Die
altgriechisch
schlangengo
Friedrich
Leberecht Wilhelm
Schwartz
Üigitizeü by v^oo^ic ^
Die
altf riechiscilcii Schlangengottheitcu
ein Beispiel
dar
inlelmang altheidaiscbea Volksglaubens m die NaUr
WilheliD Sehwartz.
Neuer Abdruok der Frogrunm-Abhandluiig des Friedr.-Werdenehen Gymnuiitins
SU Berlin Tom Jahre 1858.
BeFlin.
Verlaif von Wilhelm Hertz
(BttMersche BaohliudlaivX
1807.
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Die altgriechischen Schlangengottheiten.
Ein Beitrag
zur Glaubensgeschichte der Urzeit
(vom Jahre 1858).
Einleitung.
Vom heidnisoben Volksglauben in seiner Anlehnung an die Natur.
enn die WaiuK i uugeu, welche ich in Gemeinschaft mit meinem [inzwischen ver-
storbenen] Schwager Adalbert Kuhn im nördlichen Deutschland frtther unter'
nahm, zunftchst nur den Zweck hatten» was sich an Sagen, Gebrftuchen u. dergl.
beim Laiulvnlk erhalten liatte, zu saniniehi'): so erwiesen sie sich doch anderer^
seits zugleich durch dir Eindrilckr mit! H*'trarlitiiiijrpn, welche sie veranlassten,
als eine praktische Art mui ui \ t linli>;ri8clier Propädeutik.
Die VerliUltuissc, in denen wii' uns bewegten, die Beschültigung, die wir selbst
dabei trieben, liessea uns gh ichsam seitwoise die Gegenwart vergessen, so dass, wenn
wir so vom Sonnenaufgang bis zu der Sterne Leuchten durch Wald und Feld sogen
und die Menschen gerade in den einfachsten VerhiUtnissen, wie sie nur das Land bietet,
anfsuchtcn und ilinrn ablauschten, was sieh noch in stiller, meist uralter Tnulition
bei ihnen an Sagt ii und Aberglauben erhalten hatte, wir oft halb ächerzead sagten,
„es wehe einen ordentlich indogermanische Luft an.**
Bs lag aber auch eine gewisse Wahrheit darin. Denn nicht bloss orinnorlen die
gewaltigen Httnenbettcn an die homerischen Malüstätten, wo auf den St(;inen ringsherum
die Fürsten sassen*), oder, wenn von dem Xachtgeist, dem Mahit oder Alp, uns er^Uüt
ward, der durch das SchlOssel- oder Astloch schlUpfe*), ward man erinneit an die home-
■) Nonldcatachc Hitgon, M&rchon lud 0«brtndl« Meklenbnrg, Pommern, der Mark, Sitcbsen,
Thiirin^oTi, Hniunst liw> i^', Huanorer, Oldenburg und Wcatphalen. Ana dem Moudo de* Vollu
gisamiuult von A. Kahn uud W. SrhwarlE, L«iipzig 1848.
*) cf. Horn. Jl. XVm, 60B ««i. Od. VI. 206 »q.
•) Nortld. Sftgon S. 16. 102. (Jleichi s b. i iclit. t von d. n fT. x. n m,<\ v-.m TenM (trimm Myth. 1844
p. 1028; vom irisubt'n CloricAun Cirimm,, Iriscbi^ Elli-niniiri-bi'n"'. Loipiig 18!J6 p. 102.
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rischen Götter wlot ( M'istcrwoKon. dk« nm Ii dun Ii das Schlüsselloch ziehen')' dio ^rnnzo
Atmosphilro, in der nuui sich bewegt*', wai i s voi Allem, dir diesen Eindruck hervor-
rief. In welchem Lichte zeigte sich uUmlich nicht das iiitudvolk hei diesem unsern Ver-
kehr aU Trttger einer noch im Heidentbum wursolndon Tradition! welcher Contrast
gegen unsere, ja Überhaupt gegen jede Bildung! welcher Mangel an critischem oder gar
historischem Sinne! welche Beschränktheit in Bezuf^ auf den (n siclifskreis, ho dass
meist der natürliche Horizont noch trotz aller aiiircklrlnen Bildung die Welt desselben
begrenzte. Dabei welche Inni;;keit der Aullassung! welche Fülle und Macht der
Phantasie! und als Träger von Aiicm die Neigung zum W undcrbaien und eine gläu-
bige Scheu vor d«r Tradition, die selbst rohere Gemfithw unter der Erinnennig
an ihre eigene Jugendseit oft für den Augenblick liebenswUrdig machte*) I Von einer
NatursehwUnnerei, wie sie den Städten keimt, die einen besonders hervortretenden,
grnndinsnrcii Charakter der (ii L'cnd erfonlert, um angeregt 7n werden, oder sich
in sentimentale, (ift kleinliche Bi traelituiigen verliert, keine Spur; vielmehr ein Ver-
wachseuscin mit dem heimischen Boden, diu> ihn, wie er ist, als etwas (icgebenes
hinnimmt und sich seiner erflreot tmd nur Naturbetracbtungen anstellt, faisof^ der
Wechsel von Tag und Nacht, von Sonnenschein und von Sturm und Regen, von
Sommer und Winter Veränderungen liervorruft. die ihn oder sein Leben berühren odor
eine unerwartete Erseheinnng seine Autnu rksamkeit erregt, vor allem ein losbrechen*
des Unwetter Himmel und Enle zu bedrohen scheint
Daneben auf dem üobiete der Sagen selbst überall das Bild dos Organischen,
des nalttriich Gewachsenen. Wie sidi die versdiiedenen lamtechaltlidien Kreise in
Tradit, Sitte und besonders in der Sprache gleichsam als S pielarten desselben gemein-
samen Volkscharaf ters erw eisen, indem überall aus oder neben den gemeins.ainen Elo-
menten eine besondere Entwicklung sich entfaltet luit. «;o zeigte es ^ich auch auf dem
mytiuschen (Jebiete. Zunächst überall das Hrrvoriireeiien L'^eineinsanu^r mythi-
scher Oestaltcu, wie des wilden Jägers und der weissen Frauen, der Kiesen und
Zwerge, der Mahrton und Kobolde, der Irrlichter u. a., oft unter den verschiedensten
Namen; dann bestimmter in den Sagen wiederkehrender Zttge, wielm Anschluss an
die eben angeführten Wesen, z. B. dass der wilde Jäger eine Keule hcrabwirft und sie
mit hallendem Nachruf begleitet, dass er einem Weibe narli jagt, von einem Eher getödtet
wiixl ; die weisse Frau erlöst sein will, die Hexen zu ihren Vorsanmi jungen auf Besen
*) So heisst es vnn di ni Grist, (k-n Alhciic der Penelojio im Trtiam < racli. incri luast Od. IV. 803
tt wtie Mfmff ao such von HoruM telbat. Horn. Htdui. in Morc. 140 sq.
*) Wir koDOten au gHteUiclMr Wein mMsh meiat ao dai Cktohlutht balteo, mw vor den Fniheii«-
krimen bonuigewaoliBeii war. Seit der Zeit hat der modnrno Schulunterricht and die BImiiImIib
in neuester Zeit wieder viel «bg««cIiUffen, obgleich eiiwalne mehr abgelegene Krdao immer
noch den alten Cbaracter bewahren, a. EiliD, Kordd. S. JBdleitung XVII. aq.
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faliren u. 8. w. oder ganz allgemein von ii^end dnemWeaen end&hlte Sagen, wie
die von dem Hirten, der die Wunderblume flndets in den TerscbloaseneaBMig^ ge-
langt, dem dann, als w Rio verloren, von der snachlagenden Thür die Fersen ftb-
gehauen werden und dn-^'l. nielir.
DniielH n die grosstc Mannigfaltifrkeit im Kinzoinen, so dass jede Sage
fUr sich, annientlich durch den Anschlusä au bestimuite Localitäten, diu> Ansehen
einer Individuellen Geltung in An$i)ruch lu nehmen aehien oder dureh einen kleinen,
anscheinend unbedeutenden Zuaatsdoch eine besondere Bedeutung eriangte, wie i. B.
der Zug, dass die Hexen in der Mainadit den S^rlmco \vt <.i,anzen niUsscn, — der sie
recht eijrentlich mit ihrem die Luft reinfegenden Besen ijn'm Wrchsrl di r Jahres-
zeiten als Wind- und Wettergottheiten charakterisirt, — in ganz Nonidcutx bland, wo
die Sage von der Hexenfahit nach dem Blocksberg geht, unbekannt war, aber doch
uns am Harz gelegentlich einmal entgegentrat!).
Wenn dies sdion geeignet war, die Ueberzeugung von einem gemeinsamen
Grund undBoden zu nähren, aus dem Alles dies hervorgegangen, so musste sionodl ver^
stärkt wenlen durch die Wahriif hraTinfr, dass oft, was zuei-st als eino etx n nur localo
Sage auftrat, sieh z. B. au eiuen vereinzelten Hn^r oder See nnschloss und;;ar keinen
mythisdieu Inhalt zu haben schien, doch dadurch, dass es dann an ganz verschiedenen
Stellen mit immer neuen Zusätzen wieder auftauchte und immer mehr Gestalt ge-
wann, auöh einen allgemeineren und somit mehr mythischen Charakter bekam.
So kurnnte es z. B. als locale Sage orscheinen, dan einmal eine Sau eine Glocke
herausgcwUhlt oder eine solche in einen See versunken sei, und man konnte
zunächst an eine einzchn', historische Grundlage denken. Wenn aber die
Sage sich dann Uber vÄnm bestimmten Landstrich in steter Wiederkehl- hiü-
zog und 2. B. den Zusatz bekam, dass die Glocke in die Tiefe eines Sees versun-
ken noch zu Zeiten Muten sollte, so musste man schon an ehie weitere Grundlage
denken, und wenn endlich zu bestimmten Zeiten zwei oder drei herauskommen
und sich sonnen, dann aber wieder hinahtaiichen sollten, wenn sie nicht inzwisdien
gebannt wären, so war niuii aurh wiedei- auf allgemeinerem, luvthischeni (iebiete
angekommen, das sich nur hinter iUni individuelleu Erscheinungen erst versteckte*).
Und wenn nun diese mythisdien Gestalten und Elemente, die absterbenden
Beste ein«* vragangenen Zeit, oft deuüieher oder verstockter auf die Natur
selbst, als heimischen Boden, in dem sie sich bewegt, hinwiesen, wi«: z. B. die
wilde -In^rd aul den Sturm, so zeigte anderseits die Ausdnu ksweise des Volks in der
Art, wie es die Natur in der Sprache anffa>stf, ^^diichsani A nsä tze z u einer neuen
Mythologie, die nur des freien Siuelraums, vor Allem des lebendigen Glaubens
zu bedürfen schienen, um sich zu entfalten. Sie sind aber hOchst lohrreich fQr die
Auffassungsweise des Volks; sie zeigen den uatQrlichen Hang, Alles persönlich zu
') Die Belege hierza wie zn dem VoriMi^golienden ergiebt der Index der Nordd. Sagen.
*) Kdd. 8.8. 8. (iS et. die Anm. in Ictiterer und die daaelbtt anch wm den Mtrk. Sagen cit. Stellen
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fassni und nach bekannten Verhältnissen sich zurecht zu legen, wobei immer nUT
das Charakteristische beiiicksichtigt wird, ein Gesetz, das die Etymologen schon längst
bei flor Nanientrchnn^ anerkannt haben. Bri nnfTallrndem Morponroth, wie solches
der Decomber wulii bringt, wo der Himmel gleichsam vom Feuer gorüthet erscheint,
sagt z. B. die havelläudiüchc Bäuerin, gleich wie sie selber aii's Kucheuhacken zur
Weihnachtezeit denlct, „der heilige Christ badctPfaniiwilcucheii'yS oder wenn kleine,
krause ^V^«]kchen sich am Himnicl zeigen, heisst es, «der Himmel ist lämmerbunt**
oder „hUt liütt de Schäper sine Sehape""), oder, wenn eine schwarze Gewitterwolke
aufzieht, „da kniiunt ein Muumielack herauf"; — die Analo<ri<' der kleinen Wölkchen
nnt einer Heerde Länuuer geben eben zu jener Ausdrucks weise, die grosse Wolke,
hinter der sich etwas zu verbergen scheint, zu dieser Veranlassung»). Es wird meist
nur ein äusseres Moment massgebend; wie auch beim Gewitter dasRollen des Donners
den Ausdruck „Petrus scliii bt Kegel"*) eraeni^t in derselben Weise, wie der Grieche,
der seinen Zeus in dem Himmel wähnte, an das Rollen st iiu s \\ agens dabei dachte»).
Gerade solclu' 13('isi)iele sind aber geeignet, es klar zu machen, wie etwa das Volk
sich zu einer Zeit, wo es sich selbst die Naturorscheinungen zui'echt legen musste,
(BB sidi selbige mrecht gelegt hat, — mit einem Wwte sie erldftren die myihisehe
Production und zeigen damit zu gleicher Zeit den Weg an, auf dem sich die An>
fllnge und ersten Ansätze der alten Mythologi* ii selbst finden lassen.
D;iss sich ahi r so. wenn man das A naloge der mythischen El<'iucnte zu-
sanunengestelit und auf die Eezflpo arhtet, die sich bei den dcnscnM-i (»der ver-
wandten Redeusarteu oder Vorstellungen auf die Natur zeigen, doi Ursprung
derselbon klar legen ISsst, habe ich in einem engeren Kreise der deutschen
Mjrthologie, der sich an die Sage vom wilden Jäger anschliesst, in der im J. 1860
erschienenen Abhandlung „der heutige Volksglaube und das alte Heidenthum*)'*
ffezoitTt. Es ci irah jene snjrcTiliafto Masse ^^leichsam ein Chaos gläubiger Natur-
auschauinif^nMi , das ich mit dem Naiueii der niederen Mythologie be-
zeichnete, aus der sich dann die Formen der eigentlichen Uötterlehre in markiiterer
Gestalt entwickelt. IMe noch auf den Sturm eingeschrilnkt fortlebende YorstelluDg
1) IfUndlidi mm liop« b«i Rathetiow und Urngt^gend.
Vdd. 8. Qt. ÖMU ttellt sich die gric-cbiscbc Anachauang <lea Antoi Dioi. 206 iq.:
oin uiiltmtt nöxoMFtf totxöw WaUMtn»,
*) Mummelak i(t gewöhnliche lierlitier Ausdracksweiso. Kineo Uudichfln Aatdrnck führt Qriinm
Uli M.' i». 473 tirnl ilni;. ! ihn .licn^'i ,,r<i|iel ist \v:is siiJi iioppt. verninmmt, einhüllt: im Hr'nn*»»
bergischm heisat eine dunklt^ Wolke Pöpel, es ist der Begrift von Larve nnd Tarnkappe".
8. Ndd. S. 6. 410. obenao o. A. sneh in d«r Scliwew. ef. BoeUioli, Sdiweiiemgon »m d. Aarg»a.
1856 I. S. 11.4 A., ilaiin auch ..iVEnirrl schirbr Kf^ip^ 1, sie ki'ipln w-iedpr dftt obe".
Qrimm M. p. 151. „diese Vorstcllang ist. so natürlich, dass sie sich bei mehreren Ydlkcrn ans-
g«bnitot Äidet. «fiNr«« Sjpifttt mS jUt 4 Pn*^ Hesydiivs r. flUwi^»>w. Aveli den
heutigen Krainern ist das Rollen «L a D iunn^n/ttes Fnbron,"
*J Zuerst als li^rogronua, dann bei UerU (Itcssur) ertchieuea.
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.der wilden Jagd", zeigte in dem sich daran schliessenden sagenhaften Stoffe eine
Menge Ton Vorstellungen, die sich an das Gewitter anlehnen, und dabei, indem
gewisse Gruppen sich enger zusammenschlössen, in ihnen die Göttergestalten des
Wodan und derFreia in \hrom Entstehen')- X<')ien (hm ..Umzug" des Gotte?? ndor
der Göttin in dem dalüntaijrenden Gewittursturm im allgemeinen entwickelte
sich eine grosse Mannigfaltigkeit von einzelnen, daran sich knüpfenden Vor-
stelltmgen. Die Wolken erscheinen als Bosse, die dahin jagen, dasu heulen des
Sturmes Hunde, im zQngelnden Blitz leuchtet ihre feurige Ztmge oder den
Rossen dampft das Feuer aus den NUstem. Im Donner hört man das Rollen des
Waffenp. nnd wenn es am Himmel krarht und dorBlitz sprtllit, dann war an ihm etwas
gebrochen und zu reparieren, witi dvs Diihmarsisclie Bauer noch heut sagt „Nu facrt
de OUo all weddcr da bawen unn haut mit sen Ex anne RUd (dass die Funken tiiegon)".
Wenn hierin sich mehr der Charakter dnes Umzugs abspiegelt, so passt es zur Auf-
fassung einer ^wilden Jagd", wenn der Gott aus der Höhe ein Jagdstttck, eine Keule
auf den Spötter schleiidei t mid sie mit donnerndem Nachruf begleitet: es ist der
Stralü, der herniederlährt, umi der Donner, der ihm nachhallt. Der stinkende Geruch
der Keule, der den Spötter belästigt, geht aul den Schwetelgeruch, der den ein-
schlagondeu Blitz begleiten soll, und dass sie sich zu Zeiten in Gold wandelt, auf
das Leuchten des niederfahrenden Blitzes. Dass, mochte ich jetzt noch hinzufDgen,
er dem Wanderer zuruft „Middffli in den Weg" und ee heisst, wer mitten im Wege
Weiht, dem tlmt der muhe Jäger nichts»), bestätigt nur meine ganze Auffassung, es
es ist ja der bekannte Rath, der heim Gewitter noch jetzt ertheilt und mir hier my-
thisch ausgedrückt wird, wie dann auch die Züge, diis der Jäger zerschmettert oder
ffihmt^, dm Hals umdreht*), man eilen müsse unter Dach und Fach zu kommen<^), alle
SU mefaier Ai^dit stimmen, indem auch sie nur in mythischer Form auf die Gefahren
hinweisen, denen man sich beim Gewitter, wenn die wilde Jagd am Himmel toai,
nii«setzt. Auch das reih<> ich nnrli an, da?? wenn ini fieleit der weiblichen (lottheit
(Um' Peielita ( = Freia) bei (irinun M.' 884 Mädciieii und Kinder im „nasj^en"
Gewände, den „Krug mit Wasser" in der Hand ziehen, wir es nur mit einer ganz in
den NaturkreiB, in dem wir uns bewegen, sich eintligenden Anschauung, nimlich
mit einer alterthUmlichen Auffassung des Begens, zu thun haben. Die
') Schon damals vei^lich ich itamit die griecbiiche Hokate mit ihren Unnden and die auch in
der ipiteren MTthologi« näh« ftehende Aitemü und deren Bruder Apollo, welelM noch uuner
Bogen nnd Pfeil ala .iHgiT l<i'nnzfjchnete.
