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Full text of "Abhandlungen der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen"

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ABHANDLUNGEN 
DER  KÖNIGLICHEN 
GESELLSCHAFT  DER 
WISSENSCHAFTEN 
ZU  GÖTTINGEN 

Akademie  der  Wissenschaften  in 

Göttingen, ... 


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ABHANDLUNGEN 


KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 


NEUNZEHNTER  BAND 

VOM  JAHRE  1874. 


.MIT  ZWEI  STEINDRÜCKTAFELN  UND  EINER  KARTE. 


•~  GÖTTENGEN, 

IN  DER  DIETERICHSCHEN  BUCHHANDLUNG. 
1874. 


DEK 


ZU  GÖTTINGEN. 


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Vorrede. 


Dieser  neunzehnte  Band  der  Schriften  der  Königlichen  Ge- 
sellschaft der  Wissenschaften  zu  Göttingen  enthält  die  in  dem 
Jahre  1874  in  den  Sitzungen  derselben  vorgetragenen  oder  vor- 
gelegten Abhandlungen.  Die  der  Societät  mitgetheilten  kleineren 
Arbeiten  sind  in  dem  Jahrgange  1874  der  „Nachrichten  von  der 
Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  und  der  G.-A.-Universität" 
veröffentlicht  worden.  Es  wurden  folgende  Abhandlungen  und 
kleinere  Mittheilungen  vorgetragen  oder  vorgelegt: 
Am  3.  Januar.    Marx,  Ueber  C.  V.  Schneider  und  die  Katarrhe.  Bd.  XIX. 

Wieseler,  Inschriftliches  aus  Griechenland  und  Klein- 
asien.   N.  1. l) 

Loiting,  das  Theseion  und  das  Hephaisteion  in  Athen. 
(Vorgelegt  von  Wieseler.)    N.  17. 
Benfey,  Ueber  die  indogermanischen  Endungen  des  Ge- 
netiv singularis,  IANS,  IAS,  IA'.    Bd  XIX. 
Sauppe,  Lebenszeit  des  T.  Lucretius  Carus. 
Am  18.  Februar.  Grisebach,  Plantae  Lorentzianae.    N.  53  und  Bd.  XIX. 

Kohlrausch,  Corresp.,  Ueber  Thermoelektricität.  Wärme- 
und  Elektricitätsleitung.    N.  65. 

Enneper,  Bemerkungen  über  einige  Theoreme,  betreffend 
die  Flächen  zweiten  Grades.    N.  125. 
Heymann,  Ueber  Bharata's  Na  .yac&stram.    {Vorgel.  von 
Benfey.)    N.  86. 

1)  K.  bedeutet  »Nachrichten  1874«  mit  der  Seitenzahl. 

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IV 


VORREDE. 


Am  7.  März.      Wieseler,  Poseidon  Asphaleios.    N.  153. 

Nöldeke,  Corresp.,  Griechische  Namen  Susianas.  N.  173. 
Drude,  lieber  die  systematische  Stellung  von  Schizocodon. 
(Vorgel.  von  Grisebach.)  N.  161. 
Fromme,  Die  Magnetisirungs -Function  einer  Kugel  aus 
weichem  Eisen.  (Vorgel.  von  Riecke.)  N.  165. 
Bjerknes,  Corresp.,  Verallgemeinerung  des  Problems  von 
den  Bewegungen,  welche  in  einer  ruhenden  unelastischen 
Flüssigkeit  die  Bewegungen  eines  Ellipsoids  hervor- 
bringt.   N.  286. 

Am  2.  Mai.  Hubner,  I.  Mittheil,  aus  dem  Univ.-Laborat.  Nitrojodphe- 
nole.  Isomere  Nitrobenzanilide.  Toluidendiarninsulfosäure. 
(Von  d.  Hrn.  Busch,  Rogers,  Stöver  u.  Wiesinger.)  N.  209. 
Benfey,  Die  Quantitätsverschiedenheiten  in  den  Samhitä- 
und  Pada-Texten  der  Veden.  N.  229  und  Bd.  XIX. 
Marx,  Zur  Anerkennung  des  Arztes  D.  Ludwig,  des 
Reformators  der  Pharmacologie  und  Pharmacie.  Bd.  XX. 
Wüstenfeld,  Bahrein  und  Jemderen  nach  den  Arabischen 
Geographen.    Bd  XIX. 

Schubert,  Ueber  die  Characteristiken  der  ebenen  Curven 
8.  Ordnung  im  Räume.  (Vorgel.  von  Stern.)  N.  267. 
Thomae,  Corresp..  Herleitung  einer  integrabeln  Differen- 
tialgleichung mittelst  der  Liouville'schen  Methode  der 
Differentiation  mit  beliebigem  Zeiger.  N.  249. 
Am  6.  Juni.  A.  Mayer,  Corresp.,  Ueber  die  Lieschen  Berührungs- 
Transformationen.    N.  317. 

Hübner,  II.  Mittheil,  aus  dem  Univ.-Laborat.  (Frerichs: 
ThihydrobenzoSsäure,  Dithiobenzoösäure  und  Bromthihy- 
drobcnzoösäure.  —  Metabromtoluol,  —  a  Parachlorsulfi- 
toluol  und  Nitro-  und  Amido-Parachlortoluol.  N.  337.) 
Frerichs,  Zur  Kenntniss  des  Lanthans  und  Didyms. 
(Vorgel.  von  Hübner.)    N.  340. 

Derselbe,  Trennung  des  Baryums  von  Strontium,  Calcium 


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VORREDE. 


V 


und  Magnesium  durch  neutrales  chromsaures  Kali. 
N.  249.    (Vorgel.  von  Hübner.) 

Tollens  und  Kirchner,  Vorläufige  Mittheilung  über  den 
Pflanzenschleim.    (Vorgel.  von  "Wohl er.)    N.  353. 
Am  11.  Juli.     Benfey,  Vedisch  midha  oder  mi/ha,  n.  (=  mizhda.  n. 

des  Avesta,  gr.  uioöö,  m.,  altsl.  mrzda,  f.,  goth.  mizdo, 
f..  ags.  möord  f.  u.  s.  w.),  vedisch  mirfhväms,  hu 
miit,  mereo  u.  aa.,  Nachtrag  zu  der  Abhandlung  »Ju- 
beo  und  seine  Verwandtea  in  Bd.  XVI,  hist.-phil. 
Cl.  S.  1  ff.  Bd.  XX.  N.  365.  Nachtrag  zu  dem  in  »Orient 
und  Occident«  II.  133 — 171  erschienenen  Aufsatz  »Ein 
Märchen  von  der  Thiersprache,  Quelle  und  Verbrei- 
tung«. 

Wieseler,  Ueber  ein  Votivrelief  aus  Magana.    Bd.  XX. 
Kohlrausch,  Corresp.,  Das  elektrische  Leitungsvermögen 
der  Chloralkalien  und  alkal.  Erden  so  wie  der  Salpeter- 
säure in  wässriger  Lösung.    N.  405. 
Enneper,  Ueber  ein  geometrisches  Problem.    N.  474. 
Voss,  Ueber  Complexe.    (Vorgel.  von  Stern.)    N.  375. 
WShler,  Notiz  über  ein  Palladiumsalz  und  das  Verhalten 
des  Palladiumoxyduls  in  Wasserstoffgas.    N.  419. 
Am  8.  August.    Ewald.  Neue  Bemerkungen  über  die  Schiffahrt  nach 
dem  Goldlande  Oflr.    N.  421. 
Waitz,  Zur  Kritik  von  Tacitus  Germania.    N.  437. 
Listing,  Ueber  das  Klima  der  la  Plata  Region. 
v.  Brunn,  1.  Ueber  eine,  den  interstitiellen  Zellensträn- 
gcn  des  Hodens  ähnliche  Substanz  in  der  Milchdrüse 
und  Unterkieferdrüse.    N.  449.    2.  Eine  abnorme  Bauch- 
felltasche.   N.  451.    (Vorgel.  von  Henle.) 
Reinke,  Mittheilungen  aus  dem  pflanzen  physiologischen 
Institut    N.  453.    (Vorgel.  von  Grisebach.) 
Goldschmidt,  Einiges  über  Einschiebung  und  Vergröberung 
des  h  im  Prakrit.    N.  468.    (Vorgel.  von  Benfey.) 


» 


VI  VORREDE. 

Am  28.  Octbr.  Hübner,  III.  Mittheilungen  aus  dem  ehem.  Laboratorium 
(Benzanilid  und  Salpetersäure,  von  Stöver.  Nitrosali- 
cylsäure,  von  Hall.  Isomere  Mononitrobenzonaphtyla- 
mide ,  von  Ebell.  Benzoylamidphenole  von  Morse. 
Amidobenzonitrile,  von  Fricke.  Vorläufige  Mittheilun- 
gen, von  Rudolph.)    N.  489. 

Am  7.  Novbr.  Marx,  Zur  Anerkennung  des  Arztes  und  Schulmannes 
G.  Henisch.    Bd.  XX. 

Goldschmidt,  Etymologisches  aus  dem  Präkrt:  v/dekkh, 
dakkh  und  Verwandtes.  N.  509.  (Vorgel.  von  Benfe y.) 
Wieseler,  Antiken  in  Norditalien  und  Südtirol.  N.  545. 
Lie,  Corresp. ,  Ueber  Gruppen  von  Transformationen. 
N.  529. 

Am  5.  Decbr.  Feier  des  Stiftungstages  der  K.  Societät  und  Jahres- 
bericht.   N.  617. 

Sartorius  von  Waltershausen,  lieber  den  Einfluss  des 

Standes  der  Sonne  und  des  Mondes  zur  Erde  in  Bezug 

auf  vulkanische  Eruptionen.    Bd  XX. 

Benfey,  Sanskritisch  sä  (Verbal  wurzel)  =  griech.  6,  h, 

sanskritisch  sitä  (Ptcp.  Pf.  von  sä)  =  lateinisch  säto  in 

sätis,  sätio  und  Verwandten.    N.  626. 

Riecke,  Ueber  die  Gesetze  der  Volta-Induction.    N.  657. 

Derselbe,    Ueber  Molecularbewegung  zweier  Theilchen. 

deren  Wechselwirkung  durch  das  Weber'sche  Gesetz  der 

electrischen  Kraft  bestimmt  wird.    N.  665. 

Grenacher,  Ueber  das  facetirte  Arthropoden-Auge.  N.  645. 

(Vorgel.  von  Henle.) 


Die  im  Deccmbcr  1872  von  der  historisch-pkilol.  Classc  der 
Societät  für.  den  November  d.  J.  gestellte,  die  Abfassung  einer 
Kurdischen  Grammatik  betreffende  Preisfrage  hat  einen 
Bearbeiter  gefunden ,  welcher  unter  dem  Motto :  fsm  qft  3drUL 


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VORREDE. 


VII 


(„Wissenschaft  ist  die  höchste  Gottheit")  der  K.  Gesellschaft  eine 
Arbeit  eingereicht  hat,  welche  auf  XX  und  218  Folioseiten  die 
Aufgabe  in  der  gewünschten  Weise  behandelt. 

Der  Verfasser  derselben  hat  nicht  bloss  die  schon  durch  den 
Druck  veröffentlichten  Hülfsmittel  benutzt  ,  sondern  auch  überaus 
wichtiges,  bis  jetzt  nur  handschriftlich  vorhandenes  Material 
nämlich: 

1)  die  Sammlungen,  welche  Hr.  Professor  So  ein  in  Basel 
auf  seinen  Keiscn  in  Assyrien  zusammengebracht  hat,  und 

2)  ein  höchst  umfangreiches  —  aus  1377  Folioseiten  beste- 
hendes —  von  dem  genauen  Kenner  des  Kurdischen,  Hrn.  Jaba, 
früher  russischen  Consul  in  Erzerum,  abgefasstes  kurdisch-russisch- 
französisches und  französisch  -  russisch  -  kurdisches  Wörterbuch, 
welches  sich  im  Besitz  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  St.  Petersburg  befindet 

Die  Art  wie  alle  diese  Hülfsmittel  zu  der  Gestaltung  des 
eingesandten  Werkes  verarbeitet  sind,  verräth  einerseits  eine 
umfassende  und  tiefe  Kenntniss  der  nächst  verwandten  eranischen 
und  der  indogermanischen  Sprachen  überhaupt,  ferner  zugleich 
eine  höchst  achtungswerthe,  der  geographisch  und  historisch  sich 
mit  dem  Kurdischen  berührenden  semitischen,  ural-altaischen  und 
kaukasischen,  andererseits  eine  vollständige  Herrschaft  über 
alle  Hülfsmittel  und  eine  sichere  Handhabung  der  richtigen 
Methode  linguistischer  Forschung. 

Alle  Theile  der  Kurdischen  Grammatik  sind  mit  steter  Rück- 
sicht auf  die  verwandten  Sprachen  behandelt,  und  wo  sich  Ein- 
flüsse nicht  verwandter  ergaben,  sind  auch  diese  zu  Rathe  gezogen. 
Die  vor  allem  hervorragende  treffliche  Bearbeitung  der  Kurdischen 
Lautlehre,  so  wie  auch  der  Wortbildungslehre  schaffen  eine  klare 
Einsicht  in  die  Entwickelung  der  Eigenthümlichkeiten,  durch  welche 


vm 


VORREDE. 


sich  das  Kurdische  von  seinen  Verwandten  gesondert  hat,  und  in 
die  Stellung,  welche  es  ihnen  gegenüber  einnimmt;  zugleich  tritt 
dadurch,  so  wie  insbesondre  durch  die  Satzlehre,  die  heutige  Ge- 
staltung und  Verwendung  desselben  in  allen  wesentlichen  Punkten 
klar  und  lebendig  hervor. 

Die  K.  Gesellschaft  hat  demgemäss  die  eingesandte  Arbeit 
als  eine  gründliche,  im  Wesentlichen  erschöpfende,  auch  durch 
Klarheit  der  Darstellung  sich  auszeichnende,  befriedigende,  Lösung 
der  von  ihr  gestellten  Aufgabe  betrachtet  und  hat  kein  Bedenken 
getragen,  dem  Verfasser  derselben  einen  Preis  von  1000  Mark 
zu  ertheilen. 

Bei  Oeffnung  des  versiegelten,  mit  dem  obigen  Motto  ver- 
sehenen Umschlags  ergab  es  sich,  dass  der  Verfasser  Hr.  Professor 
Dr.  Ferdinand  Justi  in  Marburg  ist. 

Für  die  nächsten  3  Jahre  werden  von  der  K.  Societät  folgende 
Preisaufgaben  gestellt: 

Für  den  November  1875  von  der  physikalischen  Ciasse: 

Um  der  Lösung  der  Frage  näher  zu  kommen,  unter  welchen  Bedingungen  die 
in  den  Erzgängen  vorkommenden  krystallisirten  Schwefel-  und  Fluor-  Verbindungen 
entstanden  sind,  wünscht  die  K.  Societät  über  die  künstliche  Darstellung  solcher 
krystallisirter  Mineralien,  wie  lichtes  und  dunkles  Eoihgiltigere ,  Sprödglas- 
ers,  Fahler*,  Bleiglanz,  Flussspath,  Versuche  angestellt  zu  sehen. 
Für  den  November  1876  von  der  mathematischen 
Classe: 

Nachdem  die  Ton  Siemens  dargestellten  Widerstandsmaaße  und  Wider- 
standsskalen allgemeinere  Verbreitung  und  Anwendung  gefanden,  and  dieselben 
ron  Kohl  rausch  mit  grosser  Sorgfalt  und  Genauigkeit  auf  absolutes  llaaß 
zurückgeführt  worden  sind  (siehe  Poggendorffs  Annalen  1873.  Supplementband 
VI),  ist  es  möglich  geworden,  anch  die  Stromarbeit  nach  absolutem  Maaße 
genau  zu  bestimmen. 

Die  Königliche  Societät  verlangt  nun  eine  Untersuchung  über  Strom- 
arbeit,  d.  i  über  die  von  den  elektromotoriscJien  Kräften  durch  ilu-e  Wirkung 
auf  die  strömende  Elektricität  geleistete  Arbeit,  insbesondere  über  das  VerhäUniss 


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I 


VORREDE.  IX 

und  den  Zusammenhang  derselben  mit  der  vom  Strome  erzeugten  Warme,  und 
über  die  ton  ihr  unmittelbar  in  der  strömenden  Elektrieitüt  oder  mittelltar  in  an- 
dern im  Leiter  enthaltenen  beweglichen  ThcilcJum  erzeugte  lebendige  Kraft. 

Für  den  November  1877  von  der  historisch-philolo- 
gischen Classe: 

Die  K.  Societüt  verlangt,  dass  gezeigt  werde,  was  die  bildenden  und  zeichnenden 
Künste  bei  den  Griechen  und  Jtalcrn  den  Künsten  der  Nichtgriechcn  und  Nicht- 
Haler  verdanken,  und  hin  wiederum ,  wo  sie  ausserhalb  der  Griechischen  und 
Itnlischcn  Länder  Wurzel  getrieben  und  wiefern  sie  einen  Einfluss  auf  die  Ent- 
wickdung der  Künste  bei  Xichtgricchen  und  Nichdtalern  gehabt  haben. 

Die  Concurrenzschriften  müssen  vor  Ablauf  des  Septembers 
der  bestimmten  Jahre  an  die  K.  Gesellschaft  der  Wissenschaften 
portofrei  eingesandt  sein,  begleitet  von  einem  versiegelten  Um- 
schlag, welcher  den  Namen  und  Wohnort  des  Verfassers  enthält 
und  auswendig  mit  dem  Motto  zu  versehen  ist,  welches  auf  dem 
Titel  der  Schrift  steht. 

Der  für  jede  dieser  Aufgaben  ausgesetzte  Preis  beträgt  min- 
destens fünfzig  Ducaten. 

*      *  * 

Die  von  dem  Verwaltungsrath  der  Wedekind'schen  Preisstif- 
tung für  deutsche  Geschichte  gestellten  Aufgaben  für  den  dritten 
Verwaltungszei träum,  d.  i.  für  die  Zeit  vom  14.  März  1866  bis 
zum  14.  März  1876,  sind  S.  198  der  Nachrichten  von  1874  wieder- 
holt bekannt  gemacht  worden. 

Nachdem  ür.  Hofr.  Saitppe  die  Kcdaction  der  unter  der 
Aufsicht  der  Socictät  erscheinenden  Gott,  gelehrten  Anzeigen  und 
der  Nachrichten  vom  1.  Juli  d.  J.  an  niedergelegt  hatte,  wurde 
sie  von  Hrn.  Prof.  Wappaus  wieder  übernommen.  Es  wurde 
beschlossen,  die  jährliche  Bogenzahl  der  gelehrten  Anzeigen,  um 
den  Preis  nicht  den  sehr  gesteigerten  Druckkosten  entsprechend 
zu  erhöhen,  von  130  auf  10-1  zu  beschränken  und  die  Nachrichten, 

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X 


VORREDE. 


deren  letzter  Band  71  Bogen  stark  geworden  war,  auf  Kosten 
der  Societät  herauszugeben. 

Die  Societät  steht  in  fortwährendem  Tausch  verkehr  mit  den 
meisten  europäischen  und  aussereuropäischen  Akademien  und 
gelehrten  Gesellschaften,  und  liefert  dadurch  jährlich  einen  nicht 
unerheblichen  Beitrag  zu  den  Acccssionen  der  K.  Universitäts- 
Bibliothek. 

Mit  Befriedigung  kann  die  K.  Societät  die  Mittheilung  machen, 
dass  von  den  von  ihr  herausgegebenen  und  von  ihrem  Mitgliedc, 
Hrn.  Professor  Schering,  redigirten  G ausstehen  Werken  nun  auch 
Bd.  VI.,  enthaltend  hauptsächlich  die  astronomischen  Abhandlun- 
gen, vollendet  ist.  Von  den  nöthig  gewordenen  neuen  Abdrücken 
der  Bände  I  und  II  ist  der  erstere  längst  erschienen  und  von  letz- 
terem der  Druck  bis  zu  Bogen  63  vorgerückt.  Unterdessen  hat 
es  sich  gezeigt,  dass  auch  von  den  Bänden  III  und  V  in  kurzem 
ein  Neudruck  begonnen  werden  muss,  ja  dass  selbst  von  dem 
Band  IV  nur  noch  wenige  Exemplare  vorräthig  sind. 

Ersparnisse  in  den  letzten  Jahren  setzten  die  K.  Societät  in 
die  Lage,  durch  nicht  unbedeutende  Geld-Unterstützungen  die 
Veröffentlichung  verschiedener  wissenschaftlicher  Werke  möglich 
zu  machen.  Nachdem  sie  schon  eine  von  Hrn.  Dr.  Socin  gemachte 
Abschrift  der  alten  Syrischen  Uebersetzung  des  in  der  Bischöflichen 
Bibliothek  zu  Märdin  in  Mesopotamien  befindlichen  Indischen 
Buches  Kalilag  va  Damnag  angekauft  hatte,  bewilligte  sie  eine 
hinreichende  Summe  für  die  Herausgabe  der  von  den  Herren 
Drn.  Socin  und  Prym  auf  ihren  morgenländischen  Reisen  gesam- 
melten zahlreichen  Syrischen  Volkserzählungen,  von  welchem 
Werk  bereits  27  Bogen  gedruckt  sind.  Eine  gleiche  Unterstützung 
gewährte  sie  dem  Hrn.  Diaconus  Jiotisch  für  die  Herausgabe  des 
Buchs  der  Jubiläen  (Leptogenesis) ,  einer  in  einem  mailändi- 


VORREDE. 


XI 


sehen  Palimpsest  wiedergefundenen  altlateinischen  Uebersetzung 
dieses  vorchristlichen  Werkes,  über  das  schon  in  den  Nachrichten 
1873  S.  1  berichtet  worden  ist.  Durch  einen  ahnlichen  Beitrag 
war  es  den  Assistenten  an  der  hiesigen  Sternwarte,  den  Herren 
Copeland  und  Borgen,  möglich,  für  die  Herausgabe  eines  Fixstern- 
Catalogs,  der  unter  dem  Titel:  Astronomische  Mittheilun- 
gen L  Theil,  erschienen  ist,  einen  Verleger  zu  finden.  Auch  dmi 
Verein  für  die  deutsche  Nordpolfahrt  glaubte  die  K.  Societät  einen 
Beitrag  für  die  Herausgabe  des  diese  Polarexpedition  betreffenden 
Werkes  nicht  vorenthalten  zu  dürfen.  Eine  bedeutende  Unter- 
stützung gewährte  sie  ferner  dem  Hrn.  Professor  von  Seebach  für 
die  Herstellung  einer  neuen  topographischen,  geologisch  zu  bear- 
beitenden Karte  von  Göttingen;  und  endlich  möge  auch  noch 
erwähnt  werden,  dass  sie  dem  hiesigen  Optiker  Hrn.  Winkel  zum 
Ankaufe  oder  zur  Herstellung  der  zur  Verfertigung  seiner  ausge- 
zeichneten Mikroskope  erforderlichen  mechanischen  Gcräthschaften 
eine  ansehnliche  Summe  bewilligt  hat,  mit  dem  Vorbehalt,  dass 
diese  Gcräthschaften  Eigenthum  der  Societät  bleiben. 

Das  Directorium  der  Societät  ist  zu  Michaelis  d.  J.  von  Herrn 
Ewald  in  der  historisch-philologischen  Classe  auf  Herrn  Marx 
in  der  physikalischen  Classe  übergegangen. 

Von  ihren  auswärtigen  Mitgliedern  und  ihren  Correspondenten 
verlor  die  Societät  in  diesem  Jahre  durch  den  Tod : 

Den  Professor  der  Naturgeschichte  Louis  Agassis  in  Boston, 
gestorben  am  14.  Dccember  1873,  im  67.  Jahre; 

Den  Professor  der  Geologie  und  beständigen  Secretär  des 
Instituts  Jean  Baptiste  Elie  de  Beaumont  in  Paris,  gest.  am 
21.  September  im  76.  Jahre; 

Den  Director  der  Sternwarte  P.  A.  Hansen  in  Gotha,  gest. 
am  28.  Marz  im  79.  Jahre; 

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XII  VORREDE. 

Den  Professor  der  Mathematik  Otto  Hesse  in  München,  gest. 
am  1.  August  im  63.  Jahre; 

Den  Staatsmann  und  Gelehrten  Francois  Guizot  in  Paris, 
gest.  am  21.  September  im  87.  Jahre; 

Den  Professor  der  Philologie  und  bestandigen  Secretär  der 
Akademie  der  Wissensehaften  Moritz  Haupt  in  Berlin,  gest.  am 
5.  Februar  im  66.  Jahre; 

Den  Mineralogen  und  Krystallographen  Friedrich  Hessenberg 
in  Frankfurt  a.  M.,  gest.  am  8.  Juli. 

Den  Professor  der  Anatomie  Max  Schnitze  in  Bonn,  gest. 
am  16.  Januar; 

Den  beständigen  Secretär  der  Belgischen  Akademie  der  Wis- 
senschaften Adolph  Qmtelet  in  Brüssel,  gest.  am  17.  Februar  im 
78.  Jahre; 

Den  Akademiker  Moritz  Hermann  von  Jacohi  in  St.  Peters- 
burg, gest.  am  10.  März  im  70.  Jahre; 

Den  Geheimen  Archivrath  und  Staatsarchivar  Carl  Ludwig 
Grotefend  in  Hannover,  gest.  am  27.  October  im  66.  Jahre; 


Mit  Bedauern  sah  die  Societät  aus  der  Reihe  ihrer  Assessoren 
den  Herrn  Bernhard  Minnigerode  scheiden,  der  einem  Rufe  als 
Professor  der  Mathematik  an  der  Universität  Greifswald  folgte. 


Von  der  K.  Societät  neu  erwählt  wurden 

Zu  hiesigen  ordentlichen  Mitgliedern: 
nr.  Ernst  Ehlers,  phys.  Gasse. 
Hr.  Ludwig  Fuchs,  math.  Gasse. 

Zu  auswärtigen  Mitgliedern: 
Hr.  J.  Dwigt  Dana,  Prof.  der  Mineralogie  und  Geologie  in  New- 
haven. 


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VORREDE.  .  XIII 

Hr.  Max  von  Pettenko/er,  Prof.  der  Medicin  in  München. 

Hr.  William  Sharpey,  Prof.  der  Anatomie  und  Physiologie  Vice- 

Prasident  der  Royal-Society  in  London. 
Hr.  Alex.  Will.    Williamtom,    Prof.  der  Chemie,  auswärtiger 

Secretär  der  Royal  Society  in  London. 
Hr.  Charles  Hermite,  Prof.  der  Mathematik  in  Paris. 
Hr.  C.  A.  Friedr.  Peters,  Director  der  Sternwarte  in  Kiel. 
Hr.  Alfred  Ritter  von  Arneth,  Director  der  Staatsarchive,  Vice- 

präsident  der  kais.  Akad.  der  Wiss.  in  Wien. 
Hr.  Max  Duncker,  Oberregierungsrath  und  Director  der  preuss. 

Staatsarchive  in  Berlin. 

Zu  Correspondenten: 
Hr.  Henry  Enfield  Roscoe,  Prof.  der  Chemie  in  Manchester. 
Hr.  Johann  Strüver,  Prof.  der  Mineralogie  in  Rom. 
Hr.  Wilkelm  Forster,  Director  der  Sternwarte  in  Berlin. 
Hr.  Leo  Königsberger,  Prof.  der  Mathematik  in  Dresden. 
Hr.  Bernhard  Minnigerode,  Prof.  der  Mathematik  in  Grcifswald. 
Hr.  Xavier  Hemchling,  Directeur  honoraire  de  la  statistique 

ge'ne'ralc  in  Brüssel. 
Hr.  Friedrich  Stumpf,  Prof.  der  Geschichte  in  Innsbruck. 

Göttingen  im  December  1874.  F.  Wohler. 


s' 


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XIV  VERZEICHNIS  DER  MITGLIEDER 

Verzeichnis  der  Mitglieder 

der 

Königl.  Gesellschaft  der  Wissenschaften  zu  Göttingen. 

Januar  1875. 
Ehren-Mitglieder. 

Peter  Merian  in  Basel,  seit  1862. 

Adolph  von  Warnstedt  in  Göttingen,  seit  1867. 

Johann  Jacob  Baeyer  in  Berlin,  seit  1867. 

Freiherr  F.  H.  A.  von  Wangenheim  auf  Waake,  seit  1868. 

Uraf  Sergei  Stroganoff  in  St.» Petersburg,  seit  1870. 

Ignatz  von  Düllinger  in  München,  seit  1872. 

Michele  Amari  in  Florenz,  seit  1872. 

Joachim  Barrande  in  Prag,  seit  1873. 

Giuseppe  Fiorelli  in  Neapel,  seit  1873. 

Ordentliche  Mitglieder. 
Physikalische  Classe. 

C.  F.  U.  Marx,  seit  1833. 

F.  Wühler,  seit  1837.  Beständiger  Secretkr  seit  1860. 
F.  Gottl.  Bartling,  seit  1843. 
A.  Grisebach,  seit  1851. 

F.  G.  J.  Henle,  seit  1853. 

W.  Sartoriue  von  Waltershausen,  seit  1856. 

G.  Meissner,  seit  1861. 
E.  Ehlers,  seit  1874. 

Matheinatische  Classe. 

W.  E.  Weber,  seit  1831. 
G.  C.  J.  Ulrich,  seit  1845. 
J.  B.  Listing,  Beit  1861. 
M.  Stern,  seit  1862. 

E.  Schering,  seit  1862.   (Assessor  seit  1860). 
L.  Fuchs,  seit  1874. 


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DER  KÖNIGL.  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN. 


Historisch -philologische  Classe. 

IL  Ewald,  seit  1833. 
C.  Hoeck,  Bcit  1841. 

G.  Waitz,  seit  1849. 

H.  F.  WUstenfeld,  seit  1856.   (Assessor  seit  1841.) 
H.  Sauppc,  seit  1857. 

J.  E.  Wappäus,  seit  1860.  (Assessor  seit  1851.) 
Th.  Benfey,  seit  1864. 

F.  Wieseler,  seit  1868. 
H.  Brugsch,  seit  1869. 

G.  Hanssen,  seit  1869. 

Assessoren. 
Physikalische  Classe. 

E.  F.  G.  Herbst,  seit  1835. 
C.  Boedeker,  seit  1857. 
C.  von  Seebach,  seit  1864. 
W.  Krause,  seit  1865. 
W.  Henneberg,  seit  1867. 

H.  HUbner,  seit  1871. 
W.  Marine,  seit  1871. 

Mathematische  Classe. 

E.  F.  W.  Klinkerfues,  seit  1855. 
A.  Enneper,  seit  1865. 
E.  Riecke,  seit  1872. 

Historisch -philologische  Classe. 

A.  Fick,  seit  1869. 

Auswärtige  Mitglieder. 

Physikalische  Classe. 
Carl  Ernst  von  Baer  in  St.  Petersburg,  seit  1851. 
Jean  Baptiste  Dumas  in  Paris,  seit  1851.   (Correspondent  seit  1849.) 
Christian  Gottfried  Ehrenberg  in  Berlin,  seit  1851. 
Ernst  Heinrich  Weber  in  Leipzig,  seit  1851. 
Kobert  Bunsen  in  Heidelberg,  seit  1855. 


XVI 


VERZEICHNIS  DER  MITGLIEDER 


Ricliard  Owen  in  London,  seit  1859. 

Adolf  Brongniart  in  Paris,  seit  1860. 

August  Wilh.  Hof  mann  in  Berlin,  seit  1800. 

H.  Milne  Edwards  in  Paris,  seit  18G1. 

Hermann  Kopp  in  Heidelberg,  seit  1863.   (Corresp.  seit  1855.) 

Carl  Theodor  von  Siebold  in  München,  seit  1864.    (Corresp.  seit  1850.) 

Miebcl  Eugene  Chevreul  in  Paris,  seit  1865. 

Joseph  Dalton  nooker  zu  Kew  bei  London,  seit  1865. 

Theod.  Ludw.  Wilh.  Bischoff  in  München,  seit  1866.   (Corresp.  seit  1853.) 

Hermann  Helmboltz  in  Berlin,  seit  1868.   (Corresp.  seit  1859.) 

Henri  Sainte  Clairc  Devillc  in  Paris,  seit  1869.   (Corresp.  seit  1856.) 

Franz  von  Kobcll  in  MUncbcn,  seit  1870.    (Corresp.  seit  1861.) 

Anton  Schrotte r  Ritter  von  Kristelli  in  Wien,  seit  1870.   (Corresp.  seit  1856.) 

Ernst  Heinrich  Carl  von  Dechen  in  Bonn,  seit  1871. 

Carl  Claus  in  Wien,  seit  1873.   (Zuvor  Ines,  ordcntl.  Mitgl.  seit  1871.) 

Eduard  Frau  kl  and  in  London,  seit  1873. 

William  Sharpey  in  London,  seit  1874.   (Corresp.  seit  1868.) 

Max  von  rettenkofer  in  MUncbcn,  seit  1874. 

Alex.  William  Williamson  in  London,  seit  1874. 

James  Dwigt  Dana  in  Newhaven,  seit  1874. 

Mathematische  Classe. 

U.  J.  Levcrricr  in  Paris,  seit  1846. 
George  Biddel  Airy  in  Greenwich,  seit  1851. 
Charles  Wheatstonc  in  London,  seit  1854. 
Joseph  Liouvillc  in  Paris,  seit  1856. 

E.  Kummer  in  Berlin,  seit  1856.   (Corresp.  seit  1851.) 

F.  E.  Neu  mann  in  Königsberg,  seit  1856. 
nenri  Victor  Regnault  in  Paris,  seit  1859. 
William  nallows  Miller  in  Cambridge,  seit  1859. 
Edward  Sabine  in  London,  seit  1862.   (Corresp.  seit  1823.) 
Riebard  Dedekind  in  Braunschweig,  seit  1862.   (Corresp.  seit  1859.) 
Aug.  Robert  Kirch  hoff  in  Berlin,  ßeit  1862. 

Heinrich  Wilhelm  Dove  in  Berlin,  seit  1864.    (Corresp.  seit  1849.) 
Johann  Christian  Poggendorff  in  Berlin,  seit  1864.   (Corresp.  seit  1854.) 
William  Thomson  iu  Glasgow,  seit  1864.    (Corresp.  seit  1859.) 
Ferdinand  Reich  in  Freiberg,  seit  1864. 


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DER  KÖNIGL.  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN. 


Heinrich  B uff  in  Giesen,  seit  1865.   (Corresp.  seit  1842.) 
Carl  Weierstrass  in  Berlin,  seit  1865.   (Corresp.  seit  1856.) 
Enrico  Betti  in  Pisa,  seit  1865. 

Leopold  Kronecker  in  Berlin,  seit  1867.   (Corresp.  seit  1861.) 

Friedr.  Wilh.  August  Argclandcr  in  Bonn,  seit  1868.   (Corresp.  seit  1864.) 

Carl  Neumann  in  Leipzig,  seit  1868.   (Corresp.  seit  1864.) 

Francesco  Brioschi  in  Mailand,  seit  1870.   (Corresp.  seit  1869.) 

Arthur  Caylcy  in  Cambridge,  seit  1871.   (Corresp.  seit  1864.) 

Carl  Aug.  Friedr.  Fetcrs  in  Kiel,  seit  1874.   (Corresp.  seit  1851.) 

Charles  Hermite  in  Paris,  seit  1874.   ^Corresp.  seit  1861.) 

Historisch  -  philologische  Classe. 

G.  II.  Pertz  in  Berlin,  seit  1837. 

Leopold  von  Kanke  in  Berlin,  seit  1851. 

Justus  Olshausen  in  Berlin,  seit  1853. 

Christian  Lassen  in  Bonn,  seit  1860.   (Corresp.  seit  1850.) 

Georg  Friedr.  Schümann  in  Greifswald,  seit  1860.   (Corresp.  seit  1850.) 

Gottfried  Bernhardy  in  nallc,  seit  1860.   (Corresp.  seit  1854.) 

Friedrich  Ritsehl  in  Leipzig,  seit  1860.   (Corresp.  seit  1854.) 

Samuel  Birch  in  London,  seit  1864. 

Friedrich  Diez  in  Bonn,  seit  1864. 

Theodor  Mommsen  in  Berlin,  seit  1867.   (Corresp.  seit  1857.) 

Richard  Lepsius  in  Berlin,  seit  1867.   (Corresp.  seit  1860.) 

Ernst  Curtius  in  Berlin,  seit  1868.   (Zuvor  bies.  ordentl.  Mitglied  1856.) 

George  Bancroft  in  Washington,  seit  1868. 

Franz  Miklosich  in  Wien,  seit  1868. 

Ludolf  Step hani  in  St.  Petersburg,  seit  1869. 

Wilhelm  von  Giesebrecht  in  Mönchen,  seit  1871.   (Corresp.  seit  1863.) 

Carl  Hegel  in  Erlangen,  seit  1871.   (Corresp.  seit  1857.) 

Heinrich  von  Sybel  in  Bonn,  seit  1871.   (Corresp.  seit  1863.) 

Johann  Nicolans  Madvig  in  Kopenhagen,  seit'  1871. 

Rudolph  Roth  in  Tübingen,  seit  1872.   (Corresp.  seit  1853.) 

August  Di  11  mann  in  Berlin,  seit  1872   (Corresp.  seit  1857. 

Sir  Henry  Rawlinson  in  London,  seit  1872. 

Alfred  Ritter  von  Arncth  in  Wien,  seit  1874.   (Corresp.  seit  1870.) 
Max  Dunckcr  in  Berlin,  seit  1874. 


XVIII 


VERZEICHNIS  DER  MITGLIEDER 


Correspondenten. 

Physikalische  Classe. 

E.  Eichwald  in  St  Petersburg,  seit  1841. 
Robert  Willis  in  London,  seit  1844. 
Hermann  Stannius  in  Rostock,  seit  1850. 
Theodor  Schwann  in  Luttich,  seit  1853. 
Theodor  Schcerer  in  Dresden,  seit  1853. 
Wilhelm  Duncker  in  Marburg,  seit  1853. 
L.  Zeuflchner  in  Warschau,  seit  1857. 
Johannes  Hyrtl  in  Wien,  seit  1859. 

Nicolai  von  Kokscharow  in  St  Petersburg,  seit  1859. 
Rudolph  Leuckart  in  Leipzig,  seit  1859. 
Alfred  Wilh.  Volkmann  in  Halle,  seit  1860. 

F.  H.  Biddcr  in  Dorpat,  seit  1860. 
Carl  Schmidt  in  Dorpat,  seit  1860. 
F.  C.  Donders  in  Utrecht,  seit  1860. 

Job.  Jap.  Sm.  Stecnstrup  in  Kopenhagen,  seit  1860. 
Bernhard  Studer  in  Bern,  Beit  1860. 

Heinrich  Limpricbt  in  Grcifswald,  seit  1860.    (Assessor  seit  1857.) 

Ernst  Brllcke  in  Wien,  seit  1861. 

Emil  du  Bois  Rcymond  in  Berlin,  seit  1861. 

Alexander  Braun  in  Berlin,  seit  1861. 

Carl  Ludwig  in  Leipzig,  seit  1861. 

Archangelo  Scaechi  in  Neapel,  seit  1861. 

Quintino  Sella  in  Rom,  seit  1861. 

Thomas  H.  Hnxlcy  in  London,  seit  1862. 

Albert  Külliker  in  Würzburg,  seit  1862. 

Ferdinand  R  lim  er  in  Breslau,  seit  1862. 

Charles  I.'pham  Shepard  in  Amhcret,  V.  St,  seit  1862. 

Heinrich  Crcdncr  in  Halle,  seit  1863. 

Alexander  Ecker  in  Freiburg,  seit  1863. 

Bernhard  von  Cotta  in  Freiberg,  seit  1864 

Alvaro  Reynoso  in  Havanna,  seit  1865. 

Ferdinand  Müller  in  Melbourne,  seit  1867. 

Anton  Geuther  in  Jena,  seit  1867. 

A.  L.  Descloizeaux  in  Paris,  seit  1868. 


DER  KÖNIGL.  GESELLSCHAFT  DER  W 


HAFTEN. 


AsaGrayin  Cambridge,  V.  St,  seit  1868. 
Jean  Charles  Marignac  in  Genf,  seit  1808. 

Alex.  Theodor  von  Middendorf f  auf  Hellenonn  bei  Dorpat,  seit  1868. 

Adolph  Wurtz  in  Paris,  seit  1868. 

August  Kckule  in  Bonn,  seit  1869. 

Robert  Mall  et  in  London,  seit  1869. 

Wilhelm  Hofmeister  in  Tübingen,  seit  1870. 

Carl  Friedrich  Rammeisberg  in  Berlin,  seit  1870. 

Adolf  Erik  Nordenskjüld  in  Stockholm,  seit  1871. 

Anton  de  Bary  in  Strassburg,  seit  1872. 

Eduard  Pflüger  in  Bonn,  seit  1872. 

Wilh.  Philipp  Sch  im  per  in  Strassburg,  seit  1872. 

J.  S.  Stas  in  Brüssel,  seit  1873. 

Henry  Enfield  Roscoc  in  Manchester,  seit  1874 

Johann  St r II v er  in  Rom,  seit  1874. 

Mathematische  Classe. 

numphrey  Lloyd  in  Dublin,  seit  1843. 

John  Couch  Adams  in  Cambridge,  seit  1851. 

Thomas  Clausen  in  Dorpat,  seit  1854 

Ludwig  Seidel  in  München,  seit  1854. 

Georg  Rosenhain  in  Königsberg,  seit  1856. 

Peter  Ricss  in  Berlin,  seit  1856. 

John  Tyndall  in  London,  seit  1859. 

Julius  Schmidt  in  Athen,  seit  1862. 

Carl  Wilhelm  Borchardt  in  Berlin,  seit  1864. 

Andreas  von  Ettingshausen  in  Wien,  seit  1864. 

Wilhelm  Gottlieb  Hankel  in  Leipzig,  seit  1864. 

Philipp  Gustav  Jolly  in  München,  seit  1864. 

Carl  1  Unna  im  Knoblauch  in  Halle,  seit  1864. 

Georg  Gabriel  Stockes  in  Cambridge,  seit  1864. 

James  Joseph  Sylvester  in  Woolwich,  seit  1864. 

Heinrich  Eduard  Heine  in  Halle,  seit  1865. 

Rudolph  Jul.  Emmanuel  Clausius  in  Bonn,  seit  1866. 

Erik  E dl  und  in  Stockholm,  seit  1866. 

Georg  Quincke  in  Würzburg,  seit  1866. 

Charles  Briot  in  Paris,  seit  1867. 

Benj.  Apthorp  Gould  in  Cambridge,  V.  St,  seit  1867. 


XX 


VERZEICHNIS  DER  MITGLIEDER 


Rudolph  Lipschitz  in  Bonn,  seit  1967. 
Benjamin  Peircc  in  Cambridge,  V.  St,  seit  1867. 
Siegfried  Aronhold  in  Berlin,  seit  1869 

E.  B.  Christoffcl  in  Strassburg,  seit  1869. 
Lnigi  Crcmona  in  Mailand,  seit  1869. 

Willi.  Theod.  Bernhard  Holtz  in  Berlin,  seit  1869. 
George  Salmon  in  Dublin,  seit  1869. 
H.  A.  Schwartz  in  Zürich,  seit  1869. 

Friedrich  Kohlransch  in  Darmstadt,  seit  1870.   (Assessor  seit  1867.1 

Paul  Gordau  in  Erlangen,  seit  1870. 

Hermann  Grass  mann  in  Stettin,  seit  1871. 

Ludwig  Schlaefli  in  Bern,  seit  1871. 

Arthur  Auwers  in  Berlin,  seit  1871. 

Felix  Klein  in  Erlangen,  seit  1872. 

Sophus  Li«  in  Christiania,  seit  1872. 

August  Mayer  in  Leipzig,  seit  1872. 

C.  A.  Bjerknes  in  Christiania ,  seit  1873. 

J.  Thoniac  in  Freiburg  B.,  seit  1873. 

Leo  Königsberger  in  Dresden,  seit  1874. 

Wilhelm  Förster  in  Berlin,  seit  1874. 

Bernhard  Minnigerode  in  Greifswald,  seit  1874. 

Historisch -philologische  Classe. 

F.  E.  G.  Roulez  in  Gent,  seit  1841. 

Adolph  Fried.  Hcinr.  Schaumann  in  Hannover,  seit  1853. 
Joh.  Gust  Droysen  in  Berlin,  seit  1857. 
Wilh.  Uenzen  in  Rom,  seit  1857. 

G.  C.  F.  Lisch  in  Schwerin,  seit  1857. 

A.  B.  Rangabe  in  Athen,  seit  1857. 

B.  von  Dorn  in  St.  Petersburg,  seit  1859. 
L.  P.  Gachard  in  Brüssel,  seit  1859. 
Johann  Gilde  meist  er  in  Bonn,  seit  1859. 
Franz  Palacky  in  Prag,  seit  1859. 
Theodor  Bergk  in  Bonn,  seit  1860. 

Carl  BOtticher  in  Berlin,  seit  1860. 

Georg  Curtius  in  Leipzig,  seit  1860. 

K.  Lehrs  in  Königsberg,  seit  1860. 

Giovanni  Battista  de  Rossi  in  Rom,  seit  1860. 


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DER  KÖNIGL.  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN. 


Leonhard  Spengel  in  München,  seit  1860. 

Heinrieh  Lndolph  Ahrens  in  Hannover,  seit  1861. 

Max  MUller  in  Oxford,  seit  1861. 

Arnold  Schäfer  in  Bonn,  Beit  1861. 

Friedr.  Ferdin.  Carlson  in  Stockholm,  seit  1863. 

Martin  Haug  in  München,  seit  1863. 

Ludwig  Lange  in  Leipzig,  seit  1863. 

Theodor  Nöldekc  in  Strasshurg,  seit  1864.   (Assessor  seit  1860.) 

Hermann  Bonitz  in  Berlin,  seit  1865. 

Jacob  Burckhardt  in  Basel,  seit  1865. 

Adolph  Kirchhoff  in  Berlin,  seit  1865. 

Leo  Meyer  in  Dorpat,  seit  1865.   (Assessor  seit  1861.) 

Matthias  de  Vrics  in  Leiden,  seit  1865. 

Wilhelm  Wattenbach  in  Berlin,  seit  1865. 

Jean  de  Witte  in  Paris,  seit  1865. 

Leopold  Victor  Delisle  in  Paris,  seit  1866. 

Julias  Ficker  in  Innsbruck,  seit  1866 

Jacob  Bernays  in  Bonn,  seit  1867. 

Ernst  DUmmler  in  Halle,  seit  1867. 

Wilhelm  Nitzsch  in  Merlin,  seit  1867. 

William  Nassau  Lees  in  Caleutta,  seit  1868. 

Theodor  Sickcl  in  Wien,  seit  1868. 

William  Wright  in  London,  seit  1868. 

Theodor  Aufrecht  in  Edinburg,  seit  1869. 

Ulrich  Köhler  in  Strasshurg,  seit  1871. 

Ludwig  MUller  in  Kopenhagen,  seit  1871. 

Carl  Müllenhoff  in  Berlin,  seit  1871. 

E.  A.  Frecinann  zu  Soromerleazc,  Engl.,  seit  1872. 

M.  J.  de  Goeje  in  Leiden,  seit  1872. 

Giulio  Minervini  in  Neapel,  seit  1872. 

William  Stubbs  in  Oxford,  seit  1872. 

Xavier  Heuschling  in  Brüssel,  seit  1874. 

Friedrich  Stumpf  in  Innsbruck,  seit  1874. 


I  o  h  a  1  t. 


Vorrede.  s  Seite  III 

Verzeichniss  der  Mitglieder  der  Königl.  Gesellschaft  der  Wissen- 
schaften zn  Göttingen.    Januar  1875.  XIV 

Physikalische  Classe. 

K.  F.  H.  Marx.  Ueber  Conrad  Victor  Schneider  und  die  Ka- 
tarrhe. a 

A.  Grisebach.  Plantae  Lorentzianae.  £2 

Mathematische  Classe. 

JE.  Schering,  Verallgemeinerung  der  Poisson- Jacobischen  StC- 

rungsformeln.  3 

Historisch  - philologische  Classe. 

Th  Benfeg,  Ueber  die  indogermanischen  Endungen  des  Genitiv 

Singularis  IANS,  IAS,  1A.  '6 

JF.  Wieseler,  archäologischer  Bericht  über  seine  Reise  nach  Grie- 
chen liUltl.  Sä 

Th.  Benfey,  Einleitung  in  die  Grammatik  der  vedischen  Sprache.  133 

F.  Wu.st unfeld,  Bahrein  und  Jemama.  Nach  Arabischen  Geo- 
graphen beschrieben.  173 

Th.  Betifey,  Die  Quantitätsverschiedenheiten  in  den  iSamhita- 

und  Pada-Texten  der  Veden.  22ü 


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ABHANDLUNGEN 

DER 

PHYSIC ALISCHEN  CLASSE 

DER 

KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 

ZU  GÖTTINGEN. 


NEUNZEHNTER  BAND. 


Thys.  Ciasse.  XIX. 


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I 


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Ueber 


Koiirad  Yictor  Schneider  und  die  Katarrhe. 

Von 

Dr.  K.  F.  H.  Marx. 

Vorgelegt  in  der  Sitzung  der  Königl.  OeieUichaft  der  WiweiMchaften  am  14  Juni  1873. 


Mit  den  Studien  ist  es  wie  mit  den  Reisen;  die  Mehrzahl  eilt,  unbe- 
kümmert um  das  nicht  Noth wendige  und  Beachtungswerthe  unterwegs, 
rasch  dem  Ziele  zu.  Nur  selten  verweilt  einer,  als  Fussgänger,  länger 
bei  einzelnen  Punkten;  aber  dann  gelingt  es  auch  einem  solchen  inqui- 
sitive  traveller,  im  Sinne  von  Sterne's  sentimental  journey,  wenig  Be- 
kanntes zu  erfahren  und  Andere  darauf  aufmerksam  zu  machen. 

Die  Schneider'sche  Haut  (Membrana  Schneideriana ,  mueosa  8.  pi- 
tuitosa  narium)  kennt  jeder  Mediciner,  nicht  aber  den  Mann  und  sein 
Werk,  worin  er  jene  zum  ersten  Male  beschrieben  und  überzeugend 
nachgewiesen  hat,  dass  der  Schleim  von  ihr  abgesondert  werde  und 
nicht  aus  dem  Gehirne  herabfliesse. 

Da  dem  Verfasser,  wie  seinen  Schriften,  das  Schicksal  zu  Theil 
wurde,  gelobt  und  angestaunt,  nicht  aber  näher  bekannt  und  benutzt 
zu  werden,  so  scheint  es  angemessen,  dieselben,  ihrem  Verdienste  nach, 
um  so  eingehender  zu  besprechen,  als  dieses  bis  jetzt  von  keiner  Seite 
geschah. 

Der  Titel  des  Hauptwerkes  gleicht  eioer  Inhaltsanzeige  l). 

1)  Liber  primus  do  Catarrhis,  quo  agitur  de  Speciebus  Catarrhorum  et  de 
Oase  Cuneifortui,  per  qood  Catarrhi  decurrere  finguntur.    Wittebergae.  1660.  4. 
Liber  de  Catarrhis  secundus,  quo  Galenici  Catarrhorum  ineatus,  perspicuo 

Liber  de  Catarrhis  tertius,  quo  Novi  Catarrhorum  meatua  demonstrantur.  1661. 

A2 


4 


K.  F.  H.  MARX, 


§•  2- 

Ist  schon  diese  weitläufige  Ankündigung  der  dickleibigen  Quartanten 
wenig  geeignet  zur  Leetüre  anzulocken,  so  wirken ,  bei  einem  Einblicke 
in  den  Text,  die  über  alles  Maass  gehäuften  Citate  bekannter  und  un- 
bekannter Autoren,  wobei  deren  zusagende  Aussprüche  gebilligt,  deren 
missfällige  aber  bekämpft  werden,  geradezu  abschreckend. 

Die  Masse  der  entlehnten  Anführungen  erscheint  so  dicht  gedrängt, 
dass  es  äusserst  schwer  hält,  die  eigenen  Ansichten  und  Beobachtungen 
des  Verfassers  heraus  zu  rinden. 

Bei  der  therapeutischen  Behandlung  wird  eine  Unzahl  von  Mitteln 
aufgeführt  und  die  von  ihm  selbst  gewonnenen  Erfahrungen  oder  gar 
Entdeckungen  finden  sich  zwar  an  verschiedenen  Stellen  wiederholt, 
aber  so  sehr  unter  fremden  Augaben  versteckt,  dass  es  Mühe  kostet  sie 
zu  ermitteln. 

Die  schwerfällige  Darstellungsweise  und  die  Ueberladung  mit  Be- 
weisen aus  den  verschiedenartigsten  Ländern  und  Völkern  waren  und 
sind  Schuld,  dass  den  äusserst  verdienstvollen  Arbeiten  die  gebührende 
Anerkennung  nicht  zu  Theil  wurde. 

Liber  de  Catarrhis  quartus,  quo  Generalis  Catarrhorum  curatio  ad  novitia 
Dogmata  et  Inveota  paratur. 

Liber  quintus  et  ultimus  de  Catarrhorum  Diaeta,  et  de  Speciebus  Catarrhorum, 
ut  de  Coryza,  seu  Catarrho  Membranae  pituitariae  anterioris,  Catarrho  Membranae 
pituitariae  posterioris,  Brancho,  hoc  est  Raucitate,  seu  de  Catarrho  Gutturis,  Ca- 
tarrho sufibcativo,  ac  de  Curatione  illoruni.  1662. 

Dazu:  Liber  de  Catarrhis  specialissimus ,  quo  juxta  Hippoeratem  libro  de 
Gl  and.  et  de  Loci»  in  nomine,  Septem  Catarrbi,  ut  C.  Oculorum,  Aurinm,  Narium, 
quo  Yolumine  et  de  Sternutatione  agitur,  ac  quoque  palam  fit,  nec  Cerebrum  esse 
Epilepsiae  sedem,  nec  illud  eo  morbo  principaliter  affici ,  coneutique;  nec  ejusdem 
membri  meninges  moveri  ac  vellicari.  Catorrhus  Pulmoms,  Stomachi,  Medullae  Spi- 
ualis,  Sanguinis,  pertractantur,  cui  alius  ad  sextum  Catarrhum  spectans  Liber  de 
Arthritide,  Podagra  et  Iscbiagra,  ac  de  horum  morborum  curatione  jungitur,  item 
Anaoephalaeosis,  qua  Assertio  Catarrhorum  Cepbalicorum  repetita  magia  perspicuae 
falsitatis  convincetur.    1664.  4. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRÜE. 


5 


Schon  Hermann  Boerhaave2)  sagte:  das  Werk  Ober  die  Ka- 
tarrhe würde  sicherlich  ein  unsterbliches  seyn,  wenn  die  wahren  Be- 
obachtungen, befreit  vom  unnützen  Mischmasch  der  Citate  und  der 
leeren  Gelahrtheit,  in  einem  Bande  beisammen  sich  fänden. 

Und  wie  auch  später  die  Unmöglichkeit  gefühlt  wurde,  vollständig 
das  Mitgetheilte  kennen  zu  lernen,  das  zeigt  der  Ausspruch  von  J.  D. 
Metzger5):  »Wer  dieses  Werk  ganz  lesen  will,  muss  sich  entschliessen 
einen  Ocean  von  Gelehrsamkeit  auszutrinken«. 

§•  3. 

Da  jedoch  der  Verfasser  die  ernste  Absicht  hatte  Andere  zu  be- 
lehren und  sie  von  seinen  Ansichten  zu  überzeugen,  so  ist  voraus  zu 
setzen,  dass  er  darüber  reiflich  nachgedacht  und  gesucht  haben  werde, 
dieses  auf  dem  geeigneten  Wege  zu  erreichen,  und  dass  er  gerade 
die  gewählte  Art  und  Weise  für  die  beste  und  nothwendige  gehalten 
haben  müsse. 

Ohne  dringende  Noth  hat  er  es  sich  und  Andern  sicherlich  nicht 
schwer  gemacht;  nur  durch  die  Umstände  konnte  er  dazu  gezwungen 
worden  seyn. 

Wahrscheinlich  drängten  ihn  zu  den  ausgedehnten  Erläuterungen 
und  Wiederholungen  die  von  allen  Seiten  starr  festgehaltenen  irrigen  alten 
Lehrsätze,  wodurch  er  die  Ueberzeugung  gewann,  dass  er  seine  befan- 
genen, ungläubigen  Collegen*)  einzig  durch  Haufen  bewährter,  unwider- 


2)  Certe  liber  immortalis  esset,  si  veras  observationes  ab  inutili  citationnm 
farragino  et  ir  htm  eruditione  liberae  in  unum  volumen  contractae  fuissent. 

Dazu  fügte  er  die  Note:  Id  enim  vitii  habet,  quod  ex  pene  Omnibus,  etiam 
exiguae  laudis  scriptoribus,  Iongas  sententias  operi  inserat,  lectori  taediosissimas,  nt 
vix  agnoscas,  quid  proprie  ad  auetorem  pertineat:  Praelectiones  academicao  in  pro- 
prias  Institutiones  rei  medicae.    Ed.  A.  Hallcr.   T.  IV.  Lugd.  Bat.  1758.   8.  p.  63. 

3)  Pragmatische  Literärgeschichte  der  Medicin.  Königsberg.  1792.  8.  S.  263. 
§.  219. 

4)  Noch  im  Jahre  1746  äusserto  C.  G.  Kestner  (Bibliotheca  medica.  p.  148): 
C.  V.  Schneiderus  plerorumque  morborum  fontes  atque  causas  e  catarrhis  derivare, 


6  K.  F.  H.  MARX, 

leglicher  Zeugnisse  zum  Vertrauen  an  seine  Worte  und  zur  Annahme 
der  neuen  Anschauungen  und  Lehrsätze  zu  bewegen  und  zu  bekeh- 
ren vermöge. 

Aus  Interesse  für  die  Sache  scheute  er  keine  Mühe  im  Suchen 
und  Probiren;  er  benutzte  die  ganze,  mit  seinem  Gegenstande  nur  irgend 
in  Verbindung  zu  bringende  Literatur,  und  unterliess  auch  nicht  die  ge- 
sunden wie  nachtheiligen  Einflüsse ,  die  normalen  wie  abnormalen  Ver- 
hältnisse, nach  ihrem  richtigen  Verständnisse,  zu  prüfen  und  zu  deuten. 

Bei  eingehender  Erwägung  überzeugt  man  sich,  dass  seine  unzäh- 
ligen Citate  nicht  zum  Schein  und  zur  Parade  dienen,  sondern  zur  kri- 
tischen Beurtheilung ,  und  ebenso  seine  angestrengten  Nachweisungen  in 
der  Leiche,  sowie  seine  emsigen  Erfahrungen  am  Krankenbette,  nicht  zur 
Widerlegung  von  Schulmeinungen,  sondern  zur  Begründung  von  Natur- 
wahrheiten. 

Es  konnte  nicht  fehlen,  dass  die  mannigfachen,  ebenso  umfassenden 
als  selbstständigen,  Bestrebungen  Aufsehen  erregten  und  theils  angefoch- 
ten, theils  absichtlich  ignorirt  wurden. 

§•  4. 

Man  sollte  denken,  von  einem  so  ungewöhnlichen,  gründlichen, 
fruchtbaren  und  gelehrten5)  Schriftsteller,  zugleich  berühmtem  Lehrer 
auf  einer  der  besuchtesten  Universitäten,  müssten  ausführliche  biogra- 
phische Angaben,  wenigstens  in  einem  Programme  oder  in  einer  Leichen- 
rede, vorhanden  seyn,  aber  mir  ist  es  nicht  gelungen  sie  aufzufinden6). 

multasque  praeterea  alias  novaturientes  opiniones  defendere  conatus  est,  strepitum 
quendam  edidit,  qui  tarnen  paruin  successus  habuit  moxque  iteruui  evanuit. 

5)  Auf  dem  Titel:  Liber  de  Spasmorum  Natura,  Witteb.  1678.  4.  wird  er  als 
Phil.  ac.  Med.  Doct.  aufgeführt. 

6)  Da  die  Universität  Wittenberg  1815  mit  der  zu  Halle  Tereinigt  wurde,  wandte 
ich  mich  an  den  letzteren  Ort  in  der  Hoffnung,  dass  daselbst  eine  Biographie  vor- 
handen sei,  allein  die  Nachforschung  blieb  ohne  Erfolg. 

Zwei  Werke,  welche  hier,  in  Güttingen,  fehlen:  de  nova  triam  morborum  cu- 
ratione  und  de  Spasmorum  natura  wurden  mir  freundlichst  aus  der  dortigen  üniver- 
Bitäts-Bibliothek  mitgetheilt 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE.  7 

Die  Notizen  in  den  literarhistorischen  Bachern  sind  so  dürftig,  dass 
man  nur  erfährt;  K.  V.  Schneider  wäre  zu  Bitterfeld  in  Sachsen  1614 
geboren ,  und .  66  Jahre  alt ,  als  Professor  der  Medicin  7)  1680  zu  Wit- 
tenberg gestorben. 

Aus  seinen  eigeuen  hie  und  da  sich  findenden  Mittheilungen  erfuhr 
ich,  dass  sein  Vater  in  Wittenberg  30  Jahre  lang  als  Beamter8)  lebte, 
dass  er  selbst  im  Jahre  1660  schon  über  20  Jahre  die  Medicin  ausübte 
und  öffentlich  lehrte9),  und  dass  ihm  besonders  oblag  die  ärztlichen 
Schriften  der  Griechen  sowie  der  Araber  zu  erläutern,  und  etwaige  des- 
halb entstehende  Streitigkeiten  zu  schlichten  10). 

Er  sagt,  dass  er,  25  Jahre  alt,  1639,  Professor  geworden,  sich'g 
habe  angelegen  seyn  lassen  u) ,  zwar  das  Alte  zu  ehren,  das  Neue  aber 
nicht  zu  vernachlässigen.    Allmälig  jedoch  wären  ihm  solche  Zweifel  an 

7)  Auf  einem  Schwarzkunstblatte  ron  Chr.  Römstedt  wird  er  in  einem  Medaillon, 
von  Eichenlaub  umgeben,  als  Leiharzt  des  ChurfUrsten  von  Sachsen  angegeben.  Auch 
findet  Bich  dieser  Titel  in  dem  Buche  de  Nova  gravissimorum  Morborum  curationo. 
Francof.  1672.  4.  mit  den  Worten:  Sereniss.  Electoris  Saxoniae  Medicus. 

8)  In  der  Widmung  des  ersten  Buchs  de  Catarrh.  an  seinen  Fürsten:  Pater 
mens  Electorali  Quaesturae,  quae  hic  est,  triginta  annos  praefuit. 

9)  In  der  Vorrede  zum  ersten  Buche  de  Catarrh. :  Ego  Medicinam  profiteor  et 
publice  professus  sum  viginti  annos  et  amplius. 

10)  In  der  Widmung  des  ersten  Buchs  de  Catarrh.:  Officii  mei  est  Graecorum 
et  Arabnm  medicorum  scripta  (talem  provinciam  nunc  mihi  in  hac  Academia  injun- 
gunt  Majorum  Instituta)  interpretari,  ac  si  qua  Iis  exoritur,  eam  sopire  ac  inter  eos 
pacem  conciliare. 

11)  So  theilt  er  mit  in  der  Widmung  seines  Werks  De  Morbis  Capitis  vom 
Jahr  1669  an  die  Magnaten  üngarn's.  Er  schreibt:  Triginta  anni  sunt,  ut  Domini 
mei  jussu  profiteri  hic  Medicinam  coepi.  Ego  Ulis  Graecorum ,  Arabumque  Hippo- 
cratis  ac  Avicennae  magisteriis  imbutus ,  tradebam  praeeepta,  ad  quae  et  recen- 
tium  autorum  consensus  semper  inclinaverat.  Abhorrebam  et  ab  immemoratis  rebus 
et  ab  iis  quoque  opinionibus,  quae  sine  gente  erant.  Tandem  animns  fluetuabat, 
rebus  dubitabilibus  ipsi  occurentibus.  Nec  mirum,  dies,  aetas,  labor,  experimenta 
sunt  optimi  magistri.  Retractaham  omnia  aliisque  oculis  et  mente  rursus  contem- 
plabar.  Nihil  trabebar  veteruin  autoritate.  Deus,  dator  veri,  dexter  mihi  ac  praesens 
aliud  quasi  aßpirsverat  ingenium. 


8 


K.  F.  H.  MARX, 


den  Ueberlieferungen  aufgestossen ,  dass  er  nicht  umhin  gekonnt,  sich 
nur  auf  eigene  Beobachtungen  und  Versuche  zu  verlassen. 

Zur  Veröffentlichung  seiner  Arbeit  über  die  Katarrhe  habe  ihn 
hauptsächlich  Werner  Rolfinck  bewogen12),  und  er  hege  die  Ueberzeu- 
gung,  dass  sie  nicht  für  überflüssig  und  nutzlos  gehalten  werden  könne, 
indem  durch  sie  zuerst  der  richtige  Weg  der  Behandlung  angezeigt15) 
worden  sey. 

Man  habe  ihm  widersprochen  und  widerspreche  ihm  noch ,  allein 
die  Wahrheit  mache  sich  meistens  durch  Kampf  und  Verläugnung  Bahn  1  h. 

Nach  und  nach  wurde  auch  seiner  genauen  Untersuchung  der  Na- 
senschleimhaut sowie  seiner  Nachweisung,  dass  von  ihr  und  nicht  vom 
Gehirne  der  Katarrh  herrühre15),  allgemeine  dankbare  Anerkennung  gezollt. 

Nicht  weniger  erlangten  seine  Bemühungen  um  selbstständige 
Naturbeobachtung  1S),     sowie    seine     unabhängigen    Urtheile  17)  und 

12)  Vorrede  zum  ersten  Buche  de  Catarrh. 

13)  In  der  Widmung  des  Liber  specialissimus :  Catarrhomm  viae  hucusque 
fefellerunt,  quae  nunc  meä  unius  operä  monstrantur.  Jis  prioribus  igitur  tarn  per- 
spicue  falsis,  via  curandi  quoque  antehac  parum  recta  semper  mit.  Quapropter  meus 
hic  labor  nec  supervacuus  jadicabitur  nec  inutilis. 

14)  In  der  Vorrede  zum  Liber  specialissimus:  Ex  obstantibus  plerumque  orum- 
pit  veritas  et  quasi  efüorescit. 

15)  Optime  de  genere  humano  meruit,  qui  scholarum  errores  de  mentibus  ho- 
minum  extirpavit:  Haller  Bibl.  anat.  I.  p.  413.    Auch  Bibl.  Med.  pract.  II.  p.  669. 

H.  Häser  (Geschichte  der  Medicin  2teAufl.  Jena,  1853.  S.  576)  sagt:  Seit 
ältester  Zeit  galt  der  Schleim  für  ein  Erzeugnis»  des  Gehirns;  man  hatte  ihn  durch 
die  Oeffnungen  der  Siebplatte  in  die  Nase  and  den  Schlund  ablaufen  lassen,  und  von 
den  Abnormitäten  dieses  Verhältnisses  das  ganze  Heer  der  katarrhalischen  und  vieler 
anderer  Krankheiten  abgeleitet.  Diese  Irrthiimer  widerlegte  Schneider  in  einem 
zwar  weitschweifigen,  aber  äusserst  verdienstlichen  Werke  mit  allen  Hülfsmitteln  der 
Anatomie,  Physiologie  und  Pathologie,  welche  die  Beseitigung  eines  so  eingewurzelten 
Irrthums  zu  erfordern  schien". 

16)  Magnus  sed  cum  judicio  compilator,  non  ipsius  naturae  imperitus  et  qui 
multa  utiliter  viderit:  Haller  Bibl.  anat  I.  p.  411.   Auch  Bibl.  Med.  pract.  II.  p.  668. 

17)  D  se  distingua  de  la  foule  des  polygraphes  par  une  critique  judicieuse  dans 
le  choix  des  materiaux  qu'il  empruntait  auz  autres,  et  ne  d&laigna  pas  non  plus 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE. 


9 


überzeugenden  Auseinandersetzungen  von  gewichtigen  Seiten  Würdi- 
gung 

§  5. 

Da  Schneider  sich  angelegentlich  mit  Zergliederung  der  Leichen 
beschäftigte,  erklärte  er  sich  gegen  Aussprüche  der  früheren  wie  der 
nachfolgenden  Aerzte,  wenn  jene  mit  der  Anatomie  nicht  stimmten19); 
auch  zog  er  Schlüsse  aus  der  Lebensweise  und  den  Ergebnissen  von 
Tbieren. 

Betrachtet  er  auch  vorzugsweise  als  erste  Bedingung  zur  Erkennt- 
niss  eines  organischen  Vorganges  die  Beschaffenheit  des  Baues  der  Ge- 
bilde, so  unterlässt  er  doch  nicht  auf  die  Ergründung  der  wahrscheinlichen 
Ursache  und  der  mitwirkenden  Veranlassungen  hinzuweisen. 

Im  Blute  sucht  er  die  Quelle  wie  aller  Absonderungen  so  auch  die 
der  Schleimbaut,  und  entwickelt  die  Gelegenheitsursachen,  welche  deren 
vermehrte  Thätigkeit  bedingen. 

Wie  er  es  verdient  nach  seinem  wissenschaftlichen  Standpunkte  und 
seiner  Denkungsart  näher  bekannt  zu  werden ,  das  beweisen  nicht  nur 
die  von  ihm  gelieferten  Thatsachen,  sondern  auch  seine  Aeusserungen. 


robsorration  de  la  nature,  qui  s'allio  si  rarement  avec  les  travaux  d'crudition:  Bio- 
graphie mödicale.    T.  VII.  Paris.  1825.  p.  152. 

18)  K.  Sprengel,  Gesch.  d.  Arzneik.  Aufl.  3.  Tb.  4.  Halle.  1827.  S.  178  be- 
merkt: Wenige  Schriften  des  17ten  Jahrhunderts  übertreffen  das  Werk  de  Catarrhis 
an  Klarheit,  Gründlichkeit  und  alles  umfassender  Gelehrsamkeit. 

19)  So  z.  B.  gegen  die  7  Katarrhe  des  Hippokrates.  Dieser  giebt  an:  (Liber 
de  Glandulia.  Opera  ed.  Kühn  T.  1.  p.  497):  De  capite  autem  fluxiones  velut  secre- 
tione  contingunt  per  aures  secundum  naturam,  per  oculos,  per  nares,  tres  numero. 
Aliae  per  palatum  in  fauces,  in  gulam,  aliae  per  renas  in  spinalem  medullam,  in 
sanguinem,  omnes  numero  septem.    Aehnlich  de  locis  in  bomine  T.  II.  p.  114  etc. 

Dagegen  kämpft  ausführlich  Schneider;  er  äussert  ;Liber  specialiss.  Cup.  1): 
Hippocrates  Catarrhorum  Cerebri  genera  fecit  Septem.  Vis  numeri  Septenarü.  Eo 
et  mala  interdum  constant. 

Dann  (Ebend.  Cap.  7):  Omnes  septem  Catarrhi  sunt  commentitii.    Hisce  ca- 
tarrhis nunc  homines  liberantur. 
PAys.  Classe.    XIX.  B 


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10 


K.  F.  H.  MARX, 


Von  der  Medicin  und  ihren  Dienern  hatte  er  einen  hohen  Begriff. 
Jene  suche,  sagt  er20),  die  göttlichen,  erstaunenswerthen  Vorgänge  der 
Natur,  die  täglichen  Wunder,  zu  erkennen,  um  für  deren  Rathschläge 
zum  Dolmetscher  zu  werden. 

Gleich  dem  Jäger,  welcher  sein  Geschoss  auf  das  Wild  richte, 
habe  der  gute  Arzt  nur  die  Heilung  im  Auge  zu  behalten21).' 

In  den  Schulen  der  Aerzte  müsste,  um  die  Meinungen  zu  erfahren, 
Freiheit  walten22). 

Meinungen  seien  zu  beurtheilen,  zu  loben  oder  zu  tadeln,  nicht 
ihre  Verfasser25). 

Die  Alten  solle  man  noch  immer  hören ,  nicht  aber  anbeten  und 
bewundern.  Im  Anfange  könne  ja  nichts  vollendet  sein ;  Leichtgläubig- 
keit jedoch  und  die  blosse  Begier  beizustimmen  bewirkten  nichts  Gutes24). 

Beim  Rühmen  wahrer  Verdienste  komme  es  auf  viele  Worte  nicht 
an.  Nähere  sich  die  menschliche  Vortrefflichkeit  der  göttlichen,  so  werde 
sie  schweigend  würdiger  verehrt  als  durch  lange  Rede25). 

Bei  den  damaligen  grossen  Neuerungen  in  der  Heilkunde  durch 
Entdeckung  des  Blutkreislaufs  und  der  aufsaugenden  Gefässe  hoffte  er 
auf  eine  Wiedergeburt  derselben,  so  dass,  seiner  Ansicht  nach,  für  Weis- 
 • 

20)  In  der  Widmung  des  2ten  Buchs  de  Catarrh.:  Medicina  divina  et  nuurime 
stupenda  Naturae  opera,  quotidiana  miracula,  semper  perspicit  et  ejus  consilia  inter- 
pretatur. 

21)  Vorrede  zum  Buche  de  Nova  trium  Morborum  curatione:  Boni  medici  est, 
dirigere  curationem,  ut  venatoris,  arcum  suum  in  feram. 

22)  De  Catarrh.  L.  IV.  Sect.  2.  Cap.  9.  am  Ende:  In  Schola  Medicorum  sit 
libertas  discendae  sententiae. 

23)  De  Morbis  Capitis  DT.  p.  175:  In  opiniones  consulitur,  non  in  autores,  qui 
de  docendi  studio  potius  amantur. 

24)  In  der  Widmung  des  Bucbs  de  Spasmorum  natura:  Veteres  sunt  et  hac 
tempestate  audicndi,  non  adorandi,  nec  adeo  admirandi.  Nihil  poteBt  esse  inchoatum 
ac  simul  perfectum.    Credulitas  cupiditasque  assensionis  nihil  boni  habet. 

25)  In  der  Widmung  des  Werks  de  Nova  trium  morborum  curatione:  Si  hu- 
mana  virtus  ad  divinum  accedit,  tacita  Teneratione  colitur  dignius,  quam  sermone 
multo. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE.  11 

heit  zu  erachten  sey.  von  den  gewöhnlichen  Ueberlieferungen  abzuweichen. 
Die  Neigung,  das  Mitgetheilte  ungeprüft  hinzunehmen,  müsse,  so  äussert 
er  sich,  von  der  Forschung  ausgeschlossen  bleiben;  die  Wissenschaft 
habe  sich  nicht  aus  Geschriebenem,  sondern  aus  umsichtiger  Beobachtung 
und  Betrachtung  aufzubauen  26). 

Die  Bezeichnung  der  Chemiker  „Destillation"  habe  man  vom  Ka- 
tarrh genommen.  Alle  Künste  seien  blosse  Nachahmungen  der  Natur, 
und  nichts  fände  sich  in  der  Natur,  was  die  Kunst  zur  Nachbildung  un- 
berücksichtigt liesse  2^). 

Gelehrte  wie  Ungelehrte  kämen  sich  weiser  vor,  wenn  sie  fremde, 
seltsame  Worte  gebrauchten28);  allein  die  Aerzte  müssten  neuersonnene, 
barbarische  Ausdrücke,  wie  z.  B.  den  von  Tartarus,  meiden29);  dieser 
sey  in  die  Hölle  zu  verbannen50), 

§  6. 

Zeigen  schon  diese  wenigen  Auszüge,  dass  der  Verfasser  weder  so 
geschmacklos  noch  so  pedantisch  war,  als  Manche  nach  einem  flüchtigen 
Blick  in  das  voluminöse  Opus  über  die  Katarrhe  vermeinen,  so  verschafft 
eine  nähere  Einsicht  in  dasselbe,  sowie  in  andere  seiner  Schriften,  die 


26)  In  der  Widmung  des  2ten  Buchs  de  Catarrh.:  Excussa  credulitate,  ingenia 
caput  exerunt,  scientiam  non  cx  lectione,  sed  ex  inspectione  et  contemplatione  petunt; 
binc  res  novas  eruunt.  Ars  medica  nunc  renasci  et  de  integro  quasi  condi  vide- 
tar.  Quid  superiorum  Autorum  scientia  aliud  fuit,  quam  continua  serieB  vulgarium 
opinionum;  ab  iis  aberrare,  est  sapientia. 

27)  De  Cat.  Lib.  II.  Cap.  6.  p.  376:  Destillatio  chymica  a  Catarrho  sumptus.  Artes 
omnes  esse  tantum  imitatione  naturae  et  nihil  fere  in  natura  esse,  quod  sibi  non 
imitandum  ars  quoque  sumat. 

28)  Liber  specialiss.  p.  591:  Docti  et  indocti  sibi  aliquanto  altius  sapere  vide- 
bantur,  verbo  peregrino  u&i. 

29)  De  Cat  L.  III.  Sect  1.  C.  7.  p.  260:  In  qualibet  facultate  fugiendam  esse 
vocum  et  terminorum  novitatem. 

3)  Liber  specialiss.  p.  601:  Tartari  nomen  relegetur  in  Orcnm. 

B2 


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12 


K.  F.  H.  MARX, 


Ueberzeugung ,  dass  er  an  sinniger  Betrachtung,  vorurtheilsfreier  Beur- 
tbeilung,  erstaun ens werther  Belesenheit,  vielseitigem  Wissen,  scharfer 
Auffassung,  selbständiger  Kritik  und  richtigem  praktischen  Takte  die 
Meisten  seiner  Zeitgenossen  abertraf. 

Von  seinen  mannigfachen  Angaben  in  der  Zergliederungskunst 
möge  blos  erwähnt  werden,  dass  er  das  Vorkommen  des  Wundernetzes 
im  Gehirne  des  Menschen  3l)  bestritt 32). 

Der  Hirnanhang  (Glandula  pituitaria) 33)  sei  bei  mehreren  Thieren, 
z.  B.  beim  Pferde  und  Schafe,  grösser  als  beim  Menschen. 

Bei  rotzigen  Pferden  fände  man  im  Gehirne  keine  Spur  von  Rotz, 
woraus  hervorgehe,  dass  nur  die  Schleimhaut  der  afficirte  Theil  sey3*). 

Das  Siebbein35)  habe  blos  im  getrockneten  Zustande  Löcher36). 
Früher  hätte  man  dasselbe  nach  Schädeln  vom  Kirchhofe  betrachtet, 


31)  da*jvot*6i(  nlirpu  bei  Galenus  de  usu  partium  L.  K.  c.  4.  Opp.  ed. 
Kühn.   T.  HI.  p.  696. 

32)  De  Cat.  L.  II.  e.  18:  Nullum  in  humano  capite  inrenitur  Rete  mirabile. 

33)  De  Cat.  L.  II.  c.  16.  p.  179. 180. 

34)  Lib.  specialiss.  Gap.  3:  Nullnm  vestigium  muci  in  cerebro. 

35)  Als  Vorläufer  seines  grossen  Werks  de  Catarrbis  ist  seine  zwar  kleine,  aber 
meisterhafte  Schrift  zu  betrachten:  De  Oase  cribriformi,  et  Sensu  ac  Organo  Odoratus, 
et  Morbis  ad  utrumque  spectantibus,  de  Coiyza,  Haemorrhagia  Narium,  Polypo,  Ster- 
nutatione,  Amissione  Odoratus.    Witteb.  1655.  12. 

Wie  er  darin,  wo  er  seine  Zweifel  an  den  alten,  aber  überall  geglaubten,  An- 
nahmen, äussert,  für  vergleichende  Anatomie  sich  abmühte,  sagt  er  in  der  Widmung: 
Multorum  animalium  capita  dissecanda  curavi  ac  in  iis  hujus  sensus  Organum  dili- 
genter  investigavi. 

Das,  was  er  mittheile,  habe  er  nicht  aus  den  Büchern  der  Aerzte,  sondern  aus  dem 
Buche  der  Natur  entnommen:  Ea  nffero,  quae  non  tarn  ex  libris  Medicorum,  quam 
ex  libro  Naturae  petuntur,  quaeve  oculorum  sensu,  qni  habetur  acerrimus,  investigata 
fuerunt.  Ebenso  bemerkt  er  in  der  Vorrede:  Omnia  duce  autopsia  scripsi,  quae 
omnem  falsitatem  excludere  videtur. 

36)  De  catarrhis.  L.  I.  Sect.  2.  Cup.  1 :  Foraini  na  ossis  cribriformis  in  sceleto 
tantum  Bunt  conspicua.  Antiqui  et  recentiores  Crania  in  caemeteriis  considerare 
soliti  fuerunt:   Unde  origo  erroris  extitit. 


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13 


und  so  sey  die  irrige  Meinung  entstanden57),  dass  nicht  nur  durch  jene 
die  Luft  in  das  Gehirn  gelange  und  durch  sie  wieder  austrete,  sondern 
auch  eine  abgesonderte  Feuchtigkeit58). 

§•  7. 

In  Betreff  physiologischer  Untersuchungen  sind  die  vom  Ver- 
fasser angestellten  Wägungen  verschiedener  Thier-Gehirne  59}  von  Interesse. 

Das  Blut,  welches  die  elementaren  Kräfte  übertreffe  und  Unglaub- 
liches vermöge,  sey  in  seinen  Eigenschaften  schwer  zu  fassen  und  frage 
es  sich,  ob  es  je  gelingen  werde40). 

Die  Werkstätte  des  Blutes  befände  sich  weder  in  der  Leber,  noch 
in  der  Milz,  noch  im  Herzen,  sondern  in  ihm  selbst;  in  ihm  gehe  der 
Prozess  der  Bildung  vor  sich41),  in  ihm  bestehe  das  Leben  und  alle 
Feuchtigkeiten  bereite  es  42). 

Die  Ursache  der  Krankheiten  müsse  im  Blute  gesucht  werden45). 

Gerüche  wirkten,  ohne  erkennbaren  Grund,  zuweilen  tödtlich44). 

37)  Galenus  de  usu  partium  L.  VIII.  Cap.  7.  Opp.  ed.  Kühn.  T.  m.  p.  654. 

38)  Dieses  Verdienst yon  K.  V.  Schneider  würdigt  Halle  r  mit  folgenden  Worten: 
Contra  Scholas  omnes  primus  negat,  dari  aperta  foramina  in  nomine  vivo,  per  quae 
a  cerebro  ad  palatum  humores  deflaant,  quo  quidem  invento  optime  de  universa 
arte  meruit,  cum  et  reeeptura  ab  omnibus  errorem  deleverit,  et  infinitos  alios  patho- 
logicos,  etiam  practicos,  errores  imis  ex  fundamentis  subruerit,  qui  omnes  huic  bypo- 
tbesi  innitebantur  (Bibliotheca  Med.  pract.  T.  II.  p.  669). 

39)  De  Catarrh.  L.  H.  C.  16.  p.  179—182. 

40)  L.  HI.  C.  1.  p.  12:  Quoniam  sanguis  supra  vires  elementorum  agit  atqae 
summi  opificis  instrumentum  est,  nemo  facultates  ejus  admirabiles  et  divinas  aatis 
nnquam  depraedieaverit. 

41)  L.  IV.  Sect.  1.  C.  1.  p.  27:  Sanguinis  gignendi  officina  non  in  Hopate  acin 
Liene,  non  in  Corde,  sed  in  Sanguine  inest.  Natura  sanguine  sanguinem  conficit  in 
aanguiue. 

42)  L.  HI.:  A  sanguine,  in  quo  Tita  sit,  omnes  in  corpore  humano  humores 

43)  L.  Bpecialis8.  p.  517:  De  sanguine  nascuntur  morbi. 

44)  L.H.  C.  L  p.  247:  Quidam  ad  hujus  Tel  illius  rei  odorem  occulta  rationo 
citius  deficiunt  et  prorsus  intermoriuntur. 


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14  K.  F.  H.  MARX, 

Die  Ausdünstung  des  Eibenbaums  gefährde  das  Leben45). 
Gehindertes  Athmen46)  verursache  den  Tod. 

Die  Absonderungen  zeigten  manchmal  auffallende  Abweichungen 
von  der  Regel.  So  komme  Milch  bei  nicht  schwangern  Frauen,  bei 
Jungfrauen,  bei  Kindern  und  Männern  vor47). 

Schweiss  und  Thränen  seyen  zuweilen  blutig48);  auch  könnten 
Schweisse  harte  Körper  erzeugen49). 

Der  Verfasser  theilt  mit,  dass  er  oft  erfahren  habe,  wie  bei  voll- 
blütigen Frauen  während  ihrer  ganzen  Schwangerschaftszeit,  ohne  irgend 
einen  Nachtheil,  ihre  regelmässige  Periode  fortdauerte  50),  und  im  Gegen- 
theil,  wie  Frauen  schwanger  und  glücklich  von  ihren  Kindern  entbunden 
wurden ,  ohne  je  die  Periode  gehabt  zu  haben  51). 

Weisse  Schleimflüsse  aus  den  Genitalien  kämen  bei  jungen  Mäd- 
chen vor.  Der  Uterus  sey  dabei  nicht  krankhaft;  die  Feuchtigkeit 
gleiche  der  beim  Schnupfen  52). 

§•  8. 

Zur  allgemeinen  Pathologie  gehören  die  Bemerkungen  über 
Ansteckung,  Epidemie,  Erblichkeit. 

Die  Rotzkrankheit  der  Pferde  verhalte  sich  in  ihrer  Mittheilungs- 


45)  L.  II.  Sect.  2.  C.  1.  p.  250:  Taxi  Tapor  per  anhelitum  pulmonibus  haustus, 
sanguini  miscetar,  unde    illa  placida  et  sopori  tarn  similis  mors  imminet- 

46)  L.II.  C.  1.  p.  234:  quod  pulaiones  auram  nou  coneipiunt. 

47)  L.III.  Sect.  I.  C.  3.  p.88. 

48)  L.  III.  Sect.  1.  C.  9.  p.  367:  Nonnunquam  affectibus  et  lachrymae  et  sudorea 
cruentantnr. 

49)  L.  DL  Sect.  1.  C.  7.  p.252:  Inter  crassos  Btidorea  adnumerari  existimo  su- 
dores Miliiformea. 

50)  L.III.  C.  8.  p.  319:  Non  aaepisaime  observavimus,  sangnineis  et  suoculentis 
foeminis  toto  fere  gestationis  tempore  menses  periodis  solitis  absqae  nlla  noxa  prodiro. 

51)  L.III.  C.  8.  p.  276:  Multae  foeminarum  gravidae  factae  fuerunt  et  etiam 
infantes  feliciter  peperere,  quae  menstrui  profluvü  genere  nunquam  fuere  tentatae. 

52)  L.III.  Sectl.  C.8.  p.  311. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE. 


15 


f&higkeit  so  bösartig,  dass  sie  sogar  andere  aus  der  Ferne  zu  ergreifen 
vermöge  55). 

Die  Augenentzflndung  könne  durch  Ansteckung  und  als  Epidemie 
sich  verbreiten5*). 

Bleibe  ein  Hund  lange  zu  den  Füssen  des  Gichtkranken  liegen, 
so  werde  er  von  demselben  Uebel  befallen55). 

Der  Katarrh  könne  als  Epidemie  auftreten 56)  und  die  Anlage  dazu 
sich  vererben57). 

Gicht  gehöre  zu  den  Erbkrankheiten  58). 

Aus  der  Lehre  der  allgemeinen  Therapie  findet  sich  die  Heil- 
kraft der  Natur  und  der  Nutzen  der  Ableitung  hervorgehoben. 

Die  Natur  müsse  für  die  wirksamste  Hülfe  gehalten  werden  59). 

Schneider  bemerkt:  er  habe  öfters  beobachtet,  dass  Engbrüstigkeit 
durch  Anschwellung  der  Fasse  gehoben  wurde60). 

Gegen  Augenentzündungen  bewährten  sich  vermehrte  Darmauslee- 
rungen 61). 

Ein  Fontanell  am  Arme  vermöge  den  weissen  Fluss  zu  beseitigen  62). 

§•  9. 

Diätetische  Verbaltungsmassregeln  werden  reichlich  angegeben. 
Je  einfacher,  äussert  er  wiederholt,  die  Lebensweise  sey  und  je 

53)  Liber  specialiss.  Cap.  3.  Est  morbus  equorum  pernitiosus ,  malignus  et 
contagiosHs.    Transfertur  ex  longinquo  in  alios  equos. 

54)  Ebend.  C.  1.  p.  68.  69. 

55)  Ebend.  p.  639. 

56)  Lib.  IV.  Sect.  1.  C.  5.  p.  161. 164. 

57)  Lib.  IV.  Sect.  1.  C.  7.  p.263:  Est  et  Catarrhus  Patrius.  Hic  transit  ad 
nepotes. 

58)  Lib.  specialiss.  p.  658. 

59)  Lib.  specialiss.  Cnp.  4 :  Natura  jure  princeps  in  agendo. 

60)  L.III.  C.  6.  p.  204:  Asthma  finitur,  ut  ego  saepius  vidi,  increscente  tumore 

61)  Lib.  speciahss.  p.  83:  Alvus  citatior  medetur  Ophthalmiae. 

62)  L.  IU.  C.  8.  p.  315:  Uterum  ab  antiqua  et  miserrima  üla  influiione  Tindicat. 


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16  K.  F.  H.  MARX, 

weniger  die  Menschen  Gemüthsbewegungen  unterworfen  wären,  desto 
seltner  stellten  sich  bei  ihnen  Katarrhe  ein  6S). 

Litten  daran  Weintrinker  und  giengen  diese  zum  Wasser  Uber,  so 
blieben  sie  von  jenen  Beschwerden  verschont6*). 

Empfehlens werth  sey  solchen  das  Spazierengehen,  jedoch  nicht  im 
Staube,  bei  gehöriger  Sorge  für  warme  Fflsse65). 

Schlafen  am  Tage  erweise  sich  nutzlos;  doch  müsste  Rücksicht  ge- 
nommen werden  auf  anhaltendes  Wachen,  vorausgegangene  Krankheit, 
Alter,  Jahreszeit,  Gewohnheit66). 

Die  Rückenlage  schade67). 

Der  Wohlthat  des  Schlafes  gebühre  das  höchste  Lob68). 
Heisses  Brod  verhalte  sich  nachtheilig69). 

Das  edelste  aller  Getränke ,  der  Wein ,  nähre  und  bekomme  gut 
denen,  welche  an  Katarrhen,  Verschleimung  und  rheumatischen  Be- 
schwerden 70)  litten. 

Biertrinker  7i)  hätten  eine  kräftige  Gesundheit. 

Eine  und  dieselbe  Fischart  zeige  sich  heilsam  oder  schädlich,  je 


63)  L.  III.  Sect.  2.  C.  8.  p.  592:  Quamdiu  homines  frugaliter  vivunt ,  Catarrho 
non  laborant.  Qui  corpus  cxercent,  frugaliterque  vivunt,  a  Catarrho  sunt  liberi. 
Hoc  est  causa,  cur  agrestis  gentis  homines  et  omnes  iJH,  qui  laboriosum  vitae  genas 
cum  frugalitate  sequuntur,  in  Catarrhos  baud  facile  implicentur.    Ebenso  p.  595. 

64)  L.  V.  C.  4:  Nonnulli,  postquam  vinum  bibere  desierunt  et  aquam  incepe- 
runt  potare,  Catarrhos  passi  non  fuerunt 

65)  L.  V.  C.  8.:  Ambulatio  prodierit.  Ea  sit  longa  et  recta,  nec  in  pulvere, 
fiatque  curiosius  involutis  pedibus. 

66)  L.  V.  C.  6:  Somnus  diurnus  omnino  inutilis  est.  Vigiliarum  tarnen,  prioris 
morbi,  senectutis,  consuetudinis,  aestatis  ratione  habita. 

67)  Ebend.:  Omnium  fere  consensu  supinus  cabitus  Catarrhosis  est  nozias. 

68)  Ebend:  Laus  et  virtus  Somni  est  oppido  ingens. 

69)  L.  V.  CS:  Calens  panis  ubique  insalubris  est. 

70)  L.  V.  C.  4:  Nobilissimus  omnium  potus  est  Vinum.  111  i  1  nutht.  Senibus 
catarrhosis  privatim  prodest.   Valet  quoque  adversus  Rheuma  ac  convenit  pitutosis. 

71)  L.  V.  C.  4.   Cerevisia  vocatur  Vinum  Germanorum  sive  Septentrionale. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE. 


17 


nach  dem  Wasser  und  dem  Boden,  unter  jenem  72) ,  worin  sie  sich  auf- 
hielten. 

Eine  Lagerstatte  auf  der  Erde  könne  Katarrhe  veranlassen73). 

Bei  Wohnungen  komme  viel  darauf  an,  nach  welcher  Himmels- 
gegend sie  sich  befanden  und  welche  Aussichten  sie  hätten  74j. 

Plötzliche  Luftveränderung 75) ,  der  Anfang  des  Frühlings  und  die 
Herbstzeit76)  veranlassten  Katarrhe. 

§.  10. 

Die  Arzneimittellehre  wird  in  ihren  Hauptabschnitten  aus- 
führlich besprochen. 

Schneider  erklärt,  dass  er  gewisse  Mittel  billige  und  preise,  theil- 
weise  aber  sie  verwerfe  und  verdamme,  namentlich  die,  welche  nach 
magischer  Leerheit  riechen  und  schmecken  77). 

Bliebe  die  Natur  der  Krankheit  dunkel,  so  erweise  sich  die  Anwen- 
dung noch  so  vieler  Arzneien  als  eitles,  wirkungsloses,  ja  selbst  als  ver- 
wegenes Thun  78). 

Selbst  den  rechtmässigen  Mitteln  mische  man  Unrichtiges  oder 
Abergläubisches  bei79). 


72)  L.  V.  C.  2:  ünum  idemque  piscis  genus  est  salubre  aut  noxium,  aut  inno- 
centius  ratione  aquae  et  soli,  quod  subtus  extat. 

73)  L.  V.  Sect.  1.  C.  1:  Cubilia  humi  posita  possunt  facere  Catarrhos. 

74)  L.  V.  Sect.  1.  C.  1:  Refert  multum,  quo  modo  posita  sint  aedificia,  quas 
codi  partes  habeant  ac  prospectus. 

75)  L.  IV.  Sect.  1.  Cap.  4:  Subita  aeris  mutatio. 

76)  Ebend.  Cap.  7.:  Inter  initia  veris  ac  etiam  autumnali  tempore. 

77)  In  der  Dedication  des  4ten  Buchs:  Quaedam  remedia  approbo,  quaedam 
laudo,  partim  abdico,  partim  in  totum  damno,  utpote  quae  Magicas  Vanitates  redo- 
lent  resipiuntque. 

78)  Ebend.:  Ignorata  morbi  natura  sat  multa  medicamina  praebentur,  quaevana 
sunt,  inetäcacia,  imo  plane  temeraria. 

79)  L.  IV.  Sect.  2.  C.  7:  Et  legitimis  remediis  aliquid  falsi  aut  superetitiosi 
permiscetur. 

Phys.  Glosse.    XIX.  C 


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K.  F.  H.  MARX, 


Manche  glaubten,  es  müsse  ein  Universal- Heilmittel  geben,  weil 
Brod  Universal-Nahrungsmittel  sey80). 

Eigentliche  Augenmittel  gäbe  es  nicht;  die  dafür  gehaltenen  würden 
mit  Substanzen  verbunden,  welche  nach  dem  Darmkanal  ableiten  8l). 

Die  Augenwasser  würden  aus  Kupfer,  Wismuth,  Blei  dargestellt 

Alle  zum  Einsprützen  dienenden  Ohrmittel  wären  für  verdächtig 
und  gefährlich  zu  halten83). 

Gifte  könnten  zur  wohlthätigen  Hülfe  umgewandelt  werden84). 

Der  Mohnsaft  sey  von  allen  Schlafmachenden  Arzneien  die  mäch- 
tigste und  berühmteste  85). 

Die  Eigenschaft  desselben  sey  nicht  kühlender  Art  86). 

Es  entstehe  dadurch  eine  Vermehrung  der  Hautthätigkeit87). 

Wer  an  Opium  gewohnt  sey,  dem  müsse  man  eine  grössere  Gabe 
reichen  88). 

Die  Wurzel  der  Hundszunge  betäube  nicht89). 

Starke  abführende  Mittel  wirkten  zuweilen  schon  durch  den  Geruch  M). 

Die  Knollen  der  Zeitlose  dürften  nicht  für  speeifisch  wirkend  in 


80)  L.  IV.  Sect.  2.  p.  495:  Universale  Medicamentum  nonnulli  credunt  dari 
posse,  ea  mnxime  ratione  moti,  quod  et  universale  alimentum,  quod  est  panis,  existat. 

81)  Lib.  specialiss.  Cap.  1.  Ocularia  appropriata  medicamenta  sunt  nulla,  varie 
miscentur  purgantibus. 

82)  Ebend.  Collyria  et  ex  mineralibus  conficiuntur,  ex  Vitriolo,  Marcbasita, 
Plumbo,  Lytharpyro,  Aere,  Antimonio. 

83)  Ebend.  Cap.  2.  Omnia  Otir.n.  qnae  auribus  infundenda  sunt,  multis  suspecta, 
proreus  aliena  ac  periculosa  esse  videntur. 

84)  L.  IV.  Sect.  2.  C.  8.:  Veneria  possunt  transire  in  auxilia, 

85)  Ebend.:  Opium  omnium  soporiferorum  est  potentissimum  et celebratissimura 
medicamentum. 

86)  Ebend.  Opio  non  est  natura  refrigerans. 

87)  L.  IV.  Sect.  2.  C.4.:  Opium  sudorem  mc-vet. 

88)  L.  IV.  Sect.  2.  C.  8:  Assuetis  plus  Opii  dandum. 

89)  L.IV.  Sect.  2.  C.  8.  p.513:  Cynoglossi  radix  non  est  narcotica. 

90)  L.II.  C.  2.  p.  288:  Tenuis  aura  naribus  tracta  alvum  solvit. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE. 


19 


der  Gicht  gehalten  werden 91).  Dass  sie  durch  Beförderung  der  Stuhl- 
ausleerung die  Feuchtigkeiten  aus  den  fernen  Gelenken  entfernen 92), 
sey  eine  Meinung. 

Ob  Kampfer  kühlend  oder  erwärmend  sich  verhalte,  wäre  zweifelhaft 93). 

Die  spanischen  Fliegen  gehörten  zu  den  gefährlichen  Arzneimitteln  9*). 

Dem  Borax  schreibe  man  austreibende  Eigenschaften  zu  bei  Stein- 
kranken und  bei  Wöchnerinnen  95). 

Quecksilber  werde  von  der  Natur  durch  den  Speichel  ausgeleert, 
jedoch  bleibe  es  eine  ungelöste  Frage,  durch  welche  Kraft96). 

Aus  der  speciellen  Pathologie  und  Therapie  berührt  er 
zuweilen  die  eine  oder  andere  Krankheit,  wie  z.  B.  Gicht.  Hüftweh, 
Steinbeschwerden,  Rückendarre,  wobei  beachtungswerthe  Aeusserungen 
vorkommen,  z.  B.  dass  von  der  Gicht  die  entferntesten  Gelenke,  die 
grosse  Fusszehe,  zuerst  ergriffen  würde 9?),  dass  der  Bildungsstoff  des 
Steins  in  Speise  und  Trank  enthalten  sey  98i ,  dass  Rückendarre  aus 
Ausschweifung  und  Eintrocknung  des  Rückenmarks  entstehe99)  etc.; 
allein  der  Katarrh  bleibt  immer  Hauptgegenstand. 

91)  Liber  specialiss.  p.  716:  Hermodactyli  non  sant  specifica  (purgantia)  in  Ar- 
thritide. 

92)  Ebend.  p.  748:  Hamoros  ab  articulis  extremis,  purgatione  alvi  facta,  revo- 
care  creduntur. 

93)  L.  IV.  Sect.2.  C.  10.   ütrum  Camphora  refrigeratoria  sit  an  excalfactoria. 

94)  L.IV.  Sect.  2.  C.  4:  Cantiiarides  suut  periculosa  medicamenta. 

95)  Liber  specialiss.  p.  234:  Boracem  calculosis  et  puerperis  Medici  offerunt, 
quo  Tim  naturalem  expultricem  adjuvari  credunt 

96)  L.  HI.  Sect.  1.  C.  11.  p.  438:  Ungueutum  movet  salivam  quam  rehementis- 
sime,  qua  vi,  quaestio  est  ingens. 

97)  Lib.  specialiss.  C.  XI.  p.  642 :  Artbriticorum  articuli  remotissimi  primum 
afficiuntur,  ut  pollex. 

98)  L.  IU.  Sect.  1.  C.  7.  p.  232:  Calculus  non  aliunde  quam  a  eibo  potuve  oritur. 
Dabei  bemerkt  er  (p.  234):  Calculo,  per  Dei  gratiam  obnoxius  non  buiu. 

99)  Liber  specialiss.  C.  6.:  Tabes  dorsalis  de  Venere  et  de  spinalis  medullao 
siccitate. 

C2 


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20  K.  F.  H.  MARX, 

Diesem  wird  ein  weiter,  wohl  zu  weiter.  Spielraum  einge- 
räumt100). 


§•  11. 

Warum  einem  Manne,  wie  dem  Verfasser  des  besprochenen  Werks, 
kein  biographisches  Denkmal  gesetzt,  von  seinen  Aussprüchen  und  Win- 
ken so  wenig  Notiz  genommen  wurde,  und  dass  nur  die  spärlichsten  Notizen 
über  seine  Erlebnisse  und  Leistungen  existiren,  ist  schwer  einzusehen. 
Läge  die  Schuld  des  Schweigens  derer,  mit  welchen  er  verkehrte,  darin,  dass 
sie  sich  um  ihn  wenig  kümmerten,  ihn  selbst  hassten ,  weil  sie  ihn  für 
einen  Neuerer,  für  zu  freimüthig  und  aufgeklärt  hielten,  oder  in  unrei- 
neren Gründen,  weil  sie  wünschten,  dass  so  selten  wie  möglich  von  ihm 
geredet  werde  und  sein  Andenken  nicht  frisch  bliebe,  sondern  erbleiche, 
so  haben  sie  ihren  Zweck  nicht  erreicht,  denn  die  wissenschaftliche  Welt 
weiss  nun,  dass  er  da  war  und  zwar  nicht  umsonst.  In  dem  Umstände, 
dass,  im  Interesse  der  Wissenschaft  und  Wahrheit,  nach  zwei  Jahrhun- 
derten noch  nach  Spuren  seiner  Wirksamkeit  und  der  Art  seines  Den- 
kens gesucht  wird,  liegt  wohl  ein  vollgültiges  Zeugniss  seines  Werthes 
und  seiner  Bedeutung. 


Giebt  das  bereits  Mitgetheilte  schon  einen  hohen  Begriff  von  der 
umfassenden  Bildung  und  praktischen  Erfahrung  K.  V.  Schneider's,  so 
wird  das  Nachfolgende  noch  mehr  denselben  feststellen.  Manche  seiner 
Bemerkungen  gleichen  so  sehr  denen  einer  weit  späteren,  selbst  der 
neuesten  Forschung,  dass  man  sich  überrascht  und  gedrungen  fühlt  der 
Schärfe  und  Mannigfaltigkeit  seiner  geistigen  Beschäftigung  Bewunderung 
zu  zollen. 

100)  In  der  Widmung  des  lten  Buchs:  Quis  morbus  non  est  Catarrhus ?  Et  quis 
non  de  Catarrho  nascitur?   Quis  quoque  est  sine  Catarrho? 


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KONRÄÜ  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE. 


21 


§■  12. 

In  dem  Werke  über  die  Krankheiten  des  Kopfes 101) ,  worin  der 
Schlaf  nach  den  verschiedenen  Arten,  der  Schwindel  und  Schlagfluss  ab- 
gehandelt werden,  wird  von  ihm  viel  Psychologisches  und  Physiologisches 
aur  Sprache  gebracht. 

Es  sey  eine  Frage ,  entwickelt  er 102) ,  ob  die  Seelenvermögen  im 
Gehirne  bestimmte  Sitze  hätten.  Er  zweifle,  dass  der  vordere  Theil  des 
Gehirns  die  Phantasie,  der  mittlere  das  Denken,  der  hintere  das  Gedächt- 
niss  vermittle.  Für  den  Verstand  und  die  Kenntniss  gäbe  es  keine  ma- 
terielle Grundlage 105). 

Die  Kraft  der  Empfindung  gehe  vom  Gehirne  aus,  die  des  Pulses 
vom  Herzen  104). 

Im  Schlafe  besässe  die  Seele  alle  Eindrücke,  blos  schwächer105). 

Der  Einfluss  der  Phantasie  der  Mutter  auf  den  Fötus  finde  Statt 
Aus  eigener  Erfahrung  theilt  er  einen  Fall  mit lü6). 

Wie  viele  Stunden  der  Mensch  schlafen  solle,  das  könne  nur  nach 
dem  Lebensalter  und  sonstigen  Bedingungen  bestimmt  werden107). 

Während  der  Nacht  und  des  Schlafes  erfolge  nicht  nur  der  Aus- 
bruch des  Schweisses,  sondern  auch  der  Hautausschläge108). 

Eingenommene  starke  Abführungsmittel  würden  durch  den  Schlaf 
nicht  abgeschwächt,  sondern  im  Gegentheil  kräftiger109). 


101)  De  Morbis  Cnpitis  ßeu  Cephalicis  illis.  ut  vocant,  soporosis,  atque  hormn 
de  Curatione.   Wittebergae.  1669.  4. 

102)  I.  p.  209. 

103)  I.  p.  260:  Mens  et  intellectns  nullo  pacto  organicus  est. 

104)  I.  p.  09:  Vis  sensitiva  solum  in  Cerebro,  pulsandi  in  corde. 

105)  I.  p.  440. 

106)  I.  p.  264. 

107)  I.  p.  398:  ratio  certe  temperamenti,  aetatis,  sexus,  temporis  anni  habend» 
esse  videtnr. 

108)  L  p.  173:  Noctu  ac  somno  non  sudor  modo,  sed  etiara  omnia  exanthema- 
tum  genera,  Pctechiae,  Rubeola,  Rossalia,  Variolae,  Morbilli  raagis  eruropunt. 

109)  I.  p.  38 :  majore  discrimine  maligmim  medicamentum  foretur. 


22  K.  F.  H.  MARX, 

Durch  Opium  und  ähnliche  narkotische  Substanzen  entstehe  in  zu 
grosser  Gabe  kein  Schlaf11»). 

Nach  Unterbindung  der  Nerven  verliere  sich  Gefühl  und  Bewegung111). 
Durch  Einschnitt  in  den  Nerven  komme  es  zur  Anästhesie  m). 
Lähmung  bilde  sich  durch  Erschlaffung  der  Nerven  115). 
Nie  ruhe  das  Herz  11 5). 

Allgemeine  Mittel  gegen  den  Schwindel  (Antidinica)  durften  nicht 
angenommen  werden,  sondern  nur  solche,  welche  gegen  die  wahrschein- 
liche Ursache  desselben  etwas  vermögen115). 

Der  Schlagfluss,  in  der  Regel  aus  materiellem  Grunde  entstehend, 
erfolge  auch  aus  nicht  materiellem  ,l6). 

§•  13. 

In  einer  andern  Quartschrift von  1144  Seiten,  von  welcher  er 
wünschte,  dass  sie  nicht  so  angesehen  würde,  als  wollte  sie  die  Lehr- 
meisterin spielen  l18),  handelt  er  vom  Schlagfluss  und  von  der  Lähmung. 


110)  I.  p.  375:  Opium,  Mandragora,  Hyoscyamus  sunt  venena  facultati  animali 
advcrsa.  Quapropter  haec  largiter  hausta  facultatcm  aniinalem  opprimunt  ac  fugant, 
verum  aatem  somnum  non  inducunt. 

111)  L  p.  69:  Ligatis  nervis  6ensus  et  motus  amittitur. 

112)  I.  p.257:  Nervo  inciso  sensuB  partis  tollitur. 

113)  I.  p.  69:  ut  loquuntur  rnollificari. 

114)  I.  p.  130:  Cordis  motus  nunquam  intermissus  est,  interdum  remissos.  Nun- 
quam cessat,  etiam  cunctis  corporis  membris  per  somnum  quiescentibua. 

115)  II.  p.  194:  Curatio  Vertiginis  nil  requirit  nisi  remedia  facultatem  sensitivam 
externam  resuscitantia. 

116)  II.  p.  535. 

117)  Liber  de  Nova  gravissimorum  trium  Morborum  curatione,  De  Apoplexia, 
cujus  Sedes  non  semper  est  Cerebrum;  Lipopsychia,  quae  non  Vitalis,  sed  Animalis 
Facultatis  fractae  Symptoma  est;  Paralysi,  cujus  sedes  non  Cerebrum,  nec  Spinalis 
Medulla  nec  Nervus  semper  est ,  veluti  nec  causa  proxima  est  defectus  Spiritus  Ani- 
malis. Anacepbalaeosea  duae,  hic  subjectae,  quarum  altera  ad  Apoplexiam  spectat, 
altera  ad  Paralysin.   Francofurti.  1672.  4. 

118)  Vorrede:  Non  vult  haberi  magister  aut  praeceptor,  sed  existimator  libcr. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  ÜND  DIE  KATARRHE. 


23 


Der  Schlagfluss  könne  blos  Symptom  seyn  und  aus  Gemüthsbewe- 
gnngen  erfolgen 

Er  werde  Blutschlag  genannt,  weil  Blut  in  das  Gehirn  dringe,  doch 
treffe  die  Erschütterung  durch  die  Seele  den  Körper  l2°). 

Mehr  oder  weniger  fände  eine  Störung  des  höheren  Vermögens 
Statt  1"). 

Bei  der  Ohnmacht  werde  der  Puls  nur  leicht  oder  gar  nicht  ver- 
ändert.   Eine  Blutung  werde  dadurch  zum  Stillstand  gebracht 122). 

Zur  Ausbildung  des  Schlagflusses  bedürfe  es  keiner  Affection  des 
ganzen  Gehirns,  sondern  blos  eines  Theiles  125). 

Sitz  des  Schlagflusses  könne  jedes  mit  Sinn  begabte  Organ  seyn 12+). 

Halbseitige  Lfihmung  dürfe  nicht  für  einen  schwachen  Schlagfluss 

gehalten  werden  125). 

Würden  mehrere  Nerven ,  welche  aus  dem  Nervenprincip  stammen, 

verletzt,  so  erlitte  die  Gesammtöconomie  des  Gehirns  keine  Störung126). 

Sprachlosigkeit  könne  als  ungesetzmässiger  Schlagfluss  eintreten  127). 

Schlagfluss  gehöre  zu  den  Erbkrankheiten128). 

Heilung  gelinge  zuweilen  bei  anscheinendem  Tode129). 


119)  Cap.  1. 

120)  Cap.  2. 

121)  Ablatio  Facultatis  Animalis  Cap.  5. 

122)  Lipothymia  et  Lipopsychia  pulsus  nihil  aut  leviter  immutatur.  Sistuntpro- 
fluvium  Sanguinis.    Cap.  6. 

123)  Non  cunctum  Cerebrum  oportet  laborare,  ut  nasci  Apoplexia  queat.  Abunde 
est,  portionem  Cerebri  affligi.    Cap.  8. 

124)  In  omni  membro,  quod  Sensu  gaudet,  potest  esse  Scdes  Apopleziae.  Cap.  12. 

125)  Hemiplexia  non  est  Apoplexia  debilia.    Cap.  15. 

126)  PluribuB  nervi»  laesis,  qui  a  Principio  Nervorum  originem  ducunt,  non 
tota  oeconomia  Cerebri  turbatur.  Ebend. 

127)  Apbonia  tanqunm  illegitima  Apoplexia.    Cap.  17. 

128)  Revera  extat  Haereditaria  Apoplexia.  Ebend. 

129)  Multi,  ablatis  sensibus,  Apoplexia  jam  mortui,  ab  illa  morte  revixere. 
Cap.  19. 


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24 


K.  F.  H.  MARX, 


Auf  Schlag  folge  Lähmung130),  manchmal  Verlust  des  Gedächtnisses 151) 
und  Neigung  zur  Rührung,  selbst  zum  Weinen 132). 

Eine  Ohrfeige  könne  tödtlichen  Schlagrluss  veranlassen  133). 

Die  Cur  dürfe  nicht  verschoben,  sondern  müsse  eilig  vorgenommen 
werden  13+). 

Selbst  aus  dem  gelähmten  Arme  sey  zuweilen  Blut  zu  entziehen  15S). 
Blutegel  bewährten  sich136). 

Diejenigen,  welche  Christus  von  der  Lähmung  heilte,  könnten,  im 
medicinischen  Sinne,  nicht  Gelähmte  genannt  werden157). 

Durch  Lähmung  gehe  die  freiwillige  Bewegung  verloren130). 

Gelähmte  Glieder  geriethen  zuweilen  in  Zuckungen  159). 

Bei  Lähmung  nach  leichter  Gehirnverletzung  zeige  sich  das  Rücken- 
mark nicht  krankhaft  ergriffen  »40). 

Da  in  den  einzelnen  Gliedern  die  bewegende  Kraft  wohne,  so  könnte 
sie  auch  aus  ihnen  vertrieben  werden  1+1). 

Eine  leichte  Lähmung  sey  die.  wo  nur  die  Bewegungskraft,  eine 
schwere,  wo  auch  die  Empfindung  fehle142). 

130)  Apoplexiam  excipit  Paralysis.  Ebend. 

131)  Interdum  vertitur  in  Oblivionem.  Ebend. 

132)  Fractofluxoquesuntanimo.utsubindeaut  sine  causa  facile  illachrymcnt.  Ebd. 

133)  Alapa  infracta  oritur  Apoplexia  interdum  prorsus  mortifera.    Cap.  22. 

134)  Omnis  Apoplexiae  cu ratio  est  niaturanda,  non  procrastinanda ,  cum  Apo- 
plexia nil  Bit  quam  Paroxymus.  Ebend. 

135)  Vena  etiam  in  paralytico  brachio  incidenda  interdum  est  Ebend. 

136)  Sanguisugae  utibter  admoventur.  Ebend. 

137)  De  Paralysi  Cap.  1:  Quos  Paralyticoa  sanarit  Christus,  ü  onines  mcdico 
sensu  dicti  paralytici  non  fuerunt 

138)  Cap.  2:  Paralysi  tollitur  vis  Motrix  arbitraria. 

139)  Ebend.:  Paralytica  membra  interdum  convelluntur  omnino. 

140)  Cap.  3:  Cranio  leviter  laeso,  Paralysis  supcnrcnit,  nec  ullo  modo  male 
affccta  fuit  Spinalis  Medulla. 

141)  Cap.  4:  In  singulis  membris  quasi  scparatim  babitat  Facultas  Motrix  et 
inde  potest  fugari. 

142)  Ebend:  Mitior  Paralysis,  qua  sola  Motrix  vis  arbitraria  aufertur;  gravior, 
qua  et  Sensitiva,  ac  utraque  fere  radicitus,  ut  multo  altius  soporata  videatur. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE. 


25 


Als  Hülfsmittel  werden  Gegenreitze  empfohlen143).  Gewarnt  wird 
aber  vor  Zorn  und  Schrecken,  denn  von  Uebeln  dürfe  nichts  Gutes  er- 
wartet werden144). 

§•  14. 

In  einem  nicht  so  voluminösen  Quartanten ,  wie  in  dem  eben  be- 
sprochenen, äussert  er  seine  Ansichten  über  die  Natur  der  Krämpfe  l4S). 

Der  Unterschied  zwischen  Krampf  und  Zuckung  wird  ausführlich 
auseinandergesetzt146);  ebenso  deren  Bezeichnung  bei  Griechen  und  La- 
teinern »«), 

Krampf  sey  bald  Symptom,  bald  selbständige  Krankheit148). 
Zwischen  Krampf  und  Lähmung  müsse  unterschieden  werden149). 
Diejenigen  irrten,  welche  blos  die  Nerven  beschuldigten150). 
Die  Muskeln  machten  ihr  Recht  geltend151). 
Krampf  des  Herzens  sey  Herzklopfen,  nicht  Ohnmacht152). 

143)  Cap.  9:  Valent  plurinium  Cauteria.  Ea  non  semper  Vertici  aut  Occipiti 
aut  Nuchae  sunt  imprimenda. 

141)  Ebcnd:  Ira  habetur  remedium  Paralyseos.  Est  dogma  vetcrum  et  juniorum. 
Est  potiua  error.  Ira  ducitur  in  nuraero  causarum.  Terror  aliquando  profuit:  ob 
id  non  refertur  intcr  remedia.    Non  facienda  sunt  mala,  ut  sperentur  bona. 

145)  Liber  de  Spasmorum  Natura  et  Subjecto,  nec  non  et  de  causis  eorum 
spasmorum  ac  earum  motionum  spastiearum  et  epilepticarum ,  quae  aliquando  in 
recens  defunetis  ac  in  occisis  corporibu»  maxinie  militum,  qui  in  acie  pugnantes  ceci- 
derunt,  ctiamnura  maniiestantur ,  ac  non  sine  admiratione  deprebenduntur.  Witte- 
bergae.  1G78.  4. 

146)  Tag.  1—30. 

147)  P.  30—69. 

148)  P.  69. 

149)  Differrc  Paralysin  et  Spasmum. 

150)  Qui  Nervös  sentiunt  esse  Subjectum  Spasmorum,  ii  sunt  erroris  omnino 
manifesti  p.  153. 

151)  Musculum  esse  Subjectum  Spasmi.  Musculorum  nisus  et  in  naturali  et 
in  praeternaturali  deprehenditur  motu  p.  224. 

152)  p.  180.  Beatam  Virginem  Spasmum,  id  est  deliquium  animi,  passam  esse, 
indeque  corruisse  in  terram  exingenti  dolore,  dum  primum  Jesum  in  Cruce  pendentem  aspexit. 

Fhys.  Classe.    XIX.  D 


26  K.  F.  H.  MARX, 

Die  Ursachen  habe  man  stets  für  dunkel  erachtet155)  und  als 
solche  bald  Fülle,  bald  Leerheit,  bald  Mitleidenschaft  angenommen15*). 

Aeussere  Eindrücke  wirkten  auf  die  innern,  diese  auf  die  äussern 
und  so  entständen  Krämpfe155). 

Nach  dem  Tode  komme  manchmal  eine  Steifigkeit  des  männlichen 
Gliedes  vor 156) ,  und  bei  Enthaupteten  eine  krampfhafte  Bewegung  des 
Rumpfes157). 

§.  15. 

Von  den  kleineren  Arbeiten  K.  V.  Schneider's  sowie  der  unter  sei- 
nem Vorsitze  erschienenen  Dissertationen,  habe  ich  mehrere  nicht  einsehen 
können;  darum  erwähne  ich  auch  diese  nicht.    Diejenigen,  welche  mir 
zu  Gebote  standen,  führe  ich,  nach  den  Materien  alphabetisch  geordnet,  auf: 
De  Angina.    J.  Fridelius.    W.  1666.  4. 
De  Apoplexia.    G.  Leisner.    1662.  4. 
De  Apoplexia.    Sam.  Kochmaister.    1668.  4. 
De  Apoplexia.    Ch.  Grauel.    1676.  4. 
De  Arthritide.    J.  Breuver.    1663.  4. 
De  Lapide  Bezoar.    G.  Becker.    1673.  4. 
De  Cachexia.    J.  C.  Strauss.    1669.  4. 
De  Calculo  renum.    A.  G.  Billich.    1650,  4. 
De  renum  et  vesicae  Calculo.    M.  J.  Fridelius.    1665.  4. 
De  Cancro.    J.  L.  Laelius.    1666.  4. 
De  Epilepsia.    Sam.  Sturm.    1650.  4. 
De  Epilepsia.    J.  C.  Nettelbach.    1667.  4. 

153)  p.  290:  Spasmi  causa  raultis  Semper  rircomfusa  fuit  tenebris,  rariisque 
obstrueta  difficultatibus. 

154)  p.  241:  Repletio,  p.  249:  Inanitio,  p.  262:  Conuensus. 

155)  Sensus  externi  afficiunt  internos  et  hi  vicissim  externos,  unde  oriantur 
Spasmi.   p.  243. 

156)  Priapismus  post  mortem  instat,  urgetque  more  aliquorum  Spasmorum  et 
Spats  tiearum  motionum.    p.  395. 

157)  Capite  praeciso,  truneum  corpus  Spasticos  motus  adhuc  passum  eBt.   p.  416. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE. 


De  Erysipclate  sive  Rosa,    M.  Klingsporn.    1668.  4. 

De  Fracturis  Cranii.    A.  Homberg.    1673.  4. 

De  Hydrope.    J.  F.  Klobius.    1649.  4. 

De  Hydrope.    M.  Tilingius.    1663.  4. 

De  Ictero  rlavo,    J.  Breuver.    1664.  4. 

De  Melancholia.    A.  Keil.    1664.  4. 

De  Ossibus  temporum.    G.  Wanckel.    1653.  8. 

De  Partu  difficili.    Z.  Mittlacher.    1675.  4. 

De  Peste,  morborum  principe.    J.  Gerdes.    1680.  4. 

De  Phrenitide.    F.  Khien.    1666.  4. 

De  vera  natura  et  recta  ratioue  curandae  Phthiseos.    Sigism.  Grassius. 
1648.  4. 

De  Pleuripneümonia.    Chr.  Schroedter.    1679.  4. 
De  Pleuritide.    G.  Lothus.    1648.  4. 

De  Sanguine  ut  de  parte  corporis  principe,  ac  tanquara  de  causa  et  sede 
morborum,  tandemque  de  via  illos  curandi.    M.  Pauli.   1679.  4. 
De  Spasmo  cordis.    G.  Becker.    1675.  4. 

De  Spasmorum   subjecto   contra  iueptara  opinionem  Nicolai  Chesneau. 

G.  Hiraselius.    1676.  4. 
De  Vulneribus  Pulmonum.    Sam.  Sturm.    1654.  4. 


Ob  und  welchen  persönlichen  Antheil  K.  V.  Schneider,  als  Praeses, 
an  diesen  Arbeiten  hatte,  ist  schwer  zu  sagen;  nach  der  herrschenden 
früheren  Gewohnheit  und  auch  nach  dem  Inhalte  zu  urtheilen,  wahr- 
scheinlich keinen  geringen. 

Vergegenwärtigt  man  sich  seine  volle  Thätigkeit,  so  wird  man  nicht 
umhin  könuen  einzugestehen,  dass  er  die  ihm  vergönnten  66  Lebensjahre 
zur  reichlichen,  dankenswerthen  Belehrung  und  zur  Anleitung  einer 
tüchtigen  Nacheiferung  benutzte. 


D2 


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28 


K.  F.  H.  MARX, 


§•  16. 

Anstatt  der  allzugedehnten  Auslassungen  in  K.  V.  Schneiders  be- 
lobten Büchern  über  die  Katarrhe  diene  in  Betreff  dieser  Krankheit, 
mit  Rücksichtnahme  auf  neuere  Erfahrungen  und  Ansichten,  folgende 
Berührung  der  wichtigsten  Punkte. 

In  alter  Zeit  glaubte  man,  die  Feuchtigkeit  beim  Nasenkatarrh 
komme  aus  dem  Gehirne,  weswegen  der  Vorgang  Abfluss  l58j  genannt 
wurde. 

Die  Bezeichnung  Katarrh  wurde  beibehalten,  aber  von  der  ange- 


158)  Von  xaiafäita,  ich  fliesae  herab,  nataQQoc,  das  Herabfhessen ,  Catarrbus, 
Defluxus,  Destillatio;  oder  blos  von        ich  flicsse,  «Wu«,  rheuma,  fluxus. 

Der  Ausdruck  *ara$$of  findet  sich  bei  Hippocrates.  Er  sagt:  derselbe  werde 
alten  Leuten  gefährlich,  wenn  auf  einen  Winter  mit  Südwinden  und  Regen  ein  trock- 
ner  Frühling  folge.  Wäre  aber  der  Sommer  trocken,  herrschten  da  Nordwinde,  im 
regnichten  Herbste  Südwinde,  dann  entständen  Husten  (0<jx«<),  Heiserkeit  (ßQ<*n°*) 
and  Schnupfen  (uoQvtfn)  (Aphor.  Sect.  III.  12.  Ed.  Kühn.  T.  IH.  p.  722),  und  an 
einer  anderen  Stelle:  der  Abfluss  erfolge  als  Absonderung  aus  dem  Kopfe  ($rio*  öl 
and  hfifrdri  lo>f  «noxoiiio;.    Libcr  de  Glandulis.    Ebend.    T.  I.    p.  497). 

Galenus  bemerkt:  Schnupfen,  Heiserkeit  und  Katarrh  seyen  Beschwerden  aus 
einer  Feuchtigkeit,  die  vom  Überfüllten  Gehirne  herabflies«,  («<^i  :.r  öi  mal  ß9drXo( 
mal  maiäfäovs  und  Mf<paXft{  pl*  ägxw**  *"  nä&tj  nlr^ovjifvr^.  Introductio  s.  Medi- 
cus.  Cap.  13.  Ed.  Kübn.  T.  XIV.  p.  742).  Ferner:  Die  dünne  Flüssigkeit,  welche 
durch  die  Nase  ausgeschieden  werde,  hätten  alle  alten  Aerzte  Schnupfen  genannt, 
die  aber  durch  den  Gaumen  herabkommende  Katarrh  (<V  intQuas  *axa$ovv:  Coro- 
ment.  II.  in  Hippocratis  Prognosticon  49.  T.  XVIII».  p.  180.  Ebenso:  De  Sympto- 
matum  Causis  L.III.  C.  11.  T.  VII.  p.  263.    Definitiones  med.  252.  T.  XIX.  p.  418). 

Ein  Vers  der  Salernitanischen  Schule  (De  conserranda  Valetudine.  Cap.  3)  lautet: 
Si  fluat  ad  pectus,  dicatur  Rheuma  Catarrhus, 
Si  ad  fauces,  Branchus,  si  ad  nares,  esto  Coryza. 

KÖQvfa  (gleichsam  »a^^qtvttt^,  capitis  fluxus)  ist  Schnupfen. 

G.  Heberden  handelt  den  Katarrh  blos  unter  dem  Namen  Destillatio  ab  (Com- 
mentarii  de  morborum  historia  et  curatione.  Recudi  cur.  S.  Th.  Soemmerring.  Fran- 
cof.  ad  M.  1804.    8.   p.  105—108). 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE.  29 

nominellen  frühem  Quelle  ist  längst  keine  Rede  mehr,  denn  diese  hat 
K.  V.  Schneider  in  den  Vorstellungen  der  Aerzte  gründlich  verschüttet. 

%  17. 

Je  mehr  das  Absonderungsorgan  des  gewöhnlich  so  genannten  Ka- 
tarrhs in  seiner  weiten  Ausdehnung  erkannt  wurde ,  um  so  zahlreicher 
geschah  die  Annahme  und  Benennung  der  Arten  dieser  Störung. 

Die  Namen  l59)  wurden  ertheilt  nach  den  betroffenen  Theilen,  nach 

  > 

159)  So  nach  den  Theilen: 
Catarrhus  abdominalis  s.  gastrici» ,  Tussis  stomachica,  Magenkatarrh,  Magenhusten, 

Bauchhusten ; 

—  atlrium,  Ohrkatarrh; 

—  bronchiorum  s.  pulmonum,  s.  pectoris,  Catarrheuma,  Anacatbarsis  catarrhalis, 

Blennoptysis,  Katarrhalhusten ,  Brustkatarrh; 

—  fand  um.  Halskatarrh; 

—  gnstrica,  Dyspepsia,  Magenkatarrh; 

—  hepatis,  Atonia  hepatis,  hepatirrhoea ,  hepatorrhagia ,  fluxus  hepaticum, 

Leberfluss ; 

—  intestinorum ,  Blennorhoea  intestinalis,  Diarrhoea  mucosa,  Profluvium  alvi 

album,  fluxus  alvinus,  Enteritis  serosa,  Schleimfluss  des 
Darmkanals,  Durchfall; 

—  lacrimatis,  viarum  lacrimalium,  K.  der  Thränenwege; 

—  laryngis,  Laryngitis  serosa,  Katarrh  des  Kehlkopfs; 

—  nariura,  Coryza  pituitosa,  blennorrboea  nasalis,  Nasenkatarrh,  Schleim- 

schnupfen; 

—  oculorum,  Conjunctivitis  catarrhalis,  Augenkatarrh; 

—  oris,  Stomatitis,  K.  der  Mundhöhle; 

—  sinus  frontalis,  Metopantralgia,  Stirnböhlenkatarrh; 

—  traohealis,  Tracheitis  serosa,  Luftröhrenkatarrh; 

—  tubae  Eustachii,  K.  der  Eustachischen  Trompete, 

—  urethrae,  Blennorrhoea  s.  Medorrhoea  nrethrae,  Phallorrhoea,  Gonorrhoea, 

Tripper; 

—  uteri,  Gehärmutterkatarrh ; 

—  vaginae,  Leucorrhoea,  fluor  albus,  weisser  Fluss; 

—  ?esicae,  Cystocatarrhus.  Blasenkatarrh; 
nach  den  Krankheiten: 


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K.  F.  H.  MARX, 


den  gebildeten  Krankheiten,  nach  dem  Charakter,  dem  Verlaufe  und  den 
Symptomen  derselben. 


Da  die  Schleimhaut  auf  viele  Organe  verbreitet  ist160),  so  kann 


Catarrhus  arthriticomm,  Gichtkatarrh; 

—  lmoraorrhoidalis,  Häznorrhoidalkatarrh ; 

—  phthisicus,  Phthisis  transitoria,  Schwindsuchtskatarrh; 
nach  dem  Charakter: 

Catarrhus  benignus  s.  simplex,  gutartiger,  einfacher  Katarrh; 

—  complicatus,  inflamroatorius,  acutus  s.  sthenicus,  Pneumouia  catarrhalis, 

entzündlicher  Katarrh; 

—  contagiosa,  ansteckender; 

—  nialignus  s.  nervosus,  putridus,  Typhus  lymphaticus  catarrhalis,  bösartiger, 

nervöser  Katarrh; 
nach  dem  Verlaufe: 

Catarrhus  acutus  s.  febrilis,  febris  catarrhalis  simplex,  Schnupfenfieber; 

—  chronicus,  Tussis  chronica  catarrhalis,  langdauernder  Schleimhusten; 

—  epidemicus,  C.  rossicus,  Influenza,  Grippe,  Russischer  Schnupfen; 

—  typicus,  typischer  Frühsommer-Katarrh,  Sommerkatarrh,  Ileufieber,  Heu- 

Asthma,  C.  aestivus,  hay-fevor,  catarrhe  d'ete,  cat.  des  foins, 
maladie  de  foin; 

nach  denSymptomen:  Catarrhus  suffocativus,  Orthopnoea,  Asthma  paralyticum, 
Apoplexia  pulmonum,  Steckfluss. 
160)  Sie  reicht,  bemerkt  C.  F.  Th.  Krause  (Handb.  der  menschlichen  Anatomie. 
2te  Aufl.  Hannover.  1841.  Bd.  I.  S.  11G)  a)  in  Gestalt  eines  Kanals  mit  mehreren 
blinden  Verlängerungen  von  den  Nasenlöchern  und  der  Mundspalte  bis  zum  After. 
Sie  überzieht  im  ununterbrochenen  Zusammenhange  die  Nasenhöhlen  mit  ihren  Neben- 
böhlen, den  Nasenthriinengang  und  Thränensack;  die  Mundhöhle  mit  der  Zunge, 
Gaumen  und  Speichelgängen,  die  Höhle  des  Schlundkopfs  (Rachen)  mit  den  Tubae 
Eustachii,  den  Paukenhöhlen  und  Cellulae  mastoideae;  steigt  alsdann  mit  ihrer  vor- 
dem Abtheilung  in  den  Kehlkopf,  die  Luftröhre  und  deren  feinere  Verzweigungen 
(Bronchien);  ihre  hintere  Abtheilung  bekleidet  die  Speiseröhre,  den  Magen  und  Darm- 
kanal, die  Gallengänge,  die  Gallenblase  und  den  Ductus  pancreaticus. 


b)  Eine  andere  grosso  Schleimhaut  ist  den  Harn-  und  Geschlechtsorganen  be- 
stimmt.  Sie  fängt  im  Eingange  der  weiblichen  Geschlechtsorgane  an  und  bekleidet 


§•  18. 


KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE. 


31 


auch  ein  anderes,  als  das  gerade  ergriffene,  durch  Mitleidenschaft  bethei- 
ligt werden.  Nicht  minder  vermag  sich  mit  der  Absonderung  des  be- 
troffenen die  eines  nahe  liegenden  zu  verbinden. 

Von  der  Norm  abweichend  erscheint  die  Schleimhaut161),  bei  ihrem 
grossen  Blutreichthume,  mehr  oder  weniger  geröthct  (hyperämisch) ,  ent- 
zündet, aufgelockert,  erweicht,  angeschwollen,  verdickt,  mit  Ausschwit- 
zungen versehen,  die  Schleim hautdrüsen  vergrössert,  die  Flimmerepithe- 
lien  ohne  Flimmerhaare  u.  s.  w. 

Bei  der  engen  Verbindung  der  Schleimhaut  mit  der  äusseren  Haut 
geht  leicht  die  Störung  der  einen  auf  die  andere  über. 

§•  19- 

Die  Absonderung,  eine  schleimige  Feuchtigkeit,  verhält  sie  hzuerst 

die  kleinen  Schamlefzen ,  Scheide,  Gebärmutter  und  Muttertrorapeten :  theils  beginnt 
sie  an  der  Mündung  der  Harnröhre  und  steigt  "in  ihr  zur  Höhle  der  Harnblase, 
der  Harnleiter,  bis  zu  den  Nierenbecken  aufwärts ;  bekleidet  im  männlichen  Gescblechte 
auch  die  Samenausführungsgänge  und  Samenbläschen,  sowie  die  Ausführungsgänge 
der  Prostata  und  Cowperschen  Drüsen. 

c)  Die  Bindehaut  an  der  hintern  Fläche  der  Augenlider  und  der  vordem  Fläche 
des  Augapfels,  welche  durch  die  Thränenkanälchen  mit  der  Nasenschleimhaut  in  un- 
mittelbarem Zusammenhange  steht. 

d)  Die  Haut,  welche  den  tieferen  Theil  des  äusseren  Gehörganges  überzieht. 

e)  Auch  die  Milchgänge  werden  inwendig  von  einer  Schleimhaut  bekleidet 
161)  M.  vergl. :  Thomas  Hodgkin  Lectures  on  the  morbid  Anatomy  of  the 

serous  and  mueous  Membranes.  Vol.  II.  P.  I.  On  the  mueous  membranes.  Lon- 
don. 1840.  8.  —  A.  Förster  pathologische  Anatomie.  9te  Aufl.  ron  Fr.  Siebert. 
Jena.  1873.    8.    S.  293. 

Wie  beim  Menschen  findot  sich  auch  bei  den  Thieren  an  der  Oberfläche  der 
Schleimhäute  eine  zähe  Flüssigkeit,  dabei  das  Gewebe  etwas  geröthet  und  aufgelockert; 
oder  die  Ablagerung  einer  hautartigen  Gerinnung;  oder  die  Kanäle  sind  toII  von 
einem  flüssigen  Exsudat,  oder  die  Ausschwitzung  gelangt  nicht  oder  nur  wenig  zur 
Oberfläche,  es  findet  eine  Infiltration  des  Schleimhautgewebes  Statt,  kann  aber  über 
die  Oberfläche  hervorragen,  wo  es  sich  zu  einer  weichen,  gelben  Masse  umwandelt. 
(A.  Bruckmüller  Lehrbuch  der  pathologischen  Zootomie  der  Hausthiere.  Wien. 
1869.  8.  S.  99.) 


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K.  F.  H.  MARX, 


wässriger  als  gewöhnlich,  auch  schärfer;  im  Anfange  hell,  erscheint  sie 
gelblich,  grünlich,  eiterartig,  verliert  zuweilen  ihre  alkalische  Beschaffen- 
heit, nimmt  einen  fremdartigen  Geruch  an,  wird  selbst  ätzend  l62). 

Kehrt  sie  in  den  Normalzustand  zurück,  so  erlangt  sie  wieder  eine 
milde  Beschaffenheit. 

Nach  den  chemischen  und  mikroskopischen  Untersuchungen  ergibt 
sich,  dass,  je  nach  der  verschiedenen  Schleimhaut,  eigentümliche  Stoffe 
abgesondert  werden  163). 

Wird  durch  eine  zu  reichliche  Absonderung  das  Allgemeinbefinden 
mehr  oder  weniger  gestört,  so  redet  man  von  einem  Schlcimflusse  (Blen- 
norrhoea16*),  Profiuvium  album). 

162)  VanSwieten  (Comment.  in  H.  Boerbaavo  Aphor.  T.  IV.  Hildburgh.  1765. 
4.  p.  308)  gibt  an:  Dum  ineipiente  Catarrho  tenuis  huinor  de  naribus  stillat,  saepe 
alae  nasi  et  labium  superius  lnflammantur  et  fere  eroduntur;  si  depluat  per  labium 
in  os,  saporem  salsum  exhibet.  Humor  ille  catarrhosus  ox  naribus  detluens,  micros- 
copio  examinatus,  plenus  apparebat  spiculis  salinis. 

163)  Nach  R.  March  and  (im  Encycl.  Wörterb.  der  med.  Wissensch.  Bd.  30. 
Berlin.  1843.  S.  432),  verhalte  sich  der  Schleim  aualog  dem  Schweisse.  In  ihm  be- 
fände sich  eine  eigenthümliche  chemische  Verbindung,  Mucin,  aufgelöst.  Die  im  nor- 
malen Zustande  abgesonderte  Flüssigkeit  sey  eine  wasserhelle,  salzig  schmeckende, 
gewöhnlich  neutrale  Substanz,  welche  über  9/'i«  Wasser  enthalte. 

Vermittelst  des  Mikroskops  ergäbe  sich,  dass  der  ausgesonderte  Schleim  aus 
einer  durchsichtigen,  homogenen  Flüssigkeit  und  kleinen  Körperchen  bestehe,  den 
Epithcliumzcllen. 

M.  vergl.:  Henle  Uebcr  Schleim-  und  Eiterbildung  und  ihr  Verhältniss  zur 
Oberhaut.    In  Hufeland's  Journ.  d.  pr.  Hcilk.  Bd.  86.  St.  5.  1838. 

C.  J.  Eberth  Zur  Entstehung  der  Schleimkörper.  In  Virchow's  Archi?  für 
patb.  A.  1861.  Bd.  21.  S.  106. 

R.  Heidenhain,  Die  Bildung  des  Schleimes.  In  seinen  Studien  des  Physio- 
logischen Instituts  zu  Breslau.    Leipzig.  1868.  8.  S.  101. 

Gorup-Besanez  Lehrb.  der  physiologischen  Chemie.  2teAufl.  Braunschweig. 
1867.    S.  425-433. 

C.  G.  Lehmann  und  Rochledcr  Phyto-  und  Zoochemie.  Als  Fortsetzung 
der  organischen  Chemie  von  Leopold  Gmelin.   Bd.  5.  Heidelberg.  1858.  S.  288—294. 

164)  Von  ßkiyva,  Schleim,  niucus,  und  qshv,  fliessen,  fluere. 


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KONRAD  VICTOR  SCTTNEIDER  UND  DIE  KATARRHE. 


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Die  innere  Bedingung  ist  eine  erhöhte  Thätigkeit  der  Schleimhaut, 
veranlasst  durch  einen  congestiven  l65)  Zustand,  der  sich  jedoch  zur  Ent- 
zündung steigern  kann. 

Bildet  sich  durch  den  reichlichen  Gehalt  der  Ausschwitzung  an 
Faserstoff  eine  häutige  Masse,  so  nennt  man  sie  croupös. 

§.  20. 

Da  die  Schleimhaut  mannigfachen  inneren  und  äusseren  Schädlich- 
keiten ausgesetzt  ist,  so  entsteht  häufig  ein  solcher  Fluss,  hauptsächlich 
bei  denen  mit  einem  zarten  oder  verweichlichten  Hautorgane. 

Wie  alle  Extreme  und  der  unerwartete  Wechsel  der  Einflüsse 
nachtheilig  wirken  können,  so  in  Betreff  der  Entstehung  von  Katarrhen 
die  der  Temperatur;  ungewöhnlich  heisse,  trockne,  nasse,  kalte  Jahrs- 
zeiten und  rascher  Uebergang  ins  Gegentheil;  auch  feuchte  Kälte, 
reitzende  Dämpfe,  starker  Staub. 

Im  Frühlinge,  im  Spätherbste  und  Winter  leidet  mehr  die  Schleim- 
haut der  Athmungsorgane,  im  Sommer  die  der  Digestion. 

Kommen  auch  Katarrhe  überall  vor,  so  doch  am  häufigsten  in 
kalten  sowie  den  Polen  näher  liegenden  Ländern. 

Wo  das  Klima  wenig  veränderlich  ist.  wie  zu  Singapore  und  Java, 
sind  Katarrhe  Seltenheiten. 

Sie  begleiten  zuweilen  andere  Krankheiten ,  oder  dienen  als  Vor- 
boten derselben,  wie  z.  B.  bei  den  Masern;  oder  sie  bedingen  das  We- 
sentliche von  Beschwerden,  welche  andere  Namen  führen,  wie  z.  B. 
den  Gastricismus. 

Wenn  bei  Kindern  die  katarrhalischen  Erscheinungen  durch  den 
Gebrauch  süsser  Mittel  vermehrt,  dagegen  durch  ausleerende  gemildert 
werden .  so  ist  der  Grund  in  gestörter  Verdauung  zu  suchen. 


165)  Laennec  erklärte:  il  ne  präsente,  dans  la  plupart,  qne  les  caracteres 
d'ane  simple  congestion  (Traite'  de  L'Auscultation.  Sect.  L  Ch.  1.  art.  1.) 
Phys.  Clause.   XIX.  E 


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84  K.  F.  H.  MARX, 

§.  21. 

Ob  beim  katarrhalischen  Prozesse  ein  Ansteckungsstoff166) 
anzunehmen  sey,  wird  bejaht  und  verneint.  Lässt  der  Schnupfen  des 
Menschen  Zweifel  zu,  so  steht  die  Mittheilungsfähigkeit  des  Rotzes  der 
Pferde  allgemein  fest.  Durch  das  Contagium  desselben  entsteht  beim 
Menschen  nicht  blos  eine  Affection  der  Schleimhaut,  sondern  eine  Ka- 
koehymie  mit  Brand. 

Diphtherie  scheint  durch  Pilze  Andere  krank  zu  machen  l67). 

Aehnlich  entwickelt  sich  wohl  der  Katarrh  der  Mundhöhle,  der  Soor. 

Vom  Keichhusten  werden  die  Individuen  in  der  Regel  nur  ein- 
mal befallen. 

Als  Epidemie  kann  der  Katarrh  schon  deswegen  auftreten,  weil 
eine  solche  durch  Veränderungen  der  Atmosphäre  bedingt  wird  und 
eine  Affection  der  Athmungsorgane  häufig  durch  Beimischungen  und 
Strömungen  derselben  hervorgerufen  wird. 

Influenza  und  Keichhusten  erscheinen  nur  zu  gewissen  Zeiten, 
nicht  durch  eine  fortwirkende  Veranlassung,  befallen  eine  grössere  An- 
zahl Menschen,  die  in  keine  Berührung  mit  einander  kamen,  und  wobei 
das  Weiterumsichgreifen  nicht  individuenweise  oder  nach  vermittelnden 
Trägern  sich  verfolgen  lässt. 

§•  22. 

Ein  Schleimfiuss  lässt  nach ,  wenn  der  sie  veranlassende  innere 
oder  äussere  Reitz  aufgehört  hat  und  die  Schleimhaut  ihre  normale  Ver- 
fassung wieder  erlangt. 

Die  Hyperämie  hört  auf;  Ausschwitzungen  werden  nicht  selten  auf- 
gesogen; die  verloren  gegangenen  Epithelien  ersetzen  sich,  und  Stellen, 


166)  Das»  die  Alten  den  Augenkatarrh  für  ansteckend  hielten,  zeigte  ich  in  mei- 
nen Origines  Contagii.    Caroliruhae.  1824.  8.  p.  139. 

167)  Nach  L.  Letze  rieh  wird  die  primäre,  epidemische  Diphtherie  durch  einen 
Pilz  (Zygodeswus)  hervorgebracht,  dessen  Sporen  (Contagium  vivum)  die  Krankheit  auf 
andere  Individuen  übertragen  (Virchow's  Archiv  für  p.  A.  1869.  Bd.  46.  S.  232). 


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KOXRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE. 


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welche  durch  Verschwärung  gelitten .  vernarben.  Vollständige  Neubil- 
dung der  Schleimhaut  scheint  nicht  Statt  zu  finden. 

Ist  der  Reitz  heftig  und  kömmt  es,  unter  Frösteln,  zum  Fieber,  so 
spricht  man  vom  Schleim-  oder  Katarrhalfieber,  das  sich  meistens  durch 
Schweiss,  Urin,  Nasenbluten  entscheidet. 

Verbinden  sich  damit  rheumatische  Beschwerden,  so  wird  von  ei- 
nem katarrhalisch-rheumatischen  Fieber  geredet. 

Stellt  sich  Entzündung  ein ,  so  lassen  die  betheiligten  Excretions- 
organe  in  ihrer  normalen  Thätigkeit  nach;  es  bildet  sich  Eiter168). 

Hält  ein  Katarrh  nicht  nur  viele  Wochen ,  sondern  Monate  an,  so 
können  dadurch  Abnahme  der  Körperwärme,  grosse  Schwäche,  selbst 
Abzehrung169),  und  auf  der  Schleimhaut  Excoriationen,  Geschwüre,  Aus- 
schläge, Knötchen,  Aufwulstungen  entstehen. 

§•  23. 

Die,  welche  viel  in  der  freien  Luft  leben,  werden  selten  von  Schleim- 
flüssen der  Athmungsorgane  befallen ,  und  auch  zur  Cur  von  diesen  ist 
der  Aufenthalt  in  reiner,  frischer  Luft,  vorausgesetzt,  dass  die  Tempe- 
ratur milde  ist,  dem  in  der  Stube  vorzuziehen. 

Je  nach  der  Natur  des  Erkranktseyns .  der  wahrscheinlichen  Ur- 
sache, der  Dauer,  der  Constitution  des  Kranken,  den  Gewohnheiten, 
bereits  gebrauchten  Mitteln  u.  s.  w.  ist  bald  ein  kühlendes  Verhalten 
anzurathen,  Wassertrinken,  und,  wenn  erforderlich,  eine  Ableitung  nach 
der  Haut  durch  Sinapismen ,   nach  dem  Darmkanal  durch  Bittersalz; 


168)  Marchand  bemerkt  (a.  a.  0.  S.  436):  Eiter  ist  das  Secret  der  Schleim- 
häute im  Reitzungs-  und  Entzündunjzszustande. 

169)  Van  Swieten  (a.  a.  0.  IV.  p.  2)  bemerkt:  Dum  catarrho  laborant  ho- 
miDes,  videmus,  de  naribus  emungi  et  per  tussim  educi  sputa,  quae  colore,  spissitu- 
dine  et  aliis  dotibus,  pus  referunt:  tarnen  non  dicuntur  ideo  phthisi  laborare;  quia 
habitus  corporis  non  consumitur.  nec  ulla  signa  cacoehymiae  purulentae  in  humoribus 
adsunt.  Interim  tarnen,  si  materies  catarrhi  acrior  fuerit,  vel  valida  et  diuturna 
tnssis  nimis  quassaverit  pulmonem,  quandoque  pulmo  eroditur,  ulceratur,  et  sie  ex 
catarrho  phthisia  pulmonabs  sequitnr. 

E2 


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36  K.  F.  H.  MARX, 

bald  massige  Wärme  17°),  warme  Milch171),  gewärmte  Tücher  auf  die 
Brust,  Salmiak  mit  Lakrizensaft  (succus  Liquiritiae)  in  einem  blausäure- 
haltigen Wasser  (Aqua  Cerasorum  nigrorum),  Brechwein  (Vinum  stibia- 
tum)  u.  s.  w.  Der  letztere  vermehrt  die  Hautthätigkeit  und  befördert 
den  Auswurf. 

Kinder,  welche  noch  gestillt  werden,  darf  man  nicht  an  die  Brust 
legen ,  sondern  man  muss  sie  künstlich  ernähren. 

Gesellt  sich  zum  Katarrh  etwas  Krampfhaftes,  zumal  bei  sehr  em- 
pfindlichen Individuen,  so  ist,  ohne  Säumen,  das  Geeignete  dagegen 
vorzunehmen. 

Um  bei  Erwachsenen  die  Wiederkehr  möglichst  zu  verhüten,  sind 
kalte  Waschungen  zu  empfehlen,  sowie  der  Gebrauch  eines  Seebades. 

Schleimflüsse  des  Darmkanals,  der  Scheide,  Harnröhre  u.  s.  w.  sind 
je  nach  ihrer  Veranlassung  zu  beurtheilen  und  zu  behandeln. 

Wird  die  Absonderung  chronisch,  selbst  colliquativ,  so  werden 
neben  Ruhe,  angemessener  Kost,  dem  mässigen  Genüsse  eines  bittern 
Biers,  balsamische,  schleimicht-bittere  und  adstringirende  Substanzen,  wie 
Peru-  und  Copaivabalsam ,  ein  Thee  aus  der  isländischen  Flechte,  ver- 
bunden mit  Kalmuswurzel  und  den  Samenkapseln  vom  Sternanis  (Capsu- 
lis  Anisi  stellati) ,  essigsaures  Bleioxyd  u.  8.  w.  erforderlich. 

Zeigt  sich,  selbst  epidemisch172),-  ein  gleichzeitiges  Ergriffenseyn 
mehrerer  Schleimhäute,  was  gewöhnlich  allgemeine  Verschleimung  ge- 
nannt wird,  so  sind,  vor  der  Anwendung  ausleerender  Mittel,  auflösende, 


170)  Cubiculi  tepore,  Wando  victu,  mollibus  remediis,  tenuis,  qui  antea  fuerat 
et  acris  humor  ineipit  mitior  fieri  ac  spissior.  Naribus  emungitur  mueus  coctus, 
spissus,  flavescens,  quasi  puruleotus,  et  sputa  similia  ex  puluione  prodeunt.  Subsident 
sensim  tumentes  membranae  narium  et  pulmonis ,  recht  sanitas  et  mehus  se  solent 
habere  homines,  quam  ante  catarrhum  (van  Swieten  IV.  p. 317). 

171)  Ein  beliebtes  Mittel  ist  Bavaroise,  nemlich  heisse  Milch  mit  Syrupus  Ca- 
pillorum  Veneris. 

172)  In  Betreff  der  oft  zu  weit  ausgedehnten  Annahmen  von  Schleimfiebern 
vergl.:  K.  Sprengel  Gesch.  der  Arzneyk.  3teAufl.  Bd  5.  S.  524. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE.  37 

sogenannte  Digestivmittel  (Digerentia)  zu  reichen,  namentlich  Brech- 
weinstein in  kleiner  Gabe. 


§.  24. 

Katarrh  im  engeren  Sinne,  wovon  nachstehend  nur  die  Rede 
seyn  soll,  ist  eine  durch  Erregung  der  Gefässe  oder  entzündliche  Reit- 
zung  bedingte  Affection  der  Schleimhaut  der  Athmungs-  und  Schling- 
werkzeuge, der  Nase,  des  hinteren  Mundes,  des  Kehlkopfs,  der  Luft- 
röhre und  deren  Verästelungen,  welche  bald  mit,  bald  ohne  Fieber 
sich  einstellt. 

Damit  man  im  Fragen  nach  dem  Auswurfe  kleiner  Kinder  von 
den  Müttern  oder  Wärterinnen  nicht  beschämt  werde,  ist  nie  zu  ver- 
gessen, dass  jene  das  in  den  Luftwegen  Enthaltene  (Sputa)  nicht  im 
Stande  sind  auszuwerfen,  sondern  dasselbe  verschlucken. 

Das  Auswerfen  geschieht  in  der  Regel  durch  Husten  (ßr^,  tussis, 
cough,  la  toux),  einer  Anstrengung  der  Athmungswerkzeuge ,  um  ein 
vorhandenes  Hinderniss  zu  beseitigen.  Da  derselbe  willkührlich  hervor- 
gerufen werden  kann,  so  verhält  er  sich  bei  Manchem  als  blosse  üble 
Angewöhnung;  auch  erfolgt  er  bei  mannigfachen  consensuellen  und 
äussern  Reitzen ;  doch  auf  jeden ,  den  trocknen ,  feuchten .  kurzen  ,  das 
Hüsteln  (tussicula)  muss  die  sorgfältigste  Prüfung,  ob  beschwerlich, 
schmerzhaft,  mit  einem  ungewöhnlichen  Tone  verbunden  u.  s.  w.,  ver- 
wandt werden. 

Pulver  für  den  inneren  wie  äusseren  Gebrauch  sind,  um  rasch 
aufgesogen  werden  zu  können,  sehr  fein  zu  bereiten,  allein  Niesemittel 
(Errhina,  Sternutatoria) .  damit  sie  blos  auf  der  untern  Schleimhaut  der 
Nase  bleiben  und  nicht  in  die  Stirnhöhlen  (sinus  frontales)  gelangen, 
gröblich. 

§•  25. 

Die  einfachste  Form  des  Katarrhs  ist  der  Schnupfen  175),  welcher 
173)  Cicero  gebraucht  dafür  das  Wort  gravedo  (Epistolae  ad  Atticnm:  L.  X. 


38  K.  F.  H.  MARX, 

aber  beim  neugeborenen  Kinde  lebensgefährlich  werden  kann,  da  dieses 
wenig  durch  die  meistens  geschlossene  Mundhöhle  athmet,  und  beim 
Saugen  das  Athmen  durch  die  Nasenhöhle  geschehen  muss.  Wird  ihm 
die  Nase  von  dem  zu  reichlichen  Schleime  vollgestopft,  oder  bleibt  dieser, 
vertrocknet,  an  der  Mündung  der  Nase,  so  ist  Erstickung  zu  befürchten. 

Die  bekannten  Zufälle  bei  Erwachsenen  bestehen  in  häufigem  Niessen, 
Spannung  und  Verstopfung  der  Nase,  umgeänderter,  unreiner,  heiserer 
Sprache,  Verminderung  des  Geruchs  und  Geschmacks,  Neigung  zum 
Husten,  Triibseyn  und  Thränen  der  Augen;  zuweilen  Hirthörigkeit, 
wenn  eine  reichliche  Absonderung  der  Eustachischen  Röhre  am  Aus- 
flusse in  die  Rachenhöhle  gehindert  wird. 

Schwerer  treten  sie  auf  bei  dem  epidemischen  oder  ansteckenden1-'*), 
das  Nervensystem  in  Mitleidenschaft  ziehenden  Katarrh,  bei  der  In- 
fluenza175).    Diese  wird  dadurch  zuweilen  bedenklich,  dass   sie  die 


ep.  16.  Ed.  Orellius.  Turici.  1831.  p.  269.  L.  XVI.  ep.  11.  p.  416),  und  für  zum  Schnup- 
fen geneigt  gravedinosus  (Tusculanorum  Disputationum  L.  IV.  12.  Ausgabe  von  G.  Ti- 
eeber. Berlin.  1868.  8.  S.  181). 

Celsus  scheint  darunter  den  Stockschnupfen  zu  begreifen,  indem  er  sagt  (L.  IV. 
II.  N.  4.):  gravedo  narcs  claudit,  vocem  obtundit,  tussim  siccam  movet.  Für  fliessen- 
den Schnupfen  bat  er  das  Wort  destillatio  (Ebend.  und  L.  L  5.). 

Das  Wort  KdQvfa  hat  CaeliusAurelianus.  Er  bemerkt  (Acut.  Lib.  IL  Cap.  1 7) : 
ad  nares  catarrhus,  quem  vocant  coryzan. 

174)  Eine  Aufzählung  von  Beobachtungen  über  Catarrhus  a  contagio  vom  J. 
1323  bis  1767,  wo  man  sie  nicht  sucht,  enthält  G.  Cullen  Synopsis  Nosologiae 
methodicae.    Ed.  4.  rec.  J.  P.  Frank.  Ticini.  1787.  8.  p.  125-27. 

M.  vergl.:  J.  D.  Reuss  Repertorium  Commentationum  a  societatibus  littera- 
riis  editarum.    Gottingae.  1818.  4.  T.  XIII.  P.  2.  p.  160—165. 

H.  Holland  on  tho  epidemic  Iutluenzas  of  late  years  in  seinen  Medical  Notes 
and  Reflections.  3  ed.  London.  1855.  8.  p.  322—355. 

J.  F  u  s  t  e  r  Monographie  clinique  de  L'Affection  catarrhale.  2  ed.  Montpellier. 
1865.  8.  p.  331—513. 

Fr.  Seitz  Catarrh  und  Influenza.    München.  1865.  8.  S.  100 — 226. 

175)  La  grippe,  la  follette  der  Franzosen. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNKIDKR  UND  DIE  KATARRHE. 


89 


Kräfte  erschöpft,  eine  vorhandene  Krankheitsanlage  zur  Entwicklung 
bringt  und  den  Verlauf  eines  kranken  Organs  beschleunigt. 

Stockschnupfen  heisst  der  chronische  Nasenkatarrh,  wobei  in  den 
Stirnhöhlen  ein  drückender  Schmerz  empfunden  wird  und  die  Absonde- 
rung sehr  schwach  oder  eiterartig  erfolgt  176). 

Bei  Säuglingen  darf  man  von  ihm  meistens  auf  angeborene  Sy- 
philis schliessen. 

So  unangenehm  und  lästig  auch  eine  Aussonderung  aus  der  Nase 
ist,  welche  längere  Zeit  dauert,  so  darf  sie  doch  nicht  unvorsichtiger 
Weise  unterdrückt  werden,  indem  sie  zuweilen  wohlthätig 177),  ein  rasches 
Stopfen  aber  gefahrvoll sich  erweist. 

Individuen  mit  einer  empfindlichen,  leicht  schwitzenden  Haut  wer- 
den am  häufigsten  ergriffen. 

Hauptveranlassungen  sind:  plötzlicher  Temperaturwechsel 179),  kalter 
Nord-  und  Ostwind,  nachtheilige  Einathmungen,  wie  z.  B.  Moordämpfe; 
Aufenthalt  in  neubezogenen,  noch  nicht  gehörig  ausgetrockneten  Räumen; 
unvorsichtiges  Entfernen  gewohnter  wollener  Strümpfe,  flanellener  Hem- 
den; Unterdrückung  der  Fussschweisse. 

Die  Jodine  wirkt  öfters  so  sehr  auf  die  Schleimhaut  der  Nase,  dass 
von  einem  Jodschuupfen  geredet  wird. 

Kömmt  es  zum  Fieber,  besonders  gegen  Abend,  so  verläuft  das- 
selbe meistens  gutartig,  entscheidet  sich  durch  Schweiss  und  Urin  und 
neigt  selten  zum  nervösen  Charakter. 

170)  weswegen  auch  ozarna  {ö£aiva)  benigna  genannt,  Punaisie  der  Franzosen. 

177)  GravitaB  et  dolor  capitis  toties  levantur  destillstione  copiosa,  ut  dubium 
sit  morbus,  an  remedium  dicatur;  et  proinde  an  teniere  et  vi  supprimi  debeat  (He- 
berden a.  a.  0.  p.  107). 

178)  Si  imprudenter  impediatur  illius  acris  catarrhosi  cfflnxus,  pessima  quan- 
doque  mala,  (speciatim  convulsiones)  sequuntur  (van  Swieten  IV.  p.  308). 

179)  Cutarrlius  nunquani  frequentius  affligit.  quam  ubi  calidam  aeris  temperiem 
nullit  um  frigus  excipit  (van  Swieten  II.  p.  638). 

Si  ve>pertino  corripitur  frigore  tota  die  in  aere  calido  versatus,  sentiet  narium 
prurituro,  sternutationem ,  ineipit  exire  liquor  bmpidissimus ,  vocatur  coryza  (Ebend. 
I.  p.  97). 


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K.  F.  H.  MARX, 


Bei  kleinen  Kindern  ist  zu  prüfen,  ob  nicht  die  Lungen,  oder  wenn 
ungewöhnliche  Schläfrigkeit  und  Convulsionen  eintreten,  das  Gehirn  an 
Entzündung  leiden. 

Der  einfache  Schnupfen  wird  in  der  Regel  durch  Aufmerksamkeit 
auf  die  Lebensweise  gehoben;  allein  der  Stockschnupfen  verlangt  öfters 
das  Einbringen  erweichender  Flüssigkeiten,  milder  Dämpfe  und  Salben. 

Wird  einer  erfahrungsgemäss  vom  Schnupfen  stark  angegriffen,  so 
suche  man  diesen  dadurch  zu  verhüten,  dass  gleich  beim  Erscheinen 
Essigdämpfe  eingeathraet  werden. 

§.  26. 

Der  Katarrh  der  Mundhöhle  kömmt  häufig  bei  Säuglingen  vor, 
welche  an  Magensäure  leiden  und  nicht  reinlich  gehalten  werden. 

Es  entstehen  Bläschen  mit  einem  farblosen  sauren  Inhalte,  welche 
weisse  Stellen  bilden  und  Schwämmchen,  Fasch,  genannt  werden  ^o). 

Schlimmer  ist  es,  wenn  eine  Ausschwitzung  sich  einstellt,  auf  wel- 
cher sich  Pilze  bilden  181). 

Die  Hülfe  besteht  in  verbesserter  Lebensordnung,  und  im  Auswa- 
schen des  Mundes  mit  eiuer  Auflösung  des  chlorsauren  Kalis  (Kali  chlo- 
ricum),  oder  des  Borax  in  Wein. 

§.  27. 

Der  sogenannte  Brustkatarrh,  (Catarrhus  bronchiorum)  gibt  sich 
kund  durch  Husten  und  Rasselgeräusch  l82)  in  den  Luftröhrenästen. 


180)  Galenas  nennt  das  Geschwür  ein  oberflächliches:  *A<f&a  iadv  imnöXatos 
iv  ompaxt  yiyvofiivfi  (Definitiones  medicae.  381.  Opp.  Ed.  Kühn.  T.  XIX.  p.  441). 

181)  Aphthae  nmlignae,  Stomacace,  Soor,  Muguet.  Das  Oidium  albicans,  welche« 
den  Soor  erzeugt,  entwickelt  sich  zwischen  den  Lamellen  des  Epithels. 

182)  Darüber  bemerkt  M.  A.  Wintrich:  »Ks  kann  ein  Kranker  alle  Tage 
2 — 3  Spucknäpfe  voll  Schleim  expectoriren ,  also  sehr  viel  davon  in  den  Bronchien 
haben  und  doch  hört  man  während  der  Auscultation  nichts  von  Schleimrasselnc 
(Krankheiten  der  Respirationsorgane.  In  Virchow's  spec.  Path.  und  Thor.  Bd  5. 
Abth.  1.  Erlangen.  1854.  8.  S.  169. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  ÜND  DIE  KATARRHE.  41 

Hält  er  lange  an,  so  erweitern  sich  die  Luftzellen,  hauptsächlich 
an  den  Lungenrändern  und  es  -  kommt  zur  Erweiterung  der  Kanäle 
(Emphysem),  wohl  auch  zur  Engbrüstigkeit  (Asthma  humidum),  und 
zur  Schleimschwindsucht 1M)  (Phthisis  pituitosa). 

Durch  Hypertrophie  der  Schleimhaut  erfolgen  leicht  Recidive. 

Der  mit  Fieber  verbundene  Brustkatarrh  kann  Lungenentzündung 
werden. 

Bildet  sich  Entzündung  aus  (broncbitis) ,  so  ist  die  Unterscheidung 
von  Entzündung  der  Lungen184)  schwierig. 

Unter  den  Thieren  sind  diesem  Uebel  besonders  die  Hunde  un- 
terworfen185). 

Herzkranke  (an  Insuffizienz  und  Stenose  der  Mitralklappe  Leidende) 
haben  häufig  Brustkatarrhe. 

Die  Unterstützung  der  Darmausleerung  darf  hierbei  nicht  verab- 
säumt werden.  Ein  Thee  aus  der  isländischen  Flechte  und  Kardobene- 
diktenkraut  veranlasst  meistens  Stuhlausleerung.  Bei  älteren  Personen 
bedarf  es  jedoch  häufig  einer  abführenden  Arznei,  wie  z.  B.  der  weinigen 
Rhabarbertinktur  (Tinctura  Rhei  dulcis). 

Unter  dem  Namen  Steck  fluss  (Catarrhus  suffocativus)  begreift 
man  denjenigen  Zustand,  wo  in  den  Athmungsorganen  eine  reichliche 
Masse  von  Schleim  oder  anderen  Stoffen,  wegen  einer  lähmungsartigen 
Schwäche  der  betroffenen  Theile,  nicht  ausgeworfen  werden  kann. 

Mittel  dagegen  sind  diejenigen  Substanzen,  welche  die  Flimmerbe- 
wegung unterstützen  und  die  Erregung  der  Luftröhrenäste  anregen  (Be- 
chica,  Expectorantia),  besonders  Mineralkermes  (Stibium  sulphuratum  ru- 
beum,  pulvis  Carthusianorum,  poudre  chartreux)  und  sublimirte  Benzoe- 
säure (Acidum  benzoicum). 

183)  IL  vergl.  über  katarrhalische  Pneumonie,  Bronchopneumonie,  Rind- 
fleisch a.  a.  0.  S.  349. 

184)  Was  man  früher  Pneumonia  notha  s.  maligna  nannte,  wurde  in  der  neue- 
ren Zeit  als  Bronchitis  capillaris,  Typhoid  der  Bronchien,  aufgeführt,  und  die  Begren- 
zung auf  die  unteren  Lappen  der  Lungen  als  Bronchialtyphus. 

185)  Der  acute  Bronchialkatarrh  ist  die  Staupe  oder  nundekrankheit. 
I'hys.  Classe.    XIX.  F 


42 


K.  F.  H.  MARX, 


§•  8. 

Der  Keichhusten  18S)  ist  ein  Katarrh  der  Bronchien,  wobei  aber 
die  Schleimhaut  des  Magens  krampfhaft  sich  betheiligt,  woher  das  Schleim- 
erbrechen. 

Verbinden  sich  bei  Kindern  Hirncongestionen  damit,  so  ist  Ge- 
fahr zu.  befürchten. 

Ein  Wechsel  des  Aufenthaltsorts  erweist  sich  wohlthfitig;  ihm  steht 
jedoch  das  Bedenken  entgegen ,  dass  dadurch  in  den  neu  gewählten  die 
Veranlassung  zum  Husten  gebracht  werde. 

Hälfe  verschaffen  Kirschlorbeerwasser  (Aqua  Eaurocerasi),  Brech- 
wein (Vinum  stibiatum)  mit  dem  Syrup  der  Brechwurzel  (Syrupus 
Ipecacuanhae),  Kügelchcn  der  Brechwurzel  (trochisci  Ipecacuanhae)  und, 
bei  Monate  langer  Dauer,  Chinin. 

§.  29. 

Der  Katarrh  des  Kehlkopfs187)  (Laryngo  catarrhus)  und  ;der 
Luftröhre  (C.  Tracheae)  treten  bald  mild,  ohne  Entzündung,  .bald 
heftig,  mit  derselben  auf  (Laryngitis,  Tracheitis). 

Auf  keiner  Schieinhaut  entsteht  so  häufig  eine  croupöse  Entzündung 
wie  auf  der  des  Kehlkopfs. 

Stimme  und  Sprache  werden  rauh ,  heiser ;  es  findet  Husten  Statt. 
Kleine  Kinder  alhmen  mit  Erweiterung  der  Nusenflügel  und  offnem 
Munde. 

Bei  ausgebildeter  Entzündung  äussert  sich  Schmerz,  der  durch 
Sprechen.  Husten,  Athemholcn,  Schlingen  vermehrt  wird.  Das  Einathmen 
ist  äusserst  erschwert. 

Bei  längerer  Dauer  verdickt  sich  die  Schleimhaut,  es  entsteht  fide- 

186)  Stickhusten,  blauer  Husten,  Tussis  convulsiva,  clangosa,  stomachica,  per- 
tussis; liooping  cough,  chincough;  toux  convulsivo,  coqueluche. 

187)  Unter  Laryngismus  stritfulus,  Asthma  Millnri,  laryngeum,  Spasmus  Glottidis, 
begreift  man  das  krampfhafte  Ergriff enseyn,  wogegen  Klystiere  von  Asa  foetida  hülf- 
reich sich  erweisen. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE.  43 

matöse  Anschwellung  der  Wände,  und  Verschwärung l88)  (Phthisis  la- 
ryngea  und  trachealis) ,  wodurch  Heiserkeit  einen  hohen  Grad  erreicht. 
Durch  Erstickung  kann  rasch  Tod  erfolgen. 

Viel  leistet  gegen  die  Heiserkeit  das  Einathraen  der  Dämpfe  von 
peruanischem  Balsam189). 

§.  80. 

Bildet  sich  in  Folge  der  Reitzung  Ausschwitzung,  so  nennt  man 
das  Leiden  Croup. 

Die  Verstopfung  der  Luftwege  geschieht  bald  durch  eine  schleimige, 
käseartige  Masse,  bald  durch  Häute,  woher  die  Bezeichnung  häutige 
Bräune  (Angina  membranacea).  Die  gefässreichen  Häute  können  nur 
durch  Entzündung  zu  Stande  kommen  l9°). 

Die  Zufälle  verhalten  sich  verschieden,  je  nachdem  zuerst  der  Kehl- 
kopf oder  der  Stamm  der  Luftröhre  ergriffen  wird.  Geht  das  Leiden  vom 
Kehlkopfe  aus,  so  ist  der  Verlauf  stürmisch. 

Der  Ton  des  Hustens  und  der  Stimme  ist  eigentümlich  191). 

Obgleich  in  der  Regel  Kinderkrankheit,  können  auch  Erwachsene 
davon  befallen  werden  192). 

Da  sie,  ausgebrochen,  in  hohem  Grade  bedenklich  ist,  muss,  wo 

188)  Rh  ein  er  in  Virchow's  Archiv.    Bd.  4.    S.  534. 

189)  Schon  Douhle  bemerkte  ;in  Sedillot  Journal  general  de  Mcdccine.  Paris. 
1809.  T  35.  p  395):  Ce  moyen,  quo  nous  avons  pltisieurs  fois  employe,  nous  a  bien 
rt-ussi  dans  un  grand  nombre  d'affections  catarrhales  avec  atonie  des  organes  de  la 
rcspiratioD. 

190)  Ich  fand  einmal  bei  der  Section  eines  Kindes  eine  cylinderartige,  röhrige 
Haut,  in  welcher  eine  ganz  gleiche  zweite  sich  befand,  die  mit  der  andern  durch  Ge- 
lasse verbunden  war. 

191)  »Mir  scheint,  sagt  J.  K.  Bisch  off  (Grundsätze  zur  Erkenntniss  und  Be- 
handlung der  Fieber  und  Entzündungen.  2te  Aufl.  Wien.  1830.  S.  495)  dieser  beson- 
dere Ton  dadurch  am  ähnlichsten  nachgeahmt  zu  werden,  wenn  man  die  Sylbe  Uch 
während  des  Einathmens,  daher  mit  in  dio  Brust  gezogenem  heftigerem  Athem,  sehr 
laut  auszusprechen  sucht«. 

192)  Washington  starb  daran. 

F2 


44  K.  F.  H.MARX, 

möglich,  Verhütung  Hauptaufgabe  seyn  195).  Bleibt  diese  erfolglos,  so 
sind  Quecksilberchlorür.  Blutegel  und,  wenn  beim  Husten  ein  prasselndes 
Geräusch  die  Lösung  der  Ausschwitzung  ankündigt.  Brechmittel  nothwendig. 

Viele  Leiden  entscheiden  sich  durch  Ausschwitzung  zum  Guten, 
allein  bei  diesen  wird  das  Ausgeschwitzte  zum  lebensgefährlichen  Hin- 
derniss.  Droht  Erstickung,  so  bleibt  Oeffnung  der  unwegsamen  Kanäle 
und  künstliche  Unterhaltung  des  Athmens  (Laryngotomia  oder  Tracheo- 
tomia)  letzte  Zuflucht. 

• 

§•  31. 

Das  katarrhalische  Ergriffenseyn  des  weichen  Gaumens  (palati, 
faucium),  der  Mandeln  (tonsillarum) .  des  Zäpfchens  (uvulae),  des 
Schlundkopfes  (pharyngis),  und  der  Speiseröhre  (oesophagi)  führt 
man  als  katarrhalische  Bräune  (Angina  catarrhalis 19*))  auf. 

Das  Schlingen,  namentlich  von  Flüssigkeiten,  ist  so  erschwert,  dass 
das  Genommene  zurückgetrieben,  durch  Mund  und  Nase  ausgetrieben  wird. 

Nimmt  die  Schleimhaut  des  Ohrs  Antheii,  so  wird  über  Brausen 
und  Schwerhörigkeit  geklagt. 

Die  Eiterung  der  Mandeln  unterscheidet  sich  dadurch  von  der  anderer, 
innerer  Gebilde,  dass  sie  fast  immer  in  Genesung  übergeht. 

Wird  der  Abscess  zum  Geschwür,  so  füllt  sich  die  Uöhle  mit  Nar- 
bengewebe 195,  aus. 

Bösartig  wird  die  Halsbräune196)  genannt,  wenn  sich  die  Pseudo- 
membranen leicht  zersetzen,  in  einen  übelriechenden,  viele  Fadenpilze 
enthaltenden.  Brei  sich  verwandeln  und  das  Schlucken  fast  unmöglich  wird. 

193)  Als  Hausarzt  drang  ich  darauf,  das»  Kinder,  bei  denen  ich  den  Eintritt 
rermutbete,  trotz  ihres  und  der  Eltern  Gegenrede,  im  Bette  gehalten,  ihnen  mehrere 
Tage  wiederholt  Sinapismen  auf  die  Brust  gelegt  und  zum  Trinken  warme  Milch  ge- 
geben wurde. 

194)  von  uyx*tv,  erwürgen,  strangulare ,  und  da  dem  Uebel  auch  der  Hund 
(«IwKgcn.  ttvyuf)  unterworfen  ist,  Cynancbe.  Synancbe  von  zusammenschnüren,  coaretare. 

195j  E.  Rindfleisch  patb.  Gewebelehre.    2te  Auß.    S  300. 
196)  Schlundfaule,  Angina  maligna,  gangraenosa;  putrid  sore-throat;  l'esquinancie 
gangreneuse;  Garotillo  der  Spanier. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE. 


45 


Zur  Verhütung  der  leicht  wiederkehrenden  gutartigen  Bräune  sind 
anzuratheu :  Tragen  wollener  Strümpfe  das  ganze  Jahr  hindurch,  Gurgeln 
mit  einer  Abkochung  der  Pimpinelle  (radix  Pimpinellae)  oder  einer 
Alaunlösung. 

Die  bösartige  Bräune  stellt  die  nicht  leicht  zu  erfüllende  Aufgabe  : 
dem  Absterben  der  ergriffenen  Theile  eine  Schranke  zu  setzen,  das  be- 
reits Abgestorbene  und  den  betäubenden  Geruch  zu  beseitigen.  Zuweilen 
wird  sie  glücklicherweise  gelöst  durch  Chlorwasser  (Aqua  Chlori,  Aqua 
oxymuriatica). 

Eine  gleichfalls  gefährliche  Halsbräune  oder  Rachencroup  ist  die 
erst  in  den  letzten  Uecennien  in  Deutschland  näher  bekanntgewordene197) 
Diphtherie  19S),  wobei  die  Ausschwitzung  in  die  Schleimhaut  vor  sich 
geht,  diese  (Infiltration)  erweicht  und  zu  Brandschorfen  wird199). 

197)  Wie  wenig  diese  Krankheit,  jetzt  der  Schrecken  der  Nichtärzte,  gegen 
Ende  der  zwanziger  Jahre  den  Aerzten  bekanut  war,  möge  folgender  Fall  zeigen. 
Einige  Monate,  nachdem  das  Buch  von  Bretonneau  erschienen  und  ich  mit  dem  Inhalte 
desselben  bekannt  geworden  war,  wurde  ich  zu  einer  über  den  Hals  klagenden  Dame 
gerufen,  welche  ich  schon  oft  au  katarrhalischen  Beschwerden  behandelt  hatte.  Beim 
Einblick  in  die  Mundhöhle  drang  mir  ein  fauler  Geruch  entgegen  und  die  hintere 
Parthie  fand  ich  wie  mit  einer  weissen  Tapete  überzogen.  Da  ich  diesen  Zustand 
noch  nie  gesehen,  so  oft  mir  auch  bei  Scharlach  schlimme  Bräunen  vorgekommen, 
musste  ich  an  die  kürzlich  erst  gelesene  Beschreibung  des  französischen  Arztes  den- 
ken. In  meiner  Besorgniss  eilte  ich  zu  meinem  älteren  Collegen,  dem  klinischen 
Lehrer  Hinily.  Als  ich  ihm  mitgetheilt ,  was  ich  beobachtet  und  mir  seine  Mithülfe 
gegen  diese  Diphtherit  erbat,  antwortete  er:  eine  solche  Krankheit  gibt  es  nicht! 
Dieses  Wort  nahm  er  jedoch  zurück,  als  er  die  Leidende  selbst  gesehen  und  durch 
die  Erscheinungen  von  der  Wirklichkeit  sich  überzeugt  hatte. 

198,  Üer  Name  ist  gebildet  aus  dufÖiQa,  Haut,  Fell. 

Die  Engländer,  welche  als  Grund  der  Bildung  die  Entzündung  nicht  annehmen, 
schreiben  statt  Diphtherit  Diphtherie. 

Die  erste  austiihrli  he  Schrift  lieferte  P.  Bretonneau  des  inflammations  spe- 
ciales du  tissu  muqueux,  et  en  particulier  de  la  Diphthcrite  ou  inflammation  pelli- 
culaire,  emmue  sou»  le  nom  de  Croup,  d'Angine  maligne  etc.    Paris.  1826.  8. 

199)  Nach  Rindfleisch  (a.  a.  0.  S.  315,  sammelt  sich  Eiter  zwischeu  Schorf 
und  Gesundem  an;  die  Aufhebung  beginnt  bald  au  den  Rändern,  bald  in  der  Mitte; 


46 


K.  F.  H.  MARX, 


Oefters  verbreitet  sich  die  Ausschwitzung  in  die  Nasenhöhle,  in  den 
Schlund  und  in  die  Luftröhre. 

Nach  überstandener  Krankheit  kömmt  es  manchmal  zu  Lähmungen 
verschiedener  Theilc200). 

Unter  den  Mitteln  gegen  dieses  Leiden  sind  hauptsächlich  zu  nen- 
nen: Kalkwasser,  als  Lösungsmittel  der  Exsudate,  Chlorwasser,  und  zur 
Tilgung  der  Pilze  ätzende  Substanzen  201),  wie  Alaun,  das  flüssige  Eisen- 
chlorid iliquor  ferri  sosquichlorati;,  das  geschmolzene  salpetersaure  Silber- 
oxyd (argentum  nitricum  fusum),  concentrirte  Salzsäure. 

§•  32. 

Ueberblickt  man  die  grosse  Zahl  der  Störungen  des  Wohlbefindens 
durch  die  krankhaft  ergriffene  Schleimhaut  der  Athmungs-  und  Schling- 
organe, von  welchen  alle  Lebensalter,  das  Kind  wie  der  Greis,  jedes 
Geschlecht,  jeder  Stand,  und  zwar  äusserst  oft,  bald  leicht,  bald  schwer, 
last  auf  allen  Punkten  der  Erde  befallen  werden,  so  muss  man  sich 
wundern,  dass  dagegen  keine  systematisch  geordneten  Vorbauungs-Mass- 
regeln  bestehen,  welche,  wie  Religionsgc brauche,  streng  beobachtete  Ge- 
wohnheiten oder  staatliche  Gesetze,  zum  Schutze  verpflichten  und  an- 
halten ,  um  deren  Häufigkeit  und  Gefahr  zu  vermindern. 

Zwar  hat  der  Ulmer  Arzt  Conrad  Horl acher  eine  Schrift  in 
Octav  betitelt :  „Beweiss ,  dass  die  eingeführten  Meinungen  von  den 
Catarrhis  oder  sogenannten  Haupt-  und  Steckflüssen  nicht  bessern  Grund 
als  alte  Weiber-Mährlein  haben"  zu  Nürnberg  1691  herausgegeben,  allein 
dieser  gutgemeinte,  jedoch  voreilige  Ausspruch  könnte  nur  dadurch  eini- 
gerraassen  gerechtfertigt  und  später  vielleicht  auch  erfüllt  werden,  wenn 

nachdem  sie  vollendet  ist,  bleibt  ein  Geschwür  zurück,  welches  sich  schnell  zur  Ver- 
narbung anschickt. 

200)  M.  vergl.  H.  Weber  in  London  in  Virchow's  Archiv.  Bd.  25.  1862. 
S.  114—141. 

201)  Gegen  ein  ähnliches  Uebel,  Malum  aegyptiacum,  wurde  ehemals  essigsaures 
Kupferoxyd,  Grünspan,  angewandt  als  Unguentum  aegyptiacum  oder  Oxymel  Aeruginis. 
M.  s.:  Aretaeus  de  Tonsillarum  ulceribus.    Acut.  L.  L  Cap.  9. 


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KONRAD  VICTOR  SCHNEIDER  UND  DIE  KATARRHE.  47 

von  den  bravsten  Koryphäen  der  Kunst  vermittelst  belehrender,  einfach 
und  klar  verfasster,  gemeinverständlicher  Schriften,  durch  häufig  wieder- 
holte eindringliche  Hinweisungen  in  den  gewürdigsten  Organen  der  Presse, 
durch  Anleitung  in  Schulen,  durch  öffentliche  Vortrüge,  angestrengte 
Sorge  der  praktischen  Aerzte  u.  s.  w.  die  Ueberzeugung  von  der  Not- 
wendigkeit einer  zu  erlangeuden  Widerstandsfähigkeit  gegen  den  Tempe- 
raturwechsel Jedem  ernstlich  ans  Herz  gelegt  würde. 

Eindringende  Ermahnungen  und  Vorschriften  zur  Abhärtung  der 
Haut  und  Kräftigung  des  Nervensystems  von  Jugend  auf  durch  Aufent- 
halt in  freier  Luft  bei  jeder  Witterung,  Gewöhnung  an  Zugwind,  Tief- 
alhmen,  kalte  Waschungen,  Baden  im  Flusse  und  in  der  See,  ange- 
messene Kleidung,  Wassertrinken  u.  8.  w.  würden  zur  Verminderung 
der  Katarrhe  viel  beitragen. 

Je  sorgfältiger  diese  Angelegenheit  zur  Ueberlegung  und  Ausfüh- 
rung gelangte,  um  so  erfolgreicher  käme  es  zur  Vermehrung  und  Ver- 
besserung dahin  zielender  zweckmässiger  Anordnungen.  So  wäre  z.  B. 
zu  hoffen,  dass  auf  den  Eisenbahnen  Einrichtungen  getroffen  würden, 
um  im  Freien  bleiben  zu  können ,  gleich  den  Wagen  in  England ,  wo 
vorzugsweise  die  Sitze  ausserhalb  derselben  (outside)  gewühlt  werden, 
weil  die  Besorgniss  vor  Erkältung  verschwunden  ist  und  Jeder  zur  Si- 
cherung gegen  eintretende  Luftveränderung  für  sich  Vorkehrung  trifft, 
wie  in  südlichen  Ländern  der  Eingeborene  gegen  etwaige  Kühle  sich 
stets  mit  warmer  Bekleidung  versieht. 

Von  Seiten  der  Medicinalpolizei  würde  ohne  Zweifel  Sorge  getragen 
werden,  dass  Verunreinigungen  der  Luft  in  weiter  Erstnckung,  wie  das 
Moorbrennen,  nachtheilige  reitzende  Dämpfe  aus  Fabriken  in  der  Nähe 
menschlicher  Wohnungen,  das  Beziehen  feuchtkalter  Wohnungen,  mit 
Dünsten  überladene,  zu  warme  oder  zu  kalte,  unmittelbar  in  die  freie 
Luft  führende  Versammlungsräume  und  ähnliche  Uebelstände  immer 
mehr  beschränkt  und  unmöglich  gemacht  werden. 

Geschähe  die  Verfolgung  des  edlen  Zweckes  ohne  Unterlass  mit 
gehöriger  Rücksicht  auf  das  individuelle  Befinden,  so  würde  die  Ver- 
hütung der  Katarrhe,  zum  Erstaunen ,  häufig  erreicht  werden.  Diese 


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48         K.  F.  H.  MARX,  KONK.  VICT.  SCHNEIDER  U.  D.  KATARRHE. 

hätte  aber  Vorzüge  vor  der  Heilung,  weil  letztere  stets  zweifelhaft  bleibt 
und  das  Dagewesenscyn  einer  Störung  leicht  Spuren  zurücklagst. 

Bis  zu  der  Zeit,  wo  ein  wirksames  allgemeines  Mittel  gegen  sie 
entdeckt  wird,  sind  Grunde  zum  Beweise  ihrer  Nichtexistenz  blos  aus 
der  Tilgung  der  Anlage  und  den  sichernden  Schutzmassregeln  gegen  die 
nachtheiligen  Einflüsse  beizubringen. 

Wie  es  der  Vaccination  möglich  wurde  die  Schönheit  zu  bewahren, 
so  würde  es  der  mit  Umsicht  und  Consequenz  durchgeführten  Vorbauung 
gegen  die  Katarrhe  gelingen  die  Gesundheit  mehr  gleichmässig  zu  be- 
haupten. 

Allerdings  ist  dieses  Ziel  nicht  so  leicht,  wie  die  Sicherung  vor  den 
Menschenpocken  durch  einige  Hautritze,  zu  erreichen ;  in  der  vorliegenden 
Beziehung  gilt  es ,  dass  schon  in  der  Erziehung  Alles  aufgeboten  werde 
das  Hautorgan  zu  kräftigen ,  und  dass  vom  Einzelnen  wie  von  der  Ge- 
sammtheit  mit  Macht  dahin  gestrebt  werde  die  Luft  rein  zu  erhalten, 
eine  angemessene  diätetische  Lebensordnung  zu  befolgen  und  jede  die 
Athmungswerkzeuge  belästigende  Schädlichkeit  zu  beseitigen,  sich  da- 
gegen vorzusehen  oder  sie  zu  meiden. 

Käme  es  bald  zu  diesem  Siege  über  die  Naturgewalten,  so  würde 
darin  ein  grosser  Fortschritt  der  Cultur  sich  offenbaren  und  dem  nach 
einem  harmonischen  Daseyn  ringenden  Menschengeiste  Muth  zu  neuen 
Unternehmungen  erwachsen. 


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Plantae  Lorentzianae. 


Bearbeitung  der  ersten  und  zweiten  Sammlung  argentinischer 
Pflanzen  des  Professor  Lorentz  zu  Cordoba. 

Von 

A.  Grisebach. 


Vorgelegt  in  der  SiUung  der  Königl.  Ges.  d.  Wiw.  am  7.  Februar  1874. 


Unter  allen  in  der  gemässigten  Zone  der  Südhemisphäre  gelegenen  Län- 
dern ist  das  Vegetationsgebiet  der  Pampas  bis  jetzt  am  wenigsten  bota- 
nisch untersucht  worden.  Diese  Lücke  ist  um  so  fühlbarer,  als  nicht 
bloss  Australien  und  das  Kapland,  sondern  auch  Chile  durch  Reichthum 
und  Fiigenthütnlichkeit  der  Organisationen  hervorragen.  Seitdem  die 
argentinische  Regierung  durch  die  Berufung  deutscher  Naturforscher  in 
ihren  Staatsdienst  die  wissenschaftliche  Untersuchung  ihres  Reichs  an- 
gebahnt hat  und  zu  befördern  fortfahrt,  ist  begründete  Aussicht,  dessen 
natürliche  Hülfsquellen  in  gleichem  Masse  aufgeschlossen  und  entwickelt 
zu  sehen ,  wie  in  den  Nachbarländern  von  Chile  und  Brasilien.  Nach 
den  grossen  Arbeiten  Burmeister's  sind  nun  auch  für  die  botanische  Er- 
forschung der  am  wenigsten  bekannten  Gegenden  im  Nordwesten  der 
Plata-Staaten  die  wichtigen  Reisen ,  welche  Lorentz  im  Auftrage  seiner 
Regierung  unternommen  hat,  eine  höchst  bedeutende  Leistung  und  be- 
zeichnen durch  zahlreiche  Entdeckungen  neuer  Formen  in  dieser  Be- 
ziehung einen  Wendepunkt.  Diese  in  den  Jahren  1871  und  1872  voll- 
endeten Forschungen  umfassen  die  Provinzen  Cordoba,  Santiago  del  Estero, 
Tucuman  und  Catamana,  zwischen  26°  und  31°  S.  Br. :  die  Ausbeute 
anGefässpflanzen  hat  Lorentz.  in  seiner  von  wissenschaftlichen  Hülfsmitteln 
entfernten  Stellung,  mir  zur  Bearbeitung  überlassen,  sie  bildet  den  Ge- 
genstand der  nachfolgenden  Arbeit.  Das  .Material  Hess,  wie  von  dem 
I%s.  Ctasse.    XIX.  Q 


50  A.  GRISEBACIT, 

bewährten  Gelehrten  zu  erwarten  war,  nichts  zu  wünschen,  aber  es  ver- 
dankt einen  besondern  Vorzug  den  genauen  handschriftlichen  Aufzeich- 
nungen Ober  das  Vorkommen  der  beobachteten  Pflanzen,  die  ich  daher 
vollständig  in  das  Verzeichniss  der  Arten  aufnehme.  Es  ist  zu  wün- 
schen ,  dass  es  Lorentz ,  wie  er  beabsichtigt ,  gelingen  wird ,  auf  dieser 
Grundlage  eine  pflanzengeographischc  Darstellung  der  von  ihm  bereisten 
Gegenden  herauszugeben.  Im  folgenden  Jahre  hat  er  übrigens  auf  einer 
neuen  Reise  von  Salta  aus  den  Wendekreis  nordwärts  überschritten  und 
beabsichtigte  durch  Gran  Chaco  nach  den  Pampas  zurückzukehren :  seine 
Untersuchungen  sind  demnach  mit  den  vorliegenden  Sammlungen  noch 
nicht  abgeschlossen. 

Zwei  charakteristische  Züge  in  der  argentinischen  Flora,  die  im  All- 
gemeinen schon  bekannt  waren,  finden  nun  eine  umfassendere  und  ge- 
nauere Begründung,  die  verhältnissmässig  geringe  Anzahl  der  einheimi- 
schen Arten  und  die  Absonderung  von  Chile  durch  die  Anden,  die  als 
mechanische  Schranke  der  Vermischung  beider  Vegetationsgebiete  ent- 
gegenstehen. Wiewohl  Lorentz  unter  den  günstigsten  Umständen,  mit 
rastlosem  Eifer,  durch  Erfahrung  und  Uebung  so  wohl  vorbereitet,  zwei 
Jahre  lang  gesammelt  hat.  beträft  die  Gcsammtausbeute  nur  wenig  über 
900  Gefässpflanzen.  Dieses  Ergebniss  wird  jedoch  noch  weit  bemerkens- 
werther..  wenn  wir  den  Schauplatz  seiner  Thätigkeit  näher  in's  Auge 
fassen  und  von  dem  Gesichtspunkte  ausgehen ,  dass  mit  der  Mannigfal- 
tigkeit der  Lebensbedingungen  die  Verschiedenheit  der  Organismen  zu- 
nehmen muss. 

Gehören  auch  die  diluvialen  Pampas-Ebenen  zu  den  einförmigsten 
Landbildungen  der  Erde,  so  gleichen  sie  doch  darin  den  nordamerika- 
nischen Prairieen,  dass  ihr  Niveau  bis  zum  Fuss  der  angrenzenden 
Hochgebirge  allmälig  ansteigt.  Nach  den  Angaben  des  geologischen 
Reisenden  Maack  l)  heben  sich  die  Pampas  vom  Meeresufer  bis  Cordoba 


1)  Maack,  geological  sketch  of  tbe  Argentine  republic  (Proceedings  of  the 
Boston  Society  of  Natural  History,  13.  p.  417  u.  f.  Boston,  1671.):  die  Höhenan- 
gaben sind  oben  abgerundet  und  auf  Pariaer  Fuss  reducirt. 


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PLANTA  E  LORENTZIANAE.  51 

auf  1100',  senken  sich  nordwärts  in  Santiago  wieder  zu  470',  erreichen 
im  Süden  der  Provinz  Tucuman  1500'  — 1700',  am  Fusse  der  Anden 
selbst  sodann  in  Mendoza  2200',  und  zu  Copacavana  in  Catamarca  3375'. 
Diese  Niveauunterschiede  finden  ihren  Ausdruck  in  dem  Wechsel  ge- 
wisser, vorherrschender  Pampas- Pflanzen  und  zugleich  unter  dem  Einfluss 
von  Bodenbeschaffenheit  und  Bewässerung  in  dem  Gegensatz  der  öst- 
lichen Grasfluren  gegen  die  westliche  mit  Gebüsch  bewachsene  Chanar- 
steppe.  Innerhalb  dieser  letztern  sodann  sind  wiederum  die  Salmas  vom 
salzfreien  Boden,  die  Gebüsche  von  den  lichten  Waldungen  zu  besondern 
Vegetationsformationen  abgegliedert. 

Der  bedeutendste  Theil  der  Sammlungen  stammt  indessen  nicht  aus 
den  Pampas,  sondern  aus  den  Gebirgen,  aus  der  Sierra  de  Cordoba,  der 
Sierra  Aconquija  in  Tucuman  und  aus  den  Anden  von  Catamarca.  Hie- 
mit  war  eine  grosse  Mannigfaltigkeit  von  klimatischen  Einwirkungen  und 
Standpunkten  geboten,  wodurch  der  geringfügige  Umfang  der  Ausbeute 
nur  um  so  auffallender  hervortritt.  Die  Abhänge  der  Sierra  de  Cordoba 
sind  von  einem  Walde  bekleidet,  dessen  gemischte  Baumarten  gleich 
denen  der  Pampasbestände  endemisch,  aber  von  diesen  durchaus  ver- 
schieden sind1).  In  weit  höherm  Masse  klimatisch  individualisirt  ist  die 
Sierra  Aconquija,  die  in  ihrem  nördlichen  Abschnitt  mit  den  Anden  zu- 
sammenhangt und  die  Linie  des  ewigen  Schnees  erreicht.  Frei  ihre 
reich  gegliederten .  östlichen  Gehänge  den  Luftströmungen  des  atlanti- 
schen Meeres  entgegenstreckend,  ist  sie  mit  der  bewaldeten  Abdachung 
der  tropischen  Anden  gegen  das  brasilianische  Tiefland  in  gleicher  Lage. 
Diesem  Verhältniss  entspricht  die  reichliche  Bewässerung  durch  eine 
tropische  Regenperiode ,  die  Abstufung  üppiger  Waldregionen  und  die 

1)  Die  Waldregion  der  Sierra  de  Cordoba  besteht  aus  einzelnen  Vertretern  der 
Nyctagineen  (Bougainvillea),  Rutaceen  (Zanthoxylon  Coco) ,  Urticeen  (Celtis  Tala), 
Terebintbaceen  (Lithrea  (üllicsii)  uud  Apoeynecn  (Aspidosperma  Quebracbo).  Die 
Gehölze  in  den  Pampas  von  Saniingo,  Bestände  von  verschiedenen  Algaroben  (Proso- 
pis)  und  von  einer  Fiicberpaluie  (Copernicia  campestris),  sind  ausserdem  durch  Baum- 
formen aus  den  Familien  der  Blmmncen  (Zizyphus  Mistol),  der  Leguminosen  (Que- 
brachia),  der  Santalaceen  (Jodina)  und  der  Biguoniaceen  (Tecoma)  bezeichnet 

G2 


52 


A.  GRISKB ACH, 


Fruchtbarkeit  der  Landschaft,  die  sich  am  östlichen  Fusse  des  Gebirgs 
um  die  Hauptstadt  von  Tucuman  ausbreitet.  Zwischen  den  näher  am 
Wendekreis  gelegenen,  baumlosen  Pampas  der  Provinz  Salta  und  den 
sfldwürts  sich  anschliessenden,  lichten  Algarobenwaldungen  in  dem  dürren 
Klima  von  Santiago  del  Estero  und  von  dem  Hauptzuge  der  Anden 
durch  die  wüste  Geröllfläche  des  Carapo  del  Arenal  abgesondert,  wieder- 
holen sich  an  der  Sierra  Aconquija  noch  einmal  wieder  unter  dem  27. 
Grade  südlicher  Breite  die  Regionen  der  Montana  von  Peru  und  Boli- 
vien. Den  untern  Waldgürtel  hat  Loren t/.  daher  mit  Recht  als  subtro- 
pisch bezeichnet.  Diesen  grossartigen  Waldbeständcn ,  die  in  einem 
sonst  so  regenarmen  Lande  um  so  befremdlicber  hervortreten,  fehlen  nur 
wenige  von  den  Charakterzügen  der  durch  ein  tropisches  Klima  bestimm- 
ten Formenmischung  von  Bäumen  l),  Lianen ,  Epiphyten  und  sonstigen 
Schattengewächsen.  Hier  sind  die  meisten  von  den  tropischen  Familien 
vertreten,  die  über  den  südlichen  Wendekreis  von  Brasilien  aus  sich  bis 
in  das  argentinische  Vegetationsgebiet  ausbreiten.  Lorentz  selbst  be- 
merkt darüber  in  einer  brieflichen  Mittheilung:  »in  der  herrlichen  Leppig- 
keit  dieser  Wälder,  wie  sie  nach  Burmeister's  Anschauung  in  den  Ur- 
wäldern Brasiliens  nicht  schöner  auftrete,  mache  sich  doch  das  Gesetz 
der  argentinischen  Flora  geltend,  das  einer  grossen  Einförmigkeit  und 
Armuth  an  Arten«.  Die  Unabhängigkeit  der  schöpferischen  Mannigfal- 
tigkeit einer  Flora  an  verschiedenartigen  Organismen,  wie  sie  das  nahe 
Brasilien  bietet,  von  dem  Einflüsse  selbst  der  günstigsten  Lebensbedin- 
,   gungcn  auf  Wachsthum   und  Raumerfüllnng  bewährt  sich  hier  aufs 


1)  Die  Sammlung  enthält  aus  der  subtropischen  Region  von  Tucuman  17  Arten 
von  dikotyledonischen  Bäumen,  einige  von  150  Fuss  Höbe,  keiue  Palmen.  Einzelne 
Tropenformen,  eine  Bombacee  (Chorisia)  und  Carica,  sind  aus  Peru  und  Brasilien 
eingewandert,  aber  die  Mehrzahl  der  Arten  ist  endemisch.  Folgende  Familien  sind 
ausser  den  genannten  darunter  vertreten:  Nyctagineen  (Bougainvillea),  Meliaceen 
(Cedrela),  Snpindaceen  (Cupania,  Schmidelia),  Polygoneen  (Ruprechtia),  Leguminosen 
(Macbaerium  ,  Quebrachia,  Acacia:  3  Arten,  Enterolobium),  Myrtaceen  (Eugenia;, 
Laurineen  (Nectandra),  Myrsineen  (Myrsinc:  2  Arten),  Solaneen  (Jochroma). 


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PLANTAE  LORENTZIAXAE.  53 

Neue,  ohne  dass  eine  Erklärung  aus  heutigen  Tags  noch  wirksamen 
Kräften  möglich  erscheint. 

Oberhalb  der  subtropischen  Region  von  Tucuman  folgen  zwei  Wald- 
regionen ,  die  noch  genauer  denen  der  tropischen  Anden  entsprechen, 
indem  die  Bäume,  die  sie  zusammensetzen,  dieselben  Arten  sind,  welche 
auch  dort  in  der  gemässigten  Region  weithin  verbreitet  vorkommen.  Den 
untern  dieser  beiden  Waldgürtel  nennt  I^orentz  die  Aliso-Region  nach 
einer  Erle1),  die  unter  ähnlichen  klimatischen  Bedingungen  die  östlichen 
Cordilleren  von  Mexiko  bis  zum  südlichen  Wendekreis  begleitet,  und  er 
beobachtete  in  diesem  geschlossenen  Erlenwalde  noch  zwei  andere  Bäume, 
die  ebenfalls  aus  der  Montana  von  Peru  und  Bolivien  bekannt 
sind.  Das  Nämliche  gilt  von  dem  obern  Waldgürtel  (7000'— 9000'),  der 
bis  zur  Baumgrenze  aus  einer  Rosacee2)  ausschliesslich  gebildet  wird. 
Dieser  Zwergbaum  bewohnt  die  tropischen  Anden  vom  Aequator  bis 
Bolivien  und  hebt  hier  die  Baumgrenze  zu  einem  der  tropischen  Tem- 
peratur entsprechend  höherm  Niveau:  Lorentz  hat  einzelne  Individuen 
derselben  Art  sogar  noch  weiter  südwärts  (31°  S.  B.)  auf  den  entlegenen 
Höhen  der  Sierra  de  Cordoba  angetroffen. 

Auch  die  alpine  Region  der  Sierra  Aconquija  zeigt  viel  Ueberein- 
stimmendes  mit  der  des  tropischen  Boliviens,  namentlich  durch  ihr 
Syna.nthereengesträuch  5)  und  durch  das  Ichugras,  welches  die  Cordilleren 
von  Mexiko  bis  Mendoza  bekleidet.  Auf  den  Anden  von  Catamarca  ist 
derselbe  Vegetationscharakter,  welcher  der  Puna-Region  des  peruanischen 
Hochlandes  entspricht,  noch  mannigfaltiger4),  aber  doch  zugleich  in 
eigenthümlicher  Weise  ausgebildet.  In  der  Provinz  Catamarca  wird  der 
Raum  zwischen  der  Sierra  Aconquija,  die  sie  von  Tucuman  scheidet, 


1)  Die  Aliso-Erle  ist  eine  Spielart  von  AInns  ferniginea  und  wird  von  einer 
Caprifoliacee  (Sambucus  peruviana),  sowie  von  einer  Conifere  (Podocarpus  angustifoüa) 
begleitet. 

2)  Den  obersten  Waldgürtel  bildet  Polylepis  racemosa. 

3)  Alpine  Region  von  Tucuman:  Baccharis  densiflora;  Stipa  Icbn. 

4)  Alpine  Region  von  Catamarca :  Baccharis  Tola  und  polifolia ;  Azorella  madre- 
porica;  Tessaria  absinthoides. 


54 


A.  GRISEBACH, 


und  den  Anden  von  den  weiten  Flächen  des  Campo  del  Arenal  einge- 
nommen, die,  als  Travesia  oder  wasserlose  Einöde  bezeichnet,  mit  der 
jenseitigen  Wüste  Atacama  am  stillen  Meere  zu  vergleichen  sind.  Da 
nach  Philipp?!  Forschungen1)  diese  wüste,  regenfreie  Zone  hier  über 
die  ganze  Breite  der  Andenerhebung  quer  hinüberreicht  und  aho  die 
Atacama  mit  dem  Campo  del  Arenal  in  ununterbrochenem  Zusammen- 
hange steht,  so  fehlen  den  Gehängen  der  östlichen  Cordillere  die  Wald- 
regionen von  Tucuman.  Dennoch  hat  die  Vergleichung  der  Flora  von 
Atacama,  die  von  Philippi  bearbeitet  wurde,  mit  der  von  Catamarca  nur 
sehr  wenige  Arten  ergeben,  die  beiden  Abdachungen  der  Anden  oder 
ihrer  Puna- Region  gemeinsam  angehörten.  Die  Ursache  liegt  darin, 
dass  die  östliche  Cordillere  durch  ihre  Verwitterung  oder  Bodenbeschaffen- 
heit  einen  höchst  eigenthümlichen  Abschnitt  bildet,  der  viele  endemische 
Arten2)  erzeugt  hat  und  nicht  leicht  von  andern  Pflanzen  Überschritten 
werden  kann.  Hier  breitet  sich,  von  Schneebergen  umschlossen,  in 
einem  Niveau,  welches  zu  10000'  geschätzt  wurde,  die  weite  Hochfläche 
der  Laguna  blanca  aus,  ein  Seebecken,  dessen  Lagune  eine  gesättigte 
Salzlauge  und  dessen  Boden  ebenfalls  salzhaltig  ist,  während  die  an- 
stehenden Gesteine  sich  in  eineu  beweglichen  Sand  umwandeln,  dessen 
Anhäufungen  in  den  Hochthälern,  als  wären  es  Gletscher,  all  mal  ig  nach 
abwärts  vorrücken,  Lorentz  ist  der  erste  Naturforscher,  der  diesen  geo- 
graphisch so  wenig  bekannten  Theil  der  Anden  erreicht  hat  und  durch 
die  eben  mitgetheilten.  seinen  Briefen  entnommenen  Nachrichten  über 
die  eingeschränkten  Bedingungen  der  dortigen  Vegetation  genügendes 
Licht  verbreitet 

Aus  der  bisherigen  Uebersicht  geht  hervor,  wie  überaus  mannig- 
faltig gegliedert  der  Schauplatz  ist,  auf  welchem  der  Reisende  seine  bo- 
tanische Thätigkeit  entfaltet  hat.  Die  allgemeine  Erfahrung,  dass  mit 
dem  topographischen  Wechsel  der  Lebensbedingungen  die  Mannigfaltig- 

1)  Philippi,  Reise  nach  der  Wüste  Atacama. 

2)  In  der  alpinen  Region  von  Catamarca  und  Tucuman  hat  Lorentz  120  Ge- 
fässpflanzen  beobachtet  (13  Procent  der  Gesammtausbeute),  von  denen  mehr  als  50 
Arten  unbeschrieben  waren. 


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PLANTAE  LORENTZIAXAE. 


keit  der  Pflanzenarten  gleichen  Schritt  hält,  bewährt  sich  auch  hier  in 
sofern ,  als  die  Fundorte ,  die  in  den  Sammlungen  verzeichnet  werden, 
in  den  meinten  Fällen  sehr  eingeschränkt  sind.  Aber  um  so  auffallender 
und  bestimmter  äussert  sich  im  Gegensatz  zu  den  Nachbarländern,  wenn 
man  die  Gesammtausbeutc  topographisch  ordnet,  die  Eigentümlichkeit 
der  argentinischen  Flora  in  der  geringfügigen  Artenzahl,  die ,  damit  der 
Boden  von  Vegetation  bekleidet  werde ,  durch  Geselligkeit  und  Verviel- 
fältigung der  Individuen  ersetzt  werden  muss.  Und  dazu  kommt  noch 
in  Betracht,  dass  unter  den  gesammelten  Pflanzen  viele  Arten  fremden 
Ursprungs  sich  finden,  die  nachweisbar  von  auswärts  eingewandert  sind 
und  zuweilen  auf  weiten  Strecken  in  den  Pampas  die  einheimische  Ve- 
getation verdrängt  haben.  Weder  im  Klima  noch  im  Boden  der  Plata- 
Staaten  ist  irgend  ein  Verhältniss  nachzuweisen,  wodurch  die  Einförmig- 
keit der  Flora  genügend  erklärt  werden  könnte.  Die  durch  das  See- 
klima der  südlichen,  gemässigten  Zone  geforderte  Dauer  der  Vegetations- 
periode, die  Abnahme  der  Temperatur  vom  Niveau  der  Küste  bis  zum 
ewigen  Schnee  der  Hochgebirge  von  Tucuman  und  Catamarca,  die  un- 
gleiche Bewässerung,  die  noch  weit  grössern  Unterschiede  in  der  Menge 
des  atmosphärischen  Niederschlags,  der  vom  regenlosen  Campo  del  A renal 
sich  bis  zur  atlantischen  Niederung  allmälig  in  solchem  Verhältniss  stei- 
gert, dass  in  einzelnen  Jahren  zu  Buenos  Ayres  tropische  Werthc  des 
Regenfalls  beobachtet  werden1):  alles  dies  sind  Momente,  wodurch  die 
Mannigfaltigkeit  vegetabilischer  Organisationen  in  einem  weit  höhern 
Masse  begünstigt  erscheint,  als  in  Australien  und  im  Kaplande,  oder  gar 
unter  denselben  Breitcgiaden  in  Chile,  wo  auf  einem  so  viel  engern 
Baume  doch  eine  reichere  Flora  sich  gestaltet  hat.  Auch  die  Mischung 
der  Erdkrumen,  die  der  Vegetation  zu  Gebote  stehen,  giebt  keinen  Auf- 
schlüsse denn  wenn  auch  die  weiten  Pampasflächen  anscheinend  nur 
durch  den  Gegensatz  des  salzhaltigen  und  salzfreien  Bodens  gegliedert 
sind,  so  sind  sie  doch,  wie  irgend  ein  anderes  Land,  reich  ausgestattet 
durch  die  grossen  Hebungen  krystallinischer  und  eruptiver  Gesteine,  die 


1)  Burmeister  in  Petcrmann'b  Mittheilungen,  10.  S.  9. 


56  Ä.  GRISEB ACH, 

ihre  Gerölle  und  Verwitterungsprodukte  bis  zu  einem  gewissen  Abstände 
über  die  Ebene  ausgebreitet  haben.  Ueberhaupt  zeigt  sich  schon  darin, 
dass  die  Einförmigkeit  der  Vegetation  auf  den  argentinischen  Gebirgen 
ebenso  bemerklich  ist,  wie  auf  den  Pampas  selbst,  die  Unabhängigkeit 
der  Thatsache  von  solchen  Einflüssen  und  eben  hiedurch  werden  wir  auf 
Bedingungen  zurückgewiesen,  die  in  der  Vorzeit  bei  der  Entstehung  der 
heutigen  Organismen  wirksam  waren.  Diese  zu  ergründen  aber  finde 
ich  keinen  andern  Anhaltspunkt,  als  dass  die  Pampas  später,  als  die  an- 
grenzenden Gebiete  von  Brasilien  und  Chile,  als  ein  neues  oder  erneutes 
Festland  vom  atlantischen  Meere  eutblösst  worden  sind.  Ausser  dem 
Diluvium,  welches  die  Pampas  bildet  oder  von  noch  jüngern  Alluvionen 
bekleidet  wird,  hat  man  von  den  Anden  bis  zum  Meere  an  der  Ober- 
fläche keine  ältere  Sedimente  aufgefunden,  unter  dem  Diluvium  dagegen 
Tertiärschichten  mit  Meeresprodukten  nachgewiesen.  l)  Wenn  wir  an- 
nehmen, dass  lange,  geologische  Zeiträume  zur  Entstehung  neuer  Orga- 
nismen erforderlich  sind ,  so  würde  hieraus  gefolgert  werden  können, 
dass  derjenige  Theil  vou  Südamerika,  der  später,  als  die  übrigen,  aus 
dem  atlantischen  Meere  hervorgetreten  ist,  an  eigenthümlichen  Gewächsen 
der  ärmste  bleiben  musste. 

Früher  habe  ich,  durch  die  Einförmigkeit  der  argentinischen  Flora 
bestimmt,  die  Frage  aufgeworfen2),  ob  den  Pampas  überhaupt  ein  en- 
demischer Charakter  der  Vegetation  zukomme,  ob  hier,  wie  in  den  neu- 
sten Zeiten,  so  auch  früher  nur  Einwanderungen  stattgefunden  haben, 
oder  selbständig  neue  Pflanzenarten  entstanden  sind.  Dieser  bis  dahin 
ungelöste  Zweifel  ist  durch  Lorentz's  Entdeckungen  vollständig  beseitigt 
worden,  zunächst  durch  den  eigenthümlichen  Charakter  von  den  drei 
Gebirgsfloren ,  die  er  erforscht  hat.  dann  aber  auch  durch  die  Pampas- 
pflanzen selbst.  Denn  diese  könnten  vermöge  der  Aehnlichkeit  der  Vege- 
tationsbedingungen nur  aus  Chile,  nicht  aus  dem  tropischen  Brasilien, 
eingewandert  sein,  und  dass  dieses  nur  selten  der  Fall  gewesen ,  ergiebt 


1)  Maack,  a.  a.  0.  p.  426. 

2)  Vegetation  der  Erde,  2.  8.  464. 


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PLANTAR  LORENTZIANAE.  57 

sich  aus  der  Vergleicbung  beider  Floren.  Im  Ganzen  betragt  die  An- 
zahl endemischer  Arten  in  den  vorliegenden  Sammlungen  etwa  42  Pro- 
cent  (390)  der  Gesammtzahl  (928).  ein  Verhältniss,  welches  dem  in  andern, 
als  selbständig  betrachteten,  natürlichen  Floren  gleich  steht.  Die  Aus- 
beute an  eigenthümlichen  Arten,  die  in  keinem  der  Nachbarländer  aufge- 
funden sind,  schätze  ich  aus  den  Fampas  selbst  auf  23,  aus  den  Gebir- 
gen auf  20  Procent. 

Unter  den  eingewanderten  oder  mit  den  Nachbarländern  gemein- 
samen Arten  ist  das  Verhältniss  zur  chilenischen  Flora  am  meisten 
bemerkenswerth.  Indem  ich  jeder  Art  den  Verbreitungsbezirk,  so  weit 
es  mir  bekannt  geworden,  hinzugefügt  habe,  lässt  sich  die  Richtung  der 
Einwanderungen  leicht  feststellen.  Betrachten  wir  alle  Arten .  deren 
Wohngebiet  über  die  Grenzen  der  argentinischen  Flora  hinübergreift,  als 
von  auswärts  angesiedelt,  indem  sich  die  wahrscheinlich  seltenern  Fälle 
von  Wanderungen  in  entgegengesetzter  Richtung  nicht  mit  Sicherheit 
absondern  lassen ,  so  sind  am  zahlreichsten  diejenigen  Gewächse ,  die, 
über  einen  grossen  Theil  des  tropischen  Amerika  verbreitet,  den  südlichen 
Wendekreis  überschreiten  {16 — 17  Procent  der  Gesammtausbeute).  Fast 
ebenso  gross  ist  die  Zahl  der  in  den  tropischen  Anden  einheimischen 
Pflanzen,  die  auf  die  argentinischen  Gebirge  übergehen  (über  16  Procent). 
Für  diese  und  für  diejenigen,  denen  ein  grosses  Wohngebiet  zukommt, 
bietet  die  Erhebung  der  Anden  nicht  immer  ein  mechanisches  Hinderniss 
der  Wanderung ,  aber  doch  ist  es  bemerkenswerth ,  wie  viel  weniger 
Arten  aus  dem  tropischen  Amerika  nach  Chile  verbreitet  sind  und  wie 
gering  im  Verhältniss  zur  argentinischen  Flora  die  Anzahl  von  tropischen 
Familien  ist,  die  an  der  paeifischen  Küste  die  Wüste  Atacama  südwärts 
überschreiten.  Dagegen  ist  der  Antheil  der  Flora  des  südlichen  Brasiliens 
an  der  argentinischen  sehr  erheblich  (12  —  13  Procent)  und  unter  den 
Arten,  die  diesen  beiden  Abschnitten  des  Tieflands  gemeinsam  angehören, 
finden  sich  nur  äusserst  wenige,  die  zugleich  in  Chile  vorkommen. 
Bringt  man  nun  noch  die  ubiquitären  oder  über  ganze  Erdzonen  verbrei- 
teten (über  5  Procent),  sowie  die  in  Folge  der  Kultur  angesiedelten  Arten 
(3  Procent)  in  Abzug,  so  bleiben  in  der  Gesammtreihe  der  als  eingewan- 
PAys.  Classe.    XIX.  H 


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58  A.  GRISEBACH, 

dert  betrachteten  Gewächse  nur  diejenigen  übrig,  welche,  ohne  durch 
die  Anden  in  ihrer  Wanderung  beschränkt  zu  sein,  zugleich  der  argen- 
tinischen und  der  Flora  des  chilenischen  Uebergangsgebiets  angehören. 
Diese  aber  (28  Arten)  sind  so  viel  weniger  zahlreich  (3  Procent),  als  die 
brasilianischen,  dass  sich  hieraus  ergiebt,  in  welchem  Umfange  der  ende- 
mische Charakter  beider  Floren  durch  die  für  die  meisten  Gewächse 
unüberschreitbaren  Erhebungen  der  Anden  bedingt  und  gesichert  war. 
Es  ist  dies  zwar  dieselbe  Erscheinung,  die  auch  bei  der  Vergleichung 
der  paeifischen  und  brasilianischen  Abhänge  der  tropischen  Anden  Süd- 
amerikas wahrgenommen  wird,  aber  mit  dem  wesentlichen  Unterschiede, 
dass  dort  auch  die  klimatischen  Bedingungen  der  Vegetation  im  höchsten 
Maasse  ungleich  sind,  wogegen  das  nördliche  Chile  mit  dem  nur  durch 
die  Anden  geschiedenen  Abschnitte  der  Pampas  in  seiner  Dürre  überein- 
stimmt. Auch  würde  die  Reihe  jener  wenigen ,  gemeinsamen  Erzeug- 
nisse noch  bedeutend  vermindert  sein ,  wenn  nicht  manche  Arten  von 
der  Abnahme  der  Temperatur  mit  dem  Niveau  unberührt  blieben  und 
den  Einflüssen  der  Wüste  Atacam a  quer  über  die  Anden  folgen  könnten. 
So  bietet  die  Vergleichung  beider  Floren  eins  der  ausgezeichnetsten  Bei- 
spiele von  der  ursprünglichen  Absonderung  der  Vegetationscentren,  die 
nur  deshalb  ihre  Erzeugnisse  wenig  mischen  konnten,  weil  die  übrigen 
nicht  fähig  waren,  eine  breite  Wölbung  von  Hochgebirgen  zu  über- 
schreiten. 

Der  Endemismus  der  argentinischen  Flora  äussert  sich  nicht  bloss  in 
eigentümlichen  Arten  und  Gattungen,  sondern  auch  darin,  dass  die  Or- 
ganisation derselben  den  dortigen  Vegetationsbedingungen  am  vollkom- 
mensten angepasst  ist.  Hiernuf  indessen  bei  dem  gegenwärtigen  Anlass 
einzugehen,  beabsic  htige  ich  nicht,  um  so  weniger,  als  die  Cacteen,  eine 
der  wichtigsten  Vegetationsformen  des  dortigen  Klimas,  in  den  vorliegen- 
den Sammlungen  nicht  enthalten  sind.  Dagegen  möchte  ich  den  geo- 
graphischen einige  systematische  und  morphologische  Bemerkungen  folgen 
lassen,  zu  denen  einzelne,  hier  zuerst  beschriebene  Pflanzen  den  Anlass 
bieten.  Zwölf  ncoe,  monotypische  Gattungen  habe  ich  aufstellen  zu 
müssen  geglaubt,  wodurch  sich  die  Anzahl  der  bisher  bekannt  gewesenen 


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PLANT  AK  LORENTZIANAE. 


N 


ungefähr  auf  das  Doppelte  erhöht  hat.  Bei  den  meisten  scheint  mir,  um 
ihre  Aufstellung  zu  begründen,  die  Beschreibung  genügend  zu  sein,  aber 
einige  sind  darunter,  auf  die  ich  wegen  ihres  merkwürdigen  Baus  die 
Aufmerksamkeit  besonders  zu  richten  wünsche,  und  dazu  kommen 
mehrere  Arten  von  anomaler  Organisation,  welche  ich  zwar  wegen  ihrer 
habituellen  Aehnlichkeit  mit  bekannten  Typen  von  diesen  nicht  getrennt 
habe,  die  aber  ebenfalls  in  systematischer  Hinsicht  einer  nähern  Erläu- 
terung werth  erscheinen. 

Caryophylleen.  Bekanntlich  beruht  die  Unterscheidung  der  Sileneen 
von  den  Alsineen  auf  der  Verwachsung  der  Kelchblätter,  in  Folge  dessen 
die  Blumenblätter  unguiculirt  werden.  Durch  Mittelformen  wird  zwar 
die  systematische  Anordnung  überall  erschwert,  aber  die  natürliche  Ver- 
wandtschaft nur  um  so  deutlicher  dargethan.  Eine  solche  Mittelstellung 
nahm  bisher  fast  nur  Gypsophila  ein,  Alsineen  mit  einem  hoch  ver- 
wachsenen Kelch  waren  nicht  bekannt.  Einen  solchen  Bau  aber  könnte 
man  sich  vorstellen,  da  die  Alsineen  auch  habituell  von  den  Sileneen 
verschieden  sind  und  Gypsophila  eben  aus  diesem  Grunde  eine  unzweifel- 
hafte Silenee  ist.  Anders  verhält  es  sich  mit  der  Gruppe  der  Polycar- 
peen,  wie  dieselbe  von  Bentham  und  Hooker  aufgefasst  worden  ist. 
Diese  ist  zwar  durch  den  einfachen,  nur  an  der  Spitze  getheilten  Griffel 
künstlich  charakterisirt .  stimmt  aber  habituell  so  vollständig  mit  den 
Alsineen  überein,  dass  sie  ebensowohl  mit  ihnen  verbunden  werden  kann, 
um  so  mehr  als  die  Apetalie  oder  Reduktion  der  Blumenblätter  in  beiden 
Gruppen  vorkommt.  Eine  der  Puna-Region  eigentümliche  Gattung  der 
Polycarpeen  ist  Pycnophyllum ,  die  sich  durch  ihre  convexen ,  aus  eng 
verwebten  und  dicht  mit  Blattpaaren  besetzten  Sprossen  gebildeten  Polster 
auszeichnet,  an  denen  die  ungestielten,  unscheinbaren  Blüthen  schwer 
aufzufinden  ßind.  Von  dieser  Gattung  wachsen  zwei  neue  Arten  in  der 
alpinen  Region  von  Catamarca,  die  eine,  welche  den  bolivianischen  nahe 
steht,  auf  Felsblöcken,  die  andere  auf  dem  Salzboden  der  Laguna  blanca. 
Die  letztere  (P.  sulcatum)  besitzt  nun  den  hochverwachsenen  Kelch  der 
Sileneen,  von  denen  sie  übrigens  schon  durch  die  sitzenden  Blumen- 
blätter und  durch  den  Griffel  der  Polycarpeen  abweicht.    Da  der  Bau 


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•  60 


A.  GRISEB ACH, 


übrigens  mit  Pycnophyllum  übereinstimmt,  so  ist  durch  diese  Art  die 
angedeutete  Verknüpfung  der  Alsineen  im  weitern  Sinne  mit  den  Sileneen 
verwirklicht. 

Amarantaceen.  Diese  für  die  argentinische  Flora  charakteristische 
Familie  zählt  in  unsern  Sammlungen  20  Arten ,  von  denen  die  Hälfte 
endemisch  ist  und  zum  grossem  Theil  unbeschrieben  war.  Die  meisten 
neuen  Arten  lassen  sich  leicht  den  bestehenden  Gattungen  anreiben : 
die  einzige,  welche  durch  ihren  anomalen  Bau  schwierig  ist,  stimmt  im 
Habitus  und  namentlich  in  der  ausgezeichneten,  wie  Baumwolle  gebil- 
deten Bekleidung  des  Kelchs  (innerhalb  der  3  Bracteen  und  später  weit 
hervorragend)  mit  Gossypianthus  überein  und  kann  von  dieser  Gattung 
nicht  füglich  getrennt  werden.  Ich  vermuthe  sogar,  dass  Moquin-Tandon 
dieselbe  Art  (G.  australis)  in  der  Tweedie'schen  Sammlung  aus  Buenos 
Ayres  vor  Augen  hatte,  als  er  in  dieser  eine  westindische  Pflanze  (G. 
lanuginosns)  wiederzuerkennen  glaubte.  In  diesem  Fall  aber  hat  er  die 
Eigcnthümlichkeiten  ihres  Baus  nicht  wahrgenommen.  Wiewohl  sie 
nämlich  in  den  von  einander  getrennten  Staminen  mit  einfächerigen 
Antheren  dem  bisher  angenommenen  Gattungscharakter  von  Gossypian- 
thus entspricht,  weicht  sie  schon  durch  die  mit  den  ersten  alterniren- 
den  Staminodien  von  demselben  ab,  ist  aber  noch  bei  Weitem  merkwür- 
diger durch  ihre  Insertion.  R.  Brown's  Bemerkung l),  dass  zwischen 
den  Amarantaceen  und  Chenopodeen  kein  absolutes,  diagnostisches  Merk- 
mal bekannt  sei  und  dass  dennoch  beide  Familien  als  durchaus  natür- 
liche festzuhalten  seien,  besteht  noch  in  voller  Gültigkeit.  Er  legte  in- 
dessen dabei  ein  Hauptgewicht  auf  die  hypogynische  Insertion  der  Ama- 
rantaceen, welches  nur  dadurch  eingeschränkt  werde,  dass  bei  einigen 
Chenopodeen  dieselbe  Insertion  vorkomme.  Perigynische  Amarantaceen 
dagegen  wollte  er  nicht  zulassen ,  indem  er  auf  Gattungen  dieses  Baus, 
die  Jussieu  mit  ihnen  verbunden  hatte,  seine  Gruppe  der  Illecebreen 
gründete,  die  man  jetzt  gewöhnlich  Paronychieen  nennt  und  die  offenbar 
den  Caryophylleen  näher  stehen,  als  den  Amarantaceen.  Der  argentinische 


1)  R.  Brown,  prodromns,  p.  413. 


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PLANTA E  LORENTZIANAE. 


f.l 


Gossypianthus  nun  besitzt  einen  Kelch,  der  nur  bis  zur  Mitte  gespalten 
ist  und  am  obern  Ende  der  Kelchröhre  sind  die  Staminen  und  Stamino- 
dien,  also  im  entschiedensten  Sinne  perigynisch  inserirt.  Von  einer  Ver- 
wandtschaft mit  den  Paronychieen  aber  kann  in  diesem  Falle  durchaus 
nicht  die  Rede  sein.  Demnach  lernen  wir  hier  eine  perigynische  Ama- 
rantacee  kennen,  gerade  so,  wie  es  andererseits  hypogynische  Cheno- 
podeen giebt.  Die  Bildung  der  den  Kelch  umschliessenden  Bracteen, 
die  Textur  der  Blüthe.  ihre  Wollbekleidung,  endlich  die  Staminodien, 
die,  nach  Analogie  von  Gomphrena,  an  ihrem  zugespitzten  Ende  eine 
Emarginatur  zeigen,  alles  dies  sind  Momente,  welche  die  nahe  Verwandt- 
schaft mit  andern  Amarantaceen  begründen. 

Celastrineen.  Unter  den  Dornsträuchern  der  Pampas  von  Santiago 
del  Estero  findet  sich  eine  Celastrinee,  die,  wiewohl  sie  in  Ermangelung 
der  Frucht  nur  unvollständig  beschrieben  werden  kann,  doch  der  in  der 
alten  Welt  einheimischen  Gattung  Gymnosporia  am  nächsten  verwandt 
scheint.  Dieses  Gewächs  ist  durch  die  Stellung  seiner  Eier  merkwürdig 
und  verdient  in  Folge  dessen  als  neue,  monotypischc  Gattung  (Moya) 
aufgestellt  zu  werden.  Es  ist  bekannt,  dass  die  typisch  aufrecht  gestell- 
ten Eier  der  Celastrineen  in  gewissen  Fällen  (bei  Cassine,  bei  Arten  von 
Evonymus)  die  entgegengesetzte  Lage  erhalten,  indem  sie  von  dem  obern 
Theil  des  Fachs  herabhängen,  dass  aber  alsdann  die  ventrale  Rhaphe 
zu  einer  dorsalen  wird.  Bei  Moya  nun  enthält  jedes  der  beiden  Ovarium- 
fächer  zwei  Eier,  die  von  einem  aufrecht  gestellten  Funiculus  herab- 
hängen. Hiedurch  werden,  indem  die  Rhaphe  fast  verschwunden  ist, 
jene  beiden  Eistellungen  der  Celastrineen  um  eine  dritte  vermehrt  und 
in  eine  noch  engere  Verbindung  gebracht,  Es  ist  ein  ähnlicher  Bau. 
wie  ich  ihn  als  lykotrop  bei  vielen  Malpighiaceen  zuerst  beschrieben 
habe,  nur  dass  bei  diesen  die  Funiculi  hängend  sind,  bei  Moya  aufrecht 
aus  dem  untersten  Theile  des  Fachs  entspringen.  In  keiner  andern  Fa- 
milie kenne  ich  eine  völlig  übereinstimmende  Bildung,  aber  sie  kann  bei 
Moya  mit  Leichtigkeit  davon  abgeleitet  werden,  dass  der  obere  Theil 
des  Funiculus  mit  dem  Ei  unverwachsen  bleibt:  denn  wenn  er  diesem 
anwüchse,  würde  der  Bau  derselbe  sein,  wie  bei  den  typischen  Celastri- 


62  A.  GRISEB ACH, 

neen.  Beideu  Stellungen  der  Eier  ist  es  gemeinsam,  dass  ihre  Maudung 
nach  abwärts  gerichtet  ist,  während  das  hängende  Ei  von  Cassine  die 
entgegengesetzte  Lage  derselben  bedingt. 

Myrtaceen.  Blattserraturen  gehören  in  dieser  Familie  zu  den  gröss- 
ten  Seltenheiten,  sie  sind  nur  in  der  ihrem  Typus  ferner  stehenden 
Gruppe  der  Lecythideen  und  auch  hier  nur  in  wenigen  Fällen  bekannt. 
In  den  Bergwäldern  der  Sierra  Aconquija  hat  Lorentz  einen  Strauch 
mit  scharf  serrirten  Blättern  in  Frachten  gesammelt,  der  in  diesem  Ent- 
wickelungszu stände  von  Myrtus  nicht  zu  unterscheiden  ist  (M.  serrati- 
folia)  und  in  seinem  Habitus  mit  dieser  Gattung  völlig  übereinstimmt. 
"Wiewohl  auch  die  lederartigen  Blätter  dieses  Strauchs  nicht  punklirt 
sind  und  derselbe  sich  demnach  auch  in  dieser  Beziehung  den  Lecythi- 
deen nähert,  so  konnten  doch  die  Oeldrüsen  der  Myrteen,  in  dem  Paren- 
chym  versteckt,  durch  das  Mikroskop  nachgewiesen  werden. 

Sterrhymenia.  So  bezeichne  ich  eine  merkwürdige,  in  Catamarca 
einheimische  Pflanze ,  deren  systematische  Stellung  ungemein  schwierig 
zu  bestimmen  ist.  Im  äussern  Ansehen  hat  sie  eine  gewisse  Aehnlich- 
keit  mit  Allionia  und  andern  Nyctagineen,  aber  der  Bau  des  üvarium 
und  die  Beschaffenheit  des  Samens  beweisen,  dass  sie  nicht  zu  dieser 
Familie  gehört.  Zu  der  Auffassung,  dass  sie  wenigstens  in  einer  gewissen 
Beziehung  zu  derselben  stehe,  darf  man  sich  auch  nicht  durch  die  auf- 
fallende Bildung  verleiten  lassen,  von  welcher  der  Name  der  Gattung 
abgeleitet  ist.  Das  einsamige ,  membranöse  Perikarpium  wird  nämlich, 
wie  bei  den  Nyctagineen,  von  einer,  jedoch  viel  fester  erhärtendeu  Hülle 
eingeschlossen,  die  aus  einer  Umbildung  der  äussern  Blüthenthcile  hervor- 
geht. Während  aber  die  ähnliche  Fruchthülle  der  Nyctagineen  aus  dem 
untern,  abgelösten  Theil  der  Perigonialröhre  besteht,  entspringt  sie  hier 
aus  der  ausserhalb  der  Corolla  liegenden  Kelchröhre.  Wäre  also  eine 
wirkliche  Homologie  mit  den  Blüthenorganen  der  Nyctagineen  vorhanden, 
so  würde  die  das  Perikarpium  frei  umschliessende  Cupula  nicht  ihrem 
Perigonium,  sondern  ihrer  Blüthenhülle  entsprechen,  aber  es  ist  kein  Grund 
vorhanden,  die  Blüthe  von  Sterrhymenia  als  unvollständig  anzusehen  und 


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PLANTA E  LORENTZIANAE.  63 

ihre  vier  Wirtel  für  etwas  Anderes  zu  halten,  als  für  einen  Kelch,  eine  sym- 
petalische  Corolle,  epipetalische  Stamina  und  ein  freies  Pistill.  Von  den 
sympetalischen  Familien  aber,  denen  sie  in  dieser  Beziehung  und  in  der 
Zahl  der  BlOthenorgane  gleich  steht,  scheidet  sie  zunächst  der  Bau  des 
Ovarium.  Dieses  zeigt,  wie  auch  der  endständige,  oben  sichelförmig 
gebogene  Griffel  und  dessen  Narbe  ungetheilt  sind .  eine  sehr  einfache 
Bildung:  von  dem  obern  Ende  der  Höhlung  hängen  zwei  anatrope  Eier 
herab,  von  denen  nur  eins  befruchtet  wird,  und  von  dem  Grunde  des 
Ovarium  erhebt  sich  eine  unvollständige,  zarte  Scheidewand,  die  nicht 
bis  zum  Insertionspunkte  der  Eier  hinaufreicht,  sondern  nur  deren  untern 
Theil  von  einander  absondert,  also  nur  bis  zu  einer  gewissen  Höhe  die 
Höhlung  in  zwei  Fächer  theilt  und  nach  der  Befruchtung  verschwindet. 
Massgebend  für  die  natürliche  Verwandtschaft  ist  sodann  im  Samen  der 
von  reichlichem  Albuinen  umschlossene,  axile.  gerade,  cylindrische  Em- 
bryo, der  bis  zur  Mitte  getheilt  seine  Radicula  nach  oben  richtet.  Dass 
das  Albumen  kein  Stärkemehl  enthält,  ist  schon  allein  ein  genügender 
Beweis,  dass  die  Gattung  mit  den  Nyctagineen  nicht  verwandt  ist.  Sie 
hat  noch  manche  andere  Eigen thümlichkeiten,  die  jedoch  über  ihre  syste- 
matische Stellung  keinen  nähern  Aufschluss  geben.  Dazu  gehören:  der 
schlaffe,  unregelmässig  verzweigte  Wuchs;  die  drüsige  Behaarung;  die 
opponirten.  durch  schiefes  Auswachsen  des  Stengels  und  der  Zweige  aus 
dieser  Stellung  verrückten  Blätter,  die  wie  bei  Allionia  gestaltet  und 
ebenfalls  in  ihrer  Paarung  nicht  ganz  gleichwerthig  sind;  die  sitzenden, 
geminirten,  ursprünglich  unmittelbar  über  dem  Blattpaar  terminalen,  nach 
dem  Auswachsen  der  Axe  extraaxillaren  Blüthen;  der  membranöse, 
durch  ein  sehr  eigentümliches,  starkes  Adernetz  rigide  Kelch,  der  sich 
über  seiner  Röhre  in  eigen thümliche  Lippen  spaltet;  die  regelmässige, 
tubulöse,  in  imbricative  Zähne  auslaufende  Corolle;  die  ungleichen  und 
in  ungleicher  Höhe  derselben  eingefügten  5  Stamina ;  endlich  die  zuletzt 
in  eine  Vertiefung  der  Axe  sich  einsenkende  Cupula,  wodurch  die  Festig- 
keit dieser  Fruchtumhüllung  noch  erhöht  wird. 

Die  einzige,   mir  bekannte  Gattung,  welche  nach  dem  Bau  der 

Blüthe  in  vielen  Beziehungen .  in  noch  höherm  Masse  aber  in  dem  des 

i 


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64  A.  GRISEBACH, 

Ovarium  mit  Sterrhymenia  abereinstimmt,  ist  Cardio pteris ,  eine  habi- 
tuell freilich  weit  abstehende,  ostindische  Liane,  von  welcher  ich  auch 
nur  Fruchtexemplare  vergleichen  kann.  Ueber  die  sehr  verschieden  auf- 
gefasste  Stellung  dieser  Pflanze  hat  R.  Brown  in  den  spätem  Jahren 
seines  Lebens  ausführlich  gehandelt,  ohne  jedoch  zu  einem  bestimmten 
Ergebniss  gelangen  zu  können1).  Wenn  er  eine  Verwandtschaft  mit  den 
Phytokreneen  annehmen  zu  können  meinte,  so  fügte  er  doch  selbst  hinzu, 
dass  ihm  einige  bedeutende  Gegengründe  nicht  unbekannt  geblieben  seien. 
Da  ich  seine  Annahme  schon  früher2)  hinlänglich  widerlegt  zu  haben 
glaube,  unterlasse  ich  es  hier ,  sie  näher  zu  berühren.  Blume  gründete 
auf  C'ardiopteris  eine  besondere  Familie  5),  die  nach  seiner  Meinung  in 
die  Nähe  der  Boragineen  und  Verbenaceen  zu  stellen  sei.  von  denen 
sich  die  Gattung  in  der  That  wenig  und  besonders  durch  den  albumi- 
nosen  Samen  mit  einem  sehr  kleinen,  uugetheilten  Embryo  unterscheidet : 
den  Boragineen  steht  sie  näher  in  der  Inflorescenz,  den  Verbenaceen  mit 
hängenden  Eiern  in  dem  Bau  des  Pistills. 

