.  gemmata'. 

Zur  Charakterisirung  der  Texte  gebe  ich  zunächst  aus  jS 
uud  Έ  ein  Stück  du  nomiuil)us  navium. 

Musculus  (licitur  parva  iiavis.  Barca  navis  morcatoria.  Faro 
uavis  piratarum.  miapaio  uaviü  ex  viiuiue  et  corio  couCexta.  uitde  in 
hiltorift  dioitar  Gm  Saxonum  in  {om,  'JS)  miaparombue  oon  viribus 
uiuntar  (otitor  B).  fuge  potius  quam  bello  parati.  celox  vel  eelonis 
▼eloK  dioitur  (die.  velox  K)  navip.  Enniue  Labitur  uncta  carina  per 
eqaoraqae  alta  celonis.  Parvae  naves  dicuatar  etc. 

Dann  will  ich  noch  einige  Notizen  aus  dem  Buchstaben  Α 
geben,  die  mir  bei  flüchtigen  Blicken  in  die  Handschriften  bemer' 
kenewerth  schienen.  Der  Artikel  Ante  schlieeet  in  V  mit  phonos 
.i.  Bonoe.  S  eetzt  za: 

Item  ab  ante  bec  antiea,  e.  prior  pars  teile,  eicut  poetica  poste- 
rior. Dagegen  JE:  Item  ante,  bec  anttea,  e.  prior  pars  seile,  vel  po- 
etica posterior,  ante  componitur:  cum  capio.  et  dicitur  anticiiio  .i. 
preoecupo.  componitur  et  antelucanus.  n,  um.  ante  luccin  surjiciia. 
anteluco,  as.  ante  lucem  surgere.  componitur  et  anteceuium.  vel  ante* 
oeuia.  merenda  vel  oibus  ante  cenam  sumptue.  antestor,  arie.  anteiudi- 
oes  Stare  pro  teste.  ^ 

V  p.  168  Dioo  .  .  dipticha  .  .  unde  quidam  clerice  dipticbas  DS 
dempseris  umquam.  S  E:  Clerice  dicticam  lateri  ne  dempserie  umquam. 

Paidus  (Festus  p.62  Müller)  CaecidtriTit,  caeci-'  ])roximi  sunt  ocu- 
lorum  acie  ohtusa.  Pla>itua  Niimnam  mihi  ocuh  caecultant  Estne  hic 
noster  üermio.  Κ  ρ.  ΙΟϋ  Caeco  .  .  caecuito,  ds.  verb.  activ.  id  e»t 
caecare.  unde  Plautus  nnm  nam  oouU  mihi  oaecultant?  ubi  est  Her- 
mio? 8  .  .  cecalto,  as.  oecare.  Plautus  Kumnam  mihi  oculi  ceoultaot 
ubi  est  bermiö  mous.  Ε  .  .  ceculto,  as.  cecare.  Plautus  Num  nam  mihi 
oenli  cecultant.    Das  Uehri«,^'  fehlt. 

Plautus  Cure.  1,  2,12  Inverrr»'ro  in  me  liqjioresi  tuos  smo  ductim 
V  p.  1β8  Doceo  .  .  doctim  adv.  id  est  docte.    unde  Plautus  in  Gurgu- 
lione.   Omues  liquores  m  me  Uios  sinu  duetim.  S  E  -  ,  .  docte-  Plautus 
iu  gurgul.  in  me  liciuores  tuos  eino  doctim. 

Hieraus  eriiellt,  dass  Mai  s  Text  durchaus  ungenügend  ist, 
und  dass  Jedermaiui,  welcher  sieh  auf  dies  Glossar  beraten  will, 
nach  Handschriften  sich  umsehen  mubt».  Da  in  das  entfernte  Schelt- 
hirn und  Regenshurg  welche  kamen^  so  ist  gewi.ss  in  den  Bibliotheken 
Englands  und  der  niiher  gelegenen  Länder  auf  eine  grössere  .\n- 
zahl  zu  rechnen.  Su  behuden  sich  weitere  Handschrilten  in  \N  ieu; 
vgl.  Tabuiae  codd.  Vind.  1  m.  1312,  wo  f.  81--1G2  s.  XIY  ent- 


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Litterarhietoriecbea. 


183 


balteo  Vocabularium  linguae  latinae.  Incip.  'Cum  in  nocte  hiemali'. 
Expl.  'et  ab  bis  omuibuB  verbis'.  Ebenso  in  der  Bibliothek  des 
Stiftes  S.  Lambrecht  zu  Alteulnirg  in  Nioderösterroich,  wo  --nach 
der  freundlichen  Mittlieiluug  des  Herrn  Dr.  Elias  Steinmeyer  von 
Berlin  —  in  der  Handschrift  no.  188.  106  fol.  4*^.  s.  XIII.  die 
Blätter  1  —  87  die  Panormia  enthalten.  Osberns  Panormia  verdient 
aber  einige  Beachtung,  weniger  vielleicht  für  die  Kritik  der  klas- 
sischen Schriftsteller ;  denn  er  hat  wohl  nur  die  Citate  aus  den 
jungen  christlichen  Dichtern ,  dann  aus  Ovid  und  wenigen  ähnli- 
chen unmittelbar  aus  Handschriften  geschöpft,  dagegen  die  meisten 
eret  aus  zweiter  Hand  erhalten.  Aber  einen  weiten  litterarischen 
Blick  sowie  einen  ausdauernden  Fleiss  besass  der  Mann,  welcher 
eint;  Sammlung  von  Wortbildungen  zusammenbrachte,  deren  Reich- 
haitigheit  noch  heute  Staunen  erregt. 

München,  im  April  1873.  Wilhelm  Meyer. 


Litterarhistorischet. 


Zu  den  Scholien  des  Dionysios  Thrax. 

A.  Hart  kommt  in  seinem  Aufsatz  über  die  Dionysiosscholien 
(Fleckeisen  Jahrb.  Bd.  105  (1872)  p.  272  fi.)  auch  auf  die  in  denselben 
(952,  7)  sich  findende  Definition  der  Conjunctiou  zu  sprechen  und 
tagt  darüber  Folgendes :  '  Nur  in  Bezug  auf  die  Conjunction  sind 
Bedenken  erhoben  worden  von  Skrzeczka  (1853  p.  11),  der  ihre 
Deänition  für  nicht  apolloniauisch,  und  von  Schümann  (die  Lehre 
von  den  Redetheileu  p.  207  if.),  der  dieselbe  für  schlechter  als 
die  des  Dionysios  hält  und  sie  einem  späteren  Byzantiner  zu- 
schreibt*. 

Das  ist  ein  Irrthum.  Schömann  spricht  vielmehr  an  drei 
Stellen  seine  Ansicht  dahin  aus,  dass  jene  Definition  von  ApoUo- 
nioe  vorgetragen  (Redeth.  p.  212  und  212  Anra.),  von  ihm  ent- 
weder zuerst  aufgestellt  oder  doch  empfohlen  worden  sei  (p.  213). 
Das  Missverständniss  scheint  hervorgerufen  worden  zu  sein  durch 
die  Worte  (p.  207) :  *  Ein  späterei*  byzantinischer  Grammatiker 
würde  wahrscheinlich  eine  Fassung  gewählt  (d.  h.  vorgezogen) 
haben*  u.  s.  w. 

Trotz  Schömann's  Auctorität  glaube  ich  noch  immer  bezwei- 
feln zu  müssen,  dass  diese  Definition  von  Apollonios  herrührt;  zu 
verwundern  ist,  dass  der  Widerspruch,  der  sich  auf  die  Lehre  des 
Apollonios  selbst  gründete,  von  ihm  einer  Erwähnung  oder  Wider- 
legung nicht  gewürdigt  worden  ist.  Skrzeczka  (a.  a.  0.  p.  10) 
^t  mehrere  Stellen  zusammengetragen,  aus  denen  deutlich  her- 
vorgeht, dass  nach  der  Ansicht  des  Apollonios  die  Coujunctionen 
(jedenfalls  vorzugsweise)  Sätze  und  nicht  Redeth  eile  ver- 
l>inden;  ich  füge  noch  folgende  hinzu:  8,  8.  oi  αύ^όεσμοι  tiovoi 
'κόγονς  η  xui  nkaiovg,  άηυοιάνκς  diuXvoiy  τώ^  kCytoy  not,- 


184 


IfiMellüi. 


οϋνται.  —  9,  20:  οΐ  ovvSeouoi  προς  T(tg  των  λόγων  σνιταξίΐς  x(ti 
άχολονί)ιας  τάς  ΙόΙας  δυνάμεις  παρεμφαίνοναι.  —  119,  8:  6  μ^ν 
ϋύνόεομος  αίτιος  γενόμενος  επιπλοκής  έτεροι^  λό^'ον.  —  482,  6:  οί 
όη  προκείμενοι  οννόεομοι  (seil.  όιαζενκΏΧοί)  ^  ειρηνται  μεν  οννόεαμοι 
$νεκα  τον  αννόειν  της  φράοεις  {—  τους  Ar/j'orc),  ώστε  το  χοινορ 
των  υν  νόέο μων  αντοίς  άναόεχεο&αι.  —  483,  32:  ονχ  οΐόν  τέ 
ian  ηαντι  λόγω  πάντα  σννόεαμον  ονντάττειν. 

Wenn  er  nun  204,  14  sagt  (o/  ηννδεσμοι)  εις  ovSiv  άνομε- 
ριζομενοχ^  των  ηροκατειλεγ μένων  (seil,  χρόνοι  πρόςίοπα  άρι&μοι  j'fi^ 
πτωοεις)  aSiuffooovoi  τάς  οννόέσεις  ηοιείαί^τα  προς  γένη  όιάίβορα  η 
τττίϋοεις  η  διακριθείς  προςώπων:  so  meint  er  doch  oflenbar  nur  (mAn 
beachte  auch  den  Ausdruck  της  σι  νόέαεις  ποιεΐο&αι  ττοός).  dass  die 
Form  der  Conjuuction  nie  ein  llinderniss  bilde,  wenn  es  sich  um 
eine  Verbindung  von  Sätzen  handele,  in  denen  jene  γένη  u.  s.  f. 
vorkommen  ;  dieses  könne  nur  in  der  Bedeutung  (ro  έγκείμενον) 
der  Conjunction  liegen;  so  verhält  es  sich  mit  «r,  welches  aller- 
dings nicht  zu  allen  Tempora  in  syntaktische  Beziehung  treten 
kann  {(5νντάααεο3^αι ;  vgl.  543,  22  έπΙ  γενικην  ({έρεα&αι  ;  593,  4 
παντυς  όυρι&μον  δεκτικός  von  bloss  äusserlicher  Verbindung);  diese 
werden  aber  durch  die  Conjunction  nicht  verbunden  mit  den  übri- 
gen Theilen  des  Satzes,  sondern  der  Satz,  in  dem  eine  Verbalform 
steht,  wird  verbunden  mit  einem  anderen  vorhandenen  oder  zu  er- 
gänzenden; freilich  kann  auch  die  Verbalform  allein  die  Stelle  eioee 
Bolchen  vertreten,  wenn  das  ρημα  αντοτέλές  ist  (166,  11). 

Was  verbunden  wird,  ist  nicht  gesagt  594,  26  und  593,  1 : 
Ol  σνμτιλβκηχοι  συνδέομαι  είς  σνμπλοκψ  πυραλαμβάνονται  —  daet 
aber  εΙςσνμκΧοκήν  λό^ων  gemeint  ist,  beweisen  die  Beispiele  593,4. 

An  den  beiden  Stellen  531,  5  und  185,  12  darf  man  unbedenk- 
Hob  mit  Skneoska  den  aobeinbaren  Widerspruch  dadurch  beseiti- 
gen, desB  man  amumnit)  nach  Apollonioe  trete  in  solchen  Fällen 
das  ϋ^ζήμα  anh  »uvot  ein;  auch  wird  in  der  zuletst  angeftÜirteB 
Stelle  nur  die  negative  Seite  beim  Gebrauch  hervorgehoben  und 
darauf  hingewiesen,  dasi  gewisse  Redetlieile  nicht  allein  {ΙάΙψ, 
tun*  idiav)  stehen  können:  ovSsv  άννάμενος  {i  (τύνόΒαμος)  ISia  παρ^ 
αστηααι  χωρίς  της  των  λέξεων  «λι^ς,  «nd  ebenso  in  der  ähnliohen 
62  Β  ai  έγκλινόμενηι  των  άνηαρνμιών  οϋποτΐ  itgoiHütai  άοΐ  χαΐ* 
MaVy  κα&ααηρ  ai  όρχΗ>ΐονούμεναί ,  ηλλ^  αεί  μετά  ηνης  μέρους  λό^ον 
παρατέ%^νηι  .  .  κα^άαερ  tuU  άλλα  μ4ρη  λόγσν^  ώς  αί  ηρξΜσβις,  m 
ΐρ&ν08θμοι,  τα  αρ3^ρη. 

So  lehrt  im  Grunde  ApoUonios  nirgends  ansdrttddicb,  dase 
die  Conjunction  die  einzelnen  Satztheile  unter  einander  Terbinde. 
Wohl  aber  kann  sie  in  bestimmten  Fällen  gana  ihre  ursprüngliche 
άίηφας  des  σχηδείν  τονς  λόγΌΐυς  Terlieren,  wie  i.  B.  Si  in  Verbin- 
dungen wie  Οΰλνμτην  di  η.  a. ;  dann  bekommt  aia  anoli  dia  Be- 
dentnng  einet  Präposition  mit  lokalem  Sinne  594,  17.  26:  ivuü' 


'  Dase  Bekker  Anekd.  9^3,  4  σννόίπμοι  zu  lesen  sei  statt  iha- 
CtvxTtMof  ist  von  mir  bemerkt  worden  'observationum  criticarum  in 
ApoUonimn  Dysoolnm  sp.  1Γ,  Cöln  1667  p.  18. 


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Litterarhietonsohee. 


,  185 


dsVj  oi  αννόεων  iv  τω  ohcov  Sd,  ψονετυ  τοπιχώς.  Vielleicht  ver- 
kkÜ  ee  eich  nach  des  Apollonios  Annobt  ähnlich  mit  hf&ta,  von 
dem  nan  freilich  nicht  begreift,  wamm  er  ei  aiohi  geradezu  unter 
die  Präpositionen  zählte;  und  einigen  der  παραπληρωμηπχοί  hat  er 
naUdbi  in  äbnlieber  Weise  eine  adferbieUe  Bedeatung  nge* 
fproehen.  ^ 

Uebergehen  wir  non  was  Skraecska  noch  gigen  die  Worte 
»ei  ανσσημαΙν»  gewiss  mit  gutem  Grunde  vorgebracht  hat: 
soviel  steht  doch  wohl  fest,  dass  jene  Definition  in  der  vorliegen- 
den Faesnng  nicht  von  ApoUomoe  herrühren  kann.  Selbst  wenn 
er  wirklieb  der  Ansicht  war,  dass  die  Conjanction  auch  Wörter 
verbinde  (und  mehr  kann  doch  nnmeglich  eingeräumt  werden),  so 
mdsete  en  darin  jedenfalla  heissen :  συνόεοϋώ^  [τώ¥  λόγων  η]  των 
wv  Χό^Όυ  μ^ρών.  Diesen  Znentz  aber  an  maohen  verbietet  die 
wörtliche  Uebereinetimmiuig  der  Uebersetzung  des  Prisci&n. 

Wenn  dagegen  A.  Hart  a.  a.  0.  p.  273  aas  den  oben  berührten 
Stetten  531,  5.  18,  12  mit  aller  Bestimmtheit  den  Schluss  zieht: 
*  Der  Felller  ist  nie  ο  nebnebr  dem  Apollonios  nanaebreiben '  — 
so  bekenne  ieb  nicht  einsnsehen,  in  wiefern  man  dasn  berechtigt 
ist  Ebensowenig  Verstehe  ich,  was  dnrcb  den  Znsats  bewiesen 
werisD  soU:  'Dessen  (des  Apollonios)  authentische  Definition  des 
Adferbinm  ja  anob  nicht  genfigt'.  Denn  ibsst  man  in  dieser 
ίρΛΜος  als  '  fleotiite  Form  des  Yerbs',  so  steht  Apollonios  (wenn 
•Beb  der  Ansdmok  χατηγσρσϋσ»  ntfy  lytAUmav  nidit  eben  glAddicb 
gsviUt  ist),  nicht  mit  sieb  selbst  in  Widersprach,  wie  er  es  in 
der  ▼orliegenden  Definition  tbnn  wfirde.  Aber  selbet  wenn  er  sich 
snw  üi^genaaigkeit  hätte  an  Schulden  kommen  Jessen:  darf  man 
ihm  dsi£alb  eine  anders  viel  grtaere  dnrcb  blosse  Vermatbung 
salbflrden? 

Bemerkenswerth  ist,  dass  die  bei  Diomedes  fiberlieferto  Fas- 
song,  T<ni  der  Sebömann  (ob  mit  Recht?)  annimmt,  dass  sie  ans 
derselben  Quelle  wie*  die  Friscianisohe  stamme,  Untet  (415,  13 
Kafl):  Coninnetio  est  pars  orationia  indeclinabilis  oopolans  sermo- 
Dsm  et  oonhiBgens  vim  et  ordinem  partium  orationis.  So  kann  sie 
.  amae^cb  in  Ordnung  sein;  es  ist  nach  coninngens  ein  Komma  au 
selaeo  und  am  Ende  mit  Schemann  demonstrans  oder  etwas  Aehn- 
liebes  binzuzuffigen.  Aach  diese  Fassung  kSnnte  nicbt  auf  Αρο1· 
looioe  zurückgehen;  nimmt  man  aber  an,  dass  in  dem  offenbar 
eormpten  Texte,  der  Diomedes  vorlag,  ein  zb  aasgefallen  war  und 
dass  dieser  ursprftnglich  lautete:  (τύνβ^ός  ian  μέρος  Xoyw  SkktTOv, 
Χάγων  σννόεηχοψ  των  ts  τον  λόγον  μερων^  ταξιν  xod  άύραμιν  [τιαρ- 
umiy] ,  80  könnte  diese  allenfalls  als  von  Apollonios,  herrührend 
angesehen  werden.  Die  Krklärungen  der  übrigen  lateinischen  Gram- 
matiker (auch  die  von  Priscian  partit.  465,  38  angenommene) 
gehen  auf  Palämon  zurück;  ebensowenig  sind  die  der  späteren 
griechischen,  z.  B.  die  des  Theodorus  Gaza  p.  259  ed.  Basil.  a. 
1541  dem  Apollonios  entnommen. 

Wae  nun  die  Uebereinstimmung  zwischen  den  Dionysiosscho- 
^  und  Priscian  anlangt,  so  muss  zuerst  darauf  hingewiesen 


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186 


MlMsellen 


werden,  dass  letzterer  sich  vielfach  nicht  an  Apollonios  gehalteo 
bat,  so  oft  er  ihn  auch  nennt.  Er  ontfenit  sich  gänzlich  von  ihm 
im  Buch  über  das  Adverl)iura :  im  Buche  über  das  Pronomen  hat 
er  Manches  entlehnt,  aber  trleich  Anfangs  nicht  die  Definitioo; 
und  dass  er  bei  der  Conjunction  auch  andere  Quellen  zu  Hathe 
gezogen.  s;\iit  er  selbst  II,  95,  13  Hertz:  Causales  igitur  (\uiis  alii 
in  una  speeie  po.^uerunt  e.  q.  s.  A.  Hart  tindet  es  selbstverständ- 
lich, dass  ( 'horoV)oskos  in  der  Einleitung  zu  den  Canones  die  Rei- 
henfolge der  Modi  nach  Apollonios  beibehält,  wahrend  er  in  der 
Erkbiiung  des  Dionysios  sich  diesem  anbequemt.  Ist  es  aber 
gleichfnlls  selbstverständlich,  dass  derselbe  Grammatiker  in  den 
Epinierismen  (19,  15  tf,)  einfach  den  Diouysios  ausschreibt,  in  den 
Ph'klärungeu  aber  zu  demsell)en  Dionysios  sagt  ό  ό&  ιυί'  Jftoi-voiov 
(οοος)  Ιηταισμίϊ'ος  Imir,  \\m  nun  den  Apollonios  zu  plündern  V  Doch 
trauen  wir  auch  so  (»twas  einem  Chöroboskos  zu  ;  nehmen  wir  an, 
er  sei  der  Verfasser :  auch  dieser  schrieb  aus  allen  möglichen  an- 
deren Vorgängern  ab  und  konnte  ebensogut  hierbei  mit  Priscian 
zusaroinentreiTen,  wie  sie  soDst  beide  gemeineam  den  Apollonioe 
aiiBgebeutet  haben. 

Göln.  Richard  Schneider, 


Zn  der  Schrift  'Origo  gentis  Romanae*. 

Niebahr  (römische  Geeohichte  1^  S.  94  Anm.  274)  hat  zaersi 
die  Behauptung  aufgestellt,  dass  die  meist  mit  Aurelius  Victor  zo* 
sammenedirte,  in  Wahrheit  jedoch  anonym  überlieferte  Schrift  *Origo 
geutis  Romanae*  ^ΎΟη  einem  ausgemachten  Betrüger  gegen  das  Ende 
des  15.  Jahrhunderts'  herrühre.  Diese  Ansteht  Terschaflfte  sich, 
trotzdem  dass  sie  nirgends  eingehender  begründet  wurde,  bald  eine 
fast  allgemeine  Geltang.  Dagegen  haben  Mftlüy  in  Jahn's  Arohif 
Xym  S.  182  — 153  und  besonders  Jordan  im  Hermes  HI  S.  889 
— 425  den  für  jeden  Unbefangenen  vdllig  flberzeogenden  Nadiweii 
geführt,  dass  wir  in  dem  Verfasser  vielmehr  einen  Grammatiker 
des  5.  oder  6.  Jahrhunderts  zu  sehen  haben.  Ich  wtbfde  diese  Frage 
daher  nicht  von  Neuem  berühren,  wenn  nicht  Bemhardy  in  der 
5.  Auflage  seines  Grundrisses  der  römischen  Litterator  (8.  764)  mit 
grosser  Entschiedenheit  den  von  Jordan  vorgebrachten  Argamenteo 
alle  und  jede  Beweiskraft  abgesprochen  hätte.  Vielleicht  könneo 
die  folgenden  Bemerkungen  in  etwas  zur  Vermehrung  und  Festigung 
der  schon  von  beiden  genannten  Gelehrten  vorgebraohCen  €hilnde ' 
dienen. 

Oapitel  6,  β  stehen  die  Worte  '  cumque  ante  moris  eesety  vti 
homines  decimam  fructuum  regibus  suis  praestarent^  aequlus  sihi 
ait*  (Recaranus)  *videri  deos  pothis  illo  honore  impartiendos  esse, 
quam  reges:  inde  videlicet  tractum,  ut  Herenli  decimam  profaosri 


*  Mit  Freuden  habe  ich  gesehen,  dass  denselben  auoh  H.  Psier 
historiooram  RÖmanoram  relHquiae  I  praefatio  p.  VUU  seine  Zustlmmaog 
niohi  versagt  hak 


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littonurliietotiioliet. 


187 


mos  esset,  secundum  ((ΐιοιΐ  PUiufus  *in  partem*  inquit.  > Hercida- 
ncam*  id  t'^st  decinuim' .  Dieses  IMaiituscitat  kann  sich  auf  4  Stellen 
beziehen,  ist  jedoch  in  so  ieni  ungenau,  als  an  keiner  derselben 
die  FiHpusition  Ίη'  steht  *.  Die  Stellen  sind:  Truc.  II,  7,  11  '(juin- 
que  nunios  mihi  detraxi.  jiaiteni  llerculaneaiu '  ;  Hacch.  IV,  4,  15 
(665):  *Si  frugist,  Herculeui  iccit  ex  patre  ||  decumam  partem  ei 
dedit.  hibi  noveni  apstulit':  Stich.  I,  3,  77  (233):  '  ut  decuni.ini 
partem  Herculi  poUueeani';  II,  1,  62  (38G):  *  Hercules,  deeumam 
esse  adauctatn,  tibi  quam  vi)vi.  gratulor'.  Da  nun  so  weit  ich  sehe 
keiner  dieser  Verse  von  einem  der  alten  Schriltstelier  citirt  wird, 
30  müp.ste  der  Fälscher,  wenn  er  im  1 5.  Jahrhutulort  gelel)t  hiittc, 
das  Citat  seiner  eigenen  Leetüre  verdanken.  Dies  ist  aber  aus 
chronologischen  Gründen  zum  mindesten  sehr  unwahrecheiulich, 
weon  nicht  unmöglich. 

Alle  3  IMaulinischen  Stücke,  welche  in  Betracht  konnnen: 
Bacchides,  Stichus,  Trnculentus  gehiiren  zu  jenen  12,  welche  erst 
U2S  oder  1429  in  dem  jetzigen  codex  Vaticauus  aufgefunden,  nach 
Kom  geschickt  und  νυη  durt  aus,  etwa  seit  1431  oder  1432,  in 
.\bschriften  verbreitet  wurden  (vgl.  RitschPs  Opuscula  LI  S.  5  f.). 
Üemuach  kiinnte  df*r  Falscher  unsere  Schrift  kaum  vor  der  Mitte 
der  dreissiger  Jahre  des  15.  Jahrhunderts  verfasst  haben.  Nun  ist 
aber  die  einziiie  Handschrift,  in  welcher  die  'Origo'  erhalten  ist, 
der  codex  Hruxellensis  nach  Jordan  a.  a.  0.  S.  392  'eher  zu  An- 
)dDg  des  15.  Jahrhunderts,  als  im  letzten  Drittel,  wie  der  Katalog 
anseht'  ge8chriel>en.  Ferner  ist  der  Text  unserer  Schrift  duioh 
>ΛΛν  starke  Corruptelen  aller  Art  so  bedeutend  entstellt,  dass  die 
erhaltene  Handschrift  nur  durch  eine  grössere  Anzahl  von  Mittel- 
gliedern aus  dem  < )nginahnanuscript  des  Fälschers  abgeleitet  sein 
könnte:  man  müssto  denn  gerade  annehmen  wollen,  derselbe  habe, 
um  seinen  Betrug  zu  Verdecken,  selbst  seinen  Text  mit  (  V)n  uptelen 
versehen  —  schwerlich  aber  mit  einer  solche;),  w  ie  sie  Jordan  a.  a.  0. 

407  zu  Ende  des  3.  Capitels  sehr  wahrscheinlich  gemacht  hat. 
Wir  haben  also  einerseits  das  Jahr  14*^5,  vor  welchem  der  Fäl- 
"^cher  die  Origo*  kaum  geschrieben  haben  kann,  andererseits  die 
aus  dem  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  stammende  sehr  corrupte 
Handschrift:  zwei  Data,  welche  sich  durchaus  nicht  vereinigen  lassen 
und  die  .\bfas8ung  unserer  Schrift  im  15.  Jahrhundert  wohl  zu  einer 
Unmöglichkeit  machen  dürften. 

Ein  anderes  Argument  freilich,  vor  welchem,  wenn  stichhaltig, 
jeder  Zweifel  an  der  Ih  rkunft  unserer  Sclirift  aus  dem  Alterthum 
verstumtnen  müsste,  ist  hinlällig.  Der  anonyme  Hecensent  der 
Schröterschen  Ausgabe  der'Oriyo'  (in  der  Darmstadter  Schulzeitung 
von  1830  No.  87  S.  700  f.)  glaubte  die  Existenz  dieses  Werkchens 
bereits  im  13.  Jahrhundert  nachweisen  zu  können  und  zwar  auf 
enrnd  folgender  Stelle  des  Helinaudus  (f  1223)  bei  Vincent  ins  von 
Beauvais  (spec.  hist.  III  c.  96):  'Latinorum  XV.  regnavit  Silviue 


^  Doch  dürfte  diese  schwerlich  mit  Schröter  addenda  ad  pag.  47 
Im.  15  de«halb  zu  tilgen  sein. 


Ιθβ 


AmulioB  prooe  fiUoe  XLIIII  annis.  baiiie  firtler  makr  nata  maai- 
tor  ab  eo  i^gno  pnlmu  in  fkgro  ano  mü.  filia  aiiuYlia  adinwaiK 
partoa  gratia  Tiigo  vaaUlie  eet  deota.  quae  enm  nao  parto  ge- 
minos  edidieset  infitotea  inita  npam  tyberia  cspontoa  FanatiJoi 
regii  pastor  armenti  ad  Aceam  larenoiam  nxoMii  iiUMa  datoiit 
quae  piopter  pulcritndioem  et  oapadtatam  oorporia  qiiaeataoei  hpa 
a  ¥101018  appellabator.  muie  ad  fiotiram  uaque  wtomrum  murekri' 
enm  celMae  lupanaria  üembtir.  pueri  τβτο  eom  adolefiaaont  eel- 
lecta  pasionun  et  latroniini  mana  inierfaoto  apud  Alban  Anolio 
aviiiii  moDitoram  in  regnnin  reetitoemni'.  Er  nMinte,  die  hanror- 
gabobenen  Worte  aaien  gefloeaan  aoa  'Origo*  31,  2  'notom  quippe 
ita*  (Inpae)  'appellari  mnlieraa  qnaealom  corpore  faoienlea,  aaide 
et  eittsmodi  loci,  in  qnibna.bae  conaiatont,  lupanaria  diota*,  dadi^ 
aar  Beriebt  aieb  nur  biar  finde«  Aber  abgeseben  davoiif  daaaSe^ 
▼ine  anr  Aeneia  1,277,  *nam  et  meratrioea  lupaa  vocamna,  unde  et 
lopanaria'  und  ΠΙ,  647  'i^nda  etiam  Inpanaiia  Inatra  dieimiia,  nbi 
babitant  lupaa  i.  a.  maratricee*  dieielbe  Erklftruag  Torbringt  (vgL 
aucb  Limine  I,  4,  7),  iat  die  gaoaa  Stella  würtUoh  ans  HteronymM* 
Cbronik  pag.  77  ed.  Scfaoena  (vgl.  ubrigeoa  Monunaan  *dia  QueU« 
dea  HiaronymuB*  Abb.  d.  aiaba.  Oaa.  d.W.  Π  (1850)  S.  690)  oder  aai 
dar  Hiatoria  miaeella  p.  4,  3—16  ad.  E|srM*  abgeacbriebaa,  dana 
Ver&aaer  aainaraeita  offmbar  den  Hieronymna  auegeaabriaban  bat 
Dreadan.    Tbaodor  Opitt. 

eraneatlaehaa. 

Za  den  Tiroaischen  Notea. 
<Vgl.  Bd.  XXVill  S.  485  ff.) 

16. 

Gapys  (Capis). 

ChrOmat.  vet.  ed.Laehm.p.  216, 11:  Colonia  Gapya,  woaa 
im  kritiacben  Apparat  angemerkt  wird  Capia  EP  (d.  i.  Erftir- 
tenaia,  Palatinua).  est  Capena  oppidum,  Dieaaa  Capis  und  wei- 
terbin  Nqns,  p.  217, 15,  nennt  Tb.  Mommaan  in  der  Abbandhiag 
aber  die  fibri  colomiarum  (a.  Π.  Bd.  der  Sobriften  der  Böm.  Feld- 
meaeer  8. 165)  *  unerbörte  Formen'.  Dieaaa  Urthail  acbeint  jedocb  ia 
Beang  auf  Capys'  eine  Einacbr&nkung  au  erleiden;  denn  deraelbe 
Stadtname  begegnet  mit  einatimmiger  Ueberliefarung  der  mir  be- 
kannten Hdaa.  auob  in  d«i  Tironiacben  Noten  p.  136,  3:  IMef 
mm,  Simessa,  Sitma,  Suemda,  Capua.  Foiaviumt  Capif* 
Schon  Kopp  Palaeogr.  Π,  452  wiea  auf  jene  Gromatikaratelle  bia 
und  vermnthete  zugleiob  niobt  obne  Wahracbainlicbkdt,  wie  ich 
glaube,  einen  Zuaamroanbang  dea  Namena  {Capis)  Cctpys  mit  den 
in  Grutera  Tbeaaur.  inacr.  p.  170,  1  neben  den  Stftdtanamen  Oh 
sae,  Paiavium,  Bononia,  Ftdeniia,  Tar(qmnii),  MedMamm 
Ntpe  und  Berua  inacbriftlicb  beaeogten  CAPVS. 

CöId.    Wilh.  Schmitz. 


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Eritisch-Exegetischea. 


1ΘΘ 


eiesso^aphisehes. 

In  L.  Diefenbachs  Novum  Glogsarium  steht  S.  67:  *tCa- 
lipeon  ·.  velamen  etc.  74,  [vgl.  S.  XVIII,  II]  graece  sign,  valle- 
cio  (?).  Sollte  das  nicht  einfache  Verschreibung  sein  für  graece 
sign,  velacio  d.  i.  yelatio? 

C.  C.  A.  Trnsta. 

Kritisch-Exegetisches. 
Za  Aeschylus. 

Aeech.  Agam.  1613: 

ov  0^  οίνόρα  τόνόε  (fjjg  εχών  χαταχτανειν^  » 
μόνος  (Γ  εποιχτον  τόνδε  βονλενοαι  φόνον. 

Zu  dieser  Stelle  hat  Karsten  eine  treffende  Bemerkung  ge- 
macht: nou  Video  quid  sibi  velit  istud  εχών  χαταχτανείν,  quasi 
de  alia  hie  quam  voluntaria  caede  cogitari  possit.  Verum  ne  dixit 
(^uidem  hoc  Aegisthui,  sed  dixit  absentem  se  feriisse  inimicum: 
ηψαμην  Ουραίος  ων,  quibus  respondet  hoc  chori  responsum.  Ergo 
legi  debet  yjyg  άτιών  χαταχτανεΐν.  Auch  Enger  hat  den  Widerspruch 
bemerkt  und  an  απών  gedacht.  Der  Chor  constatirt  die  Aussage 
dee  Aegisthus  xai  τονόε  mvSijbg  ηψάμην  &νραΐος  ών  naoav 
ΟΌψάχρας  μηχανήν  όναβονλίας  und  knüpft  daran  die  Hoffnung, 
Aegisthus  werde  der  verdienten  Zifchtigung  nicht  entgehen.  Er 
mues  demnach  &νραϊος  ων  in  irgend  einer  Weise  wiedergeben,  weil 
darin  das  wesentliche  des  Gedankens  beruht.  Niemand  aber  wird 
es  für  sehr  wahrscheinlich  halten,  dass  απών  in  εχών  übergegan- 
gen sei.    Vielmehr  ist  εχών  aus  ίκ«ς  entstanden. 

München.  N.  Weck  lein. 

I 

Za  Sophokles. 

Α  η  t  i  g.  v.  1  ff . : 

ω  xoivbv  αύτάόελφον  Ίαμήνης  χαρα, 
αρ*  οΖσ^'  ο  U  Ζ^νς  χών  άτι'  ΟΙδίπον  χαχών 
οποίον  ουχί  νών  εη  ζώοαιν  τελεϊ; 
Sobald  Aatigone  von  dem  unmittelbar  nach  dem  Abzüge  der 
Argiver  durch  Heroldsruf  verkündeten  Gebote  des  Kreon,  den  Leich- 
tem des  Polyneikes  nicht  zu  bestatten,  gehört  hat,  steht  ihrerseits 
der  Entschluss  fest,  dennoch  zu  thun,  was  die  Liebe  zum  Bruder 
ihr  gebietet.    Bevor  sie  indessen  zur  Ausführung  schreitet,  treibt 
eie  nicht  etwa  das  persönliche  Verlangen  nach  einer  Unterstützung 
^  dem  schwierigen  Werke,  welchem    sie  allein  von  vorn  herein 
im  Bewusstsein  ihres  Rechts  und  ihrer  PÜicht  sich  vollständig  ge- 
wachsen fühlt,   vielmehr  nur  die  der  nicht  weniger  geliebten,  in 
▼ölVig  gleicher  Lage  sich  befindenden  Schwester  gebührende  Rück- 
licht dazu,  diese  zur  Theilnahme  (v.  41)  aufzufordern.    'Wie  alle 
^den,  von  denen  bisher  unser  Geschlecht  heimgesucht  ist,  uns 


190 


ΜΐΒΟθΙΙβιι. 


Schwestern  beide  gemeinsam  und  in  gleich  er  Weii^e  petroffen 
haben,  so  auch  dies,  was  jetzt  geschelien,  der  Tod  der  lirüder 
und  das  χήρνγμα  des  Kreon.  Das  gleiche  Loos  muss  uns 
Beide  zu  gleichem  Handeln  veranlassen'.  Dies  die  Ueber- 
zeugiingj  von  welcher  Antigone  bei  ihrer  Unterredung  mit  der 
Schwester  erfüllt  ist  (während  diei5#  nur  dem  ersten  Theile  des 
Gesagten  beistimmt;  v.  13:  Svolr  άόύ.ίμηΐ'  ^σιτρή^ημ&ν  di'o),  uud 
in  welcher  gar  manche  Wendung  des  Gesprüchs  ihre  natürliche  Er- 
klärung findet.  So  gleich  v.  1  die  unverkennhar  mit  Rücksic))! 
auf  den  Zweck  der  Unterredung  gewählte  Anrede:  u)  xoii  or* 
υίντά6εΧ<ιο  V  'ίομψτ^ς  κάο«,  sodann  ν.  3:  νων  fn  itrHUur.  ν.  6: 
τώΐ'  (ίώΐ'  if-  /.άαών.  eine  besonders  nacbdrucksvolle  Antlösung  des 
Begrifi'es  nov  ήμί:ηρ(ο»%  bei  der  auch  die  Yoranstelluiig  νυη  τών 
οών  zi^  beachten  ist  ferner 

V.  21  f. :  Ol)  yuü  τίίτρον  nor  to)  χαοιγνήτω  Κρύων 
τον  μίν  ηροιίαας,  τον      άτιμάαας  ^ft; 

V.  31  f.:  τοιανπι  (/αοΐ  τον  άγα&ον  Κρέοντα  doi 
χάμοί^  ktj'(f)  γάυ  κάμί^  κηρνίαντ  t//ii\ 
wo  00/  aus  demselben  Grunde,  wiev.()  των  οών,  vorangestellt,  also 
nicht  mit  Nuuck  zu  andern  ist:   Κρίοντά  μ  οι  xtd  οοί,   λΐγίο  yau 
xui  ot;    V.  '37:   ονκος  t/si  ooi  ταίτα^   endlich   v.  45 :   τον   yoi  t 
ίμο»  τον  οόν  τε,  χάν  oi)  μη   ^th^^  (^so   mit  Meineke),    wo  ihr 
ΙμΙν  vorangestellt  ist,   da  Antigone  bereits  aus  den   letzten  Ant- 
worten der  Schwester  ihren  BiUtschluss,  sich  nicht  an  dem  Werke 
der  Bestattung  betheiiigen  zu  wollen,  deutlich  erkannt  bat  und  es 
ihr  jetzt  nur  noch  darauf  ankommen  kann,  hervorzuheben,  dns.s 
die  Bestattung  ihres  Bruders  ihre  persönliche  Pflicht  ist.  lodea 
sie  aber  hinzufügt:  xibv  a6v  is,  macht  sie  hiermit  den  letzten  ver- 
geblichen Versuch,  jene  f&r  sich  zu  gewinnen.    £r8t  nachdem  Is- 
menedann  entgegnet:  ω  ο/ετλία,  Κρίοντχ)ς  άνηιρηχοτος,  erklärt  An- 
tigene (ν.  48:  άλλ'  ovSbv  αντψ  των  ίμών  μ*  ttoysiy  μίτα)  ία  stei- 
gender leidenschaftlicher  Erregung,  dnrch   welche  sie  sich  selbst 
zur  Bitterkeit  und  Ungerechtigkeit  gegen  die  Schwester  fortreissen 
lässt  (vgl.  besonders  v.  86  f.,  später  v.  538  fif.),  dass  sie  nunmehr 
fest  entschlossen  sei,  allein  die  That  zu  wagen?  v.  71:  ολλ^  ϊύ^ 
υηοΐά  aoi  όοχεϊ'  xdvov  ό'  iyw  &(ίφω,      *Wie  hat  sich  so  rasch', 
sagt  Schneidcwin  (Einl.  p.  9)  treffend,  'das  ύ  tcoiyhp  κάρα  in 
Ironie  verwandelt'! 


'  Ks  grehört  zu  den  Unbegroiilichkeiten,  welche  sich  SophokK's  in 
neuerer  Zeit  hat  gefallen  lassen  müssen,  dass  der  Verfasser  einer  ars 
Soph.  emendandi*  dieses  treffende  Epitheton  in  das  hier  vöUiff  abge* 
schmackte  (gans  anders  Oedip.  R.  v.  8)  »Iftvov  hat  verwandeln  Εδοηβο. 

*  Mit  den  dann  folgenden  Worten  ovx  οπωπ*  (γώ,  wetehe  keines- 
wws  gegen  unsere  Aufiassoncr  des  GedaokeDzusnmmenhiiigee  streiten« 
nna  an  denen  man  mit  Unrecht  vor  Kurzem  Anstoss  genommen  hat 
(Wieseler,  md.  schol.  aest.  (iotting.  1872  p.  8:  orx  onot  i'  Izv)  χαχών), 
reiht  Antigone  ihre  persönliehe.  wie  sie  noch  holVt,  von  Ismene  getheilte 
Ueberzeuguug  (v.4— 6^  au  dio  der  Schwester  (v.  1 — 3j  vorgelegte  Frage, 
welche  sie  dadordi  seihst  beantwortet. 


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Kritisoh-Exegeiieohet. 


Die  Toretoheiide  EntwickliiDg  des  die  Uoterredong  der  Sdiwe- 
itini  beliemeheiideD  Hauptgedttokens  BeUen  erforderlich,  um  ftr 
die  HeOoiig  der  in  den  ersten  Venen  oosweifelhaft  Torhaadenen 
vod  dnrdi  keine  Kfinateleien  der  ErklArer  hrnw^gsodeatendea  Oor- 
fvptel  den  richtigen  Anegangepnnkt  sn  finden.  Ohne  mich  faSer^ 
nach  dem  Geaagten  auf  eine  Widerlegung  der  lahlreichen  Verbe»> 
MmogSTorechlige  Anderer.'  eu^anlaasen,  ▼ermntfae  idi,  daae  der 
Fehler  3  in  den  Worten  ^όίθ¥  σύχί  liegt,  auf  deeaen  Entatehung 
dai  nachfolgende  dnoioy  e^  (▼.  δ)  von  Eindaas  gewesen  aein  mag, 
dasa  aber  mit  Yerbidemng  nnr  etnea  Beebatabene  an  lesen  iat: 

αρ'  oie^  ia  Ζβνς  tüv  du'  Oidimv  »axw 

Βμθίθ9  ονχι  νωψ  εη  Cosomv  laku; 
Noch  bemerke  ich,  daaa  zbUI  nnr  ala  Praeeena«  nicht  aber 
ab  Futurum  zur  Sitnation  paaat  (vgl.  v.  6 :  lo«^*),  sowie  daaa  ich 
denjenigen  anbedingt  beistimme,  wdche,  wie  aoletet  Todt  (PbüeL 
31,  213),  an  Stelle  dea  viel  beaprocbenen  αζτ^ς  ατερ  (ν.  4)  ein  ein- 
ligea,  KQ  fiXystvoy,  αίοχρόν  und  m^er  paaaendes,  wohl  ihalieh  anr 
lad  analanfendee  Adjeetivnm  gesetst  wiesen  wollen;  die  Goneinr 
utät  des  Auadmcka  macht  ein  solchea  hier  znr  Nothiwendigkeit.  Im 
Uebrigen  vergl.  äber  diese  cmx  interpretum  L.  Bellermeon  in  sei- 
Bern  höchst  zeitgemässen,  an  Yortrefiiichen  Bemerkungen  reichen 
Aufsatze  über  *  Nauck'a  Sophokleskritik '  (Zeitschr.  f.  d.  Gymn.  W. 
1872.  S.  582  ff.). 

Leipzig,  im  December  1872.  Guetav  Krüger. 


Za  Earipides'  taurischer  Iphigenie. 

Daaa  Y.  70  für  den  Sinn  (Sind  wir  an  unserem  Ziole  ange- 
kommen ?)  nicht  zu  cntbebroii  ist  und  man  hiernach  die  Voraus- 
•etzang  der  Stichomythie  ansehen  muss  ist  von  Kvicala  u.  A.  be- 
reite richtig  bemerkt.  Aber  anch  V.  84  iat  mit  Unrecht  angefochten 
worden.    Hier  heisst  es : 

ik^firv  Si  o'  ήοώτηαα,  7ίώς  τροχηλάτου  82 
μανίας  αν  ελ^νψ,^  ίΐς  τέλος  ηόιοη·      ^μών  83 
ονς  ίξεμό/βονι·  πίοιηολων  χα^-'  *£λλά(^«.  84 
oh     εΐηας  fXd^s7v  Τανριχης  μ'  ορούς  χ^νος  u.  β.  W.  86 
Wae  man  gegen  die  £chtheit  von  V.  84  eingewendet  bat  —  seine 
grosse  Aehnlichkeit  mit  ¥.1455:  n6viov  η  οων  ονς  ξξβμόχ&πς  ne^r 
mim  Μα&*  ^EkXaia  —  will  überhaupt  nicht  viel  besagen  nnd  νο1· 
le&ds  nicht  bei  Enripides.   Dagegen  iSsst  sieh  anch  hier  die  Ün- 
sotbehrlichkeit  des  Verses  positiv  beweisen.  Er  enth&It  die  wesent- 
liche Ansnge  dass  bis  daldn  das  Umherirren  des  Orestes  sieb  auf 


*  Wieaeler  a.  a.  0.  p.  7:  6loi6v  statt  oiroToy,  'qnodnam  pemicio- 
•am  8x  maUe  ab  Oedipo  proficiscentibus*.  Mir  scheint  oloiov  nach  των 
icaxöv  and  vor  den  in  v.  4  nnd  5  sich  h&nfenden  Epithetia  matt  nnd 
tberilikes%  an  sein. 


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m 


Hellas  betchriakt  hatte  und  erst  anf  dai  OeheiM  das  ApolloQ  ykä 
fiber  dieaef  binaiie  enimkl  worden  tei;  er  bittet  £mer  eine 
erlässliebe  n&heie  Beetimmiiqg  der  n^noft»  welcbe  ohne  deo  Ten  m 
der  ftm4a  moht  lu  natenelMideii  w&ren»  und  er  trennt  endKdi  m 
lelur  erwflntebter  Weiee  awei  (ülMr,  SkdOtfu)  von  dem  drit- 
ten (ikdmp). 

Sehr  viel  beqproefaen  lind  dann  die  Vene  94 — 108: 

.  .  ol  d*  Ιστορώ, 

iJtidUS^,  aif  γάρ  μ(Λ  τιΜ§  σνίΚΚήπτωο  πόναν^ 

ti  άρωμβτ;  άμφίβληστρα  γάρ  τοίχων  οράς 

νχμηλά'  ηάαψΛ  άωμάτωψ  τΐροςαμβασΒίς 

ίχβησόμ^σ&α;  ηώς      oSv  λά9Όίμβ¥  ϊ»; 
χαλκόηηηα  nXij&^a  Ιύσοη^ης  μοχλοίς 

ων  oddh  ΪΟμεν;  ην  ά*  άνοίγοί'ΓΒς  πύΐας 

Ιηφ&ώμβν  άφάαας  η  μηχανωμβνοί 

9ηνούμΒ&' '  άλλα  ngiw  din^tiv  νβώς  im 

φενγωμεν,  ψιερ  όευρ^  iwauHmk ήα(ψΒ¥, 
Orestes  fragt  den  Pylaides :  was  thiin  wir  nm  an  nneeran  Ziel«  is 
gelangen,  der  Gewinnung  des  Artemiabildes?  WoUen  wir  in  dee 
Tempel  hineinsteigen  oder  seine  Thflr  erbrechen?  Beide  Wege  sind 
freilich  aussichtslos,  und  so  werden  wir  nns  anf  unser  Sdiiff  snrAek- 
sehen  mflssen.  Diess  ist  der  dnreh  die  ^tnatlon  nnd  die  sieheren 
Andeutungen  des  Teoctes  gebotene  Inhalt,  und  darnach  ist  das  Ein- 
lehie  an  beurtheilen.  Vor  Allem  ist  άωμάτωρ  nicht  haltbar.  Bi 
kann  weder,  wieEvidala  meint,  auf  den  Tempel  sich  beliehen  und 
das  Ersteigen  der  Stufen  au  ihm  bedeuten  —  denn  dieses  f&r  ddi 
hatte  keine  Schwierigkeit,  würde  sie  aber  nur  tot  die  ▼encbloascne 
Thür  bringen,  somit  nichts  helfen  —  noch  auf  die  den  Tempel 
umgebenden  Wohnungen  (▼.  β5  U);  denn  snerst  bewohnte  Uftossr 
au  ersteigen,  und  dann  yon  diesen  aus  das  Dach  des  Tempels,  wftrs 
ein  sehr  sweckwidriger  Umweg.  Das  Richtige  bietet  die  Verglei- 
chuDg  anderer  Stellen  des  Aeschylos  (Sept.  466)  und  Euripidei 
(Phoen.  489.  1178.  Bacoh.  1218),  wo  sich  προςαμβόοεις  immer 
mit  ϋΧιμάιηύ»  ausammeugestellt  findet,  und  diess  ist  f&r  nnsere 
Stelle  von  Edchly  (dritte  Auflage  der  Schdne'sohen  Ausgab«, 
Berlin  1872)  bereits  befriedigend  begründet  und  erklArt.  Um  so 
weniger  kann  ich  Letsterem  beistimmen  in  Bezug  auf  seine  Aur 
legung  von  Χ^σΰο/ης  μοχλοΐς.  Diess  soll  nach  ihm  heissen  'dsi 
Schloss  öffnen  mittelst  der  Riegel,  d.  h.  durch  Zurfickschiebung  d« 
Riegel'.  Von  Zurfickschiebang  steht  aber  im  Texte  keine  Silbe^ 
und  *  mittelst  der  Riegel'  pflegt  eine  ThÜre  nicht  geöilnet,  eondera 
▼erriegelt,  also  verschlossen  an  werden.  Um  die  Thfire  *  mittelst 
der  Riegel'  öffnen  au  können,  mfiasten  sie  bereits  im  Imieni  sein, 
also  da  wo  sie  erst  hingelangen  wollen.  Köcbly*s  weitere  Ansein- 
andersetanng  über  Syutem  und  Terminologie  des  antiken  Thfirrar 
Schlusses  ti^  nicht  die  Sache,  indem  in  keiner  der  von  ihm  an- 
geAthrten  Stellen  μοχλός  in  der  von  ihm  behaupteten  Weiae  ge- 
braucht ist.  Anzufäiren  war  vielmehr  Aristoph.  Lysistr«  S64  t: 
μοχλοΐς  iKI  nai  χλι^^ροίΛν  το  ngmtukata  Twmvv^  wo  aber  frmliflk 


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Kritifoh-ExegetiMhee. 


te  Wort  in  tekiein  gewdlmlioliea  ZnMtnmeoluuige,  Yom  Vmeblief- 
Veniegelo,  VerbarriludireD,  angewandt  iet.    Wenn  doceh  μο^ 
Zld  dam  Oeffnen  einer  Thftre  (χλ7]^ρα  λύ»ν)  bewirkt  wird,  so 
kdonen  dnronter  nor  Hebel,  Stimgen  und  dei^leichen  Mittel  der 
Gewtitnnwendang  Terstanden  eein,  wie  Aeeehjl.  Choeph.  879  (γν- 
ψοααίονς  ηνλας  μοχλοΐς  χαλάτε)  and  Enrip.  Orest.  1074  (δόμων 
itv^τρu  .  .  /uo/2oioiy  htßakirm;  .  .  βοηό^ομουμίν)^  und  dieee  Be- 
dentoDg  hat  das  Wort  auch  an  nnserer  Stelle:  oder  Gfinen  wir 
<ba  eherne  Schioes  mit  Hebeln  (also  mit  Gewalt,  erbrechen  es) 
ood  treten  so  über  die  Schwelle  ein?    Denn  dass  das  überlieferte 
uy  oidiv  ϊομΒν  sinnlos  uud  unbrauchbar  ist,  trotzdem  dass  es  neue- 
stens  mein  verehrter  Freund  Professor  Chr.  Ziegler  zu  Stuttgart 
in  seiner  hübschen  Schulausgabo  (mit  kritischen  Bemerkungen,  Stutt- 
gart 1873.  61'  S.  kl.  8)  wieder  uuigenomnien  hat,  bieht  mir  eben 
iso  fest  wie  dass  die  einzig  richtige  Besserung  der  Worte  dtr  glän- 
zende Vorschlag  von  Badhain  ist:   wd*   οίιόον  foiuhv.    Dieser  ver- 
einigt die  beiden  Vorzüge  in  sich,  eiiier.seit*^  nicli  ganz  nalie  an  die 
l'eberlieferung  anzuscaliessen  und  deren  i'jitotehung  begreiilich  zu 
macijen,  aiideierieits  einen  vortreitiichen  Sinn  zu  Ijieteu;  denn  das 
Kintreten  über  die  Scliwelle  bildet  einen  überaus  passenden  Gegen- 
>^iz  zu  dem  Einsteigen  über  das  Dach    aut    Leitern.     Nur  llück- 
Mjhritle  kann  ich  sehen  sowohl  in  den»  Vorschlage  von  Nauck 
<juJn  toiuti)    als    in  d<Mi  beiden    von    liiichly  (i'^d*  Η(ήωμ&ν  oder 
•vd"  (ioor  toiuti),    da  sie    auf  jenen  doppelten  Vorzug  mehr  oder 
Acüiger    Verzicht  leisten.    An  der  Verzagtheit  des  schliesslichen 
Vorschlages   von  Orestes    (ηως  i  n  ifhvyiotiey)   nelirae   ich  keinen 
Anstoss .    tbeils    an?,    dvm   schon    von    Kochly   geltend  gemachten 
Grunde  (dass  Orestes  nicht  seinen  I*vlades   ins  Verderben  stürzen 
vrillj,  theils  weil  er  von  einem  geistig  Kranken  ausgeht.   Die  Auf- 
'agäUDg  des  letzten  Satzes  als  I'rage  scheint  mir  sprrxhlich  nicht 
OM)ghch. 

Bei  der  Zutheilung  der  Verse  18b     202  an  Chor  oder  Iplii- 
geneia  iiessen  sich,  wie  es  .scheint,  manche  iierausfjeber  hauptsäch- 
lich von  der  Rücksicht    leiten   die   Partien   welche  eine  specielle 
Kenntniss   der  Vorgeschichte   von   Ii)higeniens  Familie  verrathen, 
nicht  dem  Chor  zuzuweisen  sondern  Iphigenien.     Die  einen  liessen 
daher  schon  mit  18b  Iphigeneia  ])eginnen   (wie  von  Neueren  Kvi- 
•ala).  Andere  (wie  Köchly)  mit  v.  Π>2.     Docii  ist  jene  Kiicksicht 
von  untergeordneter  Beileutung,   da  der  Chor  aus  Griechinnen  be- 
isteht und  Dienerinnen  der  Iphigeneia,  also  in  die  persönlichen  Ver- 
liiltoisse  derselben  längst  eingeweiht  sein   konnte.     Wichtiger  ist 
^  Interesse  zwischen  dem  beiderseitigen  Antheile  einiges  Gleich- 
i^ewicht  des  äusseren  Umfanges  herzustellen,  somit  nicht  dem  Chor 
•'—Ii  Verde  zuzutheilen,  der  Iphigeneia  aber  43—49.   Sodann  ist 
der  lühalt  von  v.  18G  fi".  durchaus  geschöpft   aus  dem  vorausge- 
güogenen  Liede  der  Iphigeneia,   stimmt  damit  theilweise  wörtlich 
xuaammen,  wäre  also  in  deren  Alunde  reine  \N  iederholung,  wäh« 
rtnd  er  in  dem  des  Chors  ein  Widerhall  ist,  entsprechend  der  an- 
»elUtaadigen  Stellung  der  Vortragenden  ·  gegenüber  ihrer  Herrin. 

>Μλ  Um.  t  thSUL  N.  V.  TXTT.  18 

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IM 


BoMrimiiwwyi  itt  laraer  dem  dar  aditaebato  Vm  des      τ.  179 

b4giiiiMiid«D  liedet  metriMh  identitoh  irt  mit  dem  MhüMimlmi  äm 
mit  T.  208  b^gfameodflii,  und  d»  et  moli  dabei  mn  dna  veriiilt» 
nimmimig  lelteiie  m^volie  Fom  handelt  (prokaleasmaftiaeha  Tri- 
podie  itatt  der  anapaeüschea),  ao  kann  dieee  üebereinatimmnig 
ideht  waÜSBg  aein,  aondernf  weiat  darauf  Idn  daaa  179^S0i 
und  andereraeita  208 — 220  ▼enchiedenen  Peraonen  aogehöreOf  jaae 
dem  Chor,  dieee  der  Ipbigeneia.  Dieee  Vcrtlieilaiig  (wie  aie  i.  B. 
Nanok  und  laiB^w  adoptiert  habeo)  wird  witeratfttit  dmreh  dm 
SeUnaa  der  eratea  Ptotie:  «maMi  d*  αΦηύόβσ^  hd  aU  6at§nm, 
Demi  ee  ist  keineew^  richtig,  wem  E?i4ala  behauptet,  dieee  Worli 
*  gewahren  einen  rechten  Sinn  erat  dann,  wenn  m  aafOreetee  be- 
zogen wird*,  aomit  die  betreffenden  Terae  der  Ipbigenein  in  to 
Mond  gelegt.  Aber  yon  Oreetee  war  acium  lange  iMit  mehr  die 
Bede,  eo  daaa  die  Anrede  an  ihn  dentiidier  ansgeprägt  aein  müaite 
Zwar  meiiit  KOchly:  *am  Schhiaae  i^oUt  jedenfiiUa  (!)  elwae  woria 
die  beatiflunte  Beajehniy  anf  Oreatea  enthalten  war,  etwn  ηιΟί  10- 
ifiam*.  JHm  gftlte  aber  nnr  dann  wenn  die  Bedehung  anf  Oreatai 
aohon  Torher  ana  andern  Gründen  nnxweifelhaft  wftre,  wovon  aber  dm 
Oegentheil  Statt  findet.  Denn  die  unmittelbar  folgenden  Worte  der  I. 
(Ιξ  άρχος  μοι  άυςΜμΟϋΡ  δαίμων  χτλ.)  haben  in  /uoi  wie  in  dai^m 
eine  unverkennbare  Beaiehung  auf  die  zuDächet  vorausgebenden  ^rd 
aoi  δαίμων^  und  enthalten  eine  bestätigende  Ausnihrung  der  leta- 
teren.  Bei  der  Zntheilung  beider  Seiten  an  dieselbe  Redende  (Ipbig.) 
wäre  der  Ueberspmng  von  der  einen  Person  (Orestes)  auf  die  an- 
dere (Ipbig.)  um  80  greller  je  mehr  die  Gleichheit  der  Ausdrücke 
auch  Gleichheit  der  Beziehung  (also  auf  Ipbig.)  erwarten  I&sst. 
Dies  sucht  Köchly  erfolglos  abzuwehren  durch  die  dazwischen  ge- 
Behobene  Parenthese:  *  Nach  einer  Pause*.  Correspondieren  sich 
beide  Partieen  (179—202  =  203—220)  in  der  angegebenen  Weise, 
80  wird  die  Annahme  einer  Lücke  nach  v.  191  hinfällig,  für  welche 
aber  auch  jede  Nothwendigkeit  schwindet  sobald  man  (meist  isit 
G.  Hermann)  schreibt  und  abtheilt: 

μόχ&ος  (Γ  ix  μό/βχύν  ασσει 

όινενονοαις  ίππους  ηταναΙς ' 

άλλάξας      ζξ  εόρας 

UQhy  μΒιέβαλΒν  ίμμ'  αύγας 

αλίος 

Denn  die  Ergänzung  μετ^βαλεν  scheint  durch  die  ganz  parallele 
Stelle  Orest.  1002  gesichert.  Dagegen  die  durch  den  Sinn  gefor- 
derte Umstellung  von  v.  208  (ά  μναστεν^Ισ^  ίξ  *Ελλάνων,  oder 
vielmehr,  nach  Kviöala^s  treffender  Besserang,  άμναστη^ΗΙσ'  ίξ  ^E.) 
wird  durch  die  bemerkte  Responsion  nicht  gebindert;  nur  muss 
man  dann  den  v.  208  nicht  nach  v.  220  stellen  (wie  Scaliger  vor- 
•chlug),  sondern  vor  letzterem  Vers,  was  auch  sachlich  passender 
iat,  da  v.  220  {άγαμος,  άτίχνος,  άηολίς,  άφιλος)  eine  Stejgeroqg  jeasr 
Worte  (άμναστ.  ii  enthält. 

Tftbiogeii.  W.  Teuf  fei. 


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Kritieoh-£zeg«iieohM. 


195 


Zi  dei  Frapienten  der  lateinigclieii  Keniker. 

Indem  ich  die  neue  Auegabe  der  fragmenta  oomiooram  darch- 
blättere,  treten  mir  auch  die  Bemerkungen  wieder  vor  Augen  welche 
ich  Ribbeok  währoid  des  Druckes  derselben  mitgetheilt  hatte.  Ab- 
geteheo  daTon,  daat  sie  der  jetogeo  Teztesconstitation  ToranaUe- 
geo  und  zum  Theil,  wie  in  der  Appendix  aententiamm  am  Sjroa, 
nur  die  Bedeutaug  von  Erinnerungen  gegen  meines  Freundes  frü- 
here Veraache  haben,  finde  ich  dieselben  öfter  durch  Druckfehler 
eotatellt,  um  deren  Verbeatemiig  ich  gebeten  haben  möchte. 

Zu  Syrna  v.  407  nee^Sfitas  egentem  mendacem  fadt  wird 
angemerkt  egmUem\  mendkm^  Baechelema.  Natürlich  ist  mir 
nicht  in  Sinn  gekommen,  egentem  auf  solche  Weiae  abniändem; 
liehnebr  habe  ich  die  nötige  Verbesserung  aa  mmdocem  vorgenom- 
men. Denn  der  Hinweia  aof  Vera  147  kann  dieaen  Begriff  nicht 
rechtfertigen  neben  egentem,  könnte  nnr  msontem  mendacem  faeU 
fertheidigen.  Mithin  iat  in  jener  Anmerkong  die  Klammer  an  til- 
gen oder  mendacem  an  Stelle  von  eaentem  zu  setzen. 

Novius  Vers  3  war  nach  Muncks  und  Bothels  Voigang  von 
mir  ToUat&ndig  and  richtig,  wie  ich  meine,  hergeatellt: 

LSnOf  ie  duo  verhis  ::  etiam?  ::  primo  etposfremo:  fidem 
wihrend  das  zweite  Personenzeichen  in  Ribbecks  Anmerkung  aus« 
gelassen  ist.  Der  Jüngling  oder  der  Diener  '  auf  zwei  MTorte ',  der 
Kuppler  'iste  noch  nicht  genug'?  jener  'so  auf  eins,  das  erste  und 
letzte,  dass  du  mir  Wort  hältst*.  Dass  duo  für  duobus  steht,  er- 
hellt auH  Xonius'  Zeugniss  und  wird  in  erwünschter  Weise  heatft- 
tigt  durch  die  Analogie  der  griechiachen  Dualformen  άνο  und  αμφω. 
Die  häufige  Verwechslung  von  fidem  und  idem  (eidem)  habe  ich 
vor  Jahren  mit  handschriftlichen  und  inschriftliohen  Beispielen  be- 
legt (rhein.  Mus.  XI,  515).  eidem  ist  für  fidem  zu  schreiben  bei 
Cicero  rep.  II,  :31,  ebenso  eidem  mit  Nipperdey  fBUr  fide  bei  Nepoa 
fipam.  3, 4.  Das  nmgekehrte  Versehen  bleibt  noch  zu  berichtigen  in 
den  wenn  nicht  ächten  so  doch  bei  Lebzeiten  des  Messalla  edirten 
Britfen  dea  Oicero  nnd  Bmtna  I  10,  4:  quatrfeci  AiUonium  con- 
traque  eius  amna  nefanda  praesidia  quae  ohlata  smU  Caesaris 
cimsilio  ei  auctarUaie  firmavi,  qm  si  steterU  idem  mthique 
pameritj  saiis  videmur  habUuri  praesidü.  Ich  verstehe  nicht  waa 
idem  soll,  auch  das  nackte  steterit  nicht,  nnd  leae  eteterit  fide, 

Pomponioa  145  ist  in  der  Anmerkung  mmeoe  Tordruckt  far 
emicus,  Caeoiline  278  unten  sollte  nunc,  das  den  überlieferten 
Teit  nichta  angeht»  cnrsiy  gedruckt  sein.  Wie  Afranina  183  COM« 
vem  entstanden  tat,  weiaa  ich  nicht;  mein  Vorschlag  war  zu  leaen 
and  m  verbinden  cum  veni,  iuvai;  etwa  die  Erzählung  dea  Para- 
iiten,  wie  er  in  einem  Hause  freiesten  Zutritt  hatte,  au  jeder  Mahl- 
Mit,  ein  gern  gesehener  Gast.  Meine  Bemerkung  zu  Afranius  211 
Vitus  est  mihi  Manitis  galt  dem  ersten  Text  Ribbecks,  in  dem  der 
Ters  schloss  Manius  mihif  fehlerhaft,  von  welcher  Erkenntniaa  ich 
•oeh  bei  der  Behandlung  der  Tragiker -Fragmente  ao^egaogen 
w.  Die  handichriftliebe  Ueberlieferwig,  in  der  nur  vieUB  wa 


196 


Miecellen. 


ändern,  gibt  den  besten  Sinn;  das  Subject,  wol  der  Maoo,  der  etmt 
in  der  Frühe  heimkommt,  ist  durch  quo  angezeigt. 

Ich  trage  ein  paar  Bemerkungen  nach,  zum  Theil  solche,  die 
bei  neuer  Betrachtung  einzelner  Fragmente  sich  ergaben.  Dass  bei 
Naevius  6  von  Pferden  und  Wettrennen  die  Rede  sei,  daran  lässt 
der  letzte  Vers  in  Verbindung  mit  dem  Titel  der  Komödie  Agifa- 
toria  nicht  zweifeln.  Das  ganze  F^ragment  flieset  in  Senaren  gut 
dahin,  wenn  man  im  dritten  die  Wörtchen  ego  Ülos  ausscheidet, 
als  ürthümlich  wiederholt  aus  dem  vierten.  Naevius  60  war  durch 
honio  zu  vervollständigen,  was  ich  bereits  lat.  Deel.  S.  8  gethan, 
dies  Wort  aber  bei  Titinius  34  zu  tilgen  und  der  Senar  άχέφ€ΰ.ος 
zu  lassen,  da  in  Nonius'  Handschriften  wegen  des  gleichen  Schlusses 
honto  an  unrechte  Stelle  gerathen  ist.  Uebrigens  hätte  sich  mein 
Freund  nur  entschliessen  sollen,  dem  Nonius  zu  folgen  und  sUnüe 
est  ansuerkennen  oder  doch  swiüest  zusammen  zu  schreiben,  da 
9imü  meines  Wiseens  keine  Gewähr  hat  und  die  analogen  verkdra* 
ten  Formen  allemal  aus  vocalisch  auelautenden  entstanden 
müssen,  facul  nicht  aus  fdCidis,  sondern  erst  aus  facid  'i  oder  facmile* 
Mir  scheint,  nach  dem  tribunos  fnÜit<Mre  der  ältesten  Zeit,  wenn  ich 
prior  bdlum,  das  bis  auf  Sulla  blieb,  wenn  ich  potest  für  poiis  est 
und  pote  est  vergleiche,  dass  in  der  älteren  Sprache  in  Verbindung 
einei  eolchen  Adjectivs  mit  esse  die  den  Begriff  eines  Verhums  gibt 
(siniile  est  gleich  dem  similcU  des  pompejanischen  Zetema)  die  ge- 
schlechtslose Form  des  Adjectivs  auch  in  Beziehung  auf  geschlecht- 
liche Nomina  hat  bewahrt  werden  können.  Ich  ünde  daher  Ritschl*e 
Annahme  fopusc.  2,  616),  als  sei  jenee  simih  est  und  simile  es 
'  niohte  als  fakcbe  Lesung  oder  Auffassung  im  Altertum  selbst,  nicht 
awingend  und  rathe  im  Gegentheil,  da  die  betreffenden  Zengniaae 
des  Nonine  offenbar  nicht  γοη  ihm  erfunden  sind,  sondern  auf  andere 
Grammatiker  zurückgehen,  die  damit  übereinstimmenden  Spuren  der 
Tezteaüberlieferung  auch  des  Plautus  nicht,  wie  bisher  zu  geschehen 
pflegte,  Bchlechthin  zu  tilgen.  Wenn  Nonius  p.  198  fibr  den  Vera  des 
Amphitmo  I  3,  39  guaiest  gewährt  —  ob  er  in  der  ersten  Silbe 
euole  oder  cole  echiieb,  kommt  fllr  diese  Fbige  nidit  in  Betcadii 
—  der  Vetos  aber  qucile  es^,  so  ist  wenigatena  diea  gewiaa,  da« 
die  hantige  ümformnng  in  gu/aii^  der  alten  ιιαρά(Κκης  nicht  eot* 
spricht.  Und  man  kann  diese  um  so  weniger  als  dorcduras  im?er> 
ständig  abfertigen,  als  sie  sich  nicht  auf  jenen  einseliiBn  Vers  be- 
schränkt,  sondern  in  aahlreichen  Beispielen  su  Tage  tritt,  von 
denen  einige  schon  Pareus  an  der  angeführten.  Stelle  verseiolinet 
hat  loh  füge  nur  hinxn,  dass  gerade  skmhsi  aweimal  im  Troea- 
lentos  erhalten  ist  I  2,  68  n.  Π  6,  26,  simAe  est  eben  dort  Π 
6,  24  gans  in  Uebereinstimmung  mit  den  Stellen  ans  Naevius  und 
jüngeren  Dichtem  bei  Nonius,  und  erachte  die  Aendening  in 
SWmlM  für  so  nunüta  wie  die  Schreibung  pmtist  (Tme»  I  2,  69) 
an  dessen  Eristena  neben  potest  ich  nicht  glaabe. 

Die  SteUe  des  GaeoiUns  101  imnm  adeo  mM  firaier  dorn 
ebriue  turham  aliquam  dedU  Ifisst  für  den  Gedanken  gar  nüfts 
vmnissen,  eine  Aendening  wird  nor  bei  Baatttation  des  Ha» 


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Kritieoh-Exegeiifohet. 


trums  nötig.  Als  f*oiche8  gibt  sich,  wenn  man  von  den  Rhythmen 
zu  Anfang  und  am  Schhiss  sich  leiten  läset,  der  iambische  Octonar 
zu  erkennen,  der  oft  Verschleifnng  der  Silben  zwischen  dem  vierten 
und  fünften  Fuss  aufweist,  so  dass  nur  bei  ehrius  eine  Silbe  zu 
ertränzen  bleibt.  Den  Bruder  zum  ehrioSH>^  zu  stempeln  ist  nicht 
gerathen  ;  eher  wird  man  glauben,  dass  das  gewöhnliche  Wort  an 
die  Stelle  des  seltneren  ehtiatus  getreten.  In  Caeciiius  Vers  57 
utinam  te  scioli  Schema  sine  cmrihus  vidfant  ist  doch  wol  das 
cnirifragium  gemeint,  die  auf  Sklaven  beechriinkte  Strafe  (vgl.  die 
Erklärer  von  llornz  sat.  I  2.  131);  sollte  daher  nicht  die  paläo- 
graphisch  nahe  liegende  Schreibung  servoli  auch  dem  Sinne  genü- 
geu.  bei  der  Voraussetzunji  nemlich,  dass  die  Verwünschung  einem 
Freien  galt,  womit  weder  der  Titel  des  Stücke  noch  das  nächste 
Fragment  streitet? 

Wer  in  dem  bei  Varro  ganz  corrupt  überlieferten,  von  Rib- 
beck auf  Jnveiitius'  Namen  gesetzten  Citat  vom  Urteil  des  Aesopus 
aod  des  Theaters  liest,  wird  sich  schwerlich  gegen  meine  auch  von 
L.  Muller  Lucil.  p.  323  vof gebrachte  Annahme  sträuben,  dass  hier 
nur  der  berühmte  Trai^'öde  verstanden  werden  kann,  dessen  An- 
sehen auch  in  rednerischen  Dingen  galt,  dass  mithin  durch  die 
Chronologie  die  Urheberschaft  des  Juventiiis  abgewiesen  wird,  man 
müsHte  denn  diesen  Palliatendichter  zum  Altersgenossen  Cicero's 
and  Varro's    m:iche.i    wollen.     Auf  dersolben   Annahme  ruht  die 

Verbessern  ng  von  trodede  in  tragoedie,  und  ich  sehe  nicht  warum 
ein  Gitat  wie  dies 

ita  tragocdiae 

qua  in  re  neque  in  iudkium  Aesopi  nec  thenfri  triftilrs — 
denn  die  vorgehenden  Worte  enthalten  den  Namen  des  Schriftstel- 
lers und  des  Thieres,  dessen  Stimme  in  trittileS  nachgeahmt  — 
durchaus  unverständlich  oder  für  Varro  unglaublich  sein  sollte. 
Abgerundet  würde  der  Satz  durch   die  leichte  aber  überflüssige 
Aeiidemng  üa  tragoedia  est.  Obwo]  in  vor  iu dictum  leicht  durch 
Dittographie  entstanden  sein  kann  und  durch  dessen  Tilgung  statt 
des  iambischen  Üctonars  der  gewöhnliche  trochäieohe  Vers  gewon- 
nen wird,  scheint  doch  eprachlioh  die  Structur  von  trittüare  mit 
dem  blossen  Accusativ,  etwja  in  der  Bedeutung  von  *  bekritteln', 
^nrch  die  Analogie  von  sibHare  oHiquem  nicht  ausreichend  geech&tait. 
Das  Verbum  ist  klärlich  eine  onomatopoietieebe  Bildung,  von  dem- 
selben Stamm  von  welchem  tri^sare  trissitare  ehgeieiiet  sind;  trit- 
tüare  verhält  sieb  an  trissarp  wie  fttttilis  zu  fusttS]  der  Name  scheint 
etymologisch  verwandt  mit  sfridere,  während  er  vom  griechischen 
^fiζBa^  durch  dessen  gutturalen  Auslaut  geschieden  ist.    Die  Ab- 
leitung mit  üare  zur  Bezeichnung  von  Thierstimmen  trifft  man  in 
<leD  Verzeichnissen  derselben  nicht  weniger  oft  als  die  mit  tfofV. 
Aus  denselben  erhellt  engleich,  dass  einige  Laute  mehr  als  einem 
Inline  zogesebrieben  wurden,  nnd  während  in  der  Regel  die  Schwal- 
W  genannt  werden  als  diejenigen  welche  trissitcoU  vel  trissonit 
Ie«en  wh-  bei  Aldbelmus  (in  Reifferscheids  Suetoniane  p.  248)  oKa- 
<es  trisaUani  (Variante  erissUcmt)  vd  hlaierani.  Der  Begriff  des 


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198 


Mitcellen. 


bkUeraref  wie  Pauiue  Feeti  erklärt;  äultc  et  proMtpide  loqm,  und 

wenn  man  von  der  einzelnm  Eigenscliaft  einen  allgemeinen  Begriff 
absiehen  darf,  des  arietare  würde  für  die  obige  Stelle  recht  paa- 
send  sein.  Beiläufig  bemerke  ich,  dase  PanltiB  nicht  nur  mit  jener 
Erklärung  die  Glosse  dee  Placidus  hlattit^  praecipue  loquiiur  be- 
riobtigeD  lehrt,  sondem  auch  durch  den  Zusatz  sed  ei  cam^los  cum 
voces  eduni  hlaterare  dicitnus  den  Vera  in  einem  der  Gedichte  über 
Natnratinunen  AL.  Bieae  730,  3  gnoe  hos  mitgUu  (mgit  biaieat' 
gne  camelus. 

Bei  Turpilioa  131  fragt  ein  Sklave  aeinen  Collegen  ignoBCOre 
ieiie  solentne  eas  minores  noxiaSy  eriim  si  forte  quasi  aUa$ 
res  vini  tago?  wo  das  letzte  Wort  für  das  handschriftliche  eOKto 
längst  eingesetzt  ist  auf  Grund  dee  nonianiaohen  Lemmas.  Im 
Uebrigen  halte  ich  eowol  des  Sinnes  wegen,  wenn  man  bedenkt, 
wie  Wfin  zum  täglichen  Gebranch  aufbewahrt  zu  werden  pflegte 
und  der  Dienerschaft  am  ersten  zugänglich  war  (Q.  Cicero  an  Tiro 
XVI  27,  2)  als  auch  um  die  Verderbniss  der  Buchstaben  zu  erUfirait 
keinen  der  bei  Ribbeck  gemachten  Yorschiige  für  annehmbarer  ala 
waa  ich  vermutet  hatte  enm  si  forte  qua  ampkota  vim  tago. 
Die  Verderbniaa  ging  von  der  Schreibung  amfora  aus. 

Die  Verae  des  Tiünioe  74  fasste  ich  so  auf,  dass  im  Streite 
Bweier  mit  einander  die  magna  fidea  avium  angerufen  wäre,  nnr  nicht 
über  80  emate  Dinge  wie  von  Romukia  und  Bemua,  sondern  über 
Komisches  von  Weibern  oder  wenigstens  einer  weiblichen  Partei; 
die  Berufung  auf  Auspicien  ist  ja  in  der  plau tinischen  Komödie 
nicht  selten.  Dem  Gesicht  dea  einen  Theila  atellt  die  Andere  daa 
ihre  entgegen  mit  den  Worten  recHus  mecastor  vidi  und  iwar  jpteo 
laevo  wie  liqmdo  auspicio.  avi  sinistra  bei  Plautna,  der  in  dem- 
aelben  Sinn  ala  erfreuliche  Vorbedeutung  auch  gerade  den  Specht 
snr  Linken  nennt  Asin.  260.  Während  ich  dieser  Lesong  wenig» 
stens  bisher  keine  befriedigendere  gegenübergestellt  sehe,  gedenke 
ich  doch  nicht  an  postumo  festzuhalten,  was  die  Nacbbsnrschaft  daa 
j)cico  und  der  avef  pustnaiaf  auf  den  nmbrischen  Tafeln  eingegeben, 
da  für  ein  aolches  Fragment  durchaus  keine  Wortbedeutung  ange- 
nommen werden  darf,  die  nicht  aonat  nachweisbar  ist.  Nur  daai 
der  Name  Postumoe^  auch  ala  fieiname  in  dieser  Zeit,  nicht  weniger 
hinfällig  iat  Daher  wird  was  die  Handschrift  gibt,  am  beateo 
Postume  gedeutet  werden,  als  Anrede  des  Weibea  an  eine  männ- 
liche PeraoD.  Die  Emendation  wird  für  abgeachlossen  gelten  könneoi 
wenn  es  gelingt  aus  piculetae  einen  Namen  oder  Ausdruck  hersn- 
atellen,  der  sich  für  ein  Schandweib  eignet.  £in  A^jectivnm  (wie 
faeculentae)  scheint  mir  durch  die  Wortateilnng  ao^geeohloeaen. 

Titinina  134  aeeum  est  mc  habere,  eas  pemperem  sunif^ 
meo  gibt  auch  wenn  man  Lipsiua'  Vermutung  quos  annimmt,  keÜMD 
rechten  Sinn.  Erinnern  wir  una  der  h&nligen  Vertauschung  von 
habdnU  hoikhai,  alere  obere,  so  gewinnen  wir  einen  natürlichen 
Gegensatz  wie  bei  Plautua  Paeud.  1128  honi  viri  me  pauperant^ 
improbi  akmt.  Den  Sinn  und  Vera  mgleieh  TervoUattndigt  daa 
Ton  Foro  Tenohlnqgene  Relativpronomen:  φΜ  aecMM  est  m 


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IM 


o/ere,  eos  pauperem  sumptu  meo?  Im  Fragment  der  Velicema  152 
fortasst  Votum  fuisse  quo  die  Uber  foret  ist  offenbar  der  Anfang 
▼erderbt,  wie  das  durch  den  zweiten  Vers  gesicherte  trochäische 
Metrum  und  der  Inhalt  zeigt.  Aus  dem  angeschlossenen  Sätzchen 
leitete  Palmerius  die  Verbesserung  fecisse  ab;  darauf  gestützt  ver- 
wandelte ich  das  erste  Wort  in  Forti  se.  Dass  der  Sklave  für 
seine  Freilassung  der  Fors  Fortuna  ein  Gelübde  thut,  scheint  so 
natürlich,  wie  dads  Trimalchio  bei  den  Wandmalereien,  die  seinen 
Lebenslauf  illufitrirten,  auch  der  Fortuna  einen  Platz  eingeräumt. 
Und  Ovid  fast.  VI  773  ff.  hebt  beim  Fest  der  Fors  hervor,  dass 
sie  beim  gemeinen  Volk  in  besonderen  Ehren  stehe,  COflvenit  et 
serviSy  serva  quia  TuUius  ortus  constituit  dubiae  templa  pr<h 
pinqua  deae. 

Der  von  Festus  zum  Beweis,  dass  tarn  für  tarnen  stehe,  an- 
gezogene Vers  des  Titinius  lautet  in  der  Handschrift  und  bei  Rib- 
beck 156:  hene  cum  facimuSj  tam  male  suhimuSj  ut  quidam  per- 
hibent  rtri.  Mit  dem  Verbum  subire  ist  gar  nichts  anzufangen, 
and  nicht  viel  mehr  mit  den  bisherigen  Vorschlägen.  Die  Beschrän- 
kung der  Aussage  durch  den  Zusatz  '  wie  wenigstens  die  Männer 
»gen*,  denn  quidem  ist  die  ansprechende  Verbesserung  von  Lip- 
•ioB,  macht  jeden  andern  Begriff  als  den  angeborner  Schlechtigkeit 
unmöglich.  Das  allein  Richtige  geben  solche  Komiker -Stellen  iin 
die  Hand  wie  Truc.  II  5,  3  nimio  minus  perhibemur  malae  (male 
die  Handschriften)  quam  sumus  ingentOy  nemlich  Titinius  schrieb 
kon  malae  sumus  oder  wenn  jemand  dem  Dichter  mit  Ribbeck 
Tit.  2  diese  Form  zu  leihen  vorzieht,  simus.  Wegen  des  Ein- 
fchnittee  nach  malae  ist  der  Daktylus  dieses  Fusses  in  der  Ordnung. 

In  dem  entstellten  Bruchstück  aus  Afranius'  Divortium  57 
mulieTy  novercae  nomen  huc  adde  impium,  spurca  gingt  vestigia 
aut  dici  potest  läset  Ribbeck  den  zweiten  Senar  mit  spurcä  gin- 
givast  beginnen  nach  Junius'  Vorgang,  aber  diese  Aenderung  ent- 
spricht nicht  dem  Lemma  spureum  saevum  vel  sanguinarium  und 
den  übrigen  Beispielen  bei  Nonius,  die  Sache  steht  auch  in  kei- 
nem Verbal tniss  zum  Pathos  des  ersten  Verses.  Richtig  hat  W. 
Müller  plaut.  Pros.  p.  722  Anm.  in  vestigia  das  der  Erklärung 
des  Grammatikers  wie  der  Steigerung  im  Schauspiel  angemessene 
hestia  erkannt,  die  volle  Herstellung  a))er  ist  weder  ihm  noch  uns 
andern  geglückt.  Um  einen  Schritt  indess  glaube  ich  dem  Ur- 
sprünglichen näher  zu  kommen,  indem  ich  in  gingi^  wie  sonst  fin- 
gere  und  gigner e  verwechselt  werden,  fingi  wiederfinde,  somit  die 
in  der  Komödie  wie  in  Prosa  übliche  Zusammenstellung  nec  dici 
nec  fingi  potest  peior  quam  haec  est  (Curcul.  594).  Dass  der 
Vers  durch  Versetzung  von  Worten  zerrüttet  sei,  davon  bewahren 
wol  die  an  falscher  Stelle  eingedrungenen  Buchstaben  eine  Spur; 
ich  vermute  desshalb  spurca  magis  hestia  Jiau  dici  aut  fingi  potest. 
Bei  Afranius  1 68  nunc  vide  hoc  quo  pacfo  ego  aurum  in  medium 
proferam;  iUy  Ckistalia,  cogita^  tu  fnge  fabricare  ut  lubet  sollte 
mein  Vorschlag  darauf  hinweisen,  dass  Quelle  oder  Frau  oder  auch 
Henr  CastaUa  gar  aieht  hierbin  gehöre  —  die  Worte  richtete  wahr- 


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aoo 


Misoellea. 


fehdnlioh  der  jung«  Herr  an  eeineo  SUaTen  —  und  mliiiehr  dnroh 
einen  Imperativ  zu  ersetzen  sei,  enteprecbend  dem  doppelten  Vor- 
bnm  im  sweiten  Glied,  eamlla  freilich  hat  an  ^en  übrigen  Verba 
keinen  RfLckhalt;  dagegen  stimmt  mit  ihnen  cansUUci,  .was  den 
Ueberlieierten  nahdcommt  nnd  dnroh  die  Aliiteration  empfohlen  wird. 

Die  zweite  Ausgabe  Ribbecke  hat  diese  Reste  in  erhebUoh 
besserer  Gestalt  vorgefahrt  als  die  erste.  Freilidi  wartet  manche 
Schwierigkeit  noch  auf  geschicktere  Lösung,  über  Anderee  wird 
ein  bestimmtes  Urteil  der  Verständige  sieh  wohl  f&r  immer  ver- 
sagen müssen.  Die  Kritik  welche  in  YemeinuDg  sieh  gdiült  und 
das  vom  Vorgänger  vergessene  Tüpfelchen  nachträgt,  hat  hier  ein 
ergiebiges  Feld;  glücklicher  Weise  enteoheidet  über  Werth  oder 
Unwerth  anf  die  Dauer  nicht  ein  lobender  Freund  Aoch  der  tar 
delnde  Recensent. 

Bonn.  F.  Bücheler. 


Zu  des  LaetaatiHB'  Phoenix. 

Meinen  Verbesserungen  zu  obigem  Gedichte  iu  Fleckeisens 
Jahrbüchern  [1872  S.  51.  361  f.  1873  S.  β3  f.]  füge  ich  einige  wei: 
tere  hinzu,  welche  sich  mir  zum  grössten  Theil  durch  Vergleichung 
des  neuerdings  bekannt  gewordenen  Veronensis  (Φ)  aus  saec.  IX 
ergaben.  Obgleich  diese  Uandschrift  auf  eine  Quelle  mit  dem  Vos- 
sianus  (V)  zurückgeht,  beansprucht  sie  xioch  sowohl  durch  ihr 
Alter  als  die  Güte  ihrer  Leearten  eine  grössere  Autorität  als  V. 
V.  59  ff.  [Anth.  lat.  ed.  Biese  II,  731]  heiest  es: 
Qnae  post^uam  vitae  iam  mille  peregerit  annos 

Ac  se  reddiderint  tempora  longa  gravem, 
Vt  reparet  lapsum  spatiis  [so  Φ]  vergentibus  aevum, 
Adsuetnm  nemoris  dulce  cübile  fugit. 
AuffiÜlig  und  wohl  kaum  mit  Beispielen  zu  belegen  ist  die 
Gonstruction  von  '  postquam'  mit  dem  Coniunctivus  Perfeoti.  Diesem 
Uebebtande  hilft  Φ  in  erwünschtester  Weise  ab,  indem  er  *per- 

gerit'  und 'reddiderunt'  bietet.  Man  hat  'pergerit*  wohl  als'pergit', 
d.  i.,  *  peregit'  zu  erklären.  Es  ist  für  die  Charakteristik  von  Y 
von  Werth,  zu  sehen,  wie  in  ihm  aus  'pergerit*  eigenmächtig 
'peregerit*  und  demgcmilss  aus  * reddiderunt*  auch  'reddiderint' 
gemacht  worden  ist.  In  den  so  gewonnenen  Worten  *iam  mille 
peregit  annos'  klingt  der  ursprüngliche  Versschluss  zu  deutlich 
heraus,  um  nicht  iür  die  jetzt  nothwendige  Textesänderung  einen 
Fingerzeig  zu  geben.  Wollte  man  sich  mit  einer  einfachen  Umstel- 
lung* vitae  annos  iam  millc  peregit'  begnügen,  so  wftre  der  Hiatas 
ja  nicht  unmöglich  (vergL  L.  Müller  d.  r.  m.  310),  allein  schön  und 
eropfehlenswerth  keineswegs.  Ich  sehe  daher  in  *  annos'  entweder 
eine  Corruptel  oder  Glosse  von  'auctumnos';  vergl.  Ovid.  met.  III. 
326  'femina  Septem  egerat  auotnmnos  (=  annos)'  Also  wohl: 
quac  postquam  vitae  aucturmos  iam  millo  per^^  ac  se  reddi- 
dertm^'  (oder  noch  besser  der  leichteren  Elision  wegen  '  quae  post- 
quam  autnmnoe  vitae  iam  mille  pergit')  u.  s.  w.  —  V.  127  f.: 


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KritiMh-Exegeüaobes. 


201 


Qoilie  ineet  folüs  quae  feit  agreste  papftTer, 
Gam  pandit  Tetiee  Flora  rabente  solo. 

Hier  geben  Φ  V  'rabente  oaelo',  die  jangen  Handeebrifteii 
aas  aaec.  XV  (dereo  ürspniDg  auf  Φ  oder  eine  ίώι  eebr  verwandte 
QaeUe  narftckgebt)  *  rabente  polo*  woraus  Heinsins  das  obige  *rab. 
sslo*  macbfte.  Indem  ieh  midi,  wie  billig,  an  die  ftltestOi  jetst 
dnreb  zwei  Zeugen  repräsenttrte  Ueberlieferang  *oaelo*  balte,  ver- 
bsssere  ieb:  'onm  panditTsetes  (vestem?)  Flora  ruenU  gdo\  Be- 
kannt iai  das  Yergüiscbe  (Oeoig.  I  818)  *πιϋ  imbriferam  w\ 
Dma  (bedanken  naeb  sebr  passend  wird  also  mit  ^raente  gelo* 
Frübiingsanfang  bsaeiebnet.  —  V.  188  f.: 

Glaram  inter  pennas  insigne  est  +  euper,  Iris 
Piogere  oen  nnbem  desaper  alta  seiet. 

Die  TortrefiBkbe  Bebandlong,  welebe  Bitscbl  Rb.  Μαβ.ΧΧΥΠΙ 
8·190£  diesen  Yersen  bat  sn  Tbeü  werden  lassen,  geht  über  eine 
Yerderbniss»  wie  mir  sobeint,  allan  leieht  binwcg,  aber  'desnper 
alta\  Für  mich  wenigstens  ist  *alta^  ein  sebr  mattes  Flickwort, 
dsssan  Corrapüon  in  das  von  Φ  V  beaengte  *  anra*  nocb  daan  sobwer 
sn  erklären  ist.  Indem  ißk  in  ^desnper  anra'  einen  Begriff  wie 
'demissa'  (vergl.  Yerg.  Αοη·ΙΥβ94;  X78)  enchte,  vermnäete  iob 
'  dssnper  aeta*.  Dem  Diebter  sebwebte  das  Yergilieohe  ( Aen.  X  88) 
*aat  aetam  ηηΐήΐηιβ  Irim'  vor  Augen.  Durchaus  uothwendig,  wie 
sacb  die  angeführten  Vergilstellen  beweisen,  scheint  sodann  die 
Asaderung  von  'nubem'  in 'nnbes'  an  sein.  Deronacb  lese  ich  den 
Pentameter  also :  '  pingere  ceu  imbes  deeuper  acta  seiet'.  Man  weiss 

eineraeits  wie  häuüg  übergeschriebenes  's*  (also:  nube)  mit  dem 
Compendium  für  'm'  verwechselt  wurde,  andrerseits  dass  'er'  nicht 
selten  zu  *u*  verschmolz,  so  dass  auch  die  Verderbniss  von  *aova* 
in  'ana*  nnd  'aura'  eine  nabeliegende  ist.  —  Y.  187  : 
Ingentes  ocnlos  credas  geminos  hyacinthos. 
Da  hier  ΦΥ  übereinstimmend  *ocnli'  lesen  ^),  solässt  sieb  die 
Frsge  anfwerfen,  ob  der  Fehler  nicht  vielmehr  in  'eredas'  ateckt 
and  etwa  an  scbreiben  ist:  ' ingentes  ocali  reddunt  geminos  bya- 
dnthos*.  Der  Gebrancb  von  *reddere'  in  der  Bedentnng  von  *imi- 
tsri*  ist  bekannt.  —  Das  Gedicht  scbliesst  folgendermassen : 
Ipsa  quidem,  sed  non  eadem^  quia  et  ipsa  nec  ^psast, 

Aeternam  vitam  mortis  adepta  bono. 
Die  Worte  *et  ipsa^  fehlen  in  Φ  Y,  von  denen  Φ  'sed  non 
.  ctedsm  quae  nec  ipsa  est\  Y  'sed  non  eadem  que  nee  ipsa  est' 
bietet.  Um  den  Diebter  in  recht  angespitzter,  wenngleich  gesnchter 
Antithese  sprechen  an  lasseni  wird,  was  ancb  paläograpbiscb  am 
swisten  sieb  empfiehlt,  herzustellen  sein:  'ipsa  quidem,  sed  non 
{eadem  es(),  eademqne  nec  ipsast*  n.  s.  w. 
Jena,  im  Hai  1878.  «      Emil  Baehrens. 


l)  Die  Lesart  der  jungen  HandBcbriften  'oculos*  scheint  auf  den 
▼OQ  Riese  fibersebenen  Tractat  de  dubün  nomiMue,  grsmm.  lat.  ed. 
Keil  Y.  p*  680, 80,  snrüoksugeben. 


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902 


Αι  DraMitiit« 

Ein  schlagendes  Beispiel,  mit  welcher  Eilfertigkeit  heut  zu 
Tage  Texte  ediert  werden  liefert  der  Duhnsche  Dracontias.  Man 
reist  in  die  Ferien  irgend  wohin,  schreibt  einen  Codex  ab,  berich- 
tigt was  jeder  andere  auch  berichtigen  kann,  läset  einen  gut^ 
Freund  ein  Paar  Vermutungen  beisteuern,  durch  deren  übereilten 
Abdruck  dem  Freunde  nicht  der  beste  Dienst  erwiesen  wird,  schickt 
das  Manuscript  in  die  Druckerei  —  und  die  Sache  ist  abgetban. 
Nun  kann  man  zwar  Niemand  verwehren  seine  Haut  zu  Markte 
zu  tragen,  aber  die  Sache  hat  denn  doch  auch  ihre  ernste  Seite. 
Solche  Ueberstürzungen  hindern  das  Erscheinen  guter  wohlerwo- 
gener Arbeiten  über  denselben  Gegenstand,  namentlich  wenn  das 
Bedürfniss  danach,  wie  in  gegenwärtigem  Falle,  überhaupt  kein 
allzudriiigendes  ist:  und  erzeugen  natürlich  eine  Masse  von  Nach- 
trägen und  Berichtigungen  in  den  philologischen  Zeitschriften,  die 
nun  der  Besitzer  des  mangelhaften  Textes  genöthigt  ist  als  Mar- 
ginalien nachzutragen.  Warum  gönnte  Herr  v.  Duhn  sich  nicht  die 
nöthige  Zeit,  um  eine  abschliessende  Ausgabe  des  vollständigen 
Dracontius  vorzubereiten V  Gewiss  würden  die  Herren  Bücheler  und 
Ribbeck  dafür  erbetene  Beiträge  nicht  vorenthalten,  auch  wohl  die 
Bogen  während  des  Druckes  revidiert  haben,  —  und  wir  hätten  auf 
diesem  Wege  eine  löbliche  Arbeit,  die  für  lange  Zeit  ausgereicht 
hätte,  gewonnen.  So  aber  haben  wir  etwas  Ungenügendes  und  auch 
keine  Aussicht  auf  etwas  Besseres,  bis  etwa  für  die  poetae  minores 
ein  tüchtiger  Herausgeber  gewonnen  wird,  der  sich  entschliesst  auch 
den  Dracontius  und  den  Felicianus  (welchen  ich  für  den  Ver^Miir 
des  Orestes  halte)  der  Sammlung  einzuverleiben. 

Bedauert  habe  ich,  daas  Herr  v.  Dahn,  wenn  er  nun  einina]  der 
Herausgeber  des  Dracontins  sein  musste,  verabsäumt  hat,  waa  ihn 
80  nahe  lag,  auch  Herrn  Ueeners  Hftlfe  in  Anspruch  zu  nehmen. 
IHeser  Kenner  des  LncAn  würde  ihm  weeenili<äie  Dienste  haben 
leisten  können.  Denn,  auffallend  genng,  von  all  den  Herren,  welche 
biijetsi  sich  über  nneern  Mann  haben  vernehmen  laaeen,  iat  aocb  i 
keinem  eingefallen  en  fragen,  aus  wae  für  Beminiscenaen  denn  diese 
carmina  zusammengeetoppelt  sind,  ausser  dass  Bährene  sum  Bylii 
140  his  dictis  mentem  pneri  muloebat  amuM  (wo  mir  amice  noch 
jetzt  richtig  soheint)  wegen  Statine  Bodeis  verlangt  hat.  Und  doch 
konnte  schon  v»l  qnie  foxor  iete  novns?  quae  tanta  üoentia  fern? 
aufmerksam  machen,  daee  Dracontius  den  Luoun  kenne  (I,  β).  £* 
Bihrene  hat  IX  26.  p.  52  ganz  richtig  hergestellt: 

corporihne  vixiese  raie  et  dmuira  toliaee 
oarceru  angoiti 

wie  eeit  der  ersten  Leotllre  aooh  ich  mir  am  Bande  conrigierte,  oder 
eigentlieh  nicht  conrigierte,  denn  die  Handschrift  hat  ja  claiui) 
wenn  Herr  v.  Dahn  richti^geleeen  hat.  Aber  bitte  eie  aaoh  claois. 
Bo  mftesteii  einem  Editor  dee  Dtaemitiiie  die  Worte  de  deo  Π,  531» 
540  (ss  584.  85)  qnae  (kmirü  tenebant  earems  aetemi  reditmei 
lade  ad  aoras  bebumt  eein,  and  einem  Editor  rCmliebir  IMebf 
anter  allen  Umetinden  Laoan.  BC.  Yl,  721.  22: 


I 

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.  Kntisoh*Bx^tiiohee. 


208 


iovinqne  ikmeita  tenentem  t 
eareeris  antiqni  .  .  . 
So  ist  dann  in  demselben  Abeohnitt  IX,  18  qnae  ignea  virtns  ans 
Lncan  IX,  7  qoos  %ηβ·  mtne  innocnos  entnommen,  und  auf  die 
■fanHcha  LucanrtellQ  IX,  14  Het^qne  sni  Indibria  irunci  gebt  die 
Vofttellni^  dee  Bracontios  Y,  23  znrttok,  daea  die  Todten  ridmt 
sua  membra  videntes  Itinerie  abiecti  fragilea  et  corporis  neos.  In- 
gkidien  atammt  der  Anadmck  sensns  post  fata  ans  Lucaa  ?Π, 
470  sed  sengumpast  fata  toae  dent  Crastine  morti  und  Vm,  749 
Λ  quid  smsus  post  fdta  relictnm,  woher  ibn  aneh  Orest.  470  hat: 
li  smeus  post  fata  manent,  was  Draoont  IX,  2  in  ei  meritum  jKtf^ 
/oto  numei  umarbeitete.  Im  Hyhw  87  ist  inlidtos  toros  ans  Luoan 
X,  76,  43  parva  loqnor  ans  IX,  783,  89  fluxoque  latent  snb 
tflgmine  pinnae  aus  711,499,  τ.  112  mbor  infidt  ora  ans  V,  214; 
lach  mflgen  τ.  2  in  melius  mit  VI,  60,  γ.  4  iuderat  gremio  mit 
Vm,  105,  13  ardna  non  iubeo  mit  VID,  239,  τ.  24  ipse  sni  mit 
1,^79  vevgliehen  werden,  snm  Beweise  wie  die  Abhängigkeit  des 
DrMontina  von  der  Auedrucksweise  des  Lucan  bis  ins  Kleinste  geht. 

Unter  solchen  UrostAnden  hat  Herr  γ.  Dahn  sehr  unrecht  go- 
thaD  im  Hjlaa  γ.  29  die  Phrase  des  Lucan  durch  Aufnahme  einer 
Bftehderachen  Goigectur  zu  Yorwisohen.  Elier  ist  handschriftlidi 
eberliefert: 

Si  PaUas  placeat  nostros  iam  sentiet  ignes 
Yirgo  ferox  sexu  fogiet  viresgue  fcMm 
30.   ut  Solas  tractet  reiecta  euspide  lanas. 
Bftebeler  hatte  fatiscet  Yermnthet,  Herr  y.  Duhn  setat  das  in  den 
TeiL  Wae  sagt  de&n  aber  Lucan  BC.  YIU,527?  metiri  sua  regna 
deeet  viresque  faierit  woau  Corte  gaoa  richtig  kun  bemerkt: 
Fateri  vires]  debUes.   Also  schrieb  Dracontius  wohl  fatetor.  Daa 
ooslros  sentiet  ignis  aber  wie  v.  6  die  oscnla  pura  wird  Draoontiua 
dem  Orest.  174. 61  seines  Meisters  Felicianns  entlehnt  haben. 

Die  Erinnerong  an  Lucan  I,  22  maeste  trotz  Luc.  IV,  208 
sadb  in  Helen.  85  vor  Missdeutung  des  cetera  (als  Adverb!)  und 
dv  Gonjector  et  rex  natorum  bewahren.  Bährens  hat  hier  Ord- 
Dong  geecha£Ft.    Doch  die  wenig  später  folgende  Stelle  94 

et  viribus  indolis  almae 
Troile,  frater  ego  .  fratrem  cognoscite  vestrum 
Win  mir  weder  in  der  Duhnschen  Fassung,  noch  in  der  Ribbeck- 
•cheu  behagen.    Sollte  dieselbe  gelautet  haben : 

et  tu  puer  indolis  almae, 
Troile  frater,  io  fratrem  cognoscite  vestrum! 
Dass  oft  bessere  Interpunktion  helfe,  hat  ja  Ribbeck  vielfach 
Bftchgewieeen.  Vielleicht  ist  auch  Deliber,  33.  34  mit  diesem  Mittel 
Torweg  Licht  zu  schaifen.    Ich  würde  vorschlagen : 

si,  non  crudelis  in  hoste 
post  vitam,  moderatus  eris<  si  mitis  Achilles; 
nee  post  bella  minas^  nec  spectant  fonera  poenas 
arbitrio  subiecta  tue. 
Jeea,  12.  Nov.  1873.  "  M.  S, 


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204 


MieceUen. 


Zi  Salluet. 

Gat.  2$,  5.  Postqwam  dies  comUiorum  venU  et  CkMma» 
neqtie  peHHo  negue  insidiae,  guas  considi  in  canipo  fecerd, 
prospere  ceasere  n.  s.  w.  Ich  lege  keinen  Werth  daraof.  daes  hier 
und  c.  27,  2  consM  inaidias  tmdere  die  besten  Hdas.  cünsMm 
haben,  eine  leichte  Verwechselung  der  Abkfirsang,  wegen  der  DietKh 
an  beiden  Stellen  das  Wort  fQr  eingeschoben  hält;  kann  aber 
freilich  anch  nicht  mit  Jordan  denPlnral  fbr  richtig  halten:  denn 
wenn  anch  Cicero,  wie  eben  gesagt  ist^  den  Antonios  gewonneo 
hatte,  ne  eofUra  rem  ptitUeam  seiUtret^  so  wusste  dodi  Catüina, 
dass,  wenn  er  Cicero  beseitigte«  Antonius  ihm  nicht  wxderateheo 
würde,  nnd  hatte  also  keinen  Gmnd  Antonius  za  beseitigen.  Aber 
durchaus  unsnlässig  sind  die  Worte  m  camp  ο :  denn  es  ist  υοτΙμτ 
§  1  gesagt  omwXms  modis  imidias  partAat  Oieeram.  Es  hat 
natürlich  keine  Auctoritftty  wenn  in  der  Baseler  nnd  einigen  echleeh-. 
ten  Hdss.  Iii  ΰοιίΐψο  fehlt;  jeue  kons  vorhergehenden  mnftuwewdeo 
Worte  lassen  den  Zusats  hier  so  überflüssig  erscheinen,  dass  idi 
den  ganzen  Satz  guas  constdi  in  campo  fecerat  für  eingeschob« 
halte.  Dasselbe  urtheile  ich  c.  32,  1  qmd  neque  insidieie  caih 
suli  procedebant  von  dem  unerklärlicheD  constdi^  hinter  dem  Dietsch 
eine  Lücke  annimmt.  Ein  anderee  grösseres  Einschiebsel  c.  18,  3 
qmd  intra  Icgiiimos  dies  profiteri  nequiverit  hat  Dietsch  richtig 
erkannt,  wo  Mommsen  röni.  Staatsrecht  I.  411  weder  den  Fehler 
gegen  die  consecntio  temporum  noch  die  Schwierigkeiten  in  der 
Sache  beseitigt  hat;  von  einem  andern  im  Jugurtha  hernach.  Bei- 
läufig bemerke  ich.  dass  weder,  wie  es  in  den  neusten  Ausgaben 
heisst.  c.  8,  5  das  allein  richtige  cadenique^  qtme  von  Gerlach; 
sondern  von  Körte,  noch  c.  23,  4  das  ebenso  richtige  qiwquo  iiwdo 
von  Mommsen  ist,  sondern  in  den  geringem  Hdss.  steht. 

C.  1  rem  ad  senatum  refert^  iam  antea  vulgi  rumo- 
ribus  ej'dfjitutam.  Körte  sah,  dass  man  nicht  sagen  kann  rem 
exayttarc  für  'eine  Sache  eifrig  belumdeln*,  'besprechen';  er  wollte 
desshalb  schreiben  exagitahim.  Aber  diess  ist  ebenfalls  unrichtig, 
da  der  Senat  die  Sache  jedenfalls  nicht  erst  durch  das  Stadtge- 
spräch erfahren  hatte.  Es  muss  afjitafam  heispen.  Derselbe  Fehler 
ist  ebenso  bei  Cic.  p.  Sull.  21,  60  durch  die  Tegernseer  üds.  be- 
seitigt. 

C.  35,  3  ist  mit  Beibehaltung  der  Lesart  der  besten  llds,  zu 
schreiben  non  (juhi  aes  (dienmn  meis  nmninihns  ex  possessiont- 
hus  solvere  possDn  {et  alieyiis  non^inibus  liberal itas  Orestillac 
suis  filiaf'ipte  eopils  persolveret)^  scd  quod  non  dignos  homines 
honore  honesfaios  ridebam  u.  s.  w.  Ein  kleiner  Theil  der  guten 
Hds.  hat  non  quia.  der  grössere  und  grade  die,  welche  vorher 
non  quin  hal>en,  7wn  possrni :  j)ossem  Par.  2  Naz.  und  Bas.  Man 
sieht,  in  der  Urhds.  waren,  wie  sehr  oft  bei  Sallust.  zwei  Lesarten 
nopi  quin  —  possem  und  non  quia  —  non  posscm;  welche  vor- 
zuziehen, kann  nicht  zweifelhaft  sein.  Neben  et  findet  sich  nnr  in 
wenigen  guten  srd  und  sed  et.  ĀS  alicnuni  meis  nominibus  und 
aiienis  nominibus  (Ablativ  mit  gedachtem  aes  alienum)  sind  beides 


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Kritifloh-£x^etifche8. 


Sdnilden  des  Catilina  'Schalden  auf  meinem  Namen'  und  'Schul- 
den auf  fremdem  Namen',  für  welche  Andere  ihren  Namen  haben 
ootngen  lassen,  da  Catilina  keine  Sicherheit  bieten  konnte,  aber 
dwen,  die  für  ihn  eintraten,  natürlich  sich  verschreiben  mueste. 

GL  36,  5  hat  Jordan  die  sehr  aniprechende  Vermathung  Hanpte 
ao%niommMi  tatUa  vis  morbi  ac  veluti  tabes  plerosquc  civium 
ammas  invciserai.  Aber  des  handechriitliche  atque  uti  wird  ge- 
adifitst  TOD  Feetos,  weiober  p.  359  tUi  USm  plerosque  eivium  ani- 
WtOi  nw€Uerat  anführt.  Allerdings  kenne  ich  nur  zwei  ähnliche 
Stellen  aus  Tacitos  H.  I.  46  gregarius  miles  ut  tributum  annuum 
foukbai,  Π.  94  liberti  principim  conferre  pro  numero  manci- 
piorum  fit  tributum  iussi;  und  ebenso  steht  selten  siaU^  wie  bei 
Cie.  de  inv.  IL  3,  8  eo;  duabtu  diversis  siciUi  famüiis^  Cüs. 
b.  G.  VL  26,  2  Ab  ekta  summa  sieiU  ptdmae  ramique  hie  dif- 

Ich  habe  in  meinem  Programm  Varianmi  observatiomm  anü' 
fmtaHs  Bomanae  ϋ(φιΛ  II.  S.  18  eine  kleine  Wortvenetanng  im 
Ott  10,  3  naehgewieeen,  woranf  der  Beriobterstatter  im  Philolo- 
giiehai  Aimiger  mit  der  Wiederholung  deeseni  was  ich  dort  vrider- 
legt  hatte,  geantwortet  hat  Eine  bedeatendere  findet  eich  c.  37,  4 
Süd  yetboma  pUAs,  ea  vero  praec^s  ierai  mUUia  de  camis.  iVt- 
«MW  ewmimii  qm  ubique  probro  aigtie  peManiia  maximeprae' 
Moni,  item  aUi  per  dedeeora  pärimomis  ammis,  postremo 
OMie»,  quas  fla^iHum  out  facmua  domo  expuUraif  hi  Bomam 
Mtf  i»  smUinam  emifimermd*  Bernde  muUi  memaree  Sidhmae 
nefonoe,  q^iod  ex  gregariis  miUtiibw  aUas  eemäoree  videbant^ 
oKm  tto  mviies,  ui  regio  nieiu  aique  eUUu  aeiatem  ageretUf  8ib% 
fm^ie,  ei  m  armie  forä,  ex  victoria  tdlia  sperabai,  Praeterea 
mmim,  quae  m  ofrie  mammm  mereede  inopiam  toleraveratf 
prieaiie  atque  pubUe%8  largiiimibue  exeita  urbemmn  otium  ingrato 
Uori  praeMerei:  eee  eäque  αΐΰ»  owmis  malum  pMieum  aU^ 
M.  Ei  ist  klar,  dass  hier  die  loteten  Worte  von  Praderea  an 
Nhkekt  getcennt  werden  von  dem  Satae  iVimufii  —  emfimeremt. 
I>ni  die  Worte  von  FtüK^erea  an  fi^en  eine  nene  Art  von  Leaten 
Ιήη,  die  den  Stadtpöbel  Termehrten  (Bcmam  —  eonfiiimrümt\ 
WM  ¥on  den  daswiaciien  stehenden  Deinde  —  eperabait  nicht  gilt; 
«nd  die  Worte  eo8  oique  cdioe  ornnie  mtdum  publicum  aUbat 
(üNn  dorebaus  nicht  auf  die,  welche  ähnliche  Hoffnungen  hegten, 
vis  sie  für  einige  durch  Sullas  Sieg  verwirklicht  waren.  Diese 
l^ite  werden  auch  hernach  zuletzt  erwähnt  Quo  minus  mirandum 
^  homines  egentis^  malis  rnorihus,  maxima  spe,  rei  puhli- 
0·β  iujcta  (IC  sibi  canstduisse.    Folglich  müssen  die  Worte  FraC' 
^ea  —  (debat  vor  Deinde    -  sperahat  gestellt  werden.  Der 
^QS  Satz  war  ausgelassen,  am  Räude  uachgetragen  uud  ϊόί  dauu 
β  falscher  Stelle  eingesetzt. 

lug.  92,  5  mu88  es  heissen :  erat  inter  ceteram  planitieni 
■iö*s  saxpifs  mediocri  easiello  saiis  patvtis.  in  innmmim  editus, 
^  pfrauijusto  aditu  relicto  omnis  ticUura  relui  upcrc  atque 
^f^iuUo  praeceps.    Nach  relicto  ist  tiam  eiugesetzt,  wodurch  die 


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I 


206  MiMeUeD. 

folgenden  Worte  mit  den  vorhergehenden  in  Widerspruch  geni* 
then:  es  müsste  dann  heissen  cmnibus  ex  reliquis  parfibus. 

Dagegen  ist  c.  100,  1  zu  schreiben  Dein  Marius,  uti  coepe- 
raty  in  hiberna:  nam  propfer  eommeatum  in  oppidis  maritimk 
agere  decreverat.  Dies  ist  die  anveri^lschte  Ueberüeferung,  nor 
dm  ich  nam  hinzugpfü<Tt  habe,  was  der  vorhergehenden  Silbe 
wegen  anegefallen  ist.  Dietach  wollte  früher  die  handechrifUiche 
Lesart  unverändert  laaien ;  aber  dann  wäre  die  Rede  zu  abgerissen. 
Fflr  die  Auslassong  dep  Verbnms  der  Bewegung  habe  ich  zu  Ta- 
dtOB  IV.  57  Caesar  in  Οαηψαηίαρί  Beispiele  zusammengestellt. 

C.  95,  3  heist  es  in  der  Charakteristik  SuUas  Utteris  Grae- 
eis  et  Latinis  iuxta  atque  docHssime  mtditus.  animo  inffenÜ^ 
eupidm  vok^Mnm,  sed  glonae  cupidiar  {otio  luxuriöse  esse; 
ttmen  ah  negotiis  mumquam  vohtptas  remorafa,  nisi  qtiod  de 
uxore  potuU  hanesiius  Cimsuli);   faeundids,  callidus  et  amicifia 
facilis,  ad  simulanda  negotia  aliUudo  ingeni  incredibilis.  Sehr 
richtig  hat  Jordan  doctissimi  vorgeschlagen:  das  Adverb  läset  gar 
keine  Erklärung  zu.    Die  Worte  nisi  quod  de  uxore  potuü  hth 
nesUus  constdi  haben  den  Auslegern  viele  Mähe  gemacht:  snerst, 
worauf  sie  sich  beziehen.    Man  hat  sie  allgemein  fassen  wollen, 
SoUa  habe  sich  in  Bezog  aof  die  Ehe  nicht  gut  betragen,  solidem 
einen  liederlichen  Lebenawandel  geführt.  Aber  de  uxore  kann  mir 
▼on  einer  Frau  geiaset  werden.    Wahrscheinlich  ist  die  Art  ge- 
meint»  wie  Salla  zn  seiner  fünften  Frau  Valeria  kam,  wovon 
Phitareb  Snll.  85  eisählt.   Aber  einmal  ist  der  Ansdmek  de  uxore 
dnrcbaiis  nngesohiekt,  da  Snlla  ftnf  Frauen  hatte,  und  dann  ist 
die  g^nsätsliche  Besiehnng  HUsch,  in  der  diese  Worte  an  des 
▼orbergehenden  stehn: .  denn,  worauf  man  sie  aooh  bestehen  msg. 
es  lässt  sich  gar  nichts  fSr  jenen  Gegensati  anführen.   Man  hat 
dies  gefühlt  und  desshalb  das  VorheEgehende  sn  dem  gaos  allge- 
meinen Oedanken  erweitem  wollen,  Sulla  sei  mcht  der  WoUost 
gani  unterworfen  gewesen,  oder  gemeint  das  Lob  der  Ruhmb^erde 
(^^ariae  cupiäior)  werde  hier  herabgesetst:  beides  gans  nnm^p- 
liehe  Dinge.  Niei  quod  de  uxore  poMi  koneeüus  emmdi  ist  eis 
ungeschidctes  fremdes  £inschiebael.   Uebrigeos  wird  hier  besser, 
wie  ich  getban,  eine  Parentheee  gesetst,  da  oHo — remoraia  offim* 
bar  eine  erklärende  Nebenbemerkung  zu  mpidue  ίπΛψΜΗΜ,  eei 
gloriae  cupidior  sind;  und  durch  die  Parenthese  wird  das  eeee 
weniger  auffiillig.  Dann  muss  aber  Terbeseert  werden  eed  amieitia 
facXlis.   Man  hat  in  diesen  Worten  des  e^  wegen  einen  Tsdel  ge- 
sucht: 'in  der  Frenndschaft  leicht  befriedigt*,  aber  dann  sieht 
man  keinen  Orond  für  die  Verbindung  mit  ealUdm.   Die  Worts 
httssen  *in  der  FrenndschafI  wülfibrig',  *ohne  Umstände*,  *huf 
gebend',  und  sie  stehn  in  entschiedenem  Gegensats  in  coXMus, 
was  Vorsicht,  Zurückhaltung,  BedenUiebkeit  etnscUieset.  Endlieh 
muss  mit  geringem  Handschriften,  wie  schon  Andere  gesehn,  di»' 
simulanda  gesetzt  werden:  die  Verschlossenheit  (aUitudo  ingeni) 
pasät  durchaus  nicht  zur  simuUüio,  C.  Nipperdey. 


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SriüMlhBsegeliMbei.  Wf 

Senec.  rhet.  ed.  Ks.  p.  159. 1.  11  : 

Tix  poesum  credere  qaeroquam  eorum  vidisse  silvas  patentis- 
que  feamme  campos,  quos  rapidua  amnis  ex  praecipitio  vel  cum  per 
plana  iofasus  et  placidus  interfluit;  non  maria  unquam  ex  colle 
fidine  lata  aut  hiberna,  cum  ventis  penitus  agitata  sunt. 

adnot.  eamnje  C.  om.  T.  an:  virides  silvas  patentisque  per- 
meaese  campos  V  gramine  campos  I^urs.  Heide  Versuche,  Ad.  Kiess- 
liog's  und  BursiaD's,  halte  ich  für  verfehlt,  eawfne  scheint  eine 
Margioalgloese  =  credamne  zu  sein  im  Sinne  von  vix  oder  non 
poesam  credere  und  ist  daher  mit  cod.  Τ  einfach  zu  tilgen.  Im 
Folgenden  nehme  ich  an  lata  Anstoss.  0.  Jahn  schlug  vor  sedcUa, 
wohl  mit  Rücksicht  auf  die  Schlusssilbe  des  vorhergehendes  Wortes 
vidisse.  Sollte  nicht  noch  passender  sein :  Icissa  nach  Lucan  II, 
618,  wo  undae  lassae  steht?  Der  Sprachgebranch  dieses  Rhetorea 
hat  ein  poetiachee  Kolorit.  Haaae's  laeia  ist  gar  nicht  zu  braueheo, 
obwohl  «in  adieetiviiBi  hier  inmier  bener  sein  würde,  ak  ein  par* 
twipimn.  Quat.  Kietsling. 


2a  Valariu  JUximu. 

YaL  Max.  I  6»  10  (p.  29, 18  ff.  Halm)  heieat  et  im  Abacbnitt 
Ab«  die  Pkodif^:  *nam  Oetavina  oonsnl  dinua  omen  qnemadmo- 
daa  timuit,  ita  vitare  mm  poiait  e  aimolacro  enim  ApoUinis  per 
it  abrupto  capite  et  Ha  infixo  humi  nt  avelli  nequiret,  axmis  cum 
ooUega  suo  dissidens  Cinna,  praesumpsit  ea  re  significari  exitium 
tann,  in  quem  metas  auffurium  tristi  fine  yitae  incidit.  ac  tum 
dmnum  immobile  dei  caput  terra  refigi  potuit.    Von  den  mir  be- 
kannten Yerbesserongsvorschlägen  verdient  nur  der  Halms:  'iuque 
naestum  augurium',  Erwägung,   aber  auch  seine  Unzulänglichkeit 
leachtet  ein.    Denn  selbst  bei  einem  Stilisten   wie  Valerius  will 
f^aestum  so  nahe  bei  tristi  wenig  gefallen,   und  dann  möchte  ich 
Mlbst  die  Latinität  eines  maestum  auguriura  stark  bezweifeln.  Viel- 
leicht kommen  wir  der  Wahrheit  näher  mit  der  nicht  allzu  ge- 
waltsamen Aenderung:  '  inque  interitus  augnrium*   u.  s.  w.  So 
•teht  interitns  z.  B.  I  8,  10  (p.  50,  17  ff.  H.):  *atque  hoc  quidem 
hominis  et  casu,  illud  tantum  non  ore  ipsius  ApoUinis  editum^  quo 
Appii  interitwn  veridica  Pythicae  vaticinationis  fides  praecucurrit* ; 
^  6,  2  (p.  25,  9  ff.  H.),  *  aeque  felicis  eventus  illa  flamma,  quae  ex 
L.  Mard,  ducis  duorum  exercituum,  quos  interitus  Publi  et  Gnaei 
Scipionum  in  Hispania  debilitaverat,  capite  contionantis  eluxit  ;  1,  8 
11  (ρ.  65,  15  Η.) :  Wegios  interitus  (des  Philippus  und  Alexander 
Ton  Maoedonien)  maguitndine  miraculi  remigis  casus  aequat\ 
Leipaig,  Mai  1873.  Ludwig  Mendelssohn. 


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208 


IfitcdUdii. 


Zm  ύ»Μ  Swipteres  IdfloriM  AiguUe. 

Spartian  im  Leben  des  Kaisers  L.  Septimius  Severus  G,  10 
erzählt,  Severus  habe,  als  er  im  Degriffe  stand  den  Didius  Julianus 
vom  Throne  zu  Htossen,  den  fleraclitus  nach  Britannien  ge- 
schickt, uro  sich  den  Besitz  dieser  Provinz  zu  sichern:  Heraclitura 
ad  optinendas  Britannias  ....  misit.  Im  Leben  des  Pescenniu* 
Niger  5.  2  dagegen  brriclitet  iierselV»e  Autor,  Severus  habe  den 
Heraclitus  abgeschickt,  um  sich  Bithyniens  zu  l)emächtigen : 
sane  Severus  Heraclitum  ad  optinendam  Bithyniam  misit.  F> 
leuchtet  ein:  an  beiden  Stellen  handelt  es  sich  um  eine  und  die- 
selbe Mission.  Es  ist  desshalb  entweder  Sever.  G,  10  statt  Bri- 
tannias zu  lesen  Bithyniam,  oder  Pesc.  Nig.  statt  Bithyniam: 
Britanniam  (Britannias).  E.  Hühner  (die  römischen  Legaten  von 
Britannien.  Rhein.  Mus.  XII,  Gö)  liest  in  Pescenn.  Niger  ;'),  2  statt 
Bithyniam:  Britanniam  und  ich  habe  mich  dieser  Lesart  ange- 
schlossen in  meinen  'Untersuchungen  zur  Gescliiclite  des  Kaisers 
L.  Sept.  Severus  und  seiner  Dynastie  Bd.  I  .\bth.  1  S.  83  Anm.  IGT. 
.1.  J.  Müller  dagegen  glaubt  in  Sever.  »»,  10  statt  Britannias:  Bi- 
thyniam setzen  zu  müssen,  (in  der  Anzeige  jener  Untersuchun_ren 
im  literarischen  Centraiblatt  1872  Nro.  Γ.»)  —  ^'un  erzählt  aber 
Spartian  im  Leben  des  Severus  im  unmittelbaren  Zusammenhang 
mit  der  Sendung  des  Heraclitus  G,  9:  eodem  tempore  etiam  (If 
Clodio  Albino  sibi  suhstitucmlo  eogiiavit,  cui  Caesarianum  decre- 
tum  aut  Commodianum  videbatur  imperium,  und  lährt  dann  fort: 
seil  eos  ij^sos  pcrfimcscens.  de  qu%öus  rrrtc  iudkabat  Heracli- 
tum ad  opthicndas  Britannias  ....  misit.  Aul  wen  anders 
kann  die  Furcht  des  Severus  bezogen  werden,  als  auf  den  unmit- 
telbar vorhergenannten  Clodius  Albiaus  V  Es  unterliegt  keinem  Zwei- 
fel, Spartian  hat  im  Severus  Britannias  (Britanniam)  geschrie- 
ben, und  hieraus  ergibt  sich  auch  für  Pescennius  Niger  die  Lesart 
Britanniam.  Diese  stimmt  aaob  zu  Cassius  Dio  LXXIII.  15,1: 
xai  γράμματα  nn  ιών  juamv  άονς  τψ  ^Α)ίβίνω  ^πεπόικμι^  Καίσαρα 
uvrbv  noüay.  Was  für  einen  Sinn  konnte  auch  die  Mission  eines 
Mannes  nach  Bi^tliynten  haben,  das  sich  wie  gans  Asien  in  der  Ge- 
walt des  Pescennius  Niger  befand? 

Giessen,  2.  Febr.  1873.  M.  J.  Höfner. 


Berichtigungen. 

Bd.  ΧΧΥΐη  8. 581  Ζ.  16  lies  JC^maov  Ar  Xgiatw.  8.6Θ8  Z.  82  lies 
ißeaunat  fttr  ifinwat.  S.  685  Z.  28  lies  N.  4480  för  N.  480.        C.  W. 


Druck  von  CafI  Gcorgi  iu  Bunu. 
(28.  Nov.  1878.) 


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OLr.Frrro 


I 

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lieber  ^unabhäogige'  Kritik  mit  einem  Anhang  über 

'gewieseihafte  Exegese'. 


Von  allen  philologischen  Geschäften  ist  die  Herausgabe  der 
römischen  Drameniragmente  vielleioht  das  nndankbarste.  Die  Natur 
6m  Stoft  fariogt  es  mit  tashf  daee  man  weder  aieh  noch  Anderen 
m  eber  dem  AnlWand  an  MOhe  irgend  entepreolienden  Weise  sn 
genügen  hoffen  darf.  Während  sichere  Resultate  nur  nach  und 
Osch  auf  hartem,  durch  eine  Reihe  missglückter  Versuche  gedüng- 
kn  Boden  apirlieh  reifen,  bietet  sieh  den  Glossen  und  Einreden 
dir  Heben  Nsobbem  ein  hei  onabsebbares  Angriffitfeld,  so  dass 
man  swisoben  all  dem  6Μτ&ρρ  und  Unkraut  auch  noch  alle  Hände 
voll  damit  zu  thun  hat,  die  faulen  Aepfel  und  sonstigen  Wurf- 
geecboese,  welche  als  unerbetene  Qaben  über  den  Zaun  geflogen 
bomnen,  eioberlieh  wieder  ans  dem  Wegto  lo  riomen. 

Wenn  lob  diesmal  aosnabmsweise  wobhroUende  Leser  einlade, 
einer  solchen  Verrichtung,  der  ich  mich  sonst  lieber  im  Stillen  un- 
terziehe, beizuwohnen,  so  geschieht  dies,  weil  ich  unmittelbar  nach 
dem  Abscbloss  meiner  sweiten  Aufgabe  mebr  als  sonst  das  BedOrlniss 
Mpfinde,  die  besebaldene  Anlage  'dem  Sebats  des  Publieoms  an 
empfeblen*,  wid  es  überbanpt  im  Interesse  des  wiesensebaftHebeii 
Aitttandes  für  angezeigt  halte,  einen  petulanten  Friedensstörer  in 
wine  Schranken  zurückzuweisen,  der  sich  allzulange  gewöhnt  hat, 
9iecfeldein  Ober  Orftben  nnd  Gremen  naeb  allen  Riobtongen  in 
■priogen  und  seine  ebenso  uuurtigen  als  nnbereebtigten  GeHlste  ηη· 
genirt  in  befriedigten. 

Herr  Theodor  Bergk,  welcher  bekanntlich  in  neuerer  Zeit 
seiue  Streifereien  mit  Vorliebe  auf  ältere  lateinische  Grammatik  und 
Kritik  altsömiscber  Texte  riobtet,  bat  neb  gemflssigt  geseben, 
Miasr  nenen  Bearbeitong  der  leoriseben  Tragikerfragmente  'kri- 
tiache  Bemerkungen  im  Philologus  XXXllI  249  ß.  zu  widmeu, 
welche  auf  mehr  als  60  Seiten  den  Eindruck  hervorzurufen  be- 
stimmt sind,  dass  jene  Arbeit  so  memlich  hinter  allen  Anforde* 
nmgSD,  welebe  man  billiger  Weise  stellen  dürfe,  weit  «irackbleibe, 

Ihtfa.  nee.  L  ηΟβΛ,  Μ.  V.  ZZOU  U 

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210 


üeber  'unabbaogige'  Kritik. 


die  Worael  des  Uebds  aber  in  ihrer  Abhängigkeit  von  der  berftoh- 
tigten  Bonner  Philologeneobnle  herrühre,  welehe  gewieie,  freUieh 
warn  Theil  mehr  päpstisch  als  liberal»  geeinnte  Hftnpter  nmerer 

humanen  Wissenschaft  noch  lieber  vielleicht  als  die  Jesuiten  aus 
dem  deatechen  Reiche  verbannt  sähen.  Um  für  die  KrfülloDg  die- 
aee  frommen  Wonechee  die  ö£Eentlicbe  Meinung  gedeihiioh  τοπα· 
bereiten,  werden  denn  auch  ansser  Ritsehl  *  (dem  nie  dem  Ordent* 
general  bereits  ein  besondere  gesinnnngeroUee  Manifest  gewidmet 
war)  den  Bonner  Collegeu  Biicheler  und  Usener,  «gelegentlich  auch 
Kiessling  aU  meinen  Mitverschworenen  ihre  Sünden  vorgehalten. 
Selbst  anf  den  hier  gar  nioht  betheiligten  'Orihograph  der  BohnU' 
wird  im  Yorbeigelien  ein  verftefatUeher  SsHenbliek  geworfen. 

Von  dieser  Tendenz  darf  man  am  so  unbefangener  reden,  da  sieh 
der  Verfasser  des  Aufsatzes  nicht  die  geringste  Mühe  gegeben  hat  sie 
an  Terhehlen,  vielmehr  im  Gegentheii  seiner  sittlichen  Entrüstung 
Uber  die  verderblichen  'Sehnimeinangen*  wiederholt  den  nffenstsn 
Ansdruok  giebt.  Fragt  man  naeh  einer  Definition  dieeee  Begriffik, 
so  liest  sie  sieh  nnr  negatir,  aber  desto  prftoiser  so  fassen:  alle 
Meinungen,  welche  mit  den  Paradoxen  und  Vorurtheilen  deB  Herrn 
B.  nicht  zusammenfallen,  sind  Schulmeinungen.  Da  derselbe  ααη 
in  seinen  Laooen  TöUig  unbereohenbar  ist  nnd  nnr  darin  mit  eiasr* 
ner  Consequena  derselbe  bleibt,  dass  er  jedem  von  Aftderan  airf 
methodischem  Wege  gefundenen  Resultat,  wenn  er  es  nioht  inftlllig 
auch  schon  t  rniittelt  hat,  ein  Veto  entgj  genstellt,  so  ist  das  einzige 
Mittel,  sich  vor  Schulmeinangen'  an  bewahren,  das,  sieh  in  aeine 
äehnle  an  begeben. 

Und  wenigstens  die  Jfingeren,  yoransgeaelBt,  dass  sie  is 
Bonn  studiren,  haben  es  ja  nun  'so  nah,  in  diesen  Abrahams- 
schooss  zu  flüchten !  Talent  zum  Glauben  müssen  sie  aber  mit- 
bringen, denn  die  Lehrweise  des  Meisters  ist,  nach  seinen  Schriften 
an  sohliesseo,  eine  aiemlieh  Inus  angebnndene.  Während  deraslhe 
sieh  nicht  die  geringste  Mtthe  an  geben  pflegt,  fremde  Aasidrtai 
zu  verstehen,  auf  der  Hand  liegende  Erklärungen  zu  ergänzen,  (es 
heisst  dann:  'wie  er'  dies  oder  jenes  'rechtfertigen  will',  'wie  er 

*  [Wie  dieser  selbst  über  die  von  Herrn  Bergk  mit  so  seltaamer 
Yorliebe  CYorhass*  wftrde  treffender  sein,  wenn  es  ein  denCsokes  Wort 
wftre)  gebmnohte  nnd  gsmissbramdite  Beseichnang^BennerSslMile*»  jetat 
sogar  sehleohthin  *Sohale*,  denkt,  hat  er  im  XXIY.  Bande  disssr  Zeit» 
sohrift  p.  644  Anm.  an  erkennen  gegeben.  Da  Herr  B.  siehtharlieh  ton 
angewohnlich  irgerlicher  Natur  ist,  so  wollen  wir  aus  Schonung  seinen 
Verdmss  nicht  dadurch  Termehren,  dass  wir  zur  Vergeltung  von  'Bergk* 
scher  Schule'  sprechen.  D.  Red.] 


1 


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Uetar  'vaaM^ngige*  Kritik. 


211 


daei  kommt,  ist  mir  unverständlich'),  so  liebt  er  es,  seine  eigenen 
Orakel  in  der  Regel  auf  dem  kürzesten  Wege  zu  dictiren:  'es  iet 
m  9dumh9a\  den  Gegner  aber  durch  imponirende  Kraftaue- 
drfioke  medenuehniettorD,  wie:  'gnui  ▼emoglfickir,  'yerkelirt',  'wi- 
derriimig*,  'nngebeaerlieh',  ^nielit  zotreffendT,  ^kann  nicht  befriedigen', 
*aui  keinen  Fair,  *keine  Spur ,  'gewiss  nicht',  dies  oder  jenes  'an- 
zanehmen  berechtigt  nichte\  hat  'nicht  die  geringste  Wabrachein- 
liehkeit*.  Aasaerdem  aorgt  er  daHlrf  ihn  ao  nnwiaaeiid,  gedaoken- 
ka,  verworren,  verachroben  nnd  böswillig  danoatellen,  ala  ohne 
Beweise  durch  einfache  Präsumption  zum  Schein  erreicht  werden 
kann.  Im  äussersten  Fall^  wenn  er  nicht  umhin  kann,  irgend  eine 
triviale  Kleinigkeit  in  unserer  Kenntniaa  ToranaiaeetBen,  ao  hat  aie 
ana  jedaniiaUa  nnr  *dankal  Toigeaobweb^i  wir  mögen  etwas  ^dunkel 
gdiUt  haben';  kann  er  einer  Conjectur  τοη  uns  absohit  keine 
andere  gegenüberstellen,  so  niRg  man  nich  bei  jener  'einstweilen  be- 
niiiigen .  Desto  nachdrücklicher  werden  angebliche  Versehen  ge* 
rfigt.  £a  genügt  nicht  an  aagen:  er  hat  ea  nicht  berüeksichtigt, 
«a  ist  ihm  entgangen,  aondem  ea  heiaat  mit  verachftrftem  Aooent: 
'er  hat  ee  gar  nickt  berücksichtigt',  'hat  es  gansi  übersehen, 
^scheint  gar  nicM  erkannt  zu  haben ,  'hat  die  Stelle  gar  nicht 
nachgelesen  .  Um  den  Eindruck  der  'Unhefangenheit  und  Billigkeit 
des  Urtheila'  an  erhöhen,  anterachlftgt  man  auch  ab  und  an  waa 
wir  mit  klaren  Worten  geaagt  haben,  und  aetst  Dinge  dea  breiten 
aaseinander,  über  deren  Nichtbeachtung  von  andrer  Seite  der  harm- 
lose Leser  sich  base  wundern  muss,  —  Alles  getieu  der  Norm, 
welche  in  der  praefaüo  aur  dritten  Ausgabe  der  poetae  lyrici 
GrMci  p.  XII  an%eateUt  iat 

Welchen  Teredelnden  und  geistig  enridienden  Einfluss  muaa 
diese  'unabhängige*  Forschung,  die  es  so  'treu  und  aufrichtig^ 
mit  den  philologischen  Studien  meint,  auf  noch  unverdorbene 
J&qger  derselben  Üben!  Mir  ab  hartgesottenem  'Bitschelianer' 
wbd  ea  dieaea  Muater  der  σωφρσσυντ^  nicht  yerübeln  (beaonders 
da  pr  ja  ohnehin  geneigt  ist,  mir  wegen  meiner  harmlosen 
Art,  die  mir  zur  andern  Natur  geworden  ist*,  zu  verzeihen), 
wenn  mir  seine  Art  Philologie  zu  treiben  (unbeschadet  seiner  reellen 
Vsrdianate  um  die  Wiaaenachalt,  die  hier  gans  bei  Seite  bleiben) 
Hsweikn  workonmt  wie  die  einea  wielgeaeh&lligen  eiferattchtigen 
Krimers.  Er  hat  sich  mit  unermüdlicher  Betriebsamkeit  aus  guten 
Qod  schlechten,  nahen  und  entlegenen  Quellen  mit  mannigfachster 
^aare  Yersehen  und  sich  in  den  Kopf  gesetat,  die  ganae  Stadt 
allein  mit  ihrem  Bedarf  au  Teraorgen,  höchstena  noch  einige  unter- 


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212 


üeber  'miabhiagiee*  KriÜk. 


geordnete  Höker  in  daldm,  Torauegesetit,  daee  sie  n«r  bei  iln 

kaufen.  Da  ihm  dies  aboi-  wegen  leider  mangelnden  Monopols  nicht 
gelingt,  so  bleibt  ihm  mancher  Artikel  wohl  au  die  vierzig  Jahre 
ab  Ladenhüter  auf  dem  Lager  nnd  versehiiiimeli  mit  der  Zeit.  80 
oft  eich  null  ein  Gononrrent  mit  irgend  einer  Speeialitit  neben  ihm 
anfthnt,  eo  Teniendet  er  mit  fieberhafter  Befliseenheit  eeinen  betreff 
fenden  Ladenhüter  an  die  Kunden,  lä-sst  es  auch  nicht  an  den  an- 
gelegentlichsten lieclamen  und  In?ectiven  gegen  den  abscheulichen 
Emporkömmling  fehlen.  Am  meieten  ersümt  ihn  sweierlei:  wenn 
man  eich  gewisser  bedenUidher  Bioge  enthält,  die  nnr  in  seiner 
eignen  Fabrik  prodneirt  werden,  und  andre  an  Markte  bringt,  τοη 
denen  er  aus  Vorurtheil  Nichts  wissen  will.  Zu  jenen  gehört  der 
Hiatus,  I'ositiou  bei  muta  cum  iiquida  ^  and  andre  metneoh-proeo- 
dieche  Delicateesen,  von  denen  nnten  an  handeln  ist;  sn  diesen 
eMimmf  das  ablatiTisohe  Oberhaupt  alle  Ersengnisse  der  von 
ihm  verhöhnten  *hietorieohen  Grammatik*.  Ueber  diese  sattsam 
discutirten  Dinge  wollen  wir  mit  dem  Unbekehrban  η  kiMnen  un- 
fruchtbaren Streit  führen,  überhaupt  aber  in  aller  Ruhe  abwarten, 
welche  Firma  sich  als  die  solidere  bewährt.  Namentlich  aneh  anf 
die  Herren  Giceronianer«  welche  8.  262  in  so  väterlicher  Weise  vor 
meiner  irrefahrenden  'Autorität*  gewarnt  werden,  will  ich  mieh  ge- 
trost jedes  iudiscreten  Druckes  entliivlteu. 

Wenn  ich  mich  uuu  aber  anschicke,  das  angekündigte  uner> 
qnickliche  Beinigangi^eschäft  vorsunehmen,  so  sehe  ich  leider  vor- 
aus,  dass  ich  um  der  Sache  willen  die  Geduld  der  Leser  mit 

'  Als  ich  in  der  ersten  Au^pikbe  der  Ueberlieferung  getreu  den  Vert 
eines  unbekannten  Dichters  (ina  ino.  fab.  20)  so  hatte  drucken  lassen: 

iam  domaitionem  reges  JUridiie  parant 
welchen  Bergk  der  Iphigenia  des  Ennius  sogeschrieben  hatte  anzahlen 
genau  eben  so  in  seinen  Ennius  V.  270  aufhshm,  wurde  ioh  von  dem 
infallibelsten  aller  Metriker  strsfend  angelassen,  dass  ioh  die  Tragiker- 
frsgmente  mit  diesem  protodischen  Ungeheuer  verunsiert  habe.  Jetst 
verfalle  ich  wiederum  dem  Zorne  Bergks,  dass  ich  ihm  dieses  werth- 
volle Beispiel  einer  Position  bei  muta  cum  liquide  nicht  unangetastet 
gelassen,  sondern  in  Klammem  ein  sf  eingeschoben  habe.  Man  kann 
tinrigeas  recht  wohl  sieh  erinnern,  dass  die  offioielle  Rangordnung  den 
βασιΐψς  \4χαιών  ihren  Platz  nach  den  Atriden  anweist,  z.  B.  in  An- 
reden wie  ' Αί{>^ίδη  ik  xal  άλλοι  (αηστη(ς  Παναχαίών,  ohne  deshall)  aus- 
nahmslos und  rigoros  an  dieser  Etikette  festzuhalten.  Den  umgekehrten 
Weg,  von  unten  nach  oben,  schlii;^'!  z.  B.  die  Lust  heimzukehren  ein: 
sie  iiit'ldct  sich  zuerst  bei  dein  Getolge,  und  erst  zuletzt  bemächtigt  sie 
sich  der  obersten  Spitzen.  Indessen  können  die  regen  Ätridiie  auch 
vereinigt  bleiben,  wenn  man  vorzieht  :  nam  d.  r.  iam  A.  p. 


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Ueber  'mmbhiiigige*  Kritik 


213 


naaoher  firörtemng  werde  auf  die  Probe  eteUen  mtLMen,  welche 
Omen  keineo  eodern  Oeniue  bieten  keim,  ale  den  sweifelhaften,  die 

litterarische  Physiognomie  meines  edlen  Anklägers  gleichsam  durch 
die  Lupe  kennen  zu  lernen,  welcher  durch  die  leichtfertige  So- 
phistik  eeiner  AnsDälle  geseigt  hat,  wie  wenig  Achtang  er  selbst 
for  den  Lesern  des  Philologoa  h^gt. 

Auf  keine  Weise  kann  Ich  es  ihm  in  der  Kritik  der  FVag* 
uiente  recht  machen :  verfahre  ich  conservativ  und  schone  was  sich 
vertheidigen  lässt^  8o  zeige  ich  *einen  seltsamen  Kespect  vor  der 
Ueberliefemng' ;  aweifle  ich  an  der  Richtigkeit  derselben  auch  nur 
in  einer  bescheidenen  Anmerkung,  so  ist  das  ein  ^absprechendes* 
Urtheil;  suche  ich  Verdorbenes  herzustellen,  so  wird  mir  die  'Tu- 
gend der  Entsagung'  gepredigt ;  entscheide  ich  mich  mit  Bestimmt- 
heit üär  eine  Gonjectur,  so  beweise  ich  ein  'wunderbares  Selbstver- 
tranen*;  prüfe  ich  eingehend  verschiedene  Möglichkeiteo  und  bemühe 
mieh,  schrittweise  eine  definitiTe  Lösung  entweder  an  erreichen 
oder  doch  anzubahnen,  so  ist  dies  'niclit  grade  geeignet,  hesondres 
Vertrauen  zu  der  Sicherheit  der  geübten  Kritik  zu  erwecken',  ja 
m  'gewinnt,  wie  mit  grosser  Würde  erklärt  wird,  'das  An- 
sehn eineB  blossen  Spieb,  wo  man  den  rechten  wissenschaftlichen 
Emst  Temnest'.  Das  heiterste  an  allen  diesen  Klagen  ist,  dass 
man  den  Spiess  oline  Weitres  umkehren  und  gegen  den  salbungs- 
vollen Togendlehrer  selbst  richten  kann,  welcher  in  demselben 
Athem  eben  das,  was  er  tadelt,  sowohl  theoretisch  anerkennt  als 
ptaküsch  ansfibt  Man  lese  nnr  was  auf  der  nftmliehen  Seite  252 
steht :  'die  Kritik  hat  in  solclien  Fragmenten  mit  besondern  Schwie- 
rigkeiten zu  kämpfen :  es  bieten  sich  oft  mehrere  Möglichkeiten 
dar,  ei^  abschliessendes  Ergeboiss  ist  in  tielen  Fällen  nicht  zu  er- 
rsiehen,  and  so  ist  es  anter  Umständen  wohl  gerechtfertigt,  statt 
mit  nversichtlicher  Sicherheit  sich  m  entscheiden,  mehrere  Lö* 
langen  vorz ui?ch lagen .  Und  von  dieser  I'reiheit  macht  *der  beson- 
nene Kritiker  recht  ausgiebigen  Gebrauch,  wie  z.  B.  Anmerkung 
36.  40.  42.  43.  45.  58.  60  α.  s.  w.  aeigea,  freilich  nicht  ohne 
▼crsicniig  an  erinnern,  er  wolle  nur  dem  Vorwnif  begigneni  er 
kitte  anf  diese  oder  jene  Weise  den  Fehler  nicht  heben  können 
(A.  43).  Nun,  sollte  nicht  jene  Berechtigung,  'unter  Umständen 
die  Unsicherheit  der  üerstellung  ehrlich  durch  eine  Mehrheit  von 
▼crschligen  za  brennen,  nnd  andrerseito  gewisse  naheliegende 
EinfiUle  ▼orwegannehmeB,  nm  sie  als  anberechtigt  abanweisen,  anch 
soderen  Sterblichen  vergönnt  sein? 

Wie  genau  Herr  B.  von  der  Ueberlieieruug  Bescheid 


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214 


tJeber  'unabhängige*  Kritik 


weiss  uud  wie  einsichtig  er  meine  Behandlung  derselben  würdigt, 
seiarti  folgendee  Beispiel  S.  252  f.  ine  Licht.  'Gegen  die  Ueberliefe- 
rang,*  heisat  ee  da,  *iei  R.  ziemUcb  gleichgültig ;  bei  Aocios  Baocb.  V ΙΠ : 
Ei  lanugo  flora  nunc  genas  demum  irrigat^  sobreibt  R,  um  sn 
retten,  was  die  früheren  getilgt  haben :  Ei  lanugo  flora  num 
demum  irrigcU,  indem  er  das  ganz  unentbehrliche  genas,  was  doch 
gewin  nioht  den  Charakter  einee  OloBsems  bat,  beniiiswirfi.'  Lu- 
der indeeeen  steht  dieses  genas  gar  mebt  im  Parisiniis,  der  ein- 
zigen Serviushandschrift,  welche  dieses  Citat  hat:  daee  im  vorher- 
gehenden oder  folgenden  Verse  dergleichen  gestanden  haben  mag. 
habe  ich  nicht  geleugnet.  An  derselben  Stelle  wird  auch  klar,  was 
es  beisst:  'ein  absprechendes  Urtheil  vorsebnell  abgeben«  Dies  be- 
steht nftmliob  darin,  dass  iob  den  nach  Herrn  B.*s  eigenem  Ge- 
ständniss  *  ungewöhnlichen  Ausdruck  irrigat  im  Text  unangefochten 
gelassen,  dagegen  im  corollarium  p.  LIV  als  bedenklich  bezeichnet 
und  mit  gewissem  Vorbehalt  inpUcat  vorgeschlagen  habe. 

Wer  die  lUTersicbtliohen  Behauptungen  dee  böcbst  *aiifndi^ 
tigen'  Mannee  flttchtig  liest,  ohne  sie  su  prüfen,  ahnt  —  warum 
soll  man  die  Sache  nicht  mit  dem  rechten  Namen  nennen?  —  den 
Grad  von  impertinenter  Leichtfertigkeit  nicht,  deren  er  sich  be- 
dient, um  Beobt  su  behalten.  Nonins  p.  888,  21  bemngt  anf 
das  Unsweideutigste :  ^loeum  deons  significare  vult  Acctns  Dio- 
mede:  non  geniis  virum  ornai,  gcneri  vir  forti  loco.^  So  buch- 
stäblich steht  in  den  Handschriften,  wonach  in  meinem  Text  mit 
Anfioabme  der  selbstverständlichen  Mercierschen  Besserung  forüs 
gedruckt  ist:  non  g.  v.  o.,  generi  tfir  fartis  loco;  und  dass  der 
Verfiuser  jener  Bemerkung  so  gelesen  bat,  ist  nach  seinen  Worten 
unzweifelhaft.  In  künstlich  zugespitzter  Antithese  hat  Accius  sagen 
wollen:  '^uon  genus  viro,  sed  vir  fortis  generi  est  decori.'  Vgl. 
Philemon  fr.  189 :  ούχ  ή  τιοίας  σου  %b  γένος  sdysng  nmu^  2υ  ά* 
9ΐγ9ΐ4ζ$Λς  i^y  n^w  ΐίράααων  καλώς.  In  gedruckten  Ausgaben 
ist  generis  durch  fSslsehe  Conjeotnr  an  Stelle  von  generi  gesohlt. 
Herr  B.  aber,  der  weder  meine  Anmerkung  noch  den  Nonius  selbst 
eingesehen  oder  verstanden  haben  kann,  wagt  mir  entgegensuhalten, 
8·  255,  vras  mich  su  jener  'Aenderungf  bestimmt  habe,  wisse  er  nicht,  in 
den  Handschriften  stehe  generis:  die  übrigen  wohlwollenden  Aeusse> 
rangen,  die  hierangeknüpft  werden,  möge  man  selbst  bei  ihm  nachlesen. 

Mit  der  trivialen  Bemerkung,  dass  der  eine  Schriftsteller 
sorgfältiger  in  seinen  Citaten  als  der  andere  sei,  wird  S.  254  der 
Tadel  eingeleitet,  dass  ich  mur  folgenden  unsohMbarent  bei  Feetos 
ttberliilarten  Septenarrsst  mit  obligatem  ^tna 


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Ifober  *iiii»Ui&Dgige*  Kritik. 


315 


qua  mper  re  interfecfum  esse  Hippoteni  dixusti?  .  . 
namentlich  durch  Umetelioug  der  beiden  letzten  Worte  vert^cheist 
hsbe  (Pftoavius  237).  Dann  wird  nutn  wohl  auch  aus  Reepect  vor 
dimellMii  Qrammatiker  Vers  892  dee  Afiranini,  welchen  der  ge- 
•ebolteoe  Konins  scheinbar  recht  schön  folgendermaseen  schreibt: 

tintinnire  ianitoris  impedimenta  audio 
genau  nach  Festus  in  dieser  Gestalt  hinnehmeu  müssen: 
öatiarü  inipediiMni&  üntinim  addio  — ? 

Daes  die  IKehica>Oitaie  bei  Fes  ins,  abgesehen  von  ungehener* 
licheu  Wortcorrnpteien,  wovon  Accius  262  ί.  eine  erbauliche  Probe 
liefert,  von  Umstellungeo,  Lücken,  Glossemen  keineswegs  frei  aiud, 
seigt  folgende,  lange  nieht  ▼olkt&ndige,  aber  evidente  Beifpiebamm* 
laig.  1)  Umstellnngen  p.  829  M.£nniaB  888  'Sahnamda apoJia 
nne  $mm^&me  ei  mtdor^  (statt  miore  ei  semgume,  wie  bei  (Keero 

zu  lesen)  ;    p.  169  Plautus  mil.  glor.  581 :  'numquam  hercule  ex 
ista  nassa  hodie  ego  escam  petam'  (statt  cgo  hodie,  wie  die  Flau- 
tioisoben  Handaehriften  haben).   2)  ümstellang  and  Lücke: 
p.  141  Afranins  336  f.  'feraie  virgini  Umquam  gravidae  nmUeri 
aterw^  statt:  *f.  v.  lam  crescit  uterus  tamquam  gravidae  mulieri'. 
Zum  Glück  hat  Paulus  hier  ziemlich  sorgfältig  excprpirt:  virgini 
Um  crescit  uterus  quam  g.  m.'  3)  Lücken:  p.  210  bei  Plautus 
(krmL  299  in  der  Mitte  ist  est  Ummmm  aii«geiaUeii;  p.  805  bei 
Bnnias  trag.  2  fehlt  mMimas,  wasNonins  und  Oellins  haben ;  310 
bei  Plautus  Casin.  III  1,  9  fehlt  ciho.  4)  Glosse m  und  Lücke: 
p.  324  Knoius  ann.  227  'uec  quisquam  phüosqphiami  quae  doctrina 
Udkia  Ungua  non  habet,  sapientia  quae  peribetnr,  in  somnis  vidil? 
o.  s.  w.    Fanlns  hat  mit  dem  Glossem  auch  ein  Stftek  Text  über 
den  Bord  geworfen:  *nee  quisqaam  philosophiam  m  SOmmavUUf 
u.  B.  w.    p.  364  Plautus  Aulularia  II  6,  1  'Cererin,  Strobile,  has 
fscturi  nuptiasV  —  qui?  —  quia  temeti  nihil  allatuni  video\  wäh- 
tmd  Maorobios  naoh  ha$  riohtig  8uni  einfügt,  Servius,  Nonios  und 
db  Plaatiolsohen  Handschriften  imäMego  statt  frideo  erhalten  bar 
boB.  5)  Glossem:  p.  375  ist  qui  talos  vitiosoSj  eiossem  zu  der 
Erklärung  des  Opilius  Aurelius :  *qui  diversas  suras  habeaot",  in 
das  Citat  aas  Plautus  mil.  glor.  93  eingedrungen.   6)  Varianten: 
p.  372  Plautus  Cure  566  miMenm  statt  virginem;  p.  165  Lu- 
«ithia  II  847  florüus  statt  naribus.    Unter  diesen  Umst&nden 
glaube  ich  jene  Umstellung  bei  Pacuvius,  die  ich  nicht  einmal  zu- 
^t  gewagt  habe,  vor  der  Kritik  verantworten  zu  können.  Dass 
ich  gerade  bei  Citaten  ans  Festus  mehrfiich  oder  vollends  im 
Üsbenaasa  davon  Gebrauch  geauoht  habe,  wird  Herrn  B.  schwer 


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216 


Ueber  'iiiuibli&&gige  Kritik. 


fallen  sa  beweieeD.  Wenn  miob  ein  flfiebtiger  Ueberblick  nidit 
täuscht,  ist  es  sogar  nur  dieses  eine  Mal  geschehen. 

Wer  im  Nonius  gearbeitet  hat|  weiss  zur  Genüge,  daes 
doreb  Ausfall  von  Buobstaben,  Sylben,  ganien  Wörtern  saUreiehe 
Veretflninielnngeo  entstanden  sind«  Anob  Herr  B.  giebt  8.  254 
A.  10  einige  Belege  hierfür  aus  Schriftstellern,  deren  Werke  udb 
anderweitig  überliefert  sind,  und  schliesst  aus  denselben,  dass  es 
erlaubt  sein  müsse,  auch  in  den  Fragmeuten  gleiche  Schäden  YOf 
anenuetaen.  Wenn  aber  bei  demselben  Grammatiker  Worte  ans 
dem  AehiUes  des  Ennius  in  folgender  ungeniessbaren  Gestalt  gdesn 
werden:  nam  consüiis  ohuarant  quibus  tarn  comedit  hic  ordo, 
80  ist  mein  wiederum  au  unschädlicher  Steile  im  coroU.  p.  XVI  ge- 
wagter Versaoh,  unter  Benutzung  des  Vorhandenen  etwas  Verstind- 
liebes  beraussnbringen,  reines  ^Luftgebilde'  (8.  258).  £s  war  aber 
reiner  Respect  vor  der  üeberlieteuDg,  dass  mir  was  Ich  vorläufig 
als  Text  angenommen  hatte 

.  .  .  nam  consilüe  obuaranti  quibus 
oonoedit  Heotor 

nicht  genügte.  Wenn  auch  in  Me  ar(do)  richtig  von  mir  Heetör 
erkannt  war  (wie  selbst  Herr  B.  anzuerkennen  scheint),  so  blieben 
die  Sylben  do  von  ordo  und  tatn  vor  concedit  unverwendet.  So 
vervolletändigte  ich  hicordo  in  hec[torc]arde  und  benutzte  iam, 
um  den  Anfang  des  sweiten  Verses  lu  eigftttaen:  'iam  iam  conce- 
dit.' Zu  diesen  Wagnissen  kommt  hiniu,  daes  ich  so  e&neüiis  einen 
Genetiv  vermisste,  daher  den  Ausfall  eines  Wortes  (etwa  patris) 
annahm  und  unter  Andrem  für  möglich  hielt,  dass  im  Anfange  nam 
aus  ltro]iam  verstflmmelt  sein  könne.  [Einfacher  wAre  gewesen 
etwa  vaUs  coneiiiig.] 

Zieht  nun  Jemand  vor,  die  oruden  Brocken  der  römischen 
Tragiker,  wie  sie  die  Abschreiber  des  Nonius  zugerichtet  haben, 
unberührt  aufzutischen,  so  sei  ihm  diese  bequeme  Enthaltsamkeit 
und  die  Steile,  welche  er  sich  damit  im  Elysium  der  Kritalrar  sn 
verdienen  hofit»  von  Herzen  gegönnt:  ich  mache  keinen  Anspraeh 
darauf.  Aber  mit  Herrn  B.'s  Anwartschaft  ist  es,  fürcht'  ich.  auch 
nicht  zum  Besten  bestellt.  Zum  Vergleich,  wer  von  uns  beiden 
die  ^olsaxt'  kräftiger  zu  schwingen  weiss,  betrachte  der  geneigte 
Leser  nur  einige  Beispiele.  Nonius  p.  191,  81  £f.  bringt  als  Be- 
leg für  den  femininisoben  G^ebrauch  von  amnis  unter  andren  fol- 
gendes Citat  aus  Naevius  Lycurgub :  srd  quasi  amnis  ci^  rapit^ 
sed  tatnen  inflexu  ßectüur.  Das  Bild  ist  an  sich  klar,  namentlich 
der  sweite  Theü,  weloher  den  Gegensata  an  roj^  anthAlt,  saohlish 


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Ueber  iioabbängige  Kntik. 


wie  foraai  ohne  jeden  Anstoss.  Vermisst  wird  nur  ein  Adjectivum 
m  ammis  mit  weiblicher  Bildung,  dessen  Spnreo  verDünftigerweiee 
io  den  anmitiiidliolieii  Bnehttaben  eis  geeaoht  w«rdeii|  da  tu- 
flexa  fieeUktry  wie  in  der  Aldina  steht,  ans  mehrfachen  Gründen 
unannehmbar  ist.    Ich  ergänzte   also  Vers   und  Gedanken  durch 
celeriSy  dessen  Yeretümmehing  zu  eis  leicht  genug  durch  Annahme 
MMT  AbkAnong  erklftrlioh  iet.  Auch  dem  Lemma  Am  Nonine  war 
damit  Geofige  geschehen,  da  ja  nach  Priacian  p.  647  P.  'ceier 
■aeenliniim  ederis  femt  femininQro*,  wie  denn  anch  CaeeiHnB  V.  83 
nach  demselben  Priscinn  celeris  vom  Schiff  (na vis)  sagt.  Dass  Cato 
dieselbe  vollere  Form  einmal  auch  in  männlicher  Bedentuog  ge- 
braodit  hat,  konnte  immerhin  dem  alten  Chrammatiker^  welchen 
Nonw  hier  ezcerpirte,  die  Stelle  bei  Naevioa  ak  eine  iweifelhaite 
sreeheinen  lassen,  ohne  diesen  zu  veranlassen,  auch  solchen  Zweifel 
aasdrücklicb  zu  notiren.   Die  Unbequemlichkeit  des  doppelten  sed 
laaerhalb  deeaelben  Verses  beseitigte  ich  durch  Mc  an  Anfang  dee- 
mUmd  Yenea:  aooh  Plantue  Epid.  ΙΠ  8,  89  hat:  me  .  ·  Μ  ad- 
wiwilaham  qiuui  n.  β.  w.   Wamm  mir  Büchelere  anch  pal&ogra- 
pUteb  schwierigerer  Vorschlag:  amnis  cita  rapit  se  nicht  annebm- 
lich  schien,  hatte  ich  im  corolL  p.  XIII  angegeben.    Nun  aber 
kemmt  Herr  B.  ond  rerhilft  dem  weiblichen  Geechlechte  τοη  amnis 
teeh  ein  heraaohes  Mittel  svm  Durchbrach,  indem  er  das  gans 
utedlige  rapit  in  rwpU  ändert,  dazu  ans  eis  ein  Object  chiices 
lehaffi,  und  endlich  sed  vor  tarnen  in  sedata  verwandelt,  freilich 
ohne  den  seltsamen  Ausdruck :  sedata  .  .  inßexu  ßectitur  zu  recht- 
Mgan»  Unser  'Bönnisches  Latein  würde  em  Partidpinm  perfeoti 
for  mflum  ikherha«pt  ▼ermeideD,  am  meisten  aber  ein  solches;  wo- 
doreli  eine  erst  nach  dem  llauptprädicat  denkbare  weitere  Wirkung 
vorsusgeoommeD  wird:  nur  fracta  oder  flexa  sedcUur  würde  nach 
ibn  ecrrect  erscheineo. 

StBS  bewnndemswerthe  Probe,  mit  wie  leichter  nnd  feiner 
Had  Herr  B.  Wanden  βα  Innlen  weiss,  liefert  auch  Ennins  22. 
l>er  Muttermörder  Alcunieo  (oder  Alcmeo:  Herr  B.,  der  sich  über- 
Isnpt  einer  möglichst  aitmodisoben  und  falschen  Orthographie  ^ 

'  PacuTius  244  u.  422  habe  ich  gegen  die  Handschriften  hmpis 
aad  lumpata  geschrieben,  weil  mir  Mommsens  und  Kitschis  Zusammen- 
itdlung  mit  limpidus  einleuchtete.  Natürlich  ist  Herr  B.  p.  264  sehr 
«Ittilet  darüber,  dass  ich  diese  Bemerkung  Wort  praktisch  verwer- 
Äst  iiabe',  d.  L·  ohne  seb  impiimatur  absnwarten.  ünd  doch  erkl&rt 
« ia  demselbeB  Atbem,  an  sieh  sei  gegen  diese  Schreibweise  Nichts 
•Mswiadep,  und  man  möge  sie  fttr  die  iltere  Periode»  die  weder  y 


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818 


Ueber  'wiMibhingige'  Kriftik. 


befleiisigt,  kehrt  nob  wenig  danm,  d«M  nicht  einniftl  die  grieehi- 

sehen  Tragiker  '^λχμαίων  gesagt  haben),  schildert  in  einem  canti- 
cum  die  Leiden  und  Qualen,  von  denen  er  keixugeeuoht  ist :  '  morbo, 
e&iüo  «tqae  inopia;  ΐύιη  p»Tor  MpieoftiMD  onuMm  mi  amiimite 
eaq^eetmt'.   Hienuif : 

dlier  tembUem  minatiir  yitae  omcietam  ei  neoem  u.  e.  w. 
Für  die  Drohungen  setzte  ich  ein  persunlichee  Wesen  vorem 
und  vorbeeeerte  dae  unverständliche  aUer  in  mater:  'allein  R.8 
Coi^eotiir  .  ·  trifft  gewias  nieht  dae  reehte,*  eotg^gnet  Herr  B.  m 
säner  bttndigen  Weiie,  eondoni  dee  wuehnldige  iernbümf  obmM 
ee  in  Vers  und  Gedanken  Tollkommen  passt^  moes  berhelten  η 
der  i'abelhafteu  Berichtigung: 

atra  büis  mihi  minatur  u.  a.  w. 
Kenner  werden  anoh  die  poetiaobe  Wirknag  bewnadem«  waloka 
dnreh  die  von  dem  Kranken  aelbat  in  wflnachbarater  OhjßMnUi 
gestellte,  aofgeklirte  Diagnose  seines  Zuetandes  erzielt  wird. 

Aus  der  Thebais  des  Accius  (602  f.)  ist  bei  Nonius  ein  ein- 
zigee  Bruchstück  erhalten  in  folgender  Ueberlief  erung : 

^iMfi  id  üireaeo  fotüe  admiiwii  {admmmU  Leid.)  mmdmlM 
nUida$Ui»r  mdgo  quajrripeätmhr  mmipedum. 

Die  leicht  erkennbaren  Schreibfehler  sind  länget  verbessert^  so  da» 
bis  aui  ein  Wort  alles  Uebrige  in  folgender  Geatalt  ala  aiober 
hergeatellt  gelten  dürfte: 

qni  nbi  4d  Diroaenm  tafeam  edvemnnti  mnndnk 
nitidintnr  f  Tnlgo  quadripednntaa  aonipedvm. 
Ob  ich  mit  nitidantur  iugulos  (das  Verbum  in  activem  Sinne) 
das  Richtige  getroilen  habe,  mus^  bei  unsrer  Unkenntniss  des 
Stücks  dahin  gestellt  bleiben:  iob  dachte  mir  eine  feierliche  Eand- 
Inng  (Opfer  oder  dergL)  »m  DiirkeqveU,  der  natftrliob  eine  Bmi- 
gung  vorherging,  wie  aie  anoh  bei  Ennina  185  angegeben  iat  W3I 
man  trotz  so  zahlreicher  Beispiele  eines  .scliwankeuden  und  freieren 
Gebrauche  gerade  bei  Accius  nitidoniur  als  Deponens  nicht  aner- 
kennen, ao  mag  man  ein  Komma  dahinter  setzen  und  annebnMOi» 
dnaa  der  Snta  nnvollatäadig  erhalten  iat»  wie  ioh  in  der  enten  AiMh 

nooh  Atpiration  der  Coneonanten  kannte,  immerliin  annehmen«  Der 
langen  Bede  (p.  804—269)  kuner  Sinn  ist  alio:  ich  gebe  an,  daat  Pia- 
onvina  dmnpa  geschrieben  bat,  aber  künftig  toll  man  mieh  und  nioht 

Ritschi  citiren.    Ihm  ^ώζ  tiprenthümlich  ist  freiUch  der  erleaene  Oo- 

clHiiko  (S.  305),  rHcuvms  hah.'  :tm  Vludo  V.  244  liumpis  presohHebee, 
dem  Oskischen  diumpais  eutsprechcnd :  —  Obeoe  et  VoUce  fabulautur, 
uam  Latine  uetoiunU 


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Ueber  'onabhiagige*  Kritik. 


219 


gäbe  gethao  habe.  Unser  Heilküturtler  bringt  in  die  SRnalaon 
durchaus  kein  helleres  Licht,  aber  wie  ein  TaschoiiRpieler  überrascht 
ei-  uns  durch  Verwandehing  des  sinngemäesen  aduentunt  in  sangu&h 
ud  ddmt  durch  ein  AberflOiaiges  fiinechiebeel  den  folgendeii  Vecs 
soD  Sepleoar  aiur: 

nftidantür  pulvimque  fulvoni  q.  s. 
Unter  dem  *Staub  der  Rosse'  aber  soll  man  nicht  etwa  den- 
jenigeii  Tmteheo,  womit  die  Rosse  bedeckt  sind  (damit  die  an- 
•taange  ^Pferdeadiwemme*  yermieden  werde),  aondeni  den  yon  den 
Hwlcn  der  Boese  auf  die  Wagenlenker  gespritatan.  Beweise  ftr 
diese  neue  Latinität  sucht  man  vergeblich. 

Priecian  p.  733  V.  handelt  über  die  Formen  filiabus,  deabus 
V.  I.  w.  nnd  bemerkt:  'et  /tttie  tarnen  in  eodem  genere  dictum  est. 
Eauos  in  Andromeda:  ßüspropier  U  MeOa  aum miMems  Netei, 
id  est  Nercidibus.  Plautus  in  Sticho  [567]  pro  filiabns.  idem: 
qm  tiUis  est  de  gnaiabus  suis,  Ovidius  posuit  [metam.  XIII  660] 
. .  .  natis  . An  den  erklÄreoden  Zusatz  id  est  jS-ercidibuSy  oder  wie 
m  OLK  wohl  riebtiger  eteht,  id  esi  Nerei  ßiabue^  bat  sieb  die  Be- 
BHrirang  pro  gnaÜs  tarnen  {tarnen  mit  Beeng  anf  das  Plantinieohe 

Beispiel  von   iiliis  im  Femininum)  gnotabus^  welche  nach  fiUap 
büs  folgen  sollte,  in  seltsamer  Verdrehung  eingeschoben.    Am  er- 
ksnnbanteo  noeb  ist  der  ursprüngliche  Text  im  Bambergensis :  'id 
est  nereidiboi.  Idem^te  (alis  est  ffnaUa  tarnen  pro  gmOabue. 
Id  est  nerm  1ίatabαs^  oder  Im  Sangallensis :  'natls  tarnen  pro  nata- 
bas  id  est  nerei  filiabus',   wo  'natis  pro  natabus  id  est  später 
getilgt  iet.  Diesen  sehr  einfachen  bachverhalt  weiss  Herr  B.  S.  289 
felgendemiaaaen  an  Terwirreo.   Vor  Allem  stellt  er  die  Ueberlie- 
ÜBnmg  dea  Enmannohen  (Vagments  anf  den  Kopf,  indem  er  schreibt: 
ffm  .  .  Nereidihus  (mit  diphthongischer  Messnng  Ton  ei,  wie  es 
scheint),  id  est  Nerei  filiabus,    (Ich  wünschte  doch  einen  Nach- 
weis, dase  em  weibliches  Patronymicum  wie  Nereis  zum  Ueberiluss 
aoek  dnrdi  ßia  Tontlrkt  wird.)   Femer  Mdem:  quae  taiis  eet 
pro  gnataboi^.    Und  dies  soll  em  aweites  Fragment 
au8  der  Andromeda  des  Knnius  sein,  eine  Klage  über  die  Bftek« 
nebtslosigkeit  der  Mutter  gegen  ihre  Kinder!  Zwar  macht  es  den 
gvialaii  Schöpfer  dieses  herrlichen  Stückes  Poesie  einen  Augenblick 
statzig,  daea  nach  dem  Verse  ans  dem  Stiobns  etwas  folgt,  'was 
die  suffallendste  Aehnlichkeit  mit  jenem  BmcbstOck  dea  Ennius 
hat'.  Um  diesen  Anstoss  zu  beseitigen,  wird  das  zweite  Plaiitinische 
Broehstüek  geopfert  und  zur  Aueflickung  des  vermeintlichen  Ennia- 
mm^mmindeii:  qwuntoMgnaialmeme.  Der  reine  Hokuspokus ! 


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290 


Ueber  oiiabhai«ige*  KrUik. 


Da  Nonim  p.  8  mm  Belege,  dus  omium  eo  viel  ek  sm^c- 
im  bedeatey  unter  Andrem  Peeav.  801  dtirt:  mStm  egesias 

nuiero}'  senium  exilinmqm  et  senectus  und  dieses  letzte  Wort  den 
Außgang  des  Septenars  verdirbt,  80  haben  wir  in  ihm  nicht  nur 
den  Sita  der  Cormptel,  sondern  geradean  ein  Gloesem  τοη  semmm 
erkannt,  nach  deeeen  Entfernung  der  Vers  dnreh  irgend  ein  den 
Zneammeuhang  nnd  der  IKtaation  entepreebendee  SnbstanliTfini  an 
ergänzen  sei.  Diesem  wie  dem  Stil  des  Pacuvins,  der,  wenn  dem 
Casp.  Barthschen  Scholiam  zu  Statius  (inc.  fab.  LXIII)  zu  traaeo 
ist,  anoh  desertüuämes  gewagt  hat,  finde  ich  desertiias  aage- 
meesen,  naeb  der  Analogie  von  MstUas  59,  rnnmUmtaiem  109, 
orhitas  fjrandaevifasque  163,  cupiditas  170,  discorditate  178» 
concorditatcm  188,  timiditas  292,  proten>itatem  346,  satietas  410; 
gemmUudinem  61,  orbUudine  135,  temeritudinem  149,  anxtiu- 
dme  164,  paemiudine  813,  voOHud^m  814.  Materlieh  kann  bei 
dem  dargelegten  Stande  der  Ueberlieferang  nicht  nnbedingi  ver- 
bürgt werden,  daes  der  Dichter  grade  dieses  und  kein  andres  Wort 
hier  verwendet  hat,  doch  muss  die  Ergänzung  davon  auegeben, 
dasB  auch  im  dritten  Gliede  wie  in  den  beiden  ersten  mttm  t^eeUu^ 
maaror  semm  awei  verwandte  Begriffe  gmppirt  sind.  Daher 
8(4ieint  mir  Büohelera  Vf^^dieUas  (so  weit  von  egestas  getrennt) 
nicht  augemessen,  während  Herrn  B.'s  (S.  296)  juristisches  ffurstus 
Si>nU(M8  (nach  ezüium)  nicht  nur  jene  Gliederung  verletzt,  sondeni 
gana  nnd  gar  ans  dem  Ton  fiftUt* 

Im  Gegensata  an  der  Verwegenheit  meiner  Aenderungen  steht 
eine  seltsame  *A  en  gs  tlich  keit',  womit  ich  bisweilen  an  dem  Buch- 
staben der  (Jeberlieferung  festhalte  :  und  ich  muss  anerkennen,  daes 
solche  Anwandlungen  fh>mmer  Scheu  meinen  Tadler  weit  selten« 
befallen,  wenn  es  nicht  grade  gilt,  einen  Hiatus  oder  dergleichen 
kleine  Ungeheuer  an  retten;  obwohl  ihm  anoh  diese  Mensehliehlrait 
doch  nicht  ganz  fremd  ist.  Verschiedener  Meinung  sind  wir  z.  B. 
über  Noniue  p.  20,  25:  'circus  dicitur  omuis  ambitus  vel  goerui, 
cuius  diminntivnm  est  eircidua.  Accius  Andromeda  (100):  φΛοά  km§ 
areidas  amimo  m  eurso  mstiiU*  Bficheler  hat  mit  Recht  Servi« 
auVerg.  ge.  ΠΙ  166  verglichen,  wo  gleichfalls  circus  drciäus  ett- 
dms  erörtert  wird,  und  im  Text  des  Accius  circlos  hergestellt,  was 
Vers  und  Gedaöke  erfordern.  Denn  in  der  Poesie  wie  in  IVosä 
ist  das  DeminuUvum  der  stehende  Ausdruck  fiir  den  Umlauf  der 
Gestime:  vgl.  Varro  de  1.  I.  VI  8  ^tempus  a  bruma  ad  bntmsiB 
dum  8ol  redit,  vocatur  ainuis,  (|uo(l  ut  parvi  circuU  anuli,  sie 
msgni  dicebautur  circUes  aui,  uude  aonus'.  Also  werden  die  Um" 


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Ueber  WUiiogige  Kriük. 


liufe  des  Mondes  innerhalb  des  gi'ossen  annuns  cursus  vollkommen 
richtig  eirculi  genannt.  Herrn  B/s  subtilem  Stilgefühl  war  es 
Torbebail^Oy  dioeee  VerkleineningBwort  idr  mta  Tragiker  wie  Aecine 
*wmig  pMeencT  m  finden,  wfthrend  rioh  derselbe  doch  nioht  nnr 
V.  261  gerade  dieses  Wortes,  sondern  gelegentlieb  aticb  andrer 
bedient  hat:  tnundtde  602,  terricida  623.  Er  stellt  also  nach  sei- 
ner Gewohnheit  die  Sache  aaf  den  Kopf,  erklürt  8.  298  die  Be- 
merkapg  über  'das  gans  Ynlgäre  «reuloe'  als  eine  beilänfig  (d.  h. 
sveeikloe)  eingefloehtene,  nnd  drftngt  gegen  Sprachgebranoh  und 
Ueberiiefemng  dem  Accius  circos  auf. 

Zweimal  bei  Nonias  wird  Accius  V.  511  angeführt.  Wemi 
nun  statt  des  gemein  Verständlichen  Ore  obsoena  dicta  segregent' 
«iiiBal  aAmmlKcbe  Handschriften  dieÜBf  das  andremal  die  beste, 
der  Leidensis  von  erster  Hand,  in  Verbtndnng  mit  dem  Genfer 
didi  bieten,  so  wird  nur  eine  flache  Kritik,  wie  sie  S.  256  ge- 
rühmt wird,  sich  bei  jenen  dicta  begnügen :  schon  der  Jamboe  im 
Fuss  spneht  dagegen.  Der  gen.  sing.  dieÜ  statt  diotomm  mag 
smie  Bedanken  haben,  JedenfaUa  yerrftth  er  die  Spnr  des  Ursprünge 
Ueheo,  nämlich  dictu. 

Wenn  ferner  Herr  B.  (S.  256)  nicht  'errathen  kann,  warum 
ich  bei  Acdos  2  das  überlieferte  'cum  fervat  pectus  irocumdio^ 
sieht  angetastet  nnd  die  wohlfeile  Aendemqg  irammdia  «n  erwfth- 
MB  flsich  begnügt  habe,  so  kann  ich  ihm  nnr  rathen,  den  Oebraneh 
eenetim  besonders  in  der  älteren  Latinität  genauer  zu  studi- 
.reo:  vielleicht  geht  ihm  dann  ein  Licht  auf,  dass  fervere  hier  eine 
gewisse  Aehnlichkeit  mit  Verben  der  Fälle  hat  nnd  also  eine  feine 
ÜHunee  des  €tedankens  durch  die  Vertansohnng  des  AblatiTs  mit 
dei  GeoetiT  denkbar  ist,  wie  denn  auch  awisohen  ira  V.  450  nnd 
iracundia  ein  Unterschied  besteht. 

Dm  er  übrigens  so  schwierig  in  der  Anerkennung  der  QenetiT- 
csHtmetion  ist,  so  hAtte  er  doch  8.  804  nicht  unterlassen  soUeo 
η  siklireu,  was  er  sich  unter  sierQem  bei  Accim  578 

eigentlich  vorstellt,  ob  er  vielleicht  einen  mir  anbekannten  Nach- 
weis anr  Verfügung  hat,  dass  venm  Nachkommenschaft  bedeuten 
bao.  Ueber  Oedanken  und  Ausdruck  meines  Textes  (vefMNSS: 
ttvUsrt  ist  uemt^  habe  ich  im  GorolL  einige  Andeutungen  gegeben. 

Tu  seiner  lehrreichen  Weise  stellt  Herr  B.  p.  270  die  goldene 
Hegel  auf:  *mit  der  Auffassung  und  Erklärung  sprachlicher  Er- 
scheinungen seitens  der  römischen  Grammatiker  selbst  der  classi- 
tdMuZeit  wird  nm  nicht  ttberali  eiuTerstanden  sein  kdnneo:  aber 
lern  ee  thaMohUohes  bsriehten  ·  ·  so  ouias  nun  ΜββΜπι  wie 


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222 


UelMT  'nnabbiiigige'  Krüik. 


Varrine  Flaeeiit  TertimiiMi,  oder  as  Tenebwiadel  jeder  feite  Grad 
muter  nneereo  FOnen.*  Diesen  Omod  eleo  h*be  ieh  frefelheft  weg- 
gerissen, da  ich  bei  Enniue  387  die  vou  Paulus  überlieferten  Worte 
ntUla  in  nw  est  nietiis  zwar  unverändert  beibehalten,  mir  aber 
erlaubt  habe,  nuMa  aU  Adverbiam  zu  erklären,  ja  bei  demeeibeB 
Eaniiui  aon.  637  'metiie  yXki  ataU  Ma  (wie  Nonine  las)  η  w 
mathen.  Aber  an  der  Thateaehe,  welche  bei  Paolne  berichtet  wird, 
daes  Ennine  schrieb:  ^nulla  in  me  est  metus',  habe  ja  auch  ich 
nicht  gerüttelt,  nur  die  '^Auifassung  und  Erklärung'  bezweifelt,  weil 
ich  einen  sicheren  unzweideutigen  Beleg  ▼ermiese.  Denn  selbat  bei 
Nonins  p.  214  lesen  wir  ja  nnr  das  LeAoia:  ^melos  naeciiliai. 
Nenins :  magni  intns*  (Tielmehr  'metos')  tomnltne  peotora  poosidet 
Ennius:  ni  metns  vUa  tenet,  rite  virtute  quiescuni.^  Warum 
könnte  nicht  der  ganze  zweite  Theil  dieser  Glosse:  'feniiuini  Ennine: 
vivam  an  rooriar  nolla  inme  est  metue*  ausgefallen  sein?  Und  seibit 
wenn  man  oben  tot  dem  sweiten  Citat  nach  'possidet*  riehtag  femir 
nmi  eingeschoben  hat,  liegt  die  Möglichkeit  (beiNomns!)  so  fem, 
daes  er  aelbst  oder  der  Grammatiker,  welchem  jeoe  Bemerkung  ver- 
dankt wird,  durch  eine  falsche  Lesart  (uUa  statt  ullu)  getäuscht  war? 

Der  Beepect  vor  dem  Zeugnisse  angeeebener  Orammatilnr 
hindert  doch  Herrn  B.  nicht  (S.  286),  die  aosdrAckliehe  Aqgabe 
bei  MarinB  Yiolorimis  p.  77  K.,  daes  esPaenTias  gewesen  8«%  der 

*novare  propositum  volens'  die  dactylischen  Wortfüsse  in  die 
anapästische  Periode  eingeführt  habe,  als  ungenau  zu  verwerfen 
und  diesdbe  metrische  Form  auch  für  'Enniini  nnd  ftltre  Tragiker 
in  Ansprach  sa  nehmen. 

Dagegen  hat  er  iMlieh  8.  261  mr  Bechtfertigung  des  Konn 
gauz  wunderbare  Dinge  herausgebracht.  Derselbe  citirt  aus  Aeuea- 
dae  des  Accius  ^V.  15): 

p4trio  ezenφlo  et  me  dieabo  atqne  aoimam  ieopra  hostibos 
mid  erUirt  im  Lemma:  *devarare^  abmmere  enpere*   Da  off»- 

bar  Decius  von  der  Devotion  spricht,  so  hat  Bücheler  sehr 
einleuchtend  jenes  devoro  für  ein  contrahirtes  devavero  erklärt: 
in  demselben  Sinne  hatten  sehen  Vossius  devotabo  und  Neu- 
kirch deooio  Termnthet  Der  Begriff  Iftsst  eine  mehrfache  Be- 
mehnng  und  daher  einen  mannigfachen  Gehranoh  des  Dnürs  sa: 
'vobis  aniniam  hanc  soceroque  Latino  .  .  .  dovovi'  sagt  Turnus 
Aen.  XI  440  im  Kriegsrathe  der  Latiuer,  Decius  dagegen  in  der 
Devotionsformel  bei  Livins  VllI  9:  pro  re  pabHca  ·  ·  .  legioDee 
mudUaqiie  hostinM  meenrn  dis  Maaibos  Tellnrique  demeo.*  Aber 
iasofem  «r  dnmh  die  Hand  der  Fmade  dea  UnteirdisdiMi  gcoptei 


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üetwr  *iiiMbhliigigtf  Kritik. 


998 


Min  wiD,  itt  aneh  der  AmdriMk  ^lioelilme  aniiimm  derorere*  nioht 

unÄngem essen.  Diese  Lösung  jedoch  konnte  nach  Herrn  B.  *nur  den 
Beifall  oberflächlioh  urtheilender  sich  erwerben',  vielmehr  habe  No- 
nns gani  Beobt :  wer  sein  Lebeo  den  uaierirditcheD  Mächten  weibe, 
wde  dsdureh  nach  dem  Ydlnglenben  sa  einer  Art  reo  büeem 
Kaelitfeiit  md  erhalte  die  Maeht,  wie  die  strigee  den  Lehendigen 
ihren  Athem  zu  entziehen,  und  das  bedeute  hier  'ani  mam  devoro 
kostibu8\  'ich  verschlinge  den  Feindon  den  Athem'! 
Ditie  foUatindig  aoa  freier  Hand  erfundene  Vampjrtheorle  wird 
flieht  doroh  den  Sehatlen  ciBes  ZeogniaMs  belegt,  «nd  über  das  kleine 
Bedenken,  daee  in  eolobem  Sinne  dae  Prfteene  devoro  nicht  recht 
in  dem  vorhergehenden  Futnrum  dicaho  passen  will,  hiÜ't  die  Inter- 
pretationskunst hinweg:  'der  Aasdruck  der  festen  Zuversicht'  ent- 
Mbaidigt  die  Incongmens  der  Zeiten  wie  die  Verwechelnng  blnt- 
nagender  Heven  mit  Heroen,  welche  ihr  eignee  Blnt  lllr  dae 
Yeteifend  ▼ergieeeen.  Nicht  einmal  die  einihohen  Worte  ä  me 
dicabo  ('nach  dem  Beispiel  des  Vaters  will  ich  auch  mich  weihen* : 
vgl.  Pac.  143)  vermag  Herr  B.  zu  verstehen:  er  stösst  sich  an 
4«  'Yerbindang  der  beiden  Verba  dnroh      .  .  nnd  trigt 

beb  Bedenken,  aigue  dvreh  ein  iweitee  ei  wa  enetien. 

Ab  einzige  grammatbche  Nonn  filr  die  kritieche  Behaadlnng 
dieser  grade  für  die  Sprache  so  wichtigen  Litteraturreste  acheint 
er  unaerkennen  was  in  den  vorhandenen  Lehrbüchern  des  Alter- 
IbuM  wie  der  Nenaeit  anedraeklioh  Tcrseiobnet  iet,  nnd  dem  For- 
Mher  jede  Berechtigattg  abnuprechen,  aosser  dieeer  TradMion  noch 
ÖD  and  dae  andere  übersehene  oder  yerloren  gegangene  Korn  in 
den  Tnimmern  aufzusuchen.  'Ungeheuerlich*  findet  er  daher  S.  270 
die  Kühnheit»  dasa  ich  gewagt  habe,  die  sinn-  und  rhythmusloee 
UeberiiefeniDg  eines  Brachstücks  ans  dem  Lymugoa  dee  Naevina 
(V.  $2)  *l«ta  longeqne  iram  noeiroe  fenrere*  durch  Annahme  einer 
tbcenllnform  transtros  zu  heilen,  als  ob  Heteroklita  im  Latmni- 
schen  so  unerhört  wären.  Ich  muss  ihm  die  Lectüre  von  Schnei- 
ders oder  Neoe'a  lateiniecher  Formenlehre  empfehlen,  wo  er  unter 
iULm  Andr«!  s.  B.  aoeh  raeiri  nnd  raeitos  neben  rwtra,  Hgm 


*  Ich  wnndre  mich,  dase  B.  sich  nicht  auf  Petron  141  p.  204,  30 

B.  beruft :  'apud  quasdam  gentes  scimus  adhuc  legem  aervari,  ut  a 
pKpioquis  suis  consumautur  defuncti,  adeo  quidem,  ut  obiurffentur  aegri 
frequenter,  quod  carnem  suam  faciant  peiorem.  his  ammoneo  amicos 
nieos,  ne  recusent  quae  iiibeo,  sed  quibus  animis  devoverint  spiritum 
^eum,  eisdem  etiam  corpus  coneumant,'  wo  Jacobs  devorani  vermuthet 
Int:  richtiger  wire  de9orarHi$. 


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224 


Uaber  'nnabhiogige*  Kritik. 


neben  tiffna^  eowie  auch  Anelogieai  für  graioa  (Pae.  17S)  ud 
iimere  (s.  B.  hwere,  9onere:  vgl.  dasn  mWticrc)  finden  wird.  Dih 

aber  /raws/rttm  auch  von  den  Balken  des  Hauses  gebraucht  wird 
ist  ihm  hoffentlidi  bekannt.  Da  dod  laut  fr.  XX  Baochua  da» 
Hans  dei  Lyonrg  (wie  des  Pentbena  bei  Enripidea)  in  Vlamam 
m  eehoi  b^brt»  ao  ist  es  wohl  keine  fibenniasiga  Zwmtknf 
an  den  Soharfeinn  des  Leaera,  daaa  er  auch  bei  fr.  XXIII  an  jaMB 
Brand  zu  denken  hat. 

Die  Bemerkungen  (S.  271)  über  die  Schreibung  re  apse  aet- 
gen  dorch  Ignoiirang  und  Verdrahnng  deaaen,  waa  ieh  an  Paenrai 
26  im  Goroll.  XXXVIII  angedentet  bebe,  ao  anfriahtig  adileob- 
ten  Willen  das  auf  der  Hand  Liegende  zu  verstehen,  sind  auch  an 
sich  so  vollkommen  le(>r  und  uuzutr eilend,  dass  ich  aus  Achtung 
vor  dem  Leser  darüber  hinweggehe.  Natürlich  fallt  ea  mir  nicht 
im  Traume  ein,  eoj^  eampie  'überall  Terdrängen*  in  w«l· 

len,  eben  so  wenig  wie  eum  eam  eas.  Aber  ea  iat  ein  Ünteraehied 
zwischen  Stellen  wie  Trucul.  I  2,  81  'quia  te  adducturani  dixerai 
eumpsei  non  eampse^  und  etwa  Rud.  468  'nam  haeo  litterataht: 
eapae  cantat  qnoia  mU*  Ueber  apee  möge  Conaentios  ρ·  Β9β,  S6 
Κ.  reden.  Unter  den  Beiapielen  dea  barbariamna  fthri  dsriatbe 
auch  apse  auf:  'nam  α  quod  erat  ultimum'  (in  ipso)  'iranamvla- 
mu8  et  e  in  postremum  conicimus  pro  i  quod  fuerat  primum*. 

Ein  Beispiel  Bergk  scher  Methode  liefert  seine  Bekiitielong 
der  Form  gevormm  bei  Aeeina  117·  Jeder  Kenner  dar  tik&m 
lateiniaehen  Poaaie  weise,  dass  deormm^  Mormm  nnd  seomu  in 
iambischen  und  trochiiischen  Versen  bis  zur  Zeit  Cüsars  stete  «weh 
sylbig  gemessen  werden:  deormm  Plaut.  Amph.  V  1,  61,  AuluL 
II  6,  5,  Bild.  I  2,  89,  Ten  enn.  278,  adelph«  578.  675,  Varro  sai 
75  B.  aeoramii  Plaut.  Aain.  U  2,  95,  Cbpt.  III  5,  52,  £pid.  ΙΠ 
8,  21,  Ter.  adelph.  971,  Priap.  85,  17  B.  eeorena,  Plant  find.  V 
2,  27  Afran.  85.  Nur  einmal  in  den  Fragmenten  des  Lucilius 
findet  eich  ein  trochaiecher  beptenar:  'modo  sursum,  modo  άοο^' 
mmit  tamqnam  eoUns  mmm^  wo  aber  der  neuste  Heranageber  anek 
deiforsum  ▼ermntbet  Diaaa  Luerea  in  aemen  Hezamelem  depnm 
und  Seorsum  aueh  dreisylbig  gebraucht,  ist  wohlbekannt,  aber  f&r 
die  kritische  Behandlung  dramatischer  Verse  vollkommen  gleich- 
gültig, wie  ebenfalls  allbekannt  ist.  Später  findet  sich  freilieh 
anoh  in  troohAiaohen  Septenaren  dreisylbiges  8Θ0Τ$αβ^  bei  Terentiamii 
Manma  698  nAmlich.  Die  vollen  Formen  dextrovorsum  und  αΚ^ 
Vorsum  neben  dextrorsum  und  aliorsum,  auch  provorstiS  bei  PIäu- 
tus  sprechen  ausserdem  für  die  analogen  Bildungen  devürsutti  und 


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Ueber  imabbftDgige'  Kritik. 


225 


ieoomum,    Wahneheiiilieh  hftt  aaeh  Caio  or.  p.  89,  8  J.  bei 

Festns  optionatus  geschrieben :  'maioree  sevorsum  atque  divorsum 
pretium  paravere'  u.  b.  w, 

Za  nee  qmü  bei  Aodns  620  tritt  beetätigeod  neo  qims  bei 
OMfliliiu  177  (negiiw  anoh  hier  die  Handeohrifteo),  wo  das  be- 
Bebte  *iioeini  qaie*  (Bergk  p.  271)  niebt  anwendbar  ist.  Aacb  im 

milee  1324  empfiehlt  sich  jene  Form  durch  die  Ueherlieferung : 
'eam  nobilitatero  amittendam'  (fehlt  in  CD)  Uiide  oma  {oma  D 
emma  C:  d.  k.  uideem  a)  hec  (haec  G)  flet  (ile  CD)  PH.fM^ueo 
(te  BC,  mm  qmo  D)  *  Phflooomaaiiim  erwidert  nee  queo  auf  die 
Worte  des  miles:  α  nec  fle  (so  bei  Gatnll  62,  59  die  Hand- 
schriften: nec  pugna)f  wie  unten  1342  Palaestrio:  ^negueo  quin 
fleam/ 

TiotB  seiner  Abneigong  gegon  Neaemqgen  aaf  granunatieohem 
Gebiete,  wenn  sie  τοη  Andren  anegehen,  ist  aber  Herr  Β·  doeb 

keineswegs  derjenige,   welcher  sich  selbst   Eutdeckungen  solcher 
Art  fersagt.    So  beschenkt  er  uns  S.  255  zu  Ennius  trag.  40 
mit  einem  unbekannten  Adjeotiynm  vvrgimü.    Was  virginal  {vir' 
ptude  bei  Pbaedme  lY  15,  12)  und  feminal  als  Sabstantiva  be- 
donten  ist  ans  Apnleine  apol.  e.  88  f.  sattsam  bekannt.  Baaaeh 
mag  man  erwägen,  welchen  Kfifect  es  im  Theater  gemacht  haben 
würde,  wenn  Hecuba  in  der  Tragödie  ihre  Tochter  gefragt  hätte: 
ubi  iila  tua  paulo  ante  sapiens  virgmal  modestia?  ' 
Ueibrigens  mnss  der  gelehrte  He«  glaaben,  dass  die  Ausgabe  der 
rtadsehen  Tragiker  für  Schüler  bestimmt  sei,  und  einer  Eselsbrücke 
nicht  entbehren  könne.    Wenn  er  sich  beklagt  (S.  256),  dass  ich 
bei  Acciue  404  die  Worte  der  Ueberlieferung  aiia  tmdta  in  aUo 
wmtoo  geindert  habe  ohne  Anikl&mng  darüber  wa  geben,  warom 
ieh  niebt  mulsa  geschrieben  habe  (was  der  Quartaner  allerdings 
erwarten  mag),  so  lasse  er  sich  von  Priscian  p.  871  belehren: 
'molsi  mulflum  et  tmdctum.    Sallustius  in  IUI  historiarum:  dein 
Isnita  iam  ira  pobtero  die  liberalibns  verbis  permukti  sunt.*  Und 
vu  er  sich  nicht  mit  Abeioht  den  Schein  eines  Knaben  gftbe,  der 
aidit  bis  drei  sfthlen  kann,  so  würde  er  sieh  selbst  sagen,  dass 
Mülbfo  dem  überlieferten  thuUa  ein  klein  wenig  ähnlicher  sieht 
tls  mulsa. 

Er  blttbt  seiner  Rolle  gaoa  getreu,  wenn  er  höhnisch  ver- 


'  Ein  böser  Zufall  hat  (gewollt,  dass  der  Entdecker  durch  einen 
Uptufl  calami  gar  'eapt e?)ä  virginal  saj)ient  ia  schrieb,  wie  überhaupt 
whlreiche  Schreibfehler  eine  uogewöhniiohe  Eilfertigkeit  verrathen. 

ttite.  Km.  t  MeL  9.  V.  ZZIX.  15 


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22β  Üeber  WbUngige  Kritik. 


langt,  ich  hätte  rechtfertigen  sollen,  'wie  der  Hirt,  der  noch  nie 
ein  Schifi'  gesehen  habe,  als  er  das  erste  Fahrzeug,  die  Argo,  er* 
blickte,  eioh  doch  £^eich  als  άνοματο^^η^ς  bewähre  und  den  reohteo 
Aoedrack  noffis  finde'  Ale  ob  irgend  wo  in  meinem  Text  dl«ter 
Ausdruck  navis  stände !  Das  Femininum  mulcta  steht  da,  ebeneo 
wie  392  frcmibunda,  394  prolapsa,  und  zu  Allem  ist  Substantivom 
das  Subject  moles,  welches  V.  391  vorangeht.  Das  sind  die  'nn- 
laebaren  Bithsef ,  welche  ich  dnrch  meine  Coigeetonlkritik  Schal- 
knaben, wie  Herr  B.  einer  zu  sein  rieh  anitellt,  aufgebe. 

Ein  'Räthser  ist  ihm  auch  (S.  256),  warum  ich  in  Pacufioi 
Niptra  V.  270  geschrieben  habe  'barbaricam  pestem  ϋίώίηϊβ  nogtris 
optolit',  wie  ein  Bemenaie  beetäiigt.  £r  weiee  also  nicht,  dan 
Telegonne  seinen  Vater  dnrch  einen  Rochenetachel,  der  auf  eine 
Lanse  gesteckt  war,  getödtet  hat,  wofür  die  Belege  bei  Weleker 
Gv.  Trag.  I  241  zu  finden  sind,  üinzufügen  kann  man  noch 
Üictys  6,  15. 

Tre£Hjch  instmirt  zeigt  rieh  der  vielbeleeeBe  Mann  femar 
8.  260,  wo  Bficheler  hart  geecholteo  w»d,  dase  er  nicht  bri  der 

Bergk'schen  Verbessemng  von  Pacuvius  218  stehen  geblieben  iit| 
welche  einen  schönen  Hiatus  nach  der  ersten  Dipodie  einfülu*t: 

icoessi  Aeam  et  tosillam  pegi  laevo  in  litore, 
daas  er  viehnebr  denselben  durch  die  Form  Aeaeam  an  bearitigan 
gewagt  hat  Man  sehe,  wohin  *rin  rein  ftneserlichea  Verfahren' 
führe:  Acaca  hciase  die  Insel  der  Kirke,  Äea  sei  Kolchis,  also 
jenes  ganz  unstatthaft.  Es  ist  nur  zu  bedauern,  dase  es  dem  iu 
griechischer  Poerie  sonst  nicht  unbewanderten  Forscher  nicht  be- 
liebt hat,  rieh  in  den  Argonantika  des  ApoUonine  yon  Rhodue  und 
den  Scholien  dazu  ein  wenig  umzusehen.  Da  h&tte  er  s.  B.  in 
III  1074  die  Notiz  gefunden,  νήοος  av  τώ  Φάσιόί  fort  ν  η 
yiiuiu^  ty  η  τό  06ρ(Λς  sxeiTo^  während  jUa  die  f.oflQonokig  der 
Kolcher  ist;  und  diese  u&taliche  Belehrung  yordanken  wir  deai 
Pherekydes,  wie  aus  dem  Schol.  au  ΠΙ  1093  hervorgeht. 

Auch  in  der  Behandlung  der  Acciusverse  508  fF.  aus  dem 
Oenomaus  vermisse  ich  die  wünschbare  Gründlichkeit  sachlicher 
Erwägung.  Die  Herolde  sollen  in  der  Stadt  (per  urbem)  Yerkfla- 
den,  dass  al le  Bürger  (immes  . .  ewes)  dem  hevorstehenden  Opfer 
andftchtig  beiauwohnen  haben.  Diese  Bürger  werden  n&her  besetob- 
net:  *qui  arcana  astcumquc  accolunt'  nuch  den  Handsclirifteu. 
Herr  B.  verlangt  (S.  300)  Beibehaltung  von  arcana  iu  der  nicht 
nachgewiesenen  Bedeutung  'geweihter,  abgaaohloaaner  Beairk',  und 
▼amnthet  writer  JUimque:  also  nur  die,  welche  am  heUigea  Be- 


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Üeber  *aiiab1i&ngige*  Kritik. 


lirk  and  (nochmals)  am  heiligen  Haine,  der  Altis,  wohnen.  Es 
handelt  eich  aber,  wie  gesagt,  um  alle  Bürger  der  Stadt,  üeber- 
tuMipt  gehören  weder  die  Räumlichkeiten  dee  Olympiechen  Heilig* 
tlunnf  in  die  Zeit  dee  Oenomane,  noch  ist  die  nftcbete  Umgebung 
der  AUu  meines  Wissens  jemals  von  Bürgern  bewohnt  gewesen. 

Dm  'Bönnische  Latein',  über  dessen  Dunkelheit  Herr  B. 
(^.  255)  klagt,  denke  ich  ihm  vor  der  Hand  nicht  weiter  zu  ver- 
dohneteeheo.  Ist  ihm  Ennius  298  nach  Allem,  was  in  der  An- 
merkung, im  coroUarium  und  firOher  in  den  quaestiones  scen.  208 
snr  ersten  Ansgabe  angedeutet  ist,  wirklich  böhmisch  (nicht  bön- 
nisch),  so  mag  er  sich  bis  zum  Erscheinen  meiner  Geschichte  der 
römischen  Tragödie  gedulden,  welche  deutsch  geschrieben  sein  wird. 
Einstweilen  habe  ieh  weder  Zeit  noch  Lust,  Herrn  B.  in  öffentliohen 
Blättern  Privatnnterricbt  im  Lateinischen  sn  ertheilen  Κ 

Das  Oxymoron  ossmmi  inhunuUum  arstnosam  aulam  (Pac. 
102  f.),  'die  üuthenreiche  Urne  der  unbegrabeneu  Gebeine',  näm- 
lich das  Meer^  in  welche  dieselben  statt  anderweitiger  feierlicher 
Beisetsong  kurser  Hand  geworfen  werden,  ist  des  Paocnvius,  der 
etwas  rfttbselhafte  Umsebrmbungen  liebte,  wobl  nicht  unwürdig, 

und  wird  es  selbst  dann  niclit,  wenn  es  Herr  B.  (S.  255)  im  Na- 
men griechischer  Komiker  für  dithyrambischen  Unsinn'  erklärt. 
Dergleichen  haben  sich  auch  Aeschylus  und  Euripides  von  besseran 
Komikern»  als  Herr  Β·  ist,  gefallen  lassen  müssen.  Ist  etwa  *die 
^'^rtXe  lA/ifl  (auram)  der  υ  η  begrabenen  Knochen  ein  anderweitig 
au  belegender,  untadliger  Auedruck? 

Derselbe  geneigte  Beurtheiler  kann  (S.  296)  nicht  begreifen, 
vinua  bei  Pacuvius  337  (*ubi  poetae  pro  sua  parte  Talsa  eonficta 
esnunt,  qui  causam  huroilem  dictis  amplent*),  die  allerdings  jedem 
Anfanger  geläufige  Formel  pro  sua  parte  nicht  Statt  haben  könne, 
obwohl  auf  der  Uand  liegt,  dass  hier  nicht  von  einem  Beitrage 
η  einer  gemeinsamen  Lügenfabrik,  an  der  sich  auch  die  Dichter 
nach  bestimmtem  Antheil  betheiligen,  die  Rede  ist,  sondern  ausscbliess- 
von  ihrem  6  ernf,  welcher  grade  sie  zum  Erdichten  yeranlasst. 
Da  mir  nun  Beweise  zur  Hand  wai'en,  dass  in)  Archetypus  des 
Noniu8  die  Gapitalbuchstaben  D  und  Ρ  vertauscht  sind  (z.  B. 

Accius  603  qi¥^ripedamtur  statt  g^adHpedoMtiumy  Gaecil.  56  prae- 
statt  praeciäi  im  Leideosis),  so  erkannte  ich  in  dem  überlie* 


*  In  dieser  Gesch.  der  Trag,  werden  dem  Herrn  B.  auch  noch 
über  lodre  Dunkelheiten,  s.  B.  über  den  Sinn  von  Pac.  172  Lichter 
M%sateokt  werden,  deren  er  sehr  sa  b^firfen  scheint  (8.  276  f.). 


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228 


Ueber  'unabhängige'  Kritik. 


ferten  sua  parte  was  in  meinem  Texte  steht  und  Herrn  B.  freilich 
\m  leiner  Abneigang  gegen  den  ^geechw&nsten  Ablativ'  ein  Dorn 
im  Ange  sein  mnsB:  θΜΟΐΙ  arte. 

Bei  Aceine  461  babe  ich  die  anspreebende  Yernraihimg  faÜB 
(statt  fati)  aufgenommen,  da  sie  den  Hiatus  auf  die  leichteste  Weise 
hebt:  etitn  mae  vitae  finem  ac  fatis  intemecioncm  fore.  Für  die 
Sobwacshen  bftite  iob,  wie  ich  an  sp&t  erkenne,  nocb  aosdrüddich 
bemerken  sollen,  dase  mae  vUae  nnd  faiiis  parallele  Dative  and, 
deren  jedem  in  finem  und  mtemecionem  wein  entepreohendee  Pri* 
dicat  beigegeben  ist.  Ein  solcher  Wink  würde  meinen  eilfertigen 
Gegner  hoffentlich  abgehalten  haben,  mit  seinen  thörichten  nnd 
trivialen  Einwendungen  p.  272  für  das  überlieferte  fati  einsatreten. 

Mit  einiger  Empbaee  rftbmt  derselbe  8.  256  die  Conjectnren 
von  Scaliger,  Bentley,  G.  Hermann,  Lachmann,  weil  sie  allgemem 
verständlich  seien,  ein  Lob,  welches  den  Versuchen  der  Neueren 
nicht  gezollt  werden  könne  ^  Ich  muss  ihm  erwidern,  dase  er 
selbst  von  dem  behaupteten  Gebrechen  unserer  Zeit  leider  keine  er- 
freuliche Ausnahme  macht.  Mir  wenigstens  scheint  weder  'sinnvolT 
noch  'si^rachgemäss'  sein  Vorschlag  bei  Ennius  351:  Sliarum 
verum  inertes,  den  er  zum  Glück  durch  Naevius  bell.  Poen.  22  f. 
*silvicolae  homines  bdlique  innertei  erläutert.  Dass  von  Wald-  und 
Urmenschen  gesagt  wird:  ne  entbehrten  der  Kunst  des  EriegeSt 
ist  sehr  angemessen  und  verstftndlieb ;  aber  Völker  und  Könige, 
welche  in  der  Unsicherheit  des  Entschlusses  über  wichtige  Dinge 
(summarurn  rerum  incerti)  das  Pythische  Orakel  befragen,  soblecht- 
weg  'kuneÜoa'  oder  Wtüchtig  in  ihren  Angelegenheiten  zu  nenneO| 
ist  doch  nicht  nur  gewagt«  sondern  in  hohem  Chrade  ungesehidii 


'  *Ich  denke,  man  soll  das  Wahre  und  Gute,  woher  es  auch  kom- 
men mag,  neidlos  anerkennen  u.  s.  w.  (p.  258).  Warum  also  bei 
Naevius  21 

alte  iubatos  augues  in  sese  gerunt 
die  einleuchtende  Verbeseeruni?  inlaesae  für  infefe,  die  wir  gern  Botbe 
zurückstellen  wollen,  durch  die  weit  unwahrscheinlichere  inplexae  ver- 
drängen, wie  p.  262  geschieht?  Letzteres  wäre  gerechtfertigt,  ja  g^efor- 
dert,  wenn  crinibm  in  dem  Fragment  stände,  jenes  entspricht  der  £uri- 
pideischen  Schilderung  οφ<σ(  .  .  .  λιχμώσιν  γένυν  (Bacch.  69β).  Dass  im 
An£uig»  des  Verses  aach  aliae  stehen  konnte,  soll  nicht  in  Ahrede 
gestellt  werden  (mit  angmea  MaH  begnügt  sich  Plautus  Amph.  1108)» 
aber  die  Kothwendigkeit  ist  su  bestreiten,  wie  sdhon  Bothe  vemftnftiger 
Weise  gethan  hat  f  seribi  oKae  —  αΐίβ  —  pro  otte,  non  est  neoeBse*)f  da 
aUe  sur  Yermebrung  des  Wunderbaren  beitrigt:  vgl.  Valerius  Fbcoos 
ym  88  und  Yerg.  Aen.  Π  906.  219. 


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lieber  'naftbliiiigige  EriUk.  229 


Von  seltDem  Stilgefühl  zeugt  die  EntdeckuDg  (S.  277), 
daee  EoniuB  in  den  Annalen  geschrieben  hahe:  euax^  actuist  aspersa 
Latinis.  Diese  dordiaiie  der  Komödie  angehönge  Inteijeotioii  wird 
TOD  Charieiiie  p.  218  P.  doreh  ein  PlantiiiieclieB  Beiepiel  ζ  von 
•epersuti  aqnam*  Bacch.  247)  belegt.  Ans  der  Quelle,  einem  Plau- 
tinischeo  Commentar,  ist  aber  hier  etwas  hängen  geblieben :  zu- 
nächst der  Zuaata  des  Erklarera  füi  nuntio,  d.  h.  die  aogeführten 
Worte  werden  geeprochen  von  dem  Vater  Nioobnloa  «a  Cbrjsahia, 
den  Bolen  leinee  Sobnee.  Hieranf  wird  (niebt  max)^  aondeni  der 
Anadrack  (»quam  aspergere  beil&nfig  darch  ein  zweites  Beispiel 
ans  £nniu3  erläutert:  'Ennius  quoque  annalium  lihro:  oujuast 
aajpersa  Laiinis.'  Von  'eaax'  steht  Nichts  in  den  Handschriften 
md  ee  bitte  dem  £poe  des  Ennina  einen  Ücberlioben  Ton  ge- 
geben. Hiermit  ftllt  denn  ancb  der  neue  Beleg  fOr  αοΝα,  jene 
Ton  Herrii  B.  so  aftriliob  gehegte  Form,  welche  trota  aller  Wider- 
legung tarnen  usque  recurrit.  Er  beobachtet  hierbei  das  bequeme, 
freilich  aber  auch  vergebliche  Verfahren,  was  von  anderer  Seite  aur 
Verbessemng  der  oontroversen  Stellen  beigetragen  ist,  sorgloe  oder 
▼omelim  an  ignoriren»  dagegen  dnrcb  eigene  gewaltsame  Goigeotnr  sei- 
nen Liebling  hineinzutragen,  wo  et  sich  vor  gesunder  Kritüc  doeb  niebt 
l^t<jü  kann,  z.  B.  bei  Ennius  ann.  546,  wo  der  überlieferte  Vers- 
scbluss  erugü  aquae  vis  onaweiielbai't,  das  vorhergehende,  in  der 
Haodecbrift  pnnktirte  ex  längst  von  Vahlen  gaoa  ansprechend  in 
$ete  verbessert  ist  Im  Tmenl.  Π  7,  13  wird  Spengele  oe^Me  OgiUI 
durch  mil.  552  (AQUAAEQ-  A)  bestätigt. 

Lediglich  Herrn  B/s  Schuld  ist  es,  wenn  er  S.  292  in  den 
Venen  des  Ennius  366—368  Schwierigkeiten  findet,  um  dann  den 
ssbdnen,  klaren  Gedanken  dnroh  vernngläokte  Goigeotoren  an  ent-  . 
■teilen.    UeberUefert  irt: 

bomo,  qui  erranti  comiter  mostrat  viam, 
quasi  liimen  de  suo  lumine  acceudat,  iacit: 
nihilö  minns  ipsi  luoeti  cum  iUi  accenderit. 
Ueber  die  Mesaong  von  ham0  vgl  eorolL  XXXVL    Der  Ge- 
braaeh  von  faeU  fer  verfthrt,  als  ob  er  ein  Lieht  von  dem  seini- 
gen anzünde*)  ist  allbekannt,  denn  eine  'lästige  Periphrase'  aeetmidoi 
facU  statt  accendÜ  hat  erst  der  neuste  Unverstand  geschaffen;  in 
'^^'iilifihfm  Irrthum  mag  der  plumpe  Corrector  befangen  gewesen 
Min,  welcher  V.  868  lueeat  in  die  Handscbrilten  gebracht  hat:  er 
«oQle  offenbar  faeU  .  .  Jueeat  verbinden.    Ebenso  nnb^grfindet 
ist  der  Einwand  gegen  ipsi^  wofür  jener  selbige  Unverstand  tpM 
iibi  verlangt.    Er  hat  nicht  gesehen,  daas  lucei  anpersönlich  zu 


«-^Google 


230 


üüber  uuabhäogige  Kritik. 


fassen  ist :  'es  ist  für  ibu  selbst  nicht  weniger  hell,  uaobdem  er 
dem  Andren  ein  Licht  «ngesündet  ϊοΛη  Die  sogenannte  'Verbei* 
eemnef ,  welche  ihr  Elrfinder  f&r  ndthig  gefanden  hst  sweinuü  Tor- 
mtragen : 

tii  homo,  qni  erranti  o.  m. 

quasi  luiuen  de  s.  1.  accethdü:  faces 
nihüo  m.  i.  L  o.  i.  a. 

bringt  einen  Vergleich,  der  in  einen  andren,  in  der  Lnit  eehwe- 

benden,  eingeschAchtelt  ist:  ^tvie  ein  Mensch,  der  einem  Irrenden 
den  Weg  zeigt,  gleichsam  ein  Licht  von  dem  «einigen  anzündet*, 
und  nun  wird  dieses  'gleichsam'  ausgeiührt,  jenes  'wie'  aber  kommt 
in  Yergeesenheit.  Ausaerdem  ist  das  nene  Subjeot  faces  (=  fax) 
höchst  Iftstig,  ftberflfissig,  und  die  Form  streitet  gegen  den  sonst 
bekannten  Ennianischen  Gebrauch  (fax'  trag.  48  ann.  417). 

Ich  fürchte,  gerade  die  Herren  'Ciceronianer  werden  sich 
durch  die  gebotenen  Belehrungen  recht  enttäuscht  finden.  So  sind 
•noh  Töllig  confns  die  Anslaesnngen  (8.  309)  über  das  Υ erhftHniss 
des  Bmebstüelcee  inc.  ino.  fab.  139  an  der  Anseinandersetaiing 
Cicero'b  de  or.  III  41,  lfi(>,  der  es  als  Heispiel  der  Allegorie  an- 
führt. £r  deünirt  dieselbe  bekanntlich  so :  'non  est  in  uoo  verbo 
translato'  (wie  die  bisher  besprochenen  Metaphern,  z.  B.  abmUas 

SS  ffeku,  SjfrÜm  paMmomi^  Chan/Mm  bomrum)^  W  «x  pln- 
ribns  contiBnatie  ooneotitor,  ut  aliud  dicatur,  alimä  iniel- 

leg  en dum  sit.'  Si>  ist  die  sprüchwörtliche  Redensart  Herum  ad 
unum  scopiüum  .  .  offendere  von  der  Schifffahrt  entlehnt  und 
drückt  allegorisch  aus:  ^nach  eben  überstandener  Gefahr  abermals 
In  eine  nene  geratheo^;  so  übertrügt  die  Drohung  ^eznHantsn  te 
.  .  repriment  validae  legum  habenae  atque  iniperi  insistent  iugo' 
(inc  inc.  fab.  125  f.)  auf  einen  Menschen,  was  eigentlich  vou  einem 
widerspenetigen  Pferde  gesagt  wird.  £s  sind  absichtlich  gana  ein- 
fiiche,  geläufige  Bilder  ab  Beispiele  gew&blt^  Das  erstere  wird 
dadurch  nicht  unpassender,  dass  nach  unserer  Annahme  eine  Erinne- 
rung an  einen  ähnlichen  früheren  Vorgang  Ud  olim  classetn  Achi- 
vom)  eingelloohten  ist.  Dabei  bleibt  die  Allegorie  vom  echeitern- 
den  Fahnseuge  vollkonunen  besteban.  Es  bleibt  also  bei  dem 
überlieferten  nequB  me  paHar^  und  die  liebenswttrdigs  InsittualioD, 
f eh  seheine  die  Stelle  Cicero^  gar  nicht  nachgeleeen  tu  haben,  flült 
aui  ihren  Urheber  zurück. 

In  der  Herstellung  von  Naevius  47  behauptet  Herr  Β·  (S.  2Ü8  f.) 
durch  *einfhohe  UmsteUnog' 

ifaie  ferro  aanibvs  peeua  ut  ad  mortem  meaat 


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Ueber  'imibbiaglfB'  Kritik.  281 

Itoget  die  tmtrögliche  Wahrheit  getrofFen  zu  haben,  und  ist  höchst 
entnlf?t-et  über  die  Impietat  der  'modernsten  Kritik",  welche  sich 
hierbei  nicht  berahigt  hat.  Dieselbe  zweifelt  allerdings  auch  jetst 
noeh  stark  daran,  ob  irgend  Jemand,  der  Latein  versteht,  in  den 
Worten  mm  ferro  manibus  .  .  ad  mariem  meani  den  Sinn  finden 

wird :  'die  weidenden  Rinder  werden  von  den  Bacchen  mit  unbewaff- 
neten Händen  zerrissen  und  getödtet,'  eutsprechend  der  verglichenen 
Stelle  bei  Euripides  Baech.  735:  μ0€χΐΗς  ^τι^^ν  X^Hf^  άσιό^^ου 
μέοΜ,  'Mit  den  H&nden  sam  Tode  gehen*  ist  ein  trefflioher 
Yesiranedmolr,  den  sieh  LneiHns  hoffentlieb  nieht  hat  entgehen 
laeeoD,  wo  er  Aehnliches  vom  Pferde  denionstrirte : 

quid  hunc  currere  ecum  ooe  atque  equitare  videmuSi 
Kis  eqnitat  eorritqne;  ocolis  eqoitare  videmoe: 
ergo  oeolis  eqnitat. 
Da  Dionysos  in  den  Bacchen  des  Euripides  von  dem  Diener 
des  Pentheus  &ήρ  genannt  wird  (436)  und  mehrfach  von  der  Jagd 
die  Rede  ist,  welche  auf  die  Bacchen  gemacht  werden  soll,  so  lag 
aneh  im  Lysmgns  dem  Hirten,  weldier  einige  derselben  gefaogen 
lierbeMlirt,  oder  auch  dem  Könige  selbst  der  Vergleich  mit  peeua 
nahe  genug.  Nennt  er  sie  doch  V.  29  sogar  quadrupedis,  wo 
er  befiehlt,  sie  in  den  Kerker  zu  führen  und  ihnen  dort  Hände 
nnd  Fasse  sasammenBOschliessen:  TgL  Torems  Andria  865  'quadm* 
pedem  oonstringito.'  Ton  MissTerst&ndmss  des  griechisohen  Textes 
durch  den  römischen  Dichter  ist  nicht  die  Rede:  er  hat  nur  auf 
der  Biihne  darstellen  lassen  was  in  den  Bacchen  als  bereits  voll- 
zogen behandelt  wird,  226:  οαας  μεν  otv  6Ϊληφα,  όεαμίους  χίρας 
StiSovm  τοΛνόήμΜ  τίρόσποΧοί  axiymg.  Indem  ich  ηαη  davon  aus- 
ging, dsss  unter  allen  OmstAnden  Jenes  wunderbare  ^manibas  meanf 
nicht  zu  dulden  sei,  sah  ich  zwei  Möglichkeiten :  entweder  mani- 
bus  sei  durch  Versehen  des  Abschreibers  aus  der  folgenden  Zeile 
bei  Nonins  anticipirt,  wo  in  einem  Beispiel  aus  Aocins  montibua 
pema  nebeneinandersteht,  oder  es  sei  ehn  Partieipiiim  wie  duetae 
ansgefallen,  mit  welchem  'manlbn^  verbunden  werden  konnte.  Dass 
Jemand  so  plump  sein  könnte,  vielmehr  ducta  zu  verlangen  und 
die  durch  die  Situation  gebotene  constructio  ad  seusum  zu  igno- 
rirso,  bedachte  ich  leider  nicht»  sonst  hätte  ich  die  ansdrückliche 
ErUlrang  hinnigef figt,  dass  bei  der  Wortstellong  peeua  mm9m 
duetae  %U  ad  m.  m.  die  Partikel  fif  einen  verwundernden  Ausruf 
bezeichnet,  pecua  aber  appositioneil  steht,  während  in  der  Anord- 
nung duetae  manibns  pecua  ut  syntaktisch  einfacher  ui  pcciiu 
vergleicliend  eingeschoben  wäre.    Beides  aber  setrt  voraus  die 


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282 


Ueber  'qn^bhangig»  Kritik. 


Riehtigkeii  des  überlieferten  mambus  und  die  Bereobtigong,  mm 

ferro  zu  änderu.  Sobald  man  namentlich  von  letzterer  absiebt, 
stösst  man  wieder  in  der  Mitte  des  Verses  bei  tnanüms  an,  und 
auf  diesem  Boden  etebt  Bücbeler's  Goiyectar,  in  welober  indeieen 
dooh  die  aemlieb  gewaltsame  Aendemoig  mamiiteta  itbr  mambus 
u$  Bedenken  erregt.  Wabrsobeinlicb  ist  mir  der  Ansfidl  τοη  smeta 
vor  ut,  80  (lass  sich  nach  Ausfüllung  der  ersten  Sylbe  folgender 
Septenar  ergiebt : 

[sie]  sine  ferro  p6eaa  manibni  [ea^ta]  nt  ad  mortem  meant. 

Ee  ist  diee  einer  der  F&lle,  wo  die  nnwiasenscbaftliobe»  spie- 
lende Weise  unseres  krittscben  Verikhrens  so  bedauerlich  an  Tage 
tritt.  Zum  Glück  ist  nach  neuster  Logik  grade  hierdurch  jede 
Verführung  ausgeschlossen,  z.  B.  auch  bei  der  Bchwicrigen  Stelle 
des  £nniu8  30.  lob  babe  im  ooroUarinm  XVUI  eine  Reibe  tob 
VerbeeseningevorBoblAgen  erörtert  und  miob  •obliessliob  Ar  bmata 
micans  entschieden,  also  doch  gewissermassen  zu  erkennen  gegeben, 
daes  ich  etwas  leidlich  Probables  gefunden  zu  haben  glaube.  In- 
dessen man  braucbte  ja  nur  mit  ein  klein  wenig  Entetellung  der 
Wabrbeit  an  demonetriren :  'daea  alle  dieee  Venmcbe  miaehmgeB 
eind^  ist  Jdar;  denn  wer  eine  8teUe  wirUiob  verbeesert  bat  oder 
doch  verbessert  zu  haben  glaubt,  theilt  nicht  eine  Reihe  von  Vor- 
schlägen J3U  beliebiger  Auswahl  mit'  (S.  285).  Damit  ist  man 
jeder  Widerlegung  überboben  und  bat  fär  die  eigne  Waaie  freien 
Tisoh  gemaeht  Leider  kann  ieb  das  so  iraandlioh  Gebotene 

intendit  crinitns  Apollo, 
arcura  auratum  lunat  nixus  * 
aus  einem  bestimmten  Grunde  nicht  brauchen.  Zwar  weniger  die 
^Termeintliobe  Tautologie*,  aber  das  wm^v  ιμ^ίηρον  iet  an  tadein 
(da  das  Biegen  —  Innere  —  der  Spannung  vorbergeben  moss),  und 
ferner  der  Mangel  an  Concinnität,  welcbe  ein  Epitheton  för  Diana 
erfordert,  wie  crinitus  dem  Apollo  beigegeben  ist. 

Zu  Accius  525  ff.  wiederholt  üerr  B.  S.  301  nur  in  seiner 
dietatoriseben  Weiae  wae  er  lAogat  voigetrageD  und  icb  getreolieb 
in  den  Anmerkungen  ▼eneicbnet  babe.  Er  bat  sieb  aber  nicbt  die 
Mühe  gegeben  weder  zu  beweisen,  dass  litora  rara,  wie  der  Flo-  · 
reutinus  des  Varro  bietet,  unhaltbar,  noch  dass  sein  praesto  litora 
pareiU  lateinisob,  dem  älteren  Stil  oder  der  Situation  entapreebend 
ist   Nacb  meinon  Qeflibl  konnte  UUnra  pamd  iwar  von  eraten 


*  *Zur  AnswabT  wird  indessen  ancb  hier  nebeneinandergeetettt 

hrntU  nkm  und  iimkem  Imiol. 


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Ueber  'unabhtuigige  Kritik. 


288 


AabUok  der  Ktkeie  gwagt  werd«D,  der  siob  den  Sebiffen  Mii  hoher 
See  TOD  Weitem  se(gto,  aber  nieht  τοη  der  Aneohainiiig  aue  nomittel- 
berer  N&he  nach  vollzogener  Landmig.    Möglieb  und  vielleicht 

indicirt  durch  VariO's  Zusatz  'quare  haec  quod  tesca  dixit,  non 
erravit:  neque  ideo  quod  eancta)  sed  quod  ίώι  mysteria  fiont 
aUuetUur,  tuesea  diota*,  ^  iai  der  weitere  Yortohlag  'dehibra  ims^ 
■Ifteria  gmi  s.  w.  Nur  wird  die  Sieberbett  deeeelben  wieder 
dwinreh  getrübt,  daee  die  aar  ▼erToDetftndigung  dee  8atMe  in  dieser 
Structur  unentbehrlichen  Verse  inc.  inc.  fab.  71  f.  bei  Varro  feh- 
Ιβο·  Denn  ihre  l·ίotbwendigkθit  füi*  Varro's  Zweck  kann  ich  durch- 
ans  nieht  angeben.  £a  ist  nicht  wahr,  daae  er  dnroh  sein  Gitat 
bewfliaen  wül,  die  Gegend  sei  *eineam  nnd  verlaaaen  (deeertey, 
iaadem  er  wiU  erlftatem,  was  nnter  ^tesea  looa'  veretehen  eei, 
das  sind  aber  nach  seiner  Ansicht  solche  '(|uae  attuentur ,  d.  h. 
oontemplantur,  wie  er  aacb  templom  hiermit  zusammenbringt.  ' 
Die  Veriwndnng  der  von  Viarro  anaeinandergehaiteoen  Brndi- 
itSeke  au  einem  Ganaen  Ueibt  problematiadi,  und  ieh  ^aabe  ab 
Hefanageiber  vornobtig  gehandelt  zu  haben,  dass  ich  sie  im  Texte 
nicht  vollzog.  In  den  Anmerkungen  finden  sich  für  Jeden,  der 
lesen  kann,  eowohl  Soaligere  ale  Hermanns  und  auch  Herrn  B/a 
alte  Coigeetnren:  wenn  derselbe  aie  nicht  geinnden  hat,  ao  ist  es 
aiabt  meino  SohnUL  ' 

Wie  präcie  und  wahrheitegemäss  die  Beschwerden  meinea 
eaatigator  sind ,  wird  an  seinem  Gewäsch  über  den  e  i  η  s  y  1- 
bigen  Versechluss  S.  27^  bemerklich.  £r  will  die  'Lieb- 
baberei*  an  mir  bemerkt  haben,  'den  Vera  mit  einem  einqfiböigen 
Woite  an  aeblieaaen*,  nnd  fügt  die  gelehrte  Brinnerang  hinan, 
daaa  dies  'bekanntlich  die  griechiechen  wie  die  römiaeben  Dichter 
im  allgemeinen  meiden/  Wenn  man  diese  Beobachtung  in  ihrer 
stumpfen  Faaaang  beim  Wort  nähmoi  ao  lieaae  aie  eich  durch  Hun- 

*  Madvig  Adversar.  III  72  schreibt :  'sed,  quod  ihi  m.  fiunt,  α  tuendo 
timea  d*  Er  hat  die  Conetruction  nicht,  verstanden:  attuentur  ist 
paiRTiach  gebraucht,  steht  aber  keineswegs  asyndetiaoh  neben  fimi, 
•o|dem:  'qood  mysteria  attaenttir,  abi  fiunt*  ist  txx  oonitrairen. 

-  Ebenso  haben  ihn  seine  Augen  im  Stich  gelassent  wenn  er 
(8.  305)  mein  Citot  an  Aceina  608  bei  Bacheler  Coni.  Lat  β  nieht  fin- 
den konato;  wenn  er  femer  8.  802  f.  eine  Coigeetor  (eiiMl  atatt  mm 
bei  Aeeioa  584)  weitlioflg  ale  die  aeinige  yortrigt,  welche  lingat  von 
Sealiger  gemadht  nnd  in  meinen  Anmerkungen  mitgetheilt  ist.  Auch 
iit  ihn  entgangen,  daaa  ich  gans  daa  Kimlidhe,  waa  er  8.  291  bei  £η· 
Biaa  801  berateilt  (/Voesbim^),  anf  gleiober  enindlage  bereite  im  corol- 
Man  LXXY  Torgeeohlagea  habe. 


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Ueber  'unabhängige  Kritik. 


d«rie  voo  Beigpielen  widerlegen.  Ke  ksnii  aatürUob  nur  Yon  tol- 
dien  Fftllen  die  Rede  seio,  wo  das  eineylbige  Wort,  iteü  nui  den 

Verse  auch  den  Gedanken  abziischliessen,  in  naher  Verbindmig  mit 
dem  Aufaug  dus  lolgeDden  Verses  steht.  Auch  hierbei  siud  ver- 
schiedeoe  Wortclasseii  sowohl  ala  Metra  sa  u&terscheiden.  Sehr 
häufig  stehen  s.  B.  Interjectionen  wie  Aem,  ah,  ολ,  vaih  ei, 
hui,  au  am  Ausgang  von  Versen  aller  Art.  Es  kommen  aber  anoli 
rronoraina  nicht  so  gar  selten  an  dieser  Stelle  vor :  in  Senaren: 
'si  laudabit  haec  Illius  iormam^  Ter.  eun.  443;  in  trochäiechen 
äeptenaM:  'periioe  hoc  Prohns  pretio'  1064,  'en  ctimine  koe 
'Antipbonem  eripiam'  Phorm.  822 ;  in  iambisohen  Septenaren :  *qiiid 
me  Aepectas?*  eun.  559,  quod  ei  is  nunc  Deceperit'  haut.  724; 
in  trochaischen  Octonareo :  'ad  te  attinere  hanc  'Omnera  rem'  eun. 
744  i  in  iambisohen  Octonaren:  'inbe  hunc  AMre  haut.  585;  'praeter 
haee  GogaAtam  compeii*  Phorm.  βΟΟ.  Ferner  Adverbi«  und 
derweitige  Partikeln:  in  Senaren  *8ie  Ut  qnimns,  ainnt*  Andr. 
804;  *quippe  qui  Magnarum  saepo  id  rcmediuni  aegritudiuumst* 
haut.  538;  tunta  nMnc  Suepicio  de  roe  incidit'  adelph.  614;  in  tro- 
ekAisohen  Septenaren:  ^em  Quö  redactne  sam*  enn.  238 ;  'em,  Satine 
sie  est?'  Pborm.  210;  in  troohftisohen  Oetonsren:  *qmn  Mihi  bm»* 
lestnmst'  haut  581.  Endlich  auch  est  in  Senaren:  *qnin  quod  mi 
Ferundum  fers?'  iMioini.  429 j  'ut  est  Dementia'  adelph.  389.  Ich 
beschränke  mich  absiditlich  auf  Tereuz,  um  einen  Maassstab  zu  I 
geben,  was  ein  einselner  Dichter  von  siesiiich  aiuigebildeter  leshnik 
anf  verbiitnissrnftssig  besehrinktem  Gebiete  sieb  in  dieser  Art  ge- 
stattet bat.  Nach  ihm  wird  die  Manier  der  alteren  Tragiker  doch  j 
wohl  richtiger  bourtheilt  ale  etwa  nach  dem  Muster  des  eintönigen 
8eneca,  bei  dem  freilich  Beispiele  wie  *quid  hic  Man^a  roeos  detineo^ 
Oed.  234 ;  'de  qnid  ezores  et  hic  Oontaetns  ensis*  Pbaedr.  721 ; 
Ίη  harn  Ferrum  «xigatur*  Med.  126 ;  'tibi  ed  Peffd4nda  Tiilns' 
984  eine  ausserordeut licht«  Seltenheit  siud. 

Üm  nun  von  meiner  äogenannten  'Liebhaberei'  Rechenschafl 
χα  geben,  so  werde  ich  zunächst  wohl  nicht  verantwortlich  gemacht 
werden  für  die  Fälle,  wo  in  grösseren  anapftstisohen  oder  eretisehen 
Partieen  der  einsylbige  Sehluss  einer  Reihe  überliefert  und  allge- 
mein anerkannt  ist:  'quove  nunc  Auxiliod  έχΙΗ'  Enn.  75;  *vadere 
cemo,  et  Nobis  datur  bona  pausa  loquendi'  Acc.  289;  ^mysteria, 
quae  Pnstina  castis  ooncepta  sacris*  527 ;  'mortalibns  dam  Divisos* 
583;  *contlnais  eexPieti  spolüs*  679;  primnm  hmie  Nervis  Septem 
est  intenta  fides*  Var.  3 ;  'canor  in  Vestigia  se  sua  volventis*  6.  Nach 
diesen  Mustern  habe  ich  einmal  ebenfaiie  in  Anapästen  gewi^: .  ärdua 


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Ueber 'oiiftbhiDgige*  Kritik. 


985 


per  loca  agrestia  sie  Tre})idiinte  rrirtdu  nititur  Pac.  272  statt  des 
oberUelerten  ac,  eine  bescheideue  Aenderuug,  wdcbo  Herr  B.  p.  295 
orit  aoem  höhuischeo  *8ic!'  genügend  gerichtet  zu  haben  meint, 
«m  Minem  Baeeki  mit  den  herrlichen  Betonnngen  'aftkia  per  looa 
agretüa  Bacchi*  Plats  m  machen.  Das  nflmHche  sie,  welohea, 
wie  oben  nachgewiesen,  auch  Terenz  sieb  in  einem  Senar  gestattet 
iiat,  ist  bei  Acciua  45  gleichfalls  in  Senaren  überliefert  und  von 
mir  erhalten  worden,  wfthrend  Herrn  Bergk's  kritieohee  Seoirmeeaer 
aas  dem  Torhergehenden  Lemma  des  Nonine:  *oomponere,  exemm- 
lore  vel  fingere*  mit  staunenswertber  Sicherheit  die  Sylben  si/mvH 
herausschält,  eine  irrtbümlicbe  NV  iederboluiig  derselben  in  den  Text- 
worten des  Accias  sie  fmil(ii)  erkennt »  uud  den  noch  lebeoe- 
ftbigen  Eeet  dieeee  PrAparatee  su  %8Η  ergänst  an  die  Spitae  dee 
Senani  aleUt.  Das  heieet  doch  noch  Operationskunail  Ein  andree- 
BiaI  bei  Acc.  81  babe  ich  den  Uandschriften  ganz  gehorsaiu  im 
Text  drucken  lasssn:  ^sed  angd8titatc\  nur  in  der  Anmerkung  nach 
Coiyectaren  τοη  Laohmaim  nnd  Bücheler,  welehe  heide  an  dem 
hatten  Anapiat  Anetoes  genommen  hahen,  heeoheidentUeh  gefragt: 
*aa  fte  in  fine  antecedentie  Terrae  fnÜ?',  im  ooroUarinm  p.  LT  aher 
darauf  hingewiesen,  days  scd  als  Accusativ  des  persönlichen  Pro- 
nomens den  Anfang  eines  Septenars  gebildet  haben  könne.  Herr 
B.  dagegen  herichtet  in  gewohnter  Genauigkeit,  ich  'wolle'  9sd 
in  rie  Tcrwandeln  mid  damit  den  Vers  echlieeeen,  nm  mich  darauf 
mit  einem  sehr  bedenklieben  Beispiel  aus  Accius  praet.  8β  βη  he* 
lehren,  dass  die  üeberlieferung  zu  behalten  sei,  was  ich  vorsichtig 
gethan  habe,  freilich  nicht  in  der  Meinung,  sed  sei  mit  dem  ίο1· 
gendeo  Worte  an  Terschmelaen wie  eieh  Herr  Β·  anedrückt»  ιοη· 
dem  dass  rielleicht  eine  Vemaohlftesigung  der  Poeition  in  der 
ersten  Sylbe  von  angnstitate  angenommen  werden  dürfe.  Ausser 
den  angeführten  Beispielen  tindet  sich  in  meinem  Texte  der  Frag- 
mente noch  einmal  ein  vdlHg  eicher  ttherlieiMee  and  von  Nieman- 
den bisher  beanstandetes:  'nnlla  m  donrare'  n.  s.  w.  PaOi 
888,  nnd  ein  allerdings  auf  Verranthnng  hemhendes:  *nllne  Ιβ  Ηο· 
ryra  fortunae*  u.  s.  w.  inc.  inc.  fab.  245  (wofür  die  anpreführten 
Belege  ans  Terens  eintreten),  endlich  awei  Inteijectionen  am  bchluss 

'  Unter  Yertohmelxen  denkt  sich  Herr  B.,  wie  es  scheint,  gans 
■fsleilüie  Dinge,  wenn  er  p.  274  aus  meinem  Anstoss  an  dem  schlech* 
tsn  Dactjlas  bei  Aooius  501 :  horrida  homstitudo  auf  ünkenntniss  des 
Geeetaes  schliesst,  *dass  durch  £lision  swei  Worte  gleichsam  mitein* 
sader  versohmelsen\  Aof  diesem  ohemischen  Wege  können  wir  noch 
usit  kommen« 


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236 


Ueber  'unabhängige'  Kritik. 


von  SenMreii:  ak  Pao.  353  ond  hm  Aoo.  22»  letirtmt  wieder  dber- 
iMfert  · 

Aber  WM  hilft  et  nur,  daee  ieb  mieh  mid  die  Leev  ni 

Kichtigstellnng  der  Thatsachen  langweile?  Recht  ist  es  einem  so 
verdriesslicheo  Beeeerwieser  doch  unter  keinen  Umstanden  zu  machen. 
Denn  derselbe,  weleher  mich  wiederhat  (auoh  S.  293)  jener  'Vor- 
liebe' fikr  einsylbigeD  Sehloei  benehtigt  (wir  haben  gceehen,  wä 
weleher  Bereebtigung),  vertheidigt  bei  Enoiiie  861  wenn  aneb  mebl 
*quo8  ego  ope  raea  ew  \  Incertis  certos',  doch  was  auf  dasMÜbe 
hinaueläuft  'ope  mca  {  'x  incertis'  u.  s.  w.,  femer  aber  ausser  ine. 
ine.  fab.  191  'bonida  cUque  Intönia'  anoh  Aooive  praei.  26  'majdmnm 
ae  Ifirffieom  fuSmut,  endEoh  aisch  Aedos  889  Η  am  Sdihua  d« 
anapisüsehen  Reihe  (als  ob  ieb  hier  ein  Tfltlelehen  geändert  biftle)! 
Nur  ist  freilich  der  kleine  Unterschied  nicht  zu  verschweigen,  dass 
zaverläeeige  Belege  für  jenes  und  das  elidirte  atque  aus  den 
rtaiichen  Dramatikern  (denn  anf  lie,  nioht  auf  die  griecbiaohea 
kommt  es  hier  an)  bisher  nioht  beigebraeht  sind,  nnd  daaa  die  ι(Λγ 
lige  Entbehrlichkeit  jenes  ae  wie  aneb  des  atqm  noch  insbenondw 
durch  die  bekannte  Neigung  der  älteren  Dichter  zum  Asyndeton 
bestätigt  wird :  seihst  die  Fragmente  wimmeln  von  Beispielen  nicht 
mur  so  neben  einander  gestellter  ^onymer  Yerba»  toh  denen  ja 
Herr  B.  selbsta  296  ein  paar  beibringt  (es  giebt  aber  viel  mehr: 
Enn.  6.  105.  995.  297,  Pao.  90.  829.  884,  Ace.  114.  140  f.  804. 
394.  437.  444.  592,  praet.  29),  sondern  auch  Nomina(Naev.  48, 
Enn.  309  f.,  Pac.  2  f.  37.  53.  54.  175.  275.  301.  313  f.  335  f. 
394,  Aec  81.  94.  106  f.  264.  333  f.  340.  349.  415.  660.  688. 
598. 595. 614  1  624. 685  inc.  iacfab.  198)  wie  ganMr8at  Sgl  i  oder 
(vgl.  Pac.  55.  77.  156  f.  382,  Acc.  15.  86.  364  f.  441  f.  468.  608). 
Was  sollte  also  wohl  einen  oder  den  anderen  dieser  Poeten  veranlasst  ha- 
ben, seine  Verse  durch  ein  völlig  überflüssiges  Flickwort  xu  eotetellen? 