*) „Der heutige Volksglaube" u. s. w. p. 14.
■) IL m. Boohhob 1. 6. 180. 144. 146. 16S. of. Heatigen VoUngl. P- 17.
*) nriiiiin !\f,' 888. Daran schlicsat sich dann die Sage, dass der Teufel d. m, d.-ii . r hiAo, den
Hals omdrehe. ist dieee VurstoUnng niohi bloss ethisch so faseen, soDderii auch auf einen roi
slen Olnben snraeltnfahren, indem derTenfel im Mittelalter die FonetioneD d«B heidnitehen
Oewittergott^'s anter der Form eines dem christlichen doU widerstrebenden Wesont m( sieh mdun,
*) Wurde mir nooh jOnget in der (legend von Potsdam viederenfthlt.
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„feuebton" Wolkeawesen, dio mit der SianngOttin im WindsbraiiB ▼orObenlelieiif
n<"?^sen aus iliren ^Krügen" den Regen, mit derselben Anschauung', w ic os in dem be-
kannten Lirde der Indianer aus Peru in Herdor's „Stimmon dei XTilknr" lioisst;
„Schöne Göttin, iiinunclstocbtor. Mit dein vollen Wasserkruge, — — Lnd iJ;vnn ariebcsf
dtt ans Regen, Milden Bogen u, s. w." — mit einer ähnlichen, wie der Berliin^r haut»
sagt ^es giesst wie mit Mollen (Mulden)* 0- — Aber neben diesen vielen oft lose sa-'
samnionhängenden ISinzelheitan Hessen sich noeb swei grossere Mythenkreise nach-
weisen. Das besondere Auftreten der Windsbraut oder des Wirbelwindes, der dem
Sturm vorangeht, liess diesen als ein besond<M «'< W n l)al(l in menschliclier. Iiald in
iiiierischer Gestaltung erscheinen. Aiil dor . inen Si uc cntwickcltm sich m die Vor-
stellungen von einem „Weibe", das der Sturm verioigt. „Wenn ilie Windsi^raut daher
gejagt kommt und Ibr nach der Stumi tost, ist es der Stunnesgott Wodait, der eebe
Buhle, sein Weib, die fahrende Mutter (die Frigg) Terfolgt'*, und wenn die sommer'
liehen Gewitter diese Wesen in seinem volleren, natürlicheren Zustajlde am Hiuund
anftrotnn li'^sspn. so st-lioinon die s^inbcn Jahre, die der wilde JHtjer dann „verzaubert"
jagt, aui die winieilicheu sieben Monate zu gehen, wiihrend welcher Zeit die Ge-
witter und somit auch die eigentlichen Gewitterwesen verschwinden oder nur noch
im einfachen Sturm, d. h. in verwOnsditer, venEauberter Form auf^ten. — Andrer'
seits ei-schien der Erd und Staub aufwühlende, Feld und Wald Terbeerende Wh^
bclwind wieder mit besonderer Anschauung als ein tr* >^pcnstischer „Eber** und die
tJagd des Gewittei^s dann als eine frrosso Eberjag(i, die leuchtenden Blitze {nQy^ifc
xt^tv$oi) dabei als die in den Wolken wiUdenden leuchtenden Hauer
d46fTff) u. s, w., sowie, dem Verwünschiwerden des Gottes in den letzten Herbstgc-
wittem analog, dann auch ein dem Briegtwerden des Thieres rasch folgender Tod des
•) T>if Sitgon von tier Porchtha hnlii^n nur inpn etwa« 8iKli>ron Oharakter bekonunfri, irulom sie
gk-ichsam mit dem Toteorviob iu Vi-rbindang gotrctca, und die QMKiiMftgdeleio oon al» die Seelen
iing«toiift«rKnd«r endif imii, wm siieh J. Orimni an i<nncr Avffmnniig bettimmt bat. Eiii«n Ihn-
lichcn l">>bergaiip zi i^rn aucb dii^ ijii' i hisrli. ri Dan;ii Jon, di«' icli cli.'iisu frissc. Sir mussl. n
bekanotlicb Wasser in ein darcblOcborles F h s » schöpfen, wio man audersöits dio Aatfin-
dang der BrnnneD in dem aomt wasaerloien Ar^^oB ibnen mMiIirisb und ddahalb ehrte.
(Strabo p. C. 371): OYpyov iifviTQoy /ov Javaai 9hav '.^nym: tyi tTgof, Dieselbe Vorttellang bricht
auch noch dnrcb, wenn in dem dentscben Mftrchcn „Meislor Pfriem" (bei Urinun N. 178) dieser
in den Himmel kommt and hier u. A. zwei Kiigi ] rindet, die Wasaer in ein dorohlOchertes Fass
scbApfon. Den durchlAcherteo TiBBt rn stellen sich fibrigVM aioll€flicb dt«< Hiebe in den Händen
der Hexen als der himmlischen Wettorrnftehcriimpn r.vir Seite, wie solche ihnen go)pp<Tit-
liub beigelegt werden, ^'dd. S. 298 s. Anm. Aach wenn Licbrecbt in seiner ,Aiuwahl aas
Gemaina Otis Lnp. H«Bn«irer 186t" p. 186 Anm. tagt , JHgenthSinlieh itt, waa daadiat (in
T.nni^nndac) vom Drac erzählt winl, , sf s rnaitis sont i>( rc('->-s U jour (]c inf>Tno ij'nn rrible",
so crkl&rt sieb dies, da die Draci auch sonst als Wassergeister aatlretcn (s. ebcnd.), bicruavb
vollttftndiir: ea iat die ganc robe Voratelliiiig, die der feine Kegvo «eckte, daaa, wie die Began-
gutthcitrn Si.lx' fiilirii'ti, sii' )ri radezu selbst sirbfrirmijri' H&nde bittoD; daaWaaaer kam «ben
„gesiebt" berontcr, ond damit war die Sache xunitohat erUari.
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Jägers selbst u. a. herichtot wird, Uiinlich wie auch den griecbiscbeii Meloager im
Anschluss an die kal.ydoni^f'hc El)«rja^j:d das Verhjinjj:niss croilt O-
Wenn lieute noch, nachdem das ('hristeiithuni schon 1000 Jahre an uusci rn Volke
gearbeitet, sich so aus den zersplitterten Uebeircstcn der alten Sage der heidnische
Olaube unseres Volkes in seinen EauptzUgon niclit bloss nacliweisen, sondern noch
in Boinem Änschluss an die Natur selbst* also in seinem Ursprünge der jenseits aller
bestimmbaren Zeit lie^'t, klar darlogen ISsst, dann wird dic^ <I<u Ii auch wohl da m^-
lich snin, wo wie bei den Griechen noeh rein heidnisches Leben geschichtlich uns
enl^H'gentritt. Nur darf nuin nicht, wie iin ist l>isii« i Lreschehen, die Auffassung und
Deutung der historischen Zeit dabei zur tirundiage uuichen. Wie aus der historischen
griechischen Sprache «ch kein GOttomame der Griechen erklären lasst« li(^ auch
die Zeit, in der die gesammte mythische Welt der Grieehen entstand, jmiseits aller
griechischen Geschichte, und jene war Rir die Dichter, KOnstler und Philosoplicn
nur ein ererbtes Material, in welchem sich iliro poetischen, sittlichen, künstle-
rischen und philosophischen Ideen entwickelten oder sich damit abfanden, so gut es
ging. Wo der alte Volksglaube noch fortlebte, diis war gerade in seiner localcn
Individualisirung. Aus der Hasse der Mythen* Sagen, Märchen, des Aberglaubens
und der Gebiftuehe heraus, wie er in unendlicher Mannigfaltigkeit Ober Griechen-
land ausgestreut, niuss man den Glauben, <ler sie schuf, in derselben Weise, wie
ich es oben antri^deiitet habe, reprodnciren'). Erst wenn die Anfänge des irrierlii-
scben Lobens in iiirer UnbehüiHichkeit so klar d.iliegen, wird man recht wurdigtiu
kttnnen, was die späteren Zeiten z. B. die eines Homer auf dem Wege der Güttcr-
gestaltung und Gotteserkenntniss geschaffen, dann aber werden auch nach einer
andern Seite hin Resultate ganz nein i Ait sich ergeben. Die Verwandtschaft,
welche die Wissenschaft auf dem (lebiete der Sprachen zwischen den einzelnen
Gliedern des indogermanischen Spracbstannues ii;u li-owioscn, wird sich auch aul
religiösem Gebiete geltend mnehen»). Es treten uralte bald gemeinsame, bald be-
•) ■. Heutigen Volksgl. S. 22 tl". Wm ich dort nur halb fraffotid .-mdoutoh), die» •pr<'ch«- ich j«t«t
»ntschicdeti ans, dasB nämlich die Mel«ftger- sowie die Adonis-Sn^c aua denaelbon AnSL-baaangcn
lu rvorgi'frnngftn. Kommt doch auch Muven (diePhAailter, Kotin 1844 1. p. 224) uul gntiz :iii>l> n ni
Wogf, tr.ii/il. tii rr . Imc andor«' Von»lollung von dem mjlbisc'ln n K!)' r mtwirk lf, /m !■ ii\ ilhn-
lichen licaultat, wenn er «agl, „Vür diesen giühonden Nachlwind halte ich >lcn wilden Kber, dea
TypboD im Mondicheia Aber di« FraclitgcBld« am Nil jagt; sowiedon orjiD»ntlii«cli«n Kb«r, der ja
auch (Ifn AiIim"? ti^ilti-tc n. ». sti'üt süh zu der von mir entwick-'ton Vi(rs1i llunff von
diesem Eber es gaiu, wenn es bei Artemidur Lib. IL c. XIL heiiit ovayQos itiöf u aijftaiyu xtfi
*) Von diesem alten Volksgiaaben gilt das, was W. Grimm, Miirchen 1856 III. Bd. p. 40!( vom
mythi«cbea lobslt der Märchen aagt: „Dies Alythische gleicht kleinen ätäckchon eines zcrapran*
genen Edcbteina, die auf dem von Oru nnd Blnmen flberwacluonen Boden aentreat liegen
und nur von dem schärfer bliokauddl) An<;r • ratdeckt werden".
'} Ich kann nicht unterlassen, besonders hier auf die Wichtigkeit der «leutachen Mythologie anf-
merluam sa machen, die wir nach den spcciuUcn äammlungeu, diu jotat von der Sagen ma i w i faat
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sondere Traditionen bei diosm Viilktni hervor, in denen gläubige Natnrauf-
fassnng, dio im Treiben und Wirken di r XüUti*. hosondci"s der Hininiels- und
Lufterschoinungen. das TrptlHii iilmlieher thi» !- und mensclienart i^cr
Wesen, als sie das Auge sali, eriilickte. Ja Uber den Kicis der iudogcruinuiiichcu
Vtflker erweitert ^eh oft der Blick in eine F<»i!pektlT6, die für einen Angenblldi
die Anfänge der Glauhensgeschichte der Menschheit erhellt, wie bei der Behandlung
der Schlangengottheiten ein Hintergrund hervortreten \\ \r<]. der uns als die Wurzel des
last Uber die ganze alte und rn in' Welt ausgebreiteten S< lihiii'j-(«n- und Stein Kultus')
die gläubige Auffjiss'un«,' der sich ..schlängelnden" Hlilze und „poltenidoii" Donner
in dieser cigenthUuiliehcn Weise von „Schlangen" und „Steinen", die vom Himmel
stammen, zeigt. Je weiter hinauf desto ungohenerlicher und barocker erscheinen
nftmlieh meist diese Vorstellungen; nur die Fhantaaie herrscht in ihnen, und die Anar
logic drückt der Sache den Stempel auf. Wie die „schlängelnden Blitze" z. Ii. Vor-
stellung „hinunlischerSchlangen" weckten, so .schuf das „Heulen" des Windes die eines
„Hundes oder "W'olfns". wie das Treiben des Wirbelwindes die „eines gespcnsffrhnfton
Wühlers oder Elici-s". Die Thiero sind nicht etwa Symbole, — dieser Begrilt ist lür
die Zeiten, mit dmen wir es zu thun haben, noch garniert vorlianden, — sondern
man glaubte an sie und vordirte sie, und, als ein menschlieliorer OOtterglaubo sich
daneben entwickelte, verschmolz der Thierglaube damit, so dass Götter 'selbst zu
Zeiten .sich in Tlii<*rgcstalt wandeln fKlr i TIii>'rn ihiv^n ii trend wie „geheiligt" wurden.
Es war eben zunächst nichts woiti i. als di r sieh entwickelnde Glaube an eine den
Menschen „geheiuinissvoli umgeliende, andere \\ eR", die nur mit ilucn ,.Sympto-
men** in diese hineinragte, die man sich aber im Ganzen nicht anders ausgestattet
dachte. Der Horizont, der dem einfachen Auge den Zugang zum Himmel zu er^
aller Landstridie ▼orli«g«D,bwm'i Biiuetnat« verfolg«» kennen. Qr«d«die ni ed« rel[ytboIogt«,in
<Vh- isir uri'» i'inriil'.rfn, briii^ft ans tlfm iilti sli-n ( 'h;ir:iktt'r oft so tv.ihr, wi,- kciiir ri , arlliHl
nicht du> indisclif, iu dt'r sich troU des vielou AlU-rlhunilichcii, wua in der ällcstoii Liicradir
«Dt cntf^ogcntritt, trotz aller überraaelienden Il«raltste, wi» »ie Knbn an SftramfijM = ' K^iniat,
Sarniijn = ' K^ttfi'i'c, (inndliarvt'ii = K(<iit«uron u. a. zn Tnj?p ptefördi-rt, doch sfhoii iinmfr v<>rhalU
tiMimiang mohr HcÜexion geltend iiiacbU Namentlioli aind der sogennont« Aborglsabo und die
Ucbr&aoho cl«rd<nit«cbon Myibolojifie onscb&tsbar, indein d«rerst«roTrdnim<9riind neue Ansftbso
der Hydiologie in der Kr^'sstcn Fülle bietet, di<> letztcron uns oft dio iiltegti-n niythisohrn An-
echnnnngen klar niathcn. Di-iui dif Gi- brauch i- »ind «u-ist nur ilio Nacbiihniuhfrii» ilor
II »ndlung)Mi, die niiin in diT Natur wahrzunehmen glaubte, wie sich namcitllicb an
«b-n Hoehzeits- und Frtlhlingsgcbriiuchen entwickeln liisst.
•) Vergl. zunächst im inen Meiner». Critixehe T trl.'rlite der Ri-ligionen. Jf .inn. i\ ,t 1S06,
1. 1>. 150 aq. Wutike, (iesehiehte des Hctdcnthouis, Breslau. 1852 p. 5S u. U3. „Ain »llgenieinston
unter idlen Thieren itt sb«r gewtM dio Sehlaogo »It gettlich verehrt worden". FSr Amerika:
J.G. Müller, <!i'5. Iiicli*.' .1. I nrn. rn.iiiiiscb.-ii T'rrolipionen, B«!"^l l^-TiTi tiTtti r ,.St. iiie'^ und , Schlan-
gen". — Diu llauptnuehrichteu a. ausserdem in dem Capilvi von den ScblangcnguUbiiitou Belbat.
FSr den Steinknlt der Griechen iet besondere merkwOrdig dio Stelle bei Paa«. VIL 28, wo er
von <1< in Sti ll. killt iler l'haraeer in Achaja berichtet und hiumaettt: iw <K ntiiimiitfa «n< fai(
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Offnen, die Erde mit dem QlmmeJ m verbinden scbieo, war der Ort, wo diese Wesen
hauptsächlich sich zn bewogcD scliicnon, aber wenn man sie dort nicht sali, dann
waren sie jenseits der Wolken, da war dann erst eisretttürli die and» ic Welt,
oder in den Tiefen der Enle, des Meeres u. s. w., es verschmolz liimniel und Erde
für sie in einander. Es ist schwer sich aus den Vorstellungen unserer Zeit in
jene zurilcItzuTerseteen, besonders auch noch festKuhalten, dass fUr jene ältesten
Zeiten die Vorstellung einer Begelmässigkeit in der Natur, ja auch nur eines
Sichgleichbleil)ens dei-si 11)1 II Krsclieinungen, derTdcntitiU derselben noch nicht vor-
hiindon iiinl erst sich allniilhlig inil den niytholoj^sclicii rCliMiKMitcii s< Il>st tTitwickelte.
Uensi nicht allein, dass bei allt ii \ (ilkern sich niythisciie Vorstellungen an die Wand-
lungen der Jahreszeiten knüplen, die Kampt und Sieg in der einen oder andern
erblicken, also ,yon Umstftndon" das Eintreten derselben abhängig oukehen: Sonne
und Mond sind bei dem Wechsel in der Natur, der sie begleitet, bei derVeifnde-
rung, in die sie jedes (tewölk brachte, ja oft dem Au«re ganz enti-Uckto. rmstilndo
sie sogar vernichtet erscheinen liesson. selbst vom Staiidpnnkt mensi lu iiälitilirlicr
Auffassung, oder vieücicbt ijerado da erst recht, lanin' niclit als iiiimcr licnselben
Wesen angehiirig auigclassl woi den Dies lehrt zunächst die oinlache Beobachtung,
dass die ( igentlichen Sonnen- und MondgStter — besonders die enteren, — in allen,
namentUcb auch in dw grieehisehen Mythologie, keine rechte Mytbenmasse haben,
sie gehören in ihrer Abstraction als der eine Sonnen- oder Mondgott siciitlich ei-st
einer der letzten niytliisclirn Kiitwifkhniir nn. In der ül)rigen Mytlioldt^ie sind sie noch
in eincT gewissen \ irllii it inniliciti; eullialtcn, wie ich das an einei' (Jestaltun'r kiin:
nachweisen will. Wie bei Acschylos noch die Sonne des Helios Kreis (//toc xrx/ot;
■ Prom. 91. Pers. 496.) genannt wird, zeigt uns die Mythologie ein ganzes Volk von ent-
sprechenden himmlischen einäugigen Riesen in den Kyklopen*). 8ie sind nach Homer
den hinunlischen Giganten verwandt und wohnten mit tlen PhUaken in dem weiten
Hypercin, d. h. dem „Oberlande", dem Himmel, bis l)eide dann die Snp^f nn don west-
lichen Horizont versetzte. In der Auffassung der Theogonie sind es die Blitz-
und Donnerriesen und demgemilss drei: Arges, Steropes und Brontes, die dem
Zeus die Blitze geschmiedet, also die „himmlischen Gewittersdimiede'*, §^oiclisam
die Prototypen des Hephäätos, der auch noch liei Horas Od. L 4, 8. ün FrUhling d. h.
in den FrUhlingagewittem seine Essen schürt«). In allgemeinerer Ausdehnung aber
') Nebon der persönlichen AuHussnng der Sumte iteheD aogserdem unperBonlicLi-, wie die einei
„lifbtfn Riul'-s", (l!-<( „})iTnmlisc!ii n Eil. iHti ina'^ ii. n. \v (iri'tnin Myil:.- (>i'>4. finri. Vnr den idtcstcn
Glauben ist übrigens das sol novuD der r6m. i>iL:LU'i' tur tVin neue 'iagessonne, rcsp. Frillilingf*
sonne, nodi tOM Raalitit
') Ihr Auffe wir'! dnnn ijfrnil«' zu itorh dt^r louclilenden S< hi'n>e des Phoelm«! und di'in nrpnlischi'n
Schilde (s. Jncobi, MjthoL Wörterbuch 1835 p, 555) verglichen, wns muh in der deutscbin Mj-
tholo^e seiae PmOele findet, indem Orimm M.* 605 die Aaffanunir ^ler Sonn« ale eine» hinm-
ÜBc-hen .Schilde» nacbgewi« ü> n Lat.