Dieselben  Gründe,  welche  mich  schon  damals  bewogen,  Cardiopteris 
als  eine  anomale  Gattung  der  Hydrophylleen  aufzufassen  ♦),  haben  grössten- 
teils auch  für  Sterrhymenia  Geltung.  Denn  diese  Familie  unterschei- 
det sich  von  den  Boragineen  hauptsächlich  durch  die  unvollkommne 
Ausbildung  des  Embryo,  der  von  reichlichem  Albumen  umschlossen  wird. 
Die  Anomalieen  aber,  wodurch  sich  die  argentinische  Pflanze  von  den 
Hydrophylleen  entfernt,  liegen  in  einer  andern  Richtung,  als  bei  Cardiop- 
teris, wenn  auch  beide  in  den  beiden  hängenden  Eiern  übereinkommen. 
Der  Blüthenstand  hat  nur  dadurch  eine  gewisse  Beziehung  zum  Gyrus, 
dass  die  beiden  Blüthen,  ohne  Bracteen  einander  genähert,  nach  einander 
zur  Entwicklung  gelangen.  Die  Bildung  der  Cupula  ist  ganz  eigen- 
tümlich und  die  Frucht  hat  in  Folge  dessen  weder  mit  der  Samara  von 


1)  R.  Brown  in  Bennett  pL  javan.  p.  241.  u.  f. 

2)  Bericht  über  die  Leistungen  in  der  systemat.  Botanik  f.  1852.   S.  101.  u.  f. 

3)  Blume,  Rumphia,  3.  p.  205.  u.  f. 

4)  Bericht  a.  a.  0.  f.  1850.  S.  97. 


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PLANTAR  LORENTZIANAE. 


65 


Cardiopteris  noch  mit  der  Kapsel  der  typischen  Hydrophylleen  irgend 
eine  Aehnlichkeit. 

Verbenaceen.  Diese  Familie  gehört  zu  den  charakteristischen  der 
argentinischen  Flora,  sie  zählt  in  unserer  Sammlung  21  Arten,  von  denen 
fast  die  Hälfte  endemisch  ist.  Unter  drei  neuen  Gattungen .  die  ich 
nach  Massgabe  von  Schauers  Monographie  aufstelle,  verdient  Neosparton 
besonders  hervorgehoben  zu  werden.  Dies  ist  ein  blattloser  Strauch,  in 
seinem  Wüchse  mit  Spartium  junceum  oder  mit  Ephcdra  zu  vergleichen, 
der  den  Flugsand  des  wüsten  Campo  del  Arenal  bewohnt  Gillies  hatte 
bereits  eine  völlig  blattlose  Verbena  aus  Mendoza  beschrieben  (V  aphylla), 
von  deren  Abbildung1)  unsere  Pflanze  schon  durch  die  ungestielt  an  den 
Knoten  sitzenden  Blöthenähren  auf  den  ersten  Blick  zu  unterscheiden 
ist.  Die  generische  Selbständigkeit  aber  beruht  auf  der  durch  Abort 
des  zweiten  Fachs  einsamigen  Steinfrucht,  die  an  beiden  Seiten  durch 
einen  vorspringenden  Kiel  erweitert  ist.  Aber  weit  merkwürdiger  wird 
die  neue  Gattung  dadurch,  dass  im  Samen  der  axile  Embryo  von  Albu- 
inen umschlossen  wird,  und  dass  sie  diesen  Bau  mit  einer  zweiten  neuen, 
Lippia  verwandten  Gattung  (Acantholippia)  theilt.  Denn  bis  jetzt  war 
keine  Verbenacee  mit  albuminosen  Samen  bekannt  geworden ,  so  dass 
durch  die  Entdeckung  dieser  beiden  Mouotypeu  der  Charakter  der  Fa- 
milie wesentlich  erweitert  wird.  Acantholippia  ist  ein  sehr  ästiger 
Dornstrauch  vom  Ansehen  einer  Salsolee  mit  winzigen,  gelappten,  succu- 
lenten  und  abwechselnd  gestellten  Blättern,  der  einen  hervorragenden 
Bestandtheil  der  alpinen  Gesträuche  in  der  Ebene  der  Laguna  blanca 
bildet.  In  beiden  Fällen  ist  eine  reichliche  Ablagerung  von  Albumen 
vorhanden,  aber  bei  Neosparton  ist  es  von  hornartiger,  bei  Acantho- 
lippia von  fleischiger  Textur. 

Gramineen.  Unter  den  Gräsern  ist  die  Gruppe  der  Agrostideen  in 
der  Sammlung  am  reichhaltigsten  vertreten  und  sie  giebt  zur  Aufstellung 
von  zwei  neuen  Gattungen  Veranlassung,  die  beide  besonders  merkwür- 
dig sind  (Cinnagrostis  und  Diachyrium).   Als  ich  einen  verbesserten  Cha- 


1)  Hooker.  Botan.  Miscell.  1.  t.  46. 
Phys.  Glosse.    XIX.  I 


66  A.  GRISEBACH, 

rakter  von  Cinna  entwarf l),  die  bis  dahin  mit  Muehlenbergia  verwechselt 
war,  legte  ich  das  Hauptgewicht  auf  die  einnervige  Palea.  wodurch  sie 
eich  unter  den  Agrostideen  so  sehr  auszeichnet:  diese  Auffassung  der 
Gattung  ist  seitdem  allgemein  angenommen.  Ich  war  daher  sehr  erstaunt, 
unter  den  Gebirgsgräsern  der  Sierra  Aconquija  eine  Gratninee  vom  Ha- 
bitus der  Cinna  arundinacea  zu  finden,  durch  welche  das  Yerhältniss 
dieses  Grases  zu  Agrostis  in  ein  neues  Licht  gestellt  und  noch  näher 
vermittelt  wird.  Wegen  dieser  Mittelstellung  nenne  ich  sie,  da  sie  auch 
übrigens  eine  besondere  Gattung  bilden  muss,  Cinnagrostis.  In  ihrer 
Rispe  sind  männliche  und  weibliche  Blathen  gemischt:  die  Palea  der 
männlichen  Spicula  nun  aber  ist  zweinervig,  wie  bei  Agrostis,  die  der 
weiblichen  dagegen  besitzt  den  einfachen  Mittelnerv  von  Cinna.  Von 
der  letztern  Gattung  unterscheidet  sich  Cinnagrostis  ausserdem  durch 
Triandric  und  durch  das  Rudiment  einer  zweiten  Blüthe,  welches  nach 
oben  mit  langen  Haaren  besetzt  ist. 

Sehen  wir  hier  demnach,  wie  die  einfache  Palea,  einem  einzigen 
Blatte  durch  ihren  Mittelnerv  anatomisch  gleichstehend,  nach  dem  Ge- 
schlechte der  Blüthe  zu  einer  zweinervigen  werden  und  dadurch  den 
Schein  annehmen  kann,  als  wäre  sie  aus  zwei  verwachsenen  Blättern 
gebildet,  so  zeichnet  sich  die  andere  neue  Agrostideengattung  (Diachy- 
rium)  in  viel  höherm  Grade  dadurch  aus,  dass  bei  ihr  die  Palea  wirk- 
lich durch  zwei,  völlig  getrennte  Blattorgane  ersetzt  wird.  Diese  Gra- 
minec  gleicht  im  Habitus  Psamma  und  ist  dieser  Gattung  auch  wirklich 
durch  die  festere  Textur  ihrer  Glumen  verwandt,  sie  vertritt  die  Form 
der  Rohrgräser  auf  dem  alpinen  Salzboden  der  Laguna  blanca.  Durch 
sie  erhält  die  Ansicht,  dass  Psamma  zu  den  Agrostideen  zu  stellen  sei, 
eine  neue  Stütze,  indem  der  Samen  in  ihrem  Perikarpium  frei  liegt,  wie 
bei  Sporobolus.  Der  Bau  ihrer  Blüthe  aber  weicht  von  allen  bekannten 
Gräsern  ab  und  hat  eine  Tragweite,  welche  für  allgemeine  Fragen  der  mor- 
phologischen Methode  nicht  ohne  Bedeutung  ist.  Eine  Palea,  die  bei 
allen  übrigen  Gräsern  in  der  Blattstellung  l/2        fruchtbaren  Gluma  an 


1)  Gramina  rossica,  in  Ledebour  Flora  rossica,  4.  p.  435. 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


67 


der  Rhachis  steht  (Prosenthese  =  0),  ist  hier  nicht  vorhanden:  statt 
dessen  finden  wir  zwei,  an  die  Seite  der  Blüthe  gestellte,  von  der  Rha- 
chis und  Gluma  90°  divergirende  Blattorgane,  die  in  ihrer  Form  und 
Textur  einer  Palea  gleichen  und  schon  deshalb  als  dieser  homolog  gelten 
müssen,  weil  ihr  Nerv  kein  Medianus  ist.  sondern  in  der  Nähe  des  der 
Rhachis  zugewendeten  Randes  verläuft.  Wenn  daher  die  Innenränder 
beider  Organe  zusammenrückten  und  mit  einander  verwüchsen,  so  würden 
sie  eine  einzige,  zweinervige  Palea  bilden  und  der  typische  Bau  der 
Grasblüthe  wäre  hergestellt.  Man  könnte  zunächst  in  Diachyrium  ein 
Argument  für  die  ältere  R.  Brown'sche  Theorie  der  Grasblüthe  erblicken, 
nach  welcher  die  fruchtbare  Gluma  mit  der  Palea  als  ein  dreiblättriger 
Wirtel  aufgefasst  wurde.  Allein  diese  Ansicht  ist  längst  durch  die  ent- 
scheidende Thatsache  widerlegt  worden,  dass  beide  Organe  Axen  ver- 
schiedener Ordnung  angehören.  Aber  auch  im  vorliegenden  Falle  würde 
sie  nicht  einmal  zulässig  sein,  weil  die  drei  Organe  von  Diachyrium 
nicht,  wie  in  einem  Wirtel  (um  120°),  divergiren:  den  beiden  Palcis 
folgen  zwei  grosse  Lodiculae  in  der  den  Gramiueentypus  beherrschenden 
Blattstellung  V2,  welcher  somit  der  Bau  der  Blüthe  entspricht,  wenn  wir 
annehmen ,  dass  bei  dem  Uebergang  von  der  Rhachis  zum  Callus  (ihrer 
Nebenaxe)  durch  Prosenthese  die  erste  Palea  um  90°  verschoben  ist. 

Von  einem  allgemeinern  Gesichtspunkte  aufgefasst,  liefert  uns  diese 
Graminee  den  Beweis,  dass  ein  einfaches  Blatt  (die  Palea)  durch  ein 
System  von  Organen  (hier  von  zwei  Paleis)  vertreten  werden  kann.  Denn 
es  lässt  sich  nach  der  Stellung  der  Organe  nicht  bezweifeln,  dass,  wenn 
ihre  Entwicklungsgeschichte  untersucht  werden  könnte,  hier  nicht  eine 
einzige,  in  zwei  Segmente  getheilte  Palea  vorhanden  ist,  sondern  zwei 
Blattinitialen  aus  der  Axe  abgesondert  hervortreten.  Bei  der  Beurthei- 
lung  polyandrischer  Blüthen  und  in  andern  Fällen  hat  man  schon  häufig 
auf  Verdoppelungen  und  Vervielfältigungen  einfacher  Organe  geschlossen 
und  das  Vielfache  dem  Einfachen  als  morphologisch  gleichwerthig  be- 
trachten können,  aber  der  vorliegende  Fall  empfiehlt  sich  weiterer  Er- 
wägung durch  seine  unmittelbare  Anschaulichkeit  und  weil  nur  diese 
Auffassung  denselben  aus  dem  Plan  der  Grasblüthe  abzuleiten  vermag. 

12 


6B  A.  GRISEB ACH, 

Zur  Vorsicht  wird  man  sich  dadurch  gemahnt  finden,  nicht,  wie  es  oft 
geschieht,  in  jedem  für  sich  entstehenden  Gebilde  einen  vollen  morpho- 
logischen Werth  zu  erblicken,  sondern  vielmehr  die  Frage  aufzuwerfen, 
ob  dasselbe  nicht  in  gewissen  Fällen  vielmehr  dem  Segment  eines  Blattes, 
als  einem  ganzen  Blatt  homolog  sein  könne. 

Solche  Erwägungen  sind  freilich  nur  durch  die  vergleichende  Me- 
thode in  der  Morphologie  zum  Abschluss  zu  führen,  nach  der  Entwicke- 
lungsgcschichte  der  einzelnen  Pflanze  würde  die  Blüthe  von  Diachyrium 
mit  dem  Organisationsplan  der  Gramineen  sich  nicht  verknüpfen  lassen. 
So  giebt  uns  das  Pistill  der  Primulaceen,  als  ein  ungeteiltes  Organ  aus 
dem  Torus  her  vorgebildet,  durch  seine  Bildungsgeschichte  keinen  An- 
haltspunkt, ob  es  aus  mehreren  Karpellblättern  zusammengesetzt  sei, 
aber  aus  der  Verwandtschaft  mit  den  Lentibularieen,  deren  Narbe  zwei- 
lippig  ist,  geht  hervor,  dass  es  seiner  morphologischen  Bedeutung  nach 
den  beiden  Karpellblättern  der  meisten  sympetalischen  Familien  entspricht1). 
Je  weniger  die  entwickelungsgeschichtliche  Unterscheidung  der  Organe 
bis  jetzt  gelungen  ist,  um  so  mehr  empfiehlt  sich  das  Studium  der  natür- 
lichen Verwandtschaften  als  der  Weg,  von  dem  die  Morphologie  ausge- 
gangen ist,  um  die  Homologieen  im  Organismus  zu  erkennen  und  da- 
durch zum  Vcrständniss  des  in  seiner  Entwickelung  enthaltenen  Plans 
zu  gelangen. 


Ranunculaceae. 

1.  Clematis  Uilarii  Spreng..  Eichl.  in  Fl.  brasil.  13.  I.  p.  146 
(forma  ß. :  C.  montevidensis  Spreng.)  —  Cordoba,  frequens  ad  sepes. 
( —  »Brasil,  austr.«) 

2.  (1.)  Anemone  decapetala  L.,  Eichl.  1.  c.  p.  151.  Ab  A.  multi- 
fida  Poir.  magellanica  specifice  differt  gynophoro  demum  cylindrico  et 
sepalis  angustioribus  oblongis,  deinde  foliolis  involucri  sessilibus  et  rhi- 
zomate  abbreviato-incrassato :  forma  tucumanensis  est  A.  triternata  V., 

1)  In  einzelnen  Füllen  können  bei  den  Primalacoen  drei  Karpellblätter  nach- 
gewiesen werden  (vergl.  Nachrichten  der  Göttinger  Gesellsch.  für  1874.) 


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PLANTAE  LORENTZI AN AE.  69 

Eichl.  1.  c.  t.  36.  II.  B.  et  i.  Mandern  pL  boliv.  868.  —  Tucuman :  Tafi 
ad  rivalos.  Caesta  de  Siambon  non  raro  in  pratis.  (—  »Brasil,  austr.«; 
Peruv. -Chile). 

3.  Thalictrum  lasiostylum  Prl.  (ex  descr.)  —  Nomen  vernac. :  Albo- 
quilla  del  carnpo.    Cordoba,  ad  ripam  Rio  primero.    ( —  »Peruv.a) 

4.  (2.)  Ranunculus  tridentatus  Kth.  —  Wedd.  Chlor,  and.  2.  p. 
300.  (excius.  syn.  R.  Cymbalariae  DC.),  tab.  82.  A.  —  R.  Cymbalariae 
sibiricus  et  himalayensis  differt  speeifice  petalis  aequalibus  in  unguem 
angustatis  et  carpidiis  demum  apice  breviter  deflexo-ineurvatis :  in  Stirpe 
andina  petala  inaequalia  exunguiculata  et  carpidia  matura  stigmate  minuto 
recto  terrninata,  habitus  idera,  herba  in  utraque  stolonibus  perennans  (neque 
annua,  ut  habet  Wedd.  1.  c).  —  Catamarca.  in  graminosis  udis  Laguna 
blanca,  inde  alt.  fere  10000'.    (Andes  reg.  Pirna,  a  »Quito  ad  Chile«). 

6.  (3.)  JR.  lancipetalus  Gr.  nov.  sp.  Euranunculus,  perennis:  fibrillis 
rhizomatis  crassiusculis  fasciculatis ,  supra  collum  ejus  laniferum  glaber 
et  in  ran, us  paucifloros  divisus,  foliis  imis  caulinisque  inferioribus  longe 
petiolatis:  petiolo  deorsum  in  vaginam  amplexantem  dilatato:  lamina  tri- 
partita:  segmentis  cuneato-rhombeis  incisis  dentatisque  apice  calloso  acutis, 
superioribus  minus  divisis,  pedicellis  axillaribus  terminalibusque  striatis: 
toro  glabro,  floribus  flavis  (6'"  diam.),  sepalis  5  patentibus,  petalis  5—8 
lanceolato-aeuminatis  calyce  parum  longioribus,  gynophoro  globoso, 
carpidiis  ovatis  compressis  laevibus  stylo  tenui  vix  duplo  breviori  rectius- 
eulo  apiculatis.  —  Caulis  spithameus,  foliis  paucis  rosularibus  cinetus 
eorumque  petiolis  duplo  fere  longior;  folia  ima  lamina  2"  diam.;  petala 
2y2'" — 3l/2J"<  carpidia  l/2"'  longa.  —  Catamarca,  in  paseuis  alpinis 
Vayas  altas  pr.  Belen  alt  9-10000'. 

6.  (4.)  JR.  pseudopkilonotisGr.  nov.  sp.  Euranunculus,  perennis:  fibril- 
lis rhizomatis  crassiusculis  fasciculatis.  villoso-pilosus ,  caule  erecto  in 
ramos  paucifloros  diviso,  foliis  imis  caulinisque  inferioribus  longe  petio- 
latis :  petiolo  deorsum  in  vaginam  membranaceam  dilatato :  lamina  tripar- 
tita:  segmentis  cuneato-rhombeis  incisis  dentatisque:  dentibus  apice 
callosis  rotundato-acutiusculis.  superioribus  minus  divisis,  pedicellis  termi- 
nalibus  axillaribusque  teretibus :  toro  glabriusculo ,   floribus  flavis  (10"' 


70  A.  GRISEB ACH, 

diam),  sepalis  5  reflexis  sparsim  pilosis,  petalis  5  obovato  —  rotundatis  calyce 
duplo  longioribus,  gynophoro  globoso,  carpidiis  ovatis  compressis  laevibus 
«labris  stylo  subulato-lineari  quadruplo  breviori  parum  deflexo  apiculatis. 
—  Habitus  R.  Philonotis,  sed  proximus  videtur  R  glandulifero  Poepp.. 
a  quo  foliis  Omnibus  (etiam  floralibus  subsessilibus}  ad  basin  divisis  et 
calyce  reflexo  difFert.  —  Gaulis  pedalis ,  pube  patentissima  undique  ves- 
titus,  foliis  paucis  rosularibus  cinctus  eorumque  petiolis  triplo  fere  longior; 
folia  ima  lamina  2"  diam.;  petala  4'"  —  5'",  carpidia  V"  —  iy2"' 
longa.  —  Catamarca  cum  praecedente,  in  pascuis  alpinis  pr.  Belen,  alt. 
9-11000'. 

7.  (5.)  K  argemonifulius  Gr.  nov.  sp.  Euranunculus,  perennis,  caule 
procero  piloso  in  ramos  paucifloros  diviso,  foliis  distantibus  pinnatisectis 
sparsim  pilosis  ambitu  oblongis:  segmentis  paucijugis  discretis  e  basi 
late  cuneata  inaequaliter  trifldo-pinnatifidis :  lobis  ovatis  v.  oblongis  apice 
calloso  rotundato-acutiusculis,  inferioribus  petiolatis,  pedicellis  terminali- 
bus  axillaribusque  teretibus,  floribus  navis  i'l-l-"  diam.),  sepalis  5  reflexis 
glabris,  petalis  10  spathulato-oblonyis  apice  subretusis  calyce  plus  duplo 
longioribus.  carpidiis  — .  —  Habitus  R  acris;  ex  Andicolis  R.  palimbi- 
folius  Wedd.  affinis  videtur.  Caulis  bipedalis;  folia  caulina  inferiora 
lamina  3".  petala  6  —  V"  longa.  —  Tucuman:  Tafi  ad  rivulos  in  prae- 
ruptia. 

8*.  R.  repens  L.  flore  pleno.  —  Cordoba,  ad  aquaeductus  juxta 
praedia. 

Berberideae. 

9.  Berberis  ruscifolia  Lam.  Enc.  t.  253.  f.  2.  Eichl.  in  Fl.  brasil. 
13.  L  p.  232.  —  Nomen  vernac.  Quedradillo,  Quebrachilla.  Cordoba, 
in  campb,  praecipue  in  collibus  ( —  »Bonar.«) 

10.  B.  spinulosa  St.  Hil.  ex  descr.  Eichl.  1.  c.  —  Recedit  a  prae- 
cedente folns  majoribus  latioribus  margine  plurispinulosis  basi  cuneata 
in  petiolum  distinctum  attenuatis  (nec  subsessilibus) :  venis  utrinque 
prominulis  rete  magis  compositum  formantibus  arcubusque  earum 
magis  irregularibu8  et  margini  magis  approximatis ,  fructu  majori  (5'" 


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PLANTA E  LORENTZUNAE. 


71 


diam.):  forma  globosa  convenit.  —  Catamarca,  frequens  in  convalli  ex- 
celsa  Granadillas  pr.  Belen  ( —  »Brasilia  australis.«) 

Papaveraceae. 

11*.  Argemone  mexicana  L.  —  Nomen  vernac.  Cardo  santo.  Cor- 
doba.  ubique  in  arenosis  ad  vias.  in  convallibua. 

12*.    Fumaria  parviflora  Lam.  —  Cordoba.  ad  vias  inter  praedia. 
13*.    F.  agraria  Lag.  —  Cordoba,  in  sepibus. 

Cruciferae. 

14.  (6.)  Cardamine  axillaris  Wedd.  var.  tucumanensis  Gr.  siliqua  lon- 
giori  semirlibus  1  —  seriatis.  Folia  pinnatisecta,  segmentis  1 — 3jugis  (termi- 
nali  5  —  6'"  diam.);  petala  calyce  duplo  longiora,  \x/%'"  longa;  siliqua 
8  — 10"'  longa,  pedicello  duplo  longior;  semina  angustc  marginata,  ma- 
tura  uniserialia:  in  a  (Mand.  pl.  boliv.  904.)  siliqua  4 — 5"' longa,  semina 
biserialia,  folii  segmenta  conformia  nostrae.  —  Tucuman ,  in  rivulis  pr. 
Siambon  (a :  Andes  Boliviae). 

15.  Sisymbrium  stenophyllura  Gill.  ap.  Hook.  Arn.  —  Species 
Arabidopsidis ;  Stylus  longitudine  variabilis,  nunc  tenuis  fere  1"'  longus. 
—  Cordoba,  in  fruticetis  convallium,  (a  provincia  Cordobensi:  Gill,  tran- 
sit  »Andes  Mendozae«  usque  ad  terram  Pehuenchensium  in  Chile  australi : 
Lechler,  nr.  3080!):  Syn.  S.  Lechleri  Fourn.) 

16.  S.  Arnottianum  Gill,  1.  c.  Drabopsis  seminibus  minutis  biseria- 
libus,  iis  vero  striatis  ad  Alliariam  tendens,  habitu  fere  S.  strictissimi ; 
folia  nunc  serrulata  nunc  repando-sinuata  et  incisa,  inferiora  longius 
petiolata,  lyrata ;  petala  4"'  longa,  obovata ;  siliquae  e  pedicello  paten- 
tissimo  plus  duplo  breviori  arcuato-adscendentia.  valvis  nervo  carinatis  : 
Stylus  longitudine  variabilis,  nunc  demum  1"'  longus,  stigmate  capitato 
angustior.  —  Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9—11000' 
(»prov.  Mendoza  et  S.  Luis.«) 

17.  S.  canescens  Nutt.  —  Cordoba,  ad  vias  inter  praedia.  Cata- 
marca, in  pascuis  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9 — 11000':  forma 
magis  puberula,  floribus  saturatius  flavis ,  siliquis  longioribus.  (Species 


72  A.  GRISEB ACH, 

polymorpha,  per  Americam  a  50°  Lat.  bor.  juxta  Andes  ad  52°  Lat.  austr. 
extensa:  S.  myriophyllum  Kth.  sec  Lechl.  pl.  peruv.  nr.  1729.  varietas 
est,  nonnisi  pedicellis  demum  erectis  a  bonariensi.  ubi  patentissimi  sunt, 
distinguenda). 

S.  canescens  var.  appendiculatum  Gr.  foliis  pinnatisectis  segmentis 
distautibus  patentissimis  inferne  pinnatifidis  serratisve  superne  in  acu- 
men  integerrinium  acutiusculum  protensis,  superioribus  in  rhachi  decur- 
rentibus,  petalis  calyce  sesquilongioribus.  —  Siliquae  e  pedicello  paten- 
tissimo  aequilongo  adscendentes  plane  ut  in  a,  a  quo  pro  petalis  duplo 
fere  majoribus  et  foliis  acuminatis  specifice  distinctam  putarem,  nisi  cl. 
As.  Gray  S.  brachycarpum  Richards,  fere  iisdem  notis  alienum  ad  S. 
canescens  reduxisset.  —  Catamarca,  in  umbrosis  pr.  Yakutula. 

18.  (7.)  Greggia  tnontana  Gr.  nov.  sp.  foliis  sessilibus,  plerisque 
lanceolato-oblongis  basi  sagittatis,  inferioribus  inaequaliter  dentatis,  supre- 
mis  lanceolato-acuminati8  integerrimis ,  siliquis  latitudine  longitudinem 
styli  superantibus  septo  angustissimo  a  latere  complanatis.  —  Habitus 
G.  camporum;  pubes  pulverulenta ,  in  foliis  parca;  caulis  basi  suffrutes- 
cens,  strictus,  foliosus,  bipedalis;  folia  inferiora  basi  attenuata  exauri- 
culata,  latiora,  2—3"  longa,  cetera  breviter  in  auriculas  obtusiusculas 
deorsum  producta,  superiora  decrescentia ;  racemi  terminales  et  ex  supre- 
mis  axillis  oriundi  post  anthesin  longiores,  1  —  2pollicares:  pedicelli 
erecto-patente8 .  2 — 3"'  longi;  petala  alba,  spathulata,  calyce  sesquilon- 
giora,  l'/j."'  longa;  siliqua  lanceolato-oblonga,  pube  stellata  canescens, 
basi  et  apice  acutiuscula,  5 — 6'"  longa,  1"'  lata:  valvis  uervo  carinatis; 
seroina  numerosa,  oblonga:  tcsta  versus  placentam  incrassatam  lacerata. 
—  Catamarca.  in  convalle  alpina  Granadillas. 

19.  Vesicaria  montevidensis  Eichl.  in  Fl.  bras.  1.  c.  p.  302.  tab. 
67.  fig.  2.  —  Cordoba,  in  pascuis  siccis  pr.  S.  Francisco,  in  collibus 
apricis  pr.  Malaguena  (»Uruguay«). 

20  •.    Capsella  bursa  pastoris  Mch.  —  Cordoba,  in  umbrosis. 

21.  (8.)  Lepidium  marginatum  Gr.  nov.  sp.  Lepia,  caespitosa,  gla- 
brescens  v.  puberula,  rhizomate  sursum  incrassato  vestigiis  foliorum  apice 
vestito,  caulibus  adscendentibus  paucifoliis  in  racemos  laxos  terminales 


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PLANTAE  LORKNTZIANAE. 


73 


et  axillares  ebracteatos  abeuntibus,  foliis  imis  rosulatis  lyrato-pinnatifidie 
v.  extimis  spathulatis  repando-integerrimis :  lobis  breviter  ovatis  v.  oblongo- 
rotundatis ,  plerisque  obtusis  integerrimis ,  nunc  subdentatis,  terminali 
obovato-rotundato ,  caulinis  decrescentibus  conformibus ,  sepalis  tu  argine 
lato  albo-membranaceo  cinctis  corolla  alba  majuscula  4petala  duplo  bre- 
vioribus,  staminibus  2,  siliculis  rhombeo-ellipticis  supra  medium  ala  angusta 
sursum  dilatata  supra  loculum  in  apicem  acutiusculum  breviter  pro- 
tensa  cinctis:  stylo  ex  parva  emarginatura  terminali  breviter  exserto.  — 
Proximum  L.  gelido  Wedd.  Chi.  and.  t.  86.  c,  sed  raajus,  palmare  v. 
spithameum,  caule  foliato,  foliis  minus  profunde  divisis  et  inprimis  sili- 
culae  lobulis  terminalibus  acutiusculis  distinctum.  Folia  ima  (cum  pe- 
tiolo)  2 — 3"  longa,  versus  apicem  4 — 5"'  lata;  racemi  multiflori,  post 
antbesin  elongati,  2 — 3".  pedicelli  4"',  sepala  V/2"'  longa;  petala  obo- 
vata,  3'",  silicula  fere  3'"  longa,  calyce  persistente  cincta :  stylo  Vj  —  Vi'" 
longo.  —  Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9 — 11000'. 

22.  L.  pubescens  Desv.  —  Cordoba,  frequens  juxta  praedia  et  ad 
ripas  fluminum.  Tucuman,  in  paseuis  alpinis.  Catamarca.  in  alpinis 
Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9—11000'  (Andes  a  Mexico  usque  ad  »Chile« : 
L.  bonariense  Auct.) 

Capparideae. 

23.  CUome  cordobensis  Eichl.  mscr.  nov.  sp.  Pedicellaria,  suffrutes- 
cens,  ramosa,  glanduloso-pubescens ,  aculeis  minutis  stipulata,  foliis  cau- 
linis ternatisectis :  segmentis  ovatis  v.  ovato-oblongis  acutis,  floralibus 
simplieibus  ovato-oblongis  acutis,  sepalis  lanceolatis  corolla  duplo  bre- 
vioribus,  petalis  filamenta  subaequantibus :  lamina  subrotunda  ungue  fili- 
formi  aequilongo  suffultis,  antheris  circinato-recurvatis,  siliquis  (juniori- 
bus)  glabris  breviter  oblongo-linearibus  carpophoro  iiliformi  pedicello 
subduplo  breviori  aequilongis.  —  Habitus  C.  diffusae.  DC,  statura  pedalis ; 
foliorum  segmenta  1",  folia  floralia  6"'.  pedicelli  4"',  demum  6"',  sepala 

gynophorum  3"'  longa.  —  Cordoba,  in  collibus  rupestribus  raro  pr. 
Las  Penas. 

24.  C.  flexuosa  Gr.  nov.  sp.  Pedicellaria,  suffruticosa ,  ramis  duris 
tortuoso-erecta ,  superne  glanduloso-puberula,  aculeis  minutis  stipulata, 

Phys.  Classe.    XIX.  K 


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74  A.  GRISEB ACH, 

foliis  caulinis  5 — 3sectis:  segmentis  breviter  elliptico  -  oblongis  acutis, 
florali (jus  lanceolato-cllipticis  atrinque  acutis ,  sepalis  lanceolatis  coro] la 
triplo  brevioribns ,  petalis  filamenta  subaequantibus :  lamina  lanceolato- 
oblonga  ungue  filiformi  plus  duplo  breviori  suffultis,  antberis  apice  recur- 
vis,  siliquis  glabris  fusiformi-oblongis  carpophoro  filiformi  pedicello  triplo 
longiori  fere  sesquibreviori.  —  Magis  lignosa  et  elatior,  quam  praece- 
dens;  foliorum  segmenta  6—  14"',  pedicelli  demum  6"',  sepala  2"',  pe- 
tala  6'",  carpophorum  16"'  longa :  siliqua  ipsa  1"  longa,  3"'  lata;  setnina 
cristis  lamelliformibus  transversis  appendiculata.  —  Santiago  de  Estero : 
in  ripa  fl.  Rio  Dulce. 

25.  Atamisquea  emarginata  Miers.  —  Frutex  aromaticus.  Nomen 
vernac.  Aldamesqui.  —  Cordoba,  in  campis  et  convallibus  (»Mendoza«, 
neque  in  regno  chilensi  lecta.  ut  habent  Benth.  Hook.  gen.  L  p.  110.) 

26.  Jonidium  Lorentzianum  Eichl.  mscr.  nov.  sp.  suffrutescens,  digi- 
tale, foliosum,  pubescens,  foliis  alternis  elliptico-oblongis  cuspidato-acutis 
Serratia  brevissime  petiolatis :  stipulis  lineari-acuminatis  fimbriatis,  pedi- 
cellis  axillaribus  petiolo  vix  longioribus ,  sepalis  integerrimis  eiliatis,  3 
ovato-lanceolatis,  2  lanceolatis,  labello  obovato  sparsim  puberulo  calycem 
ter  superante,  staminibus  2  anterioribus  infra  antberam  gibbosis,  ovario 
glabrescente.  —  Proximum  J.  brevicauli  Mart.,  cui  stipulae  diversae, 
sepala  dentata  et  folia  majora.  Folia  6—10'",  stipulae  1V2"',  sepala 
2"',  labellum  6"'  longa.  —  Cordoba.  in  collibus  lapidosis  pr.  Las  Peöas. 

"PolygaUae. 

27.  Monnina  pterocarpa  R.  P.  Uerba  annua,  IVa — 2pedalis,  foliosa, 
inferne  glabra,  versus  apicem  puberula;  carina  infera;  ovarium  ovale, 
puberulum;  Capsula  llocularis,  ala  utrinque  emarginata  integerrima 
cineta:  loculo  utroque  fertili.  Monendum,  sphalmate  typographico  de- 
scriptionem  Monninae  in  System.  Bemerk.  Ober  Philippus  und  Lechler's 
Samml.  (Abhandl.  Gött.  Soc.  6  p.  12.  lin.  27.)  obscuratam  esse,  ubi  legatur 
»petalum  inferius« :  ceterum  carinam  superam  esse  resupinatlone  interpre- 
tandam,  ibi  exposui.  —  Catamarca ,  frequens  inter  segetes  pr.  Yakutula 
(Peru-»Chile« :  Mandon  pl.  boliv.  836.) 


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PLANTA E  LORKNTZIANAE. 


75 


M.  pterocarpa  var.  angustifolia  Hook.  Bot.  Mise.  3.  p.  147.  Levis 
varietas  foliis  duplo  angustioribus  (4  —  6'"  latis).  —  Catamarca,  raro  in 
arenosis  ad  Ii  avium  pr.  S.  Jose. 

28.  M.  braehystaehya  Gr.  nov.  sp.  annua,  stricta,  puberula.  inferne 
ramosa,  superne  nudiuscula,  foliis  lanceolatis  acuminatis,  racemo  spici- 
formi  brevi  inferne  interrupto,  alis  sessilibus  ovatis.  carina  infera,  sta- 
rainibus  8,  ovario  glabro  oblongo  abortu  uniloculari,  achenio  semiovato 
obtusato  ala  denticulata  cineto  latere  venoso.  —  Habitus  M.  macrosta- 
chyae  R.  P.  (coli.  Spruce  ex  And.  Ecuador  nr.  5977.),  ubi  racemus 
elongatus,  tiores  duplo  minores,  alae  brevissime  unguiculatae,  achenium 
basi  profunde  emarginatum.  Caulis  pedalis ,  supra  medium  fore  aphyl- 
lus;  folia  1"  longa,  2 — i"'  lata;  racemus  pollicaris :  fioribus  imis  remo- 
tis;  alae  carinam  subaequantes ,  2"'  longae;  achenium  vix  2"'  longum, 
ala  angusta.  —  Tucuman.  Catamarca,  raro  in  fruticetis  pr.  Fuerte  de 
Andalgala. 

29.  Polygala  Neaei  DC.  forma  glabra.  Syn.  P.  subandina  Philippi 
in  Linnaea.  33.  p.  17.!  —  Cordoba,  in  collibus  rupestribus  pr.  Las  Pedas 

(—  Chile). 

30.  (9.)  P.  chloroneura  Gr.  nov.  sp,  Timutua,  caespitosa  palmaris, 
basi  suffrutescens,  caulibus  adscendentibns  puberulis  superne  paucirarno- 
sis  foliosis,  foliis  sparsis  linearibus  acutis  glabrescentibus,  racemis  terrai- 
nalibus  contractis  capituliformibus :  pedicellis  longiusculis  sepala  breviora 
longitudine  subsuperantibus,  his  ovato-oblongis  acutis  eglandulosis  dorso 
pictis,  alis  triplo  majoribus  elliptico-oblongis  mucronulato-acutis  exungui- 
culatis  pallidi8  supra  medium  dorso  pictis  petala  y5  fere  excedenübus, 
petalis  lateralibus  oblongis  obtusis  a  carina  breviter  cristata  distinetis, 
stylo  brevi  erecto  superne  in  Stigma  subtruncato  -  cochleatum  deÜexum 
incrassato,  seminibus  semioval ibus  pilosulis,  caruneula  in  segmenta  2  ob- 
longo -Ii nearia  seminis  lateri  planiusculo  applicita  eique  aequilonga  pro- 
ducta. —  Proxima  videtur  P.  polycephalae  St.  Hil.,  cui  folia  breviora 
teretiusculo-acicularia  et  semina  glabra  tribuuntur.  Folia  6—10'"  longa, 
2/5_l<»  lata;  racemi  12— 30flori;  pedicclli  demum  1"',  flores  2'"  longi. 
—  Tucuman.  in  paseuis  alpinis  pr.  Cienega. 

K2 


76  A.  GRISEB ACH, 

Cary&phyÜeae. 

31*.    Silene  antirrhina  L.  —  Cordoba.  raro  in  arenosis  ad  fluvios. 

32.  (10).  Melandrium  cucubaloides  Fzl.  —  Catamarca,  in  alpinis 
pr.  Belen  supra  convallem  Granadillaa  alt.  9 — 11000'  ( —  Andes  chilenses). 

33.  (11).  Arenaria  diffusa  Ell.  —  Syn.  A.  lanuginosa  Rohrb.  in 
Mart.  Fl.  bras.  fasc.  56.  tab.  63.  —  Catamarca,  in  convalle  Granadillas 
pr.  Yakutala,  in  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9 — 11000'  (extensa  a 
Carolina  ad  Bonariam). 

34*.    Stellaria  media  Vill.  —  Cordoba,  solitarie  ad  rivulos  montanos. 

35*.  Cerastium  viscosum  L.,  Fr.  —  Syn.  C.  glomeratum  Thuill.  — 
Tucuman.  in  pascuis  alpinis  pr.  Cienega. 

36*.  C.  vulgatnm  L.  Fr.  var.  peruvianum  As.  Gr.,  Rohrb.  in  Lin- 
naea.  37.  p.  105.  —  Tucuman,  in  pascuis  alpinis  cum  praecedente. 

37.  (12).  C.  soratense  Rohrb.  1.  c.  p.  109.  —  Catamarca  in  alpinis 
Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9 — 11000'  ( — Andes  Peruv. :  Lechl.  pl.  peruv. 
nr.  1771,  ubi  Capsula  longitudine  varia  nunc  calycem  aequat  nunc  duplo 
superat). 

38.  (13).  Pycnophgllum  convexum  Gr.  nov.  sp.  densc  caespitosum, 
pollicare,  foliis  spiraliter  imbricatis  breviter  ovatis  acutiusculis  concavo- 
oonvexis  a  medio  in*  zonam  coriaceam  incrassatis  margine  et  inferne 
8cariosis,  floribus  terminalibus  sessilibus  apetalis  oblongis,  calycis  seg- 
mentis  ovato-oblongis  obtusis,  ovario  (sterili)  trialato  stylo  aequilongo.  — 
Proximum  P.  tetrasticho  Rem.,  sed  foliis  brevioribus  f*/s'"  longis)  dorso 
convexo  coriaceis  ibique  margine  scarioso  angusto  tantum  cinctis  a  des- 
criptione  differt.  Flores  2"'  longi,  inferne  foliis  summis  cincti,  in  nostris 
speciminibus  steriles:  calyx  ad  discum  perigynum  incrassatum  5partitus, 
segmentis  2  exterioribus,  omnibus  aequilongis  scariosis  stamina  5  (quorum 
non  omnia  antherifera)  duplo  superantibus ;  ovarium  subrotundum ,  stylo 
filiformi  vix  apice  diviso  stamina  aequante.  —  Catamarca,  in  rupibus 
alpinis  caespites  divisos  (2—3"  latos)  formans,  Vayas  altas  pr.  Belen  alt. 
9— 11000*. 

39.  (14).  P.  suhatum  Gr.  nov.  sp.  (Tab.  I.  f.  I.)  dense  pulvinatum, 
ramis  plerisque  semipollicaribus  late  effusum,  foliis  spiraliter  imbricatis 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


77 


breviter  ovatis  obtusiusculis  concavo-convexis  coriaceis  sulco  dorsali  me- 
diano  exaratis,  floribus  terminalibus  sessilibus  corollatis,  oalyce  5dentato: 
dentibus  ovatis  acutis,  petalis  lineari-oblongis  obtusis  calycem  vix  supe- 
rantibus.  stylo  flliformi  corollam  aequante  quam  ovarium  trigonum  duplo 
longiori,  seminibus  oblongis.  —  Species  anomala,  sectionem  distinctam 
(Haloxeriam)  formans,  quo  character  Silenearum  calycis  aemulatur  neque 
vero  ulla  affinitas  indicatur:  Lyalliae,  ubi  folia  subtus  plurisulcata,  for- 
san  magis  quam  cetera  Pycnophylla  accedit,  a  quibus  separari  nequit. 
Ramuli  densissime  intricati,  erectiusculi ;  folia  l/2 — 2/3"'  longi,  altero 
latere  fere  ad  medium  invicem  connata,  margine  scarioso  destituta, 
quandoque  minutissime  ciliolata.  Flores  rari,  qui  exstant,  foeminei  1'" 
longi;  calyx  ovatus,  superne  scariosus:  tubus  2/5'"  longus,  dentes  triplo 
breviores ;  petala  5,  disco  minuto  inserta,  basi  acuta  sessilia,  membrana- 
cea,  pigmento  rubescente  tincta,  filamentis  anantberis  aequilonga;  ova- 
rium membranaceum,  subrotundum,  stylo  apice  tridentato :  pericarpium 
(immaturum)  utriculiforme ,  a  basi  in  valvas  lacerans,  5 — 7spermum.  — 
Catamarca,  in  salsis  convalliura  alpinarum  inter  Laguna  blanca  et  Naci- 
miento. 

40.  (151  Drymaria  glandulosa  Prl.  —  Tucuman,  in  pascuis  alpinis 
Cienega.  Catamarca,  in  convalle  superiori  Grauadillas  (Andes  »mexic- 
boliv.«) 

41.  Polycarpon  suffruticosnm  Gr.  nov.  sp.  perenne,  diffusum,  pal- 
mare, foliis  quaternis  inaequalibus  v.  oppositis  lanceolatis  acutiusculis  v. 
inferioribus  spatbulatis,  cymis  terminalibus  bis  —  quater  divisis,  floribus 
extimis  ternatis  alaribusque  subsessilibus,  calycis  segmentis  ovatis  acutis, 
2  exterioribus  minoribus,  petalis  5  obovatis  integris  calyce  subduplo 
brevioribus ,  staminibus  3  disco  perigyno  insertis  ,  stylo  infra  Stigmata  3 
minuta  patula  indiviso,  Capsula  15  —  20sperma  calycem  duplo  excedente, 
seminibus  laevibus.  —  Rhizoma  tortuosum;  caulis  a  basi  divisus,  v.  in- 
ferne nodis  aphyllis  lignescens,  internodiis  6—8'"  longis,  cum  foliis 
glaber,  at  saepe  pulverulento-glaucescens;  folia  3  —  10'"  longa;  calyx 
1"'  longus:  segmenta  margine  angustissimo  scarioso  cincta,  trinervia 
(nervis  dorso  parum  prominulis),  majora  staminibus  opposita;  petala  alba; 


78  A.  GRISEB ACH, 

semina  fusca,  leviter  curvata,  semiovalia.  —  Cordoba,  in  campis  ab  urbe 
meridionalibu8. 

P.  suffruticosum  var.  virens  Gr.  strictiua,  laete  virens,  haud  pulveru- 
lentam,  foliis  longioribus  acutis  (majoribus  ll/2"  longi\  3"'  latis),  floribus 
lateralibus  longius  pedicellatis,  petalis  paullo  minoribus.  —  Cordoba,  pr. 
Ascochinga. 

42.  Spergularia  grandis  Camb.  Capsula  in  nostris  speciminibus  tri- 
valvis.  —  Cordoba,  in  pascuis  siccis  pr.  S.  Francisco,  in  arenosis  ad  flu- 
vium  pr.  urbem  (»Brasil,  austr.,  Peru,  Chile«). 

43.  Pentacaena  polycncmoides  Bartl.  —  Syn.  Acanthonychia  ramo- 
sissiraa  llohrb.  in  Fl.  bras.  fasc.  56.  tab.  56.  —  Cordoba,  in  arenosis 
pr.  urbem  (»Oregon-Chile«  et  Bonar.  praecipue  secus  litora). 

44.  Mollugo  verticillata  L.  —  Cordoba,  in  rupestribus  pr.  Las 
Peüas.  Ascochinga ;  forma  angustifolia  in  fruticetis  Caüada  del  Campo 
(America  tropica  et  temperata). 

45.  Portulaca  oleracea  L.  —  Cordoba,  ad  vias  juxta  praedia  (Orbis 
zonac  tropicae  et  temperatae). 

46.  P.  mucronata  Lk.  —  Cordoba,  in  praeruptis  pr.  urbem 
(»Brasilia«). 

47.  P.  grandiflora  Hook.  —  Cordoba,  in  campis  (»BraaiL  austr.  — 
Mendoza»). 

P.  grandiflora  var.  microphylla  Hook.  —  Cordoba,  infrequens  pr. 
Las  Penas,  San  Francisco. 

48.  Grahamia  bracteata  Gill.  —  Nomen  vernac.  Vinagrillo.  Genus 
monotypum  formationis  Florae  argentinae  occidentalis  fruticosae.  Frutex 
ultrasexpedalis,  nunc  in  arbusculas  arboresque  scandens.  —  Santiago  del 
Estero,  constituit  fruticeta  in  salsis  pr.  Chilque  ( — »deserta  inter  S.  Luis 
et  Mendoza,  praecipue  secus  fl.  Desaguadero»).1 

49.  Talinum  patens  W.  —  Nomen  vernac.  Carne  gorda.  —  Cordoba, 
frequens  juxta  praedia  (Amer.  trop.  —  Bonaria). 

Phytolacceae. 

50.  Phytolacca  bogotensis  Kth.  —  Tucuman,  raro  in  praeruptis  pr. 
Siambon  (Andes  Amer.  austr.  —  Valdivia!). 


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PLANTAE  LORENTZIANAE.  79 

51.  Petiveria  alliacea  L.  —  Tucuman,  frequens  in  sylvis  subtro- 
picis  {America  trop.  et  ultra  ej.  fines.). 

52.  Rivina  laevis  L.  —  Cordoba,  in  rupestribus  pr.  S.  Francisco, 
Ascochinga  (America  trop.  et  ultra  ej.  fines.). 

Amaran  taceae. 

53.  Celosia  major.  Gr.  nov.  sp.  Lestibudesia,  fruticosa,  glabrescens, 
foliis  ovatis  v.  ovato-oblongis  breviter  acuminatis  in  petiolum  abruptim 
contractis,  paniculis  patentibus :  glomerulis  in  spiculas  densifloras  con- 
gestas  crassiuaculas  coadunatis,  scpalis  oblongis  mucronulato-acutis  brac- 
teas  ovatas  acutas  plus  duplo  superantibus,  stylo  trifido,  ovario  pauciovu- 
lato.  —  Affinis  C.  virgatae  Jacq.  (ex  Fendl.  Venez.  nr.  1804],  ubi  folia 
multo  minora  in  petiolum  attenuata ,  rami  paniculae  breves ,  bracteae 
aristato-mucronatae.  Frutex  ultrasexpedalis ;  folia  (etiam  summa)  5 — 6" 
longa:  petiolus  1 — iy2"  longus ;  paniculae  terminales  et  axillares  deltoi- 
deae  v.  oblongatae,  pedunculatae:  axibus  villosulis,  siccae  atrofuscae:  ramis 
plerisque  subsessilibus  deltoideis,  spiculis  contiguis;  flores  2'"  longi,  se- 
palis  subinaequalibus  3— önerviis,  bracteis  adpressis  exaristatis;  Stylus 
ovario  aequilongus,  ad  medium  in  ramos  erectiusculos  divisus;  fructus 
ignotus.  —  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis  juxta  rivulos  pr.  I>a  Crua. 

54.  Chamissoa  celosxoides  Gr.  nov.  sp.  suffruticosa ,  erecta,  in  ramos 
graciles  paucos  divisa.  glabrescens,  foliis  ovatis  acutiusculis ,  racemis 
terminalibus  linearibus  elongatis  spiciformibus  deorsum  interruptis:  glo- 
merulis 3 — 7  Muri s  breviter  pedunculatis,  sepalis  viridibus  margine  mem- 
branaceis  oblongo-lanceolatis  acutiusculis  bracteas  deltoideas  mucronatas 
duplo  superantibus  fructum  subaequantibus ,  stylo  filiformi  breviter  ex- 
serto:  stigmatibus  2  brevibus  patentibus,  pericarpio  ad  medium  circum- 
scisso:  semine  exarillato.  —  Habitus  Celosiae  brasiliensis  Moq.  (ex 
affini  sp.  peruviana  ap.  Spruce  nr.  4929);  ex  semine  solitario  exarillato 
ad  Lagreziam  Moq.  pertineret ,  sed  a  Ch.  Maximiiiana  Mart.  proxima 
generice  separari  nequit.  Folia  2 — 1%"  longa,  basi  snbtruncata ;  racemi 
3 — 6"  longi,  glomerulis  plerisque  subaequidistantibus  constituti,  pedun- 
culis  demum  V"  longis,  floribus  sessilibus  v.  brevissime  pedicellatis ; 


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80  A.  GRISEBACH, 

bractea  dorsalis  paullo  major  quam  lateralis ;  sepala  dorso  convexa,  Vfy,"1 
longa;  pericarpium  membranaceum,  globosum ;  semen  nigrum,  ad  lentem 
minutissime  punctatum,  opacum,  biconvexo-rotundum,  ad  umbilicum 
minute  impressum,  margine  acutiusculo.  —  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis, 
Cuesta  de  Periquillo. 

55.  Gomphrena  perennis  L.  —  Dill.  ht.  t.  20,  ubi  tubus  stami- 
neus  apice  coccineus  dicitur,  qui  in  nostra  aurantiacus  (Bot.  mag.  t. 
2614  tubo  magis  exserto  forsan  ad  affinem  speciem  brasiliensem  pertinet). 
Species  variabilis:  folia  in  cordobensi  forma  saepe  minora  vix  pollicaria, 
oblonga  v.  ovata,  nunc  utrinque  incano-pubescentia,  nunc  supra  pulveru- 
lento-incana,  floralia  2  ( — 4)  ovato-subrotunda,  acuta,  calyx  2"'  longus, 
bracteae  integerrimae  v.  apicem  versus  dcnticulatae,  tubus  stamineus  bre- 
vissime  exsertus.  —  Cordoba,  frequens  in  arenosis  ad  fluvios,  pr.  urbem, 
pr.  Las  Pefias,  S.  Francisco  ( —  »lionaria«). 

56.  G.  rosea  Gr.  nov.  sp.  "Wadapus,  perennis,  spithamea,  strigoso- 
lanuginosa,  foliis  lanceolatis  breviter  acuminati*  apice  mucronatis  sub- 
eessilibus  internodia  inferiora  subaequantibus,  capitulo  terminali  hemis- 
phaerico:  foliis  floralibus  4  ovatis  mucronato-acutis,  sepalis  superne  ro- 
seis  oblongo-linearibus  apice  obtusiusculo  dcnticulatis  concavis  carinato- 
uninerviis :  bracteis  lateralibus  crista  destitutis  ovato-oblongis  acutis  caly- 
cem  dimidium  superantibus,  tubo  stamineo  demum  breviter  exserto: 
lobis  terminalibus  patulis,  stylo  bipartito.  —  Rhizoma  descendens,  caules 
paucos  simpliciusculos  strictos  v.  adscendent?s  emittens;  folia  virentia  v. 
subtus  incano-lanuginosa,  1 — 2"  longa,  3 — 5"'  lata,  floralia  4 — 6'"  longa; 
capitulum  subsolitarium ,  8 — 10'"  diam. ;  sepala  4"'  longa,  inferne  lanu- 
ginosa.  —  Cordoba,  in  collibus  rupestribus  pr.  Las  Peiias. 

57.  O.  Ugulata  Gr.  nov.  sp.  Wadapus,  suffrutescens ,  spithamea, 
strigoso-puberula,  foliis  oblongo-lanceolatis  acutis  apice  mucronatis  sub- 
sessilibus  internodio  brevioribus,  capitulis  terminalibus  axillaribusque  pe- 
dunculatis  subglobosis :  foliis  floralibus  4  ovatis  acutis  capitulo  duplo 
brevioribus,  sepalis  stramineo-albidis  linearibus  apice  obtuso  denticulatis 
liguliformi-planiusculis  uninerviis :  bracteis  lateralibus  crista  destitutis 
ovato-oblongis  acuminatis  calyccm  dimidium  superantibus,  tubo  stamineo 


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PLANTAE  LORENTZIANAE.  81 

flavescente  demum  brevissime  exserto:  lobis  termiualibus  abbreviatis  re- 
curvis,  stylo  bipartito.  —  Et  haec  et  praecedens  a  G.  perenni  caule  bre- 
viori,  floribus  raajoribus  et  sepalis  apice  obtuso  denticulatis  (neque  acu- 
minato-integerrimis)  diflerunt.  Gaulis  ex  axillis  pedunculos  monoce- 
phalos  terminali  3"  longo  similes  emittens :  folia  virentia,  1",  floralia 
4 — 5"'  longa;  capitula  1 — V/t'4  diam.;  sepala  6"'  longa,  inferne  parca 
lanugine  adspersa.  —  Cordoba,  frequens  pr.  urbem. 

58.  (15.)  G.  acaulis  Rem.  ex  descr.  Variat  digitale  et  palmare, 
caule  aphyllo  v.  ad  medium  diphyllo  v.  versus  apicem  plurifoliato,  1 — 3- 
cepbalo,  pedunculis  axillaribus  folium  suffulciens  sabaequantibus ;  rhi- 
zoma  versus  Collum  lanatum  valde  incrassatum.  rosula  foliorum  caules  . 
cingente.  Species  a  charactere  generis  recedit  tubo  stamineo  apice  5- 
dentato,  antheris  apici  dentium  medio  affixis,  at  cum  Chnoantho  Phil, 
generice  vix  distingui  potest.  tubo  in  pluribus  speciebus  varie  apice  effi- 
gurato.  —  Tucuman,  in  pascuis  alpinis  supra  Cienega.  Catamarca  in 
alpinis,  Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9 — 10000'.  (»Bolivia«). 

59.  (16.)  G.  umbellata  Rem.  ex  descr.  Sepala  in  nostris  speci- 
minibus  pleraque  abortiva  v.  unico  superstite  evanida,  bracteis  3  albis 
membrunaceis  dilatato-rotundatis  eorem  vices  gerentibus;  tubus  stami- 
neus  apice  minute  lOdentatus,  dentibus  alternis  apice  antheriferis ;  Stylus 
bifidus,  in  Stigmata  linearia  erecta  divisus.  —  Catamarca.  in  convallibus 
alpinis  arenosis  intcr  Nacimientos  et  Laguna  blanca.  (»Bolivia»). 

60.  (17.)  G.  oligocephala  K<5m.  var.  ex  descr.  Recedit  pluribus 
quas  variabiles  duco  notis ,  scilicet  capitulis  majoribus  (6  —  8'"  diam. 
transv.),  sepalis  glabris  (rhachi  tan  tum  pilosiuscula),  tubo  stamineo  incluso. 
Herba  annua,  elegantissima,  palmaris  v.  pedalis,  pedunculis  saepe  elon- 
gatis  umbelliformibus;  variat  quoque  foliis  y2 — IV2"  longis  et  utrinque 
glabrescentibus ,  bracteis  lateralibus  Hörem  paullo  excedentibus  aut  bre- 
vioribus,  sed  convenit  cum  descriptione  structura  floris  et  pube  caulis 
ferruginea.  —  Tucuman,  in  pascuis  alpinis  supra  Cienega  ( —  »Andes 
Boliviae«). 

61.  G.  pulchella  Mart.  ex  ic.  Bot.  mag.  t.  4064.  Forma  floribus 
6"'  lougis,  tubo  stamineo  calyce  paullo  breviori.  —  Catamarca,  Sierra 

Phys.  Classc.    XIX.  L 


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82 


A.  GRISK BACH, 


Aconquija  in  Cuesta  de  Chilca  versus  Fuerte  de  Andalgara  declivi 
(»Brasil,  austr.  —  Bonaria«}. 

62.  G.  phagnaloides  Gr.  nov.  sp.  Wadapus,  suffruticoso-perennis. 
palman,  ,  lanato-tomentosa .  foliis  ovatis  v.  elliptico-oblongis  acutis  sub- 
Bessilibus  supra  incano-  subtus  niveo-tomentosis,  capitulo  terminali  soli- 
tario  longe  pedunculato  sabaphyllo  subgloboso,  sepalis  stramineo-albidis 
oblongo-linearibus  breviter  acuminatis  concavis  inferne  nervo  incrassatis: 
lanugine  copiosa :  bracteis  lateralibus  calyce  duplo  brevioribus  ovatis 
acutis  dorso  versus  apicem  crista  angusta  denticulata  appendiculatis,  tubo 
stainineo  calycem  subaequante :  lobis  terminalibus  longiusculis  revolutis, 
stylo  bipartito.  —  Descriptiones  G.  lanatae  Poir.  et  affinium  accedunt 
floresque  dimorphi  sunt,  alii  stylo  abortivo  in  sectionis  Pfaffiae  charac- 
tercm  transeunt,  sed  nulli  ex  illis  cristula  bractearum  datur.  Caules  ex 
rhizomate  ramoso  plures  erecti ,  inferne  foliosi.  monocephali ;  folia  8  — 
12'"  longa,  4—6'"  (—  3"')  lata;  pedunculus  1 — 2"  longus,  capitulum 
6 — 6"'  diam.,  rbacbis  inflata  lanata:  folia  floralia  nulla,  v.  unicum  subro- 
tundum ;  sepala  2"'  longa.  —  Nomen  vernac.  Alasema.  Cordoba ,  in 
praeruptis  pr.  urbem. 

63.  G.  elegans  Mart.  nov.  gen.  2.  t.  119.  —  Tucuman,  frequens  in 
sylvis  umbrosis  subtropicis  pr.  Siambon  (»Brasilia  austr.-aequatorialia«). 

64.  Iresine  celosioides  L.  Forma  glabra.  foliis  ovato-lanceolatia  (cf. 
Gr.  Flora  Westind.  isl.  p.  64.).  —  Cordoba,  in  rupestribus  pr.  S.  Fran- 
cisco.   Tucuman.  pr.  Rozo  el  alto  (America  trop.  et  ultra  ejus  fines). 

J.  celosioides  var.  macrophylla  Gr.  glabriuscula,  foliis  ovatis  (5 — 8" 
longis)  apice  acuminatis  in  petiolum  attenuatis,  floribus  pallide  stramineis. 
—  Tucuman.  in  baranca  profunda  pr.  Siambon. 

65.  Philoxerus  heliotropifolius  Gr.  nov.  sp.  suifrutescens .  elongato- 
diffusus,  caule  flaccido  strigoso-puberulo,  foliis  pctiolatis  ovatis  mucronato- 
acutis  cinereo-pulverulentis ,  junioribus  strigulosis :  venis  subtus  promi- 
nulis  strigosis,  capitulis  hemisphaericis  pedunculatis  basi  4  —  6foliatis: 
foliis  fioralibus  inaequalibus,  sepalis  ovato-oblongis  acutis  basi  trinerviis 
bracteas  laterales  acutiusculas  aequantibus  infernc  cum  rhachi  pilosis, 
stylo  bifido.  —  Habitu  accedit  ad  Gompbrenam  pcrennem,  etiam  ad 


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PLANTAE  lorentzianae. 


83. 


formas  Alternantherae  polygonoidis ,  a  quibus  petiolo  longiusculo,  tubo 
stamineo  et  stylo  ad  medium  in  ramos  lineares  diviso  recognoscitur. 
Affinis  videtur  Ph.  portulacoidi  St.  HU.,  ubi  »folia  angusta,  glabra,  se- 
pala  obtusa«.  Pluripedalis ;  folia  1"  longa,  6—8'"  lata,  internodiis  in- 
ferioribu8  multo  breviora;  capitula  6'"  diam.,  foliis  rloralibus  majoribus 
superata;  sepala  2"'  longa;  stamina  ad  medium  in  cupulam  campanu- 
latam  connexa ,  sinubus  filamentorum  angustis  edentatis.  —  Cordoba,  in 
ripa  fluminis  pr.  urbem. 

66.  Gossypianthus  australis  Gr.  (Tab.  I.  f.  2.)  caule  prostrato  ra- 
moso  villoso-pilosulo,  foliis  conformibus  ovatis  v.  ovato-oblongis  acutius- 
culis  glabrescentibus  v.  subtus  villosulis:  venis  subtus  prominulis,  capi- 
tulis  axülaribus  congestis  albidis,  bracteis  ovatis  membranaceis  subener- 
vÜ8  glabris  apice  bifidis  calyce  paullo  brevioribus :  lobis  acutis.  calyce  ad 
medium  bfido:  tubo  ovato  10  nervi :  nervi«  suturalibus  ad  faucem  cum 
mediano  confluis,  lobis  membranaceis  uninerviis  erectiusculis  ovatis 
acutiusculis,  staminibus  perigynis  fauci  calycis  insertis  cum  staminodiis  bi- 
corniculatis  alternantibus.  —  Syn.  G.  lanuginosus  bonariensis  Moq.  ex 
loco.  —  Species  inscrtione  staminum  in  Amarantaceis  anomala,  sed  ha- 
bitu,  lana  gossypina  calycem  extus  obducente  et  plane  involvente  cete- 
risque  characteribus  ne  generice  quidem  a  Gossypiantho  separanda,  cujus 
sectionem  insertione  et  staminodiis  distinctam  (Gossypiolam)  formabit. 
Caules  vage  repentes,  ultrapedales  —  digitales,  internodiis  saepe  unciali- 
bus ,  ramulis  ubique  capituligeris  abbreviatis;  folia  4 — 6'"  longa,  ima 
paullo  majora  et  latiora,  saepe  evanida ;  capitula  depresso-globosa,  3 — 4'" 
diam. ;  calyx  1"'  longus ;  stamina  distincta  lobis  opposita  iisque  multo 
breviora,  filamento  attenuato  antberae  uniloculari  ovali  aequilongo;  sta- 
minodia  calyci  alternanüa  ovata  bicorniculato-acuta,  staminibus  aequilonga; 
ovarium  fundo  calycis  insertum.  stylo  brevi  tubum  calycis  vix  superante 
apice  in  Stigmata  2  abbreviata  diviso  staminibus  aequilongo ;  semen  rotun- 
dum,  compressum,  dorso  obtusum,  fuscum.  nitidum;  lana  more  Gossypii 
intertexta  et  crispata,  calyce  multo  longior,  sub  anthesi  bracteis  inclusa, 
e  tubo  calycis  praecipue,  etiam  e  rbachi  oriunda.  —  Cordoba,  frequens 
in  arenosis  sterilibus  pr.  Ascochinga  (»Bonaria«). 

L2 


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84  A.  GRI3EBACH, 

67.  Alternanthera  pulchella  Kth.  var.  ciliata  Gr.  foliis  glabrescen- 
tibus  ciliatis  mucronato-acutis ,  capitulis  paucifloris.  —  Folia  4—2'" 
longa,  inde  similis  est  A.  ficoideae  R.  Br.  var.  parvifoliae  Moq.,  cui 
florcs  duplo  majores  et  venulae  foliorum  in  rete  minutum  connexae.  Ha- 
bitus Polygoni  avicularis,  structura  cum  descriptione  convenit:  itaque  ad 
sect.  Telantheram  transponenda  est.  —  Tucuman,  in  Cuesta  de  Casilla 
( —  »Venezuela«), 

68.  A.  Achyrantha  R.  Br.  Forma  sepalis  majoribus  pungenti-aris- 
tatis,  eorum  pube  ad  dorsi  aream  basilarem  restricta.  —  Cordoba,  ad 
vias  et  ripas  (America  calidior  et  ultra  mare  atlanticum  translata). 

69.  A.  albida  Gr.  —  Syn.  Telanthera  Moq.  ex  descr.  —  Cordoba, 
frutex  perfrequens  pr.  urbem,  autumno  (Majo)  florens  ( —  »Bonaria«). 

70.  Scleropus  amarantoides  Schrad.  —  Cordoba,  frequens  (Amer. 
trop.). 

71.  Euxolus  muricatus  Moq.  —  Cordoba,  in  campis,  convallibus  et 
ripi8  arenosis.    (»Bonar.  —  Mendoza«), 

72.  Amarantus  retroflexus  L.  —  Cordoba,  ad  vias  pr.  urbem,  pr. 
Ascochinga. 

Chenopodeae. 

73.  Chenopodium  anthelminticum  L.  Fenzl  in  Mart.  Fl.  bras.  fasc. 
37.  t.  47.  —  Cordoba,  frequens  in  ruderatis  (America  fere  omnis). 

74.  Ch.  ambrosioides  L.  —  Tucuman.  frequens  in  pratis  pr.  Siam- 
bon  (America,  inde  translatum  per  zones  calidiores). 

75.  C.  foetidum  Schrad.  —  Catamarca,  in  convalle  Vayas  altaa 
pr.  Belen  alt.  —  11000'  (Amer.  trop.  - —  Bonaria). 

76.  Ch.  chilense  Schrad.  ex  descr.  Forma  paniculae  ramis  spici- 
formibus  superne  aphyllis.  —  Catamarca,  in  pascuis  alpinis  Vayas  altas 
pr.  Belen  alt.  9—11000'  (»Chile«). 

77*.    Ch.  murale  L.  —  Cordoba,  ad  vias. 

78.  Roubieva  multifida  Moq.  Fenzl.  1.  c.  t.  48.  —  Cordoba,  in 
campis  (America  tropica,  inde  translata  in  zonas  calidiores). 

79.  Atriplex  pamparum  Gr.  nov.  sp.  Obione,  fruticosa,  lepidoto-in- 
cana,  ramosissima,  foliis  sparsis  parvis  spathulatis  obtusis  integerrimis 


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PLANTAR  LORENTZIANAEv  85 

v.  repandis  subsessilibus,  floribus  monoecis :  glomerulis  9  axillaribu«.-.  su- 
perioribus  j,  plerisque  in  spicam  interruptam  aphyllam  dispositis.  bracteis  $ 
subsessilibus  cuneato-subrotundis  ad  medium  eonnatis  superne  inaequaliter 
sinuatis  dentatisque :  dentibus  obtusiusculis  dorso  venoso  bicristatis:  cristis 
in  appendices  distinctas  breviter  oblongas  obtusas  divisis.  —  Proximum 
A.  cristato  Kth.,  distinctum  statura  majori  ultrasexpedali ,  foliis  inte- 
gerrimis  (raro  quibusdam  repando-sinuatis ,  nunquam  acute  denticulatis), 
et  appendicibus  bractearum  obtusis.  Rami  inferiores  divaricato-rigentia ; 
folia  4'"  ( —  6'")  longa,  1 — 2'"  lata,  approximata;  glomcruli  sub  ma- 
turatione  fructus  vix  Vu  diam.,  <j  pluriflora  V/z'"  diam.;  sepala  <f  4 — 
5,  subrotunda,  membranacea  cum  macula  viridi  sub  apice;  bracteae  utri- 
culo  adhaerentes  inferne  diaphanae,  supra  medium  cristaeque  foliaceae; 
semen  e  funiculo  pendens,  compresso-rotundum,  laeve.  —  Constituit  cum 
tribus  sequentibus  speciebus  vegetationem  in  desertis  salsis  pr.  Santiago 
de  Estero  et  inde  usque  ad  fl.  Rio  Saladillo. 

Spirostachys  Ungern-Sternb.  (non  Sond.)  char.  reform. 

Perigonium  clausum,  obpyramidatura,  apice  antrorsum  declivi  trun- 
catum  ,  exalatum  ,  bracteis  spiraliter  dispositis  persistentibus.  Utriculus 
perigonio  adbaerens,  semine  verticali  exalbumino.su,  testa  adpressc  pu- 
berula ,  embryone  inflexo ,  radicula  cotyledonibus  parallela  iis  breviori 
descendente  infera.  —  Frutices  erecti,  ramosissimi,  ramis  altcrnis  basi 
brerissime  adnatis,  foliis  spiraliter  dispositis  carnosis  adnatis,  nunc  in 
portionem  vaginalem  plane  reductis,  floribus  in  axilla  liberis  juxtapositis 
v.  »8olitariis«. 

Structura  seminis  in  specie  originaria  (S.  Ritteriana  Ungern-Stemb. 
Salikornieen  pag.  100.)  adhuc  ignota,  inde  comparanda  est  cum  genere 
nostro,  quo  structura  Salicorniae  inter  Salicornieas  spirophyllas  repe- 
titur. 

80.  &  vaginata  Gr.  nov.  sp.  foliis  caulinis  in  portionem  vaginalem 
cylindricam  internodium  totum  vestientem  reductis  ramique  articulati 
speciem  effigurantibus,  junioribus  apice  parum  obliquo  truncatc-acuüus- 
culis,  mox  circa  axin  aequaliter  truncatis:  diametro  transversali  inter- 


86  m      A.  6RISEBACH, 

nodii  longitudinali  fere  duplo  breviori.  amentis  cylindricis,  bracteis  5floris 
spiraliter  dispositis  peltatis  dorso  trapezoideo  convexiusculis :  stipite  nodo 
partiali  inserto  sursum  incrassato,  semine  obovato.  —  Nomen  vernac. 
Jume.  Frutex  cortice  fusco,  ramis  ramulisque  patentibus,  his  Omnibus 
demum  lignosis,  junioribus  sub  excisura  vaginae  foliaris  basi  brevissime 
adnatis;  nodi  vagina  foliari  apice  patula  quasi  constricti,  internodia  penitus 
vestita,  1 — 3'"  longa;  amenta  6  —  10"'  longa,  1"'  diam. ;  perigonia  inter 
bracteas  aequilongas  conspicua,  uniseriata,  trigono-obpyramidata , 
longa.  —  Santiago  de  Estero,  in  deserto  salso  cum  praecedente. 

81.  S.  patagonica  Gr.  foliis  conico-convexis  obtuse  mucronulatis 
basi  adnata  ultrasemiamplexicauli  quadrato  -  subrotundis  contiguis:  dia- 
metro  transversali  altitudinem  excedente,  amentis  incrassato-cylindricis. 
bracteis  foliis  conformibus  3rloris,  semine  obovato-oblongo.  —  Syn.  Ha- 
lostachys  Moq.  sec.  descr.  ap.  Ungern  Sternb.  1.  c.  p.  109.  —  Frutex 
cortice  cinereo,  ramis  ramulisque  patenti-adscendentibus ;  foliorum  basis 
diam.  1"',  amenta  3—6"'  louga.  —  Santiago  de  Estero,  in  deserto  salso 
cum  praecedentibus  ( —  »Patagonia«). 

82.  Suaeda  divaricata  Moq.  ex  descr.  Frutex  ultrasexpedalis ;  se- 
pala  subrotunda,  1/2'"  longa,  valde  concavo-involuta.  dorso  convexo 
incrassato  virentia,  margine  membranacea,  staminibus  duplo  longiora; 
ovarium  apice  dilatato  umbilicatum,  stylis  2  brevissime  ex  umbilico  ex- 
sertis.  —  Santiago  de  Estero,  in  deserto  »also  cum  praecedentibus  ( — 
»Mendoza«). 

83.  Boussaingaultia  baselloides  Kth.  —  Cordoba,  in  sepibus  et  fru- 
ticetis  scandens.    (Amer.  trop.  —  »Bonaria«). 

Nyctagineae. 

84.  Oxybaphus  bracteosus  Gr.  nov.  sp.  puberulus,  apice  glandulosus, 
caule  erecto  dichotome  diviso  tereti,  foliis  petiolatis  e  basi  subtruncata 
ovato-acuminatis,  floribus  ternatis  folia  floralia  oblongo-lanceolata  subae- 
quantibus:  fasciculis  in  cymam  fastigiatam  parum  divisam  dispositis,  in- 
volucro  unifloro  infundibulari  ad  medium  5fido:  lobis  lanceolato-acumi- 
natis  apice  obtusiusculis ,  perigonio  sesquilongiori :  tubo  ovoideo,  limbo 


PLANTAE  LORENTZIANAE. 


87 


infundibuliformi  supra  stricturam  campanulato  profunde  5fido.  lobis  ovato- 
oblongis  obtusis,  staminibus  3  e  limbi  portione  campanulata  breviter 
exsertis  stylo  superatis.  —  Habitu  accedit  ad  ().  chilensem  Swt.,  pube 
breviori  et  involucri  lobis  bracteisque  angustatis  recedens.  Folia  inferiora 
3"  longa,  1  Vi"  lata,  internodia  subaequantia.  superiora  sensim  angustiora; 
involucrum  sub  antbesi  5"',  perigonium  8"',  ejus  tubus  persistens  1"'  lon- 
gus.  —  Cataniarca,  in  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9 — 11000'. 

85.  O.  campestris  Gr.  nov.  sp.  puberulus  et  sparsim  pilosus,  glau- 
cescens,  caule  erecto  superne  nudiusculo:  ramis  paniculae  distantibus 
alternis :  pedicellis  abbreviatis  folia  floralia  minuta  subaequantibus,  foliis 
e  basi  subtruncata  ovato  -  oblongis  obtusiusculis ,  superioribus  abruptim 
decrescentibus,  involucro  unifloro  cyathiformi  ad  medium  5fido :  lobis  late 
ovatis  obtusis  venosis,  perigonio  duplo  longiori:  tubo  subgloboso,  limbo 
infundibuliformi  supra  stricturam  late  campanulato  ad  medium  öfido, 
lobis  ovato-subrotundis,  staminibus  3  e  corolla  exsertis  stylo  superatis.  — 
Habitus  fere  O.  angustifolii  Swt.  Folia  inferiora  1%"  longa.  6'"  lata, 
petiolata,  floralia  oblonga  1 — 2"'  longa ;  involucrum  sub  anthesi  2"',  peri- 
gonium 4"'.  ejus  tubus  persistens  V"  longus.  —  Catamarca.  in  campis 
arenosis  pr.  Punta  de  Balastro. 

86  Colignonia  glomerata  Gr.  nov.  sp.  glabra,  caule  compresso  vage 
ramoso,  foliis  ovato-deltoideis  obtusiusculis  cystolithis  flaventibus  breviter 
linearibus  utrinque  lineolatis,  pedunculis  axillaribus  terminalibusque  sim- 
pliciusculis  folio  superatis,  umbella  in  glomerulum  fere  contracta:  pedi- 
cellis flore  demum  brevioribus,  calyce  subgloboso  ödentato:  dentibus 
minute  deltoideis  demum  supra  fructum  inclusum  conniventibus.  —  Herba 
habitu  C.  parviflorae;  folia  membranacea,  longiuscule  petiolata,  1 — 4" 
longa,  % — 3"  lata,  in  pedunculis  minuta,  ovata ;  pedunculi  patentes  6 — 
12'"  longi:  umbella  8— 3flora,  bracteolis  (post  anthesin)  carens.  rudimen- 
tis  earum  glanduliformibus  stipata;  pedicelli  demum  nutantes  l/z"'  longi; 
calyx  1'"  diam..  absque  strictura  persistens  et  fructum  filamentaque  5 
capillaria  includens,  haec  nodulo  hypogyno  inserta ;  fructus  subglobosus; 
embryo  periphericus  ultrasemicircularis,  albumen  centrale  ambiens,  cotyle- 


88 


A.  GRISEB ACH,  . 


donibus  subaequalibus  a  dorso  superimpositis.  —  Tucuman ,  in  sylvis 
Aliso  pr.  Cienega,  Cuesta  de  Aufama. 

87.  Boerhavia  hirsuta  W.  —  Cordoba,  ad  vias.  (Amer.  trop.) 

88.  B.  puic/wlfa  Gr.  nov.  sp.  virgata ,  surTrutescens ,  scabro-pubes- 
cens,  foliis  ovato-oblongis  obtusis  cinereo-gluucis,  floribus  majusculis  con- 
glomerato-umbcllatis :  umbellis  in  cymam  terminalem  dispositis  inaequa- 
liter  pedunculatis ,  pcrigonii  tubo  ovoideo  demum  5costato ,  limbo  qua- 
druplo  majori  turbinato-cyathiformi  ad  medium  in  lobos  ovatos  obtusos 
patentes  diviso,  staminibus  5  (—  3)  exsertis.  —  Caulis  basi  lignosus. 
strictus,  subsimplex.  internodiis  plerisque  3 — 4"  longis;  folia  1— V/2" 
longa,  8— 10"' lata,  petiolata,  superiora  decrescentia ,  floralia  lanceolato- 
acuminata,  subaessilia,  pedunculos  subaequantia;  bracteolae  membra- 
naceae.  sub  antbesi  persistentes,  ciliatae,  inaequales;  cyma  3 — 4"  longa, 
bis  —  ter  divisa,  pedunculis  mediauis  et  interioribus  brevioribus:  spe- 
ciales umbelliformes,  contractae,  10 — 20Horae,  pedicellis  brevissimis ;  peri- 
gonium  3"'  longum  et  apice  latum ,  tubo  pedicello  et  bracteolis  majori- 
bus  subaequilongo ;  fructus  (immaturus)  compressiusculus,  costis  obtusis. 
-—  Cordoba.  in  arenosis  ad  fluvios  et  in  convallibus. 

89.  Pisonia  birtella  Kth.  Forma  foliis  supra  glabrescentibus  eci- 
liatis;  glandulae  in  perigonii  costis  supcrne  sparsae.  fere  ut  in  P.  sub- 
cordata  Sw.  et  alia  specie  cubensi  inedita  (P.  rotundata  Gr.  herb.),  sub- 
sessiles,  acutiusculae :  in  speciminibus  mexicanis  glandulae  obsoletiores 
sunt.  —  Frutex  »elegans,  vage  ramosus,  ultrasexpedalis«.  —  Tucuman, 
in  sylvis  subtropicis  pr.  Siambon  (Andes  Mexico  —  »Peruvia«]. 

90.  Bougainvillea  stipitata  Gr.  nov.  sp.  arborea,  spinis  rectis  longius- 
culis,  foliis  glabris  ovato-acuminatis  apice  obtusiusculis,  pedunculis  axil- 
laribus  subsimplicibus  folio  superatis,  bracteis  ovatis  obtusis.  singulis 
pedicelU  portione  libera  stipitatis  flore  parum  superatis,  perigonio  supra 
basin  earum  inserto  puberulo  infra  medium  demum  constricto  infra  stric- 
turam  clavato  demum  a  dorso  comprcsso  5costato  supra  eam  anguste 
tubuloso  apice  breviter  expanso:  creuaturis  limbi  10  rotundatis,  alternis 
majoribus.  —  »Arbor«,  spinis  gracilibus  6 — 10'"  lougis  (e  pedunculi  basi 
persistente  oriundis);  folia  2— iy2"  longa,  12—10"'  lata,  petiolo  6—4"' 


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PLANTAE  LORENTZIANAE.  89 

longo;  pedunculi  supra  nodum  curvati,  1"  longi,  apice  in  pedicellos  3 
infra  bracteam  ll/2"' — 1"'  longos  diviso;  bracteae  demum  10—12'"  longae, 
6 — 8"'  latae,  per  spatium  V  solummodo  pedicelli  apici  adnatae;  peri- 
gonium  10 — 12"'  longum,  portio  fructum  includens  4"'  longa.  —  Cor- 
doba. in  promontoriis  pr.  Ascochinga. 

91.  B.  frondosa  Gr.  nov.  sp.  arborea,  spinis  rectis  brevibus,  foliis 
glabris  ovato-acutninatis  apice  obtusiusculis,  pedunculis  axillaribus  subsim- 
plicibus  folio  superatis,  bracteis  ciliolatis  ellipticis  acutiusculis  sessilibus  flore 
superatis,  perigonio  infra  V3  earum  inserto  puberulo  ad  medium  demum 
constricto  infra  stricturam  elliptico-lanceolato  a  dorso  compresso  6costato 
supra  eam  infundibulifonni :  limbo  (portione  expansa)  löfido:  lobis  5  ma- 
joribus  ovatis  obtusis,  10  minoribus  rotundatis  creniformibus  e  sinubus 
loborum  majorum  oriundis,  Omnibus  intus  dense  glandulosis.  —  Proxima 
B.  peruvianae  Ktb.,  ubi  spinae  elongatae  et  sec.  iconem  (Humb.  pl. 
equin.  t.  49.)  pedicelli  bracteae  ad  y3  adnati.  —  »Arbor  medioeris«.  spinis 
2—6"'  longis;  folia  2—3"  longa,  1 — 2"  lata,  petiolo  3—9"'  longo;  pe- 
dunculi cernui,  6 — 18"' longi,  nunetrifidi;  bracteae  8 — 10"' longae,  6 — 8"' 
latae,  2"'  supra  basin  florem  exserentes;  perigonium  10"' longum,  portio 
fructum  includens  4"',  limbus  V/2"'  longus.  —  Tucuman,  in  sylvis  sub- 
tropicis  pr.  Siambon.    Catamarca,  in  sepibus  pr.  Fuerte  de  Andalgara. 

Hypericineae. 

92.  Hypericum  connatum  Lam.  —  St.  Hil.  pl.  us.  t.  61.  Nomen 
vernac.  Oreja  del  gato.  —  Cordoba,  in  rupibus  Cerro  negro  pr.  S.  Bar- 
tolo,  rarius  pr.  Las  Penas  et  in  Cerro  de  Sau  Lorenzo  ( —  »Uruguay  et 
prov.  S.  Paullo  Brasil.«). 

Saiiceae. 

93.  Salix  Humboldtiana  W.  —  Cordoba,  ad  fl.  Rio  primiero  (Amer. 
trop.  —  Chile). 

94.  Malvastrum  spicatum  As.  Gr.  —  Cordoba,  in  fruticetis  et  ad 
vias  pr.  Ascochinga  ultrasexpedalis  (Zona  trop.  et  in  America  ultra  ejus 

rines). 

PAys.  Classe.    XIX.  M 


1 


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90  A.  GRISEB ACH, 

95.  M.  tricuspidatum  As.  Gr.  —  Tucuman ,  in  pascuis  montanis 
Siambon  (Zona  trop.  et  in  America  ultra  ej.  fines). 

96.  M.  capitatum  Gr.  —  Syn.  Malva  Cav.  diss.  5.  t.  137.  f.  1.  — 
Pedunculi  pauciflori  petiolum  haud  excedentes,  floribus  subsessilibus ;  brac- 
teolae  lineares;  corolla  purpurascens  calycem  parum  excedens;  carpidia 
10—12  dorso  convexo  stellato-pubescentia.  —  Tucuman,  frequens  in  ru- 
deratis  pr.  Cienega.  Catamarca,  in  campis  pr.  Pucard  (—  Peruvia  Lechl. 
pl.  exs.  1707). 

97.  M.  peruvianum  As.  Gr.  —  Syn.  Malva  L.  ex  Jacq  ic.  rar.  t. 
156.  —  Pedunculi  folium  subaequantes ,  floribus  subsessilibus  secundis; 
bractcolae  lineares ;  corolla  purpurascens  calycem  subaequans  ;  carpidia 
10 — 12  dorso  convexo  stellato-pubescentia.  Species  polymorpha  statura, 
foliis,  numero  florum,  qui  nunc  spicati  nunc  glomerati.  —  Forma  elata, 
adscendens ,  foliis  obtuse  trilobis ,  lobis  lateralibus  oblique  patentibus, 
medio  majori:  Catamarca,  frequens  pr.  Belen  et  Yakutula  ( —  Andes 
bogotenses:  Malva  limensis  Goudot  pl.  ess.) 

M.  peruvianum  var.  trisectum  Gr.  annuum,  strictum,  foliis  fere  ad 
basin  tripartitis,  segmentis  tripartitis  obtusiusculis  v.  acuminatis,  laterali- 
bus patentissimis  inciso-crenatis  lobuloque  exteriori  auetis  a  medio  subae- 
quali  sinu  late  aperto  divergentibus.  —  Catamarca,  in  fruticetis  pr.  Ya- 
kutula. 

98.  Sida  parnassifolia  Hook.  —  Hook.  ic.  pl.  t.  385.  recedit  foliis 
paucicrenatis :  nostra  forma  est  var.  lobulata  Wedd.  foliis  circumcirca 
duplicato  —  v.  inciso-crenatis.  Ad  Sidam  revoco  Malvastri  As.  Gr. 
species  acaules,  apud  Weddell  (Chi.  andina,  2.  p.  274—277.)  ad  Mal- 
vam  reduetas:  nam  in  nostra  specie  radicula  supera  introrsum  descen- 
dens.  cotyledonibus  fuliaceis  inferis.  Sectionem  autem  distinetam  (Si- 
dastrum)  formant,  carpidiis  depressis  marginc  calloso  rauriculato-creuatis. 
calyce  5fido  saepe  2bracteolato  intus  pubescente.  tubo  tereti.  —  Nostrae 
speciei  sunt:  calyx  2bracteolatus.  ultra  medium  öfidus,  3"'  longus,  lobis 
ovatis  acutis  extus  glabriusculis  intus  pubescentibus,  bracteolis  linearibus 
glabris  calycem  subaequantibus ;  petala  obovata.  3'"  longa;  carpidia  10. 
glabra.  dorso  planiusculo   verrucosa,    margine  cristata.  cristis  callosis 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


91 


muriculato— 6-8crenatis ;  erabryo  viridis,  induplicativus,  radicula  fere  ad 
colyledonura  apicem  descendente,  his  rotundatis  foliaceis.  —  Tucuman, 
in  planitie  alta  pr.  Cienega  ( —  »Andes  Quito«  —  Boliv. :  Mandon  pl. 
boliv.  810.) 

99.  S.  rbombifolia  L.  —  Cordoba,  in  montibus  pr.  Ascochinga. 
Tucuman,  ubique  in  pratis  pr.  Siambon  et  in  sylvis  subtropicis  Cuesta 
de  Periquillo  (Zona  tropica  et  ultra  ejus  fincs'i. 

100.  S.  macrodon  DC.  var.  intermedia  St.  Hil.  Fl.  bras.  I.  t.  36.  f.  I. 
Carpidia  5  compressa,  rotundato-obtusa.  glabra,  dorso  rotundato  carinata. 
—  Cordoba,  in  campis  pr.  urbem,  in  collibus  rupestribus  pr.  Las  Penas 
(—  Uruguay,  Brasil,  austr.«). 

101.  Cristaria  heterophylla  Hook.  Arn.  —  Syn.  Sida  Cav.  ic.  5.  t. 
421.  Forma  foliis  supra  pubescentibus  subtus  albo-tomentosis,  imis 
magis  quam  in  figura  citata  divisis.  —  Cordoba,  rarius  in  campis  ( — 
»Mendoza«). 

102.  C.  corchorifolia  Gr.  suffrutescens.  stricta,  dense  puberula,  foliis 
longe  petiolatis  basi  cordatis  apice  acutis  argute  serratis,  inferioribus 
ovatis,  superioribus  oblongis,  floribus  axillaribus  flavis:  pedicellis  genii- 
nis  v.  solitariis  petiolum  subaequantibus,  fruetiferis  derlexis,  corolla  caly- 
cem  plus  duplo  superante ,  carpidiis  10  extus  alis  marginalibus  loculo 
aequilatis  ab  apice  usque  ad  basiu  cinetis  dorso  inter  alas  3eristatis  :  cristis 
lateralibus  inciso-dentatis,  media  denticulata.  —  Syn.  Tetraptera  parviflora 
Philipp.!  in  Anal.  Univ.  Chile,  1870.  p.  165:  nomen  nec  genericum  nec 
specific  um  adoptandum.  Habitus  C.  betonieifoliae  Pers.  sec.  figuram  apud 
Feuillee,  alis  secus  margines  carpidii  decurrentibus  a  speciebus  mihi  no- 
tis  chilensibus  differt  et  sectionem  distinetam  (Gayopsin)  notat.  Caules 
pedales  plures,  simplices ,  e  radice  descendente  erecti  v.  adscendentes, 
pube  simplici  cinerascentes ;  folia  pube  stellata  incano-virentia,  pleraque 
2"  longa,  5—6"'  lata,  petiolo  sesquilongiora,  sinu  angusto  basi  cordata, 
inferiora  1 — 1V2"  longa,  8  10"'  lata,  quandoque  subangulata;  pedicelli 
sub  anthesi  patentes,  flore  vix  longiores,  fruetiferi  1"  longi,  a  basi  deflexi ; 
calyx  ad  medium  5fidus,  iy2 — 2"'  longus,  lobis  deltoideis;  petala  obovato- 
oblonga,  4—6"'  longa;  styli  10,  stigmate  capitato;  fruetus  subglobosua, 

M2 


92  A.  GRISEBACII, 

* 

5 — 6"'  diam. :  carpidia  a  columella  raedio  constricta  apice  in  fila  du- 
plicia  (de  quibus  illa  pendent)  soluta,  indehiscentia,  margine  utroque  in 
alam  deltoideam  apice  incurvam  obtu.sam  basi  latiorem  {ll/z"'  latam)  mem- 
branaceam  producta,  cristis  dorsalibus  longitudinalibus  brevioribus  et  duplo 
quam  alae  angustioribus.  —  Cordoba,  frequens  in  campis  et  arenosis  ad 
fluvios  pr.  urbem.  (Mendoza). 

103.  Abutilon  pedunculare  Kth.  Semina  matura  laevia.  —  Cor- 
doba, pr.  Ascochinga,  Las  Peiias  (Amer.  trop.) 

104.  A.  niveum  Gr.  nov.  sp.  fruticosum.  ramulis  glabrescentibus, 
foliis  cordato  -  subrotundis  ad  medium  trilobis  v.  subintegris  crenulatis 
supra  puberulis  subtus  pube  stellata  tenui  fulvo-tomentellis :  lobis  acutis, 
medio  deltoideo  majori,  pedicellis  axillaribus  plerisque  geminis  petiolo 
duplo  longioribu$  sub  apice  articuiatis ,  calyce  ad  medium  5fido  extus 
fulvo-tomentellis :  lobis  deltoideo-acutis,  petalis  obovatis  niveo-albis  caly- 
cem  duplo  superantibus,  carpidiis  10 — 12  calycem  subaequantibus  rotun- 
dato-obtusis  dorso  tomentoso  canaliculatis  4 — öspermis.  seminibus  scabris 
pilosis.  —  Habitus  A.  biflori  (Sidae  Cav.  diss.  I.  t.  9.  f.  1.),  cui  »corolla 
lutea«.  Frutex  excelsus,  6— 20'altus;  folia  5— 2"  diam. ;  pedicelli  l»/2  — 
2",  calyx  10"',  petala  20"',  carpidia  8"'  longa.  —  Tucuman.  Cuesta  de 
S.  Jervies. 

105.  Sphaeralcea  bonariensis  Gr.  —  Syn.  Malva  Cav.  diss.  2.  t. 
22.  f.  1.  M.  prostrata  Phil.!  1.  c.  p.  163.  —  Comparatur  a  Hook.  (Bot. 
misc.  3.  p.  151.)  cum  S.  cisplatina  St.  Hil.,  cui  »caulis  fruticosus,  flores 
axillares  racemosi«:  in  nostra  vero  caules  pedales,  ascendentes  suffrutes- 
centes ,  flores  in  axillis  congesti  et  in  apice  caulis  approximati.  —  Cor- 
doba, in  campis  et  ad  ripas  pr.  urbem.  in  collibus  pr.  Ascochinga  Bona- 
ria«  —  Mendoza). 

106.  S.  rhombifolia  Gr.  nov.  sp.  fruticosa,  pube  tenui  adpressa 
glauco-cinerea .  foliis  rhombeis  obtusis  v.  obtusiusculis  supra  basin  late 
cuneatam  aequaliter  crenatis  petiolo  duplo  longioribus,  pedicellis  axillari- 
bus petiolo  multo  brevioribus  subternatis  v.  solitariis,  bracteolis  lineari- 
bus  calyce  multo  brevioribus  deciduis,  calycis  tubo  profunde  öfido:  lobis 
ovato-acuminatis.  petalis  obovatis  roseis  calyce  sesquilongioribus,  carpidiis 


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PLANTA E  LORENTZIANAE.  93 

* 

10  muticis  apice  rotundatis  3spermis  latere  infra  medium  reticulatim  ex- 
sculptis  dorso  planiusculo  pubesccntibus.  —  Frutex  foliosus,  a  S.  glome- 
rata  (M«Uva  Hook.  Arn.)  fasciculis  Horum  pedunculo  communi  carentibus 
prima  fronte  dignoscendus ;  folia  2 — 3"  longa,  1 — l1/»"  lata;  corolla  1" 
diam. ;  styli  stigmate  capitato;  carpidia  demum  bivalvia,  semilunaria,  2"' 
longa.  —  Tucuman ,  in  campis ,  c.  c.  pr.  Graneros ,  ubi  vastas  piagas 
omnino  obducit. 

107.  Pavonia  hastataCav.  diss.  3.  t.  47.  f.  2.  —  Cordoba,  in  colli- 
bus  rupestribus  pr.  Las  Peiias.  S.  Francisco  (»Bonaria  —  Brasil,  austr.«) 

108.  P.  spinifex  Cav.  —  Tucuman.  in  sylvis  subtropicis  (Amer. 
trop.) 

Bomoaceae. 

109.  Chorisia  insignis  Ktb.  nov.  gen.  t.  485.  f.  I.  Arbor  ultra- 
centumpedalis ,  supra  basin  ventricosa  (Lor.  in  sched.l.  Nomen  vernac. 
Palo  borracho.  —  Tucuman ,  in  sylvis  subtropicis  pr.  La  Cruz  (»Andes. 
aequatoriales  —  Peruvia:  Spruce  pl.  exs.  3928!). 

Buettneriaeeae. 

110.  Melochia  anomala  Gr.  nov.  sp.  Eumelochia  fruteseens, 
pilosa,  foliis  ovatis  oblongisque  rotundato-obtusis  crenato-serratis :  crena- 
turis  basi  sacpe  superincumbentibus.  stipulis  linearibus  petiolo  brevioribus, 
fasciculis  paucifloris  axillaribus:  pedicellis  calyce  petioloque  brevioribus, 
calyce  bracteolis  linearibus  longiori  profunde  5fido  :  lobis  oblongo-lanceo- 
latis  acuminatis,  petalis  roseis  calycem  ferc  duplo  superantibus,  stamini- 
bus  supra  basin  distinctis,  stylis  basi  connexis  pilosis,  Capsula  ...  — 
Species  habitu  Sidae .  venis  foliorum  primariis  in  marginem  non  excur- 
rentibus  anomala.  Folia  sparsim  pilosa,  16 — 8"'  longa,  12 — 6"'  lata, 
inferiora  subrotunda,  superiora  oblongata,  petiolo  5—3'"  longo;  calyx 
3—4"',  petala  6'"  longa,  haec  in  limbum  obovatum  dilatata.  staminibus 
fere  duplo  longiora;  filaraenta  petalis  opposita,  tuboque  brevi  iis  adnexa, 
margine  membrauaceo  latiuscula,  anthcra  crecta  cxtrorsa,  loculis  oblongis; 
ovarium  loculis  2ovulatis  5angulare,  in  stylum  attenuatum,  hoc  in  ramos 
5  apice  clavatos  stamina  subaequantes  diviso.  —  Cordoba,  in  collibus 
apricis  pr.  Malagueoo. 


94  A.  G  UISEBACH, 

Eupkorbiaceae. 

111.  Jatropha  excisa  Gr.  nov.  sp.  Adenorhopium,  frutescens,  foliis 
profunde  3 — Öpartitis  glabris  glanduloso-ciliatis :  glandulis  marginalibus 
globosis  stipiti  aequilongis:  segmentis  sinu  exciso  obtuso  distinctis  bre- 
viter  cuspidatis  repandis  v.  crenatis,  exterioribus  semiovatis,  mediis  obo- 
vatis :  glandulis  petiolaribus  et  stipularibus  divisis  setiforraibus  apice 
incrassatis,  cymis  contractis  rubrifloris :  pedunculo  piloso.  calyce  5partito : 
segmentis  ovatis  acutis  glanduloso-ciliatis  corolla  &  fere  triplo  superatis, 
glandulis  corollae  alternis  subglobosis,  starainibus  8—10.  interioribus 
fere  ad  apicem  connatis,  exterioribus  a  media  columna  secedentibus 
patentibus:  antheris  omnibus  subaequalibus .  ovario  glabro:  stylis 
abbreviatis  in  stigma  crassiusculum  bifidum  abeuntibus,  Capsula  oblonga. 
—  Proxima  J.  gossypifoliae  et  clavuligerae,  ab  illa  foliis  fere  ad  basin 
divisis:  parte  connexa  2"'  fere  diam.,  glandulis  marginalibus  breviter 
stipitatis,  segmentis  dilatatis  staminumque  structura  distinguenda,  glan- 
dulis stipularibus  conveniens.  Folia  6 — 3"  diam.:  segmentis  2 — IV2" 
latis:  petiolus  aequilongus;  calyx  1"'  longus;  petala  obovato- oblonga, 
fere  3'",  Capsula  6'"  longa.  —  Catamarca ,  in  collibus  siccis  pr.  Recreo 
et  pr.  Fuerte  de  Andalgara. 

112.  /.  macrocarpa  Gr.  nov.  sp.  Adenorhopium,  frutescens,  foliis 
Öpartitis  glabris  m argine  eglandulosis :  segmentis  mediis  late  ellipticis, 
exterioribus  semiovatis,  omnibus  acutiusculis :  stipulis  dilatatis  deciduis 
petiolisque  nudis,  cymis  contractis :  pedunculis  breviter  racemosis  prni- 
nosis,  calyce  öpartito:  segmentis  ovato-lanceolatis  margine  glanduliferis : 
glandulis  sessilibus  corolla  4  fere  triplo  superatis,  glandulis  corollae  alter- 
nis subglobosis.  staminibus  10  basi  connatis:  filamentis  5  exterioribus 
duplo  brevioribus  patentibus:  antheris  subaequalibus  breviter  oblongis, 
ovario  glabro :  stylis  abbreviatis  crassiusculis  breviter  emarginatis ,  Cap- 
sula grandi  ovoideo- oblonga.  —  J.  Weddeliana  Baill.  minus  nota  con- 
ferenda  est.    Caulis  6pedalis,  crassus,  superne  herbaceus,  ramosus ;  folia 

3 —  2"  diam.:  petiolus  subaequilongus ,  segmenta  integerrima,  basi  per 

4 —  6"  connexa,  sinu  angusto;  cymae  paueiflorae,  pedunculis  3 — 6'"  lon- 
gis.  bracteis  lanceolatis;  calyx  1—2'"  longus;  petala  obovato-oblonga. 


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PLANTA E  LORENTZIANAE. 


95 


4 — 5"' longa;  Capsula  lignosa,  16'"  longa  et  lata;  semina  ovoideo-oblonga, 
8'"  longa.  —  Catamarca,  in  dcclivibus  siccis  pr.  Fuerte  de  Andalgara. 

113.  Janipha  anisophylla  Gr.  (Manihot  Müll.  Arg.  ined.).  Species 
J.  carthagenensi  (Jatrophae  Jacq.  amer.  pict.  t.  244.)  foliis  simillima, 
distincta  perigouii  segmentis  ovatis  fructuque  duplo  brevioribus  (flos  <f 
3'".  fructus  6  —  7"'  longus).  Frutex  3pedalis. — Cordoba,  in  rupestribus 
apricis  pr.  Ascochinga.  Catamarca,  in  declivibus  siccis  pr.  Fuerte  de 
Andalgara. 

114.  Croton  sarcopetalus  Müll.  Arg.  ined.  Proximus  C.  tarapotensi 
Müll.  Arg.  (Spruce,  4138!),  quocum  convenit  foliis  discoloribus  et  se- 
minibus  oblique  et  valide  rotundato-costatis.  sed  a  quo  differt  foliis 
angustioribus  (4"  longis.  2"  latis),  eorum  tomento  tenuiori.  venis  infimis 
subtus  vix  prorainulis  tenuibus  et  inprimis  semine  majore  (fere  2",  nec 
V/2  lougo).  —  Cordoba.  in  sylvis  umbrosis  pr.  Ascochinga). 

115.  C.  tucumanensis  Gr.  nov.  sp.  Cascarilla,  ramulis  angulosis 
puberulis.  foliis  ovatis  (v.  ovato-oblongis)  cuspidato-acuminatis  denticu- 
latis  (v.  repando-integerrimis)  longe  petiolatis  supra  puberulis  v.  glabres- 
centibus  subtus  pube  sparsa  glauco-cinereis  (v.  dense  albicantibus)  basi 
subtus  biglandulosis :  glandulis  patellaribus  sessilibus,  racemo  terminali 
inferne  9,  calycis  9  segmentis  lanceolato-acuminatis,  staminibus  15 — 20, 
Capsula  pubescente,  scminibus  subcompresso  -ovoideis  dorso  breviter, 
ventre  validius  oblique  rotundato  3  —  4costatis.  —  Proximus  ex  descr. 
C.  soratensi  Müll.,  pube  fere  amissa  distingucndus.  Frutex  ultra  sex- 
pedalis.  Folia  in  forma  primaria  4—6"  longa.  2—3"  lata,  inaequaliter 
serrato-denticulata,  membranacea,  leviter  subtus  pubescentia,  petiolo 
IV2 — 3"  longo;  racemus  gracilis ,  4—6"  longus,  floribus  demum  2—3'" 
distantibus ,  plerisque  in  bractea  solitariis ;  Capsula  2"',  semina  nitida, 
plumbeo-nigricantia,  V/2"4  longa.  —  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis  pr. 
Siambon,  Cuesta  de  la  Puerta. 

C.  tucumanensis  var.  oblongatus  Gr.  foliis  ovato-oblongis  subtus 
cinerco-tomentellis  repando-integerrimis  v.  obsolete  denticulatis.  —  Se- 
mina cum  er.  conveniunt;  folia  3"  longa,  V/2"  lata,  longius  acuminata. 
—  Tucuman,  frequens  in  declivibus  montanis  pr.  Siambon. 


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90  A.  GRISEBACH, 

116.  C.  Lorentzii  Müll.  Arg.  ined.  Aftinis  C.  flaventi  L.,  sed  glan- 
dulae  folii  basilares  sesailes  scutellatae  et  semina  pallida,  majora  (2"' 
longa].    Folia  1"  longa,  6 — 8'"  lata.  —  Cordoba,  in  arenosis  ad  fluraina. 

117.  C.  argentinus  Müll.  Arg.  ined.  Habitu  accedere  videtur  ad 
C.  migrantem  Cas.,  sed  Elutoria  stylis  in  ramos  bifidos  bipartitis,  Capsula 
major.  4'"  longa.  Fruticulus  ramosus  foliosus,  lepidibus  in  pubem  stel- 
latara  dissectis  albidus,  foliis  oblongo-lanceolatis  acutiusculis  subsessili- 
bus,  1"  longis,  2 — 3'"  latis.  —  Cordoba,  in  collibus  rupestribus  pr.  Las 
Penas,  in  sylvis  montanis  C'erro  de  S.  Roque. 

118.  C.  myriodontus  Müll.  Arg.  ined.  Barhamia,  habitu  ad  C. 
ovalifolium  West  accedens,  foliis  dense  glanduloso-serrulatis  et  calycis  j 
segmentis  lanceolato-acuminatis  stellato- touientosis  capsulam  includenti- 
bus  insignis,  C.  siderophyllo  Müll,  affinis  videtur.  Folia  Vfa"  longa. 
6'"  lata,  acutiuscula,  subtus  cinereo-pubescentia;  Capsula  4"'  longa.  — 
Cordoba,  in  rupestribus  pr.  Las  Peöas. 

119.  C.  glandulosus  L.  Forma  foliis  magnis  (2—3"  longis)  rhombeo- 
ovatis,  nunc  herbacea,  tripedalis,  nunc  auffruticosa,  sexpedalis.  —  Cor- 
doba, in  fruticetis  pr.  urbem,  in  sylvis  umbrosis  montanis  pr.  Ascochinga 
(America  calidior). 

120.  C.  pauperulus  Müll.  Arg.  Euph.  p.  671.  Radix  annua.  Caulis 
erectus,  foliosus,  :; — 6"  longus.  Folia  plerumque  rotundato-obtusa,  ovata, 
ovalia  v.  ovali-subrotunda,  1 — l1/»"  longa,  10 — 16'"  ( —  8"')  lata,  utrinque 
virentia.  Calycis  <f  segmenta  ovalia,  glandulae  rubrae  opposita,  petalis 
lanceolato-oblongis  aequilonga ;  calycis  ?  segmenta  ovato-lanceolata,  intus 
basi  glandulis  geminis  rubris  instructa  glandulisque  virentibus  (petalorum 
rudimentis)  alterna.  Ex  stylis  bifidis  meae  definitioni  sect.  Geiseleriae 
(Flora  Westind.  Jsl.  p.  4L)  respondet  et  praecedenti  certe  affinis  est. 
—  Santiago  de  Estero,  ubi  formationem  herbaceam  soli  arenosi  salsi  ad 
fl.  Saladillo  praecipue  constituit. 

121.  C.  subpannosus  (Julocroton  Müll.  Arg.  ined.).  Frutex  albo- 
tomentosus,  inflorescentia  capituliformi  cum  C.  montevidensi  (Julocr. 
Klotzscb)  conveniens,  foliis  ovatis  acutiusculis  anguste  denticulatis  5uer- 
viis  (2—3"  longis),  calycis  9  segmentis  asymmetricis  resupinatis  bracteis- 


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PLANTAE  LORENTZIANAE.  97 

que  in  lacinias  lineares  divisis,  styli  ramis  4fidis.  seminibus  laevibus.  — 
Cordoba,  in  sylvis  montanis  pr.  Ascochinga. 

122.  C.  dentosus  Gr.  —  Syn.  Julocroton  serratus  Müll.  Arg.  ined. 
(non  Croton  serratus  ej.)  Praecedenti  afönis,  sed  caulis  spithameus,  suf- 
frutescens ,  folia  subrotunda ,  supra  basin  truncato-rotundatam  grossius 
argute  dentata,  penninervia,  apice  rotundato-obtusa ,  calycis  ?  segmenta 
in  lacinias  breviores  divisa,  pinnatifida.  Stylus  inferne  longius  setosus; 
convenit  styli  ramis  4fidis,  seminibus  laevibus  et  tomento  albido.  — 
Cordoba,  in  convallibus  pr.  urbem. 

123.  Chiropetalum  tricuspidatum  Juss.  var  angustifolium  Gr.  folüs 
lineari-acuminatis  (1"  longis,  1 — lW"  latis).  Racemi  pauciflori.  —  Cor- 
doba, in  fruticetis  convallium  («  —  »Peruvia«  et  Chile). 

124.  Polyboea  Lorentzii  Gr.  —  Syn.  Bernardia  Müll.  Arg.  ined.  — 
Species  proxima  P.  caperonifoliae  (Bernardiae  Müll.  Arg.  Euph.  p.  920.), 
distincta  foliis  elliptico-oblongis  v.  lanceolato-oblongis  obtusiusculis  (2  — 
V/2"  longis,  10 — 5"'  latis).  spicis  <f  brevioribus  (3—4'"  longis  et  pedun- 
culo  4 — 6"'  longo  suffultis),  antheris  (5)  biglobosis  rima  laterali  dehis- 
centibus.  calyce  j  öpartito.  Suffrutex  1  —  ll/2pedalis;  calyx  Sparti- 
tus, V"  longus;  styli  brevissimi.  2partiti,  ramis  integris  reflexis;  Capsula 
3"'  diam. ;  semina  ovoidea,  a  dorso  compressa.  Nomen  vernac.:  Gran- 
dillas.  —  Cordoba,  in  convallibus  pr.  urbem. 

125.  Acaltfpha  cordobensis  Müll.  Arg.  ined.  Affinis  A.  infestae 
Poepp.  Endl.  Caules  pedales.  basi  suffrutescentes,  foliosi,  pubescentes  et 
pilosi;  folia  longe  petiolata,  ovato-oblonga .  obtusiuscula,  argute  serrato- 
dentata,  glabriuscula .  ll/2 — 2"  longa.  8 — 10'"  lata;  spicae  cylindricae, 
$  axillares  folium  subaequantes,  9  terminalis ,  elongata;  bracteae  9  bi- 
florae,  palmatifidae:  lobis  5  oblongis  obtusis;  styli  multifidi.  ramis  setaceis 
rubicundis.  —  Cordoba,  frequens  in  campis  et  convallibus  pr.  urbem. 

126.  A.  cordifolia  Gr.  nov.  sp.  fruticosa,  ramulis  petiolisque  inter 
pubem  simplicem  dense  glanduliferis ,  foliis  cordato-subrotundis  breviter 
acuminatis  Serratia  basi  5— 7nerviis  utrinque  adpresse  pilosis  margineque 
parce  glanduliferis  longe  petiolatis;  racemis  spiciformibus  axillaribus 
filiformibus  breviter  pedunculatis   petiolum  subaequantibus  androgynis 

Phys.  Classe.    XIX.  N 


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98 


A.  GRISEB ACH, 


basi  9:  bractcis  9  3 — 2  remotiusculis  unifloris  late  conduplicato-renifor- 
mibus  dem  um  costatia  margine  glanduloso-denticulatis ,  ovario  setoso  et 
glandulifero :  stylis  elongatis  subllfidis,  seminibus  laevibus.  —  Proxima 
A  plicatae  Müll.  Arg.  Euph.  p.  855.,  distineta  foliis  multo  latioribus 
(6—3"  longis,  5— 2y2"  latis).  bracteis  $  denticulatis,  stylis  3"'  fere  lon- 
gis  multifidis.  Frutex  ultra6pedalis ;  pubes  foliorum  simplex,  secus  ner- 
vös bifariam  seriata;  racemi  2 — 3"  longi,  floribus  9  sessilibus:  bracteae 
exerescentes  demum  4 — 6'"  latae,  3"'  longae;  calyx  $  4phyllus,  9  Spar- 
titus: 8egmenti8  ovatis  acutis  eiliatis;  semina  compressa-ovoidea,  atra,  V" 
longa.  —  Tucuman ,  in  *  vi  vis  urabrosis  subtropicis  et  in  fruticetis  pr. 
Siarabon. 

127.  Tragia  volubilis  L.  —  Tucuman.  frequens  in  sylvis  subtro- 
picis et  in  fruticetis  pr.  Siambon.  (Amer.  trop.,  »translata  quoque  in  Afri- 
cem  occidentalem«). 

128.  T.  dodecandra  Gr.  nov.  sp.  Leptorhachis ,  suffruticoso- 
herbacea,  hispido-pilosa,  foliis  e  basi  profunde  cordata  deltoideis  crenato- 
serratis  petiolo  subaequilongis ,  inferioribus  ipso  brevioribus ,  racemulis 
terminalibus  axillaribusque  paueifloris  peduneulatis,  pedicellis  bracteolae 
lineari  calycique  subaequilongis,  inferioribus  1  —  2  foemineis,  staminibus 
13—20:  anthera  oblonga  erecta :  filamento  incrassato,  stylis  intus  papil- 
losis  exsertis  divergentibus,  Capsula  3globosa  hispida.  —  Habitu  et  plu- 
ribus  notis  accedens  ad  T.  betonieifoliam  Müll.,  sed  antheris  et  numero 
8taminum  ad  Leptorhachin ,  ad  Tragiam  reducendam,  pertinet.  Caulis 
adscendens,  spitbameus,  basi  divisus;  folia  14 — 6'"  diam.,  apice  acutius- 
cula,  v.  rotundata,  petiolo  12 — 4'"  longo,  stipulis  ovatis  acutis;  pedun- 
culi  folio  subacquilongi ,  5 — 8flori,  supra  pedicellum  9  saepe  infracti; 
calyx  6phyllus  (initio  cohaesione  3pbyllus),  valvaris.  foliolis  lanceolato- 
acutis  V"  longis:  stamina  duplo  breviora,  centralia,  antheris  filamento 
latiusculo  vix  brevioribus,  demum  extrorso-birimosis ;  calyx  9  6phyllus, 
leviter  imbricativus ,  V"  longus.  foliolis  ovato-lanceolatis  acutis  ovarium 
hispidum  subaequantibus;  semina  globosa,  exarillata,  —  Santiago  del 
Estero,  in  campis  provinciae  meridionalibus,  pr.  Las  Aguilas. 

129.  Excoecaria  marginata  Gr.  ex  syn.  Sebastianiae  Klotzschianae 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


99 


Müll.  Arg.  schedulae  ab  ipso  inscriptae.  —  Syn.  Gymnanthes  marginata 
Baill.  Nomina  generica  Swartzii  et  Jacquinii  conservanda  duco  contra 
opinionem  cl.  Müll.  Arg.,  qui  Sapium  Jacq.  Excoecariam  et  Excoecariam 
Sw.,  A.  Juss.,  Benth.  Sebastianiam  nuncupavit,  quo  factum  est  ut  fere 
omnia  specificanominaabipsomutatasint.  Arbusculav.  frutex  excelsus.  Spe- 
cimina  incompleta,  capsulifera.  —  Cordoba,  in  montibus.   (»Brasil,  austr.«). 

130.  Sapium  aucuparium  Jacq.  var.  salicifolium  Kth.  Folia  3 — 
4"  longa,  6"' — 16"'  lata,  punctis  pellucidis  carentia.  —  Tucuman,  arbor 
frequens  in  sepibus  inter  Tucuman  et  Santiago  de  Estero.  (Amer.  trop.) 

131.  Euphorbia  pilulifera  L.  —  Tucuman  in  pratis  pr.  Graneros. 
(Zona  tropica). 

132.  E.  hypericifblia  L.  var.  lasiocarpa  Kl.  Forma  foliis  infra 
apicem  subintegerrimis,  semine  conveniens.  —  Cordoba,  pr.  Ascochinga. 
(America  calidior  et  ultra  ejus  fines). 

133.  E.  brasiliensis  Lam.  var.  Lorentzii  Müll.  Arg.  ined.  asceodens. 
superne  parce  pilosa ,  foliis  e  basi  subcordata  oblique  cordato-ovatis  ob- 
tusiusculis  (6"'  longis,  4"'  latis)  serrulatis.  —  Cordoba,  in  graminosis 
humidis  pr.  S.  Francisco  (Amer.  trop.) 

134.  E.  serpens  Kth.  var.  microphylla  Rth.  —  Cordoba,  frequens. 
Tucuman  in  pratis  pr.  Graneros.  (America  calidior  et  ultra  ej.  fines). 

135.  E.  ovalifolia  Engelm.  var.  argentina  Müll.  Arg.  ined.  foliis 
basi  oblique  rotundatis  oblongis  v.  obovatis  retusis  v.  rotundatis  (ll/2  — 
2"'  longis).  —  Cordoba,  pr.  Ascochinga  ( —  »Mendoza  et  Chile«). 

136.  E.  sciadophila  Boiss.  —  Cordoba,  in  sylvis  montanis  humidis 
pr.  Ascochinga  ( —  Brasil,  austr.) 

137.  E.  chilensis  Gay.  Distinguenda  ab  E.  portulacoide  Spreng, 
foliis  lanceolato-oblongis  oblongisque  obtusiusculis  v.  obtusis  (1—2"  lon- 
gis, 5—8"'  latis).  —  Cordoba,  in  cainpis.  (»Bonaria— Chile«). 

138*.    E.  Peplus  L.  —  Cordoba,  inter  segetes. 

Rhamneae. 

139.  Zizyphus  Mistol.  Gr.  nov.  sp.  arboreus,  spinosus,  pube  brevis- 
sima  pruinaque  pulverulento-incanus ,  foliis  breviter  petiolatis  coriaceis 

N2 


100  A.  GRISEBACH, 

subcordato-ovalibua  v.  ovali-subrotundis  apice  rotundato  retusis  trinerviis 
(cum  pari  accessorio  obsoletiori)  minutissime  et  remote  serrulatis,  cymulis 
tomentosis  petiolum  excedentibus ,  ßoribus  apetalis ,  stylo  brevi ,  drupa 
calycis  tubo  circumscisso  suffulta  uvata  apice  rotundato-acutiuscula.  — 
Petalis  deficientibus  ad  Condaliam  accedit,  sed  statura,  foliis  palmati- 
nerviis,  floribus  cyraosis  et  ovario  biloculari  verus  Zizyphus  est.  Arbor 
excelsa,  ramulis  tortuosis,  spinis  ex  altera  stipula  ortis  validis  brevibus 
rectis  2—3'"  longis ;  folia  juxta  spinam  fasciculata,  cinereo-incana,  rigen- 
tia,  8 — 14'"  longa,  5— 9"' lata,  petiolo  crassiusculo  1—2"'  longo;  cymae 
breviter  pedunculatae,  pedicellis  abbreviatis  glomerulum  saepe  pauciflorum 
exhibentes;  calyx  1"'  longus  et  latus,  vix  ad  medium  5fidus,  lobis  del- 
toideo-acutis ;  stamina  brevia,  incurva,  antberis  introrsis  biglobosis;  dis- 
cus  tubum  calycis  vestiens,  pistillum  liberum  aequans.  m argine  staminifer; 
drupa  21ocularis,  3 — 4"'  longa,  atra,  glabrescens;  semina  compressa,  laevia, 
albuminosa,  cotyledonibus  foliaceis.  —  Nomen  vernac.  Mistol.  Arbor  fre- 
quens  in  parte  boreali  prov.  Cordoba  et  in  prov.  Santiago  de  Estero. 
ubi  drupae  edules  nutrimentum  praebent  Universum,  Algarobis  haud  cedens. 

140.  Condalia  lineata  As.  Gr.  Drupa  biloculari  a  charactere  gene- 
ris  a  oL  Reissek  in  Flora  brasiliensi  dato  recedit,  habitu  C.  micro- 
pbyllae  Cav.  persimilis  est,  venis  crassiusculis  foliorum  subtus  prominulis 
rectilineis  insignis.  Folia  2 — 3"'  longa,  pedicellos  subaequantia  v.  supe- 
rantia,  in  ramulis  apice  spinescentibus  fasciculata;  flores  1"'  longi:  struc- 
tura  fere  ut  in  Zizypho  Mistol ;  drupa  calycis  tubo  circumscisso  suffulta, 
3*"  longa,  oblonga  v.  obovato-oblonga,  apice  rotundato.  —  Nomen  vernac. 
Pinillin.    Cordoba.  in  carapis  (—  »Patagonia«). 

141.  Colletia  ferox  Gill.  Hook  Bol.  misc.  1.  t.  44.  B.  —  Nomen 
vernac.  Barba  de  Tigre.  Cordoba,  in  collibus  rupestribus  pr.  S.  Fran- 
cisco, Cerro  de  S.  Roque,  in  ripa  fL  Rio  primero  (—  »Mendoza  et  Chile«). 

AmpeMeae. 

142.  Cissus  Tweediana  Bäk.  in  Fl.  bras.  fasc.  54.  p.  214.  (sub. 
Viti).  —  Nomen  vernac.  Viiia  del  Zorro.  Catamarca,  frequens  in  sepibus 
et  fruticetis  pr.  Fuerte  de  Andalgala  f —  »Tucuman«). 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


101 


143.  Heteropteris  glabra  Hook.  Arn.  var.  Forma  seandens.  in  Juss. 
Malp.  p.  219.  jam  designata.  Speciem  in  Flora  brasil.  fasc.  21.  p.  63. 
a  H.  umbellata  Juss.  distingnerc  nescivi,  specimina  vero  nostra  a  brasi- 
liensibus  hujus  recedunt  Samara  in  dorso  loculi  appendice  bre viter  cris- 
tata.  Folia  basi  complicata  sacpc  obliqua  eglandulosa,  secus  marginem 
binc  inde  glandulis  minatis  subtus  notata,  apice  acutiuscula.  —  Nomen 
vernac.  Sacha  huasca.    Tucuman,  pr.  La  Cruz.  (»Brasil,  austr.«) 

144.  Tricomaria  Usillo  Hook.  Arn.  Bot.  misc.  3.  tab.  101.  —  Cft- 
tamarca.  frequens  in  fruticetis  pr.  Fuerte  de  Andalgala  (—  »Mendoza«). 

Mionandra  nov.  gen. 

Calyx  5partitus .  segmentis  4  biglandulosis :  glandulis  sessilibus  ob- 
longis.  Petala  unguiculata,  subinaequalia,  laminis  parvis  fimbriato-den- 
tatis  Stamina  fertilia  5  distincta,  filamentis  latiusculis  glabris,  antberae 
loculis  margine  deorsum  dilatato  appendiculatis ,  sterilia  Ulis  alterna  v. 
nulla.  Ovarium  hirsutum,  trilobum,  stylis  3  distinctis  ventralibus  apice 
truncatis.  Nux  (abortu  solitaria)  trigona,  marginata,  crista  dorsali  obtuse 
carinata,  latere  tuberculata.  toro  piano  inserta;  semine  infra  apicem  sus- 
penso. —  Fruticuli  scandentes  v.  suffrutices  bumiles ;  folia  opposita, 
parva,  eglandulosa,  adpresse  pilosa,  subsessilia,  stipulis  interpetiolaribus 
geminatim  connuis ;  flores  axillares,  solitarii,  pedunculati,  pedunculo  foliis 
floralibus  binis  stipulatis  instructi.  —  Genus  juxta  Heladenam  inseren- 
dum  stipulisque  affine  Peixotoae,  habitu  singulare  et  biforme. 

145.  M.  argentea  Gr.  nov.  sp.  fruticosa,  seandens,  foliis  lanceolatis 
mucronulato-acuminatis  supra  subserieeis  subtus  ramulisque  argen teo- 
8ericeis,  pedunculum  subaequantihus,  stipulis  integris,  peduneulis  versus 
basin  foliatis,  petalis  (siccis  luteis)  spathulatis  calyce  fere  sesquilongiori- 
bus,  staminibus  sterilibus  abortivis.  —  Rami  tenues,  patentes,  apice  inter 
frutices  scandentes,  internodiis  plerisque  1 — 2"  longis;  folia  6 — 12"'  longa 
2 — 3"'  lata,  floralia  breviora,  2"'  supra  basin  peduneuli  inserta,  pube 
elongata  sericca,  discolora :  stipulae  ovatae,  acutae.  V"  longae ;  peduneuli 
argenteo-tomentosi,  8— 12"' longi,  crassiusculi ;  calycis  segmenU  oblonga, 


102  A.  GRISEB ACH, 

obtusiuscula ,  3"'  fere  longa,  extus  pubescentia,  intus  glabra;  petala 
4"'  longa ,  ex  ungue  latiusculo  in  laminam  obovato-oblongam  vix  aequi- 
longam  fimbriatam  sensimdilatata;  stamina  5,  calyci  aequilonga,  filaraen- 
tis  corapressis,  antherae  loculis  glabris  margine  membranaceo  basi  am- 
pliato  appendiculatis ;  styli  subuliforraes ,  apice  truncato  parum  dilatati, 
stamina  aequantes  ;  fructus  ignotus :  ovarium  albo-tomentosum  dorso  sub- 
cristatum,  ovulo  in  quoque  loculo  pendulum ,  e  basi  loborura  facie  ven- 
trali  styliferum.  —  Cordoba,  in  fruticetis  Sierra  de  Cordoba  pr.  La 
Higuera. 

146.  Af.  camareoides  Gr.  nov.  sp.  suffruticosa,  palmaris,  foliis  ovatis 
v.  ovato-oblongis  acutis  sparsim  adpresse  setosis  margine  implexo-setoso 
cinctis :  nervis  subtus  cauleque  strigosis,  stipulis  bifidis,  pedunculis  abbre- 
viatis  sub  apice  foliatis,  petalis  calyce  subbrevioribns  limbo  subrotundo, 
staminibus  sterilibns  setaceis  apice  incurvis.  —  Habitus  Camarcae  hir- 
sutae.  Caules  plures,  erecti,  basi  lignosi,  internodiis  6 — 12'"  longis;  folia 
8 — 10"'  longa,  4 — 6"'  lata,  petiolo  vix  1"'  longo,  floralia  duplo  breviora, 
V"  supra  basin  pedunculi  et  fere  l/2'"  infra  florem  inserta :  stipulae  in- 
terpetiolares  petiolos  subaequantes,  subrotundo- bi  ti dae ;  calycis  segmenta 
oblonga,  obtusa,  l'A"'  longa,  post  antbesin  excrescentia ;  petala  ungue 
latiuscula,  abruptim  in  limbum  parvum  denticulatum  dilatata;  stamina 
fertilia  filamentis  sterilibus  subduplo  longiora;  ovarium  hirsutum,  ad  me- 
dium trilobum,  lobis  latere  et  margine  obtuse  cristatis;  nux  V"  fere 
diam.  transvers.  et  longit.,  crista  dorsali  brevissima,  margine  obtuso  vix 
angustiori,  tuberculis  rugisque  lateralibus  inordinatis  v.  reticulatim  con- 
nexis ;  semen  e  funiculo  dilatato  medio  loculo  inserto  suspensum .  radi- 
cula  supera,  cotyledonibus  inflexo-ascendentibus.  —  Cordoba,  in  campis 
ab  urbe  meridionalibus,  raro  florens. 

147.  Janusia  guaranitica  Juss.  —  Tucuman,  in  fruticetis  pr.  Siam- 
bon  ( —  »Brasil,  austr.«). 

Erythroxyleae. 

148.  Erythroxylum  ovatura  Cav.  ex  habitu  exacte  congruo.  flores 
et  fructus  desunt.    Frutex  excelsus  v.  arbor  spectabilis.  —  Tucuman,  in 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


103 


s vi vis  subtropicis  pr.  Siambon,  ubi  copia  truncorum  pracvalet.  (Amer. 
trop.) 

Lineae. 

149.  Linum  scoparium  Gr.  nov.  sp.  Cliococca,  suffruticoso-caespitosa, 
pedalis,  glabra.  caulibus  strictis  apice  fastigiato-ramosis  rigentibus  angu- 
losis  foliisque  glaucescentibus,  his  oppositis  alternisqui  distantibus  erecto- 
patentibus  breviter  lineari-acutis  sessilibus  basi  2glandulosis  subuniner- 
viis,  floribus  terminalibus  fastigiato-solitariis,  corolla  (sicca  camea)  caly- 
cem  aequante  v.  breviori,  calycis  segmentis  ovatis  mucronato-acutis  cap- 
sulani  includentibus,  staminibus  ovarium  subaequantibus,  stylis  elongatis 
stigmatc  globoso  terminatis,  Capsula  globosa :  septis  spuriis  completis.  — 
Habitus  Lini  juncei,  ubi  corolla  L.  flavi  magna;  internodia  saepe  1", 
folia  2 — 5"'  longa;  calyx  1"'  longus,  segmentis  valde  itnbricatis  margine 
hinc  inde  parce  fimbriatis.  —  Cordoba,  in  collibus  rupestribus  pr.  Ijaa 
Penas. 

Geraniaceae. 

150.  (18.)  Geranium  fallax  Steud.  in  Regensb.  Fl.  1856.  ex  Lechl. 
pl.  peruv.  1907!  —  Fedunculi  biflori;  petala  obovato-oblonga ,  calyce 
duplo  longiora,  b'"  longa;  stamina  10  distincta!,  filamentis  basi  subuli- 
formibu8;  carpidia  demum  glabrescentia ,  semine  laevi  asperiusculo 
compresso.  —  Catamarca,  in  convalle  alpina  Granadillas,  in  alpinis  Vayas 
altas  pr.  Belen,  alt.  9—11000'  (—  Peruvia). 

151.  (19.)  G.  leucanthum  Gr.  nov.  sp.  perenne,  pedale.  ramoso- 
erectum,  glanduloso-pilosiusculum,  foliis  5  —  7partitis:  segmentis  late 
cuneatis  trifido-pinnatifidis :  lobis  oblongis  mucronulato-acutis :  stipulis 
elongatis  lineari-acuminatis ,  pedunculis  unitloris  folium  excedentibus, 
petalis  albis  obovatis  leviter  retusis  se{>ala  longe  mucronata  duplo  supe- 
rantibus,  carpidiis  pubescentibus:  rostro  glanduloso-piloso.  —  Habitus 
G.  sanguinei.  Folia  inferiora  2—3"  diam;  stipulae  6 — 8"',  sepala  5'", 
petala  10"'  longa.  —  Tucuman,  in  pascuis  alpinis  pr.  Cienega. 

152*.  Erodium  cicutarium  lUev.  —  Cordoba,  in  pascuis  udis  pr. 
S.  Francisco.    Catamarca,  in  alpinis  pr.  Belen  alt.  9 — 11000'. 


104 


A.  GRISEB ACH, 


E.  cicutarium  var.  pimpinellifolium  DC.  —  Tucuman,  frequens  in 
alpinis  pr.  Cienega. 

153.  (20.)  Viviania  calycina  Gr.  n.  sp.  fruticulosa,  ramosa.  ramulis 
foliosis  foliisque  incano-pubescentibus,  hü  oblongo-lanceolatis  acutis  inte- 
gerrimis  breviter  petiolatis  subtus  serieeis,  pedicellis  terminalibus  et  e 
summis  axillis  oriundis  folio  brevioribus,  calyce  5partito:  segmentis  ob- 
longis  acurainatis  cum  totidem  bracteolis  linearibus  paullo  brevioribus 
alternantibus,  petalis  (siccis  flavis)  obovatis  cxunguiculatis  calycem  subae- 
quantibus,  ovario  sericeo  stylis  3  crassiusculis  multo  longioribus  termi- 
nato.  —  Calyce  bracteolis  involucrato  et  verosimiliter  corolla  flava  ad 
Balbisiam  (Lcdocarpum)  accedit,  habitu  et  sepalis  basi  connatis  valvaribus 
cum  Viviania  convenit.  Frutex  humilis,  ramis  tenuibus  superne  herbaeeis 
erectiusculis,  pube  brevi  molli  simplici ;  folia  6—8'"  longa.  2—1"'  lata, 
plcraque  intemodio  duplo  longiora;  calyx  3'"  longus:  segmenta  bracteo- 
lis quadruplo  latiora ;  stamina  10  fertilia,  filamentis  nliformibus,  alternis 
basi  glanduliferis ;  ovarium  minutum,  globosum,  stylis  quadruplo  brevius, 
loculis  biovulatis,  ovulis  approximatis.  —  Catamarca,  in  rupium  fissuris 
Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9 — 11000'. 

154.  Oxalis  bipartita  St.  Hil.  Flora  bras.  t.  25.  var.  alpina,  seg- 
mentis foliolorum  lanceolato-lincaribus  (2 — 4"'  latis),  squamis  bulbi  mu- 
ticis  acutis.  Corolla  8 — 10"'  longa.  Tucuman.  in  paseuis  alpinis  v. 
c.  pr.  Tafi.  S.  Javier.  Catamarca,  in  convalle  Granadillas  pr.  Jakutula 
( —  »Brasil,  austr.«) 

155.  O.  Commersonii  Fers,  ex  descr.  ap.  Zucc.  Ox.  nr.  26.  Foliola 
ultra  medium  biloba,  2 — 3"'  longa,  lobis  obovatis  v.  obovato-oblongis ; 
corolla  6 — 8"'  longa.  —  Cordoba,  frequens  in  campis,  et  ad  ripas 
( —  »Uruguay«). 

156.  O.  filiformis  Kth.  nov.  gen.  5.  t.  469.  Forma  nostra  major, 
foliolis  2 — 5"'  latis,  corolla  6"'  longa  calycem  triplo  superans.  —  Tucu- 
man. in  arenosis  ad  rivulos  pr.  Tati.  (»Andes  Amer.  austr.  a  Nov.  Gra- 
nada —  Feruv.«). 

Zygophylleac. 

157.  Tribulus  terrestris  L.  Forma  spinis  carpidiorum  inferioribus 


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PLANTAR  LORENTZIANAE. 


10Ö 


abortivis;  petala  calycem  subaequantia.  —  Cordoba,  in  muris  pr.  S. 
Francisco. 

158.  Larrea  divaricata  Cav.  ic.  t.  560  f.  I.  —  Nomen  vernac.  Ja- 
rilla.  —  Cordoba,  in  campis  pr.  urbem  ( —  »Mendoza«). 

159.  Porlieria  hygrometrica  R.  P.  —  Nomen  vernac.  Cucharera, 
Guajacum.  —  Cordoba,  in  campis  pr.  urbem.  Tucuman,  ubi  arborescit. 
Catamarca,  in  campis  et  fruticetis  pr.  Fuerte  de  Andalgala.  ( —  »Peruv. 
et  Chile«). 

100.  Plectrocarpa  tetracantha  Gill.  —  Santiago  del  Estcro ,  ubi 
constituit  fruticeta  in  salsis  pr.  Chilque.  Catamarca,  ubi  frutex  Prima- 
rius est  formationis  deserti  ab  oppido  S.  Maria  per  Campo  del  Arenal 
extensi  ( —  »S.  Juan«). 

161.  Bulnesia  bonariensis  Gr.  n.  sp.  ramulis  incano-puberulis,  foliis 
abrupte  pinnatis  glabrescentibus :  foliolis  8 — 4jugis  linear i-oblongis  acu- 
tis  calloso-mucronulatis ,  pluribus  alternantibus,  pedicellis  solitariis  folia 
subaequantibus ,  petalis  obovatis  calyce  duplo  v.  plus  duplo  longioribus. 
fructu  breviter  stipitato  late  ovali  apice  rotundato-emarginato  sinu  acuto 
ad  diametri  longitudinalis  octavam  fere  partem  inciso.  —  Frutex  ramosus, 
trunco  robusto,  ramulis  foliatis  abbreviatis:  habitus  omnino  B.  chilensis 
Gay,  a  cujus  icone  (Fl.  chil.  t.  15)  foliis,  corolla  plus  duplo  majori  et 
fructu  profundius  emarginato  eximie  differt;  folia  breviter  petiolata,  1" 
fere  longa,  foliolis  2—3"'  longis,  l/t — 1"'  latis,  stipulis  minutis  deciduis; 
pedicelli  in  ramulis  terminales  v.  e  summis  axillis,  demum  cernui ;  sepala 
inaequalia.  4 — 5"'  longa,  elliptica  v.  oblonga,  obtusa,  glabriuscula;  petala 
tiava,  10"'  longa,  in  brevem  unguem  angustata;  stamina  6"'  longa,  fila- 
mentis  filiformibus  apice  incurvis  2"'  supra  basin  squamatis ,  squama 
cornosula  triplici,  interiori  subquadrata  apice  truncato  lacera,  lateralibus 
2  breviter  subuliformibus  patentibus;  ovarium  fusiforme,  in  stylum  bre- 
vem stigmate  inconspicuo  acutum  sensim  attenuatum,  5angulatum,  locu- 
lis  nempe  a  latere  complanatis  angulo  interiori  solo  unitis  Sovulatis; 
fructus  carpophoro  2"'  longo  e  disco  dilatato  oriundo  stipitatus,  V/2" 
longus,  14"'  latus,  carpidiis  late  alatis  samariformibus  ad  angulum  inter- 
num  usque  complanatis  demum  a  columella  divisa  filiformi  solutis ;  semen 
Phys.  Glosse.    XIX.  O 


106  A.  GRISEBACH, 

in  loculo  solitarium  (immaturum),  suspensum ,  funiculo  dilatato.  —  Cor- 
doba,  in  fruticctis  declivitatis  occidentalis  montium  Sierra  de  Cordoba. 
Santiago  de  Estero,  frequens  in  fruticetis  meridionalibus  provinciae. 

162.  B.  Retaraa  Gr.  —  Syn.  Zygophyllum  Gill,  in  Bot  Mise.  3. 
p.  166.  B.  macrocarpa  Phil,  ex  descr.  Specimina  fruticis  robusti  fruc- 
tifera  aphylla,  fruetus  et  seminis  struetura  cum  Bulnesia  congrua,  prius  parce 
foliata,  foliolis  2jugis  oblongi«  nunc  minutissimis  vix  1"',  nunc  2—3" 
longis;  pcdicelli  fasciculati,  demum  arcuato-nutantes ,  6"'longi;  fruetus 
5  ( —  3)pterus ,  subsessilis ,  carpophoro  vix  l/2"'  longo  ,  obovali-subrotun- 
dus,  apice  rotundato  levissime  emarginatus ,  8"'  longus  et  latus;  semen 
oblongum,  leviter  ineurvum,  complanatum,  e  funiculo  supra  medium  ipsi 
inserto  suspensum,  rhaphe  infra  hilum  adnata.  testa  membranacea  resi- 
nosa,  albumine  carnoso  copioso  embryonem  planiusculum  includente, 
cotyledonibus  oblongis  radicula  conica  supera  multo  longioribus.  —  No- 
men vernac.  Retama.  —  Catamarca,  frequens  in  campis  pr.  Fuerte  de 
Andalgala.  (»Mendoza  —  S.  Juan«). 

163.  B.  foliosa  Gr.  n.  sp.  tenuissime  puberula,  glabrescens,  foliis 

4 —  2foliolatis  internodia  subsuperantibus  e  gemmis  oppositis  incrassatis 
oriundis:  foliolis  oblique  obovatis  apice  rotundatis:  petiolo  communi  in 
mucronem  debilem  apice  producta .  pedicellis  fasciculatis  gemmae  folii- 
ferae  insertis  folio  paullo  superatis,  petalis  spathulatis  calyce  parum 
longioribus,  fruetu  in  disco  dilatato  sessili  ovali  apice  integro  basique 
rotundato.  —  Frutex  ramosus  öpedalis  et  ultra,  internodiis  crassiusculis 
6—12"'  longis;  folia  petiolata:  foliola  deorsum  producta  et  in  parte  a 
mediano  inferiori  nervis  accessoriis  1 — 2  oblique  palmatinervia ,  6 — 8"' 
longa,  3 — 4"'  lata,  2 — ljuga,  inferiora  petiolo  (5"'  longo)  medio  inserta; 
pedicelli  fruetiferi   erectiusculi  v.  leviter   arcuati,    terni  ( —  solitarii), 

5 —  6'"  longi;  petala  flava,  3"'  longa,  pistillo  aequilonga,  staminibus 
breviora;  fruetus  (struetura  cum  praecedente  conveniens),  8"'  longus, 
5—6'"  latus:  semen  oblongum,  loculum  implens,  e  funiculo  medio 
ipsi  inserto  suspensum,  rhaphe  infra  hilum  demum  soluta  calcari- 
formi,  testa  membranacea,  albumine  dense  carnoso  embryonem  rectum 
complanatum  includente,  cotyledonibus  lineari-oblongis  albidis.  —  San- 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


107 


tiago  de  Estero,  in  fruticetis  mixtis.  Catamarca,  in  collibus  siccis  pr. 
Ree  reo. 

164*.  Ruta  chalepensis  L.  Boiss.  —  Syn.  R.  angustifolia  Pers.  — 
Cordoba,  in  convallibus  Sierra  de  Cordoba,  pr.  Ascochinga. 

165.  Zanthoxylum  Coco  Gill.  Species  sect.  Kampmanniae  Gr.  Fl. 
Ind.  occ.  p.  138.,  variat  foliolis  3— 6jugis.  Petala  5.  elliptico-lanceo- 
lata,  acutiuscula.  V"  longa,  stamina  subaequantia ;  carpidium  maturans 
soll  tan  um  ,  drupaceum  ,  globosum,  3'"  diam.  Arborea  v.  fruticosa.  No- 
men vernac.  Coco.  —  Cordoba,  in  montibus  pr.  Ascochinga.  (»S.  Luis«). 

166.  Castela  coerinea  Gr.  n.  sp.  ramis  valide  spinosis ,  foliis  supra 
spinam  fasciculatis  v.  subsolitariis  eaque  exerescente  patentissima  brevi- 
oribus  rigide  coriaeeis  supra  coneavis  breviter  petiolatis  oblongis  obtusis 
apice  plerumque  leviter  retusis  integerrimis  pulver dentis,  floribus  $  e 
gemma  foliata  oriundis  in  cymam  paueifloram  folio  superatam  dispositis : 
pedicellis  puberulis  flori  subaequilongis ,  corolla  coccinea  induplicato- 
imbricativa,  filamentis  dense  villosis  squamulaque  villosa  intus  ad  medium 
appendiculatis.  —  Frutex  ultra6pedalis ,  rigidus,  spinis  rectis  (originitus 
axillaribus)  scmipollicem  fere  distantibus  demum  pollicaribus ;  folia  9 — 
5"'  longa,  4 — 3"'  lata,  marginata.  petiolo  1 — 2"'  longo;  pedicelli  e  pe- 
dunculo  communi  brevi  oriundi,  Vfyf*  longi;  petala  4,  elliptica,  obtu- 
siuscula,  stamina  subaequantia,  calyce  minuto  multo  longiora,  ll/2'" 
longa;  pl.  j  ignota.  C.  Tweedii  PI.  diflert  sec.  descr.  »foliis  et  floribus 
fasciculatis«  filamentisque  medio  squamatis  nostra  species  a  charactere 
generico  Planchoniano  recedit.  —  Cordoba.  in  fruticetis  Sierra  de  Cor- 
doba occidentalibus. 

\€  7*     ns*  t* 

i'i  tili« Ct  Hvi 

167.  Cedrela  brasiliensis  St.  HU.  Fl.  brasil.  t.  101.  var.  australis 
St.  Hil.  Ramus  sterilis  tantum  exstat.  —  Nomen  vernac.  Cedro.  Arbor 
spectabilis,  foliolis  8  — lOjugis.  terminali  abortivo.  —  Tucuman.  frequens 
in  sylvis  subtropicis  pr.  La  Crua.  (»Uruguay,  et  Brasil,  austr.«). 

02 


108 


A.  GRISEB ACI1, 


Sapindaceae. 

168.  Cardiospermum  Halicacabum  L.  —  Cordoba,  in  scpibus  pr. 
Ascochinga.  Tucuman,  in  sylvis  subtropicia  pr.  Siarabon.  (America 
calidior). 

169.  Serjania  fulta  Gr.  n.  sp.  ramulis  velutino-pubescentibus, 
foliis  biternatis  non  pellucido-punctatis  supra  glabrescentibus  subtus  pu- 
berulis :  foliolis  ovatis  acutis  reraote  et  grosse  supra  basin  cuneatam  ser- 
ratis ,  terminali  longiuscule  petiolulato :  petiolo  uudo ,  sepalis  4 ,  petalis 
extra  glandulas  foveae  planiusculae  insertis :  squama  apice  bicuspidata, 
ovario  stamina  subaequante  in  stipitem  columnarecn  angulatum  sensim 
attenuato ,  Samara  glabriuscula :  alis  inferioribus  a  loculo  subrotundo  in- 
cisura  distinctis  oblongis  v.  demum  ovali-oblongis  utrinque  rotundatis. 
—  Habitus  omnino  S.  velutinae  Camb.,  cui  folia  pellucido- punctata, 
fructus  velutinus.  Frutex  scandens,  quandoque  arborcscens ;  fohola  2  — 
V/z"  longa,  serraturis  utrinque  3 — 5,  petiolis  partialibus  terminali  6'", 
lateralibus  1 — 2"'  longis;  racemi  compositi  pedunculati,  juxtaaxillares, 
folium  subaequantes,  infra  rlores  vulgo  2cirrhosi ;  sepala  majora  2"'  longa, 
petala  aequilonga  squamas  l/$  excedentia,  squamae  subaequales  obovatae 
apice  longiuscule  bicuspidatac ;  Samara  matura  12 — 14'"  longa,  10'"  lata, 
loculis  diam.  3"'.  —  Tucuman,  frequens  in  fruticetis  subtropicis  pr. 
Siambon. 

170.  S.  foveata  Gr.  n.  sp.  ramulis  puberulis,  foliis  biternatis  non 
pellucido-punctatis  glabrescentibus:  foliolis  ovatis  v.  ovato-oblongis  acutis 
a  medio  remote  serratis  basi  cuneatis  subsessilibus ,  terminali  in  basin 
angustam  longiusculam  contractis :  petiolo  nudo ,  sepalis  4,  petalis  glan- 
dulae  iufundibulari  callosae  insertis:  glandulis  subaequalibus :  squamis 
brevitcr  unguiculatis ,  binis  ovalibus  apice  bicallosis,  binis  oblongis  in 
apicem  subuliformem  productis,  ovario  brcvissime  abruptim  stipitato : 
stipite  tubum  stamineum  aequante,  samara.  .  .  —  Habitus  S.  glabratae 
Kth.,  structura  floris  fere  ut  de  S.  paludosa  Camb.  describitur.  Frutex 
arbores  excelsas  scandens  v.  humilior;  foliolo  1 — 2"  longa,  serraturis 
utrinque  3 — B;  racemi  juxtaaxillares,  compositi,  laxiflori,  3"  longi,  folium 
subaequantes,  longe  pedunculati  infra  flores  2cirrhosi:  pedunculi  partiales 


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PLANTAE  LORENTZI AN AE . 


109 


ß — 10"'  longi,  versus  apicem  pauciflori;  sepala  majora  2"'  longa,  petala 
aequilonga,  e  fundo  glandulae  oriunda;  ovarium  obovatum ,  stylo  pro- 
funde trifido:  ramis  crassiusculis  velutinis.  —  Tucuman,  in  sylvis  sub- 
tropicis  pr.  Siambon. 

171.  Paullinia  brachystacht/a  Gr.  n.  sp.  ramulis  incano-tomentellis, 
foliis  biternatis  v.  foliolis  inferioribus  ad  unum  reductis  bijugo-pinnatis 
membranaceis  non  pellucido-punctatis  utrinque  puberulis :  foliolis  rhoni- 
beo-ovatis  breviter  acuminatis  a  medio  inciso-serratis :  petiolo  nudo,  par- 
tiali  terminali  elongato  laterales  multo  superante,  racemis  longe  pedun- 
culatis  abbreviatis  ad  petioli  divisionem  haud  protensis,  fructu.  .  .  — 
Genus  adbuc  dubium,  habitu  magis  ad  Paulliniam  quam  ad  Serjaniam 
accedit.  Frutex  scandens;  foliola  4 — 2"  longa,  3 — V/2"  lata,  petiolus 
communis  4 — 3",  partialis  terminalis  10 — 12"',  laterales  3 — 3"',  pedun- 
culi  racemorum  juxtaaxillares  1"  longi,  apice  2cirrhosi;  racemi  ipsi  6"' 
fere  longi,  tenues,  contracto-compositi ;  flores  nondum  evoluti  praebebant 
sepala  distincta,  imbricata,  petala  intus  squama  basilari  parva  instructa, 
stamina  8,  ovarium  31oculare,  ovulis  solitarüs  erectis,  stylo  tripartito.  — 
Tucuman,  in  fruticetis  humilibus  pr.  Eozo  al  alto  in  tractu  ab  urbe 
meridionali. 

172.  Cupania  urugucnsis  Hook.  Arn.  ex  descr.  Foliola  venis  pri- 
mariis  10 — I2jugis;  petala  breviter  unguiculata  intus  pubescentia,  limbo 
subrotundo  basi  utrinque  anguste  inflexo.  —  Nomen  vernac.  Noyal. 
Tucuman,  in  sylvis  subtropicis  pr.  La  Cruz  ( —  »Uruguay«-). 

173.  C.  vernalis  Cambess.  ex  descr.  Similis  praecedenti  foliolorum 
forma,  serraturis  argutis,  veuis  primär iis  10 — I2jugis,  difTert  foliis  subtus 
pilosiusculis.  petalis  longius  unguiculatis ,  ungue  limbo  ovali  basi  latius 
et  brevius  utrinque  inflexo  subaequilongo :  fructus  in  utraque  specie 
ignotus.  —  Nomen  vernac.  Noyal,  Hämo.  Tucuman,  in  convalle  fL  Rio 
grande  pr.  Siambon,  pr.  Lueles  (—  »Brasil,  austr.«). 

174.  Schmidelia  edulis  St.  Hü.  pl.  us.  t.  67.  Recognoscenda : 
ramus  sterilis  tantum  exstat.  —  Tucuman :  arbor  excelsa  in  sylvis  sub- 
tropicis pr.  Siambon,  quarum  partem  magnam  constituit.  (»Brasil,  austr.). 


110 


A.  GRISEB ACH, 


Celastrmeae. 

175.  Maytenus  magellanica  Hook.  Semina  in  speciminibus  magel- 
lanicis  et  chilensibus  praebent  albumen  copiosum  carnosum  embryonem 
virentem  includens,  quod  cl.  Reissek,  de  M.  Boaria  deque  speciebus 
brasiliensibus  disserens,  generi  negat :  sequor  vero  dispositionell»  generum 
affinium  a  cl.  Bentham  et  Hooker  propositam,  qui  species  albuminosas 
includunt.  Ex  his  Sectio,  forsan  Amcricae  australis  extratropicae  pecu- 
liaris,  constitui  potest  (Euthalis  Bks.  Sol.).  —  Cordoba:  in  rupestribus 
excelsis  Sierra  de  Cordoba.  (Andes  chilcnscs  —  Fret.  magell.). 

176.  M.  viscifolia  Gr.  n.  sp.  Euthalis,  ramulis  pulverulento-puberu- 
lis,  foliis  lanceolatis  v.  spathulato-lanceolatis  obtusiusculis  in  petiolum 
brevem  attenuatis  integerrimis  rigide  coriaceis  supra  convexiusculis 
pulverulento-glaucescentibus  margine  pallidiori  cinctis  utrinque  laevi- 
gatis:  venis  ineonspicuis ,  glomerulis  paucifloris  axillaribus  sessilibus, 
calycis  segmentis  deltoideis ,  petalis  ovato-oblongis  obtusis ,  antheris 
subglobosis,  disco  planiusculo,  Capsula  3valvi  aubglobosa  intus  pallente 
monosperma,  seminibus  arillo  fiaveute  integro  inclusis.  —  Arbuscula 
coma  late  expansa,  ramulis  dense  foliosis;  folia  pleraque  1"  longa,  4"' 
lata,  internodio  duplo  v.  magis  longiora,  subdisticha;  riores  1"'  diam. : 
petala  calyce  duplo  longiora;  Capsula  5'"  diam.;  albumen  ut  in  M.  ma- 
gellanica, quae  arillo  cupulari  valde  recedit.  —  Catamarca,  non  raro  in 
collibus  pr.  Yakutula. 

177.  M.  Vitis  idaea  Gr.  n.  sp.  Euthalis,  ramulis  pulverulento- 
puberulis,  foliis  ovalibus  v.  obovato-oblongis  rotundato-obtusis  a  petiolo 
brevi  distinctis  integerrimis  v.  subangulato-repandis  rigidis  glabris  glauco- 
cinereis  margine  pallidiori  tenui  cinctis  utrinque  laevigatis :  venis  in- 
eonspicuis, flore  .  .  .,  capsulis  axillaribus  peduneulo  simplici  longioribus 
v.  diviso  8ubaequilongis  obovoideo-globosis  3valvibus  fuscis  intus  pallen- 
tibus  monospermis,  seminibus  arillo  integro  aurantiaco  inclusis.  —  Pro- 
xima  praecedenti;  folia  pleraque  1"  longa,  6—8'"  lata,  internodiis  lon- 
giora; Capsula  4—5'"  longa;  albumen  praecedentium.  —  Cordoba,  in 
declivibus  argillaceis  convallium  pr.  viam  ferream. 


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PLANTAE  LOREXTZIANAE.  m 
Mojfa  nov.  gen. 

Calyx  öfidus.  Petala  5,  sessilia,  patentia,  calycis  tubo  extra  discurn 
inserta.  Discus  intracalycinus ,  scutelliformis,  infra  medium  ovario  ad- 
natus,  limbo  erecto  in  crenaturas  5  reniformes  diviso.  Stamina  5,  sinu- 
bus  disci  inserta,  filamentis  brevibus  subulatis ,  antheris  erecto-didymis 
introrsis.  Ovarium  seraibüoculare,  supra  discum  depresso-conicum,  stig- 
matibus  2  abbreviatis  subsessilibus  v.  subconnatis,  loculis  imperfectis 
medio  confluis  2ovulatis.  Ovula  ex  apice  funiculi  filiformis  pendula, 
rbaphe  ad  regionem  chalazae  restricta  ventrali,  funiculis  e  basi  loculi 
oriundis.  Fructus  ignotus,  —  Frutex  ramulis  induratis  patentissimis 
valde  spinosus,  parce  foliatus  v.  demum  subaphyllus,  robustus;  folia 
sparsa,  coriacea,  integerrima,  basi  articulata,  stipulis  inconspicuis ;  pedi- 
celli  breves,  in  fasciculum  paucirlorum  axillarem  dispositi,  basi  bracteolis 
minutis  membranaceis  stipati;  rlores  minuti.  —  Genus  Gymnosporiae 
affine,  ovulis  ovoideis  e  funiculo  basilari  pendulis  in  familia  singulare. 

178.  M.  spinosa  Gr.  (Tab.  1.  f.  3.)  Frutex  squarrosus,  ramis  cylin- 
dricis  nodosis  apice  in  spinam  abeuntibus,  cortice  atroviridi  v.  demum 
cinereo,  spinis  lateralibus  plerisque  6'"  longis,  terminalibus  ramo  paten- 
tissimo  demum  aphyllo  roboratis;  ramuli  juniores  nitidi,  pube  brevissima 
pulverulenti ;  folia  fere  Mayteni  viscifolii,  spathulata,  obtusa,  in  petiolum 
brevem  attenuata,  glabra,  8—12"'  longa,  2 — 4'"  lata ;  pedicelli  petiolum 
subaequantes,  V"  longi ;  flos  1"'  diam. ;  calyx  planiusculus,  lobis  obtuse 
deltoideis  expansis  parce  ciliolatis ;  petala  elliptica,  obtusa,  calycem  duplo 
excedentia  (sicca  albido-fuscescentia) ;  stamina  erecta,  crenaturis  disci 
erectis  vix  longiora,  pistillum  subaequantia.  —  Nomen  vernac.  Moya 
negra.    Santiago  de  Estero,  in  fruticetis  mixtis  camporum. 

ürticeae. 

179.  Celtis  aculeata  Sw.  Forma  foliis  a  medio  fere  serratis.  — 
Nomen  vernac.  Tala.  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis,  Cuesta  de  Peri- 
quillo.  (Amer.  trop.) 

180.  C.  Tala  Gill.  Arborea  v.  fruticosa,  tortuosa,  valde  variabilis 
magnitudine  foliorum  (6—16'"  long.),  forma  ovato-oblonga  acuta  v.  ob- 


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112  A.  GRISEBACH, 

longo-lanceolata ;  Spinae  stipulares  patentissimac,  sacpc  folium  dimidium 
fere  acquantcs :  praeterea  rami  apice  spincscunt.  —  Nomen  veraac.  Tala. 
Cordoba,  frequens  in  campis,  etiam  in  montibus. 

181.  Phenax  urticifolius  Wedd.  var.  laevigatus  Wedd.  Forma  Ph. 
laevigato  y.  serrato  Wedd.  respondens.  Frutex  6  —  et  ultraGpedalis. 
—  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis  pr.  Siambon,  Cuesta  de  la  puerta. 
(Amer.  trop.) 

182.  Boehmeria  caudata  Sw.  —  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis 
pr.  La  Cruz,  praecipue  ad  rivulos.  (Amer.  trop.). 

183.  Parietaria  debilis  Forst.  —  Cordoba,  in  convallibus  pr.  urbem, 
in  rupium  fissuris  Sierra  de  Cordoba.  (Orbis.) 

184.  Urena  baccifera  Gaudich.  6  —  et  ultra6pedalis.  —  Nomen 
vemac.  Ortigas.  Tucuman,  ubique  in  sylvis  subtropicis  inter  urbem  et 
Siambon.  (Amer.  trop.) 

185.  Urtica  magellanica  Poir.  Forma  pubescens.  —  Tucuman .  in 
ruderatis  pr.  Tafi.  (Andes  Amer.  austr.  —  Fret.  magellan.) 

186*.    U.  urens  L.  —  Cordoba,  ad  vias  inter  praedia. 

187.  U.  spathulata  Sm.  —  Syn.  U.  bonariensis  Pers.  —  Cordoba 
ad  vias  inter  praedia  (—  »Brasil,  austr.«) 

188.  U.  minutifolia  Gr.  n.  sp.  herbacea,  inter  setas  urcntes  glabra, 
foliis  minutis  lanceolatis  acuminatis  breviter  petiolatis  grosse  serratis: 
serraturis  utrinque  3 — 5  acumine  terminali  brevioribus,  stipulis  inter- 
petiolaribus  utrinque  binis  refiexis,  glomerulis  densis  androgynis  petiolo 
longioribus  superne  calycis  <f  segmentis  aequalibus,  9  fructiferis  binis 
ovatis  acutis,  binis  duplo  brevioribus  lanceolatis.  —  Caulis  pedalis,  erec- 
tiusculus,  valde  ramulosus;  folia  2 — 3"'  (—  4"')  longa,  petiolo  V/z"'  longo; 
achenium  rectum,  ellipticum,  l/2'"  longum,  calycem  aequans,  stigmate 
penicillato.  —  Tucuman,  in  convallibus  ad  rivulos  pr.  Cienega. 

Polygoneae. 

189  *.    Rumex  pulcher  L.  —  Cordoba,  ad  aquaeduetus  juxta  praedia. 
190.    Polygonum  acre  Kth.  —  Tucuman,   frequens  in  sylvis  et 
fruticetis  pr.  Siambon.  (Amer.  trop.) 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


113 


191.  P.  persicarioides  Kth.  —  Cordoba,  in  salicetis  ad  fluvios. 
(Amer.  trop.  —  Chile). 

192.  Ruprechtia  corylifolia  Gr.  n.  sp.  foliis  breviter  petiolatis  rigidis 
ovato-rotundatis  crenato-repandis  undulatisque  utrinque  puberulis:  venia 
supra  8ubimpressis  subtus  costato-prominulis :  ochrea  oblique  truncata 
decidua.  racemis  pubescentibus  folia  subaequantibus,  <j  basi  ramosa  fas- 
ciculatis,  9  subindivisis,  calycis  <f  segmentis  exterioribus  obovatis  brevis- 
8ime  unguiculatis,  intcrioribus  oblongis  aequilongis  stamina  subaequan- 
tibus, calycis  fructifcri  pilosiusculi  v.  glabrati  tubo  breviter  campanulato, 
alis  oblongo-linearibus  versus  apicem  obtusum  paullo  dilatatis,  lobis  in- 
teralaribus  minutis  achenium  dimidium  haud  excedentibus ,  achenii  an- 
gulis superne  dorso  obtusis  infra  medium  dilatatis  convexis  dorso  sulcatis 
sinu  profundo  distinctis,  semine  profunde  trisulcato.  —  Folia  1— ll/2" 
longa,  8—14'"  lata,  basi  subcordato-truncata ,  apice  rotundata  v.  late 
obtusiuscula,  internodia  in  ramulis  pubescentibus  tortuosis  subaequantia 
v.  excedentia;  pedicelli  glomerati,  breviter  exserti,  1— 2"'  longi,  sub  apice 
articulati;  calyx  <$  V"  longus,  fructifer  (in  distincta  planta)  alis  inclusis 
10 — 14"' longus.  his  ll/2 — 2'"  latis  ;  achenium  liberum,  ovatum,  acutum, 
4'"  longum.  —  Nomen  vernac.  Manzana  del  Campo.  Cordoba,  in 
promontoriis  Sierra  de  Cordoba  pr.  Ascochinga. 

193.  R.  excelsa  Gr.  n.  sp.  foliis  breviter  petiolatis  rigidis  ellipticis 
(nunc  ellipticc-oblongis)  repandis  minute  pilosiusculis  v.  supra  glabrius- 
culis :  venis  primariis  subtus  prominulis :  ochrea  truncata,  racemis  pubes- 
centibus folia  subaequantibus  basi  ramosa  fasciculatis,  calycis  j  segmen- 
tis exterioribus  ovali-subrotundis  sessilibus,  interioribus  obovatis  aequi- 
longis quam  stamina  duplo  brevioribus,  calycis  fructiferi  pilosiusculi  tubo 
turbinato-campanulato,  alis  oblongo-linearibus  basi  dilatatis  apice  obtusis, 
lobis  interalaribus  minutis  achenium  dimidium  haud  excedentibus,  ache- 
nii angulis  dorso  obtusis  infra  medium  dilatatis  et  convexo-rotundatis 
sinu  lato  concavo-planiusculo  distinctis,  semine  obtusangulo:  angulis  3 
convexis.  —  Simillima  et  affinis  praecedenti,  staminibus  longe  exsertis 
et  semine  distinguenda.  Ar  bor  excelsa;  folia  V/2 — 2"  longa  (nunc  lusu 
longiora  aut  breviora).  1"  lata;  pedicelli  glomerati,  longius  exserti,  fili- 

Phys.  Classe.   XIX.  P 


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114  A.  GRISEBACH, 

formes,  2 — 3'"  loDgi,  infra  apicem  articulati;  flores  dioeci:  calyx  <f  1"' 
longus,  receptaculo  hirsuto  intra  stamina  9  pistilli  rudimentum  fusiforme 
exhibente,  fructifer  alis  inclusis  8 — 10"'  longus,  alis  sub  apice  et  basi 
2'"  longis;  achenium  liberum,  ovatum,  acutum,  3'"  longum.  —  Nomen 
vernac.  Palo  de  Cato.  Virara.  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis,  frequens 
pr.  S.  Cruz. 

JPiperaceoe. 

194.  Peperomia  polystachya  Miq.  —  Syn.  Piper  obtusifolium  Jacq. 
ic.  rar.  t.  9  (non  L  ).  —  Tucuman  in  sylvis  subtropicis  ad  terram,  Cuesta 
de  la  puerta.  (Amer.  trop.) 

195.  P.  reflexa  Dietr.  var.  valantioidcs  Miq.  —  Tucuman.  ad  arbores 
in  sylvis  subtropicis  pr.  Siambon.  (Zona  trop.  et  ultra  ejus  fines  australes). 

196.  Enckea  Sieben  Miq.  —  Syn.  Piper  medium  Jacq.  ic.  rar.  t. 
8.  —  Frutex  excelsus  v.  arbuscula.  —  Tucuman,  pr.  La  Cruz,  copiose 
quoque  in  Cuesta  de  S.  Javier.  (Amer.  trop.) 

Terebinthaceae. 

197.  Lithrea  Gilliesii  Gr.  —  Syn.  Schinus  ternifolius  Gill,  ex 
nom.  vernac. :  nomen  speciei  haud  aptum,  folia  in  codem  ramulo  variant 
ternata  et  impari-pinnata,  2juga,  petiolo  communi  inter  juga  versus  api- 
cem alato-marginata.  Genus,  a  b.  Hook,  et  Arn.  (Bot.  Mise.  3.  p.  175.) 
bene  descriptum,  a  Rboe,  ad  quam  reducendum  proponunt  Benth.  et 
J.  Hook.  (Gen.  pl.  1.  p.  418],  sui  juris  est  aestivatione  induplicativo- 
valvata ,  staminibus  10 ,  radicula  conica  elongata  juxta  cotyledones  car- 
nosas  planas  ad  basin  seminis  fere  descendente ,  funiculo  brevi ,  ean- 
demque  floris  strueturam  recognosco  in  L.  caustica  H.  A.  Arbor  spec- 
tabilis;  foliola  nitida,  venis  primariis  excurrentibus  lineata,  marginata, 
utrinque  attenuata.  2"  longa,  6"'{—  8'")  lata,  petiolo  infra  foliola  V/2" 
longo;  paniculae  axillares  folio  superatae;  calyx  minutc  5dentatus;  pe- 
tala  ovato-oblonga,  cum  staminibus  disco  inserta;  drupa  compressiusculo- 
globosa,  3"'  diara.,  Schino  similis,  epicarpio  flavente  fragili  solubili,  endo- 
carpio  nitido  laevi  atro  in  duo  strata  ossea  demum  soluto,  testa  mem- 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


115 


branacea,  hilo  orbiculari  suprabasilari.  —  Nomen  vernac.  Molle,  Moya 
a  beber.    Cordoba,  frequens  pr.  Las  Penas,  raro  florens.  (»S.  Luis«). 

198.  Loxopterygium  Lorentzii  Gr.  n.  sp.  foliolis  e  basi  oblique  lan- 
ccolatis  mucronato  -  acuminatis  subsessilibus  'approximato-alternantibus 
oppositisque  patentibus  subtus  petioloque  pulverulentis.  —  Syn.  Que- 
brachia  Gr.  supra  p.  51.,  sed  floribus  nunc  primum  missis  genus  Hoo- 
kerianum  guianense  ex  descriptione  ejus  recognitum,  cui  haec  addantur: 
flores  polygami;  saraara  ala  dorsali,  stigniatibus  loculo  eis  alam  insertis; 
semen  loculo  lignoso  conforme,  sub  apice  ejus  suspensum,  testa  exteriori 
crustacea,  interiori  membranacea :  embryo  dure  carnosus,  radicula  supera 
brevi  versus  hilum  inflexa;  habitus  Rhois,  eique  generi  ex  observatione 
cl.  Lorentz  (in  lit.)  affine  »odore  et  nervatura  foliolorum:  succus  acer 
cutem  inflammare  dicitur«.  Arbor  excelsa,  ramulis  foliosis,  junioribus 
leviter  cum  foliis  pulverulento-puberulis ;  folia  impari-piunata ,  exstipu- 
lata.  alterna,  6"  fere  longa:  foliola  1  —  \x/%"  longa,  2l/2 — 4"'  lata,  inte- 
gerrima,  subtus  glaucescentia  reticulato  -  venosa  (venis  haud  prominulis}, 
jugis  remotiusculis;  paniculae  axillares,  divaricatae,  folio  duplo  superatae, 
pedicellis  flori  subaequilongis ;  flores  <f  minuti,  innumeri,  luteo-virentes, 
gemma  ovoidea,  j  ignoti;  calyx  5partitus,  segmentis  subrotundis,  disco 
carnoso  tubum  explente  parum  coneavo  integro  margine  staminifero 
glabro,  rudimento  pistilli  nullo  y.  obsoleto;  petala  5,  calyce  duplo  lon- 
giora,  perigyna,  ovalia,  V"  fere  longa;  stamina  5,  filamentis  abbreviatis, 
antheris  majusculis  ovoideo-oblongis ,  loculis  absque  connectivo  appositis 
rima  profunda  exsculptis ;  Samara  oblonga,  obtusa,  recta,  laevis,  10—12'" 
longa,  loculo  subrotundo  basi  obliqua  acutiusculo  4"'  diam.  alae  aequi- 
lato,  stylorum  vestigiis  3  abbreviatis  stigmate  capitulato  terminatis,  medio 
margini  ventrali  loculi  superne  inserto,  lateralibus  distantibus  saepe  eva- 
nidis  v.  inconspieuis ,  ala  duplo  quam  loculus  longiori  parum  angustata, 
nunc  utrinque  rectilinea  nunc  dorso  leviter  arcuata.  —  Nom.  vernac. 
Quebracho  colorado  de  Tucuman  (Apocyneam,  quae  in  prov.  Cordoba 
eodem  nomine  vernaculo  designatur,  in  hac  regione  Quebracho  blanco 
vocant).  Santiago  del  Estero,  frequens  et  sociali  vegetatione  insignis 
in  parte  boreali  provinciae,  unde  usque   ad  sylvas  subtropicas  prov. 

P2 


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116  A.  GRISEBACH, 

Tucuman  extensa  est ,  utilissima  ob  ligni  pro  aedificiis  exstruendis  prae- 
tantiara. 

199.  Duvaua  praecox  Gr.  n.  sp.  ramulis  valide  spinescentibus  in- 
ferne sparsim  foliatis,  foliis  brevibus  spathulato-lanceolatis  integerrimis 
apice  mucronato-acutis,  raccmis  praecocibns  brevibus  siraplicibus  subag- 
gregatis:  pedicellis  glabris  florc  triplo  longioribus,  staminibus  extra 
disci  crenaturas  rotundatas  insertis,  alternis  minoribus.  —  Affinis  D. 
longifoliae  Lindl,  (e  Bonaria  cultae),  a  qua  foliis  parvis.  inflorescentia 
et  disco  profundius  crenato  sec.  ic.  ejus  recedit.  Folia  fere  D.  depen- 
dentis  DC,  scd  integerrima,  coriacea,  6 — 8'"  longa,  2 — 21/2'"  lata,  in 
petiolura  V"  longum  attenuata;  racemi  3 — 4"'.  pedicelli  2'"  longi,  basi 
3bracteolati ;  calyx  5fidus.  lobis  deltoideis;  petala  obovata,  alba,  imbri- 
cativa;  drupa  ei  Lithraeae  Qilliesii  similis,  3'"  diam..  compressiusculo- 
globosa,  epicarpio  pallente,  endocarpio  lignoso  atro.  —  Cordoba,  in  ripa 
fluminis  Rio  primero  pr.  Calera. 

200.  D.  fasciculata  Gr.  n.  sp.  ramulis  spinescentibus,  foliis  pleris- 
que  fasciculatis  brevibus  spatbulato-lanceolatis  integerrimis  apice  rotun- 
dato-obtusis  raccmos  coaetaneos  pubescentes  compositos  subaequantibus, 
pedicellis  flore  vix  longioribus,  staminibus  inter  crenaturas  disci  insertis 
8—10.  —  Praecedenti  simillima,  densius  foliosa;  frutex  ultra6pedalis ; 
folia  10—12"'  longa,  3'"  lata,  nunc  duplo  breviora  (obovata),  sed  acqui- 
lata;  racemi  dense  pilosiusculi  (ut  in  D.  dependente),  pedunculi  partia- 
les  3— 5flori,  2—4"'.  pedicelli  vix  1"'  longi,  basi  unibracteolati;  calyx 
5partitus ,  segmentis  subrotundis  corolla  triplo  brevioribus ;  petala  sub- 
rotunda,  alba,  imbricativa,  2/5"' longa;  drupa  globosa,  2"' diam.  — Nom. 
vernac.  Molle,  Moja.  Cordoba,  frequens  in  campis  ab  urbe  septentrio- 
nalibus. 

Amentaceae. 

201.  Alnus  ferruginea  Ktb.  var.  Aliso  Gr.  foliis  late  ovatis  apice 
deltoideo  v.  rotundato  obtusiusculis  subtus  praeter  nervaturam  fermgineo- 
pubescentem  demum  glabratam  glabris  margine  crenato-  v.  denticulato- 
repandis.  Nomen  Kunthianum  alteri  (A.  acuminatae  Kth.)  antepono, 
quia  in  pluribus  formis  acumen  folii  variabilis  deest.  —  Nomen  vernac. 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


117 


Aliso.  Arbor  30 — 40pedalis.  —  Tucuman,  ubi  constituit  regionem  syl- 
varnm  propriam  supra  regionem  subtropicam  extensam,  ascendens  in 
convallibus  —  9000',  e.  c.  pr.  Cienega,  Tafi,  inter  Tafi  et  Juntas.  (Andes 
tropicae,  Mexico  —  Bolivia). 

Leguminosae. 

202.  Crotalaria  pumila  Ort.  Herba  1— 3pedalis.  —  Tucuman, 
Cuesta  de  Juntas,  C.  de  Besico.  (Amer.  trop.  —  Galapagos). 

203.  (21).  Lupinus  tomentosus  DC.  ex.  descr.  Caulis  suffruticosus, 
1 — li/2pedalis,  cum  foliis  argenteo-sericeus ;  bracteae  lineari-acuminatae, 
caducae;  calycis  labia  indivisa;  corolla  6'",  legumen  1"  longum,  4'"  la- 
tum.  —  Catamarca,  in  convallibus  alpinis  arenosis  inter  Nacimientos  et 
Laguna  blanca  (—  »Peruvia«). 

204.  (22).  L.  prostratus  Ag.  Forma  foliolis  majoribus  6"'  (—  3"') 
longis,  ut  in  peruviano  (Lechl.  1842.),  caule  suffruticoso  L.  humifuso 
Benth.  similis,  stipulis  brevioribus  2—3"'  longis  ab  hoc  distinguendus. 
—  Tucuman,  in  alpinis  supra  Cienega  (—  Andes  Peruv.). 

205.  (23).    Trifolium  Mathewsii  As.  Gr.  ex  descr.    Stipulis  magnis 

(3  4'"  longis)  ovatis  apice  breviter  subulatis  v.  rotundato-deltoideis  ab 

affini  T.  peruviano  Vog.  differe  videtur;  pedunculi  folium  duplo  supe- 
rantes;  foliola  5  —  6'"  longa,  apice  rotundata  v.  parum  retusa;  pedicelli 
sub  anthesi  nutabundi,  demum  reflexi;  calycis  tubus  strigosus,  lobis  lan- 
ceolato-acuminatis  brevior;  corolla  rubra,  2—3"'  longa;  legumen  subex- 
sertum.  —  Catamarca,  in  pascuis  alpinis  pr.  Belen  alt.  9—11000'.  Tu- 
cuman, copiose  in  alpinis  pr.  Cienega  (  »Peruvia«). 

206*.    Melilotus  parviflora  Desf.  —  Cordoba,  ad  vias  et  aquaeductus. 
207*.    Medicago  denticulata  W.  —  Cordoba,  ad  aquaeductus  juxta 
praedia. 

208*.    M.  lupulina  L.  —  Cordoba,  pr.  Ascochinga. 

209.  Dalea  stenopkylla  Gr.  n.  sp.  perennis,  suffruticosa ,  erecta, 
apice  ramosa,  glabra,  foliosa,  foliolis  9— löjngis  parvis  linearibus  obtu- 
sis  basi  cuneata  brevissime  petiolulatis  utrinque  glanduliferis :  stipulis 
elongatis  setaceis  pilosis,  spicis  terminalibus  pedunculatis  deusifloris  ovoi- 


118  A.  GKISEBACH, 

deis  v.  demum  breviter  cylindricis :  bracteis  glandulosis  ovatis  abruptim 
in  cuspidem  acquilongain  productis  calycem  subaequantibus,  calyce  seri- 
ceo-villosissiino  corolla  violacea  duplo  breviori:  denlibus  subulato-scta- 
ceis  tubo  subaequilongis ,  carina  vexillum  alasque  aequilongas  paullo 
excedente.  —  Habitus  D.  pectinatac  Kth. ;  affinis  videtur  I).  elegauti 
Gill.  Gaulis  pedalis ;  foliola  2  —  1"' longa,  l/2 — •/+'"  lata,  curvula;  pedun- 
culi  pauci,  fastigiati ;  spica  initio  subglobosa ,  10"'  diam.,  demum  ultra- 
pollicaris;  calyx  3"',  carina  6'"  longa.  —  Cordoba ,  in  regione  superiori 
Sierra  de  Cordoba  pr.  S.  Bartolo. 

210.  D.  onobrychioides  Gr.  n.  sp.  perennis ,  suffruticosa,  diffusa, 

* 

glabra,  ramis  e  caule  procumbente  adscendentibus ,  foliolis  7 — lOjugis 
oblongis  v.  spatliulato-oblougis  obtusis  brevissime  petiolulatis  subtus  glan- 
dulifcris :  stipulis  clongatis  setaceis  pilosis ,  spicis  terminalibus  peduncu- 
latis  oblongo-cyliudricis :  bracteis  glandulosis  glabriusculis  ovatis  in  cus- 
pidem  nequilongam  productis  calycem  subaequantibus,  calyce  sericeo- 
pubescente  corolla  violacea  duplo  breviori:  dcntibus  subulato- setaceis 
tubo  subaequilongis,  carina  vexillum  alasque  aequilongas  excedente.  — 
Affinis  D.  Mutisii  Kth.  et  Ü.  Onobrychi  DC,  a  D.  micropbylla  Kth. 
bracteis  non  serieeis  et  corollae  colore  differre  videtur.  Foliola  2'"  longa, 
1'"  lata;  spica  demum  2",  calyx  2'",  carina  4"'  longa.  —  Tucuman,  in 
fruticetis  jugi  Cuesta  de  Siambon. 

211.  (24).  Astragalus  Garbancillo  Cav.  ic.  t.  85.  Stipulae  vaginantes, 
apice  bifidae;  vexillum  10"'  longum;  legumen  ovale,  compressum,  ad- 
presse  pubescens ,  uuiloculare ,  3'"  longum.  —  Tucuman ,  in  alpinis  pr. 
Cicnega  alt  9—10000'  (—  »Peruvia«). 

212.  (25).  A.  unifultus  l'Her.  ex.  descr.  Differt  a  praecedente  to- 
mento  densioii  albido,  ochrea  stipulari  apice  integra ;  vexillum  8"'  lon- 
gum, pallide  coeruleum;  legumen  ovali-oblongum,  compressum,  villosum, 
uuiloculare ,  4"'  longum.  —  Catamarca,  in  convallibus  excelsis  arenosis 
inter  Nacimientos  et  Laguna  blanca.  (»Andes  Boliv..  Peruv.«). 

213.  (26).  A.  modestus  Wedd.  ex  descr.  Forma  major,  3"  alta,  erhizo- 
mate  longe  descendente  diffuso-caespitosa ;  caulis  et  folia  subtus  setulis 
adpressis  albis  sparsim  strigulosa;  foliola  6— 9juga,  remotiuscula,  oblongo- 


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PLANTA F  LORKNTZIAXAE. 


119 


linearia  obtusa:  stipulae  brevissitne  vaginantes.  ad  medium  connatae, 
superne  deltoideae;  pedunculi  folium  subaequautes  v.  excedentes,  tenues, 
racemo  3 — 7floro  terminati:  bracteae  minutae,  pedicellum  subaequantes ; 
calyx  setulis  nigris  adspersus:  lobis  lanceolatis  tubo  paullo  brevioribus; 
vexillum  recurvo-patentissimum  apice  emarginatum;  ovarium  glabrum, 
uniloculare.  —  Catamarca,  in  convalle  excelsa  Granadillas  pr.  Yakutula. 
(»Andes  Boliv.»). 

214.  Adesmia  punctata  DC,  Benth.  in  Mart.  Fl.  bras.  —  Genus 
in  omnibus.  quas  examinavi,  speciebus,  alis  hinc  transverse  foveolatis  in- 
signe,  hoc  charactere  connectit  Genisteas,  tomento  Hedysareas,  stamini- 
bus  distinctis  Sophoreas.  —  Cordoba,  in  ripa  fi.  Rio  Primero  arenoso. 
(»Bonaria  —  Brasil,  austr.«}. 

215.  A.  cytisoides  Gr.  n.  sp.  fruticosa,  crecta,  dense  foliosa,  pube- 
rula,  spinis  dicbotomis  raris  armata,  foliolis  7 — lOjugis  ovali-oblongis 
obovatisve  retusis  obsolete  mucronulatis  integerrimis ,  racemis  abbre- 
viatis  corymbiformibus:  pedicellis  inferioribus  calyce  duplo  longioribus, 
petalis  aequilongis  calycem  duplo  excedentibus,  filamentis  omnibus  libo- 
ris,  altcrnis  brevioribus,  lomentis  3 — 4articulatis  parce  puberulis:  arti- 
culis  semiorbiculatis.  —  Affinis  videtur  A.  coluteoidi  Gill.,  cum  sequen- 
tibus  speciebus  carina  obtusa  convenit.  Frutex  Gpedalis;  folia  ll/2 — 
2",  foliola  3— iy2"'.  calyx  4"',  corolla  8—10'"  longa;  calyx  pubescens, 
ad  medium  öfidus.  lobis  subulatis;  petala  lutea,  glabra;  stamina  alterna 
V?  breviora,  filamentis  lanceolato-linearibus ;  legumen  articulis  ad  margi- 
nem  rectilineum  usque  distinctis,  2—3'"  diam.  —  Tucuman.  in  convalle 
pr.  Cienega  infrequens. 

216.  A.  Carayana  Gr.  n.  sp.  fruticosa,  crecta,  ramosa,  foliosa,  sub- 
serieeo-pubescens ,  spinis  trichotomis  superne  armata,  foliolis  7 — lOjugis 
breviter  oblongis  v.  obovato-oblongis  apice  rotundato  mucronulatis  inte- 
gerrimis, racemis  corymbi  —  v.  umbelliformibus  saepe  paucirloris:  pedi- 
cellis filiformibus  calyce  plus  duplo  longioribus,  vexillo  alisque  aequi- 
longis carinam  paullo  excedentibus  calyce  plus  duplo  longioribus,  fila- 
mentis 8ubaequalibus ,  omnibus  liberis,  lomento  (immaturo)  3articulato 
albo-hirsuto.  —  Proxima  praecedenti,  sed  pube  canescens,  corolla  inferne 


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120 


A.  GRISEBACII. 


pubescens,  alae  margine  altero  ciliatae,  carina  iis  brevior;  rami  spina- 
rum  6—8"',  folia  2",  foliola  3'",  calyx  3"',  vexillum  8—9'",  carina  6— 
7'"  longa;  pcdicelli  cum  calycc  villoso-pubescentes ;  flos  luteus.  — Cata- 
marca,  fruticeta  sparsa  constituens  in  sterilibus  pr.  Fuerte  de  Andalgala. 

217.  (27).  A.  pugionata  Gr.  n.  sp.  fruticosa,  erecta,  inferne  nudius- 
cula,  pilosula.  spinis  validis  demum  pugioniforraibus  dichotomis  armata, 
foliolis  6 — 7jugis  flaccidis  ovali-oblongis  apice  subtruncato  v.  subretuso 
brevissime  mucronulatis  integerrimis ,  rocemis  corymbiforrnibus,  saepe 
paucifloris:  pedicellis  inferioribus  calyce  duplo  longioribus,  petalis  aequi- 
longis  inferne  pubescentibus  calyce  breviter  campanulato  fere  triplo  lon- 
gioribus, filamentis  subaequalibus,  omnibus  liberis,  lomento.  .  .  —  Fru- 
tex  Gpedalis,  praecedentibus  peraffinis,  habitu,  nempe  ramis  erectis  minus 
foliosis  ubique  spinosis,  spinis  plurits  divisis  demum  ultrapollicaribus 
rigentibus  magis  distincta  quam  characteribus ;  folia  longiora,  jugis  magis 
distantibus,  saepe  3"  longa,  glabrescentia ;  foliola  pleraque  majore,  4— 
6"'  longa;  pedicelli  cum  calyce  cano-pubescentes ,  calyx  brevior,  late 
campanulatus .  *J:/j"'  longus,  lobis  brevius  subulatis;  corolla  lutea,  sicca 
atrostriata,  brevior  quam  in  praecedentibus ,  6"'  longa,  vexillo  breviter 
unguiculato:  lamina  late  subrotunda  (quac  in  praecedentibus  obovata). 
—  Catamarca,  frequens  in  convalle  superiori  Granadillas. 

218.  (28).  A.  horrida  Gill,  ex  descr.  Frutex  vix  tripedalis,  tor- 
tuoso-ramosus,  nunc  depressus  multo  humilior,  trunco  robusto  peregri- 
nantibus  trans  Andes  lignum  comburendum  praebens ;  foliola  densc  ap- 
proxiraata,  crassiuscula,  l/j — 1"'  longa,  3 — 4juga,  linearia.  inter  spinas 
dichotomas  quasi  dcculta;  flores  saepe  subsolitarii.  lutei,  4"'  longi;  calyx 
broviter  öfidus,  vexillo  fere  3plo  brevior.  glabriusculus.  lobis  lanceolato- 
acuminatis  tubo  campanulato  duplo  brevioribus ;  corolla  glabra ;  vexillum 
late  dilatatum,  aurantiaco-striatum.  carinam  oblongam  aequans,  alas  paullo 
excedens;  stamina  omnia  distincta,  paullo  inacqualia;  lomentum  paullo 
incurvum,  articulis  7—1  semiorbiculatis,  pilis  longe  plumosis  V"  longis 
dense  vestitum.  —  Catamarca,  in  convallibus  excelsis  arenosis  inter 
Nacimientos  et  Laguna  blanca;  forma  depressa  in  pascuis  alpinis  altissi- 
mis  Vayas  altas  alt.  11000'  ( —  »Andium  juga  inter  Mendoza  et  Chile«). 


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PLANTA  E  LORENTZIAXAE. 


121 


218.  A.  inflexa  Gr.  n.  sp.  fruticosa,  diffuso-ramosa ,  pilis  minutis 
adpressis  puberula  v.  glabrata,  spinis  dichotomis  undique  horrida,  foliolis 
4 — 5jugis  minutis  ovali-rotundatis  integerrimis  brevissime  mucronulatis 
crasBiascalis.  floribus  subsolitariis  pedicello  subaequilongis  lutcis :  petalis 
glabris,  calyce  puber  ulo  brevi  late  campanulato  5  dun  lato:  dentibus  del- 
soidcis ;  vexillo  late  dilatato  alisque  aequilongis  carinam  obverse  deltoi- 
deam  paullo  excedentibus ;  staminibus  a  medio  inflexo-curvatis  parum 
inaequalibus,  omnibus  liberis,  lomento  incurvato  2— 3articulato,  articulis 
orbiculatis  longe  pilosis:  pilis  sparsis  breviter  plumosis  diametrum  arti- 
i  uli  subexcedentibus.  —  Habitus  et  folia  fasciculata  praecedentis ,  sed 
structura  diversissima :  ab  A.  polyacantha  Wedd.  calyce  aliisque  charac- 
teribus  distincta.  Folia  6'",  foliola  1'",  spinae  pluries  dichotomae  1 — 2" 
longae;  calyx  1'"  longus,  latior  quam  longus;  vexillum  3"',  carina  2"' 
longa,  haec  apice  rectilineo  V/2'"  lata;  lomenti  articuli  2—3'"  diam., 
pilis  flexuosis  parum  intertextis  3'"  fere  longis.  —  Tucuman.  fruticeta 
constituens  in  convalle  superiore  Cordones  ad  viam  pr.  Tafi  versus 
Amaicha.    Catamarca,  pr.  Fuerte  de  Andalgala  ad  11.  Rio  del  Arenal. 

219.  Stylosanthes  montevidensis  Vog.  ex  descr.  —  Cordoba,  in 
collibus  rupestribus  pr.  Las  Pcnas.  («Uruguay«). 

220.  Desmodium  adscendens  DC.  —  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis. 
(Amer.  trop.). 

221.  D.  uncinatum  DC.  —  Tucuman,  copiose  in  graminosis  Cuesta 
de  Berka,  rarius  in  pascuis  montanis  pr.  Siambon.  (Amer.  trop.  — 
»Uruguay«). 

222.  Lathyrus  linearifolius  Vog.  Variat  foliolis  1 — 4jugis,  quo 
diagnosis  in  Mart.  Fl.  bras.  data  reformanda  est.  —  Cordoba,  frequens 
in  declivitate  occidentali  Sierra  de  Cordoba.  (»Uruguay«). 

223.  (29).  L.  pubescens  Hook.  Arn.  —  Syn.  L.  macropus  Gill. 
Variat  foliolis  1— 4jugis,  sicut  praecedens.  —  Tucuman,  in  alpinis  supra 
Cienega  alt.  9—10000'.  Catamarca,  in  convalle  Granadillas  pr.  Yaku- 
tula.  (»Patagonia«,  Andes  chilens.  »mendozan.«  —  boliv.:  Mandon  pl. 
boUv.  726). 

224.  (30).     L.   magellanicus  Lam.  A.   praeccdente   specie  stipulis 
Phys.  Clause.    XIX.  Q 


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122 


A.  GRISEBACH, 


majoribus  basi  utrinque  productis  differt,  quae  in  illa  seniihastatae  sunt : 
'  sed  eximie  variat  L.  magellanicus  stipulis  nunc  sagittatis  nunc  (altero 
margine  rotundato)  semisagittatis  (ut  in  Hook.  ic.  t.  72),  foliolorum  lati- 
tudine,  pube.  —  Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  alt.  9 — 10000'  pr. 
Belen.  (Andes  a  freto  magellan.  ad  Nov.  Granadam  usque). 

225.  Vicia  graminea  Sm.,  Benth.  in  Mart  Fl.  bras.  —  Catamarca, 
in  alpinis  pr.  Belen  cum  praecedente.  (Andes  a  »Mexico«  ad  Fret.  ma- 
gellan., »Bonar.«,  Chile). 

226.  Rhynchosia  Senna  Gill,  emend.  Comprehendit  duas  species 
legumine  clare  distinctas.  quas  a  cl.  Bentham  (in  Mart.  Fl.  bras.  Legum. 
1.  p.  205.)  conjunctas  ad  nomina  primaria  restringo,  quamquam  diagnosi 
apud  Hook.  Arn.  (Bot  Mise.  3.  p.  199)  obacurata  sunt.  R.  Sennae  sunt: 
foliola  late  ovata,  apice  lato  rotundata,  subtus  nigre-punetata ,  terminalia 
saepe  10"'  longa  et  lata;  stipulae  ovatae  v.  ovato-lanceolatae ;  racemi 
paueiflori  folio  breviores,  nunc  ad  pedicellos  2 — 1  axillares  redueti ;  calycis 
lobi  lanceolato-acuminati,  4  superiores  tubo  aequilongi,  inferior  paullo  longior 
corollam  dimidiam  parum  excedens;  corolla  4—5"'  longa;  legumen  oblon- 
gum,  rectum,  basi  latiuscula  obtusum,  10'"  longum,  4"'  latum.  Exstat  forma 
minor,  foliolis  subrotundis,  terminalibus  3 — 4"'  diam.,  stipulis  angustiori- 
bus.  —  Cordoba,  in  collibus  rupestribus  pr.  Las  Fenas,  S.  Francisco; 
forma  minor  in  paseuis  pr.  S.  Francisco. 

227.  R.  texana  T.  Gr.  ex  speeim.  texens.  —  R  Senna  Benth.  ex 
parte.  —  Forma  cordobensis  est  R.  angustifolia  Engelm.  (in  As.  Gr.  pl. 
Wright.  I.  p.  44):  foliola  pleraque  oblongo-lanceolata ,  acuminata  apice 
obtusiusculo,  terminalia  12"'  longa,  basi  rotundata  4"'  lata,  in  infimis 
foliis  breviora  eorumque  lateralia  semiovato-oblonga,  omnia  subtus  dense 
nigre-punetata ,  extra  nervös  puberulos  glabriuscula ;  pedicelli  axillares 
gemini  v.  solitarii,  petiolo  multo  breviores;  calycis  lobi  lanceolati,  tubo 
aequilongi,  parum  inaequales,  corollam  dimidiam  subaequantes ;  corolla 
2 — 3"'  longa;  legumen  incurvo-oblongatum,  basi  attenuatum,  8"'  longum. 
2'"  latum;  semina  compresso-orbicularia ,  nitide  nigra,  in  praecedente 
conformia,  sed  margine  (an  Semper?)  maculata.  —  Cordoba,  inter  frutices 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


123 


caespitose  erecta  et  apice  scandens  in  convallibus  pr.  urbem.  (»Bonaria 
—  Brasil,  austr.,  Andes  trop.«,  Texas). 

228.  12.  monosperma  Gr.  n.  sp.  Copisma,  fruticosum,  erectum.  ramis 
pabescentibus ,  foliolis  3  subaequalibus  ovatis  acutiusculis  parce  prae- 
cipue  ad  venas  subtus  et  m argine  pilosulis  subtus  minutissime  punctatis : 
stipalis  minutis  deciduis  ,  racemis  elongatis  folio  multoties  longioribus : 
floribus  iuterrupte  fasciculatis ,  calycc  ad  medium  öfido :  lobis  parum 
inaequalibus  ovato-lanceolatis  acutis  corollam  dimidiam  haud  excedenti- 
bus,  vexillo  glabro,  legumtne  monospermo  semielliptico  utrinque  acuto 
adpresse  hispidulo:  semine  compresso-seraiovali  badio.  —  Frutex  3pe- 
dalis,  ramoso- virgatus ;  foliola  1 — 2"  longa,  8 — 12'"  lata,  aequaliter 
arcunervia,  petiolo  subaequilonga ,  lateralia  paullo  minora,  conformia; 
racemi  virgati,  pedunculati.  5 — 8"  longi;  calyx  adpresse  pubescens,  1"' 
longus,  pedicello  paullo  longior,  tubo  tarbinato  basi  obtusiusculo  neque 
pedicello  latiori;  petala  aequilonga,  2l/2"'  longa,  carinalia  mox  distincta, 
vexillo  orbiculari  retuso  basi  breviter  biappendiculato .  ungue  calycis 
tubum  aequante;  ovarium  breviter  stipitatum,  uniovulatum,  pubescens; 
legumen  4"'  longum,  2"'  fere  latum,  margine  superiori  parum  obliquo; 
Semen  loculo  conforme,  2"'  longum :  hilum  rotundum,  margine  membra- 
naceo  cinctum.  —  Tucuman,  in  declivitate  montis  Cuesta  de  Juntas 
supra  Juntas. 

229.  R.  eduüs  Gr.  n.  sp.  Arciphyllum,  herbaceum,  erectiusculum, 
simpliciusculum,  caneseenti-pilosum ,  foliolis  3  rhombeo-subrotundis  basi 
subtruncatis  apice  deltoideis  v.  acutiusculis  trinerviis  subtus  nigro-punc- 
tatis,  lateralibus  obliquis:  stipulis  striatis,  inferioribus  ovato-subrotundis, 
superioribus  lanceolatis ,  racemis  paucifloris :  pedunculo  petiolum  subae- 
quante ,  calyce  corollam  dimidiam  haud  excedente :  lobis  lanceolatis, 
superiori  bifido  lateralibusque  inferiori  tubo  triplo  longiori  brevioribus, 
vexillo  puberulo ,  legumine  aequaliter  oblongo  inter  semina  haud  con- 
stricto  utrinque  acuto  pubesccnte,  seminibus  cornpresso-oblongis  badiis: 
hilo  lineari  a  medio  ad  basin  seminis  decurrente.  —  Coctum  comeditur: 
nomen  vernac.  Avarillo  del  campo.  A  speciebus  Arcyphylli  descriptis 
corolla  e  calyce  exserta  recedit.    Caulis  e  basi  subterranea  repente  ad- 

Q2 


I 


124  A.  GRISEBACH, 

scendens,  angulatus,  spithameus  v.  pedalis;  foliola  9'"  diam.,  petiolo 
subaequilonga ;  calycis  tubus  V4'",  corolla  4'"  longa;  legumen  compla- 
natum,  12"'longum,  4'"  latura.  —  Cordoba,  in  arenosis  ad  fl.  Rio  priniiero. 

230.  R.  melanosticta  Gr.  n.  sp.  Arciphyllum ,  volubile,  pilosiuscu- 
lum .  foliolis  membranaceis  subtus  nigro-punctatis ,  terminali  rhombeo- 
deltoideo   5nervi  remoto,  lateralibus  e  basi   lata  subcordato-  truncata 
oblique  deltoideis  4nerviis :  stipulis  striatis  lanceolatis,  racemis  laxifloris  : 
pedunculo  petiolum  subduplo  superante,  calyce  corollam  dimidiam  exce- 
dente:  lobis  lanceolato-acuminatis,  superiori  profunde  bifido  lateralibus- 
que  inferiori  tubo  campanulato  triplo  longiori  brevioribus,  vexillo  pubes- 
cente,  legumine.  .  .  —  Affinis  R.  reticulatae,  ubi  folia  rigidiora,  3nervia, 
subtus  crassinervia,  calycis  tubus  turbinatus  et  labium  superius  brevius 
bifidum.  —  Foliola  1% — 2"  diam.,  nervis  venisque  subtus  parum  pro- 
minulis  tenuibus;  pedicelli  remotiusculi ,  calycis  tubus  V",  lobi 
superior  et  lateralis  2"',  inferior  3'",  corolla  5'"  longa.  —  Tucuman,  in 
fruticetis  montium  pr.  Siambon. 

231.  Cologania  australis  Gr.  n.  sp.  volubilis,  caule  retrorsum  hia- 
pidulo,  foliolis  3  ovato-oblongis  obtusis  mucronulatis  utrinque  setulis 
adpressis  sparsis  Btrigulosis  petiolo  subaequilongis ,  floribus  in  axilla 
fasciculatU :  fasciculis  paucifloris  petiolo  brevioribus  setaceis  a  calyce 
paullo  distantibus  saepe  alternis,  calyce  setulis  adpressis  parce  adsperso 
corolla  duplo  breviori :  lobo  superiori  late  bidentato  inferiori  aequilongo, 
lateralibus  brevioribus.  —  Habitus  C.  ovalifoliae  Kth.:  Mand.  jpl.  boliv. 
741,  ubi  calyx  hirsutus.  Foliola  2V2— V/t"  longa.  16—10"'  lata,  late- 
ralia  brevissime  petiolulata ;  pedicelli  3 — 4"'.  calycis  tubus  4'",  lobi 
longiores  2"',  bracteolae  Vfr'"  longae;  corolla  rubra,  10 — 12"'  longa: 
vexillurn  alas  aequaus,  carina  brevior,  obtusa,  bipes;  stamina  subaequalia, 
nlamento  vexillari  distineto;  ovarium  stipitatum.  —  Tucuman,  frequens 
in  fruticetis  regionis  subtropicae  pr.  Siambon. 

232  (31).  Galaetia  Lorentzii  Gr.  n.  sp.  Sweetia,  volubilis,  superne 
pili8  reversis  hispidula,  inferne  glabrescens,  foliolis  3  ovato-oblongis  ob- 
tusis utrinque  sparsim  strigulosis  margineque  strigoso  cinetis  petiolo 
subaequilongis,  terminali  remotiusculo,  floribus  axillaribus  subgeminis  v. 


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PLANT AE  LORENTZIANAE. 


125 


in  ramulo  aphyllo  in  racemum  spurium  interruptum  dispositis,  calyce 
striguloso  v.  glabrescente  bracteolas  lineares  multo  superante :  lobis  tubo 
campanulato-tubuloso  plus  duplo  brevioribus,  inferiori  lanceolato,  cetcris 
deltoideis,  superiori  integro  v.  minutissime  bidentato,  lateralibus  quam 
illi  parum  brevioribus,  corolla  purpurea  glabra  ealycem  duplo  superante: 
vexillo  alisque  aequilongis  carinam  angustiorem  excedentibus ,  legumine 
oblongo-lineari  hirsuto  intus  subcontinuo:  seminibus  quadratis,  hilo 
oblongo.  —  Ambigua  inter  Galactiam  et  Stenolobium,  a  St.  galactioidi 
Bentb.  haud  dubie  affini  Höre  multo  majori  et  calyce  Galactiae  distin- 
guenda.  Caulis  herbaceus;  foliola  ll/2 — 1"  longa,  10 — 8"'  lata;  pedi- 
celli  2'",  calyx  4'",  corolla  6 — 8"'  longa;  calycis  lobi  1"'  parum  lon- 
giores,  superior  latior .  deltoideo  -  rotundatus ,  emarginatura  ad  lentem 
parum  conspicua,  ceteri  acuti;  vexillum  recurvum,  obovatum,  apice  retu- 
sum,  alae  semicordatae,  carina  lineari-oblonga,  erectiuscula,  obtnsa;  legu- 
men  sessile,  1"  longum,  2"'  latum.  —  Tucuman,  in  alpinis  supra  Cie- 
nega  et  in  Cuesta  de  Juntas  inter  Anfama  et  Juntas. 

Collaea  DC.  emend.  (Syn.  Platystylus  Hook.  Arn.) 

Genus,  ex  speciebus  Benthamianis  plurimis  in  Fl.  Ind.  occ.  (p.  194.) 
ad  Galactiam  reductum,  nunc  ex  specie  primaria  Candolleana  duabusque 
novis  vix  minus  formosis  restituo  et  ad  sectionem  primam  Benthamii 
(in  Mart.  Fl.  brasil.  Legum.  I.  p.  146.)  restringo.  Cbaracterem  generi- 
cum,  habitu  communi  a  Galactia  nimis  alieno  confirmatum ,  praebent 
petala  callifera,  scilicet  vexillum  bicallosum,  alae  hinc  callosae  cum  callo 
carinae  contiguae  v.  cobaerentes :  nam  et  in  vexillo  C.  speciosae  DC.  (pl. 
Lechl.  peruv.  1928).  ubi  cl.  Bentham  maculas  pilosas  vix  callosas  esse 
8tatucr.it  callos  diminutos  ad  appendiculas  basilares  transpositas  video. 
Propius  quam  ad  Galactiam  genus  certe  ad  Camptosema  Hook.  Arn. 
(1.  c.  p.  200.)  accedit,  ubi  calli  flores  ejusdem  normae  describuntur, 
ovario  stipitato  vix  satis  distinctum:  aliae  vero  species  Camptosematis 
speciei  primariae  adjunctae  alienae  videntur, 

233.    C.  argentina  Gr.  n.  sp.  fruticosa,  erecta,  foliis  palraatim  tri- 


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126  A.  GRISEBACH, 

foliolatis :  foliolis  lanceolato-linearibus  apice  attenuato  obtusiusculis  supra 
glabris  subtus  pube  minuta  adpressa  subsericeis  petiolulatis ,  fasciculis 
axillaribus  pauciiloris:  pedunculo  abbreviato  petiolum  subaequante :  pedi- 
cellis  calyci  subaequilongis  calyceque  villosis,  corolla  purpurascente  caly- 
cem  ferc  duplo  excedente,  callis  vexilli  suprabasilaribus  distinctis  a  latere 
compressis  subrotundis  dorso  pilosis.  —  Frutex  fere  6pedalis,  ramosus, 
foliosus;  foliola  rigentia,  glaucescentia,  2 — 3"  longa,  4 — 8"'  lata,  nervo 
subtus  prominente,   petiolo  communi  2"'  longo  petiolulis  aequilongo; 
calyx  ad  medium  4fidus,  lobis  ovatis  acutis  longitudine  parum  inaequa- 
libus,  superiori  latiori;  corolla  10"'  longa:  vexillum  orbiculatum.  extus 
pubesceus,  callis  2  in  lamina  suprabasilaribus  fere  2"'  diam.,  alae  et  carina 
vexillo  aequilongae,  callis  suis  cobaerentes;  legumen  sessile,  pubescens, 
coriaceum,  3"  longum,  5'"  latum :  semina  compresso-quadrata,  nigra, 
isthmis  separata,  bilo  abbreviato.  —  Cordoba,  Quebrada  pr.  Ascochinga. 
Tucuman,  in  convalle  pr.  Siambon. 

234.  C.  formosa  Gr.  n.  sp.  fruticosa,  erecta,  foliis  unifoliolatis : 
foliolis  linearibus  subconduplicatis  apice  attenuato  obtusiusculis  supra 
glabris  subtus  tomento  minuto  adpresso  glauco-albicantibus  e  petiolulo 
peDdulis,  fasciculis  florum  subsessilibus  axillaribus  v.  in  ramulo  sub- 
aphyllo  interrupte  dispositis .  pedicellis  calyci  subaequilongis  calyceque 
Tilloso-tomentosis ,  corolla  violacea  calycis  lobum  inferiorem  sesquisupe- 
rante  ceteris  duplo  longiori,  callis  vexilli  suprabasilaribus  apice  confluis 
compressiusculis  dorso  convexis  inferne  pilosis.  —  Proxima  praecedenti, 
floribus  pluribus  majoribus  speciosior;  foliola  coriacea,  margine  (  nllosa, 
iy2"  longa,  3'"  lata,  petiolis  tomentellis,  communi  patente  Vfo"*  longo 
petiolulo  pendulo  aequilongo ;  bracteolae  lineares ;  calyx  4fidus ,  lobo 
superiori  lateralibusque  ovatis  acutis,  inferiori  lanceolato  longiori ;  corolla 
12'"  longa:  vexillum  orbiculatum,  basi  rainute  2appendiculatura ,  callis 
2'"  longis,  minus  altis,  alae  et  carina  vexillo  aequilongae,  callis  con- 
tiguae  distinctis;  stamen  vexillare  inferne  adnatum;  ovarium  subsessile, 
8ericeo-strigosum.  —  Cordoba,  frequens  in  montibus  Sierra  Cordoba 
occidentalibus. 

235.  Canavalia  gladiata  DC.    Specimen  non  sufficiens,  leguminibus 


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PLANTAE  LORENTZIANAE.  127 


junioribus  instructum.  —  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis  pr.  Siambon. 
(Zona  trop.). 

236.  Machaerium  fertile  Gr.  n.  sp.  foliolis  11—19  oblongis 
apice  rotundato-obtusis  subtus  pube  rata  adpressa  adspersis  venosis : 
venia  crebris  parallelis  reticulato  -  connexis  arcte  utrinque  promi- 
nulis:  stipulis  evanidis,  legumine  sparsim  puberulo:  ala  dorso  a  loculo 
subrec ti linca  subtua  aequaliter  arcuata :  loculo  lignoso  venoso  transversim 
septato.  —  Flures  ignoti,  habitu  arcte  cum  M.  Moritziano  Beut  Ii.  con- 
sociatum:  genus  ex  rudimento  styli  sub  apice  alae  sito  certum,  sed 
ab  omnibus  speciebus  adhuc  descriptis  ovario  3— Öovulato  differt,  ex 
quo  septa  seminis  evolutione  repressa  diu  supersunt.  Arbor  150pedalis; 
foliola  iy2"  longa,  7—8"'  lata,  utrinque  aequaliter  rotundata;  legumen 
2— 2V2"  longum,  ala  in  medio  10"'  lata,  loculo  6"'  diam.,  stipite  4"' 
longo.  —  Nom.  vernac.  Pipa.  Tucuman,  ubi  constituit  magnam  partem 
sylvarum  subtropicarum. 

237.  Gourliea  decorticans  Gill.  Bot.  misc.  3.  t.  106.  —  Nom. 
•vernac.  Chanar.  Cordoba,  in  montibus  pr.  Calera  ( —  nMendoza«,  ubi 
fruticeta  deserti  praecipue  constituit). 

238.  Caesalpinia  praecox  R.  P.,  Hook.  Arn.  ex  nom.  vernac.  et 
descr.  Phil.  (Ann.  Univ.  Chile,  36.  p.  169).  Diagn.  apud  Hook.  Arn. 
(Bot.  Misc.  3.  p.  208)  omnino  quadrat,  excepta  inflorescentia  »racemosa: » 
species  enim  recedit  a  genere  pedicellis  inter  folia  supra  spinam  congesta 
subsessilia  fasciculatis  v.  subsolitariis ,  quo  in  ramis  aphyllis  nec  minus 
ßpinosis  vel  si  folia  serius  explicantur  speciem  racemi  interrupti  falsam 
imitantur.  Calyce  subaequali,  legumine  chartaceo  complanato  et  stigmate 
minuto  ad  sect.  Pomariam  Cav.  accedit,  sed  melius  sectionem  propriam 
(Breun  Gr.)  formabit  inflorescentia  fasciculata,  spinis  e  petiolo  oriundis 
et  glandulis  deficientibus  a  Pomaria  distinguendam.  Petala  flava,  denti- 
culata.  superius  majus  basi  supra  unguem  biappendiculato-plicatum ;  legu- 
men glabrum,  2y2"  longum,  5"'  latum,  in  stipitem  brevissimum 
basi  attenuatum,  reticuli  venarum  areolis  elongatis.  -  Nomen  vernac. 
Brea.  Catamarca,  perfrequens  in  campis  pr.  Fuerte  de  Andalgala,  pr. 
Pilciao.  (»Mendoza«). 


128 


A.  GRISEBACH, 


239.  C.  Giiliesii  Benth.  —  Syn.  Poinciana  Hook.  Arn.  in  Bot.  Mise 
1.  t.  34.  —  Nom.  vernac.  Mal  de  perro,  diseiplina  de  monja.  Cordoba. 
frequens  in  campis  ( —  »Mendoza,  S.  Luis«), 

240.  C.  mimosifoiia  Gr.  u.  sp.  Pomaria ,  fruticosa,  hieraus,  ramulis 
cylindricis  dense  glaudulosis:  glandulis  crassiusciilis ,  foliis  petiolo  glan- 
duloso  suffultis:  pinnis  4— öjugis  cum  impari,  foliolis  8— lljugis  parvis 
oblique  oblongis  obtusis  glabris  margine  glanduliferis,  racemis  terminali- 
bus  et  oppositifolüs  folium  subaequantibus ,  calyce  puberulo:  segmento 
imo  latiori ,  petalis  luteis  breviter  unguiculatis ,  summo  majori ,  tilamen- 
tis  inferne  longe  eiliatis ,  ovario  dense  glanduloso.  —  A Mais  videtur  C. 
angulatae  Bentb.  chilensi,  sed  rami  teretes  et  foliola  sec.  (  los  in  Gay 
Fl.  chil.  (t.  19)  diversa.  Frutex  ultra  Gpedalis ;  folia  3",  foliola  2— ll/2'" 
longa,  l/2"'  lata ;  calyx  4'",  petala  6"'  fere  longa.  —  Catamarca,  pr.  Fuerte 
de  Andalgala,  pr.  Belen,  Cuesta  de  Chilca  in  regione  inferiori. 

241.  C.  exilifoHa  Gr.  n.  sp.  Pomaria,  fruticosa,  inermis,  v.  parce 
spinulosa,  ramulis  cylindricis  puberulo-glabratis  apice  pedicellisque  dense 
glandulosis:  glandulis  crassiusculis ,  foliis  petiolo  brevi  medio  suffultis: 
pinnis  3 — 5jugis  basi  incrassatis,  binis  extimis  approximatis ,  foliolis 
5 — 7jugis  minutis  breviter  subcordato-oblongis  apice  rotundatis  glabris  e- 
glandulosis :  jugis  omnibus  distantibus ,  racemis  terminalibus ,  calyce 
pubescente :  segmentis  margine  stipitato-glandulosis,  petalis  luteis  breviter 
exsertis,  filamentis  inferne  longe-ciliatis ,  legumine  apice  sursum  arcuato 
pubescente:  margine  superiori  glandulifero.  —  Spccies  foliolis  minutis 
eorumque  interstitiis  ubique  luci  perviis  insignis ,  babitu  accedea-  ad  C. 
brevifoliara  Benth.  (Clos  in  Fl.  chil.  t.  20.)  Foliola  1"'— y2'"  longa, 
y2"'  fere  lata,  jugis  pinnisque  1 — 2"'  distantibus;  racemi  3 — 5"  longi, 
pedicellis  calyci  subaequilongis ;  calyx  4  — 5"',  petala  6  —  T"  longa;  legumen 
basi  obtusiuscula  sessile,  complanatum.  chartaceum,  venis  inconspieuis  laeve, 
2"  longum,  6'"  latum.  —  Catamarca,  non  raro  pr.  S.  Jose  (in  confinio 
boreali-orientali  provinciae). 

242.  C.  melanocarpa  Gr.  Lcbidibia,  arborea.  inermis,  ramulis  cylin- 
dricis petiolisque  puberulis,  his  quoque  teretibus,  foliis  glabris :  glandulis 
in  basi  petioli  et  petiolorum  solitariis :  pinnis  4jugis  v.  3jugis  cum  impari 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


129 


distantibus,  foliolis  8 — lOjugis  ovali-oblongis  utrinque  rotundatis  subave- 
niis.  tloribas  ....  legumine  stipitato  lignoso  ovoideo-oblongo  pruniformi 
compressiusculo  atro  laevi:  seminibus  3 — 4  compressis  isthmo  celluloso 
separatis.  —  Forsan  eadem  est  cum  C.  fimbriata  Tul.  boliviana,  cujus 
legumen  adhuc  ignotum  est:  genus  vix  inccrtum,  pedicellis  coryrabosis 
unifloris  a  Mimoseis  diversum.  Arbuscula  rarais  late  extensis  tortuoaa, 
ligno  duro;  foliola  2'"  longa;  legumen  utrinque  obtusum,  1 — V/2"  lon- 
gum.  8"'  latum,  margine  rotundato  4"'  crassum.  —  Nom.  vernac.  Guay- 
can.  Tucuman,  infrequens  in  sylvis  subtropicis  et  in  campis  pr. 
l>a  Cruz. 

243.  Hoffmannseggia  falcaria  Cav.  —  Cordoba,  in  campis  ( —  Chile 
et  »Peruv«). 

244.  (32.)  H.  andina  Mrs.  —  Syn.  H.  falcaria  var.  andicola  Hook. 
Arn.  A  praecedente  recedit  caule  nano,  pedicellis  calyce  longioribus, 
calycis  segmentis  brevius  connatis  ovato-oblongis  apice  rotundatis  eglan- 
dulosis,  petalis  plus  duplo  latioribus  brevissime  unguiculatis  (4'"  fere 
latis),  ovario  dense  glanduloso,  legumine  rectiusculo  v.  parum  arcuato.  — 
Catamarca,  in  convallibus  alpinis  arenosis  inter  Nacimientos  et  Laguna 
blanca.  (»Mendoza«). 

245.  Parkinsonia  aculeata  L.  Forma  foliolis  abortivis :  petioli  gemi- 
nati  ex  axilla  spinae  saepe  tripartitae,  spinulis  lateralibus  nempe  stipu- 
laribus,  segmento  medio  fortiori  ex  transformatione  folii  suffulcientis 
oriundo.  —  Nomen  vernac.  Sina-Sina.  Buenos- Ayros ,  frequens  in  se- 
pibus ;  Cordoba,  raro  in  campis.  (Amer.  trop.  et  ad  Californiam  et  Bona- 
riam  extensa). 

246.  Cassia  bicapsularis  L.  var.  eriocarpa  Gr."  ovario  dense  albo- 
villoso,  legumine  piloso.  —  Tucuman.  copiosissime  in  regione  subtropica, 
in  sepibus.  fruticetis  ac  sylvis.  e.  c.  inter  Yerba  buena  et  Siambon. 
(Amer.  trop.). 

247.  C.  tomentosa  L.  —  Cordoba,  in  ripa  fl.  Bio  primero.  San- 
tiago de  Estero,  in  campis.  (Venczuela-Bolivia). 

248.  C.  hirsuta  L.  —  Nom.  vernac.  Pilo  cornuto.  Tucuman,  fre- 
quens in  sepibus  pr.  La  Cruz.  (Amer.  trop.) 

Fh,s.  Classc.   XIX.  B 


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130 


A.  GRISEB ACH, 


249.  C.  Hookeriana  Gill.  —  Tucuman,  fruticeta  praecipue  con- 
stituens  pr.  Tafi.    Catamarca,  in  alpinis  pr.  Nacimientos.    (»S.  Luis«). 

250.  C.  svbulata  Gr.  n.  sp.  Chamaesenna,  fruticosa,  erecta,  glabra, 
foliolis  5 — fijugis  ovahbus  apice  rotundato  mucronulatis  glandula  cylin- 
drica  intra  jugura  imum  instructis:  stipulis  foliaceis  persistentibus  semi- 
cordatc-orbiculatis  apice  in  cuspidem  setaceam  fere  aequilongam  productis, 
raccmis  axillaribus  terminalibusque  in  paniculam  pyramidatam  dispositis: 
bracteis  subulatis  deciduis,  antheris  obtusia,  3  majoribus,  legumine  ...  — 
Affinis  C.  renifonni  Don  et  C.  stipulaceae  Ait  Frutex  ultrasexpedalis, 
speciosus;  foliola  1"  longa.  6"'  lata;  racemi  inferiores  folium  subaequantes, 
pedicellis  numerosis  3— 6"'longis;  8epala4'",  petala  6— 8"' longa,  flava.  — 
Catamarca,  frequens  in  collibus  pr.  Yakutala. 

251.  C.  aphylla  Cav.  ic.  t.  561.  —  Nom.  vernac.  Gabellos  Jndios  — 
Cordoba,  in  campis  ab  urbe  meridionalibus.  Catamarca,  frequens  in  campis 
pr.  Fuerte  de  Andalgala.  (»Mendoza«). 

252.  C.  crassiramea  Beiith.  in  Hook.  ic.  t.  1063.  —  A  praecedente 
diflert  quoque  leguminibus  e  pedicello  dem  um  nutante  pendulis.  —  Ca- 
tamarca, in  campis  pr.  S.  Jose.  («Salta.  Bolivia«). 

253.  Zuccagnia  punctata  Cav.  ic.  t.  403.  Frutex  ultrapedalis.  — 
Nomen  vernac.  Jarilla  de  pispito.  Catamarca,  frequens  pr.  Amaicho. 
(»Mendoza«). 

254.  Prosopis  ruseifolia  Gr.  n.  sp.  Algarobia,  arborescens,  spinis 
solitarii»  validissimis  armata,  glabra,  pinnis  unijugis  :  glandula  inter  pinnas 
depresso-globo8a,  foliolis  4  ( —  2)  jugis  magnis  coriaeeis  nervosis  oblique 
ovato  -  lanceolatis  breviter  subfalcato  -  acuminatis  apice  obtusiusculis  vel 
subacutis:  petiolo  pinnarum  basi  petiolulisque  glanduloso-incrassatis,  his 
brevissimis  in  laminam  productis,  floribus  racemosis:  racemis  subfasci- 
culatis,  filamentis  pallidis  petala  distineta  duplo  superantibus ,  legumine 
elongato  lineari  falcato  -  semicirculari  obsolete  sinuato  compresso  longi- 
tadinaliter  nervoso-striato :  septis  impressis.  —  Species  magnitudine  fo- 
liolorum  a  ceteris  habitum  alienum  praebens,  valore  spinarum  vix  alü 
plantae  cedens.  Arbor  spectabilis  v.  frutex  excelsus;  spinae  rarae, 
maximae  5"  longae,  inferne  3'"  crassae,  laevigatae,  versus  apicem  conoideo- 


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PLANT AE  LORENTZIANAE. 


131 


acuminatae,  recte  patentes:  ex  situ  gemmae  stipulares  videntur,  altera 
abortiva;  folia  juxta  gemmam  subfasciculatae ,  petiolo  infra  pinnaratn 
divisionem  9 — 10"',  pinnis  2l/2 — IY2"  longis  divaricatis:  foliola  aequidi- 
atantia,  nitidula,  patentissima,  2 — l'A"  longa,  10'" — 6"'  lata:  glandulae 
interpetiolulares  minutae;  racemi  bre viter  pedunculati,  3 — 4"  longi,  pe- 
dicelli8  1'"  longis:  petala  2'"  longa,  calyce  minute  5dentato  duplo  lon- 
giora,  apice  intus  ovariumque  lanata;  legumen  durum,  18 — 28  spermum, 
4"'  latum.  loculis  convexiusculis  septo  obliquo  rhombeis  4"'  diam.  carpo- 
pboro  cernuo  aequilongis,  terminali  acuto  et  in  styli  rudimenturn  nunc  unci- 
natum  abeunte :  semina  subquadrata,  septo  tenui  separata,  faciebus  medio 
impressis.  —  Nom.  vernac.  Vinal:  fructus  nutrimentum  praebet  incolis 
Zizypho  Mistol  Algarobiaque  veris  non  minus  principale.  Santiago  de 
Estero    in  parte  meridionali  et  centrali  provinciae. 

255,  P.  alba  Gr.  Algarobia,  arborea,  pinnis  bijugis:  glandula  inter 
pinnas  minutissima  convexa,  foliolis  20 — 30jugis  parvis  oblongo-linearibus 
obtusis  glabris  margine  minute  ciliatis  subtus  simpliciter  arcunerviis  ses- 
silibus,  spicis  e  fasciculo  foliorum  oriundis,  flore  .  .  .,  legumine  elongato 
lineari  rectiusculo  v.  falcato  margine  aequali  compresso  glabro  longitu- 
dinalibus  nervoso-striato  apice  cuspidato.  —  Diagnosi  succinctae  P.  dulcis 
Hook.  Ann.  (Bot.  Mise.  3.  p.  210,  non  Kth.)  respondet,  sed  speeimina 
incompleta  et  foliolis  paullo  remotiusculis  recedit;  pinnae  3 — 4"  longae, 
foliola  4"'  longa,  % — 1"'  lata;  legumina  5 — 6"  longa,  24 — 28sperma, 
4'"  lata,  basi  acuta  et  carpophoro  6"'  longo  suffulta,  ad  semina  subdi- 
stantia  convexa,  inter  semina  plana.  —  Nomen  vernac.  Algarobo  blanco.  — 
Cordoba,  in  campis.  (»S.  Luis«  ex  syn.  Hook.  Arn.) 

256.  P.  Abgarobilla  Gr.  n.  sp.  Algarobia,  arborescens,  spinis  stipu- 
laribus  petiolum  subaequantibus,  ramis  puberulis  v.  glabratis,  pinnis  2 — 
Ijugis  :  glandula  inter  pinnas  subglobosa,  foliolis  12 — 24jugis  approximatis 
parvis  oblongo-linearibus  obtusis  glabris  margine  minute  ciliatis  subtus 
elevato  -  margininerviis :  nervis  marginalibus  cum  mediano  per  venas  re- 
motas  aequaliter  prominulas  connexis ,  spicis  axillaribus  elongatis  folia 
excedentibus :  floribus  brevissime  pedicellatis ,  filamentis  pallidis  corolla 
duplo  longioribus,  legumine  oblongo  oligospermo  recto  pulposo  compresso 

R2 


132 


A.  G  Ii  I  S  E  B  A  C  H, 


nitido  glabro  longitudinaliter  nervoso  inter  semina  constricto.  —  Praece- 
denti  proxima,  foliolis  brevioribus  approximativ,  legamine  brevi  pulposo 
faciebus  convexiusculis  distincta;  spinae  2 — 3"'.  pinnae  1"  longae,  sub- 
approximatae,  foliola  2'"  longa,  xfa,u  lata ;  spicae  2"  longae :  corolla  apice 
et  ovarium  villosum;  legumen  (unicum  exstat)  3spermum ,  ll/2"  longum. 
6'"  latum,  loculis  subrotundis.  —  Nomen  vernac.  (pluribus  commune) 
Algarobilla:  legumina  pigmentum  praebent.  Commutatur  cum  P.  Sili- 
quastro  DC.  chilensi,  cui  foliola  sec.  cL  Pbilippi  9"'  longa.  Cordoba. 

257.  P.  adstringens  Gill,  ex  descr.  Arbor  praecedenti  aftinis,  distincta 
pinnis  4 — 5jugis,  glandula  inter  eas  urceolata,  foliolis  V"  longis ,  V+'" 
Iritis .  legumine  subcompresso  - cylindraceo  utrinque  obtuso  inter  semina 
baud  constricto:  legumina  1%"  longa,  4 — 5"'  lata,  3'"  crassa.  —  Nom. 
vernac.  Algarobilla.    Cordoba,  pr.  Coralitas  ( —  »Mendoza«). 

258.  P.  adesmioides  Gr.  n.  ep.  Algarobia,  fruticosa,  puberula,  spinis 
stipularibus  demum  folia  subaequantibus ,  pinnis  unijugis ,  quandoque 
cum  impari:  glandula  inter  stipellas  dorso  connexas  subulatas  in  apice 
petioli  brevis  minuta  v.  obsoleta,  foliolis  10 — 18jugis  approximatis  mi- 
nutis  oblongis  obtusiusculis  supra  coneavis  subaveniis  margine  crassius- 
culo  cinetis,  spicis  lateralibus  ovoideis  v.  breviter  cylindricis  densifloris: 
peduneulo  folium  dimidium  subaequante,  filamentis  lutescentibus  corollam 
luteo-brunneam  plus  duplo  superantibus,  legumine  falcato  et  medio  semel 
torto  tomentello  complanato:  margine  dorsali  aequali,  ventrali  ad  medium 
loculum  usque  regulariter  inter  semina  sinuato:  loculis  subrotundis.  — 
Affinis  videtur  P.  fruticosae  Mey.  et  P.  Alpataco  Phil.,  ab  illa  legumine, 
ab  hac  petiolo  brevi  foliolisque  distinguenda.  Folia  supra  spinas  saepe 
fasciculata:  petiolus  1 — IV2'",  pinnae  6"',  spinae  graciles  demum  6 — 
10'"  longae,  foliola  l—l/2'"  longa,  vix  l/4'"  lata;  spicae  5 — 12"',  co- 
rollae  intus  apice  lanatae  V",  nlamenta  21/2'"  longa;  legumen  6 — 8spcrmum, 
loculis  3'"  diam.  —  Cordoba,  in  campis  et  convallibus  pr.  urbem.  Ca- 
tamarca,  frequens  in  campis  pr.  Yakutula. 

259.  P.  campestris  Gr.  n.  sp.  Algarobia,  fruticosa,  tortuoso-intertexta, 
hirtella,  spinis  stipularibus  validis  demum  folia  fasciculata  excedentibus, 
pinnis  1  (— 2jjugis  :  glandula  inter  pinnas  minuta  stipitata  stipellae  dorsali 


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PLANTAR  LORENTZIANAE.  -  133 


opposita,  foliolis  6 — 12jugis  approximatis  minutis  oblongo-linearibus  obtu- 
siusc ulis  margine  dorsoque  convexiusculo  pilosis,  spicis  lateralibus  breviter 
oblongo-cylindrici8 :  pedunculo  petiolum  «ubaequante,  filamentis  pallidis 
corollam  basi  puberulam  pallide  flavam  3 — 4plo  superantibus ,  lcgutnine 
elongato  parum  arcuato  puberulo  v.  glabrescente  complanato  ab  utroque 
margine  aequaliter  et  leviter  inter  semina  sinuato :  loculis  subquadrato- 
ovalibus.  —  Affinis  praecedenti;  Spinae  demum  6 — 10"'.  petioli  1 — 3"', 
pinnae  4 — &"  longae,  foliola  1"'  longa,  vix  l/6"'  lata;  spicae  8'",  fila- 
menta  4"'  longa;  legumen  7 — llspermum,  3—  ll/2"  longum,  loculis 
4"'  latis.  —  Cordoba,  ubi  in  parte  boreali  provinciae  pr.  Chanar  forma- 
tionem  peculiarem  late  per  campoa  extensam  constituit,  fruticibus  ramis- 
que  tortuoso-intertextis  in  acervos  convexos  conglomeratis. 

260.  P.  humilis  Gill.  Spicae  breviter  cylindricae,  densiflorae,  1" 
longae,  rubicundae;  legumina  falcata,  complanata,  leviter  repando-sinuata, 
10 — 48perma,  glabra,  articulis  quadrato-rhombeis  4'"  diam.  Frutex  valde 
spinosuR.  spinis  stipularibus  gracilibus  pollicaribus  virentibus  angulato- 
striatis,  foliis  nullis  v.  spina  multo  superatis,  pinnis  unijugis  ad  foliolum 
unicum  ovato-lanceolatum  mucronatum  vix  1'"  longum  reductis :  glandula 
inter  eas  globosa,  petioli  mucro  foliola  subaequans,  antherae  subeglan- 
dulosae.  —  Nom.  vernac.  Algarobilla:  legumina  pecudibus  pabulum 
parant.  —  Cordoba,  in  fruticetis  camporum  ab  urbe  meridionalibus 
( —  »Bonaria«). 

261.  P.  sericantha  Gill.  Pracedenti  similis,  sed  robustior,  plane 
aphylla.  spinis  raraeis  fasciculatis-solitariis  robustis,  tarnen  virentibus, 
laevibus,  2—  4"  longis,  flores  rubicundi  pilosi.  antherae  glandula  distineta, 
legumina  recta,  6— 4sperma.  8— Vfa"  longa.  5"  lata,  margine  rectilineo.  — 
Santiago  del  Estero ,  in  salsis  inter  ti .  Saladillo  et  urbem ,  ubi  sparsim 
fruticeta  ultra  6pedalia  spinis  undique  patentibus  horrida  ovoidea  con- 
stituit. (»S.  Luis«). 

262.  P.  abbreviata  Benth.  var.  argentina  Gr.  foliolis  6 — 9jugis 
(1 — y2"'  longis),  peduneulis  folium  duplo  excedentibus  capitulo  globoso 
terminatis.  Fruticulus  depressus,  spinis  stipularibus  candidis  patentissimis 
gracilibus  demum  6  — 10"' longis.  —  Syn.  P.  strombulifera  Phil.  pl.  men- 


84  -  A.  GRISEBACH, 

dox..  non  Benth.  —  Cordoba,  in  convallibua  sterilibus  pr.  urbem.  (Mcn- 
doza;  o:  »Brasilia«:  nisi  noatra  specifice  distinguenda  et  P.  argentina  Gr. 
nominanda  est}. 

263.  P.  strombulifera  Benth.  ex  deacr.  Spinae  atipularea  candidae 
praecedentis,  6 — 8"'longae;  foliola  oblongo-linearia,  obtusa,  remotiuscula, 
aaepe  alterna,  4 — 6juga,  3'"  longa;  legumen  luteum,  iy2 — 2"  longum, 
gyri8  12—14  arcte  torquatum.  —  Cataraarca,  in  convalle  salsa  pr.  8. 
Fernando.  (»Peruv.«). 

264.  Miraosa  aensitiva  L.  ex  Lindl.  Bot.  reg.  t.  25.  —  Syn. 
M.  floribunda  W.  (Spruce  pl.  ecuad.  5475,  FendL  pl.  Venez.  349).  — 
Tucuman,  frequens  in  campis  pr.  urbem.  (Venezuela- Andes  Amer. 
trop.) 

265.  M.  farinosa  Gr.  n.  sp.  Habbaeia,  fruticosa  v.  arborescens,  ra- 
mulis  cum  petiolo  viacidulo-papuloais  apice  tetragonis,  aculeia  atipularibus 
erecto-patentibus  petiolo  brevioribua,  pinnis  unijugis,  foliolis  10— 12jugis 
oblique  oblongis  s.  cuneato  -  oblongis  obtusis  pube  brevissima  farinoso- 
tomentellis  et  margine  interiori  rbachique  glanduloso-papulosis,  capitulia 
globosis:  pedunculo  nliformi  folia  aubexcedente ,  legumine  recto  inermi 
88permo  tomentello :  ar ti<_ ulis  quadratia.  —  Habitu  accedit  ad  Eumimoaam, 
foliia  ad  M.  pectinatam  Kth. ,  pube  ad  species  lepidotaa  Benth. ,  sed  ob 
atamina  8  —  10  vera  Habbasia.  Frutex  excelaus  v.  arbuscula;  petioli 
1—4'",  aculei  2"',  pinnae  6—10'",  foliola  1— lVz'"  longa;  legumen  2" 
longum,  3"'  latum,  margine  peraiatente  rectilineo.  —  Catamarca.  frequena 
in  aepibua  et  fruticetia  pr.  Fuerte  de  Andalgala. 

266.  31  Lorentzii  Gr.  n.  8p.  Ilabbaaia,  fruticosa,  ramuli8  cylindricia 
petioli8que  puberulis,  aculeia  8parsi8  recurvia,  pinnis  unijugia,  folioli8 
4— 6jugis  cuneato- oblongis  obtusis  glabria ,  capitulis  globoais:  pedunculo 
filiformi  folia  8ubaequante,  legumine  recto  inermi  5 — 28permo  repando 
v.  inter  semina  inaequaliter  ainuato  glabro :  articuÜ8  subrotundia  v.  aub- 
quadratia.  —  Frutex  6—  v.  ultra  Gpedalis,  rloribus  valde  odoris;  petioli 
1—2"'.  aculei  1"',  pinnae  (nondum  plane  evolutae)  2—3"'.  foliola  1'" 
longa;  legumen  ll/2— 1"  longum,  5"'  latum,  atipitatum,  baai  et  apice 
rotundatum.  —  Santiago  de  Eatero,  in  fruticetia  mixtia. 


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PLANTAE  LOBENTZI AN AE.  135 

267.  M.  Gillie8Ü  Benth.  —  Syn.  Prosopis  globosa  Gill.  —  Frutex 
6pcdalis.  —  Catamarca,  sparsim  in  declivitate  montium  ab  oppido  Belen 
occidentalibus  ( —  »Mendoza«). 

268.  Acacia  tucumanensis  Gr.  Euacacia,  arborea  v.  fruticosa,  aculeis 
brevibus  recurvis  sparsis  armata,  ramulis  tetragonis  petiolisque  puberulis, 
pinnis  6 — 8jugis:  petiolo  eglanduloso.  foliolis  24— 40jugis  oblongo-linea- 
ribus  obtusiusculis  basi  inaequilateris  glabris ,  floribus  capitatis  .  .  .,  le- 
gumine  oblongo-lineari  plano-compresso  repando  v.  sinuato-repando  basi 
acuta  breviter  stipitato  glabro:  valvis  membranaceis.  —  Verosimiliter 
forma  hujus  inermis  est  A.  polyphylla  Clos  (non  DC.),  quae  e  proy.  Tu- 
cuman  in  culturam  chilensem  transiise  dicitur.  A.  sarmentosae  Desv. 
(Westianae  DC.)  legumine  et  foliolis  simillima,  ramulis  angulosis  recedit 
glandulaque  petiolari  in  pluribus  speciminibas  expers  est.  Arbor  spec- 
tabilis  v.  frutex  excelsus;  foliola  3 — 4'"  longa,  xf%—  5/+"'  lata;  legumen 
2 — 3"  longum,  6 — 8'"  latum.  —  Tucuman,  frequens  in  sylvis  subtropicis, 
Cuesta  de  la  puerta,  Siambon. 

A.  tucumanensis  var.  subscandens  Gr.  fruticosa,  subscandens,  pinnis 
5 — 6jugis.  foliolis  15— 24jugis,  legumine  lineari  -  oblongo  (3 — 4"  longo, 
10'"  lato).  —  Nora,  vernac.  Garbatos.  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis 
pr.  Juntas. 

269.  A.  Visite  Gr.  n.  sp.  Euacacia,  arborea,  inermis,  ramulis  striato- 
angulosis  petiolisque  puberulis,  pinnis  5 — ojugis:  glandula  petiolari  de- 
pre8so  -  ovoidea  jugo  infimo  approximata,  foliolis  24 — 36jugis  nervo  valde 
excentrico  oblongo-linearibus  acutiusculis  sparsim  puberulis,  floribus  ca- 
pitatis  ....  legumine  recto  lineari  -  oblongo  piano -compresso  margine 
subaequali  basi  acuta  breviter  stipitato  minutissime  puberulo:  valvis 
membranaceis.  —  Praecedenti  proxima,  glandula  petiolari  (quae  in  A. 
sarmentosa  a  basi  petioli  et  infimis  pinnis  aequidistat)  et  foliolis  distincta. 
Arbor  spectabilis;  foliola  4'"  longa,  V"  lata,  subavenia;  legumen  5" 
longum,  1"  latum.  —  Nomen  vernac.  Visite,  Visco.  Catamarca,  frequens 
pr.  Fuerte.de  Andalgala  ad  rivulos. 

270.  A.  furcata  Gill.  Legumina  stipitata,  oblonga,  utrinque  rotun- 
data,  2"  longa,  10'"  lata,  valvis  membranaceis,  matura  3 — 7sperma.  — 


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136  A.  GRISEBACH, 

Nona,  vernac.  Garabato.  Santiago  de  Estero,  frequenüssima  in  fruticetis 
cami>orum.   v.  c.  versus  fl.  Saladillo  (—  »Mendoza«). 

271.  A.  praecox  Gr.  n.  sp.  Euacacia,  robusta,  aculeis  recurvis  sparsis 
armata.  ramulis  striata -angulosis  puberulis,  foliis  sub  anthesi  noudum 
plane  evolutis  puberulis,  pinnis  3 — -4jugis:  glandula  petiolari  ovoideo- 
oblonga  a  medio  petiolo  ejusque  basi  aequidistante ,  foliolis  10 — 24jugis 
e  basi  inaequilatera  oblongo-linearibus  acutiusculis ,  capitulis  globosis 
corymboso-fasciculatis ,  floribus  puberulis  polyandris,  corolla  tubulosa 
breviter  exserta,  fllamentis  distinctis.  legumine  ...  —  Rami  parce  foliati ; 
petioli  6— 8"',  foliola  (sub  anthesi}  1%— 2"',  aculei  2"'  longi.  validi;  pe- 
dicelli  1",  corollae  1 1/2'"  longae,  capitula  {slaminibus  inclusis)  8"' diam. — 
Cordoba,  in  carapis. 

272.  A.  Cehil  Gr.  n.  sp.  Vachellia,  arborea,  inermis,  ramulis  cy- 
lindricis  petiolisque  puberulis,  pinnis  12 — 16jugis:  glandula  petiolari 
ovoideo-oblonga  a  jugo  infimo  et  basi  petioli  subaequidistante,  foliolis 
24—  40jugis  oblongo-linearibus  oblique  acutiusculis  glabrescentibus  cilio- 
latis.  floribus  capitatis  .  .  .,  legumine  rectiusculo  late  lineari  lignoso- 
coriaceo  planiusculo-compresso  margine  crassiusculo  aequaliter  rcpando 
basi  in  stipitem  longiusculum  attenuato  glabro.  —  Arbor  spectabilis, 
cortice  adstringente,  quo  ad  pelles  subigendas  utuntur:  foliola  Vfa***  longa, 
vix  l/2'"  lata:  legumen  6 — 8"  longum,  8 — 10"'  latum,  8 — llspermum, 
stipite  arcuato  fere  jrallicari.  —  Nomen  vernac.  Cebil.  Tucuman,  in  sylvis 
subtropicis  pr.  La  Cruz,  ubi  quandoque  socialis  syivulaa  proprias  constituit. 