Von  gefahrlieben  'UebhabeNMn*  ist  indessen  Herr  B.  selbst 
nioht  gans  frei  Um  von  Hiatus,  Position  bei  mnta  com  liquida, 
freien  Anapästen,  gewissen  Alexandrinisehen  Rhythmen,  anf  die  wir 
später  kommen,  hier  nicht  zu  reden,  hegt  er  die  recht  bedenk- 
liche Neigung,  verschiedene  Fragmente  aneinander  zu  löthen,  eine 
Manipnlation,  bei  der  man,  wenn  man  nicht  sehr  genau  misiebt, 
einige  Gefahr  linft,  Monstra  in  schalfon  oder  wenigstens  einem 
*Spier  nachzugeben,  *bei  welchem  man  den  rechten  wissensdmft- 
liehen  Ernst  vermisst'.  Wenigstens  fühlt  sich  mein  freilich  gar 
incompetentes  Stilgefühl  beunruhigt  durch  folgendes  üebilde  (Pac. 
266  tt.  ^  S.  287) : 


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üeber  'oDabhäogige  Kritik. 


237 


Ulixes 

pedetemptim  He  μ  McUto 
nira,  ne  ββοβιΐΜ  anii^at 

maior  dolor:  heu, 
Chorus 

ta  qooque,  Ulixest 
qnaaqiiaiii  graviter  oenlmoi  ietam, 
DimiB  paene  aniiiio  es  molli,  qui  sie 
coDSuetos  in  annis  agere  aevum. 
Das  eiDsylbige  Gebeul  nach  'dolor  rührt  von  dem  feinfühligen 
EigioMT  her,  der  leider,  um  unseren  Scharfsinn  za  prüfen,  anter- 
lanen  hat,  au  erliateni,  wie  der  Chor  eigeotlioli  eeio  'ta  guogiii 
diae  Jeden  Torauegeheiiden  aUgemeinereo  Gedanken  (wie  ieh  mir 
ihn  gedacht  hatte)  verstanden  wissen  will.  Etwa  nach  dem  Muster 
?oo  Cäsare  Wort:  'et  tu,  Brüte?'  Mir  will  diese  abrupte  £miah- 
viBg  etwas  roh  und  fast  lächerlich  Torkommen. 

Tario  de  L  L  Vn  53  bringt  unmittelbar  hintereinander,  aber 
10  άν  Aniftlirang  getrennt  ('apod  Naevinm  .  .  ·  idem*),  awei  Bei- 
spiele aus  Naevius  (ine.  com.  120  für  C(MS8cibunäUfn,  inc.  trag.  57 
f&r  diabcUkra  und  q^icroco).  Beide  Stellen  verbindet  B.  S.  281 
osdi  Soaligera  Vorgang,  indem  er  die  sweite  gewaHsam  in  das- 
■dbe  Vennnaass  einswiogt,  obwohl  die  Art  der  Anftbrug  grade 
davor  warnen  sollte.  Warum  bitte  Vorro  sie  aasemaadergeria- 
seo,  wenn  sie  zusammenhingen?  Auch  die  verschiedene  Stilfärbung 
spricht  dagegen. 

Ob  ea  getatheaer  ist,  awei  von  Gharisias  an  verschiedenen 
Orlen  erwihnte  Bmobstlleka  des  Aeoins,  die  ich  ndoh  bsgnfigt 
bebe  nmnittelbar  bintermnanderrostenen  (320  i$9enr8U>  Ha  erat 
acris.  321  Maries  artnis  duo  congressos  crederes)^  in  folgen- 
der Weise  zu  verbinden:  incursio  Ita  erat  acris:  Maries  α. 
d.  e.  e.,  oder  das  sweite  dnrcb  die  Form  Mavaries  an  einem  Senar 
m  wvoUatAodigiii,  dardber  will  leb  nicht  weiter  streiten.  Als 
Oegeostflck  aber  an  diesem  Princip  des  Znsammenecbweissens  nnd 
als  Beleg  des  alten  Rechtssatzes:  *quod  licet  regi,  non  licet  plebi' 
diaoe  Aociue  333  f.  335  f.  Auch  diese  beiden  Bruchstücke  wer- 
te fon  Nonins  an  verschiedenen  Stellen  citirt.  Wegen  des  ge- 
awimamen  anapftstiscben  Bbytbmns  nnd  des  Yerwaadten  Inhaltes 
imd  die  vier  Verse  von  Scaliger  nnd  0.  Hermann  zu  einem  System 
verbunden,  von  mir  jedoch,  um  dio  Ueberlieferung  nicht  zu  trü- 
^  gesondert,  aber  unmittelbar  nacheinander  im  Text  aufgeführt 
vQiden: 


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940 


Ueber  'unabhängige*  Kritik. 


Tragikern  ansschliessen  will  (S.  279),  weil  sie  sich  nicht  in  den 
erhaltenen  Resten  der  griechischen  Tragödie,  sondern  bei  Aodro- 
maohoe  dem  Kreter  und  bei  Kaphorioii,  dem  Geiateeferwandteo  dei 
KaUfmachne  findet,  dessen  nahe  Bedehong  sn  den  Mjthen  derTmp 
gödie  doch  ziemlich  klar  vorliegt.  Sollte  nicht  hier  dieselbe  trött* 
liehe  Annahme  gerechtfertigt  sein,  dass  irgend  ein  Chaeremon  die 
Vermittelang  für  die  römische  Bühne  übernommen  habe?  Freilieh 
wer  mdehte  nioht  gern  statt  der  ^barbarisehen  Troehien: 

dtinam  ne  nmqnam,  Mede,  Golehis  cupido  eoide  pedem  eacteltnee ' 
die  herrlichen  Choriamben 

utinam  nec  umquam 
Medea,  Golehis  c.  e.  p.  e. 
eintanaehen!  Zwar  ist  die  daolgrlieehe  Messong  MUia  wader  den 

Ennins  (vgl.  213)  noeh  anderen  römiseben  oder  grieehisehen  Poetin 
recht  geläufig,  dafür  sind  aber  die  Rhythmen,  so  fremd  sie  übri- 
gens der  älteren  römischen  Bühne  zu  sein  scheinen,  der  entepre- 
ehenden  Enripideisehen  Stelle  814  Verwandt'  (obwohl  Ukr  den  ge* 
wOhnliohen  Leser  gam  anders),  nnd  aar  KrOnnng  des  gaasm 
bewundernswürdig  festen  Lnftbanes  'sehen  wir  ans  diesem  Beispiele, 
wie  auch  in  lyrischen  Partieen  die  römischen  Dichter  sich  nicht 
völlig  frei  bewegen,  sondern  selbst  zuweilen  die  metrische  Form 
dem  grieohisoheo  Original  naohbiklen.  £in  wiehtigee  Resniteli 
dessen  Tragweite  Inder  in  demselben  Athem  dnreh  den  Zasaks: 
'im  Allgemeinen  jedoeh  haben  sie  wohl  gerade  hier  am  meisten 
eine  gewisse  Selbständigkeit  behauptet'  gänzlich  aunulliii;  wird. 
So  pflegt  es  der  gransame  Mann  sn  maohen:  was  er  mit  der  eineo 
Hand  gegeben,  nimmt  er  sofort  mit  der  andren. 

Da  derselbe  lu  nnsrer  AHmH  τοη  einem  'wiiUiehen  Feit* 
schritt  auf  metrischem  Gebiet*  leider  gar  *  Nichts  wal>rgenomraen' 
hat  (S.  271),  80  ist  es  um  so  mehr  unsere  Pflicht,  seinen  eignen 
Belehrungen  in  dieser  Bedehnng  noeh  weiter  emsig  naehanspflreo. 
Wftre  nnr  das  Ergebnisi  etwas  lohnender!  Die  freien  AnapAste, 
auf  deren  Entdecknng  er  stob  viel  zu  Gute  thut  (S.  285),  hat  μ 
schon  G.  Hermann  bei  Ennius  81  If.  erkannt.  Der  neueste  Tort- 
schritt'  besteht  wesentlich  in  dem  Missbrauch,  welcher  tbeils  sor 
Besehdnignng  leieht  sn  hebender  Hftrten  nnd  Fehler,  theüe  m  br 
qnmer  Yerwendnng  dee  paroemiaens  an  beKebiger  Stelle  denit 


>  Dass  ioh  Ar  den  'remen  Berbarismos"  ^aeNili^  im  ooroIL  XXX 
Belege  ausPlantos  nndTereni  beigebraoht  hebs^  wird  &  mmAhv- 
gebraohter  Tsktik  verseliwiegen. 


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üeber  'unabhäugige  Kritik. 


289 


mit  Bergk  die  Metrik  derselben  Tragiker  (inc.  inc.  fab.  139  f.) 
bereichert  hat :  'nun  dieses  Versmaas  hat  bekaDntlich  Kall  im  achus 
in  IjnsehMi  Gediehten  gebnaoht;  es  ist  wohl  denkbar,  daas 
jflngere  grieefaiedie  Tragiker  cteeselben  Meimms  sieh  bedieat  bik 
ben,  wenigstens  muss  Chäremou  den  liy  ρ  erkatalek- 
tiechen  i  am  bis  eben  Pentameter  .  .  .  angewandt  habeo. 
So  konnten  auch  die  römischen  Tragiker,  die  überbaopt  längere 
▼ene  entsekieden  bofonrogen,  nm  das  feierliche,  gemeseene 
der  Daretellnng  an  erhöhen,  solche  Yerse  ab  nnd  an 
bilden.*  Diese  unerhörte  Syllogistik,  welche  in  kindlichster  Nai- 
Tctät  ein  Kartenhaue  aui^  dem  Sande  erbaut,  gehört  zu  den  hüb- 
schesten Schersen,  welche  dieser  Beweiskftneiler  sich  in  neneeter 
Zsü  erlMibt  hat.  Sie  öffnet  der  Hersftellang  der  römiaohen 
Tragödie  eine  ganz  neue  Bahn :  was  kann  nns  künftig  noch  bin- 
dern, meinetwegen  Priapeen,  Asklepiadeen,  Logaüden  aller  Art,  und 
was  Bonat  die  Lyrik  der  Alexandriner  bietet,  auf  die  römisite 
Bfthne  an  Terpflanaen?  £a  wird  aber  nnn  doeh  erladbt  sein,  dass 
dar  *Feierliohkei^  der  römischen  Tragödie  auch  die  anc^äsHgehm 
Septenare  und  OHonare  zu  Gute  kommen.  Auch  wären  wir  ge- 
spannt, wie  eich  mit  jener  Methode,  weiclie  \  ersiormen  eines  Alexan- 
dnnischen,  nichtdramatischen  Dichters  iür  die  römische  Tragödie 
fsrwendet,  der  B^gorismos  wtrflgt,  welcher  die  bei  Ennins  241 
bsodsehrifUich  ftherlieforte  Namensform  Mede  ^  von  den  römiseheD 

hImd  davon,  dass  mir  Plaatus  und  Terens  ebenso  zugänglich  sind  wie 
San,  bstien  ihm  doch  Bentley  nnd  die  Herausgeber  der  griechischen 
Pvömiographen  seine  Gelehrsamkeit  schon  vorweg  genommen. 

Aoch  Accius  448  f.  und  Εηηίαβ  158  f.  werden  (8.  808)  als  tro- 

cbiiacbe  Pentameter  gemessen.  Wiesen  möchte  ich  doch,  was  in  dem 
Ausdruck  e  clamore  .  .  nota  νυχ  ad  auris  accidit'  bei  Acciua  449  (aus 
dem  Lariu,  d.  h.  dem  Durcheinander  mehrerer  Stimmen,  ist  eine  he- 
kaoDte  Stimme  mir  zu  Ohren  gedrungen)  gegen  den  Sinn  und  die 
Grammatik'  ist. 

Dass  beiEnnius  158  im  Bambergensis  uror  *  statt  uostrum  steht 
und  damit  auch  eine  äussere  Berechtigung  zu  der  S.  309  gerügten  Ίη· 
tsrpolation  gegeben  ist,  wird  verschwiegen.  Die  Entdeckung  von  einem 
'tmperiaB*  der  vigües  im  Lager  wird  sioh  die  Alterthomsforsohnng 
WffMiÜidh  nicht  entgehen  Isssen. 

Sehr  tberseogend  f&r  die  neue  Lehre  wirkt  die  auf  S.  809  gni^ 
digit  gewihrte  Erlanhniss,  inc.  inc.  hh.  189  f.  denn  doch  in  der  von 
sik  angegebenen  Webe  nach  Octonaren  and  Septenaren  absniheilen. 

>  Durch  einen  Macbtspnioh  wil^  decretirt,  dses  der  Yen  ans  der 
Mtdn  des  Aodns  417  (beiNonios:  Äceius  Meda)  vielmehr  in  den  Dio- 
titdu  gehöre. 


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2i2 


üeber  'raAbh&ngigo'  Kritik. 


Gut,  dan  man  uns  (S.  282)  ausdrücklich  beruhigt:  'der  Vm 
ist  gau  oonreet  gebildet' ;  damit  atod  alle  Bedenken  TonSeitea  d«r 
*8trioton  Observanz  fiber  den  eleganten  pftoniaolien  Eineate  (gaai 

wie  oben :  sed  ita  AchilU)  und  den  nachdrücklichen  Molossus  da- 
hinter nledergeeohlagen.  Wae  iet  aber  der  entscheidende  Grund, 
ana  welchem  meine  Abtheilong  nach  Septenaren  (mibieea  'Vmidas) 
verworfen  werden  mnes?  Durch  aie,  ao  belehrt  man  nne,  *wird  du 
Harmonie  awiseben  YerBmaass  and  Satzgliedemng  zerstOit,  worauf 
man  zu  wenig  zu  achten  pflegt.'  Aber  diese  'Harmonie'  hat  doch 
a.  B.  denselben  £nniua  nicht  gehindert,  in  Septenaren  199  f.  ab- 
autbeilen :  '/ονίβ  Oum  ompn  ant  nepa,  ant  eKoritor  momen  aUqnod 
belnae*,  oder  289  *IM  daH  Βάηέ  in  bcUo*  (vgl.  160),  nnd  Plantoa 
theilte  im  Amphitruo  796  ab:  'atque  eam  Uuic  dedisti*,  1108 
duo  Maxumif  1113  cu>nus  Persegui  u.  s.  w.  Ja  seinen  freien 
Anap&eten  sn  Liebe  verlai^  sogar  Herr  B.  (S.  287)  aelbat  bei 
Pte.  256: 

pedetcmpttm  iie  ei  Mdah 

nisu 

statt  des  untadlig  bei  Charisius  überlieferten  Dimeters  pedetempiim 
ae  sedaio  niau;  ümer  theilt  derselbe  261  so  ab:  *qai  ms  |  COM- 
8uekis%  bei  Aocras  180  *nwnque  \  andire  volo*;  bei  Euuna  867 
^faces  Nihilöminus  ipsi  lucet\ 

Auch  in  seinem  Bestreben,  die  Trümmer  der  römischen  Tra- 
gödie zu  vervollständigen,  scheint  mir  Herr  B.  nicht  sonderlich 
glflcklich.  Yarro  de  L  1.  V  28  giebt  an,  daas  t»ra  und  hmm 
für  synonym,  ja  identisch  gelten :  *terra  nt  pntant  eadem  et  hiumis; 
ideo  Ennium  in  tetram  cadentis  diccre  : 

cubitie  pinsibant  humum/ 
Man  sollte  meinen,  es  sei  klar  genng,  dass  die  Worte  m  Ut- 
rom  eaäenHs  rar  Bestfttignng  der  behanpteten  Identitit  und  sor 
Erlftnterung  des  Beispiels  τοη  dem  Oewihrsmann  des  Yarro  (Aelins 
Stilo,  wie  es  scheint)  vorausgeschickt  seien.  Grund  genug  für  einen 
so  unabhängigen  Kopf,  wie  Herr  B.,  andrer  Meinung  zu  sein.  Ei' 
wendet  sie  (8.  293)  dem  £nnine  ra  nnd  liefert  folgendes  BmchatAck: 
.  .  m  tetrdm  eaämiies  cäfiHs  pinsAdnt  hmmm^ 

was  denn  freilich  au  wässriger  Breite  Nichts  zu  wünschen  übrig 
läset.  Gewonnen  hat  der  Dichter  ausserdem  den  Trochäus  statt 
dea  Spondens  im  sechsten  Fuss.  Weil  nämlich  in  den  Annaien 
854  die  filr  den  Henmeter  (neben  pmeatU)  allem  braachbaie  Fcim 
pinnmU  sieht  mid  diese  Flemon  spiter  die  herrsehende  gewoidsa 
ist,  soll  es  ihm  nicht  freigestanden  haben,  in  einer  möglicher  Weiee 


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U«ber  'lUMbli&iigife*  Kriük. 


348 


ml  froher  geeeluriebeneii  TmgOdie  eine  mndr^  dem  Vene  gemftaee 

Form  zu  wählen.  Freilich  hat  derselbe  Ennius  sogar  innerhalb 
der  Α  Dualen  einmal  196  scnc^cU,  und  dann  382  sonunt,  wie  in 
den  Iimgddieo. 

Meo  eolUe  enob  meineD,  daee  ee  einan  Gesobiclitoebreiber  wie 
dem  Verfeeeer  dee  belhun  Hispmienee  am  nSebsten  gelegen  hfttte, 
wenn  er  das  Schlachtgewühl  mit  einer  Reminiscenz  aus  Ennius 
•chiklern  wollte,  seiner  Ληηηίθη  ea  gedenken.   Auch  sind  ja  die 

aqgeAüirten  Worte  pes  pedeprenniur^  wrms  tmmim  arma  offen- 
ber  den  bomerieehen  άωάς  Λρ*  ioM*  Itpenfe,  «ίρνς  utiqnvy  AHqa 
ά*  άτηρ  nachgeahmt^  tind  der  Annalist  Fnrine  sowohl  als  Virgil  in 
seinem  Epos  sind  in  die  Spuren  ihres  Landsmannes  getreten  (pres- 
satur  pede  pes  und  haeret  pede  pes).  Deesen  angeachtet  läset 
«eh  Herr  B.  8.  394  enob  diese  eelegenheit  niebt  entgebeo,  Ter- 
wirrnng  in  stillen.  Weil  bei  Maerobins  VI  8,  6  sei  ee  dnreb 
Schuld  des  CJompilalors  oder  seines  Gewährsmannes  oder  seines  Ab- 
achreibere  die  Erwähnung  der  Enulanischen  Stelle  fehlt,  soll  sie 
Hiebt  in  den  Annalen.  sondern  in  den  Tragödien  gestanden  haben : 
•b  wenn  Mnerobiiie  niebt  genug  DnuneoTerse  nie  Vorbilder  Viiigih 
heibrlebte.  Weil  femer  der  Verfiisser  des  bellnm  Hispaniense  den 
Rhythmus  der  Ennianischen  Worte  aufgelöst  und  seinem  Text  an- 
gepasst  hat,  ist  zwar  jeder  Versuch,  sie  in  dactylisches  Maass  zu 
böqgeo,  nach  Herrn  B.'b  Ansepmeb  ▼eigeblioh  (Vahlen  hatte  ge- 
Mbrieben:  —  premUmr  pede  pee  [aigtte]  arme  aima  teruwtm)^ 
aber  beliebige  Brocken  iambiscber  oder  trochäischer  Verse  durch 
eigne  Umstellungen  zu  erzielen,  ist  höchst  niethodiech,  wenn  auch 
nichts  Besseree  dabei  heraoakdmmt  als  ein  lahmer  troohäisoher  Seohs- 
lllHler  wie: 

pts  peä$  prmmtAty  ienmiur  Amis 

Ein  anderes  Knnianisches  Bruchstück  bei  demselben  Varro  1.  1. 
VII  48  ist  so  schlecht  überliefert,  dass  die  metrische  Gestaltung 
Aeesslben,  also  nnoh  die  ihm  amnweieeiide  Stelle  (in  den  Annalen 
ockr  in  den  Tragödien)  ureifelbaft  bleiben  mnse.  Lemma  ist:  ^ecMMi 
mrima,  qaod  eet  inter  terram  et  oadhim  ad  similitndinem  eorlinae 
ApoUinis.'  Die  Stelle  des  Ennius  giebt  der  Florentinus  so:  qucjj; 
in  corpore  causa  ceruleo  fejio  orta  nare  ceptat,  Herr  B.  S.  276 
tedet  'nneweMelhaft  anaptetisofaen  Bhythmus' : 

qnneqae  in  eorpore  οητη  cneroleo 
eoeli  eortina  reoeptat* 
'Unzweifelhaft'  ist  mir  hierbei  nur,  dass  raeli  eortina  nicht  richtig 
■ein  kann,  da  naoh  Varro  'eortina  ·  .  est  ifUer  terram  et  cadumi. 


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244 


Ueber  '  uuabiiäugige  Kritik. 


Wae  atueerdem  in  corpore  .  .  caertdeo  in  dieser  YerbindaDg  be- 
deuten soll,  ist  mir  unklar.  Veratiiidlidi  und  der  handschnftlicheD 
Leiert  nabeetehend  ist  eaoa  eaeruleo  fimdo  eortkia  recepUd^ 
wae  ebenBOWoU  daotylieeh  als  anapftitieoh  gemeseeo  werden  kna. 
Den  Anfang  äiuugemäss  berzustellen  mögen  Andre  versucben. 

Den  Euhm,  die  Anapäeten  aus  Gioero  Tusc  I  5,  10 
Si^plia'  wiat  eaxdm  eodane 
mtέlMlo  neqae  proltaH  biliiB 
der  Tragödie  logewieeeB  in  haben  (8. 812)  miue  Herr  B.  mit  einem 
Andrefl  theileu  (vgl.  coroll.  com.  CXXI).  Ich  aber  glaube  keinem  von 
beiden,  ehe  man  nicbt  nachgewiesen  bat,  dass  der  Ausdruck  neque 
proficU  kUum,  welober  dem  Luoiline  geläufig  iet  und  in  der  KomAdie 
niobt  befremden  wflrde^  dem  tragieoben  Stil  angemeesen  ist  Dass  En- 
nins  in  den  Annalen  *neque  dispendi  faoit  bilnm*  und  nach  ihm  Lucrec 
im  Lehrgedicht  *ad  uoa  neque  pertinet  hiluin'  unter  Andrem  ge- 
schrieben hat,  ist  keine  genügende  Analogie.  Cicero  führt  die 
Worte  als  prignaoten  Ausdmek  der  l>'abel  nn,  ohne  einen  bestimm- 
ten YerfiMser  daAUr  verantwortlieh  su  machen.  Ein  darehsehlagen- 
der  Grund,  dass  sie,  daciylisch-  gemessen,  dem  Lucilius,  der  im 
dritten  Buch  die  Strafe  des  Tautalus  besprach,  nicht  gehören  kön- 
nen, ist  sonst  nicht  beigebraclit.  Die  schlechte  Gäeur  Micum  SuduHS 
nUemh  kann  grade  hier  beabsichtigt  sein. 

Dass  in  den  Satiren  des  Lacilius  vielfache  Anspielungen 
an  die  Tragödie  besonders  des  Accius  vorkamen,  dass  nicht  nur 
Sachen,  Wortformen,  Ausdrücke  und  Wendungen  derselben  berührt, 
sondern  auch  ganse  Verse  und  Stellen  wiederholt  und  parodirt 
waren,  ist  bekannt  genng  und  sniefait  noch  von  Franeken  «ingeheod 
dargelegt  worden.  Wo  mir  dergleiehen  mit  einleuobtender  Wahr- 
scheinlichkeit nachweisbar  schien,  habe  ich  schon  in  der  ersten 
Auagabe  in  den  Anmerkungen  und  quaestionee  sceuicae  darauf 
hingewieeen,  Einselnes  sogar  (Pte.  112.  ine.  ine.  27.  258  f.)  mit 
Vorsieht  onter  die  BVagmente  salbst  angenommen.  Harr  Β·,  wal- 
eher  S.  812  findet,  ich  habe  dies  su  wenig  beaohtet,  seigt  durch 
seine  Nachträge  theils,  dass  er  meine  Ausgabe  nicht  genügend 
kennt  (denn  er  vermisst  was  darin  steht:  inc.  inc.  fab.  27),  theils, 
dass  ihm  das  leinere  Untersoheidongsvennogen  fehlt.  Die  in  folgender 
Fassung,  wie  ich  Termnthe  (vgl.  oben  S.  192),  henrastallendan  Vetae 

squ&litate  summa  ac  scabie,  summa  in  aerumna  obmtam 

a^qne  inimicis  invidiosam  neque  amico  exoptabilem 
enthalten  in  der  ersten  Hälfte  Keminisoenaen  aus  der  Tragödie, 
verhAhnen  aber  vielmehr  die  Uebertreibnngen  des  £nrifides  und 


1 

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üeber  *iiiuiUiftiigige*  Kfiiik. 


34( 


•einer  Nacbtnter  in  der  Darstellung  menschlichen  Elends,  Dae 
Uebrige  ist  noch  weniger  zu  brauchen.  Da  Herr  ß.  eich  begnügt 
hat,  Zahlen  ana  der  Gerlachschen  Ausgabe  ohne  weitre  Beiebrongen 
hiamwqriw,  so  mögen  aie  liegeo  bkibeo,  wo  aie  eben  hingefaUen 
und.  Indessen  ist  doeh  niebt  so  yergessen,  dass  sieb  der  stets 
Bchöpferische  Gelehrte  das  Verdienst  erworben  hat,  die  Rhythmen 
des  iiucilios,  welche  man  bisher  auf  dactylieohen,  iambisoben  und 
trocbäiseben  beschränkt  glaubte,  durch  oretid 

dlfidant  difeant  dissipent  distrabaat 
(vgl.  eoroll.  XLDC  la  den  Komikern),  und  Anapisten,  Dimeter 
sowohl 

neo  vέntonlm  flamina  £&ado 
mäk  seeoitdeBt 

ab  Sepisnare 

aottö  vertente  dies  tetri  ndserique  ae  religiosi 

(alle  aus  dem  29.  Bnche)  zu  bereichern.  Ich  überlasse  die  Ans- 
beotung  dieses  überraschenden  Fundes  den  Gelehrten  des  Lncilias. 
In  meiDen  FHigmeoteo  kann  idi  alle  diese  Herrlichkeilen  nicht 
braaeben. 

Daea  über  den  Pseudolucilischen,  yielmehr  tragischen  Vers  bei 
Feetas  V.  remeligines  p.  276.  277  bereits  im  coroU.  LXXI  ein- 
gehend gebandelt  isti  bat  Herr  B.  (S.  312)  wieder  einmal  übersehen. 

Μ  einen  Stilgefühl  nnsagftngliob  ist  das  nochmals  eingeecb&rfte 
ÜTtheÜ  Mier  die  sterHeben  Septenare,  welche,  da  sie  von  mir  den 
Fra^nnenten  der  Komiker  (pall.  inc.  32 — 34)  eingereiht  sind,  viel- 
leicht schon  aus  diesem  Grande  Marchaus  abweichend  vom  Gbai'ak- 
t«r  des  römischen  Lustspiels''  gefanden  nnd  der  Tragödie  angewiesen 
vwden.  Ein  ftnsseres  Zengniss  oder  Anaeiehen  an  Oimsten  dieser 
wmderHcben  Ansicht  liegt  nicht  vor.  CKcero  bespricht  die  nach 
Ten  und  Inhalt  des  Textes  verschiedenen  Vortragsweisen  des  Schau- 
spielers, und  durfte  selbstverständlich  awischen  Beispielen  aus  der 
Trsgödie  aach  ein  komisches  anfeebmen.  Wer  smne  Charakteristik 
fisst:  'allnd  Tolaptas,  eflfbsom  lene  teneram  hHarahm 
Süd  den  tändelnden  Ton  der  Verse  (sSd  sibi  am  tetulit  cortmam 
oh  colHgandas  nuptias  u.  s.  w.)  erwägt,  kann  nicht  zweifeln,  in 
welche  Giattung  sie  gehören. 

Andrerseits  mrternimmt  die  'strengere  Kritik^  unter  den  Braeh- 
itieken  der  fabnlae  incertae  manches  zu  beseitigen  (S.  313). 
Sie  bewährt  sich  zunächst  darin,  dass  sie  eine  alte  Vermuthung 
YOQ  Lange  über  inc.  Inc.  fab.  21  (Hecuba^  hoc  dolet  pudet  pi- 
gä)t  welche  in  meinen  qnaeationes  soenicae  mir  ersten  Ani^gabe 


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246 


ü«ber  'mwbliftiigigo*  Kritttc 


p.  359  eingebeDd  widerleg!  wer,  wieder  auMLnnt,  aeittrtioli  obie 

jene  Auseinandersetzung  zu  erwähnen.  Die  gestrenge  Dame  macht 
hier  kurzen  Procese.  Indem  sie  den  von  mir  erläuterten  Zusam* 
meoliaiig  bei  QnintiliaD  g&nslich  unberQoksichtigt  läset,  giebt  sie 
ihm  ohne  Weitetet  Sohnid,  er  hebe  die  Stelle  bei  Eomiis  44  ff. 
(aus  wemgetens  drei  Septeneren  beetebeiid:  Mrginee  aeqnelie  Tereor* 
u.  8.  w.)  ins  kurze  (nämlich  in  ebensoviele  Worte)  zusammenge- 
zogen, und  'weil  er  offenbar  (!)  aus  dem  Gedächtniss  citirt,  nicht 
einmal  die  Beihenfolge  der  Begriffe  genan  beobachtet',  aoeeerdem 
sei  aaeb  ein  Wort  amgafiülen.  EinwendoDgeii  gegen  ein  eo  grilnd- 
liobee  Beweisyerfahren  wttrden  vergeblich  sein. 

Donat  bezeugt  zu  Terenz  eun.  III  5,  42  (at  quem  deum!  qtti 

iempla  codi  summa  sonitu  conctUü)  unter  dem  Lemma  sonitu 
eaneiM]  ^τηρψάία  de  Ennio*  nnd  unter  templa  codi]  ^smlmtim 
iragiea^  aeä  de  indueiria,  nan  errere\  Als  tragisch  nnd 

zwar  Enoianisob  bezeugt  ist  aleo  nur  nicht  summa,  was  indeesen 
durch  die  AUitteration  geschützt  wird,  und  ^t,  was  den  Senar  ver- 
vollständigt ^  Diesem  Zeugniss  gegenüber  findet  Herr  B.  S.  312 
es  '  leicht  möglich,  daae  der  Grammatiker  ▼iebnehr  eine  StelW  (nota 
bona  eise  ^eententia  irag%ea*\)  der  ^Amnoim,  etwaV.  688'  (qui 
fulmine  claro  Omnia  per  sonitus  arcd),  die  kaum  ein  Wort  mit 
dem  Terenzischen  Verse  theilt,  'im  Sinne  hatte.' 

Allzu  orakelhaft  ist  die  Andeatang  (S.  312)  über  Enniue 

ine  fab.  848  f.  Die  Worte  ager  opplehte  tminrium  fremäu  'gw- 
hdren*,  sagt  Herr  B.  mit  gewohnter  Enteohiedenheit,  Mo  die  Anna- 

len,  wo  nicht  vom  ager^  sondern  von  der  agea  des  Schiffs  die  Rede 
war/  Das  habe  er  schon  vor  Jahren  erinnert.  Und  wirklich  findet 
sieh  m  seinen  'kritieohen  Stadien  su  Ennine'  (Jahrbb.  f.  PhiloL 
1861  &  496  A.  88)  die  Bemerkung  an  annalL  484  (bei  Isidor), 
dass  sieh  *hieranf'  jenes  obige  (Stat  bei  Senrhis  benidie,  wodnreh 
sich  das  Bruchstück  vervollständigen  lasse.  Aber  wie  und  warum 
und  mit  welchem  Hechte,  wird  auch  hier  nicht  verrathen.  Schari- 
sinnigere  miögen  diviniren,  durch  welches  Knnstetlkek  agea  (oder 
wie  man  das  Wort  echreiben  mag)  longa  rtpMmr  nnd  oppkim 
imbfiwm  fremitH  auch  nur  grammatisch  mit  einander  an  Tereini- 
gen  seien. 

Wissen  möchte  ich  doch  auch,  in 

*  Nimmt  man  ino.  inc  fab.  227  sa  Hülfe,  so  kann  man  anoh 
schreiben: 

atiena  templa  caeli  sonitu  eoneuiüf 
was  iek  aniadeaten  niohl  nnterlsssen  kabOi 


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Ueber  'nnabhtogige*  Kritik. 


247 


Uber,  wmm  nicht  in  einoTng6die,  Herr  B.  (a  312)  dieTene  dm 
Enaint  ino.  fab.  326  f.  ▼enelaen  will.    Der  Antdrack  Μ  Geffiae 

erklärt  sich  aae  dem  Zusainmeohange  des  Capitels.  Die  Behaup- 
tung, dass  inimicitia  nur  im  Plural  gebraucbt  werde,  ist  ange- 
zweifelt, sie  wird  widerlegt  durch  Yerweisang  anf  eine  beeondere 
bekannte  und  geleaene  admßj  die  in  aller  Binden  ist;  demgemiee 
heint  ee  aneh  anter  §  16:  *haee  qnideni  Fronte  reqntrere  noe  inesit 
▼oeabnla  nou  ea  re,  opinor«  quod  scripta  esse  in  uUis  veterum 
libris  existmuwet,  aed  at  nobie  Studium  lectitandi  in  quaerendie 
rarioribus  verbis  ezeroereL* 

Baee  Jnliu  Yietor  p.  402  B.  die  Stelle  ans  den  Sabinae 
dee  Ennine  in  der  aweiten  HAlile  raeammengezogen  and  inProea 
verwandelt  aa  haben  scheine,  habe  ich  p.  280  ausdrücklich  bemerkt 
und  den  Text  durch  ein  lüreua  als  hoffnungslos  gekennzeichnet. 
Weitem  bat  aoeb  die  'atrengore  Kritik'  a  294  niobt  ennittelt; 
dean  an  den  Worten  am  ^gpiUa  gmuria  ietnoBenHs  ist  gar  Kiehta 
aaemnetaeD.  Daee  derselbe  Rbetor  p.  415  fl.  den  Gedanken  dee 
Medeaprologs  folgendermussen  für  seinen  Zweck  zurechtmacht :  'si 
in  oemore  Polio  non  cecidissent  trabes,  hoc  scelus  factum  non  esset*, 
beweist  darcbans  niebti  daes  wir  in  obigem  Beispiel  nur  eigne 
Worte  dee  Yieter  haben.  Benn  dort  citirt  er  ansdrfleklieh :  ut 
Sabmis  EmUtiS  dixity  hier  enthält  er  sieh  jeder  Antorangabe,  und 
deüuoch  hat  er  ja  auch  hier  zum  guten  Theil  Worte  des  Ennius 
beibehalten«  Auch  bei  der  Anführung  von  inc.  inc.  fab.  178 — 180, 
fon  Tereaa  Andria  51  (p.  424  Β·)  hat  er  die  metrische  Geetalt 
bewahrt  Vgl.  Ibmer  o.  A.  p.  432  (Pie.  411.  416.  ino.  ine.  fab. 
133  f.  126). 

So  haben  wii*  die  unerquickliche  Durchmusterung  eines  Stücket 
Arbeit  voUaogen,  welches  dem  dorob  mannigfache  anerkannte  Lei- 
stoagea  anf  andern  Gebieten  besser  bewfthrteo  Yerfaeser  keine  Ehre 
eintragen  kann,  in  dem  oorollariom  com  aweiten  Bande  meiner 
Fragmente  habe  ich  den  ganzen  wirreu  Hauleu  der  *  Bemerkungen  , 
soweit  er  Positives  enthält»  su  verzeichnen  nicht  unterlassen,  auch 
aieht  rersehmftht^  aas  der  weit  überwiegend  windigen  Spren  die 
paar  branefabarsn  Kftmer  heraassnleeen  and  an  kennaeiehnen,  welAe 
mein  vielleicht  getrflbtee  Aoge  darin  an  erkennen  Termoehte.  Wohl- 
begründete  Belehrungen  werde  ich,  gleichviel  von  welcher  Seite 
und  in  welcher  Form  sie  kommen,  stets  zu  würdigen  wissen. 


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248  Ueber  'gewiswnbafite  fixegeae*. 


Durch  eine  naheUegende  IdeenTerbiBdang  efthe  iob  nieh 
anleni,  «nhangsweiee  aaoh  noob  einem  unreifen  Scribenten  dee  Her* 

mes  eine  Quittung  auszustellen,  welcher  in  einem  der  letzten  Hefte 
dieser  2«eit8chrift  den  hergebrachten  Text  der  Simonideischen 
Jamben  über  die  Weiber  durch  'gewisienhafte  £z^geee*  ans 
dem  *Bann\  unter  welchem  sie  seit  meiner  Kritik  (Bhein.  Mos.  XX) 
gelegen  haben,  zu  retten  untemoffimen  nnd  diese  C^legenheit  dasn 
benutzt  hat,  vor  dem  wisseuschaiilichen  Publikum  eine  Mischung 
von  boshaitor  Petulanz  und  geistiger  Stumplheit  zu  ofienbaren, 
welche  ihn  seinen  Meistern  und  Mitstrebeni  empfehlen  mag,  schwer- 
lich hingegen  solchen,  welche  ausserhalb  dieses  Bannkreises  stehen. 
Es  wäre  aber  unter  meiner  und  dieser  Blätter  Würde,  wenn  ich 
mich  dazu  hergeben  wollte,  seine  Scherze  zu  beleuchten  oder  sein 
Exerciiium  im  Einzelnen  durchzucorrigiren.  Ks  genügt,  einige 
Hauptpunkte  des  Problems  herrorsnheben  und  die  betreffenden  Ergeb- 
nisse jenes  schülerhaften  Yersuchee  in  möglichster  Kürze  au  prtite. 

1)  Was  bedeutet  ο  ρ  y  i;  ?  Von  der  Füchsin  wird  gemäss 
der  Ueberlicferung  V,  11  gesagt:  ό^ην  άλλοι  άλλοίψ  e/H^  vom 
Meer  V.  41  f.: 

ταύτη  μάλΜ^  souts  vouiAni  γνιτη 

o^yjjy'  φνψ  ds  ηόντος  άΧλοίψ  ^«i. 
Der  '  gewibi^enhafte'  Exeget  übersetzt  dort:  *  zu  verschiedener 
Zeit  folgt  sie  {s/h\)  verschiedenem  Trieb',  hier:  'dieser  zumeist 
gleicht  das  Weib  nach  seiner  Laune;  die  Natur  des  Meeres  ist 
eine  verschiedene'«  Hinaugefttgt  wird  ohne  Belege  die  Erlftuterung 
(S.  3B2),  ψυή  sei  *die  Natur  eines  Subjectes  in  der  Ruhe,  ύογη 
aber  die  hewcgte  Natur,  der  Affect',  der  sich  ebensowohl  in  der 
Begierde,  im  Trieb,  wie  in  der  Laune  bethätige.  Wie  aber,  wenn 
es  die  *Natur  eines  'Subjectes'  ist,  bewegt  zu  sein?  Oder  hat  das 
Meer  nur  bei  Windstille  φνι(ν?  Der  sonst  bekannte  Spraehgefavaneh 
lehrt  Folgendes :  ή  ist  die  körperliehe  Erscheinung 
im  Gegensatz  zum  inneren  Wesen.  Tyrtaeus  12,  5:  ονδ'  d  Tii^wt^io 
φνην  χα^ίίηερος  ΰ'η.  Antenor  sogt  von  Odysseus  und  .Menelaos: 
iφίφotίρωv  όέ  φυψ  id0fpf  xoi  μι^ό&Λ  hvxms  11.  f  208.  Das  ailbeme 
Geschlecht  war  XQvodu)  ovis  φνην  iimUfmov  oSwb  νωιμα  Hesiod  op. 
129.  X)  ργ  ή  ist  der  natürliche  Charakter,  synonym  mit  rpo^oc, 
und  wird  in  der  älteren  Poesie  namentlich  auch  von  der  angabore- 
nen  Sinnesart  der  Thiers  gebraucht.    Theognis  213: 

iCvpiv,  φίλους  tuku  ηάντας  ^ηίσμ>&μ  noucÜiop  ^9ος, 
6ργψ  αν/ιμίσγων  ηνην^  htatnog  f/ii, 

πονλνπον  υργψ'  lo^s  ιιυλιηλόχον  χ.  τ.  Α. 


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Ueber  'gewissenlMifte  Eiegeee* 


249 


(▼gl.  312.  1059.)    Derselbe  964: 

μ  ή  nof  tnatvrjotjq^  πρΙν  ην  ίΐόϊ^ς  ηκ\οα  οαι/ψως^ 
οργήν  xai  ρι^^ηόν  Hui  τρόπον  δσης  αν  jj. 
Pindar  Pyth.  I  89  an  Hieron:  Bvay^i  iT  iv  πϋίρμέρων  ,*·μη 
n^a«  Uap  düosdimg,  Pyth.  Π  76  sagt  er  τοη  Verl&iundangeii 
{Staßoiuäv  Ιηοψαντιες),  sie  seien  οργαΐς  firsveg  aXomtxwr  ΐχελοι.  Be- 
steht diese  Aehnlicbkeit  darin,  dass  die  YerläamduDgen  bald  einem 
guten,  bald  einem  bösen  'Triebe^  folgen,  oder  vielmehr  in  der  viel* 
gewandten  Liei,  der  notitüUa  ψνχ^ς  (vgl.  Aesop  42)?  Trifft  Lets- 
teree  and  der  dargelegte  Spracbgebranch  bq,  so  bleibt  nnanfgeklftrt, 
waB  V.  10  f.  von  der  Füchsin  sagen  will,  und  die  Verwahrung  in 
V.  42  über  die  verschiedene  φυή  des  Meeres  and  des  Weibefi  bleibt 
mfieng  Qod  kindisch. 

9}  Von  der  Eselin  steht  nach  Y.  45  &η^Ιξβν  c3r  anavm 
xol  nwijaoao  Folgendes  in  den  Handschriften : 

uoford'  τό(ΐρα  ό'  εοί^Ιει  iiev  fr  Ι^ιν/ώ 
ngovity  ηροημαρ^  ioöiH  d'  in  έ<^άρ^. 
Der  Gewiseenhafte  übersetzt:  'die  sich  .  .  in  alles  schickt  and  ea 
mufuhrt  gut  Zufriedeviheii;  inswisehen  isst  sie  im  Winkel, 
dorch  Nacht  and  Tag,  und  isst  auf  (V)  dem  Heerde^.  Wie  es  müg- 
lieh  ist.  während  der  Arbeit  (auf  dem  Felde,  in  der  Mühle,  auf 
der  btrasee)  μιχο»  und  tn^  ^^/Aqu  ( Kammer  und  Saal',  wie 
eiae  Anmerknng  8.  335  elegant  erklärt)  zn  essen,  möchte  der 
Reefatfertigang  bedürfen.  In  der  Fabel  finde  ich  diese  Schwelgerei 
des  Esels  nicbt  bestätigt:  μη^'  ά/νρων  αλις  f/jor  Aesop  32R;  ολίγα 
μίν  ηα&ΐ€,  πολλά  di  ixaxo^utUti  329  (vgl.  331  und  IJabiius  131,  5  fV. '. 
Für  PO  wenig  geäräesig  gilt  er  dort,  daes  er,  um  die  schöne  Stimme 
der  Grille  an  erwerben,  mit  Tban  vorlieb  nimmt  nnd  vor  Hanger 
stiiht  (337).  Auch  Bergk  giebt  nicht  an,  wie  er  die  'Genügsam- 
keit* mit  jeder  Speise,  welclie  er  voraussetzt,  in  den  Text  bringen 
will.  Ich  bleibe  dabei,  dass  der  Churukterzug  der  Geirassigkeit(rait  dem 
doppelten  iodiui  deijenigen  ankommt,  von  welcher  es  V.  24  heiast : 

igyw  Sc  μοΒνον  Mi&v  htiamrm. 
El  ist  der  Humor  davon,  dass  sie  das  Werk,  welches  sie  allein, 
•ber  aucli  aus  dem  Grunde  (ηοιητη)  versteht,  unermüdlich  betreibt, 
Vit  denn  überhaupt  nur  geistige  Stumpiheit  und  absolutee  ünge- 
Khiek,  nichi  Trügheit  ihr  Uharaktenog  ist 

Die  Sehfldening  der  Eselin  ffthrt  nach  den  fraglichen  Ver- 
m  46  f.  fort: 

ikl^dri^'  iiUiQoy  ovuyoiv  idk^ßw. 


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260 


üebar  'gewiiambafte  Emogm». 


Es  ist  elende  Sophistik,  wenn  man,  am  den  Begriff  *gieiehig 
Weise*  zu  genügen,  die  'Ausdauer  als  tertiojn  comparationis  unter- 
schiebt. Neben  der  Trägheit,  die  mehr  m  Apathie  ihren  Grnnd 
hat  (44),  ist  die  Gleichgültigkeit  gegen  die  Qnalit&t  der  Arbeit 
(45)  wie  des  Ehegenossen  (48  f.)  das  OemexDsame',  auf  welch« 
δμώς  sich  bezieht.  Die  Möglichkeit,  diesen  einfaeben  ZaeaninieB- 
hug  in  eonrriler  Weise  za  leugnen,  iet  durch  UnterichUgnng  der 
von  mir  angesetzten  Lücke  nach  V.  45  endilieheD. 

3)  In  der  Beschreibung  des  Wiesele^  steht  Folgendes  n- 
eammen  (V.  50 — 54): 

τ^ν  d*  ht  γαλής,  όύστηνον  οίζνρό^  γένος, 
itiliTj  γάρ  90  η  Μκλόν  ίπίμερον 
πρόσεσην,  σύ^  ΧΒρηνάν,  ίΜ  ίράσμίον' 
Βννής  (Γ  άλψής  iauv  άφ^οΜης^ 
τόν  d*  ä^Sga  τ6ν  παρόντα  ψουοίη  όίάΐΗ. 

Der  Exeget  findet  das  Wiesel  hässlicher  als  den  Affen,  lieber  dit 
sen  Geschnuick  lässt  sich  nicht  streiten:  bei  Aesop  88  oder  Babrius 
32,  wo  doch  Gelegenheit  dazu  war,  finde  ich  von  Hasslichkeit  Nichts 
angemerkt,  und  die  Stellung  desselben  als  Ilausthier  verräth  nicht, 
dass  e.s  den  Alten  öo  auserordentlich  missficl.  Wenn  V.  51  f.  für 
'unentbehrlich  zur  Motivirung  von  54'  erklärt  werden,  weil  nicht 
sowohl  die  Liebestollheit  als  der  Mangel  an  jeglichem  Reiz  Ekel 
errege,  so  will  ich  auch  über  diese  eigenthümliche  subjective  Ern- 
ptindunii  nicht  debattiren.  Der  Anstoss,  dass  V.  51  f.,  wenn  sie 
hier  stehen  bleiben,  der  Beschreibung  der  Aefün  vorgreifen,  ist 
nicht  beseitigt. 

4)  Der  Vers  75  ίττ*  (iv/tiu  liou/eut,  κινείται  μόγις  wird  für 
die  Aeffin  gerettet,  weil  der  Hals  des  Aflfen  in  den  Schultern 
steckt*  und  weil  der  Affe,  'wenn  er  auf  dem  Boden  gehen  soll,  und 
gar  aufrecht,  eine  höchst  unbeholfene  und  lächerliche  Figur  macht*  '· 
χινεϊται  bedeutet  hiernach,  *er  bewegt  sich  auf  dem  Bod€7i  und 
aufrecht\  und  μόγις  heisst  unbeholfen  und  lächerlich'.  Wunderbar 
übrigens,  dass  in  der  Fabel  so  oft  vom  Tanzen  des  Affen  die  Rede 
ist,  ohne  dass  doch  jenes  Ungeschick  hervorgehoben  wird.  Siehe  die 
mihjxoi  ορχηΟηα  des  Aesop  800;  nach  fab.  44  ist  der  Affe  sogar 
durch  seine  Tanzkunst  einmal  König  der  Thiere  geworden;  das  Ka- 
mel macht  365  einen  unglücklichen  Versuch  mit  ihm  zu  rivalisiren : 
(V  οννόόω  ιών  άλόγο>ν  ζακον  πί&ηχος  απωτύς  ώρ/ειτο.  σφόδρα  όε 
αύτον  ε  νόοχιμονντος  και  υπό  ηάΐ'κον  ε  π  ιαημαινο  μ  t  νον 
χάμηΧος  ff  i^oiTjaaoa  ήβυνλήΟη  των  ανιών  t(f  ixbOt^(u  ....  πολ)Λ  όε 
αντής  ατοηα  πυιηοάσης  τα  C^nt  άγαϊ'ακιήθ(ΐ\·ια  ροηάλοις  αυτήν  iiiuinm 
ίξήλαααν.  Auch  die  Beschreibung  bei  Aelian  de  nat.  anim.  V  54 
will  nicht  recht  zu  jenem  χιΐ'ειται  μόγις  passen.  Wenn  das  Pardel- 
thier  auf  Affen  Jagd  machen  will,  so  legt  es  sich  unter  einen  Baum, 
auf  welchem  viele  derselben  sitzen,  und  stellt  sich  todt.  Die  Affen 
schicken  erst  einen  der  ihrigen  als  Kundechftfter  aus;  wenn  der- 


*  Meine  Bemerkung  S.  76  unten  zeigt,  data  iofa  der  Belehroog 
über  γαΧτ^  nicht  bedurfte. 


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Ueber  'gewiweohafte*  Ezegeie. 


261 


mOm  dM  Tod  liiM  Findel  beitätigt,  so  kommen  sie  tod  ihrem 
Bmud  berabgelftüfen,  nsQUQ^ovml  tb  καΐ  τίεριχορεύξΐυαι»  αύτήν.  fha 
ΙμηηβηααντΒς  avxj  xid  httßavisg  ηατίκυβίστησαν  Χξά  ηατωρχ  ή- 
oarro  χέρτομόν  ηνα  χαΐ  Μ&ήχοις  ngimvaav  ^Qmfkv^  xai  ηοιχίλως 
iyvßohüortfg  ην  8χΐηΗΛ¥  ώς  hil  νεκρά  χαράν  χαΐ  ηάονήν  εμαρτνρανιο, 
Dieie  Stelle  mag  aach  genügen,  am  za  erläutern,  mit  welchem 
Redil  die  Worte  ov^i  ot  γέλως  μέλει  Υ,  79  erklärt  werden: 
'fie  hat  keinen  Theil  an  Fröhlichkeit'. 

Bemerkenswerth  iat  noch,  dass  man,  um  die  Unordnung  dieser 
Fvtie  in  der  Zusaromenetellung  der  Züge  zu  entschuldigen,  sich 
genöthigt  sieht,  zu  der  'Erregung'  des  Dichters  seine  Zuflucht  zu 
oehmen.  Man  weiss,  was  von  dieser  viel  gebrauchten  Salbe  zu 
halten  ist. 

5)  Ich  hatte  darauf  hingewiesen,  dass  die  Überlieferte  Reihen- 
folge der  Thierbilder  grammatisch  unhaltbar  sei,  weil  a)  την  ix 
Λιλάσσ)^  V.  27  sich  nicht  wohl  an  την  όε  πλάσαΐ'Τΐς  .  .  .  εόωκαν  21 
auschliessen  könne,  b)  V.  71  την  ιΓ  ίχ  ηί&ηχον  und  83  την  <Γ  ix 
μύΛΟσης  nach  57  τήΐ'  Γπτΐος  .  .  εγείνατο  vollends  in  der  Luft 
schweben.  Dieser  Anstoss  wird  als  ein  'sehr  äusserlicber  und 
nichtssagender  durch  den  gleichfalls  nicht  ungewöhnlichen  Kunst- 
griff beseitigt,  den  Begriff  Οεος  &ποίηοεν  (  V.  1)  durch  alle  dazwischen 
geschobenen  wohlthuenden  Variationen  vernehmlich  hindurchklingen 
zu  lassen.  Wir  werden  keinen  Liebhaber  solcher  syntaktischer 
Feinheiten  in  seinem  Genuss  stören. 

6)  V.  110  die  Worte  χε/ηνότος  γίιρ  άνβρός,  welche  A?idre 
Airch  Annahme  einer  Aposiopese  erklären,  ich  als  Bruchstück 
eines  zum  Theil  verlorenen  Satzes  fasse,  der  in  das  Bild  der  Zänki- 
schen gehört,  sind  nach  neuster,  'gewissenhafter  Wissenschaft  ein 
ToUständiger  Satz  für  sich:  'da  der  Mann  nämlich  ahnungslos 
dabei  stehf  (während  das  Weib  μέγιστα  τυγχάνει  λωβιυμειη).  Hier 
haben  Lexicon  und  Grammatik  den  bisher  unbekannten  Gebranch 
eines  epexegetischen  γάο  in  einer  nachhinkenden  oder  nachgähnen- 
ilen  Participialconstruction  zu  registriren. 

7)  Ein  nicht  weniger  werthvoller  Gewinn,  ja  die  Krone  von 
Allem  ist  die  Aulklilrung  über  Γονς  μεν  am  Schlüsse  V.  117, 
wozu  ich  ein  zweites  Glied  (τοις  όε  oder  dergl.)  vermisste.  Da 
nämlich  (so  werde  ich  belehrt)  μεν  bekanntlich  nichts  Andres  als 
ί*ψ  ist,  so  bedarf  ο  μεν  überhaupt  keines  Correlats,  wer  es  aber 
nicht  missen  will,  mag  sich  ein  solche«  aus  dem  Vorhergehenden 
tn  Gedanken  suppliren. 

Vielleicht  gelingt  es  einem  Andren,  der  von  Frischem  an  die 
Frage  herantritt,  mit  gelinderen  Mitteln  als  denjenigen,  welche 
■ir  vor  Jahren  unerlässlich  schienen,  Verstand  und  Zusammenhang 
^tß  interessante  Bruchstück  zu  bringen.  Mit  dem  dumpfen 
Bttchstabenglauben  an  die  heiligen  Abschreiber  und  theils  andachts- 
voller, theils  scurriler  Ausräaoherung  der  bösen  Geister  des  Zweifels 
wird  Niemand  erleuchtet. 

HiidaUMig,  im  Aogasi  1873.  0.  Bibbeok. 


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I 

I 


Kritieclie  Unterenelmiigeii  über  dae  alte  GlirMikM, 

die  iigyptiscbe  Königsliste  des  BratostheAee  ud  I 
ApoUodoros,  das  Sothiebveh  nnd  die  ägyptische  Εδ· 

nigsliete  des  Synkellae. 

1)  Das  ftlte  Chronikoo. 

Bückhs  Ansicht  (Mauetho  u.  d.  Hundsst.  p.  52  ff.),  dnss  in 
dem  sogenaiuiten  alteo  Chroniken  bei  Synkell.  ρ·  95  ff.  Dind.  eis 
DAcbemebiaiiiMsheB  Machwerk  christlicher  Zeit  la  erkennao  mi,  hat 
sich  trotz  mannigfiiohen  Widerspruches  nenerdings  durch  die  Unter- 

suchuDgen  Ungers  (Chronologie  des  Manetho  p.  20  ff.)  aufs  Beste 
bestätigt.  Dieser  hat  sowohl  festgestellt^  dass  der  Chronist  seio 
Werk  nach  Eusebins  und  vor  Panodor,  abo  etwa  anter  Julian, 
schrieb,  als  anch  die  Intentimien  dieses  Seribenten  aemlicb  kkr 
erkannt.  —  Rechtgläubigen  Christen  nimlioh  war  die  lange  Ägyp- 
tische  Königsreihe  ein  Dorn  im  Auge,  denn  es  war  unmöglich, 
wenn  man  die  Dynastien  als  aufeinanderfolgende  betrachtete,  sie 
mit  der  biblischen  Chronologie  in  Einklang  sn  bringen,  da  die  Be> 
gierang  des  ersten  meuschliehen  Königs  Menes  bereits  ¥or  die  Zeit  I 
Adams  fiel.  Der  Chronist  nun  unternahm  es,  den  Einklang,  wenn 
auch  in  gewaltsamer  NN  eise,  herzustellen.  Dabei  hatte  er  mit  nicht 
geringen  Schwierigkeiten  zu  kämpfen,  denn  es  galt  die  Autorität  | 
eines  Manetho  zu  erschüttern.  Um  dies  sn  erreichen  und  sogleich 
seinen  eigentlichen  Zweck  nicht  ans  den  Augen  su  verlieren,  baute 
er  ebenso  wie  Manetho  sein  clironologisches  System  auf  Sothiscyklen 
auf,  deren  richtige  Epoche  er  allerdings  nicht  kannte  (Unger  p.  20). 
Andererseits  sucht  er  es  auch  dem  Manetho  an  Umfang  der  Zahlen 
nicht  nur  gleich  zu  thon,  sondern  er  überbietet  ihn  sogar,  inden  ' 
er  die  Snmme  der  Regierungen  anf  86,525  >  =  1461  x  25  Jahrs 

  ! 

'  Diese  Zahl  muss  vielen  Beifall  {jfofunden  haben  :  Jam])lichiis  de 
Myeter.  VIII,  1  htM-ichtüt,  dass*  die  Zahl  der  hermelisclhMi  liiicher  Sf),r>25 
war.  und  Saidas  v.  Ugataxog  überliefert,  dass  der  ägyptische  Historiker 

I 

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IkM  ilte  Ghitmikon,  die  igypt  Kdoigilirte     EratoetheoM  u.  s.  w.  S58 

Mietet   Aber  der  Sinn,  den  er  diesen  mm  Theil  unterlegt,  und 

die  Art,  wie  er  dieselben  auf  die  einzelnen  Regierungen  yertbeilt, 
Usbt  deutlich  seine  eigentlichen  Absichten  erkennen.  Um  vor  Allem 
nämlicb  die  Zabl  der  menschlichen  Regierun,Q:en  zu  vermindern,  hat 
er  die  ersten  16  Dynaetien  Manethoa,  weiche  bei  dieaem  149  Kö- 
nige mit  8867  Jahren  enthielten,  in  16  Einaebegiernngen  verwan- 
delt ;  um  dies  aber  wiederum  zu  verdecken,  giebt  er  den  Oötter- 
djnastien  um  bo  grossere  Zahlen,  zusammen  34,382  Jahre.  Freilich 
itt  er  weit  entfernt,  au  dieee  Götterregierungen  zu  glauben,  viel- 
■ihr  verbirgt  aich  aeine  wahre  Chronologie  hinter  den  groasen 
ZaUen.  Ungar  p.  26  ff.  hat  diea  snarst  erkannt  and  geseigt,  daaa 

429 

der  Yerfaaaer  die  33984  Jahre  der  Götter  auf  9791        Jahre  au 

365 */4  Tagen  reducirt  wissen  wollte  und  die  Jahre  der  Halbgötter 
uud  Manen  (217  +  181)  =  398  ala  Yierte^abre  -  99>  2  J.  be- 
reebnete,  wodoreh  ihm  der  B^emngaanfang  dea  Meetraim-Menea 
in  daa  Weif  jahr  2891  fiel  Κ 

Eins  aber  fragen  wir  hier  wohl  mit  Recht:  hat  denn  der 
Chronist  in  keiner  Weise  angezeigt,  wie  er  seine  Chronologie  ver- 
standeu  wiesen  wollte  ic*  Denn  wenn  wir  auch  beim  jetzigen  Stande 
der  WiaMoaehaft  diee  noch  ermittehi  können,  ao  darf  man  daaaelbe 
doch  nieht  von  einem  Jeden  voranaaetaen,  der  sieh  in  damaliger 
Zeit  mit  (,'hronologie  befasste.  Ansdrücklich  <lurfte  natürlich  der 
^eriaäser  seine  Absichten  auch  nicht  kund  gebeu.  um  nicht  deu 
Verdacht  g^gen  moh^wach  an  rufen,  daaa  er  ea  aber  trotzdem  in 
itgend  einer  Weiae  gethan  haben  mnae,  dürfen  wir  wohl  darana 
lehlieaien,  daaa  Panodor,  der  Verihaaer  des  Sothiebuehee,  die  Re- 
duktionsweise des  ChroniRten  erkannte  und  nachiihinte.  In  der 
That  können  wir  denn  auch  noch  jetzt  erkennen,  wie  der  Chronist 
Mine  eigentliche  Abaicht  andeutete.  Das  alte  Chronikon  beginnt 
ainlich  mit  den  Worten :  ^Ηφαίσωυ  χρόνος  ουκ  εση  dta  τ6  νυκάς 
«tf  ήμίοας  ανώρ  iptdvHv,  Die  Worte  χρόνος  otW  lim  finden  ihre 
Erklftmng  p.  97  Dind.;  wo  es  heisst:  '  \m  ανιη  μίΐ  ι)  uuKawituu 
νομιζυμί»Ύ^  ΑΙγνπτίων  (nyyi)u(f  rj  ΉψΜΟΐου  μίΐ'  amioov  tiadyn 
Xfvw*    Wae  aber  will  ea  heieaen,  wenn  vom  Uephäetoa  geaagt 

AiUepiadei  (lebte  unter  Kaiaer  Zeno  vgL  Bemhardy  daeelbit)  in  *36O0O 
und  mehr  Jahren*  seine  Getehichte  schrieb,  ßunsen  I,  181  nennt  den- 

•elbeu  merkwürdiger  Weine  H«*raiskus  und  laHst  ihn  im  3  .lalirh.  leben. 

'  Unger  p.  2f>  findet  sich   uin   nnanf^cntbiuer  I>ruckfehlMr.  Man 
liest  (lurl:   Dieser  wurde  829  (331)  Jahn»  imch  der  Flutb  geboren  etc.'; 
mu»8  hüissen;  Dieser  wurdo  529  (^^i)  Jahre  etu' 


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Du  alte  Chronikoii. 


wird,  cUm  er  Tag  und  liftohi  teheiBe  wid  wie  mt  lumi  teiae 
«ndlidhe  B^gienuigaMii  begrOadei?  Der  einiige,  welcher  me  Er- 
klärung dieeer  Stelle  zu  geben  versucht  bat,  ist  ßunseu  :  Aegyptens 
Stelle  in  der  Weltgesch.  I,  p.  291.  Dieser  uimmt  an,  daes  üe- 
phästos  hier  als  mystische  Personifiluition  'dei  ewigen  Liohte*  ge- 
deoht  sei,  indeee  niiee  ieh  geelehea,  deet  ioh  mir  bei  dieser  Er- 
kllrnng  niehie  denken  kann. 

Die  richtige  Erklärung  ergiebt  sich,  wie  mir  scheint,  aus 
einer  Betrachtung  der  pythagoreischen  Lehre  vom  Centralfeuer. 
Diese  hat  Jeder  der  PyUiagoriker  freilich  nach  seiner  Weiee  an»- 
gebildet,  aber  im  Garnen  etaaunen  doch  alle  dnhin  flberein,  daes 
das  Centralfeuer  der  Mittelpunkt  des  ganzen  Koemoe  sei  nnd 
dass  alle  Himmelskörper  sich  in  grössern  oder  kleinern  Kreisen 
um  diesen  Mittelpunkt  drehen.  Der  Augenblick,  wo  die  Him- 
melskörper in  ihre  erste  Stellung  inrüokkehren ,  beaeiehnet  das 
Ende  einer  Umwftlsungsperiode,  welebe  von  den  Einzelnen  Terscliie* 
den  gross  angenommen  wurde.  Pbilolaus  oder,  wenn  wir  den 
Untersuchungen  Schaarschmidts  folgen,  Pseudo-Philolaus  rechnet« 
ein  Weltjahr  (magnus  annus)  =  21,505%  Tage.  Man  sieht,  daes 
diese  Lebre  gleiobsam  nur  eine  Vorstufe  ist  au  der  Entdeckung  der 
de,OOOj&lirigen  ümwftlznngsperiode  des  Hipparob  und  Ptolemius, 
worauf  schon  Böckh :  Philolaus  p.  116  aufmerksam  machte.  Da- 
gegen haben  die  Pythagoriker  noch  etwas  anderes  mit  jener  Lehre 
verbunden,  indem  sie  sich  sowohl  das  Centralfeuer  als  auch  die 
andern  HimmelskOrpei'  personificirt  daobten  ala  göttfa'ebe  Weeen; 
der  Sita  des  ersten  Gottes  war  das  Centralfeuer  Κ 

Der  Chronist  muss  ein  Pythaguiiker  gewesen  sein,  denn  er 
benutzte  die  soeben  dargelegte  Lehre  für  seine  Zwecke,  mit  Zu- 
hilfisnabme  der  neuen  Entdeckung  des  Ptolem&us.  Denn  die  groase 
Periode  τοη  86,526  Jabren  ist  eine  Nachahmung  der  S6,0(K)|jlhit- 
gen  Periode  des  PtolemAns  (BOekb :  Manetbo  p.  54).  In  ibr  erfolgt 
der  Umschwung  aller  kosmischen  Verhält  η  i.sse  um  das  Centralfeuer, 
welches  passend  durch  Hephästos  personificirt  wird.  Denn  Diodor 
1,  13  und  £useb.  l,  p.  200  (Auch.)  berichten,  dass  derselbe  bei 
den  Aegjrptem  als  Erfinder  des  Feuere  galt 

Nun  ist  auf  einmal  klar,  wie  von  HepbAstos  gesagt  wer- 
den kann,  er  scheine  Tag  nnd  Nacht,  wie  ferner  seine  Regie- 
ruDgszeit  in  die  80.525  Jahre  nicht  mit  aufgenommen,  sondern 
als  unendliche   beaeiehnet   wird.    Die  Abeicbt  dee  VeriiMsera 

>  Onutuä  bei  Stob.  Lkl.  Phys.  C.  2  p.  39  ed.  Meineke  p.  25. 
Schaarsohniidt :  Philolaus  p.  18. 


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die  ägyptische  Königtliete  des  £ratoethene8  u.  s.  w.  265 


l^gt  Mif  der  Hend:  er  wollte  den  Glauben  an  die  Gotter- 
enehflttem  und  darthun,  daee  die  groeeen  Zahlen  der 
myihiaelien   Zeit  nach  aetronomisehen   Gyklen  entworfen  seien, 

was  schon  andere  vor  ihm  behauptet  hatten,  wie  At'rikanus  bei 
SynkelL  p.  31  Dind.  berichtet:  ΆΙγύπηοί  μίν  ουν  im  το  χομηω- 
SecTB^  χράρωρ  ηβρίπάς  πβρΜονς  xai  μυρΛοδας  iiür  ttam  ^iaw 
mm  tS»  παρ*  α^ιοις  άαμιιΑιογουμέιηΛν  ^jtöwm^  &ς  ηης  vßp  τιΦη 
ακρφον»  όβξάνηοψ  ανσιΑλοτης  OBhpfuäOVQ  dnor  ipunnovg^  etc. 

Die  Erklärungsweise  des  Chronisten,  der  die  Götter  als  Keprä- 
aent&uteu  der  einzelneo  Himmelskörper  nimmt,  ist  desbnlb  sehr  sinn- 
rMch  gewfthlty  weil  sie  in  gewiner  Weise  die  igyptiache  Ueberliefemqg 
hailer  aich  hatte.  Denn  anoh  die  Aegypter  hatten  ihre  Gottheiten 
vnter  die  Sternbilder  vertheilt  vgl.  Diodor  I,  27 ;  Ghaeremon  bei  ' 
Muller  frg.  bist.  III,  p.  495  frg.  2 ;  Lepsius  :  Chronologie  der  Ae- 
gjpter  p.  65  ίΤ.  Wenn  wir  so  einerseits  einen  interessanten  Zng 
nr  Charakterietik  des  Fälschers  gewonnen  haben,  so  kann  anderer- 
s«te  jetai  nneh,  wie  ich  meine,  die  Frage,  wie  derselbe  die  Dyna* 
lÜen  und  Regierungen  auf  die  einzelneu  Herrscher  vertbeilt  habe, 
ins  Reine  gebracht  werden.  Synkellos  nämlich  berichtet  uns  zwar, 
dass  das  Ghronikon  113  yfvstd  in  SO  Dynastien  umfasst  habe, 
gisbt  aber  nicht  die  Yertheilnng  der  ersten  14  Dynastien  an,  und 
aasserdem  ist  in  den  Codices  Dynastie  XXVIII  gana  ausgefisUen 
und  in  Dynastie  XXIX  die  Zahl  der  y&ifni.  Dennoch  lässt  sich 
die  Lücke  aus  der  Gesammtzahl  und  aus  der  Angabe  der  ftegie- 
ra^neit  niemlieh  sicher  ansfüllen: 

Lepahis:  Chronologie  p.  449,  Lanth:  Manetho  und  der  Tnriner 
KöDigspapyrus  p.  16  n.  17  halten  folgende  Anordnung  Air  die  richtige : 

ysyeai  Dynastien 
Hephästos  1  1 

Helios  1  1 

Kicnoa  nnd  die  andern  13  Götter  12  12 
8  Halbgötter  8  1 

Lepsius,  Chronol.  p.  451,  Anmerkg.  2  beruft  sich  für  diese 
fsrtheihing  anf  eine  Angabe  des  Synkellos  p.  97,  5,  wo  die  Summe 
m  86,535  J.  mit  Anssohlnss  des  Hephästos  den  Obrigon  29  Dy- 
Mstifln  angewiesen  wird.  Indess  stehen  dieser  Angabe  swei  andere 
ebenso  berechtigte  gegenüber  hei  Syukell.  p.  96,  15:  ra  ndyiu 
ntfi"  λ'  άννααιΗών  ειη  Μγ'  xui  ςφχ4>'  und  ρ.  95,  11:  τκριέχον  κ 
^vmomuhf  h  ywvsaSq  nahp  φγ'  χράνον  άπειρον  [xcu  ον  ζύν  αυτόν 
^  Muam9m\  h  μνρΜΛ  τρ^Λ  mi  ςφκβ'.  Nach  dieser  Seite  hin 
Im  sieh  also  nichts  ansmachcn,  wohl  aber  haben  schon  Böckh, 


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366  Dm  alte  Gbronikoii, 


MaoetL.  p.  41  and  A.      Ckitechmid:  Rh.  Mos.  Xlil,  p.  493  mit 

Recht  darauf  hingewiesen,  dass  dem  vor  und  über  der  Zeit  sieben- 
den  Gotte  passender  Weise  weder  Dynastie  noch  eigenes  Geschlecht  | 
ankomme.  Wie  mir  loheint,  könneo  wir  jetzt  diese  Ansieht  getrost 
reeipiren.  Deon  als  BeprfteeDtaDt  des  Gentralfeaers  nimmt  Hephistoi 
den  flhrigen  Odttern  gegenüber  eine  vollständig  gesonderte  Stellang  eis. 

Im  Uebrigon  schliesse  ich  mich,  was  die  Reconstruktion  aes 
Chronikons  betnti't,  vollständig  den  Ausführungen  Ungers  an,  uod 
erhalte  somit  l&r  die  menechlichen  Begierongen  die  Summe  92,  wsi 
för  das  folgende  Kapitel  von  Wichtigkeit  ist.  Wenn  A.  y.  Gut« 
schmid  a.  a.  0.  p.  494  behauptet,  dass  zwischen  Dynastie  36  und 
28  keine  Lücke  anzunehmen  sei,  sondern  nur  eine  Verwirrung  des 
•  Synkellos,  und  sich  daher  berechtigt  .glaubt,  hinter  Helios  den  Gott 
Agathodämon  einsnschieben,  so  kann  ich  dem  nicht  heipflichtso, 
da  einer  solchen  Annahme  die  Textesfiberliefernng  nnseree  einsigso 
Zeugen,  des  Synkellos,  widerspricht.  Denn  es  wären  dann  die 
sämmtlichen  Dyuastiunangaben  von  Dynastie  16—26  um  einen  l'Uu 
za  verrücken  auf  Dynastie  17 — 27 ;  ein  solcher  Irrthom  wire  aber 
bei  Synkellos  nur  so  gu  erkl&ren,  dass  er  die  Dynastien  der  Beihe 
nach  aafzfthlend  die  des  Agathodftmon  vergass,  und  so  die  17.  Dy- 
nastie an  die  Stelle  der  16.  u.  s.  w.  trat.  Nim  a'>cr  beginnt  Syn- 
kellos erst  die  Dynastienzahl  beizufiigen  von  der  lt>.  Dynastie  un, 
und  wir  kennen  daher  nicht  ohne  Weiteres  einen  Irrthom  desseibas  | 
annehmen.  Ferner  aber,  was  die  Haoptsaohe  ist,  die  CorreepondoBi 
der  Dynastienbezeichnnng  des  Chronisten  und  seiner  hauptsächlich- 
sten (Quelle,  des  Eusebius,  würde  vollständig  aufhören,  wenn  wir 
V.  Gutschmid  folgten. 

2)  Die  ägyptische  Königsliste  des  Rratosthenei 

und  Apollodoros. 

Das  Sinken  und  Steigen  der  Autorität  der  cratosthenisciie« 
Königeliste  steht  in  engem  Zusammenhange  mit  der  wechsshideD 
Benrtheilung  der  manethonischen  KönigsHste.    Böckh,  welcher  die  j 
Ansieht  vertrat,  dass  Manetho  ans  eine  aufeinanderfolgende  Reihe 

von  Konigen  überliet«'rt  habe,  mubste  gemäss  der  C r>i>oiidew 
der  manethonischen  und  eratoHthenischeu  Herrscher  letztere  für 
Auswahl  aus  der  geeanmiten  Reihe  halten.  In  geradem  Oegeoiatse 
an  den  Untersnchungen  Böckhs  steht  das  Werk  Bnnaens  'A^gyp* 
tens  Stelle  in  der  Weltgeschichte' ;  er  wollte  gerade  den  Kanon 
des  Eratdsthencs  als  eine  Liste  der  eigt  ntlicl»  ägyptischen  Kuuige 
zu^  eirunde  legen,  während  er  bei  Mauetbo  (ileichzeitigkeit  vou 


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die  ägyptische  KönigtUiie  des  Eratoithenet  q.  β.  w.  2157 

D|jfiiRstien  statuirte.  Anf  eine  Widerlegung  dieser  Ansicht  brauche 
idi  mich  deshalb  nicht  einzulassen,  weil  bereits  Lepsius,  v.  Gut- 
•ebaid,  liiebiain,  Laath  theik  b^gründeieo,  iheile  onbegrÜDdeten 
Widenpmoh  dagegen  erbobeB  haben,  und  weil  dieselbe  dnroh  die 
neneeten  Forschungen  Ungers  jetzt  ganz  beseitigt  ist.  Denn  er 
scheint  mir  das  wenigstens  endgültig  gezeigt  zu  haben,  dass  Ma- 
Detho  seine  Dynastien  für  aufeinanderfolgende  hielt,  ob  aber  diese 
Amieht  Maoethoe  die  riebtige  ist  oder  ob  wir  nicht  trotadem  Gleieh- 
aeitigkeit  eineehier  Djrnastien  anaonebmen  haben,  das  iat  eme  Frage, 
welche  mit  Sicherheit  nur  entschieden  werden  kann,  wenn  sich  die 
Deokmäler-Fimde  an  Ort  und  Stelle  noch  in  bedeutender  Weise  mehren. 
Lepeina,  welcher  zwar  auch  noch  an  der  Qleichzeitigkeit 
auoetiioniechen  Dynaatien  feethielt,  aah  dooh,  dass  finito- 
tihenee  nimmermehr  der  Fahrer  in  der  Ägyptischen  G^eaebichte 
sein  könne  und  entschied  sich  Chronol.  p.  018  dahin,  dass  die 
thebaniscben  Quellen  entweder  sehr  lückenhaft  waren,  oder  dass 
dttielhe  eine  Liste  etwa  wie  die  der  Königskammer  yon  Kamak 
tcr  sich  hatte^  welche  nur  eine  Aoswahl  der  alten  Könige  entbielt| 
oder  aneb,  dass  er  selbst  dnrcb  eineii  nns  nnbekannten  €ktind  an 
einer  Auswahl  veranlasst  wurde,  oder  endlich,  dass  die  ursprüng- 
liche Liste  des  £ratosthenes  durch  Spätere  verstümmelt  wurde. 
Lepsias  hat  dadurch  das  Verdienst,  alle  anch  nnr  möglichen  Er- 
ktonuigcii  gqsamnteogestellt  au  haben,  aber  ee  fragt  sich,  ob  nicht 
bei  genauerer  Untersnchiing  eine  derselben  als  die  allein  riebtige 
erkannt  werden  kann.  Bevor  wir  jedoch  hierauf  eingehen,  müssen 
wir  noch  die  Aneichten  einiger  Gelehrten  besprechen,  welche  in 
ibrar  Kritik  gaos  radikal  verfuhren  und  die  Liste  des  £ratosthenee 
sb  dsa  Machwerk  eines  spitem  Scribenten  hinstellten. 

Bereits  der  Däne  FUsk  ^  hat  ausfindig  gemacht,  dass  die 
Summe  der  Hegierungsjalire  der  ersten  15  eratosthenischen  Könige 
dieselbe  sei»  wie  die  der  15  γενεαΐ  xvvixov  κύχλου,  welche  im  alten 
Cbronikon  nach  den  Göttert^nastien  folgen,  nämlich  443.  Daraus 
folge,  wenn  wir  an  der  Echtheit  der  eratostbenisohen  Liste  fest- 
hsHeo,  dass  der  Chronist  diese  benutzt  habe.  Muller  dagegen  geht 
einen  andern  und,  wie  mir  scheint,  richtigeren  Weg  in  den  Fragm. 
bist.  Graec.  II,  536  a.,  indem  er  darauf  aufmerksam  macht,  dass 
WS  der  Uebereinstimmang  jener  beiden  Zahlen  noch  durchaus  nicht 
«af  eine  Benutzung  des  Eratosthenes  durch  den  Chronisten  ge- 


*  Die  alte  ägyptische  Zeitrechnung  nach  den  Quellen  neu  bear- 
beite p.  19. 

BkHa.  Ita.  L  PUkd.  V.  V.  ZZZX.  17 


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258 


Das  alte  Chromkon, 


BcMowcn  werden  ktane,  sondern  daaa  ebensogut  das  nngelnlnie 

Verhältniss  möglich  sei,  vorausgesetzt,  dass  die  Liste  nicht  vom 
Eratosthenes  herrühre.  Und  darin,  meine  ich,  bat  er  vollkommeo 
Recht.  Denn  die  laste  ist  doch  wahrhaftig  so  beechaffeo,  dm 
man  wohl  bereehtigten  Zweifel  in  Betreff  ihrer  Eohtheü  hegen  dfii 
Deshalb  wird  man  niebt  mit  (rrand  behaupten  können,  daee  sidi 
der  Chronist  des  eratosthenischen  Laterculus  bedient  habe,  so  lange 
man  nicht  die  f3edenken,  welche  man  gegen  die  Echtheit  deeselben 
erheben  kann,  beeeitigt  hat  Freilich  geht  dann  eeineraeite  Mil- 
ler n,  p.  566  «1  weit,  wenn  er,  gestQtat  anf  eine  andere  denrÜfs 
Aehnlichkeit,  den  Laterculus  für  untergeschoben  erklärt.  Er  geht 
nämlich  davon  aus,  das  Phuoro  soviel  wie  Thuoris  und  der  letzte 
König  der  19.  Dynastie,  Amnthartäns  also  der  erste  der  20.  Dy- 
naeiae  sei«  Von  da  rechnet  die  ensebianiaehe  Becendon  dee  Mar 
netho  58  Könige  bis  anf  Kektaneboe  IL,  gerade  aoml  wie  Apollo> 
doros,  wenn  wir  nämlich  annehmen,  dass  seine  53  thebäischen 
Könige  bis  zum  Ende  des  thebäischen  Reiches  durch  Kambyses  oder 
durch  Ochue  hinabführen.  Wenn  Müller  aus  der  Uebereinetimmuqg 
dieser  Zahlen  anf  Unechtheit  der  eratoethenieoh-apollodoiiBdMD 
Liste  schliessi,  so  ist  diese  Behauptnog  schon  von  A.  ν·  Gotaehnid: 
'Beitrage  zur  (Jeschichte  des  alten  Orients'  p.  if.  anf  das  rich- 
tige iVIaass  zurüclKgeführt.  Er  weist  darauf  hin,  dass  es  nur  al« 
ein  Armuthszengtiies  des  ApoUodorns  gelten  kdone^  wenn  er  nicht 
mit  dem  Manetho  dee  Julius  Afrikanus,  sondern  mit  dem  interpo- 
lirten  stimme.  Aber  ist  es  denn  wirklich  statthaft,  von  der  Kö- 
nigsreihe des  ApoUüdoros  a  priori  anzunehmen,  dass  nie  bis  zur 
peraischen  Herrschaft  hinabreichte?  Wäre  uns  die  Keuntniss  dieser 
Liste  anf  einem  andern  Wege  gekommen,  als  es  wirklich  der  Fall 
ist,  so  würden  wir  mit  v.  Qntschmid  nach  allen  Begeln  der  Kritik 
so  sehliessen  müssen,  da  aber  die  Liste  durch  die  Hftnde  τοη  Λλγ 
baren  Fälschern  und  nachlässigen  Scribenten  gegangen  ist,  so  dür- 
fen wir  uns  zu  einer  solcheo  Annahme  nicht  verleiten  lassen,  son- 
dern es  gilt  da  vor  allem  die  Liste  selbst  erst  genau  an  prüfen. 
Ausserdem  ist  jetst  γοη  Unger  p.  15  ff.  nad^ewiesen,  dass  die 
interpolirte  Redaktion  des  Manetho  nach  Afrikanns  und  tot  Boss» 
bius  entstanden  ist,  wenn  wir  daher  die  Liste  des  Apollodoros  ftir 
echt  nehmen,  so  kann  dieser  den  interpolirten  Manetho  nicht  be- 
nutzt haben.  Dies  würde  vielmehr  Müller  wieder  sehr  gut 
Vertheidigung  seiner  Ansicht  brauchen  können,  wenn  nicht  über* 
haupt  die  ganae  Grundlage  derselben  dadurch  unsicher  gemscht 
wäre,   dass   die  Identität   des   Phuoro    mit    Thuoris  durchaus 


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die  ägyptische  Eönigeliete  des  Eratosihenes  u.  s.  w.  259 

nicht  fesieteht.  Deun  einmal  ist  Φονορώ  erst  Conjectur  Bunsens 
für  Φρονορώ  der  Codioee,  dann  aber  wollen  Buneen  und  Lepaiae 
ihn  gerade  mit  Φβ^^ώς  des  Herodot  II«  III,  dem  vierten  König  der 
IS.  ttsnethontflchen  Dynastie,  dem  Vesnrtesen  III  der  Denkmäler 
identificiren,  Unc^er  p.  139  dagegen  möchte  ΦιΌνορώ  lesen  and  ihn 
in  der  14.  Dyruialie  unterbringen. 

Nene  Beweiee  für  seine  Ansieht  saeht  Müller  noch  im  V. 
Bande  der  Fragm.  bist  Graec.  p.  XXX  Anmerkg.  beiznbringen. 
Synkellos  p.  30  Dind.  nämlich  giebt  an,  dass  Berossos  und  Ma- 
netbo  ihre  Geschichte  mit  ein  und  demselben  Jahre  begonnen  hät- 
ten. Indem  nun  Müller  das  gemeinsame  Anfangi^ahr  des  berossi- 
ioheo  Werkes  nnd  des  Sotliisbnches  (denn  das  ist  nach  Lepeins 
der  Maneilio  des  Synkellos)  beranssubringen  snebt,  indem  er  femer 
die  eratosthenisch-apollodoi  ischo  Liste  als  damit  übereinstimmend 
heranzieht,  glaubt  er  aus  dieser  Uebereinsümmung  mit  einem  offen- 
bar gefiilscbten  Werke  einen  neuen  Beweis  für  die  Unechtheit 
derselben  gewonnen  zu  baben.  Dagegen  ist  an  bemerken:  1)  dass 
durehana  mebt  flberliefert  ist,  ob  die  53  apollodorieoben  Könige 
bis  auf  .^29  herabreichten;  2)  dass  Unger  p.  30  und  31  in  un- 
umstösslicher  Weise  als  Anfangejahr  der  von  Panodor  reducirten 
ehaki&isohen  und  ägyptisohen  Unwit  das  Jahr  d*  W.  1058  nach- 
gewiesen,  wftbrend  MttUer  2284  a.  Gb.  oder  8209  d.  W.  dafükr 
beraosbringt ;  3)  bat  ebenfalls  Unger  p.  38  ff.  ebenso  sieber  ge- 
zeigt, do«s  die  Aera  Panodors  ins  Jahr  5191,  nicht  5493  d.  W.  falle. 
Merkwürdig  ist,  dass  Müller  p.  XXXV L  Anmerkg.  2  das  Werk 
Ungers  eiürt,  hier  aber  dttrobaus  keine  Rücksicht  darauf  nimmt. 

Ausser  MfiUer  bat  noch  neuerdings  ein  anderer  Gelehrter  die 
Eehtbeit  der  eratostheniechen  Liste  in  Zweifel  gezogen,  n&mlieb 
Lauth :  Manetho  und  der  Turiner  Künigspapyrus  p.  14  ff.  Wie 
grosse  Achtung  aber  auch  das  Werk  in  vieler  Beziehung  einem 
Jeden  abgewinnen  wird,  mit  den  Aufteilungen  Lauths  in  Betreff 
der  ftgyptiseben  Chronologie  dürfte  sich  Niemand  leicht  einverstan- 
4en  erklären.  Was  speciell  den  Laterculus  betrifft,  so  gebt  Lauth 
von  der  Annahme  aus,  dass  Eratoatbenes  ursprünglich  auch  Götter- 
regiemngen  mit  aufgeführt  habe  und  dass  dieselben  ebenso  wie  im 
Cbronikon  22  Geeohleohter  ansmaobten.  Auf  diese  Weise  erh&lt 
er  drei  Posten:  22  +  88  +  53  113,  also  gerade  soviel  Ge- 
sehlechter  als  das  Cbronikon  umfasst.  Aus  dieser  Uebereinstim- 
muDg  mit  dem  offenbar  gefälschten  Werk  folgert  er  dann,  dass 
ucb  dar  Laterculus  keinen  böhem  Werth  b»be.  Nun  haben  wir 
>W  in  don  Yorigen  Kapitel  danrntbon  yersncbt,  dass  die  Gdtter- 


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260 


Das  alt6  Chronikoo, 


regierungen  im  Chronikon  nur  21  Geschlechter  umfassten,  hiervon 
jedoch  abgeeeheo  iragea  wir  einmal,  was  berechtigt  in  der  eratoethe* 
siechen  Liete  ureprfinglioh  auch  Götterregierungen  ansonehmen,  wSh- 
rend  doch  unsere  Ueberlieferang  nichts  davon  erwähnt?  Wae  femer 
führt  darauf,  dem  Eratosthenes  gerade  die  22  Geschlechter  des 
ChronikoDB  zu  vindiciren,  da  doch  jedes  andere  System  z.  B.  das 
des  Panodor  dieselben  Ansprüche  machen  kannV  Endlich  aber,  seihet 
wenn  man  Alles  dieses  einmal  zngesteht,  kann  ich  doch,  wie  schon 
TOrhin  bei  der  Besprochung  der  Ansicht  Müllers  mich  nur  dahin 
entscheiden,  dass  eine  solche  U  eherein  Stimmung  wohl  zu  einer  ge- 
nauen Untersuchung  der  Liste  selbst  Anlass  giebt,  aber  um  daraus 
yon  Tomherein  ihre  Uneohtheit  su  statuiren,  nicht  genflgt.  Es 
bleibt  daher  sunftchst  nur  noch  Übrig,  einer  Arbeit  von  Rdnisch 
zu  gedenken,  welcher  in  der  Z.  D.  M.  G.  Bd.  1Γ),  p.  251  ff.  einen 
Rettungsversuch  des  eratosthenischen  Verzeichnisses  gemacht  hat. 
Die  vermeintlichen  Resultate  seiner  Untersuchung  hat  er  kurz  p.  261 
lusammengestellt,  wie  folgt: 

'  1)  Die  Angabe  des  Synkellos  hinsichtlich  der  Zahl  3555  als 
ümfangssumme  der  30  ägyptischen  Königsdynastien  ist  als  eine  echt 
Manethonische  zu  betrachten. 

2)  Im  mittleren  und  neuen  Reich  folgen  die  Dynastien  ΧΙΠ, 
XIV,  XVII— XXX  unmittelbar  aufeinander,  ihre  Begierungsdaner 
betrftgt  zufolge  der  manethonischen  Angaben  für  die  DytoMtn 
XIII,  XIV,  XVII— XXVI  2285,  für  die  XXVIl— XXX.  Dymistie 
190,  zusammen  2475  Jahre;  die  Dynastien  XV  und  XVI  als 
Hyksosdynastien  sind  gleichaeitig  der  XIII.  and  XIV.  Pharaonen- 
dynastie. 

3)  Die  Ümfangssumme  des  eratosthenischen  Verzeichnisses 
thebäischer  Könige  stimmt  mit  dem  chronologischen  Systeme  des 
Manetho  überein,  der  Werth  desselben  als  einer  echt  chronologi- 
schen Quelle  ist  daher  gesichert' 

Ich  fttge  hier  noch  des  Veratftndnissee  halber  hinan,  dass  nach 
Reinisch'  Ansicht  die  eratosthenlBchen  Könige  das  alte  Reich  aus- 
machen und  also  die  Summe  von  1076  den  1080  Jahren  (3555  — 
2475  =  1060)  des  Manetho  entsprechen  sollen. 

Was  von  diesen  Auseinandersetaungen  au  halten  ist,  wird  ein 
Jeder  leieht  erkennen.  Dass  die  Zahl  8555  keine  echt  Manetho* 
nische  sei,  hat  v.  Gutschmid  dargethan,  dass  sie  auf  den  Manetho 
des  Panodor  Bezug  habe,  hat  ünger  p.  32  ff.  zur  Genüge  gezeigt, 
es  f&Ut  daher  auch  Beinisoh'  Ansicht  in  Betreff  der  eratostheoi- 
sehen  Liste  lusammen.   Was  derselbe  im  Eimdnen  Brauchbsrea 


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die  ägyptieohe  Königsliete  des  Erfttosihenee  u.  β.  w.  261 
oder  UobraachlNuree  bieiet,  werde  ioh  am  geeigoeien  Orte  beräck- 

Diese  Kritik  der  bieherigen  Untenoehiingeii  iwigt,  wie  eine 

genaue  Prüfung  der  eratoethenischen  Liste  noch  immer  am  Platze 
ist.  und  gerade  jetzt  um  so  fruchtbringeuder  sein  muss,  nachdem 
Unger  durch  seine  scharfsinnigen  Untersiichaiigeii  über  die  mane* 
thoniicheD  KdnigereiheD  die  dnrebsiu  aoihweDdige  Chrnndlage  g^ 
adiaflSon  bat.  üeber  die  Liste  dee  Eratoetbenee  Aiueeri  er  sieb 
nur  beiläufig,  hält  sie  aber  für  echt,  und  erklärt  die  Auswahl  durch 
Beoutzang  einer  ähnlichen  Künigsreihe  wie  die  der  Kammer  von  Kar- 
aak.  Für  die  IdeDtificinuig  der  eratosthemsoben  Könige  und  derer 
Manetboe  baben  wir  ibm  Maoehea  sa  danken.  Somit  kennen  wir 
jetsfc  die  Unterracbnng  aelbet  beginnen. 

Notizen  über  Person  und  Wirken  eines  Schriftstellers  sind, 
wenn  sie  an  der  Spitze  einer  gefälschten  Schrift  stehen,  von  vom- 
berein  nicht  ebenso  wie  diese  sa  behandebi.  Denn  gerade  dnrob 
sie  wiD  man  TerhAten,  dass  an  der  Identitit  des  VerCuseni  mit 
dem  Sobriftsteller,  dem  das  Maebwerk  vntergescboben  wird,  ge- 
zweifelt werde  Wenn  wir  daher  auch  zu  dem  Resultate  kommen 
würden,  dass  die  eratosthenische  Liste  gefälscht  sei,  so  brauchten 
wir  deshalb  doch  nicht  die  Bemerkungen,  welche  SynkeUos  p.  171 
Diod.  der  Liste  Toranssebiokt,  sobald  niobt  anderweitige  Yerdaobts- 
grAnde  sidi  dagegen  geltend  machen,  fftr  Erfindung  zn  halten, 
und  ist  dies,  soviel  ich  weiss,  bis  jetzt  auch  nicht  geschehen. 
Aaaaerdem  sind  diese  Bemerkungen  hier  auch  noch  so  beecha£fen, 
wie  wir  sehen  werden«  dass  sie  scheinbar  mit  der  qpftter  anfgeiAbr- 
ten  Liste  im  Widerspnich  stehen. 

Freilich  ist  dieser  Punkt  bisher  noch  nicht  genügend  berück- 
sichtigt oder  besser  gesagt,  konnte  desslialb  nicht  berücksichtigt 
werden,  weil  derselbe  erst  durch  eine  Entdeckung  Ungers  bei  den 
Lbten  des  Manetbo  in  gehöriges  Licht  gesteUt  wird.  Die  Worte 
bei  Sjnkell.  p.  171  lanten  so: 

Θηβαίων  ßamXstg, 

*Απολλ6άωρος  χρονιχός  αλλψ  Αιγυπτίων  των  Θηβαίων  λεγομέ' 
mv  βαοίλείαν  άνεγράψατο  βασιλέων  λη  tmv  ,αος.  ήτις  ηρΙξβτο  με^ 
a^  tßn  h»  του  κόαμου,  ik^B  &i  άς  tö  ,γμε*  img  του  χάαμιον^  ωτ 
την  γν&Λν,  ψησίν^,  6  ^ΕροΛΟΟ^νης  λαβώρ  ΑΙ^νποΰοιοίς  ύηομνημααι 
«oi  Ιτν^μασι  κατά  πρόαπφν  βααλιχην  τ^  'Ελλάόι  φων^  παρέφρααεν  όντως ' 

'  8ο  urtboOen  aoeb  Lepsins:  ChronoL  ρ.  406  and  Unger  ρ.  1. 
*  8o  inteipnngfare  ioh  mit  Müller  frg.  bist  Graee.  I,  p.  44a 


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262 


Das  alte  Chronikoo, 


Ich  laBHc  hier  gleich  die  Worte  folgen,  welche  Syokellos  am 
Ende  der  Liste  ρ·  279  Bind.  beifOgt,  weil  sie  mit  dem  eben  Ans- 
gesohriebenen  in  engem  Zusammenhang  stehen: 

*H  των  ,λη  ßaaiXdwv  των  wr^  Αϊγνπτον  λεγομένων  θηβαΐωτ^ 
ών  τα  ονόματα  liQuwoi^tirjg  λαβών  ιχ  των  iv  /άιούηόλει  ί€ρο)'ραμ~ 
ματέων  παρέφραοδν  ίξ  Αιγύπτιας  άς  ^EkXada  φωνήν,  ivmv^ 
άρχή^  ά^ξμμέι/η  μ£¥  mth  τον  fir^  ηοαμίΗου  ίηυς^  jhs»P  fiesi 

ανγχυαψ  tSa»  ykmm&v^  λι^ξιιο»  -di  ύς  no^rn  τω  ,γποίί 
χάαμου  km, 

Dieee  Worte  sind  voll  von  Widersprüchen  und  Ungenanig- 
keiten.  Zunächst  ist  längst  hemerkt,  dass  Elratosthenes  nicht  nach 
Jahren  der  Welt  gerechnet  habe.  Dann  aber,  wag  wiD  der  ktajg- 
liehe  Befehl  selbst?  Wir  werden  dalOr  dnroh  das  ο^τως  anf  die 
Liste  selbst  verwiesen  uud  linden  dort  nichts  weiter,  als  eine  Ueber- 
BOtzang  der  Königenamen,  müssen  also  annehmen,  daes  sich  der 
kdaigliche  Befehl  nor  darauf  erstreckt  habe.  Aaoh  Lepsius  nimmt 
dies  an,  indem  er  Chronol.  p.  516  bemerkt:  'dieser  Belehl  beaog 
sieh  vielleicht  nnr  anf  die  ErUirang  der  Namen,  da  man  die  aus- 
führliche Geschichte  der  ägy|)tischen  Könige  durch  Manethos  schon 
besaes,  dieser  aber  schwerlich  eine  Uebersetzui^  der  Namen  gege- 
ben hatte.'  Sicherlioh  hatte  Manetho  die  Namen  nicht  fibersetat, 
aber  ebensowenig  dürfen  wir  dem  König  Ptolemaeos  Energetes  eine 
solehe  grammatische  Marotte,  denn  anders  würden  wir  es  nieht 
nennen  können,  zutrauen.  Ausserdem  aber  steht  ein  solcher  Ge- 
danke durchaus  im  Widerspruch  mit  der  Angabe  des  Synkellos, 
dass  £ratosthenee  seine  Königsliste  ans  thebanisohen  Tempelarohiven 
und  swar  ans  ύπομρήμοίΛ  md  6ν6ματα  entnommen  habe. 

Was  haben  wir  unter  diesen  υπομνήματα  mal  δνόμανη  an  Ter- 
stehen?  Dies  wiesen  wir  erst,  seit  l  nger  ^οζϋψί  hat,  wie  das  Werk  des 
Manetho  eingerichtet  war,  daes  neulich  dem  historischen  Τ  heil  eiu 
rein  chronologischer  sich  anschloss,  nnd  dass  Manetho  eben  diese 
Eintholong  bereits  in  den  TempehraHNichnangen  vorfand.  Nmi 
wird  einleuchten,  wie  das  Werk  des  Eratosthenes  beschaffen  war, 
denn  die  Worte  υπομνήματα  xai  ονόματα^  welche  der  Excerptor 
mechanisch  mit  ausschrieb,  zeigen  deatiioh,  dass  dasselbe  ebenso 
wie  bei  Manetho  ans  einem  historischen  und  einem  ehronologischeii 
Tfaeü  bestand.  Wenn  wir  nun  annehmen  wollten,  dass  der  König, 
tun  die  Erklärung  der  Namen  zu  haben,  die  üebersetzung  eines 
vollständigen  ägyptischen  Geschichtswerkes  verlangt  habe,  so  hiesse 
das  nur  die  Verwirrung  noch  grösser  machen.  Alles  diesee  drängt 
η  den  SohlttMe  faini  dast  der  kBönigHohe  fiefthl  sieh  meht  alleiii 


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die  ägypiieoho  Königsliiie  des  Eniotihenee  u.  β.  w.  268 

taf  die  Uebfteiaong  d«r  Namen,  sondeni  der  getammteo  GeecbiohU- 
uaaJim  «ntraekte  ond  wenn  Lepeiae  dagegen  einwendet,  da«  Sol- 
ches nach  den  Werke  dee  Maneibo  ftberflfleiig  war,  wo  heiset  dae 

der  Arbeit  des  EratostbeDes  eine  unricbtige  Stellung  einräninen, 
Dieeer  unternahm  keine  kritieche  Geeohichteforschnngf  wie  Lepsins 
ia  leiaao  Vorbemerknogen  Aber  Maneiho  nnd  Eratotthenea  (Ghro- 
neL  p.  407)  wül,  sondern  ans  den  Worten  dee  SynkeUoa  können 
wir  mir  folgern,  daee  er  Tom  König  aar  üebereetaung  ägyptischer 
Anualeo  berufen  wurde.  Und  wenn  wir  so  die  Arbeit  des  t^rato- 
•UieBee  auffasaeo,  so  kann  sie  wohl  neben  der  des  Manetho  bestehen, 
aaoMotlieh  wenn  wir  nns  Aber  diese,  wie  es  nöthig  sein  wird,  ein 
andflM  ürtheil  als  Lepsins  a.  a.  0.  bilden. 

Dieser  nimmt  nftttEeh  an,  daas  Manetho  kein  eigentlicher  6e- 
schichtbibi  scher  war,  sondern  dass  sein  Verdienst  bloe  darin  be- 
stehe, dass  er  die  Tempelanoalen  getreulich  wiedergab.  Einer 
sslchen  Anaii^t  widersprechen  offenbar  die  f^mgmeDte  des  mane- 
thcttiaehen  Ges^iehtswcrkes  selber,  indem  es  bd  Josephns  g.  Apion 
I,  26  heisst:  μί/οι  μεν  τούτων  ηηολον&ησε  ταϊς  σναγραφαίς'  hissm 
Μς  Ιξονοίαν  αντώ  0Μ  τον  φάΐ'οι  γράχρπν  m  μν^Ένόμενα  χαΐ  λεγόμενα 
na^  τύν  ^Ιουδαίων  λόγους  ujux^dvovg  τιαρενεβαλεν  etc.  Uieraue  geht 
hmor,  daas  Manetho  neben  den  nrknndliehea  Anfceiehpnngen  anoh 
die  nnyegbfligte  Tradition  mit  henswog,  nnd  dass  er  Beides  so  sorg- 
fältig schied,  nöthigt  uns  nur  mn  so  mehr,  ihm  den  Rang  eines 
kritischen  Geschichtsforschers  einzuräumen,  während  £ratosthenee 
aar  zur  Uebereetzung  berufen  war,  und  daher  auch  nichte  weiter 
als  Uebersetaer  sein  konnte. 

Dasa  man  biaher  diee  Alles  nicht  eikannte,  hat  seinen  guten 
Grund,  denn  scheinbar  steht  mit  einer  Ansicht,  wie  wir  sie  statuirt 
haben,  die  Liste  selber  in  dii'ektem  Widerspruch,  da  sie  nur  eine 
Nomenklatur  mit  Uebereetsung  giebt.  Wir  mftssen  also  entweder 
die  Liste  ftr  nntefgssohobsn  erklteen,  oder  ihren  Inhalt  ander- 
weitig mit  nnasm  gewonnenen  Resollaten  m  TereinigeD  snolien. 

Der  Schwierigkeit  der  Sache  wegen  wird  es  nicht  unpassend 
erscheinen,  zunächst  in  gedrängter  Uebersicht  meine  Meinung  kund- 
ngeben:  '  Daas  Eratosthsnes  wirklidies  Werk  nns  sinsm  histoiisohsn 
■ad  einem  shronologiaehen  Theil  bestand,  wird  dnrchdsn  Widerapruoh 
dar  Liste  mit  den  Vorbemerkmigen  genügend  geeiehert  Bs  hatte  dieses 
Werk,  wie  ich  annehme,  seinen  Platz  in  der  Bibliothek  zu  Alexan- 
dria und  trug  den  Namen  des  Ueberaetaers.  Apollodoros,  der 
Schüler  nnd  Naahfolger  dee  Eratoethenes,  sdiriah  eine  Ghrondi,  in 
wilihs  er  ausser  dar  Gesehichte  der  erischan,  ansk  die  andseer 


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1 


264  Dm  alte  OhronikoD, 

Völker,  z.  B.  der  Assyrer,  wie  sieh 

verwebte.  Es  lag  daher  sehr  nahe,  auch  das  äg>'pti8che  Volk  darin 
zu  berücksichtigen  und  zu  diesem  Zwecke  bediente  er  sich  der 
Ueberaetsnng  seuiee  Lehrers  Eretostheiiee.  Da  er  eher  mmidglkb 
das  game  Werk  in  seiii  Ohronikon  einrflcken  konnte,  es  aadmr- 
Seite  aber  auch  seinem  Plane  darchaus  nicht  entsprach,  eine  Messe 
Nomenklatur  zu  geben,  also  anders  ausgedrückt,  allein  den  beige- 
fiigten  Canon  aufzunehmen,  so  verfuhr  er  auf  dieselbe 
Weise  wie  Afrikanns  mit  dem  Gesohiehtewerk  des  Mar 
netko:  er  fertigte  eine  Epitome  in  der  Weise  «a,  daae  er  dw 
wichtigsten  Angaben  des  historischen  Theiles  in  den  Canon  einfügte 
Von  dieser  Epitome  konnte  und  musste  er  noch  immer  sagen,  dass 
sie  ύτίομνήματα  xai  Ιΐ'ϋματα  entstamme.  Nach  dem  Vorbilde  dieser 
Epitome,  welche  92  Könige  enthielt,  sohnf  der  Yerfssser  des  aHen 
Ghronikons  sane  Liste  τοη  92  mensehliehen  Königen,  am  auf  diese 
Weise  eine  Autoritftt  ftlr  sein  Falsifikat  zu  gewinnen.  Ihm  ver- 
danken wir,  dass  die  eingefügten  historischen  Notizen,  an  welcheo 
ihm  nichts  lag,  Yerloren  gingen/ 

So  ein  UeberUiek  meiner  Ansiolitb  —  Damaeh  kaim  kk  jeiii 
sonäehst  daran  gehen  sir  aeigen,  dass  die  eratostbenieehe  Lisle  niekt 
aus  einem  der  uns  vorliegenden  Königsvenseicbnisse,  am  aMerwcnig- 
ston  aus  dem  des  Manetho  stamme,  dass  vielmehr  eine  durchaus 
eigenthümliche  Quelle  an  Gmnde  MegOi  deren  Yortreffli<^eit  sas 
der  Yeigleichnng  der  Deakmiler  nnd  Urkonden  efkellt,  und  da« 
wir  somit  keine  Ursache  haben,  nach  dieser  Seite  hin  die  Liste  dm 
Eratosthenes  abzusprechen. 

Dass  die  Könige  des  Laterculii!^  nicht  aus  Manetho  eteunnien, 
b&tte  sehen  die  Yerschiedenheiti  welche  bei  der  IVansseription  der 
Kamen  herrortriti,  seigen  sollen.  Ansserdem  aber  Iftss^  sieh  nssk- 
weisen,  das  der  eratosthenischen  Transscriptionsweise  efa  beetimmtei 
Princip  zu  Grunde  liegt,  welches  am  besten  den  schon  von  Lepsius : 
Chrono],  p.  517  hervorgehobenen  Umstand  erkl&rt,  dass  die  Schreib- 
art des  Manetho  den  Monumenten  weit  niker  stehe,  als  die  des 
Eratosthenes.  loh  komme  damit  allerdfatgs  anf  ein  mir  firnndartig« 
Gebiet,  doch  sind  die  Vorarbeiten,  so  weit  sie  zur  Entscheidong 
unserer  Frage  von  Wichtigkeit  sind,  durch  Bunsen,  Lepsius,  Lauth, 
Unger  bereits  geschehen,  so  dass  aooh  ein  Laie  sich  hier  wohl  sie 
UrtheQ  «rlanben  darf. 

Wenn  man  nämHek  die  den  eineinen  Namen  beigegebenie 
Uebersetzungen  genauer  prüft,  so  ergiebt  sich  folgendes  GesMs: 
*Der  Verüssser  hatte  Namen  vor  sich,   wie  sie  sich  nur  i& 


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die  ägyptische  KönigsLiete  des  firatosthenes  u.  s.  w.  265 


MoiiumenUti  und  Urkunden  finden,  diese  Namen  untereuchte  er 
MMh  ümo  fUgrmotogieii  mid  gab  dMigenieaB  die  Uebenetnui- 
gw,  und  trameerilurte  dann  endlioh  möht  die  in  der  Quelle 
Toriumdenen  Namen,  sondern  die  gefundenen  EStymologien  der- 
selben. Kam  dann  die  betreffende  Etymologie  dem  Namen  recht 
nahe,  ao  war  dies  auch  der  l  all  in  der  Traneecriptioo.  Trat  da^ 
g^gen  der  mngekehrte  Fall  ein,  so  atimmten  TraoMociptioii  and 
Biologie  Bwar  unter  einander,  aber  erstere  wiob  Yondeaiinder 
Quelle  stehenden  Namen  bedeutend  ab.'  leb  sacbe  dies  dnroh 
einige  sichere  Beispiele  zu  belegen: 

1)  Nro.  11  des  Eratosthenes :  ^Σίριος^  υιός  Μοφ^  nehmen  alle 
ilr  den  2ωρΛς  deeManetbo  (Dyn.  Hl,  6,  e.)«  Saqq.  Sera,  Abyd. 
8er  tat,  Tnr.  Seti,  Die  eratöstheniBebe  Etymologie  bat  Bansen 
zuerst  richtig  erkannt  als  '  Si  iri,  Sohn  des  Auges,  der  Pupille/ 
νώζ  ϋόρης.    Dadurch  erklärt  sich  die  Transscriptiou  2ίριος. 

2)  Nro.  19  des  Eratosthenes:  Παμμής  άρ/οντίόες  (so  lesen 
m  mit  Ungar  p.  105  etaU  %ομΤ^)  =  Φ^ος  des  lianetbo  (VI,  2), 
Saqq.  Pepi;  Oenkm&ler»  Ra  merl  pepi.  Hier  liegt  die  Etymo- 
logie pa  api  zu  Grunde,  υ  wü  &ρ/οντυς,  von  ape  Haupt,  Herrscher, 
woraus  nun  die  Transscriptiou  Πΰίμμής  erklärt  werden  kann. 

3)  Nro.  20  des  Eratosthenes:  jijuhtnovg,  μέγιστος  =  Φίωψ 
des  Manetho  (VI,  4),  in  der  Kammer  von  Kamak  Pepi;  Abyd. 
Saqq.  lU  nefer  ke.  Transsoription  nnd  Uebersetanng  stammen 
mit  einander ;  man  kann  für  beide  an  das  Koptische  Aphop  Kiese, 
Apeou  Magnaten  erinnern.  Dock  aus  dem  Namen  Pepi  erklärt  siob 
die  TraaeBeription  obne  Weiteree  nicbt. 

Für  andere  bierber  geherige,  weniger  aiobere  Bei^iele  veigl. 
Laotb  p.  95  and  Unger  p.  83  (I,  2),  ferner  Unger  p.  88  (I,  7), 
p.95  (IV,  5);  Lepsius:  Chronol.  p.  514,  Anmerkg.  4  und  Lauthp.204. 

Ist  das,  was  wir  hier  über  die  Transscriptioneweiee  desEra- 
tostbenee  Tergefaraobt  beben,  richtig,  so  ist  damit  aUerdings  viel 
eeeennen.  Denn  einmal  folgt  dmrans,  daas  die  Uebersetanng  niobt 
von  einem  Spätem  hinzugefügt  wurde,  da  der  Schreiber  der  Ueber- 
Stitzung  und  der  Namen  ein  und  dieselbe  Person  gewesen  sein  muss- 
Femer  aber,  was  für  uns  von  grösserer  Bedeotong  ist,  der  Schrei- 
ber der  Namen  nnd  Uebersetaongen  moss  nnmittelbar  ans  den 
Iknkmilem  od«r  Urkunden  gesobdpft  babeoi  da  die  Etymologien 
oor  aus  Namen,  wie  sie  in  Denkmälern  nnd  Urknnden  vorkommen, 
erklärt  werden  können.  Und  damit  steht  nichts  mehr  der  An- 
nahme im  Wege,  dase  im  Lateronlua  wenigstens  ein  Rest  des  era- 
Mbsnieoben  Werket  Ywü^ge. 


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288 


Dm  alle  Ohronilm, 


Wora  wir  auf  diese  Weiee  gelangt  sind,  das  Iftaet  sieb  Mrab 
noch  von  anderer  8eite  her  au  Namen  und  Zahlen  boweiseu.  Unter 
den  Nameo  nämlich  b^egnen  uns  einzelne,  welche  uicb  weder  bei 
Manetho  noch  bei  einem  andern  SchriiteteUer  finden,  dagegen  durch 
die  Monnmeote  beetfttigt  werden.  Ferner  die  Zahka  eüonnea  meibr- 
fach  nicht  mit  denen  des  Manethoi  werden  Jedoch  dnn^  den  Τα- 
riner  Papyrus  gesichert. 

Wae  sunächst  die  Namen  betrifft,  so  heiset  der  dritte  König 
der  ersfteB  Dynastie  bei  Manetho  Ksntdvifg^  bei  £ratoethenea  *Α9ώ* 
&ης,  beetfttigt  dorch  den  enteprechenden  in  der  Tafel  von  Abydoa: 
Atntn.  Femer  Nro.  81  dee  Eratoethenee:  ΠεααΟνρής  ist  miden- 
tificiren  mit  V/|i//iii'^;2C  des  Manetho  (XI,  17).  Im  Turiner  Papyrus, 
der  Tafel  von  Abydos  und  der  Tatel  von  Saqqarah  heiset  er: 
*Βλ  β.  hetepbAti', . in  den  Denkmftltfn:  'Ra  s,  hetep  hnli  Aaoti 
em  hat'.  ΠβτβΛΘνρής  =  s.  hetep  (oder,  wie  ml&ch  vwaetoi 
wird,  hepet)  hati  ra  cf.  Unger  p.  117  und  Lanth  p.  220. 

Um  ferner  zu  zeigen,  dass  auch  die  Zahlen  auf  eine  eigen- 
thfimliche  Quelle,  mithin  auf  Urkunden  zurückgehen,  ist  vor  Allem 
darauf  hininweisen,  dass  '^μφι^ς  bei  Mmielho  {Dyn,  XII,  6)  8 
Jahre  regiert^  wfthrend  Eratosthenes  gans  richtig  dk  Zahl  48  giebt. 
Letztere  wird  bestätigt  dnrch  die  ans  der  Zeit  Amenemhat  III. 
(eben  jenes  ^Αμΐρης)  herrührenden  Nilhöheumaasse,  welche  vom 
6.  Jahr  seiner  Regierung  bis  in  das  43.  datireu  (Ungar  p.  131), 
Ibmer  dnrch  den  Tor.  Pap.  67,  4,  wo  XL  (IQ  gdeMO  wird. 
Anaserdem  sind  die  Zahlen  in  Nro.  11,  Nro.  15,  Nro.  16,  Nro.  17« 
Nro.  19  richtiger  als  die  bei  den  betreffenden  Kdnigen  des  Mane- 
tho, und  überhaupt  sind  Namen  und  Zahlen,  wo  sie  nicht  offenbar 
verdorben  sind,  so  beschaffen,  dass  sie  wohl  einen  Vergleioh  mit 
Manetho  aashalten,  ohne  doch  aas  diesem  entnommen  an  sein,  wie 
folgende  üebersicht  lehrt  ^ : 

Eratoethenee  Manetho 

1)  Μψις  62  I,  1)  ΜψΎ^ς  62 

2)  Ά&ώ3γΐζ  69  2)  Ά&ώ^  57 
8)  Ά^Μψ/ζ  83  Abjfd.  Atata              3)  JisMc^  82 

4)  /ί^αβιης  19  I,  6)  ΜκβΜς  26 

5)  ίΐεμψίος  18  7)  Ιεμεμψής  18 

6)  (Τίπγαράμαχος  79)  III,  1)  Νεχερωφής  28 
Νιο.  7  and  8  dOrftan  woÜ  arsprOnglieh  bei  Eratosthsnes  in  am- 

*  Wo  ich  es  flicht  besonders  anueigo,  folge  ich  Unger.  DieKlam* 
mer  weudc  ich  au,  wo  ich  ein  Verderbnies  vermutlie. 


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die  ägyptisohe  KMgtlitte  d«»  Enlotthenee  o.  s.  w.  2β7 


gekehrter  Reihenfolge  gestanden  haben,  wie  sich  aus  den  beige- 
schriebencn  Regierungsjahren  (G  +  30  =  7  +  29)  ergiebt,  und 
wie  auch  Lauth  p.  1 44  ff.  bereite  aus  endero  Gründen  Nro.  8  mit 
III,  3  dee  Meoetbo  identifieirte. 

Sreioethenee  Menetho 

7)  Στοίχος  6  ΠΙ,  3)  Τνρης  7 

8)  [οαορμίης  30  III,  2)  Τίσορ^^ρος  29 

9)  ΛΙά^  26  Tor.  Pap.  8  J.  3  Μ.  UI,  4)  Μέσα^  17 

10)  ^Acu^  20  15  J.  8  Μ.  4  Τ.      5)  Σώΰφΐζ  16 

11)  Σέριος  18    19  J.  6ο.)  Σώρις  29 

12)  (Xroißog  :Σΐ'ενρ6ς)  22    24  J.     IV,  1)  Σήίΐονρις  30 

13)  Ψανωσις  13  IV,  5)  Tamtaijg  25 

14)  20    18  J.  IV,  6)  Βίχερις  22 

15)  Sam^k  29   27  J.  ΙΥ,  2)  3ούφ$ς  68 

16)  Σαωφίς  27    28  J.  ΙΥ,  3)  Σοίψς  66 

17)  Μοα/ερης  31    28  J.  V,  8)  Τανχίρης  44 

18)  (Μοοί^ής)  33  IV,  1)  "Οβόης  33 

19)  Παμμής  35    20  J.  Vi,  2)  Φίός  58 

20)  *^ηώαίθΌς  100   90  +  ζ  J.     ΥΙ»  4)  Φ4«ψ  100 

21)  (Έ/ΒΦίβσοχάρας)  1    1  J.  ΥΙ,  5)  Μβν^ιούνψις  1 

22)  ί\ιτοχρίς  6  VI,  6)  Νιτωχρις  12 
lieber  Nrow  20 — 30  läaet  eich  bis  jetast  noch  wenig  Sieberee  sagen 
(vwgL  Ui^  p.  116). 

31)  Π8αα»υρήςη  19J.zM.zT.XI,  17)  ^Αμμβρέμης  16 
/32)  Σταμμανέμης  26   45  J.  7  Μ.  ΧΠ,  l)  Ιεσίγ^ω^ς  46\ 
\33)  :Σταμμανψης  23    28  J.         ΧΠ,  2)  "^4μμανέμης  '6^} 
Kre.  34  des  Eratoetbeueä  lautet:  2ίσπ>(Α;(£ρμ^ς  ^HQWüSfi  xgcam&i, 
μ'.   Der  Name  ist  ofifenbar  verdorben;  Bnnien  eehlng  vor: 
ϋΜΐίρ^Μΐς,  *^μνζ  V  Ήραχλής  χρακιαός.    Da  ich  den  Laterealaa 
für  eratosthenisch  halte,  lese  ich  nach  Eratosthenes  b.  Strabo  16, 
769:  Σίοωατρις^  'Ερμής  η  Ήραχλής  χραταιός.    Zu  Gunsten  dieser 
Verbeesama^  lassen  sich  enUcbeidende  Gründe  vorbringen.  Rei- 
a.  a.  0.  Ρ·  254  sah  saerst,  date  der  eratostheniaebe  Sieto- 
dem  Seeoetne  und  Laobaree  des  Ifanetbo  (ΧΠ,  3  und  4) 
entspreche,  da  die  55  Jahre  den  48  +  8  des  Manetho  ziemlich 
gleich  kommen,  oder  noch  besser  von  Lauth  aus  dem  Turiner  Pa- 
pyruf  erklärt  werden,  wo  sieh  die  Zahlen  19  nnd  36  finden.  Unger 
dagegen  erkaimto  p.  127  (vei|fL  L  7),  daas  die  Uebenetanng 
*^μής  η  'Ηραχλής  χραταιός  wobl  aof  Σέφαστρις  pasee.    Denn  He- 
rakka  hiess  nach  Etym.  M.  816,  28  bei  den  Aegyptern  Xwy,  und 
o«cb  Lepeiue:  CbronoL  p.  140  ist  dies  Wort  in  dem  Monatsnamen 


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9ββ 


Das  alie  dwonilmit 


IJu/wyj  Παχώνς^  Paschon,  der  des  Ghons  enthalten^  und  mit  Chenen» 
Chuus,  dem  Nameu  des  Mondgottes  Thoth  (IJei-mes)  ideutiscli. 
Endlich  lauten  der  3.  und  4.  König  der  12.  Dynastie  in  den  Denk- 
rnftlern  Veeort  sen  (II)  and  Veear  te  sen  (lU)  Κ  Wenn  wir  dies 
Allee  kombiniren,  so  li^  der  SchliieB  nahe»  bei  Eratoetbenes  habe 
ureprünglich  folgender  Maaseen  gestanden: 

Σεοίοοτρίς  Έρμης  κραταιός    19  J. 

26σωστρις  ^Ηρακλής  κραταιός  36  J« 
Wie  firatostiienee  Pepi  I  and  II  dureh  die  Traossoriptianea  Πομτ 
μης  und  ^Ατιάηπους  ▼ariirt,  so  thut  er  ee  hier  bd  Veenrteeen  Π 
and  III  durch  die  Uebci  sttzung.  Das  κρατιαός  steckt  in  der  zwei- 
ten Ilfilite  lies  Niimens  i^Unger  p.  127).  Synkellos  oder  einer  seiner 
Vorgänger  aog  der  Bequemlichkeit  wegen  diese  beiden  Namen  su- 
sammen  in :  2ίσωσιρις  ^£ρμ^  η  Ήραχλ^  XQmauSg  55  J.,  woraos 
dann  dnreh  Verderbniss  wurde:  2ίσιοαιχερμής  ^Ηρακλής  xQomtiq 
56  J.  Darnach  waren  also  ursprünglich  nicht  38,  sondern  39 
Könige  aufgeführt)  was  nicht  zu  übersehen  ist.  Also: 


a)  2ίσωαιρις  19      19       XQ,  3)  SiauHn^  48 

b)  24αωστρις  36       36        ΧΠ,  4)  Ααχάφγ;  8 


35)  Μάρης  43  4(2)        XII,  5)  Άμίρης  8 

Was  sich  über  Nro.  36,  37,  38  sagen  läset,  ist  wiederum  zu 
wenig  sicher,  soviel  aber  können  wir  wohl  annehmen,  dass  die  38 
Könige  nieht  Aber  die  ersten  15  Dynastien  hinabrdehten  (üngsr 
p.  189).  Wenn  Unger  vermuthet,  dass  der  38.  König  ^Αμονθυρ- 
ιαΐυς  eingeschwärzt  sei,  so  darf  er  dies  aus  dem  Fehler  der  Ueber- 
setxong  nicht  folgern,  denn  diese  fehlt  bei  manchen  der  Könige, 
anderenetts  aber  beweist  anoh  der  Umstand  niehts,  dass  berats 
Nro.  88  ein  *Αμνρταίος  anftritt,  da  sich  der  Name  Μάφξζ  eben- 
falls Nro.  9  und  Nro.  35  ßndei. 

Somit  können  wir  den  ersten  Theil  unserer  Beweisführung 
scbliessen,  die,  wenn  sie  stichhaltig  ist,  soviel  eicher  stellt,  dass 
wir  in  dem  Lateronlos  eine  Arbeit  beeitM,  welche  direkt  ans  Ur- 
kunden ^flössen  ist.  Wenn  also  naeh  dieser  Seite  hin  kein  Hfa^ 
derniss  mehr  vorliegt,  die  Liste  als  Trümmer  des  eratonthenischen 
Werkes  anzusehen,  so  will  ich  im  Folgenden  darzuthuu  versuchen, 
dass  wir  in  derselben  miM  in  der  oben  angedenteten  Weise  ange- 
fertigte Epitome  bedtaen. 

Binmal  ist  dies  dadnreh  bedingt,  dass  ApoUodor  weder  den 
ganzen  historischen  Theil  noch  den  angefügten  Canon  allein  in  sein 

^  So  las  lAoth  statt  Seeortesen  oder  Osoriaten. 

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die  ägyptische  Köuigsliste  des  £rato8theues  u.  s.  w.  269 

Werk  aufnehmen  konnte,  dann  sprechen  in  der  Liste  selber  doch 
auch  bestimmte  Indioien  für  besagte  Epitome.  Dass  darin  nämlich 
der  ehronologische  Canon  vertreten  ist,  seigt  sowohl  die  Nomen- 
kbtur,  als  aneh  der  Umstand,  dass  sich  noch  Beste  einw  Dynastio" 
eintheilung  vorfinden,  wie  sie?  im  Canon  des  Manetho  und  in  anderer 
Weise  im  Turiner  Papyrus  cbeufalle  auftritt.  Nämlich  bei  Nro.  6 
wird  aasdrücklich  das  Eintreten  einer  neuen  Dynastie  durch  den 
ZositB  ΜψφΙτης  aiQgemigt,  woran  wir  anch  sngldch  erkennen,  dass 
in  der  Qnelle  des  Eratosthenes  dasselbe  Prinoip  der  Dynastienein- 
theilung  vorherrschte,  wie  in  den  Urkunden,  welche  Manetho  be- 
oatitey  nämlich  das  landschaftliche  Princip,  während  wir  im  Τα- 
riiMT  Papyroa  anch  einen  Vertreter  des  TerwandtschaÜlichen  £ίη· 
tiieQtmgsprincips  besitaen  (Unger  p.  76). 

Dass  aber  Apollodor  in  diesen  Canon  auch  ans  dem  histo* 
rischen  Theil  das  Wichtigste  einfügte,  davon  sind  uns  wenig- 
stens einige  leise  Spuren  im  Laterculus  erhalten.  Kinige  Male 
aimlich  finden  wir  den  Znsata,  dass  der  betreffende  König 
der  Sohn  seines  Yorgftngers  war,  oder  wie  bei  Nro.  4  der 
Sohn  eines  seiner  Vorgänger,  also  doch  ans  derselben  Familie. 
Nur  bei  Nro.  5  ist  dieser  Zusatz  durch  ein  Verseheu  in  den 
Text  gekommen  (Ünger  p.  83  und  1,  7).  Sonst  aber  dürfen 
wir  diese  Angaben  nicht  anaweifebi,  weil  einerseits  Apollodor  nnd 
Mine  Aosedireiber  dnrehens  keinen  Omnd  hatten,  solche  Znafttae 
zu  ertiiideu,  andererseits  aber  auch  einmal  wenigstens  die  Angabe 
des  Eratostheues  anderweitig  bestätigt  wird.  Nämlich  Apion  b. 
AsUan  h.  ».  XI,  40  berichtet  ebenso  wie  £ratosthenes,  dass  der 
sweite  Kteig  Athotee  der  8ohn  des  Menes  war.  Ans  dem  Tnriner 
I^»yni8  aber  wissen  wir,  dass  solche  ZnsAtae  In  einen  ^uronolo- 
gischeo  Canon  nicht  aufgenommen  wurden,  und  ein  solches  Ver- 
fahren Ware  auch  geradezu  widersinnig  gewesen.  Denn  in  Aegypten 
«ar  es  eben  Sitte,  dass  die  Herrschaft  vom  Vater  auf  den  Sohn 
Ibergng.  Vielmehr  war  es  daher  passend  an  bemerken,  wenn 
sine  andere  Familie  anr  Herrschaft  gelangte,  nnd  das  ist  im  Tn- 
rioer  Papyrus  geschehen  durch  das  verwandtschaftliche  Eintheilungs- 
pnncip.  Ausserdem  findet  sich  noch  im  Laterculus  ein  Zusatz  zur 
Königin  liitokris  (Nr».  32),  welcher  anch  wohl  ans  dem  historischen 
Thefl  geflossen  ist  Derselbe  lautet:  ^  γυνή  dvd  τον  dvi^pdg*,  was 
Wenigstens  theil  weise  aus  Herod.  Π,  100  bestfttigt  wird  (Unger 
p.  107).  Im  Turiner  Papyrus  ist  nicht  einmal  angezeigt,  dass  die 
Nitckrie  eine  Konigin,  noch  viel  weniger,  dass  sie  die  Vfittwe  ihres 
Voigiageni  war« 


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Dm  Alte  Gbronikon, 


Wie  dem  aber  aaoh  aei,  ans  den  Worten  des  ApoHodor, 

dass  die  Liste,  welche  er  im  Folgenden  aufführen  wolle,  υηομνή' 
ματα  y(ul  ονόματα  entstamme,  mÜBsen  wir  schliessen,  dags  beide 
Theile  in  derselben  gleich  massig  vertreten  waren.  Wir  konmieo 
jetat  au  der  Frage,  ob  das  Werk  des  Eratoathenea  y<ni  Tocnhereui 
nur  eine  Anawabl  tbn  Königen  beliandelte,  oder  ob  dieadbe  erat 
später  durch  einen  decurtator  gesehaflfen  ist.  Zn  dieeem  Zwecke 
müssen  wir  zunächst  darauf  hinweisen,  dase  das  eratostheuische 
Werk  nicht  etwa  mit  dem  38.  oder  vielmehr  30.  König  abechlosa, 
aondem  noob  wdtere  53  Bcgiernngen  behandelte.  Denn  naok  den 
oben  angeftkhrten  Worten  bei  Synkell.  p.  279  Dind.  folgt:  7\Sr 
όε  τούτοις  ^ψ^ξής  uXXojy  ly'  (!}ipain)v  ßuaiXtwi'  νπο  τον  αντου  'Anok- 
λοόώρον  ηαραόεόομένων  τάς  τιροίίτιγυρίας  τιβ^ιτόι^  ήγονμεΘ^α  tviuv&a^ 
ύζ  μηβ^  συμβαΧλομίνας  ήμΐν,  nagad^hC^m*  lud  μηβε  (u  προ  aviwr. 
Ana  den  Worten  ύτώ  του  αύηυ  ji7tOXkoew(fov  παραάβάομέιιων  kann 
man  ntebt  mehr  Beblieeeen,  als  dasa  Synkelloa  aneh  dieae  63  Kö- 
nige von  Apollodor  überkam.  Dagegen  müssen  wir  wegen  dessel- 
ben Titels  Θηβαΐοί  βασύίΒίς  annehmeui  dase  Apollodor  diese  Könige 
ebenfalle  bei  £ratoeÜiene8  vorfand. 

Addirt  man  nun  die  Zahlen  89  +  68,  ao  erhftlt  man  die 
8nmme  92,  nnd  gerade  92  Regierungen  landen  wir  aneh  beim 
Chronisten  vom  ersten  menschlichen  Könige  an  gerechnet.  Ferner 
hatten  wir  gesehen,  dass  die  ersten  15  ysveui  bei  Eratosthenea 
umI  im  Gbronikon  443  J.  eigebeo.  ESndiieb  beginnt  im  Gbro- 
nikon die  Begiemng  dea  ersten  menacblicben  Könige  im  Jabre  d.  Wl 
2891,  bei  Eratosthenee  im  Jahre  2900  (mnde  Zahl).  Diese  Ueber- 
Stimmungen  sind  zu  auft'allend,  als  dass  eie  durch  Zufall  entstanden 
aein  könnten.  Wir  müssen  daher  schliessen,  dass  der  Chronist  in 
irgend  einem  Verbftltnisa  snr  eratoatbeniaehen  Liste  atebt. 

Und  dieaea  Verbftltnies  ist,  naehdem  wir  die  Behtheit  dea 
Laterculus  statuirt  haben,  nicht  schwer  zu  errathen.  Der  Chro- 
nist gehrauchte  der  langen  Königsreihe  des  Manetho  gegenüber 
eine  Autorität  für  seine  gekürzte.  Zu  dieeem  Zwecke  genügte  ea 
ihm  niobt»  aein  Falaifikat  anter  dem  Namen  dea  Ptolemaeui  von 
Mendea  (ünger  p.  28)  an  veröflEeDtlioben,  aondem  er  wollte  aneh 
einen  dem  Manetho  ebeubüi-tigeu  Gegner,  den«  £ratoethene8  in  die 
Schranken  führen. 

Damit  stimmt  aofs  Beste,  dass  die  39  namhaft  aufgeführten 
Könige  nioht  über  die  16.  Dynastie  hinabreiditeii»  denn  die  erateo 
16  Dynaatien  dea  Manetho  kflrste  der  Gbroniat  gerade.  Knn  be> 
greiit  sich  auch,  weshalb  die  von  Apollodor  eingefügten  histori- 


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die  Igyptiidie  EoiBigiUtto  des  Er»iotÜienea  n.  i.  w.  271 


«dieo  Noltei  fftst  gans  Terioren  gingen;  ee  war  dem  OhraiiietMi 
ebeo  nur  an  den  Zahlen  gelegen. 

Ist  das  Gesagte  richtig,  so  ergiebt  sich  dftraas,  dass  schon 
Eratoetheoes*  Werk  nur  eine  Auswahl  von  RegiirnogeD  behandelte. 
Denn  daee  der  CSironiet  erat  sa  seineni  Zwecke  die  Aniwabl  tohoff 
können  wir  deshalb  nicht  annehmen,  weil  er  dadaroh  ieine  eigene 
Autoritüt  zerstört  haben  würde. 

So  bleiben  mir  zum  Schluss  nur  noch  einige  Bemerkungen 
übrig  Aber  den  königlichen  Befehl.  Hier  sind  drei  Annahmen  mög- 
Keb :  1)  Derselbe  kann  anf  Erfindung  des  Ohronisten  beruhen, 
welcher  auch  hierin  den  Eratosthenes  dem  Manetho,  der  auf  Be- 
fehl des  Philadelphos  schrieb,  gleichstellen  wollte.  Die«  ist  des- 
halb nicht  glaublich,  weil  der  Chronist  sich  ja  Torsehen  mneste, 
daea  er  nicht  bei  einer  F&lschnng  ertappt  wurde.  2)  Eratosthenes 
konnte  rar  Uebersetsnng  berufen  sein,  um  durch  dieselbe  die  Grie- 
chen mit  dem  ägyptischen  Wesen  bekannt  zu  machen.  Dieser  Zweck 
war  schon  durch  die  Arbeit  des  Manetho  erfüllt.  3)  Die  Berufung 
konote  in  der  Absicht  geschehen  sein,  die  aleiandrinische  Biblio- 
thek zo  beretohem,.  und  dann  mttssten  wir  annehmen,  dass  der 
königliche  Befehl  sich  nicht  blos  auf  die  Uebersetsung  der  theba- 
nischen  Annaleu,  sondern  auf  die  Durchstöberung  der  Tenipc  larchive 
überhaupt  erstreckte.  Ich  halte  dies  Letztere  für  das  iüchtigei 
denn  ea  spricht  dafür  die  Beaeichnnng  Θηβαίοι  ßaaüuSqß 

Beinisch  a.  a.  0.  p.  258  glaubt,  Eratosthenes  habe  diese  Beseioh- 
nnng  gewählt,  um  anzuzeigen,  dass  seine  Liste  blos  Könige  der  Thebais 
enthalte.  Ganz  abgesehen  davon,  dasb  gegen  diese  Annahme  die 
aufgeführten  Könige  selbst  sprechen,  so  durfte  Reinisch  doch  dem 
Eratosthenes  eine  solche  Absicht  nicht  unterbreiten,  denn  naeh  der 
Angabe  des  Synkellos  schöpfte  derselbe  aus  thebanischen  Schriften 
und  darnach  bleibt  es  doch  wohl  das  Natürlichste  anzunehmen,  dass 
die  Könige  aus  diesem  Grunde  von  ihm  thebanische  genannt  wur- 
den. Einen  albernen  Erklärungsversuch  des  Synkellos  dagegen 
oder  einer  seiner  Voigfinger  enthalten  die  Worte:  ^m»  Αν/νπ- 
wv  λεγομένων  Qrfiaitav*, 

Ist  also  einerseits  sicher,  dass  die  Bezeichnung  Θηβαίοι 
ßcuHXäg  nach  dem  Fundort  gewählt  war,  so  ist  andererseits 
benporznheben,  dass  eine  solche  Bezeichnung,  wenn  sie  sich  auf 
«D  einsiges  Sgyptisches  Geschichtswerk  beaog,  höchst  unprak- 
tiaeh  war  und  leicht  an  Missrerstandnissen  fQhren  konnte.  Der 
Titel  ΑΙγνητίων  βασιλείς  war  richtiger  und  lag  näher.  Dagegen 
ist  alles  iu  Ordnung,  wenn  wir  annehmeni  dass  Eratosthenes, 


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372 


Dm  alte  Chronikon, 


um  ein  Unteraeheidnngaiiiittel  m  habeo,  wie  es  fftr  eine  Bibliotbek 
namentlich  bei  Eintragung  der  Bollen  in  die  lUvmieg  nöthig  war, 

die  einzelnen  Annalen  nach  den  Orten,  woher  sie  stammten,  be- 
titelte, also  Θηβαίοι  βασιλείς  etc.  Vergl.  über  ähnhche  derartige 
üebersetaungen  Bitsobl:  alezandr.  Biblioth.  opuso.  I,  p.  30,  und 
über  die  der  LXX  jetat  die  trelfiioben  Bemerkmigen  von  G.  Lnm- 
broso:  Recberobes  βατ  l*6conomie  politiqne  de  r£gypte  aoas  lei 
Lagidee.    Turin,  1870,  p.  Xlll  ff. 

Das  Sothisbuch  und  die  ägyptische  Königsliste  des 

Synkelloa. 

Die  Worte  des  Synkellos  p.  40  A.  (p.  75  Dind.)  von 
nsnai  ds  XMnbv  bis  an  p.  40  D.  ind.  bat  man  bisber  immer  auf 
das  Sotbiabneb  besogen.  Dies  ist  falscb,  wenn  man  unter  Sothis- 
bneb  die  unter  dem  Namen  des  Manetbo  von  Panodor  ^  ge- 
fälschte, ägyptische  Geschichte  versteht.  Sieht  man  die  NVorte 
unbefangen  an,  so  kann  mau  sich  der  Ueberzeugung  nicht  er- 
wehren, dasB  das  Sothisbuch  aus  zwei  grossen  HaupttheUeo 
bestand,  deren  erster  cbarakterisirt  wird  durch  die  Worte  des 
Briefes  an  Ptolemaeus  p.  40  C. :  *  Ιηιζψοννη  ύοι  περί  των  μύτ 
λόντων  τω  χόαμω  γίγνεοί^αι  χαΟ^ίΙς  εκίλενοάς  μοι  Tiaodif  (υ-ηοπηΐ 
aoi,  α  εμα&ον  Ιερα  ftißkla  γράφοντα  νπο  του  προπάτορος  τρισμε- 
yUnw  ^Ερμον,*  Mit  diesen  Worten  ist  offenbar  eine  Schrift  be- 
zeichnet, aus  welcher  man  die  Zukunft  erkennen  könne  und  welche 
der  Schreiber  dieses  Briefes,  alsu  Panodor,  auf  königlichen  BefeU 
yerfasst  haben  will. 

Hierauf  folgte  erst  die  Behandlung  der  figyptischeu  G^chichte, 
wie  die  nächsten  Worte  ausdrücklich  lehren:  '  Tavm  itsgi  nj( 
^μ8ν$(ας  τω¥  €nh  όέντίρον  Έρμου  βιβλίων  Xiy»,  Msra  Se  ταΰτα 
χα{  7ΐεοί  ti^twv  ΑΙγνητιαϊίών  ntyu  tv  τοιΑχηντα  όνΐ'ίίσηίαι:  'njinotl, 
etc. '  Wie  aber,  fragen  wir,  mag  jenes  Zukuuftsbuch  des  Panodor 
beschaffen  gewesen  sein? 

Wahrscheinlich  bestand  es,  wie  seile  derartigen  Zukunftsbficher  · 
jener  Zeit  in  astrologischen  Deutungen.  Nun  haben  wir  gerade 
sechs  Bücher  \^/7ΐοι^λίηιιαηκη,  welche  ebenfalls  unter  dem  Namen 
des  Manetho  gehen,  aber  ganz  sicher  nicht  von  ihm,  sondern  von 
verschiedenen  unbekannten  Verfassern  aus  siemlich  später  Zeit  her- 
rfibreo.   Das  fünfte  Buch  beginnt  so: 

*  Dass  dieser  der  YerfSuser  war,  steht  seit  Ungers  IJntersa- 
chung  fest. 


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die  AgyptiHcbe  Königsliste  des  Eratoethenes  u.  s.  w.  273 


*EE  udvnov  Ugwv  βίβλων,  βασιλεϋ  ΠτολεμαϊΒ^ 
nai  ηρνφίμωι^  aapixSp,  άς  ijvgom  ηΑναοφος  ^Ε^ής, 

ZmiAohst  erinnere  iob  an  die  Aehnllchkeit  des  Anedracke  in 
ΐΰρ  χατ*  Ai^tmxOV  ιερών  άόντο)^  des  Briefes  an  Ptolemaens  bei 
Syiikell.  p.  40  C.  und  dem  liier  stehenden  ίξ  άόνηυι·  uQ(ot' 
ßißtavj  dann  aber  mache  ich  darauf  aufmerkeam,  dass  Synkell 
p.  40  A.  und  B.  Aber  die  στηλαι  ans  Panodor  gans  dasselbe, 
nur  ansAbrlicber  beriebtei,  was  hier  im  zweiten  Verse  mitge- 
tbeilt  wird.  Endlich  findet  eich  hier  wie  in  dem  Briefe  p.  40  C. 
die  Widmung  an  Ptolemaeus.  Es  scheint  mir  dies  Alles  darauf 
hinsaweisen,  das  wir  im  fünften  Buche  der  αποιβλβσμαιιχά  ein  Stück 
des  paoodoriseben  Znkunftsbuohes  besitzen. 

Der  zweite  Theil  des  Sothisbncbes  bestand  also  nach  unserer 
Ansicht  in  der  Behandlung  der  ägyptischen  Geschichte,  einem 
FaUifikat  ebenso  wie  das  alte  Gbronikon  angefertigt,  um  die  un- 
bequeme ägyptische  Zeitrechnung  der  biblischen  anzupassen.  Doch 
unterscheidet  es  sich  ?om  Ohronikon  dadurch,  dass  es  weit  ge- 
sehiekter  angelegt  ist  als  dieses.  Denn  Panodor,  der  Verfasser  des 
Söthishuches,  welcher  von  395-  408  schrieb  (ÖynkcU.  p.  617Dind.), 
hatte  eindringende  chronologische  Studien  gemacht,  und  mit  Recht 
nennt  ihn  Unger  p.  41  den  kenntnissreichen  Nachfolger  des 
Afrikamn. 

Um  den  zweiten  Theil  des  Sothisbuches  wenigstens  in  den 
Hauptpunkten  zu  reconstruircn,  haben  sich  die  Gelehrten  mehr- 
fach bemüht.  Während  dies  für  die  Götterdynastien  leicht  anging 
wegen  der  bestimmten  Angaben  des  Synkellos,  so  hat  man  die  Reihe 
der  sterbliehen  Könige  bisher  yergebens  ans  dessen  ägyptischem 
Kanon  ziisaminenzustellen  versucht.  Denn  wenn  auch  zugegeben 
werden  niuss,  dass  Synkellos  die  Sothis  stark  ausbeutete,  so  hat 
er  dies  doch  nicht  gethan,  ohne  willkürliche  Aenderungen  yorzn- 
nehmen.  Dazu  kommt  dann  noch  starke  Confusion,  so  dass  ee 
mir  nnmöglich  erseheint,  mit  Hülfe  dieses  einzigen  Faktors  die 
Liste  der  Sothis  zu  reconstruiren.  Dennoch  möchte  ich  keineswegs 
an  der  KecoDstruktion  derselben  überhaupt  verzweileln,  denke  viel* 
mehr,  dass  sie  durch  Herbeischaffung  zweier  neuer  Faktoren  im 
Wesentlichen  gelingen  wird. 

Einmal  nftmlich  meine  ich  den  Umstand,  dass  die  Quelle,  ans 
welcher  Panodor  schöpfte,  noch  jetzt  für  uns  iiiesst,  dass  wir 
aleo  durch  dieselbe  das  Falsiükat  selbst  kontroiiren  können. 
Freilich  nimmt  Unger  ρ·  29  mit  Unrecht  an,  dass  der  Sothis* 
Schreiber  nur  aus  Eusebius  geschöpft  habe,  da  doch  bereits  Lepeioe 

ftbein.  Mo«,  f.  PMlol.  N.  F.  XXIX. 


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274 


Das  alte  Chronikon, 


in  seiner  *  Chronologie  der  Aegypier'  und  in  den  Abhandlangen 
der  Berl.  Akad.  1857  daraaf  hingewiesen  hatte,  dass  das  Sothis- 
buch  Manches  ansföhrlicher  biete,  was  sich  bei  Eusebius  nnr  an- 
gedeutet finde.  Lepsius  hatte  hierin  eine  Hauptstütze  für  seine 
Ansicht  geeehen,  dass  der  Sotbisschreiber  vor  Eusebios  gelebt  habe, 
da  leteterer  nnr  aas  ersterem  habe  schöpfen  können,  nicht  nmge- 
kehrt  Α·  v.  GKitschmid  dagegen,  welcher  in  Betreff  der  Abfas- 
snngezeit  des  Sothisbuches  anderer  Meinung  war,  erklärte  Rh. 
Mus.  XIII,  p.  492  jenen  Umstand  durch  die  Annahme,  dass  Euse- 
bius and  die  gleichzeitige  oder  etwas  jüngere  Sothis  aus  derselben 
Teztesreoension  des  Manetho  geschöpft  hätten. 

Nachdem  nun  ünger  bewiesen  hatte,  dass  Panodor  der  Schrei- 
ber der  Sothis  war  und  ferner,  dass  Eusebius  einen  bald  nach 
Afrikanus  angefertigtou  falschen  Manetho  vor  sich  liatte,  so  hiitte 
er  nothwendiger  Weise  der  Ansicht  v.  Gutschmids  beitreten  und  sie 
dahin  prftdsiren  müssen,  dass  finsebins  sowohl  als  der  Sothiaschrei- 
her  ans  dem  falschen  Manetho  schöpften. 

Dadurch  würde  er  tür  die  Bourtheihing  wie  für  die  Reconstruk- 
tion  unseres  Falsißcate  eine  neue  Handhabe  gewonnen  haben  ;  für  die 
Benrtheilung  insofern,  als  auch  hier  wieder  die  Gründlichkeit  Pa* 
nodors  zu  Tage  tritt,  der  den  Erfolg  seines  Machwerkes,  welches 
nnter  dem  Namen  des  Manetho  ging,  anch  dadurch  sichern  woUte, 
dass  er  auf  dessen  Werk  selbst,  so  weit  es  überhaupt  möglich 
war,  zurückging.  Für  die  Reconstruktion  aber  ist  jene  Erkennt' 
niss  deshalb  von  Wichtigkeit,  weil  man  wohl  von  vornherein  an* 
nehmen  darf«  dass  Panodor  nicht  nnnöthiger  Wmse  von  seiner 
Quelle  abgewichen  sein  wird. 

Dennoch  dürfte  auch  nach  diesen  Erwägungen  die  Reconstruk- 
tion selbst  eine  Sisyphosarbeit  sein,  wenn  uns  nicht  auf  einem 
andern  Wege  die  Liste  der  sterblichen  Könige  des  Sothisbnches 
erhalten  wfire,  nämlich  in  dem  bisher  in  seinem  Werthe  nicht 
richtig  erkannten  Χρονογράφων  σνντομον^  welches  unter  dem  Na- 
men des  Eusebius  geht  (A.  Mai:  Scriptt.  vett.  nova  collect. 
Tom.  I,  P.  II,  p.  1 — 35).  Bevor  ich  jedoch  hierauf  näher  ein- 
gehe, wird  es  nöthig  sein,  die  Ai^ben  des  Synkellos  an  prüfen. 

Die  allgemeine  Inhaltsbestimmung  der  Sothis  gewinnen  wir 
aus  Synkell.  p.  98  Dind. :  των  γαρ  ^v  τοις  iQioi  τόμοις  ρ*/  γενεών 
iv  öti'uottioug  λ'  άναγε/ραμμίνων  αυτών  6  χρόνος  ^  τά  ηάντα  συνήΐξβν 


*  Für  avTMV  6  χοάνης  wollte  Böckh  schreiben  «iV^7  6  ^Awttrvof 
(Munelh.  ρ.  Ϊό7),  Lepäiu9  Chronologie  ρ.  497  stösst  die  Worte  ganz 


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I 


die  ägyptische  KönigelUte  des  Eratosthenes  u.  s.  w.  275 

Μίη  ,γφνΒ*  αρξσμενα  τψ  Μψη^  stu  τον  χόσμον  xai  λήξαντα  εις  ih 
«ϋρμ'  (βο  iet  8α  lesen  mit  Goar)  »οαμί»6ν  iiog  ^hm  ηρό  της  j4X£l4^ 
iffov  του  ΜαχΜνος  ίιοαμοχρατίας  ετη  τιου  te\ 

Zuniiclist  sehcü  wir  aus  diesen  Worten,  dass  das  Sotliishucli 
ebenso  wie  der  falsche  Manetho  des  Eusebius  und  aach  der  Kanon 
dee  ächten  Manetho  (ef.  Unger  p.  9)  «in  drei  {ΐόμοί  zerfieL  Die 
30  ])ynMtien  ond  118  yeveal  amfaesten  die  Götter-  vndMeneohen- 
herrschaft  nnd  sind  dem  alten  Chronikon  nachgebildet.  Dieses  ging, 
wie  Unprer  p.  28  gezeigt  hat,  ursprünglich  unter  dem  Namen  des 
Ptoleraaeus  von  Mendee,  der  Sothisscbreiber  Panodor  gab  demselben, 
mn  ihm  lufallibilität  an  verleihen,  den  Namen  des  alten  Chronikon« 
Die  3555  Jahre  hat  ünger  anerst  richtig  erklärt.  Es  ist  die 
Snmme  des  von  Panodor  redncirten  falschen  Manetho,  jedoch 
hat  Synkellos  die  Zeit,  welche  den  rixvag  gegeben  war,  über- 
sehen, weil  sie  keine  Dynastie  und  keine  Regierung  hatten.  Ausser- 
dem giebt  er  falschUoh  ab  Sohlnss  der  Sothis  das  Jahr  d.  W. 
5140  an,  dies  wäre  15  Jahre  vor  der  Herrschaft,  nicht  vor  der 
Weltherrschaft  Alexanders.  Der  Anfang  der  Götterherrschaft  fallt 
ins  Jahr  d.  W.  1058,  in  welches  Panodor  auch  die  llerabkunft  der 
Egregoren  setzt.  Den  sechs  Götterregierangen  in  sechs  Dynastien 
(Synk.  p.  75)  gab  er  11,985  Jahre  ab  Monate  genommen  und  mit 
Hülfe  des  Mondcirkels  reducirt  =  969  Sonnenjahren.  Die  nenn 
Halbgötter  regierten  in  zwei  Dynastien  858  Jahre,  welche  als  Vier- 
ie^ahre  behandelt  werden  sollten  und  somit  21478  Sonnonjahre 
ergaben.  Die  vixvsg  hatten  als  solche  weder  Begiernng  noch  Dy- 
■astie.  Ihre  Zeit  berechnet  Unger  den  Angaben  des  Synkellos  yer- 
traoend  anf  534  Jahre.  Ich  glaube  jedoch  annehmen  an  mfissen, 
dass  nach  Panodor  der  erste  stei  bliche  Könif^  Menes  im  Jahr  2848, 
dem  Jahre  der  Städtegründung,  zu  herrscheu  begann,  dass  also  dio 
Todtenzeit  606  Jahre  währte.  Denn  schon  Lepsios  hat  mit  Recht 
daranf  hingewieeen,  dass  Nro.  5  und  Nro.  6  in  der  Liste  des  Syn- 


tue.  (Inger  p.  82  Anmorkg.  vertheidigt  den  Text.  Nach  ihm  ist  αυτών 
ant  Beiiehttng  aaf  die  Regierungen  des  Chronikons  gesagt,  welche  auch 
113  waren.  Diese  Erklärung  hebt  allerdings  die  Schwierigkeit  des  αύτω¥^ 
doch  bleibt  dann  noch  immer  die  Verbindung  6  χρόνος  συνηξ(ν  an- 
siöesig,  erstens  weil  man  eine  Person  als  Subject  au  σννηξ^ν  erwartet, 
dann  aber  vor  Allem  das  Pr&sens  αυνηγΗ  verlangt  wird.  Da  ich  nun 
aachzuweiien  gedenke,  dass  Synkellos  seine  ägyptische  Königsliste, 
welche  in  einer  Terarbeitung  der  manethomscben  Angaben  bei  Jose- 
phus  mid  der  panodorieohen  Liste  besteht,  aas  Annian  entnommen  hat» 
so  dMte  damit  wohl  die  Cm^ektar  Böckhs  gesichert  sein. 


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276 


Das  alte  Chromkon, 


kellos  eutachiedeii  aul  Iiitcrpolatiün  schliessen  laeaea.  Sie  lauten: 
dvo  άνΒπίγραφοί  72  J.;  eine  aolohe  Ungeechicktheit  würde  Panodor 
Sick  kaum  haben  su  Schnlden  kommen  lassen,  und  von  2776 — 2848 
sind  gerade  72  Jahre  verflossen.  Es  scheint  daher,  als  habe  Syn- 
kellos  hier  die  Ansicht  des  Annianus,  nach  welcher  Meues  im  J. 
27 TG  zu  regieren  aufing,  eine  Ansicht,  welche  auch  er  billigte,  mit 
deijenigen  des  Panodor  ansammengeworfeD,  was  nm  so  leichter  ge- 
sehehen  konnte,  wenn  er  nach  der  Lesart  Bdckhs  seine  Angabe 
über  den  Umfang  der  Uegierungeu  des  Suthisbuches  aus  Annian 
entnahm.  Darnach  ergicbt  sich  also  folgendes  Yerhältniss: 
Dyn.  I— VI    sechs  Götter  969  J. 

„    VII— Vm  neun  Halbgötter       214V2  J. 

νέχνες  606  J. 

Summa  1789Va  J.     =     2848  d.  \V. 

Im  Jahre  2848  begann  die  HeRsohaft  des  Menes-Meeiraim. 
Nro.  1 — 25  in  der  Liste  des  Synkellos  stammen,  die  beiden  inter- 
polierten abgerechnet,  aus  dem  Sothiabuche,  wie  seine  eigenen 
Worte  p.  193  Dind.  bezeugen:  Τούτω  τω  b  €ui  τον  xa'  βαοιλεν- 
ΟΛίηρος  Κογχαρέως  της  ΑΙγνπτον  hii  της  ις  άνηκπΒίΰΐς  του  Kvvtxod 
Ιβ^ομίνοΌ  ttiatkw  na^fä  τω  Μαψΰ&ω  άηο  τοϋ  πρώτον  βααιλέως  mU 
Umawü  Μ&η^ψ  ττ^ς  Αίγυτίτου  ηΐη^ουψτη  ετη  ψ\  ßaütkim  ttd  ete. 

Wir  rechnen  mit  Unger  auf  I>yn.  IX — XI  Nro.  1 — 7,  da 
Nro.  8  und  Nro.  9  8esoncho8is  und  Ammenemes  sind,  die  zwei 
Familiennamen  der  berühmten  XXL  Dynastie,  welche  Panodor  nicht 
wohl  Ton  ihrer  Stelle  rAcken  konnte.  Auf  Dyn.  XIII — ^XY  fallen 
Nro.  10 — 17  resp.  16,  nnd  Nro.  18—25  reep.  16—23  gehören  als 
geschlossenes  Ganzes  der  XVI.  Dynastie  an,  da  sie  auch  in  der 
Quelle  des  Panodor,  dem  falschea  Mauetho  des  Kosebius,  die  XYL 
Dynastie  anafüllen* 

Böckh  nftmlich  hat  laerst  entdeckt,  dass  jene  aeht  Könige 
Eusammen  gerade  ebensoviel  Jahre  regierten  wie  die  Könige  der 
XVI.  Dynastie  des  Eusebius,  nämlich  190  Jahre.  Ferner  machte 
er  darauf  aufmerksam,  dass  in  dem  Kanon  des  Eusebius  bei 
der  argivisehen  Liste  (Ancher  U,  27)  sich  die  Worte  finden: 
Regnante  Amesse  seemidoy  nu/r  AviitjpHorum  mmo  CLXI  άψ· 
nastiiw  XVI  in  Argivos  pr(fnat  Inaehus  und:  Incipientes  α 
CLXI  anno  ΧΓ/  di/mi^>t(Ui  At  injiUiurnm  sab  rege  Amesse  de- 
sierufU  anno  DCCV  ^^Ahratm).  Die  Interpunktion  hinter  secundo 
IshHe  mprfioglich  und  wnrde  erat  von  Böokh  himngef^gt,  da  die 
XYL  I^ynaitae  im  enton  Jahr,  die  üemehall  des  inaobna  aber  im 


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die  agyptiaolM  Kftnigslieie  des  Erfttoethones  u.  e.  w.  277 

161.  Jahr  Abiahams  im  Kanon  des  Eusebius  begann,  und  somit 
Amesses  nicht  der  zweite  KüiuVr  der  XVI.  Dynastie  gewesen  sein 
kann.  Ferner  tchrieb  Böekk  Eamesse  für  Jjnesse  und  identificirte 
ilin  mit  Nro.  24  des  Syakellos  Ψαμβσσή  Ούσφραυ  29  J.,  in  deeeen 
Zeit  (156—185)  auch  in  der  That  das  161.  Jahr  der  XVf.  Dyna- 
stie fallt.  Es  ist  nach  dem  oben  Gesagten  klar,  dass  der  Sothis- 
Bchrciber  sowohl  wie  Eusebius  die  acht  Könige  in  ihrer  gemein- 
schaftlicben  Quelle,  dem  falacben  Maoetbo,  vorfanden,  daae  aber 
nur  eraterer  dieaelben  namentlieh  aufführte,  und  femer  ergiebt  eich, 
data  im  Sotbisbuche  Nro.  18 — 25  mit  Wahrscheinlichkeit  der  XVI. 
Dynastie  zuzuweisen  sind. 

Weiter  aber  kann  Synkelloa  nicht  nnaer  Führer  sdn,  denn 
▼on  non  an  beginnt  bei  ihm  die  gröeate  Gonfnaion.  Er  gi^t  nna 

in  Dynastie  XVII,  XVIII  und  XIX  ein  Flickwerk  ans  Josephus 
und  dem  Sothisbuch,  was  dann  wieder  weitere  Abweichungen  von 
letzterem  in  den  folgenden  Dynastien  veranlasste.  Ale  Grund  dafür 
giebt  er  an :  ήμΒΪς  06  μ§ΆΧον  τω  ^Ιώσήητιω  άά  την  j^o^puc^y  σνμ- 
ψωψίαν  iv  χοντω  ίτίόμβΡΟί  etc. 

Aus  diesem  Chaos  suchte  man  nun  die  Dynastien  der  sterb* 
liehen  Könjge  zu  reatituiren,  dass  dies  aber  überhaupt  unmöglich 
ao,  seigt  am  Beaten  der  Umatand»  daaa  ea  biaher  noch  Niemandem 
gelungen  ist,  die  118  Regierungen  dea  Sotbiabnchea  heranaaubrin- 
geo,  ohne  der  Ueberlieferung  Gewalt  anzutbun. 

▲uoh  nna  dürfte  daa  kaum  gelingen,  aelbat  nachdem  wir 
die  Quelle  Panodora  erkannt  hal>en,  wenn  hier  nicht  gerade  die 
bafeita  erwfthnte  Liste  dea  χρονογράίμον  ίτ&ντομον  ^  hülireieh  ein- 
träte, welche  glücklicher  Weise  in  der  zweiten  Ilälfte  mehr  Werth 
hat  ala  in  der  ersten,  welche  die  Götter  und  Halbgötter  umfasst. 
Dieae  entatammt  offenbar  einer  andern  Quelle,  ala  die  eich  anachliea- 
aeode  Liate  der  aterblicfaen  Könige,  waa  achon  daraua  erhellt»  daaa 
den  Göttern  und  Halbgöttern  im  Ganzen  983  J.  gegeben  werden, 
Wahrend  doch  die  menschlichen  Könige  schon  3335  d.  W.  die 
Herrschaft  angetreten  haben  sollen.  Demi  von  da  bis  zum  2Θ. 
Jahr  dea  Peleg,  in  welchea  der  Anfang  der  Götterherrachaft  fallt, 
aorflckgerechnet  ergiebt  nur  516  Jahre.  Dazu  kommt  dann  noch 
die  starke  Verwirrung  in  den  Zahlen  überhaupt. 

Andere  ateht  ea,  wie  geaagt,  mit  dem  sweiten  Xheü  der 


^  Ueber  diese  Chronographie  wtrde  ich  ein  ander  Mal  aasiühr* 
hdiar  handehi. 

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278 


Dm  alte  Chronikon, 


Liste,  den  ieh  hier  Torlänfig,  wie  er  im  Tezi  flberliefert  iet^  ani- 

öchreibe : 

^H^ljfyxv  unb  trot)g  αόσμον  γτλε'  xui  ηρώτου  twvg  τον  ^^ίβρααμ 
μ^(»  φτνα  (offenbar  verdorben)  iid  άρχί6(ίύως  ^Ιάσόους  dvMunsia, 
md^  ißaaUeOOttv' 

ΑΙγ '   ιζ.  Ποιμερίς  οί  ηερί  wy  *Ιωοήφ  ίτη  ρια 
ιη,  /Jvyd<mu>  /^ιοαπολιτων  ävq  τμτ( 
Jvvuarai  Jio(m6Umi¥  ετη  ροά* 
Χ.  Avmmai  Jiwmokimv  άνόρω^  Ir.  ροη 
na.  Awamui  Ύαητων  ανδρών  επτά  er.  ρΧα' 
xfi.  Jvy(i(tmi  Jiovßaonuüv  ανδρών  tvvta  tV.  ρχ 
χγ.  /JvmaiaL  Γαιιιών  άνδ^ιών  τριών  «τ,  ι^' 
κό,  Αννάσται  ^ϊιών  ανδρών  Ir.  ρν^ 
χβ.  dwaottu  άνδρΰ^  ΑΙ^όηων  τρααν  μζ' 
χς.  dwaaim  Σαϊτών  άνδρ&ν  iwia 


α,  ^m/uiud^ig 

ν 

ετ. 

ζ 

β,  Νί/  αώ  Φαραώ 

η 

γ,  ΟυάφρΛς 

ν 

εν. 

χε 

ν 

sr.  ς 

€,  Ψαμμίηχος 

ν 

ετ. 

ζ  

■>/ 

«Γ. 

ζ.  νΖ/ίίίίο/^ς 

ν 

ίΓ. 

χζ,  ^vmona  ΙΙεραών  er.  ριη 
χη.  //νναστεΐα  JSoituiv  ανδρών  β,  εν·  χ 
χθ".  Jvvuona  ΙΜίνδηηΙων  αδρών  β.  tv.  χ 
λ.  ^ννάσττ^ς  Nty.rarirfho  i-i.  ιη, 
ΛΙγυπύων  βαοιλεία  υηό  ΙΙ&ηιίών  ηΧω  *  ηρξβν  unb  γύε' 
hovg  χόσμον  μ^ρι  ,ερξε'  htl  άρχίερίως  ^Ιάσδους, 

Εβ  sind  in  dieser  Liste  allerdin^  viele  (Jeboreinstinimnngen 
mit  der  eusebiaiiisclicn.  al)er  auch  aiulprerseits  niclit  geringe  Ab- 
weichungen voü  derselben.  So  z.  Ii.  ist  die  Summe  der  Kegic- 
rnngsjjfthre  unserer  Liste  grosser  als  die  des  beireffenden  Theiles 
der  eosebianischen.  Ferner  sehliesst  die  XXX.  Dynastie  mit  dem 
einsigen  König  Nektanebns  18  J.,  ebenso  wie  im  alten  Chronikon, 
über  al>weiclieud  von  Kusebius,  bei  welchem  drei  Herrscher  mit  20 
J,  die  XXX.  Dynastie  ausiülleu ;  endlich,  was  entscheidend  ist,  Ku' 
•ebins  kennt  in  der  XXIV.  Dynastie  nur  einen  Herrseber  Bocchorisi 
wfthrend  onsere  Liste  richtiger  bietet:  Jwaam  2aMiv  άνόρων 
ir.  ρνς  (of.  Unger  p.  211). 

Ich  erkliiro  die  üebereiustimmungen  zwischen  Eusebius  und 
i'ttuudo- Eusebius  daraus,  dass  letzterer  die  Liste  des  Sotbisbuches 

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dio  ägyptische  KöDigsliste  des  Eratoethenee  u.  e.  w.  279 

ansgeechrieben  hat,  die  Abweichungon  aber  etamnien  meiBteotheilB 
daher,  dase  emmal  dar  Sothinchreiber  für  ieinen  Zweck  an  aeiner 
Quelle,  dem  falechen  Manefcho,  ftndern  mneste,  dann  aber  benntate 
er  neben  letzterem  ja  auch  noch  das  alte  ChroDikon,  dein  er  die 
Zahl  der  ysrsai  113  entlehnte. 

Bevor  ieh  das,  was  ich  hier  behaapte,  beweieoD  kann,  muss 
ich  die  CormptioneD,  welche  eich  in  unserer  Liste  eingeschlichen 
haben,  zu  besdtigen  soohen.  Znnftchst  verbeesere  ich  in  Dyn. 
XVII,  die  ρια  J.  in  ηιγ;  denn  Eusebius  wie  auch  der  Chronist 
geben  ργ.  In  Dyn.  XXVI  giobt  rseudo-£aeebiug  ebenso  wie  Euse- 
hiiie  die  Zahl  der  Herrscher  auf  nenn  an,  aählt  dann  aber  nur 
sieben  auf.  Schon  Α·  Mai  wollte  daher  die  fehlenden  ans  Ensebins 
Innzofagen.  Da  nnn  den  ersten  sechs  Herrschern  genan  dieselbe 
Anzahl  Kegierungsjahre  gegeben  werden  wie  bei  Eusebius,  so  nehme 
ich  an,  dass  dies  auch  bei  den  übrigen  drei  der  l:'all  war,  und 
glaabe  aonach,  dass  dem  siebenten,  Amoses,  durch  ein  Versehen 
der  Abaehreiber  oder  des  Excerptor  10  statt  44  J.  gegeben  sind. 
Endlich  fehlen  noch,  wenn  die  folgende  Rechnung  stimmen  soU, 
an  der  Summe  zwei  Jahre.  Daher  schreibe  ich  ρλγ  in  Dyn.  XXI 
statt  ρλα. 

Diese  Aendemngen  dürften  nicht  an  gewaltsam  erscheinen, 
wenn  man  bedenkt,  welche  Gonfosion  in  den  Listen  des  Pseudo- 
Eusebius herrscht.  Addirt  man  nun  die  Poeten  der  Regierungs- 
jahre der  14  Dynastien^  so  erhält  man  als  Summe  1671,  und 
hierzu  wiederum  addirt  die  Begierungszeit  der  ersten  23  Könige 
des  Synkelloe  nach  Ansmerzong  der  όνο  άνβηίγρσφοί  mit  72  J.  » 
6116  J.,  ergiebt  2999,  gerade  soviel  Jahre  als  die  sterblichen  Kö- 
nige der  Sothis  regierten,  von  2848 — 5147,  fünfzehn  Jahrs  vor 
der  Weltherrschaft  Alexanders.  Aber  auch  wenn  wii*  dio  όνο 
άηηίγρξχφοί  hinsurechneten,  würde  die  Uebereinstimmung  bleiben. 
Darnach  darf  es  ausser  Zweifel  sein,  dass  die  behandelte  Liste  di- 
rekt oder  indirekt  aus  dem  Sothisbuche  stammt.  Hierfftr  mögen 
noch  einige  andere  IJeweiae  beigrbracbt  werden: 

1)  p.  486  Synkell.  dnden  sich  die  Worts:  "Εως^χον  xai  Nexw 
ηβώ  i  MoofsM  τάς  Xu  dwamUtg  Aiyvnmv  ταρίέ/ραψβ  τρίτου  τόμον 
OT|  ^  (so  Böckh  statt  ,αν').  Wo  ^jnkellos  ▼on  emem  Ifonetfao 
«MO*  ίξο/ήν  spricht,  da  meint  er  immer,*  wie  Lepsius  erkannte,  den 
Verfayser  der  Sothis.  Von  ihr  wird  hier  also  gesagt,  dass  sie  bis 
zu  Ochos  und  Nectanebo  {ά.  h.  Nectanebo  II)  reichte,  also  wsir 
Nectanebo  I  der  letate  König  der  Sothia.  Dann  aber  tritt  wieder 
0onfii8io&  bei  ßTukelloe  ein.   £r  wirft  fernen  Manetho  mit  dem 


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280 


Dm  alte  Chronikoa» 


des  Ensebiiu  und  Afrikaniu  BUMiniiieo,  rechnet  daher  31  Dyna- 
stien und  850  Jahre  auf  Tom.  III,  während  er  sonst  wiederholt 
angegeben  hatte,  dass  sein  Mauetho  nar  30  Dynastien  kenne,  wo- 
für auch  seine  Worte  ίως  "ί^χου  3ud  Ntxmubßw  spredien.  Uns  war 
es  hier  nur  danun  sa  ihnn,  sa  erfahren,  dass  das  Sothislmeh  und 
Pseudo-Eusebine  gleiehmftssig  mit  Keetanebo  I  sohlieesen,  ebenso 
wie  das  alte  Clu  onikon,  welche»  hierin  olicnhar  dem  Suthieschreiber 
als  Vorbild  diente. 

2)  Psendo-Eusebios  nennt  den  sweiten  König  der  XXYL 
I)ynastie  Νη(μώ  Φαραώ,  dieselbe  Beaeiohnnng  hat  Synkelloe  in 
seiner  Liste,  Eusebius  nennt  ihn  nur  einfach  Νεχαώ,  Ich  vermuthe, 
daee  Panudor  zuerst  jene  Bezeichnung  gehrauchte. 

Diee  iet  Alles,  was  ich  aum  Beweise  meiner  Ansicht,  dass  der 
Verfasser  des  Χ4^ν(ΐγ^^άφΐΛ¥  seine  ägyptische  Königsliste  aas  der 
Sothis  entnommen  habe,  beibringen  kann,  aber  ich  meine,  dass  es 
bei  der  Spärlichkeit  des  vorhandenen  Materials  überhaupt  genügt. 

Ich  gehe  jetzt  daran,  die  Zahl  der  yavBvi  für  die  einzelnen 
Dynastien  zu  enttittehou  Die  Snmme  der  y^vtai  war  113,  rechnen 
wir  die  16  Qötterr^erungen  davon  ab,  so  kommen  anf  die  sterb- 
lichen Könige  98  γΒηαΙ,  Ich  gehe  bei  der  Reeonstroktion  rOok- 
wärts  und  nehme  von  vornherein  an,  dass  Panodor  in  den  Einzel- 
heiten, ebenso  wie  iu  der  Summe  der  yev^id  das  alte  Chronikoo 
wenigstens  theilweise  au  Bathe  aog.  Dies  sogt  sieh  gleich  bei 
Pyn.  XXX,  anf  welche  der  Chronist  und  Panodor  den  einaigsn 
Nektanebits  rechnen.  Fflr  Dyu.  XXIX  und  XXVIII  hat  nns 
Pseudo-Kusebius  ebenfalls  die  Zahl  der  ytnal  erhalten,  bestehend 
aus  je  2.  In  Dyn.  JCXYII  können  wir  die  Zahl  der  ytvtai  aus 
der  Zahl  der  beigegebenen  Regiernngqahre  gewinnen.  Faktisch 
namlioh  r^erten  in  dieser  Dynastie  acht  Kfinige,  d*¥on  drei, 
Xerxes  II,  Sogdianus,  Artabanus,  weniger  als  ein  Jahr.  Wer  diese 
mit  einrechnete,  erhielt  121  Jahre  als  Posten  der  Regierungszeit. 
Da  nun  Peeudo-Eusebiue  nur  118  Jahre  angiebt,  so  vermuthe  ich, 
dass  er  die  drei  Zwischenkönige  wegliess  und  daher  ebenso  wis 
der  (Monist  5  γεν&ά  rechnete.  In  Dyn.  XXIV  ist  wieder  die  Zahl 
der  γεηαΐ  9  erhalten,  ebeiibu  in  l)yn.  XXV  ^/'lOionwy  ιριώΐ'.  Auf 
Dyn.  XXIV  müssen  wir  wegen  der  156  Jahre  mindestens  4  ytital 
rechnen,  in  Dyn.  ΧΧΠΙ,  ΧΧΙΙ,  XXI  sind  die  ymal  auf  3,  9,  7 
angegeben,  anf  ^yn.  XIX,  XVm,  XVII  kommen  5,  14,  4  in 
Ganzen  28  yenat  fiberttnetimmend  mit  dem  alten  Ohronikott  und 
Eusebius  und  bestätigt  durch  Synkell.  p.  194:  Ίοτίο^  de  on  oi 
TUA^u  τψ  ^ΙϋΜΤίηηψ  ovioi  x/  οί  aywi        τοις  ηαρά  ιψ  Mmidutn 


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die  ägyptiscbe  Kooigsliste  des  Eratoeihonee  μ.  β.  w.  281 

hl  της  ιζ*  άνναστΗος  καί  uf  ml  ^i^'  φ6ρ6μ9νΐΗ,  —  Da  nun  auf 
Dys.  IX — XVI  23  yev&d  kommen,  so  bleiben  för  Dyn.  XX  gerade 
7  fibrig,  nm  die  Snmme  von  98  zu  ergeben. 

Zum  Schluss  noch  ein  Wort  über  Synkellos.  Schon  Böckh 
bi  merkte,  dase  derselbe  den  Josephus  nicht  selber  eingesehen  habe, 
da  dae,  wm  er  ins  ihm  haben  will,  mit  dea  faktiecben  Angaben 
des  Joeepbaa  nicbt  stimmt.  Ich  behaupte  dasselbe  in  Betreff  der 
Sothie.  Er  kannte  sonst  τοη  seinem  Manetho  nicht  sagen  p.  194: 
xni  όΐίόίξαηο  Tuihai  βααιλεΐς  (Γ,  oi  xai  ißaatXsvoav  ΑΙγνπτον 
iai  της  ιζ  όν^αοαίας  ίνη  σ>ιΓ,  wiihrend  die  Könige  der  XVII.  Dy- 
nastie des  Sothisboches  nur  113  Jahre  regierten;  oder  gleich 
darauf  ?on  derselben  Dynastie:  Πρώης  nSy  ^  της  äwaatsiag 
παρά  Mmts&ip;  oder  endlich  gar  in  der  bereits  angeführten  Stelle : 
0Π  Oi  Tnu^m  τω  Ίωηηηηω  σντυι  χγ  oi  αυτοί  eloi  τοις  παρά  τω  Μα- 
νέ^η  im  της  ιζ'  όνναστείας  xai  ιη  xai  φ€ρ6μενοί,  da  doch 
die  von  Sjnkellos  angefahrten  Könige  sowohl  ans  Josephus  als 
SOS  der  Sothis  stammen.  Diese  Verwirrung  ist  nur  in  erklftren 
dnrch  die  Annahme,  dash  Synkcllos  bereits  die  Verarbeitung  von 
Josephus  und  Sotbisbuch,  und  somit  seine  ganze  ägyptische  Kö- 
oigahste  fertig  vorfand,  und  bei  wem  anders  sollte  dies  gewesen 
Min  als  bei  Annian,  dem  Kachtretar  des  Panodor,  welcher  ,  för 
^nkdlos  in  theologischen  Fragen  Autorität  war?  Die  Worte:  ήμείς 
0h  uaXXoy  τίο^Ιωσήππω  όιά  ττ^ν  γραψίκή  ν  ονμψωνί αν  iv  τονη/) 
{ηόμίνοί  stimmen  gut  dazu. 

Höxter.  CarlFridc. 


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Aurelius  Victor. 


Seit  Jafaraehnien  ist  man  auf  dem  Gebiete  der  griechiechen 
und  namentlich  der  homerischen  Poeeie  bestrebt  gewesen,  dnrdi 
eine  eingehende  Untersnchung  der  Spracheigenthfimlichkeiten  dai 

Eigenthum  älterer  und  jüngerer  Dichter  zu  scheiden.  Wie  ein  Ge- 
mälde seinen  Meister  verräth  oder  miudeetens  die  Schule,  der  es 
entstammt  ist,  so  mnss  anch  die  Sprache  und  der  Yers  als  ein  £r- 
sengniss  der  Kunst  den  Urheber  der  Poeeie  nnd  die  Zeit  der£nt- 
stehnng  erkennen  lassen.  Dase  aber  in  der  gewöhnlichen  Pjroe 
die  Individualität  des  Schriftstellers  noch  ebenso  deutlich  durch- 
schimmere, das  ist  mau  weniger  geneigt  zu  glauben,  zum  grossen 
Kachtheile  der  wissenschaftlichen  Forschung.  So  ist  die  Proia 
der  lateinischen  Litterator  dnrehaos  nicht  so  einförmig,  dass  mm 
sie  als  Gemeingut  der  Gebildeten  betrachten  und  nur  nach  iZeit- 
altern  iu  eine  archaische,  klassische,  silberne  und  in  das  Spütlatein 
zerlegen  dürfte;  viehnehr  tragen  geistreiche  wie  geistlose  Schrift- 
steller in  Vonügen  and  Schwächen  ein  so  charakteristisches  Ge- 
präge, dass  der  Forscher  seinen  Mann  unter  hunderten  wieder- 
erkennt, so  gut  wie  wir  <aus  der  Adresse  dvn  uns  schon  von  früher 
her  bekannten  Schreiber  des  Briefes  erkennen.  Was  freilich  der 
Specialis t  als  markierte  scharfe  Züge  erkennt,  das  wird  der  grossen 
Menge  leicht  als  nebelhaftes  Bild  erscheinen,  weil  das  geistige  Auge 
sich  erst  an  dieses  Halbdunkel  gewöhnen  muss.  Wer  gewohnt  ist 
unter  der  Erde  nach  Erz  zu  graben,  unterscheidet  bei  mattem 
Lampenschein  jede  Gestalt,  während  derjenige,  der  von  der  Tages- 
helle  hinuntersteigt,  von  nichts  als  Finstemiss  umgeben  wa  sein 
venneint.  Darum  ist  man  oft  versucht  wissenschaftliche  Unter 
Buchungen  nur  mit  den  auf  der  Oberflftche  liegenden  Mitteln  io 
Angriff  zu  nehmen,  und  muss  dann,  wenn  dieselben  unzurtichond 
sind,  mit  problematischen  Resultaten  sich  zufrieden  geben,  wogegen 
die  mikroskopisch-statistische  Untersuchung  eewissheit  nnd  ausser" 
dem  noch  werthvoUe  Bereioheruiigen  su  bieten  im  Stande  wlre. 

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AureliuB  Yiotor. 


28Τ 


Solche  fietrachiniigen  maseten  nah  nothwendig  bei  der  Leo- 
tfire  der  Tortrefflichen  Abhandlaog  τοη  Theodor  Opiti  (Quae- 

stiones  de  Sex.  Anrelio  Victore,  Lipe.  1872  und  yolbtändiger  in 
den  Acta  soc.  pliil.  Lips.  vol.  II,  pg.  199  sqq.)  aufdrängen,  in 
weicher  derselbe  über  Aureliue  Victor  und  die  seinen  Namen  tr»- 
gendeo  Schriften  neoee  Licht  verbreitet.  Kachdem  Mfthly  zaerat 
die  Beobachtung  gemacht,  daei  die  sogenannte  Epitome  de  Gaesa- 
ribne  nur  in  ihren  11  ersten  Capiteln  (Augustus  bis  Domitian) 
mit  den  '  Caesarea'  stimme,  gieng  Opitz  einen  Schritt  weiter,  indem 
«r  sowohl  die  ganzen  Caeeares  als  auch  die  11  ersten  Gapitel  der 
Epitome  als  unabhängige  Excerpte  ans  einem  ToUstAndigeren  Werke 
des  A.  V.  erklärte,  wobei  er  selbst  die  handBchriftliche  Ueberliefe» 
nmg  auf  seiner  Seite  hatte,  welche  auch  die  Cäsares  als  historia 
ibbreviata  bezeichnet.  Eb  gelaug  ihm  nachzuweisen,  dass  die  Kpi- 
tone,  mit  den  Cäsares  TergUchen,  häufig  derartige  Zosätae  biete, 
wslehe  nicht  ab  willkfirliche  Zntkaten  des  Ezoerptors,  sondern  nor 
ab  Ueberreete  des  vollständigeren  gemeinschaftlichen  Originales 
betrachtet  werden  können.  Ein  Tag  genügte  um  auch  von  stilisti- 
scher Seite  her  durchaus  unabhängig  genau  das  nämliche  liesultat 
aeher  an  stellen;  der  Vf.  der  genannten  Abhandlang  konnte  in- 
dsssen  die  ihas  sofort  aar  Verftigung  gestellte  Beweisführung  nicht 
mehr  benutzen,  weil  dieselbe,  in  sich  ein  selbstständiges  Ganses 
bildend.,  und  neben  der  Bestätigung  des  Hauptsatzes  auch  einige 
Abweichungen,  hie  und  da  auch  neae  Gesichtepunkte  zu  Tage  för- 
dernd, ihn  an  einer  Umarbeitung  seiner  ganaen  Arbeit  würde  ge- 
näthigt  haben,  deren  Druck  ans  änsseren  GrUnden  keine  Verscbie* 
bung  gcBtattete.  So  folgt  denn  hier,  ursprünglich  in  wenigen 
Brieten  skizzirt  und  seither  in  einigen  Stunden  der  bistorisch-phi- 
lologischea  Uebongen  näher  ansgeföhrt,  au  der  Kechmmg  von  Opitz 
die  Gegenprobe,  hm  welcher  Gelegenheit  der  Vf.  gern  andere  mit 
dem  Stotf  verwachsene  Fragen  betr.  eaüuBt,  Taoitus,  Sueton,  Epi- 
tomiercn  und  Coiitaminieren  der  Historiker  mit  iu  den  Bereich  der 
lotersuchung  g^ogen  hat. 


1.  Verschiedenheit  der  Cäsares  und  der  sogen. 

Epitome. 

Der  Vf.  der  Cäsares  verhält  sich  zu  dem  Epitomator  uuge- 
faihr  wie  Taoitns  und  Ammian  an  Sueton  und  Marius  Maximus; 
wenn  er  auch  nicht  streng  an  dem  annalistaschen  Principe  festhält, 
iil  doeh  sein  BeetNliea  deatlioh,  eine  Geschichte  des  Kaiser- 


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984 


Aureliue  Victor, 


reiches  zu  echreihen  und  dieselbe  nicht  in  einzelne  Kaieerbilder 
niifzulöseo,  wie  dies  der  Epitomator,  der  aioh  darnm  aach  dei 
Titel  de  Tit»  ei  moribua  imperatorom  Rom.  gew&hlt  hat,  offwbir 
beabnchiigt :  kan  gesagt,  er  bekennt  eich  nicht  sn  der  biographi- 
schen Richtung  der  Goschichtschreibung. 

£r  verbindet  daher,  in  der  Regel  gleich  mit  dem  RegieroDg»* 
aniritte  einee  Kaisen  beginnend  (2  imperinm  amplezni  est,  3  a?es- 
tibne  eonctie  deligitur,  5  imperatcnr  faotas  eet,  β  Romam  ingreeioi 
eet,  7  potentiam  Inyadit,  8  ad  Vitellium  poteetas  delata  n.  s.  w.). 
die  einzelnen  Abschnitte  durch  Partikeln,  (2  dein  3.  4.  7.  1 1  igi- 
tur,  5  eo  modo,  6  at,  8  ita,  9  item,  10  cetemm)  zu  einem  zu- 
■ammenhtogenden  Oanaen,  wogegen  der  £pitomaior  seine  selbtt- 
sUbidigen  Capitel  mit  dem  Namen  des  betreftenden  Kaisers  beginnt, 
eine  NoÜi  Ober  die  Abstammung  und  proleptisch  über  die  Regie- 
rungszeit vorausschickt  uud  am  £nde  des  Capitels  augiebt,  ein 
wie  hohes  Alter  der  Kaiser  erreicht  habe,  was  die  Cäsar« 
nur  ansnahfflsweise  e.  2.  8.  10.  11.  16.  41  thnn.  Der  Yt  der 
OAsares,  wie  sie  nns  jetrt  Torliegen  (den  Opits  'Breviator*  is 
nennen  pflegt,  weil  die  Cäs.  in  Wirklichkeit  nur  ein  Excerpt  sind) 
sowie  seine  Originalquelle,  A.  V.  fassen  den  Kaiser  als  Regcntes 
de«  Reiehes,  der  £piioniator  (Vf.  der  Epitome)  nimmt  ihn  über- 
haupt als  Mensehen,  so  dass  er  anoh  Aber  den  Zeitpunkt  dM 
Regierungsantrittes  hinaus  in  die  Jngendgeschichte  surftekgretfi. 

Dieser  verschiedene  Standpunkt  der  Geschichtschreibung  hat 
den  Epitomator  dazu  geführt,  den  Stofi",  den  er  für  o.  1 — 11  deoi 
▼oUst&ndigen  A.  V.  entnahm,  anderswoher  sn  erginsen,  nm  neben 
der  OffenUiohen  Thitigkett  aaeh  das  PriTatlsben  henroranbeben, 
theilweise  auch,  ihn  andere  zu  gliedern,  z.  B.  c.  11.  Während  der 
Breviator  sein  Onginal  gleichmässig  excerpiert,  etwa  wie  Justin 
den  Trogus  Pompeius,  niobt  sowohl  durch  stilistischen  Umguss 
Itagerer  Perioden  in  nea  gesohaffinie  kOiaere,  als  Yiehnehr  doroh 
Anslassongen  minder  wichtiger  Sfttae  und  8ataglieder,  sefait  der 
Epitomator  verschiedene  Berichte  zusammen;  jener  giebt  uns  ein 
ziemlich  treues  Bild  des  A.  V.  in  reducirtem  Maassstabe,  dieser 
liefert  eine  neue,  mosaikartige  Darstellung;  durch  die  Giiares 
schimmert  die  Persdnlicbkeit  des  A.  T.  immer  noch  durch,  was 
sich  schon  ftnsserlich  in  dem  Gebrauehe  von  ego,  mihi,  nos,  nobis, 
mens  (5.  14.  20.  28.  39.  40)  ausspricht,  und  wir  hören  einen 
Mann  sprechen,  der,  reich  an  Erfahrungen,  zu  moralischen  Betrach- 
tungen geneigt  (a.  B.  9,  13.  11,  9.  19,  3.)  von  dem  Berufe  des 
Oeachichtsebreibers  durchdrungen  ist,  wogegen  wir  in  dem  ^ito- 


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AueliiiB  Yiotor. 


286 


nutor,  der  mit  eigeuen  Urtheilen  znrfickhftlt,  nicht  viel  mebr  als 
einem  Notizcnkiiimer  finden.  Jener  führt  nach  A.  V.  die  Ge- 
schichte der  Kaiserherrschaft  bis  auf  Julian,  anter  welchem  wieder 
(359/360  nach  Chr.)  nach  TC^ähriger  TheiluDg  der  Begierungs- 
geirali  relata  ad  nnum  oara  rei  p.  (c.  42);  dieser,  welcher  die 
Darstellimg  von  Julian  bis  Theodosius  weiterführt,  hat  einen  ähn- 
Hchen  Schiassgedanken  wenigstens  nicht  ausgesprochen.  Auch  im 
Stile  oeigen  die  C&sares  ein  einheitliches  Gepräge :  bei  der  Epitome 
mfieaen  die  unter  eich  yenchiedenen  Quellen  und  denn  eret  noch 
die  eigene  Hand  des  Bedactors  geeondert  werden. 


2.  Das  Sallasiianiicbe  im  Stile  des  Aareliua  Yictor. 

Nicht  nnr  Tadtne,  sondern  frAhere  wie  spfttere  rOmieehe  Hi- 

itoriker  haben  ihren  Stil  nach  Sallust  gebildet.  Wenn  es*  anfäng- 
lich aa£allen  mag,  dass  Tacitus,  aber  eben  auch  nur  im  Beginne 
Bfliav  eehrütetdleriechen  Laofbebn  als  Geachichtaohreiber  für  das 
QcBilde  der  Sclilaeht  gegen  die  Galedonier  (Agr.  87)  die  Farben 
ron  der  Manrenschlacht  bei  Sallnst  Jog.  101,  nnd  sogar  einen 
eiuzeluen  Zug  (Agr.  36,  4)  aus  Sali,  llist.  1,  96  D.  entlehnt  hat, 
80  wird  sich  der  befremdende  Eindruck  verlieren,  wenn  man  ver- 
gleicht, wie  schon  Trogos  Pompeins  die  Schlacht  der  Athener 
gegen  Philipp  and  den  marterrollcn  Tod  Hannos  nach  Sallnst  be- 
schrieben hat. 

Justin  9,  S,  10  non  tarnen  im-  Sali.  Gat.  60,  7  Gatilina  memor 
memores  pristinae  gloriae  ced-  pristinaedignitatis  . . .  61.  qnem 
dere .  adversis  folneribns  omnes    qnieque  pugnando  ceperat  locnm, 

loca,  quae  tuende  a  dncibus  ac-    eum  corpore  tegebat.  .  .  .  ad- 
ceperant,   morientes  corporibus    vorsie  volneribus  conciderant. 
tennint. 

21,  4,  7  effossiss  ocnlis  et  ma-    Bist.  1,  30  D.  Marius,  cni  fracta 

nibus  cruribusque  fractis  velut  a  prius  cruia  biacliia  et  oculi  cf- 
BiDgolis  membris  poenae  exige-  fossi,  scilicet  ut  per  singulos 
Tentnr.  artns  ezpiraret. 

So  ist  in  der  zweiten  Hälfte  des  4.  Jahrb.  nach  Chr.  gleich- 
zeitig  rait  dem  von  saliustianischen  Reminisceuzen  strotzenden  Sep- 
timius  (Dictys  Gretensis)  Aurelius  Victor  ein  Nachahmer  des  Sallust. 
Wir  geben  im  Folgenden  für  die  11  ersten  Gapitel  der  Cäsares 
iiaiDtliche  in  die  Augen  springende  Gongmensen,  für  den  Best 
veoigstens  das  bedeutendste. 


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386 


*  AureUiie  Victor. 


2.  bonii  iidtüs  peroicioBoe. 
2.  βαοβ  pariter  exierooeque. 

2.  flagitiit  obteniaL 

0,  carus  ncceptasqne. 
4.  ventri  obediens. 
4.  poteetaiem  nacti  eummam. 

4.  in  pravnm  abgiractiu. 
δ.  uti  pigeat  piideatqae. 

5.  pudicitiae  parcere  suae. 

5.  aenecta  aetate. 
5·  ni  subTeniseet,  tantuin  faoi- 

nns  patraretor. 

6.  Tftstare  ouneta  et  poUnere. 
8.  propin(]uaro  Höstes. 
8.  tugurio  sc  abdiderat. 

8.  paaois  attigi«  · 

9.  exangaem  feeeomqne. 
9.  coepta  ac  patrata. 

10.  imperiuni  adeptus. 

11.  at  mihi  audienti  luulta  le- 

gentiqae  oonpertam. 

14.  nos  rein   in  medio  relin- 

quemus. 
14.  com  animo  parum  valeret. 
24.  boni  maliqne,  nobilea  atqae 

ignobiles. 
29,  cupieiitiseimo    vulgo  impo- 

rium  capit. 
82.  adnlta  aestate. 
38.  supra  vota  cedentibne. 

83»  ne    impcrium    ud  optimos 
transferretur. 

Wollte  man  dem  Gebrauche  einzelner  Wörter  und  Formeu 
naobspfiren,  die  zwar  yereinselt  auch  b^  andern  Autoren,  beeon- 
ders  häufig  aber  bei  Sallnet  Torkommen,  wie  qnie  (=  qniboeX 

quippe,  uti,  ceterum,  equidcm,  abundo,  maturrinie,  igitur  zu  Anfang 
dee  Sataes,  der  Anwendung  der  l·  reqaontaUva,  des  ln£n.  Uiet.,  vou 


Gat  11  bonie  i.  maloe  evoitoi 

habnit. 

Jag.  88  suorum  et  hoatium  p*- 
riter. 

Biet.  1,  41,  24  vitüt  obtoitiD. 
Jng.  12.  70.  108  und  oft 

C.  1.  V.  obedientia. 

G.  38  sununam  p.  nanotL 

J.  29  in  pr.  abat. 

J.  95.  Biet.  1,  48,  14. 

C.  52,  82  p.  suae  pepercit 

Ilist.  inc.  115  s.  a. 

G.  18  ni  maturasset»  pessumum 

flagitinm  patratnm  foret 
J.  41 .  poUnere  et  yaetare  omnia. 
llist.  4,  62  pr.  amneni. 
J.  12  occultans  se  togurio. 
J.  17  paucit  attingere. 
G.  39  defeeeis  et  ezangoibos. 
J.  21.  coeptnm  atque  patratmn* 
J.  85  inip.  adeptus. 
G.  53  sed  milii  multa  legeoü, 

multa  aqdienti  in  inoerto 

aoimne  eet. 
G.  19  nos  eam  r.  in  m.  relin- 

quemus. 
J.  11  purum  animo  valuisse. 
G.  20  etrenoi  boni,  nobilee  atr 

qne  ignobiles. 
J.  84  cupientissuma  plebe  consnl 

factus. 

Hist.  inc.  112  ad.  aestas. 
Biet.  inc.  101  rebus  super  Tota 
fluentibus. 

C.   2   Imperium   ad  optamniD 
queroque  transfertur. 


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Aurelius  Victor. 


2Θ7 


aateire,  occipere,  inipensius,  ea  tempestate,  imniane  quantum,  res 
adflictae  α.  8.  w.,  so  würde  ach  dieses  Verzeiehniss  noch  bedeutend 
firgrössern  lassen. 

Hier  mAg  es  genügen  festsrasiellen,  dass  A.  V.  noch  die  toU« 
stindigen  Historien  vor  sich  hatte,  dass  also  voraussiclitlicli  in  den 
Cüsares  noch  zahlreiche  Wendungen  eteckeu,  welche  den  uns  ver- 
torenen  Partien  der  Historien  entnommen  sind.  Sollte  beispiebweiee 
nieht  die  Verbindung  moles  molestiaqae  (e.  9)  dem  Sallust  gehd- 
rcB;  der  sich  in  fthnltchen  AUitterationen  wie  modus  modestiaque; 
püdor  pudicitiaqiie,  ins  iudiciumque,  fides  fiducia  gei  illt?  '  Ja  man 
ά&τί  voraassetzen,  dass  mehr  als  einmal  das  Zusammentreffen  mit 
taeiteischen  Redensarten  durch  Sallust  vermittelt  sei;  s.  B.  c  9 
Bomen  faeniun  =  Tac.  Hist.  1,  30;  ibid.  iniirmus  ad  versus  pecn- 
Msm  =  Tac.  Hist.  2,  82,  3  firnuis  ad  versus  lai  gitionem ;  c.  33 
ima  suuimis  luiscero  =  Tac.  Hist.  4,  47  summa  et  ima  misceutie, 
Velleios  2,  2  (dessen  Nachahmung  des  Sallust  schon  Sauppe  her* 
Torgshoben  hat)  snmma  imis  miscuit,  Joseph,  kt.  1>  20  ima  summis 
miieere,  Horas  Od.  1,  35,  18.  Statt  vieler  Beispiele  sei  daher  nnr 
auf  c.  33  verwiesen :  receptis  niilitibus  bellum  duplicaverat  =  Tac. 
Hist.  4,  54  audita  mors  duplicaverat  bellum,  deren  gemeioschaft- 
liebes  Original  doch  wohl  in  SalL  Hist  1,  26  Marius  victus  bel- 
lam  duplicaverat  (erneuert?  nicht  verdoppelt)  su  erkennen  ist. 

Aber  auch  der  Werth  solcher  Zusammenstellungen  für  die 
Kritik  muss  hier  noch  im  Vorbeigehen  berührt  werden.  Cäa.  24  ist 
eiae  Stütze  für  die  Lesart  nobiles  atque  ignobiles  bei  Sallust.  Cat. 
20,  7;  c.  87  palustri  solo  hiemalibus  aquis  für  die  handechr.  Ue* 
beriisfernng  bei  Sali.  Jog.  37,  4  hiemalibus  aqnis  paludem  feoerati 
welche  durch  das  ungenaue,  verdorbene,  oder  nicht  auf  unsere 
Stelle  bezügliche  Citat  bei  Seneca  Brieie  114,  19:  Sallustius,  aquis 

'  Dass  solebe  Wendungen  namentlich  in  der  Volkespracbe  beliebt 

gewesen  seien,  geht  daraus  hervor,  dass  die  meisten  Belegstellen  sich 
bei  Plautus,  Tcrenz,  Catull,  in  llorazens  Satiren,  in  Ciceros  Briefen  und 
Λΐ  dem  alterthümlich  gefärbten  Werke  de  re  publica,  bei  Sallust,  Vi- 
truT,  Apuleius  finden.  Hier  einige  Heispiele:  acer  accrbus.  bonus  be- 
oi|?nu3  (bone  benigne),  falsus  fallnx,  fidus  fideiis,  gratus,  gratuitus,  im- 
podens  inipudicus.  Uber  liberaiis,  maguus  magnificuf»,  male  malitiose, 
(morus  murosus).  notus  nobilis,  novus  novicius,  opinms  opiparus,  sordi- 
dus  sordidatus,  stultus  stolidus,  unus  unicns,  vetue  veternosus.  vivatus 
Tividus.  Von  Substantiven:  amor  amicitia,  domus  dominus,  fides  fide* 
ütas,  fors  fortuna,  fulmen  folgur,  habitus  habitudo,  mercibus  mercatu- 
ris»  pater  patroaus,  poenapoenitentia,  potentiapotestas,  teotum  tegulae, 
Tsnus  vomstas,  vita  viotus. 


I 

Anrelii»  Viotor. 


biemantibae  bedrobt  ist.  Von  den  b^den  Sallnetfragmenten:  saaettfl 

alia  bei  Dietsch,  incert.  113  und  sanctus  alias  (Hist.  1,  92)  erhält 
das  erstere  eine  Unterstützung  durch  sanctus  omoia  bei  Λ.  V. 
Gä8.  9  und  bei  Tertullian,  sowie  durch  ceter»  eanctieaimiis  bei 
Velleins  2,  46.  Denn  der  Gebrauch  dieser  Accosative  Ist  im  Lt- 
tanischen  sehr  selten  und  auf  die  Bekleidung  einiger  weniger 
Adiectiva   eingeschränkt,   wie  egregiiis  (cetera  Sali.   Hist.  5,  6. 
Livius  1,  32,  2.  1,  35,  6.  Tac.  Agr.  16;  daneben  egregius  in  aliis 
artibus  Sali«  Jug.  82,  ad  cetera  agr.  Liv.  S7,  7,  15,  alioqnin  9gr. 
GurtiuB  6,  β,  2)  eimilis  (cetera  Tac.  Germ.  29.  45.  Hör.  Epist 
1,  10,  3)  probns  Vell.  2,  119,  n.  1^.  Sali.  Hist.  ine.  18  D.  Tie. 
Germ.  17.  Liv.  21,  8,  10.  Sueton  Cal.  50.  Treb.  Pollio,   30  tyr. 
83,  so  dass  die  aus  verschiedenen  Autoren  belegte  Verbindung  mit 
saDctns  als  die  Fortpflaasang  einer  bestimmten  in  die  Prosa  auf- 
genommenen Redensart  aafirofossen  ist. 

Als  Endergebniss  dieser  Untersuchung  werden  wir  jedenfalls 
festhalten  dürfen,  dass  in  dem  Werke  des  A.  V.  ein  color  Salla- 
stianus  deutlich  hervortritt,  der  selbst  durch  die  Küranng  des  Bre- 
yiators  nicht  verloren  gegangen  ist.  Mag  man  auch  einräumen, 
dass  diese  stilistisebeh  Reminiseensen  besonders  aablreieh  in  deo 
eilt'  ersten  Capiteln  sich  bemerklich  machen,  ao  genügt  doch  diese 
Wahrnehmung  lange  nicht,  um  etwa  das  Eigentbum  des  A.  V. 
bloss  anf  jene  Partie  zu  beschränken:  denn  dafür  bieten  uns  die 
0.  12  ff.  sachliche  Spuren,  welche  in  anzweideutiger  Weise  anf  A. 
y.  znrüokftthren.  So  erkennen  wir  den  in  der  Brflsseler  Bdsebr. 
Sextus  Aurelius  Victor  Afer  genannten  Vf.  in  dem  20.  Cap.  wieilei. 
wo  dem  aus  Afrika  gebürtigen  Kaiser  Septimius  Severus  eine  ausser- 
gewöhnlich  lange  Betrachtung  gewidmet,  und  von  einer  Eigenthüm* 
lichkeit  des  afrikanischen  Stammes  (gentis  nostrae  §  6)  gesprochen 
wird,  80  wie  auch  die  Bezeichnung  von  Carthago  als  decns  terra- 
rum  (40,  19)  die  Herkunft  des  Vf.  deutlich  venäth:  nicht  uiinder 
aber  stimmt  die  mit  dem  J.  360  abgeschlossene  Schrift  damit,  dass 
A.  V.  im  J.  361  kaiserlicher  Legat  in  Pannonien  war  (inscr.  OrelL 
8715)  nnd  dass  Ammian  21,  10,  6  von  Julian  meldet:  Vietorem 
soriptorem  hietoricum  Pannoniae  secuudae  praefecit. 

8.  Weitere  spraohliche  Eigenthümlichkeiten  desA.V., 

nachgewiesen  in  den  Casare s  und  den  11  ersten  Cap. 

der  Epitome. 

Wenn  wir  die  bisher  gefundenen  Anklänge  an  Sallust  unbe- 
denklich dem  A.  V.  nicht  dem  Breviator  vindiciren,  so  könut-e  mau 


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Aurelias  Yioior. 


289 


ilierdiogs  bei  andern  in  den  Gisaree  wiederiiolentliob  gebranohten  Ans- 
drücken  darftber  sebwanken,  ob  de  alle  anfReebnung  des  Originales 

η  setzen,  oder  ob  sie  niclit  Eigetilhum  des  Breviators  seien.  Eine 
Prüfung  der  Diction  ist  aber  darum  unerlüeslich,  weil  ganze  Sä,tze 
derCaes.  mit  der  £pit.  1 — 11  äbereineümnien,  nnd  daber  die 

Fnge  beantwortet  werden  mnee,  ob  der  Epitomator  ana  dem  Breviator, 
oder  nmgekebrt,  oder  ob  beide  aus  einer  gemeinscbaftlieben  Vor> 
läge  geschöpft  haben.  Um  diese  Frage,  welche  von  Th.  Mommsen 
(QttdleQ  dee  Hieronymus,  S.  683)  eine  schwierige  genannt  und 
Mch  in  verscbiedenem  Sinne  beantwortet  worden  ist,  eicber  an 
entsebeiden,  mose  von  lezikaliecben  nnd  gramroatikalieeben  Beob- 
ftehtnngen  ausgegangen  werden.  Es  wird  leicht  zu  erkennen  sein, 
aaf  welcher  Seite  ein  Ganzes  und  ein  einheitlicher  Stil,  auf  welcher 
di^egen  ineinandergefügte  Bruchstücke  vorliegen. 

Wie  Terechieden  die  Spracbe  der  Cftearee  τοη  deijenigen  der 
£pitome  ist,  mögen  ann&cbet  folgende  Angaben  beweisen: 

abhinc  Cäs.  13.  21.  37.  41. 

equidein  mit  dritter  Person,  13.  28.  32.  41. 

graiia  mit  Genetiv,  3.  4.  5.  20.  22.  29.  33.  39.  40. 
41.  bis. 

kincque  1.  11.  14.  16.  19.  28. 

lonfje  mit  Positiv,  5.  8.  14.  16.  20. 

mire,  mirificet  mirum  in  modum^  1.  4.  13.  14.  lü.  20.  21. 
39.  40.  42. 

uH  mos  esi,  erai^  δ.  18.  16.  90.  29.  82.  33.  34. 
n€bilU€»  =  Senat,  4.  23.  27.  29.  88  bis. 

plm  quam  superhp  u.  ä.  11.  13.  20.  24.  39. 
supra  in  Verweisungen  auf  frühere  Stellea  4.  9.  14.  21. 
35.  39  bis.  · 

oft  usque  mit  Ablativ,  m  usgm^  ad  usque  mit  Accnsativ  18. 

16.  38.  38.  39.  40. 

Allee  diess  fehlt  in  der  Epitome,  ausgenommen,  dass  c.  41 
ännal  auxiliorum  gratia  vorkommt. 

Anderes  ersobeint  in  beiden  Schriften  verschieden  ausgedrückt : 
vom  sieb  B.  der  Vf.  auf  eine  frfibere  Stelle  des  Bncbes  zurfick- 
hezieht,  so  linden  wir  in  der  Epit.  de  quo  diximus,  5.  10.  46,  in 
den  Cäs.  docuimus  oder  memoravimus,  5.  9.  14.  21.  35.  39  bis. 
Die  Gleichzeitigkeit  verschiedener  Ereignisse  wird  in  den  Cäs.  aus- 
gedrückt durch:  dum  baec  geruntnr,  27.  41,  inter  baec  33,  et 
interea  29.  89.  41.  42;  in  der  £pit.  durch  bis  diebus  34.  42, 
hnins  tempore,  tcmporihus  1.  4.  8.  10.  11.  IG.  30.  35.  45.  46, 

»»in.  Um,  t  PhlloL  M.  V.  ZJUX.  1^ 


990 


Anreliiis  Yiotor. 


hoo  tempore  86.  47.  Wfthiend  der  Vf.  der  Gie.  pkriqae  Cut  wur 
sehliesetieh  mit  dem  GeDetiy  verbindet  (11.  18.  24.  89.  42),  wie 

auch  multi,  plures,  cetcri,  kennt  der  Vf.  der  Epit.  diese  CJonstruc- 
tiou  gar  nicht,  sondern  schreibt  einfach  43  plerisque  praeeagus: 
dort  findet  man  meist  dein,  2.  9.  30.  31;  hier  dein  an  kdner 
Stelle^  dagegen  dehine  eilfmal.  Unter  solchen  Umstftnden  wird 
schwerlich  mehr  jemand  beide  Schriften  demselben  Vf.  ■nweimi, 
oder  die  eine  als  ein  Excerpt  der  andern  ausgehen  wollen.  Neben 
dieser  diametralen  Verschiedenheit  entdecken  wir  aber  auch  merk- 
würdige Berührongspiincte  in  den  eilf  ersten  Gapitehi.  Man  fin- 
det nämlioh: 

(ώ8ίβΐ€  mit  folgendem  Substantiv  Cäs.  1.  3.  8  (a.  Angusto). 
14.  17;  Epit.  8  (a.  Augusto),  9  (a.  anno),  später  nicht  mehr. 
advenio  Cäs.  5.  36.  39;  £p.  5. 
asserere  Gäs.  8.  4.  21.  28;  Ep.  8. 
ideireaque  Gfts.  4.  11.  14.  41 ;  Ep.  11. 

igifur  zu  Anfang  des  Satzes,  Cäs.  B.  4.  7.  11.  14.  20.  31. 
33.  36.  38.  40;  Ep.  1,  §  28.  11,  und  ausserdem  nur  noch  15.  43, 
vielleicht  als  Nachwirkung  der  Lectüre  des  Λ·  V. ;  dreimal  itaque, 
wdchee  umgekehrt  in  den  Gfts.  fehlt. 

paOrare  Gas.  5.  9.  20.  88  bis.  85.  89  bis.  42;  Ep.  10  (and 
sonst  nur  noch  41). 

Btrenuum  quemquc  Cäs.  20,  sancti  quique  ebendaselbst,  boni 
cniusque  42;  bonos  qnosqae  Ep.  2,  snspeetom  qnemqne  10. 

saÜs  eonsM  Gfts.  8.  9.  16.  88.  89;  £p.  9. 

uti  Lieblingsform  der  Gäsares,  1.  8.  4.  5.  β  η.  s.  w.  In  der 
Epit.  nur  c.  9  und  43  ;  (ut  in  den  Cäs.  fast  nur  vor  folgendem  i, 
1.  5.  8.  11.  12.  16  bis.  26.  37.  39.  41.  42.) 

Wortstellung  wie  Prisoas  Tarqoinias  Gfts.  4.  11.  14.  39; 
Epit.  11  Norbanns  Appius. 

Offenbar  sind  diese  Worte  und  Ausdrücke  dem  Vf.  der  Ol- 
sares  eigen,  der  sie  mehrfach  anwendet,  in  den  eilf  ersten  Capp. 
der  Epitome  dagegen  nur  fremde  Elemente,  welche  mit  dem  ganzen 
spraohliohen  Tenor  der  Schrift  im  Widersprach  stehen:  das  will 
heissen,  sie  sind  Eigenthum  des  A.  V.,  kehren  in  den  Gftsares  Afters 
wieder,  weil  diese  Schrift  ein  yleichmässiges  Excerpt  dieses  Autors 
ist,  wogegen  sie  in  der  Epitome  nur  sporadisch  vorkommen,  weil 
nur  das  erste  Fünftel  Excerpte  desselben  enthält. 

Es  kann  freilich  Falle  geben,  wo  man  anfänglich  schwanken 
könnte,  ob  man  eigentlich  mit  A.  V.  oder  mit  dem  Breviator  so 
rechnen  habe.    Dahin  gehört  der  merkwürdig  ausgedehnte  Ge* 


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Anrelii»  Tietor. 


991 


bfmaeb  des  Gomparetm  ebne  Vergleiolmiig  in  den  CSKeam,  den. 

man  jedeetnal  mit  hinzugedachter  Vergleicbun^  zu  erkläreu  iim- 
aoDflt  sich  abmühen  würde;  der  ComparatiY  bildet  vielmehr»  das 
khreo  die  vielen  Dataend  Beiepiele,  nur  eine  Art  Variation  warn 
Ροάϋτ.  So  2  sabdoliu  et  oocoltior,  8  malos  e  bonis,  agreetee  e 
doctioribus,  12  aedes  Minervae  eminentior,  13  saspectioribue  atqae 
opportunis  locis,  19  praeceptor  rectius  vivendi,  40  vecordior  neben 
debili  aetate.  Diese  ist  dem  Epitomaior  so  sehr  angefallen,  dass 
er  e.  4  pavidne  animi  et  ignavior' abftnderte  in:  ignavus  ac  pavi- 
doB,  wftbrend  er  c.  2  eloqnio  clarior  nnangetastet  liese.  Schon 
die&s  sagt  uns  abei',  dass  die  erwäbnte  Eigenthümlicbkeit  dem 
A.  V.  gehört. 

Es  Ware  hier  eigentlich  der  Ort,  die  stilistischon  Eigenthüm- 
liebkeiten  des  A.  V.  noch  in  weiterem  Umfange  ans  Licht  zu  ziehen 
nnd  zngleicb  zn  nntersncben,  ob  nnd  wiefern  sich  in  denselben  die 

sogen.  Africitas  nachweisen  lasse.  Doch  fehlt  es  hierfür  an  den 
Dötbigen  VorarbeiteDy  wie  denn  die  airikanische  Latinität  sieb  weder 
MS  Apaleius,  noch  ans  Folgentins,  sondern  nur  aus  der  Verglei- 
ehong  sämmtlicher  afrikanischer  Autoren,  also  auch  des  Fronto, 
Cyprian,  Tertallian,  Amobias  abstrabferen  Iftsst.  Andrestbeils  hat 
A.  V.  früh  seine  iTeiraath  verlassen  und  durch  Studien  (20,  5)  und 
Reisen  seine  hei  mathliche  Eigenart  grossentheils  cingebüsst.  Longe  mit 
PoeitiT  wnrde  oben  S.  289  als  Specialität  des  A.  Y.  heryorgehoben, 
wie  es  anch  eine  Lieblingewendung  des  Apuleins  ist  (Hand,  Tnrs. 
3,  552),  ebenso  quisque  mit  Positiv  (oben  S.  290),  was  bei  uemsel- 
hen  Autor  wiederkehrt,  z.  B.  Asclep.  18  maguorum  quorumque, 
mag.  3.  d.  Plat.  7.  Allein  dergleichen  Bemerkungen,»  die  sich  leicht 
Tennehren  Hessen,  würden  doch  nnr  Stückwerk  bleiben,  so  lange 
ihnen  nicbt  eine  Uebersicht  des  Oebranches  der  anderen  Autoren 
zur  Seite  steht  ^  \  gerade  die  beiden  genannten  sprachlichen  Eigeu- 


*  Vergleiche  das  Terdienstliche  Werk  von  Dräger  (bist.  Syntax) 

1.  107  und  85.  Um  zu  den  10  Zeilen  über  i^nisque  Genaueres  boizu- 
briuf^cii,  8o  Hesse  sich  die  Gescliichto  des  classischen  optinuis  (niisquo 
zuerst,  nach  der  Seite  hin  ausführen,  dass  der  Plural  statt  des  Sin<^Milar 
eingetreten  ist,  so  schon  einmal  h».'i  (  icero,  Laelius  10,  bei  Tacitus 
nur  in  seiner  historischen  i'rstlini^sschrift,  Agric.  36  (gegen  100  Bei- 
epiele  des  Sing.),  bei  Frontin  zwei  Plurale  (1,  4,  7.  1,  6,  3)  gegen  vier 
Singulare,  bei  Justin  4  Plurale  ^epren  2  Sing.,  >)ei  den  Script,  bist.  Aug. 
schon  16  Plurale  auf  3  SiDg.  Andrerseits  wäre  zu  verfolgen,  wie  Po- 
liiive  mit  BuperlatiTer  Bedeutung  (eximius  Liv.  1,  7,  5;  egregius  Tac- 
Ann.  6,  27;  praedpuas  14, 81),  dann  auch  der  eradation  widerstrebende 


202 

« 


Aureliiie  ΥίοΛοτ. 


thftmliebkeiten  gehören  überbanpt  dem  eilberoeD  und  spateren  Lt- 
tdn  an,  nicht  dem  afnkftmecben. 

Für  unsern  nächsten  Zweck,  die  Verschiedenheit  des  Λ.  V. 
Ton  dem  Epitoiuator  darzuthun,  und  für  das,  was  im  sechsten  Ab- 
schnitte ans  dmr  Kenntniee  des  Stiles  Victors  gefolgert  werden  soU, 
ist  mit  dem  Wenigen  Genfige  geleistet. 

4.  Sprachliche  Besonderheiten  der  £pitome. 

So  gut  die  Cäsares  Wendungen  aufweisen,  welche  in  der 
£pitome  fehlen,  so  gut  hat  der  Epitomator  seine  Liehhahereieiii 
welche  dort  vermiset  werden.  Wären  durch  einen  Zufall  einige 
Gapp.  der  Epitome  in  die  Cäsares  versprengt  worden  oder  umge- 
kehrt, so  würde  daher  die  lexikalische  Untersuchung  die  nrgprüDg- 
liche  Ordnung  leiclit  wieder  herzustellen  im  Stande  sein.  Beispiele- 
weiee  lesen  wir  nur  in  der  Epitome: 

eognominaius  1.  15.  21;  Gaes.  1  cognomento  dictns,  3.  20 
bloss  cognomento. 

imperator  effeetus^  16  mal,  in  den  Cäsares  nur  factns. 

hic  mit  folgendem  Eigennamen  19,  21,  34.  41.  45.  46.  48. 

id  est  hei  Epexegesen  1.  3.  5.  48. 

in  tamtwm  ut       adeo  ut)  1,  §  13  und  17.  5.  14.  17. 
isie,  auf  den  jeweilen  geschilderten  Kaiser  surOckwdsend,  1. 

2.  3.  4.  5.  6.  8.  9  u.  s,  w.  nirgends  in  den  Cäsares, 
multtim  diligens  u.  a.  1,  §  22.  32.  42.  48  bis. 
poenas  dare  1.  21.  40;  Cäs,  11.  38.  31)  p.  luere. 
SUMS  wird  sehr  oft  neben  filius,  uxor  n.  ä;  Ansdrückeni  ohne 
dass  ein  strenger  Gegensatz  yorliegt,  abnndant  oder  vielmehr  meist 
gegen  das  Gesetz  dor  classischen  Sprache  zugesetzt,  10  uxoris,  16 
propinquum,  26  cunsohrinum,  29.  32.  H3  iilium,  41  sororem,  42. 
45  consangnineum,  46  germano,  welche  Abundanz  namentlich  c.  3 
sorores  suas  stupro  maeulavit  (Cäs.  3  bloss  soromm  stupro),  4  Ger- 

(finitimuB  Justin  3,  1»  4,  obTius  Sulp.  Sev.  Mart.  17,  industrins  Spartia&t 
Sev.  18)  der  gleichen  Rechte  tbeilhaftig  geworden;  wie  aber  später  auch 
andere  Adieotiva  dieser  Analogie  gefolgt  sind.  Aehnlich  im  Nentrum: 
opportune  quaeque  Justin  88,  8,  5;  vicina  q.  Sulp.  Sev.  Chron.  2.  26; 
scabiosa  q.  TertuUian  apolog.  14;  frivole  q.  YopiscProo.  11.  ·— Sohliess- 
lich  der  Comparativ  bei  Aur.  Y.  Cäs.  4  nobiliores  quasquc,  ebendas.  9, 
oft  hei  Lactanz  u.  s.  w.  und  dadurch  vorbereitet,  dass  in  dem  vollstän- 
digen VergleiühuugsHatzü  quo  quis  est  mit  Comparaliv  schon  frühe  quis* 
que  eingetreten  ist. 


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Anilins  Viotor. 


298 


inaiud  fratris  sul  61iani  (Gäs.  4  bloss  fratris  filiam),  20  filios  snos 
snocessoree  reliqnit  (Gäs.  9  snceeesoree  fidebat  liberos  fore)  coniro- 

liert  werden  kann. 

Am  deutlichsteu  tritt  die  eigene  Schreibweise  des  £pitomators 
in  den  ietxten  Gapiteln  39 — 48  benror,  wo  er  immer  mehr  auf 
eigene  Faost  zu  schriftstellem  beginnt.  Hier  fiberrascbt  uns  o.  40 
dts  in  Prosa  ungewöhnliche  creatrix  Alexandri,  41  iuvenculus  = 
iüvenis  (iuvencus  jetzt  auch  Aramian  17,  1,1;  iuvencula  Tertullian 
adv.  lud.  9  und  öfter),  ebendaseihst  aliqaanti  miÜtares  (Tertollian 
sdT.  Marc.  2,  10,  aber  auch  Gas.  38),  nationes  circomsoeias,  ava- 
ritiae  eapido  wie  45  av.  cnpitor;  41.  42  calnmniae  =  ininriae; 
41.  42.  45  consauguineus  =  frater;  42  coangustaius  wie  im  bell. 
Hispan.;  42.  43.  46.  47  bellum  =  proelium,  wie  bei  Apuleius, 
Die^  α.  Α.;  42.  46  lacrimabilis ;  45  ad  potentiam  consoendere; 
47  genitalis  toms;  44  annoe  gerens  XL,  47  degenti  annom  a  tri- 
cesimo  tertinm,  während  er  doch  c.  6.  9.  28  vielleicht  nach  seinen 
Qnellen,  und  auch  c.  48  richtig  agere  gebraucht  hat. 

In  den  c.  1 — 30  sind  dergleichen  Proben  später  Latinität 
viel  seltener,  weil  der  Vf.  mehr  yon  seinen  ezcerpierten  Quellen 
abhängig  geblieben  ist;  doch  können  c.  4  snblimatus,  12  egestoeus 
(tneb  bei  Salvian),  18  oonyersatio  =  eommutatio  yorläufig  erwähnt 
werden.  Minder  geschickte  Wendungen  lassen  sich  namentlich  in 
den  eilf  ersten  Cap.  durch  die  Vergleichung  mit  den  Gas.  nach- 
weisen, 8.  Β·  10,  3  ubi  patriae  onram  suscepit^  wo  der  Ausdruck 
patria  fär  den  Monareben  weniger  passend  erscheint  (vgl.  Ep.  4, 12 
Nero  imperii  cnram  snscepit)  und  der  Originalausdmck  des  A.  V. 
eher  in  dem  sallastianischen  Imperium  adeptos  Gäs.  10,  1  er- 
halten ist. 

Nachdem  es  sich  heraosgestellt  hat,  dass  durch  die  gannen 
Gisares  der  eolor  Sallustianus  wie  ein  roiher  Faden  sich  hindurch- 
zieht, dass  dagegen  der  Epitomator  mit  c.  12  den  früher  benutzten 
A.  V.  aus  der  Hand  gelegt  und  dass  von  c.  39  an  die  Schlechtig- 
keit seiner  eigenen  Latinität  unyerhülit  zu  Tage  tritt,  werden  die 
wmteren  Elemente  der  Epitome  näher  su  untersuchen  son.  Wir 
kehren  aunäehst  wieder  auf  die  o.  1 — 11  (Augustus  bis  Domitian) 
zurück,  um  zu  prüfen,  ob  hier  bloss  A.  V.  oder,  wegen  des  l>io- 
graphischen  Gharakters  der  Darstellung,  noch  eine  zweite  Quelle 
dsn^MD  ezcerpiert  worden  seL  Dieses  Letatere  wäre  um  so  wich- 
tiger, ab  beutautage  gewöhnlich  angenommen  wird,  die  römischen 
Historiker  hätten  in  derHegel  jeweilen  nur  eine  Haaptquelle  be- 
nutzt, nie  zwei  zusammengearbeitet  (contaminiert). 

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294 


Aurelius  Victor. 


5.  Die  aus  Sueton  gezogeDon  Zusätze  der  Epitome. 

Der  Epitomaior  beginnt  seine  dnaeloen  Capitel  gewöbdidi 
mit  einem  kurzen  Satze  über  Namen  und  Deiiiamen,  AbstamniüOg 
und  Kegierungszeit  des  behandelten  Kaisers.  Diese  Notizen  fand 
er  nicht  bei  Α·  V.  schon  beieinander,  da  dieser  in  chronologiscbem 
Bahmen  eine  Kaisei^geschiehte  sehrieb,  daher  auch  das  Moment  der 
Geburt  weniger  betonte  und  die  Jahre  der  Herrschaft  entweder  gtr 
nicht  oder  an  verschiedener  Stelle,  z.  B.  bei  Anlass  des  Todes  an- 
gab. So  erkennt  man  in  diesen  einleitenden  Sätzen  trotz  ihrer 
Trockenheit  hin  und  wieder  die  Latinität  des  Epitomatoro,  wie 
0.  11  germanns  Titi,  entsprechend  46  cum  Yalentiniano  gennaao 
suo;  üit  auch  genitus  und  progouitus  1.  5.  6.  10.  12.  14.  21.  36. 
37.  44.  47.  48,  während  der  Breviator  der  Cäsares,  wenn  er  übei- 
haupt  diesen  Fonot  berührt,  sich  anderer  Ausdrücke  wie  ortosi 
editns,  e  gente  8.  6.  11.  1^  24.  29.  80  (Ausnahme  28)  la  bedie- 
nen pflegt. 

Die  Spottnamen  des  Tiberius,  Caldius  Biherius  Mero  ob  vino- 
lentiam,  hat  er  2,  2  aue  Sueton  Tib.  42  (propter  viui  aviditatem 
pro  Tiberio  Biherius,  pro  Claudio  Caldius,  pro  Nerone  Mero  to- 
cabator)  hinzngefQgt,  sicher  nicht  ans  Α·  V.,  dessen  Sinn  dei^glei- 
chen  zu  ferne  lag,  gerade  wie  auch  die  mater  liberta  DomltiBa 
10,  1  aus  Suet.  Vesp.  3  stammt;  7,  1  ex  oppido  Ferentano  aus 
Sueton  Otho  1  (oppido  Ferenüo);  8,  1  patre  Lucio  Vitellio  ter 
oonsnle  ans  Suet.  Yit.  7  ter  consnlis  filinm;  6  Aenoharbns  ans  < 
Sueton  Nero  1.  Dass  der  Epitomator  e.  8  die  Notiz  qnia  naftns 
in  exercitu  fuerat,  cognomenium  calciamenti  militaris,  id  est  Call- 
gulae,  sortitus  est  (Cäs.  3,  1  eiuiach  cognomento  Caligula)  mit 
Denutsung  von  Sueton  Cal.  9  auf  eigene  Kosten  ausgcsponneu,  ist 
weniger  sicher,  obsohon  das  erkl&rende  id  est  (oben  S.  292)  nur 
b«  ihm  8U  finden  ist,  und  der  Gebranch  von  sortiri,  Χβ^ψ  Im 
ihm  (1  genus,  18  cugiioraentum,  42  coniuges)  häufiger  ist  ab  bei 
dem  Vf.  der  Cäsares  (39  privignam).  Es  wäre  doch  gar  zu  son- 
derbar, wenn  der  Breviator  diese  beaiiglichen  Angaben  seines  Ori- 
ginales oonseqnent  nnterschlagen,  der  Epitomator  sie  allein  aoibe- 
wahrt  hfttte;  da  sich  aber  die  Quelle  positiv  in  Sueton  nachweisen 
lässt,  80  werden  wir  hier  Zusätze  zu  erkennen  haben.  Ep.  10,  1  ί 
Titus  imperavit  aunos  duos  et  meuses  duos  diesque  viginti,  schneidet 
aber  vollends  jeden  Zweifel  ab^  da  A.  V.  nach  Cäs.  10,  5  den 
Kaiser  bienninm  ao  menses  fere  novem  r^eren  Hess,  in  Uebeieiii* 
Stimmung  mit  Eutrop  7,  22,  wfthrend  der  Epitomator  sogar 

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•  AiireUiif  VIetor. 


weise  im  Wortlaute  mit  Sueton  Tit.  11  zusammentrifift :  post  bien- 
niurn  ac  mensee  duo8  diesque  vigiuti. 

Steht  iian  eiiiinal  die  BeoutzuDg  des  Sueton  durch  den  £pi- 
tomator  fest»  so  werden  wir  eine  Reihe  von  Naehrichten,  nm  welche 
die  Epitome  reicher  ist  als  die  Gftsaree,  und  welche,  wenn  auch 
nicht  gerade  wörtlich  copiert,  so  doch  inhaltlich  sich  mit  Sueton 
deckeo,  dii'ect  dieser  Quelle  zuweisen,  statt  anzunehmen,  dass  die- 
selben bereite  von  A«  Y.  aufgenommen  gewesen  seien.  Es  aind 
vorwiegend  Zflge,  welche  den  Charakter  nnd  das  PriTafieben  der 
Kaiser  beleuchten,  nicht  der  Reichegeschichte  angehören,  also  dem 
Zwecke  des  Epitomators  de  moribus  zu  schreiben,  näher  lagen,  wäh- 
lend sie  bei  A.  y.  nur  stören  würden.  Dass  wir  mit  dem  Epi- 
tonator  sn  xeohnen  haben»  verrftth  die  Ungesehioklichkeit,  mit  der 
er  seine  Notiaen  in  die  Aureliueexcerpte  einschiebt*  Schon  Opita 
hatte  bemerkt,  dass  die  mit  Sueton  zusammenfallenden  Stellen  weit 
mehr  der  Epitome  als  den  Cäeares  angehören,  ohne  indessen  zu  der 
Uebeneogung  durchzudringen,  dass  dieselben  unmittelbar  aus  diesem 
Autor  eingesetat  saen.  Die  Yerschiedenheit  der  Auffassung  Ist 
aber  fSr  die  Beurtheilung  des  A.  V.  von  wesentlieher  Bedeutung: 
nach  0,  hätte  schon  A.  V.  den  Sueton  wahrhaft  ausgeplündert, 
nach  unserer  Ansicht  beschränkt  sich  die  Benutzung  auf  die  Gren- 
sflD  des  Erlaubten  und  der  Autor  gewinnt  eine  yiel  selbstständigere 
SteDmiig;  und  ebenso  wichtig  ist  es  f&r  die  Beurtheilung  der  Epit. 
c  12  ff.,  wo  uns  Sueton  verläset,  zu  wissen,  ob  wir  einem  Excerptor 
oder  einem  Contarainator  gegenüberstehen.  Endlich,  wenn  gewisse, 
leicht  auszuscheidende  Theile  der  Ep.  direct  aus  S.  geflossen  sind, 
so  liegt  in  ihnen  eine  kritische  Beweiskraft,  um  verdorbene  Stellen 
Snelons  su  hefleo,  welche  indessen  uns  entaogen  oder  sum  min- 
desten abgeschwächt  wird,  sobald  wir  annehmen  müssen,  der  Stofif 
Soetons  sei  erst  aus  zweiter  Hand,  nachdem  er  vorher  eine  stili- 
stische Bedaction  erlitten,  der  Ep.  zugeflossen.  Es  kommt  uns 
mui  ein  änsseres  Kennzeichen  ni  Hülle,  welches  die  Ep.  in  ihre 
verschiedenen  Bestandtheile  leicht  aerlegen  iSsst,  nimlioh  der  Ge- 
brauch der  Pronomina  hic  und  iste,  mit  denen  die  verschiedenen 
£zcerpte  oft  beginnen.  ^ 

Am  deutlichsten  tritt  diess  e.  9  im  Yespasian  hervor,  wo 
die  AnreUnqfMurtie  mit  §  5  iste  ezsanguem  orbem  brevi  refedt  be- 
ginnt, sachlieh  vernünftig  mit  dem  Antritte  der  Regierung  und 
ttbereinstimmend  mit  Cäs.  9,  1.  Die  vorangeschickte  Schilderung 
der  Yerträgiichkeit  des  Kaisers  dagegen,  §  2  ff.  huius  inter  cetera 
bona  fuit,  ist  nicht  nur  von  dem  Standpunkte  des  Α·  Y.  nniwedc 


Die    jj-  ^le 


4 


»296  Aurelios  Victor. 

miissig,  sondern  bei  Sneton  Vc?p.  c.  13.  14  Satz  um  Satz  nach- 
zuweisen. Nach  dem  durch  die  Cilsares  gesicherten  Aureliusexcerple 
kommt  dann  §  14.  15  wieder  Sueton  zam  Yorgohein  (c  14.  21) 
mit  den  Worten:  hie  monentibne  amicis  eto.  (wo  cavillo  dem  eige* 
nen  Wortechatse  des  Epitomators  angehört,  wie  c.  23) ;  §  16  ent> 
schuldigt  sicli  der  Vf.  für  seine  ungewöhnliche  Ausführlichkeit, 
indem  er  zugleich  eioe  Phrase  aus  A.  V.  von  der  respublica  exangois 
und  der  saevitia  tyrannorom  wiederholt,  nnd  §  17.  18  Bchliesster 
mit  einem  Extracte  ans  Sneton  23.  24,  wobei  ihm  nur  dieMpo- 
sition  absqne  als  Reminieeens  ans  der  LeotAre  dee  A.  V.  in  die 
Feder  geflossen  ist.    Vgl.  oben  S.  290. 

Nur  §  8  ist  noch  eine  kleine,  aber  desto  interessantere  Con- 
tamination  zu  erwähnen,  welche  gleich  ans  dem  Pronomen  hic  und 
der  handgreiflichen  Goincidenz  mit  Suet.  Vesp.  8  erkannt  wird. 
W&hrend  nämlich  die  Worte  Capitolium,  aedem  Fade,  Glaodii 
moimracnta  offenbar  wörtlich  aus  Λ.  V.  Cäs.  9,  7)  abge-schrieben 
sind,  werden  dieselben  sehr  unpassend  einem  suetonischen  Sat£6 
Bomam  deformem  inoendiis  veteribna  ac  minie  (Sneton:  defonnii 
nrbs  veteribns  incendiis  ac  minie  erat)  angehängt,  nnd  das  gemein- 
schaftliche Verbum  der  Objecte  reparavit  aus  Sueton  (restitutaoneiB 
Capitolii)  genommen,  obschon  tei  A.  V.  mit  Bezug  auf  säniratliche 
genannte  Bauten  die  sallustianische  Wendung  coepta  ac  patraU 
gebrancht  war.  Zugleich  seigt  eich,  dase  die  AurelineeKcerpte 
wenig  verändert,  die  enetonianischen  Stellen  dagegen  von  dem  Epi- 
tomator  nach  liedurfni.ss  zugestutzt  und  freier  überarbeitet  sind, 
wie  gleich  hier  die  Wendung  permissu  aediiicandi  copia  (Sueton: 
aediticare  cuicumqne  permisit)  die  ungeschickte  Uand  dee  Kpito- 
mators  erkennen  lässt.  Ygl.  oben,  S.  293  cnpido  avaritiae;  £p.  16 
medicinae  remediis,  18  origine  ortne  sordida. 

Aehnlich  scheidet  sich  c.  0  bei  Galba  das  suotoniscbo  (§  2) 
und  das  aurelianische  Eigenthum  (§  3.  4)  durch  iste  und  hic,  bei 
welchem  Anlasse  wir,  um  «ne  VorsteUung  von  der  Congraens  so 
geben,  die  Worte  des  Epitomatom  denen  Snetone  gegenftberateUen. 
Iste  in  adolescentes  infamis,  ad  S.  22  libidinis  in  maree  prooior. 
vescenduni  inteuiperans  fuit.  cibi  plurimi  traditur. 

trium  amicoruui  consilio,  id  est  S.  14  Regebatur  trium  arbitrio: 
Yinnü,  Gomelii  et  Iceli,  concta  ii  erant  T.  Vinins,  CorneUaa  LaoO| 
diaponene,  .  leelns. 

adeo  nt  intra  PaJatinas  aedes    quos  intra  Palatimn  babitantii 

pnriter  habitarcnt  et  vulgo  pae*    paedagogoB  vulgo  vocabant. 
dagogi  dicerentor. 


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Anrelius  Yietor. 


297 


Gftp.  2  (Tibefrine)  hai  ii«r  einen  kleinen,  oben  S.  294  erwftltn- 

ten  Zusatz,  botr.  die  scheizhafteu  Namen  des  Kaisers,  aus  Sueton 
erhalten. 

Im  Caiigula,  3,  9  ist  der  abentcuorliche  Ritt  des  Kaisers 
aber  die  SchifiTbrflcke  bei  Pnteoli  ans  8.  Gal.  19  eiogeeebaltet,  inbali- 
lieh  etwas  nur  das  Privatleben  Cbarakterisirendee,  aber  aneb  an 

narechter  Stelle  eingefügt,  weil  die  Ermordung  des  Kaisers,  §  10: 
debinc  a  militibos  confossus  interiit,  nach  Cäs.  3,  14  sich  an  das 
herriaehe  Gebahren  neb  dominiu  nennen  an  laseen  (£p.  §  8)  an- 
knüpft, niebty  wie  es  bei  der  jetagen  Anordnung  der  Fall  ist,  an 
das  unscbuldige  Vergnügen  über  das  Meer  zu  reiten. 

Im  Claudius  weist  §  3:  hic  ventri,  vino,  libidini  foedo 
obediens  darauf  hin,  dass  der  £pitomator,  da  der  vorausgebende 
§  2  iete  u.  e.  w.  ans  A.  Y.  entlehnt  ist,  eine  nene  Quelle  (Snetoo) 
zugezogen,  beeiehungsweiee,  wie  im  Vesp.  §  8,  eine  Gontamination 
vorgenommen  habe.  Wirklich  gehört  ventri  foede  obediens  etc. 
dem  A.  V.  (Caos.  4,  1  ventri  foerle  obediens)  und  ist  auch  aliein 
aaUnatianiscb  (Gat.  1);  vino,  libidini  dagegen,  welche  zu  demPar- 
•tidp  weniger  passen  nnd  in  den  Cäsares  fehlen,  stammen  ans  Sue- 
ton e.  33  (vini  appetentissifaraey  libidinis  profuBlssimae),  dem  auch 
die  Worte  prope  hebes  (S.  c.  2  corpore  hebetato)  entnommen  sind. 
In  der  Mitte  des  C.  sind  §  7  ff.  aus  Sueton  c.  28  geschöpft;  Ver- 
schleohternngen  des  Epitomators  legionibus  ludaeae  statt  cohortibus 
(wie  auch  Epit.  6,  4  aoeensas  legiones  ein  nngescbiekter  Ausdruck 
ist),  eunnchus  statt  spado  (wie  c.  5,  7),  fecit  statt  iussit,  subli- 
matus  statt  honoratus,  Beispiele,  welche  wiederum  beweisen,  dass 
die  saetonisohen  Sätze  von  dem  £pitomator  nicht  sowohl  copierti 
als  umgeformt  sind. 

Im  5,  Gap.  (Nero)  ist  aunitobst  §  8:  λίβ  in  urbe  amphithea- 
truiu  et  lavacra  construxit  als  Ausfülirung  des  allgemeineren  Aus- 
druckes des  A.  \'.  augenda  urbe  (^Caes.  5,  2)  aus  Sueton  Nero  12 
eingesetzt^  was  der  Epitomator,  ohne  su  bedenken,  dass  es  sich 
bei  S.  nur  um  ein  bdlzernes  Amphitheater  handelt,  so  gut  im  Oe* 
dfichtoiBs  behielt,  dass  w  9,  8  unter  den  Bauten  des  Vespasian 
das  (flavische)  Amphitheater  wegliess  (Caes.  9,  7).  Weiterhin 
stammt  die  Notiz  über  den  Senatsbeechiuss  §  7  aus  Sueton  N.  49, 
und  deegleichen  die  Anführung  der  awei  letzten  Aussprüche  des 
Kaisen  §  7  Ende  aus  S«  46.  47,  endlich  auch  §  8  die  Qesaadt- 
sebtft  der  Perser  (=  Parther)  aus  S.  57,  und  wahrscheinlich  §  9 
die  Notiz  über  die  Freude  des  Volkes  bei  dem  Tode  Neros  eben- 
daher.   Proben  des  eigenen  Lateins  des  Epitomatoss  sind  g  3 


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298 


AnreBne  Yletor. 


oODftnudt,  §  7  ennachiu  wie  4,  7,  de  quo  dixiiniis  wie  c  46, 

dedecorose  (Sueton  deformiter)  wie  39,  scbliesslicb  §  8  das  onge- 
schickte  orantes  copiam  constraendi  monumeDti. 

Um  minder  Wichtiges  za  übergehen,  führt  c.  10  im  Titufe, 
deeeen  Begiemngsdauer  wir  oben  nach  8.  beetimmt  gesehen  haben, 
β  2  isie  a  pnero  praeclaris  stadiis  lUierarum  deditoe  etc.  gar  η 
deutlich  auf  S.  Tit.  3,  und  erst  §  3:  hic  ubi  patriae  curam  sus- 
cepit^  auf  A,  Y.  Denn  ist  schon  der  Antritt  der  Regierung  der 
richtige  AosgaDgepnokt  für  Anrelioa,  so  ist  die  Anticipatton  tob 
β  2  nicht  ohne  Naohwurkong  geblieben,  insofern  der  £pitooiator 
die  Worte  des  A.  Y.  Gäe.  10,  1  ineredibOe  qnantom  qnem  imita- 
batur  anteierit,  praesertim  liiteris  clementiaque  ac  muin  ribus,  mit 
Aoelaeeung  des  ersten  Ablative  nur  noch  mit:  incr.  q.  q.  i.  a. 
praedpue  dementia,  liberalitate  etc  wiedergeben,  konnte.  Auch 
%  11 — 15  deaeelben  Gap.  aind  ans  8.  c.  9.  8.  11;  angenscheinlidi 
die  Worte  9  15  febri  interiit  =  8uet,  10  febrim  nactus,  welche 
ja  der  Angabo  des  A.  V.  Cäs.  10,  5  lantas  veneuo  interiit  direct 
widerstreiten.  Den  unicom  parentis  aifectum,  den  Sueton  den  Kaiser 
bei  Anläse  des  Brandes  nnd  der  PestUena  bewähren  liest»  hat  der 
Epitomator  nach  eigener  Phantasie  etwas  ansgemalt,  aber  sdbst 
die  einzige  scheinbar  neue  Angabe  über  den  Ort  seines  Todes  (eo- 
dem,  quo  pater,  apud  Sabinos  agro)  aus  der  Leetüre  des  S.  Vesp. 
24  gezogen,  wo  eben  der  Kaiser  noch  vor  seinem  Tode  nach  Beats 
anfs  Land  geht,  d.  h.  —  denn  so  viel  £enntniss  der  Cleogn^his 
dfirfen  wir  dem  Epitomator  antraneo  —  ins  Sabinerland. 