VergL daxa UonävhuL nJaui apprupiuqaut tcmpus lieaüvuni} eo enim immincnlc (in Aelua monU»)
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sind Bie ein ganzAs Volk wildor, gofrässiger Riesen, die den Felsengebirgeo gleichen,
PelsbUJckc schleudern u. dergl., worin sie i^anz den Clmraclcr der typhoischen Gi-
ganten wiederspiegfln. wie ich sie in den Gewitterei-scheinun^cn nachweise. So
wohnen sie am F^rdrand, wo Odysseus zu ihnen kommt und sein Ahenfiutr mit
dem Polyphem besteht'); doch Uber GriccheuUind verbreitet zeigte uiati überall
noch ihre Spuren als gewaltiger Baumeister im Aufführen colossaler Steinbauten.
Als solche sind sie aber eist recht die „himmlischen Stnrmriesen'*, welche die „Wol-
kenl)erge"») auttlitlrmen, wie Poseidon dann und Aiiollo») auch Troja's Mauern bauen,
Hcphib<tos dann der Götter Wohnungen im Olymp baut. Diesm- ( 'liaractor der Stürme
als Baumeister bewährt sich nämlich rln nso in der griecUischen als deutschen .Sage,
nur tritt er hier von vom herein noch klai er hervor, wenn nacl> der Edda (s. Grimm
M. 514 sq.) ein Riese sieh erbietet den Asen in einem « Winter** eine Borg aufzu-
führea, wenn man ihm dafür Freya, Sonne und Mond bev^illigon wolle: es ist die
„Wolkenburg", die sich im Winter aufthürrat, deren Vollendung dann Loki stört*),
(dessen Ziisnnnuenhaiiir mit dcii Gewittern wohl Niemand leugnen wird), so dass es
oheiibar aul die Zerslörung derselben in den Frühlingswettern geht, was sich dann
ganz zu den „sieben" herbstlichen (oder winterlichen) Burgen stellt, die Indra nach
Kuhn in Wolfs Zeitschrilt tür Deutsche MytJi., (fortgesetzt t. Uannhardt) III. 379 xer>
8t5ii. AusdrOcklich wird auch noch in einer andern ähnlichen nordischen Sage
(b. Grimm M.* p. 515) der bauende Kiese „Wind und Wetter" genannt. Die Bezieliung
auf den winterlichen Wolkenhimmel ist übri^^ens nur eine Richtung, in der sich diese
Vorstellung entwickelt, in jedem sich „auttliünnenden Unwetter" wird dieser Ibui ver-
sucht, und so erkläre ich denn auch, dass, wenn das Mittelalter Uberall den Teufel im
Sturm und Gewitter thätig glaubte, in den vielen Sagen von den Toufelsbauten diese
immer als „gestOft* und „unvollendet" erscheinen. Solche himmlichen Baumeister
sind dann auch, um zu den Griechen zuriJckzukehren, die thebanischen Dioscuron
Amphion und Zethn< (die wei.ssrossigen Dioscnren. ^y^p sie Euripides nennt), wenn auf
Auiphions Lyra>iui;l der Wind ist auch himmlischer Spielmann*) — si( Ii die Steine
Vaicanus procadit folmiiia Jovi, quac in acslatc miUal''. Die ikziehang auf den Aetna ist nicht
onprtn^lich, ont «1« meh di« Vorateflmig doM ,hiininli<>ch«wi* 8«liimodM vorlor, looalitirUi man
die schnuedeiHli'n Cycloiien und Vulcin io. doa Tiefen der Erdi^ ia des foii«np«ienden Beigen,
die nun kennen gelernt
') Ich babe eine Abfaandinng Aber dieeen Thefl der Odymennage faet achon voUtiudet, die noch
weit4<r dicflo Ansicht begrAnden wird.
') Vic wir aai'Ji nmh ?i»pon „i-in Gowit<<?r thüruit cii Ii iiuf.
*) Dessen Bezieliung eum 6tarm die Sage deB i_>nichinkami>ios darlegt. WicApnllo d. h. Lcto
aniLyoion kommt, atammen aneb der Sage nach die Gy«lopen daber. •.die Beleg
■•tf'lli'n 7,n die»"m x\nd (ton flliripon Kut (»nviihTiti'ti FiieliMi h<'i .Ttienhi jv öS*).
*) Freja oder die Sunne will auch der liiesenkOnig Thryin haben, wenn er den geraubten Gewitter-
bamner — wae ancb o^enbar anfV erecbwinden deeselben imWinter gebt, — wieder beranegeben aolL
') Am zaub.'i liaft. <(ten entwir'hi It sirh ilicHtr Characler in dem finniBcJn n WainAmriinrn mit seiner
Unrfe t», Castreu, finnische M^-th. herausgegeben von •Schiefner. Petersburg 1>&3). In der dcntacbcn
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von sdbst xasammonfQgten zum Wunderbaa des alten siebenthorigen Thebens« das
in der Sago selbst ZU einer Art Götterburg wird'). — Es lie.sUltigen also nacli allen
Seiten die Sa^en von den ( -yclopen, die man nur nicht, wie bisher ^^[eschchen, fOr
die älteste Zeit und ihren Ursprung sond<'iri muss, die an die Sonne sieh an-
scUlicäscnde rohe Vorstellung einäugiger HininieLsrioscu, die im Sturm unti Unwetter
sichbekimdeii, und dieselben Elemente zeigen sich Oberall in den doutechen Riesensagen,
die J. Orimrn in dem Kapitel Ober die lUesen ausführlich behandelt Man sidit, es ist
ein mytiiischer Niedei-schhtg eines allgemeineren alten Volksglaubens, der dann Ubri-
frens z. B. in d<T Person dos Pnjyiilu'ni scliuii drn Ansatz: zui' Einheit macht. —
Einen UrluM o^nii^f v(ni di-r \'ii llieit der Sonnen^^r>tti'i- zu i\vv Vorstellung eines linde ich
aber ganz aitgeselien dann von der Cyclopen-Sage besonders in den Zwöll'gött€r-
Systemen« wie sie Oberall in den Mythologien hervorbrechen*), ohne dass die Wesen,
diie man xusammengnippirte, dazu die Erklärung bieten. Es sdieint dies nämlich mit
der ersten und roh» stm Entwicklung des Mondjahrs zusammenzuhängen, deiv.ufolge
12 Sonnen- nnd Mniul-i liittfr entsprechend den 12 Monden das Jahr zu regieren
scliitMit'ii3). ileiin (Iii' IftztriiMi boten gewiss die erste Veranlassung zu einer ab-
structen ii A iitr;ui.sung. Doch genug hiervon, da es ja nur als Beispiel dienen sollte,
dass diu mythologischen Anschauungen die ihnen gegenüberstehende Welt aun&chst
als eine freie, fem von aller B^elm&srigkeit auüaasten.
Mit unserer ganzen Anschauungsweise hängt auch zusanmien und schliesst sich
daran an, daKs je weiter mnn in der mythologischen Schöpfunir zurtlckgreitt, desto
wt iii;,'er man das, was maji gewöhnlich System nennt, zu erwarten hat, ein
h riiiuni, der bis jetzt in der Forschung so viel verdorben. Ja selbst innerlnilb der
Traditionen, die wir in Anlehnung an die Natur als die Grundlage aller Mythologie '
nachweisen, kann uns die grdsste Mannigfaltigkeit in der Auffassung dersel-
ben Erscheinungen nicht auffallen, denn ahi:^esehen davon, dass dieselben Er-
scheinungen selbst fUr das Auge, das eben nur das Aeussere anffasst, höchst mannig-
Mythnln(,ric ^.•ht (T filj.-r -Ulf die Wiissi-rj^cist^r (s. (rrimni liir Sappn vom Xrck. M.* p. 463 sqq.)
in der griechischen aui Amjihion also, dum auf Orphons, Pan und Atht-nc mit der Pteife, sowie
«ttf Af oUd mit cler I^jr».
') Zur Hochzoitsfeinr des Kadmos koiiitia ii ilorF nllo Götter easammon. Zcxt» soll dort DMb oioer
iiage geb«r«a s«:iu, daxa auch die Inschrilt bei Tzctzes z. Lycophr. 1195.
«AT ihä MeanjfCMf oJom, i69ait^ ror üptmw
Z7;tu, ,-}«(Tii5n, 'P/ij n'*# tiÜhT tfi ](i'>Q«i.
*) Aacb in Amerika, s. J. 6. M&ller, Gcsdiiohte der Amerioaniacheu Urruligioaeu. Basel ISöö onter
*j Auf eine derartige Vorstellung beziehe ich auch oodl dtm Nordd. Abeiglanbon, wenn man in den
„Zwölften", der alten heiligen Zeit der Winteraonil«nweiide, (wo man im Cultos diin Einziehen
von "Wodan und Frigg als Götter de» neuen Jahres feierte) meinte, „ilas Wolter u. dcrgl. werde
in dienen zwölf Tagt-n lür «bis nuchste Jahr bestimmt, ao ditt jedooi Tig eia Monit cntopricbt".
■. Kordit. 8. U. lea. 1U&. Ucalige Volkagbuibc p. 98 aq.
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12
fach sind, bildeteD jene Traditionen eine Masse, die wie die Sprache vom ganzen
Volke getragen wurde, wo jeder seinen Oediinken und dem CJlauben, der ihm der wahr-
scheinlichste dlinkte. folgte, wie noch jetzt dir leichter ilio vcrsfliirdpnstfn Natur-
auffassungen wiederspiegcln; bis dann in xkn einzchKMi l'aniilieii, in den eitizelncn
Volkskreisen gewisse Vorsteliungco sich cousulidirten und allgemciuere Geltung er-
langten, bis ancb sie von neuen Anschauungen, die sich bei erweitertem Leben, bei
erweiterter Beobachtung gebildet, verdrängt wurden, aber «rat, nachdem big wUhrend
ihres Lebens mythische Massen gleichsam abgelagert. Die Mythologien gleichen
hierin gcwisscrniassrn doii (Tel>irgsschichten; Schicht lagert sich auf Schicht. Der
Hirt fn.-^st die itm uingobendo Natur als Hirt, der Jilgcr als Jäger, der Krieger als
Krieger gemäss den ihn selbst umgebenden Analogien, und es gilt auch hier der au
anderer Stelle Eunächst für die historischeß Sagen von mir aufigesprochene Orund-
satz »dass die Mythologie dem Leben der Völker gleichsam nachrücke".
Wie gcmilss dem vorhin angezogenen Bilde in den Gebirgsnmssen die Schicht4'n
verschiedener Prozesse in der Entwicklung der Erde neben oder über einander
geflossen und gleichsam verwachsen erscheinen, so liegen in der Mythologie die
gläubigen Anschauungen nicht bloss der verschiedenen Kreise eines Volks neben
oder Übereinander, sondern auch die der verschiedensten Zeiten und spiegln
so gleichsam die Entwicklung des Volks in vorhistorischer Zeit selbst
ab. Wenn die Tliierauffnssungen der Naturerscheinungen uns meist die rohesten,
CT-sten Znlt-n it^iirilsentiren, so zeigen uns die Mythen von himmlischen .lägorn,
Schülern, bciiillern'), Säugern, Baumeistern, Schmieden u. s. w. eine iuuiicr erweiterte,
nicht bloss lebensvoller, sondern inuncr entw ickciter werdende Entfaltung des himm*
lisehen und somit auch des menschlichen Lebens, und wenn die Sprachvergleichen-
den Wissenschaften die geistigen Urauschauungen der Menschen darzustellen be-
müht sind, dürfte mit der Zeit die vergleichende Mythologie den Tln il diMsolIiru
noch ergänzen, der in realer Weise ein Licht werfen bemüht isi auf die Urge-
schichte des Menschen, auf den Zusauimcubang und die Sonderung der verschiedenen
>) AIb solche bintmlwihon Schiffer fasso ich <li*' Fbünken ond Argrnnsaten, and bei den Phtaken,
denNadlbira derCyclopen im Obrrlande, d. b. dorn Ilimmi l, brauche ich nur zum Bt-wt'isc Horaor
mUi» zu lassen, um in i?iii n Schiiten die «nch in der Mytholofjlc nat-hg^wicwiM
YorBtcUoog von Wolkenschiffen (s. Grimm AI,* 0( 4 sq.) zu tiiidcn. Od, VII l. üö7:
oviti f» TttitfcHi' fetl, allat y^tf ()[ovatf.
äkk' aitfti iffaot yo^fittta »ni y^tVa; uyJ((mti,
MHf niifmi' Skm» nÜMV mU nivmc iyn^vt
ii^t xai yff ilg xfxtdvftftira*' oMi noti a</»f
•In r« ntfftay^yai fm iftor, oW imlMm.
Ein «'Itoii solch wondorbart'» SchiiT isl iV.nni iV\r Av^ro ; iI.t ilii' Argonuatcu [die BlilzschifTer?]
tatiren), vrelohs die Helden aar ilirco tichulturn über das Land trage», dutvn i'lotike redet a. s. vr.
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Volker in Benig auf dioLöbeasstufe und die V^MItniMe, in denen sie sich damals
h^nnden.
Hiernach erklHrt sich auch, ^vio trota alles Übereinstimmenden Inden Elementen
die Göttergf'stnItiMi dor Vrillvor des indogermanisclioii Stimimo« docli so verschirdrn
sind, im TM'k ken gleichen sie sicli glcich>inm. das Antlitz spiegelt ein aniicres Bild
wieder, in laugsaiu fortächreit^udor Beobachtung der Begehnä£sigkeiten in der
Natur und der damit sieh voirindendenVorstellui^ bestimmender Einflößte von Seiten
dorWesen, die man wahrzunehmen glaubte, sind erstdieOttttergestaltenimSchwanken
zwischen thier* und menschenähnlichem Wesen iillniiihlich gereift, und an den guten
EiiiHrisscn, die man ihnen zusdirieb, oder an dem Brkiimpfen der bösen hat sidi der
f'isti' irnttliche Begriff des Schutzes oder der Güte und Unade gej-eiht. Der Acker-
bau iu seinen Anfängen und seinor Entwicklung ist offeubjir der Hauptlordcrcr des
Begritta der eigentlichen Gottheit gewesen, auch selbst nur nach heidnischer Weise
gedacht, et schuf audi den letalen speciflscCen Begriff derselben, den einer „ewigen*
Dauer. Die Götter aber, mit (li ii- n wir es zu tliun haben werden, sind meist
nur „Wesen", Wesen wie die Thiere und Menschen: nur haben sie allorhaiKt wun-
derbare Oewnit. und diese wunderbare Gewalt nannte man Zauberkraft*).
Diese erklart auch dann den Übergang in den Gostalton. Typbon und Pytlion sind
bald Drache bald Hensdi, wie in den serbischen lüürchen der Drache reitet, seine
Keule schleudert u. s. w.>) ; das vermittelt sich in der gläubigen Phantasie durch den
Hintergedanken, dass durch Zauber Alles möglich ist. Dies Zauberhafte, Wunderbare
tritt aber, namentlich auch in der Sccneric. grade in den .Mük hen und Kiesen-, so wie
in den ursprünglichen Heroensagen, z. B. in denen vom Hercules. Bellerophon,
und Perseus, noch fast prägnanter als in den Götterraythen hervor, und so werden
wir bei den sonstigen Analogien zwischen denselben nach unserer ganzen Aufassung
graxle hier nicht, wie man es gewöhnlich glaubt, einen Niederschlag derGOttermython,
sondern umgekehrt gerade in den Sagen der Kiesen- und Heroen, die übrigens
schon (d't einen An.satz von Cnltiis zrii:i'ii. die ältt ^ti'u Ti adi t ion (Wi iiud in den auf-
tretenden Gestalten die Prot <>t.V()eii derGöttei sm lu'u. Hin P.fMSpii ! w ini dir' t,':inze
Sache klar macheu. Wenn z.B. an die sich sclUängelndcn Blitze die Vorstellung «hinuu-
lischer Schlangen", an den heulenden Wind die Vorstellung eines „Wolfes" sich
kntipfte, daneben sieh dann in dem dabinjagenden Sturm in Verbindung mitBegen-
bogen und Blitzsü nlil die Vorstellung eines „Jägers* entwickelte, so konnte dieses
Wesen einmal in \ eibindun;: mit jenen bleiben und selbst in Schlanirmi- und Wolfs-
gestalt auftreten, dann aber um h. in lu sonderer Auffassung, dt r S( hlan^n' im Kampf
gcgenUbcrtretend erscheinen, sicii also Sagen von dem siügj oichen Bekämpfen dieses
•) ücbcr die Entwicklung der Naturwosoii zur Golthoil durch deu Cullos U»bo ich schon gosprochcn
im II. uti(,'i n Volksglnnboii p. 5 tq«
*) VoUumiroben der Serben von Kandicbitieb. Beriin 1864.
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Unthiercs als einlach geseliehener Fkota, also BeDerophon-, Hersklcssagen v. dei^I.
bilden, ehe oben noch von gütterähnlichen, ja Überhaupt von stehenden Wesen
Uedo war. Wenn aber die ßeobachtung und Erfahrung allinählich im Änschlussan
diese Vorstellungen götterUhnliche Elemente entwickelte, so ;_'ingen entweder cin-
zcluc jeuer Gestalten in göttliche Uber oder wurden durch ähnliche, die man abei
hm flllgemdner fawtOi mortreten. Dann, war wieder eine doppdte Entviddun;
mttgJIch. fis konnten die guten Folgen des Gewitters sowohl dem göttlichen Schlan-
güügott zligeschrieben werden, — und so wurde Apollo st^llist nnch in Lycien als
Wolf, in Dclos nls Drache ppütpr dargestellt, sein Sohn Askicpios behielt fiir imnior
die Schlange als hciiiu-ingendes Wesen zur Boitp, — anderseits konnte die ohru
äügetieutete Vorstellung des Katupfes auch Theilung der Eigenschaften gleichsuui
init sich ftdiren ; die bOsen, Verheerenden irarden dem Besiegten, die gutem dem
äiegör beigelegt, dämgemitss ist fyphon und fython da&a das Untfaier, Zeus und
Apollo d6r Retter {nm^Q).