273.  A.  moniliformis  Gr.  n.  sp.  Vachelia,  fruticosa.  spinis  .vtipula- 
ribus  rectis  armata,  ramulis  tetragonis  petiolisque  pulverulentis ,  pinnis 
8 — 12jugis:  glandula  petiolari  minuta  a  jugo  iufimo  et  basi  petioli  aequi- 
distante, foliolis  16 — 20jugis  linearibus  acutiusculis  glabrescentibus  cilio- 
latis,  floribus  capitatis  .  .  .,  legumine  recto  v.  paullo  arcuato  late  lineari 
planiusculo-compresso  lignoso-coriaceo  sinuato-moniliformi  raarginc  cras- 
siusculo basi  acutiuscula  breviter  stipitato  puberulo:  valvis  reticulato- 
nervosis.  —  Praecedenti  affinis,  legumine  A.  arabicae  accedens.  Foliola 
y2— 1'"  longa;  Spinae  demum  4 — 8'"  longae;  legumen  3 — 5"  longum, 
7 — 13spermum,  loculis  subrotundis  5—6"'  diam.,  stipite  2—3"'  longo.  — 


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PLANTA E  LORENTZIANAE. 


137 


Horn,  vernac.  Tusca:  legumina  pecudibus  pabulum  praebent.  Tucuman, 
frutex  frequens  in  sylvis  subtropicis  pr.  La  Cruz,  Cuesta  de  la  puerta. 

274.  A.  Aroma  Gill.  Praecedenti  proxima,  diversa  legumine  tomen- 
toso  minus  profunde  inter  semina  sinuato,  recognita  situ  glandulae  petio- 
laris  jugo  infimo  pinnarum  saepe  approximatae  (sed  in  aliis  foliis  ad  me- 
dium petiolum  descendit) :  legumine  sinuato-repando  et  numero  pinnarum 
et  foliolorum  ab  A.  flexuosa  W.  et  A.  tortuosa  W.  magis  distat  iisque 
a  praecedente  distingui  non  potcst.  —  Nom.  vernac.  Espinillo  (pluribus 
Acaciis  commune).  Cordoba,  in  campis  frequens.  Catamarca,  vulgaris  in 
sepibus  et  fruticetis  ripariis  pr.  Fuerte  de  Andalgala:  vulgo  frutex  ultra 
6pedali8.  quandoque  arborescens.  (»S.  Luis«). 

275.  A.  cavenia  Hook.  Arn.  ex  specim.  chilens.  Legumen  turgido- 
compressiusculum,  atrum,  laeve,  utrinque  acutum  v.  obtusiusculum,  demum 
bivalvi-ruptile  margine  convexo,  2—3"  longum,  8 — 12'"  latum,  sessile.  — 
Nom.  vernac.  Espinillo  (cf.  praec.)  Cordoba,  in  collibus  rupestribus  pr.  Las 
Penas.    Tucuman,  perfrequens  in  monte  Cuesta  de  Periquillo  ( —  Chile). 

276.  Enterolobium  Timbouva  Mart.  Arbor  excelsa,  late  obum- 
brans.  —  Nom.  vernac.  Pacara,  in  Corrientes  et  Paraguay  Timbo,  ubi 
saponem  praebent  cortex  et  legumina.  —  Tucuman,  non  raro  in  apricis 
pr.  La  Cruz.  (»Uruguay  -  Brasil,  austr.«). 

277.  Rubus  imperialis  Cham.  Schi,  ex  ic.  Hook,  in  Mart.  Fl.  bras. 
fasc.  42.  t  22.  Forma  ramulis  cinereo-pubescentibus,  foliis  supra  puberulis 
subtus  cinereo-tomentosis  subsericeis.  —  Tucuman,  in  sepibus  et  fruticetis 
pr.  urbem  ( —  »Brasil,  austr.). 

278.  (33.)  Alchemilla  pinnata  R.  P.  —  Tucuman,  in  pascuis  alpinis 
inter  Cienega  et  Tafi,  ubi  vegetationem  depressam  praecipue,  quandoque 
sola  constituit:  ibi  occurrit  quoque  forma  foliis  glabriusculis  (var.  minima 
Wedd.).  Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  alt  9—11000'.  (Andes  Peruv.: 
Lechl.  pl.  peruv.  1785.  b.,  Boliv.:  Mand.  pl.  boliv.  668.) 

279.  Margyricarpu8  setosus  R.  P.  —  Cordoba,  in  pascuis  siccis 
pr.  S.  Francisco.  (Andes  Amer.  austr.  a  Nov.  Granad.  usque  ad  Chiloe  et 
»Brasil,  austr.«) 


138 


A.  GRISEB ACH, 


280.  (34.)  M.  alatus  Gill.  —  Syn.  Tetraglochin  strictus  Poepp. 
Wedd.  Chlor,  and.  t.  77.  —  Lignum  a  viatoribus  Andium  juga  trans- 
scendentibus  ad  comburendum  colligitur.  Catamarca,  in  pascuis  alpinis 
Vayas  altas  alt.  11000',  in  convallibus  excelsis  arenosis  inter  Nacimi- 
ento  et  Laguna  blanca.    (Andes  a  »Peru via«  ad  Chile). 

281.  Polylepis  racemosa  R.  P.,  Wedd.  Chi.  and.  t.  78.  B.  Folia 
in  iisdem  rarais  variant  subtus  niveo-tomentosa  et  omnino  glabrata  v.  ab 
initio  glabriuscula.  Arbor  20—25'  alta,  tortuosa,  cortice  relaxato-solubili 
rubescente.  —  Nom.  vernac.  Quefioa.  Cordoba,  solitarie  in  Sierra  de 
Cordoba.  Tucuman,  ubi  format  pr.  Cienega  regionem  sylvaticam  su- 
premam  alt.  7000'— 9000',  supra  reg.  Alni  extensam.  (Andes  »Boliv.«, 
Peruv.  et  Ecuador.) 

282.  (35.)  Acaena  stricta  Gr.  n.  sp.  Euacaena,  caule  piloso  in  pe- 
dunculos  elongatos  strictos  e  rosula  foliorum  oriundos  diviso,  foliolis 
8— lOjugis  e  basi  oblique  subcordata  oblongis  obtusis  argute  serratis  sparsim 
pilosis:  serraturis  utrinque  10 — 12,  floribus  a  medio  pedunculo  in  race- 
mum  spiciformem  intcrruptum  dispositis,  singulis  demum  solitariis  bractea 
brevi  ovata  acuta  suffultis,  calycis  lobis  4  ovatis  acutis  antheris  totidem 
biglobosis  oppositis,  tubo  undique  aristato :  aristis  apice  minute  glochidiatis, 
carpidio  solitario :  stigmate  penicillato.  —  Pedunculi  scapiformes,  (racemo 
incluso)  1— ll/2'  longi;  foUola  10—12"'  longa,  4—5"'  lata;  bracteae  1"' 
longae,  pedicellurn  subaequantes ;  calycis  tubus  demum  8"'  longus,  ovoi- 
deo-oblongus.  —  Tucuman,  in  pascuis  alpinis  pr.  Cienega. 

283.  (36.)  A.  poljfcarpa  Gr.  n.  sp.  Euacaena,  caule  erecto  inferne 
folioso  pubescente  in  racemum  interruptum  elongatum  abeunte,  foliolis 
4— 6jugis  e  basi  acutiuscula  oblongis  v.  elliptico  -  oblongis  argute  inciso- 
serratis  sparsim  pubcscentibus  v.  glabrescentibus :  serraturis  utrinque 
7 — 10  acutis,  suprema  minori,  floribus  in  racemo  fasciculatis :  bracteis 
lanceolato-linearibus  evanidis,  calycis  lobis  4  ovatis  acutis,  tubo  parvo 
undique  aristato:  aristis  apice  minute  glochidiatis,  staminibus  1 — 2  ( — 
3):  anthera  biglobosa  filamento  aequilonga,  carpidiis  2  glabris:  stigmate 
penicillato.  —  Habitus  Agrimoniae  et  A.  agrimonioidi  Kth.  affinis  videtur; 
caulis  V/2—  2pedalis,  a  medio  racemosus,  racemis  quandoque  quibusdam 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


139 


accessoriis  axillaribus  brevioribus;  foliola  1"  longa,  6'"  lata,  ad  %  lati- 
tudinis  incisa:  pedicelli  inaequales,  l"'fere  longi;  calycis  tubus  demum 
1>444  longus,  ovoideo-oblongus ,  lobis  persistentibus  duplo  brevioribus.  — 
Catamarca,  in  alpinia  Vayas  altas  alt.  9—11000'  et  in  convalle  excclsa 
Grandillas  pr.  Belen. 

284.  (37.)  A.  canescens  Philipp.  (Fl.  atacam.  p.  18.)  ex  descr.  Ca- 
pitulam  floriferum  8"' ,  fructiferum  (aristis  inclusis)  1"  diam. ;  antherae 
ovoideae,  2/5'"  longae.  —  Catamarca,  in  convallibus  alpinis  arenosis  inter 
Nacimiento  et  Laguna  blanca.  (»Reg.  alpina  des.  Atacama  ). 

Myrtaceac: 

285.  Eugenia  uniflora  L.  Arborea.  —  Tucuman ,  in  sylvis  subtro- 
picis  pr.  Siambon,  infrequens.  (Amer.  trop.) 

286.  E.  Mato  Gr.  Conferatur  cum  E.  Schüchiana  Berg  (Mart.  Fl. 
bras.  Myrtac.  t.  4.  f.  85.) :  nam  floribus  nimis  juvenilibus  collecta  recog- 
noscenda  ncque  a  descriptione  ejus  et  icone  dignosci  potest  nisi  ramulis 
foliisque  ab  initio  glabris  (nec  »junioribus  rufo-toraentosis«).  Arbor  specta- 
bilis.  —  Nom  vernac.  Mato.  Tucuman.  principalium  arborum  sylvae  sub- 
tropicae  una  pr.  Siambon.  (E.  Schüchiana:  »Brasil  austr.«) 

287.  Psidium  Thea  Gr.  n.  sp.  fruticosum  glabrum,  ramulis  tere- 
tiusculis  foüosis,  foliis  rigidis  lanceolatis  v.  ellipticc-lanceolatis  acutis  v. 
mucronato-acutis  subtus  punctatis  brevissime  petiolatis:  venis  primariis 
obliquis  subparallelis  arcu  subaequali  juxtamarginali  connexis  subtus  pro- 
minentibus,  pedunculis  unifloris  in  axilla  solitariis  folio  multo  brevioribus, 
bacca  globosa:  limbo  calycino  demum  5partito:  segmentis  deltoideis  erec- 
tiusculis.  —  Frutex  1 — ll/2pedalis;  folia  1 — 1 1/2"  longa,  4 — 8'"  lata, 
punctis  pellucidis  raris;  pedunculi  4—6'"  longi,  baccae  diametro  subae- 
quilongi;  bacca  21ocularis,  polysperma:  testae  Stratum  exterius  dure  lig- 
nosum,  intus  intra  arcum  embryonis  crasse  cylindrici  incurvati  protrusum, 
strato  interiori  membranaceo  ab  exteriori  secedente.  —  Nom.  vernac 
Alpamato:  folia  apud  incolas  Theae  surrogatum.  Cordoba,  in  monte 
Cerro  negro  pr.  San  Bartolo.    Tucuman,  in  sylvis  primaevis. 

288.  Myrtus  serratifolia  Gr.  n.  sp.  (Tab  1.  f.  4.)  glabra,  ramulis  tetta- 

S2 


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140 


A.  GRISEB ACH, 


gonis.  foliis  coriaceis  impunctatis  ovatis  v.  elliptiris  obtusiusculis  supra 
basin  argute  Serratia  petiolatis :  venia  arcu  flexuoso  connexis,  racemis  termi- 
nalibus :  pedicellis  demum  craasiusculis  recurvatis,  bacca  globoaa  21oculari  : 
limbi  calycini  segmentis  5  lanceolato-acuminatis :  loculis  1 — 2spermis.  — 
Genus  ob  flores  adhuc  ignotos  recognoscendum :  structura  fructus  et  se- 
minis  cum  Myrto  convenit,  mliorescentia  anomala  foliisque  serratis  in  fa- 
milia  singularia:  receptaeula  olei  aetherei  in  foliis  inveatigatione  anato- 
mica  apparebant.  Arbuscula  v.  frutex  ultra  6pedalis,  valde  ramosus,  ha- 
bitu  Myrtaoeo;  folia  opposita,  10—16"'  longa,  6—8'"  lata;  petioli  2"', 
pedicelli  1'",  racemi  1 — ll/2"  longi,  hi  simplices,  nunc  tripartiti;  bacca 
resinoso-aromatica,  4"'  diam.,  limbo  calycino  parvo  demum  evanido  coro- 
nata;  seminum  testa  exterior  dure  lignosa,  intra  arcum  embryonis  elon- 
gati  in  septum  spurium  crassiusculum  protrusa,  interior  libera,  membra- 
nacea.  —  Nom.  vernac.  Pala  blanca,  Tucuman,  infrequens  in  sylvis  mon- 
tanis  pr.  Siambon. 

289.  Pleroma  paratropiam  Gr.  n.  sp.  fruticoaum,  ramulis  petiolisque 
glanduloso-pUosis,  foliis  ovatis  v.  ovato-oblongia  breviter  acuminulis  3ner- 
VÜ8  8errulatis  utrinque  sparsim  setosia:  pari  nervorum  accessorio  juxta- 
marginali  e  basi  nervorum  lateralium  oriundo ,  pedunculis  terminalibus 
et  axillaribua  trifloris,  bis  folium  subaequantibus :  floribua  breviter  pedi- 
cellati8,  calycis  tubo  ovato  glandulo80-pilo80  lobis  oblongo-linearibus  se- 
toais  demum  longiori,  petalis  (siccis  roseis)  fimbriato-ciliatis  calycis  tubo 
plua  duplo  longioribus  obovato-subrotundis .  antheria  10  aubaequalibus : 
connectivo  infra  loculos  filiformi  basi  bitesticulato,  stylo  exaerto  curvo.  — 
Affine  videtur  P.  laxo  DC.,  8ed  aetae  foliorum  in  utraque  pagina  confor- 
mes  s  ubstrigoso-patulae.  Ilarai  supernc  compressi,  internodiis  folia  subae- 
quantibus, pilis  patentissimis  sparsi8  minuta  glandula  terminatia  sctisque 
eglandulo8i8  foliorum  x/z'"  fere  longis;  folia  membranacea,  paullo  bullata, 
pleraque  2"  longa,  1"  lata,  floralia  parva;  pedicelli  lateralea  calyce  lon- 
giores,  alares  breviores ;  calycis  tubus  sub  antheai  2—3"',  lobi  apice  acuti 
2'"  longi;  petala  8-10"'  longa;  antherae  majores  3"',  minores  2"'  longae, 


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PLANTAE  L0RENTZ1ANAE.  141 

connectivi  stipite  declinato  longiores,  Capsula  51ocularis,  a  calycis  tubo 
supra  basin  libera.  —  Tucuman,  copiose  in  sylvis  Alni:  Cuesta  de  Siam- 
bon ,  unde  rarescens  descendit  in  sylvas  subtropicas :  Cuesta  de  Escaba. 

Lyt/nariae. 

290.  Nesaea  salicifolia  Kth.  —  Syn.  Heimia  Lk.  Frutex  Gpedalis 
v.  humilior.  —  Cordoba  frequens  in  campis  et  in  convallibus  pr.  urbem. 
(Amer.  trop.— Bonaria). 

N.  salicifolia  var.  montana  Gr.  foliis  lanceolatis  basi  rotundata  v. 
subacuta  a  petiolo  brevi  subdistinctis..  In  forma  a.  folia  sunt  subsessilia, 
lanceolato-linearia  (3'"  lata),  in  varietate  4 — 8'"  lata,  sensim  acuminata: 
in  flore  nulluni  discrimen  distinctum  video,  cornicula  calycis  longiora, 
lobis  aequilonga,  etiam  in  «  occurrunt.  —  Tucuman.  in  Cuesta  de  Berico 
pr.  Siambon.  in  fruticetis  pratorum. 

291*.  Lythrum  Hyssopifolia  L.  —  Cordoba,  in  campis  ab  urbe  me- 
ridionalibus. 

292.  L.  camptstre  Gr.  n.  sp.  fruticosum,  glabrum,  ramis  virgatis 
anguste  4 — 2alatis,  foliis  oppositis  sparsisque  breviter  oblongo-lanceolatis 
lanceolatisvc  basi  obtusis  apice  acutiusculis  subsessilibus,  fluni  >us  6andris 
axillaribus  geminis  v.  solitariis  breviter  pedicellatis :  bracteolis  minutis 
scario8is,  calyce  longe  tubuloso  petalis  violaceis  duplo  longiori :  lobis  exte- 
rioribus  6  lanceoloto-acuminatis,  interioribus  minutis,  stylo  exserto  petala 
aequante.  —  Affine  vidctur  L.  maritimo  Kth.,  ubi  „folia  angustiora, 
rami  öangulares,  calycis  lobi  subulati",  Frutex  6pedalis,  floribus  axilla- 
ribus numerosis  insignis ;  folia  4— 10"' longa,  V/t— 3"'  lata;  calyx  3—4"' 
longus,  vix  1"'  latus ;  petala  6,  spathulata.  —  Cordoba,  fruticeta  formans 
in  campis  ab  urbe  meridionalibus ,  etiam  in  rupestribus  pr.  Las  Fenas. 

293.  Cuphea  hyssopifolia  Kth.  —  Syn.  C.  balsamona  Cbam.  Speciea 
valde  variabilis:  petala  1 — 2"'  longa,  flores  vulgo  solitarii  interfoliares, 
quandoque  gemini,  altero  subaxillari ;  folia  latitudine  varia,  in  forma  tucu- 
manensi  inferiora  ovato-subrotunda  acuta,  12"'  longa,  10"'  lata,  superiora 
angustiora  et  sensim  breviora,  petala  2"'  longa.  —  Tucuman,  perfrequens 


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142 


A.  GRISEBACH, 


in  pratis  pr.  Siambon ,  etiam  in  sylvis  subtropicis  Cuesta  de  Periquillo. 
(Amer.  tropica  —  Uruguay). 

C.  hyssopifolia  var.  brachyphylla  Gr.  folüs  parvis  oblongo-lanceolatis 
acutis  glanduloso-ciliatis,  pctalis  calyce  plus  3plo  brevioribus.  —  Suffrutex 
6pedalis;  folia  4—6"'  longa,  V/2— 2"'  lata;  petala  1"'  longa.  —  Cor- 
doba,  in  rupestribus  pr.  Las  Pcnas. 

Onagrarieae. 

294.  Jussiaea  rcpens  L.  —  Cordoba,  frequens  in  inundatis  juxta  fl. 
Rio  Primero.    (Zona  tropica  et  ultra  ejus  fines). 

295.  J.  longifolia  DC.  Forma  calycis  lobis  latioribus  ovato- 
lanceolatis  acuminatis  (8"' longis,  4— 3'"  latis)  a  descriptione  cl  St.  Hilaire 
(FL  Bras.  mer.  2  p.  262)  petalisque  inajoribus  (1"  longis  et  latis)  rece- 
dens:  a  J.  suffruticosae  L.  forrais  angustifoliis  pedicello  fructui  aequi- 
longo  (1"  fere  longo)  plane  differt,  a  J.  stenophylla  Gill,  (forsan  non 
distinguenda)  glabritie,  calycis  lobis  4  latioribus  et  foliis  linearibus  (4'" 
latis).  —  Cordoba,  in  inundatis  juxta  11.  Rio  Primero  ( —  »Brasil,  austr.«). 

296.  J.  peruviana  L.  Forma  calyce  41obo  (J.  birta  V.),  quae  non 
distinguenda.  —  Tucuman,  in  scaturiginosis  sylvarum,  ad  aquaeduetus  pr. 
S.  Rablo.  Catamarca.  rarius  in  paludosis  Ojo  de  Agua  pr.  Fuerte  de 
Andalgala.   (Amer.  trop.) 

297.  (38.)  Epilobium  denticulatura  R.  P.  —  Syn.  E.  tetragonum 
var.  Hook.  Fl.  antaret.  —  Tucuman,  ad  rivulos  pr.  Cienega.  Catamarca. 
in  alpinis  Vayas  altas  pt.  Belen,  alt.  9 — 11000'.  (Andes  »Peruv«.  —  Fret. 
magellan.) 

298.  Oenothera  granditiora  R.  P.  (non  Ait.)  ex  ic.  Fl.  peruv  t.  318. 
b.  —  Syn.  O.  acaulis  St.  Hil.  Fl.  bras.  2.  p.  272.  (exclus.  syn. ,  nec 
Cav.).  Flore  ab  O.  acauli  Cav.  (ic.  4.  t.  399.)  sec.  speeimina  chilensia 
(Lecbl.  731,  Phil.  395.  a.)  non  differt.  sed  caule  foliato  1 — iy2pedali  et 
capsulae  alis  4  infra  apicem  pyramidatum  in  angulum  deltoideum  pro- 
duetis  (in  O.  acauli  alae  in  apicem  aequaliter  attenuatae).  —  Nom. 
vernac.  Flor  del  oracion,  quia  nocturna  est.  Santiago  del  Estero,  ad 
aquaeduetus  et  lagunas  (»Peruvia,  Brasil,  austr.,  Uruguayo). 


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PLAXTAE  LORENTZIANAE. 


143 


299.  O.  longiflora  Jacq.  (ht.  vind.  t.  172.).  Forma  calycis  tubo 
2—2 1/2"  longo,  pube  molliter  pilosa.  —  Tucuman,  in  pratis  mt.  Cuesta 
de  Siambon.  (»Uruguay.  Brasil,  austr.«). 

O.  longiflora  var.  Berteriana  Spch.  foliis  linearibus  (quac  in  a.  lan- 
ceolata).  pube  molli,  calycis  tubo  4—5"  longo.  —  Cordoba.  frequens  in 
campis  et  ad  fluvios.    Tucuman,  pr.  Tali. 

300.  O.  mollissima  L.  ex  descr.  ap.  St.  Hil.  1.  c.  p.  269.  Forma 
calycis  tubo  ll/z" ,  petalis  8"'  longis.  —  Cordoba,  in  convallibus  juxta 
urbem.  (»Bonaria,  Uruguay«.). 

301.  (39.)  O.  lasiorarjm  Gr.  n.  sp.  Euoenothcra,  perennis,  humilis, 
crassicaulis,  ramosa,  pilosa,  foliis  lineari-lanceolatis  sinuato-dentatis  inferio- 
ribus  in  petiolum  attenuatis,  floribus  axillaribus  lutcis,  demum  rubescentibus, 
calycis  tubo  villoso-piloso  ante  antbesin  cernuo  ovario  plus  duplo  lon- 
giori  cyUndrico  apice  dilatato,  lobis  lanceolato-acuminatis  tubo  brevioribus 
corollam  aequantibus,  petalis  obverse  deltoideo-subrotundis  stamina  sty- 
lumque  apice  4fidum  aequantibus,  Capsula  dense  pilosa  sessili  oblongo-lan- 
ceolata  obtuse  tetragona  apice  subtruncato-corniculata  dura :  serainibus  in 
loculo  biserialibus.  —  Characteribus  praecodenti  affinis,  habitu  accedit  ad 
O.  prostratam  R.  P.,  quae  corolla  duplo  minori  differt  Rhizoma  crassum; 
caulis  spithameus,  foliosus .  adscendens,  ramis  fastigiatis;  folia  inferiora 
8",  calycis  tubus  (ovario  incluso)  1",  lobi  8'"  longi;  pctala  8"'  diam. ; 
Capsula  8'"  longa.  —  Catamarca,  in  pascuis  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen 
alt  9—11000'. 

302.  (40.)  O.  nana  Gr.  n.  sp.  Euoenotbera ,  perennis,  acaulis,  pube 
brevi  molli  incanescens,  foliis  dense  rosulatis  lanceolato-linearibus  v.  late 
linearibus  sinuato-denticulatis  acuminatis  basi  attenuatis,  floribus  parvis  ax 
illaribus  in  rosula  numerosis  luteis.  calycis  tubo  ovario  longiori  cylindrico 
apice  sensim  ampliato,  lobis  lanceolato-acuminatis  tubo  brevioribus  co- 
rollam excedentibus ,  petalis  subrotundis  stamina  paullo  excedentibus, 
stigmate  4partito,  Capsula  puberula  sessili  curvata  lanceolato-oblonga  pa- 
rum  angulata  apice  minute  corniculata:  seminibus  in  loculo  biserialibus.  — 
Habitus  O.  gTaciliflorae  H.  A.,  (icpl.  t.  338.),  nulli  affinis.  Rhizoma 
crassum,  descendens,  rosula  simplici  v.  subcaespitosa ;  sein  per  basi  in- 


144 


A.  GiUSEB ACH, 


crassata;  folia  longiora  2"  longa,  2'"  lata,  expansa;  calycis  tubus  saepe 
incurvus,  4"',  lobi  2y2—  3"'  longi ;  petala  2"'  diara.;  Capsula  matura  4"' 
longa.  —  Catamarca,  in  convallibus  alpinis  arenosis  inter  Nacimientos  et 
Laguna  blanca. 

Halorageae. 

303.  Callitriche  venia  L.  —  Tucuman,  in  aqua  fontium  sylvatico- 
rura  pr.  Siambon.  (Orbis). 

304.  C.  detlexa  A.  Br.  var.  Austini  Engelm.  ex  ic.  Hegelm.  in  Mart. 
Fl.  bras.  Callitr.  t.  I.  fig.  II.  30.  —  Cordoba,  in  arenosis  ad  ripam  iL 
Rio  Primero  pr.  Calera.  (America  tropica  et  temperata). 

305.  Nectandra  porphyria  Gr.  n.  sp.  ramulis  purpurascentibus 
glabris,  foliis  chartaceis  lanceolato-oblongis  in  acumen  breve  apice  obtu- 
siusculum  productis  basi  acutis  glabris:  venis  reticularis  utrinque  arcte 
prominulis  earumque  axillis  cum  mediane-  fasciculato-pilosis ;  paniculis 
axillaribus  glabris ,  flore  ....  cupula  brevi  bacca  immatura  subglobosa 
duplo  breviori.  —  Simillima  N.  sanguineae  Rottb.  guianensi  (Kappl.  2076, 
Sagot  1049.),  sed  distineta  videtur  pedicelhs  glabris,  axillis  venarum  subtus 
barbatis.  Arbor  spectabilis;  folia  5—6"  longa,  1V2 — 2"  lata;  pedicelli 
apice  clavati,  a  cupula  3"'  aita  eyathiformi-truncato  parum  distineti.  — 
Nom.  vemac.  Laurel.  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis  pr.  Siambon,  pr. 
La  Cruz. 

Cucurbitaceae. 

306*.  Citrullus  Colocynthis  Schrad.  —  Cordoba,  in  arenosis  ad  fl. 
Rio  Primero. 

Antagonia  nov.  gen. 

Calyx  5dentatus,  d  turbinatus,  9  ellipsoideo-cylindricus.  Corolla  i 
majuscula,  campanulato-infundibularis,  ad  medium  51oba,  9  parva,  5par- 
tita,  intus  squamis  3  (staminum  sterilium  loco)  petalis  conformibus  aueta. 


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PLANTAE  LOREKTZIANAE. 


145 


Stamina  3,  filamentis  distiuctis,  calycis  tubo  medio  insertis,  antheris  in 
coluninam  cylindricam  connectivo  paruin  superatam  connatis.  2  bi-,  tertia 
unilocularis ,  loculis  bis  infractis.  gyris  longitudinaliter  parallelis  (inde 
in  tota  columna  15).  Ovarium  e  placentis  3  multiovulatum ,  stigmatc 
(squami8  stamineis  i Iiis  incluso)  incrassato  apice  brevitcr  trilobo.  Fructus 
...  —  Gaulis  alte  acandens .  cirrhis  bifidis;  folia  scabra,  profunde  pal- 
matihda;  flores  axillares,  monoeci,  o*  solitarii,  brcviter  pedicellati,  9  sessiles, 
saepe  glomerati. 

Genus  structura  raaris  Cionosicyi  plane  conforme,  ex  flore  9  (unico 
in  speciminibus  nostris  satis  explicato)  quasi  petala  8  (vircntia)  exhibeute 
sui  juris  et  cirrhis  divisis  ab  affini  genere  jamaicensi  recedens ,  foliis 
Citrullum  aemulans. 

307.  A.  citruUifolia  Gr.  Caulis  angulatus,  scabriusculus;  folia  nunc 
3 — 51oba,  lobo  medio  pinnatilobo,  singulis  dilatato-obtusis,  v.  -ecundariis 
oblongis.  denticulatis,  basi  brevitcr  cuncata,  plcraque  ultra  medium  divisa, 
majora  3—4"  diam. ,  omnia  supra  setulis  conicis  scabra.  subtus  pube 
brevi  molliori  obdueta;  flores  puberuli;  4.  calyx  4"'  longus,  apice  fere 
6"'  latus,  dentibus  breviter  deltoideis  corollae  adpressis ;  corolla  6'"  longa, 
aperta  1"  diam.,  lobis  late  ovatis  obtusis;  filameuta  filiformia,  pilosa,  co- 
lamnae  fere  aequilonga:  columna  antherarum  3"'  longa,  P/V"  diam.; 
9  calyx  1"',  corolla  1"'  longa,  segmentis  ovato-oblongis  obtusis  a  calyce 
patulo-divergentia,  squamae  interiores  vix  breviores  conniventi-erectae.  — 
Santiago  de  Estero,  frequens  in  sepibus  circa  urbem. 

308.  Wilbrandia  sagittifolia  Gr.  n.  sp.  scabro-pilosa,  ramosa,  foliis 
sagittato-deltoideis  acutis:  mediano  et  petiolo  subaequilongis .  racemis  d" 
folium  multo  excedentibus ,  fasciculis  florum  9  peduneulatis :  peduneulo 
petiolum  subaequante.  —  Suflrutex  »volubilis«;  folia  (inclusis  auriculis 
acutiusculis)  1 — V/z"  diam. ,  sinu  patente  versus  petioli  apicem  rotun- 
dato :  cirrhi  simplices;  racemi  <f  (incluso  peduneulo)  5 — 6"  longi,  20 — 
30flori,  calycis  tubus  tubuloso- cylindraceus  ,  3'"  longus,  den  tos  lineari- 
acuminati  corolla  duplo  fere  breviores;  corolla  5partita,  2"'  fere  longa, 
segmentis  oblongis  obtusiusculis ;  stamina  3,  calycis  fauci  inserta,  fila- 
mentis brevibus  filiformibus,  antheris  distinetis,  2  bilocularibus  oblongo- 

Phys.  Gusse.    XIX.  T 


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146  A.  GRISEBACH, 

linearibus,  loculis  rectis,  tertia  uniloculari  lineari.  omnibus  1%'"  longis, 
connectivo  non  producto;  fasciculi  9  3— 7flori,  pedunculo  6 — 8"'.  pe.di- 
cellis  1"'  fere  longis,  floribus  vix  2'"  longis:  calycis  Innbus  5partitus 
(nec  ut  in  ic.  W.  drasticae  5fidus):  lobi  lineares,  petala  oblongo-lancec- 
lata  subaequantia ,  tubo  fere  aequilonga;  ovarium  e  placentis  3  multi- 
ovulatum :  Stigmata  3  biglobosa.  —  Cordoba,  pr.  Las  Peöas. 

309.  Prasopepon  cucumi/olius  Gr.  n.  sp.  foliis  cordato-subrotundis 
integris  (rarius  obsolete  31obis)  denticulatis,  calycis  9  tubo  dense  pubes- 
cente,  seminibus  pallidis.  —  Caulis  cirrhis  simplicibus  scandens;  folia 
scabra,  petiolo  paullo  longiora,  2%— 3"  diam.,  sinn  basilari  late  rotundato 
patente;  flores  dioeci  videntur;  <f:  calycis  tubus  campanulatus,  pubescens, 
4'"  fere  longus.  lobi  lineari-acuminati,  V"  longi;  corolla  rotata,  5partita, 
8'"  diam.  (plane  ic.  P.  Duriaei  Naud.  in  Ann.  sc.  V.  16.  t.  2.  conformis), 
segmeuti8  ovato-subrotundis  obtusis ;  filamenta  3,  distincta,  brevia,  calycis 
tubo  superne  inserta,  antheris  2  bilocularibus  oblongis  connectivo  angusto 
indiviso  integris,  tertia  uniloculari  oblongo-lineari,  loculis  rectis;  j:  pe- 
dicelli  solitarii  axillares;  calycis  tubus  cylindraceus.  superne  paullo  dila- 
tatus,  2"'  longus,  lobis  linearibus  duplo  longior;  corolla  brevis,  Öpartita, 
calycis  lobos  subaequans,  segmentis  ovatis  obtusis;  ovarium  placentis  5 
a  pariete  intus  prominulis  uniloculare  (nec  ut  in  specie  a  cl.  Naudin 
descripta  »complete  51oculare«) ,  stigmate  peltato  51obo  -  angulato ;  bacca 
globosa,  glabriuscula ,  IV2"  diam.:  semiua  innumera ,  2 — 3"'  longa, 
vix  marginata.  —  Tucuman ,  frequens  in  fruticetis  et  sepibus  pr. 
Siambon. 

310.  Adobra  viridiflora  Naud.  ex  ic.  Ann.  sc.  nat.  IV.  16.  t.  4. 
Specimina  :  pedicelli  nunc  solitarii  axillares  (ut  in  ic).  nunc  accessoriis 
pedunculis  corymbo  paucitioro  terminatis  aucti;  antherae  3  (in  Höre 
monstroso  4],  bipartitae.  loculis  ab  exteriori  latere  ad  interius  (a  corolla 
aversum)  varie  sigmoideo  -  flexis.  Folia  3partita  et  in  scgmenta  linearia 
dissecta  punctis  callosis  albis  utrinque  asperata,  ut  de  Cucurbitella  as- 
perata  Wp.  (Cucurbita  Gill.)  describitur  eademque  species  auctore  cl. 
Philippi  proxima:  si  non  obstante  stigmatis  structura  apud  scriptorea 
valde  diversa  revera  congener  est,  nomen  vetustius  incompleta  descriptione 


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PLANTAE  LORENTZIANAE.  147 

obscuratum  vix  adoptandum  esset.  —  Cordoba,  frequens  in  sepibus 
praediorum.  (»Corrientes ,  Uruguay,  Buenos  Ayres«). 

311.  Cyclanthera  tamnifolia  Gr.  n.  sp.  glabra,  debilis.  foliis  plerisque 
integris  e  basi  subtruncato-  v.  subcordato-rotundata  deltoideo-acuminatis 
repando-iutegerrimis ,  aliis  obsolete  hastatis,  cirrhis  bifidis  v.  iterato-bi- 
fidis,  racemulis  <f  axillaribus  laxifloris  sessilibus  petiolum  brevem  ae- 
quantibus  v.  paullo  excedentibus  saepe  geminatis,  bacca  ovoidea  aculeis 
mollibus  armata  pedicellum  solitarium  racemulis  <f  adpositum  longitudine 
excedente.  —  Folia  membranacea.  inferiora  2l/2 — 2"  longa,  iy2"  lata, 
superiora  decrescentia  et  angustiora ;  flores  6  virentes,  5fidi,  cupuliformes, 
l1/2'"diam:  calycis  dentes  minutissimi,  fere  inconspicui,  corollae  segmenta 
deltoidea  calycis  tubo  aequilonga ;  stamen  centrale,  peltatum.  stipite  brevis- 
simo,  pelta  supra  plana  orbiculari,  anthera  annulari;  bacca  4— 6"' longa, 
aculeis  sparsis  complanatis  persistentibus  2"'  longis.  —  Tucuman ,  in 
fruticetis  regionis  subtropicae  pr.  Siambon  et  reg.  Alni  mt.  Cuesta  de 
Siambon. 

312.  Sicyos  malvi/olius  Gr.  n.  sp.  caule  glanduloso  -  piloso ,  foliis 
5  —  Tlobis  basi  late  cordatis  setuloso-scabriusculis :  lobis  subrotundis  den- 
ticulatis  rcpandis  rotundato-mucronulatis :  petiolo  glanduloso-piloso  lamina 
parum  breviori,  racemis  &  elongatis  folium  saepe  excedentibus,  antheris 
3  sigmoideis  inferne  connexis,  baccis  glomeratis  ovoideo-subglobosis  dense 
setoso-aculeatis.  —  A  sectione  Eusicyi  As.  Gr.  recedit  antheris  magis  di- 
stinctis.  Folia  majora  3"  diam..  sinu  late  exciso  ad  medium  usque  recti- 
lineo  nervorumque  pari  inferiori  limitato;  cirrhi  3fidi;  racemi  $  laxiflori, 
simplices,  3"  longi,  pedicellis  longiusculis  demum  deflexis:  flores  cupu- 
liformi-rotati ,  ad  medium  öfidi .  3 — 4'"  diam. ,  corollae  segmentis  deltoi- 
deis;  bacca  4'"  longa,  2"'  lata,  paullo  compressa,  rotundata:  accedunt 
setae  flaventes ,  retrorsum  scabrae ,  patentissimae ,  2"'  fere  longae.  — 
Cordoba,  in  sepibus  pr.  Ascochinga. 

313.  S.  montanus  Poepp.  Endl.  nov.  gen.  t.  172  (ubi  analysis 
Horum  falsa).  Haud  dubie  species  est  Poeppigii,  cum  sectionis  Sicyopsidis 
charactere  apud  As  Gr.  minime  consentanea.  Folia  et  inflorescentia  in 
icone  bene  expressa ;  corolla  d*  turbinato-rotata ,   5'"  diam. ,  segmentis 


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148 


A.  G  R I  S  E  B  A  C  H, 


tubo  calycis  paullo  longioribus  ovatis  obtusis;  antherae  3  in  apice  co- 
lumnae  filiformis  distinctae,  loculis  a  latere  exteriori  ad  interius  (a  corolla 
aversum)  sigmoideo-inflexis,  in  antheris  21ocularibus  conncctivo  latinsculo 
separatis;  pedunculi  9  apice  capitulo  baccarum  6 — 8  stellatim  expanso 
terminati,  baccis  (nondum  maturis  3'"  longis)  complanatis  ovatis  in  acu- 
men  deltoideum  abeuntibus,  aculeis  marginalibus  paucis  sparsis  nunc 
etiam  in  facie  varie  collocatis  V"  longis  retrorsum  scabriusculis  flaven- 
tibus  patentibus,  limbo  calycino  evanido.  —  Tucuman ,  uberrime  inter 
arbores  et  frutices  scandens,  in  sylvis  subtropicis  pr.  Siambon ,  Cienega. 
(»Peruvia«). 


314.  Begonia  octopetala  l'Her.  —  Je.  anal.  Klotzsch  Begon.  t.  1.  A. 
—  Forma  paueiflora.  —  Tucuman ,  in  sylvis  reg.  Alni  pr.  Cienega, 
Cuesta  de  Anfama.  Catamarca,  in  rupestribus  umbrosis  humidis  con- 
vallis  Granadillas  ( —  Peruvia:  Lechl.  nr.  1877.) 

315.  B.  micranthera  Gr.  n.  sp.  berbacea,  erecta,  glabriuscula,  foliis 
oblique  semicordato-  ovatis  breviter  acuminatis  lobulato-dentatis  eiliatis, 
inferioribus  quandoque  subaequaliter  subcordato  -  ovatis :  petiolo  supeme 
sparsim  piloso:  stipulis  bracteisque  eiliatis,  perigonio  <S  4phyllo:  filamentis 
distinetis  filiformibus  anthera  obovoideo-globosa  multo  longioribus,  Cap- 
sula inaequaliter  alata  basi  rotundata:  ala  majori  longe  in  acumen  ob- 
tusiusculum  producta,  binis  minoribus  deltoideis.  —  In  sectione  Bego- 
niastri  proxima  B.  birtellae  Lk.  ejusque  habitum  omnino  referens,  di- 
stineta  glabritic,  capsulae  ala  majori  producta  et  inprimis  antheris  minutis. 
Caulis  palmaris-spithameus,  simplex,  paueifoliatus;  folia  majora  4"  lon- 
giori,  2"  breviori  diam.;  perigonium  <f  1 — 2"  diam.;  capsulae  ala  major 
10"'  longa,  ad  basin  6'"  lata,  minor  6"'  diam.:  semina  truncata.  — 
Tucuman ,  in  sylvis  umbrosis  reg.  subtropic.  pr.  Siambon. 


316.    Passiflora  foetida  L.  —  Forma  var.  vitaceae  Mast,  (in  Mart.  Fl. 


Begoniaceae. 


Passifloren. 


PLANTAE  LORENTZIANAE. 


149 


bras.  Passifl.  p.  583.)  nccedens.  —  C'ordoba,  in  rupibus  pr.  Las  Penas 
scandens.  (Amer.  trop.  et  ejus  fines  australes  exccdens). 

317.  P.  Mooreana  Hook.  Bot.  mag.  t.  3773.  —  C'ordoba,  perfre- 
quens  in  campis  et  convallibus  pr.  urbem. 

318.  P.  naviculata  Gr.  n.  sp.  Granadilla.  glabra,  caule  obtusangulo 
folioso,  foliis  ultra  medium  trilobis  ba$i  breviter  cordatis  petiolatis :  lobis 
divaricatis  oblongis  rotundato-obtusis  mucronulatis  v.  retusis  supra  basin 
serraturis  1 — 2  glanduliferis  instructam  integerrimis :  stipulis  foliaceis 
petiolum  eglandulosum  subaequantibus  semicordato-navicularibus  extus 
Serratia,  pedunculis  unifloris  petiolum  subaequantibus ,  involucello  tri- 
phyllo:  foliolis  subcordato-deltoideis  serrulatis  Höre  duplo  fcre  brevioribus. 
petalis  pallidis  coronae  duplicis  erectae  Seriem  exteriorem  longiorem  fere 
ad  basin  divisam  l/$  superantibus,  staminibus  apici  gynophori  impositis.  — 
Affinis  praecedenti  et  coronae  longitudine  conformis ;  stipulis  falcatis 
etiam  magis  P.  tucumanensi  Hook,  accedit,  petiolo  eglanduloso  et  lobis 
foliorum  obtusis  ab  utraquc  differt.  Folia  2'/2 — 1"  longa,  V/2 — 1"  lata, 
lobis  12— 6"'  longis,  6— 4"  latis.  stipulis  12—8"'  longis,  4"'  latis;  invo- 
lucelli  foliola  6"'— 4'",  calyx  10—8'"  longus;  bacca  globosa,  1"  diam. 
—  Catamarca,  frequens  in  sepibus  pr.  Fuerte  de  Andalgaln. 

319.  Tacsonia  umbilicata  Gr.  n.  sp.  cirrhis  scandens,  glabra.  foliis 
ad  medium  trilobis  basi  subcordatis :  lobis  ovatis  rotundato-obtusis  subae- 
quilongis,  lateralibus  oblique  patentibus:  petiolo  eglanduloso:  stipulis 
foliaceis  magnis  semicordato-semiorbicularibus  crenato-dentatis  apicc  cus- 
pidato-mucronatis ,  pedunculis  folium  exccdentibus :  flore  (sicco)  cyaneo, 
calycis  ebracteati  tubo  cylindraceo  basi  parum  dilatato  truncato  et  intra 
marginem  inferiorem  profunde  umbilicato  lobis  petalisque  oblongis  vix 
longiori,  corona  faucis  duplici,  utraque  filaraentosa.  cxtcriori  longiori, 
interiori  remotiuscula ,  membrana  fundi  squamulis  formata  umbilico  oc- 
cultata.  —  Folia  2l/2"  lata.  2"  longa,  petiolo  10'"  longo,  stipulis  10"' 
longis,  6"'  latis;  pedunculi  3 — 4"'  longi,  pars  apicalis  umbilicum  calycis 
conoideum  intrans  4"'  longa ;  flores  (non  expansi)  3"  longi,  6"'  fere  diam., 
tubo  calycino  iy2"  longo,  lobis  petalisque  3"'  fere  latis,  filamentis  coronae 
exterioris  (superioris)  2"'  longis,  interioris  (inferioris)  1'"  distantis  2/3'" 


150  A.  GRISEBACH, 

fere  longis;  gynophorum  2"  fere  longum,  apice  staininiferum ;  bacca  ovoideo- 
globosa,  ll/2"  longa,  1"  et  ultra  diam.  —  Nora,  vernac.  Granadillas,  unde 
nomen  loci  natalis  derivatur;  fructus  edulis.  Cataniarca,  in  fruticetis 
convallis  excelsae  Granadillas. 

Papayaceae. 

320.  Carica  quercifolia  Benth.  Hook.  —  Syn.  Vasconcellia  St. 
Hil.  ex  descr.  Üor.  —  Truncus  20 — 25'  altus;  folia  ovata,  penninervia, 
nunc  pinnatiloba  (lobis  3 — 4jugis  apice  deltoideis)  nunc  sinuato-repanda, 
12 — 5"  longa,  8 — 3"  lata,  petiolo  4"— 1"  longo;  flores  <f  in  apice  pe- 
dunculi  lateralis  glomerato-corymbulosi :  tubo  corollae  4'",  lobis  3'"  longis, 
aestivatione  anguste  dextrorsum  contorta  subvalvari;  bacca  ovoidea,  2  — 
1V2"  longa:  semina  laevia,  complanata,  ovali-orbiculata.  —  Tucuman, 
non  raro  in  fruticetis  pr.  Siambon  (—  »Brasil,  austr.«) 

Twrneraceae. 

321.  Turnera  setosa  Sm.  —  Syn.  T.  pinnatihda  Juss.  var.  angusti« 
loba  DC.  ex  descr.  in  St.  Hil.  FL  bras.  2.  p.  222.  —  Cordoba,  in  pascuis 
pr.  S.  Francisco.  (»Bonaria-Brasil.  austr.«). 

Loaseae. 

322.  Mentzelia  albescens  Benth.  Hook.  —  Syn.  Bartonia  Gill.  B. 
sinuata  Tri.  —  Calycis  lobi  subulati,  3'",  petala  decem  4'"  longa;  Cap- 
sula cuneato-oblonga,  1"  fere  longa,  placentis  2  polyspermis :  semina  late 
alata.  —  Cordoba,  frequens  in  arenosis  ad  fluvios.  («Mendoza-Chile«). 

323.  M.  chilensis  Gay.  Forma  foliis  hastatis  serratis  v.  superioribus 
breviter  oblongo-lanceolatis  a  descriptione  recedens,  structura  omnino  con- 
grua.  Petala  ovata,  acuta,  calycis  lobis  e  basi  subulata  linearibus  3 — 4"' 
longis  subaequilonga :  calycis  tubus  sub  anthesi  lobis  duplo  brevior,  demum 
excrescens  supra  ovarium  paullo  productus;  Capsula  breviter  turbinato- 
oblonga,  6'"  longa,  3 — 5sperma:  semina  subrotunda,  exalata,  aspcra: 
embryo  rectus,  albumine  mediocri.  —  Cordoba,  in  rupibus  pr.  Ascochinga: 
fruticulu8  fragilis.  ramosus ,  viscido-glochidiatus,  depeudens.  (»Chile«.) 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


151 


324.  Loasa  muralis  Gr.  n.  sp.  undique  pilis  urentibus  horrida,  decum- 
bens,  ramosa,  foliis  oppositis  petiolatis  ambitu  subrotundis  3 — 5partitis: 
segmentis  pinnatifido-lobatis :  lobis  extimis  dentibusque  ovatis  acutius- 
culis,  pedunculis  axillaribus  unifloris  demum  cernuis  folio  longioribus, 
calycis  tubo  campanulato,  lobis  multo  brevioribus  lanceolatis  dentiformibus 
corolla  parva  quadruplo  superatis,  petalis  cucullatis  dorso  setosis,  squamis 
cucullatis  dorso  nudis  apice  truncato  glandula  continua  terminatis  sta- 
minodia  gemina  superne  cirrhosa  semiincludentibus ,  fasciculis  staminum 
pctalo  inclusis  sublOandris:  antheris  biglobosis ,  stylo  indiviso,  Capsula 
globosa:  placentis  3  lamelliformibus  intus  productis,  seminibus  (immaturis) 
oblougis.  —  Glandulam  apicem  truncatam  squamae  cucullato-compressae 
xnarginantem  in  nulla  alia  specie  descriptara  video.    Rarai  adscendentes, 
palmares:  setae  pubi  glandulosae  intermixtae,  crebrae,  V"  longae,  albae; 
folia  8— 10'"  diam.,  petioli  inferiores  4"' longi ;  pedunculi  ]»/2",  flores  6"', 
calycis  tubus  3"',  ejus  lobi  1"',  petala  4"'  longa ;  squamae  a  latere  visae 
semiovatae  petalis  flavis  duplo  breviores;   staminodia  infra  medium  lan- 
ceolata,  pilosa.  superne  filiformia;  Stylus  fusiformis  hispidus ;  Capsula 
8'"  diam.,  recta,  apice  dehiscens.  —  Cordoba,  in  muris  juxta  cimeterium 
urbis. 

325.  L.  coronata  Gill.  —  Je.  Wedd.  Chi.  andin  t.  74.  Variat  fo- 
liis magis  et  minus  divisis;  petala,  ut  in  speeiminibus  chilensibus,  ultrapol- 
licaria.  —  C'atamarca,  in  fruticetis  Andium  pr.  Nacimiento  (—  Chile: 
Philippi  pl.  chil.  839.) 

326.  (41.)  L.  heptamera  Wedd.  var.  mollis  Gr.  pube  brevi,  setis  uren- 
tibus perraris .  foliorum  lobis  acute  inciso-serratis ,  calycis  lobis  corollam 
6petalam  dimidiam  aequantibus.  —  A  L.  heptamera  var.  cbelidonifolia 
Wedd.  (Chlor,  and.  2.  p.  218.)  recedit  foliorum  lobis  oblougis  lobulisque 
acutis,  eam  igitur  cum  a.  conjungit.  Minus  vero  placet,  quod  cl.  Weddell 
speciem  cum  L.  chuquitensi  Meyen  (I^echl.  pl.  peruv  1805.)  comparaverat, 
ubi  Capsula  ovoideo-globosa  medio  dehiscit  secus  suturas  atque  ita  Blutnen- 
bachia  est  Capsula  recta,  vel  characterem  genericum  a  debiscentia  petitum 
habitu  Loasae  debilitat :  ceterum  ad  B.  chuquitensen  L.  Pentlandii  Hook. 
Bot.  mag.  t.  4095  (ubi  Capsula  breviter  campanulata  depingitur)  reducenda 


152  A.  GRISEBACH, 

videtur.  —  Catamarca,  iu  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9—11000'. 
(—  »l'eruvia«). 

327.  Blumeubacbia  contorta  Benth.  llook.  —  Je.  Juss.  in  Ann.  Mus. 
5.  t.  3.  fig.  1.  (Loa^a  Lam  )  —  Genus  Cajophora  a  cl.  Bcntham  et  Hooker 
(Gen.  pl.  1.  p.  805]  ad  Blumenbaehiam  redueta,  Capsula  medio  debiscente, 
valvis  basi  apiceque  unitis  a  placeuta  intervalvari  intus  in  lamellas  pro- 
ducta et  valvain  spuriam  mentiente  distingueudum  est.  —  Catamarca, 
pr.  Cienega  (forma  in  terra  repens).    (•Peru  vi  ae  reg.  temparata«). 

328.  B.  lateritia  Bentb.  Hook.  —  Syn.  Loasa  Bot.  Mag.  t  3632. 
Variat  foliis  profunde  pinnutitidis ,  bastatis  et  integris  inciso- serratis; 
fasciculi  staminum  eirciter  15andri ;  Capsula  5valvis ,  e  basi  turbinata 
cylindrica,  2"  longa,  calycis  lobis  pinnatifido-incisis  aut  integris  coronata; 
semina  innumera,  subglobosa,  testa  relaxata  subquadrato  -  areolata.  — 
Tucuman,  volubilis  in  sylvis  subtropicis  pr.  La  Cruz,  pr.  Siambon,  in 
fruticeti*  convallis  iufra  Cieneja,  pr.  Anfama. 

329.  B.  cernua  Gr.  n.  sp.  Rapbisantbe,  volubilis,  breviter  setosa  et 
pilosiuscula ,  foliis  oppositis  e  basi  cordata  ambitu  ovato-oblongis  inciso- 
pinnatifidis:  lobis  grosse  serratis  incisisque  acutis  sursum  decrescentibus, 
imis  semiovatis,  peduneulis  uuiiloris  flore  longioribus  cernuis  e  dichotomia 
caulis  oriuudis  v.  axillaribus,  calycis  lobis  linearibus  remote  denticulatis 
petala  "pilosa  aequantibus  v.  parum  brevioribus,  squamis  inferne  cucullatis 
superne  in  appendicem  subquadratam  apice  subrctuso-biglaudulosam  pro- 
duetis  e  dorso  appendices  3  filiformes  duplo  lamina  longiorcs  emittentibus : 
staminodiis  interioribus  2  puberulis  lineari-acuminatis,  fasciculis  ;aaminum 
petalo  iuclusis  10 — 15andris:  autberis  ovoideis,  Capsula  cylindrica  basi 
attenuata  5valvi  setosa  calycis  limbo  coronata.  —  Habitus  B.  insignis 
Schv.nl  ;  folia  'A — 1"  longa,  21/2 — 1"  lata;  peduneuli  solitarii,  l",  calycis 
lobi  et  petala  5 — 6"'  longa,  haec  cucullato-ovata  (sicca  carneo-albida) ; 
squamae  V/%"'  longae;  Capsula  torta.  1"  longa,  2l/2'"  diam.,  placentis 
intervalvaribus  anguste  laraellatis;  semiua  minutissima,  ovoidea,  testa 
relaxata  subquadrato -areolata.  —  Cordoba,  in  fruticetis  pr.  Las  Penas, 
pr.  S.  Francisco. 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


153 


Crassulaceae. 

330.  Bulliarda  bonariensis  DC.  —  Syn.  Tillaea  peduncularis  Sm.  — 
Cordoba,  in  arenosis  udis  ripariis  pr.  urbera.  (»Bonaria-Brasil.  austr.«). 

Umbelliferae. 

331.  Hydrocotyle  Poeppigii  DC.  var.  filipes  Gr.  pedunculis  filifor- 
mibus  petiolo  duplo  longioribus.  —  Species  H.  Bonplandii  Rieh  simillima, 
distineta  umbellis  laxifloris,  pedicellis  involucro  multo  longioribus  2"' 
longis;  lolia  4"'  longa,  5"'  lata;  peduneuli  in  nostra  forma  ] — V/2"  longi.  — 
Tucuman,  ad  fontes  sylvarum  in  uliginosis  pr.  Siambon  ( —  »Andes  chilens.«). 

332.  H.  natans  Cyr.  —  Cordoba,  vulgaris  in  omni  provincia.  (Amcr. 
trop.  et  ultra  ejus  fines;  Africa  trop. :  H.  arvensis  Höchst.,  unde  migrasse 
eam  censeo  in  ItaliamJ. 

333.  H.  bonariensis  Lam.  —  Cordoba,  ad  vias  et  in  muris  pr.  ur- 
bem.  (»Amcr.  austr.  —  Bonaria  et  Chile«.). 

334.  (41.)  Azorella  madreporica  Clos.  ex  Philippi.  pl.  chil.  nr.  782: 
conferatur  A.  corymbosa  Pers.  sec.  ic.  H.  P.  (Fl.  peruv.  t.  250.  a.)  simil- 
lima. —  Nom.  vern.  Jareta.  Catamarca,  in  summis  montibus  Vayas  altas 
caespitibus  depressis  densissimis  solum  tegenä  alt.  11000':  resinae  ferax 
viatoribus  ad  comburendum  exoptatissima.  (Andes  chilenses.). 

335.  Bowlesia  tenera  Spr.  —  Cordoba,  ad  vias  juxta  praedia. 
(Chile  —  »Brasil,  austr.«). 

336.  (42.)  B.  lobata  R.  P.  Forma  involucri  foliolis  abbreviato-subro- 
tundis,  fruetu  puberulo,  umbellis  axillaribus  longis  ,  ramealibus  ternatis 
brevissime  peduneulatis,  forsan  ab  ea,  quam  cl.  Weddell  (Chi.  andin.  2. 
p.  187.)  descripsit.  distinguenda.  sed  cum  ic.  R.  P.  Fl.  peruv.  t.  251.  b. 
plane  confortnis.  —  Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  alt.  9 — 11000'. 
(»Peruv.,  Boliv.«). 

337.  B.  acutangula  Benth.  ex  descr.  Wedd.  (1.  c.j.  differt  a  prae- 
cedente  foliis  5— 31obis  lobo  medio  produetiori  deltoideo  nunc  basi  utrinque 
iterum  in  lobulum  produeto.  pedunculis  longioribus,  fruetu  ovato-obtusato 
(in  B.  lobata  ovali)  et  costis  praeter  pubem  stellatam  seta»  glochidiatas 

Phys.  Classc.    XIX.  tJ 


154 


A.  GRISEB ACH, 


sparsim  gerentibus  (cf.  obs.  de  B.  lobata  in  Bentb.  Hook.  gen.  pl.  1. 
p.  876  :  pubem  quoque  in  pagina  foliorum  inferiori  3 — 4radiatara,  in  illa 
6  — 8radiatam  video.  —  Tucuman,  repens  intra  graraina  pr.  Cienega. 
(»Kcuador  —  Bolivia.«) 

338.  1  (43.)  Muimum  triacanthum  Gr.  n.  sp.  caulibus  caespitoso-ascen- 
ilentibus  dense  foliosis,  foliis  acerosis  trisectis:  segmentis  spiniformibus 
petiolo  basi  in  vaginara  ciliatam  producto  aequilongis,  umbellis  axillaribus 
pauciHori8:  pedunculo  abbreviato  vix  e  vagina  emergente,  involucri  foliolis 
lanceolato-acuminatis  basi  brevisaime  connexis  pedicellos  aequantibus, 
fructu  ovali.  —  Ab  affinibus  umbella  subsessili,  a  M.  cryptantho  Cl.  (ubi 
foliorum  segmenta  l/2 — 2"'  longa)  segmentis  multo  longioribus  M.  spinosum 
Pcrs.  simulantibus  differt,  a  M.  spinoso  praeterea  fructu  non  cordato. 
Suffrutex  2—4"  altus;  folii  segmenta  8—6"'  longa,  aequalia,  patentia; 
pedicelli  ciassiusculi,  2"'  longi:  petala  lutea  subrotunda.  apice  obtusius- 
culo  deltoideo  incurvo;  fructus  utrinque  rotundatus.  2"'  longus,  V/z'" 
latus,  alis  distinctis.  —  Catamarca.  in  alpinis  Vayas  altas  pr,  Belen. 

339.  (44.)  M.  axüUflorum  Gr.  n.  sp.  caule  ascendente  robusto  ra- 
moso  dense  vaginato,  foliis  acerosis  trisectis:  segmentis  spiniformibus  pe- 
tiolo basi  in  vaginam  glabram  late  amplexantem  producto  plerumque 
brevioribus.  umbellis  axillaribus  sessilibus  paucifloris:  pedicellis  alatis 
inacqualibus  involucro  eoque  vagina  foliari  inclusis.  involucri  foliolis  lan- 
ceolato-acuminatis pungentibus  basi  in  tubum  turbinatum  connatis,  fructu 
late  cordato-ovali.  —  Habitus  M.  ulicini  Gill.,  ubi  fructus  ovalis  et  seg- 
menta folii  2"'  longa.  Suffrutex  palmaris;  folii  segmenta 4 — 5'"  (quandoque 
6 — 8"')  longa,  aequalia.  patentia;  pedicelli  1 — 2'",  involucrum  2"'  longum; 
petala  pallide  flava,  subrotunda.  apice  deltoideo  inflexo;  fructus  sinu  basi- 
lari  aperto  cordatus,  2"'  longus  et  fere  latus,  alis  latiusculis.  —  Cata- 
marca, in  convallibus  arenosis  excelsis  inter  Nacimientos  et  Laguna  blanca, 
alt.  9—10000'. 

340.  Eryngium  coronatum  Hook.  Arn.  Forma  2—5"  alta,  trichotomia 
pedunculorum  5  — 7cephala  fastigiata;  involucri  foliola  variant  integerrima, 
spinuloso-pauciserrata  et  spinoso-pinnatifida ,  capitula  cylindrico-oblonga 
v.  ovoideo-cylindrica.  infra  bracteolas  coronantes  8"'  longa,  4"'  lata:  con- 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


155 


feratur  igitur  cum  speciminibus  authenticis.  —  Santiago  del  Estero,  in 
campis  pr.  urbem.  (»Bonaria«). 

341.  E.  nudicaule  Lara.  Forma  foliis  imis  spathulatis.  involucri 
foliolis  integerrimis  stellato-expansis,  bracteolis  flores  excedentibus ;  radice 
perenni  ab  E.  depresso  H.  A.  cbilensi  differt.  —  Cordoba,  in  montibus 
inter  Ascoehinga  et  S.  Roque  infra  et  supra  limites  sylvarura.  (»Uruguay 
—  S.  Luis«). 

342.  E.  ebracteatum  Lam.  ex  ic.  Laroche,  Eryng.  t.  32.  —  Cor- 
doba, rarius  in  ripa  fl.  Rio  Primero.  (»Amer.  austr.  trop.  —  Bonar.«). 

343.  E.  poterioides  Gr.  n.  sp.  perenne ,   caule  elato  stricto  multi- 
striato  remote  foliato,  foliis  parallelinerviis  gramineis  lineari-acuminatis 
margine  remote  adpresso  spinulosis ,  inflorescentia  terminali  et  axillari : 
ramis  3— 5natis,  capitulis  subfastigiatis  cylindricis  exinvolucratis,  bracteolis 
6ubulato - linearibus  flores  paullo  excedentibus,  calycis  tubo  vesiculoso- 
squamato,  dentibus  deltoideo-mucronatis,  petalis  subrotundis  stamina  su- 
perantibus.  —  Medium  inter  praecedens,  cui  rami  multo  tenuiores,  folia 
integerrima,  bracteae  breviores,  petala  purpurea,   et  E.  nudum  Gill., 
ubi  »spinulae  foliorum  haud  solitariae,  capitula  globosa  et  petala  oblonga« ; 
habitus  capitulorum  omnino  ut  in  Sanguisorba  officinali ,  petala  supra 
calycem  atrum  pallida  videntur.    Gaulis  bi-quadripedalis,  inferne  fere  3"' 
diatn. ;  folia  inferiora  pedalia  et  ultra,  6  —  8'"  lata,  spinulis  e  nervo  mar- 
ginali  oriundis  solitariis  antrorsum  adpressis  6'"  saepe  et  magis  distan- 
tibus;  capitula  14—6'"  longa,  utrinque  obtusa,  3—2'"  diam.;  flores  mi- 
nuti,  densissimi.  bracteolis  2'"— ll/2"'  longis.  —  Tucuman,  in  pascuis 
alpinis  pr.  Cienega.   Catamarca,  in  convalle  excelsa  Granadillas  pr.  Ya- 
kutula. 

344.  E.  agavif olium  Gr.  n.  sp.  elatum ,  crassicaule,  foliis  paralleli- 
nerviis oblongo-linearibus  acuminatis  margine  in  dentes  magnos  pinnatifide 
dissectis ,  caulinis  semiamplexicaulibus :  dentibus  patentibus  lanceolato- 
acuminatis  latitudine  laminae  brevioribus,  capitulis  ovoideo-oblongis  invo- 
lucrum  plus  duplo  excedentibus,  involucri  sub  20phylli  foliolis  lanceolato- 
acuminatis  integerrimis  patentibus  v.  demum  reflexis,  bracteolis  lanceolato- 
*     acuminatis  pungentibus  florc  duplo  longioribus.  —  Exstat  caulis  fragmen- 

U2 


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156  A.  GRISEBACH, 

tum  fistulosura,  8"'  diam.;  folia  E.  bromelifolio  Laroch.  simillima,  4 — 5pe- 
dalia,  intra  dentes  ll/2"lata:  dentes  majores  l"longi,  supra  basin  obli- 
quam  2"'  lati,  nonnunquam  cum  minoribus  alternantes,  omncs  antrorsum 
spectantes;  capitula  omnino  Dipsaci,  IV2 — 1  "longa,  12 — 8"'  lata;  invc- 
lucri  foliola  8 — 6"'.  bracteolae  2 — 3'"longae.  —  Cordoba  in  ripa  fl.  Rio 
Primero  nec  raro  in  rupestribus  montium. 

345.  Helosciadium  leptophyllum  DC.  —  Cordoba.  ad  vias  juxta 
prnedia.    (Amer.  trop.  et  ultra  ejus  fines). 

346*.    Ammi  Visnaga  Lara.  —  Cordoba,  in  ripa  arenosa  fluminum. 

347*.    Conium  maculatum  L.  —  Cordoba,  vulgaris  in  ruderatis. 

348*.    Pastinaca  sativa  L.  —  Cordoba,  in  ripa  fluminum. 

349.  Daucus  hispidifolius  Oos  ex  descr.  —  Cordoba,  ad  vias  et 
in  ripis  fluminum.  (»Chile«). 

Aristolochiaceae. 

350.  Aristolochia  argentina  Gr.  n.  sp.  Gymnolobus,  glabra,  herbacea, 
volubilis,  caule  anguloso-sulcato ,  foliis  cordato-deltoideis  obtusis  pedatim 
7nerviis :  sinu  auriculis  rotundatis  laminaque  minute  ad  basin  cuneata 
late  patente,  pedunculis  axillaribus  unifloris  solitariis,  calyce  extus  glabro. 
intus  kievi  supeme  ad  labium  parce  puberulo:  tubo  ab  utriculo  basilari 
ovoideo  refracto  clavnto  recto  cum  labio  sessili  simplici  late  ovato  obtuso 
continuo.  —  Species  inserenda  juxta  A.  chilensem  Mrs.  Folia  2—3"  diam.: 
petioii  iy2 — 2"  longi,  pedunculum  subaequantes ;  calycis  utriculus  8'", 
portio  refracta  IV2":  tubus  et  labium  subaequilonga ,  ille  apice  4 — b'" 
diam.,  hoc  explanatum  fere  8"'  latum ;  antherae  6,  oblongae ,  distinctae ; 
lobi  stigmatici  6,  obtuse  deltoidei;  Capsula  elliptica.  utrinque  acutiuscula, 
l"longa.  —  Santiago  del  Estero.  in  sepibus  praediorum  pr.  urbem. 

351.  A.  angustifolia  Cham,  in  Linnaea .  1832.  t.  5.  f.  2.  Forma 
foliis  nunc  leviter  subcordatis  et  labio  margine  sparsim  papilloso.  —  San- 
tiago del  Estero,  in  salsis.  (»Uruguay  —  Brasil,  austr.«) 

Santalaceae. 

352.  Jodina  rhombifolia  Hook.  Arn.  —  Je.  Mart.  Fl.  bras.  fasc.  . 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


157 


28.  t.  23.  —  Nom.  vernac.  Quebracho  blanco.  Q.  flojo  (cf.  Gr.  Vegeta- 
tion der  Erde,  2.  p.  619:  ubi  error  Scblechtendalii  de  nominibus  verna- 
culis  commissus  exponitur).  Cordoba,  frequens  in  campis.  (»Uruguay  — 
S.  Luis«). 

Loranthaceae. 

353.  Loranthus  cuneifolius  R.  P.  —  Je.  Eichl.  in  Mart.  Fl.  bras. 
Loranthac.  t.  11.  (Phrygilanthus).  Bacca  (iramatura)  ernbryonem  praebet 
cylindricum  albumine  inclusum  Phrygilanthi,  tarnen  cupula  singulos  flores 
perfectos  suffulciente  habituque  a  sectione  Psittacanthi,  quam  semine 
exalbuminoso  cl.  Eichler  generice  distinguere  maluit.  divelli  nequit  con- 
nexumque  generis  probat.  —  Cordoba,  in  Algarobis  aliisque  arboribus 
pr.  Las  Penas,  in  montanis  pr.  S.  Bartolo.  Tucuman  in  arboribus  sylvae 
subtropicae  pr.  Juntas.  (»Peruvia  et  Brasilia  australis  —  Chile  et  Bonaria«). 

354.  L.  verticiilatus  R.  P.  (Syn.  Phrygilanthus  Eichl.)  Forma  va- 
rians  folüs  ternatim  verticillatis,  oppositis  et  alternis,  corolla  15"'longa.  — 
Catamarca,  in  Algarobis  aliisque  arboribus.  in  collibus  pr.  Yakutula. 
(»Peru  via«  —  Chile). 

355.  L.  ligustrinus  W.  ex  descr.  ap.  Eichl.  (Syn.  Phrygilanthus  ej.). 
Parasiticus  in  Chal-Chal ;  flores  odori :  petala  6,  ad  apicem  usque  anguste 
linearia,  a  medio  recurvata.  6'"  longa,  y5'"lata;  stamina  corollae  aequi- 
longa,  3  paullo  breviora:  antherae  ellipticae,  2/3 "longa,  ex  filamento  acu- 
minato  ineumbentes.  —  Tucuman. 

356.  L.  eugenioides  Kth.  —  Je.  Eichl.  1.  c.  t.  12.  (Phrygilanthus 
ej.).  —  Frutex  terrestris,  ultra  6pedalis.  —  Catamarca.  in  declivitate 
montis  Cuesta  de  Chilca  versus  Fuerte  de  Andalgala.  ;»Peru%da,  Brasil, 
austr.«). 

357.  L.  flagellaris  Cham.  Schi.  —  Je.  Eichl.  1.  c.  t.  13.  (Phrygi- 
lanthus ej.).  —  Cordoba,  frequens  in  Algarobis,  c.  c.  pr.  Las  Penas. 
(»S.  Luis  —  Brasil,  austr.«). 

358.  L.  uruguensis  Hook  Arn  var.  angustifolius  Gr.  folüs  lineari- 
lanceolatis  peduneulos  duplo  superantibus.  —  Forsan  speeifice  distinguen- 
dus,   sed  ad  speciem   uruguensem  relatus,  quia  L.  phyllyraeides  Kth.. 


158  A.  GRISEBACH, 

quocum  structura  convenit.  eodem  modo  foliorum  forma  variare  dicitur; 
folia  iy2"  longa.  4"' lata;  pedunculi  nunc  supra  medium  furcati,  nunc 
bis  divisi  et  infra  bifurcationes  trichotomi,  infra  divisionem  6'"  fere  longi; 
petala  2"'  longi ;« Stigma  in  flore  o*  tenue.  Habitu,  ut  bene  monuerunt 
Hook,  et  Arn.,  accedit  ad  praecedentem,  foliis  imo  magis  quam  forma 
ab  illis  descripta  »foliis  oblongo-lanccolatis«,  sed  ad  scct.  Struthanthi  per- 
tinet.  —  Santiago  del  Estero,  frequens  in  Algarobis  et  aliis  arboribus  ultra 
fl.  Saladillo.  (a:  »Uruguay«), 

359.  Phoradendron  holoxanthum  Eichl.  ex  descr.  —  Nomen  vernac. 
Liga.  Cordoba.  super  Celti  in  sylvis  montanis  pr.  Calera.  Catamarca, 
in  Algarobis  pr.  Fuerte  de  Andalgala.  (»Brasil,  australi-orientalis«). 

360.  Ph.  rubrum  Gr.  Forma  angustifolia,  foliis  2—3"  longis.  2—4'" 
latis.  —  Cordoba,  in  sylvis  montanis  pr.  Calera  frequens.  Catamarca,  vul- 
garis in  Algarobis  pr.  Fuerte  de  Andalgala.  (Amer.  trop.  et  ultra  ejus  fines). 

Ph.  rubrum  var.  brevispica  Eichl.  1.  c.  p.  121.)  Forraa  angustifolia, 
foliis  12 — 8"'  longis,  3 — 2'"  latis.  —  Catamarca,  in  fruticibus  sterilium 
raontium  pr.  Fuerte  de  Andalgala. 

361.  Ph.  chrysostarlyum  Eichl.  —  Syn.  Viscum  Prl.  ex  descr.,  sed 
forma  est  foliis  plerisque  acuminatis.  Pubes  stellato-tomentosa.  —  Tucu- 
man,  in  arboribus  sylvae  subtropicae  pr.  Siambon.  (»Peruvia«). 

Caprifoliaceae. 

362.  Sambucus  australis  Cham.  Schi.  —  Cordoba,  frequens  in  sepi- 
bus  praediorum.    (Introducta  esse  dicitur  in  Chile :  Philippi  pl.  chil.  227.}. 

363.  S.  peruviana  Kth.  Cyma  in  speeimine  misso  5radiata.  — 
Nom.  vernac.  Sauco.  Tucuman,  frequens  a  regione  subtropica  ad  reg. 
Alni,  quacum  arbore  quandoque  sylvas  mixtas  format,  pr.  Siambon.  {»Pe- 
ruvia«.). 

364.  Randia  pubescens  R.  P.  ex  Je.  FL  peruv.  t.  220.  b.  —  Syn. 
R  obovata  R.  P.  Arbor  medioeris.  —  Tucuman,  infrequens  in  sylvis 
subtropicis  pr.  Siambon.  (»Peru via«.). 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


159 


365.  Manettia  leianthiflora  Gr.  n.  sp.  caule  teretiusculo  scabriusculo, 
foliis  ovatis  breviter  acuminatis  tnembranaceis  utrinque  sparsim  puberulis 
basi  breviter  in  petiolum  producta  rotundatis :  stipulis  deltoideis  obtusius- 
cule  apiculatis,  pedunculis  axillaribus  saepe  semel  divisis  3 — lfloris: 
bracteis  ovato-acuminatis,  calycis  lobis  4  oblongo-lanceolatis  acutis  pube- 
rulis sub  anthesi  tubo  subaequilongis  basi  distantibus:  dentibus  accessoriia 
rainutis  y.  obsoletis,  corolla  glabra  rubra:  tubo  clavato-infundibulari  calyce 
raultoties  longiori  intus  supra  fundum  subcylindricum  transverse  piloso: 
lobis  ovatis  obtusis,  expansis  antheras  exserentibus,  stylo  longius  exserto.  — 
Conferatur  cum  M.  grandiflora  Miq.,  ubi  »folia  minora,  supra  glabra,  sti- 
pulae  latae  brevissimae«.  Caulis  herbaceus,  alte  volubilis;  folia  5 — 2" 
longa,  2y2— 1"  lata,  petiolo  6'" — 4"',  stipulis  V/2'"  f«"e  longis;  pedun- 
culi  (cum  pedicellis)  2—1",  calycis  lobi  3"',  corolla  fere  2"  longa:  ejus 
tubus  basi  2'",  apice  6—8'"  diam.,  lobi  3"'  longi.  —  Tucuman,  frequens 
in  sylvis  subtropicis  pr.  La  Cruz. 

366.  Psychotria  foveolata  R.  P.  ex  Je.  Fl.  peruv.  t.  207.  b.  — 
Frutex  ultra  öpedalis.  —  Tucuman.  in  sylvis  subtropicis,  Cuesta  de  Peri- 
quillo.  (»Peruvia«.). 

367.  Borrera  assurgens  Gr.  —  Syn.  Spermacoce  R.  P.  Fl.  pe- 
ruv. t.  92.  —  Affinis  B.  Bartlingianac  DC,  sed  cocci  oblongi;  calyx 
4dentatus.  demum  2dentatus.  —  Tucunran,  in  paseuis  pr.  Cienega.  (»Peru  — 
Brasil.«). 

368.  Richardsonia  scabra  L.  —  St.  Hil.  pl.  usuell,  t.  8.  —  Nonn, 
vernac.  Yerba  del  poyo:  remedium  contra  gastricismum.  Cordoba.  in 
arenosis  ad  fl.  Rio  Primero  inter  lapides.  Tucuman,  in  paseuis  pr.  Tafi. 
(Amer.  trop.) 

369.  Mitracarpum  Sellowianum  Cham.  Schi,  ex  detfer.  —  Tucuman 
in  paseuis  pr.  Tafi.  in  paseuis  alpin«  pr.  Cienega.  (»Bonar.  -  Brasil, 
austr.«) 

370.  M.  cuspidatum  DC.  ex  descr.  —  A  praecedente  differt  setis 
stipularibus  longioribus  (saepe  1%*"  longis),  dentibus  calycis  2  acces- 
soriis  quam  bina  majora  lanceolato  -  acuminata  duplo  brevioribus  (nec 
minutis).  stylo  exserto  et  foliis  angustioribus  (quae  tarnen  in  utroque  la- 


1G0 


A.  G1USEBACH, 


titudine  variant,  in  hac  1  —  3"  (—  5"').  in  illa  4—6"'.  —  Cordoba, 
frequens  ad  vias,  in  ripis  pr.  urbera.  (»Uruguay«). 

371.  (45.)  Galium  hirsutum  R.  P.  Forma  foliis  elliptico-lanceo- 
latis  brevioribus  (conformis  Lechl.  pl.  perur.  2139.),  quae  transit  in  for- 
mam  foliis  lanceolatis:  1775  ej.).  —  Tucuman,  in  pascuis  alpinis  pr. 
Cienega.  (Peruv.) 

372.  (46.)  G.  Richardianum  Endl.  —  Syn.  Rubia  Hook.  Arn.  ex 
descr.  —  Tucuman,  in  pascuis  alpinis  pr.  Cienega.  (»Mendoza«). 

373.  (47.)  G.  corymliosum  R.  P.  ex  descr.  Forma  foliis  ellipticis, 
sed  transit  in  formam  foliis  angustioribus.  —  Catamarca,  in  pascuis 
alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen  alt  9—11000'.  ("Peruv.«). 

374.  G.  pusillum  Endl.  —  Lecbl.  pl.  chil.  374  (Rubia  Gill.).  Prae- 
cedenti  proximum ,  sed  folia  anjustiora  et  caulis  tcres,  sulcis  angustis 
exaratis.  —  Cordoba,  in  pascuis  pr.  S.  Francisco.  (»S.  Luis«  —  Chile. 

375.  G.  chaetophorum  Gr.  n.  sp.  Relbuniuiu,  bumile,  flaccido-diffu- 
sum,  caulibus  tetragonis  laevibus.  foliis  quaternis  oblongo-linearibus  mu- 
cronato-acutis  membranaceis  diaphano-venosis  setis  longiusculis  distantibus 
ad  nervum  marginalem  et  quandoque  subtus  ad  medianum  adspersis, 
ccterum  glabris,  pedunculis  axillaribus  oppositis  folio  brevioribus  1  — 
2tloris:  altero  breviori.  involucri  foliolis  4  breviter  lanceolato-acutis  setoso- 
ciliatis,  fructu  sessili  subcamoso  setulis  brevissimis  tuberculato.  —  Caules 
palmares;  folia  internodiis  breviora.  4 — 2'",  pedunculi  brcviorcs  1"',  lon- 
giores  2 — 3'".  involucri  foliola  1 — 2"'  longa.  —  Cordoba,  in  rupibus. 

376.  G.  bigeminum  Gr.  n.  sp.  Pelbunium,  elatum,  strictum,  glabrum, 
taule  faciebus  convexis  tetraquctro  laevi  parce  ramoso:  ramis  alternis 
erectis,  foliis  quaternis  lanceolato-oblongis  apice  rotundato  obtusiusculis 
venosis,  pedunculis  axillaribus  oppositis  folio  brevioribus,  saepe  brevissi- 
mis, unifloris.  involucri  foliolis  erectis,  binis  elliptico-lanceolatis  fructu  qua- 
druplo  longioribus,  binis  lanceolatis  quam  illa  duplo  brevioribus,  corolla 
4partita,  fructu  sessili  subcamoso  minute  tuberculato.  —  Species  habitu 
Galii  Molluginis  et  involucro  anisopbyllo,  si  cum  sequente  comparatur. 
sepnraüoni  genericac  Rclbunii,  quam  preponunt  cl.  Bentham  et  Hooker 
(Gen.  pl.  2  p.  149.),  obstare  videtur.    Caulis  bipedalis,  basi  repens,  in- 


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PLANT AE  LORENTZIANAE.  161 

ternodiia  folia  2-3plo  superantibua ;  folia  6 — 4'"  longa,  2— 2l/2'"  lata, 
uninervia;  pedunculi  2—  ,  involucri  foliola  majora  2 — 3'",  minora 
V"  fere  longa.  —  Cordoba,  in  fruticetis  ad  fl.  Rio  Primero  pr.  urbem. 

377,  G.  tetragonum  Gr.  n.  ap.  Eugalium,  elatum,  difFuao-ramosissi- 
mum,  canle  flaccido  tetragono  angulis  retrorsum  scabro.  foliis  quaternis 
oblongo-linearibus  mucronulato-obtuaiusculis  uninerriia  venoais  glabris 
margine  antroraum  scabriusculis  internodio  multo  brevioribus,  pedunculis 
axillaribus  tetraquetris  folium  subaequantibus  apice  2( — 4)bracteato  in 
cymam  trichotome  divisis,  corolla  alba  4partita.  fructu  baccato  brevi  gla- 
bro.  —  Affinis  videtur  G.  ephedroidi  (Rubiae  Cham.  Schi.)  Herba  per- 
ennis,  pluripedalis,  ramia  intricatis,  intern odiis  2 — l"longis;  folia  6 — 3'" 
(—8"')  longa,  1—1  Vi'"  lata;  cyma  ter-aemel  divisa,  pedicellia  divaricato- 
patentibus  peduncnlo  brevioribus:  bracteae  breviter  lanceolatae,  vulgo 
oppositae,  nunc  ad  primam  diviaionem  verticillato-quaternae.  —  Cordoba, 
in  rupestribus  mont  Sierra  de  Cordoba,  pr.  Ascochinga. 

Valerianeae. 

378.  (48.)  PkyUactis  dinorrhiza  Gr.  n.  sp.  Valerianopsis ,  herbacea, 
glabra,  rhizomate  crassiasimo  simplici  apice  dilatato  dense  rosulato,  caulibus 
pluribus  nudia  v.  infra  infloreacentiam  pari  foliorum  aolitario  inatructia 
erectis  folia  quadruplo  v.  minna  excedentibua.  foliia  roaularibua  apathulato- 
lanceolatis  obtuaia  integerrimis  uninerviis  in  petiolum  membranaceo-mar- 
ginatum  vix  aequilongum  aensim  attenuatis,  caulinia  bracteisque  linearibus, 
glomerulia  Horum  in  racemum  simplicem  spiciformem  interruptum  dispo- 
sitis ,  pleriaque  subsessilibua ,  inferioribus  magis  distantibus  breviterque 
pedunculati8,  floribus  dioecia,  corolla  infundibuliformi  aequali  51oba :  lobis 
oblongia  obtusis  stamina  3  subaequantibus.  calycia  (d)  limbo  breviaaimo 
erecto  integro,  9  .  .  .  ^  Proxima  Ph.  macrorrhizae  Benth.  Hook.,  ubi 
foliorum  lamina  duplo  latior  et  brevior  petioloque  elongato  auffulta  eat. 
Rhizoma  descendens,  inferne  1"  et  ultra,  apice  turbinato  2"  craasum; 
folia  (petiolo  incluso)  3 — 2"  longa,  6 — 4'"  lata;  caule8  pedales-palmares, 
a  media  fere  glomeruliferi .  internodiis  imis  racemi  ultrapollicaribua : 
bracteae  glomerulum  subaequantes ,  foliis  caulini8  (1"  longis)  multo  bre- 

Phys.  Classe.    XIX.  X 


102  A.  G RISEB ACH, 

viora;  glomeruli  singali  sabglobosi,  2 — 3"'  diam.,  densiflori:  flores  Ultimi 
bracteolis  ovatis  oppositis  ternatim  suffulti;  corolla  vix  1"'  longa.  — 
Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  pr,  Beten  alt.  9 — 11000'. 

379.  ^49.)  Ph.  polybotrya  Gr.  n.  sp.  Valerianopsis .  herbacea,  gla- 
briuscula,  caule  stricto  infra  paniculam  foliato  striato,  foliis  Omnibus 
pinnatisecti8 :  segmentis  4— 6jugis  lanceolato-linearibus  remote  serratis 
apice  attenuato  obtuaiusculis ,  panicula  elongata  interrupta  inferne  bis 
divisa :  divisionibus  racemiformibus  oppositis :  bracteis  distinctis  lanceo- 
latis  acutis,  ultimis  3 — lfloris,  floribus  dioecis,  corolla  breviter  infundi- 
buliibrmi  aequali  5dentata:  dentibus  deltoideis,  staminibus  3  breviter 
exsertis,  calycis  fo)  limbo  brevissimo  5denticulato,  achenio  comprcsso-tri- 
gono  marginato.  —  Proxima  P.  polystachyae  Benth  Hook.,  foliorum  seg- 
mentis infra  apicem  serratis  et  panicula  in  racemos  magis  compositos 
divisa  distinguenda.  Khizoma  simplex,  2'"  diam.,  repens  v.  curvo  descen- 
dens;  caulis  2 — lpedalis,  a  medio  racemifer,  internodiis  plerisquc  2 — 3" 
longis ;  folia  opposita ,  ima  et  caulina  (petiolo  brevi  incluso)  2"  longa : 
eegmenta  subaequalia  6 — 8"'  ( — 12"')  longa,  2 — 3"' lata;  internodia  pani- 
culae  sursum  longitudine  decrescentia :  racemi  inferiores  2 — 3",  superiores 
et  partiales  10—4'"  longi,  sursum  aequaliter  decrescentes ;  bracteolae 
2—1"',  corollae  et  achenia  >/2"'  longa.  —  Catamarca  in  convalle  alpina 
Granadillas  pr.  Belen. 

380.  Valeriana  effusa  Gr.  n.  sp.  herbacea,  elata,  erecta.  subglabra. 
foliis  membranaceis  magnis,  inferioribus  pinnatisectis,  mediis  indivisis  v. 
petiolo  appendiculato  lyratis  ovatis  acutiusculis  repando-dentatis,  summis 
tripartitis:  segmentis  inferiorum  mediis  foliis  conformibus,  sed  repando- 
integerrimis  3jugis  longe  petiolatis  a  terminali  deorsum  decrescentibus, 
superiorum  lanceolatis  acuminatis  integerrimis ,  panicula  terminali  ampla 
effusa  interrupta  laxinora :  ramis  tri-dichotomis,  extimis  in  spiculam  uni- 
laterali-scorpioideam  abeuntibus:  bracteolis  breviter  lineari-setaceis ,  flori- 
bus polygamis,  corolla  infundibuliformi ,  achenio  ovato  laevi  marginato 
pappo  8 — lOradiato  quadruplo  superato:  setis  plumosis  basi  membranacea 
connexis.  —  Affinis  videtur  V.  magnae  Glos,  ubi  segmenta  »folii  minora 
6 — 6juga.«    Herba  ramosa,  4 — 6pedalis,  internodiis  paniculae  5— ll/2" 


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PLANTAE  LOIIENTZIANAE. 


163 


loDgis;  folia  ima  pedalia  (incluso  petiolo  4"longo),  segmenta  majora  folia- 
que  media  3 — 4"  longa,  panicula  bipedalis  —  semipedalis,  ramis  primariis 
6 — 3"  longis,  inferioribus  baai  foliatis,  superioribus  bracteis  minutis  suf- 
fultis;  corolla  ödentata,  l1/»'",  achenium  V"  longum.  —  Catamarca.  fre- 
quens  in  praeruptis  uinbrosis  ad  rivulnm  pr.  Fuerte  de  Andalgala. 

Calycereae. 

381.  Boopis  anthemoides  Juss.  —  Je.  Mem.  Mus.  6.  t.  11.  —  Forma 
suffruticosa.  spithamea,  foliis  caulinis  pinnatisectis,  ramorum  primariorum 
plerisque  linearibua.  —  Cordoba  in  arenosis  ripariis  et  in  convallibus  pr. 
urbem.  (»Bouaria«). 

382.  (50.)  Calycera  Calcitrapa  Gr.  n.  sp.  robusta,  superne  fastigiato- 
ramosa,  glabra,  caule  inferne  nudo  suffruticoso  erecto,  superne  folioso, 
foliis  lineari-oblongis  pinnatifido-sinuatis ,  plerisque  basi  latiuscula  sessi- 
libus:  apice  lobulisque  dentiformibus  mucronato-acutis ,  corymbo  polyce- 
phalo,  iuvolucro  planiusculo  vix  ad  medium  diviso  capitulo  demum  glo- 
boso  subaequali:  lobis  subulato-deltoideis ,  spinis  calycinis  numerosis  ca- 
pituli  diametro  multo  longioribus.  —  Affinis  C.  eryngioidi  Rem.,  sed  ca- 
pitula  multo  minora  et  involucro  brevi  distineta.  Caulis  1 — iy2'  pedalia 
(sed  pars  inferior  nuda  forsan  terrae  immersa),  apice  ramulis  numerosis 
in  corymbum  6 — 4"  latum  expansus;  folia  6"  longa,  6 — 3'"  lata,  iufe- 
riora  in  basin  petioliformem  attenuata,  lobulis  inaequalibus  nunc  in  dentes 
abbreviatis  4 — 6jugis;  peduneuli  monocephali,  divaricati.  8 — 12'"  longi; 
involucrum  6"',  capitulum  florens  6"'  diam. ;  Spinae  flaventes,  basi  com- 
presso-conicac ,  majores  demum  6 — 8'"  longae;  achenia  turbinato-5gona, 
2"'  longa,  laevia.  —  Catamarca,  in  convallibus  arenosis  inter  Nacimientos 
et  Laguna  blanca  alt.  10000'. 

383.  Acicarpha  pinnatifida  Mrs.  —  Je.  Contribut.  to  Bot.  2.  t.  52.  B. 
—  Cordoba,  in  arenosis  pr.  urbem. 

384.  A.  tribuloides  Juss.  —  Je.  Mem.  Mus.  1.  c,  Mrs.  1.  c.  t.  52. 
A.  —  Forma  involucri  foliolis  saepe  foliaeeo-exerescentibus.  Praecedent- 
simiUs,  foliis  basi  attenuata  semiamplexicaulibus  (neque  in  auriculas  ami 
plexantes  produetis)  remote  serratis  v.  levius  incisis,  stylo  longius  exserto. 

X2 


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416 


A.  GRISEBACH, 


et  acheniis  in  basi  capituli  numeroaioribus  recedens.  —  Tucuman ,  in 
umbrosis  reg.  Alni ,  Cuesta  de  Siambon ,  et  adscendens  in  pascua  alpina 
pr.  Cienega  ( —  »Bonaria«.) 

Synanthereae. 

385.  Vernonia  salicifolia  Gill.  ap.  Hook.  Arn.  (Comp.  Bot.  mag.  1. 
p.  237.  —  Syn.  V.  rubricaulis  Hook.  Arn.  1.  c.  (non  Hamb.  Bonpl., 
cujus  folia  conformia,  sed  achenia  glabra  et  capitula  secus  ramos  sessilia). 
Folia  lineari-filifonnia ,  arcuata,  5 — 2l/z4'  longa,  demum  subtus  glabrata, 
nervo  crasso  prominulo;  capitula  racemoso-corymbosa,  ramis  1 —  pauci- 
capitulatis,  involucro  campanulato-hemisphaerico  6"'  longo,  squamis  acutis ; 
achenia  villosa.  —  Cordoba,  frequens  in  campia  arenosis  et  convallibus. 
(»Bonaria,  Mendoza  —  Paraguay«). 

386.  V.  mollis8ima  Don  ap.  Hook.  Arn.  1.  c.  —  Cordoba,  pr.  Las 
Penas  et  S.  Francisco.  (»Bonaria-Mendoza«). 

387.  Elephantopus  scaber  L.  Forma  foliis  imis  latioribus  obovato- 
spathnlatis.  —  Tucuman .  in  sylvis  subtropicis  Cuesta  de  Periquillo. 
(Amer.  trop.  et  ultra  ejus  fines). 

388.  Stevia  Lorentzii  Gr.  n.  sp.  herbacea,  erecta,  ramosa,  puberula, 
foliis  ovato -  lanceolatis  acuminatis  supra  basin  cuneatam  et  in  pctiolum 
alatum  contractam  obtuse  et  grosse  serratis  triplinerviis :  serraturis  utrinque 
12 — 15  ,  panicula  trichotoma :  ramis  patentibus  apice  corymbosis :  pedi- 
cellis  capitulo  multo  brcvioribus .  involucri  foliolis  breviter  acuminatis, 
pappi  aristis  2 — 3  achenio  corollaque  tubo  duplo  brevioribus  coronula 
dissecta  v.  partim  integra  separatis  eaque  duplo  longioribus.  —  Affinis 
St.  breviaristatae  H.  A.  et  St.  rhombifoliae  Kth.  Caulis  inferne  suffru- 
tescens,  3pedalis:  pubes  brevissima,  pulverulenta ;  folia  (incluso  petiolo 
8—12'"  longo)  3—4"  longa,  1— 1%"  lata,  omnia  opposite;  panicula 
saepe  pedalis,  pyramidata,  ramis  inferioribus  4—6"  longis;  involucrum 
2"'  longum,  pulverulento-puberulum ;  corollae  (siccae)  roseae.  —  Tucuman, 
ubi  constituit  praecipue  vegetationem  sufFruticosam  in  pratis  montanis 
pr.  Siambon. 


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PLANTAE  L0RENTZIA3AE. 


165 


389.  St.  breviaristata  Hook.  Arn.  ex  descr.  Praecedenti  pappo  con- 
formis,  differt  caule  altiori  (fere  6pedali),  foliis  latioribus  (3"  longis,  2" 
latis)  acutiusculis  (non  acuminatis) :  serraturis  15—20 ,  paniculae  ramis 
plerisque  altemis  indivisis  brevibus  et  suberectis  apice  in  glomerulum 
compactum  floribus  numerosis  compositum  (1"  diam.)  abeuntibus,  invo- 
lviere 3'"  longo  basi  squamula  foliata  munito.  —  Tucuman.  frequens  in 
pratis  montanis,  Cuesta  de  Siambon. 

390.  (51.)  St.  alpina  Gr.  n.  sp.  herbacea,  erecta,  puberula,  foliis 
deltoideo-ovatis  v.  superioribus  ovato-lanceolatis  acutiusculis  grosse  inae- 
qualiter  serratis  triplinerviis  basi  in  petiolum  alatum  contractis :  serraturis 
obtusiusculis  utrinque  12—20,  glomerulis  compacte  -  densifloris  in  caule 
ramisque  paucis  terminalibus :  capitulis  subsessilibus  v.  breviter  pedicel- 
latis,  involucri  foliolis  apice  subulato-acutiusculis ,  exterioribus  obtusius- 
culis, pappi  aristis  2  marginalibus  corollae  tubo  achenioque  subaequilongis 
coronula  brevissima  dissecta  separatis.  —  Conferatur  cum  St.  rhombifolia 
Kth.,  cui  »serraturae  foliares  minus  numerosae«.  Caulis  3pedalis,  ramosus: 
pubes  brevissima,  in  capitulis  densior;  folia  (incluso  petiolo  6 — 8"'  longo) 
8 — 4"  longa,  V/z — 2"  lata,  suprema  quandoque  alterna;  glomeruli  1" 
diam.,  nunc  subsolitarii,  nunc  pauci  agglomerati;  involucrum  3"'  longum, 
squamis  exterioribus  accessoriis  foliaeeis  lanceolatis  v.  bracteolis  suffultum.  — 
Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belcn  alt.  9-11000'. 

391.  St.  vaga  Gr.  n.  sp.  suffrutescens,  flexuosa,  ramosissima,  pube- 
rula, foliis  lanceolatis  acuminatis  medio  serratis  triplinerviis  basi  con- 
tracta  in  petiolum  attenuatis :  serraturis  inaequalibus  utrinque  9 — 3  v.  in 
superioribus  evanidis,  ramis  apice  breviter  corymbiferis :  pedicellis  inae- 
qualibus, longioribus  involucro  parum  brevioribus,  involucri  foliolis  acutis 
basi  nervoso-caUosis,  corollae  tubo  exserto  involucro  sesquilongiori,  pappi 
exaristati  coronula  dissecta  abbreviata :  paleis  inaequalibus,  unica  lanceo- 
lato-acuminata  ceteris  paullo  longiori.  —  Affinis  S.  tenuifoliae  Phil.,  ubi 
corolla  longior,  folia  angustiora.  Gaulis  tenuis,  elongatus ,  ramis  oppo- 
sitis  4—5"  longis;  pubes  hirtulo-ineurva,  brevissima;  folia  caulina  (in- 
cluso petiolo  superne  alato  4'"  longo)  2"  longa,  6"'  lata,  ramea  minora 
et  angustiora,  orania  opposita;  pedicelli  fastigiati  1—2'",  involucrum 


■ 


166  A.  GRISEBACH, 

2l/2'".  corollae  (siccae  carneaej  tubus  4'",  lobi  1'"  longi.  —  Catamarca, 
non  raro  in  convallibus  lutosis  pr.  Yakutula. 

392.  St.  Gilliesii  Hook.  Arn.  ex  descr.  —  Caulis  3pedalis;  folia 
lx/2 — 1"  longa,  8—5'"  lau,  serraturis  utrinque  4 — 9;  corymbi  apice  com- 
pact!, 1 — V/2"  lati;  pappi  aristae  3  achenio  aequilongae,  coronula  dissecta 
brevi  separatae.  —  Tucuman ,  frequens  in  pratis  alpinis  pr.  Cieuega. 
Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  pr.  Bolen.  (»Mendoza«}. 

393.  St.  minor  Gr.  n.  sp.  perennis.  herbacca,  ramulis  abbreviatis 
simpliciuscula,  hirto-puberula,  foliis  lanceolato-v.  oblongo-linearibus  obtu- 
siusculis  pauciserratis  v.  integerrirais  uninerviis  v.  obscure  3nerviis  sub- 
sessilibus,  coryuibo  terminali:  pedicellis  involucro  multo  brevioribus,  in- 
volucri  foliolis  obtusiusculis  v.  subacutis  basi  calloso-nervosis ,  corollae 
tubo  exserto  pappi  aristas  majores  aequante,  coronula  inter  aristas  6 — 8 
nulla.  —  Proxima  videtur  St.  tenuifoliae  Philipp.,  ubi  »pappi  aristae  3 — 4 
et  paleae  breves«  describuntur.  Caulis  strictus,  5 — 8"  longus,  ramulis 
folia  subaequantibus ;  folia  6 — 8"  longa,  1 — 2'"  lata,  serraturis  quandoque 
aupra  medium  utrinque  3 — 4,  summa  altema;  corymbus  6 — 12'"  latus; 
involucrum  3'",  corollae  tubus  4'",  lobi  l/g*u  longi ;  pappi  setae  inaequales, 
omnes  setaceo-elongatae.  —  Catamarca,  frequens  in  convallibus  pr.  Na- 
cimientos. 

394.  St.  raultiaristata  Spr.,  Hook.  Arn.  ex  descr.  Caulis  pedaüs, 
ut  in  praecedente,  ramulis  abbreviatis  multifoliatus ;  involucri  foliola  3"' 
longa,  corollae  roseae  tubo  gracili  fere  duplo  breviora;  pappi  aristae  10 
— 12,  corollae  tubum  paullo  excedentes,  subaequales;  corollae  lobi  mi- 
nuti,  y^'"  longi.  —  Cordoba,  frequens  in  arenosis  ad  flumina  et  in  cam- 
pis  pr.  urbera.  («Bonaria,  Uruguay  —  Mendoza«). 

395.  Eupatorium  conyzoides  V.  —  Tucuman,  frequens  in  paseuis 
montanis  pr.  Siambon.  (Amer.  trop.  et  ultra  ejus  fines). 

396.  E.  Hookerianum  Gr.  —  Syn.  E.  eiliatum  Hook.  Arn.  (non 
Less.)  ex  descr.  —  Suffrutex  tripedalis ,  ut  praecedens,  a  quo  involucro 
eiliato  parum  differt.  foliis  non  distinguendum  ,  quae  etiam  subtus  punc- 
tata occurrunt.  —  Tucuman,  ubi  constituit  magnani  partem  vegetationis 
suffruticosae  in  pratis  montanis  pr.  Siambon.  (»Bonaria«). 


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PLANT  AE  LORENTZIANAE. 


167 


397.  E.  squarrulosum  Hook.  Arn.  var.  —  Syn.  E.  liatrideum  DC. 
ex  descr.  —  Forma  foliis  ovato-lanceolatis  minus  pilosis;  panicula  ampla, 
in  corymbos  trichotomos  abiens;  capitula  basi  ovata,  apice  dilatata ,  in- 
volucro  4 — 5"'  longo,  apice  3"'  lato,  appendice  foliolorum  foliacea  latiori 
quam  longa.  —  Tucuman,  in  campis  pr.  La  Cruz  frequens.  (»Uruguay  — 
Brasil,  austr.«). 

398.  E.  subhastatum  Hook.  Arn.  —  Syn.  E.  bartsiaefolium  DC.  ex 
descr.  E.  teucrioides  Hook.  herb.  sec.  Baker  in  lit.  —  Cordoba,  in  hu- 
midis  pr.  Las  Peüas,  S.  Francisco.  (»Brasil,  austr.  —  Mendoza,  Bonar.«). 

399.  E.  Arnotianum  Gr.  —  Syn.  E.  affine  Hook.  Arn.  ex  descr. 
(non  Kth.).  Forma  angustifolia.  scabro-pubcscens,  foliis  2 — ll/z"  longis, 
4 — 3'"  latis  ,  summis  alternis  :  capitula  10 — 7fiora ,  involucro  cylindrico, 
foliolis  omnibus  obtusis  ciliatis  dorso  puberulis.  —  Cordoba,  infrequens 
in  humidis  pr.  Las  Penas,  S.  Francisco.  (»Tucuman,  Entre  Rios-Brasü. 
austr.«) 

400.  E.  pallidum  Hook.  Arn.  ex  descr.  —  Syn.  E.  pallescens  DC. 
Suffrutex  ultra  öpedalis.  —  Tucuman,  in  fruticetis  sylvaticis  pr.  Siambon. 
(»Bon  ar.  -  Brasil .  austr. «) 

401.  E.  laevigatum  Lam.  —  Syn.  E.  psiadiaefolium  DC. :  Riedel 
pl.  brasil.  428.  —  Tucuman,  in  pratis  montanis  pr.  Siambon.  ( Amer.  trop.) 

402.  (52.)  E.  virgatum  Don  (1835.)  —  Syn.  E.  pinnatifidum  DC. 
(1836.)  —  Nora,  vernac.  Romero.  Cordoba,  in  montanis  pr.  S.  Bar- 
tolo.  Tucuman,  fruticeta  praecipue  constituens  in  planitie  pr.  Tafi. 
Catamarca,  in  umbrosis  pr.  Yakutula.    (»Uruguay  -  Mendoza«). 

403.  E.  prasiifolium  Gr.  —  Syn.  Conoclinium  DC.  in  pl.  brasil. 
Selloan.  a  C.  H.  Schultz  determin.  —  Forma  foliis  paullo  majoribus, 
inferioribus  deltoideis  [Vfau  longis,  1%"  latis);  receptaculum  convexum, 
nec  conicum,  15— 20tlorum.  —  Tucuman,  in  pratis  alpinis  pr.  Cienega 
frequens.    (Amer.  austr.  trop.). 

404.  E.  lasiophthalmum  Gr.  n.  sp.  Subimbricaria ,  suffruticosurn, 
amplum,  glabriusculum,  caule  cylindrico:  gemmis  axillaribus  lana  invo- 
lutis,  foliis  oppositis  membranaceis  petiolatis  magnis  late  < a  ato-rotundatis 
v.  subrotundis  acutiusculis  quintuplinerviis  serratis  basi  apiceque  integer- 


168 


A.  GR1SKB  ACH, 


rimis  subtus  sparsim  glanduliferis,  corymbo  diviso  polycephalo,  capitulis 
10 — 12floris  longiuscule  pedicellatis ,  receptaculo  minute  planiusculo,  in- 
volucro  tarbinato  2 — 3seriali :  foliolis  oblongo-linearibus  acutiusculis  estria- 
tis ,  exterioribus  brevioribus .  achenio  glabro ,  pappi  setis  setaceis.  — 
Suffrutex  ultraöpedalis ;  folia  4-3"  longa.  3 — 2"  lata,  petiolo  1"  longo; 
panicula  corymbosa,  6"  laU;  involucrum  2"',  corollae  rubro-violaceae 
4"'  longae,  stigmatibus  louge  exsertis;  acheuia  1%'"  longa,  pappo  sor- 
dide  albido  aequilongo.  —  Tucuman,  ubi  ornat  sylvas  Alni  regionis 
ambrosas,  Cuesta  de  Siambon,  inter  Siambon  et  Juntas. 

405.  E.  populifoliutn  Hook.  Arn.  ex  descr.  (non  Kth.:  quae  Spe- 
eles ad  Hebectinium.  genus  mihi  distinguendum,  sec.  speeimina  mexicana 
coli.  Hegewisch  pertinet).  Herba  6pedalis.  —  Tucuman,  in  m.  Cuesta 
de  Periquillo.  (»Bonaria,  Uruguay.«). 

406.  E.  vi8cidum  Hook.  Arn.  ex  descr.  Suffrutex  ultra  6pedalis.  — 
Cordoba,  in  sylvis  pr.  Ascochinga.  (»S.  Luis«). 

E.  viscidum  var.  protractum  Gr.  foliis  in  basin  cuneatam  protr actis 
tripli-septuplinerviis.  Transit  in  form  am  cordobensen ,  in  qua  ipsa  folia 
potius  triplinervia ,  quam  trinervia,  ut  ap.  Hook.  Arn.  (Contrib.  Bot. 
Mag.  1.  p.  241.)  describuntur  et  quaedam  revera  adsunt.  Suffrutex  12pe- 
dalis.  —  Tucuman,  pr.  Siambon. 

407.  E.  laeve  DC.  Praecedenti  simile,  sed  foliis  angustioribus  et 
involucro  1 — 2seriali  (nec  4 — 5seriali)  valde  recedens.  Forma  foliis  gros- 
sius  Serratia  nunc  biserratis  a  speeiminibus  brasiliensibus  coli.  Macrae 
et  Riedel  (his  a  b.  C.  H.  Schultz  determinatis)  parum  aberrans.  Suffrutex 
ulti  ißpedalis.  —  Tucuman,  in  sylvis  reg.  Alni  pr.  Cienega.  (Brasilia 
austr.). 

408.  E.  azangarense  C.  H.  Schultz!:  Lechl.  pl.  peruv.  1776.  — 
Syn.  E.  Sternbergianum  James,  pl.  quit. :  homonymon  Candolleanum 
C  H.  Schultz  distinxisse  videtur.  —  Tucuman,  frequens  in  pratis  alpinis 
pr.  Cienega.  (Andes  a  »Venezuela  —  Bolivia«). 

409.  E.  clavulatum  Gr.  n.  sp.  Eximbricaria,  frutescens,  superne  py- 
ramidato-ramosum.  ramis  cylindraeeis  pilosiusculis,  foliis  oppositis  rigidius- 
culis  petiolatis  oblongo-lanceolatis  lanceolatisque  acuminatis  remote  serratis 


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PLANTA E  LORENTZIANAE. 


169 


trinerriis  v.  «ubtriplinerviia  glabriusculis  subtua  subeglandulosis :  nervis 
subtus  prominulis,  panicula  effusa :  ramis  apice  subcorymbosis  polycephalis, 
capitulis  5floris  pedicellatis ,  involucro  suböphyllo  subuniseriali :  foliolis 
purum  inaequalibus  oblongis  y.  elliptico-oblongis  rotundato-obtusis  striatia 
glabriusculis,  corolla  exserta  superne  campanulata,  stigmatibus  longe 
exaertis  apice  in  clavulam  nigricantem  aubabrupte  incrassatia,  achcnio 
angulia  hiapidulo.  —  Affine  videtur  E.  Riedeliano  Gardn. ,  ubi  »folia 
multo  majora  et  involucrum  tomentoaum".  Frutex  6pedalis;  folia  2" 
longo,  6 — 10'"  lata,  petiolo  3"'  longo;  panicula  ultrapedalia ;  involucrum 
1'",  corolla  V"  longa,  Stigmata  V"  ex  corolla  exserta.  —  Tucuman,  in 
m.  Cuesta  de  Periquilla. 

410.  E.  u.viilißurum  Gr.  n.  sp.  Eximbricaria,  sufTruticoso-ilexuosum, 
caule  striato  -  cylindrico  ynlosiusculo  apice  inque  pedicellia  villosiusculo- 
pubeacente,  foliis  oppositis  membranacei8  petiolatis  ovato-lanceolatia  acu- 
minatia  scrratis  basi  apiceque  integerrimis  triplinerviis  pilosiusculis  subtus 
eglandulosia,  corymbis  axillaribus  brevibus  folio  superatis,  capitulis  5floris 
saepius  ternatim  aubseaailibus ,  involucro  5— Cphyllo:  foliolis  oblongis 
obtusis  v.  obtuaiusculis  extns  pubcscentibus  et  margine  villosis  inferne  ner- 
vosis,  paucis  exterioribus  brevioribus.  —  Habitu  simile  E.  ireainoidi  Kth., 
involucro  valde  remotum  et  Mikaniae  fere  accedens.  Folia  2 — 3"  longa, 
1 — IV2"  lata,  petiolo  6 — 8"'  longo;  corymbi  tricbotomi,  1"  longi  et  iere 
lati ;  involucrum  1%"'  longum ;  corollae  nondum  explicatae :  ovarium 
5costatum.  —  Cordoba,  pr.  Ascochinga. 

411.  E.  crithmifvHum  Gr.  n.  sp.  Gyptis,  fruticosum,  diffusum,  folio- 
sum,  pnlverulentum,  glabruro,  ramulis  tenuibus  angulatis,  foliis  oppositis 
crassiusculis  subsessilibus  pinnatisectis :  rhacbi  segmentisque  filiformi- 
linearibus  supra  canalicnlatis  acutis,  his  a  basi  (et  inter  se)  remotis  2— 
ljugis.  corymbis  terminalibus  laxia :  pedicellis  alternis  capitulo  longioribus, 
capitulis  minutis  paucinoris,  involucro  3 — 4seriali :  foliolis  interioribus 
oblongis  obtusis,  exterioribus  longitudine  sensim  decrescentibua.  —  Spe- 
cimina  fructifera  fruticulutn  pedalem  sistere  videntur;  folia  arcuata,  V/2" 
longa,  rhachi  et  segmej^s  l/z"'  ferelatis;  corymbus  1",  involucrum  fus- 


Fhys.  Glosse.  XIX. 


Y 


170  A.  GRISEB ACH, 

cescens  2'"  longum ;  pappus  breviter  barbellatus,  sordide  albidus.  —  Cor- 
doba,  in  collibus  apricis. 

412.  E.  ceratophyllum  Hook.  Arn.  —  Gyptis,  habitu  Achilleae 
Millefolium,  a  praecedente  recedens  caule  herbaceo  suffruticoso,  foliU 
bipinnatisectis ,  pluribus  alternis,  involncro  28eriali  tomentoso  et  pappo 
longius  barbellato.  —  Cordoba.  vulgaris  in  ripis  arenosis  pr.  urbem,  pr. 
Ascochinga. 

413.  Chromolaena  pratensis  Gardn.  (a  cl.  Baker  comparata).  —  Syn. 
Campuloclinium  rnacrocephalum  DC.  ex  descr.  Eup.  Donianum  Hook- 
Arn.  Genus  a  cl.  Benth.  et  Hook.  (Gen.  pl.  2.  p.  245.)  ad  Eupatoriam 
reductutn,  sed  distinctum  achenio  basi  in  stipitem  attenuato,  stipile  basi 
in  annulum  dilatato,  habituque  Cynaroideo.  —  Cordoba,  in  m.  Cerro 
negro  pr.  S.  Bartolo.  Tucuman,  infrequens  in  pratis  montanis  pr.  Siam- 
bon,  in  pascnis  alpinis  Cuesta  de  Berica.  (»Amer.  trop.«). 

414.  Mikania  phyllopoda  Gr.  n.  sp.  stipulata,  volubilis,  ramis  striatis 
glabriusculis ,  foliis  magnis  membranaceis  cordato-deltoideis  mucronulatis 
et  grosse  mucronulato-dentatis  trinerviis  e  sinu  lato  usque  ad  originem 
nervorum  approximatum  cuneatis:  stipulis  latis  foliaceis  subreflexis 
saepe  inciso-dentatis  dentibusque  limbi  deltoideis  inaequalibus ,  corymbis 
trichotomis  e  foliis  exsertis  superne  aphyllis :  pedicellis  ternatis  involucro 
multo  brevioribus,  involucri  foliolis  oblongis  acutia  glabris,  quinto  filiformi, 
corolla  clavato  -  filiformi  5dentata,  achenio  glabro,  pappo  pallide  rufes- 
cente.  —  Affinis  videtur  M.  pteropodae  DC.,  ubi  »folia  penninervia«.  Folia 
majora  6 — 8"  longa,  5"  lata,  petiolo  V/2"  longo:  stipulae  10"'  longae. 
6'"  latae ;  corymbi  3"  lati ;  involucri  foliola  4"'  longa,  corollis  semisupe- 
rata;  Stigmata  longe  exserta;  achenia  2'"  longa,  pappo  duplo  breviora.  — 
Cordoba,  pr.  Ascochinga,  in  fruticetis  ornamentum  suaveolens. 

415.  M.  auricularis  Gr.  n.  sp.  stipulata,  volubilis,  ramis  angulato- 
striatis  glabriusculis  apice  pubescentibus,  foliis  parvis  membranaceis  cor- 
dato-deltoideis breviter  acuminatis  angulato-v.  rcpando-crenatis  subtus 
punctatis  glabriusculis  3 — 5nerviis  e  sinu  lato  breviter  cuneatis:  stipulis 
minutis  deltoideis  marcescentibus,  corymbis  contractis  basi  excepta  aphyllis 
folium  subaequantibus :  pedicellis  pubescentibus  Jnvolucro  subaequilongis, 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


171 


involucro  pubescente:  foliolis  ovali-oblongis  obtusis,  corollae  limbo  cla- 
vato-campanulato  5fido,  achenio  brevi  glabrato,  pappo  albido.  —  Con- 
feratur  M.  periplocifolia  Hook.  Arn.,  sed  de  stipulis  silent  auctores. 
Folia  iy2"  diam.,  petiolo  subaequilonga :  stipulae  1"'  longae;  corymbi 
densiflori,  1"  fere  diam.;  involucri  foliola  1"'  longa,  corolla  pappoque 
duplo  superata;  achenia  %m  longa.  —  Cordoba ,  in  fruticetis  et  sepibus 
pr.  urbem,  floribus  suaveolentibua. 

416.  (53.)  Erigeron  lanceolatus  Wedd.  var.  Lorentzianus  Gr.  invo- 
lucri foliolis  interioribus  quam  exteriora  paullo  longioribua,  ramis  styli 
oblongis  acut i s  extus  papillosis.  —  Similis  E.  Sullivantii  Hook. ,  foliis 
angustioribus  dignoscendus.  Speciem  inprimis  ex  stigmatis  fabrica  recog- 
nosco.  etsi  rami  minus  »hispidi«  sunt:  ceterum  descriptio  quadrat,  capi- 
tulum  expansum  1"  diam.;  acbenium  pilosum.  —  Catamarca,  in  alpinis 
Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9—11000'.  (»Bolivia«). 

417.  (54.).  E.  cinerascens  C.  H.  Schultz!  (ex  Lechl.  pl.  peruv. 
1752.)  —  Forma  ligulis  obsoletis  iß.:  Wedd.);  caulis  jam  primo  anno  florere 
videtur.  demum  perennis  est  —  Tucuman,  pr.  Cienega.  Catamarca,  in 
alpinis  Vayas  altas  supra  Qranadillas  alt.  9 — llOOO'.  (Peru,  »Bolivia«). 

418.  (55.)  E.  spiciformis  Gr.  n.  sp.  Coenotus,  annuus,  strictus,  sim- 
pliciusculus,  pilosiusculo-puberulu8,  foliis  lineari-oblongis  integerrimis  mu- 
cronulato-obtusis  basi  attenuata  late  sessilibus,  capitulis  axillaribus  sub- 
sessilibus  solitariis  v.  in  racemulum  folio  breviorem  sub3cephalum  congestia 
spicam  foliis  intermixtam  fingentibus,  involucri  foliolis  subbiserialibus 
lineari-acuminatis  subaequilongis  puberulis  riores  papposque  subaequantibus, 
floribus  radii  filiformibus  subuniserialibus,  disci  numerosis,  achenio  pube- 
rulo,  pappo  albido.  —  Affinis  E.  subspicato  Benth.,  sed  folia  integerrima. 
Caulis  spithameus-pedalis ;  folia  numerosa,  8—10"'  longa,  2—3"'  lata; 
capitula  hemisphaerica,  3'"  lata.  —  Tucuman,  in  pascuis  alpinis  pr. 
Cienega. 

419.  Vittadinia  multifida  Gr.  n.  sp.  glabra,  caule  suffrutescente  vir- 
gato  striato  folioso,  apice  corymboso-racemoso ,  foliis  pinnatisectis:  seg- 
mentis  remote  3  —  6jugis  filiformibus  acutissimis,  capitulis  discoideis,  in- 
volucri foliolis  lanceolatis  acutiusculis  apice  ciliolatis,  corollae  tubo  öpar- 

Y2 


172 


A.  GR1SEBACH, 


tito,  achenio  oblongo  glabrato,  pappo  umseriali.  —  Genus  ab  Erigeronte 
distinguo  involucro  imbricato:  foliolis  pluriaerialibua  deorsum  decrescen- 
übus,  ab  Astere  iisdem  omnibus  margine  membranaceia  et  pappo  sim- 
pliciori.  Species  affinis  videtur  V.  trifurcatae  Benth.  Hook.,  in  Bonaria 
quoque  indigenae,  cui  folia  minus  dissecta  et  capitulum  radiatum  adscri- 
buntur.  Gaulis  infra  inflorescentiam  aimplex,  2— 4pedalis ;  folia  1—1%« 
segmenta  3 — 4"'  longa;  pedunculi  1— 3cephali,  1— 1V2"  longi,  foliati, 
foliis  8ummis  indivisis;  capitula  turbinata,  3"'  diam.,  involucro  flores 
(siccos  carneos)  aequante;  receptaculum  mul  Li  Horum  ,  convexo-planum ; 
Ovaria  florum  centralium  brevia,  forte  aterilia;  corollae  a  medio  in  lim- 
bum  5partitum  dilatatae,  pappo  multisetoso  aequali  albo  aequilongae; 
styli  rami  oblongi  acuti  dorso  hiapiduli;  achenia  compressa.  —  Gordoba, 
ad  ripam  fl.  Rio  Primero  pr.  urbem. 

420.  (56.)  Aster  marginatus  Kth.  —  Syn.  Noticastrum  adacendens 
DC.  —  Tucuman,  in  jugo  supra  Cienega.  (Andea  »Amer.  auatr.  trop.«  — 
Chile). 

421.  A.  montevidensis  Gr.  (Syn.  Onoscris  Spr.  ap.  DG.  Aplopappus 
diffusus  DC. :  nomen  apeciei  non  adoptandum  ob  Ast.  homonym.  Ait.).  — 
Cordoba,  in  arenosia  humidis  inter  rupea  pr.  Las  Peöas,  S.  Francisco. 
(»Uruguay,  S.  Luis«). 

422.  Solidago  linearifolia  DC.  -  Syn.  S.  coquimbana  Phil,  in  pL  Men- 
doza!  —  Catamarca,  frequens  in  convallibus  umbrosis  pr.  Yakutula,  — 
( —  »Bonaria«:  cf.  Hook,  in  Comp.  Bot.  mag.  2  p.  263.  —  »Chile«.). 

423.  S.  microglossa  DC.  —  Tucuman,  in  prati*  montanis,  Cuesta 
de  Siambon.  (»Mendoza  —  Patagonia«:  S.  odora  y  Hook.  Am.  1.  c. ; 
Brasil,  austr. :  PI.  Riedel.) 

424.  Hysterionica  jasionoides  W.  —  Syn.  Diplopappua  hispidus 
H.  A.  —  Cordoba,  in  praeruptis  ad  fl.  Rio  de  las  Barrancaa.  (»Patago- 
nia et  Mendoza  —  Brasil,  austr.*). 

426.  H.  subvillosa  Gr.  —  Syn.  Neja  DC.  Diplopappus  villosus  H. 
A.  —  Tucuman,  in  campia  pr.  Rozo  al  alto.  Catamarca,  in  alpinis  Vayas 
altas  pr.  Belen  alt.  9 — 11000'  et  in  convalle  Granadillaa.  (»Brasil,  auatr.«). 

426.    Grindelia  pulchella  Dun.  —  Syn.  G.  diffusa  Gill.  —  Involucri 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


173 


squamae  squarroso-adscendentes.  —  Cordoba,  in  convallibus  pr.  urbem 
et  in  ripa  Ii.  Rio  Primero.  Catamarca,  frequen«  in  campis  pr.  Yakutula. 
(»S.  Luis,  Mendoza  —  Patagonia«.) 

427.  Gutierrezia  Gillieaii  Gr.  —  Syn.G.  linearifolia  Hook.  Arn.  ß.  — 
Suffrutex  spithameus  v.  palmaris,  fastigiato-ramosissimus ,  glaber,  foliis 
linearibus  acutis  punctata  (6—8'"  longis,  y2"'  latis)  laeviusculis;  capitula 
turbinato-oblonga  (4"'  longa),  involucri  foliolis  exterioribus  linearibus  fo- 
liaceis,  ceteris  scariosis  et  apice  foliaceis  ovato-oblongis  acutiusculis  ,  Hores 
radii  8 — 10,  ligula  elliptico-oblonga  involncro  duplo  breviori,  disci  totidem; 
paleae  pappi  subuniseriales  elliptico-oblongae,  obtusae,  eroso-ciliatae  ovario 
strigoso  subduplo  breviores.  —  G.  linearifolia  Don  (ap.  Hook.  Arn.  in 
Comp.  Bot.  Mag.  2.  p.  51.)  differt  ex  descr.  involncro  et  paleis  pappi 
linearibus  acutis:  verosimiliter  species  chilensis  est  et  referenda  ad  G. 
floribundam  Benth.  Hook.  (Bracbyrin  Philipp.).  —  Cordoba,  in  collibus 
ab  urbe  occidentalibus,  in  montibus  inter  S.  Pedro  et  Horcosumi.  (»S.  Luis«). 

G.  Gilliesii  var.  scabriuscula  Gr.  foliis  margine  ramisque  scabrius- 
culis,  ligulis  radii  lanceolato-oblongis  involucro  turbinato  subaequilongis.  — 
Syn.  G.  linearifolia  Hook.  Arn.  «.  ex  parte.  —  Catamarca,  ubi  vegeta- 
tionem  fruticulosam  in  convallibus  infra  Nacimientos  praecipue  constituit 
(»Mendozai). 

428.  (67.)  G.  ledifoKa  Gr.  n.  sp.  fruticulosa,  villosiusculo-pubescens, 
ramis  foliosis  monocepbalis,  foliis  lanceolatis  v.  lanceolato-linearibus  acu- 
tiusculis margine  revolutis  supra  glabris  subtus  albo-tomentosis,  involucro 
ovato  lana  adsperso:  foliolis  exterioribus  foliaceis  oblongo-linearibus  re- 
curvis  involucro  ipsi  subaequilongis,  ceteris  scariosis  ovato-oblongis,  radio 
5 — 8floro:  ligulis  oblongo  -  lanceolatis  obtusis  involucro  subaequilongis, 
floribus  disci  12—15,  styli  ramis  oblongo-lanceolatis  acuminatis  dorso 
pubescentibus,  acheniis  villosis  pappo  duplo  longioribus  :  paleis  pappi  sub- 
biserialibus  inaequalibus  lineari-acuminatis.  —  Fruticulus  ramosus.  spitha- 
meus v.  humilior;  folia  6 — 8"'  longa,  1 — 3'"  lata,  sessilia;  involucrum 
5 — 6"'  longum,  4"'  latum;  ligulae  latae;  achenium  2"'  fere  longum.  — 
Catamarca,  in  alpinis  Vayas  alias  alt  9 — 11000'. 

429.  (58.)    G.  repens  Gr.  n.  sp.  suffruticosa  e  rhizomatc  ramosa, 


174 


A.  G RISEBACH, 


breviter  repens,  glabriuscula.  foliosa,  pedunculis  adscendentibus  saepe  nu- 
merosis  fastigiatis.  foliis  lanceolato-linearibus  obtusis  punctatis  margine 
scabro  planis,  involucro  ovato  glabro:  foliolis  scariosis,  plerisque  dorso 
foliacei8  ovato-oblongis  oblongisque  obtusis.  exterioribus  brevioribus,  radio 
5floro:  ligulis  obovatis  involucro  subaequilongis ,  floribus  disci  10,  styli 
ramis  ex  iisdem  longe  exsertis  oblougo-lanceolatis  acuniinatis  dorso  pu- 
bescentibus,  acheniis  strigosis  pappo  duplo  longioribus:  paleis  pappi  uni- 
serialibus  aequalibus  fere  10  lanceolato-acuminatis.  —  Kami  palmares, 
foliis  dense  usque  ad  capitula  fere  obtecti;  foüa  8 — 12"'  longa,  1 — 2'" 
lata,  basi  attenuata  sessilia;  involucrum  4 — 6"'  longum,  4"'  latum ;  ligulae 
ll/z — 2"'  latae;  achenium  V/z'"  longum.  —  Tue u man  ,  in  jugo  montis 
supra  Cienega. 

430.  Baccharis  serrulata  Pers.  ex  descr.  ap.  Hook.  Arn.  (Hook. 
Journ.  3.  p.  22.).  Affinis  B.  triuervi  Pers. .  distineta  caule  herbaceo  et 
foliis  triplinerviis  (in  illa  trinervia  sunt);  folia  3—4"  longa,  12 — 16"' 
( —  4"')  lata,  basi  in  petiolum  attenuata;  Stylus  in  <f  indivisus.  —  Tucu- 
man,  pr.  Pojo  del  alto.  (Brasil,  austr. :  PI.  Kiedel.  —  »Patagonia«.) 

431.  B.  Pingraea  DC.  var.  angustissima  DC.  Forma  foliis  14 — 8"' 
longis,  1  — 1/2'"  latis  integerrimis  obsolete  triplinerviis:  involucro  et 
caule  herbaceo  praecedenti  affinis.  —  Cordoba,  non  raro  pr.  Las  Pefias. 
(»Brasil,  austr.  et  Bonaria  —  Chile«). 

432.  B.  lanceolata  Kth.  ex  descr.  Forma  foliis  lanceolatis  acutis 
nunc  supra  medium  remote  serrulatis  nunc  integerrimis;  frutex  virgatus 
ultraöpedalis ,  a  simili  B.  racemosa  DC  recedens  foliis  basi  in  petiolum 
brevem  attenuatis  et  involucri  4  squamis  ovatis  acutiusculis  duplo  bre- 
vioribus; folia  triplinervia ,  nervis  lateralibus  a  mediano  magis  quam  a 
margine  distantibus.  —  Nom.  vernac.  Junco.  Cordoba,  in  ripa  11.  Rio 
de  Primero  pr.  urbem.  Catamarca,  fruticeta  formans  in  ripis  pr.  Fuerte 
Andalgala.  (»Peruv«.). 

433.  B.  glutinosa  Pers.  ex  descr.  et  nom.  vernac.  Forma  foliis 
venosis  (nec  trinerviis)  utrinque  punctatis  ad  petiolum  brevem  usque 
argute  et  inaequaliter  Serratia  apice  integerrimo  breviter  acuminatis 
2"  longis,  6 — 8'"  latis):  venarum  arcus  a  margine  distantes;  frutex  ultra 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


175 


6pedalis.  —  Nom.  vernac..  Chilca.  Santiago  del  Estero,  in  deserto  salso, 
ubi  fruticeta  format  v.  aliis  fruticibus  immiscetur. 

434.  B.  amygdalina  Gr.  n.  sp.  fruticosa,  glabra,  ramis  striato-an- 
gulusis  foliosis,  foliis  herbaceis  lanceolatis  acutis  aequaliter  et  argute  ser- 
rulatis  in  petiolnm  brevem  attenuatis  triplinerviis  et  subtus  reticulato- 
venulosis:  nervis  lateralibus  a  mediano  magis  quam  a  margine  calloso 
distantibus,  corymbis  terminalibus  apbyllis  12 — 8cephalis,  involucro  <f  he- 
misphaerico :  squamis  obtusis  uninerviis  ciliatis ,  interioribus  oblongis, 
exterioribus  ovatis  brevioribus,  stylo  bifido,  9  ...  —  Affinis  B.  Alamani 
DC.,  distincta  serraturis  folii  approximatis  acutis,  corymbo  simpliciori  et 
involucri  squamis  obtusis.  Folia  2"longa,  6"'  lata,  serraturis  minutis: 
capitula  5"'  diam.,  majora  quam  in  praecedentibus.  —  Tucuman,  in 
1  »rat is  montanü  pr.  Siambon. 

435.  B.  sculpta  Gr.  n.  sp.  »uffruticosa ,  virgata,  glabra.  apice  pul- 
verulenta,  caule  cylindrico  striato  folioso  ramis  infra  corymbum  termina- 
lem destituto,  foliis  herbaceis  late  lanceolato-acuminatis  grosse  serratis 
basi  integerrima  acutis  et  secus  petiolum  decurrentibus  obsolete  quintu- 
plinerviis  et  subtus  reticulato-venosis :  nervis  lateralibus  venisque  prima- 
riis  textura  aequalibus,  corymbo  congesto  20 — 40cephalo  apbyllo:  pedi- 
cellis  plerisque  capitulo  brevioribus,  involucro  hemisphaerico  multifloro: 
squamis  obsolete  nervatis  eroso-ciliatis ,  exterioribus  ovato-oblongis  obtu- 
siusculis,  interioribus  oblongis  et  apice  saepe  appendiculatis  obtusis,  Horum 
4  stylo  bifido.  receptaculo  9  convexo:  alveolis  profund  is  margine  lacero- 
fimbriatis,  achenio  glabro  quam  pappus  uniserialis  triplo  breviori.  — 
Affinis  videtur  B.  arbutifoliae  Kth.,  receptaculo  accedit  ad  B  sinuatam 
Kth..  habitu  ad  Vernoniam.  Folia  3"  longa,  1"  lata,  serraturis  mucro- 
nulato-deltoideis ,  petiolo  2'"  longo  cum  lamina  confluo;  capitula  <f  3'", 
9  4  diam.  —  Tucuman .  ubi  constituit  formationem  distinctam  in  jugo 
m.  Cuesta  de  Junta,  unde  descendit  cum  rivulis  Cienega  versus  et  pr. 
Tafi.  Catamarca,  frequens  in  convalle  Granadillas  pr.  Belen,  ubi  ascendit 
ad  Vayas  altaa  —  9000'. 

436.  B.  tucumanensis  Hook.  Arn.  ex  descr.  Frutex  Gpedalis  foliis 
sopra  basin  remote  denticulato-serratis  (nunc  integerrimis)  saepe  leproso- 


176  A.  GRISEBACH, 

pulverulentis  (2"  longis,  10—6'"  latis;  capitula  4  in  peduncuü  folii« 
multo  brevioris  apice  glomerata,  ovata,  3 — 4"'  lata,  stylo  breviter  bious- 
pidato.  —  Tucuman,  in  Cuesta  de  Periquillo. 

437.  B.  myrtüloides  Gr.  n.  sp.  fruticosa,  pedalis  glabra.  sparsim 
pnlverulenta,  ramis  angulatis  crectiusculis .  Müs  rigidiusculis  lanceolato- 
oblongis  acutis  basi  attenuata  subsessilibus  integerrimis  utrinque  punctu- 
latis  uninerviis  subaveniis,  capitulis  superioribus  terminalibus  axillaribusque 
sessiübus  solitariis  v.  paucis  glomeratis,  inferioribus  in  apice  peduncuü 
folio  multo  superati  congestis:  glomerulo  saepe  unibracteato  sub3cephalo, 
involucro  hemisphaerico  raultifioro:  squamis  medio  fuscescentibus  mar-  * 
gine  eroso-ciliati8 ,  exterioribus  ovatis  acutiuscuüs,  interioribus  oblongis 
obtusis,  noribus  exsertis :  o*  stylo  brevissime  bicuspidato,  ?  pappo  pallide 
rufescente  subuniseriali  involucro  duplo  achenio  glabro  multo  longiori.  — 
Affinis  B.  montanae  DC. ,  distincta  foliis  uninerviis.  integerrimis  et  invo- 
lucri  squtinus  obtusis.  Folia  V/2 — 1"  longa,  8 — 6"'  lata ;  capitula  utrius- 
que  sexus  3 — 4'"  diam.  —  Tucuman,  in  Cuesta  de  Juntas,  ubi  ad  ver- 
ticem  usque  integra  format  fruticeta.  Catamarca,  frequens  in  convalle 
excelsa  Granadillas  pr.  Belen. 

438.  (59.)  B.  densifiora  Wedd.  ex  descr.  Praecedentibus  duobus 
affinis  inflorescentia  et  indumento  leproso-pulverulento,  sed  folia  anguste 
lanceolata,  petiolata,  2— l1/«"  longa,  4—6"'  lata,  et  capitula  minuta,  fere 
1"'  diam.  —  Tucuman,  in  pascuis  alpinis  pr.  Siambon.  (»Boüvia«). 

•  439.  B.  dracunculifolia  DC.  Frutex  gracilis,  foliis  lanceolato-linea- 
ribus  linearibusqae  superne  remote  serrulatis  (12'"  longis,  2—3"'  latis; 
capitula  <S  ovata,  2"'  diam.),  stylo  ut  in  praecedentibus  apice  incrassato- 
conico  minute  bimucronato.  —  Tucuman,  in  fruticetis  subtropicis  pr. 
Siambon,  frequentior  in  pascuis  alpinis,  quo  adscendit.  (Brasil,  austr. : 
Riedel  pl.  brasil.  —  »Boliviae  Andes«). 

440.  (60.)  B.  polifoUa  Gr.  n.  sp.  fruticulosa.  fastigiato-ramosissima. 
foliosa,  ramis  striatis  tetragonis  puberulo-pulverulentis  flaventibus,  foliis 
rigidulis  linearibus  margine  revolutis  integerrimis  acutiusculis  sessilibus 
supra  glabratis  subtus  albo-tomentosis  uninerviis  aveniis,  pedüneulis  e 
summis  axillis   monocephalis  folio  longioribus  in  corymbum  simplicem 


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PLANT AE  LORENTZIANAE. 


177 


dispositis.  involucru  heiuisphaerico  multiiloro :  squamis  obtu&i«  nervati* 
dorso  fuscesoentibus  margine  cüiatis,  extcrioribus  ovatis,  infcrioribus  oblon- 
gis,  üoribus  f  parum  exscrtis :  stylo  clavato-conico.  —  Ex  afrinibus  B. 
velutina  DC.  differt  »capitulis  racemosis,  stylo  bifidp,  iovolucxo«,  B.  radi- 
cansDC.  »involucri  aquamis  inferioribus  acuti*«.  Spithamea  —  pedalis ;  foüa 
6—8'"  longa,  V»  fere  lata:  capifcda  *  2—3'"  diam.  —  Catamarca.  ubi 
fraticeta  praecipue  format  in  planitie  alta  La&una  blanca  et  pr.  fodinas 
Las  Capillitii  alt  10  —  11000'. 

441.  B.  artemisioides  Hook.  Arn.  ex  descr.  «-  Habitus  ex  panicula 
racemifbrmi  et  ob  involuorum  Unat  um  Artcmisiac  Absintbium ;  involuorum 
laxum ,  squamae  latiores  quam  in  pxaecedente ;  capitula  3  2"'  diam-: 
Stylus  bifidus.  —  Cordoba,  /requens  pr.  La«  Penas.  (»S.  Luis  —  Pata*- 
gonia".). 

442.  B.  coridiiolia  DC.  *x  des«.  —  Praecedenti  ex  infloroscentia 
affinis.  sed  pubes  nulla  nisi  pulvewlenta ,  folia  longiora  (8—12'"  longa, 
-Vi'"  laU);  oapitula  <3  2"'  diam.:  «tylus  davatus,  obtusus.  —  Nom.  ver- 
*ac.  Nio :  equii  venenosa  dicitur,  Tucuman,  frequentissima  in  pratis  pr. 
•Siainbon.  (»Cordoba  —  Brasil.  austr>). 

443.  B.  etfusa  Gr.  n.  sp.  sutfruticosa ,  pyramidato  -  ramosissima. 
glabra,  ramis  gracibbus  augulosis  supexne  raceinifcris  ad  apicem  ramm- 
lisaue  foliatis.  aneustissime  linearibus  flaccidis  mucronato-acutis  inteeer- 
rirais  basi  atteau&tis  eessüibu«  uninerviis ,  racemis  in  panicujam  pyrami- 
d äl  i  t, ii  u 3 ä i o  diftpoftl  tifi  •  p©d  uii  c  ul  1  $  üi 011  o cg p  h ülii>  füll  u  m  £ll  cj  i_z ft 1 1  Li  o  u  s 
.excedentibus,  eapitulis  minutis  pisifbrmibu«  10 — lofloris,  involucri  squa- 
mis  stramineis  ad  medianum  fuscesceutibus  subictegenrimia ,  exterioribue 
subintegerrimis  exterioribus  ovatis  acutis.  inferioribus  lanceolatis  acutni- 
jaatis,  4  atylo  bifido  papilloso.  S  pappo  pallide  rufescente  uniseriali  achenio 
glabro  multo  longiori.  —  At'ünis  yidetur  A.  paniculatae  DC.  Suffrutex  gra- 
cüis  ultra6pcdalis ,  ramulis  infame  ex  axilla  oriundis  dense  foliatus; 
foUa  plana .  arenia,  1"  longa,  V5'"  Uta;  capitula  2"' diam..  utriusque 
sexus  conformia ,  sed  ?  pappo  lange  exsorto  4'"  longa.  —  Tucuman, 
ürequen8  in  ripis  pr.  Juntas. 

444.  B.  caltiprinos  Gr.  b.  sp.  fruticosa,  superne  pulrerulento-pube- 
Gasse.   XIX.  Z 


178  A.  GRISEBACH, 

■ 

I 

rula,  ramis  striato-angulatis  corymbo  foliato  terminatis,  foliis  coriaceis 
cuneato-ovalibus  obtusis  supra  basin  utrinque  sinuato-4 — 5dentati«  tripli- 
nerviisglanduloso-punctatis  petiolatis:  dentibus  parvis  caüoso-mucronulatis, 
corymbis  aimpliciusculis :  bracteis  sursum  decresc«ntibus  integris,  capitulis 
hemisphaerici9  multifloris,  involucri  squamis  obtusis  dorso  fuscescentibus 
puberulis  m argine  eroso-ciliolatis ,  extAioribus  ovato-subrotundis,  intimis 
oblongis,  <£...,  9  pappo  albido  uniseriali  breviter  exserto  achenio  glabro 
triplo  fere  longiori  —  Proxima  B.  umbelliformi  DG.,  ubi  folia  subsessilia 
serrata  minus  distincte  triplinervia,  involucri  squamae  acutae,  indumentum 
nulluni;  ex  Hookerianis  B.  Tweedii  H.  A.  affinis  videtur,  »involucri 
squamis  interioribus  acutiusculis  et  glabritie«  recedens.  Folia  1"  longa, 
6"'  lata;  capitula  3—4'"  diam.  —  Catamarca,  in  convalle  inferiori  pr. 
Nacimiento,  ubi  fruticeta  praecipue  constituit. 

445.  B.  Bald win ii  H.  A.  sec.  Baker,  sed  nostra  a  descr.  recedit 
capitulis  subsessilibus  in  apice  ramorum  glomerato  -  spicatis  foliatis.  — 
Forma  foliis  cuneato  -  linearibus  supra  medium  utrinque  3—  ldenta- 
tis  raro  integerrimis ,  6 — 12"'  longis,  1 — 2"'  latis;  capitula  £  ovato- 
oblonga,  9  subcylindrica ,  in  utroque  sexu  8'"  longa  (in  affini  B.  pauci- 
dentata  DC.  capitula  hemisphaerica  sunt  et  minora,  2"'  diam.)  —  Cor- 
doba,  in  rupestribus  pr.  Las  Peöas,  S.  Francisco.  (»Brasil,  austr.  —  Pa- 
tagonia«.) 

446.  B.  axillaris  DC.  var.  dentata  DC.  —  Fruticulus  ramosissimus, 
capitulis  (ut  in  praecedente)  subsessilibus  glomerato-spicatis  foliatis;  folia 
4 — 5'"  longa,  dentibus  inclusis  3 — 4"'  lata;  capitula  £  subcylindrica, 
ll/2"'  longa,  stylo  apice  conico - acuto.  —  Cordoba,  frequens  in  campis 
sterilibus  pr.  Ascochinga.    (»Uruguay-Brasil,  austr.«) 

447.  (61.)  B.  Tola  Phil.  Fl.  atac.  p.  30.  —  Specimina  non  florentia, 
gemmis  in  ramulo  terminalibus  solitariis  folüsque  recognita;  folia  4'" 
longa,  dentibus  triangularibus  utrinque  2—3  inclusis  2—  2x/z"'  lata.  — 
Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  alt.  9—10000':  medicamentum  celebre. 
(»Heg.  alpina  deserti  Atacama  et  Boliv.«) 

448.  B.  brevifolia  DC.  ex  descr.  —  Fruticulus  erectus,  ramosus, 
capitulis  subsessilibus  spicatis  foliatis:  folia  3—4"'  longa,  dentibus  suba- 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


179 


picalibus  triangularibus  utrinque  solitariis  inclasia  2'"  lata;  capitula  ? 
subcylindrica,  2'"  longa.  —  Cordoba,  in  campis.    (»Brasil,  austr.«). 

449.  B.  articulata  Pers.  Frutex  3pedalis  internodiis  bialatis  2—3'" 
latis;  capitula  3'"  longa,  involucri  squamis  in  utroque  sexu  obtusis;  Sty- 
lus 4  2fidus.  —  Cordoba,  in  montibus  et  collibus  rupestribus  v.  c.  Cerro 
de  S.  Roque,  S.  Francisco.    (»Uruguay  —  Brasil,  austr.«) 

450.  B.  cylindrica  DC.  Herba  ramosa,  vix  pedalis,  internodiis  3— 
2alatis  pulverulento-puberulis  2"'  latis;  capitula  £  3"'  longa,  involucri 
squamis  acutiusculis  v.  obtusiusculis  :  Stylus  cylindricus ,  indivisus ,  pa- 
pillosus,  longe  exsertus.  —  Cordoba,  frequens  in  campis  sterilibus,  pr. 
Ascochinga.    (»Brasil,  austr.«). 

451.  B.  microcephala  DC.  sec.  Baker,  sed  specimina  non  florentia, 
internodiis  angustissime  2alatis  V"  latis.  Frutex  ramosissimus ,  foliis 
superne  numerosis  V"  longis  breviter  oblongis  obtusis.  —  Cordoba,  so- 
oialis  in  campis  ab  urbe  borealibus.    (»Brasilia  australis«). 

452.  Heterothalamus  brunioides  Less.  Frutex  Gpedalis,  foliis  ericoi- 
deis.  —  Nom.  vernac.  Romerillo.  Cordoba,  frequens  in  ripa  arenosa  fl. 
Rio  Primero.    (»S.  Luis  —  Brasil,  austr.«). 

453.  H.  spartioides  Hook.  Arn.  —  Syn.  Baccharis  sarophora  Phil, 
pl.  Mendoz. !  —  In  genere  anomalus  receptaculo  piano  et  paleis  in  ca- 
pitulo  ?  caducis,  in  tloribus  centralibus  nullis.  Frutex  subaphyllus,  fas- 
tigiato-ramosus ,  ll/2 pedalis;  capitula  breviter  racemosa,  £  hemisphaerica, 
24"  diam..  stylo  bifido  papilloso,  ?  turbinata,  3"'  longa,  floribus  exterio- 
ribus  paleatis,  interioribus  nudis,  lamina  ligulari  ovato-lanceolata  acuta; 
involucri  loliola  exteriora  ovata,  interiora  lanceolato-acuminata ;  achenium 
puberulum  pappo  subpluriseriali  multo  brevius.  —  Catamarca,  pr.  Fuerte 
de  Andalgala,  S.  Jose,  deinde  vegetationem  fruticosam  praecipue  formans 
in  planitie  excelsa  circa  Laguna  blanca.    (»Patagonia«,  Mendoza  —  »Chile«). 

454.  Pluchea  Qu  DC.  —  Cordoba.  frequens  pr.  urbem,  pr.  Las 
Peöas  in  ripis.    (»Brasil,  austr.  —  Patagonia«). 

455.  (62.)  Tessaria  absinthoides  DC.  Frutescens,  ultra6pedalis.  — 
Catamarca,  frequens  in  convallibus  versus  Laguna  blanca.  (»Desertum 
Atacama  et  Chile«  —  »Uruguay«). 

Z2 


A.  GK1SKH  ACH, 


456.  Pterocaulon  spicatum  DC.  —  Cordoba,  frequens  pr.  Las  Peräa. 
(Brasil.  —  »Bonaria«). 

457.  Filago  lasiocarpa  Gr.  n.  sp.  nana,  stricta,  simplex,  foliis  ap- 
proximativ linearibua  acutia  margine  revolutis  sapra  glabriuaculis  subtus 
cano-tamentösis,  capitülis  oblongo-cylindracefe  6— 9floria  in  axillia  supc- 
rioribus  2— 3nato-glomeratia,  involncro  anblOphyllo  lanato:  foliolia  sca> 
riosis,  interioribus  florcs  cxtcriores  inrolventibus ,  floribus  androgynis: 
exterioribua  8—5  foemineis  fertilibu8  v.  aterilibaa :  styli  ramia  fUiformiboa 
glabrinacnlia  exsertia,  interioribus  8 — 4  hermapfaroditis  fertilibaa:  styli 
ramis  inclaeis  papilloai8 ,  acheniia  compresainacnlia  oralibus  a  baai  ad 
apicem  villoso-pilosia :  püia  patentibua  diametro  fructus  aequilongia,  pappo 
conf ortui  caduco :  aetis  multiaetc— uniserialibua ,  receptaculo  piano  intra 
flores  exteriorea  nudo.  —  Capitulia  paucinoris  et  achenio  villoao  accedit 
ad  Micropsin ,  genus  fbrsan  melius  ad  Filaginem  reducendum.  Herba 
annua,  2 — 4pollicaria,  aracbnoideo-canescena ;  folia  6 — 8'"  longa,  W$"' 
lata;  glomeruli  basi  foliati;  capitula  8'"  longa,  floribua  2aeriaüa,  $  fili- 
i  rmibus  apice  minuto  ödenticulatis,  <S  apice  campanulato-Ödentatis:  den« 
tibus  deltoideis,  pappo  florea  aequante  in  annulum  baai  connato.  —  Tu- 
cuman,  pr.  Cienega. 

458.  Gnaphalium  americanum  Mill.  —  Syn.  G.  spicatum  Lam. 
Forma  anguatifolia :  G.  apbacelatum  Kth.  —  Tucuman,  pr.  Cienega. 
Catamarca,  in  conTalle  excelsa  Granadillaa.  (America  a  Texas  ad  Terraa 
magellanicaa). 

459.  (63).  G.  apiciforme  C.  H.  Schultz !  in  Lechl.  pl.  mageil.  1250.  — 
Differt  a  praecedente  involucri  aquamia  interioribus  obtusis,  a  G.  pur- 
pureo  L.  boreali-americana  radice  perenni.  —  Catamarca,  in  alpin is 
Vayaa  altas  pr.  Belen  alt.  9—11000'.  (Terr.  magellan.) 

460.  G.  cheiranthifolium  Lam.  —  Syn.  G.  paniculatum  Colla.  G. 
chilenee  C.  H.  Schultz!  in  Lechl.  pl.  chil.  496.  a.t  3227.:  forma  angu- 
sti folia  idemque  est  G.  mendozinum  Phil.!  (Anal.  univ.  de  Chile,  1870. 
p.  184.).  —  Cordoba,  frequens  in  campis  sterilibus,  pr.  Ascochinga,  Las 
Penas.    Tucuman,  pr.  Cienega.  (»Uruguay«  et  Chile  —  »Patagonia«). 

461.  G.  citrinum  Hook.  Arn.  —  Lechl.  pl.  peruv.  483.  —  A  prae- 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


181 


cedente  differt  inflorescentia  compacta.  —  Cordoba,  in  campis  pr.  Las 
Penas.  Cataraarca,  in  convmlle  Granadillas  pr.  Yakutula.  (Peru  et  »Uru- 
guay —  Chile  et  Patagonia«.). 

462.  Achyrocline  saturejoides  DC.  —  Cordoba,  in  collibus  campisque 
arenosis  pr.  Las  Pnas.  (Boliv.  et  Brasil,  austr. :  pl.  Riedel  446.—  »Uruguay«) 

463.  A.  fiwescens  Gr.  n.  sp.  suffrutioosa,  lana  araneosa  parce  ad- 
spersa,  caule  foliis  decurrentibus  alato  apice  corymbifero,  foliis  lanceo- 
lato-linearibus  linearibusque  acutis  et  mucrone  fusco  apiculatis,  capitulis 
faaciculato-glomeratis  IIa  vis  5noris,  involucri  squamia  10 — 16  oblong?» 
acutis,  floribus  ?  5,  <f  2.  —  Proxima  A.  alatae  DC.,  ubi  involacri  squa- 
mae  fnscescentes ,  magis  nnmerosae,  et  capitula  7flora.  Caulis  sesquipe- 
dalis;  folia  2 — 1"  longa,  4—2'"  lata,  alis  caulinis  latis;  capitula 
V/z4"  longa,  glomerulis  subglobosis.  —  Tucuman.  in  pratis  montanis  Caesta 
de  Siambon,  Cienega.  (Peruvia  pr.  Tabina:  Lechl.  pl.  peruv.  1909.) 

464.  Polymnia  sonchifolia  Poepp.  Endl.  nov.  gen.  t  264.  —  A  spe- 
ciebus  borcali  -nmericanis  differt  stylis  florum  disci  bifidis  et  acheniis  in 
atnbitu  fiorum  sterilium  biseriatis:  quo  Sectio  Polymniastri  Lam.,  ha- 
bitu  ceterum  P.  Uredaliae  similis,  melius  stabilitur.  Herba  12pedali8; 
folia  in  nostra  forma  minus  exquisite  hastata,  quam  in  icone  citata.  — 
Tucuman,  in  sylvis  fruticetisque  densis  pr.  Siambon.  (»Peruvia  orient«). 

466.  Acanthospermum  hispidum  DC.  —  Syn.  A.  humile  DC.  var. 
sec.  Benth.  Hook.  —  Tacuman,  in  sylvis  subtropicis  Cuesta  de  Peri- 
quillo,  in  pratis  pr.  Siambon.  (Brasil.) 

466.  Partbenium  Hysterophorus  L.  —  Cordoba,  ubique  ad  vias  et 
in  campis  sub  finem  aestatis.  (Amer.  trop.  et  ultra  ejus  fines  a  Louisiana 
ad  Patagoniam). 

467.  Ambrosia  tenuifolia  Spreng.!  —  Cordoba,  gregarie  pr.  Asco- 
chinga.  (»S.  Luis,  Bonaria,  Uruguay«.). 

468.  Xanthium  italicum  Mor.  —  Syn.  X.  macrocarpum  Hook. 
Arn.  —  Cordoba,  in  arenosis  ad  fl.  Bio  Primero.  (Amer.  trop.  et  temp., 
inde  in  Europam  translatum). 

469.  X.  spinosum  L.  —  Cordoba,  ad  sepes  et  in  ripis  pr.  urbem. 
(Amer.  trop.  et  temp.,  inde  in  Europam  translatum). 


182 


A.  GRISEBACH, 


470.  Zinnia  pauciflora  L  —  Cordoba,  vulgaris  in  campis  et  con- 
vallibu8.   Catamarca,  frequens  in  cultis  pr.  Yakutala.  (»Peruv.  —  S.  Luis«). 

471.  Siegesbeckia  cordifolia  Kth.  var.  Mandonii  Schultz:  Mand. 
pl.  bol.  232.  —  Herba  fere  6pedalis.  —  Tucuman,  gregarie  in  sylvis  pr. 
Cienega,  Tafi,  Cuesta  de  Casillo.  (»Andes  Amer.  trop.  —  Chile«}. 

Loren tria  nov.  gen. 

Capitulutn  discoideum ,  heterogamum ,  subglobosuro ,  multinorum, 
floribus  in  ambitu  5  sub3serialibus  fertilibus,  disci  interioribus  herma- 
phroditis  sterilibus.  Involucrum  1 — 2seriale,  foliaceum.  in  paleas  sensim 
transiens ,  his  achenia  excedentibus  apice  subulatis ,  interioribus  inferne 
membranaccis  nervoso-striatis  concavo-complicatis  florea  amplectentibus. 
Receptaculum  angustisümum .  conico-filiforme ,  undique  paleatum.  Co- 
rollae  tubulosae,  ödentatae.  Antherae  flavae,  solubile«,  basi  minutissime 
biauriculato-sagittatae.  Stylus  divisus,  in  <S  profunde  bifidus,  ramis  apice 
in  appeudicem  conicam  hispidulam  productis.  Achenia  crassa,  obpyra- 
midata,  apice  truncata,  exteriora  3-,  interiora  4gona,  pappo  e  medio 
disco  minuto  brevissime  cyathiformi  ciliato-dentato  et  aristis  paucis  multo 
longioribus  nunc  deficientibus  aucto.  —  Herba  annua,  stricta,  scabro- 
bispidula,  ramis  paucis  apice  monocephalis,  foliis  oppositis  lanceolato- 
linearibus  subintegerrimis  v.  paucidentatis  triplinerviis,  floribus  tlavis, 
acheniis  glabriusculis  costulatis. 

Genus  inter  Melampodineas  et  Heliantheas  ambiguum,  ab  illis  stylis 
omnibus  bifidis,  ab  his  antheris  haud  nigricantibus  distinctum,  juxta  Ogi- 
eram  inserendum  et  Aspiliae  habitu  afnnius,  in  honorem  detectoris  no- 
minatum. 

472.  L.  pascaloides  Gr.  —  Herba  sesqui-2pedalist  foliosa,  foliis  basi 
longe  attenuatis  et  ad  nodum  integrum  linea  annulari  confluis  ramulisque 
fohati8  intcrnodia  aequantibus  v.  excedentibus  (3 — 4"  longis,  3 — 6'"  latis) 
acuminatis  repando-denticulatis  v.  integerrimis ,  dcntibus  infimis  saepe 
majoribus  (1'"  longis);  capitula  sub  anthesi  6'",  fructifera  10'"  diam.; 
involucri  foliola  lau ceolato  -  acuminata ,  f>"' ,  paleae  3"',  achenia  2'" 
longa,  haec  apice  planiuacula  1'"  diam.  minute  scabriuscula  versus  pap- 


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PLANTAE  LORENTZIAJJAE. 


183 


pum  centralem  atriatula;  pubes  scabra  folia  aequaliter  obducens,  setulis 
adpressia  antrorsum  versis.  —  Santiago  del  Estero,  copiose  in  formatione 
Chacras  dicta  pr.  urbem. 

474.  Aspilia  buphthalmiflora  Gr.  —  Syu.  Leighia  DC.  ex  descr.  — 
Cordoba ,  non  rara  in  campis  pr.  Las  Penas.  (»Bonaria  —  Brasil,  austr.«). 

475.  A.  aurantiaca  Gr.  n.  sp.  suffruticosa,  ramosa,  scabra,  foliis 
oblongo-lanceolatis  acuminatis  repando-serrulatis  breviter  petiolatis  utrinque 
aequaliter  hispidnlis,  corymbis  inaequalibus  obligocephalis,  involucro  3se- 
riali:  foliolis  exterioribus  squarrosis  mediisque  subaequalibus  superne 
foliaceis  oblongis  acutiusculis  disco  vix  brevioribus,  interioribus  brevioribus 
membranaceis  oblongis  obtusis  superne  ciliolatis,  ligulis  radü  aurantiacis 
apice  3dentatis,  receptaculo  convexo :  paleis  oblongo-linearibus  apice  den- 
ticulato  acutiusculis,  acheniis  duplo  brevioribus  compressis  glabriusculis: 
squamulis  pappi  in  annulum  abbrcviatum  connexis,  aristis  interjectis 
multo  longioribus  acbenio  fere  aequilongis  caducis.  —  Folia  omnia  op- 
posita,  3 — 1"  longa,  12 — 4"'  lata;  pedicelli  1 — 1*4" ,  involucri  foliola 
exteriora  6"',  interiora  4"',  ligulae  8'"  longae.  —  Tacuman,  frequens  in 
fruticetis  montanis,  Cuesta  de  Berico. 

476.  Viguiera  molUs  Gr.  n.  sp.  suffruticosa,  apice  ramis  patentibus 
monocephalis  fastigiata,  caule  robusto  villosulo-scabriusculo ,  foliis  supe- 
rioribus  alternis  oblongo-lanceolatis  utrinque  attenuato-acutis  supra  basin 
adpresse  serratis  subtriplinerviis  supra  scabriusculo-pubescentibus  subtus 
molliter  villosulo-tomentosis  subsessilibus ,  involucro  4seriali:  foliolis 
subaequalibus  herbaceis  ovato-lanceolatis  acutis,  exterioribus  squarrosis 
basi  callosis,  ligulis  aureis  aurantiaco  -  nervatis  subl6  apice  rotundato 
minute  2 — 3dentatis  involucro  plus  duplo  longioribus,  receptaculo  convexo: 
paleis  nervoso-8triati8  acutiusculis,  acheniis  compressis  glabriusculis.  — 
Caulis  4pedalis;  folia  2—3"  longa,  10—16'"  lata,  superne  decrescentia, 
subintegerrima;  involucri  foliola  5"',  ligulae  1"  longae.  —  Tucuman, 
copiose  in  pratis  montanis,  Cuesta  de  Siambon. 

477.  V.  tueumanensis  Gr.  —  Syn.  Leighia  Hook.  Arn.  ex  descr.  — 
Caulis  5pedalis;  folia  in  nostra  forma  superiora  3—4"  longa,  4—5"' 


184 


A.  GRISEBACH, 


Uta,  sparsim  utrinque  hispidula,  —  Tucuman,  socialis  in  monte  Alto  de 
las  Salmas. 

478.  Flourensia  campestris  Gr.  fruticosa,  glabra,  fbliis  oblongo-lanceo- 
latis  acutis  basi  in  petiolum  attcnuatis  integerrimis  uninervüs  et  reticu- 
lato-venosis,  capitulis  radiatis  corymbosis,  involucro  2seriali  disco  paleisque 
multo  breviori :  foliolis  lanceolato-acuminatis  apice  obtusiusculis ,  paleis 
apice  dilatato  3denticulato-deltoideis ,  ligulis  ovato-lanceolatis  involucro 
rix  aeqnilongis,  achenio  pubescente  inter  aristas  paberulas  duplo  breviores 
nudo.  —  Syn.  Encelia  in  campis  Cordobanis  lecta  ap.  Benth.  Hook.! 
(Gen.  pl.  2.  p.  878) :  species  igitur  (supervisis  aristis  achenii)  ad  Encelias 
typicas  »exaristatas«,  genns  chilense  ad  Helianthum  ibi  (p.  376.)  reducitor, 
mihi  vero  plane  sui  juris  videtur  achenio  a  latere  compresso ,  aristis  va- 
lidis  persistentibus,  paleis  concavo-semiamplexantibus  membranaceis  apice 
dilatatis  (minime  complicatis),  deinde  caule  fruticoso,  foliis  altemis,  resina 
copiosa,  pube  achenii ;  altera  species  bonariensis  eodem  nomine  vernaculo 
Maravilla  designatur,  ac  chilensis  typica  F.  thurifera.    Enceliae  certe 
affimor  est  quam  Heliantho  praecipue  ob  antheras  fuscas  (nec  nigricantes) 
et  ob  achenii  formationem,    sed  paleas  video  in  E.  canescente  medio 
plicatas  et  apice  cuspidatas.    Frutex  ultra  6pedalis,  ramosus,  foliosus; 
folia  2 — 2l/2"  longa,  6 — 8'"  lata,  petiolo  3 — 4'"  longo;  oorymbi  simpli- 
ciusculi  terminales,  pedicellis  capitulo  subaequilongis ;  involucrum  8'", 
florcs  disci  5"'  longi;  receptaculum  parvum,  conicum;  ligulae  paucae,  flavae, 
neatxae,  3'"  longa«,  apioe  rotundato  2— 8denticulatae ;  antherae  fuices- 
centes,  appendice  terra  in  ali  pallido-membranacea  rotundata.  basi  biauri- 
culatae;  styli  rami  appendice  conica  hispidula;  achenia  3'"  longa  paleis 
subaequilonga,  aristis  2  exsertis  2"'  longis.  —  Cordoba.  in  campis  ab 
urbe  austro-orientalibus  sociali  vegetatione  fruticeta  formans. 

479.  F.  tortuosa  Gr.  n.  sp.  fruticosa,  tortuoso-ramosa ,  foliis  ovato- 
lanceolatis  lanceolatisque  mucronulato-acutis  basi  cuneatis  petiolatis  inte- 
gerrimis un  in lt viis  sparsim  puberulis  et  glabrescentibus,  capitulis  radiatis 
subsolitariis ,  involucro  2seriali  disco  paullo  breviori:  foliolis  ovatis  v. 
ovato-oblongis  acutis  ciliolatis,  paleis  apice  abruptim  dilatato  multiden- 
ticulatis  subtruncatis,  ligulis  ovali-oblongis  involucro  longioribus,  achenio 


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PLANTAE  LORENTZIANAE.  185 

sericeo-villoso  inter  aristas  puberulas  marginales  breviores  aristulis  1 — 2 
acces8oriis  instructo.  —  Fraecedenü  ceterum  structura  conveniens ;  frutex 
6pedalis;  folia  2 — 1"  longa,  10 — 6"' lata,  petiolo  3 — 4"'  longo;  involucri 
foliola  5"'  longa,  2 — 1%M  lata;  ligulae  flavae,  sub5,  8"' longae;  paleae 
8"'  longae:  achenia  immatura.  —  Nom.  vernac.  Maravilla.  Cataraarca, 
frequens  in  campis  inter  Belen  et  Yakutula. 

480.  Ximenesia  microptera  DC.  —  Ad  Verbesinara  genus  reducunt 
Benth.  Hook.  (1.  c.  p.  380.),  recedit  alis  acbenii  apice  productis  et 
involucro.  —  Catamarca,  ubique  pr.  Yakutula.  (»Bonaria«). 

481.  (64.)  Spüanthes  alpestris  Gr.  n.  sp.  stricta,  gracilis,  setuloso- 
scabra,  foliis  oblongo-lanccolatis  calloso-acutiusculis  basi  cuneato-atte- 
nuatis  vix  petiolatis  remote  serrulatis  serratisque  triplinerviis,  pedunculis 
elongatis  apice  paullum  incrassatis,  involucro  2seriali :  foliolis  ovato-oblongis 
obtusis,  capitulo  hemisphaerico  demum  obtuso  conico  radiato,  ligulis  luteis 
8 — 10  dilatato-oblongis  3dentatis  involucro  duplo  longioribus  tioribus 
disci  vix  longioribus,  acheniis  glabris  apice  truncato  calvis.  —  Proxima 
videtur  S.  ecliptoidi  Gardn.,  ubi  »involucri  foliola  lineari-lanceolata  acuta« 
et  S.  helenioidi  H.  A. ,  cui  »folia  integerrima  glabra«.  Gaulis  2pedalis, 
oligocephalus ;  pedunculi  6",  folia  2 — IV2"  involucrum  2'",  ligulae  4'" 
longae;  discus  4 — 5"'  diam.;  achenia  1"'  longa,  palea  basi  in  stipitem 
contracU  fere  duplo  breviora.  —  Tucuman,  frequens  in  pascuis  alpinis 
m.  Cuesta  de  Berico. 

482.  Thelesperma  scabiosoides  Less.  —  Syn.  Bidens  Leyboldi  Phil. ! 
(Anal.  Univers,  de  Chile  1865.  2.  p.  338.).  —  Cordoba,  pr.  Las  Pefias, 
S.  Francisco.  (Mendoza,  »Uruguay  —  Patagonia«). 

483.  (65.)  Cosmos  peucedanifolius  Wedd.  ex  descr.  Ligulae  radii 
speciosae,  ll/2"  longae,  l'Matae.  —  Tucuman,  solitarie  in  fruticetis  mon- 
tanis  Cuesta  de  Siambon,  frequens  in  pratis  alpinis  pr.  Cienega.  (»Bolivia«). 

484.  (66.)  Bidens  cosmanthus  Gr.  n.  sp.  Psilocarpaea ,  hispidulo- 
pubescens,  caule  erecto  anguloso  submonocephalo ,  foliis  ternatisectis : 
segmentis  supra  basin  argute  serratis  acutis,  lateralibus  sessilibus  duplo 
brevioribus  ovatis,  terminali  oblongo-lanceolato  basi  cuneato  et  secus 
petiolum  decurrente,  capitulo  longe  pedunculato  radiato,  involucri  foliolis 

Phys.  Classe.    XIX.  Aa 


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186  A.  GRISEB ACH, 

subaequalibus  lineari-oblongis  obtusiusculis  dense  pilosis  radio  flavo  plus 
triplo  superatis,  ligulis  8  ovalibus  3denticulatis:  nervis  excurrentibus  9, 
aliis  infra  apicem  evanidis,  achenio  (immaturo)  pubescente  2aristato:  ari- 
stis  erectis.  —  Affinis  videtur  B.  andicolae  Kth. ,  8ed  de  magnitudine 
radii  silent  auctores.  Caulis  pedalis  et  ultra;  foliorum  segmenta  late- 
ralia  6 — 8'",  terminale  1 — l1/^' longum ,  6—8"'  latum;  involucrum  4"', 
ligulae  12 — 14"'  longae.  —  Tucuman,  copiose  in  alpinis  pr.  Cienega. 

485.  (67.)    B.  macranthus  Gr.  n.  sp.  Psilocarpaea ,  perennis,  pube 
reversa  hispidula ,  caule  erecto  superne  anguloso  submonocephalo ,  foliis 
bipinnatisecto-multifidis  ambitu  deltoideis :  lobis  extimis  cuneato-ellipticis 
breviterve  oblongis  cuspidatis,  capitulo  longe  pedunculato  radiato,  invo- 
lucri  foliolis  subaequalibus  oblongis  obtusis  pilosis  radio  flavo  fere  qua- 
druplo  superatis,  ligulis  8 — 10  ovali-oblongis  Sdenticulatis :  nervis  excur- 
rentibus 9,  aliis  infra  apicem  evanidis,  achenio  (immaturo)  puberulo  2ari- 
stato:  aristis  erectis.  —  Proximus   praecedenti,  foliis  diversissimus  et 
sequenti  accedens,  ubi  segmenta  angusta.    Caulis  1 — 2pedalis ;  folia  (ex- 
cluso  petiolo)  IV2"  fere  longa,  lobi  extimi  ll/2 — 3"'  longi;  involucrum 
4"',  ligulae  18 — 12'"  longae.  —  Tucuman,  copiose  in  pascuis  alpinis  pr. 
Cienega.    Catamarca,  in  convalle  excelsa  Granadillas  pr.  Yakutula. 

486.  B.  humilis  Kth.  var.  macranthus  Wedd.  Forma  hispidula; 
Tadius  fiavus,  involucro  3— 4plo  longior,  sed  involucri  foliola  2 — 3'", 
bgulae  6—8'"  longae,  hae  oblongae  v.  medio  paullo  dilatatae  3"'  latae, 
nervis  excurrentibus  raro  ultra  5,  denticulis  terminalibus  saepe  obsoletis.  — 
Cordoba,  frequens  pr.  Ascochinga.  (»Andes  a  Venezuela  ad  Boliviam«: 
Mand.  pl.  boUv.  52.) 

487.  B.  leucanthus  W.  —  Cordoba,  frequens  pr.  urbem.  (America 
tropica  et  ultra  ejus  fines,  inde  per  orbem  calidiorem  fere  omnem). 

488.  B.  bipinnatus  L.  Forma  foliis  nunc  pinnatisectis :  segmentis 
cuneato-oblongis ,  pilis  sparsis  evanidis  adspersa;  ligulae  5,  nervis  5.  — 
Tucuman,  in  umbrosis  regionis  subtropicae,  Cuesta  de  Berico.  (Amcr. 
tropica  et  ultra  ejus  fines,  inde  per  orbem  calidiorem). 

489.  Heterosperma  rhombifolium  Gr.  —  Syn.  Bidens  C.  H.  Schultz!, 
qui  genus  ad  Bidentem  reduxit,  in  Lechl.  pl.  peruv.  1576.    Species  pa- 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


187 


rum  ab  H.  maritimo  Kth.  foliis  latioribus  (2"  longis,  1"  latis)  recedens.  — 
Tucuman,  ad  vias  regionis  subtropicae  pr.  Siambon.  (Peruvia). 

490.  (68.)  H.  depressum  Gr.  n.  sp.  perenne,  caespitoso-decumbens, 
caulibus  brevibus  bifariam  pilosis ,  foliis  ternatim  semel  v.  bis  disscctis: 
segmentis  cuneatis  oblongisque  v.  in  crenaturas  reductis  mucronulato- 
acutis,  capitulis  breviter  pedunculatis  terminalibus  et  axillaribus,  aliis 
subsessilibus ,  involucri  foliolis  oblongis  obtusis ,  exterioribus  ciliatis, 
radio  5fioro :  ligulis  subinclusis,  acheniis  ovalibus  a  dorso  compressis  nunc 
calvis  nunc  breviter  biarietatis,  disco  5 — lOfloro :  acheniis  breviter  rostra- 
tis  :  rostro  aristis  exsertis  aequilongo.  —  Caules  palmares,  apice  in  pedun- 
culum  ascendentem  abeuntes;  folia  6—8"'  diam.;  involucrum  2"'  lon- 
gum;  ligulae  ovali-subrotundae,  2fidae;  achenia  exteriora  2"',  interiora 
(rostro  et  aristis  inclusis)  4'"  longa.  —  Tucuman,  formationem  alpinam 
herbaceam  pr.  Cienega  ex  magna  parte  constituens. 

491.  Chrysantheilum  procumbens  Rieh.  —  Syn.  Adenospermum 
tuberculatum  H.  A.  —  Cordoba,  in  arenosis  huraidis  pr.  S.  Francisco. 
Tucuman,  in  pratis  udis  pr.  Siambon.  (Amer.  trop.  et  ultra  ejus  fines  australes.) 

492.  Schkuhria  bonariensis  Hook.  Arn.  ex  descr.  Herba  annua, 
stricta,  pedalis,  foliosa.  —  Tucuman,  in  pratis  humidis  pr.  Siambon. 
(»Bonaria«^ 

493.  S.  abrotanoides  Rth..  Benth.  in  pl.  Sprucean.  ecuador.  5789.  — 
Syn.  Amblyopappus  mendozinus  Phil.!  pl.  Mendoza  (Anal.  Univers,  de 
Chile,  1870.  p.  184.).  —  Herba  annua,  spithamea,  superne  fastigiato- 
ramosissima;  flores  in  nostra  forma  5  homogami;  species  peculiaris  pa- 
leis pappo  pinnatifido-striatis ,  ut  de  Amblyopappo  pusillo  notant  Hook. 
Arn.  —  Nom.  vernac.  Mata-pulga.  Cordoba,  in  campis  et  ripis  arenosis 
pr.  urbem.  (Andes  a  »Mexico«  ad  Mendozam). 

494  (69.)  S.  anthemoides  Benth.  Hook  (Achyropappus  Kth.)  — 
Syn.  S.  pusilla  Wedd.  ex  ic.  Chlor,  and  t.  14.  b.:  forma  pusilla,  diseoi- 
dea.  —  Variant  nostrae  formae  folii  segmentis  1 — Ys'"  latis,  capitulis 
lOfloris:  exterioribus  radiatis,  et  5floris  diseoideis  homogamis  —  Cata- 
marca,  in  convalle  excelsa  Granadillas  pr.  Belen.  (»Andes  a  Mexico  ad 
Boliviam"). 

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188  A.  GRISEBACH, 

495.  Flaveria  Contrajerva  Pers.  —  Cordoba,  ad  vias  pr.  urbem 
autumno.  (Amer.  trop.  et  ultra  ejus  fines  australes). 

496.  Gaillardia  scabiosoides  Benth.  Hook.  var.  radiata  eor.  —  Syn. 
Cercostylis  Hook.  Arn. :  forma  discoidea.  —  Caulis  spithameus,  basi  folio- 
sus;  folia  bipinnatisecta,  ambitu  ovata,  1 — 1V2"  longa;  radius  exsertus, 
ligulis  trifidis.  —  Cordoba,  frequens  ad  fluvios  pr.  urbem.  (»S.  Luis  — 
Patagonia«). 

497.  G.  Doniana  Gr.  var.  discoidea  Gr.  —  Syn.  Cephalophora  Hook. 
Arn.  ex  descr.  forma  radiata;  sed  receptaculo  setoso  et  styli  ramis  appen- 
dice  elongata  hirta  elongata  auctis  praecedenti  affinis.  Caulis  pedalis; 
folia  integra,  integerrima,  2"  longa,  2'"  lata.  —  Cordoba,  in  rupestribus 
pr.  Las  Penas.  (»Mendoza«). 

498.  Hymenoxys  anthemoides  Cass.  —  Cordoba,  in  campis  arenosis 
et  in  ripis  caespitose  crescens.  (»Bonaria«), 

499.  (70.)  Tagetes  campanulata  Gr.  n.  sp.  macrocephala,  erecta,  ro- 
buste, foliosa,  apice  corymbosa,  foliis  pinnatisectis,  inferioribus  oppositis  : 
segmentis  4— 6jugis  lineari-lanceolatis  argute  subpinnatifido-serratis  apice 
serraturisque  cuspidatis,  his  deorsum  saepe  arcuatis,  pedicellis  incrassatis 
involucro  subbrevioribus ,  involucro  campanulalo  8dentato:  dentibus  del- 
toideis  margine  tomentosis,  capitulo  multitloro:  ligulis  radK  obovato- 
oblongis  apice  obtusiuscule  incisis  involucro  aequilongis  flavis ,  pappo 
baristato:  aristis  iuaequalibus,  squamulis  nullis.  —  Caulis  3pedalis,  apice 
ramosus;  folii  segmenta  8 — 16'"  longa,  V/2 — 3'"  lata;  involucrum  8"' 
longum,  4—5"'  latum.  —  Tucuman,  in  rupibus  supra  Cienega.  Cata- 
marca,  in  alpinis  Vayas  altes  alt.  9— 11000'. 

500.  T.  glandulifera  Schrk.  —  Lechl.  pL  peruv.  2059.  —  Cordoba, 
frequens  pr.  Ascochinga.    (Peru,  »Brasil,  austr.  —  Chile«), 

501.  T.  teraiflora  Kth.  Forraa  flaccida,  pedalis,  minus  ramosa  quam 
bogotensis  (Goudot,  nr.  1.) ;  flores  radii  5  v.  pauciores,  ligulis  subrotundis 
minutis  (1"'  diam.).  inter  dentes  involucri  parum  exserti;  pappi  aristae 
2  cum  iquamulia  brevibus  basi  cohaerentes.  —  Tucuman ,  frequens  pr. 
Cienega.  (Andes  Amer.  austr.). 

502.  T.  filifolia  Lag.  —  Syn.  T.  coronopifolia  Benth.  in  Spruce  pl. 


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PLANT AE  LORENTZIANAE. 


189 


ecuador.  5790.  (non  W.)  —  Caulis  diffusus;  character  T.  coronopifoliae 
W. .  sed  aristae  pappi  2  flores  disci  subaequantes ,  sursum  scabrae,  cum 
squamis  latiusculis  apice  incisis  duplo  brevioribus  alternantes.  —  Tucu- 
man,  non  raro  in  pratis  pr.  Siambon.  (Andes  Amer.  austr.). 

503.  T.  micrantha  Cav.  Forma  pollicaris :  T.  pusilla  Kth.  sec.  Schnitz 
in  Mand.  pl.  boliv.  69.  —  Tucuman,  ubi  partim  formationem  herbaceam 
pumilam  constituit  in  alpinis  pr.  Cienega.  (Andes  a  Mexico :  Schaffner  — 
»Mendoza«). 

504*.  Anthemis  Cotula  L.  —  Cordoba,  frequens  ad  vias  et  ripas 
pr.  urbem. 

505.  Senecio  ceratophyllus  Hook  Am.  ex  descr.  Affinior  S.  ar- 
genteo  Kz.,  quam  S.  chilensi  Less.  Frutex  repens  v.  erectus,  pluripeda- 
lis,  ramis  herbaceis  monocephalis  palmaribus,  involucro  8"'  longo  12 — 
24phyllo  ligulis  radii  longiori.  —  Cordoba,  in  convallibus  pr.  urbem  et 
in  pascuis  montanis  Sierra  de  Cordoba.  (»Patagonia«)- 

506.  (71.)  S.  argophylloides  Gr.  n.  ap.  fruticosus,  lana  adpressa  ni- 
veus,  ramis  foliosis  spithameis  apice  3 — 1  ( — 5)cephalis,  foliis  linearibus 
sessilibus  apice  rotundato-obtusis  integerrimis ,  capitulis  radiatis  multi- 
floris,  involucro  hemisphaerico  subl2phyllo  radio  subaequilongo :  foliolis 
glabrescentibus  dorso  planiusculo  fuscis  marginc  membranaceo  pallidis, 
squamis  exterioribus  lanatis,  ligulis  radiis  8 — 10  ovali-oblongis  (siccis  au- 
rantiacis),  acheniis  puberulis.  —  Diagnosi  S.  argophylli  Phil.  (Linnaea, 
28.  p.  747.)  in  plurimis  accedit.  sed  a  S.  chilensi  Less.  cum  eodem  com- 
parato  caule  fere  ad  apicera  folioso  gemmisque  foliatis  fere  ex  omnibus 
axillis  prolifero  habitus  valde  removetur,  ramis  vulgo  pleiocephalis  ab 
utroque  et  a  S.  argenteo  Kz.  (Lechl.  pl.  chil.  2893.),  cui  involucrum  fere 
duplo  longius  et  obtuse  costatum.  Folia  1  l/<i"  longa ,  V"  lata ,  sursum 
arcuata;  involucrum  3 — 4'"  longum;  capitulum  fere  1"  diam.  —  C'ata- 
niarca,  in  regionis  Puna  arenosis  inter  Nacimicntos  et  Laguna  blanca. 

507.  (72.)  8.  psammophUus  Gr.  n.  sp.  fruticosus,  tomento  adpresso 
niveus,  ramis  foliosis  spithameis  corymbo  simplici  contracto  3— 7cephalo 
terminatis,  foliis  linearibus  sessilibus  apice  rotundato-obtusis  nunc  remote 
utrinque  1 — 2crenato-pinnatifidis  nunc  integerrimis:  lobulis  rotundatis, 


190 


A.  GRISEBACH, 


capitulis  discoideis  sub20noris,  iuvolucrocampanulaceofloribusbreviori  10 — 
12phyllo :  foliolis  dorso  planiusculoincano-pubescentibus  m  argine  membrana- 
ceis  apice  sphacclato  obtusiusculis,  squamis  cxterioribus  adpressis,  acheniis 
puberulis.  —  Proximus  videtur  S.  albolanato  Phil.  (Fl.  atacam.  p.  32.).  cui 
involucri  foliola  »acuroinata  vix  ustulata«  et  folia  integerrima,  affiuis  quoque 
praccedenti,  quocum  consociatus  crescit.  Folia  8— C"  longa,  lm  lata,  lobulis 
V"  longis  crenaturiformibus :  axillae  gemrais  foliatis  instructae;  involucrum 
4'",  llores  cum  pappo  6'"  longi ;  capitulum  Hörens  apice  4 — 5'"  diam.  —  Cata- 
marca,  in  regionis  Pu  na  arenosis  inter  Nacimientos  et  Laguna  blanca  alt.  10000'. 

508.  8.  albicaulis  Hook.  Arn.  var.  pinnatiiidus  Gill,  ex  descr. 
Suffrutex  pedalis  lana  adpressa  niveus,  folii  segmentis  12 — 4'"  longis, 
1"'  latis,  involucro  4"',  capitulo  discoideo  multitloro  8'"  longo.  —  Nom. 
vernac.  Vida-Vida.  Cordoba,  frequens  in  arenosis  convallium  et  in  cam- 
pis.  (»Mendoza  —  Patagonia«). 

509.  S.  salsus  Gr.  n.  sp.  fruticosus,  glaber.  ramis  tortuosis  lig- 
nosis  apice  1 — 3cephalis  palmaribus  foliatis,  foliis  carnosis  sessilibus 
paucilobo-pinnatifidis :  rhacbi  lineari  apice  lobisque  rotundato-mucronulatis, 
his  1 — 2jugi8  remotis  patentibus  terminali  brevioribus,  capitulis  discoideis 
multifloris,  involucro  ovato  flores  aequante  8 — lOphyllo:  foliolis  dorso 
planis  margine  membranaceis  obtusiusculis  fuscescentibus ,  squamis  exte- 
rioribus  brevibus  adpressis,  acheniis  glabris.  —  Proximus  8.  pinnatilo- 
bato  C.  H.  Schultz!,  ubi  folia  petiolata,  rhachi  sursum  dilatata,  lobis 
plurijugis  latioribus;  conferendus  quoque  est  S.  tritidus  Hook.  Arn.,  cui 
»folia  apice  trifida  supra  canaliculata«.  Folia  6"'  longa,  rhachi  lobisque 
1'"  latis ;  involucrum  5"'  longum ,  capitulum  apice  4'"  diam.  —  Cata- 
marca ,  frequens  in  campo  de  Arenal  in  salsis  pr.  Amaicha,  fruticeta 
quoque  formans  in  planitie  alta  pr.  Laguna  blanca. 

510.  (73.)  S.  sectilis  Gr.  n.  sp.  fruticosus,  glaber,  ramis  foliosis 
duris  corymbo  conferto  8 — 12cephalo  terminatis.  foliis  pinnatisectis  basi 
petioliformi  integris:  segmentis  linearibus  4— 6jugis  rhachi  conformibus 
cuspidatis  integerrimis  v.  extus  1 — 21obulatis,  capitulis  discoideis  sub20- 
floris,  involucro  ovato  noribus  breviori:  foliolis  sub  12  fuscescentibus  apice 
sphacelato  acutiusculis  inferne  juxta  marginem  costulatis ,  squamis  exte- 


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PLANT AE  L0RENTZ1ANAE. 


191 


xioribus  sub3plo  brevioribas  adpressis,  acheniis  glabris.  —  Foliis  accedit 
ad  S.  hakeifolium  Berter. :  Phil.  pL  chil.  812.,  cui  capitula  duplo  majora 
pauciora  longe  pedicellata  et  squamaeinvolucri  exteriores  exiguae  v.  abortivae. 
Volia  2",  segmenta  inferiora  6"'  longa,  cum  rhachi  2/3'"  lata;  involucrum  3"', 
flores  4"'  longi.  —  Catamarca,  in  alpinis  Vayasaltas  pr.  Belen  alt.  9 — 11000'. 

511.  S.  Bridgesii  Hook.  Arn.  —  Phil.  pl.  chil.  790.  —  Foliis  prae- 
cedenti  similis ,  sed  suffrutex  corymbo  diviso  polycephalus ,  capitulis  ra- 
diatis,  involucri  squamis  exterioribus  abbreviatis.  —  CoTdoba,  in  arenosis 
ad  fl.  Rio  Primero  et  convallium  pr.  urbem.  (Chile). 

512.  S.  flagellisectus  Gr.  n.  sp.  glaber,  erectus,  caule  erecto  suffru- 
tescente  supernc  herbaceo  in  corymbum  divisum  polycephalum  patentem 
abeunte  folioso,  foliis  pinnatisectis  basi  petioliformi  ad  nodum  brevissime 
dilatata  semiamplexicauli  supremisque  integris :  segmentis  4— 6jugis  elon- 
gatis  rhachi  paullo  latioribus  ensifonni-linearibus  acuminatis  superne  re- 
mote  serrulatis  v.  integerrimis  supremis  secus  rhachin  decurrentibus,  ca- 
pitulis radiatis  multifloris,  involucro  ovato  15 — 18phyllo  radio  aequilongo : 
foliolis  dorso  planiusculo  fuscescentibus  margine  membranaceis  apice 
obtusiusculo  penicillatis ,  squamis  exterioribus  brevibus  patulis ,  imis  re- 
motiusculis ,  ligulis  radii  J  2  oblongis  aureis ,  acheniis  hirtis.  —  Habitus 
8peciosus  fere  S.  saracenici;  caulis  3pedalis;  folia  3 — 4",  segmenta  V/2 
— 2"  longa,  haec  2—1'",  rhachis  inferne  2/3"'  lata;  involucrum  5 — 6'" 
longum ;  capitulum  cum  radio  1"  diam.  —  Tucuman,  in  campis  pr.  Tafi. 
Catamarca,  Vayas  altas  supra  convallera  Granadillaa  pr.  Belen  frequens. 

513.  (74.)  8.  pseudotites  Gr.  n.  sp.  araneoso-puberulus,  caule  her- 
baceo erecto  folioso  in  corymbum  confertum  polycephalum  abeunte,  foliis 
e  basi  cordata  et  ad  petioli  apicem  breviter  cuneata  sensim  attcnuatis 
acutis  argute  dentatis:  petiolo  (in  superioribus  deficiente)  basi  utrinque 
auriculato :  auriculis  semicordato-subrotundis  dentatis ,  capitulis  radiatis 
(v.  in  lusu  discoideis)  multifloris,  involucro  hemisphaerico  sub20phyllo: 
foliolis  dorso  convexis  superne  pilosulis  apice  obtusiusculis  radio  subbre- 
vioribus,  squamis  exterioribus  vix  duplo  brevioribus  adpressis,  ligulis  radii 
sub  12  oblongo - lanceolatis  aureis,  acheniis  puberulis.  —  Proximus  S. 
Otiti  Kz.  (Lechl,  pl.  peruv.  604.),  pube,  corymbo  contracto,  ligulis  plu- 


192 


A.  GRISEBACH, 


ribus  distinctus.  Folia  3 — 4"  longa,  1"  ad  basin  lata,  petiolo  inferiomm 
auriculas  8"'  longas  duplo  superante:  deutes  deltoidei;  involacrum  3"', 
ligulae  radii  4"'  longae.  —  Catamarca,  in  alpinis  convallis  Granadillas 
pr.  Yakutula,  ubi  etiam  forma  discoidea  lecta  est. 

514.  (75.)  belenetms  Gr.  u.  sp.  glanduloso-puberulus,  caule  her- 
baceo  crccto  folioso  in  corymbum  confertum  oligocepbalo-divisum  abeunte, 
foliis  lanceolato- oblongis  obtusiusculis  creuatis,  infcrioribus  in  petiolum 
latiusculum  cuneato-attenuatis,  superioribus  angustioribus  basi  pctiolisque 
inferiorum  auricula  brevi  cordata  crenato-dentata  semiamplexicaulibus, 
capitulis  radiatis  multitioris,  involucro  bemispbaerico  sub20phyllo:  foliolis 
dorso  planis  fuscescentibus  glabriuscuiis  apice  obtusiusculo  penicillatis 
radio  brevi  longioribus,  squamis  exterioribus  plus  duplo  brevioribus  ad- 
pressis.  ligulis  radii  subl2  obovatis  aureis,  acheniis  glabris.  —  Affinis 
8.  agapatensi  C.  H.  Schultz  (Lechl.  pl.  peruv.  1903.  3158.).  ubi  capitula 
duplo  majora  et  folia  omnia  sessilia.  Caulis  1— l'/kpedalis;  folia  infe- 
riora  2l/2"  longa,  16 — 4"'  lata,  petiolo  8'"  longo,  superiora  decrescentia; 
involucrura  3"',  ligulae  radii  2"'  longae,  discus  5"'  apice  latus.  —  Ca- 
tamarca, in  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen. 

515  (76.)  S.  otopterus  Gr.  n.  sp.  glaber,  caule  herbaceo  erecto 
folioso  et  auriculis  foliorum  late  decurrentibus  alato  in  corymbum  con- 
fertum polycephalum  abeunte,  foliis  oblongo-lanceolatis  oblongisque  acutis 
argute  dentatis,  inferioribus  basi  cordatis  petiolatis:  petiolo  utrinque 
latissime  auriculato:  auriculis  oblongatis  dentatis  in  alam  integerrimam 
attenuatis.  superioribus  cum  auriculis  brevi us  decurrentibus  conüuis,  ca- 
pitulis radiatis  multitioris ,  involucro  hemisphacrico  sub20phyllo :  foliolis 
juxta  marginem  costulatis  apice  sphacelato  et  penicillato  obtusiusculis 
radio  brevioribus,  squamis  exterioribus  paullo  brevioribus  ineurvo-patulis, 
ligulis  radii  sublO  lauceolato-oblongis  aureis.  acheniis  puberulis.  —  Folia 
3"  longa.  8—15"'  lata,  alis  internodii  1—2'"  latis;  involucrum  3—4'", 
ligulae  radii  5  —  6"'  longae;  discus  apice  5"'  diam.  —  Tucuman,  in  al- 
pinis pr.  Cienega  et  Tafi:  cum  duabus,  quae  sequuntur  speciebus  ad 
Seneciones  decurrentes  Africae  australis  accedens,  rarum  utriusque  Florae 
aftinitatiN  vestigium. 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


193 


515.  S.  deferens  Gr.  n.  sp.  caule  herbaceo  robusto  lana  arachnoidea 
amissa  glabrescente  striata  folioso  foliisque  decurrentibus  alato  apice  di- 
viso  et  cum  remis  in  corymbos  confertos  10 — 20cephalos  abeunte,  foliis 
oblongo-lanceolatis  oblongisque  acutis  inaequaliter  dentatis  v.  denticulatis 
supra  giabrescentibus  subtas  lana  aracbnoidea  incanis  basi  adnata  in  alas 
decurrentes  integer rim eis  attenuatis,  capitulis  radiatis  sub20flori8,  involucro 
ovato  sublOphyllo:  foliolis  inferne  bicostulatis  apice  esphacelato  acumi- 
natis  radio  subaequilongis  glabris,  squamis  exterioribus  abbreviatis  pubes- 
centibus,  ligulis  radii  sub8  lanceolato-oblongis  aureis,  acheniis  puberulis.  — 
Affinis  praecedenti.  Folia  4—2"  longa,  15—8'"  lata,  alis  internodii  deor- 
sum  sensim  attenuatis  inferne  1'"  latis;  involucrum  2'/2,<'  longum;  discus 
2"'  diam.  —  Santiago  del  Estero,  gregarie-  ad  sepes  et  ad  fl.  Rio  dulce. 
Catamarca,  ubique  ad  vias  pr.  Fuerte  de  Andalgala. 

516.  8.  stenopterus  Gr.  n.  sp.  caule  herbaceo  erecto  glabrescente 
striata  folioso  foliisque  angustissime  decurrentibus  stenoptero  apice  in 
corymbos  laxos  5 — 8cephalos  diviso,  foliis  lanceolato-oblongis  obtusius- 
culis  minutissime  et  remote  denticulatis  supra  giabrescentibus  subtus 
arachnoideo-puberuli8  versus  basin  adnatam  cuneato-attenuatis  et  repando- 
integerTimis ,  capitulis  radiatis  subl6floris,  involucro  ovato  subl6phyllo: 
foliolis  juxta  marginem  inferne  costulatis  apice  sphacelato  acuminatis 
radio  duplo  longioribus  glabris,  squamis  exterioribus  abbreviatis  pilosulis, 
ligulis  radii  sub6  breviter  oblongis  aureis,  acheniis  puberulis:  pappo  de- 
ciduo.  —  Parum  a  praecedente  diversus.  gracilior  et  pedicellis  capitulo 
3_4plo  longioribus  (in  illo  eo  brevioribus)  distinguendus.  Folia  sursum 
sensim  decrescentia,  inferiore  4—5"  longa,  ll/2"  lata,  alis  apice  1"',  in- 
ferne y%nt  latis ;  involucrum  2l/2"',  ligulae  longae;  discus  2'"  diam.  — 
Catamarca,  frequens  pr.  Fuerte  de  Andalgala. 

517.  S.  Hualtata  Berter.  ex  descr.  Forma  foliis  inferioribus  e  basi 
cordato-hastata  sensim  attenuatis  crenato-dentatis  10"  longis,  basi  6"  latis, 
ligulis  (siccis  ochroleucis)  late  oblongis  involucro  longioribus  4"'  longis.  — 
Cordoba,  in  aquis  stagnantibus  juxta  fl.  Rio  Primero  et  pr.  Totoral.  (»Men- 
doza  —  Chile«). 

518.  (77.).    8.  Lorentzii  Gr.  n.  sp.  herbaceus  v.  basi  suffrutescens, 

Thys.  Classc.    XIX.  Bb 


194  A.  GRISEBACH, 

caule  palmari  v.  spithameo  folioso  ascendente  simplici  arachnoideo-tomen- 
toso  v.  demum  glabrescente  in  corymbum  confertum  oligocephalum  abeunte, 
foliis  lanceolatis  v.  linearibas  acuminatis  remote  Serratia  v.  pinnatifido- 
incisis  supra  parce  aracbnoideis  subtus  lana  arachnoidea  incanis,  inferio- 
ribtts  in  petiolum  attenuatis,  capitulis  discoideis  multifloris,  involucro 
ovato-hemisphaerico  glabrescente:  foliolis  dorso  planiusculis  apice  spha- 
celato  obtusiusculis  disco  parum  superatis ,  squamis  exterioribus  pubes- 
centibus  vix  duplo  brevioribus  adpressis,  acheniis  glabris.  —  Habitus  S. 
incani  L.  Folia  1"  longa,  3V2 — V/2'"  lata,  serraturis  dentiformibus  utrin- 
que  3 — 5;  involucrum  4"'  longum  et  apice  latum.  —  Tucuman,  ubi  ve- 
getationis  alpinae  herbaceae  magnam  partem  format  in  jugo  supra  Cie- 
nega. 

519.  (78.)  S.  breviculus  Philipp,  ex  descr.  (Linnaea,  33.  p.  149.) 
Forma  nostra  2 — 3pollicaris,  foliorum  segmentis  lanceolato  -  acuminatis 
remotiusculis  5 — 6jugis  lx/2 — 21/2'"  longis,  magis  accedit  ad  S.  chamae- 
cephalum  Wedd. ,  qui  vix  nisi  capitulo  radiato  distinguendus  est.  — 
Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9 — 11000'.  (»Mendoza«). 

520.  (79.)  Werneria  cortusifolia  Gr.  rhizomate  crasso  descendente 
caespitosa,  subexscapa,  glabra,  foliis  rosularibus  obovato-oblongis  oblon- 
gisque  inciso-serratis  obtusiusculis  basi  attenuata  late  vaginantibus,  capi- 
tulis sessilibus  radiatis  magnis,  involucro  hemisphaerico  bracteolis  paucis 
duplo  brevioribus  calyculato:  foliolis  basi  connatis  sub  20  oblongo-linea- 
ribus  obtusis  herbaceis  margine  angustissime  scariosis  radio  duplo  lon- 
gioribus,  ligulis  subl6  oblongis  aureis.  —  Folia  expansa,  2 — 1"  longa, 
10—8'"  lata;  involucrum  10—12"'  longum  et  latum.  —  Syn.  Senecio 
wernerioides  Wedd.  Chi.  and  t.  19.  C. :  forma  foliis  minus  incisis,  sed 
species  ex  involucri  foliolis  planis  ad  fere  connatis  ad  Werneriam 
transponenda.  Catamarca,  in  convallibus  alpinis  arenosis  inter  Nacimien- 
tos  et  I^aguna  blanca.  (»Peru«). 

52 1#.    Cynaea  Cardunculus  L.  var.  Scolymus  L.  —  Cordoba,  ex 
cultura  aufuga. 

522*.    Centaurea  melitensis  L.  —  Cordoba,  ad  sepes  et  ripas. 
523*.    Cnicus  benedictus  L.  —  Cordoba,  in  ripis  arenosis. 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


195 


524.  Tlyalis  argentea  Don.  —  Phil.  pl.  mendoz. !  —  Tucuman  et 
Cataniarca,  in  confinio  utriusque  provinciae,  prirao  pr.  Amaicha  observata, 
dein  frequens  pr.  S.  Jos£.  (Mendoza  —  »Cordoba  et  Patagonia«). 

525.  Chuquiraga  chrysantha  Gardn.  var.  longiflora  Gr.  squamis  in- 
volucri  interioribus  15—20'"  longis  folia  supra  glabra  subduplo  longitu- 
dine  excedentibus  apice  mucronato-obtusiusculis,  axillis  nunc  minute  (2'") 
bispinulosis  nunc  inermibus.  Species.  quam  cl.  Weddell  ad  Ch.  oppo- 
sitifoliae  Gill,  formas  reduxit,  bene  distincta  involucri  squamis  interioribus 
apice  non  attenuatis  aureis  foliisque  lanceolatis  acuminatis.  Frutex  6pe- 
dalis  v.  humilior.  —  Nom  vernac.  Azafran.  Tucuman,  in  declivitate  su- 
periori  montium  supra  Cienega.  (»Andes  Boliviae  et  Chile«). 

526.  Ch.  spinosa  Don  var.  parviflora  Gr.  capitulis  8"'  longis.  For- 
san  species  distincta.  involucro  aureo  et  foliis  praecedenti  varietati  acce- 
dens,  sed  spinae  axillares  4"'  longae.  involucri  squamae  interiores  6'" 
longae,  1'"  latae,  apice  deltoideo  mucronulatae;  frutex  ramosus.  foliis 
6—8'"  longis.  iy2— 2"'  latis:  exstat  quoque  forma  tenuis  foliis  3'"  longis, 
Omnibus  fere  oppositis  glabris.  —  Catamarca,  ubi  praecipue  fruticeta 
constituit  in  reg.  Cardones,  et  in  convalle  Tembladera  pr.  Fuerte  de  An- 
dalgala.  (»Andes  Peruv.  —  Chile«). 

527.  (80.)  Ch.  erinacea  Don  ex  descr.  Frutex  ramosus,  foliis  paten- 
tissimimis  acerosia  margine  involntis  6"'  longis.  capitulis  8"'  longis,  squa- 
mis fere  praecedentis.  —  Catamarca,  in  alpinis  arenosis  inter  Nacimientos 
et  Laguna  blanca  alt.  9 — 11000'.  (»Andes  Mendoza,  Patagonia«). 

528.  (81.)  Doniophyton  andicolum  Wedd.  Chi.  and.  t.  4.  B.  — 
Syn.  Chuquiraga  anomala  Don.  —  Catamarca,  in  alpinis  arenosis  inter 
Nacimientos  et  Laguna  blanca  alt  10000'.  (Andes  Mendoza  et  »Chile«). 

529.  (82.)  Gochnatia  glutinosa  Don.  —  Phil.  pl.  mendoz. !  —  Ca- 
tamarca, ubi  fruticeta  in  planitie  alta  pr.  Laguna  blanca  praecipue  cum 
aliis  constituit.  (Andes  Mendoza). 

530.  G.  cinerea  Gr.  n.  sp.  ramis  cinereis  glabrescentibus  demum 
aphyllis  apice  spinescentibus ,  foliis  saepe  fasciculatis  lineari-lanceolatis 
obtusiusculia  integerrimis  glabris  aveniis,  nunc  mucronulato-obtusis .  ca- 
pitulis lateralibus  breviter  pedicellatis  solitariis  v.  geminis  v.  in  race- 

Bb2 


196  A.  GRISEBACH, 

mum  spurium  dispositis,  floribus  5  homogamis,  involucro  turbinato-cylin- 
draceo  sub4seriali  scarioso:  foliolis  exterioribus  ovatis  acutis,  intimis 
rnulto  longioribus  oblongo-lanceolatis  acuminatis,  pappo  alutaceo.  —  Pro- 
xima  praecedenti ,  distincta  i o Iiis  obtusiusculis  et  fructu  pappoque  duplo 
majori.  Frutex  ultra6pedalis,  rigens;  folia  6 — 12"'  longa,  2'"  lata;  in- 
volucrum  6"',  achenia  cum  pappo  1"  longa,  haec  cylindracea,  deorsum 
attenuata,  lOcostata,  puberula;  receptaculum  glabrum.  —  Catamarca, 
frequens  in  fruticetis  ripariis  pr.  Fuerte  de  Andalgala. 

531.  (83.)  Pacbylaena  atriplicifolia  Don,  Wedd.  Chi.  and.  t.  6.  B.  — 
Syn.  Chionoptera  gayophyta  DC.  —  Catamarca,  in  alpinis  arenosis  inter 
Nacimientos  et  Laguna  blanca.  (Andes  Mendoza  —  »Chile«). 

Cnicothamnus  nov.  gen. 

Capitulum  radiatum,  floribus  radii  uniseriaüs  discique  innumeris  her- 
maphroditis  fertilibus.  Involucrum  imbricato-multiseriale ,  squamis  sub- 
coriaceis  planis  adpressis  spathulatis  et  in  appendicem  mucronulato-rotun- 
datam  lacero-incisam  et  fimbriato-denticulatam  apice  dilatatis.  Recepta- 
culum planum,  nudum,  breviter  piliferum.  Corollae  radii  bilabiatae,  labio 
superiori  ligulato  3dentato ,  inferiori  angustissime  lineari  duplo  breviori, 
disci  profunde  6fidae,  subregularcs ,  segmentis  basi  parum  obliquis  tubo 
tubuloso  duplo  longioribus  erectis  anguste  linearibus  apice  uncinato-revo- 
lutis.  Antherae  basi  bisetosae,  apice  acuminatae  (in  speciminibus  nostris 
et  in  radio  et  in  disco  polline  destitutae).  Stylus  in  floribus  radii  et 
disci  conformis,  exsertus,  apice  in  lobos  brevissimos  obtusiusculo-oblongos 
divisus.  Achenium  dense  villosum,  compressum,  striatum,  pappo  pluri- 
seriali  copioso  piloso:  setis  scabriusculis.  —  Frutex  excelsus,  ad  capitula 
usque  foliosus ,  foliis  sparsis  ovatis  venoso-uninerviis  crenato-denticulatis 
subtus  incano-villosulis ;  capitula  grandia,  solitaria,  in  apice  ramorum  ses- 
silia,  floribus  purpureis. 

Genus  Mutisiacearum  Lycoseri  affine  et  verosimiliter  eodem  modo 
dioeco-dimorphum  (nostrum  capitula  fertilia  exhibens),  distinguendum 
floribus  radii  perfecte  bilabiatis,  disci  profunde  divisis,  involucro  appen- 
diculato,  achenio  ecostato  compresso  villoso  et  habitu. 


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PLANTAR  LORENTZIANAE. 


197 


532.  C.  Lorenten  Gr.  —  Frutex  20 — 25'  altus,  ligno  molli,  ramis 
crassis  nodosis  apice  tomentosis;  folia  6—3"  longas  4 — 2"  lata,  supra 
glabra,  nervo  venisque  primariis  subtus  prominulis,  petiolo  crassiusculo 
basi  dilatato  2 — 4"'  longo,  summa  capitulo  approximata;  capitulum  sub- 
globosum  2"  diam.,  involucro  floribus  V5  superato;  involucri  squamae 
extrorsum  longitudine  decrescentes,  singulae  ab  appendice  2'"  lata  abraptim 
deorsum  attenuatae;  corollae  radii  erectiusculae  14'"  longae,  labio  supe- 
riori  tabo  sub3plo  longiori  1'"  lato,  disci  10 — 12"'  longae;  achenium 
lineare,  4'",  pappos  8 — 11'"  longus.  —  Tucuman,  in  declivitate  occiden- 
tali  m.  Cuesta  de  S.  Javier. 

533.  Trichocline  incana  Cass.  —  Cordoba,  rarius  ad  ripas  et  in 
convallibus.  (»Uruguay,  Bonaria.  S.  Luis  —  Patagonia«). 

535.  (84.)  T.  plicata  Hook.  Arn.  ex  descr.  —  Catamarca,  in  alpinis 
arenosis  inter  Nacimientos  et  Laguna  blanca.  («Mendoza«). 

635.  (85.)  T.  exscapa  Gr.  n.  sp.  foliis  rosularibus  lyrato-pinnatisectis 
supra  glabris  subtus  niveo-tomentosis :  segmentis  serrato-dentatis ,  termi- 
nali  ovali-oblongo ,  lateralibus  auriculi-  v.  dentiformibus  deorsum  ad 
petiolum  brevem  usque  decrescentibus,  capitulo  grandi  collo  inserto  sessili, 
involucri  squamis  planis  oblongis  acutis,  corollis  radii  extus  villosulis 
6 — 7nerviis.  —  Foliis  accedit  ad  T.  auriculatam  (Bicheniam  Wedd.),  dif- 
fert  folii  segmentis  superioribus  dentatis  et  scapo  nullo.  Folia  a  petiolo 
vix  distincta  2"  longa,  segmento  terminali  6—8"'  lato,  sequentibus 
oblongis  2"'  latis;  capitulum  aureum,  12 — 15"'  diam.  —  Tucuman,  in 
jugo  montis  supra  Cienega. 

536.  Leria  nutans  DC.  —  Cordoba,  infrequens  in  sylvis  pr.  Asco- 
chinga.  (Amer.  trop.  —  Uruguay.) 

537.  Jungia  floribunda  Less.  Forma  auricuiis  folii  majoribus  (8"': 
Less.  —  2"  diam.).  Herba  6pedalis.  —  Tucuman  in  sylvis  scaturiginosis 
umbrosis  pr.  Siambon,  in  reg.  Aliso  pr.  Cienega,  Alto  de  las  Salinas. 
(»Brasil,  austr.«). 

538.  Leuceria  thrincioides  Gr.  n.  sp.  Chabraea,  humilis,  pulverulento- 
pnberula,  caule  scapiformi  foliato  oligocephalo ,  foliis  imis  rosulatis  run- 
cinato-pinnatifidi8  v.  integris  spathulato-oblongis  acutiusculis  inciso-dentatis 


198  A.  GRISEBACH, 

dentatisque:  dentibus  deltoideis,  caulinis  parvis  oblongo-lanceolatis  acu- 
minatis  subintegerrimis  semiamplexicaulibus,  pedicellis  in  corymbum  dispo- 
sitis,  involucro  puberulo :  squamis  subaequalibus  spathulato-oblongis  ob- 
tusis  margine  angusto  membranaceis,  corollis  sublO,  omnibus  subaequali- 
bus bilabiatis,  achenio  pubescente  ellipsoideo-oblongo :  pappo  superne 
barbellato,  infeme  scabriusculo.  —  Habitu  ad  L.  Salinae  (Chabraeam 
Rem.)  accedens.  palmaris;  folia  rosularia  1 — 1V2"  longa,  6—8"'  lata; 
involucrum  2"'.  flores  3"'  longi,  albi.  —  Santiago  del  Estero  et  Cordoba, 
in  arcnosis  humidis  versus  confinia  utriusque  provinciae. 

539.  (86.)  Perezia  carduncelloides  Gr.  n.  sp.  Clarionea,  caule  erecto 
folioso  1 — oligocepbalo  glabro  basi  denudato,  foliis  imis  ovatis  petiolo 
aequilongis,  caulinis  semiamplexicaulibus  e  basi  rotundata  oblongis  v. 
oblongo-lanceolatis,  omnibus  acutis  spinuloso-ciliatis  dentatisque  laevibus 
glabriusculis,  involucri  squamis  3 — 4serialibus  lanceolato-acuminatis  apice 
spinuloso-mucronatis,  interioribus  margine  membranaceis,  exterioribus 
foliaceis  spinuloso-ciliatis  et  in  folia  suprema  transeuntibus,  Üoribus  10—20 
violaceis,  receptaculo  glabro,  pappo  alutaceo  achenium  glabrum  multo 
superante.  —  Affinis  videtur  V.  ciliari  H.  A. ,  ubi  involucri  squamae 
»elliptico-oblongae  v.  obovatae«.  Gaulis  spithameus  (v.  palmaris)  —  ses- 
quipedalis;  folia  2*' — 8"'  longa,  8 — 3'"  lata;  capitulum  ovato-cylindra- 
ceum;  involucrum  1"  longae,  corollarum  labia  superiora  6'"  exserta, 
oblongo-linearia ,  3dentato-obtusa ,  V"  lata.  —  Tucuraan,  frequens  in 
pratis  alpinis  supra  Cienega.  Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  alt. 
9-11000'. 

540.  P.  acantboides  Hook.  Arn.  ex  descr.  Species  receptaculo  fim- 
brillifero  sect.  Homoeanthi  DC,  habitu  Sonchi;  folia  4—5"  longa,  1— 
iy2"  lata;  corymbus  terminalis,  simplex,  confertus;  involucrum  conforme, 
6"'  latum;  capitula  multiflora,  ovata,  labiis  corollarum  coerulescentium 
superioribu8  oblongis  3denticulato-obtusis  2 — 3"'  longis.  —  Tucuman,  in 
fruticetis  pr.  Anfama.  (»Mendoza«). 

541.  (84.)  P.  multiflora  Less.  Species  habitu  Cardui,  receptaculo 
conice  elongato  peculiaris.  —  Nom.  vernac.  Scorzonera.  Tucuman,  sparsim 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


199 


in  pratis  alpinis  pr.  Cienega.  Cataraarca,  in  alpinis  Vayas  altas  alt. 
9 — 11000'.  (Andes  ab  »Ecuador  ad  Boliviam«). 

542.  Trixis  frutescens  P.  Br.  var.  cacalioides  Don.  —  Schultz  in 
PI.  Lcchl.  peruv.  1560.  —  Tucuman,  in  na.  Cuesta  deJuntaspr.  Anfama. 
(Amer.  trop.,  var.:  Peruv.) 

543.  T.  divaricata  Spreng,  var.  discolor  Gill.  —  Cordoba,  frequens 
pr.  Las  Penas.  (»Brasil.«;  var.:  S.  Luia). 

544.  T.  papillosa  Gill.  —  Cordoba,  in  campis,  ripis  et  convallibus 
pr,  urber  n.  (»S.  Luis,  Mendoza«). 

545.  Proustia  pungens  Poepp.  var.  ilicifolia  Hook.  Arn.  —  Syn. 
P.  mendozina  Phil.!  —  Non  differt  a  pl.  Poeppigiana  (Wedd.  Chi.  and. 
t.  5.)  nisi  foliis  plerisque  sinuato-denticulatis,  denticulis  spinescentibus.  — 
Cordoba,  ad  fl.  Rio  Primero,  pr.  Las  Peöas.  Catamarca.  in  campis  pr. 
Yakutula,  in  fruticetis  convallium  Sierra  de  Nacimientos.  (»Bolivia  — 
Chile«;  var.:  Mendoza  —  »Chile«). 

546.  (88.)  Hypochaeris  Meyeniana  Benth.  Hook.  —  Syn.  Achyro- 
phorus  Wp.  Forma  foliis  dentatis.  —  Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas 
9—11000'.  (»Peru«  —  Boliv.:  Mand.  pl.  boliv.  290:  forma  fol.  integrio- 
ribus). 

547.  (89.)  H.  andina  Benth.  Hook.  —  Syn.  Achyrophorus  DC.  A. 
glaucus  Phil.!:  forma  involucro  glabrescente.  —  Catamarca,  in  alpinis 
arenosis  inter  Nacimientos  et  Laguna  blanca.  (Andos  des.  »Atacama«, 
Mendoza,  »Chile«). 

648.  (90.)  H.  elata  Benth.  Hook.  —  Syn.  Achyrophorus  Wedd.  — 
Tucuman,  in  pratis  alpinis  supra  Cienega.  —  Catamarca  in  alpinis  Vayas 
altas,  in  convalle  Granadillas  pr.  Belen.  (Bolivia:  Mand.  pl.  boliv.  285.) 

549.  Picrosia  longifolia  Don.  —  Cordoba,  ad  vias  juxta  praedia. 
(»Peru  et  Brasil,  austr.  —  Bonaria  et  Mendoza«). 

550.  (91).  Hieracium  frigidum  Wedd.  Chi.  and  t.  42.  B.  —  Tucu- 
man, sparsim  in  pratis  alpinis  pr.  Cienega.  Catamarca,  in  alpinis  Vayas 
altas  alt.  9 — 11000',  in  convalle  excelsa  Granadillas  pr.  Yakutula.  {»An- 
des Amer.  austr.«). 

551.  (92.)    H.  sordidum  Gr.  Stenotheca,  elata,  fulvo-pilosa,  foliis  ad 


200  A.  GRISEB ACH, 

basin  caulis  nullis,  caulinis  inferioribus  elliptico-oblongis  acutis  semiam- 
plexicaulibus  remote  denticulatis  v.  repando-integerrimis ,  superioribus 
latitudine  decrescentibus ,  6ummis  infra  paniculam  linearibus ,  panicula 
nuda  elongata  intcrnodiis  longiusculis  interrupta:  ramis  laxis  superne 
3— 7cephalis.  involucri  squamis  lineari-acuminatis  apice  acutis  v.  obtu- 
siusculis  pedicellisque  pilosis  et  glanduliferis,  ligulis  parum  exsertis  glabris, 
acheniis  atrofuscis  verruculosis  pappo  parum  brevioribus.  —  Conferatur 
H.  sordidum  Gill,  ab  Hook.  Am.  dubie  ad  H.  cymosum  VflL  relatum.  — 
Praecedenti  proximum,  acheniis  et  involucro  4"'  longo  con forme,  foliis 
latis  et  inflorescentia  divisa  distinctum.  Caulis  3pedalis,  inferne  foliosus; 
folia  inferiora  4"  longa,  1'  ..."  lata,  media  oblongata,  summa  1"'  lata; 
achenia  \x/z'u  longa.  —  Catamarca,  in  convalle  alpina  Granadillas  pr. 
Belen.  (H.  sordidum  Gill.:  «Mendoza«). 

Campamtlaceae. 

552.  (93).  Wahlenbergia  arida  Gr.  —  Syn.  Campanula  Kth.  ex 
descr.  W.  linarioides  y.  A.  DC. :  sed  caule  scabro,  foliis  lanceolatis,  ca- 
lycis  lobis  ovario  plus  duplo  capsulaque  4 — 5plo  brevioribus  corollam 
5partitam  subaequantibus  (l1/^ — 2"'  longis),  capsulaque  cylindrica  basi 
attenuata  (6—8'"  longa)  omnino  distincta.  \V.  calycina  Schlecht,  in  Lechl. 
pl.  peruv.  1816.  parum  recedit  foliis  ellipticis  v.  elliptico-oblongis  duplo 
et  ultra  brevioribus.  —  Tucuman,  in  pascuis  alpinis  pr.  Cienega.  (»Andes 
Amer.  austr.  trop.«) 

Lobeliaceae. 

553.  (94.)  Pratia  oligophylla  Wedd.  Ch.  and.  t.  45.  B.  —  Cata- 
marca, in  prato  alpino  udo  pr.  Laguna  blanca  semel  reperta.  (»Reg.  Puna 
Peruv.«  et  Boliv.:  Mand.  pl.  boliv.  489.) 

554.  (95.)  Lobelia  Cymbalaria  Gr.  n.  sp.  Rapuntium,  herbaceum, 
filiforme,  repens,  radicans,  glabrum,  foliis  orbicularibus  in  petiolum  subae- 
quilongum  contractis  repando-denticulatis,  nunc  ovalibus  brevius  petio- 
latis,  pedunculis  unifioris  elongatis  axillaribus  erectis  apice  cernuis,  calyce 
turbinato  adnato:  lobis  linearibus  obtusiusculis  corollae  tubo  duplo  bre- 


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PLANT AE  LORENTZIANAE.  201 

vioribus,  corolla  coerulea:  lob  in  inferioribu8  mucronulato-spathulatis  tubo 
longioribus  superiores  lineari  -  attenuatos  paullo  excedentibus ,  antheris 
dorso  glabris,  binis  infcrioribus  apice  aetosis,  Capsula  supra  tubum  calycis 
breviter  producta  verticeque  debiscente.  —  Affinis  L.  reniformi  Cbam., 
habitus  Linnaeae;  caulis  simpliciusculus ,  1'  fere  loiigus;  folia  pleraque 
8—4'"  diam.;  pedunculi  2—3",  calycis  tubus  1'",  lobi  ejus  1'",  corolla 
6'"  longa.  —  Tucuman .  in  pascuis  alpinis  Cuesta  de  Siambon  frequens. 

555.  Siphocampylos  foliosus  Gr.  n.  sp.  suffruticosus,  virgatus,  dense 
foliosus ,  pilosiusculus ,  foliis  sparsis  (nunc  geminatim  approximatis)  lan- 
ccolatis  breviter  acuminatis  argute  denticulatis  subsessilibus  pedicello  lon- 
gioribus supra  inflorcscentiam  comosis ,  pedicellis  axillaribus  confertis 
ebracteolatis  flori  subaequilongis ,  calyce  hemisphaerico :  lobis  subulato- 
deltoideis  acutis  tubo  aequilougis.  corolla  (sicca  lurida)  calycis  lobis  multo 
longiori  tubulosa  erectiuscula  glabra:  lobis  parum  declinatis  linearibus 
subaequalibus  tubo  duplo  brevioribus,  antheris  corollam  subaequantibus, 
2  inferioribu8  barbatis.  —  Folia  2"  longa,  6'"  lata;  pcdicclli  1"  longi. 
calyx  5'"  diam.;  corolla  \"  longa,  tubo  2'"  diam.  —  Cordoba,  in  raon- 
tanis  pr.  S.  Bartolo. 

556.  S.  nemoralis  Gr.  n.  sp.  suffruticosus,  robustus,  in  racemum 
thyrsoideum  abiens,  pilosiusculus.  foliis  sparsis  oblongo-lanceolatis  bre- 
viter acuminatis  argute  denticulatis  supra  glabrescentibus ,  inferioribus 
breviter  petiolatis,  superioribus  decrescentibus  subsessilibus,  floralibu« 
pedicello  superatis,  pedicellis  confertis  ebracteolatis  flori  subaequilongis, 
calyce  hemisphaerico :  lobis  subulato-linearibus  apice  angusto  obtusiusculis 
tubo  subaequilongis .  corolla  (sicca  vinosa)  calycis  lobis  multo  longiori 
tubulosa  erectiuscula  pilosiuscula  v.  glabrescente :  lobis  parum  declinatis 
linearibus,  inferioribus  tubo  apice  obliquo  parum  brevioribus,  antheris 
corollam  subaequantibus,  2  inferioribus  barbatis.  —  Proximus  praece- 
denti,  racemo  multifloro  Tupis  haud  minus  spectabili  et  proportione  florw 
distinetus.  Caulis  Gpedalis;  folia  inferiora  6"  longa,  2"  lata;  racemus 
saepe  pedalis,  pedicellis  demum  2"  longis;  calyx  5"'  diam.;  corolla 
—2"  longa,  tubo  superne  4'"  diam.  —  Tucuman,  non  raro  in  sylvis 
Alni  regionis  Cuesta  de  Anfama,  pr.  Cienega,  pr.  Tafi. 

Phys.  Glosse.    XIX.  Cc 


202 


A.  GRISEBACH, 


Plantagineae. 

557.  Plantago  patagonica  Jacq.  Forma  folils  linearibus  lanatis , 
semina  2,  cyrabiformia.  —  Cordoba,  in  ripa  arenosa  fl.  Rio  Primero  pr. 
urbera.  (»Bonaria  et  Chile  —  Patagonia«). 

558.  (9G.)  P.  sericea  R.  P.  Fl.  peruan.  t.  79.  b.  —  Lechl.  PI.  pe- 
ruv.  1821.  —  Catamarca,  in  alpinis  arenosis  inter  Nacimientos  et  Laguna 
blanca.  (Andes  Amer.  trop.  austr.  —  chilens.). 

P.  sericea  K.  P.  var.  linearis  Kth.  Forma  foliis  glabrescentibus.  — 
Tucuman,  in  paseuis  alpinis  pr.  Cienega. 

P.  sericea  R.  P.  var.  lanuginosa  Gr.  Forma  foliis  lannginosis:  — 
Syn.  P.  Lindeniana  Decs.  ap.  "Wedd.  Chi.  and  2  p.  ]64.  —  Catamarca, 
in  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9 — 11000'. 

559.  (97.)  P.  oreades  Decs.  var.  chamaestaehya  Gr.  scapis  adscen- 
dentibus  foliorum  caespite  brevioribus  et  occultatis,  spica  breviori  (1" 
longa).  Rhizomate  incrassato  superne  2"  lato  cum  descriptione  ap.  Wedd. 
(Chi.  and.  2  p.  159.)  convenit  foliisque  fere  P.  lanceolatae;  semina  in 
nostra  forma  2,  ovali-oblonga,  intus  planiuscula.  —  Tucuman,  in  paseuis 
alpinis  pr.  Cienega  alt.  9—10000'.  («And.  Amer.  austr.  trop.«). 

560.  (98.)  P.  hirtella  Kth.  var.  leptophylla  Decs.  ex  speeimin. 
Goudot  a  Decs.  citat.  —  P.  Candollei  Rap.  in  Phil.  pl.  chil.  710.  est 
forma  a  Kunthio  delineata  (nov.  gen.  t.  127.)  a  nostra  foliis  majoribus 
denticulatis  pluries  nervatis  speeifice  non  distinguenda :  semina  4  —  2  pla- 
no-convexa.  —  Tucuman,  non  raro  in  paseuis  alpinis  pr.  Tafi.  (Andes 
Amer.  austr.  —  Chile). 

561.  T.  braehystaehys  Kz.  —  Syn.  P.  truncata  Barn.,  Decs.  in 
Gay  Fl.  chil.  5  p.  201.,  Phil.  pl.  chil.  271,  501,  788.  Lechl.  pl.  peruan. 
3297.  —  Spica  saepius  cylindrica  {1"  longa),  ut  bene  monuit  Decs.  1.  c., 
nec  repetiit  in  DC.  Prodr.  13.  1.  p.  727.,  indc  nomen  Kunzeanum  haud 
aptum ;  semina  4  —  2  intus  convexiuscula  atque  ita  cum  duabus  praece- 
dentibus  ad  sectionem  a  P.  patagonica  distinetam  pertinens.  —  Cordoba, 
in  arenosis  ad  fl.  Rio  Primero  pr.  urbem.  (Peru,  Chile). 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


203 


562.  Plumbago  scandens  L.  —  Cordoba,  in  apricis  pr.  Ascochinga. 
(Amer.  trop.  et  ultra  ej.  fines  australes). 

Primulaceae. 

563.  Samolus  fioribundus  Kth.  —  Nom.  vernac.  Vero.  Cordoba, 
in  humidis  convallis  tl.  Arroyo  pr.  Las  Penas.  Tucuman,  in  uliginosis 
sylvaticis  pr.  Siambon.  (Amer.  trop.  et  ultra  ejus  fines  boreales  et  australes). 

Myrsineae. 

564.  Myrsine  floribunda  R.  Br.  —  Syn.  M.  RapaneaR.  S.  —  Tu- 
cuman, arbor  spectabilis  infrequens  in  sylvis  subtropicis  pr.  Siambon. 
(Amer.  trop.  —  Uruguay). 

565.  M.  raarginata  Hook  Arn.  —  Nom.  vernac.  Lanza  blanca. 
Tucuman ,  arbor  excelsa  aut  mediocris  late  obumbrans,  frequens  in  syl- 
vis subtropicis  in  Cuesta  de  la  puerta  pr.  urbem  et  pr.  La  Cruz.  (»Bra- 
sil, austr.  —  Uruguay«). 

566.  Menodora  trifida  Steud.  —  Syn.  Bolivaria  Cham.  Forma  fo- 
liis  saepe  integris,  aliis  trifidis,  nonnullis  bijugo-pinnatisectis,  calyce  pro- 
funde 5 — 6fido;  folia  paullo  breviora,  quam  in  ic.  Eichl.  Fl.  brasil.  6.  1. 
t.  85.  (4"'  longa,  V"  lata).  —  Cordoba,  in  campis  ab  urbe  meridionalibus. 
(»Brasil,  austr.  —  Bonaria  et  Mendoza«). 

Apocyneae. 

567.  Vallesia  glabra  Cav.  —  Syn.  V.  dichotoma  R.  P.  —  Santiago 
de  Estero,  non  raro  in  fruticetis  et  ad  sepes.  (Amer.  trop.  sub  coelo 
sereno  et  ultra  ejus  fines). 

568.  Aspidosperma  Quebracho  Schlecht.  (Bot.  Zeitg.  19.:  ic.  fruct. 
t  5.  B.)  —  Simile  A.  parvifolio  A.  DC,  sed  foliis  oppositis  (ternatimque  ver- 
ticillatis)  a  charactere  generico  aberrans  corollaque  aliis  speciebus  accedens. 

Cc* 


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204  A.  GRISEB ACH, 

Arbor  sempervirens,  glabra,  ligno  duro,  foliis  rigidis  glaucescentibus  ellip- 
tico-lanceolatis  subsessilibus  v.  in  petiolum  brevissimum  attenuatis  utrinque 
laevigatis  subvenosis  raargine  calloso  fiavente  cinctis  apicc  aristato-mu- 
cronatis  (1"  longis,  3 — 4'"  latis;  cymae  axillares  et  terminales,  trichotomae 
(1"  diam.),  pediccllis  patentibus  pedunculisque  minutissime  puberulis, 
1—2"'  longis;  calyx  5partitus,  l/2'"  longns,  segmentis  ovatis  acutis;  co- 
rolla  lutea,  ad  medium  5fida,  tubo  cylindrico  2"'  longa,  lobis  expansis 
oblongo-lincaribus  obtusis  basi  auriculata  sinistrorsum  contortis ;  antherae 
infra  faucem  sessiles ,  dcltoideo-cuspidatae ;  ovaria  2 ,  stylo  communi  in- 
cluso  supcrne  clavato  minutissime  2cuspidato;  Capsula  lignosa,  margine 
convcxa  compressiuscula,  ellipsoidea,  2l/2"  longa,  V/2"  lata,  10"'  crassa, 
valvis  medio  carinatis:  semina  cum  ala  lata  2"  longa,  1"  lata.  —  Nom. 
vernac.  Quebracho  colorado  in  prov.  Cordoba,  Q.  blanco  in  prov.  San- 
tiago et  Tucutnan.  Cordoba,  in  campis  pr.  urbem,  inde  per  provincia* 
Santiago  del  Estero  et  Tucuman. 

569.  Echites  funiformis  Vell.  Je.  Müll.  Arg.  in  Mart.  Fl.  bras.  6.  L 
t.  44.  (Amblyanthera  ej.)  —  Forma  glabra,  foliis  et  floribus  2  V2"  longis.  — 
Nom.  vernac.  Azucena.  Tucuman,  vulgaris  in  fruticetis  et  ad  sepes  pr. 
urbem,  etiam  ad  arbores  altissimas  scandens  easque  tanquam  funibus 
connectens,  in  montanis  quoque  pr.  Siambon.  (»Brasil.«). 

670.  E.  longiflora  Desf.  —  Je.  Müll.  Arg.  L  c.  t.  43.  (Macrosiphonia 
ej.)  _  Forma  foliis  saepe  verticillatis :  Syn.  E.  petraea  St.  Hil.  (Macros. 
verticillata  Müll.  Arg.)  —  Cordoba,  in  campis  et  convallibus.  {».Brasil, 
austr.«). 

571.  E.  bracteata  Gr.  —  Syn.  Parsonsia  Hook.  Arn.  Laseguea  Hoc- 
keri  Müll.  Arg.:  genus  ad  Echitem  revocandum;  calyx  demum  deciduus, 
nec  persistans,  ut  cl.  Müll.  Argov.  de  Laseguea  praedicat.  —  Cordoba, 
in  sylvis  et  fruticetis  volubilis,  pr.  Las  Penas,  Ascochinga.  (»Brasil,  austr.«). 

Asclepiadeae. 

572.  Mitostigma  tomentosum  Decs.  —  Je.  Deless.  ic.  5.  t.  59.  — 
Catamarca,  in  fruticetis  inter  Cuesta  de  Cbilca  et  Campo  de  Pucara,  pr. 
Yakutula.  (»Tucuman«). 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


573.  Astephanus  mitophorus  Gr.  n.  sp.  volubilis,  villosulo-canescens, 
foliis  sinu  angusto  cordato-ovatis  cuspidatis  pube  subtus  densiori  discolo- 
ribus  longiuscule  petiolatis,  pedunculis  folium  subaequantibus  umbella 
5 — lOflora  terminatis:  pedicellis  flori  subaequilongis ,  calycis  segmentis 
linearibus  obtusis,  corolla  rotata  majuscula  utrinque  pubesccnte  albida: 
tubo  ovato  calycem  subaeqnante:  segmentis  tabo  plus  duplo  longioribus 
e  basi  latiuscula  lanceolato-acuminatis  apice  obtusiusculis ,  columna  sub- 
sessili:  antherarum  mcmbranis  ovatis,  stigmate  in  processum  filiformem 
apice  bidentatum  elongatum  producto.  —   Affinis  videtur  A.  cordifolio 
Phil.  (Anal.  Univ.  de  Chile,  1862.  p.  399.),  cui  »pubes  pulverulenta,  folia 
minora,  pedunculi  2 — 4flori,  corollae  segmenta  oblonga,  obtusa«;  coufe- 
renda  quoque  Brachylepis  Candolleana  Hook.  Arn.,  descriptione  in  plu- 
ribus  conformi :  squamae  quidem  ad  basin  columnae  in  nostra  nullae, 
sed  filamentorum  basis  subuiata,  corollae  inserta,  si  a  columna  separatur, 
squamarum  speciem  exhibebit.    Folia  2"  longa,  V/2"  lata,  sinu  basilari 
fere  6'"  longo,  petiolo  1"  longo;  calyx  2"',  corollae  segmenta  4'",  co- 
lumna V",  stigmatis  depressi  appendix  2'"  longa.  —  Tucuman,  in  fruti- 
eetis  ad  rivulos  pr.  Tafi. 

574.  Morrenia  odorata  Lindl.  —  Syn.  Cynanchum  Hook.  Arn.  — 
Pedicelli  corymbosi,  flori  subaequilongi,  saepe  numerosi,  corymbo  petio- 
lum  subaequante  nunc  subsessili  nunc  breviter  pedunculato;  calycis  seg- 
menta lanceolata,  acuta,  4'"  longi :  corolla  extus  pulverulenta  (sicca  pur- 
purascens),  tubo  1'",  segmentis  oblongo-lanceolatis  obtusiusculis  5"'  lon- 
gis;  corona  columnam  cum  corollae  tubo  connectens,  erecta,  ad  medium 
51oba,  3'"  longa,  lobis  quadratis  bifidis;  stigma  deprcssum,  apj>endice, 
brevi  bifida.  —  Nom.  vernac.  Dora.  Santiago  del  Estero,  v.  c.  frequens 
ad  sepes  pr.  Tunas.  Catamarca,  vulgaris  in  fruticetis  et  ad  sepes  pr. 
Fuerte  de  Andalgala,  floribus  odore  Vanillae  fragrantibus,  indc  usque 
ad  oppidum  Yakutula.  («Brasil,  austr.  —  Bonaria«). 

575.  M.  brachfstephana  Gr.  n.  sp.  incano-pulverulenta,  foliis  hastato- 
acuminatis,  corymbis  pauci  ( — l)floris  subsessilibus  petiolo  brevioribus, 
calycis  segmentis  lanceolato-acuminatis,  corollae  segmentis  oblongis  obtusis. 
Corona  breviter  campanulata  aequaliter  lOloba:  lobis  subrotundis  tubo 


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20G 


A.  GRISEBACH, 


paullo  brevioribus.  —  Frutex  volubilis ,  habitu  praecedentis,  foliis  mino- 
ribus  ll/2"  fere  longis,  ad  auriculas  rotuDdatas  8 — 10'",  medio  2 — 3"' 
latis;  pedicelli  flori  subaequilongi ;  calyx  V/%*u  longus;  corolla  extus  pul- 
verulenta  (sicca  purpurasceus),  tubo  1"'  scgracntis  2"'  longis ;  corona  pal- 
lens,  demum  patens,  1"'  longa;  stigma  convexum,  mamillatura ;  folliculi 
ovato-lanceolati,  muricato-verrucosi,  2"  longi,  V/2"  lati.  —  Nom.  vernac. 
Tasi.  Cordoba,  inter  rupes  pr.  8.  Francisco.  Catamarca,  in  fruticctis  pr. 
S.  Jose  (sine  flori bus). 

576.  Oxypetalum  coccineum  Gr.  n.  sp.  suffruticosum ,  erectiusculum, 
villosulo-pubescens,  foliis  cordato-deltoideis  mucronulato-acutis  longiuscule 
petiolatis,  pedunculis  interpetiolaribus  3floris  folia  subaequantibus.  corolla 
coccinea  hyprocraterimorpha,  lobis  spathulato-oblongis  obtusis  facie  in 
gemma  cxteriori  tuboque  vix  duplo  breviori  pubescentibus.  coronae  fo- 
liolis  a  corolla  distinctis  basi  columnae  insertis  oblongis  apice  truncato 
crenulatis  intus  nudis ,  stigmate  basi  ventricoso  in  appendicem  bifidara 
columna  longiorem  producto:  lobis  filiformibus  divergentibus.  —  Species 
Corona  a  corolla  libcra  anomala,  ceterum  a  sect.  Twcedia  Decs.  haud  sepa- 
randa.  Gaulis  1 — 2pedalis,  crassiusculus,  lactifluus,  simpliciusculus,  inter- 
nodiis  folia  subexcedentibus ;  folia  1 — 2"  longa ,  1"  lata,  petiolo  10 — 6"' 
longo,  sinu  aperto,  pube  molli;  peduuculi  1 — ll/2".  pedicelli  B— 8'"  longi : 
calycis  segmenta  lanceolato-lincaria,  corollae  tubum  subaequantes ;  corollae 
tubus  subcylindricus,  3"',  lobi  4y2'",  coronae  foliola  2"',  columnae  pars 
antherifera  1"',  stigraatis  pars  ventricosa  V/z'",  appendix  2l/2'"  longa. — 
Cordoba,  in  rupibus  S.  de  Cordoba  pr.  S.  Roque,  raro  in  collibus  apricis 
pr.  Malaguena. 

577.  O.  niveum  Gr.  n.  sp.  frutescens,  apice  volubile,  ramis  \-illoso- 
tomentosis,  foliis  e  basi  cordata  attenuato-acuminatis  margine  crispato- 
undulatis  discoloribus  supra  molliter  pubescentibus  subtus  tomento  pan- 
noso  niveo-argenteis ,  pedunculis  extraaxillaribus  coryrabo  umbelliformi 
5 — lOfloro  terminatis,  plerisque  folio  brevioribus,  corolla  purpurea :  lobis 
lanceolato-attenuatis  obtusis  a  medio  recurvis  facie  in  gemma  exteriori 
tuboque  campanulato  parum  breviori  pubescentibus,  columna  superne 
nuda   inferne    trabeculis   laminiformibus    curvato  -  descendentibus  cum 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


207 


callositatibus  corollae  connexa,  stigmate  prominulo  in  appendicem 
fere  ad  basin  bipartitam  producto:  segmentis  subuliformi-filiformibus 
divergentibus  e  corolla  exsertis.  —  Species  corona  staminea  propria  nolla 
v.  potius  ea  in  portionem  columnam  cum  corollae  tubo  connectentera 
reducta  valde  anomala,  sed  a  praecedente  aliisque  generice  minime  di- 
vellenda:  ex  descriptionibus  nimis  succinctis  O.  mollis  et  tomentosi  Wight 
affinis  videtar,  sed  structura  ant  coronae  aut  stigmatis  differt.  Folia 
3 — 21/2i/  longa,  V/2 — 1"  lata,  petiolo  crassiusculo  12 — 4'"  longo:  pedun- 
culi  2 — 1",  pedicelli  6 — 8"'  longi;  calycis  segmenta  lanceolata-linearia, 
4"'  longa;  corollae  tubus  3'".  lobi  4'"  columna  2"',  stigma  cum  appen- 
dice  4y2"'  long  um.  —  Tucuman,  in  alveo  sicco  rivuli  pr.  Tafi. 

578.  Rhyssostclma  nigricans  Dees.  ex  Je.  Deless.  ic.  5.  t.  75.  — 
Genus  Oxypctalo  affine,  sed  stigmatis  appendix  superne  in  clavum  4co- 
statum  dilatata ;  corona  columnam  cum  corollae  tubo  connectens  Öphylla, 
foliolis  apice  ineurvis  intus  ad  basin  2squamulatis.  —  Cordoba,  solitarie 
in  convalle  rl.  Rio  de  las  Barrancas.  (»Uruguay«). 

579.  Asclepias  curassavica  L.  Forma  corolla  pallida.  —  Cordoba, 
non  raro  in  convallibus  pr.  urbem.  (Amer.  trop.). 

580.  Sarcostemma  Gilliesii  Decs.  —  Syn.  Philibertia  Hook.  Arn. 
Zosima  violacea  Phil.!  (in  Anal.  1.  c.  1870.  p.  187.)  ex  speeimin.  collect. 
Mendozae  descriptioni  erroneae  omnino  contrariis,  imo  corolla  pubescente 
coronaque  staminea  ampla  Pbilibertiae  nostrae  congruis,  est  forma  corolla 
minori.  Corolla  magnitudine  variabilis,  12  —6'"  diam. ,  sinuato-5angula- 
ris;  corona,  quae  dicitur  exterior,  annularis,  potius  e  toro  oriunda;  stig- 
matis appendix  subuliformis ,  apice  bidentata.  S.  Donianum  et  incanum 
Decs.  descriptione  data  dignosci  nequeunt.  —  Nom.  vernac.  Farol.  Cor- 
doba, in  fruticetis  pr.  urbem,  pr.  Las  Penas.  (»Uruguay«  —  Mendoza). 