Wenn  der  Schlussparagraph  16  {huius  mors  etc.)  wieder  in 
den  Text  der  Cäsares  einlenkt,  mithin  direct  aus  A.  V.  geflossen 
ist,  so  enthüllt  er  sogleich  auch  die  snetonianisohe  Einlage  g  4—8 
(=  8aeton  c  6.  7·)ι  in  welcher  der  Ehrenname  des  Titos  delidse 
atqne  amor  hnmani  generis  dem  Soeton  e.  1  eotnonunen  ist.  Denn 
in  dieser  vollstiindigen  Fassung  lesen  wir  denselben  bei  diesem 
Autor,  wogegen  A.  Y.  am  Ende  seines  betreffenden  Abschnittee 
laot  Cäs.  10,  6  ond  Epit.  §  16  nor  den  Titel  deliciae  nannte, 
den  der  Epitomator,  weil  er  denselben  non  schon  §  6  nadi 
Sueton  erwähnt  hatte,  an  zweiter  aus  A.  V.  entlehnter  Stelle 
mit  sicut  diximus  entschuldigen  musste,  eine  Wiederholung,  die 
eben  dem  Epitomator,  resp.  Contaminator,  nicht  dem  A.  V.  sur 
Last  fiült 

Domitian  ist  nor  dnreh  §  8.  4  über  die  WiederhersteUong 

der  Bibliotheken  und  die  Fertigkeit  des  Kaisers  im  Pieiischiessen 
(den  Ausdruck  sagittarum  doctos  hat  der  Epitomator  zu  verant- 

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Anroluii  Tietor.  299 

« 

Worten)  au8  Sueiou  Dom.  20.  11)  bereichert  worden;  more  Caligulae 
§  6  ist  eigener  Zusatz  aus  3,  8· 

Am  meigton  entrieht  neh  einer  eloliaren  Beortheilang  das 
erste  m  den  GiBiree  anffidknd  korae,  in  der  Ep.  anffidlend  lange 
Gap.  Aber  Auguttne:  Breviator  wie Epitomator  haben,  über  Mass 
und  Modalität  ihrer  Arbeit  praktisch  noch  nicht  recht  aufgeklärt, 
hier  offenbar  noch  experimentirt.  So  erscheint  denn  "die  Notiz  über 
die  Bi^eniBgBieit  des  Kaisers  £p.  8  30  ansnahmsweiBe  am  Ende 
des  Gap.  statt  wie  spAter  zo  Anfang,  ftbrigens  nnsweifelhaft  nach 
Soet  Aug.  β.  Da  aber  entspreohend  die  Anwendung  von  iste  nnd 
hic  hier  noch  kein  so  entscheidendes  Criterium  abgiebt  und  die 
Relationen  des  iSueton  und  des  Α·  V.  wohl  ausnah  ms  weise  mehr 
ioflinandergefloesen  sind,  so  ist  es  misslich,  näher  bestimmen  m 
wollen,  wie  weitSaeton  Ang.  21.  25.  84.  28  in  den  §  8.  11.  17. 
19  benutzt  sei.  Es  wird  nicht  überflüssig  sein  beizufügen,  dass 
hic.  iste  nicht  immer  iiothwendig  auf  einen  Wechsel  der  Quelle 
weist,  sondern  ausnahmsweise  aooh  gesetzt  wird,  wo  der  Epitomator 
in  seiner  Quelle  einen  Sprung  gemacht  hatte,  wo  also  ein  nenee 
Ezeerpt  beginnt,  8.  B.  im  Claudios,  Ep.  4,  §  2.  3  (iste,  bic),  wo 
das  zwischen  ^  2  und  3  Uebersprungene  in  dau  Cäs.  3,  17 — 20 
erhalten  ist. 

Immerhin  dürften  die  im  Vorstehenden  gegebenen  Grundstriche 
(ÜDsieheree  ist  absichtlich  übergangen  worden)  vollkommen  genü- 
gen, um  die  Arbeitsmethode  des  Epitomators  ins  lieht  zu  stellen. 

Glauben  wir  an  eine  dirccto  Benutzung  des  Sueton,  so  wird  z.  B. 
die  lückenhafte  Stelle  in  S.  Nero  49:  νϊγο  dei'ormiter,  turpiter 
nach  Ep.  5,  7:  dedecorose  Tixi,  torpins  peream,  ergänat  werden 
d&rfen. 

6.  Die  ans  der  Epitome  c.  1 — 11  an  ziehenden  Brnoh- 

stücke  des  Aurelius  Victor. 

Da  die  yollstftndige  Erhaltung  desSaeton  une  möglich  macht, 
genau  die  Sätze,  ja  fast  die  Worte  zu  bestimmen,  welche  der  Epi- 
tomator c.  1 — 11  dieser  Quelle  verdankt,  da  femer  andere  TheÜe 
der  genannten  Abschnitte  sich  meist  wörtlich  mit  den  Gäsaree 
decken  (was  anasnfthren  hier  entbehrlieh  ist),  so  bleibt  mnerhalb 
der  angegebenen  Grensen  der  Epitome  nur  noch  eine  chitte  Masse 
übrig,  welche  entweder  einer  dritten  Quelle  angehört,  oder  gleich- 

*  Ein  ähnlicher  Sprung  ist  auch  Ep.  0,  5.  6.  primam,  praeterea 
oSmbar,  di^in  den  Us.  9,  8  ein  QUed  mit  dein  in  die  Mitte  tritt. 


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800 


Auieliiis  Vicior. 


&11β  auf  Α.  y.  Borückgehti  und  nur  darnm  in  den  Cfteira  feUk^ 
weil  diese  Sehrift  selbst  nur  ein  Anszag  ans  dieeeiu  Sobrifteleller 

ist.  Welcher  der  dritte  Quellenschriftsteller  sollte  gewesen  sein, 
liesae  eich  freilich  mich  uicht  einmal  verinuthungeweise  bestiDinieii, 
wogegen  umgekehrt  die  Annahme  der  Contamination  ans  sw«  An- 
toren  Alles  ffSat  sich  hat. 

Schon  in  den  mit  den  Cäsares  parallel  lanfenden  Partien  der 
Epitomc  finden  sich,  wie  Opitz  niehrjach  hervorgehoben,  hin  und 
wieder  einzelne  genauere  ADgn])on  und  bestimmtere  Wendungeo, 
welche  unmdglioh  als  willkarliohe  Abändemngen  des  EpitomaAois 
eufgefaset,  sondern  nnr  als  Bestandtheile  des  Tollst&ndigen  A.  Y. 
erklärt  weiden  können.  Iiier  genügt  es  ein  schlagendes  Beispiel 
anzuführen.  Titus^  der  einigen  Verschworenen  verziehen,  fuhrt*; 
dieselben  an  einem  Fechterspiele,  hiess  sie  neben  sich  Platz  nehmen, 
nnd  fibergab  ihnen  ftirchtlos  das  Schwert  mom  Gladiators.  Dss 
drückt  die  Epitome  ans :  petito  ex  indnstria  rnnrntttmumiy  quarm 
pngnae  visebantnr,  gladio;  die  Cäsares :  petito  ex  industria  gla- 
diatorLs,  quorum  pugnae  visebantur,  gladio,  wo  doch  die  Verbin- 
dung gladiatoris  gladius  nnd  noch  mehr  die  Anknüpfung  des  Belar 
tivsatzes  g^en  den  Breviator,  die  sachlich  genauere  Angabe  da 
Epitomators  für  diesen  spricht,  der  auch  allein  angiebt,  dasi 
Titus  vor  dem  Gange  ins  Theater  den  Schuldigen  einen  Zuspruch 
erthcilt  habe. 

Wo  aber  die  Epitome  um  ganie  Sfttae  reicher  ist  als  die 
Gttsares,  da  werden  wir  dieselben  dem  A.  V.  snspreehen,  wenn  wir 

darin  die  Merkmale  des  Stiles  des  Λ.  V.  vor  Allem  den  coloT 
Sallustianus  erkennen.  Daher  betrachten  wir  2,  §  3  ff.  (Tiberins) 
als  Ezcerpt  aus  A.  V.,  weil  satis  fortunatus  sallustianische  Redens- 
art ist  (Catil.  25,  2),  prndens  in  armis  an  Sali.  Hist.  4,  61,  16  D. 
belli  prndens  (stott  ]ieritu8)  erinnert,  quibns  consnltnm  cnpidiat 
an  Jng.  112.  3  (si  ainbobus  consultum  vellet),  und  weil  die  Worte 
quae  res  .  .  .  peseumdedit  gar  zu  oft'enbar  denen  Salluste  Jug- 
42,  4  quae  res  .  .  .  pessnmdedit  entsprechen.  Zndem  haben  wir 
in  bonos  qnosque  und  in  dem  GomparatiY  eloquio  clarior  den  Stil 
des  A.  V.  (oben  S.  201),  und  abgesehen  von  allen  Einzelheiten 
Bchöplen  wir  aus  der  ganzen  sprachlichen  Darstellung  den  sicheren 
Eindruck,  dass  wir  jedenfalie  keine  Stilprobe  des  fipitümators 
Yor  uns  haben,  dessen  eigenes  Latein  einen  gar  sa  grellen  On- 
*  trast  bildet. 

Im  Nero  (Ep.  5,  2)  stammt  die  Einführung  des  Ausspmcbes 
Tralaus  über  Neros  ^uinqueuuium  mit  'quidam  prodidere'  ^vgL 

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AoreUos  Victor. 


301 


Cfti.  9.  38.  41),  welche  Worte  in  den  C&e.  fehleo,  aller  Wahrschein- 
Edikeit  nach  τοη  Α.  Υ·,  wie  aoeh  in  den  genaueren  Angaben  über 

den  Tod  des  Kaisers  (5,  7)  spracliliche  Spuren  fadventare,  s.  oben 
S.  290;  noctis  medio  statt  des  gewöhnlicheren  media  nocte,  wie 
«MklL  Hiet.  2j  77  medio  diei)  auf  denselben  Autor  zurückleiten. 

Der  Bericht  über  das  £nde  Domitiane  (11,  9  ff.)  wird  trota 
«meiner  Uebereinetimmnngen  mit  Sneton  anf  A.  Y.  Burfickgeheo, 
da  wir  dessen  Latinität  in  dem  Phual  saevitiis  (wie  Sali.  Hist, 
1,  9],  Norbanus  Appias  ^  ^oben  S.  290),  in  dem  zu  Anfang  des 
Satzes  geetellten  igitor  (oben  290),  vielleicht  auch  in  graeeari 
(SeU.  Jag.  64),  tetrior  (Gäs.  3.  4.  40.  41)  erkennen  dftrfen. 

Jetat  wird  uns  ancb  dae  in  einer  AusnahmeeteUnng  befindliche 
erste  (  apitel  über  Augustus  etwas  deutlicher  werden:  dtim  in  den 
ungedeckten  Partien  der  Epitome  sind  die  Spiu*en  der  sailustiani- 
nbea  Diction  leicht  aufsufinden,  s.  B.  g  21  oceulte,  palam  =  SalL 
Hiit  1»  48,  18;  eapra  quam  aeetimari  poteit  =  Sali.  Gat.  5,  8 
snpra  quam  eniqnam  eredibile  eet ;  §  31  nnnqnam  re  publica  po* 
tiretur,  nisi  .  .  bonis  abundasset  ist  die  consecutio  teinporum  wie 
Gie.  5,  15  ni  subvenisset,  facinos  patraretur.  Täuscht  nicht  Alice, 
m  bat  der  £pitomator  mehr  aus  A.  Y.  geechöpit,  ab  dae  magere 
Ezoerpt  der  Cftaares  wfirde  erratben  lassen. 

Die  in  den  Cäsares  fehlende  Erzählung  von  dem  Soldaten, 
welcher  den  Blick  des  Augustus  nicht  ertragen  konnte.  Ei>it.  1,  20 
findet  sich  auch  in  der  Form  ziemlich  übereinstimmend  bei  Servins 
sd  Aen.  8,  680,  angeblich  nach  Sneton. 

Ep.  Oculomm  adem  clarissimo-    Serv,  Natnraliter  Augustus  ig* 

TOm  siderum  modo  vibrans,  Ii-  neos  oculos  habuisse  dicitur,  adeo 
benter  accipiebat  cedi  ab  inten-  ut  obtutum  eins  nemo  contra 
deatibus  tanquam  aolis  radiia  aspeetare  posset:  deniqne  qui- 
Mpeetn  boo,  A  cuius  facie  dum  dam  eques  Bomanus,  interroga^ 
φDdan  mtles  oculos  a?erteret,  tue  ab  eo,  cur  se  yiso  yerteret 
et  interrog.iretur  ab  eo,  cur  ita  facieni,  dixerit:  Quia  fulnicn  ocu- 
faceret,  respondit:  Quia  folmen  iorum  tuorum  ferre  non  possum, 
ocnlomm  tnoram  ferre  non  poe-    sicnt  ait  Suetoniue. 


^  Die  Conjectar  von  Opitz  statt  des  überlieferton  norbannm  lap- 
piom  zu  schreiben  L.  Appium  Norbanum,  wird  schon  darum  verdächtig, 
weQ  A.  Y.  nur  'Kaiser*  mit  dreifiichem  Namen  su  beseichnen  pflegt 
(Gees.  2.  17.  19.  25.  28),  dem  Epitomator  aber  solcher  Luxus  gänslich 
fremd  ist. 


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802 


Aureliua  Victor. 


Freilich  in  dar  vita  Divi  Augoati  wird  man  sie  vergeblich  guche, 
und  ebenso  wenig  na  die  Benntiang  einer  Terlorenen  Schrift  Suetani 
denken  wollen.  Vielmehr  dürfte  Serrine  die  etwa  im  J.  395  (Tod 

des  Theodosius)  oder  396  abgeschlossene,  aber  wahrscheinlich  ano- 
nym heraoflgegebene  Epitome  vor  sich  gehabt  und  den  Namen 
Soeton  nnr  darom  lugeeetsi  haben,  weil  die  ersten  Gap.  der  Epi- 
tome in  der  That  Excerpte  ans  Sneton  entbaUen,  Servins  also  lock 
in  dieser  Kotii  ein  Fragment  dieses  Historikers  yermntiieo  konnle, 
oder  weil  der  Name  Sueton  für  Kaiserbiograpliieu,  inclus.  Cäsar,  fast 
typisch  geworden  war,  hat  dooh  Sidonius  Apollinaris  Epist.  9,  U 
den  Sneton  fikr  den  Vf.  der  oonunentarii  de  hello  Oallioo  gehsltm. 
Mdglich  ist  allerdings  aneh,  Servins  habe,  ans  blossem  Gediehtm 
oitierend,  einfach  geirrt,  oder  er  habe  seiner  Mittheilnng  dnrdi 
Beifügung  der  Autorität  bei  den  Lesern  mehr  Glauben  verschaüen 
woUeo.  Andrerseits  kann  man  auch  in  der  Citation  des  Servins 
eine  Bestfttignng  dafür  finden,  dass  die  Epitome  damals  nicht  iU 
blosser  Aussog  ans  A.  V.  anfgefasst  wnrde,  sondern  dass  msa  Hb 
Gegentheilo  in  den  c.  1—11  die,  wie  wir  in  Abweichung  von  Opitx  j 
f^lanben  nachgewieeen  zu  haben,  direct  aus  Sueton  geflossenen  Be-  | 
standtheile  anerkannt  habe.    VgL  Both^  praef.  Snefc.  p.  Gl  sq.  ( 

7.  Die  Benutzung  des  Tacitns  durch  Aurelius  Victor.  ^ 

i 

Nachdem  das  litterarische  Eigenthuni  des  A.  V.  aufgesucht, 
und  einestheile  in  dem  Excerpte  der  Cüsares,  anderntheüs  in  deo 
nichtsuetonischen  Partien  der  Epitome  l — 11  aufgefunden  wordeo 
ist,  dflrfon  wir  die  PsrsÖnlidikeiten  aweiteo  Raagesy  den  Epitoaa- 
tor  und  den  Breviator,  abdanken  und  unsere  leiste  Betraobtas^ 
dem  Originalschriftsteller  selbst  und  seinen  Quellen  widmen,  uuil 
awar  vorzugsweise  den  Capp.  1  — 11. 

Der  scharf  markierte  Einschnitt,  den  A,  V«  op.  11  nach  Do- 
mitian gemacht  hat,  ist  ndum  sachlich  so  gut  motiviert,  dass  wir 
daran  keinen  sichern  Anhaltepnnct  haben,  um  denselben  nothweodg 
mit  der  Benutzung  des  mit  Domitian  schliessenden  Sueton  in  Ver- 
bindung zu  bringen.  Dass  übrigens  A.  V.  den  Sueton  benutzt,  in 
freierer  Weise  natürlich,  ab  der  mechanisch  contaminierende  £pi- 
tomator,  das  bleibt  gleichwohl  eine  Thatsaohe,  welche  dnrdi  die 
Untersuchung  von  Opitz  über  allen  Zwcilil  erhoben  worden  ist. 

Der  Eiuechuitt  nach  Domitian,  und  ein  entsprechender  \^Λch. 
Nero,  kann  aber  auch  auf  die  Yermuthung  führen,  A.  V.  habe  den 
Tacitns  benntat.  Obschon  Opita  eine  nemlidhe  Zahl  von  Bsrtdi- 
rungspuncten  awischen  beiden  Autoren  nachgewiesen  hat,  so  kommt 


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Amliii»  Yietor. 


808 


er  doeb  sa  dem  Reeoltate,  dm  eine  directe  Benntenng  nicht  an- 
zunehmen, sondern  das  beiden  Autoren  Gemeinschaftliche  wahr- 
scheinlich auf  Aufidius  Bassuä  und  Pliuius  zurückzuführen  sei. 
Wenn  wir  «oe  den  erhaLtenen  Büchern  dee  Tacitiu  das  Qegentheil 
gUmhlich  m  machen  verraehen  werdeui  eo  wird  aioh  darana  he- 
tttmmen  laeeen,  in  welcher  Weise  die  Terlorenen  τοη  Α.  Υ.  Ter- 
werthet  seien.  Attsserdem  aber  soll  die  Untersuchung  darthun, 
dass  man  sich  zweimal  vorzusehen  habe  bei  Bestimmung  der  Quellen 
ftber  die  erhaltenen  Schrifteteller  hinaus  gleich  anf  die  verlorenen 
SQrfiebragmfen,  wie  es  hd  Livius  und  Polyh,  der  Epitome  und 
Soeton  gescheheD  ist.  Der  Weg,  auf  welchem  man  zu  solchen 
Ergebnissen  gelangt,  ist  doch  ein  höchst  schlüpfriger.  Von  der 
nnerwieseiien  Voraussetzung  ausgehend^  der  jüngere  müsse  den 
ikeroi  nahem  wfirtlioh  copiert  haben,  Tergleioht  man  iwei  Autoren, 
findet  ein  Dntaend  Uebereinetimmnngen,  im  dreiaehnten  Falle  eine 
Abweichung,  worauf  sofort  der  Rückzug  augetreten,  die  Annahme 
der  Benutzung  aufgegeben,  und  auf  einen  verlorenen,  von  beiden 
benatzten  Qaellenscbriftsteller  zurückgegriffen  wird,  der  eich  in  der 
B«gel  leicht  darbietet,  ja  dessen  Wahl  einem  Tor  lauter  embarras 
de  richesse  mitunter  recht  schwer  wird.  Man  hat  dabei,  indem 
man  an  die  Stelle  der  bekannten  Grösse  eine  unbekannte  setzt, 
den  Vortheil,  in  der  Kegel  vor  Widerlegung  gesichert  zu  sein ;  aber 
es  ist  damit  der  Hi^^riographie  ein  aweifelhafter  Dienst  geleistet, 
wenn  dem  Historiker  nidit  einmal  so  ydei  Freiheit  ingemuthet  wird, 
in  einen  aus  einer  bestimmten  Hauptquelle  gezogenen  Bericht  auch 
eine  oder  mehrere  anderswoher  geschöpfte  Notizen  einzusetzen, 
wie  diese  bei  dem  Contaminatioosverfahren  der  Alten  so  oft  und, 
wie  wir  soeben  gesehen  haben,  nach  τοη  dem  Epttomator  augen- 
•cheinKch  geschehen  ist.  · 

Halten  wir  uns  sunftchst  an  die  geretteten  Bücher  des  Taei- 
tus,  80  finden  wir  im  Augustus 

Caes.  1.  illectis  per  dona  mili-  Annal.  1,  2  ubi  militem  donis, 
tibns  atque  annonae  cnrandae  popnlum  annona,  eunetoe  dulce- 
speeie  Tulgo,  ceteros  band  düfi-    dine  otii  pellesit,  insuigere  paa- 

cnlter  subegit.  latim. 

ein  um  so  günstigeres  Omen,  als  man  die  historische  Einleitung 
dee  Tacitos  als  dessen  ^ig/tmUm  £igenthum  anzusehen  geneigt  sein 
und  hier  nicht  wohl  eine  gemeinschaftUobe  Quelle  beider  yoraus- 
setsen  wird.  Auch  der  Trost,  dass  der  römische  Staat  durch  An- 

guetud  wieder  zu  seiner  ursprünglichen  Ilegierungsform  zurückge- 
kehrt  sei,  den  Tacitus  au  Anfang  der  AnmUen  zwischen  den  Zeilen 


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804 


AnreliiiB  Victor. 


aiuzaepreolieii  scheint  (wenn  er  nicht  darum  mit  der  Gründung 
Roms  begonnen  hat,  weil  es  Brauch  der  Annalisten  war,  wenig- 
stens einleitungsweise  ab  urbe  condita  aus/uliolen),  erscheint  an  iler 
Spitze  des  aureUaniecheu  Werkes  llpit.  1,1:  mos  Kumae  r^etittts  uoi 
prorsos  parendi»  was  in  den  Gees.  1,  l  ungeschickt  mit:  mos  etoa 
Romae  incessit  ταά  prorsus  parendi,  auBgedrflckt  ist.   Endlich  er* 
kennt  man  in  dem  nämlichen  ersten  Cap.  über  Augustas  die  Spar 
des  Tacitus  in  der  ungünstigen  üeuitheilung  der  Livia  wieder,  die 
nach  £pit.  1,  27  (=  Aur.  Victor)  Agrippam  odio  ncverodi  in 
inimlsm  rel^gayerat  =  Tac  Ann.  1,  SAugastnm  devinxerat  sdeo, 
nti  Agrippam  in  insnlam  Planasiam  proiceret,  und  1,  6  Liviam 
novercalihus  odiis  invi.>i  iuvenis  caedein  K'stiaavi.^st',  während  Sue- 
ton  in  dem  Motive  und  dem  Orte  der  Verbannung  abweichend  vou 
Auguetus  berichtet:  Agrippam  ob  ingenium  sordidum  ao  ferox  ee- 
posuit  Surrentum,  Aug.  65.  Und  nochmals  stimmt  in  der  Angahe 
der  £pit.  1,  27  (=  Anr.  Victor)  Nolae  morbo  interüt,  (=  Soet. 
Aug.  98  in  redL'Uudo  adgravata  valetudine  Nolae  succulmit)  quani- 
c^uam  alii  scribant  doio  Liviae  eztinctam,  der  Zusatz  mit  Tac. 
Annal.  1,  5  qnidam  scelns  oxoris  snspeotabant,  weiche  Versiofl 
Tacitus  selbst  durch  die  folgende  Relation  von  dem  Besuche  auf 
Plannsia  begünstigt  und  durch  frühere  Erzählungen  (1,  3  GahuD 
mors  fato  propera  vel  Liviae  dolus  abstulit)  dem  Lesur  nahe  genug 
gelegt  hat.  So  glauben  wir  uns  durch  das  Ergebniss  der  Verglei- 
chung  fOr  den  Abschnitt  Über  Auguetus  Torl&nfig  aufrieden  geben 
zu  dürfen,  wenn  auch  bei  dem  geringen  Umfange  der  benntsten 
Partie  (  Aiuial.  1,  1 — 6)  ausser  Tacitus  und  Suetou  von  A.  V.  noch 
andere  Quellen  müssen  zugezogen  worden  sein.   Die  uugefügeu  Bac- 
trer  (Caes.  1,  at  lodi,  Scythae,  Garamantes  Bactri  legatos  mitte- 
reut  orando  foederi,  tacitinischer  Dativ  des  Zweckes)  sind  vidleieht 
aus  Parthi  verdorben,  coli.  Epit.  1,  8  nnd  Snet.  Aug.  21. 

In  dur  Schilderung  des  Tiborius  frappiert  zunacht  die  Con- 
gruenz  von  Cäs.  2,  1  eabdolus  et  occultior  mit  Tac.  Ann.  0,  57 
occultum  ao  subdolum,  wobei  die  Bevoraugung  des  CompsraUv 
schon  oben  S.  291  ihre  Erklärung  gefunden  hat  Wenn  femer 
Sueton  Tib.  40  meldet,  der  Kaiser  habe  sich  nach  Capreft  begeben, 
namentlich  weil  die  Insel  einen  einzigen  Landungsplatz  besitze  und 
er  sich  dort  am  sichersten  gefühlt  habe«  so  giebt  A.  V.  als  Motiv 
an:  dum  urbem  et  conventus  exsecratur,  gerade  wie  Tac.  Ann. 
4,  67  sagt  :  perosns  rannicipia  et  colonias,  und  des  Befehles  ge- 
denkt, ut  coucuraus  oppidanorum  disposito  milite  prohiberentur. 
Die  Stelle      it.  2,  8  Maroboduum  Sucvorum  regem  callide  circum- 


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AnreUne  Victor. 


806 


vwit  bat  gldehfalis  sc^on  OpitB  mit  Tao.  Ann.  2,  66  Sneboa  r^gem* 
qne  Marobodnnm  paee  olietrietam  verglichen,  woro  negativ  bemerkt 

werden  mag,  dass  Siieton  Tib.  37  Marubodum  Germanum  ad  se 
eitractum  non  retnisit  die  Quelle  nicht  sein  kann,  weniger  wegen 
der  venobiedenen  Nameneform,  als  wegen  des  nicht  genannten 
Volkes.  Vgl.  anch  £pit.  2,  6  mit  Tac.  Ann.  1,  11—13. 

Die  Bücher  dee  Taeitns  Aber  OlandiuB  eind  nnr  tbeilweise 
erlialt«'ii,  für  Nero  fehlt  das  Kude  der  Regieruug :  gleichwubl  fehlt 
es  aach  hier  nicht  an  BerühraDgepankten,  welche  man  bei  Opitz 
naaDmengeetellt  findet.  , 

Bei  G alba  ist  an  bemerken,  dass  dae  Lob  dei  A.  V.  Epit. 
6,  3:  provincias  egregie  adminietravit  mit  Sneton  Galba  9:  varie 
et  inaeqaabiliter  provinciam  rexit,  primo  acer  et  vehemens,  pau- 
laüm  in  desidiani  segnitiemque  convereue  contrastiert,  andremeits 
aber  mit  Tac.  Biet.  1,  49:  Africam  moderate,  Hiepaniam  pari 
ioititia  eontiDait,  arasammentrifft.  Beeondera  dentlicb  aber  glauben 
wir  die  Heiuitzung  des  Tacitus  in  der  von  A.  V.  (Cäs.  G,  3  und 
Epit.  6,  l)  auf  7  Mouate  und  7  Tage  berechneten  Kegierungsdauer 
η  erkennen,  mit  welcher  er  gana  allein  ateht,  da  Sueton,  der  Ghro« 
oograpb  aom  J.  854,  Entrop,  Hieronymus,  Gassiodor,  Grosius,  Dio, 
ZoBiras,  Gedrenus  sich  in  drei  von  ihm  abweichende  Angaben  thei- 
len;  7  Monate,  8  Mon,  12  Tage,  9  Mon.  13  Tage,  welche  letzte 
Berechnung  auf  den  13.  April  68,  wo  Galba  von  seinen  Soldaten 
nm  Kaiser  ansgemfen  wurde,  basiert  ist.  Nun  ist  aber  der  Todes- 
tag Neros  der  9.  Jnni  68;  der  Galbas  naeb  Tacitos  der  16.  Jannar 
69,  was  fftr  die  Regierung  β  volle  Monate  nnd  37  ungerade  Tage, 
d.  h,  eben  genau  7  Mon.  7  Tage  ausmacht. 

In  dem  kurzen  Leben  0  thos  hat  Opitz  die  Differenz  zwischen 
Cis.  7,  2  Veronensi  proeUo  pulsus  und  Epit.  7,  2  apud  Betriaeum 
▼ietos  aus  einem  dem  Taeitus  (Bist.  2,  28  Bedriaci  sistit:  inter 
Veronam  Gremonamque  sttus  est  vicns)  entsprechenden  Ausdruck 
des  A.  V.  hergeleitet,  indem  der  Breviator  und  der  Epitomator 
deüBelbcD  in  verschiedener  Weise  kürzten.  Die  auf  37  Jahre  an- 
gegebene Lebensdauer  ist  die  taciteische  (Bist.  2,  49),  während 
Saeton  nnd  Entrop  ihm  38  J.  geben. 

Im  ViteUins  endlich  scheint  A.  V.  hinsichtlich  des  Todes 
des  Sabiuus  einen  Irrthum  begangen  zu  haben,  obschon  es  aller- 
<ÜQg8  schwierig  ist,  aus  den  widerstreitenden  Angaben  von  Gas. 
8,  δ  und  Epith  8,  4  die  Fassung  des  A.  V.  lu  reoonstmieren.  Im- 
nsrliin  deutet  die  Erwftbnung  der  Gremonien,  welche  bei  Suet.  Vit. 
15  fehlt,  auf  ein  Missverständnitis  von  Tac.  iliät.  3,  75  coli.  74· 
atete.  Mm.  t  PbUoL  H.  1*.  XZIZ.  20 


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soe 


Aurelius  Victor. 


Ifan  kann  sich  denken,  Sabinus  sei  nach  A.  V.  bei  dem  Brande 
des  Kapitols  ersUokt  und  der  Leiobnam  nach  den  Gemomen  ge- 
schleppt worden,  was  der  Epitomator  nnyoraiehtig  mit:  per  Malai 
Qemoniae,  ubi  Sabinum  necari  pertniserat,  auigedrfiekt  haben  m«g. 

Iliemit  ist  die  grössere  Hälfte  des  Weges  zurückgelegt.  — 
Die  bei  Sueton  fehlenden  oder  mit  ihm  in  Widerspruch  stehenden 
Nachrichten  des  A.  V.  über  die  in  der  taciteiechen  Ueberlieferaog 
fehlenden  Kaiser  ala  taoiteiech  ansoeprechen  haben  wir  eine  doppelte 
Berechtigung,  einmal,  wenn  sie  mit  gelegentlich«!  Aeneeernngen  in 
den  erhalteiuMi  Büchern  des  Tac.  zusammentreffen,  zweitens,  wenn 
sie  zu  der  geschichtlichen  Auffassung  des  Tac.  passen.  Allee  Nicbt- 
•neionieohe  bei  A.  Y.  sofort  eämmtiich  aof  den  Namen  des  Tse. 
so  setzen  sind  wir  nicht  befngt  da  der  Vf.  jedenfalls  mehr  sie 
zwei  Quellen  benntst  hat,  und  selbst  Anfidins,  Plinios  (a  fioe  Αο· 
fidii  Bassi)  nicht  ausreichen  würden,  die  plures,  alii,  quidani  u.  s.  w. 
(Cäs.  4,  13.  5,  8.  9.  9,  6.  Epit.  1,  27.  5,  2.)  zu  decken.  So 
fehlt  die  Mittheilung  über  den  unter  Claudius  erschieneneo  Phönix 
(Gfis.  4,  14)  bei  Sueton,  weicht  von  Plin.  n.  h.  10,  6  und  Tse. 
6,  84  (28)  ab,  und  stand  schwerlich  bei  Anfidius,  da  diese  Fliniai 
anaulühren  kaum  unterlassen  hatte. 

Im  C  a  1  i  g  u  l  a  kann  die  Bemerkung  über  die  Beschuhu^g 
und  die  Beliebtheit  des  kaiserlichen  Prinsen  nicht  aus  Sueton  ge> 
flössen  sein,  der  darüber  oap.  9  kurz  hinweggeht ;  wohl  aber  finden 
wir  inhaltlich  Alles  bei  Tacitus  1,  41:  quem  militari  yocabulo 
Caligulam  appellabant,  quia  plerumque  ad  conciliunda  vulgi  studia 
(Epit.  3,  3  omuibuB  carus  acoeptueque,  Cäs.  3,  4  legionibus  c  a.) 
eo  t^mine  pedum  induebatur. 

Im  Nero  hebt  A.  V.  hervor,  der  Kaiser  habe  gerade  gleidi 
viele  (14)  Jahre  regiert,  wie  sein  Stiefvater,  eine  Benioikung,  die 
bei  Sueton  fehlt,  bei  Tac.  Dial,  17  sich  aber  vorliudet  (udice  (jua- 
temos  denosClaudii  etNeronis  annos),  wornach  die  Annahme  nicht 
SU  kühn  sein  wird,  sie  habe  auch  bei  der  Darstellung  des  Todes 
Neros,  B.  16  Ende,  eine  Stelle  gehabt.  Sie  begegnet  uns  noch- 
mals bei  Ausonius  de  XII  ('aes.,  welcher  in  seiner  Schilderung  des 
Galba  (Tetrasticha  7)  sicher  den  Tacitus  Hist.  1,  49  benutzt  hat. 

Um  das  dem  Kaiser  Yespasiaa  ertheilte  Lob,  er  habe  durch 


*  Da  die  nicht  ans  Sueton  gezogenen,  und  wahrscheinlich  zum 
grossen  Tbeilc  taciteisohen  Angaben  des  A.  V.  vielfach  bei  Dio  wieder- 
kehren, so  müsste  eine  von  diesem  Schriftsteller  aas  ontemomniene 
DetaUantersuchung  die  Fnge  noch  aufhellen. 


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Αατθίίαβ  Yiotor, 


m 


ΐβίο  gaiee  Beispiel  dem  Loxns  entgegengewirkt  su  Qbergehen 
(Oii.  9,  6.  Epik  9,  6),  weldiee  ibm  ähnlich  von  Tao.  AjuuL  3,  56 
(fgL  aiieh  Snet.  Yesp.  12)  gespendet  wird,  dürfen  wir  noch  darauf 

hinweisen,  dass  A.  V.  den  Titus  (Ciis.  10,  5)  vencno  sterben  Hess: 
denn  die  Notiz  Epit.  10,  lö  febii  interiit  stammt  direct  aus  Sueton 
und  liest  eich  auch  nicht  mit  Cae.  11,  1  Doroitianue  fratris  optimi 
neeej  pri^ato  eodere  amentior,  vereinigen.  Führen  wir  jene  erate 
Angabe  anf  Tac.  sorfiek,  so  zeigt  sie  uns  den  Historiker  gerade 
80  schwarzsebend,  wie  er  e.«  in  .seinem  ürtheile  über  den  Tod  des 
Aogaetue  (oben  S.  3ü4j  und  seines  Schwiegervaters  (Agr.  43)  ge- 
weMO  iet,  und  awar  trifft  im  sweiteu  Falle  der  Verdacht  den  näm- 
lichen Eaiaor,  den  Domitian. 

Beachten  wir  auch,  dass  A.  V.  seine  Kaisergeschichte  mit 
der  Schlacht  von  Actium  beginnt  {;inno  urbis  septingentesimo  vice- 
ttmoquc  secundo,  Cäs.  1,  1.  Epit.  1,  l),  was  durcbaus  nicht  seihet- 
ferttändlich  ist.  Denn  Sueton  beginnt  mit  Julius  Gäear;  Andere 
rechneten  vom  ersten  Consulate  des  Augnstns  an  (710),  wieder 
Andere  von  dem  sechsten  (725).  Tacitns  aber  macht  seinen  Ein- 
schnitt mit  der  Schlacht  bei  Actium  (IJist.  1,  1),  so  dass  von  da 
bis  auf  Galba,  mit  welchem  die  Historien  beginneu  (68/69  n.  Chr.) 
gerade  ein  Jahrhundert  aoegefüllt  wird.  Dass  es  Tac.  nicht  mehr 
vergönnt  gewesen  ist,  die  Geschichte  von  Actium  bis  auf  den  Tod 
des  Augustus  zu  sciireihen,  venuai,'  an  der  g!iu/en  lu'chnuiig  natür- 
lich nichts  zu  lindern,  da  sein  ITau  deutlich  genurr  ausgesprochen  ist. 

Taoiteische  Wendungen  Hessen  sieh  mehrfach  hei  Α·  V.  nach- 
weisen: ein  sicherer  Beweis  für  die  Benntaung  des  Tao.  duroh  A. 
V.  kann  indessen  mit  stilistischen  Mitteln  nicht  wohl  erbracht 
werdeil,  weil  einmal  diese  Keminiscenzen  unbedeutend  sind  und  A. 
Y.  nicht  wörtlich  abzuschreiben  gewohnt  ist,  namentlich  aber,  weil 
er  die  tadteisohen  Wendungen  nicht  nothwendig  direct  aus  Tac. 
benagen  au  haben  braueht»  sondern  dieselben  schon  in  den  verlore- 
nen Historien  Sallusts,  der  gemeinschaftlichen  Fundgrube  sowohl 
des  A.  V.  als  auch  des  Tac.  gebraucht  sein  konnten.  Suspectare 
(Epit.  11,  11)  ist  z.  B.  ein  Lieblingewort  des  Tacitus,  es  konnte 
aber  auch  schon  bei  Sallust  stehen,  und  da  es  auch  von  Apuleina 
eft  gebrancht  wird,  so  liegt  kaum  eine  Wahrscheinlichkeit  vor,  dass 
es  der  Afrikaner  A.  V.  gerade  aus  der  Leetüre  des  Tac.  müsste 
gezogen  haben.  Vgl.  auch  oben  S.  287  über:  summa  imis  miscerc; 
0U.  30  Gallo  favor  quaesitus  mit  Tac.  Ann.  1,  52.  13,  15.  Be- 
Modere  £rwiymnng  verdient  jedoch,  dass  die  fatalistisohe  An- 
echauong,  die  A.  Y.  Cfts.  35,  13  ausspricht:  quod  factum  edocuit, 


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80β 


AureUus  Victor. 


onncta  in  orbis  modo  verti,  selbst  im  Wortlaute  auffallend  aoTac. 
AiUL  3,  55  erinnert:  niei  forte  rebus  ewusüs  ineet  qnidarn  τβΐηΐ 
OfüSf  ut  qoemadmodvm  iempormn  Tices,  ita  momm  vertatUur, 

Selbst  abgesehen  von  allen  bisher  vorgebrachten  Argnmenten 
mÜBsten  wir  es  an  sich  für  wahrscheinlich  erachten,  dass  A.  V. 
aoeeer  den  Biographien  Suetons  auch  den  Tacitus  benutst  habe; 
denn  er  ergänzt  jenen,  nnd  stand  sogar  als  Annalist  unserem  Anter 
noob  n&ber.  Das  sallustianische  Colorit  des  Stiles,  welches  wir  bei 
A.  V.  gefunden,  ist  ebenfalls  ein  Moment,  welches  uns  bei  ihm  die 
Uochschätzung  des  selbst  nach  Sallust  gebildeten  Tacitus  voraus- 
setaen  läset»  Sicher  wäre  der  grosse  Umfang  des  taciteisekoi 
Werkes  kein  .hinlänglicher  Grund  gegen  unsere  Annahme:  deoa 
der  Vf.  stellte  sich  doch  nicht  billiger,  wenn  er  (wie  Opita  ver- 
muthet)  statt  des  Tac.  den  Aufidius  Bassus  und  den  Plinius  stu- 
dierte, dessen  Werk  allein  31  Bücher  füllte.  Zudem  haben  sich 
die  Alten  sehr  wohl  durch  £pitomae  zu  helfen  gewussti  Aber  gt- 
rade  im  4.  Jahrb.  muss  das  Studium  des  Tac  wieder  gewonnen 
haben  (nachdem  Kaiser  Tacitus  yerordnet  hatte,  dass  jährlich  sehn 
Abschriften  des  Geschichtswerkes  seines  Namensvetters  genommen 
werden  sollten),  wofür  uns  den  sprechendsten  Beweis  Ammian  lie* 
fert,  der  wenig  später  als  A.  V.  den  Tacitus  fortgesetst  und  in  seinein 
Werke  sahireiche  Spuren  des  Studiums  seines  Vorgängers  hinter- 
lassen hat. 

Sollten  auch  nicht  alle  T^eser  überzeugt  worden  sein,  su  wird 
doch  sicher  der  Grundsatz  unangefochten  bleiben,  dass  die  jetzt  so 
beliebten  Qnelleniragen  nicht  einseitig  Yom  sachlichen  Standpunkte 
ans  angegriffen  werden  dürfen,  sondern  dass  Themata  wie  'die 
Benutzung  des  Tacitus  durch  A.  V.',  *  des  Sueton  durch  den  Epi- 
tomator\  *die  Ausscheidung  des  Eigenthumes  des  A.  V/  nur  durch 
die  Verbindung  historischer  und  sprachlich-lexicalischer  Forschung 
gelöst  werden  können.  Und  da  so  viele  Probleme  in  der  Geschichte 
der  griech.  und  rdm.  Litteratur  ungelöst  oder  falsch  gelöst  sind, 
so  bleibt  es  jedenfalls  eine  Ehrensache  der  Philologie,  den  Histo- 
rikern die  vermittelnde  Hand  entgegonzureichen.  Greift  man  diese 
Studien,  wie  sie  auch  anderswo  skizziert  sind  (Vorrede  sum  Aar 
tiochoe  Ton  .Syrakus,  1872,  S.  VI  ff.)  emstlich  an,  so  wnd  siob 
niemand  mehr  Aber  Mangel  an  lohnenden  Aufgaben  beklngf^n,  son- 
dern eher  bedauern,  dass  fast  die  Hände  fehlen  zur  liewaltigung  des 
Stoffes  und  ein  Organ,  die  Bestrebungen  der  Eingelnen  zumüaQ:&eu 
SU  Terbinden. 

Winterthur.  Eduard  Wölfflin. 


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Athenieehe  Pyxidee. 

(Mit  einer  TafeL) 


08 sing  hat  in  der  Eopeahagener  üliutreret  Tydende  Nro« 
740  den  Deekel  einer  ans  Athen  stammenden  Pyzis  verdffiMitlioht, 

welcher  neuerdings  in  den  Besitz  des  königlichen  Museums  der 
däDischen  Hauptstadt  übergegangen  ist.  Das  bie  auf  wenige  un- 
bedeutende Yersehrungen  trefflich  erhaltene  Monument  ist  mit  einer 
in  rothen  Figuren  auf  echwarxem  Omnde  ansgeffthrten  Darstellung 
des  Zuges  der  drei  Göttinnen  zum  Paris  geschmückt,  die  mir  werth 
Bcheint,  auch  in  weiteren  Kreisen  bekannt  zu  werden,  denn  unter 
den  zahh'eichcn  Widerholuugen  dieses  Gegenstandes,  mit  welchen 
die  alten  Künstler,  besonders  die  Vasenmaler  uns  beschenkt  ^|  nimmt 
sie  eben  henronagenden  Plats  ein,  nicht  nur  in  Beaug  auf  Com« 


*  Sie  sind  sorgfältig  gesammelt  und  beschrieben  von  Welcher  in 
den  Ännali  dell'  Inst  1845  p.  182—215,  Tgl.  Monumenti  IV.  tv.  XVIII; 
dw  Anftats  ist  aneh  einseln  mit  selbstilndiger  Paginimng  erschienen 
sls:  Le  jugement  de  Paris  1846,  später  in  deutscher  Spreche,  mehrfooh 
erweitert  und  mit  einem  Nachtrag  der  inswisohen  neu  an's  Lieht  ge- 
hrschten  Monumente  in  d.  Alten  Denkmälern  V.  S.  366-482,  Taf  Α 
η.  Β.  —  Eine  andere  durch  viele  Abbildungen  erläuterte  Zusammen- 
itellung  gab  Overbeck  Gallcrie  heroischer  Bildwerke  S.  206 — 255.  Taf. 
IX— XI.  —  Nachträge  bei  Stcpliani  Compte  rendu  de  la  comm.  arch. 
pour  l'ann.  1861  (62)  S.  32  f.  —  Die  später  aufgefundenen  Pompeiani- 
schen  Wandgemälde  sind  von  Helbi^r  Wandgemälde  aus  den  vom  Vesuv 
verschütteten  Städten  Camp.  n.  1281  f.  und  von  Fiorelli  Gli  scavi  di 
Pompei  p.  149.  n.  360—363  verzeichnet;  zu  ihnen  ist  noch  ein  Exem- 
plar neuerdinge  hinzugekommen  (Bull.  d.  Inst.  1872  p.  247).  —  Die  be- 
züglichen Darstellungen  auf  in  Griechenland  gefundenen  Vasen  hat 
Il^ydemsnn  Griechische  Vasenhilder  S.  6  Anm.  11  gesumnelt.  —  Zu 
den  Vasen  ist  sonderlich  noch  eine  in  Kertseh  gelnndene  hinsnsnffigen. 
etsphani  C.  R.  1868  (64)  Taf.  I.  n.  1  n.  2.  8.  5—12.  -  Ueher  die  Bftr^ 
berinisQhe  Gitta  s.  Helhig  BnU.  d.  Insi  1866.  p.  15  sq. 


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810  *  AtheniBohe  Pyxidee. 

Position  und  Fcinlcit  iiiul  Sori(falt  ιΚτ  tccliiiischon  AnsföhrOBg. 
sondern  auch  durch  die  Art  der  licproductiou  des  ni} tiiolugiäcben 
Stoffe,  welche  den  Verfertiger  ale  einen  wiiklichen  Künstler  in  sei- 
nem Fache  erkennen  läset,  der,  ohne  eich  an  vorhandene  Yorhilder 
nnd  Vorlagen  ängstlich  zu  halten  oder  sich  im  Einzelnen  sclavieeh 
an  die  schriltliclie  l  e})erliefeniiig  zu  hindeu,  bei  bciuer  Arbeit  seine 
künstlerische  Phautasie  frei  walten  Hess. 

Paris  sitzt,  nach  links  gewandt,  auf  einem  zum  KuhepItU 
zoeammengelGlgten  Hänfen  Steine.  Er  trftgt  das  von  den  jH^gen 
Yasenmalem  fQr  ihn  heliehte  harbarieche  Costum,  welchee  seiiia 
Körper  völlig  umgiebt.  Seine  Füsi^e  sind  beschuht,  ciigan liegende 
Hosen,  reich  mit  Flocken  verziert,  uni^clihesscn  seine  Beine;  der 
bnnte  langärmlige  Chiton  ist  unterhalb  des  Leibgurts  mit  geflamm* 
ten,  oben  mit  runden  Yerziemngen  geschmückt.  Der  Zierlichkiä 
der  Kleidung  entspricht  die  coquette  Sorgfalt,  ilie  der  schöne  Hirt 
auf  die  Anordnung  seines  Ilaars  verwendet  hat,  welches  unti^  sei- 
ner weitläufigen  reich  verzierten  Phrygischen  Mütze  in  sorglich 
gedrehten  kürzeren  Locken  über  der  Stirn  hervorquillt,  während 
längere,  korkenzieherartig  gewnnden,  an  den  Schläfen  herabfalleo. 
Zu  den  manin'gfaltiLicn  Attrilniten,  welche  die  Künstler  dem  Schäler 
auf  dem  Ida  gegeben,  tritt  hier  ein  neues  in  dem  laugen  Hörne, 
welches,  die  Schallöflnung  nach  unten  gekehrt,  in  der  gesenkten 
linken  Hand  des  Paris  ruht.  In  seiner  Form  ist  es  der  Römiecheo 
Tuba  ähnlich  *  und  kommt  auf  Griechischen  Monumenten  nur  sehr 
scheu  -,  am  liiiullg^ten  noch  in  der  Hand  von  Amazonen  iiiimor 
aber  als  Theil  der  luiegsmusik  vor.  Auf  unserm  Bilde  ist  es  io 
seiner  Bedeutung  nicht  etwa  der  Lyra  gleichzusetzen,  mit  deren 
Spiel  P.  anf  Vasenhildem  häufig  sich  vergnügt;  es  entspricht  viel- 
mehr dem  Horn,  durch  dessen  Blasen  in  der  Schweiz  und  sonder- 
lich in  den  Skandinavischen  Reiclien  noch  jetzt  die  Heerde  zusam- 
mengerufen zu  werden  pflegt,  weshalb  auch  Uesing  es  mit  deiD 
Ausdruck :  Lnren  belegt.  In  der  Ausrüstung  der  Ilirten  des  Alter- 
thums  ist  es  allerdings  sonst  nicht  nachzuweisen.  Die  Fremdartig- 
keit  und  Pracht  des  sich  ihm  nahenden  Zuges,  welche  auf  andern 
Bildern  ihn  zum  F  iuchtversuch  treibt  oder  sein  Geeicht  verhüiieo 


*  S.  HarLüli  Arcus  Veteres  p.  44. 

'  S.  Uope   Cosiume  U.  166,  Weise  Costumkunde  iL  S.  769 
Fig.  288  b. 

«  Gerhard  Auserles.  Vasenbilder  11.  Taf.  Clii  u.  Wekker  AK« 
Denkio.  V.  Taf.  XXil. 


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Athenische  Pyxidee. 


Sil 


liisst  hat  auch  hier  sein  Staunen  erregt,  dem  er  durch  das  Ballen 
der  Hand  eeioes  rechten  erhobeneD  Arms  -  Ausdruck  verleiht.  Ge- 
epaonte  Anfmerkeamkeit  vertith  auch  der  hioter  dem  Felseitie 
neben  lemeni  Herrn  benrorsohaaende  Hand  von  jener  auf  Taeen- 
bildorn  hauüg  vurkonimcnden  Kace  mit  auiVallend  kleinem  Kopf 
und  sehr  spitzer  Schnauze,  Er  hat  die  Ohren  gespitzt,  den  Kopf 
in  die  Höbe  gerichtet,  die  recbte  Vorderpfote  erhoben.  Sein  Uals- 
baiid  iat  ihm  eicher  nur  snm  Schmuck  gegeben,  und  dürfte  auch 
anf  andern  Bildern  deeselben  Gegenetandes  kaum  als  Jene  Stachel- 
binde  zu  denken  sein  wie  sie  Jagd-  und  Hirtenhunden  zu  iluem 
Schatze  wohl  umgehängt  wurde.  Minderen  Eindruck  macht  das 
Kaben  der  Göttinnen  auf  den  hinter  Paria  stehenden,  die  Heerde 
reprftaenürenden  Book  mit  einwirte  gekrümmtoi  Hörnern,  der  eich 
indessen  doch  auch  eben  erhoben  sa  haben  sebeiiit  und  nch  be* 
hsglich  streckt. 

Hermes  hat  iust  den  Paris  eiTeicht  und  deutet,  sich  au^ 
dflo  nahenden  Göttinnen  umwendend,  mit  dem  in  der  Torgeetreekten 
Liaken  ruhenden  Gaduceus  anf  den  erwählten  Schiedsrichter.  Das 
Haar  des  Gottes  ist  in  ganz  auffallender  Weise  geordnet,  weder 
wie  sonst  kurz  geschnitten  oder  in  lange,  durch  eine  Binde  zusam- 
mengehaltene Locken  gesondert,  sondern  völlig  schlicht  gekämmt, 
in  einaeloen  Fäden  neben  einander  siemlich  lang  herabhängend, 
eine  bd  Hermes  unerhörte  Darstellungsart,  gewiss  vom  Ktlnstler 
nnr  erfunden,  um  einen  scharfen  Gontrast  gegen  die  coquette  Frisur 
des  Paris  zu  gewinnen.  U.  trägt  eine  sehr  hohe  helmartige  Flügel* 
kappe,  die  tiefer  als  gewöhnlich  in  den  Kacken  hinabreicht;  eine 
GUamys  deckt  die  Schultern  und  fällt  über  den  rediten  Arm 
herab,  die  Beine  smd  durch  Stiefel  geschfitst.  —  Kin  Oel-  oder 
Lorbeerbaum,  wie  er  auch  sonst  wohl,  die  Landschai't  andeutend, 
dieier  Scene  beigegeben  ist^,  trennt  den  Göttexboten  von  dem 
nahenden  Zuge. 

Der  yerhältnisemässig  ausgedehnte  Baum,  welcher  sich  nnserm 

Maler  zur  Henutsung  darbot,  erlaubte  ihm,  von  der  sonst  aus- 

üAhmslos  gewählten  Darstellungsart  der  drei  Göttinnen  abzuweichen. 

*  Overbeck  L  o.  Taf.  X.  n.  1.  8«  328. 

*  DieBechte  sum  Munde  fahrend  Paris  bei  0.  Jahn,  Yasensamml. 
Κδιι.  Ludwig's  8*  800.  n.  1280.  Weloker  Ann.  d.  I.  1.  α  ρ.  181  nennt 
die  betrelllBnde  Figur  allerdings  Zeus. 

*  S.  jedoch  Stark  m  d.  9.  Aufl.  von  K.  F.  Hermann's  Gr.  Pri* 
fitalterth.  §  16.  Anm.  S8.  8.  III. 

«  Z.  b.  bei  0.  Jahn  1.  c.  S.  354.  n.  1269. 


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812 


Atbouische  Tyxidet. 


£r  bildete  sie  auf  ihrem  Gaugc  zum  Parle  nicht  echreiteud,  sun- 
dern,  ihrer  Macht  und  Herrlichkeit  angememep,  auf  Wagen  steheiid, 
und  bewies  sich  io  der  Wahl  der  Teracbiedenartigen  Beepannoiig 
derselben  als  gescbroaclnrollen  und  denkenden  KOnstler. 

Hera  zügclt  mit  der  liechteu  vier  ieurige,  durch  geschickt 
dargestellte  Verschiedenheit  ihrer  Bewegungeu  sämmtlich  sichtbare 
Heogete,  die  ihren  reich  versierten  leichten  Wagen  sehen  und  noch 
in  Yollem  Lauf  dargestellt  sind,  w&hrend  doeb  die  Göttin  sieb 
schon  anschickt,  mit  dem  rechten  Fnsee  absneteigen.  Die  Zacken* 
kröne,  unter  der  ihr  lockiges  Haar  hervor<iuillt,  und  das  lange  ge- 
streifte, oben  mit  einem  Knauf  versehene  Scepter  besseichncn  sie 
als  Gattin  des  Götterfcönigs.  Sie  ist  mit  einem  langen,  faltigen 
Untergewand  bekleidet,  über  welches  sie  eben  reich  gamirten  Mantd 
geworfen  hat,  der  sich  an  ihrem  Hinterkopf  bis  über  die  Krone 
hinaufzieht,  eine  Tracht,  wie  sie  beim  Parisuithcil  mehrfach  nicht 
allein  ihr,  sondern  auch  den  andern  Preisbewerberinnen  von  den 
Malern  gegeben  wird,  —  Athene  hat  sich  sum  Schönheitswet^ 
kämpf  nicht  ohne  eine  gewisse  Goquetterie  gerOstet.  Die  Aegis 
mit  dem  sclireckenden  Medu.senhau|  t  hat  sie  nicbt  uii«,^  i(  i:t  und 
ist  nur  mit  einem  völlig  ärmellosen,  gegürteten,  mit  Sternen  ge- 
schmückten Chiton  bekleidet.  Auf  dem  mit  flatternden  langwi 
Haaren  bedeckten  Haopte  trftgt  sie  einen  mit  aufstehenden  Seiten- 
klappen  und  kurzem  Stimschild  versehenen  Helm,  von  dem  sidi 
ein  hoher  Dusch  erbebt,  der  dann,  in  zwei  Hiilften  sich  theilend, 
lang  herabfällt.  Während  die  Linke  die  auf  der  Schulter  lehnende 
lange  Lanse  fasst,  aügelt  Athene  mit  der  Kochten  ihr  Gespann: 
swtt  machtige  bftrtige  Schlangen,  die  vor  den  einfachen  Wagen  der 
Odttin  mit  weit  unten  um  den  Hals  gelegten  Zügeln  geschirrt  sind  ^ 
Fürwahr  eine  kühne  Erfindung  des  Künstlers!  Es  ist  ein  weiter 
Weg  von  der  heiligen  auf  der  Hochburg  zu  Athen  thronenden 
Schlange  bis  zu  diesen  Thieren,  die  als  gefügige  Diener  sich  tot 
den  Wagen  der  Gdttin  spannen  lassen  1  —  Aphrodite  ist  einfach 
genug  mit  einem  schmucklosen  Aermclcliiton  bekleidet;  sie  weiss, 
dass  ihre  eigne  Schönheit  und  ihre  Verheissung  genügen  werden, 
den  bieg  zu  sichern.   Ihr  Haar  quillt  vorne  lockig  unter  einer 


>  £me  sehr  grosse  sich  neben  Ath.  aufbäumende  Schlange  kommt 
anf  einer  Yase  (Arch.  Ztg.  Taf.  CCXXI7.  2)  γοτ,  die  Heydemann  A.Z. 
1871  8.  81  f.  auf  eine  Scene  des  Parisurtheils  besiebt,  gegen  de  Wittels 
Deutung  anf  den  Sieg  des  Pelops  (A.  Z.  1867.  S.  6i  £  BnlL  d.  Inst 
1867.  p.  98  sq.). 


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AilwmMhe  Pyzidet. 


818 


Spheodono  her?or;  hinten  ist  es  in  einen  Knauf  hoeh  anfgebanden. 

Mit  beiden  Händen  lenkt  sie  das  Gespann  ihres  Wagens,  welches 
aus  zwei  ruhig  schwebenden,  bekränzten,  ziemlich  erwachsenen 
£roten  besteht  und  jenem  firotenpaare  m  vergleichen  iet^  welches 
•of  eineni  Yasengemtlde  die  Odttin  anf  seinen  Annen  doreh  die 
LSfte  trigt Die  Zügel  sind  ihnen  krenzweis  nm  die  Brust  ge- 
legt, den  schmückenden  Bändern  vergleichbar,  die  so  häufig  auf 
Bildwerken  die  Brust  der  Aphrodite,  der  Liebesgötter  und  des 
Henm^hroditen  nmiiehen.  Die  iwei  Schalen,  welche  der  eine*  die 
Phiale  und  die  Oenochoe,  welche  der  andere  Eros  in  den  auqge- 
itredrten  HAnden  trägt,  deuten  wohl  weniger  auf  Freude  und  Le- 
bensgenuss  im  Allgtineinen,  als  dass  sie  bestimmt  wären,  dem 
Schiedsrichter  einen  i  runk  zu  liefern  wie  denn  auch  sonst  Aphro- 
dite TOT  eiaer  Beeinflussung  desselben  duroh  ihre  £roten  nicht  su- 
rftekschrickt» 

Der  in  Rede  stehende  Deckel  ist  in  der  Mitte  durchbohrt 
und  mit  einem  als  Handhabe  dienenden  Bronzering  versehen,  eine 
YorrichtuDg,  die  nicht  vereinzelt  ist.  £ine  gleiche  Durchbohrung 
IS  sieher  ähnlichem  Zwedc  seigt  eine  andere  Athenisohe  Pyzis  von 
sieht  minderer  Sdbfoheit  mit  der  DarsteUung  des  Abenteuers  des 
Perseus  bei  den  Nympheu  *.  Sie  ist  ]\igcnthum  des  feingebildeten 
und  kunstsinnigen  Redacteurs  der  Zeitung  yiiwv  in  Athen:  Phiie- 
inon,  dessen  an  vorzüglichen  Vasen  reiche  Sammlung  wegen  der 
Icidsr  sehr  beschrinklen  Räumlichkeit,  in  der  sie  nnftergebraoht  ist, 
Qod  welche  eine  geordnete  Aufttdlung  nicht  sulässt,  noch  wenig 
bekannt  zu  sein  scheint.  Gerade  an  Pyxides  enthalt  sie  eine  An- 
zahl  sämmtlich  in  Athen  gefundener  von  einer  grossen  Feinheit  der 
Zeichnung  uud  Sorgfalt  der  Malerei,  wie  sie  diesen  Qeräthen,  welche 
vdd  Tomehmiioh  irom  Aufbewahren  von  Schmudrgsgenetänden, 
ToflsHenapparat  oder  als  Qmmerzierde  gedient  haben  wecdeo>  be- 
sooders  zugewandt  zu  sein  scheinen. 


^  Mfllmgen  ano;  uned.  mon.  I.  pL  XHI.  Aphr.  von  Erot.  gesogen 
Moitfuieon  L  pl.  CIV.  13. 

'  Auf  einer  Yase  im  Besits  einer  Sehwester  des  Advooaten  Basti 
ia  Büro  hat  Yenns  (nach  Heydemann  Boll.  d.  Inst  1868.  p.  16)  man- 
dsto  a  Paride  il  rao  fighuolo  alato  che  correudo  con  patera  cd  uroeo 
•fts  al  giovane  giudice  una  bevanda. 

'  Z.  B.  auf  der  berühmten  Carlsruher  Vase,  Overbeck  1.  c.  Taf. 
XLn.  1. 

*  Eine  Abbildung  wird  in  einem  der  nächsten  Heile  meiner  '  ϋη· 
tdirten  antiken  Bildwerke'  erscheiaen. 


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314 


Athenische  Pyxidee. 


Eine  Pyxis  Philemon's  tr&gt  die  Daraielluiig:  Apollo  «od 
aeht  Mueen.  Du  auf  etner  kleinen  nindeii  Baeie  ruhende  Mo- 
nnment  Igt  von  makelloser  Erhaltung.    Der  0,1  im  DnrohmeeMr 

haltende  Deckel  ist  mit  Pnlnietten  verziert;  ein  lu>her,  spitzer,  sich 
ans  seiner  Mitte  erhebender  Knauf  dient  ale  Griü'.  Die  obeu  von 
einer  mit  versohieden  gestalteten  Sternen  aoegeeehmückten  M&andir 
Terziemng  begrenzte  Daretellnng  anf  dem  Baueke  (0,1  hoch)  iit 
folgende :  Apollo,  dessen  lange  Lockenhaare  durch  eine  Binde 
zusainmengehalteu  sind,  sitzt,  vom  Beachauer  nach  recht«  gewandt, 
eich  bequem  zurücklegend,  in  einem  hohen  Lehnstuhl.  Das  um 
den  Unterkörper  geecblnngene  Himation  fällt,  den  Oberkörper  Μ 
lassend,  mit  einem  Zipfel  über  die  linke  Sehulter  herab.  Wihreed 
der  Gott  das  Plektron  ruhig  in  der  Hechten  halt,  bigleitet  er,  mit 
der  Linken  die  auf  seinem  Schosse  ruhende  Lyra  spielend,  den  Ge- 
sang,  der  seinem  halbgeöffneten  Munde  entströmt.  —  Auf  ihn  schreitet 
▼on  r.  «ine  Mose  s«,  im  ännelloseo  dOanen  Chiton,  der  ihre  Brftite 
deotlioh  dnrehschimmem  liest.  Ein  Diadem  sehmüokt  ihr  Hssr; 
sie  i^temmt  die  L.  in  die  Seite  und  hält  in  der  gesenkten  R.  iwe 
Flöten.  Weiter  schreitet  langsam  eine  halb  en  face  dargestellte 
Minse  nach  rechts.  Ihr  Uanpt  ist  mit  einem  torbanähnliohen  Zeug- 
stttok  nmwiinden;  über  den  korzärmligen  Ohiton  hat  sio  einen  mit 
Quasten  besetzten  Peplos  geschlagen.  8ie  spielt  mit  anfgeblfthteo 
Backen  zwei  Flöten.  Ein  dorischer  Pfeiler  trennt  sie  von  der  fol- 
genden, ihr  zugewandten  Schwester,  die,  fast  en  face  dai^estelit, 
bequem  auf  hohem  Lehnstuhi  sitst.  Sie  bat  ihre  Kniee  mit  d» 
Obergewand  bedeckt,  ein  kurs&rmliger  Chiton  nmecbliesst  ihren 
Körper.  Ihr  lang  herabwallendes  Hanr  ist  mit  einer  Binde  geziert 
Die  R.  liegt  ruhig  im  Schoss,  auf  dem  die  schwere  Kithar  ruht, 
welche  sie  mit  der  L.  hält.  Ihr  naht  von  hinten  eine  andere 
Mase,  wieder  mit  tnrbao&hnlicher  Kopibinde;  sie  hat  sich  ^set  ia 
einen  Peplos  gehüllt,  der  auch  den  linken  Arm  Terdeekt,  wihmd 
der  rechte  ruhig  am  Körper  lu  rabhänf^^t.  Nach  r.  gewandt  sit^t 
auf  einem  Β  eisen  eine  fünfte  Camoene  mit  kurzaufgebundenen  Haa- 
ren; über  den  kurzärmligen  Chiton  fällt  γοη  der  L  Schulter  ein 
Peploa,  der  auch  den  Schoss  deckt.  Sie  ist  im  Stimmen  der  aof 
ihrem  Schoss  ruhenden  Lyra  begriffen,  deren  Saiten  sie  mit  der 
L.  berührt,  wahrend  sie  mit  der  R.  sich  an  dem  obern  Mittelbret 
zu  schafi'en  macht  und  aufmerksam  den  Tönen  lauscht.  Zu  ihr 
wendet  sich  eine  nach  r.  schreitende  Muse  im  Aermelchiton  und 
mit  Kekryphalos  um,  die  mit  beiden  Händen  eine  mit  weiBSso 
l^otenpuukten  betupfte  Rolle  hält.    Dae  liaai'  durch  ein  iihnKrhM 


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Aihealiobe  VyMm. 


816 


Nets  fast  ▼Öllig  verdeckt  niicl  mit  Boppelgewttnd  beklmdet,  sieht 

nach  r.  gewandt  Polyhyninia  da.  Sic  hat  (k'ii  linken  Fuss  auf 
eioen  hüheu  Felsblock  aufgesetzt,  die  R.  BiüU&t  das  Kinn^  die  L. 
mht  md  dem  Knie.  Die  Reihe  echiieest  eine  gßom  en  face  darge- 
itettie  Muee  ab,  die  über  ihren  mit  ^pangten  Aermeltt  versehenen 
Chiton  ein  Obergewand  geworfen  hat.  Mit  der  L.  aaf  die  Stuhl- 
lehne  Apollo's  gestützt,  hört  sie  ihm  zu,  schickt  sich  aber  zugleich, 
den  untern  Saarn  des  Kleides  mit  der  R«  coqnett  fassend,  an,  nach 
librtagehen. 

Diese  Pyzis  nmschlieest  eioo  kleine  Proehons  von  herrlieher  ' 

luhaltuüg  mit  einer  Darstellung  von  vollendeter  Schönheit,  die, 
vhtü  und  uuteii  von  zahnschnittühnlichen  Verzieruni^en,  an  den 
beiden  andern  Seiten  von  einer  einfachen  Linie  umrahmt,  die  Vor- 
d^seite  des  Banohee  einnimmt.  £in  kleiner  Knabe,  das  Haupt 
mit  einem  dieken  weissen  Kran«  geschmückt,  mit  einem  knrsen 
IlHnidcheu  bekleidet,  welches  vorne  mit  mthriach  sich  kreuzenden 
Bändern  corsettartig  geschnürt  ist,  steht  im  Begriff,  langsam 
nach  r.  aossneehretten.  Mit  der  L.  ÜMst  er  die  Stahdeiohsel 
«Des  Kinderwagens  von  einfachster  Gonstmetion,  die  nach  hinten 
ausgestreckte  L.  h&It  eine  mit  umlaufender  Gnirlande  venderte 
Proehons. 

Eine  andere  nicht  minder  zierliche  und  ebenso  trcitlich  er- 
haltene Pyzis  der  Sammlang  Philemon  (Hohe  0,18,  Hohe  der  Zeich- 
QQng  0,06,  Darchmesser  des  eeftssea  0,08,  des  Deckels  0,1),  die 

aaf  einem  Untersatz  ruht,  der  in  drei  Theile  gespalten  ist,  die  je 
mit  einem  Loche  durchbohrt  sind,  durch  das  verniuthlich  Fäden 
oder  Kettchen  gebogen  waren,  vermittelst  welcher  das  Qeräth  auf- 
gehängt werden  konnte,  wird  von  einem  mit  umlaufendem  Od- 
zweig  verzierten  Deckel  mit  solidem  Knanf  geschlossen.  Die  Dar- 
Stellung  aut  dem  Bauche  bezieht  sich  auf  das  Frauenleben.  —  Vor 
einer  grossen  zweiilügligen  Thür  neben  einem  mit  runden  Früchten 
^hangenen  Baum  sitzt,  nach  r.  gewandt,  eine  Frau  auf  einem 
Stuhl;  ihr  Hinterhaar  steckt  in  einem  Kekryphalos,  mn  Doppel- 
gewand nmgiebt  ihren  Körper,  neben  ihr  steht  anf  dem  Boden 
eiu  undeuiiichcd  Gcrüth.  Sic  macht  mit  der  abwürls  ausgestreckten 
R.  eine  sprechende  Geberde.  Eine  rechts  folgende  ionische  Säule 
mit  Gebälk  trennt  sie  von  einer  schnell  nach  r.  eilenden  mit  Chiton 
md  Peplos  bekleideten  Frau,  die  die  L.  im  Gewände  h&it)  wäh- 
rend sie  die  R.  rückwärts  gegen  die  Sprechende  ausstreckt,  zu 
der  auch  ihr  Gesicht  umgewendet  ißt.  Es  folgt  wieder  eine  io- 
oiiche  6äule  mit  Gebälk,  neben  der  zwei  Stäbe  hängen.    Ganz  r. 


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816 


AilieniMbe  PyzidM. 


endlich  ritst,  oftoh  r.  gewandt,  eine  wie  die  beiden  andern  ge- 
kleidete Frau  auf  einem  Lehnstuhl,  hinter  dem  ein  Arbeitekorb 
steht ;  sie  hat  die  L.  lebhaft  erhoben,  die  R.  streckt  sie  rückwärt« 
211  der  heraneilenden  Frau  aus,  der  auch  ihr  Geeicht  zugekehrt 
ist.  Es  handelt  eich  hier  also  Termathlich  om  eine  Kaehridit,  die 
eine  Herrin  durch  ihre  Dienerin  einer  erwarinngsyollen  FrenadiB 
übermittelt. 

Eine  vierte  Pyxis  (Höhe  0,07,  Darchmesser  des  Deckels 
0,13)  derselben  (jallerie  ruht  auf  klünem  runden  Untereata  und 
ist  am  Bauche  ohne  Darstellang,  während  der  Deckel,  der  wot 
ftber  den  Rand  des  Oeftssee  vorspringt,  reiche  Bemalnng  leigi 

In  seiner  Mitte,  von  einem  Lorbeerkranz  umgeben,  ein  nach  1.  ge- 
wandter Frauenkopf  mit  Kekryphalos  und  Perlenhalsband.  Auf 
dem  Rande  des  Deckels  sind  zwei  fast  völlig  sich  gleichende  See- 
nen  dargestellt.  Aus  einer  Thür  schreitet,  nach  ihr  'sieh  ms- 
schauend,  eilig  nach  r.  eine  sorglich  bekleidete  Frau,  in  der  R. 
einen  Spiegel  haltend,  vor  ihr  ein  blüthentragender  Stratich.  Ein 
nackter  Flügelgenius,  mit  beiden  Händen  ein  Gewand  darreichend, 
schwebt  auf  sie  au.  Ein  dem  ehen  erw&hnten  völlig  enteprechen- 
der  Strauch  scheidet  die  Scene  von  einer  durchaus  ähnUehflo. 
An  der  Fran  ist  der  Gestus  der  L.,  welcher  bei  der  vorigen  wegen 
Verwischung  nicht  zu  erkennen  ist,  deutlich:  sie  fasst  oben  einen 
Zipfel  ihres  Gewandes  und  spannt  dasselbe  angstvoll  oder  erstaunt 
ans,   £tne  Säule  oder  Pfeiler  trennt  sie  von  Eroe. 

Jena.  R.  Gaedechcns. 


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Ueber  die  liandschriftliche  Ueberlieferimg;  von  Froklos' 
Coneiter  η  Evkttd's  Elenentett. 


Bei  einer  Aoaeige  der  neuen  Ausgabe  des  ersten  Theilee  YOO 
Prokloe'  Commentar  m  Enklid'e  Elementen  (Klette'e  Literatanei- 
toog,  Jahrg.  1874,  Art  86)  habe  ich  knn  darauf  faiogewieeen, 
(li88  die  handschriftliche  Ueberlieferung  dieses  Werks  in  drei  ver- 
schiedene, mit  selbständigem  Werth  neben  einander  stehende  Grup- 
pen zu  sondern  sei.  Die  erste  Klasse  bilden  alle  die  Uandeohriften, 
in  denen  die  lange  Partie  8.  82,  23  bis  S.  86, 17  der  Friedlein'eclien 
Avigabe  an  richtiger  Stelle  erhalten  ist,  die  aweite  dagegen  die- 
jenigen, in  denen  diese  Partie  fehlt,  die  dritte  endlich  die,  in 
welchen  nur  Auszüge  aus  Proklos  sich  finden.  Ich  will  diese  Auf- 
^UDgen  hier  genauer  ansführen  nnd  begründen. 

Die  erste  nnd  aweite  Omppe  berflhren  dch  in  ihren  guten 
He  Präsentanten  so  nahe,  daes  sie  auf  einen  gemeinsamen  Arche- 
typus hinweisen,  in  weichem  die  fragliche  Partie,  die  im  Monacensis 
den  Raum  von  vier  Seiten  füllt,  offenbar  gerade  auf  zwei  zusam* 
*  menhangenden  Blättern,  etwa  dem  innersten  Paar  eines  Quatemion, 
fl^d:  dieeee  Blfttterpaar  hat  sieh  gelöst  nnd  ist  im  Laufe  der 
Zeit  gans  abhanden  gekommen.  Die  dritte  Gruppe,  die  ans  dem 
vollständigen  Werk  des  Proklos  Excerpte  bietet,  ist  aus  einer  an- 
dern Quelle  herzuleiten.  In  dieser  Ansicht  könnte  auf  den  ersten 
^blick  ein  allerdings  auffallender  Umstand  beirren  (und  hat  anch 
^>*«ts  Knodie,  Untenmchnngen  über  die  neu  au%sfundenen  Scho- 
Ina  dss  Proklos  zu  Euklid.  1865.  S.  4  irre  geführt).  Es  findet 
sich  nämlich  im  Cod.  Ürbinas  71  am  Schluss  aller  Excerpte  des 
l*rokli8chen  Commentars  zu  verschiedenen  Büchern  des  Euklid  noch 
VOB  derselben  Hand  ein  Nachtrag  (fol.  49  reet),  der  durch  ein  Kreuz  f 
VMvkirt  ist;  er  beginnt  mit  den  Worten  τρίγωνον  ηροςΒχΙς  amip 
τριών  omtytiwv  und  schliesst  fm  γαρ  th  τριχη  ΛασνΑν,  enthält 
älso  die  iu  der  zweiten  Gruppe  ausgefallene  Purtie,  und  zwar  stim- 
meo  hier  die  Worte  (bis  auf  ein  paar  Schreibfehler)  genau  mit  der 
Painng  im  oodex  Mooaeoisis;  selbst  die  Manginalnoten  finden  sich 


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318 


Die  handschriftliche  UeberlieferuDg 


wieder  und  zwar  in  den  Text  gerückt  (die  zu  p.  84,  16  heginnt 
on  ελεγον  Of  πν^αγόρ»)»  Augenecheinlich  sind  jene  beiden  tüegeD- 
den  Blätter  des  Arohetypue,  von  denen  ich  eprach,  von  dem  Schrei- 
ber des  Urbinas  aufgefunden  und  nachträglich  abgeschrieben.  AUeb 
dieser  Umstand  steht  ganz  ausser  Zusammenhang  mit  der  Vorlage 
für  das  Excerptenwerk :  dieses  ist  unzweifolliaft  aus  einem  Codex 
gemacht,  in  dem  jene  Partie  sich  an  ihrer  Stelle  befand;  deoD 
eben  im  cod.  Urbin.  findet  eich  fol.  11  vere.  ein  Ezcerpt  aus  den. 
was  p.  81,  28  ff.  bei  Friedlein  steht,  welchee  sohlieest  mit  dm 
Worten  TO  γάο  ιαόπλίΐρον  τρίγωιον  iwoceylc  αίτιον  ίση  των  Toith 
ατοί/βίων  nvQtiq  αέρος  νόατος,  το  di  uigäywyoy  τής  γης,  ϋννήί)ΐψω 
οίν  χιλ.  —  Sn  de  xtd  anixeui  τους  μαν&άνοΗος:  das  heieet  mit 
Wortotti  die  den  Anfang  der  betr.  Partie  bilden. 

Zu  der  ersten  Klasse  gehört  nnn  als  ältester  Repräsentant 
der  von  Friedlein  verglichene  codex  Monacensis  N.  427  des  10. 
oder  nach  Fricdlein's  Schätzung  des  11.  oder  12.  Jahrhundert«. 
Eben  in  diese  Klasse  ist  nnn  der  (von  Barocioa  bei  seiner  lateini- 
Bohen  Uebersetzung  benntate)  Codex  223  des  Klosters  San  Salvsr 
tore  in  Bologna,  den  ich  einsah,  au  setaen.  Er  trägt  die  Unter» 
Schrift :  (fOvX'/truog  φοίΗολιβιενς  δ  γονλιήλμον  ηρουγενα/κΗος  luiir-r 
ßißXov  μετέγραψεν  ένεαήΜ^  iy  χαινοβίψ  τον  άγιου  άντωνίον  άιιό  τ^ 
^wyoviag  Ιηαντψ  χάίοατψ  nsvmxominanf  τβ  καί  bImooh^  imwia  αηρρο· 
φοριωη  τρΙτω  Ισταμένου  χύβνααντος  ηβρβγρΙρΌν  βονωνοέως  nw  κ 
τιάσης  της  ημετέρας  πολιτείας  κράτος  ϊ/οντος^  ω  χαΐ  πάντες  πάηα 
εύχονται  αγαθά  .  ων  γαρ  πατήρ  αγα&ός  τε  xai  αηονόαϊος  και  *μκό- 
λο^ος  ποϊλοις  άναλώμασι  ταντην  βιβλιυΰ^ήκην  έητρ/ειρεν.  εν  όε  τψ  αύίψ 
χρ6νψ  ίγώ  η  xai  iSUoi  ηο^ιιλι^Μς  φιλομο^ς  έσαουόάϋαμίν  νης 
λάγοις  ελληναιοϊς  η  χαΐ  ^ωμοΜκς  im  avywawivw  $ίγουβιέως  ΜβΟ" 
κάλου  άνόρος  οοψύτάτου  τε  καΐ  πάνυ  ευσεβούς.  Dieser  stimmt  mit 
dem  Monacensis  nicht  bloss  in  der  entscheidenden  Partie  genau 
(selbst  die  Marginalnote  erster  Hand  im  Monaoeosis  p.  83,  7  I  ried- 
lein ist  hier  in  den  Text  recipirt»  das  Intervall  nnd  die  Aufschrift 
des  Bnbricators  άρ/ή  τον  η»μένον  ρ.  85  finden  sich  hier  gerade  wie 
dort);  soüdeni  es  zeigt  sich  aucli  sonst  so  frappante  Concordaoz, 
z.  B.  in  der  Auischriit  der  eiuzeloen  Bücher  (so  gleich  im  Anfang; 
femer  S.  178,  wo  der  Monac.  im  Text  Ιόγος  am  Rand  y  hat, 
unser  Codex  rotk  Μηρος^  corrigirt  sofawara  iifkog\  dass  man  an 
eine  Abschrift  aus  dem  Monaeeneis  denken  könnte.  Doch  steht 
statt  der  verkehrten  Ueberachrift,  die  sich  im  Monacensis  über 
dem  am  Schluss  des  Ganzen  angeliäugten  (nicht  von  Troklos  her* 
rührenden)  Seholion  findet,  hier  ein&oh  og^^ikioif  dg  w  χό  ^ΈωρψΜ, 


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von  Prokloe  EU  Euklid. 


819 


Die  zweite  Klasse  hat  ihren  würdigsten  Vertreter  in  dem 
codex  Marcianus  306  pergamen.  saec.  XII.  Er  stammt  aas  der 
BiUioibek  Bmarione,  wie  die  AofBchrift  auf  dem  enten  aogehef* 
teten  Blatte  lehrt  τ&τιος  ξ(Γ  τον  τφοκλου  είς  την  γεωμαρία^ζ  χτήμα 
βηΟΰαρίωιΌς  χαράηνάλεως  της  vixairtg  Ιπισχόπον  σαβίνων.  Zu  der- 
selben Klasse  gehört  znnüchst  —  wie  die  Wiederkehr  der  grossen 
Lädie  zeigt  —  der  codex  Riccardianus  K.l  n.  27,  welohen 
Joamiee  Bhoeos  eebrieb,  laut  der  Sabecription :  τουύ  ß%ßUw  fim- 
γράψη  vnh  hüapwov  Uotiog  ρώσου  χρητος  το  γέρος  (folgen  Tier  ans* 
raiiii  te  Zeilen,  dann)  unb  της /ριστον  ytvtOHoQ  /thoarto  ητραχοσιοσιω 
mnixoam  μηνός  iovXXiov  ηενηχ(η0£χάηβ.  Er  stimmt  io  der  Bücher- 
theihui^  und  in  den  Leearten  an  den  paar  Stellen,  wo  ich  ihn  ein* 
ath,  so  mit  dem  Maroianna,  dass  er  für  Copie  desselben  wird  gelten 
k&men.  leh  setae  sar  Probe  die  Collation  der  Partie  p.  65, 1  — 
68,  Γ)  Friedl.  her:  65,  2  dub  τοντον  hd  νουν]  από  της  tnl  νοϋν 
M(arcianu8)  K(iccardianus) ;  65,  15  γεωμετρία]  γεωμετρίαν  MR 
66,  17  παΑΜας\  ηαιόίάς  MR;  66,  1  iφήφato  τω^]  ebenso  MR, 
ββ,  2  die  in  der  Hervagiana  ftlschlieh  wiederholten  Worte  i  την 
nii  μηνίαχοΌ'—  χνρηναϊος  fehlen  im  MR;  66,  9  int  whoig\  ebenso 
MH;  65,  11  «irä]  ebenso  Μ 11;  66,  13  Ο^ανμάτιον  άνιε/ομΐνων 
ΜΗ;  Q(o^  22  όιοριαμιονς  ebenso  Μ  Κ;  67,2  νλίγω  νεώτερος^  ειαίρος] 
oUywy  έίβρος  .  ίηρος  Μ  ΰίίγω  mitSffOQ  R;  67,  4  χαλονμέηϋν']  oul 
Μ  ^Bupoti^iMtfy  R;  67,  9  μόνα^ος  MR;  67, 18  ίπίψαρής]  ebenso 
MR;  67,  24  μεντάίος  MR. 

Eben  dieser  Klasse  gehört  ferner  der  Oxoniensis  an, 
SOI  dem  Grynaeue  den  Druck  der  Princeps  besorgte,  nur  das  er 
eine  besonders  Ittderlicb  geschriebene  und  doroh  aahlreiohe  Sohreib- 
Uder  entetellto,  offenbar  sehr  junge  Abschrift  war.  Aber  auch 
der  Codex,  ans  dem  ein  Unbekannter  in  dem  Exemplar  der  Herva^ 
giana,  das  jetzt  in  der  Münch  euer  liibliothek  A.  Gr.  1060  steht, 
eine  (jetzt  vonFriedlein  benutzte)  Collation  an  den  Kand  notirte, 
iet  dieser  Glaese  augebörig.  Das  aeigt  nicht  bloss  der  enteoheidende 
l^Bilsad,  dass  die  grosse  Lücke  der  princeps  auch  hier  nicht 
lösgefüllt  ist,  sondern  die  von  Friedlein  mit  der  Sigel  0  notirten 
Lesarten  dieser  Collation  stimmen,  soweit  meine  Notizen  reichen, 
überall  mit  dem  Marcianus  und  Riccardianus  überein.  Man  ver- 
gieiehe  s.  B.  den  Friedlein^soben  Apparat  su  p.  66,  1  —  6d,  6 
flitt  obiger  Collation.  Vielfach  ist  die  Uebereinstimmung  freilicli 
•och  mit  tU'in  Muuacensis  zugleich  vorhanden:  ansser  in  der  ge- 
nanuten  Partie  z.  B.  p.  48,  3  τίϋίάμεΰα,  ρ.  51,  8  —11  der  Zu- 
8aU  w  d6  —  ηώλοϋς  u,  s.  f.    Doch  giebt  es  auch  einige  Stellen, 


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890    Die  hmdtohriftMohe  Ueberiielbrniig  γοη  ProUoe  su  BnkEl 

wo  der  MonMenna  abweicht,  s.  B.  in  der  Partie  p.  66,  1  ·—  86, 6 

ein  paar  Mal.  £s  wird  also  eben  der  Marcianus  oder  mmdesteoi 
eine  sehr  zuverlässige  Abschrift  desselben  hier  von  dem  Unbekaon- 
teo  coUationirt  sein. 

Endlich  apr  dritten  Slaeee  gehört  yor  Allem  der  ood*  ür- 
binas  71  ehartao.  saee.  XV  mit  der  AofechrÜt  εϊς  τα  sMM» 

στοιχεία  τιρολαμβαί  όμενα  τώι  τιρύκλον  σηοράόην  χαΐ  χαι  ί7ΐιτΌμήν. 
Ich  habe  über  diesen  Codex  in  diesem  Museum  Bd.  XVIII  S.  132  ff. 
eingehender  berichtet,  ebeneo  wie  über  den  gleichfalls  EautxfU 
ana  Prokloe*  Commentar  auch  au  den  spitem  Bftchem  Enldid'i 
Uetenden  Ambroeianns  I  84  infr.,  desselben  Alters.  Vgl.  aseh 
Knoche  in  der  angeführten  Schrift.  Aus  derselben  Quelle  sind  aber 
die  Excerpte  geflossen,  welche  sich  unter  dem  Titel  τιροοίμια 
γ$ωμει^ίας  nach  dem  Inhaltsverzeichniss  ond  den  Definitionen  alkr  i 
Bücher  der  Elemente  Knklids  und  nach  EvtAMnf  άΒάομί/α^ 
aber  vor  dem  Text  der  mnEelnen  Sfttze  sämmtlicher  Bücher  d« 
Elemente  finden  in  dem  schönen  im  elften  Jahrhundert  geschrie- 
benen Codex  der  Gommunalbibliothek  von  Bologna.  Diese 
beginnen  mit  einem  Excerpt  ans  dem,  was  Prokloe  S.  66  f.  aadi 
EndemoB  über  die  eesohichte  der  Oeometrie  bietet,  in  dieser  Fsf- 
sung :  ενρηται  ή  γεωμετρία  τιρώιηΐ'  nur  αίγνητίων '  ηγαγε  dt  εις  τννς 
^λλϊ^ΐ'ος  &αλής,  μετά  όε  τον  Θαλήτα  μαμέρτιος  δ  οτηαι/όρον  τον  ««jjidi 
άάελφός  χιλ.;  dies  ist  aber  wörtlich  das  Excerpt,  welches  im  Cr- 
binas  71  den  Anfang  der  Aussüge  macht;  selbst  die  Lesarten  sind 
die  nftmlichen,  s.  B.  steht  aneh  im  Urbinas  das  nnsweifelhaft  rich- 
tige (nocli  von  l'riedlein  verschmähte)  μαμερηος  als  Name  des 
Bruders  des  Stesichoros.  lieber  den  Umfang  dieser  προοίμια  της 
γβωμβιρίας  kann  sich  jeder  leicht  eine  detaillirte  Vorstellnng  bilden: 
denn  sie  bieten  genau  das  Nämliebe,  was  Hnltsch  unter  dem  Titel 
anonym!  yariae  oollectiones  hinter  seiner  Ausgabe  τοη  He- 
ron'fl  mathematischen  Werken  S.  252,  23  bis  S.  274,  U  (N.  15— 
6Ö>  aus  zwei  Pariser  Handschriften  des  16.  Jahrhunderte  (u.  2475 
imd  2386)  heransgegeben  hat  (vgl.  über  diese  ancfa,  was  Knocfae 
a.  a.  0.  S.  87  ff.  ausgeführt  hat,  und  über  ihren  Werth  für  dis 
Kritik  des  Proklos  Hultsch  selbst  in  diesem  Musenm  XIX  S.  450  ff.). 

C.  VV  a  c  h  s  m  u  t  h. 


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Die  Lex  Pupia  und  die  au  dies  eomitiales  gehalteiei 
Senateeitnngen  der  sptteren  Republik. 


Dms  es  nicht  an  eilen  Tagen  erlanlyt  war,  Sitzungen  des 
Senats  zu  halten,  ist  durch  Varro  bezeugt,  der  nach  Gell.  14,  7,  9 
m  hbro  epistulicarum  quaeetionum  quarto  iu  aoifflhrlicher  Weise 
MninMudergeeeM  hatte,  quiima dietma  Mere  miahmmmimsU. 
Otm  aber  darauf  daa  alürdmlioha  Kalendersyrteui  der  dies  fasH 
und  nefihsti^  wenigstens  in  seinem  ursprünglichen  Sinne,  ohne  £in- 
fluss  war,  habe  ich  in  meinen  Köm.  Alt.  2^,  S.  366  ff.  durch  Zu- 
sammenstelliiiig  der  mir  damab  bekanaten  N,  F,  C,  ^P  und  EN 
Tage  bewieMH,  τοη  denen  SenataaÜBongen  ttberliefert  sind.  Dagegen 
enfthielt  die  bald  oaeb  SoUa  gegebene  Lex  Pnpia  allerdings  eine 
Beschränkung  bezüglich  des  Abhaltens  von  Senatssitzungen  an  dies 
eomUialeS.  Ueber  die  Tragweite  derselben  hat  Bardt,  die  Senate- 
iittoagrtage  der  ep&terea  Republik  (üermee  7,  S.  14),  eine  von  der 
nmn^ieo  (Bönu  Alt«  3,  S  187)  abweidhende  Anncbt  an  begründen 
veranebt.  Dieie  bat  mieb  Teranlaest,  meine  Aneicht  Aber  die  Lex 
Pupia  und  die  an  den  dies  coniitiale.s  gehaltenen  Senatssitzungeu  der 
^Mteren  Republik  eingehender  zu  begründen. 

Im  Allgemeinen  waren  von  liiinflaea  auf  das  Verbot  der  Senate- 
ötnqgen  an  gewiesen  Tagen  etwaige  aaderweitlge  VerpAicbtongen 
der  aar  Bcmfang  dee  Senate  berechtigten  Magistrate,  dnrcb  welche 
diese  an   der  Berufung  des  Senats  verhindert  wurden.    Vgl.  Liv. 

34,  55,  2  nam  neque  senatm  haberi  negue  res  ptiblica  adtnini- 
ärän  poierai  aaenfieamdo  escpiandogue  οΰομραΗδ  consulibus. 

Danach  verstebt  ee  sich  wohl  von  eelbet,  daee  die  Goneoln 
und  Tribunen  ffir  die  Tage,  an  welchen  sie  eelbet  Gomitien  halten 
wollten,  nicht  gleichzeitig  eine  Seuatysitzung  ansetzen  konnten, 
Während  natürlich  Nichts  im  Wege  stand,  nach  vollendeten 
Comitien  eine  Senataeitanqg  an  bemfen,  wenn  die  Tagemit  noefa 
niflht  an  weit  ▼orgeeehritten  war,  nnd  der  Verianf  der  Gomitien 
•ine  solche  sofortige  Berufung  des  Senats  wünsohenswerth  maehte. 

EtelB.  Mai.  t  PUloL  N.  V.  ZXIX.  ^1 


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822  Die  Lex  Papia. 

Letsieres  w«r  nicht  bloss  in  der  ToraalUoiecben  Zeit  S  eondeso  andi 
in  der  nechsollaniBohen  gesetdieh  dnrefaans  soltaig.  Diesi  beweist 

de,  ad.  AH.  1,  14,  5  Hbe  eoneursu  opHmaHim  eomiUa  dmM- 

tuntur;  scnatus  vocatur.  Cum  decerneretur  frequenti  senatu, 
contra  pugnante  Fisone,  ad  pedes  omnium  singiUaiim  accidente 
Clodio,  ut  cansules  poptdum  cohortarentur  ad  ragaOanem  aeeir 
pimäam^  homms  ad  ψ$Μ€€ηΛ  Owrum  mähm  smatm  eonur 
mdkmfacienti  asmmemnt^  ex  aUera  parte  fiwileCOCO  fitenmk 

Acta  res  est :  Έιφη3  trihuyitis  tum  eoncessit.  Wenn  Bardt  (Hermes 
7, 19)  diese  Stelle  so  auffasst,  als  ob  Curio  sich  aaf  die  Lex  Pupia 
bemfen  habe,  welche  nach  Bardts  Ansicht  die  Incompatibilitit  τοη 
YolksTOianinilangeD  iiad  Senatssitmingen  an  denselben  Tegeii  seUeciit^ 
bin  anespraeb,  so  bat  er  ▼ergeesen,  dAss  bei  jeder  Senatsberal^iig 
jedem  Votirenden  es  freistand,  seine  sentefUta  dahin  abzugeben, 
dass  er  sagte:  nuUum  placere  senatua  consuUmn  fieri  %  daes  ako 
die  Stdlung  eines  solchen  Antrags  keineswegs  m  dem  Schlosse 
berechtigt,  daes  gcestab'eh  an  dem  betreffenden  Tage  cgar  Niehls 
beschlossen  werden  könne,  jeder  Besebloss  nichtig  sei.»  leb  war 
also  im  Recht,  wenn  ich  Rom.  Alt.  3,  187  den  Inhalt  der  Lex 
Pupia  mit  Rücksicht  auf  diese  Stelle,  in  der  gar  kein  Grund  υογ- 
handen  ist  ^niwnehmen,  dase  Cono  sich  aof  sie  berate  habe^  dahin 
▼erelansnlirte: '  dass  sie  SeaatssitmiQgen  an  demjenigen  diee  oomHiales, 
welche  wirklich  snr  Abhaltung  yon  Gomitien  benntst  werden, 
vor  Beendigung  der  Comitien  verbot.'  Dagegen  kann  es 
Bardts  Ansicht  nicht  zur  Empfehlung  gereichen,  dass  er  in  die 
Stelle  zuerst  eine  stillsohwe^gende  Beragnahme  des  Votirenden  anf 
die  Lex  Pupia  hinein  interpretirt,  um  sodann  animebmen,  die  Lei 
Pupia  sei  eben  Angesichts  der  compacten  M%}orit&t  von  400  Stimmen 
trotz  des  angeblichen  durch  die  Berufung  auf  die  Lex  Pupia  moü* 
virten  Protestes  übertreten  worden. 

Femer  Temtehi  es  sieh  von  selbst^  dass  die  Oonanln  keine 


^LiT.89,89.  DieandemyonBeckorHdb.lI,2,4ie,  A52  und  TS« 
mir  2*  867  angefiUirten  Beispiele  sind  aUerdings,  wie  mir  nicht  unbeksmit 
war,  nicht  strict  beweisend,  aber  doch  so  beschaffen,  dass  die  Abhaltung 
einer  Senatsettsung  an  demselben  Tage,  an  dem  die  Coniitien  abgehalten 
waren,  nicht  allein  nicht  ausgeschlossen,  sondern  vielmehr  wahrscheiu- 
lieh  ist. 

'  Cic.  ad.  fam.  8,  9,  5  ipse  tarnen  hanc  sententiam  dixit,  nuUum 
hoc  tempore  scnatiis  consuUum  faciendum.  ad  Quintum  fr.  2,  12,  8  de- 
ceniendum  nihil  censeo.  Liv.  β,  40,  6  MNtoNtiam  fiftfte  imlllMI  jrfocin 
MMotiis  comuümm  fieri. 


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I 


Die  Im  Papitk 


88a 


teialtrilmig  baltM  darftm  «a  4en  Tagen,  «n  welolm  die  Tri- 
bunen Comitien  (concüia  plehis)  hielten;  denn  die  Berufung  der 
Senatoren  konnte  gegenüber  den  Concilia  plebie  sogut  wie  die  Ab- 
bftltia^  Ton  Owkshien  gegenftber  trihmridachep  Conlaoiieii  »Ib  ein 
W9wmr0  pmrkm  pofM  wti^gdmtk\  mühia  von  den  Tribnnen  all 
«ine  Terleteong  ibrer  mnoroicmekt  peiesiai  gedeutet  werden.  Da- 
gegen verstand  es  sich  nicht  von  seihst,  dass  die  Tribunen  keine 
Senatssitzungen  berufen  durften  an  den  Tagen,  auf  welche  die  Con- 
lofai  Comitien  nigeeetnt  batien,  obwohl  aatOrlieb  einigemiaaMn 
k^ralo  Triboaen  dleee  aobon  vm  deeewOleü  TenniedMi  haben  werden, 
wefl  es  in  threm  eigenen  Intereeee  lag  bei  den  Comitien  der  Con- 
snln  zugegen  zu  sein,  um  DÖthigen£aIl8  ihr  Intercessionsrecbt  aus- 
Aben  an  können. 

Du  iat  die  etaatMehtliebe  Gmodiage,  von  der  man  bei  der 
BNtetemng  nndi  dem  rnnthmawliehen  Infanlle  der  Lex  Popia  an»> 
geben  mnse;  es  genügt  nicht,  mit  Bardt  (S.  17)  zu  sagen:  'Na- 
türlich ist  ea  au  allen  Zeiten  inconetitutioneil  erschienen,  zwei  poli- 
tiaebe  Kdrperiehatoi  gieiobzeitig  nebeneinander  tagen  xn  UMseOi 
Ten  denen  die  grOnare  mgieioh  aneh  die  «ammtiiichen  Milglioder 
der  kleineren  nmibeel.*  Denn  in  Born  hing  dergleieben  niebt  τοη 
allgemeinen  constitutionellen  Grundsätzen,  sondern  von  den  con- 
ereten  Machtbefugnissen  der  Magistrate  ab;  und  es  ist  ja  bekannt 

geang,  da»  die  potestaa  Mbmicia  nnd  die  pote$ta8  consälaHs 
•0  g^genelaaader  etaadea,  daaa  Coafiiofee  narermeidlioh  waren,  wenn 
nidkt  aaf  der  einen  oder  andern  Seite  Naehgiebigkeit  etatt  Ind. 

Was  nun  aber  die  geschichtliche  Entwickelung  des  römischen 
Staatsrechts  bezüglich  der  Volksversammlungen  und  dea  Senate  in 
der  Zeit  nadi  dem  iweiten  pamechen  Kriege  betrifft^  eo  iat  dent- 
liek  an  etkennea,  daaa  die  Optimaten  dahin  arbeiletenf  dae  Zoatande- 
koamen  'der  ComitieD,  inebeeondere  der  Wahleomitien,  zn  aidiem, 
zugleich  aber  auch  die  Beobachtung  der  Formalitäten  zu  sichern, 
▼on  denen  die  Gültigkeit  der  Wahlen  und  der  Beschlüsse  der  Comi- 
timi  abh&ngig  war.  Ana  dieaer  Tendena  eriü&ren  sioh  die  Legea 
Aelia  et  Fnfin  de  inre  et  de  tempore  magiatratnam  creandorum 
et  legum  rogandamm  um  600/154  nnd  die  Lex  Caecllia  IXdia  Aber 
die  promulgatio  in  trinundinum  und  das  Kogiren  per  saturam  656/98. 


*  (Aur.  Vict.)  de  vir.  iO.  78  Gtameiae  prattori,  quoä  i$  eo  die, 
quo  ip§e  eontionem  habebatf  ius  dicendo  jpartem  popnli  avoeassett  sdUm 
eoncidiL 


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Die  Lex  Pupi*. 


Dagegen  fehlt  es  dnrobans  an  GeieUeo^  welche  etw»  dMni  b»> 
reehnet  geweeeo  wfbm,  die  Abhaltang  der  Bmmtmaltmaigtik  im  AOr 
sichern  ^ ;  es  war  dam  in  der  That  auch  kein  Badttif 

niss  vorhanden,  weil  abgesehen  von  den  Kalenden  und  Ideu,  die 
aas  naheliegenden  Gründen  vorzugsweise  gern  zu  Senateeitauageo 
baautafe  worden,  die  Zahl  der  N,  NP,  F  und  EN  Tago^  aa  dema 
BenatssitBnogen  ohne  jedes  HkidefiiiaB  gehalten  werden  kanalani  gm 
genug  war. 

Unter  diesen  Umständen  ist  es  von  vornherein  nicht  unwahr- 
scheinlich, dasB  die  Lex  Pupia,  die  sich  —  darüber  besteht  ja 
keine  MeinongsviBrsohledenheit  —  auf  die  dies  camüMes  beHg, 
gkiohfalla  snr  CMdiening  des  gpatandekonMaens  der  ComitieD,  niekt 
aber  znr  Siehemng  der  Senatssitanngen  bestimmt  gewesen  sei 
Das  war  sie  aber,  wenn  sie,  wie  ich  angenommen  habe  (3,  187) 
bestimmte:  utdiebus  camUialibi4s,  inquos  comitia  edicta  (oder 
mdicta)  easent^  anieeomUiadimisBa  senatm  ne  kabereiur.  Eine 
solche  gesetaliehe  Bsstissmwng  war  geeignet:  SMtens  die  GonsolB 
(nnd  PrAtoren)  daran  an  erinnern,  dass  sie  nieht  SenatesÜBangen 
halten  durften  an  Tagen,  welche  die  Volkstribunen  für  Concilia 
plebis  bestimmt  hatten;  zweitens  die  Tribnnen  gesetzlich  daran  zu 
verhindern,  dass  sie  an  den  Tagen»  an  wek^en  die  Consnln  Go- 
mitien  hielten,  hinter  dem  Btt^n  der  Oonsnln  SenatssÜcnogen 
beriefen  nnd  infrequenti  sencdu  missHebige  Senatnsconsnlta  fassen 
Hessen  * ;  drittens  den  sämratlichen  Senatoren  die  Möglichkeit  der 
Theiinahme  an  den  Comitien  und  der  Geltendmachung  ihres  Ein- 
flusses dabei  m  sichern.  Ich  meine,  daas  ein  solches  Qesets,  mit 
solcher  Tendena  durchaus  entspricht  der  politisehen  Lage  dar  Zeit, 
in  welefaer  die  Lex  Pupia  gegeben  sein  mnss.  Gegeben  ist  sie  walir- 
soheinlich  im  Jahre  683/71,  in  welchem  Jahre  M.  Pupius  Piso  Calpur- 
nianus  Pr&tor  war  (Gic.  de  dom.  I89  36)  \  jedenfaila  aber,  wenn 


'  Die  Lex  Gabinia  de  senatu  legatis  ex  Kai.  Febr.  usque  ad.  KaL 
Mari,  quotidie  dando  besog  sich  oben  nur  auf  Eine  Art  von  Berathunga- 
gegenf^tänden,  die  in  einer  bestimmten  Zeit  erledigt  werden  sollten. 

^  Wenn  sie  diese  trotsdem  thaten,  so-  g^b  die  Lex  Popia  eben 
die  Mögliokkeiti  solche  Senaluiconsulta  nashtciglich  au  caasiren.  Dann 
dass  sie  eine  Sanction  enthielt,  überhaupt  ansföhrlicher  war,  alt  der 
Wortlaut  des  oben  τοη  mir  fbrmulirten  Omndgedaakens,  Terateht  aidi 
wohl  Ton  selbst 

^  Er  trinmphirte  nach  Ascon.  p.  IS  da  Hispania  Q.  Hortansio 
Q.  MeteUo  Cretico  consulibus  (685/69),  war  also  in  Hispania  684/70  (Cio. 
pro  Flaoc.  3,  6),  bekleidete  mithin  die  Pritur  in  Rom  688/71. 


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Die  Lex  Pupii. 


325 


ein  anderer  I'apius  sie  beantragt  haben  sollte,  in  der  Zeit  nach 
Solu  and  vor  687/67,  d«  h.  vor  der  Lex  Gabinia. 

Wen  Bardt  dagegeo  amuinint,  daaa  die  Lex  Papia  nicbia 
weiter  entlMÜlen  habe,  als  (fiw  18  f.):  'VolkeTenainiDlang  und  Senats- 
ntsmig  sollte  künftig  nicht  an  demselben  Tage  gehalten  werden/ 
aogeht  er  mit  dieser  Formalirung  nicht  bloss,  wie  ich  oben  zeigte,  in 
aofern  zu  weit,  als  er  auch  die  Abhaltung  einer  Senatesitzung  nach 
beendigten  Conti ti  en  Ar  dnrob  die  Lex  Pupia  yerboten  h&ltt  eon- 
dm  er  imputirt  den  praMecben,  in  der  Ckeeteeeredaetion  sehr  erfah- 
renen Körnern  ein  ganz  überflüssiges  und  ganz  unpraktisches  (weil 
schlecht  redigirtes)  Geeetz.  Ueberflüssig,  wenn  es,  wie  ja  Bardt  selbst 
bebaaptet,  ?on  jeher  ineonetitutioneU  gewesen  war,  gkiohaeitig  Senate- 
iitsang  und  Yolksversanunlong  na  halten;  nnpraktisoh  aber,  weil 
β·  die  einrige  reehüieh  magHciie  Gelegenheit  m  Gooflieten  swisehen 
Tribunen  und  Consuln,  auf  die  ich  vorhin  (S.  323)  aufmerksam  machte, 
gar  nicht  berücksichtigte,  also  auch  nicht  beseitigte,  sondern  bestehen 
UsM.  Wenn  in  der  Zeit  nach  Solla,  in  der  Zeit  der  Wiederherstel- 
hug  der  Potsetae  tribonicia  ein  eesetn  nOthig  schien,  am  die  von 
den  Terselnedenen  Magistralen  abhängige  Bemlhng  von  Yolksver* 
Sammlungen  und  Senatssitzungen  zu  regeln,  so  konnte  dieses  Gesetz 
unmöglich  dabei  stehen  bleiben,  einen  Grundsatz  auszusprechen  (den 
der  Ineompatibilitftt  von  Senats-  nad  Volksversammlnngen),  der  sich  im 
Prindp  von  eslbst  verstand;  es  mnsste  vidmehr  in  das  Detail  eingehend 
cBe  AosAbnng  der  megHeherweiee  trote  dieses  drandsaties  an  Oonflicten 
führenden  Amtsbefugnisse  der  verschiedenen  Magistrate  einer  be- 
stimmten, nicht  misszuverstehenden  Regel  unterwerfen.  —  Wie  un- 
wabrecbeinUch  Bardts  Formalinnig  der  Lex  Pnpin  ist,  aeigt  sich 
insbesondere  darin,  dass  er  den  Gedanken  ftassert  (8·  20),  der  Aas- 
4niek  dies  emuUMUs  möge  in  dem  Gesetae  vielleiohi  *  nieht  gem«nt 
gewesen  sein  in  der  Bedeutung,  die  der  römische  Kalender  allein 
kennte  und  dieMacrubios  angiebt  —  Sat.  1,  16:  quihus  cum  p<h 
puh  agi  licet  —  sondern  in  der,  die  Paolos  angiebt  —  COffli- 
Mee  die$  ofpMbmU,  cum  m  eemiko  conveniehani^*  and 
sn  selbst  hinsofftgt:  'freilieh  war  das  eineFassnng,  die  dem  Miss* 
verständnisse  der  Laien  Thür  und  Thor  öffnet,  und  die  um  so  ge- 
fährlicher wurde,  ale  die  Art  der  Anwendung  des  Gesetzes,  wie  es 
■ekeint,  das  Missverstftndniss  begOnstigte.'  Ist  es  denkbar,  frage 
Mb,  dass  ein  rtaisches  Geseta  Jener  Zeit  so  schlecht  redigirt  sein 
kennte,  dass  es  dem  Missverständnisse  der  Laien  Thür  und  Thor 
öffnete?  ist  es  denkbar,  dass  der  Ausdruck  dies  COniiticdis  in  einem 
OeieUe  in  anderm  Sinne  angewendet  werden  konnte,  als  in  demj 


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896  Dm  Los  Papia. 

den  der  Kalender  eUein  kennt?  Dodi  geeiehen  wir  die  Oeakberkäi 

dieser  FOriuulirung  eiustweilen  zu  und  hören,  WM  Bardt  wimr 
Mgt:  *  Üae  Verbot  nnmlich  der  Abhaltung  von  VolksvereamralungeB 
vnd  SenateeitzuDgen  an  demselben  Tage  führte  fast  uothweodig 
nOollimonen:  hatte  ein  Beamter  ftr  einen  Tag  den  Senat  berafn, 
und  ein  anderar  berief  das  Volk  anf  deneaUea  Dbg,  der  uMf 
lieh  ein  comitialer  sein  inusßte,  so  hinderte  der  letetere  die  8enitl 
eitmng.'    liier  vergisst  Bardt  ganz,  dass  die  Coniitien  ein  I  rinun- 
dintun  vorher  berofon  werden  mneaten,  daae  aber  eine  ähnliche  ge- 
•etriiobe  Beetimmoog  oder  aaoh  mir  eine  Abnliebe  Sitte  beafiglMk 
dee  Senate  nieht  beetand,  daie  ako  edfaet  bei  Bardte  Fommlinuig 
der  Lex  Pupia  der  Fall  kaum  eintreten  konnte,  der  nach  ihm  lu 
Coilisiouen  führen  musete.  £b  kann  also  die  Möglichkeit  solcher  Fälle 
aneb  nicht  der  Grand  davon  gewesen  aein, '  daet,  om  eine  CoUisimi 
sarerMidHi,  Cloinitiahege  i&r  SenatMtanagen  niobi  bennlit  wnrdaa.' 
Ebeneowenig  aber  kann  zugestanden  werden,  daee  trotadem '  in  beeen 
dern  Fällen  durch  ausdrückliche  Festsetzung  dieser  oder  jener  Comi- 
tialtag  für  eine  Senatssitzuog  bestimmt  wurde,  und  dann  keine  Volks- 
Tersammlnng  stattfinden  dnrlto/  Denn  dabei  wird  eben  wiederum 
Toranegeeetit,  daee  die  Feiteetimig  der  Senatenteong  an*  einer  Zeit 
getroffen  wurde,  in  weleber  der  betreifende  OeeritiaUag  noeb  niebl 
ftr  Comitien  in  Beschlag  genommen  war,  also  mindestens  ein  Tri- 
nnndinum  vor  dem  in  Aussicht  genommenen  1  age,  was  natürlich 
aller  Wabrwsheinliebkeit  widenpriobt.  'Freiliob't  fUui  Bardt  foii, 
*  band  ein  danwtiger  Beeobloae  snniobet  nnr  die  vom  Senat  alibingigen 
Beamten»  und  wenn  ein  Tribnn  daranf  beetand,  a»  dem  Tage 
doch  das  Volk  zu  berufen,  so  kam  es  in  dieser  Zeit  eben  darauf 
an,  ob  dem  Senate  eine  hinreichende  Zahl  von  Fäusten  zu  Gebote 
stand,  um  esinem  Beeeblosee  Achtung  an  yereobaffen/   Ako  naok 
der  Bardt*ecben  Aaffaeningiit  nnd  bleibt  die  Lex  Pnpia,  weit  eutfsmt 
die  vorhandene  Quelle  des  Conflicte  zu  verstopfen,  vielmehr  eelbet 
eine  Quelle  des  Conflicts,  weil  es  nach  ihr  trotz  der  Gewöhnung, 
den  Comitien  vor  den  Seuatsaitaungen  den  Vorrang  anatterkeanen, 
in  einseln  Fällen  dooh  vorkommen  konnte,  daee  man  von  der  einen 
Seite  den  Senateeitanogen,  von  der  andern  den  Comitien  den  Tortritt 
lassen  wollte.  Natftrlieh  ist  sie  in  Wirklichkeit  kein  so  unprakti8<diee 
Gesetz  gewesen,  sondern  sie  kommt  zu  diesem  schlechten  Kahme 
nur  durch  die  unbewiesene  Voraussetzung  Bardts,  dass  sie  so 
•obleebt  redigirt  war,  ^dam  aie  dem  Miemntindniita  dar  Laien 
Thür  und  Tbor  «ffnete.* 

Begreiflicherweise  biu  ich  bei  meinen  Uutersuchongen  über  die 


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Die  Lex  Pupift. 


827 


L«  PBpiA  gar  niohi  Mif  des  GecUoken  einer  so  Bchleahtc»  Eedaoiioo 
gekomaeD,  londm  btbe,  giltttet  voo  der  Analogie  anderer  ge- 
wteKehar  Beetimmungen,  s.  B.  derjenigen  Aber  das  Avocationsrecht  , 
und  Aber  die  lieihenfolge  der  Magistrate  bezüglich  der  Berufung 
do8  Seuate,  die  Lex  Pupia  so  bestimmt  als  möglich  zu  formuliren 
gemelifc.  Wenn  ihr  Inhalt,  wie  ieh  aaaelune,  der  oben  beneichnete 
wu:  itf  dkbm  comiMUhmt  mquoeemUia  eMda (oder  tndfcto) 
eiMM^,  öwi^  «omMa  dmnsM  senatus  ne  hoher etur^  so  war  jedes 

Miesverständuiss  ausgeschlossen  und  eine  durchaus  praktische  liegol 
eiogeiührt.  Sie  war  eingeführt  in  einer  form,  die  ganz  analog 
war  dem  τοη  alten  Zeiten  her  bestehenden  Verbote  des  lege  agere 
m  den  diee  eomitialee»  dae  bekanntlinb  aneh  kein  abeoliiiea  Verbot 
war,  Bondem  nnr  ein  für  di^enigen  Gomitialtage  gültiges,  an  denen 
Gomitien  wirklich  gehalten  wurden.  Dass  bei  dem  von  mir  ange- 
nommenen Inhalte  der  Lex  Pupia  anoh  Conilicte  möglichst  vermieden 
wvdeOf  laset  eioh-  leioht  darthnn.  Wie  aohon  bemeckt  hatte  die 
Ln  GaeeOia  Didin  die  BeoWMdrtang  des  Trinnndinam  filr  Comitiea 
alier  Art  aar  Pflicht  gemacht;  alle  aor  Berufung  des  Senats  be- 
rechtigten Magistrate  wussteu  also  hinreichend  lange  Zeit  im  VorauSi 
welche  dies  comitialee  iiir  Gomitien  in  Anspruch  genommen  seien; 
äe  konnten  also  TdUig  reohtMtig  die  beabaiohtigten  SenateaiteQqgen 
•meteen  a«f  die  frei  bleibenden  diee  eonitialee,  wenn  eie  fiberhanpi 
in  der  Lage  waren  einen  dies  comitialiö  wählen  zu  müssen.  Con- 
flicte  also  konnten  abgesehen  von  directer  Uebertretuag  der  Lex 
Papia  nnr  dann  entetehen,  wenn  etwa  Magistrate  entgegen  der  Lex 
Oaealia  Jüdin  Volkmcaammlnagen  an  aolohen  diee  eomitialee  halten 
wofiten,  die  sie  nioht  dnreh  reebtaeitige  Promulgation  in  BeeeUag 
genommen  hatten,  und  die  inzwischen  von  andern  Magistraten  i'ur 
Seuatesitzungen  ausereehen  waren.  Dann  aber  waren  jene  Magistrate 
eben  im  Unreoht,  sie  mossten  gew&rtigen,  dass  loyale  Tribunen  bei 
den  Gondtieo  interoedirtoa,  oder,  wenn  das  nieht  gesohah,  da« 
die  ¥on  ihnen  Teranlassten  VolksbeBohlflBSO  als  non  iure  rogatae 
nachträglich  vom  Senate  cassirt  wurden. 

Nach  meiner  Auffassong  der  Lex  Pupia  erklärt  sich  nun,  und 
darin  liegt  die  Probe  für  die  Baciitigkeat  derselben,  besser  als  naoh 
Bardts  AnffMenng :  erstens  die  Tbatsaohe,  dass  nieht  bloss  tot,  son« 
dem  auch  nach  der  Lex  Pupia  Benatssitanngen  an  dies  eomitialee 
ziemlich  häufig  vorkommen;  zweitens  der  Wortlaut  derjenigen  Schrift» 
Stelleo,  in  welchen  die  Lex  Pupia  entweder  ausdrücklich  erwähnt  ist, 
od«  ohne  sie  ea  nennen  berüeksiGhtigt  wird, 

Bardt  hat  auf  Grund  meines  nach  der  kaleodarisohen  Ver- 


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888 


Die  Lex  Papia. 


ecfaiedenheit  der  Tage  geordneten  Venaehnieeee  der  bek»Biiln 

Daten  wirklieh  gehaltener  SenateeitzongeD  (2*,  886  ff.)  eine  redii 
übersichtliche  Tabelle  entworfen,  in  der  diese  SenatssitzungstÄge 
in  der  Reihenfolge  der  Tage  des  Kalenders  erscheinen.  Dass  er  in 
dieeer  Tabelle  ntobt  einmal  diejenige  VoUet&ndigkeit  emiebte,  dis 
er  mit  Hülfe  des  in  meinem  Hmdbnche  dargebotenen  Materiali 
erreichen  konnte  S  und  dass  er  ebenso  gut  wie  loh  ▼ereehiedflDe 
Ungenauigkeiten  Ijegangen  hat,  will  ich  hier  nicht  urgieren,  weil 
das  Resultat,  das  bezüglich  der  Lex  Pupia  aus  einem  Verzeichnisse 
der  bekannten  Sitnmgetage  gewonnen  werden  kann,  nioht  weeeot- 
Keh  davon  abb&ngt,  ob  einige  Tage  darin  fohlen  nnd  einige  Un* 
genauigkeiten  unterlaufen.  Nnr  über  die  dies  oomitialee  will  iflk 
mir  einige  Bemerkungen  gestatten. 

Bardt  hat  ganz  recht  in  meinem  Verzeichnisse  den  29.  Oc- 
tober  an  streioben',  da  ans  Cio.  ad.  Att.  28.  Seei.  82,  69—70 
eine  Senatieitaang  allerdinge  nioht  folgt.  Dagegen  hat  er  ohne 
Angabe  eines  Grundes  den  Tag  pridie  Kai.  Mart.  ausgelassen, 
der  unzweifelhaft  das  Zeichen  C  hatte,  und  an  dem  im  J.  702  52 
nach  Aecon.  p.  44  eine  Senatssitanng  stattfand.  Ferner  hat  er 
übersehen,  was  ieh  bei  Anfstellnng  mi^nes  VeraMohnisses  aaeb 
Abersehen  hatte,  dass  an  OetaTians  Geburtstage  a.  d«  IX.  KsL 
Oct.  (Suet.  Aug.  5.)  eine  Seuatesitzung  de  CcUilinae  conjtt- 
ratione  stattfand  (Suet.  Aug.  94).  Ich  habe  liand  3,  S.  241 
nachgewiesen,  dass  dieses  diejenige  Senatesitsung  sein  mnss,  von 
weleher  Gio.  pro  Mnr.  25,  61  sprieht)  und  welehe  nioht  verweehielt 
werden  darf  mit  der  a.  d.  Xil.  KaL  Kov.  gehaltenen,  in  der  em 
viel  energischerer  Beschluss  gefasst  wurde.  Die  von  Cic.  pro  Mnr. 
25,  51  erwähnte  Senatssitzuug  fand  aber  statt  au  einem  Tage,  an 
dem  die  Wahloomitien  hatten  stattfinden  sollen.  Der  Tag  a.  d. 
IX.  KaL  Oot  war  also  im  YOijnlianssehen  Kalender  ein  dies  oomi- 
tialie.    Im*  Jnlianisohen  Kalender  ist  der  Tag  a,  d.  IX.  KaL  Ooi 


>  Sohon  Bit  »Chi  hat  im  Rhein.  Mas.  Bd.  28,  8.  606,  Anm. 
darauf  aufmerksam  gemaeht,  date  bei  Eardt  die  Data  der  von  Joee- 
phns  IS,  9,  2.  14,  10,  18.  16.  18.  14,  10,  10  erhaltenen  Sota  fehlen. 
In  meiner  Uebersieht  fehlen  18,  9,  2  nnd  14,  10,  10  nieht,  e.8.  866  A. 
8  nnd  10.  Die  Daten  a.  d.  XU  nnd  a.*d.  ΧΙΠ.  Kai.  Oct.  weldhe  14,  10, 
18.  16. 18  sieh  finden,  habe  ieh  deehalb  anegelaseen,  weil  ee  mir  sfreifbl- 
haft  war,  ob  die  ürkonden,  denen  sie  angehören,  senatoi  comulta  sind. 
El  sind  vielmehr  ediota  eontnlii  de  coniilii  sententia. 

*  Hermes  7,  17,  Anm.  2,  wo  aus  Versehen  29.  Januar  statt 
29.  Oetober  gedruckt  ist 

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Die  Lex  Pttpis« 


89» 


(99.  Sept.)  allerdiofi  ein  NP  Tag ;  aber  er  iet  diees  «rat  naeh 

723/31  geworden  in  Folge  der  Feier  des  kaiserlichen  Geburtstages. 

Ob  der  23.  Sept.  vorher  C  ^der  p  war,   läset  sich  nach  der 

Ueberttefernng  nieht  «icher  entaebeideD  aber  der  Tag,  der  Tor 
Omws  Kalenderreforai  a.  d.  DL  Kai.  Ooi.  war,  BAmUeh  der  8S., 
war  sweifelloe  ein  C  i  ag  ^i  und  ebenso  iet  es  der  Tag  a.  d.  X. 

Kai.  Oct.  (21.  Sept.),  an  welchem  beschlossen  wurde,  am  Tage 
darauf  nicht  die  Coinitien  sondern  eine  Senatssitzung  zu  halten. 
Es  and  alao  a.  d.  X.  Bod  a.  d.  IX.  Kai.  Oet  den  C  T^g«»)  u 
άβΜο  8eaataaifsniig  gabalten  worden  ist,  bhmmifQgeii.  Baftr  kommt 
ds&n  aber  in  We^U  die  yon  Bardt  wie  früher  aacb  von  mir  auf  a.  d. 
XI.  Kai.  Nov.  angesetzte  Sitzung,  da  diese  nur  angenommen  wurde, 
weil  man  die  eine  der  von  Cic.  pro  Mur.  25,  51  erwähnten  2  Sii- 
WK^fm  mü  der  aaeh  Gat.  1, 8, 7  a.  d.  XU.  Kai.  Nor.  gehaltenen  iden- 
üMrte.  fiodHch  bat  Bardt  den  von  mir  unter  den  dies  oomitialee 
angeführten  Tag  pr.  Kai.  Oot.  709/51  (Cic.  ad  fam.  8,  8,  5  n.  6) 
nnter  den  C  Tagen  gestrichen  und  mit  F  bezeichnet,  ohne  sich 
über  die  Gininde  dieser  Aenderung  zu  erklären.  Ks  ist  dies  aber 
«ia evidenter  Irrtbnm,  dadnreb  entetaaden,  dass  Bardt  swar  daran 
gsiheht  hat,  dass  im  voijnUaiiischeii  Kaieoder  pr.  Kai.  Oet.  niebt 
der  80..  sondern  der  29.  Sept.  gewesen  sei,  nicht  aber  daran,  dass 
der  20.  Sept.  des  Julianischen  Kalenders  einer  der  10  von  Caesar 
eingelegten  dies  fasti  sei,  dass  also  der  29.  Sept.  des  vorjulianischen 
Kilsnderi  eatsprecheod  dem  80.  Sept.  des  Jnlianisehea  daa  Zeioben 
C  babe*. 

Nach  diesen  Beriobttgsngen  haben  wir  also  nicht  bloss  die 
20  von  Bardt  autgeiührten  Comitialtage  mit  Senatssitaungen,  sondern 


>  YgL  Mommse«  im  C.I.  L.  L  p.  994.  89a  891.  877.  402  nnd 
Hertnann  Ordo  iudieiorum  8.  176. 

'  Man  wird  annehmen  dürfen,  dass  Octavianus  am  99.  Sept.  ge- 
boraa  wnrde,  daas  aber  sein  Geburtstag  nach  Caesars  Kslenderreform 
an  98.  gefeiert  wurde.  Für  die  Römer  war  das  derselbe  Tag,  weil  er 
Hieb  wie  vor  a.  d.  IX.  Kai.  Oct.  beseicbnet  wnrde.  Wollte  man  dagegen 
esnehmen,  dass  Oetavianas  an  dem  Tage  geberen  sei,  der  nach  dem 
^elienischen  Kalender  der  28  Sept.  war,  so  vrflrde  Ootavisans  naeh 
vsrfiil.  Dattmng  a.  d.  VIII.  Kai.  Oct.  preboren  sein,  und  man  müsste  an» 
aehmeD,  da«a  mau  die  Feier  von  a.  d.  Vlll.  auf  a  d.  IX.  umgelegt  hStte. 

•  Wenn  Bardt  dies  nicht  von  Hartmann  Ordo  iudieiorum  b.  üH 
oder  aus  meinem  Handlmche  3,  S.  443  lernen  mochte,  so  konnte  er  es 
doch  aus  Mommsens  diei  notarum  laterculua  C.  I.  L.  S.  366  ff.  erfahren. 
Uebrigen«  vgl.  Macrob.  sat.  1,  14,  9. 


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aeo 


Die  Lex  Pupia. 


d8  (nämlich  20 — l-h'^O  Diese  verbältniBemäsiig  grosse  Zahl  tod 
dies  oomituUes  —  28,  fon  denen  nur  5  der  Tovnlleoieohen  läA 
aogeböreo,  unter  ongefilbr  70  Überlisapt  bekannten  Daten  —  «· 
klürt  steh  nun  bei  meiner  Anfiaesniig  der  Lex  Pnpia,  wonach  die- 
selbe kein  absolutes,  sondern  nur  ein  eventuelles  Verbot  der  Senate- 
aitzungen  an  den  dies  comitiales  enthielt,  äoasent  einfach«  Ab- 
geeehen  von  β.  d.  IX.  Kni.  Oct  691/68  (Οίο.  pro  Mm.  26,  61 
vgl.  mit  8aet  Oot  94  und  5)  ^  itt  von  keinem  dar  flMgen  Ti^ 
bekannt,   dass  an  ihm  eine  Volksversammlung  stattgefundo)  hil 
oder  hat  stattfinden  sollen.    Die  Sitzungen  fanden  also  statte  \Neil 
eben  keine  Gomitien  auf  die  betreffenden  Tage  aogeeagt  waren,  und 
konnten  ex  lege  Pnpia  stattfinden,  vreU  die  Yoimneseteang  des 
bots  derselben  niebt  sntraf.  Berdt  dagegen  nimmt  in  Folge  seiMr 
Ansicht  von  der  Lex  Pupia  uud  von  der  in  Anschluss  an  dieselbe 
augeblich  entetaudenen  Gewöhnung,  die  Comitialtage  zu  vermeideJi, 
an  der  grossen  Zahl  von  entgegenstehoiden  Beispielen  Anstoss;  er 
bestttigt  diese  selbstgeeehallene  Sohwierigkeit  dnroh  die  Annshn^ 
dsss  die  Lex  Pupia  in  der  Zeit  ven  Caesars  Monarekie  ao%eliob« 
sei,  und  dass  in  den  Fällen,  welche  vor  diese  angebliche  Aufhebung 
fallen,  die  Noth  zur  Abweichung  vou  der  Regel  gezwungen  habe: 
Annahmen,  die  ebenso  willkürlich  wie  überflfias%  sind  und  dock 
niebt  ansreioben,  um  alle  FiUe  au  erküren.    Denn  es  bkibsa 
naeb  Bardt*e  eigener  Recbnung  2,  oaeb  der  meinigen  viebnebr  3 
Fälle  ül>i'ig,  wo  absulut  kein  Grund  ausündig  gemacht  werden  kaai 
aur  Annahme  einer  Zwangslage. 

Unter  den  awei  SebriftsteUea  aber,  in  denen  die  Lex  Pupia  ans- 
drftekliob  erwftbnt  wird,  ist  die  wiebtigera  Gie.  ad  <ia.  fir.  2,  13,  3 
ComUialüms  dkhus,  qui  QmrinaUa  eequmiur,  Appiua  mierpn- 
tatur  non  impediri  sc  lege  Pupia^  quo  minus  haheat  se- 
natum, et,  quod  θΰώίηία  sandunh  sit,  diam  cogi  ex  Kol.  Febr. 
usque  ad  Kai*  Martias  legaüs  senatum  qmtidie  dare:  iia  pMr 
iantur  detrudi  camüia  in  mensem  MarHum.  8ed  iamm  Ais  00- 
nUHaUbus  tribuni  pl  de  Chbinio  se  aättras  esse  diemU.  Omma 
coUigOy  ui  novi  scriham  aliquid  ad  tc.  Sed  tU  vides^  res  me  \p»a 
deficit.  In  diesem  am  14.  Februar  700/54  gesohriebenen  Briefe 
beriebtet  also  Cioero,  der  Gonsul  Appius  wolle,  im  Interesse  des 
Oabinius,  die  auf  die  Qnirinalia  (17.  Febr.)  folgenden  Oomitialtv 
SU  Senatssttxungen  benutaeu,  um  so  die  Tribunen  an  der  Abbsllnog 


^  Auf  diese  Ausaabme  komme  ioh  am  SoUnsse  meines  AaMses 

aorfiok. 


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Lex  PnpuL 


m 


fOB  Qmitim  Aber  Gulnmiit  m  v«rliiiid«ni.  Er  iaierpralire  die 
boiöglielMD  Owetoe  dalimi  dass  er  daroh  die  Lex  PapU  daran 

mdit  gehindert  werde,  und  durch  die  Lex  Gabinia  »ogar  gezwungen 
sei  täglich  im  Februar  Senateeitzuiig  zu  halten  der  den  Gesandten  zu 
gebenden  Audienzen  wegen.  Mao  glaube,  dass  auf  dieae  Weise  die 
ΟοαήΙίΜι  (nimUab  die  Ober  Gabioiiu  wo,  balteeden)  bii  anm  tfonal 
Ittia  TeraeliobeB  werden  wflrden;  die  Tribunen  aber  behaupten 
tralKlem,  dase  nie  au  eben  diesen  Comitialtagen  (dee  Februar)  über ' 
Qabinius  (in  Coniitien)  verbandeln  würden. 

Naeb  oMmer  Auffaeeong  iat  hier  AUee  idar.  Aus  dem  Saiae 

Μ  tamm  Mb  eomUkiläm  inbimi  pl.  se  ie  Gokmio  αΦίτ 
ro$  em  diemU,  folgt  doeb  wohl,  daee  am  18.  Febroar,  «her  den 

Cicero  berichtet,  die  Tribuni  plebis  dio  beabsichtigten  Coniitien 
noch  nicht  ordnungsmäseig  indicirt  hatten  ^  Wenn  sie  diese  sofort 
9Λ  Ii»  thaten,  ao  konnten  ao  aaah  der  Lex  Caecüia  Didia  die 
ConitieB  Mbeatens  anf  den  8·  Mira,  den  ersten  Comitialtag  dea 
Min  ansagen.  Appiiie  hatte  also  gana  reoht^  wenn  er  behanptete, 
die  Lex  Pupia  hindere  ihn  nicht  an  dBn  Comitialtagen  des  Februar 
Senatssitxung  zu  halten;  denn  auf  keinen  dieser  Tage  waren  Co- 
■itieo  iadieart  Ebeaeo  hatte  er  Baoht  mit  der  Bemfnqg  anf  die 
Üb  Gabini*;  er  branebte  nur  daftr  an  aorgen,  daaa  fBr  jeden  Tag 
nne  Oeeandteohaft  um  Audienz  bat,  so  war  er  allerdinge  naeb  der 
Lex  Gabinia  verpflichtet,  dieser  Audienzen  wegen  den  Senat  zu  be- 
rufen. Ob  er  ea  aooh  dann  geweeeo  eein  wüdre,  wenn  die  Comitien 
btrette  indicirt  geweaan  wftren,  laaae  ioh  dahingeitellt.  Aber  die 
Ifittel  dea  Appiua  Clandiaa  reichten  nur  f&r  den  Feifagraar  ans;  die 
Berafung  auf  die  Lex  Gabinia,  weil  dieselbe  den  Consuln  nur  usque 
ad  Kalendas  Martias  die  Verpllicbtung  zur  Audienzertheihing 
auferlegte;  die  Berufung  auf  die  Lex  Pupia,  weil  man  am  13.  sich 
gewirtigen  mnsete,  daee  die  Tribnnen  sofort  am  14.  anf  den  3.  MArs 
Gonitien  ansagen  würden. 

Dieeer  Interpretation,  die  ich  natürlich  in  meinem  Handbuche 
oicbt  ausführlich  entwickeln  konnte,  setzt  Bardt  nun  die  seiuige  ent- 
gegen, indem  er  S.  22  meint,  diese  Stelle  ergehe  am  Dentlichaten,  daaa 
die  Lax  Pnpia  'nnr  den  emndaata  der  Inccmpatibilitit  τοη  Bfirger- 
•>balle»ind  Ralberersammhing  fteletellte.'  Den  Weg  in  der'aebarW 
VMi 'genauen'  Interpretation  dieser  Stelle  ebnet  er  sich  durch  die  Be- 
OMrkung  Mass  Cicero  vou  den  Dingen  erzähle,  nur  um  etwas  zu  erzählen} 

*  Bd.  3,  S.  346  hatte  ich  nicht  von  einem  'wahrscheinlich  schon 
pieaiilgirten  Antrage'  sprechen  d&rfen,  sondern  von  einem  '  noch  nicht 
promulgirten*. 


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Die  Les  Papm. 


ohne  noh  irgind  ernsthaft  dtlür  wa  Intemtifeii ;  naa  wwde  ak» 

in  der  Stelle  nieht  gemde  eine  Tellig  prftcise  Anwendung  der 

•taeterechtlicheii   Terminologie  erwarten  dürfen':  Voraussetzungen, 
deren  ich  bei  meiner  InterpretatioQ  nicht  bedarf.    Auf  diese  Vor 
aiueetBiuigeii  geetfttat  meint  Bardt  mui|  Appioa  bemfe  deh  det* 
halb  auf  die  Lex  Pnpia,  mal  dleaea  Geaeta  trola  der  ment 
gegengeeetaten  Anwendung  'keineewegs  hindere  efainia]  an  eagw: 
wenn  Senatssitzung  ist,  kann  kt  ine  Volksversammlung  sein.*  Allein 
daes  nicht  diese  Appius  aus  der  Lex  Pupia  interpretirt«,  folgt  ui 
dem  Umstände,  den  Bardt  gioalidi  fAiersehen  hat,  daes  die  InUr 
pretation  des  Appius  Glandins  nur  fllr  die  Oomitialtage  des  Fe- 
bruar als  wirksam  erschien.  WRre  der  Wortlaut  der  Lex  Pupia  w 
zweideutig  gewesen,  wie  Bardt  annimmt,  so  hätte  Appius  Claudius 
mit  derselben  Interpretation  die  Gomitien  aueh  noch  im  März  ?e^ 
hindern  ktanen,  da  Stoff  fftr  Seaatssitaoiigeii  aneh  nach  AheoWiimg  | 
der  Andienaen  leioht  an  besehaiTen  war.  \ 
Die  zweite  Stelle,  in  welcher  die  Lex  Pupia  ausdrücklich  | 
wähnt  wird,  steht  in  dem  am  15.  Janaar  698/56  geschriebenen  | 

Briefe  ad  fam.  1,  4,  l  Cammus  et  Cato  neffoirfmt,  se  legem  Mm  : 
mUeeoniiHaeeeeMmM.  SmkäitshabeHan^  ] 
Pupiam  —  id  gmd  sds  -  nmptnlesty  neq^fimAeF^immo  Mö  i 

niai  perfectis  auf  reicctis  Irf/ationibus.  Auch  diese  Stelle  erklärt  sich  ' 
nach  meiner  Auffassung  der  Lex  Pupia  ganz  einfach.  Caoinius  ood  ^ 
Cato,  die  Volkatribunen,  haben  'erklArti,  daes  sie  keinen  Oüssiaessii 
trag  (nämlich  beaftgiieh  der  Angelegenheit  dea  res  Aleiandriniis,toB 
der  vorher  dfe  Rede  war),  vor  den  Comitien  (d.  h.  top  den  »fr 
Heischen  Wahlcomitien,  welche  nach  ad  Qu.  fr.  2,  2,  2  *  auf  a. 
d.  XL  Kai.  Febr.  angesetst  waren)  an  das  Volk  bringen  würden  ^ 

^  Offenhar  mit  Rücksicht  auf  die  am  14.  Jan.  beschloseeoe  Se- 
natos  anctoritai  ad  fam.  L  2,  4:  hoc  videwmr  e$8e  eonaecuti.  tU  ne  quid  j 
ogi  cum  popülo  atU  salvis  auspieiis  aut  salvis  legibtis  aut  denifue  .<i»e 
vi  passet.  De  h*$  relms  prtd»e,  φ»αΜ  haee  scripi^i.  senattu  andmtei 
gravtssima  tnfercessti,  ctit  cum  Cato  et  Camnius  intereessisseiU,  tmem 
est  pefscftptn, 

>  Bei  OralU  steht  ad  Qa.  fr.  2.  3,  3  Nam  etmUia  Hm  wmm 
ima  mdentmr,  edieta  smit  a.  d.  XL  KaL  Febr.  Dass  hier  eorrighrt  weite 
mnss:  in  o.  d.  XL  Kol  F^r.,  folgt  ans  dem  Datom  des  Briefes:  UIL 
Kai.  FebTt  Denn  am  17.  Jan.  konnte  Cicero  unmöglich  sagen:  die  Co- 
mitien sind  am  20.  Januar  angesagt  worden,  wohl  aber,  sie  sind  auf  de» 
20.  Januar  angcsaf^t  worden.  Weeenberg  hat  denn  auch  tfi  hinsugefögt. 

*  Sie  hahen  in  der  That  die  desfalUigen  Autrftge  erst  im  Μ**· 
gestellt  (8.  Horn.  Mi.  3,  314). 


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Die  Lex  ΡαρίΑ. 


8» 


EineSeDAtanteiiiig  kMm  yot  dem  1.  Febrnu*  der  Lex  Popi»  migatt 
vdit  gttballeii  wefden  —  wm  Dir  bekannt  iet  (denn  Da  weint,  dm 
■af  die  ftbrigen  Gomitieltage  des  Jan.  theils  die  naeh  den  aediKeieebeh 

Comitieii  noch  zu  haltenden  quaestoriechen  Comitieu  ^  theils  legisla- 
tife  Comitien  fallen)  — ,  ebenso  wenig  aber  (nämlich  über  die  Sache 
im  Alesandnuiaehin  Kitauge)  im  gamen  Febniari  liiiiMr  «ean  dia 
OeimdtMhaflan»  die  (nach  dar  Lex  Oabinia  allen  andern  O^gon- 
■ttnden  Torgehen)  erledigt  oder  (durch  besonderen  Senatebeiehlase)* 
Tcn  der  Tagesordnung  abgesetzt  sind.  Die  einzige  nicht  direct 
beweisbare  Annahmey  die  ich  dabei  mache,  ist  die,  dass  die  sämmt- 
liflban  Oomitiallage  dea  Janaar  vom  16—99  τοη  Comitien  ia  Bop 
mUeg  genommen  jraren.  Dieee  Annahme  iat  aber  dnrebanf  wahr- 
•cheinlich,  weil  man  für  die  aedilicischen  und  quästoriscben  Co- 
mitieu, deren  jede  möglicherweise  nicht  an  je  einem  Tage  vollendet 
Vörden,  nÜDdeetens  4  bis  6  Tage  freihalten  musete,  and  weil  in 
Folga  daa  Antfitta  der  Tribonen  am  10.  Deoembar  gerade  dia 
Conntialtage  des  Januar  diejenigen  waren,  an  denen  über  die  von 
den  neuen  Tribunen  eingebrachten  Gesetzesvorschläge  abgestimmt  zu 
werden  pflegte.  Da  die  Comitien  in  trinundinum  edicirt  werden 
fluissten,  so  konnte  Cicero  am  16.  Janaar  sehr  wohl  wiesen,  and 
ar  Zeü  der  Ankunft  seinea  am  15.  Jannar  gesehriebenen  firiefiea 
bei  Lenldna  aoeh  dieeen  als  wissend  yoranssetaen  *,  dasi  fOr  alle 
Tage  vom  16 — 29  Januar  Comitien  angekündigt  seien.  In  dem 
ki  quod  scis  liegt,  ich  will  nicht  sagen  ein  Beweis,  aber  doch  ein 
ladieinm  flür  die  Biohtigkeit  meiner  Aaffiueong  der  ganaan  Stelle. 

Hardt  beapriobt  diese  Stella  nidii  eingebend,  aondem  arwlbai 
äs  mir  beiliafig  S.  21,  A.  1  nnd  8.  24,  A.  1.  Wie  er  aber  Ober 
dieselbe  urtheilt,  ergiebt  sich  aus  dem,  was  er  über  die  Stelle  ad 
£r.  2,  2|  3  sagt,  in  der  zwar  die  Lex  Papia  nicht  ausdrücklich 


'  Dass  die  Quästoren  erst  Ende  Januar  gewählt  worden  sind, 
damit  itimmt  Cic  ad  Qu.  fr.  2,  B,  1  Interim  rdedis  legationibtu  in 
Um  nfenbatnr  de  j^rovinciü  quaesiorum  et  de  omandis  praetoribiis. 

*  Dass  diem  mögliah  war,  seigt  ad  Att.  1,  14,  5  SentUus  Η  d$ 
trmmtikpfmt$rmi€ideU§aiionihu8  0id$tei9riBfelmd^ü$n^ 
mit,  qmm  raflio  lala  «ssef,  sie  fiiid  agmämr*  ad  Qu.  fr.  8,  8,  1  ü 
U.  Mr.  ief  altofies  «a  Mm  lV5r.  retetedanliir.  —  hUmim 
nittiit  legaiionihui  im  Idm  rtfmMm  de  pnnomeiie  qume- 
krm  et  de  mmmdie  praeUnrUme» 

'  TgL  ad  hm.  1,  2,  4,  wo  Cicero  in  dem  gleiöh&Us  am  1&  Jan. 
geschriebenen  Briefe  von  der  am  14.  gefasston  Benatas  auotoriias  sagt 
eoM  ad  te  missam  es$e  arbUror. 


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884 


Die  Lex  Pupia. 


geoaont  wird,  die  eich  aber  auf  dieselben  Comitialtage  des  Janaan 
desselben  Jahres  bezieht  wie  die  Stelle  ad  hm.  1,  4,  1.  Dil 
Worte  Οίο.  ad.  Qu.  fr.  3,  2,  8  (gesdiriebeD  oeoh  Ann.  15  aa 
17.  JanuMr,  also  awei  Tage  naefa  ad  hm.  1,  4,  1),  welehe  auf  «iaea 

Bericht  über  die  Senateverhandlungen  vom  15.  Januar  folgen,  sind: 

Consecuti  sunt  dies  eamitiales,  per  quos  senMius  haberi  wm 
piUerai.  Qmd  fuhmm  mi  UUfoemio  trü^monm  nm  ämm\ 
8eä  tomen  nupicor  per  vim  rogoHmm  Oammim  pmkimmk 

Kaob  meiner  AvITaasang  Terateht  ea  aioh  hier  nach  dem  Voiher 

gehenden  über  ad  fam.  1,  4,  1  Bemerkten  von  selbst,  dass  Cicert) 
bei  den  Worten  per  qtu)s  senatus  haberi  non  poterat  denkt  and 
■einen  mit  der  Lex  Pnpia  bekannten  Bruder  denkend  teimueaelit: 

edicta  sunt.  Wenn  Cicero  beft^rehtot  per  vim  rogcUionem  Camr 
nium  perlaturumy  so  stimmt  das  durchaus  zu  den  Worten  ad  fam. 

1,  4,  l  hoc  videmur  esse  consecuti,  %U  ne  quid  (igt  cum  populo 
mUsakfiamspieUBaiU  aedvis  legibus,  omt  demifue  sine  vi  possek 
Bardt  dagegen  meint  S.  21,  mit  Besag  anf  dieee  Stelle  ad  <{α.  fr. 

2,  2,  3,  also  auch  anf  ad  fam.  1,  4,  1  :  'Aus  dem  Gesagten  (nämKeh 
aus  Bardt's  Exposition  über  den  verraeintiichen  Sinn  der  Lex  Pupisj 
ergiebt  sieh,  daaa  man  um  daa  Jahr  700  (die  Ereignisse  fallen 
698)  «war  nioht  anfr  Haar  genan  redete^  aber  doeb  ftr  den  be* 
qnemen  Briefrtil  htnreiebend  oorreet  meh  anadrflekto,  wenn  man,  am  η 
zeigen,  dass  zwischen  dem  15.  Januar  und  7.  (soll  heissen  1.)  Februar 
keine  Sitzung  mehr  sein  konnte,  hervorhob :  die  ZwiBcheutage  seien 
eomitial.'  Ea  verdient  immerhin  ala  ein  Kriterinm  des  Bardtachea 
B^griffa  einer  ^acbarfen'  nnd  *  genauen'  Interpretation  angameikl 
an  werden,  daas  dnbei  die  Vorauasetaung  gemacht  wird,  Oiearo 
habe  sich  'nicht  völlig  präcise'  oder  für  den  bequemen  Briefad 
hinreichend  correct'  ausgedrückt. 

Gana  Ähnlich  wie  ad  Qu.  fr.  2,  9,  8  ist  eine  iweite  Stelle 
aafrnfaasen,  in  der  die  Lex  Pupia  awar  nicht  erwähnt  aber  gemeint 
ist,  pro  Seetio  34,  74  Consecuti  (nämlich  anf  den  1.  Jan.  697) 
dies  pauci  omnino  lanuario  fnetise  per  quos  senatum  hohen  Ii- 
eeret:  sed  iatnen  actum  nihil  nisi  de  me,  £e  waren  eben  alle, 
oder  faat  alle  Oomitiattege  dea  Jan«ar  von  den  Mngiafcraten  Ar 
Comitien  in  Beadilag  genommen,  waa  nach  dem  oben  über  die  As* 
trftge  der  am  10.  Bec.  antretenden  Tribunen  Bemerkten  nicht  nii^ 
wahrscheinlich  ist  (vgl.  auch  ad  Quir.  5,  12),  wenn  wir  auch  nur 
für  einen  dieser  Tage,  den  23.  Januar  (Sest.  35,  75),  ein  bestimmtes 
Zengniaa  haben»  wonach  er  wirklich  fiär  Comitien  benutat  werden 


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Die  Lex  Pupit. 


886 


jit  Auf  keinen  Fall  aber  folgt  ans  den  Worten,  was  Bardt  S.  25 
bebanptet:  'ihnen  Hegt  die  im  Publicum  ganz  verbreiteto  Ansicht 
η  Gnmde,  daes  an  Comitialtagen  kein  Senat  gehalten  werden  durfte/ 

Die  dritte  Stelle,  in  der  die  Lex  Papia  nicht  auedrücklick 
«rwtüiiii  ki,  iit  Gaee.  b.  c.  1,  δ  Uaque  quinque  primis  diebus, 
qmbus  senaiue  IMeri  potuit,  qua  ex  die  eonstdakm  iniU  Lm- 
Mw,  hiduo  ßxctpto  eomitiali  ei  de  impeno  Caeetme  ei 
de  ampliBsimis  viris  tribunis  pldns  gravissime  aeerhissimcque 
deeemitur.  Diese  Stelle  habe  iek  io  den  Rom.  Alterth.  3,  398  f. 
durch  die  aus  meiner  Aoffasinng  der  Lex  Pupia  folgende  An- 
nahme erklärt,  dasB  an  dem  hidmim  COfnüiale  (3.  n.  4.  Januar) 
düliaib  keine  Senatssitzang  gehalten  werden  konnte,  weil  Comitien 
an  ihnen  wirklich  gehalten  seien,  wohl  aber  am  7·  Januar  (einen 
gleichfalle  mit  0  beaekkneten  Tage),  weil  auf  diesen  Tag  keine 
Comitien  angesagt  gewesen  seien.  Diese  Annahme  enthält  durch- 
aas  uichte  Unwakraekeinliches.  Denn  wenn  Bardt  bekanptet  (8. 26), 
dass  'Caesar  das  ausdrücklich  hätte  sagen  mOssen,  wenn  «r  khur 
nd  dorehsichtig  darstellen  wollte/  so  hat  er  vergesBen,  daas  Caesar 
10  gnt  wie  Cicero  an  den  obigen  Stellen  bei  seinen  Lesern  eine 
gSDane  Kenntniss  der  Lex  Popia  Toranssetaen  konnte,  also  den 
Sffeot  seiner  lebkaften  Sckildening  nur  gestört  hätte,  wenn  er  den 
für  seine  Zeitgenossen  pedantiseken  Znsatz  gemacht  hätte,  excepto 
hidm  camitiodi  quo  senatus  per  legem  Ι\ψ%αιη  ideo  haben  nen 
poterat^  qma  tribimi  plebis  in  eos  dies  concüia  ρΙώί8  indixerani. 
Bardt  meint  dagegen  (B.  25):  'die  Stelle  sckeint  demoack,  anoh 
abgesehen  davon,  dass  sie  an  dem  bisher  Gesagten  nicht  stimmen 
wiU,  aaek  in  siek  nickt  ▼emilnftig\  Von  dieser  bedenkUcken  Vor- 
ausetsnqg  ans  findet  er  aber  einen  Ausweg  ans  der  dnrch  seine 
Aaffaesong  der  Lex  Pupia  selbst  geschaffenen  Schwierigkeit  dnrok  die 
Aonahme,  Caesar  drücke  sich  deshalb  nickt  deatUek  ans»  'weil  er 
sadentKek  sein  wolle'  und  bemüht  sich  dann  an  aeigen,  *wanini  er 
sadsntildi  sein  wolle.'  £r  habe  nttmlicb  die  LeideuMkaAlsokkeit 
■SB«  Gegner  schildern  wollen  nnd  deekalb  die  U^genanigkeit  be- 
gangen, die  nicht  leiokt  Einer  bemerkt  kaben  werde.  Aber  um 
die  Lsidensokaillichkeit  smner  Gegner  an  sekildem,  bedurfte  ea  Ja 
gar  keiner  nur  durek  eine  Ungemmigkeit  an  errelckenden  Ueber- 
Mkong«  Nadi  meiner  Auffassung  kat  Caesar  die  Lddenseki^tlidi- 
keit  seiner  Gegaer  «benso  effeetfoll  wie  wakrbeitegetreu  gesokildert : 
iik  kamt  ea  daker  getrost  dem  Leeer  überlassen,  ob  er  Bardt'a 
oder  meiner  Interpretation  den  Yoraug  geben  wiU. 

Eine  ton  Bardt  m  nfekt  erw&bite  Stelle,  die  gl«ekftUe  in 
Bmislwng  au  der  Lex  Pupia  stekt^  ist  das  von  Caelius  dem  Cicero 
ibvsendete  Seoatos  oonsuHum  vom  29.  Sept.  708  51,  in  welokem 
m  ksisst  (fam.  8,  8,  5):  iäi  L,  PaMus  0.  ManreeOme  eoee.  cum 
mgieirigimn  imaeeiä  ex  Kai.  MaH.^  quae  m  wm  magietra^ 
fwerae  eseent^  de  eoimianbus  nrovincits  ad  eenakm  re» 
fenreiii;  ime  quid  prwe  ex  ΚΛ.  Mari,  ad  eenakm  refenent^ 
MS  φΜ  eommeUm  de  ea  re  refenetiMr  α  eomMbue^  ¥ltiiqf»/e 
etiis  res  ea%ea  per  dies  eomiiialei  eenaium  Kalerent. 


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Die  Lex  PapUL 


Sie  würde  eich  mit  Bardt's  Ansicht  vertragen,  erklärt  eich  aber 
ebenso  gut  nach  der  meinigeo;  denn  ich  leugne  ja  nicht,  dass  im 
Allgemeinen  die  Kaienden  und  Ideu  bevorzugt,  die  dies  coruitiales 
nicht  bevorzugt  wurden.   Das  Senatus  consultum  will  den  Consulo  ( 
des  folgenden  Jahres  die  grösste  Eile  zur  Pflicht  machen  und  m-  j 
pfieblt  ihnen  deshalb  auch  die  dies  comitiales  des  März  zu  benutzeD,  | 
unter  der  selbstverständlichen  Voraussetzung,  soweit  sie  nicht  durch  1 
die  Lex  Pupia  daran  verhindert  sein  würden,  d.  h.  soweit  jene  Tage  ' 
nicht  für  Coraitien  in  Anspruch  genommen  werden  wüidcii.  Ware 
eine  Dispensation  von  der  Lex   Pupia  beabsichtigt  gewesen,  so 
hätte  dieselbe  ausdrücklich  genannt  werden  müssen. 

Hiernach  ist  nun  endlich  auch  zu  beurtheilen  die  Stelle  Cic 
pro  Murena  25,  51,  von  der  Bardt  S.  19  behauptet,  dass  ich  sie 
sehr  falsch  behandelt*  hätte.  Ciceros  "Worte  sind:  tum  igitur 
his  rebus  auditis  metninistis  ßeri  senatus  consultum  rcfhrnt^ 
me  ne  postero  die  camifia  JMbcrenfur,  ut  de  his  rebus  in  se- 
natu  agere  possemu s.  Itaqm  postridie  frequenti  smatu 
Catilinam  ejccitavi.  Ob  diese  Senatesitzung  am  21.  October,  wie 
Bardt  meint,  oder  am  21.  Sept.  (oben  S.  328)  statt  fand,  wie  ich 
glaube  (Alt.  3,  S,  241),  ist  für  die  Interpretationsfrage  gleich- 
gültig. Auf  jeden  Fall  fand  sie  vor  dem  Tage  der  Comitieii  hUüU 
deren  Verschiebung  Cicero  beantragte,  um  auch  am  folgenden  l  äge 
eine  Senatesitzung  halten  zu  können.  Ich  schliesse  (Bd.  2^,  S.  368) 
aus  dieser  Stelle,  dass  Cicero,  um  au  einem  Comitialtage  (nb.  auf 
welchen  Comitieu  bereits  angesetzt  waren)  eine  Senatssitzung  zu 
halten,  einer  Erlaubuiss,  einer  Dispensation  des  Senats  bedurfte. 
Der  Ausdruck  'Dispensation*  war  allerdings  unpassend  und  ver- 
trägt sich  mit  meiner  Ansicht  über  die  Lex  Pupia,  wie  ich  sie  Bd.  3, 
S.  187  dargestellt  habe,  nicht;  aber  diess  zugegeben,  halte  ich  die 
Sache  selbst  vollkommen  aufrecht,  dass  Cicero  der  Lex  Pupia  wegen 
deshalb  am  nächsten  Tage  keine  Senatssitzung  halten  konnte,  weil 
Comitien  auf  denselben  angesetzt  waren,  und  dass  er  ebendeshalb  j 
(wenn  auch  nicht  deshalb  allein)  die  Verschiebung:  der  Comitien  j 
beantragte,  um  nicht,  eben  nach  der  Lex  Pupia,  durch  die  Co-  · 
mitien  an  der  Abliultung  einer  Sitzung  verhindert  zu  sein.  Die  j 
Stelle  beweist  also  durchaus  nicht  die  Richtigkeit  der  Bardt  sehen  ; 
Ansicht.  Man  kann  höchstens  sagen,  das  sie  sich  auch  mit  der  Bardt- 
sohen  Ansicht  vertragen  würde.  Daraus  aber,  dass  sie  auch  nach 
der  Bardtschen  Ansicht  erklärt  werden  kann,  folgt  doch  nicht, 
dass  diese  Ansicht,  deren  Unmöglichkeit  und  Unricbtiukeit  ich  aus 
andern  (iründen  dargethan  habe,  richtig  sei.  Ks  war  daher  me- 
thodisch falsch,  gerade  diese  Stelle,  die  in  utranKjue  sententiam 
verstanden  werden  kann,  gewissermaeeeu  aum  Α VFfgi^ug*TFiink^  der 
weiteren  Dedactionen  zu  macheD. 

Leipsig,  24.  Januar  1874.  L.  Lange. 


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fipimetnin 

zu  Bd.  XXVIU  p.  58G-614: 

Römische  Senatasconfiiilte  bei  Josepbns« 


Theile  eigene  επιμά&εια  (wenn  das  Wort  erlaubt  ist),  theils 
Mittheilungen  von  Freunden,  wie  namentlich  Jacob  Bernays  und 
Alfred  von  Gutschmid;  haben  mancherlei  Nachträge  zu  dem 
obigen  Joeephiniechen  Aufeatse  henrorgemfen,  τοη  denen  die 
viehtigem  hier  ihren  Plate  finden  mögen. 

Die  p.  598  f.  Anm.  13  besprochene  Absicht  Scaliger's, 
den  Josephus  zu  bearbeiten,  läset  sich  zu  noch  vollerer  Gewissheit 
briogen  aus  eeinen  eigenen  an  Carolus  Labbaeus  gerichteten' 
BriefeD,  aoa  denen  ich  das  Hiehergehdrige  nach  der  Auagabe  Lugd« 
Bat,  1627  nachstehend  aushebe.  Im  November  1606  sehreibt  er 
an  ihn  p.  677  :  *  Scribis  mihi  luculenta  lüsephi  exemplarja  extare 
in  Bibliotheca.  Oro  te,  ut  in  libris  in  Appionera  videas,  an  historia 
eitety  quae  in  ezcusis  Graeds  deest,  in  Rufino  autem  tola  eztai, 
locoB  est  paginae  942,  ubi  laeuna  relicta  est.  Ytinam  eam  nohis 
explere  possis!  Deinde  libro  uT.  oap.  16  της  άρ/αιολογ.  multa  de- 
siderantur  dogmata,  quae  Latina  Rufini  editio  habet.  Si  exem- 
plaria  illa  haberem,  losepham  meliorem  dare  posaem.  Sed  senectas 
kaginqirom  iter  instituere  prohibet.  Tarnen,  ni  grave  est,  eas  la« 
euiBs  notria  ezple/  —  Schon  im  Decemher  desselben  Jahres  wle- 
ierhoH  er  seine  Bitte  p.  678 :  *  8i  looomm  losephi,  qnomm  alteris 
Ktteris  memini,  ope  tua  copia  mihi  fiat.  nnde  lacunae  in  editionibus 
expleantur,  magnam  a  me  inibie  gratiam.'  —  Rasch  genug  bat 
Labbftos  ScaUgers  Verlangen,  wenn  auch  leider  nicht  seiner  Er- 


')  Statt  des  daselbet  gegebenen  Citats  aus  Casanbonus'  Exercita- 
tionet  in  Baronii  Annales:  Ί,  34  p.  40'  muss  es  heisscn  '  p.  140*.  Das 
Versehea  geht  nicht  auf  den  Setzer,  sondern  auf  einen  Paginirangt- 
Wer  ia  der  Gento  Aoegabe  zardek. 

Alte.  Mm.  L  nflot  M.  V.  ζζη.  ^ 


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838 


Römieohe  Senatueoonsulte  bei  Joeephus 


Wartung  entsprochen;  denn  bereite  im  Febrnar  1607  erwidert 
dieser  ihm  p.  679  wie  folgt:  *Minuii  ^ero,  de  tot  loeephi  eodid- 
bve  ne  nimm  quidem  ilwolatiim  reperiri.  Qnl*  wo  oheimdmii 
«Dtiqniim  omohim  eeee  dieis,  fieri  noo  poteet  quin  molte  α  üfii 
oorrigi  possint,  quae  depravata  in  editione  circumferuntur.  Vnum 
yelim  aiünnanti  mihi  credas,  infinita  esse  in  loeephi  vulgata  illa 
editione,  qnae  nemo  intellegit.  Qnaedam,  ut  puto,  feUctter  endmiu. 
8ed  η  yariM  ommom  oodiorai  JUelioiiee  nanciioereaiiir,  noo  pigmi 
eCiem  de  illo  praestantienmo  scriptore  bene  mererL*  —  In  nebeo 
folgenden  Briefen,  die  bis  in  den  Decerober  1608,  also  bis  kun 
vor  Scaliger'a  Tod  releheni  iai  dann  nioht  weiter  die  Bede  im 
Joaephna. 

Die  in  daraelban  Anm.  18  angeworfene  Frage,  ob  und  wo 

etwa  der  von  Fabrieina  erwfthnte,  zuletzt  in  Conr.  Sam.  Sehwrte- 
fleisch^s  Besitz  gekommene  '  losepbi  codex  Graecus,  notatus  passim 
manu  Scaligeri*  u.  s.  w.  noch  vorhanden  sei,  hat  ihre  vollBtaodige 
Beantwortung  geiiinden«  Daa  gedachte  Exemplar  wird,  wie  nach 
Fabrioina*  Andentang  an  vennnthen  war,  in  der  Groaaheraogliehfla 
Bibliothek  zu  Weimar  aufbewahrt  und  ist  mir  mit  gewohnter  Li- 
beralität zur  An-  und  Durchsicht  verstaitet  worden.  Diese  Autopsie 
wäre  indeas  gar  nicht  einmal  erforderlich  gewesen,  um  zur  näheni 
Kenntniaa  dea  (wie  sieh  Bemaya  '  J.  J.  Scaliger'  p.  227  anadrflckle) 
*Ton  Scaliger  dnrehcorrigirten  Bandezemplara*  an  gelangen:  denn 
schon  im  J.  1783  hatte  dessen  sämmtliche  Marginal noten  mit  vie- 
lem Fleiss  Villoison  excerpirt  und  in  seinen  Turici  erschienenen 
^Epistolae  Vinarienses*  p.  80 — 92  zneammengeetellt.  Damit  man 
jedoch  von  ihnen  nicht  an  hohe  Erwartungen  hege,  habe  ich  Herra 
Ihr.  Ludwig  Mendelaaohn  —  denaelben,  der  p.  608  als  erschöp- 
fender Bearbeiter  sämmtlicher  Josephinischer  Urkunden  in  Aussiebt 
gestellt  wurde  —  zu  einer  eingehendem  Berichterstattung  ver- 
anlaaat,  die  ich  hier  folgen  laaae. 


DieiOi  *cauiiuin*,  sowie  vorher  'de  tot  losephi  oodicibas*, 
offenbar  von  tlmmtliohen  Schriften  des  Josephut  (c.  Apion.,  biU. 
loi.  u.  t.  w.)  zu  veratehen,  über  deren  in  der  Pariaer  Bibliothek  vor- 
handene  Handiofariflen  wh  mich  näher  au  nnterriohten  keinen  Anlaai 
hatte.  Denn  daee  von  der  Archäologie  eich  dort  nur  ein  (relativ) 
voUitändiger  Codex  erat  dea  15.  Jhdto.,  und  aunerdem  noch  eine  gaai 
vwMiale  BpMoMe  vorfindet  (beide  von  nir  erwähnt  p.  097  und  βΟΟ)> 
ward  mir  ·.  Z.  von  nainaai  —  leider  aHauMUi  heimgegangeMB  — 
Fraanda  Fr.  Oäbner  beaengi. 

*)  Der  Anfang  daiu  iit  bereitt  gemacht  in  der  Dieaertalion:  'Bt 


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BitaMie  SeaalMOOosiilt*  M  Joieplwu. 


«Dir  nielitjge  FoliohMi4  tet  dn  ESzen^lar  der  ▼oo  Arlemve 
Ar  Ημπηι.  Frobeo  und  Nie.  fipisoopii»  1544  beeorgten  editio  priii- 

ceps  dee  griechischen  Originaltextes,  laut  Aufschriften  des  Titel- 
blftUee  nach  Scaliger 's  Tode  der  Reihe  nach  gehörig  dem  F.  Go- 
mtros,  W.  Qoee  vnd  Sohanfleiaeh AjigelnuideD  iei  Sylboig'e 
Olemmm  wtm  Alenndria  1592  'es  typographeio  HieroDymi  Gomme- 
Hbi*,  glekMaUe  früher  in  Sealiger^s  Beeits.  Auf  den  Rändern  nno 
jener  Frobeniana  befinden  sich  allerdings  Verbesserungen  von 
Sealiger's  sehr  sauberer  und  leserlicher  Hand,  und  zwar  durchgehend 
Tom  Anfang  Ine  mm  Ende:  aber  naeb  Qnantii&t  and  Qualitftt  ao 
nnbedentend,  daee  yon  einem  '  dnrehoorrigirten'  Handexemplar  in 
keioer  Weiee  die  Rede  eem  kann.  In  eebr  eberwiegender  ZaM 
sind  es  beim  Lesen  sich  von  selbst  ergebende  Berichtigungen  fal- 
aebnr  Wortformen,  Accent-  und  Spiritusfebier  u.  dgl.,  von  denen 
ja  aUe  Altem  gcieohiecben  Dmoke  wimmeln,  eelten  wir)clicbe  tes> 
tneDe  Yerbeeeernngen,  wie  wir  aie  τοη  einem  eine  Beoeodon  beab^ 
aicbtigenden  Scaliger  erwarten.  Und  dennocb  müeeten  um  dieeer 
wenigen  letztern  v  illen  sämmtliche  Bemerkungen  Scaliger's,  *  cuiue 
nnllam  imam  litteram  perire'  wir  mit  Lobeck  wünschen,  an's  Licht 
geeogen  werden,  wenn  diee  nicht  l&nget  geecbeben  wäre  in  den 
*Epi8to1ae  Vinarieneee,  in  qnibne  mnlta  Graeoomm  eeriptomm  loca 
emendantnr  ope  libromm  ducalie  bibliothecae  et  cnra  lo.  Bapt. 
Casp.  d'Ansse  de  Villoison'  Turici  1783.  4.  p.  80  ff.,  deren  Kennt- 
niss  ich  Ritschrs  Güte  verdanke.  Yilloieon  gibt  hier  neben  den 
eämmtlicben  Scaliger'echen  Verbeeeemngen  anm  loeepboe  nnd  Cle- 
mene')  auch  die  gleicbfaUe  nicht  sehr  erheblichen  Emendationen 

•enati  consulti  Rumanorum  ab  losepho  Aiitiq,  XIV,  8,  5  relati  tempo- 
ribus  comrueutatio  .  .  .  scripnit  Ludovicua  Mendelssohn  Oldenbur- 
gensis.    Lipsiae  typis  B.  G.  Teubneri.    1873.  36  pp. 

*j  Vun  Si  HÜger  selbst  fehlt  jede  Eifrenthumsnotiz  ;  die  des  (lomania 
lautet:  *F.  (iomari,  ex  illustris  p.  ni.  Scaligeri  teetamento',  die  des 
Goes:  'Nunc  autcm  suni  Wüelmi  GoeB.  1G57',  die  des  Schurzfleisch: 
*Kancex  auctione  Goesiuna  pervenit  ad  Bibliotliecam  Sc'iurztleiscbianam/ 

')  üeber  den  Werth  der  letztern,  an  Zahl  übrigens  noch  gerin- 
gem, zu  urtheilen  i^^t  nicht  meines  Berufes:  für  unfern  Zweck  tind 
lie  nar  deswegen  wichtig,  weil  durch  sie  wenigstens  der  terminus  post 
quem  der  Entstchong  der  Bemerktmgen  snm  Josephus,  nämlich  1593, 
fixirt  wird.  Vielleicht  können  wir  geradesu  Scaliger  β  letite  Lebene- 
jahre  ali  Abfa—ongtieit  ametsen,  mit  Bemfnng  anf  die  τοη  Biteehl 
eilirten  Worte  des  Caeaubonus,  daes  die  *immatiira  viri  diyini  more* 
die  beabiifihtigte  Aiugabe  verhindert  habe.  Jedenfalls  weirt  allee  auf 
eine  ono  tenore  goachehene  Leetflre.  [Vgl.  o.  p.  888.] 


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I 


840  Römische  Senatutconiolte  bei  Joeephas. 

und  kurzen  Notizen,  die  Schurzfleisch  auf  dem  Hände  einer  zweiten 
ihm  gehörigen,  jetit  gleiohfnUi  sa  Weimar  beßndliehen  ftobeniiaa 
angebracht  hat  Wae  nun  die  Haapteaohe,  YiBoiMMiPe  fides,  an- 
langt, so  Iftsflt  nch  ihm  für  seine  Angaben  über  Scaliger  —  Sehurz- 
fleisch'e  zweites  Exemplar  habe  ich  noch  uicht  gesehen  —  im 
Allgemeinen  nur  ein  günstiges  Zeugniss  ausstellen :  in  dem  von  mir 
gensa  verglichenen  12.,  18.  und  14.  B.  der  AntiqmtAten  habe  ieh 
▼erhältnieemtaig  Weniges  naduntragen  oder  an  berichtigen  gdmr 
den  ^),  unter  diesem  Wenigen  fast  mohte  von  Belang.  Aehnlich 
waren  die  Ergebnisse  bei  der  Collationirung  grösserer  Partien  aus 
andern  Büchern.  —  Darnach  würde  es  xwecklose  BaomTerachwcn* 
dnng  aein,  die  τοη  Villoium  im  Groaaen  undGaonen  ganflgend  be- 
aoigte  PabUealion  hier  an  wiederholen,  wenn  aneh  TieUeteht  ein 
künftiger  Editor  des  Josephus,  um  sein  Gewissen  zu  beruhigen, 
gut  thun  wird,  die  Kenntniss  der  Scaligerscben  Berichtigttiigen  aus 
der  Weimarer  Quelle  selbst  an  schöpfen.** 


Zu  den  unzweifelhaften  Namenverderbnissen,  die  den  Joeephn»- 
text  in  so  ungewöhnlichem,  oft  granenhaltem  Haese  entstellen,  gehört 
obenan  das  Πότιλίος  Σίρουίλίος  ΠοπΧΐΌυ  vi^  ΓάΧβας  άι^&νπατος  in 
XIV,  10,  21,  da  es  Galbae  in  der  gons  Servilia  bekanntlich 
nicht  gegeben  hat.  Wenn  ich  dafür  p.  613  Ονατίας  vermuthete  und 
damit  den  Consul  des  J.  706  P.  Ser?iliusP.  f.  Yatia  Isanricns, 
der  708  proconsnl  Asiae  war,  beaeichnet  fand,  so  war  mir  entgan- 
gen, dass  derselbe  Vorschlag  (oder,  was  auf  dasselbe  hinauskömmt, 
Βατίας)  schon  in  R.  Bergmannes  Abhandlung  *de  Asiae  Roma- 
norum provinciae  praeeidibus'  im  Phüologus  II  (1847)  p.  684 
Anm.  336  gemacht  war.  Derselben  Vermuthung  neigte  sich  auch 
Μ  ο  m  m  8  e  η  au.  schon  im  G.  I.  L.  t.  I  n.  622  p.  183,  wiederholt 
au  Borgheoi^s  Oenms  compl.  lY  p.  59,  obgleich  aa  ersterer  Stelle 
hervorhebend,  dass  dieser  Servilius  Isauricus  sich  des  Cognomen 
Vatia  enthalten  zu  haben  scheine.  Auf  dieses  Bedenken  ein  be- 
sonderes Gewicht  legend  Tersuchte  neuerdings  Waddington  in 
den  'Fastes  des  prorincea  Asiatiques  de  Pempire  Romain*  (Paris 
1872)  p.  76  f.  (sB  *Le  Bas  et  Waddington,  Voyage  arohöologique 


Bei  der  Wiedergabe  der  26  Berichtigungen  Scaliger's  anm  12. 
Buch  ist  ein  Irrthum  untergelaufen,  bei  den  46  cum  18.  B.  swei,  hat 
den  82  sum  Ii.  B.  allerdings  ftnf,  aber  snm  Thetl  leieht  erkiftrlicha 
und  entschuldbare. 


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Romifobe  SenaAuaoontnlte  bei  JotephiuL 


Sil 


io-  Gito  el  βΒ  Am  mineufe'  II,  S  p.  680)  eine  andere  Hentd- 
hog,  nAmlieh  Κάύχας,  indem  er  en  den  Tribnmie  p1.  des  J.  710 

P.  Servil  ins  Casca,  den  Mörder  Casars  dachte,  den  möglicher 
Weise  (denn  ein  Zengniss  gibt  ee  nicht)  Brutus  zwischen  Juni  711 
nad  Ende  712  habe  mit  der  Civilverwaitang  der  Ρϊτονίηι  betrauen 
ktaMD.  Die  Hypothese  hätte  ein^ea  Halt  mehr,  wenn  ee  wahr 
wire,  deee  die  Handeehriften  des  Joeephne  ΓάΧηας  gäben,  was 
erst  von  den  Herausgebern  sei  in  Γάλβας  verändert  worden.  Darin 
hat  sich  indess  Waddington  von  Uaverkamp's  nachlässiger  Angabe 
'  ΓβΧΐίας  in  MS8*  täuchen  laeseD.  Für  Haverkamp  gab  ee  ja  gar 
keine  andere  Handschrift  (Ar  diese  ganse  Partie  ab  diejenige,  aas 
der  diese  selbst  erst  von  Jacob  GronoT  in  den  'Decreta  Romana 
et  Asiatica  pro  ludaeis'  etc.  (Lugd.  Bat.  1712)  an's  Licht  gezogen 
war,  d.  h.  den  Leidener  Vossianus,  und  aus  dieseni  führt  Gronov 
p.  16  gans  richtig  ^άλχας  als  überlieferte  Schreibung  an;  alle  übri* 
gen  bis  jetat  bekannten  Hdss.  —  der  Leidensis  bibl,  pnbL,  der 
Paktinas,  der  Ambrosianas,  denen  sich  die  lateinische  üebersetsung 
mit  publii  galhe  filius  (sie)  anschließet  —  geben  γάλ^^ας^  was 
freilich  seinerseits  dem  Ovaiiug  nicht  näher  steht  als  γάλχας  ^). 
Wiederum  einen  andern  Weg  schlag  A.  von  Gutschmid  ein. 
Ihm  schien  Γάλβας  aus  ΓλόβΧος  entstanden  (wie  Βίβλος  für  Bi- 
htdus  und  ähnliches  mehr),  und  damit  gemeint  der  frühere  Yolks- 
tribun,  spätere  Prätor  P.  Servilius  Globulua,  der  691  Statt- 
halter der  Provinz  Asien  war  (s.  Waddington  p.  55).  Paläographisch 
gewiss  in  hoheib  Grade  ansprechend:  wenn  nur  nicht  die^it  alku 
ürfih  erscheinen  mttsste  im  Vergleich  mit  den  um  ein  bis  awei  Jahr- 
lehnte  spätem,  übrigens  so  gleichartigen  Erlassen,  in  deren  Mitte 
jenes  Schreiben  des  Servilius  an  die  Milesier  steht. 

Unbedingt  Hecht  wird  aber  derselbe  haben,  wenn  er  in  dem 
Ταος^πηίος  Tiwv  vlhg  Βόλβος  bei  Josephus  XIV,  10,  13 
Z.  26  Dind«,  wo  ich  nur  ganz  im  Vorübergehen  ρ·  607  Anm.  2Θ 
flüchtig  an  ein  jitiXwg  oder  ^Αμηιος  als  das  wahrscheinliche  er- 
innerte, den  uns  aus  Cicero  und  (^asar  b.  civ.  III,  105  wohlbe- 
kannten Pompcjaner  T.  Α  mpius  Baibus  von  705  if.  wiederfand: 
sme  Vermuthung,  die  mir  auch  mein  College  L.  Lange  sogleich 
mündUch  miUheilte.    Und  in  §  19  Z.  22  ist  ja  auch  mit  Τ/τος 


^  8o  fem  sieh  übrigens  Γ  und  OY  su  stehen  scheinen,  dennoch 
■ad  sie  aaeh  anderwärts  mit  einander  vertauscht  worden:  s.  B.  in  der 
Vsriaate  ΟιαΙέ{μος  und  ΓαϋρΜς  bei  Dionys.  Aroh.  XI,  4  (β.  OpusG. 

phik  1  p.  500). 


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342 


Kömisühe  Seoatusconeulte  bei  Josephue. 


^Αηπιος  Τίτου  υΙος  Βάλβος  wenigstens  das  CSognomen  richtig  über- 
liefert, während  ee  8  13  Z.  21  wieder  mit  anderm  Verderbni« 
Βάλγως  heiest  —  Noch  einnud  aber  ist  ^inaog  fOr  "ΑμηίΌς  w 
echrieben  §  19  Z.  30,  wo,  wie  ebenüüla  OotioluBid  ndi,  dnreh 
einen  glücklichen  Znfall  uns  ein  Client  jenes  Baibus  entgegentritt 
in  dem  Τίτος  ^^ίμπιος  Δίίι  ανόρος:  eine  uns  schon  durch  Cicero 
ad  iamü.  XIll,  70  ireigefuMo  PeraonUolikeit  —  Doob  solcher  £r» 
mitlelaDgeii  lud  KUbrofligeii  aiad  noch  maaehe  andere  fibrig  % 


Im  CJebrigen  auf  wenige  nachtrSgliohe  Bemerkungen  mich 
beschränkend,  ¥π11  ich  snyörderst  es  als  eine  wohl  allzu  grosse  Vor- 
sicht bezeichnen,  wenn  ich  p.  603  mit  absiclitlicher  Unbestimmtheit, 
um  keiner  schärferu  Entscheidung  vorzugreifen,  äusserte,  es  sei  wie 
eine  Ironie  des  Schicksalsi  daes  in  demselben  Jahre,  in  welchon 
der  Ptaetor  urbanns  einen  für  die  Juden  so  günstigen  Senatebeschluss 
herbeiitlhrte,  von  seinem  GoUegen,  dem  Praetor  peregrinus,  *mn 
Bruchtheil  desbelbun  jüdischen  Volkes'  wegen  des  V^ersuchs,  einen 
fremden  Gultus  in  Kom  eiozuführeu,  ausgewiesen  und  in  die  Uei- 
math  aurttekgetrieben  ward.  Ich  ging  dabei  aus  von  dem  Wort- 
laut des  Valerius  Maximus:  'Indaeos  .  .  .  repetere  domus  snas 
coegit\  und  fand  es  nicht  wohl  vereinbar,  dass  dieselben  Gesandteo, 
die  wir  vom  roinibchen  Senat  so  ehrend  behandelt  und  entlassen 
sehen,  die  Schmach  einer  Ausweisung  erfahren  hatten.  Anderseits 
indessen,  woher  sollten  denn  damals  andere  Juden  in  Born  kom- 
men? da  doch  an  eine  bereits  bestehende  jüdische  Golonie  daselhst 
oder  auch  nur  eine  Niederlassung  einzelner  Juden  in  damaliger  Zdt 
schwerlich  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  gedacht  werden  kann: 
ganz  abgesehen  davon,  daes  ein  rein  zufälliges  Zusammentreffeu  der 
jüdischen  Gesandtschaft  und  einer  davon  völlig  unabhftngigen  Juden- 
ausweisung  in  einem  und  demselben  Jahre  an  sich  doch  wenig 
Glaubliches  hat.  Also:  nicht  sowohl  ein  ^  ßruchtheir  des  jndißchen 
V  ol  kes,  als  vielmehr  der  jüdischen  Gesandtschait  selbst 
wird  au  verstehen  seiu.  Denn  natürlich  waren  deren  Führer  nicht 
ohne  ein  grösseres  oder  geringeres^  vermuthlich  sogar  siemlich  be- 
trächtliches Gefolge  von  untergeordneten  Personen;  von  diesen  mag, 
ohne  daas  «elbsl  ihre  Cla-is  duriini  zu  wissen  oder  damit  einverstanden 
zu  sein  brauchten,  jene  religiöse  Öectirei-ei  betrieben  und  von  dem 

')  la  XIV,  10,  26  (p.  614)  wird  wohl  das  Eiofaohste  sein  ΜιίψΜψ 


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Bömisohe  Senatasooneulie  bei  Joeephae.  343 


oribodoxeo  Prätor  dag^en  eingeechritten  sein.  Ob  und  wie  weit 
die  Gemodteo  lelbet  yon  dieser  Maearegel  mitberfihrt  wurden,  in* 
wieleni  sich  etwa  die  beiden  prfttorischen  GoUegen  dabei  in  Oppo- 
sition oder  Disharmonie  mit  einander  befinden  mochten,  darüber 
muM  es  jedem  überlassen  bleiben  sich  die  ihm  zusagende  Vorstelhmg 
zu  bilden ;  wahrscheinlich  bleibt,  schon  unter  Berücksichtigung  der 
dsmaUgen  Seefahrtsyerb&ltoisse,  dase  die  gemassr^gelteo  üebeK 
tiiäter  weder  vor  der  Rflckkebr  der  Gesandtsebaft  noch  nacb 
derselben  für  sich  allein  werden  In  die  Heimath  zurückgeschickt 
sein,  auch  nicht  ihretwegen  die  Gesandten  selbst  in  Ungnaden  ent- 
lassen, sondern  daes  vielmehr  die  Ausdrücke  dee  Valerius  M.  etwas 
oberfläebHch  gew&blt  und  nicht  in  strengster  WörUiehkeit  wa 
nehmen  sind. 

Die  Tielleicht  allzu  knapp  gehaltene  Beweisführung,  mit  der 
ich  in  Anm.  31  p.  010  f.  die  Datirung  des  Pergamener-Pse- 
pbiema  in  621  begründete,  vertrug  wohl  nach  einer  Seite  hin 
noch  einen  erlintemden  Znsata,  den  ich  jetst  wörtlioh  «le  meineii 
sUen  Papieren  hinsnAge,  ohne  mich  weiter  auf  die  spedeDen  B»> 
l^e  und  Gitate  einzulassen.  —  T?Dic  ziemlich  zweideutige  Attalische 
Testamentsgeschichte  hatte  nicht  sofort  den  Uebergang  in  ent- 
schiedene römische  Herrschaft  zur  Folge.  Erst  kämpfte  man  ja 
noch  Wer  Jalire  lang  gegen  Aristonikns,  ehe  die  Idmiliehe  Besitii* 
ergreifnng  und  Einverldbung  als  römische  Prolins  Asia  stattfand« 
Gleich  nach  der  Eröfftiung  dea  Testaments,  welches  wenigstens 
nach  des  Florus  Angabe  (I,  35)  ohnehin  nur  auf  'bonorum 
meonim '  (beres  esto  p.  r.)  lautete,  wird  man  sich,  auf  den  Antrag 
des  Ti.  Qraochos,  snnftcbst  nnr  des  königlichen  Schataes  bemiehtigt, 
den  Stidten  aber  eine  fthnliohe  Sebeinantonomie  gelassen  haben, 
wie  man  es  ja  auch  in  Macedonien  that  zwischen  der  Schlacht  von 
Pydna  und  der  deünitiven  Beeiegung  des  Pseudo- Philippus.  In 
dieser  mijAhngen  Zwischenperiode  konnten  sich  denmach  die  Per- 
gimener  sehr  wohl  συμμο^  der  Römer  nennen.  —  Ist  dem  aber 
also,  dass  ein  Pergamenisebes  Deeret  dieser  Art  weder  rar  691, 
noch  nach  625  denkbar  ist,  so  liegt  darin  wieder  die  erwttttsebteste 
Bestätigung  für  die  lediglich  aus  innern  Gründen  geschöpfte  Er- 
kenntniss,  dass  das  in  jenem  Decret  erwähnte  römische  «Senatus- 


Vgl.  Meier  unter  '  Pergamenisches  Reich*  in  Ersch  und  Gru- 
ber  e   Allg.  Encykl.  III,  16  (1842)  p.  414  ff.    (Die  sonstige  Littoratiir 
citirt  Hertzberg  * Qesoh.  Orieohenlandt  unter  den  Bömern '  1  p. 
836  i  Anm.  16.) 


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344 


BAiaische  Senatnsooiiaiilte  bei  JotepbuB. 


coDBultum  Beinem  hietorieoheo  Inhalte  nach  in  diMelbe  Zeit  gt^ 
hören  müsse." 

In  Bezug  auf  den  Conaul  yfivxiog  des  Makkabäerbuchs 
(p.  601  ff.)  ist  die  Frage  an  mich  herangetreten,  wie  es  sich  denn 
erkläre,  dass  nicht  derselbe  Prätor,  der  in  der  jüdischen  Angelegen- 
heit dem  Senat  prasidirte,  auch  die  von  diesem  beschlossenen  Schutz- 
briefe habe  auefertigen,  sondern  dafür  den  Consul  habe  eintreten 
laaeen.  Sollte  nicht  das  '  nec  scire  fas  est  omuia'  genug  Antwort 
sein?  Mit  beinahe  demselben  Hechte  könnte  man  ja  fragen,  warum 
nicht  der  die  Schutzbriefe  ausstellende  ("onsul  auch  dem  betreffen- 
den Senat  präsidirt  habe.  Dafür  gab  es  doch  sicherlich  keine  ver- 
bietende Vorschrift,  sondern  hing  der  Natur  der  menschlichen  Dinge 
nach  alles  von  unberechenbaren  Umständen  ab,  wie  möglicher  Weise 
^Ibst  von  so  kleinen,  dass  doch  einem  Prätor  oder  Consul  eben  so 
gut  wie  andern  Sterblichen  einmal  '  pituita  molesta'  sein  oder  'la- 
temm  dolor  aut  tussis  aut  tarda  podagra^  eine  Stellvertretung 
wünschenswerth  oder  nothwendig  machen  konnte.  —  Jedenfalls 
wftre  es  sehr  wenig  gerechtfertigt,  auf  ein  so  unerhebliches  Bedenken 
hin  in  dem  ^ενχιος  νηατος  des  Makkabäertextee  nur  einen  Miss- 
griff des  Autors  statt  ^ενχιος  στρατηγός  zu  sehen,  durch  welche 
Annahme  wir  allerdings  einen  und  denselben  Prätor  iMcitiS 
Valerius  L.  f.  für  beide  Amtshandlungen  gewännen.  Ich  bezeich- 
nete das  p.  603  Anm.  21  a.  E.  als  einen  'flachen  Einfall'  Clinton^ 
und  das  wird  es  nach  allen  Forderungen  gesunder  Methode  auch 
bleiben,  so  lange  uns  schlechterdings  nichts  nöthigt  eine  derartige 
Verwechselung  anzunehmen:  darum  nichts  nöthigt,  weil  ein  Göns al 
LueuiS  für  dasselbe  Jahr  so  bestimmt  wie  möglich  nachgewiesen  ist 

Von  nebensächlichen  Chronologicis  berühre  ich  nnr  noch  zwd 
Punktet  und  zwar  blos  um  in  Kürze  anzumerken,  dass  ich  mit  dem 
über  sie  Gesagten  das  letzte  Wort  noch  nicht  gesprochen  glaube. 
Das  ist  1)  die  Frage  (p.  600),  ob  statt  des  bei  JoBSphua  XIV« 
10i  5  stehenden  Γάιος  Kouaotg  ύπατος  τό  ή  l  u  ητ  ov  .  τρίτον 
oder  ein  δεύτερον  anzunehmen,  und  2)  ob  nicht  doch  ebend.  §  13 
(p.  607  Anm.  28)  das  nah  όώόεχα  χαλανόών  auch  neben  dem 
n^b  δεκατριών  \n%  16.  IB  zu  halten  sei.  Sind  auch  die  dor- 
tigen Entscheidungen  nicht  ohne  Bedacht  gegeben,  so  sehe  ich  doch 
sehr  wohl  ein,  dass  sie  entweder  näher  begründet  oder  aber  mo- 
difioirt  werden  müssen,  wM  mioh  für  dieonal  über  mme  Absiebt 
hittMisführen  würde  ^). 

L.«  JMiaar  1874.  F.  Ritachl. 


>)  Den  Druck-  oder  Schreibfehler  p.  612  v.  u.  C.  Cn.  CanintM 
statt  0»  Cammu9  wird  jeder  etillsehweigeud  Terbeteem.  —  P.  590  Z.  M 
ist  SU  interpungiren  ,  .  .  wUt  lonafhoi,  imd  t»  .  ·  .  ^  611  Anni. 
Z.  3  T.  u.  SU  setaen  (H.  tBS  statt  18^. 


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HiscelleB. 


Grammatische«. 

Zu  den  Tironieelieu  Nttoi. 
(VgL  8.  188.) 

17. 

In  peregre. 

SrrtU.  pag.  nOy  3  txlr,  sq.:  1)  Pieregre^  f^)  ttfegnms^ 
3)  AUer  peregre,  4)  Inier  peregrmus,  5)  IfUer  eioes  peregrimts. 
6)  Mer  ek€8  ei  perigrkm.  Mit  Amtnahme  der  an  iBiifter  Stelle 
M^eiÜbrten  Kote»  die  allein  bd  Grnter  encheint,  bieten  die  Cae- 
•eler,  die  Wolfenbftttler  und  die  8tnu«burger  Hds.  nieht  bloee  die 
gUiehen  etenogrRpbiachen  Zeichen,  aonclBrn,  abgeiehen  von  geradeani 
uwriieUlehen  Yenehiedenheiten,  anch  dieselben  Interpretamente, 
mr  daee  in  der  vierten  nnd  in  der  eediaten  Kote  der  Wolfenbfiti* 
kr  Codex  bereite  den  richtigen  Gamie  peregrinoB  aufweist  Dar 
f^gen'  iat  ftr  8)  inier  percgrCy  was  nach  BÄdentung  und  Gebranoh 
des  Adverbs  peregre  (fin  die  Fremde',  'in  der  Fremde',  *aa8  der 
Fremde')  eine  kanm  glanbliche,  am  nicht  an  sagen  germdean  an- 
nögiidie  Verbindang  ist,  das  richtige  m  peregre  meines  Wissens 
allein  in  der,  jüngst  von  mir  verglichenen,  Genfer  Hds.  überliefert, 
Bsdi  deren  Tradition  anch  in  der  vierten  der  obigen  Koten  «n 
pongrmos  henrastellen  Mn  wird. 

In  peregre,  eine  jener  aahlreichen  spätvnlgärlatmniscben 
Vefbindongen  von  Pr&positionen  mit  Adverbien  (s.  Rdnsch,  Itala 
«od  Valgata,  p.  231),  begegnet  in  der  Bedentang  fm  ξ£η}ς  in  der 
(m  A.  Hilgenfeld  neolieh  in  trefflicher  nnd  verdienstlicher  Weise 
Wnnegegebenen)  alten  latehnschen  Uebersetsong  vom  Ωοιμήν  des 
lUnum,  Kmiüt.  I  pag.  69 :  SciOs,  vas  dommi  eeirvos  m  peregre 
MMri;  desgleichen  in  der  Ynlgata,  Sirac.  29,  29 :  epuhe  epten- 
Mie  tu  peregre  [h  dAXoro/otc]  ;  femer  noch  bei  Orelli-Hensen 
7W8:  OVM  EGO  IN  PEREGRE  ERAM. 

Zu  in  peregre  gesellt  sich  aus  Vitruvius  5,  6,  8  α  peregre 
in  der  allgemeineren  Bedeutung  'von  auswärts':  Versurae  pro- 
^rrentes,  quae  cfticiunt  una  α  foro^  cdto'a  α  peregre  aditus 
81  SCenam:  eine  Ausdrucksweise,  welche  Charisius  p.  III,  21  K, 
Vie  jede  andere  Verbindung  einer  Präposition  mit  diesem  Adverb 
mdrücklich  tadelt :  '  Fer  eg  re  venit'  aim  pracpoaUione  di- 


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346  MieceUen. 

cendum.  vim  mim  advcrhii  hahctf  cui  praepositio  twn  adicilur, 
uf  '  rurc  vcni(\  non  α  rare  nec  α  peregre.  Danach  ist  ea 
nicht  glaubliclj,  dass  derselbe  Charisius  p.  212,  20  Κ  (aus  C.  Ju- 
lius Romanus  schöpfend,  s.  Ritsehl  Opusc.  II  320)  einem  (übrigens 
pseudoplautinischen,  s.  Ritsehl,  Parerg.  p.  167)  ^  i  n  peregre  esf 
seine  stillschweigeude  Billigung  sollte  hibea  eu  Theil  werden  las- 
sen. Vielleicht  war  es  dieselbe  Erwägung,  in  Folge  deren  Hellas 
van  Putschen  das  in  vor  peregre  wegliess  und  Linderaann  ißm 
peregre  est  Vorschlag.  Aber  mit  solchen  Mitteln  ist  der  Charisiiie- 
stelle  noch  keineswegs  vollständig  geholfen.  Der  bequemeren  lieber^ 
eicht  halber  eetee  icb  sie  nach  Eeirs  Textesrecennon  ganz  hierher: 
Peregre  cani  abit  quis  dioimne  in  locnm,  ttt  Titifiiiu  in 
Tibicina 

ut  bic  legatns  abiit  peregre  publice; 
PlaatQB  quoque  in  praedonibos  vel  in  Gaeoo  'in  peregre  eii*, 
idem in Bacehidibas ^  Oaenam  *  peregre  adTenienti'.  pere- 
gri  autem,  cum  in  loco  est:  Plaatna  in  Persa' *qai  erni  peregri 
est*,  Naevine  in  Tarentina 

primnm  ad  virtntem  ut  redeatis,  abaatia  ab 

ignavia» 

domos  patres  patriam  ut  eolatie  potius  quM 

peregri  probra. 

peregre  pro  peregri  Naerine  in  TarenÜUa, 

ubi  ieti  dtto  aduleecentea  habent, 
qni  bio  ante  parta  patria  peregre  prodigant? 
Keil*8  Scharfblick  entging  ee  nicht,  daea  nach  dem  unmittelbar 
Torliergehenden  Titiniueeitat  *abiit  peregre*  die  FMieetmg 

'PlautuB  quoque  in  peregre  est*  nnm6|^ch  ricbtiig 

sein  kdnne;  er  Termutbete  deshalb  mit  blosstr  B&qMeht  aaf 
*abiitperegre'  an  sich  durchans  passend :  * forkiSSe  pe re» 
gre  iit.  Aber  abrig  bleibt  doch  noch  immer  das  Citat  ans  den 
Bacchides,  welches  an  seiner  jetzigen  Stelle  deshalb  ungehörig  ist, 
Wttl  es  mit  seinem  'peregre  adTenienti'  au  dem  Abschnitt 
*  Peregre  cum  abit  quis  dicimus  in  locnm*  und  den  dasn  ange- 
fahrten Beispielen  'abiit  peregre'  und  'peregre  iit*  niobt 
passt.  Man  sieht,  dass  die  Stelle  auch  durch  Aufnahme  yon  KeiTi 
Conjectur  noch  nicht  ganz  geheilt  sein  würde:  sie  ist  aber,  nntsr 
Beibehaltung  des  überlieferten  est,  durcli  einfache  Herstellung  einer 
richtigen  Gedankenfolge  in  die  Ordnung  zu  bringen.  Denn  dsM 
die  Reihenfolge  der  auf  percc/rc  und  peregri  bezüglichen  Abschnitte 
verwirrt  ist,  das  zeigt  nicht  bloss  äusserlich  die  von  Keil  er- 
wähnte diesbezügliche  Textverschiedenheit  zwischen  der  Neapolita- 
nischen Uds.  und  den  Berner  Excerpteu     sondern  auch  die  durch 

*  '  Plaut.  BacdUd.  11  2,  β  (185  Μ)  cenam  pollicere  ut  conveiiit 
Peregre  advenienti.* 

»  Mn  Persel  1.  1·  80  (29  Ä).* 

•  ·  Porogrt' — advenienti  post  ροΓοαίΓί— probra  conftMOla  Η  ncei  liN** 
inäicfo  ah  Ulis  disiuncta  sunt  in  AT.  rectiMi  Cf4kim  immtm  S06«yM 
Bemen^ia  .  .  .  peregre  ·  .  peregri  ..·.,' 


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Grammatisches. 


347 


die  Worte  *  Plaatns  quoquc  advrnienti '  offenbar  ge- 
stört« logische  Folge  der  (bedanken:  weshalb  Keil  gewiss  richtig 
urtheilte:  nisi  pot'ntii  in  his  quoquc  ordo  verhör  um  perturhatm 
est.  Um  e«  kurz  zu  sagen:  meines  Krachtens  gehören  die  Worte 
*  Plautua  quoque  u.  s.  w.  bis  advcnienti'  hinter  das  zweite 
Naeriuscität  aus  der  Tarentilla  '  u  b  i  i  s  t  i  u.  s.  w.  bis  ρ  r  ο  d  i- 
g  υ  π  t  V '  Dann  gewinoea  wir  sofort  folgenden  angemeseenen  Ge- 
lianken^aDg: 

Ε  i  s  t  e  η  s  bespricht  Charisius  das  Adverbium  peregre  mit 
der  Bedeutung  '  in  die  Fremde ' :  Percijrc  —  ρ  u  bli  C  e. 

Zweitens  peregH  =  'in  der  Fremde' :  peregri  €UU€fPi 
"prob  r  a. 

Drittens  pcrrgre  pro  jyeregri  Naevius  —  prodigutU  ? 
Flaut  US  quoque  —  ρ  e  r  e  (j  r  β  c  s  t. 

Viertens  peregre  mit  der  Bedeutung  '  aus  der  Fremde* : 
idem  i»  Bacchidilm  .  .  .  ·  advenienü* 


18. 

Grnt.  180,2:  Anotemo,  Anatematiarmataj  Anathema  sif]. 
An  der  Kichtigkeit  der  zuletzt  aufgeführten  Note  hat  Kopp  II  430*> 
mmöthiger  Weise  gexweifelt :  '  Quum  Gniteriana  interpretatio  ele- 
Dcntb  notae  non  adversaretur,  haud  ansns  som,  aliam  sabsitaere. 
Attsaien  minis  (?)  est  notae  locus  inter  morborum  nomina.  Qnare 
eommodior  lectio  Änaihyntiasis  Tidetur;  cai  etiam  non  obstant, 
φΜβ  praccedunt,  verba  Anathema  et  barbamm  AnatematiarinatOf 
quam  absint  a  libro  Gass,  iisque  coUectio  tnm  demam  interpolata 
MW  videator,  qnum  illius  notae  interpretatio  jam  cormpta  esset. 
Monen  vero  Anatitymiasis  colleotionis  auctores  a  Petronio  (47) 
accepisse  videntur.'  An  anderer  Stelle  der  Palaeographie  scheint 
ihm  die  Note  AncUhema  9U  sehr  vent&ndlich  und  deshalb  gans 
unbedenklich  vorgekommen  zn  sein;  denn  I  §  225  p.  102,  wo  er 
darauf  hinweist,  das»  '  regnm  et  imperatorum  notarii  usitatas  in 
diplomatibus  formulas  et  appellationes  paneissimis  literis  notabant, 
ntia  confideDtee,  dietiones  tarn  tritas  numqnam  fore  ambigaas  e.  g. 
/  (ti)  J)  Ne  =  In  der  nomine  (Grut.  99),  lA,  =  Imperator 
Äugustus^  (64),  C  (l)  R  (x)  Ni  =  dementia  regni  n&Hri  (98. 
Id6),  cet.*  f^rt  er  also  fort:  '  Inde  etiam  non  obscnra  est  oausa 
tot  oraissanim  literarnm  in  nota  Α  {t)  Μ  it  =  Anathema  sU 
(QnU  180);  etenim  dirae  hu  ins  iroprecationis  clausula  poutificibus 
Romanis  adeo  fnit  faroiliaris,  et  in  decretis  usitata,  ut  ejus  aboli- 
tiooem  Petrus  Damianus  ab  Alexandro  II  disertis  verbis  petierit.' 

Was  nun  die  beiden  ersten  Noten  anlangt,  so  oharakterisiren 
*^h  dieselben,  im  Gegensatz  zu  dem  frQb  eingeschobenen  Anathema 
«i,  allerdings  als  späte  Interpolationen  des  9.  oder  10.  Jahrbwi- 
derts;  denn  sie  fehlen  nicht  bloss  in  der  Caeseler,  sondern,  waa 
Kopp  nicht  wusste,  auch  in  der  Wolfenbättelery  Strassburger  imd 
Gsnfer  Handschrift ;  sie  finden  aiob  dagegen,  ansaer  bei  Gmter,  aiieh 


348 


MisceUen.  * 


in  dem  lieidensie  94.  Ihren  Urspmng  aber  verdenken  dieaelbee 
nicht  erst  der  vorhergegangenen  Corruption  eines  ursprüngliehtn, 
aber  nicht  mehr  verstandenen  InterpreUmentee  AMotk^miam  in 
ein  späteres  Änatliema  sUy  sondern  ohne  Zweifel  gerade  der  ge* 
uanen  Bekanntaehaft  anoh  des  9.  nnd  10.  Jahrhunderts  mit  der 
Formel  Änathema  sU,  Erinnert  man  sich  ahev  der  Auffassung, 
daee  derjenige,  welcher  mit  dem  Annthem  belegt  ist,  nie  mit 
einem  '  Uebel  der  Seele'  behaftet  angesehen  wird  (Snohfleupiegel 
3,  63:  bm  aeadet  der  8de\  eo  begreift  man  auch,  weshalb 
dM  Anaihema  sU  'inter  norbornm  nomina'  βαηοθΜΙθ  geloB- 
den  habe. 

Das  *  barbariscbe '  Aimtematiarimita  ist  einÜMh  yerdorbl  aas 
Änathema  maranaiha  (Leidettais  94:  Änathema  awranata),  was 
'eine  solennere  nnd  sch&rfereForm  des  Anathems*  beietcbnet  Der 
Ausdruck  Anathema  maranaiha  stammt  her  ans  I  KmnÜi.  16, 82: 
et  ης  ού  ψΧεί  tbv  κύρ^^  άιΜ$μα  μαρα^οΘά  (var.  μβρίπτ 
άΜ),  wo  die  ^Yolgata'  lautet:  8i  qms  nm  amat  Dommm 
nostrum  lesum  Christumi  eU  anattema:  Maran  ΑΛα.  '  In  der 
abendl&ndisohen  Kirche  kommt  das  Anathema  Marnnathn  ans- 
drttddioh  wohl  zum  ersten  Mal  in  einer  EzoommumentionaibiiiMl 

▼on  Papst  Silyerius  [586  h  528]  vor  .  .  et  si  aliquis  defah 

ceps  uUttm  unqoam  episcopomm  taliter  deeeperit,  änathema  maran- 
atha  fieret  in  conspeotu  'Dei  et  sanctorum  angelorum.'  Vi^ 
Wetaer^B  nnd  Welte*8  Kirchenlexikon  od.  Eneyclopftdie  der  kaUu 
Theologie,  Bd.  12,  S.  766. 


19. 


Die  Leidener  Uandschriftea  der  Tironiechen  Noten. 


A. 

Die  werthvollere  der  beiden  Leidener  Notenhdss.,  die  mir  mit 
zuvorkommendster  iiereitwilligkeit  von  der  Bibliotheksverwaltung 
der  Leidener  Akademie  überschickt  worden  sind,  gehört  dem  9.  bis  10. 
Jahrb.  au;  sie  trägt  gegenwärtig  die  Katalogsbezeicbnung :  *M.  S. 
Lat.  Voss.  0.  94  |  A.  1—0.  8  I  113  foliorum.  |  Ex  Bibliotb.  Viri 
lllust.  Istiaci  Vossii.*  Wie  die  Ilde,  beute  vorliegt,  ist,  im  Vergleich 
mit  dem  Grutersehen  Drucke,  nicbt  bloss  der  Text  sehr  unvoll- 
ständig, Houdern  auch  die  Reihenfolge  der  Blätter  in  arge  Verwir- 
rung geratbeü.  Ich  will  sofort  die  richtige  Ordnung  dadurch  her- 
stellen, dass  ich  die  erhaltenen  Bestandtheile  des  Leidensis  94  den 
entsproobeodeu  Grutersehen  Druckseiten  gegenüberstelle;  durch 
gleichzeitige  BeifiQgnng  der  Quaternionen*  beziehungsweise  Quinioneo- 
bezeicbming,  die  bei  der  VL  Vli<ü>.  X.  XL  XUIL  Χ<Γ). 
XVIL  XVllL  XVIIII  Blütterrerbindang  noeh  erhalten  ist,  wird  die 
spHtcr  ansnatellende  Bereobnnng  des  Umfaags  der  Hds.  YorbereUi 
£s  entsprechen  also: 


uiyiii^L.U  Ly  Google 


QgminatiBohee.  .  849 

ιβί194ΡοΙ  18·-  23»>De(fuit)-VoWeauin=77»    s=Grat.p.    7,3-  15,2 

η  ^   »     1*-    8^<To<>Hicnon8olet=///    β   „  „  16,2-  26,2 

,  „  „     9·-  16^  KouA-(Ob{ligat)}  s=  Κ     «   „  „  39,1-  49,3 

,»  „    17  11.  24  Legarius-SeniiUiie      VI  2  =a  „  49,3-67,2 

η  »  »   26^- d2t>Craa-Heiirerie       «VU<i/>sr„  „  74,1-  84,2 

»  „  „   41·-  48t»SvBTanhOutor     =X  η  «  ^«1 

«  .   ,    48·- 5e^Polliiz-Siip  nena  »XI  „  „  92,1-102,1 

«  >   »    83·- 4ai»f^!igii8-Hie«orio-  ^XIU^   ,  ,113,8-124,2 

··   »    78·- 82»LibeK^Pmou      asXini^   „  „124,2-136,2 


65·-  72^Pmou-Ba8iolom  =X<F>sr    „  „136,2-144,1 

«  »   „    57·- 64^Tiiictiiii-Freiiiitae  ssZFi»   „  ,144,1-152,2 

»  »   η   83·- 90^Fr»gor-SigQ)tariii8  3=XVII  SS   ,  ,  152,2-160,2 

.  ·    ,    91·- 98^0iütD»-Partiiiftca  »XVm»   ,  ,160,2-168^2 

.  «   ,   99»-105^Hoitii8-<F(aKCa>  »XVmi«»:,  ,  168,2-175,2 

»  .   r,  106»-118»<I«fiea>PttteaK8  »XX  =   ,  ,176,2-184,1 

Es  fehieu  also  der  I.  IV.  VII.  VIII  Quaternio  und  (was  aus  der 
grösseren  Zahl  der  entsprechenden  Gruterachen  Noten  zu  schliessen) 
ein  mit  XII  zu  bezeichnender  Quinio.  Schloss  nun,  was  mir  wegen 
seiner  sonstigen  Kürze  wahrscheinlich  ist,  der  Leid.  94,  gerade  wie 
der  Casaellanas  und  der  Genavensis,  ursprünglich  mit  der  Note 
Plateola*  (Grut.  194,  2),  so  wird  sich  zur  Aufnahme  ^der  hinter 
Patealis*  fehlenden  Noten  noch  ein  Quinio  (=  XXI)  angereiht 
haben;  enthielt  dagegen  Leid.  94  ursprünglich  auch  noch  die  hinter 
Plateola*  bei  Gruter  folgenden  biblischen  bzw.  christlichen  Noten, 
so  werden  dafür  auf  Quat.  XX  noch  zwei  weitere  Quaternionen 
(=  XX/  und  XXIT)  gefolgt  sein.  Demnach  bestand  der  Lei- 
densis  94  ursprünglich  entweder  ans  18  Quaternionen  -{-  3  Qui- 
nionen  =  174  Blattern  oder  aus  20  Quaternionen  4"  2  Quinionen 
=  180  Bliittern.  Leider  beschränkt  sich  die  Beschädigung  des 
Leid.  94  nicht  auf  die  bezeichneten  Verluste:  viele  Blatter  sind 
halb  oder  noch  mehr  als  halb  zerstört  oder  die  Schrift  (in  der 
R^gel  2  Coluninen  auf  jeder  Seite)  ist  ganz  oder  fast  ganz  ver- 
blieben oder  abgerieben  :  was  um  so  mehr  zu  beklagen  ist,  je  näher 
sieb  der  Text  dieses  Leidensis  im  Einzelnen  mit  dem  des  trefflichen 
Cassellanus  berührt.  —  Auf  Fol.  2*  ist  am  unteren  Rande  mit  zier- 
licher Hand  geschrieben:  '  ο2ς  ατυχώς  λίαν  ίντνχώ  \  1594.'  Von 
«Imelben  Uand  sind  auf  dem  letzten  der  sechs  dem  Notentext  vor- 
aafetehenden  Papierblätter  ff.  Worte  notirt:  '  D.  Cyprian'  Libio 
Notarum  Tyronis  Gieeronis  |  libertj,  adiectjs  religionj  nffls  neceeai^» 
"ia  Dotjs  I  Librum  In  vsum  Christianorum  traduxit'  (vgl.  Tironiana, 
F*  540  £L  in  der  Symbola  phiioL  Bonn.)«  Noch  bemorlce  iob»  di 


'  das  1.  u.  das  8.  Bl.  des  II.  Quat.  fehlen. 
«  Bl.  2.  3.  4.  5.  6.  7  des  VI.  Quat.  fehlen. 

•  ein  üuinio.   

*  dae  8.  Bl.  dea  XYDIL  QoaA.  [«i  Soroik*Immbriout  «  Qrut. 


860 


Aof  Fol.  41*^  am  oberen  Rande  die  Worte  stehen:  *  Heriueuß  re- 
morum  i////!////////!////!/)  (EpiscopxiS  ?),  Dieselbe  Hand  schneb 
an  den  oberen  Hand  von  Fol.  90^:  ^  OHoa  mioisastram  &  cultas' 
d.  h.  diejenigen  drei  Interpretamente,  von  denen  das  erste  die  erste, 
das  zweite  die  zweite  Columne  auf  FoL  90^,  das  dritte  die  erste 
Col.  auf  Fol.  91^  beginnt.  Herivens  war  £nbieoliof  τοη  Bheimi 
.  vom  6.  Juli  900  bis  zum  2.  Juli  9St2:  'ex  anla  qnoqiie  icgb 
(wie  sein  Vorgänger  Foloo)  ad  Episcopatum  assumptos,  vir  geoere 
nobilis,  nepos  videlicet  ex  sorore  Hucbaldi  comitis*  (Flodoard.  Hl- 
stor.  eccl.  liemensis  IV,  11);  ID  Richen  Historiar.  I,  19  (Pertz, 
Mon.  V,  575,  24)  heist  er  ' vir  epoolahiiie  etpalatinus*.  £i 
entspricht  daher  gewiss  der  Sachlage,  wenn  in  der  Biet,  literaire 
-  de  la  France  (ed.  Poris.  1867  tom.  VI  p.  182)  gesagt  iet:  Ml  fnt 
^ev^  k  la  coar,  oomme  la  plnpart  des  fiU  de  Seigoeon  de  om 
tempe*llt;  et  y  prit  sans  doute  Ια  connoissance  des  Leiret  qa'oQ 
.  enseignoit  ä  l'ecole  du  Palais.'  Die  Jugend  der  Kloster-  und  l  i- 
schdfliclieii  Scbolea  sollte  aber  nach  einer  Vecohioang  Karls  d.  Gr. 
*  peabttos«  η  ο  t  a  s,  cantos,  οοηφοίαηι,  grammatioam*  lemeo.  *  Frei- 
lich wird  wobl  hier  nicht  an  «igeatliche  Tironische  Noteiit  sondero 
an  die  ans  ihnen  entspriingeDen  Neamen  zu  denken  sein.  Dagigtt 
deuten  die  GapitelanächrUten  in  Ansegiai  capit.  app.  I  (JL  L*  If 
S21):  de  leetiombos,  de  oantu,  de  notariisi  de  ceteris  diacipKnii 
ete,  wohl  auf  Unterweieang  in  der  SchneUsohreibelropst  hin^  ^SiduL 
Die  ürknnden  der  Karolinger,  I  S.  332).  Nun  wird  Herivens  dnrek 
das  aasdraddiehe  Zeogniss  des  Flodoardos  1,  L  gerühmt  als  '  Eode> 
siastids  apprime  cantüenis  ernditus  ac  psalmodia  praecipnnt  et 
hnios  ezeroitatione  liinitatus*  (doch  wohl  in  Umaltm  an  ändern). 
Wenn  ich  schon  hiemach  es  fEür  wahrscheinlich  halten  niasete,  da« 
Heriveus  auf  Grund  des  Schnlonterrichtes  auch  stenographische 
Kenntnisse  gehabt  habe,  so  ist  an  Stelle  meiner  Vermnihung  that- 
sAchliche  Gewissheit  getreten,  da  es,  wie  ich  durch Th.  Sickels 
gefällige  Mittheilung  nunmehr  weiss,  durch  sine  Reihe  ?on  aus- 
drücklichen Zeugnissen  feststeht,  dass  HerlTeua  erst  Notar,  daao 
Chef  der  königlichen  Kanzlei  war.  Beispielsweise  verseiehnet  Wailly. 
elements  de  pal.  1,  224 — 225,  unter  König  Odo  den  Herveus  ^ 
Notar  von  Gnaltcrius  (arohieps  Senonensis),  dann  unter  Karl  den 

Einfältigen  als  Ν  ο  t  a  r  von  F  u  1  c  ο  (aeps  Rem.),  ferner  als  Nuiar 
von  Anschericus  (eps  Paris.),  endlich  als  Rem.  aeps  et  summu^ 
cancellarias.  Dümmler  bemerkt ,  Gesch.  des  ostfr&nk.  Reiches 
Bd.  2,  576,  dass  Erzb.  Heriveus,  bereits  Erzkanzler  im  Westreiche, 
dieses  Amt  auch  für  Lothringen  übernahm,  als  noch  vor  Ablaaf 
des  Jahres  911  Karl  der  Einfältige  von  diesem  Lande  Besitz  er- 
griff, desgleichen,  dass  die  lothringischen  Urkunden  Karls  ans  deo 
J.  911 — 912  sämmtlich  ad  vicem  Herivei  arcbiepiscopi  auiigeetsUt 
sind.  Vom  2.  Mai  894  kennt  Sickel  das  Original  einer  Pariser 
Urkunde  (Böhmer  Regest.  1893)  mit  der  Unterschrift  *  herueus  no- 
tarius  advicem  gualteri  recognoyit  et  subäcripsit  * ;  B.  R.  1901 
(uat»  Karl  d.  E.  =  899):  '  üeriaeus  not.  adv.  Fulconis  archiepi 
et  oanoellarii;'  1932  (unter  dems.  König) :  '  Ui^  f«giae  digaittüf 


Grammatieobes. 


851 


not.  advicem  Fleniei  archiepi  rccognovique  et  subscripsi ;  1935 
Original  in  der  Pariser  Bibl.)  *  Hugo  r.  d.  n.  adu.  Ileriuei  archiepi 
labnotauit  et  s; '  im  J.  914  erscheint  Ueriveus  mit  dem  auch  oben 
bei  Wailly  erwähnten  Titel  (B.  R.  1957):  *  Gozlinus  not.  adu. 
Herivei  archiepi  summique  cancellarii  recognovit.'  Danach 
ist  es  nicht  auffallend,  wenn  des  Heriveus  Name  in  einer  dem  9. 
oder  10.  Jahrb.  angebörigen  Uds.  der  TironiRchen  Noten  erscheint, 
und  mag  er  selbst  wohl  zu  der  Abfassung  oder  zu  dem  Eigen- 
thnmeverbältnisse  des  jetzigeii  Loidenaie  94  in  irgend  einer  JBe- 
nehuDg  geetaaden  haben.  ^ 

B. 

Die  zweite  Leidener  Notenhds.  (*MS.  Lat.  Voss.  Q.  93  Fol. 
1  "f  17  chart.'  *  Ex  Bibliotheca  Viri  Illust.  Isaaci  Vossii.  174') 
ist  eine  Papierhds.  des  17.  Jahrb.  Der  Text  der  Noten,  offenbar 
aas  einer  unvollständigen  und  vielfach  durcheinander  gewirrten  Vor- 
lage copirt,  ist  zeilenweise  und  nicht  in  Columnen  geschrieben,  1)θ- 
steht  vielfach  bloss  aus  Interpretanienten  ohne  die  betr.  Noten  und 
darf  demzufolge  neben  Gruter,  dem  Casseler,  Wolfenbütteler,  Strass- 
burgcr.  Göttweiher,  Genfer  und  dem  vorher  besprochenen  Leidener 
Codex  sowie  neben  den  Pariser  lldss.  nur  subsidiarische  Berück- 
sichtigung finden.  Auf  den  Rändern  befinden  sich  vielfache  Er- 
klärungs-  und  Verbesserungsversuche  der  Interpretamente,  worunter 
manche,  z.  B.  das  in  Band  23,  199  erwähnte  '  lecticocieiam'  durch- 
aus beüallewürdig  sind. 

20. 

Prosagit,  Proaegii. 

Pag.  97  Gr.:  Tanialus,  Acharon,  Aeharusia,  Jrchagatm^ 
Genesis^  Geneaeus^Genesalia,  Ticius^  Ssipus,  Pro8agit,Pro8- 
egii^  Proserpina,  Zu  Tidus^  das  als  Interpretament  der 
Hoteoeleoienie  Τ  (u)  Ρ  U8  ereobeint,  bemerkt  Kopp  Π  662  behufo 
fieehtfertigiiiig  aeioer  Emendation  Tffphoeus:  Perperam  apud 
Qnilenim  legitur  Tiekts^  eoi  interpretationi  adveraatnr  Ρ  litera,. 
qaae  evident  notae  pafs  eet  Keqae  veram  viderat,  qoi,  in  libro 
Gass,  eandem  lectionesi  conigeiis,  eoperecripsit  Tipus  (▼ielmehr 
Vpm$^  wonach  es  W  gleichzeitiger  ^räckdchtigung  der  vorher 
erwähnten  Elemente  fast  den  Anschein  gewinnt,  als  habe  das  grie- 
chisdie  ΤνφωΒύς  im  Volksmunfle  j/kt-pae-us^  später  2V-i)f-f» 
Unngen;  andere  Hdss.  haben  entweder  ebenfalls  licius  oder  ItHus 
oder  Tippus).  Emendationem  meam  confirmat  aeqnena  nomen 
Sisyphns?  Während  Kopp  in  dieaem  Falle  ohne  Zweifal  das  sach- 
lich Ricbtijgtt  sali«  ging  er  fehl,  indem  er  p.  896  «nd  699  für 
prosagit,  prossgU  korawsg  praesagit,  praesagkni  sehrieb.  In 
dieser  allerdings  nahe  liegendai  Aeodemog  war  ihm«  was  er  firei- 
Ücb  niobt  wnsste,  der  Ordner  der  *  Notae  Bemenses  bereite  vor- 
angegangen, Indem  derselbe,  unter  den  gleichen  stenograpUschen 
Zeichen  wie  bei  Qmter,  sttsammenstellte  (s*  Tab.  46,  86'  mei" 
Oer  Amgabar  der  *1Iotae  Benienses*  im  h  Bande  des  Dresdener 
'PanstenographikimO:  sogqsf^  proBiogU^  praeaaguU. 

Dnd  dannoch  moss  aodi  voi|  diesem  Jbe^^^^  gewalttbfttigen 


852 


M^sceUen. 


Verbesserungsverßucbe  Kopp's  Abstand  genommen  werden,  nicht 
bloss  wegen  der  Einstimmigkeit  der  Ueberlieferung  prosagÜ, 
prosegity  sondern  auch  doshalb,  weil  man  sich  vergeblich  nach  dem 
sachlichen  oder  sprachlichen  Gesichtspunkte  umsieht,  unter  dem  ein 
praesagit,  praesagivit  in  diesen  Zusammorihang  passen  würde. 
Dagegen  ist  im  Hinblick  auf  Sisyphus,  der  den  Felsblock  fort- 
bewegen muss,  nichts  passender,  als  in  promgit  und  prosegÜ 
Verbalformen  zu  sehen,  die  aus  dem  Localad verbi um  ^ro^ttw  (statt 
prorsum)  und  agit  bzhgsw.  egit  ähnlich  zusammengesetzt  sind,  wie 
veneo  aus  dem  Nominalaccusativ  venum  mit  eo.  Das  α  ist  in  der 
Zusammensetzung  ebenso  wie  in  circumago  unverändert  geblieben. 
Immerhin  ist  es  möglich,  dass  wir  in  dem  l'rosegii  einen  Reflex 
aus  des  Livius  Andronicus  Odysseeübereetzung,  d.  h.  die  Uebertra- 
gung  des  homerischen  άνω  wi^taxt  oder  des  uxjuoxf  (λ  596.  599) 
vor  uns  haben.  Die  gleichzeitige  Aufführung  der  Formen  des  IVa- 
eens  und  des  Perlects  entspricht  der  stehenden  Regel  des  Noten- 
textes. Werthloa  ist  die  Erklärung  '  prosara  agit',  welche  in  dem 
von  P.  Daniel's  Hand  abgeschriebenen  Glossar  der  Berner  Uds. 
358  [s.  Bd.  27  S.  617  und  meine  Einl.  zu  den  Berner  Noten 
p.  3  f.]  den  gleichen  Worten  *  Prosagit  Prosegit'  beigesetzt  ist:  es 
mfisste  deao  sein,  dMB  '  prosam '  verschrieben  wäre  für  '  prosgjn'* 
Cöln.    Wilh.  Sckmita. 

eiMBO^apUteliM. 

Diefenb.  Nov.  Glossar,  p.  306 :  *  Prosavca.  pseuta  /.  doinm 
ίώί  pauperes  stipcndia  pctunt  37.  Die  zweite  Glosse  ist  offenbar 
in  .pseuca  zu  verbessern,  d.  i.  gleich  der  ersten  proseucha 
(προαν^ί}).  Quelle  der  Erklärung  des  Glossographen  sind  unver- 
kennbar die  Worte  des  Scholions  zu  Juvenalis  3,  296 :  proseucha] 

 ;  alii  locura  ad  quem  convenire  solebant  mendici  ad 

Btipem  petcndam  

C.  C.  A.  Τ  rn  8 1  a. 


£ine  metrische  Orabschrift  aas  Aleiandreia. 
E.  Miller  hat  in  der  Revue  archeologique  n.  s.  XX VU  (Ja- 
nuar  1874)  p.  43   ff.   eine   Anzahl  griechischer   Inschriften  aus 
Alex  andreia  nach  von  Herrn  Mariette  ilnn  zugesandten  Abklatschen 
verolfentlicht,  darunter  p.  53  f.  folgende  metrische  Grabscbrüt: 

ΟΤΥΜΒΟΣΟΥΚΑΣΑΜΟΣΑΔΕΤΟΙΠ6ΤΡΟΣ 
ΤΟΝΚΑΤΘΑΝΟΝΤΑΣΗΜΑΝΕΙΤΙΣΚΑΠΊΝΟΣ 

ΕΙΣΑΙΔΑΝΒΕΒΑΚΕΝΑΛΛΑΜΟΙΣΧΑΣΑΣ 

ΤΟΝΕΚΡΑΓΤηΓΟΝηΦΙΛΕΝπΕΔίΙΓΟΝΥ 

ΚΟΛΑπΤΟΝΑΘΡΕΙΓΡΑΜΜΑΔίπΤΥΧΟΙΣΚΟΡΑΙΣ 

ΠΑΤΗΡΜΕΝΕΙΡΗΝΑΙΟΣΑΔΕΤΟΙΓΓΑΤΡΙΣ 

.  ■  .  ΟΣΤΟΔΟΥΝΟΜΑΓΟΡΕΥΕΤΕΚΒΡΕΦΟΥΣ 

 ΟπΟΥΣΥΝΕΙΠΕΤΟ 

 ΜΟΙΡΑΝΛΘΕΡΠΝ 


m 


JHe  Intobtift  ist  wn  Ifflleri  abgesehan  von  seiner  fiilschen 
InterpiuietiiMi  iin  SoIiIiiim  dw  sweiten  VartMy  im  Qanflen  riditig 
gebian  worden;  bot  dM  aogeblicbe  Wort  νΒκράαω^ον^  Aber  dmoo 
Lenmg  naeh  mumt  Angabe  der  Abklataob  keinen  Zweifid  Itoi,  hat 
ibai  viele  und  Tergebliebe  Mdbe  gwnaebt.  £e  bedarf  keines  wei- 
tenn  Naebweiaet,  da«  ηχράπωγ^ν  ▼ollkenimen  eianioe,  überhaupt 
kflb  grieebieebes  Wort  iet  und  mui  ee  wirklieb  aof  den  Steine 
itebt,  nur  einem  Venehen  des  Steinmetsen  emnen  Urtprang  yer> 
Banken  kann.  Der  VerfiMaer  der  Grabacbrift  hat  jedenfaUa 

geschrieben:  daa  Knie  bmaat  'dem  Todtan  hftlfreicli\  weil 
durch  Biegong  deaaelben  dar  Betrachter  in  den  Stand  gesetat  wird, 
die  soniehat  ttber  dem  £rdboden  aof  dem  nnteraten  Tbeil  dea 
GrabateineB  angebrachte  Grabaohrüt  an  kaan,  darana  den  Namen 
dea  Todten  in  entnehmen  und  dieeem  dann  einen  frommen  Spmch 
aoanrnfen.  Daa  iat  freilich  aehr  geancht  nnd  gekflnatelt,  aber  wabr- 
lioh  nicht  adilimmer  als  die  Ffaraae  äd^si  άέπτΰγοις  χόροας,  womit 
in  V.  5  der  einiBche  Begriff  'betrachte'  oder  lies*  umschrieben 
wird.  Auch  die  zunächst  freilich  durch  einen  metrischen  Grund 
Terenlasste  ^^'ahl  des  Ausdrucks  αχάζειν  jb  γόνυ  (statt  χάμπηιν  oder 
nkimv)  giebt  Zeugniss  von  der  Vorliebe  des  Verfassers  für  uuge- 
wöbaliche  Redeweisen. 

Das  Epigramm  lautet  also,  soweit  es  sich  mit  Sicherheit  her- 
stellen lässt  (V.  7  habe  ich  Ψόδος  natürlich  nur  versuchsweise  ge- 
setzt; die  geringen  Ueberreste  der  Verse  8  und  9  gesatten  keine 
auch  nur  annähernd  sichere  Ergänzung)  folgendermasseu : 

X)  τύμβος  ούχ  αοαμος,  ά  de  rot  πέτρος 

τον  χατ&ανίντα  οημανεΐ  τις  xui  τίνος 

εις  ^Λ  'ίδαν  βέβαχίν.  αλλά  μοι  α/άοας 

το  νεχρα[ρ^ωγον^  ω  φίλ\  iv  nidm  γόνυ 
δ  χολαητόν  α&ρει  γράμμα  όιητνχοις  χόραις. 

Πατήρ  μεν  Ειρηναίος^  ά  dt  τοι  πατρίς 

ΙΓόόΙος,  τί  cT  oυyoμ  άγορεύει  ix  βρέφυνς 


lieber  den  bei  späteren  griechischen  Dichtern  ziemlich  häu- 
figen Gebrauch  des  Wortes  ntiQog  als  Femininum  vgl.  man  die 
Bemerkungen  von  Fr.  Jacobs  Anthologia  graeca  t.  III,  p.  327. 
Dass  άγορενετ'  in  V.  7  als  Imperfectum  aafzofaeaea  ist,  hat  achon 
£.  Miller  richtig  l^emerkt. 

Jena.  Conrad  fiuraian. 


Naektrag  η  Im  Lakrlaehei  iMeMTIei. 

(Bd.  XXYil  S.  612  ff.) 

IMe  Yemmthung,  daaa  die  der  8.  615  pablioiiieD  HBngaen 
SoUalaiBBiebrilb  η  Gmade  liegende  Kopie  niciit  mverltaig  aei, 
kateieli  dorehaoa  faeatAügt:  Knmaandia  hat  jetat  nebet  anderen 
(vaedirten)  lokriechen  Inaehriften  auch  dieae  nach  einem  genanen 

BM&.  Mm.  L  PiüloL  K.  F.  XXUL  23 
% 


lüfoeileii. 


Abklatsch  von  Stamatakis  in  der  Zeitschrift  ^Α&ηταιον  I  (1B73) 
Hell  5  S.  488  drucken  iateen.  Daaftoh  gewinnt  die  Ineobriit  jeUb 
lolgeodes  Aussehen: 

D(i8)  M(anibu8)  |  T.  Catoni(o)  T.  f.  Pol(lia)  Sabino  |  Clat(er- 
nensi)  eyoc(ato)  Aug(ueti),  vix[it]  |  ann.  XXXVIII,  mi^itavit^ 
a[nn.]  |  XIX,  f(antiB)  et  mfonumentom)  f(ieri)  c(araTit)  e(iai) 
e(oniaberDali8)  [CorJjDeliue  Naevolu[s  viro]  |  optimo. 

T.  Κατωνίω,  Τ.  v(mo),  Ilok(kia)  I2a]  |  βίνω  Kλ(tτr^ρyaίω 
ήονοχ{άτω)  Ανγον(^τον)  i(ßim}  |  jfi^  ίή,  iinifin(9vaBv)  \ßai\  |  ι^' 
ταψης  m$  μΙν^μ§ίου}  ιοί. 


Naiisebrlftlleliet. 


Eil  TersehoUeaer  (?)  Codex  des  Laertioe  Diogenes. 

Salmaeiue  eagt  ezerc.  Plinian.  S.  888  f.,  nachdem  er  die  Worte 
des  Stephan.  Byz.  u.  d.  W.  *Em0g'  εση  xai  ηόλις  "Ενετός  άφ'  ηζ 
Μύρμ^ι^  6  άιαλεχηχος  ψιλσοοφος,  ώς  Λογένης  ά§νηρω  φίλοσόφον 
^ΠΛρίας  angefahrt  hat :  *  Myraecis  illius  nulla  quod  sciam  mentfo 
invenitar  in  iis  libris  Diogenis  qui  hodie  extant.  Sed  magims  de- 
feetus  in  illa  hietoria  philosophica  Laertii  iniuria  tempomm  acddit^ 
nt  ex  indice  vetaetjenmi  oodicis  observatum  mihi  olim  qui  longo 
ploree  philosophornm  vitas  habemos  (siel).  In  eo  latercnlo  memtol 
lagere  et  Κορνοντον  et  /Τολ^^ωνα  et  ^^petov  et  alioe  quam  plarimos 
ut  alilji  dicain  [hiezn  scheint  S.  nicht  gekommen  zu  sein] ;  in  hie 
et  Μύρμηξ  philosophus  όιαλ€κηχός  qoifnStes  oppido  £neto  Paphlago- 
niao  orinndus."  Diese  Worte  zeugen  zwar  von  einer  bei  Salmasios 
nicht  ungewöhnlichen  Flüchtigkeit:  denn  der  fragliche  Μνρμηξ  ist 
bei  Laert.  Diog.  Π  118  angeführt  (nur  dass  hier  in  unseren  Hand- 
schriften richtig  Μνρμηχα  τον  ^Effuytnv^  nicht  Wie  in  einem  fehler- 
haften Kxemplar  früh  geschrieben  gewesen  sein  muss  Μνρμψρια  lir 
ίξ  Ίίΐ'ηον  steht) ;  auch  Polemon^s  Leben  findet  sich  unter  den  uns 
erhaltenen  Viten  der  Philosophen historie  dee  Laertioe  (IV  16  ff.). 
Aber  trotzdem  lag  hier  ein  (gar  nicht  verfolgter)  wichtiger  Hin- 
weie  auf  ein  Verzeichniss  der  Lebensbeschreibungen  des  Laerttoi 
vor,  welches  eine  viel  längere  Kamensreihe  behandelter  Philosophen 
anth&lt  als  unser  heutiger  Ttet  aeigt.  Denn  Meineke  ging  gana 
in  die  Irre,  wenn  er  in  seiner  Ausgabe  des  Stephanus  S.  271  Anra. 
YOn  einem  'figmentum'  des  Salmasius  spricht.  Ohne  Zweifel  las 
dieser  denselben  Laterculus,  den  Rose  jetat  aus  cod.  Laurent.  LXIX 
86  und  Marcian.  394  im  Hermes  I  S.  369  f.  publicirt  hat  (auch 
idi  hatte  ihn  mir  1θϋ/β2  aus  beiden  Handschriften  abgeaobrieben) : 
hier  stehen  ja  als  letate  in  der  Reihe  der  Stoiker  αρειος :  χαρνοντος, 
DioMT  —  von  Rose  a.  a.  0.  fibersehene  —  Sachverhalt  ergiebi 
aber  aneh,  dass  Salmasios  einen  codex  vetustissinma  des  Diogenes 
ewaah,  der  jotet  verachoUen  sobeint.  Die  beiden  angeführten  Co- 
dioes,  die  auch  von  allen  mir  bekannten  (moht  wenigen)  Uaodschrif- 
tflA  dea  Laectioa  aWa  den  bdas  bieten,  k&ama  hm  ihrer  iug&mi 


fiandiobriftliohei. 


(nec.  XIV)  nicht  gemeint  sein :  von  den  einzigen  wirklich  alten,  die 
Ui  jetzt  bekannt  sind^  hat  der  codex  Laurent.  LXIX  13  eaec.  XU 
gar  keinea  Iudex,  der  codex  Burbonicos  253  saec.  XII  wenigstens 
eiobt  in  eeinem  jetzigea  Zaetud,  wo  fol.  I  fehlt.  Ein  Nacbweia 
über  den  Verbleib  dieses  alten  von  Salmaeius  eiogesehenen  Code« 
würde  sehr  dankenswerth  sein:  man  darf, io  ihm  wohl  die  Vorlage 
des  Laarentian.  LXIX  35  vermuthen,  der  gerade  in  dem  lAhaite- 
vtneichnise  die  Schriftzüge  älterer  Zeit  imi^rt  und  würde  so  in 
ihm  die  Handachriit  besitzen,  die  mit  dem  codex  Bnrbonicas  die 
Qmodlage  des  Textes  ni  bildeo  hätte. 


Der  Arehe^yf  BS  der  SilveB  des  Statiis* 

Teoffel  Usst  noch  in  der  sweiten  Auflage  (1872)  seiner  Ge- 
sehldite  der  rdmlsehen  Literatar  (8.  700  K.  8)  die  Urhandschrift 
der  Silben  des  Stathis  τοη  Poggio  ans  Frankreich  nach  Italien 
bringen.  Es  basiri  diese  Mmnung,  die  als  die  jetzt  gewöhnliche 
gelten  kann  nnd  anf  das  entschiedenste  vertheidigt  wird  von  Imhof, 
de  sÜTanun  StaÜanamm  oondüione  oritiea  (Halle  1859)  S.  4  Anm.  1, 
mif  der  Angabe  eiasr  Beischrift^  welche  Politianos  in  dem  jetzt 
saf  der  röiidscfaen  Bibliotheoa  Corsiniana  befindlichen  Exemplar  der 
£ditio  princeps  bei  seiner  hier  am  Rand  nottrften  CoUation  des 
Foggianisohen  Codex  hinzugefügt  hat.  Hier  steht  bei  dem  letzten 
Gedicht  der  SÜTen  beigeschrieben:  'iocidi  in  exemplar  Statii  Sil- 
Tamm,  quod  ex  GaUia  Poggins  gidlica  scriptum  mann  in  Italiam 
äKalerat^  (s.  Hand  in  der  praefotto  des  ersten  and  einzigen  Ban- 
des seiner  Aaegabe  der  SiWen  8.  XXI).  Allein  eben  Politianus 
beSDerkt  in  demselben  Exemplar  za  dem  nach  I  4,  86  in  einigen 
Baiidtchriften  eingeschobenen  Verse:  *Hic  versos  deeet  in  libro 
satiqniseimo  Poggii,  qni  e  Germania  in  Italiam  est  delatas*,  s.  Im- 
kof,  Statii  ecloga  ad  uxorem  (Halle  1863)  S.  1.  Auf  Grund  dieses 
Sshwankens  lässt  noch  Nohl  in  seiner  verdienstlichen  Inaugaral- 
dissertation  'qnaestiones  Statianae*  (Berlin  1871)  S.  45  f.  die  Her- 
kvnft  des  Codex  Poggio's  unentschieden. 

Der  wahre  Stochverhalt  kann  nicht  zweifelhaft  sein.  Aaf  das 
Biehtige  führt  schon  die  Bemerkung  des  Vespasianus  Florentinns 
in  der  Lebensbeschreibung  Poggio's  (s.  Spicilegium  Romanum  I 
8.  549),  dass  die  Silven  von  Poggio  während  des  Constanser  Concils 
gefunden  seien.  Diese  von  Imhof  (an  der  zuerst  angeführten  Stelle) 
bezweifelte  Notiz  erhält  ihre  volle  Bestätigung  durch  die  Subscrip- 
tiofi  einer  Handschrift  des  Asconius  in  der  Florentiner  biblioteca 
della  societA  Colorabaria  (s.  Reifferscheid  in  diesem  Museum  ΧΧΠΙ 
8.  145  Anm.  51  und  Kiessling  vor  dem  Greifswalder  ind.  lect. 
Μβϋτ.  1873  S.  3),  welche  also  lautet:  ' hoc  fragroentum  Q.  asconii 
pediani  repertum  est  in  monasterio  sancti  Galli,  prope  constan- 
Üam  XX  milibus  passuum  a  Poggio  Florentino  una  cum  parte  C. 
Vaierii  Flacci  balbi  Setini  argonauticon  et  M.  Manilii  astronomicon 
el  Statii  stharum  libri.  quod  sumpsimus  ex  exemplari  poggii 
soa  Mou  traaescripto\    Wenn  für  eins  von  dies^  Stücken,  näm- 


8M 


Uliceileii. 


Keh  die  witftmmelte  HandMhrift  der  Argoiunitice  des  Vekctoi 
Fleeeu  anderweit  feetetehi,  dase  ee  iron  Poggio  1417  in  8.  GeDei 
«o^efhiidea  iet  (β·  Τΐϋΐο  ia  der  praefatio  aeioer  Aoagabe  dee  Ya* 
lerios  8.  LXV  f.)«  ao  iit  damit  zogleioh  für  die  andern,  alao  aaeh 
die  SÜYen  des  Statine  Zeit,  Ort  nnd  Veranlaesniig  deeFnndee  IAmt 
jeden  Zweifel  erhoben.  Aneh  dae  Versehen  dee  Pdlltiamie  an  ά» 
angeAhrten  Stelle  erkUrt  sieh  nnn  dnfiMh. 

GMüngen.  G«  Waohamnth. 


UtlerarlileteriaelMe. 


Bin  neaes  Stäek  des  Achäes. 

In  dem  intereeeanten  Bfieherinyentar  ans  dem  Pirftna,  welehei 

G.  Hinchfeld  in  der  archäologiaohen  Zeitung,  Jahrg.  XXXI  8.  106 
bekannt  gemacht  hat,  werden  in  der  15.  und  16.  Zeile  dee  ersten 

Bruchstücks  aufgezählt 

 ΑΑΧΑΙΟΥΕΡΓΙ 

 ΑΣΚΛΗΡΙΑΔΟΥ 

Den  Namen  des  Dichters  hat  der  gelehrte  Herauageber  natürlich 
nieht  verkannt.  Daee  nicht  der  obeenre  aieilische,  sondern  der  be- 
kaTinte  Tragiker  gemeint  ist,  kann  in  emer  athenischen  Inechrifi, 
welche  mehrere  Stücke  des  Sophokles  und  Enripides  aufführt,  nicht 
aweifelhaft  sein.  Ob  in  der  folgenden  Zeile  noch  ein  anderes  Drama 
genannt  war,  lAsst  sich  nicht  errathen,  wohl  aber  der  Titel  dei 
einen,  denn  för  die  Anfangsbuchataben  des  Namens  findet  aioh  keine 
andere  Ergänzung  als  Erginos.  Unter  den  Sagen  von  dem  Ed* 
nige  der  Orchomenier,  welche  0.  Müller  Orchom.  S.  207  geeammelt 
hat»  scheint  die  von  Paosanias  9,  17  era&hlte  m  der  'Tragödie 
eines  Zeitgenossen  des  Euripidee  den  geeigneteten  Stoff  dargeboten  j 
zu  haben :  den  Sieg  dee  HeraUee  Aber  Erginoe,  welcher  dnndi  den 
Opfertod  edler  Jongüranen  eilmuft  wurde.  Wir  kennen  aleo  jelat 
19  Stüeke  dee  Achftoe,  auieer  den  17  von  mir  behandelten  den 
MomoB  aua  den  yenet.  Scholien  an  Ariatoph.  Frieden  p.  652  ed.  i 
Dind.  nnd  den  Erginoe,  auaeerdem  aoa  der  von  mir  in  den  Jahrb. 
f.  Uaai.  Phil.  1866  8.  608  beeproohenen  Stelle  dea  Philodemee 
wenigaiene  etwas  aiemlioh  aiober  über  den  Inhalt  der  Iria,  den 
noch  kllralich  Mata  AnnaL  deU'  bat  1872  8.  800  nnbdmnnt  i 
nennt,  nftmlich  den  Wahnainn  dee  Dionyaoe. 

ürlieha. 


KrNiaeli  ·  Exeoetieobea. 


Za  dea  Fragmentei  der  grieekiechen  Draaiaüker. 

Die  in  letater  Zeit  beeondera  ansgebÜdete  und  tiefer  begr&np 
dete  Gloeeentheorie  hat  eineraeita  günaande  Beenltate  endeit  und 
an  aolehen  Stellen,  an  denen  die  sog.  Buohetabenkritik  Nichts  in 


uiyui^Cü  by  GoOglc 


Kritiioh*BSi^getiiohet. 