Wonn wir «so fin^rscit? „die orcranipchc Entwicklung" der mytholo^schen Oe-
stalteii aus den luhet-tpii, oü ^TDlisiiiiiliclistt ii lärmen der niederen Mythologie durch
alle Phasen hindurch, durch Aliu che», (lieroen-) Sage und Mythe bis zu dem Stand-
punkt Terfolgen köiineuj wo sie im olympischen GMaUBe und Hoheit einer homerischen
Gotterwelt strahlen, iro des Zeus bejiüiendes Neigen genügt, den Olymp zu er*
schuttern, eine Stelle, die bekanntlich den Pliidias zli einer gros.sartigen Schnpfung
begeistert haben soll, so z^i^-t sich anderseits ein für dio('n!tnrpr';r]nrhtc merkwürdiges
Phänomen. Erstens iclit ji ncr „uralte Glaube" nicht blos in den Sagenuiassen, aus
•tiencn wir ilm ciilwiekein, sondern auch direct noch als „Glaubenssatz" hier und
da nach so vielen Jahrtausenden, nuringleichsamiuaammengodrttckter Gestalt, in
ganz vereinzelter Beziehong nodi in diesem Augenblick fort, die Vorstellung der
Gcwittcrschlange, die wir im Folgenden in ihrer vollen Ausdehnung entwickeln, noch
in dem Glauben, dass bei oiner kleineren, frun'irrn I,nftersf'h<»innnir ..der Drache zieht",
oder „der Drachenstern (der konret) der Welt ilen Untergang bringen kiinne", „im
■ Meere noch die grosse Schlange liege"; die uralte Vorstellung einer wilden Jagd im
Qewitterstunn noch in dem Glauben an einen wilden Jfiger, „der Qboriiaupt im Sturm
dahin jagt'* u.dergl. An einem Funktin der Natur ist so der Glaube, der einst
weitere Dimensionen hatte, die er aber aufgegeben, noch haften geblieben, gleichsam
als Wahrzeichen einer verirangenen Zeit. Dann aber lebt die „Anschauung" - ohne
Glauben — als blos.ses Bild der Phantasie noch heut in der Sprache fort und winl
hier immer ihre Steile behaupten, so lange Menschen menschlich cmpöndon. Noch
immer beult der Sturm, jagen die Wolken, schlängelt sich der Blito, ^esst es vom
Himmel herab. Bdde Beobachtungen shid, glaube ich, eine nicht unbedeutende
StOtze unserer ganzen Ansicht von dem Ursprung der Mythologien.
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Die altgriechisehon Schlangentrottheiten.
Weiindievoranstohendciiiiomerkungenini allgtMiuiiiienojieutiron sollten, so sollten
sie auch zugleich cmpiänglicher machen füi* den Ausgangpunkt des iiachfulgenden
TbGilsderUntxsrsuehangen, su dem auf einerSagenreifie mir einmal ein schlichter Bauer
der Magdeburger Börde den ersten Anstoss gab, indem er bd einem hoftigen Ge-
witter, als ein prslchtiger Jilitz am Himmel sich hinschlängelte, von der Erscheinung
ergrilTrn nii-srief: „Wjis für eine jirilt liti*re Srhlango war das!" Dies war nun
zwarim ilrundc nicht viel Anderes, als wenn unsere Sprache von „sich schUingelnden'*
Blitzen redet, der tiriccho UtS von Blitz und Schlange gebraucht, Aristoteles eine
Art BlitE mit Hutkc? besoichnet, aber es macht doch daen eigenthUmlichcn Eindruck,
wenn man bei iMneni solchen Repräsentanten dos natürlichen Theils des Vol-
kes, wie obf'M ji n et Baurr os- war, im unmittelbarsten UeHihl eine derartige An-
srhnuuiig zum Durchliruch kommen sieht, so dass mnii enipfimlpt. sn nii!*Nse
mehr oder weniger in einem Uhnlichon Falle joder Naturmensci« euiplunden
haben. ) Natürlich war es zumal, dass dieser Kndruck vorstärkt wurde, wenn
ich an Schillers Worte dachte:
»Unter allen Schlangen ist eine
Atif Erdoii nicht trezettpt.
Mit der an Scliiiclle keine,
An Wuth sich keine vergleicht".
SeitderZeit binichderSpnr der Sehlange nachgegangen und zu der Uober-
zeugung gekommen, dass Überall, wo in den indogcrmanischon Mythologien
Schlangen oder Drachen, welche sit Ii nur von jcDi n durch Plflgd unterscheiden"),
atiftn'tfii. wir es iirsprOngücli mit drn ..HiiuiiH'ls-Schlangon tind Drachen"
zu thun haben, ujui diesf mit den sich sciilän^cimlcn ..Blitz", aut die Schlange,
„mit der an Schnelle und Wutli sich keine vergleicht, zurückzutUhreu sind. Ja
wenn wir auch Ober die Grenzen des indogermanischen Sprachstainmcs hinaus
bei PhÖnhdern, Babjloniom und Aegyptem ebenso wie bei den nicht indogennar
') [Die« Moment nkffelitp ich, behn Wi«d«rBbclniok dieser Abhudlnng, gogonSb^r der dioStebe
verallKt'mi'inemdeD und mIis« hwjirln ndi'n Fassnng , in welch<<r Gr<<}imann und nnmontlich
Mannhardt (in Büincm Buche „die QöUor der dcaUchon und nordiachen Völker". BiTÜn 1800.
S. lOSJ) sie wiedergegeben hat, doch noch wiederbolt betonen; g. den II. Btl. ineiucr „Po-
etischen Natuninscbaunngen der Orieehen, Römer und Denttchen u. •. w. v. J. 1879 8. 86 Anm.]
•) s. Grimm Myth.* p. C-19, ebend. üuch liluThriupi HnojitsiUhliklisN' vnm ScMritiRi'nrnltns hfi
Dcotschcu und NacbbarvOlkt-rn. Nur ein Faar Bei8i>ielo hier aus (irimm, die im Verlauf der
Abbaodlnnff niebt weiter berObrt werden. Die LoDgobnrdea verehrteo eine goldene Sebhngo
alt summni; ftfos, Odhin tuhrtf di*- nltnri Schlnnj!:^ neijrfnnnmfn Ofiiir und S\ fifnir. Hie alton
Fretuscn unterhi<;lteu ihrem Prütrimi>08 eine groeac Schlange; von den Litthaumi aagt
Ad«m Brem, in Hiet> eoei. e. SS4 dreoonet adonnt cum volneribne, qnibne otiam yiro»
litant h(imin< !(, u nirren^orilms < iiuint, diligeater omnino probatoB, 00 macttlam in corpora
habeant, pro qua rcfatAri dicuntur a Draconibna.
8
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nischen Völkern Europas, Asiens, scilbst bei den N^eg^rn Afrika s sowi* bei der Urbe-
völkwim^ Amerika'.s Si)unMi oiiics in Keinem l rsprung und seiner Bedeutung liisher
noch unerkläit gewesenen Schijinfrencült HS vorfinden, so gfinibe ie!i sclbififon ;uif di(v
selben Elemente zurllckl'ülu-cn zu köniieji, so dass sich darin eine der ersten und
roUcstcn mythologischen Vorstellungen, n&niUch di« Verehrung der Gcwitter-
tn ächte als Schlangen (oder Draehcn mit Schlangenhäuptom) bekundet, und wenn
der Cultus ihnen hier oder dort „wirkliche" Sclüangen substituirt, es nur das
st< ts in der Mythologie vorkommende Herabziehen des Himmlischen
auf die Erde ist').
Auf das Reichhaltigste entwickelt sich dieser Glaube aber als mythisches
Element. Nach allen Bichtungen hin nimmt er die fiesiehungen des Gewitters
in ^ch auf. Bald ist ee eine einfache feurige Schlange, die den Himmel
furcht, bald ein Drache, der nut seinen Flflgeln und der Feuersgluth, die ihm ent«
stnJmt, noch deutlich iuif seine etherische Heimat hinweist. P.aldsind es Geister
des himmlischen Hau.shaltH. die namentlich rur FHIbjaluszeil ihic Vorsnnimhtngen
abhalten*), bald conceutiiit sirli Alles auf ein eu Punkt und zum rit'seniii;i.^.si>r(>n. ty-
') Mit der Darlegung dies es Unprongs v«r»chwiudel dann auch der Anluilt, üou man iu den
DisobenngeD gefnndien hat fSr die XSnatei» nrweltlieber Drachen, wofür tleh Mlbat noc]iK)«iniB
CalturgfBchichte dor Mi riBchbrif, L^'ijizip 1^4/! I p. 147. anaapricht.
*) Zu dem Leuteron bringe ich gleich hier ein Paar merkwürdige Bugen. JCrentcwidd (der £hsten
nbergUatnaobe Q«brtaehe o. w. PrteralniTg tHSi p. 85) bericbtet nut dem Bbttniaoben Aber-
glaabon: „Am M arcnatagi* , den 25 April, ruft der •Schlanf^onktlnig — aasikuningas — aeinr^
Vasallen zu eint- r allgemeinen Bathaveraammloog. iMüUtdann da« Oberbanpt auf einemHümpel
ond die Untergebenen 'winden Itob koMilfilmiig am minen Knr|>or, data nur die „zischenden
Köpfe" heraosgucken, während des Königi fvnkelnde Augen and blitzende Krone in die
N ficht ttißi'n, (t >' r (■ riDu n kelhei t von die semOlanzf erh ■ 11 1 wird. — In AlliMitückm woUton
Einige an diesem l äge nicht pflügen, färchlend, es wünlen danu Ochsen und anderes Vith plfttz-
licb fnllen*. Dnza heisst es in den mythischen Liedern der Ebston von bestawald nud Neun.
Petersburg lHfj4. ^ilir I'ntrririlisi-lirn ]i;ib> ii i1'>tii Schlangenk<'^ni(r gcinr Kronn p(»schmii-(lrt. Dit
blendende ölauz lockt stimmtUche Schlangen heran, due sie um den König einen Haufen von der
Hebe einM gromen HeoMhoben bilden, wo» ire!ebem da« Haopt dea K<Mdge gleieb der Sonne
hervorleuchtete". Zu dti-Bi-n Frülijahrsveraurnmiunpi n di-r Sc}il;irij;.'n bi'i den Ehsten stelle
kb die oeltiicben. „Jührlich am 13. Mai vereinigen sich die Schlangeu, Vipern und Nattern in
der Sologne lU einem einsig«n Stftek in der Veiie, daaa jüe Matae ein Baad Mldet, grAieer ala
eine Sichel. Wenn rIc alch also an den Ufern fiiifs zwisi lim Jouy iiiiJ Anlon gelegenen Teichea
Teraammelt haben, so arbeiten aie gemeinsuhatUich an der Bildung eines groasen Diamanten.
Jedea dieser Thiere apeit eine Art FIfissigkeit aus, weldbe aobr gltniend iat, — ava dieaer
vird jener von zwei iüchlangen geknetet und von allen dann polirt " Kckerniann, Lehrbuch derRe-
ligioti«''! " I ii hf. ITiille 1846 ILL 78 sq. dem ich dies entnehme, bringt damit schon in Verbindung
du uvuui un^uiuum, von dem Plinina lliat. naU XXLX. 12 berichtet „praeterea est ovorum genas
isiiiagiiaOaUiani]n&ana'*-Aiigaei innonari aestate convoluti salivis faucium corporumqae spn-
mis artific! coTnpl<"X"a plninfranlnr; nngninum appellatur. Druidae sibilie id diettnt in stiblinif
jactari aagoque ojKjrtere intercipi, ne teiiorem attingat. Profugerc rapturem equo, serpentes onim
inaeqnif donieo arcaiiitar aunii alicqjiif ioterventB*. Daa iat dia in den HSaden dar Druiden
irdiaeh geworden« Mytbo, wie sneh den Pliniaa «in dmartiigM Bi gradeaa geiaigt worden iit
IT
l^iIioTiischon Un^othüm schwillt es ao, das den gansen Himmol erflilli, ao dass Wol«
kon dann Qualm und Rauch sind, die von ihm aosgchcn, der Donner da« Zischen,
die einzelnen sich schlängelnden Blitze nur einzelne der Häupter oder ZunKcn oder
der Schweil, den er nachschleppt. Wenn dann der Glaube schon im übrigou
menscheuäbnlichorc Gestalten in diesen EU-schcinungcn thätig annahm, crscheiiiein
selbst diese noch ndt Scblangenhaaren oder SchlangenfDssen aasgestattei odw es
wanth hi sich Götter zeitweis wenigstens in Drachen, bis di^e zuletzt nur noch zur
Staffage dienen z. B. der Götter Wagen ziehen. — Daneben sehen wir nun aber
noch die Wirkun^'ori. alle die Eiironthiimlichkeiten, die das Gewitter hat o<ler zu
haben-schien, an diese Gewitterschlangen sich ansetzen, und grade hierin orscheiuou
sie noch recht deutlich als „Wesen", die der Mensch auf einer roheren Culturstufe
als „Mftchte'* gefOrchtet oder verehrt hat Bald sind es verheerende, Thier und
Menschen tttdtende Drachen, oder sie bringen Lähmung wie der Bhiz, bald im guten
Sinne Schlanjrcn, von deiion die Fruchtbarkeit des Jahres kommt oder iVw wieder
Frische und Heil der Natur und den Menschen bringen, die Welt verjüngen oder gar
civt schallen. Andcrscitü erscheinen sie .späteren, nienscbonähnlicheren Wesen gegen-
Ober in grossartiger Auffassung geradezu als Mächte, die früher geherrscht und die
erst bekämpft werden mussten oder noch immer su besiegen sind, oder gar die gaine
Welt mit Untergang bedrohten oder noch immer bedrohen. Knrz sie durchlaufen
gleichsam mit der erweiterten Anschauung und den entwickelteren LebensveridUt-
Et k»niuunB crwIliDt nedi ein lokdi &lMBidhai B 4m «enf iiodrille de LomÜM, wdfiluM von einem
Kuhij y^i^lppf ist. ciiif SrhlaiifTi' in sifh liirfrt und durch Sonm-nwärmt^ nndÜrnnpf nn!»fr<'-
brUtct wird. Die aosgcbrüt^tf Schlaugc verbirgt sieb tofort iu oiD«r MaaerapaUe, and wt-r sui>rat
von ihr Migeiehen wird, tUrbt tofeit, wlbrend no felbst «vgrabUeUidi iterben sran, wenn «ie
zurrst nngcBilii'ii winl (dir UliizHrlilaiigi' tOdU't — aber „stirbt auch im t'igfiirii Frurr"j. —
Letzturos stimmt zn den gagmlinii rn Basilisken. Aach Typhon der SchlaogenkAnig soll aus einem
BI, das Her« von Kronos ruqiiangen, pnlafamden sein (^^rhol. wa Hom. J1. II. 788). Fttr den
Dia El ;i :i I r I. übrigtms, dfti die Schlang r n in i h r r n Krühlingsversammlnngcn in der
Dauki>lh<'it (des Gowittcra) formen, halte ich div blitzende 8onnc (namentlich die
FrOhlingeaon nr>), di« nach dem Ut-witter neu atrahlt, wie atich Grimm M.* 0Ö6 Är
difBclbe ilie angelaäcbaisch«; Bezeichnung nla gcrnnin l ueli boibrit'frt. Das Ei. das iiurh (funst in
urirch. und indiacher Mythologie eine 80 hf'dt'Utondc Rolle apirlt. winl wuhl dasselbe ar in. Irh
will wenigstens gleich auftihren, dass unter den wunderbaren Steinen, die Grimm M. p. 1107 81(4.
bMi»rittlit, nnddioofieabnrUeriier f^ren, wie „der NcgverlmhendeSoUugeMteb*, „derWonadi«
etein", auch der eirtindr, milchw. issi' 0;i;il eine Kuüe sptrit, dor dann dif drutschi» Königakrunr
aobmüoktv, und von dem Alberttu M. sagt: est autem lapis perlucidus ettraditor, quod aliquaudu
fnlait in noote, eed nnne tempore noitro' non nicnt in tonobris; da wtre tnoldiai eine Yer-
mittlnng in der Grft.'ilt drs Sirius mit il. ni Ei. Zu ilirsrn Vorsti llunt;rn »llmmf übrigens ganz
genau die phOniziscbe und ägyptische Urschlauge derSurmobul (oder Agathodaiimon) undKnepb,
Ton der es hdiaat: „blickte eie auf, ao erfltllte rie Allea mit Licht in ilironi beimiscbon Ur*
lande; ao oft sii« aber die Augen sehloss, ward Finitsrnia s", und das ganz gewöhniiehr Syrnb il
einer goldgelben Kugel zwiachen zwei .Schlangen, cf. Cnaier, Symbolik, III. Ausg. 1840
III. p. 847 sq. Mowera, die Phönizier 1840 L p. 503 sqc).
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nisson allePhason bis zumCulminationspunkf einer vollständigen Gottheil nach lu id-
nischor VoI^■te!hInL''^^vf'isc, während aiuierseits wieder (h\nn hervortritt, wie aUiniili-
lieh dieser (ilaubc. der einst die Mennehen heherrselite und eine so roiehe I'^iillo
von mythisichen N'uriationen erzeugte, durch andere Vorstollungen verdrängt, nur
noch (odfiT doch noch) so fort vegetin, dac« er nur in da^oi Eedenfiarten vom
Drak, der zieht, oder in den Märchen der Kinder fortlebt'), so dass, ^i^Uirend einst die
Helden der Terschiodcnsten Völker den Drachen auf SfhiM oder Fahno führten'), nur
noch dei- Kaiser von Cliina ihn in Eliren hiilt. in der alten Welt er nur noeli in der
Naclmhnuinf: „mit seinem langen Schweife" in den Händen dei Kinder zui llerbst-
zoit erscheint^ wo er dann gerade wunderbarer Weise in Franivlin» Hand dazu
dienen mussie, die Erscheinung des Gewitters, so weit es menschonuiöglich, za ent-
nOchtem.
Die «rriechischc Mythologie lilsst die Beziehung ziiniichsi ;in einem solchen ge-
waltigen Wesen, wio wir es oben andeutungsweise skizzirt hal>fMi, liorvortrcton, der
dcut<!('be. ]>t7,t noch fortlebende Abcrtrlanbe zeiL-'t uns zwar kleinere Dimensionen,
wird uns aber anilrerseitu noch in maunigtucher Hinsicht dem üifiprung und der Ent-
wiclclung des Glaubens näher bringen. Bei denGriechen wieBOmem war in historischer
Zeit närolicb noch eine traditionelle Verbindung eines solchen drachenartigon Unge-
heuers mit der dampfenden Wolke, dem Sturm (besonders dem Wirbel-
winde) und dem Blitze. Die Vorstellung' der Wolke als „Ungeheuer" giobt Plinius
II. 49. „Es entsteht fauch) beim Inshreelienden Sturm eine »^inom Ungeheuer »ibn-
licho Fiustcruiss'')" und Gcllius XIX. 1. sagt geradezu, diuss man jsolche Wolkonun-
gchoui»', solche furchtbare „dampfende** Wolkenbüdongen Tvpliones genannt habe.