581.  Ditassa  bonariensis  Decs.  ex  descr.  —  Cordoba,  repens  in  fru- 
ticetis sylvarum  pr.  Ascochinga.  (»Brasil,  austr.  —  Bonar.«). 

582.  Meta8telma  diffusum  Decs.  ex  descr.  Habitus  praccedentis, 
rami  volubiles  bifariam  puberuli,  folia  5 — 10"'  longa,  \.x/%-  3"'  lata, 
peduneuli  paueiflori  petiolum  subaequantes ;  corolla  extus  glabra,  IV4" 
longa ,  tubo  calycem  subaequantc ,  segmentis  ovato-oblongis  acutiusculis, 


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208  A.  GRISEBACH, 

tubo  duplo  longioribus  intus  puberulis  et  margine  involuto  crassiusculis ; 
coronae  foliola  lim: an  acuminata  incurva,  columnam  subaequantia ,  ejus 
stipiti  crassiusculo  inserta  et  ad  corollain  decurreutia ;  stigma  depressum.  — 
Catamarca,  in  fruticetis  collium  siccorum  pr.  Recreo.  (»Bonar.  —  Brasil, 
austr.«). 

583.  Gonolobtis  foetidus  G.  n.  sp.  pube  longiuscula  raolliter  pilosus, 
foliis  cordato-ovatis  cuspidato-acutis ,  pedunculis  nullis,  pedicellis  fascicu- 
latis  petiolo  multo  brevioribus,  calyce  piloso  corolla  glabrescente  v.  parce 
pilifera  duplo  breviori :  segmcntis  ovato-acuininatis,  corolla  profunde  5fida 
(sicca  purpureo-nigricante) :  segmcntis  ovato-deltoideis  acutiusculis,  corona 
urceolata  apice  margine  inflexo  planiuscula  integcrrima  columnam  subae- 
quante.  —  Frutex  volubilis;  folia  internodüs  breviora,  2"  longa.  ll/2" 
lata,  superiora  decrescentia :  petiolus  1"  longus,  in  superioribus  brevior; 
pedicelli  3"',  calyx  2"',  corolla  (e  gemma  subgiobosa  oriunda)  4'"  longa, 
demum  expansa  6'"  diam. ;  corona  e  corollae  tubo  paullo  prominens, 
basin  columnae  cum  eo  connectcns.  —  Catamarca,  in  campis  pr.  Yakutula. 

Gentianeae. 

584.  (99.)  Gentiana  cuspidata  Gr.  —  Tucuman,  copiose  supra  La 
Crut  et  in  m.  Alto  de  las  Salinas.  (Peru). 

585.  (100.)  G.  bromifolia  Gr.  n.  sp.  Andicola,  caule  stricto  a  basi 
ramoso,  ramis  erectis  1 — 3floro-racemiformibus ,  foliis  gramineis  inter- 
nodia  plerumque  excedentibus ,  caulinis  anguste  linearibus  basi  contiguis, 
imis  rosulatis  superne  paullo  latioribus ,  Omnibus  margine  laevibus  apice 
obtusiusculis,  calyce  corollae  tubum  superante:  lobis  lanceolato-linearibus 
tubo  ipsius  multo  longioribus ,  corolla  (sicca  rosea)  campanulacea ,  ex- 
pansa rotata  imberbi:  segmentis  obovato-oblongis  acutiusculis  tubo  sub- 
duplo  longioribus,  ovario  in  stipitem  brevissimum  basi  attenuato.  — 
Habitu  G.  detonsae  affinis  G.  dianthoidi,  a  descriptione  G.  Donii  in- 
florcscentia  et  foliis  margine  laevibus  recedens.  Radix  perennis,  tenuis, 
descenden8;  caulis  pedalis ,  \2 — V\"  diam.,  tetragonus,  internodüs 
pedicellisque  1 — 2"  longis;  folia  V/2 — 2l/2"  longa,  caulina  x/2 — ima 
1"'  lata;  calyx  10 — 8'",  ejus  tubus  2"',  corolla  12—16"'  longa,  ejus  seg- 


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PLANTA E  LORENTZIANAE.  209 

menta  5,  4"'  lata,  tubus  3'"  latus.  —  Tucuman,  frequens  in  summis 
pascuis  alpinis  pr.  Cienega. 

586.  (101.)    G.  imberbis  Gr.  n.  sp.  Amarella,  caule  gracili  ramoso 
tetraquetro,  foliis  cauliois  ovato-lanceolatis  acutis  sessilibus  interstitio  cau- 
lino  basi  distinctis,  cyrais  nutnerosis  umbelliformibus :  pedicellis  calyce 
brevioribus.  calycis  5fidi  lobis  lanceolatis  acutiusculis  tubo  duplo  longio- 
ribus  corollae  tubum  aequantibus,  corolla  (sicca  violacea)  imberbi:  lobis 
ovatis  mucronulato-obtusis  tubo  clavato-cylindrico  duplo  brevioribus,  ovario 
oblongo-lineari  sessili  apice  in  stylum  brevem  attenuato:  stigmatibus 
ovali-oblongis.  —  Habitus  exacte  G.  Amarellae,  cymae  contractae  multi- 
florae;  caulis  spithameus,  internodiis  1 — 2"  longis;  folia  (ima  non  adsunt) 
6—8'"  longa.  2—3'"  lata;  pedicclli  1—2"',  corollae  tubus  4"',  lobi  2"' 
longi.  —  Catamarca,  in  pascuis  alpinis  pr.  Escaba. 

587.  (102.)  G.  pulla  Gr.  n.  sp.  Amarella,  multicaulis  v.  a  basi  de- 
cumbenti-ramosissima,  abbreviata.  in  ramos  unifloros  abiens .  foliis  ovato- 
oblongis  obtusiusculis  v.  imis  lanceolato-ellipticis  obtusis,  pedicellis  tlore 
longioribus  adscendentibus,  calyce  ad  medium  5tido :  lobis  oblongis  acu- 
tiusculis tubum  corollae  adaequantibus  v.  eo  brevioribus,  corolla  (sicca 
violacea)  imberbi:  lobis  ovatis  acutiusculis  tubo  clavato  duplo  brevioribus 
(v.  in  forma  micrantha  tubo  subaequilongis),  ovario  subsessili.  —  Habitus 
G.  tenellae,  sed  corolla  major.  Radix  annua;  caespes  8—2"  diam.,  inter- 
nodiis sursum  crescentibus,  pedicellis  1— 2 l/2"  longis;  folia  4— 6"'  longa, 
2— Z"'  lata,  ima  saepe  angustiora,  caulina  trinervia;  flores  in  codem  cae- 
spite  dimorphi,  alii  10 — 8'",  alii  6—  5"'  longi.  —  Tucuman,  perfrequens 
in  pascuis  alpinis  pr.  Cienega. 

588.  G.  cosmantha  G.  n.  sp.  Amarella,  caule  stricto  simplici  v.  parce 
ramoso  paucinoro ,  foliis  internodio  brevioribus  e  basi  subcordata  ovatis 
v.  ovato-deltoideis  acutis  ad  noduin  integrum  contiguis  3  —  önerviis,  pedi- 
cellis terminalibus  et  e  summis  axillis  erectis  ilori  specioso  subaequilongis, 
calyce  corollae  tubo  paullo  breviori  5fido:  lobis  lanceolato-acuminatis 
tubo  ipsius  duplo  longioribus,  corolla  (sicca  purpurea)  imberbi:  lobis 
ovatis  v.  ovato-oblongis  acutiusculis  diu  erectis  tubo  campanulato  sesqui- 
brevioribus,  ovario  sessili.  —  Habitus  G.  asclepiadeae ,  cujus  vices  gerit 

Phys.  Gasse.    XIX.  Dd 


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210  A.  GRISEB ACH, 

in  regione  montana  tucumaneruü ,  sed  limbo  corollae  demum  expanso 
radiceque  annua  ad  sect.  Amarellae  potius  accedens.  Gaulis  1— ly^pe- 
dalis,  cylindraceus  internodiis  sursum  crescentibus ,  superioribus  2 — 4" 
longis;  folia  deorsum  decrescentia,  rosularia  sub  anthesi  nulla,  superiora 
1 — V/2"  longa,  6—12'"  lata,  infima  angustiora;  flos  limbo  noudum  ex- 
panso iy2 — 1"  longus;  calyx  6 — 8'",  corollae  tubus  9—10"'  longus, 
hic  4—5"'  latus,  lobi  6—8'"  longi,  3—4"'  lati.  —  Tucuman,  frequens 
in  sylvis  Aliso  (Alni)  in  m.  Cuesta  de  Casilla. 

589.  (103.)    G.  podocarpa  Gr.  —  Syn.  Varasia  podocarpa  Phil.  Fl. 
atac.  t.  5.  B.  (ubi  errore  ab  auct.  in  Linnaea,  33  p.  179.  emendato  co~ 
rolla  5dentata  delineata  est).    Species  polymorpha ,  sicut  affinis  G.  sedi- 
folia,  nunc  nana,  vix  uncialis,  nunc  ultrapalmaris  capsulisque  longissime 
exsertis,  carpophoro  2" — 1"  longo,  corolla  quoque  12 — 6"'  longa  varia- 
bilis,  folia  imbricata  v.  distantia:  a  G.  prostrata  simillima  Capsula  basi 
attenuata,  a  G.  sedifolia  radice  annua  et  plicis  corollae  4— 2dentatis  lo- 
bis  multo  superatis,  ab  utraque  corollae  limbo  4partito  distincta.  —  Tu- 
cuman in  pascuis  alpinis  summis  pr.  Cienega.    Catamarca,  in  pascuis 
alpinis  supra  Laguna  blanca  alt.  10000' :  forma  nana,  imbricata.  (»Andes 
Atacama«). 

Scrophularineae. 

590.  (104.)  Calceolaria  Lorentzii  Gr.  n.  sp.  Jovellana ,  subacaulis, 
sparsim  pilosula,  foliis  imis  caulem  dimidium  subaequantibus  ovalibus 
v.  ovali-oblongis  in  petiolum  attenuatis  obtusis  superne  remote  serrulatis, 
caulinis  inferioribus  minoribus.  superioribus  bracteantibus  parvis  ovato- 
lanceolatis  acutiusculis,  corymbo  paucifloro  laxo :  pedicellis  bractea  multo 
longioribus,  calycis  segmentis  subrotundis  apice  obtusiuscule  deltoideis 
corollae  labium  superius  parum  exccdcntibus ,  corolla  lutea:  labio  infe- 
riori  calycem  plus  duplo  superante  fere  ad  medium  aperto.  —  Proxima 
C.  scapinorae  Beiith.,  ubi  corollae  labium  inferius  »fere  ad  apicem  aper- 
tum«.  —  Gaulis  e  rhizomatis  ramis  filiformibus  2 — 3pollicaris;  folia  ima 
petiolo  vix  longiora,  interiora  multo  brevius  petiolata;  pedicelli  arcuati 
8—10"',  calyx  2"',  corollae  labium  inferius  5— 6"'longum;  antherae  lo- 


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PLANTAR  LOKENTZIANAE.  211 

culi  distincti,  apice  divergentes,  ab  apice  filameati  deorsum  paralleli.  — 
Catamarca,  in  pascuis  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9 — 11000'. 

591.  (105.)  C.  parviflora  Gill,  ex  descr.  Corolla  lutea,  labio  supe- 
riori  calycem  subaequante,  inferiori  6'"  longo,  5"'  lato,  apertura  abbre- 
viata;  antherae  loculi  divergentes,  subrotundi.  —  Tucuman.  gregarie  in 
alpinis  excelsis  pr.  Cienega;  forma  nana,  1 — 2flora  in  pascuis  pr.  Tan. 
Catamarca,  eadem  forma  nana  in  pascuis  inter  Fuertc  de  Andalgala  et 
fodinas.  (»Mendoza»). 

592.  C.  uniflora  R.  P.  ex  ic.  Fl.  peruan.  t.  20.  c.  —  Forma  her- 
bacea,  repens,  foliis  pollicaribus  basi  attenuatis  subsessilibus;  calyx  3"', 
corollae  labium  infcrius  incurvum  eis  curvaturam  6"'  longum.  —  Cata- 
marca, in  convalle  Granadillas .  ubi  rupes  umbrosas  humidas  obducit. 
(»Andes  peruv.«) 

593.  C.  foliosa  Gr.  nov.  sp.  Eucalceolaria ,  herbacea,  erecta,  pilis 
septatis  tenuibus  glandulosa-pilosa ,  foliis  oppositis  membranaeeis  inter 
venas  glabrescentibus  late  ovato-deltoideis  obtusiusculis  argute  duplicato- 
dentatis,  superioribus  subsessilibus,  inferioribus  in  petiolum  brevem  con- 
tractis,  corymbis  laxe  multiüoris,  axillaribus  terminali  conformibus  folium 
subaequantibus :  pedicellis  nore  longioribus,  calycis  segmentis  ovatis  acutis, 
corolla  lutea:  labio  superiori  calyce  majori  orbiculari  ad  medium  bifo- 
veato,  inferiori  quam  superius  et  apertura  fere  duplo  majori  orbiculari.  — 
Habitus  C.  beterophyllae  R.  P.,  sed  struetura  corollae  fere  ut  in  C. 
glandulosa  Poepp.  chilensi,  ubi  labii  superioris  foveae  desunt  et  aper- 
tura minor.  —  Gaulis  crassiusculus ,  tiaccidus,  ultrapedalis ;  folia  3—2" 
longa,  2 — \x/z"  lata,  intemodiis  paullo  breviora;  pedicelli  longiores  8'" 
longi,  peduneulo  corymbifero  axillari  aequilongi;  calyx  21/2-^2"/  longus; 
corolla  5 — 6'"  diam.  —  Tucuman,  ad  rivulos  pr.  Tafi. 

594.  C.  salicifolia  R.  P.  ex  ic.  Fl.  peruan.  t.  19.  b.  —  Forma  ra- 
mulis  puberulis,  foliis  concoloribus,  in  venis  tan  tum  subtus  canescentibus ; 
calycis  segmenta  ovata,  acuta,  2"'  longa ;  corollae  labium  superius  trans- 
versim  ovale,  calyce  brevius,  longitudinaliter  biplicatum,  area  media  inter 
plicas  aperturam  labii  inferioris  claudente,  hoc  quadrato-oblongum ,  5"' 
longum,  apertura  brevi  transversim  latiori ;  antherae  connectivo  transverso 

Dd2 


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212  A.  GRISEBACH, 

Ali  form  i ,  ramo  altero  in  loculum  oblongum,  altero  in  inanem  abeunte 
(inde  ad  sect.  Aposeci  transponendal.  —  Tucuman ,  copiose  ia  truticetis 
ad  rivulos  pr.  Tafi.    Catamarca,  in  convalle  Granadillas  pr.  Yakutula. 

(»Peru«). 

595.  C.  teucrioides  Gr.  n.  sp.  Aposecos,  suffruticosa,  inferne  in  ra- 
mos  virgatos  divisa,  pube  septata  pilosa  v.  canescens ,  foliis  oppositis  e 
basi  cordata  sensim  attenuatis  oblongo  -  lanceolatis  apice  obtusiusculis 
aequaliter  crenatis  margine  revolutis,  superioribus  sessilibus,  inferioribas 
brevissime  petiolatis,  corymbis  terminalibus  et  e  summis  axillis  conferti- 
paucifluvii :  pedicellis  calyce  longioribus ,  calycis  segmentis  ovato  -  dcl- 
toideis  obtusis  corollae  labium  superius  subaequantibus  flavescentibus, 
corolla  (sicca  brunnea) :  labio  inferiori  obovoideo-incurvo  basi  contracto  eis 
medium  aperto.  —  Habitus  C.  virgatae  R.  P.;  caulis  1— 2pedalis,  inter- 
nodiis  foliisque  subaequilongis ;  folia  12— 6'"  longa.  5 — 4'"  lata,  saepius 
subtus  canescentia;  pcdicelli  longiores  6'",  cal>-x  V/2— 2"',  corollae  labii 
inferioris  pars  descendens  3'",  pars  adscendens  41/2/"  fere  longa;  antherae 
connectivo  transverso  supeme  canaliculato  clavato,  scilicet  sensim  in  lo- 
culum ovoideum  incrassato,  loculo  utroque  pollinifero,  altero  minori  (unde 
species  a  sect.  Aposeci  fere  ad  Eucalceolariam  transitoria).  —  Tucuman, 
copiose  in  pratis  montanis  pr.  Siambon.  Catamarca,  in  alpinis  Vayas 
altas  pr.  Belen  alt.  9—11000'. 

596.  Linaria  canadensis  Spreng.  —  Cordoba ,  in  campis.  (Amer. 
zona  utraque  temperata). 

597.  Mimulus  luteus  L.  —  Catamarca,  ad  rivulos  in  convalle  Gra- 
nadillas pr.  Belen.  in  alpinis  Vayas  Altas  alt.  9 — 11000*.  (Amer.  occid. 
zona  utraque  temperata). 

598.  Stemodia  lanceolata  Benth.  ex  descr.  —  Cordoba,  pr.  Las 
Penas.    Sautiago  del  Estero,  juxta  praedia.  (»Uruguay  —  Mendoza«). 

599.  Herpestis  Monnieria  Kth.  —  Cordoba,  ad  ripas  in  graminosis. 
(Zona  orbis  totius  tropica  et  in  America  ultra  ejus  fines). 

600.  Limosclla  aquatica  L.  var.  tenuifolia  HofTm.  —  Cordoba,  raro 
in  arenosis  bumidis.  (Orbis.) 


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PLANTAE  lorentzianae. 


213 


601.  Scoparia  pinnatifida  Cham.  Schi.  Forma  puberula,  corolla 
intus  barbata.  —  Cordoba,  frequens  in  campis.  («Brasil,  austr.  — 
Bonar.«) 

602.  Buddleja  tucttmanensis  Gr.  n.  sp.  fruticosa,  ramosa,  foliosa, 
ramis  subcylindricis  incano-tomentosis,  foliis  oblongo-Ianceolatis  acumi- 
natis  eroso-dentatis  {v.  snperioribus  integerrimis)  supra  glabratis  subtus 
incano-tomentosis,  omnibus  in  petiolnm  brevem  attcnuatis  interstitio  nodi 
caalino  distinctis,  glomerulis  axillaribns  densifloris  brcvissimc  pedunculatis 
v.  subsessilibas :  pedunculo  petiolum  aequante  v.  eo  breviori ,  corollae 
tubo  e  calyce  breviter  exserto.  —  Affinis  videtur  B.  mendozensi  Gill. 
Frutex  6pedalis;  folia  inferiora  6 — 3"  longa,  l1/2 — 1"  lata,  suprema  de- 
crescentia;  glomeruli  6 — 8"'  diam. ,  subglobosi ,  pedunculo  3"'  longo; 
corolla  (sicca  luride  lutea),  tubo  2'",  calyce  iy2'"  longo.  —  Tucuman  in 
m.  Cuesta  de  Feriquillo. 

603.  Ii.  cordobensis  Gr.  n.  sp.  fruticosa,  ramosa,  foliosa,  ramis 
subcylindricis  foliisque  utrinque  incano-tomentosis,  his  lanceolatis  acu- 
tiusculis  integerrimis  brevissime  petiolatis:  petiolis  crassiusculis  ad  nodum 
contiguis,  glomerulis  axillaribus  densifloris  interrupte  spicatis  subsessilibns, 
corollae  tubo  calyce  lanato  subincluso.  —  Praecedenti  affinis.  Frutex 
6Pedalis;  folia  1—1  »/2"  longa,  4"'  lata,  petiolo  vix  2'"  longo;  glomeruli 
4"'  diam.,  subglobosi:  calyx  et  corollae  tubus  V/24"  longus ;  lobi  corollae 
subrotundi.  expansi,  V"  diam.  —  Cordoba,  in  ripa  fl.  Primero,  pr.  Las 
Peiias,  in  paseuis  montanis. 

604.  B.  tenuifolia  Gr.  n.  sp.  fruticosa,  ramosa  ramis  tenuibus  foliosis 
subcylindricis  pube  incana  evanida  glabratis ,  foliis  linearibus  utrinque 
attenuatis  obtusiusculis  subsessilibus  integerrimis  supra  glabris  subtus  incano- 
tomentosis  interstitio  nodi  caulino  distinctis,  floribus  breviter  pedicellatis 
in  cymulas  basi  foliatas  paueifloras  ramulum  brevem  terminantes  dispo- 
sitis,  calyce  ovato  breviter  4dentato  incano-tomentello  corollam  campanu- 
latam  subincludente,  corollae  lobis  abbreviato-rotundatis.  —  Habitus  fere 
Lippiae;  folia  10 — 4'"  longa,  1 — 1 V2 '"lata,  minora  in  axillis  rosulata,  v. 
bracteantia;  calyx  V/2"4  longus;  antherae  4,  infra  faucem  corollae  4cre- 
natae  insertae,  ovoideo-oblongae ,  inclusae;  ovarium  subglobosum,  stylo 


214 


A.  GRISEBACH, 


integro  aequilongum,  21oculare,  loculis  multiovolatis.  —  Cordoba,  in 
collibus  calcarcis  Sierra  de  Cordoba. 

G05.  Gerardia  rigida  Gill,  ex  descr.  Variat  calycis  dentibus  abbre- 
viatis  et  filiformibus  recurvis  tubo  (sub  anthesi  3"'  longo)  paullo  brevio- 

ribus  Cordoba,  pr.  Las  Peöas.    Catamarca,  frequens  in  fruticetis  conv. 

Granadillas  pr.  Bclen.  (»Uruguay  —  S.  Luis« :  exclusa  pl.  chilensi  sec. 
Clos  corolla  8"'  (nec  ll/2")  longa  distineta). 

G06.  (106.)  Bartsia  hispida  Menth.  Radix  annua  videtur;  paullo 
a  descriptione  recedit  calycis  lobis  tubo  subaequilongis  v.  longioribus.  — 
Tueuman,  non  raro  in  alpinis  pr.  Cienega.  («Peru«]. 

Solaneae. 

607.  Schwenkia  tenuis  Gr.  —  Syn.  Cyclostigma  Philipp.  (Anal. 
Uiiivers.  Chile,  1870.  p.  197.).  —  Species  in  genere,  cujus  habitum  re- 
petit.  anomala  corollae  lobis  5  simplieibus  orbiculatis  integris  supra  basin 
linibi  plicativi  imbricativis,  sectionem  distinetam  juxta  Cardiomeriam  inse- 
rendam  format,  glandulis  quoque  5  hypogynis  ovoideis  peculiarem:  a 
Leptoglossi  differt  staminibus  infra  faucem  insertis  fertilibus  2,  sterilibus  3. 
A  Serophularineis  cum  generibus  affinibus  removetur  cyma  terminali  et 
aestivatione  limbi  plicativa.  —  Santiago  del  Estero,  in  salsis  ad  fl.  Rio 
Saladillo  et  ultra  in  campis.  (»Mendoza«). 

608.  Nierembergia  filicaulis  Lindl.  —  Bot.  reg.  t.  1649.  —  Cor- 
doba, in  pratis  pr.  Las  Penas,  S.  Francisco.  (»Bonar.  —  Brasil,  austr.a). 

609.  N.  hip|K>manica  Mrs.  —  Nora,  vernac.  Chuchu,  peeudibus 
venenatum.  Cordoba,  frequens  in  campis  ab  urbe  meridionalibus.  («S.  Luis«). 

6 10.  JV*.  browullioities  Gr.  n.  sp.  suffrutescens,  erecta,  dichotome  ramosa, 
puberula.  foliis  ellipticis  v.  elliptico  oblongis  obtusiusculis  in  petiolum 
brevem  attenuatis  v.  superioribus  subsessilibus,  bis  geminatis  v.  oppositis, 
pedicellis  alaribus  erectis  sub  anthesi  calyce  paullo  brevioribus ,  demum 
ei  acquilongis,  supremis  ternatim  approximatis ,  calyce  5fido:  lobis  folia- 
ceis  ellipticis  acutis,  tubo  campanulato  lOcostato,  corollae  tubo  hliformi 
calycem  patentem  parum  excedente,  limbo  ei  aequilongo  late  eyathiformi 
breviter  in  lobos  5  late  rotundatos  diviso,  staminibus  stylum  cingentibus 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


215 


aequalibus  medio  cohaerentibus,  stigmate  breviter  ex  staminibus  exserto 
discoideo-  peltato  margine  membranaceo  eroso,  Capsula  calycis  tubum 
aequante.  —  Affinis  N.  calycinae  Hook.,  sed  corolla  vix  pollicaris.  Caulis 
pedalis  et  ultra,  ramis  pateutibus  in  dichotomia  inaequalibus ;  folia2— 1" 
longa,  1"—  4'"  lata;  calyx  sub  anthesi  4"',  corollae  tubus  5—6"',  limbus 
6'"  longus:  limbi  diam.  8 — 10'";  stamina  fauci  corollae  inserta.  limbo 
fere  duplo  superata;  Capsula  disco  brevi  continuo  basi  cincta,  2valvis, 
valvis  biüdis :  semina  angulata,  embryone  recto.  —  Nom.  vcrnac.  Chuchu 
Tucumanensium.  Tucuman,  frequens  in  convalle  alpina  pr.  Anfama,  so- 
litarie  in  convallibus  pr.  Cicnega. 

611.  Petunia  linoides  Sendtn.  ex  dcscr.,  a  qua  paullo  discrcpat  ca- 
lyce  ad  medium  5fldo,  foliis  plerisque  alternis,  i-nferioribus  latioribus. 
Herba  perennis ,  palmaris ,  floribus  paucis  v.  terminalibus  solitariis ,  ante 
expansionem  limbi  infundibularis  6"'  longis.  —  Cordoba,  raro  in  rupe- 
8tribus  pr.  S.  Francisco.  (»Brasil,  austr.«). 

612.  P.  propinqua  Mrs.  ex  descr. :  forma  foliis  paullo  latioribus  et 
brevius  petiolatis  v.  subsessilibus.  Et  haec  et  praecedens  cum  aliis  forsan 
melius  ad  Nicotianam  referuntur,  calyce  5fido  nec  5partito  a  Petunia 
distinguendam :  valvae  enim  capsulae  deroum  ad  medium  bifidae  a  Petunia 
recedunt,  stamina  inaequalia  etiam  in  Nicotiana  occurrunt,  corollae  limbus 
subaequalis.  —  Cordoba,  frequens  in  convallibus  et  ad  ripas.  (»Bonaria«}. 

613.  Nicotiana  acutiflora  St.  Hil.  ex  descr.  Calyx  8"',  corolla  4 — 5" 
longa,  limbi  infundibularis  lobis  ovato-oblongis  acutis:  descriptio  N.  lon- 
giflorae  ("av.  «corolla  calyce  quinquies  longiori«  discrepat.  —  Cordoba 
ad  ripas.  (»Uruguay  —  Brasil,  austr.«). 

614.  N.  acuta  Gr-  n.  sp.  herbacea,  puberula  et  apice  glandulosa, 
caule  erecto  indiviso  foliis  decrescentilms  remotis  nudiusculo,  foliis  imis 
rosulatis  spatbulato-lanceolatis  acutis  undulato-repandis  in  petiolum  atte- 
nuatis,  caulinis  inferioribus  lanceolatis,  superioribus  linearibus  basi  cor- 
data  semiamplexicaulibus,  cyma  simplicitcr  raccmiformi  pauciflora,  calyce 
5fido  corollae  tubo  2 — 3plo  breviori:  tubo  lOcostato,  lobis  lanceolato-linea- 
ribus  subaequalibus.  corollae  tubo  filiformi  apice  clavato,  limbo  3— 4plo 
breviori :  lobis  lanceolatis  acutiusculis.  —  Proxima  N.  acuminatae  Hook. 


216  A.  GRISEBACH, 

chilensi,  distincta  foliis  caulinis  petiolo  destitutis  et  corollae  lobis  angu- 
stis.  Gaulis  strictus.  ll/2—  2pedalis;  folia  ima  (cum  petiolo)  2— 3"  longa, 
6'"  lata,  caulina  sensim  breviora  et  angustiora;  calyx  8'",  corollae  tubus 
2V2— 1"  longus.  —  Cordoba,  ad  aquaeductus  fl.  Rio  Primero  pr.  urbem. 

615.  N.  noctiflora  Hook.  —  Bot.  mag.  t.  2785.  —  Santiago  del 
Estern,  ubi  constituit  magnam  partem  vegetatiouis  camporum.  (»Mendoza«). 

616.  N.  glauca  Grab.  —  Bot.  mag.  t.  2837.  —  Species  arborea, 
sectionem  distinctam  v.  potius  generice  separaudam  (Nicotidendron  Gr.) 
formans  (calyce  5dentato,  embryone  miuuto  recto,  cotyledouibus  radiculara 
subaequantibus,  testa  reticulata),  aut  cum  Vestia  consocianda,  quae  sta- 
minibus  exsertis  differt.  —  Nom.  vernac.  Balan  balau.  Cordoba  —  Tucu- 
man,  frcqucntissima  a  parte  boreali  prov.  Cordoba  per  prov.  Santiago  del 
Estero.  v.  c.  ad  fl.  Rio  Saladillo,  usque  ad  sylvas  subtropicas  tucuma- 
nentes,  ubi  in  m.  Cuesta  de  la  puerta  arboris  spectabilis  statura  obser- 
vabatur.  (».Bonar.  —  Uruguay«), 

617.  Datura  Stramonium  L.  —  Nom.  vernac.  Cniamico.  Cordoba, 
frequens  autumno  ad  vias.  (America,  indc  per.  orbem). 

618.  Eycium  eiliatum  Scblecbt.  —  Syn.  Salpichroa  Mrs. :  sed  aesti- 
vatio  corollae  imbricativa.  Frutex  ultra6pedalis.  —  Cordoba,  vulgare  in 
sepibus  pr.  urbem.  Santiago  del  Estero ,  frequens  in  salsis.  (»BrasiL 
austr.«). 

619.  L.  floribundum  Dun.  ex  descr.  —  Species  pube  et  calyce  ultra 
medium  5fido,  ejus  lobis  lanceolato-acuminatis  insignis,  foliis  variabide 
(y2 — 4"'  longis) :  in  nostra  forma  folia  spatbulato-linearia ,  vix  ultra  l/z4" 
lata,  a  qua  L.  tenuispinum  Mw.  distinguere  nescio.  —  Santiago  del  Estero, 
ubi  constituit  partim  fruticeta  in  salsis.  («Mendoza«). 

620.  L.  Tweedianum  Gr.  Syn.  L.  elongatum  Mrs.  ex  parte,  quoad 
loc.  nat.  Tweedianum.  —  Frutex  ramosissimus ,  glaber,  spinescens;  folia 
fasciculata,  carnosula,  spathulato-linearia,  2 — 3'"  longa ;  calyx  6dentatus, 
sub  bacca  profundius  divisus,  V"  longus;  corollae  tubus  2l/2 — 3"'  lon- 
gus, lobis  duplo  longior;  stamina  exserta,  inferne  pilosa.  Fraecedenti 
babitus  similis.  —  Santiago  del  Estero,  ubi  constituit  ex  magna  parte 
fruticeta  in  salsis  inter  urbem  et  fl.  Rio  Saladillo. 


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PLANT AE  LORENTZIAXAE. 


217 


621.  L.  elongatum  Mrs.  ex  descr.  —  Simillimum  pracccdenti, 
sed  folia  vulgo  longiora,  6 — 4"'  longa,  in  petiolum  attenuata,  calycis 
dentes  lanceolati,  inaequales  (nee  dcltoidci),  corollac  tubus  longior,  caly- 
cem  duplo.  lobos  fere  sexies  superans,  5'"  longus,  stamina  inclusa,  fila- 
menta  2—3  altius  inserta.  Folia  fere  Dipyrenae.  —  Cordoba,  frequens 
in  campis  et  ad  sepes. 

622.  L.  infaustum  Mrs.  ex  descr.  —  Frutex  divaricato  -  ramosus, 
glaber,  spinescens;  folia  variabilia,  obovata,  versus  petiolum  cuneata,  ob- 
tusa,  4 — 12"'  longa,  herbacea,  cum  calyce  pruinoso-punetulata;  calyx 
ödentatus.  2'"  longus;  corollac  tubus  4'"  longus,  lobis  plus  duplo  longior: 
stamina  exserta,  glabra,  basi  villosa.  —  Santiago  del  Estero,  ubi  constituit 
partiin  fruticeta  in  salsis.  (»Bonar.  austr.«) 

923.  L.  fuscum  Mrs.  ex  descr.  —  Specimina  baeeifera ;  folia  glauca, 
e  petiolo  fere  abruptim  subrotunda,  rotundata,  6—10"'  longa,  5—8'" 
lata.  Frutex  ultraöpedalis.  —  Nom.  vemac.  Chalchal.  Santiago  del 
Estero,  ubi  constituit  partim  fruticeta  in  salsis.  Catamarca,  frequens  in 
ripis  pr.  Fuertc  de  Andalgala.  (»Mendoza«). 

624.  I*.  cestroides  Schlecht.  —  Nom.  vernac.  Tala  churqui.  —  Cor- 
doba, frequens  iu  convallibus  et  ad  sepes.  (»Brasil,  austr.  —  Tucuman«). 

625.  Oestrum  pubtns  Gr.  n.  sp.  ramis  pallidis  foliisque  puberulis 
apice  incano-villosulis,  foliis  elliptico-oblongis  acutiusculis :  venis  primariis 
arcuatis  sublOjugis,  panicula  tcrminali  convexo-corymbosa  cymis  racemi- 
formi-scorpioideis  constituta:  pedicellis  brevibus  calyce  inaequaliter  5den- 
tato  corolla  quinquies  fere  superato :  dentibus  obtusis,  margine  tomento- 
ms,  corolla  cylindrico-clavata  glabra:  dentibus  brevissimis  rotundatis 
margine  pubescentibus,  staminibus  V5  supra  basin  corollae  insertis  inferne 
pilosis,  bacca  ovali-subglobosa  calycem  duplo  superante.  —  Proximum 
C.  corymboso  Schlecht.,  distinetum  pube,  corolla  majori  ejusque  dentibus 
rotundatis.  Folia  3—4"  longa,  ll/2—2"  lata;  calyx  2"',  corollae  tubus 
9—10"',  dentes  V"  longi;  corolla  (sicca)  vinosa.  limbo  fusco.  —  Tucu- 
man, non  raro  in  fruticetis  pr.  Siarabon. 

626.  C.  Lorentsianum  Gr.  n.  sp.  ramis  glabratis  apice  puberulis, 
foliis  elliptico-oblongis  cuspidato-acutis  supra  glabriusculis  subtus  pube- 

Thys.  Classe.   XJX.  Ee 


218  A.  GRISEBACD, 

rulis:  venis  primariis  arcuatis  subl2jiigis.  panicula  terminali  conferti- 
flora  racemiformi  cymis  scorpioideis  paucifloris  conglomeratis  constituta : 
pedicellis  apice  articulatis  calyce  brevioribus  v.  nullis,  calyce  glabro  pal- 
lido  inaequaliter  5dcntato  corolla  triplo  breviori:  dentibus  deltoideis,  co- 
rolla  cylindrico-clavata  glabra:  dentibus  oblongo-lanceolatis  acutiusculis 
margine  pubescentibus :  staminibus  supra  basin  corollae  (intra  calycem) 
insertis  glabris,  bacca  ovali-globosa  calycem  duplo  superante.  —  Proxi- 
1  mum  praecedenti,  sed  staminibus  et  corollae  dentibus  diversum.  —  Fru- 
tex ultra6pedalis ;  folia  4—5"  longa,  V/2 — 2l/2"  lata;  calyx  2y2",  corollae 
tubus  7—8"',  dentes  ll/2"  longi;  color  corollae  praecedentis.  —  Tucu- 
man.  in  sylvis  subtropicis  et  in  pratis  montanis  pr.  Siambon. 

627.  C.  pseudoquina  Mart.  var.  Non  differt  a  dcscriptione  nisi  co- 
rollae tubo  longiori  10'*'  longo.  Frutex  ultra  Gpedalis;  corollae  lobi  2,/2"', 
calyx  2"'  longus;  bacca  edulis,  ovoidea.  calyce  triplo  major.  —  Nom. 
vernac.  Durazuillo.  Cordoba.  frequens  in  campis  juxta  praedia,  in  col- 
libus  graniticis  pr.  Totoral.  (»Brasil,  austr.). 

628.  (107.)  Fabiana  densa  Rimy.  —  Wedd.  Chlor,  and.  t  57.  A. 
—  Forma  foliis  remotiusculis  3'"  longis;  frutex  Gpedalis,  ramis  confertis 
erectis  subfastigiatis;  corollae  dentes  subulati.  —  Tucuman,  ubi  fruticeta 
alpina  constituit  in  declivitate  jugi  inter  Tafi  et  Amaicha  meridionali 
(Cardones).  Catamarca.  praecipue  fruticeta  formans  in  regione  Laguna 
blanca  alt.  10000'.  (»Andes  Boliv.  et  Peruv«). 

629.  (108.)  F.  denudata  Mrs.  —  Folia  rara.  %—  V"  longa;  corollae 
dentes  rotundati.  —  Catamarca,  in  fruticetis  juxta  fodinas  alt.  10 — 11000'. 
(«Andes  Mendoza«) 

603.  Salpichroa  rhomboidea  Mrs.  —  Nom.  vernac.  Uva :  baccae 
edules*.    Cordoba,  in  campis  et  sepibus.  (»Bon ar.— Brasil,  austr.«). 

631.  S.  Mandoniana  Wedd.  var.  tucumanensis  Gr.  corollae  tubo 
(7 — 9"'  longo)  versus  medium  subconstricto  calycem  3— 4plo  superante, 
pube  in  ramulis  petiolisque  brevissima.  Frutex  6pedalis,  ceterum  cum 
descriptione  Weddeliana  conveniens.  —  Tucuman .  ubi  fruticeta  format 
in  convalle  rivuli  pr.  Tafi.    {a:  Bolivia:  Mand.  pl.  bol.  437.) 

632.  Jochroma  austräte  Gr.  n.  sp,     Chaenesthes,  glabrum,  demum 


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PLANT AE  LOUKXTZIANAE. 


219 


spinis  raris  armatum,  foliis  sparsis  elliplico-oblongis  v.  ellipticis  obtu- 
siusculis  in  petiolum  longum  cuneato-attenuatis :  venis  primariis  6 — 8ju- 
gis,  pedicellis  fasciculatis  elongatis  apice  incrassato  ccrnuis,  corollae  tubo 
extus  pulverulento-puberulo  calyce  quadruplo  longiori  inferne  cylindrico 
a  medio  infundibulari :  lobulis  pubescentibus  abbreviatis  obtuse  deltoideis 
cum  totidem  minoribus  alternantibus,  staminibus  brevissime  exsertis 
stigma  capitato-bilobum  subaequantibus,  bacca  globosa  e  calyce  demnm 
fisso  brevissime  exserta.  —  Proximum  J.  (Chaenesti)  longipedi  Mrs.,  ubi 
»folia  majora  acuminata,  bacca  oblonga«.  Frutex  ultra6peda)is ;  folia 
3"'  longa,  l—V/2"  lata,  petiolo  6 — 10"'  longo;  pedicelli  plerumque 
longi;  calyx  ovatus ,  subtruncatus ,  minute  5denticulatus,  demum 
aecrescens;  corolla  12 — 14"'  longa,  infra  medium  4'",  apice  Y"  diam., 
lobulis  majoribus  2"'  longis;  bacca  nigrescens,  6'"  diam.  —  Tucuman,  in 
planitie  pr.  Tafi. 

633.  /.  arboreum  Gr.  n.  sp.  arboreum,  glabratum.  foliis  sparsis  el- 
lipticis acutiusculis  in  petiolum  longum  cuneato-attenuatis:  venis  prima- 
riis 6 — lOjugis,  pedicellis  fasciculatis  elongatis  apice  incrassatis  arcuatis. 
corolla  ....  bacca  globosa  calycem  patellarem  demum  obtuse  lobatum  multo 
excedente.  —  Arbor  spectabilis,  praecedenti  speciei  simillima,  sed  calyce 
parvo  sub  bacca  1"'  alto  (2"'  diam.)  baccaque  rubra  minori  (4"'  diam.) 
distineta:  ex  habitu  de  genere  vix  dubitandum ;  folia  3"  longa,  2"  lata, 
petiolo  pedicellisque  1"  longis.  —  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis,  Cuesta 
de  Berka. 

634.  J.  grandiflorum  Benth,  ex  descr.  —  Habitus  praecedentis ; 
affine  J.  nr.  5597  in  Spruce  pl.  ecuador.,  sed  calyce  breviori  sub  anthesi 
4"'  longo  distinetum ;  corolla  V/2 — 2"  longa,  medio  5"'  diam. ;  Stylus 
exsertus ;  bacca  globosa,  8'"  diam.  —  Nom.  vernac.  Perilla.  Tucuman, 
pr.  Tafi.  in  convallibus  ad  rivulos  pr.  Cienega.  (»Peruv«). 

635.  Acnistus  arborescens  Schlecht.  —  Frutex  excelsus,  nunc  ar- 
borescens.  —  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis  pr.  Siambon.  (Amer,  trop). 

636.  A.  parviflorus  Gr.  n.  sp.  ramulis  pubescentibus,  foliis  ellip- 
ticis acutis  in  petiolum  longum  cuneato-attenuatis  membranaeeis  supra 
pulverulento-puberulis  subtus  cinereo-villosulis :  venis  primariis  10 — 12- 

Ee* 


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220  A.  GRISEB  ACH, 

jugis,  pedicellis  fasciculatis  petiolos  subaequantibus ,  bacciferis  crectis, 
calyce  brevi  5denticulato  corolla  triplo  breviori,  corolla  infundibulari  pu- 
bescente:  lobis  ovatis  obtusis  tubo  late  ampliato  plus  duplo  brevioribus 
stamina  subaequantibus,  stylo  breviter  exserto,  bacca  globosa  calycem 
multo  excedente.  —  Affinis  videtur  A.  brevifloro  Sendtn.,  cui  »corolla 
diam.  fere  1"«.  Frutex  excelsus  v.  arbuscula  ;  folia  3 — 2"  longa,  ll/2 — 1" 
lata,  petiolo  8—10'"  longo;  calyx  1"',  corolla  3 — 4"'  longa,  haec  apice 
4"'  diam.;  bacca  3"'  diam.  Nom.  vernac.  Chilque  blanco.  Tucuman, 
frequens  pr.  Siambon. 

637.  Physalis  viscosa  L.  —  Cordoba.  juxta  praedia.  (America 
calidior). 

638.  Ph.  Neesiana  Sendtn.  Paullo  discrepat  calyce  ad  medium 
5fido  corollam  dimidiam  excedente:  babitus  Ph.  angulatae  L.,  sed  pubes 
glandulosa  et  calycis  lobi  lanccolato-acuminati.  —  Nom  vernac.  Pocoto 
de  Vibora.  Tucuman,  in  ruderatis  pr.  La  Cruz.  («Brasil.«). 

639.  Capsicum  microcarpum  DC.  —  Nom.  vernac.  Laji.  Cordoba, 
in  rupibus  pr.  S.  Francisco.  (»Brasil«). 

640.  Lycopersicum  pcruvianum  Mill.  —  Catamarca,  in  ruderatis 
Vayas  altas  alt.  8500'.  (»Peruv.«  —  Ecuador:  Spruce  5169). 

641.  Solanum  nigrum  L.  var.  frutescens  A.  Br.  —  Syn.  S.  gracile 
Dun.  S.  guineense  Lam.  sec.  A.  Br.  S.  nigrum  var.  Aguaraquiva  Sendtn. 
—  Puberulum,  suffrutescens,  foliis  repando-integerrimis  ;  hlamenta  glabra; 
calyx  baccae  nigrae  adprcssus.  —  Cordoba,  in  fruticetis  ad  fl.  Rio 
Primero.  (Orbis). 

642.  S.  fragile  Wedd.  ex  descr.  —  Forsan  est  verum  S. 
atriplicifolium  Gill,  (exclus.  synon.  ap.  Sendtn.  et  Dun.)  —  Tucun.an. 
Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9  —  11000'.  (»Andes 
Peruv.«). 

643.  S.  chenopodifolium  Dun.  ex  descr.  —  Suffrutex  ramosissinius, 
ascendens,  palmaris-sesquipedalis,  foliis  subhastato-lanceolatis  v.  inferne 
remote  pinnatifidis .  pube  brevissima.  —  Cordoba,  in  rupibus  pr.  S. 
Francisco.  Catamarca,  in  convallibus  arenosis  inter  Nacimientos  et  La- 
guna  blanca.  alt.  10000'.  (»Uruguay,  Bonaria»). 


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PLANT AE  L0RENTZ1AXAE. 


221 


644.  S.  pulchrum  Dun.  —  Je.  anal.  Sendtn.  in  Mart.  Fl.  bras.  10 
t  4.  f.  24 — 30.  —  Forma  nunc  suffruticosa  Cpedalis ,  nunc  fruticem 
spectabilem  sistens,  foliis  5 — 6"  longis,  2 — 3"  latis,  pube  subtus  sparsa 
stellata.  peduneulis  lateralibus  bis  diebotomis,  pediccllis  umbelliformibus 
deflexi8.  —  Tucuman,  in  sylvis  et  fruticetis  subtropicis,  Cuesta  de  Berica 
et  pr.  Siarabon.  (»Brasil.,  Peru«.) 

646.  S.  crispum  R.  P.  var.  Tomatillo  Rem.  (Witheringia  ej.)  sec. 
speeim.  Philipp,  pl.  chil.  482.  680.  —  Syn.  S.  crispum.  var.  elaeagnifo- 
lium  Dun.  —  Frutex  6pedalis,  foliis  basi  in  petiolum  attenuatis  {«.  in 
Fl.  peruv.  t.  158.  a.  foliis  basi  snbtruncatis  speeifice  non  diftert.  —  San- 
tiago del  Estcio,  frequens  in  campis  salsis.  Tucuman,  in  campis  et 
ad  prov.  Catamarca  extensum.  (»Peru.,  Chile.«}. 

646.  8.  triste  Jacq.  amer.  pict.  t.  49.  —  Frutex  excelsus  (20—25'). 
nunc  arborescens,  varians  peduneulo  stricto  et  scorpioideo.  —  Tucuman, 
in  sylvis  subtropicis,  Cuesta  de  S.  Javier,  C.  de  Periquillo.  (Amer. 
trop.) 

647.  S.  verbaseifolium  L.  —  Arbuscula  (15 — 20')  v.  arbor  specta- 
tabilis.  —  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis  pr.  Siambon,  La  Cruz.  (Amer. 
trop.  et.  ultra  ej.  fincs). 

648.  S.  sordidum  Sendtn.  —  Je.  anal.  1.  c.  t.  4.  f.  47—50.  — 
Frutex  foliis  velutinis;  baccae  aurantiacac,  globosae,  8—10"'  diam.  — 
Cordoba,  perfrequens  in  campis  et  fruticetis,  v.  c.  pr.  Ascochinga.  (Brasil, 
austr.«-). 

649.  S.  elaeagnifolium  Cav.  —  Nom.  vernac.  Granadillo.  Cordoba, 
frequens  in  campis.    (Andes  a  Nov.  Mexico  —  »Chile  et  Bonaria«). 

650.  iS.  claciccps  Gr.  n.  sp.  Leptostemon,  suffruticosum,  viscosc-pu- 
bescens,  aculeis  rectis  rlavis  compressis  validis  et  minoribus  in  caule 
densis  in  venis  medianoque  foliorum  sparsis  armatum,  foliis  subcordato- 
oblongis  angulato-lobatis  supra  pube  simplici  puberulis  subtus  stellato- 
tomentellis:  lobis  2 — 3  deltoideis  obtusiusculis  v.  acutis,  pedicellis  laterali- 
bus solitariis  v.  paucis  fasciculatis  flori  subaequilongis ,  calyce  5fido 
inermi  corolla  quadruplo  breviori :  lobis  subulatis,  corolla  5partita  extus 


222  A.  GRISEB ACH, 

puberula:  segmentis  ovato-lanceolatis,  acatiusculis,  antheris  aequalibas 
oblongo-linearibus  a  medio  attenuatis,  atylo  crasso  stamina  excedente 
in  stigma  clavato-capitatum  dilatato,  baoca ....  —  Specics  juxta  S.  mam- 
mosum  L.  inserenda,  robusta ;  folia  gemina,  lobis  basilaribus  patentissimis 
subhastata,  majora  4"  longa,  basi  3",  medio  2"  lata,  aculeis  majoribus 
6—8'»  longis;  corolla  12"'  diam.;  antherae  4"',  Stylus  6"'  longus;  stig- 
ma V/tM  diam.  —  Tucuraan,  perfrequens  in  pratis  pr.  Siambon. 

651.  S.  sisymbriifolium  I,am.  Forma  foliis  bipinnatifidis ,  lobulis 
rotundatis ;  aculei  fulvi,  in  calyce  densi,  in  caule  foliisque  sparsi :  pubes 
in  caule  simplex,  glandulosa,  in  foliis  stellata;  corolla  1"  diam.;  anthe- 
rae minus  quam  in  praecedente  attenuatae ;  Stylus  breviter  exsertus,  cras- 
siusculus,  apice  in  stigma  capitatum  .  clavato-dilatatus ;  bacca  8"'  diam. 
—  Tucuman,  perfrequens  in  campis.  (»Bonaria  —  Brasil,  et  Peruv.«). 

652.  S.  aculeatissimum  Jacq.  Specimina  floribus  monstrosis  ape- 
talis,  calyce  excrescente  corollam  mentiente  (aculeato),  antheris  defor- 
matis  circiter  10.  —  Nom.  vernac.  Cerraja.  Tucuman,  in  campis  pr. 
La  Cruz.  (Amer.  trop.) 

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653.  Anemopaegma  clematideum  Gr.  n.  sp.  fruticoso-volubile ,  ramis 
tetragonis,  junioribus  anguloso-striatis  glabratis,  foliis  trifoliolatis,  non- 
nullis  bifoliololato-cirrhiferis.  petiolisque  subaequilongis  puberulis  gla- 
bratisque :  foliolis  ovatis  et  in  acumen  obtusiusculum  protensis  basi  bre- 
vissime  cuneatis.  cymis  terminalibus  laxe  racemiformibus  v.  corymbiformi- 
bus  paucifloris,  calyce  campanulato  truncato  5denticulato  puberulo  co- 
rolla multo  breviori,  corolla  puberula:  tubo  deorsum  curvato  e  basi  cy- 
lindrica  modice  dilatata  stamina  fere  duplo  superante :  lobis  subrotundis, 
Capsula  sessili  ovali-oblonga  muricata :  seminibus  3seriatis :  ala  subrotunda 
pellucida  circa  locul um  utrinque  emarginatum  abruptim  opaca  ex  areaopaca 
obovata  radiatim  striata.  —  Species  juxta A. prostratum DC.  inserenda;  rami 
tenues,  internodiis  folia  subaequantibus;  petioli  1 — l1/^",  petioluli  8 — 4"', 
foliola  ll/z— l",  pedicelli  4—6"'.  calyx  4'",  corolla  20'"  longa,  haec 
superne  6"',  basi  2"'  lata :  Capsula  3"  longa,  14 — 16"'  lata,  valvis  pianis 


* 


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PLANT AE  LORENTZIANAE. 


223 


medio  longitudinaliter  itnpressis  fiavescentibus  undique  muricatis  a  replo 
filiformi  solutis ;  semina  (ala  inclusa)  14  — 16"'  lata,  1"  longa,  area  opaca 
duplo  longiora,  loculo  3"'  lato,  2"'  longo.  —  Nom.  vernac.  Tripa  de 
Braya.    Cordoba,  vulgaris  in  campis  et  convallibus. 

654.  Dolichandra  cynanchoides  Cham.  —  Legumen  lanceolatum, 
valvis  septo  angusto  contrarie  complanatis  demum  bipartitis.  Nom.  ver- 
nac. Sacha  huesca  blanca.  Cordoba,  in  sylvis  montanis,  Cerro  de  S. 
Roque.    Tucuman,  frequens  in  sylvis  subtropicis  pr.  La  Cruz. 

655.  Tecoma  stans  Juss.  -  Syn.  Stenolobium  Seem.  —  Nom. 
vernac.  Garocha.  —  Catamarca  frequens  ad  rivulos  pr.  Fuente  de  An- 
dalgala.  (Amer.  trop.  et  ultra  ej.  fines  austral.). 

656.  T.  nodosa  Gr.  n.  sp.  Tabebuia.  arborea.  glabra,  ramulis  sub- 
lepidotis  opposite  nodulosis,  foliis  simplicibus  fasciculatis  oppositisque 
rigidis  spathulato-lanceolatis  obtusiusculis  v.  acutis  repando-integerrimis 
glaucis  utrinque  lepidoto-punctatis  et  venoso-reticulatis,  fasciculis  pauci- 
floris  pedicellisve  e  ramulo  abbreviato  solitariis,  his  medio  bibracteolatis 
calyceque  lcpidoto-squamulosis :  bracteolis  linearibus,  calyce  campanulato 
parum  inaequali  inaequaliter  lobulato  corolla  multo  breviori,  corolla  gla- 
bra intus  pilosa  infundibulari-campanulata:  tubo  stamina  superante,  lo- 
bis  subrotundis  undulatis  ciliatis,  antherarum  loculis  oblongis  strictis. 
staminum  longiorum  divergentibus,  minorum  altero  erecto,  altero  pendulo, 
Capsula ...  —  Affinis  T.  trachycarpae  Gr.  Arbor  spectabilis ,  trunco 
brevi,  coma  densa,  ramis  rigidis  oppositis;  folia  IV2 — 1"  longa,  7 — 4'" 
lata;  pedicelli  4'",  bracteolae  V-fo'",  calyx  4"',  corolla  ll/2"  longa,  haec 
flava,  limbo  expanso  fere  1V2"  lato,  lobis  6'"  diam.  —  Nom.  vernac. 
Guinah.  Santiago  del  Estero,  pr.  Las  Aguilas. 

657.  Argylia  uspallatensis  DC.  ex  descr.  —  Catamarca.  in  mon- 
tanis inter  Nacimientos  et  Laguna  blanca. 

658.  Jacaranda  chelonia  Gr.  n.  sp.  glabra,  foliis  impari-bipinnatis: 
pinnis  multijugis,  foliolis  16— 20jugis  ovali-oblongis  mucronatis ,  im  pari 
majori  ovato-lanceolato  acuminato:  rhachi  angustissime  alata,  floribus..., 
Capsula  complanato-orbiculata  utrinque  rotundata:  valvis  duris  atris  ni- 
tida ecarinatis  laeviusculis.  —  Affinis  J.  filicifoliae  Don,  sed  petiolus 


224  A.  GRISEBACH, 

communis  tetragonus,  foliola  membranacea  subtus  reticulato-venosa,  valvae 
capsulares  testudinis  loricis  similes.  Arbor  spectabilis,  comaampla;  foliola 
lateralia  4 — 5'",  terminalia  9'"  longa;  Capsula  2V2 — 3"  longa,  2 — 2l/2" 
lata;  semina  (ala  inelusa)  8'"  diam.,  loculo  4'"  diam.  obtuse-dcltoideo.  — 
Nom  vemac.  Tarco.  Tucuman,  raro  pr.  La  Cruz. 

659.  Oxycladus  aphyllus  Mrs.  Linn.  Transact.  21.  t.  18.  —  Genus 
Bignoniacearum  anomalum,  Jacarandae  ovulis  juxta  mediam  septi  lineam 
biseriatis  comparandum,  Tecomis  simplicifoliis  habitu,  inflorescentia,  flore 
affinius,  fructu  calyce  5dentato  incluso  abortu  ovulorum  ceterorum 
(3  4  in  quaquc  serie)  monospennum  ab  omnibus  dictinctum,  juxta  Cres- 
centieas  inscreudum.  —  Frutex  aphyllus,  Gpedalis,  cortice  fusco  nitidis- 
simo.  —  Catamarca,  pr.  Punta  de  Balastro,  inde  frcquens  per  desertum 
Campo  del  Arenal.  (»Mendoza«). 

Acanthaceae. 

660.  Ruellia  geminiflora  Kth.  var.  humilis  (Dipteracanthus  Ns.).  — 
Cordoba,  in  fruticetis  campestribus  pr.  Pueblito  uuevo.  (Amer.  trop.) 

661.  Steuandrium  trinerve  Ns.  Differt  a  simili  S.  dulci  Ns.  chi- 
lensi  bracteis  angustioribus  spinuloso-acuminatis  exquisitius  trinerviis.  — 
Cordoba,  in  campis  ab  urbc  meridionalibus.  (»Uruguay  —  Brasil,  austr.«). 

662.  Chaetothylax  umbrosus  Ns.  ex  descr.  —  Syn.  Ueinzelia 
ovalis  Ns.  ex  descr.  et  loco.  —  Tucuman,  perfrequens  in  sylvis  subtro- 
picis,  Cuesta  de  S.  Javier,  C.  de  l'eriquillo,  pr.  La  Cruz.  (»Amer.  austr. 
Nov.  Granad.  et  Brasil.«). 

663.  Dianthcra  sulcata  Gr.  Rhytiglossa ,  humilis,  suffruticosa .  a 
basi  fastigiato-ramosa,  pube  brevi  dcnsa  obducta.  caule  trichotomo  sulcis 
angustis  6( — 8)  exarato  teretiusculo,  foliis  iutemodia  subaequantibus,  ple- 
risque  lanceolato-acumiuatis,  inferioribus  ovatis  v.  ovato-lanceolatis,  ilo- 
ribus  ex  axillis  supremis  glomerato-oppositis  v.  breviter  spicatis:  brac- 
teolis  lineari-acuminatis  calycem  subaequantibus  v.  excedentibus,  calyce 
5partito:  segmentis  lineari-acuminatis  aequalibus  corollae  tubo  breviori- 
bus,  corolla  pubescente :  tubo  filiformi  labiis  duplo  longiori,  labio  supe- 
riori  spathulato-oblongo  subintegro,  infcriori  aequilongo  tripartito:  seg- 


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PLANTAE  LOHENTZIANAE. 


225 


mentis  oblongis  obtusis,  staminibus  breviter  e  tubo  corollae  exscrtis :  an- 
thcrae  loculis  approxitnatis  parallelis  oblongo-linearibus  obtusis  parum 
inaequalibus,  Capsula  supra  unguera  aequilongum  elliptica  valvis  a  latere 
compressis  2sperraa:  seminibus  orbicularibus  muricatis.  —  Habitus  Ery- 
thraeae  raraosissimae,  statura  palmaris;  folia  6 — 10"'  longa,  inferiora  4"', 
supcriora  2  —  1'"  lata;  corollae  purpurascentis  tubus  5—6"',  labia  3"'. 
Capsula  (ungue  incluso)  6"'  longa;  scmina  2"'  diam. :  dissepimenta  ad- 
nata.  angusta,  demum  medio  imperfecta.  —  Cordoba,  in  canipis  ab  urbe 
meridionalibus. 

664.  Justicia  carapestris  Gr.  —  Syn.  Jauobinia  eiliata  Ns.  ex 
descr.  Habitu  convenit  cum  J.  sericea  R.  P.  Fl.  peruv.  t.  9.,  anthera- 
rum  loculo  altero  basi  mucronato  generis  typica  species  est.  Frutex  3pe- 
dalis;  folia  internodia  subaequantia.  V/% — 2"  longa.  6—4"'  lata,  laete 
virentia;  corolla  purpurascens,  tubo  5—6"'  longo  supra  basin  dilatato, 
labio  inferiori  aequilongo  patente  31obo,  superiori  breviori  erecto  stamina 
subaequante.  —  Cordoba,  fruticeta  extensa  formans  pr.  Las  Peüas. 
(nSantiago  del  Estero«). 

665.  .7.  xylosteoides  Gr.  n.  sp.  Adhatoda ,  frnticosa,  glabrescens, 
ramulis  quadrisulcato-teretiusculis.  foliis  parvis  spathulato-oblongis  v.  ob- 
longo-ellipticis  acutiusculis  v.  obtusis  mox  glabris  subsessilibus,  floribus 
rubris  axillaribus  subsolitarie  oppositis  sessilibus  puberulis.  bracteolis  ob- 
longo-linearibus acutis  calyce  brevi  longioribus,  calycis  segmentis  lanceo- 
lato-acutis.  corolla  elongata:  tubo  recto  clavato  calyce  quinquies  labiis 
triplo  longiori,  labio  superiori  erpeto  oblongo  obtuso  antberas  paullo  ex- 
cedente,  inferiori  aequilongo  profunde  3fldo  patente:  segmentis  oblongis 
obtusis,  antberae  localis  oblongis,  superiori  obliquo,  inferiori  connectivo 
parallelo  semidemissiori  basi  breviter  mucronato,  Capsula...  —  Proxi- 
ma  praecedenti,  corollae  tubo  1"  longo  distinguenda.  glabritie  et  caule 
fruticoso  a  descriptionc  J.  Tweedianae  (Adhatodae  Ns.)  recedens;  frutex 
Specialis,  ramis  crassis  tortuosis;  folia  8 — 12"'  longa.  3 — 6"'  lata;  brac- 
teolae  4"',  calyx  2"'.  corollae  labia  6 — 8"',  antherae  loculi  V"  longi. 
Santiago  del  Estero,  in  fruticetis  mixtis  camporum  frutieibus  majoribus 
inspersa. 

Phys.  Classc.    XIX.  Ff 


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226  A.  GIUSEBACH, 

666.  J.  squarrosa  Gr.  n.  sp.  Adhatoda,  frutescens,  glabrescens,  ra- 
mulis  flcxuosis  quadrisulcato-teretiusculis,  foliis  internodio  saepe  brevio- 
ribus  oblongo-lanceolatis  acuminatis  v.  apice  obtusiusculis  basi  in  petio- 
lum  brevem  attenuatis  lineolatis  raox  glabris,  noribus  glomeratis  v.  bre- 
viter  spicatis  in  ramulo  terminalibus.  bracteolis  lineari-acuminatis  squar- 
rosis  longe  ciliosis' corollae  tubum  subaequantibus  v.  excedentibus.  calycis 
segmentis  lanceolato-linearibus  acuminatis  corollae  tubo  duplo  breviori- 
bus,  corolla  puberula :  tubo  rccto  subclavato  labiis  vix  duplo  longiori. 
labio  superiori  erecto  oblongo-lanceolato  antheras  duplo  excedente,  inferiori 
patente  31obo:  lobis  obovatis,  antherae  loculis  oblongis  approximato-pa- 
rallelis,  altero  paullo  demissiori  basi  obtusiuscule  mucronato ,  Capsula 
4sperma  in  ungucm  aequilongum  parum  attenuata  spathulato-oblonga  . 
valvis  a  dorso  compressis.  —  Accedit  pluribus  notis  ad  Justiciae  sect. 
Simonisiam  Ns.  Caulis  superne  herbaceus,  ramosus;  folia  V/2 — 2"  longa, 
6 — 8"  lata;  corollae  tubus  7 — 8"',  labia  4 — b'",  Capsula  6"'  longa:  semina 
immatura.  —  Cordoba.  in  apricis  pr.  Ascochinga. 

667.  Plagiacanthus  racemosus  Ns.  —  Syn.  Justicia  R.  P.  Fl.  peruv. 
t.  11.  b.  —  Specimina  fructifera :  Capsula  ferc  praecedentis,  sed  valvis 
demum  fere  ad  medium  bifidis,  dissepimcnto  adnato  fisso,  a  Justicia  ge- 
nerice  differt;  semina  4  laevia.  Herba  suffrutescens ,  3pedalis.  —  Korn, 
vernac.  Coguju.  —  Tucuman  ,  in  sylvis  subtropicis  pr.  La  Cruz. 
(»Peruv «). 

668.  Dicliptera  Pohliana  Ns.  in  Mart.  Fl.  brasil.  9.  t.  30.  — 
Tucuman,  non  raro  in  umbrosis  sylvae  subtropicae  pr.  Siambon  (speci- 
mina quoque  inmixta  Justiciae  squarrosae,  inde  ad  prov.  Cordobensem 
extensa  videtur).  (»Brasil,  austr.«). 

669.  D.  scutellata  Gr.  n.  sp.  suffruticosa,  erecta,  glabrescens,  caule 
6sulcato,  foliis  ovatis  acutiusculis  basi  acuta  longiusculc  petiolatis  crenu- 
lato-repandis  lineolatis,  pedunculis  axillaribus  folio  plerisque  longioribus 
trifidis:  pedicellis  unirloris,  medio  longiori,  iuvolucro  diphyllo  corollae  tu- 
bum dimidium  subaequante:  foliolis  e  basi  contracto-cuneata  ovato-sub- 
rotundis  mucronulato-obtusis  compaginatis,  bracteolis  nullis,  calycis  seg- 
mentis lanceolato-acutis  corolla  sexies  brevioribus  puberulis,  corolla  flava 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


227 


parce  puberula:  tubo  clavato  labiis  quadruplo  longiori,  labio  superiori 
ovato-oblongo  obtuso  staraina  subaequante,  inferiori  3crenato,  utroque 
suberecto  v.  hoc  demum  patente,  Capsula  breviter  unguiculata.  —  Habi- 
tus praecedentis;  folia  2—  2l/2"  longa,  12— 15'"  lata,  involucralia  9— 5"' 
longa,  7 — 3"'  lata;  corolla  (labiis  inclusis)  16'",  Capsula  (ungue  incluso) 
5"'  longa.  —  Catamarca,  in  sepibus  et  fruticetis  pr.  Yakutula. 

670.  D.  tomentosa  Ns.  ex  descr. :  tarnen  corolla  sicca,  ut  in  prae- 
cedente  flava.  Herba  suffruticosa,  decumbens,  fragilis,  internodiis  folia 
multo  superantibus :  a  praeccdente  tomento,  pedunculis  pedicellisque 
brevibus,  involucri  foliolis  angustioribus  cuneato  -  obovatis  distincta.  — 
Cordoba,  in  convallibus  montanis  Cerro  de  S.  Roque.  {»Peruv.«). 

671.  D.  Tweediana  Ns.  ex  descr.  —  Herba  diffusa,  caule  sexangu- 
lari.  foliis  oblongo-lanceolatis ;  corolla  purpurascens,  1"  longa.  —  Cor- 
doba, in  campis.  (»Uruguay  —  Brasil,  austr.«). 

Gesneriaceae. 

672.  Gloxinia  gymnostoma  Gr.  n.  sp.  Mandirola,  pilosa,  foliis  ova- 
tis  acutis  serratis  basi  rotundata  in  petiolum  contractis,  pedicellis  axilla- 
ribus  solitariis  folium  subaequantibus;  calycis  lobis  lanceolato-acuminatis 
integerrimis  corolla  triplo  brevioribus,  corolla  oblique  clavato-campanu- 
lata  extus  pilosa:  limbi  erectiusculi  brevis  segmentis  semiorbiculatis  intus 
raargineque  glabris.  —  Proxima  et  similis  G.  ichthyostomae  Gardn. 
iHook,  ic.  472  ).  ubi  lobus  corollae  inferior  margine  fimbriatus;  caulis 
1— 2pedalis,  flaccidus;  folia  3—2",  flores  18—20'"  longi;  calyx  ultra 
medium  öfidus,  tubo  adnato  turbinato  3—4"'  longo;  stamina  corollam 
subaequantia,  stylo  longiora;  stigmatis  lobi  breves,  oblongo-contigui.  — 
Tucuman,  in  sylvis  subtropicis  umbrosis  pr.  Siambon. 

673.  Liberia  andina  Gr.  n.  sp.  Tapina,  caule  erecto  simplici  pi- 
loso.  foliis  ovatis  v.  ovali-rotundatis  subsessilibus  duplicato-serratis  utrin- 
que  obtusis  fv.  supremis  acutis)  supra  glabriusculis  v.  sparsim  subtusque 
ad  nervös  pilosis,  pedunculis  e  summis  axillis  2 — 3floris :  pedicellis  aequi- 
longis,  calycis  segmentis  ovatis  acutis.  —  Simillima  Ii.  villosae  Hanst. 
(Tapiniae  Hook.  ic.  469),  cui  calycis  segmenta  angustiora.    Caules  e  tu- 

-  Ff 


228  A.  GRISEBACH, 

bere  placentiformi  spithamei,  internodiis  4—5;  folia  majore  2"  longa, 
summa  decrescentia;  pedicelli  6 — 8'"  longi;  calyx  brevissime  adnatus : 
segmenta  2'"  longa,  V"  lata;  corolla  ignota;  glandulae  2  posticae  ad 
basin  ovarii  portionis  liberae.  —  Catamarca,  ad  rivulos  in  convalle  Grana- 
dillas  pr.  Belen. 

674.  Martynia  lutea  Lindl.  —  Fructus  Eolummodo  exstat,  ma- 
turus  2l/2"  longus,  rostro  deflexo-hamato  pungente  5"  longo.  —  Nom. 
vernac.  Cuerno  de  diablo.  Cordoba.  (»Uruguay  —  Brasil,  austr.«). 

675.  M.  montevidensis  Cham.  —  Nom.  vernac.  Chiamico;  fructus: 
Hasta  de  diablo.  Cordoba ,  ad  sepes  et  vias.  (»Uruguay.  —  Brasil, 
austr.«). 

Convolvulareae. 

676.  Ipomoea  megapotamica  Chois.  ex  descr.  Corolla  variat 
2 — 3"  longa,  extus  faseiis  serieeo-pubescentibus  inferne  confluis  forma- 
que  Argyrejae  bracteatae  Chois.  similis.  —  Nom.  vernac.  Mechoacan: 
radix  purgans.  Cordoba,  in  convallibus  montium  altiorum  pr.  S.  Bar- 
tolo.  (»Uruguay  —  Brasil,  austr.«). 

677.  I.  digitata  L.  var.  platensis  Lindl.  —  Catamarca.  in  frutiee- 
tis  collium  pr.  Yakutula.  (Zona  tropica  —  »Bonaria«). 

678.  L  polymorpha  Ried.  ap.  Meisn.  in  Mart.  Fl.  bras.  7.  t.  92. 
—  Formae  foliis  variis  (J.  delpbinoides  Chois.,  J.  adspersa  Mart.)  inter- 
mixtae.  —  Tucuman.  non  raro  in  campis  pr.  Tafi.  (»Brasil,  austr.«)» 

679.  L  hederifoiia  L.  Meisn.  L  c.  t.  76.  i  1.  —  Nom.  vernac. 
Torota  del  monte.  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis  pr.  Siambon.  Cata- 
marca, in  sepibus  pr.  Yakutula.  (Amer.  trop.) 

680.  I.  purpurea  Lam.  —  Nom.  vernac.  Dasi.  Cordoba,  in  sepibus 
juxta  praedia.    (Amer.  tropica  et  ultra  ejus  fines). 

681.  I.  acuminata  K.  S.  —  Nom.  vernac.  Tejuco .  remedium  contra 
serpentium  morsum.  Cordoba,  frequens  in  sepibus  juxta  praedia.  (Amer. 
trop.) 

682.  Convolvulus  montevidensis  Spreng.     Foliis  transire  videtur 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


229 


in  C.  Ottonis  Meisn.  I.  c.  t.  113.  —  Cordoba,  in  convallibus.  (»Uru- 
guay —  Brasil,  austr.«). 

683.  Breweria  sericea  Gr.  n.  sp.  caespitosa,  sericeo-tomentella,  cau- 
libus  palmaribus  decumbentibus  foliosis,  foliis  lanceolato-ellipticis  acutis 
v.  obtusiusculis  brevissime  petiolatis,  racemo  terminali  paucifloro  foliato, 
sepalis  ovato-oblongis  acutis  conformibus  corolla  alba  plus  duplo  brevio- 
ribus, stylo  profunde  bifido,  seininibus  laevibus.  —  Herba  suffrutescens, 
pube  albicans,  caulibus  parce  divisis ;  folia  10—6"'  longa,  4—1  Vi'" 
lata;  flores  3 — 7,  approximati ,  1"  longi ,  pedicellis  calyce  brevioribus, 
corolla  infundibulari-  campanulata,  apice  longitudine  vix  angustior;  sta- 
mina  corollani  dimidiam  excedcntia,  stylum  subaequantia,  antheris  line- 
aribus;  Stylus  ovario  ovoideo  biloculari  4ovulato  duplo  longior.  stigmati- 
bus  capitatis.  —  Cordoba,  frequcns  in  convallibus. 

684.  Evolvulus  sericeus  S\v.  —  Cordoba,  in  convallibus.  (Amer. 
trop.  et  ultra  ejus  fines). 

685.  E.  villosus  R.  P.  —  Cordoba,  frequens  in  rupestribus  pr.  Las 
Peöas.  (Amer.  trop.) 

686.  E.  falcatus  Gr.  n.  sp.  suffruticosus,  humilis,  argenteo-sericeus, 
raulticaulis.  foliosus.  foliis  utrinque  serieeis  subsesilibus  elliptico-lanceola- 
tis  falcato-acuminatis  v.  cuspidatis  (nunc  inferioribus  ellipticis),  pedicellis 
axillaribus  unifloris  brevissimis,  floribus  folio  fere  duplo  brevioribus  coe- 
ruleis,  sepalis  ovato-lanceolatis  acuminatis  corolla  duplo  brevioribus.  — 
Affinis  E.  incano  Pers.  Caules  3 — 4"  longi,  simplices,  dense  foliati; 
folia  pleraque  6 — 8"'  longa,  V/2 — 2"  lata ;  sepala  2"',  corolla  4'"  longa. 
—  Cordoba.  frequens  in  convallibus  pr.  urbem. 

687.  Dichondra  repens  Forst.  —  Cordoba,  in  umbrosis  ad  vias 
juxta  praedia.  (America  calidior  et  zona  temperata  orbis  australis). 

688.  Cuscuta  grandiflora  Kth.  —  Tucuman,  in  frutieibus  pr.  Tafi. 
(»A  ndes  Amer.  austr.  —  Chile«). 

689.  C.  corymbosa.  R.  P.  —  Progel  in  Mart.  Fl.  bras.  7.  t.  126. 
f.  2.  —  Tucuman,  in  frutieibus  reg.  Aliso  Cuesta  de  Siambon.  (Amer. 
trop.  et  ultra  ej.  fines  ) 


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230  A.  GRISEBACH, 

690.  C.  cristata  Engelm.  ex  descr.  —  Nom.  vernac.  Fideos.  Cor- 
doba,  pr.  urbetu.  (»Santiago  del  Estero.«) 

Uydroleaceae. 

691.  Nama  echioides  Gr.  n.  sp.  suffrutescens,  adscendcns,  ramosa, 
pube  villoso-hirsuta  cinerea,   foliis  spathulatis  obtusis   scssilibus  undu- 
latis,  floribus  in  apice  ramorum  fasciculato-congestis  axillaribusque  bre- 
vissime  pedicellatis,  calycis  segmentis  linearibus  spatbulato-obtusis  co- 
rolla  tubulosa  paullo  superatis,  staminibus  inclusis  inaequalibus,  Capsula 
puberula:  valvis  breviter  2dentatis,  seminibus  laevibus.  —  Proxima  vide- 
tur  N.  undulatae  Ktb.;  valvis  capsulae  raaturae  cum  placenta  fere  ad 
apicem  connexis  a  N.  jamaicensi  L.  differt.     Herba  robusta,  pedalis  v. 
spithamea,  foliosa,  folia  12— 6'"  longa,  3— iy2"'  lata;  calyx  3'".  corolla 
coerulea  4'".  Capsula  2"'  longa,  haec  oblongo-lincaris,  loculicida,  placen- 
tis   demum  distinctis   margine   revoluto  polyspermis;  semina  pallida. 
ovoideo-subglobosa.  —  Cordoba,  in  campis  ab  urbe  meridionalibus.  Cata- 
marca,  frequens  in  campis  pr.  Yakutula. 

692.  (109.)  Fhacelia  circinata  Jacq.  Forma  strigosa,  calycis  seg- 
meutis  acutis.  —  Tucuman,  in  pratis  alpinis  pr.  Cienega,  ad  rivulos  pr. 
Tafi.  Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9 — 11000'.  (An- 
des  a  freto  magellanico  —  Oregon). 

693.  (110.)  Ph.  pinnatifida  Gr.  in  pi.  Lech!  peruv.  1801  —  Wedd. 
Fl.  andin.  2.  p.  85.  —  Catamarca,  in  convallibus  alpinis  arenosis  inter 
Nacimientos  et  Laguna  blanca.   (Andes  Peruv.  —  »Boliv.«]. 

694.  Ph.  artemmoides  Gr.  n.  sp.  pumila,  adscendens  villoso-pube- 
rula,  foliis  pinnatisectis :  segmentis  profunde  2— 4jugo  pinnatihdis,  lobis 
lobulisque  rhacbeos  breviter  oblongis  rotundatis,  floribus  parvis  in  spicas 
scorpioideas  congestis,  calycis  segmentis  oblongis  rotundato-obtusis  co- 
rollam  dimidiam  superantibus,  corolla  infundibuliformi :  lobis  ovatis  ob- 
tusis tubo  cylindrico  duplo  brevioribus,  staminibus  corollam  subaequanti- 
bus,  stylo  ad  medium  bifido.  Capsula  subglobosa  calyce  inclusa.  semini- 
bus 4  granulatis.  —  Herba  perennis .  palmaris  v.  digitalis ,  ramosa  v. 
caespitosa ,    foliosa;    folia  ambitu  oblonga ,    l—\x/2"  longa,  scgmenta 


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PLANTA E  LORENTZIANAE. 


231 


subaequalia,  2 — 3'"  longa;  spicae  apice  plures,  6 — 10'"  longae,  densi- 
florae ;  calyx  1"',  corolla  V/z'"  longa,  haec  sicca  albida.  —  Cordoba,  in 
campis  ab  urbe  meridionalibus. 

Sterrhymenia  nov.  gen. 

Calyx  bilabiatus,  tubo  brevi.  labiis  membranaceis  demum  excres- 
centibus  induratis,  altero  elongato,  altero  duplo  breviori  binisque  inter- 
mediis  parvis  dentiformibus.  Corolla  tubuloso-clavata,  regularis,  5den- 
tata,  dentibus  imbricativis.  Stamina  5,  inaequalia,  inclusa,  tubo  corollae 
inferne  inserta.  Ovarium  superum,  minutum.  2ovulatura.  septo  a  basi 
ad  ovula  usque  extenso  incomplete  21oculare.  ovulis  ex  apice  ovarii 
pendulis  anatropis.  Stylus  terminalis,  filiformis,  apice  incurvatus.  stig- 
raate  simplici  obtuso.  Utriculus  abortu  septoque  evanido  monospermus, 
laevis,  calycis  tubo  in  cupulam  duram  excrescente  inclusus  inque  ejus 
cavi täte  apice  constricta  nidulans,  pcrigonii  basi  marcesccnte  cinctus.  Semen 
pendulum,  albuminosum,  albumine  carnoso  atnylo  destitutoembryonem  rec- 
tum axilem  includente,  radicula  supera  cotyledonibus  oblongo-linearibus 
plano-convexis  aequilonga.  —  Herba  babitu  fere  Allioniae,  alternatim 
ramosa,  puberula;  folia  opposita,  demum  ramo  oblique  excrescente  ge- 
minatim  approxiraata;  flores  gemini,  altero  abortivo,  terminales,  iutra 
folia  summa  sessiles,  demum  juxta  rami  originem  extraxillares. 

Genus  valde  anomal  um,  nulli  affinius  quam  Cardioptcri  Wall,  tarnen 
stiuctura  satis  alienae  eademque  ratione,  qua  olim  cl.  Blume  vestigia  se- 
cutus  exposui  (Jahresber.  System.  Bot.  1850.  p.  97.,  1852.  p.  102.  109.), 
Hydrophylleas  pauciovulatas  cum  Boragineis  connectere  videtur. 

695.  S.  eynoerambe  Gr.  (Tab.  2.  f.  5).  —  Herba  diffusa,  ul- 
trapedalis,  ramulis  apice  foliatis  internodiisque  1  -  2"  longis,  pube  brevi 
glandulosa;  folia  ovato-deltoidea,  obtusa,  in  pari  subinaequalia,  repanda, 
pinguia.  utrinque  squamulis  albidis  maculata,  lamina  in  petiolum  aequi- 
longum  semiamplexantem  contracta.  6—12'"  diam. ;  flores  ex  plerisque 
nodis,  altero  oblique  juxta  terminalem  inserto,  paullo  serius  evoluto; 
calycis  labium  majus,  corollae  tubo  parum  brevius,  lanceolatum,  obtusi- 
usculum,  repandum.  demum  4"'  longum,   V"  latum,  mediano  venisque 


232  A.  GRISEBACH, 

recurvis  crassiusculis  margine  connexis  rigidum,  cupulam  cum  altero 
accessoriisque  tum  pluribus  coronans.  hac  axi  quasi  immersa,  lignosa; 
corolla  6"'  longa,  l—V/2'"  diam.,  dentibus  ovatis  obtusis  lM  longis  pa- 
tulo-erectis.  tubo  demum  a  basi  persistente  soluto;  stamina  supra  basin 
corollae  inserta,  bina  media  tubum  dimidium  aequantia,  biua  breviora, 
quintum  longius,  filamcntis  tiliformibus,  antheris  erectis:  loculis  ovoideis, 
sejunctis;  Stylus  stamina  subaequans;  utriculus  ovatus,  acutus,  V/2'" 
longus,  cavitatem  cupulae  penitus  implens :  semen  conforme,  scssilc,  testa 
membranacea.  —  Catamarca.  non  raro  pr.  Yakutula. 

Boragineae. 

696.  Tournefortia  elegans  Cham.  —  Je.  anal.  Fresen  in  Mart. 
Fl.  bras.  fasc.  19.  t.  f.  5.  —  Variat  foliis  basi  rotundatis  v.  acutis.  — 
Frutex  ultrasexpedalis.  —  Tucuman,  frequens  in  campis  pr.  La  Cruz, 
rarius  in  Sylvia  subtropicis  pr.  Siambon.  (»Brasil,  austr.«). 

697.  Heliotropium  anchusifolium  Foir.  —  Syn.  Heliopbytum  DC. 
(Tournefortia  heliotropoides  Hook,  in  Bot.  mag.  t.  3096. :  forma  foliis 
ellipticis.)  Nostra  forma  oblongifolia  variat  foliorum  latitudine  et  inpri- 
mis  pube  nunc  in  foliis  fere  evanida  nunc  villosa  et  in  spicis  villosc- 
glandulosa.  Herba  pedalis,  suffruticosa ;  folia  undulata;  calycis  segmenta 
lanceolata,  corollae  tubo  duplo  breviora;  corolla  3'"  longa,  lobis  rotun- 
datis tubo  duplo  brevioribus,  hoc  intus  supra  stamina  piloso;  antherae 
ovato-oblongae,  supra  basin  corollae  insertae ;  ovarium  hemisphaericum. 
stigmate  sessili  conico;  fruetus  glaber,  apice  tuberculatus.  loculorum 
paribus  fovea  sejunctis.  —  Nom.  vernac.  Pucera.  Cordoba  in  campis  et 
ad  vias  pr.  urbem,  in  rupestribus  pr.  Las  Pefias.  (»Bonaria  —  Brasil, 
austr.«). 

H.  anchusifolium  Foir.  var.  lithospermifolium  (Heliophytum  DC), 
foliis  lineari- lanceolatis  glabriusculis.  Foliis  undulato-repandis  ad  a 
vergit.  —  Cordoba.  ad  sepes  et  vias. 

698.  H.  veronieifolium  Gr.  n.  sp.  Heliophytum,  humile,  herbaceum, 
perenne  v.  basi  suffrutescens,  caule  striguloso  brevi  decumbente  apice 
ascendente,  foliis  oppositis  alternisque  obovato-oblongis  obtusis  brevissime 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


petiolatis  supra  scabriusculis  subtus  glabriusculis  ad  vena8  margineque 
strigulosis,  spicis  scorpioideis  tertninalibus  densifloris  simplicibus  v.  con- 
jugaüs,  calycis  segmentis  ovato-oblongis  obtusiusculis  corollac  tubum 
tnedio  staminifcrum  fere  acquantibus,  corollac  lobis  oblongis  obtusis  tubo 
aequilongis,  fauce  edentata.  antheris  oblongo-lanceolatis  acuminatis  di- 
stinctis  faucem  attingentibus,  stigmate  sessili  breviter  cylindrico  ex  an- 
nulo  protruso  parum  cxscrto,  carpidiorum  paribus  parallelis,  fructu . . .  — 
Affine  H.  parvifloro  L.  Habitus  Veronicae  officinalis;  caules  digitales  v. 
palmares,  plures  simpliciusculi:  folia  6 — 10'",  spicae  8 — 10"',  calyx 
V4'",  corollac  tubus  1"',  lobi  1"'  longi.  —  Cordoba,  in  campis  pr.  urbem. 

699.  H.  salsum  Gr.  n.  sp.  Heliophytum,  bumile,  herbaccum,  per- 
enne,  caulibus  parce  strigulosis  brevibus  decumbentibus  apice  adscen- 
dentibus,  foliis  suboppositis  alternisque  elliptico-oblongis  acutiusculis  in 
petiolum  brevem  contractis  glabriusculis  supra  laevibus  subtus  ad  venas 
parce  strigulosis,  spicis  scorpioideis  terminalibus  brevibus  conjugatis  v. 
simplicibus,  calycis  segmentis  lanceolato-acutis  corollae  tubo  mcdio  sta- 
minifero  paullo  brevioribus,  corollae  lobis  lineari-acuminatis  apice  tenui 
obtusiusculis  tubo  aequilongis,  fauce  edentata,  antheris  lanceolatis  in 
acumen  angustum  productis  distinctis  faucem  attingentibus,  stigmate 
ßessili  conico  ab  ovario  aequilongo  annulo  prominulo  sejuncto,  carpidio- 
rum paribus  parallelis,  fructu ...  —  Proximum  habituque  simile  prae- 
cedenti,  corollae  lobis  angustis  (quales  in  genere  nondum  observati 
Tournefortiarum  plurium  structuram  repetunt)  cum  sequente  specie  com- 
parari  potest.  Caules  digitales  v.  palmares,  inaequaliter  caespitosi ;  folia 
4_8"',  spicae  6 — 10'",  calyx  2/5"',  corollae  tubus  1'",  lobi  1"'  longi.  — 
Santiago  del  Estero,  in  salsis  totius  provinciae,  ubi  vegetationis  magnam 
partem  format,  v.  c.  ad  fl.  Saladillo. 

700.  H.  repens  Gr.  n.  sp.  Heliophytum,  perenne,  caule  repente 
elongato  simpliciusculo  glabro  v.  parcissime  strigulis  adsperso.  foliis  ge- 
minis  sparsisque  ovato-oblongis  obtusis  breviter  petiolatis  utrinque  glabris 
v.  subtus  ad  venas  parce  striguliferis,  spicis  scorpioideis  elongatis  laxi- 
floris  conjugatis,  calycis  segmentis  lanceolato-acuminatis  corollae  tubo 
supra  basin  staminifero  paullo  brevioribus,  corollae  lobis  lanceolato-acu- 

Phys.  Clause.    XIX.  Qg 


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234  A.  GR1SEB ACH, 

minatis  apice  obtusiusculis  tubo  aequilongis.  fauce  edentata,  antheris 
lanceolatis  in  acumen  angustum  brevissime  exsertum  productis  distinctis, 
8tigmate  sessili  conico.  fructu  laevi  calyce  incluso:  carpidiorum  paribus 
(altero  saepe  abortivo)  incurvato-globosis  lacuna  profunda  sejunctis.  — 
Caulis  tripedalis  et  ultra,  hinc  inde  radicans,  internodiis  folia  subaequan- 
tibus  v.  excedentibus;  folia  V/2 — 1",  spicae  4 — 6",  calyx  1"',  corollae 
tubus  V/2"4,  lobi  longi;  fructus  \xj%'"  diam.  —  Santiago  del  Estero, 

perfrequens  in  salsis,  ubi  sociali  vegetatione  suis  locis  late  effusuin  est. 

701.  H.  curassavicum  L.  —  Santiago  del  Estero.  in  salsis,  ubi 
suis  locis  late  effusum  est.  (Litora  et  salsa  Americae  ab  Oregon  ad 
Patagoniam,  unde  trans  maria  pacificum  et  atlanticum  migravit). 

702.  II.  campestre  Gr.  n.  sp.  Euheliotropium.  berbaceum,  perenne, 
incano-strigosum ,  caule  erecto  simpliciusculo  v.  superne  ramoso,  foliis 
sparsis  v.  suboppositis  lanceolatis  breviter  acuniinatis  subsessilibus,  ra- 
cemis  spiciforraibus  terminalibus  apice  scorpioideis  conjugatis  v.  ternatis: 
floribus  parvis  brevissime  pedicellatis  remotiustulis,  calycis  segmentis 
lanceolato-acuminafis  corollae  tubo  extus  strigoso  semi-superatis ,  corollae 
lobis  subulato-deltoideis  tubo  medio  staminifero  quadruplo  brevioribus 
plica  min uta  sejunctis,  antheris  lanceolato-acuminatis  inclusis  distinctis, 
stigmate  elongato  subuliformi :  stylo  duplo  breviori  apice  in  annulum 
prominulura  dilatato.  fructu  bispido  depresso  calyce  superato:  carpidiis 
4  convexo-trigonis.  —  Floribus  pedicellatis  ad  sect.  Scblcideniam  habi- 
tuque  ad  sequentem  speciem  accedit,  sed  bracteae  nullae  et  corollae 
plicae  vix  in  denticulum  protetisae.  Habitus  Myosotidis;  caulis  spitba- 
meus;  folia  10—12"'  longa.  2—3'"  lata;  racemi  sublOÜori ,  1  — 1V2" 
longi;  corolla  tenuis.  sicca  luteola,  2"'  longa;  fructus  IV2'"  diam.. 
carpidiis  latere  planis.  —  Cordoba,  in  campis  ab  urbe  nieridionalibus. 

703.  H.  mendozinum  Phil. !  —  Folia  quam  in  praecedente  angu- 
stiora,  corolla  infundibuliformis.  a  medio  dilatata.  duplo  major  (4"'  longa), 
antherae  apiculatae,  stigma  duplo  brevius ,  obtuse  conoideum ,  stylo 
aequilongum :  et  revera  Schleideniae  sect.  adjungendum  est  fauce  corol- 
lae in  dentes  deltoideos  inter  lobos  promissa,  floribus  brevissime  pedi- 
cellatis juxta  bracteam  {nunc  evanidam)  extraaxillaribus,  calycis  segmen- 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


235 


tis  subinaequalibus;  antherae  tarnen  distinctae,  filamcntis  brevissimis 
medio  corollae  tubo  insertis;  carpidia  praecedentis:  embryo  incurvus.  — 
Catamarca.  in  campis  pr.  Fuerte  de  Andalgala.  (Mendoza). 

704.  H.  chrysanthum  Phil.  !  —  Praecedenti  simillimum  ,  sed 
distinctum  corolla  (siccal  aurea,  calyce  breviori  corollae  tubo  duplo  (nec 
paullo)  superato,  antheris  supra  basin  corollae  insertis,  stigmate  elongato- 
conoideo  quam  Stylus  brevissimus  multo  longiori.  Folia  quoque  in  nostra  forma 
angustiora,  linearia,  margine  revoluta,  et  corollae  tubo  supra  antheras  intus 
in  utraque  specie  pilosa  a  descr.  Philippiana  (Annal.  Chil.  18G2.  2.  p. 
400.)  recedit.  —  Catamarca,   in  campis  ad  ripas  pr.  S.  Jose\  (Mendoza). 

705.  (111.)  Cynoglossum  revolutum  R.  P.  ex  descr.  —  Catamarca. 
in  pascuis  alpinis  Vayas  altas  pr.  Belen  alt.  9—11000'.  (»Peruv«.). 

Labia  tae. 

,  706.  Hyptis  spicata  Poit.  —  Cordoba.  ad  rivulos  pr.  Ascochinga. 
(Amer.  trop.  —  Bonar.) 

707.  H.  canescens  Kth.  —  Cordoba,  in  convallibus.  Tucuman. 
frequens  in  pascuis  montanis  et  fruticetis  pr.  Siambon.  (Venezuela: 
Fendt  882.  —  »Peruv«). 

708.  H.  verticillata  Jacq.  —  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis,  Cuesta 
de  Escaba.  (Amer.  trop.  —  »Uruguay«). 

709.  *  Mentha  rotundifolia  L.  —  Cordoba,  frequens  ad  aquaeductum 
pr.  Las%Penas. 

710.  *  M.  aquatica  L.  var.  citrata  Ehrh.  —  Cordoba,  ad  rivulos  pr. 
Ascochinga. 

711.  Minthostachys  mollis  Bg.  Lab.  pers.  p.  13.  in  Möm.  de  l'acad. 
de  St.  Pötersb  Vol.  21.).  —  Syn.  Bystropogon  Kth.  ex  Mand.  pL  boliv. 
516.  —  Forma  suffruticosa.  incano-pubescens.  Cl.  Bunge  sectiones  et 
Bystropogonis  et  Micromeriae  americanas  generice  ab  europaeis  et  cana- 
riensibus  distinguendas  statin;  ,  characteres  vero  nondum  dedit:  revera 
staminibus  distantibus  erectis  v.  parum  arcuatis  Thymeis  magis  quam 
Melisseis  accedunt  et  calyce  aequali  13nervi  consonae  sunt.  Micromeria 
inde  haud  dubie  ab  bis  separanda  et  ad  sectionem  Piperellae  restringenda 

Gg2 


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236  A.  GUISEBACH, 

est  (antherae  loculis  a  connectivo  minuto  obeonico  divergentibus),  ex- 
clusa  M.  starainea  Boiss.,  quae  Origano  affinior  et  monotypa  (Minthoste- 
mon)  stamina  distantia  praebet,  antherae  loculis  oblongis  parallelis.  Ex 
americanis  Hesperothymus  habitu  a  ceteris  differt,  connectivo  dilatato 
conico  apice  truncato  antheraeque  loculis  oblique  ei  adnatis  a  medio  libe- 
ris  aegre  distinguendus :  minus  etiam  placet.  Minthostachydem  a  Xeno- 
pomate  separari,  quae  habitu  fruticoso  aut  suffruticoso  et  speciebus  novis 
sequentibus  arcte  consociantur.  Minthostachydis  calyx  fauce  villosus 
non  sufiicit,  neque  antherae  loculi  in  nostra  specie  ovoidei  connectivo 
minuto  oblique  basi  adnati,  sed  styli  lobo  altero  setaceo,  altero  diminuto 
a  Xenothymo  differt.  —  Tucuman,  frequens  in  fruticetis  et  ad  margines 
sylvarum  pr.  Siambon.  {Andes  a  »Bogota«  ad  Boliviam). 

Xenopoma  Bg.  sect.  Xenothymus  Gr. 

Stamina  4,  subaequalia.  brevissima,  filamento  antherae  subaequilongo 
infra  faucem  corollae  inserto,  antherae  loculis  connectivo  minuto  oblique 
adnatis  v.  parallelis.  Styli  rami  subacqualcs,  acuminati.  —  Frutices  v. 
suffrutices,  ramosissimi,  foliosi,  cymulis  axillaribus. 

Sectio  primaria  (Euxeuopoma)  ex  X.  obovato  W.  et  X.  boliviano 
(Micromeria  Benth.,  Mand.  pl.  boliv.  517.)  differt  filamcntis  didynamis 
anthera  multo  longioribus,  antherae  loculis  obovato-oblongis  connectivo 
minuto  basi  oblique  adnatis  deorsum  divergentibus. 

712.  X  odorum  Gr.  n.  sp.  Xenothymus,  fruticosus,  internqdiis  te- 
tragonis  glabris  folio  brevioribus,  foliis  pctiolatis  ovatis  obtusiusculis 
superne  pauciserrulatis  in  petioluin  contractis  praeter  marginem  petio- 
lumque  ad  nodum  usquc  ciliatos  glabriusculis.  cymulis  axillaribus  bre- 
vissime  pedunculatis  15 — 9floris  glabriusculis  petiolum  paullo  superanti- 
bus,  pedicellis  calyce  longioribus,  bracteolis  linearibus  obtusiusculis,  ca- 
lyce  corollam  subaequante  intus  glabro  ad  medium  öfido:  lobis  patulis 
lanceolatis  obtusiusculis  ciliatis,  corollae  lobis  brevibus  rotundatis:  labio 
superiori  emarginato,  inferiori  patente  ejusque  lobo  medio  paullum  exserto, 
staminibus  inclusis,  antherae  loculis  oblongis  oblique  adnatis,  carpidiis 
demum  acutatis.  —  Frutex  ultrapedalis,   valde  odorus;  folia  8—10"' 


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PLANT AJE  LORENTZIANAE.  237 

longa,   serraturis   utrinque  3  —  5;    cymulae  3  —  4"'  diam.;  pedicelli 

IV2  2"',  calyx  vix  1"'  longus,  13nervis.  —  Tucuman,  ubi  fruticeta 

format  in  faucibus  ad  rivulum  pr.  Taft. 

713.  (112.)  X.  eugenioides  Gr.  n.  sp.  Xenothymus,  fruticosus ,  pi- 
loso-vill  osus,   subcanescens ,  internodiis  teretiusculis   folio  brevioribus, 
foliis  petiolatis  oblongis  v.  ovato-oblongis  rotundato-obtusis  integerrimis 
basi  acutiusculis  subtus  glanduloso-punctatis,  cymulis  axillaribus  3—1- 
floris  subsessilibus  v.  brevissime  pedunculatis,  pedicellis  calyce  breviori- 
bus. bracteolis  breviter  setaceis,  calyce  corollam  subaequante  intus  glabro 
ad   medium  öfido:  tubo  inferne  10 — ,   superne  13nervi,   lobis  patulis 
lineari-acuminatis ,   corollae   lobis  brevibus  rotundatis:   labio  superiori 
emarginato,  inferiori  patente  ejusque  lobo  medio  paullo  exserto,  stamini- 
bus  inclusis,  antherae  loculis  subglobosis  subparallelis,  styli  ramis  subu- 
liformibus,  carpidiis  deraum  acutatis.  —  Characteribus  pluribus  accedit  ad 
M.  nubigenam  Benth.,  sed  frutex  erectus,  pedalis,  ramis  4 — 6"  longis; 
folia  6—4'"  (—2"')  longa,  2—1'"  lata,  petiolo  1— %»*  longo;  pedicelli 
*/2'".  calyx  iy2"'  longus:  nervi  suturales  4  supra  medium  tubum  divisi 
(inferior  pars  igitur  characterem  Saturejae  infirmans).  —  Tucuman,  fre- 
quens  in  montibus  supra  Taft.    Catamarca,  in  alpinis  Vayas  altas  pr. 
Belen  alt.  9—11000'.  (Eadem  species  videtur  ap.  Mandon  pl.  boliv.  515, 
sed  specimiua  minus  foliosa). 

714.  X.  verticillatum  Gr.  n.  sp.  Xenothymus,  suffruticosus ,  pube 
brevi  hispidula  canescens,  caule  erectiusculo  breviter  ramoso  tetragono, 
foliis  petiolatis  ovatis  acutis  pauciserrulatis  v.  integerrimis ,  verticillastris 
subsessilibus  multifloro-spicatis  folia  diminuta  subaequantibus  hispido- 
pilosis,  pedicellis  calyce  multo  brevioribus,  calyce  corollae  tubum  aequante 
intus  nudo  ad  medium  5ftdo :  lobis  erectis  lanceolato-acuminatis,  corollae 
lobis  brevibus  rotundatis:  labio  superiori  emarginato.  inferiori  patente, 
staminibus  inclusis,  antherae  loculis  subglobosis  parallelis,  styli  ramis 
brevibus  acuminatis,  carpidiis  obtusis  laevibus.  —  Caulis  spithameus, 
ramis  dense  florigeris  1-2"  longis  erecto-patentibus ;  folia  caulina  6— 4"' 
longa;  verticillastra  4"'  .diam.,  pleraque  contigua;  calyx  13uervis,  IV4"'. 
corolla  \x/z"  longa.  —  Cordoba,  pr.  Las  Peüas. 


A.  GRISEBACII, 


715.  Sphacele  acuminnta  Gr.  n.  sp.  fruticosa,  glabriuscula,  foliis  ob- 
longo-lanceolatis  utrinque  acuminatis  et  in  petiolum  attenuatis  aequaliter 
crenato-scrratis  laeviusculis  subtus  punctulatis,  verticillastris  6— 2floris  in 
racemum  pyramidato-compositum  dispositis :  pedunculo  villosulo.  foliis  flo- 
ralibus  ellipticis  pedicellos  brevissimos  excedentibus,  calyce  glabro  mem- 
branaceo:  dentibus  cuspidato-deltoideis  tubo  duplo  brevioribus,  corolia 
tubulosa  calycem  subduplo  excedente :  lobis  brevibus  rotundatis,  stami- 
nibus  subaequalibus  inclusis :  antherae  loculis  subgloboso-didymis.  — 
Aftinis  videtur  S.  parvirlorae  Benth.,  sed  foliis  laevibus  vix  margine  ru- 
gosis  subtus  pube  parum  notabili  v.  evanida  adspersis  distincta.  Fru- 
tcx  ultraüpedalis,  foliosus;  folia  5—3"  longa,  20—12"'  lata;  panicula 
3—6"  diam.;  calyx  sub  antbesi  1V2"'  longus,  campanulatus.  dcmum 
excrescens  4'"  longus  et  apice  latus ;  corolia  vix  2l/2'"  longa,  superne  1"' 
lata.  —  Tucunian,  in  fruticetis  pr.  Siambon,  Juntas,  Anfama.  Cata- 
niarca.  frequens  intcr  frutices  ad  ripas  pr.  Fuerte  de  Andalgala. 

716.  S.  hastata  Gr.  n.  sp.  suffruticosa ,  caule  erecto  tetragono  vil- 
losiusculo,  foliis  petiolatis  bastatia  ovato-deltoideis  acutis  supra  basin 
aequaliter  crenato-serratis  laeviusculis  puberulis  subtus  punctulatis,  ver- 
ticillastris  2— 6floris  in  racemum  interruptum  terminalem  tripartitum 
dispositis:  foliis  floralibus  ovatis  pedicellos  excedentibus,  calyce  puberulo 
ventricoso:  dentibus  subulato-spinesccntibus  tubo  duplo  brevioribus,  co- 
rolia tampanulata  calycem  subduplo  excedente:  lobis  brevibus  rotun- 
datis, staminibus  longioribus  breviter  exsertis:  antberae  loculis  ovoideis 
divergentibus.  —  Caulis  simpliciusculus,  bipedalis ;  folia  3"  longa,  2" 
lata,  suprema  basi  rotundata,  2"  longa,  1"  lata;  racemus  2",  calyx 
sub  anthesi  4"'  longus,  apice  2l/2'"  diam.;  corolia  6—8'"  longa,  apice 
patula,  tubo  2l/2'"  diam.  —  Cordoba,  in  convalle  fl.  Arroyo  pr.  Las 
Peöas. 

717.  Salvia  Gilliesii  Benth.  ex  descr.  —  Species  variabilis  foliis  e 
basi  leviter  cordata  ovato-deltoideis  v.  oblongo-lanceolatis,  racemis  sim- 
plicibus  v.  compositis,  pedicellis  exsertis,  calycis  labio  superiori  minute 
3dentato;  connectivi  ramus  anticus  dilatatus  et  loculo  casso  appendicu- 


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PLANTAE  LORENTZIANAK.  239 

latus.  —  Catamarca,  in  m.  Cuesta  de  Chilca,  in  convalle  Granadillas 
pr.  Yakutula,  in  rupibus  pr.  Laguna  blanca.  (»Mendoza«). 

718.  iS.  Lorentzii  Gr.  n.  sp.  Calosphacc,  brachyantha,  fruticosa,  ra- 
mis  villosulo-incanis ,  foliis  petiolatis  e  basi  leviter  cordata  ovato-oblon- 
gis  obtusiusculis  crenatis  discoloribus  supra  pubcrulis  subtus  albido-to- 
mentosis,  verticillastris  ßfloris  in  racemum  simplicem  interruptum  dispo- 
sitis:  foliis  fioralibus  minutis  deciduis,  calyce  villoso:  labio  superiori 
minute  3denticulato,  inferioris  lobis  ovatis  mucronulatis,  corolla  pube- 
rula:  tubo  subincluso,  labio  superiori  oblongo  calyce  duplo,  inferiori 
eo.  triplo  longiori,  connectivi  ramo  antico  dilatuto,  stylo  glabro.  — 
Proxima  praecedenti,  sed  corolla  (sicca  fusco-albida)  majore  calyceque  vil- 
loso et  stylo  glabro  distincta;  a  8.  cuspidata  R.  P.  toraento  foliorum  et 
foliis  iloralibus,  a  S.  cardiopbylla  Beuth.  calyce  differt.  —  Fruticulus 
spithameus;  folia  pleraque  1",  calyx  sub  anthesi  3"'.  corolla  8'"  longa; 
racemi  deraum  oblongati,  3—5"  longi.  —  Cordoba,  in  convallibus  pr. 
urbem. 

719.  8.  Matico  Gr.  n.  sp.  Calosphace,  longiflora,  caule  herbaceo 
suffruticoso  glanduloso-piloso  erecto  ramoso,  foliis  petiolatis  e  basi  levi- 
ter cordata  v.  truncato-rotundata  ovatis  acutis  serratis  supra  puberulis 
subtus  lurido-tomentosis  v.  glabrcscentibus,  verticillastris  2 — 4floris  se- 
cundis  in  raccmos  simplices  dispositis:  fioralibus  minutis  ovatis  deciduis, 
calyce  glanduloso-piloso :  labio  superiori  integro  inferiorisque  lobis  ovato- 
deltoideis  acutis.  corolla  coerulea  calycem  plus  duplo  excedente:  tubo 
breviter  exserto.  labio  superiori  dense  piloso  oblongo  obtuso.  inferiori 
triplo  longiori  cjusque  lobis  rotundatis,  medio  majori,  connectivi  ramo 
antico  acuto.  stylo  glabro.  —  Species  habitu  Stacbydis  sylvaticae ,  juxta 
S.  coeruleam  Benth.  inserenda.  Gaulis  sesquipedalis ;  folia  pleraque 
3 — 4"  longa.  2l/2"  lata,  pctiolis  superioribus  decrescentibus;  racemi 
2—3".  calyx  sub  antbesi  i"\  corolla  10  -12"'  longa.  —  Nom.  vernac. 
Matico.    Tucuman,  non  raro  in  pascuis  pr.  Cienega.  Tafi. 

720.  S.  rhinosima  Gr.  n.  sp.  Calosphace.  longiflora.  caule  fruti- 
coso  puberulo.  foliis  petiolatis  ovatis  v.  ovato-oblongis  acutis  v.  in  acumen 
tenue  productis  supra  basin  cuneatam  v.  rotundatam  serratis  supra  pu- 


240  A.  GRISEBACH, 

berulis  subtus  pubescentibus,  verticillastris  Gfloris  »ubsecundis  in  race- 
mum  simplicem  dispositis :  foliis  tioralibus  oblongo-lanceolatis  deciduis  pe- 
dicellos  excedentibus,  calyce  hispidiusculo :  labio  superiori  integro  inferioris- 
que  lobis  rotundato-acutis  tubo  quadruplo  brevioribus,  corolla  coerulea  caly- 
cera  duplo  et  magis  excedente:  tubo  exserto,  labio  superiori  piloso  ob- 
longo  apice  dilatato-obtuso,  inferiori  glabro  longiori  ejusque  lobis  rotun- 
datis.  medio  dilatato,  connectivi  ramo  antico  lineari  obtuso,  stylo  glabro. 
—  Affinis  praecedenti  et  S.  guaraniticae  St.  Hil.  Frutex  ultraöpedalis ; 
folia  intemodium  subaequantia,  pleraque  4"  longa,  2"  lata;  racemi 
spcciosi  4 — 6"  longi,  internodiis  calyces  subaequantibus ;  calyx  8'",  co- 
rolla IC — 18'",  ejus  tubus  10'".  labium  superius  4 — 5"',  inferius  6 — 8"' 
longum.  —  Catamarca.  in  fruticetis  umbrosis  pr.  Yakutula  et  in  con- 
valle  Granadillas. 

S.  rhinosima  var.  arborescens  Gr.  fruticosa  excelsa  v.  arborescens. 
glabriuscula,  foliis  basi  subcordatis  cuspidato-acutis  argute  serratis.  co- 
rolla breviori:  tubo  subincluso.  —  15 — 18'  alta,  folia  tnajora.  subtus  ad 
venas  pubescentia;  corolla  12 — 14"',  ejus  tubus  6 — 8"',  labium  inferius 
6'"  longum.  —  Tucuman.  in  convalle  principali  pr.  Juntas  et  Anfama, 
ubi  fruticeta  constituit. 

721.*  Marrubium  vulgare  L.  —  Cordoba,  ad  vias  et  sepes  juxta 
praedia. 

722  *  Stachys  arvensis  L.  —  Cordoba,  frequens  in  convalle  fl.  Ar- 
royos  pr.  Las  Penas. 

723.  Teucrium  cubense  L.  —  Cordoba,  ad  vias  juxta  praedia  et 
in  campis.  (Amer.  trop.  et  ultra  ejus  fines). 

Verbenaccae. 

724.  Priva  laevis  Juss.  —  Syn.  Castelia  cuneato-ovata  Cav.  ic.  t 
583.  Bouchea  copiapensis  Gay  Fl.  chil.  t.  55.  —  Cordoba,  in  convalli- 
bus.  ad  sepes  et  vias.  (»Mendoza — Chile«). 

725.  Verbena  juniperina  Lag.  —  Philipp,  pl.  Mendoza!:  V.  bry- 
oides  ej.  in  Fl.  atac.  t.  5.  C.  ex  icone  non  distinguenda.  —  Species  va- 
riabilis  bracteis  calycem  subaequantibus,  nunc  duplo  brevioribus,  calycis 


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PLANTÄE  LORENTZIAHAE.  241 

dentibus  angustioribus  et  latioribus,  ciliolatis  v.  nudis,  corollae  tubo  ca- 
lycem  excedente  v.  subaequante,  foliis  recurvato-patentissirais  v.  paten- 
tibus,  rosula  axillari  plus  v.  minus  evoluta.  Frutex  Gpedalis.  —  Cata- 
marca,  ubi  fruticeta  constituit  in  convallibus  Tembladera,  Granadillas  et 
Cardones.  (Mendoza  —  »Atacama«:  ex  syn.  cit.). 

V.  juniperina  Lag.  var.  campcstris  Gr.  humilior,  adscendens,  fo- 
liis nitidulis  patulis,  capitulis  saepe  paucifloris,  bracteis  calyce  duplo  bre- 
vioribus,  calycis  dentibus  angustioribus  nudis.  Formis  mediis  cum  « 
confluit.  —  Cordoba,  in  parte  boreali  provinciae,  ubi  cum  Frosopi  cam- 
pestri  Gr.  formationem  Chanar  dictam  constituit. 

726.  V.  chamaedrifolia  L.  —  Cordoba,  frequens  in  campis  et  con- 
vallibus. (»Bonar.  —  Brasil,  austr.«). 

727.  V.  bonariensis  L.  Forma  6pedalis.  —  Tucuman,  ad  rivulos 
pr.  Taft.  (»Bonar.  —  Brasil,  austr.«  et  translata  ultra  maria.) 

728.  V.  litoralis  Kth.  —  Tucuman,  in  pratis  pr.  Siambon.  (Amer. 
trop.  et  ultra  cj.  fines  australes). 

V.  litoralis  Kth.  var.  leptostachya  Schau.  —  Cordoba,  ad  ripas  flu- 
minum  et  aquaeductus. 

729.  V.  ephedroides  Cham,  ex  descr.  Variat  bracteis  calycis  tu- 
bum  fere  aequantibus  v.  minoribus.  —  Nom.  vernac.  Jagica;  remedium 
contra  capitis  dolorem.  Cordoba,  in  ripa  fluminis  Primero.  (»Uruguay 
—  Brasil,  austr.«). 

730.  V.  erinoides  L.  —  Cordoba,  rarius  in  rupestribus  pr.  Las 
Penas.  (»Brasil,  austr.  —  Peru«). 

V.  erinoides  L.  var.  andina  Gr.  calycis  dentibus  latioribus  abbrevi- 
atis  mucronatis.  —  Habitu  cum  er.  omnino  convenit  fruetuque,  tarnen  ca- 
pitulum  sub  fruetificatione  non  elongatum.  —  Catamarca,  in  alpinis  Vayas 
altas  alt.  9—11000'. 

731.  V.  tenera  Spreng.  —  Cordoba,  frequens  in  campis,  convalli- 
bus et  ripis  arenosis  pr.  urbem.  Santiago  del  Estero,  ubique  in  provin- 
cia,  v.  c.  ad  sepes  pr.  Loreto.  (»Bonar.  —  Uruguay«). 

732.  V.  crithmifolia  Gill.  Hook.  Affinis  praecedentibus,  tarnen 
connectiva  exappendiculata.    Caulis  suffruticosus ,  erectus;  corolla  6"' 

Phys.  Classc.    XIX.  Hh 


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242  A.  GIUSEBACH, 

longa,  calyce  duplo  longior,  lobis  emarginatis;  cocci  helvoli,  oblongi, 
V/tM  longi,  dorso  parum  scrobiculati.  carinati,  raargine  arguto,  intus 
medio  convexi  et  tomentello-granulosi.  —  Cordoba,  in  parte  boreali  pro- 
vinciae  et  in  parte  australi  prov.  Santiago  frequens  in  fruticetis.  Cata- 
marca.  in  carnpis  pr.  Fuerte  de  Andalgala.    (»S.  Luis.  Mendoza«). 

733.  Lippia  citriodora  Kth.  —  Anomala  stylo  excentrico.  stigmate 
bilobo;  corollae  labium  superius  indivisum,  oblongum.   Frutex  12pedalis. 

—  Catamarca,  in  fruticetis  pr.  Yakutula.  (»Uruguay  —  Peru«). 

734.  L.  lycioides  Steud.  —  Scbau.  in  Mart.  Fl.  bras.  9.  t.  36.  — 
Frutex  ultra6pedalis.  —  Nom.  vernac.  Anjel.  Cordoba ,  in  campis  ab 
urbe  meridionalibus.  Tucuman,  frequens  in  pascuis  pr.  Siambon. 
(»Bonar.  —  Mexico«.) 

735.  L.  polystachya  Gr.  n.  sp.  Aloysia,  fruticosa,  alternifolia,  ra- 
mis  virgatis  glabratis  foliosis:  axillis  rosula  foliorum  v.  spicularum  in- 
structis,  foliis  sparsis  subsessilibus  breviusculis  lineari-lanceolatis  acu- 
tiusculis  basi  attenuatis  integerrimis  minute  hispidiusculis  supra  viren- 
tibus  v.  demum  lepidoto-punctatis  margine  revolutis  subtus  albido-glaucis, 
spicis  innumeris  aggr,egatis  densifloris  sessilibus,  plerisque  folio  brevio- 
ribus,  bracteis  transverse  dilatatis  subtruncatis  calycem  amplexantibus 
eoque  duplo  brevioribus,  calyce  brevi  ovato  breviter  4fido  membranaceo 
corollae  tubum  subaequante :  lobis  deltoideo-acutis,  corolla  infundibulari 
inaequaliter  41oba:  lobis  ovato-rotundatis,  superiori  emarginato,  stigmate 
subcapitato.  —  Habitus  fere  Artemisiae;  rami  cylindrici,  striati ;  folia' 
10—4"'  longa,  1%"'  lata;  spicae  6—2'"  longae;  calyx  corolla  1" 
longa;  antherae  subsessiles,  iuclusae;  Stylus  ovario  biloculari  vix  longior. 

—  Nom.  vernac.  Paleo  de  Castillo:  remedium  tonicum.  Cordoba,  pr. 
Las  Mollas  ditionis  Las  Penas,  loco  unico  obvia. 

736.  L.  lantanifolia  Gr.  —  Syn.  L.  asperifolia  argentiniensis  Gill, 
Schau.  L.  asperifoliae  Rieh.  (Wright  pL  nicaraguens.)  plane  conformis, 
sed  speeifice  differre  videtur  corolla  triplo  fere  majori  (3"'  longa),  tubo 
e  bracteis  exserto,  et  bracteis  augustioribus,  plerisque  ovato-lanceolatis, 
inferioribus  apice  recurvis.    Frutex  ultra6pedalis,  capitulis  6'"  diam.  — 


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PLANT AE  LORENTZIANAK.  243 

Tucuman,  in  fruticetis  Cuesta  de  S.  Javier.  Catamarca,  frequens  in  con- 
valle  Granadillas. 

L.  lantanifolia  var.  crenata  Gr.  foliis  crenatis  (in  «.  argute  serrata 
sunt).  —  Cordoba,  in  sylvis  et  fruticetis  pr.  Ascochinga. 

737.  L.  turnerifolia  Cham.  var.  camporum  Gr.  caulc  glanduloso- 
pilosiusculo  setis  destituto,  foliis  lanceolato-ellipticis  serratis  basi  cuneata 
integerrima  in  petiolum  attenuatis.  —  Gaulis  erectus,  basi  suffruticosus, 
pedalis.  Forma  L.  turnerifoliam  cum  L.  asperrima  Cham,  connectens. 
—  Tucuman,  in  campis  graminosis  pr.  Rozo  al  alto.  («.:  »Brasil, 
austr.«}. 

738.  L.  nodifiora  Rieh.  —  Cordoba,  ad  vias  juxta  praedia.  (Orbis 
fere  omnis  calidior). 

739.  L.  turbinata  Gr.  n.  sp.  Diphyllocalyx,  fruticulosus,  ramis 
striatis  scabriusculis,  foliis  oppositis  ternisque  lanceolato-linearibus  acu- 
minatis  in  petiolum  brevissimum  attenuatis  superne  pauciserrulatis,  nunc 
integerrimis,  sparsim  et  minute  strigulosis  v.  glabrescentibus,  capitulis 
brevissime  peduneulatis  turbiuato-depressis  folio  multo  brevioribus:  pe- 
dunculo  petiolum  parum  excedente  capitulo  aequilongo,  bracteis  obtusi- 
usculis,  exterioribus  ovatis  adpressis,  interioribus  lanceolatis,  sepalis  2 
distinetis  lanceolatis  acutiusculis  superne  longe  cüiatis  corolla  e  bracteis 
exserta  plus  duplo  brevioribus,  corollae  labio  superiori  emarginato ,  in- 
feriori8  lobo  medio  majori.  —  Habitus  Saturejae;  folia  internodium 
subaequantia,  12—8"'  longa,  1%M  lata,  laeviuscula;  capitula  3—2'" 
diam;  corolla  2"'  longa,  infundibularis,  tubo  cylindrico;  stamina  didy- 
nama,  medio  tubo  corollae  inserta,  antheris  filaraento  aequilongis;  Stylus 
ovario  21oculari  aequilongus,  stigmatc  capitato.  —  Cordoba,  in  campis 
ab  urbe  meridionalibus. 

♦L.  turbinata  var.  integrifolia  Gr.  foliis  oblongo-linearibus  obtusius- 
culis  integerrimis.  —  Flos  (forsan  ex  statu  dimorpho)  ab  a  differt  co- 
rollae tubo  campanulato,  staminibus  infra  faucem  insertis,  stylo  excen- 
trico  in  stigma  unilaterale  dilatato.  —  Folia  2"'  lata.  —  Nom.  vernac. 
Fulco.  —  Catamarca,  frequens  in  campis  pr.  Belen. 

740.  L.  salsa  Gr.  n.  sp.    Diphyllocalyx,  fruticosus,  ramis  divari- 

Hh* 


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244  A.  GRISEBACIL 

catis  tetragonis  scabris,  foliis  oppositis  parvis  sessilibus  rigidis  ovato-lan- 
ceolatis  in  acumen  spinescens  productis  inciso-paucilobis  v.  intcgris  mar- 
gine  incrassato  revolutis  lepidoto-granulatis  et  setuloso-hispidiusculis : 
lobis  1 — 2jngis  subulato-spinescentibus  patentibus,  sclulis  e  granula  soli- 
tariis,  capitulis  turbinato-ovoideis  longe  peduneulatis :  peduneulo  folium 
multo  superante,  bracteis  ovato-lanccolatis  spiuescenti-acuminatis,  exteri- 
oribus  longioribus  capitulura  subaequantibus,  sepalis  2  basi  partim  co- 
haerentibus  obtusis :  altero  spathulato-oblongo,  altero  latiori  emarginato, 
corolla  calycem  duplo  superante  c  basi  dilatata  tubulosa:  labio  superiori 
emarginato,  lobis  brevissitnis  subtruncatis,  medio  labii  inferioris  latiori. 
—  Habitus  feie  parvi  Eryngii;  folia  3 — W"  longa,  1 — ll/>"'  lata;  capitula 
3 — 2'"  longa,  peduneulo  patente  1"  longo;  stamina  didynama,  inferiora 
medio  tubo  inserta ,  antheris  subsessilibus ;  Stylus  ovario  biloculari 
multo  longior,  stigmate  parum  dilataK).  —  Santiago  del  Estero,  frequens 
in  frutiectis  deserti  salsi. 

Acantholippia  nov.  gen. 

Calyx  membranaccus,  4crenatus.  Corolla  infundibuliformis,  limbo 
inaequaliter  41obo.  Stamina  didynama,  inclusa,  antberis  bilocularibus. 
Ovarium  biloculare,  loculis  uniovulatis,  ovulis  ereetis;  Stylus  nliformis, 
terminalis,  stigmate  capitato.  Capsula  dicocca,  coccis  intus  concavo-planis 
facile  secedentibus  dorso  rotundatis.  Semen  albuininosutn ,  embryone 
axili,  albumine  carnoso.  radicula  infera.  —  Frutex  rainosissimus,  spino- 
sus,  ramis  folioso-salsoloideis ;  folia  alterna.  carnosa,  minuta,  lobata,  sub- 
tus  canaliculata ;  capitula  villosa,  in  ramulis  foliosis  terminalia. 

Genus  babitu  singulare,  a  hippia  proxinia  albumine  copioso  nunc 
primum  in  duobus  Verbenacearum  generibus  observato  distinetum. 

741.  (113.)  A.  salsoloides  Gr.  —  Frutex  ramis  demum  apice  spines- 
centibus  tenuibus  rigidis  valide  armatus;  ramuli  foliis  approximatis  fili- 
formes, puberuli,  mox  glabrati;  lolia  gibbosa,  sesbilia,  1"'  longa  et  lata, 
ad  medium  fere  3 — ljugo-pinnatiloba,  lobis  subglobosis  dorso  profunde 
canaliculatis,  glaucescentia,  pruinoso-glabra ;  capitula  4 — 3"'  diam.,  glo- 
bosa,  supra  folia  summa  sessilia;  bracteae  orbiculatae,  extus  pubescentes. 


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PLANTAR  LORENTZIANAE.  245 

calycem  aequantes,  1V+'"  diam.;  calyx  pube  molli  patentissima  alba  dense 
lanatus.  crenaturis  rotundatis;  corolla  calycem  excedens,  2"'  longa,  lobo 
superiori  emarginato,  3  inferioribus  subacqualibus  rotundatis,  omnibus 
brevibus;  stamina  inferiora  medio  corollae  tubo,  superiora  infra  faucem 
inserta,  filamentis  antherae  subglobosae  subaequilongis;  capsulac  cocci 
calyce  inclusi,  oblongi,  obtusi,  intus  nitidi;  cotyledones  lincari-oblongae, 
radiculae  acquilongac.  —  Catamarca,  ubi  fruticeta  praeeipue  constituit 
in  planitie  Laguna  blanca  alt.  10000'. 

Neosparton  nov.  gen. 

Calyx  membranaceus,  campanulato-tubulosus,  subtruncatus,  minute 
5dentatus,  denticulis  eiliatis.  Corolla  infundibuliformis,  limbo  aequaliter 
51obo  imbricativo.  Stamina  didynama,  inclusa,  corollae  tubo  superne 
inserta,  antheris  bilocularibus.  Ovarium  minutum ,  disco  cupulari  basi 
inclusum.  biloculare,  loculis  uniovulatis,  ovulis  erectis ;  Stylus  nliformis, 
terminalis,  stigmate  oblique  capitato.  Drupa  abortu  monococca,  margine 
utrinque  in  carinam  alatam  produeto,  calyce  ampliato  inclusa.  Semen 
albuminosum,  subeylindricum,  embryone  axili,  albumine  corneo,  radicula 
infera.  —  Frutex  glaber,  apbyllus,  ramis  oppositis  v.  verticillatis  strictis 
validis  apicc  pungenti-acutis,  internodiis  clongatis  cylindricis  striatis; 
spicae  breves,  ad  nodos  sessiles,  bracteis  minutis. 

Genus  babitu  Ephedrae  insigne,  cum  Verbena  apbylla  Gill,  compa- 
randum,  quae  spicis  longe  peduneulatis  a  nostra  specie  differt. 

742.  N.  ephedroides  Gr.  (Tab.  2.  f.  6.)  —  Frutex  Gpedalis  et  ultra, 
dichotomia  ramorum  erectorum  supra  axes  abortivos  apice  pungentes 
eminens ,  trunco  inferne  2  —  3'" ,  ramis  sub  apice  acuminato  1'" 
crassis,  internodiis  2  —  3"  longis,  junioribus  vernicoso-nitidulis;  nodi 
in  annulum  margine  sphacclatum  (foliorum  scilieet  rudimenta)  dila- 
tati;  spicae  G — 8"'  longae,  ad  basin  usque  densiflorae;  bracteae  ovato- 
subrotundae,  sphacelato-metnbranaceae,  nodulo  dilatato  apice  truncato- 
constricto,  cui  flos  inseritur,  vix  majores;  calyx  sub  anthesi  2"',  corolla 
1"'  longa,  haec  «alba«;  tilamenta  anthera  paullo  longiora;  Stylus  4'"  lon- 
gus;  drupa  »alba«,  ovali-comprcssa.  calyce  inclusa,  3'"  longa,  V/z'4'  lata. 


246  A.  GRISEBACII, 

Catamarca,  in  deserto  Campo  del  Arenal;  pr.  S.  Jose;  frequens  in 
arena  mobili  supra  Nacimientos. 

743.  Lantana  Sellowiana  Lk.  ht.  bcrol.  t.  50.  —  Cordoba,  in  ru- 
pestribus  pr.  Las  J'efias,  S.  Francisco.  Catamarca,  frequens  in  frutice- 
tis  riparum  pr.  Fuerte  de  Andalgala.  (»Uruguay  —  Brasil,  austr.«). 

Tamonopsis  nov.  gen. 

Calyx  membranaceus,  apice  obliquo  obsolete  bilobus.  Corolla  tubo- 
loso-infundibuliformis ,  limbo  bilabiato,  labio  superiori  bilobo,  inferiori 
trilobo,  lobo  medio  majori.  Stamina  didynama,  inclusa,  inferiora  tubo 
corollae  niedio,  superiora  infra  faucem  inserta.  antheris  bilocularibus. 
Ovarium  biloculare.  loculis  uniovulatis,  ovulis  erectis;  Stylus  filiformis, 
stigmate  unilaterali.  Drupa  coccis  2  connexis  bilocularis,  calycis  fundo 
circumscisso  suffulta.  Semen  e.xalbuminosum.  —  Frutex,  ramis  tetra- 
gonis  pilosiusculis,  foliis  oppositis  petiolatis  grosse  crenato-serratis ;  spicae 
axillares,  pedunculatac,  bracteis  foliaceis  corollam  subaequantibus. 

Genus  habitu  Tamoneam  referens,  calyce  Lippiae,  drupa  Lantanae 
affinius,  bracteis  ceterum  majusculis  et  floribus  sessilibus  a  Casselia 
recedens. 

744.  T.  spicata  Gr.  —  Frutex  gracilis,  internodiis  folia  subae- 
quantibus; folia  ovato-oblonga,  obtusiuscula,  basi  subtruncata  et  in  peti- 
olum  4—6'"  longum  cuneato-attenuata,  herbacea,  supra  glabriuscula, 
sparsim  punctulata,  subtus  puberula.  venis  inter  crenaturas  excurrentibus 
penninervia,  2"  longa,  1"  lata;  spicae  folium  subacquantes,  1 — ll/2"  longae. 
pedunculo  aequilongae:  bracteac  late  ellipticac,  acutiusculae,  palmatiner- 
viae,  2"'  longae;  calyx  ventricosus,  corollae  tubo  duplo  brevior;  corolla 
1"'  longa,  tubo  gracili  a  medio  sursum  et  versus  basin  deorsum  paullo 
dilatato,  lobis  rotundatis.  medio  inferiori  obovato;  antherae  filamento 
aequilongae;  drupa  atra,  subrotunda,  iy2'"  diam.  —  Cordoba,  ad  rivu- 
los  convallium  pr.  Ascocbinga. 

Gnetaceae. 

745.  Epbedra  triandra  Tul.  in  Mart.  Fl.  bras.  Gnet.  t  107.  — 


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PLANT AE  LORENTZIANAE. 


247 


Nora,  vernac.  Pico  de  loro.  Cordoba,  in  fruticetis  camporum  et  con- 
vallium.  Catamarca,  frequens  pr.  Fuerte  de  Andalgala.  (»Uruguay  — 
Brasil,  austr.«). 

Coniferae, 

746.  Podocarpus  angustifolius  Parlat.  ex  descr.  Specimina  d*  juve- 
nilia.  —  Nom.  vernac.  Pino.  Tucuman,  in  sylvis  montanis  pr.  Escoba, 
in  m.  Alto  de  las  Salinas.  (»Bolivia«). 

747*.    Pinus  halepensis  Mill.  —  Introducta  pr.  Tucuman. 


748.  Sagittaria  montevidensis  Cham.  Schi.  —  Cordoba,  in  aquis 
juxta  fl.  Primero.  (»Uruguay  —  Brasil,  austr.«). 

juncagineae. 

749.  Triglochin  palustre  L.  —  Syn.  T.  fonticola  Philipp.  Fl  atac. 
ex  descr.  —  Catamarca,  in  uliginosU  convallium  pr.  Nacimientos.  (Zona 
temp.  bor.  —  »Atacama«). 

Najadeae. 

750.  Potomageton  pectinata  L.  —  Syn.  P.  stricta  Philipp.  L  c.  — 
Cordoba,  in  rivulo  pr.  Las  Peöas.  (Orbis). 

751.  P.  pusilla  L.  —  Cordoba,  in  aquis  aquaeductuum,  in  rivulo 
pr.  Las  Penas.  (Orbis). 

Aroideae. 

752.  Asterostigma  vertnitoxicum  Gr.  Specimen  incompletum,  A. 
concinno  Schtt.  affine  videtur,  spatha  breviori,  antheris  cum  stipite  pur- 
pureis a  descriptione  recedens.  Folium  (emarcidum)  profunde  bipinnati- 
fidum,  longe  petiolatum,  lamina  4"  longa,  lobis  primariis  2"  longis ; 
scapus  (spatha  inclusa)  pedalis;  spatha  pallens,  4"  longa,  spadice  duplo 
longior;  spadix  infra  medium  <?,  inde  ad  apicem  usque  ?;  Ovaria  21ocu- 
laria,  ovulis  lovulatis,  in  stylum  aequilongum  conoideum  obtusiusculum 


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248  A.  GRISEBACH, 

stigmatibus  radiatim  ad  basin  usque  decurrcntibus  notatum  producta; 
antberae  8 — 6  in  corpus  globosum  (%M<  diam.)  conferruminatae,  stipite 
angustiori  2'"  longo  abruptim  in  globum  dilatato,  rimis  vcrticalibus  de- 
hiscentcs,  ad  apicera  spadicis  obtusum  usque  conformes :  parte  <f  spadi- 
cis  densiflora,  14'"  longa,  6'"  diam.,  9  parum  angustior,  1"  longa,  in- 
ferne spathae  adbaerens,  ovariis  deorsum  remotiusculis.  —  Tuber  pon- 
deris  usque  ad  4  libras,  ad  necandas  larvas  adbibetur.  —  Cordoba,  ad  sepes 
et  inter  frutices. 

753.  Copernicia  campestris  Burmeist.  Congener  videtur  Thrinaci 
Chuco  Mart.  apud  Orbign.  palni.  t.  1.  f.  3.  t.  24.,  sed  genus  fructu 
ignoto  plane  dubium :  petiolo  inermi  differt  a  Copernicia,  floribus  sessili- 
bus  a  Thrinace,  magis  Trithrinaci  accedit.  —  Cordoba,  ubi  format  sylvas 
sola  hac  palina  constitutas  pr.  S.  Pedro. 

Commelyneae. 

754.  Tradescantia  ambigua  Mart.  ex  descr.  —  Tucuman,  in  sylvis 
subtropieis,  Cuesta  de  Escaba.  (»Brasil.«). 

755.  Commelyna  cayennensis  Lam.  var.  pubescens  Gr.  foliis  et 
bracteis  subtus  margineque  villosulis,  pedunculo  altero  unifloro  sterili, 
altero  2— 3floro:  flore  unico  fertili.  —  Eadcm  forma  videtur  cum  C. 
graciliBot.  mag.  t.  3047.  —  Tucuman,  in  paseuis  montanis  pr.  Cienega. 
{«:  Amer.  trop.  et  ultra  ejus  fines). 

756.  C.  fasciculata  ß.  P.  ex  Je.  Fl.  peruv.  t.  72.  b.  Forma  glabra ; 
folia  oblongo-lanceolata,  3—4"  longa,  6—9'"  lata;  bracteae  cordatae, 
brevitcr  cuspidato-acutae,  12—16'"  longae,  pedunculo  altero  1— 2rloro, 
altero  4-plurifloro ,  pluribus  fertilibus;  semina  breviora,  quam  in  C. 
cayennensi,  et  laeviuscula.  —  Tucuman,  in  pratis  montanis  pr.  Cienega. 
(»Peru«). 

757.  C.  sulcata  W.  ex  descr.  —  Cordoba,  fxequens  ad  sepes  et 
vias.  (»Uruguay  —  Brasil,  austr.«). 


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PLANTAR  LORENTZIANAE. 


249 


Gramineae. 

758.  (114-)  Hordeum  halophilum  Gr.  n.  sp.  annuum ,  adscendens, 
foliis  involutis  tomentello-puberulis,  spica  cylindracea,  spiculae  mediac 
gluma  fertili  oblongo-lanceolata  laeviuscula  ex  apice  acuminato  in  ari- 
stam  duplo  longiorem  producta,  sterilibus  a  basi  setaceis  aristiformibus 
ei  aristae  aequilongis  et  cum  glumis  spicularum  neutrarum  geminis  con- 
formibus  divergentibus.  —  Habitus  H.  Berteroani  Desv.  (Philippi  pl. 
chil.  G07.)  gluma  fertili  duplo  angustiori  et  aristis  exterioribus  strictis 
(neque  arcuato- divergentibus)  distineti;  a  descriptione  Ii.  adscendentis 
Ktb.  reccdit  foliorum  pube,  spica  breviori,  nervis  glumae  fertilis  3  pa- 
rtim conspicuis,  id  vero  ulterius  confercndum  est.  Culmus  spithameus 
v.  palmaris ,  basi  foliosns ,  foliis  ceteris  remotis  decrescentibus ;  spica 
1 — V/z",  glumae  steriles  5— 6'",  fertilis  2l/2'"  longa,  haec  x/2'"  fere  lata. 

—  Catamarca,  in  salsis  Laguna  blauca  alt.  10000'. 

759.  .//.  compressum  Gr.  n.  sp.  annuum,  adscendens,  foliis  pla- 
nis  lineari  -  acuminatis  scabriusculis,  spica  lineari  compressa,  spiculis 
exaristatis  rigidis  scabriusculis,  glumis  sterilibus  lineari-acuminatis  florem 
in  spiculis  neutris  aequantibus.  fertili  duplo  superatis,  eademque  fertili 
lanceolato-lineari  in  acumen  tenue  subpungens  attenuata  paleam  ex- 
cedente,  floribus  spicularum  lateralium  neutris  a  glumis  sterilibus  in- 
ternodio  interjecto  remotiusculis.  —  Affine  videtur  H.mutico  Prl.  (nou  Steud.), 
ubi  »radix  repens ,  glumae  steriles  setaceae  florem  fcrtilem  aequantes«. 

—  Culrai  pedales.  vaginis  involuti;  folia  2—3"  longa,  1'"  lata:  ligula 
brevissima  truncata;  spica  3 — 4"  longa,  3"'  lata,  rhachi  fragili  bifariam 
densispiculata  glabra;  spicula  media  fertilis  4"',  laterales  neutrae  2"' 
longae,  illa  sessilis,  hae  brevissime  stipitatae  earumque  gluma  tertia  lan- 
ceolato-acuminata  paleam  acquans;  ovarium  apice  pilosum,  stigmatibus 
a  basi  plumosis  infra  apicem  ejus  insertis.  —  Cordoba,  ad  aquaeduetus. 

760.  Chusquea  iAtrentsiana  Gr.  n.  sp.  erecta,  ramis  foliatis  fertili- 
busque  intermixtis  dense  fasciculatis,  foliis  lineari-acuminatis  basi  brevi- 
ter  contractis  glabriusculis  margine  scabriusculis  non  tessellatis:  venis 
transversis  inconspieuis,  ligula  brevi  rotundata,  paniculis  racemiformibus : 

Phys.  Clause.    XIX.  Ii 


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250  A.  GRISEBACH, 

rami8  simpliciusculis  laxis  distantibus,  axi  scabriusculo,  spiculis  oblongo- 
lanceolatis  acuminatis,  glumis  sterilibus  4,  omnibus  cuspidato-acutis,  bi- 
nis  inferioribus  ovatis  tertia  duplo-triplo  brevioribus,  superioribus  oblon- 
gis,  tertia  quam  quarta  V3  breviori,  fertili  breviter  exserta.  —  Affinis 
Ch.  Dorabcyanae  Kth.  (Spruce  pl.  ecuador.  6093.),  recedens  spiculis  ma- 
joribus  latioribus  remotis,  glumis  imis  evolutis  et  paniculae  ramis  pe- 
dunculatis  laxis  cernuis.  »Truncus  solidus,  20—25'  altus ,  1"  diam.« : 
rami  steriles  fertilesque  majores  pedales  et  ultra;  folia  pleraque  4—3" 

longa,  3  2"'  lata,  nervis  dense  striata,  5  validioribus ;  rami  inflorescen- 

tiae  a  medio  fere  divisi,  inferne  foliati;  spiculae  breviter  pedicellatae, 
stramineo-virentes,  puberulae  v.  glabratao,  5'"  longae,  1"'  latae;  glumae 
steriles  2  inferiores  %—l"4  et  ultra,  tertia  2"'.  quarta  3'"  longae.  ma- 
jores fertilisque  7nervis,  omnes  breviter  cuspidatae.  —  Nom.  vernac. 
Carla  brava.    Tucuman,  gregarie  in  sylvis  subtropicis  pr.  Siambon. 

761.  Arundo  occidentalis  Lieb.  —  Cordoba,  ad  rivulos  montanos 
pr.  Ascochinga.  (Amcr.  trop.) 

762.  A.  Sellowiana  Schult.  —  Syn.  Gynerium  argenteum  Ni.  — 
Catamarca,  frequens  ad  rivulos  pr.  Yakutula,  unde  ascendit  in  regionem 
excelsam  Laguna  blanca.  (»Brasil,  austr.  et  Uruguay«  —  Chile). 

763.  Bromus  unioloides  Kth.  —  Spruce  pl.  ecuad.  5815.  Philippi 
pl.  chil.  724.  —  Tucuman,  in  S.  de  Aconquija  pr.  Cienega,  alt.  8000'. 
(Andes  Amcr.  trop.  —  Chile). 

764.  B.  Haenkeanus  Kth.  ex  descr.  —  Spiculae  3— 5florae.  glu- 
mis fcrtilibus  ex  apice  obtusiusculo  brevissime  aristatis ,  inferioribus 
saepe  muticis.  —  Catamarca,  in  planitie  pr.  Tafi.  (»Andes  Pefu  — 
Chile«). 

765.  Festuca  erecta  Urv.  (ex  Duperr.  Voy.  t.  7.),  var.  mutica  Gr. 
glumis  fertilibus  acuminatis  submuticis.  —  Lechl.  pl.  chil.  3004.  Phi- 
lippi pl.  chil.  569.  —  Catamarca,  in  convalle  Granadillas  pr.  Yakutula. 
(.>Tcrr.  magellan.«). 

F.  erecta  var.  aristulata  Gr.  pedalis,  glumis  fertilibus  ex  apice  inte- 
gro  v.  bidenticulato  brevissime  aristulatis.  —  Forma  «.  apud  Duperr. 


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PLANTAR  LORENTZIANAE. 


251 


arista  longiori  differt.  —  Ejusdem  graminis  forma  laevior  est  F.  acan- 
thophylla  Phil.  pl.  chil.  752.  —  Catamarca,  in  collibus  pr.  Yakutula. 

766.  F.  setifolia  Steud.  in  pl.  Lechler  peruv.  nr.  1826.  Differt 
a  praecedente  foliis  multo  tenuioribus  convoluto-setaceis  dorso  laevibus, 
caespite  laxo  nudo ,  glumis  fertilibus  superne  membranaceis:  nervis  5 
medio  evanidis.  —  Catamarca,  cum  praecedente  in  convalle  Granadillas. 
(Andes  Peru). 

7G7.  Poa  serotina  Ehrh.  var.  purpurea  Gr.  foliis  superioribus  va- 
gina  multo  brevioribus ,  paniculae  ramis  geminis  v.  solitariis,  glumis 
purpureis  margine  merabranaceo  pallidis.  —  Idem  gramen,  forsan  speci- 
fic« distinguendnm,  ex  America  boreali  (dit.  Oregon)  mis.  Lyall,  neque 
ibi  a  P.  serotinae  formis  sec.  descript.  apud  As.  Gray  (Bot.  northern 
States,  ed.  V.  p.  629.)  distingui  videtur.  Accedit  quoque  ad  P.  holci- 
formem  Prl.  chilensem,  differt  vero  a  descriptione  ejus  glumis  fertilibus 
iy2'"  (nec  2"')  longis  acutis  et  ligula  producta  acuminata  P.  serotinae.  — 
Catamarca,  in  regione  inferiori  collium  pr.  Yakutula.  (Zona  temp.  bor.). 

768.  Poa  annua  L.  —  Cordoba,  ad  aquaeductus.  Tucuman,  in  S. 
de  Aconquija  pr.  Cienega,  alt.  8000'.  (Orbis). 

769.  Melica  macra  Ns.  ex  descr.  —  Forma  rigens,  sesquipedalis,  e 
rhizomate  fibroso  caespitosa,  foliis  2—4"  longis;  flores  distantes  nudi, 
tertius  lanceolatus ;  a  descriptione  recedit  glumis  fertilibus  demum  in- 
ferne muricato-tuberculatis,  quod  auctor  forsan  supervidit.  —  Cordoba, 
graminum  in  forraat.  Pampas  dicta  vulgatissimorum  unum,  e.  c.  in  con- 
vallibus  pr.  urbem.  («Uruguay«). 

770.  M.  papilionacea  L.  sec.  descr.  ap.  Ns.  Agrostogr.  brasil.  p. 
484.).  Variat  paniculae  ramis  erectis  et  patentibus,  spicularum  floribus 
fertilibus  1 — 2.  Gluma  sterilis  inferior  in  nostra  forma  albido-pallens, 
apice  eroso-denticulata.  superior  inferne  rubro-tincta,  fertilis  juxta  mar- 
ginem  longe  ciliata;  flos  sterilis  turbinatus.  —  Cordoba,  frequens  in 
campis  graminosis  (Pampas)  pr.  urbem.  (»Uruguay«). 

771.  Koeleria  cristata  Pers.  —  Forma  spiculis  2— Ifloris,  gluma 
fertili  ex  apice  bidenticulato  breviter  setigera.  —  Catamarca,  in  collibus 
pr.  Yakutula.    (Zona  utraque  temperata). 

Ii2 


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252  A.  GRISEB  ACH, 

772.  Airopsis  millegrana  Gr.  n.  sp.  Molineria,  elata,  laevis,  foliis 
elongatis  convoluto- linearibus :  vagina  laxa  apicc  juxta  ligulam  brevis- 
sirae  ciliosam  pilosa,  panicula  elongata  patente:  ramis  innumeris  capilla- 
ribus  basi  nodulosis :  pedicellis  tcnuissirais  spicula  multoties  longioribus, 
spiculis  minutis  2  — lfloris:  flore  altero  stipitato,  glumis  ovatis  acutis, 
8terilibus  inaequalibus  carina  scabriusculis,  fertilibus  exsertis  paleae  ae- 
quilongis,  caryopsi  comprcssiusculo-subglobosa  intus  leviter  sulcata,  de- 
mum  planiuscula.  ■ —  Genus  Airam  cum  Agrosti  connectens,  ab  illa 
glumis  fertilibus  muticis  mcmbranaceis  dorso  argutis ,  a  sectione  Agro- 
stis  Airagrosti  minus  distinctum  callo  deficiente  et  spicula  typice  2flora. 
sectiones  plures  (a  cl.  Pariatore  generice  separatas)  ex  varietate  spicula- 
rum  includens.  Species  cx  descriptione  A.  capillaceae  (Airae  Lam.) 
afhnis  videtur,  spiculis  lfloris  et  2floris  in  panicula  mixtis  ad  Airagrostin 
majns  quam  ceterae  accedit.  Radix  fibrosa,  at  forsan  perennis ;  culmus 
cum  foliis  glaber,  strictus,  3— 4pedalis;  folia  6 — 12"  longa,  explanata 
V"  lata,  laevia:  pili  ad  apicem  vaginae  tenuissimi,  1 — A4"  longi,  nunc 
evanidi.  ciliares  ligulae  x/<l"  longi;  panicula  \l/2 — 2pedalis,  3"  lata,  pe- 
dicclli  patentes,  scabriusculi,  longiores  3-~G'"  longi;  spiculae  purpuras- 
centcs,  longae,  biflorae  et  uniflorae  inordinate  mixtae,  hae  rudi- 
mento  floris  alterius  stipitiformi  instructae ;  glumae  steriles  fcrtili  sua  fere 
duplo  breviores,  superior  major,  internodio  inter  flores  (stipite)  florcm  in- 
feriorem dimidium  subaequante;  palea  apice  2dentata;  caryopsis  libera, 
inclusa,  dorso  convexa,  basi  brevissime  producta.  —  Tucuman,  in  monte 
Cuesta  de  üerico. 

773.  Agrostis  nardifolia  Gr.  n.  sp.  Lacbnagrostis,  rhizomate  cae- 
spitoso  descendente,  surculis  densifoliis,  vaginis  i>allidis  glabris,  culmo 
exserto  laevi,  foliis  convoluto-setaeeis  arcuato-recurvis  apice  pungentibus, 
ligula  acuminata  puberula,  panicula  oblonga  purpureo-straminea :  pedi- 
cellis scabriusculis,  glumis  sterilibus  lanceolato-acuminatis  mucronatis  flo- 
rem  paullo  exedentibus,  fertili  5nervi  apice  lacero  acuminata  supra  basin 
aristata:  arista  geniculata  glumas  steriles  paullo  excedente,  rudimento 
floris  secundi  florem  fertilem  subaequante  calloque  longc  piloso.  —  Sec- 
tionem  I^achnagrostis  Ns.  praeeunte  cl.  J.  Hooker,  a  Podagrosti  rudi- 


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PLANTAR  LOREXTZIANAE.  253 

mcnto  floris  alterius  stipitato  plumoso-piloso  tantura  distinctam,  ad  Agro- 
stidem  reduco:  eo  spectant  plures  Deyeuxiae  andicolae,  a  Calamagrosti 
habitu  et  glumnrum  stcrilium  textura  hyalino-membrnnacca  removendae. 
Speeles  proxima  videtur  A.  velutinae  'Deyeuxiae  Desv.),  sed  vaginae 
culmi  pube  vix  adspcrsao  et  glumae  steriles  majores  3"'  (nec  2"')  longae : 
ceterum  Lachnagrostes  omnes  speeiminum  authenticorum  comparatione 
cgent.  Gramen  pallidum,  caespitibus  sterilibus  crectis  tenuibus  3 — 4" 
altis  ad  medium  vaginatis;  culmus  pcdalis  v.  spithameus.  folio  summo 
a  panicula  (2 — 1"  longa  3  —  4'"  lata)  remoto;  folia  intus  scabriuscula: 
pedicelli  scabriusculi,  crecti,  longiores  spiculae  aequilongi;  spicula  3'" 
longa,  arista  x/z"  exserta;  glumae  membranaceae,  subuninerves,  fertilis 
paleam  apice  laceram  subaequans.  —  Catamarca,  in  collibus  pr.  Yaku- 
tula  versus  Belen. 

774.  (115.)  A.  catiesccns  Gr.  Lachnagrostis ,  rhizomate  repente, 
surculis  distichis  erectis  longo  vaginatis:  vaginis  nitidis  candido-pallidis 
glabris,  foliis  vagina  multo  brevioribus  convoluto-setaeeis  recurvis  apice 
pungentibus:  ligula  acuminata  puberula,  culmo  liliformi  laevi,  panicula 
e  caespite  exserta  oblongo-lineari  albida:  pcdiccllis  scabriusculis,  glumis 
sterilibus  lanceolato-acuminatis  florem  excedentibus,  fertili  hyalina  apice 
4dcnticulata  supra  basin  aristata:  arista  glumas  steriles  subaequante.  rudi- 
mento  floris  secundi  florem  fertilem  subexcedente  calloque  piloso.  —  Forsan 
Deycuxia  cbilensis  Desv.,  ubi  ••pedicelli  laeves,  arista  paullo  exserta«. 
nec  vaginae  nostrae  peculiares  describuntur.  Rhizoma  filiforme,  apice  in 
ramos  caespitis  distichos  approxiinatos  numerosos  plerosque  steriles  di- 
visum:  hi  stritti,  filiformes,  G  — 8"  longi,  ad  medium  usque  v.  altius 
vaginis  inclusi,  parcifolii ;  culmus  (panicula  inclusa)  pcdalis:  panicula 
3f — 2)"  longa,  3 — 4"'  lata,  folio  summo  approximata  v.  ab  co  paullo 
remota;  folia  antrorsum  scabriuscula,  tenuia ;  pedicelli  crecti,  longiores 
spiculae  aequilongi;  glumae  steriles  uninerves ,  2X/L"' ,  fertilis  2"' 
longa,  haec  paleam  acutiusculam  subaequans.  —  Catamarca,  in  salsis 
haguna  blanca. 

775.  A.  rosea  Gr.  n.  sp.  Lacbnagrostis,  rhizomate  curvo  fibroso, 
surculis  erectis  culmum   subacquantibus,   vaginis  pallidis  scabriusculis. 


254  A.  GRISEBACn, 

foliis  vaginae  subaequilongis  convoluto-linearibus  strictiusculis  apice  sub- 
pungentibus:  ligula  brevi  rotundata,  culmo  filiformi  scabriusculo,  pani- 
cula  oblongo-lineari  roseo-albida :  pedicellis  scabriusculis.  glumis  sterili- 
bus  lanceolato-acuminatis  florem  subaequantibus,  fertili  5nervi  acuminata 
sub  apice  dorsi  brevissime  aristulata  v.  mutica,  rudimento  tloris  secundi 
flöte  fertili  breviori  piloso,  callo  brevissime  pilifero.  —  Affinis  A.  chry- 
sostachyae  (Deyeuxiac  Desv.),  cui  panicula  contracta  aurea,  (»ligula  acu- 
minata, glumae  2l/2 — 3'"  longae«).  Culmi  iy2pedales,  surculis  foliosis 
cincti;  folia  6—8"  longa,  explicata  l/2'"  lata,  scabriuscula ;  panicula 
3 — 4"  longa,  6'"  fere  lata;  pedicelli  erecti.  plerique  spicula  breviores, 
glumae  steriles  3nerviae,  iy2'"  longae,  inferne  roseae,  fertilis  dorso 
convcxa,  aristula  parum  superata.  —  Catamarca,  inter  Yakutula  et 
Belen. 

776.  A.  eminens  Gr.  —  Syn.  Deyeuxia  Prl.:  nostra  forma  glumis 
sterilibus  subintegris  v.  apice  laceris  culmoque  ad  paniculam  vaginis 
tecto  a  descriptione  ejus  parum  recedit.  Glumae  hyalinae,  steriles  fer- 
tili Vs  longiores,  fertilis  4dentata,  arista  suprabasilari  glumam  fertilem 
aequante.  palea  aequilonga  apice  denticulata,  callo  parce  piloso,  rudi- 
mento piloso  flore  paullo  breviori :  Lacbnagrostis  spiculis  in  apice  ramo- 
rum  paniculae  glomeratis  peculiaris.  —  Catamarca,  in  collibus  pr.  Ya- 
kutula. (»Peru«). 

777.  A.  exasperata  Trin.  cx  descr.  —  Euagrostis,  glumis  sterilibus 
1"'  longis  fertili  apice  denticulata  subduplo  longioribus,  arista  supra  me- 
dium dorsum  inserta  glumas  steriles  aequante,  palea  duplo  quam  gluma 
fertilis  breviori,  callo  nudo.  —  Catamarca,  in  convalle  Granadillas  pr. 
Yakutula.  (»Chile«). 

778.  A.  laxiflora  Richards,  var.  aristata  Gr.  —  Syn.  A.  montevi- 
dcnsis  Spreng.,  Kth.  gram.  t.  169.  —  Trichodium  arista  recta  spiculam 
excedente  glumae  fertili  supra  dorsum  medium  inserta,  sed  sec.  Asa 
Gray  (1.  C.  p.  611.)  species  variat  mutica  et  aristata:  A.  leptotricha 
Desv.  (Phil.  pl.  chil.  378.)  est  eadem  forma  mutica,  callo  nudo  in  no- 
stro  specimine  instructa.  —  Cordoba,  in  Cerro  de  S.  Lorenzo  pr.  S. 
Francisco.  (Amer.  bor.  —  »Uruguay«  et  Valdivia). 


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PLA.NTAE  LORENTZIANAE. 


255 


779.  (H6.)  Muehlenbergia  Clomena  Tr.  —  P.  B.  Agrostogr.  t.  7. 
f.  10.  —  Tucuman,  S.  de  Aconquija,  in  graminosis  pr.  Cienega,  alt. 
8000'.  (And.  Mexico  —  «Peru«). 

780.  M.  diffusa  Schreb.  Forma  a  boreali-americana  gluma  sterili 
superiori  paullisper  majori  rotundato-truncata  parnm  recedens.  —  Tu- 
cuman, in  umbrosis  humidis  sylvarum  subtropicarum  pr.  Siambon. 
(Amer.  bor.  —  »Brasil.«). 

781.  M.  phragmitoides  Gr.  n.  sp.  perennis,  elata,  stricta,  foliis 
elongatis  convoluto-linearibus  scabriusculis :  ligula  producta  lacero-bifida, 
panicula  elongata  purpurascente :  ramis  semiverticillatis  capillaribus  sca- 
briusculis, glumis  sterilibus  minutis  subaequalibus  lanceolato-acutis  fertili 
quadruplo  brevioribus,  bac  convoluta  lineari-acuminata  apice  angusto 
bidentata  3nervi  inter  dentes  longe  aristata  paleam  convoluto-acuminatam 
paullo  excedente,  arista  riorc  4plo  v.  magis  longiori  tenuissima,  callo 
barbulato.  —  Structura  M.  rigidae  Trin.  accedere  videtur.  Culmus 
rigens,  4pedalis,  basi  vaginis  emarcidis  inclusus;  folia  tlaccida.  pedalia, 
8ummum  paniculae  pedali  approximatura ;  paniculae  rami  longiores 
3"  longi,  erectiusculi  v.  patentes,  in  pedicellos  spicula  breviores  divisi; 
glumae  steriles  l/2"\  fertilis  2— 2V2"',  arista  8— 10'"  longa,  haec  flexuoso- 
erectiuscula.  —  Tucuman,  in  sylvis  montanis  reg.  Aliso.  Cuesta  de  An- 
fama. 

782.  Polypogon  interruptus  Kth.  noV.  gen.  t.  44.  —  Catamarca, 
in  convalle  Granadillas  pr.  Yakutula.  (Amer.  austr. :  Spruce  pl.  ecuad. 
5803.  -  Chile:  Philipp,  pl.  chil.  679.) 

783.  (117.)  Lgcurus  aloperuroides  Gr.  n.  sp.  radice  fibrosa,  culmo 
geniculato  adscendente  glabro,  foliis  planis  lincari-acuminatis  apice  mu- 
cronatis  margine  scabriusculis:  vagina  compressa,  ligula  producta  acu- 
minata,  panicula  cylindracea  coerulescente :  pedicellis  geminis  subaequa- 
libus scabriusculis,  spicula  utraque  subaequali,  glumis  sterilibus  fertili 
brevioribus,  infcriori  bifida,  superiori  integra,  fertilis  arista  lamina  tri- 
plo  brcviori.  —  Habitus  L.  phleoidis  Kth.  Gramen  caespitosum,  palmare 
v.  spitharaeum,  foliis  1"  longis;  panicula  10—18"',  spiculae  2"'  fere  lon- 
gae;  glumae  steriles  e  basi  in  aristas  terminales  fertilis  arista  y5  bre- 


256  A.  ÜRISEBACH, 

viores  productae,  fertilis  paleaque  aequilonga  lineari-lanceolatae,  illa  in 
aristam  terminalem  producta,  haec  acuminata.  —  Catamarca,  in  alpinis 
convallis  Granadillas  pr.  Belen. 

784.  Epicampes  coerulea  Gr.  n.  sp.  perennis,  stricta,  glabra,  foliis 
rigidis  convoluto-linearibus :  ligula  clongata  acuminata,  panicula  contracta 
spiciformi:  pedicellis  scabriusculis,  glumis  stcrilibus  lanceolato-linearibus 
acuminatis  dorso  scabris  paullo  inaequalibus  fertili  V5  brevioribus,  hac 
conformi  apice  breviter  bidentata  et  e  sinu  brevissime  aristata,  callo  breviter 
piloso.  —  Habitus  Sporoboli;  E.  pbleoidi  (Cinnae  Kth.}  et  E.  Kunthianae 
Gr.  (C,  strictae  Kth.)  affinis  videtur.  flore  exserto  distinguenda.  Rhi- 
zoma  caespitosum,  fibrosum  ;  culmus  ll/2 — 2pcdalis,  laevis  ;  folia  elongata, 
summum  paniculae  approximatum,  vagina  scabriuscula,  ligula  4'"  longa; 
panicula  coerulescens,  apice  attenuata,  3 — 8"  longa,  3'"  diam;  spiculae 
contiguae,  3'"  longac ;  glumae  steriles  dorso  convcxo  uninerves,  angustae, 
fertilis  carinata,  arista  V5'"  fere  longa.  —  Tucuman  ,  ad  vias  pr.  An- 
fama,  S.  de  Aconquija  in  m.  Cuesta  de  Juntas. 

785.  Sporobolus  indicus  R.  Br.  —  Syn.  S.  tenacissiraus  P.  B. 
Tucuman,  frequens  ad  vias  pr.  Anfama,  Siambon.  (Zona  tropica  et  ultra 
ejus  fines). 

Cinnagrostis  nov.  gen. 

Spiculae  paniculatae,  androgyno-  unisexuales,  uniflorae,  callo  apice 
barbato,  rudimento  floris  alterius  stipitiformi  superne  longc  piloso.  Glu- 
mae steriles  membranaceae,  aequalcs,  Hörem  subaequantes.  floralis  5ncr- 
vis  superne  membranacea  c  dorso  medio  aristata,  arista  sctiformi  cxserta. 
Palea  in  flore  d  2  — ,  in  ?  uninervis.  Stamina  3.  Ovarium  glabrum, 
stigmatibus  plumosis  e  stylo  brevi  divergentibus.  Caryopsis ...  —  Gra- 
men perenue,  babitu  Cinnae,  culmo  elato,  foliis  planis,  ligula  brevi 
ciliata,  paniculae  ramis  semi-vcrticillatis  multispiculatis  flexuoso-paten- 
tibus,  spiculis  vircntibus. 

Genus  Cinnae  proximum,  distinctum  palea  in  flore  masculo  binervi, 
staminibus  3,  callo  stipiteque  floris  alterius  rudimentarii  Lachnagrostidis, 


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'VW 


PLANTAE  LORENTZIANAE.  257 

inde  ob  habitum  et  paleam  fioris  foemineam  uninervem  Cinnam  cum 
Agrostide  connectens. 

786.  C.  polygama  Gr.  (Tab.  2.  f.  7.)  —  lihizoma  repens;  culmus 
4— 6pedalis,  laevis,  ad  summam  fere  partem  vaginis  foliorum  elongatis  apice 
laxis  inclusus;  folia  pedalia,  lineari-acuminata ,  glabra,  scabriuscula, 
4 — 6"'  lata ;  panicula  erecta,  pedalis,  pedicellis  longioribus  spiculae  sub- 
aequilongis  leviter  scabriusculis ;  spiculae  ll/2'"  longae,  arista  breviter 
exserta;  glutnae  lanceolato-acutae.  steriles  uninerves,  fertiles  apice  den- 
ticulatae,  rudimentum  stipitiforme  (pilis  erectis  inclusis)  paullo  superantes; 
flos  <f  ovario  rudimentario  staminibus  cincto,  9  staminibus  destitutus. 
—  Tucuman,  in  pratis  m.  Cuesta  de  Anfama,  in  regionem  superiorem 
adscendens. 


nov.  gen. 

Spiculae  in  panicula  contracta  uniflorae,  callo  minuto  glabro,  flore 
incluso.  Glumae  chartaceo-membranaceae,  uninerves,  acuminatae,  muticae, 
steriles  paullo  inaequales,  fertilis  conformis.  Paleae  2  distinctae.  latera- 
les (i.  e,  respectu  glumarum  transversae),  nervo  utriusque  solitario  margini 
a  gluma  remoto  approximato.  Lodiculae  2  majusculae,  paleis  oppositae. 
Stamina  3.  Stigmata  divergentia,  supra  basin  plumosa.  Utriculus  Uber, 
compresso-ovoideus,  Embryo  parvus.  —  Gramen  perenne,  strictum,  habitu 
Psammae,  foliis  rigidis  erectis  convoluto-filiformibus,  ligula  cilioso-lanata, 
panicula  elongata  lineari,  spiculis  pallidis. 

Genus  Agrostidearum  pericarpio  solubili  Sporobolo  comparabile,  pa- 
leae quam  dicunt  superioris  loco  squamis  2  ad  basin  plane  distiuctis  et 
prosenthesi  V+  versus  glumas  sitis  valde  memorabile. 

787.  (118.)  D.  arundinacexim  Gr.  (Tab.  2.  f.  8.)  —  Culraus  erectus, 
2— 3pedalis,  validus,  laevis,  compresso-cylindraceus,  basi  vaginis  planis 
4—6'"  latis  dense  involutus.  cum  iis  pallide  stramineus,  superne  aphyl- 
lu8;  folia  culmum  subaequantia  v.  longiora,  cylindrica,  V2'"  diam.,  apice 
pungentia,  glabra,  laevia,  vaginis  elongatis,  inferioribus  aphyllis,  suprema 
culmum  inferne  involvente,  lana  ligulari  2'"  longa  secus  marginem  va- 
ginae  aliquid  decurrente;  panicula  6 — 12"'  longa,  3—4'"  lata,  utrinque 
Phys.  Glosse.   XIX.  Kk 


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258  A.  GRISEBACH, 

attenuata,  ramis  adpressis,  pedicellis  apice  incrassatis  sparsim  pilosius- 
culis,  longioribus  spiculae  aequilongis;  glumae  steriles  lanceolato-acumi- 
natae,  convexae  et  nervo  carinatae,  inferior  2l/a'",  superior  3"'  longa, 
fertilem  paullo  snperans,  haec  paleis  aequilonga;  paleae  oblongo-Ianceo- 
latae,  acutae,  lodiculas  rotundatas  sexies  superantes ;  utriculas  utrinque  acu- 
tiusculus,  longus.   Embryo  albumine  triplo  brevior.  —  Catamarca, 

in  salsis  Laguna  blanca,  alt.  10000'. 

788.  (119.)  Nassella  caespitosa  Gr.  n.  sp.  e  radice  fibrosa  caespi- 
tosa,  laevis,  glabra.  foliis  convoluto-setaceis  strictis  apice  pungenti-acu- 
minatis:  ligula  brevi  bilobo-rotandata  pilosa,  panicula  angusta  purpu- 
rascente,  glumis  sterilibus  oblongo-lanceolatis  acutis  trinerviis  rlore  V5 
longioribus,  fertili  oblonga  5nervi  apice  truncata  pilosa  arista  puberula 
triplo  —  duplo  breviori,  palca  nana,  callo  brevi  barbulato.  —  Genus  palea 
encrvi  cum  cl.  Dcsvaux  (Gay  Fl.  cbilen.  6.  p.  264.)  a  Milii  sect.  Urachne, 
quacum  arista  foTeolae  inserta  decidua  convenit,  distinguo.  Culmi  spi- 
thamei-pedales,  panicula  c  cacspite  exserta;  folia  1— 3",  panicula  3—1" 
longa,  haec  4"'  lata,  ramis  filiformibus  geminis  v.  solitariis,  longioribus 
inferne  nudis;  glumae  steriles  1V4"',  arista  2l/2— 3'"  longa,  flcxuosa; 
flos  diam.,  cylindricus,  apice  truncato  foveola  exsculptus,  pilis  erec- 
tiusculis  albidis;  antherae  glabrae;  caryopsis  oblonga,  gluma  fertili  cori- 
acea  plane  involuta,  palea  triplo  breviori.  —  Tucuman,  in  pascuis  alpi- 
nis  S.  de  Aconquija,  supra  Cienega. 

789.  Stipa  tenuissima  Trin.  ex  descr.  —  Cordoba,  in  convallibus 
pr.  urbem.  (»Mendoza«). 

790.  (120.)  St.  Ichu  Ktb.  (Jarava  R.  P.)  —  Spruce  pl.  ecuad.  5923. 
Syn.  St.  eriostachya  Kth.  nov.  gen.  t.  41  St.  gynerioides  Philipp.!  in  Anal. 
Univ.  Chile,  1870.  p.  203.  —  Jarava  It.  P.  palea  nana  cum  Nassella 
et  Stipa  conveniens,  huic  arista  geniculata  affinior,  ob  coronam  floris 
papposam  aristam  deciduam  cingentem  forsan  restituendum  videtur.  — 
Tucuman,  in  pascuis  alpinis  S.  de  Aconquija,  Cuesta  de  Juntas.  (Andes, 
a  »Mexico  —  Mendoza.«) 

791.  Aristida  stricta  Mich.  Forma  flore  paullum  e  glumis  sterili- 
bus inaequalibus  exserto:  eadem  exstat  e  Mexico:  Schaffner,  pL  mex. 
175.  —  Cordoba,  frequens  in  campis.  (Amer.  trop.  et  temperata ) 


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PLANT AE  LORENTZIANAE. 


259 


792  (121.)  Phleum  alpinura  L  —  Catatnarca,  in  alpinis  convallis 
Granadilla8  pr.  Belen.    (Orbis  reg.  alpin.,  Amer.  arctic.  —  antarct.) 

793.  Bouteloua  curtipendula  As.  Gr.  var.  aristosa  As.  Gr.  —  Sjm. 
B.  affinis  .1.  Hook.  —  Cordoba.  non  raro  in  promontoriis  pr.  Ascochinga 
versus  Cerro  de  Mogate.  (Amer.  bor.  —  Andes  Peruv.:  Spruce  pl. 
peruv.  4445.) 

794.  B.  tenuis  Gr.  -  Syn.  Chondrosium  P.  B.  Ch.  humile  P.  B. 
—  Forma  glumis  sterilibus  paullo  majoribus  glabris,  fertili  inferne  cili- 
ata. —  Tucuman,  ubi  format  graminosa  pr.  Tati.  (Andes  a  Mexico: 
Schaffn.  pl.  mexic.  ad  Amer.  austr. :  Spruce  pl.  Ecuad.  5922.) 

795.  Cbloris  distichophylla  Lag.  —  Syn.  Eustachys  Ns.  —  Homo- 
nymon  Kuntbii  reccdit  gluma  fertili  dorso  pilosa,  quae  apud  Neesium 
(Agrostogr.  brasil.  p.  418.)  et  in  nostra  ciliata  dorso  glabra.  —  Cordoba, 
in  campis.  (»Uruguay  —  Brasil.«) 

796.  Chi.  ciliata  Sw.  —  Cordoba,  in  campis.  (Amer.  trop.) 

797.  Chi.  barbata  Sw.  —  Cordoba,  in  campis  et  pr.  Ascochinga. 
(Amer.  trop.,  Ind.  or.) 

798.  Eleusine  indica  G.  —  Cordoba,  ad  vias  pr.  Ascochinga. 
Tucuman,  pr.  Siambon.  (Zona  trop.  et  ultra  ejus  fines). 

Triatitpis  sect.  nov.  Neuroblepharum. 

Spiculae  floribus  approximatis,  glumis  fertilibus  ex  apice  subintegro 
aristatis.  nervis  longe  sericeo-ciliatis.    Caryopsis  sulco  exarata. 

899.  T.  latifolia  Gr.  n.  sp.  elata,  glabra,  foliis  planis  late  lineari- 
acuminatis  supra  laevibus  subtus  scabriusculis,  paniculae  ramis  sparsis 
patentissimis  racemiformibus  inferne  nudis  basi  in  nodulum  incrassatis, 
gpiculis  3(2— 4)ttoris  pedicello  longioribus  purpureo  -  variegatis,  glumis 
fertilibus  in  aristam  erectam  fere  aequilongam  attenuatis  v.  apice  minu- 
tissime  2denticulatis :  nervo  mediano  bifariam,  lateralibus  simpliciter  cili- 
atis:  ciliis  patentibus  sericeis.  —  Gramen  speciosum,  4pedale  et  ultra, 
internodiis  infra  paniculam  4"  longis;  folia  6—8"  longa,  6—8"'  lata, 
ligula  ciliari  brevi;  panicula  ampla,  6—8"  longa,  ramis  capillaribus 
3__4«  longis  a  medio  spiculiferis  solitariis  (v.  geminatim  approximatis) 

Kk2 


2150  A.  GRISEBACH, 

4 — 8'"  distantibus;  spiculae  lanceolatae,  3—4"'  longae;  glumae  steriles 
chartaceo-membranaceae,  lanceolatae,  tnucronulato-acutae,  paullum  inae- 
quales,  glabrae,  carina  scabriusculae,  2'"  longae,  fertiles  inferiores  brevi- 
ter  ex8ertae,  omnes  fasciculo  pilorum  fultae,  lanccolato-acuminatae  v. 
apice  ab  arista  brevissime  soluto  bidenticulatae.  membranaceae,  ad  apicem 
usque  3nervcs,  ciliis  nervoruui  exsertis  latitudine  ipsarum  paullo  breviori- 
bus,  21/2'"  longae,  arista  2"'  longa;  palea  linearis,  complicata,  binervis, 
brevissime  eiliata;  caryopsis  oblongo-linearis,  glabra,  in  stipitem  brevissi- 
mum  basi  contracta,  sulco  profundo  superne  exarata.  —  Cordoba,  fre- 
quens  in  convallibus  montanis  pr.  Ascochinga. 

800.  Paspalum  notatum.  Fl  —  Variat  spiculis  apice  rotundatis  et 
acutiusculis,  quac  forma  a  P.  disticho  L.  var.  vaginato  Sw.  spiculis  du- 
plo  latioribus  majoribus  foliisque  lanceolato-acuminatis  planis  differt.  — 
Cordoba,  in  campis.  Tucuman,  ubi  sociale  et  principale  gramen  pas- 
cuorum  fertilium  est.  e.  g.  pr.  Yerba  buena,  in  pratis  pr.  Siambon. 
(Amer.  trop.  et  ultra  ejus  fines). 

801.  P.  platense  Spr.  —  Syn.  P.  ovatum  Ns.  es  descr.  P.  dasy- 
pleurum  Kz.  Philippi  pl.  valdiv.  144.,  pl.  mendoz.  3.  —  Cordoba,  fre- 
quens  in  campis.  Tucuman,  gramen  principale  in  paseuis  montanis  v. 
c.    Cuesta  de  Berico.  (»Brasil,  austr.  et  Uruguay«  —  Chile). 

802.  P.  plicatulum  Mich.  —  Cordoba,  pr.  Ascochinga.  (Amer. 
bor.  —  Uruguay.) 

803.  P.  elongatum  Gr.  n.  sp.  Eupaspalum.  validum,  erectum,  fo- 
1Ü8  clongatis  lineari-acuminatis  subtus  pilosulis  v.  glabratis:  ligula  bre- 
vissima  truncata  ciliosa,  paniculae  elongatae  ramis  numerosis  altcrnis. 
superioribus  decrescentibus,  rhachi  dorso  piano  pilifera  spicularum  lati- 
tudinem  subaequante  v.  latiori,  spiculis  4seriatis  ellipticis  obtusiusculis 
inaequaliter  pedicellatis  glabris,  gluma  sterili  a  rhachi  aversa  plana 
3nervi.  fertilis  nervis  prominulis  önervi.  —  Speciera  pro  P.  exaltato  Prl. 
haberem,  in  quo  descriptio  glumarum  sphalmate  obscurata  videtur,  nisi 
ligula  subnulla  ciliosa  nostrae  obstaret.  Habitus  P.  densi  Poir.,  a  quo 
differt  paniculae  ramis  remotioribus  erectiusculo-patentibus,  spiculis  an- 
gustioribus.  rhachi  latiori  et  nervis  glumae  fertilis.    Culraus  3— 4pedalis, 


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PLANTAE  LORENTZIANAE.  261 

vaginis  elongatis  pilosis  v.  glabris ,  foliis  5—8"  longis,  3 — 8"'  latis ; 
panicula  fuscescens ,  5— 8"  longa,  ramis  inferioribus  2—  1" ;  rbachis 
y5 — y2'"  lata,  pilis  nunc  spiculas  excedentibus  nunc  brevioribus ;  spicu- 
lae  V4— V"  longae.  —  Cordoba,  in  convallibus  pr.  Ascochinga.  Tu- 
cuman, in  m.  Cuesta  de  Berico.  Catamarca,  in  cultis  pr.  Yakutula  et 
in  convalle  Granadillas.  (Andes  Boliv.  —  3000 m:  Mandon .  pl.  bol. 
1253.) 

804.  Digitaria  marginata  Lk.  —  Tucuman ,    in  pratis  et  sylvis 
subtropicis  pr.  Siambon.  (Orbis  calidior). 

805.  Ortbopogon  foliaceus  Spr.  —  Tucuman,  frcquens  in  sylvis 
subtropicis  umbrosis,  e.  g.  pr.  Siambon.   (Amer.  trop.) 

806.  Panicum  oblongatum  Gr.  n.  sp.  Virgaria,  perennis,  caespi- 
tosa,  elata,  culmis  erectis  superne  foliosis:  nodis  glabris,  foliis  e  basi 
rotundata  lanceolatis  elongatis  acuminatis  subtus  vaginaque  superne  pi- 
losulis:  ligula  ciliari,  panicula  elongata  angusta :  ramis  erectis  brevibus 
internodium  pilosum  subaequantibus,  spiculis  2seriatis  pallide  virenti- 
bus:  pedicellis  geminis  inaequalibus,  ultimo  sterili  setiformi,  gluma  ima 
ovato-subrotunda  obtusiuscula  ceteris  triplo  breviori,  his  subaequalibus 
ellipticis,  sterilibus  obtusiusculis  v.  mucronulatis  5(3 — 7]nerviis,  fertili 
demum  laevi  semitereti  a  dorso  parum  compressa  acutiuscula.  —  Species 
juxta  P.  racemosum  Ns.  videtur  inserenda;  culmi  3 — 4pedales;  folia 
10 — 6"  longa,  16 — 8"'  lata,  extra  medianum  albidum  laete  virentia;  pa- 
nicula 8"  longa,  3—4"'  lata,  ramis  plerisque  6'"  longis  adpressis,  supe- 
rioribus  decrescentibus ;  spiculae  1"'  longae.  —  Tucuman,  in  umbrosis  udis 
sylvarum  subtropicarum  pr.  Siambon. 

807.  P.  enneaneurum  Gr.  n.  sp.  Virgaria,  perennis,  e  basi  ramosa 
repente  erecta,  culmis  ad  apicem  foliatis  nudisque  glabris,  foliis  e  basi 
cordato-ovata  suboblique  oblongo-lanceolatis  acuminatis  internodium  sub- 
aequantibus glabris  9( — ll)nerviis:  vaginis  apice  pilosis  compressis,  li- 
gula ciliari,  panicula  patente  remotiflora:  ramis  filiformibus,  nunc  spar- 
sim  piliferis ,  nonnullis  semiverticillatis,  pedicellis  inaequalibus  sparsis, 
longioribus  spiculam  multo  longitudine  excedentibus,  spiculis  virentibus 
glabris  ovalibus,  gluma  ima  ovato-oblonga  obtusa  3nervi  ceteris  y5  bre- 


262  A.  GRISEB ACH, 

viori,  his  subaequalibus  elliptico-oblongis  obtusiusculis  3nerviis .  fertili 
demuro  laevi  convexo-plana  a  dorso  compressa.  —  Species  juxta  P. 
maxiraum  Jacq.  inserenda;  culmi  2— 3pedales;  vaginae  1—2",  folia 
3 — 4"  longa,  haec  8 — 12'"  lata;  panicula  6—3"  longa  et  lata,  ramis 
plerisque  distantibus  sparsis,  pedicellis  remotiusculis  apice  angulatis; 
spiculae  Vfitu  longae.  —  Tucuman,  cum  praeccdente  pr.  Siambon. 
(Peru:  Lechl.  pl.  peruv.  2430.) 

808.  P.   chloroleueum   Gr.  n.  6p.     Virgaria,   perennis,   basi  ra- 
mosa,  glauco-albens,  culrais  adscendentibus  basi  distiche  foliosis  duris : 
nodis  villosis,  internodiis   vaginisque  lanugine  parciori  adspersis,  foliis 
rigidule  arcuatis  culmum  subaequantibus  lineari-acuminatis  convolutis  pi- 
losuli8:  ligula  densc  villosa,  panicula  patente:  ramis  lanuginosis  inae- 
qualiter  geminis  v.  solitariis  axi  communi  brevioribus  racemiformibus, 
inferioribus  semel  divisis,  partialibus  internodium  subaequantibus,  spi- 
culis  glabriusculis  geminatim  subsecundis  erectis,  altera  longius  pedi- 
cellata  pedicclloque  subaequilonga,    glumis  3  sterilibus  subaequalibus 
ovatis  acutiusculis  5 — 7nerviis  concavis  fertili  parum  longioribus,  hac 
laevi  obsolete  nervis  5angulata  a  latere  compressiuscula  obtusiuscula. 
—  .Species  habitu  junceo  peculiaris  ;  culmi  1 — l^+pedales ;  folia  striato- 
nervosa,  explanata  ll/z"'  lata,  vagina  laxa;  panicula  4—  6"  longa,  ramis 
sursum  descrescentibus ,  imis  3"  longis ;   spiculae  2'",  gluma  fertilis 
iy2'"  longa:  lanugo  pedicelli  angulati  in  glumis  subito  decrescens.  — 
Catamarca,  in  salsis  Laguna  blanca. 

809.  Setaria  glauca  P.  B.  —  Cordoba.  ad  fl.  Rio  Tercero.  (Zonae 
trop.  et  temp.) 

S.  glauca  var.  penicillata  Gr.  (Fl.  Westind.  p.  554).  —  Tucuman, 
in  pascuis  montanis,  Cuesta  de  Berico. 

810*.    S.  italica  P.  B.  —  Cordoba,  ad  aquaeductus  pr.  S.  Anna. 

811.  Gymnotbrix  latifolia  Scbult.  —  Ad  descriptionem  Neesii 
(Agrostogr.  bras.  p.  278)  addendum  est :  internodia  culmi  ultraGpedalis 
in  tubera  depresso-globosa  6'"  diam.  inferne  composita  incrassata,  in- 
que  ea  emendandum :  setae  sursum  (nec  retrorsum)  scabrae,  facile  a  spi- 
cula  decidua  solubiles.     In  affini  G.  tristachya  Ktb.   (Syn.  Penniseto 


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PLANT AE  LORENTZIANAE.  263 

Lechleri  Steud.  in  Lechl.  pl.  perav.  1925)  setae  sub  spicula  diutius  per- 
sistunt,  nodi  glabri,  pedunculi  longiores.  —  Tucuman,  frequens  in  udis 
montanis,  Cuesta  de  Siambon,  C.  de  Junta.  («Uruguay«), 

812.  (122.)  G.  cbilensis  Desv.  in  Gay,  EL  chil.  t.  74.  —  Species 
glumis  binis  infimis  minutis  (nunc  altera  abortiva),  stigmatibus  purpu- 
rascenti-plumosis  stylo  simplici  impositis,  spiculis  sessilibus  facile  recog- 
noscenda,  variat  spicularum  magnitudine  et  gluma  tertia  neutra  paleaque 
carente  v.  d  cum  palea.  —  Catamarca,  in  convalle  alpina  Granadillas 
pr.  Yakutula,  in  salsis  Laguna  blanca  alt.  10000'.  (Locus  chilensis  re- 
cognoscendus). 

813.  G.  rigida  Gr.  n.  sp.  e  rhizomate  tuberculifero  breviter  re- 
pente  elata,  stricta,  rigens,  glabra,  laevis,  nodis  constrictis  glabris,  foliis 
lincari-acuminatis :  ligula  ciliari,  spica  terminali  lineari;  setis  subaequa- 
libus  sursum  scabriusculis  rigidiusculis  spiculam  sessilem  subaequantibus, 
gluma  ima  parva  ovata  acuta  lnervi,  secunda  duplo  longiori  spiculam 
dimidiam  subaequante  v.  cxcedente  ovato-lanceolata  acuminata,  tertia 
oblongo-lanceolata  acuminata  5nervi  fertili  acquilonga  eique  conformi 
palea  destituta,  stylis  distinctis  a  medio  pallide  plumosis.  —  Species, 
setis  rigidioribus  habituque  ad  Cenchrum  myosuroidem  Kth.  setis  basi 
connexis  distinctum  accedens.  Rbizoma  monififorme,  tuberculis  6'" 
diam.  subglobosis  deorsum  radices  validas  emittentibus;  culmus  5 — 6pe- 
dalis,  inferne  divisus,  internodiis  cylindricis  vagina  arcte  inclusis  6 — 2l/2" 
longis;  folia  6—8"  longa,  3"'  lata,  plana  v.  convoluta;  spica  2"  longa, 
3'"  diam.,  internodiis  spiculam  dimidiam  subaequantibus;  setae  nume- 
rosae,  pallidae,  cum  spicula  decidua  persistentes,  ad  basin  usque  distinctae; 
spiculae  2l/2'"  longac ,  purpurascentes.  —  Cordoba,  frequens,  e.  c.  in 
regione  montana  pr.  Ascochinga. 

814.  Cenchrus  myosuroides  Kth.  nov.  gen.  t.  35.  —  Tucuman, 
in  pascuis  montanis  et  glareosis  pr.  Cienega.  (Ind.  occ. ;  Peru:  Lechl. 
pl.  peruv.  1567.) 

815.  C.  tribuloides.  L.  —  Syn.  C.  muricatus  Phil.!  pl.  mendoz. 
(Anal.  Univ.  Chile,  1872.  p.  202).  —  Cordoba,  frequens  in  campis  la- 
pidosis.  (Zona  trop.  et  in  Amer.  zona  utraque  temp.) 


264  A.  GRISEBACII, 

8 IC.  Lappago  aliena  Spreng.  —  Cordoba,  frequens  ad  vias.  (Zona 
trop.  et  ultra  ejus  fines). 

817.  Andropogon  saccharoides  Sw.  —  Cordoba,  pr.  Ascochinga. 
(Amer.  trop.  et  ultra  ejus  fines). 

818.  A.  condensatus  Kth.  —  Syn.  A.  Lechleri  Steud.  in  Lechl.  pl. 
peruv.  1860.  —  Cordoba,  in  rupestribus  pr.  Las  Penas.  Tucuman,  in 
pascuis  montanis,  Cuesta  de  Escaba,  C.  de  Berico.  (Amer.  trop.  — 
Uruguay.) 

819.  Sorghum  nutans  As.  Gr.  —  Tucuman .  in  pratis  montanis, 
frequens  pr.  Siambon,  Cuesta  de  Siambon,  C.  de  Berico.  (Amer.  trop. 
et  temperata). 

« 

Cyperaceae. 

820.  Cyperus  megapotamicus  Kth.  ex  descr.  Na.  (Cyperaceae  in 
Mart.  Fl.  bras.  p.  6).  —  Cordoba,  pr.  Las  Penas,  Cerro  de  S.  Lorenzo, 
Ascochinga.  (» Brasil,  austr.«). 

821.  C.  diandrus  Torr.  —  Syn.  C.  rivularis  Kth.!  —  Tucuman, 
in  uliginosis  sylvaticis  pr.  Siambon.  (Amer.  trop. :  Fendl.  pl.  Venez. 
158G,  et  temperata:  Beyrich  pl.  bor.  amer.) 

822.  C.  renexus  V.  (ex  auctoritate  cl.  Böckeler).  —  Forma  invo- 
lucro  abbreviato;  capitulum  sanguineo-badium,  1"  diam.,  squamis  ob- 
longo-lanceolatis  acutis  achenio  triquetro  duplo  longioribus:  nervis  la- 
teralibus  prominulis  margineque  pallidioribus.  —  Cordoba,  pr.  S.  Fran- 
cisco in  m.    Cerro  de  S.  Lorenzo.    (»Uruguay  —  Brasil,  austr.;  Chile»). 

823.  C.  pkaeocephalus  Gr.  n.  sp.  Eucyperus,  perennis,  culmo  basi 
in  tuberculum  incrassato  stricto  trigono  glabro  folia  excedente,  involu- 
cro  4 — 3phyllo  reflexo-patente  capitulum  solitarium  diviso-hemisphaeri- 
cum  multo  excedente :  foliolis  margin e  scabris  lineari-acuminatis ,  binis 
multo  longioribus,  spiculis  badiis  conglobatis  numerosis  4 —  lOfloris:  glu- 
mis  remotiusculis  obovatis  obtusis  v.  minutissime  mucronulatis  5 — 9ner- 
viis,  rhachi  angulata  nuda  v.  angustissime  marginata:  internodiis  gluma 
3 — 4plo  brevioribus,  achenio  compresso-trigono  oblongo  gluma  duplo  brevi- 
ori,  staminibus  3.  —  Affinis  C.  filiculmi  V.,  glumis  concolori-brunneis  nitidulis 


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PLANTAE  LOItENTZIANAE.  265 


facile  distinguendus.  Tubera  ovoidea  v.  subglobosa,  3— 6'"  diam.;  cul- 
mus  spithameus-sesquipedalis,  superne  attenuatas ;  folia  plana,  culmea 
distantia  (v.  nulla),  summum  ad  capitulum  usque  fere  elongatum;  capi- 
tulum  4 — 6"'  diam. ;  involucri  folia  longiora  2",  glumae  V"  longae.  — 
Catamarca,  in  graminosis  convallis  Granadillas.  (Andes  Amer.  austr. : 
Spruce  pl.  ecuador.  5904.) 

824.  C.  ochraceus  V.  var.  humilis  Kth.  (ex  Rugel,  pl.  cub.  601. 
c.)  —  Forma  pedalis  v.  humilior,  fasciculo  spicularum  sessili  solitario: 
structura  non  differt.  —  Nom.  vernac.  Totoralilla.  Tucuman,  in  um- 
brosis  sylvarum  subtropicarum  pr.  La  Cruz.    (Amer.  trop.,  Galapagos). 

825.  C.  Luzulae  Rottb.  —  Tucuman,  in  uliginosis  sylvarum  sub- 
tropicarum, Cuesta  de  Escaba.  (Amer.  trop.  et  ultra  ejus  fines). 

826.  C.  vegetus  W.  —  Cordoba.  ad  aquaeductus  in  pratis  pr.  As- 
cochinga.  —  Tucuman,  frequens  in  pratis  scaturiginosis.  (»Amer.  trop.« 
—  Chile:  Phil.  pl.  chil.  544.) 

827.  C.  laetus  Prl.  —  Cordoba,  in  pratis  pr.  Ascochinga.  Catamarca, 
in  uliginosis  pr.  Fuerte  de  Andalgala.  (»Brasil,  austr.  et  Uruguay  —  Chile«). 

828.  C.  densiflorus  Mey.  —  Syn.  C.  ferax  Rieh.  —  Cordoba,  ad 
aquaeductus  juxta  praedia.  (Amer.  trop.) 

829.  C.  infucatus  Kth.  ex  descr.  ap.  Ns.  (1.  c.  pag.  44).  —  Tucu- 
man. in  pratis  pr.  Siarabon  frequens.  (»Brasil.«). 

830.  C.  flavomariscus  Gr.  —  Cordoba,  in  collibus  saxosis  pr.  Las 
Perias.  (Amer.  trop.) 

831.  Kyllingia  trieeps  Rottb.  —  Tucuman,  ubique  in  graminosis 
camporum  et  pratis.    (Amer.  trop.) 

832.  Scirpus  crinalis  Gr.  n.  sp.  Eleocharis,  rhizomate  filiformi 
repente  ad  caespites  fibroso,  culmis  capillaceis  elongato-erectis  sulcato- 
quadrangulis  spicula  multo  tenuioribus:  vagina  laxiuscula  truncata, 
spicula  ellipsoidea ,  10 — 20flora,  glumis  pauciseriatis  conformibus 
ovato-oblongis  obtusis  sanguineo-brunneis  margine  pallidioribus  dorso 
virentibus,  ima  vacua  parva  amplexicauli ,  etylo  3fido,  achenio  pal- 
lido  ellipsoideo-3gono  laevi  setis  hypogynis  6  superato :  tuberculo  nigres- 
cente  conico  acuto  cum  achenii  triplo  majoris  apice  contiguo.  —  Con- 

Phys.  Classe.    XIX.  LI 


266  A.  G  Ii  I  S  E  B  A  C  II, 

fcratur  S.  bonaricnsis  (Eleocharis  Xs.),  ubi  setae  3"  et  glumae  differre 
videntur.    Culmi  pcdalcs  v.  spithamei;  spicula  1 — 2"',  glumae  V2 — 
longae.  —  Tucuinan,    in  uliginosis   ad   fontes  sylvae  subtropicae  pr. 
Siambon. 

833.  S.  striatulus  Gr.  (Kleocharis  Desv.  FL  chü.  t.  71.  f.  3.)  — 
Cordoba.  in  ripa  humida  fl.  Rio  Primero.  (Cbile:  Phil.  pL  chil.  705. 
815.) 

834.  S.  nodulosus  Rth.  —  Cordoba,  in  pratis  uliginosis  pr.  Asco- 
chinga.  ad  lagunas  pr.  Cbanar.  Tucuman,  in  pascuis  montanis  pr. 
Cicnega.  (Amer.  trop.) 

835.  S.  Bacothryon  Ebrb.  —  Spicula  3  —  4flora:  nullo  modo 
differt  a.  pl.  boreali  nisi  setis  hypogynis  paullo  minus  evolutis.  — 
Catamarca,  in  snlsis,  Laguna  blanca,  alt.  10000'.    (Z.  temperata  bor.) 

83G.  (123.)  S.  remireoides  Gr.  n.  sp.  Euseirpus,  rbi/omate  descen- 
dentc  apicc  vaginis  emarcidis  filamentoso,  culmo  teretiusculo  laevi  supra 
basin  foliosam  aphyllo  folia  paullo  excedente  supra  glomerulum  spicula- 
rum  in  involucrum  lphyllum  vaginatum  erectum  brevitcr  producto,  foliis 
curvatis  erectisque  crassiusculis  laevibus  infernc  convoluto-teretiusculis 
supra  medium  planiusculis  utrinque  leviter  convexis  marginc  scabris 
apice  obtusiusculis  rigidis,  spiculis  3 — 8  crassis  ovato-oblongis  obtusius- 
culis  brunneis  multifloris.  glumis  ovato-rotundatis  glabris  apice  subemar- 
ginato  mucronulato  v.  obtuso  brevissime  ciliolatis  dorso  convexo  carina- 
tis,  stylo  brevitcr  bifido,  aehcnio  pallidc  olivaceo  elliptico  acuto  plano- 
convexo  laevi  setas  hypogynos  iuaequales  duplo  et  magis  excedente.  — 
Spccies  juxta  S.  badium  IM.  inserenda,  culmo  tereti  distineta.  Culmus 
palmaris  v.  spithameus;  involucrum  6 — 12"',  spiculae  4 — 6"',  glumae 
V/o'"  longae,  hae  nitentes,  ultra  1"'  latae;  stamina  3;  achenium  glumis 
fere  duplo  superatum,  stylo  deciduo,  setis  hypogynis  4 — 5  abbreviatis, 
una  vulgo  achenium  dimidium  aequante.  —  Catamarca,  in  salsis.  La- 
guna blanca,  alt.  10000'. 

837.  S.  juneoides  W.  —  Forma  fasciculo  spicularum  contracto 
(Syn.  Oncostylis  juneiformis  var.  ambigua  Ns.).  Achenium  pallens,  tu- 
berculo  nigro  minuto,  plane  ut  occurrit  in  speeiminibus  eubensibus.  — 


v 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


2G7 


Cordoba.  in  rupestribus  pr.  Las  Perias.  Tucuman,  in  pascuis  montanis 
humidis  pr.  Taft.  (Amer.  trop.) 

S.  juncoides  W.  var.  nanus  Gr.  pollicaris.  culmis  caespitcm  parum 
excedentibus,  glomerulo  ad  spiculas  3 — 1  reducto  involucri  foliolo  uno 
saepe  superato.  —  Cordoba,  in  collibus  arenosis  graniticis  pr.  Totoral. 

838.  S.  atacametisis  Gr.  —  Syn.  lsolepis  Phil.  Fl.  atacam. 
p.  53.  ex  dcscr..  a  qua  noster  tantummodo  recedit  foliis  mucronatis.  — 
Species  juxta  S.  paradoxum  (Isol.  Kth.}  inserenda;  habitu  accedit  S. 
gaymardioides  Steud.  in  Lechl.  pl.  peruv.  1977.  (Syn.  S.  thermalis  Benth. 
in  Spruce  pl.  ecuad.  5781.),  ubi  setae  hypogynac  Euscirpi  adsunt,  quae 
in  specie  Philippiana,  recte  ad  sect.  Isolepidis  rclata,  desunt.  —  Cata- 
marca,  in  salsis  Laguna  blanca.  (»Des.  Atacam.«). 

839.  Carex  bonariensis  Desf.  (ex  auctoritate  cl.  Böckeier).  —  Cor- 
doba. pr.  Las  Penas.   (»Bonar.  —  Brasil,  austr.«) 

840.  C.  Lorentziana  Gr.  n.  sp.  rhizomate  diviso  repente,  culmo 
gracillimo  supra  basin  apbyllo  trigono  laeviusculo  caespitem  multoties 
superante,  foliis  planis  lineari-acuminatis  glabris  margine  scabriusculis, 
plerisque  in  caespitem  erectiusculum  coadunatis,  spiculis  2 — 5  breviter 
oblongis  viridi-fuscescentibus  subsessilibus  erectis ,  terminali  androgyna 
inferne  o*.  ceteris  ?,  imae  bractea  longiori  breviter  vaginante  filiform! 
erecta  spiculam  excedentc  saepe  ad  summam  spiculam  usque  producta, 
glumis  ovatis  mucronulatis  fructu  paullo  brevioribus,  perigynio  glabro 
ovato-conoideo  angulis  rotundatis  trigono  mutico  brevissime  cmargiuato: 
faciebus  extcrioribus  3nerviis,  stylo  3partito.  —  Species  ad  sect.  Gra- 
cillimarum  As.  Gr.  pertinens.  Culmus  2 — 3',  folia  3 — 5"  longa;  spicu- 
lae  6'"  fere  longae,  demum  2"'  latae,  superiores  contiguae,  ima  paullo 
remotior,  ejus  bractea  12 — 6'"  longa  ;  glumae  V"  longae ;  pcrigynium  basi 
breviter  attenuatum,  facie  posteriori  concava.  —  Tucuman,  sparsim  in 
declivitate  occidentali  montium  pr.  Cienega,  alt.  9000'. 

841.  Juncus  balticus  Deth.  var.  crassiculmis  Buchenau  in  Iii; 
culmo  compresso  aphyllo,  sepalis  exterioribus  brunneis  margine  carina- 

L12 


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268  A.  GRISEBACH, 

quepallidis  ;vix  2"'  longis).  —  Culmo  compresso  (inferae  ll/2'"  lato)  ad 
J.  compressum  Kth.  tratisit,  cuju9  formam  calyce  longiori  et  vaginis 
foliiferis  distinetam  e  freto  magellanico  (Lechl.  pl.  mag.  1231.)  comparo 
speciemque  ipsam  ad  J.  balticum  reducendam  judico :  calyce  euim  forma 
Lcchleriana  cum  J.  baltico  var.  picto  Philipp.!  (Phil.  pl.  chil.  738;  J. 
compresso  Steud.  in  Lechl.  pl.  chil.  2967;  J.  baltico  var.  paeifico  En- 
gelm.) convenit.  vaginis  foliiferis  etiam  ipse  J.  balticus  (culmo  tereti) 
occurrit:  Lechl.  pl.  chil.  3039.  —  Tucuman,  in  graminosis  scaturigi- 
nosis  pr.  Cinugarero.  Catamarca,  in  salsis  Laguna  blanca  alt.  10000'. 
(Zona  temp.  bor.;  Amer.  occid.  omnis). 

842.  J.  platycaulos  Kth.  sec.  cl.  Buchenau  in  lit,  qui  speeimina 
origiualia  contulit.  —  Tucuman,  in  pratis  montanis  pr.  Cienega,  alt. 
8000'.    (Amer.  trop.  —  Chile). 

843.  J.  capillaceus  Lam.  ex  descr.  —  Syn.  J.  Chamissonis  Kth. 
«ec.  Buchenau,  Mand.  pl.  boiiv.  1435.  Capsula  e  calyce  exserta  et  se- 
palis  acutis  (neque  acuminatis)  a  praecedente  differt.  foliis  cum  eo  con- 
venit. —  Cordoba,  in  pratis  uliginosis  pr.  Ascochinga.  Tucuman,  in 
graminosis,  Cuesta  de  Siambon.    (»Uruguay«,  Bolivia  —  «Chile«). 

844.  ,/.  Luzuloxiphium  Gr.  n.  sp.  ensifolio-articulatus,  culmo  elato 
foliato,  foliis  equitantibus  remote  septatis  planis  lineari-acuminatis  elon- 
gatis  culmum  subaequantibus,  imis  in'  vaginas  aphyllas  reduetis,  anthela 
terminali:  peduneulis  numerosis  inaequalibus ;  capitulis  4— 6floris,  ple- 
rumque  pluribus  congestis :  bracteis  membranaeeis  sursum  decrescenti- 
bus,  imis  peduneulisque  longioribus  subacquilongis,  sepalis  dorso  brun- 
neis margine  pallide  membranaeeis  subaequalibus  lanceolato-acuminatis 
apicc  cuspidatis  stamina  6  duplo,  capsulam  nitidam  atram  apice  subre- 
tuso-rotundatam  l/$  superantibus,  antheris  filamento  paullo  brevioribus, 
Capsula  septis  valde  incompletis  uniloculari.  semiuibus  minutis  innumeris 
cllipsoideis  utrinque  acutis  pallidis  substriato-laeviusculis :  apice  minuto 
nigricante.  —  Habitus  Luzulae  maximae;  culmus  3pedalis,  paueifolius; 
folia  superiora  pedalia,  2"'  lata,  vagina  laxa  apice  rotundata;  anthela 
2",  capitula  2"'  diam..  sepala  iy2'"  longa.  —  Tucuman,  in  scaturiginosis 
inter  frutices  pr.  Cienega. 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


269 


Liliaceae. 

845.  Allium  striatum  Jacq.  —  Tucuman,  pr.  Tafi.    (Amer.  bor. 

—  Chile). 

846.  A.  fragrans  Vent.  —  Forma  ovarii  loculis  8ovulatis  cum  prae- 
cedente  conveniens,  distincta  foliis  3"'  (nec  1"')  latis,  perigouii  segmen- 
tis  apice  rotundatis  stamina  parum  superantibus  6"'  (nec  3—4'")  longis, 
stylo  ovario  parum  (nec  duplo)  longiori.  —  Cordoba.  ad  sepes  et  vias. 
(Zona  trop.  et  ultra  ejus  fines.) 

847.  Anthericum  peruvianum  W.  —  Syn.  Phalangium  ciliatum 
Kth.  nov.  gen.  7.  t.  676:  sed  fblia  in  nostra  forma  m argine  scabriuscula 
(non  ciliolata)  et  fibrillae  radicales  non  tuberoso-incrassatae.  Perigonium 
mareescens.  —  Tucuman,  non  raro  in  pascuis  montanis  pr.  Tafi.  (»An- 
des  trop.«) 

848.  Alstroemeria  peregrina  L.  —  R.  P.  Fl.  peruv.  t  288.  — 
Catamarca,  in  convalle  Granadillas  pr.  Yakutula.  (»Peru  —  Chile«), 

849.  Bomarea  fimbriata  Herb.  (Alstroemeria  R.  P.  1.  c.  t.  293. 
a.)  —  Forma  fimbriis  perigonii  obsoletis.  —  Tucuman,  pr.  Siambon, 
raro.  («Peru«). 

850.  B.  Bredemeyeriana  Herb.  —  Fendl.  pl.  tovar.  1537.:  forma 
caule  glabro  (B.  acutifolia  Herb.).  Variat  foliis  subtus  pilosiusculis  et 
glabris,  pedunculis  3floris  et  indivisis;  pedunculi  hirtelli,  perigonium 
15—18'"  longum.  —  Tucuman,  in  regione  Aliso,  Cuesta  de  Siambon, 
Junta,  Anfama.  (Andes  trop.) 

851.  Chlidanthus  fragrans  Herb.  —  Bot.  reg.  t.  640.  —  Catamarca, 
in  convallibus  pr.  Nacimientos,  Laguna  blanca.  (»Bonar.a) 

852.  Amaryllis  mesochloa  Herb.  (Zephyranthes  Lindl.).  —  Bot. 
reg.  t.  1361.  —  Cordoba.  raro  inter  frutices  pr.  Las  Penas,  pr.  Las 
Talas.    Catamarca,  supra  convallem  Granadillas  alt.  9—10000'.  (»Bonar. 

—  Brasil,  austr.«) 

853.  Hypoxis  decumbens  L.  —  Tucuman,  frequens  in  campis 
graminosis  pr.  Tafi,  in  pratis  montanis  Cuesta  de  Siambon.  (Amer. 
trop.) 


s' 

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270 


A.  GRISEB ACH, 


Smilaceae. 

854.  Smilax  campestris  Gr.  —  Nom.  vernac.  Sacha  nueva.  Tu- 
cuman,  in  sylvis  subtropicis  e.  c.  pr.  La  Craz.  (Brasil,  austr.) 

855*.    Asparagus  officinalis  L.  —  Cordoba.  ad  vias  juxta  praedia. 

Dioscoreae. 

856.  Dioscorea  glandulosa  Kl.  —  Syn.  D.  piperifolia  var.  glandu- 
losa Gr.  olim.  sed  scmine  llelmiae  Kth.  a  medio  in  alara  quadrato- 
oblongam  producto  distincta.  —  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis  pr.  Jun- 
tas.  (Brasilia). 

Irideae. 

857.  Nemastylis  spathacea  Gr.  —  Syn.  Beatonia  lutea  Klatt  ex 
parte  sec.  Mandern,  pl.  buliv.  1223  ab  ipso  citat. :  exclus.  analysi  in 
Mart.  Fl.  bras.  III.  L  t.  G9.  et  synon.  Lk.  (planta  ex  ins.  Chiloe  in- 
trodueta) :  nostrae  enira  speciei  in  utraque  collectione  stamina  distincta, 
Stigmata  bipartita  anguste  petaloidea  et  perigonium  violaceum.  Nema- 
stylin  Nutt.  stigmatibus  bipartitis  a  Cipura  (ubi  Stigmata  antheris  alterna 
non  recognovi)  aegre  distinguo,  habitu  conformis  est  ceteraque  Cypellea- 
nim  (Kt.)  genera  Herbertiana  aliaque  a  cl.  Klatt  adoptata  secundum 
Stigmata  aut  simplicia  aut  divisa  ad  Cipuram  et  Nemastylin  revocanda 
videntur  (cf.  Ind.  Fl.  cub.  p.  252).  —  Catamarca,  in  convalle  Granadillas 
pr.  Belen.  (Bolivia.) 

858.  Herbertia  eurj/andra  Gr.  n.  sp.  bulbo  1 — 2phyllo,  caule  compressi- 
usculo  monophyllo  simpliciusculo  v.  ex  axilla  semel  diviso  foliis  supe- 
rato,  foliis  lanceolato-acuminatis  elongatis,  imis  in  vagiuam  longe  attenu- 
atis,  caulino  evaginato,  spathis  2pbyllis  membranaeeis  lanceolato-acumi- 
natis a  folio  remotis  2-(l — 3)floris,  pcdicellis  spatha  plus  duplo  longiori- 
bus,  perigonio  caeruleo:  foliolis  exterioribus  obovato-subrotundis,  interi- 
oribus  brevioribus  late  subrotundis  ex  medio  apice  breviter  subulatis, 
columna  staminea  conica,  antheris  erectis  subquadrato-rotundatis :  con- 
nectivo  lato  membranaceo  loculos  ovoideos  sejungente,  stigmatibus  cu- 


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PLANTAE  LORENTZIAXAE. 


271 


neato-subrotundis  apice  crenulatis  stylo  brcvi  impositis  anthera  oppo- 
sita  duplo  brcvioribus.  —  Bulbus  ovatus,  apico  constrictus,  8 — 10"'  lon- 
gus,  0'"  diam.  ;  caulis  palmaris  v.  spithamcus,  gracilis,  intcrnodio  infe- 
riori  superius  (pedunculos)  multo  excedente ;  folia  ima  3 — 5"  longa, 
4 — 6'"  lata,  caulinum  longius,  erectutn,  G — 8"  longum,  6—8'"  latum: 
spathae  valvae  parum  inacquales,  4 — 6'",  pedicelli  12"',  perigonium  4"' 
longum:  ejus  foliola  ad  ovarium  usque  distincta  stamina  duplo  excedcntia; 
antherae  loculi  flavi,  demum  connectivo  facile  rupto  stamina  C  menti- 
entes,  columna  filamentorum  abbreviata  sublongiores.  —  Tucuman,  in- 
frequens  inter  frutices  pr.  Siambon. 

859.  Sisyrinchium  iridifolium  Kth.  —  Syn.  S.  laxum  Lk.  Bot.  mag. 
t.  2312.  Lechl.  pl.  chil.  290.  3095.,  pl.  mageil.  1216.  Spruce  pL  ecuad. 
6025.  —  Cordoba,  raro  in  montanis  pr.  S.  Bartolo.  Catamarca,  in  con- 
valle  Granadillas  et  in  collibus  pr.  Yakutula  inter  frutices.  (Andes 
Amer.  trop.  et  «Brasil,  austr.«  —  Fret.  magellan.) 

860.  S.  scirpiforme  Poepp.  —  Mandon  pl.  boliv.  1222.  Lechl.  pl. 
chil.  3012.  3030.  Syn.  S.  gracile  Phil.  pl.  cbil.  742.  —  Cordoba,  in  col- 
libus grauiticis  pr.  S.  Franscisco  (forma  columna  staminea  longiori,  peri- 
gonii  foliolis  cuspidatis).  Catamarca,  inter  frutices  pr.  Yakutula.  (»Peru« 
—  Chile). 

861.  S.  leucanthum  Coli.  —  Mandon  pl.  boliv.  1213.  1214.  — 
Catamarca.  in  collibus  pr.  Yakutula  inter  frutices.  (Boliv.  —  »Chile«, 
«Falklands«). 

862.  S.  setaceum  Klatt  in  Mart  Fl.  bras.  III.  1.  t.  71.  f.  1.  — 
Forma  foliis  scapo  palmari  superatis.  —  Cordoba,  in  pascuis  lapidosis 
pr.  S.  Fraucisco.   («Brasil,  austr.  —  Uruguay«.) 

863.  TiUandsxa  Lorentziana  Gr.  n.  sp.  Platystachys,  foliis  e  basi 
oblonga  lincari-attcnuatis  acurainatis  convolutis  recurvatis  caule  brcviori- 
bus furfuraceo-squaraulosis :  squamulis  densis  patulis  griseo-albidis,  spica 
composita  cotnpressa,  partialibus  3 — 5  patentibus  alternatim  remotius- 
culis  subaequalibus :  bracteolis   imbricato-distichis  glabris  conduplicato- 


272  A.  GRISEBACH, 

oblongis  acutis  striato-nervosis  calycem  parum  excedentibus  inteniodio 
3—  4plo  longioribus,  sepalis  ungues  petalorum  dimidios  excedentibus, 
3  distinctis  subaequalibus  acutiusculis,  petalis  (siccis)  pallidis:  lamina 
spathulato  -  lanceolata  ungue  filiformi  duplo  breviori ,  antheris  exsertis, 
stylo  longius  cxserto:  stigmatibus  obtusis  ciliolatis.  —  Affinis  T.  Balbi- 
sianae  Schult.,  squamulis  foliorum  et  bractearum  inferiorum  patulis,  ut 
in  T.  pruinosa  Sw.,  prima  fronte  distinguenda.  Gaulis  1',  folia  4 — 7" 
longa,  haec  e  basi  8 — 10'"  lata  sensim  attenuata,  a  medio  fcre  angusta, 
caulina  superiora  in  bractearum  formam  mutata,  vaginantia,  1%"  fere 
longa;  spicae  3 — 2",  bracteolae  1",  sepala  10'",  petala  18"'  longa,  la- 
mina expansa  stylo  subaequilonga.  —  Cordoba,  in  rupibus  siccis  con- 
vallis  fl.  Auroyo  pr.  Las  Pcrias. 

864,  T.  circinalis  Gr.  n.  sp.  Platystachys,  foliis  caule  fere  ad  ba- 
sin bracteis  vaginato  brcvioribus  e  basi  deltoidea  abruptim  in  laminam 
e  basi  lata  attenuatis  lineari-acuminatis  convolutis  recurvis  superne  in 
arcum  circinalem  integrum  circumflexis  et  ultra  eum  productis  argenteo- 
furfuraceis:  squamulis  densis  patulis,  spica  composita  compressa.  partia- 
libus  11 — 9( — 3)  contiguis  erectiusculis  bractea  oblonga  acuta  parum 
longioribus  sursum  dccrescentibus  8 — 4floris  :  bracteolis  inibricato-disti- 
chis  lcpidotis  conduplicato-oblongis  obtusiusculis  obtusc  carinatis  calycem 
subaequantibus  internodio  ter  longioribus,  sepalis  ungues  petalorum  ae- 
quantibus  cartilagineis  convolutis  oblongis  obtusiusculis,  3  distinctis  sub- 
aequalibus, petalis  violaceis:  lamina  obovato-subrotunda  ungue  ligulato 
brevioribus,  antheris  cum  stylo  inclusis.  —  Species  pulchra,  robusta,  fo- 
liis infra  apicera  circinato-gyratis  caudae  Rodentium  similibus.  Gaulis 
1— ll/>',  folia  4— 6"  longa,  haec  supra  vaginam  6— 10"'  longam  8—10'" 
lata:  bracteae  2  — ll/2",  bracteolae  G'"  longae ;  petalorum  lamina  4'" 
diam.  —  Gordoba,  ad  arborum  truncos  in  collibus  promontorii  S.  de 
Cordoba. 

865.  T.  bicolor.  Brongn.  —  Voy.  Coquille  t.  36.  —  Habitu  et 
structura  T.  pulchellae  Hook,  simillima,  sed  semina  papposa  et  spica 
paucirlora,  subdisticha.  —  Tucuman,  copiose  in  arboribus  sylvae  subtro- 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


273 


picae  pr.  Siambon.  Catamarca,  caespitose  in  rupibus  jugi  Cuesta  de 
Chilca.   (»Brasil,  austr.«) 

866.  T.  unca  Gr.  n.  sp.  Anoplophytum,  caule  robusto  incurvato  hu- 
mili  diviso  ad  apiccm  usque  folioso,  foliis  approximatis  rigidis  arcuato- 
recurvatis  e  basi  dilatata  subuliformi  attenuatis  pungenti-acuminatis  con- 
volutis  lepidotis  cinereis,  summis  brevioribus  spicae  pauciflorae  fere  ae- 
quilongis,  bracteis  3 — 5  contiguis  membranaceis  concavis  striatc-nervosis 
nudis  v.  sub  apice  parum  lepidotis  elliptico-oblongis  unifloris  flore  vix 
superatis  mucronato-acutis  v.*  infima  foliaceo-  appendiculata :  bracteola 
lineari-oblonga  ealycem  subaequante,  sepalis  petalorum  ungucs  subaequan- 
tibus,  binis  ad  %  connexis  carinatis,  tertio  apice  conformi  mucronato- 
acuto,  petalis  cyaneis :  lamina  ovata  acutiuscula  in  unguem  4plo  longiorem 
contracta,  antheris  inclusis.  —  Affinis  praecedenti,  sed  folia  cum  caudice 
multo  crassiora,  basi  amplexicauli  concava  5 — 6'"  lata;  caulis  4 — 6", 
folia  3—2",  bracteae  8"'  (praeter  appendicem),  calyx  7"',  corolla  9'" 
longa.  —  Cordoba.  in  arboribus  pr.  Tarana. 

867.  T.  recurvata  L.  —  Tucuman,  copiose  in  arboribus  reg.  sub- 
tropicae  pr.  Siambon  et  reg.  Aliso  pr.  Cienega.  (Amer.  trop.  et  ultra 
ejus  fines.) 

868.  T.  propinqua  Gay  ex  descr.  —  Foliis  plerisque  6"'  longis 
recedit  (vix  satis}  a  T.  capillari  R.  P.  Fl.  peruv.  t.  271.  c.  —  Cordoba. 
in  variis  arboribus  etfruticibus  pr.  urbem.  (»Chile  bor.« ;  T.  capillaris  :  »Peru«}. 

869.  T.  usneoides  L.  —  Tucuman,  copiose  in  arboribus  reg. 
Aliso,  S.  de  Aconquija,  pr.  Cienega.    (Amer.  trop.  et  temp.  utraque). 

Orchideae. 

870.  Oncidium  Batemannianum  Parment.  —  Bot.  reg.  31.  t.  40. 
—  Catamarca,  in  arboribus  pr.  Altos  de  Las  Saiinas.  (»Brasil,  austr.«). 

871.  Stenorrhynchus  speciosus  Rieh.?:  speeimen  obsoletum.  —  Cor- 
doba, in  horto  pr.  Ascochinga.    {Amer.  trop.) 

Rhizocarpeae. 

872.  Azolla  magellanica  W.  —  Cordoba.  in  aquis  juxta  fl.  Rio 
primero.    Tucuman,  rarius  pr.  Siambon.   (Amer.  trop.  —  Fret.  mageil.) 

l'hys.  Clause.    XIX.  Mm 


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274  A.  Q  BISEBACH, 

Lffcopodiaceae. 

873.  Selaginella  jungerniannioides  Sprg.  —  Tucumau,  in  umbrosis 
humidis  reg.  subtropicae  pr.  Siambon,  in  rupibus  pr.  Monteros,  in  reg. 
Aliso  Cuesta  de  Siambon.  (Amer.  austr.  trop.) 

874.  S.  patula  Sprg.  —  Tucuman,  iu  rupibus  et  terra  pr.  Cienega. 
(Amer.  trop.) 

875.  S.  microphylla  Sprg.  —  Cordoba,  iu  rupibus  umbrosis  pr.  Las 
Peilas,  in  convallibus  altioribus  S.  de  Cordoba.  (Amer.  austr.  trop.  — 
»Uruguay«). 

87G.  S.  rupestris  Sprg.  —  Cordoba,  latc  in  campis  sterilibus  etfusa 
a  planitie  usque  ad  montes  altiores.  (Orbis  extra  Europam  et  Australiam). 

877.  Lycopodium  Saururus  Lam.  —  Tucuman,  in  sylvis  reg.  Aliso 
pr.  Cienega.  .»Andes  Amer.  austr.  —  Bonar.«) 

Erjuisctaccae. 

878.  Equisetum  ramosissimum  Desf.  Forma  33  ap.  Milde:  »dolosa«. 

—  Cordoba,  in  arenosis  pr.  Ascochinga.  (Orbis  temper.  et  trop.,  excepta 
Australia.) 

879.  E.  pyramidale  Goldm.  —  Cordoba,  in  praeruptis  ad  rivulos 
pr.  Las  Perias.   (»Amer.  austr.  trop.  —  Bonar.  et  Chile«). 

880.  E.  giganteum  L.  —  Catamarca.  in  paludosis  Ojo  de  Aqua 
pr.  Fuerte  de  Andalgala    (Amer.  trop.  —  »Chile«). 

881.  E.  bogotensc.  Kth.  —  Tucuman,  in  arenosis  ad  rl.  Bio 
grande  pr.  Siambon  (Amer.  trop.  —  «Chile«). 

Filices. 

882.  Anemia  tomentosa  Sw.  var.  flexuosa  Sw.  —  Je.  Baddi  bras. 
t.  13.  —  Cordoba,  in  rupiura  fissuris  pr.  Las  Penas.  Ascochinga.  (Amer. 
trop.  -  »Bonar.«). 

A.  tomentosa  Sw.  var.  fulva  Sw.  —  Forma  foliis  glabrescentibus. 

—  Tucuman,  in  umbrosis  humidis  reg.  subtrop.  pr.  Siambon. 

883.  Trichomanes  sinuosum  Bich.  —  Tucuman,  in  sylvis  subtropicis 
pr.  Siambon.    (Amer.  trop.) 


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PLANTAE  LORF.XTZIANAE. 


275 


384.  Davallia  inacqualis  Kz.  —  Lechl.  pl.  peruv.  2292.  a.  — 
Tucuman,  copiose  in  convalle  humida  reg.  subtrop.  pr.  Siambon.  (Amer. 
trop.) 

885.  A.  cuneatum  Langsdf.  —  Cordoba,  ad  terram  argillaceam 
pr.  Las  Pcnas.  {«Brasil.« 

A.  cuneatum  Langsdf.  var.  Vcncris  Gr.  elatius,  foliolis  majusculis 
10  —  12"'  diam.  —  Forma  habitu  A.  capilli  Veneris,  a  quo  venis  intcr 
orenaturas  excurrentibus  reccdit.  —Tucuman,  frequens  in  rupibus  humi- 
dis  sylvae  subtropic.  pr.  Siambon 

886.  A.  thalictroidcs  YV.  var.  cbilense  Kaulf.  —  Convenit  cum  aethi- 
opico  Im  venis  a  basi  dicbotome  divisis,  ramis  remotiusculis ,  recedit 
iis  inter  denticulos  excurrentibus.  —  Cordoba,  in  rupium  fissuris  pr.  As- 
cocliinga.    (Zonae  trop.  et  ultra  ej.  fines). 

887.  A.  tencrum  Sw.  var.  rhomboideum  Kth.  (ex  speeim.  Moritz 
pl.  Venez.  idemque  misit  Duchassing  e  Panama).  —  Convenit  cum  spe- 
cie  Swartziana  petiolulis  apice  articulatis.  recedit  segmentis  apico  rotun- 
dato  crenatis  minus  profunde  divisis.  —  Catamarca,  in  alpinis  Vayas 
altas  alt.  9—11000'.   {Amer.  trop.) 

888.  Cheilanthes  marginata  Kth.  —  Spruce  pl.  ecuad.  5327.  — 
Tucuman,  in  rupibus  pr.  Cienega.    (Amer.  trop.  —  »Bonar.«) 

890.  Ch.  spcctabilis  Kaulf.  —  Syn.  Ilypolepis  Lk.,  Hook.  sp.  fil. 
2.  t.  88.  Br.  —  Tucuman,  raro  in  sylvis  subtrop.  pr.  Siambon.  (»Amer. 
austr.  trop.  —  Uruguay«). 

891.  Ch.  cartilaginea  Gr.  —  Syn.  Pteris  Frl.  in  reliq.  Haenk.  1. 
t.  9.  f.  3.  Allosorus  rigidus  Kz.  sec.  observ.  Mctt.  Cheilanth.  nr.  77. 
f.  37.  —  Ab  auetoribus  cum  specie  mexicana  (Pt.  rigida  Sw.)  commixta. 
sed  perfeete  glabra,  rbizoma  breve  incrassatum,  margo  indusialis  mein- 
branaccus  a  froude  coriacea  distinetus  :  hoc  charactere  (Cheilanthes  sect. 
II.  ap.  Mctt.)  Chcilantheni  a  Notbolaena  distinguo  nostraque  species  etiam 
rhachi  supra  sulcata  (nota  a  cl.  com  Keyserling  adoptata)  Cheilanthibus 
genuinis  conformis,  etsi  habitus  omnino  Pteridis,  a  qua  soris  venarum 
apici  incrassato  insertis  crenaturis  levibus  frondis  marginalibus  respon- 
dentibus  et  sub  indusio  continuo  integerrimo  distinetis  generice  differt. 

Mm  2 


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276  A.  GR1SEB ACH, 

Formae  duae  exstant  invicera  transeuntes:  a.  spithaniea,  fronde  ambitu 
oblongo-lanceolata  bipin  natisecta  coriacea  (4 — 5"  longa,  IV2 — 2''  lata), 
segmentis  primariis  plerisque  aequilongis,  secundariis  altematim  3 — 4jugis 
utrinque  conformibus  lanceolatis  obtusiusculis  basi  adnata  contiguis; 
(i.  platt/loba,  palmaris  v.  digitalis,  fronde  ambitu  oblonga  bipinnatipartita 
herbacea  (3—2"  longa.  1"  lata),  segmentis  primariis  plerisque  aequilon- 
gis,  supremis  pluribus  integris,  secundariis  ultra  medium  pinnatipar- 
titis  3— ljugis  ovato-oblongis  ovatisque  rotundato-obtusis.  —  Tucuman, 
in  rupibus  pr.  Cienega.  (»Peru«). 

892.  Notholaena  sinuata  Kaulf.  —  Tucuman,  in  muris.  (»Andes 
trop.  et  ultra  ejus  fines«). 

893.  N  squamosa  Bäk.  —  Syn.  Cheilanthes  Gill.  —  Tucuman,  in 
rupibus  alpinis  pr.  Cienega.   (»Peru  —  S.  Luis*). 

894.  N.  rufa  Prl.  —  Syn.  N.  ferruginea  Hook.  Forma  parva, 
fronde  2— 3pollicari.  —  Cordoba,  in  rupibus  pr.  Las  Penas  (Amer. 
trop.  et  ultra  ejus  tines). 

895.  N.  micropteris  Keys.  —  Syn.  Cheilanthes  Sw.  —  Cordoba, 
in  rupibus  pr.  Las  Penas.  (»Brasil,  austr.«) 

896.  N.  Mathewsii  Gr.  —  Syn.  Cheilanthes  Kz.,  Mand.  pl.  boliv. 
1575.  —  Tucuman.  in  rupibus  pr.  Cienega.  (»Peru«  —  Boliv. :  Mand. 
pl.  boliv.  1575.) 

897.  N.  myriophylla  J.  Sm.  —  Syn.  Cheilanthes  Desv.  Hook.  sp. 
fiL  2.  t.  105.  A.  Ch.  elegans  Desv.  1.  c.  t.  105.  B.,  Mand.  pl.  boliv. 
1574.  Nostra  forma  frondis  segmentis  ultimis  in  petiolulum  contractis 
utramque  connectit.  —  Cordoba,  in  rupibus  pr.  Las  Penas.  (Andes  a 
»Mexico  —  Bonar.n) 

898.  N.  ternifolia  Keys.  —  Syn.  Pteris  Cav.  —  Cordoba,  in  rupi- 
bus pr.  Las  Penas.  (Andes  trop.  —  Chile  austr.) 

900.  Pteris  concolor  Langsdf.  —  Ic.  Baker  in  Mart.  Fl.  bras.  f. 
49.  t.  43.  III).  Syn.  Pellaea  geraniifolia  Radd.,  sed  margiue  frondis  ner- 
voso  vera  Pteris  (cf.  Metten.  Cheilanthes,  p.  2 )  —  Nervatura  convenit 
cum  ic.  cit.,  sed  quaudoqne  infra  sinum  anastomoses  venarum  subsoli- 
tariae  exstant  in  nostra  forma,  nec  frequentes  P.  pedatae  L.  —  Cor- 
doba, in  rupium  fissuris  pr.  Ascochinga.  (Zonatrop.  et  ultra  ejus  fines  austr.) 


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PLANTAE  LORENTZIANAE. 


277 


901.  P.  deflexa  Lk.  —  Tucuman,  per  magnum  spatium  solum  sylvae 
tropicae  occupans.  (Amer.  trop.) 

902.  Blechnum  unilaterale  W.  —  Ic.  Baker.  L  c.  t.  44.  IV.  — 
Cordoba,  in  rupium  fissuris,  Cerro  de  Potosiorca.  (Amer.  trop.) 

903  B.  occidentale  L.  —  Tucuraan,  in  convallibus  pr.  Siambon. 
(Amer.  —  trop.  Chile.) 

904.  B.  hastatum  Kaulf.  —  Cordoba,  cum  praecedente  pr.  Las 
Penas.  (»Bonar.  —  Brasil,  austr.«) 

905.  Acrostichum  conforme  Sw.  —  Cordoba.  in  rupium  fissuris 
humidis  pr.  Ascochinga.  (Zona  trop.  et  ultra  ejus  fines  austr.) 

906.  Gymnogramme  trifoliata  Desv.  —  Forma  stipitibus  basi  tube- 
roso-incrassatis.  —  Tucuman,  in  lapidosis  apricis  alvei  fl.  Rio  grande 
pr.  Siambon.  (Amer.  trop.) 

907.  G.  nivea  Mett.  —  Syn.  Notholaena  Desv.  —  Tucuman,  in  ru- 
pibus  pr.  Cienega.  (Andes  trop.) 

908.  G.  flavens  Kaulf.  —  Cordoba,  in  rupium  fissuris  pr.  Asco- 
chinga. (»Andes  trop.«) 

909.  Asplenium  lunulatum  Sw.  —  Tucuman,  in  umbrosis  reg.  sub- 
trop.  pr.  Siambon.  (Zona  trop.  et  ultra  ej.  fines  austr.) 

910.  A.  Trichomanes  Huds.  —  Forma  eegmentis  sursum  in  angu- 
lum  productis.  —  Tucuman,  in  umbrosis  reg.  subtrop.  pr.  Siambon. 
(Orbis  temperatus  et  tropicus.) 

911.  A.  Gilliesianum  Hook,  et  Grev.  t.  63.  —  Cordoba,  in  rupium 
fissuris  pr.  S.  Francisco.  (»Peru  —  Boliv.«) 

912.  A.  furcatum  Thunb.  —  S.  Luis,  in  rupibus  pr.  Oyada.  Tu- 
cuman, in  arboribus  sylv.  subtrop.,  Alto  de  las  Sahnas.  (Zona  trop.  et 
ultra  ej.  fines). 

913.  Aspidium  aculeatum  Sw.  var.  platyphyllum  W.  —  Tucuman, 
in  convallibus  pr.  Siambon.  (Orbis  zonae  trop.  et  temp.) 

914.  A.  Filix  mas  Sw.  —  Tucuman,  in  regione  montana,  Cuesta 
de  Siambon.    (Orbis  zonae  temp.  et  trop.  reg.  mont) 

915.  A.  conterminum  W.  —  Cordoba,  in  rupium  fissuris  et  in 
terra  pr.  Ascochinga,  Las  Peüas.    (Amer.  trop.  —  »Chile«). 


1278 


A.  GRISEBACH. 


A.  conterminnm  W.  var.  oligosorum  Kth.  —  Tucuman,  in  convalli- 
bus  pr.  Siambon. 

91G.  A.  patcns  Sw.  Forma  clatior.  vcnis  scgmcntorum  8jugis,  imis 
distantibus :  plane  refert  A.  pachyrhacbis  Kz.  (Fendl.  fil.  Venez.  187.), 
sed  pinuae  imae  non  decrescunt.  —  Tucuman,  in  convallibus  pr.  Siam- 
bon.  (Amer.  trop.  et  ultra  ej.  fines). 

917.  Cystoptoris  fragilis  Bernh.  —  Tucuman,  in  umbrosis  humidis 
pr  Siambon.  (Orbis). 

918.  Woodsia  iucisa  Gill.  —  Lech),  pl.  peruv.  1700.  —  Tucuman. 
in  rupibus  pr.  Cienega.   (Peru  —  »Bonar «) 

919.  Polypodium  arcolatum  Kth.  —  Forma  serie  sororum  a  mar- 
gine  et  nervo  aequidistante  (P.  sporadocarpum  W.)  —  Tucuman,  iu 
arboribus,  Alto  de  las  Salinas.    (Amer.  trop.) 

920.  P.  loriccum  L.  —  Tucuman,  in  rupibus  pr.  Cienega.  (Amer. 
trop.  et  ultra  cj.  fines  austr.) 

921.  P.  incanum  Sw.  —  Tucuman,  in  arboribus  sylv.  subtrop.. 
pr.  La  Cruz.   (Amer.  trop.  et  temp.;  Afr.  trop.  et  temp.) 

922.  P.  macrocarpum  Prl.  —  Syn.  Lechl.  pl.  peruv.  2009.  P. 
Tweedianum  Hook.  ic.  t.  8G.  Nom.  vern.  Calaguala.  —  Cordoba,  in 
rupibus  Cerro  negro  pr.  S.  Bartolo.  Tucuman,  in  arboribus  reg.  subtrop. 
pr.  La  Cruz,  in  rupibus  pr.  Cienega.  (Peru). 

923.  P.  moniliforme  Cav.  var.  anfractuosum  Mett.  —  Spruce  pl. 
ecuad.  5274.  —  Tucuman,  in  rupibus  alpinis  pr.  Cienega.  (Amer.  trop.) 

924.  P.  lycopodioidcs  L.  —  Tucuman.  in  arboribus  reg.  subtrop. 
pr.  Siambon.  (Zona  trop.) 

925.  P.  ensifolium  W.  —  Syn.  P.  angustifolium  Eat..  Fendl.  fil. 
Venez.  224.  —  Tucuman,  in  arboribus  reg.  subtrop.  et  mont.  pr.  Juntas. 
(Amer.  trop.) 

926.  P.  laevigatum  Cav.,  Baker.  1.  c  —  Syn.  P.  fasciale  W.  — 
Forma  venis  anguste  areolatis,  soris  majusculis.  —  Tucuman,  ad  rivulos 
pr.  Tafi,  in  reg.  Sambuci  et  Aliso.    (Amer.  trop.) 

927.  P.  Phyllitidis  L.  var.  repens  Sw.  —  Tucuman.  in  sylvis 
subtrop.,  Quebrado  de  Monteros.   (Amer.  trop.) 


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PLAXTAE  LOREXTZIAXAE. 


279 


Verbesserungen. 

S.  51  Z.  2  v.  n.  statt  Uguminnscn  (Qnebrachia)  lies:  Tcrcbintharccn  (Loxn- 

pterygiuni). 
S.  r>4  Z.  3  v.  u.  statt  120  lies:  gegen  120. 

S.  90  Z.  1,  2  Deleatur  Malvastruni  tricuspidatum :  ex  speeiminc  frut  tifero  forma 

tncuuianensis  ad  praecedens  M.  spieatum  pertiuet. 
8.  96  Z.  3  statt  ined.  lies:  Joum.  of  Rotany,  1874,  ubi  oL  Müll.  Arg.  cetera« 

qaoquo  Euphorhiaccas  Lorentzianas  suas  nunc  deäeriptdt. 
S.  135  nr.  201)  statt  A.  Visitc  Gr.  Hei  A.  Viseo  Lor.  in  Iii 


Index. 


Acantbaeeae 

224 

Kupborbiaceac 
Filir«, 

94 

Orchideae 

273 

Alismaceae 

247 

274 

Palmae 

248 

Amarantaccae 

60.  79 

Gentianeac 

208 

Papavcraceao 
Papayaccae 

71 

Amentaceac 

117 

Gcrauiaceac 

103 

150 

Arnpclideac 

101 

(tcsneriaccae 

227 

Pasaifloreae 

148 

Apocyneae 

303 

(ftictaccac 

24(5 

Piperaceae 

114 

Aristolocbiaceac 

166 

(Jramincac 

65.  249 

Plantagineae 

202 

AroYdcao 

247 

lluloraireitf 

144 

Piain  bagineao 

203 

Asclopiadcac 

204 

Hydrolnaccae 

62.  230  Polygalcae 

74 

Bogoniaccae 

148 

Hvpcricin«u> 

89  Pol'vgoncae 
270  Priroulaceac 

112 

Berberideae 

70 

Iridcae 

203 

Bignoniaceac 

222 

Jasniincae 

203 

Hanunculaoeao 

68 

Bumbaceac 

M 

Junragiuuao 

247 

Hbaiuneae 

99 

Borragineae 

232 

.lunceac 

2t  17 

Rhizoearpcae 

273 

Broracliaceae 

271 

Laliiatae 

235 

Kosaceae 

137 

Buettneriaceac 

93 

Laurineae 

144 

Rubiaceae 

15* 

( 'alycereac 

168 

Lcguininosae 

117 

Kutaccae 

107 

Campanulaceac 

300 

Liliaceac 

269 

Salioeac 

89 

Capparideae 

73 

Lineas 

103 

Sautalaceac 

15«; 

Caprifoliaceac 

158 

Lnaseae 

150  Sapindaceac 

108 

('aryopbyllcae 

59.  76 

Lobeliaittae 

200  Scropbulariiieae 

210 

Celastrincac 

61,  no 

Lorauthaoeac 

157 

Smilaccae 

270 

(Jlienopodeae 

84 

Lycopodiai-cao 

274 

Solaneac 

214 

Commelyneae 

248 

l.ytbraricae 

141 

Synantlicrcae 

164 

Coniferae 

247 

Malpighiarnae 

101 

Terebinthaceae 

114 

( 'ouvolvulaccac 

22H 

Malvareae 

89 

Turueraceae 

150 

Crassulaceae 

153 

Mclastoniaccae 

14<» 

Utnbelliferae 

153 

Crucifcrac 

71 

Mrliaceae 

107 

Urtkeae 

III 

Cucurbitaccae 

144 

Myrsiut-ae 

203 

Valerianeae 

161 

Oyperaceae 

2i"4 

Myrtaccae 

62.  139 

Verbcnaccae 

65.  240 

Oinscoreae 

270 

Najadeae 

247 

Violaceae 

74 

Etpiisetaceae 

274 

Xyctagineai- 

86 

Zygophylleae 

104 

Krythroxyloac 

102 

Onagrarieae 

142 

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1  l'ycnophvllum  sulcalum 


3  Moya  spinosa. 


n 

2.  Gossvpianthus  austrahs. 


■\   Myidis   s errat ifolia 


0  Drude  «5*1 


jL.ri-iiij  Uta. 

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f».  Sterrhymenia  Cynorrambe. 


0 


n 


E 11  1  <i 

Ii.  Neos  pari  im  rplu-dioiilivs . 


1" 


4$ 
4 1 


i 

v. 


V',  Jf 

f 

n 

J  H 

-  Cinmiexostis  |ioly^nma. 


ll 


N.  Diachyrium  aryiuliuaceum, 


ii  D:vi,<  -M 


Digi'tizeci'!)y"^oogle 


ABHANDLUNGEN 


MATHEMATISCHEN  OLASSE 


DEK 


KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 

ZU  GÖTTINGEN. 


NEUNZEHNTER  BAND. 


Malhem.  Hasse.  XIX 


A 


Verallgemeinerung  der  Poisson  -  Jacobischen 
Störungsformeln 

von 

Ernst  Schering. 

Vorgelegt  in  der  Sitzung  der  K6nifil.  Ges.  d.  Wiw.  am  1.  Noreraber  1S73. 

[. 

Normale  Form  der  Canoni&chen  Substitution. 

In  meiner  Abhandlung  Aber  die  Hamilton -Jacobische  Theorie*)  habe 
ich  nachgewiesen ,  dass  die  von  Jacobi  als  canonisch  bezeichnete  Form  der 
Integrale  für  ein  mechanisches  Problem  immer  dann  möglich  ist,  wenn  in 
dem  von  mir  angegebenen  Sinne  ein  verallgemeinertes  Potential  besteht. 
Bestimmt  man  nemlich  die  virtuellen  Bewegungen  durch  Variationen  der 
Coordinaten,  so  kommt  es  darauf  an,  ob  man  die  Summe  der  virtuellen 
Momente  der  Kräfte  in  eine  vollständige  Variation  einer  Function  und  in 
eine  vollständige  nach  der  Zeit  genommene  Derivirte  eines  Ausdruckes  zer- 
legen kann.  Die  Function  habe  ich  Potential  genannt,  aus  ihr  lässt  sich 
auch  leicht  der  andere  nach  der  Zeit  zu  derivirende  Ausdruck  ableiten. 