857 


leitten  vermoohte,  evidente  VerheseeningeD  erwirkt,  andrerseits  ist 
ne  aber  auch  falschlich  an  vielen  Stellen  angewandt  worden,  an 
denen  die  Fehler  durch  einfache  BuchstabenverwechBlung  entstan- 
den sind,  und  die  daher  auch  dem  entsprechend  emeudirt  werden 
müseen.    So  hat 

fragm.  trag.  inc.  451  cd.  Nauck., 
welches  ans  Stobaeus  flor.  51,  13  folgendermassen  überliefert: 
χρβϊττόν  r  άμννειν '  χατ&ανεΐν  γαρ  ενκλεώς 
^  ζήν  xHXoifi^  αν  όνύχλεώς  χατ&ανών 
Heimsoeth  Ind.  schol.  Bonn.  1R67  ρ.  XIX  χατθ^ανών  für  eine  Glosse 
des  ursprünglichen  μόρον  (fiyiov  erklärt.  Dass  die  Worte  γε  x«r- 
^ανών  corrupt  sind,  ist  klar.  Der  Verbesserungsvorschlag  Heira- 
soeths  scheint  mir  aber  ebenso  wenig  wie  andre  bisher  vorgebrachte 
das  Richtige  zu  treffen.  Durch  Nauck's  μη  χατ&ανών  werden  die 
Worte  ein  überflüssiger  Zusatz,  wie  Herwerden  Exerc.  crit.  p.  91 
richtig  bemerkt,  der  sie  als  'scioli  additamentum '  einfach  tilgt. 
Dies  ist  allerdings  bequem,  aber  schwerlich  richtig.  Eine  andere 
Vermuthung,  auf  die  übrigens  bereits  Grotius  gekommen  ist,  stellt 
0.  Hcnse,  Exercitat.  crit.  imprirais  in  Eur.  fragm.  Hai is  1868  p.  58 
auf.  Er  meint,  dass  ein  Abschreiber  das  ursprüngliche  Particip.  Fut. 
^^ανυνμΒίΌς  in  das  Part.  Aor.  verwandelt  habe,  um  es  dem  vorher- 
gehenden Aor.  xax^aifBlv  anzupassen.  Die  Annahme  einer  derartigen 
Interpolation  kommt  mir  aber  an  nnsrer  Stelle  sehr  bedenklich  vor. 
HsDse  sagt  ganz  richtig:  Apparet,  si  nlla  omnino  verbi  χατα^ητ* 
MBF  vel  ^νήφίΒΐν  forma  in  τβ.  2  locnm  habebat,  nuUum  aliud  tem- 
poB  adniitti  potoieee  qoam  fatumm«  Was  ndthigt  uns  aber  anzu- 
nehmen, dass  eine  Form  von  3^ντ^σχ»ψ  oder  χατα^νηο^ν  im  Verse 
fosianden  habe  ?  Weil  im  entern  Vene  xazxhtvuv  vorkommt,  ist  es 
gerade  wahrscheinlich,  dass  es  im  zweiten  vom  Dichter  nicht  ge- 
bnncht,  wohl  aber  vom  Abschreiber  an  die  Stelle  eines  ähnlich 
aassebenden  Wortes  gesetit  worden  ist.  Mit  Recht  h&lt  daher 
Bergk,  wie  Hense  angibt,  das  Wort  &¥^omv  hier  fOr  nnpassend 
«ad  Termutbet  όνσχΚεώς  mi  kavMmp*  Denselben  Sinn  gewinnen 
wir  mit  der  yui  leichteren  Aendemng 

SvmMig  tb  ^Λφατώς. 
EuHp.  iVotefl.  fr.  652  N. 
Bei  Stob.  Flor.  III,  4  bieten  die  Handschriften: 

ii6U'  ΪΚιΜβς  yfetü&vai  καΐ  SXoy»  βροηΰς. 
Ans  «o^  Skoyo^  hat  IMndorf  md  Hyo^,  das  einen  finseerst  matten 
Sinn  gibt,  nnd  Mattttiae  ^mύdcυm»  Skoyoi  afigeleitet  Gegen  leta* 
ttrcs  hat  &  Enger  in  dieesm  Ifnaeitm  28  8.  688  mit  Recht  ein- 
gewandt, dass  der  so  entstehende  Gedanke  nnpassend  wire,  *da 
tbaridite  Hoffiinngen  einen  Anspraeh  anf  BrflÜlni^  nicht  haben, 
«b  sokher  aber  doeh  Toransgesetst  werden  mnss.*  Grade  ans 
diesen  Gmnde  scheint  mir  anch  Herwerden's  Goi^eetnr  (Ezere. 
flrii  p.  57)  ψ^ύόονοίν  at  τυφίιά  βροτούς  nnd  ebenso  Engen  eigene 
Venrathnng  ψεύσ^ναι  ΜουφΑν»  βάτους  unpassend  an  sein,  gans 
abgesehen  davon,  oh  es  wahnchsinlich  ist,  dass  τυφλοί  oder  aunt-  * 
fSfOi  dnrdi  Λίογ»  sei  glossirt  worden.   Es  ist  natOriich  schwer, 


uiyui^CQ  L. 


358 


ΜίΜβΙίΜΙ. 


bei  einem  so  karzen,  am  dem  Zurnnmeiibang  geriaseBeii  Sttee 
itiiiinit  den  Sinn  tetenstdlen.  Am  wahrecbeinUeheften  ist  es  imr 
aber,  dnes  acn  nnsrer  Stelle  die  Haffiningen  ein  Beiwort  erbahen 
BUeieD,  das,  wie  Enger  riehkig  eagt,  bedeutet:  Aoepraeh  aof  Er- 
ftllung  habend.  Ein  solobee  AdjectiY  iet  eSkoyog  *vernftnllig,  weibl 
begründet*.  Grade  die  Hofinnngen,  die  woU  begrtUidei  an  sein 
scheinen  nnd  naeh  menaehliehem  Enneeeen  beetunmt  in  ErlBllnng 
gehen  mtteeen,  eehlagen  oft  IshL  Wie  leieht  konnte  aber  dnrdi 
einfache  BnchstabenrerwediBlnng  ψεΜιηΗΛν  Meyw  in  ψβύίουΛ  ηαί 
Aey»  übecgehn! 

An  manchen  Stellen,  an  denen  nach  knnem  Zwiaohenranme 
daeselbe  Wort  ttIφai8end  wiederkehrt,  hat  man  auch  eine  durch 
Gloeeen  entetaadene  Yerderbniae  aDgenommen.  An  den  meittea 
derartigen  Stellen  itt  aber  wohl  nur  einfaohee  Sehreibreraehen  nnd 
Abirren  dee  Angee  dee  Gopieten  Unaohe  der  Gormptel. 

Ein  Fragment  des  Baton  (AetoL  bei  Stobaeoa  flor.  98,  18. 
lY  499  M.)  lautet  in  den  Handschriften 

^Αν&ρωηος  ων  hnautag,  iv  όε  τω  ßUf 
τέρας  iariv^  et  ης  εντνχψδ  όίά  βίου. 
Wenn  Λά  βίου  auch  grammatikalisch  vollständig  richtig  und  von 
Dichtern  in  dem  hier  nothwendigen  Sinne  gebraucht  ist,  so  kann 
ich  doch  nicht  glauben,  dass  es  hier  wirklich  vom  Dichter  her» 
rühre.  Ich  zweifle  nicht,  dass  es  einem  Abschreiber,  der  das  βίιο 
in  der  vorigen  Zeile  sah,  seinen  Ursprung  verdankt  und  lese  A« 
τέΚους,  Vgl.  Eurip.  Suppl.  281  των  γαρ  iy  βροτοΐς  ονκ  εστίν  ovSfv 
τέλους  ενόαιμονοϋν.  £ur.  fr.  Augae  276  Ν.  χονάεις  dta  τέλους 
ευόαιμονεΐ. 

Sqph,  fr.  753  Ν.  (Plut.  Mor.  ρ.  21  F). 

ώς  τρις  όλβιοι 
χεϊνοι  βροτώΐ'  οϊ  ταΰτα  όερ/βέντες  τέλη 
μόλωσ''  ές  "Αιόυυ  '  τοϊοόε  γαρ  μόΐΌΐς  ίχ«, 
ίση,  τοις      SXXoioi  πάντ'  έχεϊ  xam. 
Herwerden  Exerc.  crit.  ρ.  17  schreibt  im  letzten  Verse  ηάΐ'τα  δη 
χαχά,  weil  έχει  irrthümlich  aus  dem  vorhergehenden  Verse  wieder- 
holt sei.   Mir  scheint  es  aber  in  diesem  Verse  ganz  an  seiner  Stelle, 
dagegen  im  vorhergebenden  Verse  unnöthig,  wo  man  ein  dem  χαχά 
en^^eogeeetztes  Wort  vermisst.    Ich  vermuthe: 

τοϊοόε  γαρ  μόνοι mr  8v 
ζηΐ'  fan,  τοις  d'  αλλοισι  ηάντ  έχει  χαχά. 
Durch  eine  Glosse  scheint  mir  ein  Fragment  des  Menander 
(fr.  78.  IV  255  M.)  corrumpirt  zu  sein,  dae  nne  Stobaena  flor« 
12,  8  erhalten  hat.    Ueberliefert  ist: 

To  mdui'bv  Ισχυν  της  άλη&είας  s/u 
ένίοτε  μβίξω  aal  πι^νωΐΈρον  ^λον. 
Statt  des  unrichtigen  το  m&av6v  hat  Valckenaer  Diatr.  Enrip. 
p.  268  TO  φενόος  emendirt.  Der  zweite  Vers  scheint  mir  aher 
noeh  nicht  richtig  geheilt  zu  sein.  Salmaeius  schlägt  vor  τη&ανω- 
τέραν  ^χλω.  '  Sed  quid  est  1(ΐχνς  τα&ΛΙΗύτέρα  fy,λω  V  fragt  mit  Recht 
U.  A.  Hiraehig,  Adnotat.  orit.  in  oom.  1849  p.  26,  der  eeineradte, 


uiyui^Cü  by  GoOgle 


KritiiolirfiK^geyaohei. 


gestfifaifc  auf  die  Lesart  zweier  Handschrifteo,  die  λόγου  für  οχΧον 
Ineiaiiy  m^Hüngovg  λύγους  vermuthet.  Mir  scheint  όχλου  aus  fyho 
▼erdorben  und  dies  eine  Erklärung  von  λ^ω  zu  sein.  Vgl.  Hesy- 
chiae  λεώς'  *^^πιχώς,  ο/λος,  λαός.    So  erklärt  sich  auch  leicht  die 

οχλφ 

Tariante  λόγου,  die  entstanden  ist  ans:  ,λεψ, 

Blreslao.    Rudolf  Prinz. 

Plut.  Agis  c.  18,  3:  μεταστηοάμενος  όε·τ6ν  Κλεόμβροτον  6 
Amvidag  xai  πητς  πρώτους  Εφόρους  ίχ(:ίαλώί'  της  αρχής,  ίτέρονς 
ύε  ηοιηοάιιενος,  ειΜς  ίηεβούλενε  Ttji  ^Αγιδι.  *  πρώτους  ist,  auch 
wenn  mau  die  Erklärung  =■  ηροτβρονς  als  statthaft  zugibt,  sehr 
aufTallend  statt:  die  bisherigen',  bemerkt  Sintenis.  Aber  niemals 
kann  τιρώτυνς  durch  προτέρους  erklärt  werden,  und  auch  das  geht 
nicht  an,  προτέρους  statt  πρώτους  zu  schreiben,  wie  Schäfer  wollte; 
denn  diese  Ephoren  werden  erst  τιρότίροι,  nachdem  sie  abgesetzt 
und  die  neuen  eingesetzt  sind,  können  also  nicht  da  schon  so  ge- 
nannt werden,  wo  diese  Absetzung  zuerst  erwähnt  wird.  Es  ist 
zu  lesen  τους  προ  του  εφόρους.  Wie  iy  τω  ττρό  του  und  εν  τω 
7im  τον  χρόνω  heisst  'vor  und  bis  zu  dem  in  Rede  stehenden 
Zeitpunkt'  (z.  B.  Thuk.  IV,  72,  3,  wo  Classen  zu  vergleichen  ist), 
also  'bisher*:  so  bedeutet  auch  oi  προ  τον  έφοροι  die  Ε.,  welche 
bis  zu  dem  Zeitpunkt  im  Amte  waren,  in  welchem  jene  Umwälzung 
stattfand,  also  die  bisherigen;  vgl.  noch  Thuk.  III,  9,  1  :  νομίζον- 
τες  ίε  είναι  ηροόότας  των  τιρό  του  φίλων.  Auch  Aristot.  Poet. 
1453*  17  steht  in  mehreren  Hdse.  irrthümlich  πρώτον  statt  τιρό  τον* 

Goln.  Richard  Schneider. 

IbieNalitaui  Luiliaianm  icdacia»  * 

Lndani  Maellsri  ingenio  laetissimo  debemiie  qnod  Laoilii  ra* 
Kqniu  iam  fere  sine  offensioiie  l^gare  Ucet  eqnidam  aniem  nolo  illios 
idiliciieBi  hic  instie  effem  landibus,  ne  samino  q«o  teneor  prao« 
eaptoris  optimi  amore  disertior  fnitse  censear.  cnia  antam  imiiis 
hominis  non  sit  tot  tantaqne  qnae  Amstnla  illa  oontraxernnt  πιβη· 
ds  aequabili  felicitate  tollere,  '  reliquit '  w  egregios  posteris  ori* 
tieii  'e  segete  ad  spicilegium  stipnlam*.  placuit  igitur  ex  eis  quas 
iterata  Luciiii  lectione  certa  ratioue  fecisse  mihi  sum  visus  coniec- 
teris  eligere  duodecim  quas  in  medium  proferrem. 

I.  Α  re  parva  incipiam.  iu  deoram  coucilio  nescioquis  haeo 
verba  facit  [1  fr.  9  L.  xM.J . 

nemo  nt  sit  nostrum  quin  aut  pater  optimu  divom 
aut  Neptunu  pater,  Liber,  Saturnu  pater,  Mars, 
lana,  Qnrinu  pater  siet  ac  dicatur  ad  unum. 
ita  rescripeit  L.  Muellerus,  cum  Codices  Lactautii     uti  nemo  sit 
(liet)'  tradant.  duplex  mutatio  vitabitur,  ei  insemeris  ante  '  nemo  * 
vocolam  omissn  fadllimam  'nc': 

uti  nunc 

mma  sit  noetnun  quin  aut  ^ater  optima  divom. 


360 


IfimBen. 


praetona miepioor  pro 'nostmiii'  Lneflio raiitneiidiiiD  emb* τοιίπιοι*, 

niBore,  nsaiove  lioiion 

daoa  ooli  indigne  fereDte  amt  dicta. 
Π.  Üb.  Π  fr.  2: 

noa  dico.  YiTat  licet  et  vagus  exulet,  erret  |  esks. 
neqae  '  non'  Toealmliim  sat  plaoet,  pro  quo  Mnelleraa  [oomm.  p.  199] 
^nanc^  commendavit,  neqne  id  qnod  in  libris  legitar  ^vineat'  pro- 
babiliter  in  'vivat'  matatum  est.  unica  lioeola  addita  verum  evadet 
hoc  '  nondicöuincat\  id  est:  'non,  di,  COnvincat,  licet  et  vagus 
exulet,  erret  exlex'. 

III.  Lib.  VI  fr.  20: 

hac  tu  ab  re  credis  quemquam  latrina  petisse? 
codicum  memoriam  hanc  'hoc  tu  apte'  nulla  fere  mutatione  cor- 
rigo  ita  '  noctu  apte  credis  quemquam  latrina  petisse? '  illud  autem 
*apte'  valet  *  convenienter*. 

IV.  De  lena  quadam  haec  lib  VII  fr.  5  extaut: 
aetatera  et  faciem  ut  saga  et  bona  conciliatrix. 

non  puto  Nonium  vel  potius  eum,  unde  ille  sua  duxit,  omisisse 
huius  enuntiati  verbuiu.  itaque  inter  '  conciliatrix'  et  '  Turpilius' 
(hoc  enim  vocabulum  apud  Nonium  sequitur)  '  rimatur'  (r/atur) 
inseruerim.  —  de  eadem  lena  quae  leguntur  fr.  7  ita  scnbo:  *pri- 
mum  facie  quod  honeetae  et  annis  accedit.' 
Y.  Lib.  XXVIII  fr.  46: 

tantne  se  emporiis  merces  et  faenera  tollent. 
jpraebent  Codices  '  tanti  se  teniporis  montes  ot  faetera  tollent'.  ♦•t 
emporiis'  quidem  egregie  emendavit  i^alroerius ;  cetera  ingeniöse, 
ut  solet,  vix  tarnen  recte  reearciebat  L.  Maellenu.  nam  facUlimo 
o^gotio  redditur  Lucilio: 

Anti  se  emporiis  montes  eis  aethera  tollent. 
cave  antem  illud  'Anti\  id  est  'Antii\  locativum  esse  statuas;  cf. 
Baecheleriis,  lat.  Deklin.  p«  61.  quin  ne  litterulam  vel  uoam  pror- 
BUS  abiciamus,  apud  Noniam  p.  497«  2  ita  restituemus:  'Lucilius 
lib.  XX Villi  Anti'  eqs.  simillimo  autem  nendo  laborat  libri  Vil 
fragmentum  16  '  ferai  ad  catulos  aooedere  inultura*,  ubi  '  ferai* 
ioato  aadacius  soripsit  L.  Muellerus  pro  iradito  'rate*,  l^endom 
est  apnd  Nonium  p.  467,  1 7  '  idem  lib.  VI :  «ratae  ad  catuloe 
aooedere  imütani  \  oü  enim  in  tanta  fragmentorum  paucitate  vaki 
qvod  nunc  quidem  in  aezto  libro  eins  rel  non  ex  tat  veetigium.  — 
oeterum  in  fragmento  soperiore  iam  ante  me  Vahlennm  '  eie  aetera* 
reecripeiese  nnno  ex  Quicberatii  adnotatione  video.  —  *montee'i 
•eilioet  mercium.  —  eis  {δίς)  nt  I  44  aaü  (ärd). 
Yl  Lib.  XXVmi  fr.  85: 

oaede  oettnmi  Onatol  nigaent,  inetaot!  perümoe. 
dnbiam  mibi  non  est  qiim  eoriptnra  oodioum  Nonianomm  p.  272 
'ärgere  ietun'  ex  iUa  quam  «ddem  p.  417  exbibent  *  arge reetant' 
lenäer  oH  oomipta;  de  illo  *iitam'  ef.  Laohmapnoa  ad  Laer, 
p.  252.  ioripait,  ni  Tebementer  fallofi  Lnoüilis: 

oaede  ooliam,  Gnato,  nrget  —  resM.  —  perimma. 
etatnendnm  eet  enim  diTOEbinm:  monneivt  aliqnia  ingmentibiis 


KritMi*Ifaiegel»elMi. 


sei 


ioimide  qoMD  oelerrime  effiingere  foree,  reepondH  alter  reeUure  eae. 

Tocem  '  reetat  *  librarii  cniusdam  Btultitia  plnrali  sequenii  ad- 
similaTit. 

VII.  Vxorurn  amores  damnosos  tractant  eiusdem  libri  frag- 
menia  83  et  84,  quorum  prius  ita  redintegrandum  est: 

qu<i€  et  posccnt  minus  et  praebebont  rectiu  multo 
et  sine  flagiiio. 

meretricnlae  enim,  oon  catamitos,  prae  nuptis  commendari  propterea 
existimo  c^aod  in  eadem  re  maltue  est  Uoratiiie.  codicum  aatem 

kdinf  quieke*  ita  est  esplioaada  '  quiet*.  —  porro  fingmentnm  84 

lie  ae  habet  in  Ubrie  rose.:  *ηιιηο  ta  oontniYeiiii  Tel  qni  in  nnp- 

tiii  Telee  eeneoes  te  nee  eine  permitiae'«  qnibne  vmm  naptae 

tangi  ita  in  aperto  est  nt  ab  hac  obaervatione  omnie  emendatio 

progiedi  debeat.  fuieee  pnto  in  arobetypo  haec:  *nane  tn  croora 
•Ii 

nenii  qnr  in  nnptia  isnUe  neoee  re  nee  eine  permitie*,  nnde  fit: 

nnne  tu 

probra  Teüe?  qnr  in  nnptis,  insolse,  neoee  renit 

nec  sine  permitie? 

*  neoee  rem*,  ut  alii  aactoree  latini  'conficere  rem  .  neqne  vero 
•oltioilandnm  illad  'ηηηο'.  praecedebat  enim  eine  dubio  eommemo- 
letio  poenarum  quae  manerent  adulteroe. 

VUL  Ldbii  XXX  fr.  30  adecribam  emendatnm : 
quor  tna  plus  laodee,  colpee?  non  profioie  hilnm? 
livi  *qnod  tna'  tradnnt  iUndqne  *plns'  omittont.  reete  ntiqoe 
■e  eopplevisae  doeefait  te  perpetnne  Lndlii  initator  Horatine  [eat. 
i  1,  53] :  '  OUT  tna  ploe  landee  eamerie  gnoaria  noetrie\  —  eiat 
«oi  pro  *enlpee*  oouieerein  *eoi  reet?' 
EL  Ibid.  fr.  82: 

et  male  dioendo  in  vnlgi  aermonibne  diffsre. 
ita  L.  Mnellenia:  'in  mnltia  eermonibna*  oodd.  praebent  emenda 

*  hmumdiB  eennonibna ' ;  ef.  Horat.  ep.  II  3,  247  '  ant  imnnnda 
erepent  ignominioeaqne  diota*.  ' 

X.  Amantinm  altercationem  lepidam  habee  ibid.  frr.  51  et 
52.  eed  adnleoeentie  atnpnun  puellae  minitantie  verba  dnce  Nodo 
ψ·  401  in  haue  fonnaai  reetitnaa: 

βΛ  (?el  α!)  ego  te  «ocnam  atqne  animoeam, 
Theeaalam  nt  indomitam,  frenia  subigam  ante  domeoM^! 
tiaditar  *ao  ego  te  acnam',  a  quo  id  qnod  Tumebna  repoenit  an 
tqoam  te  acrem'  plus  niroio  recedit.  nam  iUnd  *  subigam  ante 
defenditor  puellae  responsi  verbis  hie  '  tune  iugo  inngae  me 
aata\  qoae  sine  iiista  oausa  a  L.  Muellero  mutata  eaae  exietimo. 
XL  Ibid.  fr.  67 : 

qnae  non  Bpectandi  studio  sed  ab  omini  taetri 
impnlsu  ingressast. 
nescio  quid  hic  sibi  velit  taetrum  illud  prodigium.   ingressa  eet 
volpee  speluncam,  ubi  eubabat  leo  aegrotus.  ventri  essurienti  pa- 
baluro  nancturam  se  sperane.    tradituin  est  in  codicibus :  studio 
Μ  ab  ('ad'  Leid.  1  man.  1)  bomiuis  taetri \  reetituo: 


uiyiii^cQ  by  GoOglc 


81t 


quae,  non  spectandi  studiosa,  abdomini^  taetri 

impulsu  ingressast. 
iam  *  taetri '  recte  a  Nonio  expUcatur  *  improbi\  id  est,  vur<u;ü. 
Xli.  Ibid.  fr.  54: 

aut  cum  iter  est  aliquo  et  causam  commeota  viai 

bito  apud  auriiicem,  ad  matrem,  cognatam,  ad  amicam. 
bene  Lipsius  '  viai '  elicuit  ex  Ubrorum  scriptura  *  commenta  viaut 
apud ' :  perficienda  est  emendatio  scribendo  *  commenta  viai  U  apud 
aurificem';  de  forma  contracta  cf.  L.  Muellenis  d.  r.  m.  399.  — 
eodem  mendo  *  ii'  in  *  u*  coaluit  in  fragmento  82  einsdem  libri; 
*  deblaterant.  biennus  bonu  rusticu  concinit  una\  sensit  L.  Muel- 
lenis, Vitium  incsse  versui.  quod  sie  facillime  tolU  posse  aio  unm 
voculam  in  duas  '  blenni  is    dirimendo : 

deblaterant  blenni;  bis  bona  rusticu  concinit  una. 

Scripei  Jenae.  Aemiliae  Baehrons. 

Zn  DracoBttos. 
Herrn  M.  S.  in  Jena. 

9ie  Uageii  8.  202  aber  die  EQfertigkiit,  mit  der  Hr.  τ.  0dm 
den  DraooDthui  edirt,  und  fragen  warom  er  eioh  nieht  die  aMUgt 
Zeit  genommen  habe.  Wie,  eo  nneeboldig?  Sie  in  Jena  konnta 
ans  erster  Hand  witeen,  wer  ihm  keine  &t  gelassen,  litanen  ge^ 
druckt  es  lesen  in  Fleokeiseiis  JahrbAcheni,  vorigen  Jahrs  neonlMa 
HeA  S.  648,  in  Akteneta<d[en,  die  niofat  soliderlieh  erhaven,  die  in- 
dets  anoh  Ihnen  eine  Ahnnqg  des  wahren  8a«>hYerhalta  wweeksa 
können.  Als  niemand  deh  nm  Draeontitte  kftmmerte,  als  niemsDcl 
den  seit  50  Jahren  bekannten  und  jedem  zugänglichen  Codex  dff 
Mühe  Werth  fand,  beredete  ich  Hrn.  v.  Duhn  zur  Ansbeutung  des- 
selben. Als  nicht  nnr  die  Arbeit  gethan,  sondern  auch  mit  dem 
Verleger  abgeschlossen  war,  da  konnte,  weil  ein  anderer  rief  3ΜΜΐ4ς 
Ερμής^  Hr.  ν.  Dubn  seiiur  Verpflichtung  sich  nicht  entziehen.  Ver- 
stehen Sie,  welcher  Saclie  Ihn-  Feder  diente? 

Der  Wissenschaft  natürlich.  Denn  keinem  von  allen  sei  ein- 
gefallen, nach  den  von  Dracontius  benutzten  Dichtem  zu  fragen, 
nur  Baehrens  habe  auf  Statins  verwiesen.  Sie  entdecken,  das-s 
Dracontius  den  Lucan  kennt.  Bei  einem  Richter  von  Ihrer  Strenge 
nicht  den  höchsten  Grad  von  Gewispenhaftigkeit  vorauszusetzen,  wer 
waj^te  das  ?  Und  doch  —  der  Herausgeber  hat  anf  Statins  aufmerk- 
sam gemacht  (zu  IX  184),  der  Herausgeber  auf  Luran  (zu  X  413 
und  im  Index).  Ich  finde  also,  dass  Sie  den  Duhn'schen  Dracon- 
tius nicht  durchgearbeitet  haben,  eine  Kntdeckung,  welche  Ihne» 
so  gelungen  scheinen  muss,  so  neu,  wie  mir  die  Ihre. 

Sie  bringen  Aehnliches  aus  Lucan  und  Dracontius  bei,  ein 
dürftiges  Verzeichniss,  wo  mit  Oudendorps  Hilfe  mühelos  jeder 
dreimal  so  viel  und  so  gutes  ausziehen  kann  ;  doch  entschädigt 
der  Kennerblick  mit  dem  Sie  bestimmen  :  parva  loquor  ist  aus  IX 
783.  Gestatten  Sie,  dass  ich  ungläubig  hierin  mich  wenigstens  gegen 
Sie  stelle,  um  Ihnen  näuüioh  Gelegenheit  sa  geben  au  einer  neoeo 


uiyui^Cü  by  GoOgle 


Kritieoii-fls^gelitobet. 


8β8 


Eotdeckiuig.  Sie  bemerken  so  (lir  eine  Stelle  des  Dracontins  die 
Riofatigkeit,  far  eine  zweite  die  Verkehrtheit  eines  fremden  Vor- 
•chhigB»  endlich  über  eine  dritte  und  vierte  daoa  mlleioht^  daas 
Tonreg,  ob  et;ira»  oder  wie  sonst  Sie  Ihr  Misstrauen  zu  Ihren  eig- 
nen Leistnogen  ansdräckeiu  Und  das  gibt  Ihuen  ein  Recht,  als 
ungenügend  oder  überstürzt  za  beseicbnen  ein  Buch  mit  über  2000 
Tersen,  die  um  überhaupt  lesbar  sa  werden,  auf  Schritt  und  Tritt 
fleisilge  and  vorsichtige  Behandlung  and  Verbesserung  erforderten 
und  nach  Möglichkeit  erfahren  haben,  eine  Arbeit,  die  aam  ersten 
Hai  ans  Licht  brin^  und  allen  Studien  erschliesst  eo  wichtige  Do- 
comentr,  data  ihre  schleunige  Veröffentlichung  unter  allen  Um- 
itanden  Ihren  als  eines  Philologen  Dank  verdiente  ?  Gewiss,  Sie  hat 
kein  Bedürfniss  danach  gequält;  wenn  man  die  Schfttae  BO  an  der 
Haod  hat  —  irgend  wohin  reisen  Sie  in-  diq  Ferien,  am  Gleiches 
ni  hefem  — *  ja  dann  freilich:  rarna  fenne  sensoa  oommnnis  in 
illa  fortnna. 

Da  Ihr  Ansehen  beitragen  kann,  Femerstehende  aa  einem 
verkehrten  Urtheil  fütm  die  Dohn'sche  Aasgabe  zu  führeoi  so  hielt 
ich  mich  die  —  milde  gesagt  —  ungerechten  Aoslassaqgeii  an- 
rückzaweisen  fOr  verpflichtet^  denn  ich  habe  die  Ao^gabe  veranlasst 
und  dabei  mitgewirkt.  Das  gemeine  Interesse  verlangt,  dasa  nicht 
Moons  allein  das  Wort  ffthre. 

Bonn,  Janoar  1874.  Frass  Bftehaler* 


Zn  Cicero.  ' 

Auffallender  Weise  hat  man  der  schönen  SteDe  aus  Cic.  de 
oretore  I  7  §  28  noch  nicht  durch  eine  ebenso  leichte  wie  nothwen- 
dige  Aenderung  den  richtigen  Gedankengang  wiedergeben.  Es  heisst 

da  (Ausg.  von  Baiter  undKayser):  Postero  aufem  die,  cum  in 

arabulationem  ventum  esset  [dicebat  tum],  Scaevolam  duobus  spatiis 
tribusve  factis  dixisse'cur  non  imitamur,  Crasse,  Socratem  illnm,  qoi 
e^i  in  Phaedro  Platonis?  uam  me  haec  tua  platanus  admonoit,  qaae 
DOQ  minus  ad  opacandum  hunc  locum  patulis  est  diffusa  ramis, 
quam  illa,  cuius  umbram  secutus  est  Socrates,  quae  mihi  videtur 
 Piatonis  oratione  crevisse,  et  quod  iUe  dnrissimis  pe- 
dibus fecit,  ut  se  abiceret  in  berba  atqae  ita  illa  ......  ioqae- 

retur,  id  meis  pedibus  certe  concedi  est  aeqaios*.  tam  Grassom 
unmo  vero  commodius  etiam';  pulvinosque  poposciese  et  omnis 
in  eis  sedibus,  quae  eiant  sub  platano,  consedisse  [dicebat].  Scae- 
vola  wünscht  in  Nachahmung  des  Socrates  aus  Platons  Phaedms 
statt  umherzuspazieren  den  Schatten  einer  bestimmten  Platane  aiif- 
zuBuchen,  will  in  de  es  nicht,  was  Socr.  freilich  seinen  abgeh&rteten 
Beinen  zurauthen  konnte,  einfach  auf  dem  Boden  niedersitzen  (son- 
dern auf  den  Sitzen,  die  unter  der  Platane  waren,  Platz  nehmen); 
Crassus  macht  es  seinen  Gästen  noch  bequemer  und  lässt  Eissen 
herbeibringen.  Es  ist  also  et  in  set  zu  ändern,  welches  hinter  dem 
crevisRe  leicht  sein  s  im  Laufe  der  Zeit  verlieren  konnte;  sodann 
ist  vor  set  ein  Semikolon  zu  setzen.  Karl  Daiatzko« 


364  Mieoelien. 

Zi  dei  Rriefei  des  GmÜis. 

Bei  Cio.  ad  fam.  VIII,  1,  4  schreibt  Caelias:  quod  ad  Ow 
aarem,  erebri  et  non  belli  de  eo  rnmoree  . .  yeninot;  alins  eqmteni 
perdidieee,  quod  (opinor)  carte  factnm  est,  aliiie  etc.  Jenes  faetam 
est  hat  ^ter  mit  H.  Stephanue  in  fictum  est  verändert,  geiräi 
mit  Unrecht.  Denn  factum  est  ist  ein  Witz  in  der  Weise  des  Cae- 
lius:  dasB  Caesar  einen  eques  verloren  hat,  ist  sicher  vorgekommen. 

ib.  3,  2  (quod  ad  Philotimi  liberti  officium  .  .  attinet)  ist 
nach  liberti  ohne  Zweifel  tui  einzufügen,  theils  der  Deutlichkeit  la 
Liebe,  theils  weil  es  sonst  libertini  heissen  müsste.  Weniger  sicher 
ist  dass  ib.  5.  1  (si  hoc  modo  rem  moderari  possemus  ut  .  .  quan- 
tum  gloriae  triumphoque  opus  esset  adsequeremur,  periculosara  et 
gravem  illam  dimicationem  evitaremus  etc.)  zwischen  periculusara 
und  et  ein  autem  einzufügen  sei;  denn  die  Adversatispartikel  läest 
Caelius  auch  sonst  weg,  z.  B.  9,  5  (nolo  te  putare  Favoniom  a 
columnariis  praeteritum  :  optimus  quisque  eura  non  fecit). 

In  den  Ueberschriften  der  Senatusconsulta  ib.  8,  5  f.  ist  Da- 
tum und  Ortsbestimmung  wohl  von  der  Aufführung  derer  qui  scri- 
beudo  adfuerimt  zu  trennen  und  daher  zu  interpungieren :  Pr.  Kai. 
Octobris  in  aede  Apollinis.    Scrib.  adfuernnt  e.  q.  s. 

ib.  8,  0 :  itaque  iam,  ut  vidco,  alteram  utram  ad  condicionem 
descendere  volt  Caesar,  ut  aut  maneat  .  .  aut  .  .  decedat.  Statt 
volt  ist  zu  schreiben  volet,  wie  wenige  Zeilen  vorher.  Cadiiis 
treibt  hier  Conjecturalpolitik ;  er  vermuthet,  dass  in  Folge  der  ge- 
fassten  Beschlüsse  Caesar  sich  vor  eine  Alternative  gestellt  sehen 
werde.  Ueber  die  Absichten  welche  Gaeaar  in  Gallien  wirklich 
hat  kann  Caelina  in  diesem  Aogenblicke  an  Born  unmdglich  et- 
was wiaaen. 

Am  Schlttsae  desselben  (achten)  Briefs  ist  überliefert:  quam 
vehementer  ad  me  pertineat  io  üs  qnas  tibi  illi  reddent  litteris 
descripsi.  Da  er  das  Gleiche  auch  in  diesem  Briefe  dargelegt  hat» 
nur  kürzer,  so  vermiest  man  einen  Ausdruck  für  die  grössere  Ans* 
iührlichkeit  jenes  anderen.  Weseubeig  hat  daher  für  deacriiM 
vorgeschlagen  perscripsi,  dem  Sinne  nach  gans  gat,  nur  dass  der 
U(  borgang  von  per  in  de  paläographisch  wenig  wabracheinlioh  ist 
Näher  läge  diaoripai,  wann  dafür  die  Bedentang  acribendo  diaaanii 
erweislich  wäre. 

ib.  9,  5:  Scipio  hanc  (aententiam  dizit),  ut  Kai.  Martiis  de 
prvincüa  Galliis,  nen  qnid  coniunctim,  referretnr.  Nach  dem  Wort- 
laut des  von  Marcellus  beantragten  Senatsbeschlnssea  (ep.  8,  5)  ist 
entweder  de  provinciis  consularibns  au  schreiben  oder  (wahrachetn- 
lieber)  Oalliia  als  Oloaaem  an  atreichen.  So  muthig  war  der  An- 
tragsteller nicht  dasa  er  Gaeaara  Provinaen  anadrficklich  genannt 
hätte.  Nichte  hiegegen  beweiat  ib.  1,  2:  MarcellnB  adhnc  nihil 
rettulit  de  auccesaione  provindarum  Galliamm ;  denn  in  ungeschäA^ 
lieber  Weise  und  ehe  noch  die  Formulierung  des  Antrages  festslandi 
konnte  sich  Caelius  gans  wohl  so  anadrAcken,  da  es  eich  enistlidi 
allerdings  nur  um  Gallien  handelte.  Uebrigena  heisat  ea  auch  5»  2· 
8,  4  nur  Galliamm  (ohne  provinc.)  und  5,  8  nur  de  provineüi 


uiyui^Cü  by  GoOglc 


Kiititoh-BEegetiiohet. 


M6 


(ohne  GtlL)i  »  daae  1,  f  GbdHaroni  Tielleieht  ebenso  ein  Oloiiem 
»t  wie  9,  5  OalUtt. 

TttMngw.    W.  Tenffel. 

2i  PlinlM*  Briefn. 

III.  6,  2  beschreibt  Plinius  eine  von  ihm  gekaufte  Statue  aus 
korinthischem  Erz  in  folgender  Weise :  effingit  senem  stantem ;  ossa, 
mascali,  nervi,  venae,  rugae  etiam  ut  spirantis  apparent,  rari  et 
cedentes  capilli,  lata  frons,  contracta  facies,  exile  coUum,  pendent 
lacerti,  papillae  iacent,  venter  recesbit.  a  tergo  quoque  eadem  aetas 
at  a  tergo.  aes  ipsum,  quantum  verus  color  indicat,  vetus  et  anti- 
quum.  Zunächst  sind  die  Worte  ut  a  tergo,  wenn  man  ut  nach 
idem  im  Sinne  von  atque  fasst  (vgl.  Cic.  Tusc.  II.  3,  9),  so  ohne 
alle  eigene  Bedeutung,  dass  sie  nicht  einmal  als  Glossen  gedacht 
werden  können.  Einen  andern  Weg  der  Deutung  hat  G.  E.  Gierig 
Angeschlagen.  Wie  man  aus  seiner  Bemerkung:  *  nempe  in  (juo 
nou  tanta  partium  varietas  quanta  in  adversö  corpore'  schliessen 
01088,  versteht  er  ut  in  dem  Sinne  des  relativen  Maassstabee  oder 
öeeichtspunktes.  Allein  auf  dieae  Weise  entsteht  eine  augenschein- 
liche contradictio  in  adiecto,  indem  der  besondere  Maassstab  die 
Ton  demselben  aus  prädicierte  Aussage  beschränkt  und  also  eine 
relativ  verschiedene  Geltung  derselben  bedingt.  Daher  wird  sich 
kein  Beispiel  Hnden,  dass  jemals  ut  in  diesem  Sinne  mit  idem  ver- 
bunden worden  wäre.  Einen  zweiten  Anstoss  nehme  ich  an  den  Wor- 
ten quantum  verus  color  indicat.  Auch  hier  ist  eine  Beschränkung 
durch  quantum  nicht  zulässig,  weil  die  ächte  Farbe  für  das  ent- 
eprecheude  Alter  des  Bildwerkes  vollständig  entscheidend  ist. 
Es  müeste  daher  entweder  heissen  quantum  color  indicat  oder  ut 
yems  color  indicat.  Der  Zusammenhang  der  Stelle  ist  nun  offen- 
bar der.  dass  Plinios  zwei  Gründe  angiebt,  die  ihn  bestimmen  der 
Statue  einen  besonderen  Kunstwertli  beizulegen.  Der  eine  liegt  in 
der  Natur  wähl  heit  der  Darstellung,  wie  sie  eingehender  und  im 
Einzelnen  an  der  Vorderseite  der  Statue  unter  bcBonderer  Hervor- 
hebung der  den  alten  Mann  kennzeichnenden  Merkmale  gerühmt 
wird,  woran  sich  dann  die  kurze  Bemerkung  schliesst,  dass  an  der 
Rückseite  die  gleiche  Stuie  des  Alters  sicli  auspräge ;  der  zweite 
in  der  BeschaiFenheit  des  Materials.  Folgende  Emeiidation  scheint 
mir  nun  im  Einklänge  mit  diesem  Zusammenhange  die  eben  be- 
eeichueten  Widersprüche  zu  beseitigen :  a  tergo  quoque  eadem  aetas 
^  ante,  aerugo  aee  ipsam,  quantum  verus  color,  indicat  vetus  et 
•oÜquam.  In  gleicher  Weise  steht  ante  im  Gegensatz  zu  a  tergo 
Liv.  XXV II  18,  5.  Colum.  VI  2,  4.  Die  aerugo  musste  beim  ko- 
rinthischen Erz  ein  besonderes  Merkmal  höhern  Alters  sein,  da 
dieses  nur  sehr  schwer  und  langsam  oxydierte.  Vgl.  Cic.  Tusc.  IV. 
14,  32  quod  ingeuiosi,  ut  aes  Corinthium  in  aerugiuem,  sie  illi  in 
XDorbum  et  incidunt  tardius  et  recreantur  ocius.  Mit  quantum  verus 
eolor  seil,  est  spricht  Piinius  aus,  dass  er  sich  über  die  Aechtheit 
der  Farbe  kein  unbedingt  massgebendes  techuisches  Urtheil  zutraue. 
Dazu  hatte  er  um  so  mehr  Ajileee,  als  selbet  Kenner,  wie  eich 


m 


Mieoelleo 


Damasippus  einer  zu  sein  rühmte  (Hör.  sat.  II  3,  20 — 24).  oft 
genug  durch  den  Schein  des  Alterthümlichen  betrogen  wurden  und 
es  bei  der  Geschicklichkeit  der  Fälscher  eines  ungemein  geübten 
Urtheils  bedurfte,  um  mit  einiger  Sicherheit  entecheideD  za  kömMD. 
Vgl.  Friedländer,  Sittengeioh.  Aoiob  IU  tx212ff. 

KfiUu  J.  M.  St» hl 


Zn  Tftcitu. 

Annaleo  if  84:  ^  Sed  Qemnam  qoanto  mmmäe  spei  pio» 
pior,  tanto  impemiiu  pro  Tiberio  ntti,  wque  pradnot  ^  Belgan» 
dvitatei  in  verb»  eltu  adigit.*  ü^h»  die  Bodeatnag  Am  Stnob 
bei  «eqae,  welcher  tob  einer  j&ogeni  Hand  berrAbrt,  iifc  meliflMb 
gestritteo  worden«  Am  einfaclitieo  iit  woU  die  Annahme  ?·■ 
Ritter  in  diem  Moeenm  XYI  a  4^2,  dam  derMlbe  ein  ZeidM 
des  Beroaldue  fär  seinen  Seteer  (oder  f&r  einen  Leeer,  Tgl.  Rittar 
an  Ann.  ΠΙ,  44)  eai  (vgl.  dagegen  Pfitiner  *  Die  Aanalen  dee  Ta- 
citoe*  S.  62).  Die  eeit  Beroaldue  anr  Vulgata  gewordene  Corree- 
tar  von  *8eque'  in  *8eqaanoe*  ist  jetzt  ala  lienilich  beeeitigt  aa* 
aaaebati  nnd  bat  am  wenigsten  in  Nipperdey^e  verfehltem  'fieqjiiaiioi^ 
pnudmae  et  Belganim  dyitatee  in  verba  eine  adigit'  eine  8tilm 
gefanden.  Ebenso  Überflüssig  ist  es  jedoch  mit  Haaae  '  eeqne  et 
proxiroos'  zu  sobreibeo.  Vielmehr  ist  die  in  der  Handsehrilt  üImt 
lieferte  Verbindung  '  seque  proximoe^  durch  die  von  Ritter  a.  a.  0. 
beigebrachte  Stelle  Ann.  XV,  15  '  proximus  quisque  regem'  *  hin» 
reichend  gesicliert.  Dabei  aber  bleibt  immer  noch  das  eine  Be- 
denken, ob  mit  *  se  proximi'  die  ganze  Begleit uug  des  Germanicoe 
verstanden  werden  kann,  woran  Nipperdey  und  Urager  mit  Recht 
zweifeln.  Daher  schlage  ich  vor,  mit  leichter  Aenderung  zu  schrei- 
ben: *  scque  proximas  [et]  Belgarum  civitates  in  verba  eins  adigit' 
Dass  'et',  nachdem  einmal  'proximas^  in  'proxiiuos'  corruiupirt 
war,  leicht  interpolirt  werden  konnte,  bedarf  keiner  weitem  Be* 
merkung. 

Annalen  II,  8.  Auf  die  Beschreibung  von  Germanicus^  Fahrt 
nach  der  Ems  folgen  die  vielbesprochenen  NVorte:  'classis  Amieiae 
relicta  laevo  amne;  erratumque  in  eo  (|Uod  non  subvexit  et'  (die- 
ser Lesart  möchte  ich  den  Vorzug  vor  Wurm's  *  aut*  geben) 
*  transposuit  militem  dextras  in  terrae  iturum  Dass  der  Anfang 
dieses  Satzes  corrupt  sei,  wird  jetzt  wohl  allgemein  zugegel^en: 
denn  'Amieiae*  kann  trotz  der  (iegenbemerkungen  von  Ptitzner 
a.  a«  0.  S.  9Q  unmi^gUoh  einen  Ort  beaeicbnen  (vgl.  Ritter  in  die 


*  Dieser  Stelle  würde  noch  Ann.  III,  ü2  beizufügen  »ein,  wenn 
daselbst  Wurm'»  Conjectnr  '  proximi  hos  Magnetes'  (der  Med.:  'pro- 
ximo  snagetes')  als  völlig  zweifellos  gelten  könnte.  Uobriffens  findet 
Μϊ  'prozhmis  mit  dem  AceosatiT  bereits  in  einem,  fülerdiogs  nidit 
gaaa  sieber  ttberiieferten  Fn4nBeDt  Oieero^  bei  Diomede«  pag.  410.71 
oonetmirtfi  *proximoe  Pompeium  soiebam.*  Daraaeh'dMIe  DilgSN 
Aamerkaag  aa  Tao.  Ana.  XV»  1&  «m  eofirfgiren  sein«. 


Kritiidi^fiztfetiaohei. 


869 


MB  Mamm  .XVII  S.  104).  Ist  jedoch  d«raiiter  der  Fluss  zu 
fwieheo,  eo  kann  'Amisiae*  keineafeUf  GenitiT  eein,  wie  Wölfflin 
in  P]iüolq§Q8>  XXVI  &  106  im  Einaelnen  Dachgewiesen  hat.  Frei- 
lich kl  der  Vanaah  Hijppardej'e  ^Amiaiae'  nebet  'aabvexit'  ala 
OieMM»  an  aMehen,  hödiai  atiaaUoh*  Ebanao  eiad  die  Coi^eotareB 
10  TerwerfeOf  dnnk  waldhe  wir  awei  (Maangaban  erhalten,  wie 
Bitter'a  '  elaaaia  Amioiae  in  laao  relicta  laevo  aaiiia*  oder  das  τοα 
Segfffert  in  dar  Zeitaehrift  l&r  daa  Gymnaaialwesen  1861  8.  302 
wrgMflbligcua  ^Amiaiae  or«  ralieta  teevo  ame'.  ^  Von  letzterem 
Bödite  kdi  aUardipga  die  Einftgang  von  *  ore'  adoplvan,  aehlage 
jedoeh  vor  mit  Üeiütellnng  tob  *  laevo'  nnd  TUgnqg  ύόλ  *  amne', 
welches  sieh  vom  «iamal  alaht  mü  '  Amiaiae*  Taraudgio  läset,  nii 
lohreiben :  '  daaaia  Aminae  laoTO  ora  raUeta*.  Wie  laicht  '  ore ' 
»riiohen  *  laaro  reliato*  anafaUaii  konntoi  leoobtet  ein«  Daraaeh 
liMt  alao  GenaanieoB  die  Flotte  linka  an  der  Mttndnng  der  Erna 
nrfiik:  aaf  diaae  Waiaa*  arliftlt  anoh  daa  folgende  *  anbvezit  et 
tnunpoaait'  aeine  St&tM.  Tndtoa  »aoht  dem  Gennaaicae  einen 
Vorwarf  daraaa,  daaa  er  den  Flnaa  mcbi  ein  Stihek  hinanffobr  (anb^ 
Teilt)  nnd  die  Tmppan  nidifc  aof  dem  reohten  Ufor  anasduffle* 

DreataL  Theodor  Opitt. 


In  Apaleiia'  ΠοτΜη  nni  Prenta  de  eintlenibaf. 

Apul.  flor.  Villi  S.  11,  3  Kr.  babebat  (Ilippias  sc.  Eleus) 
araictui  pallium  CHiKlidnra,  quod  superne  circumiecerat :  id  quoque 
icQfitoris  ipsius  laborum  fuisse.  Lies:  cotnperio  (wie  XV  S.  18,  5) 
oratoris  ipsius  laborem  fuisse.  —  Ebendas.  S.  1 2  fg.  neminem  pro- 
ooiwulum,  quod  sciam,  provincia  Africa  magis  reveritÄ  est;  S.  13 
Z.  3  igitnr  nemo  Cartbagini  proconsubim  diutius  fuit;  Z.  0  quid 
nobifl  cum  istis  proconsulum  vicibusV  Also  Richer  auch  vorher  S.  12 
Z.  7  procoiisulum  (proconsul  ut  F)  optime. 

In  dem  viel,  auch  von  mir  nicbt  glücklieb,  zu  heilen  ver- 
snchten  radicitus ,  immo  vero  Plautino  frato  verbo  exradicitus 
l»ei  Frontü  de  orationibus  S.  156  Nah.  steckt  sicher  nur  eine  hy- 
bride Superlativform  Plaufmofafo,  während  derselbe  Superlativ 
Bich  regelrecht  gebildet  als  i'iaatiniseimue  bei  Gell.  III  3  4  findet 


*         Za  Ammianae  Marcelliuns. 

Amm.  Marc.  XVIII  3,  7  ignorans  profeoto  Tetna  Ariatotelia 
«ΦΜΙΜ  dietnm;  nicht  vielmehr  st^ienÜS^ 


'  Vielhaber  in  der  Zeitschrift  Ar  öeterreiohische  Gymnasien  1866 
S.  348  vermathet,  dass  'ore'  einsaugen  und  vielleicht  'laevoamne'  an 
Btreichen  sei.  Jedooh  ist  *laevo*  wegen  des  folgenden  *deatras  in  ter> 

ru*  unentbehrlich. 

Daes  ich  mit  Studemund  in  dieser  Besserung  zusammentreffe, 
habe  ich  durch  mündliche  Mittheilung  R.  Klussmanns  erfahren. 


XVIII  5,  6  noD  contis  neo  remulco,  ut  aiuDt.  id  est  tum 
flexiloquis  arnbagihus  vel  obscuris,  sed  veiificatione  pleua  in  rem 
pablicam  ferobatur ;  die  cursiv  gedruckteu  Worte  erklärt  Valesius  unter 
Wagoers  und  Eyssenhardts  Beistimmung  für  ein  Giossem ;  auch  ich 
würde  beistimmen,  wenn  sie  nicht  deutlich  den  ciceronischen  Ur* 
Sprungsstempel  trügen;  de  div.  II  §  116  tuis  enim  oraculis  .  . 
pftrtim  Üexiloquis  et  obscuris.  der  auf  Ammian  selbst  zurückweist 

Wenn  es  Valesius  gegenüber  noch  eines  Beweises  neben  der 
schon  von  W^agner  angeführten  Stelle  Amm.  XXXI  10,  19  bedürfte, 
dass  bei  demselben  XIX  6,  4  dentcUae  und  nicht  tentatae  (tent&te 
V;  dendata  st.  dentatas  dieselbe  Hs.  B.  XXXI  a.  a.  O.)  in  caveis 
besUae  zu  schreiben  sei,  so  liefert  ihn  die  naeh  Booier  (balL  1859, 
vgl.  aooh  Heidelb.  Jahrbb.  1863  &  99)  γοη  WiloiMins  I  955  auf- 
genommene  Inschrift  von  Philippeville :  mmras  gladiat.  «i  Tfloat 
wi  gen  I  dentat.  ferar.  et  (mao)  aoet.  item  herbat  | 

XX  5,  5  hat  V  id  saue  nec  praetermitti  nae  taoeri  qood; 
Gelenins  edioib  nach  praetermitti  ein  est  aequum  ein,  Eyssenhardt 
beaeiohaet  nur  eine  Lücke  .*  dieselbe  wird  duroh  am  swiadiaa  tH 
und  nect  ausgefallenes  cUtinet  zu  füllen  sein. 

XXU  16,  14  £jniberat  A^gyptas  etiam  pecndibna  mnltis,  ial« 
quas  terreetres  sunt  et  aquatilea  oKoe^pie,  {Mae  Inimi  ei  in  Imiao- 
ribos  viTOot,  linde  άμφίβ»»  nominantiir  irt  sn  leeeo  aqnatilei: 
altae,  quae  oder  aquatüea.  aliae  qvae,  wie  «■  gloidi  danof  hmai 
eapreoU  et  bubali . .  aÜaqae  moaatra,  quae  enomerare  (mit  MflUv 
filr  ntimerare)  non  refert. 

BreelML  M.  Herta. 


Ammian.  XXI»  12»  17:  plaeaii  reebtentei  acriter  ad  dedi- 
tionem  dti  compeUi,  et  nU  aquamm  dootibus  ioterteotie  oilii^ 
miniu  oelaiore  fidacia  repugnarent,  flamen  laboribus  avertitor  magnii. 
qnod  itidem  fniatra  est  factum :  attenoatia  enim  aiMiwribus  Ubea^* 
sabeidÜB  Iii  quos  temeritae  daoeerat  conteoti  potealibos  aqait 
parce  inscerant  Μ .  Haupt  im  Index  leotionum  för  daa  SomiMr* 
■emeeter  1874  8.  8  nimmt  mit  Yollem  Redit  an  avidioribui  Ansto« 
nnd  vermntiiei  dafür  viTidioribua.   Besser  acheint  amplumXms* 

G.  Kiessiing. 


IblnMlt  %Mi  Ottl  Q#4e\|t  ia  Aoaa. 
(M.  Apr.  MMJ 


lieber  Tempel  -  orientirnog 


Zweiter  Artikel. 

Dass  die  Lage  unserer  Kirchen  durch  den  Lauf  der  Sonne 
beitimmt  wird,  ist  eine  dieeseit  der  Alpen  aUgemein  verbreitete 
Audiaiiiinig.  Wir  erwarten,  den  der  Chor  mit  dem  Hochaltar  im 
OilflD,  der  Eingang  im  Wetten  lei,  wir  erwarten,  daae  die  Aze 
den  Äequinoctialpuncten  d.  h.  der  Aufgangs-  und  Untergan<T8rich- 
tang  der  Sonne  zur  Zeit  der  Nachtgleichen  entspreche.  Von  einer 
lürohe,  die  eine  dieser  beiden  fiedingongen  nicht  erfüllt^  pflegen 
vir  η  lagen,  sie  sei  nicht  richtig  orientirt.  ^  80  die  allgemeine 
Regel:  bei  näherer  Betrachtung  wird  man  aber  zu  seinem  Erstau- 
oeo  gewahr  werden,  dass  der  Ausnahmen  mehr  sind  als  der  Fülle, 
aoe  denen  die  Regel  sich  ergeben  soll.  Zwar  die  westliche  Bich- 
tOBg'  herraoht  im  Norden  durchaus  vor  und  ee  lassen  sich  nur 
vwwoelte  Kirchen  mit  Ostfront  heibringen.  Allein  in  Italien  trifft 
diee  mit  Nichten  zu :  Rom  besitzt  angeblich  so  viel  Kirchen  als 
Tage  im  Jahr  und  sie  liegen  auf  den  ersten  Anschein  regellos  nach 


*  Die  ijesammte  Literatur  über  Kircheu-orientirunjp^  aufzuzählen 
wire  zwpcklos.  Ich  beschränke  mich  auf:  Pompeo  Sarnelli,  antica  Ha- 
silic«)<?raria,  Napoli  1G86.  4.  cap.  3  del  Site  delle  antiche  Chiesc.  Alber- 
diDgk  Thgm,  de  Heilige  Linie.  Proeve  over  de  oostwardsche  richting 
uo  kerk  en  autaar  als  hoofdbeginsel  der  kerkelijke  bouwkunst,  Am- 
iterdam  1868,  220  Seiten.  Der8ell)e,  Lettre  sur  la  ligne  8acr0e  a  M. 
A.  Reiehensperger,  Amsterdam  1858,  26  Seiten.  H.  Otte,  Handbuch 
der  Idrchlichen  Kanstarchftologie  des  deutschen  Mittelalters,  Leipzig 
Ιβββ.  4.  Aufl.  B.  9  fg. 

>  Ich  verstshe  die  Biehtong  einer  Kirche  τοη  ihrem  Eingang» 
vki  Yom  Altar  hergenommen;  denn  es  ist  der  Sprachgebranch  des 
mtürlichen  MenschenTeritandes,  als  Front  eines  Oeh&ndes  di*  jenige 
Seite  zu  bezeichnen,  un  der  man  herelntritt.  Indem  man  bald  dem- 
selben folgte,  bald  ihn  bei  Seite  schiebend  νυη  der  Orientining  des  Λ1- 
^rs  redete,  konnte  man  zu  jener  kunstvollen  Confusion  gelangen,  welclie 
HDen  grossen  Theil  der  bezüglichen  Literatur  kennzeichnet,  in  der  Ost 
t^ad  West  achlieesUch  gleichlautende  Werthe  gewoi  den  sind. 

ttilB.  Mu.  t  FUloL  M.  V.  XXDC.  24 


870 


Ueber  Tempel'Orientining. 


allen  Theilen  der  Windrose  gericbtet.  Hören  wir  wie  dem  Hem 
Alberdingk  Thijm  ein  Freund  von  dort  schreibt  (lettre  etc.  p.  4): 
*j^ai  tocgours  perda  la  Tramuntane  et  1*  booesole  dane  la  Ville- 
£tenieUe;  4  l'henre  qa*ü  est  je  ne  pvis  pM  eneore  dira  o&  eit  U 
Sleile,  o&  la  Toacane  et  par  eona^aent  la  France  relatmmeoi  i 
Rorae.  Je  suis  tellement  habitue  ä  mOrienter  sur  los  eglises,  qne 
quand  cette  orientatiou  nie  ftiit  deiaat,  je  ne  sais  plus  uü  j'eu  suis. 
Poorquoi  dono  Rome  et  Rome  seule,  si  je  ne  me  trompe,  oone 
jette-t-elle  dana  cet  emlwrras?*  Die  letBtere  Memong  bedrahi  auf 

Irrtliani :  auch  «userhalb  Roms  irfirde  jener  BriefiBehTeiber 
in  Itaifen  nie  zurecht  finden,  falle  er  kein  anderes  Mittel  wüsste, 
um  die  Wcltgegeuden  zu  bestimmen.  Sehen  wir  demnach  vor- 
läufig vom  Süden  ganz  ab,  so  findet  auch  bei  den  cisalpinischeo 
Kirohea  eine  bedentende  Abweiehnng  in  der  Lage  ttott.  I>er  beite 
Kenner  mitlelalierlieher  Arelntektnr,  Heinrieh  Otte,  bemerkt  da« 
*die  Richtuugsliniü  der  Kiiclien  wie  in  Deutschland  so  auch  in 
Frankreich  und  England  den  ganzen  Bogen  ausziiiullen  scheint, 
den  die  Sonne  vom  kürzesten  bis  snm  Iflngsten  Tage  am  UortMmi 
besebreibt'  Der  AnijifnngBbogen  der  Sonne  ist  gleieh  der  geogr*- 
pbieoben  Breite  und  der  Sebiefe  der  Ekliptik,  beträgt  also  im  IGttsi 
für  den  Noiden  ca.  75^  und  folglich  vaiiiren  die  Axen  um  des 
fünften  Theil  des  gcsammten  Horizonte.  Die  Thatsache  ist  längst 
bemerkt  worden  und  bat  in  Erklämngen  aufgefordert.  Denn  wie 
das  Cbristentbnm  diesseit  der  Alpen,  mögen  die  Bekenntniese  noeh 
so  yersebieden  lavten,  eine  andere  Ffirbong  trägt  als  jenseit,  so 
hat  man  sich  auch  diesseit  mit  ungleich  tieferem  Ernst  in  die 
Mystik  der  christlichen  Kunst  zu  vertiefen,  ihre  Geheimnisse  za 
eoträtbseln  gesnobt.  Bei  der  Theorie  des  gotbisdien  Kirchenbans» 
die  immer  und  wieder  anf  sym^^^cbe  Besage  und  Erklirungai 
Eorflckgrelfen  mnss,  war  die  Frage  nacb  den  Principien  derOrisn- 
tirung  schlechterdings  nicht  zu  umgehen. 

Die  älteren  Erörterungen  derselben  sind  mir  incht  zugänglich. 
Otte  referirt  darüber  Folgendes^:  'Die  englischen  Archäologen, 
unter  welchen  diese  Wahmebmnngen  in  ihrem  Lande  sebon  w 
Iftnger  als  150  Jahren  lebhafte  DisonssMnen  erregten,  sind  aber  die 
Richtungslinie  der  Kirchen  zu  sehr  ansprechenden  Resultaten  ge- 
langt.   Man  hat  sich  nämlich  dort  —  auf  welche  Gründe  gestützt 

^  Quant  und  Otte.  Zeitschrift  f  ehr.  Archäologie  uud  Kuusl,  i,  33. 
Er  citirt  R.  Hart,  ecclesiastical  records,  Camhridi^e  1846.  2.  ed.  p.  217. 
Bloxam,  priuciple«  of  guthio  ecclesiastical  architeoture  London  1Θ4<>. 
9.  ed.  p.  313. 


Oeber  Tempel-OrieBtirong, 


8TI 


eriielli  ii!e1it  —  m  folgender  Annahme  geeinigt.  Wenn  an  einem 
Orte  der  Grund  zu  einer  Kirche  gelegt  werden  sollte,  hahe  sich 
dae  Volk  schon  am  Abend  vor  dem  zur  Grundsteinlegung  bestimm- 
teo  Tage  auf  der  Baustelle  venMunmelt  (oft  sei  dies  die  Yigilie  des 
dem  erwäfaltea  Patron  der  betreffenden  Kirche  gewidmeten  Fest» 
tagee  gewesen),  man  habe  die  Nacht  unter  geistlichen  üebungen 
}ung(;l)racht  und  sodann  im  Momente  des  Sonnenaufgangs  die  Rich- 
tungslime  der  Kirche  nach  dem  betreifenden  Punkte  des  Horizontes 
i«tgesefBt/  Otte  betrachtet  diese  Ansicbt  als  eine  Hypothese.  Sie 
SB  stUtsen  fthrt  er  selber  das  Beispiel  der  Klosterkirohe  tob  Lim- 
berg a.  d.  H.  an,  welche  nordöstliche  Richtung  hat  —  eine  genaue 
Messung  ist  ihm  nicht  zur  Hand  —  und  deren  Grundstein  am  12. 
Juli  1030  bei  Sonnenaufgang  von  Kaiser  Konrad  Ii.  gelegt  ward. 
Er  erkeont  in  diesem  Verfahren  eine  Abweiohnng  von  der  liturgi* 
leben Torsebrift  nnd  meint:  'eine  genave  Orientirung  ist  vor  der 
Erfindung  des  Compasses  überhaupt  nicht,  nnd  von  der  unbefan- 
^'enen  mittelalterlichen  Praxis  am  wenigsten  zu  erwarten.*  Die 
Erklärung  ist  die  nämliche,  welche  dereinst  Niebuhr  für  die  Orlen- 
timng  dee  Deciimanns  neoh  Sonnenanfgang  von  Seiten  der  römi- 
sehen  Feldmesser  gegeben  hatte  (TempL  166),  nnd  von  gleichem 
Werth.  Jeder  der  den  Horizont  seines  Wohneitzes  kennt,  wird 
mit  einer  Abweichung  von  wenigen  Graden  den  Acquinoctialpunkt 
anzugeben  vermögen:  um  so  genauer  je  mehr  er  in  und  mit  der 
Katar  lebt.  Dass  man  draselben  vor  der  Erfindung  des  Compasses 
nicht  h&tte  ezaet  sollen  bestimmen  können,  ist  eine  arge  T&nsobnng. 
Die  Weltgegendcn  ergeben  sich  aus  dem  Meridian  nnd  dieser  aus 
der  Länge  des  Schattens:  darnach  richteten  sich  die  römischen 
Feldmesser  (Tempi.  14).  Wenn  man  Uhren  hatte,  deren  frühe 
Verbreitong  im  Norden  sehwerlioh  bestritten  werden  wird,  so  hatte 
man  anoh  den  Meridian.  Dass  die  Erbauer  der  altitalienischen 
Kirchen  im  Stande  gewesen  wären  den  Ostpunkt  bis  auf  wenige 
Minuten  genau  zu  treffen,  falls  sie  dieses  gesollt  biiiten,  erscheint 
nicht  zweifelhaft,  wenn  man  bedenkt,  dass  die  alte  Me^^skunde  in 
lebendiger  Uebung,  unsere  Sammlung  gronwtischer  Schriften  dem 
lecksten  Jahrhundert  angehört  und  noch  sp&ter  gebrmuoht  worden 
ist  Indessen  mit  solchen  allgemeinen  Erörterungen  wollen  wir 
nne  nicht  aullialten.  Herr  Alberdingk  Tliijm  versichert:  '  de  Heilige 
Linie  is  de  spina  dorealis  van  de  kerkelijke  bouwkunst;  als  de 
Heilige  Linie  velt-sal  roen  sich  hierin  troosten,  dat  de  geheele 
koast  Talt*  Sein  Eifer  verdient  Anerkennung ;  man  würde  dieselbe 
entsprechend  steigern  dürfen,  falls  er  sich  entschlossen  hätte  statt 


872 


Üeber  Tempel-Orieniirung. 


245  Seiten  über  die  heilige  Linie  su  schreiben  sie  in  ebeoio 
Fällen  nt  messen. 

In  der  Tbat  die  christiiche  Arohftologie  nrass  mit  einer  extdio 

Aufnahme  des  Thatbestandes  beginnen.  Mit  dem  Reden  von  Ost, 
Nordosti  Südost  und  einigen  vielsagenden  aber  unverstandenen  No- 
tiaen  kommt  man  nicht  weiter.  £s  soll  im  Folgenden  der  Versnob 
gemacht  werden,  einer  methodischen  Forschung  die  Wege  ma  bah- 
nen. Auf  den  ersten  Blick  mögen  vielleicht  manche  Leser  dieser 
Zeitschrift  sich  darüber  verwundern,  einer  derartigen  Erörteroog 
hier  za  b^^nen :  bei.  niherm  Nachdenken  werden  sie  es  weder 
mir  verargenf  dass  ich  f&r  dieselbe  einen  Plate  begehrt,  nodi  der 
Bedaction,  dass  sie  das  so  oft  geübte  Gastreeht  im  vorliegendes 
Falle  nicht  gekündigt  hat.  Die  Bedeutung  und  die  Starke  der 
Alterthumsstudieu  ruht  darin,  dass  sie  durch  tausend  sichtbare  und 
unsichtbare  Fäden  mit  den  geistigen  Interessen  der  Gegenwart  nt- 
knüpft  sind.  Der  antike  Gnltos  wird  durch  den  altchristficbsD 
Verständniss  gewinnen,  dieser  durch  jenen.  Den  alten  unvergess- 
licben  Welcker  beschältigte  in  seinem  letzten  Lebensjahr  ?or  AUeia 
der  Gedanke,  dass  es  ein  Hauptaiel  der  Phüoh^  sein  mfiase,  dsa 
Eintritt  des  Cbristenthums  in  die  Geschichte  in  das  hellste  Lieht 
zu  setzen.  Ob  man  diese  Auifassung  theilt  oder  bestreitet,  so  wer- 
den die  Fachgenossen  jedenfalls  in  dem  Punkte  übereinstimiueo. 
dass  antike  und  mittelalterliche  Topographie  von  Rom  sieh  nicht 
scheiden  lassen,  und  um  ihrer  U^^ographischen  Wichtigkeit  wilka 
dieser  Untereuchung  ihre  Berechtigung  zugestehen. 

Die  Fortsetzung  der  in  meinem  Templum  begonnenen  Studieo 
führte  zu  der  Ueberzeugung,  dass  die  für  das  heidnische  Altar* 
thnm  gefondenen  Pnncipien  der  Orieotirung  auch  in  das  christÜBhs 
fibergegangen  sein  mfissten.  Die  oben  mitgetbeüten  Bemerinrnges 
der  Forscher  über  deutsches  Mittelalter  bestärkten  die  apriorische 
Einsicht  Ich  benutzte  deshalb  einen  Aufenthalt  im  Winter  1671/72 
um  die  Richtung  von  162  Kirdien  Boms  an  bestimmen.  Mns 
Plan  ging  darauf  hin,  die  römischen  Kirchen,  ob  klein  oder  grcsi, 
ob  alt  oder  jung  insgesammt  zu  messen;  ich  habe  manchen  Weg 
darum  nicht  gescheut.  Allein  in  vielen  Fällen  ist  der  Zutritt,  wie 
jeder  Kenner  der  ewigen  Stadt  bestätigen  wird,  nur  an  einaehMo 
Tagen  des  Jahres  oder  lu  aussergewdhnliehen  Tagentonden  ote 
mit  einem  ganz  un?erhftltnuismftssigen  Aufwand  an  2ieit  au  erringen; 
in  anderen  Fallen  liaudelte  es  sich  um  kleine  in  Strassen  und  Pa- 
läste eingezwängte  Heiligthümer,  bei  denen  yon  vornherein  die  Wahl 
der  Bichtungslinie  aufgeschlossen  war,  die  η  memn  keuMrleiSioo 


uiyui^CQ  by  GoOglc 


Ueber  Tempel-Orientinnig. 


87S 


iD  haben  Bcbien.  Auf  YoUetäDdlgkeit  kann  mein  Vensdohnies  dem- 
nacb  keinen  Anspruch  erheben ;  wobl  aber  reicht  es  ffStr  eine  prag- 
matische Behandlung  vollkommen  aus,  ura  so  mehr  als  ßelbstver- 
ftändlich  den  grösseren  und  älteren  Kirchen  ein  besonderes  Augen- 
merk angewandt  ward.  Was  zweitens  die  Verläeelichkdt  des 
gesammelten  Materials  betrifft,  habe  ieh  dies  Torausznscbicken.  Die 
Kirchen  sind  in  vielen  Fällen  nicht  exact  gebaut,  Seitenwändo  schief, 
Facade  mit  denselben  keinen  rechten  Winkel  bildend:  die  Abwei- 
dmogen  betragen  häufig  mehrere  Grade.  Dieser  Umstand  macht 
es  onmdgKoh  durch  einfiushes  Visiren  anr  der  Wandfläche  hin  die 
Richtungslinie  m  finden:  was  die  einfachste  und  zuverlässigste 
Manipulation  gewesen  sein  würde.  Statt  dessen  musste  die  Axe 
ton  der  Mitte  des  Eingangs  nach  der  Mitte  des  Hochaltars  laufend 
nsch  dem  Aogenechein  bestimmt  nnd  diese  Linie  mit  der  Bnssole 
tos  freier  Hand  gemessen  werden.  Ueber  die  Mängel  eines  solchen 
Verfahrens  habe  ich  mich  keinen  Augenblick  getäuscht  und  würde 
mich  freuen,  wenn  durch  genauere  Angaben  die  meinigen  in  Bälde 
beseitigt  werden  sollten.  Allein  für  die  Begrflndong  der  Theorie 
genfigt  das  mitgetheilte  Material  durchaus.  Je  länger  die  Kirche, 
desto  kleiner  mussie  der  Reobaclitungsfehler  iiusfallen  ;  ausserdem 
wurden  meistens  ein  paar  controlirende  Nebenmessungen  sei  es  an 
den  S&nlen-  nnd  Pfeüerstellnngen  oder  in  der  Axe  der  Seitenschiffe 
oder  endlich  vom  umgekehrten  Standpunkt  ans  angestellt,  in  sel- 
tenen Fällen  aus  divergirenden  Beobachtungen  das  Mittel  gezogen. 
Ich  habe  allen  Grund  zu  glauben,  dass  die  Ilicbtungslinien  durch- 
weg bis  auf  einen  halben  oder  ganzen  Grad  richtig  ermittelt  sind ; 
wenn  die  Messung  an  grösseren  Abweichungen  litt,  habe  ich  solches 
in  Ort  nnd  Stelle  notirt.  Schliesslich  will  ich  bemerken,  dass  ich 
in  Rom  mich  auf  die  Sammlung  des  Materials  beschränkte  und  erst 
üsch  der  Rückkehr  daran  png  dasselbe  theoretisch  zu  verwerthen. 

Von  den  mir  bekannten  Kirchen  Roms  liegt  die  Hauptmasse,  näm- 
üeh  140,  zwischen  285®  und  126®  d.  h.  innerhalb  des  grdssten  Tages- 
bogen?,  den  die  Sonne  am  Himmel  beschreibt.  Die  Aufnahmen,  welche 
aof  den  Nachtbogeu  entfallen,  summiren  sich  unter  folgende  Kategorien : 

1)  antike  τοη  dem  Christenthum  umgewandelte  Tempel;  S. 
Maria  Egiziaca  (sog.  Fortuna  Virilis)  162®,  S.  Maria  ad  Martyres 
(Pantheon)  175^  S.  Maria  Liberatrice  (Vesta  oder  Regia)  203^ 
8.  Costanza  (Mausoleum)  217^; 

2)  Kirchen  alter  Gründung;  S.  Teodoro  (ca.  600)  150^  S. 
Saba  (ca.  600)  153VsS  S.  Qregorio  (ca.  600)  153Vt^  8.  Lo- 
rano in  Lndna  (5.  Jahrh.)  158®,  S.  Cesareo  (ca.  500?)  225®; 


uiyui^Cü 


874 


üebef  Tempel-OrientiruDg. 


3)  Kirchen  junger  Gründung;  S.  Carlino  a  Monte  CavaUo 
(1649)  130^  S.  Andrea  ebendort  (1650)  150^,  S.  Maria  di  Monte- 
Santo  (1662)  S.  Maria  deU'  Umüt^  (Zeit?)  1550,  S.  Aiigdo 

Goetode  (Zeit?)  157^  S.  Fnmcesco  di  Paola  (Zeit?)  ΙβΟ^,  S.  IgD&- 
zio  (1626)  170^  S.  Maria  de'  Miracoli  (1602)  172^  S.  ElenÄ 
(ZeitV)  180^  S.  Salvatore  in  Ponte  (ZeitV)  205^  Burgkirche  der 
Gaetaoi  bei  Caeeilia  Metella  (ca.  1300)  226^  S..  Maria  in  Canpi- 
telli  (1665)  230<»,  S.  Trinit&  de'  Pellegrini  (1659)  230^ 

Diese  Zusammenstellung  giebt  einige  interessante  Genchtt* 
punkte  an  die  ilaud.  Man  begreift  zunächst,  daes  bei  der  Um- 
wandlung antiker  Tempel  die  nördliche  Lage  mit  in  den  Kasi 
genommen  werden  moflste.  Anch  von  den  unter  Nr.  2  gitnanntw 
Eiroben  könnten  einige  auf  antiken  Fundamenten  stehen:  8.  Tee- 
doro  und  S.  Lorcnzo  sind  für  alte  Tempel  erklärt  worden.  Ferner 
die  Burgkirchc  der  Gaetani  kommt  kaum  iu  Betracht,  weil  in  sol- 
chen Fällen  die  Richtung  durch  die  Beschränktheit  des  Temiai 
bedingt  wird  Κ  Daraus  erhellt,  dass  man  die  Nordlage  in  der 
ältesten  Periode  des  Kirchenbaus  zuliess,  dagegen  spater  nach 
Kräften  vermied  und  erst  im  17.  Jahrhundert  in  der  Blüthe  des 
Barockstils  (S.  Andrea  und  S.  Ignado  sind  Jesuitenkirchen)  sicfa 
über  alle  derartigen  Bedenken  hinwegsetete.  Der  Jesuitensttt  ve^ 
stiess  gröblich  gegen  die  Yorechriften,  welche  noch  der  h.  Gill 
Borromaeus  -  gegeben  hatte:  '  situs  igitur  cappellae  niaioris  in 
capite  ecclesiae  loco  emineatiori,  e  cuius  regione  ianua  primam 
Sit,  deligi  debet.  eius  pars  posterior  in  orientem  yersns  recte  spectet» 
etiamsi  a  tergo  illius  domicilia  populi  sint,  nec  vero  ad  solstitii- 
lem  sed  ad  aequinoctialem  orientem  omnino  vergat.  si  vero  positio 
huiusmodi  esse  nulle  modo  potest,  episcopi  iudicio  facuitateque  ab 
eo  impetrata  ad  aliam  partem  illius  exaedificatio  verti  potent: 
ίπηοφΛβ  id  saitem  ewr^xr  td  fie  ad  sqitenirionem  sed  ad  mm- 
diem  versus  si  fieri  potest  plane  spcctet.  porro  ad  occidentem 
versus  illa  extruenda  erit,  ubi  pro  ritu  ecclesiae  a  sacerdote  versa 
ad  populum  facie  missae  sacrum  in  altari  maiori  fieri  seiet.'  in 
der  That  wird  der  Verlauf  dieser  Untersuchung  aeigen,  dass  anr 
schliesslich  architektonische  Gründe  ffSix  die  letzten  Jahrhunderie 
massgebend  gewesen  sind. 

Während  auf  den  Nachtbogen  22  Kirchen  entfallen,  kann  mso 


'  Otte,  Handb.  10  erklärt  die  Abweichung  einer  Schlosscapelle 
des  13.  Jabrh.  in  derselben  Weise. 

^  della  fabbrica  della  Chieea  L  1  c  10  nach  SarneUL 


876 


den  Tagesbogen  am  EmiiMiMten  in  drei  Abichnitte  ntieb  den  Welt- 
g^enden  theilen  und  zwar  die  Theilung  durch  Sonnenaufgang  und 
-Untergang  vollziehen  lassen.  Nach  Osten  d.  h.  zwischen  dem  Aof- 
gMg  dee  liogeten  und  dee  küneetan  Tages  ea.  385— d03<)  liegen 
4S,  aaeh  Sttden  swim^Imb  804  und  68®  liegen  45  Kirehen,  endUoh 
aaeb  Weeten  swieehen  56  nnd  125®  deren  53.  Dieee  WSm  Ter- 
anechaolichen  zunächst  die  totale  Verschiedenheit  der  römischen 
Orientirong  von  der  uordischen,  deren  Denkmäler  durchweg  eine 
▼iel  j&ngere  Stufe  der  £ntwickliing  darstellen.  In  den  ersten  Jahr^ 
Imoderien  des  Kirohenbans  fordern  die  Ittotgiseben  Yorsebriften, 
dase  die  Kirebe  mit  dem  Portal  nach  Osten  gewandt  sei  und  dies 
triflt  auf  eine  Reihe  der  bedeutendsten  und  ältesten  Heiligthümer 
Roms  zu.  Wenn  die  Ziiler  sich  gegenwärtig  für  Westen  etwas 
h5ber  sielUi  so  r&brt  die«  lediglieb  daher,  dass  «nter  den  Terftn- 
derten  Anaebaonngen  des  Mittelalters  mehrere  derselben  umgewandt 
worden  sind.  Ißt  der  Erörterung  dieses  Untersebiedes  dürfen  wir 
indessen  nicht  beginnen;  denn  wenn  auch  in  den  ersten  Jahrhun- 
derten Osten  weitaus  und  entschieden  vorwiegt,  so  weist  bereits 
die  eonstantiniscbe  Zeit  in  einer  Menge  von  Fällen  südliche  nnd 
weailiebe  Biobtong  anf»  ohne  dass  man  bieiitir  in  insseren  Vor^ 
biltniasen  einen  swiagenden  Gmnd  an  erkennen  vermöebte.  Noeb 
weniger  ist  es  gestattet  an  der  Hand  von  Literaturzeugnissen  eine 
theoretische  Krörteruog  über  die  Bedeutung  der  verschiedenen  Lage 
voransansehieken.  Dia  Prüfung  der  eioialQtn  DenkmiUer  vermag 
allein  aidiere  Daten  fBr  eine  solebe  au  geben.  Der  Weg«  den  wir 
hierbei  einaaseblagen  haben,  ist  in  der  diesen  Üntersnebnngen  vor- 
gestellten Einleitung  bezeichnet.  In  dem  Sonnencultus  glauben 
wir  eine  der  Uauptbrücken  zu  erkennen,  welche  vom  Heidenthum 
nun  neuen  Glauben  hinAberleitete,  Wie  wenig  eine  Versebieden- 
beü,  wie  viabnebr  eine  v^Uliga  üebereinstimmnng  in  den  Prineipien 
der  Orientimng  bei  Kirefaen  und  Tempeln  obwaltet,  lehrt  schon 
eine  obeiÜuchliche  Vergleicbnng  swischen  den  beiderseitigen  Ziücrn. 
Wir  stellten  oben  (Rh.  Mus.  2Θ,  556J  ein  Verzeichuiss  von  55 
römisch  -  italischen  Tempeln  auf;  davon  ent&llen  auf  Norden  8 
(7?),  auf  Osten  16,  auf  Süden  17  (19?),  auf  Weeten  14  (9?):  ein 
Verbftltniss,  das  dem  hier  mitgetbeilten  völlig  entspriobt.  Für  die 
Tempel  ist  die  Richtung  der  Axe  nach  dem  Wintersolstiz  besonders 
beliebt,  unter  55  landen  sich  nicht  weniger  als  9,  deren  Läogen- 
oder  Queraze  hiernach  bestimmt  war :  das  Gleiche  gilt  von  15  Kir- 
chen und  da  diese  aasscbliesslicb  älteren  Zeiten  angehören,  die 
24a^  4er  modernen  Bauteni  bei  denen  die  Lage  gleichgültig,  mit* 


876 


Ueber  Tenpel-Orientiraiig. 


bin  in  Abzugs  kommt,  eo  wird  im  Wesentlichen  die  gleidie  Procent- 
ziifer  resultiren.  Endlich  ist  die  Mehrzahl  der  Kirchen  wie  der 
Tempel  genau  orientirt,  d.  h.  die  Richtung  der  Axe,  sei  es  der 
Längen-  oder  der  Qaertxe,  ente^cht  dem  Aufgang  der  Soone  «d 
dem  Hanptfeet,  das  hier  gefinert  wird.  Es  wird  snnftehit  dennf 
ankommeD,  diesen  Fundamentalsatz,  um  welchen  sich  unsere  Unter- 
auchuDg  dreht,  auf  inductivem  W^e  zu  beweisen ;  sein  Zusammen- 
hang mit  altcbristliohem  Glauben  und  Cnltne  eoU  epftter  besfuroelMa 
werden« 

Die  Axen  der  altröraischen  Kirchen  fallen  mit  verschwinden- 
den Ausnahmen,  welche  durch  örtliche  Bedingungen  vorgezeichnet 
waren,  in  die  Richtung  der  aufgehenden  Sonne.  Man  untenebeidfli 
awm  groeae  Kategorioi :  entweder  sind  sie  naoh  den  Jahreepnnktm 
oder  naoh  einem  anderen  Tage  orientirt.  Die  Jahreepunkte  werdm 
von  der  christlichen  Kirche  so  ausgezeichnet,  dass  sie  auf  das 
Wintersoktiz  die  Geburt  Christi,  auf  das  Frühlingsaequinoctiom 
seine  fimpAngniee  und  Paesion,  auf  das  SommersolstiB  die  Gebart 
Johannis  des  Tftufen,  auf  das  Herbstaequinoctium  die  Empfängnis 
desselben  verlegt.  Die  Aequinoctien  freilich,  welche  von  der  Natur 
selber  weit  weniger  scharf  markirt  und  den  Sinuen  wahrnchrabar 
sind,  iieten  auch  im  Cultus  ganz  sunick,  nachdem  die  wandelbsre 
Osterfner  des  Orients  im  Abendland  dnrehgedrungen  war.  Daeiü 
stimmt  es,  dass  diese  Orientirung  in  alter  Zeit  yergleichsweise  si^ 
ten  vorkommt.  Um  so  häufiger  erscheint,  wie  schon  bemerkt,  die- 
jenige nach  der  Wintcrweude,  dem  natalis  Christi;  Taufkircben 
sind  nach  dem  natalis  Johannis,  der  Sommerwende  geriohtet.  Die* 
ser  Umstand  führt  uns  auf  die  sweite  und  aahlrmohste  Qasse,  sa- 
gleich  auf  die  mystische  Anschauung,  welche  der  ganzen  Erschei- 
nung zu  Grunde  liegt.  Der  Altar  ist  nach  katholischer  Lehre  auch 
Grab,  das  Gedäohtniss  des  unter  ihm  bestatteten  GlaubensMugen  wird 
alljährlioh  festlich  begangen  und  awar  seine  himmlische  Geburt  ge- 
feiert. KaturgemSee  w&re  der  hierfür  angesetzte  Tag  deijenige, 
auf  den  sein  ^Martyrium  fiel.  Allein  die  alten  Kalender  enthaluo 
durchweg  nicht  den  Tag  der  Passion,  sondern  h&ufiger  denjemges 
der  Deposition,  der  Bestattung.  Man  muss  nach  einem  Gründe 
suchen,  warum  eine  Feier,  an  welcher  die  Kirche  mit  unrerbrQeb- 
lieber  Treue  anderthalb  Jahrtausende  festgehalten  hat,  derart  von 
Torn  herein  verschoben  wurde;  woher  die  zahllosen  Wiederholungen 
und  Widersprüche  stammen,  welche  hinsichtlich  der  Ged&chtntss- 
tage  der  Heiligen  in  unseren  Kalendern  vorKegen.  Die  Erklftrasg 
finden  wir  in  dem  localen  Charakter  des  lieiligendienstee,  in  dem  Lu3- 


uiyui^Cü  by  GoOgle 


Ueber  Tempel-OrieatiniBg.  877 


tteode,  daas  ihre  Jahretfeier  an  ArftHelie  Bediogangen  gebuoden 

war.  Und  zwar  hängt  sie  mit  der  symboliechen  Bedeutung,  welche 
dem  SonDenlicht  im  ältesten  Chrietenthum  verlieben  wird,  eng  zu- 
aammen.  Wenn  die  Strahlen  der  aufgehenden  Sonne  durch  die 
0«ffiiiing,  dareh  welche  die  Confeerion  mit  der  Oberkirche 
mdrt,  auf  das  Chrab  de«  Mftrtyrere  fkllto,  so  erkennt  der  Olftabige 
das  Wahrzeichen  der  himrali.schen  Auferstehung  des  hier  ruhenden 
Gottesstreiters.  Denn  die  aufgehende  Sonne  ist  das  Sinnbild  der 
neuen  OfTenbarnng,  Cbristna  ist  den  Menschen  als  Sonne  der  Ge- 
reobtigkeit  anfgegaiigen,  oder  die  Sonne  ist  das  Bild  der  Gottheit, 
ihre  Strahlen  stellen  den  Sohn,  ihre  Wftrme  den  Heiligen  Geist  dar. 
Ans  dem  Gesagten  folgt,  dass  der  Festtag  eines  Heiligen  als  sol- 
cher ursproüglich  nur  für  einen  ganz  bestimmten  Ort  Geltung  haben 
kam  «nd  es  begreift  sich,  wie  er  in  derselben  Stadt  an  gans  Ter- 
sohiedenen  Zeiten  gefmert  worden  ist  je  nach  den  einzelnen  Kirchen, 
welche  durch  seine  ReOqnien  ihre  Weihe  erhalten  hatten.  Die 
Märtyrer  Roms  werden  deshalb  in  den  Katakomben  an  einem  an- 
deren Tage  verehrt,  als  in  den  Kirchen  der  Stadt,  die  ihrem  An- 
denken gewidmet  waren ;  beispiebweise  geben  die  rOmxMhen  Kalender 
i&r  eme  ao  angesehene  HeO^^  wie  die  h.  Caedlia  nicht  weniger 
ik  drei  Oebortstage  an. 

Unsere  Erörterung  wird  sich  vorzugsweise  mit  denjenigen 
Kirchen  zu  befassen  haben^  welcho  nicht  nach  den  Jahrespunkten 
geriohtet  sind,  weil  onsere  Theorie  ans  ihnen  ihre  wichtigsten  Be- 
weismittol  entnimmt.  Die  Orientimng  nach  Sonnenwende  nnd  Nadit« 
gleiche  wird  minder  streng  gehandhabt  nnd  steht  ohnehin  dnrch 
die  Zeugnisse  der  Schriftsteller  fest.  Die  Schwierigkeiten,  die  aller 
Orten  zu  überwinden,  sind  freilich  geeignet,  das  ganze  Arbeitsfeld 
als  ein  sii  undankbares  bei  Seite  an  lassen:  eine  weit  ao^gedehnte 
Fftcfae  ohne  Weg  nnd  Steg  erschliesst  sich  dem  Ange;  ich  gestehe, 
lueht  aus  Lust  und  Neigung,  sondern  lediglich  unter  dem  Druck 
der  Verpflichtung  nach  jahrelangem  Säumen  diese  Studien  zu  vor- 
öffentlichen. Es  handelt  sich  dämm  eine  grosse  Thatsache,  deren 
Besiefanngen  sich  weithin  Tcrsweigen,  aus  einer  Fülle  von  einaelnen 
Daten  totiostellen  Κ   Trete  aller  Vorsidit  ist  der  Irrthnm  nicht 


*  Herr  Alberdingk  Thijm,  welcher  ein  Bncfa  über  die  heilige  Linie 
fer6ffenilicht  und  sich  dabei  boscheidct,  die  Mittheilungen  Ottes  ohne 
Weitere  Nachforschungen  zu  wiederholen,  bemerkt  p.  172  sehr  richtig:  '  wij 
achten  ona  geenszins  bcvoe^'d  pogingen  te  doen.  om  eene  bevredigendo 
oploeting  Vau  de  vraag  naar  de  reden  der  verschillende  orientatie  te 


Ueb«r  Tempel'Orientinuig. 


sa  vemeideii.   Zwar  ich  h&tte  mich  darauf  beeohrtoken  kduMB, 
eine  Anzahl 

der  Kirche  mit  dem  Natalie  dea  Heiligen  unter  dem  Hodialtar,  wie 

er  noch  gegenwärtig  gefeiert  wird,  übereinstimmt.  Die  Theorie 
als  solche  wäre  damit  erwieeen.  Allein  bei  einer  derart^en  Zu- 
rftokhaltong  müsate  auf  den  Verraoh  Temehtet  werden,  die  Vmr 
riaee  der  merkwürdigen  Galtorereeheiniing  deatUoh  la  neben  ud 
damit  unserem  Verstäudniss  zu  uahcrn.  Die  Thatsache  bliebe  ab- 
norm, rätbseihaft,  vielleicht  die  Neugier  weckend,  aber  ohne  hiato- 
nadiea  Intereaie.  Daa  letatere  l&aa^  aieh  ihr  erat  dadurch  baii^gw, 
daaa  daa  Walten  einea  Oeaetaae  hier  naehgewieien,  aichi  bloa  die 
Regel  sondern  auch  die  Ausnahmen  begründet  und  erklärt  werden. 
Wenn  die  Auigabe  in  diesem  Siune  geiasst  wird,  so  lault  der  Ver- 
anoh  ihrer  Auaführung  unvermeidliche  Gefahr,  manche  im  Einzeluea 
Y«rfehlte  Deutungen  anfinatellen  und  einiag  und  aUain  die  lieber- 
seugung,  dasB  Irrtbümer  unaeren  Nachfolgern  die  Arbeit  mehr  er- 
leicliteiu  werden  als  vornehmes  Stillschweigen,  hat  mich  aa  deu 
Plan  festhalten  lassen.  Auf  einige  Schwierigkeiten  muaa  ich  uocii 
beaondera  binweiaen* 

Eine  kritiache  Geaehiobte  der  rdmiaohen  Kirchen  fehlt  Die 
ausgedehnte  Specialliteratur  steht  mir  nicht  zu  Gebote:  ich  νβΤ" 
fuge  nur  über  die  bekannten  deutschen  Darstellungen  von  Bimsen 
und  Piatner,  Gregoroviua  und  Beumont.  Unter  solchen  ümatändeo 
iat  von  manoben  Heiligtbfimern  kaum  dieE^^oehe,  geacihweige  denn 
Jahrhundert  und  Jahr  der  Gründung  gegeben. 

Eine  kritische  Ausgabe  des  rüniischen  Kalenders  fehlt.  Ich 
gäbe  aus  von  derjenigen  Gestaltung  desselben»  nach  welcher  nocb 
heutigen  Tagea  daa  Gedächtniaa  der  fieUigen  gefeiert  wird,  Sie 
liegt  mir  vor  in  dem  Diario  Romano,  einem  kleinen  anm  praktiacbea 
Gebrauch  bestimmten  Almanach  der  ewigen  Stadt,  und  der  wissen- 
Bchaftlicheu  Grundlage,  auf  der  dieser  beruht,  dem  Martyrologium 
Komannm  dea  Baroniua  (ed.  Antverp.  1613).  Ich  habe  feroar  he- 
nntat  die  von  d'Acbaiy  Spicilegium  tom.  II  (Pftria  1723),  Fronfco  diii^ 
eool.  (Hamburg  1720),  Roaweyd  Antverp.  1613,  den  Bollandifftea  ί 
in  Acta  S.S.  Junius  tom.  VI.  VII  publicirten  Kalender,  endlich 
gelegentlich  die  Acta  selber.  In  einer  Keihe  von  Fällen  trefec  | 
wie  gesagt  die  Gedenktage  des  gemeinen  Kalendeni  auf  die  Axea 


geven:  darioe  behoort  het  ernstig  bezoeken  en  tevens  onderzoeken  en 
vergelijken  der  richting  van  een  groot  getal  korken;  dartoe  behoOft 
het  na«|)qren  der  •Uohtingsbiaonderheden  dier  gebouwen*. 


Ueber  Tempel-Orientining. 


87Θ 


der  Gebäude  genau  zu.  Dies  giebt  uns  den  Faden  in  die  Hand, 
um  durch  das  Labyrinth  von  Heiligenoamen  und  -tagoa  hindurch 
η  finden.  Wir  ιοοΙμβ  in  den  Fftikn,  wo  der  gmeine  Kniender 
nieht  lUoiint,  ob  eine  der  Ynriaateii»  veleke  die  TeceobiedenenBe^ 
eeneiooeo  tnittlieikn,  nneeren  Anfordernngeo  enb^elit.  Dieeee  Ver* 
fahren  ist  minder  desultorisch  als  der  erste  Anschein  glauben 
machen  möchte.  Trotz  aller  Zähigkeit  and  Treue,  mit  weicher 
Born  an  aeinen  kirchliohen  Traditioaen  festluelii  iel  der  Coltae 
groeeeo  eingreifenden  Verftnderungen  unterworfen  geweeen.  Die 
Kirchen  haben  vielfaeh  ihre  Nunen  und  Heü^pen  geweeheeli,  ein- 
heimische Märtyrer  sind  durch  fremde  verdrängt,  endlich  die  Zahl 
ihrer  Tage  beschränkt  worden.  AUmälig  erlosch  der  Sonnendienst, 
die  »ystiiobe  Bedeoinng,  welohe  man  den  Strehlen  der  eoigeiien- 
den  Sonne  beimaae,  enteobwand  dem  Bewoeeteein:  ea  blieb  dem 
Zufall  fiberlaeeen,  welcher  Tag  schlieeelioh  der  Feier  dee  Heiligen 
überwiesen  ward  und  bis  auf  die  Gegenwart  fortdauerte,  ob  der 
iiatalia  aus  den  Katakomben,  ob  der  Natalie  einer  erhaltenen  oder 
mom  Yeraohwnndenen,  ob  einer  einheimiioben  oder  einer  firenden 
Kirebe.  Die  Verfolgung  nneeiea  Prindpa  nOthsgt  nna  melur  ala 
einmal  su  der  Annahme,  dass  Rom  in  aeinen  Heiligen  fehl  gegri£fen 
und  ganz  andere  Patrone  verehrt  als  die  Gründer  seiner  Kirchen 
im  Sinne  gehabt  haben.  Ich  darf  wohl  versichern,  daae  mir  hier- 
bei eine  polemiaobe  Abaieht  ¥öUig  lern  gekgen  bat,  und  darauf 
binweiian,  daia  anch  die  päpsllieben  Gelehrten  auf  dieeem  Qebiet 
das  Princip  der  freien  Forschung  anerkennen.  De  Rossi  Roma 
sott.  1,  113  bezeichnet  den  Hieronymianischen  Kalender  als  '  una 
prezioea  accozzaglia  di  antichi  martirologii  di  cbieee  diverse  e  di 
£ranaienti  Totnatissinii,  ma  inoredibümente  gnaatis  mutilati,  fr»  loro 
eonftud  da  ignoranti  oopisti  e  da  piü  ignoranti  ed  arbitrarii  abbre- 
viatori'.  Und  in  seiner  Abhandlung  über  die  vorhandenen  Recen- 
ßionen  jenes  Kalenders  schreibt  derselbe  Roma  sott.  2,  X  *dovr0 
taivolta  adoperare  industrio  inaudite  e  tentare  imprese  di  oritica, 
ehe  sembreranno  eroiobe  e  non  Yorrei  foesero  gindieate  tenierarie\ 
leb  aähle  nunmehr  die  Kirehen  auf,  bei  denen  dne  genaue 
Orientirung  theile  nachweisbar  theils  wahrscheinlich  ist.  Sie  ge- 
hören der  älteren  Zeit  au.  Die  meisten  von  ihnen  sind  vielfach 
verändert  und  umgebaut  worden.  Jedoch  spricht,  wo  nicht  das 
Gegeniheil  beaeogt  wird,  alle Wahreebeinliobkeit  dafEür,  daee  ander 
einmal  festgesteekten  Bichtungsaze  nicht  gerüttelt  worden  iat:  theile 
aus  mystischen  Gründen  wegen  der  Unverletzlicbkeit  des  Altars, 
theile  au«  Draktischen  Giiindei)  wegen        Unverwfetlichlieit  dfe 


880 


Ueber  Tempol-Orientlrnng. 


römischen  Mauerwerks.     Die  Sonnenaufgänge  entnehme  ich  den 
meinem  Templum  angehängten  Tieleschen  Tafeln:  dieselben  sind 
swar  für  dM  Jabr  —  300  berechnet  und  tre£Pen  far  aneere  Zeil- 
Teobomig  inebt  nebr  genau  au;  allein  da  die  Scbiefe  der  Ekliptik 
und  damit  der  Aufgangshogen  in  einem  JabitanBend  mir  um  Τ  41"  | 
abnimmt,  eo  kommt  dieser  Fehler  gar  nicht  in  Betracht.    Wich-  j 
tiger  ist  die  Abweichung,  welche  sich  daraus  ergiebt»  daee  nach 
iuliamscher  Beebmmg  die  Jabrpuikte  alle  128  Jabre  irai  doeoTag 
ivrQok  welcben.  Dadnrbh  mneete  nach  Verlaaf  eines  gröeseren  Zeü- 
raiims  die  üebereinstiramung  zwischen  bürgerlicher  Rechnung  und  den 
Auigängen  der  Festtage  fortfallen.  Allein  der  Festkalender  bindet 
•ieb  gar  nicbt  an  die  astroiiomiscbeii  Beetimmwigen.  Er  eetst  in  | 
4.  Jabrbundert  nooh  immer  die  Jabreepmikte  aof  die  aobten  tot  den 
Kaienden,  also  25.  Deeember^  25.  Mäns,  24.  Jnni,  24.  September, 
während  es  nach  richtiger  Rechnung  20.  Dec,  20.  März,  22.  Juni, 
28.  September  hätte  belesen  müssen.  Dieselben  Ansätze  kebren  in 
den  Kakndem  der  Carolingi8<^en  Epoobe  wieder.   (Mfenbar  noo  , 
wurden  die  HeiKgentage  niebt  naeb  enMm  bfirgerlieben  Datma, 
sondern  eben  nach  jenen  Ecksteinen  kirchlicher  Rechnung  fixirt. 
Darauf  weist  eine  Anzahl  römischer  Orientirungcn  zweifellos  hin. 
Die  Fortiitlbmng  der  Fonobnng  wird  diese  obronologisobe  Frage 
n&ber  an  prftfen  baben.  Indem  icb  in  Betreff  anderer  eesicbta- 
punkte  auf  die  im  ersten  Artikel  gegebenen  Ausführungen  ver- 
weise, wende  ich  mich  nunmehr  zur  Besprechung  des  Materials  im 
Einaelneo. 

I·  Märtyrerkircben  mit  Süd-  and  Nordlage. 

1.  Oratorium  der  IIH.  Simplicius,  Faustinus,  Viatrix  332^ 
De  Rossi,  Boll.  cbr.  6,  26  fg.  7,  1  fg.;  Benzen,  Scavi  nel 
bosoo  dei  fratelli  Arvali,  p.  Vlil;  Krane,  Roma  Sotterranea,  8.468. 
52Ö.  —  Ich  beginne  mit  diesem  kleinen  Heiligthum,  weil  dieFftC- 
toren,  mit  denen  unsere  Untersuchung  zu  rechnen  hat,  hier  summt- 
lieb  gegeben  sind  und  weil  die  bewusste  Absiebt,  mit  der  die  älte- 
sten Gbristen  ibre  Betbftnser  in  Rektion  anm  Sonnenaufgang  setsteo, 
mebt  schlagender  henrortreten  könnte.  Es  ward  einer  tansendj&h* 
rigen  Vergessenheit  bei  Gelegenheit  der  jüngsten  von  so  glänzendem 
Erfolg  gekrönten  Ausgrabungen  im  Arvalenhnin  1868  entrissen  und 
seine  Omndfläcbe  anfgedeckt.  Das  £pistyl  trug  in  damasianiseber 
ScbHft  die  Widmung  nnd  wenn  aneb  nnr  ein  Bmcbstfiek,  so  ent- 
hielt es  doch  die  beiden  letzten  Kamen,  die  in  der  Uebersclirift 
bezeichnet.  Die  Krypta  commanicirte  durch  eine  Oe&iung  mit  der 


uiyiu^CQ  by  GoOglc 


Ueber  Tempel-Orieatirang. 


381  , 


Apsis,  so  dass  man  ans  ihr  auf  das  Grab  herabsehen  konnte.  Dase 
daeaelbe  die  gedachten  Märtyrer  barg,  wird  doroh  die  InschrifUm 
daee  q^tteren  Fremio  aiudrQeUich  beetfttigt  lodem  iA  des  Niherao 
Mf  die  obeo  citirteD  Aosföhroiigeii  yerweiee,  benmln  ieh  mir  Doohy 
dass  die  Gebeine  nach  dem  Papstbuch  683  von  Leo  II.  in  eine 
von  ihm  erbaute  Paulskirche  bei  S.  Bibiana  übertragen  worden 
und  neh  jetst  in  S.  Maria  Maggiore  befinden.  Die  Heiligen  waren 
MitAHm  hoeh  angesehen,  wurden  nnd  werden  noeh  jetai  am  29. 
JUi  gefeiert.  Die  Nameiisform  Beatrix,  die  unser  heutiger  Kalender 
angiebt,  ist  aus  Yiatrix  corrumpirt,  wie  sie  auch  richtig  in  den 
Mar^rrologien  1.  2.  6  der  Aeta  S8.  Juni  VI  und  awei  von  d'Aoheiy 
ri^gedmokten  lautet. 

Das  Oratorium  ist  nicht  später  als  Damasns  I  errichtet^  auch 
nicht  viel  früher;  überhaupt  wusste  ich  nicht,  was  man  der  An- 
sicht de  RoesiB,  welcher  sie  diesem  Papste  anschreibt,  entgegen 
halten  könnte.  Die  Laga  ist  hoeh,  frei  nnd  kann  dnroh  keine  an- 
d«e  Bfleksicht  besohrinkt  gewesen  sein  als  dnrdi  die  Ktypta.  Es 
Ware  von  Interesse  zu  ermitteln,  ob  die  letztere  gleichzeitig  oder 
alter  und  ob  man  etwa  einen  Grund  hnden  könnte,  warum  man 
dem  Oehftode  nieht  aaihche,  sondern  sadliehe  Biehtnng  gab*  Dies 
and  Fragen,  deren  Lösung  ieh  Anderen  überlassen  ninss.  Aber 
gerade  der  zulet/t  erwülmte  Umstand  verleiht  dieser  Kirche  eine 
besondere  Beweiskraft.  Die  Queraxe  fällt  genau  auf  deu  29.  Juli, 
vom  24·  Jonl  als  äolstitiam  ab  gerechnet.  Gewiss  kann  hier  ein 
Za&ll  frin  Spiel  treiben.  Jedoch  heisst  es  sehwerlioh  an  τίβΙ  be- 
haupten, wenn  man  der  anderen  Erklärung  eine  90  Mal  grössere 
\^ahr9cheinlichkeit  beilegt,  dass  entweder  die  Axe  nach  dem  Son- 
nenaufgang des  gegebenen  Datoms  orientirt  oder  das  Datum  nach 
der  Biehtuagslinie  dee  üeiligthuma  in  dem  Kalender  fizirt  wurde. 

2.  8.  Prassede  830VA 

Ugonio,  Stationi  297  (Roma  1588).  Beschreibung  Roms  3,  2. 
245  fg.  —  Ich  reihe  einen  analogen  Fall  an.  Eine  der  h.  Praxe- 
clis  geweihte  Kirche,  kommt  bereite  auf  deon  Concil  des  Symmaohua 
ward  aber  von  PaaebaUs  I  abgetragen  und  an  einem  anderen 
Ort  ?on  Grund  aus  neu  gebaut  (Anastasius  p.  214  (12)  ed.  Mu- 
ratori  rerum  lt.  Script.  III:  *in  alium  non  longo  demutans  locum 
io  meüorem  eam  quam  dndnm  fuerat  erexit  statam').  Das  Ge- 
binde des  Pasehalis  ist  uns  erhalten.  Laut  einer  Inaohrift  hat 
derselbe  am  20.  Jnli  817  2800  Märtyrer  hierteigesetat  Das  Feet 
der  Titelheiligen,  welche  unter  dem  Hochaltar  ruht,  fällt  auf  den 
21.  Juh,   Welche  Umstände  den  Papst  Pasehalis  bewogen  haben 


382 


Ueber  Tempel-Orientirung. 


die  Kirche  nach  Süden  zu  orientiren,  weiss  ich  nicht  zu  sagen. 
DieQaernce  entsprieht  gma  dem  21.  Juli,  wieder  das  Solatis  auf 
den  24.  Jimi  geeetat   Fflr  die  Behaaptmig,  daes  der  ESrbaner  aie 

darnach  absichtlieh  gelegt  hat,  wird  man  dieselbe  WahraelieiBlicli- 

keiteziffer  beanspruchen  dürfen  als  in  dem  zuerst  behandelten  FalL 
3.  S.  Silvestro  in  Capite  335o. 

Ugonio,  Stationi  241—267.  Beeehreibang  Rome  3, 8.  202  %. 
Die  Kirehe  ist  τοη  Paul  I  (757—767)  erbaut.  Anaetaaiiia 

p.  173  Α  schreibt:  *  hic  sanctissimus  praesul  in  sua  propria  domo 
monasterium  a  iundameutis  in  honore  S.  ötephani  sciiicet  martyris 
atqne  pontificis  necaon  et  B.  SiWeetri  item  pontificie  et  ooofeasoris 
Christi  constnudt;  ubi  et  oracolam  in  saperioribns  daedem  monar 
sterii  raoeniis   aedificans  eorum  corpora  magna  cum  veneratione 
condidit.    infra  claustra  vero  ipsius  monasterii  ecclesiam  inirae 
pokritudinie  a  fimdameiitis  noyiter  constnudt  .  .  .  illicqae  ionn- 
merabilinm  Sanotomm  corpora,  quae  de  praefatis  demolitie  abstnlit 
ooemeterüSy  mazimo  Teneratioois  ccmdidit  alFectn  ....  omnibns 
ibidem  requiescentibus  Sanctis  magnis  sub  interdictionihus  sedule 
ac  indesinenter  laudes  statuit  persolvcndas'.    Ugonio  thaüt  nach 
einer  Inschrift  das  Veneichniss  der  hier  bestatteten  Heiligen  sammt 
ihren  Geburtstagen  mit;  die  Titelhdligen  fehlen  damnter.  Die- 
selben sollen  dagegen  nach  einer  dort  befindlichen  Inschrift,  welche 
derselbe  beibringt,  in  S.  Martino  ai  Monti  sein;  auch  Anastiisins 
UM  dieselben  von  Sergins  11  (844—847)  in  der  gedachten  Kirche 
beigesetat  werden;  Baronius  snm  81.  Deoemher  schliesst  rfeh  dieser 
Angabe  an.    Allein  jene  Zeugnisse  gehören  angenechemlich  einer 
späteren  Zeit  an,  beide  Kirchen  behaupten  im  Besitz  der  nämlichen 
lieliquien  zu  seiny  nnd  wenn  solches  auch  recht  wohl  nach  katho- 
lischer Anschauung  erldärt  und  begrttadet  werden  könnte,  da  die 
göttliche  Gnade  die  VervieliUtigung  von  Reliquien  ebenso  gut  be- 
wirkt wie  sie  dereinst  5000  Manu  mit  5  Broden  speisen  liess,  so 
liegt  es  doch  ungleich  näher,  an  eine  in  diesem  Falle  sehr  leicht 
mögliche  Verwechslung  au  denken,  indem  beide  Kirchen  den  Namso 
Silvesters  tragen.   In  der  That  scheint  man  entscheidenden  Orts 
die  Sache  ebenso  angesehen  zu  haben ;  das  Diario  Romano  bemerkt 
unter  dem  2.  August  und  31.  December  ausdrücklich,  dase  die 
Körper  der  beiden  h.  P&pste  in  S.  SilTCstro  in  capite  mheu.  Der 
letatere  Beiname  rfihrt  von  dem  hier  befindlichen  Haupte  Johaaoss 
des  Tftufers  her,  löset  sich  aber  nicht  vor  dem  18.  Jahrh.  nscii- 
weisen.   Aber  auch  der  ilauptniimo  kann  schwerlich  der  ursprüng- 
liche sein.    Anastasiue  nennt  von  den  beiden  Titelbeiligeu  aus- 


uiyui^Cü  by  GoOglc 


Ueber  Tempel-OhoDtirang.  383 


drücklich  Papst  Steph&ous  zuerst  and  ihm  als  einem  der  glorreich- 
ttea  Mir^rrer  des  rdmiseben  £piacopat8f  wie  man  ihn  Mit  dem 
■ebmtan  Jalirliiindert  «oeah,  gebührte  klftrlich  der  Vorrang  tot 

dem  Confewr  Silvester.  Noch  in  der  merkwürdigen  Banninschrift 
von  1119  werden  nach  den  Aposteln  die  Titelheiligen  in  der  Ord- 
nrag  ätepfaanoB,  Dionyiiae,  SÜTeeter  angefahrt ;  der  aweite  Papst, 
gldehfalle  ein  Confeeeor,  war  unter  Nioolaos  I  (86β--8β7)  hinra- 
gekornmeii  and  galt  irrthüinHeh  als  Erbauer  der  Kirche.  Ob  es 
mit  der  Entwicklung  der  römischen  Suprematie  zusammen  hängen 
mag,  dasB  der  Name  SÜTesters,  dee  Zeitgeuoeeen  Gonetantins  des 
Gronen,  diijenigeii  seiner  beiden  VofgftQger  Terdrftngto,  kann  ich 
meht  nntersaoheo.  Die  beigebrachten  Daten  werden  genügen,  am 
die  Annahme  zu  rechtfertigen,  dass  diese  Kirche  nach  dem  2.  Au- 
gust, dem  Gedenktag  Papst  Stephans  —  er  findet  sich  schon  im 
Libmunia  —  orientirt  worden  ist.  £ine  Bichtnngalinie  tob  246® 
eateprieht  dem  5.  Angnst,  wenn  das  8olttitiam  aaf  den  24.  Joni 
gesetzt  wird.  Die  Difi'erenz  von  3  Tagen  oder  1**,  die  sich  derart 
ergiebt,  kann  von  einer  Ungenauigkeit  der  Messuog  oder  aber  von 
der  Venohiebiiiig  der  Jahrasponkte  —  das  Solstis  fiel  bei  der 
Orlliidang  aof  den  19.  Joni  —  herrühren.  Hierüber  würde  erst 
eine  genaaere  Forsehnng  als  die  von  mir  angestellte  eine  Entschei- 
dung gestatten,  in  jedem  Falle  ist  die  Abweichung  so  unerheb- 
lich, dass  durch  sie  die  Beweiskraft  dieser  Kirche  für  unsere  Theorie 
aidit  abgeschwAcht  wird. 
4.  S.  Maroo  846^ 

Ugoniü  Stationi  155  fg.  Beschr.  R.  3,  3.  532.  —  Die  Grün- 
dang wird  auf  den  Papst  Marens  (336)  zurückgeführt,  die  Kirche 
sneheiat  bei  dem  Goneü  des  Sjiunaehas,  ihre  heatige  Gestalt  datirt 
ans  dem  aemAen  Jahrhnndert  τοη  Gregor  IV·  Das  Fest  des 
Apostels  wird  am  25.  April  gefeiert:  von  diesem  'Datnm  weicht 
die  Axe  nur  um  1^  ab,  wenn  mau  das  Aequinoctium  auf  den  25. 
Marz  setzt.  Die  Kalender  heben  aasdrücklich  hervor,  dass  das 
Fest  ein  alesandrinisches  ssi;  indessen  da  wir  TMi  ebeodorther  an* 
▼srimanbare  Einwirkungen  antreffm  werden,  so  bietet  dieser  Um- 
stand nichts  Befremdendes  (vgl.  N.  5i)).  Immerhin  verdient  der 
Umstand  alle  Beachtung,  dass  bis  iu  die  Karolingisohe  Zeit  die 
röousclie  Litorgie  an  diesem  Tage  des  Apostels  Maroae  nicht  ge- 
denkt (Fronto  epist.  et  dSss.  eoel.  p.  198  ed.  Hamborg  1720).  Ob 
seine  Einführung  mit  dem  Neubau  Gregors  IV  zusammenhängt, 
dar!  uns  hior  nicht  aufhalten:  es  genügt  ans  die  üebereinstimmang 
der  Aza  mit  dem  Katalis  des  Titelheiligan  ao  oonstatiren. 


884 


üeber  X«iApeM)rMOtiriiaf  . 


5.  8.  EiMtMliio  85R 

Bewbr.  Bom  3,  8.  860.   Gregorovioe,  Gmiriehto  teStedt 

Rom  3,  578.  —  Die  Kirche  ist  sehr  alt  und  gehört  bereits  unter 
Gregor  I  zu  den  Diakonien.    Sie  ward  mehrmals  erneuert.  Unter 
dem  Hoebaltw  mht  der  Titelh«Ugtt.  Dar  gwneme  Kiieoder  wmti 
flmi  den  20.  September  so,  welofaer  wa  der  Lege  niekt  peeet  An- 
dere RecensioneD  geben  statt  dessen  20.  Mai,  19.  September,  2. 
November.    Dagegen  heisst  es  in  einer  sehr  alten  und  wichtigen 
Quelle,  der  gregorianischen  Liturgie,  welche  Fronto  aus  einer  lland- 
•ohrifi  des  Klosters  S.  Oeoo?ef*  sa  Paris  veröffsotliobi  hat:  'die 
XI  meoe.  Sept.  mitaL  8.  Eaetoebü'.  Dies  hienmter  der  beluonle 
römische  Heilige  zu  verstehen  sei,  liegt  anf  der  Hand.  Femer  hst 
Fronto  darin  Recht,  dass  die  Stellung  des  Datums  zwischen  dem 
16.  und  27.  September  ein  Verseheu  vermuthea  lässty  and  ändert 
dasselbe  deshalb  in  21.   AUein  ee  lieet  sich  mit  besserem  Beeht 
noeh  eine  andere  Erldiranif  aniatellen.  Enstaebins  fehlt  in  andern 
alten  Liturgien  und  Martyrologien,  die  anf  denselben  Ursprung 
zurückgreiien,  ganz  :  begreiÜicher  Weise  konnte  alier  der  angesehene 
Titelheilige  einer  römisohen  Diakonie  io  der  Litargie  nur  durch 
den  Gopisten  anegelassen  werden.   Wenn  nnn  in  der  Handsohrtft 
▼on  S.  GknoTefii  *  die  XI  mens.  Sepi'  an  fSüseher  Stelle  steht,  so 
braucht  man  das  Datum  nicht  anzutasten,  sondern  darf  annehmen, 
der  Schreiber  oder  seine  Vorlage  habe  einen  Nacbtra:^  falsch  ein- 
gerückt.   Spätere  Abschreiber  brachten  alsdann  die  einfache  Ver- 
beesemng  XI  Kai.  an  nnd  kamen  damit  auf  den  21·,  griffen  aber, 
da  dieser  Tag  dem  Apostel  Blathins  beigelegt  war,  aof  den  20. 
oder  19.  September  zurück.    In  dieser  Weise  wird  sich  die  Eot^ 
stehung  des  soweit  ich  sehe  nur  von  schlechten  jüngeren  Zeugen 
beglaubigten  gemeinen  Datums  erklären  lassen,  loh  hrauche  kaum 
hinananfOgen,  dass  nnr  eine  eingebende  Kritik  nnsem  Hsüigsn" 
kalenders  disee  nnd  Ähnliche  Fhkgen  anm  AbeehhiM  brii^^  kam 
Allein  der  griechiscbe  Kalender,  welcher  den  Heiligen  als  Eusta- 
thius  gleichfalls  dem  11.  September  zuweist  ( lilleraont,  bist.  eccl. 
2,  103),  bestätigt  unsere  Auffassung.    In  der  That  stimmt  der 
11.  September,  die  Nachtgieiehe  auf  den  24.  geeetat,  in  der  Lag« 
unserer  Kirche  ▼ortrelfiieh.   Die  Abweiohnng  befcrigt  kanm  1^ 
β.  S.  Eusebio  29«. 

ügonio,  Stationi  257  fg.j  Beschreibung  Roms  3,  2,  302.  — 
Das  hohe  Alter  dieser  Kirche  wird  dnroh  ihre  KrwAhanng 
dem  bekannten  Condl  dse  Symmaehns  von  499  bewiesen.  Sie 
ist  mehr&eh  restanrirt  und  moderntsvt  werden.   Es  knamea 


Ueber  Tempel-OrieDtiroog, 


885 


Bwei  Heilige  dee  Namens  Eoeebiiui,  beide  Presbyter,  für  diese  Kirche 
in  Fn^  Der  Eine,  dessen  Geburtstag  der  14.  Angnst,  ist  nur 
Confeseor:  von  dem  arianischen  Kaiser  Gonsfantitie  wegen  seines 

Kiiers  für  den  katliolischen  Glauben  eini^esperrt,  entschlief  er  nach 
siebenmonatlicher,  unter  Gebeten  verbrachter  Haft.  Der  Andere 
vom  2.  Deoember  errang  nebst  mehreren  Glftnbigen  in  der  yaleria- 
oisdien  Verfolgung  die  MArtyrerkrone.  Das  Diario  Romano  weist 
nnn  den  Märtyrer  mit  «einen  Genossen  der  Kirche  S.  Agatha,  den 
Confessor  der  hier  besprocheDeo  zu;  letzteres  auch  Haronius  und 
ügonio  sowie  de  Bossi,  Borna  sott.  2,  112.  Die  Entscheidung 
grftndet  sieh  anf  eine  Insohrill,  naeh  welcher  Gregor  IX  1280 
—  yerrnnthlich  nach  einer  Restanration  —  den  seligen  Ensebins 
nnd  Vincentius  die  Kirclie  geweiht  hatte,  von  denen  der  erstere 
unter  dem  Hochaltar  ruhte.  Weil  nun  die  Inschrift  den  Musebiua 
Gonlsesor  nennt,  so  folgert  ügonio,  dass  aaeh  diesem,  nicht  dem 
Ifilr^rer  4is  Kirche  τοη  Alters  her  errichtet  gewesen  sein  mdsse. 
Welcher  Vincentius  genieint  sei,  weiss  Ügonio niclit  zu  sagen.  Seiner 
Schlussfolgerung  widerstreitet  direct  der  Ausdruck  des  Pap8tl)uch8, 
wo  dasselbe  τοη  einer  Wiederherstellung  des  Daches  dnroh  Zacha* 
rias  (742 — 762)  redend,  die  Kirche  als  titohis  beati  Christi  mar- 
tyris  Ensebii  beseichnet.  Man  darf  ferner  es  fHr  wahrseheinlioher 
halten,  dass  eine  der  iiltesteii,  wold  im  vierten  Jahrhundert  erhauten 
Pfarrkirchen  Uoms  einem  hervorragenden  Märtyrer  aus  der  Zeit 
der  grossen  Yerfolgnng  errtebtet  ward,  als  dass  der  Titelheilige 
ein  Gonfeesor  kora  vergangener  Zeit  gewesen  wftre.  In  der  Folge» 
ieit,  wie  das  so  oft  vorgekommen,  liat  dann  der  jüngere  Heilige 
das  Andenken  des  älteren  verdrängt,  bereits  in  der  gregoriani- 
schen Litoigie  wird  der  Gonfessor  Tom  14.  August  aofgeführt.  Da 
Barcmins  sioht  weniger  als  16  verschiedene  Ensebii  anfrihlt  —  und 
damit  ist  die  Zahl  noch  nicht  erschöpft  —  so  war  eine  Tdentafici- 
ning  von  zwei  Heiligen  dieses  Naniens,  die  noch  dazu  beide  Pres- 
Iqrter  waren,  sehr  leicht  möglich.  In  der  That  ist  der  Eusebius 
fem  2.  Decemher  ans  dem  gemeinen  Kalender  gans  verschwunden; 
Baronins  hat  ihn  *ez  antiqnis  raanoseriptis'  eingefügt.  Was  seine 
Reliquien  l>etriili,  so  erkliirt  allerdings  das  Diario  Romano,  sie  be- 
fänden sich  in  S.  Agatha ;  allein  Baronius,  sich  auf  '  eins  ecclesiae 
aatiqna  monamenta'  beaiehend,  redet  lediglich  von  den  Genossen 
nnd  weiss  damit  offenbar  nidit,  wo  der  HanptheiUge  selber  ver- 
blieben ist.  —  Diese  Bemerkungen  stallen  die  Annahme  sicher,  dass 
die  alte  Kirche  auf  dem  Kaquilin  ursprünglich  dem  Märtyrer  vom 
2.  December  geweiht  war.   Daau  stimmt  die  Onentirang  gana 

Bhtib  Mvs.  t  nfloL  M.  F.  XXIJL  ^ 


uiyui^Cü  by  GoOglc 


Ueber  T€iiipel*Qrie«tinmer* 


geoMi,  so  weit  diM  fiberhsepi  in  der  Nibe  der  βοΐιϋϋβη,  wo  die 

Sonnenlänge  sich  nur  unmerklich  von  Tag  m  Tege  ftodert,  möglich  ist. 

7.  S.  Giorgio  in  Velabro  2**. 

Ugonio  Station!   15  fg.    Beschreibang  Roms  3,  1.  375.  — 
Dieee  alterthümliehe  Kirche  werd  τοα  Leo  U  (688)  neeh  den 
vom  des  ADaetaeiiie  erbeut:  p.  145  G  *hiiiiu  ehni  poatifieiB  iiun 

ecclesia  iuxta  Velam  aureum  in  honoren)  heati  Sebastiani  aediticata 
eet  necnon  in  houorom  martyris  Get)rgii'.  Nach  dieser  Angabe 
war  sie  an  erster  Stelle  dem  h.  Sebastian  geweiht;  dessen  Anden- 
ken ist  aber  naoh  der  Aoffindiuig  dee  Hanptee  8.  Geoigi  dareh 
Pttpst  Zacbariae  (Oregoroviiie,  Geech.  d.  St  R.  2,  801  TgL  9, 187 
gänzlich  verdrängt  worden  (vgl.  S.  Viocenso  N.  30.  32).  Mit  dem 
Natalie  dos  letzteren,  23.  April,  hat  die  Richtung  unserer  Kirche 
ebenso  wenig  zn  ihun  als  mit  dengenigen  dee  römischen  Sebastian, 
20.  Jannar.  Allein  es  li^  aneh  eine  gröeeere  Wabnobeinlicbkiit 
Yor  an  einen  ansländisohen  Heiligen  des  Namens  sn  denken;  denn 
8.  Georg  war  in  Rum  nie  rt-cht  populiir  und  li;itte  jede  Erinnerung 
an  den  Mitbürger  schwerlich  verlöschen  können.  Nun  vermerkt 
Baroniue  unter  dem  20.  März  ans  Syrien  das  Fest  '  Sebastiani 
dneie';  naeh  seiner  ansdrfteklichen  Angabe  befinden  sieb  Beliqnien 
ans  derselben  Gruppe  sn  Rom;  die  Pftpste,  welehe  die  Kirdie 
bauten  und  scbmtickten,  waren  zuilem  griechischer  llerkunlt.  Dssi 
der  syriRche  dux  Sebaetianus  und  der  kappadokische  eques  üeorgius 
leicht  mit  einander  Tereehmelaen  konnten,  begreift  sich  von  selber. 
Nebmen  wir  diese  Deiitnng  an,  so  ist  die  Kirehe  nacb  dem  Natabi 
des  Titelheiligen  genau  orientirt;  das  Aeqmnoctinm  wird  auf  den 
25.  März  gesetzt. 

8.  S.  Maria  della  Vallicella  6«. 

Beschreibung  Roms  3,  3.  394.  —  Die  grosse  Oratmansr- 
kirehe  ist  1699  eingeweiht.  Die  alte  Kirche,  deren  Stelle  ne  ein- 
nimmt, ward  anch  naeh  Gregor  dem  Grossen  benannt.  Tielleiebt 
war  sie  nach  dessen  Natalie,  12.  März,  orientirt:  dem  entspricht 
die  Lage. 

9.  S.  Sebastiano  in  Palatino  26<>. 

Gx^goro^as,  Geich,  d.  St  R.  8,  667.  4,  96.  7,  721.  —  Ab 
der  Stelle  errichtet,  wo  der  Heilige  den  Martertod  fand,  ond  sehr 

alter  Gründung :  die  erhaltenen  Wandmalereien  worden  ileni  sechsten 
Jahrhundert  zugescbrieben.  Die  Lage  stimmt  annähernd  zu  dem 
Natalis  20.  Jannar :  mit  einem  Fehler  von  ca.  8®.  Die  Kirche  wird 
aneh  naeh  S.  Andreas  benannt:  dessen  Fest,  80.  No?«mber,  hsi 
die  gloibbe  Soimenlii^ 


Ueber  Tempel-Orientirung. 


887 


10.  S.  Teodoio  150®. 

BeeclireibiiDg  Roms  8,  1.  870.  —  Die  Kirche  wird  im  6. 
Jahrhtmdert  ale  IHakome  erwftlmi,  iet  aber  jedeifalle  ftlteren  Ur« 

sprunirs.  Ob  sie  aus  einem  heidnischen  Tempel  umgewandelt  oder 
auf  den  Fandamenten  eines  solchen  erbaut  ward,  ist  bisher  nicht 
SU  völliger  Klarheit  gebracht  worden.  Man  möchte  vennatlMB, 
dasB  in  dieeem  wie  den  demniehet  sn  besprechenden  Fällen  den 
Christen  die  Wahl  nicht  irdetand,  nach  welcher  Himmelsgegend 
sie  die  Front  anlogen  sollten.  Denn  Nordfront  ist  später  vermie- 
den, ein  Verbot  dagegen  noch  von  S.  Carlo  Borromeo  eingescliürft 
worden  (8.  374).  Um  so  bedentsamer  erscheint  es,  wennanch  bei 
diesen  nordwärts  <»ientirten  Kirchen  eine  Beragnahme  auf  Sonnen- 
aufgang  nachgewiesen  werden  kann.  —  ünter  den  26  Heiligen  des 
Namens,  weiche  Baron ius  aufführt,  hat  derjenige  vom  9.  November 
das  höchste  Ansehen  erlangt  und  wird  auch  vom  Diario  Romano 
als  Titelheiliger  unserer  Kirche  betrachtet  Κ  Das  Gleiche  können 
wir  ans  den  Mosaiken  der  Tribnna  sohliesseni  die  in  das  7.  Jahrb. 
gesetat  werden:  hier  ftkhrt  Petros  den  in  reichem  Gewand  darge- 
stellten TheodoruH,  Paulutj  einen  zweiten  Heiligen  dem  Heiland  zu. 
Aus  Zacagni  (Mai,  Spicilegium  Komanum  i),  463)  ersehe  ich,  dass 
mit  dem  sweiten  S.  Cleonious  gemeint  sei  Einen  solehen  Heiligen 
kennt  swar  Baronins  nicht,  er  ist  aber  der  Bosenfrennd  des  Mär- 
tyrers von  Amasea  und  hat  nicht  lange  nach  ihm  den  Glanbenetod 
gefunden  (Tillemont,  nieraoires  pour  servir  a  Thistoire  ecclesiastiqne 
des  six  Premiers  sii'cley,  IJruxelles  1732,  5,  157).  Die  griechische 
Kirdie  feiert  den  17.  Febmar  als  Tag  der  Passion  des  Xheodoms« 
die  rdmische  den  9·  November.  Gleonieos  dagegen  wird  am  8. 
März  und  am  22.  Mai  verehrt  und  zwar  in  Gemeinschaft  mit  dem 
derselben  Märtyrergruppe  angehörenden  S.  BasiliHcus.  Der  22. 
Mai  ist  das  Uauptfeet  und  unter  dem  letzteren  Namen  auch  von 
Baronias  anfgenommen  worden.  Dies  Datnm  ist  nnter  den  über- 
fieHertcn  das  einsdge,  welches  an  der  Biditangsaxe  unserer  Kirche 
stimmt.  Was  die  Differenz  von  gegen  2^  betrifft,  so  ist  hierauf 
kein  Gewicht  zu  legen,  weil  die  Messung  nur  in  annühernder  Weise 
von  aussen  angestellt  werden  konnte.    Da  mir  die  SpeciaUiteratur 


*  Durch  ein  Versehen  ist  bei  früherer  Gelegenheit  Rli.  Mus.  28, 
662  das  Fest^  welches  das  Diario  Romano  unter  dem  29.  Mai  S.  Teo- 
doro  e  oompagni  martiri  beilegt,  aaf  diese  Kirche  besogen  worden. 
Dasselbe  Ist  modernen  Ursprungs,  wie  aus  dem  Nachtrag  der  BoUan* 
dislen  an  diesem  Tage  hervorgeht 


588 


Ueber  Tempel-Ohentinuig. 


fdilt,  weise  ich  Nichte  über  die  Beliqiiieii  dieser  Kirche  m  sagen. 
Aus  ihr  mfleste  sieh  logldch  ergeben,  ob  CSleomens  etw»  bieriier 
transferirft  worden,  fiberhanpt  die  Einbürgerang  dee  fremden  Theo* 

dorus  sich  klarer  erkennen  lassen.  Die  Vermuthung,  das«  ein  ein- 
heimischer Märtyrer  des  Ν·  durch  ihn  verdrängt  worden«  liegt 
nemlich  nahe. 

11.  S.  Lorenso  in  Lndna  15β^. 

(Jgoniü,  Stationi  182  fg.  Beschreibung  Roms  3,  3.  318.  — 
Wir  können  uns  liier  kurz  fassen,  weil  keinerlei  Zweifel  obwaltet. 
Die  Kirche  wird  bei  dem  Concil  des  Symmachns  erwähnt  und  war 
nach  dem  Papstbach  von  Sixtus  III  (432 — 440)  erbaut:  ob  an 
der  Stelle  eines  heidnischen  Tempels,  ob  als  Neubau  eines  älteren 
Gotteshauses,  mag  dahin  gestellt  bleiben.  Von  mehrfachen  Er- 
nenerongen  abgesehen,  hat  die  Kirche  ihren  alten  Fiats  bewahrt. 
Der  Festtag  des  h.  Lanrentios,  dieses  vornehmsten  onter  allen  Mir- 
^rrem  des  Westens,  ist  der  10.  Angnst.  Dies  Datum,  das  Solstis 
auf  den  24.  Juni  gesetzt,  entspricht  einem  Azimnth  von  247".  Es 
versteht  sich  von  selber,  dass  die  Differenz  von  1^  oder  2 — 3  Ta- 
gen, die  sich  hierbei  onserer  Hessong  g^geoflber  eigiebt,  in  keiner 
Weise  ins  (Gewicht  ftUt.  Es  wäre  von  Interesse  so  wissen,  weldie 
Reliquien  ursprünglich  unter  dem  Hochaltar  lagen.  Ugonio  theilt 
nach  einer  Inschrift  von  1112  diejenigen  mit,  weiche  Paschalis  II 
hier  1)aig.  Der  gedachte  Papst,  heisst  es,  fand  in  der  Kirche  sei* 
ber  'parte  della  craticola  dove  fa  arrostito  S.  Lorenao  e  dne  am* 
polle  fino  al  mesao  del  sno  sangue  ripiene*  und  verlegte  diese 
Reliquien  gleichfalls  unter  den  von  ihm  neu  hergericbteten  Hoch- 
altar. Das  alte  Kirchenverzeichniss  bei  de  Rossi  1,  143,  welches 
dmelbe  der  ersten  Hälfte  des  siebenten  Jahrhunderts  inweist,  er- 
wähnt, dass  der  Rost  des  Heiligen  hier  bewahrt  wurde.  DieTra* 
dition  betont  mit  grosser  Bestimmtheit,  dass  der  Leib  des  Heiligen 
an  seiner  ursprünglichen  Grabstätte  in  S.  Lorenzo  fuori  sich  be- 
findet; merkwürdiger  Weise  ist  swar  die  letztere  Kirche  nicht  nach 
seinem  Festtag,  sondern  nach  demjenigen  der  h.  Q^aca  orieotirt 
(S.  898).  Indessen  hierjfttr  lässt  sich  eine  Erklärung  finden  nnd 
an  eine  in  der  Ueberlieferung  ganz  verschollene  Translation  zu 
denken,  darf  die  Orientirung  uns  nicht  bestinunen.  Wenn  auch 
der  Regel  nach  der  Ldb  des  Märtyrers  unter  dem  Hochaltar  mhte, 
nach  dessen  Oeburtstag  die  Hichtangslinie  gezogen  ward,  so  mochte 
die  fromme  Superstition  sich  auch  an  einem  Theil  desselben  genü- 
gen laeseu  (wie  denn  Fett  und  Blut  des  h.  Laurentius  in  den  rö- 
mischen Reliquienveraeichnissen  häufig  begegnet)  und  diesen  Theü 


Ueber  Xempel-Orieniinuig. 


689 


durch  mystieche  £igäiiziiog  dem  Gamen  gleioli  achteo.  Da  es 
nicht  in  unserem  Vermögen  Uegt  die  Geheimlehre  TÖllig  zu  er- 
gründeu,  so  wollen  wir  mn  auf  diese  Andeutung  beschränken. 

12.  S.  Lorenzo  in  Pane  ο  Ferna  18". 

Ugonio,  Staüoni  74  fg.  Bescbreibung  Home  3,  2.  348.  — 
.  Wir  reihen  eine  andere  alte  Kirche  des  Namens  an,  angeblich  an 
der  Stelle  errichtet,  wo  der  Heilige  gemartert  wurde.  Ihre  Grün- 
dung wird  nicht  überliefert;  dass  sie  hoch  liinauireicht,  beweist  ihre 
iirwähnung  aus  karolingiscber  Zeit  beim  Anonymus  von  Kiueiedeln. 
Unter  dem  Hochaltar  mhen  Grispinas  und  GrispinianvSi  die  ans 
Born  gebürtig  in  der  IKodetianischen  Verfolgung  za  Soissons  den 
Märtyrertod  starben.  Wann  ihre  Translation  in  die  Heimat  statt 
hatte,  ünde  ich  nicht  angegeben.  Wilhelm  von  Malmesbury  (d.  h. 
eine  Quelle  aus  der  aweiten  Hälfte  des  siebenten  JahrhundertSi 
de  Roesi,  Borna  sott.  1,  146)  erwAhnt  sie  unter  den  Stadtheiligen. 
Ihr  Festtag  fällt  den  26.  October  und  nach  diesem  Tage,  scheint 
es,  ist  unsere  Kirche  orientirt.  Was  die  Abweichung  von  3^  be- 
triffty  so  muss  ich  bemerken,  dass  die  MessQDg  an  der  Aussen* 
wand  angestellt  wurde,  also  nicht  auf  grosse  Genauigkeit  Anspruch 
madien  kann. 

13.  S.  Saba  15372«. 

Beschreibung  Roms  3,  1.  425.  —  Die  Kirche  ist  sehr  alt.  Das 
Fest  des  Titelheiligen,  welcher  aus  Gappadoden  stammend  532  (?) 
ab  Abt  in  Palaestina  starb,  i&llt  auf  den  5.  Deoember.  Da  der^ 
selbe  nicht  hier  ruht,  so  begreift  man,  dass  die  Aze  nicht  nach 
jenem  Datum  gerichtet  ist.  Dies  giiechische  Kloster  führt  aber 
auch  den  Namen  des  h.  Andreas  und  hier  soll  die  h.  Silvia,  Gre- 
gm  des  Grossen  Mutter,  gewohnt  haben:  die  Gemeinsamkeit  der 
Traditionen  kommt  an  der  UebersinatlmmuDg  in  der  Lage  mit  der 
folgenden  Kirche  hinzu. 

14.  S.  Gregorio  15372«. 

Beschreibang  Roms  3,  1.  482.  —  Gregor  der  Grosse  anrich- 
tete in  seinem  Hanse  ein  dem  h.  Andreas  geweihtes  Kloster,  dessen 

Stelle  die  jetzige  Kirche  Liiiiiclimeu  soll.  Wann  dieselbe  erbaut 
worden,  ist  nicht  bekannt.  Für  ilir  hohes  Alter  spricht  die  später 
TOp6nte  Lage  nach  Nordwesten.  Auf  den  Natalie  des  Titelheiügon, 
der  in  S.  Peter  ruht,  nimmt  die  Axe  keine  Bftcksioht.  Ob  ans  den 
Beüqnleo  dieser  sowie  der  ^rangehenden  ffirehe  AnfiMshluss  an 
gewinnen  sei,  muss  die  Fortführung  der  Forschung  lehren.  In 
jedem  Falle  darf  man  aus  der  Uebereinstimmung  der  Axen  einen 
Beweis  üBr  unsere  Theorie  entnehmen. 


uiyui^Cü  by  GoOgle 


890 


Udbor  Teropel-Orienturttng. 


15.  S.  Maria  Egisiaoa  162«· 

Beechreibiing  Roms  3,  1.  848.   Gregoroviiu  0«cb.  d.  8i 

R.  3,  583.  7,  715.  Rhein.  Mos.  28,  546.  —  Der  Tempel  warf 
im  neuuten  Jahrhundort  in  eine  Kirche  verwandelt ;  die  Feste  der 
jeteigeD  Titellieiligen  haben  auf  die  Lage  keinen  Bezog.  Dieselbe 
soheint  aber  erat  im  15.  Jahrbundert  ab  Sobatapatroniii  der  in 
dieeer  Oegend  wohnhaften  öffentlloben  Dirnen  in  den  Besitz  ge- 
langt zu  sein.  Ursprünglich  unter  Joliann  VIII  (H72  — 882)  ward 
die  Kirche  der  Madonna  geweiht  und  hierzu  stimmt  die  Lage  sehr 
gnt  (s.  N.  55). 

16.  S.  Maria  ad  Martjree  176^. 

Beschreibung  Roms  3,  3.  339.  Rhein.  Mus.  28,  549.  — 
Das  Pantheon  ward  von  Bonifoz  IV  am  13.  Mai  608  oder  610 
der  Jungfrau  und  allen  Heiligen  geweiht.  Mag  nun  auch  die  erstere 
an  die  Stelle  der  hier  früher  verehrten  Venus  (Templom  225)  g»> 
treten  sein,  so  liegt  doch  eine  Beeiehung  der  obriBttichen  Festtage 
zu  der  Richtuug  der  Axe  nicht  direct  nachweisbar  vor  (vgl. 
M.  54.  56). 

II.   Märty r erkirchti u  mit  Ost-  und  Westlage. 

17.  S.  Cecilia  in  Trastevero  297 

UgoniO}  btationi  128  fg.  Beschreibung  Ruins  3,  3.  638.  De 
Rossi,  Roma  sotteranea  2,  1 47-— 155.  —  lob  gebe  nunmehr  η 
deigenigen  Märtyrerkircben  über,  deren  Lingenaxe  snm  SiHmenaitf- 
gang  in  Relation  steht  und  beginne  mit  einem  Falle,  welcher  eine 
ausserordentliche  Boweibkraft  für  die  Theorie  in  sich  trägt.  Die 
Kirche  soll  aus  dem  Wohnhaus  der  Heiligen  hergestelit  asin  nnd 
erscbeint  bereite  bei  den  Unterschriften  auf  dem  Gonoil  des  8ym- 
macbns.  Pascbalis  I  (817 — 824)  nntemabm  einen  im  Wesentliobea 
noch  jetzt  erhaltenen  Neubau  und  übertrug  den  Leichnam  aus  den 
Katakomben  unter  den  Hochaltar,  wie  jedem  Besucher  Roms  durch 
Maderno^s  rührendes  Marmorbild  im  Gedäobtniss  bleiben  wird.  Der 
Gaeoilientag  ist  der  22.  November;  auf  ihn  verlegen  die  gewöhn* 
liehen  Kalender  die  Passion  tler  jungfräulichen  Heldin.  Zu  diesem 
Datum  stimmt  die  Orientirung  der  Kirche  ganz  genau.  Hierin 
erkennen  wur  den  Grund,  weshalb  das  wahre  Datom  verdrängt 
worden  ist ;  denn  die  biflamlische  Geburt  der  Caedlia  iHUt,  wie 
de  Rossi  an  der  Hand  älterer  Kaiendarien  nachweisen  will,  nicht 
auf  den  22.  November,  souderu  auf  den  16.  September.  Er  und 
schon  Andere  vor  ihm  haben  die  Difliarens  so  erklärti  daas  jensi 


I 


I 


uiyiu^CQ  by  GoOgle 


Ueber  Tempel-Orie&tinmg. 


891 


dag  Datum  der  Kirchweihe  darstelle :  gewiss  richtig,  und  zwar  gilt 
nieht  erat  fär  den  Neabau  des  Pasehalie,  Mmdom  bereite  Ar 
die  alte  Käralie,  wie  unter  Anderem  ans  Anaetaiiiie  im  Leben  dee 

Vigilios  (540)  erhellt.  Unter  allen  UmstäiKlen  mussteu  triftige 
Gründe  vorhanden  sein  um  einen  so  theuereu  Gedenktag,  wie  den 
an  die  Passion  der  h.  Caecilift  am  mehr  als  zwei  Monate  zu  ver- 
legen, triftig  vor  allenif  wenn  man  bedenkt»  mit  weksh  aoedaiieni- 
der  Pietftt  die  Kirche  ihre  jeirt  so  oftmale  beziehnngaloe  gewordenen 
Monatsdaten  aus  dem  4.  Jahrhundert  bis  auf  die  Gegenwart  herab 
bewahrt  hat.  Man  wird  es  schwerlich  einen  Zufall  nennen  wollen, 
dass  am  22.  November  die  ersten  Strahlen  der  anfgehenden  Sonne 
dareh  die  geöffiieten  Thflrea  auf  die  Gmft  der  Heiligen  fiaUeo 
Inanten,  im  Sinnbild  ihre  Qebnrt  en  neuem  Leben  m  künden. 
18.   S.  Pietro  in  Vincuii 

Ugonio,  Station!  49  fg.  Beschreibung  Horns  3,  2.  229.  Reu- 
mont,  Geschichte  der  Stadt  Rom  1,  768.  —  Die  Kirohe  von  der 
Keiserin  Eodozia  und  Papet  Leo  I  (440--462)  erbaut,  bei  dem 
Goneil  Ghregors  des  Groeaen  595  unter  den  Pfarrkirehen  erwähnt, 
iat  am  1.  August  geweiht  und  auf  diesen  Tag  ein  llauptfest  der 
abendländischen  Christenheit.  Petri  Kettenfeier,  tixirt  worden.  Die 
Griechen  üeieni  daeeelbe  am  16.  Januar.  In  der  That  war  für  Rom 
daa  Datum  gegeben:  wie  u.  A.  die  MirabiUen  45^49  ed.  Parthej 
in  behaglicher  Breite  erafthlen,  galt  ee  dae  heidnieche  Feet  der  Ka- 
ienden des  August,  das  zu  Ehren  des  grossen  Kaisers  und  seines 
Sieges  über  Aegypten  gefeiert  ward,  zu  verdrängen.  Wenn  nun 
der  Orientiruiig  eine  wirkliche  praktieohe  Bedeutung  im  Cnltua  au^ 
kam,  so  mnaa  die  Aze  dee  Qebäudee  —  eie  ist  seitdem  niöht  Yer- 
ledert  worden  —  en  jenem  Datum  stimmen.  Das  Aaimuth  des 
Aufgangs,  vom  24.  Juni  an  gerechnet,  ist  um  2'^  grösser  als  meine 
Messung.  Worin  die  Abweichung  ihren  Grund  hat,  ob  etwa  in 
der  Verschiebung  des  iulianischen  Kalenders,  bleibt  genauerer  Unter- 
soohmg  überlassen.  Aber  wenn  der  Aufgangsbogen  su  Born  volle 
66*  beträgt,  so  ist  es  doch  gewiss  nicht  sufUllig,  dass  Axe  und 
Datum  hier  bis  auf  2*^  stimm(  ii.  —  Ich  habe  oben  S.  388  als 
Grundsatz  angenommen,  dass  unter  dem  Hochaltar  wirklich  der 
Leib  des  Heiligen  lag,  nach  dessen  Fest  man  die  Kirohe  orientirte. 
Fttr  sdohsn  Grundsata  liegt  hier  ein  eigenthttmlicher  Anhalt  vor. 
Denn  Bwar  denkt  und  redet  man  gemeiniglieh  als  kostbarstem  Be- 
sitz der  Kirche  nur  von  den  Ketten  Petri :  so  schon  das  Kirchen- 
verzeichniss  bei  de  Kossi  1,  143.  Indessen  ruhen  unter  dem  Hoch- 
elter  die  sieben  Makkabaer,  die  aus  Antiochia  transferirt  und  in 


892 


lieber  Tempel-Orientirung. 


alter  Zeit  hoch  angeeehen  waren.  Ihr  Festtag  ist  mit  der  Kirchen- 
wtthe  ideotiech:  eine  Predigt  des  £rbaaer8|  Leo*s  des  Orossen, 
[opp.  1,  450  e^  BaUerini  Venet.  1753,  wenn  sie  anders  wirk- 
lich vou  ihm  herrührt]  gedenkt  beider,  ohue  die  Kotten  zu  er- 
wähnen. * 

19.  S.  Agoese  faori  12078. 

Beschreibung  Borns  9,  2.  445.  —  Diese  alterthflmlidie  Kirehe 

wird  νυη  Anastasius  auf  Constantin  zurückgeführt  und  gehört  sicher 
dem  vierten  Jahrhundert  an.  Als  Festtag  der  unter  dem  Hoch- 
altar ruhenden  Heiligen  nennt  bereits  der  Kalender  von  354  den 
21·  Januar.  Zwischen  dem  AsSmnth  dieses  Tages,  das  Soletia  aaf 
den.  25.  Deoember  gesetzt,  und  meiner  Messung  findet  eine  Diffe- 
renz von  2**  statt.  In  der  Nähe  der  Solstitien  hört  die  genauere 
Bestinnuung  auf  und  es  wiire  selbst  möglich,  dass  die  vorliegende 
gleich  anderen  Kirchen  einÜBboh  nach  Weihnachten  orientirt  wire. 

20.  S.  Anastasia  125». 

Ugonio  Station!  60  fg.  Beschreibung  Roms  3,  1.  371.  — 
Die  Heilige  erlitt  unter  Diucletian  am  25.  December  den  Märtyrer- 
tod und  nach  der  Legende  ward  über  dem  ursprünglichen  Grabe 
die  Kirche  errichtet.  Ihr  Erbauer  ist  nidit  bekannt,  aber  sie  kommt 
bereite  auf  dem  Oonoil  des  Symmachus  unter  den  Pfarrkirchen  m. 
Ugonio,  der  ein  Ueliiiuienverzeichuiss  offenbar  späteren  Ursprung» 
giebt,  erwähnt  den  Leichnam  der  Heiligen  auffallender  Weise  gar 
nicht.  Derselbe  ruht  unter  dem  Hochaltar.  Die  Aze  Hegt  ca.  3^ 
südlich  vom  Azimuth  des  Festtages;  südliehe  Abwmohnng  kommt 
bei  vielen  der  am  Wintersolstiz  orientirten  Kirchen  vor  (N.  69. 
70.  73  —  7()  ).  Im  üebrigen  ist  daran  zu  erinnern,  dass  die  iüch- 
tung  durch  den  Circus  maximus,  an  den  die  Umfassuiigsmaueni 
sieh  anlehnen,  bereits  vorgeseiobnet  war. 

21.  S.  Bartolomeo  121<>. 

Ik'sclii eiljuiig  Rums  3,  '0.  567.  —  Es  ist  früher  in  dieser 
Zeitschrift  28,  547  als  wahrscheinlich  hingestellt  worden,  dase  die 
gedachte  Kirche  den  Platz  des  Aesculaptempels  einnimmt.  Sie  waid 
von  Kaiser  Otto  III  1001  erbaut.  Es  wäre  von  Interesse  su  wis* 
sen,  welche  Reliquien  unter  dem  Hochaltar  dieselbe  von  vornherein 
barg.  Später  soll  dio  Leiche  des  Apostels  Bartholomäus  oder  des 
h.  Taulinus  von  Nola  herbeigesohafft  sein;  auf  beide  macht  das 
Diario  Bomano  Anspruch  und  feiert  sie  am  25.  August  nod  22. 
Juni.  Dagegen  bemerkt  dasselbe  zum  80.  Deeember:  's.  SaUno 
vescovo  ed  Ksupeiauzio  vliacono  martiri,  in  s.  Bartolotneo  all'  Isola 
riposano  i  corpi\    Die  genannten  Märtyrei*  werden  von  den  Ka* 


uiyiu^Cü  by  GoOgle 


Ueber  Tempel-Orieutiruug. 


393 


ieodem  nach  Spoleto  gesetzt  und  auch  Baroniue  erwähnt  τοη  einer 
Tnuuktion  nach  Born  sichte.  Haben  dieeelben  von  Anfang  an  in 
der  Confeanon  geruht,  so  wäre  die  Annahme  geboten,  dtam  man 
die  LebereinstimmuDg  der  Richtiiugsliiiie  mit  dem  Aufgang  am 
Geburtstag  absichtlich  gesucht  hätte.  Eine  Bestätigung  könnte 
man  in  dem  Umstände  finden,  daee  dae  alte  Tabernakel  laut  In* 
lehrift  am  29.  Deoember  1284  errichtet  war.  Indessen  ist  dies 
alles  höchst  unsicher  und  die  Kirclie  kann  einfach  in  die  zahlreiche 
Ciasee  derjenigen  gehören,  wclclie  nach  dem  Wiutersolstiz  orieutirt 
sind.   Die  Abweichung  beträgt  nur 

22.  S.  Giovanni  CaUbita  299^ 

Beechreibung  Roms  3;  8.  666.  —  Ich  folge  den  Angaben  des 

Baiüuius,  welcher  zum  15,  Januar  schreibt:  *  Roniao  sancti  Joannis 
Caljbitae,  qui  aliquaindiu  in  augulo  domue  pateruae,  deinde  in 
iogniio  in  insula  Tiberina  ignotus  parentibus  habitavit,  a  quibue 
in  morte  agnitns,  clarus  miracnlis  in  eodem  loco  sepultns  est:  ubi 
}n';?it';i  in  eius  honorem  ecclesia  constructa  iiiit.'  Der  Heilige  hat 
unter  Kaiser  Theodosius  oder  Leo  gelebt;  uusero  Kirche  nennt 
denelbe  Gewährsmann  ^pervetust^  ac  nobilis  memoria'.  Dem  ent- 
spricht das  Diario  Romano  zu  diesem  Tage:  's.  Giovanni  Oalibita 
festa  alla  sna  obiesa  alP  isola  ovo  riposa  il  corpo*.  Die  Kirche 
kommt  im  5.  Jahrhundert  vor.  Ihre  Kichtungslinie  entspricht  dem 
Sonnenaufgang  des  i'esttages  genau.  Da  derselbe  in  der  Nähe 
des  Solstizes  liegt,  wird  man  freilich  kein  übermftssigee  Gewicht 
diesem  Zusammentreffen  beimessen  dürfen. 

23.  S.  Giovanni  a  Torta  Latiua  12H'\ 

Ugonio,  Stationi  293  fg.  Beschreibung  Roms  3,  1.  604.  — 
Das  jeiaige  Gebäude  ward  1190  geweiht,  reicht  aber  bedeutend 
höher  hinauf.  Die  Reliquien  beoiehen  sich  auf  den  Titelheiligen, 
den  Evangelisten  Johannes,  welcher  in  der  Nähe  am  6.  Mai  ge- 
martert wurde.  I)a  er  jedoch  hierdurch  nicht  den  Tod  fand,  so 
begreift  man,  dass  die  Kirche  nicht  nach  jenem  Datum,  das  übri- 
gens festlich  begangen  ist,  orieutirt  ward.  Vielmehr  fallt  der 
NataGs  des  Evangelisten  auf  den  27.  December  in  die  Nähe  der 
NMuterwende,  geiade  so  wie  derjenige  .von  Johannes  dem  i'äufer 
ad  die  Sommerwende  gelegt  ist.  Hierzu  stimmt  die  Kichtungs- 
Uoie  genau. 

24.  S.  demente  282^ 

Ugonio  Stationi  121  fg.  Beschreibung  Roms  3,  1.  577.  Revue 
archeol.  24,  67  fg.  —  Die  IVadition  lässt  diese  uralte  Kirche  vom 
UttÜgen  selber  in  seinem  Uause  errichtet  sein;  in  authentischer 


uiyui^Cü  by  GoOglc 


894 


Ueb«r  Tempel-Orientiraig. 


Weise  wird  ihrer  am  Ende  des  vierten  Jahrhunderts  gedacht.  Sie 
liegt  über  einem  Mithrasheiügthum,  von  welchem  in  dieser  Zeitr 
schriit  28,  540  die  Bede  war,  indem  wir  sdne  Axe  auf  die  im 
Kalender  unter  19. — ^22.  October  angemerkten  lodi  Solia  beaogeiL 
Die  Bnseole  Iftest  kdnerld  Bifferena  in  den  Riohtnngalinien  der 
heutigen,  der  alten  Kirche  und  des  Mithraeuma  erkennen:  wie  ee 
auch  nicht  füglich  möglich  wäre,  da  eines  auf  und  über  dem  an- 
deren errichtet  iat.  Wenn  irgendwo  mnee  über  dieaem  Heiligthn 
der  Sonne  der  Tag,  an  welohon  die  ersten  Strahlen  dordi  die  ge- 
üft'neten  Thüren  den  Hochaltar  trafen,  von  der  neuen  Religion  eine 
höhere  Weihe  erhalten  haben  um  die  Superstition  zu  bauoeu.  Hif 
gende  freilich  ist  dieser  Nachweis  echwieriger.  £a  kann  nicht  meine 
Absicht  sein,  einen  Naohwets  führen  an  wollen,  bei  weldhem  die 
verwiokeltsten  Fragen  der  ftlteren  Kirchengesohichte  nur  Spraebe 
kommen  müssten;  aber  andererseits  glaube  ich  auf  einige  offen  zu 
Tage  liegenden  Thatsachen,  die  sich  bei  unserer  Betrachtangsweise 
darbieten,  hindeuten  au  dürfen. 

Der  Heilige  hat  hier  von  Anfang  an  nicbt  gerobt,  sondern 
ist  erst  im  neunten  Jahrhundert  durch  Nicolaus  1  aus  der  Krimni 
trausferirt  worden.  Als  Natalie  wird  der  23.  oder  24.  November 
angfigeben;  der  entere  wird  im  Abendland  gefeiert  Jedoch  ist 
dies  Datom  nicht  von  seiner  Passion,  sondern  von  seiner  Deposl- 
tion  zu  verstehen :  das  Papstbuch  sagt  ausdrücklich  '  sepultus  est 
in  üraecia  Ylll  Calendas  Decembris '  (nach  einer  andern  iiecensioo 
bei  Mnratori  XIX  KaL  Dec.  also  den  13.  November).  Nnn  aber 
▼ersteht  sieh  von  selber,  dass  der  Depositionstag  Ihres  andenwo 
bestatteten  Bischofs  für  die  alte  römische  Kirehe  keine  besonders 
Veranlassung  zur  Feier  abgab :  vielmehr  musste  dieselbe  von  Haust 
aus  den  wahren  Natalie,  d.  h.  den  Tag  der  Passion,  festlich  be- 
gehen. In  den  mir  vorliegenden  Quellen  finde  ich  den  letsteree 
vom  Depositionetage  nirgends  ansdrttcklioh  unterschieden.  Jedoeh 
auf  einem  Uiuweg,  so  scheint  es,  lässt  sich  ermitteln,  was  man 
alter  Zeit  zu  Horn  dafür  ansah.  Denn  selbstverständlich  kommt 
die  morgenländische  Tradition  hierbei  nicht  in  Frage.  Der  Papstr 
katalog  vom  J.  854  giebt  bekanntlich  die  Regierung  der  «in* 
seinen  Bischöfe  von  Petrus  ab  nicht  bloss  in  Jahren,  sondeni 
aucli  in  Monaten  und  Tagen  an.  Die  Ziffern  können  nicht  aus 
der  Luft  gegriffen  sein.  Wenn  die  Jahre  nur  aus  einem  ziem- 
lich unbeholfeneni  ich  möchte  sagen  niuven  Versuch,  die  Snco»- 
eion  der  römischen  Bischöfe  mit  den  anderweitig  bekannten 
Tiiatuacheu  der  Weltgeschichte  in  Einklang  zu  bringen  horvor- 


Ueber  Tempel-Orientiraigf. 


895 


gegangen  sind,  so  dürfen  die  Tagesdaten  eine  ungleich  höhere  Auc- 
torität  beanspruchen.  Denn  der  ganze  Festkalender  beruht  auf 
dem  Pnocip,  daae  die  Kirche  das  GedäohtniBS  ihrer  Märtyrer  hei- 
lig hftlt  und  jeden  an  dem  ihm  zukommenden  Tage  ehri.  Der 
liberiaDische  Katalog  giebt  erst  im  dritten  Jalirhundert  von  Anterus 
ab  die  Gediichtnisstage  ausdrücklich  an.  Es  leuchtet  ein,  dass  zur 
Abfassungszeit  desselben  anch  die  Martyrien  der  früheren  Päpste 
in  der  Liturgie  fizirt  gewesen  sind.  War  dies  der  Fall»  so  mnsste 
der  Redacfcor  auf  die  fest  gegebenen  Daten  Rücksicht  nehmen  und 
nach  ihnen  die  Monate  und  Tage  ansetzen;  wir  dürfen  seine  Ansätze 
daher  benutzen,  um  den  iiltebten  Festkalender  zu  reconstruircn. 
Der  Katalog  giebt  dem  Petrus  1  Monat  9  Tage,  setzt  den  Antritt 
•eines  rOmischen  Bisthums  mithin  19.  Mu:  dies  ist  der  Tag  der 
h.  Pkidentiana,  der  Titelheiligen  der  ältesten  von  Petrus  gegrfin-^ 
deteu  Kirche  zu  Rom.  Nach  den  weiteren  Ansätzen  würde  die 
Passion  von  Clemens,  je  nachdem  man  rechnet,  auf  den  21. — 23. 
Ociober  fallen,  d.  h.  dasjenige  Datum,  welches  der  Bichtungslinie 
unserer  Kirche  entspricht  Dies  kann  ein  Zufall  sein,  aher  auf 
gewagten  Voraussetzungen  scheint  diese  £rerterung  nicht  zu  ha- 
siren.  Was  die  späteren  lledactionen  des  Papstbuchs  betrifft,  so 
darf  ihren  Tagesziffern  keine  liturgische  Wichtigkeit  augeschrieben 
werden,  weil  bei  jedem  Papste  sein  Gedächtnisstag  ausdrücklich 
angegeiben  ist:  sie  und  vielmehr  unter  mfiglichst  engem  Ansehluss 
aa  die  ursprftnglichen  Zahlen  nach  der  n^uen  ausgleichenden  Chro- 
nologie umgerechnet. 

Zusatz. 

Man  wird  die  gegebene  Erklärung  für  die  Orientirung  τοη 
8.  (demente  als  ziemlich  befriedigend  anzusehen  geneigt  sein.  Der 
älteste  Kalender  enthält  aber  ausserdem  ein  hohes  Fest,  dessen 
Bezug  auf  unsere  Kirche  wahrscheinlich  erscheint,  das  natale  Petri 
de  cathedra  vom  22.  Februar.  Das  Datum  correspondirt  ungefähr 
mit  dem  oben  für  die  Passion  von  Papst  Clemens  gefundenen  und 
kann  trotz  der  Ahweiohang  (sie  beträgt^  das  Solstiz  auf  den  26· 
Deeember  gesetzt  —  3")  noch  immer  mit  der  Kichtungslinie  in  Ver- 
bindung gebracht  werden.  Eine  solche  anzunehmen,  empfehlen 
folgende  Umstünde.  Der  gemeine  Kalender  enthält  eine  doppelte 
Stuhlfeier  Petri :  eine  römische  vom  18.  Januar,  eine  antiochenisohe 
vom  22.  Februar.  De  Bossi  hat  nachgewiesen,  dass  auch  der  letztere 
Tag  in  den  älteren  Jahrhunderten  zu  Rom  gi'feiert  wurde  und  der 
aatiochenisohen  Kirche  oubekannt  war  (vgl.  Kraus,  Roma  üoit,  513). 


Ueber  Tempel-Oricntirung. 


Der  22.  Februar  war  das  alte  Todtenfest  der  CariBtia  oder  Cara 
cognatio  und  die  heidnische  Sitte  an  demselbea  den  Todten  Speiw- 
opfer  darsubriogeii  blieb  noch  lange  bestellen  (Baronios  vom  18· 
Jannar).   In  der  That  wenn  man  den  gesammten  Charakter  dieier 
Traditiuneii,  ihre  viellache  Gebundenheit  au  lokale  Verhältnisse  \m 
Auge  fasst,  dürfte  man  sich  nicht  darüber  wundern,  falls  noch 
mehr  Daten  für  die  Stnhlfeier  zu  Rom  bezengt  wären.  Der  h.  Cld- 
mens  galt  nach  alter  Anschaanng  als  von  Petma  eingeeetit:  «a 
Freeco  der  ünterldrche  aus  dem  11.  Jahrhundert  stellt  dar,  wie 
Clemens  νυη  den  Päpsten  Linus  und  Cletus  umgeben,  durch  deo 
Apostel  inthronisirt  wird.  Aber  weiter  erlangen  wir  auch  ans  deo 
Traditionen  dieser  Kirche  die  Anfklämog,  warum  die  Stnhlfeier  dn 
22.  Februar  von  dem  hieronymianischen  Kalender  anf  Antiodiit 
übertragen  wurde.  Unter  dem  Hochaltar  ruht  näralich  der  Dopp^^l- 
gänger  des  römischen  Clemens,  der  Bischof  Ignatius  von  Antiochien, 
gleich  jenem  von  Petrus  ordinirt  und  bald  als  dessen  unmittelbarer, 
bald  ab  zweiter  Nachfolger  angesehen.  Die  abendländische  Kircbe 
feiert  sein  Martyrium  zu  Rom  am  1.  Februar  und   seine  Transla- 
tion nach  Antiochien  am  17.  December.    Aber  über  die  Kückver* 
Setzung  an  seme  jetzige  Stätte  sind  die  Nachrichten  Terztommt: 
Ugonio  schreibt  *sotto  il  medesimo  altare  (neben  Clemeoz)  i  il 
corpo  di  S.  Ignatio  vescovo  e  martire,  postovi  per  quanto  si  dice 
dal  sopradetiü  Nicola  Ij'  Baronius  schreibt  *  de  tertia  autem  traus- 
latione,  quando  Romam  delatum  est,  nihil  mihi  hactenos  comper- 
tum  habetur*  und  denkt  an  das  Jahr  540;  endlich  in  dem  reiohflD 
Freskencyklus  der  Unterkirchcr  kommt  Ignatius  gar  nicht  vor.  Wir 
sind  ausser  Stande  die  einzelnen  Fäden,  die  auf  dem  rastlos  thä- 
tigen  Webstuhl  christlicher  Mythologie  verwoben  worden  sind,  χα 
Ideen.   Nur  Eins  ergiebt  sich  klar  nach  dem  Gesagten.   Wenn  sa 
diesem  Heiligthum  die  Erinnerung  an  die  beiden  Petmssoböler 
haftete,  so  imißsto  eine  doppolte  Stnhlfeier  Petri  hier  statt  habeo 
und  nachdem  Rom  einmal  sich  für  den  18.  Januar  endgültig  ent- 
schieden, wies  man  naturgemäss  daz  zweite  Datum  Antiochien 
zu.    Dagegen  die  Ansetzung  des  Clemenstags  auf  den  23.  Not. 
muss  aus  der  Fremde  den  Ghriechen  entiehnt  sein;  sie  findet  sieh, 
soweit  ich  sehe,  in  allen  Kalendern,  die  desselben  überhaupt 
gedenken. 

25.  S.  MarceUo  73«  lesp.  253<>. 

Ugonio  Stalioni  278  fg.   Beschreibung  Roms  3,  3.  183.  — 

Die  Tradition  läset  diese  Kirche  zu  Anfang  des  vierten  JahrhoQ* 
derts  von  i'apst  Marcellus  geweiht  sein;  ihr  Vorkommen  auf  dem 


uiyui^Cü  by  GoOgle 


Ueber  Tempel-Orientirung.  897 

Concil  des  Symmachus  weist  ihr  einen  Platz  unter  den  ältesten 
uns  bekannten  Pfarrkirchen  der  Stadt  an.  Ihre  heutige  Gestalt 
rührt  von  emem  Neubau  1619  her;  vordem  hatte  ne  gleich  den 
meiflten  altchrietliohen  Kirchen  die  mngekehrte  Lage  mit  OetCront. 
Daes  die  RiehtongeHoie  dnreh  den  Umban  alterirt  worden,  ist  nicht 
wahrscheinlich;  wir  nehmen  sie  deshalb  zu  25;»^'  an.  Unter  dem 
Hochaltar  ruht  der  Titelheilige;  sein  Natalie  wird  am  16.  Januar 
gefeiert»  Allein  über  diesen  Pftpet  herrscht  in  der  Ueberlieierong 
eine  dnrchgreifende  OonftiBion.  Auf  Marcellinns  folgt  Marcellus, 
beide  Mftrtyrer,  beide  an  der  Via  Salara  in  dem  Coemeterium  der 
Priscilla,  der  erstere  noch  dazu  von  einem  Presbyter  Marcellus  bei- 
gesetst.  Der  Chronograph  von  854  nennt  allerdings  beide  Päpste, 
aber  seine  Depositionenliste  enthält  allein  den  Tag  des  Marcellihas 
und  die  griechischen  Papstveneichnisee  fibergehen  den  Marcellus 
gänzlich.  Der  Chronograph  nennt  als  Festtag  des  Marcellinus  aus- 
drücklich den  16.  Januar;  hier  durch  Conjectur  eine  Uehereinstim- 
mong  mit  dem  hieronymianischeo  Kalender  herstellen  wollen,  er- 
schemt  der  kritischen  Sachliige  g^enilber  ein  ftosserst  gewagtes 
Yerfiüiren.  Wie  die  chronologischen  Schwierigkeiten  mit  der  8edia- 
yacanz  und  den  Oberlieferten  Regierungsaeiten  der  beiden*  Päpste 
zu  lösen  sind,  kann  hier  nicht  untersucht  werden.  Die  Verwechs- 
lung beider  setzt  sich  noch  in  dem  Cultus  der  Katakomben  fort. 
In  den  alten  Beschreibungen  derselben  wird  im  Coemeterium  der* 
Prisdila  wohl  Marcellus,  mcht  aber  sein  Vorgänger  erwähnt  * ;  man 
weiss  auch  gar  nicht,  wo  dessen  lieih  vorblieben  ist:  denn  zwar 
lagst  das  Diario  Romano  zum  26.  April  ihn  in  S.  Peter  ruhen, 
aber  Ugonio  103  führt  ihn  unter  den  dort  bestatteten  Päpsten  nicht 
a«£  Man  begreift  vollkommen,  wie  das  Andenken  an  Papst  Mar- 
ceDinne,  der  in  einer  sdiwaohen  Stunde  den  Heidengdttem  opferte, 
meht  besonders  hoch  gehalten  wurde,  wie  sein  Festtag  auf  den 
Nachfolger  übertragen  werden  konnte.  Durch  die  Auctorität  der 
ältesten  Quelle,  des  Liberianus,  steht  es  fest,  dass  der  16.  Januar 
ihm,  nicht  dem  Marcellus  geweiht  war.  Aber  welcher  Tag  bleibt 
denn  dem  letzteren?  der  einfachste  Ausweg  wird  sein,  eine  Uoese 
Verwechslnng  anzunehmen  und  den  26.  April,  den  Tag  des  Mar- 
ellinus,  auf  Marcellus  zu  übertragen.  In  der  That  giebt  dies  Da- 
tum mit  einer  unerheblichen  Differenz  die  der  Axe  unserer  Kirche 
enl^rechende  Sonnenlänge.    Der  Grund  der  Vertanschung  iSast 


'  In  der  Tabelle  bei  de  Rossi  Rom.  sott.  1,  176  kommt  Marcellus 
epiioopue  in  4  Yerzeichmeeen  vor,  einmal  N.  IV  auch  S.  Marcellinas. 


898 


Ueber  Tenpet-OrieBÜnug. 


sich  auch  noch  erkennen :  von  den  beiden  Tagen,  die  in  den  Kata- 
komben gefeiert  wurden,  ruhte  auf  dem  IG.  Januar  eine  ungleich 
höhere  Weihe;  denn  er  gilt  zugleich  der  h.  Prisciila,  der  Grün- 
derin  des  Ooeneleriaiiu.  Dagegen  der  26.  April  wmt  bemta  d» 
Papit  Oletiu  sugetheilt;  hier  konnte  der  bneafertigc  MareelUnos  in 
unecheiubarer  Weise  untergebracht  werden.  —  Die  älteren  Topo- 
graphen Biondo,  Fauno  u.  a.  wolleu,  (lass  die  Kirche  die  Stelle 
cinee  leisiempelfl  einnimmt.  £s  wäre  recht  wohl  denkbar,  daas  sie 
«18  einem  a^gyptiaehen  HeiügÜiom  hergeatellt  ist;  denn  der  Ka- 
lender der  apftteren  Kaieeraeii  ▼emdehnei  unter  dem  26.  Apiil  ein 
Serapisfest.  Auch  die  wundci  liclic  Legende,  dasa  Maxentiue  die 
Marceiluskirche  zum  Stall  und  den  Papst  zum  Stallknecht  macht, 
mag  auf  einen  derartigen  Uraprung  hindeuten. 

26.  S.  Lorenao  foori  252 Vt®         75  Vt^ 

Ugonio,  Stationi  140  fg.  Beaehreibnng  Roma  3,  8.  312.  — 
Die  jetzi^fe  Kiiclic  peliört  zwei  total  verschitHitnen   Epochen  an: 
die  Vorderkirche  rührt  von  (Hadrian  I  772 — 9Γι  ader)  Honcrius  Iii 
(1216 — 23)  her,  differirt  in  der  Riehtungalinie  nm  yolie  3^  nad 
hat  Westfront;  die  alte  Kirehe,  bei  dieaem  Anbau  in  den  Chor 
▼erwandelt,  hatte  der  liturgischen  Vorschrift  gemäss  den  Eingang 
an  der  Ostseite,   llire  Gründung  wird  uui  Kaiser  Constantin  zurück 
geführt:  sie  ward  vou  Sixtus  III  (432 — 410)  und   Pelagius  II 
(578 — 590)  umgebaut;  auf  die  Einaelheiten  der  aehwierigeD  Baa- 
geaehichte  können  wir  nicht  näher  eingehen.  Die  Oonfeaaioa  luigt 
den  h.  Laurentius  und  den  Protomartyr  Stephanus,  beide  in  deai- 
sellien  Sarge.    Der  Natnlin  des  ersteren   ist  der  10,   August,  die 
Translation  dos  letzteren  wird  am  7.  Mai  gefeiert.    Beide  Tage 
haben  die  gleiche  Sonnenlänge:  wenn  ihre  Strahlen  lum  ernten  Mal 
im  Frühling  auf  daa  Grab  fallen,  gedankt  man  dea  ersten  Mär^ 
*  rers  aus  dem  Morgenland,  wenn  sie  das  sweite  Mal  im  Sommer 
auf  (las  firab  fallen,  wird  das  Gedächtniss  des  vornehmsten  l^lut- 
zeugen,  den  das  Abendland  besitzt,  erneuert.    Das  Azimuth  der 
anlgehenden  Sonne  beträgt  ;ί47^  die  Axe  der  fiirohe  liegt  5  V 
weiter  nach  Sfiden.   Bei  der  tiefen  Lage  des  Oebäudes  «rsdieiafc 
es  als  möglich,  dass  am  7.  Mai  und  10.  August  die  Strahlen  nicht 
der  aufgehenden  Sonne,  sondern  erst  nachdem  sie  sich  5^  über  den 
Horizout  erhoben,  den  Hochaltar  treffen  konnten.    Hierüber  kono- 
tan  nur  Beobaehtungen  an  Ort  und  Stelle  Qewiaaheit  geben,  tiäim 
solche  überhaupt  au  erlangen  ist   Allein  die  Biebtungslinie  daa 
Gebäudes  ist  überhaupt  ursprünglich  nicht  nach  dem  Tage  des 
h.  Laureutiuü  beatimmt  worden.  Gregor  der  Grosse  in  einem  Brief 


Ueber  Tempol-Orientimsg, 


399 


an  die  Gonstantia  (4,  30  ind.  12)  erzählt,  daes  der  I^eib  erst  von 
Pelagiiis  aaigeüandeii  ward;  offenbar  ako  iet  er  erst  durch  ihn  an 
Mino  jetsigo  Stelle  gelyracht  worden.  Demselben  Papst  eohreibt 
Biromoe  die  Translation  des  Stepbanns  an.  Die  Itinerarien  nnter- 
lobeiden  zwei  Kirchen:  in  der  einen  nimmt  Laurentius,  in  der  an- 
deren Cyriaca  die  erste  Stelle  ein.  Sie  reden  aach  von  einer  Trans- 
lation des  Heiligeii  Κ  Unter  solohen  Umständen  wird  die  Erscheinni^ 
meht  befremden,  daes  die  genaue  Orientimng  nicht  auf  einen  ein« 
nlaen  der  ^elen  hier  bestatteten  Ifftrtyrer,  sondern  anf  die 
Titeiheilij^  des  gesammten  Coemetoriiims,  die  h.  Cyriaca,  welche 
diesen  Katakomben  den  Namen  gegeben,  hinweist.  Ihr  Tag  ist 
der  21.  Angnst,  τοη  dem  Aximuth  des*  Aufgangs  weicht  die  Axe 
anr  Ilm  +  Vt^  Πιτ  Leib  soll  von  Sergins  Π  nach  8.  Haxtino 
•i  Monti  gebracht  sein  (Ugonio  257),  ibr  Name  ist  dem  Coeme- 
terium  verblieben.  Die  Cyriaca  ist  eine  jener  Heiligen,  welche  in 
der  altchristlicheu  Mythologie  eine  grosse  Rolle  gespielt  haben. 
Ob  sie  als  historisohe  Person  an  fiuMen,  darf  billig  beaweifelt  wer- 
dn.  Dass  sie  als  solche  von  der  Legende  angesehen  nnd  mit 
IiMuentins  iu  Verbindong  gebraeht  wird,  versteht  sich  von  selbst. 
27.  S.  Maria  in  Domnica  248». 

Ugonio  Stationi  115  fg.  Beschreibung  Roms  3,  1.  494.  — 
Wir  haben  einen  Kenbaa-  Paschfdis  I  (817 — 824)  yor  nns;  das 
l^pstbuch  meldet  p.  216  Α  *eecleeiam  S.  Dei  Genetrids  semperqne 
Virginis  Mariae  Dominae  nostrae,  qnae  appellatnr  Dominica,  oHm 
OODRtructam  et  iam  ruinae  proxiniam  solerti  vigilantia  anipliorcm 
melioremque  quam  ante  fuerat,  a  fundamentis  aedificans  renuvavit^ 
absidamqae  einsdem  eodesiae  musivo  mirifice  decoravit*.  Die  er- 
wihnten  Mosaiken,  anf  den  Gnltns  der  Jnngfran  beaOglich,  sind 
noch  vorhanden.  Im  Uebrigen  bietet  die  Kirche  viele  Räthsel  dar. 
Von  Reliquien  derselben  ist  zunächst  dem  Ugonio  gar  Nichts  be- 
kannnt  (seit  dem  vorigen  Jahrhundert  beündet  sich  S.  Balbioa  hier), 
in  dieser  Biohtang  also  kein  Aofschlnss  sa  gewinnen.  Der  alte 
Znsata  in  Domnica  hat  die  Erklärer  vielfach  beschftlligt:  wenn  man 

'  De  Uossi,  Roma  sott.  1,  178  III  '  et  in  altt  ra  ecclesia  sursum 
(d.  h.  über  der  Erde]  multi  raartyres  pausant.  ]irima  est  Cyriaca  sancta 
vidua  et  martyr.'  IV  '  prope  eandem  viani  ecclesia  est  S.  liaureutii 
maior,  in  qna  corpus  eins  primum  fuerat  hinnatum,  et  ibi  basilica  nova 
mirae  ptilchritudiiiia,  ubi  ipse  modo  requioscit'.  De  Rossi  1,  145  er- 
kl'Ärt  die  maior  für  einen  Hau  Sixtus  III  (182· — Ί·10),  die  nova  für  einen 
Bau  des  Pelagius:  was  allen  bisherigen  Aonabmen  widerspricht  und  in 
euer  apeflialschrift  bewiesen  werden  loU. 


400 


üeber  Tempel-Orientirung. 


ihn  gemeinhio  so  deutet,  dass  die  Station  liier  am  Sonntag  gewesen 
sei,  80  hält  es  schwer  in  der  Erklämog  aach  nur  einen  ertraglicbeD 
Shin  za  finden.  So  vid  ich  sehe,  gestattet  der  Sprad^gebraneh 
mir  an  dm  Orfinder  zn  denken,  wie  8.  LanreDiius  in  Lncina,  tu 
Damaso.  Nun  hat  aber  bereits  Ugonio  darauf  hingewiesen,  da?« 
Domnica  üebereetzung  von  Cyriaca  sei,  dass  in  der  L^ende  des 
h.  Lanrenthis  seine  Freondin  Cyriaca  auf  dem  CaeHus  wohnt^  \m 
in  ihrem  Hause  die  Christen  anfiiimmt  nnd  speist;  er  sohlieet 
*  chi  sa  anco  che  di  quella  casa  nou  fusse  fatto  chiesa  e  qnesU 
detta  prima  in  Ciriaca  e  poi  inDomiuica?*  Nach  Tlatner  ist  diese 
Kirche  die  älteste  Diaoonie,  oder  wen%stens  eine  der  ältesten;  die 
Wohnung  des  Archidiaeonus  stand  ihr  aar  Seite.  In  der  Thtt 
deutet  Alles  darauf  hin,  dass  an  dieser  Stätte  ursprünglich  Trsdi- 
lionen  vom  h.  Laurentius  hafteten,  welclie  durch  den  Neubau  de? 
Paschalis  verdrangt  worden  sind.  Von  Stephanus  III  (752  —  757) 
berichtet  das  Papstbnch  p.  167  Α  'restauravit  basilioam  S.  Lsn- 
rentü  super  S.  dementem  sitam  regione  tertia,  quae  a  dintnnit 
temporibus  dirut;i  nianebat*.  An  die  bekannten  Lorenzkirchen  sn 
denken  verbietet  die  gewühlte  Hczeichnnng,  auf  den  vorliegenden 
Ort  passt  sie  vortreCOich.  Die  unmittelbare  Nachbarschaft  foo 
8.  Stefano  empfiehlt  es  dergleichen,  hier  eine  alte  Lorenskirche 
anaunehmen.  Entscheidend  erscheint  die  Uebereinstiramung  der 
Lage  mit  S.  Lorenzo  in  Lucina,  welche  auf  den  Natalie  des  Hei- 
ligen am  10.  Ausist  hinweist.  Die  Nachrichten,  welche  das  Papst- 
buch über  den  Verfall  der  Basilica  unter  Stephan  und  Pasehsüi 
mittheilt,  ergftnaen  einander  in  erwfinsehter  Weise.  Dass  ans  dea 
S.  Laurentius  in  Domnica  eine  S.  Maria  in  Domnica  gewordfu. 
kann  bei  den  grossen  Wandlungen,  welche  die  alten  Kirchen  be- 
standen haben,  nicht  im  geringsten  aufiiallen.  Zudem  würde  der 
Annahme  Nichts  im  Wege  stehen,  dass  die  Madonna  sieh  in  doi 
Besitz  der  Kirche  mit  dem  Titelheiligen  schon  früher  getheilt  hatte, 
oder  auch  dass  die  Madonna  und  die  h.  Cyriaca  identisch  vdo 
Hause  aus  pfewesen  sind. 

28.  S.  Stefano  in  Via  Latina  285<». 

Reumont,  Arehivio  stor.  ital.  N.  S.  7,  176  (1858).  Den. 

Gesch.  d.  St.  Rom  1,  fi87.  815.  —  Die  Kirche,  deren  Grundfläche 
durch  die  Ausgrabungen  des  J.  18.57  aufgedockt  worden,  war  unter 
Leo  dem  Grossen  (440 — 461)  erbaut  und  dem  Protomar^  Sie- 
phanus  geweiht.   So  vermeldet  die  aufgefundene  metrische  Mi- 

cationsinechrift  und  erzählt  Anastasius.  Derselbe  "edenkt  noch 
einer  Herstellung  durch  Leo  III  (7Ü5— 816)  p.  2lUii  '  aarta  UcU 


Ueber  Tcmpel-OrientiruDg.  4G1 

basilicae  beati  Stephani  primi  martyris  constituta  via  Latina  mü' 
UaHo  terHo^  qoae  per  iniiita  iam  annonmi  cnrricDla  vetasUte  erant 
eonfeeU  et  mime  proziroa  noviter  reparavit*.   Die  InecHriit  einer 
Uer  gemachten  Stiftung  weist  einige  dreisAig  Jahr  weiter  in  dai 
Pontificat  Sergius  II  (844 — 847).   Alsdann  verschwindet  die  Kirche 
ganzlich  unseren  Blicken.   Sie  weist  ihrer  Anlage  nach  die  Eigen- 
tiiiailiehkeit  auf,  über  einem  beeonderen  Uetligthom  errichtet  an 
Mb.  Daiaelbe  befindet  eich  in  der  Mitte  des  Hanptachiffs  vor  der 
Tnbuna  und  enthält  zwei  Räume,  zu  denen  eine  Treppe  hinabführt. 
Offenbar  bargen  diese  Räume  Märtyrerleichen,  denen  roan  entweder 
bereite  vor  dem  leoniniechen  Bau  eine  Capelle  geweiht  hatte^  oder 
die  bei  dem  Bau  hierher  geeohafft  worden.  Daraos  geht  soniehst 
hcTfor,  daas  man  nicht  etwa  nach  einem  Feettag  dee  h.  Stephan 
mieheo  darf,  um  aus  ihm  die  Orientirung  zu  erklären.   Der  Name 
desselben  wurde  überhaupt  gern  mit  den  Martyrien  des  Westens 
in  Verbindung  gebracht,  wie  η·  a.  die  damaeianiechen  Gedichte 
njren.    Der  Käme  aber  bestimmt  die  Riehtungslinie  einer  Kirche 
nicht  allein,  sondern  der  unter  dem  Hochaltar  ruhende  Mai  t^  rer.  Im 
vorliegenden  Falle  ist  dieselbe  gegeben  durch  die  Kapelle,  welche 
Lae  nur  Confeeeion  eeinee  Baaa  machte.   Welchen  Glaubenszengen 
diMdbe  geweiht  gewesen  sei,  darftber  verläert  ans  die  Konde  mit 
den  Yerstnmmen  jeder  directen  Traditon.    Jedoch  liest  eich  auf 
einem  Umweg  zu  einer  erträglichen  Losung  gelangen.    Wenn  man 
die  alten  Pilgerbücher  ans  dem  7.  und  8.  Jahrhundert  ansieht, 
denn  Angaben  de  Rossi  1,  180  topographisch  geordnet  snsammen- 
geilellt  hat,  so  mnse  der  Umstand  nnser  höchstee  Staanen  erregen, 
daes  dieser  grossen  sÄulenreichen  Kirche  (von  ca.  45m.  Länge  und 
22m.  fireite)  gar  nicht  gedacht  wird.  Statt  dessen  erwähnen  die- 
telbeii  mehrere  andere  Kirchen  und  swingen  geradezu  πα  der  An- 
nahme, daea  davon  eine  unter  Terftndertero  Namen  die  nnsere  dar* 
tteDe.   Eine  Notiz  des  Anastasius  im  Leben  Leoe  IV  (847 — 855) 
weist  uns  den  Weg  p.  236  Β  *praedictus  etiam  venerahilis  pontifex 
iecit  in  basilica  beati  Stephani  pontificis  via  Latina  milliario  tertio 
veslem*  aqs.  Hiermit  ist  offenbar  die  Angabe  der  Pilgerbücher  m 
fsrbinden,  dasa  *s.  Stephanns  j)apa  cum  toto  dero  sno  nnmero 
XXVili  (XIX)·  an  der  Via  Latina  ruht.    Do  Rossi  2,  82  führt 
aas,  dass  Papst  Stephan  seit  dem  Ende  des  sechsten  uder  siebenten 
Jahrhunderts  harcblieh  an  der  Via  Latina  verehrt  wurde.  Derselbe 
hsveist  aber  nieht  minder,  dass  Stephan  in  den  Callijctkatakomben 
sn  der  Appia  ruhte  und  dass  sein  angebliches  Martyrium  τοη  demje- 
nigen Sixtus'  II  irrthümlich  auf  ihn  übertragen  worden  ist  .  Den  auge- 


UxoL  t  PbUol.  M.  I*.  XXU. 


uiyiu^Cü  by  GoOglc 


4M  üeber  Tompel-Orientining. 

führten  ThatsacheD  gegenüber  ist  der  Schluss  anentrinnbar,  daas 
man  seit  dem  sechsten  oder  siebenten  Jahrhundert  aus  dem  'b. 
Stepbanna  prinme  martyr'  einen  'b.  Stepbanns  1  mar^r'  gaoaclii 
hat.  Auch  de  Rossi  erkennt  die  Identität  der  Kirchen  des  Ftofto- 
martyrs  and  des  Papstes  Stephan  am  dritten  Meilenstein  der  Isü* 
nischen  Strasse  an  und  fahrt  fort :  '  anzi  io  nutro  grandi  sospetti, 
che  anche  di  altri  errori  e  scambi  tra  il  protomartire  ed  il  paps 
Stefano  sia  stata  cagione  la  dedica  deila  basiüca  ad  onore  dd 
primo  eretta  dal  magno  Leone  per  le  pie  obblaiioni  delia  Terigioe 
Demetriade.  ma  non  voglio  entrare  in  qiiesto  labiriiito  ;  donde 
non  troveremo  via  da  uscire,  finche  alcuu  ηαυνο  documento  n<m 
ei  porgeri  ü  filo  oondnttore'.  Die  Pilger bücher  versetaen  des 
Papst  mit  sdnem  Gleras  in  die  Kirche  der  h.  Eugenia:  es  würde 
eine  eingehende  Untenaehnng  erfordern,  um  die  BesOge  dieses  Ksr 
mens  zu  der  uns  vorliegenden  Ruine  zu  erklären.  Auf  blosse  Ver- 
matbungen  verssichte  ich.  Dahingegen  ist  die  Frage  unabweisbar, 
ob  Ton  einem  aus  dieser  Omppe  von  Heiligen  der  Natalie  zu  der 
Ricbtungslinie  stimmt.  Nnn  wird  die  h.  Eugenia  am  25.  Deeesi* 
her,  Papst  Stephan,  von  dem  l)ei  der  Gründung  überhaupt  nicht 
die  Rede  sein  konnte,  am  2.  August  verehrt.  Es  bleibt  mitliio 
allein  der  Diakon  Nemesius  übrig:  derselbe  wird  namentlich  her- 
hervorgehoben  im  Salabniger  Itinerar  ΠΙ  ('eadem  via  a.  £agesii 
virgo  et  roartyr  in  enbienlo  ecelesiae  pansat,  et  in  altero  loeo  Εβν·· 
seus  inartyr')  und  von  Wilhelm  von  Malmesbury  fecclesia  besttf 
Eugeuiae,  in  qua  iacet  et  Claudia  mater  eius  et  Stephanug  papa 
cum  clero  sno  numero  XIX  et  Nemesius  diaconus').  Der  Kaieodsr 
aetet  den  ^natalis  beati  Nemeeii  diaooni  et  Lucillae  Virginia  filiae' 
auf  den  31.  October.  Das  Solstiz  auf  den  25.  December  gesetzt, 
entspricht  diesem  Datum  ein  Azimuth  von  287*\  Unserer  Messung 
gegenüber  ergiebt  eich  eine  Differena  von  2^,  die  nicht  gross  gsnog 
iat,  eine  Beaiehnog  ansansehlieesen.  Die  Pasnon  der  Heüigen  flDi 
auf  den  25.  August;  die  Gebeine  sollen  anerst  von  Pupet  Siephsa 
bestattet,  dann  von  Sixtus  III  an  der  Via  Appia  ])eige8etei  sein: 
von  der  letzten  Translation  sei  der  Natalis  zu  verstehen.  Der  Ναωό 
Lueina  oder  Lneilla  beeitet  bekanntlioh  in  den  ältesten  GeaehiditeB 
der  römischen  Kirche  nicht  die  Bedeutung  eines  Eigennamens. 
Welche  vornehme  Dame  hier  darunter  steckt,  wer  möchte  das  er- 
rathen?  Der  Name  kann  sehr  füglich  dazu  beigetragen  habeOf  (üe 
Traditionen  der  Calliztkatakomben  an  die  Laünische  Strasse  w 
heften.  Wie  gesagt»  nor  die  eingreifBodaten  UnterenohungiD  ver 
mischten  den  Knüael  an  entwirren,  wenn  er  enden  entwlffbar  iit 


uiyui^Cü  by  GoOglc 


lieber  Tempel-OneDtiniiig. 


40β 


Aber  die  alte  IBrcbe  hat  weder  a«f  gut  Glflek  flirea  Festkalender 

geordnet,  noch  die  Sonne  seitdem  ihren  Lauf  veiändei-t.  Wenn 
die  Ruine  an  der  Yia  Latiua  durch  ihre  Lage  auf  den  Gedenktag 
des  Nemeeiaa  hinweist,  so  sprieht  eine  hohe  Wahrscheinlichkeit 
dato,  dasB  er  einst  wirklich  in  der  Confession  derselben  beige- 
aslrt  war. 

29.  S.  Sebastiane  in  Via  Appia  235^. 

Bcfichreibnng  Roms  3,  1.  623.  De  Kossi,  Rom.  sott.  1,  240· 
Kraus«  Rom.  aott.  117.  461.  629.  Lipsius,  QiroD.  der  röm.  Bi- 
sebefe  60.  —  Eäne  der  sieben  Pilgerkirehen  Borns  war  dieselbe 
ursprünglich  mit  Nichten  dem  Heiligen  geweiht,  dessen  Namen  sie 
gemeinhin  trägt  und  dessen  Festtag  der  20.  Januar  ist:  dies  be- 
weist schon  der  Umstand,  dass  eeine  Gebeine  in  einer  Seitenoapelle, 
nicht  unter  dem  Hochaltar  ruhen.  In  der  That  wird  sie  aabh 
Bseilica  Apoetolomm  genannt,  s.  B.  im  Leben  Hadrians  I  p.  192  C 
eeelesiam  Apostolorum  foris  portam  Appiam  milliario  teitio  in  loco, 
qni  appellatur  Catacumbas,  ubi  corpus  beati  äebastiani  martvris 
eaa  alüa  qnieedt,  in  ruinis  praeventam  a  nofo  reetanravit'.  Hinter 
dem  Hochaltar  befindet  sieh  die  yon.  Damaaua  gesehmfickte  Oon- 
feseion,  in  der  einst,  nach  der  Tradition  vierzig  Jahre,  die  beiden 
Apostelfürsten  Petrus  und  Paulus  geruht  haben.  Ks  ist  nicht  un- 
tere Aufgabe  auf  die  verwickelten  kirchengesohichtlichen  Fragen, 
die  sieh  an  diese  Tradition  knüpfen«  einsngehen.  £s  genflgt  an 
ooostatiren,  dass  die  Richtnngslinie  dem  bereite  vom  Kal^der  dea 
Liberius  angegebenen  Depositionsdatum  des  29.  Juni  entspricht; 
die  Abweichung  beträgt  ca.  1V'2^- 

30.  8.  Vincenao  alle  Tre  Fontane  105  Vs®* 
Beaehreibnng  Roms  8,  1.  468.  Oregoroyins,  Oeeoh.  d.  Stadt 

Rom  2,  142.  —  Der  Bau  d  ieser  alterthümlichen  Basilica  wird  auf 
Honorius  I  (625-  638)  zurückgeführt j  das  Papstbuch  194  D  ge- 
denkt der  Wiederherstellung  nach  einer  Feuersbninst  dorch  Ha* 
<irian  I  (772—795).  AU  Festtag  der  hier  terehrten  Btiligm  Yin- 
eentias  ans  Spanien  und  Anastaeins  ans  Persien  (τοη  leteterem  ist 
BW  der  Kopf  nach  Rom  transierirt  worden)  galt  und  gilt  der  22. 
Januar:  welcher  Tag  mit  der  Orientirung  nichts  zu  thun  hat. 
Allein  die  Kalender  aetaen  anf  den  27.  October  einen  anderen  MAr« 
tpn  Tittoentins  ans  Spamen,  welcher  mit  dem  oben  genannten 
eicht  blos  gleichzeitig,  sondern  geradezu  identisch  zu  sein  scheint. 
Wir  brauchen  bei  dieser  Frage  nicht  zu  verweilen;  denn  in  drei 
Usadsohriften  des  Kalenders  (Acta  SS.  Juni  7,  6di.  682)  wird 
mdrikiklich  am  27.  October  vermerkt  *ipeo  die  inventio  aen 


404 


lieber  Tempel-Orieiiüniiig. 


iraaektio  eaneti  Yinooitii  Imtee  el  martyris*.  Offmbar  dm  Jtmk 

der  Kirch  weihe :  die  Differenz  zwiecheo  Sonnenläoge  und  Aza  kaaB 
mao  gleich  Null  setzen. 

31.  S.  Yincenzo  a  Trevi  106^. 

Beaofareibiuig  Roma  8,  3.  194.  —  IHaee  deoaelben  UaUifea 
wie  die  Torige  geweihte  Kirebe  finde  ich  snerat  in  dem  Kirdieii» 

verzeichniss  des  14.  Jahrhunderts  (abgedruckt  bei  Urlichs,  Codex 
topographicua,  171)  erwähnt.  Dass  sie  indessen  auf  ein  hohes 
Altar  Aeaprach  erheben  dari^  beweiat  die  UebereiiiatinimiiQg  ihrer 
Biohtnngaliiiie :  anglaiek  ein  merkwOrdlgea  Zaogniea  für  mnara 

Theorie  gewährend. 

32.  S.  Paolo  alle  Tre  Fontane  116». 

Beschreibung  Roms  3,  1.  460.  —  Die  Legende  Uaat  dai 
Haapt  dea  Apoatala  Paolna,  wie  ea  Tom  Rnmpfa  fiel,  drei  QprfSaigB 
tbnn  und  bei  jedem  derselbeD  eine  Qoelle  ans  dem  Boden  bervor" 

locken.  Ueber  den  drei  Quellen  ward  eine  Kirche  erbaut,  wann? 
ist  nicht  bekannt:  ihre  jetzige  Gestalt  datirt  von  1590.  Der  heu* 
tiga  Kalender  feiert  unter  dam  26.  Januar  die  Bekehrung  Paoli; 
allein  diea  Feat  hat  die  Stella  einaa  anderen  etngenonnnaD,  dar 
Translation  Pauli.  Die  Acta  SS.  Juni  7,  58  bemerken  '  vulgata 
apographa  llieronymiaiia  mira  conseneione  hoc  die  ainmiitiant :  üo- 
mae  iranalatio  Pauli  apostoli ;  neqne  alia  Pauli  üaetivitaa  in  ilüa 
oodioibua  memoratur**  Die  Orientinuig  unaarer  Kirche  kommt 
dieaem  Datum  eo  nahe,  daaa  die  Beziehung  nicht  von  der  Hand  an 
weisen  ist.  Die  paulinischen  Traditionen,  welche  sicli  an  die  Hei- 
ligthütuer  ad  aquas  Salvias  knüpften,  sind  später  verdunkelt  wor- 
den. Seit  dem  Anfang  dea  aiebenten  Jahrhunderte  wird  hier  ein 
aeitgentenecher  M&rtyrer,  der  Perser  Anastaaius,  erst  Uagier  dann 
Mönch,  dessen  Kopf  der  Kaiser  Heracliu«  sandte,  verehrt.  Mannig- 
fache Verwechelungen  scheinen  erfolgt  zu  sein:  a.  B.  erzählt  ßa- 
roniua  von  einem  wunderthätigen  Bild  deiaelben,  daa  aber  mark« 
wfirdigar  Wetae  den  Namen  dea  Apoatels  trägt  (p.  43  'aaaervatur 
hacteoue  religiöse  in  eadem  eeolesia,  licet  sacrae  imagini  ab  aliquo 
rei  ignaro  sit  inscriptum  nomen  Pauli  apostoli,  qui  eodem  in  loco 
oapite  truncatus  est  ).  Einen  anderen  spater  verdräqgtan  paulin^ 
aehan  Featag  haben  swei  Handschriften  unter  dem  25.  Fefamar 
Acta  88.  a.  0.  124  erhalten  *  Romae  tnventio  capitie  aaoeti  Panli 
apostoli':  die  Sonnenlänge  dieses  Datums  correspondirt  mit  dem 
oben  für  b.  Yincenzo  gefundenen  27.  October.  Dass  alle  genannten 
Feate  dar  von  Fieber  und  Verfall  heimgeanehten  Abtei  halb  var* 
achollan  aind,  wird  gawiia  mit  der  Anabildung  daa  uaivacaalea 


L^iyiii^cU  Ly  Google 


Ueber  Tempel^Mentinnig. 


405 


Cültüs  der  Apostel  eng  zusammen  hängen:  das  Haupt  des  Paulus 
wie  des  Petrus  befindet  sich  jetzt  im  Lateran  (die  IVauslation  wird 
am  16·  April  gefeiert)  die  Leiber  In  ihren  resp.  Kirchen,  neoh 
iMm  Annchaqnng  in  jeder  «eine  H&Ute. 

33.  S.  ürbano  in  Campo  Carleo  240 '/2^ 

loh  finde  dieee  Kirche  zuerst  in  dem  Kirohenverzeichniae  dee 
14.  Jahrhonderte  (Urtiche,  Cod.  top.  170,  vgl.  Gregoroyiue,  Geedh 
d.  St.  K.  7,  738)  erwÄhnt.  Das  höhere  Alter  wird,  wenn  mich 
mein  Gedächtnine  nicht  trügt,  durch  die  bauliche  Gestalt,  nament- 
lich das  vor  der  Kirche  liegende  Atrinm  erwiesen.  Die  Richtange- 
fiide  stimmt  sn  dem  Festtag  des  Tttelheiligen  genau,  mit  einer 
Abweichung  von  nur  72®·  unter  dem  25.  Mai  schreibt  nftmlich 
das  Diario  Romano  '  S.  Urbane  papa  martire,  lesta  alla  sua  chiesa 
ed  in  S.  Cecilia  0¥e  riposa  il  corpo'.  Der  Tag  steht  seit  Al- 
ttn  fest 

34.  S.  Michele  in  Borge  92». 

Heschreiboog  Roms  2,  1.  395.  —  Die  hochgelegene  alte  Kirche 
in  Sassin  wird  anf  Leo  IV  (847-^855)  snradigefBbrt  (ygL  Ba- 
nnuQs  snm  8.  Mai).  Der  Festtag  des  Eraengels,  von  dem  sie  den 
Nsmen  führt,  ist  der  29.  September  und  hierzu  stimmt  die  Orien- 
timog  genau. 

35.  SS.  Qnanuita  in  TraeteTere  94^ 

Ich  finde  die  Kirche  in  dorn  mehrfach  erwähnten  Verzeichniss 
aus  dem  14.  Jahrhaodert  (Urlichs  174)  zuerst  genannt.  £benda< 
selbst  sine  andere  denselben  geweihte  Kirche  8.  Quadraginta  de 
OslesrHe,  deren  Stelle  eeitdem  die  anter  Glemeos  XI  erbemte  8· 
Franessco  oder  delle  Stlmmate  eingenommen  hat  (Gregoroyins  7, 
711).  Die  Abweichung  der  Axen  kann  nicht  bedeutend  sein:  eine 
rohe  bioe  an  der  Facade  ausgeführte  Messung  der  letateren  ergab 
100".  Die  oben  nngeftthrte  genauere  Meeeung  ist  ungefilhr  2^ 
Ueiiier  als  das  Asimuth  des  Festtags,  wenn  man  das  Diario  Ro- 
mano zu  Grunde  legt,  welches  zum  U>.  Marz  bemerkt  *  SS.  Quaranta 
martiri,  festa  alla  loro  chiesa  ed  alle  btimmate':  sie  stimmt  aber 
ooeh  vollständiger,  da  nach  Baronins  und  den  alten  Kalendern  der 
NataUs  auf  den  14.  Mftn  iUlt. 

36.  SS.  Cosma  e  Damiano  in  Trastevere  89'\ 
Beschreibung  Roms  3,  3.  657«  —  Gegen  das  Jahr  1000  er- 

Wut;  Festtag  27.  September;  Messung  nur  ann&hemd;  überhaupt 
kami  einer  ungefUhr  nach  dem  Aequinootium  gerichteten  Kirefae 

keine  sonderliche  Beweiskraft  zugeschrieben  werden. 


uiyui^Cü  by  GoOglc 


406 


Ueber  T«iiipel-Oritatiraiig. 


37.  S.  CalHeto  in  Trastevere  276^ 

Beschreibung  Horns  3,  3,  677.  —  Die  Kirche  reicht  in  sehr 
frühe  Zeit  hinauf ^  am  so  mehr  muss  ich  bedauern,  nur  eiae  an- 
n&heriide  Meesnog  nach  der  Ämmmmad  beibringen  sn  kteneii: 
dieselbe  weicht  5^  von  dem  Azimoth  des  Festtags,  Ii.  Odober, 

ab  und  ist  für  diese  Untersuchung  zu  ungenau. 

38.  S.  Balbina  238^ 

Ugonio,  Station!  126  fg.  Beschreibung  Roms  3,  1.  426.  — 
Diese  altertbüroHche  Kirche  wird  snerst  als  Pfiurrei  unter  Gregor 

dem  Grossen  erwähnt.  Von  den  Reliquien  berichtet  Ugonio  *έ 
traditiono  antica  che  qui  siano  11  corpo  di  S.  Balbina  vergiue  e  il 
corpo  di  S.  Quirino  euo  padre.  si  dice  anco  esservi  cinque  altri 
corpi  di  Santi  incogniti'.  Der  gemeine  Kalender  setzt  den  Natalii 
des  b.  Quirinos  den  30.,  denjenigen  der  Balbina  den  31.  Hin. 
QuirinuH  ist  iiacli  Neuss  tiansferirt  und  wird  hier  am  30.  April 
gefeiert  (Acta  SS.  7,  244).  Der  31.  März  kann  nicht  der  eigent- 
liche Festtag  unseres  Ueiligthums  sein,  weicher  ▼ielmehr  in  des 
Juni  in  die  Nfthe  des  Sommersolstiz  weist.  Er  kann  aber  aneb 
nicht  anf  höchstes  Alter  Anspruch  machen,  da  er  noch  in  der  gre- 
gorianischen Liturgie  fehlt  (*  S.  Balbinae  statin,  diem  festum  non 
habet'  Fronto,  epistolae  et  dies,  eccles.,  Hamburg  1720,  p.  247). 
Uebrigens  ist  der  31.  März  auch  nicht  der  einzige  Ansatz:  es  fear 
det  sich  der  Ιβ.  Juni  im  Appendix  ad  Martyrologium  Adonis  (ed. 
Rosweyd  Antverp.  1613)  und  Wandelbert,  d'Acheiy  spie,  2,  49; 
desgleichen  mit  in  Baldinus  oder  Balbinus  corrumptirtem  Namen 
A.  SS.  6,  I.  II.  Das  letitere  Datum  kommt  der  Richtongslinii 
sehr  nahe:  man  wird  dasselbe  auf  die  Translation  oder  Kirebweibe, 
den  31.  März  dagegen  auf  den  in  den  Katakomben  gefeierten  Nsr 
talis  beziehen  können;  die  Uehereiostimmuug  ist  klar. 

39.  S.  Silvia  107». 

Beschreibung  Roms  3,  1.  485.  —  Diese  der  Mutter  Gregon 
des  Ghrossen  geweihte  Capelle  ist  in  ihrer  heutigen  Gestalt  im 

16.  Jahrhundert  errichtet;  dass  sie  nebst  den  beiden  anderen  OfSr 
torien  den  Platz  von  älteren  einnehmen,  deutet  ihre  auffallende  Lage 
an.  Die  h.  Silvia  finde  ich  bei  Baronius  und  den  BoUandisUa 
nicht  erwähnt.  Dagegen  bemerkt  das  Diario  Romano  zum  6.  No- 
vember *S.  Silvia  madre  di  S.  üregorio,  avvocata  contro  le  cos- 
vulsioni,  festa  ul  suo  uratorio  al  Münte  Cclio,  in  S.  M.  della  DivioA 
Pietä  ed  a  S.  Saba  giä  sna  caea\  Die  Ricbtungslinie  weicht  fon 
diesem  Datum  ca.  ab. 


Ueber  Tempel-OrientiniBg. 


40T 


40.  S.  Bibiana  110«. 

Beschreibung  Roms  3,  2.  331.  —  Im  Leben  von  Papst  Simplicius 
(467—476)  heiset  es  p.  121  C  '  dedicaTit  ...  et  aiiam  basüicam 
intra  urbem  iuzta  palatium  Liciniaimm  beatae  martyrie  Bibianae, 
obi  corpus  dos  reqiiietcit\  IHe  Heilige  xuhi  unter  dem  Hochaltar 
und  wird  am  2.  Deoember  gefeiert;  allein  das  Fest  gehört  nicht 
zu  deu  ältesten,  wie  die  Acta  SS.  Juni  7,  726  bezeugen  *  in  auti- 
quis  kalendariis  aut  sacramentariis  Eotnajua  uuiia  eins  memoria^ 
nec  apud  inartyrolognm  alium  extra  eeriem  noetram'.  Nach  ge- 
dachtem Tage  ist  die  Kirche  nicht  orienttrt.  IHee  kann  einen 
doppelten  Gmnd  haben :  einmal  hat  nfimlich  die  Heilige  in  diesem 
ihrem  Hause  schon  früher  Märtyrer  bestattet  (Michelc  de  Kossi, 
Rom.  sott.  1,  44);  dann  wurden  wie  es  scheint  deren  solche  später 
aus  den  Katakomben  hinüber  geführt  und  dadarch  die  im  Mittel- 
alter Yerbreitete  Ansieht  τοη  dem  hier  befindlichen  coemeterinm 
ad  Ursom  pileatnm  Tcranlasst.  Baronins  anm  10.  Febmar  erwähnt 
eine  derartige  Translation  der  decem  militee:  das  Datum  stimmt 
au  der  Lage. 

41.  S.  Trisca  6  6  »/2®. 

Ugonio,  Stationi  302  ig.  Beschr.  R.  3,  1.  422.  Es  waid 
Rh.  Mus.  28,  548  die  Vennuthnng  aa%eetellt|  dass  dieee  auf  an- 
tikem Unterbau  ruhende  Kirche  den  Plats  des  Dianatempels  ein- 
nimmt. Dagegen  muss  die  dort  ausgespiochcne  Behauptung,  als 
oh  dieselbe  vordem  die  umgekehrte  Lage  nach  0.  gehabt  hätte, 
berichtigt  werden:  nach  Ugonio  hatte  sie  allerdings  einen  aweitan 
Eingang  aaf  der  S.8eite,  aber  die  Front  scheint  nicht  verftndert 
worden  zu  sein.  Die  Kirche  kommt  unter  ihrem  jetzigen  Namen 
auf  dem  Concil  des  Symmachus  vor ;  später  wird  sie  auch  Aquilas  et 
Pnsca  genannt  und  als  Uans  dieser  in  den  paulinischen  Briefen  und  der 
Apostelgeschichte  erwähnten  Heiligen  gedeutet.  Alte  Traditionen  an 
Petrus  haften  gleichfalls  an  ihr:  der  Hauptaltar  soll  γοη  diesem  Apostel 
geweiht  sein.  Daraus  erklärt  sich  denn,  warum  der  Natalie  der 
Titelheiligen  18.  Jan.  mit  Petri  Stuhlfeier  zusammen  fällt.  Auf 
die  flichtungsaxe  hat  dieser  Tag  keinerlei  Bezugs  vielmehr  muss 
die  Kirohweihe  um  den  9.  Mai  oder  9.  Angnst  herom  &11οα.  Von 
den  Reliquien  ist  Nichts  bekannt  und  so  dürfen  wir  uns  nicht  wun- 
dern, wenn  auch  die  alten  Feste  dieser  Kirche  verschollen  sind. 

42.  S.  Crisogono  276®. 

Ugonio  SUtioni  279  fg.  Beschr.  B.  3,  3.  636.  —  Die  Kirche 
kommt  unter  den  Pforreiea  τοη  499  vor.  Der  Titelheilige  ward 
aqgablieh  am  24»  No?.  au  Aqolleia  gemartert,  sein  Leib  ruht  hier 


408 


Ueber  Tempel-OrientiroBg. 


niclit,  über  die  Reliquien  werden  wir  erat  im  12.  Jalirb.  unter- 
richtet. Unter  solchen  Umständen  läset  sich  das  Fest  der  Kirch- 
weihe, das  um  den  13.  März  oder  8.  October  herum  fallen  muae, 
ane  dem  Kalender  nicht  belogen.  Uebrigeoe  feiern  die  Griechen 
den  Heiligen  am  22.  Deoember  und  verlegen  seine  Paarim  naeh 
Kteomedia  oder  Nicaea.  Daa  Daiom  des  24.  Not.  widerapridit 
historischen  Thatsachen  (Tillemont,  hist.  eccl.  5,  318.  138).  Die 
UebereinstimmuDg  der  Lage  mit  den  beiden  folgenden  Kirchen  ver- 
dient Beachtung. 

48.  8.  GioTanni  e  Paolo  276^. 

ügonio  Stationi  23  fg.  Beschr.  R.  3,  1.  48β.  — -  Ale  titnloe 
Pammachii  auf  dem  Concil  des  Symmachus  erwähnt  und  wahr- 
soheinlicb  am  Ende  des  Tierten  Jahrhunderts  gestiftet ;  ihre  heutige 
Gestalt  geht  auf  das  awölfte  anr&ok.  £Me  Titslheiligen,  waloha 
nach  Ugonios  ausdiücklicher  Angabe  hier  nicht  bestattet  liegen, 
werden  am  26.  Juni  gefeiert.  Das  Fest  der  Kirchweihe  läest  sich 
aus  dem  Kalender  nicht  belegen. 

44.  SS.  Quattro  Coronati  275^ 

Ugonio  Stationi  214  fg.  Beschr.  R.  3,  1.  508.  —  Wird  an- 

erst  unter  den  Pfarreien  zu  Gregors  des  Grossen  Zeit  erwähnt  und 
hat  trotz  mancher  Aenderungen  eine  alterthümliche  Gestalt  bewahrt. 
Als  Fest  wird  der  8.  Noyember  gefeiett.  Auf  diesen  Tag  setst 
der  liberianiache  Kalender  die  eine  von  den  Mftrtyrergruppen,  die 
allhier  verehrt  werden,  die  zweite  dagegen  anf  den  7«  August 
Die  Kirchweihe  ist  nicht  mehr  zu  belegen. 

45.  S.  Agata  in  Subura  64^. 

Beschr.  Κ  8»  2.  392.  —  Im  5.  Jahrb.  als  arianische  Kiroha 
erbaut  und  von  Gregor  dem  Grossen  dem  katholischen  Gotteadtenst 

übergeben.  Der  Natalie  der  Titelheilicfen  fällt  den  5.  Februar. 
Die  Kirchweihti  vermag  ich  nicht  zu  belegen.  Es  verdient  Beach- 
tung, dass  die  Axe  mit  den  der  nftmlichen  Bpoche  angehörenden 
8.  Saba  und  8.  Gregorio  (8.  890)  übereinstimmt. 

46.  SS.  Quirico  e  Giulitta  255V2®  resp.  T.^Va^ 

Ugonio  Stationi  283  fg.  Beschr.  R.  3,  2.  237.  —  Die  Kirche 
ist  sehr  alt,  wenn  auch  bis  jetat  über  ihren  Ursprung  nichts  Nü* 
her  es  festgeatellt  worden.  .Sie  hatte  vordem  Cfront,  jetat  die  um- 
gekehrte Lage.  Gegenwftrtig  werden  der  dreljftfan'ge  Quiriens  und 
seine  Mutter  Julitta  aus  Tarsus  als  Patrone  geiasst  und  am  16. 
Juni  verehrt.  Dies  war  schwerlich  von  Hause  aus  der  Fall  (vgL 
Tillemont^  bist.  eccl.  6,  149):  in  den  Martjrologien  findet  aich  eine 
dnrehgehendeCooAuionBwieehen  Qjrriaeoa  Qniriacns  Quirieua;  anoh 


Ueber  Tempel- Orientinmg, 


409 


ist  die  Station  von  der  aufgehobeuen  Kirche  8·  C^yiiacus  ia  thermis 
dank  QulUu  IV.  hierher  übertragen  wordeii|  worene  hervorgeht^ 
diiB  Dui  noch  im  15.  Jahrhundert  die  beiderseitigen  TtteUieiltgen 
idenÜfietrte.  Der  Name  kommt  in  den  Martyrolo^en  h&nfig  tot 
und  besitzt  keine  individuelle  Bedeutung.  Es  verdient  alle  Beach- 
tung, daas  die  OrienUrung  mit  dem  Lateran  sowie  dem  vorderen 
Anbaa  tob  &  Lorenso  foori  genau  ttbereinetiromt.  Weiter  ent* 
ipriebt  ea,  daaa  nach  dem  Zengnias  Ugonioa  die  Tribnna  in  alter 
Mosaik  die  Patron«  der  letzteren  Kirche  S.  Lorenso  nnd  8.  Stefano 
aufweist.  Wir  dürfen  danach  beide  derselben  Cultusgruppe  zu- 
schreiben (S.  414).  Das  Reliquienveraeiobniee  Ugonios  scheint  jung; 
«  enthält  deren  von  S.  Lorensso,  anaaerdem  u.  a.  '  del  bracoio  di 
a  Qnirioo  e  8.  JnUtU*. 

47.  88.  Pietro  e  Marcellino  247» 

Ugonio  Stationi  144  ig.    Hesclir.  R.  3,  1.  576.  —  Diese  un- 
weit des  Laterans  gelegene  Kirche  soll  von  Constantin  gegründet 
ttin  and  wird  nnter  Gragof  dem  Groaaen  als  Pfarrei  genannt  Sie 
vttd  im  vongan  Jahrhundert  von  Grand  aus  nen  gebaat.  Daa 
Martyrologium  Romaamn  giebt  den  2.  Juni  als  Tag  der  Paaaton 
der  Titelheiligen  an  und  fügt  hinzu :  '  horuni   lorpora  in  crypta 
iuxta  S.  Tiburtium  sepulta  sunt*,    ihre  ursprüngliche  Rubestätte 
wm  deshalb  nach  dem  Matalis  des  Tiburtitts,  deib  11.  Anguet 
oriantirt  gewasen  ssin  oder  wenigstens  einer  Feier  desselben  den 
Sahaoplafts  abgegeben  haben.    Nnn  mag  es  ein  Zufall  sein,  dass 
die  Richtungsaxe  unserer  Kirche  diesem  Tage  entspricht;  aber  jedcn- 
talU  verdient  dieser  Umstand  bei  einer  Prüfung,   wie  es  sich  mit 
der  Entstehung  dieser  und  der  einst  bei  Tor  Pignattara  belegenen 
Kirehe  verhalte,  80fgftlt%  berücksichtigt  an  werden,   Zn  Gr^om 
des  Groaaen  Zeit  ward  der  Natalie  der  Titelheiligen  Anfang  De- 
oember  gefeiert.    Davon  weicht  die  Axe  der  im   17.  Jahrb.  im 
Maueoleum  der  üelena  eingebauten  Kirche,  welche  23^  liegt,  nicht 
aUsnweit  ab. 

48.  S.  Stefano  del  Oaoco  367^ 

Beaebr.  B.  3,  8.  515.  —  Die  altertham liehe  Kirche  ward  sn 
Anfang  des  9.  Jahrh  von  Puscbalis  I  sei  es  erbaut  oder  erneuert 
iuid  steht  auf  einem  antiken  Gebäude.  Wenn  man  dasselbe  für 
einen  IsisteiBpei  erklärt  hat,  so  passt  die  Grien timng  nach  dem  1. 
April,  dem  Tennstage,  an  dieser  Annahme  rocht  gni  Ob  der 
aegyptlsehe  Märtyrer  Stephan  vom  selben  Tage  an  die  Stelle 
getreten,  vermag  ich  nicht  zu  sagen,  da  mir  nähere  Aogaben 
fehlen* 


410 


Ueber  Tempel-OrieQtiruDg 


I 


49.  S.  Nicola  in  Carcere  250 Va«. 

ügonio,  Staüom  261  ,ig.  Beechr.  R.  3,  3.  474.  -  Von  den 
drei  «otikeo  TempelD,  auf  denen  dieee  Kirche  erbftu*  ist,  ward  Bk 
Mus.  2Θ,  539  gesproohen.  lieber  die  SSeit  der  Erbwmng  finde  idi 

keiae  sichere  Nachricht :  sie  wird  1 100  erwähnt,  reicht  aber  weiter 
hinAof.  Die  Angaben  über  die  Reliquien  des  Hochaltars  sind  ver- 
wirrt.   Orientirfc  nach  9.  Mai,  Transiation  dee  TitelbeUigea? 

50.  8.  Maria  del  8ole  278^ 

Beschr.  R.  3,  1.  340.  664.  —  Der  hekanute  Rundtempel  Ml 
Tiber  heisst  eigentlich  S.  Stefano  delle  Caroszei  die  Zeit  seiner 
Einweihung  ist  nicht  bekannt. 

51.  8.  Maria  Liberatrioe  203^ 

Zacagni,  Mai  spie.  9,  424.  458.  —  An  der  Stelle  der  Regia, 
nähere  Bezüge  mir  nicht  bekannt. 

52.  S.  Franceeca  Roniana  289  Vs^ 

Beschr.  R.  3,  3.  338.  —  Die  Biohtiiii|(  dieMT  alten  Marka- 
kirche  war  durch  den  Remateifipel  gegeben.  Wae  ihre  EnUtehnng 

betriflft,  so  reicht  sie  jedenfalls  bis  in  das  7.  Jahrhundert  znTÄck, 
da  sie  als  S.  Maria  antiqua  in  dem  Yerzeichniee  bei  de  Iwssi 
1,  143  vorkommt.   Sie  ist  mehrfach  emenert  worden.    Uebor  die 
Reliquien  findet  iich  eine  merkwürdige  Notia  bei  Baronina,  mcfc 
welcher  am  31.  October,  der  Vigilic  von  Aller  Heiligen,  Gregor  V 
(996  —  999)  die  hh.  Nemesiue,  Lucilla  und  andere  Märtyrer  hierher 
transferirt  hat.    Dies  Datum,  zugleich  der  alte  Feettag  derselbeu, 
weicht  von  der  Bichtungaaxe  nur  um  1^  ab.   liaoh  der  Analogie 
von  8.  Praaeede  (8.  881)  wäre  der  folgende  Tag,  1.  November,  ak 
Hauptfest  der  Kirche  anzusehen,  und  da  derselbe  Allen  Ueilif^ 
und  der  Jungfrau  geweiht  ist,  so  passt  die  Beziehung  vortrefBicb. 
Gegenw&rtig  werden  hier  der  31.  October  und  9.  Mära  begangen* 
letssterea  der  Tag  der  1440  verstorbenen  TitelheUigen. 

53.  S.  ApoUinare  85^ 

Ugonio,  Stationi  282  fg.  Beschr.  R,  3,  3.  304.  —  Angeb- 
lich von  Hadrian  1  (772—795)  an  Stelle  eines  Apollotempele  er- 
baut. BesOge  auf  Tage  des  Titelheiligen  lassen  sidi  moht  nscb- 
weisen.    Die  unter  dem  Hochaltar  ruhenden  MArtyrer  vom  13. 

December  hat  erst  Gregor  XIII   (s.  Baronius)  hierher  gescba^ti 
derselbe  überhaupt  die  ganz  verfallene  Kirche  hergesteUt. 
64.  8.  Maria  in  Via  lata  262Vs<>. 

Besehr.  R.  3,  3.  537.  —  Wird  auf  Sergii»  I  (6β7*-701) 

zurückgeführt.  An  die  Kirche  stiess  ein  Kloster  S.  Cyriacua.  Der 
Heilige  d.  N.  vom  8.  August  ward  in  unsere  Kirche  traneferirt  and 


Ibber  T«iiipel«Orieiitirttiig. 


411 


wird  bier  Bodi  jetzt  gefbierty  obwohl  »««h  andere  Eiroheii  wad 

seinen  Besitz  Anspruch  erhoben  haben.  Die  Richtung  etiiniiit  geoMi 
mit  dem  älteren  Bau  von  S.  Lorenzo  fuori  und  trifft  auf  den  21. 
Augost,  den  Tag  der  h.  Cyi'iaca.  Man  könnte  £aet  vermutheD» 
datt  diflie  Heilige  mit  der  Madonna  identisch  eei. 

55.  S.  Maria  io  Aquiro  86^. 

Beschr.  K.  3,  3.  835.  —  Die  Kirche  ward  an  der  Stelle 

eines  alteren  Oratoriums  im  B.Jahrhundert  erbaut.  Die  Beziehung 
der  liichtungeaxe  auf  das  Datum  eines  bestimmten  Festes  tritt 
nicht  deutlich  2u  Tage.    N.  16.  53  haben  die  gleiche  Lage. 

56.  S.  Paolo  fuori  le  Mura  (279)  99». 

Ugonio,  Stotioni  226  fg.  Beschr.  B.  3,  1.  440.  —  Die  älteste 
Paolskirohe»  deren  Bau  dem  Oonetanün  augeechrieben  wird,  hatte 
Oatfront.  Die  Vergrüesenng,  welehe  durch  das  erhaltene  Besoript 
Yalenüoiane  Η  vom  J.  886  angeordnet  wird,  machte  die  ümkeh* 
ning  unabweisbar  nothwendig;  denn  die  Landstrasse  nach  Ostia 
und  die  iiügel,  welche  dieselbe  einrahmen,  gestatteten  nicht  die 
Kirche  nach  Qeten  hin  sn  verlAngern;  eolohee  war  allein  an  der 
Bficlcseite  nach  dem  Flnse  an  auaffthrbar.  Der  groetartige  am  finde 
des  4.  Jahrhunderte  unternommene  Bau  ist  1823  abgebrannt  und 
seitdem  erneuert  worden.  Die  Kichtuugsnxc,  wie  die  Mosaiken  der 
Coniession  beweisen,  ward  dabei  inne  gehalten  und  aller  Wabr- 
•nheinliehkeit  nach  geechah  eolchee  auch  bei  der  £rbauung  unter 
Valentinian  und  Honoriue.  Mithin  weist  une  das  vorli^ende  Ge- 
bftnde  in  constantinische  oder  voroonstanttuieche  Zeit,  überhaupt 
die  älteste  Epoche  romischen  Kircheubuus  hinauf.  In  der  That 
ruht  dasselbe  aut  einem  Coemeterium,  dessen  Inschriften  bis  in  den 
Anfang  des  2.  Jahrhunderte  reichen  (Kraue,  Borna  sott.  69.  465). 
Man  durfte  erwarten,  daea  der  Aufgang,  welcher  der  Bichtungelinio 
unserer  Kirche  entspricht,  im  Kalender  ausgezeiehnet  w&re.  Jedoch 
scheint  dies  nicht  der  Fall  zu  sein  :  bereits  im  Liberianus  findet 
sich  der  29.  Juni  als  gemeinsamer  (iedeuktag  des  Petrus  und  I'au- 
ius.  Wir  sahen,  dase  panlinische  Festtage,  die  sich  an  die  Abtei 
ad  aqnas  Salvias  knüpfen,  im  gemeinen  Kalender  verdunkelt  und 
▼erdrtegt  worden  sind  (S.  404).  Entweder  wird  mn  analoger 
Procesa  hier  vor  sich  gegangen  sein  oder  die  Kirche  barg  von 
Uauae  aas  gar  nicht  den  Leib  des  Apostels.  Wenn  man  die  Tra- 
ditionen von  den  Keliquien  historischer  Märtjrrer  wie  a.  B.  Lau- 
rentius und  Caecilia  mit  deigenigen  γοη  Petrus  und  Paulus  Ter- 
gleicht,  zeigt  siph  ein  sehr  bemerkens werther  Unterschied.  In  dem 


418 


Ueber  Teiiipel«OrteDiiriiiig. 


«neu  BUle  ist  dSe  Looalität  besümiDt  gegeben,  in  dem  andenn 
lieht  weder  Ort  noch  Zeit  fest. 

67.  8.  Croce  in  Gerosalemme  111^· 

Ugonio,  Station!  201  fg.  BesohreibiiDg  Roma  3,  1.  565.  — 
lieber  ihre  Stittuug  schreibt  das  Papslbuch :  *  Coostantinus  Augustus 
fecit  basilicam  iu  palatio  Scesoriauo,  uhi  etiam  de  liguo  MDCtae 
crncis  doroini  noetri  lesu  Christi  poeoit,  et  anro  et  gemmie  eoih 
dneit,  ubi  etiam  et  nomen  eoclesiae  dedicaviti  qnae  oognominaUir 
neque  in  hodiernum  diem  Hiernsalem^.    Dieselbe  Quelle  nennt  sie 
im  Lebeu  Gregors  II  (714 — 7ol)  Mlieruaalem  ecclesiaoi  sanctHin*, 
der  Anouymus  von  Einsiedeiu  gleichfalls  'Hienisalem' ;  er  erwähnt 
auch  das  palatiom  daneben.    Die  Auffindung  dea  Kreniee  durch 
die  h.  Helena,  Conatantina  Mutter,  wird  am  3.  Mai,  seine  Er- 
höhung um  14.  September  gefeiert.  Auf  keinen  dieser  beiden  Tage 
ist  die  Kirche  orientirt.    Man  begreift  dies  um  so  eher,  als  das 
Kreuzfest  im  frontonianiaoben  Kalender  gänalicb  fehlt  und  erat  im 
8.  Jahrbundert  au  Rom  eingefthrt  worden  lu  aeia  aebeint  (TRla- 
montf  bist.  eccl.  7,  294).    Die  jüngere  Legende  hat  indessen  den 
Sachverhalt  nicht  völlig  verdeckt.    Das  Diario  Romano  vermeldet 
unter  dem  1.  November:  *s.  Gesareo  diaoono  mart.  a.  s.  Croee  h 
Oemsalemme  riposa  il  oorpo,  ad  SS.  Sanetomm  vi  ^  Ü  braccio'. 
Und  awar  ruht  naoh  Ugonio  der  Heilige  unter  dem  Hochaltar  von 
S.  Croce.    Was  dessen  Reliquien  in  der  Hauscapelle  des  Lateran 
betriii't,  so  stimmt  damit  aufs  Beete>  dass  das  Papstbucb  im  Leben 
Sergins  I  (687—701)  ein  'oraoulum  beati  Ckeaarii  martjria  Christi 
intra  saeroaanctum  palatium*  erw&hnt.  Aber  wie  iat  der  Leib  nach 
S.  Croce  gekommen V  Aus  der  Kirche  *S.  Caesarius  in  Palatio',  er- 
wiedert  Barunius«    Kirche  und  Kloster  mit  diesem  Zusatz  werden 
von  Anastaaiua  im  Leben  Leoa  IV  (847 — 855)  und  bereite  von 
Gregor  dem  Grossen  erwähnt.    Platner  denkt  an  die  noch  erhal- 
tene Kirehe  an  der  appischen  Strasse  und  erklArt  den  Zusatz  von 
den  Caracalhitbermen.    Dann  wäre  es  aber  doch  auffallend,  lalle 
hier  ein  ansehnliches  Meiligthum  lag.  dass  das  Einsiedelnei*  Itinerar 
solches  ttbergebt.    Weit  näher  würde  die  Erklärung  li^n,  dan 
dieaer  Name  lediglich  eine  ältere  Beaeichnung  ▼on  8.  Croce  asi! 
ob  IJedenken  derselben  entgegen  stehen,  vermag  ich  ebenso  wenig 
wie  die  Genesis  der  couBtantinischeu  Kreuaiegende  zu  untersucben. 
Auf  alle  Fälle  ist  die  üebereinatimmung  awiachen  der  Lage  nod 
dem  Sonnenaufgang  am  Natalie  dea  Hauptheiiigen  su  eonatatireo. 
Die  Abweichung  beträgt  etwa  +  2". 


I 


XMm  Tempel-OrtenUrung. 


418 


58.  S.  GioTMmi  al  Laterano  256^ 

Ugomo^  Stotioni  34  ig.  Beechr.  R.  3,  1.  505.  —  Angeblioh 
von  Gooetanüii  erbant,  und  wenn  nicht  gleich,  so  jedenfalls  bald 

nach  der  (iiüudung  nach  Johannes  dem  Tiiufer  und  dem  Evauge- 
listeii  benannt.  Die  Lage  entspricht  dem  29.  Auguet,  an  welchem 
die  Fusion  des  enteren  gefeiert  wird.   Die  Fizimng  dee  Datoms 
ki^gt  MgsBsdieiolioh  täit  der  im  Orient  verbreiteton  Zeitreobnung 
iet  Aleiandriner  snsammen,  deren  Keujalir  auf  den  genannten  Tag 
Älit  (Ideler  1,  140  fg.).    Am   1   Thoth  -  29  August   war  die 
grosse  Johanniskirche  zu  Alexandria  auf  den  Trümmern  des  Serapis- 
^pele  geweikt  worden;  et  Terdiente  nntersnoht  an  werden,  ob 
iMuMpt  die  BeMiobniuig  ak  Mftrtyreraera  (Ideler  2,  436)  nicht 
nf  die  Entbauptong  Johannis  als  des  ersten  Mftrtyrers  dee  neuen 
Olaabens,  anstatt  auf  die  diocletianische  Verfolgung  zu  beziehen 
ist.  Im  Abendland  blieb  allerdings  den  natürlichen  Jahresahschnitten 
der  Vorrang:  man  orientirte  die  Kirchen  mit  Vorliebe  nach  dem 
Wiatersolstie  und  begann  mit  Wcibnaehten  das  neue  Jahr.  Allein 
vis  Alesaadria  seinen  Osterkanon  dnrobsetate,  scheint  es  auch  flir 
■eine  Jahresepoche  in  Rom  ein  grosses  Ansehen  erwirkt  zu  haben. 
Und  zwar  wegen  der  heidnischen  Superstitionen,  die  sich  an  die- 
selbe knüpften.    Der  28.  August  ist  im  späteren  Kalender  durch 
•in  Fest  von  Sonne  md  Mond,  der  25.  April,  welcher  ungef&hr 
φΛΑ»  Somienlftnge  besHot,  durch  ein  Serapisfest  ausgezeichnet. 
1^  ChristtMithuiu  ist  bemüht  gewesen,  den  bisherigen  Gewohnheiten 
euti/egen  zu  kommen.    Ich  finde  den  Beweis  hierfür  in  der  Lage, 
wfthshe  übereinstimmend  mit  der  '  mater  et  capnt  ecdesiaram*  meh- 
alte  ApoeteUnrcben  darbieten.   Vielleicbt  gehört  die  in  oon- 
•tentinisebe  Zeit  binanfreichende  S.  Marco  (8.  383)  hierher.  Jedodi 
ds  Festtag  und  Lage  in  belriedigender  Weise  stimmen,  so  muss  es 
geoauerer  Untersuchung  zu  entscheiden  überlassen  bleiben,  ob  nach 
demselben  oder  naeb  der  eben  erw&hnteu  Epoche  die  Richtung  der 
Kirebe  bestimmt  ward.    Ebenso  lasse  ich  die  Frage  naeh  der 
Totderkirobe  von  S.  Lorenao  und  N.  46  offen.  Hingegen  die  bei- 
den folgenden  wird  man  hierher  rechneu  dürfen. 
59.   S.  Pietro  in  Montorio  25 6<*. 

fieaobr.  K.  3,  3.  615.  ~-  Um  1600  an  der  Stelle  erbaut,  wo 
Apootel  Petras  gekreosigt  ward.    Wenn  die  Tradition  hier- 
her eine  alte  ron  Constantin  errichtete  Kirche  verlegt,  so  erbftlt 

sie  in  der  Orientirung  eine  oigeuthümliclie  Unterstützung.  Ueber 
das  alte  in  Gregors  des  Grossen  Zeit  nm  2ϋ.  April  gefeierte  Peters* 
fest  vgL  Baronino,  Fronte  dies.  p.  193. 


414 


Ueber  Tempel-Orieniirang. 


60.  S.  Andrea  76<>. 

Beechr.  B.  3,  1.  485.  —  Dieses  am  Ausgang  das  16.  Jslir 
hoaderte  erbaute  Oratorium  nimmt  die  Stelle  einer  Giündang 

Gregors  des  Grossen  ein.  Beziehungen  auf  Andreasfeste  ündeo 
nicht  statt. 

61.  SS.  ApoetoU  800  (750). 

Ugonio,  etatiom  77  fg.  Beechr.  B.  3,  8. 167.  —  Dia  KinIm 

erflclieint  bereits  auf  dem  Concil  von  499.  Für  unsere  Zwecke  ist 
dieselbe  indessen  kaum  brauchbar,  weil  das  Hauptgebäude  —  es 
brannte  im  Winter  1871  ab  —  1702  von  Grund  auf  aan  erriekleti 
von  dem  alten  Ban  aar  die  Vorhalle  berrOhrt.  Nun  weiobea  aber 
b«de  am  4 — 5^  τοη  einander  ab.  Nimmt  man  die  jel8%e  Rieb- 
tungsaxe  mit  80^  als  die  ursprüngb'che  an,  so  kann  die8ell)e  etwa 
nach  dem  11.  Sept.,  dem  Tage  der  hb.  Protus  und  Hyacinthui, 
welche  nach  Ugonio  in  der  Mitte  der  Kirche  rnhen,  orieotirt  ceia. 
Nimmt  man  dagegen  die  Vorhalle  als  maa^gebend  an,  .so  wAidedis 
Kirche  der  oben  besprochenen  Gruppe  anzureihen  sein.  Auf  des 
1.  Mai,  den  Natalis  der  Apostel  Philippus  und  Jakobue,  Weichs 
unter  dem  Hochaltar  rnhen,  trifft  weder  der  «na  noch  d&t  andere 
Fall  Bo. 

62.  8.  Maria  in  Araoeli  79  Vs«». 

Beschr.  R.  3,  1.  348.  666.  Gregorovius,  G.  d.  St.  R.  3,  571. 
—  Die  bisherigen  Erörterungen  haben  gelahrt,  dass  eine  absolute 
Schaidnng  awischen  den  nach  den  Jahraqinnoten  anf  der  eiasa, 
den  nach  aasserhalb  derselben  liegenden  Tagen  «af  der  aadarse 
Seite  orientirten  Kirchen  nicht  statt  findet.  Eine  derartige  Schei- 
dung würde  sich  auch  schwerlich  rationell  begründen  lassen,  weil 
eben  die  Richtung  der  Kirchenaxen  nach  einer  bestimmten  üinunels* 
gcgand  vor  allem  den  Zweek  hat,  dnreb  daa  Spiel  der  aratsa 
Sonnenstrahlen  anf  die  sinnlich  erregbare  Menge  eine  Wirkaog 
hervorzurufen,  mithin  die  grossen  Feste  zu  verherrlichen,  an  denen 
die  Menge  zusammen  strömt.  Ferner  setzt  ein  Altar  nicht  mit 
swingander  Nothwandigkeit  Reliquien  Zorans:  noeh  im  BeiinfteB 
Jahrhundert  wird  es  gestattet,  dass  die  Enoharistia  allein  ihre  Stelle 
vertritt.  Unter  solchen  Umständen  begreift  man,  wie  neben  der 
stattlichen  Reihe  von  Kirchen,  welche  nach  dem  specielleu  Gedenk- 
tag ihres  Märtyrers  orientirt  sind,  bei  atnar  grossen  Anaahl  andmr 
sine  solche  Beaiehung  nicht  mehr  nachgewiesen  werden  kann.  Dasi 
auch  hier  die  Lage  nicht  gleichgültig  ist,  lehrt  ohne  VlTeiteree  der 
Umstand,  dass  immer  mehrere  Kirchen  mit  einander  übereinstimroeo. 
Solche  Gruppen  steUen  dar  :  N.  13.  14.  45;  N.  16.  53.  55;  8. 


Deber  Tempel-OrieDtinmg^.  416 

42.  43.  44;  Κ.  46.  58.  59.  60.   Ihre  Beriebang  auf  ein  gemeiii* 

sames  Hauptfest  liegt  nicht  so  klar  auf  der  Hand  wie  solches  hei 
den  nach  den  Jahreepuncten  gerichteten  Kirchen  der  Fall  ist.  Allein 
daee  dieies  Prineip  auf  sie  angewandt  werden  darf  und  mnes,  er- 
hdlt  ana  der  letstea  Gmppe,  an  deren  Anfetiilnng  ich  jetat  gebe: 
einer  Annbl  τοη  Madonnenkirchen. 

Das  Fest  Mariae  Gehurt  am  8.  September  nach  dem  gemei- 
nen, am  9.  nach  dem  frontonianiecben  Kalender  bat  erst  spät  all- 
geneme  Verbreitang  gefonden;  eeine  Einf&bmng  hi  Rom  setst 
FVonto  ββ7.  Dem  Datnm  entspricht  eine  .Sonnenlänge  von  960— 
61^.  Diese  Lage  finden  wir  bei  Marienlnrcben,  die  später  als  die 
Einführung  des  Festes  fallen.  Die  oben  genannte  S.  Maria  in 
Araceli  oder  de  Gapitolio  wird  zuerst  in  authentischer  Weise  882 
erwähnt* 

68.  8.  Maria  sopra  Minerra  81  Vt^ 

Besebr.  R.  8,  8.  505.      Es  ward  Rh.  Mos.  28,  547  die 

Vermuthung  begi  üiidet,  dass  die  jetzige  Ende  des  1 3.  Jahrhunderts 
erbaute  Kirche  die  Lage  des  Minervatempels  wiedergiebt.  Eine 
Marienkirche  stand  bereits  im  8.  Jahrb.  hier  (Gregorovins  8,  580). 