Von dnem Sturm auf dem Jonischen Meere heisst es: „endlich brach der
Tag an. aber nicht milderte sich die Gcfahi. noch die Wildlieit (des Unwetters), ja
die Wirbelwinde wurden nur hiiufiger, der Himmel schwärzte sich und ..damiifcnde**
Wolkenniiissen und gewi.s.se furchlerweckende Wolkeniri hilde. welelie man Tvplio-
ücn nennt, schienen das Schiff vorsenken zu wollen"*). (Jewülmlicii bezeichnet dann
*) Die MärchonaMoniilinigcii lUar VAlker aiad dftvon toJI, sber in d«n TQnulnodeiiiteD Spiekiten
und Näanciningon.
') Von dum Drscb'-n als hiiufigi-s Kfldzeichon jfriochischor Hi-Idcn spricht u. a. BOckh z. Sophoclcs
ADtigonc 1848 p. 2ti(\. Als solchi-» zii-rto es nticb Siegfrieds, Fasuldii so wie der SitehBcn heiligo
Frihrit» später dif i1' r Kfinigc von En^'l.itid. cf. die Stellen in Krsi li und Gnibrrs Encyelo-
pnedie unter „Drauhen als Fuhucu." Auch die Römer nahmen ee nnt*!r den Kaisern an. Daneben
tritt dann besonder* im Hittelalier unter d«mEiofl«w de« Chriatcntiuiau der Dmoho mk dvr TJolwr'
wundene (der Sntnn). Der heilige Geurg mit dem Drachen vergleicht sich dra thebsnitcheo
Schifi'azeivheu des „Kadmos mit dem goldueii Draclieti", e.Böckh a. a. O.
*) Fit ot ckligo belloae eimilia.
*) Coclum atrnm et fnniigantes gh>bi et ligurae quaedam riubiiitn rin tui iidai-, i|Uiis fir^dji-ft, \ nc-ihnnt,
impcndero imminerequv ac dopreMurao oavem videbantur, dazu stimmt, wcuo der Schol. 20 Arist.
Bnn. 847. ein acbwnriM Lamm dem Typbon in opfern bcfieblt, intii^ mr} i Tv^ms f*iiat.
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Typhoo den Wirbelwind'), wie ihn Soph. in der Antigone 404. sqq. schildert als ein
Weh vom Himmel {ot^mnot^ ^hCKU als eine gottgcsnndte Notli (»tUt vwtos)^ demge*
mäss dann auch die Wasserhosi', überhaupt JchIos T'mvfttor, aber geradezu auch
endlich den einfachen Blitz (cf, Tdcler Arist. Meteor TT p. 2.'.') T)azu stellt sich
das mythische WtJijOii der TypluM us ndiT Typhaon aiioriiius wie ihn Schü-
mann übersetzt)»), das drachenai tige Ungeheuer, das bald als Sülm d<!r Erde, bald
Ton der HimmelsgOttin Hera geboren erscheint, gerade wie in der eben angezogenen
Stelle aus Sophocles der Typhon neben einander ein „himmlisches Weh" und dann
„vom Boden sich erhebend" bezeiclinet wird, auch die Gewitterwolke selbst von
der Erde aufzusteigen srheint. (lanz enti-iirechond unserer Aiiffassiing, namentlich
die feurigen Blitzessehlangen hindurchbliciven lasx nd. beschreibt Hesiüd Uü-
scru Gewitterdrachen, wenn es Theog. 820 sqq. von Typlioeus hcisst»):
„von den Schultem
Wanden sieh hundert Häupter des graunvoll schlängelnden Drachen,
Leckend mit finsteren Zungen umher, und der grilsslichen HlUipter
Jegüchpn ztickt' ans den Alicen ein Trhit listrahl unter den Wimpern;
So aus den HiiupLerFi gcsaninit. wenn ov schaute, brannl es wie Feuer.
Auch war hallende Stimm in allen entsetzlichen Häuptern,
Von vielartigem Wnndei^tOn: denn im häufigen Wechsel
*) Am Wirbelwind wl »ach untliTseits dann wioder die VoratolltiDg des im GvwtUer waltvndon
Tenfelf, wie tüs An Mittclfilt«r pruducirte, hafton gebliebeu, wenn mun ihm noch in uinigon
Theilcn DonUchlanda mruft „gtiüdig Herr Deibel". Heido. Volksfjl. j». 25.
') Uebi r die lilpntitiit beider und di,> F^tyjiioln^ri. rf. Schftnmnn di' Typlineo He»iodi'<i IS.M p. :Jt
u. ii-l. VAuv dem ^dampfeuden' Tjphoii analoge Vorstellung bieut auch eine americaiiischc
Stammsage (Sagen der Nord«iii«rik. Indianer. Altenbary 18B7) „km fernen Horisonl werden
l in Paar Schlangen sichtbar, die mit ihren Kftpfen über die Wüldcr reichen.
Sie vergiften die Luft mit ihrem verderblichen Hauch. Bald itaderte «ich die
BeeebaffonlioU der Atmoe phtre, — and dieke Wolken, welche «ieb wie die
Wclliri diu frr..ii8».Mi Obernsee bewegten, — /.i i^;t, ii Bich am Ilimmnl. — Der
Rogen fiel iu Strömen und war mit wildhealeoden iJlürmcn und kaiteu Orkaucn
begleitet" a, i, w.
— (x Ji ol iSfiwi'
tfif ixKTnf xtr/nin! oft4)(, thtyolo ÖQ<uoyto(,
yli^ijiai itt'o'/iQpct ktlHxfV'tK, ix *fi oi oa*fü)v
»HfmaitK xtftäi%m^ vn' i^fvt» nif i/nifiw*'
(■rttrji'ioi' if' t'x xiiicUittf ivQ xnUro JfQ»ofiii>9*9)
•fotvni 6 iy rtfiarioiy iifny ilnvßs xn/alffa»
'f t^iyyoy 9' ä(7i l^tolat «oytifttf, i'iXrtn if a'n
tuv^t) i^tfyfijit«», fiims ittj^ne, Smnv äymgov,
£Um» «T «vf» Uvnt ifmikt 9itftoir fywiof,
i'Dmi 'T' UV oxi''ulxtn(itf duxnia, 9-aifati' (txowTKi,
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Lautete jetst fflr die Götter Verstftndliches; jetio hinwieder
Scholl PS wie dumpfes OebrUll des in Wuth anrajsonden Stieres;
Jot2o gleich wie des f-nwnn von unaufluvltsanior Kflhnhoit,
Jetzo gleich dorn Gebelfer der Hiindlein üiutc es siltsaiii;
Jotzo wie geilendes Pleiten, dasa rings nachhalltcn die Berghöhn ' (Voss).
In dem LetKteren erkennen wir dentUch dee Donners Stimme* Neben der gOtt-
liehen Stimme, die aus dem Donner ku reden seheint, (das ist des Amwcr; <uato¥
^t^fyftu hei Pindar. Pj th. IV. fi50, vielleicht die Snci: hn^) tönt es bald wie des Lö-
wen nder des Stieren dumpfes Gebrüll, bald wunderbar wie von Hündlcin djis
(Je heller. Wenn Rrsteres uns n?5lier lie|/t. \vic wir auch noch, wie einst der
Grieche, sagen „der Donner briiiil" (Aesch. Prem. 1Ü63 siiq. pavxia d' f^x^t ^«?«-
livtißim paovi^i), so geht Lelsteres offenlnr auf den im rasehen Tempo nachhalf
ienden und gleichsam naddüälTenden Donner*). Namentlich alxH'passt das asdiende
Pfeifen (das ^o*^^?»- stridere), wie es auch bei ApoUod. I. G neben der Feiiersgluth,
die dem Tvidiori aus d(>ni TTalse fährt, hervorgehoben wird iß*rd avQ$yfi6iy ofiov
xttl ßatfi ufKjnn) '/u dein Bilde unserer Schlange: ja es scheint die Vorstellung
einer .Schlange gradezu vorstärkt zu haben, galt doch auch, als man die Arten des
Donners elassiflcirte, der strIdens als eine besondere Art (der siechende Donner
gflschiehet, wenn der Blita allein ohne Donnerkeil hervorbricht. Schneider KbLLexi-
con, Prankfurt a. M. 17;J0 unter Di.nner). Dom entsprechend hatsichdio Vorstel-
lunff einer Gewitiersplilanifc W\ dm Aninriknnern ^reradezu an diesem Zischen des
Unwcttcis. liaRend »erhalten. In d«Mi Sa^cn der Noidaiuerikaner, Altcnburg 1837,
p. 21 hei.sst es nämlich: „der Donner wird auch das Zischen der grossen
Schlange genannt**, eine gl&nzende Bestätigung Übrigens der auigestellten An-
schauung flberhaupt>).
Von diesem Tyi)hoeu8 stammen dann — ebenlalls nach Hesiod. Tb. 870. 8(|(i.
— alle f)nseii Winde, die mit Regen und Sturm alles niedersehlaprnn. was <l<-i-
Grieche sonst auch kttüatp nannte, die, ein Verderben fUr den Ackcrsmanu, besun-
1) Um dies« Aaffusonf ni b«l«fon, ffilire ich cwei BetelmibiiDgeii ein«« Uowittert im, dio von
ilicHem in raachen S( hliip. n nachhalh^mlr-n DiinrnT z. ng^'ii. 'WaUh.'r T.nnd vnn PL (*alcn. Leipzig
1865. I p. 22 qdciu Blitz fulgu* auch hier der Douner mit so vollen und liiutterbonden .Ca-
densen" u. * . w. Die N. Pretm. Zdt;. v. t5. AvgQit 1886. bericlitet UmUdi mui Hatnbnif : „Boi d«iB
hoatigeu Frahgowitter Tand di«> seltene ErtdwiBiiiig statt, dait der Donner hKnfig, ohne sn
roUen, npolotonfeoenrtig kan" verhallte.
*} DiMe Stelle tohenit J. G. Mflllor anbekannt geblieben zn sein, wie ich sie »noh erst tpftter
gefunden, nnchdom ichon nach dem übrigen Material, was er von den Schlangongottbciton bei»
bringt, irli narh dort ilii' (irwin- rpK lilriDpi' wifd. rg^-riiiiilcn IihU-. Sirb"rlich würde nnch M. ZU
ähnlichen iü suUalcu gelangt sein, wenn er nicht zum Nachlheii des auust to vortreftlicheD
MneheB dies wie einzelne« Andere nor nnter dMn Boflex der olaniiobon Mytliologio betmiAftate
uihI t tntr.'h« luler ili. rohrn Elrmente, die er aus di r Mytholi j^ir drr amerikanischen JigW»
Völker beibringt, in den Mythologien der Amorik. (Kulturvölker weiter v«:rfolgt hätte.
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(lorK aber dem Rchiffer gefthrlich werden, irtUirend die ^leichndlseig wehenden
Winde, Nord und West u. s. \v. Segen brinjETcn und göttlicheren Urspriin?«' deni-
geniäss dem Dichter erscbein^n '). Diesen stürmi'^rben Geburten, steht dann wie-
der der schlangcnartigc Fauiiüuiikreis gegenüber, mit dem die Sage „den Dradieu-
kUnig" umgiübt, gerade wie in der heaiodieciieft Sehildemng im Typhon die atttr*
mieebe und eehlangenhafte Nator gepaart ist An seinem Weibe Ecbidna tritt
schon bei Hi siod die s])nt<>r ihm auch zukommende balbmenscblicbe Gestalt berror,
oben ist sie Jungfr.iu, unten aber cndot ihre Ooptalt in einer ungeheuren Sch1;i"i"'.
furchtbar und gross (Hes. th. 29il ijfttov d' «ine rxhlaiQov dyiv, önvöv k fiiyaiu).
Von beiden stammt dann all' das andere Schlangenungcthüra, der Gorgo, der Vater
der Gorgonen, d. h. diese also selbst, der hesperiacbe Drache, die Hydra, der coi-
cliisehe Draebe, die Skytla, die Sphinx, die feuerechnaubende Ofaimära. Hygin. fab.
161. Der pythisclie Drache, Python oder Delphyno, der noch fehlt, bewährt auch
ein nahes VerhUltniss zum Typhon, denn nncli Horn. Hymn. in Ap. v. 854 hat jVner
diesen genährt, wie denn nach andorrr Sat:«' Tyiilioii auch dio Deliihyuc als Wücliter
bei den Sehnen dos Zeus aufstellt (ApoUodor 1. 1». H), die Delpiiyne also die Stolle des
Typhuu gleichsam einnimmt. InterMsant ist es, wahrzunehmen, wie sich bei diesen
Gestalten, die Übrigens alle in der Mythe den (ürchtbaren verheerenden Character
des Gowitterdiachen bewahrt haben, die Element o ;,'lpic!isam zersplittern, bei der
Echidna, Skylla, ( 'himära tritt das S( lihin<:enai titrc als „Schweif," bei den Oorp^onen
als „Haar" hervor, eine ebenfalls sehr altcrthiimliche Vorstellung, uie noch andere
Auffassungen der Blitze zeigen. Auch die Beschreibung der Töne, wclclie die Cn-
geheaer von sich geben, sümmt in prägnanter Weise zum Lftrmen, den T^phon
bei Hesiod macht. Wenn das „Zischen** das gewöhnlich Wiedeilcdiraide ist, so
„brüllen" andererseits die Goi^onen: davon sollte Mykalessos in Böotien seinen
Namen halten (cf. Schol, z. Tlom. Fl. II. 498). Bcsrmdors oiprenthfimlich nln v ist das
„Gebelfer von Hiindiein", wie es auch bei der im Gewitter aultrctendeu wilden Jagd
¥ioift Nötoo BoQtia n »ai äi>yf(nfjj Zfifiqw n'
df yi fiiy (y }>t6<f ty yty(^, ^ttinie ftiy' ftwfof»
«4 üXXttt fiai;>ftv^ irnttfiiopt» 9wUdiHV.
ti (f* ^iot Ttinnvcat if ^tQoudia nöyroy ,
R^R f4tytt ity^niet, XdxJ, 'h'■orü^y äikXp'
ukXou ö' äiXtii üuat, JtaaxMiyam tt y^(f
yaiiat r« fAtj|M»«* «UM» d'^ifVffnm»
«»'Jjjrtd»»', oV xfiyi;<fi rrvi'ütTttii'Tttt xatä rtoyTov'
a* ö' tcv xm Mtnä yaiay än^^^^TWf «y&tftönmty,
ni/t7Ü.ft<7ni xnnö( fl *al ägyaXiof xoloattfitor.
Ho nntoraoheideo Mcb andere Vulkor gaii: aml böso Wiudo, cf. z. B. KrcaUwald dor Ebaten
•beiclSnbiBcbc Qcbrinolie. Petenliovg 1864 pu lOS.
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des deutschen Volksglaubens httufig hervorgehoben wird'), indem es aus unserem
Anschauunfrskicisi' lionnis ^ixm iriit hol (lorSk vlla sich nun vereint mit der „Furclit-
barkeit", d'w iliia im Uebrigen beigelegt wird, {duvnv XfXaxvTn' — (fwvfj — 5arj
axvkaxoq veoyil^g) was sowohl don Alten als auch Nitzsch. (Erkl. Anni. z. Ho-
rn^ Od. Xn. 8G. 88.) GroDd ward, die 8 Verse zu streichea, wahrend es hiemacli
grade ein ächt altertliUmlicher Zug ist>), demgetnise aueb geradeKii dann ihr Sehwdf
^mit Hunden" umgOrtOfc emeheint (die Stellen bei Jacobi Myth. H:uHhvnrf( rl). 1835.
p. fin,"). Analot: ist. wenn nufh in der Sage von der wilrlcti Ja;:*! vicnuHl/wanzig
„Hündinnen" der Fru Gaude Wagen untklaffen, es sind dann ilue Töclitor, die nach
der deutschen Sage in diese üostalt gewandelt (üriuiiu, iMytli^. 877). — Zu unserer
AufTassuDg der Sk^ Ha passt Übrigens auch« wie, als Hwculcs die Sky IIa, (welche dann
als Tochter dos Phorkys und der Hekate galt,) getödtot hatte, ihr Vater sie wieder
lel)endig machen konnte, indem «P Ihren Leichnam mit Packeln verbrennt^ (s. Preller
M.vth. 1854 p. 385) »im Feuer des neuen Gewitters lebt die alte Gewitterscblange
wieder atif."
Wie tibiigcns Echidna und Skylla halb Weib und Schlange geschildert werden,
stellen sich mm Geschlecht dos Typhocus glcidi noch die schlangeniüssigen „Gi-
ganten", als deren Nachgeburt er gewöhDlioh gilt, wie er anderseite auch seihst
gradezu Gigant genannt wird (Schol. ad Hom. Jl. IL 788. TvfiÖv ttg iö)>> r lyävtm^
u. a.). Ich reiht^ lihrrhniipt hier <:lpich Einiges an, wo das in seiner Bedeutung
erkliSrt« Scli!an;:( nrli ni<'iit novh an Wesen haltend erscheint, die mit „Sturm und
Gewitter" anerkannter Maa-ssen zusammenhängen, oder wo ganz allgemein dielilitzes-
schlangen als Mhinunllsche Wesen" oder mit himmlischen Wesen vereint auftreten,
wUirend wir sie nacfah«* in ihren spesiellen Bedehungen, die sich analog den
„AVirkungen" des Gewitters entwickeln, veifolgcn werden. Die Verbindung mit
diMii Sturm tritt noch deutlich hervor, wenn Boreas der mächtiV'sle. „der König
der Winde", wie ihn Pindar (Pyth. IV. 324) nennt, am Kasten des Kypselus (Paus.
V, 19. 1.) „schlangeufüssig" dargestellt wurde. Ebenso erscheint die im Sturm
„mit ihren Hunden" dahin brausende Hekate „schlangenfttsslg", ja die Schilderung,
itie Ludan ini Philops. c. 22 von ihr giebt, erinnert nicht bloss in der gleidi rie-
senmassigen Gestalt an den T;pbon. Zuerst tttnt nHundegeblaff", dann ein »Era-
') Grimm Myih. |>. H7t .. Kl> inl;iiil.M nuinli gchrll .klcr Ot kliiTv ((ifgiftV; küiidigt iIiMi wililrii .Ifigor
in der Luit an''. Bni bchambacb und Mülior, Nicdondchatscb«' Magon, (iAttingen ISfin. 97
wird di« Stimm« de« Itonnen mannigfaeher anfKofiMt, trenn neben d«m gif, gaf, gif, gaf t dar
*) Aach die eoiistigo Schilderaug, die Homer von der Umgobang der äkyUa giebt, paaat eher aat
ein anprOnglieh himmliiehe» Terrain, wie aneh tehon FreUer MjrÜh. 1864 p.ll84 bemerkt* data
(Iii' TiOciilisiniiip in di r sirilisrhcu Mri-rrti^r wf^niir .-nlsprro}!!'. Ddrt wächst datiii siii(<siMul älc
Skj'lla ana „Nebel nud Finaterniis" heraus und der „glatt43 Fels", don keiner, und wenn er 20
Binde und FUaae bitte, ontoigea konnte, iit licberiicb aichta anderea ala „der WoDtenberg*.