Die  Jacobischen  canonischen  Integrale  sind  ein  specielles  canonisches 
System  von  Grössen.  Bezeichnen  nemlich  qt,  qt--qH  ein  System  von  ein- 
ander unabhängiger  Grössen,  durch  deren  Werthe  die  Lage  sämmtlicher  bei 
dem  mechanischen  Problem  in  Betracht  kommenden  Massentheilchen  voll- 
ständig bestimmt  sind,  so  dass  man  sie  also  ein  vollständiges  System  von  Coor- 
dinaten im  allgemeineren  Sinne  des  Wortes  nennen  kann,  bezeichnet  t  die 
Zeit,  q'l  die  Derivirte  von  g.  nach  der  Zeit,  6  die  Differentiation  eines 
Ausdrucks  von  f.  qt  .  .qn,  q  ,  ,.q'n  nach  diesen  Grössen,  vT  die  lebendige 
Kraft.  V  die  Potentialfunction,  so  ist  diejenige  Grösse,  welche  für  den  spe- 
cialen Fall,  dass  in  dem  Räume  das  Quadrat  des  Iiüngenelementes  durch 
ein  Aggregat  von  Quadraten  der  Differentiale  der  Coordinaten  ausgedrückt 
werden  kann  also  v  =  2  wird,  die  Summe  der  virtuellen  Momente  der 

♦)  Hand  XVIII.  »1er  Abhandlungen  der  Königl.  Oes.  d.  Wiss.  zu  Göttingen. 

A2 


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4  ERNST  SCHERING, 

in  die  Massentheilchen  niultiplicirten  Beschleunigungen  vermindert  um  die 
virtuellen  Momente  der  einwirkenden  Kräfte  bedeutet,  nach  Artikel  1.  [4 
jener  Abh.  gleich 

[I]   -^r+D+iS^tü«,,  „der  si-S.^a+^Jj+Q],^ 

worin  die  Summation  2  sich  auf  die  Werthe  1,2.3...«  des  Index  /  bezieht. 
Setzen  wir 

M 

so  sind  qi  -qn.pi  -pn  nach  Jacobi  ein  vollständiges  System  canoni- 
scher Veränderlichen  zu  nennen. 

Sollen    ■\>l....'\>n,  ?b  ebenfalls  ein  vollständiges  System  cu- 

nonischer  Veränderlichen  für  dies  mechanische  Problem  sein,  so  gibt  es 
Functionen  S  und  E  von  t,qi..qn,  f,..^  der  Art,  das»  die  Gleichung 

erfüllt  wird,  worin  D  die  allgemeinste  Differentiation  bedeutet  (Art.  IV 
der  schon  bezeichneten  Abhandlung). 

Aus  dieser  Bedeutung  der  D  Differentiation  ergibt  sich  zunächst 
identisch  und  dann  nach  Einführung  der  Grössen  p, .  ,pn  mit  Hülfe  der 
Gleichungen  [2]  so  wie  der  Grössen   <j>,  ?,••?„  mit  Hülfe  von  [3] 

folgende  dreifache  Gleichung 

--Dtr+Fj+äitr+F-sa^^Di+xÄ^D^i 

=  _  D[T+  V)  +  £  j ( T+  V-  2,t%)Dt+  2,,Dtf|| 

=  -D(TH-F~^)+*t(r+F-.*f.ST^D^29/D*|j 

Sind  nun  die  Bedingungen  für  das  mechanische  Problem  der  Art, 
dass  zu  jeder  virtuellen  Bewegung  auch  die  im  entgegengesetzten  Sinne 
möglich  ist,  so  muss  in  Folge  des  D'Alem bertschen  Princips  oder  allge- 
meiner nach  dem  Gaussischen  Princip  des  kleinsten  Zwanges  oder  nach 


r 

NORMALE  FORM  DER  CANONISCHEN  SUBSTITUTION.  5 

noch  allgemeineren  Grundsätzen  der  Ausdruck  unter  [I]  also,  wie  leicht  zu 
sehen,  auch  die  erste  Seite  der  letzten  Gleichung  zu  Null  werden. 

Hamilton  hat  solche  Functionen,  wie  die  hier  mit  ?  um!  •}  bezeich- 
neten, nur  in  dem  Sinne  gebraucht,  dass  sie  ein  vollständiges  System  von 
Integralen  für  die  Differentialgleichungen  eines  mechanischen  Problems 
bilden,  was  immer  dann  eintritt,  wenn  dieGrösse  — E  von  der  Grösse  — H 

-ffÄr+F-2|^  [51 

sich  nur  um  eine  additive  absolute  Coustante  unterscheidet.  Ausser  in 
dieser  Bedeutung  hat  Jacobi,  in  seiner  Abhandlung  über  partielle  lineare 
Differentialgleichungen  erster  Ordnung,  solche  Functionen,  wie  die  & 
hier  sind,  betrachtet,  welche  gleich  Constanten  gesetzt  die  nöthigen  Bezie- 
hungen zwischen  p  und  q  bestimmen,  damit 

/»,dfi+J»id?t  +  •  -H,„d?„ 

allgemein,  ohne  eine  Relation  zwischen  den  Grössen  qt  .  .qn  für  sich  zu- 
zulassen, ein  vollständiges  Differential  werde. 

In  allen  diesen  Fällen  ergibt  sich  unmittelbar  aus  den  allgemeinen 
Voraussetzungen,  dass  <{i, .  .  4»B»  qt. .  qn,  t  von  einander  unabhängige  Verän- 
derliche werden,  durch  welche  alle  übrigen  Grössen,  die  bei  derselben 
Substitution  in  Betracht  kommen ,  als  Functionen  dargestellt  werden  kön- 
nen. Diese  Art  der  Abhängigkeit  ist  aber  für  die  ganze  Untersuchung  von 
grosser  Bedeutung,  nicht  nur  folgen  daraus  so  einfache  Relationen,  wie  die 
Hamiltonschen  im  Artikel  XII.  meiner  Abhandlung  über  die  Hamilton- 
Jaco bische  Theorie  angegebenen  sind,  sondern  sie  dienen  auch  vorzugs- 
weise dazu,  um  für  solche  Functionen,  deren  Poisson sehe  Differentialaus- 
drücke die  einfachsten  in  den  Gleichungen  [15]  jener  Abhandlung  aufge- 
stellten Wert  he  annehmen ,  alle  übrigen  hieraus  sich  ergebenden  Eigen- 
schaften abzuleiten. 

Schon  in  dem  einfachsten  Falle,  wenn  sämmtliche  '•{',.•<{'„  als  Functio- 
nen allein  von  qx..qn,  t  vorausgesetzt  sind  und  sich  also  zwischen  diesen 
Grössen  und  cp,  ..<pw,  pt .  .pn,  23  leicht  unmittelbar  solche  Beziehungen 
aufstellen  lassen,  dass  die  Fundamentalgleichung  der  Substitution  erfüllt 


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6  ERNST  SCHERING, 

wird  und  die  l'oissonschen  DiffercntialausdrGcke  verschwinden,  sind  die 
Grössen  y.p.E  nicht  durch  ty,q,  t  bestitnmhar.  Hier  wird  jedoch  da- 
durch .  dass  man  statt  der  gegebenen  q{  und  p{  beziehungsweise  —  p{ 
und  ql  setzt  und  zu  der  Substitutionsfunction  noch  -/^fy  hinzufügt, 
eine  solche  canonische  Substitution  erhalten,  bei  welcher  alle  Grössen 
durch  Functionen  von  q,  <l>,  t  darstellbar  sind  und  die  Wcrthe  der  Pois- 
son sehen  Differentialausdrücke  ungeändert  bleiben. 

Ausser  in  diesen  beiden  einfachsten  Fällen  besteht  auch  sonst  immer 
der  Satz : 

Eine  gegebene  canonische  Substitution,  wenn  sie  eine  vollständige  ist, 
wenn  nemlich  alle  vorkommenden  Grössen  sowol  durch  die  p{,  qr  t  allein  als 
auch  durch  die  tyy  t  allein  bestimmbar  sind,  kann  man  durch  etwaige 
Vertauschung  der  Glieder  einzelner  Paare  von  zusammengehörigen  Grossen  qk 
und  p.  mit  —pk  und  qk  in  solche  Form  bringen,  dass  alle  vorkommenden 
Grössen  durch  die  unabhängigen  </,.  ?„,  f ,  .  •  tyn .  t  allein  bestimmbar  werden. 

Eine  solche  Form  soll  eine  normale  heissen.  Wegen  der  vielfachen 
Anwendungen  dieses  Satzes,  dass  jede  vollständige  canonische  Substitution 
in  eine  normale  Form  gebracht  werden  kann ,  ist  es  zweckmässig,  den  Satz 
mit  der  geringsten  Anzahl  der  notwendigen  Voraussetzungen  auszuspre- 
chen, was  in  folgender  Weise  geschieht: 

Besitzen  die  Functionen  mit  den  unabhängigen  Veränderlichen 

tf-,,    '/-.  -  Eigenschaft,  dass  ßlr  je  zwei  der  Functionen 

^  i(  die  Summe  ihrer  nach  je  zwei  conjugirten  Elementen  q{  und  q  ,  ge- 
nommenen Functionaldeterminanten  identisch  zu  Null  wird 

und  verschwinden  nicht  sämmtliche  n.n  gliederigen  Functionaldeterminanten 
nemlkh  die 

«I4v  •.•*„) 


[7] 


worin  Ä|f  kt . .  k  irgend  welche  n  Zahlen  aus  der  Reihe  +  1 ,  +  2  . . .  +n 
bedeuten  ,  so  gibt  es  unter  diesen  nicht  verschwindenden  Functionaldeterminan- 


V 

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NORMALE  FORM  DER  CANONISCHEN  SUBSTITUTION. 


7 


ten  auch  wenigstens  eine  sokhe,  für  welche  die  absoluten  Werthe  der  ht,  ht..hf 
alle  von  einander  verschieden  sind. 

Aus  dem  Bildungsgesetz  der  Functionaldeterminanten  folgt  mit  Hülfe 
des  La  place  sehen  Satzes  unmittelbar 


worin  die  Summation  auf  alle  die  den  Grössen  A-t,  kt  ..k\  in  irgend  einer 
Reihenfolge  gleichen  X , ,  X, . .  \  sich  bezieht  mit  der  Einschränkung  X  ( <X2 
und    X3  <X4  <Xa  .  .  <Xy  (<Xv    bei   der   gestatteten  Voraussetzung 

*i  <*i  <*t  •  •  worin  ferner 


und  [A]  gleich  +1  oder  —1  gesetzt  ist,  je  nachdem  A  positiv  oder  ne- 
gativ wird. 

Nach  den  Voraussetzungen  [5]  über  die      Functionen  ergibt  sich  also 

worin  irgend  welche  der  Werthe  \,  2,  3..n  bezeichnen;  hier- 

aus folgt  z.  B. 


schieden  sind,  weil  aus  der  Summe  über  /  hier  alle  andern  als  jene  zwei 
Glieder  identisch  zu  Null  werden  in  Folge  der  Gleichheit  zweier  der  un- 
abhängigen Veränderlichen. 

Wir  wollen  nun  zunächst  beweisen,  dass  wenn  alle  Functionalde- 
terminanten 


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8  ERNST  SCHERING, 

worin  die  absoluten  Werthe  der  A, ,  A,,  A,  . . .  AB  alle  von  einander 
schieden  sind,  zu  Null  werden,  dieses  auch  für  alle  Functionaldeterminan- 
ten  von  der  Form 

stattfinden  rauss.  Denn  bezeichnen  At,  A,,  A,,  A4  . .  hn  Indices,  deren 
absolute  Werthe  von  einander  verschieden  sind,  und  ist 

*(•»..         4»,.  --j) 

eine  Determinante,  welche  nicht  verschwindet,  so  folgt  nach  Jacob i's 
Fundamentalsatz  für  die  Functionaldeterminanten,  dass  qh  ,  q_h  ,  q^,  qh--qhn 
als  Functionen  von  4»,.  t*!  ■  •  'r*»  und  von  den  übrigen  Grössen  ^  ,  q_k  , 
?_a  •  •  •  ?_v  welcne  mit  jenen  erstem  zusammen  in  den  gegebenen 
Functionen  <{V  <rV  •  • vorkamen,  dargestellt  werden  können  und  also 
auch  die  Functionaldeterminanten 

i4i  g(y  *„.    g-A,.>-A. '♦»•  •  +«) 

L  »&*,»  f-*,.  »_A.»  »-A.  •  •  •  -?-AB«  *•■  *•  •  ^ 

bestimmbar  sind,  wenn  ji,  v  irgend  welche  der  vier  Werthe  +A,,  4-A,  an- 
nehmen.   Solche  Determinante  soll  für  die  nächste  Rechnung  kürzer  durch 

[15]  H 


8  (»*,.«_*,.»•) 


bezeichnet  werden .  dann  besteht  zwischen  .diesen  nach  dem  Bildungsge- 
setze der  zwei  mal  zwei  gliedrigen  Functionaldeterminanten  die  Gleichung 

ri6l!<>*''g~*'")  =  9('*',f*'    3°  '(>-Vf-*. "}  »«)  g(y-A,^A.  »•> 

und  nach  dem  Satze  über  die  Multiplication  der  Functionaldeterminanten 
die  Gleichung 


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NORMALE  FORM  DER  CANONISCHEN  SUBSTITUTION.  9 

5 5*/  *+*,'  «-A,-  S-A4  ••  ' Ö(?A,'  »-A,  »•) 

M.i  ♦ ».  +4«--+Ä»tAt»  f_A,p  •«-*„) 

~~  ä (vAt .?_/*,•  'M, -?A.  -?V  ?A,.  '/-A,»?~A,'  ?_A,  -?-A„) 

In  dieser  letzten  Gleichung  sind  die  erste  und  die  dritte  Functionalde- 
terminante  die  beiden  Glieder,  deren  Summe  [11]  nach  den  zwischen  den  <J» 
bestehenden  Bedingungsgleichungen  [Gl  zu  Null  werden  soll ;  die  erste  die- 
ser beiden  Determinanten  ist  als  von  Null  verschieden  vorausgesetzt  [l  3], 
also  wird  auch  die  andere  und  damit  dann  ihre  Verhältnisszahl,  nemlich 

*5v  ?-a,  »•) 

sich  von  Null  verschieden  ergeben  und  daraus  folgen,  dass  wenigstens  zwei 
der  Functionaldeterminanten  in  der  vorhergehenden  Gleichung  [16],  also 
wenigstens  zwei  der  Determinanten  von  der  Form 

*(»*_•  ?AV    »•)     ,  .  . 

Ü  1—,    für  A  =  +A, ,  Ä  ass  -f-A, 

nicht  verschwinden  dürfen.  Das  Product  jeder  derselben  multiplicirt  in 
[13]  ist  nach  dem  Satze  über  die  Multiplication  der  Functionaldeterminanten 

6 ♦„       ••■4'n.  ?A,'?-A,-?-A,'?-A.  •  *<fy  «A,  H 

*5»7 ?_A  /  '/A,.  **.-•**„•  ?A,'  '/-A,'  »-A.  •  •«^) "  Ö(?A,'»-A,  3'] 

_  V     4,.   *«■••*„.  ?y  g-A,-g-A4-g-Q 

also  kann  diese  letzte  Determinante  auch  nicht  zu  Null  werden ,  was  der 
Voraussetzung  [12]  widerspricht,  da  sie  abgesehen  vom  Vorzeichen  mit  ei- 
ner der  vier  Determinanten 

ö(?+A,'9±A,'?A,-9A.--?aJ 

gleiche  Bedeutung  hat. 
Maihem.  Classe.    XIX.  B 


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10  ERNST  SCHERING, 

Verschwinden  also  sämmtliche  Determinanten  von  der  Form 

für  solche  A,,  A,,  A|t  A4  . . .  An,  welche  dem  absoluten  Werthe  nach  alle 
von  einander  verschieden  sind,  so  kann  keine  der  n.n  gliedrigen  Functio- 
naldeterminanten,  in  welcher  nur  zwei  der  Indices  der  q  gleiche  absolute 
Werthe  haben,  von  Null  verschieden  sein. 

Auf  ganz  analoge  Weise  ergibt  sich,  dass,  wenn  alle  Functionaldeter- 
minanten  verschwinden,  für  welche  nur  ein  Paar  der  Indices  gleiche  ab- 
solute Werthe  haben,  auch  die  Functionaldeterminanten  mit  zwei  Paar  In- 
dices von  gleichen  Werthen  zu  Null  werden  müssen ,  denn  wäre  z.  B. 

fr.  fr,  fr,   fr,  fr  ...fr,) 
^20J  *  tay  ?-y  ?a4.  f-v  »V     •  •  •«*») 

von  Null  verschieden,  so  müsste,  weil  nach  den  zwischen  den  bestehen- 
den Bedingungsgleichungen  [6]  die  Summe  der  Functionaldeterminante 
[20]  und  der  beiden  aus  ihr  nach  Ersetzung  von  -f-Af,  — ht  entweder 
durch  -\-ht,  — A,  oder  durch  +  A,,  —  A,  gebildeten  Functionaldetermi- 
nanten gleich  Null  ist.  auch  wenigstens  noch  eine  dieser  beiden  andern 
Functionaldeterminanten  von  Null  verschieden  sein.   Werde  also  noch 

fl(fr,  fr.    fr,  fr,    fr.  fr  ---fr,) 

von  Null  verschieden,  so  müsste  die  Functionaldeterminante 
*(y  ?y  Ty  H'?-v}-v}-yi^  *n> 

1  ö(?+y  »_y  ?y  ?_y  üy"  £1^  •  •  ?_A„.  fr-  fr.  •••*») 

welche  für  irgend  zwei  der  Werthe  +A,.  +A,  statt  A^  und  Av  genom- 
men eine  bestimmte  Bedeutung  hat,  für  A^  =  -j-hl  und  hy  =  — A,  als 
Verhältnisszahl  zwischen  den  beiden  vorgenannten  nicht  verschwindenden 
Functionaldeterminanten  [20]  und  [21]  auch  von  Null  verschieden  sein. 
Diese  Determinante  [22]  für  k  =+hlt  A^  =  —  A,  lässt  sich  aber  ähnlich 
wie  vorhin  in  [16]  als  Summe  von  Producten  der  analogen  vier  Functional- 


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THEILWEIS  GEGERENE  SUBSTITUTION. 


U 


determinanten  für  h  =+Af,  hH  =  +ht  darstellen,  also  wenigstens 
eine  dieser  vier  muss  von  Null  verschieden  sein. 

Durch  Multiplication  dieser  nicht  verschwindenden  Functionaldeter- 
minante  in  die  nach  der  Voraussetzung  nicht  verschwindende  Functional- 
determinante  [20]  würde  sich  eine  von  Null  verschiedene  Functionaldeter- 
minante  mit  nur  einem  Paar  dem  absoluten  Werthe  nach  gleichen  Indices 
A4  nnd  — ä4  ergeben,  was  der  Voraussetzung  widerspricht;  es  müssen 
also  auch  alle  Functionaldeterminanten  mit  zwei  Paar  dem  absoluten 
Werthe  nach  gleichen  Indices  der  q  verschwinden. 

Daraus  lässt  sich  dann  weiter ,  ebenso  wie  hier,  das  Nullwcrden  aller 
Functionaldeterminanten  mit  mehreren  Paaren  dem  absoluten  Werthe 
nach  gleichen  Indices  schliessen  und  also  das  Verschwinden  sämmtlicher 
Functionaldeterminanten  der  Functionen  ift, .  .tyn,  was  aber  der  ersten 
Voraussetzung  widerspricht.  Es  ist  daher  die  Annahme,  alle  Functionalde- 
terminanten mit  n  dem  absoluten  Werthe  nach  verschiedenen  Indices  der 
q  seien  gleich  Null  nicht  zulässig,  wenn  überhaupt  irgend  eine  der  n.n 
gliedrigen  Functionaldeterminanten  nicht  verschwinden  und  die  Gleichun- 
gen [6]  bestehen  sollen. 


IL 

Theilweii 


In  meiner  Abhandlung  über  die  Hamilton-  Jacobische  Theorie  Arti- 
kel X.  ist  gezeigt, 

dass  die  vervollständigten  Poissonschen  Differentialgleichungen: 

ffe^T- [23] 

.a^ö^     d^ke9k,  =  oßirh^k  [24] 

f  («9,  Sp,  —BPl  hTt)  =  1  für  h  =  k  [25] 

f  WitT-eTtWi)- 0                   <  [26] 

B2 


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12  ERNST  SCHERING, 

[27]  fWiöFl-öFlö7l)--öt 

;*28J  y\öqi&Fl~  *Ti  ö?/  /  ~  dt 

fir  l  sss  1,  2,  Ä  . .  .  n 

die  2n  +  l   Functionen  E,   tyn,  fA...*9H    als  canonische  Substitution 

charakterisiren ,  nemlich  sie  eine  Gleichung  von  der  Form 

erfüllen  lassen;  aber  tvenn  nur  eine  geringere  Anzahl  von  jenen  2n-\-\  Functio- 
nen gegeben  ist,  so  genügen  die  zwischen  ihnen  bestehenden  Poissonschen 
Gleichungen  auch  noch ,  damit  die  Functionen  die  ihrer  Bezeichnung  entspre- 
chenden Glieder  einer  canonischen  Substitution  ausmachen. 

Den  Beweis  dieses  fundamentalen  Lehrsatzes  werde  ich  führen,  indem 
ich  zeige,  dass  zu  beliebigen  unter  den  . ..  tyn,  <p,, . . .  <pB,  E  gegebenen 
Functionen .  welche  die  unter  ihnen  bestehenden  Gleichungen  in  der  Reihe 
[23]...  [28]  erfüllen,  die  andern  Functionen  so  bestimmt  werden  können, 
dass  allen  übrigen  Gleichungen  in  jener  Reihe  auch  genügt  wird.  Von 
den  verschiedenen  Methoden,  die  man  anwenden  kann,  um  die  Ausführung 
der  Lösung  einer  solchen  Aufgabe  zu  erleichtern,  werde  ich  an  dieser 
Stelle  nicht  weiter  handeln. 

Zunächst  lässt  sich  die  Ordnung  der  gegebenen  Functionen  <p,  <J>  so 
einrichten,  dass  die  Aufgabe  in  einer  übersichtlichen  Form  auftritt.  Ist 
nemlich  für  einen  Index  oder  für  mehrere  h  die  Function  <pA  gegeben, 
aber  nicht  die  conjugirte  Function  ^ ,  so  wollen  wir  die  Rechnung  so 
stellen,  als  sei  die  gegebene  Function  ein  tyh;  wenn  dafür  die  Aufgabe 
gelöst  ist ,  braucht  man  zur  gefundenen  Substitutionsfunction  <S  nur  das  so 
gefundene  — Ta't'a  hinzuzufügen,  dann  nimmt  das  gefundene  die  Stelle 
des  gesuchten  —  A.  und  das  in  die  Rechnung  eingeführte  &.  die  Stelle 
der  gegebenen  Function  <pA  ein.  Für  die  paarweis  zusammengehörigen 
und  gegebenen  tp.  und  tyh  mögen  die  kleinsten  Indices  1,  2, .  .  n"  genom- 
men werden  ,  für  die  einzeln  gegebenen  oder  dafür  in  Rechnung  gesetzten 


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DERIVIRTE  NACH  DER  ZEIT  IST  GEGEBEN.  13 

^  die  darauf  folgenden  Indices  n"+1 ,  n-\- 2,  . . . n,  also  werden  die  noch  zu 
suchenden  $  die  Indices  w'-f-l,  »'+2,  ...n  und  die  noch  zu  suchenden  <p 
die   Indices  n"+l ,  »w-f-  2,  . . .  n',  n'-f-l,  . . .  n  haben. 


in. 

Bestimmung  einer  Substitution«function  durch  ihre  nach  der  Zeit  genommene  Derivirte. 

Der  Fall,  dass  die  Function  E  und  entweder  keine  der  Functionen 
<p  tind  <{>  oder  doch  nur  solche  von  diesen  gegeben  sind ,  deren  Indices  die 
lleihe  1,  2,  3,  ...  n  nicht  vollständig  ausfüllen,  lässt  sich  auf  den  Fall  zu- 
rückführen ,  dass  solche  Function  E  der  Null  gleich  ist. 

Die  2n  Gleichungen 

d?,        .6E        AJl       ,  dJE  .dB 

dt  —  ~*  dpi 1  -  dt  —  -T-ö^'  -"n  —  -r^-  ^ 

dp,    02  ^  _   32? 

dr   —        6ft  '  •  •  •  dt  —  ~6q('  '  '  -  dt  — '  öy„ 

worin  E  als  Function  von  t,  qlt  .  .q  .  pt,  ..pn  gegeben  gedacht  ist,  und 
auf  diese  2n  Grössen  sich  die  partielle  d  Differentiation  bezieht,  wäh- 
rend d  die  totale  nach  t  genommene  Differentiation  bedeutet,  lassen  sich 
durch  In  Lösungen  integriren,  indem  die  qt,  ..qn,  /),,  .  .pn  als  Functio- 
nen ihrer  für  die  Zeit  f°  geltenden  Anfangswerthc  qt0, ..  qn°,  pt9,  ,.pn° 
und  der  Zeit  t  dargestellt  werden.  Diese  Functionen  eingesetzt,  machen, 
wenn  wie  auch  in  der  Folge  die  Summation  2  über  die  Werthe  l  ss  1,  2, . .  n 
sich  erstreckt .  das  Integral 

fßp?g-B)dt=8*  [30] 

zu  einer  Function  von  qt°,         pt°, .  t 

Es  ist  aber  für  eine  auf  t  sich  nicht  beziehende  im  Uebrigen  allge- 
meine Differentiation  h  identisch : 


14  ERNST  SCHERING, 

also,  wenn  man  mit  D  eine  allgemeine  Differentiation  bezeichnet,  wird 
zufolge  der  Gleichungen  [29]  für  das  Integral  S° 

DS°  =  2ptDqt  —  2P/0D9/0-f-eD< 

worin  e  eine  noch  zu  bestimmende  Function  bedeutet.  Diese  Gleichung 
geht  für  den  Fall,  dass  die  D  Differentiation  die  nach  der  Zeit  genommene 
vollständige  d  Differentiation  bedeutet,  in  die  Form 

d7  —  "Pidt+e 
über ,  während  aus  der  Definitionsgleichung  [30]  für  8°  folgt 

demnach  ist  e  =  —  E  und 

[32]  DS°  =  2^D<7/-2;)/0D?/0— EDt 

Es  lässt  sich  also  für  jede  Function  E  von  qt,  •  ■qn,  pt,  ..p  ,  t  ein 
System  canonischer  Variabein  q*,  . .  q°,  pt°,  .  .  pn°  und  eine  zugehörige 
Substitutionsfunction  8°  finden.  Ist  nun  keine  der  Functionen  «L  _  ,.d»  , 
fv  gegeben,  so  würden  . .  q°,  p*t .  .pn°  dafür  genommen  schon 
eine  Auflösung  der  gesuchten  Aufgabe  bilden. 

Sind  aber  einige  der  fi  und  <p  Functionen  gegeben ,  so  ist  eine  wei- 
tere Transformation  erforderlich. 

Bedeutet  A  eine  Function  von  qt , .  ,qn%  pt , .  .p9,  t,  so  besteht  die 
identische  Gleichung 

also  mit  Berücksichtigung  der  obigen  Gleichungen  [29]  auch 

[»»]     Sf  -  w+M'4Hr*iB4)  (fQr  »••••) 

setzt  man  die  gegebenen  Functionen   «J> m ,  ••tV'  tV  ^Qr  ^»  80  ver* 

schwinden  die  zweiten  Seiten  dieser  Gleichungen  [33]  in  Folge  der  für  die 
Functionen  |  und  <p  gemachten  Voraussetzungen  [27],  [28]  und  es  wird 


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DERIVIRTE  NACH  DER  ZEIT  IST  GEGEBEN. 


15 


dT  =  0'    ••dT  =  0'  dT  =  °«  •   •  dT-  =  °  W 

also  sind  ?i,,"(?n'"  Integ™!0  der  obigen  2«  Differentialglei- 

chungen [29]  und  können  demnach  als  Functionen  allein  von  den  Grössen 
-  ?«0«  Pt°'  -  Pn  onne  '  dargestellt  werden. 
Setzen  wir  in  der  identischen  Gleichung 

die  Grössen  C,.  ..Cm  der  Reihe  nach  gleich  qt, ..qn,  pt,  ..pn,  nehmen  die 
D  und  A  Differentiationen  speciell  als  die  partiellen  nach  qf,  pf  gebilde- 
ten mit  d  zu  bezeichnenden  Differentiationen ,  dividiren  beide  Seiten  der 
Gleichung  mit  D?°. &pj> ,  summiren  dann  über  die  Werthc  /=  1,  2.  3..n 
und  berücksichtigen  die  für  die  canonische  Substitution  nach  dem  vorigen 
Artikel  bestehenden  Gleichungen 

y  ^Jh^n  _dJ*  *Jk\ 

y  *n  dU  *fk\  =  0  für  A  <  Ä 
7  Uvf  dp?    W?  dtf]  =  1    für  A  =  k 

f  \dql-dpl'  -dpfdtf)-0 

so  erhalten  wir 

ZI&A  äB       dA  dB\        s*ldA   dB      BB   dA\  tq<ii 
,  \di:^-df^  =  ?(ärr^-^-aTj  t35J 

wenn  alle  Summationen  sich  auf  /=  1,  2,  ...n  beziehen.  Setzt  man 
hierin  für  A  und  B  je  zwei  der  Functionen  <}», ..  .<!>„„  <f ,  •  •  •  V  80  wird: 


fUtfdpf       dpfdq?}  — 

y  /d*A  d*v  _  «Ha  djN )  =  0 
'7\d^"0dp7~d>7♦d}J•'  =  1     für  A  =  v 


für  1  <  A  <  »',    l  <  *  <  n 
fürA^v,   l<A<n';    1  S^n" 


16  ERNST  SCHERING, 

Kann  man  also  zu  den  in  iqt°,  »qn°,  pt°,..p  0  allein  und  ohne  t 
ausgedrückten  und  gegebenen  Functionen  <p|(  ..'?n„  die  übrigen 

Functionen  4>,,....9  ,  <p  •••<?>  finden,  mit  denen  sie  zusammen  eine 
canonische  Substitution  bilden ,  wie  solches  in  den  folgenden  Artikeln  ge- 
zeigt wird,  so  ergibt  sich  auch  eine  von  t  freie  Substitutionsfunction  S* 
der  Art,  dass 

VS'  =  S^D^-S^D^  (für  /=  l,  2,...n) 

und  also 

D (S°+S*)  =  ^p,Dq,  -  2?,D^  -  EDt 
wird ,  wie  wir  es  suchten. 

IV. 

Bestimmung  einer  Substitution  durch  eine  gegebene  unvollständige  Reihe 
der  eingeführten  Veränderlichen. 

Sind  nur  die  Functionen 

♦t«  Ti»  ■••?»•  für  *"<»'<" 

aber  nicht  die  Function  E  gegeben,  so  lassen  sich,  wie  wir  jetzt  nachwei- 
sen wollen,  die  Functionen  tyn>±t<  tV+j'  ••^n  m^  Hülfe  der  Jacobi'schen 
Lehrsätze  über  simultane  lineare  partielle  Differentialgleichungen  be- 
stimmen. 

Hiebei  werden  die  Functionen  <j>„.+  l,  •  •  tyn  nach  einander  aufgesucht, 
und  an  jeder  Stelle  der  weiteren  Aufsuchung  kommen  die  gefundenen 
Functionen  schon  mit  in  Betracht.  Um  nun  bei  der  nachfolgenden  Ent- 
wickelung  sogleich  den  Umstand  mit  zu  berücksichtigen .  dass  schon  ei- 
nige der  Functionen  $  gefunden  sind,  sollen  die  «J»Jf  ..^n,,  9,,  nicht 
nur  die  gegebenen  sondern  auch  die  an  irgend  einer  Stelle  der  Rechnung 
schon  gefundenen  Functionen  mit  bedeuten. 

Bezeichnen  wir  zur  Abkürzung  9,,  ..9  „  der  Reihe  nach  mit 
t[»_t,  ••<}'_„..  und  für  irgend  eine  Function  /  von  den  Grössen  qi,..q. 
pt,'.p„,t  die  Operation 


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UNVOLLSTÄNDIGE  REIHE  DER  GEGEBENEN  FUNCTIONEN.  17 

wobei,  wie  auch  sonst  in  diesem  Artikel,  die  auf  /  und  X  sich  beziehen- 
den Summationen  über  die  Werthe  1.2,3,..«  zu  erstrecken  sind,  so  wird 
identisch 

und  daher 

VkW- VM  =  «Fi  FkiÜ SÄ-** *rJ 

oder  mit  Benutzung  der  oben  unter  [36]  eingeführten  Bezeichnung,  auch 

Nach  den  hier  zu  Grunde  liegenden  Voraussetzungen  [23]  bis  [26] 
erfüllen  die  schon  bekannten  Functionen 

$i»  •    «tV-   <rV>  ^_»- 

identisch  die  Gleichungen 

VJi]=-V[y-0    für    n  +  v>0  m 
—  1    für    it  +  v  =  0,  n>0 

es  ist  also  für  jede  Function  /  auch 


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18  CBN  ST  SCHERING, 

wenn  ja  und  i  irgend  zwei  der  Indices 

—  n",  —  >/"— l),  ..—1.  +|,  .  .-|-»"  +»'+!,  ...n 

bedeuten. 

Jede  noch  aufzusuchende  Function  $  für  >;>n'  muss  die  »'+»" 
linearen  homogenen  Differentialgleichungen 

[41]    V[^]  =  0    für    v=  — /»".  -(«"— I).  1....  »",...  » 

erfüllen,  und  von  den  Functionen  <J»  „  ,  ,  (f»H„  ,,,  •  unabhängig  sein. 

Nadi  dem  Jacobi 'sehen  Satze  gibt  es  für  n'-\-n"  simultane  lineare  Dif- 
ferentialgleichungen T  <|»  =  0,  welche  die  Bedingung  1f  =  ^^[/j 
identisch  erfüllen,  und  welche  die  nach  In  unabhängigen  Veränderlichen 
wie  hier  </,,...  p,  ,  ]>n  genommenen  partiellen  Derivirtcn  enthalten, 
2n —  (n'+«")  —  1  von  einander  unabhängige  und  von  einer  Constanten 
verschiedene  Functionen  b  als  Lösungen. 

Von  diesen  Lösungen  sind  die  6  „ .  ,  6  »  r   4*  -  auszuscheiden,  es 

bleiben  also  nur  noch  2n — (n'-f-n") —  1 —  («' — »")  =  2»  —  2»' — 1  von  ein- 
ander unabhängige  Lösungen  <}/,  es  kann  daher  durch  Fortsetzung  dieses 
Verfahrens,  so  lange  die  Anzahl  n  der  gefundenen  Functionen  »..fcj 
kleiner  als  »  ist,  immer  wenigstens  noch  ein  neues  ^  gefunden  wer- 
den bis  man  n  —  ri  Functionen  $  gefunden  hat,  welche  unter  sich 
und  mit  <?n  <p,,  tyt,..tyn..,  tyn»+t,--tyj  die  erforderlichen  Differential- 
gleichungen [4 1  ]  erfüllen ,  und  welche  von  einander  und  von  den  Functio- 
nen {■„».l.i  "tytf  unabhängig  sind. 

Die  gefundenen  Functionen  werden  auch  von  9  „..?,,  6  ..6  „  un- 
abhängig,  denn  sonst  müsste  eine  dieser  letztern  9  oder  <j/  eine  Function 
der  übrigen  9  und  9  sein,  wenn  aber  0  und  1'^  Functionen  von  den 
Grössen  9  ,,..9^,,  y,...9n„  mit  Ausschluss  beziehungsweise  des  9^  und 
des  <{>v  und  b  die  nach  jenen  In" — 1  Grössen  genommenen  Differentiale 
bedeuten ,  so  ist  nach  der  Voraussetzung 

b«F, 


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VOLLSTÄNDIG  GEGEBENE  REIHE  DER  FUNCTIONEN.  19 
und  in  Folge  von  [23]  bis  [26]  daher  auch 

'y"/!!»»!i_!V3i\  - 
*y"  Ü  'y"  &    A_ 5A  ^**\  4_* y""Ü 'y" a_I*_i*e  Ö9jt)  —  o 

und  ebenso : 

also  würde  der  aus  9^  und  ^  oder  der  aus  ^  und  <pv  gel)ildcte  Poisson- 
sche  Diffcrentialausdruck  [25]  den  Werth  0  erhalten,  während  der  durch 
die  Voraussetzungen  der  Aufgabe  bestimmte  Werth  +  1  ist. 

Enthalten  die  gegebenen  Functionen  der  9  und  <{>  nicht  die  Zeit  t, 
so  lassen  sich  die  hinzuzufügenden  Functionen  9  auch  als  von  t  unabhän- 
gig bestimmen. 

Die  weitere  Auflösung  der  Aufgabe  behandelt  der  folgende  Artikel. 


V. 

einer  Substitution  durch  eine  vollständig  gegebene  Reihe 
der  eingeführten  Veränderlichen. 

Die  Aufstellung  einer  Substitution,  für  welche  sümmtliche  Functio- 
nen 9,,.-.  9„  gegeben  sind,  erscheint  bei  unserer  Behandlungsweise  nur 
als  eine  besondere  Form  von  der  Aufgabe,  die  «ich  darbietet,  wenn 
ausser  den  sämmtlichen  9  Functionen  auch  noch  einige  der  Functionen 
E,  9  ,  . . .  9     gegeben  sind. 

Mit  Hülfe  des  Satzes  über  die  normale  Form  einer  canonischen  Sub- 
stitution Artikel  I.  denken  wir  uns  die  Veränderlichen  p  und  q  so  ge- 
wählt, dass  alle  Functionen  durch  Ausdrücke  allein  von  9 1 ,  •  •  9n.  q , ,  •  •  qn,  t 
dargestellt  werden  können,  also  entweder  jedes  ph  und  qh  an  seiner  Stelle 
gelassen  oder  ein  solches  Paar ,  wenn  es  erforderlich  war,  in  qh  und  —  ph 
umgesetzt  ist. 

C2 


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20  ERNST  SCHEKING, 

Es  sollen  1)  und  A  zwei  allgemeine  von  einander  unabhängige  Dif- 
ferentiationen bedeuten ,  es  soll  ferner  die 

ö  Differentiation  auf  die  unabhängigen  Veränderlichen  t,  f|*"fa»J*,i  •■  Pn 
h  Differentiation  auf  die  unabhängigen  Veränderlichen  t,  qi,..qn,  jft,  ..$n 

sich  bezichen. 

Zur  Abkürzung  der  Formeln  wollen  wir  noch  folgende  Bezeichnun- 
gen einführen 

f+o  =  E'  ?-„  =       ff-,.  =Pp    fQr    I*  ^  1 
[A]  =  -H  für  A>+0,  [*]  =  -!   für  A  <J  — 1 

(JJ*— )  =  0  wenn  zugleich  Ar  von  — h  und  *  von  +0  verschieden  ist 
Q)=,  für  A=(=+0 

1  =  !— *  wenn  /  von  4-0  verschieden  ist 

(JJ)  =1    für   ji  —  — A  <  — 1   und  für   ji  =  A  =  +  0 
=  o    für   A  <  — 1  und  zugleich  A  J  —  ja 


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VOLSTÄNDIG  GEGEBENE  REIHE  DER  FUNCTIONEN.  21 
(ijrj-l    für    ?  =  <> 
(^j**)  =  0    für    |i  <  e  und  zugleich  ja  <  0 

Es  seien  also  nach  den  Voraussetzungen  [23]  bis  [28]  die  Functionen 

V'  V-ii  ■*  »f  v  E'  f  i«  'K  'h'"  'K  '+i-  •••'}'„ 

oder  nach  der  jetzt  zu  gebrauchenden  Bezeichnung 

*_(„»_,).  •  •  •  ♦+•'  "  ' 

bekannt  und  von  der  Beschaffenheit,  dass  die  Po is so n sehen  Differential- 
Ausdrucke 

für  alle  aus  der  Reihe  —  n"...  —  1,  -f-fl,  +1 . ..  -f-«  genommenen  Werthe 
der  Indices  A  und  k  identisch  verschwinden  ausser  für  h  ==  —  X •  =  —  o. 
Die  Summation  ist  über  1  = — n,  — »— 1 ...  — 1,  4-0,  -f-l,  -j-2. ..-{-» 
auszudehnen. 

In  dem  Ausdruck 

[4»] 

soll  die  Summation  in  Bezug  auf  /  sich  über  die  Werthe  +0,  +1,  +2, 
..+»  erstrecken,  die  andere  Summe  sich  auf  h.  k,  \i,  v,  e,  e  beziehen 
aber  nur  über  die  Werthe  — n",  ..  —  I,  +1  •  ■•+•  sich  erstrecken, 
dabei  soll ,  wenn  zugleich  h  und  k  von  Null  verschieden  sind ,  ji  mit  h 
und  ebenso  v  mit  k  nur  gleiche  Vorzeichen  annehmen.  Es  werden  also 
(t  und  h  nur  dann  ausser  gleichen  auch  noch  entgegengesetzte  Vorzeichen 
erhalten,  wenn  k  =  0  ist;  ebenso  v  und  k  nur  dann  ausser  gleichen 
auch  noch  entgegengesetzte  Vorzeichen  erhalten,  wenn  h  =  0  ist.  End- 
lich soll  noch  das  Werthsystem  h  =  — k  =  —  0  ausgeschlossen  sein. 


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22  KUNST  SCHERING, 

Unterscheidet  man  nun  zunächst  die  neun  Fälle  nach  den  Vorzeichen 
und  Nullwerthen  der  h  und  k,  unterscheidet  ferner  für  jeden  dieser  neun 
Fälle  die  im  allgemeinen  möglichen  neuen  Fälle  nach  den  Vorzeichen  und 
Nullwerthen  der  n  und  v  und  ersetzt  dann  die  im  ausnahmsweise!»  Sinne 
gehrauchten  d  und  c  Derivirtcn  durch  die  zuvor  angegebenen  singulären 
Werthe,  führt  dann  mit  Hülfe  der  allgemeinen  Formel 

die  .Summationen  über  h  und  k,  hiernach  mit  Hülfe  von 

L 14J      7 dP) =  iit  —  6,it'  x  dn      —  »at •  x  bn  Tt  —  u~~äi 

die  Summationen  üher  (i  und  v  aus,  zieht  dann  die  partiellen  Differen- 
tiale wie 

e  =  —  n,  .  .  —  1,  +0,  -H  . . .  +n.    X=l,2..n,    t]  —  1,2,  . . »" 

zusammen,  wobei  also 

Dl,  =  Ad»,  =  0   für  C  =  n"-fl,  n"-|-2,  ...» 

vorausgesetzt  wird,  so  erhält  mau  für  den  Ausdruck  [42]  ohne  irgend 
welche  andere  Rechnungsoperation  vorzunehmen: 

[46]  -2['  -t]DP„ AQs  +  vHÄpDQi 

oder:  [47] 

vD„   A?x  — SAp  .D^-  SD?  .A^+SA?  .DA  -D-E.Ar+AE.Dr 
>  >•  i     n       '  i 

X  =s  1,  2,  3  .  .  «,    Tj  —  1,  2,  3  .  .  n 
für  D4>c  =  A<j,c=  0,    C  =  «"+1,  n"+2,  ..« 

Der  Ausdruck  [12]  und  damit  auch  dieser  Ausdruck  [47]  wird  nun 
aber  mit  Rücksicht  auf  die  zwischen  den  Functionen  <?,,  <p2  ,  .  •  •  <?„. 
AJt  ...AB,  E  bestehenden  Gleichungen  [41]  zu  Null,  nach  Artikel  VLll 
der  genannten  Abhandlung  ist  daher 


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VOLLSTÄNDIG  GEGEBENE  REIHE  DEIt  FUNCTIONEN.  23 
SjVDfc-X*  D*  -EDt  [48] 

wenn  die  J»,,J»,»  -«/V  Tfi  ?2>  • -<?n,..-E  als  Functionen  von  den  y|t  qt...qn, 
4* t  *  4* * '  —  *  dargestellt  und  4'M«_t_1  -  -  -  4*„  als  unveränderlich  betrachtet 
werden,  eiu  vollständiges  Differential  D.S'  einer  Function  <S  von  den 
Grössen  qt,  q2,  ..qn,  <{>,,  . .  i>n,  t.  Bezeichnet  man  die  nach  diesen 
2 «  +  1  Grössen  genommenen  Differentiale  mit  8  so  ergeben  sich  die  ge- 
suchten <p?  für  C  —  «"+1,  «"+2,  . aus 

und  es  ist  also  <J?  eine  Substitutionsfunction  für  die  als  Functionen  von  den 
Veränderlichen  pt.p2-   P„.  tf,.  1t  ■■■?»•  f  gegebenen  Grössen  (^...f  tJ$ 

Bei  der  Anwendung  dieses  Endresultats  auf  die  im  Artikel  IL  be- 
handelte Aufgabe  würde  man  also,  wenn  zwischen  einzelnen  Paaren  der 
<p  und  Umstellungen  vorgenommen  sind  und  zwar  für  die  zum  Theil 
gegebenen  Functionen        ji  "•,  fv*.  cp 

\  =  V'  i  =  V*  'f* =      *• =  +'f " 

gesetzt  ist,  wenn  ferner,  wie  in  diesem  Artikel,  um  die  normale  Form  der 
Substitution  zu  erhalten,  statt  der  in  den  gegebenen  Functionen  vorkom- 
menden Grössen  qh',  ph',  qk",  p"  die 

Pf,  =  Pk>  1k  =  1h F*  =  -  =  +J»**" 

eingeführt  sind,  noch  1p**q~  —  2^"^"  zu  5  hinzuzufügen  haben,  so- 
dass erst 

worin  A  und  k  vereinigt  die  ganze  Reihe  der  Zahlen  1,  2,  3..n  und 
ebenso  p  und  v  vereinigt  die  ganze  Reihe  der  Zahlen  1 ,  2,  3 . .  n  aus- 
füllen ,  die  Fundamentalgleichung  für  die  in  der  Aufgabe  geforderte  Form 
der  Substitution  darstellt. 


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24  ERNST  SCHERING, 

Sind  keine  der  Functionen  <p  oder  ist  E  nicht  gegeben,  so 
wurde  die  vorstehende  Untersuchung  anwendl>ar  bleiben,  man  hätte  nur 
DQ(  =  A  Q  =  0  für  e  <  — 1  oder  für  e  =  0  zu  setzen,  wodurch  dann 
in  dem  obigen  Ausdrucke  [4S]  die  auf  <p  oder  t  bezüglichen  Glieder  ganz 
verschwinden  würden.  Enthalten  dann  die  gegebenen  Functionen  die 
Grösse  t,  so  verschwindet  E  nicht,  sondern  wird  =  — 


VI. 

Der  I  u-olusche  SaU  und  ein  analoger  einfacher  LehrtaU. 

In  der  Abhandlung  über  die  Hamilton-Jacobi'sche  Theorie  Arti- 
kel IX.  [14]  habe  ich  die  Jacobi'schen  Gleichungen  durch  folgende  2» 
ergänzt : 

»?t  8E        %q{  8E        »?„  6E 

Ti  —  ~^öyi'  •  -  87  ~      5^'  "  *  "57  =  +  df 

[51] 

0ft  8E         Ijij  BE         *p„  dE 

Tt  =  ~ ö^'  •  •  «T  =  ~~8ji>  •'TT  =  —  eTH 

Hierin  bezieht  sich  die  ic>  Differentiation  auf  die  Unabhängigen 
4*t  •  4** »  •  •  4*  •  <Pi»  9  t  •9n'  1  un<*  ^e  "  Differentiation  auf  die  Unabhängi- 
gen Pt*Pt>  -Pn>  L  Es  sind  also  die  in  q,  p,  t  dargestellten 
Functionen 

9i'  9f-?n'  Vt'ft»"?»  Constanten  gleich  gesetzt 

ein  vollständiges  System  von  Integralen  der  obigen  2«  Differentialglei- 
chungen [51]. 

Aus  der  dort  auch  mit  angegebenen  Gleichung 

*E_dE 

l52J  »7  —  ö7 

geht  dann  hervor,  dass ,  wenn  E,  als  Function  von  ?I.««5f„i  /V««^,,' f 
dargestellt ,  die  Grösse  t  nicht  explicite  enthält 

E  =  const. 


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POISSON-JACOBI'S  SATZ.  25 

selbst  ein  Integral  jener  Differentialgleichungen  [51]  ist,  dann  folgt  aber 
weiter  aus  den  2n  dort  abgeleiteten  Gleichungen 

iE        ß?A      H>E  6*<h 

*fk  =  öf    Wh  =  ~ St  t53l 

dass  die   partiellen   nach    t    genommenen   Derivirten   der  Functionen 
••t',Ii  9,,  ••'fA.  •  •<?„  auch  wieder  Integrale  jener  Differentialglei- 
chungen [51]  sind.     Das  Gleiche  gilt  von  jedem  Integral,  denn  es  wird, 
wenn  C  irgend  eine  Function  von  q% , .  mqn,  pf ,pn,  t  bedeutet , 

öc  _  8C  ,  y/»C  54/  ,  »C  S<pA 
dt  —  »< r_f~f  U-},ä7  "T»f|  a«  / 

[54] 

(/=  1,  2.  3\  ...») 

und  für  den  Fall,  dass  C  ein  Integral,  also  allein  durch  <L  ..<{»,  ». 
ohne  <  ausdrückbar  das  lieisst  Ä<  =0  ist,        =  funct.  (y,  <f)  =  const. 
Lassen  wir  nun  E  die  Hamilton  sehe  Function  -\-H  Artikel  I.  [5]  bei 
einem  mechanischen  Problem  bedeuten,  dessen  Differentialgleichungen  die 
obigen  [51]  oder  in  gebräuchlicher  Form 

d^,  _     an       iji^  9M      dg„_  an 

dt  ~~   '(!}>,'  '  •  dt  ~  "»  5^'  '  '  dt'  '  dPn 

iPl         dir      dP{  dir      dPn         dH  ^55^ 

d7=— dji'       dT  ~  ö?7'  '*d7  ~  dfn 

sind,  so  wird  das  Princip  der  Erhaltung  der  lebendigen  Kraft  durch  die 
Gleichung  H=  const.  dargestellt,  und  wir  erhalten  den  Satz: 

Gilt  in  einem  mechanischen  Problem  [55]  das  Princip  der  Erhaltung  der 
lebendigen  Kraft 

Function  (?,,  q2,  ..  qn,  pt,p2,  .  . pn)  = 

Function  (?|(  qt,  . .  qn,  q  f,  q\  ..  q'J  =  II  =  oonst 

so  ist  von  jedem  durch  canonische  Variable  oder  durch  Coordinaten  und  Ge- 
schwindigkeiten dargestellten  Integrale 

Mathem.  Classe.    XJX.  D 


26  ERNST  SCHERING, 

functfy,,.  ..qn,  pt,...pn,  t)  =  const 

oder 

funct(ft,...?B,  q\,...qn,  t)  =  const. 

die  nach  der  Zeit  t  genommene  partielle  Derivirte  wieder  ein  Integral  des 
Problems. 

Dieses  Theorem  ist  dadurch  um  so  merkwürdiger ,  dass  es  Integrale 
gibt,  von  denen  jedes  einzelne  durch  wiederholte  partielle  Differentiation 
nach  t  ein  vollständiges  System  von  Integralen  hervorbringt. 

In  der  That,  nimmt  man  das  Integral  E  =  const.  für  das  eines 
canonischen  Systems  von  Integralen,  was  nach  dem  Lehrsätze  in  Arti- 
kel IV,  weil  die  dazu  allein  erforderliche  Gleichung 


£  I8_E  Bjf,  _  BE  djA    ö^, 

/  Un  dp     BpiFfJ  ~~  TT 


identisch  für  tyt  =  E  erfüllt  wird,  gestattet  ist.  so  ergeben  die  Gleichun- 
gen [23]  bis  [28]  für  die  übrigen  nach  den  Artikeln  IV  und  V  hiezu  ge- 
fundenen Functionen        <j/t,  ..tyn,  <p,,       'f,.  •  'fn  noch 

(ö<h  8<\>h  ö<I»,ö<f»A 


l\6qt  Bp{      BPl  ~$9l) 

ö^_fl^,  8^  —  o  für 
i  Uffj  öVi     *P~i*ti)  =  1  für 

l  (ä9/  BP(       Bp(  ÖyJ  dt 
yl8E8<th      BE  8^.      _  8<fh 

i  '^7/  W~8p'i  oTi)  —Tt 


(/=  1,  2,  3,  .  .  .«) 

also  wird 

a*     0«,  a*  •* 

[561    •äT  =  -äT=--  =  "ö<=fi?  =  T7--  =  -«T  =  0'  "ö7  —  1 

und,  wie  die  Ausführung  der  Differentiationen  höherer  Ordnung  unmittel- 
bar zeigt, 
stellt  das  Integral 


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POISSON-JACOBI'S  SATZ.  27 
0  ?,+'K?,3    +  .•+♦.?,•"■  [57] 

mit  seinen  2/t  — 1  partiellen  Derivirten  nach  t  für  tyt=  H  ein  vollständiges 
System  von  2n  Integralen  des  durch  die  Differentialgleichungen 

dv.  —  i8J[  ,ön  _  dJl 

it—^dp,'    dt  —  ~1~dPt  •  '  '  '  dt  

dj>,  _     s/r   dp,  _     du        AP„  a/r 

d<  —  ~ öy,'    Tt  —  — Jfc«   •  •  •    fr  —  —  bjn 

gegebenen  mechanischen  Problems  dar,  wenn  H  nur  von  qt,  qt,  . .  qn, 
Pt'Pi>  -'Pn  un<*  »ich*  unm'ttelbar  von  t  abhängt. 

Dieser  Lehrsatz  besitzt  einige  Analogie  mit  dem  berühmten'Poisson- 
Jac ob i sehen  Lehrsatze,  der  zur  bessern  Vergleichung  hier  auch  aufge- 
stellt werden  mag. 

Aus  der  identischen  Gleichung 

d^.ab-a^.dbJ1?*!:  1 


(h.k) 


worin  A  und  B  als  Functionen  von  Ct.  C,--Cv  betrachtet  werden  und  die 
letzte Summation  nur  über  die  Combinationen  der  aus  der  Reihe  1,  2,  3 ..v 
genommenen  Indices  Ä  und  k  zu  erstrecken  ist,  ergibt  sich,  wenn  wir 
die  D  und  A  Differentiationen  auf  die  unabhängigen  Veränderlichen 
?i  Pi  -'P„  beziehen  und  bei  D  allein  q(  bei  A  allein  pt  sich  ändern 
lassen  und  auf  beiden  Seiten  den  gemeinsamen  Factor  D^A/>{  auflieben, 

&ABB      ÖA  SS  _^ldA  d»_0S  rsal 

ögjö^    ePl  cHl  —  2.       d-,k    e:h  aej  \öy,  a^    aP/  afJ  iö8J 

ersetzen  wir  hierin  die  C, ,  C2  •  .Cv  durch  die  Grössen  tyt...tyn,  <?t...<pn, 
summiren  dann  über  /—  1.  2,  3..«  und  ziehen  die  für  die  Poissonschen 
Differentialausdrücke  bei  einer  canonischen  Substitution  geltenden  Glei- 
chungen [23]  bis  [28]  zu  Hülfe,  so  entsteht 

D2 


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28  ERNST  SCHERING, 

r,ql  '^tdASB       ^BSA\  _X=n[!>A  9BBA\ 

Sind  nun  A,  B  Integrale  derselben  Differentialgleichungen,  für  welche 
die  «IS  •••(r'B»  Vt'-'Vn  e*n  vollständiges  System  canonischer  Integrale  be- 
deuten ,  so  werden  A  und  B  als  Functionen  von  den  und  <p  ohne  / 
darstellbar  sein,  und  dasselbe  wird  für  die  zweite  Seite  der  letzten  Gleichung 
gelten,  also  der  Ausdruck  auf  der  ersten  Seite  in  Gleichung  [59]  eine  Con- 
stante  sein  müssen,  wie  Poisson  auf  einem  anderen  Wege  gefunden  hat. 
Darauf,  dass  die  Gleichung 

ein  Integral  der  Differentialgleichungen  [55]  darstellt,  legte  Jacobi  des- 
halb grosses  Gewicht,  weil  diese  Gleichung  nicht  immer  identisch  erfüllt 
wird ,  auch  von  den  Gleithungen  A  =  const. ,  B  =  const.  unabhängig 
sein  und  also  ein  neues  Integral  geben  kann. 
Bezeichnen  wir  allgemein 

» 

ferner  diesen  Ausdruck,  wenn  darin  A(f)  statt  /  gesetzt  ist,  mit  A(A(f)) 
oder  kürzer  mit  A*(/)  und  allgemein  A(Am(/))  mit  A'n+,(/),  so  wird  mit 
Rücksicht  auf  obige  Gleichung  [59]  auch 

h=n  o/  >=»  .%a  »4A      SA  ft{<A. 

A(/)  =  +  A=,  •** rn  ~  *n  Hx) 

[62]  '  -+Si*A*»+ÄAw| 

also ,  wenn  wir  das  canonische  Integral  <J/ ,  gleich  dem  gegebenen  A  ge- 
nommen haben,  was  nach  Artikel  IV  in  Folge  der  Gleichung 


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JACOBPS  STÖRUNGSFO KM  ELN  VERALLGEMEINERT.  29 
yfdEdA  8E8A\  8A  _AA  

y\dqiePl    8PldvlJ     et —     "dT  —  0 
möglich  ist ,  wird 

A(/)  =  ^  und  ebenso  A«{/)  =  g£  [63] 

weil  A(<{>A)  =  0,  =  1  und  A(fy)  =  0  für  *>J  ist. 

Nif:/  man,  nachdem  die  zu  einem  Integral  A  —  <^ ,  =  const  zugehörigen 
canonischen  Integrale  fpn,  fi .  ?2-  'f3  •  •  •       bestimmt  sind , 

+  ?I.?,"-,  +  ?3-?,'*+  •  •  •  "f  '•?„.'■?,  s"-5+?11»-'  [64] 

äo  werden 

A   n  »if    »«/?        8»»-«//  rAlil 

2«  MM  einander  unabhängige  Functionen  von  den  ?  also  auch  von  den 
q,p,  t  sein,  daher  bilden  für  die  Differentialgleichungen 


d?,  _ 

4t  — 

.dir 

d?J 

dt 

*  *  dt 

«*  _ 

Bir 

dp, 

ö 

d/'„ 

811 

dt 

ö?1  ■ 

dt 

'  '  d< 

-  ~  *Ü 

die  gleich  Constanten  gesetzten  2  n  Functionen 

A,  B,  A(B),  Al{ß)  .  .  .  A*n-*[B),  AM"2(ß)  [66] 

ttonn  allgemein 

bezeichnet  ist,  ein  vollständiges  System  von  Integralen. 


VII. 

Jacobi'f  Störungsformeln  verallgemeinert. 

Im  Artikel  IX.  der  Abhandlung  Qber  die  Hami  1  ton- Jacobische 
Theorie  habe  ich  aus  der  Fundamentalgleichung  [14]  für  die  canonische 
Substitution  das  vervollständigte  System  der  Jacobischen  Gleichungen: 


30  ERNST  SCHERING, 


[67] 


*?A   

Ö5PA 

tt„ 
»?A 

2  .1 

r  rA 

"VA 

*k 

dp.' 
'  k 

■  k 

= 

FT  =  öJTl 

Ha 

Ha 

*Pk 

Ha~ 

»</A* 

Ha 

TT-  HA 

dB 

*?* 

82? 

**A 

*E  dB 

»<  • 

Ha 

—"BT- 

*1  ~  71 

h  — 

1,  2,  3, 

•  «  • 

and  Ä- 

—  1,2,3,  .  .  .  n 

abgeleitet.  Dabei  ist  ausser  der  Gleichung  [3]  nur  vorausgesetzt,  dass 
?i«  fft»  -1,,'  Pt'Pf  -Pn'  ^  a^s  Functi°nen  von  den  Grössen  <}>,,<{',.  % 
?,.  •  •  ?„<  '  und  umgekehrt  auch  f|t  ft,  . .  ^  ?1,  ?J,  . .  <pB.  -E  als 
Functionen  von  «y2,  .  .  qn,  pt,pt.  -'P„-t  betrachtet  werden  können. 
Es  ist  also  ohne  Einfluss  auf  die  Gültigkeit  der  obigen  Gleichungen,  ob  die 
Substitution  die  normale  Form  hat,  oder  ob  sie  solche  nicht  hat.  Dasselbe 
gilt  auch  von  den  hier  aus  jenen  Gleichungen  abzuleitenden  Lehrsätzen. 
Die  i>  Differentiation  bezieht  sich  auf  die  Unabhängigen  <{/,  <p,  t,  während 
die  d  Differentiation  als  Unabhängige  die  q,  p,  t  voraussetzt. 

Die  obigen  neun  verschiedenen  Formen  für  (2w-f-l)8  Gleichungen 
können ,  wenn  man  für  eine  positive  Zahl  m 

[68]  q_m  =  -pm,  p_m  =  +  ?„,,   q0  =  +*,  p0  =  —E 

setzt ,  auch  in  der  gemeinsamen  Form 

für       A  =  0,  ±1,±2,  ..±n  und  k  =  0.  + 1 ,  +2,  . .  ±n 

dargestellt  werden. 

Es  bleibt,  wie  leicht  zu  sehen,  auch  die  Gleichung 

***  _ 

Hfc  öPh 

für  A  =  ±1,  +2,  . .  +»  und  Ar  =  + 1,  +  2,  . .  Hhn 

richtig ,  aber  diese  letztere  umfasst  nicht  alle  Fälle. 


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JACOBI'S  STÖRUNGSFORMELN  VERALLGEMEINERT.  31 

Die  Verallgemeinerung  der  Jacobi'schen  Störungsformeln  besteht  in 
Relationen  zwischen  Functionaldeterminanten.    Eine  Functionaldetermi- 
nante  wollen  wir  nun,  zur  Erleichterung  des  Druckes,  wenn  «A( .      .  •  •  «A 
die  Functionen  und       ,     ,  . .       die  unabhängigen  Veränderlichen  sind, 
auf  welche  sich  das  Differentiationszeichen  d  bezieht,  durch 

d(u]hu  A„ 

* 

darstellen. 

Aus  dem  Bildungsgesetz  der  Determinanten  ergiht  sich  mit  Hülfe 
der  Gleichung  [69]  unmittelbar 

als  Verallgemeinerung  der  Jacobi'schen  Störung sformeln : 

»0» *,.     ♦  ■*»)  _  ,    w*(tl*k.    K  »V  ,  . 

•  <*l*..     *•■  ..*v)  ~~  *    l'  ö       *».  *..  -*v)  (  1  J 

worin  die  A(,  A2,  . .  Av  und  Ar,,       . .     irgend  welche  2v  der  Indices 

0.  +1.  +2,  +3,  .  .  ±n 

sein  können. 

Für  den  speciellen  Fall,  dass  die  A,,  At,  ,.*v  sowol  wie  auch  die 
kt,  kt,  . .  Arv  die  ganze  Reihe  jener  Zahlen  mit  Ausschluss  der  Null  ausfül- 
len, geht  jene  Gleichung,  wenn  man  die  q,  p,  ty,  «p  wieder  nach  ihrer  ur- 
sprünglichen Bedeutung  einführt,  in 

»(?..  ft.        ft.  ft.  ••;>„)     afa.  4»t.  ••4',.  -h.  ?i.  •  •?„)  ,  . 

über.  Verbindet  man  hiemit  den  Fundamentalsatz  von  Jacobi  über  reci- 
proke  vollständige  Functionaldeterminanten ,  nemlich 

»('}-..       •••4'„.  fi.  ft.  •  ••?»)  "  9  In-  P*>  Pf  '  ■■  Pn>  ~~ '  1  J 

so  ergibt  sich : 

*(9i-  9«.  •••?»■  Pi-  ft'  •  •J'n)    *W-  ••^n'  ?»  ?»'    '-yJ  __  _l_  i  [74-) 

f(«h,  fc.  •••'!'„.  Ti>  ?  ?„)        ö(9.«  9..  •••9„.  />..  Pi.  •••*■)  — 


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32  ERNST  SCHERING, 

In  dieser  Form  ,  mit  der  Unbestimmtheit  des  Vorzeichens ,  ist  dieses 
Theorem  von  Jacobi  gefunden  und  Seite  499  in  seiner  »Dynamik«  veröf- 
fentlicht Die  Bestimmung  des  Vorzeichens  ist  mir  gelungen  und  zwar  auf 
verschiedenen  Wegen,  zuerst  und  am  einfachsten  mit  Hülfe  der  Differen- 
tialdeterminanten. Da  die  Theorie  derselben  mit  mehren  neuen  Untersu- 
chungen in  engem  Zusammenhange  steht,  so  will  ich  darauf  bei  einer 
anderen  Gelegenheit  zurückkommen  und  hier  nur  denjenigen  Beweis  ge- 
ben, der  diesen  Satz  als  einen  speciellen  Fall  der  Verallgemeinerung  der 
Poissonschen  Störungsformeln  erscheinen  lässt. 

VIII. 

i'uisson's  Störungsformcln  verallgemeinert. 

In  Artikel  X.  der  Abhandlung  über  die  Ham ilton-Jacobi'sche 
Theorie  habe  ich  aus  den  3  acobi'schen  Störungsformeln  und  aus  allgemei- 
nen Sätzen  über  Differentiation  die  Pois so n' sehen  Störungsformeln  abge- 
leitet und  zu  dem  System  von  Gleichungen : 


h<  k 
h  =  k 


[7  5] 

dh  ^Aj 
dp,  ö  ?/  / 

=  0 

[76] 

y  l*'hd*k 

=  o  für 

["] 

dpi  öirt) 

=  1  für 

[78] 

y  l°rh  fl?A 
l  U'li  dpi 

dp{  6V// 

=  0 

[79] 

8pt  Bq(  } 

—  Tt 

[801 

dB 

««PA 

6p)  dHl  ) 

—  TT 

vervollständigt,  worin  h  und  k  irgend  welche  der  Indices  1,2.  3... tt 
sein  können  und  worin  die  Summationen  in  Bezug  auf  /  sich  über  deren 
Werthe  1.  2,  3  ...  n  erstrecken. 

Diese  sechs  Formen  von  n{2n-\-\)  Gleichungen  können  bei  Be- 
nutzung des  abgekürzten  Zeichens  für  eine  Functionaldeterminante  und, 
wenn  man  unter  Annahme  einer  positiven  Zahl  m 


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POISSON'S  STÖRUNGSFORMELN  VERALLGEMEINERT. 


33 


=  ~Pm<  P-m  =  fU 

=  -<Pm.  <P_m  =  ^.      =     ?•  =  & 

{«fj  =  «i"    für  h  =  0 

föll  =  _1    für  h  j=  ~~ k  undzu8leich  A>°  [8,1 
^=4-1    für  A  =  —  A  und  zugleich  A<0 

jj^j  =0  für  alle  von  0  und  —  A  verschiedenen  Werthe  des  A  setzt, 

in  die  gemeinsame  Form 

v"  für  A  gleich  0,  +1,  +2,  ±3  ±n      ,  , 

J,«!!*!^81  tljj    und  A  gleich     ±1.±2,  +3  +« 

gebracht  werden. 

Zur  Erweiterung  der  Po  is  so  n*  sehen  Störungsformeln  auf  höhere 
Grade  dient  der  verallgemeinerte  nach  Laplace  benannte  auf  Functio- 
naldeterminanten  angewandte  Satz  und  zwar,  unter  Benutzung  der  oben 
[7  0]  festgesetzten  Bezeichnung,  in  der  Form  der  identischen  Gleichung: 

-  a<f +4.  -4.  +4.  f.,  +v  *,«+.-         -M"vp~"  vl  [83] 

wenn  in  der  Summation  £  jedes  der  x2,  x,,  .  ,.%J  ,  .  .  .  ^  alle 
Werthe  A,,  A2,  At,  •  •  A^  unter  der  Einschränkung 

**«  *4«        ••*im  von  0  verschieden 
x,<x,  oder  x,  =o,  x,<x4  oder  x,  =«..., oder  xJm_i  =  0  [84] 

annimmt,  wenn  ferner  in  jedem  Gliede  der  Summation  auf  der  ersten  Seite 
und  in  dem  einzelnen  Gliede  der  zweiten  Seite  das  Product  U   sich  über 
alle  Werthe    1 .  2,  3,  ...  X   für  y.  und  v  unter  der  Voraussetzung   v  <  j* 
erstreckt,  und  wenn  endlich 
Mathem.  Classc    XIX.  E 


34  ERNST  SCHERIXG, 

[k]  =  +1  für  *>  0 
[85]  [k]  =  — 1  für  A<  0 

[k]=     0  für  k  =  0 

bedeutet. 

Summirt  man  die  Gleichung  [83]  in  Bezug  auf  jedes  der  /,./,,/  lm 

Ober  alle  Werthe  1,  2,  3,  ...n,  wendet  dabei  die  vervollständigten  Pois- 
son' sehen  Störungsformeln  [82]  an  und  beachtet,  dass  diejenigen  auf  der 
zweiten  Seite  der  Gleichung  [831  stehenden  Ausdrücke,  welche  sich  nur 
durch  die  Reihenfolge  der  Werthe  der  /,, /,  lm  von  einander  un- 
terscheiden, gleich  gross  sind,  so  erhält  man:  [86]  " 

worin  unter  Beibehaltung  der  übrigen  Bezeichnung  wie  bei  Gleichung  [83] 
die  Summation  in  Bezug  auf  die  /  sich  über  die  sämmtlichen  Werthe 
1.  2,  3,  ...  n  für  jedes  der  f,,  /,,...  lm  unter  der  Einschränkung 
/,</,</,<•..</„,  erstreckt. 

Beträgt  die  Anzahl  der  in  der  Reihe  der  absoluten  Werthe  der  Zahlen 
*i»  *»•  **•  ••■*)[  vorkommenden  von  0  und  von  einander  verschiedenen  Werthe 
mehr  als  X— ro,  so  verschwindet  offenbar  die  erste  Seite  der  Gleichung  [86] 
und  das  Nullwerden  der  zweiten  Seite  der  Gleichung  [sü]  gibt  die  Verallgemei- 
nerung der  Poisson'schen  Gleichungen  von  der  Form  [7  5],  [76*  und  [78]. 

Ist:  kt  =  ..,*2m_i=_*jm)  sind  A-,, 

positiv,  und  sind  die  absoluten  Werthe  der  Ar,,  *4  ,  .  .klm,  kim+l,  ..A> 
alle  von  einander  und  von  0  verschieden,  so  vereinfacht  sich  ',86]^: 

[87]     yg(?i-*-  +*»       +*«.•■■-*,„.  **,„,.  *,„,+,,  k2m+i....ky) 

W*ll\-h.    +4.  TZ  -Hm,    *»,+!.  «MM.»  —  **) 

_  a(y'*Iiw-f-i'  *»m  +  r  •■•*..) 

und  specieller  für  X  =  2  m 


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POISSON'S  STÖRUNGSFORMELN  VERALLGEMEINERT.  35 

y*(?|-*i.  +*».  -*«.  +  *«.  •••-*aw.  4*aw)  _ 
(7^(?l-<..  +4.  +4.  •••-'„,■    +  W"  1  J 

endlich  für  X  =  2m  =  2» 

welche  die  genauere  Bestimmung  für  den  von  Jacobi  gefundenen  im  vori- 
gen Artikel  bewiesenen  Lehrsatz  enthält. 
Ist 

*1  —  ~  *2-  *j  —  — *4'  ■  •  kim-3=       k2m-1 '  *2m-i  =  0 

sind    Ar  ,  Ar.,      k      .    positiv,  und  sind  die  absoluten  Werthe  der 

»'      *  2»i — 2  r 

A:,,  Ar4,  *Jm-  •  •       aUe  von  einander  und  von  0  verschieden, 

so  wird 

—  — *4<  +*4,...-*Jm_ji  +  *lm— 1'  *2m— 1  »  *im'  *lm  +  l'  •' 

VS?'t2'n    9^?lxJm+l'    *2m  +  2>  ■••**)     rI  r  ,  r__, 

=  *»-7n  •  57 — iT  —   i —   TT    fi  x   X|  [90] 

,  Ö<        S(?l*2m+l'  A2m+2'"  *X)    (^1»  1  J 

worin  unter  Beibehaltung  der  übrigen  Bezeichnungen  die  Summation  in  Be- 
lüg auf  x  sich  über  alle  Werthe  kJm,  *lm+l,  *Jm+„  . . .  kx  für  jedes 
*»»*  x»m+r  xam+a'  1  •  *X  mit  der  Beschränkung 

X2m-f  I  <X2m+J<Xlm+3<  '  '  ' 

und  unter  der  gestatteten  Voraussetzung 

erstreckt,  während  in  dem  Producte  der  Zeiger  v  immer  kleiner  als  ji  ist, 
und  jeder  der  beiden  alle  die  dann  noch  zulässigen  Werthe  2  m,  2m-f-l, 
2m-f-2,  . . X  annimmt. 

Als  specieller  Fall  folgt  aus  der  letzten  Gleichung  [90]  noch: 

y  *i.  —  K  +*4.  ■'•—kim—l'  +  *Iro—  l»  *2m— 1-  *2m)    kim    ,  , 

Ja&|-4,  +k.  +k.  ..— W-l«     +'m-P    ~lm>    +'m)_    *'         1  J 

wenn  kt,  Ar4,  . . .  ArJmJ  alle  positiv  und  von  einander  so  wie  von  dem  ab- 

E2 


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36  ERNST  SCHERING, 

soluten  Werthe  des  k  verschieden  sind  und  k  4  =  o  ist.  Für  m  =  » 
wird  hieraus : 

?,■  ■  h-r  fk-v  E<  *k>  H+v  ?„)  _  «t* 

l      '  ;>„  ?i,  p  qk    v  pk__v  Hjt.ty  <i/;+v  J>k+V  ...q„,  p„)  dt 

?»■  V  9  tt-r  ?*-!■  -g.  h>  h+\>  *k+v       ?„)  _ 

'93J  Ö(?f  JV  Vf  /»»••  •■¥*-,»  *»*-!•  ?A+|>  •  •«»•  P»)  _  *T 

worin  A-  eine  positive  Zahl  bedeutet. 

Aus  der  obigen  Fundamental -Gleichung  [86]  folgt  für  den  Fall, 

X  =  2»+l,  *2wH=0,  hJm+l  «  0 

Ar8,      As      =     *«*  •  •  *2>_i  =  *2ro 
*t.        A*.      A8,  .  .  kim  alle  positiv, 

auch: 

i94'    *  i-l,"  +A.  +  <„,-    •)  ~~  9t 

weil  nemlich  in  der  auf  die  lndices  x  sich  beziehenden  Summe  je  zwei 
Glieder ,  welche  sich  nur  in  den  Factoren 


für    x    —  — /    .  ,    x.    ,  =  0    und  zwar  durch  wechselseitige  Um- 
tauschung  der  Werthe  der  lndices  xJe   und  *tm,l  von  einander  unter- 
scheiden, gleiche  absolute  Werthe  aber  entgegengesetzte  Vorzeichen  haben. 
Wird  m  =  n  so  entsteht 

eine  Gleichung,  die  an  Einfachheit  der  obigen  [89]  entspricht. 

Die  Poisson' sehen  Gleichungen  und  ihre  Verallgemeinerungen  sind 
allein  aus  der  Fundamentalgleichung  für  die  canouische  Substitution 
nemlich 


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POISSON'S  STÖRUN GSFO RMELN  VERALLGEMEINERT.  37 

abgeleitet,  diese  bleibt  aber  ungcändert,  wenn  man  die  Grössen 

+  S,  +  £.  t,  f|l  qt.  .  .  Vn.  pt,pt,  ...Pn,  ^,  t,....^,  t|i  ?t,  ...  ?b 
der  Reihe  nach  mit 

—  &  — -E,    <}>,.  ^t  k  <?,,  <p,  9b,  jt,  <?l  Pi.p1t...Pn 

und  dem  entsprechend  die  ö  Differentiation  mit  der  0  Differentiation  um- 
tauscht. Es  lassen  sich  also  aus  den  hier  aufgestellten  Gleichungen  unmit- 
telbar entsprechende  ableiten  ,  welche  sich  auf  die  Unabhängigen 

mit  der  i)  Differentiation  beziehen.  l'nter  diesen  Gleichungen  zeichnen 
sich  die  vier 


96 
[97| 
[•8] 

[99] 


 V  '■?.•  9  ?,,)  ~~ 

Hftl  f|.  •■•«„,  ft.  A>  •••/»!!'  £)   

»(**riiiii •..♦».  ?i,  <?i. •  •  •  v  <>  ~~  w 

»(gi.  fi.  -        t.  n-i'       E>  ?*+!'  flfc+i'-gn-  PH)  _ 
»(?..  Pi--  -gjt-f  n-p  n-  fr  ?*-n'/>A-+r ••  V  P„)  _  ö/'i 

W^^lw  <?*- « +A-M  •  n+ \  -  •  ••    ?„>  ~~  ~** 

durch  ihre  Einfachheit  aus. 

Die  hier  zwischen  Functionaldeterrainanten  aufgestellten  Beziehungen 
bilden  die  Verallgemeinerung  derjenigen  Differentialgleichungen,  welche 
Poisson  bei  seinen  Untersuchungen  in  der  Theorie  der  planetarischen 
Störungen  zuerst  gefunden  hat  und  zwar  die  Verallgemeinerung  in  derjeni- 
gen Form,  die  sich  durch  die  Anwendung  der  canonischen  Integrale  ergibt. 
Die  Ausdehnung  der  verallgemeinerten  Sätze  auf  irgend  welche  Integrale 
ist  nach  dem  der  Gleichung  ,  831  zu  Grunde  liegenden  Gedanken  und  mit 
Zuhülfenahmc  von  Gleichung   59]  leicht  durchzuführen. 


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I  N  n  A  L  T 


der  Abhandlung: 

Hamilton -Jacobüehe  Theorie  für  Krä/U,  deren  Maat»  von  der  Bewegung  der  KOrper  abhängt. 


Band  XVIII  der  Abhandlungen. 
Einleitung. 

Artikel  I.       Princip  des  kleinsten  Zwangs   Seit«  4 

—  II.     Kräftcfunction   —  15 

—  III.    Allgemeine  Differentiale                                                                   .  —  18 

—  IV.    Substitutionsfunction.    Integration.  Störungstheorie   —  '23 

—  V.      Kräfte,  deren  Maas«  von  der  Bewegung  abhängt   —  30 

—  VI.    Zwei  freie  Massentheilchen   —  33 

—  VII.  Zwei  Massentheilchen  im  Gaussischen  und  Riemannschen  Räume    ...  —  35 

—  VIII.  Allgemeine  Differentialgleichungen  für  die  Substitution   —  38 

—  IX.     Jacobi's  Störungsfonneln   —  43 

—  X.      Poisson's  Störungsfonneln   —  45 

—  XI.     Lagrange'»  Störungsfonneln  ...    —  47 

—  XII.    llawilton's  Störungsformeln   —  49 

—  Xin.  Neue  Differentialgleichungen  für  dio  canonische  Substitution     ....  —  52 

Verallgemeinerung  der  Pouton-Jacobüchtn  Störungtformtln. 

Band  XIX  der  Abhandlungen. 

Artikel  I.       Normale  Form  der  canonischen  Substitution   —  3 

—  II.      Thcilweis  gegebene  Substitution   —  11 

—  III.     Bestimmung  einer  Substitutionsfunction  durch  ihre  nach  der  Zeit  genom- 

mene Deririrte   -  13 

—  IV.     Bestimmung  oiner  Substitution  durch  eine  gegebene  unvollständige  Reihe 

der  eingeführten  Veränderlichen   —  16 

—  V.     Bestimmung  einer  Substitution  durch  eine  vollständig  gegebene  Reihe 

der  eingeführten  Veränderlichen   —  17 

—  VI.    Der  Poisson-Jacobische  Satz  und  ein  analoger  einfacher  Lehrsati    ...  —  24 

—  VII.   Jacobi's  Störungsformeln  verallgemeinert   —  20 

—  VIII.  Poisson's  Störungsformeln  verallgemeinert   -  32 


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ABHANDLUNGEN 

DER 

HISTORISCH-PHILOLOGISCHEN  CLASSE 

DER 

KÖNIGLICHEN  GESELLSCHAFT  DER  WISSENSCHAFTEN 

ZU  GÖTTINGEN. 


NEUNZEHNTER  BAND. 


Etst-phil.  (Hasse.  XIX. 


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I 


Ueber  die  indogermanischen  Endungen  des  Genetiv 
Singularis  IANS,  IAS,  IA. 

Von 
Th.  Benfey. 

Vorgelegt  in  der  SiUung  der  KöniKl.  Üe».  d.  Wi«s.  am  3.  Januar  1874. 


§•  I. 

Schon  im  Jahre  184  2  sind  in  des  Vfs.  Griechischem  Wurzellexicon 
(II.  240)  die  lateinischen  Genetive  Sing,  der  Pronomina,  welche  auf  1us 
(mehrfach  auch  tus)  und  jus  auslauten,  als  Neutra  von  Comparativen  auf- 
gefasst,  gehildet  durch  das  Comparativaffix ,  welches  schon  grundsprchl. 
ians  (für  ursprüngliches  taut)  lautete. 

Da  der  Genetiv  eigentlich  'Angehörigkeit'  bezeichnet  (vgl.  z.  B.  'das 
Schloss  des  Königs'  d.  h.  'welches  dem  Könige  angehört'),  er  also  seinem 
AVesen  nach  ein  Posscssivum  ist,  so  ist  nichts  natürlicher,  als  dass  er 
auch  durch  einen  Exponenten  gebildet  werden  konnte,  welcher  zur  Ge- 
staltung von  Possessivis  diente.  Dass  aber  die  Possessiva  durch 
Affixe  des  Comparativs  gebildet  werden,  ist  bekannt  und  ich  erinnere 
nur  z.  B.  an  griech.  fat-ngo  u.  aa.  lat.  nos-ter  u.  aa  ,  welche  durch 
das  andere  Comparativaffix,  grdspr.  tara,  gebildet  sind;  an  goth.  unsa-ra 
u.  aa.,  irr  welchen  das  noch  unzusammengesetzte  Comparativaffix  ra  (denn 
die  Gradationsaffixe  ta-ra,  ta-ma  sind  Zusammensetzungen  der  ursprüng- 
lichen ra  und  ma  —  vgl.  z.  B.  grdsprchl.  andha-ra,  andha-ma  =  sskr. 
adha-ra,   adha-ma  =  latein.  infe-ro ,  infi'tno)  demselben  Zweck  dient1). 

1)  Vgl.  Leo  Meyer,  Die  Gothische  Sprache  §.  271. 

A* 


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4  TH.  BENFEY, 

Was  die  Form  betrifft,  so  ist  uns  in  tus  noch  die  ursprüngliche 
Länge  des  Vokals  bewahrt,  wie  auch  in  sskr.  Itfans ,  tyas,  welches  in 
den  Veden  höchst  wahrscheinlich  noch  mit  Hiatus  (ans,  las  zu  sprechen 
ist.  In  lat.  tus  haben  wir  die  durch  Einfluss  eines  unmittelbar  folgen- 
den Vokals  so  häufig  eintretende  Verkürzung ,  wie  sie  im  Comparativ 
zur  Kegel  geworden  ist;  in  jus  die  Liquidirung  des  i,  welche  auch  in 
den  Veden  (yans  statt  tans  neben  tyans),  jedoch  ziemlich  selten,  und  in 
dem  Avesta  (j/anh)  durchgreifend  auftritt. 

Was  die  Verwendung  eines  Casus  (hier  entweder  Nominativs  oder 
Accusativs  si ,  wahrscheinlich  des  letzteren  als  des  Casus  'der  Beziehung 
überhaupt')  eines  Possessivpronomens  zur  Bezeichnung  des  Genetivs  be- 
trifft, so  ist  sie  so  naturgemäss,  dass  wir  nicht  nöthig  haben,  sie  näher 
zu  begründen ;  und  zwar  um  so  weniger,  da  sie  durch  die  sskr.  Verwen- 
dung von  asmdka-m  'unser',  yushmdka-m  'euer*  —  denselben  Casus  der 
Possessiva  asmäka,  yushmdka  —  als  Gen.pl.,  über  allen  Zweifel  erhoben 
wird  (vgl.  z.  B.  Rv.  I.  2.r>,  1  5  asmd'kam  uddreshu  ä  'an  den  I -eibern  unser').— 

Einen,  wohl  entscheidenden,  Grund  für  die  Richtigkeit  meiner 
Erklärung  aus  dem  Comparativ  s.  in  §.  6 ,  wo  uns  die  Endung  des 
Genetivs  noch  mit  der  organischeren  Form  des  Comparativaffixes  hau 
entgegentritt;  die  gewöhnliche  Endung  des  Gen.,  aus  welcher  man  auch 
die  besprochenen  und  noch  zu  besprechenden  pronominalen  Genetive  zu 
erklären  versucht  hat,  hat  aber  nie  ein  n  vor  dem  s  gehabt. 

§•  2- 

Dieselbe  Genetivendung  wird  zunächst  in  dem  nächsten  Verwandten  des 
Latein,  dem  Oskischen,  wiedergespiegelt,  und  zwar  in  der  Form  eis,  so 
in  pi-eis-um,  m.  (=  lat.  cujus  für  altes  quo-ius) ;  ei-z-eis,  m.  el-s-els,  n. l). 

Ferner  aber  auch  im  Griechischen,  freilich  nicht  in  den  Pronomi- 
nibus, welche  den  bisher  angedeuteten  lateinischen  entsprechen;  doch 
werden  wir  in  §.  5  sehen,  dass  dieselben  Pronomina,  in  denen  wir  die 
Genetivendung  las  im  Griechischen  nachweisen  werden,  sie  in  der  älte- 

1)  E.  Enderis,  Versuch  einer  Formenlehre  der  Oskischen  Sprache.  1871. 
S.  LXVI1I-LX1X. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  UNS,  fAS.  tA.  5 

ren  Periode  auch  im  Latein  hatten.  Diese  Pronomina  sind  die  der  1. 
und  2.  Person  und  des  retlexivum.  Die  hierher  geh  örigen  Formen  — 
alle  in  Dialekten  erscheinend,  welche  das  Präjudiz  für  sich  haben,  Al- 
tertümliches am  treuesten  bewahrt  zu  haben  —  lauten  bis  auf  eine  auf 
s  aus;  diese  eine  hat  aber  dessen  dialektischen  Reflex  q.  Die  organi- 
schen Formen,  welche  —  den  homerischen  tpe-lo,  ae-to,  l-to,  mit  aus- 
lautendem e  entsprechend  —  i/ue-tos,  n-ios,  i-toe  lauten  müssten,  erschei- 
nen zwar  nicht,  wohl  aber  ganz  in  Analogie  mit  den  homerischen  Ne- 
benformen ifti-Oj  a(-o  (dor.  i(-o),  V-o,  mit  Einbusse  des  *  zwischen  Voka- 
len (wie  im  Griechischen  oft,  vgl.  z.  B.  noxc-ios  für  noXt-i-wg  l),  den  Gen. 
Si.  der  Themen  auf  o,  nämlich  ov  für  o-io  vermittelst  Einbusse  des  t 
i,u(-og,  t(-os  und  mit  *  statt  e-i,  —  in  Analogie  mit  dorisch  i/utw,  t/cd, 
Ftt»  —  iptos,  t(u>s.  Doch  es  wird  dienlich  sein ,  die  Formen  allsammt 
aufzuführen  2).  In  Bezug  auf  die  grössere  oder  geringere  Treue  in  Bewah- 
rung der  ursprünglichen  Formen  möchten  sie  etwa  folgen dermassen  an- 
zuordnen sein.  Ich  sage  'etwa';  denn  in  Bezug  darauf  liesse  sich  viel- 
leicht ein  oder  der  andre  Einwand  geltend  raachen.  Doch  ist  das  für 
unsre  Zwecke  gleichgültig;  denn  dass  sie  alle  Umwandlungen  von  t/ue-ios, 
t(-ios,  of(-tos  sind,  folgt  aus  der  Bewahrung  des  sr  und  der  Vergleichung 
der  Formen  ohne  s  in  §.  3  unzweifelhaft. 
Es  sind: 

r(os  (2te  Ps.),  wahrscheinlich  tarentinisch 

tiws    »     »     Rh  in  ton 

(ukoa  (iste  Ps.)  tarent.  Rh. 

tiovs  (2te)  böotisch 

i/n(o<i  (Iste)  dorisch 

x(og  (2te)  dorisch 

r/op     »»  cretisch 

ipovs  (Iste)  böotisch,  dorisch 

Tiova  (2te)  »  » 

1)  Vgl.  'Ueber  Entstehung  des  Indogerm.  Vokativs*  §.  25,  in  Abhandlgen  der 
kön.  Ges.  der  Wiss.,  XVII.  57. 

2)  Vgl.  R.  Kühner,  Ausf.  Gr.  d.  Gr.  Spr.  I»,  1  S.  446  fl. 


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6 


TH.  BENFEY , 


lovs  (refl.)  böotisch,  dorisch 
ifitvs  (Iste)  dorisch 
UV*  (2te)  böotisch,  dorisch 
tutöa  (lste)  dorisch. 

S  3. 

Neben  diesen  (ienetivibrmen  erscheinen ,  im  Wesentlichen  entspre- 
chende, Nebenformen  ohne  das  auslautende  s.  Auch  diese  erlaube  ich 
mir  im  Allgemeinen  nach  demselben  l'rincip,  wie  die  mit  S,  geordnet, 
sfimmtiieh  aufzuführen.    Es  sind: 

tutia  (Iste  P.}  hom..  neuionisch 

atlo  (2te  1'.)  hom. 

tio  (refl.)  hom. 

(ftfo  (iste  P.)  dorisch 

illilU      >•        »  » 

ttt»  (2te  P.) 
f(w  (refl.) 

ifi£o  (Iste  P.)  hom.,  neuion. 

rfo  (2te  P.)  dorisch 

o(o    i)     »    hom. ,  neuion. 

To  [refl.)  hom. 

»tioi"  (Iste  P.)  attisch 

ftov    »    i»    dorisch ,  attisch 

Ttow  (2te  P.)  dorisch 

oov     »      o  attisch 

lov  (refl.)  dorisch,  hom. 

ov       »  attisch 

tiuv  (Iste  P.)  dor.,  hom..  neuion. 

fiit      »      »       »         »  H 

rtv  (2te  P.)  dor. 

Gtv    »     »    hom.,  neuion. 

tv  (refl.)  hom.,  neuion. 

(noio  (2te  P.)  hom.?) 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  (ANS,  iAS,  lA.  7 

§•  4. 

Da  nun  im  Griechischen  auslautendes  s,  wenn  gleich  selten,  doch 
bisweilen  eingebüsst  wird 1),  so  könnte  man  auf  den  ersten  Anblick  sich 
fQr  berechtigt  halten,  diese  Formen  ohne  £  als  Nebenformen  derer  mit 
S  zu  betrachten,  welche  erst  speciell  auf  griechischem  Boden  durch  diese 
Einbusse  entstanden  wären. 

Allein  im  Fortgang  der  Untersuchung  wird  sich  ergeben :  zunächst 
(§.  5),  dass  beide  Formen  derselben  drei  Pronomina,  die  mit  und  die 
ohne  s,  auch  im  Latein  wiedergespiegelt  werden,  ferner  (§.  8  ff.) .  dass 
die  ohne  s,  d.  h.  die  auf  grundsprachlich  la,  auch  in  dem  arischen 
Sprachzweig  in  den  Pronominibus  der  1.  und  2.  Ps.  und  dem  Reflexi- 
vum,  so  wie  in  dem  Pronomen  sa,  erscheinen  und  endlich  der  Genetiv 
auf  1a  auch  im  Altirischen ,  Altslavischen ,  Litauischen  und  Altpreussi- 
schen  nachgewiesen  werden  kann  (§.  7  und  9). 

Im  Lateinischen  zwar  neigt,  und  neigte  sich  im  älteren  Sprachzu- 
stand noch  mehr  als  später,  auslautendes  s  im  hohen  Grade  der  Ein- 
busse zu,  so  dass  auch  hier  die  Formen  ohne  s  durch  Einbusse  des  *, 
selbst  vom  Griechischen  unabhängig,  erst  auf  lateinischem  Boden  ent- 
standen sein  könnten.  Auch  im  arischen  Sprachzweig  ist  auslautendes 
s  häufig  theik  ganz  eingebüsst,  theils  so  umgewandelt,  dass  es  leicht 
ganz  verschwinden  konnte;  so  wird  im  Altpersischen  das  *  des  Nom. 
Sing.  m.  der  Themen  auf  a  ganz  eingebüsst  z.  B.  Nom.  s.  baga  (für 
grdspr  bhaga-s),  sskr.  in,  von  nachfolgenden  Lauten  unbedingter,  Stel- 
lung bhaga-h,  vor  Vokalen  ausser  a,  bhaga;  im  Avesta  wird  z.  B.  ur- 
sprünglich auslautendes  äs  im  Nom.  sing.  m. ,  mit  Einbusse  des  s,  zu 
äo,  z.B.  mazdäo  {=  sanskr.  medhdh  *)  in  unbedingter  Stellung,  aber 
vor  allen  Vokalen  medhd).  Bezüglich  des  Sanskrit  sah  man  schon 
aus  den  angeführten  Beispielen,  dass  auslautendes  *  in  einen  Hauch 
überging,  welcher  augenscheinlich  sehr  leicht  die  vollständige  Einbusse 
desselben  herbeiführen  konnte.     Zwar  könnte  man  aus  der  sskrit.  Re- 

1)  S.  'üeber  Entstehung  des  Indogerm.  Vokativs'  §.  25,  in  Abbdlgen  der  kön. 
Ges.  der  Wiss.  XVII,  S.  55. 

2)  S.  'üeber  Jubeo'  u.  s.  w.  in  Abhdlgen  XVI.  32. 


8  TU.  BENFE Y, 

gel,  nach  welcher,  bei  Einbusse  des  auslautenden  $  vor  Vokalen,  keine 
Zusammenziehung  Statt  findet  (z.  B.  Rv.  IV.  21,  t  na  ihn  für  |»ah|t'Ad|) 
schliessen ,  dass  noch  ein  lebendiges  Gefühl  des  einstigen  Auslauts  cxi- 
stirt  habe;  allein  in  den  Veden  ist,  wie  das  Metrum  und  theilweise 
auch  der  überlieferte  Text  erweist,  einerseits  Contraction  im  Aus-  und 
Anlaut  noch  eine  nichts  weniger  als  durchgreifende  Regel  (vgl.  ein  Bei- 
spiel Rv.  I.  62,  3  in  §.  8)  und  andrerseits  ist  die  Contraction,  selbst  bei 
Einbusse  eines  ursprünglich  auslautenden  s,  in  einigen  Fällen  im  über- 
lieferten Texte  der  Veden  anerkannt,  und  in  nicht  wenigen,  von  der  Ue- 
berliefcrung  nicht  anerkannten,  durch  das  Metrum  unzweifelhaft  gebo- 
ten, so  hat  Rv.  VIII.  46,  28  rcijeshitam  für  \rqjah-ishitam\ l);  Rv.  II.  20,  8 
hat  der  Text  püra  a'yasir  für  |/y«Vali|,i>/«.v/h|;  aber  das  Metrum  fordert 
pürfyasir  zu  lesen;  denn  es  ist  ein  elfsilbiger  Stollen,  der  nur,  so  gele- 
sen, Maass  und  Rhythmus  erhält: 

hatvf  dasyü'n  pür&'yasir  nf  tärit. 

'Die  Unholde  erschlagen  habend,  überwältigte  er  die  ehernen  Burgen'. 

Man  könnte  also  auch  für  den  Arischen  Sprachzweig  eine  vom 
Griechischen  und  Latein  unabhängige  Einbusse  eines  einst  auslautenden 
*  annehmen.  Allein  das  unabhängige  Zusammentreffen  so  verschieden 
entwickelter  Sprachen,  wie  es  Griechisch,  Latein  und  die  Sprachen  des 
arischen  Zweiges  sind,  in  der  phonetischen  Umwandlung  ein  und  dersel- 
ben Endung,  die  sich,  wie  wir  weiterhin  sehen  werden,  Über  so  ausser- 
ordentlich viele  Themen  verbreitet  hat,  hat  schon  an  und  für  sich  etwas 
so  höchst  auffallendes,  dass  man  sich  kaum,  ja  schwerlich,  entschliessen 
kann,  diese  Annahme  für  gerechtfertigt  zu  halten.  Dazu  kommt,  dass 
man  sie  dann  auch  für  das  Altpreussische  und  Litauische  geltend  ma- 
chen müsste,  wo  auslautendes  s  nicht  so  leicht  weicht  (vgl.  z.  B.  Nom. 
si.  m.  altpr.  deiw-s  =  grdspr.  daiva-s2),  lit.  vllka-s  —  grdspr.  varka-s). 
Es  drängt  sich  daher  die  Frage  auf,  ob  diese  Einbusse  nicht  schon  in 
der  Indogermanischen  Grundsprache  Statt  gefunden  haben  möchte. 

1)  Vgl.  Rt.  Prätic.  s.  175,  M.  M. 

2)  G.  H.  F.  Nesselmann,  Die  Sprache  der  alten  Preussen,  1845,  8.  51. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  IANS,  iAS,  iA.  9 

Unter  der  Bezeichnung  'Indogermanische  Grundsprache'  versteht 
man  bekanntlich  diejenige  Indogermanische  Sprache,  welche  sich  von 
der  Zeit  ihrer  Entstehung  bis  zu  der  der  Abtrennung  eines  der  uns  be- 
kannten indogermanischen  Völker  entwickelt  hat. 

Eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  keinesweges  leicht  wiegender  Mo- 
mente spricht  aber  dafür,  dass  diese  Zeit  eine  sehr  lange  gewesen  sein 
muss  und  dass  sich  während  derselben  eine  verhältnissmässig  hohe  Cul- 
tur  entwickelt  hatte,  von  welcher  die  Indogermanischen  Völker  nach 
ihrer  Abtrennung  und  Besonderung  während  der  darauf  folgenden  Wan- 
derungen nicht  weniges  eingebüsst  haben. 

In  einer  so  langen  Zeit  und  bei  der  Entwickelung  einer  so  hohen 
Cultur  musste  schon  aus  allgemeinen  Grönden  auch  die  Sprache  neben 
begrifflichen  auch  manche  phonetische  Umwandlungen  erfahren  und  nicht 
wenige  derselben  lassen  sich  mit  all  der  Sicherheit,  welche  man  in  so 
schwierigen  Forschungen  erwarten  darf,  so  viel  mir  scheint,  unzweifel- 
haft nachweisen  (vgl.  z.  B.  in  §.  6  und  §.  17). 

Dennoch  unterlasse  ich  es,  mich  hier  in  Discussionen  über  das 
Verhältniss  von  ia  zu  ias  einzulassen.  Denn  ich  hege  das  Vertrauen, 
dass  in  Betreff  der  Existenz  von  ia  in  der  Grundsprache  im  weiteren 
Verlauf  der  Untersuchung  von  selbst,  auch  ohne  mein  Zuthun,  jeder 
Zweifel  schwinden  wird.  Wohl  aber  wird  sich  die  Frage  erheben ,  ob 
auch  las  schon  der  Grundsprache  zuzusprechen  sei  und  diese  zu  bespre- 
chen wird  erst  am  Schluss  der  Untersuchung  möglich  sein. 

§.  5. 

Es  ist  schon  bemerkt,  dass,  wie  im  Griechischen,  so  auch  im  La- 
tein, auch  die  Fronomina  der  lsten  und  2ten  Ps.  und  des  Reflexivs  im 
Genetiv  Si.  beide  Endungen,  sowohl  die  auf  las  als  ia,  wiederspiegeln. 
Beachtet  man  einerseits  das  Verhältniss  von  lat.  plus  zu  griech.  nXt-lo* 
(beide  für  organisch  pra-ians,  vgl.  sanskr.  prä-yas)1),   wo  das  e  des 

1)  English  Sanskrit  Dictionnry.  18C6,  p.  615,  wo  ich  mit  Unrecht  die  Etymo» 
logie  durch  probably  beschränkt  habe;  sie  ist  ganz  Richer;  das  Verbuni  ist  prd  = 
lat.  ple  'füllen'  und  der  Comparativ  genau  so  gestaltet,  wie  vom  Verb,  jya  'bewälti- 
HisL-PhiL  Classe.    XIX.  B 


10  TH.  BENFE Y, 

zu  Grunde  liegenden  pte-ius  eingebüsst  ist  und  andrerseits  tnag-is  (für 
mag-ius  =  grdspr.  magh-ians  =  sskr.  mahtyems,  griech.  utltov  für  n(yiov), 
wo  ms  zu  is  geworden  ist,  dann  wird  man  auch  nicht  das  geringste  Be- 
denken tragen,  die  altlateinischen  Genetive  tis,  sis1)  mit  den  Grundfor- 
men der  griechischen  entsprechenden  Genetive  *rf-tog  (vgl.  atio  und  rtvg, 
rtovs),  *f(-iO£  (vgl.  tlo  und  iova)  zu  identificiren ,  als  Contractionen  von 
te-ius,  se-tus  zu  betrachten,  und  nach  deren  Analogie  auch  ein  einstiges 
lat.  *mis  statt  me-tus  =  *£pt-to$  (vgl.  iutto  und  iftfos,  tfttvs)  anzunehmen. 

Bezüglich  der  gewöhnlichen  Genetive  ohne  auslautendes  s  bedarf 
es  wohl  nur  der  Bemerkung,  dass  me-i  für  me-U  steht  und  —  abgese- 
hen von  dem  anlautenden  £  —  ganz  dem  homerischen  ipt-lo  entspricht; 
eben  so  tu-i  für  tu-ti  —  abgesehen  von  gr.  o  für  älteres  x  —  dem  ho- 
mer.  ae-To,  nur  dass  der  lateinische  Wortanfang  tu  noch  den  ursprüng- 
lichen Anfang  und  Stamm  des  Pron.  der  2ten  Ps.  tea,  mit  Uebergang 
von  va  in  w,  wiederspiegelt,  sodass  noch  tce-U  als  Grundlage  hervortritt; 
su-1  endlich,  für  su-U,  reflectirt  das  homerische  l-io,  nur  dass  hier,  wie 
in  der  2ten  Ps. ,  noch  die  organischere  Form  des  Stammes  (grdsprachl. 
sva),  also  sve-(i  zu  Grunde  liegt. 

§.  6. 

Da  wir  in  §.  2  und  5  gesehen  haben ,  dass  die  Endung ,  gTund- 
sprachlich  las,  welche  wir  in  §.  1  nur  in  den  geschlechtigen  Pronomini- 
bus  fanden,  sowohl  im  Griechischen  als  Latein  auch  in  den  Pronomini- 
bus der  Isten  und  2ten  Ps.  und  dem  refl.  antrat,  so  dürfen  wir  schon 
vornweg  vermuthen,  dass  sie  eben  so  auch  wohl  in  einer  der  an- 
dern Indogermanischen  Sprachen  gebraucht  sein  werde,  und  in  der 
That  scheint  sie  mir  mit  voller  Entschiedenheit  im  Litauischen  erkannt 
werden  zu  können.  Dabei  ist  zugleich  beachtenswerth,  dass  sie  hier 
nicht  in  der  geschwächten  —  d.  h.  ihres  ursprünglichen  Nasals  beraub- 
ten —  Form  erscheint,  sondern  die  organischere  Form  {ans  wiederspie- 

gen'  (für  jid,  grdspr.  gvia) ,  oder  dem  Nomen  jyä,  'Gewalt' ,  jya-yaas  (für  jid-iaas), 
'der  gewaltigere,  ßo  gewaltige  als  möglich'  u.  s.  w. 
1)  Corssen,  Aussprache  u.  8.  w.  P,  313. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  iANS,  iAS,  IA.  11 

gelt.    Dass  diese  auch  nach  der  Sprachtrennung  noch  existirte,  ist  be- 
kannt und  wird  z.  B.  einerseits  durch  das  Sskr.  bewiesen,  wo  ns  in  den 
verstärkten  Formen  noch  stets  wiedergespiegelt  wird  und  ebenso  in  dem 
Vok.  Si.  msc.  mehrfach  im  Zusammentreffen  der  Wörter  im  Satz,  wäh- 
rend er  am  Ende  und  in  mehreren  Fällen  auch  in  der  Mitte  desselben 
das  s  einbüsst;   andrerseits  entscheidet  dafür  das  Verhältniss  des  grie- 
chischen zum  latein.  Comparativ,  wo  im  Griech.  das  v  verblieb,  im  Lat. 
aber  von  dem   s  absorbirt  ward  (z.  B.  im  Nom.  Acc.  si.  ntr.  grdspr. 
svd'dlans,  gr.  tjdioy,  lat.  sud[d)vius).    Es  wäre  aber  irrig,  daraus  zu  schlie- 
ssen,  dass  das  n  nicht  schon  in  der  Grundsprache  habe  eingebüsst  werden 
können;  einen  ganz  entschiedenen  Fall  der  Einbusse  desselben  bietet 
die  schon  grundsprachliche  Bildung  des  Superlativs  aus  diesen  Compa- 
rativen  dar,  wo  der  Exponent  desselben,  grdspr.  ta  (sskr.  tha),  unmittel- 
bar an  das  Thema  des  Comparativs  tritt  und  dessen  Exponent  ians  sich 
davor  zunächst  zu  1s  synkopirte  und  dann  —  da  in  alter  Zeit  Beschwe- 
rung einer  Silbe  durch  natürliche  Länge  mit  der  durch  Position  völlig 
gleichen  Werth  hatte  —  mit  Kürzung  des  i  zu  is-ta  (sskr.  ishtlia)  ward 
(vgl.  aus  svddlans,  Superl.  svdd-is-ta  (gr.  rfiioro,  sskr.  svd'dishtka). 

Im  Litauischen  liegt  im  Comparativsuffix,  wie  Schleicher  mit  Recht 
vermuthet *) ,  und  durch  unsre  Erklärung  der  erwähnten  Genetive  seine 
volle  Bestätigung  erhält,  noch  die  volle  Form  mit  ns  in  der  Gestalt  es 
für  es  und  dieser  für  jaus,  oder  ursprünglich  ians  zu  Grunde  (vgl.  lit. 
bü-sqs  —  grdspr.  bhil-stant-s ,  oder  vielmehr  schon  mit  Absorption  des  t 
durch  das  s,  bhü-sians  Nom.  sing.  ptcp.  Act.  Fat*).  Diese  Endung  $s, 
niederlit.  \s ,  tritt  nun  deutlich  hervor  zunächst  im  Gen.  der  2ten  Pson 
tav-p<s,  niederlit.  tko[s,  ferner  in  dem  des  refl.  sav-<is,  niederlit.  sio[s,  und 
endlich  in  dem  der  Isten  Ps.  man-ets,  niederlit.  mun\s. 

Dass  der  Stamm  in  einem  gewissen  Verhältniss  zu  den  Possessiv- 
stämmen mdna,  tdva,  säva  steht  und  weiter  auch  zu  dem  Genet.  Singu- 
lar der  Sprache  des  Avesta  mana  (altpersisch  mana),  tava  (eben  so  im 

1)  Conipendium  der  Vgl.  Gr.  der  Indogerm.  Spr.  1871,  §.  232  S.  467. 

2)  Vgl.  über  i  des  Fut.  meine  Abhdl.  'Ueber  die  Entstehung  des  Optativ 

.  .  und  Futurum'  u.  s.  w.  §.  25,  in  'Abhdlgen  der  kön.  Ges.  d.  Wiss.'  XVI.  191  ff. 

B* 


12  TH.  IJENFEY, 

Sanskrit),  liegt  auf  der  Hand ;  doch  würde  es  uns  zu  weit  fahren ,  hier, 
wo  wir  bloss  die  rubricirten  Genetivendungen  in  Betracht  zu  ziehen 
haben,  näher  darauf  einzugehen.  Wenden  wir  uns  vielmehr  zu  der  En- 
dung mit  eingebüsstem  s  zurück,  welche  wir  in  §.  3  im  Griechischen 
und  in  §.  5  im  Latein  kennen  gelernt  haben. 

§•  7. 

Diese  Endung  mit  Einbusse  des  auslautenden  *  hat  sich  nämlich 
zunächst  im  Lateinischen  sowohl  als  Celtischen  eine  weitere  Verbreitung 
verschafft. 

Schon  in  der  Indogermanischen  Grundsprache  hat  sich  bekanntlich 
in  den  meisten  Pronominibus  statt  der  Endung  des  Genet.  pl.  am  eine 
Endung  sdm  geltend  gemacht,  von  welcher  weiterhin  (§.  9 — 13)  einge- 
hender gehandelt  wird.  Sie  erscheint  im  Sanskrit  hinter  Pronominibus 
auf  a,  t.  «,  doch  giebt  es  von  den  beiden  letzten  Arten  nur  je  ein  durch- 
deklinirtes,  von  denen  auf  a  aber  mehrere  Beispiele  (also  amt-shdm, 
amü-shatn  und  z.  B.  f.  td-sdm,  msc.  n.  te-shdm1)).  In  den  übrigen  Spra- 
chen erscheint  von  denen  auf  u  kein  Genetiv,  dagegen  häufig  von  denen 
auf  ursprüngliches  a  oder  d  und  i  (a.  weiterhin  a.  a.  O.). 

Im  Sanskrit  sowohl  als  in  der  Sprache  des  Avesta  ist  diese  En- 
dung auch  in  die  Dcclination  einiger  Adjectiva  gedrungen,  welche  ihrer 
Bedeutung  nach  sich  der  Categorie  der  pronominalen  Adjectiva  näheren, 
z.  B.  im  Sskr.  von  tnftra,  'all'  m.  n.  vifve-sham,  f.  vifvd-sam,  von  anya 
•andrer',  anye-shdm,  anyd-sdm,  im  Avesta  mit  der  nominalen  Bildung  da- 
neben, also  sowohl  vlfpat-shäm ,  als  vifpa-n-üm  (im  Femin.  nur  letzteres 
belegt),  anyaä-shäm  und  anyüm  (beide  auch  im  Fem.).  Man  kann  aus 
den  zwei  letzteren  Fällen  schliessen,  dass  die  Verbreitung  der  Prono- 


1)  Wegen  c  im  Sskr.  für  ursprüngliches  d  (=  lat.  ö  z.  B.  is-tö-rum)  vgl.  in 
Abhdlgen  der  k.  Ges.  der  Wiss.  XVII.  83  und  XVI.  30,  wo  man  aus  dem  Avesta 
aetanhilm  (mit  Bewahrung  von  «)  neben  actaeshüm  (Justi.  Zendwtbcb.  !),  a,  8)  hin- 
zufüge und  aus  dein  Tili  nnd  Präkrit  amhesu  für  Sbkr.  asmäsu  (Minajew,  räli-Spra- 
che  (russisch)  p.  43;  Lassen,  I.  L.  Pr.  331. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  lANS,  US,  lA.  13 

minalendung  erst  nach  und  nach  und  im  Kampf  mit  der  nominalen 
Statt  fand. 

Im  Griechischen,  Oskischen,  Umbrischen  und  Latein  dagegen  hat 
sich  diese  Endung  über  alle  Nomina  weiblichen  Geschlechts  auf  ur- 
sprüngliches d  (lat.  auch  über  die,  welche  im  Nomin.  sing,  auf  4s  aus- 
lauten1)) verbreitet  (gr.  /oipo»»'  für  ^cupa-o-wv.  osk.  toutd-zum,  umbr.  ftt- 
td-ru,  lat.  totd-rum)  und  im  Latein  sogar  über  die  männlichen  und  neu- 
tralen Geschlechts  auf  ursprüngliches  a  (bonö-rum,  m.  n.). 

Aehnlich  ist  es  bekanntlich  mit  dem  Nomin.  pl.  ergangen.  Hier 
war  in  den  gcschlechtigen  Pronominibus  die  Endung  des  männlichen 
Geschlechts  schon  in  der  Grundsprache  t  (also  z.  B.  von  ta:  tai,  im 
Sskr.  te,  lat.  is-ti  für  is-to-i,  gr.  rot,  ol  u.  s.  w.).  Im  Sskr.  und  der  Spra- 
che des  Avesta  ist  auch  sie  in  mehrere  den  Pronominibus  verwandte 
Adjectiva  auf  ä  gedrungen,  z.  B.  sskr.  vifve  von  vifva,  anye  von  anya, 
im  Av.  als  Nebenform  der  nominalen  Bildung,  z.  B.  vifpi  und  vi$pdoxih6 
(vgl.  §.  7) ,  und  anyi  und  anya  (letzteres  aus  anyd  mit  Verkürzung  des 
Auslautes,  wie  im  Av.  nicht  selten,  für  grdsprlich  anyds).  Im  Griech. 
und  Latein  dagegen  hat  sich  diese  Endung  nicht  bloss  über  alle  msc. 
auf  ursprüngliches  a  ausgedehnt  (Xoyo-t,  popul-i  für  lo-i),  sondern  auch 
über  die  fem.  auf  ursprüngliches  A  (yüJpa-i  mensa-e,  für  mensa-i),  und  hat, 
wohl  unzweifelhaft  theils  durch  die  Menge  der  femininalen  Nomina  dieser 
Art,  theils  durch  die  Analogie  der  entsprechenden  masculinaren  Pronomina 
auf  »,  selbst  die  Nominative  pl.  fem.  der  Pronomina  ergriffen  (Tat,  ai, 
is-ta-e)  und  deren  ursprüngliche,  noch  Analogie  der  Nomina  gebildete. 
Form  (sskr.  tds,  golh.  thös)  vollständig  verdrängt. 

Nach  diesen  und  andren  (weiterhin  §.  9  ff.  hervortretenden)  Analo- 
gie wird  es  nicht  auffallen,  wenn  ähnliches  auch  in  Bezug  auf  die  Ge- 
netivendung ta  geschehen  ist.  Auch  diese  ist  im  Latein  in  der  Decli- 
nation  der  männlichen  und  sächlichen  Th.  auf  a  und  der  weiblichen  auf 
d  zur  Herrschaft  gelangt,  wie  in  mel  u.  s.  w.  mit  Zusammenziehung  von 
1a  zu  {  (vgl.  alt  magnd-i,   dann  magnäe,  popult  für  popuh-f).    Eben  so 


1)  Vgl.  über  sie  in  'Abbalgen  der  kön.  Ges.  d.  Wiss.'  XVD.  56  ff.  und  77  ff. 


14  TH.  BENFEY, 

entschieden  auch  im  msc.  des  Celtischen,  vgl.  altirisch  ball  'Glied'.  Gen. 
baill  für  *ballil)  statt  *balla-t  (vgl.  auch  eck  «Pferd'  =  lat  equo,  Gen. 
eich  —  lat.  equi2),  dia  'Gott'  =  lat.  deo.  Gen.  deH  =  lat.  rfW5).  Wahr- 
scheinlich war  i  auch  im  Neutr.  derselben  Th.  die  Endung  des  Gen. 4) 
und,  wie  im  Latein,  vielleicht  auch  der  Feminina  auf  ursprüngliches  d ; 
doch  bin  ich  der  irischen  Lautgesetze  nicht  genug  Herr,  um  darüber 
mich  mit  Sicherheit  aussprechen  zu  können. 

Vergleiche  über  Altslavisch  und  Litauisch  §.  9. 

§.  8. 

Die  Endung  ia  ist  aber  auch  in  andern  Sprachen  bewahrt  und 
zwar  insbesondre  im  Arischen  Zweig  und  in  Fällen,  welche  mit  euro- 
päischen übereinstimmen,  wodurch  sie  sich  unzweifelhaft  als  schon  grund- 
sprachlich erweist. 

Den  Weg  zu  der  aus  dem  Sanskrit  zunächst  zu  vergleichenden 
Bildung  bahnt  uns  die  im  vorigen  §.  erwähnte  ursprünglich  pronominale 
Endung  des  Genetiv  Plur.  sdm  und  deren  Eindringen  in  die  Nominal- 
declination.  in  geringem  Umfang  im  Avesta,  in  grössrem  im  Sanskrit, 
sehr  umfassend  im  Griechischen  und  am  umfassendsten  im  Latein. 

Diese  unterscheidet  sich  von  der  ursprünglichen  und  eigentlich 
allen  nominalen  Categorien  angehörigen  Endung  dm  nur  durch  das  da- 
vor erscheinende  *.  Ganz  eben  so  unterscheidet  sich  von  der  Endung 
des  Gen.  Sing,  ia  eine  weitverbreitete  Endung  desselben  Casus,  als  deren 
nächst  liegende  Form  wir  sta  zu  erkennen  haben  (vgl.  wegen  des  i  noch 
die  entsprechende  griech.  Form  to  für  oio  in  §.  9).  So  scheint  diese 
Endung  in  der  That  auch  noch  in  einigen  Fällen  in  den  Veden  gespro- 
chen werden  zu  müssen. 

So  z.  B.  lautet  in  dem  überlieferten  Texte  Rv.  EL  11,  10 

1)  Zeuss.  Gr.  celtica,  ed.  Ebel  p.  221  vgl.  222;  Schleicher,  Compendiom  der 
Vgl.  Gr.  1871.  §.  252,  S.  543. 

2)  Whitley  Stokes,  Irish  Glosses  1860.  n.  17,  p.  39. 

3)  Ebendas.  n.  81,  p.  45. 

4)  Vgl.  ein  Paradigma  ebds.  n.  139. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  lANS,  lAS,  Ia.  15 

droravid  xrishno  asya  väjrö 

•mfinusham  ydn  manusho  niju'rvit 

nf  mäylno  Ddnavdsya  mdyd' 

dpadayat  papivd'nt  sutasya 
'Laut  erdröhnte  dieses  Helden l)  Donnerkeil,  als  den  menschenfeind- 
lichen2) der  menschenfreundliche  niederbrannte3).     Zu  Nichte  machte 
er  die  Listen  des  listigen  Danava2),   nachdem  er  geschlürft  vom  Soma- 
trank\ 

Es  sind  vier  elfsilbige  Stollen,  in  denen  der  erste,  zweite  und  vierte, 
um  die  Silbenzahl  zu  erhalten,  und  aus  andern  Gründen 4)  zu  lesen  sind 
äroravid  vn'shano5)  asya  vdjraA6)! 
amänusham7)  yän  ma'nusho  nijü'rvit| 

.    •  • 

dpddayat  papiud'nt8)  sutdsyaj 
Auch  im  3ten  Stollen  fehlt  eine  Silhe,  welche  wir  dadurch  erlan- 
gen, dass  wir,  wie  schon  das  Prdticdkhya  des  Rigveda  (M.  M.  s.  974) 
für  Fälle  der  Art  vorschreibt,  in  D  hiavasya  statt  des  y  den  entsprechen- 
den Vokal  t  lesen,  wie  das  in  dieser  Endung  auch  sonst  nicht  sehr  sel- 
ten der  Fall  ist.  Es  entsteht  dann  natürlich  die  Frage,  ob  ein  langes 
oder  kurzes  »  zu  lesen ,  eine  Frage .  die  bei  den  mehr  durch  Zahl  als 
Quantität  bestimmten  Metren  der  Veden  in  den  allermeisten  Fällen 
nicht  zu  entscheiden  ist;  so  z.  B.  ist  Rv.  I.  62,  3  in  einem  Stollen,  wel- 

1)  D.  i.  Indra's. 

2)  Es  ist  der  Dämon  gemeint,  welcher  den  Regen  zurückhält 

3)  'Mit  dem  Blitze'. 

4)  Vgl.  'Einleitung  in  die  Grammatik  der  vedischen  Sprache1,  deren  lsto  Ab- 
theilung, am  6ten  Dccember  1873  in  der  Ges.  d.  Wisa.  vorgetragen,  bald  erscheinen 
wird. 

5)  Die  organischere  Form  mit  Bewahrung  des  thematischen  a. 

6)  Mit  Schluss  am  Ende  des  Stollen. 

7)  Ohne  Einbusse  des  anlautenden  a. 

8)  Ob  papiuänt  mit  u  richtig,  wage  ich  nicht  zu  entscheiden.  Es  hat  das 
Rv.  Pr.  für  8ich;  allein  die  Fälle,  wo  ursprüngliches  y,  v  in  i,  u  zu  verwandeln  wä- 
ren, bedürfen  alle  einer  genauen  Untersuchung. 


IG 


TH.  BENFE Y, 


eher  überhaupt  wegen  der  grossen  Differenz  zwischen  dem  überlieferten 
Text  und  der  Art,  wie  er  zu  lesen  ist,  d.  h-.  der  ursprünglicheren  Ge- 
stalt, beachten« werth  ist,  in  Indrasya  unzweifelhaft  statt  der  Liquida 
der  Vokal  zu  lesen;  aber  die  Stelle  des  Verses  ist  in  Bezug  auf  die 
Quantität  so  unbestimmt,  dass  sich  nicht  mit  voller  Sicherheit  entschei- 
den lässt,  ob  er  kurz  oder  lang  zu  lesen  sei.  Der  Stollen  lautet  in  der 
Ueberlieferung 

I'ndrasyd'ffgirasam  ceshfaii, 
ist  ebenfalls  elfsilbig  und  —  abgesehen  von  t,  dessen  Quantität  schwer- 
lich mit  voller  Sicherheit  bestimmt  werden  wird  —  zu  lesen 

I'ndrasia  ängirasdm  ca  ishfaü 
also  mit  vollständiger  Trennung  aller  Wörter.  Wohl  entschieden  mit 
kurzem  i  dagegen  ist  z.  B.  I.  162,  19  äfoasid  zu  lesen.  Die  Länge 
des  a  ist  nach  der  weiter  zu  erwähnenden  Regel  eingetreten ,  um  im 
2ten  Fusse  des  elfsilbigen  Stollens  den  Choriamb  zu  gewinnen  (s.  wei- 
terhin1)). 

In  der  zuerst  erwähnten  Stelle  (II.  11,  10)  sprechen  dagegen  für 
die  Lesung  mit  i  folgende  Umstände.  Wenn  wir  Dänavasia  lesen,  er- 
giebt  sich  nämlich  für  den  zweiten  Fuss  dieses  Stollen  (d.  h.  seine  5 — 
8te  Silbe)  ein  Paeon  quartus  (  —  vvv):  Ddnavasi-.  Es  giebt  nun  aber 
eine  Regel,  nach  welcher  in  den  Veden  ein  auslautender  kurzer  Vokal 
eines  Wortes,  wenn  er  in  der  8ten  Silbe  eines  elf-  oder  zwölfsilbigen 
Stollens  vorkommt,  gedehnt  wird2)  —  ausgenommen,  wenn  ihm  Position, 

1)  Die  Dehnung  des  ausl.  oin  aevasiä  zeigt  zugleich,  dass  das  Rv.  Praticakhyä, 
und  demnach  sicher  die  auf  der  Diaskeua.se  beruhende  Ueberlieferung  hier  t,  nicht  y 
las.  Denn  nur  dadurch  kommt  a  in  die  8te  Sdbe  des  elfsilbigen  Stollen ,  wodurch 
seine  Dehnung  nach  dem  Rigv.  Pr.  geregelt  ist.  Hatte  der  Vf.  des  Rv.-Pr.  die  vo- 
kalische Lesung  nicht  vorausgesetzt,  so  würde  er  über  die  Dehnung  dieses  a  eine  be- 
sondre Regel  haben  geben  müssen,  wie  diess  gerade  für  diese  Stelle  in  den  Pratig. 
der  Väjan.  Samh.  und  der  Taittir.  Samh.  geschieht.  Der  Vers  erscheint  nämlich  VS. 
25,  42,  TS.  IV.  6.  9.  3,  die  Regel,  dass  das  a  zu  dehnen  VS.  Pr.  3,  9G,  TPr.  3,  8. 
Die  Entdeckung,  dass  diese  Dehnungen  mit  dem  Metrum  zusammenhängen,  ist  erst 
im  Rv.  Pr.  gemacht  und  auch  da  keineswegos  in  ihrem  ganzen  Umfang  erkannt 

2)  Rv.  Pruticäkhya  s.  523.  524.  M.  M. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  fANS,  IAS,  Ia.  17 

oder  eine  schwere  (d.  h.  natura  oder  positione  lange)  Silbe  folgt l) ;  denn 
die  Position  macht  die  vorhergehende  Kürze  einer  Lange  gleich;  die 
folgende  Silbe  —  d.  h.  die  9te  —  ist  aber  im  Allgemeinen  kurz ;  denn 
der  elfsilbige  Stollen  hat  im  3ten,  dem  Schlussfuss,  vorwaltend  einen 

Bacchius  [«  -),  der  zwölfsilbige  aber  einen  Diiambus  (»  —  «—).  Diese 

regelmässige  Dehnung  einer  auslautenden  grammatischen  Kürze  in  der 
8ten  Silbe  zeigt  aber,  dass  diese  Silbe  vorherrschend  lang  sein  muss  und, 
wenn  wir  die  elf-  und  zwölfsilbigen  Stollen  in  den  Veden  durchmustern, 
wird  diese  Folgerung  in  einem  solchen  Umfang  bestätigt,  dass  man  — 
ausser  in  den  Fällen,  wo  die  9te  Silbe  lang  ist  —  fast  bezweifeln  könnte, 
ob  eine  Kürze  in  der  8ten,  wenn  sie  im  überlieferten  Texte  erscheint, 
geduldet  werden  darf.  Diess  genauer  auszuführen,  wird  erst  in  der  Veden- 
Metrik  möglich  sein;  damit  jedoch  der  Leser  einen  ungefähren  Begriff  von 
dem  gegenseitigen  Verhältniss  erhalte,  in  welchem  die  in  diesem,  dem 
zweiten,  Fusse  elf-  und  zwölfsilbiger  Stollen,  erscheinenden  Rhythmen 
zu  einander  stehen,  erlaube  ich  mir  diejenigen  zu  verzeichnen,  welche 
sich  in  den  132  Stollen  der  ersten  hieher  gehörigen  Verse  des  Rigveda 
finden,  nämlich  in  Rv.  1.23,  19;  —  24,  1;  2;  6—15;  —  27,  13;  —  30 
16;  —  31,  8;  16;  18;  —  32,  1  — 15.  Die  Stollen  sind  elfsilbig,  ausser 
wo  ihre  Zwölfsilbigkeit  besonders  angemerkt  ist.  Es  erscheint  in  ihnen 
1.  und  zwar  am  häufigsten,  44  mal,  Choriamb  ( — vv — )  nämlich  I. 
24,  6  (3  mal);  7 ;  8  (4  mal);  9  (4  mal);  10  (2  mal);  11;  12  (2  mal);  13 
(3  mal);  —  27,  13  (2  mal);  30,  16;  —  31,  8  (3  mal);  16;  —  32,  1 
(2  mal);  3;  4;  5;  7  (2  mal);  8;  10  (4  mal);  11;  13;  14  (2  mal);  und 
I.  24,  ,15  (im  3ten  Stollen,  der  zwölfsilbig  ist,  während  die  drei  andern 
dieses  Verses  elfsilbig  sind).  Schon  aus  der  verhältnissmässig  grossen 
Anzahl  können  wir  folgern,  dass  der  Choriamb  in  diesem  Fuss  der  vor- 
herrschende Rhythmus  ist.  Diess  wird  aber  auch  bestätigt  1.  dadurch, 
dass  in  den  hier  beachteten  Versen  der  Choriamb  der  einzige  ist,  welcher 
verhältnissmässig  häufig  in  allen  4  Stollen  des  Verses  erscheint,  also  im 
ganzen  Verse  herrscht;   2.  dadurch,  dass  in  den  4  Versarten  des  späte- 


1)  Rv.  Praticakhya  s.  523.  524.  M.  M. 
Hist.-phü.  Classe.  XIX. 


c 


18 


Tn.  BENFEY, 


ren  Sanskrit,  welche  sich  aus  den  vedischen  Versen  von  4  elf-  oder 
zwölfsilbigen  Stollen  entwickelt  haben,  und  in  diesen  auch  in  Bezug  auf 
die  Quantität  fixirt  sind,  der  Indravajrä,  Upendravajril,  Indravamcu  und 
Vanuastha,  der  Choriamb  im  2ten  Kusse  des  Stollen  einzig  erlaubt  ist 
(nämlich  r  —/—vv  —  /v  '-/,  v  —  v—/—vv—/r  -/.  r— / 

—  VV — /v  —  r—/,  v —  v — /—vv — /v  —  v—}.  3.  dadurch,  dass,  um  den 
Cboriamb  in  diesem  Fuss  zu  gewinnen,  mehreremal  in  1 1  und  1 2  silbi- 
gen Stollen  die  5te  Silbe .  wenn  sie  grammatisch  auf  einen  kurzen  Vo- 
kal auslautet,  diesen  dehnt,  so  z.  B.  Rv.  I.  87.  2  =  TS.  IV.  3.  13.  8 
ukshatd;   Rv.  I.  1G0,  S  rakshatd,  Rv.  VIII.  1.  1  =  Sv.  I.  3.  2.  5.  10 

—  Atb.  XX.  85,  1  stotd;  Rv.  X.  IS.  5  =  Ath.  XVIII.  1.  33  5  shmä !). 


1)  Wir  ersehen  bieraus.  dass  die  für  diese  Dehnung  von  Whitney  (Ath.  Pratic. 

5.  133  ff.)  gebrauchte  Bezeichnung  'irregulär'  schwerlich  zu  billigen  ist;  sie  dient  au- 
genscheinlich metrischen  Zwecken  fast  in  demselben  Grade,  wie  die  regelmässigen  in 
der  8ten  und  lOten  Silbe  derselben  Stollen  und  in  höhcrem  als  in  der  2tcn  Silbe. 

Dabei  erlaube  ich  mir  zugleich  zu  bemerken,  dass  auch  die  Dehnung  auslau- 
tender kurzer  Vokale  in  der  "tun  Silbe  dieser  Stollen  schwerlich  irregulär  genannt 
zu  werden  verdient ,  wie  ebenfalls  bei  Whitney  geschieht.  Auch  6ie  dient  —  und 
zwar  ziemlich  häufig  —  zu  metrischen  Zwecken,  nämlich  vorzugsweise  um  den  zweit- 
häufigsten Rhythmus  des  2ten  Fusses.  denJonicus  a  minore  (vv  ),  Zugewinnen, 

vgl.  z.  B.  Rv.  I.  51,  l  —  Sv.  I  4.  2.  4.  7  madatd;  Rv.  II.  14,  10  prioatd;  Rv.IV. 

6,  6  tarn  t,  zu  lesen  tanui;  Rv.  IV.  18,  2  ayu  ;  Rv.  VI.  28,  6  —  Ath.  IV.  21,  ß  kri- 
nuthd;  Rv.  VIII.  46,  25  calrimd  und  ebenso  Rv.  X.  10,  4  =  Ath.  XVIII.  1,  4,  so 
wie  Rv.  X.  12,  5=  Ath.  XVIII.  1,  33;  ferner  Rv.  X.  42.  G  =  Ath.  XX.  80,  6  dadhimä; 
Rv.  V.  54,  1  auajd  (wo  aber  das  «  vielleicht  grammatisch  um!  vom  I'ada-Verfertiger 
verkannt  ist);  ferner  Ath.  V.  6,  4  dltanvd  (zu  lesen  dhunua),  wo  aber  Rv.  in  der 
entsprechenden  Stelle  X.  110.  1  das  a  kurz  lässt;  vgl.  auch  Ath.  V.  11.  5  jnnimä; 
Ath.  VI.  63.  2  und  84.  3  critd;  Ath.  VII.  34.  1  mda. 

Beiläufig  bemerke  ich,  dass  Rv.  I.  64,  !)  tu  in  vadatd  nicht  die  siebente  Silbe 
ist,  wie  der  Verfertiger  des  Rv.  Prütic.  angenommen  haben  muss  (denn  sonst  hätte 
er  keine  besondere  Regel  dafür  gegebenj,  sondern  die  achte,  also  nach  der  all- 
gemeinen Regel  gedeLute,  wie  in  X.  04.  1;  rodtisi  ist  nämlich  viersilbig  zu  lesen. 

Da  ich  die  Dehnung  der  5ten  und  7ten  Silbe  einmal  erwähnt  habe,  so  will 
ich  es  nicht  unterlassen ,  die  Aufmerksamkeit  auf  zwei  auffallende  Erscheinungen  zu 
ziehen ,  ohne  jedoch  hier  näher  auf  sie  einzugehen. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  fANS,  IAS,  fA.  19 

Wie  gross  das  Bedürfniss  war,  den  Choriamb  im  2ten  Fusse  zu 
haben,  zeigt  auch  Rv.  IV.  2,  17.  Es  erscheint  nämlich,  ausser  an  dieser 
Stelle,  in  der  Samhitd  des  Rigv.  stets  vävridh-;  in  dieser  hat  aber  vavridh- 

kurzes  a,  nur  um  den  Epitritus  tertius  (  v— )  zu  vermeiden  und 

statt  dessen  den  Choriamb  zu  gewinnen. 

2.  Der  zweithäufigste  Fuss  ist  der  Jonicus  a  minore  (vv  ), 

welcher  im  Ganzen  36  mal  vertreten  ist,  nämlich  I.  24,  1;  2;  7  (2  mal); 
10;  11  (2  mal);  —  30,  16;  —  31,  8;  16  (3  mal);  18  (2  mal);  —  32. 
1  (2  mal);  3 ;  4  (3  mal);  5;  6;  7  (2  mal);  8 ;  9  (3  mal);  11  (2  mal);  12 
(3  mal);  13  (2  mal);  14. 

3.  Der  Paeon  quartus  (vvv—)  im  Ganzen  25  mal  vertreten,  näm- 
lich inL  24,  1;  2;  6;  7;  12;  13;  14;  15  (2  mal);  —  31,  18;  —  32, 
1;  2;  3  (2  mal);  4;  5  {2  mal);  6  (2  mal);  8;  9;  11;  15  (2  mal);  —  I. 
23,  19  in  einem  zwölfsilbigen  Stollen. 

4.  Der  Epitritus  secundus  (—  v  )  16  mal,  nämlich  in  I.  24, 

1  ;  2;  10;  11;  12;  —  27,  13  (2  mal);  —  30.  16  {2  mal);  —  32.  2  (3 
mal);  8;  12;  14;  15. 

5.  Der  Diiambus  (v — v— )  4  mal,  nämlich  I.  24,  14  (2  mal);  15; 

—  32.  13. 

6.  Der  Epitritus  primus  (i>  )  3  mal,  nämlich  I.  24,  1;  2; 

—  31,  IS. 

1.  Die  5te  Silbe  dehnt  den  auslautenden  Vokal  in  pra  in  Ath.  II.  5,  5  und 
VII.  26,  1  (nach  Wh.  ad  Prätie.  p.  134  n.  auf  Autorität  der  Handschriften ;  der  ge- 
druckte Text  hat  die  Dehnung  nicht).    Es  entsteht  dadurch  als  zweiter  Fuss  der 

dispondeus  (  ).   Beide  Verse  erscheinen  auch  im  Rv.  und  aa.  Veden,  näm- 

Kch  der  lste  in  Rv.  I.  32,  1  =  Sümav.  VII  Naig.  37  und  der  2te  in  Rv.  I.  154,  1 
=  VS.  5.  18  =  TS.  I.  2.  13.  3;  diese  haben  aber  keine  Dehnung,  wohl  aber  eine 
Umstellung  der  Wörtor,  durch  welche  an  der  ersten  Stelle  v  —  v —  entsteht  (der  5t- 

häufigste  Fuss),  an  der  zweiten  — v  der  4thäufigste.    Die  Leseart  des  Ath. 

scheint  eine  doctissima. 

2.  Diesen  vierthäufigsten  Fuss  sehen  wir  ferner  an  mehreren  Stellen  durch 
Dehnung  an  die  Stelle  des  sonst  häufigsten  Choriamb  treten,  so  z.  B.  Rv.  I.  103,  5 
pacyatä  ;  Rv.  II.  14,  1  sincaiä;  Rv.  V.  4,  5  —  Ath.  VII.  73,  9  bharä;  ebenso  Ath. 
IV.  22,  6  bharä;  Ath.  IV.  22,  7  khidä;  Atb.  VII.  14.  3  suvä. 

C* 


20  TH.  BENFEY, 

7.  Der  Paeon  tertius  (vv  —  v)  1  mal,  nämlich  I.  32,  6. 

8.  Der  Paeon  primus  (—»»»)  I.  24,  14. 

Man  sieht  daraus,  dass  unter  den,  im  Anfang  des  Rv.  vorkommenden, 
hieher  gehörigen  Stollen,  130  in  der  8ten  Silbe  eine  Länge  haben  und 
nur  zwei  eine  Kürze.  Schon  dieses  so  grosse  Missverhältniss  würde  es 
fast  zur  Nothwendigkeit  machen,  in  Fällen,  wo  es  möglich  ist,  eine  leichte 
Silbe  an  dieser  Stelle  zu  vermeiden  und  also  auch  hier  nicht  ddnavasi-, 
sondern  ddnavasi-  zu  lesen.  Allein  selbst  mit  den  beiden  Stellen,  in  wel- 
chen Kürze  in  der  Sten  Silbe  erscheint,  hat  es  ein  eignes  Bewandtniss. 

Die  erste  (I.  32,  6)  lautet  tuvibddhdm  rijishdm  und  es  ist  keinesweges 
unwahrscheinlich,  dass  das  r-Element  in  dem  Vokal  ri  (vgl.  z.  B.  krivi 
Rv.  t  30,  1  und  IL  22,  2  wofür  Sv.  I.  3.  1.  3.  1  und  II.  6.  I.  18.  3 
krivi  hat  und  auch  im  Naighanfuka  III.  23  beide  Lese  weisen  erscheinen), 
einst  bisweilen  —  in  Harmonie  mit  der  Entstehung  des  Vokals  ri  aus 
r  und  einem  Vokal  —  noch  wie  ein  Consonant  wirkte,  also  hier  im 
Verein  mit  dem  vorhergehenden  m  noch  Position  machte,  wodurch  dann 
an  die  Stelle  des  Paeon  tertius  {vv — v)  der  zweithäuügste  Fuss ,  Jonicus 

a  minore  {vv  )  tritt    F"ür  diese  Erklärung  sprechen  mehrere  ganz 

analoge  Fälle,  in  denen  die  Regeln,  wonach  ein  auslautender  Vokal  ge- 
dehnt werden  sollte,  vor  einer  Silbe  mit  ri  Ausnahmen  erleiden ,  so  das 
auslautende  a  in  iva  vor  ghxiner  VI.  16,  38;  in  ihd  vor  prinotu  VII.  35, 
6;  prd  vor  mxifa  VIII.  70  (81),  6;  (atdsya  vor  nrind'm  I.  43,  7;  haryafva 
(zu  lesen  hariafva)  vor  mtftäya  X.  128,  8  =  Ath.  V.  3.  8;  auslauten- 
des t  in  invasi  vor  vrishd  VIII.  13,  32;  in  pdti  vor  Iritfyam  X.  1.  3; 
prithivi  vor  bxihdt  V.  66.  5 »). 

Die  zweite  Stelle  aber  (I.  24,  14  =  TS.  I.  5.  11.  3),  dva  te  ht\o 
varuua  ndmobhih.  ist  eine  von  denen,  wo  das  a  auslautend  in  der  Sten 
Silbe  eines  elfsilbigen  Stollens  steht,  also  nach  der  oben  gegebenen  Re- 
gel hätte  gedehnt  werden  müssen,  wodurch  der  häufigste  Rhythmus  des 
2ten  Fusses.  der  Choriamb,  entstehen  würde.    Freilich  wird  in  dem  Rv. 


1)  S.  das  Verzeicbniss  der  Ausnahmen  von  der  Regel  im  Rt.  Prätic,.  bei  A. 
Regnier  Etudes  sur  la  Grammaire  vedique,  II.  p.  21—24. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  UNS,  iAS,  IA.  21 

Prätic.  (s.  533  M.  M.)  diese  Stelle  ausdrücklich  von  der  Regel  ausge- 
nommen und  es  ist  dieses  eine  der  Inconsequcnzen  in  dem  überlieferten 
Texte,  welche,  wie  ich  in  der  'Einleitung  in  die  Grammatik  der  Vedi- 
schen  Sprache'  bemerke .  vorzugsweise  den  Beweis  liefern ,  dass  die  Dia- 
skeuasten  des  Rigveda  den  Text  genau  so  fixirtcn,  wie  sie  ihn  aus  dem 
Munde  derjenigen  Sänger  oder  Rccitirendcn  hörten ,  welche  sie  als  die 
treuesten  Bewahrer  desselben  betrachten  zu  dürfen  glaubten.  In  den 
meisten  Fällen  lassen  sich  die  Gründe  dieser  Inconsequenzen  wenigstens 
ahnen,  wenn  auch  nicht  ganz  sicher  stellen.  Wenn  man  hier  z.  B.  be- 
achtet, dasa  die  Vokative  dexa  'Gott',  Indra,  Sorna,  SarasvaH,  ebenfalls 
nicht  gedehnt  werden,  so  möchte  man  auf  den  ersten  Anblick  glauben, 
dass  man  sich  aus  religiöser  Scheu  der  Entstellung  der  grammatischen 
Form  von  Götternamen  aus  metrischen  Gründen  enthielt.  Die  Verkür- 
zung des  Auslautes  der  Vokative  des  Duals  mitrdvarund  in  Rv.  I.  15,6 
und  indrävarund  in  I.  17,  3;  7;  S;  9  zu  °varuna,  wo  allenthalben  na  die 
erste  Silbe  eines  Diiambus  bildet,  würde  nicht  dagegen  sprechen;  denn 
der  Dualauslaut  d  erscheint  im  Veda  so  oft  verkürzt1)  —  und  zwar 
ohne  jeden  metrischen  Grund  (vgl.  z.  B.  VII.  60,  12  deva,  61,  6  wmma) 
—  dass  man  entschieden  sieht,  dass  in  den  Veden  die  Nebenform  mit 
a  schon  fast  ebenso  gebräuchlich  war,  wie  im  Avesta.  —  Allein,  da  wir 
auch  die  Auslaute  der  Vokative  Sing,  samidhana,  pavamdna,  vasavdna, 
dazu  dann  auch  das  oben  angeführte  Aaryacva,  unter  den  undehn- 
baren linden,  so  ist  wahrscheinlicher,  dass  der  Vokativ  Singularis  über- 
haupt eine  Ausnahme  bildete,  und  in  der  That  habe  ich  bis  jetzt  nur 
einen  Vokativ  Sing,  notirt.  dessen  Auslaut  der  Regel  gemäss,  in  der 
8ten  Silbe  eines  1 1  silbigen  Stollens  gedehnt  ist.  nämlich  hdriyojand  (Pada 
°nä)  im  Rv.  L  61,  J6.  —  l'ebrigens  will  ich  keinesweges  bergen,  dass, 
wie  noch  andre  Rhythmen  in  diesem  2ten  Fuss  vorkommen,  so  auch 
der  Paeon  primus  ( — vvv)  noch  sonst  erscheint,  wenn  gleich  sehr  selten 
und  fast  immer  in  einer  Weise,  die  leicht  Aenderungen  zulässt.  So 
z.  B.  Rv.  L  1 66,  15  stömo  maruta  iyäm  g(n ,  in  °mo  maruta ,  wo  maruta 


1)  R?.-Pratic.  s.  310-312.  M.  M. 


22  TH.  BENFEY, 

für  Vokativ  PI.  marutas  steht.  Nimmt  man  an.  dass  das  auslautende  as. 
wie  in  den  Yeden  oft  1„  auch  hier  d  zu  sprechen  sei,  dann  ergiebt  sich 
statt  dessen  wieder  der  Choriamb,  dieser  charakteristische  Rhythmus  des 
2ten  Kusses  in  11-  und  12silbigen  Stollen 

Doch  mag  man  über  diese  Ausnahmen  von  der  allgemeinen  Regel  noch 
zu  einer  klareren  Einsicht  gelangen,  oder  Dicht  —  was  die  Eeseweise  von 
dAnavasya  betrifft,  wird  man  nach  allem  Bisherigen  wohl  nicht  im  Ge- 
ringsten zweifelhaft  bleiben  dürfen,  dass  damnasta  an  dieser  Stelle  daß 
einzig  richtige  ist  und  zwar  nicht  am  wenigsten  auch  desshalb,  weil 
dadurch  der  2te  Fuss  den  häufigsten  Rhythmus  —  Choriamb  —  erhält 
und  das  lange  I  der  organische  Vokal  ist.  Dadurch  verschwindet  dann 
auch  die  unregelmässige  {sogenannte  virAlstMna)  trishlubh,  deren  ohnehin 
geringe  Anzahl  bei  richtiger  Lesung  Oberhaupt  ganz  ausserordentlich  zu- 
sammenschmilzt;  so  wird  auch  in  demselben  Hymnus  (II.  1 1,  6;,  wenn  man 
sä riasta  statt  suryasya  liest,  der  letzte  Stollen  statt  eines  neunsilbigen  ein 
regelmässiger  elfsilbiger  und  in  dem  ganzen  Verse  bleibt  nur  ein  zehnsil- 
biger,  welcher  ebenfalls  verschwindet,  wenn  man  statt  vdjram,  nach  Ana- 
logie des  so  häufig  statt  Indra,  Rudra,  zu  lesenden  Indara,  Itudara,  auch 
väjaram  liest,  süriasta  würde  dann  noch  ein  Beispiel  für  die  Bewahrung 
der  Länge  von  (  gewähren. 

Schliesslich  bemerke  ich  jedoch,  dass  die  Fälle,  in  denen  diese  En- 
dung in  den  Veden  noch  mit  i  zu  sprechen  ist,  verhältnissmässig  selten 
sind,  dass  vielmehr  die  Liquidirung  des  (  zu  jf  (vor  dem  unähnlichen 
Vokal),  also  die  Form  sya,  welche  im  gewöhnlichen  Sanskrit  erscheint, 
auch  in  den  Veden  schon  in  der  weit  überwiegenden  Mehrheit  zur  Herr- 
schaft gelangt  ist. 

§  9. 

Wie  die  Genetivendung  des  Plural,  säm .  im  Sanskrit  zur  Bildung 
des  Gen.  PI.  der  geschlechtigen  Pronomina  auf  a,  t,  u  diente  und  auch 


1)  Vgl.  Bollensen  in  ZDMG.  XXII.  574;  ausführlich  .werde  ich  in  der  Phone- 
tik der  Grammatik  der  vedischen  Sprache  davon  handeln. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SDNG.  IANS,  iAS,  iA.  23 

in  einige,  den  Pronominibus  begrifflich  nahe  stehende,  Adjectiva  drang 
(s.  §.  7),  so  ist  auch  die  des  Gen.  Sing,  sya  (für  sia)  nicht  bloss  die  der 
geschlechtigen  Pronomina  msc.  und  ntr.  auf  a  z.  B.  ta-sya,  so  wie  auch 
des  auf  u,  amu-shya  (von  dem  auf  i  ist  keine  Form  der  Art  im  Sanskrit 
oder  sonst  —  ausser  im  Germanischen  und  Altslavischen  (s.  sogleich)  — 
bewahrt),  sondern  auch,  und  zwar  in  Gemeinschaft  mit  den  meisten  der 
Indogermanischen  Sprachen ,  sowohl  in  jene  den  Pronominibus  ver- 
wandte Adjectiva  auf  a,  als  auch  in  alle  Nomina  auf  diesen  Vokal  ge- 
drungen, vgl.  z.  15.  vtrva-sya  'all',  m.  n.  yatd-sya,  m.  n.  (von  gata  = 
ßmo  Ptcp.  Pf.  Pass.  'gegangen'),  eifva'sya,  'des  Pferdes'. 

Ebenso  im  Avesta.  wo  1  zu  h  und  a  hinter  y  gewöhnlich  i  und  y 
dann  eingebüsst  wird  z.  B.  ta-hü  (—  sskr.  ta-sya),  vIcpa-M  (=  sskr. 
vieva-sya) ,  aepa-he  {  —  sskr.  apea-sya) ,  vgl.  mit  treuerem  Reflex  der  En- 
dung ahura-hyd.  neben  ahura-M  von  akura  =  sskr.  asura. 

Im  Altpersischen  z.  B.  aura-hya l)  =  ahura-hyu  des  Avesta ,  khsd- 
yathiya-hyA  'des  Königs'. 

Im  Griechischen  ist  der  eigentliche  Reflex,  mit  Bewahrung  des  ur- 
sprünglichen /,  oio  gewesen.  Wie  im  Eranischen,  tritt  es  an  alle,  sowohl 
geschlechtige  Pronomina  als  Nomina  auf  grdspr.  «  ,  griech.  o,  im  msc. 
und  ntr.,  allein  das  a  wird  zwischen  dem  o  des  Thema  und  dem  *  der 
Endungen,  wie  zwischen  Vokalen  so  oft.  eingebüsst,  so  dass  nur  to  von 
der  Endung  übrig  bleibt  (böotisch,  lesbisch,  homerisch) ,  also  z.  B.  ro-Zb, 
ßio-to;  im  Dorischen  und  Attischen  wird  in  o-to  auch  das  /  eingebüsst, 
worauf  Zusammenziehung  von  oo  zu  ov,  altdorisch  tu,  eintritt,  rov,  tw, 
Xoyov,  X6y<o. 

In  den  Italischen  Sprachen  hat  sich  keine  Spur  dieser  Endung  er- 
halten ;  wahrscheinlich  auch  nicht  im  Celtischen,  worüber  ich  mir  jedoch 
kein  Unheil  anmasse.  In  den  geschlechtigen  Pronominibus  auf  ursprüng- 
liches a  und  zwar  auch  in  deren  Femininen  erscheint  im  Oskischen  und 
Lateinischen,  wie  wir  §.  1  sahen,  der  Reflex  von  grundsprachlichem  tos 

1)  Cajotanus  Kossowicz  in  Inscriptiones  Palaeo-Persicae ,  St  Petersb.  1872, 
giebt  im  Glossar  p.  3  irrig  aurahyd  mit  langem  «,  s.  das  Richtige  p.  100,  3,  und 
Enuntiatio  45. 


24 


TH.  BENFEY, 


Die  Nomina  auf  grdspr.  ä  bilden  im  Umbrischen  und  Oskischen  den 
Gen.  Sing,  durch  den  Reflex  der  grdspr.  Nominalendung  as;  im  Latei- 
nischen und  Celtischen  dagegen  ist  die  Endung  f  für  ta,  wie  §.  7  be- 
merkt, zur  Geltung  gekommen;  dieselbe  ist  auch  im  Latein  in  den  Fe- 
minis  auf  ä  (vgl.  §.  7),  sowie  denen  mit  M  im  Nominativ  (diei,  fidet)  vor- 
herrschend geworden,  jedoch  mit  Spuren  genug,  welche  beweisen,  dass 
vor  ihr ,  wie  im  Griechischen .  Oskischen  und  Umbrischen ,  die  nomi- 
nale, auf  grundsprachlichem  as  beruhende,  herrschte. 

Im  Germanischen  dagegen  ist  sia  nicht  bloss  in  den  Pronominibus 
auf  ä,  sondern  auch,  wie  schon  bemerkt,  in  denen  auf  i  bewahrt  und  wie 
im  Sskr.  u.  s.  w.  in  die  Nomina  auf  ursprüngliches  a  gedrungen.  Von  der 
Endung  sia  ist  jedoch  nur  das  s  geblieben ,  z.  B.  goth.  thi-s  =  sanskr. 
ta-sya;  eben  so,  vom  Pronominalstamm  goth.  r  =  grdspr.  t,  Gen.  Sing, 
m.  n.  r-$  für  grdspr.  isla1);  nicht  minder  in  dem  Pronominalstamm  ki% 
wo  der  im  Angelsächsischen  und  Altfriesischen  bewahrte  Gen.  im  msc. 
und  ntr.  hi-s  lautet5).  Nomina  betreffend  lautet  der  Gen.  Si.  von  goth. 
vulfa,  m.  vulß-s,  von  vaurda,  n.  vaurdi-s. 

Im  Altslavischen  ist  die  Endung  s1a,  vielleicht  in  der  Form  sya,  ent- 
schieden wiedergespiegelt  in  ci-so,  Gen.  sing,  von  et  =  sskr.  et  (im  Acc. 
ntr.  ci-d,  welcher  als  Partikel  bewahrt  ist)  =  et  in  der  Sprache  des 
Avesta,  ety  im  Altpers.  =  grundsprachlich  und  sskr.  ki  =  lat.  qui  = 
gr.  x$.  Ob  dagegen  diese  Endung  auch  in  den  Pronominibus  auf  grund- 
sprachlich a,  deren  Genet.  im  Altslav.  auf  go  auslautet,  z.  B.  to-go,  zu 
erkennen  sei,  ist  streitig.  Bopp  und  Schleicher  nehmen  es  an;  Miklo- 
sich  dagegen  bekämpft  es  in  den  Sitzungsberichten  der  phil.-histor. 
Classe  der  Wiener  Akad.  d.  Wiss.  (1869  Bd.  LXII  S.  48  ff.)  und  fasst 
;io .  wie  ich  die  pronominalen  germanischen  Accus,  auf  goth.  k  u.  s.  w. 
erklärt  habe,  als  hinzugetretene  Partikel  =  sskr.  gha,  griech.  ye  ♦).  Dass 

1)  Leo  Meyer,  Die  Gothische  Spr.  §.  392,  393. 

2)  EMs.  §.  392. 

3)  Grimm,  D.  Gr.  L  78G  (1822). 

4)  Diese  Erklärung ,  welche  so  oft  andern  zugeschrieben  wird ,  ward  von  mir 
zuerst  in  meinem  Griech.  WLexikon  1839,  I.  p.  XIV  aufgestellt,  wie  auch  von  Bopp 
V.  Gr.  §.  326  Bd.  II.  S.  102  (1859)  bemerkt  ist. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  iANS,  fAS,  IA.  25 

Miklosich's  Erklärung  von  go  richtig  sei  (vgl.  auch  lit.  gi  in  täs-gi  u. 
s.  w. *)),  ist  wohl  nicht'dem  geringsten  Zweifel  zu  unterwerfen;  allein  wenn 
er  S.  1 1  (besonderer  Abdruck  S.  6)  bemerkt:  'Die  Einwendung,  dass 
nach  dieser  Theorie  in  togo  das  Genetivverhältniss  nicht  bezeichnet  wird, 
da  an  den  Stamm  to  der  Stamm  go  gefügt  werde,  halte  ich  für  unbe- 
gründet, da  ich  von  der  Ansicht  ausgehe,  dass  ursprünglich  alle  Casus- 
bildung auf  der  Verbindung  eines  Stammes  mit  einem  Pronorainalstamm 
beruhte',  also  to-go  für  die  ursprüngliche  Bildung  des  Genetiv  Sing,  von  to 
hält,  so  scheint  mir  diese  Annahme  irrig.  Denn  dass  das  Altslavische, 
wie  alle  Indogermanischen  Sprachen  —  ausser  den  Italischen  und  Celtischen 
—  die  Genetivendung  sla  in  der  Gestalt  so  bewahrt  hatte,  folgt  aus  der 
Form  ci-so,  deren  so  er  selbst  (S.  9  (4))  mit  sskr.  sga  für  unzweifelhaft 
identisch  erklärt.  Es  ist  also  kaum  zu  bezweifeln,  dass  einst  to-so  u.  s. 
w.  im  Slavischen  existirte  und  wie  so  dieses  zu  to-go  geworden  ist,  zei- 
gen, wie  mir  scheint,  die  Nebenformen  von  cI-jö,  nämlich  ciso-go 2),  ce-so 
und  ce-go,  das  letzte  bei  Chodzko5)  und  gesichert  durch  die  serbischen 
Genetive  6e-sa,  ce-ga  u.  aa. ♦).  Ich  nehme  in  Analogie  mit  ci-so-go  unbe- 
denklich ein  einstiges  to-so-go  u.  s.  w.  an,  welches,  in  Analogie  mit  ce-go, 
wie  das  in  so  häufig  vorkommenden  Wörtchen  leicht  geschehen  konnte, 
durch  Synkope  in  einem  oder  mehreren  dieser  Bildungen  in  der  slavi- 
schen Grundsprache  die  Silbe  so  einbüsste  und  da,  dem  Sprachbewusst- 
sein  gegenüber,  nun  go  den  Genetivcharakter  auszudrücken  schien,  wurde 
die  Verstümmelung  über  alle  hieher  gehörigen  Bildungen  ausgedehnt. 

Da  demgemäss  einst  die  Endung  sla  wohl  in  allen  geschlechtigen 
Pronominibus  existirte,  so  könnte  es  auf  den  ersten  Anblick  für  wahr- 
scheinlich gelten,  dass  sie  auch,  wie  in  den  meisten  übrigen  Indoger- 
manischen Sprachen,  in  die  Nomina  auf  ursprüngliches  a  eingedrungen 
sei.  Dafür  könnte  auch  das  gleich  zu  erwähnende  Altpreussische  zu 
sprechen  scheinen.    Allein  dann  wäre  anzunehmen,  dass  z.  B.  in  vluka, 

1)  Schleicher,  HaDdb.  der  lit  Spr.  I.  201,  5. 

2)  Miklosicb,  Lexicon  Palaeoslovenic.  1129. 
8)  Graminaire  Paleoslave,  p.  90. 

4)  Miklosich  in  den  Sitzungsber.  d.  Wiener  Ak.  a.  a.  0.  LXII.  10  (5). 
Hist.-Phil.  GW.    XIX.  D 


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26  TH.  BENFEY, 

zunächst  für  vlikä,  das  si  oder  sy  der  Endung  sia  {sya)  spurlos  eingebüsst 
wäre  und  der  dieser  vorangehende  und  folgende  Vokal,  grundsprchl.  ä  zu  d 
contrahirt  und  dann  verkürzt  sei.  Der  Ausfall  von  y  (für  t)  hatte  seine 
Analogie  in  der  Endung  so  von  vt-so,  der  von  s  würde  im  Gen.  fem. 
der  geschlechtigen  Pronomina  z.  B.  to-jet  seine  Analogie  finden,  wenn 
wir  dieses  nicht  von  dem  grundsprachlichen  ta-smt-as  =  sskr.  tasyäs 
trennen  dürften;  allein  dieses  wird  zweifelhaft,  insbesondere  durch  die 
gleich  zu  besprechende  litauische  Form,  und  man  wird  demnach  zuge- 
stehen müssen,  dass  die  Erklärung  von  vlüka  aus  grdspr.  varka-sia,  sskr. 
vrikasya,  als  eine  gesicherte  keinesweges  betrachtet  zu  werden  vermag. 

Dieselbe  Unsicherheit  gilt  für  das  Litauische  und  hier  auch  für  die 
geschlechtigen  Pronomina  auf  o,  welche  im  Gen.  Sing,  genau  eben  so 
gebildet  sind,  wie  die  Nomina  auf  ursprüngliches  ä  und  gar  keine  Spur 
der  einstigen  Endung  sin  zeigen,  wie  das  im  Slavischen,  jedoch  nur  in 
tt-so.  noch  unzweifelhaft  der  Fall  ist.  Einen  Fall,  wo  si  (oder  sy),  oder 
vielmehr  smt  oder  smy  cingcbüsst  wäre,  würde  —  wie  schon  beim  Sla- 
vischen angedeutet  ist  —  der  Gen.  si.  fem.  bilden,  wenn  wir  dessen  lit. 
Form,  z.  B.  tos  aus  tasyäs  (so  auch  im  Sanskrit)  für  grundsprachlich  ta- 
smi-as  erklären  dürften;  allein  6s  ist  auch  die  Endung  der  Nomina  im 
Gen.  sing.  f.  z.  B.  von  ranka-  f.  rankös  und  da  wir  aia  oder  aya  im  Li- 
tauischen entschieden  mit  Einbusse  des  »  oder  y  zu  ö  contrahirt  finden 
(z.  B.  täiköme  aus  tdik-aja-masi,  oder  täik-aia-masi,  tdiköte  aus  täik-aja-tasi 
oder  tdik-aia-tasi1)),  bin  ich  der  Ansicht,  dass  im  Lit.  die  Femininalen- 
dung  ös  mit  der  sskr.  der  Nomina  auf  fem.  ä,  nämlich  Ayas  zu  verglei- 
chen ist.  welche  durch  die  so  sehr  überwiegende  Mehrzahl  der  nomina- 
len Gen.  Si.  auch  in  die  geringe  Anzahl  der  Pronomina  drang.  Ist  diese 
Erklärung  für  das  Lit.  annehmbar,  so  gilt  sie  auch  für  die  hieher  gehö- 
rigen Gen.  Sing.  fem.  des  Slavischen  und  wird  durch  die  Bewahrung 
des  j  im  Altslav.  to-j«i  noch  besonders  gestützt;  dafür  spricht,  beiläufig 


1)  Schleicher,  Compendium  der  Vgl.  Gr.  d.  Indog.  Spr.  1871,  §.  203  S.  250; 
das  a  vor  masi  war  entschieden  in  der  Grundsprache  kurz;  wegen  ursprunglichen  » 
statt  y  an  einem  andern  Orte. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  iANS ,  lAS,  tk.  27 

bemerkt,  auch  der  goth.  Gen.  der  entsprechenden  Fem.,  dessen  6s  eben- 
falls auf  A-ias  oder  ätfäs  beruht »). 

Scheint  es  demnach  höchst  bedenklich,  die  Gen.  Sing,  der  Nomina 
auf  grundsprl.  ä  im  Slavischen  und  Litauischen  aus  a-sia  zu  erklären, 
dann  wage  ich  die  Vermuthung,  dass  sie  nach  Analogie  des  Lateinischen 
und  Celtischen  (s.  §.  7),  ursprünglich  durch  die  Endung  in  gebildet  sind, 
also  z.  B.  lit.  vÜkö  aus  vilka-ta  (vgl.  oben  tdiköme),  altslav.  vlüka,  aus 
vlükä-ia  zusammengezogen ,  dem  lat.  lupf  aus  lupo-ia  entsprechen.  Im 
Litauischen  hätte  dann  diese  nominale  Bildung  —  wie  oben  im  Gen. 
Sing.  fem.  —  sich  auch  in  den  geschlechtigen  Pronominibus  eingebür- 
gert, z.  B.  tÖ  für  ta-ia. 

Dass  letzteres  durch  die  grosse  Majorität  der  Nomina  sehr  gut  er- 
möglicht war,  zeigt  uns  wohl  am  schlagendsten  eine  analoge  Erschei- 
nung, welche  uns  schon  in  den  alten  Volkssprachen  Indiens  entgegen- 
tritt, nämlich  in  den  prdkritischen,  wo  im  Gen.  Sing,  des  Pronomens  der 
2ten  Person  neben  andern  die  Formen  tuha,  tujjha  und  tumaha,  tumha 
erscheinen,  deren  beide  erste  Formen  so  gebildet  sind,  als  ob  im  Altin- 
dischen der  Gen. ,  nach  Analogie  der  nominalen  (z.  B.  afva-sya),  tu-sya 
gelautet  hätte,  während  die  beiden  letzten  aus  einem  aus  sskr.  tvam  er- 
weiterten Stamm  tuma  auf  dieselbe  Weise  gestaltet  sind  (gewissermassen 
aus  einem  altindischen  tumasya).  Analog  lautet  der  Gen.  Sing,  der  t. 
Person  neben  andern  Formen  mafia,  manjha  (wie  aus  ma-sya,  mama-sya2)). 
Da  derartige  Formen  weder  im  Sanskrit  noch  selbst  im  Pili  vorkom- 
men, so  wird  wohl  Niemand  bezweifeln,  dass  sie  aus  der  nominalen  De- 
clination  in  die  pronominale  eingedrungen  sind. 

Eine  ganz  ähnliche  Erscheinung  begegnet  uns  vielleicht  auch  im 
Altpreussischen. 

Hier  ist  in  den  Pronominibus  die  Endung  des  Gen.  sing,  sia  in 
der  Form  sei,  se  und  ssei  bewahrt5),  aber  nicht  bloss  in  den  geschlech- 
tigen Pronominibus,   sondern  vielleicht  auch  in  den  persönlichen.  So 

1)  Vgl.  Leo  Meyer,  die  Gothische  Sprache  §.  374  S.  468 

2)  Laasen  Instit.  linguae  Präcriticae  §111  S.  328;  330  und  §.  50  S.  219.  220 

3)  Vgl.  Bopp,  Vgl.  Gr.  §.  190  Bd.  I.  (1857)  S.  389. 

D* 


28 


TH.  BENFEY, 


vom  Artikel,  Nom.  sing.  m.  stas,  stes ,  Gen.  stessei  und  steisei,  vom  Pro- 
nomen der  3ten  Pereon,  Nom.  sing.  m.  tans  (d.  i.  ta-na-s).  Gen.  tennessei, 
vom  Pronomen  possessivum  der  ersten  Ps.,  Nom.  sing,  tnai-s  (d.  i.  ma-ia-s 
vgl.  lat.  meus  für  me-tu-s,  sskr.  mad-tya-s),  Gen.  mai-sei  (unbelegt,  aber 
durch  die  Analogie  des  Possess.  der  2ten  Pers.  und  des  Refl.  gesichert), 
von  dem  der  2ten,  Nom.  sing,  twai-s  (vgl.  sskr.  tvad'iya-s 1)),  Gen.  twai-sei, 
von  dem  des  Reflex.,  Nom.  swai-s  (=  sskr.  sviya-s  für  *sva-1ya-s Gen. 
swai-sei;  endlich  vom  persönlichen  Pronomen  der  Isten  Person.  Nom. 
sing,  as,  Gen.  mai-sei,  von  dem  der  2ten,  Nom.  sing,  tou,  tu.  Gen.  twaise. 
Ich  sagte  oben,  dass  diese  Gen.  der  persönlichen  Pronomina  vielleicht 
den  präkritischen  ähnlich  zu  fassen  sind.  Zu  diesem  vielleicht  be- 
stimmte mich  die  Aehnlichkeit  dieser  Formen  mit  den  Gen.  Sing,  der 
entsprechenden  Possessiva,  welche  bei  der  in  §.  1  bemerkten  Verwandt- 
schaft zwischen  dem  Gen.  und  dem  Possessivum  möglicher  Weise  an 
deren  Stelle  getreten  sein  könnten  (wie  z.  B.  auch  in  der  Sprache  des 
Avesta  ma-hya  Yen.  49,  6;  homerisch  rto'io  II.  8,  37).  Ich  würde  diese 
Ansicht  sogar  als  entschieden  auszusprechen  gewagt  haben,  wenn  nicht  die 
besondre  Genetivendung  des  Plur.  der  geschlechtigen  Pronomina  grund- 
sprachlich sdtn  auch  in  den  Gen.  PI.  der  persönlichen  Pronomina  ge- 
drungen wäre,  während  dieses  in  den  Possessivis  nicht  der  Fall  ist  (vgl. 
vom  Artikel  Gen.  PI.  stei-son  mit  sskr.  te-shAm,  vom  Pron.  der  aten  Ps. 
tennei-son,  vom  Pronom.  der  lsten  Ps.  nou-son,  wo  nou  =  lat.  nS  in  nö- 
bis2),  von  dem  der  2ten  iou-son,  wo  iou  —  sskr.  yu  in  yu-shma-,  dage- 

1)  Lateinisch  tuo  'dein'  und  suo  'sein',  stehen  bekanntlich  für  altes  tovo,  s&vo; 
das  erstere  entspricht  dor.  wo  (für  ttfö),  lesb.  wo',  böot.  «o,  sskr.  tvd  [zusammen- 
gezogen aus  tava  (vgl.  die  Reflexe  von  sovo),  welches  sich  als  Genet.  sing,  des  Per- 
sonalpronomens der  zweiten  Person  erhalten  hat]  und  im  Avesta  thwa  [wie  im  Sskr. 
aus  tava,  welches  auch  hier  als  Gen.  des  Personalpronomen  bewahrt  ist);  sovo  ent- 
spricht dor.  und  hom.  16  (für  otfo),  im  Avesta  hava,  zusammengezogen  hva  und  ga, 
im  Sskr.  sva  (für  sava).  Das  grieeb.  Possessiv  der  ersten  Person  ipo  verhält  sich 
zu  dem  des  Avesta  ma  wie  der  Acc.  sing,  des  entsprechenden  Personalpronomens 
ifUt  neben  welchem  auch  pi,  zu  sskr.  und  Avesta  mä,  lat  we  und  ist  also  wahr- 
scheinlich mit  diesem  zu  identificiren. 

2)  Wie  der  altpr.  Reflex  dieses  Casus  zeigt,  welcher,  mit  m  für  grdsprchl.  bh, 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  fANS,  IAS,  lA.  29 

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gen  vom  Possess.  der  2ten  Pers.  twaisei,  wie  im  Sing.,  und  vom  Ren. 
swaise  =  stcmsei  des  Singular1)). 

Da  wir  sonach  den  Reflex  von  *fa  im  Altpreussischen  verhältniss- 
mässig  soweit  verbreitet  finden,  werden  wir,  mit  Bopp2],  unbedenklich 
auch  die  Genetivform  der  Themen  auf  grdspr.  a,  z.  B.  deivcas,  daraus 
deuten  und  diese,  gerade  wie  goth.  vulfi-s,  durch  Einbusse  des  ia  (oder 
ya)  daraus  erklären.  Bemerkenswerth  ist  dabei  auch  die  Uebereinstim- 
mung  mit  dem  Gothischen  in  Bezug  auf  das  Verhältniss  des  Genetiv 
zu  dem  Nomin.  msc.  sing.  Wie  im  Goth.  der  Auslautvokal  des  The- 
mas im  Nom.  eingebüsst,  im  Gen.  aber  —  wenn  gleich  zu  i*  geschwächt 
—  bewahrt  wird,  gerade  so  auch  im  Altpreuss.,  nur  dass  hier  im  Gen. 
a  sich  erhalten  hat,  also  wie  goth.  Nom.  vuff-s,  so  altpreuss.  deiw-s  (= 
grdspr.  daiva-s),  wie  goth.  Gen.  vulfi-s,  so  altpreuss.  deiicas  (=  grdspr. 
daiva-sta). 

§.  10. 

Es  ist  in  dem  Bisherigen  gewissermassen  als  zugestanden  angenom- 
men, dass  die  Endung  des  Gen.  Plur.  sdm,  so  wie  die  des  Sing,  sta  und 
1a,  wo  sie  sich  in  der  Nominaldeclination  finden,  in  sie  erst  aus  der  der 
Pronomina  eingedrungen  seien ,  sich  also  ursprünglich  in  dieser  entwi- 
ckelt haben. 

Diese  Annahme  wird  zwar  wohl  kaum  bestritten  werden,  wie  sich 
denn  auch  die  Gründe  dafür  leicht  aus  der  Darstellung  entnehmen  las- 
sen möchten.  In  einer  so  jungen  Wissenschaft,  wie  die  Linguistik  noch 
immer  ist,  kann  man  jedoch,  zumal  da  in  dieser  Beziehung  noch  mehr- 
fach zu  wenig  geschieht,  bei  der  Begründung  von  Annahmen  kaum  zu 
viel  thun  und  es  möge  desshalb  erlaubt  sein,  die  Hauptmomente,  welche 

wie  ira  Lit.  und  Slav.,  zugleich  dio  grdsprchl.  Form  mit  auslautendem  ms,  gebildet 
durch  das  pluralisirende  s  aus  der  entsprechenden  Endung  des  Sing,  bhyam,  wie 
der  Acc.  pl.  am-s  aus  dem  Sing,  am,  am  treuesten  bewahrend,  nou-mans  lautet. 

1)  Vgl.  die  erwähnten  Formen  bei  G.  H.  F.  Nesselmann,  die  Sprache  der  al- 
ten Preussen  S.  40—44. 

2)  Vgl.  Gr.  §.  190  Bd.  L  S.  389. 


30  TH.  BENFE Y, 

für  die  hier  befolgte  —  wohl  entschieden  —  sprechen,  wenigstens  her- 
vorzuheben. 

Es  sind  deren  zwei: 

1.  Die  Endungen  säm,  sta  erscheinen  hinter  Pronominibus  auf  o, 
t,  u  d.  h.  allen;  denn  ursprünglich  auf  andre  Vokale  auslautende  Pro- 
nominal-stämme  giebt  es  im  Indogermanischen  nicht;  —  für  das  San- 
skrit sind  in  Bezug  auf  säm  in  §.  7  Beispiele  für  ö,  ä,  i,  u  gegeben; 
eben  so  für  s1a  hinter  o.  u  in  §.  9;  in  letztcrem  §.  sind  auch  die  ger- 
manischen mit  Reflex  von  sia  hinter  Pronominibus  auf  grdspr.  d,  »  .  so 
wie  das  einzige  altslavisclie  hinter  c?  mitgetheilt;  es  ist  also  nur  noch 
zu  erwähnen  ,  dass  sich  im  Germanischen  und  Altslavischcn  auch  der 
Reflex  von  säm  nicht  bloss  hinter  den  geschlechtigen  auf  ursprüngliches 
6,6,  sondern  auch  auf  i  zeigt,  vgl.  goth.  thi-zt  m.  n.  =  sskr  te-shäm 
(lat.  is-tö-rum),  thi-zö  =■  sskr.  td-säm  (lat.  is-tä-rum)  und  ebenso  von  I  f-z£, 
m.  n.  X-z6  fem. ,  vgl.  angelsächsisch  von  Ai;  hi-ra  (altfries.  hiara)  m.  n.  f. 
Ebenso  altslav.  wie  te-chü ,  so  auch  ircku.  —  In  der  Declination  der  No- 
mina dagegen  sind  diese  Endungen  auf  die  Themen  beschränkt,  welche 
auf  grdsprchl.  ä,  ä  auslauten  (die  lateinischen  auf  M,  eu,  welche  im  No- 
min. Sing,  auf  es  auslauten,  dürfen  wir  wohl  dabei  ausser  Acht  lassen); 
sämmtliche  übrige  Categorien,  d.  h.  die  msc.  auf  d  (auch  manche  Fem  der 
Art),  die  auf  i,  f,  ü,  ü,  äi,  au,  du,  so  wie  alle  auf  Consonanten  reflectiren 
in  Gen.  pl.  nur  die  grdsprchl.  Nominalcndung  dm,  im  Gen.  Sing,  äs,  ds. 

Man  darf  demgemäss  behaupten,  dass,  wenn  sdm,  sta  schon  ur- 
sprünglich der  Nominaldeclination  angehört  hätten ,  sich  auch  Spuren 
davon  in  den  andren  Categorien  finden  würden.  Da  diess  nicht  der 
Fall  ist,  sie  dagegen  in  allen  Pronominalcategorien  erscheinen,  dürfen 
wir  daraus  folgern,  dass  sie  zuerst  nur  in  diesen  ihren  Sitz  hatten,  und 
erst  später  —  wenn  gleich  schon  theilweis  in  der  Grundsprache  —  von  da 
auch  in  eine  Categorie  der  Nomina  (die  auf  ä,  f.  d)  eingedrungen  seien. 
Dafür  spricht  auch  die  Analogie  noch  späterer  Erscheinungen,  wie  z.  B. 
die  schon  in  §.  7  erwähnte,  wo  die  pronominale  Endung  des  N.  pl.  msc.  t 
im  Griechischen  und  Latein  in  den  Nom.  pl.  der  Nomina  auf  grdspr. 
a,  fem.  ä  nicht  bloss  im  msc,  sondern  —  gegen  alle  Analogien  —  selbst 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  lANS,  LAS,  tk.  31 

im  Fem.  eindrang,  ja  sogar  die  ursprüngliche  Form  im  Fem.  der  ge- 
schlechtigen Pronomina  verdrängte. 

2.  Entscheidet  für  die  Richtigkeit  der  Annahme  der  Umstand, 
dass  die  besonderten  indogermanischen  Sprachen  in  der  Verbreitung  die- 
ser Endungen  sehr  von  einander  abweichen. 

Im  Germanischen,  Altpreussischen  und  Altslavischen  zeigt  sich  der 
Reflex  von  sdm  in  den  geschlechtigen  Pronominibus  (goth.  thi-zi  m.  n., 
thi-zö  f.,  altpr.  stei-son  m.  f.,  altslav.  techü,  m.  f.  n.),  ist  aber  —  und 
so  auch  im  Cel tischen  —  in  kein  einziges  Nomen  gedrungen;  denn  das 
altslav.  bestimmte  Adjectiv  ist  bekanntlich  mit  einem  Pronomen  zusam- 
mengesetzt. 

Im  Litauischen  ist  sie  sogar  in  den  geschlechtigen  Pronom.  durch 
die  nominale  Flexion  verdrängt  (z.  B.  tu  m.  f.  n.  vgl.  m.  vilfot,  f.  rdnkü) 

Dagegen  ist  sie  im  Altpreussischen  selbst  in  die  persönlichen  Pro- 
nomina eingedrungen  nou-son ,  iou*son  (s.  §.  9). 

Im  Sanskrit  und  in  der  Sprache  des  Avesta  ist  sie  zwar  nicht  in 
diese,  wohl  aber  in  einige  Pronominalia  auf  ä,  &  gedrungen,  im  Avesta 
—  wir  dürfen  wohl  sagen:  noch  —  mit  der  nominalen  Form  daneben 
(■•  §•  7). 

Im  Griechischen,  Oskischen,  Umbrischen  und  Latein  ist  sie  in  die 
Declination  der  Feminina  auf  ursprüngliches  femininales  d  gedrungen,  z.  B. 
Xcoqcüv  für  xwpä-wv  statt  x^Q^-otor  von  /aJ(>of,  osk.  egma-zum,  umbr. 
menza-ru,  lat.  merisd-rum1). 

Im  Lateinischen  hat  sie  sich  dann  noch  weiter  verbreitet,  zunächst 
über  die  Themen  der  5ten  Deel.,  welche  im  Nom.  sing,  auf  es  auslauten, 
aber,  wie  an  einem  andern  Orte  gezeigt  ist,  im  Flexionsthema  auf  «*, 
oder  eu  schlössen2),  z.  B.  die-rum,  Flexionsthema  dieu,  ursprüngliches 
diu,  te-rum.   Flexionsthema  rei. 

Endlich  ist  sie  auch  gegen  die  Analogie  des  Oskischen,  Umbrischen 
und  höchst  wahrscheinlich  auch  Griechischen,   im  Latein  in  die  Decli- 

1)  Bücheler,  Grundriss  der  lat.  Deel.  S.  45. 

2)  'lieber  die  Entstellung  des  Indogerm.  Vokativs'  §.  25,  in  Abhdlgen  der  k. 
Ges.  d.  Wiss.  XVII.  56  ff.  u.  77  ff. 


32 


TH.  BENFEY, 


nation  der  msc.  und  n.  auf  grundsprachliches  a  gedrungen ,  daneben  je- 
doch noch  mit  mehrfachen  Beispielen  der  ursprünglichen  Formation 
ohne  r  (für  s),  z.  B.  populö-rum,  beUö-rum. 

Ich  bediente  mich  des  Ausdrucks  'höchst  wahrscheinlich*  in  Bezug 
auf  das  Griechische,  theils  weil  das  Oskische  und  Umbrische  entschieden 
diese  Bildung  nicht  kennen,  theils.  weil  das  Bestehen  der  r-losen  Formen 
für  das  verhältnissmässig  späte  Eindringen  in  die  2te  lateinische  Decli- 
nation  spricht.    Es  lässt  sich  jedoch  nicht  verkennen,  dass  sich  auch  in 
der  griech.  2  Deel.  Xoyvov  aus  Aoytö-otoy  durch  Einbusse  des  a  erklären 
liesse;  der  Umstand,  dass  sich  kein  verrätherischer  Accentwechsel ,  wie 
z.  B.  in  x'"[>"'n'  zeigt,  entscheidet  nicht  dagegen.    Denn  auch  in  der  ersten 
Declination  tritt  er  mehrfach  nicht  ein l),  was  wesentlich  darauf  beruht, 
dass  die  Entstehung  dieser  Form  in  den  hieher  gehörigen  Ausnahmen 
vom  Sprachbewusstsein  nicht  mehr  gefühlt,  oder  das  Gefühl  dafür  durch 
andre  Momente  aufgehoben  war.    Diess  konnte  aber  bei  u>y  für  w-wr 
noch  viel  leichter  eintreten,  da  die  beiden  lautgleichen  Längen  sich  viel 
rascher  vereinigen  mussten,  als  die  ungleichen  ä-iov  der  ersten  Declina- 
tion.   War  aber  diese  Vereinigung  einmal  innig  geworden,  dann  fügte 
sich  diese  Form  mit  Leichtigkeit  der  fast  durchgreifenden  Analogie,  wo- 
nach der  thematische  Accent  nur  dem  Einfluss  der  Silben-Zahl  und 
-Quantität  wich.     Dieser  Einfluss  hat  sich  aber  erst  verhältnissmässig 
spät  geltend  gemacht;    denn    sonst  würde  auch  die  Bildung  durch 
tov  ohne  a,  ursprünglich  Aoyo  mit  ojy,  den  Accent  haben  zurückziehen 
müssen.    Freilich  ist  mir  kein  Fall  bekannt,  wo  a  zwischen  zwei  tw  ein- 
gebüßt wäre;  allein  auch  dieser  Einwand  ist  nicht  entscheidend,  ein- 
mal, weil  die  Ausstossung  von  o  zwischen  Vokalen  überhaupt  keines- 
weges  durchgreifend  ist  und  dann,  weil  sich  die  Ausstossung  sowohl 
hinter  ai ,  z.  B.  vSrög  für  w-o-ar-os  (Nom.  o$e,  Th.  ovaar,  vgl.  lat.  auri  für 
ausi) ,  als  vor  co .  z.  B.  eben  x^QÜ*  far  /tope-au)*  findet.    Doch  ich  will 
diese  Frage  nicht  weiter  discutiren  und  nur  noch  darauf  aufmerksam 
machen,  dass,  wenn  man  den  Gen.  pl.  der  2ten  Declination  nach  Ana- 


1)  Vgl.  Kuhner,  Ausf.  Gr.  d.  Gr.  Spr.  I»,  1  S.  305. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  lANS,  IAS,  iA.  33 

logie  des  Umbr.  und  Oskischen  aus  der  nominalen  Endung  tov  (nicht 
awy)  erklärt,  man  dieselbe  Erklärung  auch  für  dieselben  Casus  der  Pro- 
nomina auf  o  annehmen  muss.  also  z.  B.  auch  rtüy  m.  n.  so  zu  deuten 
(aus  16-10 v,  nicht  tw-atov)  und  wie  im  Litauischen  anzunehmen  hat.  dass 
in  ihnen  die  pronominale  Flexion  durch  die  nominale  verdrängt  ist  vgl. 
auch  die  Verdrängung  des  Nom.  pl.  der  Feminina  der  geschlechtigen 
Pronomina  im  Griech.  und  Latein  in  §.  7). 

Was  sta  betrifft,  so  ist  es  nur  in  den  Gen.  sing.  m.  n.  der  nomi- 
nalen Themen  auf  grundsprachliches  a  gedrungen  und  zwar  nur  im  Ari- 
schen Sprachzweig,  im  Griechischen,  Gothischen  und  Altpreussischen ; 
nach  einigen  auch  im  Litauischen  und  Altslavischen  (s.  §.  9).  Dagegen 
entschieden  nicht  im  Italischen  und  Ccltischen. 

Hatten  nach  dieser  Ausführung  »6m  und  sia  ursprünglich  ihre 
Stelle  nur  im  Pronomen  und  sind  erst  von  da  aus  in  die  Declination  ei- 
niger Nomina  gedrungen ,  so  darf  man  dasselbe;  wohl  auch  von  1a  ver- 
muthen.  Diese  Endung  haben  wir  zwar  erst  in  den  persönlichen  Pro- 
nominibus des  Griechischen  und  Latein  (§.  3.  5)  nachgewiesen;  allein  es 
ist  schon  §.  4  angedeutet  und  wird  in  1 3  ff  gezeigt  werden,  dass  sie 
auch  in  den  arischen  Sprachen  erscheint  und  sich  dadurch  als  schon 
grundsprachliche  Endung  des  Gen.  Sing,  von  Pronominibus  zu  erkennen 
giebt. 

In  die  Nominaldeclination  dagegen  ist  sie  weder  im  Arischen  noch 
Griechischen  oder  Germanischen  eingedrungen,  wohl  aber  im  Lateini- 
schen und  Ccltischen  (s.  §.  7)  und.  wie  ich  annehmen  zu  müssen  glaube, 
auch  im  Litauischen  und  Slavischen  (§.  9). 

§•  IL 

Ist  nach  dem  vorigen  §.  von  den  Endungen  säm  und  sia  anzuneh- 
men, dass  sie  ursprünglich  nur  Pronominibus  angehörten,  so  ist  ihre 
Entstehung  ohne  Schwierigkeit  zu  erkennen. 

Es  ist  durch  eine,  vcrhältnissmässig  grosse,  Fülle  von  Beispielen 
bekannt,  dass  die  Pronomina  mit  einander  zusammengesetzt  werden,  so 
z.  B.  sskr.  a-na,  i-ma,  griech.  al-to  (wo  «v  =  dem  Pronomen  aca  des 
Uist.  -phil  Clussc.    XIX.  E 


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34  TH.  BENFEY, 

Avesta),  lat.  is-te,  selbst  nach  Zusammensetzung  mit  einer  Partikel,  wie 
8-v-io,  to-v-to  (wo  v  =■  der  sskr.  Part.  «,  welche  hinter  sa,  ta,  in  den 
Veden  nicht  selten  verstärkend  wirkt,  wie  sä-u  Rv.  III.  8.  4  '),  tdm  u  u. 
aa.).  In  diesen  Zusammensetzungen  ist  stets  nur  das  letzte  Glied  flec- 
tirt  z.  B.  av-rög.  av-rov,  is-this,  sskr.  a-nena,  i-man.  Wir  dürfen  dem- 
nach unbedenklich  annehmen ,  dass  sdm  der  Gen.  Plur. ,  sla  der  Gen. 
Sing,  eines  Pronomens  sei.  welches  z.  B.  mit  dem  Pronomen  demonstr. 
ta,  dem  Interrogativum  ka  u.  s.  w.  zusammengesetzt  war.  Es  kann  zwar 
bei  dieser  Annahme  auf  den  ersten  Anblick  auffallend  scheinen,  dass  sich 
diese  Zusammensetzung  nicht  in  allen  Casus  findet;  allein  diese  Erschei- 
nung zeigt  sich  in  den  alten  Phasen  der  Indogermanischen  Sprachen  noch 
mehrfach ,  so  z.  B.  ist  na  in  dem  zusammengesetzten  sskr.  Pronomen 
a-na  nur  im  Sing,  des  Instr.  und  im  Dual  des  Gen.-Locativs  erhalten. 
Diese  Erscheinung  erklärt  sich  aus  dem  viel  grösseren  Reichthum  an 
Pronominalstäramen  in  der  Indogermanischen  Grundsprache,  als  in  der 
späteren  Zeit.  Je  nach  dem  Bedürfniss  —  gewissermassen  des  Momen- 
tes —  traten  diese,  die  ursprünglich  gewiss  sehr  verschiedene  Bedeutung 
hatten,  mit  einander  in  Verbindung,  zuerst  natürlich  ohne  dass  dabei 
an  ein  Declinationssystem  gedacht  wurde.  Erst  als  das  Sprachbewusst- 
sein  gewissermassen  die  begrifflich  zusammengehörigen  Casus  zusammen- 
zuordnen anfing,  bildeten  sich  Declinationssysteme;  diese  ordneten  sich  aber 
zunächst  nicht  nach  Stammeseinheit  zusammen,  sondern  nach  der  begriffli- 
chen Verwandtschaft,  wie  sie  im  Gebrauch  zur  Geltung  gekommen  war. 
Diesen  Zustand  reflectiren  uns  die  ältest  fixirten  Phasen  der  Indoger- 
manischen Sprachen,  welche  im  Allgemeinen  —  und  für  die  Pronomina 
speciell  —  durch  die  Sprache  der  Veden  und  des  Sanskrit  überhaupt, 
so  wie  die  des  Avesta,  repräsentirt  werden  —  diese  Sprachen,  welche 
man  mit  Recht  als  die  hohe  Schule  der  Grammatik  und  Linguistik  be- 
zeichnen darf ;  denn  ohne  die  tiefste  Kenntniss  derselben  ist  weder  eine 

1)  Ich  gebe  bier  ein  Beispiel,  weil  unmittelbar  hinter  sa  die  Partikel  u  sel- 
ten erscheint,  vielmehr  gewöhnlich  hinter  sed  (für  sa  id) ,  hinter  den  an  td  sich 
schliessenden  Casus  ist  sie  dagegen  so  oft  gebraucht,  dass  es  keiner  Anführung  von 
Beispielen  bedarf. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  tANS,  iAS,  ik.  35 

Ausbildung  zum  Grammatiker  noch  Linguisten  denkbar.  Daher  hier  die 
Erscheinung,  dass  im  Sskr.  das  Dcclinationssystem  mehrerer  Pronomina 
aus  den  verschiedensten  Pronominalstämmen  und  Zusammensetzungen 
gebildet  ist,  eine  Anordnung,  die  wir  der  hoch  vollendeten  grammati- 
schen Einsicht  der  indischen  Grammatiker  verdanken  und  leider  schwer- 
lich mehr  im  Stande  sind  für  die  Sprache  des  Avesta  —  ausser  wo  wir 
das  Sanskrit  zum  Führer  haben  —  ganz  wieder  herzustellen.  In  den 
verwandten  Sprachen  ist  uns  nur  die  Verbindung  des  Prouomen  sa  und 
ta  zur  Bildung  des  Demonstrativs  bewahrt  —  wie  im  Sanskr.  und  der 
Sprache  des  Avesta  —  so  auch  im  Griechischen  und  Gothischen,  An- 
gelsächsischen und  Altnordischen.  In  der  weiteren  Entwickclung  der 
Sprachen  wird  das  Gefühl  der  Analogie  in  den  zu  einem  System  zu 
verbindenden  Formen  immer  mächtiger  und  verdrängt  den  ursprüngli- 
chen Reichthum  der  Sprache  im  Allgemeinen  durch  Uniformität ;  in 
Bezug  auf  die  Pronomina  speciell  zugleich  durch  die  Subsumirung 
der  alten  specialisirenden  Demonstrativa  unter  den  allgemeinen  Begriff 
der  Demonstration  überhaupt;  diese  beiden  Momente  wirkten  dahin, 
dass  die  alten  Demonstrativa  mit  ihrer  differenten  Bedeutung  nach  und 
nach  selbst  bis  auf  eines  eingcbüsst  wurden  und  die  bewahrten  durch 
Elimination  der  stammverschiedenen  Casus  und  Ersetzung  derselben  aus 
dem  Stamm,  welcher  in  der  Majorität  der  Casus  herrschte,  stammgleich 
wurden.  So  ist  im  Latein,  Litauischen  und  Slavischen ,  das  im  Sskr., 
dem  Avesta,  Griechischen  und  einigen  germanischen  Sprachen,  im  No- 
min. Sing.  msc.  und  fem.  bewahrte  sa  durch  den  in  den  übrigen  Casus 
herrschenden  Pronominalstamm  ta  verdrängt  (Lit.  Xomin.  Si.  m.  tä-s,  f. 
tä,  altslav.  m.  tu,  f.  ta)  und  ähnlich  in  den  übrigen  germanischen  der 
im  Sskr.  und  Avesta  bewahrte  Nom.  m.  s-ya-s  (aus  sa-ya  zusammen- 
gesetzt) f.  s-yä  durch  den  in  den  übrigen  Casus  herrschenden  Stamm 
t-ya  (aus  ta-ya  zusammengesetzt),  z.  B.  Althochdeutsch  Nom.  si.  m.  d?r 
(dir)  f.  diu,  dea ,  die. 

§.  12. 

Giebt  man  —  in  Uebereinstimmung  mit  dem  vorigen  §  —  zu, 

E* 


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36  TH.  BENFEY, 

dass  in  s-dm,  s-ta  das  anlautende  s  Rest  eines  Pronominalstamms  sei, 
■welcher  mit  andern  zusammengesetzt  sei,  in  denen  diese  Casusendungen 
vorkommen,  dann  liegt  natürlich  am  nächsten  zu  vermuthen,  dass  die- 
ses s  Rest  des  eben  erwähnten  Pronomen  sa  sei. 

Für  diese  Annahme  sprechen  schon  im  Allgemeinen  zwei  Umstände : 
1.  lässt  sich  schon  vorweg  vermuthen,  dass  dieses  Pronomen,  wel- 
ches uns  in  den  verschiedenen  dazu  gehörigen  Derivaten  in  der  Bedeu- 
tung 'einer'  und  'dieser'  entgegentritt,  einst  —  in  der  Grundsprache  — 
mehr  Casus  zu  bilden  fähig  war,  als  die  sind,  in  denen  es  zur  Ergän- 
zung von  ta  in  den  alten  Phasen  dient,  nämlich  Nom.  si.  msc.  und  fem. 
(vom  griech.  Nom.  pl.  m.  f.  sehen  wir  natürlich  ab,  da  diess  spätere, 
durch  den  Sing  hervorgerufene  Formen  sind).  Für  die  Richtigkeit  die- 
ser Vermuthung  entscheidet  zunächst,  dass  auch  dessen  Locativ  Sing. 
sd-smin  in  den  Veden  gebraucht  wird.  Im  alten  Latein  erscheinen  aber 
auch,  ausser  Nom.  si.  fem.  sa  (in  sapsa),  Acc.  sam  und  Acc.  pl.  m.  sos; 
ob  aus  der  Grundsprache  bewahrt  oder  später  gebildet,  wage  ich  nicht 
zu  entscheiden ;  für  jenes  spricht,  jedoch  wenig  beweisend,  da  hier  wohl 
wenigstens  einige  jüngere  Bildungen  zu  erkennen  sind,  die  Verwendung 
von  sa  als  hinteres  Glied  in  pronominaler  Zusammensetzung  im  Oski- 
schen  (s.  2).  Die  durchgeführte  Declination  von  st  im  Slavischcn  ist 
natürlich  erst  nach  der  Besonderung  entwickelt. 

Ausserdem  hat  sich  im  Arischen  der  Acc.  si.  ntr.,  sskr.  sd-m,  Alt-' 
persisch  und  Avesta  harn  als  Präposition  (in  den  Veden  und  dem  Avesta) 
und  als  Vcrbalpräfix  in  der  Bedeutung  eins',  'in  einem',  'zusammen',  er- 
halten;  im  Sskr.  ausserdem  der  alte  Abi.  sät  (vgl.  Oskisch  in  2)  in  Zu- 
sammensetzungen ,  ebenfalls  eigentlich  in  der  Bedeutung  'in  eins  mit', 
dann  'zu',  z.  B.  agni-sdt  'zu  Feuer'.  Mit  diesem  letzlerem  Gebrauch  ist 
die  griech.  Adverbialendmig  at  eng  verwandt,  wie  in  bit6-att  oixo-ot  (höchst 
wahrscheinlich,  nach  Analogie  von  ofxov-dt !,  für  ouov-ae ,  olxov-ot) ,  und 
man  könnte  es  phonetisch  sogar  damit  identificiren ,  da  im  Griech.  aus- 
lautendes r  eingebüsst  wird  und  dann  das  d  verkürzt  werden  konnte, 
wie  diess  bei  ursprünglich  auslautendem  d  oft  geschieht,  z.  B.  in  der 
eben  erwähnten  Adverbialendung  -3s  =  sskr.  -dd,  im  Avesta  da  =  ahd. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  f  ANS ,  lAS,  IA.  37 

zö,  zuo.  Allein  wie  für  -de  möchte  es  gerathener  sein,  auch  für  -ae  an- 
zunehmen, dass  es  für  sä  stehe  und  alter  Instrumental  sei.  —  Es  haben 
ausserdem  auch  noch  andre  Casus  von  sa  sich  erhalten  s.  2  und  §.  13 
—  16. 

2.    Dass  im  Oskischen  der  Reflex  von  sa  als  hinteres  Glied  der 
Pronominalcomposition  fast  in  allen  Casus  erscheint,  nämlich: 
m.  n.  f. 

Sing. 

Acc.       ■  t-aox 
Gen.    ei-zeis  el-seh 

Abi.     ei-su-cen    H-süd,  ei-ru-c    e\-sa-k,  ei-za-k 
Loc.    ei-zei-c      el-sei,  e^sel  [e\i-sa\ 

Plur. 

Gen.        »  »  ei-zazun-c 

Acc.    ei-zois  »  ei-za[t]s-c l). 

§.  13. 

Entscheidender  aber  ist  für  unsre  Annahme,  dass  wir  gerade  die 
Genetive  säm  und  sta,  als  die  des  Pronomen  sa,  und  zwar  in  den  ältest 
fixirten  Phasen  des  Indogermanischen ,  nachzuweisen  im  Stande  sind. 

Das-,  sam  der  Gen.  PI.  von  sa,  m.  n.  sä  f.  sein  könne,  bedarf  kaum 
einer  Bemerkung.  Die  organische  Form,  gebildet  durch  den  allgemei- 
nen Exponenten  des  Gen.  pl.  ätn,  musste  organisch  m.  n.  sa'rim,  f.  sä-äm 
lauten;  daraus  entstand  durch  Contraction  säm,  wie  in  allen  indogerma- 
nischen Sprachen  in  den  Themen  auf  grdspr.  ä ,  d ,  ausser  theilsweis 
Griechisch,  Oskisch,  Umbrisch .  Lateinisch  und  Arisch ;  was  die  letzten 
jedoch  betrifft,  so  erscheint  neben  den  auf  mhn  —  d.  h.  durch  den  Gen. 
Plur.  des  Pronominalstamms  na  {'na-dm,  in.  n.  *nti-üm  f.)2j  gebildeten 
—  auch  der  ursprüngliche  auf  dm  in  der  Sprache  des  Avesta  oft  und  in 


1)  Enderis,  Versuch  einer  Formcnlchro  der  Göldschen  Spr.  LXVIII. 

2)  Im  Pili  hat  »a  eine  fast  vollständige  Declination ,  aber  im  Gen  pl.,  in 
Analogie  mit  ta  u.  8.  w.,  ncsam,  tutsäm. 


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38  TH.  BENFE Y, 

den  Veden  noch  bisweilen;  so  z.  B.  in  Rv.  I.  166,  15.  wo  der  überlie- 
ferte Text  vayd'm  hat,   das  Metrum   aber  entschieden  fordert  vayd'dm 

(v  )  zu  lesen,  von  voj/d"  in  der  Bedeutung  'Sippe'  (aus  'Zweig';  das 

Petersb.  Wtbch.  anders);  die  Marut's  werden  so  genannt,  als  innig  ver- 
brüderte (vgl.  auch  VII.  4  0,  5,  wo  statt  vayd*  zu  lesen  ist  vayü'suh  (NB. 
nicht  °so,  weil  Ende  des  Stollens).  Ein  andres  Beispiel,  welches  schon 
von  Bollensen  angemerkt  ist,  findet  sich  Rv.  I.  71,  J  in  devd'ri  jdnma, 
welche  für  devd'm  \  jdnma  stehen,  nicht,  wie  der  Pada- Verfertiger  annahm, 
für  devd'n  \  jdnma  |  ,  wie  schon  die  Parallelstelle  devdnAm  jdnma  L  70, 
3  zeigt. 

Vergleicht  man  nun  den  Gebrauch  der  altpersischen  Enklitika, 
welche  sich  an  den  Pronominalstamm  schliessen ,  den  Fr.  Spiegel  sa 
schreibt 1),  mit  dem  der  Casus,  welche  in  dem  Avesta  zu  dem  Stamm  ha 
gehören  und  sh  statt  h  nur  —  in  Harmonie  mit  der  bekannten ,  auch 
für  das  Sanskrit  geltenden,  phonetischen  Regel,  welche  grundsprachliches 
und  sskr.  s  hinter  andern  Vokalen,  als  ä,  d  oder  Diphthongen,  in  sh  ver- 
wandelt —  hinter  i  zeigen2!,  so  kann  man  keinen  Augenblick  zweifeln, 
dass  beide  Stämme  identisch  sind.  Dann  ist  aber  der  grundsprachliche 
Anlaut  s;  im  Avesta  ist  er  der  eranischen  Phonetik  gemäss,  im  Allge- 
meinen in  h  verwandelte  und  nur  hinter  t  in  enklitischem  Anschluss 
als  sh  bewahrt;  im  Altpersischen  dagegen,  wo  sich  diese  Casus  mit  dem 
vorhergehenden  Worte  stets  aufs  engste  vereinigen,  ist  er,  eben  in  Folge 
dieser  engen  Vereinigung,  stets  als  Sibilant  erhalten5).  Unter  diesen 
altpersischcn  Casus  erscheint  nun  zunächst  als  Gen.  PI.  -sdm*),  und  die- 
sen dürfen  wir  unbedenklich  als  Gcnet.  pl.  von  sa  fassen  und  als  eben 
den  Casus,  welcher  zuerst  vermittelst  Zusammensetzung  hinter  geschlech- 
tigen Pronominibus  erschien  und  sich  dann  in  der  Declination  weiter- 
verbreitete. 

Ferner  erscheint  aber  unter  diesen  Casus  als  Gen.  si.  altpersisch 

1)  'Die  Altpcrsischen  Keilinschriften'  S.  219. 

2)  Justi,  Handbuch  der  Zendsprache  S.  311. 

3)  Vgl.  über  das  Altpersische  s  Spiegel  a.  a.  0.  S.  138,  YH  2. 

4)  Vgl.  Spiegel  a.  a.  0.  S.  219. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  iANS,  IAS,  tA.  39 

saig,  welchem  im  Avcsta  zunächst  —  aber  nur  hinter  i  —  sM  entspricht; 
sonst,  mit  regelrechtem  Uebergang  von  grdsprchl.  s  in  eranisch  h,  theils 
M,  theils  Mi.  Dem  altpers.  aig .  entspricht  nun  bekanntlich  sanskr.  e, 
vgl.  z.  B.  altp.  tgaig  —  sskr.  Ige ;  das  sskr.  e  aber  dem  6  sowohl  als  öi 
des  Avesta ;  vgl.  z.  B.  sskr.  vifve  —  v4$-pt  des  Avesta,  bhares  =  bharöis. 
Es  würde  also  dem  altp.  saig  =  M  und  AJi  des  Avesta,  im  Sskr.  st 
entsprechen ;  im  Sanskrit  erscheint  dieser  Gen.  Sing,  von  M  nicht,  wohl 
aber  ist  er  im  Präkrit  bewahrt l)  und  darf,  als  treuester  Reflex  der  Alt- 
pers. und  Avesta-Formen ,  als  dem  Altindischen  angehörig,  und  in  den 
Volkssprachen  erhalten,  betrachtet  werden. 

Es  ist  nun  ferner  bekannt,  dass  sskr.  e,  altp.  aig  und  im  Avesta 
ö  und  6i  aus  grundsprachlichem  ai ,  ai  entstanden  sind,  man  vgl.  z.  B. 
den  Sing.  Loc.  der  Themen  auf  a,  welcher,  mit  Antritt  des  Exponenten 
dieses  Casus  i,  grdsprchl.  ai,  sskr.  e  (z.  B.  gata:  gate),  altp.  aiy  (z.  B. 
baga:  bagaiy),  im  Avesta  6  (für  welches  im  Anlaut  und  Inlaut  gewöhn- 
lich ai  eintritt),  und  öi  (z.B.  nmdna:  nmdne,  skgaothana:  skgaothanöt) 
lautet;  ferner  für  langes  1  die  Potentialformen  z.  B.  grdspr.  bhara-1,  im 
Sskr.  bhar&nahi  (Rv.  IX.  79,  2),  im  Avesta  jafaÖma,  bharöis2).  —  Ferner 
zieht  sich  im  Sanskrit  sowohl,  als  im  Avesta,-  ia  nicht  selten  in  /  zusam- 
men, vgl.  z.  B.  von  satt',  Nom.  pl.  satfs  für  grdspr.  satf-as  Rv.  VIII.  6, 
8 ;  ebenso  im  Avesta  fünts  für  plnt-as  (vgl.  sskr.  c un-t  f.,  von  fvan  'Hund'). 
Für  das  Altpersische  kenne  ich  kein  Beispiel,  was  aber  bei  dem  gerin- 
gen Umfang  der  Texte  unerheblich  ist. 

Auf  diese  regelrechten  Uebergfinge  gestützt,  dürfen  wir  unbedenk- 
lich annehmen,  dass  die  allen  vier  eranischen  Formen  (saiy,  sM,  M,  Mi) 
zu  Grunde  liegende  und  mit  dem  prakritischen  se  identische  Form  zu- 
nächst auf  sa-t,  weiter  sa-1a  beruht;  damit  erhalten  wir  einen  Gen.  si. 
des  Pronomen  sa,  welcher  genau  so,  wie  griech.  ifit-to,  ae-io,  l-io,  durch 
die  Gen.- Endung  ia  gebildet  ist  und  in  der  zweiten  Stufe  *sa-t  —  natürlich 


1)  Lassen,  Inst.  L  Präer.  327. 

2)  Vgl.  meine  Abhdlg.  'Ueber  die  Entstehung  des  Indogerman.  Optativs  (Po- 
tentials) u.  s.  w.'  in  4 Abbandlungen  der  kön.  Ges.  d.  Wiss.'  XVI.  155  ff. 


40  TH.  BENFEY, 

in  von  einander  unabhängiger  Entwicklung  —  sogar  mit  lat.  me-t,  tu4, 
su4,  zusammentrifft. 

Die  dritte  Stufe  bildet  dann  die  speciell  arische  Contraction  zu 
*sai,  besondert  zu  altp.  saijf ,  Avesta  höi,  ke°,  she"',  prakr.  se. 

§•  14. 

Ehe  wir  weiter  schreiten,  müssen  wir  einen  Augenblick  Halt  ma- 
chen, um  die  analogen  Bildungen  des  Sanskrit  nachzuweisen,  welche 
entscheidend  dafür  sprechen,  dass  wir  Recht  hatten,  das  präkr.  se  als 
einen  Ueberrest  des  Altindischen  zu  betrachten ,  ja  uns  wohl  berechti- 
gen, den  Mangel  desselben  im  Sanskr.  als  einen  rein  zufälligen  zu  be- 
zeichnen. Zugleich  führen  sie  zur  Erkenntniss  noch  andrer  identischer 
Formen  im  Eranischen;  diese  erweisen  sich  dadurch  als  arisch  und  da 
sie  ihre  treuen  Spiegelbilder  im  Latein  und  Griechischen  finden,  so  er- 
halten wir  dadurch  das  unbezwcifelbare  Recht,  diese  Gen.  sing,  auf  1a 
schon  als  grundsprachliche  hinzustellen. 

Genau  so,  wie  sich  altp.  saiy,  Av.  M  {sht)t  höi  zu  prakritisch  (alt- 
indisch) se  verhält,  verhalten  sich  die  Nebenformen  des  Gen.  und  Dativ 
Sing,  der  Pronomina  der  Isten  und  2ten  Person  Altp.  maiy,  taiy  zu  m(, 
m6i,  /<*,  töi  im  Avesta  und  me ,  te  im  Sanskrit.  Es  ist  demnach  nicht 
dem  geringsten  Zweifel  zu  unterwerfen,  dass  auch  sie  ganz  eben  so  zu 
erklären  sind,  also,  wie  Altp.  saiy  u.  s.  w.,  aus  ursprünglicherem  ma-ta, 
ta-la,  also  genau  dem  homer.  <•'«*-«>,  ot-io  (für  i6-to)  entsprechen,  und 
durch  1a  gekennzeichnete  Gen.  sing,  von  ma,  ta  (von  tva)  sind.  Dass 
ßich  diese  ursprünglichen  Genetive  im  Arischen  auch  zur  Bezeichnung 
des  Dativs  befähigt  haben,  beruht  auf  der  schon  im  vedischen  Sanskrit 
beginnenden  Vermischung  des  Dativs  mit  dem  Genetiv  (worüber  Genaue- 
res in  meiner  Grammatik  der  vedischen  Sprache),  welche  in  der  fast 
vollständigen  Absorption  des  Dativs  durch  den  Genetiv  in  den  indischen 
Volkssprachen,  dem  Pdli  und  den  piakritischen ,  ihren  Abschluss  fand. 
Beispiele  dieser  Vermischung   finden  sich  auch  im  Altpersischen1)  und 

1)  F.  Spiegel,  Altpcrs.  Keilinschr.  S.  44,  0,  6. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  iANS,  lAS,  IA.  41 

im  Avesta.  Der  innre  Grund  ist.  weil  die  Hauptbedeutung  des  Gen. 
'angehOrig',  nicht  selten  auch  die  des  Dativs  ist,  wie  denn  die  Englän- 
der z.  B.  in  Oberaus  vielen  Fällen  den  Dativ  oder  bald  Dativ  bald  Ge- 
netiv gebrauchen,  wo  wir  nur  den  Genetiv,  z.  B.  enemy  to  und  of. 

Ist  aber  sskr.  tne,  te,  präkr.  se,  im  Avesta  m#,  td,  he  u.  s.  w.  aus  ma-ta 
u.s.  w.  entstanden,  so  ist  dasselbe  auch  für  das  Reflexiv  des  Av.  qai  anzuneh- 
men; da  dieses  nur  als  vorderes  Glied  von  Zusammensetzungen  erscheint, 
z.  B.  qai-paithya,  also  das  ursprünglichere  qi  (wie  m$  =  sskr.  me)  nur 
im  Anfang  vorkommt,  tritt,  wie  in  jafaihna  =  sskr.  gacchema,  ai  statt  ( 
ein.  Da  diesem  qai-  unzweifelhaft  das  ebenfalls  nur  in  Zusammense- 
tzung erscheinende  altpersische  uvdi-  entspricht,  z.  B.  in  uvAi-pasiya  = 
qa^-paithya ,  so  ist  auch  hier  uvdi  für  einzeln  stehendes  *uvaiy  =  *qS 
eingetreten.  Diesem  würde,  nach  bekanntem  Lautgesetz,  sskr.  svS  ent- 
sprechen und  dieses  scheint  mir  in  dem  sskr.  indeclinablcn  Reflexivum 
sraydm  aus  sve  (eigentlich  svafl  zu  stecken.  Da  dieses  aber  in  keiner 
der  Indogermanischen  Sprachen  wiedergespiegelt  wird,  ist  eine  sichre 
Deutung  desselben  scwierig;  am  erinnert  zwar  an  das  in  dt-rfw  Nom.  du. 
des  Pronomens  der  lsten  Person,  yu-v-dm  der  2ten,  tv-äm  Nom.  si.  der 
2ten,  va-y-dm  N.  pl.  der  lsten,  yü-y-dm  der  2ten;  allein  in  diesen  ist 
es  an  das  Thema  getreten,  während  svay,  für  sve,  der  Gen.  wäre.  Ist 
meine  Vermuthung,  dass  dieses  am  zunächst  für  harn  steht  und  dieses 
aus  gham  entstanden  sei,  richtig1),  dann  erinnert  die  Bildung  an  die  slavi- 
schenGen.  auf  go  (S.  25)  und  das  Indeclinabile  wäre  aus  dem  durch  diese 
Partikel  verstärkten  Gen.  entstanden,  was  sehr  gut  denkbar  wäre.  Doch 
sind  auch  andre  Erklärungen  möglich.  Mag  aber  die  Zusammenstellung 
mit  sskr.  stayüm  richtig  oder  irrig  sein,  den  eranischen  Formen  liegt  auf 
jeden  Fall  sva-i-a  zu  Grunde,  welches  der  treue  Reflex  von  griech.  ho- 
mer.  f-to  für  a^e-io  ist,  und  für  unsre  Zwecke  würde  auch  schon  diese 
Identität  genügen. 


1)  Vgl.  meine  'kurze  Sanskrit-Grammatik'  S.  333;  270,  Anm.,  so  wie  S.  292, 
n.  2,  wozu  man  Pili  -ehi  und  präkr.  -chim,  -ehi,  für  sskr.  -ebhis  vergleiche. 
HisL-Pltü.  C/u«c   XIX.  F 


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42 


TH.  BENFEY, 


§• 

Wir  sahen,  dass  der  Genet.  Si.  von  sa,  wenn  unzusammengesetzt, 
im  Arischen  auf  sa-ia  beruht;  ebenso  der  Gen.  des  Pron.  der  lsten  und 
2ten  Person  und  des  Reflex  mm,  auf  ma-ia,  ta-fa,  sva-ia;  diese  drei  For- 
men waren  im  Griechischen,  genau  in  ipe-io  für  *fie-to,  os-to  für  *k-io, 
i-to  für  *oFt-io,  im  Lat.  wesentlich  ebenso  in  me-t,  tu-t,  su-i  für  me-la 
u.  s.  w.  wiedergespiegelt.  Diese  Bildung,  da  sie  im  Arischen  und  Euro- 
päischen Indogermanismus  erscheint,  war  also  schon  grundsprachlich. 

In  der  Zusammensetzung  mit  den  geschlechtigen  Pronominibus  er- 
schien dagegen  im  Arischen  sya,  in  den  Veden  noch  sia  und  sta,  im 
Gr.  to  für  ato.  Da  im  Vedischen  noch  sia  vorkommt  (s.  §.  8),  sta  sich 
aber  durch  die  hier  so  häufige  Verkürzung  eines  Vokals  vor  einem  an- 
dern, und  y  durch  die  in  das  Arische  früh  eindringende  Liquidirung  li- 
quidirbarer  Vokale  erklärt,  so  dürfen  wir  im  Arischen  unbedenklich  sia 
als  Grundlage  betrachten.  Im  Griech.  erscheint  das  i  von  to  stets  als 
Theil  des  Diphthongs  ot  (-oto),  und  da  ot  sowohl  aus  grdspr.  ai  (y(oots 
aus  bhüra-is)  als  «i  (vgl.  oTxot  aus  grdspr.  vaika-i)  entsteht,  so  können 
wir  aus  dem  Griech.  nicht  entscheiden ,  ob  hier  sia  oder  sta  die  Grund- 
lage bildet.  Allein  die  ganze  bisherige  Darstellung,  der  gemäss  sa-ia 
die  organischere  Form  ist,  kann  kaum  den  geringsten  Zweifel  darüber 
aufkommen  lassen ,  dass  auch  im  Griech.  sia  mit  i  zu  Grunde  liegt. 

sia  erscheint  demnach  sowohl  im  Arischen  als  Europäischen  Indo- 
germanismus und  ist  demnach  neben  grundsprachlichem  sola  als  eben- 
falls schon  grundsprachlich  anzuerkennen. 

Wir  haben  also  hier  eine  Doppelform,  welche  schon  in  der  Grund- 
sprache vorhanden  war,  aber,  wohl  zu  beachten,  nicht  in  demselben  Ge- 
brauch; so  wenig  wie  sia  für  den  Gen.  Sing,  des  unzusaramengesetzten 
Pronomen  sa  nachzuweisen  ist,  so  wenig  ist  es  saia  für  das  zusammen- 
gesetzte. 

Doppelformen  müssen ,  bei  dem  steten  Wandel  menschlicher  Ge- 
staltungen, in  lebendigen  Sprachen  nothwendig  entstehen  und  da  die 
neue  Umwandlung  die  alte  Gestaltung  nicht  unmittelbar  verdrängen 
kann,  müssen  sie  stets  einige  Zeit  lang  neben  einander  bestanden  haben. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  IANS,  IAS,  Ia.  43 

Gewöhnlich  zwar  wird,  wenn  die  eine  die  andre  ganz  deckt,  die  ältere 
durch  die  neuere  eliminirt,  beide  können  sich  jedoch  neben  einander 
erhalten ,  wenn  die  Sprache  sie  begrifflich  oder  in  Bezug  auf  ihre  Ver- 
wendung —  wie  hier  —  scheidet.  Dass  es  deren  auch  in  der  Grund- 
sprache gab,  ist  schon  an  und  für  sich  nicht  zu  bezweifeln  (vgl.  §.  4), 
aber  auch  in  mehreren  Fällen  nachzuweisen.  So  —  um  nur  ein  Bei- 
spiel zu  erwähnen  —  ist  es  keinem  Zweifel  unterworfen,  dass  in  der 
Grundsprache  der  Acc.  pl.  m.  f.,  aus  dem  des  Sing,  am  durch  das  plu- 
ralisirende  s  gebildet,  ams  lautete;  da  diese  Form  sowohl  im  Arischen 
als  Europäischen  noch  mehrfach  wiedergespiegelt  wird  (vgl.  z.  B.  sskr. 
devams  vor  folgendem  t,  goth.  ßskans) ,  so  folgt  daraus ,  dass  sie  noch 
zur  Zeit  der  Trennung  existirte;  hinter  den  Themen  auf  Consonanten 
erscheint  dagegen  sowohl  in  den  Arischen  (ausser  bei  vielen  auf  r)  als 
Europäischen  Sprachen  nur  ein  Reflex  von  as,  so  dass  dadurch  erwiesen 
wird ,  dass  zu  derselben  Zeit  in  der  Grundsprache  auch  schon  eine  Ne- 
benform existirte,  in  welcher  —  wie  in  so  vielen  Sprachen  —  der  Nasal 
von  dem  folgenden  .*  absorbirt  war  (vgl.  noch  §.  17). 

So  hat  sich  auch  die  organischere  Form  sa-ia  nur  in  der  unzusam- 
mengesetzten Form  erhalten. 

In  der  Zusammensetzung  dagegen  ist  das  a  vor  dem  folgenden  Vo- 
kal eingebüsst;  dass  diese  Einbusse  ebenfalls  schon  in  der  Grundsprache 
Statt  fand,  wird  z.  B.  durch  die  Uebereinstimmung  von  sskr.  ajr-yä  (zu 
lesen  ajria  Rv.  X.  69,  6)  mit  griech.  öf/p-io  erwiesen,  beide  von  grdspr. 
agra  'Acker'  durch  das  Suffix  ia;  vgl.  auch  in  §.17  grundsprachlich 
tritla  aus  tri-ta-ia. 

Dass  diese  Trennung  so  scharf  begränzt  ward  und  diese  Gränzen 
nie  überschritten  werden ,  dass  die  Formen ,  welche  auf  sa-ia  beruhen, 
in  Analogie  mit  ma-ta,  ta-ia,  sva-la  bleiben,  die  auf  s-fa  beruhenden,  in 
den  verschiedenen  Sprachen .  in  allen  Casus ,  in  denen  sie  antreten ,  in 
wesentlich  gleicher  Weise  behandelt  werden  (sskr.  ta-sya,  amu-shya,  vri- 
kasya,  im  Avesta  hya,  hyd,  M,  gr.  zo-io,  Avxo-io,  xov,  Zvxov  u.  s.  w.)  er- 
klärt sich  daraus,  dass  schon  in  der  Grundsprache  das  Bewusstsein  für 
die  ursprüngliche  Identität  von  sa-ia  und  s-ia  erstorben  war,  dagegen 

F* 


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44  TH.  BENFEY, 

die  Analogie  von  sa-ia  mit  ma-ia  u.  s.  w.,  ta-sia  mit  varka-sia  u.  s.  w. 
lebendig  blieb. 

> 

§•  16. 

Ehe  wir  unsre  Aufgabe  abschliessen ,  möchte  es  nicht  undienlich 
sein,  noch  eine  Casusendung  in  Betracht  zu  ziehen,  welche  in  ein  na- 
hes Verhältniss  zu  säm  und  sia  tritt. 

Es  ist  diess  die  Endung  des  Nom.  pl.  sas.  Sie  erscheint  nur  im 
Arischen;  keine  Spur  derselben  findet  sich  in  den  europäischen  Spra- 
chen des  Indogermanischen  Sprachstamms,  und  es  ist  mir  wenigstens 
kein  Umstand  bekannt,  welcher  berechtigen  könnte,  sie  als  eine  grund- 
sprachliche aufzustellen. 

Im  Sanskrit  zeigt  sie  sich,  jedoch  nur  in  den  Veden,  als  Neben- 
form des  Nom.  pl.  msc.  der  Themen  auf  a  ziemlich  häufig,  jedoch  in 
geringerer  Anzahl  als  die  gewöhnliche  auf  äs,  z.  B.  sötnäsas  in  Rigveda 
39  mal,  s&mäs  41  mal,  dpiäsas  18  mal,  ikräs  27  mal,  nicht  selten  beide 
in  einem  Verse;  sehr  selten  erscheint  sie  auch  als  Nom.  pl.  f.  der  The- 
men auf  femininales  ä  z.  B.  smiyamänAsas  neben  ydshds  Rv.  IV.  58,  8; 
in  geschlechtigen  Pronominibus  erscheint  sie  nie  (msc.  nur  auf  i,  z.  B. 
ki  für  kä-i,  fem.  kas),  wohl  aber  in  einigen  Pronominalien  im  msc.  ne- 
ben der  Form  auf  »'.  z.  B.  ptfrve  und  pitrväsas,  jenes  im  Rv.  34  mal, 
dieses  nur  2  mal.  —  Im  Altpersischen  nur  im  Nom.  pl.  m.  der  Nomina 
auf  a  und  zwar,  wie  in  den  Veden,  neben  dem  Reflex  von  äs,  z.  B.  ba- 
gäha  [-ha  regelrecht  für  sas),  aber  martiyd  (-d  für  äs).  . —  Im  Avesta 
—  vielleicht  mit  einer  Ausnahme  —  ebenfalls  nur  im  Nom.  pl.  msc. 
der  Nomina  auf  ö,  z.  B.  mashyno-rihö  (regelrechter  Reflex  von  sskr.  ma- 
nushyä-sas)  daneben  mashyd  (Reflex  von  sskr.  manushyds).  Die  zweifel- 
hafte Ausnahme  bildet  die  Form  avanhäo  in  Yacna  23,  1  ,  welches  Ac- 
cus, pl.  fem.  sein  soll,  aber  —  durch  Attraction  —  auch  Nom.  sein 
könnte ;  allein  die  Form  ist  die  des  Gen.  Sing.  fem.  Der  Nom.  pl..  wenn 
durch  Reflex  von  ä-sas  gebildet,  würde  avaotihö  lauten  müssen  und  konnte 
im  Avesta  vielleicht  auch  als  Accusativ  gebraucht  werden ;  die  regelmä- 
ssige Form  ist  jedoch  für  beide  Casus  im  Fem.  sonst  durchweg  avdo 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  IANS.  tAS,  fA.  45 

und  diese  wird  wohl  auch  hier  ursprünglich  gesprochen  sein.  In  die- 
sem Fall  erscheint  im  Avesta  kein  Beispiel  für  den  Gebrauch  dieser 
Form  in  Pronominibus.  Was  dagegen  den  Gebrauch  dieser  Endung  im 
Acc.  pl.  und  zwar  fem.  betrifft,  so  ist  er  wohl  unzweifelhaft  im  Sskr., 
im  Ath.  XIII.  2,  33  in  arangamd'sas  anzuerkennen;  Sdyana  nimmt  Rv. 
VI.  63,  9  vafdisas  [an.  Aty.)  als  Acc.  pl.  m.,  allein  auf  jeden  Fall  wäre 
es  eher  Acc.  pl.  f.,  doch  will  ich  darüber  nicht  entscheiden,  da  mir  der 
Vers  nicht  ganz  klar  ist. 

Diese  Endung  sas  tritt  äusserlich  in  ein  inniges  Verhältniss  zu  sia 
{sya)  und  sdm;  wie  hier  s  vor  der  Genetivendung  des  Sing,  la  und  der 
gewöhnlichen  des  Plurals  dm  erscheint,  so  dort  s  vor  der  gewöhnlichen 
des  Nom.  pl.  as.  Wie  sia,  sdm  als  Nebenformen  der  Genetivendungen 
zu  betrachten  sind .  welche  aber  auf  bestimmte  Categorien  beschränkt 
sind,  so  auch  sas  als  eine  des  Nom.  pl. ;  nur  dass  letztere  nicht,  wie 
jene  beiden,  zu  grosser,  oder,  wie  sia,  in  einer  Categorie  zu  unbeschränk- 
ter Herrschaft  gelangt  ist.  sas  und  as  bilden  in  den  msc.  auf  ä  Dop- 
pelformen, wie  deren  in  den  arischen  Sprachen  noch  ausserordentlich 
viele  neben  einander  erscheinen  und  auf  sehr  verschiedenen  Principien 
beruhen. 

So  z.  B.  haben  sich  im  Sanskrit  durch  verschiedene  phonetische 
Gesetze  tvi  und  tvayi,  beide  Loc.  Sing  vom  Pronomen  der  2ten  Person, 
gebildet,  das  erstere  ganz  nach  Analogie  der  Nomina,  indem  das  a  des 
Themas  mit  dem  Locativexponenten  t  sich  zu  e  zusammenzog;  in  tvayi 
dagegen  liegt  die  organischere  Form  mit  Hiatus  tva-i  zu  Grunde,  bei 
welcher  dann  (wie  in  3  Sing.  Aor.  passivi  z.  B.  d-dhd-y-i  Rv.  I.  119, 
2  und  sonst,  vgl.  dagegen  a-vdc-i  L  51,  15  u.  aa. ,  auch  die  Nomina 
agentis  auf  aka  z.  B.  dd-y-aka,  aber  kdr-aka)  zur  Vermeidung  des  Hia- 
tus y  zwischentrat  (gerade  wie  in  Instr.  Sing,  tvd-y-d,  ved.  und  im  ge- 
wöhnlichen Sanskrit,  neben  dem  nur  vedischen  tvd'  aus  tvä-A).  Im  Rig- 
veda  erscheint  in  Uebereinstimmung  mit  dem  Avesta  [thvt,  thvdi)  nur 
tr>\  während  im  gewöhnlichen  Sanskrit  (und  so  auch  im  Päli  und  den 
prfikritischen  Sprachen)  nur  das  organischere  tva-y-i  bewahrt  ist;  in  Be- 
zug auf  den  Veda  ist  diess  um  so  auffallender,  da  in  ihm  die  mit  tvayi 


46  Tü.  BEN'FEY, 

analog  entstandene  der  lsten  Person  md-y-i  erscheint  (im  Avesta  ist  per 
Loc.  sing,  dieser  Person  nicht  nachzuweisen).  Wir  dürfen  daher  wohl 
unbedenklich  sagen .  dass  der  Mangel  von  tvdyi  im  Rigveda  rein  zufäl- 
lig ist  und  diese  Form  in  der  Vcdenzeit  neben  tce  existirte. 

Auf  einem  ganz  anderen  Grund  beruhen  die  in  den  Veden  er- 
scheinenden Doppelformen  des  Locativ  Plur.  des  Pronomens  der  ersten 
Person  asmts  und  astnäsu;  in  der  2ten  Person  erscheint  im  Rigveda  zwar 
nur.  der  ersten  Form  analog,  yushmt ,  allein  da  asmd'su  vorkommt,  so 
dürfen  wir  auch  yushnutsu ,  die  Form  des  gewöhnlichen  Sskr. ,  schon  in 
die  vedische  Zeit  setzen.  Vergleichen  wir  hier  den  Dativ  asnui-bhyam 
(im  Avesta  ahmaibyd),  yushmd-bhyam  (Avesta  kshmaibyd)  mit  dem  Dativ  des 
Sing,  mä-ltyam  [für  md-bhyam) ,  tü-bhyam;  den  Ablat.  asmd-t,  yushmd-t 
(Av.  y&shmat,  kshmat)  mit  dem  Sing,  tnd-t,  tvd-t,  so  sieht  man  schon 
hieraus,  dass  asme,  ywhmt  ebenfalls  mit  der  Locativendung  des  Sing,  t, 
also  aus  asmd-i  yushmd-i,  gerade  wie  tvi,  gebildet  sind.  Aber  ausser  die- 
sen, nach  Analogie  des  Sing,  gebildeten,  drei  Casus,  ist  auch  ein  ana- 
log gebildeter  vierter  Casus,  nämlich  der  Instrum.  nachzuweisen;  zwar, 
wenn  selbstständig  gebraucht,  erscheint  nur  die  nach  Analogie  der  No- 
mina durch  bhis  (für  ursprüngliches  bhiams)  gebildete  Form  asmä'-bhis, 
yushnul'-bhis  im  Sskr.,  aber  in  der  Zusammensetzung  erscheint  in  Instru- 
mentalbedeutung yuskmöl'datta  Rv.  V.  54,  13,  yushmd'-nlta  II.  27,  11, 
gerade  wie  toa-datta  II.  33,  2,  tvd'-dtlta  II.  10,  6;  wie  in  letzteren  bei- 
den der  vedische  Instr.  Sing,  tvd',  so  ist  auch  in  yushmä-  ein  Instr.  Plur. 
zu  erkennen .  aber,  wie  jene  drei  Casus .  nach  Analogie  des  Sing,  (aus 
yushmd-d)  gebildet;  ganz  eben  so  erscheint  im  Avesta  dessen  Reflex 
kshmd,  und  zwar  unzusammengesetzt.  Aber  auch  ein  5ter  Casus,  näm- 
lich der  Nom.  Sing,  der  lsten  Person  va-y-dm  (ebenso  im  Altpers.  va~ 
yam,  im  Av.  vaSm),  der  zweiten  yd-y-dm  (mit  der  so  häufigen  Dehnung 
des  im  Stamme  kurzen  u  vor  g  (vgl.  z.  B.  von  stu  im  Präsensstamm  des 
Passivs  stü-ya  Rv.  III.  22,  1)J  ist  ganz  wie  der  Nom.  des  Pron.  der  2ten 
Person  tvdm  (aus  tu-am)  gebildet;  da  aber  der  6te  Casus,  der  Genetiv 
asmd'-ka-m  (Av.  ahmdkem),  yushnui-ka-m  (Av.  yäshmdkem)  gar  kein  Casus 
ist,  sondern  das  Ntr.  des  Possessivum  (§.  1),  so  bleibt  nur  ein  Casus 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  lANS,  iAS,  IA.  47 

übrig,  welcher  im  Sanskr.  nur  nach  Analogie  des  Plurals  gebildet  vor- 
kommt, nämlich  der  Acc.  pl.  asmän,  yuskmd'n;  aber  gerade  in  diesem 
Casus  sind  uns  dialektisch  (auch  homerisch)  im  Griech.  die  nach  Analo- 
gie des  Sing,  gebildeten  Formen  neben  denen  des  späteren  Ionismus 
(auch  homerisch)  nach  Analogie  des  nominalen  Plurals  erhalten;  vgl. 

ajuut  lesbisch,  homerisch,  wie  tpe  lesbisch,  fii  hom. 

vfit/ue       i  »  »  ai 

Soye       »        atp$  »  ..    Fi  lesb.,  f  hom. 

ferner 

hui  dorisch  wie  ipi 

Ifii       »       »  rt 

(S<fi        »         »  S 

Im  Homer  und  neuionisch  daneben  pluraliter  foiag,  i/uias,  ayias;  eben 
so  att  fifiäs,  tifiäg,  a^äa. 

In  Bezug  auf  den  griech.  Dativ  kann  man  im  Zweifel  sein ,  ob  in 
lesb.  aftftt{v)t  f/ifi$(v),  aatpi,  dorisch  hfilv,  vufv,  atpiv,  hom.  fj/ilv  und  ap- 
fu{v),  (ifiif  und  Vftftt{v),  otf>C(y),  neuion.  und  att.  fj/ur,  vtutv,  die  Endung 
W,  wie  im  Sing.  dor.  t,u(v,  ttv  und  vftv  (auch  homer.),  %v  (auch  hom.), 
für  ursprüngliches  bhiam  stehe,  oder  für  die  Pluralendung  ursprünglich 
bhiams;  für  die  Annahme,  dass  die  Endung  die  singulare  sei,  würde 
man  griech.  fyut-an6,  i.usd-and  geltend  machen  können,  wenn  es  sicher 
wäre,  dass  tyued-,  v/ied-  =  sskr.  asmät,  yushmdt,  also  Ablative  seien; 
(Hess  ist  aber  keinesweges  ganz  sicher. 

Doch  wie  man  auch  über  den  griech.  Dativ  entscheiden  möge,  was 
wir  hier  nicht  discutiren  wollen,  die  übrigen  Fälle  genügen  hinlänglich, 
um  mit  Bestimmtheit  zu  erkennen,  dass  die  sanskritischen  (natürlich 
auch  griechischen)  Doppelformen  (wie  asmi  *ind  asmd'su,  vjuus  und  ifiias) 
darauf  beruhen,  dass  der  Plural  der  Pronomina  der  lsten  und  2ten  Per- 
son ursprünglich  mit  den  Casuszeichen  des  Singular  flectirt  wurde  und 
zwar  höchst  wahrscheinlich,  weil  er  einen  besonderen  Stamm  hat 

Doch  kehren  wir  nach  dieser  Abschweifung  zu  den  arischen  Plu- 
ralen  auf  sas  zurück!  In  Bezug  auf  sie  dürfen  wir  nicht  unterlassen 
noch  zu  bemerken,   dass  die  stete  Dehnung  des  Themaauslautenden  a 


48 


TH.  BENFE Y, 


vor  derselben,  z.  P>.  in  sdmd-sas  von  söma,  ihre  Analogie  in  der  von  asma, 
yuslima  vor  der  Endung  des  Locativ  pl.  findet  asmd-su,  yushnuf-su:  denn 
dass  das  a  in  jenen  Themen  ursprünglich  kurz  ist,  bestätigen  die  For- 
men asma-bhyam,  yushmä-bhyam  u.  s.  \v.,  so  wie  die  bekannte  Entstehung 
von  sma  aus  sa-ma.  In  den  Nominibus  auf  a  erscheint  vor  der  Endung 
des  1-oc.  pl.  statt  des  ä  in  jenen  beiden  Formen  e  (z.  B.  a$veshu)  und 
ich  habe  desshalb  angenommen,  dass  auch  das  <•.  welches  statt  ä  vor 
der  Endung  sdm  erscheint  {z.  B.  tc-sham),  für  d  eingetreten  sei  (vgl.  lat. 
iS'tö-rum.  wo  ö,  dem  allgemeinen  Gesetz  gemäss,  Rettex  von  grdsprchl.  d 
ist).  Ist  diess  richtig,  so  steht  das  d  für  a  vor  sas  ebenfalls  in  Analo- 
gie mit  der  älteren  Umwandlung  des  «  vor  sdm. 

Nach  allem  dem  tritt  sas  zu  sta  [sya],  sdm  in  ein  Verhältniss,  wel- 
ches für  die  erste  Endung  dieselbe  Erklärung  höchst  wahrscheinlich 
macht  wie  für  die  beiden  andern.  Dcmgemäss  betrachten  wir,  wie  sta, 
sdm  als  Genetive,  so  sas  als  Nominat.  JMur.  des  Pronomen  sa.  Denn 
dass  auch  dieser  Casus,  so  gut  wie  die  andern  in  §.  12  erwähnten,  von 
so  einst  gebraucht  sei ,  wird  wohl  kaum  zu  bestreiten  sein.  Dennoch 
lassen  sich  zwei  Einwendungen  gegen  die  Annahme,  dass  diese  Endung 
sas  dieser  Nomin.  sei ,  vorbringen ;  die  erste  ist  aber  leicht  zu  heben 
und  die  andre  ohne  Belang. 

1 .  sa  mit  der  Endung  des  Nom.  pl.  as  müsste  nach  der  allgemei- 
nen Analogie  sds  bilden,  nicht  aber  säs.  Allein  wir  haben  hier  im  Ari- 
schen einen  ganz  analogen  Fall.  Der  Ablat.  von  ma,  tva  hätte  mit  der 
Endung  at  ebenfalls  mdt  tvät  bildeu  müssen  und  diese  Form  spiegelt 
sich  im  latein.  mtd  wieder;  im  Arischen  erscheint  aber  auch  hier  kur- 
zes a:  sskr.  mdt,  tvät.  im  Avesta  mal !,  thwat.  im  Altpersischen  ma.  Es 
ist  also  wohl  verstattet  eine  unorganische  Verkürzung  anzunehmen,  wie 
sie  im  Sskr.  entschieden  auch  für  den  Instr.  si.  der  Themen  auf  ä  an- 
zunehmen ist  (die  Sprache  des  Avesta  stimmt  in  dieser  Bildung  nicht 
mit  dem  Sanskrit  überein);  das  auslautende  na  dieses  Casus  steht  näm- 
lich unzweifelhaft  für  ursprünglich  nd,  welches  sich  in  den  Veden  unter 
dem  Schutz  des  Metrum  auch  nicht  selten  erhalten  hat. 

2.  Den  zweiten  Einwand  kann  man  daher  entnehmen,  dass,  wäh- 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  iANS,  iAS,  IA.  49 

rend  sAm  und  sla,  nach  unsrer.  wohl  sichern,  Annahme  ihren  ursprüng- 
lichen Sitz  in  Pronominibus  hntten  und  von  da  erst  in  die  Declination 
der  Themen  auf  d  und  theilweis  A  drangen,  sich  die  Endung  sas  in 
Pronominibus  gar  nicht  findet.  Die  Nominative  pl.  msc.  zeigen  schon 
in  der  Grdspr.  als  Endung  i  (sskr.  te  für  ta-i,  griech. .  dorisch  rot  u.  s. 
•w.)  Es  wäre  nun  zwar  nicht  unmöglich,  dass  einst  in  der  Grundsprache 
(in  Analogie  mit  den  Genetiven,  sskr.  te-skäm,  ta-sya,  lat.  is-tÖrum,  griech. 
roio)  auch  ein  td-sas  als  Nomin.  pl.  gebildet,  diese  Form  aber  durch  die 
auf  das  —  bis  jetzt  noch  unerklärte  —  t  verdrängt  sei,  aber  es  giebt 
keinen  Umstand,  welcher  verstattet,  eine  solche  Vermuthung  zur  Wahr- 
scheinlichkeit zu  erheben.  Einigermassen  freilich  spricht  etwas  dafür  und 
ich  will  es  auf  jeden  Fall  erwähnen,  da  es  uns,  selbst  wenn  es  diese 
Vermuthung  nicht  bestätigt,  dennoch  zu  zeigen  scheint,  dass  das  Ein- 
dringen dieser  Nominativbildung  in  die  Nomina  wesentlich  ebenso  Statt 
fand ,  wie  die  von  jenen. 