64.  8.  Maria  del  Popolo  Bifi, 

Beeebr.  R.  8,  8.  210.  —  Um  das  Jahr  1100  von  Pascha^ 

Iis  II  erbaut. 

65.  S.  Maria  Scala  Coeli  80^. 

Besebr.  R.  8,  1.  460.  —  Zeit  der  Erbannng  unbekannt.  Das 
jetnge  Gebände  von  1582  bat  den  Eingang  an  der  Nordseite;  aber 
dass  die  frflbere  Richtung  eine  westliche  war,  lehrt  die  merkwür- 
dige Krepta  mit  den  10,203  Märtyrern. 

ΠΙ.  Orientirnng  nach  den  Jahrespnncten. 

Die  Richtang  nadi  dem  Wintersolstta  oder  Weihnachten  ist 
in  dieser  Klasse  am  Zahlreichsten  vertreten.   Wie  schon  bemei^, 

können  die  oben  unter  N.  19 — 23  besprochenen  Kirchen  auch  hier- 
her gerechnet  werden,  insofern  die  Geburtstage  der  Titelheiligen 
ani  oder  in  die  Nähe  dieses  Zeitpunctes  fallen. 

66.  S.  Padensiana  8080. 

Ugonio,  Station]  160  fg.  Besehreibnng  Roms  3,  2.  256.  — 
Kacb  der  Tradition  die  älteste  Kirclie  Roms,  da  Petrus  hier  in  dem 
^^ohnhaus  des  h.  Pudens  den  ersten  Gottesdienst  gehalten  hal)en 
seUy  im  Concil  des  Symmacbus  als  titulns  Pudentis  anfgeffthrt. 
Boen  Festtag  19.  Mai  erkamteB  wir  8.  895  ab  eine  Bewichnnng 
Petri  Antritt  seime  Epidcopats  in  Ron. 


416 


Uebar  Tempel-Orieotini^g. 


67.  8.  Vitale  802^ 

Ugonio,  Staiioni  140  i^.  Beechreibnng  Roms  3,  2.  424.  — 
Zu  Anfang  des  5.  Jahrhunderts  von  der  frommen  Matrona  Vestina 
erbaut  un^  den  Brüdern  Gervasius  und  Protasius  (19.  Juni)  ge-. 
weihti  aacfa  nach  deren  Vater  Vitalis  (2β·  April)  benannt.  Von 
Reliquien  dieser  Kirche  ist  Ugonio  gar  Nichts  bekannt. 

68.  S.  Pancrazio  306°. 

Ugonio,  StAtioni  317  fg.  Beschreibung  Roms  3,  3.  621.  — 
Um  δΟΟ  erbant  nnd  nach  dem  b.  Pancratios  (12.  Mai)  l>eDanDt, 
jedoch  wohl  als  Heiligthun  des  gesammten  Coemeterinme,  über  dem 
sie  liegt,  zu  fassen.  Bei  dieser  wie  einer  Anzahl  anderer  nseh 
dem  Wintersolstiz  orient irler  Kirchen  (N.  20.  69.  72 — 75)  zeigt 
die  Axe  eiue  Abweichung  von  3 — 4^  nach  Süden:  dies  mag  so 
zusammenhängenf  dass  die  Sonne  erst,  nachdem  sie  sich  um  so  viel 
Über  den  Horizont  erhoben,  den  erforderlichen  Glanz  zu  bcsitaai 
schien,  um  darnach  den  Decumanus  abzustecken,  resp.  dass  erst 
dann  ihre  Strahlen  mit  der  nüthigen  Kraft  den  liocbaitar  traten. 
Uebrigens  scheint  die  Orientimng  nach  den  Jahrpuneten  mit  ge- 
ringerer Strenge  gehandhabt  worden  an  sein  und  nach  dies  bedarf 
keiner  Erklärung. 

69.  S.  Francesco  a  Ripa  125®. 

Beschreibung  Korns  3,  3.  656.  —  Franciscanerkirche,  1231 
erbant« 

70.  S.  Angelo  in  Pescaria  82^. 

Beschreibung  Roms  3,  3.  467.  Rhein.  Mus.  28,  549.  —  Im 
8.  Jahrhundert  erbaut;  die  Richtung  durch  die  antiken  Ueberreet« 
▼orgeaeichnet. 

71.  S.  Lorenzo  in  Miranda  32^ 

Beschreibung  Roms  3,  1.  274.  Rhein.  Mus.  28,  538.  — 
Wann  der  Fanstinatempel  in  diese  Kirche  verwandelt  worden,  ist 
nicht  bekannt;  sie  kommt  zuerst  1430  vor« 

72.  S.  Maria  Maggiore  307<». 

Ugonio,  Stationi  68  fg.  Beschreibung  Roms  8,  2.  262.  ^ 
Im  4.  Jahrhundert  von  Liberius  gestiftet,  geht  der  jetzige  Bau  auf 
Sixtus  III  (432—440)  zurück.  Die  bekaonte  Legende  von  dem 
in  der  Nacht  gefallenen  Schnee,  nach  weldier  die  Kirohweihe  jelit 
am  6.  August  gefeiert  wird,  lAsst  sich  nicht  vor  dem  18.  Jahr> 
hundert  nachweisen  und  hat  daher  mit  den  ursprünglichen 
Ziehungen  Nichte  zu  thun.  Vielmehr  wird  die  Jungfirau  als  Gottes' 
mutter  in  dieser  ältesten  Marienkirche  Roms  verehrt  *{9gL  die 
Dedicationsinschriit  von  Sixtus  ΠΙ;  auf  dess  Coneil  an  ^pbesps 


I 

Ueber  Tempel-Ohentirung. 


417 


war  ihr  43u  die  Beneonung  Mater  Dei  zuerkannt);  hiac  befindet 
ach  die  Krippe  Cliriffti  and  haben  die  Haaptfnnetionen  um  Weih- 
nachten noch  jetst  statt«  Es. ist  merkwürdig,  daee  die  Riehtnnge- 

linieu  dieser  wie  der  folgeiideii  Murienkirchen  von  dem  Aziinuth 
des  kürseeten  Tages  sämmtUch  am  4 — 5^  nach  güden  abweichen. 

73.  S.  Maria  in  Ck>8medin  125^ 

Besehrdlmng  Roms  3,  1.  379.  Rhein.  Mns.  28,  545.  —  Die 
Richtung  war  durch  den  benutzten  Fortunatempel  gegeben,  das 
Heiligt h  um  der  Jangiraa  mindestens  sdion  seit  dem  Ende  des 
achten  JahrhnndertB  geweiht 

74.  S.  Maria  in  Monticelli  306  »/2^ 

Beschreibung  Roms  3,  3.  457.  —  Aelter  als  1101,  von  wel- 
chem Jalir  ihre  heutige  Gestalt  datirt. 

75.  S.  Maria  delle  ?iante  SOVs^ 

Bescbreibuni^  Roms  3,  1.  622.  —  Nach  Zacagni  (Mai,  spicil. . 
9,  429)  ist  der  oben  angegebene  der  ältere  Name  der  kleinen  Kirche 
an  der  Via  Appia  mit  der  Fussspur  Christi,  die  g^enwSrtig  als 
Domine  quo  vadis  bekannt  ist. 

76.  S.  Maria  in  Trastevere  270^. 

Ugonio,  Stationi  135  fg.  Beschreibung  Roms  3,  3.  659.  — 
Angeblich  von  Callizt  I  (217 — 222)  an  der  Stelle  erbaut,  wo  unter 
Augustos  als  Wahnseichen  von  Christi  Geburt  ein  wunderbarer  Oel- 

quell  aus  dem  Boden  sich  ergoss ;  keiuenfulla  später  als  Julius  I 
(337 — 354).  Nach  der  Tradition  soll  sie  von  vorn  herein  der  Jung- 
frau geweiht  gewesen  sein.  Ob  dies  richtig  oder  nicht,  so  begreift 
rieh  die  Orientirung  einer  Marienidrohe  nach  dem  Aequinoctium 

vollkommen,  da  auf  dasselbe  nicht  blos  die  Passion,  sondern  auch 
die  Conception  gesetzt  ist. 

77.  S.  Pietro  in  Yaticano  270<>. 

Ugonio,  Stationi  83  fg.  Beschreibung  Roms  2,  1.  50.  Rhein. 
Mu8.  28,  555.  —  Die  Richtung  der  in  constantinischer  Zeit  er- 
bauten  Basilica  war  durch  den  neronianisohen  Oirens  groben.  Der 
SoaneocultuB  haftete,  wie  'früher  geaeigt  ward,  mit  wunderbarer 
Z&higkeit  an  diesem  Orte.  Die  Hauptfonctionen  dee  Osterfestes 
üudcu  bekanntlich  uuch  jetzt  hier  statt. 

78.  3.  CalHsto  in  Arenario  90<>  reep.  360«. 

De  Bossi,  Born.  sott.  2,  4      —  Dies  über  den  Katakomben 

Ton  8.  Callisto  und  S.  Cecilia  liegende  Oratorium  hat  drei  Absiden 
und  ist  etwa  im  vierten  Jahrhundort  erbaut.  iSeine  lieueuuung 
steht  nicht  fest:  De  Bossi  schreibt  es  S.  Sisto  und  S.  Cecilia  zu  . 

BtataL  MtUk  1  Phttol.  N.  F.  Xm,  27 


I 


iie  Ueber  Ten^-Orientimiig. 

Die  Orientiriiiig  naeh  Ostern,  niolit  aaoh  eioeni  eimeliMii  Ktttalb 
entspriobt  der  VMheH  der  hier  beetattefcen  Märtyrer. 

79.  S.  Agnese  in  Piazza  Navona  270®. 

Beschreibung  Horns  3,  3.  377.  —  Die  Meeeung  nicht  ganx 
snverlAesig;  jedoch  kann  die  Abwei^nng  von  der  genauen  Weitr 
Oetlinie  nur  1 — 2®  betragen.  Die  Richtung  war  durch  die  Ruinen 

des  Stadiums  gegeben.  Die  Kirche  (nicht  in  ihrer  jetzigen  barockeu 
Gestalt)  reicht  sehr  hoch  hinauf  (vgl.  Gregoroviue  3,  676). 

80.  a  Loigi  de'  Franceai  270^. 

Beechrdbong  Roma  8,  8.  871.  —  Die  jetnge  Kirdie  ist  1688 

auf  einer  alten  Marienkirche  erbaut. 

81.  S.  Domenico  e  Sisto  92^ 

Beschr.  R.  3,  2.  394.  —  Meesong  annähernd;  im  17.  Jahi^ 
hundert  anf  einer  Marienkirche  (Zacagni  p.  428)  erbani. 

82.  S.  SaWatore  delle  Coppelle  860<>. 

Nach  Zacagni  (Mai  9,  454)  ist  die  Kirche  älter  als  das  13. 
Jahrhundert. 

83.  S.  Salyatore  in  Laoro  90<>. 

Beeohr.  R.  8,  8.  808.  —  Um  1450  erbaut. 

84.  S.  Lucia  delle  Botteghe  Oscure  90®. 

85.  S.  Elena  ISO®. 

Nach  Gregoroviue  7,  705  hiees  letztere  Kirche  früher  S.  Ni- 
col6  de  Molinie. 

86.  8.  Andrea  deUa  Valle  360^ 
Bescbr.  R.  3,  3.  450.  —  1594  erbaut. 

87.  S.  Alfonso  de'  Liguori  90^ 

Von  einem  englischen  Redemptoriaten  ume  Jahr  1860  in  nea 
gothiechem  Stil  erbaut. 

88.  S.  Giovanni  in  Fönte  236 

Beschr.  R.  3,  1.  537.  —  Angeblich  von  Kaiser  Gonstantini 
epäteetens  von  Sixtus  III  (432—440)  erbaut 

89.  S.  Giovanni  della  Malva  58^. 

Sic  hat  die  den  Taufkirchen  eigenthümliche  runde  Oeetalt 
niul  reicht  mindestens  ins  14.  Jahrb.,  wahrscheinlich  aber  bedeu* 
tend  weiter  zurück  (Gregoroviue  8,  655). 

90.  S.  Giovanni  de*  Fiorentini  287^ 

Beschr.  R.  8,  8.  410.  —  Die  Kationalkirobe  der  Florentioer 
ist  von  Leo  X  errichtet  und  die  grössten  Meister  der  Renaissauce 
haben  den  Bau  geleitet.  Die  Geschichte  desselben  ist  dadurch  so 
merkwürdig  gewordeD,  dass  man  die  Bücks«te  des  Chors  auf  «in 
Stack  von  etwa  9  m«  in  den  Tiber  hinein  ba«ien  musste,  um  ^ 


uiyiu^Cü  by  GoOglc 


Oeber  Tempel-OrieiitinHig. 


gewftntoliie  Länge  heraus  βα  bekommeo.  Wenn  man  m  jener  Zeit 

schwerlich  ein  besonderes  Gewicht  darauf  gelej^t  haben  kann  nach 
dem  Johannietage  za  orientireu,  so  muss  die  Richtung  durch  einen 
ilteren  Bau  yorgeieiohnet  gewesen  sein.  Merkwürdig  bleibt  es 
tmmerliin,  dass  man  am  Soletüt  21.  Jnni  1592,  die  Translation 
der  hb.  Protue  und  Hyacintbos  bierber  vorgenommen  hat  (Baronine 
zum  11.  Sept.). 

91·  S.  Stefano  rotondo  23472'^. 

Ugonio,  Stationi  286.  fieecbr.  R.  3,  1.  496.  —  Von  Sim- 
pUeioB  (467 — 488)  eingeweiht,  aber  nie  beendet.  Der  Hanpteingaug 

lag  nacli  der  ursprünglichen  Anlage  im  Osten.  Ihre  ganz  ausser-' 
gewöhnliche  Form  stellt  sie  den  Taufkirchen  an  die  Seite,  mit 
denen  sie  auch  gleiche  Orientirung  tbeilt.  Um  640  sind  durch 
P^Mt  Theodoms  die  HH.  Primas  und  Felidanns  transferirt  wor- 
den: ihr  Festtag  9.  Juni  entfernt  eich  von  der  Axe  um  ca.  3*^. 

92.  SS.  Nereo  ed  Achilieo  235 ^/o^ 

Beschr.  ß.  3,  1.  600.  —  Als  titulos  Fasciolae  eine  der  älte- 
sten Pfarrkiroben  Roms,  in  ihrer  jetzigen  (}estalt  auf  einen  Bau 
Leos  ΠΙ  nm  800  zurückgehend.  Das  Fest  der  Titelheiligen,  12. 
Maij  hat  mit  der  Lage  Nichts  zu  thun. 

93.  S.  Maria  nuova  235  Va^ 

Es  ist  die  in  das  Casale  bei  den  Trümmern  von  Borna  veochia 
ferbante  Kirche  geraeint.  —  Ob  N.  29.  88  in  die  Kategorie  der 
Jobanmskirchüu  gehören,  bleibt  fraglich. 

Veraeichniss  der  orientirten  Kirchen. 

Ich  lasse  zum  Schluss  eine  Liste  der  besprochenen  Kirchen 

folgen,  welche  Lage,  Grundungsjahr  oder  -epoche,  das  Fest,  nach 
dem  die  Axe  gelichtet  ist,  und  endlich  die  Abweichung  enthält, 
welche  zwischen  meiner  Messung  und  der  idealen  Kichtung  statt- 
findet Bei  der  letzteren  Angabe  sind  nur  ganze  Grade  berück- 
*M!b6gt  Ein  vorgesetzter  Stern  bedeutet  ungenaue  Messung. 
1.  S.  Simpliciua  Faustinus  Viatrix  332«        370    29.  Juli  0 


2.  S.  Praesede 

3.  8.  SUvestro  in  cap. 
4·  8.  Maroo 

5.  S.  Eustachio 

6.  S.  Eusebio 


330Ve       817  21.  —  0 

335         760  2.  Attg.+l^ 

346  340  850?  25.  Apr. +1 

351    vor  600  11.  Sept.  +  l 

29    ca.  400  2.  Dec.  0 


7·  S.  Giorgio 
8.  M.  d.  YalUodla 


2  683    20.  März  0 


6  ?     12.    —  0 


uiyui^Cü  L 


420 


Ueber  Tempel-Orienliniiig. 


9.  S.  Sebastiano  in  PaUtiao 
♦10.  S.  Teodoro 

11.  S.  Loreoxo  in  Lucina 
♦12.  S.  Loreoso  in  Paoe-Peri» 

13.  S.  Saba 

14.  S.  Gregorio 

15.  8.  Maria  Egiaiaea 

16.  8.  Maria  ad  Mariyree 

17.  8.  Gedlia 

18.  S.  Pietro  in  Vincoli 

19.  S.  Agnese  faori 

20.  &  Anaataiia 

21.  8.  Bartolomeo 
32.  8.  Giovanni  Galibita 

23.  S.  Giovanni  a  Turta  Latina 

24.  S.  demente 

25.  S.  Maroello 

26.  8an  LorenBO  inori 

27.  8.  Maria  in  Domniea 

28.  S.  Stefano  in  Via  Latina 

29.  S.  Sebaatiano  in  Via  Appia 
80.  8.  Yinoenao  alle  Tre  Fontane 

31.  8.  Vinoenio  a  Treri 

32.  8.  Paolo  alle  Tre  Fontane 

33.  S.  Urbano  in  Campo  Cturleo 

34.  S.  Michele  in  Borgo 

35.  SS.  Qnaraota  in  TrasteTere 
*36.  88^  Gosma  e  Damiano  Tra- 

Eftevere 

*37.  S.  Callisto  in  Troetevere 

38.  S.  Balbina 

39.  8.  Silvia 

40.  8.  Bibiana 

41.  S.  Prisca 

42.  S.  Crisogono 

43.  S.  Giovanni  e  Paolo 

44.  Sa  Qnattaro  Goronati 

45.  8.  Agata  in  Snbnra 

46.  SS.  Quirico  e  Giulitta 

47.  SS.  Pietro  e  Marceiiioo 


26 

oa.  600 

20.  Jan. 

-3 

150 

22.  Mai 

—2 

158 

440 

lü.  Aug. 

+  1 

18 

vor  600 

25.  Cot. 

+3 

163  Vi 

oa.  600  \ 

N.  45 

21.  Aug.?  0 

1  r  V 

ΑΙΑ 

N.  53.  55 

λ"·  Vt 

oa.  400 

22.  Nov. 

0 

61 

450 

1.  Aug. 

—  2 

120  Vi 

ca.  330 

21.  Jan. 

+  2 

125 

vor  500 

25.  Dee. 

+3 

121 

30.  Dec 

—  1 

299 

ea.  400 

15.  Jan. 

0 

123    vor  1200 

27.  Dec. 

0 

282 

vor  400 

23.  Oct. 

0 

253 

oa.  300 

26.  Apr. 

0 

252Vs 

880 

21.  Ang. 

0 

248 

vor  800 

10.  Aug. 

+  1 

285 

450 

31.  Oct. 

—  2 

235 

370 

29.  Juni 

—  2 

105  Vs 

630 

27.  Ooi. 

0 

106 

? 

0 

116 

? 

25.  Jan. 

0 

240Vt 

? 

25.  Mai 

0 

92 

850 

29.  Sept. 

0 

94 

? 

14.  Mära 

0 

89 

27.  Sept. 

275 

? 

14.  Oct 

238 

ca.  500 

18.  Juni 

107 

? 

5.  Nov. 

110 

470 

10.  Febr. 

66Va 

vor  500 

? 

276 

276 

400 

1  ^ 

275 

um  600 

64 

vor  500 

N.  18 

255  V2 

« 

N.  58 

248 

ca.  330 

II.  Aug. 

Ueber  Tempel*OrientiruDg. 


421 


48.  S.  Stefano  del  Caoco 

267» 

oa,  800 

49·  S.  Nioolft  in  Cuom 

2607·· 

Tor  1100 

60.  8.  Maria  del  Sole 

278» 

? 

51.  S.  Mciria  Liberatrice 

203^ 

? 

52.  S.  Francesca  Romana 

109Va« 

ca.  600 

1.  Nov.  +1 

53.  8.  Apollinare 

85» 

oa.  800 

N.  16.  55 

54.  8.  Maria  in  Yia  lata 

262Vi^ 

700 

21.  Ang.?  0 

65.  S.  Maria  in  Aqoiro 

86· 

oa.  800 

H.  58 

56.  S.  Paolo  fuori 

279» 

330 

57.  S.  Croce  in  Gerasalemme 

1110 

330 

1.  Nov.  +2 

58.  S.  Giovanni  in  Laterano 

2560 

880 

29.  Aug.  0 

69.  S.  Pieftro  in  Montorio 

256® 

880? 

25.  Apr.?  0 

60.  8.  Andrea 

76· 

600 

61.  SS.  ApostoH 

80·? 

ca.  400 

62   S  IVfaria  in  Ap&eeli 

79  ^'9" 

ca  800 

8  Sent   1 

63.  8.  Maria  eopra  Minerva 

81  Vi* 

oa.  700 

....  +1 

64.  8.  Maria  del  Popolo 

80· 

1100 

....  0 

66.  a  Maria  Soala  Coeli 

80· 

? 

....  0 

66.  S.  Pudenziana 

303« 

vor  800  Weihnachten  0 

67.  8.  Vitale 

8020 

400 

  0 

68.  8.  Panerasio 

806· 

500  . 

 +4 

69.  8.  Francesco  a  Ripa 

125· 

1231 

 +3 

70.  S.  Angelo  in  Pescaria 

82· 

730  . 

  0 

71.  S.  Lorenzo  in  Miranda 

32« 

  0 

72.  8.  Maria  Maggiore 

807· 

440  . 

 +5 

78.  8.  Maria  in  Coamedin 

125· 

oa.  700 

 +3 

74.  S.  Maria  in  Monticelli 

806 

vor  1100 

 +4 

75.  S.  Maria  delle  Pinute 

36  ί  2** 

•  « 

 +4 

76.  S.  Maria  in  Trastevere 

270« 

ca.  300 

Ostern  0 

77.  8.  Pietro  in  Vaticano 

270· 

830 

....  0 

78.  8.  Callieto  in  Arenario 

90· 

ca.  850 

....  0 

79.  S.  Agneee  in  Piazza  Navona  270® 

? 

....  0 

80.  S.  Luigi  de'  Francesi 

270· 

1588 

....  0 

81.  ö.  Domenico  e  Sisto 

92« 

? 

  +2 

82.  8.  Salvatore  delle  Ooppelle 

860· 

vor  1200 

  0 

83.  8.  Sahratore  in  Lanro 

90· 

1450 

....  0 

84.  8.  Lucia  d.  Bottegho  oec. 

90· 

? 

....  0 

85.  S.  Elena 

180· 

? 

....  0 

86.  8.  Andrea  della  Valle 

360« 

1594 

....  0 

87.  8.  Alfonso  de*  Ligaori 

90· 

1860 

  0 

423 


Ü6ber  Tempel-Qrieiitiniiig. 


88.  S.  (novanni  in  Fönte         236^00  330 

89.  S.  Giovanni  della  Malva      58·^    vor  1400 

90.  S.  Qionuim  de'  Fiormtini  237o  1620 

91.  S.  Stefano  rotondo  284 Vs®  480 

92.  SS.  Nereo  ed  Achüleo       235»/2«  800? 

93.  S.  Maria  nuoya  235  Va""  ? 


JohaDui 


IV.  Alte  Kirehen  oboe  Relation  snr  Sonne. 

Ob  es  griechische  Tempel  giebt,  deren  Axe  ansserhalb  der 
Richtung  der  aufgehenden  Sonne  fällt,  darf  nach  dem  bis  jetzt  be- 
kannt gewordenen  Material  mit  Fug  bezweifelt  werden.  In  Italien 
•ind  eolche  TempeL  dagegen  Bieinlich  sahlrttch:  unser  Vennchniu 
weiet  deren  nnter  55  mindeetene  β  oder  gar  8  anf.  Wir  finden 
auch  alte  Kirchen  mit  Mürtyrergrabern,  welche  der  nämlichen  Ka- 
tegorie angehören,  und  ersehen  hieraus,  dase  der  kircliliche  Oha* 
rakter  eines  Gebäudes  durch  die  Beaiehaiig  sum  Sonnenanfgang 
nicht  geradezu  bedingt  wird.  Allein  auf  der  anderen  Seite  nniii 
man  betonen,  dass  derart ΐι;β  Kirchen  im  Verhaltnisa  zu  der  Ge- 
eammtmasee  &alteo  und  entweder  nachweisbar  oder.wahrecheinlicher 
Wdse  aus  antiken  Tempeln  und  Baulichkeiten  umgewandelt  sind. 
£e  ist  uns  kaum  ein  einziger  Fall  gegeben,  ταη  dem  man  sagen 
könnte,  die  Ohrieten  bfttten  ohne  zwingende  Nothwendigkeit  die 
gedachte  abnorme  Ijage  gewählt.  Insofern  tragen  lUe  Ausnah- 
men dazu  bei,  die  Geltung  der  Kegel  au  erhärten. 

94.  S.  Sabina  48Vs^ 

Ugonio  Stationi  1  fg.  Besobr.  R  3,  1.  412.  —  Alte  Pfor- 

kirche,  zu  Anfang  des  fünften  Jahrhunderts  erbaut.  Dass  sie  die 
Stelle  eines  Tempels  einnimmt,  ist  längst  ausgesprochen  worden. 
Der  Natalie  der  Titelheiligen  fällt  anf  das  liei^ahr  des  29.  An- 
gust  (S.  418). 

95.  S.  Alessio  316^. 

Beechr.  U.  3,  1.  417.  ~  Gleichfalls  sehr  alt  ;  an  der  Stelle 
eines  Jupiter  oder  des  Jupiter  Dolichenus?  (Preller  Bi^g.  202). 

96.  S.  Maria  del  Priorato  48Vs^ 

Besobr.  R.  8,  1.  420.  —  In  ihrer  beutigen  Oestalt  aus  den 

vorigen  Jaln'hiuidurt,  doch  gewiss  in  ursprünglicher  Lage.  Ks  cr- 
echeiut  mir  eine  ansprechende  Yermuthung,  in  dieser  morkwürdigeo 
Kirchengruppe  des  AYontin  die  capitolinisohe  Trias  wieder  su  er- 
kennen, demgemftsB  die  Juno  Regina  und  Minerra  mit  der  voriie» 
genden  und  8.  Sabina  zu  identificiren. 


Ueber  Tempel-Orientirfiiig. 


423 


97.  &  Martiao  ai  Monti  320». 

Ugonio  Stotiom  248  fg.  Beeohr.  B.  8,  2.  289.  —  In  den 

Tn^anethennen  um  600  erbaut. 

98.  S.  Luca  4972«. 

Beschr.  B.  3,  1.  360.  —  Aeiter  ak  dai  8.  Jahrluiiidert  uDd 
in  einem  antiken  Oebftnde. 

99.  a  Adriuio  49Vi^ 

Beschr.  R.  3,  1.  359.  —  Im  7.  Jahrhundert  erbaut  in  einem 
antiken  Gebäude,  das  gewöhnlich  für  die  Curie  gehalten  wird. 

100.  SS.  Cosma  e  Damiano  48 '/a^ 

Beeobr.  B.  3,  Κ  868.  —  Im  6«  Jahrhoadert  an  den  Roma* 
lortempel  angebaut. 

♦101.  S.  Cceareo  225^ 

Beschr.  K.  3,  1.  60o.  —  Messung  annähernd.  Diese  Kirche 
filr  die  alte  dorob  den  Zosata  inPalatip  gekennzeichnete  zu  halten, 
wie  gemeinhin  geecbiebt,  werden  wir  duroh  dae  Bohweigen  des 
Anonymna  von  Bineleddn  gebindert  Wenn  die  Aber  K.  57  gege- 
bene Ausführung  richtig  ist,  so  hleiht  die  Entstehung  der  vorlie- 
genden Kirche  noch  zu  ermitteln.  Dass  sie  hoch  in  das  Mittelalter 
binanfreicht,  läset  sich  in  keinem  Falle  bezweifeln. 

102.  8.  1^  8200. 

Ugonio  Stationi  166  fg.  Beselir.  B.  8,  1.  599.  —  £ine  alte 

Pfarrkirche  als  titulus  Tigridis  bereits  auf  dem  Concil  von  499 
,  erwähnt,  im  13.  Jahrhundert  erneuert.  Ueher  ihren  Ursprung  wird 
Bich  schwerlich  etwas  Bestimmtes  ermitteln  lassen.  Die  Lage,  welche 
N.  98.  99.  103  wiederkebrt)  findet  sieb  bei  beidniscbeo  Tempebi 
niobt  selten:  N.  3.  4.  85.  86.  87  des  28,  556  gegebenen  Ver- 
zeichnisses. 

103.  S.  Susanna  320^. 

Ugonio  Stationi  189  fg.  Beschr.  R.  3,  2.  441.  —  Gleichtalls 
alte  Bfarrkircbe,  die  bis  ios  4.  Jabrbnndert  surück  verfolgt  wird. 
Lneio  Fanno  bat  sie  för  einen  Tempel  des  Qnirinna  gehalten  and 

allerdings  ist  heidnischer  Ursprung  höchst  wahrscheinlich. 

V.  Jnnge  nicht  orientirte  Kirchen. 

Ich  stelle  hier  alle  diejenigen  Kirchen  snsannnen,  bei  denen 

von  vom  herein  die  Richtunpf  lediglich  durch  äussere  Gründe,  Bau- 
platz. Umgebung  u.  s.  w.  bestimmt  erscheint.  Das  Gefühl  für  die 
Bedeutung  der  Weltg^enden  ist  allmälig  erloschen,  die  Verwerthang 
des  Sonnenlichtes  im  Gnltas  hat  aa%ehört.  Wenn  man  theoretisch 


Ueber  Tempel-Orientann^. 


an  der  Aequnootmlriohtiiiig  feeth&lt  und  sie  aaob,  wie  die  obige 
Anfefthliing  lehrt,  gelegentUdi  praktisch  aiuAlhrt,  so  darf  man 

hierin  nichts  weiter  als  eine  unverstandene  Reminiscenz  der  alten 
Lehre  erkennen.  Um  die  totale  Verschiedenheit  in  der  Auffassung 
der  neneo  und  alten  Kirche  klar  la  machen,  enoheint  es  nothwen- 
digi  die  Meeenngen  der  modemea  Bauten  hier  mitsatheflen.  har 
merhin  mögen  in  manchen  Fftllen  durch  sie  die  Riehtongslimen 
alter  Ileihgthünier  dargestellt,  in  anderen  genaue  Orientirung  er- 
strebt sein.  Eine  scharfe  Grenzlinie  zwischen  alter  und  neuer 
Präzis  wird  sich  kaum  aiehen  lassen.  Indem  wir  die  nähere  Er- 
drtenmg  einem  qpiteren  Artikel  vorbehalten,  nehmen  wir  vorläufig 
als  ungefähre  Grenae  das  18.  Jahrhundert  an.  Da  es  nieht  mdglieh 
ist,  eine  chronologische  Ordnung  einzuhalten,  folge  ich  der  topo- 
graphischen von  Norden  beginnend. 

104.  S.  Salvatore  in  Ponte  205«  (annähernd),  im  14.  Jahrh. 
erwähnt  Urlichs  p.  178. 

106.  S.  Gostanza  217^  Mansoleom  1280  als  Kirche  geweiht 
Beschr.  R.  3,  2.  451. 

lOG.  Burgkirche  der  Gaetani  225*^,  1:^.  Jahrh.  vgl.  S.  374. 

107.  S.  Maria  in  CampiteiU  280«,  1665,  Beschr.  R.  3, 3. 470. 

108.  S.  Trinitä  de*  PeUegrini  280«,  1659,  eh.  8,  8.  884. 

109.  S.  Maria  della  Scale  245^  1600,  eh.  3,  3.  677. 

110.  S.  Silvestro  al  Quiiinale  250^  (annähernd),  16.  Jahrh. 
eb.  3,  2.  397. 

111.  S.  £gidio  Trastevere  251^  Zeit? 

112.  S.  Garlo  al  Corso  262«,  1612,  eb.  8,  8.  267. 
118.  S.  Nicola  ai  Ceearini  264^  1611?,  eb.  3,  3.  464. 

114.  S.  Maria  in  Monterone  267«  Zeit? 

115.  S.  Giacomo  267«,  1600,  eb.  3,  3.  263. 

116.  S.  Urbane  275<»,  antikes  Grab,  seit  1000  Kirehe,  eb. 
3,  1.  689. 

117.  S.  Maria  delP  Anima  275«,  1500,  eb.  3,  3.  380. 

118.  S.  Giuseppe  de'  Falegnami  277«,  1539,  eb.  3,  1.359. 
110.  S.  LorensBO  in  Damaso  280«  (annähernd),  1500,  eb. 

8,  8.  485. 

120.  S.  Salvatore  della  Corte,  Trastevere  282^  Zdt? 

121.  S.  Toramaso  2W\  Zeit? 

122.  S.  Maria  della  Yittoria  320«,  1000,  eb.  3,  2.  442. 

123.  S.  Nome  di  Maria  330«,  1738,  eb.  3,  1.  363. 

124.  S.  Isidore  881<^  (annähernd),  1622,  Fest  15.  Mai,  eb. 
8,  2.  594. 


Ueber  TeiDj^l-Oiientinmg. 


485 


185.  8S.  Andrea  e  Benuurdino  882^  (annftbernd)  Zttt?  Feet 
20.  Mai. 

126.  S.  Maria  dei  Monti  346^  1580,  eb.  3,  2.  238. 

127.  S.  Dorotea,  Trastevere,  35(y>,  Zeit? 

128.  S.  Giovanni  della  Pigna  355o,  Zeit? 

129.  S.  Maria  Traspontina  2^,  1666,  Beechr.  B.  2,  1.  403. 
180.  8.  Anna,  Borgo,  3",  Zeit?  · 

131.  S.  Agostino  5»,  1483,  eb.  3,  3.  311. 

132.  S.  Carlo  ai  Catinari  10^  1612,  eb.  3,  3.  455. 

138.  SS.  Pietro  e  Marcellino  (Maoeolenm)  23^  17.  Jahrb., 
eb.  3,  2.  810. 

134.  S.  Barbara  40**,  altes  Triclinium,  eb.  3,  1.  486. 

135.  S.  Maria  della  Concezione  42«,  1624,  eb.  3,  2.  592. 

136.  S.  Maria  della  Pace  42«  1480,  eb.  3,  3.  385. 

187.  S.  Maris  degü  AngeU  4S^  (reep.  Bl%%  1561,  eb. 
8,  8.  858. 

138.  S.  Maria  della  Consülazioue  53",  1470. 

139.  S.  Pantaleone  67*^,  1216,  eb.  3,  3.  406.  Feet  27.  Juli. 

140.  S.  Gesa  72^»  1568,  eb.  8,  3.  503. 

141.  8.  Yenanmo  72<',  Zeit? 

142.  8.  Geen  e  Maria  72<>,  1650,  eb.  8,  8.  806. 

143.  S.  Claudio  73^',  Zeit?,  Fest  6.  Juni,  nicbt  26.  April. 

144.  S.  Maria  iu  Via  75^  1253,  eb.  3,  3.  194. 

145.  S.  Simone  75<*  (annihemd),  Zeit?  Feet  19.  April V 

146.  8.  Androa  delle  Fratte  B(f^,  17.  Jahrb.,  eb.  8,  8.  201. 

147.  8.  Maria  Maddalena  82<),  17.  Jabrb.,  eb.  8,  8.  816. 

148.  S.  Croce  de'  Lucchesi  87«  Zeit? 

149.  8.  Giroiamo  de'  Scbiavooi  95^  (aonäberud),  16.  Jahrb., 
eb.  3,  8.  268. 

150.  88.  Yineenao  ed  Anastamo  aOa  Begola  96^  Zeit? 

151.  8.  Maria  delle  Graeie  97^  Zmt? 

152.  S.  Rocco  1000,  1500,  eb.  3,  3.  265. 

153.  S.  Francesco  delle  Stimmate  100^  (annäberod)  vgl. 
a  405. 

154.  a  Bonatentura  110^  (annähernd),  Zeit? 

155.  8.  Oarlino  alle  qnattro  Fontane  130<>,  1649,  eb.  8,  2. 428. 

156.  S.  Andrea  di  Monte  Cavallo  150'\  1650,  eb.  3,  2.  422. 

157.  S.  Maria  di  Montesanto  155^  1662,  eb.  3,  3.  206. 

158.  8.  Maria  deU'  UmUtä  1550,  Zeit? 

159.  8.  Angelo  Coatode  157^  Zeit?,  Feet  8.  Mai? 

160.  8.  Franceeoo  di  Paola  160^  Zeit? 


426 


üeber  Tempol-Orientiniiig. 


161.  S.  Ignaado  17<y>,  1626,  eb.  3,  d.  500. 

162.  S.  Mam  de'  Miraooli  172^  1662,  eK  3,  3.  206. 

Erster  Anhang. 

Bdmisch-italieche  Tempel. 

Zu  dem  im  vorigen  Artikel  mitgetheilten  Material  habe  ich 
auf  einer  Reise  im  Sommer  187 3  einige  Nachträge  gesammelt, 
weiche  £rw&hnQng  yerdienen. 

8.  Caesar  121^ 

So  ergab  mdne  Messung  der  oben  S.  589  besprochenen  Kmae 

am  römischen  Forum  :  dasselbe  Resultat,  welches  ich  aus  den  sich 
widersprechenden  Mittheilungen  Jordans  bereits  gesogen  hatte. 
40.  Bomulns. 

Der  S.  552  besprochene  Bandtempel  liegt  anf  keinen  Fsll 

56®,  sondern  nicht  viel  über  50**.  Jedoch  müsst^  eine  gcnauert 
Untersuchung  und  Messung,  die  im  vorliegenden  Fall  einige  Zeit 
in  Ansprach  nehmen  wird,  angestellt  sein,  am  die  Sache  wirklioh 
sa  entscheiden. 

56.  Angnstos,  Puteoli  357<^  30'. 

Der  Tempel,  jetzt  die  Kalliedrale  von  Pozzuoli,  liegt  hoch 
und  frei;  Name  and  Grüudungszeit  sind  gegeben  durch  die  alte 
Inschrift^  die  er  trftgt,  (I.  N.  2484«  vgl.  2485)  'L.  GalpomiBB 
L.  f.  templnm  Augnsto  cum  omamentis'.  Ans  ihr  geht  herroTt 
dass  der  Tempel  dem  August  η  s  bei  seinen  Lebzeiten  errichtet  ward; 
ein  weiterer  Blick  auf  die  Richtung  genügt  um  su  erkennen,  dass 
man  ihn  nach  seinem  Natalie,  dem  23.  September,  orientirte.  Die- 
ser Tag  ist  nach  der  Schlacht  von  Aetinm  in  den  römischen  Stastf* 
Colins  aufgenommen  worden ;  ganz  beponders  hat  die  neue  Kais«^ 
Verehrung  ihn  ausgezeichnet.  In  der  berühmten  Narhonner  luschriii 
vom  Jahre  11  n.  Chr.  (Wilmanns  104  =^  OreUi  2489)  heisst  es: 
*  plebs  Narbonensinm  aram  Karbons  in  foro  posoit«  ad  quam  qnot- 
annis  YIIII  k.  Octobr.,  qm  die  emn  9βΰΐΜ  fdieitas  arü  tenanm 

rectoreni  cdidity  tres  eqnites  Romani  a  plehe  et  tres  libertini  hostiaa 
singulas  immolent'  eqs;  auch  dieser  Altar  ist  orieotirt  'his  regio- 
nibns  . . .  nti  infimnm  solum  haiasqae  arae  titolonunqae  est\  lieber 
die  Feier  desselben  Tages  vgl.  die  Inschrift  anbekannter,  aber  sidier 
italischer  Provenienz  vom  J.  18  Wilmanns  884  (Or.  686),  Or. 
40C>8,  Uenzen  Scavi  p.  I  i,  C.  J.  L.  I  p.  402.  Es  ist  ein  sehr 
bedeutsames  Factum,  dass  in  der  Colonie  Puteoli  ihrem  Gründer 
noch  bei  Lebaeiten  ein  so  prachtvoller  Tempel,  allerdings  aar  tod 


uiyiu^Cü  by  GoOglc 


üeber  Tempel-Orie&tirung. 


427 


eioeiD  PriTatmaim,  errichtet  ward.  Die  Orieotiniiig  oaoh  dem 
Natalie  eotspriclit  TöUig  den  AneoliftQQngeii,  welche  der  Lehre  Yom 

Temiilum  zu  Grunde  liegen  (Tempi.  188).  Wir  dürfen  uns  aber 
nicht  mit  dem  allgemeinen  Hinweis  auf  die  Uebcroinstimmung  zwi- 
schen Aze  und  Festtag  genfigeii  laeaen;  vielmehr  iat  himr  ein  Fall, 
der  sehftriiBree  Eiogeheii  verlaiigt  imd  meine  Theorie  in  glftniender 
Weise  beetfttigt.  Die  Queraxe  ergab  nach  meiner  Messung  267®  30', 
die  Declination  für  1873  zu  12^  gerechnet.  Unter  Augustus  be- 
trägt nach  den  Tieleschen  Tafeln  das  Azimuth  der  ansehenden 
Sorae  am  28.  Septemher  im  Schalljahr  268^  26',  dagegen  im  drü- 
teo  darauf  folgenden  Gemeiii}ahr  368^  B'.  Weiter  wenn  man  das 
Azimuth  rechnet  nicht  vou  der  Mitte  der  Sonueuschcibe,  sondern 
νοα  dem  Moment  ihres  Sichtbarwerdeue,  so  stellen  eich  beide  An- 
gehen (am  15'  kleiner)  aof  268®  11'  reep.  267®  48'.  Andereredte 
sind  sie  etwas  höher  an  setaen,  weil  die  Sonne  über  der  Apennin- 
kette  aufgeht:  allein  die  Entfernung  ist  so  bedeutend,  dass  der 
GesicbUwinkel,  der  durch  den  Apennin  gebildet  wird,  kaum  mehr 
ale  ein  paar  Minuten  betragen  kann.  Man  sieht,  dass  von  den 
Alten  hier  genaa  gemessen  worden  ist  and  eine  nfthere  Untersaohang 
dee  Thatbestandes  würde  sich  gar  sehr  Terlohnen. 

Dies  Gebäude  liefert  aber  noch  in  anderer  Hinsicht  einen 
scUiagendeu  Beweis  für  meine  Theorie.  Es  ist  in  die  Kathedrale 
ton  Poanoli  yerwandelt  worden  and  S.  Procains,  ein  Genosse  des 
k  Janoarioa  raht  hier,  lieber  die  Stiftong  der  Kirche  finde  ich 
kerne  glaubwürdige  Nachricht:  wenn  Üghelli,  Italia  sacra  6,  268 
sie  in  Diodetianieche  Zeit  zurück  verlegt,  so  bedarf  dies  keiner 
Widerlegung.  Aus  ▼dlligem  Verfall  ward  sie  1684  nea  gebaat; 
«hee  ihre  Biobtongslinie  eingehalten  ward,  lehren  die  ▼ermanerten 
antiken  Sftnleo.  Ans  dem  Kalender  dagegen  Iftest  sieh  annfthemd 
die  l'|ioche  der  Stiftung  nachweisen.  Das  Martyrulugium  Romanum 
setzt  unter  dem  1  i).  September  '  Puteolis  in  Campania'  die  hh.  Ja- 
mrias,  Procnlos  and  Genossen  (die  Abweichangen  in  Betreff  des 
cntoen  s.  bei  TUlemont,  bist.  ecd.  6,  156).  Als  man  dem  h. 
Procnlus  die  Stätte  einrichtete,  welche  in  alten  Tagen  dem  grossen 
Kaiser  geweiht  worden,  hatte  weder  die  Sonne  ihren  Lauf  verän- 
dert noch  die  Snperstition,  die  an  ihren  Aufgang  anknüpfte,  in  den 
Heraen  der  Menschen  aufgehört.  Wohl  aber  war  der  iolianische 
Kiiender  inswisehen  langsam  vorgerückt.  Im  6.  Jahrhundert  fiel 
die  Axe  nicht  mehr  in  den  Aufgang  des  23.  sondern  in  den  des 
19.  S<>|)tcrober8  und  auf  diese  Epoche  werden  wir  die  Fixirung 
<iee  Kirchenfestes  ansnsetzen  haben.  Die  genauere  Bestimmung 


428 


Ueber  Xempei-OHenüriiiig. 


wfirde  vieUeioht  durob  eine  Kritik  der  Janoarinelßgeiid»  m 
Winnen  sein. 

57.  Castor  und  Pollux,  Neapel  334^ 

Der  Tempel  ist  nach  der  Dedicationeinschrift  (G.  I.  Gr.  ΙΠ 
6791)  in  aognsteiacber  Zeit  den  Diosknren  und  der  Stadt  errichtet, 
jetzt  S.  Paolo  Maggiore.  Die  beiden  Apoetelf&rsten  traten  im  ach- 
ten Jahrhundert  hier  wie  anderswo  an  die  Stelle  der  Dioskurea. 
Um  die  Richtung  zu  erklären  fehlen  mir  sichere  Daten. 

Zweiter  Anhang. 

Kiroben  ans  Unteritalien  and  Sioilien« 

Die  Ausbildung  der  Orieutirungslehre  beansprucht  eine  ungleich 
ausgedehntere  Sammlung  von  Material  als  hier  beigebracht  worden, 
leb  eelber  babe  nor  ganz  vereinzelte  Kircben  ansserbalb  Roms  ge- 
meesen ;  obwohl  ee  sehr  erwftneeht  sein  nneete  mftnnigUeb  zu  Ge* 
müthe  zu  fuhren,  dass  anderswo  den  Sonnenstrahlen  dieselbe  Be- 
deutung beigelegt  ward  wie  am  Sitz  der  Christenheit.  Um  eo 
lebhafter  ist  der  Dank,  den  ieb  meinem  jetzigen  Gollegen  b.  v.  Sjbel 
aobolde,  weleher  auf  einer  Reize  im  FrQbjabr  1872  zieh  der  UztSgez 
Mühe  unterzogen  hat,  eine  grosse  Zahl  von  Tempeln  und  Kirchen 
für  mich  zu  messen.  Indem  ich  die  Tempel  für  einen  folgenden 
Artikel  verzpare,  theile  ich  eeine  Mezznngen  hier  zftmmtliob  mit: 
nor  N.  166 — 169  rfthren  von  mir  her.  Die  Dedination  rechne  idi: 
Terraeina  Gaeta  1272^;  Neapel  (nach  Templum  178)  und  Umge- 
gend 12®;  für  das  westliche  Sicilien  13*^,  für  das  östliche  12**.  Vou 
Bestimmungen  der  Decliuation  in  Sicilien  kenne  ich  nur  die  Ao- 
.gäbe,  dazz  zie  1885  zn  Palermo  16^  8'  betrag;  bei  einer  jAhrliehen 
Abnahme  von  ea.  5'  kommt  annfthemd  der  obige  Anzats  ftr  1872 
heraus.  Ueber  die  Frontseite  der  Kirchen  lassen  die  Sybelscher» 
Angaben  die  nothige  Klarheit  vermissen:  weshalb  in  dieser  Hin- 
zioht  Irrthümer  zieh  eingezcbliohen  haben  können,  wenn  dnroh  PUoe 
keine  Gontrole  gegeben  war.  Fftr  SiciUen  benutze  ich  Pirro  Sicfliz 
zacra  3.  ed.  Panormi  1733  fol. ;  Johannis  de  Johanne  de  divinie 
Siculorum  officiis  tractatus  Panormi  1736.  4;  ders.  Storia  eccle- 
ziaztioa  di  Sioiiia  (2  vol.  ed.  Lanza  Palermo  1846).  Für  Neapel 
und  Umgebung  izt  mir  keine  SpeoiaUiterator  zur  Hand. 

168.  S.  Pietro,  Terraeina  SW. 

Ausserhalb  der  Sonnenrichtuncr,  aber  auf  einem  antiken  Tein- 
pel,  den  man  für  Jupiter  Anxur  halt. 
164.  a  Maria,  Fondi  SieVs^ 

Die  uralte  gothizche  Hauptkirohe,  die  später  8.  Pietro  benannt 


uiyui^Cü  by  GoOglc 


Ueber  Tempel-OrieDtirang. 


429 


worden  ist  (Ughelli  1,  719  ed.  2.  Venetiis  1717).  Sie  ist  nach 
dem  Winienoktüi  orientirt;  in  Betreff  der  södlichen  Abweichaog 
der  Axe  trifft  das  S.  416  Gesagte  auch  hier  an,  obwohl  bei  der 

Nähe  der  Berge  das  scheinbare  Azimnth  beim  Aufgang  immerbin 
1 — 2^  grösser  sein  mag  als  das  wahre. 

165.  S.  Erasmo,  Gaeta  15^. 

Der  Heilige  dieeee  Namens  vom  2.  Jani  ist  im  9.  Jahrhundert 
Ton  Formiae  in  eine  hier  befindliche  Harlenkirehe  übwtragen  wor- 
den.   Bezüge  unklar. 

166.  S.  Proculo,  Pozzuoli  357 Vi», 

Orientirt  nach  diom  19.  September,  wie  8.  427  geeeigt  ward. 

167.  8.  Bestitata,  Neapel  888<». 

Diese  alte  Kathedrale  τοη  Neapel  soll  von  Kaiser  Gonstantin 

gegründet  sein  und  den  Platz  eines  Apolloterapels  einnehmen.  Das 
Fest  der  jetzigen  Titel  heiligen  wird  vom  Martyrologium  Homauom 
auf  den  17.  Mai  gesetst;  die  Aze  weicht  von  diesem  Tage,  das 
Sdstis  den  24.  Juni  gerechnet,  nm  etwa  +  4^  ab:  allein  die  ganae 
Legende  ist  spät  nnd  sofaleeht  beglaubigt  (Tilkmont,  bist.  eool. 
5,  63).  Ui  Hprüngeich  war  die  Kirche  dem  Heiland  geweiht :  der- 
selbe war  hier  dargestellt,  die  Sonne  zu  seinen  Füssen,  in  der  Hand 
ein  Buch  mit  den  Worten  'ego  sum  Ins  mnndi'  (Corcia,  Storia 
delle  dne  SidHe  2,  213). 

168.  Dom,  Neapel  699, 

Die  neue,  gewöhnlich  nach  S.  Januarius  benannte  Kathedrale 
ateht  im  rechten  Winkel  auf  der  vorhergehenden.  Sie  ward  1272 
begonnen  und  der  Madonna  dell'  Assunta  geweiht:  dies  Datum  15. 
August  entspricht  der  Lage  nur  ni^gefthr.  Ob  es  mit  den  alten 
Sonnenriten  susammenhttngt,  dass  eine  der  drei  Epochen,  in  denen 
das  Blut  des  Titelheiligeu  fliesst,  Anfang  Mai  fallt,  lasse  ich 
dahingestellt. 

169.  8.  Paolo  Maggiore,  Neapel  334^. 
8.  428;  Beeflge  mir. unbekannt. 

170. .  a  Matteo,  Salemo  107^ 

Gegründet  1080  unter  Gregor  VII;  die  Translation  des  Apoatels 
wird  am  6.  Mai  gefeiert.  Bezüge  unklar  und  wohl  auch  durch 
die  Lage  an^geschloasen. 

171.  8.  Andrea,  Amalfi  80Vt®. 

Die  letzte  Bemerkung  trifft  auch  hier  zu.  Die  Translatidii 
des  Apostels  fand  am  8.  Mai  1210  statt;  die  Kirche  i^i  älter. 

178.  S.  Pantaleone,  Bavello  77«.  Die  im  U.Jahrh.  gegrün- 
dete Kathedrale. 


I 

I 

480  Ifober  Tempel-Oneniiratig. 

179.  S.  OioTanm,  eb.  278 Vs^ 

180.  S.  Maria  Imm.  della  Gradella,  eb.  294^ 

181.  S.  Agostino,  eb.  102^ 

182.  S.  Lorenso  (Yeeeovado),  Soala  ll7Vt^ 

*188.  S.  EoBtachio,  Pontone  142^  Kathedrale  am  d« 
10.  Jahrb. 

*  184.  S.  Maria  Annunziata,  Pontone  151®. 

185.  S.  GioTanni  degli  Eremiti,  Palermo  56  Vs^- 

Die  w^en  ihrer  manriechen  Architektur  bekannte  Kirche  wird 
am  Ende  dee  6.  Jahrhnnderte  γοη  Gregor  dem  Grossen  erwihnt 
und  um  1130  erneuert  (Pirro  Sicilia  Sacra  p.  22,  1109,  3.  ed. 
Pauormi  1733).    Sie  ist  nach  dem  Johannistage  orientirt. 

186.  a  Maria  (Dom),  Palermo  57^ 

Gegenwftvtig  nach  der  h.  Rosalia  benannt,  aber  viehnebr  der 
Madonna  geweiht.    Sehr  alt  datirt  ihre  jetzige  Gestalt  voo  dcQ  I 
Neubau  des  Erzbiscbofs  OfFamilio  1184  (Pirro  Sicilia  Sacra  28.  110). 
Eine  nach  dem  Sommersolstiz  orientirte  Marienkirche  ist  lir.  93. 

167.  8.  Maria  deU'  Amiraglio,  Martorana,  Palermo  82*. 

Geweiht  1113  (Pirro  81)  und  naoh  Mariae  Gebart  orientiit 
gleich  N.  63—66.  192. 

188.  S.  Francesco  d'Asisi,  Palermo  60  Va^ 

Erbaut  1235  (Pirro  303);  ob  nach  einem  Fest  orientiii 
kann  fraglich  erscheinen.  Indessen  trifft  die  Rtchtangslinie  anf  den 
25.  Mai,  die  Translation  des  Titelheiligen,  das  Solstiz  den  15.  Jnni 
gesetzt,  gerade  so  genau  zu  wie  die  derselben  Epoche  aogehörige 
Fraooieeanerkirche  N.  211  auf  den  Natalie  desselben. 

189.  a  Maria  della  Catena,  Palermo  51<>. 

üm  1400  erbaut  (Pirro  164)  and  aaeserhalb  des  Sones- 
auigiings. 

190.  S.  Maria  (Dom),  Monreale  71  Vi®.  ' 
Die  berahmte  Kirche  1174  begonnen,  ist  am  25.  April  1267 

fnerlich  geweiht  and  dieser  Tag  sowie  der  15.  Angost  mit  reieben  i 
Indulgenzen  ausgestattet  worden  (Pirro  463).  Später  bat  man 
Hauptlast  von  Maiiae  Himmellahrl  auf  Mariae  Geburt  8.  Sept.  ver- 
legt. Die  Kirche  ist  ohne  Zweifel  nach  jenen  Daten  orientirt  eod 
es  handelt  sich  nor  daram,  den  Grad  der  Genanigkeit  an  bertas* 
men.  Das  Solstiz  fiel  in  der  Epoche  der  Gründung  auf  den  15. 
Juni,  mitbin  der  wichtigste  Festtag  2  Monate  später  254",  dagegen 
der  S.  Marcostag,  dar  Tag  der  Einweihong  1%  Monat  iraher 
950Vs^*  Setate  num  vielmehr  dse  Solstis  aal  den  20.  Jnnit  wie 
bei  der  onmerkliohen  Aenderung  der  Sonnenlftoge  an  den  Tropen 


uiyiii^cU  Ly  GoOgle 


Ueber  Tempel-Orientirang. 


481 


idir  leiebt  mögUeli  war,  eo  glichen  eicb  beide  Daten  aus  und  ihre 
Sonnenhinge  entsprach  der  Richtungsaxe  genau.  Durch  welchen 
Calcul  die  empirische  Beobachtung  mit  den  gegebenen  Kalender- 
«Ukn  traneigirt  bat,  wird  siob  im  vorliegenden  wie  anderen  FAllen 
wma  flberbaapt  so  nnr  durch  die  eoigsameten  DetaOontersacbungeu 
ennittehl  lassen. 

191.  Madonna  di  Trapani  88 

Berühmte  Kirche  der  Annunaiata  geweiht  und  dem  enteprechend 
mch  dem  Aeqninoctinm  gerichtet  (Pirro  877).  Der  jetrige  Dan 
wird  1332  gesetzt. 

192.  V  S.  Maria  (Dom),  Monte  S.  Giuliano  Sa». 
Gegründet  1314  und  nach  Mariae  Himmelfahrt  benamit,  aber 

Hieb  Mariae  (Gebart  gerichtet. 

193.  Madonna  del  Oarmine,  Monte  S.  Oinliano  87^ 

Der  Annunziata  geweiht,  von  1423  (Pirro  Ö87);  vgl.  N.  191. 

194.  S.  Domenico,  Gaetelvetrano  76®. 

196.  8.  Giovanni  BattisU  (Dom),  eb.  809^ 
Aneeerhalb  der  Sonnenricbtnng  und  von  hohem  Alter. 

196.  S.  Maria  Magdalena  (Doin),  Sciacca  97  Va^. 

Zur  Sühne  des  Ehebruchs  von  Julietta,  Tochter  Rogers  I, 
1100  erbant  (Pirro  786).  Orientirt  nach  2.  Märs,  dem  Tag  der 
itadigeQ  Maria  Aegyptiaca. 

197.  S.  Gherlando  (Dom),  Girgenti  95 »/2» 

Die  Baugeschichte  ist  nicht  klar:  die  Kirche  soll  vom  Apostel 
Petnie  der  b.  Jongiran  errichtet,  dann  nm  1100  von  dem  Biechof 
S.  Gerlandiu  neu  gebaut  and  der  Jongfiran  nebet  dem  Apostel  Ja- 
•oboi  geweiht  worden  sein  (Pirro  696).  Der  jetzige  Bau  beginnt 
iü  der  zweiten  Hüllte  des  14.  Jahrh. :  von  dem  Bischof  Agathon 
(t  1392)  berichtet  Pirro  710  *  is  soa  omnia  bona  Ißgaverat  teeta- 
nolariie  tabnlia  pro  reaedificando  templo  in  honorem  tarnen  S. 
folandi*.  Von  dem  Natalie  deeeelben,  25.  Februar,  vdoh  nach 
damaliger  Zeitrechnung  die  Axo  kaum  2*^  ab. 

198.  S.  Biagio,  eb.  299^. 

Aue  dem  sog.  Tempel  der  Geres  und  Proeerpina  heiigeetellte 
Kir^  normannisoher  Epodie:  nach  Schoene,  Templnm  181,  der 
θίβ  Declination  1'^  zu  hoch  rechnet.  Wahrscheinlich  nach  der  Wlnter- 
wende  gerichtet. 

199.  S.  Gregorio  delle  Bape,  eb.  269^. 

Der  bekannte  Coneordiatempel,  nach  dem  Aequinoctiem  ge- 
richtet; Feet  dee  Titelheiligen  23.  November.  Die  Kirche  ist  ftlter 
1179  (Pirro  702). 


482 


Ueber  Tempel-Onentinrng. 


200.  a  Nicola,  eb.  354®. 

Mittelalterlich,  Bezüge  unbekannt.  Aber  die  Lage  Btimiiit  ndt 

der  demselben  Heiligen  gewidmeten  N.  207. 

201.  S.  Maria  (Dom),  Syrakus  dV/J^. 

Ava  einem  Tempel,  gewöhnlich  Minerva  benannt,  1093  her- 
gestellt ond  der  Jungfrau  geweiht;  Dedicationstfig  20.  Deoember 

(Pirro  617). 

202.  S.  Marciano,  eb.  92« 

Hier  soll  Paoloa  gsj^redigt  haben  (Piiro  599)  und  auf  alle 
Fftlle  dne  der  älteeten  Kirchen  Sidliena. 

8.  Giovanni,  eb.  363V2*^.  ν 
Ueber  der  vorhergehenden  und  dem  Eingang  zu  den  Kata- 
komben 1182  erbaut  (Pirro  623). 

204.  S.  Agata  (Dom),  Catania  78V^ 

Erbaut  1091  und  der  h.  Jungfrau  gewmht  (Pirro  520).  Sie 
ist  gleich  dem  Dom  von  Moiueale  und  Messiua  nach  ^lariae  Him- 
melfahrt orientirt:  welches  Fest  in  der  normannischen  Epoche  Si 
ciliens  eich  des  höchsten  Anaehens  erfreute.  Auch  der  correepor 
dirende  Tag  ist  anegeaeiohneti  indem  an  zweiter  Stelle  8.  Geoiy 
als  Titelheiliger  genannt  wird :  setzt  man  das  Solstiz  auf  den  19. 
Juni,  so  ist  die  Sunueiiläuge  von  1 5.  August  und  23.  April  gleich. 
Der  Cultus  der  h.  Agatha,  welcher  die  Madonna  in  der  Folge  gMi 
Burfick  gedrftngt  hat,  hielt  sich  gleichfalls  an  die  BichtoAg :  an 
17.  August  1126  ward  die  Heilige  hierher  transferirt  (Pirro  527) 
und  an  diesem  Tage  iiudet  noch  gegenwärtig  das  eine  ihrer  beideo 
Hauptfeste  statt. 

205.  8.  Agata  la  Vetera,  eb.  WJi\ 

Diese  angeblich  im  dritten  Jahrhundert  gegründete  ffirdw 
bezeichnet  den  Ort  des  Martyriums  der  Heiligen  und  war  die  alte 
Hauptkirche  der  Stadt  (Pirro  516).  Als  Natalis  der  h.  Agatha 
Steht  seit  Alten  der  5.  Febroar  fest  (Tillemont  8,  183)  md 
wird  noch  jetzt  gefeiert  Ihr  Martyrium  ist  freilich  nicht  soo 
Besten  beglaubigt  und  man  darf  selbst  die  Frage  aufwerfen,  ob 
hier  nicht  eiue  der  vielen  Madonnabilduugen  zu  erkennen  sei,  welche 
eich  proteusartig  durch  die  christliche  Mythologie  hindurchziebco. 
Die  Richtongsaze  weist  für  den^.  Anfang  auf  dasselbe  Fest  wie  die 
▼orhergehende,  den  15.  Augast.  Die  scheinbare  Differenz  tob 
2%^  erklärt  sich  einfach  aus  dem  Vorrücken  des  iulianiscbeu  Ka- 
lenders: wenn  jene  um  1100  richtig  orientirt  ward,  so  muss  diese, 
nach  demselben  Datum  gerichtet,  ca.  800  Jahr  früher  fallen.  Der 
5,  Februar  steht  dazu  in  dem  Verh&Itniss,  dass  das  Azimatii  dei 


uiyiu^CQ  L'y  GoOglc 


Ueber  Tempel-OrimiUrung. 


488 


Untergangs  der  Richtungslinie  annähernd  entspricht.  Ob  dem  letz- 
teren Factor  eine  Bedeotong  sukommt,  wird  die  Forschung  frei- 
Ueh  €nt  ermitteln  mfiaien. 

906.  S.  PMierttDO,  TaorminB  287 VA 
'       Aus  einem  Tempel  hergestellt:  wann?  Von  den  Festen  des 
Titelheiligen,  3.  April  nach  römischem^  9.  Februar  9.  Juli  nach 
gmohisobem  KaleDder  (di  GioTaimi  I9  25)  pMst  das  zweite  Datum, 
dM  Sokfcii  deo  18.  Deoember  geeelit,  genaii  sar  Biditoqg. 

207.  a  Nicola  (Dom),  eb.  84^ 
Mittelalterlich;  die  Lage  stimmt  mit  N.  200. 

208.  S.  Pietro  e  Paolo,  eb.  30 1^ 

lo  gothiecbem  Stil;  waon?  Nacb  der  Winterwende  orientirt 

209.  8.  Maria  (Dom),  Meesina  7P. 

Eingeweiht  am  21.  September  1197  (Pirro  400),  dem  Tage 
des  Apostels  Matthaus.  Dagegen  gleich  den  Domen  von  Monreale 
τααά  Catania,  welche  derselben  Epoche  angebdren,  orientirt  naoh 
Marne  Himmdtfahrt:  dies  ist  noch  beatigen  Tags  das  Hanptfeat 
dmr  Stadt 

210.  S.  xMaria  de'  Catalani,  eb.  12572^· 

Wird  um  1100  gesetzt  und  soll  die  Stelle  eines  Neptuntem- 
pell,  spftter  einer  Mosebee  einnehmen.  Orientirt  naoh  der  Winter^ 
wende  vgl.  N.  68.  72.  164. 

211.  S.  Francesco  d'Asisi,  eb.  98^ 

Der  Grundstein  ward  1254  gelegt  (Pirro  447);  ob  nach 
einem  Fest  orientirty  möchte  snnftehst  fraglich  erscheinen.  Indeseen 
watd  der  Natalie  des  Titelbeiligen  1228  anf  den  4.  Oetober  6sirt 
and  dies  Datum  triffb  in  der  That,  wenn  man  die  Versohiebnng 
der  Nachtgleiche  zur  Zeit  der  Gründung  auf  den  16.  September 
berAoksichtigti  auf  die  Richtungsaxe  genau  zu  vgl.  N.  188. 

 Dies  ist  das  Material,  welches  mir  von  Orien- 

tirmigen  italienischer  Srchen  su  Gebote  steht.  Ich  habe  mich  be- 
müht die  einzelnen  Fälle  für  sich  zu  erklären,  ohne  allgemeine 
Gesichtepunkte  geltend  zu  machen.  Solches  wird  in  dem  Fortgang 
dar  Untenochimg  geschehen« 

Marboig.  Η·  Nissen. 


Um,  L  FhiloL  H.  W,  ZXZX.  28 

L^iyiii^uü  üy  GoOglc 


Aeeelimee  und  Plate. 


Wie  sehr  die  Peripatetiker  und  AlexandriniacheD  Grammatikar 
es  liebten,  berfllimten  Mftiineni  berOhmte  Lehrer  an  geben,  ist  eine 
namentlich  auch  ane  den  Biographien  der  Redner  bekannte  That- 

sache.  Dass  freilich  ein  Demetrius  Phalereus,  wie  das  Scholion 
Bernardiuuin  zu  Aeschiues  2,  1  und  gleichlautend  die  sogenannte 
Vita  des  Apollonioe  in  einer  Handeohrift  bei  Bekker  (Westennaui 
βιογράφοι  ρ.  266,  34)  ηηβ  glauben  machen  will,  den  craeeen  cIopo* 
nologischen  Irrthum  begangen  haben  soll,  den  Aeschiues,  der  etwa 
10  Jahre  nach  dem  Tode  des  Öokrates  geboren  wurde,  zum 
Sohüler  eben  dieeee  Sokratee  an  stempeln,  hat  Schafer  Dem.  und 
edne  Zeit  I  230,  Note  1  mit  vollem  Recht  besweifelt.  £e  beruht 
diese  Angabe,  die  allerdings  dem  genannten  Scholion  schon  In  dieser 
Form  vorlag  {ώς  μεν  /Δημήτριος  6  Φαληρενς  ψψι  Σωχ,ράτονς  τον 
ψΰΛοόψου  ά^''  υοηρον  τον  Πλάτωνος)  auf  einer  alten  Corruptel  für 
*Ισακράηυς:  diese  richtige  Form  haben  nicht  bloss  Pseadoplnt.  Yitae 
decem  orat.  β40  Β.  und  Philostrat.  Vit.  Soph.  I  18,  3,  wieWester* 
mann  in  l'auly's  Uealeucyclopiidie  I  -  p.  438  und  Schäfer  a.  a.  0. 
angeben,  sondern  auch  Pbotius  Bibl.  cod.  264  p.  490.  Dass  aber 
Phottas  in  seinen  Angaben  über  die  Redner  nicht  die  Psendopltt- 
tarchischen  Biographien  direot  benutste,  sondern  eine  andei*e  den- 
selben verwandte  Quelle,  hat  Alfred  Schöne  jüngsthin  Jahrb.  /. 
classische  Philologie  1871  p.  70 1  ff.  zunächst  an  den  Lebensbe- 
schreibungen des  Lysias  erwiesen.  Sein  Zeugniss  hat  also  in  ge- 
wissen Dingen  selbsttadigen  Werth.  Auf  ursprüngliche  Gleichheit 
der  beiden  Notisen  aber  deutet'  die  constante  Zusammenstellung  des 
Isokrates  (Sokrates)  mit  Plato  hin,  und  zwar  nicht  blos  bei  Ae- 
schines,  sondern  auch  bei  Demosthenes,  Hypereidcs,  Lykurgos. 

Mit  Recht  wird  schon  yon  einem  Theil  der  Alten  sowohl  diese 
Behauptung  von  dem  Unterricht,  den  Aeschines  bei  Isokrates  ge- 
nossen haben  soll,  als  auch  alle  derselben  verwandten,  dass  er 
Schüler  ciuea  andern  Lehrers  der  Beredsamkeit  gewesen  sei  (Leo- 


uiyiu^CQ  by  GoOglc 


Aeschiaea  uud  Pluiu. 


435 


damae  oder  Alkidamae),  bestritten :  Peeudoplut.  840  F :  oi  tlaov 
μηϋ^  μα&ψ8υσαί  ν»  t6v  ΑΙα/ινην^  αλλ*  in  της  ύτηγραμμοαίας 
αρ9ψαι  h  τοις  ^utamffiiotq  τάίβ  Adyovm:  and  die  Nenern  stellen 
ndi  um  90  mehr  auf  denselben  8tandpiiiikt,  alt  die  Selbstseagnlsse 
des  Redners  2,  41  und  3,  228  (Schäfer  a.  a.  0.  p.  231  Note  4) 
nicht  auf  rhetorische  Studien,  sondern  aui  natürliche  Begabung  und 
praktiaehe  £riahraQg  hinweisen. 

Allein  mAt  bloss  als  Sehüler  gewisser  Bketoren,  sondern  «noh 
als  Zuhörer  oder  Schüler  IM  a  t  ο  s  wurde  Aescbines  bezeichnet,  zu- 
nächst in  allen  jenen  Stellen,  in  denen  er  mit  Isokrates  (Sokrates) 
in  Verbindung  gebracht  wM,  ausserdem  noch  an  einer  Steile  Phot* 
faibL  Cod.  61  p.  20:  ütmunkm  &i  oMw  Πλάούνος  wd  jinahdSf 
φαοί  μα^ηηνσΜ  (wo  Westermann  nach  Suidas  *ΑλΜ0άμανα  bessern 
will).    Aber  auch  gegen  diese  Ansicht  wurde  lebhaft  gestritten; 
einei-seits  (angeblich  von  Idomeneas,  Hermippos  und  Caecilius  nach 
8obol.  fiern.  nnd  Vit*  Apoll,  a.  d.  a.  0.)  gesttttsi  anf  die  Verschie- 
denheit des  ganse»  sehriftstellerisehen  Charakters:  φααΐ  γαρ  ώς 
ovSsy  τον  /αραχτηοος  ni   Ι Ιλατιοιίϊίου  oo>vfc^  oiia  το  άκριβες  και 
mi^a^ov  οντε  το  απέριττοι  xui  ενρν^μον,  άλλα  χ^χηννιά  πώς  ianv 
αυηυ  ή  idm  τον  λόγου  xai  ανςι^τος  /uey  wü  τίροηετής  xai  Βνχ$ρως 
Μ  ib  Xotdoguv  οΛο^^ρώς  md  άηρβΛως  φήηρ^  ίξ^γομίιηι^  ^(ουσα  di  ο 
η.  S.  f. :  andrerseits  bestritt  man  die  Platonische  Schfllerschaft  no* 
seres  Redners  deswegen,   weil  die  politischen  Theorien  desselben 
mit  demjenigen  Piatos  im  Wider<<pruch  ständen.  So  im  Schol.  Vat. 
Lsnr.  wa  Aesehines  1,  4:  ow  ορ&ϋίς  ^  ΑΙαχίψηις  τψ  τυρανΜα 
mkinUtv  hidkeoB^,   ή  μ$ν  γαρ  mXmia  in  νόμωρ  awiotrpusv^  h  ^ 
Trj  ηραη'ίόι  oix  tioi  νόμοι,  άλλα  ,ιαρανομϊαι  y.ui  tx  τούτων  όε  όήλο^' 
ονόί:  ηχονοε  Πλάτωνος,  ονιος  μεν  γάρ  i^  f^Oi  τρεις  εΐιαι  τιολιιξίας, 
ΠλοΜΨ  de  xai  όνο  uud  nivta  md  hm.    Der  Tadel,  der  in  den 
ersten  Worten  ansgesprochen  wird,  ech«nt,  so  pedantisch  er  ist^ 
aof  Aristotelische  Sätze  smrflcksagehen,  z.  B.  Polit.  III,  7,  p.  1279 
b,  4  παρεκβάσεις  δε  nuv  είρημένων  τνρανης  μεν  βαϋΐλείας,  6λιγαρ/ία 
όέ  άρισιοΜρατΙας,  δημοκρατία  όέ  7toL·uiaς,   Es  war  in  der  That  dar 
MÜS  schon  sehr  Terbreiteter  Sprachgebrauch  unter  nok^nia  χατ* 
ifyf/,ην  die  gesetamissige  Demokratie  sn  Terstehen,  wie  es  anoh 
Aristoteles  unmittelbar  vorher  selbst  sagt  r279a,  37:   οταν  όε  το 
1lλήίhς  7ΐρ6ς  το  »Oivov  ηολιηνηται  σνμίξερον,  χακείται  το  xoivov  ^νομα 
«WR0y  täi^  7iohmw¥,  jsoJUida)  ein  Sprachgebrauch,  der  sich  beson* 
dm  bei  den  Rednern  findet  Dem.  I.  Olynth.  (1)  §  5:  Άως  ämtoww 
VSK  πΰλιηίαίς  ή  τνραννίς^  vom  Kranze  (18,)  65:  δμοίίος  άηάννων 
την  ίλίν&δρίαν  ηίριΒίΧετο,  μάλλον  δε  ntd  τας  nohtsiag  vergl.  Eebdantz 


uiyiii^CQ  by  GoOglc 


486  ΑβΜΐιίιΐθ·  und  Pluto. 

βα  Dem,  de  Chm.  (8),  48.  oad  den  Artikel  mkusla  bei  Htr- 

pokration  und  Suidae,  ferner  Xen.  Hell.  VI,  3,  8.  Dies  schlieeet 
aber  den  weitem  Gebraach  des  Wortes  bei  Aristoteles  so  wenig  als 
bei  den  andern  ans;  ans  Plate  apedell  lAsst  seh  der  eifere  Ge> 
branoh  blos  fftr  Demokratie  gar  nioht  naehweiaeiL  Der  Tadel  ab« 
ist  gegen  Aescbinee  um  so  nnbereebtigter,  als  in  der  Saobe  Ae- 
Bchines  mit  dem  Tadler  völlig  zusammentriflft  (und  zwar  gegen 
Piato  und  die  Philosophen) ;  auch  Aeschines  anerkennt  bloss  die 
Demokratie  ale  wirkliohen  Beebteetaat  in  den  folgenden  Wortes: 
duHXoitrtfu  «T  m  τυρανΜβς  mi  dhyog/im  τοις  τράποίς  iwr 
εφεστηχότωΐ'^  al  όε  πόλεις  al  άημοχρατονμεΐία  τηις  νίμοις  τοις  χειμί' 
νΜς.  Εβ  ist  dies  ganz  der  Standpunkt  der  demokratischen  Redner; 
und  80  eebr  Aeeobinee  durch  aein  Lieb&ogeln  mit  der  makedoai- 
edben  Politik  der  Monarebie  Voraobab  geleietet  bat»  er  Tenitaad 
ee  mit  der  grteeten  TirtiiOBitftt  in  allen  'Farben  va  eebillem  «hI 
dem  Volke  Athens  gegenüber  als  Vollblutsdemokrat  sich  zu  geriren. 
Ganz  dieselbe  Anschauung  finden  wir  bei  Demosthenes,  nur  dasi 
er  gewdbnlicb  Monarebie  und  Oligarebie  ab  £ίηαι  Begriff,  ab  den 
Staat  der  Oewalt  and  Willkür  der  Demokratie  ab  dem  BMbeitr* 
ataat  gegenüberstellt. 

Insbesondere  aber  zieht  unser  Scholien  aus  dem  Umstände, 
daae  Aescbinee  drei  Ver&esangen  unteraobeidet^  den  Soblnaa«  dam 
die  Angabe,  er  eei  Sobftler  Platoe  geweien,  niebt  wabr  iein  kiSone: 
Pbto  bebe  untereobieden  nal  άέο  καΐ  nina  wd  hnL    Mit  des 
Zahlen  2  und  5  scheint  der  Verfasser  die  Eintheilung  der  Plato- 
nischen Republik  im  Auge  zu  haben;  die  Zahl  2  bezeichnet  die 
£intheiiung  in  Idealst aat  und  die  wirklioben  (anYoUkom* 
menen)  Staaten;  dieee  aerfallen  in  die  4  Formen:  Timokratie, 
Oligarchie,  Demokratie,  Tyrannis;  mit  dem  Idealstaate  zubauniieu 
sind  es  5.    Auf  den  Politicus  dagegen  bezieht  sich  offenbar  die 
Zahl  7 ;  auch  bei  ihm  bt  die  Oberabtbeilung  in  Idealstaat  und  ^ 
wirkliebe  Staaten  s«  maeben  in  folgender  Weise:  I.  (1)  Ideabtaat 
n.  Wirkliebe  Staaten  A.  gesetamteige  Staaten :  a  (2)  Kenigtbnm; 
b  (3)  Aristokratie ;  c  (4)  gesetzmässige  Demokratie  (=  nohihia  im 
engern  Sinne  bei  Aristoteles),  B.  Willkürstaaten:  a  (δ)  Tyrannis; 
b  (6)  OUgarobie;  c  (7)  geeetMifibertratende Demokratie.  Mit  dbe« 
Abtheilnng  von  Kategorie  Π  stimmt  bekanntlieb  Arietotelee  genan 
ttberein  wie  er  Pol.  IV,  2,  3  (1289  b,  5)  selbst  anerkennt  (vergl. 
Schaarschmidt  die  Sammlung  der  platonischen  Schriften  p.  237, 
Henkel  Studien  rar  Qeeobiebte  der  grieebiaeben  Lebre  ran  Staat 
p.  79). 


Aeechinee  und  PIaIo. 


487 


Wenn  nno  Aeeohmee  dieee  Theorieo  der  Philoeopheo,  deren 
Kenn  eehon  in  der  Lehre  des  Soknitee  vorgebildet  ist  (Ken.  Mem. 

IV,  6,  12  und  anderwärts:  vgl.  Henkel  a.  a.  0.  p.  45)  unberück- 
sichtigt laset  und  dafür  sich  einfach  au  die  gewühiiiiche  Einthei- 
lang  in  Tynumis,  Oligarchie  und  Demokratie  hält,  so  darf  man 
bei  ibm  weit  eher  ala  bei  Demosthenes  den  Sehlaw  liehen,  daee 
ihm  dieee  philoeophieehen  Lehren  nnbekannt  waren,  oder  wie  das 
Scholion  sagt,  ιος  υνχ  ηχονσε  Πλάτωνος.  Denn  Aeschines  pflegt  in 
der  That  keine  Gelegenheit  zu  versäumen,  seine  Uelehrsamkeit  zu 
aeigen  (siehe  unten):  er  h&tte  sicherlich  an  unserer  Stelle  so 
gat  wie  der  ebenao  eitle  aber  gelehrtere  Isokratee  Paaath.  181  ff. 
ee  thut,  wenigstens  polemisch  auf  die  Ansichten  der  Philosophen 
Rücksicht  genommen.  Freilich  würde  dieses  Argument  allein  noch 
niehts  beweisen,  wenn  es  nicht  durch  andere  gewichtigere  gestütat 
wAie:  Pktoniaeher  Idealismus  und  Aesehineiebher  gemeiner  Rsalis- 
mos  stehen  so  weit  aneeSnander,  dass,  gesetit  auch  den  FaU,  Ae«* 
echines  hätte  den  grossen  Philosophen  zeitweise  gehört,  er  doch  in 
keiner  Weise  als  Platoniker  gelten  könnte. 

Anoh  Demosthenes  ist  von  Hennippos  an  oft  als  Sehfller  Piatos 
b— eicbnet  worden.  Von  anderer  Seite  wurde  diese  Behanptnng 
dahin  eimässigt,  dass  Demosthenes  in  bestimmten  Reden  bestimmte 
Platonische  Vorbilder  nachgeahmt  habe.  So  sollte  insbesondere  die 
Kranzrede  in  ihrer  Anlage  der  Piatonischen  Apologie  nachgebildet 
nein  Pseododionys.  Ars  rhetor.  8,  anderes  bringt  Quint.  XU,  10, 
24.  Das  Unhaltbare  dieser  Voranssetaung  einer  flSrmlichen  Ent- 
lehnung oder  Nachahmung  ist  von  Fuukhäuel  Act.  soc.  gr.  I  296 
und  Schäfer  Dem.  u.  s.  Z.  1  p.  290  ff.  hinreichend  dargethan  wor- 
den, wondt  jetat  aueh  ftbereinstimmt  Steinhart  Piaton 's  Leben  p.  195. 
8o  wahrsofaeinlieh  ee  ist,  dass  Demosthenes  die  eine  oder  die  an- 
dere von  den  Schriften  Piatos  gelesen  hat,  so  wenig  liisst  sich  dies 
von  iigend  einer  derselben  genau  beweisen.  In  Demosthenes  spie- 
gelt nnd  reprodneirt  sich  in  eigenartiger  Weise  die  ganze  Bildung 
Moer  Zeit,  und  er  hat  auch  diese  gaoae  Bildung,  wenn  wir  von 
der  damals  beginnenden  Gelehrsamkeit  abeehen,  auf  sieh  wiilcen 
lassen.  Aeschines  dagegen  macht  umgekehrt  den  Eindruck  eines 
Mannes,  der  bei  aller  seiner  natürlichen  Begabung  nicht  wiiklich 
Too  der  Bildung  durchdrungen  ist,  sondern  in  widerwärtiger  Weise 
mit  Fetaen  derselben  eooettirt  und  Parade  treibt.  Eine  Zusammen* 
Stellung  dieser  Cocetterien  siehe  bei  Schafer  I  p.  210  u.  211  Not^  4. 
Inabesondere  charakteristisch  ist  Aesoh.  1,  141  :  iwdn  0i  ^χιλ- 
Xiug  md  Πα^^ό/άο»  μΛίμΛηρ^  nei  Όμι^^  «ai  ifiqm  ηοιψώ¥  (eine 


uiyui^Cü  by  GoOgle 


438 


Aeschinee  und  Plato. 


blosse  Supposition  des  Redners  betretfiMid  dio  Kinwcndungeii.  die 
ihm  von  den  Vertlicidigern  des  Timarohos  epätt  r  werden  gemacht 
werden)  ως  τών  μ^ρ  Sucuomv  ά^ηκοων  nmdnoq  Iww^,  νμ^ς  U 
Βυο/ήμονίς  ηνες  ngoanouHo^s  dvm  nai  nsoi(f>oofovrwg  itnoola  W9 
όήμοΓ,  LV  €ΐόήτε  ότι  xui  ήμεις  τι  ή  χ  ο  ν  ou  μ  ε  y  xai  ^μΰ^Ο' 
μει%  λέξομίν  n  Hui  nsgi  τούτων,  Aeschines  prunkt  daher 
Biit  Dioktercitaten :  er  nennt  Homer  1,  133,  141.  3,  231,  führt 
Homerische  Verse  an  1,  128,  144,  148,  149,  150,  cttirt  HesM 
1,  129.  2,  144,  158.  3,  134,  135;  £uripides  1,  151,  152,  Epi- 
gramme 3,  184,  185,  190. 

Aescbines  benutzt  aber  auch  I'rosaiker.  insbesondere  die  ihm 
snnächst  liegenden  Redner.  Manche  Motive,  die  er  in  den  Reden 
seines  Gegners  Demosihenes  vorfindet,  weise  er  in  freier  Weise  fBr 
seine  Zwecke  zu  verwenden.  An  einer  Stelle,  an  welcher  er  oifen- 
bar  an  andere  Redner  denkt,  lesen  wir  die  Eutschuldigung  (1,  4) 
Olk  άγροω  όέ,  ω  &y0(fsg  'W^yoSM,  ä  μΑλω  ir  πρώτοις  λέymv  m 
ΨμλΜβ  naX  hi^¥  7fg6i8(fw  ώαρίύίης.  άλλά  μ»  όακη  natgigdtm 
ntd  §μΒ  vÜ¥  προς  νμας  τω  αντω  λόγ(ύ  τονηο  χρησ^ΟΛ.  Oewdhnliali 
aber  nennt  er  seine  Quellen  nicht;  nur  mit  der  Kenntniss  der  Dichter 
gibt  man  sich  den  Anstrich  der  Bildung;  ausserdem  laasen  sich 
nicht  angeführte  Quellen  desto  nngeschenter  beantsen.  Was  dem. 
Alex.  Strom.  VI  p.  748  (Sauppe  Or.  AH.  II  199)  bemerkt,  ώο 
Anfangsworte  Aesch.  3:  την  μεν  παρααικΒνήν  6pait,  «3  ανόρες  Ι^^ψ 
vaioi,  Kai  την  Tiagdruht'  seien  aus  Andukides  1,  1  entlehnt,  wäre 
swar  an  sich  nicht  hoch  anzuschlagen  (siehe  Sauppe  a.  a.  0.),  da 
noch  anderw&rts  Ahnliche  Eingaogsformeln  vorkommen,  s.  B.  Lys. 
19,  2;  indessen  gewinnt  die  Vermnthnng  einer  Remintscenn  ans 
Andokides  dadurch  einigermassen  an  Wahrscheinlichkeit,  dass  wir 
von  anderswoher  wissen,  wie  genau  Aeschines  mit  den  Reden  des 
Andokides  bekannt  war:  wir  meinen  die  bekannte  Benntanng  von 
Andok.  8,  8 — 12  in  Aesohin  2,  172-^176.  Bei  diessi*  Entlehnung 
hat  Aeschines  den  grössern  Theil  wörtlich  abgeschrieben,  auch  die 
bisturischen  Irrthümer  wie  die  iaino»e  Verwechslung  des  Miltiadee 
mit  Kimon  And.  3,  3  =  Aesch.  2,  172,  und  es  scheint  nur 
ein  unkritisches  Verfabroo,  in  beiden  Rednern  die  gleiche  Gor» 
mptel  amranehmen  und  dnroh  Emendation  an  beseitigen ,  wie 
Schultz  und  Weidner,  nach  dem  Vorschlage  Mitford's  und  Kirch- 
ners gethan  haben.  Kiniges  andere  hat  Aeschines  abgekürzt 
resp.  weggelassen;  ein  paar  weitere  Aendemngen  dienen  rhetoii- 
sehen  Zwecken,  wie  die  auf  die  antimakedoBiache  Partei  gernttufen 
Bemerkungen  Aber  Demagogen,  welche  durch  ihre  latriguen  den 

* 


uiyiu^Cü  by  GoOglc 


Aeschiaee  und  Plato 


489 


Krieg  herbeigeführt  hätten  ^  172  (eoDSt  =  Andük.  3,  3):  otvm- 
Qtig^&ivtBg  0i  vn6  ηνων  vtai  mmmavtsq  ηρ6ς  Αακ(0Μμοηονς  eig  πό- 
λψον:  dasn  wird  dann  noch  zur  Abrandiing  die  bei  Andokides  erst 
bei  Erwiihiiuug  des  zweiten  Krieges  Andok.  §  G  folgende  Bemer- 
kung :  πολλά  xai  na^örug  xopta  xui  ηοίήσηνης  hinzugefügt,  dieses 
selbst  dann  dafür  in  der  entsprechenden  Steile  §  174  in  ουχ  ολίγα 
ßkaßivug  abgeschwächt  Ganz  ebenso  tendentiöe  leitet  Aeschinee 
S  173  die  Erwähnung  des  zweiten  Krieges  statt  eines  einfachen 
utTu  Kiim  bei  Andok.  §  6  mit  der  Bemerkung  ein:  παρεμ- 
ifiuh'U'jy  d'  eig  την  nokimuv  ημών  oix  iXev&i^wv  άνκ^ρώηων  »(U 
nig  τράπόις  w  μαρίωρ.  Nnr  stilietische  Anschmücknng  ist  ee,  wenn 
ans  Andok.  §  8:  νανς  ^  τύβίους  η  τρΜΧΧΟοΙΰΐς  ίκτηοάμΒ^  γοη  Ae- 
schiiies  §  17δ  gemacht  wird:  ΐί^ιήρεις  cT  εχτηοάμεκ^α  πλοίηηνς  y.ai 
imkaig  ούχ  ελάντους  η  τριαχοοίας.  Aeschines  hat  es  aber  sorgfältig 
▼ermieden,  nicht  nnr  seine  Qaelle  zu  nennen,  sondern  überhaupt 
sieh  hrgeodwie  den  Anschein  zu  geben,  als  ob  er  nicht  selbst  diese 
historische  Gelehrsamkeit  entwickelte :  dass  er  sich  in  optima  forma 
mit  fremden  Federn  schmücken  wollte,  geht  insbesondere  hervor 
ans  der  Veränderung  von  Andok.  §  6:  xal  ^έί^ηραν  Stxa  ^νάρες 
*Α9ψαίω¥  άηάηων  ηρίαβΒς  «Ις  Αακεάοίμονα  πβρί  tl^^^  βνιο- 
ηράιορες,  ων  ην  leai  1/4νό&χίόης  6  πάτξπος  6  ήμέηρος'  oSiw  ήμίνείρψην 
Inohjmty  ηρός  ^  /(r/.ti^dtitoi  lovg  ετη  τριάκοντα  in  folgende  Form  Aesch. 
§  17A;  Άνόοχίόην  0'  i/.ntuU'uvug  xui  ιυνς  ανμπρεοβεις  είρψτ^ν  ίΐη 
ifMWOym  ψάγομεν^  Worte  die,  wie  schon  Krüger  histor.-philoL 
Stadien  II  249  bemerkt»  einen  crassen  historischen  Irrthum  ent- 
halten, da  der  SOjahrige  Friede  nur  14  Jahre  l;mg  gehalten  wurde. 
Derselbe  Krüger  macht  aber  auch  mit  Recht  daraui  auimerksam, 
dass  durch  die  Formulimng  bei  Aeschines  Andokides,  der  Groes- 
vater  des  Redners,  in  unrichtiger  Weise  zum  Haupte  der  Gesandt- 
sehaft  gestempelt  wird,  was  durch  Dtodor  12,  7:  σπονάας  d*  Ιποίη- 

om  roiu/.ot  caeTHg  Καλλίοι  κκι  Χύοηπ^ς  ocy^futvuji'  /ai  την  είρηνην 
βεβοίωοάνίων  widerlegt  ist  und  auch  in  keiner  Weise  in  den  Wor- 
ten des  Redners  Andokides  selbst  liegt.  Der  Zweck  aber  der  Aend»- 
niDg  des  Aeschines  war  kein  anderer  als  der,  den  ganzen  Abschnitt 

sie  aus  seiner  Gelehrsamkeit  hervorgegangen  darzustellen  respective 
jeden  Gedanken  au  eine  Benutzung  des  Andokides  zu  eutierueu  Κ 

In  ähnlicher  Weise  mag  Aeschines  auch  sonst  verfahren  sein, 
WO  wir  ihn  nicht  controliren  können.  Aber  auf  eine  von  ihm 
benutzte,  ebenfalls  nicht  genannte  Quelle  sei  uns  vergönnt,  die  Auf- 

'  Vergi.  jetzt  auch  Cobet  Vanae  lectt.  2.  Ausg.  p.  555  Ü\ 


440 


Aeschinea  und  Plato. 


merkeamkeit  der  Tieser  noch  biozulenken.  Es  ist  dies  das  Sym- 
posion des  Plato.  In  eeiDer  Auagabe  dieeer  Schrift  warf  F.  A« 
Wolf  TO  pg.  179  Ε  die  BemerkoBg  hin:  'abngene  aoheiiii  ei^  als 
habe  Aeschinee  den  Plato  yor  Augen  gehabt  {Timarek,  p.  151 
Roiske)*.  Da  unsers  Wissens  Niemand  die  Sache  weiter  verfolgt 
hat,  80  möge  hier  der  Vereach  folgen,  den  Beweis  für  diese  fie- 
haaptoog  m  fuhren. 

1)  In  der  Rede  gegen  Tünarehos  (1)  weiss  Aesehinee  offen* 
bar,  dass  gegenwärtig  in  den  philosophischen  Unterhaltungen  gar 
oft  über  die  Berechtigung  der  Männerliebe  pro  und  contra  dieputirt 
wird.  £r  wendet  sich  gegen  einen  vorau^gesetaten  Gegner  nnd 
Yertheidiger  des  Timarohos,  einen  στζ^ατψός  ης  (§  132).  Dieser 
werde  gar  bochmüthig  auftreten  ώς  iy  ηαλαΐστραις  md  βιατρι  βαΙς 
γεγονως.  Vergl.  §141:  ίτιειάη  γάρ  em/Ηρονοι  φιλοοόψων  άνόρών 
μέμνήα^^α.  Dieser  werde,  entsprechend  dem  1  hema  dieser  diaiyt/toi, 
hervortreten  mit  einem  Lobe  der  Schönheit  g  183;  er  werde  nur 
Rechtfertigung  des  Timarehos  allerlei  Beispiele  Torhringen:  Hanno- 
dios  und  Aristogeiton,  Patroklos  und  Achilleus.  '  Als  ob  nicht, 
fährt  Aeschines  §  133  fort,  die  Schönheit  schon  längst  gepriesen 
würde  &¥  τυ^  σωφροσύνιις^  Aeschines  kennt  also  offenbar  erotisehe 
Schriften:  genannt  werden  aus  jener  Zeit  solche  des  Kritias,  des 
Simmias,  Simon,  Antisthenes;  vor  allen  aber  die  Symposien  des 
Xenophou  und  Plato.  Auf  diese  letzteren  weist  besonders  das 
äv  τίχ^  οωφροονίτις  hin.  Und  wenn  dort  im  Platonischen  Sympo- 
sion aus  einer  frfthern  Zeit  (416  v.  Chr.)  durch  Phidros  die  Klage 
erhobeo  wird>  dass  weder  Dichter  noch  Sophisten  den  Eroe  anm 
Gegenstande  ihres  Lobos  gemacht  hätten  (177  A,  Π),  so  ist  Ae- 
sohiues  nicht  mit  Unrecht  in  Beziehung  auf  die  Dichter  nicht  gans 
einverstanden;  insbesondere  kann  man  jetat  nach  Erscheinen  ver- 
schiedener eroUschen  Schriften  nicht  mehr  so  sprechen;  daher  das 
höhnende:  (Sansg  oif  πάλαι  μαχαριζόμενυν, 

Aeschines  kennt  aber  auch  die  verschiedenen  Standpunkte,  die 
in  diesen  Disputationen  und  Schriften  eiqgenommen  werden.  Er 
kennt  die  Ansicht  der  strengen  Moralisten,  welche  den  sinnlichen 
Eros  schlechtweg  verwerfen  (so  der  Xenophontische  Sokrates:  Men. 
1,  2,  20  unil  iuulei  wärts,  dann  im  Synipusion,  ebeuBo  der  Platonische 
Sokrates  in  der  2.  Kede  im  Phaedros  u.  8.  w.)  \  er  stimmt  in  der  Po- 
lemik gegen  diese  Meinung  mit  dem  von  ihm  supponurten  Gegner 
I  133 — 136  flberein.  Es  sind  dieselben  Gegner,  ttber  welche  Pan- 
sanias  sich  Im  Platonischen  Symposion  182  Α  so  sehr  ereifert  in 
den  Worten :  ώσ»  nvikq  τολμάω  Atyaiv  ώς  αίΛχρυΡ  χαρί^60&αι  ^ρα- 


Aeechmee  und  Plaio. 


441 


οιαίς.  Aeachinee  beseichnct  ihren  Standpuokt  mit  dem  Ausdruck 
I·  185:  iD  (Ks  ηρογμα  flg  Smiog  tud  χινάόνονς  Μΐ^ισπίς;  er  läset 

seinen  Ge^er,  ohne  selbet  Widerspruch  dagegen  zu  erheben,  von 
ihnen  in  tendenziöser  Ucbertreibuug  sagen :  ti  γαρ  τήι^  τον  οώματος 
tm^inHuv  ταντη¥  nreg  όιαβάλλοντες  σνμφο^ν  τοις  εχουοι  χαταστή- 
aovcoff  und  ihneo  eobreoklieheu  Mangel  an  Bildung  (dtiiT  άποί' 
deveia  %  182)  sueehreiben.  Auf  der  andern  Seite  aber  ist  auch 
dem  Aeschines  die  entgegenstehende  Ansicht  derjenigen,  die  den 
£roe  schlechtweg  vertheidigen,  vollständig  bekannt.  Es  sind  das 
diejenigen,  die  der  Xenophontisohe  Sokratee  8,  32  άηολογούμ$νθί 

tüiw  Αφασία  σνγιηΛίνάονμίρων  nennt:  unter  diese  gebdrt  der 
σιρ«Γϊ7)'ός  πς  selbst,  der  Vertheidiger  des  Timarchos.  Aeecbines 
weiss,  welche  Beispiele  aus  der  vorgeschichtlichen  und  geschicht- 
MenZeit  von  diesen  zur  Recbtfertigung  angeführt  werden  (§  133). 

2)  Ist  es  naeh  dem  bisher  Gesagten  sicher,  dass  dem  Aeschi- 
D«s  erotische  Schrillen,  in  welchen  über  die  Berechtigung  des  Eros 
gestritten  wurde,  vorgelegen  haben,  so  ist  es  in  hohem  Grade 
wahrscheinlich,  dass  die  bedeutendste  Schrift  dieser  Art,  das  Pla- 
tonisehe  Symposion,  ihm  nicht  entgangen  war.  Diese  Wahrschein- 
liehkeit  steigert  sich  aur  Oewissheit,  wenn  wir  nfther  susehen, 
welchen  Standpunkt  er  selbst  zu  diesen  Fragen  einnimmt.  Der 
Kedner  weiss  sehr  gut,  dass  mau  ihm  entgegenhalten  wird :  es 
lisBe  sich  einem  Manne,  der  wie  er  in  mannigfache  Liebeshändel 
vwwickelt  gewesen  und  selbst  erotische  Gedichte  gemacht  habe, 
ketneswegs,  den  Timarchos  wegen  seiner  Verirrungen  in  der  Liebe 
vor  Gericht  zu  ziehen.  Aeschines  zieht  es  vor,  statt  zu  leugnen, 
was  stadtbekannt  sein  musste,  ein  offenes  Bekenntniss  abzulegen 
I  136.  Den  Vorwurf  der  Inconsequens  aber  weist  er  damit  ab, 
tbsi  er  sieh  selbst  einen  dritten,  zwischen  den  Extremen  schlecht- 
kiniger  Billigung  und  schlechthiniger  Verwerfung  der  Paederastie 
▼ermittelnden  Standpunkt  reservirt  und  den  Timarchos  sowie  dessen 
Gelinnungegenossen  gegenüber  das  si  duo  faciunt  idem,  non  est  idem 
straig  dorel^Qi^hren  sucht.  Hier  konnte  ihm  nun  nichts 
bessere  Dienste  leisten  als  die  Rede  des  Pansanias  im 
Platonischen  Symposion.  Genau  nach  dem  Vorgänge  des 
letztern  unterscheidet  Aeschines  zwei  Arten  des  Eros.  Der  eine, 
SQ  billigende,  ist  der  ίρως  Αχαιός  §  136,  Οΰίφρων  tud  ίννομας  S  140. 
IWnnter  ist  aber  ebenso  wenig  als  bei  Pansanias  a.  a.  0.  unter 
dem  hxüq  ονράηος  nach  dem  Standpunkte  der  Moralisten  die  reine 
des  einulichen  Momentes  entbehrende  Freundschaft  zu  vorsteben, 
iOQdern  die  Bingabe  aus  Liebe,  —  im  Gegensata  zu  der  Hingabe 


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442  Aetchmei  und  Plaio. 

am  liohn.  $  137:  το  fiti  ίρΓζν  τωρ  καλών  «al  (fwf^onov  fftXav^Qitmw 
Ttuitog  και  i-iynöfwiag  φι/ή;,  w  dt  datAyturttr  άογνρι'ον  τινά  /mn 
dovfityov  v(i{HOJoi  xiu  amudavmt  άνόρός  έργον  tlnu  ήγοιμοί»  »α 
TO  /if  y  άόίαφί^όρως  igaadai  φη^α  xMv  dvm,  w  (Γ  ina^ivta  μια9ψ 
ntnoQVivodm  αία/ρόν,  aaoy  (Γ  Ικαηρον  τούτων  ojr*  άΧλήλων  Mnt/tt 
ntd  IOC  πολν  Siufftoet,  tr  mig  ί'/ί^ης  νμάς  ηίΐοάοοιιαι  λίη  οις  didurnuv. 
141  bchluss;  ooov  w/ui^ioi^vn  iivfuauv  τυίς  οώφυοκις  xcu  των  ομοίων 
ίρώντας,  xai  τους  άχρατέίς  ων  w  xai  υβ(Μτάς»  §  159:  χωρίς  μ» 
τονς  Αα  σωφροσύνης  ίρωμένσνς  χωρίς  da  τους  άς  Ιονίους  ίξ^μαρώ- 
νοντας  —  ηότερον  €ΐς  τοί^  f  οίϋ/ίίΐΌΐς  η  είς  τους  ηΒπορνη\ΐ{ένονς;  dir 
mit  halte  man  zusammen  die  Unterscheidungen,  die  l'h\t.  Symp. 
18Ü  Κ  am  Schlaeee  Pausanias  von  den  \\  orten  au :  u  6'  oSv  tm- 
τερος  HhQus  πΗραάον  dnnv  zwischen  dem  έρως  συράηος  und  den 
f  ρ(υς  πάνβημος  zu  machen  begiunt.  Der  Ansdnick  ist  allerdingt  bei 
Acschintij  nackler  und  unvc  rMumter  als  bei  dem  riiituuiischeu  Pau- 
sanias, der  seine  wahre  Ansicht  mit  allerlei  philosophischem  und 
moralinchem  KlingkUtng  za  ▼erdecken  sucht  a«  B.  183  D:  omq^^ 
/161'  ovv  ίσά  ηοιηρώ  τβ  xati  πονί^ρώς  χαρίζίσ^οΛ^  χαλως  de  χρψη^Ι»  ν 
xai  /ρηαηος  (so  Sauppe);  im  Grunde  meinen  beide  das  Gleiche,  Beide 
aber  schauen  sowohl  auf  den  Standpunkt  d»'r  strengen  Moralisten 
als  auf  den  derjenigeni  welche  nnterscbiedslüs  den  £roe  verthcidi- 
gen  {άτίλοίς  PI.  Symp.  182  B)  als  auf  einen,  der.  wenig  BUdo^g 
verrathe,  mit  Geringseh&tzung  herab.  Plat.  Symp.  1β1  B:  nd 
οντός  /anr,  or  o/  γ^νλοι  icjt'  Crt^Qfomov  toojoi.  coli.  Aescli.  sj  137: 
unuidivrov  ά^όρος  toyoy  tlviu  ηγούμαι»  Und  wenn  Pausanias  be- 
hauptet, ein  aus  freier  Liebe  hervorgegangenes  Verhaltnias  seidaxa 
angethan  (/ρόη^σιν  xal  την  ^ίkληv  (wtn'p'  zu  fördern  (ld4E;,  so 
wird  Aeschines  nicht  niiule,  die  gleisnerische  Behauptung  aufzn- 
steiien,  dass  er  mit  seiner  Uede  einen  moralischen  EinÜuss  auf  die 
Janglinge  auszuüben  beabsichtige  §  117 :  ο  dt  Μηρός  imi  /loi  λό- 
γος  παρώάηΛς  των  πολιτών  ττρός  άρίτην^  vgl.  186 ;  187 :  ουν  όή 
λίξ€τ8  οί  της  it/ήφον  yvti  γιγονόης  χνριοι  Εταν  οι  ύμέτ^ρω  nceidsi 
νμυς  eoiui  ua  ti  χαηόιχάοιιη  η  άηίΐΙηγμοαοΟι· ;  οι/  απα  Tiuau/w 
άηολνααι  δμολοχήα^η  xai  την  χοινην  ntu^iiai'  άνατρέφεα^  π  ό  οφΰοζ 
ηαίόαγωγο^  τρύφ&ν  η  ποίάοτρίβας  η  Μασχάλους  τοις  τίΟίσίν  iigmA' 
viUy  οταν  οΐ  την  των  νόμων  ηο(ραχατΰί^ψ.ψ'  έ/οντ^ς  πρ^ς  τας  αίσ/νινς 
χαιαχήμ,Ίτωι'ται;  für  dic.^e  Heuchelri,  die  um  so  widerwärtiger  ist» 
als  mit  Ausnahme  vielleicht  von  Pseudodem.  c.  Neaeram  keine  Hede 
des  griecliischen  Altherthums  sich  so  sehr  im  Schmutze  wälzt  wie 
die  unsere,  z&chtigt  ihn  denn  auch  Dem.  de  falsa  iegat  (19)  §  28i 
νή  Jia^  oi  vdM  γαρ  ημϊν  d^'  ixHVQv  iaomm  tiif  iiytam  ßöakmit 


uiyui^Cü  by  GoOgle 


Aeechiaee  und  Plato.  443 
287:  άλλα  όή^  νίνω  ποταμών  txalvt^      ή/ΐ£ρ^  Tuivag  οί  7ϋ>ρί  ηορ- 

3)  Ζα  demselbeu  Resultate  einer  zwar  freien,  aber  immerhin 
erirennbaren  Benutzung  des  Platonischen  Symposion  durch  Aeschinee 
fuhren  auch  eine  Reihe  von  Einzehiheiten.  Melireies  wurde  von 
ihm  näher  aoegeführt ;  so  hat  er  für  die  Unterscheidung  der  zwei 
taung  ans  dem  ihm  wohlbdiannten  Earipidee  noeh  Zeugnisse  ans- 
findigf  zu  machen  gewnsst:  §  151  und  152,  welchem  Umstände  wir 

zwei  Fragmente  dieses  Ti'agikers  zu  verdanken  haben. 

Auf  speziell«  Benutzung  a)  der  Hede  des  Pausauias  weist  das 
Beispid  Ton  Harmodioe  und  Aristogeiton  Aeeeh.  §  132  =  PI. 
Synp.  1β3  C;  die  Hervorhebiing  des  nar^tog  νόμος  §  188,  189  vgl. 
PL  Symp.  von  181  D  an  ftber  die  νόμοί.  Hier  hat  AetehineB  zu- 
nächst aus  dem  S()K»nischen  Gesetz,  welclu's  den  Sclaven  verbietet 
ineo  freien  Knaben  zu  lieben,  den  Schluss  gezogen,  dass  dem 
Freien  diese  Liebe  gestattet  sei:  άλλ'  ov  wv  iλ6ύ^^fQv  inuikiHrsv 
Ιρδτ  xtd  ίμύέί¥  ml  άκοίΘυ^ν,  ov^e  βλάβην  τω  nmSi  άλλά  μαοτυ- 
mm  (kiHf  Qoot ί-ης  ήγήοαΓΟ  βνμβαίιΗΐ .  Ohne  H  cjend  welche  Nöthi- 
guDg  durch  den  Zusammenhang  fahrt  nun  unser  Redner  fort,  eiue 
Art  Beschränkung  dieser  Liebe,  welche  Sitte  oder  Gesetz  dem 
liebhaber  in  der  Beobachtung  einer  gewissen  Altersgr&nze  auf* 
erlege,  anznfShren.  Wir  können  uns  dies  nur  dadurch  erU&ren, 
dass  er  an  entsprechet. der  Stelle  in  Plato  diese  dort  besser  in  den 
Zusammenhang  passende  Beschränkung  aufgeführt  fand  und  da- 
durch lu  dieser  Abschweifung  sich  verleiten  Hess.  Wir  stellen  die 
Stellen  zusammen: 

Plate  Symp.  181  D.K:  Aeschines  §  139: 

/pij»'  df  κα*  νομον  ^h  ui  μή  ^ρύΐ'  άχίρον  ό'  οΐμαι  xui  advmrov 
ηβϋων,  Iva  μή  sig  äd/ßor  πΜη  m  ^ηος  xpmu  rhw  Ι^ηως  svtvvf 
Φηνβή  άνηλΙοκετο  '  th  γαρ  των  xai  μ  ή,  rhy  άφαντα  αωφρονίζπ 
ηαϋΐύψ  τέλος  ΰόηλον  ηΐ  ηλίντη  (sc.  ο  iv/ioiHnjg),  x«t  τονς  της 
xniuag  xta  αρετής  ψι/ής  γϊ  πιηι  <μκίας  λόγονς  εΙς  την  (foutoidni 
*ui  αώμανας.  οί  μ^ν  ονν  ih/aövi  [xai  iiQsaßvvigaw]  ^luuay  am- 
νάμον  το9ξθ¥  αύηίς  Μνης  ßtUJLemi. 

b)  Denutzung  der  vorangehenden  Rede  des  Phiidros  im  Plato- 
nischen Symp.  ergibt  sich  aus  fol«ienden  Reispielen.  Die  Rehand- 
loDg  der  Liebe  des  Achilleus  und  Patrolles  Aesch.  §  142—160  ist 
^  selbstetindige  mit  Gitaten  ausgeschmückte  und  ziemlieh  breite 
Äosfllhmng  von  Plato  Symp.  179  Ε  ft.  Dem  Redner  ist  die  Fra?«, 
ob  Patroklos  der  Geliebte  des  Achiileuä  oder  seiu  Freund  oder 


444  Aeaobinee  imd  Plato. 

sem  LieUiaber  war,  bekannt.  £r  berttckricbtigt  die  soplnftiMbe 
Paradozie  dea  Phftdros,  daee  AohiUena  weQ  jünger  und  sdiöiMr 
als  Patroklos  nicht  der  Liebhaber  demelben,  eondem  nur  sein  Ge- 
liebter gewesen  sein  könne,  nicht,  sondern  hält  eich  an  die  gew^bh 
liehe  Anffaseung,  die  sich  schon  bei  Aeschylos  fand,  daes  Achilleas 
der  Liebhaber  war  ^  Dem  Standpunkt«  derjenigen  aber,  welche 
wie  der  Xenophontische  Sokrates  (Xen.  Symp.  8,  31)  leugnen^  daa 
Homer  von  einem  erutiscben  Verhältniss  der  beiden  spreche,  wird 
er  insoweit  gerecht,  als  er  zugibt,  Homer  habe  dies  allerdings  durch 
seine  Worte  nicht  deutlich  gesagt;  dagegen  meint  er,  der  Dichter 
habe  Versteckens  gespielt,  aber  so,  dass  die  Gebildeten  seine  wahre 
Meinung  meiken  sollten:  tx.tliOQ  γαρ  πο)Μχ/ον  μίμιτ^μίνος  rtfgi 
ΙΙατρόχΧον  xui  '^^ί/ιλλίως  τον  μίΐ'  ερίοτα  χαΐ  την  ΙηοιννμΙαν  αντώγ 
της  φιλίας  άηοϋρίηηται,  ηγούμενος  τας  της  εννοίας  %ηιρ(ίολάς  xaw- 
ψανείς  εΐιαι  τοις  τιεπίΑΐδειμύκης  των  άχροατών. 

Haben  wir  bisher  mehr  nur  Aehnlichkeiten  der  Gedanken 
hervorzuheben  gehabt,  so  muss  noch  besonders  bei  einer  Stelle  in 
diesen  Abschnitten  auch  auf  Aehnlichkeit  dea  Ausdruckes  hinge* 
wiesen  werden: 

Plat.  Symp.  179  E.  Aeechin.  g  145. 

ονχ  ωσηερ  Ι^χύύίία  τον  της  θέη-  ώσα  ηαρά  Θίτ^όος  της  ait9i 
βος  vtbv  εήμηααν  xai  6ΐς  μαχότ  μητρός  προαΜονσας  in  μ^ 
ρων  νηαονς  άτίέηεμψαν,  δα  π  er  μείΒλί^ών  μεν  ταύς  ίχ9ρονς^  ώΧ 
77  ν  ο  μ  ει  ος  παρά  της  μητρός  εάαας  άτ^ιωρψον  tor  τον  Παχρίτ 
ώςαηο^^ανοίτο  itmindvag^Eit-  χλον  ^avamf  inavBλ&ά9 
τορα,  μτ  ajnnmivag  «Κι  τούτον  olxaii  γηρaιhς  iv  τ^  aitov 
oÜad"  έ^&ών  γηραι6ς  τελευ^  ηατρίβι  άπο&ανεΐται,  τιμω· 
τη  σοι,  έτόλμηΟΒν  iXia^  αι  ρησάμενος  δε  δια  ταχέων  μΑΧ» 
βοη&ήσας  τφ  ίραιτφ  Πατράχλω  τον  ßiov  τελενταν^  είλετο  τηγ 
χαΐ  τιμωρήσας  οι  μόνον  νηερα-  του  Τβ&ν$ωτος  πίααν  μάίίΐον  ^ 
πο^ανεϊν  αλλα  küU  inano^v&v  τίξν  σωτηρίαν, 
ΤΕτέ^βοτηκόη. 

Ε·  iet  hier  beeonden  anfmerkaam  wa  maehen  auf  die  niehA  m 
Homer  entlehnten  Worte  obutis  tk9wv  γηραιός,  ^deren  üebefeir 
Stimmung,  von  der  ähnlieben  AnsdrucksweiBe  im  Uebrigen  gaos 
abgesehen,  nicht  zuföllig  sein  kann;  Plato  Apol.  28 C  hat  wenig- 
stens den  gleichen  Gedanken  ganz  anders  ausgedrückt.  AnalogiecB 
anderer  Art,  die  bei  der  Gleichheit  des  Themas  auch  dem  Zoftll 
zugeschrieben  werden  könnten,  übergehen  wir.  Für  den  Bewn 
unserer  Behauptung,  dass  Aeschines  die  ihm  Tür  seinen  Zweck  psf 
senden  Abschnitte  aus  dem  Platonischen  Symposion  benutzte,  soliU 
das  Vorstehende  genügen.  Dass  er  aber  die  wichtigsten  Partieea 
dieser  Schrift  unbi-rnitzt  Hess,  wie  die  Rede  des  Sokrates,  das  be* 
weist  auch  —  neben  so  vielen  andern  —  wie  wenig  er  Platouiker  war. 

Zürich,  im  März  1873.  Arnold  üug. 

*  §  143:  φ  χαιαφανης  iauv  ώς  ^i'  (ρωτα  την  ^ηιμέ)Λΐαν  avtotf 


Zu  TereBicowMitir  des  Dtiuit. 


Das8  unter  dem  vorhandenen  and  bekannten  kritischen  Ma- 
terial zu  Donata  Terenzcommentar  die  Handschrift  der  Pariser 
NatMBalbibliotbek  Lat  7920,  von  Ritechl  in  9mm  Aoigabe  der 
*  Ttta'TcMitü*  als  Α  bcMiduiet,  weitana  den  ertteo  Rang  einnimmt, 

ist  längst  anerkannt.  Um  so  auffallender  niuss  es  erscheinen,  dnss 
eine  genauere  Beschreibung  des  Codex  erst  in  Umpfenbach^s  Aus- 
gabe des  Terena  Praef.  S.  XXXIX  f.  eich  findet.  Indeee  eind  anoh 
diMn  MittheUnngen,  welche  er  einer  durch  Angnet  Fritech  be- 
Nrgten  Collation  verdankt,  in  einigen  wichtigen  Punkten  nnvoU- 
stäodig,  in  anderen  sogar  unrichtig,  wie  ich  mich  durch  den  Augen- 
schein leicht  überzeugen  konnte.  Es  ist  mir  nämlich  durch  die 
fitigb  Yermitfeelang  dee  Königlichen  Ober-PrftsidiQma  der  Ptovins 
8Δ1βΜΐ  gelungen,  auf  diplomatischem  Wege  die  Handachrift  auf 
längere  Zeit  zugescliickt  zu  erhallen,  wofür  ich  den  betreffenden 
deutseben  and  franzöaiecheD  Behörden  zu  aufrichtigem  Danke  ver* 
pfliobtet  bin. 

Der  Codex  besteht  gegenwärtig  aus  65  Pergamentblftttem  in 

Hoehfolio,  welche  von  j.  H.  fortlaufend  numerirt  sind.  Die  ein- 
zelnen Seiten  haben  je  eine  Colurane  und  fast  silmmtlich  je  30  be- 
sdinebene  Zeilen.  Nur  ist  auf  Blatt  1*  die  erste  Zeile  für  eine 
UeUnohrift  an^^eapart;  Bl.  48  und  46,  welche  suaammen  die 
dritte  Blattlage  dea  6.  Quatemio  ausmachen,  haben  auf  beiden 
Seien  nur  je  29  Zeilen,  ohne  an  sich  kleiner  zu  sein  als  die  übri- 
gen Blätter;  endlich  bricht  auf  der  letzten  Seite  (Bl.  55^)  die  Schrift 
Khon  am  £nde  der  21.  Zeile  ab,  und  awar  mitten  im  Commentar 
η  Ad.  I  1,  T.  40  (66),  so  daas  selbst  der  Sati  unvollendet  ge- 
^^^Nhtt  ist.  Die  55  Bl&tter  bilden  sieben  Quatemionen,  die  nr- 
sprünglich  das  Ende  eines  weit  grösseren  aus  32  Quaternionen 
(l>ei.  Ternionen  od.  dergL)  bestehenden  Ganzen  ausmachten.  Sie 
nad  aftmlich  je  am  inneren  untern  Bande  der  letaten  Seite  mit 
^  Zahlen  XXVI  bis  XXXII  beaeichnet,  wie  bereits  Umpfenbach 
··  0.  mittheilt.  Diesem  oder  vielmehr  seinem  Gewährsmann  ent- 
^  ftbcr,  dass  der  ietate  Quaternio  nur  7  Blätter  hat  (dae  achte 


446 


Zum  TcrenzcommenUr  des  Doaat. 


ist,  wie  der  übriggebliebene  innere  Rand  zeigt,  weggeschoitteD)  und  ί 
dass  gleichwohl  dieser  Qnaternio  auf  dem  letsien  besohnebeoeD 
Blatte,  dem  siebenten,  die  Zahl  ΧΧΧΠ  von  der  namliehen 
Hand  zeigt,  welehe  die  fr&heren  Zahlen  beigefügt  hat  Hiereas 
sowie  aus  dem  schon  erwühuten  Umstände,  dass  die  letzte  Seik 
jenes  Quaternio  zum  Theil  anbeschrieben  gelassen  ·  ist,  geht  mit 
nnnmstdsslicher  Gbwissheit  hervor,  dass  ans  irgend  welchen  Gxte- 
den  die  Fortsetzung  der  Abschrift  nnseres  Gommentars  pletslieh 
unterbrochen  und  mit  Quaternio  XXXII  nach  Beseitigung  des  letz- 
ten leeren  Blattes  der  alte  grosse  Codex  zum  Abschluss  gebracht 
worden  ist  Κ  Der  Codex  Α  hat  somit  vom  Terenaoommentar  η 
keiner  Zeit  mehr  enthalten,  als  gegenw&rtig  vorhanden  ist,  nad  sof 
die  Auffindung  einer  zu  ihm  gehörigen  Fortsetzung  ii>t  nicht  η 
hoffen.  Die  ursprünglichen  Quaternioneu  1  bis  XXV  können  sich 
wohl  ganz  oder  zum  Theil  irgendwo  aufspüren  lassen ;  von  Donate 
Terenaoommentar  werden  sie  Nichts  bieten.  Mit  vollem  Unreekt 
stellt  also  ÜmpfenbAch  a.  0.  8.  XL  eine  Hypothese  anf  über  die 
wahrscheinliche  Utihenfolge  der  Stücke,  welehe  *  in  Hiitiijaissiico 
libro'  der  Commentnr  befolgt  habe;  und  er  spricht  S.  XXXIX 
mindestens  missverst&ndlich  von  den  '  reliquiae  oodicis  P.  DanisUs'. 
Roth  im  Rhein.  Mus.  N.  F.  XU  S.  175  ff.  und  in  der  Auagsbe 
des  Sueton  (Lips.  1858)  Praef.  8.  LXXVIII  ff.  sowie  Ritechl  a  0. 
scheinen  die  UnvoUständigkeit  des  Parisinus  Α  gar  nicht  gekannt 
stt  haben^  auch  Fröhneri  welcher  aus  Paris  selbst  im  Philol.  XVlli 
S.  357  ff.  Nachträge  aum  kritischen  Apparat  der  Vita  Tereatü 
liefert,  erwAbnt  den  Umstand  nicht.  Geschrieben  Ist  der  Godsi 
etwa  im  XI.  Jahrhundert  von  verschiedenen  Händen,  unter  welchen 
sich  besonders  eine  mit  kleinen  zierlichen  Schriltzügen  von  einer 
anderen  mit  grossen  und  gröberen  Zügen  unterscheidet,  ümpfcs- 
bach  a.  0.  spricht  von  einer  Hand ;  jedoch  ist  s.  B.  auf  BL 
53*  Z.  7  V.  u.  der  Wechsel  in  der  Schrift  ganz  unzwfik'lhsft. 
Rasuren  und  Verbesserungen  sind  nicht  selten.  Sie  stamn)en  von 
alter  und,  wie  es  scheint,  erster  Hand  her^  und  sind  leicht  von  dsii 
Gorrectnren,  Randbemerkungen  und  Zeichen  an  nnterseheideiif  srelebs 
eine  zweite  junge  Hand  (oder  vielleicht  awei  verschiedene  jüDgexe 


*  Man  könnte  am  ehesten  i\u  den  Mangel  hrauchbaron  Perga- 
mentes denken,  da  dieses  gegen  Endo  hin  immer  schlechter  wird  und 
ee,  wie  deutlich  zu  ersehen  ist,  bereits  vor  dem  Beschreiben  war. 

'  Etwas  verschiedene  Farbe  scheint  freilich  mitunter  die  Diute 
jener  alten  Yerbeseerangen  su  haben. 


i^iyiii^Lü  Ly  Google 


Zam  TercDzcommcntar  des  Donai.  447 

Hände)  des  16.  Jahrbunderto  zugefügt  hat.  Ritsehl  anteneheidet 
aUerdingB  eine  maone  pr.  und  eeo.,  gibt  aber  Nichts  weiter  zur 
OrMntunmg  über  dieselben  an  Κ 

Was  die  Zuverlässigkeit  der  ers  te  u  liand  betrifft,  so  hat  der 
Schreiber  oboe  besondere  Sorgialt  und  ohne  VerBtändnise  des  In- 
halts, aber  auch  ohne  grosse  Keignng  za  Interpolationen  seine  Vorlage 
eopirt  Des  Griechischen  war  er  nnr  soweit  m&cbttg,  dass  er  zur 
Noth  die  Buchstaben  kannte.  Nach  verschiedenen  Anzeichen,  z.  B. 
der  öfteren  Verwechselung  von  f  und  f  zu  urtheilen ,  ist  die 
Däcbste  Vorlage  dee  cod.  Α  schon  in  Minuskeln  geschrieben  ge- 
sehiieben  gewesen  (vergl.  Frdhner  a.  0.  8.  368).  Dieselbe  hatte 
sneh  bereits  das  eigenthfimliobe  Zeichen  Tf  oder  %  waches  über  das 
tu  erkLireiulo  Wort  άαπ  Leiuiiia  in  der  Regel  gesetzt  ist.  \\  enig- 
steos  ündet  sich  z.  B.  Bl.  19^  (zu  Audr.  I  2,  15  f.;  V.  250  f.)  in- 

pingir  für  inpiiigi  .  Itur.  Die  Vita  Terenti  beginnt  Bl.  1*  Z.  2 
(s.  S.  445);  der  erste  Buchstabe  Ρ  uiiumt  den  Anfang  von  vier  Zeilen 
ein.  Bl.  2*  Z.  18  endet  die  Vita,  so  dass  der  Rest  der  Zeile  leer  bleibt; 
Z.  19  beginnt  wieder  mit  einer  über  3^4  Zeilen  sich  erstreckenden 
Initiale  Euantliius.  Bl.  4*  Z.  24  folgt  durch  keinen  Zeilenabsatz, 
6ouderu  our  durch  eineu  liakenstrich  (JT^  von  a.  H.  und  die  lu- 

halstangabe  0€€ΟΜΟβΟΙΑ'  getrennt,  Donata  darnach  benannter 

Tractat.  An  denselben  schliesst  »ich  von  Bl.  8*  Z.  7  der  Com- 
meotar  zur  Andria  an,  von  jeuem,  der  zufällig  gerade  am  Ende 
▼cn  Z.  β  anfhört,  ftnsserlich  nnr  wieder  durch  einen  Uakenstrioh 
geschieden.  Der  Ck>mmentar  znr  Andria  schliesst  BL  51*  Z.  1, 
und  es  folgen  unmittelbar  —  nur  durch  einen  Hakenstrich  geson- 
dert -  die  Schlussworte:  APLI  0Ο(|ΝΑΤΙ  UC  ORATORIS 

URBis  ROMfe  coMeNTU  TeReNTiiANDKie  ||  ex- 

PUCIT  ·  I  ·  INCIPIT  SeCUNOUS  ADeFORÜ  ·  isicl) 

*  Die  Zeit  der  zweiten  Hand  l&sst  eich  ann&hemd  daraus  bestim- 
aeo,  dats  sie  BL  61^  in  der  Praef.  zu  den  Ad.  von  den  Worten  *  tibüf 
dttinrii  ·ι·  bidni'  das  letzte  Wort  unterstrichen  und  am  äusseren 
Bssde  hinzugesetzt  hat:  Imprefei  Lidij«;  sowie  daraus,  dass  BL  62^  in 
Ihfllteher  Weise  bei  Aufzählung  der  'speoies  fabulae*  als  Verbesserung 
der  Worte  *  rhit  mc////  / '  am  Rande  steht:  In  vulgatis  |]  Rhyntoniea  (·) 
Zar  Feetstellunq:  dts  terrainus  ante  quem  für  die  Zusätze  zweiter  Haud 
genüge  vorlaufipr  der  Hinweis,  dass  sie  pfemacht  wurden,  bevor  der  Co- 
dex in  seiner  jetzigen  Gestalt  gebunden  wurde,  dass  dies  aber  sehr 
wahrscheinlich,  wie  wir  sehen  werden,  erst  imAnfaog  des  17.  Jahrhuu- 
derif  geschah.  [YergL  Nachtrag.] 


44B 


Zum  Terenxoommentar  des  Donmt. 


F€LICIT€R  0  (obne  Paukt).  Der  Bert  der  Zeile  ist  leer;  m 

Rande  steht  noch:  .  Α  Dt  LF  6  (ohne  Punct).  Auf  der  folgenden  Zeile 

(4)  begiimt  der  GömmeDtar  sa  den  Ad.  mit  einer  eich  über  iwei  Zäloi 
eretreokenden  Imtiale.  üeber  den  Schliue  der  Haadeehrift  §.  8. 446. 

Das  Schicksal  anseres  Codex  läset  sich  aus  deo  auf  der  enCn 
Seite  befindlichen  Notizen  der  verschiedenen  Besitzer  ziemlich  weit 
zurück  verfolgen.  Gegenwärtig  als  Lat.  7920  bezeichnet,  war  er 
früher  ab  BeetaodtheU  der  Köoigl.  Bibliothek  '  Begios  (Κ>73'  h 
dieselbe  kam  er  (hn  Jahre  1782)  mit  der  Colbert 'sehen  Biblio- 
thek, in  welcher  er  die  Nummer  1712  führte.  Diese  steht  sowoU 
Bl.  1*  als  auch  auf  dem  Rücken  des  Einbands;  an  der  erstens 
Stelle  ist  ihr  mit  kleinerer  Schrift  and  wahrscheinlich  τοη  spttsier 
Hand  *  Cod.  Golb '  voigesetat.  Montfancon  erwähnt  in  der  BftL 
bibl.  man.  nova  t.  Π  in  dem  Abschnitte,  in  welchem  er  die  wkb- 
tigeren  Uaudschriften  der  *  Bibl.  Colbertina  manuscr.  quae  iuter 
praestantissimas  Europae  numerabatur,  non  ita  pridem  in  Regiam 
indttcta'  aa&ählt  (S.  922  if.),  auf  8.  952  col.  1  fi  onseren  *Cod. 
1712.  Donati  comment.  in  Terentinm*.  In  deo  Bedti  des  Misi- 
etere  Golbert  kam  er  nnsweifelbaft  aus  der  '  Bibliotbeca  Tbnaos*. 
In  der  unteren  rechten  Ecke  des  ersten  Blattes  findet  sich,  darcb 
Wischen  und  Kratzen  etwas  unkenntlich  gemacht,  der  Name  dee 
früheren  berühmten  Besitsers  der  Handschrift  *  Jac  Ang.  Thnsig*. 
Kaeh  dem  Tode  deo  J.  A.  de  Thon  (1617)  Yerblieb  sie  bei  d«r 
Bibliothek  bis  zu  ihrer  Versteigerung  im  J.  1680.  In  dem  Cat*- 
logus  bibl.  Th.  a  .  ·  .  .  Petro  &  Jacobo  Puteanis  ord.  alphab. 
primnm  distrib.  ....  deniqne  editus  a  Jos.  Qnesnell  «  ·  .  1679, 
welcher  snm  Zwecke  der  Auction  veröffentlicht  wurde,  findet  eis 
sich  Bd.  Π  8.  426  des  Lanenbnrger  Abdradcs  (ans  d.  J.  1704) 
unter  den  '  Manuscr.  Codices  veteres  *  verzeichnet  als  *  Donatas  in 
Terentium.  fol/  Dass  Golbert  der  Käufer  der  Handsch ritten  (also 
anch  der  in  Bede  stehenden)  war,  geht  ans  einem  Brief  des  lo. 
Gep.  Graevius  ans  Traiect  BataT.  an  Marq.  Gndios  ran  7.  Msi 
1680  hervor  (s.  J.  A.  Thuani  bist,  sui  temp.  Londini  1733  foL 
Yll  Gap.  XII  [De  J.  A.  Thuano  .  .  Deque  Bibliothecae  Th.  fstoj 

*  Die  Angaben  bei  Ompfenbach  a.  0.  sind,  so  weit  sie  von  ObifM 

abweichen,  unrichtig.  —   LIC  =  Viri  Clarissimi;  vergl.  Corp.  Inscr. 

Lat.  III  Ind.  XV.  I  vor  Incipit  steht  natürlich  für  primum,  wekliet 
auf  conimentum  zu  beziehen  ist. 

^  Unter  der  Ziffer  7  dieser  Signatar  steht  diese  glftiffbft  Ziffer 
nochmals^  zu  welchem  Zwecke,  ist  nicht  ersiehtlieh. 


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Zum.  TerenzcommeDtar  des  Donat. 


44d 


8.  50  '  £z  Pet.  Burmanni  Sylloge  epietolarum  Gudii,  Sarravii  et 
•UonuB  ·  ·  .  412  Ultng.  1697  p.  51'  —  in  der  LeideDer  Ausgabe 
fw  1711  ebeofiOla  S.  61  — ) :  IndiOM  inngnia  ilUne  BibliothooM 
TbvMiMae,  quae  TeDdüft  est,  eredo  te  vidisee.  Digni  saoe  sant 
qui  videantur  a  te.  Manu  scriptos  Codices  sibi  vindicavit  Col- 
bertuSf  Qt  et  pleroeque  editoe.  Sic  ad  alios  domiaoe  traosiit  tarn 
pratioM  Bibliotbecfty  qiiae  longe  nUiie  fiiit  Teodita,  quam  lnTolttera 
Tolmnioiiiii  inenuit  otim  a  Thnano  parata  Κ 

Unmittelbar  vor  Jao.  Aug.  Thnaniu  war  sicher  Petrus  Da- 
niel von  Orleans  der  Besitzer  der  Handschrift,  dessen  Name  auf 
Bl.  1*  gerade  über  dem  des  nachmaligen  Besitzers  steht  'Petri 
DiaiehB  Aurel.',  indeae  bei  GMegeaheit  der  Beaitaverliideraiig 
mgeitrieben  wurde.  Ea  ist  somit,  wie  bereita  Umpfenbaoh  a.  0. 
mitgetheilt  hat,  handschriftlich  hestätigt,  was  Roth  Rh.  Mus.  N.  F. 
XII  S.  175  f.  und  Praef.  in  edit.  Suet.  S.  LXXIX  mit  einiger  Un- 
enisehiedeoheit,  Bitsohl  a.  0.  S.  481  und  namentlieh  S.  486  mit 
voller  Qewiaaheit  aaa  Lindenbroeha  kritiaehem  Apparat  achBeseen. 
WcBB  llbrigens  Roth  Bb.  Moa.  a.  0.  S.  175  behaaptel,  Linden- 
brach habe  keinen  Codex  (also  auch  nicht  unsern  Parisinus)  selbst 
in  den  Bändeu  gehabt,  sondern  nur  CoUationen  ad  marginem  oder 
aof  flieganden  Bl&ttero  (Bitaehl  a.  0.  referirt  dieae  An- 
ύάΛ  ohne  ihr  lu  widerapreafaen),  ao  geben  Lindenbnieha  eigene 
Worte,  mit  denen  er  Aber  seinen  Donatapparat  berichtet,  für  eine 
solche  Ansicht  keinen  Anhalt.  Er  sagt  nämlich  in  der  Vorrede  zur 
Pihser  Anagabe  dea  Terens  τοη  1602:  DtmcUi  duo  exemplaria 


'  Merkwürdiger  Weise  wird  in  verschiedenen  literarhistorischen 
Abschnitten,  welche  die  Quellen  der  Bibl.  Colbertina  behandeln  und 
mehr  oder  weniger  auf  die  Einleitung  des  Catalofiue  des  livres 
impr.  de  la  bibl.  du  Roy.  t^e  I  Paris  1739  'Memoire  bistor.  s.  1.  bibl. 
da  Roy'  zurückgeheot  der  Ankauf  der  de  Thou'schen  Manuscripte  nicht 
erwähnt.  8o  in  jenem  Memoire  hist.,  wo  S.  LXXIII  f.  die  verschie- 
dsoen  Erwerbungen  von  Handschriften  durch  Colbert  seit  1673  bis  za 
seinem  Tode  aufgezählt  werden.  Ebenso  wenig  in  der  dentsohen  Ueber- 
sstsoag  dieser  Geseh.  d.  Κδη.  Paris.  Bibl  .  .  .  .  τοη  G.  G.  E. 
W^es^^hal]  (QoedUnborg  1778)  8.  258  IL,  oder  im  *  Essai  bist  s.  L  bibl. 
da  rei  ai^mrd*  hni  bibl.  impdr.  ·  .  .  per  Le  Prinee.  Kony.  ·  .  . 
par  Louis  Ptois.  (Paris  1866)  S.  176—178.  Westphal  gibt  allerdings 
an  einer  andern  Stelle  (8.  124  Anm.  aaa)  ohne  Queltenangebe  die 
Rotiz:  ....  Die  Manuscripte  derselben  (bibl.  Thuana)  kaufte  Herr 
Colbert  nachher  an  sich,  sowie  auch  viele  gedruckte  Bücher ;  die  an- 
dern kamen  in  andere  Hände,  alle  aber  gingen  um  einen  sehr  geringen 
Preis  weg. 

«  Bhtia,  Moa.  U  2hÜoL  N.  M.  ZZIX.  29 


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450 


Zum  Terenzcommentar  des  Donai. 


habui;  &  illa  Pithaeorum  manu  coli  ata  '  (aieo  keine  Ckxüoee  aelbst!); 
.  .  ·  ·  Innernnt  etiam  Donnihil  coilectanea  qnaedam,  quae  in  biblio* 
«heoa  ragiA  (aaoh  kerne  Godieeel),  ώ  feedae  P.  DameiUs  twi  kth 
maniffimi  (in  der  Ävsg.  1689 ;  Si  eehedae  Tett.  Pet  DmiMii 
Aureliani  etc.).  Dass  man  bei  scbedae  veteres  an  eine  doch  von 
einem  Zeitgenossen  angefertigte  Collation  'auf  fliegenden  Blät- 
tern* denken  dürfe»  stalle  kh  entschieden  in  Abrede.  AUerdingi 
.  widerstrebt  der  Ansdmek  jdbedoe  etwas  dem  Gedanken  an  ein« 
festen,  gebundenen  Codex.  Wir  müssen  uns  indess  erinnern  (TergL 
S.  447  Anm.),  dass  die  sieben  Pergamentfaecikel  des  jetzigen  Codex  erst 
relatiT  spät,  als  jedenfalls  libri  '  impressi'  bereits  vorbanden  waren, 
an  einem  Bande  Tareinigt  worden.  Wir  dürfen  somit  gerade  am 
obigen  Worten  Lindenbrachs  sebliessen,  dass  die  55  PerganMai- 
blätter,  welche  einen  Theil  des  Terenzoommentars  enthielten,  auch 
noch  zur  Zeit  der  ersten  Lindenbruchscheo  Terenzausgabe  (um  1 602) 
ungebunden  waren  und  dieser  sie  selbst  von  F.  Daniel  '  viro  ΑΜΜΟ* 
nisgimo*  aar  Benutaong  erhalten  bat.  Jeder  Zweifel  in  dieserffia- 
siebt  wird  ansgeseblcssen  dnreb  Lindenbniebs  Anmerk.  an  Doa.  ia 
Ter.  Andr.  I  2  V.  15  (V.  186),  S.  624·  der  Ausg.  vou  1602, 
S,  634^  der  folg.  Ausg :  Spectat  pronuntiana,]  Ni  tardius  od  nuam 
meas  pervemssei  Ma.  cod.  IkmieUs,  üc  ex  eo  edi  deboisset.  Voi 
hoe  agUe  fpeäatatea  mme  im^  [Pronontians  fto.]  qnaa  vera  eil 
lectio.  Logos  Plauti  eztat  Prolog.  Aiinar.  Im  Paris.  Α  steht  n&nh 

Ν 

lieb  Bl.  16*  Z.  18  ff. :  boe  eine  agis  ||  id  aodif ;  alibi  iic,  (Komma 

von  j.  II.)  hoc  age  amabo  \plautuf  (unterstrichen  von  j.  H.)  uof  Ü  agite 

fpectatoref  (o  corrig.  von  a.  H.)  nc  |;  iä ;  /tfiiiil  (nnterstriehen  nnd  Zei- 
chen von  j.  H.)  demonftratiue  u.  s.  w.  Hierzu  ist  am  inneru  Rande 
vonj.  H.  bemerkt:  '/·  fortafse  {|  legendü  ||  fultis  |{  Sic  ·  η  ·  in  {  pro- 
logo  II  Asinar  ■  ||  Hoe  agite  ||  Xoltis,  rpe-||ctatores  ||  nonc  Xam  (·)  Bei 
de  Thon,  dessen  Eigentbom  sie  gewiss  bald  nach  Daniels  Tode 
(1608)  worden,  werden  sie  nicht  Iftnger  ohne  Einband  geblieben 
sein,  da  dieser  Gelehrte  ausdrücklichen  Nachrichten  zufolge  auch 
auf  diese  äussere  Seite  seiner  Haadschriftensammlung  grosses  Ge- 
wicht legte.  Ich  ▼ermotba  daher,  daas  die  Gonaotoreo  ond  Baad- 
bemerkongen  jüngecar  Hand  von  Petras  Daoid  salbet  berrOhrsn.  * 


*  Die  Frankfbrter  Ausgabe  von  1626  bat  den  wiohtigan  Zmata: 
.  ·  .  ftiUa  Pithaaomm  aoenrato  diligentia  ad  MBS.  oodd.  Aatoaü  CoatH 
ä  Jsaobi  Oniaeii  AntecessonuaBitnriosnsinm  oallata  q.  s.  [S^ünolrtaf*] 

*  [8.  Nachtrag.] 


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Zum  Terenzcommentar  des  Donat. 


451 


£e  sind  übrigens  fast  Dor  Verbesserungen  des  Codex  nach  ge- 
dmokten  Aaegabeo,  kein«  eigenen  Conieoturen,  mit  sehr  wenigen  Aus- 
I'  Mbinen  (ao  a.  0^.«i  Andr.  V.  186,  wo  der  Sehreiber  ίΜβ  fftr  simid 
vcnnithet)  Lindenbraeb  bat  dieee  Gonteetnr  ganz  unbefOefcfticb* 
tigt  gelassen  (er  war  bekanntlich  nicht  gerade  durch  kritischen 
Scharfblick  ausgezeichnet) ;  dagegen  scheint  er  die  Erwähnung  des 
Prologs  der  Asin.  jener  Randglosse 'entlehnt  wa  haben.  Meist 
nnd,  wie  bemerkti  dieee  Znafttse  j.  .H.  sa  fitfUos,  um  entiebeidon 
η  leiMo,  ob  Lindenbraeb,  wemi  er  mit  ibnen  übereinstimmt,  eie 
dem  God.  Dan.  oder  früheren  Drnoken  enÜebnt  bat.  Base  er  aber 
bereits  das  corrigirte  Exemplar  benutzt  hat,  geht  mit  Sicherb^ 
aus  einer  Stelle  hervor.  S.  623·  (Ausg.  v.  1602)  =  S.  633*»  zn 
Aadr.  ProL  22  hat  Lindenbrnoh  folgende  Bemerkung:  Ante  de- 
mmiio]  M9.  Dan.  ^raedioo,  admoneo.  Knn  bat  Α  *'pdioo-  moneo-*, 
ond  nnr  τοη  j.  H.  ist  *  ad*  vor  'moneo'  eingeeoboben  und  eind 
hinter  '  pdico*  und  *moneo'  Klammem  gesetzt^.  W.  Fröhner  a.  0. 
S.  358  versichert  'Pierre  Pithou  habe  den  ganzen  Codex  Α 
durdicorrigirt  *  und  schreibt  diesem  also  die  Tereobiedenen  Bemer- 
kvngen  J.  H.  an.  Worauf  eich  dieee  Behaaptnng  stfltzt,  wird  von 
ihm  nieht  angegeben.  Vorläufig  glaube  ich  ihre  lUobtigkeit  ent* 
ftcbieden  in  Abrede  stellen  en  dürfen.  Lindenbruch,  welcher  für 
den  Terenz  sowi«  den  Donat  hauptsächlich  Collationcn  der  Brüder 
Pithoei  benutzte,  deren  liandechrift  also  zum  Mindesten  genau  ken- 
nen mveete,  erwähnt  niehte,  was  für  jene  Behauptung  epr&obe: 
In  Beinen  Obeerv.  in  Don«  eomment.  'wird  der  Codex  Danielis  von 
den  libri  Pithoei  streng  auseinander  gehalten.  Ja  an  drei  Stellen 
werden  von  ihm  Coniecturen  als  auf  dem  Rande  des  liber  Pifhoeus 
beigeschrieben  erwähnt,  welche  sich  im  Parisinus  Α  eben  nicht 
finden.  S.  622*»  (bez.  632**)  zu  Donat  De  com.  heisst  es:  Msya' 
Χβύίονς(Μ)  aipaUmi}  M8S.  AbnOYCUOYC  Videtur  legen- 
dorn  (ot  Α  in  Pitb.  lib.  emendatum  erat)  με/αλους  (πούς  ete.  Ebenso 
wird  a  686*  (bez.  686>»)  m  Andr.  III  8  Y.  II  (V.  543)  bemerkt: 
τω  εληηβμοΐ^ί]  Vitiosam  scripturam  reliquimus,  ut  cuiuis  emendandi 
Ubernm  ait  arbitrium.    ^oü  multam  autem  a  Tero  abesse  cenaeo, 


>  Anob  Bl.  2«  hat  cur  Vit.  Ter.  (Ritsohl  S.  86)  die  j.  H.  '  reten- 
tibns'  onterstriohen  und  als  Conieoturl  -  am  innera  Rande  *teren- 
ti||ne*  beigesstat. 

■  Eboadaflir  spirieht  aueh  die  Lesart  der  ersten  Idndenbmeh'sehen 
Aoefebe  am  Ende  dar  Yü  Ter.:  —  qui  iura  popuüi  Terentias  dabei 
(fef|^  Anm.  1). 


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4(d  Zum  Terenzoommentar  des  Donat. 

81  legatur  τω  ίΐλψισμω.  Μη  λίτάνενδ^  μη  μάχου,  Vt  et'mm  Tith. 
suo  codici  ascripserat.  Endlich  bemerkt  Lindenbrach  S.  629^ 
(640*')  sa  Ad.  I  I  V.  18  (43),  cUms  Mn  Hth.  (Aug.  1623: 
Pitboeomm)  oodioe  loan.  Anrati  .  .  .  emendittio  adseripta  cni\ 
wovon  im  Pansinus  Α  eben  nichts  steht. 

Ueber  Petrus  Daniel  zurück  das  Schicksal  und  die  Benutzung 
unserer  Handschrift  zu  verfolgen,  ist  nicht  mehr  mit  Sicherheit 
moglieh.  Both  in  seiner  Anegabe  des  Sneton  Preef.  S.  LXXIX  nnd 
Biteehl  a.  0.  481  nnd  485  nehmen  es  als  fast  gewiss  an,  dssi 
Rob.  Stephanus  zu  seiner  vom  Donat  begleiteten  Terenzausgabe 
(raris  1529)  den  P&r.  Α  benutzt  habe.  Halten  wir  aber  fest,  dase 
diese  Handschrift  nie  mehr  ak  ein  Bmclietfick  von  Donat  enthsl- 
ten  bat|  so  lassen  sich  die  Angaben  des  Bob.  Stephanns  über  sda 
'  Tetostam  ezeroplar  mann  scriptum'  mit  jener  Hypothese  durchaus 
nicht  voreinigen.  Er  sagt  in  der  Vorrede:  Postremo  repoaita  sunt 
graeca  prope  omnia,  pro  quibos  antehac  excusi  Codices  lacttais 
fere  scatebaut.  Haeo  autem  laboris  pars  operoaiaBnna  fnit:  cua 
in  vetusto  exempUuri  manu  scripto  (quod  nobis  erat  eis  dono  lodod 

Badij  optimi  soceri  nostri  )  obscura  tantum  restarent 

vestigia  graecarum  literarum:  Quae  omnia  ....  prae- 

stitit  quidam  noster,  imo  communis  optimi  cniusque  amiena,  graees 
ac  latine  dootissimns:  qui  hanc  susoepit  emendationem  aniiguo  üh, 
quem  dixi,  paHsrimum  frehts  mrehetypo.   Ckms  fidem  iam$Ni 

in  plaerisque  sectUtis  est:  in  plurimis  tarnen  est  usus  coniectura 
sua  etc.  Und  dieser  Angabe  entspricht  es  völlig,  wenn  die  letzten 
swei  Drittel  des  Commentars  bei  Stephanus  keine  grösseren  Lückso 
in  Anillhrung  griechiseher  Worte  aeigen  als  das  erste.  Freilich 
stimmt  an  manchen  Stellen  (wir  beschrii^en  uns  gegenwärtig  auf 
die  Vita  Terentii,  für  welche  ein  grösseres  Material  bei  Ritsehl 
vorliegt)  die  ed.  Steph.  allein  mit  cod.  Α  ^  überein ;  das  Gleiche 
ist  aber  bei  den  jüqgeren  Handschriften,  wenn  man  sie  mit  Α  ter 
gleicht,  auch  der  Fall  (vergl.  Bitsehl  a.  0.  483);  und  es  ist  an 
sich  gar  nicht  auffällig,  wenn  anders  Rob.  Stephanus  ein  '  vestutum 
ex.  m.  scr.'  benutzen  l^nnte.  Auf  der  andern  Seite  stehn  den 
Aehnlichkeiten  auch  sehr  bedeutende  Verschiedenheiten  der  jLes- 


*  Unter  den  von  Bitsehl  8.  486  angefahrten  Stellen  haben  diije- 
nigen  keine  Beweiskraft  in  unserer  Frage,  an  welchen  ausser  Α  auch 
andereHaadiehriftenoderiltere  Drucke  die  gleiche  Lesart  bieten.  Kach 
Ausscheidung  dieser  bleiben  nur  Obrig  32,  4  MondiMi;  84,  7  Mm;  34,8 
im  mmmi$,  ο  (Α:  in  Ammiiffo);  85,  6  In  acHone  (.) 


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I 


Zum  Tereosoommeniar  dei  Donai.  453 

arten  gegenüber:  Bob.  Stepbanos  mllBste  den  A,  wenn  er  ihn  selbei 
bemn,  gar  an  aeUecbt  und  Iflekenbaft  benntat  haben 

Die  grosse  Bedeatang,  welehe  wir  nach  dem  Yorslehenden 

gerade  der  Pariser  Ausgabe  von  1529  zuerkennen  müssten  wegen 
der  Benutzung  einer  yol  1b tändigen,  nicht  mehr  bekannteu  alten 
Dooathandschriffc,  wird  allerdings  sehr  beeinträchtigt  durch  den 
Mangel  jedweder  epeeiellen  Angabe  ans  dem  kritiiehen  Apparat 
Wir  bleiben  daher  bei  dieser  Ausgabe  stets  im  Ungewissen,  ob  Bob. 
Stephanua  eine  Leaart  dem  alten  Codex  oder  früheren  Drucken 
entlehnt  oder  Bchliesslich  durch  Couiectur  festgestellt  habe.  Selbst 
aber  den  absolaten  Werth  des  '  vetustum  exemplar*  ist  es  zufolge 
des  erwfthnten  Mangels  sehr  sehwer,  ein  sicherea  Urtheil  za  fallen. 
8o  viel  steht  fest,  dass  er  an  den  τοη  Η.  Keil,  loan.  Avrispae 
epist.  (Ind.  lect  aest.  Halle  1870)  8.  IX  Anm.  fftr  die  Vita  Te- 
rentii  zusammengestellten  eigenthümlichen  Fehlern  der  Jüngern  Donat- 
handschriften,  und  ebenso  an  ihren  dort  angeführten  beaeern  Les- 
arten Tbeil  bat';  und  zieht  man  die  von  mir  S.  452  Anm.  1  zu- 
sammengestellten Fälle  inBetrachti  in  welehen  die  ed.^t  allein 
■ut  Α  übereinstimmt  *,  so  wird  man  annehmen  dflrfen,  dass  das  vet. 
exemplar  den  Stephanus  jedenfalls  besser  als  unsere  jungen  Donat- 
codices  gewesen  ist.  lieber  sein  Verhältniss  zu  der  von  H.  Keil 
a.  0.  vermutheten  gemeinsamen  Quelle  der  jüngeren  Handschriften, 
dem  Yon  lo.  Anrispa  im  J.  1433  au  Mains  entdeckten  (jetzt  yer- 
sehollenen)  Donatcodez,  läset  sich  kaum  etwas  Zuverläasigea  sagen. 

Kehren  wir  nun  zu  dem  Parisinus  A.  zurück.  Eine  Mög^ 
lichkeit,  die  ich  nicht  unerwähnt  lassen  will,  wUre  es,  dass  Petrus 
Daniel  in  den  Besitz  dieser  Uandechrift  auf  dem  gleichen  Wege 


^  Nicht  benntst  wäre,  um  aus  Α  nur  einige  der  sichersten  Ver- 
besserongen  ansofUiren,  8.  2^  8  f.  der  Vit.  Ter.  nach  Kitochl  itUer 
fmm  f .  p.  λ  β»  άι.  ^  in  fine  s.  b.  p.  et  ante  in.);  27,  12  rapit  Α 
(fopt*  St);  80,  7  esse  de.  in  8t.  ed.;  81»  δ  Ufo^t»  Α  («ertW  St.);  81, 
18  C  ante  aOp,  om.  St.;  88,  2  /VireiiiarS  Α  (salyromsi  St);  88,  δ  St. 
om.  poß;  84,  1  Bt.  om.  et  AJtaio, 

>  paOmm  pum  &  27,  11  and  lAeinto  8.  84,  1  was  fit.  mit  A, 
nicht  mit  den  andern  Codd.  theilt,  kann  Stephanns  ans  der  Aldina  Tom 
J.  1617  entnommen  haben  (s.  Ritsohl  z.  d.  St.).  Die  Lesart  satyramw 
8.  88,  2  bei  weist  allerdings  auf  die  richtige  Sehreibong  sorcMianim 
(m  assser  in  Α  auch  in  einem  alten  Drucke  von  1818;  s.  RitoeU  s.  d. 
St.)  snrück. 

•  Auffallender  Weise  sind  diese  von  H.  Keil  a.  0.  bei  Gegenftber» 
itelluDg  des  Α  und  der  andern  Haudschrifteu  übersehep  worden. 

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454 


Zum  Terenzcommentar  des  Donai. 


gelangte,  auf  welchem  er  io  den  einiger  anderer  alter  Codices  ver- 
wandten Inhalte  kam.  In  seiner  Auegabe  dee  Queralus  (Parii 
1564)  '  erwähnt  er  eioleitend  (De  auctore  diaaeri.) :  Praetma  β»·- 
dem  (Queroli)  fit  meDtio  in  Tetaatiniino  liliro  Glösearoa,  qmm 
mihi  una  cum  hac  comoedia  suppedUavit  amplissima  fani  Ä- 
nedicti  FlarMcetms  ad  Liger em  bibliotheca,  quod  olim  celeber- 
rimiim  et  primom  totius  Galliae  coll^am  fait.  Diesee  Kloeter  8t 
B^Doit  rar  Loire  wurde  im  J.  1562  dveh  die  Hugenottoii  geplftodet 
und  ein  Theil  seiner  Bibliothek  leretrent.  In  Folge  diesee  Ereigainii 
sind  die  zwei  genannten  Handschriften,  von  weichen  die  eine,  die 
des  Querolus,  sich  jetzt  höchst  wahrscheiolich  in  der  Leideoer 
Bibliothek  befindet  (der  Cod.  Yoesianns;  s«  Querolne  reo.  S.  C. 
Klinkhamer,  Amstelod.  1829,  Proleg.  S.  VIII  f.),  sogkieh  mit  an- 
dern in  die  Hände  Daniels  gekommen 


*  Mir  liegt  leider  nur  die  llitterehusius'eche  Ausgabe  von  1595 
▼OTt  in  der  einige  eiuleitcnde  Abschnitte  P.  Daniels  abgedrnckt  sind. 

*  In  Jöcher's  (ielehrteiilexikon  losen  wir  die  Notiz,  P.  D.  habe 
von  den  Soldaten  oinea  guten  Theil  daaiger  Bibliothek  um  einen  schlech- 
ten Preis  an  sich  gekauft.  Die  NouT.  Biogr.  gener.  (Paris,  Didot)  XII 
n.  d.  N.  Daniel  (Pierre)  spricht  sieh  über  die  Art  des  Erwerbs  un- 
bestimmt aus  (.  .  .  Daniel  sut  sanver  ou  racbeter  la  plus  grande  partis 
de  la  bibl.  de  l'abbaye  .  .  ·)}  und  auch  in  der  Yoya^  litter.  de  deux 
relig.  Benedictins  I  (Paris  1717)  8.  βδ  £  ist  der  Sachverhalt  nicht  völ- 
lig richtig  dargelegt:  Pierre  Daniel  avoeat  ä  Orleans  Α  bailli  deFlsori 
/en  empara  (de  la  bibliothiqne)  ä  la  ihveur  du  eardinal  du  ChsstiUon 
$3M  da  monastsre  &  grand  fouteor de Pheresie.  Ben  fit  sonplaisirdn* 
rant  sa  vie»  ά  par  ce  moyen  doiina  an  public  quelques  anelens  oimsgss 

qui  n*aY0lent  point      le  joor . . . . ;  ü  en  aida  encore  ses  amis  

Pierre  Bsniel  ne  pilla  pourtant  pae  tellement  la  bibliotheque  de  saint 
Beuoist,  qu'il  n'echapät  plusieurs  voluuje»  a  sa  cupidite  etc.  Die  Wahr- 
heit können  wir  aus  P.  Daniels  seiner  .\u8gabe  des  Querolus  vorgesetz- 
ten Dedicationsepistel  an  den  Cardinal  Odo  Coli<rny  >  dessen  Antheil  an 
der  Zerstreuung  der  Bibl.  die  eben  angeführte  Stelle  der  '  Liter.  Reise* 
andeutet)  leicht  entm  hmeu.  Dort  lesen  wir:  Hoc  Semper  maxime  in 
votis  habui,  C.  I.  et  A^  opportunum  aliquod  tempus  mihi  dari,  quo 
defuncti  patris  tibi  addiotissimi  vestigiis  insislens,  mearo  erga  te  obser> 
vantiam  aliquo  offioU  genere  testarer.  Id  vero  nunc  mihi  oblatnm  esse 
arbitror,  si  ea  t^ud  me  bmiigm  depotuitti,  non  maligne  snppcssm 
in  sinn  tegam,  sed  summa  fide  ad  te  tttmmm  atqne  adeo  bona  tna  tsbis 
in  publicum  proferam.  Absit  auCem  ut  in  id  ingrati  animi  nüam  ea* 
dam,  quo  tenentur,  qui  proeelara  Uftromm  eslsnwi  Memimsfiki  tmjltrio 
Wo  ηαΦ  posito  omni  pndore  iUiberaliter  alio  tnmsbnmt  Mihi  csris 
consilium  Semper  firmum  ao  stabile  ftiit  neminem  praeter  te  agnoscers 


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Zum  XercüzcomiiiouLar  dms  DonaU 


Mit  dieser  ADnahme,  welch«»,  wie  afihon  bemerkt,  nur  eine 
Möglichkeit  veridtt,  wäre  eine  BenatEnng  des  Codex  noeh  vor 
Liadenbmch  durchmie  oioht  ansgetohloieen.  Ja  er  eobeiiit  mir  so- 
gar eicdier  BckoD  yorher  ooUationirt  worden  an  sein.  Zur  BegHln» 

duDg  dieser  Ansicht,  welche,  wenn  richtig,  uns  zugleich  einen 
leitenden  Gesichtspunkt  für  eine  etwaige  neue  kritische  Ausgabe 
des  Donat  gibt,  ist  es  nöthig.  näher  auf  das  von  Lindenbruch  be- 
nntate  kritieobe  Material  einangehn.  Die  Hauptgnindlage  eainer 
An^be  waren  nach  eeiner  eigenen  Erklftmng  (vergl.  S«  449  f.)  die 
ihm  von  Franc.  Pithoeos  zur  Verfügung  gestellten  zwei  Hand- 
exemplare des  Dooat,  welche  von  F.  und  seinem  (bereits  verstor- 
benen) Bruder  Petrus  jedenfalls  reich  mit  I3emerkuogeu  über  hand- 
sekriftliobe  Leearien  nnd  mit  Emendationen  venelran  waren 
Sonet  bfttte  er  nicht  von  ihnen  tagen  können :  . . .  qnomm  aoxilio 
in  hoo  oommentario  plorimae  laennae  snppletae  aliaqne  infinita 
errata  integritati  suae  restitnta  snnt.  Auf  dieses  Material  —  das 
dürfen  wir  bestinunt  erwarten  —  wird  Lind,  auch  in  seinen  kriti- 
schen Anmerkangen  am  meisten  Bezug  nehmen.  Benutzt  hat  er 
aaaserdem  mit  einigem  Vorth  eil  (nonnihil  iorerant)  gewiaee 
CeUectaneen,  die  dch  m  der  Bibliotheca  Regia  fanden,  nnd  den 
Codex  P.  Danielis.  Dieser  kam  zu  spät  in  seine  Hände  (vergl« 
S.  450)  um  die  kritische  Grundlage  auch  nur  für  einen  Theil 
des  Gommentare  abzugeben,  abgesehen  davon,  daas"  es  für  Lind. 
jodenfaUs  beqnemer  war,  eich  an  die  schon  mehr  mundgerechten 
Anfkeichaongen  andrer  Gelehrten  an  halten  als  ans  dem  Wimal 
fwdorbener  Lesarten  rnnee  Codex  sieh  selbst  znreeht  an  finden. 
Namentlich  citirt  wird  nun  die  letztgenannte  Handschrift,  der  Pa- 
risinue  A,  von  Lind,  in  den  Observationes  in  Aelii  Donati  Gomment. 
(Aaig.  von  1602,  S.  621  £,  von  1623  S.  631  ff.)  '  —  natürlich 

toetorcm  et  fautorem  eorum,  quae  apnd  ie  nata  esMfit.  Cuiue  generis 

cam  Sit  haeo  antiqui  auctoris  fabcda  ,  in  tno  nomine  editam  ad 

k  rtmiHOf  aooedentibns  qnidem  nsnris  (nam  a  nobis  emendate  est  et 
brevibne  NoÜs  iUnstrela)  ete.  Goligoy  verfügte  also  wohl  selbst  über 
den  wsrttivolleten  Thml  der  Bibliothek  und  vertbeilte  denselben  an 
■ebw  literarischen  Begilnstigten. 

*  Die  Wendung  der  betreffenden  Stelle  der  Vorrede  . . . .  ei  iSa 
- . . .  ooUata  besieht  sieh  aof  das  vorher  von  den  zwei  Handexemplaren 
des  Terens  eesagte,  welche  ihm  gleiobfidls  Fr.  Pithou  gab  *alterum 
fireliie  6.  M.«  alter  am  manu  sna  emendatnm'. 

*  Im  Folgenden  werden  die  beiden  Ausgabtti  von  mir  knn  mit 
«  (1602)  und  ^  (1623)  unterschieden. 


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4ββ 


Zdid  TeiWiooBimeiilftr  des  Donti. 


Dor  nur  Andri»  and  in  dem  Ao fang  der  Adelphoe  — 
ab  MS.  ood.  Denlelie  (α  624»,  β  SSA^  m  I  8,  15;  m^KaiSO), 
eis  teriptne  cod.  Daniel,  (α  625^  β  636*  zu  III  1,  15),  als  Vet. 
cod.  Petr.  Danielis  (α  623·,  β  633·  zu  Argum.  Andr.),  als  Danielw 
cod.  (α  628^  β  640·  zu  Argum.  Ad.),  als  liber  Daniel.,  lib.  Dan. 
oder  Ώλο.  lib.  (·  622·,  β  682»  (in  β  fftlMh  Ubr.  Dtm.)  mr  Vit. 
Ter.,  α  628%  β  688*  lu  Andr.  FroL  V.  5 ;  α  624·,  β  684^  i«  I  2, 
4;  α  626·,  β  686*>  an  ΠΙ  δ,  5)  ;  als  MS.  Dan.  oder  Danielis,  bez. 
Dan.  MS.  (α  621»»,  β  631»»  zur  Vit.  Ter.;  «  622·,  β  632·  zwei- 
mal zur  Vit.  Ter.  und  einmal  zu  Kuanth.  ,  α  622^,  β  632*»  su 
£uanth. ;  α  628%  β  638^  ια  Andr.  Prol.  V.  22 ;  ·  626%  β  686«  Μ 
U  1,  1 ;  α  629·,  β  640»  ια  Ad.  Ihrol.  V.  20);  dnÜMb  «1·  Jkn. 
(α  628%  /9  688·  80  Andr.  Prol.  V.  1;  α  683%  /?  688^  m  Andr.  PioL 
V.  12;  ο  624·,  β  63δ·  zu  12,  29;  α  628^,  β  640·  zu  Arg.  Ad., 
wo  übrigens  Cod.  Pith.  vorau^gebt).  An  mehreren  Stellen  wird 
der  Handschrift  Erwähnong  gethntt  in  Verbindung  mit  anderen 
(«  621%  β  681^  den  Namen  Donati  betreffend:  Ita  etpreMim  Ubb. 
Ptthoeor.  &  P.  Danielis  q.  β.;  α  628*,  β  688·  ια  Andr.  PtoLY.  1: 
Ma  R.  (in  «  MSR.)  Dan.;  α  623·,  β  633^  zu  Andr.  Prol.  V.  22: 
MSR.  &  Daniel,  {ß  Dan.);  «  624·,  /Ϊ  634*  zu  I  1,  88:  Ita  in  MS. 
Pith.  at  in  Dan.  (/9  at  in  P.  DanieL);  α  624%  β  634^  au  X  1,  184: 
MSR.  {ß  MS.  B.)  Pitb.  Dan.).  Auf  einem  reinen  lapaoi  memoriae 
endlieb  yon  Seiten  landenbrnebe  berabt  ee,  wenn  er  in  der  Fkmak- 
forter  Ausgabe  8.  682·  inm  Ende  der  Vit.  Ter.  bemerkt:  BopmUs 
end'  ibtiS  dabcU]  Ita  MSS.  Danielis  etc.,  während  er  1602(8.622") 
zur  gleichen  Stelle  schreibt:  Terentius  dcUnU]  Ita  ex  MSS.  resti- 

tatum  est,  qaoram  alter  de  habet  end'  ibue  dabat.  eto. 

(▼ergl.  Riteobl  war  Vit.  Ter.  a.  0.  581  Anm.).  Aehnlioh  iet  daa 
bereite  erwftbnte  Veraeben  mit  den  '  libr.  Dan.*  in  der  iweiteo  Aoe- 
gäbe  (632·).  üebrigens  sind  Lindenbiuchs  Mittheilungen  aus  dem 
Paris.  Α  nur  von  mässiger  Genauigkeit. 

Was  demnächst  die  *ooliectanea  der  bibl.  Reg.  zu  Paris'  be- 
trifft, 00  beben  wir  nne  dieselben,  wie  ee  sebeint,  nicbt  als  Flug- 
blätter (e.  S.  449)  so  denken,  eondem  als  eine  gedruekte  Do- 
natausgabe,  in  welche  handschriftiiche  Varianten  beigeschrieben 
waren  Dabei  ist  freilich  festzuhalten,  dass  dem  Standpunkt  und 
der  Praxis  jener  Zeit  eoteprecbend  die  bandecbriftlicben  Auiaeich- 


*  Vielleicht  wäre  diese  durch  Nachforschen  unter  den  gedruck- 
ten Donat«  oder  Terensausgaben  der  Bibl.  nation.  in  faris  noch  su 
ünden. 


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Zum  Terenzcommeoiar  dee  DottAt. 


457  ' 


Dungeo  gewiss  nicht  rein  objectiv  waren,  sondern  sich  meist  Con- 
iecturalkritik  in  dieselben  einra ischte  Am  aoeföhrliobsten 
Iii  diMeQaelle  erwAbni  α  62d\  β  682^  m Don.  De  οοήι.  ...Qiue 
BMC  aeqemitiar,  ez  oolleetMMk  Rcgg  exemplang  immataäk  siiiit^ 
Femar  nni  Exeerpta  MS.  R  (ß  638« ;  in  α  638*  mit  einem  Druck- 
fehler, als  wären  es  zwei  Quellen:  Exeerpta.  MSR.),  Exeerpta. 
Reg.,  bez.  Reg.  exeerpta,  MS.  R.  und  noch  kürzer  Reg.  sowie  R. 
Nicht  hierher  gehört  wahrtcheinUob  die  auf  das  Arg.  des  Sulpicius 
η  doB  Ailelpboe  beifigliolie  Erwihnnog  τοο  MS8.  R.  &  Pith. 
(ß  840» ;  α  erwilint  all  8t  628*  nur  M8S.) ;  dieselbe  beriebt 
lieb  wob i  anf  L.'s.  Terenzapparat,  über  welchen  er  in  der 
Einleitung  besonders  berichtet.  Höcbit  aafiallend  ist  nun,  daes  die 
Mittbeilungen  L.'s  aus  den  besprocbeoen Excerpten  sieb  nur  über 
die  Andr i a  (bie  I  Se.  8  ineL)  erstreokeo.  Diee  in  Verbmdong  mit  der 
«Bferbeoabaren  Uebeninstinmmng  dee  eod.  Α  mit  den  Angaben  ane 
diD Exe. Reg.  macben  mir  es  höchst  wahrscheinlich,  dass  erstere  Hand- 
schrift die  Grundlage  eben  der  Excerpte  bildete,  ausserdem  aber 
aoe  dem  einen  oder  anderen  Codex  Varianten  notirt  waren  (s.  un- 
ten beeondere  Nro.  28).  Zum  Beweiae  gebe  iob  im  Folgenden  eine 
Uebenioht  der  Stellen,  an  welehen  Lind,  die  Exe.  Big.  ottirt,  nnd 
ftge  die  Lesarten  des  eod.  Α  bei. 

1)  α  621*      Zu  Vit.  Ter.      MS.  R.  (in  ο  :       =  Α  (cuiuf  con- 
ß  631*      8.  31,  13  R.    MSS.)  Outuscon-    iolarib;).  ' 


*  So  onterliist  es  s.  B.  Lindenbroeb  auch  da,  wo  er  an  der 
Hmtellung  einer  verderbten  griechischen  Stelle  verzweifelnd  es  vor- 
liebt,  die  Lesart  der  Handschriften  treu  wiederzugeben  (ich  habe  zu- 
Bächet  den  cod.  Λ  ira  Auge,  aus  welchem  ich  seine  Angaben  con- 
tfüUiren  kann)  nicht,  ein  einzelnes  richtiges  priechischee  Wort 
einzusetzen,  wo  er  es  aus  der  trümmerbaften  Ueberlieferung  heraus  zu 
erkenneo  glaubt. 

•  Es  bezieht  sich  dies  auf  die  Unterscheidung  von  prologus  und 
proloifiiim,  welche  der  cod.  Α  in  weit  kürzerer  Fassung  giebt,  als  Lin- 
denbruch mit  Hülfe  jt*nor  Collectaneen.  Ich  erwähne  gleich  hier,  dass 
diese  länp^^re  Fassung  der  Stelle  (Inter  prologura  et  prologium  quidani 
hoc  intereeae  voluerunt,  quia  prologus  est  ▼elut  pmefatio  quaedam  fa- 
bolae,  in  quo  solo  scilicet  (2.  licet)  praeter  argrumentuni  aliquid  ad  po- 
palum  vel  ex  poeta  (Z.  poetae)  Tel  ex  ipsius  fabulae  vel  actoris  commodo 
loquitnr  {l  loqui);  Α  bat  nur:  qd  (a  qnod)  |>loguf|ert  ubi  aat  poeta 

exeuratiir  ant  fabula  cömdat  ·)  sieb  wdrilicb  am  Ende  dei  Trsetati  von 
Bsaattiioi  findet  nnd  daher  lebr  wohl  aoi  dieiem,  niobt  am  einer  Hand- 
■chrift  in  die  Exo.  Reg.  Abergeecbrieben  sein  kann. 


4i8  Zum  TeraDWMxmflMfttAr  dei  Dosai. 

2)  «  622^  Don.Decom.  vergl.  S.  457  und  nicht  «A,jedoeh 
β  632**  Anm.  beeondererArt 

3)  ο  623*  Arg.  Andr,  fizeerpta  MS.  R.  '?  =  Α  mit  Con- 
β  683*  (β.  8.  457)  SiU  ieotur  (A:  ßhi 

4)  wie  3)     wici  3)  //μλο   enim  or-    =  Α  (Hone  cbi 

6em]  Ita  MS.  R.  orbe). 
»i'  crimem* 

5)  wie  3)     Andr.ProL8    M8.  B.  («:  MSR.)  »  Α  (»i  a,  n^; 

Dan.    nioimeqne  βτπ^)· 
errati  (statt  m.  er- 
noteni). 

6)  wie  3)     —  Prol.  5     ....  Hb«  DmiieL  nicht  »  Α  (φι, 

qjMewmmiUhJaL  amanlib;);  amer 

(ß :  —  bus  salvo).  nentihus  kann 

£xcerptaReg.^[Ua6  Coni.  sein. 

7)  «  623*    —  Prol  18   In  poSmaie}  Es-   »  A. 
β  633^  oerptaReg.&Dan« 

&  poema,  , 

8)  wie  7)     —  Prol.  22    -Nat»     quiescere    «=  Α  (näqeice  iiü 

iJiil  BectinB  pnto  dr.) 
quod    in  MSB. 
&  Daniel.  JVom 
quiesce  iUi  dt- 
citur, 

9)  wie  7)    -  I  1,  2      Ftgura  eUipsia]    «  Α  (figum  Ijl- 

EKcerpta  Reg.  /i-  lepfif)« 

ffura  syllepsia. 

10)  wie  7)     —  I  1,  4      —partes]  MSR.    =  A. 

fpedes, 

11)  wie  7)    wie  10)        Μ  Ten^penmMl    -  Α  (pad«ti»). 

MSR.  PaHenHa. 

12)  α  623*>    wie  10)         —  designat]   Ii.    =  A. 
β  β33''>  desiderat. 

13)  wie  12)    —  I  1,  9      ModerakL^aequa-    ?  -  Α  (Moderili 

Iis]  R.  fiMKferatoe  fqQ«litnf).I>i«I^ 

quulitas  (ß:  mo-  artio  β  weietwf 
deroto  guait/oö).    modcrata  (^tuHr 

las  hin. 


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Zum  TerenzcommeDiar  de»  Donai.  459 

U)  wie  12)    —  I  1,  10    «:  Ad   aliquem  sA(edaliqiddr)* 

dieitm]  Excerpta 
B^.  ad  ahquid; 
sie  ergo  legend. 

β :  Ad  all  quid  di- 
cittir]  Ita  excerpta 

jßflg.  a1*  ad  ali- 
quem, 

Ii»)  wie  18)    —  I  1,  12    Benefidim  ero-    ?  nicht     Α  (be- 

gatum]  R.  bene-    nefioiif  progatü). 

ficijsprorogatum. 

(ß:  —  prorogat.) 

16)  wie  12)    —  1  1,  13    AdmirabiUter]      -  Α  (adfibiaUt). 

MS8.  &  excerpta 
Reg.  admtbiali' 

ter. 

17)  wie  12)    —  I  1,  20    Quod  proecedit]    =  A,  deeseo  Lee- 

Reg.  excerpta:       art leicht 
quod  aegidtinr  id    diren  war  (qdfe- 
-  quod  praeeedU,     qnit  id  qnod  poe- 

pit). 

18)  wie  12)    —  I  1,  43    Huc  loci  vel  huc  =A(uthuicloco2t). 

locarwn]  Reg.  ex- 
oerp.  vi  hme  Uh 
eanm. 

19)  α  624*    —  I  1,  184    Ofmibm    mem-    =-  Α  (onmibi  uer- 
ß  634^  bris]  MSR.  Pith.  bif). 

Dan.  onmib.  t*er- 

20)  wie  19)    -  1  2,  11    Mirandaloeidio]    «  A. 

Reg.  excerpt.  iiflt- 
tanda  loc, 

21)  wie  19)    —  I  2,  13     Vultuose  agunti    nicht  -  Α  (ual- 

Ezoerpt.  R.  .^ivi-    taofe);  indese 

dio^  ag.  Bcheint  mtHkItoee 

Goniector  dee 

Ezeerpirenden  zu 
sein. 

22)  α  624»    —  I  2»  29    Auspic^  serva-    -  Α  (feraatitiii). 
/9  685*  Us]  Reg.  excerp. 

ADaii.^ii/p./er- 

ua^icv's  (/5  tiie). 


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460 


Zmn  TereBsoomiDe&tor  des  Doiuii. 


28)  β  624^        I  3, 
β  635· 


24)  wie  23)    —  I  3,  13 


25)  α  625· 
β  685* 


—  I  8,  21 


3/e^f(  ίί"  cura  ae- 
sttMntis]  Ita  ex- 
oerpta  R^.  φΐί· 
bne  oom  in  parle 
oonaeiitiiuit  MSS. 
reliqui. 

Π αρ  6  μ  01,0V  dt- 

eiiur]  Rog.  Pa- 
romones.  Dan. 

ΠΑΡωΝΟΜΑ 
CIAJ 


VT  TBYLÄ' 
CVS]  Sic  ex  Reg. 
excerptis  restitui- 
mne ,  cum  aniea 
corrapte  legeretnr 


nicht  β  Α  (eftu- 
antif;  die  voraos- 
gehenden  Worte 
fehlen). 


?  β  Α  (pwa- 
moea).  ΠΑΡΟ- 

NOMACIAI 
kommt  in  Α  auf 
der  gleicheo  Zeile 
vor,  beaielit  neh 
aber  auf  etwai  An- 
deres. Die  Abwei- 
chung in  derLee- 
ari  der  Exo.  B«. 
kann  auf  eiiiem 
Versehen  des  Ex* 
cerpirenden  oder 
Lindenbrnche  be- 
mhen,  wie  dieear 
ja  aueli  —  — 
ab  Lesart  des  cod. 
Dan.  unrichtig  an- 
gibt. 

?  nicht  »  Α  (chl· 
lacuf).  Ihylaeiis 
ist  höchst  wahr- 
echeinlich  aar 
Conieotnr  d« 
Exoerpirenden* 
Annahme  nicht  zu 


Chf/lacu8, 

Nach  dieser  Zusammenstellung  kann  die 
gewagt  erscheinen,  dass  das  von  Lindenbruch  beoutate  Donat- 
exemplar  der  Köoigl.  Bibliothek  hanpteAchlich  aue  dem  jetsgeo 
Pariflinns  gelegentUch  aoch  ans  einem  andern  Codex  mit  krtti- 
echen  Anmerkungen  versehen  war;  dass  alio  Lindenbrneb, 
ohne  es  zu  wissen,  den  Codex  P.  Danielis  zweimal  be- 
nutzte: direct  und  indlrect.  '  lieber  den  Werth  dee  andern 
Lind,  an  Gebote  etebenden  Materials  —  der  ood.  Dan.  und  die 


>  Yeri^.  Both  in  Bhein.  Uns.  N.  F.  XII  176. 


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Zum  TerenMOflunaBtar  des  Domt. 


461 


Eiü.  Reg.  waren  ja  semer  Aussage  uaoh  fttr  ihn  nur  Nebensache 
—  gedenke  ich  bei  einer  andern  Gelegenheit  zu  handeln.  Im  Fol- 
genden wünsche  ich  noch  aus  dem  cod.  Α  eine  kleine  Naohleie 
handschriftlicher  Lesarten  inr  VUa  Terenüi  m  geben,  wenn  schon 
Fröhner  PhiloloL  Bd.  18  S.  867  ff.  in  VerToUsttodigmig  τοη  Bitsohb 
kritischem  Apparat  das  Meiste  vorweggenommen  hat.  Ich  richte  mich 
dabei  wie  bisher  nach  Ritschrs  Ausgabe  der  Vita  in  Sneton.  ed. 
Räffencheid  S.  26  ff.  und  lasse  alle  Varianten  weg,  welche  Bitschl 
im  Apparat  oder  Fröhner  a.  0.  bereits  Terseichnet  haben.  In  Be- 
treff der  orthographischen  Varianten,  welche  nach  Fröhner  'jenen 
Apparat  verunzieren  theile  ich  zwar  bei  einer  so  wichtigen  Hand- 
tehnft  dieee  Ansicht  nicht,  insofern  solche  Varianten  mindestens 
mr  allgemeinen  Gharakterisirong  des  Codex  dienen,  snweUen  sogar 
den  richtigen  Weg  weisen  nur  £mendation.  Da  indess  nach  Ritschl^s 
Apparat  und  Frdhner  der  wesentlichen  AbweichuDgen  nicht  viele 
nachzutragen  sind,  würden  diese  in  der  Menge  orthographischer 
Varianten,  die  zu  verzeichnen  sind,  yerschwinden,  nnd  ich  ver- 
sichte  daher  daranf,  sie  YoUet&ndig  anmf&hren. 
8.  26,  6  matorf 

S.  27,  6  o.  H.  natuf  fuiiTe,  j,  H.  natu  fuiXfe,  |i  equalef 
S.  28,  δ  facülim^e  ||  8  oomediaX 
8.  29,  i  eqnalit 

8.  80,  1  pro  feri  ||  2  menandri  aus  menandro  (von  α.  Η. 
ief  in  das  ο  em  i  geschrieben  und  iiber  ο  em  PnM  geeeM 

worden)  \\  vor  Non  von  a.  H.  ein  Halenstrich  f"^  ein  Zeichen^ 
das  auch  sonst  im  Codex  öflers  jmr  Trennung  von  Abschnitten 
gdkramekt  wird  ||  3  fcipione  aus  dpione  von  a,  E,  [\  4  nach  re- 
Ivtare,  das  gerade  am  Ende  der  ersten  Seite  städ^  ist  eine 

Sasur  von  etwa  2  Buchstaben ;  dieselben  waren  sicher  nicht  nach 
eben  hin  lang  ||  7  h  in  uehemens  von  α.  Μ.  aus  η  oder  ^  ange- 

fangenem  m  verbessert  ||  9  qd  1|  13  que  ||  qne  tis  tepo  (Z.  14) 
III  Easur. 

8.  31,  5  aepe 

&  82,  l  ntroq;  mU  ansradirtem  i  Ober  dem  o\\4  vor 
Polt  ein  Hakenstrich  von  a.  Κ  ||  5  swischen  canfa  und  nitaad^ 

oberhalb  der  Zeüe  von  a.  H.  ein  Zeichen,  etwa  wie  *J  («  et) 
musehend,  nur  mit  kürzerem  Verticalstrich 

8.  88,  8  vor  IniiTe  Eakenstriek  van  o.  &  ||  6.  7  pio  nich 
(Anfang  van  niehü)  in  Sasur  ||  8  {n.  BitsM  aän.  erit.)  Hient  || 
vor  Hunc  Hakenstrich  von  α.  Η. 

8.  85,  4  von  uallegias  ist  der  i.  und  5.  Buchstabe  von  j. 


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Zum  Terensoonmeiitar  de«  Dornt. 


Π.  durch'  und  nnUrsirkihm  ||  7  Uber  rete&tilnif  vergl.  8.451 
II  9  traolkte  ||aO  relique 

Zum  ScUiuB  ftge  ich  die  BebandluDg  einer  Stelle  ens  d« 
nftmHohen  Vita  Terentii  ba,  an  welcher  meines  Eraehtena  bisher 
nicht  das  Richtige  gelesen  wird. 

8.  S7,  10  heben  sämmtliche  Aoigaben  von  der  editio 
princepe  an  das  Wort  dhmia  der  jungen  Handschriften  (τοιη  Ostai 
abgesehen)  übemommepi  ohne  daran  irgend  Anetoes  zu  nehmeiL 
Und  doch  scheint  mir  dasssUie  dem  ganien  Tone  des  längeren 
Fragmentes  zu  widersprechen.  Wenn  Porcios  Licinus  von  dem 
frivolen  Verhältniss  des  Terenz  zn  einigen  Gliedern  des  römischen 
Adels  berichtet,  und  zwar  in  einem  nicht  bloss  für  den  Dichteff 
sondern  ebenso  für  die  namentlich  angeführten  'nobiles*  entschieden 
übelwollenden  Sinne;  so  scheint  für  die 'vox  Africani'  das  Attrihot 
^  diuina\  welchem  im  vorausgehenden  Verse  die  ^lasciuia'  und 
*laudes  fucosae  nobiliura'  correspondiren  sollen,  wenig  passend  zu 
sein.  Auch  zugegeben,  dass  es  mit  dem  vonPorciue  gegen  Afri- 
canus  offenbar  eingenommenen  Parteistandpunkt  sicli  vereinigen  lässt, 
würde  das  *  inhiare  diuinani  vocem  Afr/  bei  Terenz  eher  ehr- 
erbietige Hochachtung  gegen  Africanus  voraussetzen  lassen,  als  das- 
jenige Gefühl,  welches  dem  von  Porcius  angedeuteten  Verhältniss 
entspricht.  Es  liegt  daher  sehr  nahe  in  *  diuina'  eine  der  Inter- 
polationen zu  vermuthen,  an  welchen  leider  die  jungen  Handschriften 
des  Donat  so  reich  sind.  Gehen  wir  von  der  Lesart  des  Α  aus 
*  dü  atricani  uoce  dum  &  inhuiuf  &  auidif  auribuT,  so  ergibt  sich 
ans  *  inhuiuf *  am  einfachsten  das  Participium  'inhians*,  während 
wir  im  ersten  &  die  falsch  abgesonderte  Endung  des  verbum  fini- 
tum  zu  erkennen  glauben.  Um  es  kurz  zu  sagen,  der  Vers  ist, 
wie  ich  glaube,  so  herzustellen  : 

Dura  Africani  uocem  tndul^et  inhians  auidis  auribus  — . 
Aehnlich  heisst  es  Ter.  Eun.  Π  1,  16  (222)  in  Bezug  auf  die'rool- 
lities  animi  eines  Liebhabers:  Eiciunda  hercle  haec  est  mollitiei 
animi :  nimis  me  ^  indulgeo;  und  Heaut.  II  2,  35  (988)  in  Bezug 
auf  die  zärtliche  Nachgiebigkeit  von  Eltern:  (Dum  istis  fuisti  Bo- 
lus. . .  .),  te  indidgebant,  tibi  dabant  q.  s.  Vergl.  Afran.  V.  380  und 
Turpil.  V.  88,  wo  indulgens  von  der  Nachgiebigkeit  eines  amator 
gebraucht  ist.  Die  erste  Silbe  von  indulget  wäre  nach  uoce  (bez. 
uocem)  ebenso  ausgefallen,  wie  wir  in  der  Einleitung  des  Donat 
zu  den  Adelphoe  im  Α  lesen:  ....  (quid  intersit  inter  rusticam 
vitam)  &  urbanä  ite  ^  asperä  (für  *  et  urbanam,  mitem  et  asperam) 
q«  Λ,    Von  dem  zweiten  &  iet  an  obiger  Stelle  ganz  abzneeheo. 

BrBtUm.  Karl  Dsi»tsko. 


1  So  edhreibe  ioh  mit  Bentl^«  FleekeiM  u.  A.  naoh  Β  D  Β  ud 
nMh  Donete  anidrlleUieher  Angabe  gegen  Umpfenbaoh  und  den  Ben- 
Ullas,  in  weloheai  mihi  steht. 

*  iU  aet  TOft  j.  H.  nnterrtriehen  uA  am  Bande  beigeOigt:  mit« 


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Eine  hittoriech- kritische  Untereuohang. 


Die  Streitigkeiteii  um  Kynuria,  die  GrenslaDdechAft  swiachen 
LikoiiieD  und  Ar^lis,    deren  oördlfcbeier   Tbeil  den  Namen 

Thyreatis  führte  gehören  zu  den  bekanntesten  und  am  meisten 
erwähnten  Ereignissen  der  gnechischen  Geschichte.  Strabo^  führt 
dieielben  neben  den  Kämpfen  swiecben  Athen  und  Boeotien  nm 
OntpoM  ab  diarakterietieehee  Bebpiel  solcher  Fehden  an,  welche 
dmh  den  Mangel  fester  *  natürlicher  Orensen*  hervorgernfen 
worden In  der  That  vergeht  kaum  ein  Jahrhundert  der 
Bpertamsohen  Geechichte,  in  dem  wir  nicht  von  einem  bedeutenden 
Kampfe  um  die  strittige  Landschaft  hören.  Schon  fiohestratos, 
dritte  König  ans  dem  Oeschlechte  des  Enrysthenea  ^  eroberte 
Kynuria,  diesmal  freilich  noch  unter  dem  Verwände,  den  rftnbe- 
riechen  Einfällen  der  Kynurier  in  die  den  Spartanern  stammver- 
wandte Landschaft  Aigolia  wehren  zu.  wollen  Eine  Generation 
ipitar,  als  Labotas,  der  yierte  Enrysthenide,  und  Prytanis,  der 
vierte  Proklide,  herrschten,  'beschlossen  die  Lakedaemonier  anerst 
gegen  die  Argivcr  Krieg  anzufangen ;  sie  machten  ihnen  nämlich 
den  Vorwurf^  dasa  die  Argiver  das  Kynuriache  Gebiet,  welches 


*  Thuc.  IV  56:  θυρ^αν,  η  ΙστΛ  μίν  της  Κννονοίας  γης  χαΐονα^νης, 

μ(9ορία  cfl  της  'a^€(u£  χλΧ  ^ttxtmxns*  Vgl.  Bursiau,  Geographie  von 
Griechenland  II  68  f. 

Μ  p.  65  C. 

*  £in  Ümlicher  Gedanke  liegt  den  Versen  Ovids  an  Grande  Fast 
Π  Μ  aqq.: 

8i  ta  (so.  Termine)  signasses  olim  Thyreatida  terram, 

Corpora  non  leto  missa  treoonta  fortnt, 
Koo  foret  Othryades  congestis  leetoa  in  annia. 

Ο  qoantnm  patriae  aangoinia  Üle  dediti 

*  Clinton,  faati  Hellenici  ed.  Krueger  p.  221. 

*  Pauean.  m  2,  2;  vgl  7,  2. 


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464 


Oihryadee. 


ihnen  gehöre,  abrissen,  und  dass  sie  die  Periöken,  ihre  Unterthaneo, 
aufwiegelten.  Es  sollen  jedoch  damals  von  keiner  Seite  erwäh- 
neoBirerthe  Kriegsthateo  YoUbraobt  worden  mib*  K  Von  Charilaiii, 
dem  7.  PlroklideD,  und  eeinem  Sohne  Nikaader*  wiesen  wir,  den 
sie  ihre  Angriffe  gegen  dae  eigentliehe  Argolie  riehteteo.  Anf  HS- 
kander  folgte  ums  Jahr  770  sein  Sohn  Theopompus,  der  9.  Pro- 
'  klide,  während  aus  dem  Hause  der  £nryetheniden  der  10.  König 
Poljdome  henreehte.  Unter  ilnian  enlqiann  aioh  der  erste  mmtr 
nisehe  Krieg,  dnroh  deeeen  glOeUidie  Beendigung  sieli  beide  einoi 
ruhmvollen  Namen  erwarben.  'Während  Theopompus  noch  n 
Sparta  regierte*,  erzählt  Pausanias  'brach  auch  der  Kampf  der 
Laced&monier  gegen  die  Argiver  um  das  eogenannte  tbyreatisehe 
eebiet  aus.  Theopompus  selbst  aber  nahm  daran  nicht  Thdl^ 
wegen  Alten  und  hauptsAehlioh  aus  Trauer,  denn  Arohidsnrai 
war  no9h  bei  Lebzeiten  des  Theopumpas  vom  Tode  weggerafft 
worden*. 

Dass  dieser  Kampf  um  die  Thyreatis  nieht  vor  723  stattge- 
funden haben  kann,  folgt  einerseits  aus  den  bedrftngteo  Verhilt* 
niesen  des  spartanischen  Staates  während  des  ersten  messentsdüB 

Krieges,  andrerseits  aus  der  Bemerkung  des  Pausanias  über  das 
Alter  des  Theopomp.  In  der  That  finden  wir  bei  den  Chronogra- 
phen folgende  Angaben  über  das  Jahr  der  Schlacht^«  £usebiiii 
hat  Ol.  15,  8  (718)  die  Notii:  ein  Krieg  der  Argiver  und  Lake- 
dämonier  in  Thyrea;  Hieronymus  setzt  das  Ereiguiss  2  Jahre  frü- 
her, also  720;  Solinus  endlich  sagt^:  ubi  quoodam  fuere  Thyra«, 
nunc  locus  dicitur,  in  quo  anno  septimo  dedmo  regni  Romuli  ioter 
Laoonas  et  ArgiTOS  memorabile  iuit  bellum,  (d.  h.  im  Jehre  79^ 
da  Solinns  der  aera  Cstoniana  folgt  "^).  Derselbe  Solinus  beruft  eidi 
aber  auch  auf  Eratoethenee  und  Apollodorue     und  wir  wisseo, 


«  Paus.  III  2,  3.  7,  2. 

•  Die  Regierungszeit  dieser  beiden  Könige  ist  nach  der  χρόνων 
άνηγραφη  des  Sosibios  zu  bestimmen,  v^fl.  meine  Quaestt.  Messeniacae 
(Bonn  1866)  p.  48.  Charilaug  regierte  873-809,  Nikander  809— 77a 

•  III  7,  6. 

^  Danoker  Iii  *  p.  401  läast  gegen  die  ausdrückliche  Angabe  dm 
Pausanias  Theopomp  im  Kriege  gegen  Argos  Anführer  sein. 

•  Vgl.  Quaestt.  Meisen,  p.  49  sq.  Unger,  Pbiiol.  XXIII  88  f..  des- 
sen weiteren  Aufführungen  ich  freilich  nicht  beiitimmen  kann. 

•  7.  9  p.  62  ed.  Mommeen. 
V  MoflBmsen  a.  0.  p.  XY. 

•  It  97  p.  II,  i^raef.  Momms.  p.  XVL 


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daes  diese  beiden  GhroDOgraphen  in  der  ZeitbestimmaDg  des  Theo- 
pomp  um  15  Jahre  von  der  Aosetzung  desSoBibios  abwichen,  wel- 
chem Paosanias  in  der  Iftkonieohen  und  messenischen  Geschichte 
■eh  MitohlieMt  Κ  Wir  kommaD  alto  auf  dM  Jahr  720  alt  daa- 
jenige,  in  welohee  dieser  'denkwOrdige*  Kampf  naob  Sosibins-Pan" 
sanias  za  setzen  ist,  womit  Eusebius-Hieronymus  fast  genau  über- 
eiDstimmen.  König  Theopom|>  wird  danu  kurz  nach  der  Schlacht 
gestorben  sein,  so  dass  wir  ihm  eine  Begiemiig  von  50  Jahren 
(770 — 730)  miehreibea  mflMen*.  Im  Einaeben  vritsen  wir  Aber 
diesen  Kampf  dea  Jahres  730  mehts. 

Im  7.  Jahrhundert  v.  C.  G.  trat  in  der  Person  des  Pheidon 
von  Argos  ein  gefährlicher  Gegner  für  Öpai^ta  auf.  £s  ist  wohl 
iMhr  ab  wahrseheinlieh  in  nennen,  dass  er  es  gewesen  sei,  weleher 
die  Spartaner  bei  Hysiae  OL  27,  4  (ββΟ)  geseblagen  habe*  Nur 
durch  diese  Annahme  und  durch  die  weitere  unmittelbar  daraus 
folgende,  dass  Pheidon  die  Feier  der  28.  Olympiade  (668)  den 
£leern  entrissen  und  sie  den  Pisäem  überlassen  habe,  kommt  Zn- 
ssmmsnbaag  in  die  ftltere  Oesebiohte  des  Peloponnes  *, 

Keiner  der  Kimpft  um  die  Tbyreatis  jedoeh  ist  berfihmtar 
iiu  Alterthum  gewesen,  als  der,  welcher  um  die  Mitte  des  6.  Jahrb. 
stattfand  Durch  ihn  gelaugten  die  Lacedämonier  in  den  vollen 
Besits  der  Thjreatis,  den  sie  bis  zu  den  Zeiten  Philipps  von  Ma- 
ssdenien  b^npteksn ;  dieser  Terüdi  das  Tielamstrittene  Gremland 
den  ArgiTem  ^  FreiUeb  hatten  sieb  die  Argiw  auob  Torbear  immer 
ihre  Rechte  gewahrt.  Wir  wissen  dies  besonders  aus  dem  Jahre 
420  wo  sie  sich  ausdrücklich  vorbehielten,  unter  günstigen  Yer- 
hiltmssen  beider  Staaten  {μήη  fddov  οβαης  μ^η  τοΑίμον)  eine  nene 


>  Die  Naohweiie  habe  ich  su  geben  versucht  in  qoaestt  Messen. 

p.  47  sqq. 

>  So  auch  Clinton  a.  0.  222. 

»  Paus.  II  24,  7,  wo  die  Auefullung  der  Lücke  {της  ίβδόμης  mti 
ύηοοτης  οΐυμπιάβος)  sich  von  selbst  ergiebt. 

«  V|?l.  zuLetst  CurtiuB,  griech.  Gesch.  Ρ  p.  205  f.  und  die  Note 
^  auf  p.  G17. 

^  Nach  der  gewöhnlichen  Annahme  im  Jahre  548;  vgl.  Berod. 
1  83:  «βτ*  αντον  τοΐτον  τον  χρόνον  (d.  h.  während  Kroeeos  schon  von 
Kyroi  belagert  wurde)  avytntmtüXit  ίρις  iovoa  προς  !4{ίγ%ίων  ntgl  χώρου 
ΚΛ^ομίνου  θυρίης.  88:  τοιούτων  Sk  τοΐσι  ^Γ.τηρηιίτρσ·  iviorttirmp  ηρτξ/· 
imm  ipm  6  Σβΐί^$ιιρ6ς  χηρνξ^  ό$όμ99ος  Χροέύψ  βοηΗπν  ηοΙίορΜ§ομ4ίψ, 

•  Paos.  Π  30,  1  YU  11,  3. 

*  Thoflfd.  Υ  41. 

Mb.  Mss.  t  PhUoL  Μ.  F.  ΖΧη.  ^ 

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AM 


Otiirytdet. 


Enttelimclung  durch  die  Waüni  herbeisvMirra  \  —  β·»  \Mm 

die  Streitigkeiten  zwischen  Lacedaemon  und  Argos  nie  auf,  nocli 
ia  den  römischen  Zeiten  mueste  ein  Schiedsrichter  dorthin  geschickt 
werden  '  \  als  PaimiiiM  jene  Gegend  bereiste,  luid  er  die  Aiginr 
im  BeiitM  des  tliyreatisehen  Gebietes,  und  sie  behwipteleD,  m 
doreh  rIebterKehe  Eoisebetdung  wiedergewoimeD  so  beben*. 

In  dem  Kampfe  des  Jahres  548  ist  es  nun  die  That  des 
Othi*yades,  —  der  bald  als  einfacher  spartanischer  Krieger,  bald 
als  Heerführer  ersebeint  —  mit  der  sieh  im  Altertbnm  die  Ge- 
sebiebtsebreibang,  Diobtnng  und  Rbetorik  mit  gaoi  beeonderer  Vor- 
liebe beschäftigt  haben.  £s  erscheint  nicht  uninteressant,  den  viel* 
fachen  Wandlungen  der  Ueber lieferung  nachzugehen  und,  bei  möglichit 
vollständiger  Berücksichtigoog  aller  Stellen,  in  denen  die  That  dei 
Othryades  ersftblt  oder  avob  nor  erwftbnt  ist,  sn  nnterwieben,  wie 
die  Sagenbildnng,  sam  Tbeil  in  sebr  bewnsster  Absiebt,  weitar 
und  weiter  gegangen  ist  und  endlich  noch  ihre  Fortsetzung  bii 
den  Römern  gefunden  hat. 

Was  san&obst  den  Ort  betrifft,  an  welchem  dieser  Kampf 
statt&nd,  so  war  die  Stadt Tbyrea  scbon  so  denZeiten  desStrsbo 
nnd  Pansanias,  wie  es  sebeint,  niebt  mebr  vorbaaden  Κ  Wlbnad 
in  den  meisten  Fällen  nur  im  Allgemeinen  die  Thyreatis  (oder 
Thyrea)  als  Schlachtfeld  genannt  wird,  giebt  eine  vereinzelte  ^otiz 
des  Cboeroboscus  ^  ans  eine  andere  genauere  Ortsbestimmnog.  Dort 
beisstes:  Παρ,  Πίχρός'  τόηύς  άέ  iauw      ιω  ταρί  θυρέ^  (θιΐι^?) 

Ich  wende  mich  zu  den  einzelnen  Berichten  über  die  That  dea 
Othryades.  in  erster  Linie  steht  Herodot  I  82.  Der  *  Vater  der  Ge- 
sebiehte'  ersftblt  im  Eingänge,  wie  aar  Zeit,  als  Kroesus  in  Said« 
belagert  sich  naob  Bundesgenossen  umgeseben  bebe,  aueb  ein  Streit 
swiseben  Argos  und  Lakedaemon  Ober  die  Landschaft  Thyrea  sni- 
gebrochen  sei.  Beide  Heere  rückten  ins  Feld ;  doch  kam  es  W 
einer  Verabredung  :  es  sollten  von  jeder  Partei  300  Mann  kämpfen, 
und  diejenige  Partei|  deren  Kämpfer  si^en  wOrden,  reobtmftssiger 


*  iidyai  (Τ'  ort OTfQüi Güll'  π()οχαλ(ααμ^ι·οις  .  .  .  βιααάχ^πίΗα  nt^ 
της  γης  ιηντης^  ωαηιρ  χαΧ  πρόπρόν  Jioxi,  oit  αύιοϊ  (xait^  ηίίωοαν 
Viuav, 

•  Pane.  VII  11,  1. 

»  Paus.  II  38,  6. 

'  Vgl.  Bursian  a.  a.  0.  ρς  69,  2.  Schon  Plinitts  lY  §  16  erwftbai 
nur  noch  einen  locus  Thyrea. 

'  Bei  Bekker,  Aaeodota  graeea  m  p.  1408, 


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Otkryidet.  Μ 


Besitzer  des  Landes  sein.  Die  beiderseitigen  Heere  aber  sollten 
in  die  Ueimatb  absieben,  damit  keine  Eiumiscbung  möglich  wäre. 
'  Nachdem  eie  dies  verabredet  hatten,  logen  rie  ab,  die  Aiugew&hl- 
tn  beider  ParteieD  aber  büeben  nrftck  und  begannen  den  Kampf. 
Ab  eie  nvn  etritten  and  einander  gewacheen  waren,  blieben  (so* 
letzt)  von  den  600  Männern  nur  drei  am  Leben,  von  den  Argivem 
Alkenor  und  Cbromiiis,  von  den  Lacedaemooiern  Othryadee.  Diese 
vmn  übrig,  ab  die  Naohi  bereinbraeh.  Die  awei  Argiver  nnn 
Uten  neh  Itlr  die  Sieger  nnd  eilten  naeh  Argoe,  der  von  den 
Lakedaemoniem  übrige  Othryadee  aber  raubte  den  gefallenen  Ar- 
givem ihre  Waffen,  brachte  sie  in  das  Lager  und  hielt  die  Wache 
(iy  nc^  άχΒ  wnn6v).  Am  folgenden  Tage  kamen  beide  Parteien, 
η  den  Amigang  an  erfahren.  Da  behanpteten  nnn  beide  gesiegt 
η  haben,  die  Einen,  weil  von  ihnen  mehr  am  Leben  geblieben, 
die  Andern,  mit  Hinweis  darauf,  dasa  jene  beiden  geflohen,  ihr 
Landsmann  dagegen  dageblieben  sei  und  die  todten  Feinde  ihrer 
Röstong  beraubt  habe.  Naeh  langem  Streite  worden  sie  endlieh 
handgemein  nnd  kämpften;  nnd  nachdem  viele  anf  beiden  Seiten 
giAdlen  waren,  siegten  die  Lakedaemooier  .  .  .  Es  heisst,  dass  jener 
einzig  von  den  300  am  Leben  gebliebene  Othryades,  weil  er  sich 
ichamte  nach  Sparta  zurückzukehren,  da  seine  Wa&ngefiUirten 
angekommen,  sieh  dort  in  Thyrea  selbet  das  Leben  genommen 
habe'  *.  So  weit  der  Berieht  des  Herodot.  Bei  ihm  erscheint  also 
Othryades  als  einfacher  Krieger,  er  wird  selbet  nicht  verwandet, 
raubt  die  Waffenrüstungen  und  behauptet  das  Schlachtfeld.  Diese 
List  bringt  den  Spartanern  aber  noch  nicht  die  Erwerbung  der 
Thjreatis,   sondecn  erst  eine  aweite  allgemeine  Schlacht  eni- 


^  Hierher  seheint  eine  Stelle  des  Plotaroh  (Apophthegm.  lacon. 
pw  iSl,  1  p.  285  ed.  Oidot)  zu  gehören,  in  der  freilich  die  Ereignisse 

verschiedener  Zeiten  vermischt  sind.  Hier  ist  Polydor  in  dem  zweiten 
Kampfe  Anführer  der  Spartaner  (während  er  zur  Zeit  jenes  früheren  von 
720  lebte),  und  alle  streitbaren  Männer  von  Argos  fallen,  sodass  die  Stadt 
nur  von  den  Frauen  verllieidigt  wird.  Letzteres  ist  offenbar  aui  der 
Zoi  des  Kleomeues  und  seines  Sieges  bei  Tiryns  zurückdatirt. 

'  Diesen  letzten  Zug  hat  ausser  Herodot  nur  noch  Nikander  von 
KolophoD  bewahrt  in  einem  Epigramm  der  Anthologie  (AnthoL  PaL 
?I1        wo  es  heiest: 

Sff  /loroc  i*  Bu(f(ttg  ow  ΜΙηύΜ  μψΙάρ 
wmrgH^  inl  Σπβ^ηοβ^  äta  0k  ξίφος  Ifieos  nltv^ 


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Othrjadee. 


sebeidet  über  den  Betite  dee  Laadee.    Otluyadee  aber  tödtet 

sich  selbst  ^ 

Dieselbe  Einfachheit  der  Erzählung  hat  im  Ganzen  auch  Paa- 
aaiuM  bewaliri,  wobei  ich  vorläufig  dahingeetellt  sein  Iaim,  ob  «r 
raeb  bier  (wie  sonti  eo  oft)  ans  Herodot  eelbet  goeebepft  balie. 
Er  sagt  (TT  38,  5):  *Wenn  man  wieder  hinauf  landeinwärts  geht, 
■o  ist  da  ein  Ort,  wo  dreihundert  auserlesene  argiviscbe  Maoner 
g^en  eben  so  viele  ebenfalle  auserlesene  Lakedaenumier  um  to 
BetitK  dieeee  Landes  kftmpfteii.   Da  sie  bis  auf  eiiMii^  SpartiMr 
und  swm  Argiver  eftmintlieh  fielen,  worden  den  OeMleoeD  Uer 
Gräber  aufgeworfen,  das  Land  aber  nahmen  die  Lakedaemonier, 
nachdem  sie  in  einem  Kampf  der  gesammten  Streitmacht  gegen  die 
Aigiver  gesiegt  batteni  in  sioberen  Besitz."  —  Es  finden  siob  noch 
keine  Ansscbmfldrangen  dee  herodoteisdien  Beriobtee,  dag^g«  feb> 
len  mebrere  wesentliebe  Ponkte,  wie  die  List  des  fiberlebeodia 
Spartaners,  der  Selbstmord  desselben,  endlich  vermissen  wir  die 
Angabe  der  Namen.    Vielleicht  erinnerte  sich  Pausanias,  daee  er 
kam  vorber  in  demselben  Bnobe  (o.  20,  7)  in  dem  Tbeater  η 
Argos  eine  statoarisohe  Chmppe  besebrieben  batle,  an  welehsr 
Selbstmord  des  Othryades  schlecht  passen  konnte.    Er  sagt  dort: 
*  In  dem  Theater  befindet  sich  unter  andern  Sehenswürdigkeiten  ein 
Mann,  welcher  einen  andern  umbringt,  nämlich  der  Argiver  Peri- 
laos,  des  Alkeoor  Sohn,  den  Spartiateo  Othryades*    Hier  bsbes 
wir  eme  argivisehe  Tradition,  die  mit  der  lakedaemoiUBeheD  da 
Herodot  sich  nicht  vertrug ;  um  sich  nicht  selbst  zu  widersprechen, 
liess  Pausanias  an  der  zweiten  Stelle  lieber  alle  Namen  fort.  Oder 
aber,  nnd  dies  möchte  ich  für  wahrscheinlicher  halten,  Paasaoitf 
folgte  aneh  in  der  Ers&hlong  von  dem  Kampfe  nm  Thyrea  Mgi* 
viscben  Berichten,  in  denen  natOrlieh  gerade  jene  ZAge,  welche  Ar 
die  Spartaner  ehrenvoll  waren,  möglichst  verwischt  wurden,  nach 
denen  im  Q^entbeil  der  Held  der  lakonischen  Ueberlieferung  voo 
dem  Sohne  eines  jener  Ueberlebenden  getödtet  war  Κ   In  Ddpbi 
sah  Paosanias  ein  ehernes  Bild  des  trcjaniscben  Pferdee,  weleh« 


'  In  dem  Berichte  des  Herodot  erscheint  alles  so  wohl  zaeammei»- 
hangend  und  historisch  wahrscheinlich,  dass  ich  Unger  a.  a.  0.  44  ent- 
schieden nicht  beistimmen  kann,  wenn  er  nachzuweisen  sucht,  di^ 
Othryades  in  jenen  Kampf  des  J.  720  (728  bei  Unger)  gehöre.  Auf  die 
von  ihm  zur  Unterstützung  seiner  Ansicht  herangeaogeasn  Steiles 
komme  ich  unten  zurück. 

*  Auffallend  bleibt  dabeit  dass  Pansanias  aneh  die  Kamen  der 
Argif  er  nicht  genannt  hat. 


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OÜiryftdee. 


469 


die  Afgmr  *  Im  Gknben,  lie  hitteo  im  Kampf  um  Tl^yrea  die 
Obarlumd  behalten,  dorthin  gesdiiekt  hatten,  ein  Werk  des  Argiven 
Aotiphaoes 

Es  gab  noch  eine  Version  in  Beziehung  auf  den  Ausgang 
d«  Kämpfet,  naoh  cbr  von  beiden  Parteien  niemaod  am  Ijeben  ge- 
Uiebon  war.  Bierher  gehM  daa  Epigramm  dee  Chaeremon  in  der 
Anthol.  Pal.  VII  721«: 

Τοις  ^Αργεί  ΣτιάρτηΘΈν  tc(u  χέρες,  loa  Se  ην/η 
0νμβάλομ69  *  θυρίαι  (Γ  ησο»  äs^lu  όορός, 

"Αμψω  d*  άπ^^οψάαοτα  τ6ν  οΪΗα0Β  νόστον  άφίρτβς 
οίωροϊς  &ανάτον  ΧίΙπομεν  αγγεΧΙαν, 

Κ  ine  spätere  Nachdichtung,  die  zum  Theil  sogar  wörtlich  mit 
dieser  für  beide  Parteien  gemeinsamen  Orabechrift  übereinstimmt, 
findet  doh  nnter  dem  Namen  dea  Gaetnlieoe,  Anth.  Päd.  VU  244  ' : 

*ΑργΒίων  ttal  ^eoeedaifioWarv, 
μάχην  ετληιΐίν  άνάγγ ελο  r,  ίίλλος  ίτι'  άλλψ 
αίητοντες '  Θνρέοα  ό'  ηααν  αε&λα  όορός. 
Man  erkennt  leieht,  dam  in  bdden  Epigrammen  daa  Hanpt- 
gmriefat  anf  die  völlige  Vemlehtnng  beider  Sehaaren  ftUt;  niölit 
einer  ist  da,  der  die  Botschaft  in  die  Heimat  bringen  könne,  das 
ist  den  Vögeln  dee  Himmels  überlassen;  Othryades  wird  nicht  er- 
«ihnt   Ea  werden  nna  vielmehr  an  andern  Stellen  noch  andere 
ipartaniaohe  Kimpte  mit  Namen  genannt,  deren  Grabaehriften  in 
dar  Anthologie  erkalten  sind.   S^lehat  in  mnem  Epigramm  dea 
eban  citirten  Chaeremon,  Anth.  Pal.  VII  720*: 

Κλενας  οντνμοχλάος^,  ντώρ  θυρεάν  όορν  isit^ 
iundmfdQ  άμφϋΰογίη^  y&p  άηορμνάμ$ιης. 
Ferner  von  Damagetna  m  Anth.  Pd.  VII  439  * : 
1(2  ^1α%εόαιμόνίθί^  t6v  άρτ^ύον  ϋμμιψ  6  τύμβος 
Γύλλίν  νπερ  θνρεας  οντος  ε/ει  φ&Ιμενον^ 
&¥^ρας  ^  ^Αρ)'εί4ϋν  τρεϊς  εχτανε,  και  τύό"  mney  * 

1  Paae.  Χ  9^  12.   Vgl.  Walz  und  Brunn  in  Paulys  Reel-EnoyeL 

1  1  p.  1152,  6. 

»  I  p.  411  sq.  ed.  Duebn^r. 
»  I  p.  320  ed.  Duebner. 

*  1  p.  411  ed.  Duebner. 

*  VgL  Duebner  a.  a.  0.  p.  508:  "  KUvaaov  roi^oAxAiio^Cod.,  oor- 
fttit  Heckerus,  Κλεί/ας  6  ΈτνμωύΛίος· 

*  1  ρ.  867  ed.  Doebnar, 


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470 


OÜuTadei, 


Wenn  BD  die  Sparen  mebrerar  nnpr&iiglioti  TenehNdeoer 
TnditioiMo  nooh  m  erkennen  rind,  eo  bnt  doch  die  dnteli  Berodoi 

vertretene  Ueberliefemng  der  Lakedaemonier  entschieden  dee  üfllMr* 
gewicht  erhalten,  und  wenn  später  von  jenem  Kampfe  die  Rede  ist, 
eo  erscheint  der  Name  des  Otbryades  stet«  in  verklärtem  LicbUi 

£ine  ente  Modifiealaon  trat  dadnroh  ein,  daee  OthiTedee  Mi 
einem  einfachen  Krieger  ^  mm  AnAihrer  der  ganzen  8diaer  ge* 
macht  wurde.  Das  lesen  wir  in  dem  sonst  nüchternen  Berichte 
Strabos  in  dessen  weiterem  Verlaufe  er  auf  die  oben  berührt« 
Stelle  des  Thukydides  (V  41)  Bemg  nimmt.  Es  heisst  bei  ihm: 
θυρίας  di  νμηρος  μβν  ώνύμασβν,  oi  &*  dSUo»  &ρνλο€ο$'  ιιψ 
ä»  \ίίργείοις  nai  ΑοΜΒ^αψ^ΐΛοίς  αυνέστη  άγων  τρίΟΜοσίοις  ηρσς  ψα· 
UOaiovg'  tvUtov  Sa  ^ίαχεόαιμόηοι  στρατηγού  ντο  ς  Ό  &ρνάόα. 

Eine  ganz  andere  Gestalt  hat  die  Erzählung  von  der  Thai 
des  Qthryadee  gewonnen  In  der  Darstellung  bei  Saidaa.  Bm  ikn 
heieet  es,  ohne  das  eine  beetimmte  Qndle  genannt  wird:  Ό^ρνά- 
βαζ  τών  τριαηοϋΐων  rwv  λογάάων  ΒΪς,  t&w  hd  θνραΐα  μαχίΒΟΛ' 
μένων  '  ος  tv  τοίς  ηχροΐς  τραυματίας  λαί^ών^  άνα/ωρησάντων 
ρορος  xai  Χρομίον,  oi  των  Άργβίων  ΐί^ραοώ^ψαν^  αυτ^ς  σχνίίίσας 

heMwifiBv  e^d^  ml  άΙαος  iyimo  Ααχβάαψορίας  mS  ni&Ui^  άμφα- 
βη;τη<9ΐα  negl  θυραίας  ntnl  σγωηααμένους  nxrjoat.  —  In  dieser  Ant- 
einandersetzung  sind  die  Worte  άνθ^ρωπείω  αιμαη  im  höchsten 
Grade  anetöeeig  und  ohne  weiteren  Zusatz  geradezu  anhaltbar. 
Unter  den  vereohiedenen  Verenohen  dnreh  Verbeeoemng  an  helte 
giebt  der  Yortchlag  von  Jaoobe,  ätwmjaag  ^πιγράψας  i*  aM  Mf 
αίμαη  zu  schreiben,  freilich  einen  gnten  Sinn;  aber  wahrschein- 
licher ist  es  mir  doch,  dass  diese  Worte  ein  Einschiebsel  fremder 
Üand  sind.  Gerade  dasjenige,  was,  wie  wir  sehen  werden,  das  tpl* 
tere  Alterthom  am  meisten,  ja  einaig  und  allein  in  dieser  OeschieMi 
interessirte,  die  mit  dem  eigenen  Blnt  gemaehte  Insehrift  anf  dm 
τρόπαιον,  fehlte  hier  ursprünglich,  und  so  fühlte  sich  ein  Leser 
veranlasst,  diesen  freilich  ungeheuerlichen  Zusatz  am  Rande  la 
machen,  der  nachher  in  den  Text  selbst  gerieth.  Entfernen  wir 
aber  die  störenden  Worte,  so  ergiebt  sich  bei  genauerer  Betrsch- 
tung,  dass  Saidas  in  yielen  wesentlichen  Pnnkten  mit  der  DareteUnng 
llerodots  übereinstimmt.    Es  ist  mir  das  Wahrscheinlichste,  dass 


'  Zwei  sonst  schon  sagenhaft  gefärbte  Berichte,  die  gleich  anxu« 
f&hrendcu  des  Suidas  und  Theeeus,  haben  diesen  Zug  beibehalieii. 
•  Vm  p.  676  C. 


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Otliry&des.  471 


Suidas  seinen  Bericht  aus  verschiedenen  Quellen  schöpfte,  indem 
er  für  den  Verlauf  des  ersten  Kampfee,  die  Naiii«!  der  Ueberlebea« 
den,  den  noebmaligen  Kampf  der  Heere  Herodot  folgte«  danebeo 
aber  einaelae  Züge  einer  rbetoriach  gefärbten  Darttellnog  entnabm. 
Dahin  rechne  ich  die  Verwundung  des  Othryades,  sein  Paliegen 
unter  den  Leichen»  die  Errichtung  des  τρόηαιον  und  seinen  sofor- 
tigeil Tod«  Hier  TenrAtb  akb  die  aneeehmückende  Hand  einee 
fibelore.  Welober  Art  der  yon  Saidas  benutate  Rhetor  gewesen 
sei,  können  wir  nan  deutlich  genng  entnehmen  aus  zwei  ziemlich 
nmfaugreichen  Fragmenten  der  späteren  griechischen  Historiogra- 
phie: Das  eine  stammt  aus  dem  dritten  Bache  der  Πδλοηοί'νησιαχά 
des  Cbryssnnas,  eines  Historikers  anbekannter  Zeit^  der  als  JKo- 
ffürd^eg  bfseiehnei  wird  ^  *  Als  »die  Argiver  and  Lakedaemonier', 
betest  es  dort,  'um  das  thyrcatische  Gebiet  Krieg  führten  (noXe- 
μονντων\  bestimmten  die  Amphiktyonen,  dass  sie  mit  einander 
kämpften  {πολεμήσαι  exatiQouQ^  und  dass  das  Lsad  den  Siegern 
gehören  sollte.  Die  Lakedaemonier  maohten  nnn  den  Othryades 
snm  AnAbrer,  die  Argiver  den  Thersandros.  Als  sie  dann  kämpf- 
ten, blieben  von  den  Argivem  zwei  am  Leben,  Agenor  *  und  Chro- 
mios,  welche  die  Nachricht  von  dem  Siege  in  ihre  Stadt  brachten. 
Als  Jäobe  eingetreten  war,  ranbte  Othryades,  der  nocb  lebte  {ίιηζψίας)^ 
sidi  anf  balbeerbroebene  Laasen  sttttaend,  die  Sehilde  der  Oefid- 
Isnen  nnd  nahm  sie  an  sieb;  nnd  naohdem  er  ein  τρότίίαορ  anf» 
gestellt  hatte,  schrieb  er  mit  seinem  eignen  Blute  darauf:  Ju 
τ^ηαιοίχω.  Und  als  jene  zwei  Streit  erhoben,  kamen  die  Am- 
pbiktyonen  selbst  an  Ort  nnd  Stelle  (oMmm  )«ydyucroi)  and  ent- 
sdiieden  f9at  die  Lakedaemonier.* 

Diese  ganze  Erzählung  verräth  sich  auf  den  ersten  Blick  als 
ein  rhetorisches  Machwerk,  und  zwar  als  ein  ziemlich  ungeaohicktee  \ 

'  Pseudo-Plut.  parall.  min.  3  p.  306  =  Mueller,  Fragm.  bist.  gr. 
IV  361,  2.  —  Zur  Beleuchtung  der  historischen  Zuverlässigkeit  dieses 
Schriftstellers  kann  am  besten  das  ebendas.  10  p.  308  (frg.  3  M.)  erhal- 
tene Brachstück  über  den  Verrath  und  Tod  des  Pausaniat  dienen. 

'  Dafür  ist  Ahnjvotq  za  sehreiben. 

*  Um  so  mehr  nimmt  ei  mieh  Wmider,  data  Unger  a.  a.  0.  p.  35  f. 
dem  Chrysermat  Uerodot  gegenüber  irgend  einen  selbständigen  Werth 
beilegen  kann.  Gerade  das,  worin  er  tiob  '  von  Herodot  gans  unab« 
hängig*  seigt»  ist  gesohmaeklos,  wie  besonders  die  offenbar  dorcb  Fliloh- 
tii^eit  entstandene  Auslaasong  der  Wahl  von  800  ausrlesenen  Kriegern, 
wodereh  die  Worte  sosammenhanglos  geworden  sind.  Qi$y9im¥  juA 

Ixpmiir  πολΛμήσαί  έχαΐέρονς,) 


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ΙΗθ  Einführang  der  Amphiktyonen  erinnert  lebhaft  an  die  ähnliche 
Stelle  aus  Paus.  lY  5,  1,  wo  die  Meseenier,  wegen  der  Ennordoog 
dee  Königs  Teleklo»  von  den  Laoedaemoniflni  mit  Krieg  bedrohti 
▼onehbgen,  die  Sache  bei  den  ArgiTeni,  mfyymfim»  nvm^  dl|ifo- 
τίρα¥  h  *^4μ(μχηΗη4ψ,  mr  Enttebeidnng  sn  bringen.    Ave  dkm 
und  unerer  Stelle  allein  hat  man  auf  die  Existenz  einer  argivischen 
Amphiktyonie  schlieseen  wollen,  zu  der  Argos,  Lakedaemon  nnd 
Menemen  and  vielleicht  Mcb  Sihjon  ond  Aegine  gehört  hätten  Κ 
Aber  wie  die  Eniblnng  dee  Pansemes  «ne  Myion  eltniiit    to  ίιλ 
die  der  kleinen  Parallelen  die  Erfindung  einee  Rbetora*. 

Ein  Rest  der  herodoteischen  Ueberlieferung  ist  selbst  in  der 
getrübten  Daretellung  des  Chrysermus  noch  zu  erkennen,  aber  2a- 
gleich  eicht  man,  wie  die  hei  Saidas  echon  bemerkte  Aneenhmackaag 
bis  som  Aeoeeereten  getriebeo  ist  Eine  Ueeee  Verwiuidaqg,  m 
bei  jenem,  reicht  nicht  mehr  hin,  Othryades  kann  sieh  nur  noch 
an  zerbrochenen  Lanzen  fortschleppen ;  ebenso  ist  bei  dem  Rhetor 
zu  der  Errichtung  eines  förmlichen  τρότιανη^  aan  auch  die  Blat- 
ioschrift  kiniogekommen.  Dabei  enAhlt  er  ons  nicht  einmal,  oh 
Othryades  wirklich  gestorben  sei  oder  nicht. 

Dem  Tode  nahe  finden  ihn  die  beiden  zurückkehrenden  Ar-  | 
giver,  welche  redend  eingeführt  werden  in  einem  Epigramm  dei  ' 
Dioekoridee,  Antb.  PaL  VII  430: 

ΤΊς     immtüUvm  πού  άρι^  τψίέ  ηβΜψβ» 
insa;  tß  nAm  ^ρίς  amypdfp&rat; 

nXadei  γαρ  θνρεαης  νφ^  αίματος  άόε  Xo^tiüti^^ 
χάμ€ς  άτι*  ^ji^sUtiv  τοί  δύο  λΒιπόμε&α. 

ληπάμβρος^  Σπάρτα  κνάος  &αμφ9  νό&ορ, 
Ίΰ)^  βάσιν,    Νίχα  γαρ  in  άαηΐόος  ωόε  Αακώνων 

ψωνΒΪταί  ^^ρόμβοις  αίματος  Όθ-ρνάόα, 
χώ  τ66%  μοχδ-ήύας  σηαΙρ€ΐ  πέλας.    ji  n^JuiWQ  Ζβδ, 

ατνξορ  ämimw  ανμβοΧα  φΜιηόος,  — 
Das  iweite  historisebe  Fragment  bat  ans  Stobaeos  aos  des 
Werken  eines  seiner  Lebenszeit  nach  ganz  unbekannten  Geschicht- 
schreibers Theseue  aufbewahrt     '  Die  Lakedaemooier  und  Aigiver 

'  Vgl.  0.  Müller,  Dorier  I  >  164.  Sohoemann^grieeb.  Atterth.ll  >  29. 

'  Quaestt.  Messen,  p.  8. 

•  Vgl.  K.  W.  Maeller  in  Paaljs  R.  E.  I  1  p.  890  f. 

«  Florileg.  ΥΠ  67  (YoL  I  p.  174  ed.  Mehielw)  «·  MoeUer. 
bist,  graeo.  IV  619,  8:  jBs  tw  θησίως.  Saidas  AhH  m  te  ss  6 
B6cher  ßüti  Moimdf  und  8  Bfieber  Ko^t^mM. 


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Olliijfttdef. 


478 


kinpOen  ani  die  thyreatiiehe  Laodsoliall,  die  iwisohea  ibren  Ga-  ' 

bieten  lag,  eine  Zeitlang  mit  ihren  gesammten  Heeren,  zuletzt  aber 
gefiel  es  ihnen  von  jeder  Partei  300  auszuwählen  und,  wenn  jene 
gekämpft  hätt«i,  den  Siegern  die  Landschaft  za  Abertragen.  Als 
dMB  getoheb«  war,  lag  Othryadaa»  ein  iakadaamomaolier  Krieger, 
mMem  er  viele  getddtet  hatte  und  eelbet  yielfaeh  ▼erwnndet  war, 
zwischen  deu  Gefallenen,  er  von  den  Lakedaemoniem  allein  übrig, 
von  den  Argivern  aber  s&wei,  Alkenor  und  Chromios.  Ale  diese 
aaeh  Argoe  gegangen  waren,  nm  den  Sieg  ni  verkündigeoy  errioh- 
tele  OtliiTadee,  der  vielen  der  Feinde  ihre  Bfietangen  geranbt,  ein 
T^Ttmow  nnd  sehrieb  darauf,  indem  er  dae  Blot  seiner  Wunden 
benutzte :  ^ίαχΒόαιμόνιοί  ^  χατ  ^Αργειων,  und  nachdem  er  dies  voll- 
bracht, starb  er.*  In  Beziehung  auf  die  Form  der  Darstellung  ver* 
dienl  Tbeaeoa  Anerkennung  aU  Chrysenniu,  weil  derZoiam- 
SMolwag  mn  khrar  iet  und  solebe  Abenrditftten,  wie  wir  de  dort 
fimden,  vermieden  sind.  Freilich  ist  auch  für  Thesens  die  Blut- 
inschrift die  Hauptsache,  und  auf  diese  Pointe  drängt  die  Erzählung 
bin.  Wae  Herodot  von  dem  üauptkampfe  des  zweiten  Tages 
«nAhlt  hatte,  iet  wie  TeneboUen,  in  einer  rbetorieehen  DanteUnqg 
wire  dadoroh  ja  der  game  Effect  geetfirt  worden.  Doch  bemerken 
wir  auch  hier  in  den  Einzelheiten,  wie  den  Namen  etc.,  einen  Kern 
herodoteischer  Ueberlieferung. 

i>er  Umetand  nnn,  daae  Othryadee  mit  800  anaerleeenen 
8p«rtaaeni  den  Heldentod  gestorben,  ftbrte  unmittelbar  sn  «ner 
Tergleichung  ihres  Schicksals  mit  dem  Untergange  des  Leomdas 
und  seiner  Schaar.  Ks  findet  sich  in  der  Anthologie  noch  ein 
£pigramm  eine  Grabechrift  für  die  in  Thyrea  gefallenen  300, 
welehee  nach  Einigen  von  Simonidee  verfaeet  sein  sollte,  demselben, 
weldier  die  berflhmte  Orabsehrift  fOr  die  Tbermopylenkftmpfer  ge^ 
dichtet  hatte.  P^s  ist  jedoch  sicher  nicht  von  diesem  Diebter^, 
Bcbon  Planudes  bezeichnete  es  als  ädi^y,    £s  lautet: 

OfJ«  τριηχόσιοι,  Σηάρτα  ηατρί,  τοϊς  ανναρί&μο^ς 

α^ίνας  αν  σιρίψαντες^  οπα  ποβος  ϊχηα  TiQcaw 

άρμόοαμεν,  ταύτα  xai  λίηομεν  βωτάν. 
^QOSPi  (Γ  Όχ^ρνά  όαο  φόνω  *  naiiakv μμένον  ^nkov 


*  ^ίαχίβίαμονίων  bei  Mneller. 
»  Anth.  Pal.  Vü  481. 

^  Vgl.  die  Aasf&hmngea  bei  Duebner  a.  a.  0.  p.  460. 


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474 


Othryidee, 


δέ  τις  '^ργ^ίων  εψνγα·  μόρον^  ης  «λ'  ^^άράαηυ '  * 
Smiin^  ά*      τί  ^mmr,  άλλα  i^vyuv  Μνάης, 
Auch  die  Rhetoran  lieesen  sich  diesen  κα  PeelMnatiooBP  so 

besonders  geeigneten  Stoff  nicht  eotgeben.  Ein  cherakteristischrs 
Beispiel  liefert  uns  schon  Isocrates  im  Archidamoe  '  aus  dem  Jahre 
365  ^  geschrieben  am  die  Spartaner  au  veranlaeaeo,  Meuenieot 
Settwtiadigkeit  meht  anaaerkennai.  Da  werden  die  Hawpfrheyea' 
thaten  Spartas  aufgezählt,  und  dabei  wird  der  Ifoad  recht  foll 
nommen  :  Άι  αμντιύ&ητε  όε  των  iv  ^ιπαία  *  τιρος  ^^ίρχιίδας  ajtuitoa- 
μένων,  ους  φασιν  ini  μιας  άοτιίόος  ηαραταξιοίμένους  xgonüuor  <ηψ/αί 
ηολλων  μνρΜίΛΡ,  χαΐ  των  τριαηοσίων  των  ip  θνρίΜ$ς 
απαντάς  jigytiovg  μάχιβ  ΡΛχηύάντωρ,  ual  των  /üJmv  nw 

θβρματπύλας  άηαψνηαάναωρ,  ο*Ε  προς  ίβόυμήχοντα  μνριάόας 
βαρβάρων  σνμβυΧόντες  ονχ  ffftyov  χτλ.    Hier  sind  es  also  gar  die 
gesammten  Argiver,  welche  von  den  300  besiegt  werden;  wireeheo, 
der  historieohe  Thatbeetand  ist  gftnalieh  Yerdonkelt  Κ 

Bei  der  Kintheilttng  der  ύποΜσβις  tdat  rbetoriadie  Uebnngw 
in  xoival  und  tSuu  wurde  der  Kampf  in  den  Thermopjlen  für  jene, 
die  That  des  Othryades  bei  Thyrea  für  diese  als  Master  aufgestellt 
von  dem  Sophisten  Menander  der  nach  Walz  gegen  Ende  d« 
3.  Jahrb.  n.  Chr.  Geb.  lebte.  (Αύζων  w  ^noMamw  §i 
XMval  ai  ^  Mtm  *  tSuu  μίν  ώς  rb  π$ρΙ  θ^ρίαψ  Ααη^^αίμοψΙ^ν 
έργον^  mival  de  (ος  το  ^v  Θερμοπνλοίς  ^ίακί^οαμονΰον  έργον.)  Bei 
den  späteren  Rhetoren  finden  wir  Othryades'  That  denn  auch  mehr- 
fach erwähnt,  bald  allein,  bald  mit  der  des  Leonidaa  verbanden. 
So  bei  Ubanins,  declam.  XXIV  p.  566  0.  D. '  Es  iprieht  bkr 
ein  Jüngling,  der  sieb  Tertheidigt,  dass  er,  gegen  ein  Geseti  dsB 
Lykurg,  zum  Kampfe  gerathen,  während  die  Aelteren,  zum  Worte 
berufen,  schwiegen;  dann  fahrt  er  fort:  J  Ttotm  xai  μβ^ζΟΛ  9ud  m 


*  Eine  Anspielung  anf  das  Benehmen  des  Adrast  vor  Theben,  vgl« 
Isoor.  Panathen.  §  169  p.  268  d. 

>  §  99  p.  136  c  und  d. 

*  YgL  Sohaefer,  Abriss  der  Qaellenkande  der  grieoh.  Geseh.§M. 
«  Vgl.  Berod.  IX  85  (Pens.  ΠΙ  II,  7.  VHI  8,  6  45, 8).  Bunta 

Geographie  von  Grieohenland  II  898. 

*  Und  doch  wiU  Unger  a.  a.  0.  p.  48  f.  aus  dieser  Steile  ge> 

schichtliche  Beweise  entnehmen.  —  Die  anonyme  vita  des  Isoorstei 

(ed.  Benseier  p.  275)  zählt  unter  den  dem  Isokratee  falschlich  iug[e- 
schriebenen  Reden  auch  einen  Επιτάφιος  τοϊς  fv  θι*ραία  auf. 

*  Vgl.  WrIz.  Rhetorea  graeci  IX  207,  Spengol  III  366. 
'  od.  F.  Morel,  Parisüe  1606. 


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f 

Oihijradet. 


476 


Verbindung  mit  Leonidas  und  andern  Helden  Spartas  steht  Otliryades 
bei  MaxiiDQs  von  Tynis,  dissert.  III  10  ed.  Duebner.  Es  soll  bewiesen 
werden,  da«  die  Oeeetse  der  Spartaner  mir  einige  irtfroi  fordern, 
um  dafür  desto  ^frOoeere  ^AwoU  an  gewfthreo:  έκβίρης  tijq  ήόαι^ 
&^μμα  ην  6  ΑθωνΙόάς,  ^κίνης  ίΌ^^όας,  ίκΒίνης  6  ΚαΧλΜχραΜας. 
όΧλ'  άπ(&ί·ηαχοΐ'  οντοι.  (intih'r^axoy  χαλίος.  vntQ  ηοΐων;  ήόυνών  *  xai 
γάρ  ιώ»  (KfifttiTdjy  ixxönitTiu  μέ^  νπ^ρ  όηστώηις  wv  ολον.  μίρος 
^  xai  6  ^-Ιεωήόας  της  2ηάρτης^  άΐλά  άηέ&ιηρρη¥  wuq  της  ^ηαρ- 
μίρος  i  Χ)$ΐ^υβίόας,  ΚαλλίχραΜας  μίρος*  τοίγαρονν  άφοαρουμί- 
fw  ϋμίχρών  ucQwy,  ίαώζο^το  tu  οϊχοι  ήόόναί.  —  Derselbe  Rlietor 
erörtert  an  einer  andern  Stelle  '  die  Frage,  ob  Soldaten  oder  Acker- 
bauer i&r  einen  Staat  nützlicher  seien.  Dabei  führt  er  ans:  ei  de 
i^ugywx  ΑοαηδΰΛμόηο^  τΙς  &¥  νπέρ  a^tm  ΑβιαΜας  ir  θβφμοπν- 
λαις  ηαρβτάξβχο;  τίς  ίίν  Χ)9ψΌάίης  h  Θνρέη  ήρίσί^υη^^; 

Das  intereeeanteste  Beispiel  jedoch  für  die  Art  und  Weise, 
wie  unser  StoiF  in  den  Rhetorenecbulen,  und  zwar  in  Rom,  be- 
handelt worde,  liefert  uns  die  iweite  Soaeoria  dee  Bhetor  Se- 
neca.  *  Daa  Thema  deraelben  ist :  Treoenü  Laoonea  contra  Xer- 
M  misai,  emn  treeeni  ex  omni  eraeda  missi  fugiseent,  deKberant 
an  et  ipsi  fugiant.  Zuerst  spricht  der  Rhetor  Arellius  Fuscus 
und  sagt  aam  Schlüsse  seiner  Bede  ^ :  (juid  Lycorgum ,  quid 
intaritof  omni  perienlo  qnos  memoria  saeravit  viros  referam?  nt 
uimn  Othryadem  ezdtem,  adnnmerare  trecentis*  ezempla  possmn. 
Später  heisst  es  * :  Insanierunt  in  bac  suasoria  multi  circa  Othrya- 
dem:  Murredius  quidixit:  fugerunt  Athenienscs :  non  enim  Othrya- 
dis  litteras  didicerani,  Gargomna  dixit:  Othryadee  qui  periit  ut 
fiUlsrel,  rerait  ut  vinoeret   lidnine  Nepos:  ci^ns  ezemplo  vobis 


>  diti.  XXnC  2  ed.  Daebner. 

*  Naeh  den  leisten  AusAbrnngen  kann  eine  Stelle  im  Romane 
de»  Cbariton  ron  den  Abenteoem  des  Chaersas  und  der  Kalirrhoe  ver- 
bessert werden.  Es  beisst  dort  (ΥΠ  8  ρ.  487  ed.  Hirsebig):  ίίς  ro 
μΜορ  όνομα  wtxUlipm  τ^;  ηρ^της  αΒάηηοΨ  xtA  ηάνης  ύμνηαουύιν 
ύς  %ους  μ  er«  MtS-piSarov  τρ$ΛΧοσίονς  η  τους  μηα  jümvlSov, 
tSrttg  xtti  ΊοΙς  ttnn  Xuio^ov  αν(νφημησονσιν.  Hier  vermutbet  Hirscbig 
Afikrindon,  während,  wenn  geändert  werden  soll,  das  allein  Richtige 
Ό&{)  νάόου  sein  kann. 

'  p.  9  sqq.  ed.  iiureian. 

*  p.  10,  19  sqq.  B. 

*  p.  15,  26  sqq.  B. 


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47β  (HhtjUm. 


etiam  mortuiB  viiic«ndain  fuit.  Antonius  Atticos  inter  has  pueriles 
sententias  vidctur  palmam  meroiese,  dixit  enim:  Oihryadee  peoe 
a  sepnlcro  victor  digitis  vulnera  oeatit  (presait  Heiiisterh.X  at  tro- 
peo  liMOiieD  inscribered.   0  digimm  Spartano  eaeramento  nnuBi 

Ich  8chlies86  dieser  höchst  charakterietischen  Stelle  die  Aaf* 
Zählung  der  Stoffe  an,  welche  zu  Lokiana  Zeit  die  Phrasen  scbmie- 
dendea  Rheioren  gebraucht  haben  werdeo.    Sie  findet  eich  im 
Bhetoram  praecepior  o.  18  und  laatet:  ιΛ»  η*ρί  vßgunov  wog  f 
μοιχον  λΐγγ^ς  ^ΑΒ-ηνησι,  xä  h  *Μοίς  mal  *&ιβΰαάψΌίς  XeyioSuf,  hd 
Tiäoi  όί  0  Μαρα&ών  xai  6  Κνναίγειοος  ^  (Zv  ovx  äv  η  ursv  γε^Όΐτο. 
xai  ati  6  ^^/&ως  nXeiothü  xui  υ  '^Ελλήοηοηος  τΐδζβνέα^  xui  6  ή^ΛΟζ 
ύπο  των  Mt^dumv  flekm  mtsniadm  mi  Βέρξ^  φβυγέηι  wi  6  ^««h 
νΙόας  9^αυμαζία&ω  καΙ  t&  Χ)&ρνάόου  γράμματα  άνα- 
yiifWüitiad'w  χτλ.    Denn  soviel  wird  man  trotz  aller  darin  ent- 
haltenen Ironie  aus  den  Worten  Lnkians  wohl  entnehmen  können, 
dase  neben  den  Thaten  der  Perserkriege  Oihryadee  und  seine  Blut- 
inechrift  sa  den  beliebteaten  Gemeinplitifln  rheioriacher  Pbriaa 
geborten.    Deraelbe  Lnkian  kommt  am  Schlnaae  dea  Gharon  noch 
einmal  auf  die  That  des  Othryades.   Charon  hat  eben  seinen  Führer 
Hermes  nach  den  berühmteeten  Städten  der  Vorzeit,  Ninive,  Baby- 
lon, Uion  n.  a.,  gelragt  —  alle  aind  dahingeaunken,  hat  er  hdraa 
rnHaaen.   Da  erblickt  er  von  der  H(die  ana,  anf  der  beide  atahen« 
nodi  etwaa,  waa  aeine  Neugierde  erregt  (cap.  24):  itlka  μαοξί 
λόγων  τίνες  ixshoi  sloiv  ot  πολεμοννης  η  νηερ  τίνος  σλλήλονς  tfo- 
vevovoiv;  —  ^Αργάους  ορψ^  ώ  Χάρων  xui  Ααϋΐεό<αμοήονς  »ai  %U¥ 
^μ^^'νητα  ixsivov  στρατηγό ^.ρ ν άό αν  τ6ν έπιγράφοντΛ 
τ6  τρέιιαλον  τω  a^rot  αίματί,  —  Ύπίρ  τίνος  ^  αΑτοΙς·  ^ 
*Ερμή^  δ  πίΧεμος;  —  *Υη^  του  τ^εόίον  αντον,  iv  ω  μο^ζοναα, 
Charon  bedauert  sie  nun  wegen  ihrer  Thorheit,  da  sie  nicht  be- 
dächten, daaa  aioj  selbst  wenn  aie  den  gaoaen  Poloponnea  erwürben, 


'  Wie  oben  bei  Max.  Tyrius  Kallikratidas,  so  erscheint  hier  der 
Bruder  des  Aeschylus  in  der  Reihe  der  bei  den  Rhetoren  besonders 
beliebten  Heldengestalten.  Mit  Othryades  unmittelbar  zu  sam  mengest  eilt 
finden  wir  ihn  in  einem  Epigramm  des  Krinagoras  (Anth.  Pal.  VII  741), 
gedichtet  auf  einen  römischen  Soldaten,  der  in  den  Kämpfen  am  BheiD, 
obwohl  sohwerrerwondet  {ήμ*9ανης),  einen  von  den  Feinden  geraubt« 
Adler  denselben  wieder  entriss  and  so  im  Tode  noch  siegte.  Die  bei* 
den  einleitenden  Verse  lauten: 

*09^Mufiftv  £αάρηίς  rh  μί/α  Μος,  η  Χννίγϋρον 
>^^jir^>  β  nuvimv  9ργα  mlu  ηολίμαιν· 


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Otbryadee, 


477 


vom  Aoakus  kaum  einen  Fuesbreit  Landes  empfangen  würden« 
Andere  wlkrden  bald  das  Land  bebaoen  und  das  tff6nmiw  mit  dem 
Pflüge  ans  dem  Boden  reieeen. 