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eben*' und dne „donneiiihnliche** Stimme, die GhOttin selbst erscheint gewaltig gross,
mit forditbarem, goigononarti>:(Mn Blicke, „schlangenfllssi^' sowio mit Schlangenhaa-
ron", di(* sich um Hals und Nacken winden. i'Ini* Fackel in der T\cchtcn und ein
ct»JossaJes ^clnvcit in (i»!r Linken. Von dem iSchwi rtc wird nachher hei doni
Apollo j^^acitt)^ die Rede sein, die Fackel aber, welche man gewöhidich im An-
schlttss an die spätere griechisehe Deutung der Hekato als Mondgöttin, auf das Mond-
licht besieht, erweist sich in anderer Bedeutong weit jmssender in der Hand unserer
Hekate; sie zeigt nümlicli in ihrer ursprünglichen Fassung als mythisches Eleim-nt
eine hesdiideic AiiHassung des „leuchtenden Blitzes" als einer „leuchtenden Fackel",
wie es auch in einer mir vorliegenden Schilderung des Gewitters geradezu heisst:
„Die Fackel des Blitzoä iüt ausgelöscht, und die zornige Stimmo des Donners ver-
stummt')**. Ich iMnn das noch erhärten durch die Sage vom Revier ^moneus,
der durch „Fackeln'^ des Zeus „Blitse** nachahmen will: (ftäUanr &i odfai4»
aiifofiifag kaftnaSag eXfyrv «(ttQuninv. Apoll, hihi. I. 9. 7.), wozu denn auch
stimmt, dass noch zu Aristoteles Zeit (Meteor. T. c. 4) rfa^tf^ in hc^cliiruikttM ci- Weise
als Bezeichnung einer „feurigen Lufterscheiiiun;:" flberhaiipt galt. .Solclie Fackel
führt Uekatc auch im Horn. Hym. v. 52 in den Händen als üetährtin der gleichfalls
sonst eine Faekel tragenden Demeter*) («n^iUrf— eine gewöhnliche Braoichnung des
BUtses — i»%tiffaaet cj^einnr), und so wurde dann Artemis, die gleichsam veredelte
Hekate, in Arcadien neben der Demeter und Despoina mit einer Fackel in der
einon Hand, mit zweien Drachen in der andern dar^t^stellt, während Köcher und
der sie begleitende Jagdhund sie aucli im t'^brigen zu der oben gegebenen .liitrerin
Hekate stellen»). So erklän sich nun, um noch gleich einige ücstiUlungcu zur Be-
st&tigung hinzunehmen, auch Fackel und Schlange In den Athene» und He-
phtstos-Mythen. Wie sich Fackellauf in Athen an ihre Feste schloss (Preller Mjth.
I. I». GS. 121.) — gleichsam eine lohe Nachahmung des himmlischen Feuer-
lauls im (Jewitter, — .so ist heitler Solin der „schlangonfUssige'' Erichthonios, zu
dem sicli dann der atheniKche l riieros Keki oits mit dem „Schlangenleibe'" stellt (s.
Preller 1. p. 92. 93.J. JuFaus. 1.24. 7 siigi geradezu vom Drachen, der zu Füssen
der Athene abgebildet war, dass dies wohl Brichthonios sdn sollte <f äv *Ef^96-
woff ohog i 4f«M«^). Ueberfaaupt bricht tthwall bei der Athene, in der schon mein
ventorbwer F^und LaueH) in anderer Weise die Bedehung zum Biits nachgewiesen,
') JamoB, Waidmann, Stnltgart 1868. L p. 903.
*) Dil' Brziihnnft ilor Perntt^r Eriniiya znm (Ipwittcr ist schon von Kahn, Z< itsrlsrifi t vrr^'i.
SjtrnchlorBciiung 1. 4.HJ» sqq. besprochen worden. Vcrgl. ebundensclbcn in Wolf s (Muiihiink »)
Z«it8chr. f. deatMhe Myth. III. Bd., OOttiiigra 18»S, p. 968 sqq.
") Pans. VII r. 37. — xal In, i'u- tiia>K tfa^irQity fjfovcn, (y uä^ /'(xn' f| /tli^ J^M« tf
*) Impt. Syttim der frrioch. Mytb. fi«rliii 1888 p. SIO. OL Fhdkr L p. 18S. 141. Hophiatoa ist
übnpi'ii!« Hilf Racksir-ht ituT (ti<' Ülil/^'öUin di r .,nM]liliillkood« DonUffr*, dOB dsr »fmrMC an»
gehört, wodurch er eben Gott de» FoDcr» wurde.
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djus schlangonartige Element noch hindurch. Sie lühit seihst (h n Bciiiiunen des
Dnu-hen (roorw, yo^yomiq)^ hat .sein Haupt auf der lii iisi oder am Schihle, wie
wir sie andrerseits wieder als Di-acheniodteriQ {ToqYOif^voq) schon werden'). Ebea-
80 gchüi t hierfaec, wenn Athene, die ui-spriinglich nicht bl<W8 die atbenisehe, sondern
auehdie,,himDdU9CbeBui¥gOttin*\ d. h. die „WolkengtlUin'' war'}, in ihrem Tempel
eine heilige Schlange hatte, die als eine Art Palladiuui ^^alt. indem man im Perserkriege
an der Stadt verzweifelte, als der Honigkuchen, welchen die Sehlan{,'e nUnionatlich be-
kam, unberülirt ireMieben sein sollte, woraus man schlos8. die Göttin liabe die Stadt
verhussen (Herodot YHI. 41.) Wie hier die Schlange als eine Art ,4iinuulischer" und
irdischer Huuüj^cist auftritt, — legte man doch in Athen den neugeborenen Kin-
dem aus Gold getriebene Sehlangen an, wie Brichthonios in seinem Kasten mit
denselben umwunden gefunden war, (Preller 1. 14H.) — keiiiit das griechische und
römische Alhrthum durchgchends noch die Schlange als Haus- und Ortsgeist,
und sie tritt mit den Diinionrn mid Ortsheroen in die nächste Berührung, es
sind dies gleichsam die ijberreste des ältesten, an die (himmlischen) Schlangen sich
anschlioss^cm Qlanbons und Cultus in den einfachsten Beiiehungen dos dm Men-
schen umgebenden Lebens.
Doch kehren wir zu unsorm Typhon surttck, 80 ist mit dem angegebenen Ur*
spnmi? <lt ssr'I1)cii als (Icw ittriilradien die weitere Entwickehinp des CliarakttTs de«
Typbon zugleich erklärt, wii' ilim nämlich ein fnrebthai or und di u iiliri;rtMi hinun-
lischon Wesen und der Welt feindlicher Character beigelegt werden konnte, und
in dieser Weise sehen ¥ir dann auch das Wesen des ihm im Ursprung offenbar ver^
wandten Schlangennngehoucrs, des phönisischen Ziphon sowohl als desftgyptischenSeÜi
oder Babon oder Babys'), bei den benachbartcMi Völkern sicli oiitfaltiii. was dann später
7A\ viflfaclu-r \'iM"irleicInini/ bei sich entwickelndem Verk«diir zwisflicn diMi hctrcffen-
diMi \ ülkern Veraidassung gegeben hat. \)\\'< ist abt>r mir eino Seite der Eniwii ke-
iuüg des SchUingenwcscns, die aber auch sonst auf indogermanischem Gebiete hervor-
tritt. Denn wenn schon bei den Qennanon die Midgardsehl ange diesen den Asen
feindlichen Charakter aufweist, so tritt derselbe noch im höheren Grade entwickelt her»
vor im persischen Ahriman, der ganz desselben Ursprungs sich zeigt. „Beim Kampf
mit dem Onnu2d sprang er in Gestalt einer „Schlange** (wir sehen den Blitss hemieder-
') TH.' St. lt.-n bri Pr. lK.r I. l.'M.
*) Hicruuf iK'Ueht mit Uccht Kuhn vor Allim die Stelle doa Aetch. Blim«Q. 701—
Du Beiwort /n^toixor düHU' auch wohl fmiz B^'iner inliscln.u An!, luiiinp i tru Ti mit eher-
nen Platten aaBgeschlugi'non TomiJel (s. darüber Pr«Uer I. 144) araitrünglicb dor Alhone »la
^hiniiiiÜHiiic MurggOttin gegaben min, deno den Himmel dadito ibmi eidi bekannter MaNen
•lU l iii ^iht rii'-g" (tewrdhc.
*) L I. ÜiLoniann de Thy|ihooo H< aiodeo, Ureilsw. p. 27, Mowers, die Phönizier 1. p. 522 sqij.
Bckonnann, Lebrlraeib der Religionigie«di. Halb» 1845^ I. p. 84 tqq.
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fahrciil „vom Himmel auf die Erdo herab, drang bis auf den Ifittolpunkt dorsolbcn
und fuhr in Alles, was auf ihr liethuUich war, — seihst in das Peuer, diese.s sicht-
bare Symbol Ormuzd und verunreini'rtp f*8 mit Hauch und J)arnpl." (Khodp, die
liciligc Sage des Zcadvolks. Frankfurt a. M. ](. 176 .sq.) Der iJrache Aliriuuia, *ier
„in Dampf und Qualm*' auftritt wie Typhoo, dem ,,das Naehtreich,, angehört, mit
dem der Kampf immer noch nicht ausf^glichon (er wiederholte sich ja in jedem
(Icwitter und bedrohte von Xeucuj die Welt), er ist wie jener der Qowitter-
(Itachi'. iitid wenn er Draclienstern mit dem Weltuntrr^rnnpr droht, so ist si'ine
etwaiirr I-^rscheinung als Komet (u. a.O.p.iißö) nur eine hesüinlric J lexiehuufr, iu derer
auch als der feurige üeist der Luft erecheincn konutt", nicht aber ist es dor (Jo-
genstand, der seine Gestalt schuf. — Von den indischen Drachen fDhre ich den
Vritra an, das dunkle Wolkenwesen"*') das die (himmlischen) Wasser EurUckhält,
den Indras dann mit seinem Donnerkeil trifft, und wenn er auch Ahls „Schlange"
hcisst. so ist dies nir-lit atif die herabstürzenden Wassor zu iM-xichcn idic vom Ilitn-
mel stUr/.- !i(l(':i Wassel gei>en auch nicht die Anschauuii;^- l im t- S( liiari;:i K sondcin
es ist wieder unsere ücwitterschlange um die es sich handi lt, die sich am Hinuuel
hinechlängelt*). Dahin gehOrt audi cl a. dann der Kalinak, der Vater der Schlangen,
vie Typhon eine nngeheure Schlange mit 1000 KOpfen, die Krischna ttfdtet (Rohde,
die religiDflO Bildung, Mythologie und Philosophie dor Hindus. Leipzig 1827 II, 169).
Wenn Vritr» .dor YorhflUer" tiwsiti M> itt du dietdfae AnielmiaDg, die, wie ich sckou üben
i|>. 4i orw&hnt, der Gt-wittorwolke ia der Mark den NameD MvmmelMik, im Hennsbcfgisclieii
<lfn N'»in«'n Pöjiel vt-rschatTt hat.
') Kuhn gii>bt in «Icr Uau|>t9chi'n Zoitschrift für deatschog Alt^-rtimm V. Band. Leipzig 1S45 p. 486
eine MMfUhrfiehe ScUIdeninir *\c* Kampfes, nur beliebt er die Sebhioge Abit snf die licb b«i^
nb«tflr/.eiidoi> Gcwiiss«'r. .Dif««-!: Kampf," snjft er, .srhildi-rt rtnn ein Hymnus ilos KtrTvdn
am niuführlicliBteu. Ks wird b>Tic-ht<-t, Vritra, was wOrÜich der Verhiillcude, aber auch die
Wolke beieet, balte de« Liebt von der Erde ab, da siebt Tndra* mit der Sebaar der Marata oder
diT Winde ^ivarn ihn znrn KriTn]'t'i< nnit nr?c-hl ipi ihn mit ilr-m Donnerkeil. SobaM 'T • rai lilaL^iMi
ist, BtQizen sich die Wasüer hernb von den Bergen, oder, wie es aacb aasgcdrückt wini, Abis
(was die Seblange beisat, griech. i/n ., der bis dabin seine Zaflncbt aaf den Berken gesncbt
bati«, stttrit von ihnen hiTab, and nnn zieht die Sonne wieder am Himm^'^l berauf. In dem
ganaen Hymmu wechseln nnn aber die Namen Vritraa and Ahis stets mit einander und ia der
Weise, das« nnKweifelhaft nar eine Person dnmnter sn verstehen ist. Tritraa ist nKmlich nar
so lange dieser, als er verhüllt, das I>ieht von «ler Krde abhielt; sobald ihn Indras mit dem
Donnerkeil tritVk, »in Blii? ihn Rchleudert, ergiesst sich Wnlkc uN A1u'<, als Si lilanpe,
von den Bergen herab and sucht dort nicht liUiger ihre Znliucht, s^eshitib es h. A2, ^ aas-
drtteUiob beisat: die Waater, trvktbe Vritra« dareb seine Madit omfnngen hielt, an deren FBtaeo
lag ji^frf Ahis hinffestreckt". Tm Zu^nmni'Mihniijj unserer Sagen moditicirt sich die Aufrn;>i«nTis;
also, zumal auch die Berge, auf dieAhis »ich tiüchtvl, von denen die Wasser herabstürzen, nun
ab di« Wolkenberge gefaast werden messen, wie wir «cbon vorher (p. 9S> die Skylla aas einem
solchen Wolkenberge heraUHwacle^' j! s.ihi n. A miliar niit Kiihn's AotTnssuiig des Kampfe« des
Indra mit dem Vritra deutete auch Müllenhofl' |.llaupt, Zeitschr. f. d. A. VII. Bd. p. 419 sqq.)
den Kampf d«a d«niacben Hekton Bwwidf mil dem Ungehen«r Grendel.
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ITebcroinstimmond treten nun aber in den Sagen und MHrrhen. hosonders in
denen der Griechen und Deutschen, die Drachen in Beziehung äuiu Wasser, zu
Schützen und zu Jungfrauen auf, die sie bewachen oder denen sie in Liebe
flicb nahen, und dazu sUmmt der noch in Deutscldaad fortlebende AberiE^aube von
fliegenden Drachen, der uns gerade die beiden ersten Mement« noch in ihrem Ur-
sprünge deutlich aufdeckt. Diese Drachen treten zwar zunilchst nur in dem be-
schränkten Kreise einer „feurigen Lufterschpinnnfr" fiborhaupt auf,') nnd ist man noch
innner sehr geneigt, derartige darauf zu beziehen, aber schon die Beschreibung,
dio daneben auch von ihnen gegeben wird, und dio Übrigen hinzukommenden Be-
siehungen zeigen uns unaere Oewitterachlange noch in umfassender Weise. Der
„Dräk"*) zeigt sich n&mlich als langer, feuriger Streif bei Nacht, — Finsternis liaftei
natürlich stets an ihm, nur ist es hier auf die \;u ht spccii II ])( s( lirHnkt. — gewöhn-
lich hdsst OS, er habe die Grösse oinps W^st'homs (der Uber ilii^ Heuwa^pn gele^'t
wird), dann aber tritt er auf mit einem Kopfe so gross, „wie ein Melkeimer", und
einem langen Sohwanze, mit dem er „grosse Ringe" schlägt. Er hdsst geradezu
Fttrdrak, Langsehwanz^ Glflsdiwanz. So haben wir ihn im nördlichen Deutschland
gefunden (s. Kuhn, Märkische Sagen. Berlin 1843, Nr. 49, Norddeutsche Sagen,
Gebr. 200 sf|f|.). über auch das übri^'c Deutschland könnt überall die gefiüirelton.
feurigen Schlangen und Drechen, iiainemlirli liefert Panzer in seinen Bayersehen
Sagen, München 1848, und liochholtz in den Schwcizersagon aus dem Aargau,
Aargau 1856, dahin schlagende Berichte, desgleichen neuerdings v. Alpenbui^ in
s«non Tyroler Mythen und Sagen, ZQrich 185T. Auch die Slavischen, ja selbst die
Finnischen Völker haben entsprechende Vorstellungen (Grinmi. Myth. unter Drache
und ]y '»71. Kreutzwald und Xeiis. ^Mytliiselie und magische Lieder der Khslon
p. SO), und norh leb^n bei den lctÄt*)ren die Bezeichnungen von I.endwa (Drache).
Tulihaiid (FeuerschweiJ) u. s. w. auf luftige Feuererscheinungen beschränkt lurt, >\ie
anderseits die Verehrung geflttgeller Drachen schon Adam von Bremen (s. oben)
bei ihnen bezeugt. Dass die Vorstellung aber nieht etwa aus derartigem beschränk-
ten Kroisü entstanden sein kann, zeigen, abgesehen von allem ander«!, gerade die
nezieliunfren. die sich noch an diese Wesen knüpfen, die nur in jonem grösseren
Kn ise. im Ivroisu unseres Gcwitterdruchcns, ihre Erklärung finden; es sind vor Allem
Einer Feuerkagcl oder groasen bt«rn»chnappe.
^ Ob d«F Nmm Drik, wie «rvor «0«« nn D0r4li«^D«otMliUnd noch aaftritt, aaohaltoft Erbe
ioi, will ich rnnftrhst nicht mtscheiilrn, (Iii- I<nntviT9i'hir»bnnp nnd .T. Orimin. M. p. 652 «in<1
degcgcD, viel«B andere dafdr, namenütch da«a auch bei den Collen die Wassergeister, die doch
niehto mit dem Teufel — dem Dradien de« ohiittiiefaen Mittelaltera — «o tlnu hatten, den
Namen also nicht dahor bekommen konnten, ihn üuch nnfwi ison, dann aber di r dentsche
Volkaglanbe selbst in seinen «war abgestorbeneu, ab« r doch su olterthümlichen und signüicau-
ten BcaidniDgeii snrNator und mm Korn ala „Soradnche* (J. Grinin. M. 971), waa aicli dodi
DamenUicli adiwer mit der Vontellaog dea TeafeU veremea iRaet
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die Boziehuogen zum Walser und zu cincDi Schatz, die auch in Sago und VOkr-
dien Überall henrortreten, vfthrend andrerseits die letzteren dann allerdings Uber'
wio^'cnd das Verhftltniss zu einer Jungfrau als mythischee Blemcnt ausgebildet
habon.