Wir  haben  nämlich  oben  gefunden,  dass  sla  und  sdm  von  den  Pro- 
nominibus zunächst  (und  sicher  schon  in  der  Grundsprache  vgl.  sanskr. 
anye-shdm  =  lat.  aliö-rum,  sskr.  anyA-sdm  —  aliä-rum)  in  die  Pronomi- 
nalia  auf  ä,  d  drangen  —  auf  welche-  der  Gebrauch  von  sdm  im  Ari- 
schen beschränkt  blieb  —  und  erst  von  da  in  die  Nomina  auf  diesel- 
ben Vokale.  Nun  ist  es  auffallend  und  auf  jeden  Fall  bemerkenswerth, 
dass  im  Rigveda  unter  den  Pronominalia  zwar  mehrere  sind,  welche  ne- 
ben dem  pronominalen  Nomin.  pl.  auf  i  auch  den  auf  sas  haben,  aber 
—  mit  einer  einzigen  Ausnahme  —  keines,  welches  die  gewöhnliche 
Nominalform  im  Nom.  pl.  hätte;  so  von  purva  Nom.  pl.  pü'rve  und 
pifrvAsas  (nicht  aber,  wie  im  gewöhnlichen  Sanskrit^  wo  die  Form  auf 
äsas  nicht  mehr  existirt,  pärvds),  von  para  nur  päre  und  pdrdsas,  von 
dvara  nur  dvare  und  dvardsas ,  von  dpara  nur  dpare  und  äparAsas;  nur 
ubhdt/a  hat  sechsmal  ubhäye ,  siebenmal  ubhäydsas  und  einmal  ubhdyds 
Rv.  II.  12,  8. 

Da  im  gewöhnlichen  Sanskrit  dieses  letztere  die  einzige  Form  ist 
und  die  nominalen  Nominative  auf  ds  schon  in  den  Veden  viel  häufiger 
erscheinen  als  die  auf  Asas,  so  darf  uns  diese  eine  Abweichung  von  der 
EisL-phü.  Glosse.    XIX.  G 


50  TH.  BENFEY, 

im  Rv.  in  Bezug  auf  diese  Pronominalia  herrschenden  Regel  [dsas  er- 
scheint in  ihnen  13  mal)  nicht  besonders  auffallen1).  Im  Avesta  er- 
scheint neben  v1g>6  ebenfalls  nur  vifpdorihö  (im  Sskr.  nurvfyve);  dagegen 
neben  anyi  die  gewöhnliche  nominale  Form  anyaof-cit  (im  Sanskr.  nur 
anyi  =  griech.  aAAoi,  lat.  alü  für  atio-i).  Darin,  dass  diese  Pronomi- 
nalia neben  t  nur  sas  als  Exponenten  des  Nom.  pl.  m.  gehabt  zu  ha- 
ben scheinen,  eine  Bestätigung  für  die  Vermuthung  finden  zu  wollen, 
dass  letztere  Endung  auch  in  den  Pronominibus  einst  existirt  habe, 
scheint,  trotz  der  vielen  Verluste,  welche  die  indogermanischen  Sprachen 
in  ihrer  Besonderung  erlitten  haben,  bei  dem  Mangel  jeder  Spur  dersel- 
ben in  ihnen,  zu  kühn.  Dagegen  möchten  wir  wohl  berechtigt  sein, 
daraus  mit  einiger  Wahrscheinlichkeit  zu  folgern,  dass  sie  ihren  Sitz 
früher  in  diesen  Pronominalien  hatte  als  in  den  gewöhnlichen  Nomini- 
bus und ,  wie  sdm  im  Lat.  und  Griechischen ,  erst  aus  jenen  in  diese 
gedrungen  ist.    Zwischen  den  Pronominalien  und  den  Pronomina  herrschte 

1)  Dennoch  ist  mir  sehr  zweifelhaft,  ob  nicht  auch  in  derselben  Stelle  vlhä- 
yäsas,  in  der  Samh.  ubhnyaso  herzustellen  ist. 
Der  überlieferte  Text  schreibt: 

pare  'vara  ubhäyä  anüträh. 

Der  Pada-Text 

pare  |  ävare  |  ubhayäh  |  ann'träh 

Das  anlautende  u  von  üvarc  ist  nach  der  gewöhnlichen  vedischen  Regel  vor  r 
elidirt.  Lässt  man  es  beim  Lesen  weg,  so  fehlt  dem  clfsilbigen  Stollen  eine  Silbe. 
Freilich  ist  in  den  allermeisten  Fällen  das  in  der  Sa»ih.  ausgelassene  a  überhaupt 
und  auch  ror  v  beim  Lesen  zu  restituiren;  doch  giebt  es  auch  Ausnahmen  (s.  die 
Behandlung  dieses  Gesetzes  in  den  später  erscheinenden  Abhandlungen  über  die 
Phonetischen  Gesetze  in  den  Yeden).  Trotzdem,  dass  in  dem  einzigen  Fall,  wo 
pari  'rare  nochmals  in  dorn  Texte  vorkommt  IV.  25,  8  und  da  jxire  ävare  zu  leseo 
ist,  weiss  jeder,  der  im  Lesen  der  Vedenmetra  geübt  ist,  dass  an  unsrer  Stelle  IL 
12,  8  das  a  nicht  zu  lesen  ist,  also  nicht 

v — vv  |  vvv —  |  v  

sondern  der  erste  Fuss  entschieden  als  Diiambus  zu  sprechen  ist. 

Dann  würde  aber  eine  Silbe  fehlen;  diese  und  einen  vortrefflichen  Trisbtubh- 
StoUen  gewinnen  wir  aber,  wenn  wir  uUiäyäso  lesen,  nämlich 

v  —  v —  1  VV  |  V  . 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  UNS,  iAS,  IA.  51 

aber,  wie  das  flexi vische  und  auch  begriffliche  Verhältnis  beider  zeigt, 
ein  so  enger  Zusammenhang,  dass  in  dem  arischen  Sprachbewusstsein 
in  der  Zeit,  in  welcher  sich  diese  Form  bildete,  noch  ein  Gefühl  für 
die  Zusammengehörigkeit  von  sdm  (in  z.  B.  pdreshdm,  pdrds&m)  und  sta 
oder  st/a  (in  pdrasya)  mit  dem  Pronomen  sa  lebendig  sein  und  also  ver- 
anlassen konnte,  dass  nach  der  Analogie  derselben,  auch  der  (so  gut  wie 
der  Locat.  sdsmin  noch  in  den  Veden)  damals  noch  bestehende  Nom. 
pl.  von  sa  zur  Bildung  einer  Nebenform  des  Nominativs  auf  i  verwen- 
det wurde;  wie  sya  fing  dieser  dann  an,  ebenfalls  als  Nebenform  in  die 
Noraina  auf  «  zu  dringen;  doch  mit  so  geringem  Erfolg,  dass  er  im  ei- 
gentlichen Sanskrit  keine  Spur  hinterliess  und  eben  so  wenig  im  Pili 
und  Prakrit.  In  die  Feminina  auf  d  einzudringen,  gelang  ihm  noch  viel 
weniger. 

Mag  sich  aber  nun  die  Nebenform  auf  sas  zuerst  für  die  Prono- 
minalia  gebildet  haben,  oder  sogleich  für  alle  Nomina  auf  «,  was  ich 
nicht  mit  Sicherheit  zu  entscheiden  vermag,  so  ist  das  für  die  Erklärung 
derselben  aus  dem  Nominat.  pl.  von  sa  von  keiner  Erheblichkeit;  diese 
darf  durch  die  Analogie  von  s/a  [sya\  und  sdm  für  hinlänglich  gesichert 
erachtet  werden  und  würde  durch  eine  eingehende  Behandlung  der  in- 
dogermanischen Declination,  insbesondre  der  der  alten  indischen  Volks- 
sprachen, noch  weitere  Bestätigung  erhalten. 

§•  17. 

Wir  näheren  uns  dem  Schlüsse;  diesen  zu  ziehen,  bedarf  es  nur 
noch  weniger  Worte. 

Wir  haben  gesehen,  dass  die  Genetive  sing,  auf  ta  schon  in  der 
Grundsprache  gebildet  wurden  [s.  §.  1 5). 

Wer  nun  aber  die  griech.  und  lat.  Gen.  sing. ,  deren  Grundform 
tna-tas  oder  ma-ta  u.  s.  w  (§.  2.  3.  5)  ist,  unbefangen  betrachtet,  wird 
sich  schwerlich  der  Ueberzeugung  verschliessen.  dass  wir  in  ihnen  nicht 
zwei  ursprünglich  verschiedene  Formen  zu  erkennen  haben,  sondern 
zwei  Formen,  deren  eine  aus  der  andern  entstanden  ist.  Dass  dann  die 
ursprüngliche  nicht  1a  ist,  welche  durch  ein  völlig  unerklärlich  ange- 

G* 


52  TH.  BENFEY, 

tretenes  s  vermehrt  wäre,  sondern  vielmehr  ias,  welche  ihr  auslautendes 
s  in  ia  eingebüsst  hat,  versteht  sich,  nach  bekannten  linguistischen  Prin- 
cipien  eigentlich  von  selbst,  wird  aber,  gegen  alle  Zweifel,  durch  die  in 
§.  1  gegebene  Erklärung  der  Entstehung  dieser  Genetivbildung  gesichert, 
welche  im  §.  6  durch  die  litauischen  Genetivformen  eine  unerschütter- 
liche Stüt/e  erhalten  hat. 

So  ruht  denn  1a  auf  ias  und  weiter  ians;  es  konnte  nicht  entste- 
hen, ohne  dass  die  eine  dieser  beiden  Formen,  oder  alle  beide  ihm  vor- 
hergegangen waren. 

Daraus  folgt,  dass  auch  dem  in  der  Grundsprache  nachgewiesenen 
ia  in  ebenderselben  auf  jeden  Fall  ians,  welches  ja  im  Litauischen  noch 
wiedcrgespiegelt  ist.  vielleicht  auch  schon  als  Mittelstufe  las  vorherging. 

Dagegen  spricht  nicht,  dass  im  Arischen  keine  Spur  von  ians  oder 
ias  als  Gen.  Sing,  mehr  zu  finden  ist.  Es  konnten  hier  einst  eine  die- 
ser Formen  oder  auch  beide  existirt  haben  und  durch  die  dritte  Form 
Ia  verdrängt  sein  (vgl.  den  sogleich  folgenden  Nachweis,  dass  dvi-tia 
grdspchl.  ist,  trotzdem  dass  Reflexe  desselben  nur  im  Arischen  bewahrt, 
in  den  europäischen  Sprachen  eingebüsst  sind).  Ist  ja  doch  unendlich 
vieles  in  den  besonderten  indogermanischen  Sprachen  eingebüsst;  wer 
wüsste  etwas  von  einem  griech.  Reflex  von  ias,  wenn  uns  nicht  die  dia- 
lektischen Genetivformen  (§.  2)  durch  ein  glückliches  Geschick  aufbe- 
wahrt wären?  Es  konnte  aber  auch  zu  der  Zeit,  als  die  arische  Ein- 
heit sich  bildete,  jede  Spur  von  ians  oder  ias  in  den  Trägern  derselben 
verloren,  vielleicht  von  dem  Volkstheil  der  Indogermanen ,  welcher  sie 
entwickelte,  gar  nicht  mehr  aus  dem  gemeinsamen  Sprachschatz  mitge- 
nommen sein,  sondern  nur  die  schon  in  ihm  existirende  Nebenform  ia. 

Dass  aus  ians  schon  in  der  Grundsprache  ia  auf  rein  phonetischem 
Wege  entstehen  konnte,  ist,  sicheren  Analogien  zufolge,  keinem  Zweifel 
zu  unterwerfen.  So  ist  schon  §.  6  bemerkt,  dass  gerade  das  comparati- 
vische  ians  schon  in  der  Grundsprache,  mit  Einbusse  des  Nasals  vor  s, 
zu  is  im  Superlativsuffix  is-ta  (gr.  itno  sskr.  ishlha)  ward.  Einbusse  des 
Nasals  sehen  wir  (§.  1 5)  auch  schon  grundsprachlich  in  der  Endung  des 
Acc.  pl.,  welche  ursprünglich  am-s,  dann  höchst  wahrscheinlich  ans  lau- 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  iANS,  IAS,  iA.  53 

tete  und  in  den  meisten  vokalisch  auslautenden  Themen  sich  in  den  al- 
ten Phasen  der  besonderten  Sprachen  entweder  deutlich  (wie  im  goth. 
ans)  oder  durch  mehr  oder  weniger  Spuren  erkennbar  erhalten  hat;  in 
den  consonantisch  auslautenden  Themen  zeigt  sich  dagegen  in  allen  in- 
dogermanischen Sprachen  (ausser  in  den  arischen   hinter  den  Themen 
auf  ar ,  weil  sich  in  ihnen  das  vokalische  Element  der  Liquida  erhob 
und   sie  in   die  Analogie  der  vokalischen  hinüberzog)  durchweg  Re- 
flex von  as ,   welches  demnach  schon  für  die  Zeit  der  Trennung  in  der 
Grundsprache  anzusetzen  ist  und  schon  damals  den  Nasal  vor  dem  nach- 
folgenden *  in  consonantischen  Themen  eingebüsst  hatte.    Das  griechi- 
sche a  in  äg  spricht  nicht  dagegen ;  diess  zeigt  nur,  dass  einst  ein  Nasal 
folgte,  nicht  aber,  dass  dieser  noch  auf  griechischem  Boden  gehört  ward; 
hier  zeigt  sich  der  Nasal  noch  dialektisch  in  vielen  Beispielen  in  den 
Themen  auf  o,  a  und  denen  der  lsten  Declination  mit  äs,  tjs  im  Nom. 
Sing. ,  nie  aber  in  consonantisch  auslautenden  (vgl.  auch  das  £  riech,  a 
im  Auslaut  der  ersten  Person  sing.  Pf.  red. ,   wo  der  ursprünglich  fol- 
gende Nasal  sicherlich  auch  schon  zu  der  Zeit  der  Trennung  eingebüsst 
war).    Was  aber  die  Einbusse  von  auslautendem  *  betrifft,  so  ist  sie  für 
die  Grundsprache  in  der  'Abhandlung  über  die  Entstehung  des  Indoger- 
manischen Vokativs*  (Abhdlgen  der  kön.  Ges.  d.  Wissensch.  Bd.  XVII) 
bezüglich  des  Voc.  sing,  der  Themen  auf  a,  i,  u  nachgewiesen. 

Für  die  schon  grundsprachliche  Entstehung  von  ta  neben  (ans 
spricht  aber  speciell  der  Umstand,  dass  für  1ans  auch  in  einem  adjecti- 
vischen  Gebrauch,  welcher  sich  an  die  Comparativbedeutung  angeschlos- 
sen hat,  die  Nebenform  ia  schon  in  der  Grundsprache  nachweisbar  ist. 

Die  Ordinalia  für  'eins'  und  die  Zahlen  über  'zwei'  werden  bekannt- 
lich in  den  indogermanischen  Sprachen  vorzugsweise  durch  Superlativ- 
affixe  gebildet;  die  eigentliche  Bedeutung  ist  'der  fxat'  i^ox^y)  unter 
mehreren',  z.  B.  unter  denen  die  'vorn'  [prd  tiqö),  'an  der  Spitze'  (sskr.  agra), 
im  Anfang'  (sskr.  ädx)  sind,  'unter  vieren'  (grdspr.  katvar),  u.  s.  w.  d.  h.  'der 
erste',  'der  vierte'  u.  s.  w.  Als  Superlativ-Suff,  dient  ma,  z.  B.  in  griech. 
jfQo-fto.  sskr.  Adx-tna,  goth.  fru-m[a)  (vgl.  z.  B.  von  sskr.  adha  für  andha 
—  lat.  *info  Superl.  sskr.  adha-ma  =  lat.  infi-mo).  oder  sskr.  Ma  = 


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5t  TH.  BENFEY, 

griech.  to  (vgl.  das  damit  zusammengesetzte  Superlativ-Suff.  sskr.  isk-tha, 
to-ro  u.  s.  w.)  u.  8.  w.,  z.  B.  aus  grdspr.  katvar  sskr.  catur-tha,  rfrap-TO, 
ahd.  fior-do;  oder  die  Verbindung  von  Superlativsuffixen,  z.  B.  sskr.  pra- 
•tha-ma  'der  erste';  griech.  und  altir.  mit  andrer  Folge,  homerisch  Ißöd- 
-fia-xo,  altir.  secht-ma-d  und  hier  eben  so  von  8.  9.  10;  goth.  fru-m{a)- 
ist{a) ;  oder  endlich  die  in  den  verschiedenen  Sprachen  geltend  geworde- 
nen Superlativsuffixe,  so  im  Sanskrit  und  Lat.  durch  ta-ma  (z.  B.  grd- 
spr. pankdkant-tama  =  sskr.  pancAfat-tama ,  lat.  quinqudgesimo  für  quin- 
quAgint-timo;  im  Griech.  xa-xo  (welchem  sskr.  ta-tha  entsprechen  würde 
und  höchst  wahrscheinlich  in  dem  Superlativaffix  ti-tha,  mit  dem  so 
häufigen  Uebergang  von  a  in  i  z.  B.  bahu-titha  bewahrt  ist),  griech.  ho- 
merisch TQt-TCL-TO. 

Nach  Analogie  dieses  Gebrauchs  des  Superlativs  zur  Bildung  von 
Ordinalicn  musste  zur  Bezeichnung  des  Ordinale  von  'zwei',  d.  h.  'der 
eine  (xtri  ^|o/i/v)  von  zweien'  =  'der  andere',  das  Comparativaffix  be- 
nutzt werden  und  so  finden  wir  denn  auch  im  Germanischen,  ausser 
Neuhochdeutsch  und  Neuniederländisch,  eben  diesen  Comparativ  z.  B. 
Goth.  anfror,  ahd.  andar,  altn.  annar  u.  s.  w.  als  Ordinale  von  'zwei'. 
Noch  bestimmter  ist  das  Gesetz  im  Griech.  beobachtet,  wo  Stv-rtQo 
durch  das  gewöhnliche  Comparativsuffix  aus  dem  Zahlwort  für  'zwei'  ge- 
bildet ist.  Nach  diesen  beiden  Analogien  speciell  der  letzteren  ist  nicht 
zu  bezweifeln,  dass  wir  auch  im  arischen  dvi-t-la,  sskr.  dvi-t-lya,  im 
Avesta  daibi-t-ga  und  bi-t-ya  (vgl.  daibish  =■  tbish),  eine  aus  dem  Com- 
parativ dvi-t-ians  entstandene  Nebenform  zu  erkennen  haben.  Hier  ist 
die  Entstehung  der  Nebenform  klar;  sie  beruht  auf  dem  Nomin.  Sing, 
msc. ,  dieser  wahrhaft  prototypischen  Form ;  dieser  musste  ursprünglich 
dvitlans'S  lauten,  dann  dvitlans ,  dvitias  (mit  Absorption  des  einen  s  und 
n),  und,  durch  die  Identität  dieser  Form  mit  dem  Nom.  sing.  msc.  der 
Themen  auf  a,  fand  Uebergang  in  die  Declination  dieser  Themen  Statt. 
Der  Grund  der  Nebenform  ist  also,  wie  gewöhnlich,  falsche  Analogie, 
speciell  Heteroklisie. 

Nachdem  durch  die  angeführten  verschiedenen  Suffixe  Ordinalzahlen 
gebildet  waren,  und  diese  Bildung  als  eine  categorische  in  dem  Sprachbe- 


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tfBER  DDE  rNDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  iANS,  lAS,  iA.  55 

wusstsein  lebendig  geworden  war,  mussten  sie  sich  natürlich  von  der  Cate- 
gorie  der  Superlative  und  Comparative,  denen  sie  ihre  Bildung  verdank- 
ten, scheiden  und  selbstständig  werden.  In  dieser  Selbstständigkeit  wa- 
ren nun  die  Suffixe .  durch  die  sie  gebildet  waren ,  dem  Sprachbcwusst- 
sein  gegenüber  nicht  mehr  Superlativ-  oder  Comparativsuffixe,  sondern 
allsammt  Exponenten  der  Ordinalbildung,  also  von  gleichem  Werth  und 

—  insbesondre,  wo  es  gilt  die,  dem  Begriff  nach,  als  eine  einheitliche 
erkannte  Categorie,  auch  durch  die  Form  immer  mehr  zu  identinciren  — 
der  Abwechselung  fähig.  Darauf  beruht  z.  B.  der  Eintritt  eines  nach 
Analogie  von  'vierte,  fünfte'  u.  s.  w.  gebildeten  Ordinale  für  'zwei'  im 
Nhd.  und  Neuniederländischen,  nämlich  'zweite',  'twiW.  Diese  vollstän- 
dige Ablösung  von  dem  Herde  ihrer  Entstehung  konnte  natürlich  auch 
Accentwechsel  herbeiführen  und  dadurch  erklärt  sich,  dass  sskr.  dvi-ttya 
anders  accentuirt  ist,  als  die  zu  Grunde  liegende  Form  zur  Zeit,  wo 
sie  noch  als  Comparativ  galt,  accentuirt  werden  musste,  nämlich  *dv(- 

-  th/ans. 

Wie  nun  nhd.  'zweite'  nach  Analogie  von  'vierte'  gebildet  ist,  so 
finden  wir  schon  grundsprachlich  genau  nach  der  Analogie  von  dvi- 
-tta  das  Ordinale  von  'drei'  gebildet,  nämlich  tri-t-1a;  vgl.  sskr.  tri-t-tya, 
im  Avesta  thri-tya,  lat.  ter-tio  (für  tri-tio  vermittelst  Umstellung  zu  tir- 
tio),  goth.  f>ri-dja  u.  s.  w.  Da  diese  Bildung  durch  ihre  Existenz  in  dem 
arischen  und  europäischen  Zweig  als  grundsprachlich  erwiesen  wird, 
aber  das  Ordinale  von  'drei*  ursprünglich  nicht  durch  den  Comparativ, 
soudern  nur  den  Superlativ  gebildet  werden  konnte,  wie  diess  auch  nach 
dem  Zeugniss  von  gricch.  tqI-to,  nach  Analogie  von  Ura^-ro  —  sskx. 
catur-tha.  n(fin-ro  =  sskr.  ved.  panca-tha  u.  s.  w.,  also  durch  das  to, 
welches  dem  sskr.  tha  entspricht,  wenigstens  im  Griech.  geschehen  ist; 
der  Comparativ  vielmehr  ursprünglich  nur  zur  Bildung  des  Ordinale  von 
•zwei'  dienen  durfte,  so  folgt  daraus,  dass  auch  die  Bildung  von  dvi-t-ia 
schon  grundsprachlich  war,  trotz  dem,  dass  sie  nur  im  Arischen  bewahrt 
ist.  Bei  dem  gewiss  am  häutigsten  vorkommenden  Gebrauch  der  Ordi- 
nalia  der  kleinsten  Zahlen  war  es  natürlich ,  dass  sie  auf  einander  von 
Eiufluss  waren  und  so  konnte  es  leicht  geschehen,  dass  die  unmittelbar 


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56  TH.  BENFEY, 

an  'zwei'  gränzende  Zahl  'drei'  in  der  Bildung  ihres  Ordinale  der  Ana- 
logie von  'zwei'  folgte. 

Ira  Arischen  hat  —  jedoch  nur  als  Nebenform  —  diese  Ordinal- 
bildung  auch  die  Zahl  'vier'  ergriffen;  im  Avesta  khtdirya,  nur  in  Zu- 
sammensetzung in  d-khttlirt-m  bewahrt,  sonst,  hier  sowohl  als  im  Sanskr. 
mit  Einbusse  des  anlautenden  ca ,  im  Sskr.  tur~ft/a  und  tilr-ya ,  im  Ave- 
sta täir-t/a,  ohne  Zweifel,  zunächst  auf  ktur-ta  beruhend,  für  catur-ia  oder 
vielleicht  einst  noch  arisches  katur-ta ;  die  Einbusse  des  a  ist  wohl  Folge 
des  Accents  auf  der  vorletzten  Silbe;  in  ktur-fa  wurde  dann  auch  das 
k  vor  t  im  Anlaut  eingebüsst. 

Diese  Bildung,  wenn  gleich  wahrscheinlich  nicht  grundsprachlich, 
sondern  auf  arischem  Boden  nach  Analogie  der  beiden  unmittelbar  vor- 
hergehenden schon  grundsprachlichen  gestaltet,  zeigt,  dass  das  eigentli- 
che Bildungsaffix  nicht  tia ,  sondern  ta ,  war.  In  Bezug  auf  das  f  in 
dvi't-la,  tri-t'ia  haben  wir  also  anzunehmen,  dass  es  einer  zu  Grunde  lie- 
genden Weiterbildung  von  dvi,  tri,  durch  ein  mit  t  anlautendes  Affix 
angehört;  und  in  der  That  kommt  im  Rv.  sowohl  dvita  als  trita  vor, 
letzteres  oft.  erstres  nur  einmal,  aber  nochmals  in  der  Vaj.  Samh.  Bei- 
des sind  aber  Eigennamen  von  göttlichen  Wesen  und,  obgleich  nicht  zu 
bezweifeln  ist,  dass  sie  mit  den  Zahlwörtern  dvi,  tri  zusammenhängen, 
so  ist  ihre  etymologische  Bedeutung  doch  zu  unsicher,  als  dass  wir  ge- 
rade an  sie  die  Ordinalia  dvi-t-ta,  tti-t-ta  mit  voller  Gewissheit  knüpfen 
dürften. 

Allein  mag  das  t  in  t-ij/a  mit  ta  in  dvi-ta  identisch  sein  oder  nicht, 
es  ist  kaum  auch  nur  entfernt  zu  bezweifeln,  dass  es  Rest  des  Prono- 
men ta  ist  und  Ulfa  für  tiyatis,  grdspr.  tlans,  gerade  wie  ta-ra,  der  Com- 
parativ  von  ta  ist,  wie  auch  ta-tna,  xa-xo  dessen  Superlative  sind,  letzte- 
res durch  das  Superlativaffix  xo  =  sskr.  Mo  gebildet.  Diese  Compara- 
tive  und  Superlative  sind  schon  in  der  Grundsprache  zum  grössten  Theil 
an  die  Stelle  der  einfachen  Affixe  des  Comparativs,  ians,  ra,  des  Super- 
lativs ma.  ta  (=  sskr.  tha)  getreten  und  zwar  völlig  nach  demselben 
Princip,  wie  schon  in  der  Grdspr.  der  Genetiv  plur.  und  sing,  des  Pro- 
nom.  sa,  nämlich  säm  und  sia  (s.  §.  11),  theilweis  an  die  Stelle  der  Ge- 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  IANS,  lAS,  U.  57 

netivaffixe  dm,  1a  trat,  im  Arischen  der  Nora.  pl.  desselben  Pronomens, 
nämlich  sas  (s.  §.  16).  theilweis  an  die  des  eigentlichen  Affixes  as  und 
der  Genetiv  pl.  des  Pronomen  na,  nämlich  ndm,  theilweis  an  die  von  dm, 
im  Sanskrit  der  Instrum.  sing,  desselben  Pronomen,  nämlich  na  mit 
Verkürzung  zu  na,  an  die  Stelle  des  eigentlichen  Affixes  d  u.  aa.  der  Art, 
welche  ich  an  einem  andern  Orte  zusammenstellen  werde. 

In  Uebereinstimmung  mit  dieser  Entstehung  von  grdspr.  dviti'ga 
aus  dvi-ta-ians  dürfen  wir  also  annehmen,  dass  ians  auch  in  der  Ver- 
wendung zur  Bildung  des  Genet.  Sing,  in  der  Grundsprache  durch  fast 
gleichzeitigen  Verlust  von  ns  zu  ia  unmittelbar  ward,  oder  dass  aus  ians 
erst  las  und  dann  aus  diesem  1a  entstand.  In  dem  einen  Fall  hätten 
in  der  Grundsprache  zwei,  in  dem  andern  drei  Nebenformen  zugleich 
existirt.  Es  giebt  keinen  vernünftigen  Grund,  sich  gegen  diese  Annah- 
men zu  sträuben.  Denn,  wenn  wir  noch  nach  der  Besonderung  in  den 
alten  Phasen  der  Indogermanischen  Sprachen  eine  Menge  doppelte  und 
dreifache  Formen  sehen  (z.  B.  griech.  SSovg  und  3dwt>,  beide  aus  dJovs 
für  odövrs,  imAvesta  mraof-äf,  ftav-af  da  für  ursprünglich  auslautendes 
-anti),  zu  einer  Zeit,  wo  das  in  der  Sprachgeschichte  immer  zunehmende 
Streben  nach  Analogie  mächtig  hervortrat,  so  dürfen  wir  für  die  Grund- 
sprache noch  ein  viel  stärkeres  Ueberwuchern  des  Sprachtriebes  mit 
Fug  und  Recht  annehmen;  auch  fehlt  es  nicht  an  Fällen,  wo  mehrfa- 
che Formen  in  der  Grundsprache  nachweisbar  sind,  so  die  Verba  gam 
und  gd  'gehen'  und  aa. ;  die  Endungen  ans  und  as  des  Acc.  pl. ;  eben 
so  ist  die  Pluralbildung  bhiam-s  schon  in  der  Grundsprache  dreifach  va- 
riirt  vorhanden  gewesen:  in  dieser  Gestalt  (vgl.  z.  B.  altpreuss.  nou- 
mans  =  lat.  nö-bls),  in  der  Form  bkias  (sskr.  bhgas  —  lat.  bus)  und 
bhis  (sskr.  bhis,  gr.  yis  in  XixQt-<f(s)\  alle  drei  Formen  sind  bewahrt, 
weil  sie  durch  begrifflich  verschiedene  Verwendung  gegen  Elimination 
geschützt  waren.    Doch  darüber  näher  eingehend  an  einem  anderen  Orte. 

Ob  jedoch  in  dem  vorliegenden  Fall  in  der  Grundsprache  nur  ians 
und  1a  oder  auch  las  anzunehmen  sei,  ist,  soviel  ich  sehe,  nicht  mit  Si- 
cherheit zu  entscheiden. 
Hisi.-PhiL  Classe.   XIX.  H 


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68  TH.  BENFE  Y, 

§.  18. 

Die  Hauptaufgabe  dieser  Abhandlung  war  zu  zeigen,  dass  es  schon 
in  der  indogermanischen  Grundsprache  Genetive  Singularis  gab,  welche 
durch  das  Comparativsuffix  ians  gebildet  waren  und  wahrscheinlich  schon 
eine  Nebenform  auf  ins,   sicherlich  eine  auf  I«  gezeugt  hatten. 

Dieser  Beweis  wurde  durch  mehrere  Gleichungen  geführt,  welche 
zeigten,  dass  ians  =  las  =  ia  sei. 

Insbesondre  diente  dazu  die  Gleichung: 

Litauisch  e*  in  tav-^s  (aus  tav-tans)  Gen.  Sing,  des  Pronomens  der  2ten 
Pers.  u.  aa.  (§.  6  S.  10— U,  vgl.  §.  1  S.  4) 

Griechisch  tog  in  t(os  (aus  n-tos  für  rs^-tos1))  Gen.  Sing,  des  Pron. 

der  2ten  Ps.  u.  aa.  (§.2  S.  4— 6) 
Lateinisch  is  in  tis  (aus  tu-lus  für  tav-ius)  Gen.  Sing,  des  Pron.  der 
2ten  Pers.  u.  aa.  (§.  5  S.  10) 
~~    Lateinisch  ius  in  (is)-t-tus  (aus  to-lus)  Gen.  Sing,  des  Demonstrat. 

is-te  u.  aa.  (§1  S.  3—4) 
Oskisch  eis  in  pi-eis  (aus  pi-tes)  Gen.  Sing,  des  Relativum  pi  u.  aa. 

(§.  2  S.  4  ;  §.  1  3  S.  37) 

Griechisch  io  in  atto  (aus  ti-io  für  rsf-io  l))  Gen.  Sing,  des  Pron. 

der  2ten  Pers.  u.  aa.  (§.  3  S.  6) 
Latein,  t  in  tut  (aus  tu-tu  für  tav-Su)  Gen.  Sing,  des  Pron.  der  2ten 

Pers.  u.  aa  (§.  5.  S.  10) 
Sanskrit  I  in  te  (zunächst  aus  ta-ta  für  tav-ia l))  Gen.  Sing,  des  Pron. 

der  2ten  Pers.  u.  aa.  (§.  14,  S.  40) 
Avesta  1  in  t4,  töi  (zunächst  aus  ta-ta  für  tav-1a)  Gen.  Sing,  des  Pron. 

der  2ten  Pers.  u.  aa.  (§.  14,  S.  40} 
Altpersisch  t  in  taiy  (zunächst  aus  ta-ia  für  tav-ia)  Gen.  Sing,  des 
Pron.  der  2ten  Pers.  u.  aa.  (§.  14,  S.  40). 

1)  Dass  die  Genetive  im  Griech.  auf  wf-.oc,  «f-»«,       Sskr.  auf  tav-ia  be- 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  iANS,  lAS,  IA.  59 
Zugleich  wurden  die  Ausdehnung  dieser  ursprünglich  pronominalen 


ruhen  und  nf,  tav  dem  Litauischen  tav  gleich  ist,  will  ich  hier  nicht  weiter  erör- 
tern. Der  Ausfall  des  F  im  Griech.  versteht  sich  von  seihst;  im  Sskr.  ist  die  Ein- 
busse  von  v  zwischen  Vokalen  zwar  seltener,  doch  kömmt  sie  mehrfach  vor,  z.  B. 
y&m  Acc.  S.  von  go  für  gäv-am ,  oder  gäv-am  =  Int.  luven».  Eben  so  ist  sadyäs 
'desselbigen  Tages'  aus  sa-dhäs  vermittelst  sadiäs  entstanden,  und  adyd  'an  diesem 
Tage,  heute',  aus  a-divä  vermittelst  a-dia,  adyä.  Die  letzte  Form,  ohne  die  Verkür- 
zung des  Auslauts,  erscheint  noch  sehr  häufig  in  den  Veden  und  zwar  keinesweges, 
wie  Grassmann  (Wörterbuch  zum  Rigveda)  angiebt,  bloss  in  den  Fällen,  wo  selbst 
ursprünglich  auslautende  Kürzen  aus  metrischen  Gründen  gedehnt  werden,  d.  h.  in 
der  2ten  Silbe  jedes  Stollen,  in  der  Cten  eines  achtsilbigen  und  in  der  8ten  und 
lOten  eines  elf-  und  zwölfsilbigen,  sondern  auch  in  mehreren  andern.  So  in  der 
4ten  eines  8silbigen  Rv.  I.  25,  19  =  Sv.  IL  7.  3.  C.  1  =  VS.  21,  1  =  TS.  II.  1. 

II.  6  (vgl.  RPr.  s.  453  M.M.;  VPr.  III,  113,  TPr.  III.  8).  -  Rt.  V.  82,  7  =  TS. 

III.  4,  11.  2  (vgl.  RPr.  u.  TPr.  a.  a.  0.).  —  Rv.  IX.  G5,  28  =  Sv.  I.  6.  1.  2.  2 
(vgl.  RPr.) ;  -  hieher  gehört  auch  Rv.  VIII.  61  (50)  17  =  Sv.  II.  6.  S.  7.  1;  denn 
es  ist  statt  adyädyd  zu  lesen  adyäadyä.  Ferner  eines  llsilb.  Rv.  IV.  44,  3  (Pr.  a. 
a.  0.)  =  Ath.  XX.  143,  3. 

Dann  in  der  5ten  eines  11-  oder  12silbigen: 

Rv.  I.  34,  1;  II.  29,  6  =  VS.  33,  51  (vgl.  RPr.  und  VPr.  a.  a.  0.);  Rv.  VI. 
18,  13  (RPr.  a.  a.  0.). 

Endlich  in  der  dritten  eines  12silbigen 
Rv.  I.  54,  5  (vgl.  RPr.  a.  n.  0.) 

so  wie  eines  Ssilbigen  VIIL  15.  6  (RPr.)  =  Sv.  II.  2.  2.  18,  3  —  Ath.  XX. 

61.  3. 

Unter  diesen  Fällen  ist  auch  nicht  ein  einziger,  in  denen  das  Metrum  die  Deh- 
nung nothwendig  machte;  selbst  die  Dehnung  in  der  5ten  konnte  nur  durch  die 
Beliebtheit  des  Choriamb  im  2ten  Fuss  hervorgerufen  sein:  wäre  das  auslautende  a 
kurz,  so  wäre  der  fast  eben  so  beliebte  (vgl.  oben  S.  19)  Paeon  qnartus  eingetreten- 
Es  ist  daher  anzunehmen,  dass  wo  das  auslautende  a  lang  erscheint,  die  ursprüng- 
liche Länge  durch  das  Metrum  geschützt  ward ,  keinesweges  aber  das  Mutrum  die 
Dehnung,  wie  in  vielen  andern  Fällen,  hervorgerufen  hat.  Im  gewöhnlichen  Leben 
hatte  Bich  zu  der  Zeit  der  Vedendichtung  die  ursprüngliche  Länge  wahrscheinlich 
schon,  wie  in  vielen  aa.  analogen  Adverbien,  verkürzt;  in  der  Poesie  hatte  sie  sich 
aber  lange  noch  neben  der  Kürze  erhalten. 

Da  ich  einmal  die  Behandlung  des  Auslauts  von  adyd  in  den  Veden  berührt 


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CO 


TU.  BENFEY, 


Bildung  über  einige  Nominalcategorien ,  und  Oberhaupt  die  mir  erkenn- 
baren Reflexe  derselben  in  den  Indogermanischen  Sprachen  erörtert.  Die 
Stellen ,  in  denen  diess  geschehen ,  mögen  hier  Obersichtlich  nachgewie- 
sen werden. 

laus  ist  wiedergespiegelt 
im  Litauischen  §.  6,  S.  10 — II;  §.  1 ,  S.  4 

las  ist  wiedergespiegelt 
im  Griechischen  §.  2,  S.  4 — 6. 

Lateinischen  §.  1  ,  S.  3—4;  §.  5.  S.  10. 
Oskischen  §.  2,  S.  4. 

ia  ist  wiedergespiegelt 

im  Sanskrit  §.  8.  S.  14;  §.  9,  S.  23;  §.  13  S.  39;  §.  14  S.  40;  41;  §.  15 

S.  42. 

i  A vesta  §.  9,  S.  23;  §.  13  S.  39;  §.  14  S.  40;  4t  ;  §.  15  S.  42. 

»  Altpersischen  §.  9,  S.  23 ;  §.  1  3  S.  39 ;  §.  14  S.  40;  41  ;  §.  15  S.  42. 


habe,  so  will  ich,  um  alles  dahin  gehörige  zu  erschöpfen,  auch  noch  die  drei  übrigen 
Fälle  erwähnen. 

Der  eine  ist  Rv.  I.  161,  13  (RPr.  448  M.  II.);  da  vi  akhyata,  nicht  ryä°,  zu 
lesen  ist,  so  steht  der  Auslaut  von  adyä  in  Wahrheit  hier  in  der  8ten  Silbe  eines 
12silbigcn  Stollens. 

Wesentlich  ebenso  verhält  es  sich  mit  Rv.  X.  35,  2  (RPr.  454  M.  M.);  es  ist 
hier  svänö  statt  suvänö  zu  lesen,  so  dass  auch  hier  das  d  von  adyä  in  der  8ten 
Silbe  erscheint. 

Auch  V.  51,  13  kommt  der  Auslaut  durch  richtige  Lesung  in  die  6t e  Silbe  - 
zu  stehen;  es  ist  nämlich,  wie  auch  Grassmaiin  bemerkt  hat,  adiä  zu  lesen;  ausser- 
dem natürlich  snastäyc,  so  dass  der  ganze  Stollen  lautet: 

vicve  devä  no  adirT  suastaye 

 |  — VV        |  V  —  V —  |  . 

In  adiä  ist  hier  die  erste  Umwandlung  von  adivü  bewahrt.  Nach  Grass  mann  giebt 
es  noch  eine  Stelle  in  den  Veden,  wo  adiä  zu  lesen  sei.  Sein  Citat  ist  aber  irrig; 
wenn  es  321,  7  (=  IV.  24,  7)  heissen  soll,  auch  falsch;  denn  da  ist  oJyci  zu  lesen. 

Der  Vf.  des  Präticakbya  hat  diese  drei  Stellen  nicht  richtig  scandirt;  sonst 
hätte  er  nicht  nöthig  gehabt,  besondre  Regeln  dafür  zu  geben. 


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ÜBER  DIE  INDOGERM.  ENDUNGEN  DES  GENETIV  SING.  iANS,  iAS,  IA.  61 

im  Griechischen  §.  3,  S.  6;  §.  9,  S.  23. 
■  Latein  §.  5,  S.  1 0 ;  §.  7,  S.  1 3 ;  §.  9,  S  24. 
»  Altirischen  §.  7,  S.  14. 
»  Germanischen  §.  9,  S.  24. 
«  Slavischen  §.  9,  S.  24—27. 
»  Litauischen  §.  9,  S.  26  — 27. 
>■  Altpreussischen  §.  9,  S.  27 — 29. 


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Archäologischer  Bericht  über  seine  Reise  nach 

Griechenland 

toii 

Friedrich  Wieseler*). 


Die  Reise  nach  Griechenland  und  dem  Griechischen  Orient,  von  wel- 
cher ich  zu  Pfingsten  des  J.  1873  zurückgekehrt  bin,  bezweckte  nicht 
Entdeckungen  durch  Ausgrabungen  oder  Besuch  noch  unbekannter  Lo- 

*)  Dieser  Bericht  wurde  in  der  Sitzung  vom  2.  August  1873  der  K.  Oes.  d. 
Wissensch,  vorgelegt,  dann  stellenweise  weiter  ausgofiihrt  und  im  Monat  März  1874 
abgeschlossen. 


64  FRIEDRICH  WIESELER, 

calitäten ,  sondern  nur  Kenntnissnahme  des  für  Kunst  und  Alterthum 
wichtigsten  an  bekannten  Stätten  Vorhandenen.  Zeit  und  Mittel  waren 
bemessen. 

Ich  hatte  gewünscht  diese  Reise  wenigstens  zum  Theil  in  der  Be- 
gleitung meines  langjährigen  i»  Griechenland  so  heimischen  Freundes 
AI.  Conze  machen  zu  können,  der  ungefähr  zu  derselben  Zeit,  als  ich 
aufbrach,  seine  Expedition  nach  Samothrake  anzutreten  im  Begriff  war. 
Allein  bei  unserer  Zusammenkunft  in  Wien  stellte  es  sich  bald  heraus, 
dass  für  uns  ganz  verschiedene  Wege  einzuschlagen  seien. 

Ucbrigens  war  mir  der ,  wenn  auch  noch  so  kurze,  Aufenthalt  in 
der  Hauptstadt  Oesterreichs,  welche  ich  seit  beinahe  achtundzwanzig 
Jahren  nicht  wieder  gesehen  hatte,  von  besonderem  Interesse.  In  den 
Kaiserlichen  Sammlungen,  welche  sich  der  sorgsamsten  Pflege  von  Seiten 
ihres  Directors,  Eduard  Freiherrn  von  Sacken,  erfreuen,  fand  ich  trotz 
des  einer  planmässigen,  bedeutenderen  Vermehrung  hinderlichen  Mangels 
an  Raum  doch  manchen  interessanten  Zuwachs,  sowohl  in  den  Räumen 
der  K.  Hofburg  als  namentlich  auch  in  der,  bekanntlich  im  unteren  Bel- 
vedere  aufgestellten,  Abtheilung  der  antiken  Sculpturwerke  in  Stein1). 
Ganz  neu  war  mir  die  grossartige  Schöpfung  des  Museums  für  Kunst 
und  Industrie.  Hier  fand  ich  nicht  bloss  eine  dem  Institut  eigene  Samm- 
lung von  bemalten  Thongefässen  und  anderen  Thonsachen,  wie  ich  sie 
nicht  erwartet  hatte  2),  sondern  unter  den  Gegenständen  fremden  Besitzes, 
welche  zeitweilig  in  dem  Museum  ausgestellt  waren,  auch  die  interessan- 
ten Bronzen  des  Herrn  von  Pulszky  zu  Pest.  Unter  diesen  zog  ganz 
besonders  meine  Aufmerksamkeit  auf  sich  die  zu  den  Repliken  des  Apol- 
lon  vom  Belvedere  gehörende  Statuette ,  welche  ich  bis  dahin  nur  aus 
der  ganz  unzulänglichen  Abbildung  in  den  Ber.  d.  K.  Sächs.  Ges.  d.  Wis- 
sensch. 1867,  Taf.  VII.  kannte.  Ich  erinnere  mich ,  dass  ein  sehr  kundi- 
ger Archäolog  meiner  Bekanntschaft,  welcher  die  betreffende  Statuette  in 
Florenz  zu  sehen  Gelegenheit  hatte,  Zweifel  an  deren  Echtheit  hegte. 
Diese  sind  aber,  wie  auch  der  Conservator  des  Museums.  Herr  Falck, 
bemerkte,  keinesweges  gerechtfertigt.  Der  Gegenstand,  welchen  Apol- 
lon  mit  der  rechten  Hand  zusammengepresst  hält,   ist  unterhalb  dieser 


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ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  65 

abgebrochen.  Man  gewahrt  aber  noch  sehr  deutlich,  dass  er  sich  dort 
bedeutend  ausbreitete.  Die  Autopsie  dieses  Werkes  wurde  mir  dadurch 
noch  interessanter,  dass  ich  im  Verlauf  meiner  Reise  noch  ein  anderes 
Bronzewerk  kennen  lernte,  welches  in  dieselbe  Kategorie  gehört;  frei- 
lich nur  durch  Photographieen  und  durch  Hörensagen ,  denn  der  augen- 
blickliche Besitzer,  den  ich  selbst  persönlich  gesehen  habe,  hält  dasselbe 
auf  das  Sorgfältigste  geheim  5). 

In  Triest,  wohin  ich  mich  zunächst  wandte,  um  von  dort  aus  mit 
einem  Lloyddampfer  nach  Athen  zu  fahren ,  war  Herr  Dr.  Pervanoglu 
so  freundlich  mir  die  Alterthümer  zu  zeigen.  Wir  besuchten  zuerst  die 
kleine  Sammlung  bei  der  städtischen  Bibliothek,  von  der  mir,  als  ich 
im  Jahre  1845  zum  ersten  Male  in  Triest  war,  mein  damaliger  Führer, 
Kandier,  noch  nichts  zu  sagen  wusste.  Sie  enthält  meist  Griechische 
Bildwerke,  namentlich  Votivreliefs  und  Grabreliefs,  von  denen  einige 
neuerdings  als  Gegenstände  der  archäologischen  Kritik  noch  ein  beson- 
deres Interesse  gewonnen  haben4).  In  dem  mir  längst  bekannten  meist 
unter  freiem  Himmel  befindlichen  Museo  civico  mit  dem  Monumente 
Winckelmanns .  zu  dem  wir  uns  dann  wandten,  wird  jetzt  eine  kleine 
Glyptothek  gebaut.  Der  Stadt  Triest  ist  vor  einiger  Zeit  eine  bedeu- 
tende Schenkung  von  Alterthumsgegenständen  aus  Aquileja  zu  Theil  ge- 
worden. Endlich  wurden  auch  die  Ueberreste  einer  Wasserleitung  im 
Arco  di  Riccardo  und  die  Kathedrale  mit  den  in  ihr  sichtbaren  Ueber- 
resten  des  Juppitertempels ,  dessen  Stelle  sie  einnimmt,  den  eingemau- 
erten Römischen  Eichenstem  en  und  Inschriften,  den  alterthamlichen 
in  den  Altarblenden  befindlichen  Mosaiken  und  den  späteren,  aber  auch 
noch  alten  Wandgemälden  unter  diesen  besichtigt. 

Auf  Korfu  und  auf  Syra  konnte  ich  keine  archäologische  Studien 
machen  s). 

Zu  Athen,  dem  hauptsächlichsten  Ziele  meiner  Reise,  habe  ich 
mich  etwas  der  Topographie,  vorzugsweise  aber  den  Monumenten  ge- 
widmet. 

In  ersterer  Beziehung  konnte  ich  mich  der  Führung  unseres  frü- 
heren akademischen  Mitbürgers  H.  G.  Lolling  erfreuen,  der  während 
Ilist.-phü.  Classe.   XIX.  I 


66 


FRIEDRICH  WIESELER, 


seines  Aufenthalts  in  Athen  gerade  auf  topographischem  Gebiete  die 
sorgfältigsten  Detailstudien  gemacht  hat;  bei  meinen  monumentalen  Stu- 
dien hat  mir  hier,  wie  anderswo  im  Verlaufe  der  Reise,  mein  treuer  Ge- 
fährte W.  Gebhardt  wesentliche  Hülfe  geleistet. 

Von  belangreichen  topographischen  Entdeckungen ,  die  während 
meiner  Anwesenheit  in  Folge  ganz  neuer  Ausgrabungen  gemacht  wären, 
habe  ich  nichts  zu  •  melden ,  obgleich  die  archäologische  Gesellschaft, 
hauptsächlich  unter  der  Leitung  des  überall  so  hochverdienten  Profes- 
sors Kumanudis,  damals  die  schon  früher  begonnenen  Ausgrabungen  in 
der  Gegend  des  Dipylon  auf  das  Eifrigste  fortsetzen  Hess  und  man  ein- 
mal am  Vorabende  ganz  besonders  wichtiger  Entdeckungen  zu  stehen 
glaubte  6).  Indessen  sind  eine  Zeit  nach  meiner  Abreise  höchst  interes- 
sante Funde  gemacht,  durch  welche  nicht  bloss  weitere  Kunde  über  den 
Lauf  der  Themistokleischen  Mauer  gewonnen ,  sondern  auch  die  geringe 
Zahl  der  aus  dem  sechsten  oder  siebenten  Jahrhundert  stammenden  In- 
schriften um  ein  neues  Beispiel  vermehrt  ist  und  zwei  Bruchstücke  von 
einem  Grabpfeiler  zu  Tage  gekommen  sind,  welche  in  das  Bereich  der 
ebenfalls  sehr  seltenen  altattischen  Sculpturen  gehören7).  Ausserdem 
hat  die  arch.  Ges.  vom  Juni  1872  bis  Juni  1873  noch  einige  kleinere 
Nachgrabungen  in  und  dicht  bei  Athen  unternommen8).  Dazu  kommt 
für  dieselbe  Zeit  die  Aufdeckung  Römischer  Thermen  in  der  Hadrians- 
stadt9). Die  von  E.  Curtius  im  J.  1871  veranlassten  Ausgrabungen  am 
Nordabhange  des  Areopag  (Neue  Preuss.  Jahrb.  XXIX,  S.  17,  Stark 
„Nach  dem  Gricch.  Orient"  S.  324  fg.)  haben  leider  keine  weiteren  Re- 
sultate gehabt  und  sind  längst  nicht  fortgesetzt. 

Unter  den  baulichen  Monumenten,  von  denen  eins  so  ebenN durch 
einen  Dänischen  Gelehrten  genauer  behandelt  ist10),  beschäftigte  mich  ganz 
besonders  das  Dionysische  Theater.  Als  Grundlage  für  die  weitere  For- 
schung wird  der  Plan  dienen  müssen,  welchen  der  Architekt  E.  Ziller  für 
C.  von  Lützow  neu  aufgenommen  hat,  Möge  die  Herausgabe  desselben 
doch  nicht  lange  mehr  auf  sich  warten  lassen!  Aber  selbst  nach  Ver- 
öffentlichung dieses  Plans  wird  es  sehr  schwierig  sein,  auf  das  Heine  zu 
kommen.    An  der  Ostseite  des  Gebäudes  sind  die  Ausgrabungen  noch 


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ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  67 

fortzusetzen.  Sehr  schade,  dass  Ziller  nicht  einmal  Erlaubnis»  erhalten 
konnte,  auf  eigene  Kosten  an  der  Stelle,  wo  er  glaubt  den  Dionysos- 
tempel  voraussetzen  zu  mQssen ,  weiter  zu  graben !  Die  Untersuchung 
über  den  bildlichen  Schmuck  des  Theaters  ist  dadurch  erschwert,  dass 
von  den  in  diesem  gefundenen  Bildwerken  ein  Theil  in  das  Varva- 
kion,  ein  anderer  auf  die  Akropolis  gebracht  ist.  an  welcher  letzteren 
Stelle  dieselben  freilich  nicht  so  leicht  wegzunehmen,  aber  gegen  die 
Unbilden  der  Witterung  doch  nicht  besser  geschützt  sind  als  die  im 
Theater  selbst  unter  freiem  Himmel  zurückgelassenen  Stücke  n). 

"Was  nun  das  Bereich  der  bildenden  Künste  weiter  anbetrifft,  so 
hat  der  fruchtbare  Attische  Boden  auch  in  den  letzten  Zeiten  nicht  auf- 
gehört, gelegentlich  Werke  aus  den  verschiedensten  Gattungen  der  Kunst- 
übung, vorzugsweise  aber  nur  solche  von  geringeren  Dimensionen,  zu  lie- 
fern. Andere  sind  aus  anderen  Gegenden  des  Königreichs  Griechen- 
land oder  auch  anderswoher  in  dessen  Hauptstadt  gekommen,  wo  sie  in- 
zwischen weniger  in  den  öffentlichen  Sammlungen  als  im  Privatbesitz, 
dem  mehr  stetigen  sowohl,  als  auch  dem  wechselnden  der  Kunsthänd- 
ler, zu  suchen  sind,  bei  denen  man  auf  Zuverlässigkeit  hinsichtlich  der 
so  nöthigen  statistischen  Angaben  über  Herkunft  u.  s.  w.  durchaus  nicht 
rechnen  kann12). 

Die  Zahl  der  Stätten ,  an  denen  Kunstwerke  und  Alterthümer, 
welche  dem  Staate  oder  öffentlichen  Instituten  angehören,  vereinigt  sind, 
ist  nicht  gering;  ihre  Lage  meist  sehr  zerstreut.  Sie  reprüsentiren  vor- 
zugsweise die  Sculptur  in  Stein ,  ganz  besonders  das  erhabene  Bildwerk, 
dessen  Bereiche  zugleich  die  in  künstlerischer  Hinsicht  bedeutendsten 
Stücke  angehören,  dann  besonders  die  verschiedenartigen  Gattungen  der 
Arbeit  in  Thon,  einschliesslich  der  bekannten  Vasen. 

Von  den  Bildwerken,  welche  sich  an  den  allbekannten  antiken 
Baulichkeiten  befinden,  braucht  nicht  die  Rede  zu  sein.  Nur  die  seit 
dem  Jahre  1858  gänzlich  blossgelegten  Schlangenfüssler  in  der  sogen. 
Gigantenstoa  östlich  vom  Theseion  mögen  besonders  erwähnt  werden,  mit 
Hinweisung  auf  Manussis  im  Arch.  Anz.  1853,  S.  296  ,  Pervanoglu  im  Bul- 
lett.  d.  Inst.  arch.  1859,  p.  194  u.  in  der  Aich.  ZtgXXIX,  1872,  S.  164  fg., 

12 


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68  FRIEDRICH  WIESELER, 

und  besonders  auf  die  letzte  Besprechung  durch  Stark  „Nach  dem  Griech. 
Orient"  S.  326  fg.  Bemerkenswerth  ist  auch,  dass  sich  an  manchen 
älteren  Gebäuden  des  modernen  Athen  einzelne  antike  Werke  einge- 
mauert rinden.  Vor  allen  interessant  ist  in  dieser  Beziehung  die,  Überall 
aus  Marmorplatten  von  antiken  Gebäuden  hergestellte,  neben  der  neuen 
Metropolis  liegende  alte  Metropolitankirche  der  Fanagia  Gorgopiko,  wor- 
über es  genügt,  abgesehen  von  Rangabc  Sur  trois  inscr.  Gr.  in  den 
Möm.  pres.  par  div.  sav.  k  l'acad.  d.  inscr.  et  bell,  lettr.,  Ser.  I,  T.  VI, 
P.  2,  1860,  p.  266,  auf  C.  Bötticher  in  von  Leutsch's  Philologus  XX, 
1865.  S.  385  fg.  zu  verweisen,  etwa  auch  auf  Friederichs  Berl.  ant. 
Bildw.  I,  n.  789,  der  nach  Bursian's  Vorgange  (Litt.  Centralbl.  1866, 
S.  1144)  der  Annahme,  dass  die  zuerst  von  Le  Bas  Mon.  fig.  pl.  21  u.  22, 
dann  von  Bötticher  a.  a.  O.  abbildlich  bekannt  gemachten  Bildwerke 
einen  Festcalender  betreffen ,  in  Abrede  stellt  Eine  nicht  unbedeutende 
Anzahl  von  Bildwerken,  die  erst  in  neueren  Zeiten  in  Athen  ausgegra- 
ben sind,  hat  man  an  den  Findungsstätten  belassen.  So  —  abgesehen  von 
dem  Dionysischen  Theater,  von  welchem  schon  die  Rede  gewesen  ist, 
und  von  der  Akropolis  —  im  Odeion  des  Herodes  und  ganz  besonders 
auf  dem  Friedhofe  vor  dem  Dipylon  bei  der  Agia  Triada  l5).  Der  unbe- 
deutende Ertrag  anderer  neuerer  Ausgrabungen  ist  in  benachbarten  moder- 
dernen  Gebäuden  niedergelegt.  So  der  bei  dem  Fundamentgraben  am  Ge- 
bäude der  Nationalbank  im  Jahre  1865  erzielte,  in  diesem  Gebäude,  und 
der  der  Thermen  aus  Römischer  Zeit  in  der  Hadriansstadt  (s.  oben  S.  66 
u.  Anm.  9)  in  dem  früheren  Ausstellungsgebäude  am  Olympieion l4). 

Die  wichtigsten  Aufbewahrungsstätten  für  die  losen  Antiken  sind 
bis  jetzt  noch  die  schon  früher  vorhandenen:  die  ganze  Akropolis, 
das  Theseion  mit  dem  Platze  neben  demselben,  die  Stoa  Hadrians, 
der  sogen.  Thurm  der  Winde,  das  Büreau  des  Ephoros  der  Griechi- 
schen Alterthümer,  das  zum  Departement  der  Bibliothek  gehörende  Münz- 
cabinet  in  dem  Universitätsgebäude ,  die  der  archäologischen  Gesellschaft 
für  ihre  Sammlung  überwiesenen  Räume  im  Varvakion 1S) ,  neben  wel- 
chen Stätten  indessen  schon  jetzt  eine  neuere  Gründung,  über  welche 
weiter  unten  die  Rede  sein  wird,  Beachtung  verdient. 


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ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  69 

Diejenige  ältere  öffentliche  Sammlung,  welche  fortwährend  den  be- 
trächtlichsten Zuwachs  erhält,  ist  die  im  Varvakion,  über  welche  Ku- 
manudis  sorgfältig  wacht  und  Buch  führt.  Diese  Sammlung  ist  unter 
den  öffentlichen  auch  diejenige,  welche  sich  eines  nothdürftig  genü- 
genden Locals  erfreut,  obgleich  sie  mehr  .als  ein  wichtiges  Stück  in 
Souterrains  bergen  muss  und  trotzdem  doch  alles  ihr  Angehörende  nicht 
in  demselben  Locale  beherbergen  kann.  Mit  den  unter  directer  Ver- 
waltung des  Staates  stehenden  älteren  Sammlungen  verhielt  es  sich  zur 
Zeit  meines  Aufenthalts  in  Athen  im  Wesentlichen  noch  ebenso  wie  vor 
mehr  als  zehn  Jahren  nach  der  beredten  Schilderung  in  den  Grenzbo- 
ten, Jahrgg.  II,  I,  1,  S.  456  fg.,  nur  dass  seit  der  Zeit  in  Folge  der 
Mühwaltung  Deutscher  Archäologen  die  zerstreuten  und  zum  Theil  in 
der  unterirdischen  Cisterne  hinter  dem  Erechtheion  versteckten  Ueber- 
reste  von  den  Reliefs  der  Balustrade  des  Tempels  der  Nike  Apteros  ge- 
nau gesammelt  und,  wo  es  ging,  zusammengefügt,  in  dem  Inneren  dieses 
kleinen  Gebäudes  geborgen  und  die  ebenfalls  zerstreuten,  in  vielen  Fäl- 
len gar  nicht  erkannten  Fragmente  vom  Friese  des  Erechtheion  aufge- 
sucht und  auf  der  Galleric  des  sogenannten  Häuschens  am  Erechtheion 
vereint  sind.  Die  Stätten,  an  welchen  man  die  später  aufgefundenen 
Werke  zu  suchen  hat,  liegen  auch  entweder  unter  freiem  Himmel  oder 
sie  sind,  wenn  unter  Dach  und  Fach,  doch  nur  sehr  unvollkommene 
Niederlagen.  Indessen  sahen  die  beiden  Museen,  an  deren  Errichtung 
seit  längerer  Zeit  gearbeitet  ist  —  das  eine  auf  dem  südöstlichen  Ende  der 
Burg  für  die  von  dieser  stammenden  Denkmäler,  das  andere  im  Norden 
der  Stadt  an  der  nach  Patissia  führenden  Strasse  für  die  Denkmäler  der 
Unterstadt  — ,  doch  ihrer  Vollendung  entgegen,  namentlich  das  letztere 
wenigstens  für  den  einen  zunächst  beabsichtigten  FlQgel,  und  wir  haben 
nachdem  vernommen,  dass  die  Uebertragung  der  Monumente  noch  im 
Laufe  dieses  Jahres  1873  beginnen  solle.  Doch  ist  dieser  Vorsatz  nicht 
zur  Ausführung  gekommen.  In  einem  Schreiben  vom  ersten  März  1874 
wird  uns  berichtet,  dass  sich  die  Athenischen  Museen  noch  in  demsel- 
ben Zustande  befinden  wie  vor  einem  Jahre,  aber  Hoffnung  vorhanden 
sei,  dass  wenigstens  ein  Theil  des  Patissiamuseums  mit  einem  Jahre  im 


70  FRIEDRICH  WIESELER, 

Stande  sein  werde,  einen  Theil  der  jetzt  so  sehr  zerstreuten  Antiken  auf- 
zunehmen, lebrigens  waren  schon  zur  Zeit  unserer  Anwesenheit  manche 
Ueberreste  des  Alterthums  provisorisch  in  dem  Bereiche  dieses  Museums 
untergebracht16).  Von  einem  so  kundigen,  sorgsamen,  uneigennützigen, 
nur  das  Interesse  der  Alterthümer  und  ihrer  Wissenschaft  berücksichti- 
genden Marine,  wie  Evstratiadis ,  dem  namentlich  auch  die  in  Griechen- 
land sich  aufhaltenden  Deutschen  Gelehrten  so  manche  ihnen  und  durch 
sie  der  Wissenschaft  so  nützlich  gewordene  Förderung  verdanken,  lässt 
sich  dann  das  Beste  erwarten.  Dass  in  die  neuen  Räumlichkeiten  auch 
die  wichtigsten  der  im  übrigen  Griechenland  über  der  Erde  vorhandenen 
losen  Kunstwerke  übergehen  mögen,  ist  ein  Wunsch,  welchen  gewiss 
Jeder  theilen  wird,  der  da  weiss,  wie  mangelhaft  diese  Sachen  meist 
aufbewahrt  werden  und  wie  schwer  sie  zugänglich  sind. 

Auch  an  l'rivatsaramlungcn  fehlt  es  in  Athen  nicht,  die  aber  mei- 
stens nur  klein  sind  und  Bildwerke  geringerer  Dimensionen  umfassen, 
darunter  freilich  manches  sehr  Auserlesene.  Ja  jetzt,  da  dieser  Bericht 
zur  Drucklegung  kommt,  giebt  es  mehr  als  eine,  die  hinsichtlich  gewis- 
ser Gattungen  der  Kleinkunst  selbst  die  grösseren  öffentlichen  Samm- 
lungen hinter  sich  lässt ,  wie  aus  den  betreffenden  Anmerkungen  ersicht- 
lich sein  wird,  während  der  Text  über  das  berichtet,  was  ich  vorfand. 
Am  wenigsten  pflegt  in  diesen  Sammlungen  das  Gebiet  der  Marmor- 
sculptur  vertreten  zu  sein.  Im  Königlichen  Schlosse  —  um  von  anderen, 
zerstreuten  einzelnen  Stücken  hier  zu  schweigen  —  befindet  sich  die  aus 
den  durch  König  Gcorgios  geförderten ,  von  ZiHer  geleiteten  Ausgrabun- 
gen des  Stadion  (Ziller  in  Erbkam's  Zcitschr.  für  das  Bauwesen  1870, 
S.  11  und  12,  Carl  Curtius  in  der  Arch.  Ztg,  N.  F.,  II,  S.  117.  131. 
und  im  „Philologus"  XXIX.  S.  704;  stammende  hübsche  Doppelherme 
des  Apollon  und  Dionysos  oder  des  Dionysos  und  in  dem  dazu  gehören- 
den von  der  früheren  Königin  Amalia  angelegten  herrlichen  Garten, 
ausser  dem  interessanten  Mosaikfussboden,  jenes  schon  in  der  Arch.  Ztg. 
1861,  nr.  148,  N.  174 'fg.  von  Ad.  Michaelis  beschriebene,  auch  Conze's 
Aufmerksamkeit  nicht  entgangene  (s.  Arch.  Am.  18G0 ,  S.  ISO*.  18(J7. 
S.  103  ')  Altcrthümerdepot  an  einem  möglichst  verborgenen  1'l.itz  unter 


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ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  UBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  71 

freiem  Himmel.  Einen  anderen  schon  in  früheren  Zeiten  zusammenge- 
brachten, dann  in  Vergessenheit  gerathenen  kleinen  Vorrath  von  Marmor- 
sachen, meist  Bruchstücken,  enthält  der  Garten  des  Finlay'schen  Hauses  l7). 
In  neueren  Zeiten  haben  einige  Liebhaber  der  classischen  Kunst,  wie  der 
Deutsche  und  der  Russische  Gesandte,  ihre  Räume  entweder  allein  oder 
fast  allein  mit  Werken  dieser  edelsten  Gattung  der  Kunstübung  ausge- 
stattet 18).  Meist  findet  man  in  den  eigentlichen  Sammlungen  nur  ein- 
zelne Stücke  von  Marmor,  während  das  Gros  aus  Werken  anderer  Gat- 
tungen der  Kunstübung  besteht,  unter  denen  bemalte  Vasen  und  Ter- 
racottastatuetten  ganz  besonders  vertreten  sind,  während  Bronzesachen 
und  Mosaiks  nur  vereinzelt  vorkommen  und  mir  nur  eine  Privatsamm- 
lung bekannt  geworden  ist.  welche  auch  in  Betreff  der  geschnittenen 
Steine  quantitativ  und  qualitativ  bedeutend  ist  und  dabei  ausser  zahl- 
reichen und  zum  Theil  sehr  interessanten  und  seltenen  Gegenständen 
aus  dem  Gebiete  der  Kerameutik  auch  einen  relativ  sehr  beträchtlichen 
Münzbestand  hat:  die  des  Professors  der  Archäologie  an  der  Athenischen 
Universität,  Rhusopulos 19).  Ausser  dieser  und  den  andern  weiter  oben 
erwähnten  Privatsammlungen  besichtigte  ich  die  Schliemann'sche,  abge- 
sehen von  der  Ausbeute  der  Troischen  Ausgrabungen ,  welche  wegen  der 
Abwesenheit  des  Besitzers  unter  Schloss  und  Riegel  gehalten  wurde, 
mit  alleiniger  Ausnahme  des  in  künstlerischer  Beziehung  wichtigsten 
Stückes,  des  Friesstückes  mit  der  den  Helios  darstellenden  Metope,  wel- 
ches im  Hofe  der  Wohnung  Schliemann's  aufgestellt  ist 20) ,  ferner  die 
des  Oberbibliothekars  Komnos 21)  und  die  des  Admirals  Soteriadis 22). 
Andere,  von  denen  einige  auch  der  genaueren  Berücksichtigung  werth 
sind,  musste  ich  unbesucht  lassen,  theils  aus  Mangel  an  Zeit,  theils 
weil  ich  keine  Kunde  von  ihrem  Bestehen  hatte.  Es  wäre  in  der  That 
sehr  zu  wünschen,  dass  einer  der  in  Athen  lebenden  Archäologen  ein 
möglichst  vollständiges  Verzeichniss  derjenigen  Athenischen  Privaten  an- 
fertigte und  bekannt  machte,  welche  im  Besitz  von  Alterthümern  sind, 
nicht  bloss  der  Inhaber  von  eigentlichen  Sammlungen,  sondern  auch  der- 
jenigen, in  deren  Häusern  sich  einzelne,  irgendwie  beachtenswerthe 
Stücke  befinden  «). 


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72  FRIEDRICH  WIESELER, 

Daneben  habe  ich  die  Läden,  auch  die  Magazine  einiger  der  be- 
deutendsten Kunsthändler  zu  besuchen  nicht  unterlassen.  Auch  hier 
treten  kleinere  bemalte  Vasen  und  Terracotten  in  den  Vordergrund. 
Die  Händler  beziehen ,  so  viel  ich  habe  sehen  können ,  ihren  Vorrath 
hauptsächlich  aus  dem  Königreiche  Griechenland,  namentlich  aus  Attika 
und  Böotien,  im  Uebrigen  mehr  aus  den  unter  Türkischer  Oberhoheit 
stehenden  Griechischen  Landen  als  aus  Italien  24).  Da  in  einem  viel- 
gebrauchten Deutschen  Heisehandbuche  die  Ansicht  ausgesprochen  ist, 
dass  man  im  Athenischen  Kunsthandel  vor  betrügerisch  gefälschten 
Stücken  so  gut  wie  sicher  sei,  qp  kann  ich  nicht  umhin  besonders  her- 
vorzuheben, dass  das  keinesweges  der  Fall  ist  In  Athen  wird  nicht 
bloss  im  Kleinen,  sondern  auch  im  Grossen  gefälscht  oder  anderswo  ge- 
fälschte Waare  verkauft,  nicht  bloss  im  Bereiche  der  Vasenmalerei  und 
der  eingeritzten  Ornamente  und  namentlich  Inschriften  auf  Thonwerken, 
wie  schon  vorlängst  und  wiederholt  in  neuerer  Zeit  Kenner  bemerkt 
haben,  sondern  selbst  in  dem  der  Marmorsculptur.  Von  solchen  ge- 
fälschten Sachen  findet  sich  Manches  auch  in  Privatsammlungen,  die  aus 
dem  Kunsthandel  geschöpft  haben25). 

Was  die  Herausgabe  und  Beschreibung  der  in  Athen  vorhandenen 
Bildwerke  aus  den  verschiedenen  Gattungen  der  Kunstübung  anbetrifft, 
so  ist  von  den  Steinsculpturen  seit  einem  Menschenalter,  zuletzt  und 
zwar  besonders  ausgezeichnet,  durch  R.  Schöne  in  den  „Griech.  Reliefs 
aus  Athenischen  Sammlungen",  Leipzig  1872,  Vieles,  aber  lange  noch 
nicht  alles  Wichtige  bekannt  gemacht  worden.  Die  nächste,  noch  viel 
umfangreichere  Publication  wird  wohl  die  der  Grabreliefs  (von  denen 
Pervanoglu  grade  vor  zehn  Jahren  die  erste  dankenswerthe  umfassendere 
Uebersicht  gab:  „Die  Grabsteine  der  alten  Griechen,  nach  den  in  Athen 
erhaltenen  Resten  derselben  besonders  untersucht",  Leipzig  1863,  und 
Kumanudis,  der  sich  um  die  Inschriften  so  grosse  Verdienste  erworben 
hat,  auch  bezüglich  der  Arten  und  Darstellungen  sehr  umsichtig  han- 
delt: ATI  Ihlll  EBirPA4>Al  EJIITYMBIOI ,  1871,  IlQoXeyöjuwa)  in  dem 
auf  Conze's  Anregung  jetzt  in  Vorbereitung  stehenden .  von  der  Wiener 
Akademie  der  Wissenschaften  herauszugebenden  Werke  sein,  welches 


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ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  I  BER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  73 

eine  Gesammtpublication  der  Griechischen  Grabreliefs  bezweckt.  In  die- 
sem Werke  werden  aus  Athen  allein  nahezu  achlchalbhuudert  Stück  be- 
rücksichtigt werden.  Um  die  statistische  Kunde  der  Attischen  Vasen, 
über  welche  Ad.  Michaelis  schon  in  der  Aich.  Ztg.  1861,  S.  198*  fg. 
einen  ihr  Verhältniss  zu  den  Italischen  betreffenden  interessanten  Be-  » 
rieht  erstattete,  hat  sich  Heydemanu  in  seinen  ,, Griechischen  Vasenbil- 
dern Berlin  1870  ein  Verdienst  erworben  2S).  Dem  noch  dringenderen 
Bedürfniss  eines  Ueberblickes  über  alle  Gattungen  und  Spielarten  und 
einer  genaueren  historischen  Kunde  durch  Untersuchung  der  Technik, 
der  künstlerischen  Ausführung,  der  Stilunterschiede  hat  O.  Benndorf  auf 
höchst  anerkennenswerthe  Weise  Rechnung  zu  tragen  gesucht.  Möge 
er  doch  in  den  Stand  gesetzt  werden,  die  18G9  und  1870  herausgegebe- 
nen „Griechischen  und  Siciliscben  Vasenbilder"  recht  bald  nach  dem 
ursprünglich  beabsichtigten  Plane  fortsetzen  zu  können.  Endlich  hat 
jüngst  G.  Hirschfeld  in  den  Ann.  d.  Inst.  arch.  XLIV,  p.  131  fg.  jene 
seit  einiger  Zeit  in  Folge  von  Ausgrabungen  vor  dem  Dipylon  in  beson- 
ders zahlreichen  und  interessanten  Exemplaren  vertretene  Gattung  von 
Vasen ,  welche  die  neuere  Forschung  überzeugend  auf  einen  primitiven 
Europäischen  Kunststil  zurückführt,  einer  eingehenden  Behandlung  un- 
terzogen2'). Für  die  Reliefs  und  Statuetten  aus  Terracotta,  welche  nur 
in  Betreff  der  Darstellung  sei  es  künstlerischen ,  sei  es  antiquarischen 
Belang  haben,  ist  meines  Wissens,  abgesehen  von  dem  was  R.  Schöne 
in  den  oben  angeführten  „Griechischen  Reliefs"  als  sehr  erwünschtes 
Parergon  bieten  konnte ,  nichts  Entsprechendes  geschehen.  Dagegen  ha- 
ben die  mit  Inschriften  versehenen  Ueberreste  aus  Thon  eine  umfassende 
Behandlung  erhalten  in  dem  verdienstlichen  Werke  A.  Dumont's:  In- 
scriptions  ceramiques  de  Grece,  Paris  1872.  Eine  schon  an  sich  und  um 
so  mehr  für  Athen ,  wo  dergleichen  Antiken ,  zumal  nachdem  mehrere 
sehr  beachtenswerthe  Stücke  in  das  Ausland  gegangen,  selten  sind,  sehr 
beachtenswerthe  Bronzestatuette,  welche  einst  dem  König  Otto  gehörte, 
jetzt  aber  sich  im  Büreau  des  Cultusministeriums  befindet,  hat  Kekule 
in  den  Ann.  d.  Inst.  arch.  XL.  p.  316  fg.  besprocheu  und  iu  den  Eon. 
VIII,  tav.  L1I1  abbildlich  mitgetheilt2»}.  Die  Herausgabe  Griechischer 
Ilist.  -phil  Classc.    XIX.  K 


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74 


FRIEDRICH  WIESEL K R . 


Spiegel —  deren  sich  mehrere  zu  Athen  in  öffentlichen  Sammlungen,  der 
kleinen  auserlesenen  im  Gebäude  des  Cultusministeriums  und  namentlich 
der  im  Varvakion.  sowie  auch  im  Privatbesitz  befinden,  andere  anderswo 
in  Griechenland  29)  —  in  einem  eigenen  Werke  bereitet  Professor  My- 
lonas  zu  Athen  vor.  das  wenn  es  von  den  übrigen  Stücken  ebenso  gute 
Abbildungen  bringen  wird ,  wie  sie  derselbe  Gelehrte  von  zwei  zu  Athen 
und  zu  Korinth  befindlichen  Spiegeln  in  der  zu  Athen  erscheinenden 
Zeitschrift  'AD^vaiov  I,  3.  1872.  Taf.  1  u.  2,  und  namentlich  von  dem 
Korinthischen  Spiegel  mit  Korinthos   und  Leukas  in  der  Vlp/.  itftjfi. 

1873,  Taf.  64,  zu  liefern  im  Stande  gewesen  ist,  gewiss  Nutzen  stiften 
und  Beifall  erhalten  wird.  Ganz  besonders  aber  wird  dieses  statthaben 
in  Betreff  des  Werkes,  von  dessen  nahe  bevorstehendem  Erscheinen  ich 
erst,  nachdem  das  Obige  geschrieben,  war  genauere  Kunde  erhielt  —  näm- 
lich des  von  Dumont  und  Chaplain  vorbereiteten,  welches  bemalte  Va- 
sen .  Terracotten ,  Bronzedenkmäler .  metrologische  Monumente .  Mar- 
more und  verschiedene  andere  Gegenstände  in  guten  Abbildungen  und 
mit  eingehenden  Erklärungen  bringen  soll ,  vgl.  Rev.  arch. ,  Nouv.  Ser.. 
XXIV,  1372,  p.  191  fg.  — ,  wenn  es  den  Erwartungen,  welche  wir  von 
ihm  hegen  ,  auch  nur  einigermassen  entspricht. 

Für  die  Erforschung  des  jetzigen  Bestandes  bedeutender,  nicht  leicht 
zugänglicher  Sculpturen  an  berühmten  Baudenkmälern  haben  zwei  unse- 
rer jetzt  in  Athen  verweilenden  Landsleute,  O.  Lüders  und  H.  G.  Lol- 
ling,  jüngst  Verdienstliches  geleistet,  jener  hinsichtlich  des  Westfrieses 
des  Parthenon,  vgl.  Arch.  Ztg.  XXX,  1873,  S.  31,  dieser  in  Betreff  des 
Theseion,  s.  Nachrichten  von  der  K.  Ges  d.  Wissensch  zu  Göttingen. 

1874,  S.  17  fg.  SO). 

Aber  umfassende  Beschreibungen  der  Sammlungen  des  Staats  in 
der  Art,  wie  wir  sie  in  1869  durch  R.  Kekule's  preiswürdige  Schrift 
über  das  Theseion  erhielten,  sind  seitdem  nicht  erschienen.  Um  so 
mehr  freut  es  mich,  eine  Fortsetzung  dieser  Schrift,  auch  durch  einen 
Deutschen  Gelehrten,  melden  zu  können.  H.  Heydemann  wird  in  Bälde 
eine  genaue  Beschreibung  aller  figürlichen  Ueberreste  aus  Marmor,  die 
sich  vom  März  bis  Mai  1869  in  der  sogenannten  Stoa  des  Hadrian,  im 


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ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  75 


Windethurm,  in  und  neben  dem  Wächterhäuschen  an  dem  Eingänge  zur 
Akropolis,  endlich  im  Cultusrainisterium  vorfanden,  veröffentlichen. 
Ganz  besonders  erwünscht  würde  ein  Catalog  der  Sammlung  im  Varva- 
kion  sein ,  welcher  der  Wichtigkeit  dieses  höchst  interessanten  und  be- 
lehrenden Etablissements ,  das  in  mancher  Beziehung  einzig  in  seiner  Art 
dasteht,  genügend  entspräche.  Einstweilen  wollen  wir  es  versuchen, 
von  dem  manichfuchen  Inhalt  nach  den  Notizen  Anderer  und  unseren 
eigenen  wenigstens  einen  Begriff  zu  geben  in  Anm.5').  Ein  anderes  öf- 
fentliches Institut  ist  mit  gutem  Beispiel  vorangegangen.  Wir  meinen  die 
der  Universität  gehörende ,  nicht  grade  besonders  grosse,  aber  doch  man- 
ches Interessante  und  Neue  enthaltende  Münzsammlung,  deren  Bestand 
durch  ihren  ebenso  kundigen  als  sorgfältigen  Director,  Hrn  Postolaka, 
nicht  nur  in  einzelnen,  besondere  Partien  betreffenden,  grösseren  Sam- 
melwerken einverleibten  Abhandlungen ,  sondern  auch  in  besonderen  Ver- 
zeichnissen durch  genaue  Beschreibungen  und  zum  Theil  auch  durch 
beigefügte  gute  Abbildungen  bekannt  gemacht  ist  und  weiterer  Bekannt- 
machung entgegensieht52).  Auch  für  diejenigen  Privatsammlungen,  welche 
nicht  auf  Wiederverkauf  angelegt  sind  und  sich  deshalb  genauerer  Kunde 
entziehen,  wären  sorgfältige  Verzeichnisse,  wenn  sie  auch  nur  eine 
Gattung  der  Kunstübung  in  übersichtlicher  Weise  zur  Kenntniss  brin- 
gen .  wie  das ,  welches  Kekule'  von  den  Terracotten  der  Komnos'schcn 
.Sammlung  geliefert  hat,  sehr  zu  wünschen. 

Wir  dürfen  diese  Uebersicht  über  das  für  Athens  Alterthümer  und 
Kunstwerke  Geleistete  und  noch  zu  Leistende  nicht  schliessen  ohne  ei- 
gens noch  der  fruchtbringenden  Thätigkeit  Erwähnung  zu  thun,  welche 
die  archäologische  Gesellschaft  entwickelt.  Sie  sorgt  nicht  nur  für  die 
Veranstaltung  neuer  Ausgrabungen,  namentlich  in  und  bei  Athen,  und 
Ankäufe  wichtiger  neuentdeckter  Monumente  von  Privaten,  um  diesel- 
ben dem  Lande  zu  erhalten  und  in  der  Hauptstadt  dem  Studium  zu- 
gänglicher zu  machen .  soweit  ihre  Mittel  das  erlauben ,  sondern  sie  ent- 
sendet auch  Abgeordnete  in  die  Provinzen  des  Königreichs,  welche  die 
hier  vorhandenen  Alterthumsüberreste  besichtigen  und  sammeln ,  ver- 
zeichnen und  abklatschen,  die  beweglichen  in  den  öffentlichen  Samm- 

K2 


76  FRIEDRICH  WIESELER, 

hingen  unterbringen,  hinsichtlich  der  unbeweglichen  aber  dahin  wirken 
sollen ,  dass  dieselben  möglichst  wenigen  Schaden  leiden.  Die  Resultate 
dieser  sehr  löblichen  Bestrebungen  sind  theils  in  den  jährlich  erschei- 
nenden Praktika  der  Gesellschaft,  theils  in  der  neu  gegründeten  und 
hoffentlich  lange  bestehenden  Zeitschrift  Athenäon  mehr  oder  minder 
ausführlich  mitgetheilt.  Ausserdem  bringt  die  von  der  Gesellschaft  her- 
ausgegebene Archäol.  Ephimeris  nach  wie  vor  genauere  Kunde  über  das 
wichtigste  neu  zu  Tage  gekommene  Detail. 

Von  Athen  aus  besuchte  ich  nicht  bloss  die  Stadt  Piräeus  nebst 
der  Umgegend  und  die  Insel  Psyttaleia,  sowie  Kephisia  und  Käsariani. 
sondern  auch  Eleusis  und  einen  Theil  des  nördlichen  Peloponnes,  nament- 
lich Korinth,  das  neue  und  das  alte,  Nemea ,  Mykenae,  Argos,  Tiryns, 
Nauplia,  Myli ,  von  wo  ich,  durch  das  Wetter  ausserordentlich  begün- 
stigt, auf  einem  Dampfschiffe  nach  Athen  zurückkehrte  und  Gelegenheit 
hatte,  die  Inseln  Spezzia,  Hydra,  Porös  und  Aegina  und  die  wohlan- 
gebaute  Ostküste  der  Argolis  aus  der  Nähe  betrachten  zu  können. 

Im  Piräeus  sind  seit  den  letzten  Monaten  des  J.  1871  bei  Gelegen- 
heit von  Grabungen  zum  Behufe  der  eifrig  betriebenen  Neubauten 
manche  Ucberbleibsel  des  Alterthuras  zu  Tage  gekommen.  Das  wichtig- 
ste Ergcbniss  für  Topographie  und  Architektur  betrifft  den  von  Konon 
erbauten  Tempel  der  Aphrodite,  dessen,  einen  Dorischen  Bau  bekundende. 
L  eberreste  mitten  auf  dem  südlichen  Thcile  des  Landrückens  zwischen 
den  Häfen  Piräeus  und  Zea  aufgefunden  sind. 

Das  kleine  aber  nicht  unwichtige  Museum  der  Stadt  Piräeus,  wel- 
ches sich  im  Schulgebäude  befindet,  wird  bald  im  Ganzen  und  im  Ein- 
zelnen genau  bekannt  werden  durch  eine  besonders  herauszugebende  Be- 
schreibung von  R.  Gaedechens  und  durch  Abbildungen  besonders  interes- 
santer Sculpturen.  welche  von  demselben  in  dem  zweiten  Hefte  seines 
Werks  „Unedirte  antike  Bildwerke"  mitgetheilt  werden  sollen  35).  Auf 
Psyttaleia  sah  ich  nichts  von  Altcrtherthümern ,  wie  ja  schon  Pausanias 
(I,  36,  2)  auf  dieser  Insel  kein  kunstgerechtes  Bildwerk  vorfand.  Das  im 
September  1866  entdeckte  Römische  Grab  zu  Kephisia  ist  nebst  den 
vortrefflich  erhaltenen  Sarkophagen  von  Benudorf  in  der  Arch.  Ztg..  N. 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  77 


F. ,  I,  1868,  S.  35  fg.  beschrieben ;  die  Sarkophage  hat  jüngst  auch  Matz 
Arch.  Ztg.  XXX.  1872,  S.  14  fg.  berücksichtigt.  In  Küsariani  giebt's 
nur  architektonische  Alterthumsüberreste,  die  beim  Bau  des  Klosters 
und  seiner  Kirche  Verwendung  gefunden  haben:  von  ganz  besonderem 
Interesse  ist  die  "Widdermaske  aus  weissem  Marmor,  durch  deren 
Mund  noch  heute  das  Wasser  der  KvUov  77»;o«  fliesst  (L.  Ross  Arch. 
Aufsätze  I,  S.  222).  Von  den  architektonischen  Ueberresten  des  so  schön 
gelegenen  Ortes  Eleusis,  nach  welchem  mich  meine  früheren  werthen 
Zuhörer,  die  Professoren  Pantazidis  und  Mylonas  zu  Athen,  über  Klo- 
ster Daphni,  den  einstigen  Sitz  des  Apollon  Patroos ,  führten,  bescheide 
ich  mich,  nicht  mehr  zu  sagen  als  dass  jene  Ruinen,  trotz  des  wüsten 
Durcheinander  und  der  nicht  selten  mir  entgegentretenden  Schwierigkeit 
der  gehörigen  Orientirung .  ausserordentliches  Interesse  erregen.  Unter 
den  nicht  zahlreichen  Sculpturüberrestcn ,  welche  in  dem  Häuschen  des 
über  die  Alterthümer  wachenden  Apomachos  und  in  der  Kapelle  des 
heil  Zacharias  höchst  ungenügend  aufbewahrt  werden,  zogen  einige  meine 
Aufmerksamkeit  auf  sich  5+). 

In  Neu-Korinth  fand  ich  drei,  wenn  auch  kleine,  doch  interessante 
Privatsammlungcn  vor 35).  Sonst  habe  ich  über  die  von  mir  im  Pelo- 
ponnes  besuchten  Stätten  nichts  wichtiges  Neues  zu  sagen  56). 

Hoffentlich  wird  eine  andere  Stätte  des  Peloponnes  bald  durch 
grossartigo  Ausgrabungen  ein  reiches  Ackerfeld  für  die  Wissenschaft  der 
Kunst  und  des  Alterthums  und  ein  neuer  Beleg  dafür,  wie  das  neue 
Deutsche  Reich  für  die  geistigen  Interessen  der  Menschheit  überhaupt 
auch  ausser  seinem  Bereiche  auf  das  Kräftigste  und  Uneigennützigste 
zu  wirken  bestrebt  ist.  Mehr  darf  ich  noch  nicht  sagen ;  doch  kann  ich 
es  nicht  verschweigen,  dass  ein  von  Berlin  und  zwar  von  höchster  Stelle 
ausgehender,  langgehegten  Wünschen  der  Verehrer  Hellenischer  Kunst 
Rechnung  tragender  Plan ,  wie  ich  bei  Gelegenheit  einer  Unterredung 
mit  Sr.  Majestät  dem  Könige  von  Griechenland  zu  meiner  grössten  Freude 
bemerkte,  von  diesem  allen  möglichen  Vorschub  erhalten  wird57). 


78 


FRIEDRICH  WIESELEB, 
Anmerkungen. 


1)  Mehrere  von  den  neu  hinzugekommenen  Sculpturen  sind  nebst  anderen  aus- 
gewählten älteren  Besitzes  in  gnten  Photographien  herausgegeben  von  Ed.  Freiherrn 
von  Sacken  „Die  ant.  Sculpturen  des  K.  K.  Münz-  u.  Antiken-Cabin.  zu  Wien",  1873, 
einem  Werke,  das  bei  Stark  „Gr.  Orient"  S.  367  fg.,  wo  die  Wien'»  Kunstsamm- 
lungen betrefl'enden  Werke  angeführt  sind,  noch  nicht  erwähnt  werden  konnte.  Ich 
ergreife  diese  Gelegenheit  zu  bemerken,  dass  mir  die  höchst  interessante  „blumen- 
bekränzte weibliche  Büste  aus  Porphyr"  (S.  37  fg.  u.  Taf.  XVII)  eine  aufsteigende 
Aurora  darzustellen  scheint,  wofür  sowohl  die  „himmelwärts  blickenden  Augen"  als 
auch  der  „meist  aus  Rosen  bestehende"  Blumenkranz  sprechen. 

2)  Bezüglich  der  Thongefässe  hat  das  Oesterreichische  Museum  folgende  lite- 
rarisch-artistischen Werke  im  Selbstverlage  erscheinen  lassen:  „Umrisse  antiker  Thon- 
gefässo  zum  Studium  und  zur  Nachbildung  für  die  Kunstindustrie,  so  wie  für  Schü- 
ler",   20  Blätter  mit  Text,  Folio,  und  „Ornamente  ant  Thongefässe". 

3)  Es  ist  die  Rede  von  dem  Kopfe  und  den  Händen  einer  überlebensgrossen 
Apollonstatue  aus  Bronze,  die,  wenn  sie  vollständig  wäre ,  entschieden  einen  der  er- 
sten Plätze  unter  den  Werken  dieser  Art  einnehmen  würde,  aber  auch  so  zu  dem 
Interessantesten  gehört,  was  in  neuerer  Zeit  aufgefunden  ist.  Uebrigens  ist,  wie  ich 
aus  durchaus  zuverlässiger  Quelle  weiss,  die  gegründetste  Aussicht  vorhanden,  dass 
bei  weiteren  Nachgrabungen  an  der  Fundstelle  auch  der  Deberrest  der  Statue  zu 
Tage  gebracht  werden  wird.  Der  Kopf  ist  von  weniger  bewegtem  Ausdrucke  und 
von  geringerem  Oval  als  in  den  anderen  Fällen.  Das  von  einer  Tänia,  wie  meist, 
umfusste  Haar  läuft  gescheitelt  von  der  Stirn  in  zwei  wellenförmigen  Partien  nach 
rechts  und  links,  au»  denen  nur  zwei,  etwa  einen  Halbbogen  bildende  Löckchen  grade 
in  der  Mitte  der  Stiru  und  je  eines  au  den  Wangen  neben  den  Ohren  hervorsprin- 
gen, während  längeres  Lockcngeringel  hinter  den  Obren  auf  den  Hals  hinabgeht. 
Der  Vorderkopf  scheint  oberhalb  der  Tänia  beschädigt  zu  sein.  Die  Augen  sind 
hohl,  der  Hals  zeigt  an  der  linken  Seite  und  hinten  Verletzungen.  In  der  linken 
Hand  gewahrt  man  oberhalb  des  Daumens  und  Zeigefingers  eine  Partie  des  Fells, 
welches  zwischen  den  Fingern  gehalten  wird.  Auch  die  Finger  der  rechten  Hnnd 
sind  einwärts  gebogen;  aber  Daumen  und  Zeigefinger  berühren  sich  einander  nicht. 

4)  Vgl.  A.  Conze  „lieber  Griech.  Grabreliefs aus  dem  Maihefte  des  Jahrg. 
1872  der  Sitzungsber.  der  phil.-hist.  Clause  d.  Kaiserl.  Akad.  d.  Wissensch.  (Bd. 
LXXI,  S.  317  ig.)  besonders  abgedruckt,  S.  6 — 10  u.  S.  11.  Ueber  das  zuerst  von 
Pervanoglu  „Das  Familienmahl  auf  altgriech.  Grabsteinen",  Leipz.  1872,  herausge- 
gebene und  erklärte  Relief  schweige  ich,  indem  ich  es  billigcrweise  jenem  selbst 
überlasse,  seine  Einwendungen  gegen  Conze's  Ausstellungen  mitzutboilen.    Unter  den 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  79 

Votivreliefs  liebe  ich  eins  mit  folgender  Darstellung  hervor:  zumeist  nach  rechts  vom 
Beschauer  Zeus  sitzend  und  mit  der  Rechten  eine  Schale  zum  Eingiessen  hinhaltend 
nach  einer  weiblichen  Figur,  welche  sich  ihm  mit  der  Prochus  in  der  Rechten  nä- 
hert. Die  Figur  ist  vollständig  bekleidet  und  hat  ihr  Haar  in  einen  sehr  grossen 
Büschel  aufgebunden,  wie  er  auf  Griech.  Werken  mehrfach  bei  Jungfrauen  gefunden 
wird  (HebeV).  Hinter  ihr,  die  in  grösseren  Dimensionen  ausgeführt  iBt,  drei  ganz  in 
das  Gewand  eingehüllte  Sterbliche  von  geringen  Dimensionen. 

5)  Es  scheint  jetzt  vergessen  zu  sein  (doch  erinnert  sieb  Stark  „Griech.  Or.'* 
S.  396  nachträglich  daran),  dass  über  dio  drei  Sitzstufen  des  alton  Theaters  zuSyra 
schon  Conze  im  Bullett.  d.  Inst.  arch.  1859,  p.  166  fg.  gründlichen  Bericht  abge- 
stattet und  die  an  der  einen  befindliche  Inschrift  schon  vorher  Lebas  Voy.  arch. 
n.  1873  herausgegeben  hat.  Auch  von  anderen  damals  auf  Syra  befindlichen  Mar- 
morn giebt  Conze  Kunde.  Dass  manche  Altertbümer  von  dieser  Insel  nach  Athen 
gekommen  sind,  habe  ich  gelegentlich  erfahren.  Das  gilt  nicht  nur  von  den  meisten 
der  in  der  Exped.  sc.  de  Moree  T.  III,  pl.  14,  F.III,  pl.  15  u.  16  abgebildeten,  zur 
Zeit ,  da  sie  gezeichnet  wurden ,  in  Syra  befindlichen  Monumente  ausheimischer 
Provenienz,  von  denen  Conze  nur  zwei  als  noch  vorhanden  anführt,  und  den  bei- 
den auf  der  Insel  selbst  ausgegrabenen,  welche  Kekule  ,.Die  ant.  Bildw.  im  Thes/' 
n.  85  u.  94,  aufführt,  sondern  auch  von  anderen.  Das  in  der  Exp.  pl.  15,  F.  V. 
abgebildete  Fragment  mit  Attributen  des  Isisdienstes  wird,  wie  ein  ähnliches,  auch 
eingemauertes,  noch  vorhanden  sein. 

G)  Seitdem  ich  Athen  verliess,  hat  Kumanudis  zusammenhängend  über  die  zum 
Behuf  der  Auffindung  des  Dipylon  veranstalteten  Ausgrabungen  berichtet  in  den 
UPAKTIKA  THI  EN  AGHNA/2  APXAIOAOHKHZ  ETAIPIA2,  EN  AG.  1873, 
p.  14  fg.,  an  welchen  Bericht  sich  ein  von  G.  Hirschfeld  in  der  Berliner  archäol. 
Gesellschaft  gegebenes  kurzes  Referat  schliesst ,  welches  so  eben  in  der  Arch.  Ztg. 
XXXI,  1873,  S.  113  fg.  mitgetheilt  ist.  Dr.  Loiting  in  Athen  schreibt  mir  unter 
dem  5.  Dec. ,  dass  er  noch  immer  kein  Thor  erkennen  könne;  in  der  letzten  Zeit 
seien  meist  Wasserbauten  zu  Tage  gekommen.  In  einem  Briefe  vom  ersten  März 
1874  berichtet  derselbe  weiter:  „Dio  Ausgrabungen  am  Dipylon  werden  noch  immer 
fortgesetzt,  ohne  jedoch  bis  jetzt  das  Thor  selbst  freigelegt  zu  haben.  Die  in  mei- 
nem letzten  Schreiben  erwähnten  Wasserbauten  (ein  grösseres  Gebäude ,  bei  welchem 
eine  beträchtliche  Anzahl  von  Wasserrinnen  u.  dgl.  charakteristisch  erscheint)  liegen 
neben  dem  schon  früher  ausgegrabenen  Postamente  bei  dem  bekannten  Abzugska- 
nale.  Ich  vermuthe,  dass  das  Postament  ursprünglich  die  Statue  des  Anthemokritos 
trug,  ohne  entscheiden  zu  wollen,  in  wie  weit  das  alte  Postament  eine  spätere  Um- 
arbeitung erfuhr;  jenes  erwähnte  Gebäude  könnte  dann  das  ßakavstov  sein,  welches 
bei  Harpokration  (nach  Isüos)  als  bei  der  Statuo  des  Anthemokritos  befindlich  er- 


80  FRIEDRICH  WIESELER, 

wähnt  wird.  —  Der  letzte  Fund  bei  den  Ausgrabungen  am  Dipylon  ist  der  eines 
Fragments  einer  Ephebeninschrift."  Uober  einzelne  frühere  Entdeckungen  Tgl.  Ku- 
raanudis  in  der  Athen.  Zeitschr.  A&HNAION  TEYX.  A,  p.  164  fg.  u.  p.  395  fg., 
und  0.  Lüders  im  Bull.  d.  Inst.  arch.  1872,  p.  250  u.  p.  264  fg. 

7)  Vgl.  die  uns  grade  vor  dem  Drucke  dieses  Berichts  noch  zugehende,  wegen 
der  Schnelligkeit,  mit  welcher  die  Inschrift  und  das  Bildwerk  bekannt  gemacht  sind, 
doppelt  dankenswerthe  Schrift  „Ueber  ein  altattisches  Grabdenkmal,  von  A.  Kirch- 
hoff. Mit  einem  Nachtrage  von  E.  Curtius.  Aus  den  Abhandl.  d.  K.  Akad.  d.  Wis- 
sensch, zu  Berlin  1873.  Mit  2  Tafeln.  Berlin  1874."  üeber  den  Zug  der  Themi- 
stoki. Mauern,  welcher  hier  zunächst  in  Betracht  kommt,  spricht  Curtius  S.  161  fg. 
Bei  dieser  Gelegenheit  wollen  wir  nicht  unterlassen  zu  bemerken,  dass  seit  dem  Er- 
scheinen der  Curtius'schen  Tcxtbeilngc  zu  den  „Sieben  Karten  zur  Topographie  von 
Athen"  bezüglich  des  Laufes  dor  Stadtmauern  an  anderen  Stellen  beachtenswertho 
Bemerkungen ,  welche  sich  auf  die  Funde  von  Gräbern  stützen,  gemacht  haben  Benn- 
dorf Griech.  u.  Sicil  Vasenbilder  Ii,  S.  37,  N.  2 ,  und  Lolling  „Mittheil,  über  Athen. 
Ausgrabungen'',  Monatsber.  d.  K.  Akad.  d.  Wissensch,  zu  Berlin  vom  19ten  Dec. 
1872,  S.  2  fg..  vgl.  auch  Rhusopulos  in  der  'Aqx-  itf^fi.  Z7«p.  13,  Tifjj.  Ic,  p.  411  fg. 
und  0.  Lüders  in  Hübner's  Hermes  VII,  1873,  S.  258  fg. 

8)  Mehr  über  diese  Kachgrabungen,  welche  einzelne  Alterthumsgegenstände  und 
Inschriften  zu  Tage  brachten,  bei  Kumanudis  in  den  IIPAKTIKA  p.  25  fg.  vgl.  auch 
deus.  im  AS.  a.  a.  0.  und  0.  Lüders  im  Bull.  a.  a.  0. ,  Lolling  in  den  Monatsber. 
a.a.O.  5.  1  fg.  und  Juni  1873,  S.  489  fg.,  Rhusopulos  in  der  'Aq%.  itf.  a.a.O.  und 
Lüders  im  Hermes  a.  a.  0.  (Stelenbruchstückc  mit  dem  Namen  des  Künstlers  Kal- 
lonides  aus  der  Zeit  vor  Ol.  75.  2,  mit  dem  Imperfectum  EflOIE). 

9)  Ueber  die  bei  Gelegenheit  der  Ausgrabung  der  Thermen  gefundenen  wich- 
tigsten Sculpturen  s.  unten  Anm.  14.  —  Ausserhalb  Athens  sind  nicht  lange  nach 
meiner  Abreise  interessante  Funde  auf  dem  Boden  von  Dekeleia  gemacht;  vgl.  O. 
Lüders  Arch.  Ztg.  1873,  S.  55  fg. 

10)  Die  Stoa  des  Attalos ,  von  J.  L.  Lssing  unter  Mitwirkung  von  Dr.  R.  Chri- 
stenseu  und  Architekt  L.  Feiger,  in  den  Kopenhagener  Vidensk.  Selsk.  Skr.,  5  Raekke, 
historisk  og  filosofisk  Afd.,  4de  Bd.,  X,  1873,  p.  419  fg.,  mit  drei  Tafeln. 

11)  Die  vollständigste  Gesammtbehandlung  des  Dionysischen  Theaters  enthält 
die  gründliche,  mit  dem  früheren  Ziilcr'schen  Plane,  Ansichten  und  Aufrissen,  so  wie 
Abbildungen  ausgestattete,  aus  der  Schwedischen  Tidskrift  för  Byggnadskonst  och 
Ingeniörvctenskap  besonders  abgedruckte  Schrift  Linder's:  „Dionysos- Theatern  i 
Athen",  Stockholm  1865,  die  freilich  wenig  bekannt  geworden  zu  sein  scheint,  wie  sie 
denn  auch  in  der  von  Stark  „Gr.  Orient"  S.  400  fg.  verzeichneten  Literatur  fehlt. — 
Zu  den  wichtigeren  im  Theater  belassenen  Sculpturen  gehört  abgesehen  von  den  öf- 


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ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  81 


tere,  zuerst  von  Rhusopulos  *j4qx-  HfW-  1862,  Juniusheft,  herausgegebenen,  auch  in 
Abgüssen  verbreiteten  Sesselrelicfs  und  den  durch  Matz  in  den  Mon.  d.  Inst.  IX, 
16  herausgegebenen  Bildwerken  an  der  vorderen  Stützwand  des  Prosceniums  und  denen 
an  der  Basis  bei  R.  Schöne  Griech.  Reliefs  Taf.  V.  VI,  n.  47,  47  A,  auch  der  Silens- 
torso,  betreffs  dessen  Eug.  Piot  in  dem  Bullet,  de  l'ecole  Franc.  d'Athenes,  n.  4  u.  5, 
und  nach  ihm  einige  Deutsche  Archäologen ,  darunter  auch  Benndorf  in  den  Gott, 
gel.  Anz.  1870,  S.  479  fg.,  annehmen,  dass  zu  ihm  drei  Statuen,  welche  aus  der 
Villa  Albani  in  den  Louvre  kamen  (Clarac  Mus.  de  sc.  298,  1725,  Fröhner  Notice 
de  sc.  n.  272—275),  und  eine  auch  aus  Rom  herrührende  im  Nationalmuseum  zu 
Stockholm  (Clarac  721,  1725a)  gehören.  Die  letzte  hätte  trotz  aller  Aehnlichkcit 
nicht  veranschlagt  werden  dürfen.  Folgt  aber  aus  der  vollkommenen  Ucbereinstimmung 
der  Pariser  Statuen  mit  dem  Torso  zu  Athen,  dass  auch  jene  wirklich  einmal  im 
Dionysischen  Theater  angebracht  waren?  Kann  es  sich  nicht  um  Nachbildungen 
handeln ,  die  auf  Bestellung  von  Rom  her  in  Athen  gearbeitet  wurden  ? 

12)  Unter  den  nicht  zum  Königreich  Griechenland  gehörenden  Gegenden,  aus 
welchen  einzelne  Alterthümer  nach  Athen  gekommen  sind,  nehmen  die  Türkischen 
Inseln,  Kleinasien  und  die  Provinzen  der  Europäischen  Türkei,  das  alte  Thrakien  und 
Makadonien,  die  erste  Stelle  ein.  Aber  auch  aus  Italien  trifft  man  Einiges  dort, 
namentlich  bemalte  Thongefässe.  Schon  im  J.  1860  hörte  Ad.  Michaelis  von  einem 
Kunstverkehr  zwischen  Athen  und  Neapel  (Arch.  Anz.  XVIII,  S.  203*).  Die  Samm- 
lung der  früheren  Königin  Amalie  enthält  einige  Vasen  aus  Unteritalien,  die  sich  in 
der  Ephorie  im  Cultusministerium  befinden.  Ebenso  die  während  der  Regierungszeit 
Königs  Otto  in  Athen  zusammengebrachte,  jetzt  in  Breslau  befindliche  Schaubert'sche 
Sammlung.  Bleigeschosse,  die  gewiss  aus  Italien  herübergekommen  sind,  signalisirte 
W.  Vischer  Epigr.  Kleinigkeiten,  Basel  1871,  S.  2. 

13)  In  dem  Dionysischen  Theater  sind  auch  die  1872 — 1873  am  rechten  Ufer 
des  Iiissos  ausgegrabenen  choregischen  Monumente  aufgestellt  (Kumanudis  11PAKT., 
1873,  S.  5).  Im  Odeion  fand  ich  nur  eine  Statue,  und  zwar  im  westlichen  Zugange : 
die  des  Kopfes  und  rechten  Armes  entbehrende,  mit  dem  Himation  bekleidete,  einen 
Kasten  mit  Schriftrollen  neben  sich  am  Boden  stehen  habende,  welche  Schillbach 
«Das  Odeion  d.  Herod.>  S.  24.  fg.  als  an  derselben  Stelle  befindlich  beschreibt. 
Von  der  Ausbeute  der  Ausgrabungen  des  Friedhofs  an  der  Agia  Triada,  welche  mit 
mit  dem  Jahre  1861  beginnen,  ist  der  grösste  Theil  an  Ort  und  Stelle  geblieben  und 
befindet  sich  da  meist  an  dem  Platze,  welchen  die  Monumente  ursprünglich  einnah- 
men, entweder  unter  freiem  Himmel,  zuweilen  nur  mit  einem  leichten  Schutz  gegeu 
die  Witterung  versehen,  oder  auch  in  einem  hölzernen  Schoppen,  der  als  Wächter- 
häuschen dient.  Man  möchte  wünschen,  dass  den  Monumenten,  so  lange  als  es  nur 
irgend  gehen  will,  ihr  ursprünglicher  Platz  gelassen  werde,  da  sie  nur  so  vollkommen 
Ilist.-phil  Classc.    XIX.  L 


82 


FRIEDRICH  WIESELER, 


zu  ihrer  Geltung  kommen  können.  Ist  doch  grade  der  Umstand,  dass  die  Ausgra- 
bungen von  Agia  Triada  zum  ersten  Male  durch  ein©  grössere  Masse  von  Beispielen 
einen  Begrifl  von  der  Anlage  einer  Griechischen  Gräberstrasse  den  Römischen  ge- 
genüber gegeben  haben,  von  besonderem  Belang.  Die,  namentlich  in  früherer  Zeit,  an- 
derswohin gebrachten  Sculpturen  befinden  Bich  meist  im  oder  am  Theseion  —  ausser 
sehr  beachtenswerthen  Reliefs  auch  Statuarisches,  z.  B.  die  in  der  Rev.  archeol.  Fr. 
1S64.  pl.  12  abbildlich  mitgetheilte ,  jetzt  auch  in  Gypsabguss  bei  Martineiii  zu  ha- 
bende Sirene,  und  im  Varvakion.  Die  Literatur  über  die  Ausgrabungen  hat  so  eben 
Stark  >Gr.  Or».,  S.  400  nahezu  vollständig  mitgetheilt  (bezüglich  der  früheren  nach- 
zutragen: Pervanoglu  Bull.  d.  Inst.  arch.  1861,  p.  140  fg.)  Zur  Orientirung  beson- 
ders zu  vergleichen,  ausser  dem  Werke:  I  monumenti  sepolcrali  scoperti  ne'  mesi 
di  maggio,  giugno  e  luglio  18C3  presso  la  chicsa  della  santa  Trinitk  in  Atene,  de- 
scritti  da  A.  Solinas  e  disegnati  da  A.  Scvesio,  Torino  18G3,  fol. ,  welches  genaue 
Zeichnungen  und  Tläne  liefert,  aber  meines  Wissens  nicht  in  den  Buchhandel  ge- 
kommen ist,  und  vielleicht  auch  dem  von  Fr.  Lenormant,  La  voie  sacree  Eleusinienne, 
Paris  18G4,  das  ich  hier  in  GöttiDgen  nicht  einsehen  kann,  namentlich  C.  Curtius  in 
der  Arch.  Ztg.  1871,  S.  12  fg.,  und  Stark  a.  a.  0.  S.  330  fg.,  der  auch  ein  beson- 
ders schönes,  schon  in  Abgüssen  verbreitetes  Relief,  welches  im  Wächterhäuschen 
aufbewahrt  wird,  abbildlich  mitgetheilt  hat 

14)  Ueber  die  Ausgrabungen  am  Bankgebäude  und  ihren  Ertrag  berichtet  nach 
Kumanudis  in  der  Athen.  Zeitschr.  /luktyytytoia  vom  J.  1865,  n.  703,  27  Juli,  Conze 
im  Arch.  Anz.  1866,  S.  184  fg.  Das  hier  unter  n.  2  erwähnte  Knochenrelief  ist 
von  Schöne  »Gr.  Rel.«  n.  148  herausgegeben  und  Seite  69  erklärt.  —  Von  den 
bei  Gelegenheit  der  Ausgrabung  der  Römischen  Thermen  gefundenen  Gegenständen 
sind  die  beachtenswertesten  zwei  Marmorstatuen ,  die  eine  den  Asklepios,  die  an- 
dere die  Hygieia  darstellend,  und  ein  Marmorrclief.  Jene  fanden  wir,  wie  Gebhardt 
notirt  hat,  endlich  nach  längerem  Suchen  »in  einer  dunkclen  Ecke  eines  staubigen 
Nebenzimmers.  Ein  Holzklotz  und  eine  zerbrochene  Karre  versperrten  den  Zugang, 
nur  schwer  gelang  es  einen  Blick  auch  auf  die  Rückseite  zu  werfen.  Die  Figur  der 
Hygieia  ist  am  besten  erhalten;  das  antike  Postament  nicht  grösser  als  es  die  untere 
Partie  der  Statue  nothwendig  macht  und  ihr  sich  anschliessend.  Die  Gestalt  selbst 
ist  überlebensgross,  von  guter,  wenn  auch  durchaus  nicht  brillanter  Arbeit,  die  bei 
dichter  Nähe  verliert.  Auf  dem  Rücken  ist  das  Ende  der  Schlange  bis  zur  Schulter 
sichtbar,  vorn  nur  der  Ansatz  unter  der  Brust;  Arme  fehlen.  Vom  Asklepios  fehlt 
der  Kopf,  Arme  und  Beine  herab  von  halber  Höhe  des  Unterbeins;  er  stützte  sich 
auf  den  Stab;  Drapirung  wie  gewöhnlich.  Im  Saal  daneben,  der  meist  Architektur- 
reste enthielt,  befand  sich  das  Marmorrclief,  Höhe  und  Breite  ca.  1'.  Ein  mit  einem 
Himation  bekleideter  Mann  sitzt  auf  einem  Lehnsessel  (»aÖiÖQa).    Sein  Körper  ist 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICI1T  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  S3 


nackt  bis  zum  Nabel,  sein  r.  Arm  unbedeckt,  über  den  L  fallt  das  Gewand  in  Ealten 
herab.  Die  rechte  Hand  ruht  auf  dem  Schoosse,  die  linke  fasst  oben  in  Kopfhölie 
auf  einen  Stab.  Der  Kopf  fehlt,  unter  der  xa^fdQ«  sitzt  ein  Vogel  (HuhnV),  das  r. 
Bein  ist  vorgestreckt,  das  1.  zurückgenommen,  beide  ruhen  auf  einem  Ogr^vf.  Vor  der 
Figur  steht  in  ruhiger  Haltung  ein  Widder  von  dem  der  Kopf  und  die  beiden  Vor- 
derbeine erhalten  sind.c  Die  beiden  Statuen  sind  auch  in  Leutsch's  Phil.  Auz.,  V, 
S.  174,  und  in  d.  Rev.  arch.  Fr.  1873,  XXV,  p.  357  fg.  besprochen. 

15)  Kurze,  aus  den  zuverlässigsten  Quellen  geschöpfte,  historische  und  statistische 
Notizen  über  die  im  Texte  erwähnten  ältesten  Antikensammlungen  in  Athen:  hei  Ke- 
kule  »Dieant.  Bildw.  im  Thes.,«  S.  VI  fg.  —  Die  losen  Antiken  auf  der  Akropolis  an- 
langend, so  hat  man  sich  zu  merken,  dass  dieselben  keinesweges  alle  von  jener  her- 
stammen. Sind  doch  selbst  die  Grabreliefs  vertreten,  und  zwar  so  stark,  dass  für  das 
von  der  Wiener  Akademio  herausgegebene  Werk  etwa  200  Stück  photographirt  wurden. 
Manche  der  Antiken  gehörten  ursprünglich  der  bis  zum  September  1837  in  Aeginn 
befindlichen  Sammlung  an ;  andere  sind  der  grösseren  Sicherheit  wegen  aus  der  Stadt  und 
den  am  südlichen  Abhänge  der  Burg  befindlichen  Anlagen  auf  diese  hinaufgebracht. 
Unter  den  aus  dem  Dionysischen  Theater  stammenden,  welche,  so  viel  ich  habe  ge- 
wahren können,  möglichst  zusammengestellt  sind,  gewahrt  man  auch  jene  selbst  durch 
Gypsabgüsse  (auch  hier  in  Göttingen;  bekannten  Rcliefplattcn  mit  je  einer  Tänzerin, 
deren  eine  sich  nahezu  auf  einem  Korinthischen  Spiegel  wiederholt,  vgl.  Rev.  arch.  Fr. 
1868,  pl.  I,  n.  2.  Die  Rciiefdarstellung  auf  einer  au  der  N.-O.-Ecke  des  Parthenon 
aufgestellten  kleinen  Basis  aus  dem  Üdeion  des  Herodes  (Schillbach  a.  a.  0.  S.  2C, 
Schöne  »Gr.  Rel.  n.  100),  welche  auch  deshalb  von  Interesse  ist,  weil  sie  es  wahr- 
scheinlich macht,  dass  sich  in  diesem  Gebäude  auch  Monumente  befanden,  die  bedeutend 
älter  sind  als  es  selbst,  harrt  wie  Schöne  S.  54  mit  Recht  bemerkt,  noch  der  genügenden 
Erklärung.  Die  nicht  unter  Dach  und  Fach  untergebrachten  Antiken  befinden  sich  — 
zuweilen  mit  Trennung  zusammengehörender  Stücke  aufgestellt,  vgl.  z.  B.  Schöne  a. 
a.  0.  S.  38,  n.  69)  —  meist  in  der  Nähe  des  Wächterhäuschens  dicht  beim  Eingang  zur 
Akropolis  (von  wober  Conze  1865  in  Nuov.  Memor.  d.  Inst.  arch.  tav.  XII,  B  ein  in- 
teressantes archaistisches  Relief  bekannt  machte) ;  ferner  innerhalb  der  Propyläen  und 
der  Pinakothek,  rechts  von  dem  Zugänge,  der  aus  den  Propyläen  auf  den  inneren 
Raum  der  Akropolis  führt,  innerhalb  des  Parthenon  (die  meisten  der  in  Athen  ge- 
bliebenen losen  Friesplatten  von  diesem  Gebäude)  und  auf  den  Stufen  desselben, 
endlich  auf  den  Stufen  des  Erechtheion.  Ausserdem  findet  man  auf  dem  inneren  Raum 
der  Burg  einzelne  Sculpturen  hio  und  da  zerstreut  aufgestellt  oder  am  Boden  liegend, 
zum  Theil  in  dem  wirren  Trümmerhaufen  ganz  versteckt.  Eins  von  diesen  hat  so 
eben  Stark  »Gr.  Or.«,  S.  348  zur  Kunde  gebracht.  Nicht  weit  vom  Erechtheion 
gewahrt  man  ein  Relief,  welches  nicht  seines  Kunstverdienstes  wegen,  aber  doch  des- 

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FRIEDRICH  WIESELER, 


bnlb,  weil  die  Darstellung  eine  von  den  meisten  der  au:  der  Akropolis  aufbewahrten 
Reliefs  abweichende,  ausserdem  an  sich  interressante  ist,  eine  kurze  Erwähnung  ver- 
dient.   Gebhardt  hat  dieselbe  mit  folgenden  Worten  notirt:  »Ein  Knabe  mit  einem 
Rollwagen  wehrt  einer  Ziege,  im  Weinlaube  daneben  sitzt  ein  (sehr  klein  gerathencr) 
Knabe,  der  Trauben  pflückt:  der  Korb  hüngt  im  Baume.«    Das  chirnmaxium  ist  mir 
als  Kinderspielzcug  nur  von  zwei  anderen  Steinreliefs  her  bekannt,  welche  sich  beide 
zu  Athen  befinden,  vgl.  Pcrvanoglu  »Grabsteine«  S.  33,  n.  5,  und  S.  34,  n.  15  (wenn 
es  sich  hier  nicht  etwa  um  dasselbe  Werk  handelt,  von  welchem  die  Rede  ist),  wäh- 
rend es  als  solches  mehrfach  auf  bemalten  Vasen  vorkommt  und  als  von  Anderen 
gezogenes  Knabengefährte  auch  in  einer  Terracotta  und  auf  einigen  Steinreliefs  zu 
finden  ist,  vgl.  0.  Jahn  Ber.  d.  K.  Sachs.  Ges.  d.  Wissensch.  1854,  S.  248  fg.  und 
Arch.  Ztg.  XIX,  18G1,  S.  204  fg.   Uebcrraschend  war  es  mir  den  von  Conze  in  der 
Arch.  Ztg.  1864,  Taf :  CLXXXVII  in  seinem  damaligen  Zustande  abbildlich  mitge- 
tbeilten  und  besprochenen,  von  U.  Köhler  in  dem  Aich.  Anz.  1866,  S.  169  kurz  be- 
rührten, von  Pcrvanoglu  mit  Angabe  der  später  gefundenen  Bruchstücke  im  Bull.  d. 
Inst.  arch.  1867,  p.  76  fg.  behandelten  kalbtrngenden  Ilermes  neben  der  Thür  des 
Häuschens  hinter  dem  Erechtheion  aussen  an  die  Wand  angelehnt  zu  finden ,  während 
ihn  Stark  (a.  a.  0.  S.  347)  als  in  der  Nähe  des  Wächterhäuschens  am  Eingang  in 
dieAkropolis  aufgestellt  erwähnt,  wo  ich  allerdings  auch  ein  interessantes  archaisches 
Werk  vorfand,  das  gewöhnlich  auf  Hermes  bezogen  wird,  nämlich  die  (von  Stark  nicht 
angeführte)  fragmentirte  Reliefdarstellung ,  welche  wiederholt,  zuletzt  von  Conze  in 
den  Memor.  d.  Inst.  arch.  t.  XIII,  A,  herausgegeben  und  jetzt  auch  in  Gypsabgüssen 
(auch  nach  Göttingen  bin)  verbreitet  und  später  namentlich  von  C.  Friederichs  »Ber- 
lins ant.  Bildw.«  I,  n.  18  und  Benndorf  in  den  Gotting,  gel.  Anz.  1870,  S.  1564  fg. 
besprochen  ist.    Hinsichtlich  jenes  statuarischen  Bruchstückes  wäre  eine  genaue  Ab- 
bildung und  eingehende  Behandlung  sehr  wünschenswert!].    Während  meiner  Reise 
erfuhr  ich  gelegentlich,  dass  ein  berühmter  Vertreter  der  christlichen  Archäologie  in 
Rom  die  betreffende  Hermesstatue  als  guten  Hirten  für  seine  Domäne  in  Anspruch 
nehme,  wie  denn  ja  auch  Stephani  —  dem  offenbar  die  ebenerwähnten  späteren  Be- 
sprechungen nicht  erinnerlich  waren  —  sie  wegen  des  »Hymettischcn  Marmors«  und 
der  Vertiefung  der  Augensterne  der  Römischen  Zeit  zuschreibt.    Ein  anderes  Werk, 
das  gelegentlich  auch  weiterer  Behandlung  empfohlen  werden  möge,  befindet  sich 
an  keiner  so  augenfälligen  Stelle,  sondern  innerhalb  eines,  wenn  auch  unbedeckten, 
so  doch  geschlossenen  Raumes,  wo  es  leicht  unbeachtet  bleiben  kann.   Es  ist  jenes 
durch  die  Abbildungen  bei  Stephani  »Ausr.  Herakles«  Taf.  \  II ,  n.  2,  und  Le  Bau 
Mon.  fig.  pl.  44  bekannte,  in  der  Pinakothek  aufbewahrte,  ausser  Stephani  a.  a.  0- 
S.  68,  n.  12,  auch  von  Anderen,  zuletzt  von  Friederichs  »Berlins  ant.  Bildw.«    I,  n. 
390  besprochene  Votivrelief  an  Kybelo ,  welches  sich  von  den  in  Athen  so  zahlreichen 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  85 


Denkmälern  dieses  Gegenstandes  dadurch  unterscheidet ,  dass  »unter  einem  Giebel 
zweimal  dieselbe  Göttin  mit  nur  leichter  Veränderung  dargestellt  ist«,  während  C. 
Bötticher  nicht  die  Göttin  selbst,  sondern  Priesterinnen  derselben  erkannt  wissen 
wollte ,  und  Gerbard  annahm ,  dass  es  sich  um  die  Bilder  zweier  gleichartiger ,  aber 
an  verschiedener  OertHchkeit  gefeierten  metroischen  Culte  handele  (Arch.  Anz.  1864, 
S.  198  fg.)  In  demselben  Räume  trifit  man  —  um  das  für  diejenigen,  welche  sich 
um  die  Grabmonumente  besonders  bekümmern,  nebenbei  zu  bemerken  —  das  Bruch- 
stück einer  jener  nicht  ebenen  seltenen  mit  Ornamenten  reich  ausgestatteten  Marmorvasen, 
welches  die  nur  ausnahmsweise  verkommende  Eigenthümlichkeit  zeigt,  dass  vorn  auf 
dem  Bauche  eine  bildliche  Darstellung  angebracht  ist.  Unter  den  Propyläen  ist  ein 
Fragment  eingemauert,  enthaltend  einen  rechten  Fuss  nach  r.,  darüber  ein  Stück  Gewand 
bis  zum  Knöchel,  rücksichtlich  dessen  Benndorf  in  den  G.  g.  Anz.  1870,  S.  1563  fg. 
bemerkt  hat,  dass  es  zu  demselben  Monumente  gehörte,  wie  die  bekannte  sogenannt« 
wagenbesteigende  Frau  und  der  obenerwähnte  »Hermes« ,  vcrmuthlich  zu  der  Figur 
jener  Frau  selbst.  —  Von  den  vier  bedeckten  Räumen  der  Akropolis,  in  denen  Antiken 
geborgen  sind,  enthalten  drei,  so  viel  ich  weiss,  nur  Marmorsachen,  namentlich  Sculp- 
turen:  das  Wächterhäuschen,  der  Tempel  der  Nike,  die  Cisterne  bei  dem  Erechtheion. 
Ceber  den  Inhalt  des  Wächterhäuschens  werden  wir  nächstens  Genaueres  durch  Hey- 
demann  erfahren.  Ein  interessantes  Votivrelief,  welches  früher  in  der  Stoa  Hadrians 
aufbewahrt  wurde  und  schon  vorlängst  in  der  Exp.  scient.  de  Moree  III,  pl.  48,  1 
abgebildet  ist,  hat  jüngst  Schöne  »Gr.  RcU  n.  108  besser  herausgegeben.  Von  dem 
Inhalte  des  Niketempels  ist  schon  oben,  S.  60,  die  Rede  gewesen.  Die  Cisterne,  in 
welcher  weiland  Pittakis  >alle  kleineren,  so  wohl  plastischen  als  inschriftlichen  Reste 
aufgehäuft  hatte,  so  dass  man  die  meisten  davon  nicht  einmal  sehen,  geschweige  denn 
Btudiren  konnte,»  ist  freilich  seit  1865  lange  nicht  mehr  so  überfüllt,  aber  auch  jetzt 
keineswegs  zu  genügender  Betrachtung  ihres  Inhaltes  geeignet.  Man  findet  dort  Re- 
liefs, Ornamente,  ein  schönes  Pferdebein,  Inschriften.  Von  den  Votivreliefs ,  die  er 
in  der  Cisterne  antraf,  hat  jüngst  Schöne  a.  a.  0.  n.  69  u.  85  ein  Paar  herausgegeben. 
Dazu  kommt  nach  Matz  Gött.  gel.  Anz.  1873,  S.  333  fg.  jetzt  auch  das  bei  Schöne 
unter  n.  68  abgebildete  winzige,  aber  in  sachlicher  Beziehung  interessante  Bruchstück 
und  ein  anderes  »ringsum  gebrochenes,  sehr  abgeriebenes«  nicht  minder  interessantes, 
welches  dem  bei  Schöne  n.  118  abgebildeten,  auf  den  Stufen  der  Nordseite  des  Par- 
thenon aufgestellten  insofern  entspricht,  als  der  auf  den  bekannten  Reliefs  mit  dem 
Weiber  zum  Reigen  führenden  Hermes  vorkommende  Repräsentant  der  Flüsse  und 
Quellen  nicht  bloss  durch  eine  Maske  oder  einen  Kopf  mit  Hörnern,  sondern  auch 
durch  den  Vordertheil  eines  Stierkörpers  bezeichnet  ist,  dabei  aber  dadurch  abweicht, 
dass  es  den  nackten,  an  Kopf  und  Beinen  stark  verstümmelten  Hermes  den  Flussgott 
am  linken  Home  packend  zeigt.    Das  Häuschen  hinter  dem  Erechtheion  diente  schon 


FRIEDRICH  WIESELER, 


seit  1835  zur  Unterbringung  der  in  den  Besitz  des  Staats  gelangten  Vasen  und  anderer 
Antiken  geringerer  Dimensionen,  unter  denen  besonders  die  hervorzuheben  sind,  welche 
durch  die  von  Ross,  Schaubert  und  Hansen  geleiteten  Ausgrabungen  auf  der  Akro- 
polis  geliefert  wurden  (Ross  Arch.  Aufs.  I,  S.  72  fg.),  und  wurde  so  im  J.  1837  mit 
einem  Theile  des  betreffenden  Vorraths  des  Museums  in  Aegina  bedacht.    Noch  im 
Jahre  1861,  als  ihm  schon  die  Sammlung  im  Cultusministcrium  und  die  der  archäolo- 
gischen Gesellschaft  Coneurrenz  zu  machen  anfingen,  konnte  es  als  Hauptmuseum  für 
kleinere  Alterthümer  bezeichnet  werden  von  Ad.  Michaelis,  der  im  Arch.  Anz.  1861, 
S.  197  fg.  Vasen  von  den  verschiedensten  Perioden,  Stilgattungen  und  Formen  aus 
ihm  signalisirt.    Einiges  der  Art  findet  man  auch  bei  de  Saulcy  in  der  Rev.  arch. 
Fr.  1845,  I,  p.  276,  und  von  Gerhard  Ann.  do  Inst.  arch.  IX,  p.  135,  so  wie  von 
Welcher  »A.  Dcnkm.«  IV,  S.  181  nacli  früherer  Kenntnissnahme  erwähnt.    Zwei  Le- 
kythoi,  die  nach  Benndorf  vermutldich  aus  Aegina  herübergekommen  sind,  bat  dieser 
jüngst  in  den  Gr.  u.  Sic.  Vasenbild.  Taf.  XXII,  2,  u.  XXIII,  1  herausgegeben.  Ausser 
den  Vasen  waren  schon  frühzeitig  verschiedene  Stücke  aus  gebranntem  Thon,  zum 
grossen  Theil  auch  durch  die  Befärbung  von  Interesse ,  darunter  jener  von  Rosa  a. 
a.  0.  Taf.  VIII  herausgegebene  Stirnziegel  mit  dem  Medusenhaupt,  und  von  Bronze 
(z.  B.  der  barocke  Kentaur  in  den  Dcnkm.  d.  a.  Kunst  II,   47,  592  und  bei  Boss 
a.  a.  0.  Taf.  VI)  vorhanden.  Dieser  Vorrath  wurde  —  abgesehen  von  einzelnen  Stü- 
cken, wie  von  dem  bronzenen  Schiffe,  welches  man  im  Erechtheion  entdeckte  (Rhuso- 
pulos  *Aqx-  ty-  1862,  S.  81  fg.)  —  bedeutend  vermehrt  durch  die  reichen  und  ma- 
nichfaltigen  Funde,  welche  man  in  den  J.  1864  u.  1865  auf  der  Burg  machte 
(Brunn  nach  Decharme  und  Pervanoglu  im  Bull,  de  Inst.  arch.  1864,  p.  84  fg.,  Per- 
vanoglu  ebenda  p.  132  fg.  und  in  dems.  Bull.  1854,  p.  72.  fg.).   Sie  enthielten  na- 
mentlich mehr  oder  minder  grosse  Fragmente,  zum  Theil  mit  Inschriften,  von  bemalten 
Platten  undGefässen  aus  Thon,  welcho  als  Weihgeschenke  armer  Leute  auf  die  Akro- 
polis  kamen,  Terracotten,  Lampen  (auch  vieldochtigo)  und  Bronzestatuetten  und  andere 
Sachen  ans  Bronze  und  Blei.    Die  Bruchstücke  der  Pinakes  hat  Benndorf  a.  a.  0. 
Taf.  V,  Fragmente  von  Vasen  (darunter  auch  eins  mit  dem  Namen  des  Töpfers  und 
Malers  Nearchos,  Taf.  X  fg.,  Scherben  mit  Inschriften,  Taf.  XXVIU  fg.,  in  anerken- 
nenswerther  Weise  herausgegeben.    Sie  sind  manigfach  belehrend.    Ganz  besonders 
interessant  würde  es  sein,  wenn  Benndorfs  Meinung  (S.  50),  dass  das  auf  Taf.  XXIX, 
n.  10  abgebildete  Stück  ein  Ostrakon  mit  dem  Namen  des  zu  Verbannenden  sei, 
ganz  unzweifelhaft  wäre.   Ein  Reliefbruchstück  von  gebranntem  Thon  mit  deutlichen 
Farbenspuren  findet  sich  auch  bei  Schöne  a.  a.  0.  n.  136.   Eben  während  des  Druckes 
dieser  Abhandlung  kommt  mir  Jahrgg.  XXXI,  II.  IV  der  Arch.  Ztg.  in  die  Hände, 
wo  ein  Bild  von  einer  rothfigurigen  Attischen  Vase  des  vollendeten  Stils  von  G. 
Hirschfeld  auf  Taf.  14  herausgegeben  u.  S.  123  kurz  besprochen  ist,  welches  die  sei- 


ARCFIÄOLOGISCIIER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  87 


tene  Darstellung  des  Satyrn  oder  Silene  züchtigenden  Dionysos  enthält.  Interessant 
ist  auch  die  dickschaftk-o  Lanze,  mit  welcher  der  Gott  die  Züchtigung  verrichtet,  da 
der  Thyrsolonchos  in  ähnlicher  Gestalt  unseres  Wissens  erst  aus  späteren  Bildwerken 
bekannt  ist  (Denkra.  d.  a.  Kunst  H,  441,  551,  613).  Ob  der  Gegenstand  der  Dar- 
stellnng  dem  Bühnenspiel  entlehnt  sei,  muss  dahingestellt  bleiben.  Die  Kleidung  des 
Gottes  spricht  durchaus  nicht  dafür,  eben  so  wenig  als  die  ähnliche  auf  dem  Vasen- 
bilde aus  Gela  in  den  D.  a.  K.  II,  196.  Es  unterliegt  keinem  Zweifel,  dass  die  Wis- 
senschaft noch  manchen  Nutzen  ziehen  wird,  wenn  die  Sachen  erst  gehörig  gesondert 
und  bequem  aufgestellt  sein  werden.  Daneben  fehlt  es  —  abgesehen  von  den  ge- 
sondert aufbewahrten  Friessculpturcn  vom  Erechthcion  (Schöne  n.  1 — 4f>}  —  auch 
nicht  an  Werken  aus  Marmor.  Schon  K.  0.  Müller  Hess  von  der  Marmorstatue  eines 
Satyrs  eine  Zeichnung  nehmen,  welche  bei  Schöll  »Arch.  Mittheil.-  Taf.  V,  n.  11 
herausgegeben,  aber  so  unzulänglich  ist,  dass  eine  neue  durchaus  wünschenswerth 
wäre.  U.  Köhler  hat  im  Arch.  Anz.  1664,  S.  169  den  Gedanken  ausgesprochen,  dass 
das  Motiv  dem  Apollo  von  Belvedero  entnommen  sei.  Die  oben  erwähnten  Ausgra- 
bungen von  1865  haben  Manches  von  fragmentirten  Marmorwerken  geliefert.  Dahin 
gehören  wohl  die  zwei  schönen  Jünglingstorscn  von  feinem  Marmor,  welche  ich  in  dem 
unteren  Räume  sah,  vcrgl.  etwa  Pervanoglu  Bull.  1865,  p.  75  fg.  Ebenda  befindet 
sich  ein  Friesstück  vom  Parthenon,  dem  Festzug  angehörend,  mit  deutlichen  Spuren 
rother  Bemalung  Deutliche  Reste  verschiedenfarbiger  Bemalung  zeigen  sich  auch  auf 
dem  Relief  bei  Schöne  n.  87  mit  dem  ganz  naturalistisch  wiedergegebenen  Porträt 
des  ndorirenden  Mannes.  Ebenso  findet  man  Nachhülfe  von  Seiten  der  Malerei,  zum 
Theil  freilich  nur  indirect  bekundet,  bei  zwei  von  demselben  Gelehrten  unter  n.  83 
u.  84  herausgegebenen  mit  den  ältesten  Reliefdarstellungen  der  Athena  von  der  Burg 
her,  deren  ersteres,  eine  Stufe  des  bedeutend  vorgeschrittenen  Archaismus  repräsen- 
tirendes,  aber  gewiss  aus  der  Zeit  vor  Polyklet  herrührendes,  den  Unterschied  zwischen 
Stand-  und  Spiel-Bein  zeigt,  während  das  andere  als  echt  archaisches  Werk  beson- 
ders merkwürdig  ist  (Matz  a.  a.  0.  S.  331).  Auch  das  ebenfalls  die  Athena  betref- 
fende Reliefbruchstück  bei  Schöne  n.  92  befindet  sich  im  Häuschen  hinter  dem  Erech- 
theion.  —  Achnlich  verhält  es  sich  mit  den  Antikendepots  ausserhalb  der  Akropolis. 
Während  die  Meisten  derselben  nur  oder  fast  nur  Stcinsculpturen  und  Inschriftsteine 
enthalten ,  auf  der  Bibliothek  nur  Münzen  und  Bleie  aufbewahrt  werden ,  findet  sich 
nur  in  zwei  Sammlungen  eine  grössere  Anzahl  von  Bildwerken  und  Denkmälern  der 
verschiedenen  Gattungen,  welche  man  überhaupt  in  Athen  antrifft:  im  Varvakion  und 
im  Cultusministerium.  Uober  jene  wird  weiter  unten  ausführlicher  die  Rede  sein. 
Die  Räume  der  Sammlung  im  Cultusministerium  sind  äusserst  beschränkt  und  zu- 
gleich zu  Büreauzwecken  in  Anspruch  genommen.  So  konnten  nur  Werke  von  ge- 
ringen Dimensionen  Aufnahme  finden.   Wenn  auch  der  Bestand  bald  durch  Heydc- 


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FRIEDRICH  WIESELER, 


mann  vollständiger  und  genauer  bekannt  werden  wird,  so  wird  es  doch  nicht 
unzweckmässig  sein,  hier  Folgendes  zu  bemerken.  Unter  den  Sculpturen  aus  Marmor 
befinden  sich  zwei  wichtige  statuarische  Darstellungen  der  Pallas,  die  Ton  Ch.  Le- 
normant  ans  Licht  gezogene,  öfters  besprochene  und  abgebildete  der  Parthenos  und 
die  zuletzt  von  0.  Jahn  De  antiq.  Mincrvao  simulacr.  Att.  t.  III,  7  herausgegebene 
von  Melos,  (woher  auch  ein  Marmorkopf,  nach  Rhusopulos  Bull.  d.  Inst.  arch. 
1866,  p.  111,  des  Caracalla,  stammt),  und  mehrere  interessante  ebenfalls  schon  be- 
kannt gemachte  Reliefdarstellungen,  z.  B.  die  neulich  durch  Schöne  a.  a.  0.  n.  105 
abbildlich  mitgetheilte  mit  dem  inschriftlich  bezeugten  Zeus  Philios,  die  von  Mi- 
chaelis in  den  Ann.  d.  Inst.  XXXV,  1863,  tav.  d'agg.  L,  n.  2  herausgegebene  mit 
Pan  und  den  Hören  und  die  entsprechende  bei  Schöne  n.  117  fg.  mit  dem  durch 
das  Kerykeion  in  der  Rechten,  wie  schon  Kekule  Theseion  n.  192  bemerkte,  deut- 
lich charakterisirten  Hermes,  der  drei  Frauen  führt,  und  dem  Kopfe  des  Acheloos. 
Zu  diesem  letzten  hatte  sich  kurz  vor  meiner  Ankunft  in  Athen  ein  Pendant  einge- 
funden, ein  Relief,  welches  auch  innerhalb  einer  Grotto  den  Hermes  drei  Frauen 
führend  zeigt  und  davor  einen  Rundaltar,  nicht  aber  den  Flussgott  köpf.  Der  Rund- 
altar setzt  ausser  Zweifel,  dass  das,  was  auf  den  entsprechenden  Darstellungen 
als  »Fels«  oder  »Erhöhung«  oder  »aufgeschütteter  Steinhaufen«  oder  »aufgeschütteter 
Omphalo8«  gefasst  ist,  auch  ein  Altar  sein  soll.  Uebrigens  spricht  auch  Newton 
in  Gerhard's  Arch.  Anz.  1854,  S.  512  fg.  und  in  den  Travels  and  discov.  in  the 
Levant  Vol.  I,  p.  122  fg.  bezüglich  des  schönsten  unter  den  zunächst  stehenden  Re- 
liefs, des  zu  Gallipoli  (welches  noch  A.  Dumont  Rapport  sur  un  voy.  archeol.  en 
Thrace,  Miss,  scient.  VI,  p.  408  fg.  an  diesem  Orte  vorfand),  von  einem  »Altar«  un- 
terhalb des  Pan.  —  Noch  viel  beträchtlicher  als  hinsichtlich  der  Marmore  ist  die 
im  Jahre  18C3  durch  den  Antikenbesitz  der  Königin  Amalia  (Bursian  in  dem  Arch. 
Anz.  1855,  S.  54*  fg.,  Michaelis  ebda  1861,  ö.  200*)  und  einige  Vasen,  die  sieb  früher 
in  einem  unteren  Zimmer  des  K.  Schlosses  befanden,  an  bemalten  Thongefässen  u.  Ter- 
racotten  und  durch  die  S.  73  erwähnte  Bronzestatuette  bereicherte  Sammlung  im  Cultus- 
ministerium  in  Betreu*  der  Bildwerke  und  Altertkümer  anderen  Materials;  ja  sie  ent- 
hält Manches,  was  selbst  im  Varvakion  nicht  gleich  oder  ähnlich  zu  finden  ist.  Auch 
davon  ist  Mehreres  in  Griechischen  (z.  B.  die  bei  Athen  gefundene  Triptolcmosvase 
mit  der  Erklärung  von  Papasliotis  in  der  *Aw  «ty-  1856,  auf  der  Taf.  zu  p.  1351) 
und  namentlich  in  Deutschen  Werken  herausgegeben,  in  der  Arch.  Ztg.  (z.  B.  1863, 
Taf.  CXXIII,  1  u.  2  und  1865,  Taf.  CXCIX,  n.  3  =  Jahn  a.  a.  0.  III,  2  (die  Vase  von 
Megara  zuletzt  besprochen  von  Pervanoglu  in  der  Arch.  Ztg.  XXVI,  1869,  S.  102  fg.), 
in  Conze's  Melischen  Vasen,  in  Benndorfs  Griech.  u.  Sicil.  Vasenbild,  (zwei  Votiv- 
teller,  Taf.  VU  u.  VIII,  1,  sechs  weisse  Lekythoi,  Taf.  XVI,  3,  XVIII,  1,  XIX,  1.  u. 
3,  XXI,  1  u.  2.  die  aus  dem  Arch.  Anz.  1863,  S.  120*  u.  234,  bekannte  Vase  des 


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ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  89 


Exekias,  Taf.  XXX,  II),  in  Schöne's  Griech.  Rel.  (sechs  Meli  sehe  Thonreliefs,  n.  124, 
125,  126,  128,  130,  134,  und  die  Bruchstücke  einer  Büchse  aus  Elfenbein  oder  Knochen^ 
n.  149),  auch  in  Heydemann's  Vasenb.  Ein  interessantes  Ostrakon,  ein  Bruchstück 
einer  Quittung  enthaltend,  hat  Dumont  Inscr.  cor.  p.  419  bekannt  gemacht.  Ver- 
muthlich  befindet  Bich  in  der  Sammlung  auch  der  von  Gerhard  Ann.  d.  Inst.  IX.  p.  144 
als  dans  le  depot  national  befindlich  erwähnte  sehr  schöne  und  wegen  seiner  Herkunft 
aus  Athen  besonders  beachtenswerte  Scarabäus  mit  Orestes  und  Elektra.  —  lieber 
die  Münzsammlung  in  der  Bibliothek,  deren  erste  Anfänge  schon  auf  das  Jahr  1829, 
da  das  Griechische  Centraimuseum  zu  Aegina  war,  zurückgehen,  werden  unten  in 
Anm.  11  genauere  Nachweise  gegeben  werden.  —  Unter  den  allein  oder  fast  allein 
Marmore  enthaltenden  Antikendepots  älteren  Datums  in  der  Unterstadt  ist  das  be- 
deutendste das  seit  dem  Anfange  des  Jahres  1835  bestehende  in  und  bei  dem  The- 
seion, hinsichtlich  welches  Kekulö's  Schrift  nur  Weniges  und  Geringfügiges  nachzu- 
tragen oder  zu  berichtigen  ermöglicht.  Dann  kommen  die  in  dem  Verschluss  an 
der  sogen.  Stoa  Hadrians  und  im  Thurm  der  Winde.  Jenes  datirt  schon  seit  1837 
und  erhielt  bei  seiner  Begründung  auch  Einiges  aus  dem  Centraimuseum  zu  Aegina.  Es 
ist  schon  in  Pittakis  'Aqx- hnp>,  1837—1841,  dann  besonders  in  Schöll's  Arch. 
Mittheil,  nach  den  hinterlassenen  Papieren  K.  0.  Müller's  (der  Manches  aus  ihm  zeichnen 
liess,  das  in  dem  einzigen  1842  erschienenen  Kupferhefte  nicht  zur  Herausgahe  ge- 
kommen ist),  in  Kürze  auch  von  de  Saulcy  in  der  Rev.  arch.  Fr.  1845,  I,  p.  269, 
und  eingehend  mehrfach  nach  dem  Bestände  vor  1845  in  Stephani's  Proömieu  zu 
den  ind.  lect.  der  Dorpater  Universität  und  in  dessen  > Ausruhendem  Herakles«  be- 
rücksichtigt. Einiges,  was  früher  in  ihm  aufbewahrt  wurde,  ist  jetzt  anderswo  unter- 
gebracht Der  Thurm  der  Winde  kam  erst  fast  zehn  Jahre  später,  1846,  zur  Be- 
nutzung. In  beiden  Depots  (über  welche  wir  bald  durch  Herdemann  genauere  Kunde 
erhalten  werden)  befinden  sich  trota  der  Mangelhaftigkeit  der  —  Räumlichkeit,  in  Folge 
deren  namentlich  in  der  Stoa,  wo  die  Alterthümer  gar  keinen  Schutz  gegen  die  Wit- 
terung haben,  während  die  zum  Depot  des  Windethurms  gehörenden  doch  nur  zum 
Theil  unter  freiem  Himmel  sind ,  die  Farben  an  den  Grabstelen  und  Grabvasen  ent- 
weder schon  ganz  zerstört  sind  oder  der  Verbleichung  immer  mehr  entgegengehen, 
(Ad.  Michaelis  in  den  Ber.  d.  K.  Sachs.  Ges.  d.  Wissensch,  phil.-hist.  CK.  1867,  S. 
113  fg.)  —  einzelne  zum  Theil  allerdings  erst  in  neuerer  Zeit  dahin  gebrachte  Stücke, 
welchen  erst  vor  Kurzem  mehr  oder  weniger  die  verdiente  Berücksichtigung  zu  Theil 
geworden  ist.  So  in  der  Stoa  die  vermuthlich  aus  dem  vierten  Jahrhundert  v.  Chr. 
stammenden  Friesbruchstücke  von  Lamia,  die  wir  hier  in  Göttingen  jetzt  auch  in 
Abgüssen  besitzen,  mit  Nereiden  und  Tri  tonen ,  unter  welchen  sich  einer  mit  dem 
Dreizack  befindet  (um  diese  Einzelnheit  gelegentlich  zu  signalisiren,  als  Nachtrag  zu 
der  Comment.  de  diis  Gr.  Romanisque  tridentem  gerentibus,  adn.  25.  und  ein 
EuL-phü.  CUissc.    XIX.  M 


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FRIEDRICH  WIESELER, 


alterthümlicher  männlicher  Torso  mit  von  den  Achseln  nach  vorn  herabfallenden 
Haarflechten  und  Stützen  vor  der  Brust,,  die  zum  Halten  der  Hände  gedient  zu 
haben  scheinen.  Es  war  mir  interessant  zu  sehen ,  dass  diese  beiden  Stücke, 
welche  meine  Aufmerksamkeit  vor  allen  erregten,  auch  von  Stark  S.  351  besonders 
hervorgehoben  sind.  Aus  dem  Thurm  der  Winde  gehören  in  jene  Kategorie  die  von 
Schöne  »Gr.  ReU  Taf.  XXIX,  n.  122  u.  123  und  Taf.  XV,  n.  74  publicirten  Bruch- 
stücke von  Grabreliefs.  Das  erste,  auf  welches  auch  Trendelenburg  im  Bull.  d.  Inst, 
arcb.  1872,  p.  98  aufmerksam  gemacht  hat,  ist  in  .kunsthistorischer  Beziehung  als 
wirklich  archaisches  Werk  und  belehrender  Pendant  zu  dem  sogen.  Leukothearelief 
der  Villa  Albani  von  besonderer  Wichtigkeit ;  das  zweite  ist  in  kunsthistorischer,  wegen 
des  etwas  archaischen  Typus  des  Kopfes,  und  zugleich  auch  in  kunstgeographischer 
Hinsicht  von  Belang,  da  es  aus  der  Umgebung  von  Abdera  stammt.  Beide  Stücke 
sind  auch  in  Gypsabgüssen  zu  haben  (die  sich  u.  A.  in  der  Gotting.  Samml.  finden). 
In  beiden  Depots  fehlt  es  ausserdem  nicht  an  schon  seit  längerer  Zeit  vorhandenen 
Stücken,  welche  namentlich  in  gegenständlicher  Hinsicht  Interesse  erregen.  In  der 
Hadriansstoa  sah  ich  die  des  Kopfs  entbehrende,  mit  der  mehrfach  besprochenen  männ- 
lichen Statue  aus  Andros  im  Theseion,  welche  ich  ebenso  wie  Kekulc  »Thes.«  n.  368  für 
die  des  Hermes  halte,  zusammen  gefundene  weibliche  Gewandstatue,  die  in  der  Rev. 
arch.  1846,  pl.  53,  1  abgebildet  ist,  und  die  drei  einen  Reigentanz  um  einen  Cippus 
ausführenden  Hören  (Stephani  »Ausr.  Herakl.«  Taf.  V.  n.  4—6).  Ebenda  befindet 
sich  —  irre  ich  nicht  —  das  Weihrelief  mit  (Aka)demos  und  Theseus,  welches 
in  der  Arch.  Ztg.  1845,  Taf.  XXXIII,  n.  1  abgebildet  ist.  Unter  den  Grabdenk- 
mälern, die  besonders  zahlreich  sind  (für  das  von  der  Wiener  Akademie  vorbereitete 
Werk  sind  etwa  245  Stück  photographirt)  und  schon  vorlängst  nicht  bloss  durch 
Beschreibung,  sondern  auch  durch  Abbildung  Berücksichtigung  gefunden  haben 
(wir  erwähnen  vorläufig  z.  B.  Exp.  scient.  de  Moree  T.  IU,  pl.  20.  n.  1,  'Aqx-  l<PnP- 
n.  1002,  Stephani  Tit.  Gr.  P.  III,  tab.  I,  Le  Bas  Mon.  fig.  pl.  80),  ziehen  ausser 
den  mit  Farbenschmuck -versehenen  und  einem  wegen  der  seltenen  Eigentümlichkeit, 
dasB  der  Rosettenschmuck  nicht  an  der  Vorderseite,  sondern  an  den  beiden  schmalen 
Nebenseiten  angebracht  ist,  (Kumanudis  '^tr.  imyQ.  in.  S.  15,  Anm.,  *Aqx-  l<fW- 
1863,  T.  43,  n.  3  u.  \  Lüders  Arch.  Ztg.  1873,  S.  56),  beachtenswerthen ,  so  wie 
einem,  auf  welchem  in  Flachrelief  eine  um  die  Stele  gewundene  Tänia  dargestellt,  wie 
wir  sie  auf  den  Attischen  Lekythoi  mehrfach  finden  (Pervanoglu  Gräbst,  d.  alt.  Griech. 
S.  13,  a.  1),  auch  einige  durch  ihre  Relicfdarstellungen  die  Aufmerksamkeit  auf 
sich.  Hinsichtlich  einer  der  betreffenden  Stelen,  welche  durch  die  Abbildung  in  der 
'Aqx-  *VW-  1841,  n.  721  und  genauer  durch  die  bessere  in  Stephani's  Ausr.  Herakles 
Taf.  VI,  n.  1  bekannt  ist,  können  wir  uns  begnügen,  auf  diesen  a.  a.  O.  S.  39  zu 
verweisen.   An  einer  anderen,  fragmentirten,  erblickt  man  vor  dem  in  sein  Himation 


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ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  91 


gehüllten  Verstorbenen  eine  kleine  unbärtige  Hertue  (Conze  Arcb.  Anz.  1867,  S.  102* 
fg.)-  Grösserer  Figurenreichthum  findet  sich  an  dem  hauptsächlich  eine  Eberjagd  in 
waldiger  Gegend  darstellenden  Grabstein  des  '  *n*ui,lm,,,K  Btpaut  s,  welcher  schon  in 
der  *Aqf  AP?*»-  Tom  18*L  °*  ^01  abgebildet  und  auch  sonst  besprochen  ist,  zu- 
letzt von  Pervanoglu  Grabet,  d.  a.  Gr.  S.  44  fg.  Hier  gewahrt  man  an  einem  Baume, 
neben  welchem  ein  Ebervordertheil  zum  Vorschein  kommt,  zwei  Hasen  in  einer  Tasche 
ähnlich  aufgehängt,  wie  einer  auf  dem  Vaticanischen  Relief  mit  der  fackoltragendcn 
Artemis  (Brunn  Ann.  d.  Inst.  XX,  p.  436),  welches  nächstens  in  der  dritten  Aufl.  der 
D.  a.  K.,  II,  15,  166,  a,  herausgegeben  werden  wird.  Pittakis,  der  die  Herausgabe 
des  Reliefs  besorgt  hat,  spricht  freilich  a.  a.  0.  der  %Aq%.  i<f-,  p.  432  von  vtoymts  alyff, 
auch  Pervanoglu  erwähnt  a.  a.  0.  »eine  (so!)  Ziege.«  Aber  schon  der  Verfertiger 
jener  Abbildung  hat  richtiger  gesehen.  Das  Geräth  anlangend,  so  glaubt  Pittakis 
in  demselben  das  axtvoe  notfuyuöv  aavtvXa  wiederfinden  zu  können,  welches  noch 
jetzt  in  Griechenland  in  der  dargestellten  Weise  gebraucht  werde,  um  junge  Thiere 
vor  den  Nachstellungen  durch  reißsende  Thiere  zu  schützen.  Die  Bemerkung  ist  im- 
merhin interessant,  wenn  es  auch  sowohl  durch  den  Umstand,  dass  die  Jungen  auf 
dem  Relief  nicht  zu  den  zahmen ,  Bondern  zu  den  wilden  Thieren  gehören ,  als  auch 
durch  die  Vergleichung  des  Römischen  Reliefs  zu  Tage  tritt,  dass  es  sich  um  eine 
Weihgabe  an  Artemis  handelt.  Noch  figurenreicher  ist  das  auch  aus  Römischer  Zeit 
stammende  Sepulcralrclief,  welches  Conze  in  der  Arch.  Ztg.  1871,  Taf.  49  bekannt 
gemacht  und  S.  81  fg.  erklärt  hat.  Wie  hier  Herakles  und  Eroten  dargestellt  sind, 
so  kommen  auch  auf  anderen  Grabreliefs  der  Sammlung  mythologische  Figuren  vor, 
nicht  bloss  die  zur  Genüge  von  Gräbern  her  bekannten  Sirenen,  wie  auf  den  Stelen, 
welche  unter  Anderen  Conze  in  Leutscb's  Piniol.  XVII,  1861,  Taf.  I,  1.  2  abbildlich 
mitgetheilt  hat,  sondern  auch  Bellerophon  auf  geflügeltem  Pegasos  dicht  unter  einem 
Baum,  wenn  Pervanoglu  a.  a.  0.,  S.  78  nicht  irrt.  —  Im  Thurm  der  Winde  traf  ich 
die  beiden  auch  wegen  der  Gleichheit  ihrer  bildlichen  Darstellungen  beachtenswerthen 
Altäre  aus  dem  Cybeledienste.  welche  zuletzt  und  am  genauesten  von  Conze  in  Ger- 
hard's  Arch.  Ztg.  XXI,  1863,  S.  74  fg.  und  Arch.  Anz.  1867,  S.  10*  fg.  behandelt 
sind,  und  von  denen  der  schon  längere  Zeit  bekannte,  welcher  früher  einmal  in  der 
Hadriansstoa  aufbewahrt  wurde,  auch  genügend  auf  Taf.  CLXXVI.  U.W VII  abge- 
bildet ist.  Die  »kleinen  ringförmigen  Hängeleuchter,  circuli,  finden  sich,  um  das 
gelegentlich  zu  bemerken,  auch  auf  dem  Silberbecher  des  Ant.-Cab.  zu  Wien  bei  Ar- 
neth  Gold-  u.  Silbermon  ,  Taf.  S.  VII,  n.  90,  und  zwar  ebenso  an  Guirlanden  auf- 
gehängt. Schon  seit  längerer  Zeit  befindet  sich  ebenda  ein  Fries  mit  der  Darstellung 
von  fünf  nackten  Eroten  mit  grossen  Flügeln ,  die  von  rechts  nach  links  schreiten. 
Der  erste  trägt  einen  Candelaber,  der  zweite  eine  Prochus,  der  dritte  desgleichen, 
der  vierte  einen  Candelaber,  der  fünfte  eine  Prochus;  die  linke  Hand  fasst  jedesmal 

M  * 


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FRIEDRICH  WIESELER, 


eine  Schale,  welche  in  Brusthöhe  dicht  an  den  Körper  gehalten  wird;  vgl.  Perva- 
noglu  im  Arch.  Anz.  1861,  S.  231*  welcher  irrig  vermuthet,  dass  das  Relief  das  schon 
bei  Stuart  Ant.  of  Ath.  II,  Ch.  IV,  p.  29  publicirte  sei.  Ein  Reliefbruchstück  mit  der  ei- 
nen Sieger  bekränzenden  Athene  hat  Schöne  n.  74  herausgegeben.  Ein  anderes  Re- 
lief zeigt  das  Bruchstück  eines  Mannes  bis  zum  Oberschenkel;  er  steht,  mit  einem 
Bimation  bekleidet,  baarbeinig  zwischen  einem  von  einer  Schlange  umwundenen  Rund- 
altar, mit  einer  Fackel  daran,  und  einer  Rundsäule.  Von  den  Grabstelen,  deren  Conze 
44  hat  photographiren  lassen,  sei  nur  noch  eine  2'  hohe,  l'/s'  breite  erwähnt,  die 
bei  mittelmässiger  Arbeit  ein  hübsches  Motiv  zeigt:  vor  der  sitzenden  Verstorbenen 
steht  ihr  Söhnlein,  das  sie  streicheln  will,  ihr  Töchterlein  schmiegt  sich  an  ihr  Knie, 
der  stehende  Mann  reicht  ihr  die  Hand  (wie  Gebhardt  notirt  hat). 

IG)  Die  meisten  der  schon  in  das  Museum  an  der  Patissiastrasse  gebrachten 
Ueberreste  des  Alterthums  befanden  sich  unter  freiem  Himmel  aufgestellt  oder  her- 
umliegend.   Unter  dem,  was  mir  zu  Gesicht  kam,  erregte  ganz  besonders  meine  Auf- 
merksamkeit eine  aus  dem  Peloponnes  stammende  archaische  weibliche  Sitzstatue  aus 
dunkelem  Stein  ohne  Kopf  mit  der  auf  die  Dargestellte  bezüglichen  Inschrift  OME>A 
d.  i.  'Ari/ow,  einem  Namen,  über  welchen  jüngst  noch  R.  Förster  in  der  Arch.  Ztg.  1872, 
S.  139  gesprochen  hat.    Es  ist  dasselbe  Werk,  welches  ich  so  eben,  da  ich  im  Be- 
griff bin  diese  Schrift  abzuschließen,  von  Carl  Curtius  in  der  Arch.  Ztg.  XXXI,  1873, 
S.  110  fg.  ausführlicher  besprochen  finde,  der  es  im  Februar  1S70  vor  dem  Khane 
an  der  Frankobrysis  an  der  Strasse  zwischen  Megalopolis  und  Tripolitza  vorfand. 
WennG.  Hirschfeld  an  C.  Curtius  berichtete,  dass  der  zweite  Buchstabe  der  Inschrift 
(deren  übrige  Buchstaben  wegen  Mangels  an  Typen  auch  hier  im  Druck  nicht  genan 
wiedergegeben  werden  konnten)  die  Form  3  habe,  so  glaube  ich  mich  auf  W.  Geb- 
hardts abweichende  Angabe  verlassen  zu  können.    Auch  eine  andere  durch  ihre  In- 
schrift und  zudem  noch  durch  manche  Eigentümlichkeit  der  Darstellung  beachtens- 
werthe  fragmentirte  Statue  fanden  wir  im  Patissiamuseum  vor:  jene  im  J.  1869  aus 
den  Ausgrabungen  der  Stoa  des  Attalos  hervorgegangene  mit  der  auf  Iason  den 
Athenäer  als  Verfertiger  lautenden  Inschrift,  welche  Gurlitt  im  Bullett.  d.  Inst  arch. 
1869,  p.  161  fg.  zur  Kunde  gebracht  hat,  nebst  dorn  zugleich  an  derselben  Stelle  auf- 
gefundenen Statuenfragmente.    Dem  Vernehmen  nach  besitzt  Gaedechens  von  jenem 
Werke  eine  Zeichnung,  deren  baldige  Hcrausgabo  wünschenswert!)  wäre.   Dazu  kommt 
jetzt  als  besonders  interessante  Grabstelo  die  eben  von  0.  Lüders  in  der  Arch.  Ztg. 
a.  a.  O.  S.  94  fg.  u.  Taf.  7,  n.  3  besprochene  und  abbildlich  mitgetheilte  aus  der 
Umgegend  von  Athen  stammende,  namentlich  wenn  das  dargestellte  Kind  wirklich  als 
Mädchen  zu  betrachten  sein  sollte,  wofür  weder  die  Anordnung  des  Haars  noch  die 
Andeutung  der  Brüste  entschieden  zeugt,  während  das  Mangeln  eines  svdvpa  (welches 
schwerlich  auf  die  von  dem  Herausgeber  beliebte  Weise  erklärt  werden  kann)  neben 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  93 


der  Zutheilung  eines  inlßlLqpa  eher  für  einen  Knaben  spricht.  Dass  eine  moqIoxi)  wie 
eine  yw$  ttitla  angezogen  ist,  kommt  mehrfach  vor:  Rhusopulos  'Äfft.  itf.  1862,  p. 
247  kennt  freilich  nur  zwei  Beispiele.  Besonders  interessant  ist  die  Grabvase  in  der 
*Aq%-  hw-  n-  890,  wo  ein  allerdings  etwas  älteres  Mädchen  und  ein  nackter  Knabe 
bedeutend  geringeren  Alters  vor  der  sitzenden  Mutter  stehen.  Ueberall  muss  seit 
meiner  Abreise  die  Zahl  beachtens werther  Grabmonumente  sehr  zugenommen  haben, 
da  dem  Vernehmen  nach  unter  den  von  Conze  veranlassten  Photographien  »das  neue 
Museum«  mit  93  Stücken  vertreten  ist.  Einige  Nachweise  in  dieser  Beziehung  bei 
Loiting  in  den  oben  Anm.  8  anget.  Berichten.  Gross  war  schon  früher  die  Zahl  jener 
als  Rundsäulen  gestalteten,  meist  nur  mit  Namensinschrift  versehenen  einfachen 
Grabstelen.  Auch  zwei  durch  ihre  Grösse  imponirende  und  mit  den  dazu  gehörenden 
Deckeln  versehene  Sarkophag©  waren  vorbanden,  deren  bildliche  Verzierung  in 
Guirlanden,  Sphinxen  und  Jagden  besteht,  wie  sie  aus  Römischer  Zeit  bekannt  ist. 
Unter  den  Inschriftsteinen  befindet  sich  der  am  Lykabcttos  gefundene  mit  der  zuerst 
durch  die  A$r*l  vom  21  Septb.  1870  bekannt  gewordenen  Prytaneninschrift  aus  dem 
fünfzehnten  Jahre  nach  der  ersten  Anwesenheit  Hadrians,  worüber  Genaueres  bei  Hirsch- 
feld Bullett.  d.  Inst.  arch.  1872,  p.  118  fg.,  und  das  jüngst  aufgefundene  Postament 
mit  der  auf  einen  Zehnten  nn  Apollon  lautenden  Inschrift  (Kumanudis  im  AQHNAION, 
I  12,  1872,  p.  172,  u.  0.  Lüdere  Bull.  d.  Inst.  arch.  1872,  p.  p.  267,  10).  üeber 
eine  andere  interessante  Inschrift  s.  unten  Anm.  18,  S.  95. 

17)  Ich  ward  auf  den  Finlay'schen  Garten  schon  vor  meiner  Reise  nach  Griechen, 
land  aufmerksam  durch  die  mir  von  Fr.  Matz  mitgetheilte  Notiz,  dass  sich  in  jenem 
die  Marmorvase  mit  der  von  Stuart  bekannt  gemachten,  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst 
H,  22,  239,  wiederholten  Marsyasdarstellung  befinde.  Auf  meinen  Wunsch  schickte 
mir  Lolling  eine  Zeichnung  und  Beschreibung.  Nach  meiner  Rückkehr  fand  ich  eine 
von  Heydemann  veranlasste,  wesentlich  entsprechende  Beschreibung  durch  0.  Lüders 
in  der  Arch.  Ztg.  XXX,  1873,  S.  96.  Von  den  auf  der  früheren  Abbildung  darge- 
stellten Flöten  habe  auch  ich  keine  Spur  gewahrt.  —  Ueber  den  sonstigen  Besitz 
Finlay's  an  Gegenständen  aus  dem  claBsiscben  Alterthum:  unten  Anm.  23. 

18)  Bei  dem  Deutschen  Gesandten,  Herrn  von  Wagner,  sah  ich  an  Antiken  eine 
vor  Kurzem  gefundene  Statuette  der  Aphrodite  mit  (nach  alten  Spuren  ergänztem) 
Eros  auf  der  linken  Achsel:  Kopf  modern,  schöne  Gewandung,  aus  der  besten  Zeit; 
ferner  eine  gleichfalls  nicht  lebensgroße  Statue,  welche  mit  dem  rechten  Fusse  hoch 
auftritt,  in  der  einen  Hand  einen  (wohl  ergänzten)  Rocken  und  die  andere  Hand  so  hält, 
dass  man  zunächst  an  Spinnen  denkt;  endlich  einen  sehr  interessanten  weiblichen 
Kopf  mit  Spuren  von  Farbe  an  den  Augen  und  Haaren,  von  eigentümlich  schwer- 
müthigem  Ausdruck  im  Gesicht,  eher  Persephone  als  Demeter  darstellend,  da  die 
Bildung  nicht«  Matronalcs  hat,  wenn  einmal  zwischen  beiden  Göttinnen  gewählt 


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FRIEDRICH  WIESELER, 


werden  soll.  —  Der  Russische  Gesandte,  Herr  von  Siburofl,  besitzt  mehrere  Marmor- 
köpfe,  die  sehr  beachtenswert!)  sind,  namentlich  ein  aus  Tanagra  stammender  weib- 
licher, etwa  auf  eine  jugendliche  mädchenhatte  Göttin  bezüglicher,  an  welchem  das 
Gesicht  vollkommen  ausgearbeitet  ist,  das  Haar  aber  noch  nicht,  auch  von  der  Tänia, 
welche  über  die  Stirn  hinlaufen  und  das  Haar  umgeben  sollte,  nur  eine  Partie  vorn 
über  der  Stirn  und  zu  beidon  Seiten  des  Kopfes  angedeutet  ist;  ausserdem  noch  ein 
grösserer  Kopf  eines  verschleierten  Weibes  (•  Demeter <?).   Von  ganz  besonderer 
Schönheit  ist  der  Torso  einer  männlichen,  vermuthlich  dem  Knabenalter  angehörenden 
Figur,  wolcbe  den  rechten  Arm  gehoben  hielt  (ob  über  den  Kopf  hinV),  den  linken 
senkte  und  das  linke  Bein  vorsetzte.    Aus  der  Classe  des  erhabenen  Bildwerks  fand 
ich  einige  Grabreliefs  und  noch  mehrere  Votivrelicfs  vor;  unter  diesen  einige  recht 
interessante.    Ein  aus  Megara  gekommenes,  auf  rohem  Steine  ausgeführtes  zeigt  em 
zweites  neues  Beispiel  jener  schon  oben  S.  11  berührten  durch  mehrere  Exemplare 
bekannten  Darstellung:  zumeist  nach  links,  vom  Beschauer,  Pan  über  seiner  Grotte, 
dann  Hermes  (ohne  besondere  Attribute)  mit  den  drei  schreitenden  Nymphen,  davor 
einen  Altar  aus  rohen  Steinen,  zumeist  nach  rechts  den  Kopf  des  Flussgottes.  Von 
einem  recht  hübschen  Votivrelief  sind  zwei  Adoranten  erhalten,  die  bis  zu  einem  ge- 
wissen Grade  an  die  Reiter  vom  Parthenonfries  erinnern,  unter  ihnen  die  Inschrift 
(»)  £0  1.    Die  Reiter  erheben  die  eine  Hand.   Ein  Votivrelief  hat  die  Inschrift 
( K) AAAITEAH2  AAESIMAXQ1  AXEGHKEN  (der  Anfangsbuchstabe  des  ersten 
Namens   ist   abgeschabt,  die   angedeutete   Ergänzung  Lolling's,  der  auf  meinen' 
Wunsch  die  Inschrift  genau  untersucht  hat,  ist  indessen  unzweifelhaft;  der  vierte 
Buchstabe  des  zweiten  Namens  ist  trotz  einiger  Beschädigung  als  E  deutlich  zu  er- 
kennen; das  11  hat  die  Form  |- .    Leider  habe  ich  über  die  Herkunft  des  Reliefs 
nichts  vernommen.    KaXXnil^  sowohl  als  auch  %Ai*Sttuqpi  sind  Namen,  die  wir 
aus  Attika  und  anderswoher  kennen.    Aber  aller  Wahrscheinlichkeit  nach  war  Alex- 
imachos  kein  heroisirtcr  Sterblicher,  sondern  eins  jener  häufig  auch  als  Heroen  be- 
zeichneten Wesen,  wie  Tcichophylax  bei  Hesychios,  Phylakos  zu  Delphi  (Pausan.  X,  8, 
4,  Herodot.  VIII,  39),  Promachos  zu  Psophis  (Pausan.  VIU,  24,  3)  und  Andere,  über 
welche  zu  vergl.  Welcker  Gr.  Göttcrlchre  III,  S.  282  fg.)    Es  zeigt  zumeist  nach 
links  einen  Krieger  mit  Ross,  vor  ihm  nach  rechts,  auch  in  grösseren  Dimensionen 
ausgeführt,  einen  alten  Mann  und  eine  weibliche  Figur,  wie  es  scheint,  eine  Jung- 
frau, die  dem  Krieger  in  die  von  seiner  Rechten  hingehaltene  Patera  einzuschenken 
im  Begriff  ist,  dann  zumeist  nach  rechts  zwei  kleinere  adorirende  Figuren.    Auf  einer 
anderen  merkwürdigen  Reliefplatte  findet  sich  bloss  ein  siebenstrahligcr  Stern  in  ei- 
nem (nach  oben  offenen)  Halbmond  dargestellt.    Daruuter  steht  eine  längere  Inschrift, 
in  welcher  der  »Priester  Bekleider  der  Isis  und  des  Serapis  Aurelios  Epaphrodeitos« 
von  sich  sagt,  dass  er  das  Werk  »dem  himmlischen  Monde  geweiht  habe.«  Der 


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Griechische  Text  ist  kürzlich  von  mir  in  den  Nachrichten  d.  K.  Ges.  d.  Wissensch, 
zu  Göttingen  1874,  S.  14  fg.  mitgetheilt  nnd  erläutert.  In  Folge  nachträglich  ein- 
gezogener Erkundigung  höre  ich  dass  die  Relicfplatto  Athenischer  Herkunft  sei.  So- 
mit wird  man  unwillkürlich  an  den  Aurelios  Epaphrodeitos  erinnert,  wolcher  auf  dem 
bekannten  Sarkophag  Ton  Wiltonhouse  (Denkm.  d.  a.  K.  U,  10,  117)  genannt  ist, 
zumal  da  jüngst  R.  Förster  »Der  Raub  und  die  Rückkehr  der  Persephone«  S.  264  die 
letzthin  angezweifelte  Auffindung  dieses  bei  Athen  dargethan  hat.  Ausserdem  schreibt 
mir  Dr.  Lolling  über  die  Saburoffsche  Roliefplatte :  »die  Inschrift  erinnert  an  eine 
andere  auf  rothem  granitartigen  Marmor  aus  später  Zeit,  welche  sich  jetzt  beim  Pa- 
tissiamuscuni  befindet  und  bei  P.  Foucart  in  dessen  jünst  erschienener  Schrift  »Des 
assoc.  relig.  chez  les  Grecs«  p.  219  mitgetheilt  ist.  Die  genaueste  Copie  dieser  in- 
teressanten Inschrift  ist  jetzt  in  Dittenberger's  Besitz,  für  welchen  sie  von  Dr.  Lüders 
angefertigt  wurde<.  Das  allermerkwürdigste  aber  ist  ein  etwa  dreiviertelkreisförmiges, 
unten  gradlinig  abgeschnittenes  Relief,  welches  innerhalb  einer  Grotte  unten  in  der 
Mitto  einen  bärtigen  Menschenkopf  mit  Stier-Hörnern  und  Ohren,  wie  er  dem  Dio- 
nysos und  den  Flussgöttern  zugeschrieben  wird,  ohne  Zweifel  den  des  Achcloos,  auf 
einem  Tische  stehend  zeigt,  und  darüber  im  Kreise  herum  sieben  Figuren,  unter 
denen  man  oben  in  der  Mitte  Zeus  und  recht«  von  ihm  Pan  leicht  erkennt  Eine  genauere 
Beschreibung  und  Erklärung  der  Darstellung  werde  ich  bald  in  einer  besonderen,  dem 
laufenden  Jahrgange  der  Schriften  der  Gotting.  Soc.  d.  Wissensch,  einzuverleibenden 
Abhandlung  zu  geben  versuchen,  da  der  Herr  Besitzer  des  Reliefs  sich  freundlichst 
erbot,  dasselbe  behufs  einer  Publication,  deren  es  sehr  werth  ist,  für  mich  abformen 
zu  lassen  und  seinem  Erbieten  schon  vor  der  Drucklegung  dieser  Schrift  Folge  geleistet 
hat  —  Ausser  diesen  mir  leider  erst  am  Tage  meiner  Abreise  von  Athen  zu  Gesicht 
gekommenen  Marmorwerken  besitzt  Hr.  von  SaburofT  noch  höchst  interessante  Sta- 
tuetten und  Vasen  aus  Thon,  wie  ich  so  eben  durch  Dr.  Lolling  erfahre.  Zur  Zeit 
meines  Aufenthalts  wird  das  Wichtigste  wenigstens  noch  nicht  vorhanden  gewesen 
sein.  Das  ist  ein  Theil  (etwa  20 — 30  Stück)  jener  »seit  dem  Anfange  des  Sommers 
vorigen  Jahrs  zu  Tanagra  entdeckten  kleinen,  den  Todten  mit  ins  Grab  gelegten  Fi- 
guren aus  gebrannter  Erde«  ,  über  welche  ein  so  eben  erschienener  Aufsatz  v.  0. 
Lüders  in  der  Wochenschrift  »Im  neuen  Reich«  1874,  Nr.  5,  S.  178  handelt.  Die 
Athenische  Privatsammlung,  in  welcher  sich  »die  vollendetste  Gruppe«  befindet,  die 
von  Lüders  ausführlicher  besprochen  wird,  ist  eben  die  des  Hrn.  von  SaburofT.  Da  mir 
durch  die  Güte  desselben  zum  Behuf  der  Erklärung  cino  freilich  keineswegs  vollkom- 
mene Photographie  der  Gruppe  überschickt  worden  ist,  so  habe  ich  diese  als  Vignette 
auf  S.  63  abbilden  lassen  und  will  sie  zunächst  etwas  eingehender  behandeln.  Lü- 
ders beschreibt  und  deutet  sie  folgendermassen.  »Auf  einem  braunen  Lehnstuhl  mit 
breiter  bequem  geschweifter  Rückenlehne  sitzt  auf  einem  himmelblauen  Polster  eine 


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FRIEDRICH  WIESELER, 


jugendliche  Frau  in  rosenrothem  Kleid,  das  die  Arme  völlig  uackt  lässt;  die  Füsse 
ruhen  auf  einem  Schemel.  Mit  der  rechten  Hand  stützt  sie  auf  das  rechte  Knie  einen 
braunen  Stab,  der  durch  einen  fast  an  der  Spitze  über  der  Hand  befindlichen  runden 
Knauf  von  gleicher  Farbe  hindurchgeht,  vermuthlich  der  obere  Theil  einer  Spindel. 
Sie  wendet  den  Kopf  etwas  geneigt  nach  einem  nackten  Erosputten  mit  goldenen 
Flügeln  hin,  der  sie  lächelnd  anblickend  in  ihrem  Unken  Arme  ruht.  Um  den  linken 
Oberarm  trägt  sie  eine  goldene  Spange,  in  den  Ohren  goldene  Gehänge.  Vielleicht 
(wenn  nämlich  unsere  Erklärung  des  mit  der  rechten  Hand  aufgestützten  Gegenstandes 
richtig  ist),  ist  die  alte  Erzählung  des  in  der  Griechischen  Literatur  aus  Sappbo  be- 
kannten, übrigens  bei  allen  Nationen  wiederkehrenden  Volkslieds  dargestellt  von  dem 
Mädchen,  das  spinnen  wollte  und  dem  dann  das  Rädchen  stockte,  weil  ihr  Herz  mit 
andern  Dingen  beschäftigt  war.  An  Aphrodite  und  Eros  ist  gewiss  nicht  zu  denken«. 
Hierzu  bemerkt  Dr.  Lolling;  »Die  Grösse  der  Gruppe  beträgt  etwa  0,18.  Die 
Hände  der  Frau  sind  ungeschickte  Arbeit,  plump  und  grob.  Am  meisten  Sorgfalt 
ist,  wie  auch  bei  den  anderen  Tanagräischen  Terracotten,  auf  das  Gesicht  verwandt. 
Die  Haare  der  Frau  haben  eine  blassrothe  Farbe  und  waren  wohl  ursprünglich 
vergoldet.«  (Schon  Lüders  bemerkt  »das  Haar  ist  an  fast  allen  Frauenköpfen 
jetzt  roth ,  da  aber  mehrfach  deutliche  Spuren  von  äusserst  feinen  Golddrähten 
sichtbar  sind,  so  dürfte  das  Roth  wohl  nur  die  Grundfarbe  für  eine  regelmässig  durch- 
geführt gewesene  Vergoldung  der  Haare  sein«).  »Ein  Stück  vom  Gewände  der  Frau, 
das  vom  rechten  Knie  abwärts  laufende,  ist  noch  jetzt  rosenrot  Ii.  An  der  Fussbe- 
kleidung der  Frau  sind  Reste  hellrother  Farbe  erhalten.  Um  das  Gewand  derselben 
lief  ein  breiter  rother  Saum.  Das  Kissen  auf  ihrem  Sessel  war  roth  und  blau,  wie 
noch  ziemlich  bedeutende  Reste  dieser  Farben  zeigen.  Die  Flügel  des  Eros  sind 
blau;  ich  kann  nicht  entscheiden,  ob  sie  ursprünglich  vergoldet  waren.  Die  von  Dr. 
Lüders  gegebene  Erklärung  kann  ich  nicht  annehmen,  weil  erstens  der  von  der  Frau 
mit  der  rechten  Hand  aufgestützte  Gegenstand  keine  Spindel,  sondern  eher  ein  Spiel- 
zeug ist.  dessen  ihm  unerklärliche  Bewegung  den  Eros  so  erschreckt  haben  mag.  dass 
er  voll  Bestürzung  in  den  Arm  der  Frau  geflohen  ist,  und  zweitens  der  Ausdruck 
im  Gesichte  des  Eros  wie  auch  die  ganze  Darstellung  nicht  dazu  passt«.  Er  fügt 
noch  hinzu:  »Die  Frau  richtet  den  Blick,  wie  mir  schien,  nicht  auf  den  Eros,  son- 
dern blickt  über  denselben  hinweg ;  der  Eros  blickt  auf  den  Gegenstand  in  der  Hand 
der  Frau.«  Was  Loitings  Zweifel  an  Lüders'  Erklärung  anbetrifft,  so  kann  ich  den- 
selben nur  gutheissen,  ganz  abgesehen  davon,  dass  bei  Sappho,  fragm.  90  Bergk, 
nicht  vom  Spinnen,  sondern  vom  Weben  (x^wyv  tov  latov)  die  Rede  ist.  Die  mir 
bekannten  sicheren  Spindeln  zeigen  nie  eine  solche  Kugel.  Sie  haben  vielmehr  eine 
länglich  rnnde  Gestalt,  die  sich  nach  oben  und  unten  zuspitzt.  So  ist  auch  der 
Ausdruck  teres  fusus  bei  Ovid.  Metam.  VI,  22  zu  verstehen.   Aber  an  ein  Spielzeug 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  97 


ist  gewiss  nicht  zu  denken.  Wir  sind  mit  den  verschiedenen  Arten  von  Spielzeug 
für  Kinder  sehr  wohl  bekannt,  vgl.  Herrn.  Lehrb.  d.  griech.  Privatalterth.,  zw.  Aufl.  von 
Stark,  §.  33.  Allein  keine  passt  lür  den  dargestellten  Gegenstand,  auch  nicht  die 
Kinderklapper,  selbst  nicht  in  dem  Exemplare,  welches  Becq  de  Fouquieres  Les  jeux 
des  anc.  p.  G  an  erster  Stelle  abbildlich  mitgetheilt  hat.  Eher  könnte  man  sich  noch 
die  Annahme  eines  kurzen  Scepters  gefallen  lassen.  Man  vergleiche  etwa  das  der 
Hera  auf  dem  Vasenbilde  bei  Giancarlo  Conestabile  Pitt.  mur.  scop.  in  una  necrop. 
presso  Orvieto,  U».  XV,  wo  übrigens  das  Rund,  welches  der  Herausg.  p.  145,  wenn 
die  Abbildung  genau  ist,  wohl  mit  Unrecht  für  un  melogranato  hält,  viel  kleiner  ist 
In  dem  vorliegenden  Falle  würde  man  die  Himmels-  oder  Welt- Kugel  anzunehmen 
haben.  Indessen  hat  doch  für  diesen  der  Gedanke  an  ein  Geräth  des  gewöhnlichen 
Lebens,  welches  der  Beziehung  nach  wesentlich  auf  dasselbe  hinauskommen  würde 
wie  die  Spindel,  viel  grössere  Wahrscheinlichkeit.  Wir  meinen  den  Rocken,  jXaudwq, 
colus.  Gewöhnlich  hat  freilich  auch  an  diesem  die  Stelle,  an  welcher  das  Gespinnst 
id  ffXdtunat  niMOpa,  »Xmcv^q,  angebracht  ist,  eine  andere,  mehr  längliche  Form.  In- 
dessen tritt  der  Knauf  uns,  wenn  auch  noch  immer  in  etwas  länglicher,  ao  doch 
viel  mehr  abgerundeter  Gestalt  entgegen  bei  der  Alkmene  auf  dem  oben  angef.  Va- 
senbilde von  Orvieto,  und  ganz  rund  in  Gerhard's  Auserl.  Vasenb.  IV,  Taf.  CCCU. 
CCCIII,  n.  3  (einer  Darstellung,  die  der  in  Rede  stehenden  besonders  nahe  kommt), 
so  wie  an  dem  Grabsteine  des  Blussus  bei  K.  Klein  Abbildung,  von  Alterth.  des 
Mainzer  Mus.  I  und  vielleicht  auch  auf  dem  Relief  im  Foggini's  Mus.  Capitolin.  IV, 
p.  235,  auf  welche  Beispiele  mich  Treu  aufmerksam  gemacht  hat  Daas  die  weibliche 
Figur  nicht  Aphrodite  darstelle,  die  Scene  vielmehr  genrehaft  sei,  wie  Lüders  an- 
nimmt,  hat  die  grüsste  Wahrscheinlichkeit.  Treu  deukt  sich  diese  nun  also.  »Ein 
Erot  ist  einer  emsigen  Schönen  zugeflogen,  die  Besseres  zu  thun  hat  als  sich  mit 
dem  nichtsnutzigen  Erotenvolk  abzugeben.  Sie  droht  dem  Kleinen  daher,  ihm  mit 
dem  Spinnrocken  aufzuklopfen  und  dieser  flieht  ängstlich  an  ihren  Busen,  sich  furcht- 
sam nach  dem  Instrument  in  der  Hand  des  Mädchens  umsehende.  Uns  will  es  be- 
dünken, als  habe  man  besonders  auch  der  Art  und  Weise,  wie  der  Eros  die  Arme 
weghält,  Rechnung  zu  tragen.  Dadurch  kann  doch  wohl  nur  angedeutet  sein  sollen, 
dass  das  ihm  gezeigte  Instrument  ihm  auch  angeboten  wird,  er  dasselbe  aber  nicht 
haben  will.  Das  Mädchen  sagt  etwa:  nimm  statt  des  Bogens  und  der  Pfeile  oder 
der  Fackel,  mit  denen  du  gegen  die  Herzen  Krieg  führst,  diesen  meinen  Rocken  und 
treibe  friedliche  Arbeit  Ausser  dieser  »Perle  der  Saburoffschen  Sammlung«  hebt 
Dr.  LoUing  noch  zwei  andere  Terracotten  besonders  hervor.  Zunächst  »ein  junges 
Mädchen  mit  höchst  anmuthigem  Gesicht.  Es  ist  sitzend  dargestellt,  wie  in  sinnende 
Betrachtung  verloren ,  die  linke  Hand  leise  erhoben ,  der  Kopf  vornübergebeugt ;  von 
dem  Schoosse  droht  ein  aufgeschlagenes  Diptychon  herabzugleiten.«  Dann  »ein  Stück 
Hist.-phil  Classe.    XIX.  N 


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FRIEDRICH  WIESELER, 


von  ebenfalls  sehr  feiner  und  studirter  Arbeit,  welches  vermuüüich  einen  Solaren  dar- 
stellt (darauf  deutet  der  Typus  des  Gesichts).  Die  Darstellung  bat  manche  Aehnlicb- 
keit  mit  der  Hercul.  Bronze  in  den  Denkm.  II,  28,  309.  Jener  sitzt  auf  einem  Fels- 
block und  berührt  mit  den  Füssen  kaum  den  Boden ,  während  er  wie  ein  Verfolgter 
den  Kopf  zur  Seite  (nach  rechts)  wendete  Unter  den  Thongefässen  befindet  sich  eine 
schwarze  Reliefrase  aus  Thespiae  mit  der  Darstellung  einer  Amazonenschlacht.  Die 
»höchst  interessanten«  archaischen  bemalten  Vasen  anlangend,  so  bezeichnet  Dr.  Loi- 
ting als  besonders  merkwürdig  «eine  kleine  Amphora  mit  schwarzen  Figuren  auf 
gelbem  Grunde.  Die  dargestellten  Gegenstände,  lauter  Thiers,  die  in  über  einander 
laufenden  Streifen  um  das  Gefäss  herumgehen ,  haben  eine  höchst  primitive  Gestalt 
Der  zwischen  und  über  ihnen  freigelassene  Raum  ist  mit  schwarzen  Punkten  besät  < 
19)  Um  mit  dem  Münzbestand  der  Rhusopulos'schen  Sammlungen  zu  beginnen,  wel- 
cher von  dem  Besitzer  jetzt  besonders  gepflegt  wird,  so  belauft  sich  derselbe  etwa  auf 
G00O  Exemplare.  Das  in  künstlerischer  Beziehung  schönste  Stück  ist  eine  Silber- 
münze von  Amphipolis  mit  dem  Apollokopf  en  face  (Vordertheil  eines  Löwen  unter 
den  Locken?)  auf  dem  Avers  und  der  Fackel  auf  dem  Revers.  Ausserdem  notirte 
ich  mir  folgende  Stücke:  die  von  Millingen  herausgegebene  alte  Silbermünze  von  Po- 
tidäa,  Poseidon  als  Reiter  mit  dem  Dreizack,  nebst  einem  Stern  unter  dem  Rosse, 
darstellend,  und  eine  kleinere  Silbermünze  derselben  Stadt  mit  demselben  Typus  der 
Vorderseite  und  dem  Minervenkopf  auf  der  Rückseite;  eine  Silbermünze  von  Urano- 
polis  mit  der  auf  einem  Globus  sitzenden  Aphrodite  Urania,  ganz  ähnlich  wie  auf 
dem  in  den  Denkm.  d.  a.  K.  II,  24,  262  a  abgebildeten  Exemplare,  als  Averstypus, 
aber  auf  dem  Reverse  (mit  welchem,  nebenbei  bemerkt,  wohl  der  »circulus  ut  videtur, 
gemmatusc,  der  auf  der  Lampe  in  Mus.  fict.  Mus.  Passer.  VoL  n,  t  XIII  links  von 
der  Büste  der  Venus  erscheint,  während  rechts  ein  sechsstrahliger  Stern  sichtbar  ist, 
der  Bedeutung  nach  zusammenzustellen  ist)  mit  einem  strahlenumgebenen  Kreise, 
ein  Didrachmon,  wenn  nicht  Tridrachmon;  ein  Exemplar  der  auch  aus  den  Denkm. 
d.  a.K.,11, 16,  173,  a,  bekannten  Münze  OEPA10YN,  welches  dadurch  von  besonderem 
Belang  ist,  dass  man  innerhalb  des  Kranzes  im  Felde  vor  der  Figur  der  Hypereia 
deutlich  A2TO  liest;  eine  Münze  von  Pharsalos,  welche  auf  dem  Avers  links  vom 
Ohr  des  Pallaskopfes  zwischen  Helmbusch  und  Rand  die  Inschrift  enthält  und 
auf  dem  Revers  unter  dem  Ross  des  Reiters  TH  wiederholt  (der  Besitzer  bezieht  die 
Inschriften  auf  den  Stempelschneider,  was,  wenn  es  sich  ebenso  sicher  erweisen  Hesse, 
als  es  in  der  That  sehr  wohl  möglich  ist,  der  Münze  ein  ganz  besonderes  Interesse 
verleihen  wurde);  eine  Goldmünze  des  Nikomedes,  deren  Revers  den  sprengenden 
Reiter  mit  einem  Schilde,  worauf  ein  Dreizack,  zeigt,  abweichend  von  dorn  einzigen 
bisher  bekannten  Exemplare  bei  Mionnet;  die  Cistophorenmünze  mit  Cicero,  vollständiger 
als  die  bei  Pinder;  eine  Silbermünze  von  rio9aXia  in  Lykien  ;  endlich  eine  Silbermünze  von 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  8.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  99 


Ptoloroaios  I.  mit  Andeutung  der  Aegis  am  Halse  und  einem  /  an  der  Locke  hinter 
dem  Ohr,  welchen  Buchstaben  der  Besitzer  wiederum  auf  einen  Künstlernamen  bezieht, 
und  zwar  jedenfalls  mit  grösserer  Wahrscheinlichkeit  als  Andere  dasselbe  in  Betreff 
anderer  Buchstaben  auf  Ptolemäermünzen  gethan  haben.  —  Die  geschnittenen  Steine 
haben  dadurch  einen  besonderen  Werth,  dass  sie  wesentlich  aus  Griechenland,  den 
Türkischen  Provinzen  mit  ursprünglich  Griechischer  Cultur  und  dem  Orient  Btammen 
und  sehr  manichfachen  Zeiten  und  Stilgattungen  angehören.  Anlangend  den  älteren 
Stil,  60  zeigte  mir  Rh.  den  Abdruck  eines  zu  Ithome  in  MesBenien  gefundenen  ver- 
tieft geschnittenen  streifigen  Achats  mit  dem  inschriftlich  bezeugten  Kopf  der  EOS. 
Ein  anderer  alterthUmlicher  Stein,  ein  Carneol,  von  dem  eine  Lithographie  nach  einem 
Abdruck  in  der  Schlussvignette  unter  a  mitgetheilt  ist,  bietet  einen  Nachtrag  zu  meinem 
Programm  de  diis  tridentem  gerentibus,  wie  der  oben  S.  89  fg.  erwähnte  Fries  von  Lamia. 
Man  sieht  einen  bärtigen  Tritou,  oben  Mensch,  unten  bloss  Fisch,  der  das  Gesicht 
des  in  den  Nacken  geworfenen  Kopfes  nach  oben  wendet,  indem  er  mit  der  Hand  des 
gesenkten  und  etwas  zurückgehaltenen  rechten  Arms  Seetang  und  einen  mit  der  Spitze 
nach  unten  gekehrten  Dreizack  und  in  der  des  linken,  erhobenen  einen  Gegenstand 
hält,  welcher  zumeist  einem  mit  der  Sehne  versehenen  Bogen  gleicht.  Köcher  und 
Bogen ,  oder  eine  von  diesen  Waffen,  findet  man  auch  auf  späteren  Sarkophagen  bei 
Tritonen,  vgl.  Benndorf  und  Schöne  »Die  ant.  Bildw.  des  Lateran.  Mus.«  n.  537,  S. 
378,  und  Mon.  ined.  d.  Inst.  arch.  VI,  t.  XXXVI,  ja  selbst  bei  einer  Nereide:  Clarac 
Mus.  de  sc.  H,  288,  195.  Die  Haltung  der  Figur  scheint  zunächst  auf  einen  im 
Kampf  Verwundeten  zu  führen.  Von  den  Intaglios  späterer  Zeit  notirte  ich  mir  einen 
Onyx  von  zwei  Lagen,  darstellend  Athena,  welche  in  der  linken  Hand  Schild  und 
Lanze  hält,  sich  nach  links  hin  umschaut,  während  sie  nach  rechts  hin  schreitet,  und 
in  der  ausgestreckten  Rechten  eine  deutliche  Harpe  hält  (etwa  aus  einer  Perseusdar- 
stellung?);  zwei  Gemmen  mit  den  drei  Grazien,  einen  Carneol  aus  Makedonien. mit 
der  nicht  vollständigen  Inschrift  MNHMO—I,  besonders  hübsch  gearbeitet,  und  einen 
rothen  Jaspis  (der  Besitzer,  welcher  eine  besonders  ausgebreitete  Kenntniss  der  Mo- 
numente hat,  bemerkte  mir,  dass  dergleichen  Darstellungen  auf  geschnittenen  Steinen 
in  seiner  Heimath  von  der  grössten  Seltenheit  seien,  indem  er  keine  anderen  kenne: 
indessen  habe  ich  eine  auch  im  Besitz  des  Kunsthändlers  alla  Minerva  getroffen);  einen 
Stein ,  dessen  mir  vorliegender,  in  der  Schlussvignette  unter  b  wiedergegebener  Ab- 
druck eine  stehende,  unbärtige  männliche  Figur  zeigt,  welche  mit  der  Rechten  das  über 
die  rechte  Achsel  zusammengelegte  Gewand,  und  mit  der  Linken  eine  schräg  gehaltene, 
mit  der  Spitze  nach  unten  gekehrte,  auf  der  linken  Achsel  liegende  Lanze  fasst, 
vor  ihr  eine  Schlange  und  umher  die  (sicherlich  keinen  Künstlernamen  enthaltende)  In- 
schrift AUOAAuu  NIOC,  deren  letzter  Buchstabe  nicht  deutlich  ist,  also  auch  r  sein  könnte. 
Wer  ist  mit  der  dargestellten  Figur  gemeint?  Wenn  Apollon,  an  den  man  auch  we- 

N* 


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FRIEDRICH  WIESELER, 


gen  der  Inschrift  wohl  zunächst  denkt,  so  ist  die  Darstellung  sowohl  wegen  der  (al- 
lerdings auch  sonst  vorkommenden,  tgl.  Text  zu  Denkm  d.  a.  Kunst  Bd.  I,  n.  209», 
S.  69)  Lanze,  als  auch  wegen  der  Art  und  Weise,  wie  die  Schlange  angebracht  ist, 
beachtenswert!).  Schliesslich  seien  nur  noch  zwei  vortrefflich  ausgeführte  Cameen 
erwähnt  Der  eine  zeigt  den  sehr  erhobenen  Kopf  eines  bärtigen  Mannes,  wie  So- 
krates,  gräulich  auf  schwarzer  Unterlage;  der  andere  Aphrodite  gelagert,  von  Eros 
bekränzt;  von  der  Linken  des  Beschauers  her,  nach  welcher  Richtung  hin  die  Göttin 
gelagert  ist,  fliegen  zwei  Tauben  auf  diese  zu.  Das  Werk,  in  einer  weissen  Schiebt 
auf  Achat  so  ausgeführt,  dass  man  an  Praxitelische  Kunstweise  erinnert  wird,  stammt 
aus  Tripolitza.  —  Von  der  grossen  Anzahl  von  Statuetten,  Gerätben,  Gelassen  aus 
gebranntem  Thon  kann  nur  Einiges  erwähnt  werden.  Hinsichtlich  der  beträchtlichen 
Reihe  von  Amphorenhenkeln  sei  nur  bemerkt,  dass  diese  in  A.  Dumont's  Inscr.  ceram. 
nicht  berücksichtigt  sind,  da  der  Besitzer  selbst  Bie  zu  behandeln  gedenkt.  Ein 
schönes  Rundwerk  zeigt  Aphrodite  auf  dem  Schwan.  Ueber  einige  Thonlampen  mit 
Namensinschriften  und  bildlichen  Darstellungen  habe  ich  kürzlich  in  den  Nachrichten 
von  d.  K.  Soc.  d.  Wiss.  zu  Göttingen  1874.  S.  7  fg.  Notizen  veröffentlicht.  Weiter 
giebt's  sehr  interessante  Tbonreliefs  von  Melos  (eins  schon  vorlängst  bekannt  gemacht 
in  Mon.  d.  Inst.  arch.  VI,  5,  1,  mit  Erkl.  von  Conze  Ann.  Vol.  XXXIII,  p.  320  fg.) 
und  aus  Anika.  Unter  den  meist  fragmentirten  Reliefvasen  ohne  Bemalung  bemerkt 
man  ein  der  Mitte  einer  Schale  angehörendes  Bruchstück  mit  dem  Kopfe  des  Euripides, 
ähnlich  dem  von  Welcker  A.  Denkm.  I,  Tai.  VH  herausgegebenen.  Auf  einer  mit 
weissen  Reliefs  versehenen  bemalten  Vase  ist  Europa  mit  dem  Stier  dargestellt  (ein 
Gegenstand  der  auch  sonst  in  Athenischen  Sammlungen  vorkommt,  ausser  den  von 
0.  Jahn  »Die  Entführung  der  Europa  auf  nnt.  Kunstwerken«  Wien  1870,  S.  15,  45, 
47  (vgl.  Taf.  IV.  b)  aufgeführten  z.  B.  in  einem  wohlerhaltenen  Terracottarund- 
werke  bei  dem  Kunsthändler  NostrakiB.  An  bemalten  Vasen,  von  denen  A.  Michaelis 
im  Arch.  Anz.  1861,  S.  202*  nur  ein  paar  zu  signalisircn  hatte,  ist  jetzt  gar  manches 
Beaebtenswerthe  verbanden.  Die  wichtigtigste  der  von  Michaelis  berührten  Vasen 
ist  von  dem  Besitzer  selbst  in  den  Ann.  d.  Inst.  Vol.  XXXIV,  t.  A  herausgegeben 
und  in  dem  Aufsatze  sopra  un  vasetto  Corinzio  con  iscrizioni  d'un  carattere  antichis- 
simo,  p.  46  fg.  besprochen.  In  besonders  schönen  Exemplaren  kommen  Attische 
weisse  Lekythoi  vor.  Hervorzuheben  namentlich  eine  mit  Malerei:  Charon,  jugend- 
licher als  sonst  und  mit  sehr  geringem  Bartwuchs,  der  wie  verliebt  lüstern  nach  ei- 
nem weiblichen  Eidolon  hinschaut,  und  eine  andere,  auf  welcher  man  eine  junge 
Frau  mit  Schmetterlingsflügeln  mit  dem  xavovv  zur  Darbringung  des  Opfers  bei  einer 
Stele  erblickt.  Diese  Darstellung  ist,  wenn  die  Schmetterlingsflügel  wirklich  antik 
6ein  sollten,  wie  der  kundige  Besitzer  annimmt,  so  Singular,  dass  ich  wenigstens 
damit  nicht  fertig  zu  werden  weiss.    Ganz  abgesehen  davon,  dass  diese  bemalte 


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Vase  die  erste  sein  würde,  auf  welcher  ein  Weib  mit  Schmetterlingsflügeln  vorkäme 
—  ein  anderes  in  Italien  zu  Tage  gekommenes  Vasenbild,  auf  welchem  Psyche  dar- 
gestellt ist,  beruht  auf  moderner  Fälschung  — ,  so  kennen  wir  vielleicht  ein 
Beispiel  eines  als  Psyche  mit  Schmetterlingsflügeln  dargestellten  Eidolon,  dem  ein 
Todtenopfer  dargebracht  wird  —  nämlich  den  mehrfach,  unter  Anderem  auch  bei 
Guigniaut  Relig.  de  l'Antiq.  pl.  CCXLVIII  bis,  n.  822  abgebildeten,  von  Tölken  »Erkl. 
Verzeichn.«,  Kl.  IV,  n.  318  beschriebenen  geschn.  Stein,  über  den  jedoch  0.  Jahn 
Arch.  Beitr.  S.  141  fg.  anders  urtheüt  — ,  aber  eine  am  Grabe  selbst  opfernde  Psyche 
wäre  etwas  ganz  Seltsames.  Dazu  kommen  mehrere  sehr  schöne  Vasen  mit  gelbli- 
chen oder  meist  rötblichen  Figuren  auf  schwarzem  Grunde,  welche  zu  den  ansehn- 
lichsten Attischen  Gefässen  dieser  Art  gehören.  Die  figurenreiebste  stellt  den  Dio- 
nysos als  Sieger  dar ;  die  grösste  einen  Amazonenkampf  (das  Ross  der  einen  Amazone 
ist  weiss).  Vortrefflich  an  Zeichnung  und  Firniss  ist  eine  -Olpe«  mit  einem  Henkel 
oben:  Jüngling  mit  zwei  Speeren,  vor  ihm  sitzendes  Mädchen  mit  Kranz  in  der  einen 
Hand.  Sehr  eigentümlich  ist  ein  Gefäss  mit  Lehmfarbenauftrag,  dessen  Darstellung 
Gebhardt  so  notirt  hat:  »9  Frauen  in  einen  Mantel  gehüllt,  auf  der  Rückseite  7 
(weiss),  Männer  sich  an  Ornamente  lehnend.«  üeber  Anderes  anderswo I  Wir 
erwähnen  nur  noch  als  merkwürdig:  Holzschnitzereien  mit  Vergoldung  und  Gold- 
streifen mit  cingepressten  Figuren  aus  Gräbern. 

20)  Ich  kannte  die  seitdem  mehrfach  besprochene,  in  Schliemann's  Atlas  Troja- 
nischer Altertbümer  Taf.  30  u.  31  photographirt  herausgegebene  und,  wie  ich  ver- 
nehme, selbst  in  Deutschland  (Rostock)  in  einem  Abgüsse  vorhandene  Mctope  nur  aus 
der  nach  einer  unzulänglichen  Photographie  gegebenen  Abbildung  und  der  Besprechung 
in  der  Arch.  Ztg.  N.  F.,  V,  Taf.  64  u.  S.  56  fg.,  und  notirte  mir  in  Beziehung  auf 
diese  Folgendes:  »Das  Gesiebt  des  Helios  etwas  schmal  und  länglich,  nicht  rundlich, 
wie  nach  der  Photogr.;  Ausdruck:  Stolz,  Kühnheit,  Kraft,  Unterstirn  über  der  Nase 
vorspringend,  wie  bei  dem  Apollo  vom  Belvedere,  Arm  muskulös,  Hand  durchaus  nicht 
weichlich ;  Rosse  besonders  herrlich  (unten  drei  Vorsprünge,  an  denen  die  Füsse  haf- 
teten).« Von  den  übrigen  auf  Hissarlik  bis  dahin  ausgegrabenen  Alterthümem  hatte 
ich  nur  Gelegenheit  die  jetzt  veröffentlichten  Photographien  zu  sehen.  Der  famose 
Goldfund  war  noch  nicht  gemacht.  —  Die  in  einem  Schranke  aufgestellten  Al- 
tertbümer, welche  ich  innerhalb  des  Wohnhauses  zu  Gesicht  bekam,  sind  durchweg 
von  geringeren  Dimensionen  und  stammen'  zumeist  aus  den  von  Schliemann  in  einem 
eigenen  Buche  beschriebenen  Ausgrabungen  auf  den  Ionischen  Inseln,  namentlich 
auf  Ithaka. 

21)  Die  Sammlung  Komnos  enthält  mehreres  Auserlesene.  Die  Terracotten,  von 
denen  dieses  ganz  besonders  gilt  und  die  auch  numerisch  den  ersten  Platz  einneh- 
men, sind,  soweit  sie  damals  vorhanden  waren,  von  Kekulö  beschrieben  im  Bnllett 


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102  FRIEDRICH  WIESELER, 

d.  Inst.  arch.  1868,  p.  50  fg.  AU  neu  überraschte  mich  ganz  besonders  die  Statuette 
eines  Schauspielers  der  ält«ren  Komödie,  da8  am  besten  ausgeführte  Stück  dieser 
Gattung  von  Bildwerken,  welches  mir  in  Athen  vor  Augen  kam.  Anderes,  auch  von 
den  bemalten  Vasen,  ist  anderswo  gelegentlich  beschrieben,  Einiges  auch  durch  den 
Grabstichel  bekannt  gemacht,  in  Ch.  Bigofs  Aulsatze  Les  lampes  en  terre  cuite  du 
mus.  de  la  soc.  arch.  d'Athcnes,  welcher  sich  in  dem,  wie  es  scheint,  aufgegebenen 
Bulletin  de  l'ecole  Fr.  d'Athdnes,  1869,  p.  33  fg.  findet,  von  Förster  in  den  Ann. 
d.  Inst.  XLII .  1870,  tav.  d'agg.  H,  von  Conzc  Mon.  ined.  d.  Inst.  arch.  Vol.  VII, 
tav.  LVII,  2  (vergl.  Zeitschr.  für  Oesterreich.  Gyninas.  XXI,  1870,  S.  879),  von  Rhuso- 
pulos  in  der  Wß*.  Ifffk  1862,  S.  25,  n.  2  und  Taf.  Z,  n.  45  (eine  Thoniampej,  von 
0.  Jahn  »Europa«  Taf.  III,  b  (Bruchstück  eines  Thonreliefs  von  Kreta  mit  Europa 
auf  dem  Stiere),  von  R.  Schöne  in  dem  Werke  über  Griech.  Reliefs  n.  135  (Thonfigur 
von  Santorino,  vgl.  Kekule  a.  a.  0.  S.  56,  n.  28)  und  n.  137  (ein  ebenfalls  schon 
von  Kekulö  S.  50,  n.  2  beschriebenes  Relicfbruchstück  anderer  Art),  von  Förster  im 
Bull.  d.  Inst.  1870,  p.  70  (Alabastron  Korintb.  Stils  mit  einer  Sirene),  im  Heyde- 
mann'schen  Vasenwerke  Taf.  IV,  no.  3  (Pyxis),  Taf.  VI,  nr.  2  (Lekythos).  Von  zwei 
Stücken,  wie  man  sie  in  den  Privatsammlungen  Athens  seltener  findet,  einem  Me- 
dusenhaupt aus  Marmor  und  einem  (schon  von  Kekulö  a.  a.  0.  S.  59  fg.,  n.  40,  ver- 
zeichneten) Mosaik  aus  Hypata  mit  den  Grazien,  besitzt  R.  Gaedechens  zum  Behuf 
baldiger  Herausgabe  Zeichnungen.  Von  den  Münzen  und  Bleien  des  Herrn  Komnos 
(Rev.  num.  Fr.  1865,  p.  160  und  pl.  VII,  31)  habe  ich  nichts  gesehen. 

22)  Die  kleine,  aber  sehr  bcachtenswerthe ,  aus  der  Todtenstadt  der  Aexoneer 
stammende  Sammlung  des  Admirals  Sotiriadis  hat  schon  E.  CurtiuB  mit  einigen 
Worten  berührt  (Pr.  Jahrb.  a.  a.  0.  S.  18),  und  so  eben  ausführlicher  Stark  a.  a.O. 
S.  353  u.  403.  Seit  beider  Aufenthalt  in  Athen  ist  qualitativ  Bedeutendes  hinzu- 
gekommen. Der  Intaglio  mit  der  nicht  verkehrt  eingegrabenen  Inschrift  l^^«Äy°Z, 
von  welchem  ich  schon  während  meines  Aufenthalts  in  St.  Petersburg  im  J.  1867 
Kunde  erhielt  (s.  Gött  gel.  Anz.  1869,  S.  2076)  und  der  Compte  rendu  de  la  comm. 
imp.  arch.  p.  1867,  pl.  I,  n.  12  eine  Abbildung  bringt,  ist  wohl  das  wichtigste  Werk 
seiner  Art  in  Athen.  Die  Ausführung  ist  ausserordentlich  fein  und  sorgfältig:  selbst 
die  unteren  Augenwimpern  sind  angegeben.  Dass  der  Steinschneider  derselbe  Dexa- 
menos  ist,  welcher  sich  auf  den  in  Petersburg  befindlichen  Steinen  als  Chier  bezeich- 
net hat,  erhellt  nach  Treu's  Bemerkung  auch  aus  der  Wahlverwandtschaft,  in  wel- 
cher die  Ausführung  der  Haare  an  dem  menschlichen  Kopf  des  in  Attika  gefundenen 
Steins  zu  den  Federn  der  Vögel  auf  den  aus  der  Krimm  stammenden  Exemplaren 
steht.  Der  Kopf  ist  ohne  Zweifel  ein  Porträt,  aber  ein  sehr  eigentümliches.  Von 
der  humoristischen  Darstellung  der  Pyxis,  welche  Curtius  bewunderte,  bat  Stark 
sich  eine  Zeichnung  nehmen  lassen,  die  wohl  bald  veröffentlicht  werden  wird.  Sehr 


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ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  103 

viel  bedeutender  ist  ein  später  hinzugekommenes  Thongefäss,  über  welches  ich  kürz- 
lich in  den  Nachrichten  der  Gott.  Soc.  d.  Wissensch.  1874,  S.  98  mit  Benutzung  der 
Gebhardt'schen  Beschreibung  Mittheilung  gemacht  habe.  Auch  ein  schon  von  Stark 
vorgefundenes  Gefäss  gehört  zu  den  besseren  Stücken  seiner  Art.  Gebhardt  notirte 
es  mit  folgenden  Worten :  »Pyxis  mit  Deckel ,  auf  dem  3  fliegende  Eroten ,  zwischen 
welchen  je  eine  Ranke.  Unten  Parisurthcil.  Hermes  bärtig,  Petasus  im  Nacken,  Caduceus 
in  der  Linken,  bekleidet  mit  Chiton  und  Cblamys,  steht  vor  Paris,  der  stehend  in  der 
Rechten  einen  Stab  aufstützt,  in  der  Linken  die  Lyra  bat.  Bekleidet  mit  dem  Hima- 
tion  blickt  er  nach  links,  während  Hermes  nach  rechts  blickt  Hinter  Paris  ihm 
zugewandt  nach  links  blickend  Athene  mit  der  Lanze  in  der  Linken ,  in  der  vorge- 
streckten Rechten  hält  sie  den  Helm.  Dann  abgewandt,  nach  rechts  schwebend  und 
blickend,  Nike  mit  ausgestreckten  Armen,  zwischen  den  Händen  eine  Binde  haltend, 
in  deren  Mitte  Buckel  mit  Goldspur.  Nach  rechts  blickend,  der  Ni  ke  zugewandt  steht 
Hera  mit  einen»  Stephanos,  der  ganz  wie  eine  Mauerkrone  aussieht,  in  der  Linken 
hält  sie  schräg  ein  Lilienscepter ,  in  der  vorgestreckten  Rechten  eine  (vergoldete) 
Frucht.  Dann  Venus,  von  ihr  abgewandt,  nur  Binde,  Haar  wie  bei  Hera  lang 
herabhängend,  zu  Hermes  schreitend,  sich  nicht  umblickend.  Nike  ist  vollständig  mit 
Chiton  und  Himation  brklcidet,  Haube,  in  den  Händen  der  beiden  vorgestreckten  Arme 
hält  sie  2  Früchte  (Gold-Buckeln),  eine  zwischen  Daumen  und  Zeigefinger.  Rothfigurig«. 
(Ein  ganz  besonders  interessantes,  auf  das  Urtbeil  des  Paris  bezügliches  Attisches 
Vasenbild  auf  einem  Deckel ,  der  jüngst  in  das  Kopenhagener  Antikenmuseum  über- 
gegangen ist,  Hera  auf  einem  Wagen  mit  vier  Rossen,  Pallas  auf  einem  mit  zwei 
Schlangen  bespannten,  Aphrodite  auf  einem  vor.  zwei  Eroten  gezogenen,  von  Hermes 
vor  Paris  geführt,  darstellend,  hat  so  eben  Ussing  in  »Blustreret  Tidende«  n.  7-10 
bekannt  gemacht).  Von  geringerem  Belang,  obwohl  ganz  hübsch,  ist  das  von  Geb- 
hardt so  verzeichnete  Stück:  »Alabastron.  6".  Guter  schwarzer  Firniss,  2  weibliche 
Figuren,  deren  Extremitäten  weiss  sind,  Haar  und  Bekleidung  gelb,  roth  die  Ohr- 
ringe, Binde  im  Haar  und  Faltenenden  des  Gewandes,  Gewandlinien  schwarze.  Au- 
sserdem fand  ich  bei  Herrn  Sotiriadis  ein  paar  interessante  Stücke  aus  Bronze: 
ein  Geräth  mit  einer  eingravirten  Nike  und  eine  kniende  bärtige  geflügelte  Figur 
en  ronde  bosse  mit  recht  edlem  Kopf,  der  an  Zeus  oder  Dionysos  erinnert,  beide 
Anne,  an  denen  die  Hände  fehlen,  in  die  Höhe  haltend  (auch  wohl  von  einem  Ge- 
räthe.)  Das  erstgenannte  Stück  wird  nebst  einem  anderen  ähnlichen  mit  derselben 
Darstellung  eines  geflügelten  Weibes,  welches  mir  nicht  zu  Gesicht  gekommen  ist, 
von  Mylonas  W«?r.  Ipjph  1873,  S.  442,  Col.  2,  für  einen  gravirten  Spiegel  gehalten. 
Unter  den  wenigen  Marraorwerken  ist  das  beste  Stück  eine  Statue  der  Hygieia  unter 
Lebensgrösse  (etwa  21  t')  mit  der  Schlange,  welche  von  der  linken  Achsel  herabhängt; 
der  Kopf  der  Göttin  ist  aufgesetzt ;  ihr  rechter  Arm ,  mit  welchem  sie  das  Thier 


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FRIEDRICH  WIESELER, 


futterte,  fehlt  Vermutblich  das  von  Pervanoglu  Arch.  Anz.  1866,  S.  172  fg.  be- 
schriebene Werk,  Eine  andere  weibliche  Gewandfigur  unter  Lebensgrösse  mit  auf- 
gesetztem Kopfe  entzieht  sich  der  genaueren  Deutung. 

23)  Dass  es  in  und  bei  den  Häusern  zu  Athen  schon  vor  Alters  zusammenge- 
brachte Antikenvorräthe  giebt,  welche  bis  in  die  letzten  Zeiten  so  gut  wie  unbekannt 
geblieben  sind,  zeigt  nicht  bloss  das  über  die  Finlay'schen  Marmore  oben  S.  71  und 
Anm.  17  Mitgetheiltc,  sondern  auch  das,  was  wir  so  eben  durch  Stark  »Gr.  Or.c  8. 
307  u.  S.  396  fg.  über  die  Marmore  im  Hofe  des  Hauses  Paparrigopulos  nahe  an 
der  Südostecke  der  Akropolis  hören.  Ich  finde  dieselben  von  früheren  Schriftstellern 
gar  nicht  erwähnt,  selbst  nicht  von  Pervanoglu  in  der  Schrift  über  die  Grabsteine. 
Erst  kürzlich  hat  Kumanudis,  yAvt.  imy$.  imt.  n.  871,  die  Inschrift  einer  Grabstele 
bekannt  gemacht  Dagegen  treffe  ich  einige  kleinere  Stücke  anderer  Gattung  der 
Kunstübung  als  im  Besitz  des  Russ.  Consuls  Paparrigopulos  befindlich  schon  vor  mehr 
als  zehn  Jahren  gelegentlich  signalisirt  und  selbst  abbildlich  mitgetheilt,  vgl.  z.  B. 
Rhusopulos  *Aq%-  1862>  P-  37>  und  1863  p.  302  und  niy.  ME,  op.  1  (Bleiplatte 
aus  Aegina,  in  die  Kategorie  der  Abraxas  gehörend).  Von  einer  Sammlung  dieser 
Art  erwähnt  Stark  gar  nichts.  Sollte  sie  ganz  veräussert  sein?  Andererseits  fehlt 
es  auch  nicht  an  beachtenswerthen  Kunstwerken  im  Besitze  Griechischer  Hauseigen- 
tümer über  die  uns  schon  vorliingst  Kunde  zugekommen  ist  die  aber  jetzt  in  Athen 
selbst  so  gut  wie  vergessen  sind,  ohne  dass  von  ihrem  Export  etwas  bekannt  ge- 
worden wäre.  Ich  erinnere  z.  B.  an  jenen  von  Stephani  1843  in  domo  Demetrii 
Graeci  cujusdam  gesehenen  und  gezeichneten  Löwen ,  qui  ad  meliores  omnium  ex 
antiquitate  ad  nostram  aetatem  servatorum  leonum  pertinet  (Tit  Gr.  P.  HI,  p.  28 
und  tab.  II) ,  nebenbei  etwa  auch  an  jenes  Hekateion ,  welches  derselbe  Gelehrte  im 
Besitz  eines  Griechen  Dokos  vorfand  (Ausr.  Heracles  S.  253,  n.  8  u.  Taf.  V,  n.  1. 
2.  3.)  Wiederholt  sind  in  archäologischen  Werken  neuerer  und  neuester  Zeit  antike 
Bildwerke  als  in  Privathäusern  oder  Privatoammlungen  vorhanden  bezeichnet  und 
auch  beschrieben  ohne  Angabe  des  Namens  der  Besitzer,  im  günstigsten  Falle  mit 
ungefährer  Andeutung  der  Lage  des  betreffenden  Hauses.  Man  vergleiche,  um  nur 
irgendwie  bcachtenswerthe  Steinsculpturen  zu  berücksichtigen,  Pervanoglu's  oben  er- 
wähnte Schrift  S.  15,  Anm.  1,  S.  28,  S.  69,  n.  78  (eine  Grabvase,  auf  welcher  aus- 
nahmsweise zwischen  Mündung  und  Henkel  kleine  Figuren  in  Relief  vorkommen),  S. 
78  (der  Grabstein  mit  Orpheus  aus  Aegina,  über  welchen  ausführlicher  die  Rede  ist 
im  Bull.  d.  Inst  arch.  1860,  p.  57).  Ich  habe  durch  Conjectur  nur  herausbringen 
können,  wer  der  Besitzer  des  an  vorletzter  Stelle  aufgeführten  Stückes  sei,  nämlich 
Hr.  Kosonakis,  von  dem  unten  die  Rede  sein  wird.  Durch  Conze  in  Leutsch's  Philo!. 
1857,  S.  560  hören  wir  dass  auf  einem  Relief  über  einer  Hausthür  der  Altstadt  von 
Athen  ein  Rind,  mit  gehobenem  rechten  Fuss  nach  links  über  einen  Fisch  schreitend, 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  105 


wie  auf  Münzen  von  Byzanz,  zu  sehen  sei.  Vielleicht  könnte  eine  genauere ,  nach 
Aushebung  der  Platte  zu  veranstaltende  Untersuchung  weitere  Aufschlüsse  über  das 
immerhin  interessant«  Werk  bringen.  So  verhielt  es  sich  hinsichtlich  der  wichtigen 
Reliefs,  welche  C.  von  Lützow  im  Herbste  1867  bei  einem  Particulier  in  der  Strasse 
des  Museums  eingemauert  fand.  Nachdem  dieselben  ausgehoben  waren,  ergaben  sie 
sich  als  jenes  Werk,  dessen  Abbildung  und  Beschreibung  die  Ann.  d.  Inst.  Vol.  XLI, 
tav.  d'agg.  IK  u.  p.  253  bringen  und  von  dem  jetzt  auch  Gypsabgüsse  (einer  hier 
in  Göttingen)  vorhanden  sind.  Endlich  erwähnt  Matz  in  der  Arch.  Ztg.  1872,  S.  16, 
Anm.  47 ,  III ,  1  einen  Sarkophag  im  Hofe  eines  Hauses  der  Universität  gegenüber. 
Denjenigen,  welche  Athen  zum  Zwecke  archäologischer  Forschungen  besuchen,  wird 
noch  mehr  daran  liegen,  Namen  und  Wohnung  der  Besitzer  von  Alterthumsübcrresten 
als  diese  durch  Beschreibungen  kennen  zu  lernen.  Wie  das  Haus  Paparrigopulos, 
so  enthält  auch  das  Finlay'sche  vermutlich  noch  jetzt  eine  Sammlung  kleinerer  Al- 
terthümer.  und  allem  Anschein  nach  eine  grössere  als  jenes.  Sehen  wir  doch  als  in 
Finlay's  Besitz  gelegentlich  erwähnt:  bleierne  Schleudergeschosse  im  J.  1862,  von  W. 
Vischer  Ant.  Schleudergesch.,  Basel  1866,  S.  13;  bleierne  Gewichtstücke,  vor  1865, 
von  Schillbach  Ann.  d.  Inst  arch.  XXXVII,  p.  194;  eine  unlängst  angekaufte  Vase, 
im  Arch.  Anz.  1866,  S.  173*;  allerhand  vorhistorischen  Steinsachen,  in  der  Rev.  arch. 
N.  S.XV,  p.  457  fg. ;  ein  mvümov,  ebda  XVH,  p.  145;  Stempel  an  Thongefässen,  von 
Duuiont  Inscr.  c<'r..  p.  6;  und  wenn  wir  bezüglich  der  letzten  zugleich  erfahren,  dass  sie 
an  die  Sammlung  im  Varvakion  abgetreten  seien,  so  ist  es  kaum  glaublich,  dass  Mr. 
Finlay  alles  bis  dahin  in  seinem  Hause  Befindliche  verüussert  habe.  Sollte  er  nicht 
auch  noch  im  Besitze  jenes  wichtigen  aus  Aegina  stammenden,  schon  im  Bull.  d. 
Inst.  arch.  1840,  p.  .140  erwähnten  Scarabäus  sein,  der  mit  der  Aufschrift  KQtovtida 
ipt  versehen,  aber  ohne  andere  bildliche  Darstellung  als  die  vertiefte  eines  Käfers 
mit  ausgebreiteten  Flügeln  sein  soll  (was  Stephani  zu  Köhler's  »Ges.  Schriften«  IV, 
2,  8. 120,  Anm.  1,  mit  Recht  bei  einem  Scarabäus  für  ganz  singulär  hält)?  —  Unter 
den  Antikenvorräthen  von  Privaten,  deren  Name  und  ungefährer  Besitzstand  mir  be- 
kannt geworden  ist,  ohne  dass  ich  selbst  Gelegenheit  gehabt  hätte  diesen  zu  Gesicht 
zu  bekommen,  erwähne  ich  zunächst  einige  meist  erst  in  neuerer  Zeit  zusammenge- 
brachte, welche  mehr  oder  weniger  den  Namen  von  Sammlungen  verdienen.  Dahin 
gehören,  abgesehen  von  der  schon  oben  Anm.  18,  S.  95  fg.,  besprochenen  neu  hinzuge- 
kommenen Abtheilung  von  bemalten  Vasen  und  Terracotten  des  Russ.  Gesandten,  der 
Besitz  der  Französischen  »Schule  von  Athen,«  welcher  wohl  noch  mehr  umfasst  als 
die  von  Burnouf  in  der  Rev.  des  deux  mondes  vom  1.  Januar  1874,  vgl.  Augsb. 
Allg.  Ztg.,  1874  Beil.  z.  n.  8,  als  besonders  wichtig  bezeichneten  Alterthümer  von 
Santorin;  die  Sammlung  des  Türkischen  Gesandten  Photiadis  Bei,  aus  welcher  von 
Benndorf  »Griech.  u.  Sic.  Vasenbild.«  I,  Taf.  I  der  höchst  interessante  Pinax  und 
Iiiist. -phil  Classc.    XIX.  O 


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10G 


FRIEDRICH  WIESELER, 


im  Heydemann'schen  Vasen  werke  Taf.  1,  3  und  VII,  2  zwei  Stücke  bekannt  gemacht 
sind,  ferner  eine  tablette  judiciaire  im  Bull,  de  l'ecole  Fr.  1868,  p.  27  fg.  besprochen  ist, 
60  wie  ein  interessantes  Relief  aus  gebranntem  Thon,  auf  welchem  Perseus  mit  der 
Keule  dargestellt  ist  (ob  als  solarischem  Attribut?),  von  Matz  im  Bull.  d.  Inst.  arch. 
1870,  p.  34;  dann  die  Sammlung  des  Redactcurs  des  Aion,  Philimon,  besonders  in 
bemalten  Vasen  (darunter  eine  Schale  mit  Perseus  und  den  Nymphen,  von  welcher 
Gaedechens  eine  Zeichnung  besitzt),  Thonlampen  und  Terracotten,  (deren  einige  von 
Ch.  Bigot  a.  a.  0.  verzeichnet  werden)  bestehend,  vgl.  jetzt  besonders  Stark  »Gr.  Cr.« 
S.  353  u.  S.  403  fg.;  ferner  die  Samml.  Vassos  (deren  durch"Matz  Bullett.  d.  Inst, 
arch.  1870,  p.  11  Erwähnung  geschieht,  dann  auch  durch  Schöne  in  den  Gr.  Rel., 
S.  64  fg.,  welcher  einige  »Melische  Thonreliefs«  aus  ihr  publicirt  hat);  weiter  die 
Samml.  Postolaka,  über  deren  Vasenbestand  schon  A.  Michaelis  in  dem  Arch.  Anz. 
1861  S.  201*  fg.  Bericht  erstattet  hat,  vgl.  auch  Arch.  Anz.  1864,  S.  234*,  und 
deren  Gewichtstücke  Schillbach  Ann.  d.  Inst.  arch.  XXXVII,  1865,  p.  194  fg.  auf- 
führt. Ob  die  Mumx)  ovXXory  r>5  dix^ogow  laqtnoXov,  welche  RhusopuloB  *Afx- 
i<py*.  1862,  p.  37  zu  niN.  0,  AP.  6  erwähnt,  noch  jetzt  besteht,  weiss  ich  nicht 
Wohl  aber  gilt  dieses  von  der  ftiMfd ,  dXX'  wQaia  avXXoy^  toü  nqtitfv  InovQyov  i<Lv 
ixxXtpsiaQuxÜtv  K.  Avyt(>n>ov,  von  welcher  Mylonas  im  A&yvatov  von  1872,  p.  176, 
A.  1  spricht.  Unter  den  Münzsammlungen  verdienen  die  unseres  Landsmanns  Prof. 
von  Heldreich  und  die  des  Herrn  Alexander  Sutzos  besondere  Erwähnung.  In  der 
letzteren  befindet  sich  nach  A.  Postolaka  KatuL  tmv  aqx-  vo/M<r/i.  uöv  vijouv  K$q- 
nvQac,  Asvxadoi  u.  s.  w.  S.  73  fg.,  zu  n.  756,  ein  höchst  interessantes  Stück,  näm- 
lich eine  Replik  der  von  Mionnet  Oescr.  de  med.,  Suppl.  III,  p.  418,  n.  4  und  pl. 
XIH,  n.  5  beschriebenen  und  abbildlich  mitgetheilten  und  nach  Pouqueville's  Vor- 
gang den  Celtae  Aidonites  in  Thesprotien  zugewiesenen  Bronzemünze  mit  der  x$<paX^ 
JrjftipQos  ävuenöf,  <ttä%vo*  nt^ßlr^iw,  auf  dem  Avers  und  der  Aufschrift  EAEAI, 

* 

xvxlonQüi  ävw&tv  KtQßiftov,  auf  dem  Revers.  Dieselbe  Aufschrift  findet  sich  auf 
einem  Paar  kleinerer  Münzen  mit  abweichenden  Typen,  welche  jetzt  der  Sammlung 
in  der  Nationalbibliothek  gehören.  Sie  ist  zu  lesen  EXeatuv.  Die  betreffenden 
Münzen  sind  der  in  dem  EXcuäus  genannten  Theile  von  Thesprotien  (Thucyd.  I,  98) 
an  dem  jetzigen  Hafen  QavÖQt  (Bursian  Geogr.  von  Griechenland  I,  S.  28  fg.)  bele- 
genen Ortschaft  'EXia  oder  'EXata  zuzuschreiben,  welchem  Hafen  bei  Skylax  30  der 
Name  'EXia  —  denn  so  ist  mit  Bloomfield  für  das  verderbte  'EXtö  des  Codex  zu 
schreiben  —  gegeben  wird,  während  er  bei  Ptolemäos  IH,  14,  5  'EXaLa(  Xtpijv 
heisst.  —  Andere  Alterthümer  geringerer  Dimensionen  anlangend,  so  hören  wir  durch 
Dumont  Inscr.  cer.  p.  6,  dass  Herr  Nicolai'dis  eine  Sammlung  von  Stempeln  an  Ge- 
fässen  besitzt,  200  wohlerhaltene  Stücke.  —  Gehen  wir  jetzt  zu  den  einzelnen  zer- 
streuten Alterthümern ,  deren  Besitzer  dem  Namen  nach  bekannt  sind,  über,  so  ist 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  107 


zuvörderst  auf  eine  Anzahl  von  sepulcralen  Sculpturen  aufmerksam  zu  machen.  Die 
meisten  sind  schon  seit  längerer  Zeit  bekannt.  Dahin  gehören  der  Sarkophag  im 
Garten  Sutzos  an  dem  Wege  nach  Acharnae,  welcher  zuerst  von  Bursian  (Arch.  Ztg. 
1855,  S.  112*  fg.)  behandelt,  dann  von  Pervanoglu  »Gräbst,  d.  a.  Gr.c  S.  76  fg.  und 
noch  jüngst  von  Matz  (Arch.  Ztg.  1872,  S.  16,  17,  18)  berücksichtigt  ist,  und  die 
beiden  im  Hause  Spiro-Mylios  an  der  Stadionstrasse  befindlichen  Sarkophage,  welcho 
zuerst  Bursian  im  Arch.  Anz.  1854,  S.  475  fg.,  dann  Pervanoglu  a.  a.  0.  S.  45,  n. 
3  u.  S.  75  fg.,  n.  4  beschrieben,  und  deren  einen  Conze  in  der  Arch.  Ztg.  1869, 
Taf.  19  u.  20  herausgegeben  und  S.  50  fg.  besprochen  hat;  vgl.  auch  Matz  a.  a.  O. 
S.  15,  A.  33,  u.  29.  AU  die  schönste  Grabvase  von  Marmor  gilt  die  schon  oben 
berührte  im  Hofe  eines  Herrn  Kosonakis  befindliche,  welche  auch  in  weiteren  Kreisen 
durch  die  von  E.  Curtius  besorgte  Herausgabe  in  der  Arch.  Ztg.  1864,  Taf.  CLXXIII, 
L  2  bekannt  geworden  ist.  Die  zweitachönste  besitzt  Hr.  Kostis,  wie  mir  Rhuso- 
pulos  mündlich  mittheilte  und  schon  Conze  nach  einem  Bericht  desselben  in  dem 
Arch.  Anz.  1866,  S.  185*  bemerkt  hat.  Eine  andere  interessante  Marmorvase  im 
Besitz  des  Directors  Schmidt  lernen  wir  gelegentlich  durch  0.  Lüders  in  der  Arch. 
Ztg.  1873,  S.  56,  Anm.  kennen.  Eine  hübsche  Grabstele  mit  Mutter  und  Sohn 
(MÜAIJOZ  ANTI0ANHS)  liess  K.  0.  Müller,  wie  ich  aus  dessen  mir  vorliegendem 
Nacblass  sehe,  im  Hause  des  Besitzers,  des  damaligen  Hofmarschalls,  jetzigen  Gene- 
rals, Sutzos  zeichnen.  Das  Haus  Kostis  enthielt  seit  1858  und  enthält  vermuthlich 
noch  jetzt  auch  andere  durch  Ausgrabungen  an  Ort  und  Stelle  zu  Tage  geförderte 
Alterthümer,  unter  denen  ausdrücklich  eine  Grabstele  (Bull.  d.  Inst.  arch.  1860,  p. 
96,  n.  5)  und  ein  schönes  mit  Vergoldung  in  der  Malerei  versehenes  Thongefäss 
(Arch.  Anz.  1866,  S.  185*)  erwähnt  werden.  Ob  der  Deutsche  Buchhändler  Wilberg 
ausser  der  angeblich  in  einem  Grabe  bei  Phaleron  gefundenen  Hydria  plumper  Form 
mit  eingekratzten  drei  Delphinen  und  ebenfalls  eingekratzten  Inschriften  (Postolaka 
in  der  Arch.  Ztg.  1864,  S.  233*,  b,  Heydemann  Vasen  S.  14)  noch  Anderes  besitzt, 
kann  ich  nicht  sagen;  viel  wird  es  nicht  sein,  da  unser  Landsmann,  welcher  mir 
so  manche  Gefälligkeit  während  meines  Aufenthalts  in  Athen  erwiesen  hat,  mich 
sicherlich  darauf  aufmerksam  gemacht  haben  würde.  Private  als  Besitzer  von  einzelnen 
Vasen  im  J.  1860  sind  von  Michaelis  Arch.  Anz.  1861,  S.  202*  fg.,  (der  die  wich- 
tige alte  Korinthische  Vase  der  Frau  Koromiläs  in  den  Ann.  d.  Inst.  Vol.  XXXIV, 
tav.  B  abbildlich  mitgetheilt  und  p.  56  genauer  besprochen  hat),  als  Besitzer  von 
Gewichtstücken  (die  schwerlich  den  einzigen  Besitz  bilden)  von  Schillbach  in  Ann. 
d.  Inst.  arch.  XXXVU,  p.  163,  Anm.  aufgeführt.  Einige  Anticaglien  aus  Metall  im 
Besitze  eines  Dr.  Beretta  erwähnt  Rhusopulos  in  dem  Arch.  Anz.  1864,  S.  262*. 
Was  ist  aus  der  Sammlung  des  früheren  königlichen  Leibarztes  Röser  geworden,  der, 
wie  Preller  in  den  Ber.  d.  Sachs.  Ges.  d.  Wissensch.  1855,  S.  28  zu  Taf.  U,  n.  1  er- 

02 


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108 


FRIEDRICH  WIESELER, 


wähnt,  »manche  interessante  Reste  des  Alterthums  um  sich  versammelt  hat,«  und 
was  aus  der  Sammlung  Skene,  welche  J.  de  Witte  nach  der  Gaz.  d.  Beaux-Arts, 
A.  XXI,  1866,  p.  116  im  J.  1841  zu  Athen  Torfand? 