Die  ans  den  Rbetoreneelnilen  stammende  Znsammenetellnng 

des  Leonidas  und  Othryades  ist  auch  in  die  Werke  der  späteren 
römischen  Geschichtechreiber  und  Anekdoteneammler  übergegangen. 
So  enftblt  Valerias  Maadmas  \  naobdem  er  eben  vorher  von  dem 
Thermopylenkampfe  gesproeben,  naebber  in  aeiner  eebwfllstigen  Weise 
weiter :  Otbryadae  quoqne  pugna  pariter  ac  morte  epeoioea  Thyrea« 
tium,  laude  quam  epatio  latius,  solum  cernitur.  Qui  eanguiue  suo 
Bcriptis  literis,  direptam  hostibus  victoriam  tantum  non  post  fata 
aaa  in  dnom  patriae  craento  trophaei  titulo  retulit. 

In  der  Hand  dieeer  Scbriftateller  trtlbt  eich  die  Ueberliefernng 
mebr  nnd  mebr,  bald  ist  die  Sage  τοη  der  Blutinecbrift  flberbanpt 
noeb  allein  bekannt.  In  dem  Uber  memorialie  dee  L.  Ampelins 
lesen  wir  - :  Othryades,  vir  bellator,  qui  Messenio  hello ^  quo  cen- 
teni  et  (cod.  id  est)  quinquageni  concertayerunt  tropaenm  βαο  san- 
gnine  eeripsit.  Hier  ist  alles  Tbate&chliobe  falsch,  nor  das  ans 
den  Bbetorenacbnlen  an  bekannte  Moment  ist  in  der  berkemmUehen 
Form  fiberliefart  Solinne,  der  jenen  Alteren  Kampf  nm  Tbyrea 
obronologisch  genau  fixirt  hat,  weiss  von  Otbryades  überhaupt 
nichts  anderes  mehr  Für  das  Lesepublikum  des  rhetorisirenden 
Floros  genügte  schon  eine  blosse  Anspielung  ohne  Nennung  des 
Namens.  In  der  DarsteUong  des  ersten  pnniscben  Krieges  ^  enftblt 
er  von  der  Heldentbat  des  Kriegstribonen  Galpomins  Flamma^ 
weleber  dnreb  seine  und  seiner  800  Anserlesenen  Tapferkeit  beim 
saltus  Caraerinensium  auf  Sicilien  das  römische  Ueer  vom  Verderben 
errettete;  ac  sie  palcherrimo  ezitu  Thermopylarum  et  Leonidae 
famam  adaeqoavit,  hoc  inlustrior  noster,  qnod  eipeditioni  tantae 
•operfoit,  Ucei  nihil  macnpseni  sanguim.  Dass  die  letaten  Worte 


*  III  2  ext.  4  p.  264  ed.  Kempf. 

*  c.  14,  duoe«  et  reges  Laoedaeraoniorum,  p.  12,  25  sqq.  ed. 
Woelfflin.  —  Unger  a.  a.  0.  44  hätte  sich  nicht  auf  diesen  SohriftsteUer 
als  StAtse  seiner  Hypothese  berufen  sollen. 

*  7,  8  p.  62  ed.  Mommsen:  Sparta  insignis  cum  PoUaeis  et  Oa- 
storis  ieinplo^  tarn  ettsm  OÜWyiNKi  tnliisfri^  vki  UMk. 

*  I  16»  18  sq.  ed.  Hsbn,  p.  80»  12  sqq.  ed.  Jahn. 

*  Sein  Name  ist  beksnntlieb  TorsoMeden  flberlisfort:  Gate  in  den 
Mgines  nannte  ihn  Q.  Gaedioias,  Gandias  Qaadrigarins  dagegen  La- 
berios  (aadi  GeUins  ΠΙ  7).  Peter,  Gesdb.  Borns  I  *  290,  One,  rta. 
Qeeoh.  Π  62,  5a 


r 

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476 


eine  Anspielung  auf  Oihryades  enilialteD,  iet  unzweifelhaft,  wieder 
finden  wir  die  ZuMOineneteUni^  mit  Leonidee,  doch  noch  ob 
nenes  Moment  tritt  hinia.  Wir  haben  hier  das  erste  Bmepiel  rt- 
mischer  Nachbildung  und  Kachdicbtung.  Glücklieberweiße  nämlich 
sind  wir  in  der  Lage  den  Florus,  oder  richtiger  Livius  den  jener 
ezcerpvte,  m.  controliren,  da  wir  die  ursprüngUohere  üeberiiefening 
dee  Gato  in  den  Originee  besiteen.  Da  Bind  β·  400  Μηηη,  mit 
welchen  der  Tribun  seine  That  anefnhrt,  er  aüein  blobt  am  Leiten. 
Zum  Schlüsse  stellt  Cato  eine  Vergleichnng  zwischen  ihm  und  dem 
Leonidas  an  und  zwischen  der  Art  und  Weite,  wie  eines  jeden  von 
beiden  TJiat  anericannt  worden  sei,  die  dann  m  Gunsten  des  Römers 
ausftUt*.  Ans  der  Zahl  der  400  wurde  nun  im  Ansohluss  an  den 
Thermopylenkampf  die  Zahl  300  bei  Livius  und  Gassius  Dio der 
Epitoniator  P'lorus  fugte  aus  seiner  Schulgelchrsamkeit  noch  die 
Erinnerung  an  Othryades,  den  älteren  Leonidas,  hinzu. 

£itte  solche  blosse  Anspielung  wie  bei  Florus  finden  wir  noch 
bei  dem  stark  rhetorischen  Statins.  Im  4.  Buche  der  Thehais 
giebt  er  eine  Aufzählung  derjenigen  Landschaften,  welche  dem 
Adrastus  für  seinen  Heereazug  gegen  Theben  Mannschaften  stellten; 
da  heiset  es  (v.  44) :  Huic  armet  Larissa  viros  .  ·  .  .  (v.  48.)  Et 
Laoedaemonium  Thyrea  ^  lectura  crnorem.  Daiu  bemerkt  der  Scbo- 
liest*:  Historia  talis  est.  Thyre  oiritas;  hniue  populi  duo  quoo- 
dara  inter  se  hello  dissentientes,  Lacedaemones  et  (sed  Pc)  Argivi, 
et  Lacedaemonius  (Lacedaemoniorum  Lind.)  dux  üthryades  (Theriadei 
Pa  Pc)  cum  em  exetcUmjamprqpe  vietcr  essei,  tamen  gravi  rubere 
iaceret,  excepto  antequanr  totam  animam  eihalaret  sanguine,  (τα- 
pheum  (trophaea  Lind.)  iussit  cUtollij  cui  (qnibus  Lind,  quid  Ps) 
digito  sanguine  oblito  ter  (oblitrato  l'a,  ter  fehlt  bei  Lind.)  hoc 
(haec  Lind.,  fehlt  in  Pa)  scripsit :  Cata  aptrone  piata  argion.  Den 
Sohluss  des  Scholiens  übergehe  ich  hier«   Was  die  £nfthlung  des 

»  Vgl.  Epitome  hb.  XVÜ. 
>  GelUus  m  7,  19. 

*  YgL  Zonaras  ΥΠΙ  12  (II  206  ed.  Dindorf). 

*  Der  Scholtast  und  die  Mheren  Ausgaben  lasen  ThyrOi  der 
ood*  PnteanuB  bietet  Thyla  eleotnra,  wonaoh  Otto  Mueller  gewi« 
mit  Recht  Thyrtti  geschrieben»  wie  auch  schon  Weber  und  Duebner  ge- 
sehen, nach  Analogie  von  MXU$S  y.  824  und  T^gen  v.  287. 

*  p.  120  ed.  Lindenbr.  p.  160  ed.  Craoeus.  Ich  gebe  die  Fassang 
des 'Scholions  nach  dem  cod.  Par.  10317  (Pc);  die  Ber.eichnung  Pa  =  cod. 
Par.  8063.  Von  beiden  Handschriften  ist  ausführlicher  gesprochen  im 
Philol.  XXXIII  130  f.  Vgl  Neue  SchoUen  zurThebais  des  Statiut  (Ber- 
lin, Calvary)  p.  1  sqq. 


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OtbryAdM. 


479 


Btiffmigm  betriff^  so  lioweieeii  die  dureb  den  Drook  herrcn^geho- 
beiMB  8teD6o,  daee  dem  Seholiaeten  von  den  hietorisehen  Factum 

nur  noch  eine  dunkle  Ahnung  geblieben  war,  alles  neu  von  ihm 
Hinzugefügte  ist  falsch.  lutereese  erregt  nur  die  Inscbriit. 
Die  beiden  Müncbener  Handeohnften,  welche  Woelfflin  benutzte  \ 
biet«  ne  in  folgender  Faaeoqg :  KjiTui  AFATRONEFiATA 
AFGION;  der  ood.  Par.  8063  endliob:  b.  a.  i.  a.  a.  p.  trone 
piazaapt'jo.  n.  Lindenbrog  las  die  zweite  Uältte  in  seiner  Hand- 
schrift noch  etwas  anders.  In  seinem  Handexemplar,  welches  die 
Uambarger  Stadtbibliothek  bewahrt  und  deeeen  Beootsang  mir 
dnreb  die  Liberalit&t  der  Bibliotbekeverwaltnng  ermeglicht  ist', 
Tornrathet  er  fOr  den  Anfang  xeni  ^A^rfüm,  Woelfflin  löete  gerade 
die  Schlussworte  so  auf.  Die  Schriftzüge  weichen  in  den  einzelnen 
Uaodechriften  so  erheblich  von  einander  ab,  dass  eine  sichere  Lesung 
mir  vorl&afig  niebt  möglich  scheint,  lieber  den  Sinn  und  Inhalt 
kann  ja  freiHob  nach  den  angefObrten  Stellen  des  Theeens,  Chry- 
•ermus  und  Pseudo-Simonidee  kein  Zweifel  sein 

Nachdem  ich  so  die  verschiedenen  Gestaltungen  nachzuweisen 
gesacht,  welche  die  Erzählung  von  der  That  des  Othryades  in  der 
Ueberliefemng  des  Alterthnme  erhalten  hat,  will  ich  mm  Scblnsee 
noch  awei  Stellen  aar  Beepreohnng  heransiehen,  yon  denen  die  eine 
nach  meiner  Ueberzeugung  al^  eine  bewusste  Nachdichtung,  die 
andere  wenigstens  als  eine  bewusste  Anlehnung  betrachtet  werden 
kann.  Jenem  oben  beeprochenen  Berichte  des  Ghrysermne  ist  in 
den  kleinen  Parallelen  des  Peendo-Plutarcb  eine  Ersftblnng  gegen- 
ftbergeetellt  ans  dem  zweiten  Sanmiterkriege,  für  welche  als  Quelle 
citirt  wird  '^  / 010111  όης  δ  Λ^λήσιος  iv  τρίτη  ιταλικών  *.  Dieselbe 
erscheint  als  eine  deutliche  Nachdichtung  der  vorhergehenden  Ge- 

>  Vgl  PhUol.  XXIY  156  f. 

*  leb  verdanke  dies  der  gütigen  Yermittlnng  meines  F^nndes 
Dr.  Bnbendey  in  Himbnrg. 

*  Ich  will  die  mir  bekannt  gewordenen  Versnobe,  die  Sohriftzfige 
infrnlösen,  hier  zusammenstellen :  Barth  (Statii  opera  η  902  sq.)  sobrieb 
Mm«  ^A^iiui¥  \)9^Mim  luä  ΑκΜίάημόηίΗ,  Reitz  (sn  Lnoian  I  628)  yccr« 
ji^tiojy  τροπαίον  *09ρνά^ου  vel  ^ίαχώνων,  Duebner  (Statii  opera,  Paris. 
1845.  11  299)  xam  Άργίίωι·  2^/ιάοτας  τρόπαιοι».  —  Auf  emem  geschnitte- 
nen Steine  der  Berliner  Sammlung  schreibt  Othryades  Λ'/Λ.-// auf  seinen 
Schild  (p.  170,  8  des  Verzeichnisses);  auf  einem  andern  wird  die  In- 
■ohrift  VICl  gelesen  (das.  Nro.  9). 

«  Doch  ist  die  Autorschait  des  AHstides  sehr  zweifelhaft,  vgl. 
Westermann  in  Panlys  IL  £.  1  2  p.  1688,  18.  MueUer,  fimgm.  bist, 
graeo.  IV,  320. 


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480 


Othryadee. 


schichte.  Zur  besseren  Yerdeutlichniig  will  ich  die  beiden  Berichte 
einander  gegenübersteUeo.  Die  Rede  ist  Yon  dem  Consnl  Sp.  PostnaiiBi 
Albinos,  der  in  den  csndinlschen  EngpSsssn  eingeschloesen  wurde. 

Ghrysermus.  Aristides  ^ 

*Aqydia¥  wd  ΑοκΜόαιμονίων  .  .  Ρωμαίοι  π((6ς^αμψίχας  nir 
ηολεμονντων  .  .  .  ^ίαχίάαψόηοί  λ^μον  ίχοντβς^  οτρατηγ6ν 
μίν  ονρΧ)9ρυάίηιι^  ίτίοίψη»  στρα'  ίχΒίροτύρησανίίοσισυμΛΟΡ*^· 

ιηγόν  βίνον,  Οίης  tmA  τάς  Μολουμί" 

 νας  φορχονλας  ΚαΜνας  («το  di 

ιΛηος  msinimmQ)  ivedgev^ig  χρδίς 
iatißoAs  λβγεώνας,  κύ  ανιός  leoi* 
*Ηρ6μΙξΜς  ά*  ύτκκρχούαης,  iX)^llvA'  ρίως  ιρωΘ^  hwK.  Βα^Μίας 
άης  ίτηζιίσας  .  ,  ,  ιάς  τω»  OBvvnvhglkiyw ^ηίζ^οας^ηΒ' 
άότίόζαη^  άσηίάας  TiBQislXm*  ρί6ίΧ9τοτ&νάνυρημέρω9η9^ 
lud  τρΙηαΐβν  στησας,  invoüiüov  λ$μΙων  τάς  άσπΙόας,  uai  €ΐς 
α^ανοςίηέγραψε  Μ  τροηοΛον/ω,    xb  αΐμα  Γη  νχΒΪρα  βαηχίαας, 

ίσχηΟΒ  τροπα^ορ  έηιγράψαζ 
PtofiaSm  nuoA  Σαμητόρ  ^tl 
χροπα$ονχω.  χιλ. 

Man  sieht,  es  findet  die  schönste  Hesponsion  statt;  die  gewiss 
nicht  zufällig  genannt  werden  kann;  und  zwar  ist  die  Ueberein- 
stimmung  am  schärfsten  hervortretend  in  der  den  Rhetorenschulen 
entstammenden  zweiten  Hälfte. 

Eine  Anlehnung  und  bestimmte  Erinnerung  endlich  au  die 
Ueberlieferung  über  Othryades  möchte  ich   bei  dem  Zeitgenossen 
dos  Statins,  Silius  Italiens,  erkennen.    Im  9.  Buche  seiner  Funica 
erzählt  derselbe,  wie  in  der  Nacht  vor  der  Schlacht  bei  Cannae 
verschiedene  unheilvolle  Ereignisse  eingetreten,  welche  für  die  Rö- 
mer ebenso  viele  böse  Omina  gewesen  seien.    Solymus,  ein  römi- 
scher Krieger,  der  vor  dem  römischen  Lagerwalle  die  Wache  hat 
und  während  der  Nacht  den  Leichnam  seines  vorher  in  einem  Tu- 
multe erschlagenen  Bruders  Mancinus  bestatten  will,  trifft  in  der 
Dunkelheit  auf  seinen  Vater  Satricus.    Dieser,  aus  langer  Knecht- 
schaft bei  den  Puniern  entflohen,  hat  mittlerweile  dem  todten  Man- 
cinus, ohne  ihn  zu  erkennen,  die  Waffen  genommen  und  begegnet 
so  seinem  zweiten  Sohne,  der  ihn  auch  nicht  erkennt  und,  da  er 
ihn  für  den  Mörder  seines  Bruders  hält,  tödtlich  verwundet.  Ehe 
aber  Satricos  stirbt,  erfolgt  die  gegenseitige  Erkennung,  er  warnt 
noch  seinen  Sohn  und  die  Römer  dem   Kampfeseifer   des  Varro 
nachzugeben.    Solymus,  in  Verzweiflung  über  seine  That,  tödtet 
eich  selbst,  indem  er  sterbend  mit  eeinem  Blute  die  Warnung  eeioee 
Vaters  auf  seinen  Schild  schreibt. 

Haec  ^  memorat,  simul  ense  fodit  praecordia,  et  atmm 

Sustentans  vulnus,  mananti  sangnine  signat 

In  clipeo  mandata  patris:  Fuge  proelia  Varro; 

Ac  summi  tegimen  suapendit  cuspide  teli, 

DeÜetomqae  super  proeternit  membra  parentem. 
Posen.  P.  Koblmann. 


*  Ftif.  8  MaeUer.  (Plut.)  paralL  min.  3  p.  806. 


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AeeehyW  Pener  ud  die  firoberang  Ton  Efeu. 


Itt  jenen  Obofgeeang'  you  Aeeohyloe'  Penern,  in  welchem 
nedi  dem  Veraciiwinden  dee  Sobatteni  des  DareioB  die  Greiee  die 

Erinnerungen  an  das  Glück  und  die  Macht  des  Perserreiches  unter 
jenem  Herrscher  sich  zurückrufen,  werden  in  langer  Reibe  die 
Stidte  dee  Weetene  angeführt,  die  er  seinem  Scepter  zu  unter* 
werfen  wneete.   Die  Aniiihlnng  beginnt  also  (Y.  868  ff,  Dind.): 

οίο»  2νρνμθΊ^  πέΚάγονς  ^ί/δλωιόες  fiel  πορουτοι, 

Ogfpclwv  ίπανλων, 

λίμνας  τ'  ίχιο^ν  cu  κατά  χέραον  έληλαμέναι  περί  nvfjyov 

τουά*  äimmg  äiov^ 

'SSUii;  τ*  άμφι  ndffw  Tikaiifr  ηύ. 
Wae  für  StAdte  an  erster  Stelle  geraeint  sind,  darüber  be- 
fanden sich  die  Erklärer  lange  im  Dunkeln,  bis  Π.  Weil  in  seiner 
Ausgabe  das  richtige  Verständnise  gegeben  hat.  N&mlich  man  ver- 
stand die  StAdte  an  der  thrakischen  Küste,  oder  die  Inseln  bei 
derselben,  oder  die  Städte  am  Strymon,  wfthrend  in  Wahrheit  jene 
Pfahlaneiedlungen  der  Püonier  in  dem  See  des  Strynion  bezeichnet 
werden,  ?on  denen  ilerodot  (V,  16)  erzählt.  ^Α/έΚωος  heisst  wohl  im 
allgemeinen  Wasser,  wie  schon  Ephoros  frg.  27  bemerkt,  aber  doch 
nor  Flusswasser  nnd  sfisses  Wasser,  und  allein  wenn  von  cuesen 
dnreb  den  See  gesohtltaten  Ortschaften  vorher  die  Rede  war,  hatte 
es  einen  Sinn,  bei  den  folgenden  Städten  das  iktfAufibtai  περί  πυρ- 
γον  hinzuzufügen.  Weil  freilich,  indem  er  ^Α/εΧιοιδες  und  des* 
l^eieheo  Ιίμνΰΐς  mit  Recht  anf  Sfimwasser  beaieht,  verf^Ült  seiner- 
seita  in  den  nmgekehrten  Fehler,  wenn  er  auch  bei  Έτρνμ6ηον  πέ- 
λαγος an  den  strymoniechen  See  denkt.  Jene  Päonier  sind  nicht 
Anwohner  des  Sees  {πάροικοι),  sondern  Bewohner  (ένοικο/),  hingegen 
sind  sie  Anw  olmer  (Nachbarn)  des  strymonischen  Meeres  oder 
Meerfousflos.  Indem  der  Dichter  dies  Meer  luerst  nennt,  gibt  er 

Bhaia.  Mut.  f.  VhOeh  V.  V.  ZUZ.  81 


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4β2  Aesobyloe*  Pemr  und  die  Erobemng  tob  Eion 


die  Gegend  an,  wo  diese  Ortscbaften  sn  snchen;  durch  *ΑγύΜί; 
wird  ihre  Lage  mitten  im  süssen  Wasser  bezeichnet;  durch  Q^yr- 
χίων  τ*  t παυλών  (denn  u  ist  jedenfalls  einzuschieben)  sowohl  die 
aUgemeine  Ortsbeetmunong  Yenrolletändigt,  als  anch  dnroh  den 
Gegensata  der  Iftodliohen  Gehöfte  (επανλα)  der  Thralder  noch  fer- 
ner auf  die  Eigen thüm Ii chkeit  dieser  päonischen  Ortschaften  hin- 
gedeutet.   Nicht  unzweideutig  genug,  man  muss  es  gestehn;  aber 
der  Dichter  holt  das  nach,  indem  er  weiter  von  andern  Städteo 
sagt:  ausserhalb  des  Sees,  auf  dem  festen  Lande,  mü  einer  Huer 
nnuBOgen. 

Ich  glaube,  es  genügt,  die  richtige  Erklärung  hier  aufzustellen, 
um  diu  andern  endgültig  abzuthun;  im  übrigen  verweise  ich  aal 
Weil.  Der  Dichter  hat  für  jeden,  der  den  Herodot  gelesen  hat^ 
dentlich  genug  beseiohnet,  waa  er  meint.  UnglftekUoherweiee  absr 
befonden  sich  Aesohylos^  atbenieche  Znhdrer  meht  im  Besitze  eines 
Herodot,  und  ohne  denselben  und  ohne  die  vorherige  Kenntniss 
von  diesen  merkwürdigen  Pfahlbauten,  das  mvm  man  gestehen, 
ist  es  ganz  nnmöglieb  am  erkennen  oder  an  anrathen,  dass  tna 
solchen  die  Rede  ist.  FolgUoh  setate  Aeschylos  diese  KenntoisB 
bei  den  Athenern  voraus,  und  (da  er  sieh  darüber  nieht  täuschen 
konnte)  sie  hatten  sie  wirklich.  Woher  nun?  denn  aus  Büchern 
gewiss  nicht,  auch  nicht  so  ohne  Weiteres  vom  Hörensagen.  £e 
gibt  nur  eine  Antwort  anf  diese  Frage;  welohe,  wird  sich  so* 
gleich  seigen. 

Diodor  berichtet  (Xl,  60  ff.),  dass  ol.  77,  3  470  die  Athener 
unter  Kimon's  Führung  von  Byzauz  aus  zuerst  Kion,  dann  Skyroe 
erobeH,  dann  Kaden  und  Lykien  ϊύτ  ihren  Bund  gewonnen,  end- 
lich die  Perser  am  Eurymedon  besiegt  h&tten«  Dass  dies  alles  in 
einem  Jahre  geschehen  sei,  nimmt  natiirlioh  niemand  auf  Dio> 
dor's  Zeugnis«  an ;  aber  soweit  schenken  auch  Forscher  wie  Curtiui 
und  A.  Schaler  dcinselbeu  Glauben,  dass  sie  die  erste  Krol)erung, 
die  von  fiion,  ol.  77,  S  od.  4  470/469  ansäten.  (8.  Curttos 
Gr.  Gesch.  Π,  109;  Sehäfer  de  rerum  post  bellum  Pterienm 
gcstaram  temporibus.)  Und  doch  haben  wir  ein  andere  lautendes 
Zeugniss  beim  Scholiasten  des  Aeschines  (zu  I,  31,  p.  48  l>iud.): 
unter  dem  Archon  Phaidon  (70,  1  476)  hätten  die  Athener  Έλολ 
eingenommen,  und  Plntaroh  meldet  (Thes.  c«  86),  dass  unter  dem- 
selben Arehon  ihnen  das  Orakel  ertheili  sei,  sie  sollten  Theesns' 
Gebeine  zurückholen,  mit  welchem  Orakel  die  Eroberung  von  Skjr- 
ros  iMig  zuöammenhiiugt.  Hiernaclj  hat  denn  Krüger  beide  Erobe- 
rungen in  das  Jahr  476  binau^erünkt.    Wae  jene  andern  Gelehr- 


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kmahjW  Ferser  und  die  Brobenuig  ▼<»  Emmi 


48S 


teil  abhielt  ihm  zu  folgen,  war  auch  nicht  sowohl  die  Autorität 
des  IHodor,  als  die  berühmte  Stolle  in  Plutarchs  Leben  des  Kimou 
(e.  8),  wo  fiber  Sopbokiee'  eraten  Weitetreit  mit  Aeechyloe  be- 
fieliftet  wird,  wie  der  Archon  Apeephion  (77,  4),  die  gewöhnliche 
Erlooeong  τοη  Riehtern  bei  der  grossen  Erregtheit  dee  Pnblikanis 
unterlassend,  dem  eben  heimgekehrten  Kimon  und  seinen  Mitfeld- 
berrn  die  iiJitscheidung  übertragen  habe.    Es  wird  dies  im  Aa- 
aoUoBS  «I  Kirnen»  Felcbag  nach  Skyroe  en&blt,  keineswegs  indees 
in  mtoÜcher  Verbindung  mit  dieser  Thataaehe  oder  effenbar  aas 
derselben  Quelle  wie  diese;  weshalb  Krüger  meint,  dass  Plutarch 
es  vielmehr  im   Anschlass  an  die   Eurymedonsch lacht  hätte  be- 
richten müssen,    fiergk  und  Sobneidewio,  indem  sie  Sophokles* 
Leben  beaebreiben,  stimmen  ihm  sn.   Aber  Schftfer  findet  diese 
Berichtigung  mnes  QnellensehriitsteUers  nach  Torgefassten  Meinun- 
gen  unerlaulit,   und  vernmthet  daher  seinerseits,  da^s  im  Leben 
des  Thesens  und  beim  Schuiiasten  der  Name  Apsepbion  für  Phai- 
dM  eiBiaaetMB  sei  ;  der  abnorme  Name  sei  anch  sonst  überall 
verdorben,  nnd  insbesondere  bei  IHodor  nnter  oK  77,  4  in  Φαίων^ 
woher  in  nnsern  Texten  auch  der  Arehon  dieses  Jahree  Phaidon 
heisst.     Es  laö.st  sich   das  hören;  aber  ist  diese  zwiefache  Ver- 
tauschuug  von  Archontennamen  weniger  willkürlich,  ale  wae  Kril- 
gor  tkut?  Somit  steht  Meinung  gegen  Meinung,  Gotgektur  g^gen 
Conjektnr. 

Doch  es  ist  Zeit,  an  &βγ  Stelle  des  Aeschylos  anrückzu« 
kehren.  Ich  meine,  die  Athener  konnten  nur  so  die  vom  Dichter 
Toraosgesetzie  genaue  Kenntniss  der  Gegenden  am  Strymon  ge- 
wonnen haben,  wenn  sie  knra  luvor  den  Feldaug  dortbin  unter- 
nommen hatten,  auf  dem  Eion  erobert  wurde.  Die  Perser  aber 
wurden  aufgeführt  unter  Menon  76,  4;  also  fallt  Eiou's  Einnahrae 
nnter  Phaidon  und  nicht  unter  Apsepbion. 

Soweit,  scheint  mir,  geht  das  Sichere  und  Unawei  fei  hafte; 
denn  ieh  unterlasse  es,  die  weitem  Folgerungen  bezüglich  der 
Einnahme  τοη  Skyros  nnd  so  fort  zu  sieben.  Aber  man  kann, 
wenn  nicht  mit  völliger,  so  doch  mit  genügender  Sicliorheit  noch 
etwas  weiter  gehen,  indem  man  sich  zunächst  die  Frage  vorlegt: 
wie  kam  denn  Aesohylos  selbst  sn  solch  genauer  Kenntniss  der 
Gegend  am  Strymon?  Denn  er  zeigt  eine  solche  auch  nicht  nur 
an  dieser  einen  Stelle,  sondern  vorher  schon,  bei  der  Besohrei- 
bong  von  Xerxes'  Rückzug,  nennt  er  gerade  von  dort  eine  Menge 
Kamen:  den  Axios,  den  See  Bolbe,  die  Edunier,  das  Paugaion- 
gebirge,  und  femer,  während  die  sonstige  Eraählung  über  den 


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484  Aetohjlot*  Pefter  und  die  Eroberang  ψόλ  Ekm. 

RAeksQg  sehr  eammMrieoh  ist,  wird  der  üofall  Sm  penitdi« 

Heeres  beim  Uebergang  über  den  mit  trüglichem  Eis  bedeckten 
Strymou  in  mehr  als  12  Versen  genau  beschrieben.  Da  nun  zwei 
Fälle  ao  sich  gleich  möglich  sind :  daas  Aeeobyloe  den  Zug  eeibat 
Hiebt  mifgemacbt  batte,  und  daee  er  dies  gothan,  wird  der  letetm 
nuo  onbediugt  der  wahraebeiiilidie.  Er  konnte  ja,  wenn  er  Mieli 
nicht  dabei  gewesen  war,  von  den^  heimkehrenden  Kriegern  man- 
ches hören,  und  mit  Interesse  hören  i  indeas  wieviel  mehr  wird 
beidee,  die  genaue  Kenntniaa  und  daa  warme  Intereiae,  erklirlicb 
and  veretftndliebt  wenn  wir  cb»  Andre  annebmenl  So  haben  wir 
vollauf  erund,  nne  den  IHebter  als  mitkimpfend  vonniitelleD  bei 
jener  denkwürdigen  Belagerung,  wo  beide  Theile  die  gprösste  Aus- 
dauer und  Hartnäckigkeit  bewiesen,  bis  der  Perser  Boges,  durch 
Hunger  bewältigt,  atatt  an  capitoliren  die  Stadt  ansündete,  die 
Sobätae  in  den  Strymon  veraenkte  and  loletat  die  Seinen  and 
sich  selber  tödtete.  Und  auob  dem  Aeschylos  galt  das  Rhren- 
denkmal  der  drei  Ilerraen  mit  den  erhaltiinen  Epigrammen,  welches 
die  Athener  den  tapferen  Streitern  und  ihren  Feidbenm  in  Aner^ 
kennnng  ibrea  Verdienatea  gewährten. 

So  ist  denn  die  riehtige  Erklärung  einer  eimigen  Stelle  er- 
giebig an  weitgehenden  Resultaten,  für  die  Geschichte  wie  für 
die  Biographie  des  Dichters;  denn  auch  das  kann  man  hinzu- 
fugen, daaa  jene  Erzählung  von  dem  peraiaohen  Unglück  beim 
Uebergang  einen  weit  höheren  Grai  hiatoriacher  Glaabwflrdigkeit 
gewinnt,  wenn  wir  nun  annehmen  mttaaen,  daaa  aie  dem  Aeodiyloe, 
oder  (h)ch  den  Athenern,  von  den  Landeseingeborenen  vier  Jahre 
nach  den  P>eigniesen  mitgetbeilt  worden  ist. 

Stettin.  F.  Β  Ina a. 


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Zu  Velleius  Paterculus 


I,  5,  1  beiwi  es  fom  Homer:  m  qm  hoc  maxmum  ed, 
qnod  neqm  amie  illum  qmm  ille  mUareiwirj  neque post  illum 
qui  cum  imitari  possetj  inventus  est.  Es  ist  auffallend,  dase  sicli 
noch  kein  Herausgeber  an  dem  dreifachen  ille  gestossen  hat,  zu- 
mal da  des  sweite  gnuDmatiaeh  «nnidglioh  ist;  dieeee  iet  aber 
nidit  sa  atreieheo,  ecmdem  die  Stelle  eo  au  ▼erbeeeera:  quod  ne- 
que ante  ülum  quem  ipse  imitaretur,  nequc  post  illtim,  qui 
eum  imitari  posset,  inventus  est.  Weun  an  dieser  Stelle  aus 
sprachlichen  Gründen  in  einem  fiUsobliok  wiederholten  Worte  ein 
Fehler  dee  Teztee  ra  erkennen  iei,  ao  gibt  ea  andere  bei  Velleina, 
bei  denen  ee  als  swetfelhaft  eraeheint,  ob  er  audi  die  Wiederholung 
des  nämlichen  Wortes  nach  kurzer  Folge  erlaubt  hat  oder  nicht. 
Daea  er  derartige  Wiederholungen,  wo  andere  Schriftsteller  solche 
venneiden,  nicht  geaoheut  hat,  zeigen  Stellen  wie:  i,  3,  2  quod 

am  aUi  faeianif  iragiei  firequenüsrime  faemU.  II,  1,  l  iV^^en- 
tkie  TUmomonm  prior  Soipio  viam  aperuerai,  lusmrkie  posterior 

aperuit.  39,  3  at  2t.  Caesar^  quam  certam  llispanis  parcndi 
confessionem  extorserai  parens^  lUyrOs  Ddmatisque  extorsU, 
22,  4  ui  modm  cM^poe  ex  peemiae  modo  emtMime^.  87,  1 
Ihm  haec  in  urbe  liaUaque  geruniurf  Oh.  Fompwuts  memoror 
büe  adver sus  Mithridaten  .  .  bellum  gessit.  1 26,  2  Rcvocata  in 
Ivrnm  fi<les,  summota  e  f'oro  seditio,  ambitio  campo,  discordia 
CUfiOf  wo  die  Wiederholung  e  foro  durch  die  Gegensätae  campo 
and  emia  entaehnldigt  whrd.  Wie  an  dieaen  Stellen  die  Abaicht- 
liehkeit  dea  Scbnftaiellera  unverkennbar  ist,  ao  an  anderen  Nach- 
laesigkeit  des  Stils,  wie  z.  B.  II,  109,  1  rratquc  etiam  eo  timcU' 
dus  (Mnroboduus),  quod,  cum  Gei'maniam  ad  laevam  et  in 
fnmU^  Famumiam  ad  dextram^  α  tergo  eedium  suamm  haberei 
NorieoSf  iamquam  ·»  mtme  Semper  veniurus  ofr  ommbm  time- 
haiur,  wo  man  wenigstena  einen  Weehael  mit  metuebaiur  oder 
suspiciώatur  erwai-tet  hätte.    Schlimmer  ist  die  Stelle  II,  12,  (i, 


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486 


Zu  VeUeius  Pateroalne. 


wo  es  v<»in  Marius  hrisst:  Seutus  eoHsidatus  veluii  i>Kirmitim  ci 
merUorum  daius,  nun  Uimm  huins  consulatus  fraudeiur  gloria, 
quo  Servili  Glaudae  Satuminique  Äpulei  furorem  .  .  .  condd 
<mms  campescuUf  wo  constd  als  ein  völlig  massiger  Begriff  er- 
scheint, und  vielleicbt  mit  Acidaliue  consularihns  anms  ΰοηφβ- 

SCuif  zu  verbessern  ist,  vgl.  2,  68,  1  mox  COnsuIarihifS  artHtS 
atictore  senatu  circa  Thurios  opjyrc^aus  est.  Eine  Interpolatioo 
liegt  nach  aller  Wahrsohelnliohkeit  2,  18,  S  vor:  legemque  ad 
pqpuUm  ttdU  (Sidpicine),  qua  SuUae  impernm  ahrogardur^  C. 
Μαήο  bellum  decerneretur  Mithridatirum,  aliasquc  leges  per- 
niciösas  et  exitiabiU^  neque  tolerandiis  liberae  avitati  tulif :  das 
sweite  tulÜ  hat  Hottinger  richtig  geetricben.  Eben  so  bedenklich 
encheint  I,  4^  4  darasque  urbes  cotUkdenmt  (Aeo&ii),  Smf^rnmn, 
Oymm,  Langsam^  Mgrinam  MgUHmenque  et  aUaa  urhes,  qnae 

sunt  in  Lesbo  insulo,  wo  Rulmken  das  zweite  urbcs  getilgt  hat. 
Ohne  Anstand  las  man  bisher  2.  92,  2 :  SefUius  . .  cum  cUia  2)mca 

severitaie  summaque  consUmtia  vetere  conmlmm  more  ae  severi- 
iate  gessissdj  protraxiaset  pubika$iorum  fraudee,  pumsset  omti- 
Horn,  regesHimei  in  aerarkm  peemnias  ptMicM^  Hm  m  eomHiis  . 

futbendis  praecipuum  egü  con.'^idcm.  Hier  erkannte  der  friili  ver- 
storbenu  Dr.  Stanger,  der  dem  ünterü.  mehrere  Coiigecturen  zu 
Velleiue  kors  vor  aetnem  Tode  mitgetheilt  bat,  gans  richtig,  daai 
fllbr  regesnssd^  dun  dem  vonraagielienden  gessiesei  eeinea  Urapnuig 
verdankt,  redegisset  «n  verbeeeern  sei.  Ob  auch  in  der  Wieder- 
holung von  svvcritate^  wofür  man  verdate  und  yravitate  (oder 
sanctitate'i)  vermuthet  hat,  eiu  Fehler  vorliegt,  erscheint  sweifelhaft. 

I,  10,  δ  Qmae  vox  vdiUi  araeido  emissa  magnapaHe  em 
(L.  Panllnm)  sixjUavU  samgumis  9m;  fum  ottemm  exsms,  quos 
in  familia  retimicrat,  libcris  ante  paucos  triwnphi,  cUtervm  pod 
pauciores  ammi  dies,  Inir  ex  suis  lut  mau  längst  ex  iis  ver- 
muthet; erscheint  eine  Aendenmg  nothvendig,  so  ist  es  vielleicht 
vmaneben,  hheris  als  Qlossem  βα  streichen,  fta  welche  Veraii- 
ibnng  aneb  der  Umstand  spricht,  dass  die  Trennung  ex  suis  — 
libcris  durch  einen  Relativsatz  sonst  nicht  in  der  Art  des  Vel- 
leitis  ist. 

1,  12,  2  6^  ^  idem  iempus  .  .  staiuU  smaius  (Jartkagi^ 
nem  eawMere.   Man  verbessere  easctiMfere. 

I,  18,  1  Una  Urbs  AUica  plunbus  anms  doquenf  iae  quam 

nntK  rsa  Graccia  operibusque  ßortdt.  Dass  in  annis  das  Ver- 
derbniss  der  Stelle  und  das  Wort  zu  suchen  sei,  an  welches  aperi- 
busque  sich  aaschlieast,  hmi  man  U&ogst  vermothet  Statt  der  bisher 


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Zu  VeilMOB  Pftterotthit. 


487 


gtmohteD  Venaolie  ersobeiot  TieUmeht  paeiender:  phtribus  aueio* 
ribus  doqueHÜae  .  .  openbmque  fläruii,   B«i  dimer  Wendung 

verstiiht  sich  von  selUst,  dass  cloquentia  im  weiteren  biuuu  von 
dem  ganzen  Gebiete  der  schriftlicbeu  Darstellung  zu  verstehen  iet 

(TgL  Tac  Aon.  II,  83  eim  emmt^m  [Genii«iiooJ  dAij^cm  mro 
ä  magmUmdine  inHgme  wier  auehrw  eloqtienüaey  adseverwU 
Tiberms  solUum  paremque  ceteris  dicaturum),  so  dass  die  Zu- 
samineustellung  auctares  doqiioitiac  optraque  dae  nämliche  besagt 
wie  onaer  '  Schrifteteiler  und  Schriftwerke*. 

II,  7,  2.  8ed  Opimmm  .  .  danmattm  posUa  Mimo  pu- 

hlico  memaria  ipsius  saevitiae  nulla  civilis  prosecuta  est  miseri" 
cordia.  Was  hier  ipsius  soll,  ist  schwer  zu  sagen;  richtig  wäi'e 
emSj  68  wird  aber  wohl  isiiua  aaemHae  m  vctrbeeem  eein. 

19,  4.  itte  (Marius)  adsecuius  eirea  Aenanriom  ßium 

cursttm  in  Africam  direxit.  Hei  den  zahhoichen  Lücken  im  Text 
des  Velieius  erscheint  es  wahrscheinlich,  dass  zu  verbessern  Hei 
circa  Aenariam  insulam.  Auch  bei  grösseren  Inseln  fehlt  bei 
Tellehie  derZnsats  insula  niemals,  wie  1,  3,  1  nnd  1,4,  4  Lesbus 
nmia,  2,  45,  4  nmda  Cyprusy  1,  1,  2  o.  2,  81,  1  Oräa 
msula. 

II,  22,  4  postea  td  quoque  aeeessU^  i4  samHae  causam 
(waritia  praAeret  ,  ,  .  et  qui  fumet  hcuples,  fieret  timacene, 

Für  innocens  liegen  zwei  Verbesserungs Vorschläge  vor:  nocens 
und  indc  nocens;  näher  der  Ueberlieierung  liegt;  fieret  is 
nocens. 

Π,  26,  2.  Ne  quid  usquam  moiis  puMids  deesset^  in  qua 

civitatc  Semper  virtutibus  certatuni  erat,  certahatiir  sccleribiiSj 
optimusqiw  sibi  videbaiur  qm  fuerat  pesaimus.  Wenn  sich  auch 
noch  kein  Ueransgeber  an  fuerat  gestossen  hat,  so  sind  wir  doch 
überzeugt,  dass  Velleins  optimusque  sibi  videbaiur  qui  foret 
pessimus  geschrieben  hat.  Diese  Form  passt  allein  2u  certabotur 
seder ibus,  i.  e.  studebat  ^uisque  ut  ^uam  pessimus  esset  (loret). 

II,  27,  3  .  Tum  demum  desperatis  rebus  suis  61  Mariua 
adüleseens  per  eumculos,  qui  miro  opere  fabricati  in  dhersas 
agrorum  partes  fuenmt,  conatm  erumpere  .  .  interempius  est. 

An  fnerurU  erscheint  erstlich  das  Tempun  anstössig,  weshalb  man 
(nicht  viel  besser)  f'uerant  vermiithet  hat,  sodann  die  weite  Tren- 
nung  Ton  fabricati^  vor  allem  aber  die  harte  Structur:  fabricati 
fuerunt  m  diversas  agrorum  partes,  was  heissen  soll :  ut  ferrent 
in  diversas  α.  partes.  Dieser  dreifache  Amitand  macht  es  wahr- 


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488 


Ζα  Yelleius  Paterculue. 


scheiulich,  daea  Vellehie  geechrieben  bat:  qui  tmro  opere  fabricoU 

im  diversa»  agrarum  partes  ferebanL 

II,  30,  5.   Ikms  paüraii  (belli  aervilie)  gUma  pemes  M. 

Crassum  fuity  mox  reip.  omnium  pnncipem.  Für  das  verderbte 
amnium  bat  mao  verscbiedeneB  vorgeecblageu,  z.  B.  9nox  Boma- 
narum  ammum^  mox  Bomam  nommia,  mox  reip.  omnis.  Voo 
'diesen  Vonohlftgen  hat  keiner  eine  innere  Wmhrechiinlielikeit,  «b- 
geeehen  davon,  dase  ein  so  stark  aufgotragenee  Lob  im  Wider» 
Spruche  mit  44,  2  stebt,  wo  es  vom  Crassus  heisst,  dass  er  die 
Verbindung  mit  Caesar  und  Pompeius  eingegaugen  habe^  ui  gMOM 

prineipaiim  solus  odeequi  $um  poterats  auet4Hritaie  Fampe^  viri- 
bu8  tenerei  Caesaris.  Yielleiolit  ist  das  riohtiga :  mox  rei  pM 

nomine  (d.  i.  dem  Namen  nacb)  prindpem. 

II,  32,  4.  At  Cn.  Pompeitis  midt  'is  et  praidaris  viris  in 
id  beUum  adsumpiis  ,  .  hrein  inexsuperabüi  mmu  (moto  Herein) 
terranm  orhem  liberavU  praeühmesque  f  per  maUa  α  mmliis 
locis  vietas  drea  OUieiam  adgreesus  fudU  ac  fugavÜ.  Den 

verschiedenen  Vermuthungen  über  die  verderbte  Stelle  möge  eich 
noch  folgende  beigesellen:  praedonesque  saepe  mtdiis  tarn  alitn 
locis  vidos  etc.,  wie  es  ahnlich  33,  1  beisst:  MOhridaten  (La- 
cuUns)  Siupe  muUis  loeis  fuderaC,  Einige  Zeilen  später  beisst  ei: 
rdiqwias  eorum  eonirwstas  tn  urhüms  remaloqfiie  mairi  loeo  in 
ccrta  sede  co)kstitui(.  Sunt  qui  hoc  curpant^  sed  qumnqHom  in 
auctore  scUis  rationis  est^  tum  ratio  quenUibei  niagnum  audorem 
facerei*  Man  wird  hier  nicht  der  Iftngst  Tersaobten  Verbeesenmg 
tarnen  roHo  seinen  Beifall  schenken,  sondern  vielniehr  an  schreibco 
haben:  sed  cum  tarn  in  auctore  satis  rationis  est,  tum  ratio 
quenüihet  magnum  auctorem  faccret. 

II,  33.  1  beisst  es  vom  Luoullus:  cUioqui  per  onmia  laiuior 
hüis  et  beüo  paene  inmcius  peeunias  esßpdtebaltur  ei^ndim.  IKe 
Verbeseernng  von  es^eUebahir  ist  nicht  leicht  and  anch  der  neaeste 
Vorschlag  Μ  fidw  i  gB  pelliciebatur  wenigstens  nicht  von  überzea» 
gender  Wahrheit.  Wir  versuchten:  mn  explebatur^  L  e.  iuea- 
tiabilis  erat. 

Eine  der  schwierigsten  Stellen  des  VeUeins  findet  sich  II> 
86,  2,  wo  es  vom  Gatnllns  heisst:  neque  üUo  m  suaeepH  operis 

sui  carmim  minorem  Catullum.  Für  rarmine  schrieb  Haase 
noch  einer  früheren  Vermuthang  des  Unterz.  genere^  aber  abge- 
sehen davon,  dass  diese  Aendemng  nicht  gerade  eine  leichte  ist, 
hat  Madvig  anch  mit  Recht  geltend  gemacht,  dass  in  der  gege- 
benen Verbindang  {suscepti  operis)  sui  nicht  passe.  Da  alle  Yer- 


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Ztt  VeUeius  Paterculue, 


489 


MGbe,  för  ύαΠΜΜΜ  ein  paiiendee  Wort  aa  gewiimen)  bis  jeUt  ohne 
Erfolg  gebfieben  sind,  bo  wird  der  Yenach,  der  echlimmen  Stelle 
nm  einer  snderen  Seite  beimkommeD,  wenigstens  eine  nachricbtige 

Aufnahme  finden.  Es  fiel  uns  nämlich  bei,  ob  nicht  aueh  bier,  wie 
AD  SO  mancbon  Stellen  des  Y.  das  Verderbniee  durch  eine  Versetsung 
fooSetigliedem  eotetanden  nnd  vielleioht  eo  in  eehreiben  eei:  neque 
«Bo  m  maeepto  earmmis  sm  apere  minorem  ^hMHmm.  Einen 

ähnlichen  Fehler  hat  Gludins  2,  12,  5  richtig  verbeeeert:  hoc 
mctoria  videtur  meruissc  Marius^  ne  eins  nati  rem  publicam 
paeniteret,  ac  bonis  mala  {bona  malis  der  Codex)  rqtenaasse. 
Vgl  meh  U,  l  ne  ab  hmm  qnidem  umara  gloriae  {tmurae 
gloria  dee  Godez)  iempera^fU  ammium  On,  P&mpeiue,   Bei  Ta- 

dtus  Hist.  4,  65  verbessert  Madvig  (Advers.  crit.  II,  564)  tieifend: 
dmiec  nova  et  recentia  iura  vesttUate  in  cansuettidineni  {in  ve- 
UuUdem  eomtteiudiim  die  Handeohriften)  vertointwr.  Man  könnte 
aieb  vermntben:  m  eonea^iimem  vetusMe  verianiur. 

ü,  41,  1.  Hie  (G.  Caesar)  nobiUssima  Itdiorum  genüm 
familin  et  quod  infrr  omnis  antiquissimos  constabat,  ab  Anchise 
ac  Venere  deducem  yenus  etc.  Haase  schrieb  nach  der  Vermn- 
thmv  TOD  Bernays,  die  er  als  'oertiBBiniam'  preist,  quod  monur 
mmHg  anHqmeakme  eentiabai;  nns  sobeint  sie  keine  groese 
insserliohe  Wahrscheinlichkeit  zu  haben.  Die  Wendung  inter  Ofn^ 
ties  .  .  cotistaöat  zeigt  deutlich,  dass  sich  VeUeius  auf  dae  Zeug- 
Qiss  von  Personen  beruft;  solehe  aber  konnten  keine  anderen  als 
Historilrar  oder  Alterthomsforseher  sein.  In  diesem  Sinne  bat 
Orelli  riditig  onHqmiaHe  perUee  Terrnntbet;'  der  Ueberlieferung 
aniirp(issitn06  liegt  jedoch  naher:  antiquitaiis  studiosos  oder 
cwrtoaos. 

II,  42,  2  eaniracta  daeee  ^  primtm  et  imiMairia  inmeim 
(Omsw)  in  emn  loernny  m  qm  ipsi  praedones  erantf  partem 
elaseie  fugavit,  partem  tnersit  {demersit?),  aliquot  navis  muUos- 
que  inort<dis  tepit.  An  den  Worten  d  privatiis  et  tumuUnaria 
haben  mehrere  Herausgeber  nicht  ohne  Grund  Anstoss  genommen 
(man  schlug  vor  prwatat  privatim,  tmmdiuarie);  denn  ein  jeder 
moss  sich  fragen,  weshalb  Y.  nicht  einfach  geschrieben  habe :  eoM- 
ttttda  clause  tumtdtaria  privatus  etc.  Da  auf  die  Worte  cotl- 
triicta  clause  eine  Eintheiluug  mit  et  —  et  folgt,  läset  sich  schJies- 
MD,  dass  in  beiden  Gliedern  etwas  neues  aufgesagt  war  nod  oaoh 
et  prwaiiu8  nicht  noch  ein  Zusate  au  dasse  folgte.  Diese  £rwä- 
gnng  madit  es  wahrsebeinlich,  daes  etwas  fehle  nnd  su  schreiben 
sei :  contracta  dasse  et  privatus  ei  Umaliaairia  manu  invecius  etc. 


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480 


Zu  TeüfiiaB  Wirnnba, 


II,  43,  3  ante  praeturam  inctus  fmxinü  pontificatus  pdi- 
Horn  (^.  Catulus.  Man  verbessere;  victm  in  nuiximi p. j^üum* 

II,  45,  2.  P.  Clüäms,  hämo  noMUe,  dtserine,  atidax  fni* 
que  dicendi  neque  faciendi  uBm^  mm  quem  veUet^  naeeä  mo- 

dum  etc.  Gewöhnlich  liest  man  audax  qui  neque  etc.  Um 
scheint  es  wahrscheinlicher,  dass  neque  noch  quique  ausgetallen  sei. 

II,  46,  1.  Cum  deinde  inmame  res  vix  muUis  volunUnibm 
ea^iicandas  C.  Caeear  in  GaUia  ageni  etoi  VoiiralQieli  m- 
beseelte  Stanger:  m  GeHUa  gererei.  Wenn  knn  dmnl  (S  2)  die 
Handöchriit  hat  UJrasso  bellum  Varihimm  in  ammo  mulknü 
Syria  decrcta,  so  wird  das  müeeige  in  nicht  /.m  streichen,  souderu 
tarn  ammo  mMenti  zu  verbenern  eein«  §  4  liest  man  gewöhn- 
lich: irems^reeemn  Euiphraien  Oraesum  peteniemque  Seleudem 
drcumfitms  inmamlme  ecpOs  equOmn  rexOrodeeuna  eumpmie 
maiore  Romofii  exercifus  irUeremit.  Allein  der  Fehler  der  UauJ- 
schritt  circumfusos  weist  vielmehr  auf  rircumfusus  hin,  wie  Yaico- 
Sanas  riebtig  verbessert  bat|  vgl»  112,  4. 

II,  49,  1  liest  man:  LenMa  et  MmreeUo  eomeMbu»  ped 
urbem  eanditam  annis  DCCIII  (A.  CC.  III  der  Codex)  et  cmU 
annos  LXXVIIJ,  quam  tu^  M.  Vinici,  comulatum  inircs^  hd- 
lum  civUe  exareit.  Die  editio  princ^  bat  et  LXXVLU  ohne 
amte,  was  nicht  binmiasetEen,  sondern  so  för  el  sa  wbesssrn  wir, 
wie  die  fthnHchen  Stellen  lehren  65,  2  poat  urbem  eondüam  aer 
nie  DCCVIJIJ,  ante  septuaginta  duos^  quam  tu,  Μ  KmiH 
consulatum  inireSf  und  103,  2  post  urbem  conditam  tmm 
DCCLini,  abhine  amo»  XXVII.  Am  der  ersteren  Stelle  et- 
gibt  sich  auch,  dass  es  nicht  nöthig  war  mit  Bnrer  cmnos  nscb 
ante  einsnschieben,  so  dass  die  ganze  Stelle  so  wird  sn  yerbcsttn 
sein:  post  V.  C.  annis  IX'CUJ,  ante  LXXVIII,  quam  in  . 
consulatum  inires.  Kurz  daraui  ündet  sich  die  seltsame  Wendung: 
eaneides  emudusque  coMSoe,  ηση  Pampeio  eummam  imperU  de- 
Uderunt.  Was  soll  bier  heissen  causae  eummam  imp,  dehdenmty 

Ohne  Zweifel  ist  richtig  die  wenig  beachtete  Vermuthung  von  Job. 
Fr.  Grouovius:  cansules  senatusgue  causae  Hominis  lonir 
peio  summam  imperii  detukrunt. 

II,  50,  1.  Ai  Caesar  DomUio  legiambuaqnet  quae  Ceirim 
ma  cum  eo  fuerant^  potOus,  duee  aUisquey  qui  tfoluermU  eUre 
ad  Pompeium,  sine  dilatione  dimis.^is  (dimissis  sine  dilatieM 
Acidalius)  pcrsecutus  Brundisium,  ita  ut  qpparerei  malle  inte- 
gris  rebus  ei  condicimibm  finireheüm^qumni^pf^^ 
ik  etc.  Da  itidegrie  r^us  soviel  ist  als  Ami  Meyme  res  eee&d^ 


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Zu  Yelleiuä  Pateroulus. 


m 


liegt  es  nahe  zu  vermuthen,  daes  d  vor  camliciom^ms  aus  Inter- 
polAtioii  in  den  Text  gerathen  sei.  Hiagegen  wird  Ii,  52, 2 '  acietn 
fftorMKcom  ä  Mum  erurniüaeimum  Bmmno  namim  dim  tan- 
iumque  ηέη^φ^!  exemkts  profimm  gain^dms  ei  eovdisa  Mer 
se  dm  rei  puhlicae  capita  rfjOssumque  alterum  Romani  impem 
bmen  tot  taiisqnc  Fompeianarum  partium  caesos  mros  non 
reeipU  enarranda  kic  seriphMrae  modus"  naoh  Itmen  ein  et  ein- 
laietseo  eein.   Vgl.  die  Polysyndeta  I,  14  und  II,  43,  3. 

II,  57,  2.  incatttus  ah  ingratis  ocoupfOita  est  (Ολμ3γ\  mm 
qmdein  pliirima  ei  praesagia  atquc  indkia  dli  immrrrtales  futuri 
ckulissefit  periridi.  nam  et  haruspices  praemomerant,  tU  düi- 
^enüssiine  idimm  Marttamm  eaverä  dtem,  ä  mar  Oaijmema 
temia  noehsmo  nmi,  td  ea  die  domi  subiisteret  arabaif  ek  lir 
belli  coniuraiionem  nuniiantes  dati  neque  protinus  ab  eo  leeH 
eratU.  Man  veriiessere  orca^at.  Ebeu  so  richtig  hat  Mo  in  in  se  η 
(in  der  Vorrede  bei  HaMe  ed.  U,  p.  X)  2,  40,  2  adfimiarant 
Ar  adfirmabofU,  und  Acidalius  40,  4  legem  tuiermd  für  ^  ^ 
lentnt  vorgeschlagen,  aber  keine  der  beiden  Verbeeserungen,  eo 
evident  sie  auch  sind,  hat  im  Text  von  Η  aase  Eingang  ge- 
funden. 

H,  59,  1  <ie  cmuB  (Angnsti)  arigme^  etiamsi  praevenU  ei 
pauea  dieenda  sunt.  Man  liest  geewöhnlicb  naeh  der  aebönen  Ver- 
besserung von  Heinsius:  diamsi praeni  tetf  poiitea  dicenda  swid; 
vielleicht  ist  jedoch  vorzuziehn,  was  auch  der  Ueberlieferuog  etwas 
nlher  steht :  eHamsi  per  se  nitet. 

Π,  69,  6.  Non  fuU  tarn  ingraiue  exereikis,  quam  fuerat 
MfMrfitf .  nam  tum  eam  mkmam  dissimuUmdo  Caesar  ferrei^ 
ncgavere  miJifes  sine  impercUon^  suo  idla  sc  nudituros  mafidata» 
So  die  Vulgata;  da  jedoch  die  Handschrift  Caeaari  hat,  wird  man 
wobl  CaeseHT  ipse  ferret  zu  Terbeeaem  haben.  £in  ipse  ist  auch 
bemstdlen  105,  1  penetraJU^iäterU^ayCumcm/imiipü^^ 
rmi  et  periadosissimi  hellt  Caesar  vindiearet  ipse  (in  der  Co- 
dex), iis,  quae  mtnoris  erani  discriminis  SefUium  Sattirnifium 
.  .  praefecisset, 

II,  64,  4.  sed  trünmi  sanffuine  eonmissa  proscriptio,  Oir 
eetoma  tfeUd  saUaio  Anianio  paene  finita,  Statt  vehd  bat  die 

Handschrilt  :  es  genügte  fit  zu  schreiben,  eben  eo  2,  67,  2: 
ne  quid  tdii  sandum  rdinqucrctur.  ut  {  w;l  cod.)  in  dotefn  in- 
vitnntentumqtte  sceleris  Antonius  L,  Caesarem  avunculum^  Le- 
pidus  Piaukm  fratrem  proscripserant. 

II,  70,  5.  Brutus  .  .  .  in^dlens  se  in  wdnus  uno  ictu 


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492 


Zu  Yelleiae  Paieroolue. 


irattsßxus  expiravit  protimis.  Mesaalla,  fidgentissimus  iuitwn 
.  .  servari  δαιφϋΐο  Caesciris  maluit.  Meesalia  wird  im  folgenden 
nur  mit  dem  Namen  Corviniu  erwähnt,  was  sn  der  gaten  Ver- 
mathong  IBbrte,  daee  eaopmwU,  Carvimta  MßssaBa  an  fdureftea 
sei.  Da  aber  proHnus  ganz  passend  ist,  bat  es  grössere  Wahr* 
schuinlichkeit,  dass  bei  dem  ähnlichen  Aasgang  des  vorauagehendeB 
Wortes  Corviniis  nach  protimis  auegefallen  ist. 

II,  79,  6  «MMM^  M,  AMUmii^  cmm  apem  peUerai  (8sit 
Pompeios),  dum  mier  dueem  et  snppKem  tmmliuaiur  Η  mme 
(lignitatcm  reimet,  nunc  vitam  precatWy  α  Titio  inguUUiis  esi. 
Da  tumultuari  zur  Bezeichnung  eines  inneren  Schwankens  oder 
Seelenkampfes  wohl  ohne  Beispiel  sein  dürfte,  darf  mao  Tieüeidrt 
annehmen,  dass  Velleins  dum  nUer  dmcem  d  stippUeem  mulium 
luetatur  gesehrieben  habe;  vgl.  63,  3  Pkmcus  demde  dMa 
(ide  .  .  diuj  quarum  esset  partium^  secum  luctatus  etc. 

II,  84,  liest  man  gewöhnlich:  ΥιρώοΙ  in  hac  parte  mäes 
atque  imperatar,  iUa  mareAa$U  omnia:  hme  remiges  fi§ misiimi, 
aUne  mopia  odfedümim:  navtuni  hac  magmhido  modka  m 
ederitaii  adversa,  Ula  specie  terHhüior.  Die  Handschrift  hak 
haec  inaf/nitudo ;  lag  irgend  ein  Grund  vor,  diese  Leeart  aufiu- 
geben  ?  navium  haec  magnitudo  heisst  die  eine  Grösse  der  Schiffe, 
d.  h.  die  Grösse  der  Sohiffe  der  einen  Partei. 

II,  85,  5.  fuitqm  in  etmfesM,  mUHes  optim  imperatcHtf 

imperatorem  (Antonium)  fugacissimi  militis  fundum  officio,  tU 
dubitcs  (uidebit  e  der  Codex,  etwa  aus  vix  dubites  i^)  suo  anCko- 
patrae  arbitrio  victariam  temperakurus  fuerii,  gui  ad  eius  ar- 
bUrinm  direxU  fugam.  Es  ist  an  sobreiben  gm  .  .  direxeriL 
ein  Fehler,  der  doh  in  der  Mnrbaober  Baadtohrift  an  mehrsres 
Stellen  findet. 

11,  89,  1.  Caesar  autem  reversus  in  Italiam  atque  wbcm 
qm  aceureu  (vrbem  oemrsua  der  Cod.),  qm  faioore  ommum  ho- 
mmnm  oeMnm  ordimm  exceptus  eii  ,  ,  .  nein  eperis  q^mdem 

iusti  nuxteria  .  .  dignc  exprimi  posest.  Es  ist  klar,  dass  hmir 
num  ein  schiefer  Gegensatz  zu  actatium  ordiuum  ist,  daher  offenl  ^r 
die  Glieder  umzustellen  sind:  hofmnmn  omnium  adatium  ordinnm; 
damit  ersoheint  aber  die  Stelle  noch  nicht  gftnalioh  geheilt,  w«l 
bei  einer  solchen  allgemeinen  Olassificimng  in  der  Regel  drsiGUt" 
der  erscheinen:  Geschlecht,  Alter,  Stand,  also  hominum 
gcncrum  actatium  ordinnm;  vgl.  I,  11,  ♦>  ^'ix  ullius  gentiSy  ac- 
tatisy  ordinis  hominem  invemriSy  cuius  fdicitatem  foriunae  Mtr 
taii  camparee.  Cic,  in  Pis.  9  62  amniim  gettemm,  aetahm, 


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Zu  ΥβΙΙβίιΐΒ  Pfttereolvt.  49i 

onmes  viri  ac  midieres  und  §  96  ornnes  mortales  om- 
nium  generum,  aetatumy  ordinum.  ep.  ad  Att.  II,  19,  2  peraeque 
mmbus  generibm,  ordinihus,  aetatihns  offensum  etc  Mach  der 
tos  Cüo.  in  Pif.  §  96  angeführteii  Stelle  kdnnte  man  aadi  ver* 
mollMo:  omniMm  hominim  [omnkm  generumlt  aeMUm^ 
dinum. 

II,  89,  3.  impenum  magistratuum  ad  pristinum  redactum 
modmi,  tantummodo  oeio praäorUms  adUcU  duo.  Da  nur  die  Ver- 
mehmiig  der  Praetoreosalil  ansogeben  war,  wird  wobl  anoh  hier  die 
BBgemein  hftofige  VerweebeloDg  der  BuchBtaben  l  nnd  t  eingetreten 

und  zu  verbessern  sein:  octo  praetaribus  adiecti  duo.  Die 
überlieferte  Lesart  adiecti  wäre  am  Orte,  wenn  es  eich  nur  um 
Wae  einmalige  Wahl  gehandelt  hätte.  Knns  darauf  §  6  liest  man 
e^wöhnlioh :  hMa  «Λ  imperatore  eo  gesta  paeaktsgue  victariis 
Orbis .  .  omne  aevi  sui  spatium  impensurum  in  id  solunt  opus 
^^cripiorem  fatigent.  Da  jedoch  die  HandBchrift  fatigant  hat,  so 
war  vielmehr  fatigarent  au  verbeaeern,  ac.  ai  quia  omne  aevi  aui 
ipatiun  impenderet. 

Π,  91,  1.  Dum  paeakir  Oeddens^  ab  Oriente  ae  rege  Par- 
thorm^  signa  Ιίωηαηα  . .  August  ο  remissa  sunt,  quod  cognonwn 
Uli  viro  Planet  sententia  consnmis  universi  senatus  poptdique 
Bo.  nuUdU.  8tatt  uiro  wollte  Ruhnken  uere,  Orelli  iure 
lern,  daea  eine  ao  matt  als  das  andere;  vielleioht  schrieb  VeUeina 
qmd  cognamen  ittusire.  In  deroaelben  Capitel  8  ^  {quippe  iia 
se  mores  habent,  ut  publica  quisquc  rnina  nullit  occidere  quam 
sua  proteri  et  idem  passurus  minus  conspici)  vermathet  S  t  a η g  er 
•ehr  achön  ei  inter  idem  paesuros  wwnm  eonspiei*  £ben 
10  ansprechend  ist  deeaen  Vermnthnng  Π,  96,  2:  qmppe  uter^ie 
(Nero  et  Drusua)  divisis  poHibus  Baetos  VinA^Keosque  adgressi 
etc.,  wo  er  zu  lesen  vorschlügt:  tdcrqtie  €  diversis  partibus, 
vgl  109,  5:  hunc  virum  et  hanc  regionem  proadmo  anno 
äimnie  e  parHbus  TL  Caesar  adgredi  sMiiU. 

Π,  100,  8.  fiUa  eins  Julia  .  .  niktl,  quod  faeere  out  paU 
turpiter  passet  fenxina^  lumria  libidine  infectum  reliquit.  Man 
verbessere  iuxum  libidineve  infectum  reliquit.  Ein  Ausfall 
iit  wohl  anoh  cap.  102,  2  anzunehmen:  afins  (M.  Loilii)  mors 

mtra  paneoe  dies  [secuta]  fertmta  an  wdmtaria  fmrii  ignoro. 
Eben  ao  Π,  106,  8:  elassis,  quae  Oeeam  drcMmnavigaeerat 

sinus,  ab  inaudito  atque  incognito  ante  mari  flumine  Albi 
subvedüf  plunmarum  gentium  victoria  [parta]  cum  abun- 
dantissima  rermi  inmiimi  €(φία  exercitmgue 


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494 


Zm  Yelleiiifl  Patermiliis. 


II,  114,  3.  aimmiiiio  frequens,  mtetdum  {wmoit  tecod.) 
et  easHgaHOf  frinäicta  amarismia.  Für  omarMma  hat  bqIm» 
Bhenaims  rarissima  treffend  verbeesert,  nur  tiegt  den  SchriftcQgen 
n&her:  vindicta  tarnen  rarissima. 

Π,  115,  5.  Nihil  in  hoe  tanto  beUo  .  .  .  nUrari  nuigis 


Visa  est  vietmae  occasio.  quam  damno  amiesi  pemret  Miföü, 
eeniperque  nimm  est  gtofiomm^  qμoi  «ese^  tuHssimim.  Dv 
G^geDBats  Mkmmn  TerUngt,  dam  man  auch  gloriosissimm 
sehreibe. 

II,  118,  4.  quippe  üa  $e  res  habet,  ut  plerumque  qui  for- 
tunatn  mtUaturus  deus  consilia  corrumpat  etc.  In  Bezog  tif 
die  Leichtigkeit  der  Aenderung  macht  es  hier  keinen  Unterschied, 
ob  man  qui  streicht  oder  est  noch  mutaturus  einsetzt;  eine  andere 
Frage  ist,  ob  zu  fortunam  und  consilia  ein  Genetiv  entbehrt  wer- 
den kann.  Die  ganz  ähnliche  Stelle  II,  57,  3  (sed profecto  inclucta- 
hüis  fatorum  vis,  euiuscumque  fortunam  mutare  cofistituit^  con* 
silia  corrumpü)  maclit  es  wahrscheinlich,  dass  auch  hier  zu  ver* 
hessern  ist:  ut  plerumque^  cuius  /artmiam  mutaturus  est  deus, 
cmmlia  cormmpat. 

Π,  Γ22,  2.  quis  (hd)(tarc  potest  quin  .  .  .  post  dadeinsuh 
Varo  (icccpfam  f  tot  ins  jirosperrinio  rcrum  evmtu  cadrm  cxdsa 
{exdssa?)  Germania  triumpJiuni  sumuii  adornare  dcbmrif  Y  Für 
das  verderbte  totnis  schreibt  man  gewöhiiliih  nach  der  Vennuthung 
von  Rhenanus  ociu-s;  diese  reicht  aber  kauin  aus,  indem  man  viel- 
mehr erwartet  expcctato  ocius,  wie  es  ähnlich  heisst  123,  8  ftP- 
pectato  maturius.  Dass  der  Text  des  Velleius  namentlich  gegeu 
£nde  sehr  viele  Lücken  hat,  weiss  jeder  Kenner  des  Schriftstellers. 

II,  124,  1  id  solum  voce  piddica  di.i  issi  sidis  haheo:  cuius 
Orbis  ridnam  (post  Augusti  mortem)  tiniueramus,  cum  nr  cm- 
moinm  quidem  seiisimus,  tantaquc  unins  viri  maiesias  fuif,  ut 
nee  honis  nejjue  contra  malos  opu^  armis  foret.  Die  über  den 
letzten  Satz  auigestellteii  Vermuthungen  hahon  das  Verstiimlniiis  der 
dunklen  Stelle  nocli  wenig  gelordert :  vit  lU'icht  fehlt  votis  nach 
honis:  so  dass  weder  die  Guten  frommer  Wünsche  (für  bessere 
Zeiten)  bedurften,  noch  gegen  die  Schlechten  mit  Waffen  eiiueu- 
echreiten  war. 

II,  120,  2.  quando  annona  moderafior,  quando  paj  hu- 
tior?  diffusa  in  Orienfis  Occidentisquc  traotus  et  (fuidqnid  in>- 
ridiano  aut  septcntrion/:  finitur,  pax  augusta  per  omnis  terrarum 
Orbis  angidos  α  latrociniorum  nwtu  serraf  im)nunis.  Für  prr 
vermutbeten  Gruner  und  Ruhnken  per  omtiia.  Grell i  paf 
augusta  poptdi  Ho.;  noch  geringere  Wahrscheinlichkeit  hat  die 
Streichung  der  die  Structur  störenden  Prtiposition.  KtWM  paweD' 
der  ale  die  Ergiinzung  p&r  onmia  scheint  peraeque. 


K.  Hain. 


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Kleinigkeiten. 


1. 

Ua.  Origg.  8,  11,  71. 

Apnd  Latinos  antem  Minenram  vocatam  qna^t  deam  et  mu- 
nus  artiuni  varifinini.  Ilanc  eniin  invcntric«  m  niiiltonmi  iiii^eniornni 
perhibent  et  inde  eam  artem  et  ratiouem  interpretantur^  quia 
äse  raiiooa  oibil  poteet  coptineri.  Die  Verbindiwg  deam  et  mantu 
kMin  mao  wohl  kaum  selbst  dem  Isidor  antrauen,  es  ist  aa  schrei- 
ben: qnasi  ideam. 

2. 

Isidor  Origg.  9,  3,  18. 

Reges  apud  Graecos  ob  hanc  causam  ^^Μσ/Λ5Γς  vocantur,  quod 
tanquam  bases  populuin  sustinent.  Vndß  et  bases  Coronas  habent. 
Der  Pmict  hinter  snetinent  ist  mit  einem  Komma  au  vertauschen 
lud  aa  aohreibeo:  tmde  nt  baaee  eopanae  habent 

3. 

Servins  in  Aen.  4,  242. 

yirga  insigne  protestatis  est,  nam  ideo  ea  et  niagistratus 
utuntur,  dicta  quod  diu  rigat  (ui  regat.).  Das  richtige  ergibt  hier 
Isidoras  an  zwei  Stellen,  Origi^.  5,  27,  18:  Virgae  dictae  quod 
viridee  sunt  vel  qnod  vim  habeant  arguendi,  quae  si  lenis  (schreibe 
ISnia)  ftierii,  viiga  est,  si  arte  nodosa  vel  acnleata,  scorpio  .  ·  nnd 
17,  6,  18:  Virga  a  virtnte  didtnr,  qoia  vim  in  se  haheat  mnltam 
vel  a  viriditate  vel  quia  pacis  indiciura  est,  quia  vi  regat.  An 
beiden  Stellen  ist  unter  andern  Ableitungeu  die  von  viridis  ange- 
führt, diese  finden  wir  anch  hier:  qnod  viridat.  viridare  heisst 
sowohl  grftn  machen  als  grün  sein. 

4. 

Senrins  in  Aen.  8,  230. 

nam  et  frendere  significat  dentibus  frangere,  unde  et  nefren- 
dee  infantes  ...  et  Varro  frenos  hinc  putat  dictos ;  frendere  ergo 
qnomodo  firangere?  nt  fresa  fabula  (faba)  fraeta.  Die  Frage  ist 
fjßam  «BTaniftadlieh,  ea  ist  ohne  Frageieiehen  m  achreibeD:  quo- 
quoiDodo  teogii«. 


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496 


Kleinigkeiten. 


5. 

schol.  Bero.  in  Verg.  ed.  2,  85. 

Amyntas,  pastor  nobilis  qni  volnit  Carmen  rusticnm  ecribere, 
insulsnm  tarnen  scripsit  et  auctoritate  pulsum  est.  pnlsns  est  cor- 
rlgirte  Hagen,  ich  möchte  voniehen  mit  Streichniig  des  est  η 
Bolmiben!  esploMun» 

6. 

Servius  in  Verg.  ecl.  9,  54. 

lupue  est  in  fabula,  quotiens  supervenit  ille,  de  quo  loqaimiir 
et  nobie  sna  prudentia  amputat  facultatem  loqnendi.  Die  Ehmb- 
dation  Ueg^  auf  der  Hand:  ana  praeeentia. 

7. 

•ehol.  Bern.  In  Yeig.  ed.  10,  7. 

8imae]  presso  nano,  nt  'simae'  .  .  .  .  vel  simae  graecnm. 
id  est  capellae.  So  hat  Hagen  drucken  lassen,  weil  ut  einiae  dtr 
Anfang  eines  Citats  sei,  dessen  E]nde  ausgefallen.  Das  richtige  ot 
Bimiae  lehrt  hier  Servius:  Simae]  Graecum  est  nomen  i.  e.  prsisii 
naribns,  unde  et  smias  didmns. 

8. 

Servius  in  Verg.  georg.  1,  108. 

Alii  supercilia  loca  in  obliqunm  (Jelineaia,  quae  superne  bs- 
beant  aHia  fastigia;  schreibe  alta  und  declinata. 

9. 

Servius  in  Verg.  georg.  1,  143. 

Et  didtur  Perdix  sororis  Daedali  filiua  invenisse  droinum  d 
serram :  cui  magister  invidens,  quod  melier  in  hoe  fuisset  mfwnlift, 
ne  pinra  inveniendo  landem  ei  infringeret,  apnd  Athenas  ex  arce 

Minervae  eum  praecipitavit.  Hier  würde  inventus  nur  dann  einen 
Sinn  geben,  wenn  Dädalus  auch,  aber  schlechtere  Zirkd  und  Sägen 
erfunden  hätte,  denn  dieses  Wort  als  Partidpium  in  fassen,  hindcfi 
der  Wechsd  in  der  Bedeutung  des  invenire,  der  dann  dutreten 

roüsste;  durch  Schreibung  von  inventu  ist  alles  in  Ordnung. 

10. 

schol.  Bern,  in  Verg.  georg.  1,  102. 

Aloesia]  regio  Asiae  uberrima  vel  Moesia.  Moesiae  tres  sunt. 
Die  letzten  Worte  hat  Uageo  richtig  verbessert»  w&hrend  die 
Handschrift  uel  moesia  moesia  giebt;  dass  aber  vofW  Td  Mjfsia 
an  aohrdhen  ist,  lehrt  Servias:  Moeda  provinda  est  [ThnMiaiw 
vidna  Sojrthiae].  Mysia  vero  dvitas  Phrygiae,  band  longe  a  Troia, 


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Kleinigkeiten. 


quam  mAgie  debemue  accipere  propter  Gargara,  montas  Pbrygioe. 
Ebenso  war  in  geoig.  1,  71:  Movalia  prima  rura  proecisaa  nach 
Serriiis  vnd  Itidonis  or.  15,  13,  12  aa  ecbreiben:  prima  arva. 
Aoeh  1,  108  gibt  Serrhu  dieErklArung  für  die  Corrnptel:  GliTosi 

tramitis]  ex  inprovisa  altitudine  terrarum,  nunc  ab  alto,  indem 
er  sagt:  sed  hic  tramitem  nunc  pro  volle  ac  scdtu  accipere  dobe- 
mua.  Gleichfalls  2,  86:  Peaeia]  oli?a  a  paTiendo  dicta  ...  et 
rossia  vnlgo  didtar  hat  Probiu  das  richtige  der  Yulgftrepraehe: 
poeaia.  Inder  orig.  17,  7,  66  bietet  piuia  oder  piria.  Letsterer 
hütte  auch  or.  15,  17,  2  für  1,  116  Limo]  Ii  mus  iniinmm  lutum, 
unde  et  viatores  (kttinguntur  die  Emendatioo  accinguntur  liefern 
können. 

11. 

•Chol.  Bern,  in  georg.  1,  279. 

Typhoea]  a  loco  gigae.  Yergeblich  sind  hier  die  Verenche 
Hägens  alius  gigas  oder  gigas  ut  alibi  schreiben  zu  wollen,  das 
sinnlose  aloco  ist  vielmehr  als  Dittographie  von  aloidaa  in  den  un- 
mittelbar folgenden  Worten  an  streichen:  £t  ooninratoe  firatres] 
Aloidae  dioit  Oton  et  Ephialten  gigantee. 

12. 

Solin.  11,  26  Mommsen. 

Marmore  Paros  nobilis,  Abdelo  oppido  frequentissima  ist  wohl 
nach  der  ?on  Mommsen  oitirten  Plininsstelle  4,  67  Paros  oam 
opfddo,  ab  Oelo  XXXVm  ndl.,  mannore  nobilis  χα  corrigiren: 

nobilis,  ab  Delo  [ΧΧΧΥΙΠ  mil.],  oppido  frequentissima,  wenn  auch 
so  der  Auedruck,  daes  eine  Insel  oppido  frequentissima  sei,  auf- 
fällig bleibt. 

18. 

Solin.  40,  10. 

Aninia  Pactolos,  qnem  anrato  flnore  meUum  aliter  Ghry- 
sorrhoam  Tooant.    Mag  inoitus  hier  'erregt'  oder  'unbewegt' 

heiHBen  sollen,  beide  Bedeutungen  passen  nicht,  init  leicliter  Aen- 
derung  ist  inclitum  herzustellen,  dieselbe  Schreibung  findet  sich 
2,  26  (p.  41,  12)  in  α.  H.  A. 

14. 

Diomedes  p.  466,  29  sq.  Keil. 

Item  ne  praecedentis  verbi  eztrema  vocalis  vocalem  primam 
iyüidai  verbi  sequentis,  nt  si  dicas  'aere  emit',  ^illi  inoomfait*, 
*  füre  omnia*  et  sumha.  hiat  enim  innetora,  qnae  stmctior  ple- 
niorqiie  fictet,  si  eoosonantee  Toealibns  adpUearentnr,  'am  mer> 
esliir',  '  Uli  totns  incumbit*,  '  fore  cetera Zunächst  ist  hier  wohl 

BhelB.  Μα·,  f.  Pliüol.  Ii.  k\  XXiX.  88 

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49Θ  IDemigkeiten. 

statt  iodicat  der  Handsohriften,  wofür  Keil  inlidAt  sdiiMb^  nü 
[sidoruB  or.  2,  19,  2  in  vocalem  primam  incidat  zu  setzen,  wekhen 
Ausdruck  gleich  hernach  Diemedes  p.  467,  1  gleichfalle  hat :  cum 
in  se  longae  yocales  incidunt.  Sodann  ergeben  die  beiden  andern 
Beispiele,  dasB  auch  bei  dem  dritten  foro  omniä  oder  da  die  Tol- 
gata  fere  omoia  iat,  vieUeicht  fero  omnia  trota  dea  iweiiDaliftB 
YorkommeDs  τοα  fore  sa  sohreiben  ist. 

15. 

Ethieiu  101. 

Ebosus  insula  lerpeiitibiia  oontararia  Hispaniae  subiacene.  Diese 
Worte  sind  an  und  fSr  sich  ohne  Anstoss,  leidoms  aber  or.  14,6, 
43  hat  mehr;  Ebosus  .  .  .  cuius  terram  serpentes  fugiunt.  Hnic 
contraria  est  Colabraria,  quae  referta  est  anguibns ;  womit  auch 
Solin.  23,  11  zu  vergleichen  ist.  Da  nun  die  Handschriften  über- 
einstimmend serpentes  bieten,  so  ist  wohl  eine  Lücke  anzuueliraen, 
die  ich  ausfülle;  Ebosus  insula  eerpentibus  [inimica,  Colubrarise 
amicae  eerpentibus]  pontraria. 

16.  ' 
Acron  in  Hör.  sat.  2,  3,  12. 

Eupolin]  Gomoediographns  est  ille  philoeophns.  Diese 
merknng  scheint  mir  zu  einem  falschen  Lemma  gesetzt  m  sein, 
sie  gekdri  vielmehr  zu  Platona  des  vorhergeheoden  Verses  und  ist 
zn  fassen :  comoediographus  est,  non  ille  philosophus.  Hiermit 
jwürde  sich  Acron  auf  die  Seite  der  Erklärer  stellen,  die  in  den 
bekannten  Versen  des  Hornz:  Qaonum  pertinuit  stipare  Platoos 
Menandro,  Eupolin,  Archilochum,  comitee  eduoere  tantos?  in  Pkito 
nicht  den  Philoeophin  mImo  woUeo. 

17. 

Acron  in  Hör.  ep.  1,  15,  24. 

Phafaci  s  enira,  qnorum  rex  Alcinoiis  fnit,  luxuriöse  vivebant. 
ut  ait  ifa  lloiiicrus.  Ks  ist  zu  schreiben:  ut  ait  in  Theta  Home- 
nu,  wie  Porphyr,  in  sat.  l,  7«  16:  apud  Homerum  in  Zeta  liiados. 

18. 

Varro  1.  L  5,  68. 

Hanc,  nt  Solem  Apollinem«  qoidam  Dianam  voeant^  Yooabn« 
lam  Graeonm  altenim,  alternm  Latlnom,  et  hinc,  quod  luna  ia 
altitndinem  et  latitndinem  simul  eat,  Ditfiana  appellata.  IKe  Er- 
klArung  der  Etymologie  paest  nicht  im  mindesten  som  Worte  Di- 
viana,  das  riohtige  bietet  hier  Isidoras  or.  8,  II,  56,  wenn  aoek 
seine  Erklftrung  eine  andere  ist:  IManam  antem  Yoeatam  qua 
Duanam,  quod  die  et  noete  lona  appureat.  Ebenso  der  Seholiiii 
Germanici  p.  III  ΒαΜο,  in  dessen  \¥orten:  Diana  antem  Lnna 
dieta  est,  quasi  diana  eo  quod  die  ae  noole  apparet  ipsa  natfirliob 
gleidikUa  dnana  sa  tchreiben  iet. 

19. 

Varro  1.  1.  6,  9. 

Tempus  secundum  ver|  quod  tum  viv&'e  incipiunt  virgulU 


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EQeinigkeiten. 


499 


ac  vertere  8θ  tempus  anoi.  Das  sowohl  für  die  Etymologie  als 
auch  für  den  Sinn  nothwendige  virere  ist  wiederum  Isidor  zu  ent- 
nehmen or.  5,  35,  3:  Ver  autem  dictum,  quod  viret. 

20. 

LaetantinB  phoenix  137· 

Ingentoe  oculoB  oredas  geminos  hyacinthos, 
quomm  de  medio  ladda  flamma  mioat. 
Mit  Becht  macht  £mil  Bährens  in  diesem  Museam  29  p.  201 
darauf  anfmerksam,  dasa  der  V^onensis  und  Voenanos  Überein- 
itimmend  CMsnli  lesen,  aber  seine  Aenderang  Ingentes  oculi  reddunt 
g.  h.  ist  zu  gewaltsam,  der  Nominativ  läaet  eioh  durch  blosse  Inter- 
ponction  halten:  Ingentes  oculi!  oredas  geminos  hyacintlios.  So 
laset  sich  auch  iler  Ausdruck  ingentes  oculi  erklären,  während  man 
bei  unmittelbarer  Verbindung  mit  dem  folgenden  für  die  Yei|flei- 
ehoQg  mit  dem  LeiM^ten  der  Hyäcinthen  fiilgiDtee  erwarten  wflrde. 

21. 

Nepotianua  21,  3  p.  513  Halm. 

Sertorius  loricatus  hastam  nixam  collo  gerens  Khodanum 
transnatavit.  Dass  Sertorius  gepanzert  durch  die  Hlione  schwimmt, 
ist  eine  That  grosser  Kraft,  wogegen  das  Mitnehmen  der  Lanze, 
selbst  wenn  wir  an  das  schwere  römische  pilum  denken  wollen, 
zurücktritt.  Diese  konnte  also  der  Schriftsteller  nicht  als  die 
Hauptsache  hervorheben,  wunderbar  ist,  dass  der  Schwimmende  die 
Lanze  auf  den  Nacken,  also  quer  gelegt  haben  soll,  was  höchstens 
das  Kunststück  eines  Equilibristen  sein  könnte.  Plutarch  Sert.  3 
erzählt  auch  nur,  dass  Sertorius  im  Kriege  gegen  die  Kimbern  und 
Teutonen  verwundet  mit  Panzer  und  Schild  die  Rhone  gegen  die 
starke  Strömung  durchschwömmen  habe.  Mit  Recht  ist  hierbei  die 
Verwundung  des  Sertorius  hervorgehoben,  diese  als  die  Hauptsache 
hat  auch  offenbar  Nepotianua  angeführt,  denn  collo  ist  nur  eine 
unglückliche  Conjectur  von  Christ,  die  Handschrift  liest:  hastam 
rixam  oculo  gerens,  woraus  mit  leichter  Aenderung  sich  das  rich- 
tige ergiebt:  hastam  fixam  oculo  gerens.  Dass  Sertorius  ein  Auge 
verloren  habe,  erzählt  Plutarch  im  vierten  Capitel,  wenn  er  diesen 
Verlust  in  den  Marsischen  Kri^  eetst,  so  ist  das  nur  eine  Ver- 
schiedenheit der  Berichte. 

22. 

Lydus  de  mag.  2,  3. 

Vom  Octavianus :  Ntog  St  χομιδη  xut  την  λΒγομένψ  παρά 
ί^ιαμαϊϋΐς  βονλλαν  οιονεί  ψψροί'  [{f't(}wv\  της  Καίοαρος  ηξιούτο 
numrpfoiitac.  Hier  giebt  ψψ^ος  keine  Erklärung  dos  Wortes 
bulla,  icli  vermutlie  daher  ψόφοί',  das  die  Etymologie  des  Wortes, 
Wenn  auch  nicht  die  für  diese  Stelle  passende  Bedeutung  angiebt. 
Isidorus  or.  19,  31,  11:  et  bullae,  quod  aimiles  sint  rotonditate 
^Uis,  quae  in  aqua  vento  inflantur. 

Zalüchaa,  Janaar  1874.  Gaatav  Becker. 


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Hiscellen. 


AitIqHtritoliet. 


Ueto  das  Ptetelitdie  βΜβΙι  4e  uibiti. 

Unter  obiger  Ueberschrift  hat  M.  Isler  im  Rh.  Mus.  Bd.  28, 
S.  473  ff.  gegen  Peter  und  A.  W.  Zumpt  die  Ansicht  zu  begrün- 
den versucht,  dass  das  Poetelische  Plebiscit  vom  J.  396  ab  u.  c. 
nicht,  wie  jene,  allerdings  unwahrscheinlich,  meinten,  von  den  Pa- 
triciern  veranlasst  und  von  diesen  gegen  die  Plebejer  gerichtet, 
sondern  umgekehrt  von  den  Plebejern  ausgegangen  und  auf  die 
Patricier  gemünzt  gewesen  sei.  Die  Möglichkeit  einer  dritten  An- 
sicht scheint  Isler  verborgen  geblieben  zu  sein,  obwohl  dieselbe 
von  mir  in  dem  Handbuche  der  römischen  Alterthümer  schon  vor 
mehr  als  zehn  Jahren  aufgestellt  und  kurz  begründet  worden  ist 
(Bd.  2.  1862  S.  31.  2.  Aufl.  1867  S.  33).  Ich  habe  nämlich  an- 
genommen, dass  das  Gesetz  von  dem  einsichtigen  Theile  der  plebe- 
jischen Nobiles  und  Nobilitätsaspiranten  ausgegangen  und  gegen 
den,  den  plebejischen  Interessen  schädlichen,  unverständigen  Ehrgeiz 
vieler  plebejischer  Nobilitätsaspiranten  gerichtet  gewesen  sei.  Dass 
diese  Annahme  nicht  bloss  dem  Berichte  des  Livius.  dem  einzigen, 
den  wir  über  das  Gesetz  besitzen,  sondern  auch  der  damaligen  po- 
litischen Lage  durchaus  entspricht  und  daher  auch  jetzt  noch  der 
von  Isler  aufgestellten,  mit  Livius  im  Widerspruch  stehenden  und 
an  Livius  Worten  herumdeatenden  Ansieht  vorauziebea  ist,  kano 
Ideht  dargethan  werden. 

Die  Worte  des  Livius  sind  (7,  15,  12—16,  1):  et  de  ambitu 
ab  C.  Poetelio  tribuno  plebis  auctoribue  pfttribus  tum  primum  ad 
popalum  latum  est,  eaqae  rogatione  novoram  maxime  hominum 
ambitionem,  qui  nundinas  et  oonciliabula  obire  eoUti  erant,  com- 
pressam  credebant.  haud  aeqne  laeta  palribae  insequenti  anno  C. 
Maroio  Cn.  Manlio  consnlibiu  de  onoiario  fenore  a  M.  Duellio  L- 
Menenio  tribanie  plebis  rogfttio  est  perlata ;  et  plebs  aliquando  eao 
onpidius  scivit. 

Seine  Bedenken  beaüglioh  dieses  Berichts  theilt  Isler  in  histo- 
rische und  grammatische,  wobei  indess  zu  bemerken,  dass  die  so- 
genannten grammatisohen  Bedenken  durchaus  abhängig  sind  von 
den  historischen  Voraassetzangen,  mit  denen  Isler  an  die  Interpre- 
tation der  Stelle  herangetreten  ist   Isler  nimmt  nämliob  in  grsni- 


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Antiquarischee. 


501 


maiischer  Beziehung  liaiiptsiichlich  aii  dem  riusqu.inipcrfectum 
soliti  crant  Anstoss,  aber  nur  deshalb,  weil  die  Plebejer  *  erst  seit 
neun  Jahren  iu  die  Versuchung  Ambitus  zu  üben  kommen  konnten' 
und  weil  ihnen  in  diesen  neun  Jahren  *  in  Wirklichkeit  dazu  die 
Veranlassung  gänzlich  gefehlt  habe'.  Es  hätte,  so  meint  er,  we- 
nigsteus  entweder  solehant,  oder,  wenn  die  Absicht  des  (icsetz- 
gebers  ausgedrückt  werden  sollte,  solerent  heissen  müssen.  Aus 
diesen  so  begi'ündeten  grammatischen  Bedenken  folgert  Isler  sodann, 
dass  der  Relativsatz  qui  —  soliti  erant  gar  nicht  auf  mvoruvt 
hofninum  zu  beziehen  sei,  sondern  für  das  Subject  des  Hauptsatzes, 
also  für  credebant,  zu  gelten  habe  und  von  den  Patriciern  zu  ver- 
stehen sei. 

Weon  wir  nun  die  hietorischen  VoraussetziingeD  jener  gram- 
matiieliMi  Bedenken  prüfen,  so  ergiebt  sich  deren  Faleehbeit  sofort. 
Die  rcimbhmm  Pleib^jer  liatten  nicht  erst  seit  nenn  Jahren,  sondern 
sehon  seit  drei  Generationen,  nämlich  seit  Einsetmng  des  Consukr- 
tribonats,  Tersnchnog  genug  Ambitns  so  üben  nnd  haben  ihn 
wirklich  in  ausgedehnter  Weise  geübt.  Vgl.  Liv.  4,  6,  9  eztemplo 
qnieamqne  aliqnid  sedttiose  dixerat  ant  teerat  omquam,  maxime 
tribonicii,  et  pren8are  hanimes  et  eaneursare  toto  foro  ccuuluftift 
eoepfirCy  ut  patridos  desperatio  primo  inritata  plebe  apiscendi  ho* 
soris,  deinde  indignatio,  si  com  bis  gerendns  esset  bonos,  deterreret. 
4,  25,  9  interim  Boniae  nrineipes  ρΙώ%$  iam  diu  neciniqucm 
immümtes  spei  maioris  hanaria  —  queri  se  αρΙώβ  adeo  βρτΦβ, 
ot,  com  per  tot  annos  tribnni  militnm  oonsnlari  potestate  creentnr, 
mdli  nmquam  plebeio  ad  enm  honorem  aditns  foerit.  4,  56,  3 
artem  adnibitam  feront  a  patrioüs,  cnins  eos  loilii  tum  quoqne 
insimnlabant,  qnod  turham  indignarum  eandidaianm  intemUs' 
eendo  digms  toedio  sardium  in  gmbuadam  insigmim  pcpidum 
α  pUbeis  (werüssent.  Ans  diesen  Stellen  geht  unwiderleglich  her* 
Tor:  erstens,  dass  sich  die  reichen  Plebe()er  seit  310  grosse  Mühe 
gaben,  gewftldt  an  werden,  dass  sie  also  ambitns  übten,  zweitens, 
daas  sie  hauptsftohlich  desshalb  nicht  gewählt  wurden,  weil  ihrer 
an  viele  (anm  Theil  unwürdige)  als  Candidaten  auftraten  dass 
sie  also  den  Ambitus  sogar  sehr  stark  übten. 

Ferner  hat  Isler  verkannt,  dass  auch  in  der  Zeit  nach  der 
Lex  Lieinia  Sextia^  die  dmk  Plebejern  die  eine  Stelle  des  Gonsnlats 
sicherte,  also  in  den  letzten  neun  Jahren,  sehr  Tiele  Plebejer 
allerdings  Veranlassung  hatten,  Ambitus  zu  üben.  Aus  der  Wahl 
des  L.  Sextius  388,  L.  Genucius  389,  C.  Licinius  390,  Cn.  Genu- 
cius  391,  L.  Genucius  II  392,  C.  Licinius  II  39  i,  C.  Poetelius  394, 
M.  Popillius  39'>,  C.  Plautius  396,  folgt  freilich,  dass  es  *für  die 
Plebcger  bis  dahin  keine  Schwierigkeit  hatte,  die  Männer  zu  finden, 
denen  sie  die  Wahrung  ihrer  Interessen  auTertrauen  konnten*.  Aber 


*  In  Folge  dessen  zersplitterten  sich  natürlich  die  Stimmen, 
welche  überhaupt  auf  plebejische  Candidaten  fielen,  dermassen,  dass 
kein  einsiger  die  legitima  soffragia  ersielte,  kein  einsiger  also  als  ge- 
wühlt renuntürt  werden  konnte. 


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60S 


HitoeUen* 


bei  einem  Geeetee  de  ambitn  kämmt  ee  niekt  eowolil  anf  die  Wilder, 
alt  auf  diejeoigMi  aii|  welebe  gewildt  werden  wolleo.  Und  ilieB 
ans  jener  Liste  der  in  den  ersten  nenn  Jahren  gewihlten  pleb^i- 
sehen  Consnln,  insbesondere  ans  dem  Umetande,  data  dnreh  die 
Wiederwahl  des  L.  Genuoine  and  C.  Lioinioa  die  Geoneier  nnd 
Ucinier  lllnf  Jahre  hintereinander  das  pleb^ieehe  Consulat  gleich- 
sam monopolisirt  hatten,  folgt  doch  ganz  unzweifelhaft,  daas  die 
vielen  andern  reichen  Plebejer,  die  sich  für  ebenso  würdig  des 
Gonsulats  hielten,  wie  die  Genacier  und  Licinier,  alle  Ursache  hat- 
ten, Ambitus  zu  üben,  wenn  sie  gleiche  Erfolge  wie  die  Genuder 
und  Lieinier  eraielen  wollten.  Was  aber  die  plebejischen  Wähler 
betrifft,  so  ist  es  ja  aus  der  ganzen  Geechichte  dcB  St&ndekampft 
bekannt,  dass  diese  für  die  ehrgeizigen  Pläne  ihrer  vornehmen 
Stande^genoesen^  insbesondere  für  die  Wahl  pleboieeher  Ckiiienlar- 
tribunen  nnd  plebejischer  Consnln,  keinesw^  eatkasiasniirt  waren, 
sondern  ihre  materiellen  Interessen  ebenso  gern  den  Patriciem  an- 
veH^ranten,  die  im  ererbten  Besitae  von  Ansehen,  Macht  und  Ein- 
floss  waren,  und  unter  denen  es  keineswegs  an  Männern  fehlte,  die^ 
vorausgesetzt  man  Hess  ihre  politisch  bevorrechtete  Stellung  unan- 
getastet, human  gegen  die  armen  Plebejer  dachten.  Auch  daraot 
ergiebt  sich  also,  dass  die  zahlreichen  plebejischen  Nobilitäteaspi- 
ranten  Anläse  genug  hatten,  alle  möglichen  Mittel  ananwenden,  na 
das  Vertrauen  der  Wähler  zu  gewinnen. 

Daraus  ergiebt  sich  aber  zugleich,  dass  Isler  endlich  drittens 
auch  darin  Unreclit  hat,  wenn  er  zu  beweisen  versucht,  dass  die 
Patricier  seit  der  Lex  Licinia  Sextia  mehr  Veranlassung  als  die 
Plebejer  gehabt  liütten,  Wahlumtriebe  zu  machen.  Dass  sie  das  in 
ausgedehnterer  Weise  wirklich  gethan  hätten,  tolgt  ans  den  von 
Isler  angeführten  Thatsachen  durchaus  nicht,  am  allerwenigsten 
aus  der  Thatsache,  dass  seit  399  '  mehrfach  zwei  patriciscbe  Con- 
sulu  gewählt  worden  sind.  Denn  trotz  aller  Wahlumtriebe  der 
Patricier  würde  die  Renuntiation  zweier  patricischer  Consuln  nicht 
möglich  gewesen  sein,  wenn  nicht  die  Wähler  lau  gewesen  waren 
gegenüber  den  elirgeizigen  Plänen  der  plebejischen  (  andidaten,  und 
wenn  nicht  diese  sich  gegenseitig  im  Wege  gestanden  hätten.  Ge- 
rade daraus,  dass  trotz  der  Lex  Licinia  Sextia,  gerade  so  w^ie  in 
den  Zeiten  des  Consulartribunats,  die  Chancen  der  Patricier,  welche 
bei  der  Bewerbung  die  nöthige  Klugheit  beobachteten,  nicht  za 


>  Nicht  seit  397,  wie  Isler  S.  476  sagt,  indem  er  den  C.  Marciiit 

für  einen  Patricier  hält.    Diesen  Irrthnm  zwar  hat  Isler  selbst  berick* 

tifit  (S.  510),  es  aber  nicht  für  nöthig  peh;iltcii.  daboi  zu  bemerken, 
dass  mit  dem  Wegfall  der  zwei  patricischen  (\»nsiiln,  dii'  im  .T.  396 
für  397  gewählt  sein  sollten,  auch  die  Benutzung  dieser  Wahl  als  eines 
MotiYS  Ar  das  Plehisoitum  Poetoliam  hinf&Ui^  wird.  Nat&rlieh  würde 
die  Islersohe  Deutung  des  Plebitoitum  Poeteliam  aJb  eines  gegen  die 
Patricier  gerichteten  Beschlusses  viel  plausibler  ·βίη·  wenn  &b  Plebis- 
citum  Poetelium  die  Antwort  auf  die  erste  Wahl  zweier  Patricier  wäre, 
als  sie  es  dann  ist,  wenn  man  zugestehen  muss,  dass  die  Wahl  zweier 
Patricier  erst  zwei  Jahre  nach  dem  Plebiscitum  Poetelium  etaitfand. 


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608 


saUreich  als  Candidaten  aufzutreten,  viel  günstiger  waren,  aU  die 
der  Plebejer;  daes  sie  also  bei  jener  dnrcb  die  Erfabruug  an  die 
Hand  gegebenen  Klugheit  keine  anssergewöbnlichen  Mittel  bedurften, 
«m  ihre  leidenschaltiioben  und  unklugen  Oegner,  die  rieh  anter 
efaumder  befehdeten,  aus  dem  Felde  zu  schlagen. 

Es  ist  also  klar,  daes  die  historischeu  Voraosietinngen,  von 
denen  beherrscht  hier  gramro ab' sehen  Anstoss  nahm  an  dem  auf 
die  novi  homines  beaogenen  Plusquamperfectum  ioliti  eranf,  un- 
riehtig  sind,  daes  Livius  mit  vollem  Rechte  dieses  soliti  erant  auf 
die  ησνί  homines  beziehen  konnte,  dass  also  aueli  der  einfache 
Sinn  des  Livianischen  Berichts,  nach  dem  ein  von  einem  Tribunus 
plebis  beantragtes  Gesets  gegen  die  plebejischen  homines  novi  ge- 
richtet worden  ist,  dem  ich  bei  meiner  Auffassung  des  Plebiscitum 
Poeteliura  gefolgt  bin,  in  keiner  Weise  zu  beanstanden  ist  — 
Daes  Livius  statt  soliti  erant  auch  den  Conjunctiv  soliti  cssent 
hätte  setzen  können,  wenn  es  ihm  darauf  ankam,  den  Gedanken 
aus  der  Seele  des  Antragstellers  und  seiner  Oef^innungsgenossen 
auszusprechen,  ist  ja  richtig;  dass  aber  Isler  nicht  bloss  am  Plpf. 
sondern  auch  an  dem  Indicativ  Anstoss  nahm,  der  au  sich  ebenso 
richtig  ist  wie  der  Conjunctiv  sein  würde,  erklärt  eich  eben  nur 
aus  seiner  vorgefassten  Ansicht. 

Da  es  nicht  einerlei  ist,  wie  antiquarische  Fragen  behandelt 
werden,  und  wie  dabei  die  Stellen  der  Schriftsteller  interpretirt 
werden,  so  mag  es  gestattet  sein,  zum  Schluss  auf  die  Schwierig- 
keiteu  hinzuweisen,  welche  sich  bei  Islers  Auflfassnng  ganz  abge- 
sehen von  der  Irrigkeit  der  oben  berührten  Voraussetzungen  er- 
geben. 

Firstens  liegt  eine  sachliche  Schwierigkeit  darin,  dass  eine 
gegen  die  Patricier  gerichtete  Rogation  pntrifms  auctoribns  an 
das  Volk  gebracht  sein  soll.  Isler  verntelit  den  Ausdruck  richtig 
votn  Senat.  Aber  ist  es  wahrscheinlich,  dass  ein  gegen  die  Patri- 
cier gerichteter  Autrag  damals  so  ohne  Weiteres  die  Zustimmung 
des  nocli  überwiegend  patricischen  Senats  gefunden  haben  soll  ? 
Isler  beseitigt  die  Schwierigkeit  durch  die  Annahme  einer  Coalition 
der  liberalen  patricischen  Senatoren  mit  den  plebejischen  Senatoren. 
Ohne  Zweifel  erklärt  sich  aber  die  Zustimmung  des  Senats  viel 
natürlicher  und  ohne  jede  erst  durch  Annahmen  zu  beseitigende 
Schwierigkeit,  wenn  man  das  Plebiscitum  Poetelium  dem  Wortlaute 
des  Livius  entsprechend  für  ein  gegen  die  Iwtnines  novi  gerichtetes 
Gesetz  hält. 

Zweitens  liegt  eiiu«  theils  sachliche,  tbeilß  stilistische  Schwie- 
rigkeit darin,  daes  Isler  die  Worte  huud  ueque  laeta  patribus  auf 

*  Die  den  anualistisch  gehaltenen  Bericht  des  Livius  ergänzende 
Annahme,  dass  C.  Poetelius  in  riehtiger  Erkenntniss  der  SaeUago  seinen 
Anti*ag  gestellt  habe,  und  dsss  er  einsichtig  genug  gewesen  sei*  um  ans 

der  Erfahrung  zu  wissen,  dass  die  allzueifrige  Bewerbunir  von  ru  vielen 
plebejischen  Candidateu  mehr  schade  als  nutzo,  wird  doch  nach  dem 
Vorstehenden  nicht  erst  noch  besonders  bewiesen  zu  werden  brauchen. 
Dass  das  Plebiscit  wenig  half,  war  nicht  die  Schuld  des  Antragstellers. 


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604 


MifoeUen 


die  Patrioier  besiebi,  während  er  unroittelbar  vorher  pairibllS 
auäorüms  auf  den  Senat  beiogen  hat.  Allerdings  ist  eine  Amran- 
dnng  des  von  Livine  bisweilen  miesverstandenen  Ansdmeks  peires 
in  yerschiedenem  Sinne  bei  Livioe  nieht  nnmdgUoh;  aber  man  wird 
wa  der  Annahme  einer  solchen  Inoonseqnena  dooh  nur  dann  gni- 
feo,  wenn  gar  kein  anderer  Ausweg  vorhanden  ist.   Hier  aber  ist 
gar  kein  Gmnd  Torhandeui  das  paMlms  an  sweiter  Stelle  anf  die 
Patrider  sa  deuten.  Denn  da  die  pleb^isohen  Senatoren  ebensogit 
wie  die  Mefanahl  der  patricisohen  in  Geldangelegenheiten  groswn 
theik  eigennfltng  waren^  so  begreift  es  sich  volUcommen,  dass  die 
Flebleeitnm  Doilinm  Meneninm,  welohee  dem  Zinswnoher  Sehraaken 
aetate,  nieht  die  Beistimmnng  der  M^orität  des  Senats  fand,  welehe 
dem  Plebisdtnm  PoeteUnm,  bei  weldiem  Oeldinteressen  nicht  im 
Spiele  waren,  tsa  Theil  geworden  war. 

Drittens  li«gt  eine  sadiliohe  Schwierigkeit  darin,  dass  die 
Patrioier  noh  gefreut  haben  aoUeo  Aber  ein  Gesell,  daa  gegen  sie 
gerichtet  gewesen  smn  solL  Isler  Tersucht  diese  Schwierigkeit  η 
beseitigen  durch  die  Bemerkung,  dass  *das  Geseta  natfirlich  eis 
allgemeines,  fftr  beide  Stftnde  gOltigee  war\  So  hfttteD  auch  die 
Patrider  es  als  ein  üBr  sie  günstiges  ansehen  können;  *  me  durften 
ihren  Einfluss  höher  anschlagen  Hb  den  der  Gegner/sumal  in  Rom, 
und  hoffen,  den  Schlag,  dessen  Abdcht  gegen  sie  gerichtet  war,  gegen 
die  Pleb^er  au  wenden*.  Isler  bemerkt,  indem  er  so  redet,  gsr 
nicht,  dass  er  durch  diese  Annahmen,  au  denen  der  Bericht  des  Livins 
nicht  die  mindeste  Yeranlaasnng  giebt,  wenn  man  nicht  das  sweite 
paMbm  falsch  interpretirt,  in  Widerspruch  teitt  mit  der  (freili^ 
irngen)  Voranssetanng,  dass  die  Patrider  damals  wdt  mehr  als  die 
Plebejer  nöthig  gehabt  hatten,  alleMittd  desAmbitns  in  Bewegung 
au  setsen.  Büm  wird  daher  nicht  gerade  geneigt  sein,  dne  Auf* 
lassung  des  Geseteea  f&r  richtig  zu  halten,  die  nur  durdi  das  Be-  ' 
gehen  einer  Inoonsequeni  bd  der  Beseitigung  einer  selbstgeecbaffensa 
Schwierigkeit  scheinbar  plaodbel  gemacht  werden  kann. 

Viertens  liegt  eine  stilistische  Schwierigkeit  darin,  daas  das 
grammatische  Sabject  von  credehant  ein  anderes  sein  soll,  als  des 
logische  von  latum  est.  Die  einfache  Regel  der  Interpretation 
fcrbietet  zu  credebant  ein  anderes  Subject  zu  postuliren,  als  den 
C.  Poetelius  und  die  Majorität  des  Senats.  Der  Relativsatz  qui — 
scliti  erant  könnte  doch  nur  dann  Subject  von  credehant  sein, 
wenn  er  anders  gestellt  wäre  (z.  B.  gleich  nach  eaque  rogatione) 
und  wenn  er  zugleich  tiiio  an  sich  schlagende  Umechrcihung  de« 
Begriffes  patricii  entliielte;  dass  er  letzteres  nicht  thut,  scheint 
Isler  seihst  gefühlt  zu  haben,  da  er  noch  eine  andere  Möglichkeit 
für  die  luterj^retation  der  Stelle  des  Livius  am  Schlüsse  seines  Auf- 
satzes zum  Besten  giebt. 

In  dieser  anderen  angenommenen  Möglichkeit  aber,  dass  näm- 
lich Livius  seine  Quelle  missverstehend,  den  Relativsatz  qni — soliti 
erant^  der  sich  in  seiner  Quelle  auf  die  Patrioier  l)ezogen  haben 
soll,  irrthümlich  auf  die  homines  nom  bezogen  habe,  liegt  fünftens 
die  allergrösste  exegetische  Schwierigkeit.    Denn  sie  nötbigt  uns, 


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Eritisch-Exegetieobee. 


506 


den  Livius  für  so  einfältig  zu  lialten,  daes  er  noch  nicht  einmal 
die  richtige  Beziehung  eines  Relativsatzes  erkennen  konnte.  Frei- 
lich werden  diejenigen  modernen  Interpreten,  deren  oberster  Gnuul- 
satz  (bewusst  oder  unbewusst)  es  zu  sein  scheint,  den  zu  interpre- 
tirenden  Schriftsteller  für  so  einfältig  als  möglich  zu  halten,  diese 
Schwierigkeit  nicht  empfinden.  Aber  wer  diesem  Grundsätze  nicht 
huldigt,  wird  mit  mir  darin  einverstanden  sein,  dass  wenigstens 
diese  Stelle  des  Livius  keine  Veranlassung  l)ietet,  dem  Livius  eine 
Einfalt  zu  imputiren,  die  man  heutzutage  einem  Quartaner  bei  der 
Interpretation  des  Corneiioe  Nepos  nicht  uugerügt  wüide  hingehen 
iiaecD. 

Ldpug^  2.  Jmu  1874.  L.  Lange. 


KrHMi  -  ExeiellMhM. 


üeker  den  Schlnes  des  sophokleigckeB  König  Oedipus. 

Die  leMen  neben  Vene  dee  sophokleiechen  0.  R.  (Y.  1524 
—1690)  aind  schon  den  Alexandrinern  yerdAchtig  eraohienen,  wie 
herrorgebt  ane  der  Bemerkung  von  Sehol.  Laar,  an  V.  1523: 

οΜφιως  ^Si  th  δράμα*  τά  γαρ  Ι'ξής  ävoiiista,  γηομολογουντος  01- 
^ηοβος,  worana  sngleidh  erhellt,  dan  der  Verf.  die  Verse  1524  ff. 
dem  Oedipns  (nicht  dem  Chor)  in  den  Mnnd  gelegt  haben  wollte. 
In  d«r  neueren  Zeit  hat  zuerst  Franz  Bitter  (Philologus  XVTI, 
8.  424—428,  wiederabgedmckt  in  seiner  Ausgabe  des  Stücks,  Leip- 
sig  1870|  8.  242—246)  unter  Zustioimung  von  H.  van  Herwerden 
(Edit.  1866,  p.  194)  sich  für  die  üneohtheit  der  sieben  Verse  aus- 
gesprodien.  Seine  OrOnde  sind  zwar  nicht  aOe  gleich  gewichtig, 
aber  audi  nicht  durch  so  wohlfeile  Mittelchen  zu  beseitigen  wie 
β.  Wolff,  A.  Kauck  u.  A.  sie  in  Anwendung  bringen.  Mit  dem 
MfialiT  gezwungener  und  pedantischer  Correcturen  ist  nicht  aus- 
nnidien  wo  das  Leiden  ein  organisches  ist  und  so  tief  sitzt  dass 
noh  alle  einzelnen  Theile  davon  ergriffen  zeigen.  Denn  mit  den 
Ansrtellnngen  von  Ritter  ist  die  Zahl  der  Anstösse  noch  nicht  ein* 
mal  erschöpft.  Ein  solcher  ist  gleich  die  Unklarheit,  wer  denn 
eigentlich  der  Redende  sei.  Für  die  Zutheilung  an  Oedipus  spräche 
theils  die  parallele  Stelle  am  Schlüsse  der  Phönissen,  theils  die 
Anrede  m  πάτοας  Θήβης  fvoiKoi,  welche,  wie  llartnncf  gut  dargelegt 
bat,  in  den  Mund  des  Chors  oder  auch  des  Chorüiln  ers  sehr  wenig 
passt;  Ritters  Einwendung  aber,  dass  diese  Zutlieilung  durch  die 
dritte  Person  ην  V.  1525  ausgeschlossen  werde,  ist  nicht  zutreffend, 
da  ην  dann  nur  beweisen  würde,  dass  der  Redende  seine  mit  Ol- 
Α';ΐοΐ'ς  οόε  begonnene  Selbstobjectivierung  consequenter  durchführt 
als  am  Schlüsse  der  Phöniasen  geschieht,  wo  von  Οιδίπους  odf, 
h  '  .  fyru)  xul  .  .  /Ji'  mit  dem  nächsten  Verse  rasch  der  Uebergang 
gemacht  wird  zur  ersten  Person.  Und  doch  ist  eine  solche  Reca- 
pitulation  durch  Oedipus  selbst  so  bodenlos  leer  und  geschmacks- 
vidrig  dass  man  sie  selbst  diesen  Versen  kaum  zutrauen  kann. 


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606 


MiscelleD. 


Freilich  kann  aucli  der  Chorführer  sie  nicht  an  den  Chor  richten; 
denn  was  erführe  dadurch  der  Chor  was  er  nicht  schon  längst  in 
aller  Ausführlichkeit  mitangehört,  theilsweise  selbst  schon  gesagt 
hätte?  Die  Anrede  wird  daher  dem  Publicum  gelten,  das  gemäss 
der  Handlung  des  Stückes  als  thebauisches  gedacht  und  bezeichnet 
ist.  Damit  haben  wir  dann  aber  ein  starkes  Merkmal  des  späteren 
.  Ursprunges  der  sieben  Verse.  Ein  solches  ist  ferner  der  geistreiche 
Plural  t«  xA^/i''  αινίγματα^  als  wäre  Oedipus  so  eine  Art  Sympho- 
sius,  ein  Mann  der  die  berühmten  li^ithsel  wusste;  sodann  dase 
über  Oedipus  nichts  Bezeichnenderes  zu  sagen  gewusst  wird  als  dass 
er  kein  neidischer  Tyrann  gewesen  sei,  der  etwa  die  Reichen  mor- 
dete oder  ihres  Geldes  beraubte.  Als  Schlussergebniss  der  ganzen 
Handlung  wird  ein  allbekannter  und  auf  alles  Mögliche  anwend- 
barer Satz  aufgestellt,  welchen  namentlich  Euripides  oft  anbringt 
(Androm.  100  Heracl.  863  ff.,  Tro.  509  f.),  welchen  überdiess 
Sophokles  selbst  in  diesem  Stücke  bereits  einmal  (V.  1195  f.)  dem 
Chor  in  den  Mund  gelegt  hatte.  Ueberhaupt  aber  ist  die  ganze 
Stelle  (1524  ff.)  absolut  leer  und  nichtig,  in  den  ordinärsten  Tri- 
vialitäten sich  herumtreibend,  der  Ton  wahrhaft  bänkelsängerisch, 
von  einer  tragischen  Erhabenheit  etwa  vrie  wenn  als  NutiaDweii' 
düng  des  Stüokee  die  weise  Lehre  geeogen  wfire: 

Daimn,'  liebes  Publioum, 
Bringe  keine  Vater  am« 
l^ei  einem  Dichter  dessen  Anspruch  auf  poetiaohen  Werth  und 
Grösse  nicht  erst,  wie  bei  dem  Lyriker  Horaz,  des  aposteriorischea 
Beweises  bedarf,  ist  diese  ästhesische  Beschaffenheit  der  Schluss- 
worto  an  sich  schon  ein  ausreichendes  Kriterium  der  Unechtheit 
Dazu  kommt  noch  das  eigenthümliche  Verhältniss  zum  Soblvsse  der 
Phönissen  und  zu  Eur.  Androm.  100  ff.  Wie  mit  jenem  die  erste 
Hälfte  der  Sohlussworte  genau  zusammenstimmt)  so  mit  letzterer 
Stelle  die  zweite  Hälfte,  beide  Hälften  aber  so  dass  der  Inhalt 
swar  beidesmal  der  gleiche  ist,  die  1  assong  aber  ebenso  beidesasl 
schlechter  als  bei  Euripides.  Um  diese  zu  beweisen  müssen  wir 
die  beiderlei  Seiten  einander  gegenüberstellen.  Die  angeblich  sopho- 
kleisohen  Schlnssverse  lauten: 

ω  ηάτρας  Θηβης  f»Oix(M,  λ€νσοετ\  (Άδίηονς  o(ft, 
ος  m  χλείν^  αΐνίγμα^  ^άη  xai  χράηστος  ην  ά^ήρ^ 
ος  τις  ον  ζηλω  πολιτών  xoi  τνχαις  Ιπφλέτηαν 
«Ις         niXiwava  άπνής  ύυμφορας  {λήλυ&$ν. 
ωστε  drmhv  dn*  htslv^  τήν  uksvtaiaw  Idity 
ήμίραΐβ  itueiionoOvta  μη^"*  όλβίζειν  πρΙν  α» 
ηρμα  τον  βίου  ηβροΜ  μί/άίν  άλγ»ρ6ν  πα9ύ». 
Bei  Eoripidee  aber  beisst  es  Phoen.  1758  ff.: 

m  ηάιρας  χλβίνης  noUiai^  Isv(HKt\  Oldinovg  oSf^ 
dg  vot  nülp*  οΧνί/μα^  eym  xai  μέ/*στος  ηρ  db^p, 
dg  μ^vog  0(μγγhg  χανίοχον  τής  μίοιφόναυ  ιχρΑτη^ 

äufiog  aMg  oLagig  Ιξβλαυνομοί  x^ovog. 
dXkä  ναρ  τί  m&m  ^ρψω  ηαΐ  μάτην  Μύρομαι; 


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Kritieoh*£xegetieche8. 


507 


nnd  Aodromache  100  ff.: 

χρή  (Γ  οϋποτ  εΐηεϊν  ονόίν'  okßiov  βροτΰν 

ηρΙν  αν  ^αν6ηί>ς  τψ  τελενταίαν  tdfig 

δηως  τιεράοας  ήμίρα»  ηξß^  ηάηο. 
Dem  Schlosee  der  PhöDissen  gegenüber  ist  in  den  Schlussversen 
des  0.  B.  zwar  besser  dass  das  sweimalige  xkstvbq  so  korz  nach 
einander  vermieden  ist|  und  χράτιστος,  welches  Enripides  wegen  des 
nachfolgenden  ηράτη  unsolftssig  fand,  ist  wenigstens  nm  ein  Kleines 
weiqger  leer  ab  μέ/ιστος^  obwohl  nach  dem  nnmittelbar  vonmsge- 
gangeoen  hqüoA  nnd  άχράαισας  (1522  f.)  eigaiilich  unpassend; 
indessen  ist  es  gar  nicht  unwahrscheinlich  dass  von  den  aufge- 
föhrten  Versen  der  Phönissen  der  zweite  eine  interpolierte  Ditto- 
logie  des  dritten  sei,  nnd  mit  seiner  Streichung  fiele  anch  der 
Uebergang  von  der  dritten  Person  in  die  ei  ste  weg.  Dagegen  fehlt 
der  eoripideischen  Redaction  die  gloriose  Idee  der  psendosophoklei- 
schen  dass  Oedipus  kein  neidischer  Tyrann  gc\vesen  sei,  über  die 
Person  des  Redenden  kann  in  jener  kein  Zweifel  aufkommen,  und 
anch  die  zweite  Hälfte  der  Stelle  ist  bei  Enripides  sehr  viel  inhalts- 
reicher nnd  der  speciellen  Situation  entsprechender.  Sodann  in  der 
Aodromachestelle  ist  keine  Spur  von  der  in  der  peendosophoklei- 
•cben  (V.  1528  f.)  so  lästigen  Ungewiesheit  darüber  was  Suhjects- 
secusativ  sei  und  was  ObjeetsaocnsatiT;  oder  von  der  Ungelenkig- 
kait  nnd  Leerheit  des  Id^y—iTwmonavvTay  der  bei  Pseudosophoklee 
nnmsste  Begriff  des  DOrtos  bei  hkßlf»»  ist  bei  Euripides  bestens 
Mii^gedrückt,  und  der  Mangol  dass  die  snsammengehörigen  Worte 
-aUmnia»  ήμί^ν  hier  getrennt  sind  wird  aufgewogen  dnroh 
die  Abwesenheit  eines  so  mflssigen  Fliekworts  wie  bä  Psendosopho- 
kles  hdvrpf  ist.  Wenn  aber  hlenach  die  enripideisohe  Fassung  ent- 
schiedene Yonftge  besitat  vor  der  psendoeophoUeisbhen,  so  hat  die 
Annahnie  (von  Porson,  G.  Hermann,  N.  Wecklein,  Ars.  8oph.  emend. 
p.  168)  wenig  Wahrscheinlichkeit,  dass  die  betreffenden  enripidei* 
•eben  SteUeo  —  denn  der  Fhöniesenschlnss  nnd  Androm.  100  ff. 
Mien  sieh  in  dieser  Hinncht  so  siemlich  gleich  —  Nachahmnngen 
seien  dee  alsdann  als  echt  Toranssnsetsenden  8<dilnssee  von  0.  R.; 
fiehnehr  ist  letaterer  fOr  die  Arbeit  eines  Interpolators  anausehen« 
der  ans  den  euripideischen  seine  Verse  mühsam  snsammenflickte 
uid  veruiflge  seiner  geringen  poetischen- Begabung  da  wo  er  von 
asiner  Vorlage  abwich  es  sehlechter  machte. 

lat  mir  hienaeh  die  Uneehtheit  der  lotsten  sieben  Verse  nn- 
iweifoUialt,  so  abd  mir  die  übrigen  Trochäen  des  Schlusses  (von 
1515  an)  mindestens  hdchst  verdächtig.  Schon  V.  1515  be- 
ginnt  die  Aehnlichkeit  mit  der  Sohlusspartie  der  Phenisaen ;  denn 
wie  ea  dort  heisst  Sktgty'  Ιξηχεις  όαχρνων,  so  hier  (V.  1748),  nnr 
wiederom  verständlicher,  αλίς  ^άυρμάτων  ίμ&¥.  Fmwp  contrastiert 
die  Barschheit  womit  Kreon  durch  jene  Worte  den  Klagen  des 
Oedipus  ein  Ende  macht  in  anffftllender  Weise  mit  der^ilde  und 
dem  Edelsinn  den  er  vorher  gegen  diesen  bewiesen  hat  nnd  macht 
den  Eindmek,  als  rührte  dieser  Theil  von  einem  Verfasser  her  der 
mter  dem  Eioflasse  der  Tyranneorolle  stand,  in  welcher  man  von 


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608 


Miscellen, 


der  Aniigonc  her  den  Kreon  sich  zu  denken  gewöhnt  war.  So- 
dann ist  diese  ganze  Schlusßverhandlung  zwischen  Oedipus  und 
Kreon  (V.  1515  ff.)  theile  eine  leere  Wiederholung  von  Friiherem 
theils  im  Widerspruch  mit  solchem.  Eine  W'iederholung  ist  die 
Bitte  des  Oedipus  ausser  Landes  geschickt  zu  werden  und  die 
Antwort  Kreons,  dass  das  von  dem  Gotte  abhänge,  was  Alles  schon 
V.  1436  ff.  gesagt  war,  nur  dort  ausführlicher,  deutlicher  und 
besser.  Auch  die  Erklärung  des  Kreon  (V.  1520),  η  utj  ffmnl 
γαρ  ov  ((ΐλώ  λίγειν  μάτην,  war  schon  V.  569  (iff^  oig  μη  qgonu 
Οίγάν  φιλώ)  fast  mit  denselben  Worten  gegeben.  Widersprechend 
aber  ist  dass  jetzt  (V.  1521:  σηϊ/t  yvy,  τέχνων  (Γ  u(fov)  Kreon 
den  Oedipus  der  Gesellschaft  seiner  Kinder  berauben  will  (warum, 
sieht  man  schlechterdings  nicht  ein  und  wird  auch  in  keiner  Weise 
begründet),  nachdem  er  doch  vorher  (V.  1476  f.)  sie  seibet  ihm 
mgefObri  und  V.  1429  ff.  erklärt  hatte: 

άλλ'  ιης  τά/ίοτ'  Ις  οίχον  ^ςχομίζεκ. 

Ίοϊς  ir  ykvsi  γαρ  τάγγενη  μάL·o&^  οράρ 

μωοις  άχονειν  είοεβιυς  έ/ει  κακά. 
Zu  den  εν  γένει  aber  gehören  doch  vor  Allem  die  leiblichen  Kinder 
des  Oedipus,  und  wenn  Kreon  diesen  ins  Haus  hinein  verweist 
(«λλ'  ίΐ/ί  στέγης  εοω  1515),  so  weist  er  ihn  damit  zu  allernächst 
auf  die  Gesellschaft  seiner  Kinder  an.  Auch  im  Einzelnen  ist  Vieles 
verwunderlich.  So  kann  V.  1510  die  Sentenz  πάντα  (auch  das 
Weinen). y«p  χαίρω  χ«λ«  weder  für  originell  und  tief  noch  für 
woblangebracht  gelten,  und  die  zweite  Antwort  des  Kreon  {λεξβις, 
Hcd  νάτ^  εϊσομΜ  1517)  ist  geradezu  komödienhaft;  s.  Aristopb. 
£qq.  1158.  Pac.  1061,  sowie  die  Komiker  Alexis  (fr.  130  Meio. 
min.)  und  Nikomachos  (fr.  1,  7  ib.)  nebst  Plaut.  Psead.  657  R.  Nicht 
besser  sind  Kreons  weitere  Worte  τοιγα^ν  ηνίει  (1619),  ao- 
fern  ^ie  theils  an  sieb  wenig  deutUdi  sind,  theils  eine  hier  unpas- 
sende Alliteration  haben,  auch  bei  Sophokles  sonst  immer 
bei  einer  nachdrücklichen  Aufforderung  (im  Imperativ)  steht.  Zu* 
dem  ist  es  eine  seltsame  Logik  zu  sagen:  da  du  den  Gröttera  so 
sehr  verhasst  bist,  so  werden  sie  deine  Bitte  um  so  eher  erfüllen. 
Weiter  Kreons  Sdüussworte  (1523  f.)  nana  μ  ή  βονλον  χρατεΐν» 
και  γαρ  άχράτηοας  οϋ  σοι  τω  βίω  'ξννέσηετο  wiederholen  erstens  die^ 
selbe  Wendung  die  er  eben  erst  gebraucht  hatte  {naym  γαρ  χ.  χ. 
1516),  sodann  können  sie  unmöglich  dazu  dienen  den  ganz  billigen 
Wunsch  des  blinden  Oedipus,  dass  er  seine  Kinder  bei  sich  behal- 
ten dürfe,  zu  widerlegen.  Ebenso  wenig  passen  sie  zu  der  Situa- 
tion, wie  sie  sich  wenigstens  jetzt  gestaltet  hat,  in  welcher  naa 
von  dem  gebroohenen  und  mürbgemachten  Oedipus  niohts  weniger 
mit  Grund  aussagen  konnte  als  dass  er  in  afien  Dingen  seinen 
Willen  durchsetaen  wolle;  vgl.  z.  B.  1419  ff.  1516. 

Nach  Allem  diesem  komme  ich  zu  dem  Ergebniss  dass  der 
ganze  trochäische  Schluss  des  Stückes  (V.  1515 — 1530)  nicht  von 
Sophokles  selbst  herr&hre,  sondern  für  eine  spätere  AuffCÜirung  nach 
dem  Tode  des  Dichters  von  irgend  einem  Poeten  niedrigen  Baoges 
yerfasst  worden  sei,  unter  Unterdrückung  des  echten  Sohlnssss,  der 


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Krituoh-EKegeUsoliM. 


609 


dem  ZdigMefaauMdEe  am  irgend  «ineni  Grunde  nieht  sneagte,  oder 
we3  derMlbe  yerloren  gegangen,  vielleieht  von  Sophoklee  eelbei 
ip&ter  geetriohen  war.  Der  Verfasser  bat  sieh  ätM  eng  an  die 
Weise  der  nachsopliokleiechen  Epiloge  gehalten  und  den  Lieblings- 
diditer  der  späteren  Zeit,  den  Euripides,  stark  ausgenutzt,  und 
unter  dessen  Stücken  vornehmlich  die  stofflich  verwandten  Phönissen. 


Za  £aripidee. 

Eur.  Ipb,  Tanr.  447  sagt  der  Chor«  naobdem  er  den  frommen 
Wonseh  anegeeprooben  dass  statt  der  beiden  Jünglinge  docb  He- 
lena gelandet  wfire,  die  sie  mit  Veigntlgen  abseblaiäten  säben,  naeb 
den  Handsebriften ; 

τύύηήρωΫ  d  νς  Sßa 
der  sie  (die  den  Ober  bildenden  Helleninnen)  in  die  Heimatb  sn- 
ffiekftbren  würde.  Jener  erste  Yers  entspriebt  aber  weder  dem 
der  Strophe  Ktd  ιάηιαιοτίοίΛ  πνοαίς  noeb  bietet  er  etwas  das  den 
Uebergang  τοη  dem  ersten  Wnnscbe  su  d«tn  aweiten  vermitteln 
wflrde.    Beiden  Anfordemngen  entspriebt  die  Sebretbnng: 

iUamtf  d*  Stf  άγγελίαν 
'ξ»ίμεσ9'  η.  s.  w. 
Die  von  0.  Hermann,  H.  Weil  u.  A.  gemaobten  Yorseblige  helfen 
ifluner  nur  dem  einen  der  beiden  Uebd  ab  oder  entfernen  sieb  in 
weit  TOB  der  Ueberfiefemqg,  ohne  eben  Weg  an  dieser  an  aeigen. 
Badbam,  mit  seiner  Streiebnng  von  τή^ό\  bat  die  Arbeit  balbvol- 
lendet  gehssen. 

Tftbiogen.  W.  TenffeL 

Zi  Aaseiiis. 

Zu  Ende  seiner  *  oommentatio  professomm  Burdigalensinm' 
sagt  der  Dichter  v.  7  ff. : 

et  si  qua  cunctis  cura  viventum  placet 

iuvatque  honor  superstitum. 
accipite  maestum  carmiuis  cultum  mei 

textum  querela  tlebili. 
sedem  sepulcris  servet  iiuinotus  ciuis, 

memoria  vivat  nominum, 
dum  remeat  illud  iudicis  dono  dei 
cummune  cum  die  saeculnm. 
Es  darf  wohl  ohne  weitere  Ausführung  behauptet  werden,  dass  für 
das  unendlich  matte  'cunctis'  zu  schreiben  ist  ^fimctis':  Jeder 
fühlt  selbst,  wie  treffend  jetzt  in  den  Worten  *  si  qua  fanctis  cura 
viventum  placet  *  die  'functi*  und  *viventes'  einander  gegenüberge- 
stellt sind.   Dagegen  wird  im  letzten  Verse,  wo  ich  für  *cum  dis* 
keine  rechte  Erklärung  ünde,  herzustellen  sein:  'commune  cunctis 
saeculnm*. 

Jena,  Emil  Baehreus. 


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610 


MifoeUen. 


Ζα  Liviis. 

Li  ν.  XXIV,  25,  8:  ea  Datura  maltitadinie  est  aai  Μτνϋ 
homüitor  aut  süperbe  dominatur;  libertatenit  qoae  media  eit,  nee 
etapere  modice  nee  habere  eciunt.  ν 

Nachdem  zur  Beeeitigang  des  unmöglichen  etapere  die  man- 
nigialtigsteii  Yersoehe  gemacht  worden  sind  —  atrnere,  spemere, 
exaere,  cnpere,  angere  — ,  hat  Prof.  Tittler  in  dem  neuesten  Programm 
dee  Oymnaainme  zu  Brieg  S.  1 — 5  diese  Stelle  einer  eingehendeo 
und  anregenden  Besprechung  unterworfen  und  eine  Lösung  der 
eehwierigkeit  darin  zu  finden  gemeint,  dass  er  ^  nec  student  habere 
nee  modice  habere  soinnt'  gesehrieben  wissen  will.  Zu  einer  io 
nmfönglichen  und  gewaltsamen,  auch  durch  den  Gedanken  oidkt 
gerechtfertigten  Aendemng  scheint  aber  kein  zwingender  Grund  Tor- 
zuliegen.  Für  stnpere  dürfte  snmere  zu  lesen  sein.  So  gewinnen 
wir  einen,  dem  ganzen  Zusammenhang  der  Stelle  wohl  entspreohen* 
den  Gedanken.  Der  grosse  Haufe  veHallt  immer  in  Extreme.  Ent- 
weder ist  er  ein  kriechender  Sdiave  oder  ein  hochiSshrender  Herr- 
seher. In  der  Freiheit,  welche,  wie  die  Aristotelische  Tagend,  in 
der  lütte  liegt,  kennt  er  kein  Maass.  Wenn  er  sie  nimmt  d.  L 
sieh  aneignet,  tun  sie  an  geniessen,  wie  poenla  snmere  und  modieoe 
<^thos,  ut  er  weder  mit  einem  bescheidenen  Maasse  derselbea 
snfrieden  —  er  wählt  sich  s.  B.  als  Staataform  nioht  eine  Tiokaäa^ 
sondern  die  ΙχλοκρατΙα  — ,  noek  versteht  er  es,  wenn  er  sieh  im 
Besitse  derselben  befindet,  von  ihr  einen  massvoUen  Gebnweh  sa 
machen.  Die  Handinngen  des  snmere  nnd  habere  fhllen  nieht  ai- 
sammeni  sondern  folgen  anfamander.  Das  erstere  beaeichnet  dse 
QnantitatiTe,  das  aweite  das  Qualitative  in  dem  Vefhalten  des  grossen 
Haufens  zur  Freiheit;  jenes  ist  ein  Uebermass  der  Begehrlichkeit, 
dieses  der  Willkohr.  Das  in  die  Mitte  gestellte  modice  gehttrt  sa 
Beiden.  Yollständig  mttsste  es  heissen:  nec  snmere  modiee  nee 
sumptam  modice  habere  sciunt.  Der  tropische  Ausdruck  modice 
snmere  findet  sein  Analogon  in  der  au^  von  Tittler  angeflkhrten 
Stelle  aus  Cic.  de  rep.  I,  43,  66:  quum  enim  inezplebilee  popuU 
fauces  ezamerunt  libertatis  siti  malisqiie  usus  ille  magistris  non 
modice  temperatam,  sed  nimis  meracam  libertatem  sitiens  bansit, 
tum  etc.  Wird  libertatem,  quae  media  est,  nee  emere  (mit  Xad- 
vig)  modice  nec  habere  sdunt  streng  «nf  das  unmittelbar  voriMr 
gdhende  aut  servit  humiliter  aut  supeibe  dominatur  bezogen,  so 
mochte  man  einen  andern  Mittelbegriff  als  libertas  erwarten,  wdche 
nicht  eine  moralische  Haltung,  sondern  einen  politischen  Zustand 
beieicbnet,  welcher  deuGegensata  lu  beiden  Begriffen,  der  servitns 
und  domkiatio,  bildet.  Der  erste  Gedanke,  aut  servit  humiliter 
aut  süperbe  dominatur,  ist  ein  disjjunctiver.  Der  sweite  ist  copo- 
lativer  Art.  Das  so  charakterisirte  Verhalten  der  multitudo  eridirt 
sich  daraus,  dass  die  multitudo  die  Freiheit  fiberhaopt  nicht  ver» 
tragen  kann,  sowohl  wenn  sie  sich  dieselbe  aneignet,  als  wenn  sie 
im  Besitze  derselben  ist.  Die  libertas  wird  media  genannt,  weil 
der  grosse  Haufe  nach  dem  Abwerfen  der  servitus  nicht  mit  Selbst- 
beherrsohnng  in  der  Mitte  bei  der  libertas  stehen  bleibt,  sondern 
sofort  in  das  Extrem  der  dominatio  verfällt. 


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9 


Krititoh-£xegetiBchet.  611 

Das  uDsrer  AaffiMiiu^g  tm  nächsten  kommende  oapere  sagt 
wenig,  indem  es  noch  von  der  Besitzergreifung  absieht.  Die 
paläographieche  Reohtfertignng  dürfte  Abrigena  für  eomere  mcbt 
aehwieriger  ala  für  onpere  adn. 
<         fiarlip.  G.  Kieaaling. 

Zi  AMiaiii  HmelliMa. 

XXIX  2,  22  ist  die  Rede  von  einem  Feetns  Tridentinus  Ul- 
timi sangninis  et  ignoti,  in  nexum  germanitatis  a  Maadmino  dilectne 
nt  aodalis  et  contogatus.  Letzteres  Wort  erUiii  ToleBiaa  dnrcb: 
*  Id  est  togatos,  sea  Advocatue  in  eodem  foro* :  die  WOrterbflober, 
ao  weit  aie^mir  wenigatens  zu  Gebote  ateben,  folgen  bia  anf  Geaner, 
der  voraiefatig  daa  Wort  unerklärt  lAaat.  Sieber  bedeutet  ea  aber 
einen  aoleben,  der  am  lübnlieben  Tage  mit  der  toga  virilia  beklei- 
det worden  iat» 
*     Br^n.    M.  Herta. 

Nachtrag  za  S.  445  IT. 


Vorstehender  Aufsatz  befand  sich  schon  in  den  Händen  der 
Redaction,  als  mir  die  interessante  und  inhaltreiche  Abhandlung 
von  Uerm.  Hagen  'Der  Jurist  und  Philolog  Peter  Daniel  aus 
Orleans*  (Berner  Universitätsschrift  vom  15.  Nov.  1873)  zukam. 
Indem  ich  mir  vorbehalte,  an  andrer  Stelle  ausführlicher  auf  die- 
selbe zurückzukommen  ^  bemerke  ich  hier  nur,  dass  sie  ihrem 
Zwecke  nach  die  Geschichte  einzelner  Handschriften  natürlich 
nicht  verfolgt  und  unseren  Parisinus  Α  überhaupt  nicht  erwähnt 
(auch  nicht  S.  3  Anm.  1).  Indess  gewinnt  durch  Hägens  Nach- 
weisungen (s.  a.  0.  S.  7  Anm.  20;  S.  9;  S.  11  Anm.  42)  im  All- 
gemeinen meine  Vermuthung  über  die  Herkunft  des  Codex  Α  aus 
dem  monast.  Floriacense  an  Wahrscheinlichkeit.  Wir  lernen  ferner 
aus  einem  bisher  ungedruckten  Briefe  des  Theod.  Canter  an  P. 
Daniel  vom  28.  März  1571  (Ck)d.  Bern.  141,  ur.  210;  a.  O. 
S.  32  f.),  dass  Letzterer  höchst  wahrscheinlich  den  Cod.  Α  schon 
damals  (1571)  besessen  hat;  es  heisst  dort  nämlich  (S.  33):  Et 
apud  Donatum  interpretem  Terentii  in  Andria  act.  3  '  hinc  <|ui 

porro]  ubi  non  dubito  legendum  pro  primo  q.  *  Quirites*, 

nisi  tu  quid  melius  attideris  ex  antiquis  menibranis.  Auch  zeigt 
ein  a.  0.  S.  31  veröffentlichter  Brief  des  L.  Carrio  an  P.  Daniel 
(d.  Colambae  5  Idus  Novembris  1580),  dass  dieser  den  Donat- 
codex  dea  Giiiacius  bei  sich  zur  Benutzung  gehabt  und  dass  Cuia- 
eine  ein  zweites  treffliches  Exemplar  (ersteres  war  also  wohl  weniger 
wertb)  in  jener  Zeit  erworben  hat  (Interea,  quod  oommodo  tno 
fiat,  Ikmahm  CWacü,  quem  Bitorigas  mecom  feram,  ad  me  mitH 
per  aane  enpio.  1^  «nün  me  facere  Ouiacius  noster  yoloit,  qui 
αΙΜ  DfmaU  mmgpkar  Jmge  optkmm  impet  nactus  est).  Wir 


>  [Vgl  Klette'8  Literaturzeitung,  Jahrg.  1Θ74,  Art  376.   D.  Κ  ed.] 

Digiiizea  b^GoOgle 


512 


lAioeUen. 


mfiBBen  uiui  hierbei  eriDoeni,  dass  Lindeiibraoh*8  Hauptappani  in 
deo  '  dao  eiemplaria  . . .  Pithaeoram  aocnrata  dfligentia  ad  MS8. 
Godd.  AntoDii  Gontii  &  Jaoobi  Ciiiadi .  ·  ·  collata' (soin  derFnnk- 
fturter  Ausgabe),  bestand. 

Der  bei  Hagen  (S.  10  Anm.  34)  erwähnte,  nüt  einer  Οοΐΐι· 
tton  vnd  Coniectoren  versehene  gedraekte  Donatoommeiitar  η 
Terens  wurde  mir  dureh  die  gütige  Yennittelung  meines  FVeund« 
Hagen  von  dem  liberalen  Vorstand  der  Hemer  StadtbibliotiMk, 
Herrn  Oberbibliothekar  Dr.  von  Steiger»  ohne  Weiteres  zur  Be* 
ttutaung  übersandt.'  Es  ist  eine  Au4^d>e  des  Tereni  mit  Denat 
(Veneiäis  1482).  Von  Blatt  2  an  (mitten  in  der  Einleitung  d« 
Euanthius)  ist  Donata  Gommentar  för  die  Andria  und  den  Anfiutt 


der  Adelphoe  —  also  so  weit,  wie  der  Parisinns  Α  rsieht  —  naeo 
dieser  Handschrift  von  Daniels  eigener  Hand  am  Rande  eorrigirt; 
gelegentlich  sind  auch  Besserungsvorschläge  beigefügt.  Dass  Lin- 
denbruch  nicht  dieses  Exemplar  (statt  des  Codex  selbst)  geliehen 
erhalten  hat,  gebt  aus  verschiedenen  Anzeichen  herYor,  z.  B.  dar- 
aus, dass  das  ganze  erste  Blatt  des  Textes  keine  Varianten  enthält, 
Lindenbrucb  aber  auch  für  diese  Partie  wiederholt  den  Cod.  Dan. 
citirt.  Eine  Uebereinstimmung  in  der  Schrift  dieser  Randbemer- 
kungen mit  den  Zügen,  welche  die  Glossen  des  Codex  zeigen, 
glaube  ich  für  einen  Theil  derselben  (allerdings  nur  aus  der  Erin- 
nerung, da  der  Codex  nicht  mehr  in  meinen  Händen  ist)  mit  Sicher- 
heit behaupten  zu  können.  Weshalb  Daniel,  selbst  im  Besitz  des 
Codex,  noch  eine  CoUation  desselben  anfertigte,  lässt  sich  nicht  mit 
Bestimmtheit  sagen.  Das  Wahrscheinlichste  ist,  dass  er  es  zum 
Zweck  des  Verleihens  that  (das  erste  Blatt  hatte  er  vielleicht  ganz 
abgeschrieben,  nachher  aber  den  bequemeren  Weg  vorgezogen)  in 
Fällen,  wo  die  Versendung  der  Handschrift  selbst  unsicher  schien 
(Aehnliches  bei  Hagen  a.  0.  S.  26  in  Brief  VI).  Vielleicht  hat  er 
auch  die  CoUation  gemacht,  bevor  er  in  den  Besitz  der  Handschrift 
selbst  kam.  Dass  sie  zum  unmittelbaren  Zweck  einer  Ausgabe  des 
Donat  gemacht  sei,  ist  nach  dem  Augenschein  unwahrscheinlich. 


S.  191,  Z.  12  lies:  ο  τι  für  on  (wie  S.  189,  Z.  14  v.  u.  richtig 
steht),  —  ebda.,  Z.  19:  'auslautendes*  für  'auslaufendes',  —  S.  34θ, 
Ζ.  21:  ·  526*  für  '  536',  —  S.  368,  Z.  14  v.  u.:  nominanUir:  so  iitsu 
lesen  statt:  aquatiles*  u.  s.  w. 


Breelau. 


IL  D. 


Berichti  gungen. 


Dniok  TOS  Ourl  Oeorgi  in  Bona. 
(SO.  Jmit  1ST4.) 


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Dionysiu  tob  HaUkanass  nd  Liyiii8. 


I. 

Der  Zweck  der  nachstehenden  Abhandlung  ist,  die  Stellen 
■Achza weisen,  wo  sich  bei  Dionysius  und  Ldvius  in  der  beideneir 
t^BD  Dantellaog  der  BegebenheiteD  der  gemeiiiMine  Kern  der 
Ueberllelerung  erkennen  läset,  d.  k.  wo  die  Ueberdneitoiniang  Beider 
voD  der  Art  ist,  dass  sie  nur  durch  die  Annahme  einer  gemein- 
samen Benutzung  derselben  Quellen  erklärlich  wiid.  Wir  hoffen, 
•ef  dieeen  W^ge  Murohi  dae  YerkAltniMi  dee  DioiqrBitu  «t  der 
Tiiditkm  als  die  Bescksfienkeit  dieser  Tradition  selbst  in  ein  kel- 
kres  liMkt  setsen  sn  ktenen. 

kann  sich  hierbei  selbstverständlich  nicht  um  den  ge- 
sebichtlicben  Stoff  handeln,  der,  ao  weit  beide  Schriftsteller  neben 
«isander  iMifen,  im  Gänsen  and  Grossen  die  feststehende  rö- 
aiaehe  Tradition  tber  die  iltesten  Zeiten  wiedergiebt  and  wo  also 
^  Uebereinstimmung  für  unsern  Zweck  nichts  beweisen  kann, 
sondern  nur  um  chsrakteristisclie  Kinzelnheiten  und  um  die  Form, 
kurz  um  Dinge,  worin  sieb  die  Individualität  eines  Sobriftstellers 
hsnptsiehlieh  knndgiebt. 

Man  darf  femer  nieht  erwarten,  dass  beide  Sehriftsteller  sick 
einander  vollständig  decken.  Beide  haben  ihre  Quellen,  wenn  auch 
ia  sehr  verschiedenem  Masse,  frei  und  selbststuudig  verarbeitet, 
und  die  Uebereinstimmnng  kann  also  nnr  hier  und  da,  wo  sieb 
bade  genaaer  mn  ihre  Qneilen  aasoblieesen,  gsvissenaassen  wider 
flsren  Willen  kenrorlenekten.  Dass  insbesondere  XHonjrsins  niekt, 
80  zu  sagen,  im  Livius  völlig  aufgehen  kann,  geht  schon  daraus 
hervor,  dass  der  Umfang  des  Werkes  des  Dionysias  ein  viel  gros* 
Mrer  ist.  Die  voUst&ndig  erhaltenen  11  Büeker  des  IHon^fsios 
eatopreeken  8  (jedeafalls  niekt  liogeren)  Bttekem  ond  einigen  Ca- 
ptteb  des  Livius;  die  Vorgeschiekte  ond  die  Gesekiekte  der  Könige 
ist  von  Livius  in  einem,  von  Dionysias  in  4  Büchern  erzählt,  und 
nm  noch  ein  recht  aaffiailendes  Beispiel  anauführen,  die  Sage  von 
ttiiB.  WM.  t  vuaeL  H.  V.  xxn.  ^ 


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514  tMoDyiiofl  tod  ttalikirntte  und  LiTini. 


Ooriolan  »t  bm  Lmne  im  Gänsen  in  67«  Oapiteln  (IT,  84—40) 
enthalten,  während  sie  bei  Dionysius  auf  1 1 2  Capitel  (Y II,  21 — 69. 
VIII,  l — 63)  ausgedehnt  ist. 

E2he  wir  aber  die  ParaUebiellen  ans  beiden  anfahren^  die  vir, 
um  ihre  Beweiekraft  geltend  sa  machen,  meist  wdrtlidi  neben  «■· 
ander  stellen  mfissen,  können  wir  nicht  umhin,  über  die  Tendenen 
und  Kigenthümlichkeiten  des  Dionysius  einige  Bemerkungen  vor- 
aoszuschicken,  aus  denen  die  Erweiterungen  und  Zusätze  undVer- 
Änderungen  herroig^gangeo  sind,  mit  welehen  er  den  Kern  der 
Ueberliefemng  nmhüllt  hat. 

Es  ist  bekannt,  dass  er  sein  Werk  für  Griechen  und  zu  dem 
Zweck  geschrieben  hat,  den  Griechen  zu  beweisen,  dass  die  Römer, 
wie  sie  selbst,  nicht  Barbaren,  sondern  Griechen  seien.  Er  sagt 
dies  selbst  wiederholt^  und  es  ist  nicht  nöthig,  die  Beweiisfolhs 
dafltr  ansofahren,  da  dies  von  Andern  bereits  geeeheheo  ist,  s.  R 
TOn  Schwegler,  Rom.  Gesch.  B.  1,  S.  98  ff.,  und  die  Saclie  a«lbst 
von  Niemand  besweilelt  wird.  Wir  werden  weiter  unten  du-aaf 
snrückliommen  mfissen«  An  dieser  Stelle  wölk«  wir  nur  benerki^ 
dass  es  h^  seinen  «hnuid  hat^  wen  er  öfter  IKnge  tfbergsht, 
die  ihm  für  seine  grieohisehen  Leser  m  schwer  sei'smndlieh  nal 
zu  wenig  interressant  scheinen,  wie  z.  B.  die  Formel  des  Vertrags 
awisohen  den  Römern  und  Albanern  (Liy.  I,  24),  die  Formel  der 
Bemibng  an  das  Volk  {Liv.  I,  26),  den  Wortlant  der  KriegsetUft- 
rangen,  s.  LiT.  I,  9S,  18,  vergl.  OindM  de  rs  miL  bei  Oell. 
4,  1,  die  formula  deditionis  (Liv.  I,  38);  die  sacra  lovis  EU« 
(Liv.  I,  31)  erwähnt  er  zwar,  aber  nur  vermittelst  einer  Umschrei- 
bung, indem  er  sie  ετέρας  σύχ  υίίαρχσνϋας  ^Βυψαίοίς  &νοίας  nmai 
(UI,  35).  Auch  die  T&nschnng  der  Sabiner  durch  die  Opfcnmg 
des  Stiers,  an  welche  die  Berrschaft  geknöpft  war,  Ltr.  I,  45,  d« 
Ilandverbrennen  des  Mucius  Scävola,  Liv.  II,  12,  und  die  Lex 
Cannleja  de  conubio  scheint  er  nnr  deswegen  unerwähnt  zu  lassen, 
weil  diese  Dinge  den  Griechen  an  schwer  ventindUoh  oder  glaok» 
lieh  SU  machen  waren;  glaubt  er  doch  an  einer  Sisllo,  wo  er  etwas 
nach  seiner  Meinung  schwer  Glaubliches  ansnahmsweise  berichtiti 
sich  deslmll»  ausdrücklich  entschuldigen  zu  niijssen,  s.  V, 
douca  μή  σκληρά  xai  änuna  νπς  "Ελληοι  όόξω  λέγειν  '  Ι^ά 
9μιΐύς).  Auch  dies  glauben  wir  auf  die  Bftcftmht»  die  er  Obstatt 
auf  die  Griechen  nimmt,  snrOekfUuren  su  mössent  dasa  er  öAir« 
wenn  es  mehrere  yerschiedene  Relationen  über  dieselbe  Sache  giebt, 
ohne  Weiteres  eine  dieser  Relationen  als  gewiss  hinstellt,  um  näm- 
lich seine  grieohisehen  Leser  nicht  durch  Zweifel  an  beUMigen  odir 


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Dionytins  τοη  Halikamase  nnd  Livias. 


516 


gv  io  ihrem  Glauben  an  die  römische  Geschichte  irre  zu  machen. 
So  erwähnt  er  nichts  von  dem  Zweifel  über  die  GontiÜB  des  ersten 
Jahms  der  fiepnblik,  s.  V,  19  Tgl.  law.  U,  8,  niokts  davon,  dase 
Btob  den  Einen  suerat  8«  naeh  Andern  6  YolkstrilmneD  gewühlt 
sein  sollten,  s.  VI,  89  vgl.  Lir.  II,  33.  58,  so  neunt  er  diej<'ni^en 
2  Tribunen  unbedenklich  mit  Namen,  von  denen  Livius  ausdrück- 
lich sogt,  dass  ihre  Namen  nicht  übereinsiiainiend  Überliefert  seien, 
•bsnd.  vgL  Liv«  II,  33,  nnd  ¥10,  12  wird  Ar  die  Yerselionnng 
0m  Aesiker  derPatrieier  An  einziger  beeiinniier  .Chmnd  angegeben, 
wihrend  Liyius  (II,  39)  zwei  anführt  und  sich  weder  für  den  einen 
noch  den  andern  entscheidet.  Ελ  fehlt  ireilich  auf  der  andern 
Sdfee  anch  niokt  an  Steilen,  wo  er,  nm  eeinen  Seharfnnn  oder  seine 
Qewissenhafligkoit  in  ein  hellee  Lielil  an  seton,  mebrere  Belatia- 
Bn  anflihri  nnd  sieb  niebt  sdten  in  weitiinfige  Erdrterangen 
darüber  einlässt.  So  ara  häufigsten  im  ersten  Buch,  wo  er  seinen 
Beruf  zum  Geschichtschreiber  durch  Eahlreiche  Proben  von  hieto- 
risober  Exktik  dartbnn  an  wollen  sebeint.  8o  ferner  II,  69,  wo  er 
die  Ssgn,  dass  Nua»  SebOler  dee  Psrtbagoraa  gewesen,  kritisirt, 
IV,  6 — 7,  wo  er  den  Beweis  liefert,  dass  Tarqninius  Snperbns  nicht 
der  Sohn,  sondern  der  Enkel  des  Tarquinios  Priscus  gewesen  sein 
iiiMte,  IV,  64,  wo  er  in  Bezug  auf  Collatinas,  VI,  11,  wo  er  in 
Bsmg  anf  einen  fiobn  dea  Tarquinms  Saperbna  einen  ähnlieben 
Ibweis  Ahbit,  VIII,  67,  wo  die  Tfadition,  wonaeb  Spnrius  Gaseins 
TOD  seinem  Vat^r  gotodtet  worden,  widerlegt  wird,  IX,  i\\  wo 
über  den  Untergang  der  Fabier  zwei  verschiedene  Erzählungen  an- 
gifikbrt  nnd  die  eine  als  nnglaubliob  demonstrirt  wird.  Wie  sehr 
ibn  daran  gelegen  war,  eeino  Leser  τοη  seiner  Soigfalt  nnd  Ürdnd- 
Üshkeit  sn  fibensengen,  ist  ans  XI,  β2  an  erseben,  wo  er,naebdeni 
er  ebenfalls  einer  Differenz  gedacht,  mit  grossem  Nachdruck  ver- 
licheri,  dass  er  der  von  ihm  gewählten  Relation  '  ovx  äv€V  λογωμον, 

bs^ilreteB  sei. 

Rine  andere  ebenMfai  allgemein  anerkannte  EigentbUmliebhett 
des  Dionysius  bilden  seine  zahlreichen  immer  und  bei  jedt  r  (iele- 
geoheit  angebrachten  pragmatischen  BeÜexionen.  Wir  beschränken 
Qss  bier  anf  dicgenigen  Beispiele)  wo  er  dnrob  seine  Socbt,  Alles 
η  eridifen  und  an  motiTiren,  bei  seiner  ananreiobenden  8aeb- 
ksauiuiss  nnd  seiner  Ungründlichkeit  su  offenbaren  Unklarheiten 
Qsd  Widersprüchen  verleitet  worden  ist. 

£in  besonders  deatlichee  Beispiel  dieser  seiner  halben  und 
itewsisbeii  Uetet  seine  Anffaesnag  dea  Ck^müienweeens.  Wir 


•  fcl^  Dioajtliu  toh  Balikarbm  tnid  taviiit. 

hören  zunächst  von  ihm,  dass  Romains  das  Tolk  tn  8  Trihae  waä 
30  Cnrien  eintbeilt  (II,  7,  wo  er  φράτραι  und  λόχοι  so  wie  (foa- 
τρίαρχοί  und  λοχαγοί  als  gleichbedeutend  neben  einander  steUt, 
w&hrend  λόχοι  bei  ihm  selbst  später  im  O^gensate  g^gn  die  ψρίτ 
yftu  oder  coriae  immer  die  Centorieo  beMefanet);  ferner  berioM 
er  U,  8,  dass  Romulus  das  gesammte  Volk  in  Patricier  und  Ple- 
bejer (πληβείους^  ώς  αν  'Έλλψ'βς  tiViotf»'  άημοηχονς)  geschiedeOf 
und  U,  9,  dass  er  die  Plebejer  den  einzelnen  Patrioiem  als  Clienten 
sagewiesen  habe  {nü^füotaand^jimQ  düi  idoms  ιο2ς  παχροώας  4ψ 
μοηχο^  huTQhipaq  htanta  t&¥  Ικ  του  ιΛήΘνυς,  Βρ  οΜς  Ιβονλεη^ 
νέμπν  ηροοτάτψ).  Da  er  es  nun  II,  10  ausdrücklich  als  völlig 
unstatthaft  und  unerhört  fiir  den  Clienten  bezeichnet,  gegen  deo 
Patron  zn  stimmen,  so  mfissen  wir  allerdings  die  YorsteUimg  ge- 
winnen, dass  die  eomitift  coriata  im  Wesentliehen  nur  Tersam» 
Inngen  der  Patricier  warai,  wenn  es  anoh  wenig  dandt  ttbcran- 
stimmt,  dass  Numa  II,  60  erst  durch  die  Comitien  zum  König 
ernannt  und  dann  'durch  die  Patricier*  als  solcher  bestätigt  wird. 
Unter  Servins  Tnllios  aber  erseheinen  die  Coriatoomitien  sofort  all 
dnrchans  demokratisoh.  Servins  T.  wird  vom  Volk  snm  König  er- 
nannt, und  zwar,  wie  ausdrücklich  gesagt  wird,  xaiu  φράτρας,  IV,  12, 
gleichwohl  heisst  es  in  demselben  Capitel,  dass  er  die  Herrschaft 
ηαρα  τον  δημοηχον  τίλήθνυς  empfangen  habe,  und  eben  dies  wird 
ihm  IV,  81  vom  Tarquinios  Saperbns  mm  Vorwurf  gemaoht.  Und 
wenn  8eryins  ToUivs  naohher  die  Oentttriatoomitien  einfthrt,  welebe 
nach  seiner  eigenen,  zweimal  ziemlich  mit  denselben  Worten  wieder- 
kehrenden Beschreibung  (IV,  20  u.  VII,  59)  das  ganze  (iewicht 
bei  der  Abstimmnng  in  die  Hände  der  Reichen  und  Vomdmiea 
legten:  so  ist  dies  Yon  seiner  Seite  niohts  als  eine  Tioschoqg  d« 
Volks  (IV,  20:  τοΰτο  άέατιρα'ξμμενος  skadw  τονς  όημοηχονς,  c.  81: 
όΐίλαχ%  lijv  όημοι\  ωςηερ  εφψ,  χαταοτραγήοΐΑς) ;  auch  sagt  er  iu 
demselben  Zusammenhang  von  den  Guriatcomitien  ausdrücklich: 
(IV,  20):  ψΜ¥  0»  tä  iko^ina  jcnenj^iivi  τοις  ιάς  μ$/ίσης  ίχμ^ΰ» 
ίξβυσίας  iσ6φηφ»·  Dmroh  diese  EinsetsoQg  der  ObntoriatcomitisB 
scheinen  nun  die  Guriatcomitien  völlig  beseitigt  an  sein.  Er  sAgt 
selbst  IV,  20,  dass  die  Centuriatcomitien  statt  der  Curiatcouiitien 
eingeaetat  worden  seien  (την  λοχίτιν  αντί  τής  (ιρατριχής),  und  nach- 
dem er  TOrber  sämmtliohe  Befognisse  des  Volks  aa%eBäbK,  so  er- 
Idärt  er  nnter  Wiederanffthmiig  dieser  Befognisse,  dass  dieselben 
von  den  ('uriatcomitieu  auf  die  Centuriatcomitien  übertragen  wor- 
den seien ;  die  Wirkung  davon  ist  aber,  wie  er  geradezu  sagt,  dass 
die  Armen  von  der  Theilnahme  an  den  öffentlioken  Angeligeakeiten 


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Dionyaitts  von  HAlikAriiMs  und  Liviue.  517 

TÖllig  aofigeschloeeen  sind  (τονς  πενψας  iauXaoac  omh  των  xoivßv^ 
ebeod.).  Auch  kt  nieht  wohl  absiiBeheii,  wie  die  Oorietoomitieo 
iDTtbeetehen  aolleo,  da  die  30  Oorien  eine  Uoienbtheiliiiig  der  8 

arsprünglichen  Tribne  sind  und  nach  IV,  14  an  die  Stelle  der  3 
Tribus  deren  4  gesetzt  wurden  {ιτετράφνλον  ίποίηοί^  την  πάλιν  tJiai 
τρίφυλον  oiwiLV  ηως^^  wobei  dem  Dionysius  die  Reform  des  Clisthenee 
in  Athen  vonosehweben  echeint,  der  in  der  That  die  bieberigen 
4  Pbjlen  aafhob  nnd  neue  10  an  ihre  Stelle  eetate.  Gleichwohl 
kommen  die  CarialeomHien  anoh  weiterhin  vor.  8o  IV,  84,  wo 
die  Verbannung  der  Tarquinier  durch  einen  Bepchluss  der  Curiat- 
coraitieu  Banktionirt  wird,  Vi,  89,  wo  die  Volketribunen  durch  die- 
selben Comiiien  gewählt  werden.  Ueber  den  Charakter  der  Coriat- 
eomitien  iit  aber  in  der  nicheten  Zeit  nichts  ans  Dionysimi  su 
entnehmen«  Von  dem  Standekampf  Aber  die  Angelegenheit  des 
Goriolan  an  treten  nun  aber  die  Tributcomitien  in  Action.  Der 
Tribun  Decius  verlangt,  dass  Coriolan  in  den  Tributcomitien  ge- 
richtet werde  (VII,  45:  απασα  ή  πληΟ^ίς  μεριΟχΗΐσα  χατά  φνλάς)\ 
die  Gegenpartei  sacht  dagegen  Gentnriatoomitien  darchsnaetaen« 
Jone  (die  Indigotfa  φνΚίης  oder  φνΙβηΜή)  erscheinen  hierbei  als  den 
einfachen  demokraHsfllien  Gegensata  gegen  die  aristokratischen  Cen- 
turiatcomitien  bildend,  und  man  sieht  nicht  ein,  warum  nicht  statt 
ihrer  die  Curiatcomitien  von  der  demokratischen  Partei  verlangt 
werden;  Dionysias  scheint  diese  hier  ganz  and  gar  vergessen  zu 
haben.  Indessen  spiter  hat  er  aa  berichten,  dass  durch  die  Lex 
PabKlia  (vom  J.  471)  die  Wahl  der  Volkstribnnen  τοη  den  Cnriat* 
auf  die  Tributcomitien  übertragen  wird.  Nun  weiss  er  einen  Unter- 
schied anzugeben.  Die  Curiatcomitien  nümlich  können  nach  ihm 
nur  aul  Grund  eines  προβονλενμη  des  Senats  und  nach  Vorausgang 
von  Aaspioien  gehalten  werden,  welches  Beides  bei  den  Tribat- 
oomitien  nicht  stattfindet.  Dabei  kömmt  es  vor,  dass  er  die  Cen- 
tnriateomitlen  als  die  nrsprflnglichen  bezeichnet,  VII,  59.  VIII,  6, 
und  dass  er  IX,  46  in  Widerspruch  mit  sich  selbst  die  Uebertra- 
gang  der  Abstimmung  von  den  Centuriat-  auf  die  Curiatcomitien 
geschehen  sein  lässt.  Wenn  aber  das  Unterscheidende  der  Tribut- 
oomitien  τοη  den  pariatcomitien  darein  gesetst  wird,  dass  die 
erstei'en  keines  προβονλενμα  bedurft  hfttten  (von  den  Auspicien 
mOssen  wir  al«  einem  zu  zweifelhaften  und  kaum  zur  Evidenz  zu 
bringenden  (iegeustande  absehen),  so  steht  dies  damit  in  Wider- 
spruch, dass  bei  dem  Process  des  Goriolan,  der,  wie  bereite  bemerkt, 
in  den  Tributcomitien  verhandelt  wurde,  ein  προβξηΛχυμα  nicht  nur 
vom  Senat  als  nnerlässlich  nothwendiges  Erfordemiss  verlangt. 


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51S  DioDjsiat  wem  HtHhiriMW  «nd  ϋτίιι·. 

BODdern  auch  von  den  VolkfflribiiiMD  üe  ιοΙοΐΜβ  aaerimmt  vai 

wirklich  erthöilt  wirtl,  VII,  38.  39.  47,  ferner  damit,  dass.  als  die 
Volkstribuneu  eise  in  den  Tribuioomitiea  gegen  Meneniue  verhängt« 
Oeldatraie  wieder  anfkeben  lanen  wollen,  waa  doch  jedenüaUe  wie* 
der  in  den  Tribatoonitten  gitohehen  mueele,  dioie  Abaielit  aa%e- 
geben  wird,  weil  dM  ιφοβοέλενμα  dee  Senate  nicht  an  erlangei 
ist,  VHI,  21. 

Mao  wird  demnach  anerkennen  müssen,  dass  der  Fehler  der 
Daretellnng  nioki,  wie  nnter  Anderen  von  Sobwegkr,  R.  G.  Bd.  1. 
S.  102,  angenommen  wird,  bloi«  darin  beeieht,  daas  er  irrtbflmliiibir 

Weise  die  Curiatcomitien  für  demokratisch,  die  Centuriatcomitiea 
füi'  aristokratisch  hält  (wii*  ei'innern  überhaupt,  dass  es  uns  nicht 
darum  zu  thun  ist,  dem  Dionysius  hiatorieobe  Irrthümer  nachzu- 
weisenX  sondern  darin,  dass  die  ganie  Darstellnng  in  Folge  eiosr 
falschen,  ohne  Schärfe  and  Gonseqnena  durchgefohrften  Pragmstik 
voller  Unklarheiten  und  Widersprüche  ist.  Wir  wollen  indess  lUB 
weiteren  Beweis  wenigstens  noch  einige  Beispiele  hinzufügen. 

III,  3  wird  sowohl  von  lullos  üostilius  als  von  GUüiiis  des 
Genngthanng  fordernden  Qesandten  sofort  der  Krieg  angekftndigi 
IHes  ist  ein  Widersprach  mit  II,  72,  wonach  die  KriegeerkÜraof 
erst  erfolgen  durfte,  wenn  nach  erfolgter  Forderung  der  Genug- 
thoiODg  30  Tage  veriiossen  waren,  und  dieser  Wideraprach  hat 
sanen  Grund  darin,  dass  Dionysias  anderen  Relationen  cnlg^gm 
die  EinfGdiraiig  des  Fetialsnrechta  dem  Nnma,  statt  dem  Anoos 
Marcias  zugeschrieben  bat.  —  Ein  besonders  deutliches  Beispid 
von  Widersprüchen  liefert  die  Dictatur.  V,  70  wird  berichtet,  dass 
ein  üeseta  g^gebea  worden  sei,  wonach  der  Diciator  immer  vom 
Senat  voigeeohlagen  and  vom  Volke  bestfttigt  werden  aoUe  (£mi  ό$ 
äpdgUf  Sv  η  18  ßovXij  ηροέληται  wd  6  ^ήμος  ^ιψτ^ίστι^  τ^ν 
άηάννωρ  th)Voiav  παραΧαβόντα  ägyHv),  Gleichwohl  beschlieest  nach- 
her (c.  71)  der  Senat,  dass  von  den  beiden  im  Amte  befindlichen 
Consain  der  eine  die  Wahl  vornehmen  und  der  andere  gew&hlt 
werden  soll  (wobei  ea  wanderlicher  Weise  als  gleich  ehrenvoll  er 
klärt  wird,  za  Mr&hlen  als  gewiüilt  an  werden,  obwohl  natürlich  Ar 
den  Wählenden  jede  Wahl  ausgehchlossen  ist).  In  dieser  VNeiee 
wird  dann  aucli  VI,  2  die  Wahl  vorgeuommeu,  so  dass  also  der 
eine  Consnl  wählt  und  der  andere  gewählt  wird.  Aber  sohos 
VI,  39  wird  dann  ein  beliebiger  Dritter  gewählt,  und  so  gaschisbl 
CS  auch  weiterhin,  z.  B.  X,  23,  an  welcher  Stelle  auch  suerst  er» 
wähnt  wird,  dass  die  Ernennung,  wie  es  das  Herkommen  vor- 
schrieb, iu  der  Nacht  geschieht.  —  Auch  in  Betreif  der  Volkf- 


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f 

tRboiM  isi  «·  Μ  Widenpredi,  wewi  IX,  41  geeägt  wird,  dem 

PubliJius  Volero,  als  er  (bei  5  Tribunen)  2  für  sich  gewonnen,  für 
fein  (i«eeU  die  UaioniAi  und  den  Sieg  erlangt  habe  (όνο  όήμαρ/οι 

tufujy),  wo  4μ§  die  ΤβΛήώκ  dM  Dsrehbriogin  dee  Geaetoes  nur 
dmli  GewaHstitfttigMteii  le  verliindero  sncheii  ktaoeii,  wfthreod 

IX,  1  vorausgesetzt  wird,  dass  Ein  Tribun  durch  seine  Eineprache 
ein  Gesetz  hindern  könne,  und  auch  X,  30,  als  ee  sich  darum 
ittadalt,  die  Zakl  dar  Triboam  an  ?ardoppelD,  yon  den  Gegaern 
dee  Volke  ab  ab  Yorlheil  auf  ilurer  Setta  kervorgelK>beii  wird«  da« 
et  bei  10  Tribtmen  leichter  sein  werde,  die  Einstimmigkeit  des 
Coilegiams  zu  bindern,  was  nur  dann  einen  Sinn  bat,  wenn  die 
Einsprache  eines  einzigen  aoareiohend  war.  —  Xl,  50  wird  es,  ale 
U  Yalerina  im  J.  449  gt^ui  dan  Willeo  daa  Senate  anf  Grund 
mm  YaUnbeaehhuMe  triomphirt^  aki  der  e^rta  Fall  dieier  Art  be* 
leichuet,  während  nach  VI,  30  der  gleiche  Fall  schon  im  J.  495 
▼orgekommen  war.  —  V,  62  geben  die  Voleker  den  Kömern  auf 
ihre  AnfiSorderang  inr  TkeUnahme  an  dam  Sanplt  gegen  die  La- 
ÜMT  eine  tsotnga,  beleidigende  Aalwort;  sie  aieken  dann  ans,  nm 
im  LaftnMm  an  keifen,  kommen  aber  eret  naok  dem  Siege  der 
Römer  am  See  Uegillus.  Wie  können  sie  da  vorgehen,  dass  sie 
^n  Römern  hätten  helfen  wollen,  wie  es  VI,  14 — 17  geschieht V 
—  VI,  46  wird  ee  mit  boeondere»  Kaekdrook  kermgeboban,  daoe 
die  Plebiger  bei  dar  Seoenio  in  amniem  aaemm  neb  aller  Plflndop 
nag  nnd  Gewaltthätigkeit  enthalten.  Dagegen  beisst  es  von  ihnen 
VlI,  24  (allerdings  im  Munde  des  Coriolan) :  την  χαταφ&οράν  ijy 
ίηοίήσαί'ΐο  της  γης,  Άγοντες  αύτην  xou  φέρονης  ώς  ηολεμίοΛ/  — 
νΐ$  Μ,  ale  Manenina  Agrippa  ttirbti  brii^  das  Volk  anm  Be- 
eiftbnbi  eine  groeee  Menge  Geld  {wM  jb  χ^μα  βέαφόρον)  zoaam- 
■ea  und  schenkt  dies  Geld,  als  der  Senat  die  Kosten  des  Begräb- 
nisses auf  sich  nimmt,  den  Kindern  des  Meneniue  Agrippa,  '  na 
μη^^ν  αμαξιού  hmailkiKKM  ιής  τοΰ  tumb^  α^«ι%\  Später  aber  bat 
l^ionysina  diae  irargewan,  nnd  ab  der  8okn  dea  Manenina  Agrippa 
η  emer  Galdatrafe  von  mekt  mebr  ale  2000  Aaeen  vemrtbeilt  wird, 
•o  kann  er  diese  nicht  bezahlen  *  mviav  χληρονομήσαςχ  παρά  τον 
^τρ6ς\  IX,  27.  —  VU,  47  wird  bemerkt,  daee  die  Jüngeren  im 


"  Daes  dies  wirklich  eine  abweichende  Relation  war.  geht  aus 
I>io  fr.  17,  9  (Dind.)  hervor,  wo  es  als  Thatsache  berichtet  wird,  dass 
^  Land  wie  ein  feiadliebee  (ωςπίρ  i*  ηοΙ$μ4ίίς)  von  den  Plebejern 
eepIfiBderi  worden  eei. 


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63Ö  DiODjiiiit  toh  Hriifcmia»  «ad  Livivt. 

t 

Senat  nicht  gesprochen  hätten;   gleichwohl  kommt,  wie  ee  VI,  69 
beiset,  die  Rede  an  die  Jüngeren  (χα&ήη£ψ  6  λόγος  ini  τονς  vtwur 
ρους)*,  dasMlbe  kebrt  aacb  VU,  21  wieder,  und  μ  dieier  letetera 
Stelle  findet  nooh  ein  weiterer  Widenpmdi  tneolem  statt,  als  Ce- 
riolaa  su  diesen  Jüngeren  gerecbnet  wird,  obwohl  er  Mk  eeboe 
vorher  um  das  Consulat,  freilich  wegen  seiner  Unheliebtheit  beim 
Volk  vergeblichf  beworben  hatte«  —  VII,  63  wird  Coriolao  beim 
Volke  deebalb  angeklagt,  weil  er  aeinen  Soldaten  die  Beate  ab«^ 
laaaen  habe,  statt  ne  sn  verkaufen  nad  den  EMrag  in  die  Staats- 
kasse abzuliefern,  und  wird  auf  eben  dieee  Anklage  verortheilt, 
obwohl  die  Feldherren  auch  sonst  die  Beute  häutig  den  Soldaten 
preisgeben  und  eben  die»  von  dem  Volke  besonders  dankbar  em- 
pfänden  sn  werden  pflegt,  s.  IX,  16.  36.  66.  66.  X,  21.  26.  XI,  48. 
—  Vi!!,  36  giebt  Goriolan  in  einer  Verhandlnng,  der  aneh  die 
angesehensten  Volsker  beiwohnen  (c.  22),  eine  Frist  von  30  Ta- 
gen, um  eich  über  die  Friedensbedingungen  su  berathen,  und  er- 
klärt» dass  er  steh  aof  so  lange  mit  dem  Heere  τοη  Rom  entiemen 
wolle.    Er  sieht  aneh  dann  wirklich  ab.   Demnngeaditet  wird 
nachher  als  Gmnd  seines  Absugs  angegeben,  dass  sich  das  Oeredit 
von  einem  beabsichtigten  Hulfszog  der  Latiner  verbreitet  habe, 
nnd  dann  noch  hinzugefügt,  daee  er  dieses  Gerücht  vielleicht  selbst 
Tcrbreitet  habe, '  Ins  μη  dÖgstf  χαριζ5μ9ΐ^  ηοίς  ix^^i^  lainUeleuisNs 
sb^  ηάΧψΌ»^  (c  36).  —  Vetnria,  die  Mutter  des  Goriolan,  spricht 
VIII,  42  ganz  im  Sinne  ihres  Sohnes ;  sie  erklärt  ganz  eben  iO 
wie  dieser,  dass  er  gegen  die  Volsker,  seine  Wohlthater,  nicht  aber 
gegen  die  Römer,  die  ihn  ungerechter  Weise  Verstössen,  Verpüicb* 
tnngen  habe;  gleichwohl  wird  ihr  (c  48—68)  eine  Rede  in  gsss 
entgegengesetstem  Sinne  in  den  Mnnd  gelegt,  worin  sie  es  idt 
dem  giossten  Nachdiuck  ihrem  Sohne  als  ein  Verbrechen  und  ab 
eine  Versündigung  vorhält,  wenn  er  aufhören  würde.  Rom  als  sein 
Vaterland  anzusehen  nnd  sn  behandeln.  — -  IX,  27  wird  die  Lex 
Atemia  de  mnltamm  aestimetione  ab  eine  Ulldemag  der  θtκa^ 
gewalt  der  Volksversammlung  dargestellt,  w&hrend  sie  X,  60  siit 
Recht  ausschliesslich   auf  das  Strafrecht  der  Mag^istrate  bezogen 
wird.   Uebrigens  enthält  die  erstere  Stelle  nicht  nur  einen  Wider- 
spruch mit  der  andern  Stelle,  sondern  auch  mit  sich  selbst.  Wih- 
rend  nftmlieh  die  genannte  Lex  in  dto  That  an  die  oben  seboa 
erwähnte  Verurtheilung  des  Menenius  durch  das  Volk  zu  eiser 
Geldstrafe  von  2000  As  in  der  Weise  angeknüpft  wird,  dass  es 
heisst,  diese  Geldstrafe  sei  sehr  gering  gewesen,  sie  sei  aber  gleich- 
wohl noch  durch  Verwandlung  in  Strafen  an  Schafen  und  Rindern 


1 


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IMoByiii»  von  HalUcarnaes  und  Livius.  521 

gemildert  worden,  so  dass  man  also  bei  diesen  letzteren  Strafen 
nar  an  öffentliche  d.  h.  durch  das  Volk  verhängte  denken  kann, 
•o  wird  gleiehwokl  nadüier  der  Inhalt  der  Lex  dahin  «og^beii, 
da«  dor^  lie  den  τοη  MagMrwton  (vmh  täv  άρχόνηον)  Terhftngten 
Strafen  eine  Norm  bestimmt  worden  sei. 

Eis  giebt  aber  auch  zahlreiche  Stelleu,  die  nicht  einen  Wider- 
^moh  mit  anderen  Stellen,  sondern  einen  Widerspruch  in  sich 
«thaReo,  d«  b.  ,wo  die  Dii^  dnroh  die  gegebenen  £rUntemngea 
and  DetailHrungen  ganz  unglaublich  vnd  abrard  gemacht  werden. 
So  liest  n)an  bei  Livius  11,  10  bei  Gelegenheit  der  dem  Horatius 
Codes  zu  Theil  gewordenen  Belohnungen  wohl  ohne  Anstoss,  dass 
aoeh  da«  Volk  aieh  dankbar  bewieeen  habe,  indem  ein  Jeder  trota 
dee  groceen  Mangehi  ihm  etwas  von  seinMi  geringen  Vorr&then 
dargebracht  habe  (private  quoque  inter  pubKeoe  honores  stndia 
eminebant;  nam  in  magna  inopia  pro  domesticis  copiis  unusquisque 
ei  aliqnid  fraudans  se  ipse  viota  suo  contulit).    Wenn  nun  aber 
DSengrsiiiB  V,  25  daraus  madit,  dass  τοη  den  damaligen  mehr  als 
800,000  liianeni  und  Frauen  ein  jedes  Individuum  ihm  eine  Taget* 
portion  (μιας  ημέρας  τροφήν^  gebracht  habe:  so  fragt  man  unwill- 
kürlich, was  wohl  Horatius  mit  den  300,000  1  agesportionen  habe 
anfangen  sollen?  Aehnlich  verhalt  es  sich  mit  der  Oeechichte  der 
ClOlia.  Livina  (U,  18)  erafthlt  gm»  einfiMh,  GlAlia  habe  die  Wäch- 
ter getftnseht  und  sei  mit  ihren  Genossmnen,  die  Tiber  dureii- 
lehwimroend^  glücklich  nach   Rom  entkommen,   sie  sei  von  den 
Römern  wieder  ausgeliefert,  von  Forsena  aber  geehrt  und  belohnt 
sorAokg^geben  worden,  in  Born  sei  ihr  darauf  eine  Beiteratatue 
enrieihtet  worden.   Bei  Diongrsius  Y,  88  verlangen  die  Jungfrauen 
(gana  gegen  rdsirisehe  Sitte)  im  Flusse  zu  baden,  sie  ersuchen  dann 
ihre  Wächter,  während  des  Bades  zurückzutreten,  bis  sie  sich  wie- 
der angekleidet  hätten,   und  diese  Gelegenheit  beaataen  sie,  um 
durch  die  Tiber  an  schwimmen  und  nach  Bom  zu  entkommen«  Und 
hieran  wird  dann  noch  etwas  Weiteres  ang^nfipft,  um  au  erklären, 
warum  Porsena  die  Tarquinier  gegen  sein  gegebenes  Wort  preis- 
gegeben.   Der  im  Lager  befindliche  Consul  Valerius  geht  nämlich 
nach  Rom,  um  aui'  Verlangen  des  Porsena  die  Jungfrauen  zurück- 
taholen.   Die  Tarquinier  aber  machen  einen  Ansehlag,  ηόή  seiner 
imd  der  Jungfrauen  auf  dem  Bfickwcge  nach  dem  Lager  au  be- 
mächtigen, Uli)  sich  ilirer  als  Pfänder  für  die  EriüUung  der  ihnen 
νυη  Porseua  gegebenen  Versprechungen  zu  bedienen.  Der  Anschlag 
mistlingt  jedoch,  und  nun  hält  sich  Porsena  aller  seiner  Ver- 
•prechnqgen  g^en  die  Tarquinier  fftr  entbunden,  so  dass  er  den 


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522 


• 

I>ioayiiiie  ?on  H&UkarsaM  and  Ιάτίοι. 


Römern  Allee,  was  sie  wünschen,  gewahren  kann.  —  Beeonden 
ifthlreiflh  aber  «kid  die  Beiipiele  dieeer  Art  ia  den  AnmilanfHi 
TOD  Seblacfaten  und  K&mpfen,  «oxin  rneh  BioiiyfiiiB  mii  aUen  nag- 
üehon  Variationen  nicht  genug  thnn  kann.  So  ÜMt  er  V,  24  den 
Horatius  iu  den  vor  ihm  aufgethürmten  Haufen  von  erschlagenen 
Feinden  einen  Schutz  finden,  wiederum  aber  werden  die  Fabier 
IX}  21  dureb  eban  solobe  Haufen  in  ihzen  Angrüfen  aof  die  Feiade 
gehindert.  Ale  ein  beoondere  eharaktorirtieehee  Beispiel  aber  aai 
diesem  Gebiet  ist  (mit  Krüger,  Dionysii  Historiographica,  p.  260) 
die  Stelle  V,  42  hervorzuheben.  Hier  versuchen  die  Sabinar  einen 
naohtlichen  Ueberiall  dee  römischen  Lagere.  Die  Hdmery  davon 
miterfiehiel,  itelkn  aioh  awieobeaWaU  und  Graben  aafmidiedl« 
die  den  Graben  überaobreitenden  Sabiner  in  aller  Stille,  ebne  dam 
dieee  etwas  merken,  bis  es  Tag  wird,  wo  endlich  die  Sabioer  '  die 
Haufen  Todter'  sehen  und  fliehen.  —  Endlich  wollen  wir  noch 
die  Stelle  VlU,  77  erwähnen,  wo  die  Gi^paer  dee  Spnrioa  Oaeeine» 
,  ab  dieaer  dae  Steairiand  an  glaioben  TbeOen  unter  die  Biaier, 
Latiner  und  Hemiker  theilen  will,  die  Einwendung  machen,  dess 
die  Römer  alsdann,  wenn  noch  ein  Bundesgenosse  hinzukäme,  die- 
sem entweder  gar  nichts  oder  ihr  eigoneo  Drittheil  würden  geben 
aftflsen,  in  welebem  Feile  sie  dann  gar  niebte  bebalten  wtrdani 

Ee  bleibt  nne  nun  noeh  Übrig,  eine  Seite  der  AnAunong  and 
Darstellung  des  Dionysius  ins  Auge  zu  fassen,  iu  welcher  sich  seine 
Art  und  Weise  am  deutlichsten  verräth.  Es  ist  dies  seine  Rhe- 
torik, die  theile  in  den  endloeen,  des  ganse  Geprfige  eigener  Br- 
flndong  an  eieb  tragenden,  oft  naehweiebar  ans  Inusen  Noüeea 
baransgesponnenen  Beden  theils  in  den  niebt  selten  aoe  Lftehsrliehe 
anstreifenden  üebertreibungen  hervortritt  Κ  Es  ist  nicht  möglich, 
dies  durch  eine  auch  nur  annähernd  vollständige  Aufsähiung  von 
Beispielen  an  beweisen.  Wir  müssen  uns  daber  nit  einigen  Proben 
begnflgen* 

In  den  die  Geschiobte  der  Könige  enthaltenden  3  Bttob« 


*  Die  Reden  des  Dionysius  sind  selbst  von  denen,  die  ihn  sonst 
sebr  boeb  stellen,  wie  s.  B.  τοη  Niebnbr  (Tortr.  Aber  tim,  Qessb. 
Bd.  1.  8.  44),  eis  ssm  eigenes  venmglttektes  Ifaebwerfc  aaeifauuit  wei^ 
den.  Nor  Nitssdh  ist  der  Meinnng,  dess  er  sie  ans  seinen  Qoelles 
entnonunen  bebe,  nnd  bat  diese  Ansicht,  die  er  sobon  früher  (y.  Sybsl 
Hist.  Zeitechr.  XI.  S.  14.  Rhein.  Mns.  N.  F.  XXIII.  8.  βΙΟ  ff.)  TOrge- 
tragen,  ttotzdoin,  daas  sie  auch  von  Mommsen  (Hermes  IV.  8,  10) 
werfen  worden,  noch  in  seiner  neuesten  Schrift  über  die  r.  Auualiitik 
(S.  24)  aul'recht  zu  erhalten  gesucht. 


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Diopyiiof  TOB  WiWiniHM  und  latiui.  638 

I 

OL  HI.  IV,  ftUr  das  mto  Bnoh  wird  weiter  mim  -das  lldtUge 
bemerkt  werden)  siad  die  Reden  seltner  ab  in  den  späteren  Bfi- 

cbern :  der  Geächichtechreiber  hat  hier  zu  viel  zu  thun  mit  der 
£splicatioD  der  νυη  deu  Königen  getrofieuen,  den  ganzen  Staat 
eonatitairanden  Emriohtnqgen  und  mit  den  SQhlaohtbesoiireiimngei^ 
die  s.  Β·  die  den  Königen  Anens  Μ areins  und  Tarquimne  Frisena 
gewidmeten  Partien  fast  ganz  füllen.  Indessen  fehlt  es  doch  auch 
in  der  Königsgeechichte  nicht  an  Beispielen  fiir  den  Ueberfluss  an 
Reden.  So  bestehen  von  den  35  die  'Geschichte  des  ToUas  Uosti- 
üna  enthaltenden  C^teln  (lU,  1 — 85)  11  ans  Beden  und  der 
Kampf  der  Horatier  und  Gnriatier  wird  mit  nicht  weniger  als  β 
Reden  eingeleitet^  welche  nichts  als  die  Ausführung  eines  halben 
Capitels  dee  Livius  (I,  23)  bieten«  Da  mues  Mettus  Fuifetius  erst 
in  einer  Rede  (c  6-^8)  im  Allgemeinen  eine  VerBöhnnqg  anrathen, 
dMO  TnlloB  HeatOins  (o.  9)  dies  aoeepüien  nnd  den  Yoraohlag 
niaokeo,  dass  die  Albaner  sieh  mit  den  Rtaiern  an  «nem  Staate 
yereinigcu  möchten,  hierauf  der  erstere  (c.  10)  wiederum  zwar  . 
hierauf  eingeheOi  aber  verlangen,  dass  nicht  die  Albaner  nach  Koni, 
•Mideni  dieBdmer  nadi  Alba  übersiedeln  möchten;  diea  widerlegt 
der  röniisohe  König  nnd  empfiehlt  dagegen  einen  Zwmkampf  (c.  11), 
nnd  nnn  endlich  sehlägt  Mottos  Fnffetias  die  Horatier  und  Gn- 
riatier für  den  Zweikampf  vor  (c.  14),  was  Tullus  Horatius  in 
der  6.  Rede  (ο·  15)  annimmt.  Bemerkenswerth  sind  aas  der  Kö- 
■ig^geeohiehte  noch  die  beiden  langen  Beden  des  Bmtns  bei  Qo- 
legenheit  der  Vertreibung  der  Könige,  die  eine  IV,  71 — 75,  worin 
er  seinen  Mitverschworeueu  seine  Pläne  und  insbesondere  seine 
politischen  Theorien  auseinandersetzt,  die  andere  IV,  7 7 — 83,  worin 
er  nqgeföhr  dasselbe  in  einer  Volksrede  wiederholt.  In  den  fol« 
geadan  Bftehem  ibdsn  sich  die  Baden  besonders  .aahlrsich  nnd 
meist  auch  in  besonderer  Länge  bei  der  Daretellnng  der  inneren 
Parteikämpfe,  wo  sich  der  Stoff  am  leichtesten  darbot,  und  in  der 
mit  diesen  Paiteikämpfen  zusammenhängenden  Geschichte  des  Co- 
ffiolan.  So  wird  Appins  Claudius,  der  Vertreter  der  starren  Ari* 
stokratiet  in  den  4  Bftohern  V — ^ΥΠΙ  nicht  weniger  als  7  mal  mit 
Beden  aaf  die  Soene  geführt,  s.  V,  66—68.  VI,  24.  38.  59—64. 
68.  VII,  48 — 53.  VHI,  73,  und  von  den  oljen  gezählten  112  Ca- 
piteln,  über  welche  die  Sage  von  Coriolan  ausgedehnt  wird,  sind 
nicht  weniger  als  60  mit  Beden  aoegeillllt,  s.  Vll,  22—24.  28— 
32.  34.  36.  38.  40—46.  48—53.  64—56.  57.  60.  61.  63.  VIII, 
5—8.  Do  -2S.  29—35.  39.  40.  41—42.  45.  46.  47.  48  52.  Er 
fühlt  hier  seibat»  dase  oe  der  Üeden  au  viele  sein  möchten  und 


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624  DiooT^QS  tob  Halikamtw  ond  Liriiis. 

daes  die  Geechiohte,  wie  Diodor  sagt  (XX,  1 :  hu»  iiAcoMi«ani( 

iv  τοϊς  ^ητοριχοίς  λόγους  7ίρος9η)(ψ  ^ποιή<Μχηο  SUyr  iomfiev 
της  όημηγορίας),  nur  als  ein  Anhängsel  der  Reden  erscheinen  möchte. 
Er  schliesst  deshalb  die  Darstellung  der  inneren  Kämpfe  bis  zur 
Verbannoag  des  Goriolan  mit  einer  längeren  Betrachtung,  danh 
welche  er  die  Nothwendigkeit  dieser  Beden  8ii  beweieeii  eaeki,  nadi 
dem  Onindaats,  den  er  VII,  17  in  den  Worten  »nsepriolit:  a^ova 

yiiQ  άήηον  παντός  έργον  λ/γοι. 

Für  die  rhetorische  Uebertreibung  mag  zunachet  die  Sdiil- 
demng  dee  leisten  Kampfes  der  Fabier  dienen,  von  der  wir  scfaoe 
ohen  einen  Zog  mitgetheilt  haben,  s.  IX,  21.  Da  heiset  es  s.  B.: 
Als  der  kleine  Rest  der  Fabier  von  der  Anhebe,  anf  welche  «r 
sich  zurückgezogen,  durch  Hunger  und  Durst  vertrit-btn  wird,  d« 
stürzen  sich  die  Todesmuthigen  auf '  ihre  Feinde  und  treiben  sie 
sorück.  Als  aber  ihre  Sehwerter  theils  lerbrochen  theüs  stnnpi 
geworden  ond  ihre  Schilde  ringsherom  dnrehl^ert  nnd  nnhmek- 
bar  gemacht,  sie  selbst  aber  mit  Wanden  bedeckt  und  halb  todt 
(εξοαμοι  xnl  χαταβελείς)  sind^  so  wagen  es  die  Feinde  wieder  zum 
Angriff  vorzugehen.  Die  Fabier  aber  —  wir  müssen  hier  die  Worte 
des  Dionysius  selbst  anfthren,  da  sie  knun  entsprechend  in  ftber* 
setaen  sind  —  προςπιτηονης  ύςτιερ  SfjQia  άύροΜά  τβ  «dnSr  M^r^■ 
ßarofityoi  χατίχλων  xai  Βίφη  όραττόμενοι  χατά  τάς  (ΐχμίίς  artiontav 
^xai  7i£(MXt>Xu)m$  είς  την  γήν  τα  σώματα  συί^&ρνροντο  ^μώ  w 
nXsioy  η  άννάμα  άαγωπζόμΒνοι,  —  £in  anderes  dentlaches  Beispiel 
bietet  der  bekannte  Siooins  Dentatns,  der  bei  Dionytins  sweinisl 
in  den  Tod  geechiekt  wird  (Dionysins  liebt  es,  wichtige  Ereignisee 
durch  ein  Vorspiel  gleichsam  vorzubereiten)  und  der  bei  Gelegen- 
heit des  Feldzugs,  wo  dies  zum  ersten  Male  geschieht,  von  sieb 
u.  A.  engt,  er  habe  in  120  Sohlaohten  gekimpfi,  46  Wunden  em* 
plugen,  alle  vom  und  12  an  einem  Tage^  habe  14  mal  die  coms 
civica,  3  mal  die  Corona  mnralis,  8  mal  andere  Kränze,  83  Halt- 
ketten, 160  Armketten  erhalten  u.  s.  w.  —  Wir  wollen  hierze 
als  weitere  Beispiele  nur  noch  folgende  hinzufügen:  dass  Tarqui- 
nius  Prisens  bei  Gelegenheit  dee  bekannten  VorfiUls  mit  Attioi 
Navins  nicht  nur  den  Schleifstein,  sondern  —  so  leicht  geht  die 
Sache  vor  sich  —  auch  einen  Theil  seiner  Hand  mit  dem  Scheer* 
messer  durchschneidet,  s.  III,  71;  dass  die  üoratier  und  Curiatier 
(die  er,  um  den  Effect  au  steigern,  zu  Söhnen  aweier  Zwillings* 
sohwestern  macht  und  an  Einem  Tage  geboren  werden  l&sst,  ΒΙ, 
18.  14),  statt,  wie  es  bei  Livins  (1,  25)  heisst  und  wie  es  natüriicli 
ist,  '  feruces  et  suupte  iugenio  et  pleni  adhortantium  vocibus '  io 


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Dionysius  τοη  Halikarnaag  und  Livius*  525 

den  Zweikampf  zu  gehen,  sich  vorher  weinend  umarmen  und  eich 
mit  deo  eftBoeaten  Nemeii  beneniMii  ond  daee  mit  ihnen  aueh  die 
beidereeitigep-  Heere  sieh  in  Thrineii  ergieeien,  ■·  lü«  18;  dies 

y,  96  der  Gonsul  Senriliue  bei  Gelegenheit  eines  Parteikampfe  sein 
Purpurkleid  zerreisst  und  sich  vor  den  Füssen  der  einzelnen  Ple- 
bejer wälzt ;  dam  IX,  50  die  Soldaten,  welche  dem  Appius  Claudios 
deo  Qehoream  verweigeni,  sieh  die  geranden  Glieder  verbindeo,  m 
meii  Terwondet  aa  ateUeo  und  nicht  kftmpfen  an  mteaen;  daaa 
QnintinB  GiaeiDnatna,  als  er  erat  anm  Oonanlat,  X,  17,  vnA  dann 
zur  Dictatur,  das.  24,  vom  Pßuge  abberufen  wird  (auch  hier  dient 
das  Eine  zum  Vorspiel  des  Andern),  beide  Male  nicht  nur  bedaaertf 
dam  sein  Feld  unbearbeitet  li^n  weide,  eondem  anch  f&rehtet, 
mit  aeiner  Familie  Hanger  leiden  an  mflsaen  ('  ani  ηβα^ήσομβ»  Snwß' 
τβς  icceriiSg*);  dam  bei  der  üeberfthmng  der  ^Idaiule  der  Jnno 
Ton  Veji  nach  Rom  die  Göttin  auf  die  Frage,  ob  sie  damit  ein- 
verstanden sei,  nicht  wie  bei  Livius,  nickt,  sondern  mit  lauter 
Stimme  Ja  antwortet  und  diee  auf  eine  aweite  Frage  nochmala 
wiedarh<dt,  XIÜ^  8,  u.  dgi.  m. 

ESa  firagt  neb  mm  aber,  bat  DioD^aina  nur  wiedergageban» 
waa  er  in  den  Quellen,  den  remieehen  Annalisten,  TorAuid  oder 
aind  die  Dinge,  die  wir  bisher  als  für  sein  Werk  charakteristisch 
zusammengestellt  haben,  seine  eigenen  Erfindungen,  bezüglich  seine 
eignen  Fehler?  Ersteres  ist  die  Meinung  von  Niebuhr,  welcher  mit 
groaiem  Naehdmek  aagt  (Vortr.  ftber  rto.  Geaob.  fid.  U  S.  44): 
*  loh  bin  ttberaangt,  dam  er  auaaer  in  den  Demegorien  nnd  präg* 
matleclien  Reflexionen  nichts  erfunden  nnd  nichts  absichtlich  ver- 
säumt hat;  er  verarbeitete  seine  Quellen,  freilich  ohne  Auswahl, 
und  sah  nur  darauf,  wie  reichlich  die  Materialien  waren,  die  ihm 
geboten  wurden.'  Aehnliob  urtbeilt  aueh  Sohw^ler  (Böm.  Geadi. 
Bd.  1.  a  101),  nnd  aneh  A.  KeaeHng  bat  in  aeiner  Schrift  de 
IKonysi  Halieamaaei  antiqnitatnm  auotoribus  latinia  dieae  Anaielit 
ab  das  Resultat  seiner  Untersuchung  ausgesprochen  (S.  43). 

Wir  wollen  dabei  im  Voraus  bemerken,  dass  wir  weit  ent- 
fernt aind  von  der  Annahme,  dass  DimqraiuB  die  vorhandenen 
Quellen  moht  benntat  habe  oder  dam  aueh  nur  jene  Dinge  einer 
gmallenmiarigen  Grundlage  ermangeln.  Es  fragt  aidh  Tielmehr  nur, 
ob  er  das,  was  er  in  den  Quellen  vorfand,  nicbt  vielfach  umge- 
staltet, erweitert,  verändert  hat.  Dies  ist  es,  was  wir  behaupten 
und  was  wir  im  Folgenden  zu  beweisen  sucben  wollen. 

Ea  iat  klari  dam  die  Tendenaen,  welohe  Dienyaiua,  wie  wir 
g^bahen  habeni  verfolgt,  auf  die  Geataltni^  aeinm  Werke  vielfach 


üiyiiized  t^iCoogle 


626  DioBysiae  von  Halikaraaas  uud  Χάτίιιβ. 

deo  et&rinten  EinfloM  ttben  mu^teB.  So  iubmnmäean  die  TipdoWi 
die  Bfimer  ele  Griechen  sa  erwefaen  und  ihre  fittiea  mnd  E&fMt^ 
toDgen  überall  eis  mit  den  grtecldtohen  nisenunenliftngeiid,  ele  ihnen 

gleich  oder,  wie  nicht  selten  der  Fall,  als  besser  als  sie  darztithnn. 
Ale  deutlichetee  Beispiel  hierfür  kann  die  ganze  Partie  (II,  5 — 29) 
dienen,  in  der  er  die  heaptiifeohlicbeten  Institutionen  dee  rtaieohai 
Steatea  ab  des  Werk  des  Bomnlne  bowhreibi  und  die  durchweg 
durch  die  Rücksicht  auf  die  Griechen  bestimmt  ist.  Da  werden 
erst  die  Auepicien  für  Griechen  (auf  die  oberÜächlichste  Art)  be- 
Bchriebeo  (5 — 6),  dann  wird  die  £intheilaag  des  romieohen  Volks 
dnreh  giieehieohe  Analogien  etflftnteri  und  die  Clisniel  gepriesen, 
die  800  Ritter  des  Bsonlns  werden  mit  den  spartaidsehen  Bittem 
und  die  Opfersehmüuse  der  Römer  (sonderbarer  Weise)  mit  den 
Syssitien  verglichen,  die  Religion  der  Römer  wird  wegen  ihrer 
fieinheit  und  N&ehtemkeit  weit  über  die  grieohisohe  erhobeOf  die 
Bereitwilligkeit  der  BAner,  Fremde  in  ihr  Bftrgenreoht  antaBehnen, 
wird  der  Abgeeehlossenheit  der  grieehisohen*  Staaten  entgegenge- 
stellt, und  endlich  wird  (24 — 29)  noch  als  ein  besonderer  Vorzug 
der  römischen  Institutionen  vor  den  griechischen  hervorgebobeo, 
daes  sie  die  B&rger  niobt  nur  anr  Beobeohtaqg  der  Geeetae  mid 
ati  allen  Diensten  Ar  das  Vaterland  verpfliditet,  sondern  sie  naeh 
durch  die  von  ihnen  bewirkten  Sitten  nnd  eewohnheiten  dexa  in 
den  Stand  gesetzt  haben.  Man  sieht,  dass  dies  Allee  nur  unter 
Einwirkung  jener  Tendenz  so  geschrieben  werden  konnte.  Und  in 
gkioher  Weise  werden  anek  femer  die  vOmisehen  Dinge  ttbemli  vdt 
den  grieohisoben  Terglichen,  das  BAndniss  mit  den  Latinem  nrit 
den  Stüdtebündnissen  der  Jonier  und  Dorier  in  Kleinasien,  IV,  25, 
die  römischen  Leichenreden  mit  den  griechischen,  V,  17,  die  Die- 
taftoron  mit  den  Aetynrnetsn,  V,  73,  die  Spiele  der  Ettmer  srit 
denen  der  Griesiwn»  VII,  70  ff.  n.  s*  w. 

Ehe«  so  aber  verhüt  es  sieh  mit  der  pragmatisehen  mid 
rhetorischen  Tendenz.  Die  erstere  hat  neben  den  immer  wieder* 
kehrenden  pragmatischen  Reflexionen  namentlich  auch  die  Folge« 
dass  die  Vorgttnge  überaU  in  di^  politiseheo  Fonnen,  wie  er  sie 
sieli  Totgestellt  hat»  eingeAgt  werden,  dass  s.  Β·  kann  etwas  Er* 
bebliehee  gethan  wird,  ohne  dass  der  Senat  einen  Vorbeeohlnai 
fasst  und  das  Volk  diesen  bestätigt.  Wer  möchte  glauben,  dass 
auch  bei  der  Vertreibnug  der  Könige  dies  aufs  Strengste  einge- 
halten worden  wäre,  nnd  gleidiwohl  wird  dies  IV,  S4  ansdriokUoh 
hiriehtst   Von  der  rhetoiisolisn  Teadeon  ist  sohen  oben  kiniei- 


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iMoBjiifii  TOB  fiBÜlnniMt  und  LifiM*  fiS? 

ebttid  dargethafi,  diM  in  dieMr  die  nblreielMii  od  «bcUomb  Redffl 

«od  dw  Uefoertreibungen  ihren  Gh-and  haben. 

Hat  nun  aber  Dionysius  nicht  vielleicht  einen  oder  auch  meh- 
rm  QneUeDBchrifteteUer  benutzt,  welche  dieeelbai  Teadeneen  τθγ- 
lolgteB  QDd  doMB  er  eleo  daqenigi^  wm  Id  mhm  AnffiMmog  und 
Damt^ong  diurah  seine  TendenseD  bedingt  I·!,  eninoinmen  bitte? 
Dies  führt  uns  auf  die  römischen  Annalisten,  über  die  wir  aber 
im  Voraoe  bemerken  müssen,  dass  sich  leider  unter  den  sogenann- 
te» Frsginilim  nur  wenige  wörtilieh  a^geföbrte  Stellen  dersdben 
befinden;  neieteotbeile  werden  ne  nur  ele  ιιιηϊΒ'ττηΗ^ιμιιτγ  ftp 
eiBsefaie  Uetorieebe  NeiÜBeD  oder  encb  (wie  tei  fibendl  bei  den 
Grammatikern)  für  einzelne  Worte  oder  Redensarten  angeführt, 
oder  ee  wird  auch  nur  der  Inhalt  mit  den  Worten  des  Anführen- 
den wiederg^gebcoi  ao  daas  mek  namentlich  über  die  Form  niobte 
mat  Sioberbeit  edrannen  licet. 

Nun  ist  es  bemerkenswerth,  daee  in  sehr  vielen  Fällen,  wo 
sie  als  Gewährsmänner  angeführt  werden,  nicht  bloss  einer  genannt 
wird,  sondern  mehrere,  nicht  selten  mit  dem  Znsata  '  und  alle  übri- 
080  Geaebicbtachrc&ber'  oder  doch  'nnd  die  aieiatcii  übrigen  %  imd 
dasB  aedil  celten  sogar  auf  aUe  pto^oeirt  wird.  80  sagt  CSeeio 
de  Div.  I,  26,  54 :  Omnes  hoc  historici,  Fabii,  Geliii,  sed  proxime 
Coelius,  wo  er  sich  offenbar  mit  sed  in  der  Aufiählong  der  sämmt- 
licken  histoiid  unterbricht,  am  sogleich  auf  Coeliiie  m  hommenv 
deeecB  Worte  er  anftbien  will;  bei  Lifiw  heieit  ec  lY,  20:  om- 
aee  ante  me  aaetorec  eeentne,  Yll,  21 :  per  omnimi  annalkim  doeiH 
menta,  XXII,  31:  omnium  prope  annales,  III,  23:  apud  plerosqne 
auctores  (vgl.  Lachmanu  de  fontibua  LiTÜ,  Disp.  I.  p.  25  ff.);  bei 
QeUku  (N.  A.  II,  16,  d):  et  in  omnium  forme  aanaUa  Β  monn* 
neatia  aoripfcttm  est.  Bei  Dionysiec  werden  I»  11.  18.  ΥΠ,  1  erst 
mehrere  AnnaKeten  genannt  und  dann  nodi  dUo»  συχροί  hinzuge* 
fügt.  Eine  besonders  bemerkenswerthe  Stelle  aber  ist  Dion.  I,  79. 
Hier  heisst  es:  Περί  06  νύν  ix  της  'Ιλίας  γενομένων  Κοιντος  μίν 
Φάβϋος  6  nkauQ  λίγ6μαη>ς^  ψ  Αήιηός  ν  ΚΙγκίος  ηαί  K0mt¥  Ιϋρ^ 
mog  tud  ΙΒαωρ  Kahm4^wtog  Mal  τβ»  SÜmv  ου^'γοαψίω»  «I  nkBUmq 
ffftoXov^ffiav^  γέγραφεν  (AB:  τη  γραφή) '  ώς  — ,  worauf  dann  die 
gewöhnliche  Tradition  über  Geburt,  Rettung  und  Erhebung  dee 
BoBudoe  und  Remne  folgt  Dase  dice  ann  nicht  etwa>  wie  früher 
angwinmmwij  ein  Fragmeat  des  Fabina  iat,  aondcm  die  Darctel* 
lilDg  dee  DMB3rnna  selbst,  ist  nenerdkigB  wieder  tob  A.  Kiessling 
(a.  a.  O.  S.  9)  bewiesen  worden.  Ist  dies  aber  der  Fall,  so  können 
die  angefi^hrten  Worte  nichts  Anderes  bedeuteni  als  dass  das  Naohr 


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6S8  *  Dkmygiiie       HaliluuniMa  n&d  Üviai. 

folgeiide  die  «UgeimeuM»  weingsteoe  b«i  den  meirtm  GeidotlilMlini- 
bern  doli  findende  l^adition  eei,  und  dies  wird  auch  noch  dadurch 
hestätigt,  dass  c.  80  und  c.  84  in  Bezug  auf  Nebenumstande  ab* 
weiebende  Aogabeo  erwähnt  werden,  die  wir  sonach  nur  ele  Ana- 
nahmen  von  der  allgemeinen  Begel  der  Uebereinstimmnng  amnaehen 
haben.  Von  fthnlieher  Art  iat  ea,  wenn  von  Valerine  Antiaa,  dar 
überhaupt  vor  andern  Annalisten  sich  durch  Abweichungen  von  der 
allgemeinen  Ueberlieferung  ausgezeichnet  au  haben  scheint,  GelL 
N.  A.  VI  (VII),  19,  8  gaangt  wird,  daaa  er  me  beaondaro  Naek- 
rieht  *  oontra  anotoritetea  Teiemm  amulinm  *  und  noeb  deoUieber 
VI!  (VI),  8,  6,  daaa  et  eine  aolche  *  adfanma  oeteroa  omnia  aorip- 
tores  *  gebe. 

Man  sieht  hieraus,  dass  die  Kömer  aelbat  die  UeberHefemng,  . 
wie  aie  ihnen  in  den  Annaliaten  Torlag«  im  Ganaen  und  Weaani- 
lieben  ala  eine  oonatante  und  übereinatimmende  anaaben,  weabalb 

auch  Ltviua  häufig  nicht  einzelne  Gewährsmänner  nennt,  sondern 
durch  ein  traditur,  memoria  traditum  est,  proditum  est,  tradiderunt 
u.  dergl.  oder  durch  ein  fama  est  (die  Stellen  s.  bei  Weissenborn, 
£inl.  der  Weidmannaehen  Aoiq^.  8.  26)  eben  dieae  Uebarlieforang 
ala  ein  Binigea  nnd  Chmaea  baaeiebnet.  Ea  aoblieaat  diea  niebi  aaa, 
dass  im  Einzelnen  Abweichungen  zwischen  den  verschiedenen  Anna- 
üeteu  stattfanden,  wie  denn  solcher  Abweichungen  bei  Livius,  Dio- 
nyaiaa  nnd  aonat  vielfach  gedacht  wird.  Aber  aelbat  dieae  £rwih- 
nnng  einaelner  Abwaiohnngen  apriebt  ftr  die  Üebereinitimmiiag  im 
Garnen,  die  dieaen  Aoanabmen  gegenUbar  notbwendig  ala 
erscheinen  muss. 

Sollte  nun  erstena  diese  römische  Tradition  eben  so,  wie  wir 
ea  yon  Dionyaiaa  gaaeben  haben,  ihre  Oeataltong  durob  die  BAek« 
aiebt  auf  die  Griechen  und  dnrob  daa  Beakreben  erbalton  baben, 
den  Griechen  die  römische  Geschiebte  in  einem  günstigen  Liebte 
erscheinen  zu  lassen?  Gewiss  nicht.  Zwar  ist  von  Niebuhr  (Rom. 
Qeach.  Bd«  2  S.  9.  Vortr.  über  r.  G.  Bd.  1  S.  19)  die  Vennuthung 
«a%eetelH  worden,  daaa  Fabina  und  Omciaa  Ükr  Grieefaen  grieohiadi 
geeobrieben  bitten  (vgl.  aneb  Bemhardy,  Ghmndriaa  der  r.  IJt, 
S.  641*.  Mommseu,  Rom.  Chronol.  S.  134').  Indessen  der  Ge- 
brauch der  griechischen  Sprache,  auf  den  sich  diese  Vermuthuog 
stützt,  hat  seinen  Grund  nicht  in  der  Beatimmnng  ihrer  Werke  fitr 
die  Grieeben,  aondeni  lediglieb  darin,  daaa  die  lateiniaohe  Spraehe 
in  der  damaligen' Zeit  für  den  aobrifMellerieoben  Gebraaeh  noch 
nicht  hinlänglich  ausgebildet  schien  und  dass  die  vornehmen  Ver» 
faeaer  es  für  iromeluner  hielten,  griechisch  au  achreiben,  a.  ü.  Peter, 


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IKmyiiaa  Ton  HftUkanim  and  LiviaL 


539 


Veterum  Historicorum  Relliquiae,  p.  LXXV.  Und  wie  hätte  Dio* 
nysias  Τ,  4,  wenn  jenes  der  Fall  wäre,  »ageu  können,  daes  die  rü- 
miecbe  Geschiohte  bei  den  Griechen  fast  völlig  unbekannt  sei  V  Oder 
m  kätte  Gato  oa«li  άη  bekaimieii  Anekdote  (GalL  N.  A.  XI,  8«  4 
IL  ö.)  den  A.  PoitiimiiiB  Albinns,  der  eioli  ebftnfells  der  grieohiadieii 
Sprsdie  bediente,  deshalb  lieherlich  madien  nnd  diesen  Oebmoeb 
als  völlig  unmotivirt  hinstellen  können  V  Nun  ist  aber  lerner  gerade 
TOD  eben  diesen  griechisch  schreibenden  Annalisten  in  der  mehr- 
iach  erwähnten  Abbandlang  von  A.  KieesHng  (S.  12  ff.)  naohge- 
wieeeo,  daas  n#  awar  von  Dionyaiiu  mahrfaeb  erwibnt  nnd  als  die 
ftltitten  Oewftbrem&nner  benroigehoben,  keinesvegs  aber  nebr  ^ala 
in  vereinzelten  Fällen  benutzt  worden  seien,  und  sollte  man  meinen, 
da«a  die  in  lateinischer  Sprache  geschriebenen  Ainialen  für  grie- 
chische Leser  bestimmt  worden  seien  ?  Was  aber  die  pragniatisoban 
and  rbeUMriseben  Tendeaaen  anlangt»  lo  wird  ma  diese  swar  den 
spitern  itaisebpn  Aanaliaton  siebt  yöUig  abapraobeo  dilrfeiii  wie 
denn  von  ibnen  seit  Goelioa  Antfpaler  (aber  nieht  frOber,  s.  Lacb* 
manii  de  fonübus  Liv.,  I.  p.  21.  H.  Peter,  Reil.  p.  CCXVIIl) 
mehrfach  erdichtete  Heden  eingeflochten  worden  eind  und  vpn  Seiu- 
pnmios  Asellio  ansdröcklich  berichtet  wird,  dass  er  gewisse  prag> 
natiseba  Zwecke  verfolgt  bahe,  a.  Gell.  N.  A.  V,  8^  7.  Daas  aber 
die  Reden  yaa  ibnen  in  solebem  Uebermass  wie  von  Dionysius  aar 
gewandt  und  die  pragmatischen  Reflexionen  in  einer  so  spitzfindig- 
trivialen  und  weitläufigen  Weise  und  zugleich  mit  einer  so  offen 
hervortjeteoden  Unkenntnies  der  römischen  Verhältnisse  eiogeflocb- 
ten  worden  snan,  wird  Jemand  glaaben  wollen,  wie  denn  gerade 
aacb  diese,  die  Beden  und  pragmatisoben  Reflexionen,  salbet  von 
den  oben  angeföbrten  Vertbeidigem  des  Dionjreius  als  sein  Werk 
nnd,  um  einen  Ausdruck  von  Mommj^en  zu  gebrauchen,  als  von 
ihm  verfertigt  anerkannt  werden. 

Ale  ein  weiterer  Beweis  für  die  freie  selbstetündige  Rewcgnog 
dea  DioDyaios  kommen  nun  aber  üerner  die  »blreioben  Erklärungen 
uid  ErUnterangen  tbeüa  Aber  seine  eigenen  Absiebten  tbeils  ttber 
Gegenstände  seiner  Darstellung  hinzu,  die  er  in  seinem  eigenen 
Namen  giebt  und  die  also  unmöglich  den  Quellen  entnommen  sein 
können,  die  übrigens  einen  nicht  unbeträchtlichen  Xheil  des  Ganzen 
bilden.  Wir  können  in  Betreff  derselben  auf  BoBae»  de  Dion.  Hai. 
vita  et  ingeoio,  p.  54,  verweisen;  indsss  wollen  wir  doch  beispiela- 
halber  anf  I,  74  anfmerksam'  maehen,  wo  er  sagt,  nachdem  er  vor- 
her verschiedene  Angaben  Anderer  über  das  Gruudung.sjahr  Roms 
mitgetheilt,  dass  er  nunmehr  seine  eigenen  Gedanken  über  den 
BatlB.  Mw.  L  »hiloL  «.  F.  xxo.  84 


ü  iügHy|vGoog[e 


6dö  DionyiiiM  ton  AdünnwM  und  Lifint. 

feroer  auf  T,  74,  wo  er  in  ftbttKoher  Weiee,  naobdem  er  den  1»- 

Imlt  der  Aeneassage  vorher  kura  angegeben,  erklärt,  diiss  er  die- 
selbe genau  erörtern  wolle,  weil  die  übrigen  Schriftsteller  sie  Iheik 
mtki  gekannt  theils  fenehieden  berichtet  hätten  (ind  n3fr  ovyyffor 
ifim  νΛς  μβψ  η^ρύφιη  ιοΕς  Λ  ΑβΜφβίηρηι),  und  auf  I,  68,  wo  er 
eagt,  daee  er  dasjenige  lohreibeii  wolle,  waa  er  eetba*  wUne,  weB 
er  es  selbst  gesehen  habe,  üeberall  folgen  dann  auf  solche  Ad- 
köndiguugen  mehr  oder  weniger  weitläufige  £spoeitionen,  die  eo- 
naeb  nnmöglieh  au  den  QueUen  entnommen,  eondem  nv  am 
eeinem  Kopf»  entepmngen  eein  können.  Und  -damit  atinunt  aiiek 
zneammen,  dass  er  eein  Werk  gern  andern  Sobriftwerken  gegeo' 
überstellt,  Indem  er  diese  letztem  als  ungenügend  und  unvullständig 
beaeiohnet.  Dies  geschieht  namentlich  in  der  Einleitung  (1,  6), 
WO  er  eein  Unternehmen  damit  reehtfeitigt,  daee  die  SdurifteteUar 
wie  HIeronymne  ynm  Kardia,  Hrnftne,  AnÜgonna,  Polybim,  8ilennt 
u.  Α.,  ihren  Gegenstand  unsorgfältig  und  ungenau  behandelt,  und 
Fabius  Pictor  und  Cincius  Alimentus  zwar  die  Geschichte  ihrer  Zeit 
aosf&brlich,  die  ftltere  Geschichte  aber  nur  im  Abriss  (κ&ρίΜίοαοΜς) 
dargestellt  bfttten.  Aber  auch  sonst  liebt  er  es,  sieh  ftber  dit 
andern  eesobiebtscbrelber  an  flberfaeben,  indem  er  seine  Art  nnd 
seine  Zwecke  als  ganz  verschieden  nnd  natürlich  als  viel  besser 
bezeichnet,  und  s.  B.  zu  sagen,  wie  es  VII,  71  heiset:  Ein  Anderer 
würde  es  Ar  binreiobend  gehalten,  das  nnd  das  an  thon:  ick 
aber  -^.  Wie  wire  dies  denkbar,  wenn  er  seinen  Rnbm  niofat  m 
etwas  gana  Anderem  gesndit  liltte  ab  in  der  f^edergabe  seiner 
Quellen  ? 

Endlich  aber  giebt  uns  Dionysius  auch,  so  zu  sagen,  adbit 
das  Recht,  ihm  mcht  nnr  Freiheit  in  der  Benutanog  seiner  QneUea 
nnd  überhaupt  in  seinem  Verhalten  der  geschiehtlicben  WahiMt 

K«  geiiftber,  sondern  auch  Willkür  und  Gewissenlosigkeit  beizumessen, 
durch  die  Urtheile,  die  er  über  andere  Goschichtschreiber  fällt, 
nnd  durch  die  Anforderungen,  die  er  durch  sein  Lob  oder  seinen 
Tadel  an  sie  stellt.  Wir  haben  sohon  Torhin  erwähnt,  dass  er  J,  6 
aneh  den  Polybins  wegen  seines  Mangels  an  Sorgfalt  tadelt,  in  άm 
fiSohsten  Capitel  sagt  er  von  ihm  in  Gemeinschaft  mit  einigen  ao- 
dem,  daee  er  sein  Werk  zasammengeschmiert  {ως  ^πΐΟΒσνριιόηύ» 
ti^r  γρβιφήψ)  habe.  Von  demselben  Polybins  ssgt  er  in  einer  sebor 
tbfltorieohen  Sehrlften  (de  Compos.  Verb.  e.  4.  p.  80  ed.  Reiik.), 
daas  er  an  den  Sebrülstellem  gebore,  deren  Werke  man  (sis  iv 
langweilig)  nicht  zu  Ende  lesen  könne  —  Alles  offenbar  nur,  weil 


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Diong^iift  γοη  Haiikam&ss  und  Livias. 


Polybius,  obgleich  der  gewisseohiiiteete  und  lehrreichete  Geechicht- 
schreiber,  doch  die  rhetorischen  YenseioUicheD  Vorzüge  nicht  be- 
lügt, die  dem  DionysiTW  ab  das  Haapterforderniat  der  Geechieht- 
aehmboiig  gelteii.  In  eeineo  rhetorieoheii  8olirifteii  tadelt  er  ferner 
den  Thucydides  (Ep.  ad  Pomp.  c.  3  p.  768  R.),  weil  tr  Zeretö- 
rungen  von  Stadien  und  andere  Dinge,  die  als  onangeuehm  zu 
leeen  besser  in  VergesMaheit  begraben  würden,  berichtet  habe,  und 
fflgl  sogar  (ebend.  p.  770  R.)  hinni,  dass  er  als  Athener  die  Schuld 
Ansbmehs  ^les  Krieges  nicht  den  Athenern,  sondcnm  den  Neide 
der  Lakedämonier  hatte  beimessen  sollen;  denn,  so  heisst  es  ebend. 
p.  767  Α.:  τιρώτον  ο,  α  χαι  σχεόον  άνα)'χαιότατον  έργον  αηάηωρ 

^»afiinpf  τοίς  η^/ρωαομώ^ς,  Qana  ftfanlich  ist  es,  wenn  er  De 
Tfaae.  Ind.  c.  37 — 40  dem  Thnejdidee  daravs  einen  Vorwurf  macht, 

dasii  er  die  Athener  in  ihrer  Verhandlung  mit  den  Meliern  ihren 
Lebermuth  und  ihre  Uerrschsucbt  o£fen  aussprechen  lasse.  Wer 
wird  hiemadi  von  ihm  —  trota  seiner  deshalUgeo  Yersicheningen  — 
sancihmen  wollen,  dass  er  der  gesehiditlichen  Wahrheit  die  gebflh« 
rende  Achtung  gesollt  habe?  Dieselbe  Nichtachtung  der  Wahrheit 
ffpricbt  sich  auch  darin  aus,  dass  er  ebend.  c.  18  meint,  Thucydides 
h&tte  den  λόγος  ΙτηχίΛψΜς  des  Perikles  (trotz  dem,  dass  er  nun  ein- 
oml  in  Wirldicfakeit  an  finde  des  ersten  Kriegsjahres  gehalten 
wurde)  in  ein  anderes  er^fuissreiclieres  Jahr  verlegen  sollen,  femer 
dariD,  dass  nach  seiner  Meinung  das  Proömium  des  Thucydides 
deswegen  unzweckmäseig  ist,  weil  es  nicht  geeignet  sei,  wie  es  die* 
Bhetorik  verlange,  den  eigentlichen  Gegenstand  des  Werks,  also 
den  peloponnesischen  Krieg,  in  einem  gl&naenderen  oder  doch 
elfeetvollmw  Uchte  erscheinen  sn  lassen  (ofo  i  της  τίχνης  υπαγο- 
üivH   λ6)'ος   ονιω    fitdo^tvhtv    τιις   αϋίηοεις).     Seine  übermässige 
Schätzung  allgemeiner  pragmatischer  Betrachtungeu  aber  beweist 
er  durch  das  Lob,   welohee  er  dem  Theopomp  wegen  seines 
UebsrflnsseB  {άφ^9ΐΜ)  an  weisen  Lehren  ttber  Oeselse,  Yerfassan- 
gen  n.  dergl.  zollt,  wobd  er  bemerkt:  msrm  dl  t«0ni  Q^tonÄ  το% 
Οογγρίχφέίος,  Kcd  m  προς  τοντοις^  (loa  (μλυοοφεί  παρ"  ολην  τψ'  low 
giav  mqi  &iXiuoovi7jq  xai  tioeßeiag  xiu  περί  iwy  άλλων  αρετών  τιολ- 
λφέις  md  Μχλαύς  άίφρχάμβρος  λΛ^ους  (fip.  ad  Pomp.  VI.  ρ.  784. 
Ε).   Und  wie  er  endlich  Aber  die  riietorisdien  Uebertreibnngen 
denkt,  dies  ist  aus  der  Stelle  De  Tbuc.  Ind.  C.  4δ.  ρ.  927.  R. 
ersichtlich,  wo  er  sagt,  wenn  einer  (in  einem  Goschicbtswerk)  als 
Angaklagier  vor  dem  Volke  rede,  dann  ^μυρίων  ανιω  άει  όαχρνων 
9  Mal  Λαων       etM  nwm,  ηρύαρν     μη*  εννοίας  mtovo&^pm\ 


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Dionysius  von  üftiikarnaee  »od  Lifiiie 


Stellen  wir  nun  Livius  dem  Dionysius  gegenüber,  so  sind  wir 
weit  entfernt  ζμ  behaupteo,  daes  er  sich  streng  an  seine  (^ueilea 
gehalten,  daes  er  Alles,  ww  er  in  ihnen  fand,  Mlgenonunen  and 
daas  er  sie  onTer&ndert  wiedefgigeben  habe.  Aber  er  bat  aidb 
begnügt,  an  ä»  Form  so  ftndem  nnd  auch  diee  nur  ineoweii,  ib 
er  es  für  uöthig  fand,  um  sie  gLlillliger  und  dem  Geschmack  seiner 
Zeit  entsprechender  zu  machen  (um,  wie  er  es  selbst  in  der  Vor- 
rede ausdr&okt,  scribendi  arte  mdem  Tetoatatem  anperare).  0« 
Kern  der  Ueberlieloning  ist  bei  ihm  im  Garnen  nnd  WeeentlicbM 
unverändert  erhalten. 

Es  fehlt  bei  ihm  nicht  an  Stellen,  in  denen  man  wegen  ihrer 
Küise  und  Abgebrochenheit  a^cb  dem  Wortlaute  nach  mit  llecht 
die  alten  Annalisten  wieder  an  erkennen  glanbt  Dieselben  fiadit 
man  gesammelt  in  H.  Peter,  Htstorioofnm  Romanomm  BeM.  pi 
XXV  sq.  Noch  wichtiger  aber  ist  es,  dass  die  allerdings  nicht 
eben  zahlreichen  Fragmente  der  Anualistou,  welche  lang  genug  sind, 
nm  einen  Eindruck  τοη  der  Darstellungsweise  derselben  zu  gewäh- 
ren, so  weit  layins  in  den  erhaltenen  Partien  dieMügUchkeit  tnm 
Yergleichung  bietet,  fiuit  dnrehweg  anch  in  der  Form  eine  so  deat- 
liehe  Üebereinstimmung  zeigen,  als  sie  bei  jenen»  Streben  des  Li- 
,  vius,  den  Ausdruck  glatter  und  gefälliger  au  machen,  irgend 
denkbar  ist.  Und  swar  ist  dabei  au  bemerkeni  dass  Lifins  die 
Darstellang  der  Annalisten  keineswegs  durch  Znsfttae  nnd  soostiigs 
Veränderungen  ausgedehnt  nnd  erweitert  hat,  so  dass  die  Stelleo 
des  Livius  überall  den  entsprechenden  Stellen  der  Annalisten  au 
Umfang  ungefähr  gleichen.  Ferner  ist  es  ein  bemerkenswerther 
Umstand,  dass  die  Parallelstellen  snm  grOssten  Theil  den  jOn^gm 
Annalisten  angehören,  was  deshalb  von  Widitigkeit  ist»  weil  mA 
daraus  crgie))t;  dass  die  grössere  Kürze  des  Livius  und  die  grössere 
Länge  des  Dionysius  nicht,  wie  man  häufig  aogenommeu,  daria 
ihren  Grund  haben  kann,  dass  jener  die  &lteren|  dieser  die  jftogereD 
Annalisten  benntat  habe,  sondern  viebnehr  nur  in  den  ZusAtsei 
nnd  Erweiterungen  des  Dionysins  selbst. 

Diese  Parallelstellen  (die  meisten  derselben  haben  wir  bereits 
in  dem  Programme  des  Anclamer  Gymnasiums  vom  J.  1863  sh- 
dmcken  lassen)  sind  folgende: 


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Dionyiins  yod  HAlikarnaM  and  Liviue. 


658 


Aooalieten: 
Piio  (PhD.  N.  H.  XXVIII,  U): 
L.  Piao  primo  aonalium  auctor  est, 
ToUam  Hottilinm  reaeni  «κΝηηΐΜ 
librif  «Odern  qao  tUiun  laerifielo 
lovM  cotio  devooare  eomtiim, 
qaoniani  ρηπιτη  rite  quoidam 
Ml»  fuimmt  ictmn. 


Piso  fGeU.  XV,  89): 
(Verba  Pisonis  haoc  sunt :)  L.  Tar- 
qainium  collegam  smim.  quia  Tar- 
quinium  nomen  eeeet,  metuere  «'uin- 
que  oral  uti  sua  voiuntaU  Honia 
OBooedai  (Codd :  Romitt  oonieDdat). 

CoriiM  (Gm.  de  Div.  I,  96,  56): 
(Onniei  hoo  hietorici,  Fabii,  Gellii, 
•ed  proxime  Coeliue:)  Vnm  hello 
Latino  ludi  votivi  niaximi  primum 
tiereDt ,  civ  iUe  ad  arma  repento 
eat  excitata.  <lw\  antequam  ßerent 
comque  iam  popuia»  oomeditset, 
•arma  per  mreum  eam  virgie  ΟΑβ· 
deretur,  faroun  ferens  dootoa  est. 
Exin  catdam  rusHco  Romano  dor- 
mienti  visiis  est  venire,  qui  diceret 
praesulem  sihi  non  placuisse  hidis, 
idque  ab  codem  iussum  eese  sena- 
tmi  nutUiiire;  illuxn  non  ausam. 
Hmun  idem  imrain  etnoiii» 
tum,  ae  vim  miain  «zperiri  TeDet; 
Μ  taini  ^nidem  βΜβ  ·ιΐ8αιη.  Ex- 
in  filinm  eins  esse  mortuum ;  ean- 
tlem  in  somuis  admouitiunem  fni<)8e 
lertiam.  Tum  illum  etiam  drbilem 
factum  rem  ad  amicos  deiuliseet 
jiwniw  de  emUniia  UeHetOa  tu 
atnam  eue  Maimm,  cumque  sena- 

IM  lOIDIlMIII  €tmWTeVw9999t  JMMOHf 


Cbadtnt  Quadr.(Gel1  JCVII,  2, 24) : 
ComiDias  qua  adseenderat  deadmdit 
alque  verba  Gallin  dedit. 

Claudius  Q.  (Gell.  IX.  13,  4)  ' : 
voce  maxima  conclamat  —  dcindc 
Gallus  inidere  coepit  atque  lin- 


Liviue: 

I,  31. 5 :  Ipsuin  regem  tradunt  vol- 
ventem  cummentariosNuroae.  cum 
ibi  quMdBin  öoooltA  «oletHDi*  ea- 
emfiei»  lovi  EHeio  tete  iiiTeniNei. 
opmatam  his  saeriaaeahdidiase,  scd 
non  rite  initum  afit  cnratum  id 
sacrum  ohso,  nec  eoliim  niillam  ei 
oblatam  cocleslium  spccii'in,  sed 
ira  lovis  soUicitati  prava  religione 

fkOmim  kikm  eom  domo  oonila- 
graaae. 

Π,  2,  β:  Reffiom  genus,  regiam 
nomen  non  solnm  in  oivitate,  sed 
etiam  in  imperio  osse,  id  officere, 
id  obstare  libertati :  hunc  tu,  in- 
quit,  tua  volunkUet  L.  Tarquiui, 
remoTO  mOim. 

n,  86:  Lndi  forte  ex  inataura- 
tione  magni  parabantur.  Ludis 
raane  servum  quidam  pater  familias 
nondum  commisso  spectacfdo  suh 
furca  caesum  media  e  ff  erat  circo. 
Coopti  inde  ludi  velut  ea  res  nihil 
ad  epeotacalam  pertineret.  Hand 
Ha  wmUo  poet  T.  Latinio  depUbe 
homini  aomnium  fuit  Visus  Ju- 
piter dieere  sibi  ludis  praesidtorcM 
displiruisne:  nisi  maguifice  instau- 
rarentur  ii  ludi.  peririiliini  urbi 
fore.  iret.  ea  constüibws  nuntiaret. 
— >'  CuDctantem  tarnen  ac  prolatan- 
tem  ingena  via  morbi  adoita  eat 
detnHtate  subita:  tunc  enimvero 
deonim  ira  admonuit.  Fessns  igi- 
tnr  mali«^  praeteritie  instantibnP»itio. 
cothsiUo  propinquorum  adhihito  cum 
—  exposuisset,  comensu  deinde  om- 
niumf  qai  aderant,  in  forum  ad 
eonanlea  leetiea  defertur,  inde  in 
curiam  inaan  oonanlum  d^atus  fa- 
dem illn  onm  patribns  ingenti  om« 
ninm  admiratione  onarraseei.  — 
eum  functum  officio  pedibtis  suis 
domum  redisse  traditum  memoriae 
eet. 

V.  46»  8:  (Cominiua)  eadem  da- 
grsssus  nonttna  Vi^joa  oontendit. 

VlI,  0.  R:  —  et  quanium  maxi- 
ma voce  potuit  —  liiiguam  otiain 
ab  irrisu  exserentem  —  pedcstre 


'  niese  wie  die  beiden  folpfenden  Stellen  (die  ZwiMkänipf«'  dos 
Matilms  und  Valerius  nnt  gallischen  Kiesen  enthaltend)  sind  zu  lang, 
als  daäs  wir  sie  vollständig  mitthcileu  konnten  Wir  müssen  uns  da- 
her mit  Bruchstücken  derselben  begnüge u. 


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584  IMtnybiat  tob  BtMkUfOMm  nnä  hmm. 


gotm  exsertare  —  teoto  pedeetri 
ei  gkdio  Uifpeiiioo  oinetiui  *-  aoo- 
tum  8cuto  pereoMift  —  torquem 

detraxit  eamqne  saifguinolentiiin 
eibi  in  coUum  imponit.  Quo  ex 
facto  ipee  postehqne  eiue  Torquati 
sunt  appellati. 

GMidiDt  Q.'  (QelL  IX,  11): 
Dm  interea  OftUorom,  vatto  ei 
Ardua  proceritote  »rmisque  ump 
preeful^:<Mitibua  —  incedebat  per- 
que  conteniptum  —  venire  iubet 
et  cougredi  secum  si  quie  pugaare 
secuni  cx  omni  Romauo  exercitu 
•nderet  Tum  Velemt  tribomit 
—  impeirato  piint  a  oooaullbiiit 
ot  — ,  progreditor.  —  eoneereban- 
tur  iam  manus  atque  ibi  vis  quae- 
dam  divina  fit :  corvus  rcponte  im- 
prüvisus  advolat  et  super  galeatn 
tribuni  insistit  atque  inde  iu  ad- 
venarii  ο·  atque  oeoloe  pugnava 
inoipit:  inaiUbat  obiarbabai  el  an* 
gitibtii  manam  laniabat  ei  proepe- 
etum  alis  arcebat  atque.  ubi  eatie 
sacvierat,  revolabat  in  galeam  tri- 
buni. 

Pieo  (Gell.  VII  (VI),  9): 
Gn.,  inquit  (Pieo),  Flavias,  patre 
Ubertino  naHu,  8oripiam  bdebai; 
ttqne  iu  eo  tempore  oedüi  ewruli 

apparebat,  quo  tempore  »edilee 
subrogantur,  eumque  pro  tribu 
acdiiem  curulem  reuuntiaverunt. 
Aedilis,  qui  cumitia  habebat.  negat 
aceipere^  neqoe  tibi  placefe,  qui 
icfiptum  facm$f  eurn  aedilen  fieri. 
Cn.  Flavias,  Anni  filius,  dieiiur 
tabuhis  posuisse,  scriptu  sese  o5- 
dicasse;  isque  aedilis  curulis  factus 
est.  Idem  Cn.  Flavias,  Auni  filius, 
dicitur  ad  coUegam  venisse  visere 
aegretam.  £o  in  oonolave  post- 
qoam  iniroivit»  uMieemftB  ibi  ema- 
pimm  nohHea  aeä^bmuk  Hi  eon- 
tempnontes  cum,  assurgere  ei  nemo 
»oluit.  Cn.  Flavius,  Anui  filius, 
aedilie,  id  arrisit;  sellam  curulem 
iuifsiC  sihi  aß'erri.  eani  in  limine 
apposuit,  ne  quia  illorum  exire  ρθ8· 
•et.  otique  hi  omnes  inriii  Yidorent 
ieee  in  eella  onraU  eedentem. 


tcuiom  oepii,1ffiepaMaiiiagitur  gli- 
dio  —  cum  aento  sentini  imm 
peroaaiatet  ·—  ono  torqae  tpoUi- 
vit,  quem  reepersnm  oruore  coUo 
circumdedit  euo  —  Topqaati  cog- 
nomen  auditum,  celebratum  posteni 
etiain  familiaeqae  hoooh  fuit 

YU,  26:  Oallae  proeeentMgn- 
tadine  atque  armia  ineignit  qi» 
üentqne  eoatnm  baeia  —  proteeit 
per  tnterpretem  nnum  ex  Rominii, 
qui  secum  ferro  deceruat.  M.  erat 
Valerius  tribunus  militum  adnles- 
cene,  qui  —  prius  eciacitatus  con* 
■oliB  volontatem  in  mediw  an» 
tue  prooeMÜ.  ninoe  ineigne  ο»· 
tarnen  humanamnamine  interpooto 
deorum  factum :  namque  coneerenti 
iammanum  Romano  corvuB  repent;^ 
in  palea  consedit  in  hostein  ver- 
sus. —  tenuit  Qon  solum  ales  cap- 
tarn  semel  federn,  sed  qaeÜeNoah 
qae  oertaaMB  initam  eet,  lemi 
•e  alii  ot  oeulosque  hoetio  nitro 
et  nngnibne  adpetit. 