Die angelührten doutsi Inn Sagensanimhmgen und die gosammte deutsche Mj-
tliologie bieten zu allem die niaunigfaclisten Beispiele, und bei den Griechen braucht
man mir in Betreff des „Wassers** zu erinnern an die lemäische Hydra, „die Waaror-
sdilange** im lernftischen Sumpfe, an die „Quelle**, an der nadi dem homerischen
Hynmus Apollo den Python tödtete')' t>tler die „Arescjuelle** bei Theben, wo der
Drache di u Gefährten dos Kadiiios das Wasser wehrtr. bis er von diesem get/5dtot
wurde. Am prägnantesten al»er ist es, wenn, ^vn in ilei Nllhe von Ddplii Lamia
oder Sybaris, das Ungeheuer, da£ die Gegend lieimsuchte, iiinabgestiirzt wird, die
Quelle Sybaris eitstanden sein soU, ebenso wie auch In Syrien, wo der Typhon
In die Btde hinabgefahren, der Orontes entsprungen sein sollte. StraboC. 761*).
Der „Schatz", den der Drache btttet, erscheint in (1er bekannteren griecliischen My-
thologie zwar in specicllor Wf»ise, die als besondere Anschauunj:^ noch nnehzuweipen
bloil)t, namentlich aia „goldenes Vliess" odt i' ,.L'i>l(l<*no Aepfcl'-, (iandicti wai alier
auch allgemein die Vorstellung „goldhütemler" Mjiiiuiigeu wie beiden Deuti^chen^). In
Betreff der ,Jungfirauen** ersdbeint die griechiche Tradition in der noch fast roheren
Weise, dass der Drache die Jungfrau nicht bloss bewacht oder sidi ihr in Liebe nahen
sondern sie fressen will, wie in der Hesione- u. a. Sauren. — Wenn jeder
schon bei den ersteren Punkten die Beziehungen ahnt, auf die es ankommt, so legen
sie doch einige Sagen noch unwiderle^h'cher dar. In der Schweiz schreibt z. B. das
Alpenvolk die Verheerung, welche das Anschwellen der Waldbäche hervorbringt,
dem Drachen zu, der ausgefahren. „Nodi jdzG**, sagen die Gebrllder Grimm in
ihroD deutschen Sagen S. 216, „wenn ein tmgestQmer Wsidstrom Uber die Berg«?
stnr7.t, B;iuint> und Felsen mit sich reisst, pllegt es in einem tiefsinnigen Sprlich-
wort zu lii isscn: ..os ist ein Drach ausjjefabren". Diese Vorstellunsr hat sieh in einem
Gebirgslande erhallen, wo das (Jewitter sieli im unmittelbaren Anschwellen der Giess-
bttdie bekundet, wfthrend in dem Flachlande diese unmittelbare Beziehung schwindet,
and so tritt dann auch im übrigen Deutschland das YeriiiUtniss des Drachen zum
Wasser allgemeinerauf, so dass er nur an oder in demselben ttberhaupt haust (vergl.
*) * V. 800 iq. üyxov Ji x^i^nf »ali^^teog, Ivüa jQitxiafui'
xnlyfy Rf<((, Jtif vios, äni MQUHQoio (hoic,
')I}er FliiiB liiew flbrigcM fiüher t«llMt Typhon. Strtbo ngt dtuin: f«Mi iK rMir4fm>w nSe w-
favynif {th'ai lU Jitnxm-iri, Tiiiiiili< li di r iihon, •pvynt' »tcmJvtui' Cv'o*»''" '"K fiir oZy oXxaif
•) ArU'mid. Oneir. II. v. XI II. x«< lint ir»- /itl j^Qt/fitnn Utijutdyn o iTfiihon-) ifut tv fnt
Mfi99m, Dawelbe bericbtet Fuatoa a. a. ci. Menriiiu ad Lycüi>lir. Uu«. 1311.
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MttUenhof b. Hnnpt. VIl. 480 sqq.)') Aber im äbnlichen Termin Grircbenlands haben
wir wicrlor in so forn Ctwns Analoj.'cs. indt'm ilerarti^n«. nu^ch sich nillcnde Quellen
,,voni Himmel jjefalien" (durrurtTc) irenannt werden, so das« man /.ugleich .so die Be-
stätigung empläugt, dass et> die iiimmlischen, im Regen hernicderstUrzeüdeD Ströme
sind, aber die der Drache waltet, welche Vorstellung dann auch ku dem indi-
schen Mythus von dem Vritra, der die Wasser rarflckhUt« stimmt — Was nun das
Verlüiltniss des Drachen /.um ..Seliatz" anbetrifft, so heisst es im n'irdlichen Deutach*
hiiid. (Ii i Dia« Ii»' erscheine bald in „mthei", bald in „blauer" Farbe, was beides schon
die an <\rn ( i » wittrrwesen f,'ewöhnlich hervortretenden Fnrhen sind*). Erf^cheint er
nun „roih daiui bringt or Gold»). Der „feurige Ulanz" de^ Gewitters hat oflenbar
diese Vorstellung geweckt und veranlasst, dass man dabei an „funkelndes Ent^* oder
„Gofd" dachte. Dies zeigen mannigfache mythologische Anschauungen. Wie die
altaischen Tailaren den Blitz dem „KunkensprUhen" eines erssbeschlagenen Himmels-
rosses 2uschreil)en (Klemm, ('ulturgesebichte III. 8(>), der dithmarsisrbe Bntier dabei
an „sprühende" Hamniei-sehlüfre denkt (oben p. 5), andrerst its dann die Keule, die
der wilde JH^rer im iilitz herabwirlt, sich in Gold wandelt, wenn er gnädig ist (s.
heutige Vollcsgl. p. 16), heisst es (in der oben aus Kreuawald und Neus citirten
Stelle) bei den Ehsten, man könne den Drachen, der seinem Herrn durch die Luft
Schätze zutraffe, nöthig'en, seine Beute „in Funken" fallen zu la.s.»!en, wie er selbst
..Fnnkenschweir' lieisst. Am klarsten zei;i;t al>er die ursprilnirlielie .\nschauuii«,' der
Abejglaube. «Ich I'nnzer Tl. p. 75 ans Bai'Tn hrrichlri: „Der Krzdrak fliegt des
Nachts wie ein leuriger Klumpen mit langem, leiirigem .Schweife; seine Nahrung ist
nur Erx, das schmilzt in seiner Oluth 2u reinem Golde, sein Lager ist
dann reines Gold''. Hier haben wir ganz deutlich den auf dem Golde ruhenden
Drachen in seiner ursprünglichen Anschauung, und wenn r in in den S";i^'i n oft wieder-
kehrender Zug ist, driss d< r Drnrlic und mit ilim dns (Jold wachse, bis der Raum, wo
er gebf'ttet, ibin zu eiigf wcidi'. so -clirn wii diirin den wachsendi'n (iewitterdrachcn.
der cfullich den ganzen Himmel ertiiiltM. Im Griechischen tritt dicj^er Uebergang
der Blitzcaschlango in Erz oder Qold noch deutlich in ein Paar Sagen hervor, die
sidi auch nun Überhaupt erklftren. Die schlangenhaarigen Gorgonen und die Sl^Ila
<) Nur Ml siob scUlnffvIiidpn Bioben bl<«ibt ca noeb gern, doch in modifidiier Weise lufbeii, wie
MüIIrnhi'fT , ine däniHrln' Sapr.' .inrnlirt. niu-h (li-r, „wo oinst die Fiihrti' oiiic» T/mdwurms ffing.
eilt Baob mit v iolcu Krümmungen onUtAudeu sein ■oll.'* Da» i«i dHM«lb«, wi« das Ansfurchen
dos Bettes des Orontes dardi den Typkon.
») Si) iat ih'r dfutsiho H<niiir rothhosrig. OrimiD. M. p. 101. Zi-u» IkmhsI ./o»*'ixoffT»p»;7?ijc. Pind.
Ol. i). 6. I)cr Kliix •-rschoiiit In >-iiu>r pronn. Volkstsge (Orimm. M. p. l6Sj) als eine abiMe"
Peitsche, «u dor «ich dann übrii^' un dio uünni des bomeriscben Zeas Stellt
*) Die Lausit^i r ii- uni'n ihn ^'''^d. j'.u den „(iclddracheii". (trimm. Myth. p. »71.
Grimm. M. Kulin in Hauiits I). Zoilschrifl VII. 4S7 Müllenhoff obend. VIL 420, welche
leUturou such schon an die äbuücbeD üagvu von Kn'cbthcas urinnern.
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haben wir oben sebon erwähnt, desgleichen die BlitzeBsehlange als eine Art von
himmlischem und inlisclietn Palladium. Nun knttpflU' sie Ii ;ui Tr^i-a in Arcadicn die
Saj^e, neraklcs hab«- „lilif/.juimfriiu" Stcrnpc, (lt>r To( litci <lt s Krpheus, einst
eine „eherne" Locke der (ii>i<ro. die t i- von der Atliene eniptangen, mit dem He-
lehlc gegeben, wenn die Feinde beranrückton, i»olbigo dreimal von der Mauer hcr-
absnschttUeln, dann wttrden die Feinde fliehen (Jacobi p. 4H)). Wie hier die
8ch]«agenloelce als „(^ome'* erseheint, icnOpft sieb in der maurischen Sage Ton
der Skylla die Eroberung der Stadt an das „purpurne" oder „goldene" Haar ihres
Vatei"s (Jarnbi ]). ii."4)'!. Der l'clKM'gnnu' von Potior in Oohl findet sidi IlbnY'ons' mich
sonst in der Mvtboloi^ne. wie aueli Artenüdur den Blitz deshall) KN icliUiiiin |ti*t)plie-
zcicn lässt, denn cü gleit he diu^ Feuer dem tlolde in der Faibe, wie auch Pindar
singe, {iouu y^il xQ*'*^'^*' ^''9^ ^<?)' X6°^'*>'» <^ nMaqoc (Ol. I)
4 d£ TiS^^ td96ftafw twSq) namentlich aber siehe ich hierher noeh einen
Aberglauben, der sich ganz zu unserem Anschauungskreise stdlt. Es ist eine ge>
wühnliche VorstoIlunEf, dnss ,.Hn Schatz hrenno". T)a^ knnnto nun znnäch.st wieder
auf andere feuri;j^e Hrscheinungen. wie Irrlichter, gehen: wenn aber ebenso es beisst
„er konnnt heraut" (der in die Tiefe verseukto Schatz rückt alljälirlich einen Hah-
nenschrittin die HOhe. Paniser 1. p. 3l/>), „er sonnt sich*', und gar „im Ufttrz ptlegen
sich die Schätee bu sonnen** (Panzer L 29. 80. 26S. 294.), „er blttht", wie wir auch
noch vom Gewitter sagen „ea blttht aur' (vergl. Kuhn Zeitschrift fUr deutsche Myth.
III. 38')). dann hal)eii wir liier tranz deutlich den bei Sminen^dtith, namentlich bei Früh-
lings«:»' wittern ..im VVetterleiu liteii- iieraufkoninieriden ,.(ievvitlerschatz",wie wir gleich
einen Aijerglaubcn bekommen, der auch die Drat ben in der Zeit der grüssten Hitze
grade fliegen ISsst. Hieran schliesst sich dann, wenn in den Sagen dieser SchatK von
einem Drachen, einem grossen Hunde mit feurigen Augoi (dem Stunneshund) gehOtet
wird, wenn Streit um denselben entsteht, wovon so viele Panzorsclu^ Sagen ei-zälilen,
wenn er beim Helten wieder versinkt (Nonld. Sagen S li;5. Das ist endlich
der verbilngiiisvolle Nibeluiigenschaiz, wie überhaupt auf utisei ni Wege
der mythische Kern der Nibel uugensage nun auch seine Lösung lindet').
') Das Al^r übrigens nud die UrB)>rüugliuhk<:it dieser Sagen wird darch iibuliobe deaUchn or-
Idrtet. So ci«bi Thorkil («io« Art Thor) dem Ugsrthiloem, dem luIbgOtUiehen üngeheaer,
da« im Stutiii <r]fl<'h ululrrii (!i"U.-rii an^'i-riiffii uiinl.-. i'in» Si'iiirr fjrd'-Mril „epeeräbnlicheii"
Haare aus aud uinunt ea mit nach Hanse, wubei iichuii (iriinm M. y. 224 au cUa „goldene"
Hwir «rinnert, das dem Träfe! in den KindenBlrcben aua^eruidt and dort alt Preb ftr die
Erwerbung der Ki^nigstochter verlangt wird.
*) Wie ich in der Abhandlang »de «nliqaiMiim» ApoUinis natc^ra" Berlin 184tf. die Besage in den
Hjtben d«e Apollo mf dw Sinnmer aufgedeckt habe, hat W. MlÜler daaielbe in Rflckaicht aof
die SiogfriedoSage in dem „Versuch einer mythologischen Krklnrung der Nihi-lungi-nsoge" ge-
thjiti. Bi-i der »lonstigen IJebereinstiniraniif.' in ili u l'rim ijii. n NvinI <\--r j;eehrte VerTster, hoffe
ich, auch jetzt meiner Deutung des „ächatzes" und „Umcliens" suatiuimen.
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Wenn ahor dov Drak „blau" nr>;f lirint — die andere iiocli iiliritr Moibende
Bauptlai'be des Blitaes — bringt er „üetreide". Diese Seite des fruchtbringen-
den** Draebon entbelirt Im deutschen VolksfHrabon freilich dann der weiteren Ent-
wickcluii;.': t'bo wir aber ilirc Analogien bei dm flrirchrn vorfolgen, will icli noch einige
Züge aus Dcutsciiiand vuui Drachen hinzufügen, die einige sonstu^e hierher schla-
gende Seiten des Gewitters ausmalen. Wie die niederfahrende ELeide ;lee wilden
.)ilgoi"s stinkt, was ich auf den SMiwi frli^^ rucli. der den einschlagenden Blitz begleiten
soll, bezogen habe, so beschmutzt der Drache, wenn er seine I^a-st fallen lässt und
man nicht glücklicherweise unter Dach und Fach ist (Nordd. Sagen 8. 4. Geb. 207),
so dass man den G^tank sein Lebtag nicht wieder los wird ; deshalb darf man ihm
aucli wie dem wilden .läfjer nicht ein „Halb part" zurufen, d. h. ihn vorspotten.
Er bringt lemer Landplagen durch die Luft niit (a. a. 0. 219): eine gelbe Materie, die
man zur Soinincrszeit l>ttm auf dem Felde findet (wohl dieselbe, weU li<< die \'or^
Stellung des Schwefelrofrens crTiPugte). «jcliriob man auf dorn I'^ichtclgebirge dem
Drachen zu und nannte es I3rachcnschmalz, das er habe fallen lassen, ehe er
die Feuermauer (des Himmels doch wohl) erreiche, in die er hineinfahre (Fanxer
L 269). Dazu stellt .sich dann auch, wenn Durand (t 12f>9, bei Panzer I. p. 360)
berichtet, üass durcii die Luft umlliegendo Drachen um Johannis (propter calo-
rem excitati) die Brunnen und Quellen verunreinigten und verleiteten, woraus
Krankbrifcn cnlstiunlcn. Wonn in letzterem der Glaube weitere Kreise zu ziehen
scheint, werden wir bei den Ehsten wieder speciell an den Blitz erinnert, wenn
Ki-eutawald und Neus p. 79 «([Cj, u. 108 berichten: „die gew«)hnlichc Benennung
einer gefährlichen, plötzlichen Krankheit besonders des Rindvieh( s, dann aber
anch bei Menschen, heisse Lendwa nibandus, ancli bloss Londwa, d, h. Drache, oder
liabaudu.s (Sch<ittehing, Schlag, Schlagüuss), livl. Drachenschuss, Der Ehste sagt
Lmdwa lüi hiojusest liibi, d. h. „der fliegende Drache sclüug durch das Vieh**.
Dazu stinnnt daan die ganze Rolle, welche die Schlange in den obond. angeführten
Zaubersprüchen Itllirt, wie auch andrerseits, dass die Ehsten eine Schlange nach
der Bichtang hin aufhängen, da sie den Wind her begehren (Kreutzwald d. Ehsten
u. 8. w. p. 105), indem nach unserer Anschauung die Verbindung beider sich erkUM.
Ich habe die letzte PartUe auch mit aus dem Grunde hinzugefügt, um zu zeigen,
wie der Glaube Gutes und B?>ses von dem Drachen ableitete, woraus sieh dann von
selbst crgiebt, dass, wenn sich daneben ein anderes, menschcnähaliclieres Wesen
ihn belEämpfend entwickelte, diesem das Gute mit der Zeit zufallen niusste. Ebenso
wie der Drachent^5dter Apollo iö xt*«''ro'*>' -Wyoc (cf. Mtlller Dorier l. 271) bringt,
br^gt ihn aber auch schon der Drache, und dass diese i'arallele nicht eben blos eine
Folf^ unserer Barstellung ist, zeigt uns der griechiscbe (und rOmische) Volksglaube.
Denn, um von dem Yerbilltnis^i der Seblange zur Fruc']itV»arkeit. was wir oben hatten
fallen lassen, weiter z\x reden, in Epirus war nach Aolian Uist. Au. Ii. 2 ein dem
Apollo gewdhter Hain, der einge^unt und von Drachen bewohnt war, an denen
der Gott seine Freude hatte; sie sollten aber vom Python abstammen. Zur bestimm-
ten Festzeit betrat die Priesterin (/i'/n'iy nuo^/h'oc) allein den Ort. und wenn sie
dieselbe freundlich anblickten und das Futter annahmen, dann prophezeite man
Uoberfluss und Gesundheit für das Jahr. Hierzu stellt sich der römische FrUhlings-
gebraiu h dej5 Lanuvisclien Drachen, .\eliaii 11. 10 berichtet ihn als eine Art Probe
der Junglraulichkeit der Mädchen, wenn nämlich die Schlange den Kuchen aunimmt.
So faasi flu auch Propen V. 8, aber die Worte:
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Si fuerint castae, redeunt in coila parentum;
Clamantquo agricolae: Pertilis annus erit.
zeigen deutlich die analoge Bedeutung niit dem Gebrauch zu Rpirus, und „dio Frucht-
bnrkt^it des .Jaliros" vom Draclirn abhängig. Hieran sthlirsst sich, dass wir auch
im Tt iii|)i'l der Eleusischcn J>ucbtgöttin Demeter eine Schlange als Tempclhüterin
wiodertinden (Strabo C 393. cf. ProUer 1. 498), und Triptolenios, von der Göttin
mit Waizen ausgestattet, auf einem Draclienwagen lilier die Fj<ie hinzieht, damit
er aus der Höhe den Saoien über da« Land .siie und die Mensc lien den Aekei bau
lehre, ein Bild, an welches eigentümlich die britische Sago vom Hu anklingt, dem
Herrn des Minunels mit den ausgebreiteten FHlgeln. der „Di aclienregent" und „da^
wundervolle Drachenhaupt" (Lihyr Pen-Dragouj heisst, weil er die Arche Kyd
baute, die durch die schrecklichen Wasser der grossen Floth Eom beladen"
und von ..SrMangen" in die Höh' gehalten drang (cf. Mone Qeschlchte des Heiden»
thums im nördlichen Europa. Leipzig 1823 p. 499 sqq.)*
An die Fmchtharkeit prophezeienden Drachen will ich gleich noch anreihen,
dass die Schlangen auch .sonst als Orakel gebend erscheinen. Wie der Typhon
(8. oben) eine den Göttern verständliche Stimme hat, nämlich den Donner, der als
die Stinuue des Himmels zu allen Zeit(m und bei allen VOlkem als Hauptorakel galt,
so ging lieim Orakel des Trophonios in Lehedeia die Propheaeiung nach dem
Scholiasten zu Aristoph. Nubos. 508 von einer Schlange aus, vor allem al)er soll
in Üclplii vor dem Apollo der Drache selbst Orakel gegeben haben, wie auch noch
später sein Fell sich um den pythischen Dreifuss winden sollte (vergl. Ulrichs Reisen
1n (Griechenland. Bremen 1S40. I. j). 82). und andrerseits aueli die Beobachtung der
pjthischen Blitze (Müller Dor. 1. p. 242) noch in der historischen Zeit des ApoUo-
dieostes ^e spedelle Art von Weissagung war und die Verbindung des Gultus mit
dem Gewitter bekundet.