24)  Antiquitätenhändler  um  d.  J.  1865,  aufgeführt  von  Schillbach  a.  a.  0.  Dar- 
unter befindet  sich  noch  nicht  Hr.  Nostrakis,  welcher  jetzt  zu  den  betriebsamsten 
gehört.  Die  Läden  liegen  meist  an  der  Hermesstrasse,  nicht  so  auch  sämmtliche 
Magazine  der  Händler,  welche  zum  Theil  besonders  wichtige  Stücke  enthalten.  Der 
stattlichste  Laden  ist  der  alla  Minerva,  im  Besitz  von  Hrn.  Polychronopulos.  Ich 
fand,  als  ich  ihn  zum  ersten  Male  besuchte,  unter  manchen  anderen  nicht  übelen 
bemalten  Thongefässen  ein  besonders  ausgezeichnetes  Exemplar  dieser  Gattung  der 
Kunstübung  vor,  eine  in  Attika  gefundene  Amphora  von  aussergewöhnlich  bedeutenden 
Dimensionen  mit  sehr  wohl  ausgeführten  bildlichen  Darstellungen,  auf  der  Vorder- 
seite bakchischen  Inhalts  (Silen,  Krater  mit  Figur  daran,  Knabe  mit  Prochus,  gelagerter 
Dionysos ,  Mädchen  mit  Platte ,  worauf  Früchte) ,  auf  der  Hinterseite  drei  Mantelfi- 
guren. Man  forderte  von  mir  einen  Preis  von  tausend  Drachmen.  Als  ich  geraume 
Zeit  später  wiederkam,  war  die  Vase  verkauft.  Ich  fand  sie  denn  auch  in  einer 
Athenischen  Privatsammlung  wieder,  deren  Besitzer,  ein  Grieche,  sie  grade  um  den 
halben  Preis  erstanden  hatte.  Unter  den  Terracotten  waren  drei  jener  bekannten 
Melischen,  hinten  abgeplatteten :  eine  beflügelte  Frau  mit  Modius  schreitend ;  eine  Pe- 
nelope,  sitzend,  das  Gesicht  auf  den  Linkon  Arm  gestützt,  blauer  Spinnkorb  unter  dem 
Sessel,  ein  Eros  in  der  Gestalt  eines  langen  beflügelten  Jünglings,  mit  einem  Ka- 
ninchen auf  der  Rechten,  in  der  linken  einen  Korb  mit  Früchten  haltend.  Ganz 
ähnliche  Darstellungen  sind  anderswoher  bekannt  und  dadurch  das  Bedenken,  wenn 
auch  nicht  gänzlicher  Fälschung,  so  doch  partieller  Umarbeitung  wohl  gerechtfertigt 
Auch  an  Metallsachen  fehlte  es  nicht.  Unter  den  Werken  aus  Bronze  erregte  ein 
stattlicher,  recht  wohl  erhaltener  Hehn,  als  dessen  Fundort  Olympia  angegeben  wurde 
(woher  allerdings  besonders  viele  Helme  stammen,  auch  einige  der  in  Varvakion  be- 
findlichen), meine  besondere  Aufmerksamkeit.  Noch  etwas  Selteneres  war  das  Bruch- 
stück einer  Bleiplatte  (ob  zu  einem  Sarkophag  gehörend?)  mit  der  Darstellung  von 
Herakles  und  Hesione  in  roh  ausgeführtem  Relief,  welche  von  der  Insel  Rhodos  ge- 
kommen sein  soll.  Auch  Münzen  waren  vorhanden  und  selbst  einige  geschnittene 
Steine.  —  Dass  zu  Athen  in  der  Person  des  Herrn  Lambros  ein  Händler  mit  Münzen 
lebt,  der  zugleich  sehr  tüchtiger  Kenner  derselben  ist,  bedarf  für  Fachmänner  kaum 
der  Erwähnung.  —  Aus  dem  Gebiete  der  Arbeiten  in  Thon  traf  ich  in  einem  Ver- 
stecke so  ausgewählte  Stücke,  wie  ich  sie  kaum  sonst  während  meiner  ganzen  Reise 
gesehen  habe:  einige  Statuetten  von  ganz  bewunderungswürdiger  Feinheit  der  Aus- 
führung aus  Tanagra,  die,  wenn  sie,  was  zu  erwarten,  in  weiteren  Kreisen  bekannt 
werden,  zeigen  können,  wie  eminent  die  Virtuosität  der  Griechischen  Kunst  in  der 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  109 


Zeit  nach  Alexander  d.  Gr.  auch  in  diesen  Arbeiten  war  (seit  der  Zeit  da  Obiges 
geschrieben  wurde,  sind  wir  genauer  über  die  Tanagräischen  Terracotten,  wenn  auch 
nicht  grade  über  diese  im  Besonderen,  unterrichtet  worden,  s.  oben  Anm.  18,  S. 
95  fg.,  Rev.  arch.  Fr.  1873,  p.  333),  ferner  mehrere  Pinakes  aus  Gräbern  von  Athen, 
mit  trefflich  ausgeführten  schwarzen  Figuren  auf  röthlichem  Grunde  (unter  den  Fi- 
guren auch  einige  en  face),  ganz  ähnlich  jenen,  über  welche  im  Rcichsanzeiger  dieses 
Jahres  1873,  n.  68  die  Rede  ist,  vgl.  auch  Arch.  Ztg.  1873,  S.  70. 

25)  Schon  im  Jahre  1860  signalisirte  Ad.  Michaelis  in  der  Arch.  Ztg.  XVIII, 
S.  203*  die  Anbringung  moderner  Malerei  auf  einem  antiken  Gefässe,  und  zwar,  wie 
es  scheine,  nicht  ohne  Einfluss  unteritalischer  Vasen.  Zehn  Jahre  darauf  hat  über 
moderne  Bemalung  antiker  Vasen  in  Athen  Benndorf  gesprochen  in  den  Gotting, 
gel.  Anz.  1870,  S.  1546.  Derselbe  hat  ebenda  S.  1545  über  gefälschte  eingeritzte 
Ornamente  auf  Vasen  und  anderen  Thonsachen  gehandelt.  Gefälschte  Inschriften 
auf  einem  vom  Phaleron  stammenden  Spiegel  erwähnt  Förster  Bullett.  d.  Inst.  arch. 
1870,  S.  38;  dergleichen  auf  einer  Bronzeplatto  im  Mus.  der  arch.  Gesellsch.,  der- 
selbe ebda  p.  67.  Ich  selbst  hatte  mehrfach  Gelegenheit  grobe  Betrügereien  der 
ersterwähnten  Art  zu  gewahren.  Ein  Kunsthändler  bot  mir  eine  Vase  von  der 
Form  und  mit  den  Darstellungen  des  Argivischen  Thongefässes  an ,  welches  mir 
durch  Conze's  Besprechung  und  Herausgabe  in  der  Arch.  Ztg.  1859,  S.  33  fg.  und 
Taf.  CXXV  zur  Genüge  bekannt  war.  Nachher  fand  ich  eine  andere  Vase  mit  der- 
selben Darstellung  in  einer  Privatsammlung,  deren  Besitzer  inzwischen  selbst  auf 
den  ihm  gespielten  Betrug  aufmerksam  geworden  war.  Auf  dem  letzteren  Thonge- 
fässe  hat  die  Hydra  nur  acht  Köpfe  statt  der  zehn  des  Originals  und  findet  man 
auch  einen  Versuch  Inschriften  anzubringen.  Der  erwähnte  Kunsthändler  besass 
auch  eine  Vase  mit  rothen  Figuren,  deren  Gemälde  mir  als  eine  Darstellung  der 
7/ii/£)[t  erklärt  wurden:  eine  Figur  mit  dem  Kopfe  und  Leibe  einer  Frau  in  zwei 
Pferdebintcrtheile  auslaufend;  hinter  derselben  in  einem  Kahne,  welcher  sich  wie 
ein  umgestülpter  Hut  ausnimmt,  eine  schneckenförmige  Gestalt,  deren  Gesicht  das 
eines  Menschen,  aber  mit  Schneckenfühlhörnern  versehen  ist.  Dem  Vernehmen  nach 
rühren  die  beträchtlichsten  Vasenfälschungen  von  Italiänern  her.  Die  Griechen,  welche 
Bich  anfänglich  auch  auf  das  Geschäft  einliessen,  brachten  es  nicht  besonders  weit 
darin.  Dagegen  ist  der  bedeutendste  Fälscher  auf  dem  Gebiete  der  Sculptur,  welcher 
jetzt  in  Athen  tbätig  ist,  ein  geborner  Grieche.  Dieser  Mann  leistet  wirklich  Ausser- 
ordentliches. Ich  sah  zwei  sicherlich  von  ihm  herrührende  Werke  (ein  Reliefbruch- 
stück  mit  einem  schönen  männlichen  Kopfe  und  einen  schönen  Kopf  en  ronde  bosse, 
der  hinsichtlich  des  Gesichtsausdrucks  zunächst  für  den  eines  Satyrs  gehalten  werden 
könnte,  während  er,  nach  der  Haarbehandlung  zu  urtheilen,  eher  als  der  des  Eros 
betrachtet  werden  müsste) ,  beide  aus  Naxischem  Marmor ,  dessen  sich  jener  Mann 


110 


FRIEDRICH  WIESELER, 


zu  seinen  Arbeiten  besonders  gern  bedient,  ohne  jedoch  andere  Sorten  auszuschliessen. 
Wer  fabricirte  aber  die  von  Stark  »Gr.  Or.«  S.  307  als  modernes  Machwerk  be- 
zeichnete »kleine  Wiederholung  der  berühmten  Ringergrappe  im  Innern  des  Hauses 
Paparrigopulos,  welche  in  Aegina  gefunden  sein  soll  und  der  nur  die  Unteranne 
fehlen-,  ob  auch  ein  Grieche  und  nicht  vielmehr  ein  ItaliänerV 

26)  Den  im  Text  seines  oben  angeführten  Werks  beschriebenen  oder  verzeich- 
neten Vasengemälden  konnte  Heydemann  schon  in  dem  Jahre  der  Herausgabe  jenes 
Werks  in  der  Arch.  Ztg.  1870  unter  der  Ueberschrift  »Gr.  Vasenbilder  in  Athen« 
einen  Nachtrag  von  20  Stücken  hinzufügen. 

27)  Vgl.  darüber  jetzt  A.  Conze  »Zur  Geschichte  der  Anfänge  Griechischer 
Kunst,«  aus  dem  Jännerhefte  des  Jahrgangs  1873  der  Sitzungsbcr.  der  phil.-bist. 
Classe  der  kais.  Akad.  d.  Wissensch.  (LXX1II  Bd.  S.  221)  besonders  abgedr.,  zu- 
nächst S.  20,  wo  nach  einer  brieflichen  Mittheilung  Hirschfeld's  auch  inzwischen  wie- 
derum neu  gemachte  einschlagende  Funde,  über  welche  jener  Gelehrte  Nachrichten 
veröffentlichen  werde,  erwähnt  sind.  S.  einstweilen  Ilirschfeld  selbst  in  der  Arch. 
Ztg.  XXXI,  1874,  S.  114  und  Kumanudis  AQHN.,  Bd.  I,  S.  395. 

28)  Die  betreffende  Bronzestatuette  ist  jetzt  auch  in  Gypsabguss  bei  Martineiii 
zu  Athen  zu  haben  (und  für  die  Göttinger  Sammlung  erworben).  Unter  den  aus 
Athen  in  neuerer  Zeit  entführten  Bronzestatuetten  sind  namentlich  drei  alterthümliche 
und  deshalb  zu  den  grössten  Seltenheiten  gehörende  der  Pallas  Promachos  hervor- 
zuheben, welche  wir  nach  der  Zeit  ihres  Bekanntwerdens  hier  aufführen  wollen:  1, 
die  von  L.  Ross  183G  im  Unterbau  des  Parthenon  gefundene,  jetzt  im  Besitz  des 
Coramandanten  Oppermann  zu  Paris  befindliche,  vgl.  Ross  Arch.  Aufs.  I.  S.  106  u. 
Taf.  VU,  Friederichs  Berlins  ant.  Bildw.  I,  n.  11,  Fröhner  Mus.  imp.  du  Louvre, 
Notice  de  la  sculpt.  ant,  I,  n.  111,  p.  140 fg.;  iie  von  Fr.  Lenormant  mitgebrachte, 
vgl.Gaz.  des  Beaux-Arts,  XX,  p.  176,  Arch.  Ztg.  1867,  S.121  fg.  u.  Taf.  CCXXVHI, 
n.  1  u.  2;  3,  die  jüngst  in  das  Berliner  Museum  gelangte,  von  Adler  in  der  Arch. 
Ztg.  1873,  S.  96  fg.  behandelte  und  auf  Taf.  10  abbildlich  mitgetheilte. 

29)  In  der  Notiz  über  Griechische  Spiegel,  welche  Benndorf  in  der  Arch.  Ztg. 
1868,  S.  77  gegeben  hat,  werden,  ausser  mehreren  ungereinigten  Spiegeln  auf  der 
Akropolis  im  Häuschen  beim  Erechtheion  und  in  der  Sammlung  im  Gebäude  des 
Cultusmini8terium8 ,  nur  8  Exemplare  aufgeführt,  darunter  nur  zwei  in  Athen  selbst 
befindliche,  von  denen,  allem  Anscheine  nach  der  eine  nicht  mehr  in  Athen  sondern 
in  Berlin  zu  suchen  ist,  vgl.  einerseits  Benndorf  n.  7  und  andererseits  C.  Friederichs 
Berlins  ant.  Bildw.  II,  S.  21,  n.  2»\  Seitdem  ist  theils  durch  die  ebenerwähnte 
Schrift  theils  durch  den  von  C.  T.  Newton  herrührenden  Guide  to  the  Bronze-Boom 
in  the  departm.  of  Gr.  ant.  Rom*  Antiq.  des  Brit.  Mus.  eine  viel  bedeutendere  An- 
zahl von  Spiegeln,  welche  aus  Griechenland  nach  Westeuropa  gebracht  worden  sind. 


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ARCHÄOLOGISCHE!!  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  111 


bekannt  geworden.  Athen  allein  anlangend,  so  lesen  wir  in  eiuem  Schreiben  A.  Du- 
mont's  vom  14  Nov.  1867  in  der  R er.  arch.  N.  S.,  XVH,  1868,  p.  87:  Le  musee  de 
l'Acropole,  celui  de  la  Societe*  archcologique  et  quelques  collections  particulieres  pos- 
sedent  une  soixantaine  de  miroirs,  dont  quelques  uns  portent  des  ornements  en 
relief  et  meme  des  figurea  bien  soignees.  Durch  den  Bericht  im  Bullott.  d.  Inst, 
arch.  1870,  p.  98  erfahren  wir  aber,  dass  Dr.  Förster  in  Breslau  nicht  weniger  als 
120  Spiegel  in  den  öffentlichen  und  privaten  Sammlungen  zu  Athen  vorfand,  von  de- 
nen 49  allein  auf  der  Akropolis  ausgegraben  sind.  Ausserdem  berichtet  Förster 
a.  a.  O.  p.  36  noch  über  zwei  mit  Reliefs  versehene  Spiegelkapseln  im  Varvakion, 
von  welchen  die  eine,  deren  Darstellung  man  gewiss  eher  auf  Aphrodite  Hippia  als 
auf  Selene  zu  beziehen  hat,  die  von  Mylonas  im  Athenaion  a.  a.  0.  herausgegebene  ist 

30)  0.  Lüders  erhielt  Gelegenheit  den  jetzigen  Bestand  des  westlichen  Parthe- 
nonfrieses  zu  untersuchen,  als  dieser  von  Martineiii  für  das  Brit.  Museum  abgeformt 
wurde.  Durch  den  genannten  formatore  kann  man  vortrefflich  gelungene  Abgüsse 
käuflich  erhalten.  —  Die  Sculpturen  am  Theseion  sind  im  J.  1861  für  die  Ecole  des 
beaux-arte  in  Paria  neu  abgeformt. 

31)  Die  Grundlage  des  Museums  bildeten,  wie  Pervanoglu  in  dem  Arch.  Anz. 
1860,  S.  109*  berichtet,  306  Stück  unbedeutender  Vasen  aus  Korinth  und  manche 
fragmentirte  Grabstelen,  welche  im  J.  1846  angekauft  wurden.  Dasselbe  blieb  je- 
doch bis  zur  Reorganisation  der  archäol.  Gesellschaft  im  J.  1858  gänzlich  unbeachtet. 
Hinsichtlich  des  jetzigen  Bestandes  können  wir  nach  den  ÜPAKTIKA  TH2  EN 
A0HNAI£  APXAI0A0TIKII2  ETAIPIA2  vom  J.  1873  folgende  von  Kumanudis 
herrührende  Notiz  mittheilen :  MixQ**ijf  ot.ueQov,  28  Aiyovamv,  1873,  b  oXos  agittudi 
vöv  xaxaXiXtyfitvMV  a^ofo»?  dvißt]  tl$  6602,  xal  afyxuuu  ix  täv  4jtfs  etdtxäv  dqtlffHäy 
ItMvuv  2225,  %aXxüv  632,  mdyQiSy  33,  poXvßdivuiV  549,  aQyvQuy  27,  %qvo<Sv  48, 
dawivuv  53,  iaXivün  125,  dtafÖQov  t>Xmy  dyafttxxmy  99,  ntjXivuv  dyyttay  1504, 
TnjXiviav  (iOQCf  üv  574,  nijXivmv  Xvjvuv  364,  nijXivwv  oxsvoiv  162,  ntjXivuy  rtinmy  qto* 
urtiQ>jjy  63,  &QavOfuitu>v  ntiitvcov  132,  rtVQafudoftdtSy  ntjllvioy  90,  tpaxowhöv  ntjXivmy  18, 
XaßtZv  djupoqiay  ivtmrQÜquv  4.  'larioy  di,  du  al  Xaßal  dfitfOQiuv  ivsnlyqaytH  (ix 
'Pddov,  Gdoov,  Jldqov,  Kyidov,  KoXotpdSyos  xal  äXXmv  ptQÜy)  ovftnomvyuu  vvv  IniQ 
vä(  7  x^'dac.  Noftiopaxa  di  vndqxovaty-%qvaä  plv  16  (t«  nXttOta  BvZccyuvä),  dgyvQa 
di  petd  xal  xüy  ix  tov  xqäpams  potin  f,  billon  vn*Q  tä  500,  %aXxä  di  ntQl  td(  10 
XtX*dda(.  Manches  einzelne  Stück  ist  gelegentlich  schon  beschrieben  und  selbst  durch 
Abbildung  bekannt  gemacht.  Andere  werden  dem  Vernehmen  nach  nächstens  in  dem 
jetzt  zu  Paris  unter  der  Presse  befindlichen  Werke  von  Chaplain  und  Dumont  publicirt 
werden,  die  Grabsteine  durch  die  Wiener  Akademie.  Besonders  hervorzuheben  sind  einige 
kurze,  aber  umfassende  Jahresberichte  über  den  Bestand  und  den  Zuwachs  der  Sammlung, 
die  sich  in  Gerhard's  Arch.  Anz.  1860,  S.  97*  fg.,  101*  fg.,  109*  fg.,  1861,  S.  231*  fg.,  1863, 


112 


FRIEDRICH  WIESELER, 


S.  89*  fg.,  1864,  S.  205*  fg.,  251*  fg.,  283*  fg.,  297*  fg.  finden  und  mit  Ausnahme 
des  an  zweiter  Stelle  erwähnten,  von  Conze  abgefassten,  von  Pervanoglu  herrühren, 
welcher  die  Angaben  von  Kunianudis  in  den  Praktika  der  arcb.  Ges.  zu  Grunde  gelegt 
hat  Ausserdem  sind  einige  Gattungen  der  vorhandenen  Denkmäler  in  besonderen 
Schriften  zur  Besprechung  gebracht.  So  ist  eine  besondere  reich  besetzte  Abthei- 
lung durch  Charles  Bigot  in  dem  Aufsatze  Les  lampes  en  terre  cuite  du  mus.  de 
la  soc.  arch.  d'Athenes,  Bullet,  de  l'ücole  Fr.  d'Ath.,  1868,  p.  33  fg.  Gegenstand  über- 
sichtlicher Behandlung  geworden,  ausser  welcher  jedoch  ein  Detailcatalog  sehr  wün- 
schenswerth  wäre.  Von  den  Inschriften  auf  Tbonwerkon  sind  sehr  viele  jüngst  be- 
kannt gemacht  durch  A.  Dumont  Iuscript.  cer.  de  Grece,  namentlich  von  den  Henkel- 
inschriften. Inzwischen  wird  II.  G.  Loiting,  welcher  sich  mit  diesen  Inschriften  sorg* 
fältigst  beschäftigt,  ohne  Zweifel  bedeutende  Nachträge  geben  können.  Vermuthlich 
ist  auch  in  Duroont's  mir  noch  nicht  zu  Händen  gekommenen  Schrift  De  plumbeis 
apud  Graecos  tesseris  coinmentatio  prima,  Paris  1870,  für  die  betreffende  Gattung 
von  Werken  das  Mus.  im  Varvakion  berücksichtigt.  —  In  der  folgenden  Uebersicht 
sind  die  in  den  obenerwähnten  Jahresberichten  aufgeführten  Denkmäler  meist  Uber- 
gangen. Mit  den  Steinsculpturen  beginnend  erwähnen  wir  zuerst  einige  Repliken. 
So  wiederholt  sich  der  in  der  Sammlung  befindliche  hübsche  Kopf  aus  der  Stoa  des 
Attalos,  welchen  Brunn  Ann.  d.  Inst.  arch.  1861,  p.  412,  zu  Mon.  ined.  VI,  t.LVII, 
3.  4  als  den  des  Juba  betrachtet  (vgl.  auch  Pervanoglu  Bull.  d.  Inst.  1861,  p.  43), 
in  einem  weit  weniger  erhaltenen,  der  in  einem  Orte  Attikas  an  der  Böotischen 
Grenze  gefunden  ist;  der  Kopf  des  im  Tbeseion  befindlichen  Apollon  auf  dem  Om- 
phalos  aus  dem  Dionysischen  Theater  (Conze  Beitr.  z.  Gesch.  d.  Plast.  Taf.  III.  V)  in  einem 
anderen,  auch  zu  Athen  aufgefundenen,  der  aber  am  Gesicht  stark  beschädigt  ist. 
In  dem  kleinen  Zimmer,  in  welchem  die  Acgyptischen  und  sogen,  vorhistorischen  Al- 
terthümer  aufbewahrt  werden,  fand  ich  einen  hinten  abgeplattenen  Marmorkopf  des 
stierhörnigen  Dionysos  (die  Hörner  sind  etwas  abgestossen),  welcher  durchaus  an  den 
in  den  Denkm.  d.  a.  K.  IL  33,  376  abgebildeten  erinnert,  von  dem  ich  eine  zu  Poggio 
Imperiale  bei  Florenz  existirende  Replik  6chon  vor  vielen  Jahren  signalisirt  habe. 
Besonders  überraschend  ist  die  Achnlichkeit  einer  aus  Gytheion  im  Peloponnes  stam- 
menden statuarischen  Gruppe  einer  Mänade  und  eines  Satyrs,  welche  von  Perva- 
noglu in  den  Ann.  d.  Inst.  XXXVUI,  1866,  p.  272  u.  tav.  P,  n.  2  beschrieben  und 
herausgegeben  ist,  mit  einer  in  Wien  befindlichen  Gruppe  derselben  Darstellung, 
welche  von  Sacken  >Die  ant.  Sculpt.  d.  K.  K.  Münz-  u.  Ant.-Cabin.« ,  S.  28 
besprochen  und  durch  eine  Photographie  auf  Taf.  XI  bekannt  gemacht  ist.  Der 
Satyr  weicht  allerdings  ein  wenig  ab ,  aber  wesentlich  nur  in  sofern ,  als  sein  Ver- 
hältnis zu  der  Mänade  dort  durch  das  Ausstrecken  des  linken  Arms,  hier  durch  die 
Wendung  des  Kopfs  nach  dieser  hin  bezeichnet  ist   Die  Mänade  ist  ganz  dieselbe, 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  113 


zudem  wiederholt  sich  der  Umstand,  dass  die  Gruppe  auf  einem  altarförmigen  Sockel 
steht,  welcher  einem  Cippus  als  Postament  dient,  dessen  Verkleidung  die  Gruppe 
bildet.  Diese  Monumente  waren  sicherlich  irgendwie  als  architektonisches  Glied 
verwandt  In  dieselbe  Kategorie  gehören  zwei  dem  bekannten  >Pan  vor  einem 
Pilasterc  (Denkm.  d.  a.  Kunst  II,  43,  532,  Kekule  Theseion  n.  48)  entsprechende 
Fragmente.  Unter  den  statuarischen  Bruchstücken  kann  als  eine  Art  von  Replik 
betrachtet  werden  ein  Torso  des  bogenspannenden  Eros,  über  den  schon  Benndorf, 
Arch.  Ztg.  XXVI,  1868,  S.  38,  A.  3  gesprochen  hat.  Von  den  Reliefs  erregt  namhaftes 
Interesse  ein  in  den  Kellerräumen  aufbewahrtes,  beschrieben  von  U.  Köhler  Bull, 
d.  Inst.  arch.  1865,  p.  136,  als  genaue  Replik  der  Vorderseite  des  Sarkophags  von 
Salonichi  erkannt  von  Matz  Arch,  Ztg.  XIX,  1872,  S.  14,  so  eben  als  »Amazonen- 
friesc  auch  erwähnt  von  Stark  »Gr.  Orient«  S.  349  u.  402;  so  wie  das  von  Schöne 
»Gr.  Rol.«  n.  56  abbildlich  mitgetheilte  Fragment,  welches,  wie  derselbe  S.  30  be- 
merkt, fast  Zug  für  Zug  mit  einer  Gruppe  auf  dem  Venetianischen  Relief  in  der 
Arch.  Ztg.  1866,  Taf.  CCXIV,  übereinstimmt,  vgl.  auch  Matz  in  den  Gött.  gel.  Anz. 
1873,  S.  337.  Ein  am  Dipylon  gefundenes  Relief,  das  dem  oben,  Anm.  15,  S.  92, 
angeführten  bei  Stuart  entspreche,  erwähnt  Pervanoglu  im  Arch.  Anz.,  S.  231*.  Dass 
dieser  irrte,  wenn  er  vermuthete,  das  jetzt  im  Thurm  der  Winde  aufbewahrte  Relief 
sei  das  von  Stuart  abbildlich  mitgetheilte,  erhellt  schon,  wenn  man  unsere  obige 
iReschreibung  mit  der  Vignette  in  den  Antiq.  of  Ath.  vergleicht,  die  nur  drei  Flügel- 
figuren  zeigt,  und  zwar  die  in  der  Mitte  mit  einem  Dreifuss  und  einem  Kranz,  die 
beiden  anderen  mit  je  einer  Proohus  und  einer  Phiale.  Stuart  betrachtet  a.  a.  0-,  p. 
45  fg.  das  abgebildete  Bruchstück  als  zu  dem  Fries  eines  choragischen  Monuments 
gehörig.  Er  fügt  hinzu:  Otber  fragments  of  this  frize  are  seen  at  Athens,  in  which 
these  figures  of  winged  youths  bearing  alternately  vases  and  tripods  are  repeated 
without  any  Variation  in  their  form  or  attitude.  Spricht  er  genau ,  so  gehört  das 
Stück  im  Thurm  der  Winde  auch  nicht  zu  diesen,  und  ebensowenig  das  im  Varvakion, 
selbst  wenn  man  annehmen  wollte,  dass  dieses  erst  nach  Stuart's  Aufenthalt  unter 
die  Erde  gekommen  sei.  Stuart's  Ansicht  über  die  Beziehung  der  von  ihm  gesehenen 
Bruchstücke  ist  nicht  ohne  Schein;  über  die  der  anderen  wage  ich  kein  Unheil.  — 
Hieran  schliesst  sich  passend  die  Erwähnung  eines  Bruchstücks,  durch  welches  ein 
anderes  in  interessanter  Weise  vervollständigt  wird.  Von  dem  durch  Conze  im  Bull. 
d.Inst.  arch.  1858,  p.  106  signalisirten  und  in  derÄrch.Ztg.  1860,  T.CXXXV,  2  be- 
kannt gemachten  Grabstelenreliefbruchstück,  welches  im  Theseion  aufbewahrt  ist,  besitzt 
das  Varvakion  den  unteren  Theil,  der  später  und  zwar  an  einem  von  dem  Orte,  wo 
die  obere  eingemauert  war,  weit  entlegenem  Orte  aufgefunden  wurde.  Nur  das  Mittel- 
stück ist  ganz  verloren  gegangen.  Dieses  Werk  ist  jetzt  auch  im  Gypsabguss  zu 
haben.  —  Manche  Stücke  sind  in  technischer  Beziehung  beachtenswerth.  Ein  Neger- 
in. -,p/n7.  Classc.    XIX.  P 


1U  FRIEDRICH  WIESELER, 

köpf  etwas  unter  Lebensgrösso  aus  bläulichem  Stein  kann  den  Beispielen  absichtlich 
gewählter  farbiger  Steinarten,  welche  ich  in  den  Gott.  gel.  Anz.  1862,  S.  1275  fg. 
zusammengestellt  habe,  hinzugefügt  werden.  Ein  schöner  weiblicher  Frauenkopf  von 
Marmor  aus  Makedonien,  dem  Münchener  in  der  Glyptothek  nr.  89  der  Brunn'schen 
Beschreib.  (Lützow,  München.  Ant.  Taf.  19)  entsprechend,  aber  aus  späterer  Zeit 
stammend,  fällt  durch  den  gelblichen  Teint,  welcher  ihm  ganz  das  Ansehen  giebt,  als 
Bei  er  mit  Wachs  bestrichen,  auf.  Ganz  besonderes  Interesse  hatte  für  mich  ein 
Beispiel  der  Malerei  auf  Stein.  Dass  bei  den  Grabstelen ,  namentlich  in  Attika ,  die 
Farbe  nicht  bloss  zum  charakterisirenden  Schmuck  der  Architektur  diente  und  zur 
Sculptur  hinzutrat,  sondern  die  Malerei  auch  geradezu  die  Modellirung  der  architek- 
tonischen Glieder  und  der  Sculptur  vertritt,  ist  jetzt  namentlich  seit  Ross's  (Arch. 
Aufs.  I,  S.  40  fg.)  und  Michaelis'  (Ber.  d.  K.  Sächs.  Ges.  d.  Wissensch.,  phil.-hist. 
Cl.,  1867,  S.  113  fg.)  Darlegungen  eine  ausgemachte  Thatsache,  die  auch  der  Kun- 
digste unter  den  Griechischen  Forschern  auf  diesem  Gebiete,  Kumanudis,  *An.  imyq. 
imr.  tf.  *r  anerkennt,  indem  er  bemerkt,  öu  dxfotftdnata  »<r«c,  *<*!  dvtv  iffas,  sbat 
pöva  tä  iv  'P<oi*a'i*oXg  %oovois  nonjiUvta  (ivtjfuta  vtxqiav.  Auch  im  Varvakion  befinden 
sich  schon  seit  längerer  Zeit  interessante  Belege  für  die  meisten  der  oben  angege- 
benen Fälle.  Eine  der  betreffenden  Stelen  ist  vorlängst  von  Kumanudis  in  den 
*EmrQ.  ävixö.  1861,  Taf.  VIII,  n.  70  publicirt.  Abgesehen  von  den  Grabstelen  sind 
aber  Fälle,  in  denen  man  auf  Marmorplatten  statt  der  Sculptur  sich  mit  blosser  Ma-  • 
lerei  oder  Zeichnung  begnügt  hätte,  für  Griechenland  gar  nicht  mehr  nachweisbar 
und  für  Italien  nur  in  sehr  geringer  Zahl,  durch  die  Platten  aus  Herculaneum  und 
Pompeji,  welche  Gaedechens  in  den  Gött.  Nachrichten  1872,  S.  135,  und  genauer  im 
Giorn.  d.  seavi  di  Poropei,  N.  S.,  Vol.  II,  zu  Taf.  DX  auffuhrt  und  behandelt.  Aus- 
serdem kennen  wir  seit  1869  aus  einer  anderen  Gegend  Italiens  ein  höchst  ansehn- 
liches Beispiel  von  Malerei  auf  Alabaster,  nämlich  an  dem  zuerst  von  Heibig  und 
Donner  in  dem  Bull.  d.  Inst.  arch.  1869,  p.  193  fg.  und  p  257,  und  jetzt  eben  von 
Kluegmann  in  den  Ann.  d.  Inst.  XLV,  p.  239  fg.  besprochenen  und  in  den  Mon. 
ined.  Villi,  t.  LX  abbildlich  mitgetheilten  Amazonensarkophag  aus  Corneto.  In  den 
Athenischen  Sammlungen,  besonders  der  des  Varvakion,  finden  sich  kleine  kraterfö'r- 
mige  Gefässe  aus  Alabaster,  die  nie  mit  Reliefdarstellungen,  wohl  aber  mit  farbigem 
Anstrich  oder  mit  Malereien  vorsehen  sind.  Dio  interessanteste  Vase  dieser  Art  ist 
im  Varvakion.  Der  Deckel  derselben  ist  um  den  Knopf  herum  roth  bemalt.  Um 
den  Bauch  herum  befindet  sich  (nach  Gebhardts  Notiz)  folgende  bildliche  Darstellung: 
»zwei  Viergespanne  mit  Wagenlenkern  und  zwei  mit  Schilden  versehene  Männer, 
von  denen  nur  die  Beine  bis  zu  den  Hüften  erhalten  sind;  die  Wagen  mit  je  drei 
Pferden,  von  denen  zwei  roth,  eins  grün;  die  Wagenlenker  in  vorgebeugter  Haltung, 
Arme  rotb,  rother  Helm  mit  rothem  Busch,  grünes  Gewand  fast  nur  in  Frackform 


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ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.REISE  NACH  GRIECHENLAND.  115 


erhalten,  ursprünglich  aber  wohl  ganz  heruntergehend.«    Auch  Kluegmann,  mit  dem 
ich  in  Athen  zusammenzutreffen  das  Vergnügen  hatte,  berührt,  wie  ich  sehe,  diese 
Vase  a.  a.  0.  p.  249,  A.  2.   Es  fehlt  ferner  nicht  an  Sculpturen,  die  durchaus  un- 
vollendet geblieben  sind  und  somit  einen  genaueren  Blick  in  die  von  den  Marmorar- 
beitern goübte  Technik  verstatten,  wie  denn  derartige  Stücke  in  Athen  überhaupt  nicht 
selten  sind.    Zwei  interessante  Beispiele  aus  anderen  Sammlungen,  die  Pallas  Par- 
thenos  im  Cultusministerium  und  ein  Kopf  aus  Tanagra  im  Besitz  des  Herrn  von 
Saburoff,  sind  schon  oben  S.  88  und  94  erwähnt.   Ein  Beispiel  aus  der  Sammlung 
der  arch.  Gesellschaft  hat  Conze  bereits  im  Arch.  Anz.  1860,  S.  101*  signalisirt. 
Durch  Kumanudis  erfahren  wir  in  der  *Aqx.  itpiji*.  1862,  p.  79,  dass  das  betreuende 
mJpnltrua  *A<fQoitn)<;  nai  'Eqtäntv  nebst  nicht  wenigen  anderen  halbvollendetcn  Bild- 
haucrarbeiten  bei  Gelegenheit  der  Erbauung  eines  Hauses  an  der  Ecke  der  Stadion- 
und  der  Musen-Strasse  gefunden  wurde.  —  Die  Sculpturen  und  anderen  Gegenstände 
aus  Stein ,  welche  dem  Bereiche  des  classischen  Aterthums  angehören ,  datiren  vor- 
zugsweise aus  der  Hellenischen  und  Römischen  Zeit.   Grössere  Rundwerke  sind  nur 
in  geringer  Zahl  vorhanden.   Die  Reliefs  zerfallen  fast  durchaus  in  die  namentlich 
aus  Athen  und  Attika  bekannten  drei  Classen  derer  an  Grabsteinen,  Weihgeschenken 
und  öffentlichen  Urkunden.    Von  den  Grabsteinreliefs  sind  die  bis  1862  vorhandenen 
in  Pervanoglu's  Schrift  über  die  Gräbst,  d.  a.  Gr.  nach  den  verschiedenen  Classen 
aufgeführt  und  beschrieben*),  ausserdem  19,  welche  die  in  neueren  Zeiten  wiederholt 
besprochene  Darstellung  des  häuslichen  Mahles  oder  des  Todtenmahles  enthalten,  in 
desselben  Gelehrten  Werkchen  »Das  Familicnmahl  auf  altgr.  Gräbst. € ,  S.  21  fg.,  n. 
41—59,  verzeichnet,  endlich  jetzt  beiläufig  160  für  die  Wiener  Gesammtpublication 
photographirt.   Unter  den  Griechischen  finden  sich  zwei,  die  in  Beziehung  auf  den 
dargestellten  Gegenstand  einzig  in  ihrer  Art  sind ,  indem  sie  die  Prothesis  angehen. 
Beide  sind  auch  von  Benndorf  »Griech.  u.  Sic.  Vasenb.«  I,  S.  17,  n.  17  u.  Anm.  21 
Bignalisirt.    Das  erste  wurde  schon  von  Pervanoglu  im  Arch.  Anz.  1864,  S.  297* 
beschrieben;  von  ihm,  das  auch  in  anderer  Hinsicht  merkwürdig  ist,  haben  jüngst 
Schöne  >Gr.  Bei.«  Taf.  XXIX,  n.  120  u.  S.  59,  und  Dumont  Rev.  arch.  Fr.,  N.  8., 
1872,  XXIV,  p.  339  fg.  Abbildung  und  Beschreibung  gegeben.   Beachtenswerth  ist 
ferner  an  der  Stele,  deren  Inschrift  Kumanudis  'An.  imrf.  in.  n.  3507,  ß,  p.  400 

*)  Gelegentlich  sei  hier  bemerkt,  dass  die  von  Pervanoglu  a.  a.  0.  S.  53,  n.  28 
mitgetheilte  Steleninschrift  metrisch  und,  wie  uns  dünkt,  folgendermaßen  zu  verbessern  ist : 

MtfTQÖf  navxoiixvov  TiQurtoj.og  Off*vi}  i*  ytQcuQä 

xütdt  idtput  Mtxat  XaiQtat^dt^,  rsv  6  OvrtvvOf 

iouqyev  piv  [iSaav,  iniv&tjtftv  6i  öavoüaav. 

(füg  &  ehii  tvdtupo»  naXdag  jtaiduv  t'  inUvnof. 
Pervanoglu  giebt  Vs.  2  Xatqttn^dt^v  b  o.,  Vs.  3  iniv&tjto,  Vs.  tvdalpov'  und  n.rf r W 


p. 


I 


116  FRIEDRICH  WIESELER, 

mitgetheilt  hat,  der  Adler,  welcher  den  in  Relief  dargestellten  Mann  mit  seinen  Flö- 
geln bedeckt,  obgleich  sonst  bildliche  Darstellungen  dieses  Vogels  auf  Gräbern  und 
an  Grabmonumenten  nicht  unbekannt  sind,  vgl.  Stephani  Tit.  Gr.  ÜI, .  p.  19  fg.  Neben 
den  Grabsteinen  der  Griechen  zieht  der  zu  Athen  gefundene  eines  Römischen  Flot- 
tensoldaten die  Aufmerksamkeit  auf  sich,  vgl.  Hübner  in  der  Arch.  Ztg.  XXVI,  1868, 
S.  40  fg.  und  Taf.  V,  1.    Auch  Sarkophagfragmente  sind  vorhanden  (Pervanoglu 
»Grabstc  S.  74,  n.  1,  u.  S.  77  fg.,  Matz  in  d.  Arch.  Ztg.  XXX,  1872,  S.  14).  Die 
wichtigsten  Reliefs  von  Weibgeschenken  und  öffentlichen  Urkunden  (unter  welchen 
letzteren  sich  auch  das  älteste  uns  erhaltene  dieser  Gattung  befindet)  hat  Schöne  in 
den  »Gr.  Bei.«  abbildlich  mitgetheilt,  das  eben  erwähnte  unter  n.  59;  die  anderen 
unt.  n.  48,  89,  94,  101,  104,  106,  107,  111.   Agonistische  Reliefs  als  Beigabe  zu 
Ephebeninschriften,  die  in  grosser  Anzahl  und  zum  Theil  noch  unedirt  in  der  Samm- 
lung aufbewahrt  werden,  sind  in  der  *Aq%.  itp.  1862,  n.  199,  und  danach  in  Rieh. 
Neubauer 's  Comment.  epigr.,  Berol.  MDCCCLX1X,  tab.  II  herausgegeben.  —  In  ge- 
genständlicher Hinsicht  dominiren  bei  den  Marmoren  das  Porträt  und  die  Figuren 
aus  dem  Leben ,  wie  sie  in  ganz  überwiegender  Mehrzahl  auf  den  Grabmonumenten 
vorkommen.   Ein  neben  der  Bucht  an  der  Eetioneia  bei  dem  Piraeus  gefundener  le- 
bensgrosser  Portraitkopf  ist  wegen  seines  entschieden  archaischen  Charakters  von  In- 
teresse.  Sehr  beachtenswerth  ist  für  die  Kaiserzeit  auch  in  kunsthistoriseber  Bezie- 
hung die  grosse  Reihe  von  Hermen  und  Köpfen  von  Kosmeten  mit  lebendigem  Ge- 
sichtsausdruck, welche  letzteren  man  auf  einem  Tisch  zusammengestellt  findet.  Manche 
von  jenen  sind  in  der  yAq%.  fyr/p.,  Jbrgg  1862  und  1863  abbildlich  nebst  den  ent- 
sprechenden Inschriften  herausgegeben.   Bessere  Abbildungen  stehen  in  dem  Werke 
von  Dumont  und  Chaplain  in  Aussicht.   Durch  sorgfältige  Arbeit  und  gute  Erhaltung 
zeichnet  sich  aus  ein  mit  Eichenlaub  bekränzter  Kopf  des  Tiberius  aus  Lamia  (Per- 
vanoglu Bull.  d.  Inst.  arch.  1861,  p.  141).   Doch  fehlt  es  unter  den  Marmoren  natürlich 
auch  nicht  an  Darstellungen  aus  der  Mythologie.    Dahin  gehört  dieses  und  jenes 
Stück  von  den  (schon  seit  1864  in  der  Sammlung  vorhandenen,  s.  U.  Köhler  im  Bull, 
d.  Inst.  arch.  1865,  p.  135  fg.)  Cyprischen  Sculpturen,  unter  denen  namentlich  ein 
weiblicher  Idealkopf  hervorzuheben  ist.    Der  bedeutendste  Idealkopf  ist  aber  der 
»aus  dem  Bereiche  des  Hcraideals«  (Stark  »Gr.  Or.c  S.  349  fg.),  von  dem  wir  auch 
hier  in  Göttingen  einen  Gypsabguss  besitzen.   Sonst  ist  an  Köpfen  etwa  noch  ein 
nicht  übel  gearbeiteter  des  Herakles,  der  zu  Athen  gefunden  ward  (Pervanoglu  a.  a.  0.), 
zu  erwähnen.    Den  von  Conze  im  Arch.  Anz.  1860,  S.  102*  erwähnten,  nimbusartig 
von  einer  hinter  ihm  liegendon  Scheibe  umgebenen,  kleinen  zierlichen  Kopf  von  weissem 
Marmor,  gewiss  aus  römischer  Zeit,  mit  einem  »Modiusc,  an  dem  vorn  ein  Halbmond, 
seitwärts  mit  Flügeln,  einer  Binde  mit  Blättern  unter  dem  »Modius«,  je  einem  Wid- 
derhorn an  den  Schläfen,  unter  denen  statt  der  Haarlocken  Weintrauben  herabhängen, 


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ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.REISE  NACH  GRIECHENLAND.  117 


habe  ich  leider  nicht  zu  Gesicht  bekommen.  Das  Werk  wäre  wohl  einer  genaueren 
Bekanntmachung  durch  Abbildung  wertb.  Allem  Anscheine  nach  bezieht  es  sich  auf 
Dionysos.  Von  zweien  der  statuarischen  Werke,  von  welchen  Anderes  oder  Mehrere« 
als  der  Kopf  erhalten  ist,  wagen  wir  freilich  nicht  zu  entscheiden,  ob  sie  in  diese 
Kategorie  zu  stellen  seien  oder  nicht.  Wir  meinen  die  bis  auf  den  Kopf  und  den 
rechten  Arm  erhaltene  Marmorstatuette  einer  stehenden  vollständig  bekleideten  Frau, 
welche  in  der  linken,  an  den  Körper  gelegten  Hand  eine  Spindel  hält,  und  die  von 
Pervanoglu  »Grabst.€  S.  27  als  »idealisirte  Verstorbenet  betrachtete,  uns  nicht  mehr 
erinnerliche  »weibliche  Gewandstatue  aus  später  Zeit  mit  einer  der  sogenannten  Pu- 
dicitia  des  Braccio  nuovo  ähnlichen  Gewandung,  neben  ihren  Füssen  eine  Cista,  wor- 
aus eine  Schlange  herausschlüpft,  gefunden  im  sogenannten  Ruleuterion.«  An  sicher 
hierhergehörenden  Rundwerken  können  wir  folgende  erwähnen.  Als  seltenes  Werk 
darf  der  aus  mehreren  Stücken  zusammengesetzte  Obertheil  von  einer  Statue  des 
Minotauros  nebst  dem  dazu  gehörenden  Torso  des  ihn  bekämpfenden  Theseus  (Per- 
vanoglu in  der  Arch.  Ztg.  1866,  S.  160  fg.  zu  Taf.  CCVIII,  4.  5)  betrachtet  werden. 
Eine  andere,  als  statuarisches  Werk  auch  seltene  Gruppe  von  der  Insel  Melos  zeigt 
Eros  und  Pan  (Pervanoglu  Bull.  d.  Inst.  1861,  p.  45,  Ann.  d.  Inst.  T.  XXXVIII,  1866, 
p.  271  fg.  u.  tav.  P,  n.  1  u.  2).  An  der  Halbfigur  einer  Ephesischen  Artemis,  oben 
mit  Niken  und  Löwen,  findet  man  das  Abbrechen  des  Körpers  unten  durch  das  Ge- 
wand verdeckt.  Ein  Venustorso  im  Himation  und  Chiton  mit  entblösster  einer  Brust 
und  angegebenem  Nabel  zeigt  hinten  den  auf  die  Schulter  hinaufkletternden  Amor,  bei 
einem  anderen  ähnlichen  gewahrt  man  an  dem  einen  Arm  noch  etwas  von  dem  Eisen, 
vermittelst  dessen  jener  angesetzt  wurde.  Unter  dem  erhobenen  Bildwerk  verdient 
besondere  Beachtung  ein  frngmentirtes  Relief  mit  der  Darstellung  des  schlangenwür- 
genden Heraklesknaben,  hinter  ihm  Amphitryon,  nackt,  mit  einem  Schwerte  zuhauend. 
Es  war  früher  im  Besitz  von  Komnos  und  ist  durch  Rhusopulos  in  den  Ann.  d.  Inst 
XXXV,  1863,  p.  457  u.  tav.  Q,  2  bekannt  gemacht.  Ein  aus  Makedonien  stammendes 
Votivrelief  für  die  Jijft^Q  saQmxpdQos  (C.  Cnrtius  in  Lcutsch's  Philol.  XXIX,  S. 
700)  ist,  abgesehen  von  der  Darstellung  der  Göttin,  auch  wegen  des  runden  Altars, 
»auf  dem  eine  hohe  Flamme  in  Gestalt  eines  Dreiecks  brennt«  beachtenswerth. 
Von  dem  allergrössten  Interesse  ist  aber  die  Figur  der  Parthenos  (Artemis)  als  Ver- 
treterin der  Thrakischen  Stadt  Noopolis  auf  dem  einem  öffentlichen  Decrete  angehö- 
renden Relief  bei  Schöne  n.  48,  vgl.  denselben  S.  23.  Selbst  auf  einer  Grabstele  findet 
sich  eine  Figur  aus  der  Mythologie:  Hermes  der  eine  Frau  zur  Unterwelt  abholt 
(Pervanoglu  Arch.  Ztg.  1868,  S.  74,  Kumanudis  Wir.  imyq.  in.,  «r.  Schöne  Gr. 
Rel.  S.  59  u.  Taf.  XXIX,  n.  127).  Daneben  sei  der  noch  interessantere,  schon  von 
Conze  im  Arch.  Anz.  18G0,  S.  102*  und  Ann.  d.  Inst.  XXXVI,  1864,  p.  198  signa- 
lisirte  Umstand  erwähnt ,  dass  in  einem  anderen  Grabrelief  dargestellt  ist ,  wie  sich 


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118 


FRIEDRICH  WIESELER, 


eine  Person  der  Schlange  nähert,  um  ßie  anzubeten,  während  sonst  Sterbliche  den 
Verstorbenen  in  menschlicher  Gestalt  auf  den  Grabsteinen  zu  adoriren  pflegen.  Vgl. 
auch  Pervanoglu  »Gräbst«  S.  82  fg.,  namentlich  S.  83,  n.  2.  3,  und,  was  die  Bezie- 
hung der  Schlange  betrifft,  Stephani  »Ausr.  Her.«  S.  G5,  Anm.  1.  —  Ein  eigentümliches 
Stück  ist  die  aus  dem  Dionysischen  Theater  stammende,  schon  in  dem  Null.  d.  Inst, 
arch.  1866,  p.  132  und  Anz.  z.  Arch.  Ztg.  1866,  S.  170*  von  Pervanoglu  besprochene 
ovale  Kugel  aus  dunkelem  bläulichen  Stein.  Au  der  einen  kleineren  Seite  ist  Helios 
dargestellt  mit  Strahlenkranz,  thronend,  zu  seiner  Rechten  ein  Greif,  zu  seiner  Linken 
ein  Löwe  am  Boden  ,  in  seiner  Rechten  eine  Geissei ,  in  seiner  Linken  eine  Fackel, 
die  ganz  an  einen  Dreizack  erinnert,  über  dem  Löwen  ein  Gerüth,  gewiss  ein  Cande- 
laber.  Welchem  Zwecke  diente  die  Kugel,  die  Gerhard  als  ovalen  Abraxasstein  be- 
zeichnet V  Sie  erinnert  unwillkürlich  an  die  jetzt  durch  H.  Schliemann  »Trojan. 
Alterth.«  S.  120  fg.  bekannt  gewordenen  »mit  den  mannichfaltigsten  symbolischen 
Zeichen,  auch  ganz  mit  Sternen  bedeckten  Terracottenkugeln.«  —  Als  ein  seltenes 
Werk  signalisiren  wir  endlich  noch  eine  etwus  vertiefte,  wie  ein  grosser  flacher  Teller 
gebildete  Tischplatte  aus  Marmor  von  der  Insel  Thcra,  auf  deren  breitem  Rande  zwischen 
vier  Frauenköpfen  die  Verfolgung  von  Thieren  durch  reissende  Thiere  dargestellt  ist, 
in  flachem  Relief  aus  späterer  Zeit.  —  Von  den  Geräthen  aus  Stein,  welche  nicht  mit 
figürlichem  Bildwerke  versehen  sind,  haben  den  grössten  Belang  jene  oqxt&ftata  aus 
Panidon  und  Naios,  welche  von  Dumont  behandelt  sind  in  der  Rev.  arch.  N.  S., 
XXIV,  1872,  p.  229  fg.,  und  XXVI,  1873,  p.  43  fg.  (beide  mit  Zugabe  einer  Abbildung). 
Ein  noch  weiterer  Erörterung  bedürftiges,  eine  gewisse  Aehnlichkeit  zeigendes  Ge- 
räth ist  durch  die  neulichen  Ausgrabungen  zum  Behuf  der  Auffindung  des  Dipylon 
in  den  Besitz  der  arch.  Gesellschaft  gelangt;  vgl.  Kumanudis  'A».  Bd  I,  S.  399. 
Zwei  andere  Geräthe  aus  Stein,  von  denen  eins  einem  im  Theseion  befindlichen, 
durch  Kekule  unter  n.  196  verzeichneten,  entspricht,  hat  Kumanudis  schon  in  der 
'AqX-  i(fifi.  1862,  p.  23  fg.  besprochen  und  auf  Taf.  0  abbildlich  mitgetheilt.  —  Unter 
den  Bronzesachen  trifft  man  verhältnissmässig  wenige  selbst  ständige  Rundbilder.  Ich 
notirte  mir  an  erster  Stelle  einen  bekränzton  Agonisten  mit  einem  jener  halbeiförmigen 
Sprungkolben  (oIt^qk)  in  jeder  Hand,  etwa  in  halber  Figur;  dann  einen  Knaben  mit 
Kranz  und  Palme  und  eine  verschleierte  weibliche  Figur,  lauter  Werke  sehr  geringer  Di- 
mensionen ,  deren  als  aus  demselben  Grabe  stammend ,  wie  die  gleich  zu  erwähnen- 
den Lokrischen  Bronzereliefs,  jetzt  auch  Stark  a.  a.  0.  S.  402  gedenkt.  In  sach- 
licher Hinsicht  ist  von  besonderer  Wichtigkeit  ein  aus  dem  Peloponnes  stammender 
Bock  mit  der  Inschrift  MAAEATA,  die  «ich  ähnlich  an  der  anderen  Leibseito  wie- 
derholt. Ohne  Zweifel  Besitz  eines  Heiligthums,  vermuthlich  als  Weihgeschenk.  U. 
Köhler,  der  es  im  Bull.  a.  a.  0.  p.  137  zuerst  beschrieben  hat,  bezieht  die  Inschrift 
auf  den  Apollon  MaUdtifi  (Pausan.  II,  27,  7,  III,  12,  8).   Jedenfalls  mit  zu  grosser 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  119 


Entschiedenheit.  Uns  hat  es  noch  grössere  Wahrscheinlichkeit,  dass  an  Pan  zu  denken 
ist,  welcher  von  Kallimachos  bei  dem  Schol.  zu  Theocrit.  VII,  103  als  6  Maktt^rtK, 
nach  Toup's  unzweifelhaft  richtiger  Emendation,  erwähnt  wird.  An  Rolieffiguren  aus 
Bronze  besitzt  die  Sammlung  Behr  Beachtenswertes.  Wir  heben  zunächst  hervor 
fünf  schöne,  aus  Talandi  in  Lokris  stammende  Stücke,  welche  ursprünglich  zu  einem 
Gefässe  gehörten,  darunter  ganz  besonders  ausgezeichnet  eine  weibliche  Figur  mit 
entblösster  rechter  Brust,  dio  an  der  rechten  Seite  von  dem  rechten  Arm  eines 
Mannes  gehalten  wird,  von  welchem  sonst  keine  Spur  vorhanden  ist.  An  eine  Ama- 
zone ist  schwerlich  zu  denken.  Mehr  jetzt  bei  Stark  a.  a.  0.  S.  402  fg.,  welcher 
irrthümlich  angiebt,  dass  die  Stücke  aus  Phokis  herrühren.  Das  Relief  einer  Spie- 
gelkapsel ist  schon  oben  gelegentlich  erwähnt,  das  einer  anderen  von  dem  dort  an- 
geführten Förster  signalisirt.  Die  betreffende  „Pallade  seduta"  hat  Aehnlichkeit  mit 
der  auf  einer  bekannten  Schale  des  Hildesheimer  Silberfundes,  mit  Ausnahme  der 
Attribute,  welche  in  dem  Schilde  und  darunter  zusammengerollter  Schlange  bestehen. 
In  Gebhardts  Notizen  finde  icli  erwähnt,  dass  ein  Spiegelkapselrelief  von  schlechterer 
Erhaltung  aber  grösserer  Schönheit  als  das  mit  dem  reitenden  Weibe  Aphrodite  mit 
Eros  zeigt.  Danach  scheint  es,  als  sei  diese  Kapsel  nach  Forstel  's  Besuch  von  Athen 
hinzugekommen.  Dieselbe  würde  nicht  das  siebente,  sondern  das  neunte  Exemplar  der 
bekannten  Griechischen  Spiegeldeckel,  die  mit  Reliefs  verziert  sind,  sein ;  denn  ausser 
den  in  der  Arch.  Ztg.  1868,  S.  61  und  77  signalisirten  vier  Exemplaren,  von  denen 
sich  zwei  jetzt  im  Berliner  Museum  befinden ,  kommen  noch  in  Betracht  die  beiden 
aus  Könnt h  stammenden,  welche  Newton,  Bronze-Room  p.  39,  n.  17  u.  18  beschreibt. 
Dabei  handelt  es  sich  nur  um  Stücke,  die  nachweislich  aus  dem  eigentlichen  Grie- 
chenland herrühren;  von  Griechischen  Werken  dieser  Art,  welche  anderer  Herkunft 
sind,  giebt  es  noch  einige.  Ein  Spiegel  mit  der  auf  einem  von  drei  Löwenklauen 
getragenen  Untersatz  stehenden  alterthümlichen  Aphrodite  als  Ständer  und  zwei  neben 
ihrem  Haupte  schwebenden  Eroten  ist  von  Blondel  in  der  Rcv.  arch.  1868,  p.  468 
kurz  beschrieben  und  von  Mylonas  A&HSAION  1872 ,  Taf.  1  in  Abbildung  heraus- 
gegeben. Es  fehlt  nicht  an  Waffen,  unter  denen  besonders  Helme  nennenswerth 
sind,  Strigiles,  auch  mit  Fabrikantennamen,  Siegeln  und  anderen  kleinen  mit  Inschriften 
versehenen  Stücken  aus  Bronze,  die  zum  grossen  Theil  von  Kumanudis  in  der  'Aqx- 
ifll».  1872,  S.  402  fg.  und  Taf.  58  besprochen  und  abbildlich  raitgethcilt  sind.  Von 
Interesse  sind  auch  ein  paar  sistra  (Blondel  Rev.  arch.  XVII,  1868,  p.  467  fg.).  Die 
in  sachlicher  Hinsicht  interessantesten  Stücke  sind  aber  die  auch  anderswo  vorkommenden 
Richtertäfelcheu,  mvd*ut  (über  welche,  abgesehen  von  Früheren,  gehandelt  haben  Rhuso- 
pufos'AQX.  tyiji*.  1862,  S.  304,  n.  380,  zu  Taf.  16,  n.  1,  Pervanoglu im  Bull.  d.  Inst.  arch. 
1804,  p.  227,  DumontRev.  arch.  XVII,  1868,  p.  140  fg.,  XIX,  p.  225,  Bull,  de  l'cc.  Fr. 
d'Ath.  n.  2,  p.  27  fg.,  Vidal-Lablache  ebda  n.  3,  p.51fg.,  Bonndorf  Gött.  gel.  Anz.  1870, 


120 


FRIEDRICH  WIESELEE, 


S.  274  fg.,  W.  Viecher  Epigraph,  und  arch.  Kleinigkeiten,  Basel  1871,  S.  13  fg.  und 
Taf.  II,  n.  39—42,  Friederichs  Berlins  ant.  Bildw.  H,  S.  262,  Newton  Bronze-Room 
p.  45,  n.  42  und  43)  und  ganz  besonders  die,  so  viel  mir  bekannt  ist,  mit  Aus- 
nahme eines  aus  Athen  an  Professor  W.  Vischer  d.  Älteren  in  Basel  verkauften,  von 
diesem  für  echt  gehaltenen  und  in  den  »Epigr.  und  arch.  Kleinigk.«  S.  16  fg.  be- 
handelten und  Taf.  II,  n.  43  abbildlich  mitgetheilten  Exemplars,  nur  zu  Athen  im 
Varvakion  und  auf  dem  Cultusministcrium  (Rhusopulos  Bull.  d.  Inst.  1864,  p.  227) 
zu  findenden,  seit  1661  wiederholt  besprochenen  Richterpsephoi.  —  Von  den 
ßleisachcn  habe  ich  noch  nirgendwo  erwähnt  gefunden  ein  Relief  mit  der  Darstellung 
der  eine  barbarische  Figur  bekränzenden  Siegesgöttin.  Dass  sich  unter  jenen  auch 
mehrere  der  Platten  mit  ftaytuai  xamdianz  befinden,  ist  aus  Kui(nu,uih->'  Wn.  imyg. 
imr.  p.  311  fg.  bekannt.  Eine  Platte  ist  in  Abbildung  gegeben  in  der  *j4q%.  i<fni^  von 
1869,  Taf.  49,  y.  Bazu  koinmon  145  Stück  jener  zu  Styra  auf  Euböa  zu  Hunderten 
gefundenen,  länglichen  dünnen  Bleiplatten  aus  früher  Zeit,  die  sowohl  in  epigraphischer 
als  in  linguistischer  Beziehung  wichtig  sind,  und  hinsichtlich  ihrer  Bestimmung  zum 
Losen  sogar  einzig  dastehen.  Mehr  über  sie  —  die  ausser  Athen  nur  zu  Paris, 
wie  wir  zuerst  durch  de  Witte  in  der  Gaz.  d.  Beaux-Arts  1866,  XXI,  p.  122  ver- 
nahmen, zu  Basel,  und,  allem  Anscheine  nach,  wenigstens  in  einem  Stücke  auch 
in  Berlin  (Friederichs  »Berl.  ant  Bildw.c  U,  n.  1318»)  vorhanden  sind  —  bei  Rhuso- 
pulos 'Aqx-ifn^-  1862,  S.  272,  zu  T$S.  AH  und  A0,  und  S.  301  fg.,  W.  Vischer  »Alte 
Bleiinschr.  aus  Styra,«  Basel  1867,  Fr.  Lenormant  im  Rhein.  Mus.  N.  F.,  XXH,  p.  276 
fg.,  zu  Taf.  1— 8».  Auch  an  Gewichtetücken,  von  denen  schon  Schillbach  Ann.  XXXVII, 
1865,  p.  194  fg.,  eine  Anzahl  aufgeführt  hat,  und  an  Schleudorgeschossen  (fioi.vßdid$f 
oder  ftahSßdtuvat,  glandes)  fehlt  es  nicht  —  Unter  den  Goldsachen  sind  wohl  die 
interessantesten  die  Todteukränze.  —  Aus  Holz  ist  eine  fragmentirte  Pyxis  vorhanden, 
auch  Bruchstücke  von  hölzernen  Särgen  (Pervanoglu  Gräbst,  d.  a.  G.  S.  8,  Anm.  3, 
Rhusopulos  ii(r,u.  1862,  p.  90  u.  92,  Anm.  12).  —  Unter  den  wenigen  Stücken 
aus  Elfenbein  oder  Knochen,  welche  ich  sah,  interessirte  mich  ganz  besonders  eine 
jener  runden  Tesserae  mit  einem  H  auf  der  einen  Seite,  während  die  andere  nur 
die  bekannte  knopfähnliche  Verzierung  hat.  Ueber  eine  sehr  interessante  tessera 
nautica  aus  Elfenbein  vgl.  Dumont  Rev.  arch.  XXHI  1870—1871,  p.  37  fg.,  oder 
Inscr.  ceram.,  p.  415  fg.,  nach  Kumanudis'  Mitteilungen.  Ausserdem  giebts  aus  diesen 
Materialen  Bruchstücke  von  Flöten,  Astragalen,  und,  schon  seit  längerer  Zeit  (Per- 
vanoglu Arch.  Anz,  1863,  S.  92*  fg.),  allerhand  Schreibutensilien.  —  Von  geschnit- 
tenen Steinen  habe  ich  nur  Weniges  und  darunter  gar  nichts  Hervorragendes  bemerkt.  — 
Unter  den  ganz  ansehnlich  vertretenen  Glassachen  hebe  ich  nur  hervor  ein  Fragment, 
ohne  Zweifel  von  einem  Trinkgefäss,  mit  der  Inschrift  XAIPQ  und  ein  einem  Trink- 
glas ähnliches  Stück,  mit  vier,  wie  es  scheint,  Opfergaben  tragenden  Figuren,  die 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  121 


von  innen  herausgedrückt  sind.  —  Aus  Gyps  sind  Henkel  da  und  die  Form  zu  dem 
oberen  Tbeil  einer  Lampe.  —  Ausserordentlich  zahlreich  und  manicbfaltig  sind  die 
Sachen  aus  Thon,  unter  denen  sich  zudem  manche  besonders  seltene  und  merkwür- 
dige Stücke  finden.   Letzteres  gilt  namentlich  auch  von  den  Formen  und  Modellen 
zu  Formen ,  über  welche  Ch.  Bigot  im  Bull,  de  l'ecole  Fr.  d'Ath.  a.  a.  0.  p.  44  fg. 
gesprochen  hat.    Ein  in  künstlerischer  und  kunsthistorischer  Hinsicht  besonders  be- 
achtenswerthes  Stück,  die  Form  zu  einem  Relief,  dessen  Original  sicherlich  von  einem 
Torcuten  aus  der  Lysippischen  Schule  herrührt,  hat  seitdem  Matz  besprochen  und 
herausgegeben  (Bull.  d.  Inst  arch.  1870,  p.  7  fg.  und  besonders  Ann.  d.  Inst.  arch. 
XLIH,  1871,  p.  210  fg.  u.  tav.  R).    Von  den  einzelnen  Zweigen  der  Arbeiten  in 
Thon  mögen  zuerst  die  Rundwerke  berücksichtigt  werden.    Unter  ihnen  befinden  sich 
jene  drei  durch  ihre  bedeutenden  Dimensionen  und  die  besonders  gute  Erhaltung  der 
Befärbung  ausgezeichnete  Stücke  von  der  Insel  Aegina,  welche  Pcrvanoglu  schon  im 
Bullett.  d.  Inst.  arch.  1861,  p.  141  beschrieben  hat,  und  deren  interessantestes  durch 
eingehenden  Erklärungsversuch  und  Abbildung  als  die  Gruppe  von  Aphrodite  Pontia 
und  Neritcs  bekannt  gemacht  hat  Stark  Arch.  Ztg.  1865,  S.  71  fg.,  zu  Taf.  CC. 
Die  Beschreibung  Pervanoglu's  ist  im  Wesentlichen  richtiger.    Der  Kranz  des  Weibes 
besteht  sicher  nicht  aus  Muscheln,  sondern  aus  Blumen,  die  Bekleidung  der  männ- 
lichen Figur  nicht  in  einem  Seehundsfell  (eine  ähnlich  gerippte  Nebris  findet  sich 
bei  einem  Satyr  in  Theseion);  auf  der  Säule  stand  ein  Eros,  wie  Kumanudis  münd- 
lich mir  mittheilte:  ist  das  wahr,  so  lässt  sich  auch  deshalb  an  eine  Grabstele  nicht 
denken.    Eine  andere  sebon  länger  durch  Erklärung  und  Abbildung  bekannte  Terra- 
cotta,  welche  früher  im  Besitz  des  Prof.  Xanthopulos  war,  befindet  sich  jetzt  auch 
im  Varvakion:  der  Hermes  Kriophoros,  welchen  Conze  in  den  Ann.  d.  Inst.  arch. 
1858,  p.  347  fg.  u.  tav.  d'agg.  0.  publicirt  und  nachher  auch  Logiotatidis  in  derUpx. 
itptjp.  1862  p.  57  fg.  (der  von  derStrigilis  in  der  Rechten  der  Statuette  nichts  wissen 
.will)  und  Beule  in  der  Rev.  arch.  1862,  V,  p.  361  fg.  besprochen  haben.  Ausserdem 
besitzt  die  Sammlung  des  Varvakion  noch  einige  Fragmente  von  Thonbildern  des 
widdertragenden  Hermes,  die  ja  überhaupt  öfters  vorkommen.    Eins  derselben  bat 
Logiotatidis  a.  a.  O.  abbildlich  mitgetheilt  zum  Beweise  dafür,  dass  Hermes  auch 
ini  tys  dQxnt«e  ^X^lt  *>C  vtavkti  vnttxdfcm.    Auch  von  den  Thonwerken,  welche 
durch  die  auf  Kosten  der  archäol.  Gesellschaft  zu  Athen  bei  dem  Dorfe  Agios  Sostis 
bei  Tegea  im  J.  1862  unternommenen  Ausgrabungen  zu  Tage  gefördert  wurden  (s. 
'siQX-  tyyi*-  1862,  S.  241  und  Pervanoglu  an  mehreren  Stellen,  zuletzt  in  den  Nuov. 
Mem.  d.  Inst.  Vol.  II,  p.  72  fg.),  sind  mehrere  der  im  Varvakion  aufbewahrten  Rund- 
werke abbildlich  mitgetheilt  N.  Mem.  a.  a.  0.  pl.  VI.  darunter  auch  eine  jener  Hy- 
drienträgerinnen,  über  welche  ich  vor  Jahren,  als  noch  wenige  derartige  Figuren  be- 
kannt waren,  gehandelt  habe  in  den  Gotting.  Ant.  S.  5,  während  dieselben  uns  jetzt 
HisL-pliil.  Classc.    XIX.  Q 


122 


FRIEDRICH  WIESELER, 


durch  ziemlich  zahlreiche  Griechische  Funde  aus  verschiedenen  Gegenden  zur  Kunde 
gekommen  sind,  vgl.  Pervanoglu  a.  a.  0.  p.  74  und  de  Witte  Gaz.  d.  Beaux-Arts 
1866,  XXI,  p.  119  u.  112.  Von  hervorragender  Schönheit  ist  ein  Venuskopf;  an- 
sprechend auch  eine  nackte  Aphrodite,  innerhalb  eines  Blumenkelchs  wie  auf  einem 
Sessel  sitzend  (jetzt  eben  nach  einer  Photographie  herausgegeben  von  E.  Hübner 
»Bildniss  einer  Römerinc  Taf.  III,  S.  4,  vgl.  S.  21).  Einige  interessante  Stücke 
betreffen  die  Nike.  Eine  Gruppe  von  zwei  Weibern,  die  beschäftigt  sind  zu  wippen, 
hat  Schöne  »Gr.  Rel.«  n.  146  abbildlich  mitgetbeilt.  Mehrere  Schauspielerfiguren 
und  Caricaturen,  welche  ich  mir  genauer  notirt  habe,  um  so  mehr  als  sie  in  Athen 
verhiiltnissmässig  selten  sind,  werden  besser  anderswo  beschrieben  werden.  Ein  paar 
Caricaturen  bat  übrigens  schon  Schöne  n.  138  u.  139  gut  herausgegeben.  Von  den 
Thonreliefs  erwähnen  wir  zuvörderst  jene  Melischen ,  deren  Beschreibung  und  Abbil- 
dung wir  dem  eben  genannten  Gelehrten  verdanken,  vgl.  S.  61,  8,  a,  u.  29,  a,  S.  63, 
fg.  u.  Taf.  XXXI  fg.  n.  127  u.  129.  Auch  die  Ausgrabungen  von  Agios  Sostis  haben 
Reliefs  geliefert,  von  denen  das  in  künstlerischer  Beziehung  beste  auf  den  Amazo- 
nenkampf sich  bezieht.  Abbildungen  in  den  N.  Memor.  a.  a.  O.  Unter  den  nicht  be- 
malten Vasen  mit  Reliefs  befinden  sich  einige  den  sogenannten  Arretinischen  Gelassen 
entsprechende  von  schwarzblauer  oder  rother  Farbe.  Eins  von  den  schwarzblauen 
enthält  die  im  Kreise  sich  wiederholende  Darstellung  der  Athena  und  eines  Triton, 
welcher  in  der  Rechten  eine  Schale  und  in  der  Linken  eine  Prochus  hält  und  auf 
seinem  Rücken  einen  flötenblasenden  Eros  trägt.  Eins  derGefässe  von  rother  Farbe 
ist  mit  der  sich  ebenfalls  im  Kreise  herum  öfters  wiederholenden  Figur  der  auf  einem 
Wagen  einherfahrenden  Nike  geschmückt.  Ein  Gefäss  von  schwarzer  Farbe  aus  Me- 
gara  ist  schon  von  Pervanoglu  Arch.  Anz.  1861,  8.  232*  beschrieben,  mit  der  Be- 
merkung, dass  Vasenscherben  mit  Reliefdarstelluugon  ihm  bis  dahin  nur  aus  Böotien 
und  Megara  bekannt  seien.  Jene  Art  schwarzer  Gefässe  findet  sich  auch  nach  A.  Du- 
mont  Rev.  arch.  XIX,  169,  p.  214,  Anm.  2  nur  in  Megara.  Indessen  befanden  sich 
schon  im  J.  1861  in  der  Sammlung  der  arch.  Gesellschaft  mehrere  Fragmente  von 
Vasen  mit  Reliefdarstellungen,  die  den  rothen  Arretinischen  durchaus  entsprechen 
und  mit  Ausnahme  eines  von  Melos  gekommenen  in  Athen  selbst  ausgegraben  sind, 
ausserdem  Böden  von  solchen  Vasen  mit  eingedruckten  Inschriften,  meist  in  Latei- 
nischer Sprache,  die  aus  Italien  herübergebracht  worden  zu  sein  scheinen,  wie  eben- 
falls eine  Anzahl  von  Bruchstücken  von  Amphoren  aus  anderem  Thon  als  die  Arre- 
tinischen Vasen,  welche  auch  mit  fast  durchaus  Lateinischen  Töpferinschriften  verse- 
henen Bruchstücke  im  Piräus  aufgefunden  und  dem  Mus.  derselben  Gesellschaft  ein- 
verleibt waren.  Man  vergleiche  den  für  den  Verkehr  von  Italien  nach  Griechenland 
sehr  interessanten  Aufsatz  von  Kumanudis  in  der  %Aq%.  itptjt*.  1862,  H  I,  S.  10  fg. 
nebst  den  dazu  gehörenden  Abbildungen  auf  Taf.  5.    Kürzlich  signalisirte  auch  Lol- 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  123 


ling  in  den  Monateber.  d.  K.  Akad.  d.  Wissensch,  zu  Berlin  vom  19  Dec.  1872,  8. 
5  ein  zu  Athen  ausgegrabenes  Stück  der  Art.  Unter  den  Reliefvasen  anderer  Art 
erwähne  ich  zunächst  die  schon  von  Benndorf  »Gr.  u.  Sic.  Vas.«  S.  51,  n.  13  be- 
sprochene schwarze  Amphora,  welche  besonders  in  Betrefi  der  Graffitinschrift,  durch 
die  sie  als  Geschenk  eines  Barkaios  an  einen  Barkaios  bezeichnet  wird,  wichtig  ist; 
dann  einen  Lagynos  mit  zwei  einander  entsprechenden  Darstellungen:  Amazone,  die 
einen  Griechen,  Grieche,  der  eine  Amazone  besiegt.  Zu  dem  Henkel  eines  Gefässes 
scheint  gehört  zu  haben  ein  Reliefbruchstück  aus  rothem  Thon  mit  der  merkwür- 
digen Darstellung  des  ohne  alle  Verzerrung  gebildeten  Kopfs  der  Medusa,  unter  deren 
Kinn  man  das  Schlangenhalsband  gewahrt,  zu  den  Seiten  der  Backen  je  einen  kleinen 
männlichen  bärtigen  Kopf  und  über  dem  Scheitel  der  Medusa  den  Halbmond.  In 
wenigstens  24  Exemplaren  kommen  jene  Griflbruchstücke  von  Kohlenbecken  mit  Re- 
liefdar8tellungcn  von  Ornamenten  oder  Köpfen  vor,  die  von  Conze  in  den  Verhand- 
lungen der  24.  Versammlung  deutscher  Phil,  und  Schulmänner  in  Heidelberg,  Leipz. 
1866,  S.  139  fg.,  zu  Taf.  1  u.  II,  und  von  Dumont  Inscr.  cor.  de  Grece  p.  410  fg. 
besprochen  sind,  der  auch  eins  der  im  Varvakion  befindlichen  Exemplare  mit  dem 
Namen  des  Töpfers  'Exatalov  abbildlich  mitgetheilt.  Die  häufig  nur  roh  ausgeführten, 
immer  barock  aussehenden,  regelmässig  Wesen  des  Bacchischen  Kreises  angehörenden 
Köpfe  (auch  der  auf  dem  von  Conze  auf  Taf.  II,  n.  la  und  lb  in  Abbildung  gege- 
benen Würzburger  Fragmente  soll  wohl  nicht  den  Hephästos  darstellen)  hatten  aus- 
ser dem  praktischen  Zweck,  wohl  den,  als  Amulete  zu  dienen.  Ein  Gefiiss,  ganz  so 
aussehend,  als  wenn  es  aus  Alexandrien  stamme  —  doch  ist  dieselbe  Thonart  auch  an  Wer- 
ken, die  von  Anaphe  stammen,  bekannt  — ,  stellt  den  Helios- Apollon-Dionysos  dar  mit 
dem  Kalathos  auf  dem  Haupte,  mit  Bogen  und  Traube  unter  der  Halbfigur;  ein  anderes 
eine  Affenmutter,  die  6itzend  wie  ein  Mensch  ihr  Kind  säugt,  indem  6ie  nach  rechts  hin 
sich  umschaut  Einfachere  Gefasse  in  Form  eines  Affen  sind  auch  aus  Italien  bekannt 
(0.  Jahn  Arch.  Beitr.  S.  435,  Anm.  7).  Gar  Manches  wäre  über  die  Thonlampen  zu  be- 
richten, wenn  es  der  Raum  erlaubte.  Ein  Curiosum  ist  ein  Haufen  von  Lampen,  die,  als 
sie  noch  nicht  getrocknet  oder  gebrannt  waren,  zusammengeriethen  und  so  zusammenge- 
backt  sind.  Ein  paar  Lampen  haben  die  Gestalt  eines  flötenblasendon  Affen  (Aelian.  Hist. 
an.  V,  26):  eine  übrigens  auch  sonst  vorkommende  Darstellung,  vgl.  die  jüngst  be- 
kannt gewordene  Wandmalerei  nach  Bullett.  d.  Inst.  arch.  1872 ,  p.  4 ,  den  Cylinder 
bei  F.  Lajard  Mithra,  pl.  XXIX,  n.  7,  das  Stroganofi'sche  Silbergefäss  in  der  Arch. 
Ztg  I,  Taf.  X,  auch  die  Gallo -Römische  Glasvase  im  Mus.  zu  St.  Germain  (Fröhner 
Mus.  de  France  p.  16,  Arch.  Anz.  1867,  S.  23*).  Ueber  die  Affen  auf  dem  Stroga- 
noff sehen  Gefässe  urtheilt  übrigens  anders  Fr.  von  Erdmann,  Ausserordentliche  Bei- 
lage zu  der  Arch.  Ztg.  1860,  S.  6*.  Von  den  manichfaltigen  bildlichen  Darstellungen 
in  Relief  seien  nur  zwei  erwähnt,  1,  ein  Panther  oder  Tiger  steht  über  einem  mensch- 

Q2 


124 


FRIEDRICH  WIESELER, 


liehen  Skelett,  welches  ausgestreckt  am  Boden  hegt,  2,  Venus  bekränzt  einen  rechte 
von  ihr  stehenden  Amor,  während  links  von  ihr  ein  anderer  Amor  in  der  Haltung 
eines  Betrübten  dasteht.  Der  ersterwähnte  Amor  bat,  wie  es  scheint,  eine  Fackel 
im  linken  Arm.  Besonders  zogen  die  Inschriften  meine  Aufmerksamkeit  auf  sich, 
namentlich  die  den  Töpfernamen  enthaltenden,  über  welche  ich,  BOwie  über  andere, 
an  den  im  Varvakion  aufbewahrten  Gegenständen  aus  gebranntem  Thon,  namentlich 
Stirnziegeln,  befindliche,  ausführlich  gehandelt  habe  in  den  Gött.  Nachrichten  1874,  S. 
3  fg.  Unter  den  nicht  mit  Reliefs  und  auch,  bis  auf  den  angestrichenen  einfachen 
um  die  Oeffnung  in  Streifen  umlaufenden  Rand,  nicht  mit  Malereien  versehenen  Thon- 
gefä8sen  findet  sich  in  ziemlich  zahlreichen  Exemplaren  vertreten  jenes  ursprünglich 
den  Spartanern  eigenthümliche,  dann  in  Griechenland  allgemeiner  verbreitete  Trink- 
gefäss,  welches  den  Namen  xmömv  führte,  und  dessen  Seitenwände  so  gestaltet  waren, 
dass  ein  trüber  Bodensatz  der  Flüssigkeit  beim  Trinken  nicht  mit  in  den  Mund  kam 
(Conze  im  Philologus  XVII,  1861,  S.  575  fg.).  Ein  aus  Böotien  gekommenes  einfach 
schwarzes  Feldfläschchen  mit  dem  Fabrikstempel  des  Apollonios  ist  an  der  innern 
Fläche  so  gearbeitet,  dass  es  sich  dem  Körper  bequem  anschmiegt  (A.  Michaelis  Arch. 
Ztg.  1861,  S.  201*).  —  Als  interessantes  Stück  aus  Thon  mit  Malereien  auf  weisser 
Grundfarbe  mag  der  schon  von  Pervanoglu  Arch.  Anz.  1861,  S.  232*  erwähnte  oben 
mit  zwei  Löchern  zum  Aufhängen  versehene  Diskos  von  der  Insel  Syra  weiterer  Be- 
rücksichtigung empfohlen  werden,  da  die  Meinung,  derselbe  habe,  wie  die  bekannten 
Marmordisken  mit  Reliefdarstellungen,  zum  Schmuck  eines  Gebäudes  gedient,  wegen 
der  Auffindung  in  einem  Grabe  nicht  sehr  wahrscheinlich  ist.  Sollte  nicht  vielmehr  an 
einen  Schmuck  des  Grabes  zu  denken  sein?  Gemalte  Verzierungen,  Blumen  von 
grünlicher  Farbe,  auf  dunkelrothem  Grunde  hübsch  ausgeführt,  gewahrt  man  auch 
auf  Bruchstücken  von  Ziegeln ,  die  zur  Herstellung  von  Gräbern  dienten ,  aus  einem 
Attischen  Grabe  (Pervanoglu  Arch.  Anz.  1861,  S.  195,  A.  1,  u.  >Grabst.«  S.  8, 
A.  2).  —  Besonders  beachtenswert!}  sind  dann  in  mehr  als  einer  Hinsicht  die  ge- 
firnissten  mit  Figuren  bemalten  Thonwerke,  unter  denen  es  auch  mehrere  giobt, 
welche  zugleich  oder  hauptsächlich  mit  Reliefs  versehen  sind.  Einige  von  diesen 
Gefässen  oder  Geräthen  haben  eine  ganz  eigenthümliche  Form  welche  mit  ihrer  be- 
sonderen Bestimmung  zusammenhängt.  Dahin  gehört  ein  schon  vorlängst  bekanntes 
Stück,  dem  freilich  neulich  ein  Doppelgänger  zur  Seite  getreten  ist  (Matz  bei  0. 
Jahn  »  Europa  €  S.  45):  jene  von  Preller  in  den  Bor.  d.  K.  Sachs.  Ges.  d.  Wissensch. 
1852,  Taf.  5.  6,  und  von  Le  Bas  in  der  Rev.  arch.  X  (1854),  pl.  84.  85  abbildüch 
.  mitgetheilte  Garnwinde,  welche  sich  damals  im  Besitz  der  Königin  Amalia  befand, 
(es  ist  also,  nebenbei  bemerkt,  nicht  Alles,  was  dem  früheren  Deutschen  Königspaar 
gehörte,  in  die  Sammlung  des  Cultusroinisteriums  gekommen,  wie  man  hie  und  da 
angegeben  findet).    Noch  interessanter  sind  die  drei  von  KumanudiB  in  der  *^(%. 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.  125 


Jjpgh  1869,  S.  345  fg.  als  zur  Ueberdeckung  irgend  eines  Werkzeuges  oder  Stoffes 
weiblicher  Handarbeiten  bestimmt  gefassten,  aber  noch  rätbselbaften  halbirten  Ge- 
rätbe  mit  unten  voller  Rundung,  oben  ziegelartig  gelber  Fläche,  mit  Verzierungen  in 
Malerei  oder  Relief  oder  Relief  und  Malerei,  von  denen  zwei  a.  a.  0.  Taf.  51  abge- 
bildet sind.  Man  vergleiche  mit  ihnen  zunächst  den  »imbrex«  bei  Birch  Hist.  of 
anc.  potter.  Vol.  I,  p.  275,  n.  132.  Als  Werk  mit  Figuren  archaischen  Stils,  welche 
auch  in  gegenständlicher  Hinsicht  ein  namhaftes  Interesse  bieten,  ist  der  in  der  Ne- 
kropolis  des  Phaleron  gefundene,  durch  chromolithographische  Nachbildung  bekannte 
Teller  mit  den  auf  Peleus,  Thetis,  Achilleus  und  Neoptolemos  lautenden  Inschriften 
hervorzuheben,  betreffs  dessen  sonst  auf  Förster  Bull.  d.  Inst.  1873,  p.  12  verwiesen 
werden  kann.  Anlangend  die  eigentlichen  Gefässe,  so  hat  einige  der  schon  in  der 
ersten  Hälfte  des  J.  1860  vorhandenen  (Lekythoi  von  geringeren  Dimensionen)  schon 
Michaelis  Arch.  Anz.  1861,  S.  200*  fg.  beschrieben.  Bald  darauf  erwarb  die  Sammlung 
zwei  höchst  interessante  alterthümliche  Vasen,  von  denen  die  eine,  ein  Werk  des  bis 
dahin  unbekannten  Vasenmalers  Timonidas,  zu  Kleonae,  die  andere  zu  Karystos  auf 
Euböa  gefunden  ist.  Beide  sind  zuerst  von  Pervanoglu  im  Bull.  d.  Inst  arch.  1861, 
p.  46  fg.,  die  von  Kleonae  auch  im  Arch.  Anz.  1860,  S.  113*  beschrieben.  Die  Vase 
von  Kleonae  iBt  dann  in  der  Arch.  Ztg  1863,  Taf.  CLXXV  mit  einer  eingehenden 
Besprechung  von  0.  Jahn  S.  58  fg. ,  die  von  Karystos  vor  einigen  Jahren  zwei  Male 
in  Abbildung  herausgegeben,  am  besten  in  Benndorfs  Gr.  u.  Sic.  Vasenbild.  Taf. 
XXX,  n.  10.  Das  Gefäss,  dessen  archaische  bildliche  Darstellung  mit  ausserordent- 
licher Sauberkeit  ausgeführt  ist,  gewinnt  dadurch  noch  an  Bedeutung,  dass  es  durch 
seine  hochalterthümlichen,  nicht  Euböischen,  sondern  Korinthischen  Inschriften  einen 
Handel  mit  Vasen  von  Korinth  nach  Euböa  schon  für  frühe  Zeiten  bekundet.  Ein 
Alabastron  des  alterthümlichen  Korinthischen  Stils  mit  der  Darstellung  eines  mostro 
merino,  etwa  eines  Triton,  erwähnt  Förster  Bull.  d.  Inst.  arch.  1872,  p.  70.  Hin- 
sichtlich der  Dimensionen,  der  künstlerischen  Ausführung  und  des  sachlichen  Inter- 
esses der  bildlichen  Darstellungen  nehmen  wohl  den  ersten  Platz  ein  die  Amphoren 
mit  Prothesis  und  Begräbniss  von  Cap  Kolias,  welche  von  Conze  in  den  Ann.  d. 
Inst.  arch.  XXXVI,  p.  183  fl.  besprochen  und  in  den  Monum.  ined.  Vol.  VIII,  L  D7 
und  V  herausgegeben  sind,  wie  es  eben  damals  möglich  war  (später  sind  noch  meh- 
rere Bruchstücke  hinzugekommen,  die  man  jetzt  an  den  Originalen  eingesetzt  findet), 
eine  Lekythos  mit  der  Darstellung  der  Grablegung  einer  Frau  durch  zwei  Flügel- 
figuren,  eine  alte  und  eine  junge,  welches  Bild,  wie  verlautet,  von  Dumont  herausge- 
geben werden  wird,  und  eine  Hydria  mit  schönen  röthlichen  Figuren:  in  der  Mitte 
Sappho  (durch  Inschrift  bezeichnet),  sitzend,  im  Lesen  begriffen,  vor  ihr  zwei  stehende 
Weiber,  deren  vorderes,  »Kallis,«  ein  Saiteninstrument  hinhält,  hinter  Sapho  stehend, 
»Nikopolis.c  wie  in  Bewunderung  begriffen.    Diese  Vaso  kannte  0.  Jahn  »Ueber 


126 


FRIEDRICH  WIESELER, 


Darstellungen  Griech.  Dichter  auf  Vasenbildernc,  Bd.  VIII  der  Abhandlungen  d.  K. 
Sachs.  Ges.  d.  Wissensch.,  1861,  S.  7(>6  fg.,  noch  ebensowenig  als  die  von  Henri  de 
Longperier  in  der  Rev.  arch.  Fr.  XVII,  1868,  p.  345  fg.  beschriebene  des  Grafen 
Dzialinski  mit  dem  Namen  der  berühmten  Dichterin  in  der  Form  Vay«.  Die  wegen 
>der  die  zierlichste  Animuth  athmeuden  Darstellung«  als  das  Juwel  der  Sammlung  im 
J.  1860  von  Michaelis  a.  a.  O.  bezeichnete  Lekythos  ist  schon  langst  nicht  nur  durch 
Beschreibungen  von  Conze  und  Pervanoglu,  sondern  auch  durch  Abbildung  und  ein- 
gebende Besprechung  in  ().  Jahn's  Schrift  »Ueber  bemalte  Vasen  mit  Goldschmuck,« 
Leipz.  1865,  Taf.  I,  n.  I  u.  2,  und  S.  1  fg.  so  bekannt,  dass  es  nur  der  blossen 
Erinnerung  daran  bedarf.  Eine  andere  interessante  Lekythos  mit  Spuren  Ton  Ver- 
goldung bespricht  Salinas  Bull.  d.  Inst.  1865 ,  p.  34.  Von  den  zahlreichen  weissen 
Lekythoi  der  Sammlung  sind  fünf  durch  Benndorf  Griech.  u.  Sic.  Vasenb.  H,  Taf. 
XVin,  2,  XIX,  4,  XX,  2,  XXIH,  2,  XXIV,  2  bekannt  gemacht,  der  auf  Taf.  XXX 
auch  die  Grafüti  an  den  Vasen  mitgetheilt  hat,  wie  denn  auch  in  dem  Heydemann'schen 
Vasenwerke  mehrere  Gemälde  aus  der  Sammlung  dos  Varvakion  veröffentlicht  sind. 
I*eber  die  eigentümlichen  Vasen  vom  Phaleron  giebt  A.  Dumont  Rev.  arch. ,  X.  S., 
XLX,  1869,  p.  213  fg.  Kunde.  Eine  in  Botreff  ihrer  technischen  Ausführung  und 
wegen  des  dargestellten  Gegenstandes  äusserst  merkwürdige,  sonst  unscheinbare  Le- 
kythos finde  ich  eben  vor  dem  Abschlüsse  dieses  Berichts  in  der  Arch.  Ztg.,  X.  F., 
VI,  1  und  2  Taf.  5  und  S.  52  fg.  vou  G.  Hirschfeld  publicirt  und  mit  Einsicht  be- 
sprochen. Bei  der  Unmöglichkeit,  hier  eine  vollständige  Uebersicht  von  den  bemalten 
Vasen  zu  geben,  wollen  wir  nur  noch  ein  paar  in  technischer  Beziehung  interessante 
erwähnen,  welche  Gebhardt  genauer  notirt  hat.  Die  erste  ist  auch  in  Betreff  des 
dargestellten  Gegenstandes  beachtenswerth ,  da  sie,  irre  ich  nicht,  den  Abschied  des 
Triptolemos  von  Demeter  anders  als  gewöhnlich  vor  die  Augen  bringt.  »1,  Lekythos, 
etwa  1'5".  Form  die  gewöhnliche.  Ein  bartloser  Jüngling,  Gesicht,  Arme  und 
Fü8se  weiss,  von  mittelguter  Zeichnung,  hält  mit  der  Rechten  in  Nascnhöbe  ein 
Scepter  und  drei  Achren.  Die  Linke  ist  unter  dem  graurothen  Himation  verborgen. 
Der  Chiton  zeigt  unten  und  am  Arm  hellrothere  Partien.  Vor  dem  Jüngling  steht 
eine  jugendliche  Krau ,  die  in  der  Linken  eine  Fackel  hat  und  mit  der  Rechten  aus 
einer  Phiale  libirt  (gelbes  Band  im  Haar,  grau  und  rothes  Gewand).  2.  Gefäss  von 
4".  Drei  Eroten  (Haar  und  Flügel  gelbroth  auf  schwarzem  Grunde,  deutliche  Gold- 
spuren an  den  Flügeln)  zwischen  zwei  grossen  Frauenköpfen,  die  weiss  6ind  (Haare 
roth,  Ohr  desgleichen,  Buckeln  für  Goldschmuck  im  Haar,  am  Hals  und  am  Ohr, 
bei  letzterem  auch  noch  Spuren,  Augenlinien  roth,  Iris  dunkler,  bei  einem  Kopf  noch 
die  Stephane  vergoldet).  3.  Kleine  Dose:  Reiter  mit  Satyrn,  schwarz  auf  gelbem 
Grunde,  die  Umrisslinien  (Bein,  Bart  und  Gewandfalten)  sind  nach  der  Färbung  roh, 
oft  falsch  und  überflüssig  eingeritzt.   4.  Lekythos  mit  schwarzem  Grunde.    Unten  ak 


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ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  RE1SK  NACH  GRIECHENLAND.  127 


Boden  eine  braune  Linie,  oben  schwarze  Verzierung,  dazwischen  gelbe,  fast  wie  Lehm- 
striche. Ein  unbärtiger  Mann  greift  nach  einem  Satyr.  Die  Technik  ist  sehr  interessant. 
Der  Mann  ganz  von  Lehmfarbe,  die  dick  auf  dem  schwarzen  Firniss  aufgetragen  ist. 
Haarüberhang,  Nase,  Mundlinie  das  einzige  vom  Gesicht  Erkennbare.  Das  Ganze  fast 
silhüuettennrtig.  Der  Satyr  ganz  roh  in  den  Firniss  eingeritzt,  an  Schweif  und  Bart 
rotbe  Farbenspuren.  Schwarz,  blau,  gelb,  roth  sind  die  Linien  der  Figuren,  dicke 
und  dünno  Striche  (bei  der  Handkrümmung  ungeschickte  Zeichnung)«.  Leider  fehlen 
specielle  Angaben  über  die  Herkunft.  Hoffentlich  erhalten  wir  bald  genauere  Kunde 
über  den  Bestand  der  Sammlung  an  bemalten  Vasen,  die  namentlich  auch  für  Special- 
studien über  Böotische  und  Peloponncsische  Gefässe  reiches  Material  bietet.  —  Wir  wollen 
nicht  unterlassen  schliesslich  noch  einige  mit  Inschriften  versehene  Thonwerke  zu 
erwähnen,  welche  meist  hinsichtlich  ihrer  Bestimmung  ein  namhaftes  Interesse  haben. 
Dahin  gehört  die  von  Rhusopulos  in  dem  'Aq%*  tyll*-  1863,  p.  307  zu  der  Abbildung 
auf  Taf.  46,  n.  3  behandelte,  den  oben  S.  120  erwähnten  bronzenen  last  durchaus 
entsprechende  Richterpscphos,  welche  mir  leider  nicht  zu  Gesicht  gekommen  ist;  ferner 
die  von  Dumont  Rev.  arch.  XXII,  1870—1871,  p.  35  fg.  oder  Inscr.  cer.  p.  413  fg. 
nach  Kumanudis  beschriebene  und  abbildlich  mitgetheilte  Tesscra,  und  noch  mehr 
jenes  cylinderförmige  metrologische  Geräth,  welches  wiederholt  von  Dumont,  zuletzt 
in  den  Inscr.  cor.  p.  417  fg.,  in  den  Miss,  scient.  VI,  p.  466,  und  in  der  Rev.  arch., 
N.  S.,  XXIV,  1872  (hier  mit  beigefügter  Abbildung),  ausserdem  auch  von  Evstratiadis 
in  der  %Aq%.  fyw».  1870,  p.  379  besprochen  ist.  Auch  unter  den  wiederholt  bespro- 
chenen  Webegewichten  (är*>v$fi),  von  denen  sich  in  der  Sammlung  eine  bedeutende 
Anzahl  findet,  sind  solche,  die  mit  Inschrift  oder  mit  Bildwerk  oder  beiden  zugleich 
versehen  sind,  vgl.  A.  Conze,  zuletzt  in  den  Ann.  d.  Inst  arch.  Vol.  XLIV,  p.  198. 
Ausserdem  sind  in  derselben  gleichfalls  in  vielen  Exemplaren  jene  auch  von  Conze 
im  Arch.  Anz.  1860,  S.  102*  signalisirten,  meist  zweimal  durchbrochenen  Thonstücke 
von  einerseits  flachgewölbter,  anderseits  platter  kreisrunder  Form  vorbanden,  welche 
A.  Dumont  Inscr.  cer.  de  Grece  41  u.  p.  409  als  pains  de  terre  cuite,  offrandes 
aux  dieux,  betrachtet,  mit  dessen  Angaben  bezüglich  der  Inschriften  zu  vergleichen 
ist  Kumanudis  'An.  imrq.  S.  25 ,  Anm.  *.  Weiter  gehört  hierher  auch  das  höchst 
interessante,  in  den  schwarzen  Firniss  eines  Thonziegels  eingeritzte  Syllabarium, 
welches  zuerst  herausgegeben  ist  von  Mavrophridis  im  Philister  Bd.  IV,  H.  4,  p.  327, 
und  zuletzt  von  Dumont  a.  a.  0.  p.  405,  vgl.  auch  p.  49;  die  Buchstaben  auch  im 
Arch.  Anz.  1863,  S.  92*.  Endlich  mag  noch  zur  Berücksichtigung  kommen  eine  in 
Attika  gefundene  Weinamphora  in  den  Kellerräumen  der  Sammlung,  welcher  in 
grossen  rothen  Buchstaben  das  bekannte  rNQQl  SEAYTON  aufgeschrieben  ist, 
vgl.  Heydemann  in  E.  Hübner's  Herraes  VH,  S.  110. 

32)  Vgl.  »Medaglie  inedite  del  nazion.  Mus.  numism.  di  Atene«  Mon.  d.  Inst. 


128 


FRIEDRICH  WIESELER, 


arch.  Vol.  VRI,  t.  XXXII,  Ann.  d.  Inst.  Vol.  XXXVIII  p.  330  fg.  (wo  p.  339  fg. 
auch  dio  Bleistücke  mit  Attischen  Typen  verzeichnet  sind),  »auch  Med.  ined.«  Ann.  d. 
Inst  Vol.  XXXIII,  tav.  d'agg.  Q  u.  p.  352  fg.,  und  »Piombi  inediti  delMus.  numism. 
di  Atene«  Mon.  d.  Inst.  arch.  Vol.  VIII,  tav.  LH,  Ann.  d.  Inst.  XL  tav.  d'agg.  K, 
p.  268  fg.,  Katäloyos  xäv  iIqx"*01*'  vofiHtpdtwv  twv  vqa<av  KiQxvQas  Aevxäöof  7*a'»^c 
KKf"~/.).t;vici;  ZaxvviHv  xai  KvOtjQ&v  av/.ir/.'nnoiv  fiiv  vnd  flaviov  Aäpnqov,  dutQij- 
Oiriaiv  di  w  i&vixü  tjjj  'ElXädog  navfiuaitffiUf  naqd  'AXtl-tivÖQOV  Movqovtl,  'Af>. 
Allz.ll,  KaxäXoyos  im»'  ciQxaivv  voiuapätmv  %üqi»v,  i&vüv ,  nökeuv  xai  ßaaUw» 
tav  *A9i*V*»  iOv**oi  trofuopauxov  povatiov,  Ath.  1872,  Bd.  I.  Dieser  Catalog  reicht 
bis  zum  Ende  von  Makedonien  und  umfasst  1GG9  Nummern.  Einzelne  besonders 
beachtenswerthe  Stücke  hebt  hervor  A.  von  Sället  in  seiner  Zeitschr.  für  Numismatik 
I,  S.  92.  Hinsichtlich  des  in  der  Sammlung  in  einem  zweiten  Exemplare  vorhandenen 
üoldBtaters  des  T.  Quinctius  Flamininas,  welcher  nach  dem  längst  bekannten  Pariser 
Exemplare  in  Mionnet's  Descr.  d.  Med.,  Suppl.,  T.  III,  zu  p.  2G0,  und  danach  in 
den  Denkm.  d.  a.  Kunst  I,  nr.  344,  und  Hev.  num.  Fr.  1852,  pl.  VII,  n.  1  abgebildet, 
später  auch  von  Fr.  Lenormant  Rev.,  p.  196  fg.  besprochen  ist,  hebe  ich  noch  beson- 
dere hervor,  dass  das  Atheniensischo  Exemplar  den  Kopf  des  Averses  noch  schöner 
und  besser,  die  Nike  des  Reverses  aber  schlechter  giebt  als  das  Pariser.  Zu  den 
sehr  interessanten  Bleien ,  deren  das  Museum  eine  verhältnissmässig  grosse  Zahl  be- 
sitzt, vgl.  Benndorf  in  den  Gotting,  gel.  Anz.  18C9,  S.  2071  fg. 

33)  Die  von  Gaedechens  zunächst  herauszugebenden  Abbildungen  betreffen  einen 
Amazonenkopf,  eine  Statue  des  Kaisers  Balbinus,  eine  archaistische  Mädchenstattie 
und  drei  Grabrcliefs.  Die  von  ihm  auf  Balbinus  bezogene,  2,  10  Meter  hohe,  und 
eine  andere  ,1,75  hohe ,  zugleich  mit  jener  im  Hafen  gefundene  Statue  hat  zuerst 
genau  beschrieben  C.  Curtius  in  Leutsch's  Piniol.  XXIX,  S.  696  fg.  Unter  den 
Grabmonumenten,  deren  Herausgabe  von  Gaedechens  zu  erwarten  steht,  ist  vermuth- 
lieh  auch  die  Stele,  an  welcher  ein  Jüngling  mit  zierlich  fressendem  Eichhörnchen 
auf  der  Hand  und  darunter  ein  kleiner  Knabe  dargestellt  ist.  Mich  interessirte  ausser- 
dem unter  den  Sculpturen  auch  die  kleine  Statue  einer  vollständig  bekleideten, 
das  Obergewand  an  der  rechten  Seite  des  Kopfes  wie  bogenförmig  hinaufhaltenden 
weiblichen  Figur,  welche  iu  den  Händen  je  einen  undeutlichen  Gegenstand  hält  und 
an  ihrer  rechten  Seite  einen  Bock  stehen  hat,  wohl  Aphrodite  darstellend,  und  ganz 
besonders  ein  sehr  kleiner  und  konischer  »Omphalos«  von  gelbweisslichem  Marmor, 
mit  dem  Netze  aus  gegliederten  Wollenbinden,  um  welches  eine  durch  Vertiefung 
angedeutete,  also  wohl  aus  Bronze  hinzugefügte  Tänia  herumläuft,  und,  ganz  unten, 
mit  einem  Rande  aus  gelblichen  Marmor.  Den  neulichen  Fund  eines  schönen  Grab- 
eippus  mit  Giebelfeld  erwähnt  Loiting  in  den  Berliner  Monatsber.  1873,  S.  496.  Die 
von  E.  Curtius  in  den  Preuss.  Jahrb.  a.  a.  0.  S.  17  erwähnte  fragmentirte  Inschrift 


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mit  einem  Verzeichnisse  von  Schriftwerken  ist  seitdem  durch  Kumanudis  dem  Wort- 
laute nach  bekannt  geworden,  verdient  aber  wohl  auch  eine  die  Buchstaben  genau 
wiedergebende  Publication  (die  ihr  denn  auch,  noch  ehe  diese  Bemerkung  durch  den 
Druck  veröffentlich  werden  konnte,  von  G.  Hirschfeld  in  der  Arch.Ztg.  XXXI,  1873, 
S.  106  fg.  zu  Theil  geworden  ist.  Derselbe  Gelehrte  hat  den  ebenfalls  interessanten, 
früher  durch  Evstratiadis  auch  nur  in  Minuskeln  veröffentlichten  Grenzstein  zweier 
Trittyen  einer  Phyle,  welcher  im  J.  1870  im  Piräeus  gefunden  wurde,  genauer  be- 
kannt gemacht  und  behandelt  in  E.  Hühners  Herraes  VII ,  1873 ,  S.  486  fg.).  Den 
Altar  mit  der  Phönikischen  Inschrift  an  der  kleinen  Bucht  neben  der  Eetioneia,  über 
welchen  besonders  zu  vergleichen  ist  Hirschfcld  in  der  Arch.  Ztg.  1872,  S.  21  nnd 
im  Bull.  d.  Inst  arch.  für  1872,  p.  103,  fand  ich  noch  vor;  er  ist  aber  an  seiner 
Stelle  so  wenig  sicher,  dass  ich  mich  nicht  wundern  würde,  wenn  ich  hörte,  er  sei 
über  Nacht  von  irgend  einem  Liebhaber  weggeholt. 

34)  In  dem  Häuschen  des  Apomachos  war  es,  ausser  einer  wegen  der  Nebris 
beachtenswerthen  Mannorbüste  der  Artemis,  namentlich  die  mir  durch  die  Erwähnung 
von  Seiten  Fr.  Lenormant's  Rech.  arch.  ä  El.,  Ree.  d.  Inscr.,  p.  255  bekannte  Statue 
des  Antinoos  mit  dem  »Omphalosc  auf  der  Basis,  welche  mich  interessirte.  Die  Ansicht 
des  Französischen  Gelehrten,  dass  Antinoos  als  lakchos  dargestellt  sei,  ist  ohne 
Zweifel  irrig;  vielmehr  handelt  es  sich  um  jenen  als  Asklepios.  An  der  Statue  mit 
linkem  Spielbein,  deren  Haarbehandlung  die  gewöhnliche  des  Antinoos  ist,  lüsst,  wie 
Gebhardt  notirt  hat,  das  Himation  den  rechten  Arm  und  die  rechte  Brust  frei  und 
fällt  über  die  linke  Achsel  herab ;  von  der  linken  Hand  wird  es  gehalten ;  der  rechte 
Arm,  der  ganz  fehlt,  kg  fest  an;  über  der  Scham  ein  Ansatz.  In  der  Kapelle  des  h. 
Zacharias  zog  ein  etwas  angestossener  Marmorkopf  dadurch  meine  Aufmerksamkeit 
auf  sich,  dass  er  mir  dem  des  Zeus  als  Gigantenbesiegers  in  den  Dcnkm.  d.  a.  Kunst 
11,  1 ,  4  sehr  zu  entsprechen  schien.  Leider  erinnerte  ich  mich  augenblicklich  nicht 
daran,  dass  es  sicherlieh  derselbe  Kopf  ist,  über  welchen  sehr  verschiedene  Ansichten 
geäussert  sind,  indem  er  von  Rangabe  auf  Poseidon,  von  Conze  und  Michaelis  auf 
Pertinax  bezogen  wurde,  vgl.  Ann.  d.  Inst.  arch.  Vol.  XXXIII,  1861,  p.  90;  ich  würde 
sonst  eine  genauere  Untersuchung  angestellt  haben.  So  kann  ich,  abgesehen  von 
dem  oben  Erwähnten,  nur  noch  raittheilcn,  dass  die  Stirn  über  den  Augen  sehr 
hervorspringt. 

35)  Die  Sammlungen  sind  im  Besitz  der  beiden  Gebrüder  Rente  und  eines  Herrn 
EuümioB  Kanelopulos.  Ihr  Bestand  entstammt  dem  an  Metallspiegeln,  bemalten 
Vasen  und  anderen  Thonsachen  so  ergiebigen  Boden  Altkorintbs.  Der  eine  Rente 
besitzt  als  Ausbeute  eines  Grabes  eine  Spiegelkapsel  mit  der  Darstellung  von 
Aphrodite  und  Eros  in  Relief,  zwei  Spiegel,  einen  gewöhnlichen  ohne  bildliche  Dar- 
stellung und  einen  ausserordentlichen,  von  Dumont  Rev.  arch.,  N.  S.,  XXHI,  1872, 

Hist.-phil  Classe.    XIX.  R 


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130 


FRIEDRICH  W I E  S  E  L  E  R , 


p.  297  fg.  n.  pl.  XI,  und  besser  von  Mylonas  herausgegebenen :  einen  Klappspiegel  mit 
der  gravirten  Darstellung  von  KOPINQOS ,  welcher  von  AEYKAI  bekränzt  wird. 
Die  Fignr  jenes  erinnert  sehr  an  die  des  Zeus,  in  Uebereinstimmung  damit,  dass  der 
Namengeber  der  Stadt  Korinthos  als  Sohn  dieses  Gottes  galt  (Pausan.  II,  l, 

I.  Schol.  Pind.  Nem.  VII,  155).  Doch  findet  man  bekanntlich  den  personificirten 
Demos  auch  sonst  zuweilen  dem  Zeus  ähnlich  dargestellt.  Die  in  Silber  gravirten 
Figuren  sind,  nach  Gebhardt's  Notizen,  von  Gold  begränzt.  In  dem  Silber  zeigen 
sich  blau  eingeritzte  Muskellinien.  Das  Scepter  des  Korinthos  ist  weiss  (Silber)  mit 
blauer  Schlängelung;  die  Gesichter  sind  rotb,  wohl  in  Folge  der  Oxydation,  das  des 
Leukas  hat  noch  einige  weisse  Stellen;  der  Sessel  ist  weiss,  unten  blau  ausgefüllt; 
die  Rosetten  hatten  unten  »Silberflügel«.  Die  Technik  ist  wesentlich  dieselbe,  wie  die 
der  beiden  anderen  bekannten  Korinthischen  Spiegel  mit  gravirter  Zeichnung,  des 
in  der  Rev.  arch.  XVH,  1868,  pl.  I,  worüber  zuletzt  gesprochen  hat  Dumont  Rev. 
arch.  XXUI,  p.  298,  und  des  schon  im  Camarmond'schen  Werke  über  das  Museum 
zu  Lyon,  dann  in  der  Rev.  arch.  1868,  pl.  XIII  abbildlich  mitgetheilten ,  über  den 
die  genauesten  Bemerkungen  bringt  de  Witte  Rev.  arch.  XVUI,  1868,  p.  76  fg. 
Die  archäologische  Gesellschaft  in  Athen  hat  ihr  Möglichstes  gethan,  um  dies  Werk, 
das  ausgezeichnetste  seiner  Art  *) ,  für  Griechenland  zu  erhalten ,  indem  sie  dafür 
1500  Drachmen  bot.  Jetzt  aber,  nachdem  der  Spiegel  mehrfach  von  Fremden  gepriesen 
und  zweimal  publicirt  worden  ist,  haben  Bich  die  Forderungen  des  Besitzers  so  ge- 
steigert, dass  nur  Einer,  dem  das  Geld  so  gut  wie  nichts  ist,  auf  dieselben  eingehen 
kann.  Sonst  fand  ich  bei  diesem  Rente  im  Hause  nur  noch  eine  Pyxis  aus  weisslichem 
Thon  mit  einer  Kinderfigur  als  Griff  und  ausserhalb  desselben  die  Marmorstatue  des 
Pan  im  Mantel  und  mit  der  Syrinx,  ganz  wie  die  auch  in  den  Denkm.  d.  a.  Kunst 

II,  43,  532  abgebildete  aus  Athen.  —  Auch  der  in  der  Nähe  schräg  gegenüber  woh- 
nende Herr  Kanelopulos  hat  einen  Spiegel,  dessen  Griff  oder  vielmehr  Ständer  in  der 
Figur  einer  Aphrodite  besteht,  welche,  ganz  wie  bei  dem  oben  S.  119  erwähnten  Spiegel 
des  Varvakion,  von  schwebenden  Eroten  umgeben  war,  von  denen  nur  der  eine  er- 
halten ,  der  andere  aber  bis  auf  das  Flügclpaar  verloren  gegangen  ist.  Es  ist  der 
von  Mylonas  im  A&HNA10N ,  1872,  Taf.  2  abbildlich  mitgetheilte ,  wohl  derselbe, 
von  welchem  schon  Pervanoglu  im  Bull.  d.  Inst.  arch.  1865,  p.  131  Kunde  gegeben 
hat.  wenn  dieser  nicht  vielmehr  der  ist,  welchen,  dem  Vernehmen  nach,  der  frühere 
Russische  Gesandte  zu  Athen,  Graf  Bludoff,  besass.  Zwei  ähnliche  Spiegel  besitzt 
das  Brit.  Mus.,  vgl.  Newton  »the  Bronze  -Room«  p.  13,  über  den  eineu  schon  Birch 


*)  Ausser  jenen  drei  Spiegeln  mit  in  Silber  gravirten  Figuren  ist  nach  Mylonas 
a  a.  0.  p.  442,  Col.  2  noch  ein  ebenfalls  in  Korinth  ausgegrabener  gravirter  Bron- 
zespiegel vorhanden. 


ARCHÄOLOGISCHER  BERICHT  ÜBER  S.  REISE  NACH  GRIECHENLAND.    1 31 


in  d.  Arch.  Ztg.  1851,  S.  38,  n.  2,  a.    Ausserdem  hat  Kau.  einige  beachtenswerte  Thon- 
gefässe  mit  Gemälden  altertümlichen  Stils,  unter  welchen  eine  grosse  Patern  mit 
Kämpfern,  unter  denen  man  Herakles  und  eine  Amazone  erkennt,  und  ein  Kantharos 
mit  einem  Bacchanal  Ton  trunkenen  Männern,  von  welchen  einer  in  ganz  thierischer 
Weise  seine  Nothdurft  verrichtet,  hervorzuheben  sind.  —  Bei  dem  andern  Rente 
fand  ich  eine  hübsche  kleine  Sammlung  von  bemalten  Vasen  und  anderen  Thonsachen. 
Unter  jenen  ragen  durch  ihre  Schönheit  hervor  vier  mit  Goldschmuck  versehene,  der 
aber  durch  das  wiederholte  derbe  Betasten  fast  ganz  abgegriffen  ist.    Die  wichtigsten 
Darstellungen,  unter  welchen  eine,  anderswo  genauer  zu  beschreibende,  einzig  in 
ihrer  Art  ist,  beziehen  Bich  auf  Aphrodite  und  ihren  Kreis.    Auf  einer  findet  sich 
zwischen  Aphrodite  und  Eros  ein  Reiher,  dessen  erotische  Beziehung  auch  anders- 
woher bekannt  ist  (0.  Jahn  Arch.  Beitr.  S.  37).    Eine  Lekythos  zeichnet  sich  durch 
herrlichen  blnuschwarzen  Firniss  aus.    Beachtens werth  ist  auch  eine  Reliefvase  mit 
braunen  Figuren.    Noch  viel  schöner  i«t  aber  eine  weissliche  Rcliefvase  mit  der  Dar- 
stellung der  nackt  auf  den  Knien  des  Adonis  dasitzenden  Aphrodite.    Zwei  Lampen 
erregen  durch  die  darauf  befindlichen  Töpfernamen  Interesse:  sie  sind  in  den  Nach- 
richten von  d.  K.  Ges.  d.  Wiss.  zu  Göttingen,  1874,  S.  8,  c.  verzeichnet.   An  Bronze- 
sachen ist  nur  Unbedeutendes  vorhanden.    Eine  Strigilis  bat  nach  Gebhardt  die  In- 
schrift Auch  diese  Sammlung  wäre  käuflich  zu  haben,  ganz  oder  theilweise, 
aber  die  Preise  sind  auch  hier  so  enorm,  dass  kein  Vernünftiger  sie  leicht  zahlen  wird. 

36)  Anmerkungsweise  sei  inzwischen  Folgendes  hinzugefügt.  Monumente,  wie 
die  von  Mykenae  — '•  um  von  Tiryns  zu  schweigen  — ,  sind  ganz  der  Discretion  der 
Reisenden  überlassen.  Doch  habe  ich  nichts  von  Zerstörungen  oder  Beraubungen 
aus  neuerer  Zeit  gehört.  Das  letzte  von  Mykenae  weggenommene  Stück  von  Erheb- 
lichkeit ist  meines  Wissens  jener  in  der  Gazette  des  Beaux-Arts  T.  XXI,  1866,  p. 
114  fg.  von  J.  de  Witte  und  in  der  Arch.  Ztg.  1866,  S.  257*  und  Taf.  A.  besprochene 
und  abbildlich  mitgetheilte  Backstein  mit  der  Darstellung  der  »Persischen  Artemis.« 
Die  Fragmente  von  den  sculptirten  Verzierungen  des  Thors  an  dem  Scbatzhause, 
über  welche  nicht  einmal  einer  der  mit  den  Alterthümern  seines  Vaterlandes  am  ge- 
nauesten bekannten  Griechischen  Gelehrten  Kunde  hatte,  befinden  sich  im  Brit.  Mu- 
seum, vgl.  Ch.  Newton  Travels  and  Discov.  in  the  Levant  Vol.  I,  p.  37.  —  Der  schönste 
und  besterhaltcne ,  mit  Unrecht  auf  Hera  bezogene  Kopf  unter  den  Sculpturen  vom 
Heräon,  welcher  zu  Argos  aufbewahrt  wird,  ist  durch  Fr.  Lenormant  in  der  Rev. 
arch.  Fr.,  N.  S.,  1867,  pl.  XX  nur  ungenügend  bekannt.  Das  Gotting,  arch.  Inst- 
besitzt  einen  Gypsabguss  von  Martineiii  in  Athen. 

37)  Die  Ausgrabungen  auf  dem  Boden  von  Olympia ,  auf  welche  sich  die  obigen 
Worte  beziehen,  sind  jetzt,  wie  wir  hoffen  dürfen,  in  erwünschter  Weise  gesichert, 
nachdem  E.  Curtius,  dem  wesentlich  das  Verdienst  gebührt,  die  betreffende  Unter- 


132   FR.  WIESELER,  ARCHÄOL.  BERICHT  ÜB.  S.  REISE  NACH  GRIECHENL. 


nehmung  in  Gang  gebracht  zu  haben,  am  28  April  1874  mit  der  Griechischen  Re- 
gierung einen  Vertrag  abgeschlossen  hat,  durch  welchen  dem  Deutschen  Reich  auf 
zehn  Jahre  das  ausschliessliche  Recht  zur  Vornahme  von  Ausgrabungen  in  Olympia, 


Auf  S.  93  ist  in  Zeile  19  für  1  12  zu  schreiben  1 ,  2  und  weiterhin  von  den  doppelt  gesetzten 

p.  p.  das  eine  zu  streichen* 
S.  106,  Z.  2  von  unten,  hinter  »San torin«  einzuschalten :  (über  welche  zuerst  berichtet  haben 

Mamet  und  Gorceix  im  Bull,  de  1.  £o.  Fr.  d'Ath.  Vol.  I,  n.  IX,  p.  188  fg.,  und  n.  X, 

p.  199  fg.). 

S.  119,  Z.  10  zu  sehr.  Phthiotia  für  Phokis. 


deren  Ergebnisse  jedoch  zum  grössten  Theile  Eigenthum  Griechenlands  bleiben  sollen, 


ertheilt  wird. 


i 


u 


Einleitung  in  die  Grammatik  der  vedischen  Sprache. 

Von 

Theodor  Benfey. 
Erste  Abhandlung:  Der  Sawthi  td-Text. 

Vorgetragen  in  der  Sitzung  der  Eönigl.  Gei.  d.  Wim.  am  6.  December  187». 


Der  Verfasser  der  nachfolgenden  Abhandlung  beabsichtigt  in  kurzer 
Zeit,  wenn  kein  unvorhersehbares  Hemmniss  eintritt,  eine  Grammatik 
der  vedischen  Sprache  zu  veröffentlichen,  oder,  bestimmter  ausgedrückt, 
derjenigen  Sprache,  in  welcher  die  fünf  vedischen  Sammlungen  abgefasst 
sind,  von' denen  zwei  nur,  die  drei  andern  vorzugsweise  aus  dichterischen 
Schöpfungen  bestehen.  Die  beiden  ersten  sind  unter  den  Namen  Rig- 
veda  und  SAmaveda  bekannt,  die  drei  andern  sind  einerseits  der  Yajurveda 
in  zwei  Formen,  der  Vdjasaneyi-Samhitd  und  der  Taittiriya - Sawihitü. 
andrerseits  der  Atharvaveda. 

Diese  Grammatik  wird  aus  praktischen  Rücksichten,  deren  Anfor- 
derungen sich  der  Verfasser  nicht  verschliessen  durfte,  in  ihrem  Umfang 
beschränkt  und  schon  darum  nicht  im  Stande  sein ,  alles  zu  enthalten, 
was  nothwendig  oder  dienlich  sein  würde,  um  eine,  so  viel  als  möglich, 
vollständige  Einsicht  in  den  grammatischen  Bau  dieser  Sprache  zu  verschaffen 

Allein  diese  zunächst  zu  veröffentlichende  Grammatik  beruht  auf 
einer  so  umfassenden  Sammlung  und  Durchforschung  des  vedischen  Sprach- 
schatzes, dass  dasjenige,  was  ihr  als  Unterlage  dient,  ohne  die  Beschei 
denheit  zu  verletzen,  welche  vor  allem  dem  Bearbeiter  einer  so  jungen 
Disciplin  geboten  ist,  als  eine  vollständige  Grammatik  der  vedischen 
Sprache  bezeichnet  werden  dürfte.  Die  Masse  der  Einzelheiten  und  Un- 
tersuchungen, welche  sie  enthält,  macht  es  jedoch,  schon  wegen  des  Um- 
fangs  und  der  Zeit,  welche  sie  in  Anspruch  nehmen  würde,  unmöglich, 
sie  vollständig  und  bald  zu  veröffentlichen;  auch  möchte  dieses  kaum 


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134  TH.  BENFEY, 

nothwendig  oder  auch  nur  dienlich  sein.  Denn  nicht  wenige  Theile  der 
vedischen  Grammatik  sind  so  unbestreitbar  sicher,  dass  es  einer  ausführ- 
lichen Darstellung  derselben  nicht  bedarf;  bei  andern,  sehr  schwierigen, 
dagegen  möchte  es  dienlich  sein,  mit  einer  umfassenden  Behandlung  bis 
zu  der  Zeit  zu  warten,  wo  die  Hfllfsmittel  noch  weiter  vermehrt  und 
von  den  Männern,  welche  sich  mit  ihnen  beschäftigen,  noch  eindringender 
durchforscht  sein  werden. 

Der  Verfasser  hat  es  unter  diesen  Umständen  för  angemessen  ge- 
halten, sich  zunächst  auf  die  Veröffentlichung  einer  Reihe  von  Abhand- 
lungen zur  Grammatik  der  vedischen  Sprache  zu  beschränken,  welche 
bestimmt  sind  zu  erscheinen,  sobald  die  zunächst  beabsichtigte  Grammatik 
druckfertig  oder  theilweis  und  endlich  ganz  gedruckt  sein  wird.^  Sie 
werden  theils  Einzelheiten,  Verzeichnisse  und  ähnliches  enthalten,  welche 
ihres  Umfanges  wegen  in  die  Grammatik  nicht  aufgenommen  werden 
konnten,  theils  Untersuchungen,  welche  vorzugsweise  dazu  dienen  sollen, 
die  in  der  Grammatik  hingestellten  Resultate  näher  zu  begründen. 

Da  nun  aber  Jeder,  welcher  ein  Werk,  insbesondere  ein  wissen- 
schaftliches, in  Angriff  nimmt,  als  seine  nächste  Pflicht  betrachten  muss.  sich 
nach  den  Hülfsmitteln  umzusehn,  welche  ihm  für  die  Ausführung  desselben 
zu  Gebote  stehen,  und  in  Rücksicht  darauf,  dass  jede  Beurtheilung  des- 
selben nicht  am  wenigsten  von  der  Kenntnis*  dieser  Hülfsmittnl  bedingt 
ist,  es  für  angemessen  halten  wird,  eine  Mittheilung  über  diese  seiner 
Arbeit  vorauszusenden,  der  begränzte  Umfang  der  zunächst  zu  veröffent- 
lichenden Grammatik  jedoch  nicht  verstatten  wird,  ihr  auch  nur  einen 
kleinen  Theil  von  allen  dem  einzuverleiben,  was  in  dieser  Beziehung  bei 
unserer  Aufgabe  in  Betracht  gezogen  zu  werden  verdient,  so  hat  es  der 
Verfasser  für  zweckmässig  erachtet,  der  Veröffentlichung  der  Grammatik 
eine  Einleitung  in  die  der  vedischen  Sprache  vorauszusenden,  welche  die 
Reihe  der  versprochenen  Abhandlungen  beginnen  und  vorzugsweise  der 
Besprechung  der  für  die  Bearbeitung  derselben  zu  benutzenden  Hülfs- 
mittel  gewidmet  sein  wird.  Von  diesen  erlaubt  er  sich  im  Folgenden 
zunächst  die  erste  Abtheilung  vorzulegen. 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHEN  SPRACHE.  135 

Die  Grundlage  jeder  Grammatik  einer  todten  Sprache  bieten  be- 
kanntlich vor  allen  die  Werke,  in  denen  diese  Sprache  uns  erhalten  ist. 
In  dieser  Beziehung  hat  eine  Grammatik  der  vedischen  Sprache  ganz 
ausserordentliche,  ja  nicht  hoch  genug  anzuschlagende  Vortheile  vor  der 
des  gewöhnlichen  Sanskrit  voraus.  Für  jene  sind  uns  aus  hohem,  theil- 
weis  höchstem,  Alterthum  Texte  bewahrt,  durch  welche  wir  im  Stande 
sind  das,  was  die  indischen  Grammatiker  in  Bezug  auf  deren  Grammatik 
geleistet  haben,  zu  prüfen,  sowie  das,  was  sie  übergangen  haben,  zu 
ergänzen,  während  uns  von  den  Werken  oder  Ilülfsmitteln ,  auf  welche 
gestützt,  sie  die  Grammatik  des  gewöhnlichen  oder  classischen  Sanskrit 
vollendet  haben,  auch  nicht  ein  einziges  aufbewahrt  ist.  Denn  selbst 
das  älteste  der  im  gewöhnlichen  Sanskrit  abgefassten  Werke,  welches 
bis  zu  unserer  Zeit  herab  gelangt  ist.  das  Nirukta  des  Y&ska,  ist  zwar 
unzweifelhaft  älter  als  Paitini,  aber  jünger  als  Cakardyana  und  dessen 
Sanskrit- Grammatik,  welche  von  Pdnini  nur  eine  —  im  Sinne  der  Inder  — 
praktischere  Gestalt  erhalten  hat,  bezeichnet  im  Wesentlichen  schon  den 
Abschluss  der  grammatischen  Thätigkeit  der  Inder  auf  dem  Gebiete  des 
Sanskrit  Wenn  wir  schon  jetzt  hinzufügen,  dass  die  Inder  nie  auch 
nur  den  Versuch  gemacht  haben,  eine  besondere  Grammatik  der  vedi- 
schen Sprache  abzufassen,  dass,  abgesehen  von  den  höchst  achtungswerthen 
phonetischen  und  metrischen  Arbeiten  in  den  Traktaten,  deren  Haupt- 
aufgabe ist,  den  für  richtig  gehaltenen  Vortrag  der  Veden  für  alle  Zukunft 
zu  sichern,  von  einzelnen  grammatischen  Eigentümlichkeiten  der  Veden- 
sprache  nur  nebenher  und  sehr  unvollständig  und  unvollkommen  l)  in  der 
Sanskrit-Grammatik  die  Rede  ist,  während  diese  letztere  anerkannt  das 
Grossartigste  darbietet,  was  der  Menschengeist  auf  dem  Gebiete  der 
Grammatik  geschaffen  hat  —  dann  dürfen  wir  unbedenklich  die ,  wenn 
auch  ziemlich  grell  klingende,  Antithese  aussprechen,  dass  uns  von  den 
Indern ,  diesen  grössten  Grammatikern  der  Welt .  auf  der  einen  Seite 
die  wunderbarste  Sprache  ohne  eine  sich  auf  sie  stützende  Grammatik 

1)  Vgl.  das  Mahäbh&sbya  I.  p.  271,  a  und  Siddh.  K.  bei  Böbtl.  zu  Pin.  I.  4.  9 
und  die  büufigcn  bukulam  üiandasi  in  Päniai. 


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136  TH.  BENFE  Y  , 

hinterlassen  ist,  auf  der  andern  dagegen  die  wunderbarste  Grammatik 
ohne  die  Sprache,  auf  welche  sie  gestützt  ist.  Wir  haben  daher  kein 
äusseres  Hülfsmittel.  wodurch  wir  die  Richtigkeit  dieser  letzteren  prüfen, 
ja  auch  nur  zu  controliren  vermöchten.  Denn  aus  den  zum  grössten 
Theile  viele  Jahrhunderte  späteren  Erzeugnissen  der  classischen  Literatur 
des  Sanskrit  Belege  für  ihre  Richtigkeit  oder  aus  den  vielfach  von  ihr 
abweichenden  Erscheinungen  der  epischen  Poesie  und  anderer  Schriften 
Beweise  für  ihre  Unrichtigkeit  oder  Ungenügendheit  zu  entnehmen,  wäre 
fast  ebenso  widersinnig,  als  wollten  wir  für  die  alten  lateinischen  Gram- 
matiker Belege  der  Richtigkeit  aus  den  guten  Latinisten  vom  Mittel- 
alter an  bis  auf  unsre  Zeit  entnehmen,  Beweise  ihrer  l'nrichtigkeit  oder 
Ungenügendheit  aber  aus  den  schlechten  Latinisten  desselben  Zeitraums. 
So  sind  wir  genöthigt  in  Bezug  auf  die  Sanskrit-Grammatik  den  indischen 
Grammatikern  ein,  so  zu  sagen,  unbegränztes  Vertrauen  zu  schenken, 
fast,  nach  der  Weise  der  Inder,  sie  als  infallible  Guru's  (Lehrer)  zu 
betrachten ,  während  wir  in  Bezug  auf  die  vedische  Grammatik  deren 
wesentlichste  Grundlage  besitzen  und  hoffen  dürfen  mit  Hülfe  der  übri- 
gen Hülfsmittel,  welche  uns  zu  Gebote  stehen,  auf  ihr,  wenn  auch  nicht 
sogleich,  doch  nach  und  nach  ein  festes  Gebäude  aufführen  zu  können. 

§•  2. 

Die  Texte,  welche  unserer  Veden-Grammatik  als  Grundlage  dienen, 
sind  die  oben  aufgeführten  fünf  Sammlungen ,  diese ,  neben  der  Bibel, 
wichtigste  und  historisch  bedeutendste  Ueberlieferung  aus  der  Entwicke- 
lung  der  ältesten  Cultur  überhaupt  speciell  der  indogermanischen  und 
insbesondere  der  religiösen. 

Leider  wird  sich  die  Zeit,  in  welcher  sie  in  die  Gestalt  gebracht 
sind,  in  der  sie  über  Jahrtausende  hinüber  bis  auf  uns  herab  gelangt 
sind,  wohl  niemals  in  Zahlen  bestimmen  lassen.  Denn  den  alten  Indern, 
diesem  eben  so  sonderbaren  als  wunderbaren  Volke,  fehlte  jeglicher  Sinn 
für  Geschichte;  nur  die  Geschichte  der  Götter  und  göttlichen  Dinge  war 
es,  die  ihnen  schwere  Sorgen  machte,  die  der  Menschen  und  mensch- 
lichen Dinge  hat  sie  zu  allen  Zeiten  fast  ganz  kalt  gelassen. 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCIIEN  SPRACHE. 


137 


'  Auf  jeden  Fall  aber  reicht  diese  Gestalt  —  abgesehen  vom  Athar- 
vaveda,  dessen  Alter  zweifelhaft  ist  —  eher  mehr  als  weniger  als  ein 
Drittel- Jahrtausend  über  unsre  Zeitrechnung  hinaus.  Von  dieser  Zeit 
an  sind  die  vier  ersten  —  und  ebenso  der  Atharvaveda  von  der  Zeit  an 
wo  er  durch  Diaskeuase  festgestellt  ward  (mit  Ausnahme  seiner  zwei 
letzten  Bücher)  —  in  ihrer  Besonderheit  ohne  jede  Variante  bewahrt, 
d.  h.  die  Abweichungen,  welche  sich  in  den  heutigen  Handschriften 
finden,  sind  nur  Versehen  der  Abschreiber  und  lassen  sich  durch  die 
Mittel,  durch  welche  die  treue  Bewahrung  des  damals  festgestellten 
Textes  gesichert  ist,  fast  ausnahmslos  verbessern.  Der  Text  ist  nämlich 
in  allen  fünf  —  ausgenommen  die  zwei  letzten  Bücher  des  Atharvaveda  — 
in  einer  doppelten  Vortragsweise,  später  Schreibweise,  bis  zu  uns  gelangt; 
in  alter  Zeit  gab  es  deren  sogar  noch  mehrere ,  welche  uns  jedoch,  we- 
nigstens bis  jetzt,  nur  durch  die  darüber  gegebenen  Regeln  und  ein- 
zelne Proben  bekannt  sind;  alle  controllirten  sich  gegenseitig  und  dienten 
dazu  den  Text  der  Diaskeuase  treu  für  alle  Zeiten  zu  bewahren;  einige 
derselben  waren  sogar  ausdrücklich,  oder  wenigstens  wesentlich,  zu  diesem 
Zweck  erfunden.  Ausserdem  sind  alte  grammatische  Tractate  —  die 
sogenannten  Prdtiydkhya's  für  vier  Sammlungen  —  die  des  Rigveda, 
der  beiden  Yajus  und  des  Atharvaveda  —  auf  uns  gelangt  —  ein 
ähnlicher  für  den  Sdmaveda  ist  leider  noch  nicht  gefunden  — ,  welche, 
indem  sie  die  Gesetze  ihrer  Vortrags-  somit  auch  Schreibweise  feststellen, 
in  unzähligen  Stellen  jeden  Zweifel  über  die  richtige  Leseweise  des 
Textes  entfernen ;  ferner  giebt  es  Citate  in  Menge  in  den  übrigen  Schriften 
der  vedischen  Literatur;  endlich  sind  uns  zu  allen  Sammlungen  Com- 
mentare  bewahrt,  welche  in  den  meisten  Fällen  jedes  einzelne  Wort  des 
Textes  glossircn.  Es  ist  demnach  keinem  Zweifel  zu  unterwerfen,  dass, 
sobald  uns  alle  diese  Hülfsmittel  vorliegen  werden  —  was  bis  jetzt  frei- 
lich noch  nicht  der  Fall  ist  —  es  fehlt  z.  B.  noch  die  Veröffentlichung 
des  Commentars  zum  Atharva-Veda  ganz,  die  des  zum  Sämaveda  und  der 
Taittiriya  Samh.  zum  grössten  Theil  und  auch  die  des  Commentars  zum 
Rigveda  ist  noch  nicht  vollständig  (doch  fehlt  nur  noch  wenig)  —  der 
Text  der  Diaskeuase,  zumal  bei  Benutzung  der  allgemeinen  Hülfsmittel» 
Hist.-Phü.  Glosse.   XIX.  S 


138  TH.  BEN  FE  Y, 

welche  Grammatik  und  Lexikon  darbieten,  völlig  so  gestaltet  hervortreten 
wird,  wie  ihn  die  Diaskeuasten  festgestellt  haben.  Selbst  jetzt  schon,  wo 
uns  jene  Hülfsmittel  noch  nicht  vollständig  vorliegen,  giebt  es  z.  B.  im 
Rigveda  nur  ausserordentlich  wenige  Fälle,  wo  man  über  die  in  den 
Text  aufzunehmende  Leseart  schwanken  könnte.  Es  sind  diess  solche, 
wo  die  Handschriften ,  welche  keinesweges  allsammt  mit  gleicher  Sorg- 
falt geschrieben  sind,  in  Folge  von  eingeschlichenen  Versehen  variiren 
und  die  richtige  Leseart  nicht  durch  jene  bisher  noch  unvollständig 
bekannte  Mittel  gesichert  zu  werden  vermag. 

Wie  gering  aber  die  Anzahl  dieser  Fälle  ist  kann  man  aus  dem 
Verzeichniss  der  Differenzen  zwischen  Max  Müllcr's  Quart- Ausgabe  und  der 
von  Aufrecht  ersehen,  welches  jener  in  der  Vorrede  zu  seiner  Rig-Veda- 
Sanhita.  The  sacred  Hymns  of  the  Brahmans  translated  etc.  1869  p.  LI 
ff.  giebt.  Es  erstreckt  sich  über  acht  Mawrfalas,  das  heist  610  engge- 
druckte Seiten  des  Sanihitu-Textes  in  M.  Möllers  kleiner  Ausgabe  (London 
1873)  und  es  bleiben  höchstens  vier  oder  vielleicht  fünf  Fälle,  über  welche 
man  noch  schwanken  könnte;  nämlich -in  M.  M.  Verzeichniss  nur  vier; 
der  fünfte  Fall  ist  ein  von  ihm  übersehener,  Rv.  VII.  33,  8,  wo  er  und 
auch  Roth  im  Ptsb.  Wörterbuch  p  r  aj  a  v  6  lesen,  Aufrecht  dagegen  pra- 
savö  hat;  da  M.  M.  diesen  Fall  nicht  erwähnt,  so  weiss  ich  nicht  ob 
Aufrecht's  Leseart  auf  Handschriften  beruht,  oder  nur  ein  Druckfehler 
ist;  prajavö  kömmt  zwar  nur  einmal  in  den  Veden  vor,  an  dieser  Stelle 
nämlich  (ausser  in  Yäskas  Nirukta,  wo  es  XIII.  13  als  Glosse  vonjava 
dient,  auch  sonst  nicht),  wfihrend  prasavö  sehr  oft  gebraucht  wird,  allein 
Säya«as'  Glosse  durch  pravega,  womit  er  prasava  nie  glossirt,  zeigt 
wohl  dass  auch  ihm  die  M.  M.  und  Roth'sche  Leseart  vorlag1). 

1)  In  Bezug  auf  ntlavat  VII.  97,6  gegenüber  von  ntlavan  VD3.  19,  31  stimmen 
Aufrecht  und  M.  Müller  überein.  Dennoch  spricht  Accent  (»</«  ist  Oxytonon,  mla 
aber  Paroxytonon)  und  Sinn  dafür,  dass  in  VII.  97,6  ntlavat  die  ursprüngliche  Le- 
seart war.  Im  Ptsb.  Wtbch,  so  wie  bei  Grassmann  ist  auch  das  letztre  unter  ni'la- 
vant  aufgeführt ,  doch  hätte  beidor  Orten  bemerkt  werden  müssen  ,  dass  der  Text 
hier  unzweifelhaft  schon  in  der  Diaskcuase  l  hatte;  denn  Säyaua  erklärt  nilayo  tri- 
väsah.   Uebrigens  spricht  Sthjava's  Erklärung  inVIIL  19,31  auch  da  für  die  Leseart 


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EINLEITUNG  L\  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHEN  SPRACHE.  139 


Wir  dürfen  demnach  wohl  behaupten,  dass  uns  der  Text  des  Rig- 
veda  schon  jetzt,  mit  höchstens  verschwindend  wenigen  Ausnahmen,  die 
im  Laufe  der  Zeit  sicher  gehoben  zu  werden  vermögen,  so  vorliegt,  wie 
ihn  die  Diaskeuasten  vor  mehr  als  2500  Jahren  festgestellt  habeil. 

Aehnlich  ist  es  wohl  unzweifelhaft  auch  mit  den  übrigen  Vedensamm- 
lungen.  Auch  sie  werden  uns  treu  in  der  Gestalt  überliefert  sein,  in 
welcher  sie  von  ihren  Diaskeuasten  wohl  (vielleicht  mit  Ausnahrae  des 
Atharvaveda)  nur  wenig  später  als  der  Text  des  Rigveda  festgestellt 
wurden.  Der  Atharvaveda  freilich  ist  entschieden  jünger,  als  die  drei 
übrigen  Veden ,  und  die  letzten  beiden  Bücher  desselben ,  sind  zu  den 
ersten  achtzehn  in  noch  späterer  Zeit  gefügt.  'Die  best -unterrichteten 
Gelehrten  Südindiens'  heisst  es  bei  Burneil  3),  'leugnen  überhaupt  die  Ex- 
istenz dieses  Veda  hartnäckig  und  schenken  dem  von  Roth  und  Whit- 
ney veröffentlichten  Buche  nicht  den  geringsten  Glauben.  Die  Hinzu- 
fügung  der  letzten  zwei  Bücher  scheint  sogar  einer  Zeit  anzugehören, 
wo  die  alte  Behandlung  der  Vedensammlungen  schon  ganz  versäumt 
ward;  es  fehlt  ihnen  die  eine  der  Vortragsweisen  (der  sogenannte  Pada- 
Text)  und  in  dem  Atharva-Praticakhya  werden  sie  nicht  berücksichtigt'*). 
In  Folge  davon  hat  sich  für  sie  die  Notwendigkeit  ergeben ,  die  Vari- 
anten der  Handschriften  der  gedruckten  Ausgabe  beizugeben,  ein  Ver- 
fahren, dessen  man  sich  in  Bezug  auf  die  vier  übrigen  Sammlungen  ent- 
schlagen zu  dürfen  geglaubt  hat;  im  Allgemeinen  auch  wohl  nicht  mit 
Unrecht;  dennoch  wäre  es  nicht  unangemessen,  sie  auch  hier  in  denje- 
nigen Stellen  zu  notiren,  wo  die  richtige  Leseart  bis  jetzt  noch  nicht 
durch  die  übrigen  Hülfsmittel  festgestellt  zu  werden  vermag. 

§•  3. 

Es  ist  demnach  der  Text  der  alten  Diaskeuase  für  die  fünf  Veden- 
sammlungen —  abgesehen  von  den  zwei  letzten  Büchern  des  Atharva- 

n'üavun;  sie  lautet  fafcateiM/de  'vasthünät  tadvan.  Durch  die  fast  oder  ganz  gleiche 
Aussprache  von  {  und  l  trat  jenes  an  die  Stelle  von  diesem. 

3)  The  Vamcabrahmana  of  the  Säma-Veda.  1873,  XXI. 

4)  s.   The  Atharva-Veda Praticfikbya  etc.  by William  D.Whitney.  1862  p.25L 

S2 


HO  TH.  BENFEY, 

veda  —  vollständig  treu  überliefert  und  bei  dem  unzweifelhaft  hohen 
Alterthum ,  aus  welchem  er  bis  zu  uns  herabgelangt  ist .  wäre  es  in  der 
That  eine  Art  sacrilegium ,  auch  nur  die  geringste  Kleinigkeit  in  ihm 
zu  ändern.  Selbst  in  denjenigen  Fällen,  in  denen  sich  mit  Entschieden- 
heit nachweisen  lässt,  dass  der  Samhitä-Text  nicht  die  ursprüngliche  Ge- 
stalt —  d.  h.  die  älteste,  die  vom  Dichter  selbst  ausgegangene  —  be- 
wahrt hat,  ist  er  dennoch  auf  das  treueste  zu  reproduciren  und  jeder 
Vedenforschung  als  deren  feste  Grundlage  unverändert  zu  Gebote  zu 
stellen.  Diese  ehrfurchtsvolle  Behandlung  verdient  er  aber  keinesweges 
bloss  wegen  seines  hohen  Alters,  sondern,  von  wissenschaftlichem  Stand- 
punkte aus,  in  noch  viel  höherem  Grade,  weil  sich  mit  der  höchsten 
Wahrscheinlichkeit,  ja.  wie  der  Verfasser  dieser  Abhdlg  glaubt,  mit  Evi- 
denz nachweisen  lässt,  dass  die  Diaskeuasten  den  Text  mit  der  grössten 
Sorgfalt  und  auf  das  allergenaueste  gerade  so  feststellten,  wie  sie  ihn 
aus  dem  Munde  derer  gehört  hatten,  welche  sie  als  die  zuverlässigsten 
Träger  der  Ueberlieferung  betrachteten. 

Der  Beweis  für  diese  Behauptung  lässt  sich  aus  der  ausserordent- 
lichen Fülle  von  Inconsequenzen  führen,  welche  diese  Diaskeuase  dar- 
bietet, Inconsequenzen ,  in  denen  sich  selbst  mehrfach  wieder  eine  ge- 
wisse Consequenz  zeigt,  die  dann  wiederum  durch  einzelne  Inconsequenzen 
durchbrochen  wird.  Die  grosse  Masse  dieser  Erscheinungen  lässt  sich 
einzig  dadurch  erklären,  dass  die  Diaskeuasten  es  für  ihre  erste,  alle  an- 
deren Rücksichten  überragende,  Pflicht  hielten,  den  Text  ihrer  heiligsten 
Schriften  allen  zukünftigen  Geschlechtern  so  zu  überliefern,  wie  sie  ihn 
aus  dem  Munde  ihrer  Gewährsmänner  gehört  hatten ;  und  dieses  Pflicht- 
gefühl gründete  sich  nicht  etwa  auf  philologisch- critische  Erwägungen, 
die  wir  wohl  kaum  berechtigt  sind,  jenen  alten  Sammlern  anzudichten, 
sondern  auf  solche,  die  allein  eine  so  grosse  —  vielleicht  eine  sogar 
nicht  selten  Selbstentsagung  heischende  —  Herrschaft  über  sie  zu  üben 
vermochten,  nämlich  auf  religiöse  Momente:  denn  der  in  Indien  herr- 
schenden Ueberzeugung  gemäss  waren  die  Lieder  der  Veden  nur,  wenn 
ganz  richtig  vorgetragen,  im  Stande,  auf  die  Götter  den  Einfluss  zu 
üben,  den  zu  üben  sie  bestimmt  waren,  sie  zur  Befriedigung  der  Wünsche 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHF.N  SPRACHE.  141 

zu  bewegen,  die  der  Opferherr  an  sie  richtete.  Der  ganz  richtige  Vor- 
trag konnte  aber  frommer  indischer  Anschauung  gemäss  kein  andrer 
sein,  als  der  von  den  Altvordern  überlieferte,  und  von  diesem  nahmen 
die  Diaskeuasten  an,  dass  er  von  denen  bewahrt  sei,  die  sie  aus  Gründen, 
welche  wir  wohl  im  Allgemeinen  zu  vermuthen,  aber  nicht  im  Einzelnen 
zu  erhärten  im  Stande  sind,  als  zuverlässige  Gewährsmänner  betrachteten. 

A. 

So  findet  sich ,  um  einige  derartige  Inconsequenzen  liier  hervorzu- 
heben, z.  B.  gegen  alle  sonstige  Analogie  das  dentale  «.  trotz  des  vorher- 
gehenden r,  welches  sonst  Lingualisirung  desselben  bedingt,  als  Dental 
erhalten:  in  lishlrAndm  beidemal  Rv,  VIII.  5,  37  und  46,  22  (bei  M. 
M.  in  beiden  Stellen ,  bei  Aufrecht  nur  in  der  ersten ,  während  er  ge- 
rade in  der  zweiten  durch  Rv.  Pratic.  M.  M.  357,  7,  Regnier  I.  266 
gesichert  ist)  und  in  r&shtr&nAm  das  einemal.  wo  es  vorkömmt  Rv.  VII. 
34,  11  (wo  II  M.  richtig  dentales  aber  Aufrecht  linguales  n  hat;  das 
dentale  »  ist  hier  jetzt  durch  eine  ausdrückliche  Bemerkung  SttjaMa'» 
gesichert;  in  M.  Müllers  Pada-Indcx  ist  nur  durch  Zufall  linguales  n  ge- 
druckt5). Der  Grund  der  Bewahrung  des  Dentals  scheint  in  beiden 
Fällen  die  zu  grosse  Häufung  von  Lingualen  sA,  t,  r  und  n  in  einem 
Worte  zu  sein  (vgl.  im  gewöhnlichen  Sskr.  z.  B.  pra  na^yet  aber  pra 
naschta,  u.  aa.  (Pdn.  VIII.  4.  36  und  Patanjali  u.  s.  w.  in  den  Anmerkk. 
bei  Böhtl.). 

B. 

Ein  andres  Beispiel  gewährt  das  Nomen  päd,  griechisch  noi,  latei- 
nisch ped,  'Fuss'.  Dieses  hat  im  gewöhnlichen  Sanskrit  durchweg  den 
dentalen  Laut  bewahrt;  dasselbe  ist  auch  im  Rigveda  in  allen  Casus, 
mit  Ausnahme  eines  einzigen,  der  Fall,  z.  B.  pad-d",  pad-i  u.  s.  w.  Ein- 
zig im  Instrumental  des  Plural  ist  der  Dental,  ohne  jede  äussere  Ver- 
anlassung, also  gerade,  wie  vielfach  in  den  alten  und  neueren  Volks- 

5)  vgl.  GGA.    1873,  S.  17  o.  440. 


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142  TH.  BENFE  Y, 

sprachen  Indiens,  in  den  entsprechenden  Lingual  übergegangen  und  lautet 
demnach  allenthalben  (Rv.  IV.  2,  12;  14;  38,  3;  V.  64,  7;  X.  79,  2; 
99,  12)  paähhüs.  Dass  die  Umwandlung  nicht  durch  irgend  einen  Ein- 
fluss  des  Lautcomplexes  herbeigeführt  ist,  erkennt  man  daraus,  dass 
der  Ablativ  dualis  wiederum  den  Dental  bewahrt  hat,  trotzdem  dass  das 
Affix,  wie  das  des  Instrumental  Pluralis,  mit  bh  anlautet,  also  padbhtfäm  (Rv. 
X.  90,  12;  14  —  Vdj.  S.  31,  11;  13;  Ath.  XIX,  6,  6;  8,  wo  eben 
so).  In  der  Zusammensetzung  gatä-pad  erscheint  auch  der  Instr.  Plur. 
mit  dem  Dental,  also  gatdpadbhis  (Rv.  I.  116,  4).  Dagegen  in  der  Zu- 
sammensetzung mit  folgenden  gribhi  und  bi$a  tritt  wiederum  der  Lin- 
gual ein,  also^«%r/Mi  (Rv.  X.  40,  5)  pddbiga  (Rv.  I.  162,  14  und  16  = 
VS.  25,  38  und  39,  wo  ebenfalls  d,  aber  v  statt  b;  =  TS.  IV.  6.  9,  1, 
wo  db;  ferner  Rv.  X.  97,  lü  =  YS.  12,  90,  wo  wiederum  v),  während 
vor  sekundären  Ableitungen  durch  consonantisch  anlautende  Affixe,  wo 
regelmässig  (ausser  wenn  der  Anlaut  jf  ist)  die  euphonischen  Gesetze  der 
Composition  beobachtet  werden,  der  Dental  bewahrt  wird. 

C. 

Als  drittes  Beispiel  möge  der  Nom.-Voc.-Acc.  des  Duals  der  Mas- 
culina  auf  ä  dienen.  Dieser  (wie  auch  die  entsprechenden  Casus  msc. 
und  fem.  der  übrigen  Nomina  ausser  den  Themen  auf  d,  t  und  «)  endet 
in  den  Veden ,  speciell  dem  Rigveda ,  vorwaltend  auf  d ,  vor  ä ,  i ,  r  ge- 
wöhnlich auf  dv,  wofür  dann  der  Pada-Text  au  schreibt,  seltener  auch 
vor  Consonanten  und  am  Ende  eines  Halbverses  auf  au ,  so  selten ,  dass 
aus  diesen  und  aus  andern  Gründen  —  insbesondre  dem  Mangel  eines 
Reflexes  in  den  verwandten  Sprachen  —  die  Verse  mit  dieser  Form  den 
Verdacht  erregen  verhältnissmässig  jünger  oder  durch  Einfluss  des  spä- 
teren Sanskrit  umgestaltet  zu  sein. 

Neben  diesen  beiden  Endungen  erscheint  nun  im  Rigveda  in  15 
(eigentlich  1 6 ;  einer  jedoch  erscheint  zweimal)  in  dem  Rv.  Prdticakhya 
(309-31 2M.  M.)  anerkannten  Fällen  —  jedoch  nur  im  Vocativ  Dualis  — 
statt  des  langen  ein  kurzes  o. 

Die  ersten  fünf,  nämlich  Mitrdvarunä  Rv.  1.  15,  6;  Indrdvarunä  I. 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHEN  SPRACHE.  143 


17,  3;  7;  8;  9.  bilden  die  fünf  ersten  Silben  eines  achtsilbigen  Stollens, 
dessen  vier  letzte  Silben  vorwaltend  eine  Dipodia  iambica  repräsentiren, 
so  dass  sich  die  Kürze  des  «  aus  dem  Einfluss  des  Metrum  erklären 
liease;  doch  giebt  es  Fälle  genug,  wo  diesse  Dipodia  mit  einer  Länge 
beginnt,  z.  B.  auch  in  diesen  Hymnen  I.  15,  7;  17,  2  und  sogar  in  17,  3 
selbst,  so  dass  die  Verkürzung  durch  das  Metrum  wenigstens  nicht  ge- 
boten war.  Unter  den  übrigen  10  Fällen  ist  noch  ein  analoger  Rv.  V. 
67 ,  1 .  wo  devä  die  4te  und  5te  Silbe  eines  achtsilbigen  Stollens  bilden, 
also  vä  ebenfalls  die  erste  Silbe  der  Dipodia  iambica6).  In  den  neun 
übrigen  Fällen  dagegen  liegt  in  dem  Metrum  entschieden  kein  Grund 
zur  Verkürzung  und,  ausser  vielleicht  in  einem,  ist  auch  sonst  keine 
Veranlassung  zu  erkennen,  welche  sie  zu  erklären  vermöchte. 

Diesen  einen  Fall  bildet  dhritatrrata  in  I.  15,  6.  Da  es  die  schlies- 
sende  Dipodia  iambica  des  ersten  Stollens  repräsentirt ,  so  ist  aus  dem 
Worte  allein  nicht  allein  kein  Grund  zur  Verkürzung  der  letzten  Silbe 
zu  entnehmen,  sondern  es  wäre  vielmehr  eher  zu  erwarten  gewesen, 
dass  sich  hier  unter  allen  Umständen  die  grammatische  Länge  hätte  be- 
haupten müssen.  Hält  man  jedoch  daran  fest  diese  Verkürzungen  in 
letzter  Instanz  aus  metrischen  Einflüssen  zu  erklären,  dann  kann  man  in 
diesem  Fall  eine  gewissermassen  assimilirende  Wirkung  des  unmittelbar  fol- 
genden, durch  metrische  Einflüsse  erklärbaren  Mitrdraruyä  geltend  machen 
und  annehmen,  dass  dhxitavratä,  weil  es  das  zu  MltrAvanina  gehörige  Adjectiv 
sei,  in  Bezug  auf  seinen  Auslaut  der  Analogie  seines  regens  gefolgt  sei. 

Allein  in  den  acht  übrigen  Fällen  erscheint  die  Verkürzung  unab- 
hängig von  jedem  directen  oder  selbst  indirecten  Einfluss  des  Metrum ; 
ja  in  einigen  hätte  man  nach  metrischen  Analogien  eher  die  grammatische 
Länge  erwartet. 

Diese  Fälle  sind  folgende: 

Rv.  V.  G6,  6  erscheint  miträ  (im  Sinne  von  'Mitra  und  Varuwa')  als 


6)  Beiläufig  bemerke  ich,  dass  durch  Versehen  sowohl  in  der  4to  als  8to  Aus- 
gabe M.  Müllcr's  die  Verkürzung  in  diesem  Vs  unterblieben  ist;  dass  sie  Statt  fin- 
den muss,  zeigt  Rv.  Pr.  312,  3;  in  Aufrecht's  Ausgabe  ist  richtig  gedruckt 


144  Th.  BENFEY, 

erstes  Wort  eines  achtsilbigen  Stollens.  In  dieser  Stelle  ist  die  2te  Sübe 
so  sehr  vorherrschend  lang,  dass  in  unzähligen  Fällen,  wenn  sie  durch 
eine  grammatische  Kürze  repräsentirt  ist,  diese  in  dem  Samhita-Text. 
gedehnt  erscheint 7).  Weit  entfernt  also,  dass  hier  das  Metrum  eine  Ver- 
kürzung hätte  veranlassen  können ,  hätte  es  vielmehr  eine  Verlängerung 
herbeiführen ,  also  auf  jeden  Fall ,  wenn  das  Wort  an  dieser  Stelle  ur- 
sprünglich einen  langen  Auslaut  hatte ,  (Uesen  bewahren  können ,  ja 
müssen.  Wir  können  dadurch  schon  darüber  bedenklich  werden,  ob  die 
Erklärung  für  die  fünf  ersten  Fälle  durch  das  Metrum,  trotzdem  dass 
sie  so  passend  zu  sein  scheint,  in  letzter  Instanz  die  wirklich  richtige  ist 
Diese  Bedenken  werden  durch  die  übrigen  Fälle  noch  gesteigert. 

Rv.  L  151,  4  bildet  asura  yfi  den  2ten  Fuss  eines  zwölfsilbigen 
Stollens,  und  repräsentirt  den  Paeon  quartus  (vvv-),  welcher  wahrschein- 
lich8) der  dritthäufigste  Rhythmus  dieses  Fusses  ist;  der  häufigste  ist 
wahrscheinlich8)  derChoriamb,  der  zweithäufigste  ebenfalls  wahrscheinlich  8) 
der  Jonicus  a  minore  (t?u — ) ;  diesen  letzteren  würden  wir  haben ,  wenn 
asurd  gelesen  würde»  Man  kann  also  auch  hier  auf  keinen  Fall  eine 
metrische  Exigenz  für  die  Verkürzung  geltend  machen. 

Rv.  VII.  85,  4  bildet  yd  adxtya  den  ersten  Fuss  eines  elfsilbigen 
Stollens.  In  diesem  Fuss  ist  das  Metrum  sehr  frei,  so  dass  also  auf 
keinen  Fall  ein  metrischer  Grund  für  die  Verkürzung  anzuerkennen  ist 
Aber  gerade  in  der  4ten  Silbe  finden  wir  auslautende  grammatische 
Kürzen  nicht  selten  im  Sawhita-Text  gedehnt,  z.  B.  Rv.  V,  52.  5  dw6 
ared,  V.  35,  8  rdtham  avä9);  so  dass  also,  wenn  in  ddityä  eigentlich 
eine  Länge  den  Auslaut  hätte  bilden  sollen,  das  Metrum  sie  wohl  auf 
jeden  Fall  bewahrt  hätte. 

7)  siehe  Regnier  Ausg.  des  Rv.  Pratic.  in  Etudes  sur  la  Grammaire  Vedique, 
Par.  1858  za  VII— IX,  Utes  alphabetisches  Verzeichniss  S.  24—43;  ferner  Whitney, 
Ath.  Pr.  zu  UI.  16,  p.  132  ff. 

8)  Meine  metrischen  Sammlungen  sind  noch  nicht  so  vollständig,  dass  ich  mich 
mit  Sicherheit  darüber  aussprechen  kann. 

9)  vgl.  dieAbhdlg.  'üeber  die  Quantitätverschiedenheiten  in  den  SamhitÄ-  und 
Pada-Texten  der  Veden',  welche  bald  erscheinen  wird  und  Whitney  a.  a.  0. 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHEN  SPRACHE.  145 

Ganz  eben  so  verhält  es  sich  in  Rv.  VII.  6U,  12  -  61,7  mit  iyam 
devä,  und  Rv.  VIII.  9,  6  =  Ath.  XX.  140,  1  mit  yäd  tä  devä. 

In  Rv.  V.  64,  6  bildet  varunä  den  Schluss  des  Stollens,  so  dass  das 
Metrum  die  Verkürzug  unmöglich  herbeiführen,  eher  die  Länge  hätte 
halten  müssen. 

In  VI.  68,  5  und  VII.  61,  1  verhält  es  sich  mit  Varunä  genau  so 
wie  in  I.  151,  4  mit  asurä,  so  dass  auch  hier  kein  Einfluss  des  Metrum 
anzuerkennen  ist. 

Ist  aber  in  diesen  letzten  Fällen  das  Metrum  nicht  der  Grund  der 
Kürze,  so  ist  es  es  auch  nicht  in  den  ersten,  sondern  in  diesen  hat  das 
Metrum  nur  dazu  beigetragen  die  Kürze,  welche  in  letzter  Instanz  auf 
einem  andern  Grund  beruht,  zu  bewahren. 

Da  wir  wissen,  in  welchem  innigen  Verhältnisse  die  Sprache  der 
Veden  zu  der  des  Avesta  stehet,  in  dieser  aber  nicht  bloss  der 
Vokativ ,  sondern  auch  der  Nomin.  und  Acc.  des  Dualis  der  Themen 
msc.  gen.  auf  ä  (auch  der  ntra  auf  ä,  so  wie  der  Themen  auf  au  und 
Consonanten)  überaus  häufig,  neben  4,  auf  ä  auslautet,  so  werden  wir 
keinen  Anstand  zu  nehmen  brauchen,  in  diesen  vedischen  Vokativen 
auf  a  Nebenformen  von  denen  auf  4,  ganz  nach  Analogie  derer  im  Avesta 
anzuerkennen;  ohne  jedoch  unbemerkt  zu  lassen,  dass  sich  in  ihnen  die 
Verkürzung  wahrscheinlich  durch  die  im  Vokativ  eintretende  Zurück- 
ziehung des  Accents  auf  die  erste  Silbe  erklären  möchte. 

Von  einem  derartigen  Vok.  Dualis  auf  kurzes  a  wissen  die  Indi- 
schen Grammatiker  natürlich  nichts  und  die  Bewahrung  desselben  in 
diesem  und  noch  einem  sogleich  zu  besprechenden  Fall  können  wir 
einzig  daraus  erklären,  dass  die  Diaskeuasten  die  Vedentexte,  ohne  irgend 
einer  andern  Rücksicht  Einfluss  auf  ihr  Verfahren  zu  verstatten,  treu  so 
fixirten,  wie  sie  sie  aus  dem  Munde  ihrer  Gewährsmänner  empfangen 
hatten. 

Dieser  eine  eben  angedeutete  Fall  findet  sich  in  der  Taittirfya-Sam- 
hitfi  I.  6.  12.  4  in  einem  nur  in  dieser  Sammlung  vorkommenden  Verse 
Hist.-Phü.  Classc.   XIX.  T 


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I 


146  Th.  BENFEY, 

nara  im  iten  Stollen  gehört  augenscheinlich  zu  dem  Vokativ  agvind, 
dessen  Beisatz  es  im  Rv.  vorwaltend  bildet  (von  Rv.  I.  3,  2  an  bis  X. 
143,  6  in  nicht  weniger  als  58  Stellen,  nach  Grassmann's  Aufzählung, 
Columne  749};  schon  dadurch  wird  es  ebenfalls  als  Vokativ  bestimmt; 
noch  mehr  aber  ausserdem  durch  das  zu  beiden  gehörige  dhattam,  die  2te 
Person  Dualis  Imperativi  von  dhd.  Es  steht  für  die  gewöhnliche  vedische 
Form  nard,  wie  devä  für  devd,  und  entspricht  ganz  genau  der  Form  im 
Avesta,  welche  ebenfalls  (im  Nom.  du.)  nara  lautet  Das  Thema  ist  in 
beiden  Sprachen  nar. 

Da  die  Indische  Grammatik,  wie  gesagt,  nichts  von  einem  Dual 
auf  a  weiss,  und  die  Anerkennung  desselben,  wenn  auch  nur  als  Ver- 
kürzung der  Form  auf  d,  in  dem  Rv.-Prdtieakhya  und  Pada  wohl  un- 
zweifelhaft, wie  manches  andre  in  diesen  am  sorgfältigsten  unter  den 
entsprechenden  Arbeiten  weiter  entwickelten  Schriften  l0),  zu  den  ver- 
hältnissmässig  späten  Entdeckungen  gehört,  so  wusste  der  Pada- Ver- 
fertiger der  Taittiriya-Sawhitd  mit  dieser  Form  nichts  anderes  anzufangen, 
als  dass  er  sie  —  wofür  natürlich  auch  der  archaistische,  gerade  beim 
Vokativ  überhaupt  nicht  seltene  und  leicht  erklärliche  (s.  im  folgenden 
Beispiel  die  Bemerkung  zu  Rv.  IX.  113,  6  über  ch  hinter  einem  Vo- 
kativ), Mangel  der  Contraktion :  hier  des  auslautenden  a  in  nara  mit  dem 
folgenden  i  in  indriydm,  zu  sprechen  schien  —  für  den  Plural  des  Vo- 
kativ —  narak  —  nahm.  Bei  dieser  Annahme  ist  ein  grammatisches 
Verständniss  des  Verses  natürlich  völlig  unmöglich  und  der  Commentar 
(in  der  CalcuttaSr  Ausgabe  I.  p.  948)  bemüht  sich  vergeblich  in  diesen 


10)  Tgl.  GgA.  1859  S.  1011,  'Nachrichten*  1874  S.  232,  and  iii  den  weiter 
folgenden  Abhandlungen  über  den  Pada-Tcxt  und  die  Präticakhya's. 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHEN  SPRACHE.  147 


Unsinn  Sinn  zu  bringen.  Eben  so  wenig  ist  Weber's  Vermuthung  zu 
billigen  (Ind.  Studien  XIII,  95),  nach  welcher  die  accentlose  Form  pa- 
roxytonirt  und  für  näre  Locativ  Sing,  genommen  werden  soll.  Abgesehen 
davon,  dass  es  immer  bedenklich  ist,  den  Accent  in  der  vedischen  Ueber- 
lieferung  anzugreifen  —  denn  dieser  scheint  sich  treuer  erhalten  zu 
haben,  als  die  Artikulation  —  wird  diese  Conjectur  wohl  entschieden 
dadurch  hinfällig,  dass  sich  in  den  Veden  —  in  Uebereinstimmung  mit 
der  Sprache  des  Avesta,  dem  Griech.  und  Umbrischen,  ein  einfaches 
Thema  nara  noch  nicht  findet,  sondern  diese  Form  auf  wenige  Zusammen- 
setzungen [vicvd'-nara  svär-nara)  beschränkt  ist  (fraglich  ist,  ob  sie  auch 
in  ndrd-fdmsa  anzuerkennen  ist). 

Die  Construction  des  Verses  ist  leicht  und  eben  so  leicht  liesse 
'sich  demnach  eine  Interlinear-Uebersetzung  geben.  Mit  einer  solchen 
ist  aber  für  das  Verständniss  einer  Vedenstelle  so  gut  wie  gar  nichts 
gethan  und  diese  ist,  da  der  Vers  aus  dem  Zusammenhang  gerissen  und 
an  diese  Stelle  verpflanzt  ist,  nicht  ohne  weitläufige  Discussion  auch  nur 
anzubahnen.  Ich  beschränke  mich  daher  darauf  hier  die  Construction 
zu  geben.  Diese  ist  agvinä  nara  pra  dhattam  samrdjatn  prathamam  adhva- 
rAn&my  vrishabham  aofiomucam  yajniyAnäm,  napätam  apäm,  fuiyantam  in- 
driyam  ojas  asmin. 

D. 

Diese  Beispiele  von  Inconsequenzen,  welche  sich  nur  aus  der  er- 
wähnten Annahme  erklären,  lassen  sich  fast  aus  allen  Theilen  der 
Grammatik  vermehren.  Die  meisten  jedoch  und  für  die  Begründung 
dieser  Annahme  augenscheinlich  wichtigsten  bieten  die  phonetischen 
Gesetze  der  Veden  mit  ihren  Ausnahmen.  Denn  hier  Hess  sich  Con- 
sequenz  am  leichtesten  durchführen,  so  dass  die  fast  unendliche  Fülle 
der  in  ihnen  hervortretenden  Inconsequenzen  das  entscheidendste  Zeug- 
nis* für  die  Treue  ablegt,  mit  welcher  die  Diaskeuasten  die  Texte,  ganz 
wie  sie  sie  von  ihren  Autoritäten  gehört  hatten,  für  die  Folgezeit  fest 
zu  stellen  suchten. 

Ehe  ich  diesen  §  schliesse  sei  es  mir  erlaubt  nur  noch  eine  der- 

T2 


148  TH.  BENFE Y, 

artige  Inconsequenz  hervorzuheben  und  zwar  theils  weil  sie  nicht  bloss 
für  die  Treue  der  Diaskeuase  des  Rigveda  sondern  auch  der  Taittirfya- 
Samhitä  spricht,  theils  weil  sie  noch  eiuen  Beweis  für  das  gewährt,  was 
über  die  ursprünglich  vollständige  Trennung  der  Stollen  in  der  2ten 
Abhandlung  bemerkt  werden  wird. 

Das  Rigveda  Pratic  khya  lehrt  (379  M.  M.),  dass  ch  zu  cch  werde: 

I.,  im  Innern  eines  Wortes  hinter  jedem  Vokale  und  Diphthonge 
(Pr.  380  vgl.  389  M.  M.)  z.  B.  X.  51.  3  aicchdma  (auch  in  M.  M.'s 
Druck);  X,  16,  3  gacchatu  (auch  bei  M.  M.). 

2.  Im  Anfange  eines  Wortes  oder  Compositionsgliedes  hinter  kurzen 
Vokalen  und  der  negativen  Partikel  mä  (Pr.  a.  den  aa.  00.),  z.  B.  VI.  16. 
38  dpa  rchiiyäm  (M.  M.  blosses  rh);  dagegen  VI.  75.  18  värmand  chäda- 
yrfmi.  weil  ein  langer  Vokal  vorhergeht  (ä);  aber  I,  109,  3  wiederum 
ma  cchedma,  weil  zwar  ein  langer  Vokal,  aber  in  dem  Worte  mä"  vor- 
hergeht (M.  M.  blosses  ch). 

Von  der  ersten  Regel  giebt  es  gar  keine  Ausnahmen;  sie  ist  also 
durchgängig  und  zwar,  wie  ich  beiläufig  bemerken  will,  nicht  bloss  im 
Rv.  sondern  auch  in  den  übrigen,  so  wie  im  classischen  Sskrit  (vgl, 
Pan.  VI.  I.  7  3—7  6)  zu  beobachten. 

Von  der  2ten  giebt  es  fünf  Ausnahmen  (Rv.  Pr.  388),  nämlich: 

1)  I.  162,  20  atihfya  chidrä 

2)  VT.  46,  12  co  chardSh 

3)  IX.  113.  6  pavamdna  chandasyd'm 

4)  X.  121,  2  ydsj/a  ch&yfi 

5)  X.  130.  7  sahä-chandasa  (wo  M.  M  cch  hat). 

Wenn  schon  die  geringe  Anzahl  der  Ausnahmen  für  die  Treue  in 
der  Wiedergabe  des  Gehörten  zeugt,  so  geschieht  dies  noch  mehr  da- 
durch, dass  sich  in  zwei  Stellen,  nämlich  den  beiden  ersten  die  Nicht- 
verdoppelung  des  ch  dadurch  erklärt,  dass  hier  mit  ch  ein  neuer  Stollen 
beginnt;  da  die  Stollen  aber  vollständig  in  der  alten  vedischen  Poßsie 
getrennt  sind,  so  beginnt  mit  diesen  ch  eine  neue  Wortreihe,  auf  welche 
der  Auslaut  des  vorhergehenden  Wortes  ursprünglich  gar  keinen  Ein- 
fluss  übte.    Es  ist  also  in  diesen  zwei  Inconsequenzen.  gerade,  wie  wohl 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VF.DISCHEN  SPRACHE.  149 


unzweifelhaft  auch  in  den  eben  besprochenen  Dualen  auf  ä,  das  Ur- 
sprüngliche bewahrt,  indem  die  alte  Trennung  der  Stollen  —  obgleich 
sie  schon  vor  der  Zeit  der  Diaskeuase  aufgegeben  war,  (vgl.  die  2te 
Abhandlung)  —  hier  noch  fortwirkte. 

Der  dritte  Fall  erklärt  sich  wahrscheinlich  durch  den  Umstand, 
dass  ein  Vokativ  vorhergeht;  denn  hinter  diesem  Casus  mochte  leicht 
ein  kleiner  Absatz  eintreten,  welcher  bewirkte,  dass  ch,  von  dem  vor- 
hergehenden Laute  unbeeinflusst ,  wie  ein  unbedingter  Anfang  eines 
Wortes  klang;  finden  sich  doch  beim  Vokativ  gar  Dicht  selten  gegen 
sonst  fast  durchgreifende  Regeln  selbst  Hiatus,  z.  B.  Rv.  VII,  70,  1. 
wo  die  sonst  in  weitem  Umfang  herrschende  Contraction  von  °d  a°  zu 
4  wieder  aufzuheben  und  vicvavdrd  aevind,  oder  vielleicht  vicvavdrä  aevinä 
mit  Verkürzung  eines  Vokals  vor  einem  nachfolgenden,  worüber  bei 
Behandlung  der  phonetischen  Gesetze  die  Rede  sein  wird,  zu  lesen  ist. 

In  dem  Praticäkhya  der  Taittiriya-Sawhita  findet  sich  keine  Regel 
über  cch  für  ch  im  Inneren  eines  Wortes.  Man  folgere  aber  nicht 
daraus,  dass  diese  Verdoppelung  in  der  Taittiriya-Samhitd  nicht  verstattet 
sei;  sie  ist  nicht  erwähnt  weil  sie  sich  von  selbst  versteht  und  im  Pada  sicher- 
lich eben  so  wohl  wie  in  der  Sawihita  gesprochen  und  in  sorgfältig  abgefass- 
ten  Handschriften  geschrieben  war.  Für  die  Anlaute  der  Wörter  und 
Compositionsglieder  dagegen  waren  die  Regeln  zu  geben .  da  diese  im 
Padatext  mit  dem  unbedingten  Anlaut  —  d.  i.  blossem  ch  —  gesprochen 
und  bezw.  geschrieben  werden  mussten. 

Diese  Regeln  (im  TS.  Pr.  XIV.  8)  sind  bedeutend  beschränkter  als 
im  Rv.  Pr.    Es  sind  deren  zwei;  sie  lauten: 

cch  für  ch  tritt  ein: 

l)  hinter  allen  Präfixen  (upasargäs). 
Als  Beispiel  wird  gegeben  <7  cchrinattiV.  1,  7.  4  (Web.  nur  ch);  dieselbe 
Regel  gilt  natürlich  auch  für  das  vorhergehende  ändechrinwa  (Web.  nur 
ch),  wie  Whitney  (zu  der  Stelle  des  Prätic.)  bemerkt;  eben  so  für  die 
übrigen  von  Wh.  aufgezählten  Fälle  vhrhanddh  V.  2.  II.  1  'Web.  nur  ch), 
AcchettS  I.  1.  2.  1  (Web.  nur  ch);  dechid  und  pracchdd  IV.  3.  12.  2;  3 
(Web.  nur  ch).    Zum  Beweise,  dass  die  Verdoppelung  nur  hinter  Prä- 


150  TH.  BENFE Y, 

fixen  eintritt,  wird  sd-chandd  V.  2.  11.  1  aufgeführt;  eben  so  ist  I.  1. 
5.  1  ä-chidrena  zu  schreiben  (wo  Calc.  falschlich  äcchidr0  hat). 

2)  in  folgenden  6  einzelnen  Fällen: 

IV.  6.  8.  1  eshd  cchSga  (Web.  nur  ch),  aus  Rv.  L  162,  3  (wo 
M.  M.  gegen  die  Hegel  nur  ch  hat). 

V.  3.  8.  3  äti-cckandasam  (Web.  nur  ch) 
VII.  5.  14.  äticchandasdya  (Web.  nur  ch). 
II.  4.  10.  2  dhdmac chade  (Web.  nur  ch); 
IV.  6,  2.  1  paramacchddo  (Web.  nur  ch) 
VII.  5.  9.  4  bhdtecchdddo.  (Web.  nur  ch). 

Die  beschränkte  Regel  —  deren  Grund  in  der  Abhandlung  über 
die  phonetischen  Gesetze  der  Vedensprache  hervortreten  wird  —  sowie 
die  geringe  Anzahl  der  übrigen,  in  Widerspruch  mit  der  Regel  stehen- 
den Fälle,  dann  auch  die  Abweichung  von  den  Regeln  des  Rv.  Pr.  so- 
wohl als  Pänini  machen  es  höchst  wahrscheinlich,  dass  auch  die  Dias- 
keuasten  der  Taittiriya  Samhitä,  gleichwie  die  des  Rigveda,  ohne  jede 
andre  Rücksicht,  speciell  ohne  Streben  nach  Consequenz,  ihr  Augenmerk 
einzig  darauf  richteten ,  den  Text  genau  so  festzustellen ,  wie  er  von 
ihren  Autoritäten  vorgetragen  wurde. 

E. 

Aehnliche  Inconsequenzen  zeigen  sich  auch  in  Bezug  auf  den 
Accent,  z.  B.  viermal,  in  Uebereinstimmung  mit  der  Sanskritgrammatik, 
ciktta  (Rv.  L  67,  4;  V.  33.  1;  65,  1;  X.  55,  6  =  Sv.  II.  9.  1.  7.  2); 
dagegen  zweimal,  in  Uebereinstimmung  mit  der  griechischen,  ciketa  (Rv. 
IX.  102,  4  [=  Sv.  I.  2.  1.  1.  5,  wo  aber  V.  L.  eiketat,  accentlos]  und 
Rv.  X.  26,  2). 

Ebenso  der  Regel  gemäss  anjdte  Rv.  IX.  86,  43  =  Sv.  I.  6.  2.  2. 
11  =  Ath.  XVIII.  3,  18,  dagegen,  gegen  die  Regel  und  nur  durch 
wenige  Analogieen  gestützt  (wie  tanvati,  indhatf),  anjati  IX.  102,  7  und 
aa  der  Art. 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHEN  SPRACHE.  151 


F. 

Unter  diesen  möge  mir  verstattet  sein,  ein  Beispiel  noch  besonders 
hervorzuheben. 

In  Cäntanava's  Phifsütra's  IV.  15  wird  bekanntlich  die  Regel  ge- 
geben, dass  yäthd  am  Ende  eines  Stollens  accentlos  sei.  In  den  Prd- 
ticakhya's  findet  sich  zwar  keine  der  Art;  jedoch  einzig  aus  dem  Grunde, 
weil  yäthd  im  Pada-Text  eben  so  (d.  h.  mit  oder  ohne  Accent)  geschrieben 
ist,  wie  in  dem  der  Sawihita;  wo  aber  beide  Texte  in  der  Quantität 
ubereinstimmen  war  für  die  Zwecke  der  Prätic.  keine  Regel  nöthig. 

Diese  Regel  ist  sowohl  positiv  als  negativ,  d.  h.  l)  am  Ende  eines 
Stollens  verliert  yäthd  seinen  Accent  2)  in  der  Mitte  eines  Stollens  be- 
wahrt es  ihn. 

Was  nun  die  erste  Richtung  betrifft,  so  findet  sich  im  Rv.  die 
Regel  unter  den  35  Fällen,  in  denen  yathA  am  Ende  eines  Stollen  er- 
scheint, 3  3  mal  beobachtet,  2 mal  dagegen  ist  yäthä  auch  an  dieser 
Stelle  accentuirt.  Es  ist  dies  Rv.  VH.  32,  26  =  Sv.  L  3.  2.  2.  7  = 
Ath.  XVIII.  3,  67  =  XX.  79,  1,  und  Rv.  VIII.  46,  14  =  Sv.  L  3.  2. 
3.  3.  der  Fall. 

Im  Sämaveda  dagegen  finden  sich  noch  folgende  drei  Ausnahmen 
I.  3.  1.  3.  1  (=  Rv.  L  30,  1,  wo  aber  die  Regel  beobachtet  ist),  Sv. 
I.  5.  1.  2.  9  (=  Rv.  VIII.  21,  5  wo  ebenfalls  die  Regel  beobachtet  ist). 
Sv.  L  6.  1.  1.  4  (=  Rv.  IX.  36,  1  wo  wieder  ohne  Accent);  wahr- 
scheinlich auch  eine  4te  Sv.  II.  6.  1.  5.  2  (=  Rv.  VIII.  l,  2,  wo  hier 
ebenfalls  accentlos),  über  welche  sogleich. 

Ob  sich  in  den  übrigen  Veden  noch  Abweichungen  finden,  kann 
ich  jetzt  noch  nicht  entscheiden. 

Bezüglich  der  zweiten  Richtung  —  Bewahrung  des  Accents  von 
yäthd  in  der  Mitte  eines  Stollens  —  findet  sich  unter  233  Fällen,  in 
denen  yäthd  in  Mitten  eines  Stollens  erscheint,  nur  ein  einziger  Fall, 
in  welchem  im  Rv.  diese  Regel  nicht  beobachtet  ist,  d.  h.  yäthd  mitten 
im  Stollen  accentlos  erscheint.  Diese  Stelle  ist  gerade  die  eben  ange- 
deutete, Rv.  VIII.  1.2=  Ath.  XX,  85,  2  (und  =  Sv.  II.  6.  1.5.  2, 
wo  aber  yäthä  accentuirt  ist). 


152 


TH.  BENFEY, 


Wir  haben  diese  Ausnahmen,  sowohl  nach  der  einen  als  der  andern 
Richtung,  eigentlich  hier  nur  als  eine  der  Inconsequenzen  auffuhren 
wollen,  welche  Zeugniss  für  die  Treue  ablegen ,  mit  welcher  die  Dias- 
keuasten  ihren  Gewährsmännern  folgten.  Denn  die  ganze  Diaskeuase 
macht  trotz  aller  Inconsequenzen,  welche  darin  erscheinen,  dennoch  den 
Eindruck  einer  so  sorgfältigen Constituirung,  dass  wir  diese  Inconsequenzen, 
zumal  wenn,  wie  im  letzterwähnten  Beispiel  unter  233  Fällen  nur  ein- 
mal eine  Abweichung  vorkömmt,  nicht  einem  Versehen  oder  Zufall 
zuschreiben  dürfen.  Bei  der  grossen  Akribie,  welche  sich  gerade  in  den 
Arbeiten,  die  sich  auf  die  Aussprache,  den  Vortrag,  der  Veden  beziehen, 
kund  giebt,  ist  wohl  nicht  im  Entferntesten  zu  bezweifeln,  dass  den 
Diaskeuasten  keinesweges  entging,  dass  yathd  ohne  Accent  iu  VIII.  1, 
2  auch  nicht  eine  einzige  Analogie  für  sich  hatte,  wohl  aber  eine  grosse 
Anzahl  (232).  welche  sie  wohl  eben  so  gut,  wie  wir,  gezählt  hatten, 
gegen  sich.  Wenn  sie  trotz  dem  den  Accent  ausliessen.  so  ist  es  schon 
nach  den  bisherigen  Beispielen  höchst  wahrscheinlich,  dass  sie  das  Wort 
so  von  ihren  Gewährsmännern  an  dieser  Stelle  gehört  hatten  und  eine 
genauere  Erwägung,  welche  ich  mir  bei  diesem  so  interessanten  Fall 
verstatten  will,  wird  diese  Annahme  hier  wohl  fast  zur  vollen  Gewiss- 
heit erheben. 

Nach  Analogie  der  übrigen  Wörter  im  Indogermanischen.  %velche 
in  bestimmten  Fällen  oder  überhaupt  tonlos  erscheinen,  ist  auch  von 
ydthd  mit  Bestimmtheit  anzunehmen,  dass  es  ursprünglich  allenthalben 
den  Accent  hatte;  wenn  es  seinen  Accent  am  Ende  eines  Stollens  ein- 
büsst  —  und  zwar  nach  Cäntanava  durchweg  —  so  trat  diese  Einbusse, 
wie  alles  geschichtlich  entwickelte,  gewiss  nicht  auf  einmal  ein,  soudern 
nach  und  nach.  Dafür  spricht  wohl  entscheidend  der  Umstand,  dass 
im  Sv.  der  Accent  auch  an  dieser  Stelle  noch  fünfmal,  wahrscheinlich 
sechsmal  bewahrt  ist,  während  die  Anzahl  der  Fälle,  in  denen  er  ein- 
gebüsst  ist.  in  diesem  Veda  nur  fünf  ist. 

Es  ist  nun  keinem  Zweifel  zu  unterwerfen,  dass  in  der  Constitui- 
rung des  Textes  des  Silraaveda  andre  Sänger  als  Gewährsmänner  dienten, 
als  in  der  des  Rigveda  und  in  der  (um  drei  oder  vier  Fälle)  häufigeren 


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EINLEITUNG  DJ  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHEN  SPRACHE.  153 


Bewahrung  des  Accents  von  yäthd  an  dieser  Stelle  mögen  wir,  wie  in 
manchen  andern  Abweichungen  dieses  Veda  von  der  im  Rv.  vorliegen- 
den Textesconstitution,  Archaismen  erblicken,  welche  bei  den  Gewährs- 
männern, auf  deren  Autorität  der  Rv.-Text  constituirt  ward,  bis  auf 
zwei  Fälle ,  dem  neuen  Gesetz ,  welches  sich  bei  ihnen  eingebürgert 
hatte,  gewichen  waren.  Dieses  Gesetz  wurde  höchst  wahrscheinlich  da- 
durch herbeigeführt,  dass  einerseits  die  Senkung  der  Stimme  am  Ende 
eines  Stollens,  welcher  in  der  ältern  Vedenzeit  die  einzige  Unterabthei- 
lung der  Strophe  (oder  des  langen  Verses)  bildete  und  noch  nicht  mit 
einem  nachfolgenden  Stollen  zu  einem  Hemistich  phonetisch  verbunden 
ward  (vgl.  die  Ute  Abhandlung),  eine  minder  energische  Aussprache  des 
Schlusses  bewirkte,  andrerseits  dadrlrch,  dass  ydtkd  in  allen  hieher  ge- 
hörigen Stellen  [ausser  vi  all  eicht,'  dt>ch  wahrscheinlich  ebenfalls,  IX. 
97,  11)  in  seiner  Bedeutung  zu  der  des  ganz  tonlosen  mehr  als  enkliti- 
/  sehen  —  als  Conipositionsglied  mit  dem  vorhergehenden  Worte  ver- 
bundenen —  iva  herabgeschwächt  ist. 

Jene  Einwirkung  —  die  Senkung  der  Stimme  —  fällt  aber  in  der 
Mitte  des  Stollens  weg  und  da  VIII.  1,2  die  einzige  Stelle  ist,  wo 
yuthä  trotzdem  in  der  uns  überlieferten  Recension  des  Rigveda  den  Accent 
eingebüsst  hat,  so  entsteht  schon  dadurch  die  Vermuthung,  dass  es  auch 
hier  einst  den  Schluss  des  Stollens  gebildet  hatte. 

Freilich  ist  das  in  der  Rv.-Recension  entschieden  nirM  der  Fall. 
Denn  hier  lautet  das  Hemistich 

avakrakshüiam  vrishabha?«  yathdjürawi  gä'»t  na  carshanisäham. 

Wollte  man  nun  trennen 

avakrakshinam  vrishabhäwi  yathd 
ajüram  gä'm  na  carshanisäham 
dann  würde  der  erste  Stollen  10  Silben,  der  2te  9  Silben  enthalten, 
während  die  allgemeine  Regel  in  diesem  Metrum  für  den  ersten  1 2  und 
für  den  zweiten  8  Silben  fordert,  was  herauskömmt,  wenn  wir  trennen 
avakrakslWwam  vrishabhäm  yathäjüram 
gd'm  nä  carsha/usaham 
und  im  2ten  gä'm  als  Repräsentanten  von  2  Silben  betrachten  (Grassmann 
Hist.-Phil.  Clane.    XIX.  U 


154  TH.  BENFEY, 

will  gavam  sprechen,  wie  in  der  That  vielleicht  diese  Form  einst  lautete). 
Diese  Trennung  wird  auch  in  der  Anukr.  angenommen,  nach  welcher 
der  Vers  eine  satobxihatt  (12  — j—  8  — |—  1 2  -f-  8)  ist. 

Allein  der  Stlmaveda  hat  hier  so  wie  im  folgenden  Halbvers  eine 
wesentlich  variirende  Leseart. 

Er  liest  II.  6.  1.  5.  2,  die  beiden  ersten  Stollen: 

avakraksbwam  vrishabhäm  yathu  jüvawt  gä'ro  na  carshanisaham. 
Er  hat  freilich  zunächst  wie  schon  bemerkt  accentuirtes  ydthd  im  Gegen- 
satz zu  dem  accentlosen  des  Rigveda.  Allein,  da  er  ausserdem  in  5 
Fällen  (zweien  in  Uebereinstimmung  mit,  dreien  im  Gegensatz  zum 
Rigveda)  accentuirtes  ydthd  am  Ende  eines  Stollens  hat,  so  hindert  die 
Accentuation  nicht,  auch  an  dieser  Stelle  den  Schluss  des  Stollens  an- 
zusetzen. Freilich  hat  dann  der  erste  Stollen  nur  10  Silben;  allein  10- 
silbige  Stollen  sind  sehr  häufig  und  in  der  Pragdtha-Strophe  erscheinen 
sie  z.  B.  noch  Rv.  I.  39,  30;  VII.  48,  17;  VIII.  19,  33  und  wohl  auch 
sonst  noch,  was  ich  jetzt  nicht  genauer  auszufahren  vermag,  und  auch 
wohl  kaum  nöthig  habe,  da  die  Metra  der  Veden  keinesweges  sehr 
regelmässig  sind  und  der  Text  nicht  selten  durch  die  der  Diaskeuase 
vorhergegangene  Ueberlieferung  gelitten  hat. 

Ferner  könnte  man  aber  einwenden,  dass  bei  dieser  Trennung  in 
den  2ten  Stollen  9  Silben  statt  S  kommen. 

Dagegen  ist  aber  zu  bemerken,  dass  uva  nicht  selten  va  zu  lesen 
ist,  da  es  auf  üa,  hier  für  eigentliches  üa,  mit  Verkürzung  des  langen  Vokals 
vor  dem  nachfolgenden,  beruht,  welches  ursprünglich  mit  Hiatus  ge- 
sprochen ward,  später  aber  theils  zu  va,  theils  zu  uva  ward.  So  ist 
z.  B.  im  Rv.,  wo  sich  Casus  von  suvänd  (Vb.  su  'pressen')  finden,  ob- 
gleich unser  Text  suvänd  hat,  fast  ausnahmslos  svdna  zu  lesen,11)  nämlich, 
wie  die  Note  ausweist,  in  31  Fällen  28mal;  von  den  übrigen  dreien 
gehört  der  eine  I.  130,  2  wahrscheinlich  ebenfalls  hieher,  so  dass  svä° 
in  29  Fällen  statt  des  geschriebenen  suvd0  zu  lesen  ist;  der  andre  Fall 
VII.  38,  2  kömmt  hier  gar  nicht  in  Betracht,  da  dieses  suvdnd,  wie  unten 


11)  Ich  erlaube  mir  alle  Stellen  hier  aufzunehmen  und  zwar  nach  den  ein- 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHEN  SPRACHE.  155 


bemerkt,  nicht  zu  demselben  Verbum  gehört,  so  dass  unter  allen  dreissig 
Fällen,  wo  im  Rv.  das  Ptcp.  Präs.  atm.  von  su  suvänä  geschrieben  ist, 

zelnen  Casus,  da  möglicherweise  die  Verschiedenheit  der  Aussprache  Manchen  mit 
deren  Form  zusammenzuhängen  scheinen  könnte: 

suvändh 

zu  sprechen  svdnah,  z.  spr.  suvdndh  Aussprache  fraglich. 

Rv.  IX.  6,  3  Rv.  VD.  38,  2  (aber  nicht 

9,  1  =  Sv.  I.  5.  2.  4. 10   von  su  'pressen'  wie  jene, 
(woauchswt°ge-   sondern  von  sü  'senden') 
schrieben ,  aber 
mit   der  V.  L. 
svdnath) 
18,  1  —  Sv.  L  5.  2.  4.  9 
(wo  svdnah  ge- 
schrieben) ; 
"shthdh    in  g%- 
rishthuh  gilt  für 
zweisilbig. 

34,  1 

52,-1  =Sv.  I.  6.  1.  1.  10 
(wo  auch  svdnah 
geschrieben) 

66,  28  (akshäh  ist  drei- 
silbig, wie  IX. 
18,  1) 

86,  47 

87,  7 

91,  2  (wo  nahushwbhir 
z.  L) 

97,  40  —  Sv.  L  6.  1.  4.  7 

(wo  auch  svd° 
geschrieben) 

98,  2 

107,  3  =  Sv.  IL  5.2. 12.3 
(surf0) 

107,  8  =  Sv.  I.  6.  1.  3.  5 
(shva*) 

U2 


156  TH.  BENFEY, 

nur  einer  vorkommt  IL  19,  1,  wo  es  in  dem  überlieferten  Text  höchst 
wahrscheinlich  auch  suv°  zu  lesen  ist;  aber  selbst  dessen  Werth  wird 


z.  spr.  sva°  .  z-  »P-  s"1"9 

107,  10  =  Sv.I.  6.  1.  3.  3 
(svä*) 

109,  16(=Sv.II.4.2.  10.1, 
wo  jedoch  VL. 
rüji'  statt 
nah) 

X.  35,  2 


Ausspr.  fraglich. 


1.  130,  2  (da  aber  lndra 
so  sehr  häufig  Indara  zu 
lesen  ist  (vgl.  Grassuiann, 
b.  v.)  und  suvänd  'pressen' 
fast  immer  stand  lautet, 
so  ist  höchst  wahrschein- 
lich, dass  auch  hier  Indara 
svänüm  z.  1.). 


II.  11,  2 


sman<'isya 
II.  19,  1  (zwar  ist  der 
Stollen  unregelmässig, 
allein  wenn  man  suvü0 
spricht,  stimmt  er  fast 
ganz  in  seinem  metrischen 
Bau  mit  dem  4ten  Stol- 
len desselben  Verses, 
nämlich 

v —  v  —  |  t»  |  vvv 

,  , 


VIII.  52  (TO.  4),  2 


suvänd'h 


IX.  13,  5  =  Sv.  II.  5.  1.  3.6 
(wo  auch  svä°  ge- 
schrieben) 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHEN  SPRACHE.  157 

einigermassen  fraglich  durch  die  Unregelmässigkeit  des  Stollens.  Für 
die  Richtigkeit  der  Aussprache  svd°  in  den  29  Fällen  (gegen  den  einen) 
entscheidet  übrigens  der  Umstand  dass  im  Sv.  in  allen  mit  denen  des 
Rv.  identischen  Stellen  der  überlieferte  Text  svä°  schreibt,  und  so  auch 
entschieden  zu  sprechen  ist. 

Lesen  wir  nun  nach  dieser  Analogie  im  Sv.  jvam  und  betrachten 
dieses  als  die  alte  Leseart  dieses  Verses,  d.  h.  auch  als  die  einstige  des 
Rigveda,  dann  erhalten  wir  einen  Vers  von  10  -f-  8  +  12  -f-  8  Stollen. 
Da  nun  überzählige  und  mangelhafte  Stollen  in  der  uns  überlieferten 
Diaskeuase  der  Veden  nicht  wegzuleugnen  sind,  so  möchte  ich  fast 
wagen  —  ich  sage  ausdrücklich  wagen:  denn  bei  unsrer  noch  geringen 
Kenntniss  der  feineren  Gesetze  der  Vedenmetrik  ist  jeder  Versuch  über 
das  ganz  klar  vorliegende  hinaus  zu  gehn  immer  bedenklich  —  in  Rück- 

z.  spr.  stä*  i.  sp.  suvä9  Ausspr.  fraglich. 

65,  24  =  Sv.  II.  4. 2. 11.  3 
(wo  auch  stü° 
geschrieben) 
101,  10  =  Sv.  L  6.  2.  I.  4 
(wo  auch  svä° 
geschrieben) 

suvünasah 

VIII.  3,  6  =  Ath.  XX.  118,  4 
=  St.  II.  7. 3. 8.2 
(im  letzten  auch 
srd°geschrieben) 

6,  38. 
51,  10 

K.  10,  4  =  SvI.5.2.5.9(wo 
auch  svä°  ge- 
schrieben) 

17,  2. 

79,  1  =  Sv.  I.  6.  2.  2.  2 
(wo   auch  sca° 


VIII.  4,  14 


158  TH.  BENFE  V, 

sieht  darauf,  dass  in  diesem  Hymnus  (VIII.  1)  Ys.  1.  3  und  5 — 32  ent- 
schieden Brihatfs  sind.  Vers  33  und  34  aber,  welche  Trishtubh  sind, 
sicher  nicht  zu  diesem  Hymnus  gehören ,  sondern  Fragmente  sind ,  die 
nur  hier  angehängt  —  bezw.  hier  vorgetragen  wurden  —  weil  in  Vers 
33,  wie  in  32.  der  Name  Asanga  vorkömmt  —  und  mich  dem  in  Rv.- 
Pr&tic.  976  ausgesprochenen  Princip  anschliessend,  wonach  'die  Majorität 
Mittel  zur  Erkenntniss  der  Stollen  ist'  —  anzunehmen,  dass  der  erste 
Stollen 

avakrakshinam  vrishabham  yathä  (Rv.,  yäthd  Sv.) 
trotz-  seiner  Zehnsilbigkeit  als  überzähliger  Ssilbiger  aufzufassen  ist.  so 
dass  auch  Vers  2  als  Brihati  betrachtet  werden  muss.    Er  besteht  dann 
aus  zwei  Füssen  von  je  5  Silben 

avakrakshinam 

vrishabham  yatha 

die  sich  fast  ganz  ähnlich  sind  —  denn  dass  die  2te  Silbe  in  dem  ersten 
Fuss  positione  lang,  im  2ten  aber  kurz  ist,  macht  in  den  alten  Gedichten 
an  dieser  Stelle  des  Verses  keinen  Unterschied  und  hier  wohl  um  so 
weniger,  da  die  Position  durch  eine  muta  cum  liquida  gebildet  wird. 

Dieser  Rhythmus  scheint  mir  sie  sehr  gut  zu  befähigen  an  die 
Stelle  der  regelmässigen  beiden  4silbigen  Füsse  eines  Sfüssigen  Stollens 
zu  treten;  es  sind  gewissermassen  2  halbe  und  drei  ganze  Silben  an 
die  Stelle  von  vier  ganzen  Silben  getreten. 

Es  bleibt  dann  in  den  (erstenl  32  (oder  eigentlich  allen)  Versen 
dieses  Hymnus  nur  einer,  der  4te,  welcher  im  ersten  Stollen  zwölfsilbig 
ist;  aber  auch  dieser  wird  8silbig.  wenn  wir  es  wagen  das  ganz  über- 
flüssige vipafeitah  herauszuwerfen  und  wir  erhalten  dann  dasselbe  Metrum 
für  den  ganzen  Hymnus  —  d.  h.  Vers  1 — 32. 

Für  die  Bevorzugung  der  Sv.-Leseart  jüvam  (zu  sprechen  jvam) 
scheint  aber  nicht  bloss  der  Umstand  zu  sprechen,  dass  dadurch  das  in 
dem  Rv.-Text  accentlose  yathä  an  das  Ende  des  Stollens  tritt  und  der 
2te  Stollen  vollzählig  (8silbig)  wird,  sondern  auch  der  Sinn. 

Die  Accusative  im  2ten  Verse  hängen  von  dem  Imperativ  2  Plur. 
stota  in  Vers  1  ab;  liest  man  nun  mit  Rv.  ajüram  dann  ergiebt  sich  als 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GBAMMAT1K  DER  VEDISCHEN  SPRACHE.  159 

Uebersetzung  'den  wie  einen  wegreissenden12)  Bullen  (einem  wegreissen- 
den Bullen  gleichen),  nicht  alternden,  wie  einen  Stier  Menschen  be- 
wältigenden'. Lesen  wir  dagegen  jvam  so  sind  die  Vergleiche  nur 
detenninirende  Elemente  für  carshanUdham  und,  statt  jener  fast  sinnlosen 
Zersplitterung,  erhalten  wir  ein  einheitliches,  durch  Vergleiche  gehobenes, 
Bild:  (Preiset  ihn),  welcher  wie  ein  wegreissender  Bulle,  wie  ein  eilen- 
der Stier  die  Menschen  bewältigt;  'wegreissend'  in  Bezug  auf  den 
Bullen  kann  wohl  kaum  etwas  anderes  bedeuten,  als  'mit  den  Hörnern 
wegschleudernd';  die  Schnelligkeit  der  als  Zugthiere  gebrauchten  indischen 
Rinder  ist  bekannt;  wir  würden  sagen  "der  schleudernd  wie  ein  Bulle, 
schnell  wie  ein  Zugstier  die  Menschen  bewältigt  (züchtigt)'. 

Der  gegebenen  Ausführung  gemäss  war  demnach  einst  yathä  wirk- 
lich der  Schluss  des  Stollens  und  indem  die  Diaskeuase  des  Rigveda, 
trotzdem  dass  in  ihr  yathä  (in  avakrakshinam  vxishabhäm  yathdjüram) 
entschieden  inmitten  des  Stollens  zu  stehen  kam,  dennoch  gegen  alle 
Analogie  auch  hier  die  nur  am  Ende  des  Stollens  geltend  gewordene 
Accentlosigkeit  bewahrte,  zeigt  sie,  wie  sie  keine  andre  Rücksicht  kannte, 
als  die  treue  Fixirung  dessen  was  sie  aus  dem  Munde  ihrer  Gewährs- 
männer vernahm,  und  in  Folge  dieser  Treue  hat  sie  denn  auch  hier  in 
dem  accentlosen  yathä  wirklich  die  alte  Aussprache  erhalten  und  uns 
dadurch  ein  Mittel  bewahrt,  mit  Hülfe  des  Sv.  die  alte  Leseart  mit 
hoher  Wahrscheinlichkeit  wieder  herzustellen. 

Ein  ziemlich  ähnliches  Beispiel  dieser  Treue  liefert  auch  das  folgende 
Hemistich  dieses  Verses. 

Zur  Zeit  der  Vedendichtung  wurde  ähnlich,  wie  im  Latein,  jedoch 
nicht  so  regelmässig,  wohl  aber  sehr  häufig,  ein  auslautendes  m  vor  an- 

12)  Warum  ich  in  der  Erklärung  von  avakrakshiaam  dem  Ptsb.  Wtbch  und 
Grassmann  nicht  beitreten  kann  mag  sich  jeder  leicht  aus  deren  Darstellung  ent- 
nehmen. Ich  ziehe  dieses  Wort,  so  wie  kräkshamänam  VIII.  76  (65),  11  'züchtigend', 
mit  der  indischen  Ueberlieferung  zu  karsh;  vana-krakshüm  lautet,  um  auch  dies 
nicht  unbeachtet  zu  lassen,  in  M.  M.  Ausgaben  richtig  vanariksfiäm  IX.  108,  7  und 
jenes  ist  im  Sv.  Gl.  und  im  Ptsb.  Wtbch.  zu  streichen,  und  in  Aufrechts  Ausgabe, 
so  wie  M.  M.  Iudex,  in  dieses  zu  ändern. 


160 


TH.  BENFEY, 


lautenden  Vokalen  inmitten  eines  Stollens  eingebüsst  und  der  dem  m 
vorhergehende  Vokal  mit  dem  anlautenden  zusammengezogen.  Da  diese 
Licenz  im  späteren,  Sskrit  unerhört  ist,  so  entging  sie  auch  den  Veden- 
forschern ;  im  Padatext  stellen  sie  —  was  bei  metrischen  Umwandlungen 
sonst  der  Fall  ist  —  hier  niemals  15i  die  grammatische  Form  her,  sondern 
auch  wo  das  Verständnis*  kaum  dunkel  sein  konnte,  wie  z.  B,  Rv.  VIII. 
2,  37  ydjadhvainam,  wo  Pa/tini  VII.  1,  43  augenscheinlich  annimmt, 
dass  ydjadhva  für  ydjadhvam  stehe  und  die  Scholien  richtig  erklären 
enamfabde  parato  dhvamo  malopo  nipdtandt,  also  m  ausfallen  lassen, 
schreiben  sie  dennoch  im  Padatext  ebenfalls  ydjadhva  ohne  m;  dasselbe 
geschieht  auch  in  den  Fällen,  wo  asmd'kam  und  tübhyam  ihr  m  einbüssen 
(z.  B.  Rv.  I,  17  3,  10;  I.  54,  9).  In  andern  in  dem  Samhita-Text  be- 
wahrten Fällen  dagegen  haben  sie  sich  in  Bezug  auf  die  Auflösung  — 
da  die  Einbusse  eines  in  ihnen  gar  nicht  in  den  Sinn  kam  —  durch- 
gehend« geirrt;  so  z.  B.  ist  Rv.  IV.  18,  2,  wie  im  Ptsb.  Wtbch  bemerkt, 
durgähaitdt  mit  Unrecht  im  Pada-Tcxt  |  durgähd  \  etat  gesprochen  statt 
durgdham  \  etat  j  ;  Rv.  V.  46,  2  (=  VS.  33,  48)  lautet  Samh.  Mcf rutotd  im 
Pada  |  nui'ruta  \  utd  |  und  wird  vou  Säyana  und  Mahidhara  als  Vokativ 
genommen,  was  es  wegen  des  Accentes  schon  nicht  sein  kann;  es  steht 
für  mffrutam  ist  Accus,  si.  ntr.  und  gehört,  wie  so  oft,  zu  cärdhas  (vgl. 
z.  B.  I.  37,  1).  Es  giebt  noch  mehrere  Beispiele  dieser  Art,  welche 
bei  Behandlung  der  vedischen  Phonetik  besprochen  werden  sollen.  Hier 
erwähne  ich  nur  noch  eines,  welches  uns  den  Uebergang  zu  unserer 
Stelle  b'ahnen  wird.    In  der  Taittinya-Samhitä  I.  4.  44.  2  findet  sich 

13)  Die  Pada-Aussprache  im  für  in  der  Sa»»hitä  erscheinendes  /  (Rv.-Pr.  302) 
gehört  natürlich  nicht  hichcr,  da  1)  f  nur  vor  Consonantcn  erscheint;  2)  durch  die 
Identität  dieses  <  mit  dem  i  des  Avesta  und  dem  im  Griechischen  angeschlossenen 
z.  B.  ohoo-t"  kaum  einen  Zweifel  darüber  aufkommen  lässt,  dass  die  in- 
dischen Vedenforscher  dieses  mit  Unrecht  mit  im  identiik-irt  haben,  dass  es  vielmehr 
entweder  für  einen  andern  Casus  des  Pronomens  i  als  im  zu  nehmen  ist,  oder  als 
eine  Nebenform,  welche  sich  schon  vor  der  Sprachtrennung  davon  abgelöst  hatte, 
oder  endlich  i  allein  vor  der  Sprach trennung  existirte  und  im  =  im  im  Avesta  sich 
erst  auf  arischem  Boden  daneben  geltend  gemacht  bat. 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHEN  SPRACHE.  161 


sdvanedäm;  in  der  Web.  Aasgabe  ist  «Avant  'däm  gedruckt,  woraus  wir 
scbon  folgern  können,  dass,  da  sdvana  nur  der  hier  wegen  des  Accents 
und  Sinns  nicht  zulässige  Vokativ  sein  könnte,  der  Pada-Text  sdvanA 
liest;  diese  Folgerung  erhält  ihre  Bestätiguug  durch  Mddhavdchdrya's 
Commentar  (ed.  Calc.  L  p.  7  07),  wo  in  aller  Harmlosigkeit  idatn  savanA 
durch  imdni  savandni  glossirt  wird.  Ziemlich  analog  wird  an  unsrer 
Stelle  (Rv.  VIII.  1,  2)  die  Aussprache  der  SawhitA  samvanambhayam- 
kardm  im  Pada  sam-vdnand  \  ubhay0  gesprochen ,  hier  jedoch  samranatiA 
von  Sdyana  ohne  weiteres  in  samvananam  umgestaltet  und  durch  samyak 
sambhajantyam  glossirt;  dass  auch  hier  der  Sa»ihitd-Text  falsch  zerlegt 
und  aus  samvänanam  ubh°  durch  Einbusse  des  m  entstanden  sei,  ist  schon 
im  Ptsb.  Wtbch.  bemerkt  und  erhält  seine  volle  Bestätigung  durch  den 
SvM  welcher  auch  in  der  Satnhitd  die  Form  samvänanam  hat,  trotz  dem 
dass  das  Metrum  dadurch  gestört  wird.1*)  Da  der  Sv.  gesungen  ward, 
so  mochte  schon  seit  alter  Zeit  das  Metrum  mehr  zurückgetreten  und 
dadurch  die  grammatische  Form  erhalten  sein.  Doch  kann  man  diese 
Erscheinung  auch  anders  erklären.  Für  uns  ist  nur  wichtig,  dass  die 
Rv.-Diaskeuasten  auch  in  diesem  und  den  analogen  Füllen  treu  fixirten 
was  sie  von  ihren  Gewährsmännern  gehört  hatten,  höchst  wahrscheinlich 


14)  In  Bezug  auf  den  Sinn,  'dass  Indra  Krieg  und  Friede  schafft',  vergleiche 
man  die  Parallelstelle  Rv.  III.  43,  2,  b, 

i'ko  virrasya  bhümnasya  rajä 

sä  yodhüya  ca  kshayaya  ca  jämhi  | 

'Du  hier,  (indem  dn  bist)  der  einzige  Herrscher  der  ganzen  Welt,  verursachst  Krieg 
und  Frieden  unter  den  Menschen'. 

Der  Padatext  schreibt  mit  Unrecht  yodhäya  und  kshayuya  mit  auslautendem 
kurzem  ä,  jenes  in  Uebereinstimmung  mit  Rv.-Prutic.  520,  dieses  nach  der  allge- 
meinen Regel,  da  hier  °yü  die  8te  Silbe  in  einem  Usilbigen  Stollen  ist.  Das  d 
steht  vielmehr  auch  hier,  wie  Bollensen  zuerst  in  andren  Fällen  erkannt  hat  und 
seitdem  durch  überaus  viele  Stellen  als  richtig  erwiesen  ist,  für  ah  statt  des  ur- 
sprünglichen as  (vgl.  'Ueber  die  Entstehung  und  Verwendung  der  im  Sanskrit  mit 
r  anlautenden  Personalendungen'  in  Abhandl.  der  Kön.  Ges.  d.  Wiss.  XV.  S.  110 
ss  bes.  Abdr.  26). 

HisL-phil.  CUtsse.    XIX.  X 


162 


Th.  BENFEY, 


mit  eben  so  wenig  grammatischem  Verständniss  desselben,  als  die 
späteren  Vedenforscher  zeigen. 

Solche  Inconsequenzen,  welche  in  den  die  Phonetik  und  Flexion 
betreffenden  Abhandlungen  in  grosser  Menge  hervortreten  werden .  sind, 
wie  gesagt,  nur  begreiflich,  wenn  man  annimmt,  dass  die  Diaskeuasteu, 
ohne  sich  durch  irgend  eine  grammatische  oder  andre  Rücksicht  beirren 
zu  lassen,  den  Text  einzig  so  feststellten,  wie  sie  ihn  aus  dem  Munde 
ihrer  Gewährsmänner  gehört  hatten;  zumal  da  sich  unter  ihnen  nicht 
wenige  finden,  welche  ähnlich,  wie  die  Bewahrung  des  Dentallauts  (in 
A,  S.  141)  sich  durch  besondre  phonetische  Verhältnisse,  oder,  wie  der 
linguale  (in  B,  S.  141),  durch  Einfluss  der  Volkssprachen  erklären,  oder, 
wie  die  Vokative  auf  ä  (in  C,  S.  142),  als  alte,  im  classischen  Sanskrit 
ganz  in  Vergessenheit  gerathene  Nebenformen,  oder  endlich,  wie  die 
Accentlosigkeit  von  yathä  (in  F,  S.  151),  als  ursprünglich  richtig  aus- 
weisen. 

Die  treue  Bewahrung  dieser  Inconsequenzen ,  welche,  wie  in  den 
eben  hervorgehobenen  Fällen  nicht  selten  mit  der  Grammatik  nicht  bloss 
des  classischen,  sondern  auch  des  vedischen  Sanskrits  in  grellem  Wider- 
spruch stehen,  sowohl  durch  die  Zeiten  hindurch,  in  welcher  das 
Studium  der  Grammatik  auf  indischem  Boden  in  höchster  Blöthe  stand, 
als  auch  durch  die  nachfolgenden ,  in  denen  es  immer  tiefer  sank,  bis 
auf  den  heutigen  Tag  giebt  uns  aber  ein  unbestreitbares  Recht  zu  der 
Annahme,  dass  überhaupt  der  ganze  Text  der  Veden  —  ausser  Theilen  des 
Atharva  —  mit  eben  derselben  Treue  in  der  Gestalt ,  welche  ihm 
die  Diaskeuasten  gegeben  hatten,  über  drittchalb  Jahrtausende  hindurch 
sich  erhalten  hat. 

§•  *• 

Aber  wie  ist  es  möglich,  —  werden  nicht  wenige  ausrufen  und 
sich  dabei  auf  die  Erfahrungen,  welche  die  Geschichte  der  europäischen 
Literatur  darbietet,  stützen  —  wie  ist  es  möglich,  dass  Conceptionen 
von  solchem  Umfang  sich  so  viele  Jahrhunderte  hindurch  in  solcher 
Unveränderlichkeit  zu  erhalten  vermocht  hätten ;  und  zu  diesem  Ausdruck 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHEN  SPRACHE.  16S 

ungläubigen  Staunens  werden  sie  sich  noch  mehr  berechtigt  fühlen,  wenn 
sie  erfahren,  was  sie  schon  von  selbst  vermuthen  werden,  dass  es  auch 
nicht  im  Geringsten  zu  bezweifeln  ist,  dass  diese  .Sammlungen  noch 
lange  Zeit  nach  ihrer  Diaskeuase  —  wie  selbst  bis  auf  den  heutigen 
Tag  bei  religiösem  Gebrauch  — ,  einzig  aus  dem  Gedächtniss  vorgetragen 
und  sicherlich  erst  verhältnissmässig  spät  schriftlich  tixirt  wurden. 
Wie  ist  es  denkbar,  werden  sie  sagen,  dem  corrumpirenden  Einfluss 
einer  rein  mündlichen  Ueberlieferung  auch  nur  Schranken  zu  setzen, 
geschweige  ihn  ganz  zu  verbannen?  Der  absolut  Ungläubige  wird  viel- 
leicht, selbst  wenn  er  die  nicht  zu  leugnende  und  bis  zu  voller  Evidenz 
erweisbare  Thatsache  zugiebt,  wenigstens  ihre  Unbegreiflichkeit  festhalten, 
und  sich  dabei  auf  das  bekannte  je  Tai  vu  mais  je  ne  le  crois  pas  be- 
rufen: wer  jedoch  Gründen  zugänglich  ist  und  sich  in  Verhältnisse  und 
Anschauungen  zu  versetzen  weiss,  die  von  den  unsrigen  so  grundver- 
schieden sind,  wie  die  alten  indischen,  und  in  Folge  davon  sich  auch 
dem  unbewussteu  Einfluss,  den  die  in  Europa  gemachten  Erfahrungen 
auf  uns  üben,  zu  entziehen  vermag,  wird  anerkennen,  dass  seit  der 
Diaskeuase  Umstände  eintraten,  welche  wohl  im  Stande  sind,  die  treue 
Bewahrung  derselben  bis  auf  unsre  Zeit  auch  begreiflich  zu  machen. 

Daraus,  dass  die  Diaskeuase  mit  —  im  indischen  Sinn  —  so  grosser 
Sorgfalt  vollzogen  ward,  dürfen  wir  unbedenklich  den  Schluss  ziehen, 
dass  die  Geisteserzeugnisse,  deren  damalige  Gestalt  man  sich  bemühte 
mit  so  grosser  Genauigkeit  für  alle  Geschlechter  treu  zu  bewahren, 
in  religiöser  Beziehung  in  dieser  Zeit  das  allergrösste  Ansehen,  die 
höchste  Heiligkeit,  sich  erworben  hatten  und  vielleicht  bei  allen,  auf 
jeden  Fall,  dem  grössten  Theil  der  indischen  Arier,  unangefochten 
besassen. 

Daraus  dürfen  wir  dann  weiter  entnehmen,  dass  diejenigen  Männer, 
welchen  die  Diaskeuase  verdankt  ward,  unzweifelhaft  solche  waren,  die 
durch  religiöses  Wissen  und  religiösen  Wandel  zu  den  angesehensten 
unter  den  priesterlichen  Geschlechtern  gehörten  und  demgemäss  eine 
Autorität  genossen,  welche  ihrem  Werke  einerseits  die  höchste  Weihe 
gab,  andrerseits  durch  dieses  selbst  noch  gesteigert  ward.    Was  aber 

X2 


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164 


TU.  BENFE Y, 


Autorität  —  zumal  die  des  Guru,  des  Lehrers,  und  noch  mehr  eines 
Guru  in  so  eminentem  Sinn,  wie  er  sich  mit  dem  eines  Lehrers  der 
vedischen  Schriften  verbinden  musste  —  in  dem  geistigen  Leben  der 
Inder  bedeutet,  davon  geben  uns  die  indischen  Schriften  aller  Zeiten, 
und  selbst  die  bis  auf  den  heutigen  Tag  in  Indien  herrschenden  An- 
schauungen Kunde.  Authority  'heisst  es  bei  Burneil15)  'is  paramount  in 
India;  not  necessarily  the  authority  of  predecessors ,  but  that  of  the 
Guru  who  is  regarded  as  infallible. 

Solch  eine  infallible  Autorität  umkleidete  fortan  die  Diaskeuase; 
nur  die  Form,  welche  die  heiligen  Schriften  in  ihr  hatten,  war  befähigt 
das  zu  erzielen,  was  man  durch  den  Gebrauch  derselben  erzielen  zu 
können  überzeugt  war.  So  musste  fortan  jeder  Priester,  welcher  zum 
Absingen  oder  Recitiren  derselben  bei  Opfern  und  sonstigen  religiösen 
Feierlichkeiten  berufen  zu  werden  wünschte,  sie  in  derjenigen  Gestalt 
im  Gedächtniss  haben  und  vortragen,  welche  sie  in  der  Diaskeuase  er- 
halten hatten.  Die  geringste  Abweichung  davon  würde  —  nach  indi- 
scher Auffassung  —  den  gewünschten  Erfolg  der  Opfer  und  sonstigen 
religiösen  Verrichtungen  vernichtet  haben,  so  dass  Niemand  einen  Priester 
zu  diesen  zugezogen  haben  würde,  der  sich  solch  eine  Abweichung 
hätte  zu  Schulden  kommen  lassen,  Die,  welche  zu  der  Recitation  be- 
nutzt werden  wollten,  waren  also  schon  ihres  eigenen  Interesses  wegen 
—  denn  diese  Thätigkeit  war  fast  ihr  einziges  Mittel  der  Subsistenz  — 
genöthigt,  die  Diaskeuase  mit  derselben  Sorgfalt  und  Genauigkeit,  mit 
welcher  sie  abgefasst  war,  ihrem  Gedächtniss  einzuprägen. 

Die  Macht  eines  menschlichen  Gedächtnisses  ist  eine  sehr  grosse; 
sie  würde,  wenn  es  darauf  ankäme,  ganz  gut  im  Stande  sein,  alle  fünf 
vedischen  Sammlungen  zu  bewältigen.  Allein  darauf  kam  es  bei  den 
Brähmana's,  welche  die  vedischen  Lieder  oder  Verse,  Sprüche,  bei  reli- 
giösen Gelegenheiten  abzusingen  oder  herzusagen  hatten,  gar  nicht  an; 
diese  hatten  nur  nöthig  eine  der  fünf  Sammlungen  —  diese  jedoch 
freilich  mit  der  allerminutiösesten  Genauigkeit  —  im  Gedächtniss  zu 
hegen ;  ja  es  würde  für  sie  sogar  ein  Nachtheil  gewesen  sein,  mehrere 

15)  Vamcabr&bmatta  p.  XXII— XXIII. 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCIIEN  SPRACHE.  165 


dieser  Sammlungen  auswendig  zu  wissen ;  denn  die  Gesetze  des  Vortrages 
sind  nicht  für  alle  identisch  und  es  kommen  in  ihnen  nicht  selten  die- 
selben Verse,  aber  in  von  einander  abweichenden  lassungen  vor;  diese 
hätten  sich  leicht  mit  einander  vermengen  können.  Allein  dem  war 
auch  durch  hergebrachten  Gebrauch  vorgebeugt:  zu  dem  Hersagen  und 
Absingen  des  Inhalts  der  einen  oder  der  andern  Sammlung  wurden  nur 
solche  Brähmana's  berufen,  von  denen  es  bekannt  war,  dass  es  ihre 
erbliche  Obliegenheit  war  diese  oder  jene  derselben  auf  das  genaueste 
im  Gedächtniss  zu  haben,  und  ganz  der  Diaskeuase  und  den  sich  daran 
knüpfenden  Regeln  gemäss  vortragen  zu  können.  Sich  mit  mehreren 
der  Sammlungen  zu  beschäftigen,  war  nur  Sache  der  Gelehrten,  welche 
sich  dem  Studium  derselben  aus  theologischen  oder  wissenschaftlichen 
Gründen  widmeten  und,  beiläufig  bemerkt,  viel  zu  hoch  standen,  als 
dass  sie  denen,  die  aus  dem  Vortrag  des  von  ihnen  erlernten  Veda 
gewissermassen  ein  Gewerbe  machten,  hätten  Concurrenz  machen  wollen. 
Unter  den  fünf  Sammlungen  haben  aber  nur  drei  einen  grösseren  Um- 
fang, der  Rigveda,  die  Taittirfya-Samhitä  und  der  Atharvaveda;  die 
beiden  andern  der  Sämaveda  und  die  Vajasaneyi-Samhitä  dagegen  nur 
einen  sehr  geringen;  alle  aber  sind  in  ihrer  Besonderheit  nicht  so  um- 
fangreich, dass  sie  einer,  dessen  erbliche  Obliegenheit  es  war,  sie  ganz 
genau  vortragen  zu  können,  nicht  schon  an  und  für  sich  mit  I^eichtig- 
keit  dem  Gedächtniss  hätte  einprägen  können.  Das  Bestreben  sie  mit 
der  grössten  Treue  dem  Gedächtniss  einzuprägen,  wurde  aber  durch  das 
schon  angedeutete  religiöse  und  auch  materielle  Interesse  gesteigert, 
welches  die  treueste  Wiedergabe  derselben  zu  einer  unumgänglichen 
Nothwendigkeit  machte.  Die  Leichtigkeit  der  Erlernung  wurde  zugleich 
nicht  wenig  dadurch  erhöht,  dass  die  Lehrweise  der  Inder  ganz  und  gar 
auf  das  Gedächtniss  gegründet  war,  dieses  daher  durch  die  unausgesetzte 
Uebung  desselben  in  den  Brdhmana- Schulen  —  wo  es  wohl  in  den 
älteren  Zeiten  eben  so  streng  herging,  wie  in  den  späteren16)  —  nicht 

16)  vgl.  Weber  in  Ind.  St.  XIII,  403,  wonach  schon  die  falsche  Betonung 
eines  Wortes  dem  Schüler  eine  Ohrfeige  einbrachte. 

Freilich  war  aber  auch  die  richtige  Betonung  der  Wörter  von  grösster  Wichtigkeit, 


\ 


166  TH.  BENFEY, 

wenig  gestärkt  ward.  Giebt  es  doch  noch  heutigen  Tages,  trotzdem, 
dass  das  Studium  der  heimischen  Wissenschaft  schon  seit  einem  Jahr- 
hundert und  langer  immermehr  in  Abnahme  gekommen  ist,  indische 
Gelehrte ,  welche  eine  ganze  Disciplin  —  deren  Grundwerke  sammt 
allen  dazu  gehörigen  Erläuterungsschriften  —  im  Gedächtnis»  tragen; 
um  wie  viel  leichter  musste  es  anderen  sein,  eine  verhältnissmässig  so 
kleine  Sammlung,  welche  sie,  kraft  der  erblichen  Ueberlieferung,  schon 
in  frühester  Jugend  anfingen  kennen  zu  lernen  und  deren  genaueste 
und  treueste  Vortragsweise  ihre  einzige  Obliegenheit  war,  in  unfehl- 
barer Sicherheit  im  Gedächtniss  zu  tragen.  Schon  durch  diese  Er- 
wägungen wird  es  einigermassen  begreiflich,  dass  sich  die  Diaskeuase 
durch  eine  so  lange  Zeit  unverändert  erhalten  konnte. 

Allein  es  wurden  zu  diesem  Zwecke  auch  noch  besondre  Mittel 
angewendet,  welche  geeignet  sind,  das  auf  den  ersten  Anblick  so  Auf- 
fallende fast  l  nglaubliehe  dieser  Erscheinung  vollständig  weg  zu  räumen. 

Zunächst  zeigen  uns  die  schon  erwähnten  grammatischen  Tractate  — 
die  Priithfikhya's  —  mit  welcher  minutiösen  Genauigkeit  in  den  Brahmani- 
schen Schulen  beim  l'nterricht  in  der  Vortragsweise  der  Veden  verfahren 
wurde17).  Ferner  gab  es  noch  besondre  Mittel,  um  Fehler,  welche  sich 
trotz  alle  dem  eingeschlichen  haben  mochten,  wieder  zu  beseitigen  und 
so  die  treue  Bewahrung  des  Textes  der  Diaskeuase  für  alle  zukünftige 
Zeiten  festzuhalten.  Diese  musste  der  Vortragende,  um  im  Stande  zu 
sein,  seine  Obliegenheit  treu  zu  erfüllen,  höchst  wahrscheinlich  eben- 
falls, soweit  sie  die  von  ihm  erlernte  Sammlung  betrafen,  im  Gedächt- 
niss haben  und  anzuwenden  wissen.  Sie  bestanden  zunächst  in  den 
eben  erwähnten  Präticakhya's,  welche  die  Regeln  der  Vortragsweise  ent- 
halten und  in  unzähligen  Fällen  über  die  richtige  Form  des  Textes  Aus- 


da  eine  falsche  die  verderblichsten  Miss  Verständnisse  bei  den  Göttern  hätte  herbei- 
führen können;  so  würde  das  Wort  l'mlrarutru  welches,  so  accentuirt,  bedeutet 
'dessen  Ueber winder  Indra  ist',  wenn  hidra^atrn  gesprochen  'Uebcrwinder  des  Indra* 
bedeuten  und  eine  Gotteslästerung  sein ,  s.  Pctersb.  Wtbch.  u.  d.  W.  imlrafatru. 
17)  vgl.  z.  B.  Rigv.-Prätic.  in  der  Ausgabe  von  M.  Müller  Regel  760-846. 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHEN  SPRACHE.  167 

kunft  geben;  ferner  in  den  ebenfalls  schon  erwähnten  verschiedenen 
Vortragsweisen,  später  Schreibweisen,  welche  den  Text  nnd  dessen  Vor- 
trag durch  ihre  gegenseitige  Coutrolle  auf  das  allerfesteste  bestimmen. 

Neben  dem  Vortrage  nach  den  Regeln,  wie  sich  die  Wörter  eines 
Hemistichs ,  oder  Satzes ,  zu  einer  Einheit  verschlingen ,  dem  Samhitä- 
Text,  gab  es  auch  eine  für  alle  fünf  Sammlungen  —  mit  Ausnahme 
der  zwei  letzten  Bücher  des  Atharvaveda  —  glücklicherweise  bis  zu 
uns  herabgelangte  Vortrags-  jetzt  Schreibweise,  den  Pada-Text,  in  welcher 
die  Verschlingungen  allsammt  aufgehoben  sind  und  die  Wörter  in  der 
Gestalt  erscheinen,  welche  sie  ausser  der  satzlichen  Verbindung  d.  h. 
in  ihrer  unbedingten  Form  haben ;  zugleich  ist  auch  manches  andre  darin 
aufgenommen,  was  für  den  Vortrag  oder  sonst  von  Bedeutung  ist. 

So  z.  B.  lautet  Rv.  V.  58,  7  in  dem  Sawhita-Text : 


im  Pada-Text  dagegen: 

prathishfa  |  yä'man  |  prithivi"  |  cit  |  eshdm  |  bharta-iva  | 


Man  ersieht  daraus,  dass  cid  in  der  unbedingten  Form  cit  lautet, 
bhärteva  eine  Zusammenziehung  von  bhdrtä-iva  ist,  für  ir  und  chdvo  die 
unbedingten  Formen  /'/  und  cdvah  sind,  hyäcv&n  eine  Contraction  von  hi  äpvdn 
ist  und  dhurya  0  eine  gleiche  von  dhuri  d° ;  indem  der  Vortragende  auch 
diess  im  Gedächtniss  hat,  erhält  er,  zumal,  da  er  aus  den  Prätic&khya's 
auch  die  Regeln  weiss,  kraft  deren  diese  Veränderungen  in  der  Satz- 
verschlingung  eingetreten  sind,  eine  Kenntniss  der  Theile  dieses  Satzes, 
welche  ihn  in  den  Stand  setzt,  ihn  auch  in  seiner  Totalität  treu  zu 
bewahren.  Eine  dritte  Vortrags-  und  Schreibweise,  Krama  genannt, 
von  welcher  uns  jedoch  nur  die  Regeln  und  Proben ,  aber  keine  voll- 
ständige Texte  bewahrt  zu  sein  scheinen,  verbindet  die  beiden  ersten  zu 


gärbham  |  svam  j  it  |  eavaA  |  dhu/<  | 
vä'tän  |  hi  |  &n;v&n  \  dhuri  |  ä-yuyujre  u.  s.  w. 


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168  T  H.  BENFE  V, 

einer  einzigen ,  lehrt  also  zugleich  ,  wie  die  Wörter  in  ihrer  satzlichen 
Verschlingung  und  in  ihrer  Unbedingtheit  lauten. 

So  z.  B.  bietet  Rv.  VII.  102,  1  der  Samhita-Text: 

parjanydya  pra  gayata  divds  putra'ya  mi/hdshe; 
im  Pada-Text  dagegen  lautet  diess : 

parjanyilya  |  prä  |  gayata  |  divaÄ  |  putra'ya  |  mi/hüshe  | 
ausser  der  Worttrennung  nur  darin  vom  ersteren   abweichend,  dass 
divüh  die  unbedingte  Form  giebt  statt  dioäs,  in  welchem  das  auslautende 
s  durch  die  Folge  von  putra  herbeigeführt  ^oder  vielmehr,  da  es  der 
ursprüngliche  Auslaut,  bewahrt)  ist. 

Im  Krama-Text  dagegen  lautet  es  : 
parjauyäya  pra  |  pra  gayata  |  gayata  divaA  |  divas  putra'ya  | 
putra'ya  milhüshe  |  mi/hüsha  iti  milhüshe  | 
Es  erscheint  hier  jedes  Wort  zweimal,  und,  wenn  die  Aussprache  oder 
Schreibweise  in  den  beiden  ersten  Tex  ten  verschieden  ist,  einmal  in  der 
der  Samhita  ein  andrcsmal  in  der  des  Pada;  das  letzte  Wort  des  He- 
mistich  sogar  dreimal. 

Ein  noch  künstlicheres  mnemonisches  Mittel  bildet  der  Jafa-Text 
eine  V  ortragsweise,  in  welcher  sich  jedes  Wort  dreimal  wiederholt,  z.  B. 
Rv.  X.  9.  I  =  Sv.  IL  9.  2.  10.  1  sa  VS.  11,  50  =TS.  L  4.  t.  5.  1 
(und  sonst)  =  Ath.  I.  5.  1  lautet  der  Anfang  im  Samhita-Text: 

d'po  Iri  shfba'  mayobhüvas 
dieser  lautet  im  Jafa-Text: 

d'po  hl  hy  a'pa  apo  In  \  hi  shth&  sthd  hl  hl  sh/ha  |  stha'  mayobhüvo 
mayobluiva  sthd  stha'  inayobhüvaA  |  mayobhüva  iti  mayaA-bhüvaA  |j 

Eine  noch  complicirtere  ist  die  Ghana  genannte  Vortragsart  von 
welcher  Professor  Ramkrishna  Gopal  Bhandarkar  eine  Probe  und  Be- 
schreibung in  der  Bombayer  Zeitschrift  'The  Indian  Antiquarian,  1874 
S.  133  und  134'  mittheilt.  Es  giebt  auch  noch  andere  bis  jetzt  nur 
dem  Namen  nach  bekannte18). 

Unter  diesen  Verhältnissen  kann  die  treue  mündliche  Ueberlieferung 


18)  b.  Sanskrit-Handschriften  der  Berliner  Bibliothek,  nr.  368. 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCIIEN  SPRACHE.  169 

der  Diaskeuase  schwerlich  für  unbegreiflich  gelten;  ja!  ich  kann  nicht 
umhin  als  meine  Ueberzeugung  auszusprechen,  dass  sie  mir  bedeutend 
sicherer  gewesen  zu  sein  scheint,  als  eine  schriftliche  gewesen  sein  würde. 

Auf  diese  Ueberzeugung  gestützt,  möchte  ich  sogar  den  Rath  und 
Wunsch  ausdrücken,  dass,  wenn  irgend  möglich,  man  in  Bezug  auf  die 
glücklicherweise  sehr  wenigen  Stellen,  wo  die  Handschriften  der  Veden 
Varianten  darbieten,  bei  deren  Beurtheilung  die  uns  für  die  Constitution 
des  Textes  der  Diaskeuase  überlieferten  Hülfsmittel  nicht  ausreichen, 
die  in  Indien  existirenden  Brahmana's  befragen  lassen  möge,  welche  nach 
alter  Weise  die  eine  oder  die  andre  der  Sammlungen  in  ihr  Gedüchtniss 
aufgenommen  haben.  Freilich  müsste  man  dabei  sehr  vorsichtig  sein, 
wie  es  denn  überhaupt  —  bei  der  immer  mehr  gesunkenen  Zahl  von 
indischen  Priestern,  die  sich  mit  den  Veden  in  alter  Weise  beschäftigen 
—  sehr  zweifelhaft  sein  möchte,  ob  es  noch  Brfihmanas  giebt,  die  eine 
zuverlässige  Antwort  auf  solche  Erkundigungen  zu  ertheilen  im  Stande  sind. 

In  dem  Augenblicke  fast,  in  welchem  die  vor  etwa  einem  Jahre 
niedergeschriebenen  letzten  Sätze  gedruckt  werden  sollen,  kommt  mir 
ein  Aufsatz  zur  Hand,  dessen  Inhalt  hohe  Wahrscheinlichkeit  gewährt, 
dass  der  in  ihnen  ausgesprochene  Wunsch,  wenn  bald  und  in  den  aus 
diesem  Aufsatz  sich  als  passend  ergebenden  Lokalitäten  danach  gehan- 
delt werden  wird,  keinesweges  erfolglos  sein,  vielmehr  in  Bezug  auf 
manche  zweifelhafte  Punkte  entscheidende  Auskunft  gewähren  wird. 

Dieser  höchst  interessante  und  wegen  der  Probe  des  Ghana-Textes 
schon  so  eben  erwähnte  Aufsatz  ist  in  dem  vor  wenigen  Tagen  hierher 
gelangten  diessjährigen  Mayhefte  des  in  Bombay  erscheinenden  lehr- 
reichen Indian  Antiquary  S.  133  — 135  veröffentlicht,  rührt  von  dem  ge- 
lehrten Kenner  des  indis  chen  Alterthums,  dem  Professor  Piamkrishna 
Gopal  Bhandarkar  her  und  bespricht  unter  der  Ueberschrift:  'The 
Veda  in  India  den  heutigen  Zustand  der  Vedenkenntniss  in  Indien. 
Da  er  für  die  Beurtheilung  der  Berechtigung  unsres  Wunsches  von 
HisL-Pkil.  Classe.    XIX.  \ 


170  TH.  BENFE Y, 

wesentlichem  Einfluss  ist  erlauben  wir  uns  einige  Mittheilungen  desselben 
hier  hervorzuheben. 

Jede  Brahmanische  Familie  ist  zum  Studium  eines  besonderen  Veda 
verpflichtet;  diess  Studium  besteht  darin,  dass  dieser  Veda  auswendig 
gelernt  wird.    In  Nordindien  ist  est  jedoch  —  ausser  in  Banaras  — 
fast  ganz  ausgestorben ;  dagegen  herrscht  es  noch  in  einiger  Ausdehnung 
in  Gujarät,  in  viel  grösserem  Umfang  im  Mara^hä-Gebiet,  und  in  Tailan- 
gana  giebt  es  noch  eine  grosse  Anzahl  von  Brahmanen,  welche  ihm  ihr 
ganzes  Leben  widmen.    Zahlreich  wandern  sie  nach  allen  Theilen  In- 
diens und  alle  wohlhabenden  Inder  lassen  sie  Theile  ihrer  Veden  her- 
sagen und  beschenken  sie  nach  ihren  Mitteln.     Der  Hr.  Verfasser 
bemerkt,  dass  selten  eine  Woche  vergehe,  ohne  dass  Tailanga  Brahmanen 
sich  bei  ihm  einstellen;  er  lasse  sie  dann  aufsagen,  was  sie  gelernt  und 
vergleiche  es  mit  den  gedruckten  Texten.    Er  bemerkt  zwar  nicht  aus- 
drücklich, dass  ihr  Vortrag  mit  diesen  übereinstimme,  allein  der  ganze 
Tenor  des  Aufsatzes  und  eine  weiterhin  hervorzuhebende  Bemerkung  in 
Bezug  auf  den  Atharvaveda  macht  höchst  wahrscheinlich,  dass  der  Hr. 
Vf.  es  schwerlich  unbemerkt  gelassen  haben  würde,  wenn  Differenzen 
vorgekommen  wären. 

Die,  welche  sich  in  dieser  Weise  die  Veden  ins  Gedächtniss  ge- 
prägt haben,  zerfallen  in  mehrere  Classen ;  in  Bezug  auf  unseren  Wunsch 
ist  die  wichtigste  die  der  Vaidika's;  deren  Lebensberuf  besteht  darin 
die  Veden  in  einer  Weise  auswendig  zu  lernen,  dass  sie  sich  auch  nicht 
einen  Fehler,  selbst  nicht  in  Bezug  auf  die  Accentuirung,  zu  Schulden 
kommen  lassen.  Ein  ganz  guter  Rigvedi  Vaidika  weiss  auswendig:  den 
Samhitä-,  Pada-,  Krama-,  Jafti-  und  Ghana-Text  der  Hvmnen,  das  Aita- 
reya  Brdhmana,  das  Aranyaka,  die  Kalpa-  und  Grihya-sütra  von  Arva- 
läyana,  den  Nighanfu,  das  Nirukta,  Chandas,  Jyotis,  die  Cikshä  und  den 
Pdmni,  so  dass  er  eine  lebendige  Bibliothek  bildet.  Doch  sind ,  wie  S. 
134,  b  bemerkt  wird,  solche  Rigvedi's.  welche  so  viel  in  ihrem  Gedächt- 
niss tragen,  sehr  selten;  gewöhnlich  haben  sie  nur  die  drei  ersten  Vor- 
tragsweisen der  Hymnen  —  Samhitä,  Pada  uud  Krama  —  und  das  erwähnte 
Brähmana  samrot  den  folgenden  Schriften  im  Gedächtniss.  Was  dagegen 


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EINLEITUNG  IN  DIE  GRAMMATIK  DER  VEDISCHEN  SPRACITE.  171 

die  Taittiriya-Sawthitä  betrifft,  so  lernen  viele  von  denen,  welche  sich 
damit  beschäftigen,  auch  den  Ghana- Vortrag  und  einige  auch  das  Prd- 
ticdkhya  dieser  Sammlung  auswendig. 

Atharvavedi's  giebt  es  nur  in  sehr  geringer  Anzahl  in  der  Präsi- 
dentschaft in  Bombay,  wie  sie  denn  auch  sonst  nicht  zahlreich  sind  19j. 
Der  Hr.  Vf.  bemerkt,  dass  im  vorigen  Jahr  zwei  derselben  zu  ihm 
kamen;  er  prüfte  sie  nach  Roth  und  Whitneys  Ausgabe,  aber  sie  schienen 
ihren  Veda  nicht  gut  zu  kennen. 

Der  Stolz  eines  Vedenkenners  dieser  Art  besteht  darin,  dass  er 
seinen  N  eda  iiiessend  in  allen  erwähnten  Vortragsweisen  ohne  einen 
einzigen  Fehler  in  Bezug  auf  Artikulation  und  Accent  vorzutragen 
vermag. 