IX,  46:  Eodem  aono  Cu.  Flaviui,  | 
On.  (?)  filius.  eoriba,  pain  Ubv- 
timo  bamili  forinna  erlw,  eetefia 
eallidus  vir  et  facuodaf,  aedflii 
curuHs  fuit.  invenio  in  quibosdiB 
annalibns.  cum  apparrret  aediliims 
fieriquo  se  pro  tribu  aedilem  wi- 
deret neque  accipi  nomen,  quia  I 
aeriptum  faeeret,  tabuUm  potuiMe 
et  ioraese,  ee  lonpiam  neu  iMta*  * 
nun.  —  Ad  eofb^m  aegnm  em 
venisset,  consensuque  nobilium  aißt 
lesceniium.  qui  ibi  afisi(Ubant,  nd' 
iiurrecUwi  ei  non  esset .  curtüe« 
afferri  seüam  eo  iussit  ac  sede  cu- 
ruh  anxios  iuvidia  inimioos  ipee- 
tavit*. 


*  Claudius  ist  bei  diesem  Fragment  an  der  aiigrl'ührten  Stelle  dc' 
Gellius  nicht  genannt  (es  heisst  nur:  in  libris  annalibus);  es  ist  ihm 
aber  gleichwohl  unzweifelhaft  zuzuschreiben,  s.  H.  Peter  a.  a.  0.  8. 211. 

*  Wir  machen  anf  diese  Stelle  besonders  aufimerkeani,  da  tfeb  i* 
ihr  sowohl  die Uebereinstininiong  desLiritts  mit  seineB C)aeilen  als  ·">■ 


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585 


CoeUus  (CBo.  d»  Siv.  I,  24,  49): 

liannibalem,  oum  cepisset  Sagun- 
tum.  n'sum  esse  in  somnis  a  love 
in  deorum  conciiium  vocari.  Quo 
Oam  venieset,  lovem  imperaviese, 
ui  Itoliae  bellum  inferret»  dueem- 
que  ei  nnum  e  mieilie  datum,  quo 
Ulum  utentem  cnm  exercitu  pro- 
gredi  coepissp.  tum  ei  ducein  illum 
praecepisse,  m  respiceret,  illum  au- 
tem  id  diutius  facere  twn  putuUse 
daiutn^ue  cupiäitat$  reapexiise: 
tarn  Titom  hduam  vaskm  el  «m- 
mmum  oircomplicatam  ferpestibos, 
quacunqne  incederet ,  omnia  ar- 
bustdj  virguUa.  tecta  pervertere.  et 
eum  admiratum  quaesisse  de  deo, 
^ßodamm  ülad  eteet  Ule  monetrum, 
ϋί  deum  retpondieee,  vaUitaUm 
tue  Italiae,  praeoepiteeqiM  nt 
pergeret  protimiif  quid  retro  afr« 
§ue  α  iergo  ßeret,  ne  laboraret. 

Coeliue  (tic.  de  Div.  I  35.  77): 
(Flaminiae)  et  ipse  et  equus  cius 
Mte  «gtiUD  lovw  flUtorli  fini 
OMisa  repente  concidit,  nec  eam 
rem  habuit  rt-ligiuni,  obiecto  signo, 
ut  peritis  videbatnr.  ne  committe- 
ret proelium.—  It^que  signa  conveUi 
et  8β  sequi  iussit.  Quo  tempore 
enm  signifer  primi  haiteti  signuai 
oon  poeset  movere  looo  neo  quio- 
quain  profioeretur,  plures  cum  ac- 
cederent  Fluniniiu  itto  more  ne* 
glexit. 

Coeliu«  (Cic.  eUeod.): 
Maffnmn  illud  etiam,  quod  addidit 
Coolios,  eo  tempore  ipao,  oom  hoo 
calamitosum  proeliiim  fieret,  tao- 
tos  terrae  motus  in  liifruribus, 
Gallia  complunhusfjue  iusulia  tota- 
que  in  Itaiia  factus  uMe,  ut  multa 
oppida  conruerintj  mtiitte  heis  la- 
bee  faetae  Hni  ierraegue  äenderini 
fimminaqtte  in  ooMtrorioi  jMrIet 
ftuxerint  at§m  i»  amtm  man  in- 

fluxerit. 

Coelius  (Gell.  X,  24,  6): 
Sappetit  etiam  Coelianam  illud  ex 
libro  hittoriarum  lecundo:  Si  vit 
mihi  equitatum  dare  et  ipse  cum 
cetero  exercitu  τη  ο  sequi,  diequinti 
Homae  in  capitolium  cwrobo  tibi 
cena  sit  cocta 


XXI,  22,  5:  Ibi  frma  est,  in 
quUte  Visum  ab  eo  iuvencm  divina 
epecie,  qui  sc  ab  luve  dicerot  du- 
cetn  in  Italiam  llannibali  missum: 
proinde  sequeretur  neque  usquam 
a  80  defleAerei  oculoe.  ^lavidum 
primo  iraiqaam  oironmspieientem 
aot  zeepioientem  teontum,  deinde 
cura  ingenii  humani,  cum,  quiduatn 
id  esset  quod  respicere  vutitus  es- 
•et,  agitaret  animo,  temperare  ocu- 
Ut  negmvisse  eum,  vidisae  post  seee 
mpentm  mka  magnündine  eum 
mimAi  orfremm  ac  mtfuiUerum 
strage  ferri  ac  post  insequi  cum 
fragore  coeli  nimbum.  Tum  quae 
moles  ea  quidve  prodigii  esset 
quaerentem  audiese  vastitaiem  lUt' 
Uae  MM,  pergeret  porro  ire  tiee 
Mro  inqmreret  tiDeretque  fata  in 
oooidto  eeee. 

XXII,  3,  11:  cum  ocius  aigna 
convelU  ifUferet  et  ipee  in  equum 
iaeiluiwot  emiue  repente  conmit 

coDsulemque  lapsum  super  caput 

efiiudit.  territifl  omnibus,  qui  circa 
craiit,  volnt  f'ocdo  nmfne  incipien- 
d(ie  rt'i  insuper  nuutiatut,  Signum 
omui  vi  moheute  signifcro  couvelti 
nequire. 


XXU,  ö,  Θ:  Tautusque  fuit  ardur 
animorum,  adeo  inteotua  pugnae 
aaimua,  ut  eum  motum  terrae,  qui 

mnltarnm  urbium  Italiae  magnas 

partes  prostravit  avertitqn^  cursu 
rapidos  affinen  ^  mare  fluininibus 
invej^it,  inontes  lapm  ingenti  pro- 
fttil,  nemo  pugoantium  •enaertt. 


XXII,  51,2:  Mabarbal  praefeotua 
equitum,  minime  ceaeandum  ratut, 
immo  ut,  qoidhae  pugnaeit  actum, 
aoias,  die  quinto,  inquit,  vietor  tu 

capitolio  epulaheriif,  sequere:  cum 
equite,  ut  prius  vonisse  quam  ven- 
turum  sciant,  praccedam. 


Bestreben,  deren  Darstellung  durch  Periodieimng  und  eine  feinere  Wahl 
des  Ausdrucke  geftlliger  und  wirksamer  an  maoheo,  besonders  deut- 
lich zeigt. 

'  Es  ist  iutorussant,  hier  die  euteprechende  Steile  dei  Cato  (üeli. 


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536  Diooysiae  von  Halikarnaes  und  LiviuB. 

Vj\)t'n  dies  aber,  dass  wir  nämlich  in  I-.iviu8  im  Wesentlichen 
den  Kern  der  Ueberliei'eruDg  besitzen  und  Dionysius  diesen  Kern 
nur  durch  Beine  Zueätee  und  Umgeetaliiuigen  TerhüUt  bat»  ItMt 
sieb  non  auch  —  und  hiermit  kommen  wir  auf  den  Gegenstand, 
um  den  ee  uns  hanpteiehliöh  tn.  thnn  ist  —  aus  einer  Vergleichnog 
des  Livius  und  Dionysius  beweisen,  indem  das  Thatsächliche,  was 
wir  im  Livius  besitzen,  sich  meist  auch  bei  Dionysius  wieder  er- 
kennen läeat,  und  swar  eo,  daaa  eelbet  in  der  Form  vielfach  die 
gemeinsohaltliche  Qoelle  herrorlenchtet.  Es  ist  nicht  ndth%,  dei- 
halb  anzunehmen,  daee  ee  überall  oder  nur  ftberwiegend  dieoelbeo 
Annalisten  seien,  aus  denen  Beide  geschöpft,  da  für  die  alt€st«n, 
von  Dionysius  lediglich  behandelten  Zeiten  die  verschiedenen  Ad- 
naliaten  auch  in  der  Form  vielfaeh  übereinstimmten,  viefanehr 
liefert  die  Uebereinetimmnng  zwischen  Livius  und  Dionysias,  da 
die  Benutzung  derselben  Autoren  an  vielen  Stellen  unwahr- 
scheinlich oder  gar  völlig  unstatthaft  ist,  selber  einen  Hauptbeweis 
auch  für  die  Uebereinstimmuug  dieser  Autoren  unter  einander. 
Aach  das  müssen  wir  noch  im  Voraus  bemerken,  dass  Diooysios 
allerdings  auch  einiges  Quellenmftsdtge  enthält«  was  wir  bm  Liviiu 
nicht  finden,  wo  also  von  Dionysius  etwas  ans  den  Annalisten  au^ 
genonnuen  worden  ist,  was  Livius  entweder  nicht  beachtet  oder 
verschmäht  hat.  Doch  ist  dies  in  der  That  nicht  viel,  wie  di« 
nachstehende  Vergleichung  von  selbst  darthun  wird. 

Das' erste  Buch  ist  vorsugsweise  das  Product  der  πραγμα- 
τεία (so  pflegt  er  nftmlich  seine  eigene  Arbeit  in  Beaug  auf  Sasna- 
lung  und  Verarbeitung  des  Materials  zu  nennen)  des  Dionysius 
selbst.  Insbesondere  ist  es  das  Streben,  den  hellenischen  Ursprung 
der  Römer  zu  beweisen,  dnrch  welches  der  Inhalt  und  die  Expo* 
sition  des  Buches  fast  durchweg  bestimmt  wird.  Er  führt  daher 
zuerst  einen  weitlftufigen  Beweis,  dass  die  Aboriginer  Relleoen  seitD, 
(welcher  hauptsächlich  auf  die  falsch  gelesene  und  missverstandene 
Stelle  des  üerodot  f,  57  gegründet  wird),  laset  dann  zu  dieeen 
weitere  hellenische  Niederlassangen  hinzutreten,  nftmlii^  erst  die 
Pelasger,  dann  die  Begleiter  des  Evander,  Hercules,  Aeneas,  deos 
auch  dies  sind  ihm  nicht  Einwanderungen  Einaelner  oder  Weniger, 
sondern  Niederlansungcn  von  Völkern  oder  wenigstens  Völkerhrach* 
theiien,  und  uuchdeni  er  dies  Alles  so  berichtet  und  namontlich 
hinsichtlich  des  Hercules  durch  eine  weitläufige  Auseinandersetsuog 


ebend.  §.  7)  zu  vergleichen:  mitte  mecum  Romam  cς[uitatum:  diequioti 
in  capitolio  tibi  ceua  cocta  crit. 


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0ίοη>ΒΪαβ  νοο  Ualikaroaee  und  Liviue.  687 


ζα  beweieen  gesucht  bat,  so  nnterlftset  er  nicht,  das  gewonnene 
Beeoltat  seben  Leeern  dreimal  (c.  60.  79.  II,  1—2)  aufs  Nach- 
drfiaklichete  einsnechärfen.    Daee  er  hierbei  von  den  rdmisoben 

Aooalieten  nicht  viel  Gebrauch  gemacht,  ist  schon  daraus  ersicht- 
lich, dass  er  als  (iewährsmäuuer  weit  überwiegend  griechische  Hi- 
storiker and  Dichter  anführt,  deren  in  dieeem  Buche  nicht  weniger 
■1·  36  genannt  werden.  Indeeeen  werden  doch  anoh  rdmieobe  Ge- 
■ehichtechreiber  genannt.  So  Ifteet  er  eich  die  Gelegenheit  nicht 
eotgehen,  für  seine  Ansicht  über  die  Aboriginer  auch  das  Zeugniss 
römischer  Historiker  anzuführen  (c.  13),  und  weiterhin  sind  seine 
Berichte  über  Evander,  Hercules,  Aeneae  mehrfach  mit  Bestand- 
theüen  der  rdmisoben  UeberUefemiig  nntermisoht,  in  Besag  aaf 
Hsrcalee  in  der  Weise,  dass  er  die  *  mythische'  Relation,  d.  h.  die 
rOmische  Ueberliefening  vorausschickt  und  darin  seine  eigene  An- 
sicht weitläufig  entwickelt  (s.  c.  39). 

Livins  hat  diese  Dix^e  als  *  poeticis  megis  decora  fabnlis 
qaam  inconuptis  reram  gestanim  moanmentis '  überliefert  nar  som- 
Bsriseh  in  wenigeii  Capiteln  berichtet.  Dagegen  ist  gerade  die 
Ycrgeschichte  von  einigen  der  römischen  Annalisten  vorzugsweise 
ausführlich  behandelt,  wie  sich  z.  B.  schon  daraus  ergiebt,  dass 
sie  bei  Cato  mit  der  Königsgeschichte  zusammen  die  drei  ersten 
Miner  7  Bücher  Onginee  füllte,  dass  Oassias  Hemina  die  Geschichte 
dei  Romnlus  erst  im  zweiten  Bache  erafthlte,  and  dass  Gn.  Gellias 
die  Geschichte  vom  Raub  der  Sabinerinnen  im  2.  Buche  begann 
and  im  3.  beendete,  s.  H.  Peter  a.  a.  0.  p.  CXXXVI.  CLXX  und 
CCXL.  Diesen  aber  scheint  Dionysias  in  den  ans  rdmischen  Quellen 
gBsehdpflen  Partien  dfin  Voraag  gegeben  and  aasserdem  auch  den 
Vsm  benutst  ao  haben,  s.  Kiessling  a.  a.  0.  p.  38  ff.  Man  wird 
•ich  daher  nicht  wundern,  dass  hier  der  Berührungen  zwischen 
Dionysius  und  Livius  nicht  alizuviele  sind.  Indessen  ist  doch  nicht 
nur  der  Stoff  und  Kern  im  Wesentlichen  derselbe,  sondern  es  fehlt 
Mch  in  der  Form  nicht  gans  an  Uebereinstimmangeo; 

So  sind  in  dem  oben  erwähnten  *  mythischen '  Bericht  über 
Hercules,  der  überhaupt  mit  Livius  in  Bezug  auf  den  Inhalt  über- 
einstimmt, iolgende  Parallelstellea: 

^Dionys,  c  39:  (ΐρών      nottyiv       Liv,  c.  7,  4:  loco  herbido,  ut 

ηυτφ  ßovxoXitht  πολληι·  χα)  χηλην  {\η\οί(.'  ot  pabulo  feficorct  boves, 

i«i  nh'  βόκς  (\ytjxtr  ιΐς  yottiji',  ui-  et   ipsnm  fcssum    via  procubiiisse. 

Ίοςόι  ßuQvvo  μ  tvoq  vn  ο  χό.ί  ov  ibi  cum  eum  —  sopur  oppree- 

MntuMli  άίΐς  ίόωχίί'  aiitof  ντινώ  '  sisset  — . 


inttdil  ίαρίψΛνίις  iy^rtjo  χαχονρ-  lern)  cum  vadentem  äd  speiuaoam 
r«r,  tf^cr«!  ^^o^  άλ»η¥  wd  foi>$    Caeus  ή  prohibere  oonatus  esset, 


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538 


Dionysius  vo&  Hftlikarnase  und  Li?iiia. 


tiüi&oiui  ίίντφ  σνναγρίίυΐίϊν  ctvi-  ictus  clava  fidem  paeiorem  ne- 
itaXtt,  Ήραχλης  όί  όλοιών  αί/ιονιφ     quiquam  invocane  murte  occubuiU 

Und  eben  so  lassen  sich  auch  aus  der  ebenfalls  den  römischeD 
Annalisten  entnommenen  Partie  über  Romaine  uad  Kemus  mehrere 
Pnrallelstellen  herausheben: 

Dionys.  79 :  inei  —  (7βον  ^ξω        Liv.  c.  4,  4 :  forte  quadam  divi- 

1  οΰ  γνηα(ον  of  ix^Qov  τον  TißiQiv  nittia  super  ripas  Tiberie  efiueus 

vito  χίιμωνωι'  οικχών  Ιχτετοημμ^-  lenibus  etagnis  nee  adiri  iisquam 

ψον  —  υν  γαρ  ht  προσωτέρω  χωρίϊν  ad  iusti  cursum  poterat  cmnis. 

Dion.  81 :  συγχαλέσας  τονς  χωμψ  Liv.  c.  5.  7 :  Romolat  non  eam 

της  ατια^τκς  ό' Ρωμύλος  xu\  ^ίη&(1ς  globo  iavenam,  nec  enim  erat  ad 

ίίς  TTjv'^Xßuv  (Ί€ίγ(ο&αι  δκααχ^ωΐ'  vim  apertam  par,  eed  aliis  aho 

μη  xftja  πύλας απαντάς  μηδ''  κί^ηόονς  itinere  iussia  certo  tempore  ad  le* 

ίίςιόνιίίς,  μη  τις  υπόνοια  προς  τους  giam  venire  pastoribus. 
Ιν  τη  πόλίΐ  γίνηται. 

Dioo.  87;  ο  μέ¥  τφ  7ΐρότ(ρος^  ό  ϋν.  ο.  7·  1:  iempofe  Uli  pne- 
dk  τους  πΜους  Uilv  iMQorvpeto,       oepto,  at  bi  numero  aTiumregnom 

irahebaat. 

Auch  die  in  den  drei  folgwiden  Bfiehern  enählte  Kfinig^gt- 
ecbiehte  war,  wie  ans  den  oben  angefahrten  Beispielen  hervorgeht, 
eben  so  wie  die  Vorgeschichte  von  mehreren  Annalisten  vorzngs- 
weisc  ausführlich  behandelt  worden  :  es  scheint  eben,  als  ob  die 
Phantasie  in  dieser  Zeit»  für  welche  es  fttft  gftnalioh  an  wahrhaft 
historischem  SloiF  fehlte,  um  so  mehr  üreien  Ranm  für  ihre  Erfln- 
dnngen  geftinden  h&tte.  Es  ist  daher  nicht  va  Terwnndem,  dasi 
Dionysius  auch  aus  den  Annalisten  Manches  entnommen  hat,  was 
sich  bei  Livius  nicht  findet.  Dergleichen  Dinge  sind  z.  B.  die  Er- 
aähiong,  wie  Nnma  seine  Gtete  mit  Hoife  der  EJgeria  dnrch  ein 
Wunder  fiberrascht  habe,  Π,  60,  welche  wahrscheinlich  ans  Tale- 
rins  Antias  entnommen  ist,  s.  A.  Kiessling  a.  a.  0.  p.  21,  die  he* 
sondere  Modiiikation  der  Sage  von  den  12  Schilden  der  Salier, 
II,  71,  die  Geschichte,  wie  Attus  Navius  als  Knabe  die  grösete 
Traube  seines  Weinbergs  durch  seine  Kunst  ermittelt^  III,  70,  weiche, 
wie  Oic  de  Dir.  I,  17,  81  sagt,  von  allen  GesohichtBchreiberB 
überliefert  war,  die  besondere  Yersion  in  Besng  auf  die  Gehori  das 
Serviue  Tullius,  wonach  derselbe  von  einem  Gott  erzeugt  worden, 
IV,  2,  welche  ebenfedls,  wie  aus  Plut.  de  Fort.  Rom.  10  bervor- 
gebt^  aus  den  alten  Annalisten  entoonme»  ist  (s.  H«  Peter  a.  a.  0. 
Θ.  242),  femer  eine  lang  ausgedehnte,  wiederum  ans  YaleriDS  An- 
tias entlehnte  (ebend.  S.  24  ff.)  Anekdote  Aber  die  Tersnchte  Tlu- 
Bchung  eines  etruskischen  Wahrsagers,  IV,  60 — 61,  die  Erwerbung 
der  sibyllinischen  Bücher,  IV,  62,  welche  nach  Plin.  N.  U.  Χ1Π. 
84  von  allen  AnnaiisteB  eraählt  war,  endlich  noch  ein  sveitei 
Frodigiom  ausser  dem  von  Livius  enifthlten  unter  Tai^mnini  ^ 


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ttMigrtiiM  Ton  HaiiktMm  mnd  linut. 


589 


perinn,  IV,  68.  Auch  mdgio  mlraelio  tob  deo  VamftioMi  in 
NebeottnMttectoo  sof  der  Benatsung  aaderer  AiiD»liiton  beraben« 

Das  .Meiste  abt;i",  was  Dionysius  mehr  oder  anders  bat  als  Livius, 
igt  sicher  die  Erfindung  des  den  Stoff  nacli  seinen  Tendenzen  und 
AsriobieB  imgietalteiMlen  und  erweiternden  Dionysius.  Nicht  selten 
■flUni  suefa,  MBieiittieh  in  dm  Krieg«-  und  8olilneblberichlen)  ein 
Plne  des  Dionysrae  ledjgliob  dadoroh  enteiandea  sn  ββΐη,  dan  er 
verschiedene  Relationen  seiner  Quellen  einfach  als  verschiedene 
Thatsachen  neben  einander  stellte. 

In  der  die  Gesehichte  des  Romulos  behandelnden  Partie  (II, 
1^66)  neiM»,  wie  aeben  beoMrkt  worden,  die  gann  dnreb  die 
uns  bekannten  Teodenaen  des  Dionyaine  beeümniten  ErArternngen 
tber  die  Institutionen  des  Romulus  den  meisten  Raum  ein  (c.  1 — 
29),  üier  ist  zwar  der  Stoff  derselbe ;  die  Form  aber  ist  ganz 
von  jeoeo  Tendenzen  abhängig;  als  charakteriaiieob  für  die  Art 
und  Weise,  wie  er  den  Grieeben  die  Saeben  klar  m  maeben  eucbt, 
■lag  die  von  ihm  erfundene  Zuaammemietanng  der  ersten  100  Se- 
natoren aus  den  3  Sttomen  hervorgehoben  werden,  c.  12.  Der 
Rest  besteht  hauptsächlich  aus  seiner  Darstellung  des  Raubes  der 
Sabinerinnen  und  der  daraus  entstehenden  Kriege  (c.  30 — 50« 
.  ?gL  Liv.  I»  9 — le),,  wobei  er  die  Sabinerinnen  nidit  wie  Liviua 
•ieb  Bwieehen  die  ktopfenden  Heere  werfen,  sondern  wftbrend  eber 
Waffenruhe  erst  dem  Senat  ihre  Absicht  anzeigen  und  dann  nach 
Senatsbeschluss  eine  förmliche  Botschaft  an  Titus  Tatius  ausrichten 
liest,  an  der  jedoch»  wiederum  nach  Senatsbeschluss,  nur  diejenigen 
Frauen  Xbeii  nebmen  dArfen,  welobe  ak  Pftad  ein  Kind  an  Hanse 
sarftcklassen  kdnnen.  Hierauf  noeb  der  Tod  des  Titus  Tatius  und 
mehrere  Kriege ,  von  denen  Livios  nui*  die  mit  den  Fidenaten 
und  Vejentern  erwähnt. 

Als  Beispiel  der  Uebereinstimmung  SAcb  in  der  Form  kann 
die  DwrsteUnng  des  Kample  mit  Caenina  angefttkrt  werden. 

τον*  Liv.  10«  8.  4:  uomeu  Caeninum  in 

tm¥  ηάί  βι^ούντων  tipf  ομοζον  agrum  Romanoro  impetam  fiieik 

Ιξηγαγών  την^  (ίνναμιν  6  'ΡωμύΙος,  sed  effwe  wutontibus  fit  obvitts 

αψνλάχτοίς  ούφ9  ft$  totg  ηοΙ§μίοις  cum  exeroitn  Romulus  levique  eer- 

(nniO^fiai  xnX  του  τε  χάρηχος  ην-  tamine  docet  vanam  eine  viribus 

KÖv  ((οτίώς  hhn  u^i  ni'  yi'mtti  χίοιος  irum  csse.  exercitum  fuudit  fugat- 

Ίοϊς  T€  (fivyoiöiv  f/i  r»;*»  7i6hv  fx  quo.  fusum  perst'qnitur ;  regem  in 


proelio  obtruncat  et  spoliatj  urb^m 
ftimo  impetu  capU. 


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540 


Dionytius  von  UaUkarnaee  und  Livias. 


Eben  so  der  Kampi  mit  Antemoa: 

D.  33:  γ^νόαΐνος  xu)  ιης  fxtinov        L.  11,  1  :  raptim  et  ad  hos  Ro- 

όννάμΐΐίος  foxti^idui ^νης  tu  xuiii  τας  mana  legio  ducta  palatoe  in  agne 

ηροιομας        Ίαρ'   ίληίόης  ^(föihj  oppressit,  fnsi  igitur  primo  impetu 

χα%^άηέρ  χαίτης  πρότερης  Ιγχραι  ης —  et  claroore  hostee. 

Noch  mag  bemerkt  werden,  dass  bei  beiden  die  Sabinerianen, 

um  ihre  Väter  zum  Frieden  zu  bewegen,  sich  selbst  als  die  Urhe- 

bermoeo  des  Kriegs  anldageB,  D.  46  und  Liv.  13,  S,  and  dnat  bei 

beiden  als  die  Unaehe  der  Reohtarerweigerang  dei  Titos  Ikte 

dessen  Parteinahme  für  seine  Freunde  angegeben  wird,  D.  51  mä 
Liv.  14,  1.  Auch  der  Bericht  über  den  Tod  des  Romulus  ist  bei 
Dionysius,  der  diesen  Bericht  den  *  mythischen '  nennt,  and  bei 
Livins  bis  aof  die  Worte  derselbs: 

D.56:  ixxlnaiaijovra  φασί»αντ6ν       L·  16»  1 :  mn  ad  esercitum  re- 

ίηϊατρατοτίέδου  CoifovMKtaitX'ii^faV'  censendum  contionem  — >  haberet, 
τος  ((ΪΛ^ηίας  xul  χαμωνος  ufyalw  subito  coorta  tempostas  t&m  denso 
xata^Quyiytoi  άφανη  ytvia^iu*  regem  operuit  nimbo.  ut  confpe- 

ctum  eiu8  coutioni  abbtulcnt. 

Nach  dem  Tode  des  Romuhis  wird  bei  Beiden  die  Einsetzung 
von  Interregen  im  Ganzen  in  gleicher  Weise  nnd  mit  gleichen  Wor- 
ten so  angegeben: 

I).  57:  ToTiP  Χαχονσίϋχα  πρώτως       L.  17,  5:  decem  imjperitabaut ; 

ηπέβωχαν  ηρ^πν  της  π6ΐ(ως  τ^ν  unus  cum  innignibus  imporii  et 

ηιηηχράτορα  ηρχην '  ixfh'oi  (f'  ονχ  lictoribng   erat;    quinqiie  dierum 

ϋμα  πάντίς  fßanilfvov^  «/λ'      όια-  spatiu  tiniebatur  imperiiun  et  ρ€Γ 

δοχης   ημέρας  /t^ijf   (χαοίος^  iv  omnes  in  orbem  ibat. 
αίς  τάς  re  φάβάονς  (ϊ'χ£  χαϋ  τ«  Xotirff 
της  fiaahxns  (^νσίας  ανμβοί^ 

Weiterhin  aber  wird  die  Wahl  des  Numa,  welche  von  Livius 
lediglich  darch  den  Ruf  seiner  Weisheit  und  Tugend  motivirt  wird, 
bei  Dionysias  (o.  58)  in  einer  wondsrliohen,  aber  für  ihn  nngsmeio 
cbaimkterisysoben,  sieber  von  ihm  selbst  ausgedaobten  Weise  er- 
klärt. Es  entsteht  nämlich  ein  Streit  zwischen  den  alten  Senatoren 
und  den  neuen  ('die  man  die  jüngeren  nennt beide  verlangen, 
dass  der  König  ans  Ihrer  Mitte  genommen  werde;  man  vereinigt 
sich  endlioh  dahin,  dass  die  alten  Senatoren  awar,  wean  sie  wolleo, 
wäbloi  sollen,  aber  keinen  der  Ihrigen;  wenn  sie  nieht  wollen, 
Hüllen  sie  die  Wahl  den  jungen  überlassen,  die  aber  auch  an  die- 
selbe Beschränkung  gebunden  sein  sollen;  die  alten  entscheiden 
sich  für  die  erstere  Alternative,  finden  aber,  um  keinen  der  jaogeo 
w&hlen  in  müsseut  endlich  nach  langer  Berathang  den  gliokUofaea 
Ausweg,  dass  sie  einen  Ausländer  wfthlen. 

Es  folgt  nun  die  Güsehichto  der  Regierung  des  Numa  (LI> 
58 — 76).  Diese  ist  fa«t  ausschliesslich  nicht  sowohl  eine  Eraäh- 
long  von  dem,  was  Koma  für  die  Regelang  des  religiösen  Lebeoi 


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.  DionyiBiu  τοα  HaiikarniM  uid  Liviii»»  641 


der  Bämer  getehftffeoi  ab  vidmehr  eine  ThaumammiMhiOg  der  reli- 
gieno  loelitate  der  Bdnier,  wie  sie  Dioiqrsiae  theUe  in  deo  ihm 

forliegenden  Schriften,  wie  es  scheint,  hauptsächlich  des  Varro, 
vorfand,  theils  selbst  (freilich  ungenau  genug)  beobachten  konnte. 
£e  werden  daher  nicht  nur  Dinge  einer  späteren  Zeit  mehrfaoh 
enrftlmi,  a.  e.  66.  67.  68.  n.  Mndem  Moh  Einriehiiiiigeii,  die 
er  mImni  tca  BmnnlnB  beriehtet,  jetet  dem  Nama  beigelegi,  wie 
die  Einsetzung  der  Cur iune η ,  s.  c.  04  vgl.  21  (an  welcher  letzteren 
Stelle  es  jedoch  60  statt  der  30  des  Nuuia  sind).  Als  ein  Bei- 
Bpiel  der  ungenauen  Kenntniss  der  Einriohtoogen  seiner  Zeit  kann 
m  dienen*  da«  er  o.  76  die  Oi>op4ation  der  Pontifieee  dnrob  das 
OaU^ginm'  trota  d4r  lex  DomHia  noeb  ale  beetelieod  beaeiofanei, 
nachdem  er  übrigens  sie  schon  unter  Kumulus  durch  die  Comitien 
hat  wählen  lassen,  s.  c.  22.  vgl.  V,  1. 

Da  die  AnfiPassang  yon  dem  Charakter  dee  Nuroa  b«  ihm 
liimelbe  iai  wie  bei  Linne,  eo  finden  aieb  in  den  Saeben  natikrlieh 
fiele  Uebereinaiimmongen.  In  der  Form  sind  nur  etwa  die  ftut 
wörtUch  entsprechenden  Schilderungen  der  B^unctionen  der  Fetialen 
and  der  Pontifices  hervorauheben.  So  heisst  es  z.  B.  in  Betreff 
der  Fetialen: 

D.  72:  ίηιατας  Ίο^ς  όρίοίς  τόν  L.  (der,  wie  wir  uns  erinnern, 
Ji  J(a  χαϊ  τους  άλλους  fnixalitro  den  Ancus  Marcius  zum  Urheber 
9ίονς  —  ίπατα  οτω  πρωτω  πίρι-  des  Fetialenrecbts  macht)  32,  6: 
Tifyoif  τούτον  ίπί^ιαψξι^άμίνος  —  ubi  ad  tines  eorum  venit  —  audi 
«jtm  ffoly  %1ς  j^y  'voAiy^  ntiQiiMM  luppiter,  inquit  —  baeo  cum  fines 
τον  ffVMv^oy  $  rov  πρώτον  άηαν-  suprascandit ,  haec  qaiounqae  ei 
τ^ακηα  iv  vaSg  nihug  thfv  avrdv  primae  vir  obyiam  ftierit»  haeb  por- 
tfifnov  §ηίμ$ιρτνρέμ§νος  —  tarn  ingrediens  ^  pemgit. 

Aabnlicb  iafc  anob  daa  Verbftltnini  der  Stellen  D.  78  und 

Liv.  20,  5 — 7  in  Betreff  der  Pontifices,  obgleich  Liyius  au  dieser 
Stelle  nur  einen  Pontifex  von  Numa  einsetzen  läset. 

Wie  bei  diesen  Königen,  so  finden  wir  auch  bei  den  übrigen 
die  Hanptb^benbeilen,  ibre  An£EMrang  nad  den  Obarakter  nnd 
die  Bedeotnng  der  eimelnen  R^giMngen  in  der  DareteUang  dee 
Dionysius  eben  so  wieder,  wie  wir  sie  bei  Livius  lesen,  nur  dass 
Dionysias  in  der  oben  beschriebenen  Weise  überall  die  Dinge  weit- 
läufig anieinanderlegt  und  mit  seinen  rhetorischen  Künsten  schmückt, 
die  itaieobeih  fikr  Cfaneoben  weniger  TaratAndliebea  nnd  naob  seiner 
MsbuDg  weniger  intet eiaau ton  EägentbümHebkeiten  wegliest  oder 
▼erwischt  und,  wo  es  irgend  angeht,  Betrachtungen  und  Erläute- 
rnngen  und  insbesondere  Reden  einflicht.  Noch  ist  im  Allgemeinen 
in  bemerken,  dass  vonngvweiae  die  Kriegsgeschichte  bei  ibm  dorcb 
iarMoee  Sdiüdernngen  yon  KAmpfen  nnd  Belagerangen  sehr 


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548 


Dionytios  γοη  Ualikamass  and  Liviut. 


anegedehnt  und  auch  durch  Kriege,  von  denen  LiTine  niohte  weiss, 
crweiieii  aod  dam  er  kioeiditlioli  dw  ABonbang  deo  Orvad- 
sati  befolgt,  bei  den  eineelmn  Königen  die  loieeN  «nd  inere  Qe* 

schichte  au  trennen,  wodurch  einige  Male  zusammengehörige  Dinge 
aus  einander  gerissen  werden.  Wir  gehen  im  Folgenden,  um  lias 
Verhältoiss  zwischen  Livius  und  Dionysius  deutlich  erkennen  so 
keeoDi  eine  üebenieht  iber  die  beidereeitige  i>nnleUvqg  der  wer* 
teren  Kömgegeeebiehte^  wöbet  wir  jedoeb  diejem'gen  Binneinheiten 
tibergehen,  die  schon  bisher  zu  erwähnen  waren. 

In  der  Geschichte  des  Tullus  Hostiliua  (III,  1 — 35)  stimmt 
in  dem  den  Heuptinhalt  derselhen  bildenden  Krieg  mit  Alba  Alles 
in  den  elnaeliien  weeeniUoben  Zügen  überein,  Dnrob  das  IBr  dee 
inieerliohe  Weeen  der  römieebeo  Religion  eo  eharahterietieebe  Knne^ 
stöck  wird  bewirkt,  dass  die  Albaner  zuerst  die  Genugthoung  fir* 
weigern  (erst  nachdem  Tullus  Uostilius  benachrichtigt  worden,  daes 
dies  geschehen,  '  läset  er  die  (bisher  hillgehaltenen)  Gesandten  der 
Albaner  kommen  nnd  befiehlt  ihnen  zu  reden',  D.  eu  8  &  Sld. 
Z.  18  loemL  Li?,  e.  22,  6);  daa  liger  der  Albaner  wird  v<en 
Gluilius  an  der  davon  eo  benannten  Foeea  Gluilia  aufgeschlfigen 
(welche  nach  D.  c.  4.  S.  214.  Z.  4  noch  vorhanden  ist,  während 
naob  Liv.  23,  3  Sache  und  Nameo  verschwunden  sind:  eine  Diff^^renz, 
welche  in  einem  andern  Falle  wiederkehrt,  vgl,  D.  c.  71.  S.  316· 
Z.  5  mit  L.  e.  86,  6,  nnd  wdohe  an  der  RealüM  anderer  von 
Dionysius  als  noch  vorhanden  erwähnten  üeberreste  des  Alterthnttf 
begründete  Zweifel  erweckt) ;  Gluilius  stirbt,  Mettus  Fuffetius  folgt 
als  Dictaior  und  die  VciJeut^r  und  Fideoaten  (bei  1).  die  Etrusker) 
machen  den  Plan,  Börner  nnd  Albaner,  wenn  sie  eich  dnrob  die 
Schkcht  gegeneeitig  geeefawiobt»  sa  überfallen,  welehee  letalere  roa 
D.  zu  einem  ganzen  Gapitel  anegedehnt  wird,  D.  c.  6.  L.  e.  M» 
8 — 9.  Hierauf  folgen  die  schon  erwähnten  langen  Reden,  welche 
niohte  enthalten  als  was  von  Livioi  in  den  wenigen  Worten  c.  23| 
7«-^9  fpMigt  iet,  nnd  in  Folge  dam  der  Kampf  derHonftier  nnd 
Cnriatierv  weleher  eonst  bei  Beiden  üboreinafcünmend  geiobaderi 
ist,  nnr  mit  dem  ebaraklerietieeben  Untareobiede,  daae  Dionysine 
um  die  Sache  den  Griechen  glaublicher  eu  machen,  den  überltiben- 
den  Iloratier  isuletzt  nicht  mit  drei,  sondern  mit  zwei  Curiatiem 
kämpfen  lieet  Der  Sebmen  der  Sobweeler  dee  Horaftiem  kommt 
dam  beim  AabHok  dee  Qewandee  inm  Anibnioh,  *  weleiwa  lia  wtM 
dem  verlohten  Gnratier  gewebt*,  D.  o.  21.  8.  241.  Z.  20.  L.  α 
26,  2,  und  der  Bruder  stöest  ihr  das  Schwert  mit  dem  gleichen, 
nnr  bei  D.  at^eeahwäohtau  Auemi  in  die  Bniet  (L.  26»  4:  abi 


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Dionytiat  ton  HiKkirem  und  lirini.  Md 

Mm  enn  ioaMtaro  «bow  «d  eposeam,  obUta  fratram  nortiionim 

▼TTiqne,  D.  c.  32:  τιρός  iit^y  9f  ^bwicaX^  «ail  μήτΕ  vbr 

nocdoa  μήτΕ  τονς  οίό^λφονς  xamla/vvF).  Endlich  wird  auch  der 
VerraUi  des  Fuffetius  in  der  Schlacht  mit  den  Fidenaten  und  Ve- 
jaitorn  in  gMdMr  Weiee  dargeetettt  biB  mf  emaelBe  Zflge,  wie 
wan  bei  Beiden  wlhread  des  KanipfM  dem  Tnlloe  Ηοβ^ΐίββ  die 
Htebriebi,  dees  die  Albaner  eieb  auf  die  Heben  elebeo  und  der 
rechte  Flügel  in  Gefahr  sei,  durch  einen  Reiter  gebracht  wird,  und 
der  König  dann  mit  lauter  Stimme,  *  so  dass  es  die  Feinde  hören*, 
rill»  dMB  dim  mf  seinem  Belebl  geeohebe,  D.  c.  24.  &  263.  Z.  8 
■·  28.  L.  o.  27,  7.  6,  wae  dann  der  EMg  eelbet  alt  fleine  lietige 
Brindung  (D.  28:  ηλάαμοινΛ  nmi  αιρατψήματα^  L.  28,  5:  coneilium 
et  imperii  simolatio)  bezeichnet,  in  Bezug  auf  den  weitern  Inhalt 
der  Geschichte  des  ϊαΐΐαβ  lioetilius  wollen  wir  nur  noch  bemerken, 
diM  die  Besekoldigaag,  welebe  die  Sabiner  den  AOmem  gegenüber 
«beben  «od  weldie  LiTine  odt  den  Werten  anedrAeki:  aooe  prias 
ia  hieam  venieee  ae  Romae  retoatos  (c.  30,  5),  erst  dorcb  die 
Pftraphrasirung  des  D.  (c.  32.  S.  266.  Z.  22  ff;)  Licht  erhält,  s. 
Weinenborn  s.  d.  St.,  und  dass  der  Tod  des  Könige  c.  36  gana 
ntioBabalieob  aoa  lat.  9.  81,  8  umgedentet  ist. 

In  der  Geeefaiebte  des  Anens  Mareine  (o.  86 — 45)  wird  der 
Obarakter  dee  Königs  gana  als  das  medinm  ingeninm  dee  Lfrine 
(c.  32,  4),  nur  selbstverständlich  mit  grösster  Ausführlichkeit  ge- 
sokildert,  c.  36,  und  die  Erhebung  der  Latiner  gegen  ihn  gana 
eke  io  wie  bei  Lifiae  danms  abgeleitet,  daee  eie  ibn  fikr  onkrie- 
yriwh  halten,  e.  87.  Hierauf  wird  Politoriam  genommen  und 
iwelOri,  *  hm  μηόεν  aS9tq  δρμητήριον  εχοΐΒΡ  el  tmI^um»',  L.  e.  88, 
*  ne  hostium  Semper  receptaculum  esset',  und  auch  die  übrigen 
Kriega-  und  Friedenswerke  des  Ancus  Marciue,  dessen  Qeschichte, 
wie  ee  edmini,  γοη  den  Annatieien  weniger  aaegeecdmiOolrt  vorlag, 
wefden  filM  einstimmend  bericbiet. 

Ee  Ibigi  nnn  innlolut  die  Yergeediiolite  dee  Tarquinius 
Priscus  (c.  46 — 49),  die  er  c.  46  ausdrücklich  erklärt  so  erzählen 
za  woUen,  wie  er  sie  in  den  einheimisch eu  (έτηχώρΛΟί)  Quellen  vor- 
gofondea,  e.  48^  und  die  er  demnach  anoh  gana  ftbereinetimmend 
ttit  UMm  beriehtet.  Das  eapiti  apte  repomt^  L.  o.  84,  8,  giebl 
«  dabei  e»  wieder:  imMff»  τύ  Αοκόμωη  thv  ί&Μ¥  hA  x^v  ice^or- 
λή»'  άρ^όοίχς  ως  ηρότΈρον  ηρμοστο,  und  wie  an  dieser  Stelle,  so  er- 
streckt sich  auch  in  der  Beschreibung  c.  48.  8.  286.  Z.  12  ff.,  wie 
Tarqoiniaa  aieb  in  Bom  dnreh  Fre^gebiglmit  und  laebeniwfiidigheit 
im  Yerinhr  fllelfauig  eevorben,  die  Uehardnetimmii^g  mit  Uviim 


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I 


M4  DioBjrtiue  τοΔ  HalikanaiM  und  Lifiui. 

(e.  34,  11)  Ιή·  aaf  die  Worte.  In  dn  «eentikhen  GMeUelite 
wiiMr  AegiMnuig  tritt  die  Neigung,  die  Kri^g^geaehiolite  inera* 
■dunttoken  und  sa  erweitem,  ▼omigeweise  dentUoh  hervor.  Wibr 
rend  dnher  Liv.  c.  38,  4  nur  die  latiniechen  Städte  au%eBälilt 
werden,  die  von  ihm  genommen  worden,  weiss  Dionysius  von  der 
Kionabme  jeder  dieser  ^Städte  eine  weitiäuiige,  ireiüch  aiemiieb 
farbloee  Sohilderong  na  geben.  Ferner  kennt  Livine  ■nwnffdmn  anr 
ttoeh  einen  Kriüg  mit  den  Sabinem,  den  er  daroh  drei  Solilaelte 
lar  Entsoheidnng  bringen  Ifteet,  α  36,  1.  37.  Dionyelne  dagegen 
hat  zwar  manches  mit  Livius  geraein:  so  heisst  es  z.  B.  beim  Be- 
ginn eines  der  Feldzüge  bei  Beiden,  *  dase  die  Sabiner,  ehe  die 
Kümer  ihnen  entgegen  zielien  konnten,  den  Anio  überschritten  bit- 
ten', D.  0.  63.  S.  303.  Z.  13  ff.  L.  33,  1,  «ad  das  Stnfei^iea  dai 
rdmiacben  Kdniga  bei  einer  der  SeUaohtco  wird  von  Beiden  aaf 
gleiobe  Weiee  beeebrieben,  D.  c  56.  L.  e.  87,  1.  Aber  DionyBai 
vermehrt  nicht  nur  die  Schlachten,  sondern  laset  auch  die  Sabioer 
gleich  zu  Anfang  mit  den  Etruskern  verbunden  sein  und  hieraus 
einen  weitläufig  eraäbiteo  Krieg  mit  den  Etruskern  entetehen,  von 
dem  Liviiia  nic)itB  weise.  Dagegen  stimmen  die  FiiedansveriM 
wieder  bei  Beiden  fibereia,  die  HinmftlgBng  von  100  8eaatore% 
0.  67.  S.  807.  Z.  29.  L.  e.  35,  6,  der  Bau  der  afceineniea  Maner, 
D.  ebend.  S.  308.  Z.  23  ff.  L.  38,  6,  die  Herstellung  des  Circus 
maximuB,  D.  c.  68.  L.  38,  8 — 9,  die  Geeohicbte  des  AttOB  Naviue, 
D.  0.  71·  L.  36,  3  ff.,  und  dabei  finden  sich  auch  mehrere  be- 
merkeoewertbe  üebereinetimmnngsn  in  der  Form.  So  wird  a.  B. 
die  Heratdlnng  von  SitaplAtaen  im  Girena  nmrimna  von  Brndan  ia 
gleicher  Weise  beschrieben,  wenn  wir  die  uneiohem,  jedenftdls  tbsü- 
weise  zu  emendierenden  Worte  des  Dionysius  so  lesen :  νηοοηγυι; 
ποιήοας  περί  aviby  καμόρας  (ιάχίς  γαρ  kofutit^  i^^swifovv)  in  ίαρίωρ 
doxui»' (oder  όωόίΗαη'άόωρ)  ^νλί^  αις  σκηναϊς  i^noaci/iii^eif, 
D.  68  (Liv.  e.  85,  9:  speotavere  fwrciB  dmdmm  Λ  tmm  t^feckt 
eitla  ΰΜα  melifieiili^  pede9\  nnd  in  dar  Qasobicbie  dea  Attos 
Navius  fragt  der  König  bei  Dionysius  eben  so  wie  bei  Livins,  'ob 
das  möglich  sei,  was  er  im  Sinne  luibe  und  als  Navius  dies  be- 
jaht, sagt  er,  er  habe  gedacht,  den  Scbleifatein  mit  dem  Scheer- 
messer  zu  darcbschneiden  (so  ΙΜοι^ήαβ,  der  ea  damit  auch  mdglioh 
maobt,  dasa  der  König  sich  in  die  Hand  aebnaidet^  liriaa  Hast  dis 
Operation  von  Navius  vornehmen),  nnd. bei  Beiden  wird  aneb  sr- 
wShnt,  dass  die  Statue  des  Nnvins  *  mit  verhülltem  Kopf  errichtet 
worden  sei.  Nocli  ist  zu  bemerken,  dass  das  Prodigium  mit  den 
Ueiligthümem,  deren  Inhaber  nioht  von  ihrem  Piata  aof  *  dem  Ca- 


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Dionysius  von  iiaiikarnaes  und  Livius. 


645 


pitol  weichen  wollen,  bei  Dionysius  unter  Tarquinius  Priscns,  bei 
LiTiue  unter  Tarquinius  SuperbuR  erz&blt  wird,  aber  in  ganz  glei- 
eher  Wmo,  Dl  60  exir.  L.  o.  56,  4,  tud  dtM  die  Beschreibiiog 
des  ΟΙΝΟ*  nudanie,  a.  a.  0.,  eben  to  wie  die  der  Liidi  magni  VH, 
71«  niehi  der  betreffenden  alten,  sondern  eeiner  eigenen  oder  der 
Zeit  eines  Annalisten  entspricht  und  daher  entweder  dieaer  Quelle 
entoommen  oder  aus  eigner  Beobachtung  geschöpft  ist.  Die  Kr- 
mordnng  dee  Tarquinios  geschieht  bei  D.  wie  bei  L.  durch  awei 
verwigeiie  -(ferooiinmi,  L»,  τολμνιρότκΜίΟί)  mit  Aokerger&then  (agre- 
•ftibva  femmentia,  L.,  άρ^πάροις^  D.)  bewaffnete  (?erkleideie,  D.) 
ffirten  und  wird  auch  sonst  von  Beiden  fibereinetimmend  erafthlt. 

Von  Servius  TuUius  (dessen  Geschichte  IV,  1  10)  wird  zu- 
nächst in  Bezug  auf  seine  Herkunft  c.  1  dieselbe  Tradition  wieder- 
gegeben vrie  L.  c.  39,  Ö — 6  (eine  andere  wird  nur  erwähnt,  um 
■ie  %a  beetreiteD),  eben  so  wird  e.  2  das  Prodigium  mit  dem  bren- 
nenden Kopfs  desselben  in  gleicher  Weite  enSblt  wie  L.  c.  89, 
1—3,  tbeilweiee  anob  mit  denselben  Worten  (D.:  mci  ή  ff  Xb^  αμα 
τω  νηνω  SiCUKiäao^sUut  ηψανιο^Τ],  Li  ν.  §.  2:  mox  cum  somno  et 
tlamniam  abiese).  Hierauf  folgt  c.  4 — 12  der  Bericht  über  die 
Art  und  Weise,  wie  er  hanptsAcblich  durch  die  List  der  Tanaquil 
Sur  HemcbaÜ  gelangte,  eben  so  wie  L.  e,  42,  nnr  dass  bei  D. 
eine  Kritik  der  gewdbnttoben  Sage  nnd  eine  Bede  eingeflocbten  ist 
und  daes  die  Sdbne  des  Anens  Maroins  als  Urbeber  der  Ermordung 
des  Tarquinius  Priscus  durch  einen  förmlichen  Volksbeschluss  ver- 
bannt werden;  dann  die  Erweiterung  der  Stadt  wie  L.  c.  44^  3 
(anr  ohne  dessen  antiquarische  Erörterung  über  das  Pomoerinm), 
und  iron  die  mMUmv^om  dee  volksfrenndliohen  nnd  demokratiscb 
gesinnten  Königs,  die  in  allerlei  leicht  zn  erdenkenden  popul&ren 
Massregeln  bestehen  nnd  unter  denen  selbstrerstAndlicb  die  Cen- 
tn ri  at  ν  erf aa 8U η g  hauptsächlich  hervorgehoben  wird,  welche  er  mit 
den  gleichen  Worten  wie  Livitts  rühmt  (D.  c.  16:  αοφώιατον 
iamtww  ηοίίίηνμύηίν  άςηγήσαη·  μβ^ίσιων  Ψωμΰάοις  άγα&ων 
aiww^  L.  c.  42,  6 :  oenenm  enim  institait,  rem  salaberrimam  tanto 
Maro  imperio).  Diese  wird  mit  geringen  Abweichnngen  in  Neben- 
snoben  eben  so  beschrieben  wie  von  Livius,  nnd  auch  die  Worte 
entsprechen  sich  mehrfach,  wie  bei  der  Natur  der  Sache  natürlich ; 
als  bezeichnend  sind  aber  nur  etwa  hervorzuheben  D.  ,c.  16:  wv' 
tu»  d*  4μβΙωαβ  mv  inλι4Jμbv  —  νδς  τίδραινημΐσι,  Γ.  c.  4S,  5: 
oereae  tutom  ademjptaef  B.  c.  21  in.:  Simv  imMg  jb  ßtiffog  τοίς 
nXßwUotg  τΰΙ»  τβ  mvii&vw  καΐ  tSh^  άΐβάΧωμάίω^,  LW.  e.  48,  9 :  haee 
omnia  in  ditee  a  pauperibus  indinata  onera,  uud  die  Beschreibung 

BlMia.  MM.  t  Pkllol.  ».  V.  ZZIX.  ^ 


546 


DionysiuB  von  HalikaraaM  und  Livias. 


der  Aufstellung  des  ganzen  Volks  als  Exercitns  bei  der  Lmtratio, 
D.  c.  22,  1  and  L.  e.  44,  1·  2.  Mit  der  OmUaiat^erüamag  τβτ· 
lundet  er  dardi  einen  groeien  AnachroniBDist  &  Einr«knig  dar 
Freigelassenen  in  die  vier  etidliecben  Triboe,  e.  99,  wenn  er  wth 

dann  eine  Digression  über  die  Sciaverei  bei  den  Rümeru  knüpft, 
c.  24.  Den  Beschlues  der  innern  Qeechichte  maoht  die  Erricbtazig 
des  gemeinsamen  Heiligthams  der  Diana  auf  dem  aTentinisclien  Berg 
*  nach  dem  Muster  der  gxiechieoben  Amphik^yonie  imd  der  TeresBi* 
gungen  der  kleinasiatieehen  i^rieehen*,  e.  25—96,  wie  L.  e.  45. 
Die  Kriegsgeschichte  wird  bei  Serviue  Tullius  durch  ein  einziges 
Capitel  (27)  erledigt,  welches  sich  nur  in  allgemeinen  Redensarten 
bewegt,  worin  aber  doch  gesagt  wird,  dase  er  20  Jahre  nnunter- 
brocben  mit  den  Etmakem  Krieg  goAkrt  nnd  ihnen  ^SehlnebfeeB 
Uber  Schlachten,  alle  siegreich  *  geliefert  habe.  Desto  auAhriielMr 
wird  der  Sturz  des  Kunigö  dargestellt,  c.  28 — 40,  SO  jedoch,  daas 
Dionysius  in  den  Einzelnheiten  theilweise  bis  auf  den  Ausdruck 
mit  Livius  genau  übereinstimmt;  die  grössere  Ausdebnai%(  ist  dar 
durch  bewirkt,  daes  D.  die  wilde  TnUia  o.  29  eina  wegen  ihnr 
FVechh«t  besonders  widerwftrtige  Bede  anTarqninioa  hahsn  UM^ 
c.  29,  dann  durch  die  früher  schoo  erwähnte  Kritik  der  Verwandt 
schaftäverhältnisse  der  Tarquinii  und  endlich  durch  die  Reden 
des  Tarquinius  und  des  Sergius  TaUiue  im  Senat  und  durch  eine 
(indirect  referirte)  Bede  des  LeUteren  tot  dem  Volk,  c.  80—37. 
Die  letste  Katastrophe  aber  iat  bei  Beiden  ToUluMnmen  dieselbe:  Tnr* 
qainine  tritt  aof  im  königlichen  Schnmck,  beraft  als  KSnig  den 
Senat,  Servius  Tullius  eilt  auf  die  Nachricht  davon  herbei  und 
setzt  den  Tarquinius  ungefähr  mit  denselben  Worten  zur  Rede  (1)· 
c.  38.  S.  55,  Zu  24.  L.  o.  48,  I),  ee  konunt  mm  Haadgemea^ 
Tarquinius  omfiMst  den  alten  KAnig  nnd  wirft  ihn  die  Treppn 
hemnter  (D.  c.  38:  μετέωρον  ίξαρτίξίοας  αντον^  άχμάζωρ  Ά  etS^m 
xai  ^ω/ί«Αίος  άι-ηρ  ^ιπτΈΪ  χατα  τώΐ'  κρηηίόων  τον  βονλίντη(}ίον^  Lir. 
C.  48,  3:  multo  et  aetate  et  viribus  validior  medium  arripit  Scr- 
▼inm  elatmnqne  e  cnria  in  inCeriorein  partein  per  gxndne  dqiioü), 
der  nnglttckHohe  Kdn|g  wird  anf  der  Flacht  von  Abgetandtea  dea 
Tarquinius  getödtet  nnd  sein  Leichnam  ?on  Tullia,  welche  ihren 
Gatten  'zuerst  als  König  begrüsst*  (D.  39.  S.  56.  Z.  22.  L.  c, 
48,  5),  überfahren,  nachdem  dieselbe,  dies  ist  ein  charakteristischer 
Znsats  des  Dionysius,  den  sügemden  Knteeher  durob  daa  Weite 
ihrer  Fussbank  {doA  t&it  noddr  ιό  βά&^ψ  i^timim  ßMm  ein 
ορ^οκόμον)  angetrieben  hat. 

Die  Qeschicbte  dee  Xarquiniue  iSuperbue  endlich  (o.  41 — 86) 


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Diolan«*       HriikainMi  und  Ιατίη». 


547 


war  jadan&Ua  vm  dao  Aniwlliiftwi  yoryngBif «io  aveflllurlMh  daige- 
stellt.  Hier  finden  sich  also  einige  sagenhafte  Thatsachen,  die  Li- 
viu8  nicht  erwähnt  und  von  denen  eine  c.  62  extr.  ausdrücklich 
auf  Yarro  zorüokgeführt  wird,  und  i^abep  aonetiger  üebei'eiuetim- 
mniig  doch  einige»  vielleiobt  ana  andeni  AimaUataii  entnemmene 
Yerachiedeoe  Detaila;  da«  bei  Weitem  Meiste  ist  aber  auch  hier 
Anaachmficknng  und  Erweiterung  des  Dionysias.  Uebereinstimmend 
mit  Livius  und  hier  auch  in  derselben  Reihenfolge  wird  erst  der 
Charakter  des  Tarquinius  Superbus  und  aeiaer  Eegioruug  geschü- 
derii  c.  41—44,  dann  wird  eben  io  die  gewaltsame  fimenening 
des  Bflndniflseo  mit  den  Latinecn  nebst  deni  Tode  des  Tunras  Her- 
donios  (deasen  Todesart  D.  c  48.  S.  68.  Z.  29.  L.  c.  51,  9), 
c.  45 — 49,  die  Eroberung  von  Suessa  Poraetia,  c.  50 — 52,  die 
Unterwerfung  von  Gabii,  c.  53 — 58,  die  Errichtung  des  Tempels 
des  Japiter  Gapitolinns,  c,  59»  die  Qrttndang  der  Colonien  Signia 
-  nod  Curoqii,  c.  68,  und  endlich  die  TertreUmi^  der  Könige,  c.  64 
— 85,  berichtet.  Dabei  findet  sieh  bei  der  Emenerang  des  Bünd- 
nisses mit  den  Latineru  nur  die  Differenz,  dass  die  Verhandlungen 
bei  D.  auf  zwei  Tage  ausgedehnt  und  nachher  auch  die  lierniker 
nnd  ein  Tbeü  der  Yolskev  in  dasselbe  angenommen  werden,  femer 
iat  es  abwMchend  τοη  Livius,  dass  die  £robemng  von  Suessa  in 
einen  grossen  Kri^  mit  den  8abinem  verfloehten  wird,  und  in  der 
die  llauptpartie  bildenden  Darstellung  der  Vertreibung  der  Könige, 
dass  die  Veraolaasung  zu  der  Sendung  nach  Delphi  verschieden 
angegeben  wird,  c.  59  vgL  L.  c.  56,  4,  dass  3extus  Tarquinina 
wiederholt,  statt  wie  bei  L*  der  jüngste,  der  ftlteste  Sohn  genannt 
wird,  s.  c  55.  64,  und  dass  Lnoretia,  nachdem  S.  Tarquinius  seine 
Schandthat  vollbracht,  nicht  ihre  Angehörigen  rufen  lässt,  sondern 
nach  Rom  zu  ihrem  Vater  fährt,  dem  sie  den  Vorfall  berichtet 
mid  vor  dessen  Angen  sie  sich  den  Tod  giebti  während  CoUatanns 
und  Bmtaa  erst  sp&ter  hinankomrowi,  ο·  67.  Senat  ist  diese  Partie 
vorangsweise  nicht  nur  dem  Inhalte,  sondern  auch  der  Form  nach 
vielfach  übereinstimmend.  Ardea  wird  D.  c.  04  und  L.  c.  57,  1 
die  reichste  Stadt  genannt;  S.  Tarquinius  φc'uxgt  mit  gezücktem 
Schwert  in  das  Gemach  der  Lncretiai  als  er  i^aubt,  dass  Alles 
achlftfti  D.  a.  a.  0«  S.  87.  Z.  30.  L.  58,  2,  droht  sie  sn  t5dten, 
wenn  sie  Lärm  maehe,  D.  e.  6<^.  L.  a.  a.  0.,  wandsi  abweehsebd 
Bitten  und  Drohungen  an  (D.:  άτιειλώΐ'  η  ufiu  xul  ävnßokwy^  L. 
c  58y  3 :  miscejre  precibus  minas),  verlässt  dann  das  Haus  '  τιατψ 
ρά^  nai  iU^w  έπ&Θνμία¥  hauaX^fomiiig\  D.  66,  '  pestifamm  hina 
abstolit  gandinm,  L.  c.  68,  8;  Bmtns  wird  den  jungen  Tarqniniem 


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548  Dbnyiiiia  Ton  fliHkftmait  und  tmnt. 

auf  der  Reise  nach  Delphi  nor  mitgegeben,  um  Spott  mit  ihm  m 
treiben,  bringt  dem  Apoll  einen  Gold  bergenden  Stab  dar  und 
kÜ88t  bei  der  Rückkehr  nach  Italien  den  heimathlichen  Boden  als 
seine  Mutter,  D.  69.  L.  o.  56,  9.  12,  and  ergrdft  das  Wort  in 
Angesicht  der  Leiche  der  Lncreti»,  als  die  Uebrigeo  gam  in  TrwMr 
▼ersanken  sind  (D.  70:  τ^ς  cUdag  ολης  χλαν&μω  lud  &ρήνοις  najB- 
χυμέί'ης\  L.  59,  1:  illia  luctu  occupatio).  Von  den  die  letzten 
Capitel  füllenden,  aus  L.  c.  58,  8 — 10  hera04geeponneaen  Reden 
ist  schon  frOher  das  Nöthige  bemerkt  worden. 

Von  jetst  an,  d.  h.  von  der  ZeSt  nach  der  Vertreibniig  der 
Könige  sind  allem  Ansohmn  nach  die  Annalisten  weniger  ansfiBhr- 
lich  und  erfindungsreich  gewesen  ;  die  Tradition  war  also  constan- 
ter  und  übereinstimmender  als  bisher  und  Dionysius  hatte  demnach 
weniger  Gelegenheit,  Dinge,  die  whr  bei  Livins  nicht  finden,  aas 
andern  Annalisten  als  den  von  diesem  benutaten  so  entoehmen. 
Dies  zeigt  sich  denn  auch  darin,  dass  die  Uebereinstimmungea  ' 
Beider  auch  in  der  Form  von  nun  an  zahlreicher  werden.  I>ie 
Abweichungen  von  Li?iue  sind  daher  um  so  mehr  auf  seine  Sucht, 
Alles  zu  motiviren  und  aussuschmücken,  snrQckzofuhreD,  wie  wenn 
er  z.  B.  y,  2  die  Yerbannnng  des  Gollatinns  dadurch  erklArlicber 
macht,  dass  unter  den  Yerschworenen  sich  Verwandte  τοη  ihm 
befunden  und  dass  er  diese  zu  retten  gesucht  habe,  oder  wenn  er 
V,  8  berichtet,  dass  von  den  Verschworenen  jeder  einen  Brief  an 
Tarquinins  gesduieben,  damit  sie  nämlich  alle  entdeckt  und  über- 
(fthrt  werden  können,  oder  wenn  die  EraShluqg  des  Kriegs  mit  | 
Porsena  ftberall  durch  MotiTe  und  durch  Reden  ausgedehnt  wird. 
In  Bezug  auf  die  Schlachtbeschreibungen  wird  er  von  nun  an  etwas  ! 
sparsamer,  vielleicht  weil  er  sich  in  der  Geschichte  der  Könige  j 
darin  bereits  erschöpft  hatte,  wiewohl  er  auch  jetst  noch  a.  B.  die 
kurze  Notiz  L.  Π,  16,  1  eo  anno  bene  pugnatum  cum  Sabinis 
zu  einer  8  Capitel  {Eilenden  Beschreibung  ausdehnt,  Y,  87^89. 

Da  uns  indess  seine  Art  und  Weise  bereits  hinlänglich  be» 
kannt  ist,  so  können  wir  uns  von  nun  an  darauf  beschränken, 
diejenigen  Stellen  ananführen,  wo  die  beiderseitige  Benutzung  einer 
gemeinsamen  Quelle  auch  im  jiusdruok  ersichtlich  ist  Wir  dürfen 
dabei  freilich  nicht  vergessen,  dass  die  Sprache  des  Dionysias  im 
Vergleich  mit  der  des  Livius  in  der  Regel  breit,  prosaisch  und 
lehrhaft  ist.  Noch  bemerken  wir,  dass  wir  nur  diejenigen  Stellen 
ausheben,  deren  Uebereinstimmniig  ohne  längere  AnaeinaaderaetsoBg 
erkannt  werden  kann. 


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Dkmjrniw  νοη  HitilrarnMt  und  Livioi. 


649 


0.  Υ,  2:  μη  βοξα  roit  ποΧΙοίς  iyyi' 

ιηΐΜ  η€ρϊ  της  xati'rjg  noXifiiäS  ouc 
Μλη9^^  OTi  όνο  βασιλ(ΐς  χνρωι  γέγο· 
ratfi  της  πόλιως  άν9^  ίνος  ίχατέρου 
των  υπάτων  τους  nfXixfig  Εχόντων, 

D.  ebend. :  είρ^&ησην  ih'  τινίς  H  «ν- 
τώ»  —  ανόρίς  ονχ  ηφανίϊς. 

D.  5:  Βρόντο;  μ^ν  χατίχΗν  τα  χρη' 
ματα  ßwfßovlevai  —  ΐνα  μη  yivono 

ηντοΐς  αφορμή  προς  τον  πόλίμοψ  — ^ 
ΚοΙληιΐνος  ταναντία  παριανά  — ,  μη 
—  ηηόψασίν  πολέμου  διχαίαν  παρά· 
σχο)θιν  αύτοΐς. 

D.  13:   ην  ψίίσιν  ix  του  αόρου  της 
χαλάμης  σαπίίσης  χα£  η  arcd  rotr  90ΠΙ- 
μον  ηροςΧί,ηαίνοντος  uvti(¥ γ^ίύ" 
νψίον. 

D.  ebeml. ;  ταύτα  των  ανδρών  τά 
πολιτεύματα  τους  μh'  άπολαίαανιας  Ιχ 
της  οναίας  των  τυράννων  υτου  δη  ιινος 
υπ^ρ  τον  μη  άφαιρίΟ^ηναι  ntOip  ας 
Ιοχον  ώφ€ΐ9ίας  πάντα  mMvvop  ίηοίψ 
9tv  νηομέηίψ. 

D.  22:  (in  der  Farcht  vorPorsena) 
τά  fC  ίντος  τίίχους  inl  το  δηματιχώ- 

Τ§ρον  χαΜσταντο  πολλά  πολιτίνομινηι 
ψίλάνί^ρωπα  προς  τους  πένητας,  Υνα  μη 
μηαβάλοίντο^  προς  τους  τυράννους  ϊπϊ 
τοις  Ιδί(Ης  χέρδ(αι  ΛΗϋ&ίντίς  προδοΰνοί 
το  MOtrov '  3titk  γαρ  άτ§1§ΐς  αντους  άηάρ^ 
Tmp  ίψηφίααντο  ttvai  των  *otvm¥  rc<- 
Imv  —  Χ(Λ  άνειςφόρονς  των  (ίς  τα 
ατηίττιοηιχά  χαϊ  τηνς  πολέμους  άναλισ- 
χομένων  ίηοίηύαν,  μ^γα  χέρδος  ηγού- 
μενοι τοις  χοινοΐς^  tl  τά  αώματα jaovov 

avrmy  ίξονα  n^tmvSvnOovra  της  »«- 

D.  24:  omin  γαρ  ύς  χίίρας  αντφ 
XttQiiv  ίτόλμων  οί  δ$ώΜοντ9ς  ώς  μ$μψ 
yoTt  Xitl  Ο^ανατώντι. 

D.  25:  χωράν  ix  της  δημοσίας  ^δω- 
XfV,  ασην  αυτός  iv  ημ^ρα  μια  ζεν^'ίι 
βοών  τηριαροΟΗ  '  δΐ:  των  δήμο- 

aiq  0o94vTMf  χατα  χίφαλην  ίηαατας 
άνθ(^ν  Ti  χάί  γννΜχών,  5rc  ^»iUtfre 
Srnni  ύπάνις  των  άναγχαίωιψ  anapius 
χαπΐχί^  μιας  ημέρας  τροψην  Ιχαρίααιτο. 

D  29:  (Mucius:)  ' Ρωμαίων  άνδρας 
τριαχοαιοι  την  αυτήν  έχοντες  η- 
lixiav  i*  του  γένους  των  πατρι· 
»imv  onmmH  ίβουΙ§υσάμ§9α  σνν·1· 
9ορης  άποχτίϊναί  oi  χάί  το  mmou 

Off Χοι ς  παρ'  αλλήλων  ίλάβθμ€¥, 

D.  35:  Μονχίω  δϊ  τφ  προελομ^νω 
ntqi  της  ηαξρίδος  ano^avtiv  —  ΧΉί^' 


ϋτ.  Π,  1,  β:  ηβ,  η  ambo 
£μομ  habereni,  dupliosint  ier- 
ror  videretur. 


L.  3,  2 :  crant  iu  Homana 
iuventiite  aduleecentes  aliquot 
nee  ii  tenui  looo  nait 

L.  8,  6:  per  aliquot  diea  ea 
coDBultatio  teniiit,  ne  noD  red- 
dita  belli  causa,  reddita  belli 
maieria  et  adiumentam  eaaent. 


L.  5,  4 :  ita  in  vadis  haoeitau- 
tis  frumenti  acervos  eediase  In* 
1^  iimo;  inaolam  inde  p«il»> 
tim  et  alsia«  qnae  fert  flamen, 

temere  invectie  factam. 

L.  5.  2:  (liripienda  (bona  re- 
gia; plebi  sunt  data,  ut  contacta 
regia  praeda  spem  iu  perpctuum 
cum  iis  pacii  amitterient* 


L.  9,  5:  ne  Bomana  plebt 

metii  perculsa  reoeptis  in  urbem 
regibus  vel  cum  Servitute  pacem 
accipciret.  multa  igitur  blandi- 
raenta  plebi  per  id  tempue  ab 
senatu  data  — ,  portoriiaaue  et 
tribato  plebt  Uberata,  at  divitea 
oonferreiit,  qiii  oneri  ferendo 
essent :  pauperes  satis  stipendii 
pendere,  ai  liberoa  educarent. 


L.  10,  6:  ipeo  minealo  an- 
daoiae  obetepefeoit  boatea. 

L.  10,  12:  agri  quautum  uno 
die  circumaravit,  datum.  privata 
quoi^ue  inter  publicos  honoree 
itadia  eminebant,  nam  in  magfna 
iaopia  pro  domesticis  copiia 
•nuqnii^ao  et  aUqaid  Traiidana 
se  ipso  victu  euo  contulit. 

L.  12,  15:  Trecenti  coninra- 
vimus  principes  iuventulin  lio- 
mauae,  ut  iu  te  hac  via  graaaai- 
remar. 


L.  13,  5:  patres  C.  Mucio  vir- 
tutia  causa  Iran«  Tiberim  agrum 


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660 


Dionyiliit  tob  ffiHfarnaw  und  Lhrioi. 


0a00m  χηρΛν  ix  της  βημοαίας  (4  fiovXri 
Ρψηφί/ίντο)  wäfiOfteS  Ίϊβ^ιος  ηοτημοΰ 
—  ■  oi;TOff  ό  χώρος  %ως  των  χα&'*  ήμΰς 
χρόνων  ΛΙονχιοι  λειμώνας  χαλοννται. 

D.  36 :  ώστί  πολλονς  ανιών  τηΐς  χά· 
ρισι  ταντοίς  ύπα^&ένης  μηχέτι  της 
ot*aJt  άφ(ξ€ως  πο9ον  ^χΗ¥,  άλλα  παρά 

'  ,Ι>.,  40:  (Τ.  03κMuήamoμoki^πfίhf 
«tvtovg  ύυγγύναάψ  re  μ$γά1ηιρ  ineeyo^ 

μΈνης  y.a)  fpClovg  χα)  πελήτας  ανχνοί^ς 
αντοϊς  μίτανηαίάντας  (ψίοτίοις. 

D.  48:  (Ρ.  Valerius)  ονίίΐ  γαρ  αντα 
τα  (ίς  την  (χχομιδην  τον  σώματος  χα\ 
lUifijVf  ώς  άνσρϊ  προςηχα  τηΐίχούτφ 
τυχίΐν,  ήρχονττη  ip  τοίς  ύπάρχονσι  »α· 
T&nep  —  Χαμπραΐς  νπο  της  πόΧΟΗ 
ίχομίσ&η  ταφαίς^  μιΙ  avtw  αί  'Ρημαίωρ 
yifaixeg  anacfat  σννειπάμη'αι  τον  αυ- 
τόν τρόπον  ά')ςπ€ρ  Βροντον  άπα&έσα 
Tt  χρυσού  χα\  πορφύρας  ivtaifOiov  ^πίν· 
9ηααν  χρονον. 

D.  VI.  11:  (Schlacht  am  See  Re- 

J:illu8):  ύνί^^άξανιες  πληγάς  χβτ* 
ΙΙήλων  ψίρονοίν  ίσχνρβς,  ο6  μίξ»  Μ»· 

ρ/οιν,  ό  μίν  Ιπ.τάρχψις  rit  στέρνα 
του  Μαμιλίον  δια  (Ηόοαχης  ίλάσας  την 
αίχμην,  ό  0k  Μαμίλιος  ιιέσον  π€ρονή' 
αας  τον  όίξιον  ixdvov  βραχίονα,  χαϊ 
nimovmv  άπο  των  ϊππων, 

D.  13:  Μη€ΐτα  μα&ών  6  ftMttttmo 
tifV  φν^ηιν  twv  αφαέρων  Ιβοη&Η  xtsra 
τα;^ος  αγων  τους  π(ρϊ  αυτόν  Ιππείς  «- 
Xfvnag  ίΤί  την  'ή(ρον  πρ(σβ(ντην  ΤΤτην 
Έ^μηνιον  ίλην  Ιππέων  άγοντα  χατα 
νωτον  χωρίϊν  ιης  σψίτέρας  ψάΙαγγος 
iwX  τους  φεύγοντας  Ιπιοτρέφειν,  ε\  ϋ 
μη  nti0OiVfo,  «noxre^vm  — 

D.  ebend. :  'Ερμηηος  —  ι/υμπεσών 
αντφ  —  ixftvov  τε  άποχτε(ν&  χαΐ  αύ- 
τος  fv  τω  σχνλ^ν^ιν  τον  νεχρον  πΧηγ€)ς 
υπό  τίνος  ξίφει  iSta  του  Χαγόνος  άπο- 
{^νησχει. 

D.  ebend.:  α^ροα  yivtwat  πάντων 
αντίχΛ  τύ»  ^ίατίνων  ψν^^η  χαί  τοΰ  χύ» 
ράχης  ahmv  ίρημον  χηταλαφ9έντος 

αΧωηις. 

1).  25:  hl  ιών  ΟνοΧούαχων  παρα- 
0Μίνίίζομένων  χβΛ  *Ριωμη(ους  μίν  ovre 
τίροςδεχομένων  μετη  δυνάμεως  ηξπν 
(πΐ  σφας  —  τότε  δη  πεηλι/γάτες  το 
των  ' Ρωμαίων  τάχος  — ·  τρίαχοαίους 
είς  όμηρείαν  fx  των  ίπιφην$0τάτων 
οΤχων  iπ^Xέξάμ^voς  — 

D.  26:  είς  την  άγοράν  άνήρ  πρεα~ 


dono  dedere^  qiuie  poetea  muI 


L.  14,  9:  multos  Romac  hoe- 
pitum  urbieque  Caritas  teuuit. 


L.  16.  4:  (Aitios  CUotoe) 
magna  olientium  comitataimaiiu 
BomMn  tranefogit. 

L.  16,  7:  moritur  gloria  in- 
genti,  copiis  familiaribus  adco 
exiguis,  ut  sumptus  funeri  dcee- 
•ei:  de  publioö eet  elatas,  luxere 
matroote  nt  Brotam. 


L.  10.  8;  tautaque  vis  infestis 
▼enientinm  haatia  Aiit,  ni  Im- 
chium  Aebotio  traleetam  lit, 
Mamilio  peotas  perooiamn. 


L.  2K),  4:  diotator  Pottmniiii 

Sostquam  —  snoa  peroalaot  oe- 
ere  aoimadirertit,  oohorti  suae, 

quam  delectam  mannm  praesidü 
causa  circ;i  sc  hiibcbat,  dat  Sig- 
num, ut.  quomsuorum  fugienteni 
viderint,  pro  hoste  habe&nt. 

Ii.  ebend.  §.  8 :  Hermini us  — 
cum  hoaÜnm  duce  pf oelium  tniiti 
ut  ot  uno  ictu  transfixum  per 
latus  occiderit  Mamilium  et  ipse 
inter  spoliandum  corpus  boetis 
veruto  percussus — cxspiraverü. 

L.  ebend.  |.  18:  nt  eodem 
fanpeto^  quo  nidenint  lioeteoif 
Bomam  etatra  esperent. 

L.  22,  2:  Volscos  consilii  poc- 
nam  non  metuentes  necopi- 
nala  rea  peronlii:  armoram  an- 
meuom  obaidee  dani  traoentei 
pnnoipiin^  ·^  Uberoi. 


L.  23,  3 :  magno  natu  quidam 


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Dimqftiiie  won  Hiliinniue  und  L&viot. 


561 


D.  ebend.:  iiiixint  to  9τί^ος  μ$οτ€ν 
τραυμάτων y  τα  Sk  vwa  βΛμβπος  Ix  των 
ηΐηι^ύν  mpwfUm, 

D.  27:  (Η  τοιτφ  ^ίατίνων  ίτιτίίΐς 
χαιά  απουόην  ΙΙαΰνοντίς  τους  ϊτιηονς 
παρησαν  ίΐς  την  άνοράν, 

D.  28:  Τκΰτα  ο^(ΜΤβ(  οί  βουλίνηά 
το¥  ifTf^av  τώρ  immw  JBBQoithov^  ος 
h  τφ  τίορόντί  m9«vantQog  elvai  τοϊς 
πολΙοΐς  idoMU^  βοηΜν  idiorro  Tg 
ηατρ^ί. 

D.  2Θ:  mA  ^άτάί(  pwnhs  I»irl9m«» 
Ovoiouvxot,  oUyovg  f«  χατΛάοξασ<τνης 
0pm  —  ηρο&νμϋας  η  ίράιως  έχοντας 

iia  τους  ix  των  7τ(νητων  ττίρΐ  τα  χρ^α 
νιωπρισμονς  Ιν  ίαιμ^  μάλιστα  doxoi/V" 
τας  i2vm. 

Ρ.  84 :  τοΐ(  νπάτοίς  —  ου  7ΐροστΐ(σαν 
βΙ  «dovfCfMM  προς  την  ϋτρατολονίαν ' 
ύυνβρηασαι  γαρ  ηνα  των  (χ  τον  οημον 
χίΐίυσάντων  οΐ  π^νητίς  αθρόοι  συστρα· 
ψέντις  τον  τ%  φέρόμαην  ΛψψμΛντο. 


Ρ.  87 :  —  itUJk  *«Α  τον  αίλον  &παντα 
SημovlL·v&tρov  των  συμβολαίων  atffio- 
<>ηι.  μόνως  γαρ  αν  όντως  οληντηνηό' 
iuv  όμονοονΠΗϊ'  (χηέργαααίμε&α. 

D.  39:  (Pie  meisten  der  älteren 
Senatoren  wählen  den  M*  Valerius  z\xm 
Diettttor),  «vro  ro  ψοβιρον  oloutvot 
της  ίξοοσίάς  Λποχ^ηβη$^  ανόρος  ik  τά 
ηάντβ  Ι/τκιχους  τάϋ  ηρβψμβα/τ  (9tTv, 
fva  μηβίν  ίξίργάσψαι  νΐωπρον. 

D.  45:  Σιχινίον  τινυς  Πίλλοντον  παρ- 
οζίναντος  αντο'υς  αφίαιανταί  των  ύπά- 
ntv. 


cum  omniam  Bnlonim  raorum 

ineignibue  se  in  foram  proiecit. 
obsita  erat  squalore  vestis,  foc- 
dior  corporis  habitus  pallore  ac 
macic  perempti.  ad  hoc  pro- 
Dxissa  barba  et  oapilli  efierftve- 
rant  epeotem  orit. 

L.  ebend.  4  u.  7 :  oicaiiioet 
advano  pectore  ostentabat,  — 
inde  osteutare  tergum  foedam 
recentibue  vestigiis  verbertim. 

L.  24,  1 :  Inter  haec  maior 
aliu8  terror:  Latini  equiiee  oam 
inmultooto  AdTabni  nantio. 

L.  ebeod.  (.  8:  at  vero  eoria 
maesta  —  Serviliura  consulem, 
cui  ini^eniiim  magis  populäre 
erat,  onire,  ut  tantis  circum- 
ventam  terroribus  expediret  rem 

L.  25,  1 :  Proxima  inde  nocie 
Voleoi  discordia  Bomana  freti 
—  temptant  oaiira» 


U  89,  2:  citari  nominatim 
unam  ex  iis,  qui  in  conspeetu 
erat,  dedita  opera  iubent.  cum 
ttaret  tacitus  et  circa  eum  ali- 
quot hominun),  nc  forte  viola- 
retur,  constitiseet  globusj  licto- 
rem  ad  eum  oonsulea  miitant. 
Qao  r^ultn 

L.  ebend.  $.  8 :  nec  sisti  pone» 
ni  omnflras  eomolatur. 


L.  30,  4:  sed  curae  fuit  con- 
sulibus  et  senioribue  patrum, 
nl  magifkafetti  impario  euo  vehe- 
mena^  maDeoeio  pemiitteretiir 
ingaiiio. 

L.  32,  2:  Sicinio  quodam  au- 
ctore  iniu88u  consulum  in  Sa» 
crom  montem  tecessiese. 

(Der  Rest  des  sechsten  Buches  ist  mit  den  l)ei  Gelegenheit 

der  saoeeeio  in  montem  sacrum  gebaltenen,  nichts  Tliataachliches, 

MNidm  nur  tnviaie  AUgaaiemlMÜeii  eothalteadep  Redao  anagaftült. 

OharakfenMiMAi  Itlr  D.  wl  die  Art  niid  Wdae,  wie  er  c.  86  die 

Fii^l  Aber  die  Empömng  der  übrigen  Glieder  gegen  den  Magen, 

den  ΑΐίΚύτΐΗος  μν^ος^  wie  er  ihn  nennt,  behandelt,  ferner,  wie  er 

c.  96  die  kurze  Notiz  Liv.  c.  33:  eumptoa  fiuieri  deiiiit|  extulit 

fbbs  aeoitaBtibw  eolUtis  in  capü»  erwMtert.) 


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553  Dionysiue  von  Ualikarnass  und  Liviue. 

D.  VII,  1 :  ηίτοι·  απήνις  Ισχνρα  την  L·  34,  2:  aliud  multo  gravini 

'Ριόμηρ    χατι-'ηχίν        της  άποατααίας  Itllliun  inTBÜt|  Otfitu  pfinuUB 

InfUmvu  την  άρχην,  annonae  ex  ineiiltit  per  Moenio- 

uem  plcbis  agris,  famee  deinde. 

D.  2:  ολίγον  ^kv  έό^ησαν  ώς  xtna-  L.  ebend.  §.  4:  periculum  qao- 

axonni  ττοης  των  Ονολονηχων  rtvniQf-  que  ab  impetu  homiuum  ifrail 

&ijvtti  όιαβλψΉντίς  vno  τών  ix  ' Ριΰμης  IrumeDtatoribus  fuit. 
φνγάόων.  χαλίπώς  öi  πάνυ  —  αυτά 
δίααώαΜ  βννη&(νης  τα  σώματα, 

D.  12:  &ίράπΌΐντας      avrth  3tal  τα  L.  ebend.:  navee  pro  bonit 

νηοζύγια  moü  τά  inl  r$  ^ttmvitf  χομί'  Tarquiniorum  ab  Arittodeaio  — 

ϋ&έντα  χρήματα  6  τύραννος  xatiaj^i,  retentae  sunt. 

D.  ebend.:  ηντη  βραχνν  τινα  χρονορ  L.  ebend.  §.  5:  ΟΟ  StttienUla 

η  άγορα  τονς  ' Ρίομαίονς  0ii9^Qt\p€V.  est  pleb». 

D.  ebend.:  &ίών  όέ  τις  uvoia  —  L.  ebend,  §.0:  —  ni  Voleooe 

βύναμίν  MtrAff /Ιβτο  '  τοβοκτος  γαρ  ng  iam  moventee  anna  pealilontia 

Supvm  %U  τας  π6ΐί$ς  των  ΟυοΙίονσχων  ingens  mTannek. 
φ^ορος  λοιμιχος  ίν4*ΐχη^1)η'  — 

D.  C.  20:  ώς  (f  άηηγγέΐί^η  τοις  h  L.  ebend.  §.  7:    magna  vis 

πόλίι    η   χαταπλονς    τών    σιτηγών  frunicnti  ex  Sicilia  advecta  agi- 

oXxäöojv  τών  άηο  Σ(χ(1ίης^  ηοΧΧη  ζη-  tatumque  in  senatu,  quanti  plebi 

τη<ΐίς  ivintnTi  τοις  ηατριχίοις  vnig  της  daretur. 
4ία&ίσίως  crvrov. 

(Die  vorstehenden  Parallelstellen  sind,  wie  man  sieht,  alle 
aus  einem  Theile  eines  Gapitels  des  Livius  entnummen,  während 
sie  sich  bei  Dionysiue  über  20  Capitel  enirecken.  Dies  wird  da- 
durch bewirk^  daee  Diooyeine,  währeod  er  eonst  ftberall  mit  Linof 
übereinetimiDt,  Zweierlei  eiogeeeboben  bat,  erstens  eine  lange  Di* 
gressiüu  über  den  Tyrannen  Aristüdemos  von  Cumu  (c.  2  — 12), 
und  sodann  eine  Schilderung  von  inneren  Unruhen,  die  zu  einem 
Gesetz  filbren  (der  Lex  Icilia),  wonach,  wer  einen  Tribonen  in  der 
Voiksversammlung  unterbreche,  sich  dem  Volksgeriobt  unterwerfen 
oder,  wenn  er  sich  weigere,  bierillr  Bürgen  bu  stellen,  am  Leben 
gestraft  werden  solle  (c.  13 — 18).  Jene  Digression  scheint  D.  nur 
zu  machen,  um  seine  Bekanntschaft  mit  Ilerodot  und  Xenophou  zu 
zeigen ;  denn  die  Mittel,  welche  Aristodemos  anwendet,  um  sur 
Tyrannis  au  gelangen  und  dieselbe  zu  sichern,  sind  keine  andern 
als  die  aus  Herodot  bekannten  —  Leibwache,  Verweisung  der  Gegner 
aufs  Land  etc.  — ,  nnd  auch  die  Beschreibung  seines  Sturzes  durch 
Bcwaftnete,  die  als  Bauern  verkleidet  in  die  Stadt  kommen  und 
die  Schuldigen  beim  festlichen  Mahle  überraschen,  stimmt  zu  sehr 
mit  der  Art  und  Weise  überein,  wie  Xew^bou  die  BeMung  ton 
Theben  berichtet,  als  dass  wir  nicht  dabei  BeminisoeDaen  aus  Xf 
nophon  voraussetzen  sollten ;  weshalb  kaum  mit  Schwegler,  R.  6. 
Bd.  2.  S.  192,  anzunehmen  sein  wird^  dass  diese  Partie  aus  cuma- 
nischen  Chroniken  geschöpft  sei.  Das  üeseta  des  Icilius  aber  scheint 
nur  als  Vorbereitung  auf  den  Process  des  Ooriolan,  in  weloheni 
davon  Gebrauch  gemacht  wird,  entweder  orfimden  oder  doch  an 


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Dumgriint  von  HAlikanitM  und  Ιπτία·· 


ftdecke  eielle  gesetzt  (Schwegler  a.  a.  O.  8.  898)  ad  man.  <— 
iiitraui  folgt  mm  die  schon  wiederholt  besprochene,  von  Dionysius 
durch  allerlei  künstliche  Wendungen,  durch  farblose  Variationen 
der  Kriegsgeschichte  und  inebeeondere  durch  Reden  bie  m  112 
Capiieln  aosgedelmie  Darttellnng  der  Goriolansage,  swischen  welche 
die  ebenfalls  eehon  erwftbnte  anachronistieehe  Beechreibnng  der 
Lüdi  magni,  c.  70 — 7)^,  eingeschoben  ist.  Die  Berülirungen  in  der 
Form  mit  Livius  können  hiernach  nur  wenig  zahlreich  sein,  wenn 
aoch  der  eigentliche  sachliche  Kern  bei  Beiden  derselbe  ist.  Wir 
wollen  nnr  ans  der  EnAhloi^  yon  dem  Traume  des  Latinins»  die 
wir  oben  8.  538  als  ein  Beispiel  der  Uebereinstimmnng  des  Liriae 
mit  den  Annalisten  angeführt  haben  und  die  auch  bei  Dionysius 
(VII,  68)  im  Wesentlichen  so  wiederkehrt,  die  folgenden  Parallel- 
eteilen herausheben:  $φη  όόξαα  xad^  νπνον  imatavm  tbv  KumxiakMV 
Jk  Ufm»  αύΜψ,  ^l^h  Audm^  xai  Xi^  toig  mkkmg^  hi  μ»  τξ 
nuad  πομπή  tiry  ήγονμεΡθ¥  6ρχη(ττήν  o^  xaJihv  ίβόηιαν,  ^vaim&Sh^ 
Tou  τιις  βυ(ΐτάς  χαί  άο/ής  ίηρας  ίπιτίλέοωοιν  '  ον  γαρ  όεόεγμαι 
ταντας,  —  xoi  αμα  όι'  aia/ννης  το  πράγμα  λαβείν  — ,  μή  xui 
fÜma  Utp^tj,  —  «ης  de  (άίχας)  iXiyQ¥  νσαρον  Swon  (L.:  maiorem 
instar«).  —  mBg  φίλοίς  ΜπνίΛαάμβΡος  τά  σνμβφρώη  (L.:  consilio 
propinquorom  adbibito)  — .  άτΐηπ  τοίς  htnm^  ήοαΐ  4ίά  της  τνάλβως 
("/ιήζ.  Den  Schluss  und  Anhang  der  Coriolansage  bilden  bei  Dio- 
nysius (VIII,  63—67)  wie  bei  Livius  (c.  40,  13—14)  der  Kampf 
der  Volsker  und  Aeqner  and  der  Krieg  mit  den  Hemikem  und 
Volskem.  Bei  Lirios  wird  dies  mit  einigen  knnen  Notiien  erle- 
digt, Dionysius  dagegen  spinnt  es  zu  5  Gapitehi  ans,  wobei  er, 
wie  in  zahlreichen  andern  Fällen,  so  auch  jetzt  den  Ilcrnikern  und 
Volskeru  gegenüber  die  römische  Kelterei  den  Ausschlag  geben  lässt, 
fon  der  bei  ihm  auch  die  Volsker  geschlagen  werden,  während  bei 
L*  die  SdUaeht  mientscbiedsii  endet.) 

D.  VIII,  71;  ^bei  Gelegeniieit  des        L.  c.  41,  6:   quid  ita  enim 

Aekergeeetzee  des  Spuriue  Cassius)  asüumi  sooios  et  nomen  Lati- 

MaoMorttg  τον  ΰήμον^  ώς  ούχ      β{·  nnm?  quid  attinuisse  Hemiois 

seiov  —  jral  ΑΰαΑους  uvrotg  ΙαομίΗ-^  paulo  ante  hostibus  capti  agri 

QfTv  τονς  μη  παραγίνομ4νονς  ιυΤς^  τιο-  partem  tertiam  reddi  — ? 

Ιέμοις  xtü  τονς  νίοιστί  ηρησίλίίόΐ'τας 
^(Μ)ς  την  tf  i).iav''rovixas,  οΐς  ηγαηητον 
ην  ηολ^μψ  ποηπίίχΟ^ϊαί  τύ  μη  ιην  iau' 
tW  άφαίρί&ηνια  χώραν, 

Β.  Ο.  79:  η  τί  οΜι  καΜίΟΜαφη  MtA  L.  ebend.  §.  11:  dirutas  pu- 

μ^ΜΟ^  τάΜ$  άνίΐτηι  6  τΰηος  αντ^ς  blioe  aedes.  ea  est  area  ante 

βί9ριος  Ι^ξω  τον  ifo)  της  Γης.  TcUiirie  aedem. 

D.  c.  89:  ττάνιη  Jt  i/f  τηντο  αννέ-  L  c.  4i.  10:  tnotiqnc  ira  iiu- 

XHViv^  Mi  (H  jt   uiivTHs    xfu  ol   jo)V  miuis  causiiin  millara  aliurn  va- 

Ηηγηταϊ  avvtviyxuviti  ιΰς  iμ'  toi  cauobaul  publice  privatim- 


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554 


ton  HiUkiniiM  and  livini. 


παρίας  irnftUwümo^  tn  Sim  [χοΜα- 

&αί\  τη  (ς  ον  κομίζονται  της  νομίμους 
τιμάς  ον  χη9ηρώς  ov^f  οσίβας  Ιπίαλον· 
μ^νων  αΐΎοΤς  των  ίίρώΐ'. 

D.  IX,  3 :  ovii  ηχολούΟ-ηοαν  άταοΰαι 
του  ϋτρατηγον  πσλλα  MiUvawwog  ovre 

ρ.  C.  7:  (Die  Vejenter)  προηιπ- 
ηίνοντις  ίξ  ζίντών  οΐ  τυΧμηρότατοι  — 
»αϊ  iml  ohSkv  ^π^ραινυν  — . 

D.  C.  8 :  ώς  γαρ  ηρξανιο  τάς  Ιξόόους 
του  χάραχος  anoratpQtuttV  t€  xtä  άπο' 
miwQOvv  οΐ  ποί^μιοξ^&νσανασχετηαανΐίς 
οΙ  'ΡωμαΐΟί  inl  rq»  Mfj^  t4tiq  μίν  xccr* 
ολίγους,  Ιττί/τα  ά&ροοι  συντρέχοντίς 
Ιπϊ  τάς  αχηνάς  των  υπάτων  ίχεχρά' 
ytaav  — . 

D.  e.  10:  ΦΙαβοΧψος  —  ωμοσξ  — 
νιχηοης  τηνς  πολί^ιίόυς  βΙ(  T^y 

TKoAiy,  άλλως  di  ου» 

Ιλ  0.  13:  πάντων  των  χατα  την 
nohv  ώς  inl  μεγίστφ  άγώη  xaXlunov 
τέλος  (ίλιίφοη  την^  imvixiov  ri/i^y  rov 
9^άμβυν  τφ  ττίφογτ*  ύπάτψ  ηρού^^ 

Vtu  βονΧομένων  ηρνηαατο  την  χάριν 
uvKüV  6  ύπατος  oixf  όσιοι·  finti  λέγων 
ovtt  Οίμιτον  (π^  ίίδιλφον  ί^ηνάτφ  χαϊ 
βυνάρχοντος  αποβολή  πομπίύίΐν  χτά 
9ταρανοφορ€ϊν, 

D.  14:  AixavoX  —  άναστάνης  ix 
ποΙίμίΛς  τάχους  άπη13ον  €ΐς 
της  Εαυτών  πόλας  χαϊ  μ€τά  ταντα  λιη- 
λατονμένης  της  σιρίτέρας  γης  ηνίίχοιτο. 

D.  15:  xktivol  χαϊ  η^ριβόητοι  χα&* 

oh/P  r^v  ifOtUy  ορτΜς  — . 

D.  16:  τους  Ιππίΐς  λαβών  hetiet 
τοις  πολίμίοις  χητά  το  ά(ξιον  χέρας  χαϊ 
fnn^rj  τοΐτο  <^ιίσήλ(υθ(ν  Ιπϊ  Θάτίρον 
ίχώρα  — .  /Γ  ο  ΙΌ  Γ  IT  ων  (f^  των  χίράτων 
αμφοτέρων  ονό^  οί  χαιά  αέσον  ht  χα- 
Ttixovy  άιν  iUwilhiativ  νπο  rmp  ntCmv 
xtA  μβτά  τούτο  ηάντ%ς  9φυγορ  inl  τ6ν 
χάραχα. 

D.  20:  οί  (Ff  Φάβιοι  ώς  ii  unff  uld 
ύη  ονης  τονς  κ  νομίΐς  avvfXuu ßuvov 
χαϊ  τά  βοαχηματα  πίριέλαννον  '  Ιν  Jk 
ιοντφ  ϋΐ  Τνρρηνοϊ  ix  της  ίνέΰ^ας  άνη· 
ατάντΜς  προαπίητουα^  πανταχο^ίν. 

D.  36:  χυχΙω»έντΜς  υπ*  άμφοίν 
οί  Τνρρηνοϊ  χαϊ  οντ(  πρόπω  SifXTTO- 
ρ(ΐ·9^ηναι  (hvaiifvoi  Sin  τονς  όιιοσί 
χωρονιτης  ovtf  οπ{<ΐΐιί  iffiyfiv  έπϊ  τον 
χάραχα  όια  τονς  χατόπιν  ίηιόντας  ουκ 


qoe  mmo  «χΐί·  nunc  per  Mi 
üonsttlti,  quam  bftod  nto  nai 

lierL 

L.  c.  43,  Θ:  nee  iUo«  —  co- 
gere  potiiit  gradum  loodaim 
aat,  li  mhü  aliud,  ttere  iih 

L.  c.  45,  3:  primo  obeqnitando 
castris  provocandoque,poetremo 
at  nihil  movebant  — . 

L.  abend.  §.  10;  (hostes)  aegre 
abetinent,  qaineaitraoppugnent 
MimTero  non  oHim  ooDtameliaa 
pati  Romanus  poase :  totie  oaitrii 
undique  ad  consulee  curritur; 
noD  iam  seneim.  ut  ante,  per 
oenturionum  principes  postulaoti 
sed  paetim  omnea  cUmoribin 
agont. 

L.  abend,  fi.  18:  FkvoWnt 

—  Victor,  inquit,  revertar  ex 
acie.  ai  failat^  —  iratos  invocat 

deos. 

L.  0.  47.  10:  Itaque  coniul 
deotmente  lenata  triimiplMm 

—  reapondit,  se  famüia  Innetta 
Qainti  Fallt  frafcns  morto,  ra- 

publica  ex  parte  orba  conenle 
altere  amisso,  publice  privatoque 
deformem  luctu  laoream  ooa 
accepturum. 

L.  0.  48»  4:  Aaqni  ae  In  op- 
pida  reoq^erant  miriaqna  la 
nabani. 

L.  c.  49,  1 :  manat  tota  orbe 
rumor,  Fabiot  ad  ooalnm  lan» 
dibna  fenint. 

L.  eboud.  §.  11:  iavaota  η· 

bito  ah  latore  Romana  eqaitnia 
ftla  non  pugnae  modo  ineipien- 
dae,  eed  consistendi  ademit  lo* 
cum.  ita  fusi  retro  ad  Saxa 
ntbra,  tbi  eaafera  bababant. 


L.  50,6:  cum  —  paseiravagfa. 
ut  fit  pavore  iniecto,  raperent 
pecoia,  subito  üx  insidiis  con* 
aorgitor  al  adTsrti  ai  nndifM 
hoftat  arant. 

L.  51,  8:  fatar  dnae  aciei 
Etrusoi,  cum  in  Ticem  hie  atque 
illis  terga  darant,  ocoidiooe 
occisi. 


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Dienytios 


9OO 


D.  ebend. :  /lar^     ηοΧλΜς  nc^ijütK 

αγυ^>ης  (πλησ&η  ηαντοόαπης  -η  πόλις. 

των  Tf  ^ημοη(Η  τΐίμφΟ-^ντων  xai  των 
ίίω^ότων  (^nootvfa&at  nokvv  ftgaya- 
χόρτων  aitoVy  ώ$τ'  (ν  nootägt}  ηάν- 
tmt  tvittiQitf  yniia^m.  0.  27:  »uralu- 

TtoJUwimi  armng  βύ9ίς  aviimitto  των 
ύημάηχηρ  nuhp  ru^unoptw  το  αλη· 

D.  39 :  fVolero)  ol  viraroi  —  τοις 
ραβδούχο* ς  ix^Xivanv  την  ίσ^ητά  τ( 
τίίριχατα^'ϊξα  χαϊ  ταϊς  ^άβδο*ς  το 
βύμ»  iainiV'  6  νακΗος  τους  τ§ 
Φ^μύρχοος  i/iixaX^o  μΛ  it  τ<  e^mitf 
Μρίσιν  inl  των  όημοτΔρ  Wii^uv  iHoif ' 
mi  ου  ποοαιϊχον  αντφ  τον  νουν  οί 
ΰχατοί,  άλλα  το!ς  ^αβόού^οις  ηγαν  χαϊ 
τνηαιν  irttxtiivoyio,  ουχ  άνασχ(τ6ν 
^γηαάμένος  tJvm  την  oßgtv  αυτός  ίαντφ 
τβψΛκ  της  4ίΜης  yivtrm'  top  Tt  γαρ 
m^mop  3τροΜλ&6ντα  των  φαββονχων 
—  vtaißiai  ΜτΙ  ίρρωμξρος  Μιρ  «Μ- 
τρίπ€ΐ  — . 

D.  48:  (ορχον,  oanen  μ/γιστος  αν- 
τ€Μς  ην  διομοσάμ(νος,)  η  τον  νόμοΡ 
imxvgcjofiv  η  τον  ζην  μί&ήσισ&α*. 

D,  ebend.:  χαϊ  τ(λίντώσα  (Ις  χ(Ίρας 
άν^αχηψίν  η  ίρΛς  χαϊ  ίΐς  λί&ων  ηρξαντο 

ηροβαίναν  ßokms'  9π4σχ§  ifl  ι«νν«  μΙ 
Κοίντιος^  ίηρος  τνρ  vTtmmf  «fr«off 

D.  50  :  oiff  iv  φιλίί^  iyivovro, 
βνναγαγών  ih  ίχχλησίαν  αιηονς  χαϊ 
nollk  σναόίσας  — . 

D«  5^  ayavmoimtep  0k  itnummp 
των  arar^fxÄw  xa(  η  άρια  xnaa  μίνων 
άττάση  προ9υιΦ^  θώζ$ιν^  τον  &νόρα  anrl 
τον  Αττηιον  παραχαλούντων  ίίξαι  τφ 
χαιρ^ΐ  xai  αχημα  ταϊς  ηαρονσα$ς  τύχαις 
άρμοττον  μ^ταλαβέίν  ούόέν  ίφη  ηοιη- 
9Ur  6^  βν^ρ  ovr*  βγίρρίς  ovr§  τύιρ  προ' 
γ§γσνότων  ί^ων  ανάξίον  — .  ταντά  Tt 
ii^  χβά  nollu  όμθ9Μ  Τούτοις  λίγιον  Md 
οιτ€  ia&rjra  άλλάξας  οΓτ6  το  της  οψίος 
γαιρον  αλλο*ω0ας  οντ(  ψρονημβτος  Τ* 
νψ4μ^νος  — . 

D.  55:  ζ6ψ>ς  4ξ  oigavov  γίντται  χβά 
ομβρος  ηοΙνς         άατραπίΑ  Sk  MtA 
fifimtA  φΛηραί.  itmixi^nn 9(1(1  ης 
της  ητρ^αιας  ο  τ€  χίίΐη^ν  ft'^i-g  ff  ην- 
ffaro  χαϊ  ττολλη  χατίοχί   τον  τόπον 


L.  52,  1 :  nrM  md  |Ι·οθ  la- 

xior  etiam  annOTia  rediit  et 
advecto  ex  Campania  fruTnento 
et,  poetquain  timor  sibi  cnique 
futurae  iuopiae  abiit,  eo,  quod 

abditmn  «raft,  prolata  esoopia 
dfliade  otioqoe  Iiaeiviro  rumw 

animi  et  pHetina  mala  potfeqiMm 

foris  abcrant,  dorai  quaenre, 
tribuni  plebem  agitaro  — . 

L.  55,  4 ;  lictor  miesiiR  est  a 
coDsulibas.  Volero  appellat  tri- 
buDos.  cum  auxilio  nemo  eeeet, 
conralafM  ιροΙΜ  homioem  ei 
▼irgaa  eoLpediri  iubent.  prOTOOO, 
inqait,  ad  popalum,  Volero.  — 
quo  forocius  clamitabat,  eo  in- 
fcstiufl  circumecindere  et  spoliare 
lictor.  tum  Volero,  et  praeva- 
valene  ipee  ei  adiuvantibae  ad- 
Tooatit  repako  Uotore  — « 


L.  56.  9:  ego  hic  aut  in  con- 
spectu  vestro  moriar  aui  por- 
feram  legem. 

L.  ebend.  §.  15:  certatumqtie 
haud  incruento  proelio  foret,  oi 
Qmnttoe,  eooeiil  atter,  — . 


L,  59,  9:  in  pacato  agro  castra 
posuit,  advocataque  contione  in- 
veotat  — . 

L.  61,  4:  patree  quoqae  non 
temere  pro  nUo  aequo  anniii 
rant  —  unas  e  patribus,  ipse 
Ap.  Claudius,  et  tribunos  et 
plebem  et  8uam  iudicium  pro 
nihilo  habebat,  illum  non  minae 
plebit,  non  eenatiif  pfeeoe  per^ 
pellere  onquam  potnere,  non 
modo  ai  Teetem  mutarei  aut 
eopplf^x  pronsaret  homino«,  «'f^d 
ne  ut  e  consueta  quidem  aH|>o- 
ritat^?  orationis  —  aliquid  leniret 
atque  submiiteret. 

L.  61, 1 :  probibolC  foeda  tem- 
peelae  cum  grandine  ac  tonüri- 
boB  coelo  deiecta.  admirationem 
dfindc  aiixit  nigno  receptni  dato 
adeo  tranquiUa  reddita  tereoi* 
ta*|  at  — , 


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β6β 


0ioiijtiiie  TQn  HalikaniMt  und 


D.  66:  χαϊ  ό  χαίίψος  ηγγ€λλ€  τοίς 
iv  rj  noiti  το  ηά^ος, 

D.  64 :  τψβ  tt  tov  Ποηλίου  ΜφαΧ^ y 

inl  άορίηίου  ηΜπηγνΐαν  ttvanivavns 

D.  Χ,  2:  νιφ€τος  §ξ  ού(ΜΧ¥ον  χβαέφιψ 

t^(V  (tg  γην  -τηΙνς,  ην  ^fovct  χηταψ^- 
ροη\  ηλλΰ  ακηχών  ί^ρίίυσ^ατα  ίλάττω 
τ*  χαϊ  μ(ίζω '  τούτων  τη  μ^ν  ποίλα 
μηάρσία  προσηίτόμενοί  πτηνών  οσβη 
ΦΛν  ayilat  τοίς  ^ομαΦν  ηρηα^ον^  τα 
irtl  γην  ^ν€χ&4ντα  h  «urj  τί  rj 
noJ^i  xiti  χητα  τους  άy^ifς  μ^ρ»  »θΑ- 
Χον  χείμη'η  0tiu(ivev  οντ€  χροαν  μηα- 
βαλΧοντα^  oin  ηήσχονσι  παΧίαονμίνίΐί 
οάρχ€ς,  ovft  αηηέόονι  όίαλί/όμενα,  ωζέ 
Tt  fbr*  «drttfv  oMhv  πονηρόν. 

D.  ebend.:  iv  τοις  £ίβυλλ(ίοις 
$νρ/&η  χηηα(Λ€Χς^  Si»  πολίμΛα¥  aXXoi^ 

νώΐ'  πίΐρίλχ'^οντων  tU  TO  Τίϊχοζ  aywp 
νπ^ρ  άνόρηποάισμοΰ  x«raXfjiff€Tat  την 

ττήΧιν.  αοξ(ι  cf^  προς  τονς  aXXoiihvetg 
nnXb'itnv  πτάαις  ίμγί·Χ)ος,  ην χρην  ((οχ<^' 
μένην  ίξεΧαννοντας  ix  της  πόΧίως  — 
άαοατρέψαι  τά  dttva, 

D.  ο.  5:  Ό  πΧίίστους  τ€  ηεςίί  αν- 
τον  ίχων  (ΐαίρους  —  Καίσων  Κοίψ- 
r#oc  —  ψ  γένος  ι*  τ(ν  Ιη^^ανίς  xtä 
β(ος  ουόενος  όίύτίρος,  άνηρ  οφ&ψ'αί 
Tf  χάΧΧιστος  νέων  χαϊ  τα  πΜμια  ηά¥· 
Τίον  Χαμτίρότατος  — . 

D.  ebend.:  άντϊ  της  πατον  προς 
αααντας  fmemtiag  βίου  τ«,  ο;  Ιμαρτυ^ 
^ho  αντφ  mveifc  χα^ρος  dittßoXijg, 
μίαν  άπαηών  παρά  του  όημου  χά^>^ 
ψνΧάξαι  τον  νίόν. 

D.  8;  ίαντφ  χωρίον  ¥ν  μιχρον  ύπο- 
Χίιπόμενος  πέραν  τον  Τ^βίρίως  ποτα- 
μον,  (ν  φ  ιαπ^ινη  τις  ην  χαλνβη^  γ^ωρ- 
γων  βντοΛ  μηα  ^ούΧην  oXiywv  In^ 
πονον  χαϊ  ταΧαίπωοον  ^ζη  β(ον. 

D.  14:  ίάν  0k  αρα  μϊιά^Ρ  9ΐντφ  τού- 
των χατα  ί'ονν  XfQrj,  τηηχαντα  Σαβί- 
νους τ(  ηανπίραιίά  χ((λ(^ίΐ'  ft\^(h>XTo  χα) 
ΟυοΧοίσχοι  ς  χα)  των  αλλωΐ'  πΧηοιοχώρωρ 
οσοις  αν  j  βουΧομίνοίς  άπηΧΧάχ&αι  της 
*Ρημαί9&¥  ίπ·ψ&0Ρον  άρχης. 

V.  26:  τόίς  μηά  ΜφνΜίου  του 
ιτπάτου  χαταχΧασ^ίΤσιν  (ν  τψ  X^goMt 
μ^γaXηv  Ιψη  lUthox^vai  (honfav  τα  fföJ- 
ματα  αίπών  ix  τού  θάνατον  ρυαάμίνο%, 

D.  57:  ίΧίχ^  ι·  ύπο  ηοΙΧΛρ,  mg 
ον^Ιν  Irl  όΜψτοί  ί^μου  προστατών 
οΜ  τώ¥  aXluP  a^xtiw  ποί»^ 
μιας  βίοΐΜούσιις  itnowT«  9(/^μ(ι/9ίας  ff»- 

ψρονωζ. 

D.  5β:  μίΐ^ααν  di  την  ΐ^χην  οΐ 


L·  68,  8:  οοιηΥαΙιοο·  adam 

fumo  —  oognitam  eti. 

L.  UI,  5,  0 :  legatique  (P.  Foru) 
Mpot  ferociter  ostenUntes  — . 

L.  c.  10,  6:  inter  alia  prodi- 
gia  et  carne  pluit,  quem  imbrem 
ingfens  numerus  avium  intenro- 
litaudo  rapuiase  fertur;  quod 
interoidit,  sparsam  ita  fMOM 
per  iJiqaot  diet,  oi  niliU  odor 
miitmi. 


L.  ebend.  §.  7 :  libh  pur  de- 
MmYirM  ΐΜίοηιιιι  adiü:  pevi- 
oak  a  eonventu  alieoigenaiaa 
praediela,  oe  qai  ia  loci  ram- 

ma  urbia  impettie  caedesque 
inde  fierent  ;  inter  cetera  moni- 
tum,  ut  teditionibue  abetiae- 
retur. 

L.  11,  6:  Caeao  eratQuinüat, 
ferox  ioTeaia  qua  nobiliiato  m> 
ÜB  qaa  oorporif  magaHnflioe 
et  viribus;  ad  ea  munera  data 
a  diis  et  ipee  addiderat  aiiilta 
belli  decora. 

L.  12,  8:  sibi,  qui  non  dicto, 
non  facto  quemquam  offandia- 
aet,  at  oondnnarant  filias 
oialiai. 

L.  13,  10:  ut  divenditis  omni- 
bu8  bonis  aliquamdin  traos 
Tiberiii)  veluti  relegatus  devio 
qaodam  togaria  yiwet 

L.  15,  9 :  si  ibi  apea  aon  sit, 

8Θ  Volscos  et  Aequos  et  omnit 
extrema  tomptatorum  et  oond- 
taturum. 


L.  29,  9:  ooaaalarem  exani- 

tum  ipsumquo  consulem  incre- 
paus:  carebie,  inquit,  praedae 
parte,  milcs,  ex  eo  hotte,  ϋοί 
prope  praodae  fuisti. 

L.  84,  8:  iam  pleba  —  na 
tribuaioiani  qaidem  aaxUium  ce^ 
deaiibaa  ia  vicem  appeUaüoai 
qaaarabai. 


L.  35,  2;  tauta  ttxarsit  am- 


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t)ionjrtiu8  von  Halikarnass  und  Li?iua. 


557 


D.  69:  ovr^ttc  ϋψί9ί¥  ufftotc  Itaro 
Mtoi  μτ^^(νος  αΧΧτβΜς  Ivaintovtl^i. 

b.  ebend. :  ιΜς  iijeaav  ol 

Sfxn  τα  παραόημα  της  βααιλιχης  f^ov- 
αίας  απαντίς  ίπαγόιΐ€νοι  '  ό  (Je  όηυος 
ώς  ίμαθ-ίν  αντούς  ουχέτι  ψνλάιτοϊΎκς 
το  ^η^οΤβΜΟΨ  #«Ι»νθ  μίτριον  σχήμα 
Tfc  ifyijjiowütg  övSk  ηαρημαβομΐνονς 
tk  παξΜΝΤημΛ  της  βααιΧίχής  (<ρχης  ώς 
πρότίρστ,  ttg  noXXi/if  ηΐ^  βυα9υμΜ 

D.  XI,  4:  (Λ  μ\ν  τότ*  υντ(ς  χατα 
ityoQüC¥  $&ανμαζον^  (Ι  ηίρί  μιιό^νος 
nmnort  φηηαύίέσανκς  wipr  βονίφ^,  rare 
η^Λτον  ίγνωσην,  ort       ftwi&^w  ηψ 
τι  na^  *Ρωμα£οξς, 


bitio,  ut  primoree  quoque  civi- 
tatis —  prensareut  homines,  ho- 
norem ~  supplioiter  peieiitM. 

L.  86,  β:  interoemionem  quo- 
que  consensu  sustulerani. 

L.  ebend.  3:  inito  igitur 
magistratuprimum  honoris diem 
denuntiatione  ingentis  horroris 
insignem  fecere:  uam  cum  ita 
priores  deoemTiri  earmient,  ut 
mtue  ÜMoee  Inberei  et  boo  io- 
sigrne  regitnn  in  orbem  suam 
cuiusquo  vicem  per  omnes  iret, 
subito  omnes  cum  duodenia 
fascibus  prodiere. 

L.  38,  8 :  velut  nova  res,  quia 
intermieerant  iam  diu  morem 
consulendi  teoatas,  mirabundam 
plobom  convertit,  quidnam  in- 
tercidisset,  cur  ex  tanto  inter- 
vallo  rem  desuetam  usurparent. 

L.  3^,  3 :  nec  minus  ferociter 
M.  Horatium  Barbatnm  isse  in 
oertamen ,  deeem  Tarquinioe 
appellantem  admonenternqneVa« 
leriis  et  Horaiiie  dnoibiie  puleoe 
reges  esse. 


D.  6:  τον  Tagxvvtov  ixfJi'ov  ivtSv- 
6μίτο€  —  πόηρον  vuwy  (ξ€ληλυ&ίν  ist 
της  StavoUtt,  Sri  amttmtti  μ^νοί  Owt- 
Ι9ρ£ωτ  anoyayw  τΛρ  (^ίλασάιιων  την 
τνρφττρίάα^  litntrm  όέ  όιαύοχη  rης 
*Ορβηίων  οίχίας  — ; 

(Die  Verhaodlimgeii  im  Senat,  welche  den  Stora  der  Decem- 
fini  einleiten«  itünmen  bei  Limine,  c.  89 — 41,  nnd  DionjnoB,  o« 
4 — 2\,  vonkommen  flberein,  nnd  insbesondere  sind  die  Reden  bei 

Dionysius  nichts  aln  weitläufige  Ausführungen  von  Andeutungen 
nnd  Notizen  des  Livius.  So  ist  die  Hede  des  C.  Claudius  bei  Dio- 
njeioe  e.  7 — 14  gans  nach  L.  c.  40,  2  nnd  die  zweite  Bede  des 
Valerius,  D.  19 — 20,  gam  naeb  L.  c.  40,  7  aosgearbeitet.) 

D.  38:  §ηιΧαμβάνηαί  της  παμένου 

mtk  φανιρώς  άγαν  (βυνίηο  Ji"*  αγοράς* 
χρανγης  0k  γίψομίψης  χαϊ  πολλού  ανν- 
βραμόντος  ο^λου  χωλνόυ(νος  οποι  ηροη- 
ρ(ΐτο  την  χυρην  ayiiv  έπϊ  την  Λρχην 


παραγίνεται. 

D.  40:  roiourof  oib^  ik  της  πόλεως 
ϋί^^ΛμίΡ,  ϋΛματι  ηίφυρμένος  απας 
Mtä  ηρ  μαγαρίΜηβ^  ύφίιγζσ»  dm  χϋ^ς 

D.  ebend.:  (Verginius  bittet)  ui] 
πΐραδπν  μητ*  αυτόν  άτιαωρητον  γενό- 
μινον  μητί  την  πατρώα  προπηλαχι- 
ζομίνην, 

D.  41:  ΟΜΤ  f/uo)  μήνφ  ^νγοχηρ  ίγΦ· 
ViTo  βιαφίρουαα  την  oiptv  Ιτ(ρων  — , 
αΧλα  χα\  νμων  ίϊσ)  πολλοίς  τοις  μ^ν 
^υγ«τ4ρις  τοίς  dk  vtapiai,  ηάΐύίς  ev^ 
η(μπίις  Κ 

^  Ψίτ  maobea  auf  die  *  scbfoen  B^ben*  auCmeilnMiii  alt  ein 


L.  44,  β :  minister  decemTiri 

libidinis  manum  iniecit  —  oon- 
ctantem  vi  abstractumm  —  ad 
clamorem  nutricis  fideni  Quiri- 
tium  implorantis  fit  concursue. 
—  ad  tribuual  ventum  est. 

L·  60,  8:  strietnm  etiam  te- 
Inm  respersnsque  ipse  oraore 
tota  in  se  eastra  isonvertit. 

L.  ebend.  §.  10:  Verginio 
vociforanti  succlamabat  multi- 
tudo,  nec  illius  dolori  nec  suae 
libertati  se  defotaros. 

L.  ebend.  §.  7 :  illis  qnoqae 
enim  filias  sorores  ooningesque 


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Dion^rtiiit  von  HalikaniMt  und  lAfiofc 


ijpirtH*  ou  τους  βηοα9§ρίτνμί¥ους  tun 


D.  61 :  ουτω  tf'  χαυψόν  ti  ηράγμ^ 
^tu»  int^^vftia  — ,  /ΛΛΐΰηΛ  ^  τύ» 
oyluVf  ώσ^'  οί  περί  »ctyroc  «οιονμβνο· 
τίως  9^ς  β^χης  μααλαβέΐν,  —  ineiiii 

TO  ανγχω(τημα  tXaßov,  άτι/στησην  (ν^^νς 
της  ίπιΟ^νμίας  χαϊ  τας  στιυιόάς  (ηϊ 
^^(ρον  μετέβαλαν,  πολλών  γ(  τ  οι  tfij- 
μοτίϋύν  ποί^Μγγιλλόντων  την  xiha^iav 
—  τους  ix  r»y  πατριχίων  μαωνηις 
mi^lMife€  §η*φ«ΐβ§ις  χ^Λορχους  άηα- 
4(iKVvovat  ν. 

D.  XII,  2  ed.  Kiesel,  (fragm.  EecJ: 
6  ifixjtdioo  σε  xiAfL'fi,  Λίαίλκ,  προς 
ανιυν  ηχαν.  —  ο  <ί'  ώί  ηχονσεν,  άνα- 
ηψί^  τ§  atol  μ%γάΧ»  .αναβοησας,  ανΰρις^ 
ίφη^  ^ημ<ηΐΜθ(^  βοη^^τί  μοι  συνάρπα- 
ζα^ ϊ^νφ  iita  την  προς  νμας  ivvotav  υηο 
των  δυνατών  ου  γαρ  Ιηϊ  ΰίχην  [χα- 
Χυνααι]  προς  aVTltty,  άλλ^  έπϊ  ^ncfoy 
XwÄfii'w  «I. 

D.  c.  6  (3)  (fr.  Ambr.):  αυχμψ  μι- 
γαλφ  MOMti^ttüa  t)  γη  πάνΐω^  Ισιτά· 
viOiV  μόνον  τών  ομβρίων  aHa  χ«1 
ναμοίίβΜΐ  νόάτων  ·  ix  δ^  τούτο» 
προβάτων  u^v  χαϊ  υποζυγίων  χαϊ  βοών 
ΙχλέιιΙ'ΐς  Ί((ΐτίλης  ^γίνηο^  (Ις  τους 
άνί^ρώπους  vöaot  χατίαχηψαν. 


D.  C.  6  (5)  (fr.  Ambr.):  ίπιστρίφαν 
ufv  οπίίΐω  πί(>ι^χυα(ΐ'ος  νττο  τών  πυ- 
λίυιων  αηέγνω  '  Ιόών  J*  υχί^ον  τινά 
ΰφΐίλον  Μπ»Μ·Μως,  ος  ην  αυιφ  ού  πρόσω, 


D.  C.  14  (fr.  Ambr.):  (Camillus)  (Γί«- 
τίίνας  itg  ούρανον  τάς  χείρας  έ'ύξατο 
τψ  n.^ttmA  tcig  mUotf  ^mc,  μά- 
liora  μϊν  annüp^orw  Ιαντφ  tt  χαϊ 
τη  nax^idt  ytvioiiu  την  παρονααν  fv- 
ααιμονιάν.  ii  τις  υ^λλοι  xotvt}  συμ- 
φορά lijV  ' Ριομαι'ων  noktv  η  τον  αυτυΰ 
βίον  χαταλαμβάνειν  αντίπαλος  τών  πα- 
ρ('^vτωv  (\γαχ'^ών,  Ιλαχίστην  ytv^a^tu 
ταύτην  χαϊ  μετριωτάτην. 


L·  ΊΙ»  7:  vinuri  »e,  qao&ta 
ore  ArdMifcei  Arioiiik|iie  com 
■gii  — ,  eum  ae  a  populo  Ro- 
mano, quem  pro  domino  indi- 
cem  feoerint,  interoeptnra» 
rent. 

h.  IV,  6,  11:  βτβηΐυϋ  ^urum 
oomitiorom  docoit  «Uot  anioMi 
in  oontentione  liberUltis  άίφα· 
tatisque,  alioa  aeftnndiini  defi^ 

eita  certamina  incornipto  iudi- 
cio  esse:  tribunos  euim  omotti 
pairiciot  oreavit  populua. 


L.  14,  3:  ad  Maelium,  Toeat 
te.  iuquit.  dictator.  —  §  4:  fu- 
giciieque  fidem  plebis  Homaua«; 
implortre  et  opprimi  ao  oontenta 
patrum  dioarVt  <|aod  plebi  bt* 
nigDe  fecisset;  orare,  ut  opem 
sibi  ultimo  in  diecimine  ferreol 
ueve  ante  oculoa  anna  trncidari 
sinerent. 

L.  30,  7:  siocitate  eo  mua 
plurimnm  laborainm  eai,  Μβ 
ooelettea  modo  defnemntaqoMi 
Md  tom  φιοςηβ  InfaMito  nmore 
egens  vix  ad  perennes  snffecit 
amnes.  defecius  alibi  aquarum 
circa  torridos  fontes  rivosque 
stragem  siti  morienttam  peoo* 
rnm  dedit,  acnbi«  ^in  nbmmpta, 
▼olgatiqne  oontaotn  in  hommii 
morbi. 

h.  39.  2:  intercluei  etjuit«^ 
nec  pcrnimpt're  eadem ,  »jua 
transieraut,  posse,  ibi  luaxime, 
confertii  hottiboa,  qua  fita 
teorani — ^ni  cnm  aaepe  oonati, 
neqniaieni  perrnmpero  ad  suoi» 
tnmulo  quodam  occupnto  in  or> 
bem  8Θ  tutabantur. 

L.  V,  21,  15:  dicitur  manoi 
ad  coelum  toUeus  precatuB  esse, 
nt  ri  oui  ditornm  hoininiimqoe 
nimia  aun  fortonn  populiqae 
Bomnni  Tideninr,  ut  eam  in- 
vidiam  lenlre  quam  minimo  sno 
privato  incommodo  publicoque 
popuU  Komaui  UceroU 


recht  deutliches  Zeichen  für  die  Accommodation  des  Dionysia!  an  grit" 
ohieobe  Sitten  nnd  sugleiob  iiir  «eina  Willkftr. 


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Dionyeiua  von  Halikamase  und  Liviue. 


5S9 


^D.  α  16  (23^  (fr.  Ambr.J:  Inudi]  L.  ebend.  §.  16:  convertentem 

tTfr  $νχιρβ  ίποιησατο^  — ,  ißovUio  μίν  86  inter  haue  venerationem  tra- 

9ΐζαφτ(ναί,  τ^ς  di  βάιηωςνη(ν€χ9(ίσης  dHor  memoriM  prolAptam  ofr- 

ov  4v9n9üe  atmlußfS»  mvthm  fijf rioc  inl  eidiM. 

yfy  φ/ρεται. 

D.  XIII,  2  (fr.  Ambr.):  /»Jouc  τοΓί  L.  27.  9:  denudat  um  deinde 

ntuaiv  άναδονς  άπάγαΐ'  ^x^lfvatv  ftg  eum  manibus  post  tergum  inli- 

Tjfv  noliy  όίύίμένον  τώ  ^^iQi  οηίσω  gatiereduoeDdumFalenoe  pueris 

irelpvn^  te  m»  nmn»  t^onop  αΙιαζο·  tradidit  virgaeqae  eis,  quibue 

μ09ονς.  proditorem  i^germt  in  nrbem 

Terberantes,  dedit. 

^  D.  XIV,  ll^  (20)  (fr.  Ambr.):   της  L.  VII,  6.  1:  forum  medium 

άγορΰς  xcrra  το  μ ^σον  μάλιστα  ύϋρράγη  ferme  specu  vasto  collapsura  in 

r*  riji  γης  f/ί  βά&ος  ηβυσσον.  immensam  altitudinem  dicitur. 

(Es  folgt  nun  XV,  1  ein  Stück,  wo  wir  wieder  im  Stande 
■od,  den  DiooTsiiie  aiekt  mir  mit  LiviiMi  Modern  Midi  mit  eioim 
Aanalieton  wbl  ynr^MmD^  nftmlieh  die  Enihhiiig  vom  Kampf  des 
Yalerioe  Gorfimui  mit  dem  galHeoben  Riegen,  b.  o.  S.  634.  Leider 
besitzen  wir  dieees  Stück  nur  in  den  offenbar  sehr  verkürzten  Am- 
brosianischen £xcerpten.  Indeee  können  wir  dennoch  sowohl  die 
Oabermitimmnng  mit  liviue  and  Ciaadioe  Qoadrigarint  («·  Β·: 
«ίς  idr  βά(φβ^  if^i  Mi^  ίηάα  μΑλ»  τιληγήρ  iiupiQmv,  ηηφβρ  in* 
mMp  TOfd  τοΧς  SpvI§0¥  4[μυτί8  τύις  noQsuiqy  ιονΙ  dil  τω  ρνγχπ 
τυίς  υφ^^αλμοί^ζ  hionihv^  ώστΈ  τον  Κελτνν  εξίϋ  γενέο&αι  των  φρενών)^ 
auch  die  erklärende  und  erweiternde  Art  des  Dionysius  ericen- 
neii,  letiteres  betonders  dma,  wie  «r  die  Tödtong  des  Bieeen  in 
motifiren  wiiae.  Weiterhin  kommt  in  den  Fragmenten  hier  und 
da  ooeli  ein  StAek  vor,  wo  Dionysiae  dem  Inlialt  nach  ToUkmnmeii 
mit  Livius  übereinstimmt,  so  namentlich  XV,  3  (fr.  Esc.)  vgl.  Liv. 
VII,  38,  4—39,  7,  XVI,  5  (fr.  Vales.)  vgl.  Liv.  VID,  28,  XVII, 
l — S  (£r.  Urain.)  vgL  Li?*  X,  11,  11—12,  3,  obna  dam  sich  je- 
doeh  eimnkie  Stellen  ab  in  der  Form  fibereinstimmend  antheben 


Ea  wird  deaanach,  im  daa  BeraUat  nnaerer  üntennohaiig 
Inm  naammeniafaieen, 

1)  anzunehmen  sein,  dass  die  Abweichungen  des  Dionyrina 
von  Livius  zum  grossen  Theil  nicht  in  der  Benutzung  anderer 
Quellen  iliren  Grund  haben,  sondern  in  eigenen  Zusätzen  und  Ver- 
iademngen  dee  Yeffaeaers,  welehe  tbeile  ans  seiner  Toidens,  die 
idmiaehe  Geachichte  den  grieohiacben  Leeem  intereeaant,  leicht 
verstandlich  und  angleioh  fftr  die  Römer  möglichst  günstig  darzu- 
stellen, theils  aus  seinem  Bestreben,  seine  politische  Weisheit  und 
aeine  Oeiehreamkeit  leuobten  an  laeaen,  theile  ans  der  Bedaeligkeit 


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Diotiyeiue  νυη  Halikaruass  und  Livitii. 


und  der  rhetorischen  Künstelei  nicht  nur  des  Dionysius,  sondern 
der  grieohischeo  Schriftsteller  der  Zeit  überbeapt,  tbeik  eodlkk 
MW  eeiiier  geringeo  Aohttuig  tot  der  etrengen  hielorieelMii  Wehr- 
heit  eotepniiigeii  eind.  Die  Aonahme,  dies  dieee  Zoeitie  und  Ver- 
änderungen aus  einem  oder  mehreren  rumischen  Annalisten  her- 
rührten, ist  theils  durch  den  gleichmässigen  individuellen  Charakter 
der  Darstellung  des  DioDyeiaa  theils  durch  die  Beschaffenheit  der 
Zne&tM  and  Veriadenmgen,  theile  and  Toniimlieh  dadurch  an^ge- 
BchloeeeD,  daee,  eo  weit  wir  irgend  im  Stande  siud,  eine  Vergld- 
chuug  anzustellen,  die  Annalisten  nicht  in  der  weitläufigen,  räeon- 
nirenden,  Alles  his  ins  Kleinste  erläuternden  Weise  des  Dionysias, 
sondern  vielmehr  in  der  des  Livins,  nur,  wie  sich  von  selbst  ver- 
steht, nickt  eo .  gew&hlt  and  abgemndet  gwobrieben  haben,  fit 
Ueiben  MUeh  Stellen  flbrig,  wo  Dionysias  wirkliek  einen  Mitotischen 
Stoff  bietet,  den  Livius  nicht  hat,  wo  er  also  einen  anderen  An- 
nalisten benutzt  oder  aus  demselben  Annalisten  mehr  geschüptt  hat 
als  Linas;  indessen  sind  diese  Steilen  weit  weniger  sablrsieh  als 
man  bisher  angenommen,  und  meist  daran  an  eri^ennen,  daseer  is 
solcben  Ftilen  seine  Qn^le  (z.  B.  den  Varro)  an  nennen  pflegl 
Jedenfalls  hat  man  dies  nur  dann  anzunehmen,  wenn  die  Stellen 
wirklich  etwas  eigenes  Thatsächliches,  nicht  aus  der  Hetlexion  oder 
der  Rhetorik  des  Dionysias  Absaleitendes  entkalten. 

2)  Bietet  nnn  aber  Dionysias  mwag  eigenes  Tkntslobliebes, 
ist  ▼ieknehr  sein  Inbalt  weeenÜieh  der  des  Livins  and  finden  sidi 
bei  ihm  auch  in  der  Form  viele  Uebereinstimmungen  mit  diesem, 
80  ist»  da  keiner  den  andern  benutzt  haben  kann,  auch  hier&uj 
wie  aas  den  oben  angeführten  Umständen  der  Schlnss  in  nAm, 
dsss  die  rdniscke  Tradition,  wie  sie  in  den  Annalisten  vorlag,  ins 
selbst  bis  auf  die  Form  Tielfaeh  übereinstimmende  and  im  Oanses 
ci>iistantc  war:  ein  Satz,  der  zwar  nicht  irgend  wie  einen  ΒβΗτ· 
schluss  auf  die  historische  Wahrheit  derselben  gestattet,  der  aber 
doek  für  die  £insiokt  in  den  Entwioklnngsgang  der  römischen  Oo* 
sobicktsebreibang  nicht  nur»  sondern  anok  ffir  die  Beurtkeilnng  d« 
remisoken  Nalionalekarattsrs  von  Wertk  esin  darfte. 

Jena.  C.  Peter. 


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lieber  Moeaikreliefe. 


£8  scheint  em  §em9ffii»  ünftfirnehiiMii,  dtm  Alterthom  nieht 
mn  mnmAim  Monament,  tondem  eine  gme  Klaaee  von  Denkmilarn 
•bepreoiien  sa  wc^eo,  um  eo  mehr,  wenn  «Ueee  DenkmAler  von 

Männern  wie  Welcker,  Raoul  Uochette,  Semper  u.  a.  für  unzweifel- 
haft autik,  ja  in  die  scböusten  Zeiten  der  griechischen  Kunstübuug 
gehörig  betrachtet  worden  sind.  Und  dennoch  hoffe  ich  am  Ende 
BüUgni^  sn  finden  wenn  ioh  bebmpfce,  dm  dee.  Moeaik  in  Retief 
den  Alten  ToUstindig  unbekannt  war,  und  data  alle  von  dieaer  Art 
vorkandenen  Benkmftler  anf  FftLMhungen  bemben. 

Zweifel  gegen  einzelne  dieser  Denkmäler  sind  ja  sclion  mehr- 
fach ausgeeprochen  worden,  die  ganze  Klasse  jedoch  für  unecht  zu 
erklaren  hat  bis  jetzt  noch  niemand  unternommen.  Augeregt  von 
Prof.  Conae  dnreb  «inen  mir  bcieflicli  nii%aüieilten  Zweifel  über 
daa  Original  dea  Madrider  nnd  Wiltonbonaer  Reliefe  habe  ich  lAn- 
gere  Zeit  mieh  mit  der  Frage  naeh  der  Echtheit  jener  Monnmente 
beschäftigt,  bis  ich  endlich  so  viel  Beweise  zusammen  gebracht  zu 
haben  glaubte,  um  auch  andere  von  dei'  Richtigkeit  meiner  Ansicht 
ftberaengen  zu  können,  wie  ioh  hiermit '  versnohe. 

Ifih  gehe  daron  ana,  daaa  aieh  bei  den  alten  Sehriftetellem 
keine  Kolia  findet,  die  mit  Sioherfaett  auf  daa  Yorhandenaein  yon 
Reliefmoeaiken  eohlieasen  Heese,  und  dass  es  in  der  ganzen  Ent- 
wickelung  des  Mosikiks  keine  Stelle  giebt,  wo  man  sie  passend  ein- 
reihen könnte. 

Man  ηιβ§β  mir  gaatatten,  aua  praktiaohen  Gründen  den  swei- 
ten  Punkt  anerst  an  nehmen  und  knra  an  zeigen,  wie  daa  Mosaik 
aieh  entwiekelt  hat:  eine  weitUnfigere  Anaf&hmng  nebaiBegrfindnng 

meiner  abweichenden  Ansichten  sowie  Widerlegung  von  entgegen- 
stehenden Behauptungen  mose  ich  mir  für  eine  andere  Gelegenheit 
vorbehalten. 

•£a  kann  henle  kein  Zwei£ri  aein,  daaa  nicht  die  Griechen  die 
firfindar  dar  Moaaikarbeit  aind,  aondem  daaa  aie  dieselbe  vom  Orient 

Rhain.  Miu.  f.  PhUol.  N.  F.  XXIX.  Sfi 


Dig 


J 


562 


Üeber  Moeaikreliefs. 


aus  übürnummen  uud  dann  weitei*  fortgebildet  haben.  Wegeu  dei 
Klimas  war  man  gezwiiQgeiii  am  im  Sommer  Kühlung  zu  habeo^ 
deo  Boden  mit  SteioplaUeo  so  belogen;  in  der  kalten  Jahrewat, 
wo  ein  Steinfnesboden  in  eehr  gekflhlt  bitte,  ftberdeekto  man  dion 
den  Boden  mit  Teppichen,  die  mehr  oder  minder  künstlich  mit 
Ornamenten,  anfangs  nur  den  gewöhnlichen  geraden  Linien,  Maean- 
dern  u.  β·  w.,  später  mit  weiter  entwickelten,  sei  es  durch  Weberei 
em  ee  doreh  Stiekerei  iumigetawiAiten  Ikuten  bedaeki  wofdM. 
Kacbdem  dae  Ange  sieh  in  der  kalten  Jahrceieit  an  den  SebnNMk 
der  Teppiche  gewöhnt  hatte,  konnte  es  sich  während  der  heissen 
Zeit  von  dem  schmucklosen  Estrich  nicht  befriedigt  fühlen,  und  so 
auohte  man  denn  eine  Weise  zu  erfinden,  um  mit  der  Kfible  des 
Steins  augkieh  den  Sekmnek  des  Teppiebi  in  Terfainden*  Hin  oni 
wieder  bat  man  die  Mnster  der  Teppiebe  in  Skebplatten  eingegtn 
ben  (Semper  Stil  I  S.  54) ;  als  praktischer  erwies  sich,  da  mit  der 
Benutzung  des  Bodens  die  dnaelnen  Ornamente  durch  die  Tritte 
allmählich  zerstört  werden  mnssten,  yersrinedenlarbige  Steiae  ia 
den  Hdrtel,  der  anf  den  FneslMden  fcaigestawpft  wurde,  eiaat- 
drücken,  nnd  endKeh  ging  man  eo  weil,  den  F^usboden  ans  laut« 
kleinen  Steincheu  zusammen  zu  setzen,  die  verschieden  gefarht  die 
Muster  des  Teppichs  nachahmten.  Nachdem  einmal  diese  Erfindung 
gemacht  war,  konnte  man  leicht  alle  Phasen  der  Ejutwiekelnog, 
die  der  Teppich  dnrohmaehte^  Tom  Monlk  bß^eüen  laaMo;  wie 
dort  anf  geradlinige  Ornamente  erst  krammümge,  dann  BfainMn» 
Ornamente  folgten,  und  man  endlich  sich  nicht  scheute,  Thier-  und 
Menschentiguren  einzufügen»  ohne  Kückeicht  darauf,  dass  sie  he- 
stimmt  waren,  mit  Fflssen  getreten  zn  werden,  so  ging  man  auch 
beim  Mosaik  von  den  einfaohsten  Sohematen  ans,  nm  eodlieh  \m 
Thier-  und  Mensohenbildnngen  ammgelangen.  Nalttrüeh  verdrimte 
die  eine  Manier  die  andere  nicht  ganz ;  je  nach  den  Zwecken  der 
Räume  und  der  Pracht  der  Einriohtung  konnten  in  demselhen  Hanse 
sich  Teppidie  sowie  Mosaiken  der  einiSsebsten  wie  liänattiehstea 
Art  finden» 

Das  Mosaik  halle  wie  der  Teppich  ashon  selM  hdehsle  Aas- 

bildung  erreicht,  d.  h.  man  war  schon  so  weit  gegangen,  Thier* 
und  Menschenfigruren  auf  den  Boden  niederzulegen,  wenn  auch  immer 
in  atrsng  deoorativer  Form,  die  den  CAiarakter  des  Ornaments  nicbt 
vefkaanen  liess,  als  es  tom  Orient  aiaa  den  OHeehte  ailgethrilt 
wurde.  Doch  gestattete  diesen  ihr  missiger  allem  Frank  abgr 
neigter  Sinn  nicht,  für  ihre  Privatbäuser  davon  viel  AnwendaDg 
SU  machtiu    höchstens  fikr  die  Tempel  der  Götter  wurde  es  ver- 


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lieber  Moeaikreliefe. 


m 


waodt,  and  zwar  auch  da  bediente  man  sich  nicht  des  kostbaren 
Im  Orient  gebriUiebUeheii  Materials  edler  Steine  und  Olaeflüsee, 
Kmdeni  man  saelite  aus  einheliiiiaehen  f^detftcken  auf  einüftchete 
Wdee  leiehte  Mveter  m  Stande  an  bringen.  Eine  Aendernng  trat 
darin  erst  mit  der  Weltherrschaft  des  Alexander  ein.  Als  die 
Nachfolger  desselben  mit  den  unerra esslichen  Reichthümern,  die  sin 
•ieb  mühelos  erworben  hatten,  ihre  Residenzen  ansachmücken  und 
AMa  orientaliadie  StammaHM  an  Pracht  ftbarbietan  wollten,  da 
werde  mnA  dem  Moealk  lom  Miund^e  der  FoübOden  in  ifroasem 
Maeoetabe  Terwandti  grieeUMlie  Kilnalier  baHbn  et  ans  den  bis 
dahin  immer  noch  streng  ornamental  gehaltenen  Formen  loszulösen 
und  freie  Figuren  in  Nachahmung  der  zur  höchsten  Blüthe  gelang» 
ten  Malerei  heryorzubringen.  80  schnf  Soeos  in  Pergaroon,  also 
jodsofidla  a«f  Veranlaesiiiig  eiaes  der  praobtliebeDden  Attaliden, 
aeineB  Λης  άαά^ωης,  ein  Moeaflr,  wtichea  Knoehen  nnd  andere 
Oeberreete  eines  Mahles,  wie  sie  bei  den  Alten  auf  den  Boden  ge- 
worfen zu  werden  pflegten,  darstellte,  nebst  Taul)en,  deren  eine 
aus  einem  Gefasse  zu  trinken  schien,  während  die  andern  auf  dem 
Rande  desselben  sieh  sonnten  (Pllnius  Ή.  N.  36,  184);  so  üesa 
DanetiioB  Phakreoa  seine  Mlnnergimlelier  mit  Bhimen  anssolunfleken 
(Athenaetts  XII,  549  B)  und  Bierolf.  vonfl|frakQS  in  den  Zimmern 
seines  Praobtsohiffes  ans  kleinen  Steinehen  in  einem  Rildercyklns 
die  ganzen  Vorgänge  vor  Ilion  darstellen  (Athenaeus  V,  206  d.  41). 
Hier  war  die  Kunst  zur  Hauptsache  geworden,  das^  Material  kam 
mir  in  Belraoht  soweit  ea  TermÖge  der  ihm  innewohnenden  Farben 
neiir  oder  wen^^  mr  Yerwendnng  beim  Moaaik  tangUoh  war. 

So  empfingen  ea  die  Rflener  und  verwandten  es  lingere  Zeit, 
nnd  zwar  sie  in  viel  reichlicherem  Masse  als  die  Orieohen,  welebe  die 
Pracht  für  ihre  öffentlichen  Gebäude  aufhoben,  während  sie  zum 
gröBsten  Γ  heile  in  ihren  Privatwohnungen  sich  mit  der  strengsten 
Binfaobbeit  b^nilgCen;  bei  den  Bdmem  wurde  es  nicht  nnr  anm 
SebrnMlBa  ton  Tampoltt,  aondani  noob  viel  asebr  in  den  Wobnnngwi 
dar  Oroawtt  angawandt.  80  ging  es  ongaflllir  bis  anr  Zeit  SoUaa; 
anter  diesem  jedoch  trat  eine  wichtige  Aenderang  ein.  Wie  auf 
vielen  Gebieten  des  Alterthums,  sollte  von  nun  an  auch  im  Mosaik 
die  Kunst  dem  Material  weichen;  die  bisher  beliebten  Arten  der 
Taehnik  wurden  in  den  vomebmen  Hiusem  anfi^egeben,  an  Stelle 
4er  nrft  Ornamenten  nnd  Figuren  geeobrnfiekten  Mooaike  wurde  der 
Boden  «H  koaUmren  «oa  dar  gaoaeD  Welt  sasarnmengaencbteD 
Platten  von  bunten  Marmorarten  und  anderen  Steinen  bedeckt. 
Noeh  sp&t  zeigte  man  in  Praeneste  im   l'ompel  der  1«  urtuna  dae 


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564 


Ueber  Motrikreliefe. 


erste  derartige  Paviment,  das  Salla  dort  halle  jiuefültien  lassen, 
and  xwar  waren  die  Steine  immer  noch  klein,  zum  Zeioben,  daee 
man  auch  damals,  beim  Beginne  des  LoxiUy  noeh  Mam  m  baltaa 
tnehte  oder  wegen  Beeehiiüiktheit  der  Mittel  siiin  Maaihtlten  ge* 
zwimgen  war,  während  mau  später  Bich  niefat  eehente,  die  keil* 
barsten  Marmorplatten  in  grossen  Stücken  auf  den  Fussboden  zu 
legen.  (VgL  Plinioe  IL  N.  36,  189  lithostrükk  coeptavere  iam 
sab  Sulla,  panmUe  oerte  cnutiB,  «xUt  liodieqiie  φηκΐ  in  Fortnai 
delnbro  Praeneete  fecit).  Die  Ajiweodang  Tim  Mamiorflatteo,  & 
ja  natürlich  nicht  ausschloss,  dass  häufig  auch  die  frühere  Alt 
des  Mosaiks  beibehalten  wurde,  gestattete  die  buntfarbigen  Würfel 
von  Marmor  und  Glas,  deren  man  sieh  bis  dahin  zum  Aoeschmückeo 
dee  Foflibodeii»  bedient  hatte,  nunmehr  für  die  Winde  an  bernitam 
IMe  FVesoogemilde,  mit  welehen  maa  gewdhnlieh»  abgeeebea  voa 
Tafelbildern,  die  Wände  ausgeschmtlckt  hatte,  waren,  besonden 
sobald  die  Mauer  nicht  allseitig  geschützt  war,  vielen  Unbilden 
unterworfen;  die  heftigen  Regengüsse  des  Südens  mögen  manches 
mit  vieler  Mühe  anagelährte  Oenftlde  in  Iraner  Zeit  aenttet  heb«. 
Was  Wunder,  wenn  man  da  dae  Mosaik,  was  ftr  den  FVissbod« 
fast  überflüssig  geworden  war,  jetzt  verwendete,  um  an  den  ge- 
fährlichsten Stellen,  an  Mauern,  die  den  directen  Einflüssen  der 
Witterung  ausgesetzt  waren,  die  Malerei  nachzuahmen  und  zu  er- 
eetaen?  So  finden  wir  es  in  Pem|pc|ii  mehrfaeh  verwandt»  a.  B.  ia 
in  der  Gasa  di  ApoUine  an  einer  Oartennianor,  in  veneUedsasa 
andern  Häusern  bei  den  Brunnen,  wo  die  fortwährende  Nässe  jede 
Malerei  zerstört  haben  würde,  und  dies  ist  auch  der  Grund,  wes- 
halb man  selbst  einmal  es  unternahm,  zwei  Säulen,  die  vor  einer 
Fontaaa  standen,  an  Stelle  dar  gewAhaliohen  Maleiet  in  Uebenia- 
Stimmung  mit  dem  Hintergründe  mit  Mosaik  au  überdeeken. 

Hatte  man  einmal  den  Schritt  gethan,  das  Mosaik  vom  FW- 
boden  auf  die  Wand  zu  übertragen,  so  war  es  nur  eine  bald  darauf 
folgende  weitere  Consequenz,  es  auch  zur  Ausechmüokong  der 
deckenden  Rftame^  der  Qewälbe  an  bsnntwn;  dasa  ging  «an  ftbVi 
ak  der  Pmnksneht  das  Moaaik  aaf  den  Winden  wiedemm  niiki 
genug  that,  als  man  anfing,  selbst  diese  mit  kostbaren  Marmor- 
platten  zu  bekleiden.  So  klagt  M.  Aunaeus  Senoca  über  die  Ver- 
schwendung (controv.  II,  1,  12):  in  hos  ergo  exitus  varins  iUs 
aeeatur  lapis  et  tenni  firoato  parietam  tegi^  anAL.  Aanaens SeDsoa 
(ap.  86):  paapar  aiH  vldetnr  ae  aoididae,  md  pmMes  amgoki  «I 
pretieeie  orbibos  refclserunt,  nisi  Alexandrina  marraora  NnnwMl 
crusUs  distincta  sunt,  nisi  Ulis  undique  operoea  et  in  picturae  mo- 


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Ueber  Μ  oiaikreliefe. 


566 


dam  vatiata  circumlitio  praetoxitur,  uitsi  vitro  ahscunditur  cHtneia. 
Solche  Platten  aus  Marmor  konnten  natürlich  nur  auf  ebi-nen 
Flaclien  angewandt  werden,  deshalb  wurde  das  eigentliche  Mosaik 
Ar  die  Gewölbe  and  andre  gekrOmmten  Fliehen  nu^eeparl  (b.  o. 
inHio  abteonditar  eamera).  So  wird  ons  τοη  einem  Bilde  des 
Peeeennins  Niger  beriehiet  (Ael.  Spart.  Peeoenmae  Niger  6,  8  hone 
in  Connnodianis  hortis  in  porticu  cnrva  pictum  de  Musivo  inter 
Comroodi  amiciesimos  videmus  sacra  Uidis  ferentem) ;  und  nachdem 
einmal  das  Moeaik  an  Stelle  der  Freecomalerei  gebräuchlich  gewor- 
den war  nnd  man  alle  mögtiehen  Farbennnanoen  in  Qlaepaeten  ker^ 
mtellen  gelernt  hatte,  kann  ee  nieht  Wunder  nehmen,  wenn  bei 
gröeeem  Mfentlichen  Gebäuden,  vonsfiglich  bei  Bariiiken,  der  ganae 
Schmuck  der  Wände  und  Decken  statt  in  der  vergänglichen  Ma- 
lerei, vielmehr  in  dem  dauerhaften,  was  die  Farben  betrifft  uuver- 
gangliohen  Moeaik  ausgeführt  wurden. 

Biee  ist  in  wenig  Worten,  wobei  noch  an  dae  Fortleben  in 
der  ohrietliehen  Kuntt  erinnert  lem  mag,  die  Geeehiehte  dee  Mo- 
eaika,  wie  rie  rieh  aus  den  erhaltenen  Denkmälern  entwidrelt,  und 
hiermit  stimmt  das,  was  die  Alten  darüber  berichten,  vollständig 
fiberein.  So  fährt  Plinius  an  der  angeführten  Stelle  (86,  189) 
damit  fort:  pulea  deinde  ex  hnmo  pavimenta  in  eamarae  transie- 
mnt  e  vitro  novieium  et  hoc  inventum.  Agrippa  oerte  in  thermis 
quae  Bomae  fedt,  figalinum  opus  enoansto  pinxit  in  ealidit,  reliqua 
albario  adomavit,  non  du})ie  vitreas  facturus  caniaras,  si  priue  in- 
ventura  id  fuisset  ant  a  parietibus  scaenae,  ut  diximus,  Scauri  per- 
venisset  in  camaraa  Κ  Bass  hier  nirgends  Platz  für  Relief  in 
Moeaik  ist,  errieht  man  leioht;  auf  dem  Boden  konnten  sie  ja 
nieht  angebraeht  werden;  als  das  Mosaik  aber  auf  Wände  über- 
tragen wurde,  gesohah  es  bloss,  um  den  Mheren  Sehmuok  dersel- 
ben, die  Gemälde,  dauerhafter  zu  machen.  Wären  die  Wände  mit 
farbigen  Keliefs  geziert  gewesen,  so  hätte  man  vielleicht  auf  den 
Gedanken  kommen  können,  diese  in  Moeaik  nachzuahmen,  aber  dies 
ist  ja  weder  bei  dffentliehen  nooh  bei  Privath&usem  der  Fall  ge- 
wesen. Die  Senlptur  hatte  ihre  bestimmten  Stellen  bei  den  Tempehi; 


*  Damit  man  nieht  meint,  PHnios  habe  gegkmbt,  das  in  jener 
Zeit  Olasflfteee  sum  ersten  Male  verwandt  worden,  mache  ioh  anf 
die  Worte  *ant  a  parietibus  lesenae  Beanri  penreniiset  tu  oamsras* 
aaftnerkmm.  Nieht  die  Yerwendung  der  Obsfltae  ist  neu  (Sesams 
halte  die  Vorderwsnd  ssinsr  sosenae  damit  übersogen),  sondsn  die 
Yerwendang  in  den  esmarae,  den  gewölbten  Bedeckungen  der  B&uae. 


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666 


UeW  MoMiknlMlb. 


die  Giebel,  Meiopen,  Friee,  Glieder,  die  mit  der  Archüektnr  auf 
dtib  engste  zueammeiihingeo,  waren  für  sie  bestimmt,  die  W&ndt 
aber,  die  den  Begriff  des  Begrenzens  hervorbringen  sollten,  konnten 
niohi  darek  Tonpriogeode  Tbeile  ihre  Einhiit  und  üi^^Mltlwil 
lieh  nekoieo  Immd;  Ar  m  war  die  Makrai  beatinmil»  nad  aar 
dieae  warde  diireh  daa  Moaaik  eraetet 

Aber,  gesetzt  auob,  dass  es  Sitte  gewesen  wSre,  die  Wände 
mit  BoUeifi  aa  Tenoereo,  welches  wäre  dann  der  praktische  Grund 
gawaaen,  da  g^gan  Moaaik  einaiitaiiaebaa?  Bai  dar  Malarai  aiahi 
fluui  danNutaaB  «n,  daaMoaaik  iit  daearliafter  ala  aia,  aber  mat^ 
mar  kann  dieeaa  daim  in  Betnaff  dar  Dauer  einen  Wattkampl  aifc 
dem  Steinrelief  eingehen. 

Man  wende  mir  hier  nicht  mit  Semper  ein,  daes  die  alten 
Königqpaliata  dar  A^piar,  Atqrrar  und  YiaUeiobt  aoak  dar  Ind«r 
im  Innern  dar  Säle  ganaa  Raiken  von  BaUofii  anlwaiaao.  JaoaAri 
▼on  Soulptnren  iai  meiner  Heinung  nach  nickte  als  die  Vorliofcrin 
der  Malerei,  und  musste  mit  deren  Entwickeliing  verschwinden. 
Mao  begann  die  Umrisse  der  Figoren  mit  einem  scharfen  Jnstm- 
nanta  in  den  weiekan  Stndk  eininraiiaan  nnd  mit  Farka  aaan^ 
ackmüekan,  and  die  Stainialiafii  einer  apfttaran  Entwiokalaag  tiad 
dann  weiter  niekte  als  eine  Kaokakmnng  jener  frakeren  ana  Staek^ 
eine  dauerhafte  Malerei,  und  wurden  ihrerseits  von  der  Malerei 
verdrängt.  Ks  ist  ja  möglich,  sogar  wahrscheinlich,  dass  bei  den 
in  Stttok  keigaatailtea  Figuren  einaalna  ^urbiga  Steina  oder  Olar 
flttaae  dngesetat  wurden,  nm  besondere  Farbanwirka^jaB  karm* 
anbringen,  so  bei  den  Augen,  bei  den  Ornamenten  der  Kleider 
u.  8.  w.,  aber  hier  ordnen  sie  sich  dem  Ganzen  unter,  ohne  die 
Einheit  der  Bilder  au  aeratoren,  während  bei  einer  aus  lauter  ein* 
neben  Stainekan  anaammaiysetoten  Fignr  τοη  fiankait  nioki  oMbr 
die  Rede  lain  kann.  Soleke  waren  anf  dem  F^kodan  artr||^iflk, 
wo  sie  durch  den  darunter  befindlicken  Boden  auch  ithr  das  Auge 
in  fe.stoiu  ZLiBaiiimeuhang  gehalten  werden ;  aul  Wände  und  üe- 
wölbe  konnten  sie  nur  aus  Bücksicht  auf  Nützlichkeit  und  Prunk 
an  einar  Zeit»  wo  von  wakiam  Stytgaiükl  keine  Beda  mehr  war« 
Qkertragen  werden,  d.  k.  wie  oben  gaaagt,  in  der  römiaohen  Zeit, 
genauer  damals  als  das  Mosaik  vom  Boden  durch  kostbare  Mar- 
mortafeleien  verdrängt  wurde,  zur  Zeit  Sullas  Κ  Da  damals  sicher 


*  Vielleicht  wird  man  kier  geltend  auMken,  daee  naak  Seaiyer, 

Stil  I  8.  327  in  den  Ruinen  von  Wurka  eine  Maaar  an%eAmden  ist,  die 

uul  einer  Art  Mosaik  bedeckt  ist   Doch  suniokst  ist  es  nicht  siober, 


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^  ItoHrfuhiBck  der  Wftnde  in  J^w^  «wl  dtekUohen  HA«Mrii 
«icto  «aitirt  S  io  koante  «■  MftMieh  MMb  aiobt  in  HoMik  oMh- 
gwibei  wercUn,  Madern  dk»  diente  mur  dem,  die  eine  Technik, 

die  man  bis  dahin  zum  Aaeschmücken  der  Wände  gebraucht  hatte, 
SU  ersetzen  —  die  Malerei. 

E»  wird  hier  der  Ort  sein,  gleioh  eine  Reihe  von  Monameiiteii 
TO  bfiiHreoheii,  die  mit  Unieeht  von  ▼eneUedenen  Gelehrten  unter 
Uoet&xfilaA  gereobnet  ««unden  sind,  in  Betreff  deren  eonet  im 
Folgenden  immer  Anenabmen  gemeeht  werden  mfiieten.  Von  Wel' 
üker  (Zeitechr.  f.  a.  K.  I  S.  291,  2)  und  Ilaoul-Rochette  (peintures 
ineditee  S.  395)  wird  unter  den  Mosaikreliefs  dae  Fragment  eineir 
Isis  aufgezählt,  die,  gefunden  in  den  Rainen  der  YiUa  Adrinnn  in 
TiwoUf  in  die  Semmlnng  Boripn  η  VeUetri  gekommen  wmr,  wo  aie 
■ob  Jefait  befindet,  ist  mir  leider  nnbekannt  (PnbL  in  Memor.  di 
belle  ert  IV,  S.  101,  mid  ikrbig  bei  Reonl  Boebeite  peint.  in^d. 
Taf.  14).  Es  ist  eine  weibliche  Figur,  e.  pr.  n.  r.  dargestellt  (der 
Körper  e.  f.),  die  beide  Arme  gleichmässig  vom  Körper  nach  ver- 
schiedenen Richtungen  wfigstreokt  (nur  beide  Oberarme  erhalten); 
binter  ihrem  RAeken  kommen  awei  naeb  nnten  geriebtete  Flttgel, 
deren  Spitne  mebt  erhalten  ist,  som  Yorsebein;  die  Beine  sind  dae 
rechte  bis  unter  das  Knie^  das  linke  bis  Eur  Mitte  der  Wade  er- 
halten. Bekleidet  ist  sie  mit  einem  eng  anliegenden  Aernielchitun 
¥OD  weiuer  Farbe,  mit  blauen  Streifen,  die  wieder  mit  blau-weiesen 
Sternen  verziert  sind,  ausserdem  trägt  sie  auf  dem  Kopfe  eine 
weisse  mit  blau-weiasen  Fledken  Tenderte  Hanbe.  Der  Grand  ist 
weiss,  die  Farbe  des  Oesiobts  nnd  der  Beine  Man. 

Es  ist  dies  nicht  das  einzige  Monument  dieser  Art;  fast  jede 
grössere  Sammlung  antiker  Glassachen  enthält  solcher  Stücke  eins 
oder  melirere;  daes  diese  aom  grössten  Theil  antik  sind,  wird 

ob  dies  Monument  nicht  aus  einer  Zeit  stammt,  wo  der  Ausluss  zur 
Mosaikbildnerei  schon  längst  dem  Westen  gegeben  war  und  in  Folge 
davon  von  einer  weitem  Einwirkung  auf  die  sich  selbständig  weiter 
eatwiokelnde  Kunst  nicht  mehr  die  Rode  sein  konnte ;  sodann  aber  ist 
ein  wesentlicher  Unterschied  zwischen  den  dort  verwandten  6  Zoll  lan- 
gen,  *U  Zoll  dicken  Nägeln  aus  Thon  und  den  konen,  feinen  in  den 
Mörtel  eingedrückten  Stiften,  wie  sie  bei  den  Römern  angewandt  wur- 
den. Während  diese  nur  als  cur  Bekleidung  der  Mauer  dienend  ange- 
sehen werden  können,  haben  jene  noch  eine  selbständige  Function,  auf« 
einander  gesehiebtet  würden  sie  sich  selbst  tragen  und  eine  eigene  Mauer 
bilden;  man  kann  sie  geradesn  als  verkürzte  Ziegelsteine  bezeichnen. 

^  Die  sogenannten  Btnokreliefs,  die  in  Pompeji  und  anderwärts 
gefbnden  werdeui  sind  nnr  ein  fittlfemittel  der  Mältf^ 

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M8 


Ueber  MoMikriflKfllli. 


nietnand  bezweifeln,  aber  wie  kann  man  diese  mit  den  MosaikreliefB 
in  eine  Klaese  stelleu  wollen  V  Jene  Monumente  gehören  zu  derselben 
Ordnoog  wie  die  RgypUecheo  and  Meyrischen  Reliefs:  der  Stoeoo 
oder  der  Sleiii  giebt  des  Quee,  ao  eioseliieo  PnokteD,  wo  mea 
aof  dttoerbafte  Weise  Farben  herstellen  will,  werden  eUtt  der  ge- 
wöhnlichen 1'  arben  bunte  Steine  eingesetzt,  aber  diese  ordnen  sich 
dem  Ganzen  unter,  lösen  die  Einheit  nicht  aut;  in  gleicher  Weise 
wird  bei  jenen  Glasflüssen  die  ganse  Figur  ans  einer  gleichfarbigen 
Mteeo,  dem  Stoek  oder  Stein  entepreobeBd,  bergeeiellt»  «nd  de« 
dami  eineelne  Ponkle,  wie  die  Omamente  der  Oewiader  n.  ·.  w. 
aus  einzelnen  kleinen  Glastheilchen  von  anderer  Färbung  gebildet 
werden,  ist  ebeuso  wenig  styl  widrig  als  wenn  jemand  sein  einfar- 
biges Gewand  mit  Besatz  von  verschiedenen  Farben  verbrämt  and 
aoh  mit  Gold  und  andern  Kleinodien  Bcbmüekt.   WoUte  dagegen 
jemand  aeioen  Beek  ans  einfaibigen  kleinen  Stileken  saaammenaelaen, 
wo  er  doch  bloss  ein  grosses  Stück  zu  nehmen  brauchte,  wäre  er 
da  nicht  lächerlich?  Mit  einem  solchen  Rocke  läset  sich  aber  das 
elgeDtlicbe  Reliefmosaik  recht  gat  vergleioben. 

Damit  daaa  eidi  in  der  £ntwickeliing  des  Moeaiks  bei  den 
Alten  keine  Stelle  findet,  wo  wir  daa  Relief  ans  Mosaik  paeseod 
einreilieo  konnten,  stimmt  nun  vollständig  zusammen,  dass  keine 
Steile  in  autiken  Autoren  existirt,  die  auf  das  Vorhandensein  sol- 
cher Monumente  sohliessen  liesse.  Es  sind  ja  der  Stellen,  die  von 
Moeaik  bandeln,  niebt  alliaviele,  aber  immerbin  ist  ibre  AmaU 
scbon  gross  genng,  am  das  FeUen  jeder  Andentong  Ober  Mosaik- 
reliefB als  nicht  unwichtig  erscheinen  zu  lassen. 

Eiuige  Nachrichten  der  Alten  sind  allerdings  von  andern  auf 
Reliefii  belogen  worden,  doch  bedarf  es  nmr  einer  koraen  Betrach- 
tnngi  am  in  aaigon,  dass  jene  Stellen  mit  ansem  MoeaSkreGefii 
niebts  sn  tban  haben.  So  filbrt  Baienger  de  pietara  plastiee  sta- 
tuaria  libri  duo,  Lugduni  1627  p.  24  *  eine  Stelle  an:  PoUio  scribit 
Tetricos  obtulisse  Aureliano  oivicam  coronam  de  Musaeo  picturatam, 
and  daraas  sobliesst  Weloker  Zeitaobr.  f.  a.  K.  I  S.  292  aof  ein 
mit  Moeaik  vendertea  Diadem,  d.  b.  eine  Art  Moaaikrelief.  Die 


s  lob  mnss,  am  etwaigen  Irrthum  su  vermeiden,  Uer  bemerken, 

dass  Huhnger  niebt  von  Mosaikreliefii  sprieht;  er  hilt  Ar  Moeaik 

nllee,  wae  ans  verschiedenen  Stoffen  sueammengesetzt  ist,  und  hat  nach 
dieser  Richtuui^  hin  Stelleu  zusammengetragen.  Dieser  Stellen  haben 
•ich  dann  andere,  Welcker  u.  s.  w.  zum  Beweise  für  das  VorhandeDseio 
von  Mosaikreliefe  im  Altertham  bedient. 


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U«b6r  MoMikreUeit 


569 


SteUeheiMi  alMrirtMieli:  (TrMUi  PoUM»if  tjnuim XXX c.  25, 4) 
TetriMnim  doam  hodie^u  «aM  in  laonte  Oaelio  inter  dm  Ιαβο· 
contra  Mmn  Metellinam,  palcherrima,  in  qua  Anrelianne  pletns  est 
utrique  praetextam  tribuens  et  senatoriam  dignitatem,  accipiens  ab 
hie  eoeptrum,  ooroDam,  cycladem.  pictura  est  de  maeeo.  Also  die 
gßtae  Soene  war  in  Moasik  daigoetollt,  niobi)  wie  Welcker  w 
■tead,  di»  oorm»  mit  Moodk  bedMkt  Eine  sweito  Stelle  (Βα· 
lenger  8.  94):  PhrmoM  m  esoidio  Oonstantini  proditOooalaiitinam 
imperatorem  postremuin  inter  mortuos  iacenteni  agnitum  ex  calceis 
in  quibus  aquila  aurea  vel  gemmis  structa,  wo  Welcker  S.  292 
in  dem  Adler  auf  den  Schuhen  Reliefinosaik  erkennen  will,  branohte 
ieh  ei§entlieh  nicht  in  den  Kroie  meiner  Betmoktangen  m  sieben, 
dn  es  jn  negBek  wire,  daie  snr  Zeit  der  Zeratömi^  Ck>netnatino" 
pels  eine  Technik,  die  in  früheren  Zeiten  nieht  bekannt  war,  geAbt 
worden  wäre,  aber  die  Worte  sind  auch  gar  nicht  dazu  angethan, 
um  auf  Mosaikrelief  schliessen  zu  lassen;  wenn  die  Schuhe  des 
Kaisers  mit  goldenen  Adlern  geatiokt  waren  und  dieae  noch  mit 
eiwelnen  Edelateinen  yemiert  waren,  ao  iat  daa  eine  gnu  gewöhn- 
Bebe  Tactadk,  die  mit  Moanikrelieii  nickte  sn  tbnn  bat.  Ebenao 
wenig  hat  «ine  dritte  Stelle  an  bedenten:  (Bnlenger  p.  25  Augustna 
in  larario  babtiit  sigilluni  Marcelli  nepotis  ex  lapillis  pretiosis 
factum;  quod  saepe  exosculabatur),  da  ein  sigillum  ex  lapillis  pre* 
tiosis  factum  ja  ganz  gnt  ao  Teratanden  werden  kann,  daaa  Kopf 
nnd  Heia  ana  einem,  Bmat  nnd  Oewand  ana  einem  andern  Steine 
wagthae^  waren,  ebe  Art  Bttaten,  die  In  der  Kaaeraeit  Ja  aUge- 
mem  beliebt  waren.  Noch  weniger  ist  eine  Stelle  bei  Plinius  (37, 
1 4  musaeum  ex  margaritis  in  cuius  fastigio  horologium)  anzuziehen, 
da  aus  36,  154  '  non  praetermittenda  est  et  pumicom  natura; 
appellantur  qnidam  ita  eroaa  aaxa  in  aedificüs  quae  mnaaea  Tocant 
dependentia  ad  imagiaem .  apeona  arte  reddendaa'  klar  henroigebt, 
daaa  hier  eine  kleine  kttnatüdie  Grotte  geoMist  iat  bei  der  an 
Stdle  der  aonat  angebrachten  Mnaeheln  α·  a.  w.  Perlen  verwandt 
waren. 

Nicht  anders  steht  es  mit  einer  Stelle  aus  Procop  de  hello 
Gothico  1  c  24  p.  116  (ed.  Bonn.)  D,  die  früher  anf  Moaaikrelief 
benogcn,  achon  von  Welcker  a.  a.  0.  8.  293  ala  niobt  bierbeige- 
bAHg  nrfiekgewieaen  iat.   Da  in  nenerer  Zeit  wieder  Verenche 

gemacht  worden  sind,  darin  die  Erwähnung  von  Mosaikreliefs,  oder 
vielmehr  einer  Statue  aus  Mosaik  zu  finden,  wird  es  nöthig  sein, 
etwas  näher  darauf  einzugehen.    Es  heisst  dort:  *£v  wvm  di 


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870 


ί^χονης  ditm      rfj  άγορψ  ΜγχαΜ9  oAm,  Ik  iptßiidmf  «wfirtnywi 

μένη^  μοιρών  μεν  ίς  äyaVy  χραοΰς  άε  βββαμμένων  αχΜν  η  αΜάθοις  * 
ταύτης  της  tlxomg  nozt  την  χεφαλην  όιαρρνήνω  ζώντος  ("Μνβ^ριχΌν 
Ιξίνμβίβηχε,  της  των  ψηφίδων  επιβολής  ix  τον  αντομάτον  "ξυνταραχ^' 
mfh  ued  ΘβυάΒρίχ^  ξινηνφ^  TgXgwyii  ιέτ  /ftftr  §fMm  (nOm. 
^EmmmS^  Mb  Amipor  ol  hf(  Μίτος  yodi^p»  miit!9mm  ψφ^ 
έβς  άιερρνηοαν  ίξβοώβως  καΙ  ^ΑοΛλάριχος  i  θΒ^άίρί/ον  &νγατρίόο9ς 
εν&νς  ετελεντα.  Χρόνου  όέ  τριβέντος  ολίγου  ηίητονοι  μεν  εις  γήν  αί 
ηερί  τα  aidoia  ίρηφϋάες,  ^Αμαύυαοονν&α  όέ  ή  θβυάβρίχοι^  ηαϋς  (ξ 
άν^ώπων  ff^amam'  mSm  μβν        «yd^  έχιΑφρ^.    i^Mm  ü 

^ρι  ες  Αιρονς  ηϋας  όίΒφ&άρ&βΛ 

τον  τοίχου  εξίτηλος  ή  εΙχών  γεγονεν.  Wegen  der  Worte  ix  -ψιγ^ίόων 
umv  "ξνγχειμίνη^  μαιρών  μεν  iς  äywf^  Χ^ΟΜίις  de  βεβαμμένων  ϋχεό» 
Ο  mmmui  hai  man  AiMtend  ntibmm  woUflHt  tu  «in  ywflbufalm 
flaehee  MoetSk  m  dmkeo  pMoopii»,  ■·  BMini  amb,  te  in  Coa* 
•taatiiiopel  to  hiofig  Gelegenheit  hatte,  Ifottüt  m  eehen,  wMe 
Bedenken  getragen  haben,  wenn  das  Bild  des  Tbeoderich  in  ge- 
wöhnlichem Mosaik  hergestellt  geweeen  wäre,  so  viel  Worte  daröber 
m  Teriimn  und  die  HereteUnpgMrt  η  beichreibeii,  Znoaehrt  iii 
•tterwikiMBy  dm  τοη  deaedbeB  Sehriftatdlcr  bei  Sehildenuig  mm 
PaUwtet  dea  Jwatiiiian  (de  aedtfieüi  1, 10  $ναβρύρβηΛ  Λ  ηΰς  γραφως 
ή  οροφή  πασα,  ον  τίο  χηρω  ενταχίντι  τε  X£U  όιαχνχΗνη  ενιαίχ^α 
ηα/ιιαοι  ολλ'  εναρμοα^οα  ψψρΐϋί  λετηαϊς  τε  nuu  /gfifUKiOiP  Φΰριΰο- 
μίίβως  namdlDnHMc)  ebenao  die  ψψ/ϋύ^ς  latmd  ju  a.  w.  erwähnt 
worden»  aowie  daei  Ρϊοοορ  an  uarer  Stelle  mü  dam  Woiia  ifawr 
aieh  nicht  b^nügen  konnte,  da  diea  aaf  alle  megtidwn  Sialfo  addlet- 
sen  lassen  würde  (vgl.  Fraenkel  de  verbia  potioribus  quibus  opera 
statuana  (iraeoi  notabant,  Berlin  1873,  S.  35).  Darum  miiaste  er 
ht  ψηφίΛι»  mfyiuifiini  hinanftgen.  Koch  imaur  aber  war  das  BBd 
nieht  genan  beetiaunt,  ,ea  konnte  am  rabes  Maohwetk  aria,  aai 
aehwanen  nnd  weiaMn  grflweron  Steinen;  nm  derartige  eedaahai 
za  verhüten  setzt  er  hinzu:  μυφών  μεν  ες  αγαν^  χροιαις  dt  βεβαμ- 
μίνΙίη'  σχεδόν  άτιάσαίς,  denn  nun  weiaa  jeder,  daes  es  aioh  um  ein 
b—wrca  Konitwerk  bandelt»  bei  deeaen  Anfartigang,  alao  aaob  \m 
Bereitnng  dea  ChmdeCi  mit  grOnter  Sotglhlt  an  Werke  gagmtgm 
aein  mutete.  Darin  bembte  eben  daa  Wunder,  daaa  trota  der  lae* 
bem  Ausführung  die  Steine  herausfielen,  und  daraus  konnte  mau 
aof  den  Untergang  dea  Gothenreiches  echliemen»  Daaa  von  gewöhn* 


*  Vgl.  H.  Grimm  das  Reiterstandbild  des  Theodorich  8.  79. 


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Ü4AMr  MoMikMiiefii. 


571 


lichem  ebenen  Mosaik  die  Rede  ist,  zeigen  noch  aneeerdem  die 
Worte:  την  τίίψαλήν  όιαρρνήναι^  denn  bei  einer  Statue  musste  selbst 
nach  dem  Herabfallen  der  Steine  der  von  anderni  Material  gebildete 
Km  dm  KopiM  noch  bleibeoi  w&hrend  bei  gewöhnlichem  Mosaik 
nü  dem  Beeeitiigeii  der  Steine  anch  der  KörperiheU  den  ne  bilden 
beseitigt  wird ;  nicht  unrichtig  erscheint  auch,  dasa  alle  die  Körpei^ 
theile,  die  durch  Herabfallen  der  Steine  verschwinden,  solche  siud, 
die  der  Vorderseite  angehören,  ή  χεφαλή,  ai  τον  γαοηάρα  notOWHu 
ι§ίηφίά9ς^  αί  ηβρί  aidoia  ψηφϋβς,  m  ιών  i^;  tMpOQ  μΐ}^ 
4αρ»  k  άκρους  ιΜάς,  Die  Statae  würde  auf  der  Badneite  anch 
naeh  allen  aDgegd)enen  Zeretömogen  noch  mit  Moeaik  bedeckt 
gewesen  sein,  und  sicher  würde  man  nicht  ermangelt  haben,  auch 
daraus  Schlüsae  über  die  Schicksale  der  Gothen  zu  machen.  End- 
lich laeeen  die  noch  beiläufig  hiurogefUgten  Worte  anaaa  in  wv 
woigov  iSht/üog  ή  eiicär  yfyony  gar  niobt  an  etwae  andree  denken 
ib  an  ebenee  Mosaik. 

Dieser  aus  der  Entwickelungsgeschichte  des  Mosaiks  und 
mit  Rücksicht  auf  die  Sohriftateller  sich  ergebenden  Unwahrschein- 
liehkeit  der  foietoaa  von  Moiaikrelieli  im  Alterthnme  acheinen 
nun  aber  die  noch  heate  mehi^Mh  eaaetirenden  EiemplarOt  lo  wie 
■ie  Λτ  wirUieh  antik  gehalten  sind,  sehr  bestimmt  an  widenpreohen. 
Von  derartigen  Werken  sind  mir  folgende  bekannt  geworden. 

1.  Herakles  und  Hesperide. 

A.  In  Wiltonhonae.  b.  IS'',  br.  Ιβ"".  Anf  einem  Felaen 
dtst  Herakles,  a.  pr.  n.  r.,  nackt  bis  aufs  Gewand,  das  über  den 
1.  Arm  geschlagen  ist;  er  hat  eine  Binde  in  den  Haaren  ;  als  Unter- 
lid dient  ihm  daa  Gewand  und  das  LöwenfeU.  Er  hat  den  1. 
Fnw  anf  eine  Erhdhong  geaetat,  ao  daaa  der  1.  Sehenkel  höher 
Hegt  ala  der  r. ;  die  1.  H.  liegt  anf  dem  1.  Knie  auf  und  hftlt  an 
einem  Bande  den  Köcher,  aus  dessen  Oeffnung  Pfeile  herausragen 
and  dessen  äusserstes  Ende  hinter  dem  1.  Fusse  am  Felsen  sicht- 
bnr  wird ;  der  r*  Arm  hängt  aenkrecht  hemnter ;  die  r.  Η·  liegt 
m  dar  Kenle  an,  die  ala  nnter  der  r.  Sehnlter  mhend  an  denken 
iat,  wenn  aneh  die  Richtung  des  untern,  sichtbaren  Stücks  davon 
abweicht.  Hinter  ihm,  theilweise  durch  ihn  verdeckt,  erblickt  man 
einen  Baum  mit  zwei  seitlichen  dürren  Aesteu ;  um  das  Mittelstuck, 
dm  in  einen  Zweig  mit  vier  Frttchten  endet^  die  wie  EifthelTi  in 
einer  beeondem  Schale  sitzen,  schlingt  aioh  eine  Schlange;  den 
Kopf  hilt  rie  gerade  über  dem  des  Herakles,  ihr  Schwanz  erscheint 
unten  am. Felsen  unter  dem  Kopfe  der  Löwenhaut  hervor.  Das 


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672 


Üeber  Ifoeaiknliflifc. 


ganze  niht  auf  einer  besondern  liftsip,  deren  Ausdehnung  nach  hin- 
ten angegeben  ist.  Rechts  von  Herakles  steht  eine  Hesperide, 
e  pr.  n.  1.,  deo  r.  Fdss  auf  die  Baals  setzend;  bekleidet  müChitoo, 
der  die  Brost  tiieilireise  firei  lAsst  und  oben  mit  breitem  Sm 
Tersehen  ist,  und  Himatioii,  das  ton  der  L  Sobnltar  ao  Uber  dm 
Rücken,  dann  über  den  Leib  sich  zieht  und  wieder  über  den  1. 
Arm  geworfen  ist,  mit  Binde  und  Kopftuch  im  Haar  führt  sie  die 
r.  H.  mit  eingezogenen  Fingern  nacb  dem  Oesidit,  während  sie  m* 
der  1.  H.  einen  im  1.  Arm  rabenden  Zwdg  mit  drei  Uelsen,  sooit 
gleieben  Früditen  wie  am  Banm  waren,  bSlt.  Ibre  FOsse  sind  nadti 
Zu  beiden  Seiten  und  hinter  der  Basis  ist  noch  besonders 
das  Terrain  angegeben.  Die  Basis  verläuft  in  dasselbe  ohne  schaffe 
Abgrem^g. 

'Grund  blan,  der  Fels  etwas  dankler,  die  Qewindsr,  der 
Baumstamm,  die  Keule  rotbbraun;  die  Soblange,  Kopftueb  und 

Chiton  der  Hesperide  grünblau,  beide  Binden  golden ;  die  Basis 
weiss,  der  Erdboden  sonst  durch  drei  Lagen,  oben  weiss,  dann 
hellgrün-blau,  unten  graublau  bezeicbnet.  Quer  durch  tot  den 
Herakles  her  geht  dn  Bmofa.'    Areh.  Ana.  1864  8.  17S\ 

Von  Bitter  Fountaine  in  Rom  gekauft  (sidie  weiter  nntea). 
Nach  Wiltonhouse  axis  der  Arunderschen  Sammlung  gekommen. 

Abgeb.  Kennedy  a  descript  of  the  antiqu.  of  Wiltonhouse. 
1769,  4.  Taf.  7.  Vgl.  Memorie  di  belle  arti  IV  (1789)  8.  107. 
Winekehnann  Werke  III  S.  ΧΧΧΙΠ.  VII  8.  461.  Kennedy  a.  a.  0. 
8.  20.  Weloker  Zdtsehr.  f.  a.  K.  I  8.  291.  Waagen  Knnrtwsvks 
und  Künstler  in  England  II  S.  279.  Newton  notes  on  the  eeidp- 
tures  at  Wiltonhouse,  London  1849,  8.  S.  10  n.  27.  Raoul  Ro- 
ehette  peint.  ined.  8.  395.  Areh.  Ana.  1864  8.  178*.  Semper 
der  Stil  I  S.  476. 

B.  Zu  Madrid  in  der  Sammlung  Maestro,  h.  vngefthr  0,31. 

*  Der  jugendliche  Herakles,  links  hinsitzend,  nackt,  mit  de« 
Löwenfell  und  der  Keule,  aueruhend  unter  dem  liaume  der  Hespe 
riden.   Vor  ihm  steht  1.,  n.  r.  hin  gewendet  im  Profil,  eine  Fraa 
im  grflnen  Chiton  nnd  weissem  Kopftneh,  in  dar  Hand  eineBhuw 
haltend.' 

Angeblich  gefunden  in  Constantinopel ;  einmal  in  spanische! 
Zeitschrift  veröffentlicht,  vgl.  Hübner  ant.  Büdw.  von  Madrid 
n.  666,  wober  sftmmtliche  Angaben  oben  entnommen  aind.  Nsik 
Hftbner  *  mnss  yorBflgliobes  grieobisehes  Original  zu  Grande  li^gw, 
vielleiebt  eine  gemalte  Tempelmetope  \  Ueber  die  scheinbaren  Ab- 
weichungen von  Α  vgl.  unten. 


I 


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lieber  Monikreliefa. 


678 


C.  Id  Wien  bei  KaufmaDn  Roseilberg  *,  augeblicli  aus  Mailand 
hurübrend.  b.  0,32,  br.  0,39  Κ 

Stinuni  ndi  dem  von  Wiltonhome  Tolletandig  überein  bis  auf 
den  Kopf  der  SohUnge,  der  eine  um  ein  wenig  nach  oben  Tenoho- 
beoe  RichtiiBg  bat,  ond  den  awiaeben  den  Beinen  der  Hesperide 
befindlichen  Theil  des  Chiton.  Während  bei  Kennedy  der  Chiton 
den  Baum  zwischen  den  beiden  Füssen  aueiüUt  (nur  dass  das  1. 
Beb  selbst  niekt  bedeckt  wird^  so  dass  es  nicht  aus  dem  Chiton, 
sondern  ans  dem  Himation  heiwissnkommen  scheint)  reicht  bei  dem 
Rosenbergs  oben  Exemplare  der  Chiton  nnr  nngef&hr  his  anr  Mitte 
des  Zwischenraums;  die  Gegend  vor  dem  1.  Fuaee  zeigt  die  Farbe 
des  Grandes  bis  zum  Himation  hinauf. 

£8  ist  nicht  nnwabrecheinlicb,  dass  die  Uebereinstimmnng 
in  Original  auch  in  diesen  beiden  Ponkten  vollständig  ist,  nnd  dass 
lie  Abweichongeo  nnr  anf  Rechnung  der  nngenanen  Zeichnung 
Kennedys  zu  setzen  bind. 

Auch  in  Betreff  der  Farbengebong  stimmen  beide  überein, 
denn  die  acheinbaren  Abweichungen  erklären  sich  wohl  snr  Genüge 
dsraoB,  dass  die  Angaben  Ober  die  Farben  beider  Monunente  you 
verMshiedenen  Personen  herrühren.  Ich  setie  an  den  Angaben  Ma- 
jonicAS  über  das  Rosenbergsche  Exemplar  die  aus  dem  Arch.  Anz. 
über  das  Wiltoobouser  zur  nahern  Vergleichung  in  Parenthese  hin- 
zu: Gewand  und  Fell  des  Herakles  rotbgelblicb,  Himation  der 
Hesperide  roth  (W.  beide  braun);  Keule  schwänlich  (W.  roth- 
bnon);  Binden  vergoldet  (W.  golden);  Schlange  und  Kopftuch  der 
Hesperide  grün-blass,  Chiton  grün  (W.  alle  drei  Stücke  grünblau); 
Grund  blau  (W.  blau);  Felsen  scbwän&lich  (W.  etwas  dunkler). 
Nur  die  Farben  dee  Erdbodens  werden  wesentlich  Terschieden  aa- 
glBgeben,  hei  G.  τοη  oben  nach  unten  blasflgrün,  rosafarbig,  gelb- 
lich, grünlich,  gelblich,  bei  Α  oben  weiss,  dann  hellgrün-blau,  unten 
graublau 

2.   Sogenannte  Spes. 

D.  Im  Museo  Santangelo.  h.  0,39,  br.  0,24.  Reliefbohe  anf 
der  Brust  0,022,  die  der  Basis  0,016  Κ 

*  Die  genauen  Angaben  hierüber  verdanke  ich  Herrn  Majonica, 
der  auf  Veranlassung  von  Prof.  Conze  die  Freundlichkeit  hatte,  das 
HeUef  mit  der  Abbildung  des  Mosaiks  ?on  Wiltonhouse  su  vergleichen 
und  genau  die  Farben  su  notiren. 

*  £ine  andre  Wiederholung,  die  von  Hübner  aat.  Bildwerke  za 
D.  B65  erwähnt  wird,  aus  Artaud  Mosaiques  de  Lyon  aogeiUbrt,  βχί· 
•tiri  nicht;  es  ist  eine  YerwechseluDg  mit  der  Spes.  Siehe  unter  F. 

*  Dte  Angaben  tber  die  Reliefhöhe  bei  D  und  Q-  ferdanke  ieh 
Serm  de  Petra  sn  Neapel 


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674 


tJeber  Mosaikreliefs. 


Auf  vüiKpringender  Basis  (braun-weiss)  steht  eine  Frau  e.  pr. 
u.  r.  mit  Tuch  um  das  Haar  des  Hioterkopfs  geechlongexL  1.  H. 
vorgettrackt  mit  GrsnatApM  oder  Blumen  mit  der  hmbhatigwdei 
r.  H.  das  Gewand  rierUch  «nfimend.  Bekleidet  itt  sie  mit  grftn- 
lichem*  Aermelchiton  (die  Aermel  sind  durch  goldne  Knöpfe  zu- 
sammengehalten), darüber  mit  zweitem  rothen  Chiton,  der  auf  der 
r.  Schulter  durch  Fibula  siuammeiigehalten  wird  und,  mit  schein' 
bar  hellerem  Ueberschlag  Teraeheii,  imter  derBroet  rtuhorgsa  ge- 
gürtet ist;  ein  grflnee  Oliergewand  hingt  von  der  I.  SolmHer  benb 
und  flattert  hinter  ihr ;  dieses  hat  rothe  Gewichte,  der  rotfae  Chiton 
dagegen  blaue.    Der  Grund  ist  schwarz-grün. 

Gef.  angeblich  in  Metapont;  in  das  Museo  Santangelo  aob 
der  Sftmmhing  dee  Erabiechofe  von  Tarent,  Gapeoelatro  so  Neapel 
gekommen.  Abg.  Raonl  Rochette  peint.  in4d.  Taf.  IS.  Vgl.  Weh 
cker  Zeitschr.  f.  a.  K.  I  S.  292.  De  Luynes  Metap.  S.  37.  Raool 
Rochette  a.  a.  0.  S.  395.  427.  Semper  der  SUl  I  S.  476.  An- 
nali 1869  S.  120. 

fi.  Im  Antikencabinet  an  Paria,  nach  Viaoonti  in  der  luiaer- 
lieben  Bibifothek,  mit  dem  Torbergebenden  fibereinstimmend  *afee 
de  tr^s-l^göres  variantes*.  lieber  Fundort  niobts  bekannt,  b.  16'*  4'". 
Abg.  CayloB  Ree.  d'ant.  VI  Taf.  80,  1  (verkehrt).  Vgl.  ebend. 
S.  274.  Visconti  Mus.  Pio  Clem.  VII  S.  23G.  Welcker  Zeitschr. 
f.  a.  K.  I  S.  291.  De  Lnynea  M^tap.  S.  87.  Baonl  Boobette  pefait 
in^d.  Θ.  896. 

F.  Bruchstück  in  Lyon;  mit  D  fast  ganz  übereinatimraend, 
nur  dass  die  untere  Partie  fehlt.  Statt  der  Granate  oder  Blume 
hält  sie  in  der  1.  H.  einen  Zweig  mit  drei  Früchten,  die  denen 
der  Heeperide  auf  Α  nnd  G  gana  äbnlieh  aind;  der  r.  Arm,  nn- 
TerbftltnissmAsrfg  et&rker  ala  der  1.,  wird  Inira  nnter  dem  EIleD- 
bogen  durch  den  Rand  abgeschnitten.  Der  Grund,  zu  einem  Kreise 
ahgerondet,  ist  weiss,  die  Knüpfe  des  unteru  Chiton  braun,  sonst 
atimmen  die  Farben  mit  D  überein. 

Abg.  farbig  bei  Artand,  moaaiqnes  de  Lyon  et  dee  d^par* 
temente  mMdionaax  de  la  Franoe  Taf.  27.  Vgl.  Weloker  in  Mflllsn 
Uaodb.  S.  461. 

3.  Hermes  Kriophoros. 

G.  Im  Museo  Santangelo  zu  Neapel,  Gegenstück  zu  U. 
h.  0,86.  br.  0,24.  Beliefböhe  auf  der  Sehniter  0,081,  an  der 
Eana  0,012. 

Auf  vorspringender  viereckiger  Basis  (grün,  unten  weiss)  eiekl 
ein  Jüngling  e.  pr.  n.  r.,  1.  Standbein,  r.  etwas  vorgeeetit,  die 


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üeber  Mosaikreliefe, 


575 


Ohlsmye  (braun  mit  rothen  Gewichten)  ist  sliawlartig  um  den  Hals 
nm  der  r.  Schalter  umsh  der  1.  and  dann  wieder  über  die  1.  Schul- 
ter nach  dem  BUdMi  nrdokgeworfen,  ao  dass  et  vom  am  r.  Am 
ud  nglndi  hmim  von  der  L  Sdmller  harabliiqgi;  ein  «ndna 
ftflflk  badMki  dM  Hiirterthdl  daa  Jttoglinea  «nd  iai  mit  dnar 
Sehnnr,  vermöge  deren  es  mit  dem  vordem  Stück  zneammenbftngt, 
weit  nach  rechte  hinüber  gezogen  (anklare  Motive  in  der  Gewan- 
dong).  Die  vorgestreckte  r.  U.  hftlt  ein  niedriges  rundes  Gefiiea 
■ii  eneada  aafctaigaiideD  WAnden,  Bit  der  1.  U.  iaaat  er  einen 
Unter  Dun  atabanden  IHdder  (n.  r.)  bei  deo  Hteaarn.  ha  Haar 
hat  er  eine  rotba  Bind«.  Der  Qmnd  iat  aebwinlieb  ndi  weinem 
Rande. 

Wie  D,  angeblich  in  Metapont  gefunden  und  aus  der  Samm- 
iBQg  dea  Krzbischofe  Capecelatro  in  die  Sammlung  Santangelo  g»* 
boounen.  Vgl«  Welafcttr  Zeitecbr.  f.  a.  K.  &  2$%.  De  Lnynea 
mtaponto  S.  87.  Baool  Boebatto  peint  ixM,  B.  895. 

H.  Dieaelbe  ▼oratellnng  im  Oabinet  dea  auüqnea  an  Paria. 
Gegenstück  zu  £.  Ganz  ähnlich  dem  des  Museo  Santangelo.  Vgl. 
de  Li^nee  M^tajponte  S.  87.  Raoal  Rochette  peint.  in^d.  S.  396. 

4.  Die  drei  Hören. 

I.  Im  Belvedere  zu  Wien  befindlich.  Nach  einigen  Nach- 
richten ana  Pompeji  etammend,  nach  andem  aas  Neapel  von  Kaiser 
^eeepb  nitgebraebt.  b.  0,49,  br.  0,69  ebne  den  acbmalen  schwar- 
ten Band  Κ 

Aaf  granbbraem  Grande,  der  dnreb  vier  Sinlen  (die  beiden 
äussersten  nur  zur  Hälfte  gebildet)  in  drei  Compartimente  getheilt 
wird,  sind  drei  in  U\nzender  Bewegung  begriffene  Frauen  gebildet, 
untereinander  sieb  bei  den  H&nden  fassend.  Die  äusserste  aaf  der 
1.  Seite,  e.  pr.  n.  1.  mit  brannem  hinten  dnreb  rotbea  Band  snaam- 
nMi^(ebalteneni  Haare,  bekleidet  mit  gelbbrannem  Cbiton  über  den 
von  der  1.  Schalter  nacb  der  r.  Hüite  ein  blaaes  Himation  geworfen 
ist,  das  bis  zu  den  Knöcheln  hinabgeht,  mit  nackten  Füssen,  streckt 
die  1.  H.  nach  vorn  (n.  1.)  während  sie  an  der  r.  von  ihrer  Nach- 
barin gefaeat  vrird;  aie  atebt  auf  dem  r.  Fnese  and  bat  den  1.  weit 
sorflckgeaetst  Die  awate,  nittelate,  nnr  mit  diinkelgrfinein  inwendig 
rotbem  Cbiton  beklridet,  der  bis  snr  Hfifte  binabgehenden  üeber- 
schlag  hat  und  das  r.  Bein  fast  von  der  Hüfte  an  frei  hervortreten 
ISest,  ist  gleichfalls  e.  pr.  n.  1.,  auf  r.  Fusse  stehend;  sie  wendet 
jedoch  ihren  Kopf  (mit  brünettem  Haare)  nach  r.  herum  der  drit- 

'  Die  genauen  Angaben  hierüber  verdanke  ich  Herrn  ^rof.  Cooie. 


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üeber  Moeaikrelieft. 


ten  zu.  Diese,  mit  iaogem  blondem  Ilaare,  ist  e.  pr.  u.  r.  gewandt; 
sie  ist  bekleidet  mit  weiseem  Ghüon,  der  im  Begriff  eobeiiiii  von 
der  r.  Soholtar  herfthragteiteii»  und  violettMi  Oh&cg&tnad,  wüdbm 
von  r.  her  ttber  den  Leib  nneh  der  L  Sohniter  genügen  iifc  wd 
weit  über  den  Backen  Mnens  fleltert;  wilirend  lie  ndt  d«  η  Η. 
die  Γ.  Η.  ihrer  Vorgaogerin  gefasst  hat,  streckt  sie  ihren  1.  Arm 
D.  r.  aus ;  in  der  üand  hält  sie  einen  undeutlichen,  gelben  runden 
Gqgenstnnd.   Die  beiden  kteten  sind  beeehnbt 

VgL  Welcker  Zeiliohr.  £  ·.  K.  I  8. 999, 5.  8eeke»a..KeMr 
Mfttt-  nnd  Antikeneak  &  58  n»  lOa  An  letete  Sfedle  Ulr  nw- 
dem  erklärt. 

5.  Weibliches  Brustbild. 

K.  Ehenale  im  Gab.  dee  Antiqnee  sn  Paris,  k  17",  br.  12^, 
Ulief  höbe  4\ 

Weiblicher  Kopf  e.  pr.  n.  r.  Die  Haare  sind  hinten  zu  Kao* 
ten  zusammengenommen.    Das  M6daiUon  hat  ovale  Form. 

Ueber  Fundstätte  nnd  aber' die  Art,  wie  es  in  das  Antiksn- 
eabinet  an  Paris  gelangt  ist,  konnte  Gaylua  nichto  erfthrsn. 

Abg.  Caylns  ree.  d'ant.  ΙΠ  Tai.  59,  9.  Aginconrt  faiilofre 
de  l'art  par  les  monuments  Bd.  V  Taf.  12,  28.  Vgl.  Caylus  a.  a.  0. 
S.  228.  Welcker  Zeitechr.  f.  a.  K.  1  S.  29i.  Baool  fioobette 
peint.  UM.  S.  396,  6. 

6.^Satyr. 

L.  Ehemals  im  Besitae  des  Cardinal  Alban! ;  worde  sdioa 
bei  seinem  Bekanntwerden  als  modern  verdächtigt.  Vgl.  Paciaudi 
lettres  au  comte  de  Caylus,  Paris  1802,  S.  66:  Le  cardinal  Albsoi 
a  achet^  nne  mosaiqne  en  relief  representant  nn  Fanne.  Und  dsso 
ebd.  S.  81  le  moroean  qne  notre  brocantenr,  le  oardinal  Albaai,  s 
acbete,  est  modemoi  et  il  jure  oomme  nn  Tnrc  paroe  qn^  Ta  paye 
bien  eher. 

Noch  angeführt  werden  als  Reliefmosaike 

M.  Isis,  gef.  1788  in  der  Villa  Hadriana  an  Tivoli,  dam  is 
Sammlimg  Borgia  an  Velletri  übeig^g^gangen. 

Abg.  Memorie  di  belle  art.  IV  (Rom  1789)8. 101  nndlUoal 
Rochette  peint.  in6d.  Taf.  14  (farbig).  Vgl.  Memorie  IV  S.  101 
u.  224.  Welcker  Zeitschr.  f.  a.  K.  I  S.  291.  Kaooi  Rochette 
a.  a.  0.  S.  396. 

Wie  schon  oben  bemerkt  ist  die  Figur  nicht  dnroh  Mossik 
gebildet,  sondern  besteht  ans  weissem  nnd  blanem  Qlasflass.  Is 
wiefern  diese  Art  von  Figuren  von  den  wirklichen  ReliefmossikMl  ^ 
?er8chieden  sind,  ist  oben  geaeigt  worden. 


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lieber  Mosaikreliefe. 


577 


Ν.  Paciaudi  lottres  S.  81  erwiiiint  folgendes:  nous  ne  con- 
otinonB  pas  b^acoap  lee  niosniquee  a  relief.  j'en  ai  vu  quelques 
■oraoMis  qai  rapr^eenUient  d«e  jeaz  da  eirqoe,  mm  ile  ne  rcnion- 
tnit  φΐ'βακ  βΜβ·  do  bae  eminre  et  piMs^meiit  au  temps  de 
VelentinieD.  Diese  *  morcesiix  reprfaeatont»  dee  Jens  dn  cirqve' 
werden  nirgends  weiter  erwähnt,  während  sie  doch  sicher  die  ΛιιΓ- 
nierksamkeit  der  damaligen  Gelehrten,  die  sich  viel  mit  Mosaik 
beschäftigt  haben,  auf  eich  gezogen  haben  würden.  Wenn  die  An- 
gabe niehl  auf  eiiiMi  reiiieii  irrthom  Paoiandie  beraht,  so  mag  er 
lieh  VMliaiofat  dadurefa  haben  i&oiefaen  lassen,  dass  wegen  der  nn- 
gleiehen  ßrhaliiing  einxehie  Gru})pen  von  eifften  Aber  die  andern 
hervorragten.  Aehnliches  findet  z.  B.  bei  den  Tragödienscenen  im 
Vatican  (Miliin  descr.  d^me  mosaique  ant.  du  Mus.  P.  Cl.,  Wie- 
eeler  Tbeatergebäud.  Taf.  7)  statt.  AufTällig  ist  übrigens  die  schein- 
bare  Geoanigkeit  in  BesÜmmmig  der  Zeit  der  fintstehnng,  w&hrend 
Aber  den  Ort  der  Anlfindang  nnd  Anfbewahrung  niohts  gesagt  wird. 

0.  Ebenso  wenig  gehört  hierher  etwas,  was  Visconti  an- 
führt *j*ajouterai  un  autre  moins  connu,  mais  dont  on  garde  encore 
quelques  fragmente  dans  les  voutes  des  souterrains  de   ia  Villa 
Adrian*  k  Tivoli;  oe  sont  des  basrelief«  d*on  stuo  tres  dur,  convert 
de  pedtee  plerres  on  d^taanx  de  divmes  eonlenrs;  ile  imitent  les 
baarelMi  en  eire  avee  lee  eonlenrs  naturelles  (Mns.  P!o  Ciim,  VII 
8.  236,  1.    Vgl.  Welcker  Zeitschr.  f.  a.  K.  I  8.  292,  β.  Raonl 
Rochette  peint.  ined.  S.  394).    Visconti,  der  sich  durch  Genauig- 
keit nicht  gerade  auszeichnet  (ich  bemerke,  dass  er  ruhig  trotz  der 
»ehr  als  sonderbaren  Vorstelinng  swei  nach  Spanien  gekommene 
Mosaiken  ala  antik  pnblieirt|  die  von  jedem  nnr  einigennassen  mit 
Moealken  vertrauten  sofort  als  modern  erkannt  werden  mfissen) 
hat  sich  ofi'enbar  zu  seiner   Aeusserung,  wenn  er  überhaupt  das 
Mosaik  selbst  gesehen  hat,  durch  Reste  eines  gewöhnlichen  Mosaiks, 
was  man  damals  an  Gewölben  noch  wenig  gefunden  hatte,  täuschen 
laeeon,  wo  der  theilweiae  von  Steinen  entbktoste  Stuek  vermöge  der 
Burflokbleibenden  Eindrtteke  der  ausgefiillenen  Steine  die  Linien  der 
ehemaligen  Figur  noch  erkennen  Hees.    Winekelmann  wenigstensi 
gegen   dessen   Genauigkeit  sich  nichts  einwenden    läset,  spricht 
(Werke  V  S.  295)  *  von  dem  Mosaik  im  Gewölbe  eines  Cryptopor- 
tieaa  der  Villa  Hadrians  in  Tivoli*,  offenbar  von  demselben,  was 
Vieeonti  an  der  Aenssenrag  veranlasste,  als  von  einem  gana  gewöhn- 
Hohen  hödistens  in  so  fem  als  es  sieh  im  Gewölbe  befindet,  von 
andern  unterschiedenen.  Und  doch  kannte  er  das  Reliefmosaik  und 
würde  nicht  ermangelt  haben,  bei  Besprechung  desselbeu  das  neue 
Stela.  Mm.  t  Pliilol.  ».  F,  ZXIX.  ^7 


βΤ8 


U«bMr  Houikreliefg. 


Beispiel  heranzuziehen.  Vgl.  dazu  die  Stelle  bei  Paciaudi  Ifttres 
8·  81:  j'ai  voalu  cxaiuiner  toutes  les  ruinös  de  palais  —  mmt 
dmn  ΓίαιηιβιΐΜ  viUa  d'Adriea  k  Tivoli  oküy  vnü  tonte  tt§m  de 
diefs  d'oeavre  dm  meUk«»  ·ΗήΑββ|  ob  a'y  *  jaiaidi  troeni  ^ledii 
inoeuqnee  pUilet  et  groHd^M. 

I*.  Auf  einem  reinen  Irrthum  beruht  weiter  eine  Angabe  bei 
Üartoli  antichi  sepolcri  S.  12  Taf.  110  ^  wo  eiu  üelief  mit  QmJ' 
'  modes  den  Adler  Mnkoiid  beMMhoet  wird  sie  *  cuieodiliiitaieo*. 
D«ae  das  Bdief  ein  gowölnliohM  Mannonralioi  Sei,  hal  SiepiMM 
compte  reodn  1869  S.  192  rar  Genüge  gesseigt.  Wie  BeOori  lo 
dem  Irrthum  gekonunen  ist,  darüber  werde  ich  mir  später  noch 
eine  Verniuthung  erlauben;  jedeufalU  gebt  aus  seinem  Irrthum  bei- 
Tor,  data  am  1727  (daiDale  ereehienen  die  «atiehi  eepokri  mui 
ersten  Male)  die  Moeaikrdiefr  efiiMilnen  Minneni  eelMm  bikaail 
waiOn. 

Lassen  wir  nun  diese  fälschlich  hierbergezogenen  Denkmäler 
(M.  N,  0,  P)  bei  Seite,  so  bleiben  6  verechiedene  DarsteUungeo 
übrig,  davon  die  beiden  enten  in  je  d  GofiieD,  die  driUe  in  zweien, 
tmd  nor  Nro.  4 — 6  in  je  einer«  Um  bei  der  Iblgenden  Unter* 
ittcbnng  nieht  gezwungen  an  sein,  die  etemtliehen  Monnmente  la* 
uöthiger  Weise  weiter  im  Auge  zu  behalten,  wird  es  öich  empfehlen, 
schon  hier  mit  wenigen  Worten  uns  einiger  dieser  lienkmiier  η 
entledigen. 

ZonSebtt  kann  ee  nicht  Iraglieb  aeia,  data  Nm.  6,  L«  eatr 
sohieden  bei  Seite  gelaeeen  werden  mute»    Der  Betitaer  Alban 

scheint,  iiachdera  er  einige  Zeit  eich  dagegen  gewehrt  bat,  daM 
man  glaubt,  er  habe  sich  τοη  einem  Falscher  hintergehen  lassen, 
allmählich  selbst  su  der  Ueberaengnng  von  der  Unechtheit  seioei 
Satyia  gekommen  au  sein  und  deshalb  die  aogebliehe  Antike  br 
seitigt  an  haben ;  wenigstena  erklftrt  eich  ons  so  der  Unrntand,  dasi 
wir  von  diesem  Monumente,  trotzdem  dass  Cardinal  Albani,  wie 
wir  spätei*  sehen  werden,  sich  ausnelimend  für  Reliefmosaiken  in- 
teresslrte,  und  dass  er  in  seiner  Nähe  Winckelmann  hatte,  der  einem 
so  seltenen  Stfloke  siehar  seine  AolinerkBamkait  gssehenkt  heb« 
würde,  weiter  niehts  wissen  als  was  ans  den  Worten  Paeiaudis  (gs- 
schrieben  im  Jahre  1 759)  sich  ergiebt.  Auch  Nro.  5,  K.  die 
weibliche  lOrträt,  von  Gaylue  Venus  genannt,  ist  sehr  verdächtig 
nnd  erschien  sogar  schon  dem  ersten  Heransgeber  so;  besondet 


*  Herr  Dr.  A.  Klfigmana  in  Rom  hat  mich  aaf  diese  Stelle  taf* 
merksam  gemacht. 


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Ueber  Moeaikreliefs. 


579 


drängt  die  ovale  Form  zur  Vorsicht;  doch  köuute  die»  auf  ciriom 
'ΙαίΛΪΐ  beruhen,  es  hätte  in  neuerer  Zeit  aus  irgend  eioem  üiunde 
dm  gleioligAltigeD  UiBtegmade  «ne  «ädere  Form  gegebeo  werden 
kfluMB.  Sobfimner  stellt  es  ichen,  wenn  man  die  Bildung  der 
Hase  ond  des  Haare«,  und  überhaupt  den  ganzen  Piuse  der  Linien 
betrachtet.  Allerdings  ist  es  nach  der  schlechten  Zeichnung,  die 
■an  bei  Caylus  findet  (bei  Agincourt  ist  es  zu  sehr  verkleinert) 
enmeglicb  über  die  Eehtbeit  oder  Uaeobibeit  der  Figtur  an  «rthei- 
lea.  Lateen  wir  aleo  dae  Moonment  wenigetone  vevlftnfig  gana  bei 
Seite  und  sparen  wir  uns  ein  Urtheil  darüber  aaf  bis  nach  Prür 
fang  der  andern  hierher  gehörigen  Denkmäler. 

Nro.  4,  I,  die  von  Welcker  noch  hierker  gereoiineteu  Uoreo 
«ad  Ten  Ametb  eowolii  ala  von  Saakeo  ond  Kenner  eebon  ffir 
modern  erklArt  worden,  sei  ee  aaf  Grand  bestimmter  Ueberliefemngen 
oder  wegen  des  eigenthümlichen  Charaktere  des  Denkmale.  Es  ist 
jetzt  aber  möglich  geworden,  nicht  bloss  mit  Bestimmtlieit  nach- 
weisen zu  können,  dass  es  modern  iet|  eondern  auch  seinen  Ver- 
fert^er  obd  die  Art  nnd  Weise,  wie  es  naob  Wien  gekommen  ist» 

Winekelmaan  (Vorrede  so  den  Anmerknagen  Aber  die  Oe- 
•ehicbte  der  Kaoet  Bd.  III  S.  XXXIII)  beriebtet,  daee  ein  gtscbidrter 
Künstler  zu  Korn,  aus  Urbino  gebürtig,  au8  sich  selbst  die  Kunst, 
UeUeimosaiks  zu  machen,  erfunden  habe;  er  habe  eine  glücklich 
gshngeae  Probe  gemaobt,  weiebe  den  Cardinal  Albani  bewogen^ 
den  Mana  in  seioe  Dienste  an  nehmen,  *  med  es  bat  derselbe  wbrk- 
Mefa  angefangen,  die  sogenannten  fttnf  Oftttinnen  der  Jabreeaeiten 
aus  der  Villa  Borghese  in  dieser  schweren  Arbeit  auszuiühren,  mit 
welcher  die  gewöhnliche  platte  mueaische  Arbeit  verglichen  überau« 
Weki  eobeinen  kann'.  Jener  Ktknstler  ans  Urbiao  biees  Pompeo 
Sanni,  wie  wbr  aas  ArebenboltB,  Eqglaad  nnd  Italien,  Leipsig  1787, 
Bd.  IV  S.  48,  und  Ooriitt  «ber  die  Moea&  (Magdeburg  1798) 
8.  8,  Archaeologischc  Schriften  S.  107  eriahren.  Von  diesem  be- 
richtet nun  ßjörnstähl  (Briefe  auf  seinen  ausländischen  Keieeu, 
Leipaig  nnd  Bostook  1780,  Bd.  II  S.  106>  '  hier  ist  noch  ein  an- 
derer bcrfibmter  Mnsaieist,  Namens  Pompeo  Safini,  em  £debnann 
aas  Urbino,  der  Oem&lde  in  Mosaik  anf  eine  neue  Art  versaebt 
bat,  dasis,  wenn  die  Tafel  fertig  ist,  man  sie  in  zwei  bis  drei  Plat- 
ten absagen  kann,  die  alle  dasselbe  Gemälde  enthalten;  aul'  diese 
Art  kann  man  ein  Gemftlde  vervielfältigen.  Er  iet  der  erate,  der 
erhabene  Arbeit  von  Mosaik  gemaobt  hat,  wovon  der  Cardinal 
Albani  dem  Kaiser  ein  Geschedi  maebto'.  Joseph,  im  Jabre  1765 
sum  Kaiser  gekrönt,  kam  im  Jahre  17 61)  nach  Born;  dort  erhielt 


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Uobar  MoMikroUefa. 


er  von  ·ΑΙΐΜΐιί  dM  Moeaikrelief  gesokenki  (fUe  abo  oichi  mm  Jkmpd 

oder  lOm[»eJi  kauij,  und  zwar  dasselbe,  welchee  der  Cardinal  bei 
L'ompeo  bavini  bentellt  hatte,  eiue  Nachiihmung  der  vuu  Wiuckel- 
maan  eogenanoteo  füuf  GötUaneo  der  Jahreezeiteot,  die  bei  Visconti 
(moDameDÜ  soolti  Borgkeiiuii  Taf.  25,  MaiÜnder  Angabe)  ak 
danzatrici  beseiohnet  werden.  Weehalb  yon  den  5  Fignreii  der 
Marutorrelicls  nur  drei  in  Mosaik  copirt  worden  βίικί,  läset  sick 
natürlich  nicht  mit  Bestimmtheit  vermutbeu 

So  fällt  auch  dieses  Relief  aus  der  Reihe  der  iftr  aotik  aoe- 
g^gebenen  fort,  and  es  bleiben  «na  nur  die  drei  entan  KleMiWj 
von  denen  jede  in  mehreren  Wiederholungen  exieltrt,  au  betrechten. 
Auch  bei  ihnen  fehlt  es  nicht  an  Absouderlichkeiteu. 

Zunächst  muss  es  jedem  auffallen,  dass  bei  einer  80  gi  ringeu 
Zahl  von  Denkmälern  (Acht  im  Ganaen)  zweimal  drei,  und  eiomai 
zwei  denselben  Q^geOstand  darstellea.  Je  eeltenar  die  MonufflMite 
sind,  und  je  weiter  die  Orte  aneeinanderKegeB,  wo  sie  hereUanMa 
•ollen,  am  so  mehr  sollte  mau  verschiedene  Darstellungen  erwarten« 
Dass  (lies  hier  nicht  der  Fall  ist,  dass  8  Monumente  nur*  3  Gegen- 
stände mit  gan^  geringen  Abweichungen  wiederholen,  dazu  noch 
D  und  G,  Ε  und  U  jedesmal  G^geoatückOf  ist,  wenn  nicht  mshi^ 
80  wenigstens  im  hdchsten  Grade  auffltUig. 

Nicht  weniger  verdient  zweitens  beachtet  zu  werden,  das« 
von  keiiieni  einzigen  dieser  Reliefs  feststeht,  wo  oder  wauu  sie 
gefunden  sind.  Die  beiden  des  Museo  Santangelo,  D  and  G,  sol- 
len in  Metapont  gefunden  sein,  doeh  ist  dies  durehaoa  nioht  sieh«, 
vgl.  de  Lnynes  M^taponte  8.  87  il  enste  k  Naples  deux  moeaiquet 
qui,  dU-an^  en  proviennent  (aus  den  Ausgrabungen,  die  zu  Meta- 
pont gemacht  sind),  mais  V authenticUe  n*en  est  par  osscjb  certainc 
B,  in  Madrid,  i^t  dem  Vernehmen  naoh  in  Gonstantinopel  ge- 
funden, C  soll  aus  Mailand  stammen  (wo  gefunden?),  in  Betisff 
der  beiden  Pariser  £  und  Η  ist  gar  nichte  niherse  bekannt  (dooh 


^  Der  Künstler  hat  vom  Marmorrelief  die  zweite,  ·  dritte  ond 
fünfte  Figur,  von  links  an  gerechnet,  seinem  Werke  zu  emnde  gei^; 
die  Figuren  des  Mosaiks  entspreehen  denen  des  Beliefii  genau,  bis  sef 
ganz  kleme  Versohiedenbeiten.  So  ist  bei  der  ersten  Figur,  der  swsttsa 
des  Marmorreliefs,  die  dort  ihre  Vorgängerin  bei  der  Hand  fiistt,  ns- 
türiioh  die  Hand  leer  gelassen;  dieselbe  Figur,  bei  Visoonti  mit  Sss- 
dslen  versehen,  hat  im  Mosaik  nsokte  Ffisse;  und  bei  Nro.  3  und  8 
sind  den  Chitonen  hinten  in  ganz  seltsamer  Weise  abweichend  Tom 
•  Original  Schleppen  gegeben.  Nro.  3  (bei  Visconti  Nro.  6)  hält  einen 
gelben  runden  Qegenstand  vou  unsicherer  Bedeutung  in  der  L  H. 


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Deber  Mosaikreliefs. 


681 


liehe  weiter  unten),  nnd  von  A,  in  Wiltonhoase,  weiss  man  nur, 
den  et  in  Rom  ditreb  Foantnine  erworben  iit. 

Drittens  ist  die  gute  Erbaltong  «oflMlig,  darch  welche  sieb 

sämmtliche  Stücke  auszeichnen.  Allerdings  wird  bei  Α  bemerkt, 
dass  quer  vor  Herakles  ein  Bruch  durchgehe,  doch  betrifft  dies  nnr 
den  Grundy  und  ebenso  ist  bei  F  der  Grand  ein  klein  wenig  be> 
sehftdigl,  aber  gerade  das  hervorspringende  Belief,  das  allen  mög- 
Hoben  Ünftllen  ansgesetst  war,  hat  sieh  ohne  jede  Yerletsong  er- 
halten. Es  ist  bei  Mosaiken,  die  in  der  Erde  verborgen  gewesen 
sind,  nichts  gewöhnlicher,  als  dass  durch  die  langdauemde  Feuch- 
tigkeit der  Biörtel  zerstört  ist  und  in  Folge  dessen  die  einaelnon 
StsinebeB  von  ihren  SHaeo  sich  loegeldet  haben.  So  lange  das 
Mosaik  fisch  anf  der  Brde  li^  wird  der  Schaden  nicht  schlimm 
sein;  ▼ennöge  der  Schwere  bleiben  die  Steine  in  ihrer  Stellung, 
and  e«  bedarf  nur  neuen  Kittes,  um  das  Mosaik  wieder  vollständig 
SU  haben.  Und  dennoch  wird  man  fast  kein  einziges  ^losaik  finden, 
wo  nicht  beim  Ausgraben  die  eine  oder  andere  Stelle  Iftdirt  wor- 
den ist!  Was  IHr  einem  glflcklichen  Umstände  hat  man  es  nnn  m- 
soschreiben,  dass  die  Rellefbosaiken,  die  doch  viel  Jahrhunderte 
onter  der  Erde  verborgen  gewesen  sein  müssten,  und  hei  denen 
von  einer  Herstellung  wohl  keine  Hede  mehr  gewesen  wäre,  wenn 
einmal  der  Kitt  serstdrt  war  nnd  die  Steinohen,  wie  sie  dann  noth- 
wead^  tbon  mossten,  ihre  Lage  Terlassen  hatten,  sfimmtlich  ohne 
jede  wesentliche  Beschädigung  davon  gekommen  sind? 

Miin  wird  mir  nicht  einwenden,  dass  F  ja  hescluidigt  ist; 
allerdings  ist  die  Figur  nicht  Tollstandig  erhalten,  alier  wie  das 
gekommen  ist,  wird  weiter  nnten  erlftntert  werden:  fUr  das  was 
foriMUiden  ist,  gilt  vollstflndig  das  oben  Gesagte. 

Viertens  ist  die  Befestigung  der  Steinchen  im  Kitt  nicht 
unwesentlich  von  der  Art  nnd  Weise  der  Alten,  wie  sie  aus  andern 
Mosaiken  erkannt  wird,  verschieden  und  stimmt  mit  der  der  neuem. 
Bei  den  Alten  wurden  die  Steinohen  nicht  so  weit  in  den  Kitt  ge- 
drüdift,  dass  dieser  alle  Zwiseheorilnme  awisohen  ihnen  an  der 
Oberflftche  ansgefQllt  hätte,  sondern  nnr  so  weit  als  es  n6tkig 
schien,  um  ihnen  Festigkeit  zu  verleihen.  Die  Oberfläche  wurde 
demgemäss  von  den  Flächen  der  Steine  allein  gebildet,  die 
dem  mit  grdsser  Sorgfalt  so  ao^gesncht  waren,  dass  die  Kanten 
sieh  möglidist  an  einander  anschlössen ;  die  neuem  dagegen  draekeo 
▼on  vornherein  die  Würfel  tiefer  in  den  Kitt  ein  nnd  Allen 
dann  nachträglich  die  sich  zeigenden  Lücken  mit  Kitt  oder 
einer  lorbigen  Emailmaese  aus,  um  alle  Unterschiede  zu  ver- 


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582 


Ueber  MoMdkreliefs. 


jneideu*  Diese  VersehiadoDheit  Ijietet  eio  weeeuUiche»  liulfsniittel 
um  zu  erkenoeQ,  ob  an  «inem  Mosaik  etwas  reetaurirt  worden  ist 
oder  nicht.  Bei  dem  ebenen  Moewk  ist  es  aUerdiogt  mdglieb,  dae 
die  Steine  dnrchaae  ihre  antfte  Lage  m  dnaoder  haben  wd  doh 
noch  die  Zwischenräume  ausgefüllt  zeigen,  indem  an  diesen  Stelleo, 
wo  der  alte  Kitt  zerstört  war,  frischer  Mörtel  nach  Art  der  neuen 
angewendet  worden  ist;  aber  bei  den  ReUafSy  wo  eine  Zerttonng 
dee  Stucke  fast  mit  Nothwendigkeit  auch  eine  Verinderang  äm 
Stellung  der  WArfel  herbomhren  wilrd«,  ist  eine  Aoeflttlnng  dtf 
Zwischenräume  nach  moderner  Manier  nur  denkbar,  wenn  es  mA 
um  moderne  Sachen  handelt.  Nun  schreibt  Waagen,  Kunstwerke 
ond  Künstler  in  England  II  S.  279 :  die  etwa  zwei  Linien  im  Qna* 
drat  groeeen  MoeaikatSfte  sind  in  eine  wniwe  Man«  in  aolehar  Set- 
fernnng  von  einander  eingedruckt,  daes  die  mit  dioeer  Maase  aag^ 
füllten  Zwischenräume  über  das  Ganze  ein  weisses  Netz  bilden. 
Und  dies  gilt  nicht  bloss  von  sondern,  wie  ich  aus  eigner  An- 
schauung beaeugen  kann,  auch  von  D  und  G  und,  wenn  man 
Artaad  vertranen  darf,  aaeh  hei  F,  also  «ooh  wahraoheinlieb  hei 
den  Obrigen  Figuren. 

Nicht  weoig  verdächtig  ist  fünftens  der  Umstand,  dassvoa 
Mosaikreliefs  nichts  vor  einem  bestimmt.en  Zeitpunkt  verlautet  hat. 
Weder  Ciampini,  der  1747  seine  umfaaBenden  Ai-beiten  über  Mo* 
eaiks  veröffentlichte^  noch  Forietü,  dessen  fOr  Mornik  gnudlcgeBdei 
Werk  1752  erschien,  haben  irgend  eine  Hinweisong  auf  detar(<ge 
Mosaiken.  Damit  ist  ja  nicht  gesagt,  dass  sie  nicht  schon  damali 
existirt  hätten  (Bellori  mnsste  1727  schon  Kenntniss  von  ihnen 
haben),  aber  wohl^  dass  sie  nicht  allgemeiner  bekannt  waren,  sonst 
würden  sie  nicht  ermangelt  haben,  die  Animm^omaktit  jener  Müi^ 
ner  auf  sich  an  siehen.  Die  erste  Erwähnung,  abgesehen  τοη  Bdlori, 
findet  sich  bei  Caylus,  dann  bei  Winckelmann  (IIIS.  XXXIII)  *in 
detn  ersten  Ruche  der  Geschichte  der  Kunst,  und  dessen  2.  üapitel 
hätte  von  der  Kunst  der  Alten  erhabene  Arbeit  von  musivisohsr 
Arbeit  za  macheo,  £rwlthniii|g  geschehen  können.  £s  ist  aber  tsn 
dieser  Art  nur  ein  eiaaiges  kleines  Stftok  bekannt,  welches  der  be- 
kannte Ritter  Fountaine  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts  aus  Rom 
nacli  England  geführt  hat,  und  stellt  einen  jungen  Herakles  vor, 
neben  dem  Baum  der  Hesperischen  Aepfel*.  Das  angezogene  Mo- 
saikrelief ist  A;  über  den  '  bekannten  Bitter  Fountaine*  hat  Ueir 
Vtüt.  α  Jnsti  die  Gftte  gehabt,  mir  Folgendes  mitaatheilan:  & 
war  geboren  1676  und  starb  1763.  Früher  beschäftigte  er  sieb 
mit  doni  Angelsächsischen  und  gab  1705  und  1708  in  Oilbrd 


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üeber  llMttkrelii^k 


mogMAmAiB  MflnM  heimiu;  dabä  MkLitf»  er  lioh  aof  RoiMB, 
MMneDtMi  in  ItaKen,  «am  Kenner,  bemdors  m  Mflnzeii.  1699 

machte  ihn  König  Wilhelm  zum  Ritter;  er  war  ein  in  England 
Ti«lge8aohter  Beratber  und  Vermittler  für  Antiquarische  Sammlun- 
gen; eeüie  eigene  Sammlung  stand  in  Naford'.  Später  scheint  seine 
SMumhutg  in  die  AnuMletoehe  und  mü  dieser  in  die  von  Wilton* 
honee  ttiergegnogen  so  eein,  «enigsiene  erklArt  axok  eo  am  besten 
der  UMtand,  dees  nicht  bloes  jenes  Mosaik^  sondern  anoh  seine 
eigene  Büste  (gefertigt  von  Roubiliac)  in  Wiltonhouse  sich  fand 
(Kennedy  Wiltonhouse  S.  33).  Leider  ist  über  die  Jahre,  in  denen 
er  ItnlieQ  beeucbte,  niohts  näheres  nngegcben;  jedenfalls  war  er 
dort  nach  1700;  nnd  an  nahe  an  sein  Todeqabr  darf  man  ssfaia 
Bmhb  iroU  aneh  nidit  heranrfloken.  Um  Jona  Zeit  mttssen  snob 
die  drei  If  osaÜte  £,  Η  und  Κ  naeb  Faris  gekommen  sein ;  sie  wer- 
den von  Crtylus  1759  und  1764  puhlicirt,  und  können  nicht  erst 
in  diesen  letzten  Jahren  nach  Paris  gelangt  sein,  weil  es  sonst 
möglich  gewesen  sefai  würde,  etwas  TOD  ihrer  Herkunft  zu  erfahren. 
Von  den  aadeni  Hast  aidi  niehts  genanena  lri>er  die  Zeit  angeben. 
Wenn  nun  sehen  sieb  etgiebl,  daas  wm  Zeit»  als  Fnrietti  sein  Werk 
▼er5ffentltchte,  bereits  Reliefs  ans  Mosaiken  existirten,  so  ist  doili 
wohl  der  Umstand,  dass  ihm  der  als  Kenner  von  Mosaiken  galt, 
niohts  davon  bekannt  wurde,  ein  sicberes  Zeichen,  das»  der  Handel, 
der  mit  jenen  Monomenten  w  sioh  ging,  nur  im  Geheimen  bo- 
triaben  wnrde.  Anoh  ist  das  aiober,  dass  in  neuerer  Zeit,  wo  man 
geiribni  iat,  etnraa  anf  Preveniena  an  aehten  nnd  die  nftbem  Um» 
stftnde  der  Auffindung  mit  ins  Auge  zu  fassen,  kein  einzigen  dieeer 
Denkmäler  pfefunden  worden  int;  ja  ich  habe  Grund  zu  vermuthen, 
daas  man  auch  niemals  wieder  welche  finden  wird  Κ 

Seobatans  aber  lassen  sieh  gegen  die  einBelaen  Klassen  der 
-  Belieih  so  viele  Verdaebtsgründa  vorbringen,  dass  diese  schon  allaia 
einigermaeson  genfigen  witeden,  um  nns  von  der  FAlsobiing  an  über- 
zeugen. Es  kommt  aber  noch  etwas  hinzu.  Dass,  wie  die  Mosai- 
ken nach  Gemälden,  so  die  Reliefmosaiken  nach  Reliefs  gearbeitet 
Warden,  ist  ja  weiter  nicht  aoffäUig,  sogar  natürlich ;  dass  aber  von 
den  Bamni^Uehan  DenkmiUem  nnsrer  Klasse  die  Originale  noch  vor- 

t  ESn  Qmnd  wOrde  sieb  hier  viellsieht  neoh  anfthrsn  bwsen  smn 
Beweise,  dass  sie  niöht  in  der  Zeit  entstanden  sind,  anf  die  sie  doreh 
ihren  8tyl  hinweisen  wollen;  es  ist  dies  die  Anwendung  von  mit  Gold 
«baraogenen  StSfUm  (bei  den  Bfaiden  in  A,  C  u.  s.  w.)>  webshe  wie 
es  edMini  nidit  vor  dem  8.  Jahrb.  in  Aufnahme  gekommen  sind.  Doeb 
bin  ich  darfiber  noeb  sa  keinem  siebem  Kesoltat  gelangt. 


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lieber  Moeaikrelief». 


hMden  siud,  nod  echon  2U  der  Zeit  und  nti  dem  Orte  vorhaadoi 
waren,  wo  sie  zaerst  auftaoeheo,  lai  doch  einigamiMMD  ■änderbar« 

loh  begione  mit  D,  £,  F  (die  eogenannte  Spee)  und  G,  Η 

(Honiieti  mit  Widder).   Beide  Mosaiken  siud  ^a^treue  Abbilder  zweier 
Figuren  der  Barberiniechen  Caudelaber,  die  im  17.  Jahrb.  von 
Bolgarini  in  der  Villa  Hadrians  bei  Tivoli  in  der  Nähe  eines  Rund- 
tempele  gefoodeo,  über  100  Jahre  im  Palaaao  Barberini  geataodea 
haben  und  von  da  dnreh  das  Atelier  von  Gavaceppi  Madarch  ia 
den  Vatioan  gekommen  sind  (Visoouti  Mus.  Pio  Clem.  IV,  4).  Dass 
diese  Leuchter  mit  ihren  Figuren  antik  sind«  ist  ja  natürlich  kei- 
nem Zweifel  unterworfen,  und  es  kann  deshalb  aach  nioht  auffaUen, 
daae  die  MosaikfigoreBf  die  weiter  niohta  eend  ale  getreae  md  £w- 
b^;»  NachbikliiDgen  jener  antiken  Reliefo,  auf  mle  Arokielegen 
den  Eindruck  der  Echtheit  gemacht  haben.    Der  Verfertiger  der- 
selben, abgesehen  von  dem  unklaren  Gewandmotive  in  G,  hat  sich 
wohl  gehütet,  etwas  von  dem  seinen  hinzuzuthun;  er  hat  sie  gana 
getreu  oopirti  denn  die  kleinen  Vereehaedenheiten,  daea  in  1)  «ir 
eine  Fmehtt  in  F  dagegen  drei  FHtoktaaiditbaramd,  lallen  kana 
ins  Gewicht,  ebenso  wenig,  dass  er  in  F  weissen,  in  den  übrigen 
dagegen  schwarzen  oder  schwarzgrünen  Grund  angewandt  hat.  Nor 
eine  Verachiedenbeit  ist  bedeutender  und  geeignet,  uns  mit  Aig« 
wohn  an  erfüllen.   In  G  (nad  wohl  anoh  in  H)  iat  «HerMa  ttit  · 
Binde  um  den  Kopf,  in  dem  ^  Marmorrelief  dagegen  awt  Petaw 
dargestellt.    Ist  es  nun  nicht  mehr  als  Zufall,  dass  die  Rundang 
des  Petasos  im  Marmorrelief  so  genau  dem  Kopfe  sich  anschliesst, 
dass  man  die  Form  desselben  genau  hindurch  erkennt,  nur  das 
natttrlioh  die  Haare  nieht  eiohtbar  sind,  und  dass  die  Krempe,  in 
ihren  scharfen  Rftndem  etwas  abgeftonen,  bei  flOohtlgem  Htaeehsn 
wirklich  für  eine  um  den  Kopf  sich  legende  Binde  gehalten  werden 
kann?  Zu  bemerken  ist  noch,  dass  gerade  die  Reliefs  der  beiden 
Candelaber  vielleicht  wegen  des  leicht  nachzuahmenden  Style  (die 
Deoorationea  ans  Stack  in  dea  PalAaten  der  römiaehen  Qromw 
sind  mebt  in  dieaem  anf  Hadnaas  Zeit  gehendem  Style  gehaltsa) 
mehrfach  zu  Fftlschungen  Veranlassung  gegeben  haben;  um  nicht 
von  Gemmen  zu  reden,  bei  denen  es  einer  weitem  Ausführung  be- 
dürfte, erinnere  ich  nur  an  den  doch  schwerlich  von  irgend  jemand 
für  echt  gehaltenen  ^  Bonus  Kventoe  des  Brit»  Mos.  (Denkm.  d*  tu 


'  Aldenhoven  freilich  (Ann.  1869  S.  129)  spricht  von  ihm  als 
von  einer  Antike ;  vielleicht  dient  das  Fehlen  des  PetasttS  daiOt  ikii 
von  der  Niohiricbiigkeii  seiner  Ansicht  su  &beneii^;en. 


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K.  n,  942),  der  etae  gelme  Nftokblldmig  die  Hemet  mit  dm 
Widder  auf  Lapis  Lisuli  ist,  nur  daas  man  ihm  tUtt  deaWaddera 

Aehren  in  die  1.  II.  gegeben  und  den  Petasus  weggelassen  hui;  in 
dem  leUtea  Punkte  stimmt  w  auf  dae  beste  mit  unserm  Mosaik 
Abereui,  und  was  die  Fragnentiniiig  anbetrifft»  die  wohl  vom  aio- 
■mden  als  Beweis  ftr  die  Eolitlieit  aiigefilhrt  werden  wM«  so 
oriDBtrt  ans  dies  ao  F,  wo  gleiebiUls  nur  die  obere  Hftlfte  der 
Figur  erhalten  ist.  Bei  dieser  glaube  ich  noch  den  Grund  der 
Verstümmelung  errathen  au  können.  Oben  ist  schon  bemerkt,  dass 
bei  Ariand  Tai.  21  der  r.  Am  nnverhaltnissinis^g  diok  gebildet 
vi{  voramgesetat)  dass  die  Zwchnw^g  richtig  ist,  so  scbeiiit  mir 
Uiim  sieh  so  Terralhen,  weshalb  der  Verfertiger  lieber  ein  Frag- 
ment als  eine  ganze  Figur  bot;  beim  Auflegen  der  kleinen  Steine 
auf  die  darunter  befindliche  Stuckform  war  ihm  der  r.  Arm  au 
breit  geworden;  er  hätte  fürchten  müssen,  deshalb  die  ganae  Figur 
monst  gemacht  aa  haben  oder  als  Fälsohar  erkannt  an  werden, 
sad  deehalb  zog  er  es  for,  freiwillig  die  Figur  su  fragmentiren, 
um  doch  etwas  zu  retten ;  wenn  der  Arm  durch  den  Rand  ab- 
geschnitten wurde,  konnte  man  den  Fehler  weniger  leieht  be^ 
oittksn. 

Noeh  leichter  ist  dar  Beweis  iHr  die  Uncehthett  von  A,  B,  0 

m  erbringen.  Allerdings  scheint  nach  Hühner  Β  die  entgegenge- 
setzte Richtung  von  Α  zu  haben,  aber  die  darauf  folgenden  Worte 
'ganz  gleich  ist  das  bei  J.  Kennedy  abgebildete'  zwingen  doch  an- 
rnnehmcn,  dass  auch  ia  Β  dicFigmwi  so  wie  in  Α  und  0  stehen« 
sad  dass  die  Angabe  imr  dmrch  ein  Versehen  so  wie  sie  jettt  ge- 
lesen wird  geworden  ist;  es  war  dem  Verfaaser  der  antiken  Bild* 
werke  nur  einmal  vergönnt,  das  fragliche  Mosaik  zu  sehen,  und  bei 
dem  Niederschreiben  der  Angaben  aus  der  Erinnerung  konnte  ge- 
rade in  aolchen  dementaran  ΙΗι^(βΒ  wie  rechta  and  linke  ist»  am 
leiehteetcn  ein  Irrfthnm  sich  euisclileiolien  Κ  Die  yergleichun|f  mit 
den  neapolitanischen  Relief,  wo  die  beiden  Figuren  des  Herakles 
ond  der  Hebe  die  beschriebene  Stellung  haben,  mag  auch  nicht  ohne 
l!4nftosa  gewesen  sein. 

*  Ich  glaabe  niebt^  dass iigend  ein Catalcg  esistirt,  woamhtnsch 
Visier  Seite  hin  mehr  oder  weniger  oft  gesftadigt  wire.  [Spiterer 
Zasats.  Nach  AbschfaiM  des  Manoseriptes  ist  mir  durch  die  Gute  des 
Herrn  ProÜBssor  Habner  eine  Photographie  des  Mosaiks  Β  zugegangen, 
sei  der  sich  crgiebt,  dass  dssselbe  in  der  That  mit  Α  und  C  genan 
tlbereinttimmt,  d.  h.  Ueraklee  sttst  n.  r.  hin  und  die  Oesperide  »teht 
mshU  von  ihm.] 


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Ueber  Ifoittkrelieib. 


Dw  OMDpomtioB  ist  niebte  als  eine  veridemerie  Gopie  de 
ReUeii  der  VOl«  Albaol  Nro.  1008  (in  HsapteMl  Sm  Qmmo}  He- 
rakles im  Grarten  der  Hesperiden  (Zoega  baseiril.  II  Taf.  64).  Die 
Figuren  sind  aber  etwas  weiter  auseinander  gerückt,  und  statt  der 
ivei  Uesperiden  des  albanischen  Reliefs,  eine  vor,  eine  hinter  d«ii 
attModen  Helden,  habee  wir  auf  dem  Moaaäc  mir  eine  einaige.  Kiae 
aolelie  VerachiedeiilMil  aebeint  aafinga  Ar  Eebtbeit  aa  apvaebeB,  hA 
■ibeperBetraebtung  jedoeb  wird  aicb  gerade  das  OegentlieO  aeigan. 

Auf  dem  Albanischen  Relief  ist  mancherlei  reetaurirt ;  zunäcbal 
der  untere  Rand  des  Reliefs,  dann  das  Gesicht  des  Herakles,  end- 
Keb  die  ganze  hinter  Herakles  atebende  Heaperide;  daee  sie  ur- 
qprangHeb  ▼orbaodan  war,  konato  man  aoa  dem  erbaUaneD  L  Fnaaa 
und  dem  aa  den  Baum  afeeaaenden  Tbeile  des  r.  Armee  aabea.  So, 
obne  Ergänzung,  wurde  sie  γοη  Pighius  gezetebnet  nnd  tob  Beger 
Hercules  ethnicorum  ex  variis  antiquitatum  reliquiis  delineatus 
Taf.  12  publicirt.  (Vgl.  auch  Matz  Monatsber.  d.  Berl.  Akad. 
1671  S.  464  α.  28.)  Die  Unterschiede  swischen  Beger  and  Zoega 
Bind,  abgeaeben  τοο  demFeblen  der  awwieD  Hespenda,  mir  gering; 
die  voriwiideDa  Heaperide  bat  den  Hbterkopf  mdit  terhAllt,  md 
ans  dem  Köcher,  den  Herakles  am  Bande  bllt,  ragen  die  geBeder- 
ten  Enden  der  Pfeile  hervor;  der  Baumstamm  ist  nicht  zu  Rehen, 
daitlr  sind  die  Aeste  weit  n.  r.  geneigt,  die  Aepiel  fehlen.  Woher 
die  andern  Abweiebongen  gekommen  sind,  weiaa  ieb  aiebt  aa  aagaa 
(bei  lUern  Abbildaogeo  fiadea  aieb  faat  atets  grflaeero  oder  gerior 
gere  Ungenau igkeiten,  vgl.  Stephani  eomte  renda  1869  8.  IM), 
aber  in  Betreff  des  Küchers,  wo  das  Mosaik  mehr  mit  Beger  als 
mit  Zoega  stimmt,  scheint  bei  der  stattgefundenen  Restauration  ^e 
Veränderung  vorgenommen  zu  sein. 