In Bezug auf die oben erwähnte sogen. Jungfrauenprohe zu Lavinium hat
mich nun BOtticher, Eunstmyth. I. p. 67. auf etwas höchst Wunderbares aufmerksam
gemacht, d.is ich wenigstens anlllhre. Er sagt nämlich im Anschluss an die auch von
ihm erwähnte sog. Jungfrauenprobe zu Lavinium: „Es war eigentlich auf eine
Vermählung mit dem Schlangenfetisch abgesehen und die Nachrichten, die uns Bos-
raan und Des Marchais von der gro.ssen Scldange inWbida gegeben haben, wo die
Xegermädrhen so feierlich mit der Nationalschlange verniäldt werden, enträtlischi
auf einmal das ganze Spiel.'' Die angezogene Quelle (Bosuuiu Reise nachtiuinea,
Hamburg 1708 \h 449 s(iq.) ergicbt nun noch allerhand Merkwürdiges, was Bötticher
hat bei Seite liegen lassen. Wir finden hier zunächst eine Verehrung grosser, unschäd-
Ucher Schlangen, „weiss, gelb und braun unter einander wullenwcise gemischt, die
grOsste eines Armes lang und dick**. Jedes Dorf bat sein Schlangenhaus, eins wird
aht r liesondeis erwähnt als der Aufenthalt „desKrtnigs aller Schlangen, nicht anders
als des rechten Grossvaters in Grösse eines Menschen Dicke und Länge/' Waillahrteu
finden dahin statt und von den SchlangengotUieiten hftngt die „Fruchtbarkeit" des
Jalires, „die Ernte" al> und deshalb wird ihnen besonders geopft rt. Auch hier er-
scheinen also die SclUangen als (ieber der Fruchtbarkeit. Den Haupt vor1 heil, heisst
es aber weiter, ziehen die Priester und der König aus dem Schlangendienst alle
Jahr, „von Maj. an, wenn der kleine Milhio ge.säet. solange bis er eines Menschen
Höhe erreichet. ^Denn während gedachter Zeit, glanlit man. be.'^chleichen die
SclUangen zur Ai)end- und Machtzeit die schönsten, jüngsten Dirnen, tlie ihnen am
besten gefiiUen, entfahren sie sdbet aus TwscbloBsenen Hftusem und machen sie
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im Kopfe verwirrt, da.s.s die Eltern gezwungen soien, dieselbe in ein besonders
dazu erttautesHaus brin^'en zu lassen, wo sie dmin mH Oeschenken yersehenund
iKicli licstiTiiiiitcr Z<Mt tri'li>>f wünlmi." T<()siii;<n füi:t u. a. iidcIi hinzu, ..man hi'itte ihm das
iür gowiss vcr&ichora wollen, doch wäre C8 nur eine „heilige" und „^'eistliche" Unsin-
nigkeit, ebenso als wenn man sehe die FastnachtsbrOder oder dicjciiigciu welche
i\vr (Jötzcn oder Oraculn ihron Willen ofTenbanMi. ' Wie merkwürdig steht dies
nach allem Bisherigen neben der an di i- Stelle des Drachen — Uber dem Schlünde, wo
er hinahgefahren, — in Extase zur Frühlingszeit ihre OrakelsprUclio gobond(»n Fylhia!
Ohne mich auf letzteres noch weiter einzulassen, verfolge ich nun das Verhältniss
des Drachen zu einer Jun^rfrau. die er fressen will oder der er sieh in l^iebe naht,
ein in Märchen und S;igi: der indogcnauuischen Völker ult aultretender Stofl". Zu-
weilen ist es auch ein Jüngling, der dem Unthicr. um das Verderben abzuwenden,
mit dem es droht, dargebracht wird, wie in «ler Sage von di r Sybaris, Uberwiegond
über ein weibliclieü W'eüen, dem dann im (üewitt«r-) Kample ein Uold schUtzond
zur Seite tritt. Bs Ist offenbar Sonne oder Uond« dem sieb das Unthier nalit,
und die Vorst ollung die» welche Goethe in seinem Hermann und Dorothea repro-
dueirt, wenn er sa^t:
Aber la^ uns nunmehr binab durch Woinberipr und Garten
Steigen, denn sieh, es rückt das schwere (Ii wititu herüber.
^Wetterleucbtend und bjüd „verschlingend" den lieblichen N'oUmond."
^Die gewaltige Wolke, welche den Drachen hüllt, weckt die Vorstellung eines Uugo-
heuers, der Blitz gestaltet es zum Drachen imd die übrigen damit verbundenen
Ets( lifinungon führen, wie wir im Typhon presohrn. das Bild aus". Auch dieser
CJlauln' lebt noch inncrhalli dtT iiidogcrüuuii.schoü Völker, wciingleicii in beschrRnk-
ter Weise, fort. Er erscht int nämlich auf wirkliche Sonnen- und Mondfinsternisse
lii'schränkt, während w in dem Nntuikrrise. dein er ursjirilnglirh nng(di"»rt, dnreh
andere Auffassungen allmählich verdrängt worden ist, gerade wie der Verfasser in der
Abhandlung „Der heutige Volksglaube u. s. w." nac^owiesen bat, dass die ^fythe
von der wilden .Ta^^d ii Ii zuerst „im (lowitter" (entwickelte, der heutige Vidks<rlaril)e
sie aber nur noch „im Sturui" lorücbuud denkt, und ebenso unser Typhon dcui Ge-
witter entstammt, dann aber im Glauben sich nur zuletst noch an die eigenthflm-
liilif Eisclitdiiuiiir der Wasserhose knüiift. Bei Sonnen- und M uidfinsternissen,
sagt u. a. üriuHu. ii^ik. 6t)9. ist der indische Glaube, eine Solüango (oder ein
DSmon) fresse Sonne und Mond und derselbe Glaube fand sich auch bei dem Zend-
volk (Rohde, die heilige Sage p. 3<>5). Chinesen und analog die übrigen Völker
Asiens beziehen gleichfalls beiden Erscheinungen auf einen nachstellenden Drachen
(s. Glimm ebend.). Auch von den Hömern wissen wir, dass sie die Vorstellung eines
Ungeheuers, das gescheucht werden müsse, dabei gehabt, Ijei den Griechen scheint""
sie frühzeitig zurückgedrängt zu sein. Wenn unsere Vorfahren ühriL''ens hierbei den
Wolf substituirten (Grimm p. 224. 2'2ö), — obwolil in dur damit ursprünglich ver-
bundenen Voi-stellung des Weltuntergangs auch hier die Midgartlschlangc neben dem
Feniisweilf ersclieint, — so tritt nur das heulenihj „Sturmthier", als W( Irheii i( h don
mythischen Wolfischon nachgewiesen habe, au die Stelle des GewiLlertUachen; der
NaturlEreis ist derselbe, und wibrend die besehr&nkte Sphäre der eigentlichen Son-
nenflnsterniss tür beide Thiere keinen AnlMlt der Anschauung bietet, eridflrtsich
nach unserer Auffassung Alles leicht.
In den verselüedonsten Formen der Mythen und Heroenaage tritt «ns nun der
NiederschEag dieses Volksglaubens entgegen, indem freilich nicht immer der drachen-
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artige Charakter des UngethUnis gewalm wird. — Typhon frschicii ja auch schon
wie seine Bi-Üder, die Oigantoti, als Ilalbn)eii»eh '). Python ist bald Drache bald
Mensch, — andere Anzeiclien deuten aber wiederum zur Geniige auf die feurige
bezw. hininili^che Scenerie hin. Je nachdem da« woiMirhe fn(i<M' niilnnliclii!) Wesen
als mensclilich uder güttlicl) aufgefaäst wird, erscheint das Verlangen den UngethUms
als „Qefrllssigrkeit*' oder „LiebesveriaDgen". Das dem Himmel (Überhaupt der Welt)
im Gewittri bi vorstehende Unheil scliien gleichsam nur durch ein Opfer abgekauft
werden zu können, wie auch in der uordiüchen Mythologie der Riesenkönig Thrjni die
Fteyja (oder gradozu die Sonne) als eine Art Opfer verlangt, was nur abgewandt wird,
indem Thor durch List wieder in den Besitz des Donnerhammei"s und somit seiner
Macht «rolnntrt und den Rie^ion erschlägt. Der deiitsche Dnielirnkümpfer xar i^oxtjf
ist .Siegfriinl. Wie er den Faliür Uberwindet und zu der in der kurigen Wölk en-
bu rg von der „ W aberlohe" umgebenen Branhild vordringt, — was sich nun audi deut-
lich als rinf Autlassung der feurigen Gewittcrwulkc crgicht. — so hcfirit Hera-
kles, durch „einen Wolkenwall" geschlitzt, — denn so deute ich das ulx^i ätt^lx^nov
^Hqaxl^oc »mO» iy>^Xry, Horn. iH. 20, 144 Sq., das hier umgekehrt ibn im Kampfe mit
dem xljfoi schützt, — die Hesione. so Person« die Andronieda. wciclie einem Ungeheuer
zum Frass voi-gesetzt war, das die Gegend heimsuchte. Wenn Preller iilyth. 1. 163 bei
Besprecl^ng dieser Sage hinsusetast: ,,Die merkwürdige EnäUiIung ist, dass der Held
solltst in den Schlund des Drachen gesprungen sei und ihm von innen die Leber aufge-
schnitten habe, wobei er, von der Gluth der Eingeweide des Drachen verbrannt, aile
Haare verliert", und weiter dann sagt : „ohneZwoifel nach Orient alischen Traditfo-
neu, wo solche Märchen und Bilder von dem Kampfe desSonnenlu Idi n(?) mit Drachen
und UngethUmen di r Flnth nichts Ungewfihtiliches zu sein scln in« ■ so hahon wir
nach drni ganzen Naluikiois, in den wir den Ursprung dieser MmIk u verlegen, zu
jener Annahme durchaus keine Veranlassung, im Gegentheil pa^st es ebenso in
den griechisclien Mythenkreis, wie wenn Herakles in einem andern Drachenkampfe
die Hydra mit „brennenden" Pfeilen aus ihrem Lager autjagt, — wie bei Konnus der
lUitz aucli nvQir/.oixty 6iat6<; heisst, — und ein ganzer Wald in Flammen gesetst wird
(scheint doeli bei einem Gewitter der ganzn Iftinrnpl in Flanunon zu stehn), um mit
„fc'cuerbränden" die abgeschlagenen Häupter auszubrennen, dass sie nicht wieder
wuchsen (s. die Stellen oei Jacobi unter Herakles). Wurde dock audi andrerseits
dir Skylla. nachdem sie Herakles ebenfalls grlödtct, dadurch angeblicli wieder
ins Leben gerufen, dass sie mit Fcuerbräudcn verbrannt wurde, „im Feuer des Ge-
witters lebt besEw. die Gowittorschlange wieder auf." • Ja ich machte noch eine an-
dere Stelle aus dem vortrefflichen Prellerschen Buche, das sich sehr schön den
Elementen der griechischen Mythologie, wie sie mir vorsehweben, anschliessen wird,
zur Hestätigung meiner Ansirlu von diesen Kämpleii unlUbren, wenn nämlich Preller
II. 47 bei (ler Qorgonensu«re auch schon im allgemeinen an Ciew itterkämpfe denkt
und Vom i'eiseus sagt : ,Es ist der siegreich aus dem Kampfe „mit der Finstemiss"
zurückkehrende, leicht am Himmel dahinschwebende Sonnenheld*' (?). Der betreffende
Kampf mit der Gorgo, die wir schon oben als ein solch typhonisches Ungeheuer und
demgemäss auch dann zur Athene im freundlichen oder feindlichen Sinne gehörig,
besprochen haben, reiht sich nämlich ganz wiu der Kampf des Hellerophon mit d(5r
Ungi'henur NameiiB Tracehn, oben wie Mt nachon, unten wi«8dlltllgeDgeitaltot, di« SoiUM ood
Mond omolwiBUeD nmd ihre Vorfinitenuig bewirkAol"
*i Dioae Deatang cMrft« ikli flbrigeni »m» dort mgm modifloima.
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der Cbinmera uii-sern Käiupfeu ao, weim gloiclj das woihliche Wesen als Freis dabei
fehlt. Ja die Ausstattung des Bellerophon mit dem Flii;.'t lpferd« Pegasos, ferner dass
er ans der I^ult Blei in den Kaehen des Drachen gegoi^stii und iliii so getödtet hahe,
panst \vi(M|«>r vnrtr*>lT!if'l). ebenso wie andrerseits Pei-seus niii den geflügelten Sölden,
dem unsieiiihur uimilu iiden Helm und der Sichel, vor allem aber die Gorgo selbst
die alterthUmliclisten Momente zu diesen KUmpfen beitrügt. Ich nehme nändich für
Gorgo aus der Etynioiogie, weklie Kuhn (Zeitscbrilt f. Sprachvergl. I. p. t(U)) auf-
stellt, die Bedeutung der „grunuuehidouGcwiit^nfcolkc'*, wozu sich dann der ritoyaoav
als eine Art Donnersborf^ stellt. Kuhn weist nftmlieh hin auf „Skr. t^Mi j brüllen,
heulen, iiatnontlicli ibMinern. besonders vom fernen Donner ni)lieli, und davon garja-
und gai'jaua n. the grumbling of cloudä''; das wäre dieselbe Anschauung, wie man
noch im nOrdl. Deatschiand eine aufsteigende Oewitterwolke als einen ,,GramineIkopf*
bezeichnet (Nordd. S. Gdtr. 420), und die „Sclilanfrenhanrc" dcTdorpfn fllhren nun
die Vorstellung eines solchen fui'ehtbaren tiewitterkoples nur noch lebendiger aus.
Die Eigenschalt Ubrigirns. dass der Ooi^ Anblick „versteinerf*, findet auch ihr
passendes Analogon in unserm Naturkreise, indem nmn nur da.«; Picrereche Conver-
siition.s-Lexicon unter „Gewitti r" attfzaschlagen braucht, um die Bemerkung, die jeder
gewiss auch schon gemacht, darauf beziehen zu können, „dass das Geprassel das
einschlagenden Wetters in der Nähe dem Kasscdn eine.s Haufens hOTal^türzender
Steint' irU'it ht." Dcnigemilss vervuIlstäiKliV't auch das nur das Bild des gorgonischen
Gevvitterkoples, wenn die ihm im Kainpte gegeiiUbertretenden Wesen versteinert
hcrabsusttlrzen scheinen, wie Überhaupt in den lümmlisehen Kämpfen des Typhon
und der Giganten f^henso wie in denen di"r Titannn «chon bei Hesiod ..mllcndo
Fehlstücke'' eine Hauptrolle spielen. — Zu diesen heroischen Sagen übrigens um ein
weibliches Wesen stellt sich von den OOtterkänipfen, wenn Pyuion oder Tityos die
Loto antastet und deshall) vom Aiolli) crlcf/t winl oder Porphyrion. dor sclilan-jen-
IVissige (ligant, Verlangen zur Hera bckumnit und dietäo antasten will, — der eigent-
liche Mittelpunkt des Gigantcnkampfes — worauf ihn T^m, (xr{)avvu>nug) und Herakles
{ii)'in<r,(t^ a. Apollodor I. 6. 2) tödtet. Auf dem Brandfelde Phlegrae im W<?sten
der Erdf nder auf dem Schlachtfelde Pallene im Xordon ist der Kanipl' in ('hor-
tragung des biuimlischcn Gewitterterraius auf ein untspi i chendcs irdihchcs. Fclh-
stttcke und brennende Baumstämme fliegen dabei dun Ii die Luft {^tnitov
TTf'rpffc xni dprc riiifuyac) tmd. wenn es vom Porphyrinn. dem „rothen" Blitz-
ungcthUm {'foinxoanQOJtrig), hcisst, er wollte der Hera Gewalt anthun und zorriss das
sie umhUUende Oewand {Kinit4^yinhno( avmP toit ninXovt tmi ßul^s«9m Silwwoq),
si» sehen wir den „rotlu'u Blitz" das Wolkmtrowand ^onvisRon. Wenn schliesslich
Herakles ausdrücklich zur Beendigung dieses Kampfes herbeigerufen wii*d, so wird er,
mit Bogen und Pfeil dabei ausgerüstet, sich noeb eharakteristisch zum Bogen^
schützen Apollo im Kampfe mit Pjthon stallen; Ton dem bald die Rode sein wird.
Berlin. Wcüuachtcu 1857. Oberlehror Dr. W. Sohwvts.
Itfiekncht »of die Bsmobeiclirtailninff nSdiigt die Untenmchung: hwr abiobrediea. leb denke
.■»bor ilas Gnnze anlor dem Titol „die Senlail^n^ottheiton d<'r Urzeit und die Drnchonsicffor" hcmus-
zugcbiMi. [Die Schrift e rschien dann bekanntlich m weiterer Ausdehnanir, zugleich die sogen. Pfenlo-,
Rinder-, V</(ri'l,- Fi>(c-li^iji;lirii.-ri u. b. w. un')f:i»<HriMl, unter <li'in Till ! : .. 1) I' r ITrsp run^ n !■ r Mytho-
logie, d&rgulcgt !»n g r i im' h i s eh r nn>l ilrutschcr iS.if,"'" ilurliii, bei W. Hertz lisuij. Wie
ich aber im .1. 1884 es liir 'liuii ]ii>A(, ilas 'iljige Programm, /amal bei seiner bej^re uzt rrnn und
deshalb übcrsiebtlieheren (iut^takang, in meine „FhUiislorisch-anlhropQlogiaohen Stodien^ anlzunehmeii,
so habe ich es auch jetzt nicht für ungeeignet erachtet, ilatselbc dock noch schliesslich für sioli
oinjiwl direkt in den BnaUumdel sn geben, beeonders Ja meine Bemiw Arbeiten -gfiniie wieder
«II die in ihn erSrterten Prindpien wuniMfMbanr «Dknu^ttii.l
Beriobtignng: S. 5 ilitt Ifirei» liM Inm.
Dmck TCE A Solmln^ Bartln BnaOiuBm^. a>.
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