Ea  ist  deotUeb,  wie  der  Verfertiger  des  Moaaiks  bier  gear- 
beitet bat;  daa  Relief  war  noob  aiobt  ergKnst;  τοα  dm  Torbas- 
deoen  Sporen  ansangeben  and  aaa  eigmiei  Mat^iCfoIHromrocobeit 
eine  zweite  Heaperide  liinzuzufügen,  schien  ihm  zu  gewagt,  deshalb 
Hees  er  lieber  die  dürftigen  Spuren  der  dritten  Figur  fort  und 
begnügte  sich  dann  mit  zweien,  die  er  daiür,  hk  riobtigem  Verstand- 
nisa  Ar  die  Gompoaition,  etwaa  weiter  anadnaiiderrAckta.  Dabei 
gab  er  (man  erinnere  aieb,  daaa  der  Band  dea  MarmorreMk  er- 
gänzt ist,  s.  oben)  grade  nicbt  aebr  passend  ftr  den  Vorgang  im 
Freien,  den  Figuren  eine  Basis  wie  er  auch  bei  der  Spes  und 
Hermes  thaU 


*  Auf  den  Barberinisohen  Oandelabem  ist  die  BasAi  der  8pea 


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Ueber  MoMikrelMfik 


587 


Dan  koBMDi  noeh  ein  eeboo  oben  bertthrtee  Minventtadoke 
iB  fiotareff  dee  nakent  Theik  des  OtnUm  bei  der  Heeperide;  die  L 
Bein  der  Figur  scheint  nicht  Yom  Chiton  bedeelrt  m  mukf  söndeni 

nur  vom  Hiination,  noch  auffälliger  bei  C  als  bei  Λ. 

£e  kann  wohl  keinem  Zweifel  unterliegen,  wie  hiernach  die 
Antwort  auf  die  Frage  naeh  der  Echtheit  aosfallen  wird.  Dae  aber 
MonnmenteB  gilt,  die  aonet  ftr  Bieber  antik  gabalten  wof^ 
den  siad,  wM  das  aiebt  noob  in  heberm  Qiade  ftir  I  geltea  mfla- 
een,  wo  schon  vorher  Bedenken  genug  vorhanden  waren? 

Wenn  ich  im  Vorhergehenden  einen  Künatler  für  beide  Klassen 
von  Vorstellungen,  für  das  Heraklesabenthener  und  fär  Hermes-Spes 
annebme,  so  finde  ich  dazu  dia  Bereebtigimg,  afageeeben  τοη  der 
imiiMr  wiaderkebrendea  Baais,  in  der  ganaen  Art  aad  Weise  der 
Arbeit,  soweit  sie  stell  nach  den  Beeobreibmigen  benrlbeOea  Usat. 
Die  Steinchen  haben  dieselbe  Grösse,  2 — 3  Linien,  die  Anwendung 
der  Farben  ist  dieselbe  (schwarz-grüner  Grund,  ausser  bei  F,  grüner 
Chiton),  die  ganze  Art  der  Behandlung  stimmt  zusammen  (auch 
büt  in  F  die  Figur  dieaelben  Früchte  wiü  die  Heeperide  in  Α  und 
0),  wogegen  cBe  Hören  entaobiedeo  rem  andrer  Hand  rf«d;  niobA 
hkm  afaid  die  Stebie  grteeer,  aoMem  aaeh  die  Wabl  der  Farben 
verräth  ein  weniger  geübtes  Auge  als  dem  Verfertiger  von  Α — Η 
au  Gebote  stand 

Ueber  die  Zeit  der  Entetehung  ist  lohon  oben  bei  Besprechung 
der  eineeinen  Benkaftier  geredet  worden;  zu  dem  dort  gefundenen 
kommt  nun  noeh  die  Stelle  bei  Bellori,  oameo  di  mueaioo,  geeebrie» 
ben  im  Jahre  17^·  Wir  gewinnen  daadt  einen  Temrinus  ante 
quem.  Es  ist  mir  nicht  unwahrscheinlich,  daas  Bellori,  wenn  er 
gewollt  hätte,  mehr  von  Mosaikrelief,  auch  über  seine  £rfiuder 
kitte  beriehten  können;  ich  glaube  n&mlich,  dass  sein  Marmor* 
reliil^  Gaiiyued  den  Adler  triidcend,  gleicbftdki  bestimmt  war,  in 
Mwaalk  behandelt  an  werden;  aua  irgend  einem  Gründe  iet  diea 
dann  unteHblieben,  oder  eottte  in  irgend  einem  MfMeom  die  Kost- 
barkeit noch  verborgen  gehalten  werden? 

Wird  es  nun  möglich  sein,  auch  ohne  Beihülfe  B^orie  den- 

viereckig,  die  des  Hermes  rund ;  wegen  der  grösseren  Schwierigkeit  der 
vorspringenden  Ränder  Hess  der  Verfertiger  der  Mosaikreliefs  die  rundiQ 
Baeie  fort  und  setzte  auch  den  üermes  auf  eine  viereckige. 

*  Natürlich  wage  ich  nicht  zu  behaupten,  dass  sämmtliche  Copien 
von  einer  Hand  seien ;  die  wenigen  Nachrichten,  welche  mir  über  B, 
C,  E,  Π  zu  Gebote  stehen,  erteuben  kein  UrtheiL  Walireolieiniich  je* 
doob  bleibt  es  immer. 

Ä 

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688 


Üeber  lloMtkreliefe. 


jemgeo,  welcher  der  Welt  die  Mosaikreliefs  gesciicnki  hat,  ausniidic 
zu  machen?  Ka  scheiut,  dass  eiu  Zufall  uns  wirklich  deo  ^lamea 
dee  Fälschers  aufbewahrt  hat. 

Padaadi,  der  anihäolegieebe  Bathgeber  des  QfmfeD  Cayki^ 
war  ton  dieseia  In  De4rcff  der  Hoeaikveliife  gefragt  vordeo;  «r 
antwortet  ihm,  er  möge  sich  io  Acht  nehmen;  trota  aUem  Nach- 
suchen  habe  er  in  Rom  und  Tivoli  in  Palästen.  Museen,  Ruiueu 
nirgends  eine  Spur  von  dieeem  Maeaik  aufgei'tmden,  und  fahrt 
dann  fort  (lettree  &  8fi):  an  eammeneeinent  de  ee  iMa  m  ow* 
tain  Leoni,  Y^nitien,  qni  oontrefaieaH  tenlee  aortee  d*antiqait^ 
m^me  lee  vases  etmsquee,  Ii  menreille,  fit  aussi  dee  OQYrages  eo 
roosaique  qu'il  vendait  comme  antiques.  Le  Cardinal  de  Poligii^ 
eu  acheta  deux ;  tächez  de  vous  assurcr  que  ce  ne  sont  poiut  ceoz 
dn  cabinei  da  Boi.  Die  Zeh»  die  hier  für  dae  Wirkwi  Leoole  aa- 
geeetai  wird,  paeet  eo  gnfc  sa  dem  Zeitponkte«  den  wir  wete  ob« 
f&r  das  Aufkommen  der  Mosaikreliefs  gefunden  haben,  und  die 
Zahl  der  vom  Cardinal  Polignac  gekauften  Mosaiken  stimmt  so 
wohl  zu  den  beiden  zusammengehörigen  (£  und  H)  dee  Gabinei 
dee  Anti^Me,  daee  die  Venuifcbaag  niobt  von  der  Band  an  weim 
ist,  Leoni  eei  der  Erfinder  der  Moeaikreliaia,  nnd  ana  aeinerBnid 
seien  sowohl  die  nach  England  als  die  nach  Paris  und  Neapel  ge- 
kommenen hervorgegangen.  Von  ihm  würde  es  dann  Pumpeo  Savini 
gelernt  haben,  der  dae  Verfertigen  von  Antiken  aufgab  und  es  vor- 
aog,  seine  Werke  nnfter  eeinem  eigeneo  Neun  in  die  Welt  m 
aebieken.  Doeb,  wenn  mieb  niebt  alles  tinaebt^  hat  er  ee  niebt 
gana  freiwillig  gethan ;  jene  Stelle  bei  Winckelmann  (III  &  ΧΧΧΠΙ) 
'  ohne  diese  Nachricht  zu  haben  ist  ein  geschickter  Künstler  zu  Rom, 
aus  Urbino  gebürtig,  ans  eich  selbst  auf  den  Einfall  gerathen  uad 
bat  eine  glttoklieh  gelungene  Probe  gemaebi,  welobn  den  Hem 
Cardinal  Albani  bew<^g«n,  diesen  Mann  in  sfline  Dienste  nn  asbaMn', 
verglichen  mit  der  bei  Paoiaudi  lettree  S.  66:  le  oardinal  Albem 
a  acheta  une  mosaique  en  relief,  represeutant  un  Faune,  und 
S.  81  le  morceau  que  notre  brooanteur,  le  Cardinal  Albani,  a 
aobet4,  est  moderne,  et  il  jure  oomme  nn  IJare  paieeqn'ü  l'a  pa|4 
bien  ebery  bringt  mieb  anf  die  yermuthnqg,  dass  das  Probestack, 
mit  welchem  Pompeo  Savini  bei  Albani  debntirte,  eben  jener  FsiB 
war.  Kühn  gemacht  durch  den  Absatz  der  Werke  nach  dem  Aus- 
land wagte  es  Savini  einmal ,  sein  Werk  bei  einem  römischeo 
Grossen  an  probiren;  und  wirkliob  kaufte  es  Albani  für  sntik, 
und  ab  er  erkannte,  dass  man  ihn  angeitkhrt  hatte,  war  er  kluf 
genug,  gute  Miene  zum  böeen  Spiele  zu  machen  und  den  Maoii, 


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Heber  Bfoseikreliefi. 


deueD  Geeebicklichkeii  ihn  selbst  irre  geführt  hatte,  in  seine  Dienste 
zu  nehmen  uiul  in  der  Kunsti  die  er  sich  erwählt  hatte,  in  seinem 
Interesse  zu  beschäftigen. 

Wenn  demnach  für  das  Aliertbam  an  Mosaikreliefa  nicht  zu 
denken  ist,  so  iet  damit  ja  nicht  gesagt,  data  ea  in  den  apfttern 
Zeiten,  in  Mittelalter,  nieht  habe  angewendet  werden  können. 
Kachdem  einmal  der  Sinn  für  Styl  untergegangen  war,  kennte 
man  wohl  daran  denken,  erhabene  Flächen  mit  kleinen  Glasstück- 
chen  zu  besetzen,  um  grösseren  Glanz  und  Farbenpracht  hervorzu- 
bringen. Und  allerdings  existirt  eine  Figur  in  Moeaik,  die  Maria 
mit  dem.  Jeauakinde,  in  der  Marienburg,  neuerdings,  nachdem  sie 
dnrcb  die  Ungunst  der  Witterung  yielfacb  leretfirt  war,  wieder 
aufgefrischt  und  zu  neuem  Glänze  zurückgeführt.  Aber  auch  hier 
haben  neuere  Untersuchungen  gezeigt,  dass  nur  äussere  Umstände 
das  Hinzufügen  von  Mosaik  veranlasst  haben ;  die  Statue  war  ur- 
eprünglicb  aua  bemaltem  Stuck  hergestellt^  und  nur  deshalb,  weil 
der  Stuck  dem  Wetter  kernen  Widerstand  leistete,  beeoblosa  man, 
sie  mit  Moeaik  llberaiehen  zu  lassen  (Vgl.  R.  Bergan,  Altprens- 
sische  Monatsschrift  VI  Heft  7  S.  639.  Grenzboten  1871  I  S.  31. 
1872  I  S.  39).  Also,  wie  man  im  Alterthume  aus  praktischen 
Gründen  anfing,  das  Mosaik  vom  Fussboden  auf  die  Wände  zu 
übertragen,  nämlich  da,  wo  die  Wände  den  Unbilden  der  Witte- 
rang ausgesetat  waren  und  desbalb  die  Malerei  sich  nicht  hidten 
konnte,  gerade  so  hat  man  auch  im  Mittelalter  einmal  nur  aua 
äussern  praktischen  Gründen  das  Mosaik  zum  Ueberziehen  einer 
Statue  angewandt.*  Solche  äussere  praktische  Grüude  lagen  aber 
für  das  Relief  im  Alterthume  nicht  vor.  ^ 

Berlin.  R.  Engelmann. 


'  Nachtrag  zu  S.  57  2  u.  5  83.  Die  >iotiz  Waageua  (Kunstw. 
u.  Küustl.  in  Engl.  II  S.  279),  das  Hosperidtnireliof  sei  aus  der  Arun- 
delschen  Sammlung  nach  Wiltonhousc  gekumiiirn,  beruht  auf  einem 
Irrthum,  da  die  Anindelsche  Sammlung  schon  1640  abgeschlossen  war, 
Fountaine  dagegen,  durch  den  das  Relief  nach  England  gekommeu.  cr.^t 
viel  später  lebte.  Woher  Waagcn's  Angabe  stammt,  die  weder  durch 
Newton  noch  durch  die  andern  Kataloge  der  Sammlung  bestätigt  wird, 
ist  mir  unerfindlich.  Die  Nachricht  über  ArundeU  Sammlung  verdanke 
ich  Herrn  Prof.  Micbaelif. 


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lleraklit  uad  ^ophron  iu  PUtoniecben  (JiUten. 

(Eine  Erkläruiig  vou  Gorgias  p.  492  Ε  —  4D4  U.) 


Za  den  sohwierigereii  StelleD  im  Gorgiae  PUto*8  geliört  der 
kleine  Abechnitt  p.  492  Ε  —  494  Β.  Nieht  w^en  der  flbergroeeen 
Dunkelheit  seiner  Dinleetik,  aber  woM  wegen  der  Anepielungen  aof 

gewisse  Italiotieche  Autoritäten,  deren  Deutung  zwar  oft  von  der 
X^hilologischen  Erklärung  versucht,  aber  bisher,  wie  mir  scheint, 
noch  nicht  endgültig  gegeben  worden  ist. 

Der  ZaBMnmenhaqg,  in  welchen  der  Abeohnitt  verfloohteii  ist, 
iet  folgender«  Nach  den  Vorerörtemogen  mit  Gorgiae  und  Poloe 
beginnt  p.  481  6  der  dritte  Theil,  in  welchem  die  eigentliche  Frage, 
ob  das  Leben  eines  Philosophen  oder  eines  politisch  thätigen  Mannes 
wie  des  Redners  den  Vorzug  verdiene,  zwischen  Kallikles  und  So« 
kratee  bii  in  die  letzten  Gründe  snrüok  und  bis  zu  den  letzten 
GonseqnenieD  hinab  nnterancht  werden  soll.  K^Miklee,  das  Muster 
eines  attischen  Strebers  nnd  Glnbredners,  wie  sie  gegen  das  Ende 
des  unglücklichen  Peloponnesischen  Kriegs '  die  Seele  dea  mm 


)  loh  halte  nimlioh  daran  fest,  dass  der  Dialog  im  Jahre  405 
spielt  Die  Apologie  ist  doch  wohl  früher  als  der  Gorgias  TerdtfeatliehS 
worden.  In  diesem  Falle  musste  jeder  Leser,  der  non  auoh  den  Gor- 
gias las,  durch  die  Stelle  p.  478  E  sich  auf  die  in  der  Apologie  erzählte 
Geschichte  vom  Vorsits  des  Sokrates  beim  Arginasenprocess  (406)  su- 
rfiokgewiesen  fühlen.  Wenn  nun  Plate  trotsdem  beabsiehtigte,  die 
Zeit  des  Gesprftehs  zwischen  die  Jahre  427—418  su  Terlegen,  so  konnte 
er  unmöf^dh  ein  so  bestimmtes  Wort  wie  πίρυσ^  *  im  Torigen  Jskr* 
gebrauehen.  Andh  die  Citate  aus  der  nicht  lange  vor  406  suersi  ge- 
gebenen Antiope,  das  breit  entfkltete  Beispiel  des  Arcbelaos,  der  erst 
seit  414  ^vergL  Ritschl  Opuso.  I,  438)  den  Makedonischen  Thron  usar- 
pirt  hatte  und  su  dem  atttsehe  Berühmtheiten  wie  Agathon  uad  Buri* 
pides  erst  seit  410  (vergl.  ib.  p.  428  u.  480)  sich  drängten,  endliehdie  . 
Andeutung  einer  politischen  Bedeutsamkeit  des  Alkibiades  p.  519  Α  sind 


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HenUit  und  Soifkton  in  FliAoailohen  Citaten. 


m 


Madiic  iieranwaohsoiideii  Plato  mit  Ekel  und  Entrüstung  uriüUteD, 
wirft  dem  Sokratee  vor,  er  habe  absichtlich  die  beiden  Sophisten 
irre  gefährt,  indem  er  iwisoben  dem  natürliehen  nxid  gesetzlichen 
Anfpraohei  den  und  dem  νόμψ  dUttuov,  mcht  den  gehörigen 
Unterecbied  Bieelite.  Der  beeeero  Mann  sei  in  seinem  nsMrliehen 
fieehte,  wenn  er  den  Geringeren  übervortheile,  und  sei  mit  seiner 
kraftvollen  Eotechiedenheit  und  seiner  Selbstbehaaptung  jedem  An- 
griffe  gegenüber  das  Ideal  der  Menschheit,  nicht  der  schwächliche 
•nd  veri^gene  Pbiloooph,  der  im  Winkel  flOefcre  ond  jeden  Schimpf 
aid  Streieli  auf  sieh  sttsen  lasse.  Sokmtes,  erfreut  einmal  dnen 
Vertreter  dieser  Lebeusanbchauung  vor  sich  zu  haben,  welcher 
iusBer  der  geistigen  Begabung  auch  die  für  einen  solchen  nüthige 
Bäduichtolosigkeit  und  dabei  doch  auch  einige  Qntmütbigkeit  be- 
ntas,  fr«gt  dnnwf,  ob  das  Recht  des  Bessern  etwa  das  Becbt  des 
8lirkeren  sei.  Wäre  dies,  so  mftsste  der  gesetalicb  knndgegebene 
Wille  der  Mehrzahl  auch  immer  das  natürliche  Recht  für  sich  ha- 
ben, weil  die  Mehrzahl  mehr  Stärke  besitzt  als  der  Einzelne.  Sind 
aber  anter  den  Besseren  die  Klügeren  zu  verstehen,  so  frage  es 
ΰώ^  wenn  die  Klfigem  etwa  knnstverst&ndige  Fachleute  sein  sollen, 
worin  ihr  VortbeÜ  vor  den  Laien  an  suchen  sei.  Denn  der  ge- 


dem  Jahre  405  gfünstiger.  Es  bleibt  also  —  da  die  Erwähnung  des 
Polygiiot  lind  Zeuxis  p.  448  Β  und  453  (J  sowie  des  Kincsias  p.  501  Ε 
die  Entscheidung  kaum  fönlert  —  nur  Zweierlei  übrig,  was  auf  eine 
frühere  Zeit  deutet.  Es  soll  p.  472  Α  vorausgeietct  sein^  dass  Nikias, 
welcher  41d  slarbi  noch  lebe.  Aber  es  ist  nur  von  seinen  Dreifüsseu 
die  Rede,  welche  sr  in's  Dionysion  stiftete,  femer  von  einem  Weih- 
gesehenk  eines  andern  Feldberm,  des  Aristokratcs,  endlioh  von  den 
noch  lebenden  Yerwandlen  des  Perikles,  welche  alle  als  etuBBooDe  oder 
MMBÜgn  Zeugen  au^erafen  werden  kdaatea  gegen  den  Yerichter  des 
iisahsainnisehen  Rahmes.  Und  das  sweite  ist  jenes  schon  von  Athe- 
*M«s  V  p.  9l7d  aufgestochne  ψ§ωοΗ  in  p.  608G.  Als  ob  fftr  Einen,  der 
m  Jtkr  405  sprach,  PeriUes  nicht  '  jüngst*  verst4vrben  gewesen  wftre 
»Mish  gegeafiber  einem  MütiadeSyThemtstokles  andKimoa.  Denn  dass 
wiwt>  nicht  wie  das  lateinische  nuper  auch  Jahre  umfusen  könne,  ist 
••ae  leere  Behauptung,  weiche  nun  nicht  einmal  mehr  der  Thesaunis 
8tlph.  1.  V.  (ed.  Dind.)  verthoidigt.  Auf  p.  523 Η  des  uamlicheu  Dia- 
logs, wo  Zeus  dem  Krouos  die  Herrsclmft  vfoau  genommen  haben  soll, 
Wben  schon  Andere  verwieBen.  Aber  auch  Kratylus  p.  409  Α  heisst  es, 
Anaxaflforas  habe  einen  Ausspruch  vftiifrii  gethan.  und  Anuxagoras  starb 
epätestens  im  Jahr  428,  während  der  Dialog  den  Tod  des  Prutagoraa 
voraussetzt  (p.  a86C  ond  8910),  also  jedenfslls  nach  415  wo  nicht  gar 
Mch  411  spidt. 


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592  Henüdit  und  Sophron  } 

eehiokUito  WobHr  habe  dooh  deshalb  keinett  Amprneli  auf  den 
grtoien  und  sohöiuten  Book.  KaUikles  erttntert  tiflb  ako  dikb, 
daea  er  keinen  solehen  baaaneieohen  YeraCand  nmne,  eondeni  im 

politischen  Verstand  und  Muth.   Solche  Männer,  die  diesen  besas- 
sen,  seien  von  der  Natur  au  Herrscher  η  berufen  nnd  es  sei  ihr 
Recht,  vor  dm  Beherrschten  einen  Vortheil  tonrn  ni  haben.  Ahir, 
wirft  Sokrate  ein,  wenn  Verstand  nnd  Vertheil  so  laaammsnhlngw, 
so  frage  ieh  abermals:  worin  soll  wohl  der  Vortheil  bestehen»  le* 
wohl  über  die  Andern  im  Hinblick  auf  jene  Beispiele  voü  den 
Handwerkern,  bei  denen  die  Schwierigkeit  ja  auch  in  der  nähern 
Definition  dee  verlangten  Vortheile  lag,  besonders  aber  dbsr  sich 
seihet.   Denn  wenn  der  Yeratindjgey  wie  hil%,  aneh  sieh  siftit 
beherrschen  soll,  mnss  er  doeh  aneh  eonseqnentermassen  ά&α  uMt»  I 
liehen  Anspruch  auf  einen  Vortheil  über  sich  selbst  erhalten  Κ 

'  Wenn  dieser  Gcdaukengang  richtig  ist.  so  ergibt  sich  von  hier  , 
aus  auch  die  Emendation  der  verdorbenen  Stelle  p.  4911):  K  4.i.  A*i^ 
ίΐ(»ηχά  γ(  (γωγ(  το'νς  φρορίμονς  (ίς  τη  ιης  πόλεως  7ΐ\ίήγμ(αίΐ  Χ(ύ  JoiiOiv. 
Έουτονς  γαρ  τίροαηχίι  των  πόΙίων  αρχαν^  xcd  τό  δίχΜον  τονι"  imiy 
Μχαν  τοντονς  των  αίλων,  ψονς  αρχοντης  ιών  nQ/ouhtov.  ΣίΙ-  'Π 
«Ιιτών^  ώ  *Γ«Γρί  ;  η  τί  άρχοντας  η  αρχομανούς  IC4yi.  Πώς  Xiytti,  So  die 
Vnlgata  hinsichtlioh  der  Worte  des  Sokrates.  Die  Codices  (vergL  die 
discrepantia  lectionum  bei  Bekker  comment.  orit  I  p«  190^  bei  Hemumo 
vol.  III  p.  XVIII  nnd  Stallbaam  in  der  kritisdien  Anm.  s.  d.  8t.)  hei- 
fbn  nichtSf  da  die  Verderbniis  schon  sehr  alt  ist,  wie  ans  dem  SoholioB 
hervorgeht:  ri  η  ti\  6  ΚηΧΙίίΛης  awtU  woirmv  Mip,  ijtolmßAv  #1  ^ie^ 
^iv  rtm  wtpiixtip  tipf  ίρώτησιν  rov  Σωαράτονς,  άξιοί  Οβιφύς  avro  Λλ^λμ, 
wi  noti  iüTiP  ixat^fw  ip  Λνηάιβνρ(ΐν  ßovhttm,  άαόηίρ  φησ£ '  H  i  ti; 
wonsch  dem  Kalliklee  ein  Stack  der  Rede  des  Sokrates  sagetbeilt  wir* 
den  mttette,  ohne  dass  man  doch  sieht,  was  eigentlich  der  Sehehsit 
gelesen  hat.  Besser  hilft  Ol3rmpiodor  in  seinem  Comraentar  za  Gorgiat 
z.  d.  St. :  τί  αυτών,  oi  r^Ttciof;  innJrj  .  .  .  άλλως  ui^v  2:!ωχραιης 
TO  ff  Qoviuov  χαϊ  (^vδρt^^n'  h'üit  xui  το  πλιίον  f/tn;  άλλως  0k  6  Καλλιχλης 
%^αλα  ö  Σο)χράίης  ayayfiv  avtov  την  h^nuv  aonr^v^  την  aunfooavniv 
φηΐίί.  fh((  .  .  .  ηνχ,^(ΐ9ι>0}ς  αρχίται  (t.j^  αντής,  αλλά  ηρότίρον  λ^γΗ  αΐΊψ, 
ΟΤΙ  Τον  αηχοΐ'ίίΐ  τίνος  Jii  Ttoorfnnv:  ίαιτον  αρχ^ιν  η  ο  ν;  χαί 
πάλιν  (ir  iofi.  (tja  ηάλπ'  fobnii.  Hieraus  sieht  man,  dass  das  nvftüv  im 
Anfang,  wofür  der  cod.  Clark,  und  Vat.  und  danach  Stallbaum,  Hor- 
mann, Deuscble-Cron  αντών  bieten,  geeohtttst  ist  und  dass  wirklich  die 
Worte  durch  eine  Frage  des  KaUikles  zn  unterbrechen  sind.  loh  lese 
also:  £SL  wi  0k  aenSv,  Λ  itmt^t;  (seil,  wi  πλέον  $χαν  τονς  ηρχοντΛζ 
twß  αρχομένων  :s  αυνωή  ΚΑ  Λ.  rf ;  XSL  %  ti  (seil.  nXiopixttp)  eirmv 
ηρχορψΛς  H  άρχομίνους;  KAJt.  ηύς  λ4γ$9ς;  Es  handsHe  sieh 
sdion  vorher  ten»,  worin  der  Vortheil  der  φροη^Μΐπ^  bestehen 
solle  vrgl.  p.  480C  nnd  491 Λ:  ovaovi^  σν  ίρύς  itt^  ripmp  6  M^täim 


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in  Piftiomsoben  Gitataii. 


598 


Kiiin  man  eich  Uber  bei  «iiieiii  Vortheile  Aber  mA  seKbet  eiwM 
dnikeD?  —  Uan  nelit»  Sokretoi  maebt  einen  geheimen  Sebhue 
mte  sefaier  bekannten  Lehre,  daes  die  Tugend  Wilsen  sei  nnd  jedes 

Wissen  auch  Tagend  und  zwar  die  ganze  Tugend  mit  sich  führe. 
Wer  φρόνψος  ist,  muss  auch  tugendhaft  sein.  Der  Tugendhafte 
befaerrsoht  eich  selbei.  Mm  nennt  aber  diesen  Theil  der  Tugend, 
sieh  seHwi  sa  beberfschen,  Mftssigkeiti  οωφξ/ιοούψη.  Wenn  folglieh 
die  Aosicbt  des  KalliUes  mn  nattbrlteben  Rechte  der  φ^οιημώκρ» 
eine  mit  der  αωφροοτηι  verbundene  φρόνηαις  meint,  so  würde  sich 
daraus  kein  Anspruch  auf  unmüssige  Uebervortheilung  Anderer 
aUeilen  iaessn.  Somit  dringt  Sokrates  den  Kallikles  abermals  an 
einer  nahem  Erklimng,  ob  er  unter  setner  ψι^όϋ^ηοις  anch  die 
Λίφρο&ϋηι  begreife  oder  nicht.  Darum,  dass  dies  niebt  der  Fall 
ist,  dreht  sich  aluo  das  Folgende.  Kallikles  verneint  lehhaft,  dass 
er  bei  seiner  Definition  im  Entferntesten  nur  die  αωψροανντ^  im 
Auge  gehabt  habe;  hn  Gegentheil  der  Anspruch  der  gescheidten 
Leute  laufe  darauf  hinane»  ohne  Bfldksioht  auf  den  ganien  Trddel 
eon?eDiioneUer  Sitten  nnd  Gesetse  die  Kreit,  die  ue  in  sieh  föbl» 
ten,  zur  Befriedigung  ihrer  Begierden  und  Leidenschaften  auf 
Kosten  der  Nebemnenschen  zu  gebrauchen.  Und  je  stärker  die 
Leidenschaft  brause,  um  so  beeser.  Glftok  und  Tugend  li^e  nur 
im  nngeaflgeiten  Qenusse. 

Hierauf  beginnt  der  genannte  Absehnttt. 

Sokrates  erwähnt  die  Ansicht,  dass  das  Glück  vieiraehr  in 
Bedürfnisslosigkeit  bestehe,  und  deutet  an,  der  höhnische  Einwand 
des  Kalliklesi  das  sei  das  Glück  des  Todten  und  des  Steines,  sei 
am  Ende  gar  kein  Einwand.   Denn  wer  bftrge  dafOr,  dass  wir 


η  teA  ί§>ζοημωτί(^  nUov  f^w  ÖuttUM  nXtovmrtl;  Denselben  Einwurf 
and  deshalb  mit  starker  Breviloquens  maebt  nun  Sokrates  bei  der  Ter- 
beiserton  DefinitioB.  *  Die  poliüseh  ehisiehtigen  Leute,  sagt  Kallikles, 
berrsehen  gebfthrendennassen  über  den  Staat  ttn4  es  ist  gaos  gerecht, 
das«  diese  etwas  vor  den  Andern,  die  Herrscher  Tor  den  Beberrschlen, 
vorauR  haben.*  —  Sokr. :  '  Was  vor  ihnen  voraus  haben,  Freund?*  —  Kall.: 
'Was?!'  —  Sokr.:  '  Oder  was  voraus,  wenn  sie  gar  Herrseber  nnd  Be- 
herrschte in  einer  Person  sind?'  —  Das  heisst:  Bei  der  Selbstbeherr- 
ichung  ist  gar  kein  Gegenstand  des  nX^oy  fxfiv,  des  Uebervortheilens 
denkbar;  und  die  Herrschaft  über  Andere  darfauch  nicht  zum  Vortheil 
des  Herrschenden,  sondern  nur  des  Beherrschten  geübt  werden,  ein 
Omndsatz,  der  für  Plato  nicht  weiter  belegt  zu  werden  braucht.  — 
Wie  die  vorhandenen  Lesarten  aus  dem  αυτών  uud  αυτών  und  dem 
wiederkehrenden  li  sich  bilden  konnten,  ist  so  leicht  ersichtlich. 

BMa.  Kai.  L  PkUsL  H.  V.  ZZIZ.  ^ 


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HeraUit  und  Sophron 


nicht  in  der  That  Todte  sind  und  sich  also  für  uns  jenes  Todten- 
glaok  wirklich  eignet:  ούγάρ  w  ^να^μάίοψ'  «y,  ci  £v^uiM%a^j 
-mgfs  X0ya  liywv ' 

tk  9*  oJdbr»  d  -ώ  ^  μί»  im  mk99w^^ 

x6  xar&uvAf  di  ζήν; 
xai  ημπς  τω  οΐ'τι  ϊοίυς  τέθναμεΐ'.  οη€ρ  ηόη  του  εγωγε  xui  ψονοα 
nSiv  αοφων,  ώς  νυν  ημείς  ηχ^ναμεν^  xai  το  μεν  οώμά  εαην  ήμίν 
Φημη^  ι%  ψν^/ς  ιόνιο,  ψ  βά  ίπί>&υμία&  ηη/χάν»  w  oIdt 
αμείβεσ^  ^  καΙ  μηοαώα»ρ  &fm  wim.  wd  mfiP  βφ^  «ς  μ«Μ·^ 
Έομψος  άνηο^  ίσως  StxiXog  ^  Ώς  η  Ττηλιχός,  παράγωψ  τψ  6ψ6μαη  iiä 
τυ  ηι^αΐ'όν  τε  xui  numxbv  ώνομασε  ntdor,  τονς  δε  ανόητους  άμνήτους* 
VLüi'  ακινήτων  τούτο  της  ψν^ήιο,  ου  ο*  imihfiüai'  £μτι,  ιό  axokuxmv 
αύηυ  uai  oi»  myomv^  ώς  ηψημύ^  dSy  ni^BQ,  τψ  wflipfdm 
άΛΛχάαας,  wimniow  $ή  cSng  aol^  i  KaXlhlmCt  hMmrm^  ύς 
των  iv  "AtSov  —  τ6  oßtSig  όη  λέγων  —  ovtoi  άθίϋώναηοί  ^ 
Ol  (hiinjTOi,  xai  ffOQoUv  είς  τόν  τετφ^μένον  τιίΘνν  νόωρ  ετε^)  τοιοντϋ^ 
τετρημένω  χοσχίνω '  τό  όε  χάαχίίΌν  αρα  XiyUf  ώς  εφη  ο  η^μις  εμέ 
γωρ,  τήν  ψυχ^  dim*  τήν  de  ψνχήψ  Μ0Κ^ι\»  imsUtum  vm 
iboifiMy  Λς  Έηρημίνψ^  Sn  od  άΐίηψΛψβ  adjfm»  Α*  anunknf  vb  wd 
Χή^ην.  ταϋ^  inutxwg  μέρ  i&mp  in6  η  ätona,  όηλοι  μήν^  ο  εγώ  βο^ 
λομαί  σοι  ενδειξάμεινς,  εάν  πως  οΙός  τε  ω,  τϊεϊοαι  μετα3'έα&αι  άνη 
του  άnkηστoiς  xai  άχολάστως  έχοντος  βίου  τώ(  χοσμίως  xui  τοις 
παρονσιν  Ιχανως  nud  εξαρΜΟΜΤΟΰς  4κοηα  ßiov  iXdodm,  άλλα  ποτ^ 
ικΐ&ω  -d  CB  καΐ  μβτοΗ^νααι  Βυάημθ¥$στίρους  dum  το^ς  κοιψίβνς  wr 
dmlkdemp,  η  οΜ*  Saß  Süm  ndlä  moStm  μυδ^λογώ^  onü»  m  μοΛτ 
λον  μετα&ήσει; 

Κ  Α  Α,    Τοΰϊ  άλη&ίσαρον  εϊρηχας^  ώ  2ώχρατες. 
SSi,  φέρ8  όή  dkhjv  αοι  εΙχύνα  λέγω  i»  του  αυτού  γυμναοΐου 
τ§  νυρ,  ütdn»  γάρ,  d  lotovSe  Xiystc  πβρί  το9  βίον  hoiiQov  νηί  η 
σώφρονος  καΐ  τοΰ  άΝολασιαν,  οϊον  d  άοοίν  άρόροΊψ  tκatiρω  lädm 


^  8ο  n&alioti  glaube  ich  statt  άνα»9ί&εα^  lemm  sa  afiiiMk 
Denn  MÜMt  wenn  man  im  Sinn  StellbaiMt  »odo  ho  modo  aliter  per- 
■naderi  hineinlegen  dtefte,  bUebe  docb  der  Anadniokt  der  offenbarooe 
Hetapher  wlangt»  nnkWlioh  mM  oad  kaU.  '^/Μ/^Ιβο^  Im  Sinne 
der  Oriereriademng  wie  μΛβπύηΜβ^  hat  eehon  bei  Homer  V'VjtV 
flalijeete,  11.  9,  409:  ^v;r4— V^A^m»  l^uec  odόnmι^  Anaierdeni  weift, 
wie  eiöh  neigen  wird,  Um  ihm  mrw  μβηιηΛη^  anf  Hneidii,  bei  doB 
άμοίβη,  άμeίßH^0m  Cut  ein  elehender  Terminue  war. 

*  Nicht  ΣίΜίλίχός,  vergl.  Ast,  Adnot.  in  Gor^.  t.  XI  p.  312. 

*  Koraee:  ntiaai  at;  Wohl  uunüUiig  wogen  des  vorhex|[ebeD- 
den  ooi. 


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ftAmo,  i  Λ  γΑΰάαιοζ  mU  Mm  nMoi  mMÜUBr,  νύμ§αα  ^  muivm 

mu  χαλεπά  Ιχάσιον  τσυτων  tιίη  xai  μΒτά  πολλών  ηόνων  xui  χαλίΐίών 
ίχτιοριζόμενα ;  ö  μίν  ονν  τύηρωσάμβνος  μήτ'  ino/eutfot  μήΐΒ 

9  φρονιίζοί,  αλλ*  ίνίκα  τούτων  ήσν/iav  fyoi'  τω  6^  ϊτίρω  τα  μίν 
νάμοΜΟ^  ΛίΜβρ  $ud  ^m^^,  άνηαά  μ^  ιηρίζ/Βα&α^  χ«Λ§ηά  τά^ 
tt)y£ia  Ίηφιμίνα  mai  Caä^  md  ämyitaSotm  ad  ηβά  ρύιαα  wd  ι^μ/* 
ραν  τημηλάναι  αυτά,  η  τάς  ^ο^βττας  λνηοϊτο  λνηας.  αοα  τοιούτου 
εχατέρω  οντος  τον  ßiov,  λύγίΐς  τον  τον  άχολάστου  εύόαιμονέστΒρον 
ΛβΟΛ  ^  τίν  τον  κοσμίου;  naiihü  τί  οε  ταχηα  λ^^ων  avy^^u^tjotu  i0f 

KAA,  Oi  ηΜ9ΐς^  ύ  3ύκρβης,  τω  μ^  γΑρ  πληρίοσαμέτία 
ixeivu)  otWr  etmv  ήόορή  ουδεμία,  αλλά  τοντ'  eauv^  ο  ννν  όη  ^γώ 
ελεγον,  το  (οσηερ  λί&ον  ζην,  in&idav  πλήρωση,  μήτε  χαίροντα  εη  μήτε 
λυηΛνμβν^,  αλλ'  hf  wovt^  iau  τό  ζψτ^  ip  τύ  ώς  πλΰαιοτ 

älvui  χσι  μεγάΧ'  δηα  τά  τρήματα  dvm  ταϋς  έηροαίς; 
ΚΑΑ,  ΐΙάνυ  μεν  ovr. 

2ίΩ,  Χαραδρών  um  αν  συ  ßiov  λέ/Βς,  αλλ*  ου  Μΐφβν, 

Von  nnn  m  btymrt  dir  dialeeliMiie  Biweis,  wMirend  hier 

nur  iniraer  von  eiatB  TfU^r,  einem  Ueberreden  durch  Dichter- 
cttate,  Aussprüche  weiser  Männer,  Gleicbnisse  uud  Fabehi  die  Rede 
war.  Und  zwar  eiad  vier  GUate  sa  untersebeideo :  das  erste  aus 
dn  Emripidai,  dae  swaite  toi  einm  niobi  gwauten  Weiaon  (für 
βρφδτ  τις)  lurrfilirend,  daa  driiU  »id  Ttarta  endlich  ans  einer  8i- 
ciliecben  oder  Italiotischen  QoeDe  and  zwar  ans  ein  nnd  derselben 
Quelle  {εΜνα  λέγω  ix  τον  αντον  γνμνααΐον  Trj  νυν)  entstararaend. 

1 .  lieber  das  Citat  aus  dem  Euripides  ^babe  ich  nichts  zu 
den  Benerknaigen  der  EiUirer  biaananf&gen.  Er  ttanmt  wabr- 
adMBliob  ans  den  Polyidna  nnd  iat  aik  einer  eebr  Abnlioben  Stelle 
des  Phrixus  (Stob.  Floril.  120,  18)  nicht  zu  verweebeeln.  Vergl. 
Wagner  poet.  tragic.  graec.  fragmenta  IT,  p.  328  (Fr.  634)  und 
p.  422  (Fr.  821);  Nauck,  tragieonun  graec  iragm.  ρ·  441  (Fr. 
«$9)  und  p.  4M  (Fr.  8M>). 

a.  Sdbwieriger  itl  die  Frage,  anf  wen  dae  Wortepid  ύΟμα 
σήμα  nnd  die  Aeneserung  über  den  Seelentheil)  welcher  Sita  der 
Begierden  ist,  zurückgebe.  Zwar  ein  Philosoph  muss  es  sein.  Denn 
der  Anedruck  τίς  των  σοφών  gcjgenüber  den  vorangehenden  Wor- 
ten etnee  Diobtera  and  dem  naebfolgenden  ης  μν&οΙ»^ώι/  ηομψ6ς 


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596 


Heraklit  und  SopUroa 


άνήρ  ^  fordert  dazu  auf,  hier  οοψός  in  einem  stricteren  Sinne  zu 
nehmen.  Ahet  weleher  Philosoph  ist  gemeint?  Oder  soll  man  lie- 
ber sageDi  welolie  PlükMoiihen?  Dem  einige  Aveleger  oehanei 
Biekt  Abel  Lost  sa  haben,  die  einselneB  Sitteke  sm  trennen  nnd 
die  eine  diesem,  das  andre  jenem  Philosophen  zuzuweisen.  So 
Stallbaum,  der  zu  der  ersten  Sentenz :  ιος  vvy  ήμεΐς  τέ^ι  ημίν  Be- 
richte über  Heraklit  herbeizieht,  bei  το  μ^ν  οώμά  tonv  ήμϊν  αήμα 
an  die  Orphiker  and  den  Fythagoreer  Philolaoe  denkt,  die  ielgenden 
Worte  ngfc  Si  ψυχίΐς  τοΰνο  äm  Μάτω  aber  dem  Plato  eelbet  «me- 
tranen  eeheint,  obgleich  das  Sb  eng  an  dae  rorbergehende  μΒτ  an« 
schliesst  und  die  Ausdrücke  μεαιηίπτιιΐ'  uno  xtino  yowie  da^^  even- 
tuell zu  reoipirende  άμ$ίβ60ηΗα  deutlich  genug  die  Terminologie 
einee  andem  PhikMophen  verrathen.  Aber  es  wird  wohl  aaeh 
•cbwei'Ueh  mehr  alt  die  Verlegenheit  nm  eine  einheitliebe  Erkliraqg 
eein,  welehe  dieee  Zeretfickriuug  anräth.  Plato  selbst  hat  dnreh 
die  Einzahl  ηχονοά  rov  und  durch  die  verbindenden  Partikeln  xoi, 
μεν,  άέ  möglichst  deutlioh  vor  einer  solchen  gewarnt.  Man  kann 
also  von  dem  Sata  anagdieai  daea  deijenige  Philosoph,  welehen 
eine  der  drei  Sentensen  naohanweieen  ist»  aneh  im  Besita  der  andem 
beiden  bleiben  mnsv.  Da  nun  über  die  zweite  —  αβμα  σημα  — 
die  Berichte  auseinander  gehen,  so  wird  man  sich  am  besten  zu- 
erst über  die  erste  und  drittel  einigen.  In  Bezug  auf  diese  scheint 
es  mir  aber  gana  Idar,  dass  Beraklit  der  reohlmftssige  Herr  id.  \ 
Dean  die  Fragmente  Heraküts,  um  yon  Zengnisseo  gana  abans^cn, 
«.  B.  das  bei  Hippolytus  refot  baer.  IX,  1 0  p.  446. 19  *:A^dl  ^elr*> 
γυνμΰος  w  ά&άνατον  blidi  ύνητον  xai  το  Οι^μον  uthituTov  A«  ηΰ»· 
joiovtwy  λόγωρ'*^Οάνατοι^^νητοί,  χ^νηται  u^aratoi'  ζώντες 

bei  Olemens  AL,  Strom.  ΙΠ,  8  p»  620  Potler*:  xi  4i$  f^j^  mi 
Όρώτλβπος  Mmxo¥^  χην  yimv  MiM  [die  nun  folgenden  Worte 

ΙΙν^ίΐγόοας  di  xai  halte  ich  für  ein  (ilossem]  m)  iv  Γοργία  2<iJXprf- 
XbL  «μφβρώ(,  i¥  οίς  ψψΛ '  ^άναχός  iaxip^  όχόσα  ifsg^tivis^ 


'  Böckh's  Auslegung  (Philolaoe  S.  183)  als  sei  der  χομψος  η^-ηρ 
die  oigontliche  Quelle,  jener  αοψών  τις  aber  nur  der  Herichteretatter 
über  dieselbe  an  Sokrates,  ist  sehr  küustlich  und  damit,  dass  die  Aue- 
flprüohe  des  σοφών  τις  alle  aufgezählt  werden,  ehe  mit  einem  xn\  roito 
ä^Mx  SU  denen  des  χομφός  άνηρ  weitergegangen  wird,  nicht  zu  vereiaen. 

^  Fragm.  60  in  der  von  mir  gemachten  Sammlung:  Heraklit  von 
Ephosus  im  III.  Ii.  der  Acta  soeiet.  philo).  Lips.  ed.  F.  Ritsehl  j  vergl. 
J.  Bertiays.  Dio  Ileraklitischen  Briefe  S.  39. 

»  Fragm.  95. 


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in  PlatoniMheii  Cütoteii. 


897 


ίρίομέρ^  6»όσ»  ά§  Β{^όθ¥τ§ς^  ϋπνφς  konnten  wenigstene  leioht, 
wie  ja  aaoh  die  beglettomhii  Worte  der  refeiiraiideu  dehriftetriler 

beweisen,  so  verstanden  werden,  als  lehre  Heraklit,  dass:  vvv 
ημπς  τέίί^ναμίίν.  Und  jene  Fragmente,  worin  derselbe  behauptet, 
BMh  dem  Tode  erwarte  ans  Eolie  and  Krquiokung  (Fragm.  71 — 72) 
Hat!  der  vom  Volke  befiirohtetoii  Dekel  (Fragnu  69),  io  daee  dem 
a«eh  dioiSeelett  inetinetiv  naeh  dem  Hadee  Teriangten  (Fragm.  70), 
kdnnen  ja  auch  aus  dem  Zusammenhang  der  Gesammtanschanung 
des  Epheeiere  herausgerissen  die  Meinung  erregen,  ale  pÜichte  der- 
selbe jenen  bei,  welche  das  Leben  im  Leibe  mnr  unter  dem  Qe- 
•iehtepiiakt  des  Uebels  aatefoeeen  wineoi  wovo»  er  allerdioge  i» 
Widirlieit  so  weit  als  meglksh  entfernt  war.  Denn  im  Grande 
besagen  jene  Fragmente  doch  weiter  nichts,  als  dass  eine  Seelen- 
wanderung stattündet»  in  Folge  deren  jedes  Leben  den  Tod  eines 
Mber  Lebenden  voranseetzi,  und  dan.  ein  Wecke  el  awieehen  Tod 
med  Leben  wfkneekenewertk  iet,  woraus  also  nicht  folgt,  dass  das 
Leiben  überkanpt,  sondern  mir  dsas  ein  nie  endendes  Leben  sof 
Erden  qualvoll  wäre. 

Dies  führt  auch  sogleich  weiter  zur  Erklärung  der  letzten 
Worte:  τ^ς  de  ψ^ίΑ^  τονζο,  bß  ψ  int&vfiim  eld,  τυγχάνει  ov  οίον 
9^dß%adm  mi  μΜΰοώοΗν  &w  »im,  Ueraklit  lehrte,  dass  Alles 
eine  iiysich  smrftekkebrende  Hacmonie  bilde,  eine  Einheit  in  der 
Vielheit  der  Theile  oder  Momente.  Indem  er  nun  den  Makrokos- 
moe und  üdikrokosmos  verglich,  entdeckte  er  zunächst  an  der  Seele 
einen  doppelten  Wechsel.  Einmal  findet  die  schon  erwähnte  Seelen* 
Wanderung  statt,  ein  Wechsel  zwischen  dem  Leben  hier  oben  und  dem 
Todesznstande  drnnten.  Ein  Torgang,  den  er  unter  anderm  so  beschreibt 
(Fragni.  59,  bei  Plutarch  consol.  ad  Apoll,  c.  10) :  Tude  μετά  πεσόντα 
tTislva  ton  m'oikh'a  nakiv  μεταπεοάντα  mviu^  oder  so  (Fragm. 
72  S.  192,  bei  Plotin,  Enn.  IV,  8  vol.  I  p.  60  Kirchh.):  ο  μεν 
γάρ  ^ΗροΗΐβαος^άμοίβάς  ts  άναγκαίας  τι&4μενϋς  in  τών  ivavtUüv 
hS6v  TS  ävw  xai  «άτω  ΒΪτκών  καΐ'  μβηψάΧΙον  dvanavetm,  vergl. 
Aeneas  Ga/.  ρ.  5  Boisson. :  ^Ηράκλειτος  όιαόοχήν  άΐ'αγχαίαν  η &εμενος 
αν  ω  Hai  κάτω  της  ψν/ής  την  ηορΰαν  sifTj  γίνεο&αι.  Schon  hier- 
durch sind  also  die  Platoniscbeo  Ausdrücke  μεταηίπτειν  ανω  jcans 
and  i^LsißBodm  belegt.  Aber  die  Seele  und  die  gdtUichen  Qeetim> 
Wesen  sind  sugleich  noeb  einem  anderen  Process  unterworfen,  wel« 
eher,  wie  es  scheint,  ebenso  beschrieben  wurde.  Wie  nämlich  im 
Grossen  das  Universum  wechselt  zwischen  dem  reinen  l·'euerzu- 
stand  und  einer  geordneten  Welt  —  nv(jh^  άμοιβ  ή  τα  ηάντα 
(Laertins  Diogenes  IX,  8),  ηνράς   άνταμείβ^α^αι  Tmvm 


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(FVagm.  57)'  — ,  so  daee  swei  UebergäDge  entstelM:  dfe  6όος 
äriu  hinauf  in  den  1' eiierzustand  und  die  οόος  χάιω  herab  in  die 
jetzige  Welt,  so  statuirte  Ueraklit  auch  an  der  Sonne  und  den 
irdiiohen  G«itoböpfen  einen  foriwibreiiden  Wechsel  (μΛχαβολη  »wf^ 
dioenal  Pktareh  BiMfk.  α  18)  mHsoImii  Ftaw,  hvSt  «od  WaMr, 
wrioher  im  Origiiua  gewfai  iUidi  wie  der  Ptooem  dae  Dmver- 
miroe  beschrieben  war,  obgleich  allerdings  in  dm  Torbsndenen  Frmg- 
inenten  und  Zeugnissen  die  Ausdrücke  aito  χάπι>,  auBlßio&ai  nicht, 
wie  mau  gewöhnlich  meint,  in  diesem  Sinne  mes  '  KreieUufe  der 
fileoMBie'  vQrkoaaien  ^^.  loMnerbio:  dMi  im  «to  gsns  epectfiedi 
HemirKliiKilwii  Geptie«  hAm,  wM  a«h  μ  Nl«nuuid,  wtAthat  Bb* 
EftUift  keimt,  leognen.  Nur  Bint  iit  Doeh  aeflkllig.  Meo  begivift 
nftmlieb  leicht,  wie  von  der  ganzen  Seele  im  Sinne  Heraklits  ge- 
tagt werden  konnte,  dass  sie  άμίίβετια  xui  μεταηϊηηι  aif  κάτω 
tei  et  im  Sinn  der  Seelenwanderung  sei  es  in  dem  des  Stoftwech- 
teb,  aber  wie  toU  diet  betoiidMrt  lür  den  Site  der  Begierde  gelten, 
ttjli  ψνχ^  τ9ϋτο^  iv  ψ  hu&^äm  dah^  ßt  eind  hier  mebrere  Er» 
klirungen  mdgliob.  Einmal  liene  tieb  an  den  Leib  ide  dat  denken, 
worin  die  Begierden  ihren  Grund  haben.  Dies  empfiehlt  sich,  weil 
Sokrates  unmittelbar  vorher  das  σώμα  αήμα  erwähnt  und  weil  ee 
ja  bekannt  ist,  dass  Plato  gewöhnlich  ein  ύόος  di^vumy  und  ^ι^ψ 
der  Seele  nnteniDheidti  und  dae  lelttere,  worin  die  B^gierdea 
tind|  nur  ao  lauf»  die  Saale  in  eteas  Leibe  iatf  vorbandea  aein 
liaat*.  Der  Leib  ab  daa  Vebikel  der  Bede  wild  aber  im  Tmmeoa 

*  Yergl.  Lucian  vit.  auot.  o.  14:  av»  Ματ»  πίρ·χο0ίΌθΡτα  xtd 
ημαβόμΐΡΛ  att  Lehre  det  tnm  Verkauf  ausgebotenen  Hertklit,  und 
Hippeeratet  De  diaeU  p.  688,  16  (Tergl.  'HeraUit'  8.  11$):  χαρίΐ 
mhv«  mA  ^iftt  utA  iv&fnimnt  Sivm  ηηϊ  »er«  άμ^βόμ^ρα. 

*  YargL  *HeraUH*  8.  158  £ N«r  daat  dame»  AI  ,  Straat.  VI,  9 
p.  746  die  Lehre  HerakUta:  ^jtje«  ^άιτατοζ  Sd^  y9»H9wt  v9m  9k 

der  Worten  eines  Orphiichen  Gedichtet:  leriy  Ζάωρ  ψυχζ,  ψνχη  «Γ  imIr- 
tHtmv  αμοιβή  vergleicht,  konnte  man  vielleicht  hierher  tiehn  und  etwa 
aoeh  die  die  Seelenwandernng  und  den  Stol^eohtel  oonfendlrende  Dar- 
siellnng  bei  Ma».  Tyr.  ditt.  XLI,  4  p.  4691iarkl.:  μααβοίην  6ρας  αωμά- 
tmv  kiA  yiviatusf  άΙΧαγην  6  im  ν  arm  na)  nutm  mnkthv'MQttxktnop, 

ζωηi^.  ηύρ  ιόν  yiji  ^«ffttrer  άηρ  Cj  τον  ηυρος  ^«Haov^  νάβορ  Cj 
XDV  αέρος  9mmtWy  γη  rotr  ^^ατος, 

*  Tim.  69  C:  ol  μιμούμενοι  παραλαβόνης  ηρχην  ψνχής  ά^να- 
TOf,  wo  μηα  τοντο  9-νψον  σώμα  αντ^  τΐίριίτόρνίνσαν  οχημά  κ  τιαν  το 
ϋ&μα  Ιδοααν  αλλο  τε  είόης  Ιν  ανιψ  ιρνχης  ηροςφχο^όμονν  ίο  ί^νητον, 
Sttva  χαϊ  ayayxaia  iy  έανιφ  παί^ηματα  ίχον,  ηρώϊον  μίν  ηόονην  Xfl, 


ι 


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in  PMniifdMD  OMm. 


000 


pau  HertHittooli  *  0b  kl  fertnirftlmider  Umwaiidltti«  bagiffi»  d»r- 
Ifwtellt  nnd  Philebas  p.  43  wird  die  auf  der  Lehre  des  Protagoi  a» 
und  also  des  Heraklit  beruhende  Ansicht  der  Cyrenaiker  mit  den 
Worten  besprochen:  ai  με  ταβολαί  ϋάτω  τε  xai  äv(o  γιγνόμιηυΛ 
hhιaς  ή  mi  4^οΐβάς  άηβργάζ^νΜ^  HMhdeDi  ausdrtteklioh  verber  wai 
Leib  (μι)  imwßiitov  wÜ  ούμύηος  .  ·  ·  ·  efe  ή^η^η  γίγηπι^  αν) 
Λ»  Herakfitis^  8tls  dd  AnrfVDi  äm  η  ntd  näm  φ»  angewendet 
war.  Das  würde  also  ganz  mit  unserer  Stelle  stimmen,  in  welcher 
doch  von  einem  Leben  abgeratheu  werden  soll,  welches  sein  Ziel 
in  der  PAego  des  bcgehrUebea  Seekstheik  hat,  dee  Tbeik,  der  nur 
te  0mig  weefaeelBdett  Leibe  Mine  Beiie  bei  —  fibeBsognt  UmI 
•Ml  eber  «aoh  en  des  speeielle  Organ  der  Begierdee,  nimliob  den 
Bauch,  denken.  Denn  dieser  wird  im  Tim.  p.  69  D  sq.  als  der 
Sitz  des  niedersten  Seelen theils  erklärt .luid  auf  ihn  gehen  die  Be* 
tchreibiiogea  p.  43,  dass  dareb  die  m-  nnd  wegflatbende  Nabmng 
üe^Seele  gans  in  UnordMuig  geratbe,  der  vernünftige  Tbeii  mmm 
Fbnetiea  geeetai  werde  nnd  das  Geaehöpf  naeb  aUeo  drei  DnneB« 
sionen  hemmgeworfen  werde.  Man  würde  es  nicht  unplatonisch 
nennen  können,  wenn  gerade  der  Bauch,  die  'Krippe*,  die  Quelle 
der  Kahmng,  der  Anegang  des  StofPweeheels  als  das  hingestelU 
Wirde,  was  wegen  seiner  Ünbestindigkeit  am  wengsten  einen  Kaltas 
verdieat  Dase  diese  Sleilnng  des  Banebes  aber  aneb  heraktitiseh 
sei,  glaube  ich  Heraklit  S.  107  sq.  wahrscheinlich  gemacht  zu.  ha- 
ben. —  Endlich  wer  wegen  des  Genitivs  της  ψνχής  τοντο  den 
Leib  niebt  ohne  Weiteres  herbeiziehen  will,  kann  auch  sofort  au 
das  sUbc  dm^hyeptxdv  der  8ede  denken  Κ  Denn  die  Begierde  bat 
die  ffiovTj  mm  Oorrebt.  Diese  aber  bestand  naeb  Heraklit  gerade 
in  dem  Uebergange  von  einem  Zuätande  in  den  andern,  also  in  einem 
άμΒίβ€θ&αι,  μιταπίπτΗν^  vergl.  Fragm.  84 :  '  Krankheit  pflegt  erst 
dto  Qesuadbeit  anr  Lnst  (i^dv)  zn  machen»  so  aneb  der  Hunger  die 
Slltigittig,  die  Brmttdnng  die  Babe*.  Also  —  könnte  Sokiates  tnr 
deuten  wenn  der  Bpbesieebe  Weise  Bedbt  bat,  dass  der  Seelen* 
theil,  in  welchem  die  Begierden  wohnen,  fortwährend  mit  seinem 


Her  der  Phädms  kennt  einen  begierigen  Seelentheil  auch  schon  vor 
dem  Leben  im  Leibe  Aber  wenn  dieser  IMog  niekl  sehr  früh  ge> 
•ehrieben  IM,  so  dass  Plate  in  diesem  Stfleke  spAter  eben  «eine  Meinung 
Inderte,  so  entsehaldlgt  die  Flwihelt  und  die  Anlage  des  liyihns,  wel- 
cber  die  Aenssemng  entbilt»  binreiehend  dieee  Abweiebong. 

>  VergL  *  HeraklH*  8.  118. 

>  80  Heindorf  s.  d.  8t. 


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600 


Heraklit  und  Sophroa 


Objecte  sich  ändert,  wer  wird  gerade  dieten  Tbeii  mehr  ehren  ah 
^  beetiiidige  Verarnnft? 

Soniü  wftrde  der  ente  und  dciita  Aii«|iniah  dee  sveiteo 
OHetB  gut  auf  HerakUt  peesen.  Neeb  der  Mi%eetellten  Regel  wUeeU 

ihm  dann  aber  auch  das  Wortspiel  οώμα — σήμα  gehureo,  welcbee 
bisher  mit  groMor  Sicherheit  dem  orphiech-pythagoreischen  Kreise 
nifleiflhrinhnn  worden  ist.  So  schon  im  Alterthnme  ClemeD»  AL« 
8ftraB.  III  p.  518  Pott  äSßO¥  de  icai  ffg  ΦΟολάον  Χ^ίβως  μνημΒ- 
V9^kHm,  λέγει  γαρ  6  Πνθαγόρειος  fSfc*  '  μφίρτυρίονη»  di  «td  ei  nah 
Xtuoi  &εολ6γ(η  u  xcu  μάντεις  <ος  όιά  ηιας  ημωριας  u  ι^ηχά  τω  οώμαη 
avwtißvxKu  xai  χαί^άηερ  iv  οάμαη  τονηο  τέ&απται,'  Freilich  schon 
Heindorf  (zu  Oorg.  S.  157)  meinte  su  dieeem  Gitftte  dee  iurcben- 
Ttten,  weU}ber  sonst  nie  den  Fbilobu»  erwiluit:  qiwe  Urnen  qm 
potet  ab  maü^M  ülo  PbiloUo  profeeli»?  Uad  in  der  Tbat  klingen 
doch  Berufungen  aufhalte  Theologen  uud  Seher'  eher  neapytha- 
goreisch  als  der  Schreibweise  eines  Pytbagoreers  aus  der  2.  Hälfte 
dee  6.  Jabrbonderts  angemessen.  Denn  wenn  Böckh  (Pbiioh  3. 191) 
dagegen  bemerkt»  Philolaoe  sei  obnebin  eo  alt  niebt,  eo  ktaite 
man  diee  wobl  gelten  laeseo,  wenn  bier  τοη  einer  lÜlleehweigeBden 
Benutzung  eines  alten  Seherspruches  die  Rede  wäre;  aber  eine  eo 
breitmoderne  Citationsweise  — ?  Um  diese  verdächtig  zu  finden, 
braucht  man  wirklich  noch  keine  Hyperkrilik  m  fiben !  Gleichwohl 
bat  die  Awtoritftt  fidekb'e,  websber  bier  sogar  aehon  die  thrakieeh» 
orphisoben  Znsammenbinge  E.  Oerbard*s*  antieipirt,  die  nnmsee» 
gebliche  Auiuhrung  des  Clemens  bisher  über  Wasser  gehalten,  und 
da  sogar  Lobeck,  der  Keiiner  and  Spötter  im  Adyton  der  griechi- 
sehen  Mystik  und  der  sonst  niokt  ?iel  von  tbrakisehen  Altertbft- 
SMm  bftlt^  das  Diotmn  αφα  ofpia  den  P^begorsem  mit Bemtag 
auf  Clemens  «wpraeb  ^  so  verstmnmte  mit  der  Zeit  jeder  2^weiM  tm 
"  der  Richtigkeit  dieser  Ansicht.  In  der  That  wäre  auch  uiclit«  dagegen 
zu  sagen  trotz  der  problematischen  Hülfe  des  ClemeoSi  wenn  es  Böckk 
gelungen  wire»  Plate  sieb  selbst  in  de«  ?on  ibm  gewollten  Sinns 
erkliren  m  lassen.  Er  and  tnok  Lobssk  (L  e.)  leeurriren  nimliek 

>  Vergl.  Theodoret  Gr.  affoct  cur.  V  p.  544,  welcher  Clemens 
immer  abschreibt  —  Abgeschrieben  hat  auch  Mullach  Fragni  phil.  II 
p.  7  das  falsche  Citat  Böckhs:  "Strom.  III  S.  433  (sUtt  186)  A.  Sylh.' 

*  Philol.  S.  181,  vgl.  Gerhard,  Ueber  Orpheus  und  die  Orphiker 
S.  10  sq. 

*  Vergl.  Aglaopb.  p.  801. 

*  Ib.  p.  796. 


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in  FktoniMli«!  Cttaten.  601 


fir  im  ErkUmng,  dsM  hier  an  Orpklkir  und  Vjillmgcmor  m 

denken  sei,  anf  die  Stelle  Krat.  p.  400  D,  welche  so  Isatet: 

EPM..  '^λλά  όή  το  μετη  τονΊο  Tiwgtfihutr  t^/^n ;  Σίέ.  Τοαώ^ια 
Uynq;  EFM,  Nm,  2Ω.  ίίολλαχη  μοι  όοχεΐ  τοϋτό  γε'  άν  μεν  xai 

ηάτυ,ηαΐ  γaρύήμάuι^iςφaσt¥aMdm^της 
ύς  τί^αμμίρης  ίν  ηο  v0p παράηι '  μλΙ  dtAn  οΛ τούτω  σημαίνΛ 
σημαι^η  ή  Φι/ ή,  χαΐ  τηίτη  σήμα  6ρ&ως  ftäkstödtu.  Soito9ot 
μ  t  ντο  ι  ΐίοι  μάλιστα  ^έοΰαι  οι  άμ(μ  Χ)ρ(/Ηΐ  τοντο  το  ονομη,  (ος 
dimp^  όίόούσης  της  φνχής,  ών  όή  εηαα  diöwot '  ιοντον  όέ  τκρίβοΧον 
fim  amirjuu,  άίσμωνιιρίου  ώώνα '  droM  oip  τής  ψνχής  vnim, 
Anuf  mim  ΙιημάζηΐΛ^  oy  Mmj  "dt  6φΜμ$να,  σαίμα^  md 
Mh  ηαράγβιρ  Mi  γράμμα.  Hier  fodet  itod  Wkkh  (8. 180), 
das8  Plato  die  Lehre,  *das8  die  Seele  zur  Strafe  in  dem  Körper 
gefesselt  sei,  den  Orphikern  zuschreibe,  und  zwar  mit  der  bestimm- 
tan  fiigMitliOniliehlMii»  dam  diese  den  Leib  das  Grab  der  Seele 
aiMitMi*.  Eb  soll  also  an  dieser  gamen  SleOe  mir  τοη  eine» 
Aaiiebt  «id  ivar  der  der  OrphÜDsr  die  Rede  s«n.  Aber  ist  eine 
solche  Interpretation  möglich?  Sokrates  kündigt  an,  dass  von  σώμα 
viele  Etymologien  denkbar  seien.  Und  er  unterscheidet  deutlich 
in,  die  er  τοη  Andern  beibringen  ktene,  nämlioh  swei,  wekho 
von  d«  *  gelangen  Uvindemng*  τοη  αωμα  in  σήμα  an^gingeo,  in- 
dem so  σημα  tlMÜs  das  Orsl)  der  Seele  thells  das  MiHel  ihrer 
Verständigung  mit  der  Aussen  weit  (OT^/zarniv)  bedeuten  könne;  und 
eine,  welche  αώμα  ^on  σώζειν  ableite  und  also  daraus  einen  Schutz- 
behälter der  Seele  maohe.  Diese  letatere  stellt  er  durch  ein  μίη» 
•Is  die  Termnihlieh  mhtigere  ^  ErUftrang  den  beiden  ersten  Gr- 
Ulmngen  gegenftber,  und  nur  diese  letetere  sehreiht  er  den  Of^ 
pbikeru  zu,  die  demnach  unmöglich  identisch  Bein  können  mit  jenen 
^^k,  den  Vertretern  des  σώμα-σήμα.  Wäre  es  ja  doch  auch  schwer 
denkbar»  dass  in  einem  Orphisehen  Gedichte  drei  £rklArmigen  dea* 
Mlbsn  Wertes  gehinft  waren,  ehrend  es  sehr  leieht  geschehen 
honnte,  dass  einmal  eineBtymologie  eines  bedentsamen  Wortes  ge- 
wagt wurde '^.  Auch  stimmt  diese  Auffassung  des  Leibes  als  eines 

*  In  der  That  stellte  ja  auch  die  neuere  Etymologie  auog,  αως^ 
9νζω,  σώμα  zusammen,  vergl,  Curtius,  Gruiulz.  I,  347  N.  570  der  1.  Aufl., 
ier  jetzt  allerdings  Delbrücks  (Zeitschr.  f.  vorgl.  Sprachf.  XVll,  238) 
Zusammenstellung  von  σώμα  mit  alte,  hämo  beipflichtet.  Wenn  dom- 
nach  die  Pythagoreer  den  Leib  gern  σηηνος  nannten»  so  würde  diese 
Beieichnong  sogar  etymologisch  mit  σώμα  identisch  sein* 

^  Eine  Sammlung  von  £tymologien  bei  alten  Dichtern  gibt  Ijerschi 
l>ie  Spracbphiloiophie  der  Alten  I,  11  sq.;  vergL  'HerakUt*  8·  ddL 


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β02 


Heraklit  uud  Sophron 


BobütxeDden  Behälters  bis  auf  die  Zeit,  wo  die  Seele  ihre  Straüe 
vom  Todtenrichter  erhält,  damit  daas  das  Bild  eines  GefaogmtMt 
{άβαμω^ήρα^ρ)  sowohl  lüer  als  aaoh  Phaedo  p.  61 :  c  μί»  h  αη«ρ- 
ρψο^ς  ^γόμβιης  λόγος,  ώς  w  ηη  φρονρα^  ioftew  β»  A^^pttim»  ml 
üv  Μ  όή  eavtitp  ix  ταύτης  λνειν  otcT  ano^tSQaOXBtp,  μίγας  td  τις 
μυι  (f4iirenti  όιΊ0Βΐν  zur  Erkliiruug  auftritt.  Nur  muas  man  das  Ge- 
ftngniiw  hier  nicht  als  Strafanatalt  ^  uach  erfolgter  ätralMDteuz, 
•ondern  entweder  ala  UntenoAiiiigalMll  oder  hnrnw  ab  HaH^ 
lokal  naoh  dam  Biehftmpmak  Ue  «nr  otMgtQd«!  Strato  ümmh, 
wie  Ja  Sokratos  danala  aelbtt  ia  einer  toleheB  Hall  aais,  am  der 
ihn  Krito  *  lösen  *  wollte.    Es  ist  demnach,  nach  Plate  wenigstens, 
schief,  den  Gedanken  der  Orphiker  und  Pythagorer  so  darzustell«  n, 
als  befänden  wir  uns  hier  im  Leibe  wie  in  einem  Kerker  zur  Strafe 
fttr  eineo  präoibtenten  SttndaaftUi;  aendem  die  etrafe  erfolgl  enfc 
naeli  dem  Tode  alia  in  der  Zwiaehemeh  mriaehen  avei  MiadM 
Lebeoeliiifen,  wie  diee  ja  aadi  die  gi-eiaep  M3rtlMn  im  PbaedMii 
im  Staate  und,  was  hier  besonders  in  Betracht  kommt,  am  Schhaaie 
des  Gorgias  selbst  deutlich  beweisen.  Was  freilich  dem  Gedanken, 
dass  dieser  Leib  die  Seele  in  Haft  halte  für  den  Tag  des  Gerichtes 
and  daet  deelialb  eia  eigenmiehtigee  ΒβΜηή  daeaaa  d.  i.  der 
Selbelmord  aieht  geetatlei  eei^  ftr  eine  Bieoa  beiweioMa  eoD,  kl 
eoliwer  ea  sagen ;  denn  der  der  Haft  EntiaoilBnde  entfiaiit  Ja  dodb 
der  Strafe,  sollen  also  auch  die  Selbstmörder  der  Strafe  entlaufen? 
Das  wäre  doch  ein  eeltsamer  Grund,  um  den  Selbstmord  zu  ver- 
bieten! Aber  man  bnuudit  sich,  scheint  ei,  bier  nicht  mit  Auf- 
foobong  von  QrOnden  aa  qnüen,  denn:  ααφές  ntfi  mMm  oMn«$ 
m&iwu         άχψοα  geefteht  ja  Bekralia  aelbet  hMai  naehdiüc^ 
liob  (Pbaedo  p.  61  £).    Genug,  daes  eben  in  einem  Orphiseben 
Gedichte,  etwa  den  κρατήρας     einmal  der  nicht  unpoetischo  Gedanke 
vorkam,  dass  wir  hier  im  Leibe  wie  in  einer  Haft  der  Vergeltang 
im  Hades  entgigenhanen  und  deehalb  aueb  der  Leib  αΰμα  hmtm^ 
weU  er  die  Seele  Ms  dahin  σωζ».   WeH  gefehlk  alao,  daas  nmmn 
Stelle  des  Cknrgiaa,  waa  daa  ίίΰμα  ο^μα  betrifil»  ana  dem  Kral|las 

*  Dass  hier  nicht  der  militärische  Posten  unter  (^ρουρή  zu  ver- 
stehen ist,  wio  Cicero  Cato  20.  73  (dagegen  richtig  Somn.  Scip.  3.  6; 
Tuscul.  I,  30,  74)  es  fasst,  scheint  schon  das  inviov  Xveiv  zw  bowoisco, 
was  doch  nicht  '  sich  selbst  ablösen*,  sondern  nur  *  sieh  aus  den  Banden 
lösen,  befreien'  heissen  kann. 

'  VergL  die  Stelle  in  den  üeraklitischcn  Briefen  (ep.  V,  26):  τάχα 
IN4  ψνχη  μκντ^ίηηι  άπόΧναιν  Ιηντη^  ηόη  aotk  i»  τού  0€ύμ^Πίρίου  tovtov. 

•  YergL  Lobeok  AgL  h  736. 


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in  PlitoniMlMB  THttiim 


106 


eine  «lihMtiMh»  Marpratatii»  im  Simie  oriphinlirpylliagoffdidbr 

Mystik  empfinge,  beetütig^  sich  vielmehr  ämm  das  gewonnene 
Kesuliat,  dass  die  Orphiker  hier  nichts  zu  schaffen  haben;  und 
weno  miMi  frägt,  wer  denn  jene  ηνίς  seien,  welche  der  Kratylus 
nennti  eo  wird  omd  nnn  vielmehr  nach  Anleitung  des  Goigiae  ante 
Worten  komun,  ee  seien  darunter  die  Herakütoer  au  ventehen. 
8okraftea  nnteriiih  sieh  hier  mit  Hermegenee,  nad  Kratyluti  der 
Herakliteer,  steht  daneben.  Das  nytg  γασιν  war  abo  wohl  von 
einem  Seitonblitk  auf  Kratylus  begleitet,  den  sich  jeder  Leser, 
welcher  die  '  Musen  *  Ileraklits  kannte,  leicht  beim  Lesen  dazu 
denken  konnte.  Für  HerakUt  aber  iind  die  beiden  DeniuQgen, 
welehe  die  Aeodening  io  offi«  ergibt,  wie  geeehaton.  Znnftohet 
Hebte  HerakUt  llberhanpt  die  Wortepiele  und  Aeeonaaien '  nnd 
dann  hatte  er  den  dritten  Theil  seiner  Schrift  (dtii  sog.  t^tuXoyixoq 
λόγος),  wie  ich  wahrscheinlich  gemacht  zu  haben  glaube,  ausdrück- 
üoh  für  Etymologien  bestimmt,  weil  er  in  den  Namen  der  Dinge 
aoeh  die  ttranftnglicfae  richtige  £rkenntniae  von  denaeiben  nieder- 
gel^  wAhnte.  Zwei  aolohe  Etymologien,  nimlicb  die  von  2Μς  ss 
ζήν  nnd  von  βίος  ss  dem  Widerepiel  von  ßtog  (Fragm.  159  nnd 
140)  besitzen  wir  noch  und  es  wäre  sonach  recht  wohl  möglich, 
dau  jener  '  theologische  Abschnitt'  auch  zwei  Deutungen  von 
οωμα  =  1f^μm  enthielt  Κ  Und  awar  laasen  aioh  för  beide  Bedeu- 
tnngen  von  ιήΙμΑ,  welche  der  Krafylna  erw&hnt,  analoge  Gedanken 
bei  HerakUt  naehwdaen.  Znent  ftr  die  anch  im  Gofgiae  ani)fe- 
.  eteUte,  wonach  σημα  das  '  Grab '  der  Seele  bedeuten  soll !  Aller» 
dings  hat  Schlei  er  mach  er  ^  Recht,  dass  Heraklit  auf  den  Leib  an 
eich  keinen  Makel  werfen  will.  Gerade  darin  besteht  ja  der  Uu- 
tmehied  awieohen  Heralüit  und  etwa  Plate,  daea  Jener  allea  ainnr* 


>  YergL  Laaealle,  Die  Philoa.  Herakleitos  des  Dankein  Π,  418: 

ξυν  PO»  —  ζ^'νφί  ηΧη^ξς  —  μη  λη90VJ  ανγη  —  ανη,  μόροι  μ(ίζον€ς — μίίζΰΡϋς 
μοίοης.  AuMerdem  ^iijvtinh ^ιαφίοοηοι  (Fr.  2),  andQcuaiv  —  nttQ»' 
μίΡοι,  όιηχΰμαι  ^tatgimp  (Fr.  8),  ποίυμα&ηίη  —  αοΜΟϊίχνίη  (Fr.  22). 

*  Wenn  Jemand  doch  Luit  h&tte,  jene  Stelle  dee  Glemena,  wo- 
nach echon  Philolaoe  alte  '  Theologen'  f&r  das  σωμη-^αμ»  angeführt 
bfttte,  all  zutreffend  gelten  zn  lassen,  so  konnte  damit  auch  der  *  theo- 
logische* Abschnitt  aus  Heraklits  Werke  gemeint  sein,  welches  Philolaoe 
auch  sonst  benutzt  zu  haben  scheint.  Der  Titel  '  &(ο3ίογιχ6ς  λογος' 
existirte  idlordiiigs  zur  Zeit  des  Philolaos  wohl  noch  nicht;  aber  der 
Inhalt,  welcher  Spätere  verleitete  diesen  Titel  zu  er  linden,  konnte  auch 
den  Pythagoreer  verleiten,  üeraklit  unter  die  9(oi6yot  zu  zählen. 

•  'Uerakieitos'  S.  473. 


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604 


Heraklii  und  Sophroa 


liob  Naittrliche  ehrt  und  ihm  seine  Berechtigung  zugesteht.  'Der 
K^ärpcr,  der  Sklave  der  Seele,  hat  Bfligerredit  neben  der  Seeb', 
lautet  ein  Spnudi  τοη  ihm  Κ   Aber  abgeoeben  von  der  belebendcB 

Seele  ist  eben  doch  der  Leib  gar  nichts  als  ein  werthloeer  Klum- 
pen, 'Die  Leichname  sollte  man  eher  wegwerfen  als  den  Mist', 
sagt  €x  ein  andermal^.  Man  kami  es  Suidas,  welcher  s.  v.  Ήρά- 
nkumg  dieee  Sentena  anffthrt,  kanm  ▼erdenken,  daie  er  darin  eio 
vecftcbtliebee  Urtheü  über  den  Leib  überhaapt  fiehi.  Und  ntnini 
man  hinzu,  dass  ja  auch  Plato  den  Ileraklit  an  unserer  Stelle  nn- 
mittelbar  vorlier  dahin  commentirt:  ώς  vvv  ημείς  τέ&ιαμεν,  so  ist 
e«  nicht  im  Geringsten  unwahrscheinlich,  dass  Heraklit  bei  seiuei* 
Nonebalance  im  Eiymologiairen  einmal  ούψα  —  4i^a  (dee  Wori- 
epiel  iei  lohwer  naohanahmen,  nooh  am  ebeeien  im  Mittelhochdeiit- 
scben  :  az^  —  waz  *)  in  diesem  Sinne  zusammenreimte.  Und  noch  Hera- 
klitischer  wäre  es,  οώμα  in  d  em  Sinne  als  σ%4α  zu  erklären:  διότι  wvm 
σημαίνει^  α  αν  σημαίνη  ή  ψν^^ή.  Denn  der  Leib  ist  das  Organ  der 
Seele  (vergl.  Soidae  1.  c. :  fiwg  w  6  ^96ς  ο^νψ  τφ  9ωμαιι  χΐρ^ο^ 
irnrnrnj);  in  dem  siebtbaren  Beginnen  desselben  verritii  sich  des 
unsichtbare  Innere  (Fragm.  99);  er  bietet  sieben  Weisen,  durch 
welche  die  Seele  etwas  wahrnimmt  (Fr.  117);  seine  Sinne  sind  die 
einzigen  treuen  Führer  zur  Erkenntnise  (Fr.  8);  wenn  der  Leib 
nieht  die  lieinong  der  Seele  offen  darlegt,  so  ist  das  ein  &icbao 
des  sittHcben  Verderbens  (Fr.  122);  mit  den  Lantaeioben  der 
Sprache,  welche  das  leibliche  Organ  hervorbringt,  wird  die  Ef^ 
kenntniss  mitgetheilt  und  das  Wesen  der  Dinge  bezeichnet  (Fr. , 
116,  vergl.  S.  330  sq.);  die  Vernunft  beschwert  es  nicht  mit  ihren 
Dienern  (wai^inug  S.  266,  d«  i.  entweder  die  Sinne  oder  die  einen 
Entsobluas  ausfftbrenden  Organe)  in  dnem  Hanse  sn  wohnen  o.  s.  v. 
—  so  lauten  die  Aussprüche  des  £pliesier8  selbst  und  die  damit 


<  YergL  *  HeraUit'  8.  256. 

*  Fragm.  61.  Ich  habe  hier  aaob  schon  den  Spruch  σώμη  οημκ 
als  Fragment  51  b  beigefügt;  allerdings  nnr  in  Klammern,  weil  ihn 
Böckh  /.n  buätininit  für  die  Pythagoreer  reclamii  t  hatte.  Nunmehr  würde 
ich  ihn  inibedenklich  für  IIci  aklitisch  hulteu  und  ihn  alsdann  lieber  im 
dritten  Theile  neben  Fr.  139  und  140  als  Fragm.  141  aufTüliren. 

'  Wie  in  der  Forts,  der  Woltchronik  von  Rudolf  von  Ems,  Reg. 
I).  21,  23:  ir  schoencr  lip,  ir  liehtez  as,  und  Frauonlob  482,  5:  wtiz  sol 
ein  iiH  geptiset  hoch,  daz  tot  ist,  eider.  VergL  MÜD.  WB.  v.  Müller 
u.  Zarnckc  s.  v. 

^  Im  Sinn  yon  '  Geruoh*  der  Fäolniss,  woher  '  verwesen»  Wssien*. 
Dse  griechische  οζίΐν  scheint  damit  verwandt 


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m  Plstoiiifolien  Citalili. 


βΟΒ 


wenn/Mm  ZengniMe.   Man  sieht  abo  loi^i,  wie  nahe  es  ihal 

lag,  einmal  den  Leib  aucb  geradesa  als  das  '  ZeicheDgebende '  der 
Seele  zu  erklären. 

3.  Bis  hierher  haben  sich  also  die  Yermathimgen,  welche 
aaf  die  Pythagoreer  lielten^  nidit  heetfttigt,  sondern  die  *Μβς 
BibSam  (Sophist,  p.  343  D)  ilher  die  Sutßlaud  die  Oberhand  gch 
Wonnen.  Es  fragt  sich  nun,  ob  nicht  wenigstens  die  beiden  fol- 
genden Anführungen  vom  durchlöcherten  Fasse,  in  welches  mit  einem 
durchlöcherten  Siebe  geeohöpft  wird,  und  von  den  beiden  Männern, 
daren  einer  aeine  Geftee  got  im  Stand  hat,  w&hrend  die  des  an* 
dm  Teniorsoht  ud  rissig  sind,  den  I^hagoreem  laanspredien 
lind.  In  der  That  scheint  hier  anf  den  ersten  Blick  gar  kein 
Zweifel  möglich,  denn  das  Ganze  klingt  beim  ersten  Hören  ganz 
«ie  orphisch-pythagoreische  Weisheit,  die  man  sich  ir  άπορρητοις 
nüöstorie;  sodaan  wird  ja  ansdr&cklich  gesagt,  'ein  Sioiliseher 
oder  itaÜadker  Mann*  hahe  sie  yotgetragen,  was  ja  anf  den  Kroto- 
nialen  (resp.  Tarentiner)  Philolaos  vorzüglich  passt  (Böokh  8.  183)  ^ ; 
endlich  rathen  auch  schon  alte  Scholien  auf  die  Pythagoreer.  In- 
dessen, um  gleich  von  diesen  anzulangen,  so  stellt  sich  schon  hier 
«ine  Differens  heraaa.  Bödch  denkt  an  PhUolaoe  ans  ünteritalieii 
und  neint,  *der  Sikeliadie  werde  ihm  nnr  daran  mgeaallt,  om 
ww  eigentlich  verstanden  sei,  wieder  in's  Dunkle  zu  ziehen'  (S.  184). 
Der  Scholiast  dagegen  scheint  das  Ίταλιχός  als  das  Beiwerk  zu  be- 
irachten.  Er  sagt  (Bekker  II  p.  352):  ^ικέλιχός  ό'  η  Ιιαλικός' 
eley  *Εμπ909χΧής,  Πυ^γόρΛος  ούτος  ι|ν,  νπήρ^  άέ  ^ίηρα' 
γη^ρος^'  ^Ακράγας  όε  ηΰίις  2αΜας.  —  SteAhv  ^  η  'baäuttw 
ψησιν,  ίτι&όή  πΙηοΙον  StxeXiug  ο  τε  Κρότων  χαΐ  τ6  Biemn^ntw,  ai 
τίόλεις  ον  οι  Πν&αγόρειοι  duigißovy  αϊ  ττ^ς  ^ΐταλίας  είσίν  und  zu  den 
Worten  ix  τον  γυμνασίου  τον  airov:  .  .  ψ  όε  itcsno  μίν  των  Πυ- 
9uyOg6Uar  ouui^.  Und  anf  seine  Seite  stellt  sieh  mit  grosser  £nt- 
sehiedenheit  Stallbanhi,  wfthrend  Ficinns^  die  Ansknnft  trifft^ 
PhilolaoB  und  fimpedokles  zusammen  zu  verstehen,  Ast  dagegen 
(Xl  p.  312)  meint,  Tlato  spasse  nur  und  habe  gar  keinen  fremden 
Autor  im  äinn,  endlioh  Ghroen  van  Prinsterer  (Prosopographla  Pia- 


>  Schon  Rooth,  Piatonis  Eothyd.  et  Oorg.  p.  460  hemerkt:  hene 
sd  haec  notavit  margo  cod.  Beg.  i*  των  nv&ayoQtiw,  was  dann  aooh 
alle  übrigen  Commentatoron  so  hilligen  scheinen. 

*  VergL  Sosemihl,  Genet  Entwiekl.d.  Ptotoa. Pfaflos.  1, 107 Asm.  17λ 

'  Ebenso  Olympiodor  z.  d.  St. 

♦  VergL  Routh  p.  461. 


I 


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βΟβ  HenUit  und  Sophron 

ionica  p.  39)  die  Worte  ϊαως  Σικελός  τις  η  Urahxog  ganz  aus  dem 
T«Kte  staraiolieii  »dehte.  Die  drei  leteien  Voraeliiaga  ühocgein  iek 
Wae  aber  den  EmpedoUee  anbetriflfi,  so  scfaeiiit  dieaer  m  d«r  Thal 
rw  Piulolaoe  wenigatena  etwaa  tofmib  an  babeo.  Demi  dea  *  Zu- 
gesellte* ptlegt  doch  sonst  an  zweiter  Stelle  zu  stehen.  Es  wird 
also  daa  voraostehende  Σιχελός  τις  den  grösseren  Nachdruck  ver- 
langen,  beeondera  da  ΊτάΙηιός  auch  der  aligemeinere  Begriff  ui, 
alao  nidit  in  der  Weiaa  erUinnd  fainantraken  kann  wie  der  Naaa 
einer  Provina  an  dem  des  Belobea.  Femer  hStto  ea  einen  Sinn, 
den  Sicilier  Empedokles  einen  Italiker  zu  benennen,  insofern  damit 
angedeutet  sein  könnte,  dass  er  eich  zur  '  italischen '  Philosophie 
nAmlich  der  pythagoreischen  bekenne^;  aber  inwiefern  könnte aiek 
Philolaoa  in  einer  *eikeliechen*  Sehnle  redinen?  Endlieii  wiU  wem 
Tenor  der  flbrigen  Pbilolaisoben  Fragmente,  weleke  bis  auf  wenige 
mythologische  Benennungen  für  astronomische  und  mathematische 
Begriffe  sehr  ruhig  ohne  Metaphern  und  Bilder  dahinlanfen,  das 
μυΘυλογβίν  offenbar  weniger  paasen  als  an  der  prächtigen,  'boae* 
rfaoben'  *  Vortragaweiae  dea  EmpedoUee,  anf  deaaan  Qadicfata  aaeb 
daa  Beiwort  χομψος  άνηρ  immerbin  noeb  beaaer  ala  anf  die  aebüehls 
Prosa  des  Philolaos  eine  Anwendung  finden  könnte.  Kur/  ein  Si- 
cilier, welcher  zugleich  Einflüsse  vom  Italischen  Kontinent  erfahr, 
würde  hier  wiriLÜch  am  besten  entsprachen  nnd  £mpedoklee  wfirde 
aeaaoh  die  meiste  Berflckaiehügnng  mdieaen,  wenn  eben  kein  An- 
derer rieb  findet,  anf  weleben  die  gegebene  Beaebreibnng  noel 
besser  passt.  Denn  allerdings  das  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  auch 
für  Empedokles  Manches  unbequem  ist.  Sieht  man  nämlich  ge- 
nauer die  Stelle  an  und  beachtet  man  die  Art,  wie  Sokratea  vea 


*  Stallbanm  i.  d.  St  —  Der  Einwand  Snaemibl'ig  L  e.  8.  lOli 
*  wo  findet  sich  denn  überhaupt  beim  Piaton  der  Begriff  einer  italisobea 
Philosopbenschule?'  ist  wohl  kaum  durehsoUagend.  Denn  so  gni  Plate 
bei  gegebener  Gelegenheit  von  *Iadisehen  und  Sikelisehen  Muten* 

spricht,  konnte  er  auch  einmal  die  ihm  ja  doch  bekannten  Pythagoreer 
als  Italiker  beeeichnen.  Eine  stehende  Schalsprache  bei  Plato  dürfte 
wohl  noch  nach  keiner  Seite  hin  nachzuweisen  sein.  —  Was  freilich 
Stallbanm  hinzufügt,  dass  hier  auch  eine  Spitze  auf  Gorgias,  den  Schü- 
ler des  Empedokles,  verborgen  sei,  sobeint  eine  ontbehrliobe  und  etwas 
frostige  Muthmassung. 

'  Arist.  poet.  1  p.  1447  b  18.  Auch  in  dem  Dialoge  τιιρί  τκΜψ 
tmv  war  Empedokles  als  Όμηρίχος  χαϊ  duvog  π%ρΙ  την  φράαιρ  .  .  /ufra- 
ψορ*χός  7*  ων  χαϊ  τοις  αΧΙοις  τοις  π§ρϊ  ποιψαηΐ¥  ίηηίύγμαβί  χρωμίνος 
(Laert  Diog.  YUI,  67)  obarakterisirt. 


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Ui  Flatoiiisohen  Citaiem. 


Wi 


den  erzählten  Gleichnissen  spricht,  so  verliert  sich  der  raj'stische 
ΕγώβΧ  and  Tiefsinn  immer  mehr,  ohne  den  pythagoreische  Mythen 
an  emnal  untekbur  md  und  die  der  pooipbalie  £mpedoklee 
§mnm  mCgücliat  war  Sohaa  iftitmgtm  liitte.  MvMMfSv  νς  hdiit 
frflüeh  4er  Unbekaiuito^  eber  Wm  μνΜυογέίν  kann  ei  eaeb  eelur 
tpeeehaft  and  schalkhaft  zugehen  ^  und  Plato  gebraucht  es  nicht 
bkMi  von  Mythen  mit  ernstem  fast  philosophischem  Gehftite,  eonr 
dm  mxh  ipon  jedem  beliebigen  'Fabnltren'  der  Dichter:  eo  Rep. 
n,  86»Dbeim  Mindien  vom  Ru^^  des  Ρ·  376D:  ibM^ 

Ir  μν^ω  jictiMleyevnd;  w  mi  OffpL^v  äyowwtg  p.  B79  Α :  d(B»  /κνβΐΗ 
Aoytiy  τυίς  noirjrdcy  p.  392  Α :  ποίηταΙ  x«i  λογοηοιοί  κ«χ(ος  λέ^'ονΛ 
.^·.  nx  cT  ivuiiiu  wtixov  τζροιταξβίρ  ^du¥  η  wi  μυ^Ιογεϊν,  vergl. 
Hipp.  nwL  28β  Α 

ii  ^dfag  fivdnXoffm.  Dies  aber  gerade  hier  Jener  μνΜΛγϋ»  kein 
bmondere  emeter  Diebter  edn  aoll,  eebeinen  mir  tbeOt  die  eebenh 

haften  Worte  zu  beweisen,  womit  Sokrates  das  erste  Gleichniss 
begleitet  p.  493  C :  ταντ  ^πιοχως  μέν  ionv  νπο  u  äiona  und  ονά* 
ikk»  inXXä  nHovm  μν^^λβ^ώ^  9Mß  η  μδΰιλορ  μηιΦήοϋς^  theili 
4m  Beiwert  «ομιβΛς  dbijp,  wckbee  dem  Snljeek  μνθυΐογύι^  beige- 
giben  fat.  Heindorf'  let  allerdings  dem  SeboUon:  o^  tdr  10$»· 
*6¥y  αλλά  tÖv  Tsyyixov  η  σηονόαΐόν  φηοι  mit  der  Bemerkung  zu 
Hülfe  gekommen:  vox  κομψός  h.  L  simplicitcr  et  sine  ironia  adlii- 
^•tor  de  pbileeopbOf  velni  Pytbagoieoe  appeUat  nwg  κομψούς  πορί 
μηΜΜΐψβ  wai  άσψοι^μίαι^  m  Ckaigrki  f.  40,  mieb.  p.  59  0:  οίκ 
^ΒίψύαμΒν^  ώς  άεΐ  γένεαΙς  ionv,  οΜα  di  Km  tmogdnetv  ή^οτης; 
ημψοί  γαρ  όή  ηιες  αν  τοντοΐ'  τ6ν  λόγον  im/swovoi  μη%νειν  ήμίν^ 
Rep.  VI  ρ.  505  Β :  άλλα  μην  xai  τόόε  γε  olod^a^  ou  τοις  μ^ν  ηολ- 
^  φΙοιή  due»  dvvi  -ώ  άγυΜν^  τοϋς  dis  ηύμψοτέ(μΛς  φ^^άη/οις.  Aber 
ichon  der  gnnae  Ton  der  Stelle  nnd  der  G^eneata  g^gen  das  tot- 
bergehende  σοφών  ης  Torrfttb  dentlieb  die  hier  beigemengte  Ironie 
und  noch  deutlicher  tritt  diese  hervor  dadurch,  dass  die  Worte 
πομφός  άνήρ  ϊοως  Σιχελός  τις  η  Ιταλικός  gar  nicht  ganz  freigewählt 
^  Pkto  aind,  sondern  sieb  als  ein  Gitat  ans  einem  Gedichte  Ti- 
mokreon's,  des  Gegners  des  ThemistoUeSy  Terratben  wo  jedenihlls 
β·  Worte: 


^  VergU  die  von  Ast  im  Lexicon  Platonicum  s.  v.  gosamroelten 
Stellen. 

•  In  der  Note  z.  d.  St. 

'  So  zuerst  Buttmann,  Auot.  animadv.  p.  488;  vergl.  Bergk,  Poet, 
lyr.  ΐμ,  1206  Fr.  ü. 


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606 


HenkKt  aad  Sopbnm ' 


SiXsXbg  χομψος  άνήρ 

ποη  τάν  ματέρ'  εφα 
Mif  irgend  ein  sicilischee  Witswort  zielten,  abo  χομιρος  gaoi  rieh« 
den  Sinn  von  '  witmg,  gaUrlamh,  fein*  lintte.  Wie  koonta  wm 
Pinto  seinen  Lesern  «nmatiien,  eine  belnumto  Stelle,  Wi  der  sie  ft 
lachen  gewohnt  waren,  mit  emsthafter  Miene  aof  irgend  weicbea 
pythagoreischen  oder  empedokleischen  schwermüthigen  Tiefsinn  an- 
wenden zu  hören V  Und  das  erste  Beispiel,  welches  nach  der  ge- 
wdhnliohen  Anslegnng  τοη  'der  Ariieü  der  Dnoniden  im  Hades  ss 
verstehen  ιΛ,  liesse  sieh  un  Ende  noek  dem  Kmpedokles  «ninaso 
und  etwa  in  deesen  Κα&αρμοί  unterbringen.  'Aber  die  sweite  Ge- 
schichte von  dem  vielgeplagten  Materialwaarenhändler  — !  Sie  sieht 
doch  so  lustig  aus,  dass  sie  unmöglich  in  den  '  Elntsühnungen '  jenes 
μβλαχχολικος  (Arist.  ProbL  I,  16  p.  953  a  13  n.  27)  geslswim 
haben  kann« 

Um  mit  einem  Worte  meine  Meinung  zu  sagen,  ich  glaube 
nicht,  dass  hier  an  philosophische  Schriften  zu  denken  ist,  sondern 
ich  rathe  eher  auf  die  Mimen  des  sjrrakoeischen  Diohters  Sophroo. 

Zunächst  würden  auf  diesen  die  von  Plato  snr  Gbacakteristik 
seiner  Quelle  beigelttgien  Epitheta  in  jeder  Weise  passen.  Er  isteis 
*  Siknlsr*     ^  etwas  schnarriges  Zeug'  (vn6  η  &iona)  war  in  Fülle 


'  Saidas  s.  V.  Σώφρων  Συραχούαιος.  —  Als  landsmännitohen  Dieb- 
ter  hat  ihn  denn  aneh  Mongitor  in  seiner  BibUoiheea  Sieab  (Pi^ 
normi  1707)  t  U  p.  388^286  abgehandelt,  wo  auch  die  Ansiobten  der 
früheren  Geehrten  wie  Gyraldns,  Cssanbonue»  Youins,  IfirabellSy  Bo- 
nani,  Tan.  Faber,  Laur.  CrasBos  mitgetheilt  sind.  Die  Litteratnr  der 
folgenden  Zeit,  in  welcher  Valekenaer's  adnotationes  in  Adosia- 
zusas  Theocriti  sive  in  eidyllinm  XY  [in  seiner  Aasgsbe  des  Theocrit 
Logd.  Bai  1778  8.  18Θ— 416:  die  Erörtemngen  Über  fiophron  8. 188— 
207]  und  Menagius  za  Laertius  Diog.  III,  18  bervorrafifen,  reoapite- 
lirt  wiodor  Fabricius  Bibi.  gr.  II,  493  Harl.  Endlich  aus  der  neue* 
Bton  Zeit  sind  als  Specialarbeiten  zu  nennen:  Grysar  de  Sophrone  mi- 
mographo  [Colon.  1838).  W  itzs  eh  e  l  Art.  Sophron  in  Pauly's  RealencycL 
V,  1  p.  33  sq.  [1848]  ;  FI  c  it  ζ  des  mimes  de  Sophron  (Doctordise..  Strass* 
bürg  1851J;  Betzen  ,  de  Sophrone  et  Xenarcho  mimographiB  [Schulprogr. 
von  Lyck  1854];  Fnehr  de  mimis  Graecoinim  [Doctordies.,  Berlin  Ι^ΓιΟ]; 
Sammlungen  der  Fragmente  haben  veranstaltet  Blomfield  im  clast. 
Jouni.IYp.  880—890,  Ahrens  dedialecto  doricap.  464—476,  Bötzen 
Sophroneoram  mimomm  reliquias  conquisivit^disposait,  explanavit  [Progr. 
des  Btftdt.  Gymn.  sn  Ifarienborg  1867,  welches  durch  die  *  pareimonia 
httios  oppidi  patnim  oonsor^tonim*  som  eignen  Leidwesen  des  Yer* 
faasers  etwas  knapp  gerathen  ist»  aber  dennoeh  die  voUstlndigsts  vad 
kritlsohste  Bearbeitong  der  Fragmente  bietet].  loh  oitirs  naoh  Botson. 


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iB  Piftionischen  Gitaten. 


bd  Ihm  zu  finden;  er  ist  auch  ganz  gewiss  ein  κομψός  άίήο  im 
verlangten  Sinne  eines  geieireicben,  feinen  und  witzigen  Schrift- 
italkn.  Denn  die  Fragmente  und  Zengaisee  beetaiigen  efimnitlich 
du  UrllMil  dee  geeohmadtrolHn  Demetrius  de  eloent.  128  IRhett 
gr.  III,  290  Spengel],  w^deber  imierlialb  dee  eleganten  Antdracke 
(γληψι^ρός  λόγος)  zwei  Arten  der  Anmutb  unterscheidet,  nämlich 
die  den  ernsteren  Gattungen  eigen  thüm  Ii  che  und  die  leichtere  iiiul 
«Hägm,  als  die  Vertreter  der  letetem  aber  —  also  der  BvnXeiq 
td  ηωμηηίη^ΰΛ  χί^ηΒς  α^ύμμαοη^  ioutvku  ~  die  Dialoge  dee  Ari« 
ikoleiee die  Mimen  dee  Soplirmi  und  die  Reden  des  Lysiae  an- 
fahrt.    Und  zwar  soll  es  nach  §.  156   [III,  297]   hei  Sophron 
baopteichlioh  der  Gebrauch  sprucbwörtlicher  Wendungen  und  lie- 
deamrten  gewesen  sein,  webher  seinen  kleinen  *  Dramen'  das 
Gtiirtge  spOttiseb-liistiger  ürbaidtftt  (ol  tmoün»  draiquo^  oMb 
ituftoovoi  ίΗίωμμάτωψ  oMi  πόρρω  yslumnoUag  tM)  yerlieih.  Aleo 
gerade  das,  was  Timokreon  in  seinem  Gedichte  und  folglich  auch 
Plato  unter  κομψός  verstanden  zu  haben  scheint,    l  erner  μΐ'^ολο- 
TMT,  was  fieUeioht  Jemand  im  Monde  Plato^s  eher*f£ür  einen  Dichter 
ti  Versen  als  flkr  einen  Frosaistan  wie  Sophron  passend  finden 
konnte,  reehtftrtigt  sich  dnreh  Bep.  Π,  880  G:  μήτ^  ir  μδτρω  μήτ9 
ävsv  μέτρου  μν^ολυγουντα.  Endlich '/ιαλικός  könnte  entweder  als 
ein  zu  24Χ£λός  hinzugefügter  Allgemeinbegriff  gelten:  denn  Legg.  II, 
659  C :  JStxayUirdp  m  nud  *ϋηιΑΐΝ0(  νόμος  aeigt,  wie  leioht  sich  die 
Begriffe  ^italisch'  und  'sieiliseb*  bei  Philo  aosammen&nden ;  oder 
es  kennte  aiieh  als  Andentang  gefasst  werden,  dast  Sophron  sn 
den  *  Italern'  d.  i.  den  Pythagoreern  zählte.    Plato  stellt  gern  die 
Dichter  und  Künstler  als  eine  geheime  Sopbietenzunft  hin,  er  führt 
pbilosophisohe  Sitae  ohne  weiteres  auf  Homer  und  Uesiod  snrOek 
«od  Theoet.  p.  152  Ε  stellt  er  Epioharm  and  Homer  neben  Par> 
Mides,  Ptt>tagoras,  Heraklit  und  Empedoklee.    Epicharm  galt 
auch  sonst  als  Pythagoreer.    Nun  war  aber  Sophron  sehr  heein- 
flosst  von  Epicharm      Es  wäre  also  wohl  möglich,  dass  auch 
8ophron  mit  in  den  pythagoreisch-italischen  Kreis  von  Solchen 


'  Denn  diese  und  nicht  die  noch  vorhandenen  rein  wissenechaft* 
liohen  Schriften  sind  hier  unter  den  ΙίριστοτέΙους  χάριτες  zu  verstehen, 
ver^l.  HeitE  Die  verlorenen  Schriften  des  Aristoteles  S.  161  (Bernays 
Die  Dialoge  des  Arist.  Einl.  u.  S.  137  und  Oncken  Die  Staatslehre  des 
Ariat.  8.  154  f  benutzen  diese  Stelle  nicht,  ob  deshalb,  weil  sie  die 
Conjectur  j^^iOTo^ayoi/i,  welche  Spengel  endlich  wieder  beseitigt  hat, 
abhielt?). 

'  fleitz  dee  mimee  S.  64. 

Mo.  Uem,  t  VUUL  S.  V.  IXSL  89 


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βίο  BmUti  mid  βορίβοη 

geeälilt  wurde,  wekhe  Mii  der  miwm  alfagwiiolwa  Anelegimg  d» 

damaligen  Zeit  in  seinen  Mimen  nicht  blosse  Scherze,  sondern  An- 
deutungen eines  tiefem  Sinnee»  einer  Moral  finden  wollten.  Daai 
Plato  eine  ediohe  geichraabte  Anal^giiiif  im  e^nkunaekm  Lo* 
kftlpatriotieniiu  im  Avge  hat,  eoheist  mr  d»  ginse  Alt  m  Im- 
weisen,  wie  er  jede  eigne  Ganuitie  dureli  ein:  ώς  εφη  6  τ^ρίς 
λέγωρ  abwalzt.  Mit  Hülfe  der  Alles  bewältigenden  allegorischen 
Aoalegang  konnte  ein  fabulirender  Mimendickter  in  der  Tbat  leicht 
in  einen  thiaireaden  '  italieeheo '  Pythegareer  timgewMidnh  od« 
doch  verkleidet  werdeo  Κ 

Es  handelt  eich  alte  naeh  Erledigmig  dieser  Pridieate  av 
darum,  ob  für  Plato  eine  Bekanntschaft  mit  Sophron's  Mimen  nach- 
weisbar ist  und  ob  speciell  die  beiden  hier  mitgetbeüten  «ixoms^ 
8tt  dem  {Miseo,  iras  wir  über  den  Charakter  der  Sophroniwshmi 
Mise  wissen,  ja  ob  mUsieht  gar  nnsars  Stelle  tkber  einige  der  gs* 
retteten  Fragmente  ein  lieht  an  ▼erhreiten  geeignet  ist,  wslshie 
nicht  nur  den  nächsten  Wortsinn  derselben,  sondern  auch  die  ganzen 
Umrisse  des  Mimus,  welchem  sie  entstammen,  erhellen  könnte.  Diese 
awei  Ponkte  will  ich  im  Fdgenden  dorchgehen. 

a)  Plato's  Bekanntschaft  mit  den  Dichtongen 

Sophron's. 

Plato,  dessen  Titel  auf  üneterblichkeit  wohl  Viele  ober  ia 
der  künstlerischen  Veileodong  seiner  Schriften  als  in  seinen  hype- 
stasirten  Ideen  suchen  werden,  wnsste  trata  seines  Tomehmeo  Ur» 

theils  fiber  die  Schriftstellerei  (Phaedros  p.  276)  doch  reeht  get 
den  Werth  seiner  Kunstforni  zu  schätzen.  Er  hörte  nicht  auf  seine 
Dialoge  'zu  kämmen,  zu  kräuseln  und  immer  wieder  umcuflechten'  \ 
bis  ihn  im  80·  Jahr  der  Tod  flherraschte.  Es  ist  non  ii^erressant, 
die  MlstsTy  welche  er  an  dieesm  Zweske  studiHs^  an  verfolgeB. 
Die  Dialoge  beeeugen  seine  Kenntniss  der  Redner  und  Rhetorea  ^ 


*  In  welcher  OeseDsohaft  die  Pythsgoreer  oft  fignriren  mussteo, 
seigt  auch  lo.  Ljdns  de  magistr.  1, 41:  'PMhmt  sml  *ΑύΜηζαρ  μΛ  BXi- 
ooy  »d  row  uüm  üvBttycfm .  ·  Denn  die  folgenden  Woite: 
Ar/My  oif  μιχρύν  4t$9Y^ictm  Μ  r%  μ^γάΐ^ς  ywiuBm».  ΜβΛψψ 
τάς  scheinen  die  Bhnendation  ψίΛβΜΌγρήφ^ρ  st.  ϋυ^γόρων  [-^'oQti^nt] 
nicht  mibedingt  nöthig  sa  machen. 

*  Dionysias  Hai.  de  oompos.  verb.  26  p.  908  Reiske.  VergL  Her» 
mann,  Gesch.  u.  System  d.  Platou.  Philoe.  S.  405. 

*  Auffallend  ist  es,  daes  er  die  Geschichtschreiber  so  ignorirt. 
Weder  Hcrodot  noch  Thiikydidcs  wird  von  ihm  erwähnt,  so  dass  nicht 


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ia  PlttoniMbeB  CiUleii. 


011 


dtr  grooBCn-  «piecii'en,  lyrisohen  imd  tragiedbrni  Dieliter  ^  gans  be- 
•onders  aber  auch  der  Lieblinge  der  küinischen  Muee.  Das  Letztere 
könnte  auffallen.  Denn  wer  so  rigoros  ist,  in  seinem  Staate  jede 
uachahinande  Poeeie  zu  verbieten,  dürfte  doch  eigentlich  an  der 
Mrikirendan  Naehakmiiig  und  ihren  Leichtfertigkeiten  am  wenig- 
■Ιβη  GeeehiMuik  finde«  (TergL  Bep.  TU,  895  S).  Aber  es  soheint, 
die  hemeheoden  PbiUMophen  dieeea  Staateideale,  denen  eo  Vieles 
erlaubt  war,  was  dem  gewöhnlichen  Manne  als  Sünde  angerechnet 
wurde,  hatten  aaoh  einen  Diepene,  um  verderbliche  ßüclier,  die 
anf  dem  Indes  atanden,  zu  lesen.  Jedenfalls  hielt  sich  Plato  selbst 
na  seinen  spiieMn  Wabkpraoh  (Legg.yil  p.816D):  γύ^ίων 
wk  φμιΜμ  μα&ύ»  dnwfKthX  Er  lee  die  Komödien  und  er  las 
sie  mit  Vorliebe.  Denn  als  seine  bevorsugten  Autoren  werden  ge- 
rade drei  Vertreter  der  komischen  Gattung  genannt:  Aristophanes 
and  die  beiden  Sicilianer  £^^harm  und  Sophron.  Von  Aristophanes 
sagt  es  Olympiodor  in  der  sogleich  aninfilhrandea  Stelle,  und  wenn 
Idar  aneh  der  Znff.  dass  In  dam  SAerbelaMr  Platoa  moh  einEzsoi* 
plar  des  Anstopbanes  Torisad,  erdioktet  sein  soUie  anf  Chrnnd  der 
analogen  Erzählung  vom  Exemplare  des  Sophron,  so  leuchtet  doch 
die  Bekanntschaft  mit  dem  attischen  Dichter  so  sehr  aus  den  Dia- 
logen selbst  hervor,  dass  weitere  Zeugnisse  nicht  nöthig  sind 
Ueber  die  Pekanntsohaft  Plato's  mit  den  Kxunödien  £pk)kanns  halte 
ein  gewisssr  Alkimos  (derselbe^  webber  Athen  VII  p.  822  a  mit 
einer  Schrift  *  SjcsJUmi*  oittrt  wird?)  eine  hasondera  Schrift  von 


recht  ermchtlicb  ist,  wie  Dionys  Hai.  epist.  ad  Pomp.  p.  762  tagen 
konnte:  τ^αφύς  uiv  (v  τοίς  Σοίχρητιχόίς  διαΧόγΜς  ϊοχν<ηάτο»ς  οδσί  ιού 
muftfiäoimoig^  ού  μΐΐνας  iv  αυτοϊς  άΧΙά  της  ΓοργΙον  »ai  θουχυ^ ί4ου 
icftr<tffx£t^;  Ιρησί^ίς,  Nnr  weit  Thuk.  Schüler  des  G,  war? 

*  VergL  öroen  van  Prinsterer,  Platonica  proeopographia  p.  7— 3b 
und  p.  155  sq.  —  Wenn  Aristophanes  in  den  Fröschen  die  Wcrthscala : 
Aesohylus,  Sopboldee,  Eoripides  en^estellt  hat,  so  schoiai  die  damalige 
Kanstkritik,  wie  wir  sie  hi  den  behanntoa  Stellen  der  BepnbUk  Phi(o*s 
nnd  in  der  Poetik  4ss  Aristoteles  findei^  eher  die  umgekehrte  Reihen- 
folgs  beobaohtet  sn  haben.  Eoripides  (Rsp.  VIII  p.  668 A:  4ίαφ4ρνρ  ίν 
ΈQmyψ^{^ϊ^  und  Agathon»  welche  selbst  die  Kfinste  der  JUietorik  schon 
Inuüiten  und  ilbten,  treten  in  den  Vordergrnnd  gegen  Aeschylns.  Und 
Sophokles,  dessen  Oedipns  Bas  wenigstens  bei  Aristoteles  als  Muster- 
drsma  gilt  (0.  Hermann  ad  Arist.  pect.  XIII,  6  p.  147)  wird  TonPlsto, 
man  weiss  nicht  ob  safftHig  oder  »bsichtlio^  gar  nie  genannt. 

*  Van  andern  attischen  Komödien  finden  sich  noch  erwihnt  die 
"Aygim  des  Pherekrates  ffrotag.  p.  827  D)  und  auf  Eupolis  scheint 
Pliaedo  p.  70  Β  and  p.  91 C  sn  besiehen. 


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61fl 


HenUit  and  Sophron 


▼ier  Bfiebern  gesehrieben,  ftos  der  nne  Laerftiae  Diogenee  III,  9 — 17 

kostbare  mit  Epicharmischen  Fragmenten  gespickte  Auszüge  erhal- 
ten hat.  Da  aber  Alkimue  dem  Könige  Amyotas,  welchem  sein 
Baob  dediolrt  war,  beweieen  wollte,  nicbt  etwa,  daee  Piaio  bimichi- 
liob  der  Form  yoü  Epioharm  gelernt  babe,  aondem  daat  er  d» 
selben  snne  gansM  Ideenlebre  yerdaoke,  so  künnte  man  leiebt  aaf 
den  Gedanken  gerathen,  er  habe  zu  viel  und  desshalb  gar  nichts 
bewiesen,  wenn  nicht  auch  hier  wieder  die  eignen  Worte  Plato's 
gerade  im  Gorgias  p.  505  £:  fm  μα  το  τον  ^Εχιχά^μου  /jw|W, 
&  ngh  wov  &ύο  ätfdffag  Ükeyoy,  ak  w  tmwbQ  γί^μβα  und  daa  bebe 
Lob  Theaet.  p.  152  E:  nii^  nouftth  et  ώφοί  tifq  nonftumg  ίκατίρας^ 
κωμοίόίας  μεν  ^Επίχαρμος,  τραγωδίας  St  "Ομηρος  eine  reichliche  Be- 
stätigung böten.  Umgekehrt  ist  die  Sax;he  hinsichtlich  Sophrons. 
Denn  über  diesen  bat  man  Uaher  noob  kein  Selbetaengniae  Plato's 
aa%eftuiden,  dagegen  gibt  es  utt  so  bestimmtere  Zeagnisae  Anderer. 
Dieselben  sind  folgende.  Znnftebst  Valerias  Ifazimae  VIU,  7: 
altero  '  otiani  et  octogesimo  anno  decedens  sub  capite  Sophrouis 
mimos  habuisse  fertor  und  Qnintilian  inst.  I,  10,  17:  Sophrou  . 
mimoram  qnidem  scriptor  aed  qoem  Plato  adeo  probavit,  ut  snp- 
positos  oapiti  libros  eine,  enm  moreretnr,  baboisse  eredatnr.  Sobwer 
li<^  beben  die  beiden  Bbetoren  Valerins  nnd  Qnintilian  ibre  Nadi- 
rieht  aus  der  ersten  oder  überhaupt  nur  aus  einer  griechischen 
(juelle  geschöpft  Sondern  die  Vermuthung  drängt  sich  aui,  dass 
dieselbe  ihnen  auf  irgend  einem  W^ge  ans  dem  Specialwerke  des 
Apollodor  ftberSopbron  (Athen.  ΥΠ,  281  e:  ^ΑηΜόάοί^  ο  jidif 
νσΧος  iv  τω  τρΙτω  τΐερί  2ωφροΐ'υς  vergl.  III,  89a  und  Yli,  809d; 
flchol.  Aristoph.  Vesp.  v.  523  =  IV,  2  p.  460  Dind.:  6  ^Anok- 
λόόωρος  ....  άεάήλο)Κ€ν  iv  τη  &  των  ηερί  Σώφρονος)  zogeÜoseen 
ist,  und  Diogenes  III,  18:  doxM  de  Ιϋάααν  mal  χά  2ωφρορος  mv 


'  So  die  jeUt  reoipirte  Leeart  statt  qnarto,  womit  bisher  Vale- 
rius MaaLtmus  gans  Tsreinaelt  da  stand.  —  Wenn  es  sieh  übrigens  be- 
satigt,  was  im  Texte  aasgef&brl  ist,  dass  die  eigentlSebe  Quelle  Ar 
dieee  Zahl  82  Duris  ist,  so  wfirde  damit  statt  der  sobwaofaen  Qarantie 
des  Valerius  die  Bereobnung  des  Oeburtijabrei|  Plato*s  auf  429  einen 
Btattliehen  Suoours  eriialton  dnrob  einen  Zeitgenossen  beinahe  des  Hsr- 
modor,  weioher  hauptsteUieh  die  Entsoheidung  Ar  das  Jahr  427  an 
bewirken  pflegt 

*  Wenigstens  τοη  Valerius  glaubt  der  Herausgeber  Kempf  in  ssi» 
neu  Prolegg.  p.  21—25  nicht,  dass  er  griechische  Oesohiehtechrtdber 

viel  alu  Quellen  benutzt  hat.  Nur  von  Herodot  uud  Timaeus  dem  Tau* 
romenier  halt  er  es  für  sicher. 


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in  Platoniaoben  CiUten.  618 

μψ9γΐιάψου  fltßkla  ήμελψίέιη»  τίρώιος  €ΐς  "Α^ΗΐΡος  άοΜομίαια  wd 
if^Djrai^em  ηρ^  üM  '  &  9uA  eige^ifvm  ύη6  Η§φαλί]  aimv  könote 
in  dieeem  Glauben  auf  den  ersten  Blick  bestärken.  Denn  der  Zug, 
diiss  das  Buch  sich  unter  dem  Kopfkissen  des  Todten  fand,  weist 
auf  dieselbe  Quelle,  und  da  Diogenes  den  Apollodor  so  oft  benutzt 
80  könnte  di«eer  recht  gut  auch  hier  der  letste  Gewährsmann  sein. 
Allein  andre  Zeichen  deaten  nach  einer  andern  Seite.  Valerins  Maxi- 
mns  seheiot  in  sriner  Quelle  aneb  die  Nadirfcht  gelesen  stt  haben, 
dass  Plato  im  82.  Jahre  starb.  Dies  stimmt  nicht  mit  Apollodor, 
welcher  die  Geburt  Plato's  in  das  Jahr  427  setzte  und  folgb'ch,  da 
der  Tod  Plato's  allgemein  nach  347  verlegt  wurde,  ein  Alter  von 
80  JahreB  angenommen  haben  mnss«  Und  die  beigegebeoen  Nach- 
riehten  bei  Diogenes,  dass  Plato  die  Mimen  Sophrons  auerst  in 
Athen  bekannt  gemacht  habe  und  sie  als  Muster  in  der  Charakter- 
schilderung gebraucht  habe,  legen  vielmehr  die  Combioation  nahe 
mit  Athen.  XI,  p.  504  b:  ual  i  to^  Μίμους  όε  nmmipBAg,  ιΛς 
id  βίά  xmgbg  ^οϋρίς  φι^Λ  tttf  οοςρότ  IlkAmm,  Hiemaeh 
bitte  also  Dnris  die  erste  hierhergehörige  Naohrieht  gegeben  nnd 
zwar  jedenfalls  in  seinem  Geschichte  werke  über  Agathokles  von 
Syrakus,  worin  gemäss  seinem  Princip,  dass  man  die  Geschichte 
amüsant  machen  müsse  auch  allerlei  ans  der  Naturgeschichte,  den 
Fabeln  and  den  Merkwürdigkeiten  von  SicUien,  Italien  nnd  Libyen 
eingestreat  war*.  Und  wie  nahe  gerade  bei  Gelegenheit  des  Aga* 
thokles  eine  Abschweifung  zu  dem  Mimendichter  war,  beweist  die 
Schilderung  des  Tyrannen  bei  Diodor.  Sic.  20,  63:  υπάρχων  dl 
tfoü  φύα»  γίίίοηοτΝίΛς  wd  μίμος  oifd*  h  τοις  ίχ](λη<ήαις  άπΗ/ετο  τον 
amiamv  τους  ttad^thoifc  md  ηνας  o^oSp  dMo^uv^  wm  Ά  νλί^Ός 
«οΑλάχις  βίς  ytluna  ixTQtnsa9m  luMmQ  wä  mv  ηΜίόγων  η  θην» 
ματοηοιών  ^Βωρονντας,  Athenaeus  hat  dieses  Buch  auch  I  p.  19  f 
im  Auge  nnd  XU  p.  542  a,  Xüi  p.  605  d,  XIV  p.  62Θ  d  citirt 


*  Nur  dass  unter  dem  ^^τιοΐλόόωρος  ο  ' Aifi\vtiloi,  dessen  ^ογμα· 
lujy  ni  yayioyi]  von  Diogenos  VII,  7  citirt  wird,  nicht  derselbe  mit  dorn 
hier  gemeinten  Athenor,  dem  Vcrfaesor  der  liibliotbek,  der  Chronik,  der 
Specialwerke  über  Epicharm  und  über  Sophrou  gemeint  ist.  Vorgl.  U. 
Funk,  De  Apollodoro  Atheniensi  (1869)  p.  6. 

>  Photius,  Bibl.  cod.  176  p.  121a  41  Bekk. 

*  Vergl.  C.  Mueller,  Fragm.  bist.  gr.  Ii,  46öb.  MueUer  hat  des- 
halb aoeh  geradeso  die  Stelle  des  Athenaens  nnter  die  Fragmente  des 
*  Agathokles'  aufgenommen  (Fr.  45).  Ans  unserer  Untersuchung  würde 
si^  ergeben,  dass  anoh  die  Stellen  des  Valerius  Maaumus,  Quintilian, 
Diogenes,  Tsetses  Anihahme  verdienen. 


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6U 


üerakUt  und  Sophroo 


er  m  geradesn  mit  seinem  Titel.  Mao  wird  also  wohl  nicht  η 
weit  gehen,  wenn  man  «oniianty  daes  aaoh  Tseties,  GhüiidM 
V.  806—818: 

ibrHTOu  (o  Ιΐλάτίον^  xui  τους  μίμους  Si^  το  SioffOOi^  ß^flkiov^ 

άνάρος  οοφον  wi  2ωφρονος,  Εντός  2νραχοΐ'θίον. 

χαι  τούτο  (ff  Tiji  llkmim^  SiSunMv  (^d  ^iW)  ύς  tso^ovru  ^ 

ύς  h  τΗις  SiXkMi  tpaiwetm  h  Ύίμων  Λαγραγωι^. 
Ομως  xtti  otnn  rrap'  αντον  χατΈνηργετψιέρος 
τον  Δίωνος,  οϋη^ρ  ίφημ€ν,  6  τιάνσυφος  6  Πλίίτων 
ούχ  ηναργύρονς  οι)(Γ  aimS  iSidov  τονς  αφονς  λόγονς  (cf.  ν.  793) 
sohlieselieh  auf  Duris  lorQekfiBlurt.  Denn  aUerdinge  eitirt  hier  Taeties, 
weleher  eonet  (ad  Lycophr.  722  und  847  Tgl.  Gh.  Mttller  1.  c 
fr.  42  u.  36)  das  Werk  des  Duris  selbst  anführt,  hier  die  Sillen 
des  Timon.   Aber  Timou,  welcher  in  der  ersten  Hälfte  dee  3.  Jahr- 
hunderte schrieb,  kann  schon  recht  gut  das  Werk  des  Ouria  (gegen 
340«— 280)  baniitit  haben,  und  bei  dm  aneedotenhaAM  eonpilalo* 
rieohen  Charakter  der  Sillen  iet  ee  wahrscheinlich,  daie  er  nieht  tber* 
all  eigenen  Erkundigungen  gefolgt  ist^  sondern  aus  allen  den  damals 
erschienenen  Gescbichtswerken  die  für  seine  Zwecke  einer  parodi- 
renden  Todienechau  aller  Philosophen  dienlichen  Zöge  excerpirt  hat. 

Zieht  man  allee  kam  sneanunen,  so  hätte  also  Duria  milg^ 
theiit,  dase  Plate  die  Mimen  des  Sophron  von  seinem  Freude  Die 
erhielt  dieselben  von  nun  an  nicht  ans  der  Uand  lieso  nnd  aelbit 
noch  aui'  seinem  Todtenbette  darin  gelesen  hatte. 


>  Vergl.  diiliad.  XI,  sq.: 

 χάί  γαρ  ό  Πλάτων 

χαϊ  την  τον  Φιλολήου       βίβίον  Πν&αγορ^ίον^ 
ομοίως  χαϊ  ιυνς  ^^ωφρονος  μΐαοις  2.νρ((Χονπίυν^ 
ίωνημ^ΐ'Κ'ί  :ιοιν  αιιώ       Δίωνος  τας  βίβλοις. 
ΐην  Φίλυλάου  μ^ν  ίίς  μνΰς  ixaiir  k'uU  :ίΙηοη. 
την  ΣΜίρρονης  ονχ  οιόα  t)V,  οι   yuQ  ixfi  ηηηηιη,ν, 
χαϊ  fx  της  Φιλολάου  μίν  χλέ;ιτ€ΐ  το  πάν  6  ΙΙλάιων^ 
oüoy  (ατϊ  πίρί  ψυχ^^  χλϊ  'ή€ρα  μνρ{α 
χαί  Τίμαιυν  γίγρά((,ηχ%  ταά  αλλονς  διάλογους. 
/χ  μίμων  άέ  τον  Σώφρονος  uiufiTui  διάλογους· 
6  Σώφριιν  οσα  χ^άφα  γάρ^  lial  τύν  άμοί^αίνιν^ 
iQmifatPy  AitoMftatv  ούμπαντ»  χ€χχτ^μένα, 

und  ΧΙ|  41 :  ^antg  to  ΦίΙχΛάου 

ό  jiim  ίξωνησϋηο  X€ti  το  τον  Σώφρονος  64, 
*  Bnidas  s.     die  einsige  Stelle^  weUdie  etwas  ?om  Leben  8e- 

phrons  mittheilt,  —  denn  Endooia  and  das  spile  ÜMliwerii  dee  oogeni 


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in  PlaUMiiecbeii  Citoten.  616 


JL»a  aber  loiiiit  AUm  anf  die  AatoritM  des  Duris  getielli  iii, 
ao  fragt  μ  doh,  ob  man  dieMm  aaoh  trauen  kann»  Manohee  kdnote 
gerade  bei  dieeem  Schrifteteller  miattranieoh  maohea.   I^uris  war 

ein  Samier  uud  seiner  politieoheD  Ueberzeugung  nach  ein  Anhänger 
der  Makedonischeu  Partei ;  es  ist  uatürlich  und  von  Plutarch  (Pe- 
rioles  o.  28  =  Fragm.  60)  auch  ausdrücklich  beeeugt,  dass  er 
•  g^gen  die  Atbeaer,  die  Feinde  Philippe  nnd  Aleüaadere  and  die 
ihn  lelbet  bia  anm  Jahr  824  ans  aeaneBi  Vaterlande  Terbannt  hiel* 
ten,  sehr  eohleoht  an  sprechen  war  nnd  Ihre  Grtoen  mOglichet 
verunglimpfte.  Ferner  theilte  er  als  Schüler  Theophrasts  die  Ab- 
neigung der  Peripatetiker  epeciell  gegen  die  Akademie  und  deren 
Stifter.  Endlich  ist  auch  gerade  Dans  ein  Typus  der  unzuverUa- 
eigen  (^esobiohtsebreibang  jener  Zeit,  welche  dnrcb  ihre  Teudenaen 
und  den  Wunsch,  eine  bunte  unterhaltende  LectOre  zu  liefern', 
sich  der  Kritik  und  der  strengen  Untersuchung  sehr  entwöhnt  hatte. 
Es  ist  also  durchaus  nicht  unwahrscheinlich,  dass  die  den  Nach- 
richten anklebende  obtrectatorische  Tendenz,  als  sei  Plato  nicht 
einmal  in  seiner  mimischen  Kunst  original,  welche  man  aunäohst 
gern  der  Tadelsucht  Timons  oder  dem  Widerwillen  dee  Atkenaeua 
gegen  Plato  in  Rechnung  setzen  möchte,  schon  auf  Duris  seihst 
zurückzuführen  ist,  wodurch  dann  wieder  der  Verdacht  erzeugt 
wird,  als  sei  das  (ianze  nur  eine  boshafte  Erfindung.  Auf  der 
andern  Seite  spricht  aber  auch  Vieles  für  uusere  Nachricht.  Duris 
war  etwa  sieben  Jahre  nach  Plato^s  Tod  geboren,  er  konnte  also 
die  Tradition  ftber  Plato  noch  vdn  den  Lippen  seiner  Schüler  em- 
pfangen; der  Zugf  dass  man  ein  Exemplar  des  Sophron  im  Bette 
des  ganz  unerwartet  verstorbenen  Philosopheu  faud,  klingt  nicht, 


'  HesychiuB  Milesius'  schreiben  dieselbe  nur  ab  (Pötzen,  de  Sophr.  et 
Xcn.  p.  1),  —  berichtet,  dass  er  ein  Zeitgonosac  des  Xerxea  uud  Eui*i- 
pides  d.  h.  jünger  als  jener,  älter  als  dieser  war.  Xerxes  starb  Ol.  78,  4 
(465),  als  Euripidee  16  Jahre  alt  war.  Laset  man  damals  Sophron  in 
die  '60  Jahre  alt  sein,  so  wäre  er  etwa  gegen  500—495  geboren  (vergl. 
Heiiz,  Des  mimes  de  Sophron  p.  10^  wogegen  Botson  1.  o.  p.  3  die 
£mendaiion  '^ίρταξίρξην  vorschlagt).  Er  war  also  ein  jüngerer  Zeitge- 
nosse des  Epicbarm  nnd  Parmenides,  nngefthr  gleichaltrig  mit  Zeno, 
Sapedokles,  Gorgias  und  Philolaos. 

*  Freilich  ging  es  damit  dem  Duris  auoh  wie  es  oben  immer 
dieser  Art  Gesohichtsohreiber  zu  geben  pflegt.  Ein  paar  Jahrhoodertc 
danach  erklärte  der  Aosthetiker  Dionysius  Halio.  de  compos.  verb.  4 
p.  30  (t.  V  p.  86  B.),  Doris  gehdrs  unter  die  SchriftsteUer^  welche  kein 
Mensch  durchsnlesen  im  Stande  seL 


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616 


HeraUit  und  Sophron 


ab  wenn  ihn  Jemand  erfanden  bftlAe;  endUeh  miMi  Doxia  wem 

irgendwo  doch  gerade  fflr  die  Syrakneieehe  Lokalgesohiekto  nH 
ihren  hli  iiiiierungen  iiu  die  einheiniiäclicu  poetischen  und  pulitischen 
iTiösseu,  dergleichen  Sophron  uod  Die  sind,  als  competent  gelten. 
Er  wird  also  wohl  weiter  ntohte  gethau  haben»  ala  daas  er  an  dae 
Aber  Plato  Gehörte  seine  nueagfinstigen  Auedeetongen  knfipfte,  um 
dem  gioseen  Athener  an  Gnntten  des  Sjrraknsanera  etwaa  von  mtr 
nem  Kuhnie  abzuziehen.  Die  Richtigkeit  der  Thatsacheu  äeibst  wild 
dadurch  nicht  zweiielhai't. 

b)  Die  Benutanng  der  Mimen  Sophrons  im  Gorgiaa. 

Es  bedarf  aber  immer  noch  einer  Vorfrage.  Selbst  die  Be- 
*  kanntschaft  Plato'e  mit  Sophron'e  Schriften  im  Allgemeinen  τοηαι- 
gesetzt,  fragt  ee  sich  doch,  ob  er  sie  echon  kannte,  als  er  den 
Gorgias  schrieb.  Wenn  er  die  Mimen  von  Dio  geschenkt  erhielt, 
so  kann  dies  frühestens  auf  seiner  ersten  Sicilischen  Reise  (387), 
welche  ihn  auch  an  den  Hof  Dionys^  dee  altern,  des  Schwagers 
Dio^e,  führte,  geschehen  sein.  Darf  man  ntin  annehmen,  daas  der 
Gorgias  erst  nach  887  geschrieben  ist?  Mir  ist  es  nicht  anwahr- 
scheinlich. Zunächst  scheint  so  viel  nun  allgemein  zugegeben,  daes 
der  Dialog  erst  nach  dem  Tode  des  Sokrates,  nicht  während  des 
Processes  desselben  '  geschrieben  ist.  Die  fernere  Bestimmung  aber 
ruht  ganz  auf  dem  Sande  innerer  Gründe  —  *  nititor  hoiua  rei 
disputatio  mera  coniectura'  (Stallbanm  prolegg.  p.  51).  Denn 
selbst  die  unwahrscheinliche  Nachricht  des  Athenacus  XI  p.  505  d, 
dass  Gorgias  noch  den  nach  ihm  benannten  Dialog  gelesen  habe, 
als  wähl*  angenommen  kommt  mau  damit  doch  zu  keinem  Ziele, 
da  Gorgias  erst  awisohen  den  Jahren  884  und  375  gestorben  ist, 
über  welche  so  wie  so  Niemand  herunter  gehen  wird.  Betont  man 
nun  äühr  die  apologetische  Tendenz  hinsichtlich  des  Sokrates«  so 
wird  man  die  Abfassungszeit  nahe  an  die  der  .Apologie  und  des 
Kriton,  d.  h.  in  die  dem  Tode  des  Sokrates  unmittelbar  folgende 
Zeit  rüdcen.  Aber  schon  der  Umstand,  dass  daawischen  auch  noch 


1  8o  Ast,  Pkto*8  Leben  und  Sehriften  i.  187. 

*  G.  F.  Hermann,  Gesoh.  u.  Syst  d.  Piaton.  Phil.  S.  685  Anm. 
891  findet  diesen  Umstand  entscheidend  gegen  die  Ab&sinngsieit  nach 
der  Sicilisoheu  Reise.  Er  beroft  sieh  auf  Foss,  de  Gorgia  (1828)  p.  11, 
welcher  den  Ted  des  Sophisten  spätestens  Ol.  98,  1  (388)  seist.  Aber 
FM  (Rhein.  Mus.  YU,  540)  scheint  ihn  dagegen  mit  besserem  Reckt 
bis  Ol.  101,  2  (375)  herabsorfleken. 


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in  Platoiiie^eii  CHateo. 


617 


der  Meno  (vielleiclit  mioh  noeh  der  Theaetet?)  enmuebieben  ist, 

nüthigt  bis  in  den  Megarensischen  Auieiithalt  herabrogehen  Ist 
aber  eiiuual  so  die  Feesei  zwischen  der  Apologie  und  dem  Gorgias 
gesprengt,  so  wirkt  nun  nm  so  kräftiger  die  Ansiehung  der  ersten 
Bfleher  der  BepaUi«k  mit  ihrem  gana  verwandten  Inhalt»  Von 
dieeen  aber  glaube  ieb  immer  noob,  daee  rie  entweder  knra  vor 
der  Sicilischen  lieise  oder  kurz  nach  derselben  gesondert  berauB- 
gegeben  waren  Κ  Und  wenn  auch  aui  dem  Glatteise  dieser  schlüpf- 


*  So  Stallbaiim  1.  c.  p.  52. 

^  Das  Käthsel  der  viel  nmstriltencu  Stelle  des  Gellius  XIY,  2, 
wonach  Plato  zuerst  nur  *  ungefähr  Kwei  Bücher*  der  Republik  heraus- 
gegeben hätte,  löse  ich  mir  so,  dass  ich  annehme,  in  diesem  ersten 
Entwurf  sei  die  lange  Aoefi&hmng  Aber  die  gymnastische  and  musische 
Bildung  der  φνία»;,  welebe  eo  episodenartig  hereintritt,  so  gut  wie 
nlebt  voihanden  gewesen.  Daniaeh  gestaltet  sieh  die  Saohe  so: 

1)  I,  p.  881C  — £nde:  Kritik  der  Definitionen  der  Gereohtigkeit 

f  Einleitung*). 

2)  II.  |).  357  —  11,  376 C:  Ist  die  eereehtigkeit  ein  um  semer  selbst 

willen  erstrebenswertbee  Gut?  —  Wenn  man,  um  diese 

Frage  zuerst  an  einem  grosseren  Objecte  zu  studiren,  die 
Entstehunpf  des  Staates  von  den  gesunden  aber  niedrigen 
Zustiiiideu  des  Natuistaates  (der  νγι'ης  τϊόλις)  bis  /ii  denen 
des  verfeinerten  Culturetaates  (der  τρνφώσα  τιόλις)  veri'olgti 
 80  wird  zuletzt  anzunehmen  sein,  dass  der 

3)  IV,  p.  427  Ü —  p.  445  (=  Ende)  in  allen  seinen  Ständen  nach  dorn 

Priucip  der  Arbeitstbeilung  wohlfungirendc  Culturstaat  da« 
Ideal  des  Vollkommenen  biete.  Er  wird  also  auch  die  vier 
Cardinaltugonden  aufweisen.  Da  nun  die  Weisheit  in  dem 
Regimente  der  Philosophen,  die  Tapferkeit  in  der  Ueber- 
aeugungstreue  der  Militarmaohti  die  Selbstbescheidung  {atf>- 
ψροσΰνη)  im  Gehorsame  der  niedem  Klassen  zu  Tage  tritt, 
so  bleibt  fär  die  Gereehtigkeü  nur  ftbrig»  dass  sie  in  dem 
gemeinsamen  Wirken  der  drei  möglichen  Faetoren,  deren 
jeder  '  das  Seine  thut*|  besteht.  Dies  auf  den  ^naehien 
angewandt,  ergiebt  sieh,  dass  auch  seine  Gereditigkeit  in 
dem  richtigen  Zusammenwirken  der  drei  Seelentheile:  der 
Yemunft^  dee  Mutbes  und  des  Yerlangens  besteht.  —  Nach- 
dem aber  so  klar  ist»  oAvr  4  ^MMMoffvi^  und  in  Folge  dee- 
sen  auch  dby  4i  Mtniä,  so  beantwortet  sich  nun  auch 
leicht  die  Hauptfrage,  ob  die  Gerechtigkeit,  abgesehen  von 
allen  Folgen,  ein  Gut  und  zwar  das  höchste  Gut  sei. 
Denn  die  Gerechtigkeit  gleicht  somit  der  (iesundheit  der 
Seele;  so  sicher  also  die  Gesundheit  des  Leibes  der  zer- 
storendeu  Krankheit  vorzuziehen  ist,  so  sicher  hat  auch  die 


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βίβ  '  Bmldii  and  Sopkfwi 

• 

rigen  Frage  kein  fester  Schritt  zu  thun  wäre,  so  würden  doeh  di« 
übrigen  gerade  im  Gorgiae  so  häufig  auitrettinden  Berücksichtigon* 
gen  italisober  und  Sicilischer  Beröbmtheiten :  das  Citat  aus  Epi- 
ebann  (p.  506.G),  die  AoapieliiQg  aol  den  Agriguntiner  Enqpedokki  { 
und  dia  Pyihagoreer  (p.  507  £—508  A)  und  der  ΛβΜΆβ  pytha* 
gorei§€h#n  Eintiuss  verrathende  Schlussmytimä  (p.  523  sq.),  dai 
deutlich  auf  deu  altern  Dionys  hinweisende  Exempel  des  Arcbelaos 
als  eines  gläcklichen  Bösewichte,  welcher  doch  nicht  da»  wahre 
Glück  bentoe  (eine  Rache  für  die  eehimpfliehe  Verkenfiing  ab 
Sciave,  welche  PUtto  yon  Dionys  wiederfiJiren  war!)  (p.  471),  end- 
lieh  die  Erwähnung  des  Kochs  Mithaekos,  '  der  über  Sicilische  Küche 
ein  Werk  verfasst  hat',  und  überhaupt  die  nuifallend  häuiigeu 
lilzcone  über  die  mf/onoua,  den  Stolz  Süditaiiens  (p.  518  B,  4Ö2  i> 
sq.;  wgL  Rep.  lU  p.  404  £pist  VII  p.  326  B),  wm  «Um  firi 
lebendiger  wird,  wenn  et  in  der  Beleoohtung  von  BdeereniniiMMi 
erscheint  — ,  ich  sage,  diese  Züge  garantiren  zum  wenigsten  die 
Möglichkeit,  dass  das  Gespräch  (wie  auch  Schleiermacher  Ueben. 
III  8.  22  yermathet  hat)  erst  nach  der  ersten  Sicilischen  Reise 
niedergeechrieben  wnrde.  Wie  sinnig  in  diesem  Falle  aber  die 
Einetrennng  sweier  Mimen  ans  dem  von  Dio  empfangenen  Bnehe 
wäre,  leuchtet  wohl  Jedem  ein.  Eine  feinere  Diuiksagung  au  den 
neugewonnenen  Freund  ist  nicht  leicht  denkbar  als  eine  solche  Be- 
natsung  ββίηββ  Gesobenkes  in  der  nächstverfassten  Schrift. 

Dam  noch  etwas,  was  swar  ebenfalls  kein  Beweis  is^  ab« 
docb  anoh  ein  neues  Licht  anfsetat  in  den  ▼ersohwommenen  Coa-  | 
turen  des  Textes.    Piato  nennt  den   Namen  seines  χομψος  άνη^ 
nicht;  aber  es  ist  von  der  vorhergehenden  Seite  an  vom  Leben  des 
geduldig  Entsagenden,  des  σώφρων  die  Bede  (p.  491 1>:  ^i.  Oi^h  \ 
.v»idhi¥j  du*  Anup     neiUeii,         oya  frm  · « ·  KAA,  Ώς  ψ 

GereobtigkeU  den  Vorrang  tot  der  serrftttenden  Ungenok- 
tigkeit. 

Hier  ist  oteibar  ein  Abiehlusi  des  Geds&keni,  weleher  sieh  aiieb 
gegen  die  nun  folgenden,  abermals  sehr  splsodiaohen  BrOrternngsa  über 
die  f&nf  YerfiMeuDgen,  die  Aaibildung  der  Hemoherphilosophen  a.aw. 

scharf  abhebt.  Mit  dem  Schluss  des  4.  Buche  ist  also  cid  Abschnitt 
völlig  zu  Ende  geführt.  In  dioaem  Abschnitte  befindet  sich  aber  eine 
Episode,  welche  eich  als  solche  auch  ankündigt,  von  II  p.  37ϋ1)  — IV 
ρ.  427  1),  d.  h.  vom  Schlüsse  des  zweiten  Buchs  bis  τητ  Mitte  des  vier- 
ten. Was  also  als  Kern  übrig  bleibt,  nämliob  das  erste  Buch,  der 
grösste  Theil  des  zweiten  und  die  zweite  üalfte  des  4.  Buehs.  könnte 
recht  gui  mit  dem  Auadrooke  des  GeUius :  '  fore  duo  Ubri '  beseichoet 
werden» 


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in  Pklomiolien  Citat«B. 


619 


09ς  βΐ '  τΌνς  ifXMovg  Xiymg  σώψψονας)  und  in  der  ßinleiiiiiig 
Bo  der  swetten  Geiebkhto  'ans  demaelbeii  PlMidenlftbobeii*  '  heiert 
et:  ακάη»  γά^  d  tOiMs  λέγεις  περί  τον  ßUnü  Ικηπ^ον,  τυϋ  ts  αίά- 
ψρηνος  xai  τον  άχυλάστον.  Gesetzt  nun^  er  meinte  mit  dem  Plau- 
derstäbchen die  Plaudereien  Säophrons,  musste  uicht  der  antike  Leser, 
der  ohne  Weitmi  wnaitey  τοη  wem  die  Bede  war,  lächeln  ftbar 
daa  aehsUdMlIe  Spiel,  in  wakhen  2ύφρω¥  den  σύφξίωρ  aeliildam 
musa  «nd  wieder  dar  αώφρωρ  den  verechwiegenen  Namen  des  JSti- 
ψρω^  verräth? 

Ich  glaube,  wenn  nun  auch  der  lohalt  der  beiden  '  Bilder' 
an  dem  «ϋιηηιβη  aolltoy  waa  wir  eoDst  über  die  Poaeie  Sophrona 
wiaeaii,  wird  man  die  Varmathnng  wohl  wagen  keanan,  daaa  der» 
aalbe  hier  wirklich  hinler  dem  Vorbange  steckt.  Was  wir  atin  vom 
Sophron    wissen,   läset  sich   etwa  in  Folgendes  zusammenfassen. 
Erstens  wird  er  eammt  seinem  Sohne  Xenarcb  von  Aristoteles  unter 
dia  Dioliter  geracknai  ^  obgleich  nach  dem  herkömmliehen  Maaea* 
alalie  dar  Uoaeen  Form  (h  οίς  μψ8Ϊ9»)  gemeaaen  ar  eher  nntar 
£e  Kicbidicbter  an  afthlen  eei.    Denn  in  dieser  unterschieden  sich 
•eine  Mimen  nicht  von  der  prosaischen  Dialogform,  wie  sie  von 
Alexamenoe  aus  Teoe  für  wissenechaftliche  Sto£fe  aufgebracht  und 
daim  beaonders  τοπ  den  Sohttlem  des  Sokraiee  cultivirt  worden 
aaL    Hechatana  in  der  Wahl  dar  Paraonen  war  hier  ein  Unter» 
aehied,  indem  Sophron  nicht  bloss  Männer  (άνά^Ιοι  μίμοι),  sondern 
auch  Weiber  {ywuuitiu  μ,)  im  Gespräche  begriffen  vorführte  Erst 


*  Denn  γυμιάσιηρ  ist  hier  schwerlich  der  Platz  trustcr  Ucbung, 
sondern  das,  was  bei  uns  die  Wachtetube,  die  Kaserne  geworden  ist. 
Man  kam  dahin  ebenso  sehr,  um  die  neuesten  Geschichten  au  hören 
und  Conversation  zu  haben,  wie  um  zu  turnen. 

>  Poot.  c.  1;  vert^l.  Diofr.  III,  48  und  Athenaeue  XI,  p.  505  C, 
wonach  Aristoteles  im  ersten  Buche  des  Dialogs  ntgl  ηοιητών  Foigeudes 
geäussert  hätte:  ονχηΰν  ovifi  Ιμμέτρους  τους  χαΐουμίνους  £ωφρονος  μί^ 
μανς  μ^  φώμίΡ  ίϊνακ  λόγους  ηαϊ  μίμήσας  η  toi  ΙίΙί^μηηΦ  τον  Τηίου  τους 
προτ/ρονς  γοα(('^ας  των  SuntQtaixmv  itaXoyWf^  Diogenes  fügt,  wie  OB 
teheint  nach  FaYorinus,  hinsa,  dass  Alesamenoe  nach  Andern  ans  dem 
alten  Stidtehen  Styra  auf  Eubda  stammte.  Beidemal  wird  er  aber 
ionisch,  wenn  nicht  attisch  geschrieben  haben.  Der  Dialog  und  dar 
Mimus  sind  also  wohl  unabh&ngig  τοη  einander  ungefihr  au  glaioliar 
Zeil  an  den  beiden  entgegengesetsten  Ebden  der  griechiadien  WaR 
entstanden.  —  VergL  noch  J.  Bemays  OrundiOge  der  verioman  Abb. 
des  Arist.  flb.  Wirkung  der  Tragoedie  p.  186  (nldita  New  Uatet  O. 
Jahn  im  Hermes  II,  237). 

'  Diese  Eiutheilung  wird  Athuiiaöue,  der  sie  überliefert,  jeden* 


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s 

6S0  HenUit  and  Sophron 


der  Inhalt  also  uiul  die  dadurch  hedingte  Stilgattung  (das  «  μι- 
μεϊιια)  sowie  die  entweder  erzähleode  oder  repräsentireoilü  Form 
der  Nachahmiuig  (dae  ώς  μψύχαι)  gebeo  die  EistheUnngegroode 
fBr  die  feinere  Klaenfieirong  ab.  Wollte  man  oim  den  AosdrAckoi 
^Qufta  (Demetr.  de  eloe.  156),  tW^soi^  (Plat.  Symp.  qn.  VII,  8), 
αμοιβαία  (Tzetzes  1.  c.)  sofort  folgen,  so  möchte  man  glauben,  So- 
phroQ  habe  eine  Handlang  repräsentativ  nachahmen  wollen  und  ee 
seien  also  seine  Mimen  —  ein  Unienm  in  der  alten  Litteratar !  — 
in  Prosa  gesobriebeae  kleine  Lnstspide,  oder  doch  dramatiseh  ge* 
dachte  Scenen  gewesen,  die  awar  loniehet  'sam  Lesen  bestimiDt 
waren,  aber  doch  auch  die  AuflPühning  nicht  ganz  ausschlössen, 
etwa  Moliere'e  Kritik  der  Fraueuechule  und  ähnlichen  iranzösiscben 
Bagatellen  an  ▼ei:gleiohen,  in  welchen  die  Konvenation  die  Haupt- 
sache ist,  indessen  auch  eine  Spar  von  Handlnqg  nieht  fehlt  la 
der  That  glaube  ich  den  Unterschied  der  Sophronisehen  Mimen  foa 
dieser  Art  Lustspiele  auch  nur  in  dem  allzugeringen  Umfang  jener 
finden  zu  können  ^    Denn  für  die  Aa£führang  ist  doch  die  Aas- 
füllung  eines  gewissen  Minimams  von  Zeit  nothwendig.   Was  die- 
sem £rf(mrdemiss  nicht  nachkommt,  bleibt  auf  die  Einbildnng  dsi 
Lesers  oder  die  Kunst  des  Vorlesers  angewiesen.   Bs  waren  slio 
nur  kleine  Genrebilder  in  Gesprächform,  Causerien,  welche  durch 
die  Zuthat  der  gebundenen  Kede  sich  später  in's  Idyll  und  das 
bukolische  Carmen  amoebaeam  verwandelten.  Da  aie  rein  aalgiag« 
in  der  poetischen  Wiedeigabe  der  Wirklichkeit,  so  lag  ihnea  ss 
sich  jeder  lehrhafte  Zweck  fem,  eine  Eigenthdmlichkeit,  wdcbe 
sie  einestheils  vom  Dialoge,  anderntheila  von  der  Fabel  und  Satire 
(resp.  den  Jamben)  scharf  abtrennt.    Denn  die  andre  Eintheilung 
in  μϋμοί  σπουβοδ»  nnd  yakoi»,  welche  Einige  *  in  den  Worten  üi- 

falls  aus  dem  Werke  ApoUodor's  über  Sophron  genommen  haben  (mgL 
Bemhardy  Gmndr.  U,  8.  β88). 

*  In  den  Adoniasosen  des  Theokrit  wechselt  selbst  die  Seena 
Sie  ist  suerst  vor  dem  Hanse  d6r  Prazinoa,  dann  auf  dem  Wege,  daas 
▼or  der  Burg,  endlich  in  der  Barg.  Wirkliche  Aoil&hrangen  der  So- 
phroniachen  Mimen  hat  0.  MQller,  Dorier  II,  p.  642  ▼ermnthet.  Plvt 
Sympb  VII,  8  werden  nach  einander  als  anpassend  filr  AuiRlhnDigen 
bei  Trinkgelagen  die  dramatiBcheu  Dialogo  Plato'e  (!),  die  Tragödie  utä 
die  aHe  Komödie,  endlich  auch  dio  Mimen  verworfen,  von  dcneu  die 
V^O<^/lFif(  nioht  passen  όια  r«  αηχη  ?(0r  ihi(tu(tr(or  xn)  i6  όνηχορηγψον, 
die  nttfyritt  nicht  wegoi.  ihrer  allzuniedrcn  Komik.  Da  duroh|;ebendi 
von  griechischen  Producton  die  llodc  ist,  so  wird  man  nicht  aa  deo 
römischen  mimus  tm  denken  brauchen. 

*  Vergl.  hiorüber  Botson,  de  Sophr.  p.  23. 


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in  Platoniachen  Citaiea. 


621 


pians  zu  Demostb.  Olynth.  II  §.  19:  μίμους  γέλωων'  άναγχοΰο^ 
w  njg  προς^ήχης,  ot^  ααααα  γαρ  μίμψΛς  γέ^ηα  τυγ)(ά¥»^  «iU*  im 
mi  omnMa '  ^  γάρ  ιραγοΜα  μίμψιίς  hmv  η^ω»  tttd  na^m  ftamr 
4iJHSy  [die  folgenden  Worte  nal  ή  κωμωόία  μίμηοις  sind  so  unpas- 
send für  den  Zusammenhang,  dass  sie  wohl  als  ein  späteres  Ein- 
schiebsel zu  beseitigen  sind]  Kai  oi  ^ιάφροϋ)ς  anovdotiot  haben  finden 
wollen,  bedeutet  eotwedoTy  daes  Sophron  theils  amwdaioi  tbeüe 
γύΛίο$  waohuhmte,  oder  dass  er  theüe  idealieirte  thdla  oankirte 
(yergl.  Aritt.  poet  o.  2),  obwohl  dae  Letstre  aebwerHch  das  Rieh- 
tige  treÖ'cn  würde.  Denn  wenn  irgend  Einer  so  hat  Sophron  das 
Portratiren  der  Wirklichkeit  (das  ομοίους  £ixa^y  des  Ariet.  1.  c\ 
welchea  mit  aeineni  Boaliamna  die  Mitte  swieohen  Jeneo  beiden 
RiflhtMigwi  h&lt,  in  aeinen  '  Büdem*  «naMiflben  ventanden«  Doefa 
iai  damit  eiii  gewiasea  ommtMov  ^[θης^  welohea  der  italieehen  Kemilc 
Überhaupt  eigen  war,  nicht  ausgeschlossen. 

Sopbron  war  kein  Poesenroiseer  und  kein  Satiriker«  er  war 
<Acb  kein  Boaepredigor;  aber  wie  dae  tüohtige  Sobansiiiel  awiacben 
^oase  ud  TnuMvapiel  ateht,  Iftohebd,  dooh  nicht  ohne  Emst  nnd 
Ztttaimi,  so  aeheint  aveh  dnreh  aeine  Diohtangen  überall  ein  Ton 
<iee  Emstee  und  der  wackeren  Gesinnung  hindurchgeklungen  zu 
Ittben,  den  wir  nachhören  in  den  Adoniazusea  des  TheokriL 

Wenn  dieae  YonteUoqg  richtig  iat,  ao  würde  sich  unsere 
Stalle  nioht  übel  daan  aohioken.  '  Bilder*  {Μψ  σοί  Χβγω) 
Mut  Pinto  selbat  die  beiden  Sehilderungen;  einiger  Gehalt  bei 
•ller  Sonderbarkeit  {ντιό  η  άτοπα)  ist  schon  garantirt  durch  die 
Zusammenstellung  mit  den  schwermüthigeu  Aeueserongen  des  Euri- 
pidea  und  Ueraklit  nnd  dnreh  die  Tendena  der  ganzen  Stelle,  und 
Mm  man  nmmehr  eme  genanere  Betrachtnqg  dea  Einaelnen  an» 
*tdlt,  so  werden  sich  leieht  aaeh  nodi  die  übrigen  CSiaraktacietiQa 
^er  Sophronischen  Muse  entdecken  lassen. 
Ich  beginne  mit  dem  zweiten  Bilde. 

Zwei  Mftnner  kommen  darin  vor,  von  denen  Jeder  eine  Meqge 
Krüge,  Fiaaeri  Batten  oder  wie  man  nun  überaetaen  will, 

besitzt.  In  dem  einen  ist  Wein,  im  andern  Honig,  im  dritten  Milch 
und  80  fort  in  jedem  eine  rare  (ondna)  und  difficile  (/ahmt)  und 
nur  sehr  schwer  aquirirbare  (μετά  ηολλών  ηόνων  nud  χαλεπών 
iκnoριζ6μtn^)  beaondere  Flüssigkeit.  Man  fragt  billig,  woan  haben 
diese  Mknner  dieae  grosse  Answahl  von  Flüaaigkmten?  Znm  eignen 
Qebranche?  loh  muss  gestehen,  dass  wir  dann  die  Erfindung  des 
μνθνλσγών  κομψός  άνή()  sehr  frostig?  und  abgeschmackt  vorkäme. 
Also  wohl  anm  Verkaufe  an  andere  Leute  1  Es  sind  zwei  Material- 


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β22 


Hmklii  uod  Sopbron 


waarenhiindler  antiker  Einnohiaiig,  zwei  χάτη^λοι,  deren  Treibeo 
«iid  Q«wlUUi  Plato  ja  anoh  eoaet  daerifieiit  und  b«MliMttit  (Folii. 
p.  860;  Sopbift.  p.  298,  Rep.  II  p.  S71).  Dur  Hanpt^^eMlütfb  w 
der  Weinsohank  (vergL  Becker,  Charikles  II,  133);  und  da  dk 
Arboitstheilang  der  Kdnrjkot  aoseerordentlich  gross  war  (Pollux  VII, 
193 — 200  Bählt  ausser  den  Wainaohenken,  welche  geradezu  dea 
QatteogeiiMMii  ndmfkoi  ftthrteo,  und  den  Beütmem  einet  ebiekt 
YolletiBdig  aamÜrlen  DetailgeeohAfte,  einer  ιιαμτιραοΐη,  noch  in  dii 
dreissig  Specialitäten  auf),  so  ist  nichts  natürlicher,  als  dass  Μ 
auch  «αηηλ^ΐα  gab,  wo  nur  der  Ausschank  von  Getränken  uod 
sonstigen  Flüengkeiten  betrieben  wurde.    Kurz  es  scheinen  hier 
Orilegen  gemeint  von  dem  würdigen  2άραμβος  ^  Μάηηβύος,  demm 
Welnetnbe  Plato  dn  paar  Seiten  epiter  (Gorg.  p.  618  B)  vemr^l 
hat,  CoUegen,  deren  es  gerade  bei  den  lockeren  Sikulern  und  Ita- 
lem,  welchen  der  Verfasser  ja  angehören  soll,  gewiss  in  Hülle  uod 
Fülle  und  mit  vorzüglicher  Routine  gab*    Femer  wird  man  sich 
▼oretellen  dürfen,  da«  die  beiden  Gonoorrenftan  ihre  Ompfilbe  ae^e 
beSeammen  hatten.   Denn  theik  pflegt  ο  im  Alter  thnm  der  verwandte 
IQeinverkauf  überhaupt  in  besondern  Marktabtheilnngen  (KtxAOi) 
zusammengedrängt  zu  sein,  theils  scheint  speciell  bei  onaerer  Dich- 
tung ee  die  künstledeohe  Plaetik  au  erfordern,  dasa  man  sich  deo 
mbigen  nnd  den  heromepringonden  Maillieten  in  einem  Bilde  bei* 
lammen  denkt,  aleo  anob  ihre  Lokale  niebt  an  awei  ▼eraejriedenm 
Enden  der  Stadt  oder  des  Marktes  gelegen  vorstellt.    Man  niasi 
sich  also  denken,  dass  der  Eine,  nachdem  er  mit  saurer  Mühe  alle 
seine  Gefasse  in  tüchtigen  Stand  gebracht  und  mit  gutem  Wei% 
Honig,  Mfloh,  Eiaig,  Oel  n.  β·  w.  aogefUlt  hat,  im  Frieden  einm 
eergenloeen  Oemftthee  (o       o^  Ιίκρος  πληραιαάμ^νος  μψ"  ino/s- 
ηύοι  μ-ήτε  η  φρονΗζοι^  άλλ'  ^v€xu  tovmv  ήσνχίαν  εχοι)  behaglich 
vor  der  Thüre  seines  wohl  geordneten  Lagers  steht,  während  der 
Andre  in  eeinem  Gewölbe  heramh&pft,  hier  von  Frischem  aufgieest, 
wo  ein  Faae  anegrianfsn  ist,  dort  ein  Look  snhftlt»  pldtdiek  weg- 
springt,  weü  ein  andre«,  welekee  er  eben  wttopft  kaftte,  eokon 
wieder  eu  sickern  anf&ngt,  kui-z  vom  frühen  Morgen  bis  aum  spä* 
ten  Abend  in  einer  Bewegung  ist,  um  nur  nicht  Alles  verderbeu 
zu  lassen  und  eo  den  gröseten  Schaden  nad  Verdmee  m  liabes 
{9  «Ας  ί^χάης  hmotn  Ιιηκίς).  So  veeig  die  Lenne  dea  Sratea  iil^ 
80  gallig  und  ftigerVek  wfad  natttrlieb  der  Zweite  eeia.  Wenn  mA 
also  ein  Zwiegespräch  zwischen  ihnen  entwickelt,  wenn  das  Queck* 
Silber  vom  Phlegma  aufgezogen  wird  und  giftig  darauf  i'ephinrt, 
▼ieUeieht  mit  einem  Angeteohrei  eeine  mgm  Bade  nnterbrechenrfi 


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in  PlatomMhen  CHftten. 


weil  er  μ  eben  jrieder  dramen  tropfon  hürt,  wenn  die  ndthigen 
Schimpfworte,  .sprüchwörtlichen  Redensarton,  Witze  und  Auebrüche 
des  Geläohtere  zwischeD  beiden  Vertretern  einer  niedrigen  socialen 
Oattang  (denn  dafür  gelten  die  χάπηλοι  ')  sich  dazu  finden,  so  hat 
■Mtn  sowolü  die  χΑρκας  tMiäig  als  watk  den  Dialogi  dieee  Ingredien» 
aien  dee  Sopluroniidien  Hinnie,  in  wflneehenMrertlieeter  VoUetin- 
digkeit  beisammen.  Dass  aber  wirklich  die  Vorlage,  welcher  Plaio 
folgte,  nicht  der  erzählenden,  sondern  der  wiedergebenden  Dichtung 
angehörte,  ist  awar  nicht  aaadrüoklich  gesagt,  aber  es  spiioht 
aneh  mkte  dagegen.  Denn  ereteot  pant  das  Prädikat  μν^Όλογ6ύτ 
p.  498  Α  «od  J>  mit  dem  darin  enthaltenen  Begriff  des  μνβ^ς 
niebt  bloss  auf  den  ersiblenden  INokter,  sondern  es  ktante  damit 
auch  ebenso  gut  die  im  Dialog  verlaufende  Handlung  beseichnet 
sein^;  sodann  der  Umstand,  dass  gerade  zwei  Personen  (p.  491^  Π : 
άυοϊν  avdgoiif)  erwähnt  werden,  ist  doch  für  die  Vermuthung,  daae 
Diatog  gem«at  sei,  so  gslsgin  als  meglioh;  endüeh  konnte  es 
die  indifwAs  Bodo  and  das  Bestreben,  jene  '  mder'  led^e^  fttr 
die  moralisoiie  Ansdentnng  an  benntaen,  leiobt  Tersebnldeni  dass 
nur  die  Situation  selbst  in  Umrissen  gezeichnet  und  jede  für  den 
gleichzeitigen  Leser  ohnehin  ganz  überflüssige  Hindeutung  auf  die 
Gespfiohsform  yermieden  wurde.  Ueberdiee  ist  es  auch  nicht  aos- 
gswaeht»  ob  niobt  8opkron  seinen  Oespridisn  manekwal  ein  paar 
sniklendo  Worte,  nm  die  Verhältnisse  an  ksmaeiobnen,  als  Pirolog 
▼oranssobiokte  oder  dodi  solche  Kunstgriffe  wie  Flato  selbst  an- 
wendete, dass  er  nämlich  irgend  Einen  ein  Qesprftcb,  welches  er 


*  Sophron  setfast  beehrt  sie  in  den  '  NihmsineeUen*  (vergL  Botson 
de  Sopbr.  p.  β)  mit  dem  Titel:  *  Halhmken  ron  Ktimom*  (φ«ρηίηΜκ 
ΜβοτηΙσνς).  —  Wenn  Führ  p^  46  Reeht  bat»  aus  Tatiao  or.  ad  Gr.  o.  84 
p.  184  d  ta  sehliessen,  dass  Sopfaron  eigentUeb  ein  Sehmied  wart  so 
wurde'  sieh  daraus  seine  Vorliebe  f&r  Soenen  aus  dem  Volke,  seine  Tolks- 
missige  Spraohe  nnd  sehi  Volkswits  TortrefBich  erklären.  Sophron 
wäre  dann  das  Pendant  sn  seinem  attisehen  Zeitgenossen,  dem  Sehuster 
Simon,  dem  Begründer  dar  emnmA  ddloym. 

•  Noeb  Ariet  Poet  6  pw  14S0a  8  deinirt  gans  aUgesMin  1^  A> 
nfff  πρά(ΗΗ  6  μδΟος  4  μ^μψί^^·  IM  Pkto,  obgloieh  ST  den  Untsveohied 
der  dnunstuohea  und  endttilendeaHaohahmang  aoeh  s^n  kennt  (Rep. 
HI.  p.  894  α),  begreift  unter  der  *  Tragödie*  deeh  ohne  Weiteres  «aeh 
«iedtr  die  Heldendiohtnng  Homers,  so  dass  aum  deatlieh  eiefat,  dass 
er  den  Begriff  μί»ος  umgekehrt  auch  auf  das  Drama  anwenden  konnte, 
weil  θβ  ihm  nur  auf  das  «  μιμίϊτΛΜ  ankam  und  niebt  auf  das  Λς  μ%· 
μίίτΜ. 


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624 


Herddit  und  Sophron 


gehört  hfttto,  eiiieni  Andern  «iederefiftUen  lieee,  wobei  der  finftUer 

nieht  blom  die  Worte  dee  gehörten  Düdogs  wiedergeben,  eondera 

auch  Schilderungen  von  dem  Ort,  der  Zeit,  den  Umständen,  dem 
Aussehen  und  deo  QeeticulAtionen  seiner  Helden  anbringen  konnte. 
In  den  AdoniaBoaen  Theokrifca,  welche  ona  biaher  ala  daa  Baupfc- 
muater  dea  Sopbronia^en  Wma»  galten,  herrscht  aUerdinga  der 
reine  Dialog;  aber  hi  der  sweiten  Idylle,  welehe  ebenlhlli  eiana 
Mimus  nachgebildet  sein  soll,  redet  die  Zauberin  allein,  nur  ganz 
im  Anfang  sich  an  eine  stumme  PersoOi  die  Theetylis,  wendend ; 
nnd  Titel  wie  '  der  Bote'  in  Verfaindang  mit  der  Bemerkung  dei 
aehol.  German,  in  Aral.  Phaen»  p»  86  Bnhle:  Sophron  in  anmo 
qni  Nnncina  seribitor:  Omnea  invoeo  Deoa,  Tovem  ante«  nuuDme' 
et  Crates  comicus  a  Vesta  incipieas  profari  (vergl.  Botzon  1.  c. 
Fragm.  61),  sowie  Bruchstücke  wie  Fragm.  46;  axot>£  i^vp  xai  ψίν, 
'Fmyxa,  Fr.  27  n.  κ^ηβαα  Ιβψώ^  iHfo^,  τοί  ά*  ^S^U^br;  — 
βφύί^ζΐϋηβς  f0y  ϋΛαμύΨ  ακάηυς  ipinhim^  Fr.  44:  d  <Γ  άμψάίιφΛ 
ηντηάζπ  Μόόέ  ιιηηόζοψΛ  iddnm  yweSkeg  mit  der  dritten  Penon, 
dem  Imperfect  und  den  die  Zeitfolge  andeutenden  Partikeln  schrf- 
nen  mir  zu  beweisen,  dass  Sophron  seinen  Personen  zuweilen  aoob 
ganie  Erafthlnngen  in  den  Mond  l^gte.  Anch  der  Redner  Baliai^ 
der  immer  Yom  Hnndertaten  in*e  Tanaendate  kommt,  nnd  demw 
Vortrag  Demetr.  de  elocut.  153  mit  dem  Prologe  dee  Menander*- 
Bchen  Stücks  Messenia  verglichen  wird,  dürfte  doch  schwerlich  in 
einem  Dialoge  seinen  Ghdlimathias  von  sich  gageben  haben.  Wenn 
aber  hier  Sophron  einen  monologiairenden  Bednar  ainfikhrte,  konnke 
er  tibea  bo  gut  aneh  einen  Enfthler  in  der  errten  Peraon  fingireo^ 
der  die  Sceue,  welche  der  Dichter  eigentlich  schildern  wollte,  som 
Beeten  gab.  Die  Vortheile  einer  solchen  Einkleidung  sind  zu  äugen* 
scheiniich  als  dass  es  wahrscheinlich  w&re,  ein  so  lebendiger  Geist 
wie  der  Sophrona  hätte  aie  nicht  achon  vor  Plato  bemerkt  ond 
neben  dem  nnmittelbar  in  die  eigentliche  Handlung  eintretendea 
Dialoge  benutzt.    So  konnte  denn  anch  hier  dieee  Form  gewihlt 


*  Nacbtheile  sind  natürlich  auch  hier  vorhanden.  Plato  seUt  00 
in  der  Einleitung  znm  Theätet  auseinander.  Aber  sie  moatten  itöNB* 
der  för  den  Dialog  ala  fär  den  Mimnt  aein.  Bei  einem  langhiugeiugcnWH 
dialeotiichen  Qecpriehe  ermüden  natürli^  die  ewigen  Wincohaltaagm 
*  Mgte  ioh*y '  entgegnete  er*  u.  s.  w.  In  den  Einlaitongen,  in  welebm 
eich  daa  mimiiche  Beiwerk  entfiltet»  etören  aie  viel  weniger.  Ja  ·» 
Beif piel  dee  Sympoeion  mit  aeinen  Reden  sieht  man«  dasa  Plate  die 
früher  geübte  Form  der  Wiederenühlong  auch  wieder  herrorsacMa. 
wenn  dar  Stoff  sie  begünstigte. 


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in  Pifttoaisciie^  CiUten.  626 

ι 

Bein,  damit  der  Erzähler  Gelegenheit  fand,  neben  dem  \N  ortwechael 
der  beiden  Krämer  aneh  die  nnerBchütterliehe  Buhe  des  Einen  und 
das  angstvolle  UemmBtünen  des  Andern  dem  fingirten  ZahOrer  sn 

schildern.  —  Wollte  aber  Jemand  noch  daran  Anstoss  nehmen, 
dass  hier  eine  Moral  aus  der  Geschichte  gezugcii  wird,  während 
die  Mimen  ja  zugeetaudenermaasscn  nicht  unter  die  lehrhafte  Dich- 
tung an  rechnen  seien,  so  «iederl^en  em  eolehee  Bedenken  die 
p.  499  Β  gdegentlieh  der  Deutung  dee  ersten  Bildes  eingeflochtenen 
Worte:  ro  0t  HoOMyov  αίρα  λέγει,  ώς  εφη  6  τιρίς  ^με  Xiytoy  (d.  i. 
Dion?!),  την  ψνχην  είναι.  Denn  daraus  ist  doch  klar,  dass  der 
Dichter  nicht  selbst  seiner  Causerie  ein  langweiliges  haec  fahula 
dooet  aqgebftngt  hatte.  Man  wird  also  getrost  darin  einen  άράρΗος 
μίμος  des  Sophron  wiedererkennen  können. 

Anders  und  für  den  ersten  Blick  bedenklicher  steht  es  mit 
dem  ersten  Bilde  p.  493  Α  und  B.  Alle  Erklärer  scheinen  hier 
an  die  Danaiden  zu  denken,  welche  im  Hades  mit  durchlöchertem 
Siehe  Wasser  in's  durchlöcherte  Fasa  schöpfen.  Wäre  diese  Deo- 
tnng  richtig,  so  würde  sich  leicht  schon  ans  dem  blossen  Sujet 
ein  ungünstiges  Vorurtheil  gegen  die  Autorschuft  Soplu  on's  ergehen, 
da  mau  nicht  geneigt  zu  sein  scheint,  deniselhen  auch  niythologiache 
Stoffe  zuzutrauen.  Aber  schon  dies  hat  doch  keinen  rechten  Anhalt. 
Denn  Bekker  anecd.  gr«  I  p.  86,  24:  ßkavhv  tw  νω&η  *td  μωρόν 
Sioi^ifwy  /7^o^7/^a  wird  jaeinMimus  'Prometheus'  erwähnt.  Zwar 
ist  ditser  Titel  als  unzuverlässig  bezeichnet  worden*;  aber  wes- 
halb V  Wir  haben  ja  überhaupt  nur  wenige  Titel  übrig.  Führ 
[\y.  67  £·)  zählt  13  auf,  darunter  6  von  ανδρείοι  μίμοι^  man  kann 
also  ans  der  Vereinsdung  des  Πραμη98ύς  nicht  ohne  Weiteres  auf 
seine  Unechtheit  schllessen.  Andere  mythologisdie  Titel  können 
so  gut  zufällig  verloren  gegangen  sein,  wie  uns  jedenfalls  auch 
manche  nichtmytbologische  fehlen.  An  sich  aber  hätten  mytholo- 
gische Mimen  in  der  Art  wie  die  Göttergespräche  und  Todtenge- 
sprache Lucians  (nur  ohne  deren  satirische  Tendenal)  beiSophrou 
nichts  AufiaMendes,  da  smne  Muse  jedenfalls  an  der  Epieharms 
sich  genährt  hatte  und  dieser  Dichter  schon  eine  Masse  burlesker 

Scenen,  die  unter  Göttern  spielten,  auf  die  Bühne  gebracht  hatte 

* 

»  Bernhardy  Grundr.  II,  2  S.  533. 

^  Vergl.  Heitz  S.  41.  —  Freilich  ob  der  'Nuntius*,  wie  Heitz 
will,  riuf  eine  aicilische  Gottheit  zu  bezichen  ist  und  ob  in  einem  an- 
dern Mimus  der  Kampf  des  Herakles  mit  den  Kranichen  geschildert 
war,  wie  0.  Müller,  Arohaeol.  §.  411  und  Schneidewin,  everdt.  crit. 
p.  51  ▼ermothet  haben,  scheint  nieht  gewiss  anssumachen. 

BlMlB*  Moi.  £  FkHoL  Μ.  F.  ZUZ.  ^ 


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Her«klit  and  8ophroQ 


Sollte  sich  also  auoh  wirklich  herftusstellen,  dass  uneerer  Stelle 
an  die  Daoaiden  m  denken  ae^  eo  wäre  dies  immer  noch  keine 
InelanB  gegen  die  AMuenng  durch  Sophion.   Aber  vielleloht  ist 

diese  Auslegung  nicht  einmal  ganz  richtig.  Die  Stelle  lautet  in 
der  Uebersetzuiig :  'Dies  (niimlich  das,  worin  die  ini^^iUu  ihren 
Sitz  haben,  mit  seinem  fortwährenden  Wechsel  und  Auf-  und  Nie- 
dereokwnnken)  —  diee  hnt  vielleieht  ein  geietreiclier  MArckendkhter, 
•o  ein  Sienkr  oder  Iteler,  im  Naam  wiedelgeben  wollen  nnd  hat 
es,  weil  es  mit  der  Ueberredung  leicht  faest  und  sich  fassen  läset, 
*  Fass *  genannt  [i  -  π  ι&'  νμία  =  ni^  -  ay6v  =  π 1 -  ος  1],  und  die 
Unvernünftigen  nannte  er  *  ünverwahrte*  [vfn/ς  άνοητονς  άμνήχξίνς\· 
Bei  dieeen  Unverwahrien  ad  der  Seelentheil|  wo  die  leicht  au  faeoan* 
den  Begierden  aind  —  d.  i.  der  Site  der  Znehtloaigkiit  nnd  der  Un- 
föhigkeit,  etwas  in  aidi  feetanhalten  —  wie  ein  löcheriges  Fase, 
indem  er  das  Bild  wegen  der  (hier  wie  dort  vorhandenen)  Unmög- 
lichkeit, sie  einmal  ganz  vollzufülleD,  wählte.  Im  Gegensatz  zu 
dir,  Kalliklea,  adgt  nun  dieeer  llana^  daae  von  denen  in  der  Hölle 
—  er  meint  damit  die  nnaiehtbaro  Hölle  dea  Gewiseena  (yfi^  ss 
Χβίόες  — dieae  wobl  die  allemnaeligsten  aind,  die  '  ünverwahrten* 
nämlich,  und  dass  sie  Wasser  iu  ein  löcheriges  Fass  schöpfen  mit 
einem  ebendergleichen  löcherigen  Siebe.  Mit  dem  äiebe  meint  er 
noB,  wie  mir  mein  Gewähiamaan  mittbeilte,  die  Seele;  und  ant 
einem  Siebe  hat  er  die  Sede  —  nimlioh  die  Seele  der  Unvemlbif- 
tigen,  als  hätte  diese  auch  Löcher  —  rergHoheo,  weil  sie  mehta 
bei  sich  behalten  uud  in  sich  schliessen  kann  wegen  ihrer  Unglüu- 
bigkeit  und  ihrer  Vergesslichkeit'.  Nach  dieser  Uebersetzuiig 
wflrden,  wenn  man  die  Anadrfteke  dea  Originale  und  die  mühiaman 
Denlniigen  des  Soksalea  oder  *aeinea  Gewihiamannea*  gegenillMr- 
stellt,  sich  folgende  Qkichnngen  ergeben: 

1 )  Tiiitog  —  τούτο  Iv  ω  Ι-πιΟ-υμίαι  (nämlich  bei 

allen  Menschen), 

ΙηώνμΜ»  Μ  (alao  alle  Menaehen 

haben   ein   lä&og,  aber  nur  die 

αμύητοι  liaben  Löcher  im  iiidOg), 
3)  αμύητοι  =  άνόιμοι  (deun  αμύητοι  bedeute  nicht 

bloas  die  nicht  in  die  Mysterieo 
Eingewdhten,  aondem  nach  die^  Uo- 
verschlossnen*  von  μι6ω  claadere; 
was  nicht  scbliesst,  was  nichts  iu 
  der  Seele  feethäli,  ist  aber  άνόψνήί 

^  Yeri^  Craftjl.  p.  408  A,  Phaedo  p.  ÖOD  und  SIC. 


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in  Pktonisohen  Giiaten.  W 

4)  xoaxiyoi  τtτ^Jημi yov  =     ή  yw/ή  τ  töv  ώΌ^τωΐ' (niimlich  die 

ganze  Seele,  welche  ihren  mit  dem 
ηί\^ος  verglichenen  Begierdeneits  im* 
mer  wieder  sm  fUllen  sacht, 
sie  immer  wieder  vergisst  nnd  nioht 
glaubt,  dass  ihr  das  nie  gelingen  kann), 

5)  oi^y^idoi;=  -    th  απόες  (nämlich  der  unsichtbare 

Zustand  der  Seele), 

6)  οϊ  άμυητοι  i(avi¥"Ai-  die  Unvernünftigen niit  vergesslicher 
όου  ά&λίώτατοί  slev  Seele  fAUen  immer  von  Neuem  den 
»ui  φοροϊεν  εΙςτόντΒτρψ  nie  zu  sättigenden  Schlund  der  Be- 
Zi tV  ο  r  71  /  tV 0  v  νόω Q  tTbQ(ü  gicrdcn  und  sind  deshalb  die  aller* 
τοίοντω  τεζρημένω  Ko<h  elendesten. 

In  der  Thafc  wftre  nun  eo  die  Soene  im  Hadee.    Dann  wird 

man  aber  die  άμύψοι^  die  ohnehin  so  unglücklich  sind,  nicht  auch 
noch  auf  das  Marterbett  Platonischer  Etymologie  zu  werfen  brauchen, 
um  daraus  '  Unverscblossne,  Un verwahrte'  zumachen;  sondern  glau- 
ben dürfen,  der  Yerfasser  selbst  habe  darunter  diejenigen  verstan- 
den, welche  in  keinerlei  Mysterien,  sei  es  öffentliche  sei  es  private, 
eingeweiht  waren.  Etwa  seit  Anfang  des  7.  Jahrhunderts  beginnt 
ja  das  an  die  Verehrung  der  chtlionischen  Gottheiten  anknüpfende 
Myeterienwesen  in  Hellas.  Bei  Homer  sind  alle  Schatten  bis  auf 
einaelne  besonders  hart  gefesselte  oder  bestrafte  Götterfeinde  gleich 
elend  daran  im  Hades.  Dann  tritt  auch  die  Idee  einer  Belobnong 
in  den  Inseln  der  Seeligen  oder  dem  Elysischen  Gefilde  auf,  zu 
welcher  zunächst  aber  nur  die  persönliche  Tüchtigkeit  und  Uelden- 
kraft  berechtigte.  Aber  seit  die  Mysterien  beginnen,  kommt  es 
weniger  auf  die  sittliche  Beschaffenheit  des  £in8elnen  als  darauf 
an,  ob  er  durch  die  *  Weihen*,  durch  ein  Bitaal,  sn  einem  Frennde 
der  Persephone  gestempelt  worden  ist.  Die  Strafen  und  Belob- 
nungen,  über  welche  diese  Weihepriester  so  verfügten,  waren  nun 
sehr  handgreiflicher  und  naiver  Art.  '  Musäus  und  sein  Sohn  [Eu- 
molpus?  ^]  verleihen  den  Gerechten  im  Namen  der  Götter  Dinge, 
die  noch  viel  bnrsohikoser  Uingen.  Denn  sie  führen  im  Gedanken 
in  den  Hades  hinunter,  heissen  sich  lagern,  arrangiren  ein  Trink- 
gelage der  Frommen,  setaen  ihnen  Kränze  auf  und  lassen  sie  so 


*  Stallbaum  z.  d.  St.  —  Nach  Andern  stammto  freilich  vielmehr 
Musaciie  von  Kunioli)us  (Lobock,  Aglaoph.  p.  213,  Creuzer  Symbolik 
lY,  341  der  3.  Ausg.) 


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Heraklit  und  Sophron 


die  ganze  Zeit  im  Rausche  verbringen,  in  derMeinnog,  der  ediAiiete 
Lohn  der  Tugend  sei  ein  ewiger  Banscb  ....  Die  Gottlosen  und 
Ungerechten  dagegen  graben  de  in  einen  Mhointsigen  Sompf  iiu 
Hadee  ein  und  zwingen  sie  in  einem  Siebe  Waes  er  zu  schöpfen.' 
Wenn  man  mit  diesen  Platonischen  Worten,  welche  dem  2.  Bache 
der  Republik  (Rep.  II  p.  363  C  sq.)  entnommen  sind,  also  einem 
Bache,  das  vielleicht  um  dseeelbe  Zeit  wie  der  Gorgiaa  geschrieben 
ist  (s.  o.),  noch  die  auf  den  Magier  Gobryas  aorftckgefOhrte  Schil- 
derung  des  nni&ehten  Dialogs  Axiochos  (p.  371  E)  vergleicht: 
TUh&a  ΠΜς  μεμυημένοις  iad  τις  ηροεόρία  .  .  . .  καΐ  τους  τιερί 
^jH^omkia  u  nai  Jiowaov  χαηύψτας  eig  "Atiw  n^ugov  λόγος  Μάόε 
μνη&ηναί  xui  τό  ^χίρσος  της  OttSoß  πορείας  παρά  της  'Ελ^υΟίη'ης 
ti'avoaodm.  οαοις  dt  το  ζτιν  όια  ίίακανρνημάηοΐ'  ήλά9η^  &γοντΌΛ  ιμμις 
*Ερη%ων  Ιη'  έρεβος  xai  χάος  όιά  ταριη^&υ^  atfsßaiv  χαΐ 

^avutdwv  νδρεΐαι  άτβλβΐς  nuU  Tavinikov  όΐψοςχύ^  so  ist  aller- 
dings so  viel  klar,  dass  schon  in  den  Schriften  der  Orphiker  den 
άμνψΜ  nnter  anderm  auch  mit  dem  Wasserschöpfen  mit  einem 
Siebe  gedroht  wurde.  Da  aber  diese  ganze  mystische  Litteratur 
sich  in  Attikn  entwickelt  hat,  SO  kann  hier  im  Gorgias,  wo  «in 
Sikuler  oder  Italer  als  Quelle  citirt  wird,  nicht  wie  in  der  Repa- 
blik  an  eine  directe  Benntznng  der  orphischen  Schriften  gedacht 
werden;  sondern  es  muss  ein  Schriftsteller  Grosflgriechenlands 
einen  Stoff  daraus  entnommen  haben,  welcher  alsdann  wieder  Plato 
in  dieser  Bearbeitung  yorlag.  Da  nnn  Empedokles  aus  den  oben 
angeführten  Gründen  schwerlich  in  Betitiekt  kommen  kann,  so 
wttsste  ich  nicht^  was  gegen  die  Yermuthung  spräche,  dass  Sophron, 
ei^ötzt  von  einer  so  crass  geschilderten  Herrlichkeit  und  Verdamin- 
niss,  auch  einmal  einen  Mimus  über  die  Wasserschöpfer  in  der  Un- 
terwelt schrieb.  Die  Wasserschöpfer!  Denn  an  Schöpferinnen  and 
demnach  an  die  Danaiden  zu  denken,  liegt  in  den  Platonischen 
Stellen  eben  kein  rechter  Grund  vor.  In  der  Republik  wird  gam 
allgemmn  von  άι^άσαπ  und  ädmoi  gesprochen  und  auch  an  unserer 
Stelle  müBste  man  unnöthiger  Weise  das  Masonlinom  αμύητοι, 
m  auf  einen  nur  verallgemeinerten  Femininb^griff  redudren,  um 
die  Töchter  des  Danaas  ihre  fruchtlose  Arbeit  verrichten  la  sehen. 
Es  liisst  sich  auch  schwer  denken,  dass  Plato  hier,  wo  er  so  η11· 
gemein  spricht^  dieses  Bild  benutat  hätte,  wenn  man  damals  schon 
gewohnt  wai*,  jene  Beschäftigung  als  eine  gana  exdusive  Strafe 
lediglich  der  Danaiden  zu  betrachten.  Es  scheint  daher,  als  habe 
sich  die  früher  allen  Ungeweihteni  Männern  and  freilich  auch 
Frauen,  angedrohte  Pein  erst  später  an  bestimmten  mythologischcHi 
Personen  gleichsam  lokalisirt  ^  Will  man  demnach  mnen  Phiwtasio* 
titel  (wie  Ahrens  es  mehrfMh  versucht  hat)  erfinden,  so  würde  die 
Uebersohrift  des  Mirous  nicht  ^avoiitq,  sondern  ^^Ιμίητο^  lauten 
müssen.   Die  Frage  fireilich,  wie  man  sich  bei  dieser  Anffiusung 

*  In  diesem  Mytlitin  würdi-  ulso  wcnig"stfMs  dif  Di'ntung  der  Da- 
iiaidtMi  als  QuollnymphiMi  iUif'itn'  "  -toytt^-  kfiiK'  liegrüiuliing  suchon 
durfcMi,  da  daa  fruchtloHu  WassorRchiipfon  bei  ihnen  erst  secundär  auf- 
tritt.  Vergl.  Preller  Mythol.  II,  54. 


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in  Plaioaieolieii  Citttea 


629 


den  Dialog  eingerichtet  denlien  soll,  ob  die  αμνιμοί  anter  eich 
spracben  oder  ob  ein  zu  ihnen  hinzutreteuderf  verwunderter  Schat- 
ten (wie  im  Meoippoe  und  Tantalus  Lucian's)  sie  befragte  um 
ihren  selteamen  Eifer  oder  ob  irgend  ein  Sterblicher  naeh  einer 
βίς  ^idbv  χητάβασις  mit  oder  ohne  Leib  (wie  der  Armenier  Er 
Rep.  X,  614  B)  seinen  irdiaohen  Frennden  nach  seiner  Bflokkehr 
erzählte,  was  er  dort  sah,  —  diese  Frage  wird  beim  Mangel  jeder 
Andeutung  nicht  an  beantworten  sein.  Genagt  wenn  nnr  öberhanpt 
die  MöifliohlBeit  angegeben  wird«  dass  sich  aus  diesem  Stoffe  ein 
Mimnii  machen  Hess.  Und  das  zu  glauben  wird  nicht  schwer  hal- 
ten. Denn  gerade  diese  Höilenstrafe,  Wasser  mit  einem  Siebe  in 
ein  looheriges  Foss  zu  schöpfen,  besitzt  schon  an  sich  etwas  Ko- 
misches und  Närrisches  {υπό  η  ατοτία !),  was  beim  Steine  des  Siq^hns, 
der  Qual  des  Tantalus,  dem  Waten  im  Kothe  α·  s«  w.  nicht  so 
unmittelbar  anfflkllt«  £s  hess  sieh  also  wohl  gam  Instig  darüber 
plaudern  ^ 

Noch  lustiger  freilich,  noch  passender  fflr  einen  Mimos  wäre  es, 
wenn  man  hier  keine  wirklich  Verdammten,  sondern  Menschen  von 
Fleisch  und  Blut  sich  vorstellen  dllrfte,  welche  nnr  die  άμίψιπ 
darstellen!  Diese  Aufiassong  würde  einen  doppelteii  Gewinn  ver^ 
epreehen.   Einmal  wOi-de  Alles  mhig  so  bleiben,  wie  es  eben  an- 
gegeben  worden  ist,  und  man  ktae  dennoch  um  das  eigentliche 
Bedenken  des  mythologisohen  Stoffes,  nimlioh  die  selbst  antreten- 
den Götter  lind  Mythengestalten,  herum;   und  zweitens  w&re  so 
sneh  Anssicht,  gerade  für  dieses  'Bild*  einige  der  vorhandenen 
Fragmente  in  Ansprach  nehmen  und  verwerthen  zu  können.  Die 
Fragmente,  welche  ich  meine,  sind  die  drei  aus  dem  Mimus  *  Νυμ· 
ψοπόνος*.  Dieselben  lauten  bei  Athen.  YIII,  3620:  xai  Σύφρωρ 
iv  rfj  ernyguffOfttiij  Ννμφοηόνω  ψηοί'  '  χηπΒίτα  λαβών  ngotf^w, 
τοί  ά*  έβάλλιζο^\    x(d  πάλιν  'βαλλίζοντες  τ6ν  χ^άλαμον 
σχάτονς  (ν έηΧηοαν  nnd  bei  Pollux  onoro.  Χ,  107  ooU.  VI,  90: 
nud  ηατάνη  6h  xal  πατάηον  w  ΙχπένάΚον  λοπάόιον  ο  ηνβς  χαλοϋοι 
τϊαηλλίοι',  ή       ηατάνη  Σώφρονος  εΐηόντος  εν  Ννμφυπόνω  '  πάτα  να 
αννο  ποίητος.  Zunächst  seheint  klar,  dass  βαλλίζω  hier  nicht  heissen 
kann:  *  die  Beine  schlenkern  :=  tarnen'  (Μψά/ζύ»  nud  χο^ινα»),  wie 
Athenacns  es  zu  fassen  scheint,  sondern  dass  es  transitiv  zu  neh- 
men ist  als  ein  verstärktes  βάλλω  =  'viel  werfen*,  gerade  wie  in 
dem  Fragment  bei  Demetr.  de  eloc.  147  (fr.  30  Bota.)^:  ^άοαι 
βσα  φνλλα  küU  χάρφεα  τοι  παίάβς  τονς  ϋίνόρας  βαΧλΛζβνη'  οΙόνηΒρ 
φανα,  φίλα,  τούς  Τρώας  jhv  jUtma  %ψ  τηύίψ  Κ   Νηη  soll  aber  in 

^  Achulich  würde  der  '  Prouiethüus  *  wahrscheinlich  auch,  wie  die 
gleiohnamigcn  Dialoge  Laoian's,  von  dessen  Bestrafong  gchanddt  haben. 

*  Das  aber  schwerlich  aach  dem  Nymphoponoi  angehören  wird» 
wie  Botzon  (de  Sophr.  p.  13)  im  Anschlass  an  &ode  ^Gesch.  d.  Hellen. 
Dicbtk.  III,  2  p.  02)  will  Denn,  wäre  hier  an  den  mit  Blumen  bewor- 
fenen  Brautwagen  zu  denken,  würde  kaum  stehen:  τους  ανάρας  ßalr 
Ιίζοντι, 

*  Lobeck  zw  Soph.  Aiax  v.  di>Ö  vergleicht  arguiii.  iu  Ai. :  χκξψίμος 
$46&η  Τρωάίρ  π^Ιορ  aar'  «ντον  fi€tXüv,  ύ^^riρφ  γαρ  ουχ  ην  τρωτοζ^  aal 


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Henklit  und  Sophron 


Folge  die  ßaXL^i»  das  ganze  GeoMudi  voller  Sdunais  werden. 
Deutel  dies  nidit  damnf,  deee  hier  eine  Flfleeigketi,  wahraoheinlich. 
also  Waseer,  e^genetand  des  fiaXU^sof  »t?  Und  die  'selbat  ver- 
fertigte Sohüsser  weist  lie  nioht  aoeh  daranf,  daaa  YäatßaXr 
11ζ»ν^ wMt^xk\  'anagieeeeo*  bedeotet?  Wenn  aliar  die  Einen 
gieeeen,  während  der  Andre  *λα^ών  nQoi^ei  \  denkt  man  da  nicht 
onwillkOrlich  daran,  daes  derselbe  Etwas  'ergreift  nnd  den 
Andern  vorhält',  damit  sie  in  dieses  Etwas  den  Inhalt  ihrer 
Schüsseln  hineingieesen?  Und  da  das,  wohinein  man  giesst,  doch  immer 
grosser  an  sein  pflegt  als  das,  womit  man  giesst,  besonders  wenn  Meh- 
rere giessen,  so  wird  man  sich  vorsteUen  ditete,  dass  die  Einen  nut 
'  Schüsseln'  Bchdpften  nnd  gössen  nnd  der  Andere  ihnen  dabei  ein  gros- 
ses  Fass  (ιΜνς)  vorhielt.  Allee  das  kdnnte  ja  aber  noch  sehr  reinlioh 
zogdien.  Wenn  aber  hier  der  θιάλβ^ιος  voller  Sehmnta  wird,  so  liegt  ea 
wieder  nahe  an  vermutben,  dass  das  Fass  anslänft  und  so  der  ganie 
Fuesboden  in  einen  Snmpf  verwandelt  wird.  Ist  man  aber  ein- 
mal so  weit,  so  wird  auch  das  Sieb  {n6mufw)  leicht  noch  drein- 
gcgeben  werden.  Denn  wenn  es,  wie  angenaeheinKeh,  auf  dne 
gründliche  Matscherei  abgesehen  war,  so  leisteten  natOrlieh  dnrchsiebie 
Sohöpfwerkzeuge  noch  ein  Uebriges  neben  dem  lecken  Fasse.  Die 
*  Schfisseln''  sollen  'selbstverfert^te*  sein.  Wer  vennag  aber,  wenn 
er  nicht  das  betrefiende  Handwerk  vscsteht,  sieh  thOneme  oder 
eherne  Schfissehi  selbet  m  machen?  Ans  Hobi  ist  das  schon  eher 
möglich.  HÖlaeme  Schusaeboi  aber  kann  man  leicht  an  Sieben 
machen,  wenn  man  mit  einem  Bohrer  ein  paar  Löcher  hindurch- 
bohrt (τηρημίΐβ^  uidttuoif),  —  Endlich  scheint  durch  die  Verbin- 
dong  mit  diesen  Fragmenten  der  rfttbselhafte  Unsinn  des  Ganaen 
auch  einen  Sinn  und  zwar  einen  Λτ  Sophrons  Muse  möglichst 
passenden  Sinn  au  bekommen.  Das  Stück  biess :  !^  νυμφοπάνος  \ 
was  nach  HesBchius  s.  v.  ρημφοηόρος'  ή  nsgi  fi^v  νύμφης  mvw- 
μίνη  wohl  mit  *  die  Brautjungfer*  wiedenugeben  ist,  veigL  s.  v. 
νυμφοκόμος'  ij  ψυμφβύ^Μ'  ^  ηοαμουΟΛ  τ^ν  νύμφηι^.  Also  war 
die  Scene  eine  Hochzeit.  Auf  eine  Hochaeit  deutet  auch  der  ^ά- 
λα^,  welchen  die  σμύηηί  beschmntsen.  Wie.  also,  wenn  hier  an 
einen  Hochzeitssche»  an  denken  wäre!  Eine  Schaar  von  lustigen 
Burschen  auch  darin  stimmt  unsere  Stelle  mit  den  Fragmenten, 
dass  beidemal  von  Männern  die  Rede  ist,  dort  die  άμυψ»^  hier 
der  λαβών  und  die  βαλΚίζανας  (vergl.  wi  d*  ifiaXki^f^y)  —  das 
männliche  Brantgefolge  also  hat  sicdi  einen  Spass  auagedacfat«  Wie 


*  Athen.  1.  c. :  iv  ^πιγηηψο  u  ^vri  Ν  ν  μψοπ  άνω.  Da  Athe- 
iiacus  sonst  entweder  citirt :  2^oKfno)y  h'  τω  \Ίγ^ηιώΊΐι  (VII.  309  C)  oder 
2^(όψρων  Öt  rro.V/Jp^  (VII,  406  dj  oder  Σώφ{>ων  iv  loi  /7/)/ρ«^ο/<Λ·ο> 
Ώλανς  τ6ν  aygottlnw  (VII,  288  a)  oder  Stotfotiv  iv  τ  φ  1.ιιγ(Μφομ^ιω 
μ(μψ  rwalnti  ntX,  SO  ist  klar»  das«  der  weibliche  Artikel  seinen  Oruna 
nur  in  dem  Geichlechie  von  Ννμφοηόνος  hat.  Das  Stück  hiess  also 
\i  Nffitfonorog,  80  dass  man  nicht  etwa  π  η  den  Brautführer  (den  -rrt- 
ράπΝίτας).  vielleicht  als  Angebor  des  lloclr/ritscherzes,  denken  darf, 
wie  ich  anfangs  vormutbete.  Aebnlioh  gebildet  ist  ννμφοστόλος^  ννμ- 
φαγωγός. 


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in  FkiUmiMlwii  dtales. 


m 


bei  Xeiiophon  Symp.  9.  2  der  Syrakusische  Impressario  als 
Programm  für  dio  iolgcmlen  mimischen  DarbLcliungeii  einige  Sceuen 
aus  der  Mytholügic  anmeldet:  ω  ανόρ^ς^  ^Αριά^α^  tioamv  tiq  τυν 
&αντης  τε  tmi  Jiovvoov  ^άλαμον,  μ^τά  roCi^'  ηξ€ΐ  Jioyv- 
οος  ντίοπεποΗίος  παρά  &6οις  χαι  εϊα€ΚΛ  ηρός  αντήν,  €7Uiva  neu- 
'ξοϋίπαα  προς  άλληλονς  *  und  wie  nach  Pbilostr.  vit.  Apoll.  V,  21. 
159*''  Apollonius  iu  Athen  mimische  Auiführiingen  speciell  άμη  den 
OrphifM)heQ  Dichtungen  sieht  {ήχονοε^  on  avL·v  ίητοσημήναντος  λνγιο' 
μοίς  όρχονντίΛί  xui  μετάξν  της  Όρί/ύος  εποηοιίας  τε  και  ^εολογίας^ 
TU  μίν  \ώς\  Ώραι,  τα  όε  u)g  Βάχ/Μ  ηραττονσι  ),  so  ist  auch  jenes  junge 
Volk  in  ächt  syrakusischer  Laune  daran  1  verfallen,  bei  einer  Uoch- 
Eeit  einen  Mimus  aus  den  Gedichten  des  Musaeus,  der  zugleich 
eine  Deutung  auf  den  ί^άλίψος  zuliesse,  aufzuführen.  Sie  wählen 
dasu  eine  Scene  aus  der  Unterwelt :  *  die  Pein  der  άμνητοι\  Abehds 
etehlen  sie  sich  iu  das  Brautgemach,  und  wie  nun  den  Neuver> 
mahlten  hineingeleuchtet  wird  und  die  Thüre  des  θάλαμος  sich 
ö£Ebet,  bietet  sich  den  Blicken  der  Draussenstehendeu  beim  unge« 
wiesen  Scheine  der  Fackeln  eine  rüthselhafte  Gruppe  im  Dunkel 
dee  Gemaches  dar.  Ein  lebendes  Bild,  die  άμνψοι^  wie  sie  im 
Danke!  des  ^  llades'  ewig  ihr  Wasser  schöpfen!  Der  Anführer  hat 
mn  groeses  Fass  ergriffen  und  hält  es  mit  der  Oe£fnung  nach  vorne 
vor  sich  hin.  Seine  Gesellen  haben  grosse  Schüsseln  {ηάταναι 
εχηεταλα  λοπάάιά)^  schöpfen  damit  unaufhörlich  und  mit  dem  Ernste 
.der  Verdammten  Wasser  aus  einem  Hafen  und  platschen  es  in^s 
Fass  hinein.  Aber  das  Fass  hat  Löcher,  es  läuft  aus  und  will  nie 
voll  werden;  und  die  Schüsseln  haben  auch  Locher,  sie  tropfen 
und  lecken,  und  der  &άλαμος  wird  ein  einziger  Sumpf  von  dem 


\  Ib.  7,  8  wänicht  Sokrates  mimische  Darstclhmgen  der  Χάφτες 
7t  x(it  iinai  χ(ά  Ννμ<ραι ;  honguB  Pastor.  II,  p.  67  Säaef.  heiset  es: 

oi  ιίί  μ((λίί  7((χύος  ην((θϊ(<νΐ(ς  ώρχηαηντο  τον  μνΟ^ον  τον  .ίάμωνος '  ο 
.li'nf  viq  ΙΙΰια  Ιμιΐί(ΐτο,  τίμ'  2.imyy((  Χλόη.  Becker  Char.  I,  193,  wel- 
chem ich  diese  Stellen  cutuehme,  hat  für  seine  Darstellung  eines  Gast- 
mabli,  die  BraatecoDe  twitohen  l^rie  und  Helena  gewihlt  imd  er  be* 
rnit  sich  dafür,  dus  man  bei  solchen  Mimen  oder  Pantomimen 
meiit  die  παλαιά  ίστορία  und  zwar  erotifiche  Scenen  wählte,  auf  Lucian 
de  Salt.  c.  37  Lucian  erwähnt  als  Stoffe  die  ^^ί^ηο^ήης  χαϊ  " -/ofoc 
u(iiyj(a.  die  Europa,  die  Pii8ii>hae,  die  Phacdra,  den  Raub  der  Helena; 
daneben  auch  den  Donkaiion,  die  Zerreissiuig  des  laccbos,  die  Verbren- 
nung der  Semcle,  die  Geburt  des  Thebaoischen  und  des  mystischen  Dionva. 
Anoh  daran»  dase  in  Unteritalien  die  Travestie  der  alten  Mythen,  me 
sogen.  Phlyakographie  (vergl  fiemhardy  Cirandr.  Π,  3  S.  540),  zuerst 
entstand,  darf  erinnert  werden.  Es  wird  also  hoffentlich  nicht  als  eioa 
nnnöthigc  und  mit  den  Sitten  des  Alterthums  nicht  harmonirendo 
Zweideutigkeit  ausgelegt  werden,  wenn  ich  durch  den  Titel  Ννμψυπόνος 
and  die  Erwähnung  des  ίπίλαυος  gcloitot  auf  eine  mimische  Darstellug 
rathe,  die  allerdings  von  Obscönitul  nicht  ganz  frei  ist.  Bei  Sopbron 
mnss  man  aof  dergloiohen  gefasst  sein. 
·-·  Vergl.  Lobeck  Agl.  I,  467. 

^  lieber  die  Ausbildung  des  schriftlich  verzeichneten  μΐμυς  aus 
den  alten  ausgelassenen  mimisohen  Darstellungen  vergL  Jahn's  Prolegg. 
zu  Persios  p.  LXXXIV  sqq. 


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Heraklit  und  Sophron  in  Platonischen  Citaten. 


Treiben  tlicser  unseligen  αμίηκη^  der  Nichtoingewcihtcn  (in  die 
Myi?tcrien  dos  ^«λ«//ος?)  und  der  ewig  Trecken  ^  Was  die  Bursche 
mit  ihrer  Pantomime  besagen  wollten,  mit  dem  nicht  zn  ersättigen- 
den Fasse  und  dem  unermüdlichen  Wassersiebe  im  &(i).ftt(og?  Die 
ilochzeitsgäste  werden  es  gewiss  verstanden  haben  und  es  steht 
nur  zu  hoffen,  dass  dem  χομψος  ηνηρ,  ΐύίος  ^χΜς  ης  η  Ίταύαχός, 
welcher  den  Pantomimus  in  einem  Mimus  wiedererzählte,  bei  seiner 
Schilderung  des  erlebten  derben  Scherzes  auch  schon  die  Empfeh- 
lung der  o(orfQOGvi^^  welche  der  Gewährsmann  Plato's  in  dieser 
Allegorie  des  ηχόλαατον  fand,  als  Zweck  vorschwebte  Die  neu- 
gierige *  Hrautjungfer',  deren  Erzählung  an  eine  nicht  dabei  ge- 
wesene Freundin  der  ^limus  wahrscheinlich  wiedergab,  wird  wohl 
mehr  darüber  gekichert  als  sich  an  der  Moral  daraus  erbaut  haben. 

Bisher  war  man,  um  sich  ein  Bild  von  dem  Sophronischen 
Mimus  zu  machen,  fast  nur  auf  die  Notiz  über  den  Redner  Bulias 
und  auf  zwei  Idyllen  Theokrits,  die  Pharmakeutria  und  vor  allem 
die  den  Snii&vfu  m  Ίο&μιη  nachgebildeten  Adoniazusen,  angewie- 
sen Wenn  also  der  Maasf^stab  Vnlckenaers  gelten  sollte,  welcher 
äusserte^,  er  wolle  gern  die  elf  Folianten  des  Angustin  —  die  Ci- 
vitas  Dei  ausgenommen  —  hingeben  für  die  Mimen  des  Sophron 
und  des  ijaberius,  so  müsstc  man  unserer  Platonischen  Stelle  dank- 
bar sein,  falls  sie  wirklich  zwei  neun  Umrisse  von  Sophronischen 
'Bildern',  den  IvikiXi  omeiA  άνόρέιος  und  eines  γννοΛίΛΗος  μίμος^  αοβ 
entballt  hätte. 

Leipzig,  Juni  1873.  Paul  Schaster. 


*  *  λανητοι*  von  μνω  eUndere,  wie  Plate  selbst  erkl&ri  wegen 

des  oif  OTeyaror. 

Die  Fragmente  bowoisen,  wie  schon  bemerkt,  daes  im  Mimus 
etwas  erzählt  wurde.  Die  αμυψοι  βαΙΚζοντις  traten  also  nieht  selbst 
darin  als  sprechende  Personen  auf,  so  dass  man  einen  'mliinUchen 
Mimus*  daraus  machon  müsste.  War  das  erzählende  Subject  die  JVv/i- 
φοπόΐΌς,  SO  wurde  eher  daraus  folgen,  dass  hier  ein  γυρηΜ^Τος  μίμος 
vorliegt 

*  Auf  Grund  von  Argum.  Id.  II:  rijv  tU  θίατνία^η  ή  Ηκ,χηιίος 
άπίιροχάΧως  ix  των  2"ώ<^>(>οΐ'θί  μαηνε}'Χ(^  υίηων  und  Argum.  Id.  XV: 
nitQiTglnm  ifl  το  ηοίηματ9ον  fx  των  παρα  Σώψροΐη  ^ μίνων  tit  Vff^/um. 

—  Die  Parallelen  mit  Persius  und  mit  dem  Abendeegen  des  Gregor 
?on  Naztans  (Jahn,  Prolcgg.  zu  Persius  p.  XCIII  sqq.)  bezichen  eich 
nur  auf  einzelne  An"5drürke  und  die  eigenthümlicbo  Prosa  SophronN 

—  Was  sonst  von  Vcrnnithunpfon  über  den  Inhalt  der  einzelnen  Minien 
besonders  auf  Grund  der  Titol  mit  einiger  Wahrecheinlichkeit  vorzu- 
bringen ist,  bietet  am  besten  Hetzen  de  Sophr.  p.  6 — 20. 

*  Adoniaz.  p.  202. 


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MieeeUen. 


Grammatieoliee. 
ηϋ«Ιη· 

Ueber  die  Bildung  des  Substantive  rctiaculum  wurde  in  Bd.  25 
S.  627  bemerkt,  daw  dasselbe  wie  piactdumj  gubemaculum,  ora* 
euhm,  cenaeubm  obne  Zweifel  aus  einem  Yerbalstamme  auf  α 
i*ret%are)  berrorgegangen  sei.  Während  damals  dae  Yerbam 
reOare  (mit  oder  gleich  einem  Netze  machen')  lediglieh  Tor- 
ausgesetsfc  werden  mnsste,  kann  jetzt,  zufolge  einer  sehr  dankene- 
werthen  Mitiheüung.  des  Herrn  Diaconus  Rönsch  in  Lobenstoin, 
das  Particip  reHaius  als  sprachliche  Thatsache  nachgewiesen  wer-  . 

den;*  ·  denn  in  dem  Würzburger  Itala-PaUmpeestpro- 

phelieoher  Stücke  ist  das  alexandrinische  m  &νρίδες  όικτνωταΙ 
daroh  fenedrae  reiiatae  (Ezech.  41,  16)  und  ίάάΛ  minder  in 
dem  Gommentar  des  Yereonndne  svm  Uede  der  Debora  die 
Stelle  Indio«  5,  28  so  wiedergegeben:  Per  feneduram  retiatam 
[Tbeodot.:  Μ  βικτυωτής]  prospezit  mater  eine.  Erwftgt 
man  hierbei,  doea  das  Yerbiun  άίονοΰν  aalbet  [=  ad  relia  ibnnam 
Gomponm,  retiboa  oontezere,  caocellare;  F.  Sobleoasner  a.  hei 
den  grieohiaehen  Ueberaoteem  dea  A.  T.  Torkommt,  nimlieb  8  Begn. 

7,  17  bei  den  Septuaginta  und  3  Regn.  6,  4  bei  Theodotion  und 
in  der  ed.  Gomplnt.  der  LXX,  so  wird  man  ea  ledigliob  f&r  dnen 
Zufall  halten  müssen,  dass  das  Yerbnm  reiiate  bis  jetat  noeh  nicht 
auch  in  anderen  Formen  auf  dem  Gebiete  der  Itala  naehauweieen 
ist*  In  Bezug  auf  daa  Snbetantiv  rdiaeuhm  selbat,  welchea  in 
Glossen  mit  reämieuhm  und  mit  dem  Deminutio  rMeiäim  6fter 
▼erweehselt  oder  gleichgestellt  worden  iat,  möge  den  in  Bd.  25, 

8.  626  gegebenen  Naohweianngen  noch  der  betr.  Artikel  aus  Die- 
fenbacha  Nov.  Gloaaar.  p.  318  hinzugefügt  werden :  '  Bet-^  rec* 
laealiuii  ned,  game  . .  .  rethl-ftewiiBi  f  -enlmn  een  cleen 
netteken  of  een  haerbant,  een  gheatriete  huyue  

Cöln,  Sept  1874.  Wilb.  Schmitz. 

Glaaaegraphisehee. 

(Vgl.  S.  862.) 

3. 

Diefenbach,  Not.  Gloaaar.  p.  158:  *Eachimil8  «  enelmiie 
u  bene  loguens  i  arcUus  redsam,  danckper  52* :  offenbar  verderbt 
aoa  ensehimus  {Βϋοχημος). 

C  C.  A.    Trnsta. 


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634 


Misoelleu. 


KritiMh-ExegotiMliM. 
Zi  S«f  lioklei. 

Aiax  V.  1142  ff. 

MENEjiAOS. 
ηό>ι  ποτ*  eUov  ανόρ*  εγώ  ykiaootj  i^Qoaw 

/ειμώνος  εϊ/ετ\  ώΐλ'  ά/'  ειμανος  χρνί[είς  1145 
Tiaiuv  παρείχε  τω  ^Aim  vavtömav, 
mim  ds  χηί      χα2      abv  λάβρον  στόμια 

χειμων  nmm^mB  την  ηοΙΧψ  βοήν. 

ΤΕΥΚΡΟ  2, 

εγώ  όί  J/'  αΐϊίρ'  οποιπα  μιοοιας  /rAtW,  llöU 

ος       καχοΐς  ιβοιζε  whn  τιον  πίλας. 

χατ  ((ΐ  Ίοι'  thu^tüv  τις  ^.'('ff^'j']^ 

oQyrjf       ilufnog  είπε  wtoijoy  λόγον' 

wrifotont,  μ  ή  Snä  τονς  ii  i>i7yX0rr<c  χοϋώς' 

εΐ  yitQ  ποιήοεις,  tntJii  πημαι  οι  iieruc.  ΙΙ&δ 

τοιανι^  ανολβονανόρ^  Ινυν'άέτει  ηαρών, 

ooht  (St  wt  νιΐ',  xuonvy  <i>c  εμϋΐ  δοχεία 

ονόείς  τΐοτ^  άλλος  η  αν.  μών  ^νιξάμην; 

Das  vorstehende  Redepaar  bildet  die  unmittelbare  Fortsetzung  des 
von  V.  1120  bis  v.  1141  zwischen  Teiikros  und  Meuelaos  in  Form 
einer  Stichoiuythie  und  mit  zanehmcnder  Heftigkeit  gefabiten  Wort 
Wechsel».    Demnächst  bleibt  der  ParaUeÜBrnus  der  Form  gewählt 
in  den  Schlussworten  der  Unterredung  v.  1159  ff.: 

MENKäAOS. 

άηεψί'  tud  γα{)  αΐτ/ρόν,  fl  7tvSwt6  «ς, 

λόγοις  xoka^Btv  ω  βιάζεσ&αι  τιαρ^·  1160* 

τευκγο:ς. 

(ίτρερπε  »rr.  xufioi  γαρ  αϊσ/ιστοί'  χλνειν 
άνάρος  ματαίου  ζρΧανρ^  επη  μυ&ονμένου* 

Wenn  somit  schon  die  Umgebung  jenes  Redcpaaree  anch  für  dieees 
eine  symmetrische  Form  wahrscheinlich  macht,  so  steigert  sich, 
meine  ioh,  diese  Wahrscheinlichkeit  zur  Gewissheit,  wenn  man  (in 
Erinnerung  an  bekannte  analoge  Fälle)  die  Gleichartigkeit  des  io 
gleicher  Al)sicht  von  Menelaos  nnd  Teukros  Gesprochenen  in  Be- 
tracht zieht,  in  welcher  nidit  hier  aliein.  die  Rechtfertigung  der 
vom  Dichter  gewühlten  Symmetrie  der  Form  liegt.  Schwerlich  ist 
nnn  in  den  Worten  des  Menelaos  ein  Vers  ausgefallen.  Dagegen 
verdient  den  Obelos  in  der  Gegenrede  des  Teoicros  der  an  sich 
etwas  matte  Vers  1156: 

Lvip^ig,  im  Mai  1874.  Qnstav  Krüger. 


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Eritieoh-fixeg^tiecbes. 


Ια. der  WeiMagung  des  Balde  bei  Uerodot  VIII  77  heieeiee: 

^ΑλΧ*  Smv  *Αρτ$μιόος  χρνοαόρσν  hghn^  äxwijv 

iijfidi  μαινόμενη  Χ/πα^  ntgaavEsg  ^ΑΘ-ηνας, 

Sia  ΑΙηη  oßioo»  xoatB^^  Κόρον,  *Ύβριος  vi^, 

dei»if¥  μαψώοψνΑ,  οοκΒϋν·^  ανά  πάντα  nvd-ia&at. 

Statt  des  unverständlichen  nv&tad-cu  bietet  F  Tt&sa&nt ,  a 
mikkß^tj  Ρ  nel&Bodmf  während  S  und  V  an  der  Stelle  eine  Lücke 
haben.  Die  Lesart  des  F  wurde  schon  von  Schwcighauser  recipirt 
und  übersetzt  mit:  'omniä  mutarc  sive  evertere  susquc  deque  ha- 
bere*. Allein  mit  Recht  bemerkt  Abicht,  dass  ärajiihadui  in 
der  hier  geforderten  Bedeutung  '  umstürzen '  nicht  nachweisbar  sei. 
Die  Lesart  7u9ia9wy  die  auch  Valla  vor  Augen  gehabt  zu  haben 
scheint  (er  übersetzt:  'sibi  cedere  euncta  putantem')  und  die  von 
Dfndorf,  Dietsch  und  Abicht  zwar  in  den  Text  aufgenommen  ist, 
aber  als  *  verdorben'  bezeichnet  wird,  gicbt  ebenso  wenig  einen 
befriedigenden  Sinn.  Der  Zusammenhang  scheint  den  Gedanken  zu 
fordern,  den  die  Didotiana,  mehr  dem  Sinne  als  dem  überlieferten 
Text  nach  übersetzend,  mit  den  Worten  ausdrückt:  'omnia  conan- 
lern  ad  se  trahere'.  Aehiüich  sagt  Bfthr  in  der  Anmerkung  zu 
der  Stelle:  *requiritur  ea  sententia:  divina  iustitia  compescat  im- 
periosam  insolentiam,  superbiae  illiam,  immani  ilograntem  cupiditate, 
ut  quae  putet,  so  omnia  ad  se  rapturam  esse*.  Dieser  Sinn  wird 
hergestellt,  wenn  mit  Steger  ανά  πάντα  in  αν  απαηα  geändei-t  und 
dann  weiterhin 

imtsvvi  av  anavf  sm&iaihu 

gelesen  wird:  *  der  den  Anschein  hat,  als  werde  er  alles  angrei- 
fe η  *  oder  '  der  allcti  erobern  zu  wollen  scheint  \  Aul'  diesen 
Gedanken  würde  sich  der  folgende  Causalsatz  angemessen  beziehen: 

ηόνιον  (fOi)iSfi. 

Die  Verbindung  des  fm^tWat  mit  dem  Accusativ,  die  schon  das 
Genus  des  Objects  entschuldigen  würde,  vrird  geschütst  durch  Cun- 
structionen,  wie  Eur.  Suppl.  648:  ίπχίλας  in6at^inva€  Καόμδίων 
ττόλιν,  Plat.  Phaed.  p.  88:  αυτόν  μβ  vvv  hitQytrui^  Aristoph.  pac. 
180:  βροτοϋ  (sc.  οσμή)  μβ  n^oosßaXe;  Xen.  Αο·  I,  66:  έγώ 

de  oMv  τΐροφτολβμών  εποίηοα  ωστε  χ.  τ·  λ· 

.  Den  Ursprung  der  Cormptel  anlangend,  so  bedarf  es  nicht 
erat  der  Uinweisung  auf  die  graphische  Aehnlichkeit.  ^nix^doi^vu 
aber,  dass  auch  in  dem  Sinne  yon  *  befehlen*  erscheint  (vgl.  Herodot 
I,  Iii;  III,  63  etc.),  konnte,  sowohl  paiäographisch,  als  dieser  hier 
allerdings  nicht  passenden  Bedeutung  nach  betrachtet,  leicht  die 
GomipieUn  nstöso^  und  m^iaäm  Teranlassen. 

Köln.  M.  Wollseiffen. 


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686 


MisceUen. 


Zu  Lucilius. 

Luc.  Müller  bietet  C.  Lucil.  sat.  rel.  Ϊ  V  42  (Frg.  XXXVl) 
das  von  Donat  zu  Ter.  Andr.  V,  4,  88  (V.  941)  erhaltene  Frag- 
meot  in  folgender  Fassung: 

— ^  nodum  in  scirpo  iaaanu'  faceeeere  volgus. 
In  der  Adn.  crit.  führt  er  nur  die  Lesart  der  Vulgata  itismc  fa- 
cere  {bo  auch  Gerlach),  der  *libri*  vulgus  und  die  CoDiectur 
Tanns  Dousa's  itisane  quaerere  an.  Der  Parisinus  Α  bietet  uii& 
nun  das  Bruchstück  in  weeeailioh  anderer,  metriech  and  dem  SioM 
nach  untadeliger  Form: 

.  .  .  Lueüius  in  primo: 

  nodum  in  scirpo  *  insano  facere  ulcus. 

Der  Satz,  dass  ein  Knoten,  also  eine  Unterbrechung  des  natür 
liehen  Ganges  der  Säfte,  in  einem  ungesunden  Binseubtengel  eine 
(krankhafte)  Ausschwitzung  bewirke,  ist  ebenso  richtig,  wie  für 
den  Satirendichter  sentontiös  verwerthbar.  Nicht  unmöglich  iet  es, 
das  Yerbältniss  der  Accusative  nodum  und  ulcus  umzukehren,  so 
dasa  der 'Knoten'  nis  Ergebniss  der  krankhaften  Ausschwitzuqg 
erschiene.    Entecheiden  könnte  dies  nur  der  Zusammenhang. 

K.  Dsiaiako. 


IiveiilittOB« 

Saturam  quae  '  a  plerisque  exploditur  et  dioitur  non  esse  lo- 
venalis  *  onmium  extremam  ordo  rerum  ac  tractatio  inperfectam  ena 
satis  ostendit,  fueruntque  qni  poetae  id  factum  putarent  vel  taedio 
vel  morte.  quam  opinionem  cum  alios  argumentis  refutare  oon 
meminerim,  dicam  quod  mihi  ccrtum  visum  est.  nam  in  roedio  fm 
corpore  saturarum  Codices  Pithocanus  et  Sangallensis  triginta  ver- 
sibns  (VII  129 — 158)  quae  olim  adscripta  fnere  scholia  omittoot 
caen  aUqno  lahnius  ea  in  communi  archetypo  intercepta  existimant, 
ego  libromm  natnrae  non  video  quid  sit  niagis  consentaneum  quam 
totum  interiisse  foliura.  tricenum  igitur  versuum  foliis  archetypan 
compositum  puto.  iam  numera  inde  a  YIl  159,  ut  qui  primus  fnerH 
in  aliquo  folio,  versne  saturarum  reliquos,  adice  singulos  praepositot 
aaturis  aliamque  ab  alia  discernentcs,  praeterea  duos  quibus  quarti 
libri  et  quinti  exordia  indicantur,  neve  unum  illum  neglexeris  post 
IX  134  sublatum  ab  editoribus  sed  antiquitus  traditum,  et  sum- 
mam  cognosces  fieri  versuum  2040  folia  inplentium  68  sine  ulla 
deductione  aut  accessione.  itaquo  qui  hodie  saturis  finem  facit 
versus  idem  extremus  fuit  in  archetypi  folio,  nec  plures  ad  nos  per- 
▼eneront  ideo  quod  sequentia  codicis  folia  aut  unum  saltem  perieraot 

Lepida  Vmbricii  sententia  III  23  res  hodie  minor  est  here 
quam  fuity  cUque  eadem  cras  deteret  exujuis  aliqnid  non  potest 
non  deformata  esse  mendo.  nam  eadem  res  deterero  sibi  aliquid 
absurde  dicitur,  urbs  autcm  sicui  posse  videatur  iutellegi  comme- 
m<Mrmta  in  versu  superiore,  nec  pronomini  illi  vis  sua  maneat  et 


'  Cod.  A:  mcirpo. 


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Kniiech-Exegetisohee. 


687 


aententiae  retnndatiir  Mmmen.  ignorsrnot  opioor  librarti  aras  pro 
nomine  poeitom  at  vi^  a^oy  tarn  andacter  aut  paulo  etiam  an- 
dacina  qnam  a  Perno  ecee  mud  eras  egerit  hos  amos  (Priedanas 
XVni  §  298)  et  cum  nonwn  alind  requirerent,  atq,  eadem  fece- 
rant  ez  aiq.  aä/eo,  qnae  particnla  ei  apte  axgnnenio  praeponitnr 
eraYiori  et  aaepe  adhibita  est  ab  Invenale. 

In  esplicandis  eatnris  qnos  qnidem  novi  interpretee  mnlta 
praetermiaere,  velnt  ne  boc  qnidem  adnotatnm  inTeni  ad  ΙΠ  91, 
cironita  illo  poetam  ideo  nsnm  esse  nt  gallns  gallinacena  qnantnni 
Gallo  praeataret  eemiviio,  verbomm  Indibrio  oomprebenderet,  tur- 
baeqne  sensi  non  nnllas  ex  eo  commotas  eeee  qnod  enarrare  aenea 
et  dieta  emendare  non  ratnm  duxerant.  cadit  hoc  in  versnm  eina- 
dem  eatnrae  281  de  quo  reotine  ezietimaesent  d  neo  anifioere 
deaeriptioni  iUnd  iNoa?  deinde  w^^ims  —  rio  enim  eolemua  onbare 
onmee  —  neo  solitam  poetae  proeodiam  er^  referre  ammadver- 
tiinent.   ibi  qnod  est  in  primo  pede  ?etnB  Vitium  com  tollere  non 
potaerim,  interim  emendabo  soholion  illie  yeraibus  adscriptnm  aut 
revooabo  potios  in  snnm  locnm  yoeabulnm  inepte  eztrnenm  ab 
editoribuB,  acboliomm  enim  bona  para  non  magia  in  libris  est  cor« 
nipta  quam  nuper  male  intelleeta  interpnnota  ordinata.  vere  igitur 
oodicee  ψΛΐ&ηιοάΛ  AchüUs  mesius  fuit  pro  Fatrodo^  quando  ocet- 
6U8  esi,  sie  passibus  ai  neminem  eecideritf  id  est  passivus  eio  ut 
ad  ΥΠ  109  a^tUniS  pro  eaptivo.   vooabulnm  idem  scboliaeta 
poenit  ad  VIII  182  tanqnam  par  eerdoni  et  popnlari,  derivatnm 
non  a  patlendo  aed  unde  jMiemi  a  pan^endo  in  Ungnam  latinam 
Afri  videntnr  indnziete,  exempla  eins  idonea  Hildebrandua  Apnlei  I 
p.  426  protuHt   atqne  in  hermenenmatie  Montepeeenlania  folio 
207  a  (ed.  Bouoberie  Parie.  a.  1872  pag.  191)  baec  legnntur  ätax- 
της  immoderaiuSf  ίταχης  passänts,   ex  bis  hermenenmatia  qnod 
foL  209  b  p.  198  tradidere  τρβχέίιπ^ος  eepidieenuSf  qni  legnnt 
Invenalia  ΠΙ  67  disoent  ueitatina  fnisBe  qnam  aatea  visum  est 
graeenm  iUnd  verbum  et  iure  sno  Toterem  Interpretern  appellasee 
paraaitica  licet  inxta  nobisonm  ignorantem  qnam  partem  habitns 
eo  nomine  Bomani  tnm  denotai^it.   snmi  qnidem  vestimenta  et 
oaldamenta  recte  ntraqne  dicnntnr,  ipsnm  tuneo  nomen  me  inyitat 
ooUiqne  in  proximo  versn  ornamenta  ut  malim  interpretari  pednlia. 
edicti  Diodetiam  de  remm  pretüa  titnlna  extat  sie  inscriptne  de 
Soleis  di  gaUieiSf  π$ρΙ  aavMMav  ntm  τριιχαόίωρ· 

Breviter  de  alio  eatnrae  ΠΙ  Tena  meam-  eignificabo  dnbita> 
tionem.  nam  τβηη  54  miror  inpmdentiam  poetae  si  enmmaa  divi- 
tiaa  ante  ocnloe  poeitnma  ab  anreie  flominibns  Tagi  aYortit  noe  in 
umbraa  ac  nlvas,  nec  dpaci  omms  harena  Tagi  ipnim  Bcripsisse 
arbitror  sed  Ojjmii^  qnemadmodnm  aurea  a  Ifiortiale  vooatnr  dim- 
Hs  unda  Tagi  (X  16).  eaepe  antem  librarii  in  versäum  dausulis 
vocabula  aimiliter  incipientia  ac  diverse  dednentia  permntarunt  (cf. 
IV  67  VII  80  aL).  offendit  me  etiam  verana  808  in  quo  sie  inde 
hue  tamquam  alind  alii  obducuntur  enmulantnrqne  tenuiter  ac 
moleste  et  cum  addt  qnod  non  reqnirae,  deeat  illnd  quo  certina 
definiatur  omnes»   toleranda  baec  quispiam  dizerit  in  luvende^ 


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638 


MiaoeUen. 


nec  ei  ego  roetiterim  pervicacias.  veram  udä  littera  adiecta  et  re- 
niovere  incommoda  illa  et  sentcntiae  augere  gravitatem  mihi  vidoV»ar 
81  sice  legerem  vel  sicac  hl  est  sicarii  omties.  nam  irequenier 
res  hic  poeta  pro  honiinilms  usurpat,  buccas  golam  foeeam  aboUaLm 
pro  bucoooibus  giüoeo  oiuaedo  phiioeopbo  al. 

  Fr.  Bueoheler. 

Za  Tftcitis. 

Aonalen  XI i.  87.  Der  gefangene  II üuptliiig  Caratacus  beginnt 
seine  Rede  an  Claudius  mit  folgenden  Worten :  '  si  qnanta  nobilitas 
et  fortuna  mihi  fuit,  tanta  rerum  prosperarum  moderatio  iuisset. 
amicus  potius  in  haue  urbem,  quam  captus  vonissem,  neque  dedi- 
gnatus  esses  claris  maioribus  ortum  pluribns  gentibns  imperitaiiti  m 
foedere  ])acem  accipere."  An  diesen  Worten  hat  man,  und  ent- 
schieden mit  Hecht,  vielfach  AnstosB  gononiineii.  Denn  eo  geläufig 
die  Construction  von  '  dedignari  '  mit  dom  Infinitiv  *  ist,  so  schwer 
dürfte  sich  der  Accusativ  mit  dem  Intinitiv  nach  diesem  Verbnm 
nachweisen  lassen.  Ferner  ist  der  Ausdruck  *pax*  entschieden  un- 
passend: denn  hiltte  (  aratacus  keinen  Krieg  begonnen,  so  wäre  gar 
keine  VeranluH.sung  zu  einem  '  Frieden  '  gewesen,  sondern  nur  zu  einem 
Bündniss.  Somit  kann  ich  denjenigen  Eniendationsversnchen,  durch 
welche  *pncem*  erhalten  bleibt,  inclit  beistimmen,  wie  Lipsius* '  foedere 
pacis  accipere*,  Docderlein  s  in  paceni  accipere',  Kitter  s  *  foedere 
pacto  pacem  accipere'.  Fbenso  sehr  ent])ehrte  jedoch  auch  Schöntag'a 
Vorschlag  (in  den  Blättern  für  das  bayrische  Gymnasialschulwesen 
1869  S.  194)  *  foedere  parem  accipere'  der  Evidenz.  Daher  sclilage 
loh  TOT  aa  leeen  *  foedere  paoto  accipere ' :  eine  Conjectur,  welche 
eine  Yortreffliobe  Stütee  darch  die  ganz  ähnliche  Stelle  Ann.  XII, 
SO  erhfth»  wo  es  heisst:  'atdMidiiliqiiBmqaam  nobiiitatibus  ester- 
ate mitis  dabitevH  temeo  aeoipere  ca^^um  pacto  saiUUis  eo  repe- 
tere  ermit  reetine  fofet* 

Dresden.  Theodor  Opitz. 

U  Hiiieini  Mii. 

e.  IL  1.  nehme  iob  bei  den  Worten:  nam  negotii  et  tieendi 
md  gratia  Romam  oontenderat,  rdiota  domOf  coniuge,  liberie,  et 
quod  eit  In  liberie  amabiline,  edbnc  enma  üinoeentibnB  et  adhne 
dimidiata  Terba  temptantibus,  loqaeHam  Ipoo  offensantiB  lingoae  · 
fragmine  dnleiorem'  Anstoee  an  dem  Zwieebeneatee  qnod  eet  in 
liboris  amabiline,  weO  der  OomparatiT  in  demselben  nor  mne  editefe 
Yergleichung  zalftest.  leb  möchte  deebalb  gelesen  wieien:  relieta 
domo,  coninge»  liberie,  et  —  φιΌ  qttidetim  liberia  amabOina?  — 
adbnc  annii  innoeentibns  n.  e.  w. 

Rndolztadt.  £.  Klnstmann. 


So  Ann.  II,  34  'venire  dodiffnaretur';  II,  46''parere  dedigna- 
batur*.  Dasselbe  gilt  von  'dignari  ,  siehe  Gzentny  de  inf.  Tee.  p.  19; 
.  vgl.  Golenski,  do  inf.  ap.  poet.  lat.  uau  p.  16  und  24;  Thimm,  de  ora 
Suei.  p.  19;  üolatein  de  Plin.  min.  eleo.  II,  p.  Ii. 


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Kriti8flihp£x6geii8ohe8. 


689 


Bei  EuiropiuB  I,  20  stell t  bei  Härtel  folgendes  im  Text : 
Neque  defeodi  quicquam  nisi  Capitoliam  potuit,  quod  cum  diu 
obsedissent  et  iam  Roroani  fame  laborareut,  a  Camillo  qui  in  vicina 
civitate  exulabnt  Galh's  snperventum  est  gi'avissinicque  victi  sunt, 
postea  tarnen  accopto  etiam  auro  no  Capitolium  obsiderent,  reces- 
serunt,  sed  secutus  eos  Camillus  ita  cecidit,  ut  et  aunim  quod  bis 
datum  fuerat  et  orauia  quae  ceperant  militaria  signa  revocaret. 
Jedermann  siebt  ein.  dass  diese  Erzählung  verwirrt  ist.  Wenn  die 
Gallier  geschlagen  sind,  wilbrend  sie  das  Capitol  belagern,  so  ist 
es  völlig  unsinnig,  ihren  Abzug  mit  Gold  zu  erkauibn.  Die  son- 
stige Ueberlieferung  über  diese  Vorgänge  lautet,  soviel  ich  weiss, 
gleichfalls  anders.  Mit  Harteis  Vorschlag,  statt  postea  tarnen  zu 
schreiben  post  id  certamen,  ist  wenig  gewonnen.  Der  Fehler  liegt 
tiefer,  ist  aber  einfach  zu  heilen.  Zunächst  muss  constatirt  wer- 
den, dass  die  Ueberlieferung  des  nicht  intcrpolirten  Eutrop  postea 
tamen  etiam  accepto  auro  lautet,  gegenüber  Paulus,  der  postea 
tarnen  accepto  otiam  auro  schreibt.  Has^  nicht  bloss  eine  zufällige 
Umstellung  im  Fuldensis  vorliegt,  beweinst  die  Uebereinstimraung 
des  Harleianus  2729  sacc.  XII,  der  zum  mindesten  für  die  Her- 
stellung dco  Archetypus  des  Eutrop  sehr  wichtig  ist  und  über  den 
ich  an  einem  andern  Orte  noch  weiter  za  handeln  Yeranlassang 
nehmea  werde  Κ   Nun  scheint  mir  Härtel  unzweifelhaft  mit  Beeht 

II,  1  geeehrieben  su  haben  Voisoorom  dYitatem  ^oit  et  Ae- 

qaonim  nrbem  et  Satrinomm  oocapevit  atque  omnibnB  deletis  ea- 
mndem  ezeroitibns  tres  eimnl  tarinmphos  ^t.  Es  wird  eich 
sehwerlieh  etwae  gegen  diese  Umstellung  von  oceapavit,  welches 
in  der  Ueberlieferung  hinter  exerdtibnB  steht,  anwenden  lassen. 
Eine  solche  Umstellung  erklärt  sieh  am  Einfachsten,  wenn  wir 
anndimen,  dass  oocapavit  Tom  Anfang  oder  Ende  mner  Zeile  an 
den  Anfang  oder  das  Ende  einer  andern  Zeile  gerathen  ist.  Die 
betreffende  Zeile  (occapavit  atqne  —  ezercitibnsj  hatte  47  Baoh- 
staben.  Oman  ebenso  steht  es  ΥΠ,  I,  wo  überliefort  ist  Qaare 
profecti  contra  Antonimn  tres  duces  ▼Icenmt  com.  evenit  tamen, 
ut  victores  consnles  ambo  morerentnr.  qnare  tres  exercitns  ani 
Gaesari  Angosto  paraemnt.  Das  erste  quare  ist  entschieden  falsch. 
Nun  sind  von  qnare  bis  enm  47  Buchstaben,  von  evenit  bis  quare 
48.  Es  ist  also  das  zweite  quare  aus  Versehen  vom  £nde  einer 
Zeile  an  den  Anfang  der  Torhergehenden  gerathen  nnd  hat  das, 
was  dort  eigentlich  stehen  sollte  (demnach  etwa  qui,  nicht  wie 
Harte!  will  fai  igitor)  verdrängt.  Nun  umfassen  die  Worte  accepto 
auro  —  recessemnt  sed  gleichfalls  47  Buchstaben,  die  Worte 
a  Camillo  —  postea  tamen  etiam  aber  93,  also  das  Doppelte,  es 
würden  demnach  die  ersteren  eine,  die  leteteren  zwei  Zeilen  ein- 
nehmen. Stellt  man  nun  um,  d.  h.  nimmt  man  an,  dass  die  Worte 
accepto  —  sed  um  swa  Zeilen  verstellt  sind,  so  erhält  man  einen 


^  Die  Ueberlieferung  des  Leideusis  ist  mir  zur  Zeit  unbekannt. 


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β40 


Miseellen. 


vollkommen  vemanftigen  Sinn.  Efl  wM  also  zu  lesen  eeio :  Ne^^oe 
defendi  quicquam  nisi  Capitolinm  potuit,  quod  com  diu  obsediF- 
scnt  et  iani  RomaDi  fame  laborarent  accepto  anro  ne  Capitollatn 
obsiderent  recesserunt.  Sed  a  Camillo  qni  in  vioma  eiTitate  ezcüabat 
Gallis  superventum  eet  gravissimeque  victi  sunt.  Poetea  tamea 
otiam  sccutus  eos  Camillue  ita  oeddit,  ut  et  aurum  quod  hie-  -da- 
Uim  fuerat  (so  der  Fuldeneis; '  fnerat  datnm  der  Harleiamts)  et 
orania  quae  ceperant  militiiria  bigua  vevocaret.  Wenn  Jemand 
nach  einem  äusseren  Anlasse  sn  dieser  Umstellnng  Sachen  aoUtP, 
80  kann  er  ihn  leicbt  darin  finden,  dass  die  mit  aocepto  und  a 
(Jamillo  ho^innenden  Zeilen  beide  mit  ae  anfangen. 

London.  Fr  a nz  Kü  Ii  1. 


Zi  AaBlane  Harcelliiift. 

XXVIII  2,  12  hcisst  es  von  gowisson   Räiibcrhandon  mr 
(fui.^fjiiam  adrenfwn  ronon  carnrc  lyatcral  inopiiimt,  non  desti- 
nat<t  sed  var'ia  jjcfcuiium  et  Ιοηίμικικη,  rt,  quaqua  raUus  dtue 
rut,  prornmitmtinni.    Leider  ich  in  meiner  Ausfälle  tufitiis 

st«'hen  lassen  statt  dc^  von  dem  Sinne  i^'i^ft)!  derten  etunfftS.  Dies 
ist  kaum  eine  Aoud»  riing,  denn  der  Vaticanus  hat  vorher  quaqut^ 
woraus  irh  quaqtw.  gemacht  habe  (qtwqiio  Geleiiius). 

Berlin.  F.  fiyssenhardt. 

Za  der  Chronik  des  Siilpicius  Severus. 

IT.  Γ52.  3  nimmt  Halm  an  den  Worten  mox  Decio  iniperaut*' 
tarn  tum  scplima  porsecufione  gaevitam  in  Christianos  mit  Recht 
Ansto.ss.  Snlpicius  schildert  die  rasche  Aiifeinandei-folge  feiudliclM  r 
Slaatsmassregehi  gogen  die  Christen  seit  Marens  Anrelius.  Nach 
Severus  tritt  eine  Ruhe  von  38  Jahrenein;  aber  schon  naht  unter 
Decius  wieder  eine  neue  und  zwar  die  siel)ente  Vcrrolgiiug,  Uieeer 
Zusamnienlm!i|[r  l'iUu  t  v<m  selbst  auf  die  Emendation  :  mox  l>eci«t 
mprraiito  itn  nm  soptima  persecutione  saevitum  in  Christianos. 

Kudoletodt.  £.  Klassmann. 


Dniok  von  Uarl  (i (  <.>,. ,  m  Bonn. 

(2β.  Sept.  1N74.) 


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Stanford  tJnivereity  Libraries 
Stanford,  California 


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MAY 

ÜCT  2  0  ]986 


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