Oft  werden  von  reichen  Indern  in  ihren  Häusern  Vaidika's  ver- 
sammelt, um  in  einer  gewissen  Reihenfolge  Theile  ihrer  Veden  herzu- 
sagen; dabei  werden  ihnen  Erfrischungen  und  am  Schlüsse  Geldgeschenke 
gegeben.  Zuerst  kömmt  der  Rigveda,  dann  die  beiden  Vajurvedas  und 
schliesslich  der  Samaveda.  Auch  die  eingebornen  Fürsten  beschützen 
die  Vaidika's  und  der  Gaikavdrf  hat  eine  eigne  Prüfungscommission, 
welche  sie  prüft  und  je  nach  ihren  Verdiensten  zur  Unterstützung  empfiehlt. 

Doch  genügen  diese  Unterstützungen  nicht  ihnen  eine  erträgliche 
Existenz  zu  verschaffen;  sie  sind  demnach  im  Aussterben  begriffen  und 
wenn  man  aus  dieser  lebendigen  Ueberlieferung  noch  Nutzen  zu  ziehen 
hofft  und  wünscht,  möchte  für  dahin  zielende  Anfragen  jetzt  die  höchste 
Zeit  gekommen  sein. 

Schliesslich  kann  ich  nicht  umhin,  noch  einen  Satz  dieses  werth- 
vollen Aufsatzes  besonders  hervorzuheben,  da  er  meine  Ansicht  über 
den  hohen  Werth  dieser  mündlichen  Ueberlieferung  der  Veden  bekräftigt 
und  somit  zugleich  der  Berechtigung  des  ausgesprochenen  Wunsches 
noch  eine  Stütze  gewährt.  Er  lautet  (S.  135,  b) :  'J  think  the  purity  of 
our  Vedic  texts  is  to  be  wholly  attributed  to  this  System  of  getting 

19)  Vgl.  oben  S.  139. 

Y2 


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172  TH.  BENFEY, 

them  up  by  heart  and  to  the  great  importance  attached  by  the  reciters 
to  perfect  accuracy,  even  to  a  syllable  or  an  accent. 

§  6. 

Die  Hauptaufgabe  dieser  Abhandlung  bildet  der  Versuch  nachzu- 
weisen, oder  wenigstens  sehr  wahrscheinlich  zu  machen: 

1)  dass  die  Diaskeuasten  der  Yeden,  speciell  der  Hymnen  des  Kig- 
vcda,  für  deren  Diaskeuase  der  Beurtheilung  bis  jetzt  die  meisten 
Hülfsmittel  zu  Gebote  stehen,  sich  einzig  bestrebten,  den  Vedentext  so 
festzustellen,  wie  sie  ihn  aus  dem  Munde  derjenigen  hörten,  welche  sie 
als  die  treuesten  Ueberlieferer  desselben  betrachteten. 

2)  dass  die  von  ihnen  festgestellte  Form  von  der  Zeit  dieser  Fest- 
stellung an  bis  auf  die  unsrige  unverändert  bewahrt  ist  und  mit  hoher 
Wahrscheinlichkeit  angenommen  werden  darf,  dass,  wenn  alle  noch  vor- 
handenen Hülfsmittel  zu  liathe  gezogen  und  sorgfältig  benutzt  werden, 
man  im  Stande  sein  wird,  sie  ohne  irgend  eine  Abweichung  wieder- 
zugeben. 


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Bahrein  und  Jeinäma. 
Nach  Arabischen  Geographen  beschrieben 

von 

Ferdinand  Wüstenfeld. 


Vorgetragen  in  der  Sitanng  der  Königl.  Ges.  d.  Wim.  am  2.  Mai  1874. 


Die  beiden  Provinzen  von  Arabien,  welche  den  Gegenstand  der  nachfolgenden 
Abhandlungen  bilden,  gehören  zu  den  unbekanntesten  Theilen  der  ganzen  Halbinsel: 
Bahrein  an  der  nordwestlichen  Seite  des  Persischsn  Meerbusens  und  im  Südwest 
sich  daran  anschliessend  Jemuma  fast  in  der  Mitte  des  Landes.  Was  Ritter  darüber 
aus  den  gedruckten  Arabischen  Quellen  mit  grossem  Fleisse  zusammengestellt  hat, 
ist  doch  für  Nichtorientalisten  nur  mit  Vorsicht  zu  gebrauchen,  die  Orientalisten 
werden  die  Missgriffe  leicht  bemerken.  Die  Küste  von  Bahrein  ist  nun  zwar  jetzt 
durch  die  Vermessungen  der  Engländer  ziemlich  genau  bekannt  geworden,  allein  das 
Innere  ist  fast  gänzlich  unbekannt  geblieben.  Die  drei  Europäer,  welche  Bahrein 
durchreist  sind,  waren  zu  wonig  darauf  vorbereitet,  geographische  Untersuchungen 
anzustellen,  haben  auch  jeder  nur  über  die  eine  Richtung  ihres  Weges  Kunde  ge- 
geben, ohne  auf  das  ganze  Land  Rücksicht  zu  nehmen.  Captain  S  ad  Ii  er,  welcher 
im  J.  1819  von  Catif  am  Persischen  Meerbusen  aus  die  Reise  mitten  durch  Arabien 
über  Dbarija  nach  Medina  bis  Janbu'  am  rothen  Meere  machte,  sagt  selbst,  dass  er 
in  den  ersten  Tagen,  also  in  der  Strecke  durch  Bahrein,  mit  dem  Gange  der  Camele 
noch  nicht  bekannt  gewesen  sei,  um  mit  diesem  an  sich  schon  unzuverlässigen  üülfs- 
mittel  Entfernungen  mit  Sicherheit  bestimmen  zu  können ;  im  weiteren  Verfolge 
giebt  sein  Bericht  nur  einen  geringen  Anhalt  für  unseren  Zweck1).  Palgrave  ging 
1863  in  entgegengesetzter  Richtung  von  Westen  nach  Osten  von  Dharija  etwa  einen 
Grad  südlicher  als  Sadlier  durch  Bahrein  nach  dem  Persischen  Meerbusen*).  Pelly 


1)  Account  of  a  journey  from  Katif  on  the  Pernian  gulf  to  Yamboo  on  the  red  sea.  By 
Capt  G.  F.  Sadlier;  in  den  Transactions  of  Üie  literary  aoeiety  of  Bombay.  Vol.  III.  London 
1828.  Besonders  wieder  abgedruckt:  Capt.  G.  Förster  Sadlier,  Diary  of  a  Jouroey  acroas 
Arabia,  compiled  by  P.  Ryan.   Bombay  1866. 

2)  NarraÜve  of  a  year's  jonrney  tbrough  central  and  eastern  Arabia  (1862—68)  by  W.  G. 
Palgrave.   London  1865. 


174  F.  WÜSTENFELD, 

kam  im  J.  1864  von  Buschehr  an  der  Persischen  Küste  gerade  herüber  an  das 
Arabische  Ufer  nach  Kuweit  in  der  Bucht  von  Küdhima,  nahm  von  hier  seinen  Weg 
durch  die  ödeste  Wüste  von  Bahrein,  über  die  nicht  viel  zu  sagen  war,  in  fast 
gerader  Richtung  nach  Dharija  und  die  nahe  dabei  gelegene  Residenz  der  Wahhabiten, 
liijädh,  deren  geographische  Lage  genau  zu  bestimmen  der  eigentliche  Zweck  seiner 
Reiso  war,  und  sein  kurzer  Bericht1)  enthält  auch  ausserdem  wenig  neues;  die  An- 
gaben über  die  von  der  Route  abliegenden  Gegenden  und  Orte  sind  nicht  zuverlässig. 
Die  Rückreise  erfolgte  über  dio  Hafenstadt  'Okcir  auf  einem  zwischen  Sadüer's  und 
Palgrave's  etwa  in  der  Mitte  liegenden  Wege. 

Auch  die  Arabischen  Geographen  hatten  über  Bahrein  und  Jemania  nur  geringe 
und  unbestimmte  Kenntnisse,  was  schon  daraus  hervorgeht,  das«  fast  nirgends  eine 
Entfernung  nach  Meilen  angegeben  wird ,  nur  oioige  Male  aus  älteren  Quellen  nach 
Parasangen ,  sonst  immer  nach  der  höchst  unsicheren  Rechnung  nach  Tagereisen. 
Wir  haben  nirgends  eine  nur  cinigermasson  zusammenhängende  Beschreibung  dieser 
Gegenden;  die  dürftigen,  nur  die  nackten  Namen  enthaltenden  Reiserouten  wider- 
sprechen sich  unter  einander  und  stimmen  noch  weniger  zu  den  anderen  uns  er- 
haltenen Nachrichten.  Unter  diesen  Umständen  ist  das  Vorkommen  der  geographi- 
schen Namen  bei  den  Dichtern  ein  unschätzbares  Material  für  unsre  Untersuchungen; 
die  Commentatoren  derselben,  aus  denen  wieder  Bekrf  und  Jäcfit  schöpften, 
geben  oft  sehr  genaue  Auskunft,  da  sie  sich  grosse  Mühe  gegeben,  zuweilen  weite 
Reisen  unternommen  haben,  um  selbst  dio  von  ihren  Dichtern  erwähnten  Localitäten 
kennen  zu  lernen  oder  die  Beduinen  darüber  auszufragen,  und  wo  ihre  Angaben  in 
Einklang  zu  bringen  sind,  haben  wir  keinen  Grund  an  der  Richtigkeit  derselben  zu 
zweifeln.  Aber  die  Schwierigkeiten,  nach  diesen  Angaben  eine  Kart«  zu  entwerfen, 
liegen  auf  der  Hand,  und  sie  kann  begreiflich  nur  die  allgemeinen  Umrisse  enthalten, 
um  wenigstens  für  das  Verständnis»  des  einzelnen  einen  Anhalt  zu  geben. 


1)  Viait  to  the  Wahabec  Capital.  Central  Arabia.  By  Lieut.-C'olonel  L.  Pelly;  in  the  Journal 
of  the  r.  geogr.  Society.  Vol.  85.    London  1866.  pag  169. 


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I.  Bahrein. 


el-Bohrein  ist  der  Landstrich  von  Barra  längs  des  Persischen  Meer- 
busens (auch  das  grüne  Meer  genannt)  bis  nach  'Oman  und  Jemama; 
wie  weit  dasselbe  auf  der  Westseite  ins  Land  hineinreiche,  wird  nirgends 
bestimmt  angegeben,  gewiss  ist  nur,  dass  mit  Ausnahme  des  äussersten 
Nordens  kein  Ort,  der  Ober  die  Strasse  von  Bacra  nach  Mekka  hinaus 
nach  Westen  liegt,  dazu  gerechnet  wird,  da  der  Landstrich  el-Fal'g1^ 
ausdrücklich  davon  ausgenommen  ist.  Der  Name  el-Bahrein  „zwei 
Meere"  soll  davon  abgeleitet  sein,  dass  zwischen  dem  Thore  von  el-AhsA 
und  den  Dörfern  von  Hagar  zehn  Parasangen  von  dem  Persischen  Meer- 
busen entfernt  sich  ein  kleiner  See  befindet.  Buheira  Har/ar  genannt, 
drei  Meilen  lang  und  ebenso  breit,  jene  Gegend  also  „zwischen  zwei 
Meeren"  gelegen  und  der  Name  vqn  hier  auf  den  ganzen  Landstrich 
übertragen  sei.  Jener  See  hat  keinen  Abfiuss,  sein  Wasser  steht  immer 
gleich  hoch  und  unbewegt,  ist  salzig  und  nicht  trinkbar.  Sonst  kommen 
im  Lande  Quellen  und  Brunnen  mit  süssem  Wasser  vor  und  selbst  ein 
Fluss  Nahr  Muhallim  oder  'Ain  Muhallim,  welcher  von  den  Dichtern 
öfter  erwähnt  wird,  von  Abdallah  ben  el-Sabt  in  dem  Verse: 

Getränkt  habe  ich  die  Lastthiere  vom  Wasser  des  Tigris,  nachdem  sie 
getrunken  hatten  bei  Fcidh  an  den  beiden  Ufern  des  Muhallim. 

Die  Quelle,  welche  ihren  Namen  von  einem  Besitzer  derselben, 
Muhallim  ben  Abdallah,  erhielt,  kommt  mit  einer  sehr  bedeutenden 
Menge  von  heissem  Wasser  zu  Tage  und  wenn  es  erkaltet  ist,  hat  es 
einen  angenehmen,  süssen  Geschmack;  der  Fluss,  welcher  sich  daraus 


1)  Dieser  Landstrich  el-Fal'g  (einsilbig)  an  der  oberen  Bacra-Strasse  ist  von 
dem  District  el-Fala'g  (zweisilbig)  in  Jemäma  wohl  zu  unterscheiden. 


176 


F.  WÜSTEN  F  KL  D, 


bildet,  thcilt  sich  in  viele  Canäle,  von  welchen  grosse  Paloienpflanzungen 
bewässert  werden;  es  liegen  duran  ausser  vielen  kleinen  Dörfern  wie 
'AsaUu,/,  mit  Palmen  und  Fruchtfeldern,  die  festen  Plätze  Guwdthd, 
el-Cafä  und  el-Muschaccar  und  der  Ort  Futnma,  wo  in  einer  Schlacht 
die  Banu  Taglib  über  die  Scheibdn  einen  Sieg  erfochten,  worauf  sich 
die  Verse  des  A'scha  beziehen: 

Wir  babeu  am  Morgen  der  Bcdriingniss  am  Tage  von  Futeima 

die  Banu  Scheihan  abgehalten  am  Muhallim  zu  trinken. 

Wir  haben  sie  mit  Lanzenstichen  empfangen,  bis  sie  den  Kücken  wandten, 

sie,  dio  sonst  mit  der  Brust  voran  tapfer  und  standhaft  sind. 

Einige  Gegenden  zeigen  eine  ungewöhnliche  Fruchtbarkeit,  so  dass 
Datteln  und  Getreide  sehr  gut  und  in  Menge  gedeihen,  ein  sehr  grosser 
Theil  besteht  aber  aus  weiten  SaudÜächen,  in  denen  sich  nur  einzelne 
Hügel  erheben  und  nur  die  gewöhnlichen  kümmerlichen  Gesträuche  und 
Kräuter  der  Wüsten  vorkommen. 

Die  Hauptbevölkerung  von  el-Bahreiu  bildeten  zu  Muhammeds 
Zeit  die  Banu  Abd  el-Keis  ben  Afcd,  welche  aus  Tih&ma  herüber- 
gezogen waren  und  die  Jjäd  vertrieben  hatten1),  und  als  ihre  Nieder- 
lassungen werden  genannt  die  Dörfer  ItaJtra ,  el-Ratfrag'a ,  Sulm(,  el- 
Schatir,  el-Culeia,  CamdtUi,  Lu'M,  el-Sahla,  UeimAii,  Ug'drid,  Tttdm  an 
der  Küste,  wovon  die  Perlen  Tuämija  den  Namen  haben2),  und  die 
Wasser  AinAn  und  Kiba.  Im  Besonderen  wohnten  von  den  einzelnen 
Zweigen  der  'Abd  el-Keis  die  Banu  Muhdrib  ben  'Arar  in  den  Dörfern 
Nabtd,  el-Matla,  el-Kathib  oder  gross  und  klein  Katlb,  tUArg'a,  Ramla 
und  Rumeila,  el-Marzd,  wo  an  den  Festtagen  Gottesdienst  gehalten  wurde, 


1)  vergl.  dio  Wohnsitze  und  Wanderungen  d.  Arab.  Stämme,  S.  74. 

2)  Ein  gleichnamiger  Ort  in  'Oman  kann  nicht  gemeint  sein,  weil  an  der 
Küste  von  'Oman  keine  Ferien  vorkommen. 

So  nach  Jäcüt  I.  887  im  Widerspruch  mit  anderen  Angaben,  z.  B.  Schihab 
el-Din  el-Macrizi  in  dem  Compendium  der  Geographie  (Flügel,  die  Handschr. 
der  k.  k.  Hofbibl.  zu  Wien,  Nr.  1266)  nennt  mehrere  Orte  in  'Oman,  bei  denen 
Perlen  gefunden  werden:  bei  (Juwar  und  CalluU  werden  Perlen  gefischt,  wenn  auch 
nur  wenige,  Daind  liefert  vorzüglich  schöne  Peilen. 


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BAHREIN  UND  JEMAMA.  177 

und  Dsul-NAr.  Der  Zweig  'Amir  ben  el  Hurith  bewohnte  die  Dörfer  el- 
Fttrdha,  wo  eine  besondere  Art  schwarzer,  süsser  Datteln,  Tadhitdh  ge- 
nannt, wachsen,  Aug  Ar,  Kanahnt,  MureidA,  Nag'la,  el-Muzeira'a,  el-Xaktja, 
Nit/ta,  el-'Gufeir,  'Gahula  oder  'Gubeila,  el-Dabtra,  el-Radm,  el-'GAr,  gross 
und  klein  JlarrAn,  el-^Adir  und  ä-Dharän;  die  Banu  Amir  ben  tiadsima 
hatten  eine  Niederlassung  am  Wasser  Culdcil,  die  Banu  Fajjadh  in  dem 
Dorfe  Nag'wa.  An  der  Gränze  wohnten  auch  einige  Familien  von  Bekr 
ben  Will  und  von  Tamim,  sonst  hatten  sich  aber  auch  viele  Perser. 
Juden  und  Christen  unter  die  Araber  gemischt. 

Vor  Muhammed  stand  ein  grosser  Theil  des  Landes  unter  der 
Botmässigkeit  der  Perser,  welche  au  verschiedenen  Stellen  befestigte 
Plätze  errichtet  und  Besatzung  hinein  gelegt  hatten ,  auch  wohl  zumal 
an  der  Nordgriinze  mit  Arabischen  Häuptlingen  oder  Stämmen  Verträge 
abschlössen,  um  Irak  gegen  die  Einfalle  der  räuberischen  Nomaden- 
Araber  zu  schützen.  Einer  der  Persischen  Statthalter,  dessen  Namen 
Jspidwcih  „weisses  Gesicht"  sich  die  Araber  in  Aspads  mundgerecht 
gemacht  hatten .  wusste  sie  recht  zu  bedrücken  und  unterwürfig  zu 
machen,  so  dass  die  Bewohner  von  Buhrein,  oder  vielleicht  nur  die  der 
Hauptstadt  Hagar,  davon  den  Spottnamen  Aspadsijdn  erhielten;  nach 
anderen  kommt  der  Name  von  Asp,  persisch  „Pferd",  weil  sie  ein  Pferd 
verehrten;  oder  Aspads  war  ein  Dorf  bei  Hagar,  aus  dem  jener  Statt- 
halter mit  Namen  Abdallah  ben  Zeid  cl-Aspadsf  von  Arabischen  Eltern 
gebürtig  war. 

Im  sechsten  oder  achten  Jahre  nach  der  Flucht  sandte  Muhammed 
den  'Ahl  ben  Abdallah  Ibn  el-Hadhrami  uach  Hahrein.  um  den  Arabisch- 
Persischen  Häuptling  el-Mundsir  ben  Süwi.  einen  Nachkommen  jenes 
Abdallah  el-Aspadsi.  und  Sibucht.  den  Persischen  Statthalter  in  Hagar 
aufzufordern,  den  Islam  anzunehmen  oder  Tribut  zu  entrichten;  die 
Araber  und  einige  Perser  bekehrten  sich  zum  Islam  und  bezahlten  den 
Zehnten,  dagegen  die  Magier.  Juden  und  Christen  wollten  sich  nicht 
bekehren  lassen  und  gaben  lieber  die  Kopfsteuer,  jeder  Erwachsene 
einen  Dinar,  und  el-Alu  konnte  die  Summe  von  80,000  Dinaren  au 
Muhammed  einsenden. 
UU-pfUl.  Chase.    XIX.  Z 


178  F.  WÜSTENFELD, 

Als  el-Mundsir  ben  Säwl  bald  nach  Muhammed  starb,  fielen  fast 
säramtliche  Araber  in  Bahrein  von  der  neuen  Lehre  wieder  ab,  nur 
eine  kleine  Parthei  der  Abd  el-Keis  unter  Anführung  von  Bischr  el- 
Gariul  blieb  treu.  Schureih  ben  Dhubei'a  mit  dem  Beinamen  el-Hutam 
stellte  sich  an  die  Spitze  der  Abtrünnigen  von  Bekr  ben  Wall  und  ver- 
einigte sich  mit  den  übrigen  Stämmen  von  Babfa,  welche  den  Persischen 
Prinzen  cl-Mundsir  ben  el-Nu'män  ben  el-Mundsir  zu  ihrem  Oberhaupte 
wählten.  Ihnen  zog  el-'Alä  Ibn  el-Hadhrami  mit  einem  aus  Persern 
und  Hanifa  Arabern  zusammengebrachten  Heere  entgegen.  Er  dachte 
die  Festung  'Guwdthü  zu  erreichen  und  die  Rabi'a  suchten  ihm  darin 
zuvorzukommen;  es  kam  hier  zu  einem  heftigen  Zusammcnstoss.  nach 
welchem  die  Muslim  zwar  in  die  Festung  einzogen,  aber  darin  von  den 
Gegnern  belagert  wurden.  Beide  Partheien  waren  auf  ihrer  Huth  und 
beobachteten  sich  scharf,  bis  eines  Nachts  draussen  im  Lager  ein  grosser 
Lärm  gehört  wurde  und  die  ausgesandten  Kundschafter  die  Nachricht 
brachten,  dass  dort  Alle  betrunken  seien.  el-'Alä  machte  nun  rasch 
einen  Ausfall,  schlug  und  verfolgte  den  Feind,  bis  nach  und  nach  das 
ganze  Land  wieder  unterworfen  war. 

Unter  den  Omajjaden  wurde  Bahrein  in  der  Verwaltung  zu  Trfik 
gezogen,  die  'Abbäsiden  machten  aus  'Oman,  Bahrein  und  Jemama 
einen  einzigen  besonderen  Verwaltungsbezirk. 

Als  die  hauptsächlichsten  Orte  in  Bahrein  werden  genannt:  el- 
Chatt,  el-Cattf,  el-Ara,  Hagar,  Beintina,  el-Zdra,  'Guwdthd,  Sdbdr,  DArln 
und  el-Gdba  und  seit  dem  Anfange  des  4.  Jahrhunderts  d.  H.  el-Ahsd. 
Wir  wollen  zunächst  die  überlieferten  Nachrichten  über  diese  und  einige 
andere  zusammenstellen  und  dann  die  Beschreibung  der  an  der  West- 
seite hinlaufenden  Karawanenstrasse  folgen  lassen. 

Die  alte  Hauptstadt  Hagar1)  liegt  nach  Jäcdt  unter  7  3°  der  Länge 
und  24°  45'  der  Breite;  wenn  er  ihre  Entfernung  von  Barra  auf  15, 
von  Jemäma  auf  1  o  Tagereisen  auf  Camelen  angiebt,  so  ist  das  offen- 

1)  Man  beachte  den  Unterschied  in  der  Schreibart  und  Aussprache  zwischen 
diesem  Hag  ar  ^«ff  und  Ilog'r  yS-  der  Hauptstadt  von  Jemäma. 


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BAHREIN  UND  JEMÄMA. 


179 


bar  zu  viel ,  da  die  ganze  Entfernung  von  Ba^ra  bis  Jemama  nur  1 5 
Tagereisen  beträgt;  man  wird  nach  den  unten  angegebenen  Reiserouten 
von  Ba^ra  etwa  12,  nach  Jem&ma  etwa  4  Tage  zu  rechnen  haben.  Es 
ist  nicht  gewiss,  ob  el-Bahrein  der  ältere  Name  war  oder  Hagar,  beide 
sind  auf  das  ganze  Land  übertragen  und  werden  gleichbedeutend  ge- 
braucht1). Datteln .  Granaten ,  Feigen  und  Citronen  giebt  es  in  der 
Umgegend  in  Menge  und  von  besonderer  Güte.  Die  Stadt  ist  von  vielen 
Dörfern  umgeben,  welche  von  zwei  Flüsschen,  el-Sarlj2)  und  el-Cafd. 
die  aus  dem  grösseren  Muhallim  abzweigen,  bewässert  werden,  und  diese 
Flüsschen  sind  nach  zwei  daran  gelegenen  Orten  benannt.  el-Cafd 
ist  ein  befestigter  Platz  und  wird  desshalb  als  die  Burg  von  Hagar  be- 
zeichnet; die  vorzügliche  Vegetation  drückt  Labid  in  dem  Verse  aus: 
Hohe  Bäume  in  dem  üppigen  Boden  von  r.u'.i  und  ein  Bach 
zur  Bewässrung,  grünende  Palmen,  zwischen  denen  Weinranken. 

Nicht  weit  von  el-(,'afä  und  davon  getrennt  durch  den  Fluss  el- 
Ain  (die  Quelle,  ftiessendes  Wasser),  welcher  wohl  kein  anderer  sein 
kann,  als  der  Muhallim,  der  auch  'Ain  Muhallim  genannt  wird,  liegt 
zum  Schutze  der  Hauptstadt  eine  zweite  Festung,  el-Mttschaccar ,  auf 
einem  hohen  Hügel;  sie  soll  schon  von  dem  Urstamm  Tasm  erbaut  sein, 
kam  dann  in  den  Besitz  der  Banu  Ijäd,  bis  diese  durch  die  Banu  Abd 
el-Keis  mit  Gewalt  daraus  vertrieben  wurden.  Darauf  bezieht  sich  der 
Vers  ihres  Dichters  'Amr  ben  Aswd: 

Wir  haben  die  Ijäd  von  den  Teichen  vertrieben  und  sie  sind  verschwunden, 
und  die  Bekr  haben  wir  verjagt  von  den  Cisternen  bei  Muschaccar. 

Badsäm,  Statthalter  des  Perser  Königs  Aperwiz,  hatte  diesem  aus 
Jemen  eine  Karawane  mit  Specereien  unter  dem  Schutze  des  Haudsa 


1)  Wenn  öfter  gesagt  wird,  ein  Ort,  der  in  Bahrein  liegt,  sei  so  und  so  weit 
von  Bahrein  entfernt,  so  kann  das  letztere  nur  die  Hauptstadt  bezeichnen.  Dasselbe 
ist  der  Fall,  wenn  es  heisst:  „zwischen  Jemäma  und  Bahrein",  „zwischen  'Oman 
und  Bahrein",  da  ja  diese  Länder  unmittelbar  an  einander  stossen  und  nur  die 
Hauptstädte  gemeint  sind. 

2)  So  ist  offenbar  bei  Jäcüt  IV.  954,  4  zu  losen  statt  Sirrein,  wiewohl  der 
Name  el-Sirrein  sich  mehrmals  für  verschiedene  Ort  wiederholt. 

Z2 


180 


F.  Wf 


STENPELD, 


beii  AH  el-Haneff  zugesandt;  nachdem  sie  schon  an  Jemama  vorüber 
waren,  wurden  sie  bei  dem  Dorfe  Natä',  wo  sich  Brunnen  mit  reichlichem 
süssem  Wasser  finden,  von  den  Bauu  Tamim,  welche  Niigia  ben  Affin 
anführte,  überfallen  und  ihrer  kostbaren  l^adung  beraubt.  Als  dies  dem 
•  Könige  gemeldet  wurde,  wollte  er  sogleich  eine  Armee  hinschicken, 
wurde  aber  bedeutet,  dass  es  unmöglich  sei,  mit  einer  Armee  durch  die 
Wüste  zu  kommen,  und  er  folgte  dem  Rathe,  seinem  Statthalter  in 
Hagar  die  Bestrafung  der  Tamim  zu  überlassen.  Dieser  bot  nun  unbe- 
fangen den  Tamim  an,  bei  ihm  ihren  Unterhalt  und  Vorräthe  für  ihr 
Vieh  zu  holen  und  er  gab  ihnen  dies  zwei  Jahre.  Als  sie  dann  im 
dritten  Jahre  wiederkamen  und  vor  der  Burg  el-Muschaccar  lagerten, 
sagte  er.  er  wünsche  sie  bei  sich  zu  empfangen,  und  forderte  einen  nach 
dem  anderen  auf  in  die  Burg  einzutreten,  und  sowie  dies  geschah,  wurden 
ihnen  sogleich  die  Waffen  abgenommen,  ohne  dass  die  aussen  stehenden 
etwas  davon  merkten.  Einer  indess  Schöpfte  Verdacht;  er  hielt  vor- 
sichtig sein  Schwerdt  bereit  und  als  er  ergriffen  werden  sollte,  verthei- 
digte  er  sich,  bis  er  wieder  entkommen  war.  Das  Thor  wurde  nun 
geschlossen  und  alle,  die  in  die  Burg  eingetreten  waren,  wurden  umge- 
bracht. Davon  hat  der  ,,Tag  der  Vergeltung"  den  Namen.  —  In  el- 
Muschaccar  war  in  der  Folge  die  llauptmoschee  für  den  District. 

Ein  dritter  befestigter  Ort  in  der  Nähe  von  Hagar  war  'Atala  oder 
Ot/ila  auf  einer  Anhöhe;  er  wird  auch  mit  el-Muschaccar  zusammen 
,,die  beiden  Hagar"  genannt.    Suwcid  ben  Kura  el-'Okli  erwähnt  ihn 
in  den  Versen: 

Meine  Freunde!  stehet  auf  in  '(M/ila  und  *ehet  zu, 
ob  ihr  ein  Feuer  bemerkt  von  Dsu  Ab&nein  her  oder  einen  Blitz. 

Wenn  es  ein  Blitz  ist,  so  kommt  er  aus  der  hohen  Wolke, 
welche  Wasser  zurücklägst,  nicht  wenig  und  nicht  trübe; 

Und  wenn  es  ein  Feuer  ist,  so  ist  es  eins  im  Kampfe 
mit  dem  Winde,  der  es  forttreibt  und  heftig  hin  und  her  bewegt, 

Von  Umm  'Ali,  die  es  angezüudct  hat  aus  Verlangen 
nach  einer  schnellen  Heise,  um  ihnen  nützlich  zu  sein. 
Uebcr  Oertlichkeiten  in  der  nächsten  Umgebung  von  Hagar  finden 
sich  noch  mehrere,  freilich  ziemlich  unbestimmte  Angaben:  Ckudad  eine 


BAHREIN  UND  JEMAMA.  161 

Quelle,  Arhag  ein  Wädi  in  der  Gegend  von  Hagar.  —  Von  Dsuf- Osrhar 
an  der  Ba\ra-Mekka-Strasse  kommt  der  Wudi  el-Sirr  herüber  nach  Ilagar, 
er  ist  viele  Tagereisen  lang,  am  unteren  Ende  desselben  liegt  Dsät  el- 
Suleim,  ein  berühmtes  .Schlachtfeld.  —  'Ain  bcni  Ubeir  ist  ein  Bach,  der 
durch  die  Felder  von  Hagar  nach  der  Seite  von  el-Ahsä  in  den  Wädi 
Wdlig  Üiesst.  welcher  von  dem  gleichnamigen  Berge  Walig  von  Jemama 
herüberkommt.  —  Adam  und  Huudr  sind  Breiten  in  der  Nähe  von 
Hagar;  'Gurcib,  Wag'r  und  Ddrat  Akwd  Dörfer;  el-Garr  ein  Ort  zwei 
Tage  entfernt;  Bdb  ein  Berg  in  der  Nähe;  el-Nubik  eine  in  der  Mitte 
etwas  erhöhte  Sandfläche. 

'Guudtfid.  die  Hauptstadt  des  Seedistrictes  am  Flusse  Muhallim 
mit  einer  befestigten  Burg  und  von  ausgedehnten  Palmpflanzungen  um- 
geben, war  der  erste  Ort,  in  welchem  nach  Medina  der  regelmässige 
Freitags-Gottesdienst  eingeführt  wurde,  nachdem  es  im  J.  6  oder  8  d.  II. 
von  den  Muhammcdanern  in  Besitz  genommen  war.  —  'Gajjär  wird  als 
derjenige  Ort  bezeichnet,  wo  el-Hutam,  der  oben  genannte  Anführer 
der  Hebellen,  getödtet  wurde,  also  vermuthlich  ganz  nahe  bei  Guwüthil. 
da  er  nach  einigen  in  der  Schlacht  bei  'Guwilthd  seinen  Tod  fand. 
Nicht  weit  davon  muss  die  Stadt  Ifiwdr  gelegen  haben,  die  damals  von 
Zijfid  ben  Amr  ben  el-Mundsir  erobert  wurde,  welcher,  indem  beide 
Orte  in  dem  Dual  des  letzteren  zusammengefasst  werden .  davon  den 
Namen  Zijfid  von  Hiwdrein  erhielt;  andere  geben  die  Aussprache  Ili- 
wärin  oder  Huwärin  an. 

Das  Ufer  von  Bahrein  und  dem  nördlichen  'Omfin  wird  schlechthin  ?/- 
Chatt  „die  Küste1'  genannt  und  davon  haben  die  bei  den  Arabern  sehr  ge- 
schätzten Chattischen  Lanzen  den  Namen,  weil  das  harte  Holz,  aus 
welchem  sie  verfertigt  wurden,  aus  Indien  in  den  Häfen  des  Persischen 
Meerbusens  eingeführt  wurde.  Im  besonderen  heisst  Chatt  die  in  der 
Richtung  von  Hagar  liegende  Küste  von  Catjf,  'Okeir  und  Catar.  — 
el-Catlf  war  ursprünglich  der  Name  eines  Districts  an  der  Seeküste, 
der  dann  auf  ein  Dorf  beschränkt  wurde,  welches  die  Familie  Gadsima 
ben  el-Dil  vom  Stamme  Abd  cl-Kcis  bewohnte.  In  der  Folge  wurde 
der  Ort  zu  einer  Stadt  vergrössert,  mit  einer  Mauer  und  einem  Graben 


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182 


F.  WÜSTENFELD, 


umgeben  und  zur  Hauptstadt  von  Bahrein  erhoben.  Zur  Fluthzeit 
reicht  das  Wasser  bis  an  die  Mauer,  bei  der  Ebbe  wird  ein  Stück  des 
Strandes  frei;  in  die  Bucht  können  grosse  beladene  Schiffe  bei  Ebbe 
und  Fluth  einlaufen  und  an  der  Küste  wird  Ferienfischerei  betrieben. 
Die  Stadt  hat  vier  Thore  und  einen  grösseren  Umfang  als  el-Ahsä, 
von  dem  sie  zwei  Tagereisen  entfernt  ist;  die  Palmenpflanzungen  sind 
sehr  ausgedehnt,  aber  doch  nicht  so  bedeutend  als  die  von  el-Ahsä. 
Die  Entfernungen  betragen  nach  Kadhima  vier,  nach  Barra  sechs  Tage, 
nach  'Oman  eine  Monatsreise.  Vier  Parasangen  von  hier  landeinwärts 
liegt  das  Dorf  Afäz,  von  einer  Familie  der  Kalb  ben  Gradsima  bewohnt, 
die  sehr  zahlreich  und  mächtig  ist. 

Die  Uferstrecken  haben  verschiedene  Namen.  La'bd  heisst  die 
Strecke  an  der  Bucht  Catif  gegenüber,  wo  die  Wddis  aus  dem  Innern 
ihren  Ausfluss  ins  Meer  haben;  sie  ist  mit  glatten  Steinen  bedeckt  und 
nach  ihr  soll  eine  Art  von  Hunden  „die  La  Dänischen"  benannt  sein. 

Curdh  bezeichnet  eine  Strecke  am  Ufer  von  Catif,  die,  wie  es 
scheint,  besonders  fischreich  oder  durch  eine  eigene  Art  von  Fischen  be- 
kannt war,  worauf  Garir  in  dem  Verse  anspielt: 

Karawanen  von  Frauen,  die  nicht  mit  den  Christen  Gott  Terehren 
und  nicht  wissen,  was  Fische  Ton  Curäh  6ind. 

Andere  legen  diesen  Namen  einer  anderen  Strecke  bei  und  geben 
der  bei  Catif  den  Namen  el-Zära,  nach  einem  grossen  befestigten  Dorfe 
an  einem  Bache ,  welches  zu  Muhammeds  Zeit  einen  Persischen  Statt- 
halter hatte.  Bei  dem  Abfall  der  Stämme  wurde  der  Ort  dadurch,  dass 
der  Wasserzufluss  abgeschnitten  wurde,  von  el-'Ala  zur  Uebergabe  ge- 
zwungen. 

el-'Okeir  ist  ein  Dorf  an  der  Küste.  el-Okeira,  eine  Stadt  an  der 
Küste,  deren  Entfernung  von  Hagar  wohl  zu  gering  auf  eine  Nachtreise 
angegeben  wird,  ist  vermuthlich  derselbe  Ort.  —  eU'Okeir  ist  auch 
eine  Palmpflanzung  in  Jemäma,  welche  von  den  Banu  Dsuhl  ben  el-Dül 
ben  Hanifa  bewohnt  wird;  der  Scheich  Ibrähim  ben  Arabf.  Statthalter 
von  Jemama  zur  Zeit  der  Omajjaden,  liegt  dort  begraben.  —  Denselben 


BAHREIN  UND  JEMAMA.  183 

Namen  führt  noch  eine  andere  Anpflanzung  der  Banu  Ämir  ben  Hanifa 
in  Jetnäma. 

Weiter  nach  'Omdn  hin  liegt  das  Dorf  Catar,  wo  in  alten  Zeiten 
ein  Markt  gehalten  und  wonach  ein  dort  verfertigter  rothgestreifter 
derber  Kleiderstoff  Catari  oder  Kitn'  und  die  Catari-Camele  (?  mit  solchen 
gestreiften  Decken  behangen)  benannt  wurden.  —  Von  el-Chatt  unter- 
scheidet Jdcdt  in  der  Aussprache  el-Chutt  einen  besonderen  Ort  in 
Bahrein  mit  vielen  Palmen,  von  Abd  el-Kcis  bewohnt. 

Dieser  Küste  gegenüber  liegt  Awdl  oder  Owdl,  die  grösste  Insel 
innerhalb  des  Persischen  Meerbusens.  Die  Angabe  Idrisi's  T.  I.  p. 
372,  dass  sie  von  dem  Arabischen  und  Persischen  Ufer  gleich  weit, 
nämlich  eine  Tagesfahrt  entfernt  sei,  hat  Jaubert  dahin  berichtigt,  dass 
sie  von  dem  Arabischen  Ufer  nur  vier,  von  dem  Persischen  dagegen 
fünfzig  Seemeilen  entfernt  ist.  Sie  hat  schöne  Gärten  und  viele  Palmen- 
und  Citronenbäume  und  wird  von  den  Dichtern  oft  erwähnt,  z.  B.  von 
Garir  in  dem  Verse: 

Die  am  Morgen  von  Caww  aufsteigenden  Wolken  glichen 
einem  Schiffe  aus  Indien,  das  bei  Owäl  in  den  Hafen  gebracht  wird. 

Nach  N;t./r  bei  Jdcdt  hiess  die  alte  Hauptstadt  der  Insel  Tarm. 
Nach  anderen  Quellen  gingen  die  Araber  bei  der  zweiten  Eroberung 
unter  el-'Ald  Ibn  el-Hadhramf  in  einer  Furt  nach  DAtin,  dem  Stapel- 
platze für  Indische  Producte,  wohin  die  Aufständischen  ihre  Frauen  und 
Kinder  in  Sicherheit  gebracht  hatten,  hinüber;  der  Meeresboden  bestand 
aus  weichem  Sand  und  das  Wasser  bedeckte  den  Camelen  eben  die 
Hufe;  mit  Schiffen  brauchte  man  einen  lag  und  eine  Nacht  zur  Ueber- 
fahrt.  Jäcüt  setzt  hinzu,  diese  Beschreibung  passe  auf  Awdl,  zu  seiner 
Zeit  die  berühmteste  Stadt  von  Bahrein,  vielleicht  sei  Owdl  und  Ddrin 
einerlei.  Demnach  stände  zu  vermuthen,  dass  Owdl  der  Name  der  Insel 
und  Darin  der  Name  des  Handelsplatzes  war.  —  Eine  andere  Stadt  der 
Insel,  el-Schabä,  ist  zerstört.  —  In  späterer  Zeit  hiess  der  Hauptort 
Bahrein,  eine  grosse,  volkreiche,  schöne  Stadt  in  einer  fruchtbaren 
Gegend  mit  vielen  Ländereien  und  Palmen ;  sie  wird  von  den  Kaufleuten 
aus  allen  Ländern  besucht  und  hat  ihren  Namen  davon,  dass  zwischen 


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184 


F.  WÜSTEN  FELD. 


ihr  und  dem  Persischen  Festlande  sowohl,  als  dem  Arabischen  das  Meer 
fliesst;  von  hier  nach  Barra  sind  540  Meilen.  Dieser  Theil  des  Persi- 
schen Meeres  besteht  aus  lauter  Plätzen,  wo  Perlen  gesucht  werden  und. 
setzt  Macrizi  nach  dem  Volksglauben  hinzu,  sie  entstehen  in  den  Muscheln 
durch  den  Regen  im  Monat  Nisan,  denn  wenn  in  diesem  Monate  kein 
Hegen  fällt,  so  werden  in  dem  Jahre  keine  Perlen  gefunden;  es  giebt 
gegen  dreihundert  namhafte  Platze,  die  von  den  Perlenfischern  besucht 
werden.  —  Zwischen  Awäl  und  Catar  liegt  noch  die  Insel  Schufdr  oder 
Sckucdr  mit  vielen  Dörfern,  von  den  Banu  'Ämir  ben  el-Hdrith  von  Abd 
el-Keis  bewohnt. 

Unter  den  von  el-'Alä  eroberten  Orten  in  Bahrein  wird  auch  el- 
Säbilr  genannt;  so  schreibt  Jdcüt  den  Namen  immer  nach  seinem  Codex 
des  Belddsorf,  wofür  in  de  Gocje  s  Ausgabe  immer  el-Säbtin  vor- 
kommt. Die  Lage  wird  nicht  näher  angegeben .  ebensowenig  die  der 
beiden  Städte  el-Ara  und  Bdring'än,  welche  auch  in  der  Geschichte  der 
Eroberung  erwähnt  werden. 

el-Ahsa1)  gegen  zwei  Tagereisen  südwestlich  von  el-Catif  und  vier 
Tagereisen  von  Jemama  (Hagr)  entfernt,  wurde  ums  Jahr  310  (Chr.  9  22) 
von  dem  Carmaten  Fürsten  Abu  Tdhir  Suleimän  ben  Abu  Said  el-Gan- 
nabi  erbaut,  mit  Festungswerken  versehen  und  zur  Hauptstadt  von 
Bahrein  erhoben,  wohin  er  im  J.  317  den  aus  Mekka  geraubten  schwarzen 
Stein  bringen  Hess.  Es  ist  eine  volkreiche  Stadt  geworden,  ähnlich  wie 
Güta  bei  Damascus  mit  vielen  Palmenpflanzungen  umgeben  und  hat 
fliessendes  Wasser  und  sehr  heisse  Quellen.  Abulfidd  nennt  sie  ein 
Städtchen,  die  Stadtmauer  war  zu  seiner  Zeit  nicht  mehr  vorhanden,  der 
Ertrag  an  Datteln  aber  so  bedeutend,  dass  sie,  wie  auch  von  Catif,  nach 
vl~Chnrg  gebracht  und  hier  zwei  Ladungen  davon  gegen  eine  Ladung 

1)  Das  Wort  ist  iui  Arabischen  die  Pluralform  von  cl-IIisj  und  bedeutet  Sand- 
boden mit  festem  Untergrund,  auf  welchem  das  durch  den  Sand  einziehende  Wasser 
stehen  bleibt,  so  dass  es  beim  Aufgraben  des  Sandes  sogleich  zum  Vorschein  kommt. 
tl-Husn  oder  rl-lhtssu  auf  einigen  neueren  Karten  ist  noch  unrichtiger  als  Lahsa, 
Laeksa  auf  den  älteren,  wo  das  l  des  Artikels  mit  dem  Worte  zusammenge- 
sprochen war. 


BAHREIN  UND  JEMÄMA.  185 

Weizen  eingetauscht  wurden.  Jdcdt  führt  daneben  einen  Ort  „AhsA 
der  Banu  Sad"  Hagar  gegenüber »)  auf  und  Abulfidd  ist  zweifelhaft, 
ob  dieses  von  jenem  verschieden  sei ;  es  ist  aber  wahrscheinlich  nur  ein 
Ort,  der  zunächst  von  den  Banu  Sa'd  ben  Zeidmendt  ben  Tamim  be- 
völkert und  nach  ihnen  benannt  wurde,  denn  diese  wohnten  in  nächster 
Nähe .  wie  aus  anderen  Angaben  deutlich  hervorgeht ,  z.  B.  Mulg'  ist 
eine  Gegend,  nach  anderen  ein  Wddi  der  Banu  Mälik  ben  Sa'd  ben  Zeid- 
rnenat bei  el-Ahsd  zwischen  el-Sitär  und  el-CA'a,  und  in  diese  Gegend 
ist  also  auch  der  Wddi  NM  zu  setzen,  in  welchem  dieselben  Banu 
Mdlik  Palmen pflanzungen  besassen. 

Der  Wddi  el-SitAr  umfasst  mehr  als  hundert  Dörfer,  die  von  Am- 
rul-Keis  ben  Zeidrnenat  und  einzelnen  Familien  von  Sa'd  ben  Zeidmendt 
bewohnt  werden;  man  unterscheidet  hier  zwei  Wddis  dieses  Namens: 
el-Sitär  el-agbar  und  ef-SitAr  el-g'Abiri,  in  beiden  finden  sich  fliessende 
Quellen,  welche  viele  herrliche  Palmen  bewässern,  wie  die  Quelle  Hantds, 
Firjädh,  IJulwa  und  TharmadA  drei  Meilen  von  el-Ahsd.  Es  gehört  dazu 
auch  das  Dorf  Th&g  mit  einer  Quelle,  einige  Nachtreisen  von  Hagar. 
Hort  kam  einst  der  Dichter  Tamim  Ibn  Mucbil  vorüber  und  erbat  sich 
von  zwei  Mädchen  einen  Trunk ;  sie  holten  ihm  Milch,  als  sie  aber  be- 
merkten, dass  er  einäugig  war,  wollten  sie  ihn  nicht  trinken  lassen, 
worauf  er  ein  Gedicht  machte: 

0  ihr  meine  beiden  Nachbarinnen  von  Thäg'! 
geht  eures  Weges  u.  8.  w. 

Als  dies  ihr  Vater  hörte,  sagte  er  zu  dem  Dichter:  komm  mit  mir 
zurück  zu  ihnen .  und  holte  dann  die  beiden  Mädchen  aus  dem  Hause 
und  sprach:  fasse  eine  von  beiden,  welche  du  willst,  beider  Hand;  und 
als  er  eine  gewählt  hatte,  verheirathete  er  sie  mit  ihm.  Dann  bat  er 
ihn  bis  zum  Abend  bei  ihm  zu  bleiben  und  als  seine  Camele  von  der 
Weide  kamen,  theilte  er  sie  in  zwei  Hälften  und  sprach:  nimm,  welche 
Hälfte  du  willst ;  Ibn  Mucbil  wählte  sich  eine  Hälfte  und  zog  damit  ab 
zu  seiner  Familie. 


1)  oder  zu  Hagar  gehörend,  nicht  „Sa'd  ben  Hagar",  wie  bei  Abulfidä  pag.  99. 
Rist.-phü.  Classc.    XIX.  Aa 


186  F.  WÜSTENFELD, 

Auf  der  Gränze  von  el-Sitdr  ist  der  WAdi  von  cl-A<fd<ildn,  zwei 
unebenen  Feldmarken,  die  zum  Gebiete  der  'Auf  ben  Ka'b  ben  Sa'd  ge- 
hören, welche  ihren  Hauptsitz  in  Jemdma  haben,  und  dieser  Wddi  ver- 
einigt sich  mit  dem  von  Beul  int .  welches  zum  Unterschied  von  gleich- 
namigen Orten  Beidhn  el-Cha/t  genannt  wird.  —  Von  Thdg  ist  es  nicht 
weit  bis  zum  Berge  Mut  alt  zwischen  el-Ahsd  und  el-Sauda  oder  Saudad, 
einer  von  Bauu  Mdlik  ben  Sa'd  bewohnten  Einöde,  wo  nur  Gadhä-  und 
Artd-Bäume  und  Kräuter,  die  sich  durch  Aussaamen  fortpflanzen,  ge- 
deihen. —  Die  'Abschams  ben  Sa'd  hatten  eine  Niederlassung  mit  Palmen 
bei  el'Sddim  zwischen  el-Ahsd  und  Hagar,  an  el-Sa/da,  ein  Dorf  der 
Banu  Muhdrib,  angränzend. 

Auf  der  von  Baera  aus  durch  el- Bahrein  nach  Jemdma  führenden 
Karawanenstrassc  kommt  man  am  ersten  Tage  auf  dem  Wege  el-Mun- 
kadir  an  dem  Orte  Kudad  vorüber  in  der  Nähe  des  Berges  Owdra,  wo 
Amr  lbn  Hiud  über  die  Banu  Tamim  einen  grossen  Sieg  erfocht  und 
hundert  derselben  verbrennen  liess,  wovon  er  den  Beinamen  el-Muharrik 
„der  Verbrenner"  erhielt.  Diese  Richtung  wird  auch  von  manchen 
Pilgerzügen  eingeschlagen,  sie  können  jedoch  von  hier  auf  dem  Wdsit 
{der  mittlere)  genannten  Wege,  der  durch  das  Gebiet  el-Falg  führt,  oder 
auf  anderen  Punkten  wieder  auf  die  westliche  Strasse  nach  Mekka  hin- 
überkommen. In  dieser  Gegend  treffen  von  allen  Seiten  Wege  zu- 
sammen, wie  Gandal  ben  el  Muthannd  el-Tuhawf  in  den  Versen  sagt: 

Sie  (die  Camcle)  kommen  auf  Wegen  aus  verschiedenen  Ländern, 
von  Mig'Jal,  Mithcab  und  Munlmlir, 

Und  ebenso  von  Ba<;ra  und  von  Hagar, 
von  den  Hügeln  bei  Jaman  und  von  Cutar, 

bis  die  Reisenden  nach  'Game  gelangen. 
Mufdal  oder  Mai/dal  ist  der  Name  einer  Burg  der  Banu  el-Samin,  eines 
Zweiges  der  Banu  Hanifa  nach  Bekrf,  oder  der  Banu  Scheibdn  nach 
lbn  üoreid;  sie  lag  an  jenem  Wege  WAsit  und  war  wahrscheinlich  auf 
Veranlassung  der  Perser  angelegt.  Mithcab  oder  Mathcab  heisst  der  von 
Kufa  herüberkommende  Weg.  —  el-Bard  ben  Keis  richtete  aus  der 
Gefangenschaft  bei  Kisra  Anuschirwan  ein  Gedicht  an  seine  Frau 
Hudsfa  und  nennt  im  ersten  Verse  die  Orte  seiner  Ileimath: 


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BAHREIN  UND  JEMAMA.  187 

0  ITudsfa's  Wohnung  bei  cl-Liwu,  dann  d-Mag'dal, 
dann  südlich  von  Usnuma,  dann  der  Hügel  von  cl-'Unprf  — 
Ebenso  in  einem  Gedichte  des  Rabi'a  ben  Macrum : 

Wem  gehören  die  Niederlassungen,  die  nicht  bewohnt  zu  sein  scheinen, 
südlich  von  Usnuma,  dann  der  Hügel  von  el-'Uncul? 
Usnuma  oder  Asnuma  ist  ein  grosser  Sandhügel  am  Ende  der  Wüste 
el-Dahnä  nach  Ealg  zu,  sieben  Tagereisen  von  Bacra;  an  der  rechten 
Seite  des  Weges  nach  Ealg  liegt  dort  die  Gegend  el-Casilm1jdt,  wo  viele 
Brunnen  mit  etwas  Wasser.  —  el-  U/ifui  ist  ein  anderer  Weg  von  ßa<;ra 
nach  Jemdma,  welcher  die  Wüste  el-Dahnd  durchschneidet.  Aus  einem 
falsch  verstandenen  Verse  des  Earazdac ,  welcher  das  Wort  im  Dual 
gebraucht: 

Er  wollte  den  Weg  nach  'Un^ulän  einschlagen,  aber 
die  Camele  bogen  mit  ihm  nach  links, 
ist  die  Redensart  „auf  dem  Wege  Unculdn  gehen"  sprichwörtlich  ge- 
worden für  „irre  gehen,  sich  irren"  l). 

Ehe  man  die  nächste  Station  erreicht,  breitet  sich  am  Ufer  eine 
unheimliche  Gegend  aus,  Balhka  genannt,  der  Aufenthalt  von  Dämonen. 

Zwei  Tagereisen  von  Bacra  oder  drei   liegt  Kddhima  in  einer 
Niederung  am  Meeresufer,  daher  Kddhima  el-buhdr  genannt,  zum  Unter- 
schiede von  einem  gleichnamigen  Orte  bei  Mekka;  hier  finden  sich  viele 
nicht  tiefe  Brunnen,  deren  Wasser  meist  salzig  und  hart  ist  und  zwar 
getrunken  wird,  aber  eine  abführende  Wirkung  hat;  die  Weiden  sind 
vortrefflich.    Die  in  Schaaren  dort  sich  einfindenden  Cata  Vögel  er- 
wähnt Amrul-Keis  vergleichsweise  in  dem  Verse2): 
Sieh'!  sie  sind  Schaaren  wie  Bienenschwärme 
oder  wie  die  Rata,  die  durstig  nach  Kädhima  kommen. 
Auf  dem  über  Kädhima  emporragenden  Hügel  el-Macarr  liegt  Gillib, 
der  Vater  des  Dichters  Farazdac  begraben.    Die  kleinen  Berge  mit 
ihren  Vorsprüngen  nach  der  See  heissen  el-Churm.  —  Einen  anderen 
Berg  el-Vuleib,  landeinwärts  zwischen  Kädhima  und  Falg,  der  durch  eine 


1)  Arab.  prov.  ed.  Freytag.   Tom.  I.  pag.  93. 

2)  The  Divaus  of  the  sk  aucieut  Arabic  poets,  ed.  by  Ahlwardt ,  pag.  151  v.  7. 

Aa2 


188  F.  WÜSTENFELD, 

Schlacht  zwischen  den  Bekr  ben  Wäll  und  Amr  ben  Tamim  bekannt 
ist,  erwähnt  el-A'scha  oder  el-Chamcham  el-Saddsi: 
Wir  waren  bei  el-^uleib  und  Batn  Falg' 
vereinigt  und  legten  dort  unser  Feuer  an. 
el-Muchabbal  el-Sa'di  sagt: 

Singend  weilt  er  im  regenreichen  Frühling 
zwischen  el-^uleib  und  Dsu  Ahfär  (oder  dem  Park  el-Ahf&r). 
Kädhima  war  von  Altersher  der  Uebergangspunkt  von  Persien  nach 
Arabien.  Als  Abul-Gabr  Jazid  ben  Schurahbil  el-Kindi  von  seinen 
eigenen  Unterthanen  aus  seinem  kleinen  Reiche  in  Jemen  vertrieben 
wurde,  begab  er  sich  zu  dem  Perser  Könige,  um  seine  Hülfe  anzusprechen. 
Dieser  sandte  mit  ihm  ein  Corps,  welches  bis  Kädhima  vorging;  als  die 
Truppen  hier  die  öde  Gegend  sahen,  die  sie  durchziehen  sollten,  brachten 
sie  dem  Abul-Gabr  Gift  bei.  welches  ihn  zwar  nicht  tödtete,  aber  in 
einen  so  erbärmlichen  Zustand  brachte,  dass  er  leicht  zu  überreden  war, 
ihnen  die  Erlaubniss  zur  Umkehr  zu  erthcilen.  Er  selbst  begab  sich 
dann  nach  el-Tdi'f,  wo  er  sich  von  dem  Arzte  el-Härith  ben  Kaiada 
wiederherstellen  liess  l). 

Die  von  Säbur  Dsul-Aktdf  am  Euphrat  in  der  Nähe  von  'Anät  er- 
baute Stadt  Aliis  liess  Anuschirwän  zum  Schutze  gegen  die  Arabischen 
Horden  mit  einer  neuen  Mauer  umgeben  und  gleichzeitig  einen  Graben 
anlegen,  welcher  von  hier  längs  der  Wüste  bis  ans  Meer  bei  Kädhima 
reichte,  nebst  Warten  und  festen  Schlössern  mit  Besatzung.  —  Zwei 
Gewässer  KilAwatdn  in  der  Wüste  von  Ba«;ra  nach  Kädhima  zu  gehören 
den  Bekr  ben  Wäi*l.  —  'Adati  „Ufer"  ist  der  Name  eines  Ortes  am 
Ufer  bei  Kädhima  oder  einer  längeren  Uferstrecke  oder  eines  Wassers 
im  Besitz  der  Sa'd  ben  Zeidmenät  ben  Tamim.  —  Unterhalb  Kädhima 
liegt  am  Ufer  der  Ort  Agdira  an  dem  Hügel  el-Slddn,  von  el-Muchabbal 
in  den  Versen  erwähnt: 

Ich  sehe,  von  ihrem  Wohnsitz  bei  Agdirat  el-Sidün 
ist  die  Spur  noch  nicht  ganz  vertilgt; 

Doch  nur  von  todter  Asche  haben  schwarze  Dreifusssteine 
die  Winde  abgehalten. 

1)  Ibn  Challikani  vitae  illustr.  vir.  Fase.  XI.  pag.  28. 


BAHREIN  UND  JEMAMA. 


169 


Etwas  landeinwärts  liegt  zwischen  Kädhima  und  el-Sid&n  der  Berg 
RaM,  welchen  el-Achtal  in  den  Versen  erwähnt: 

Schon  sprach  ich  zu  Thaur:  siehst  du  nicht  einen  Zug  von  Frauen,  die, 
selbst  vorsichtig,  von  einem  scheuen  von  Liebe  Entbrannten  geführt  werden  ? 

Als  waren  es  Schiffe,  die  bei  el-Rahä  das  tiefe  Meer  befahren, 
oder  ein  grünender  hoher  Palmenhain  von  'Guwätbä. 

Zu  dem  Dichter  el-R&'i  el-Numeiri  kamen  in  einem  Hungerjahrc 
Nachts,  während  seine  Camele  weit  entfernt  waren,  Gäste  von  den 
Banu  'Amr  ben  Kiläb,  da  schlachtete  er  für  sie  ein  einjähriges  Camel 
aus  dem  Zuge  der  Fremden ;  als  dann  am  anderen  Morgen  seine  eigenen 
Camele  kamen,  schenkte  er  dem  Eigenthümer  des  geschlachteten  ein 
eben  solches  wieder  und  ein  zweijähriges  dazu  und  machte  ein  Gedicht, 
worin  die  Stelle  vorkommt: 

Ich  wundere  mich  über  die,  welche  bei  kaltem  Winde  hinziehen 
nach  dem  Schein  des  Feuers  zwischen  Tarda  und  d-Rahä, 

Nach  dem  Schein  des  Feuers,  dessen  Leute  das  rohe  Fell  braten; 
die  Gäste  sollen  geehrt  werden,  da  wird  das  Fell  gebraten. 
Farda  ist  ebenfalls  ein  Berg  in  jener  Wüste.  —  Weiter  nach  dem  Innern 
gehören  den  Tamim  auch  el-Mirädhän  und  ef-Marajid,  zwei  Oertlich- 
keiten  zwischen  Kidhima  und  el-Nakira  mit  flachen  Brunnen  im  Sande; 
Garfr  sagt: 

Wie  ein  ermatteter  Wolf  in  el-Mirädhän  läuft. 
el-Nakira  oder  el-Naktr  ist  ein  Brunnen  mit  süssem  Wasser  zwischen 
K&dhima  und  Thäg. 

Die  nächsten  Orte  hinter  Kddhima  sind  die  von  dem  Dichter  el- 
Muthackib  el-'Abdf  genannten : 

Wem  gehören  die  beladenen  Camele,  die  von  Dhubcib  her  sichtbar  werden, 
als  wenn  sie  aus  dem  Wädi  schwer  wandelnd  hervorkamen? 

Sie  gehen  vorüber  an  Scltaräf,  dann  Dsät  Rafft, 
und  biegen  ab  bei  d-Dsarüuih  zur  Rechten. 

So  sind  sie,  wenn  sie  Folg  durchschneiden, 
als  lägen  ihre  Sättel  auf  Schiffen. 
Statt  Dhubeib  hat  J&cut  {Jahtb  und  er  giebt  die  Aussprache  Dsät  Rig'l 
und  dies  ist  ein  Ort  im  Lande  der  Bekr  ben  W&Il  am  untern  Ende 
von  el-Hazn;  von  Dsardnih  heisst  es  etwas  bestimmter:  „ein  Ort  zwischen 


190  F.  WÜSTENFELD, 

Kddhima  und  el-Bahrcin"  d.  i.  Hagar,  und  die  Nachbarschaft  von  Falg, 
welches  nicht  mehr  zu  Bahrein  gehört,  deutet  die  Lage  noch  etwas 
genauer  an.    Jdcüt  zweifelt  an  der  ltichtigkeit  der  Lesart  Dsaranih  und 
möchte  dafür  das  allgemeine  Wort  Dsardih  „Hügel"  setzen,  der  Name 
kommt  aber  auch  in  Verbindung  mit  anderen  Orten  in  einem  Gedichte 
des  vorislamischcn  Dichters  Hajjän  ben  'Gubla  el  Muhdribi  vor : 
Da  zogen  sie  dem  Regen  nach,  der  in  A$},  dann  Gurrab, 
dann  Dsu  Bacar,  dann  Schdba,  dann  Dsarämh  gefallen  war. 
Diese  Orte  sollen  nahe  bei  einander  gelegen  sein,  mir  scheint  vielmehr, 
dass  eine  sehr  weite  Strecke  damit  beschrieben  wird,  da  Dsu  Bacar  und 
Schdba  bei  Rabadsa  an  der  Mekka-K  ufa  Strasse  liegen. 

Für  die  weitere  Richtung  der  Karawanenstrasse  giebt  Bekrl  an 
zwei  Stellen  nach  seinen  Quellen  die  Reihenfolge  der  Gegenden ,  durch 
die  sie  führt,  mit  ihren  Entfernungen  in  dieser  Weise  an:  „Von  Bacra 
über  el-Munkadir  nach  Kddhima  drei  Tage,  von  da  nach  el-Damc  drei 
Tage,  dann  nach  cl-<jammdn  drei  Tage,  dann  nach  eUDahnä  drei  Tage". 

el-Dmcw  „die  Einöde"  ist  eine  Sandwüste  ohne  Weg,  welche  die 
Form  der  Höhlung  eines  Schildes  hat  und  in  welcher  sich  die  Reisen- 
den nur  nach  den  Sternen  richten  können  und  viele  in  die  Irre  gerathen 
und  umkommen.  Ein  Beduine,  der  unter  den  Karmaten  diente,  erzählt, 
dass  sie  nach  dem  L'eberfalle  bei  el-Habirl)  ihren  Rückweg  über  Hafar 
Abi  Musd  an  der  Bayra-Mekka  Strasse  genommen,  hier  ihre  Garnele 
getränkt  und  dann  die  Wüste  el-Daww  betreten  hätten,  aus  welcher  sie 
erst  am  Morgen  des  fünften  Tages  bei  einem  Wasser  Namens  Tkabra 
wieder  herausgekommen  seien.  Diese  Angabe  ist  für  den  Marsch  eines 
viel  Gepäck  und  Beute  mit  sich  führenden  Corps  sehr  glaublich ,  zumal 
da  dieses  Thabra  auch  von  anderen  als  auf  dem  Wege  von  Bacra  über 
el-Munkadir  nach  Mekka  liegend  genannt  wird.  Dagegen  ist  die  Ab- 
leitung, die  er  dem  Namen  el-Daww  giebt,  dass  nämlich  die  Karawanen- 
züge der  Perser,  welche  Gewürze  aus  Jemen  holten,  beim  Eintritt  in 
diese  Wüste  sich  sehr  beeilt  und  auf  Persisch  „daw  daw"  d.  i.  „schneU 
schnell!"  oder  „lauf  lauf!"  gerufen  hätten,  nicht  stichhaltig. 

1)  vergl.  das  Gebiet  von  Medina  S.  64  (154). 


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BAHREIN  UND  JEMAMA.  191 

Am  Rande  der  Wüste  el-Daww  bei  dem  genannten  Wasser  Thabra 
nimmt  der  Wadi  ^chawAg'in  (im  Singl.  Schdg'ina)  seinen  Anfang,  der 
bis  nach  Ramäda  ?  der  Bacra-Mekka  Strasse  sich  hinzieht  und  in  dessen 
Nähe  im  Gebiete  Banu  Dsabba  auch  das  Wasser  Lacäf  ist.  Farazdac 
hatte  auf  die  Be  Asad  ein  Spottgedicht  gemacht  und  als  er  in  Bacra 
den  Dichter  Muu^rris  traf,  welcher  diesem  Stamme  angehörte,  geriethen 
sie  in  einen  Wortwechsel;  Farazdac  fragte:  wer  bist  Du>  —  Mudharris 
antwortete:  ein  Asadit.  —  F.  vielleicht  Dharis  (ein  Hungerleider)?  — 
M.  mein  Name  ist  Mudharris  (ein  kauender  Löwe).  —  F.  du  siehst  mir 
sehr  ähnlich,  ist  deine  Mutter  wohl  in  Bacra  gewesen?  —  M.  meine 
Mutter  war  niemals  in  Bacra,  wohl  aber  mein  Vater.  —  F.  Was  macht 
Mu'ammar?  —  M.  er  ist  in  Lacdf,  wo  die  Sperlinge  Eier  legen.  —  So 
ging  die  Unterredung  weiter,  wobei  Farazdac  immer  den  kürzeren  zog, 
bis  er  zuletzt  seinen  Mantel  abriss  und  dem  Mudharris  ins  Gesicht  warf 
mit  den  Worten :  Ich  werde  niemals  wieder  auf  einen  Asaditen  ein  Spott- 
gedicht machen.  —  In  der  Gegend  von  el-Daww  liegen  auch  zwei  einzelne 
kleine  Berge,  zwischen  denen  ein  breiter  Weg,  Fdw  el-liajjän  genannt, 
hindurch  führt. 

Ein  anderer  Ausgangspunkt  der  Wüste  cl-I)aww,  welcher  auch  an 
dem  Wadi  Schawagin  liegt,  ist  das  Wasser  el-Car'd,  den  Banu  Mdlik  ben 
Handhala  gehörig,  nach  den  Itinerarien  die  gewöhnliche  Station  der  Kara- 
wanen, und  hier  kommt  man  an  die  Bergrcihc  el-Cammän.  el-Macrizi 
nennt  el-('aintndn  ein  Dorf  zwischen  Jemdma  und  Bacra,  das  zwar  volk- 
reich, aber  nur  von  hungrigen,  nackten  Arabern  bewohnt  sei.  —  Die 
Itinerarien  erwähnen  zwischen  el-Car'd  und  el-Cammdn  eine  Station  mit 
verschiedener  Schreibart:  Ihn  Chordadbeh  Ä*lfa  Tichfa,  Coddma 
i^w  Cafha.  Idrisi  Tanga,  Macr  izf  x^xik  Tagga1)  „ein  kleines 
Dorf  zwischen  Jemama  und  Bacra,  dessen  Feldmark  an  das  Land  el- 
Bahreiu  anstösst".    Der  bekannte  Ort  Tichfa  an  der  Bacra-Mekka  Strasse 


1)  Eine  im  Arabischen  und  Persischen  nicht  vorkommende  Consonantenver- 
bindung;  erst  gegen  das  Ende  des  3.  Jahrb.  d.  II.  findet  sich  Twj<j  als  Türkiseber 


192  F.  WÜST  EN  FELD, 

auf  der  Gränze  der  Landschaft  Dharija  kann  nicht  gemeint  sein,  ein 
zweiter  Ort  desselben  Namens  wird  sonst  nicht  erwähnt  und  die  Lesart 
bleibt  ungewiss.  —  Die  Berge  el-C'ammän,  welche  sich  in  massiger  Höhe 
drei  Tage  lang  hinziehen ,  haben  festen  Boden  mit  Anpflanzungen  und 
ausgedehnten  Weideplätzen,  die  durch  ihren  Reichthum  an  Futter  zum 
Sprichwort  geworden  sind;  sie  gehören  verschiedenen  Zweigen  des  Stammes 
Tamim,  vorzugsweise  den  Banu  Handhala.  Die  ungewöhnliche  Frucht- 
barkeit erklärt  sich  daraus,  dass  auf  den  Höhen  in  den  Felsen  umfang- 
reiche Vertiefungen  sind,  in  denen  sich  im  Winter  das  Regenwasser 
sammelt,  wodurch  die  Niederungen  im  Sommer  feucht  erhalten  bleiben. 

—  Zwei  von  diesen  Bergen.  el-Macdd  und  el-Warfa,  im  Besitz  der  Banu 
Fukeim  ben  Garir  ben  Därim  und  Sa'd  ben  Zeidmenät  ben  Tamim,  er- 
wähnt der  Dichter  Garir  in  dem  Verse: 

Weilt  deine  Familie  in  el-Sit&r  und  steigen 
zwischen  ei-  Wari'a  und  el-Macad  beladene  Camele  herauf? 

Acht  andere  Berge  haben  den  gemeinschaftlichen  Namen  el-ThamAni 
,.die  achter" ;  sie  gehören  gleichfalls  zu  dem  Gebiete  der  Sa'd  ben  Zeid- 
menät und  werden  mit  einem  anderen,  Schundhub,  in  einem  Gedichte 
des  Sawwdr  ben  el-Mudharrab  cl-Mäzini  erwähnt: 

Kommt  von  den  Bewohnern  von  Canä  Nachts  Suleim 
vertrieben  zwischen  Schundhub  und  el-Thamani? 

Noch  eine  andere  Gruppe  dieser  Berge,  el-Achdschib  genannt,  liegt 
getrennt  und  hängt  mit  keinem  anderen  Berge  oder  Hügel  zusammen. 

—  In  einem  Verse  des  Dsul-Rumma  wird  mit  den  genannten  Gegenden 
noch  ein  anderer  Ort  in  Verbindung  gebracht: 

Bis  zu  den  Frauen  der  Tamim,  die  fern  sind 
in  dem  Grunde  von  el-Daww,  dann  el-Qamm&n,  dann  d-'Akid. 

Dieses  Akid  gehört  zum  Gebiete  der  Tamfm  und  liegt  nach  Dharija 
hinüber.    In  einer  anderen  Recension  lautet  der  Vers1): 

Bis  zu  den  Frauen  der  Tamim,  die  zahlreich  bei 
dem  Hügel  von  el-IIazn,  dann  el-^amman,  dann  el-'Akid  versammelt  sind. 

1)  Ilm  Doreid,  genealog.  etymolog.  Handbuch,  pag.  62. 


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BAHREIN  UND  JEMÄMA.  193 

Wenn  man  von  el-Cammän  herabsteigt,  kommt  man  in  die  Gegend 
el-Wakaf,  deren  Richtung  Garir  in  dem  Verse  andeutet: 

Sie  zogen  zu  dir  von  cl-Sahlü  und  vor  ihnen  lag 
Fciium,  dann  el-IIazu,  dann  el-Cammän,  dann  el-Wakaf. 

el-Sahbd  ist  eine  Stadt  im  Oberlande  der  Tamim  und  Feihdn  ein  Ort 
im  Gebiete  der  Sa'd.  Den  Tamim  gehört  auch  Rahbd,  eine  angebaute 
Gegend  in  Cammän,  neben  dem  Wädi  oder  Berge  Adsib;  Garir  erwähnt 
diese  Oertlichkeiten  mehrmals  in  seinen  Gedichten. 

Bei  el-Wakaf  betritt  man  die  Landschaft  el-Dahttii,  welche  von  der 
Hauptstadt  Hagar  nur  vier  Meilen  entfernt  ist,  in  der  Breite  zum 
Durchmarsch  nach  Jemäma  drei  Nächte  erfordert,  in  der  Länge  aber 
sich  von  Jansita  an  der  Bacra-Mekka  Strasse  bis  Jabrin  ausdehnt,  wo- 
nach man  im  Sprichwort  sagt:  ausgedehnter  als  el-Dahna1).  Der  mittlere 
Theil,  durch  welchen  die  Strasse  von  Ba<;ra  nach  Jemdma  führt,  gehört 
zu  den  futterreichsten  Gegenden  Arabiens,  und  wenn  im  Frühjahr  die 
Vegetation  sich  belebt,  ziehen  die  Araber  schaaren weise  mit  ihren 
Heerden  dahin,  da  die  weiten  Fluren  deren  eine  grosse  Anzahl  auf- 
nehmen können  und  die  Menge  der  Bäume  und  die  milde  Luft  einen 
angenehmen  und  gesunden  Aufenthalt  gewähren ,  wo  Fieberkrankheiten 
nicht  vorkommen.  Man  unterscheidet  in  dieser  Breite  hauptsächlich  fünf 
Berge,  welche  immer  eine  Meile  bis  zu  einer  Parasange  von  einander 
entfernt  sind ;  in  den  Zwischenräumen  kommt  kein  Sand  vor,  der  Boden 
ist  urbar  gemacht  und  mit  Gemüse  bebaut,  die  Bäume  sind  grössten- 
teils 'Arfag.  Der  höchste  dieser  Berge  neben  el-Cammän  ist  der  Cha- 
schachisch,  der  nächste  bei  der  Niederlassung  der  Sa'd  ben  Zeidmenät, 
welche  Hafar  Sad  heisst,  wo  die  Felder  am  Berge  el-HAdhir  durch  die 

von  Camelen  in  Bewegung  gesetzten  Schöpfwerke  bewässert  werden.  -  

Der  zweite  grössere  Berg  ist  der  Hamdtän,  von  einem  Dichter  erwähnt 
in  dem  Verse: 

0  Haus  der  Salma  am  Hamätän,  sei  gegrüsst! 
Der  dritte.  el-Rimth,  bei  dem  Dorfe  cl-Hamadh  (beide  Namen  sind  von 

1)  vergl.  Arab.  prov.  Tom.  II.  pag.  ltiO. 
Hüt.-pM.  Glosse.    XIX.  Bb 


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194  F.  WÜSTENFELD, 

gewissen  Arten  von  Futterkräutern  hergenommen),  eine  Niederlassung 
der  Banu  Ddrim  mit  dem  Gebiete  el-Beidha  und  ihrer  Palmenpflanzung 
Säda,  hat  gute  Weiden  für  die  Camele.  Garir  nennt  in  der  für  unsere 
Beschreibung  umgekehrten  Richtung  von  Jemäma  herüber  sechs  Orte 
in  einem  Verse: 

0  wie  schön  ist  el-Cluirtf  zwischen  d-Dam  und  el-Udamä, 
dann  el-RinUh  bei  liurcut  tJ-lluuhun,  dann  d-Garaf. 

Hierher  gehören  auch  die  in  folgenden  Versen  von  Garir  genannten  Orte : 

Marwün  schickt  mir  eine  Botschaft, 
dass  ich  zu  ihm  kommen  solle;  dann  wäre  ich  sicher  verloren. 

Es  ist  meinerseits  nicht  Ungehorsam,  auch  keine  weite  Reise, 
aber  vor  dem  Gefängnis*  Marwäns  fürchte  ich  mich. 

Ich  tadle  die  stets  Gehorsamen,  wenn  ihnen  etwas  verdächtig  vorkommt, 
und  folge  meiner  Einsicht,  die  mich  am  besten  leitet. 

Entweder  begebe  ich  mich  nach  cl-'Ancä  im  Lande  Qiha, 
oder  zu  den  hohen  Palmen  zwischen  Gaul  und  Guhjul. 

In  £aha  bei  el-'Anca  oder  in  'Amäja 
oder  d-UJamä  ist  vor  der  Todesangst  eine  Zuflucht. 

Der  letzte  Vers  ist  aus  einem  Gedichte  des  'Abdallah  ben  Mu'gib  gen. 
el-Cattal  el-Kiläbf  entlehnt.  Dieser  hatte  einen  Mann  getödtet  und 
war  desshalb  flüchtig  geworden  und  hielt  sich  in  einer  Höhle  des  Berges 
'Amäja  verborgen,  in  welcher  sich  auch  ein  Panther  aufhielt,  der  sich 
an  ihn  gewöhnte;  sie  theilten  unter  einander  ihre  Beute  und  el-Cattfil 
blieb  hier  zehn  Jahr,  bis  seine  Verwandten  seine  Begnadigung  erwirkt 
hatten.  Als  er  sich  nun  aus  der  Höhle  entfernen  wollte,  stellte  sich 
der  Panther  ihm  entgegen  und  machte  Miene  ihn  anzufallen  und  zu 
zerreissen ,  und  es  blieb  el-Catti\l  nichts  übrig,  als  den  Panther  zu  er- 
schiesen.  —  Der  Berg  'Amäja  liegt  sicher  in  Bahrein,  desshalb  werden 
auch  die  anderen  hier  genannten  Orte  dahin  verlegt,  und  ehüdamd, 
welches  oben  schon  vorgekommen  ist,  zeigt  auf  die  Richtung  nach 
Jemäma. 

Der  vierte  der  Berge  in  el-Dahnä  ist  der  Muabbir  und  der  fünfte 
der  Ifuzwd,  in  dessen  Nähe  Gora  Mdlik  und  el-Zurk  mit  Sand-  und 


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BAHREIN*  UND  JEM.VMA. 


195 


cl-'Gumhdr  mit  vulkanischem  Boden,  welche  Dsul-Rumma  in  den  Versen 
erwähnt : 

Als  hätte  sie  niemals  el-Zurk  bewohnt  und  niemals 
•Gumhür  bei  Hustcü  in  seidenem  Kleide  betreten. 
Am  Huzwd  liegen  die  beiden  Orte  el-Kidsdf  mit  einem  Park  und 
Cawwdn,  gleichfalls  von  Dsul-Kumma  genannt: 

Das  Frühjahr  tränkt  ihm  den  Park  d-Kidsäf  bis 
Ctiirir««,  und  die  Schaarcn  ziehen  davon. 
Hierher  gehört  auch  der  Berg  Schärt,  welchen  Tumadhir,  die  Nichte 
des  Dsul-Rumma  nennt,  indem  sie  ihre  Heimath  besingt: 

0  wie  schön  ist  die  Gegend  zwischen  Huzicä  und  Schürt' 
und  dem  Sandhügel  der  Salinä  auf  den  Höhen  und  im  Thal! 

Gewiss!  die  Stimmen  der  kleinen  Vögel  in  der  Frühe 
und  das  Rauschen  des  Eurus  in  der  Umzäunung  von  Rimth  bei  cl-DsM 

Und  das  Tönen  des  Nordwindes,  der  erschüttert  nach  einem  Krach 
die  Ala-,  Sabal-  und  Artä-Bäumo  in  den  Sandstreifen, 

Ist  mir  lieber  als  das  Schreien  einer  Henne 
und  eines  Hahns  und  das  Rauschen  des  Windes  in  den  Talmzweigen. 

01  wüsste  ich  doch,  ob  ich  noch  eine  Nacht  verlebte 
in  'Gtanhür-Huzmi,  wo  meine  Familie  mich  grosszog1). 

Die  Sandebene  txar'ä  Mdlik  wird  auch  in  einem  anderen  Verse  des 
Dsul-Rumma  erwähnt: 

Nichts  presst  die  Thränen  aus  den  Augen  als  die  Wohnungen 
bei  'Gumbür-HuzwA  oder  bei  'Gar'a  Mälik. 
In  dieser  Gegend  liegt  mich  die  Sandebene  'Gar'd  el-'AAan  und  der 
Berg  el-Sirsir,  ganz  besonders  aber  ist  noch  der  Berg  Casd  zu  nennen, 
der  zwar  nur  klein  ist.  aber  den  Reisenden  durch  el-Dahml  als  Wahr- 
zeichen dient,  um  die  Richtung  des  rechten  Weges  zu  ermitteln;  die 
Banu  Dhabba,  in  deren  Gebiet  er  liegt,  behaupten,  dass  ihr  Ahnherr 
Dhabba  ben  Udd  auf  demselben  begraben  sei,  und  Muhriz  ben  el-Mu- 
ka'bir  el-Dhabbi  sagt: 

Bis  er  nach  dem  Wahrzeichen  von  el-Dahnä  kam,  an  dem  er  vorüber  eilte; 
und  Gott  weiss  am  besten,  welches  Vorhaben  sie  in  el-Cammän  hatten. 


1)  Jäcüt,  Bd.  IV.  pag.  153;  die  drei  letzten  Verse  etwas  abweichend  Bd. 
U.  pag.  263. 

Bb2 


1% 


F.  WÜST  EN  FELD, 


In  dem  Verse  des  Kuthajjir: 

AU  wäre  ein  'Adauld-Schitt  die  Masse  seiner  Sättel, 
die  morgens  el-Dahnä  und  el-DaJiälik  austreiben, 
ist  Adauld  ein  Hafenort  an  der  Küste  von  Bahrein  und  el-Dahdlik  der 
Name  schwarzer  Hügel  oder  eines  Dorfes  von  el-Dahnd.  —  Uebergänge 
von  Jemama  nach  Bahrein  werden  von  den  Dichtern  öfter  erwähnt, 
z.  B.  von  einem  Ungenannten : 

Gewiss!  ich  fürchte  nicht  fiir  Obeij 
die  schönen  Frauen  zwischen  Hag  ar  und  el-Suldj ; 

Aber  ich  furchte  für  Obeij, 
was  seine  Lanzo  in  jedem  Stnmroo  verbrochen  hat. 
el-SuIeij  sind  Anpflanzungen  auf  dein  Wege  von  Jeiniima  nach  Bacra 
zwischen  dem  WAdi  lianbAn  und  el-'Yunub;  Banbän  ist  eine  Station  in 
Jemama  an  der  Wüste  el-Dahnfi  mit  Palmen,  von  wo  der  Weg  durch 
das  flache  Feld  CA'  nach  dem  Wasser  el-'Garbd  führt;  der  ganze  Strich 
gehört  den  Banu  Sa'd  ben  Zeidmenät.  —  Der  Dichter  (,'aid  beschreibt 
den  Fortgang  einer  Familie  von  der  U ranze  vou  Jemama  durch  el- 
Camnnln  nach  el-Hazn : 

Aufgebrochen  sind  von  Dsät  cl-'Uarümiz  seine  Besitzer 
und  fortgezogen  von  dem  Teiche  bei  d-Varina  seine  Anwohner. 

Das  Frühjahr  bringen  sie  zu  im  Park  von  el-Hazn,  bis  vertilgt  werden 
im  Kampf  mit  dem  Staube  scino  Kanäle  und  höheren  Stellen. 

Dsät  el-'GarAmiz  ist  ein  Ort  in  Jemama  und  el-Carina  eine  Anpflanzung 
in  el-^ammän.  —  Vereinzelt  ohne  nähere  Angabe  werden  in  Bahrein 
noch  genannt  el-Schab'&n  ein  Berg,  in  dessen  weiten  Höhlen  kalte  Bäder 
genommen  werden ;  ferner  die  Orte  JUdn ,  Walgiin  d.  i.  „Tränke  der 
wilden  Thiere",  BAbein,  Dsaräib,  Jia'n,  Scfiabar,  Cahfah,  Tureif,  wo  eine 
Schlacht  vorfiel;  die  Dörfer  Ardh  Niih  ,,Moahs  Land",  el-Rdßca,  Geburts- 
oder Aufenthaltsort  mehrerer  Gelehrten,  Onak,  el-Sabcxha,  Dhalldma, 
eUGdba,  Täb,  el-Tirbäl;  Butheina  ein  länglicher  Hügel  und  CAli  ein 
Berg  und  Wädi  an  der  Strasse  zwischen  Bacra  und  Hagar. 

Mas'ud  ben  Abi  Zeinab  hatte  sich  empört  und  behauptete  die  Herr- 
schaft über  Bahrein  und  einen  Theil  von  Jemama  über  zehn  Jahre,  bis 
er  im  J.  124  von  Sufjän  ben  'Amr  el-'Okeih',  der  die  Banu  Haiufa  gegen 


BAHREIN  UND  JEMÄMA. 


197 


ihn  führte,  in  einer  Schlacht  bei  dem  Orte  Burcän  in  Bahrein  getödtet 
wurde.    Darauf  bezieht  sich  Farazdac  in  den  Versen: 

Wenn  nicht  die  Schwerdter  von  Hanifa  gezogen  wären 
bei  Burcän,  so  wäre  der  Nacken  der  Religion  gebeugt  worden. 

Sie  Hessen  für  Mas'üd  und  seine  Schwester  Zeinab 
einen  Mantel  und  ein  rothes  Todtenkleid  liegen. 
Den  Uebergang  zu  dem  folgenden  Abschnitte  mögen  die  Verse  des 
'Areal  ben  el-Hatim  el-'OkH  bilden,  in  denen  er  ihre  von  Natur  schönen 
Wohnsitze  in  der  Nähe  der  Hauptstadt  von  Bahrein  den   mit  Luxus 
aufgeführten  Gebäuden  der  Hauptstadt  von  Jemama  vorzieht; 
Gewiss  I  d-Bumän  bis  nach  Bathd, 
dann  die  Höben  der  beiden  AscJtjam  bis  Cubäh, 
Und  Tbüler,  in  denen  Salam-  und  Sidr-Bäume 
und  hohe  Hamdh-Kräuter  nach  allen  Seiten  zum  Abpflücken  stehen. 

Deren  untere  Seiten  sich  in  weite  Ebenen  ausdehnen, 
während  die  obere  an  einer  Eindämmung  und  einer  Hochebene  liegt, 

In  denen  wir  wohnen  und  uns  niederlassen,  wo  wir  wollen 
zwischen  der  Heerstrasse  und  Rumüh, 

Sind  mir  lieber  als  die  Schlösser  von  'Gatow 
und  als  seine  Fussböden  von  Backsteinen. 
Die  im  ersten  Verse  genannten  Orte  liegen  nahe  bei  Hagar  im  Gebiete 
der  Sa'd  ben  Zeidmendt  und  gehörten  früher  den  Abd  el-Keis .  Kumuli 
ist  ein  Ort  in  el-Dahnd  und  Gaww  die  Hauptstadt  von  Jemuma. 


198 


F.  WÜSTENFELD, 


IL  Jemäma. 

Die  Arabischen  Geographen  geten  der  Provinz  Jemäma  eine  weit 
grössere  Ausdehnung  als  man  gewöhnlich  annimmt,  indem  sie  zu  dem 
eigentlichen  Gebiete  der  Stadt  Jemuma  noch  das  Gebirge  'Äridh  mit 
dem  daran  liegenden  District  Waschm  und  das  südlich  anstossende 
Falag  el-Afia'g  dazu  rechnen,  und  es  ist  auffallend,  dass  die  mitten  inne 
gelegene  Landschaft  Dharija  nirgends  als  dazu  gehörend,  sondern  mit 
ihren  Ortschaften,  Niederlassungen,  Wadis  und  Bergen  immer  als  für 
sieb  bestehend  angeschen  wird;  es  scheint  hieraus  zu  folgen,  dass  diese 
Enclave ,  welche  seit  '(  >mars  Zeit  in  eine  Ausnahmestellung  gerathen 
war,  die  sie  vielleicht  über  zweihundert  Jahre  behalten  hat,  auch 
später  noch  unter  der  besonderen  Verwaltung  des  Statthalters  von  Me- 
dina  stand.  Da  in  der  früheren  Abhandlung l)  eine  ausführliche  Be- 
schreibung von  Dharija  gegeben  ist,  so  wird  davon  hier  nur  dasjenige 
berücksichtigt  werden,  was  der  Zusammenhang  erfordert. 

Die  Provinz  hat  ihren  Namen  von  der  Hauptstadt  Jemfima  be- 
kommen, welche  in  den  ältesten  Zeiten  'Gaww  hiess  und  von  den  Ur- 
völkern  Tasm  und  'Gadis  bewohnt  wurde.  Der  zahlreichere  und 
mächtigere  Stamm  Tasm  führte  die  Herrschaft,  bis  nach  der  bekannten 
Sage  ihr  Fürst  'imlik  ben  Habbusch  durch  seinen  grausamen  Uebermuth 
die  Gadis  dahin  trieb,  dass  sie  bei  einem  Gastmahl,  zu  dem  el-Aswad 
ben  Gifdr,  das  Oberhaupt  der  'Gadis,  eingeladen  hatte,  ihn  saramt  seinem 
Gefolge  und  dann  den  ganzen  Stamm  Tasm  umbrachten.  Nur  einer 
von  diesen,  Kijtlh  ben  Murra,  rettete  sich,  begab  sich  zu  dem  Himja- 

1)  Die  Strasse  von  Karra  nach  Mekka  mit  der  Landschaft  Dharija.  Im  16. 
Bande  der  Abhandlungen.  1871. 


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BAHREIN  UND  JEMÄMA.  199 

tischen  Könige  Tubba'  Hassan  (um  240  bis  250  Chr.)  und  forderte  ihn 
zur  Hache  auf.  Hassan  zog  nun  mit  einer  Armee  aus,  eroberte  die 
Burgen  der  'Gadis  und  zuletzt  auch  die  Hauptstadt  'Gaww  und  liess 
die  Seherin  Jem&ma ,  nachdem  ihr  die  Augen  ausgestochen  waren ,  am 
Thore  der  Stadt  ans  Kreuz  schlagen  und  befahl,  der  Stadt  ihren  Namen 
Jcmdma  zu  geben,  der  dann  in  der  Folge  auf  das  ganze  Gebiet  Über- 
tragen wurde.  —  el-Kalb  „Hund"  oder  Ras  elKalb  „Hundskopf"  hiess 
der  Berg  eine  Tagereise  von  Gaww,  auf  welchem  die  weitsichtige  Seherin 
die  Kundschafter  des  Tubba'  von  Gaww  aus  bemerkt  hatte.  Hassan 
wählte  aus  den  Gefangenen  für  sich  eine  schöne  Frau  aus,  Namens 
'Ans  „Ziege",  und  Hess,  als  er  aufbrechen  wollte,  für  sie  ein  Camel  vor- 
führen; sie  hatte  vorher  noch  keins  gesehen  und  fragte  desshalb:  was 
ist  das?  ein  Camel,  war  die  Antwort,  worauf  sie  im  Versmaass  sprach: 

Mein  schlimmster  Tag,  an  dem  ich  das  Camel  bestieg! 
eine  Redensart,  die  nachher  zum  Sprichwort  geworden  ist. 

Die  Gadfs  verliessen  ihr  verödetes  Land  und  nach  der  Arabischen 
Sage  müsste  es  etwa  200  Jahre  in  diesem  Zustande  unbewohnt  geblieben 
sein,  denn  der  nächste,  welcher  dahin  kam  und  die  Ruinen  wieder  auf- 
fand und  sich  dort  mit  seiner  Familie  niederliess,  'Obeid  ben  Tha'laba 
el-Hanefi muss  etwa  4  50  n.  Chr.  gelebt  haben,  da  seine  Nachkommen 
in  der  vierten  Generation  Muhammeds  Zeitgenossen  waren.  'Obeid 
umritt  ein  grosses  Grundstück,  wo  noch  Gebäude  mit  Gehöften  standen, 
und  legte  hier  eine  Stadt  an,  welche  Hag'r  d.  i.  „das  anderen  verbotene 
Gehege"  genannt  wurde;  sie  lag  nahe  bei  dem  alten  Gaww,  wird  aber 
davon  als  nachmalige  Hauptstadt  von  Jemdma  unterschieden,  der  Name 
Jcmdma  ist  aber  auch  auf  die  neue  Stadt  Hagr  übertragen,  so  dass 
diese  beiden  Bezeichnungen  als  gleichbedeutend  gebraucht  werden  und 
es  zuweilen  nicht  mit  Sicherheit  entschieden  werden  kann,  ob  unter 
Jemdma  die  Stadt  oder  die  Provinz  zu  verstehen  ist. 

Ueber  el-'Gaun,  einen  Berg  mit  einer  Burg,  die  von  den  Tasm  und 
Gadis  erbaut  war,  sagt  Mutalammis  in  einem  Gedichte: 


1)  s.  die  Wohnsitze  und  Wanderungen  der  Arab.  Stämme.   S.  77. 


20o  F.  WÜSTENFELD, 

Siehst  du  nicht,  dass  el-'Gaun  noch  festgeblieben  ist? 
An  ihm  sind  die  Tage  vorüber  gegangen,  ohne  dass  seine  Festigkeit  gelitten  hätte. 

Es  hat  dem  Tubba'  widerstanden  zur  Zeit  als  die  Dörfer  vertilgt  wurden; 
es  war  von  Aussen  mit  Lehm  und  Kalk  überzogen. 

Der  ganze  Stamm  Hanifa  folgte  bald  der  Familie  des  'Obeid  nach 
und  bildete  dann  die  Hauptbevölkerung  dieser  Landschaft.  'Obeid  selbst 
hatte  sechs  Söhne:  Arcam,  Zeid,  Salama,  Maslama,  Wahb  und  Sajjilr; 
als  er  starb,  war  Arcam  abwesend  bei  seinen  Oheimen  'Anaza  ben  Asad, 
und  die  fünf  anderen  theilten  die  Besitzungen  des  Vaters  um  Ha'gr 
unter  sich.  Als  dann  Arcam  zurückkam  und  seinen  Antheil  verlangte, 
wollten  sie  ihm  nichts  geben;  er  verliess  sie  und  ging  hin  und  steckte 
das  Dorf  der  Beduinen  in  Brand,  um  einen  Krieg  gegen  seine  Brüder 
zu  veranlassen;  (die  hier  vorzugsweise  so  genannten  Beduinen  sind  die 
Familien  Zeid,  Labid  und  Catan,  Söhne  des  Jarbü'  ben  Tha'laba  ben  el- 
Dül  ben  Hanifa.)  aber  sie  nahmen  keine  Notiz  davon  und  schwiegen 
dazu,  und  der  Ort  erhielt  den  Namen  el-Muharraca  „der  abgebrannte". 
Darauf  verbrannte  er  auch  Manfdka,  ein  Dorf  der  Keis  ben  Tha'laba 
ben  Okdba,  Geburtsort  des  Dichters  Meimün  el-A'scha,  Zeitgenossen 
Muhammeds,  und  die  Sad  ben  Keis  verbrannten  dagegen  den  Ort  el- 
Schatt.  el-Muharraca  liegt  nördlich  von  Hagr  und  der  Wddi  el-Trdh 
südlich  von  ihm,  so  dass  die  Reihenfolge  die  ist :  Muharraca,  'Irdh,  Ha'gr, 
daneben  el-Schatt  zwischen  den  beiden  Wadis  el-Witr  und  el-'Irdh, 
jenes  südöstlich  von  diesem  von  Norden  nach  Süden  fliessend.  —  Man- 
füha  wurde  nach  dem  Tode  des  Museilama  nicht  in  den  Friedensschluss 
zwischen  Chälid  und  Mu'ggd'a  aufgenommen. 

Die  Nachkommen  des  Obeid  bewohnten  in  der  nächsten  Um- 
gebung von  Ha'gr  das  Dorf  Wälig'a  und  die  Wadis  el-Eisan,  paut  und 
Laban,  wo  überall  Palmenpflanzungen  angelegt  waren;  sein  Enkel  el- 
Harith  ben  Maslama  ben  Obeid  Hess  sich  in  dem  Dorfe  el-Gabrd  nieder. 
—  Ueber  die  etwas  weiter  entferntere  Gegend  von  el-Gdra,  eUGurdba 
und  Hubal,  welche  Muhammed  dem  Murdra  ben  Salmä  auf  dessen 
Wunsch  zur  Belohnung  für  seine  Bekehrung  zum  Islam  zusprach,  wird 
dadurch  etwas  genauere!  bestimmt,  dass  Hubal  fünf  Parasangen  oder 


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HAHREIN  UND  JEMAMA.  201 

einen  Tag  und  eine  Nacht  von  Hagr  liegt;  an  den  kleinen  Beigen 
C&r&t  'el-Hubal  lagerte  sich  Obeid  mit  seiner  Familie,  als  er  in  jener 
Gegend  ankam,  und  unternahm  von  hier  seinen  Ritt  nach  Gaww,  um 
die  ihm  von  seinem  Hirten  beschriebenen  verlassenen  Wohnungen  näher 
kennen  zu  lernen.  Kr  nahm  dann  zunächst,  während  er  die  neue  Stadt 
Hagr  anlegte,  el-Schamtls  und  Mimik,  zwei  Burgen  der  Tasm  und  Gadis, 
in  Besitz  und  befestigte  sich  darin.  Daneben  liegt  das  oben  genannte 
Dorf  Schatt,  auch  Schaft' Feinte  und  Schaft  el-Witr  genannt,  von  Banu 
el-'Anbar  bewohnt  und  von  Palmen  und  Ackerland  umgeben.  Ein 
Dichter  erwähnt  Cärät  el-Hubal  als  Aufenthaltsort  von  Wölfen: 

Ich  untersuche  nicht,  ob  ein  gemeiner  Mensch  mich  verleumdet, 
oder  ob  in  Cärät  el-l.Iubal  ein  Wolf  heult. 

el-A'scha  sagt  bei  einem  heftigen  Regen: 

d-Safh  strömt,  dann  Chinzir  und  sein  steiniger  Boden, 
bis  davon  cl-Wilr,  dann  d-JIubal  erreicht  werden. 

Sa/h  Aklult,  Fuss  oder  Seite  des  Aklub,  ist  ein  Berg  in  der  Nähe  von 
Jemdma,  der  in  der  Geschichte  der  Tasm  und  Gadis  erwähnt  wird; 
el-A'schä  nennt  ihn  auch  mit  mehreren  benachbarten  Orten  seiner 
Heimath  in  den  Versen: 

Meine  Familie  wohnt  zwischen  Dunm  und  Bädauhi, 
und  eine  Oberländerin  wohnt  in  d-Skhäl. 

Sie  beweidet  d-Safh,  dann  Kuih'tb,  dann  Dsu  Cor, 
dann  den  Catti-Garten,  dann  Dsät  d-liutl. 

Dsu  Cdr  muss  hier  also  von  dem  berühmten  Schlachtfelde  zwischen 
Kufa  und  Wdsit  verschieden  sein.  In  Durnd  liegt  el-A'schii  begraben. 
Mit  SichaU  werden  wieder  andere  Orte  ,in  Verbindung  gebracht  von 
Ibn  Mucbil: 

Sei  gegrüsst,  Wohnung  des  Stammes,  worin  keine  Wohnung  mehr, 
in  UtMl,  dann  Sid«U,  dann  Ihirim. 
Uthäl  gehört  den  Ilanifa.  —  Ueber  mehrere  dieser  Orte  führt  die  Ka- 
rawanenstrasse  von  Hagr  nach  Ba^ra:  wenn  man  Hagr  verlassen  hat, 
betritt  man  zunächst  el-Safh,  dann  el-Churba,  dann  Cärät  el-Hubal,  dann 
den  Thalgrund  el-Suleij  (vergl.  S.  190),  dann  den  Berg  Tär,  dann  Ajjän, 
IIM.-phil.  Gasse.    XJX.  Cc 


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202  F.  WÜSTENFELD, 

dann  den  Cata-Park,  dann  el-'Arama ;  alle  diese  Orte  gehören  zum  Lande 
Jem&ma. 

Mit  Gaww  zusammen  wird  der  Ort  Taschar  genannt,  dessen  Burg 
das  gleiche  Schicksal  der  Zerstörung  traf.  —  Der  letzte  der  Verse  am 
Ende  des  vorigen  Abschnittes  (S.  197)  lautet  in  einer  anderen  Ilecension: 
Sind  mir  lieber  als  die  beiden  Seiten  von  liuhär 
nnd  was  die  holzsuchenden  Weiber  von  Nisäh  sehen; 

Und  als  Ilag'r  und  die  künstlichen  Anlangen  rings  um  Hag'r 
und  das,  worauf  die  Camele  losstürzen. 
Den  Ort  Buhär  erwähnt  auch  der  Dichter  el-Bureik  el-Hudseli: 
Sie  (die  Wolke)  ging  an  den  Caräbt  bei  Buhär  vorüber, 
und  fast  hätte  der  Platzregen  von  Buhär  nichts  übrig  gelassen/ 
el-CaräTn  sind  zusammenhängende  Berge  bei  Buhär.  —  Baschdma  ben  . 
el-Gadir  sagt: 

Wem  gehören  die  Wohnungen,  die  verkommen  sind,  in  der  Thalwindung 
im  Schatten  zwischen  Buhär  und  cl-Schir'? 

Vertilgt  ist  die  Spur,  übrig  sind  nach  sieben  Jahren 
der  Zerstörung  durch  die  Menschen 

Nur  Ueberreste  eines  Zeltes,  das  vertilgt  ist, 
dessen  Stangen  den  Kreis  der  Wohnung  bezeichnen. 
Nisäh  ist  in  dem  obigen  Verse  eine  Gegend  bei  Gaww  im  Besitz  der 
Familie  Razän  von  'Ämir  ben  Hanifa;  sonst  auch  Name  eines  Wädi, 
welcher  den  Berg  Äridh  durchschneidet,  an  dem  die  Numeir  ben  Cäsit 
wohnten,  ehe  sie  nach  Mesopotamien  zogen.    Der  Arabische  Häuptling 
el-Härith  ben  Wala,  welcher  in  el-Sawäd  eingefallen  war  und|dann 
von  den  Truppen  des  Kisra  Parwiz  verfolgt  wurde,  zog  sich  nach 
Jemäma  zurück  und  erbaute  hier  die  Burg  Dsuf-Nusif,  die  eine  der 
berühmtesten  des  Landes  wurde;  er  sagte  darüber  in  einem  Verse: 
Wir  haben  Dsul-Nusü'  erbaut,  um  'Gaww  zu  bekriegen, 
und  'Gaww  weiss  nicht,  wen  wir  bekriegen  wollen. 
Einen  Tag  und  eine  Nacht  von  el-Gaww  entfernt  liegt  die  Stadt 
el-Chidhrima,  beide  verbindet  ein  Wädi,  welcher  in  der  Pluralform  el- 
Chadhdrim  genannt  wird  und  davon  hat  die  Hauptstadt  den  Beinamen 
Gaww  el-Chadärim   bekommen   zum  Unterschied  von  gleichnamigen 
Orten;  den  grössten  Theil  der  Bevölkerung  dieses  Wädi  bildeten  die 


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BAHREIN  UND  JEMÄMA.  203 

Banu  'Igl.  die  nächsten  Verwandten  der  Hanifa  ('Igl  und  Hanifa  waren 
Brüder),  daneben  auch  Banu  ThumAma  und  Suheim,  Nachkommen  von 
Hanifa  selbst.  Den  'Igl  und  Suheim  gemeinschaftlich  gehörte  das  Wasser 
Dhahja  und  auch  die  anderen  Niederlassungen  der  Suheim  in  Jemama 
sind  in  diese  Gegend  zu  setzen,  nämlich  Currän  und  Malham  zusammen 
Carjatdn  ,,zwei  Dörfer"  genannt,  ersteres  an  einem  AVädi,  der  durch 
die  beiden  Hügel  Chaw&rig  von  dem  grossen  Wädi  el-'Irdh  getrennt  ist. 
—  Aus  Currän,  dessen  Datteln  Durst  erzeugen  sollen,  stammte  der 
oben  S.  179  —  180  genannte  Haudsa  ben  'AH,  welcher  als  der  von  dem 
Perser  Könige  eingesetzte  Häuptling  eine  Krone  trug.  Der  erwähnte 
Ueberfall  hatte  bei  dem  Orte  Hamadhä  in  dem  Wädi  Cvrafcir  stattge- 
funden und  Haudsa  war  in  die  Gefangenschaft  der  Banu  Sa'd  ben  Zeid- 
menät  gerathen,  worauf  sich  die  Verse  eines  Dichters  beziehen: 
Aus  uns  war  das  Haupt  der  Leute  in  der  Nacht,  als  Hie 
den  Haudsa  an  beiden  Händen  gefesselt  zur  Schlachtbank  führten. 

Wir  brachten  ihn  nach  den  Palmen  von  Jcmäma  gefangen, 
beschwert  mit  Fesseln  von  Leder  und  schwärzlichen  Ringen. 
Er  musste  sich  mit  dreihundert  Camelen  loskaufen.  —  Die  Bewohner 
von  Currän  galten  für  die  beredtesten  unter  den  Banu  Hanifa,  (?)  weil 
der  Ort  von  Hagr  weit  entfernt  ist.  Cuhban  ben  Schimr  ben  'Omar 
war  dort  Ortsvorsteher  und  nahm  die  Muslim  in  Schutz  zur  Zeit  als 
die  Hanifiten  unter  dem  Pseudopropheten  Museilima  abfielen.  Abu 
Nucheila  belobt  die  Einwohner,  dass  sie  ihn  und  seinen  Freund  Athgal 
gastlich  aufnahmen,  nachdem  sie  von  den  Bewohnern  von  Malham  ab- 
gewiesen und  sogar  beraubt  waren,  in  den  Versen: 

In  Currän  giebt  es  Männer  mit  freigebigen  Händen, 
aber  in  Malham  sind  die  äusseren  Finger  verstümmelt. 

Habt  ihr  keine  Gottesfurcht,  dass  ihr  die  Aufnahme  verweigert 
und  die  Gastfreunde  beraubt?  ihr  Leute  von  Malham  1 

In  das  Gebiet  der  Suheim  gehört  auch  der  Berg  Mauschäm  mit 
einem  Dorfe  zur  Seite  und  der  Wädi  el-Suleij,  an  welchem  mehrere 
Dörfer  liegen,  die  fliessendes  Wasser  haben,  wie  d-'Ath<faltja  und  el- 
Mureira.  —  Ein  von  dem  Stammesältesten  Suheim  verschiedener  Dichter 
Suheim  ben  Wathil  el-Kijähi  sagt: 

Cc2 


204  F.  WÜSTENFELD, 

An  Keis  erinneren  mich  viele-  Dinge, 
und  keine  Nacht  vergeht,  dass  ich  nicht  Keis  im  Traume  begegne. 

Er  ist  aufgebrochen  von  W&di  'Ginab  und  sucht  mich 
auf  den  Höhen  von  'Gaww  jenseits  el-Chadhurim. 
In  jener  Gegend  liegt  auch  Burca  DMhik,  den  Banu  'Adi'  ben  Hanifa 
gehörig  und  von  el-Afwab  el-Audi  erwähnt: 

So  frage  HAg'ir  über  uns  und  über  sie 
bei  Burca  Dhähik  am  Tage  von  el-'Ginäb. 
Nach  Macrizf  ist  Burca  ein  kleines,  wohlgebautes  Dorf  im  Lande 
Jemfima,  und  nicht  verschieden  davon  scheint  Burca  el-Jemdma  zu  sein 
in  den  Versen  des  Mudharris: 

Und  wäre  ein  junger  Steinbock  auf  einer  unerreichbaren  Spitze 
von  d-Dhumr  oder  Burca  el-Jcmäma  oder  Chijam, 

Der  Tod  würde  zu  ihm  hinaufsteigen,  bis  er  ihn  herabbrächto 
in  die  Ebene,  oder  das  Lebensende  ihn  erreichte  auf  einem  Berge. 

Chijam  sind  rothe  und  schwarze  Berge  des  grösseren  'Amdja,  die  zur 
Linken  des  Weges  nach  Jemen  zwei  Tagereisen  weit  hinlaufen,  in  denen 
man  leicht  in  die  Irre  gerathen  kann.  —  Iu  dem  Gebiete  von  Chidh- 
rima  liegen  auch  die  Orte  Birk  oder  Bark  und  Bureik  an  dem  Wddi 
Bark,  der  sich  mit  dem  Mag'Aza  bei  dem  Dorfe  Iy'la  vereinigt  am  Berge 
lladhaudhä,  wohin  die  Araber  zur  Zeit  des  Heidenthums  ihro  Verbrecher 
verbannten. 

Baläd  ist  eine  Stadt  nahe  bei  Hagr,  wo  Ackerbau  getrieben  wird; 
die  hier  verfertigten  Pfeile  galten  zur  Zeit  des  Heidenthums  mit  denen 
von  Jatrab  am  Berge  Waschm  für  die  vorzüglichsten.  Nicht  weit  da- 
von liegt  Dsul-Ardka,  eine  Palmenpfianzung  der  Banu  Igl  und  seitwärts 
das  Dorf  Bar  Ära;  auch  das  Wasser  Büket  wird  noch  als  Niederlassung 
der  Banu  'Igl  genannt.  —  Zawäni  sind  drei  Hügel,  welche  Jemdma 
gegenüber  liegen. 

el-'Aratna  heisst  eine  Gegend  auf  der  Gränze  von  el-Dahnd  und 
Jemdma ,  wo  der  Sand  aufhört  und  der  Boden  fest  wird.  Hierher  hatte 
sich  der  Empörer  Nagda  el-Haraurf  mit  seinem  Anhange  aus  Bacra 
xurückgezogen,  wurde  aber  von  den  Truppen  des  Abdallah  ben  el-Zubeir 
eingeholt  und  bei  der  nach  ihm  benannten  kleinen  Bergkuppe  Curein 


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BAHREIN  UND  JEMÄMA. 


205 


Nag' da  getödtet.  In  el-'Arama  sind  die  fliessenden  Wasser  'Awdna, 
JBihv,  Buleij  und  im  Gebiete  der  Dhabba  el-Schukiik,  letztere  beiden 
von  dem  Räuber  el-Chatim  el-'Oklf  erwähnt: 

Oh  wüsste  ich  doch,  ob  ich  noch  eine  Nacht  verbrächte 
auf  der  Höhe  von  Buleij,  wo  Saltim-  und  Sidr-Biiume  stehen? 

Und  ob  ich  furchtlos  in  den  Catu-Park  hinabstiege, 
und  ob  ich  lange  mitten  unter  den  Banu  Cachr  den  Morgentrunk  nähme? 

Und  ob  ich  eines  Tags  das  Girren  einer  Taube  hörte, 
die  den  Tauber  ruft  in  der  Spitze  grüner  Rohrpflanzen? 

Und  ob  ich  sähe  eines  Tags  meine  Rosse,  die  ich  führte 
in  Bsät  el-Schukiik  oder  dessen  rothem  Sande? 

Der  bedeutendste  Wddi  von  'Arama,  in  welchem  das  Wasser  aus 
den  Thälern  desselben  zusammenfliesst.  hat  den  Namen  'Aktk  Tamra; 
'Akik  ist  gleichbedeutend  mit  Wddi,  und  Tamra  das  grösste  an  dem- 
selben belegene  Dorf  rechts  von  el-Furut  am  Uebergangspunkte  von 
Jemuma  nach  Jemen,  wo  der  'Aridh  aufhört  und  die  Sandwüste  el-Guz 
beginnt;  es  wird  von  Banu  'Okeil  bewohnt,  hat  süsses  Quellwasser,  ist 
der  Sitz  eines  Emir  und  hat  einen  Minbar  oder  Pult,  wo  bei  Abhaltung 
des  Gottesdienstes  der  Coran  vorgelesen  wird. 

eWIrdh  bedeutet  allgemein  ein  WAdi,  in  welchem  sich  Quellwasser 
findet,  wobei  Dörfer  angelegt  sind,  und  ist  der  besondere  Name  des 
Wadi,  welcher  die  Landschaft  Jemdma  von  Norden  nach  Süden  durch- 
schneidet; er  fliesst  in  der  Nähe  der  Hauptstadt  Hagr  und  an  dem 
Dorfe  XJbddh  vorüber,  bei  welchem  das  Land  gut  bestellt  ist  und  so 
hohe  Palmen  stehen,  wie  man  sie  sonst  nirgends  sieht.  Hier  wurde 
die  Hauptschlacht  gegen  den  falschen  Propheten  Museilima  geschlagen 
und  der  Ort  oder  ein  Platz  daselbst  erhielt  den  Namen  „Todesgarten" 
von  der  Menge  der  dort  Gefallenen,  unter  denen  auch  Museilima  war. 
Am  unteren  Ende  des  'Irdh  liegt  eine  Stadt,  die  mit  den  sie  umgeben- 
den Dörfern  el-Sufuh  genannt  wird.  —  Der  ganze  Wädi  gehörte  den 
Banu  Hanifa,  namentlich  das  Dorf  el-Hadddr,  wo  Museilima  geboren 
war  und  zuerst  als  Prophet  auftrat;  die  beiden  Berge  el-Abbakdn  ragen 
über  demselben  empor.  Nach  der  Unterwerfung  durch  Chttlid  wurden 
die  Einwohner  von  Hadddr  zu  Gefangenen  gemacht  und  d*r  Ort  den 


20G 


F.  WÜSTENFELD, 


Banu  el-A'rag  von  Tamim  zugetheilt,  welche  dort  wohnen  geblieben 
sind.  Dieselbe  Familie  erhielt  damals  auch  den  nahe  dabei  gelegenen 
Ort  Malhuh  mit  dem  Wasser  liida  oder  RwW,  beide  von  Labid  in  dem 
Verse  erwähnt: 

Und  der  Herr  von  Malhob  hat  uns  durch  seinen  Tod  betrübt, 
und  bei  cl  UidiV  ist  ein  anderes  grosses  Haus  (d.  i.  Grab). 

Nämlich  in  Malhüb  starb  Auf  ben  el-Ahwai;  ben  tia'far  ben  Kildb  und 
bei  RidtV  liegt  dessen  Bruder  Schurcih  begraben. 

el'Aridh  „der  qucervorliegendc  Berg"  ist  der  Eigenname  für  den 
Berg,  welcher  sich  durch  Jemäma  hindurchzieht;  der  westliche  Theil, 
wo  der  von  Banu  (iani  bewohnte  Vorsprung  Tltut  bei  OdhAch  das  Ende 
bildet,  besteht  aus  steilen  Abhängen  und  dicken  Hügeln,  im  östlichen 
Theile  sind  Wildis,  die  nach  Sonnenaufgang  abHiessen.  Auf  der  Nord- 
seite, die  von  Tamim  bewohnt  wird,  bricht  er  bei  dem  äussersten  zu 
.lemama  gehörenden  Dorfe  Com  oder  Carnein  ab,  dann  setzt  sich  der 
Berg  noch  einmal  fort,  bis  er  an  der  Sandwüste  el-'Guz  bei  dem  Orte 
Fiirut  ganz  aufhört.  Eine  der  hervorragenden  Spitzen  des  Berges  heisst 
BArik;  einige  Vertiefungen  haben  die  besonderen  Namen  el-IIag'aiz,  el~ 
Hamdim,  el-Nadfriin  uud  Mutrik;  Schluchten  sind  BAdha  und  Nach  DhAhik, 
durch  welche  ein  Weg  führt.  Die  Wadis  cl-Geil  und  Harim  werden 
unten  erwähnt  werden.  Im  Inneren  des  'Aridh  liegt  der  Ort  Thckb 
d-Adhar. 

ef-  Waschm  oder  in  der  Pluralform  el-  Wuschilm  bezeichnete  ursprünglich 
ein  Gebiet  von  fünf  Dörfern,  welche  mit  einer  gemeinschaftlichen  Mauer 
von  Backsteinen  umgeben  und  worin  zugleich  die  Ackerfelder  und 
Palmcnpttanzungen  eingeschlossen  waren;  es  lag  von  Jemama  zwei 
Nachtreisen  entfernt,  war  von  den  Banu  'AYds  durch  Verheirathung  in 
den  Besitz  der  Familie  Mazjad  gekommen  und  von  dieser  dicht  bevölkert. 
In  der  Folge  wurde  der  Name  auf  einen  grösseren  District  ausgedehnt, 
welcher  zu  beiden  Seiten  des  Berges  'Äridh  liegt  und  dessen  Ortschaften 
von  dem  eigentlichen  Waschm  nach  allen  Seiten  hin  sich  auf  etwa 
eine  Nachtreise  weit  erstrecken. 

Der  Weg  -von  el-Nibäg  an  der  Bayra-Mekka  Strasse  nach  Waschm 


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BAHREIN  UND  JEMAMA. 


207 


führt  über  el-Carjatän,  worunter  hier  Currän  und  Malham,  die  beiden 
oben  erwähnten  Dörfer  der  13anu  Suheim,  verstanden  werden,  nach 
Uscheij  oder  el-Aschda  „kleine  Palmen";  nicht  weit  davon  ist  die  Palmen- 
pflanzung  Mukaschschaha  in  einer  Biegung  des  Thaies.  Diesen  Ort  nennt 
Zijfid  ben  Munkids  el-'Adawl  in  den  Versen: 

Oh  wüsste  ich  doch  über  die  beiden  Seiten  von  Mukaschschaha 
und  wo  bei  el-Hinnfia  die  Burgen  erbaut  sind, 

Ueber  el-Aschaa,  ob  ihre  Höhen  nicht  mehr  vorhanden, 
und  ob  eine  von  ihren  Spitzen  sich  verändert  hat! 
Wer  von  el-Nibag  über  cl-Carjatän  herüberkommt,  betritt  den 
District  Waschm  bei  der  Station  im  Wddi  el-Facj  auf  der  Nordscite 
des  Berges  'Aridh;  hier  wohnte  die  Familie  Suheim,  bis  sie  in  dem 
Kampfe  gegen  Museilima,  dem  sie  sich  angeschlossen  hatte,  umkam  und 
die  verlassenen  Niederlassungen  von  den  Banu  el-'Anbar  ben  'Amr  ben 
Tamim  in  Besitz  genommen  wurden ;  dazu  gehört  der  oben  genannte 
Berg  MauscMm  und  in  einem  Einschnitt  dieses  Berges,  SS  MauscMm, 
hielten  sich  eine  Zeitlang  die  Banu  Bähila  auf.  —  Auf  der  Nordseite 
zwischen  dem  'Aridh  und  der  Wüste  el-Dahnä  gehört  zu  Waschm  noch 

■ 

der  Ort  Muhammedija.  —  Auf  der  Südseite  des  'Aridh  gehören  dazu 
vier  grössere  Ortschaften.  In  dem  Ilauptorte  TharmadA  steht  die  Be- 
zirksmoschee, die  Banu  Suheim  hatten  hier  Palmenpflanzungen  und  es 
wird  dort  eine  besondere  Art  buntgestreifter  Mäntel  verfertigt  In  der 
Nähe  liegt  das  Dorf  Dsu  Badhd  mit  Palmen  an  dem  Hügel  el-Fahdn. 
welchen  Garir  in  der  Pluralform  erwähnt: 

Sie  sehen  am  Hügel  cl-Fahadüt  eine  fortziehende  Truppe, 
können  aber  einen  Schimmel  nicht  von  einem  Rappen  unterscheiden. 
Der  zweite  Ort  ist  Schacrd,  von  den  Banu  'Adi  von  el-Bibäb  be- 
wohnt; der  dritte  ist  Oscheikir,  von  Banu  'Okl  bewohnt  und  von  dem 
Dichter  Mudharris  ben  Rib'i  erwähnt: 

Fortgezogen  aus  dem  Wädi  von  Oscheikir  sind  seine  Bewohner 
und  fortgerissen  haben  seine  Winde  den  besten  Theil  der  Zelte. 
Der  vierte  Ort  ist  Abul-Rlsch.  —  Zu  el- Waschm  gehört  ausserdem  noch 
das  Dorf  Ibt,  Wohnsitz  der  Banu  Abd  el-Keis  ben  Zeidmenät  und  das 
Dorf  Otheifia  von  Banu  Kuleib  ben  Jarbü'  und  aus  diesen  speciell  von 


208  F.  WÜSTENFELD, 

dem  Dichter  Garir  und  seinen  Machkommen  bewohnt.     Zur  Rechten 
und  Linken  des  Hauses  oder  Zeltes  des  Garir  waren  zwei  Sandflächen, 
'GumAna  und  Rajjti  el-'Akir  genannt,  die  er  in  dem  Verse  erwähnt : 
Oder  das  Herz  wird  nicht  aufhören  beschäftigt  zu  sein 
mit  der  Liehe  zu  'Gumuna  und  mit  Rajja  el-'Akir. 

So  nach  der  Erklärung  seines  Urenkels  'Omära  ben  'Akil  ben  Bildl  ben 
Garir,  welcher  in  Jem&ma  das  Wasser  und  die  Palmen  Ramjatdn  besass 
und  ums  J.  230  (Chr.  644)  als  Dichter  sich  zu  Bacra  und  Bagdad  auf- 
hielt; andere  wollten  mit  veränderter  Lesart  Humilma  in  den  beiden 
Namen  die  Namen  seiner  Frauen  finden. 

Am  unteren  Ende  von  Waschm  liegen  die  hohen  schwarzen  Berge 
el-Bakardt  mit  dem  Wasser  el-Bakra  im  Besitz  der  Banu  Dhabba; 
Garir  sagt: 

Hat  'Gaww  hei  Suweica  seinen  Platz  verlassen, 
oder  die  jungen  Camele  von  Bakarat  oder  Ti'schdr? 

Auf  der  Westseite  von  Waschm  ist  das  Wasser  Hauwd,  eine  Nieder- 
lassung der  Dhabba  und  Okl.  —  Die  Lage  der  beiden  Berge  in  Waschm 
BiMiil  mit  einer  Parkanlage  und  Tharam  wird  nicht  näher  angegeben. 

Wenn  man  den  Bezirk  Waschm  auf  der  Südseite  verlässt,  so  dass 
man  den  Berg  'Aridh  nach  Norden  hat,  so  steigt  man  einen  Landstrich 
hinan,  welcher  Carcarö  genannt  wird,  in  einem  danach  benannten  Wädi 
mit  vielen  Palmenpflanzungen,  Ackerfeldern  und  Dörfern,  wie  el-Hazma, 
von  Banu  Cuschcir  und  Keis  ben  Tha'laba  bewohnt,  Caramd,  von  Schihäb, 
Aus  und  Mu'fiwia  aus  der  Familie  Dhdlim  vom  Stamme  Numeir  bewohnt, 
die  hier  viele  l'almen  haben;  in  einem  Spottgedicht  auf  die  Numeir 
sagt  Garir: 

Es  werden  zu  den  beiden  Einfriedigungen  von  Carama  von  mir 
einige  Reime  gelangen,  womit  ich  keinen  Tadel  beabsichtige. 

Von  anderen  wird  Caramd  mit  el-Ramdda  zusammen  als  Dörfer  der 
Amrul-Keis  ben  Zeidmcndt  genannt,  welche  dort  das  Wasser  Buhra 
besassen.  —  Ferner  gehören  hierher  die  Dörfer  el-'Giwd,  el-Atwd  am 
Berge  Schard,  Tutlhih,  el-Dheik,  welches  von  dem  Friedensschlüsse  nach 
Museilima's  Tode  ausgeschlossen  war,  sowie  vier  feste  Burgen,  von  denen 


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BAHREIN  UND  JEMÄMA.  209 

eine  die  Kinda .  eine  die  Taraim  und  zwei  die  Thakif  besetzt  halten. 
Jahja  ben  Tälib  el-Hanefi,  ein  alter  gottesfürchtiger  Mann,  welcher  die 
Leute  in  Jemama  im  Lesen  des  CorAn  unterrichtete,  besass  dort  am 
•Aridh  ein  Landgut,  ober  Harra  genannt,  mit  dem  Wasser  el-Hug'eM; 
er  hatte  von  der  Regierung  die  Einkünfte  von  Carcara  gepachtet,  trieb 
grosse  Handelsgeschäfte  und  war  sehr  freigebig.  In  einem  Nothjahr, 
als  die  Beduinen  nach  Carcara  zogen,  vertheilte  er  die  Pachtsumme  und 
den  Erlös  aus  seiner  Besitzung,  die  er  verkaufte,  und  wurde  dann 
Schulden  halber  flüchtig.  In  Bagdad  und  Choräsän  verfasste  er  einige 
Gedichte,  in  denen  er  seine  grosse  Sehnsucht  nach  der  Heimath  aus- 
drückte, und  als  dem  Chalifen  eins  derselben  vorgetragen  wurde  und 
er  die  Veranlassung  dazu  erfuhr,  wollte  er  den  Verfasser  begnadigen 
und  liess  ihn  aufsuchen,  bekam  aber  die  Nachricht,  dass  er  vor  einem 
Monate  gestorben  sei.  —  Die  Gegend  Burcat  el-Nag'd  nennt  ein  Dichter 
in  dem  Verse: 

Die  Wohnungen  der  Su'da  bei  Burcat  el-Nag'd 
in  Carcara  bringen  mich  beständig  zum  Weinen. 

Das  Dorf  Sud  in  Carcara  mit  Wasser  und  Palmen  wird  von  Garir 
in  dem  Verse  erwähnt: 

Auf!  begrüsse  die  Wohnungen  in  Su'd!  sieb, 
ich  liebe  aus  Liebe  zur  Fätima  diese  Wohnungen. 

Wenn  man  von  Su'd  nach  Hagar  in  Bahrein  will,  betritt  man 
zuerst  die  unebene  Sandfläche  Hamal  von  'Älig,  dann  die  langen  Sand- 
streifen, dann  el-'Ocad,  einen  Ort,  in  dessen  Nähe  der  Weg  von  Bacra 
nach  Dharija  vorüberführt,  dann  Hureira,  wo  das  Ende  der  Sandwüste 
ist,  dann  W&Mf,  dann  el-MUi  seitwärts  von  Camman,  wo  in  der  Heiden- 
zeit mehrere  Schlachten  zwischen  den  Arabischen  Stämmen  geschlagen 
wurden. 

In  der  Nähe  von  Carcard  auf  dem  Wege  nach  el-Nibäg  liegt  die 
Niederlassung  'Acrabä,  die  zu  dem  Bezirk  des  W&di  el-'Irdh  gehört; 
hier  lagerte  sich  Museilima,  als  er  von  dem  Anzüge  des  Chälid  Nach- 
richt erhielt,  um  ihn  hier  zu  erwarten,  weil  er  sich  am  besten  gedeckt 
glaubte,  wenn  er  die  getreide-  und  futterreiche  Gegend  von  Jemäma 
Hist.-phil.  Classe.    XIX.  Dd 


210  F.  WÜST  EXFELD, 

im  Rücken  habe.  Man  ersieht  hieraus,  welchen  Weg  C'hdlid  mit  seinen 
Truppen  von  Medina  aus  genommen  hatte  und  wie  Museilima  von  hier 
nach  Hagr  zurückgedrängt  wurde. 

Auf  der  Westseite  von  Jemdma  und  nach  Nagd  hinein  wohnen 
die  Banu  Numeir  ben  'Amir;  ihr  Hauptort  in  Jemdma  ist  Odhdch,  ein 
volkreiches  Dorf  mit  festen  Wohngebäuden  und  ein  vielbesuchter  Markt- 
platz, welcher  dcsshalb  mit  verschiedenen  Orten  an  der  Bacra-Mekka 
Strasse  eine  directe  Verbindung  hat,  wie  an  dem  Berge  el-'A/dr  hin 
nach  el-Nibdg;  an  dem  Wasser  el-Dsanaba  vorüber  nach  Amara;  auf 
dem  Wege  el-Farg  zwischen  Tichfa  und  dem  Berge  el-Rigdm  nach 
Dharija;  oder  auf  der  Westseite  an  den  hohen  schmalen  rothen  Berg- 
spitzeu  Jandcib  vier  Meilen  von  Odhdch  vorbei  nach  el-Schureif  und 
'Gabala;  über  el-Thurajjä  der  geradeste  Weg  nach  Medina.  Besonders 
bekannt  ist  Odhdch  durch  die  Kochgeschirre  aus  Steinen,  welche  in 
dem  gleichnamigen  Berge  gebrochen  werden;  einer  dieser  Steinbrüche 
mit  dem  besonderen  Namen  el-'lcdn  ist  fünf  Tage  von  Hagr  entfernt 
und  dort  wohnten  auch  einige  der  Ilamfa.  —  Der  Wddi  von  Odhäch 
heisst  Na'wdn. 

Von  dem  genannten  Wasser  el-Schureif  hat  der  ganze  von  den 
Numeir  bewohnte  Bezirk  den  Namen,  welcher  von  einigen  nicht  zu 
Jemdma  gerechnet  und  als  der  gesundeste  Theil  von  Nagd  bezeichnet 
wird,  so  da.ss  nur  die  eine  Familie  von  ihnen,  Dhdlim  ben  Rabi'a,  im 
westlichen  Jemdma  und  zwar  in  TharmadA,  Därat  el-Makdmin  und  am 
Wasser  el-Warika,  welches  sich  mit  dem  Wasser  TibrAk  vereinigt,  süd- 
östlich von  Odhdch  im  Bezirk  el-Waschm  ansässig  gewesen  wäre. 

Eine  Nachtreise  von  Odhdch  ist  das  Wasser  el-Ordla,  ein  anderes, 
el-Ruseis,  führt  nach  dem  Wddi  Äkil,  dann  läuft  der  Weg  durch  das 
weite  Land  Haitz,  wo  die  Banu  Gani  mit  den  Numeir  zusammen  wohnen, 
am  Berge  Suwdg  hin  nach  Dharija  hinüber. 

Der  Wddi  Dsu  Bihur  entsteht  aus  dem  Zusammenfluss  mehrerer 
Bäche  im  Gebiete  der  Banu  'Amr  ben  Kildb,  wendet  sich  nach  Süd- 
osten, erhält  dann  den  Namen  el-  Tasrtr  und  bildet  die  Gränze  zwischen 
Schureif,  dem  Wohnsitze  der  Numeir,  und  zwischen  Scharaf  und  'Gabala, 


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BAHREIN  UND  JEMÄMA.  211 

den  Wohnsitzen  der  Kiläb  und  Tamim,  also  auch  die  Gränze  zwischen 
Jemdma  und  Nagd ;  die  Strecke  im  Gebiet  der  Numeir  heisst  auch  Thinj 
„die  Krümmung"  der  Numeir  und  darin  liegt  der  Berg  eUGirjaf  mit 
dem  Wasser  el-Girja/a.  el-Schureif  durchschneidet  der  Berg  Thahldn, 
der  zwei  Nachtreisen  lang  ist,  an  ihm  läuft  der  Wadi  Kulub  hin,  an 
welchem  die  Numeir  das  Wasser  el-'Oweinid  und  die  Niederlassung 
Ddrat  Mihfan  besitzen;  auf  der  anderen  Seite  des  Thahlfin  liegt  ihre 
Niederlassung  Ddrat  el-Caltein.  —  Bei  dem  Marktflecken  Hudhajjän  in 
Schureif  haben  die  Numeir  Ackerfelder,  die  besonders  mit  Weizen  und 
Gerste  bestellt  werden;  dahinter  liegt  'Okkdsch,  ein  Wasser,  an  welchem 
Palmen  stehen  und  Burgen  erbaut  sind.  —  Au  dem  Wadi  ebCharg  in 
der  Nähe  der  Bacra-Mekka  Strasse,  in  einer  der  besten  Gegenden  von 
Jemdma,  liegen  mehrere  von  den  Numeir  bewohnte  Dörfer,  wie  Maros, 
Masfala,  Malät  und  Malhä. 

Der  Wadi  el-Gcil  hat  seinen  Namen  von  einem  grossen  Dorfe 
zwischen  zwei  Bergen  im  Innern  des  'Äridh.  wo  er  entspringt;  als 
Ilauptsitz  der  'Gada  hat  das  Dorf  einen  Minbar  ;  der  Wädi,  an  dessen 
oberem  Ende  auch  einige  Cuscheir  wohnen ,  und  der  ganz  mit  Palmen 
bewachsen  ist,  ergiesst  sich  nach  einem  Laufe  von  einer  Tag-  und  Nacht- 
reise oder  sieben  bis  acht  Parasangen  in  den  Falag.  —  In  dem  Verse 
des  Muchabbal  el-Sa'di: 

Verlassen  ist  el-'Ifdh  nach  mir  von  Snleima,  dann  sein  Hü'il, 
dann  der  Thalgrund  des  'Irtiin,  sein  Park  und  alles  übrige. 

sind  'Irdh  und  Hall  die  beiden  bekannten  Wädis,  'Indn  ein  dritter,  der 
an  seinem  oberen  Theile  von  Ga'da,  am  unteren  von  Cuscheir  bewohnt 
wird.  Ausserdem  wird  als  Wohnsitz  der  Ga'da  nur  noch  das  Dorf 
el-piddra  erwähnt,  während  die  Cuscheir  sich  weiter  ausgebreitet  und 
mehr  Niederlassungen  in  Besitz  genommen  haben.  Dahin  gehören  der 
Berg  Sdca  in  der  Nähe  des  Wadi  Hall  bei  el-Marrüt,  der  Berg  Udkia 
und  die  beiden  Berge  Lihjd  'Gamal.  Der  Berg  el-Reith  mit  einem  Orte 
wo  ein  Minbar  steht,  liegt  am  Wege  von  Hdil  nach  el-Marrüt  zwischen 
Mara  und  el-Falag;  Mara,  welches  von  Dsdt  Gisl  am  Wege  nach  el- 
Nibäg  eine  Tagereise  entfernt  ist,  wurde  von  Chdlid  nach  Museiiimas 

Dd2 


212  F.  WÜSTENFELD, 

Tode  nicht  in  den  Friedensvertrag  aufgenommen,  sondern  die  Einwohner 
zu  Gefangenen  gemacht  und  der  Ort  von  Banu  Amrulkeis  ben  Zeid- 
menat  ben  Tamlm  in  Besitz  genommen,  welche  die  Umgegend  wieder 
anbauten. 

In  el-Reib,  einer  Gegend  am  Zusammenfluss  der  beiden  Wachs 
Dsakdman,  sind  Dörfer  und  Ackerfelder  der  Cuscheir.  Die  Senkung 
Nucr  ist  eine  von  einem  Sandaufwurf  umgebene  Vertiefung  mitten  in 
einer  gefährlichen  queer  Ober  den  Weg  ausgedehnten  Sandfläche  drei 
Nächte  von  Hagr  entfernt  nach  'Gurdd  zu  bei  el-Marrüt;  einen  Tag 
jenseits  Nucr  am  Wfidi  Hall  ist  das  Wasser  Schdab'ab,  wo  der  Dichter 
el-Cimma  ben  Abdallah  von  Cuscheir  lebte.  —  Die  Gegend  Chanfas, 
welche  noch  zum  Verwaltungsbezirke  von  Jemäma  gerechnet  wird,  liegt 
sieben  bis  acht  Tage  von  Hagr  nach  Nordwest  nahe  bei  Chazdld  und 
Mureifik  zwischen  Gurdd  und  DsuLTuläh  seitwärts  von  Himd  Dharija. 
—  Am  Berge  Ahwd  vier  Nächte  von  Hagr  haben  die  Cuscheir  Wasser 
und  Wiesengrund.  —  Carn  das  letzte  Dorf  von  Jemdma  im  Süden  von 
Falag  von  Banu  Cuscheir  bewohnt  mit  Palmen  und  Bäumen,  gehört 
nicht  mehr  in  den  Bereich  des  'Äridh  Gebirges. 

Falag  „ein  Graben  mit  fliessendem  Wasser"  oder  „Fluss",  war 
der  Eigenname  der  Hauptstadt  der  verbrüderten  Stämme  Ga'da  und 
Cuscheir,  der  Söhne  des  Ka'b  ben  Rabi'a,  welcher  dann  auf  ein  ganzes 
Gebiet  ausgedehnt  wurde,  das  zu  Jemäma  gehört,  sich  in  einem  Kreise 
von  vier  Parasangen  im  Durchmesser  jenseits  el-Mag'Aza  vom  Berge  el- 
'Äridh  nach  Sonnenaufgang  zu  ausbreitet  und,  da  alle  Wddis  dieses 
Berges  ihre  Bichtung  dahin  nehmen  und  sich  in  einem  grossen  Fluss- 
bett vereinigen,  den  Namen  Falag  el-Afiäg'  „der  Fluss  der  Flüsse"  d.  i. 
der  Hauptfluss  erhalten  hat.  Die  einzelnen  Zuflüsse  mit  den  an  ihnen 
liegenden  Ländereien  sind  durch  besondere  Namen  unterschieden,  wie 
der  Falag  el-Chattäm  mit  vielen  Ackerfeldern  und  Bäumen  aber  ohne 
Palmen,  el-Zurnäk,  Harm,  Ukma  mit  vielen  Palmen  und  einem  Minbar, 
ein  besuchter  Marktplatz,  el-Schatbat&n  nördlich  von  Ukma,  von  Banu 
el-Harisch  ben  Ka'b  bewohnt  in  dem  Verse  des  Labid  ben  'Otärid: 


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BAHREIN  UND  JEMÄMA.  21S 

Lang  war  meine  Nacht  in  den  beiden  Ithmüi 
bis  el-Schatbatän,  bis  Nathra. 
Auf  ein  Treffen,  welches  in  dieser  Gegend  stattfand,  spielt  el-Cuheif 
ben  Humnjjir  el-'Okeilf  an: 

Fraget  Falag'  el-Afläg'  über  uns  und  über  euch 
und  Ukma,  als  seine  Mitte  Ton  Blut  floss; 

Am  Morgen,  als,  wenn  wir  gewollt,  wir  eure  Frauen  gefangen  genommen  hätten, 
aber  wir  verziehen  ehrenvoll  und  grossmüthig. 

Nach  einer  anderen  Recension  lautet  der  erste  Vers : 
Fraget  das  'Äditische  Falag'  über  uns  und  über  euch, 
als  seine  Sturzbäche  von  Blut  flössen, 
nach  den  Ureinwohnern  'Äd,  die  hier  gewohnt  haben  sollen.  —  Ein 
anderer  Dichter  sagt: 

Wir  Banu  'Ga'da,  die  Herren  von  Falag', 
schlugen  mit  dem  blanken  Scbwerdt  und  hofften  auf  Freude. 

Der  Dichter  Tufeil  el-Ganawi  sagt: 

Ihre  (der  Wolke)  rechte  Seite  hängt  über  el-Aflag' 
und  ihre  linke  steigt  die  Höhen  von  Samsam  hinan. 

Der  äusserstc  Ort  von  Jemama  im  Osten  nahe  bei  der  Wüste  von 
Jabrin  ist  el-Bajadh.  Das  Dorf  Jabrin,  nach  welchem  die  Wüste  benannt 
ist,  bildet  mit  el-Ahsd  und  Jem&ma  ein  fast  gleichschenkliges  Dreieck, 
indem  jeder  Ort  von  dem  anderen  nach  Jäcüt  zwei,  nach  Abulfidä*  drei 
Tagereisen  entfernt  ist,  und  zwar  liegt  Jemama  nach  Westen,  el-Ahsä 
nach  Osten  und  Jabrin  von  beiden  mit  einer  geringen  Abweichung  nach 
Süden.  Auf  dem  nächsten  Gebiete,  welches  einen  salzigen  Boden  hat, 
aber  mit  sehr  vielen  Palmen  bewachsen  ist,  finden  sich  zwei  süsse 
Quellen,  die  etwas  mehr  als  eine  halbe  Tagereise  von  einander  entfernt 
sind.  Die  Gegend  ist  in  hohem  Grade  ungesund  und  die  Einwohner, 
welche  zu  den  Sa'd  ben  Zeidmenät  in  Bahrein  gehören,  behaupten,  dass, 
wer  von  den  dortigen  Datteln  esse  und  von  dem  Wasser  trinke  und 
im  Schatten  schlafe,  unfehlbar  das  Fieber  bekomme;  die  Datteln  sind 
übrigens  von  der  besseren  Sorte  Barni.  —  Die  weitere  Umgebung  ist 
eine  vegetationslose  Sandwüste,  welche  auf  der  Nordseite  von  Jemäma 
und  Bahrein  durch  den  Berg  RAm  geschieden  wird,  in  welchem  Mühl- 


214  F.  WÜST  EN  FELD, 

steine  gebrochen  werden.     Hinter  Jabrin  laufen  die  unzugänglichen 

4 

Wadis  Hdmir  und  el-Hiisch  hin;  letzterer  ist  nach  Vertilgung  der  'Aditen 
der  Aufenthaltsort  von  Dämonen  geworden,  nach  deren  Hengsten  die 
Hüschia  Caraele  benannt  sind.  —  Auf  der  Südseite  geht  die  Wüste 
Jabrin  in  die  Wüste  el-'Guz  und  dann  in  die  noch  grössere  el-Ahkäf 
über,  welclie  zwei  Monatsreisen  weit  bis  an  die  Küste  des  Indischen 
Oceans  bei  el-Schihr  zwischen  Hadhramaut  und  Mahra  hinan  reicht. 

Von  Bahrein,  'Oman  und  Jabrin  führen  directe  Landwege  nach 
Mekka,  welche  in  Nachla  cl-jemänia  zwei  Tage  von  Mekka  zusammen- 
treffen. Besondere  Reiserouten  werden  hierüber  nicht  angegeben,  sondern 
nur  sehr  unbestimmt  einzelne  Orte  genannt,  welche  auf  diesen  Strecken 
liegen.  An  der  Strasse  von  Hagr  nach  Mekka  im  Gebiete  der  Cureit 
ben  'Abd  ist  Rähic  eine  vulkanische  Gegend  mit  den  kleinen  Hügeln 
Nal  Rähif,  nach  welchen  die  Richtung  des  Weges  bemessen  wird ;  nicht 
weit  davon  folgt  dann  das  Wasser  Gafr  el-Bar.  Tuleil  ist  ein  Berg, 
Schureib  eine  Stadt  zwischen  Mekka  und  Bahrein,  Chaiica  ein  Wasser 
an  der  Strasse  von  Jemäma  nach  Mekka,  an  welchem  Banu  'Aglän 
wohnen.  Diesen  beschwerlichen  und  gefahrvollen  Reisen  durch  die 
Sandwüsten  wurde  und  wird  noch  jetzt  von  den  Pilgern  der  Seeweg 
um  ganz  Arabien  herum  nach  Gidda  vorgezogen,  oder  sie  suchen  auf 
Umwegen  die  Bacra- Mekka  Strasse  zu  erreichen. 


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BAHREIN  UND  JEMÄMA. 


Alphabetisches  Ortsverzeichniss. 


*ßA  el-Ara  178.  184 

ß\  Afdz  182 

_it  TTorVipü  2f)7 

U^l  Lbddh  205 

juJä  Osrhpikir  *>07 

[  cfc^'  ^  Dsu  Abdnein  1 80 

0Uu*  el-Abbakdn  205 
U*^1  J$  Abul-Risch  207 

■iL»!  Odhdch  206  210 

tU^it  el-Atwd  208 

Jtl  Uthdl  201 

Affdira  1S8 

tX»2t  Ithimd  213 

mämmm  1    VJlllclllcl  XU( 

Ukma  212 

^L>t  Ugdrid  176 

U-Pl  Aids  188 

0*X>^t  el-Agdalan  186 

»yi  Amara  210 

XL>!  Igla  204 

B,t»t  Owdra  186 

*L>^'  el-Ahsd  17  5.  176.  184 

jy  Awdl  183 

^U>l  33  Dsu  Ahfär  188 

jb^l  Aug&r  177 

vibo^t  el-Ahkdf  214 

cg^l  Ahwa  212 

i_*j&!j>*  el-Achaschib  192 

Sjb  Ddrat  Ahwa  181 

Udkia  211 

el-Eisan  200 

(Ot  Adam  181 

Bäb  181 

^yO^i  el-Udamd  194 

^  Bdbein  196 

KW,«  el-Orata  210 

Badauld  201 

Dsul-Ardka  204 

0>  Barik  206 

O»,!  Ardh  Nuh  196 

aLy>  Bdrin'gdn  184 

216  F.  WÜST 

»-Ui  Bathd  197 

Butheina  196 
;l*5  Buhdr  202 
J**yS  Dsu  Bihfir  210 

■j«  Bahra  176 
vayzJ  el-Bahrein  175.  183 
Ölji  Barfica  204 
JSji  Burcfin  197 
0L>5JI  öj  Burcat  el-Rauhdn  194 
«£»Lö  jo^  Burcat  Ddhik  204 
^  TOj  Burcat  Nafcd  209 
iUU-JI  iüji  Burcat  el-Jemäma  204 
<6ji  Birk  204 
«ji  Barra  209 
MÜ^jj  Bureik  204 
jfc^  Dsu  Bacar  190 
o»j<JI  el-Bakardt  208 
»yL-'l  el-Bakra  208 
Bukei'  204 
obL  Biläd  204 
Bulbul  208 
Bilw  205 
jü^Lj  Ballika  187 

Buleij  205 
o'"^  Banban  196 
Büdha  206 
<?Mi*>  Dsu  Bahdd  207 
IjM  Buhra  208 
ü»Wt  el-Bajadh  213 
Beidha  186 


ENFELD, 

***J1  el-Beidha  194 
Beinüna  178 
Tibrdk  210 
ßr^\  el-Tasrir  210 
JJujü  Ti'schdr  208 
Ta'schar  202 
Tuleil  214 
f>i  Tamra  205 
P!y  Tu&m  176 

Tüdhih  208 
SL»  Thdfc  185 
Thabra  190 
Tharam  208 
Tharmadd  185.207.210 
«ijjäÜl  el-Thurajjfi  Ä10 
jAj'il        Thacb  el-Adbar  206 
dftf  Thinj  211 
ü***  Thahlän  211 

el-Gdr  177 
*JL?-  Gabala  177.  210 

Gubcila  177 
«>5>?-  Gur&d  212 
jf!*lj£\  ot3  Dsdt  el-Gardmiz  196 

4,-4'  el-Garbd  196 
j;^!  tlc^s-  Gar'd  el-'Akan  195 
«JÜUtt^?-  Gar'd  Mdlik  194 
V^j?>  Gureib  181 

el-Guz  206.  214 
^.Jlj«.  Gafr  el-Ba'r  214 
j*fc^  el-G«ifeir  177 


HAHREIN  UNI)  JEMAMA. 


217 


iüU>  Gumana  208 

el-Gumhür  195 
vl^>  Ginab  204 
Gaww  198 
el-Giwa  20S 
Guwatha  176.  178.  lbl 
el-Gaun  199 
Ju*  Gajjär  181 
j»\Jl\  el-Hddhir  193 
w.L>  Hamir  214 
iM»  Hall  211 
Hubal  200 
el-HagdSz  206 
Ha'gr  1  99 
,^luJ\  el-Hugeila  209 
aij*-  Harrdn  177 
f>>  Harim  201.  206.  212 
i»jb»  HuzwÄ  194 

Haziz  206.  210 
Hadhaudhä  204 
0L—  Hudhajjdn  211 
Jum.  ^>  Hafr  Sa'd  193 
s^b*  Hulwa  185 
0UpIT  Hamätan  193 
^U^l  el-Hamilim  206 
el-Hamadh  193 
Hamadbd  203 
A»T  Hamal  209 
vX~s»  Hanids  185 
tl^a»  Hawwfi,  2 OS 
Hist.-Phil.  Classe.  XIX. 


Huwdr  181 
Hiwdr  181 
i>>ai!  el-Hüsch  214 
JsX>  Chudad  180 
«>t  el-Churba  201 

el-Charg  184.  194.  211 
el-Churra  187 
Ä'j»  Chazala  212 
jij>Uij>  Chaschdchisch  193 
^.L^-l  el-Chat&im  212 
0l*J.\  el-Chadharim  202 
TL,j*J.\  el-Chidhrima  202 
el-Chutt  183 
cl-Chatt  17S.  181 
üuli»  Chahca  214 
^J*>  Charitas  212 
ZJ\ys-  Oha  wdrig  203 
^  Chijam  204 
Darin  178.  183 
s^jJl  el-Dabira  177 
y  Durnd  201 
r±ü  el-Dam  194 
>xJt  el-Daww  190 
«5ÜL*jJI  el-Dahalik  196 
*Lj>jJI  el-Dahnd  187.  19«.  103 
Jo>Jül  el-Dsahl  195 
^l^jJI  el-Dardnih  189 
v*^  Dsar&ib  196 
0UläÜ  Dsalc&man  212 
~*>Jt  el-Dsanaba  210 
Ee 


218 


F.  WÜSTEN  FELD. 


xSJ!^  el-Rdfica  Ii»  6 

,U«J1 

cl-Sitdr  185 

pl,  Rum  213 

el-Sichal  201 

Rdhic  214 

el-Sirsir  195 

fb-J!  el-Kigdm  210 

el-Sarij  179 

el-Uafcrdga  176 

el-Sa'dim  1S6 

ertö  Da&t  Rag]  1  *9 

Su'd  200 

b*,  Rabd  1  89  . 

Safh  Aklub  201 

Ridd'  206 

cl-.Sufüh  2(»5 

pÄjJ!  el-Radm  177 

Sil"  Mauschdm  207 

u-a-yl  cl-Ruseis  210 

Sulmi  176 

^  Ran  196 

J-Jl 

cl-Suleij  196.  201.  203 

CU,  Rumdh  197 

*Ju-Jt  C»U 

Dsdt  ol-Suleim  181 

BJUjll  el-Ramada  191.  20  h 

Samsam  213 

...UJ  el-Rumdn  1 97 

Saffig  2H) 

t&Mijfl  cl-Rimtb  1911 

Saudad  1S6 

»Xaj  Ratnla  1 7  6 

el-Sauda  186 

3±fr*j  Rumeila  176 

Suca  2 1 1 

LÜäiUj^  Raudha  Catd  201 

el-Sahbä  193 

Rahbd  193 

»«tri 

el-Sabla  186 

-düJI  ^  Rajja  el-'Akir  2((1> 

cl-Siddn  188 

JlijM        Üsdt  el-Ridl  2  in 

Sch&ba  190 

v-o^l  cl-Reib  212 

* 

Schagina  191 

0,^,  Reimin  176 

Schfiri'  195 

»,^1  el-Zdra  1 7  s.  182 

el-Schabä  183 

el-Zurk  191 

/~ 

Schabar  196 

el-Zurndk  2  12 

el-Schab'dn  190 

Zaw&m  204 

lr 

Schard  208 

jgfUJI  el-S;Umr  17  8.  184 

Scbaräf  1  89 

o^'-JI  el-Sdbiln  184 

el-Schir'  202 

el-Sabacha  196 

el-Scharaf  21h 

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BAHREIN 

wyi/  Schureib  214 
^Jiü  el-Scharir  176 
^u^i  el-Schureif  210 
±£}\  el-Schatt  2no 
jjya»  _Ui  Schatt  Feiriiz  201 
0'jukAJI  el-Schatbatdn  212 
vot.-v,  Scha'ab'ab  212 
,UL£  Schufar  184 
^liii  Schucär  184 
tü/A  Schacrd  207 
^jüiJI  el-Schukuk  205 
[J9Jt^  el-Schamüs  201 
v-aiÄ  Schundhub  192 
^\  el-Schihr  214 
i^Ua  gaha  194 
jjUJI  eK'ädir  177 
w~*o  (,'abib  189 
^aSP  Cahrah  196 
^juoJ!  eWidära  211 

Ifcrf  el-^afä  176.  179 
^bL>  CuUvil  177 
vJL*ai(  el-Culeib  187 
0UaJ!  el-Camm&n  190 

cy«  Caut  200 
v**«»  Dhubeib  189 
j**Jl  el-Dhumr  204 
yU>  Tab  196 
Tär  201 
aLsi  Tichfa  210 
J^Jt  el-Tirbäl  196 


UND  JEMÄMA. 

JujL  Tureif  196 
K^kh  Tagga  191 
^Ibfl  3j  Dsul-Tulüh  212 
^J±>  Tunub  196 
K**  Dhabja  203 

el-Dhardn  177 
■jMb  Dhaldma  196 
w3U  'Ädsib  193 
^UJI  el-'Äridh  202.  206 
JJfe  'Äkil  210 
gJb  'Ali«  209 
01j^  'Addn  188 
^j*  'Adaula  196 
MjiJt  el-'Arama  202.  204 
■i+jß}]  el-'Arga  176 
o^l  el-'Irdh  200.  205 
gJU*  'Asalla'g  176 

.3  Dsul-'Oschar  181 
KjLLc  'Atäla  180 
,U«Jt  el-'Afar  210 
jjuJI  el-'Akid  192 
OüuJI  el-  Ocad  209 
'Acraba  209 
jJhü  el-'Okeir  182 
SjAbJI  el-'Okeira  182 
gy  vjLjie  'Akik  Tamra  205 
'Okkilsch  211 
Amaja  194.  204 
el-'Uncul  187 

tUUal!  el-'Anca  194 
Ee2 


220 


F.  WÜSTEN  FELD, 


*SJ*  Onak  196 
*V  'Owdna  205 

el-üweinid  211 
DUe  'Ajjan  201 
0\*umi\  el-I^dn  21  ü 

cV^I  el-*Ain  179 
^  ^  'Ain  beni  Ubeir  1 8 1 
GLuc  'Ainän  176 
KjUII  el-Gfiba  196 
»tjJklt  el-Gabrd  200 

yül  el-üarr  181 
iüljJ»  el-Gurdba  20(1 

v>  Gurrab  190 
vjykii  el-Garaf  194 
UuJü\  el-Girjaf  2 1 1 
a»j.jüJ  el-Girjafa  2 1 1 
*  o13  Dsdt  Gisl  2 1 1 
JjiU  GulgOl  194 
ijfX  el-Gi\ra  200 

J,*  Gaul  194 
v>-uul  el-Geil  206 
0g Jl  3li  Faw  el-Rajjdn  1 9 1 
-jiil  el-Farfc  21  o 
Wji  Farda  18!» 
\*Ojäjl  el-Furdba  177 
Jb^S  el-Furut  2 0  5.  206 
i>sl<j4  Firjadb  1  sr» 
'***iai  Futeima  170 
^ytaJ!  el-Facj  207 
el-Falg  175 


^Jj  Falag  212 
»Ocptfl  el-Fahda  207 
0L*i  Feihdu  193 
ua*i  Feidh  175 
jSyi  Dsu  C&r  201 
J-^l  crtjl  Cdr&t  el-Hubal  201 
Ca'  196 
i^LsJl  el-Cfi'a  185 

£fi  (W  196 
cLä  Gubdh  197 
**S  Kiba  176 
olÄäJt  el-Kidsdf  195 
Curfih  182 
jfyi  Gardkir  203 
0tjä  C'urrän  203.  207 
^lj*JI  el-Gardin  202 
skjR  el-C'ar'a  191 
jf£j5  Garcara  208 
Ly  Caramd  208 
Garn  206.  212 
üyy  ('arnein  206 
O^jt-'l  el-('arjatdn  203.  207 
o=y  Gurein  Nagda  204 

el-C'arina  190 
Uö  Gasd  195 
oL^-si!|  el-Casdmfjdt  187 
Jü&  ('atar  183 
wAablA  el-(  atif  1 8 1 
Dv^'  »>(->  Ddrat  el-Caltein  2 1  l 
xmJjü!  el-(  uleia  170 


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BAHREIN  UND  JEMÄMA 


221 


La 


JOS 


Land  192 
Caww  183 
Cawwan  195 
Kddhima  1 87 
Katib  176 
el  Kathib  176.  201 
Kudad  186 
Kildwatdn  18S 
Kulub  2 1 1 
el-Kalb  199 
Kanabdt  177 
Laban  200 
Li] ij ü  tramal  2 1 1 
Laydf  1 9 1 
Lu'bÄ  170.  182 
el-Liwd  187 
Mathcab  186 
el-Magäza  204.  212 
Magdal  186 
el-Muharraca  200 
Darat  Mihyan  2 1  1 
Nähr  Muhallim  1 7 5. 1  70 
el-Mardjidh  189 
el-Mirddhdn  189 
el-Marza  176 
Maras  2 1 1 
el-Marrdt  211 
Mara  211 
Mureidä  177 
el-Mureira  2u3 


3« 


Um 


crLXl!  g^b 
JuiSl 


Mureink  212 
el-Muzeira'a  177 
Masfala  2 1  1 
el-Muschaccar  176.  179 
Mutali'  1S6 
Mutrik  206 
el-Matla'  176 
Mi'a  209 
Mu'abbir  194 
Ma'lat  21 1 
el-Macad  192 
el-Macaxr  187 
Ddrat  el-Makämin  210 
Mukaschschaha  207 
Mulg  185 
Mal] nl  21  1 
Malhüb  206 
Malham  203.  207 
Manfuha  200 
Munik  201 
el-Munkadir  186 
Mauschdm  203.  207 
Dsul-Nar  177 
el-Nibfig  206 
Nabtd  176 
el-Kabdk  181 
Nathra  213 
Na'gla  177 
Nagwa  177 
Nisdh  202 


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222 


F.  WÜSTENFELD,  BAHREIN  UND  JEMÄMA. 


ÜI  3i  Dsul-NusiV  202 
phi  Natd'  180.  1S5 
rJLü!  cl-Nadhim  206 
Nal  Rahi?  211 
0(yü  Na'wan  210 
«**U>  ^  Nacb  Dhdhik  207 
yü  Nucr  212 
i^iuJI  el-Nakira  189 
**aJ1  el-Nakija  177 
Ui  Nuhd  177 
Wahif  209 
.UJ,  Wasit  186 
X^t,  W&lifca  20 o 
jJI,  Wdlig  181 
»»  el-Witr  200 


*4>J!  el-Waschm  206 
Ö^l  el-Warika  210 
X^l  cl-Warfa  192 
UkJ>J»  cl-Wakaf  193 
o5*J,  Walgün  196 
jf*  Ha6gar  175.  178 
jl*|Jt  el-Hadddr  205 
0ap  Hidn  196 
Hureira  209 
el-Hazma  208 
Vi,*  Jabrin  193.  213 
v/ä  Jatrab  204 
v«*U»  Jand^ib  210 
xt^u  Jausü'a  193. 


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Die  Quantitätsverschiedenheiten  in  den  Samhitä-  und 
Pada- Texten  der  Veden. 

Von 

Theodor  Benfey. 
Erste  Abhandlung. 

Vorliegt  in  der  8iUung  der  Königl.  Ocellicbaft  der  Wi«*nsoh»ften  Ton  2.  Mai  1874. 

L 

J)ic  Abhandlungen  ,  in  denen  der  Verf.  die  Quantitfitsverschieden- 
heiten  zwischen  den  uns  überlieferten  Samhitä-  und  Pada- Texten 
der  Veden  zu  besprechen  beabsichtigt,  werden  vorzugsweise  aus  Ver- 
zeichnissen der  Wörter,  Bildungselemente  und  Stellen  bestehen,  in  denen 
diese  Verschiedenheiten  hervortreten ;  doch  geben  eben  diese  Verschieden- 
heiten zu  manchen  Erwägungen  Veranlassung,  von  denen  einige  auch 
schon  bei  dem  jetzigen  Stande  der  Vedeuforschung  fähig  sind,  in  Be- 
tracht gezogen  zu  werden  und  desshalb  zu  verdienen  schienen,  theils 
in  einzelnen ,  den  Verzeichnissen  beigefügten  Bemerkungen ,  theils  am 
Schluss  der  Abhandlungen  in  einer  Zusammenfassung  der  sicheren,  oder 
grössere  Wahrscheinlichkeit  darbietenden,  Resultate  mehr  oder  weniger 
ausführlich  behandelt  zu  werden. 

In  beiden  Beziehungen,  sowohl  in  Betreff  der  Verzeichnisse,  als 
der  Bemerkungen,  die  sich  daran  schliessen  werden,  hat  der  Verf.  theil- 
weis  schon  Vorgänger,  denen  er  sich  zü  grossem  Danke  verpflichtet 
fühlt.  Die  Arbeiten,  welche  er  vorzugsweise  dazu  benutzt  hat,  sind  die 
trefflichen  Ausgaben  der  Prätiväkhya's ,  welche,  in  Betreff  des  Iiigveda, 
Ad.  Regnier  und  M.  Müller,  in  Betreff  der  Viljasaneyi- Samhitä,  Albr. 
Weber,  der  Taittiriya-Samhitd  und  des  Atharvaveda,  William  D.  Whitney 
geliefert  haben. 

Ausserdem  war  dem  Vcrf  durch  die  ausserordentliche  Güte  seines 


224  TH.  BENFEY, 

geehrten  Freundes ,  des  Professors  Max  Maller ,  möglich  gemacht ,  in 
Bezug  auf  den  Rigveda  nicht  bloss  die  positive,  sondern  auch  die  nega- 
tive Seite  dieser  Aufgabe  mit  Leichtigkeit  und  vollständig  in  Betracht 
ziehen  zu  können ,  d.  h.  nicht  bloss  die  Fälle  ,  wo  die  Sawthitd-  und 
Pada-Texte  in  der  Quantität  der  hiehcr  gehörigen  Wörter  von  einander 
abweichen ,  sondern  auch  wo  sie  mit  einander  übereinstimmen.  Mein 
geehrter  Freund  hat  mir  nämlich  schon  während  des  Druckes  den  von 
ihm  herausgegeben  Index  zum  Pada  des  Rigveda  in  einzelnen  Bogen 
zugesandt  und  meine  Arbeiten  auf  dem  Gebiete  der  Grammatik  der  ve- 
dischen  Sprache  dadurch  auf  eine  Weise  gefördert,  für  welche  ich  ihm 
nicht  genug  zu  danken  vermag. 

Diese  vorzugsweise  benutzten  Arbeiten  werden  durch  folgende  Ab- 
kürzungen angedeutet: 

R  -Pr.  bezeichnet  das  Rigveda  -  Prdticdkhya  und  zwar  gewöhnlich 
nach  der  Ausgabe  von  M.  Müller  citirt;  die  Zahlen  sind  die  der  Regeln. 

V.-Pr.  bezeichnet  das  Väjasaneyi  -  Prdticdkhya  nach  Weber  s  Aus- 
gabe in  den  Indischen  Studien  IS 57. 

T.-Pr.  das  Prdticdkhya  zu  der  Taittiriya-Samhitd; 

Ath.-Pr.  das  zum  Atharvaveda: 
heide  nach  Whitney's  Ausgaben. 

Rv.  ist  =  Rigveda 

Sv.  —  Sämaveda 

VS.  =  Vdjasaneyi  -  Samhitd 

TS.  =  Taittiriya-Samhitd 

Ath.  =  Atharvaveda. 

Da  unzähligemal  anzugeben  war.  auf  die  wie  vielte  Silbe  eines 
Stollens  (Päda)  eine  Quantitätverschiedenheit  fällt,  so  waren  auch  hier 
abgekürzte  Angaben  nothwendig;  sie  sind  zwar  ohne  weiteres  leicht  ver- 
ständlich ;  doch  mögen  auch  sie  hier  erwähnt  werden. 

(6  in  8)  bedeutet;  *in  der  6.  Silbe  eines  achtsilbigen  Stollens';  eben 
so  (5  in  2)  'in   der  5.  eines  elfsilbigen'  u.  s.  w. 

(2)  bedeutet  'in  der  2.  Silbe  irgend  eines  Stollens;  ebenso  (3)  in 
der  dritten. 


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QUANTITÄTS  VERSCHIEDENHEITEN  IN  D.SA.MHIT.\-U.  PADA-TEXTEN  etc.  22!» 


Da  endlich  Oberaus  häufig  ein  Stollen  anders  zu  lesen  ist ,  als  er 
in  dem  Samhitä-Text  geschrieben  oder  gedruckt  erscheint,  dieser  aber, 
als  die  diplomatische  Grundlage  der  Vedenforschung .  stets  anzuführen 
ist,  so  ist  die  Art  wie  er  zu  lesen  ist,  durch  'z.  1*  bezeichnet. 

U 

Die  Quantitätsverschiedenheiten,  durch  welche  sich  die  Sawhita- 
und  Pada-Texte  unterscheiden,  betreffen  nur  die  Vokale  a,  i,  u;  speciell 
sind,  nach  der  Lehre  des  Rigveda-Prätiräkhya  nur  diese  dehnungsfällig 
(R.-Pr.  433  vgl.  47);  dasselbe  gilt  auch  von  den  übrigen  Veden. 

Diese  Dehnung  wird  im  R.-Pr.  (434;  436),  nicht  aber  in  denen 
der  anderen  Veden,  Pluti  genannt;  sie  ist  aber  nicht,  wie  die  sonst  durch 
Pluti  entstandenen  Dehnungen  dreizeitig  (vgl.  R.-Pr.  32  und  Whitney 
zu  Ath.-Pr.  I.  105). 

III. 

Die  in  der  Samhitä  bezüglich  der  Quantität  vom  Pada-Text  ab- 
weichenden Vokale  werden  ferner  im  R.-Pr.  61;  433  s&mava$a  genannt, 
d.  h.  als  Mittel  betrachtet,  um  Mängel  im  Metrum  auszugleichen.  Die 
umfassendste  Categorie  der  hieher  gehörigen  Fälle,  welche  unter  XIII 
besprochen  werden  soll,  bringt  dieses  Pratieäkhya  speciell  in  Verbindung 
mit  bestimmten  Stellen,  welche  die  betreffenden  Vokale,  oder  vielmehr 
Silben,  im  Metrum  einnehmen,  d.  h.  erklärt  die  in  ihnen  hervortretenden 
Dehnungen  aus  der  Stelle  des  Metrums,  in  welcher  sie  erscheinen,  und 
zwar  im  Wesentlichen  mit  vollem  Recht. 

Die  übrigen  Präticakhya's  kennen  weder  diesen  Namen,  noch  deuten 
sie  diesen  Grund  der  Entstehung,  der  Quantitätsverschiedenheiten  an; 
eben  so  wenig  die  specielle  Verbindung  jener  Hauptcategorie  derselben 
mit  bestimmten  Stellen  des  Metrums,  obgleich  die  Veden,  zu  denen  sie 
gehören,  in  den  Dehnungen  selbst  fast  ausnahmslos  mit  dem  Rigveda 
übereinstimmen. 

Die  Prdticdkhya's  des  Atharvaveda   und   der  Väjasaneyi-Samhita 
geben  nämlich  nur  nach  äusseren  Kennzeichen  an,  welche  Wörter  des 
Hist-phU.  Classc.    XIX  Ff 


226  TU.  BENFEY. 

Pada- Textes  in  der  Samhitä  bezüglich  ihrer  Quantität  zu  ändern  sind 
und  wo  diess  Statt  findet;  das  Prätiyäkhya  der  Taittiriya -Samhitä  um- 
gekehrt, welche  Wörter  der  Samhitä  in  Bezug  auf  die  Quantität  im  Pada- 
Texte  zu  ändern  sind.  Es  kömmt  diess  in  praktischer  Beziehung  zwar 
wesentlich  auf  dasselbe  hernus ,  doch  entspricht  das  letztere  Verfahren 
dem  geschichtlichen  Verhältniss  des  Pada  -  Textes  zu  dem  der  Samhitä. 
während  die  andern  Pratiräkhya's  dieses  gewissermassen  auf  den  Kopf 
gestellt  haben. 

Schon  dieser  Mangel  jeder  Spur  einer  metrischen  Begründung  dieser 
Verschiedenheiten  in  diesen  letzteren  Präticäfchya's  führt  auf  die  Ver- 
muthung,  dass  das  des  Rigveda  -j-  von  welchem  es  in  Folge  seiner  tiefen 
und  umfassenden  Behandlung  der  Aufgabe  der  Präticdkhya's  schon  über- 
haupt höchst  wahrscheinlich  ist,  dass  es  verhältnissmässig  spät  zu  der 
Gestalt  abgeschlossen  ward,  in  welcher  es  auf  uns  gelangt  ist  —  in  seiner 
generellen  Auffassung  dieser  Verschiedenheiten  eine  ziemlich  junge 
Entdeckung  ausspricht. 

Wenn  gleich  wir  nicht  beabsichtigen  dem  Umstände,  dass  sich  in 
den  übrigen  Praticäkhya's  keine  Spur  dieser  Auffassung  zeigt,  allein  ein 
besonderes  Gewicht  für  die  Begründung  dieser  Vermuthung  einzuräumen  — 
denn  wer  kennt  nicht  die  Misslichkeit  und  geringe  Beweiskraft  eines 
bloss  a  silontio  entlehnten  Arguments  —  so  lässt  sich  doch  nicht  ver- 
kennen, dass,  wo  noch  andre  hinzutreten,  auch  er  einen  iiöheren  Werth 
erhält.  In  dieser  Beziehung  verdient  auf  jeden  Fall  beachtet  zu  werden, 
dass  auch  Pämni ,  wo  er  Dehnungen  erwähnt,  welche  in  der  Samhitä 
der  Veden  erscheinen  —  wie  VI.  3.  126  {ashtd-padi,  im  Pada  oshü-p°), 
128  [viftä  vasu,  Pada  viftä-v0) ;  131  {snmd-wnt,  Pada  somä-ifi] ;  133  (z.B. 
tä,  Pada  tu  ;  bharatä,  Pada  bharatä ,  urushj/A,  Pada  urushtfä) ;  131  [i.  B. 
abk(,  Pada  abhi)  ;  135  (z.  B,  rühmt ,  Pada  vidmä)  ;  136  {evd,  Pada  evä); 
138  [pürusha,  Pada  pur0)  —  keine  Spur  einer  Kenntniss  der  Auffassung 
des  R.-Pr.  zeigt.  —  Freilich  ist  auch  dieses  silentium  nichts  weniger 
als  entscheidend.  Denn  unter  den  vedischen  Dehnungen ,  welche  Pdn. 
erwähnt,  kommen  auch  solche  vor,  welche  nicht  bloss  in  den  Samhitä-, 
sondern  auch  in  den  Pada-Texten  Platz  finden ,  so  VI.  3,  \ll-citlka  für 


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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN  IN  D.  SAJfHITÄ-  U.  PADA-TEXTEN  etc.  227 


gewöhnliches  -  citika  (vgl.  z.B.  tri-cittka  TS.  V.O.  10.  2),  129  vifvonara, 
130  vifvämitra,  132  oshadhlbhis  (vgl.  für  diese  drei  den  M.  Müller'schen 
Index  des  Rigveda-Pada),  so  dass  man  erkennt,  dass  Pän.  die  Differenzen 
zwischen  dem  Samhitd-  und  Pada-Text  gar  nicht  im  Auge  hat,  sondern 
die  zwischen  den  vedischen  und  den  eigentlich  grammatischen  Formen, 
wobei  jene  nur  ganz  äusserlich  und  in  jeder  Beziehung  ungenügend 
unter  Categorien  gebracht  werden.  Dieses  geschieht  ungefähr  in  ähn- 
licher Weise,  wie  in  den  Prdticdkhya's  zu  der  VS.,  TS.  und  dem  Ath. 
und  es  lässt  sich  vermuthen,  dass  die  Darstellung  dieser  Prdtiväkhya's 
sowohl,  als  Pawini's,  bedeutend  gewonnen  haben  würde,  wenn  sie  auf 
die  Auffassung  dieser  Quantitätsverschiedenheiten  im  R.-Pr.  Rücksicht 
genommen  hätten,  oder  hätten  nehmen  können. 

Entscheidender  für  die  Vermuthung,  dass  die  Entdeckung  des  Zu- 
sammenhangs dieser  Diffenzen  mit  dem  Metrum  erst  nach  Abschluss 
des  Pdnini  und  der  übrigen  PrfUic.  (ausser  dem  des  Rigv.)  eingetreten 
sei,  spricht  ein  Umstand,  welcher  in  der  2.  Abhandlung  der  «Einleitung 
in  die  Grammatik  der  vedischen  Sprache'  und  bei  Behandlung  der  Ve- 
denraetrik  hervortreten  wird.  Dort  wird  sich  nämlich  ergeben,  dass 
sich  vor  der  Zeit  der  Diaskeuase  unter  denjenigen,  welche  die  vedischen 
Lieder  vortrugen ,  eine  Vortragsweise  derselben  gebildet  hatte ,  durch 
welche  das  Metrum  vollständig  verdunkelt  und  der  Context  nicht  selten 
verunstaltet  ward.  In  Folge  davon  sind  die  Inder  nie  zu  einer  voll- 
ständigen Erkenntniss  des  vedischen  Versbaues  gelangt,  und  wir  dürfen 
daraus  folgern,  dass  das,  was  sie  davon  richtig  erkannten,  erst  nach  und 
nach  gewonnen  ward,  die  Erkenntniss  des  Einflusses  aber,  den  das  Me- 
trum nicht  selten  auf  die  grammatische  Wortform  geübt  hat,  sicherlich 
am  wenigsten  zu  den  ersten  Resultaten  ihrer  Vedenforschung  gehört 
haben  dürfte. 

Doch  auch  dieser  Umstand  bietet  keine  einigerraassen  zuverlässige 
Grundlage  für  die  Annahme  des  verhältnissmässig  späten  Abschlusses 
des  R.-Pr.  und  speciell  der  späten  Entdeckung  des  Verhältnisses  dieser 
Quantitätsverschiedenheiten  zu  dem  Metrum. 

Glücklicherweise  aber  sind  uns  Angaben  über  einen  einzelnen  Fall 

Ff* 


228 


TH.  BENFEY. 


bewahrt,  welche  es  über  allen  Zweifel  erheben  ,  dass  der  Abschluss  des 
lt.-Pr.  zu  der  Gestalt .  in  welcher  es  uns  vorliegt .  erst  ziemlich  lange 
nach  Pämni  Statt  gefunden  hat. 

Kigveda  VIII.  2,  3  lautet  nämlich  der  2.  Stollen : 

Bezüglich  des  auslautenden  f  in  sarasf  bemerkt  nun  Kdtydyana  im 
3.  Värttika  zu  Pdn.  VII.  1.  39  (Ausg.  von  Böhtlingk,  T.  II  p.  311), 
dass  es  für  i  stehe:  sarasi  stehe  für  gewöhnliches  sarasi  d.  h.  es  sei 
der  Locativ  Singularis  von  saras,  in  welchem  statt  der  Locativendung  t 
vedisch  i  eingetreten  sei. 

In  dein  Mahubhdshya  von  Patanjali  wird  zu  dieser  Stelle  des  Pdnini 
dieses  Vdrtt.  ohne  jegliche  Bemerkung  wiederholt  (Mahdbh.  ed.  Benares 
1872.  Abthlg.  V.  p.  66»,  Z.  3.  4.) 

Dagegen  wird  in  demselben  Mahdbhdshya  zu  Pan.  I.  1,  19. 
(Mahdbh.  ed.  Ballantyne  p.  385  ff.  =  ed.  Benares  Abthg.  I.  p.  S2*) 
sarasf  nicht  als  Locativ  von  sdras  (d.  h.  wie  bei  Kdtydyana  für  särasi) 
gefasst.  sondern  als  Locativ  Sing,  eines  Themas  sarasf.  ganz  in  Analogie 
mit  dem  vedischen  Locativ  gaurf  von  dem  ebenfalls  gleichlautenden 
Thema  gaurf. 

Diese  selbe  Auffassung  erscheint  aber  deutlich  auch  in  R.-Pr.  7  3. 
wo  sarasf  ebenfalls  mit  gaurf  und  ausserdem  mit  den  in  gleicher  Weise 
zu  Pd*.  I.  I,  19  gehörigen  camtT  (Locativ  vou  camu).  tanü*  (Loa  von 
tand)  und  vtdi  (Ix>c.  von  vidi)  zusammengestellt  wird.  Auch  beruht  auf 
ihr  die  Pada- Schreibweise  dieses  Wortes;  indem  ndmlich  auch  diese 
sarasf  mit  langem  /  ist,  während,  wenn  die  Pada  -  Verfertiger 
Kdty&yana's  Auffassung  gehabt  hätten ,  sarasi  mit  kurzem  i  hätte  ge- 
schrieben werden  müssen;  und  dieses  hätte  hier  um  so  unbedenklicher 
geschehen  können  .  da  die  Auslaut  -  Silbe ,  in  welcher  dieser  Vokal  er- 
scheint, die  8.  eines  1 1  silbigen  Stollens  ist,  welche  nach  der  allgemeinen 
Regel  des  JL-Pr.  in  der  Samhitd  gedehnt  werden  muss. 

Es  ist  nun  aber  nicht  dem  geringsten  Zweifel  zu  unterwerfen,  dass 
der  Kdtydyana,  dessen  Vdrttika's  einen  der  tiefsten  Kenner  der  Veden 


QU ANT1TÄTS VERSCHIEDENHEITEN  IN  D.  SAJtfHITÄ-  ü.  P ADA -TEXTEN etc.  229 

und  des  Sanskrits  überhaupt  bekunden  —  vollends  wenn  er  wirklich 
mit  dem  gleichnamigen  Verfasser  des  V.-Prdtic.  identisch  ist  —  seine 
Auffassung  dieses  t  in  sarast  nicht  mit  solcher  Sicherheit  vorgetragen 
haben  würde,  wenn  jene  andre  schon  zu  seiner  Zeit  in  einem  Tractat 
gelehrt  gewesen  wäre,  welcher  in  so  enger  Beziehung  zu  dem  Rigveda 
steht,  wie  das  R.-Pr.,  und  ein  Pada-Text  sarasi  ebenfalls  geboten  hätte. 
Er  würde  diess  sicher  um  so  weniger  gethan  haben,  da  seine  Auffassung, 
wie  diess  auch  vom  Verfasser  des  Vivarana  zum  Mahäbh.  bemerkt  wird 
(ed.  Ballantyne  p.  3S6),  zugleich  einen  sehr  unregelmässigen  Accent- 
wechsel  voraussetzt,  indem  nämlich  sdras  im  Ix>cativ  sarasi  proparoxytonirt 
ist,  sarasi'  dagegen  im  Rv.  oxytonirt  erscheint. 

Wir  dürfen  also  mit  völliger  Entschiedenheit  behaupten,  dass  diese 
Auffassung  des  t  in  sarast  dem  Verf.  der  Vdrttika's  noch  nicht  bekannt 
war,  also  der  Abschluss  des  R.-Pr.  noch  nicht  vor  dessen  Zeit,  und  dem- 
gemäss  noch  viel  weniger  vor  der  des  Pauini  Statt  gefunden  haben  konnte. 

Diese  Erklärung  von  sarast'  konnte  demnach  erst  in  der  Zeit 
zwischen  Kdtydyana  und  Patanjali  oder  gar  erst  von  Patanjali  selbst 
aufgestellt  sein.  Letztre  Frage  will  ich  hier  nicht  näher  diskutiren, 
kann  aber  nicht  bergen,  dass  der  Umstand,  dass  Patanjali  für  seine  Er- 
klärung sich  auf  einen  Sprachgebrauch  im  Dekhan  (Dakshindpatha)  be- 
ruft, wonach  das  Thema  sarast  hier  'grosse  Teiche'  (mahdnti  saränsi) 
bezeichne,  mir  sehr  wahrscheinlich  macht,  dass  er  zuerst  diese  Erklärung 
gegeben  hat;  ist  diese  Vermuthung  richtig,  dann  ist  diese  Deutung  der 
Form  erst  aus  dem  Mahäbhdshya  in  das  R.-Pr.  hinübergenommen  und 
dieses  erst  nach  Patanjali's  Zeit  —  d.  h.  etwa  nach  dem  2.  Jhdt.  vor  unsrer 
Zeitrechnung  —  zu  der  uns  überlieferten  Gestalt  abgeschlossen. 

Hat  aber  Pdnini  das  R.-Pr.  nicht  in  dieser  Gestalt  gekannt,  so  er- 
hält auch  die  oben  ausgesprochene  Vermuthung,  dass  weder  die  übrigen 
Prdtirdkhya's ,  noch  Pdnini  die  Auffassung  dieser  Quantitätsverschieden- 
heiten kannten,  welche  uns  im  R.-Pr.  entgegentritt,  keinen  geringen 
Zuwachs  an  Wahrscheinlichkeit  und  ich  wage  fast  mit  Bestimmtheit 
zu  behaupten  .  dass  so  bald  der  oben  angedeutete  Beweis  für  die  Ver- 
dunkelung der  Vedenmetra  und  ihre  späte  und  ungenügende  Erforschung 


230  TH.  BENFE Y. 

erbracht  sein  wird,  wohl  Niemand  an  der  Richtigkeit  dieser  Vermuthutg 
zweifeln  wird. 

Beiläufig  will  ich  nicht  unbemerkt  lassen,  dass  ich  zwar  nicht  ver- 
kenne, dass  der  eben  gegebene  Nachweis  benutzt  werden  kann,  um  Gold- 
stücker's  Ansicht  zu  stützen,  wonach  die  Prätieakhya's  überhaupt  jünger 
als  Panini  seien;  allein,  wenn  man  das  vergleicht,  was  ich  über  die 
Präticäkhya's  in  den  GgA.  1858  S.  1603  ff.  und  1859  S.  1011  ff.  be- 
merkt habe  und  bald  näher  auszuführen  gedenke,  wird  man  finden,  dass 
weder  Goldstücker's  Discussion  noch  der  hier  besprochene  Fall  zu  so 
weit  gehenden  Schlüssen  berechtigen. 

IV. 

Was  nun  die  Annahme  eines  Zusammenhangs  dieser  Quantitätsver- 
schiedenheiten mit  dem  Metrum  betrifft,  so  ist  sie,  wie  schon  bemerkt, 
im  Allgemeinen  richtig.  Es  sprechen  für  ihre  Richtigkeit,  wenigstens 
in  der  weit  überwiegenden  Mehrheit  der  Fälle,  mehrere  Momente,  unter 
denen  ich  nur  folgende  hervorheben  will. 

I.  Die  überwiegende  Anzahl  der  Längen  in  der  Sarohitä  statt  ent- 
sprechender Kürzen  im  Pada  erscheint  in  solchen  Stellen,  in  denen  das 
Metrum  eine  lange  Silbe 

1 .  nothwendig  macht  und  auch  —  mit  verhältnismässig  seltenen  Aus- 
nahmen —  wirklich  zeigt.    Der  Art  ist  die  O.Silbe  in  8  silbigen  Stollen, 

da  diese    in  der    überwiegenden  Mehrzahl    der  Fälle    mit  einem  Di- 
e 

iambus  (v — v  — )  schliessen;  ferner  die  10.  in  einem  12.  oder  11  silbigen 

io 

Stollen,    da  jene   ebenfalls  vorzugsweise  auf  einen  Diiambus  (w — v — ), 

diese  auf  einen  Bacchius  («  ),  oder   catalaktischen  Jambus  (v—p) 

schliessen 

2.  oder  fast  nothwendig.  indem  das  Metrum  Rhythmen  bevorzugt, 
in  denen  die  Länge  der  betreffenden  Silbe  nothwendig  ist 

Der  Art  sind: 

a..  Die  Dehnungen  in  der  8.  Silbe  11.  oder  12-silbiger  Stollen, 
indem  hier  die  5.  bis  einschliesslich  8.  Silbe  (d.  h.  der  2.  Fuss)  der- 
selben vorzugsweise  durch  einen  Cboriarab  Jonicus  a  minore 


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gUANTITATS  VERSCHIEDENHEITEN  IN  D.  S  A  AfHITÄ-  U .  PÄD A- TEXTEN  etc.  231 

5  8  8       8,.  08 

(«Ii  ),  Paeon  quartus  {vw— ),  Epitritus  secundus  ( — v  ),  Diiambus 

18..  .  S  8 

Epitritus  pnmus  (v  )  gebildet  wird  (vgl.  'Leber  die  indo- 

germ.  End.  des  Gen.  Sing,  ians  u.  s.  w.'  in  den  'Abhandlungen.  Bd. 
XIX  hist.-phil.  Cl.  S.  17—19),  in  denen,  wie  das  Schema  zeigt,  die  8. 
Silbe  lang  sein  muss, 

b.  ,  in  denselben  Stollen  die  Dehnungen  der  5.  Silbe  wegen  der 
eben  erwähnten  Häufigkeit  des  Choriambus  (— vv-)  und  Epitritus  se- 
cundus (—  v  ),  als  2.  Fusses, 

c.  in  denselben  Stollen  die  der  7.  wegen  des  Jonicus  a  minore 
(vvl — ),  Epitritus  secundus  (—  v  )  und  Epitritus  primus  (« — - — ), 

d.  ,  die  Dehnungen  der  2.  Silbe  in  allen  Stollen  wegen  des  Vor- 
herrschens des  iambischen  Charakters  in  fast  allen  vedischen  Versen, 
damit  dieser       )  sogleich  im  Anfange  derselben  hervortrete. 

e.  .  der  4.  Silbe  ebenfalls  in  allen  Stollen,  wahrscheinlich  aus  dem- 
selben Grunde  (y—v—)  wie  in  d. 

II.  spricht  dafür  der  Umstand,  dass  die  Dehnungen  fast  nie  ein- 
treten, wenn  das  folgende  Wort  mit  mehr  als  einem  Consonanten  beginnt, 
da  die  vorhergehende  Auslautsilbe  schon  durch  die  Position  beschwert 
wird.  Selbst  wo  das  R-Pr.  Dehnung  vor  Position  annimmt,  ist  fast 
ausnahmslos  die  Position  aufzuheben.  So  z.  B.  wird  R.-Pr.  462  die 
Dehnung  in  sdnä  sväh  (Pada  sdna)  in  Rv.  IX.  4,  2  (=  Sv.  II.  4.  1.4.  2) 
und  9,  9  ausdrücklich  erwähnt,  weil  sie  gegen  die  Regel  vor  einer  Po- 
sition eintritt;  es  ist  aber  hier,  wie  fast  in  allen  Stellen,  in  denen  xvär 
im  Rigveda  erscheint  süar  (die  TS.  schreibt  bekanntlich  durchweg  sümr, 
vgl.  Weber  Ind.  Stud.  XIII,  105)  zu  lesen1).  Dadurch  wird  die  Silbe 
nA  die  6.  eines  8  silbigen  Stollens  und  war  nach  der  erwähnten  allge- 


1)  Unter  den  91  Stellen ,  in  denen  svar  im  Rv.  geschrieben  ist  (M.  Müller» 
Pada -Index  hat  p.  649 -k,  8  noch  vier,  welche  irrige  Citate  sind,  nämlich  I.  14,  4; 
46,  3;  52,  13;  83,  4)  finden  sich  nur  drei,  in  denen  svar  zulesen  ist,  nämlich  I. 
52,  9 ;  II.  35,  6  und  VI.  72,  1 ;  die  letzte  ist  sogar  zweifelhaft ,  da  sich  in  diesem 
Vs.  noch  ein  12-sübiger  Stollen  befindet  und  11.  und  12-silbige  Stolleu  nicht  selten 
in  demselben  Verse  vorkommen. 


232 


TH.  BKNFEY. 


meinen  Regel  zu  dehnen.  Hätten  die  Verfasser  des  Rigveda-Pratirdkhya 
dieses  hier,  wie  in  anderen  Fällen  geschehen  ist  (vgl.  weiterhin),  beachtet, 
dann  würden  sie  diese  Dehnung  nicht  besonders  erwähnt  haben,  da  sie 
unter  ihre  allgemeine  Hegel  fällt.  Freilich  kommen  auch  —  zwar  nur 
selten  —  Dehnungen  vor  wirklicher  Position  vor  —  giebt  es  doch  in  den 
Veden  so  ziemlich  keine  einzige  Kegel,  welche  nicht  Ausnahmen  erlitte, 
Inconsequenzen ,  durch  welche  die  Diaskeuasten  die  Treue  besiegelt 
haben,  mit  welcher  sie  bei  Fixirung  des  Textes  ihren  Gewährsmännern 
gefolgt  sind  — ;  doch  lassen  sich  für  diese  mehr  oder  weniger  sichre  oder 
wahrscheinliche  Erklärungen  erkennen.  So  z.  B.  findet  sich  in  dem  oben  er- 
wähnten Verse  IX.  4,  2  (R.-Pr.  4SG)  auch  sann  jyötih  mit  Dehnung  desa  von 
sdna  in  der  2.  Silbe  des  Stollens  vor  wirklicher  Position.  Diese  könnte 
man  auf  den  ersten  Anbück  daraus  zu  erklären  geneigt  sein,  dass  die 
Position  hier  durch  jy ,  eine  muta  cum  liquida  ,  gebildet  wird ;  wahr- 
scheinlicher ist  mir  aber ,  dass  die  Analogie  dieses  Verses ,  in  welchem 
sogleich    dasselbe    Wort    gedehnt    erscheint    [sänä  jyötih    sänä  süar 

vv  |  v — v — ),  sowie  zweier  andrer,  des  1.  und  3.,  wo  sänä  ebenfalls 

mit  Dehnung  in  der  2.  Silbe  des  Stollens  vorkömmt  {sänä  ca  soma  ji!ski 
ca  und  sänä  däksham  utä  krdtum)  und  —  mit  einer  Ausnahme  nämlich 
dpa1),  in  3,  b  —  aller  übrigen  ,  in  denen  ein  zweisilbiges  Wort,  wenn 
es  nicht  von  selbst  lang  auslautet  (wie  vifvä  in  2,  b),  oder  deutliche 
Position  hat  (wie  täca  krätvä  in  G,  a.  söma  dvi°  in  7.  b),  oder  irrig  mit 
dem  folgenden  contrahirt  ist  (wie  abhy  ärsha  in  7  a  und  8  a,  wo  die 
Contraction  wieder  aufzuheben  ist),  ebenfalls  gedehnt  ist  (so  athä  in 
1,  c;  2,  c;  3,  c;  4,  c ;  6,  c;  7,  c;  8,  c;  9,  c;  10,  c).  dahin  gewirkt  hat, 
dass  der  Gewährsmann,  oder  die  Gewährsmänner,  denen  die  Diaskeuasten 
folgten,  irrigerweise  auch  hier  vor  der  Position  jy  langes  A  aussprachen. 

III.  ebenso  spricht  dafür  der  Umstand,  dass  fast  nie  eine  Dehnung 
am  Ende  eines  Stollens  eintritt;  denn  der  Stollen  ist  ursprünglich  der 
eigentliche  Vers  und  dessen  Schluss  demgemäss  aneeps.    Wo  Ausnahmen 


1)  <i/K»  in  der  2.  Silbe  eines  Stollens  dehnt  überhaupt  seinen  Auslaut  nur  an 
einer  einzigen  Stelle  Rv.  VII.  27,  2  (R.-Pr.  486). 


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QÜANTITÄT8VERSCHIEDENIIEITEN  IN  D.  SAM1ITÄ-  U.  P  ADA-TEXTEN  etc.  233 


von  dieser  Regel  eintreten  ,  was  übrigens  sehr  selten  der  Fall  ist. 
entsteht  daher  das  Präjudiz,  dass  die  Länge  der  ursprüngliche  Schluss 
der  Wortform  war. 

I V.  endlich  wird  die  Richtigkeit  der  Auffassung  des  R.-Pr.  dadurch 
wesentlich  unterstützt,  dass  das  Metrum  auch  sonst  —  was  den  heinii- 
schen Forschern  entgangen  ist  —  auf  die  Umgestaltung  der  grammati- 
schen Wortformen  von  Einfluss  war.  Es  erklären  sich  dadurch  mehrere 
Formen,  welche  —  so  viel  ich  sehe  —  durch  andre  Einflüsse  nicht  er- 
klärbar sind. 

Ich  werde  hier  nur  einige  noch  nicht  von  diesem  Gesichtspunkt 
aus  betrachtete  Formen  besprechen  —  andere  für  die  Abhandlung  über 
die  phonetischen  Erscheinungen  bewahrend  —  ;  da  sie  jedoch  auch  an 
und  für  sich  von  einiger  Bedeutung  sind ,  mögen  sie  einen  besonderen 
Abschnitt  füllen. 

V. 

Hieher  gehört  zunächst  tdkshati  in  Rv.  I.  162,  6  =  VS.  XXV,  29  = 
TS.  TV.  6.  8.2.  Dass  hier  tdkshati  für  täkshanti  steht,  ist  schon  in 
Värtt.  2  zu  Pdn.  VIT  1,  39  erkannt  (vgl.  Mahabhäshya ,  V.  65b)  und 
auch  von  Säyana  zum  Rv.  und  Mahfdhara  zu  der  VS.  angenommen. 
Das  Wort  bildet  das  Ende  eines  12.  silbigen  Stollens,  dessen  Schluss 
ein  Diiambus  ist;  ksha  steht  also  in  der  11.  Silbe  welche  kurz  sein 
muss  Clyo  tdkshati  v~v  —  ). 

Ein  ähnlicher  Grund  erklärt  die  Instrumentalform  prathinä  (für 
grammatisches  prathimnß)  von  prathiman.  welche  nur  in  zwei  Stellen  er- 
scheint Rv.  I.  8,  5  (=  Sv.  L  2.  2.  3.  2  =  Ath.  XX.  71,  1)  und  Rv. 
VIII.  56  (Väl.  8),  1).  In  beiden  Stellen  bildet  °thfi  die  5.  Silbe  eines 
S  silbigen  Stollens  (es  ist  nämlich  statt  dyaür  zulesen  diaür),  welcher 
mit  einem  Diiambus  schliesst  (°thind  cdvah  »_»_). 

Ein  ganz  analoger  Instrumental  erscheint  von  makimdn ,  nämlich 
mahituT  (jedoch  mit  der  regelmässigen  Form  mahimruT  daneben,  was  bei 
prathinä"  nicht  der  Fall  ist).  Dieses  mahind  findet  sich  im  Rv.  an  nicht 
weniger  als  39  Stellen;  alle  aber  sind  solche,  in  denen  das  Metrum  an 
Hist.-Phil.  Classe.   XIX.  Gg 


234  TH.  BENFE Y, 

der  Stelle,  wo  erscheint,  entweder  eine  Kürze  fast  nothwendig  macht, 
oder  eine  kurze  Silbe  vorwaltet. 

So  zunächst  in  der  ersten  Silbe  eines  Diiambus  als  Schluss  eines 
S  silbigen  Stollens  Rv.  III.  59,  7;  VIII.  12,  23;  68  (57),  3  =  Sv.  II. 
9.  1.  3.  3;  Rv.  VIII.  92  [81),  23  =  Sv.  II.  8.  2.  2.  2;  Rv.  X.  119.  8. 

Ferner  im  2.  Fuss  11.  und  12.  silbiger  Stollen,  um  die,  wie  schon 
bemerkt,  hier  beliebtesten  drei  Rhythmen:  Choriamb  (— vv — ),  Jonicus 

a  minore  [vv  )  und  Paeon  quartus  {vvv — )  zu  ermöglichen.    So  im 

Choriamb  in  11  silbigen  Stollen  Rv.  I.  180,  9;  186,  9;  VII.  21,  4;  9; 
X.  70,  5;  SS,  7;  in  12 silbigem  Stollen  VI.  68,  9.  —  Im  Jonicus  a 
minore  in  11  silbigen  Stollen  I.  32,  8;  33,  9;  139,  11  (=  VS.  VII,  19); 

III.  6.  2;  7.  10;  VII.  95,  1  ;  X.  28,  7  ;  8 1 .  2  (=  VS.  XVII,  1 8  =  TS. 

IV.  6.  2.  4);  121,  8  (=  VS.  XXVII.  26  =  TS.  IV.  1.  8.  6);  125,  8 
{=  Ath.  IV.  30,  8  wo  aber  die  grammatische  Form  mahlmntf  statt  der 
im  Rv.  erscheint,  augenscheinlich  durch  Einfluss  der  Grammatik);  129,  3; 
in  12  silbigen  Stollen  I.  151,  5;  173,  6;  II.  17,  2;  V.  57,  4;  87.  2; 
VI.  8.  2;  VII.  96.  2;  VIII.  70  (59),  6  (=  Sv.  II-  2.  2.  II.  2  =  Ath. 
XX.  81,  2  und  92,  21).  —  Im  Paeon  quartus  in  11  silbigen  Stollen 
III.  30,  13;  VI.  15,  14  (=  TS.  IV.  3.  13.  5);  VII.  S6:  1;  X.  147.  5; 
in  einem  12  silbigen  II.  1,  15. 

In  I.  122,  11  und  VII.  60.10  wird  dadurch  der  Paeon  tertius 
(»Ii  —  v),  wie  in  Rv.  I.  32,  6,  ermöglicht  und  der,  wie  ich  glaube,  nie. 
oder  auf  jeden  Fall  nur  sehr  selten  im  2  Fuss  vorkommende  Antispast 
[v  v)  umgangen. 

Die  grammatische  Form  mahimnä'  {für  organisches  tnakimäna)  er- 
scheint im  Rv.  nur  dreimal,  und  zwar  °imn°  zweimal  im  ersten  Kusse 
eines  11.  und  eines  1 2.  silbigen  Stollens,  Rv.  VI.  16.  13;  X.  88,  14. 
wo  das  Metrum  in  den  Veden  am  wenigsten  beschränkt  ist;  das  dritte- 
mal zeigt  sie  sich  jedoch  auch  im  zweiten  Fuss  eines  elfsilbigen  Stollens, 
nämlich  Rv.  I.  59,  7,  wo  dadurch  der  Epitritus  primus  (v  )  ent- 
steht. Da  dieser  Rhythmus  im  2.  Fuss  nicht  zu  den  seltensten  gehört, 
so  kann  man  die  Form  hier  unangefochten  lassen;  allein,  wenn  man 
bedenkt,  dass  m  in  allen  übrigen  Stellen  des  2.  Fusses  ausgestossen  ist 


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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN  IX  l).  SAJffllTA-  U.  PADA-TEXTEN  cte.  235 

um  die  hfiufigen  Rhythmen,  speciell  in  19  um  den  Jonicus  a  minore  zu 
gewinnen ,  so  kann  man  kaum  den  Verdacht  unterdrücken ,  dass  die 
grammatische  Form  hier  aus  demselhen  Grunde,  .wie  im  Ath.  IV.  38,  8 
im  Gegensatz  zu  mahinä  des  Rv..  an  die  Stelle  von  ursprünglichem 
mahinä'  getreten  und  mit  diesem  zu  vertauschen  sei. 

Uebergehen  will  ich  nicht,  dass  auch  von  bhtimän  der  Instrumental 
bhdnd"  in  Rv.  X.  82,  4  '=  TS.  IV.  6.  2.  2  =  VS.  XVII.  28)  und  Rv. 
X.  149,  3  erscheint  und  zwar  beidemal  im  Schluss  eines  elfsilbigen 
Stollens  (in  X,  82,  4  ist  wohl  rlshyah  statt  rtehayah  zu  lesen,  vgl.  eben 
so  arydh  statt  ardj/ah  von  ari  bei  Grassmann).  Da  dieser  Schluss  v—  — 
lautet  und  °bhu°  in  der  1 0.  Silbe  steht,  so  hätte  das  Metrum  auch  recht 
gut  bhumnd  vertragen :  diese  Form  erscheint  aber  in  Rv.  nicht,  sondern 
die  organische  bhilmänA  (jedoch  nur  einmal  X.  31  ,  6  wo  das  Metrum 
sie  geschützt  hat);  sollte  desshalb  und  durch  Einfluss  des  so  häutigen 
mahinä',  bhdnd  statt  bhdmnd"  eingetreten  sein  ?  Uebrigens  erscheint  bkümnd' 
in  der  TS.  I.  5.  3.  1  und  der  VS.  III.  5  in  einem  Yajus. 

Endlich  will  ich  auch  die  mir  bekannte  letzte  Form  dieser  Art 
varmdT  (für  varimnd'  von  varimdn)  nicht  unerwähnt  lassen.  Sie  findet 
sich  in  der  TS.  in  demselben  Yajus,  aber  das  wesentlich  entsprechende  in 
der  VS.  III.  5  hat  statt  dessen  die  grammatische  Form  varimyä".  Auch 
hier  ist  sicher  nicht  das  Metrum  Grund  der  Einbusse  des  m.  Die 
Inder  geben  zwar  für  alle  Yajus  Metra  an ,  aber  wenigstens  sehr  viele 
sind  reine  Prosa  und  wie  mir  scheint  auch  dieses.  Sollte  man  wegen 
des  häufigen  Vorkommens  »i-loser  Formen  dieser  Art  später  beide 
Formen,  die  mit  m  und  ohne  m,  promiscue  gebraucht  haben? 

Einen  Fall ,  wo  das  Metrum  wieder  entschieden  von  Einfluss  war. 
bieten  die  beiden  Stellen  Rv.  I  83.  5  (=  Ath.  XX.  25.  5)  und  X. 
130.  1,  wo  statt  des  dicht  neben  dem  letzteren  Vers,  nämlich  in  X. 
130,  2  (=  Ath.  X.  7.  43  wo  aber  V.  L.)  vorkommenden  tatni  (vgl.  tatnishe 
und  tatnire),  tati,  mit  Einbusse  des  n,  erscheint,  augenscheinlich  weil  es 
beidemal  den  Schluss  eines  zwölfsilbigen  auf  einen  Diiambus  ausgehenden 
Stollens  bildet. 

Sehen  wir  hier  tatni  durch  metrischen  Einfluss  sein  n  einbüssen, 

Gg2 


230  TH.  BENFE  Y, 

so  werden  wir  nicht  den  geringsten  Anstand  zu  nehmen  brauchen, 
dieselbe  Einbusse  auch  in  cafce  anzunehmen.  Auch  diese  Form  erscheint 
nur,  wo  das  Metrum  Kürze  ihrer  ersten  Silbe  gebietet ,  nämlich  im  iam- 
bischcn  Schluss  8.  oder  12.  silbiger  Stollen  und  zwar  Rv.  I.  25.  19 
=  Sv.  II.  7.  3.  6.  1  =  VS.  XXI.  1  =  TS.  II.  1.  11.  6);  III.  3.  3; 
10;  02,  5;  VIII.  04  (53),  S;  X.  40.  7;  VS.  IV.  21  (=  TS.  I.  2.  5.  1, 
wo  aber  V.  L.).  Das  Metrum  ist  zwar  in  der  letzten  Stelle  durch  Corrup- 
tion  so  verdunkelt,  dass  auch  die  heimischen  Forscher  darüber  nicht 
klar  werden  konnten  (vgl.  Webers  Ausg.  der  VS.,  T.  I,  Append.  p. 
LXII);  allein  es  ist  kaum  zu  zweifeln,  dass  der  letzte  Stollen,  dessen 
Schluss  cake  bildet,  ein  achtsilbiger  ist  und  zwar  mit  iambischem  Aus- 
gang, wie  gewöhnlich. 

Cake  gehört,  wie  im  Pt-sb.  Wtbch.  mit  Recht  angenommen  ist,  zu 
dem  Verbum  kan  und  steht  demgemäss  für  cakne,  gerade  wie  täte  für 
tatne.  Dass  cakne  nicht,  wie  tatne ,  daneben  bewahrt  ist,  ist  eben  so 
sehr  Zufall,  wie  der  Mangel  eines  prathimna  neben  der  Bewahrung  von 
mahimn/H ;  diese  Bewahrung  ist  jedoch  ,  möchte  man  fast  sagen,  seltener 
als  der  Mangel  von  prathimnd' :  denn  prathind  erscheint  nur  2  mal, 
mahuuY  aber  39  mal,  während  mahimnd  nur  3  mal  vorkommt. 

Unbemerkt  darf  ich  jedoch  nicht  lassen ,  dass  Grassmann  dieses 
cake  zu  einem  Verbum  kd  —  kan  stellt,  welches  die  Inder  nicht  kennen 
und  das  Petersburger  Wörterbuch  für  kd'yamana  Rv.  III.  9,  2.  =  Sv. 
I.  1.  I.  5.  9,  -kati  in  den  Bahuvrihi-  Zusammensetzungen  rimi-kdti,  Rv. 
VIII.  01  (50),  12  und  kd'ma-käti  Rv.  VIII.  92  (81),  14,  so  wie  dkdyyä 
(z.  1.  dkdy(a),  Rv.  IV.  29,  5  angenommen  hat.  Es  wird  aber  Niemand  in 
Abrede  stellen,  dass  derartige  Bereicherungen  des  indischen  Verbal- 
schatzes  nur  in  der  äussersten  Noth  zulässig  sind.  Diese  ist  «ber  hier 
nicht  zu  erkennen;  denn  ktfyamdna  verhält  sich  zu  kan,  wie  jä"yamdna, 
zu  jan ,  eben  so  käti  wie  jdti,  und  kdtj  in  *äk<iyia  schlicsst  sich  an  kdy 
in  ka" yamäna.  Ich  bezweifle  daher  sehr,  dass  ein  Sanskritisches  Verbum 
kd  =  kan  in  der  Zeit,  aus  welcher  uns  literarische  Schöpfungen  be- 
wahrt sind,  im  Altindischen  existirt  hat.  und  zwar  um  so  mehr,  da 
auch   in  der  Sprache   des  Avesta  ka-ya  (bei  Justi   unter  kd  erwähnt 


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QUANTITÄTS VERSCHIEDENHEITEN  IN  D.SAJ/HITÄ-  U.  PADA-TEXTEN  etc.  237 

sich  zu  deren  kan  eben  so  verhält  wie  zaya  {=  Sanskr.  jdya)  zu  zan  (= 
Sanskr.  jan) ,  und  ebenso  auch  dessen  Ptcp.  kdta  genau  so  wie  zdta 
(=  Sanskr.  jAta)  zu  zan.  Selbst  wenn  Fick  (Vglch.  Wtbch.  der  lndog. 
Spr.  1S74  I  S.  34)  Sanskr.  cä-ru  mit  Recht  mit  lat.  cd-ru-s  verglichen 
hätte,  und  aus  diesen,  so  wie  irisch  ca-ra  'lieben',  wozu  Bezzenberger  ((igA. 
1 874  S.  1 243)  noch  germanisch  hdra-s,  lett.  käriba  stellt,  verstattet  wäre  ein 
indogermanisches  Vb.  ka  zu  folgern,  würde  daraus  keinesweges  die 
Existenz  eines  indischen  Vb.  ka  für  die  Vedenzeit  gefolgert  werden  können. 

Aber,  wird  man  mir  einwenden,  wie  ist  denn  das  Ptcp.  Pf.  cakdnd 
zu  erklären?  Ist  denn  hier  nicht  deutlich  als  Basis  cakd  d.  h.  redupli- 
cirtes  kd,  und  als  Endung  dna  zu  erkennen  ?  nicht  deutlich  eine  Bildung 
die  ganz  analog  mit  daddnd  von  dd  u.  aa.  ?  Nun !  trotz  dem  hat  auch 
das  Ptsb.  Wtb.  nicht  gewagt,  diese  Form  von  dem  Pf.  cdkana  und  der 
Basis  kan  zu  trennen  und  mit  dem  von  ihm  angenommenen  Verbum  kd 
zu  verbinden;  und  in  der  That  möchte  es  wohl  nie,  oder  wenigstens 
nur  unter  den  zwingendsten  Gründen  verstattet  sein  anzunehmen,  dass 
zwei  wurzelverwandte  aber  grammatisch  verschiedene  Basen  zu  einem 
Verbalsystem  verbunden  seien,  mit  andern  Worten :  ein  Vb.  kd  (wurzel- 
haft verwandt  mit  kan)  das  Ptcp.  zu  cdkan  (oder  vielmehr  wie  wir  gleich 
sehen  werden  cäkan),  dem  Stamme  des  hinten  Perfect,  geliefert  habe. 

Wer  die  Stellen  betrachtet,  in  denen  cakdnd  vorkömmt,  wird  nach 
allem  bisherigen  nicht  den  geringsten  Anstand  nehmen  dürfen ,  auch 
dieses,  gerade  wie  täte,  cake  für  eine  durch  das  Metrum  herbeigeführte 
Umgestaltung  von  cakndnd  zu  erklären.  Das  Wort  erscheint  im  Rv.  in 
den  drei  Formen  cakdndh,  cakdnd  und  cakdnd'h  an  14  Stellen,  aber  in 
allen,  ohne  eine  einzige  Ausnahme,  bildet  es  den  Schluss  eines  elfsilbigen 

Stollens,  d.h.  einen  Bacchius  («  ),  in  welchem  die  erste  Silbe  kurz 

ist,  also  die  Position  durch  Einbusse  des  n  wie  in  täte,  cake,  entfernt 
ward.  Die  Stellen  sind  für  cakdndh  Rv.  IU.  5.  2;  V.  3.  10;  27,  3; 
VI.  36,  5;  VII.  27.  1  {—  Sv.  I.  4.  1.  3.  6,  wo  aber  eine  V.L.);  X.  64, 
16;  123,  8  (=  Sv.  II.  9.  2.  1  3,  3) ;  1  4  8.  3  ;  —  für  cakdnd'  VI.  69,  3  ;  — 
für  cakdnd'h  II.  31,  7  (wo  der  Stollen  aber  mangelhaft);  IV.  16.  15; 
V.  30.  7;  VI.  29,  1  ;  X.  77.  8.  —  So   viel  mir  bekannt,  giebt  es  nur 


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238 


TH.  BENFEY, 


eine  Stelle  im  Veda,  nämlich  Ath.  II.  5,  1 ,  wo  cakdndh  an  einer  andern 
Stelle  des  Verses  gebraucht  ist.  Aber  dieser  späte  Veda  hat  keine  Auto- 
rität für  die  eigentliche  Vedensprache,  wenigstens  nicht  im  Allgemeinen; 
denn  er  gehört  zu  einem  grossen  Theil  nicht  der  Zeit  an,  in  welcher 
die  Vedensprache  noch  eine  lebendige  Volkssprache  war. 

Ich  kenne  nur  einen  Grund,  den  man  vielleicht  für  ein  arisches 
Verbum  kd  =  kan  geltend  machen  kann,  nämlich  den  Dativ  Ptcpii  Pf. 
red.  cakushe  im  Avesta;  allein  diese  Form  erscheint  hier  nur  2  mal  Yt. 
13,  24  und  40  und  zwar  in  derselben  Phrase,  in  24  mit  V.  L.  Ich  zweifle 
ob  man  ihr  dem  bisher  ausgeführten  gegenüber  ein  entscheidendes  Ge- 
wicht beilegen  darf,  und  zwar  um  so  mehr,  da  man  sich  einerseits  einer 
tieferen  Kenntniss  der  Sprache  des  Avesta  noch  nicht  rühmen  kann, 
andrerseits  auch  im  Avesta  viele  Umgestaltungen  der  eigentlich  gramma- 
tischen Formen  nachweisbar  sind  und  gerade  vorzugsweise  in  den  Yashts. 

Doch  genug  von  cake  und  cakdnd'. 

Einen  andern  Fall  bietet  noch  das  an.  Xty.  mamätuh  Rv.  III.  32,  7, 
wenn  Aufrecht  (bei  Muir,  Original  Sskr.  Texts  IV2,  102  n.  82)  es  mit 
Recht ,  wie  ich  glaube ,  für  mamnätuh  nimmt  Durch  diese  Einbusse 
ward  im  2.  Fuss  des  elfsilbigen  Stollens  der  beliebte  Jonicus  a  minore 
statt  des.  übrigens  auch  schon  häufigen,  Epitritus  secundus  gewonnen. 
Da  dieser  letztre.  wie  gesagt,  schon  häufig  ist,  könnte  es  übrigens  recht 
gut  möglich  sein,  dass  mamndtuh  das  ursprüngliche  Wort  an  dieser 
Stelle  war  und  erst  in  der  Zeit  der  Corruption ,  d.  h.  zwischen  der  der 
Dichtung  und  der  der  Diaskeuase,  durch  Einfluss  des  fast  häufigst  ge- 
brauchten Jonicus  a  minore  das  n  eingebüsst  hat 

Endlich  will  ich  noch  das  an.  Xty.  avitti  erwähnen  VII.  59,  6.  Die 
Silbe  vi  ist  hier  die  erste  des ,  den  1 2  silbigen  Stollen  schliessenden , 
Diiambus;  um  die  hier  in  der  grössten  Mehrzahl  der  Fälle  herrschende 
Kürze  zu  erlangen,  hat  avishtä  das  sh  eingebüsst,  worauf  das  nur  dadurch 
lingualisirte  t  wieder  dental  ward.  Dass  dieses  avitd  für  avishtä  stehe, 
deutet  übrigens  schon  das  Ptsb.  Wtbch.  an  und  wird  auch  von  Grass- 
mann, freilich  mit  einem  Fragezeichen,  angemerkt.  Die  in  der  Samhitä 
erscheinende  Länge  des  Auslauts  (avitd*)  ist  ebenfalls  nur  metrisch  und 


QUANTrTÄTSVERSCniEDEN  HEUEN  IN  D.  SAJ/HITA-  ü.  P  ADA-TEXTEN  etc.  239 

zwar  nach  der  allgemeinen  Regel,  weil  das  wortauslautende  a  in  der 
1 0.  Silbe  des  1 2  silbigen  Stollens  sich  befindet. 

In  allen  hier  besprochenen  Füllen  ist  Verkürzung  des  Metrums 
wegen  durch  Aufhebung  der  Position  eingetreten.  Der  Eintritt  von 
Dehnungen  von  Vocalen  um  des  Metrums  willen  ist  schon  erwähnt  und 
wird  uns  im  folgenden  in  so  grosser  Fülle  begegnen,  dass  wir  hier  kein 
Beispiel  dafür  zu  geben  brauchten.  Da  ich  aber  eines  beiläufig  erwähnt 
habe  und  zwar  ein  solches,  in  welchem  die  indischen  Vedenforscher  keine 
metrische  Dehnung  erblickten  ,  sondern  den  langen  Vokal  der  Samhitä 
auch  in  dem  Pada-Texte  bewahrt  haben,  so  mögen  mir  darüber  wenige 
Worte  verstattet  sein. 

Es  ist  diess  die  Perfectform  cdkana .  welche  im  Rv.  zweimal  vor- 
kommt Rv.  L  51,  8  und  120,  10;  im  ersten  Fall  bildet  cdkana  den  Schluss 
eines  12  silbigen,  im  2.  eines  8  silbigen  Stollens,  ist  also  dort  10  in  12 
hier  6  in  8  und  muss,  da  der  Schluss  ein  Diiambus  ist.  beidemal  lang 
sein.  Da  das  Ptcp.  dieses  Pfct.  wie  wir  gesehen .  stets  kurzes  ca°  hat, 
an  ein  Pf.  eines  Frequentativs  aber  schwerlich  zu  denken  ist.  so  dürfen 
wir  die  Iiänge  wohl  unbedenklich  dem  Metrum  zuschreiben. 

Aber  'warum'  wird  man  fragen  ,  'nahmen  die  Pada  -  Verfertiger, 
diese  Länge  auch  in  den  Pada-Texte  auf?'  Ich  will  die  Antwort  so- 
gleich .  aber  fflr  das  erste  ohne  weiteren  Beweis  ,  geben.  Dieser  wird 
für  die  Veden  zwar  leicht  geführt  werden  können  und  wird  zum  Theil 
in  diesen  Abhandlungen  hervortreten;  er  ist  aber  für  die  Principien, 
nach  welchen  die  Grammatik  des  classischen  Sanskrit  gestaltet  ward, 
fast  von  viel  grösserer  Wichtigkeit  als  für  die  vedische  Sprache,  gehört 
desshalb  weniger  hierher  und  bedarf  einer  erschöpfenden  Entwickelung. 
Die  Pada- Verfertiger  haben  die  Länge  aufgenommen,  weil  in  der  SawihitA 
die  reduplicirte  Form  von  kan  ausnahmslos  mit  d  iu  der  Reduplication 
erscheint  (vgl.  z.  B.  dagegen  r/iraksh&näh ,  Pada  rar0,  IV.  3,  14  weil 
räraksha  in  der  Samh.  Rv.  I.  147,  3  erscheint  u.  a.  der  Art). 

Dagegen  ist  die  Entscheidung  über  dieses  d  in  den  Formen  ausser 
dem  Pf.  mit  einigen  Schwierigkeiten  verbunden.  Es  erscheinen  nämlich 
acht  Formen  dieser  Art  im  Rv. :  cdkatt,  cdkanah,  cdkdnat.  cdkätumta. 


240  TH.  BENFEY, 

cdkdndma,  cdkanta,  cdkandhi ,  cdkanydt  ,  alle  zusammen  an  21  Stellen. 
Die  drei  ersten  Formen  finden  sich  an  1 5  Stellen  und  zwar  —  vielleicht 
mit  einer  Ausnahme  —  durchweg  so,  dass  das  d  metrisch  erklärt  werden 
kann ;  cdkän  bildet  nämlich  in  8  Stellen  den  Schluss  eines  1 1  silbigen 
Stollens,  so  dass  cd  die  10.  Silbe  ist  und  demgemäss  lang  sein  muss; 
diese  Stellen  sind  Rv.  I.  33,  14;  1 48.  2 ;  1 74,  5  ;  II.  1 1 ,  3;  X-  29,  1 
(=  Ath.  XX,  76,  1);  95,  4  (der  Vers  ist  unregelmässig  und  hätte  von 
den  Indern  eigentlich  als  viräv/rüpä  bezeichnet  werden  müssen};  14  8.  I; 
4;  —  cdkänah  ist  an  zwei  Stellen  I.  51,  12;  VIII.  52  (Vdl.  4),  4  der 
Schluss  eines  zwölfsilbigen,  so  dass  cd  die  10.  Silbe  bildet,  welche  lang 
sein  muss ;  dasselbe  ist  mit  cäkdnat  ebenfalls  an  zwei  Stellen  der  Fall 
nämlich  X.  91.  12  und  147,  4;  endlich  bildet  cdkanah  VIII.  62  (5t)  4 
und  rdkanat  V  III.  31,  1  den  Schluss  eines  achtsilbigen  Stollens,  so  dass 
cd  die  6.  Silbe  ist  und  ebenfalls  lang  sein  muss.  Zweifelhaft  ist  X. 
132,  4.  Die  Inder  betrachten  den  Vers  als  eine  Virärfnlpä;  eine  solche 
besteht  aus  drei  elfsilbigen  und  einem  achtsilbigen  Stollen ;  die  drei  elf- 
silbigen  sind  a.  b  und  d ;  der  achtsilbige  muss  also  c  sein ;  dieser  enthält 
nach  der  mechanischen  Zählung  nur  7  Silben  von  denen  aikan  den  Schluss 
bildet;  da  die  Inder  auch  mangelhaften  Versen  den  Namen  der  nächst 
verwandten  geben,  so  ist  mir  kaum  zweifelhaft,  dass  die  Inder  so  ab- 
theilten. Dann  ist  dieser  Stollen  ein  katalektischer  achtsilbiger  Stollen, 
in  welchem  die  letzte  Silbe  fehlt ;  wäre  er  vollständig  so  würde  cd  die 
6.  Silbe  bilden,  also  lang  sein  müssen,  so  dass  auch  hier  das  Metrum 
der  Grund  der  Dehnung  sein  könnte.  Doch  wage  ich  keine  Entschei- 
dung, da  der  Vers  mir  keinosweges  klar,  auch  eine  andre  Abtheilung 
möglich  ist  and  das  ganze  Lied  eigentümliche  Schwierigkeiten  dar- 
bietet. 

In  den  fünf  übrigen  Formen,  von  denen  vier  Sit.  2ty.  sind  und  eine 
zweimal  in  demselben  Verse  vorkommt,  lässt  sich  kein  Grund  für  die 
Annahme  einer  metrischen  Dehnung  erkennen  :  alkänanta  erscheint  V. 
31.,  13  in  demselben  elfsilbigen  Stollen  zweimal  und  zwar  so  dass  cd 
einmal  die  2.  das  andremal  die  6.  Silbe  bildet;  cäkändma  II.  II,  13  hat 
cd  in  der  6.  Silbe  eines  11  silbigen  Stollens;  cdkantu  I.  121,  14  (wo  die 


QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN  IN  D.SAJZH1TÄ-  U.  PÄD A-TEXTENetc.  241 

Contractionen  wieder  aufzuheben  sind  und  z.  1.  ist  usrac  cakantu 
ubfuiyeshu  asme)  mit  cd  in  der  3.  Silbe  eines  II  silb.  Stollens;  cäkandhi 
X.  147,  3,  wo  cd  die  3.  Silbe  eines  12 silb.,  und  cukanydt  X.  31,  4  wo 
cd  die  3.  eines  1 1  silbigen  Stollens  ist. 

Dass  das  lange  d  in  diese  fünf  Formen  sich  durch  den  Einfluss 
der  vier,  in  denen  es  sich  theils  entschieden  (nämlich  im  Perfectum),  theils 
vielleicht  (nämlich  in  cäkan,  c/ikanas,  e&kanai)  durch  das  Metrum  erklärt, 
eingeschlichen  habe ,  lässt  sich  schwerlich  annehmen.  Eine  genauere 
Discussion  werde  ich  erst  an  einem  anderen  Orte ,  nämlich  bei  Behand- 
lung des  reduplicirten  Aorist,  zu  geben  vermögen.  Ich  glaube  nämlich 
nicht  mit  dem  Pub.  Wtbch.  und  Grassmann  (schwankend  auch  Säyana  zu 
I.  122,  14;  noch  schwankender  zu  I.  33,  14)  annehmen  zu  dürfen, 
dass  diese  Formen  dem  Frequentativ  angehören ,  sondern  betrachte  sie 
als  vedische  Formen  des  reduplicirten  Aorists  (Indic.  Conj.  Potent  und 
Imperativ);  in  diesem  wird,  ähnlich  wie  es  für  das  classische  Sanskrit 
vorgeschrieben  wird,  aber  nicht  so  regelmässig,  der  Vokal  in  der  Redu- 
plication  bald  unverändert  gelassen,  bald  gedehnt.  In  den  fünf  Formen, 
in  denen  sich  die  Dehnung  nicht  metrisch  erklären  lässt,  ist  sie  wohl 
sicher  grammatisch,  in  den  Übrigen  drei  dagegen,  in  denen  sie  sich  me- 
trisch erklären  lässt,  will  ich  es  für  das  erste  noch  unentschieden  lassen, 
ob  sie  als  grammatische  oder  metrische  aufzufassen  ist. 

VI. 

Schliesslich  möchte  ich  noch  einige  Fälle  ausführlich  behandeln, 
wo  das  Metrum,  um  eine  schwere  Silbe  zu  erhalten,  sogar  eine  Position 
herbeigeführt  hat.  Doch  würde  das  hier  zu  weit  von  unsrer  Auf- 
gabe abführen.  Ich  werde  sie  vielmehr  in  einem  Aufsatze  zu  besprechen 
haben,  in  welchem  ich  die  in  einer  nicht  unbeträchtlichen  Anzahl  von 
sehr  verschiedenen  Sprachen  und  von  sehr  alter  Zeit  an  bis  auf  den 
heutigen  Tag  eintretende  Entwickelung  eines  schmarotzerhaften  r  neben 
Dentalen  zu  verfolgen  und  zu  erklären  beabsichtige.  Ich  bemerke  hier 
nur,  dass  die  Zungenbewegung,  durch  welche  ein  Dental  gebildet  wird, 
überaus  leicht  ein  leises  r  mitklingen  lässt,  welches  unter  begünstigenden 
Umständen  sich  hörbarer  machen  (vgl.  z.  B.  in  den  Briefen  der  französi- 
Hist.-pltil  flösse.    XIX.  Hb 


242 


TH.  BEN  FE  Y, 


sehen  Kriegsgefangen  bei  Kam  p,  'Bei  den  französischen  Kriegsgefangenen' 
1874  S.  54.  55  en  frans  Brasseans  für  en  t'erabrassant.  Daifre,  Daufry, 
2>reuz ,  Dreux,  Druts  für  Deutz1),  sich  dem  Dental  anfügen  (vgl.  re- 
gistro  =  regestum  .  mio  scentre  =  me  sciente ,  tresor  =  thesaurus. 
Sanskr.  drekdna  =  dtxavo,  JagaSpai  =  Sanskr.  Darda  u.  aa.).  in  ihn 
eindringen  und  einen  Lingual  schaffen  kann  (Sanskr.  d  für  d  vermittelst 
d*  z.  B.  in  ved.  padbhis 2; .  und  es  in  r  und  /  verwandeln  kann  (Prdkrit 
-raha  für  Sanskr.  da$a,  dohala  für  Sanskr.  dohada). 

In  den  Veden  erklärt  sich  dadurch  yäjatra  aus  yajatd  und  vibhritra 
aus  vibhrita. 

Das»  yäjatra  dieselbe  Bedeutung  hat ,  wie  yajatd ,  d.  h.  die  eines 
Participii  Fut.  Pass.  (eigentlich  necessitatis)  von  yaj.  vibhritra  dieselbe 
wie  vibhrita  d.  h.  eines  Ptcp.  Pf.  Pass.  von  bhar ,  ist  bekannt  und  lässt 
sich,  wenn  nöthig  durch  Behandlung  alles  hieher  gehörigen  Stellen  er- 
weisen. Für  yajatra  ergiebt  sich  der  Beweis  schon  durch  die  beiden 
Stellen  Rv.  IV.  56,  2 

devf  devebhir  yajatc  yajatraiA 
und  VII.  57,  7 

devf  devlbhir  yajat&'  yäjatraiA. 

Ferner  lässt  sich  vermittelst  des  Sanskrits  selbst  und  der  verwandten 
Sprachen  beweisen  ,  dass  eine  Form  auf  tra  weder  vermittelst  eines  se- 
kundären ra,  noch  durch  das  primäre  tra  dieselbe  Bedeutung,  wie  diese 
beiden  Themen  auf  ta  erhalten  konnte. 

Dann  erscheint  vibhritra  in  den  vier  Stellen,  in  denen  es  im  Rv. 
vorkömmt,  nämlich  I.  71,  3;  95.  2  (=  Taittir.  Br.  II.  8.  7.  4);  II.  10. 
2;  VII,  43.  3.  alsSchluss  von  elfsilbigen  Stollen,  so  dass  die  Silbe  bhri  die 
vorletzte  eines  Bacchius  (10  in  11)  bildet,  also  nothwendig  lang  sein  muss. 

1)  Beiläufig  erwähne  ich  einen  Fall,  welchen  ich  selbst  erlebt  habe.  Im  Laufe 
eines  Gesprächs  sprach  Jemannd  in  einer  Gesellschaft  das  Wort  'Taube'  aus ;  alle 
Anwesende  aber  hatten  'Traube'  verstanden  und  mißverstanden  in  Folge  davon, 
was  er  sagen  wollte;  erst  auf  unsre  Frage  'was?  eine  Traube'  ergab  sich,  dass  er 
das  T  so  artikulirt  hatte,  dass  alle  Tr  hörten. 

2}  vgl.  'Einleitung  in  die  Grammatik  der  vediseben  Sprache*  oben  S.  141. 


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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN  IN  D.  SA.MHITÄ- U.  PÄD A-TEXTEN  etc.  243 

Das  Wort  yäjatra  findet  sich  im  Rv.  an  56  Stellen  (yajatä  an  49). 
Unter  diesen  56  sind  51,  in  denen,  wie  eben,  yäjatra  den  Schluss  elf- 
silbiger  Stollen,  also  je  die  10.  Silbe,  bildet  und  lang  sein  muss.  Es 
sind  diess  folgende:  Rv.  L  65,  1  :  7  6,  4;  89,  8  (=  Sv.  II.  9.  3.  9.  2  = 
VS.  XXV.  21);  108,7;  121,  1;  173,2;  180.5;  186,  11;  189.  3;  7.  II. 
27,  16;  29,  62  (=  VS.  XXXIII.  5));  31,  7;  III.  6,  8;  14.  2;  22,  2 
(=  VS.  XII.  48  =  TS.  IV.  2.  4.  2);  31,  17;  35,  10;  57,  4;  5.  IV. 
12.  6;  56,  2.  V.  55,  10;  58,  4;  VI.  12,  2;  21,  11;  25,  8;  50,  15; 
51,  6;  9;  52,  13;  17.  VII.  14,  2;  43,  4;  52,  3;  53,  1  ;  57,  1  ;  4;  5; 
75,  7;  88.  1.  VIII.  57  (V41.  9)  1;  4.  X.  11,  8  (=  Ath.  XVIII.  1,  26); 
31,  1;  46,  9;  10;  61.  27  ;  70.  11;  149,  3. 

Die  5  übrigen  Stellen  betreffend,  so  fallt  in  einer  die  positionsbe- 
schwerte  Silbe  in  die  so  oft  gedehnte  2  Silbe  eines  Stollens,  nämlich 
Rv.  I.  129,  7;  in  zweien  in  die  ebenfalls  so  oft  gedehnte  4.,  nämlich 
Rv.  VII.  35,  15  (=  Ath.  XIX.  11,  5)  undX  63,  11;  in  andern  zweien 
endlich  in  die  ebenfalls,  jedoch  selten,  gedehnte  3.,  nämlich  I.  14,  7 
und  8.  Der  Bau  der  Vedenverse  ist.  wie  gesagt,  noch  zu  wenig  be- 
kannt, um  diese,  wenn  auch  seltene  Beschwerung  hier  auffallend  zu 
finden ;  beide  Stollen  sind  achtsilbig  und  wenn  in  ihnen  yajatä  ge- 
sprochen wäre,  würde  der  erste  Fuss  einen  Choriamb  gebildet  haben 
d.  h.  einen  Rhythmus,  welcher  die  im  Anfang  vedischer  Verse  be- 
liebte Andeutung  des  iambischen  Charakters  verdunkelt.  Dieser  kommt 
zwar  auch  in  dem  nun  eintretenden  Epitritus  secundus  nicht  vollständig 
zu  seinem  Recht,  allein  dieser  Fuss  hat  doch  nicht  den  fortreissenden 
Charakter  des  Choriamb  und  wurde  vielleicht  so  vorgetragen  ,  dass  der 
Jambus  in  den  beiden  ersten  Silben  von  yäjatra  geltend  gemacht  ward. 
Will  man  jedoch  in  diesen  beiden  Versen  entschieden  keinen  Einfluss 
des  Metrums  gelten  lassen,  dann  läge  die  Möglichkeit  nahe,  dass  die 
54  mal  durch  Einfluss  des  Metrums  erklärbare  Form,  welche  im  Rv 
schon  mit  dieser  Zahl  die  Form  yajatä  um  fünf  überschreitet,  an  diesen 
beiden  Stellen,  eben  in  Folge  dieses  häufigen  Gebrauchs  sich  einge- 
schlichen hätte.  Auf  jeden  Fall  sind  diese  2  Fälle  den  54  gegenüber, 
in  denen  sich  yäjatra  metrisch  erklären  lässt,  irrelevant. 

Hh2 


244 


T  H.  BEN  KEY, 


Stellen  der  übrigen  Veden ,  welche  im  Rv.  nicht  vorkommen,  sind 
zwar,  aus  dem  oben  angegebenen  Grunde,  für  derartige  Fragen  selten 
von  Belang;  doch  will  ich  nicht  unbemerkt  lassen,  dass  VS.  XI.  76 
(=  TS.  IV.  I.  10.  I).  so  wie  Ath.  XIII.  2.  44  ydjatra  ebenfalls  als 
schliessenden  Bacchius  haben  (im  Ath.  hat  der  eigentlich  11  silbige 
Stollen  jedoch  1  2  Silben  ;  es  wäre  leicht  eine  wegzuschaffen,  doch  kommen 
solche  überzählige  Verse  zu  oft  vor .  als  dass  man  schon  jetzt  wagen 
möchte  sie  zu  emendiren).  In  Ath.  VI  114,  2  erscheint  yäjatra  zu 
Anfang  des  Stollens  so  dass  die  positionbeschwerte  Silbe  die  2.  ist. 
Wie  yäjatraih  in  VS.  VI.  10.  zu  erklären  ist,  wage  ich  nicht  mit  Sicher- 
heit zu  entscheiden;  es  steht  in  einem  der  Yajus,  deren  Metrum  nicht 
angegeben  ist  (s.  Web.  VS.  Append  LXIX);  allein  ich  glaube  kaum 
zu  irren,  wenn  ich  sdm  änydni  yäjatraih .  nach  Analogie  des  folgenden, 
für  einen  katalektischen  Stollen  von  sieben,  statt  acht.  Silben  nehme, 
dann  erklärt  sich  der  Schlussfuss  v  —v  als  katalektischer  Jambus  für 
V  —  v  — }. 

Nach  allem  diesen  nehme  ich  unbedenklich  an,  dass  tra  in  ydjatra 
vibhjritra  aus  ta  in  yajatä  vibhrita  durch  Einfluss  des  Metrums  ent- 
standen ist.  Das  dem  t  sich  so  leicht  anschmiegende  r,  welches  gerade 
auf  indischem  Boden  in  den  Volkssprachen  die  Umwandlung  von  Dentalen 
in  Linguale  so  überaus  häufig  herbeiführte ,  ward  durch  den  Druck  des 
Metrums,  welches  an  den  angeführten  Stellen  eine  schwere  Silbe  forderte, 
selbstständig,  ähnlich  wie  sporadisch  in  so  vielen  Sprachen  und  auch  in 
Indien  selbst,  ohne  besondre  Veranlassung. 

Schliesslich  will  ich  nur  noch  bemerken,  dass  man  kein  Recht  hat. 
gegen  diese  Auffassung  die  Verschiedenheit  des  Accents  in  yajatä  und 
ydjatra  geltend  zu  macheu.  Die  Accentuation  wechselt  in  den  Veden 
überaus  häufig  in  demselben  Worte,  z.  B.  aghnyd  und  äyhnya,  vivasvant 

und  vivdsrant,  varimän,  und  xxirxman,  anjäte  und  anjaU  und  viele  andre. 
Vielleicht  ist  aber  der  Wechsel  des  Accents  in  yäjatra  der  Zeit  der 
Corruption  und  dem  Einfluss  der  vielen  Wörter  auf  tra  zuzuschreiben, 
welche  nicht  oxytonirt  sind. 


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QUANT1TÄTSVERSCHIEDENHEITEN  IN  D.  SAlfFllTÄ-  U.  P ADA-TEXTEN  etc.  245 

VII. 

Allein ,  obgleich  die  überwiegende  Mehrzahl  dieser  Quantitätsver- 
schiedenhciten  sich  unzweifelhaft  aus  einer ,  auf  den  ersten  Anblick 
zwar  auffallenden  —  aber  dem  Charakter  einer  ächten,  aus  dem  Volke- 
nicht  einem  Kreise  strenger  Kunstdichtcr.  hervorgegangenen  Poesie  ent- 
sprechenden —  Herrschaft  des  Metrums  erklären  lässt,  so  bleibt  doch  eine 
keinesweges  unbedeutende  Minderheit  zurück,  welche  wenigstens  ver- 
mittelst der  uns  bis  jetzt  zu  Gebote  stehenden  Kenntniss  der  Veden- 
metrik  nicht  auf  eine  genügende  Weise  gerechtfertigt  zu  werden  vermag 
Dahin  gehören  im  Allgemeinen  die  Dehnungen  in  der  3.  und  andern 
bisher  nicht  in  Erwägung  gezogenen  Silben  der  Stollen.  Möglich, 
dass  tiefere  Erforschung  der  in  den  Veden  herrschenden  metrischen 
Gesetze  auch  für  sie  eine  genügende  Berechtigung  nachweisen  wird; 
allein  nicht  unmöglich  wäre,  dass  eine  und  die  andre  dieser  Quantitäts- 
verschiedenheiten auch  durch  andre  Momente  hervorgerufen  sei. 

So  finden  wir  derartige  Verschiedenheiten  auch  in  den  sogenannten 
Yajus.  Freilich  werden  auch  für  diese  von  den  Indern  Metra  angegeben 
(vgl.  Weber's  Ausg.  der  VS.  Append.  p.  LX  ff.)  und  für  manche  der- 
selben mit  vollem  Recht;  andere  aber  machen  wohl  unzweifelhaft  den 
Eindruck  reiner  Prosa;  der  Art  ist  z.  B.  VS.  XI.  58, a  =  TS.  IV  1. 
5.  4  (vgl.  Weber,  VS.  Append.  LXIX),  in  welchem  die  Samhitfi  dhdrayd 
statt  des  im  Pada-Texte  erscheinenden  dhArayä  hat.  Ob  nach  derartigen 
Fällen  vermuthet  werden  darf,  dass  auch  besondere  Vortragsweisen  Dehnun- 
gen herbeiführen  konnten,  oder  ob  anzunehmen  ist,  dass  diese  Prosastücke  zum 
Theil  durch  absichtliche  oder  auch  unabsichtliche  Auslassungen.  Zusätze,  oder 
überhaupt  Veränderungen  aus  poetischen  entstanden  sind,  wird  erst  später,  in 
der  letzten  dieser  Abhandlungen,  in  Erwägung  gezogen  werden  können. 

VIII. 

In  dieser  werden  auch  einige  andre  Fragen  in  Betracht  kommen, 
und  es  wird  nicht  undienlich  sein ,  auf  eine  und  die  andre  derselben 
schon  hier  die  Aufmerksamkeit  zu  lenken ,  weil  der  im  Folgenden  zu 
liefernde  Thatbestand  in  Stande  ist,  eine  angemessene  Vorbereitung  für 
die  Discussion  derselben  zu  bilden. 


246 


TH.  BENFEY, 


So  entsteht  z.  B.  auch  für  alle  Fälle,  wo  sich  die  Dehnung  als 
metrisch  erklären  lässt,  dennoch  die  Frage,  oh  das  Metrum  sie  veranlasst 
hat,  oder  ob  sie  nicht  vielmehr  ursprünglich  der  Wortform  angehörte 
und  im  Lauf  der  Zeit,  speciell  in  der  Vedenzeit,  wie  das  bei  auslautenden 
Längen  ja  durch  manche  Umstände  leicht  geschehen  konnte,  zwar  schon 
im  Allgemeinen  sich  verkürzt  hatte,  aber  in  manchen  Fällen,  insbesondre 
durch  die  hinzutretende  Forderung  des  Metrums,  geschützt  ward.  Ein 
Beispiel  dieser  Art,  die  Dehnung  des  Auslauts  der  Absolutive  auf  ya, 
hat  der  Vf.  bei  Ueberreichung  dieser  Abhandlung  besprochen  (vgl.  Nach- 
richten von  der  K.  Ges.  d.  Wiss.  u.  d.  G.  A.  Universität  zu  Göttingen 
1874  Nr.  10  S.  236  ff.) 

IX. 

Aber  nicht  selten  entsteht  ferner  i.  B.  die  Frage,  ob  die  gramma- 
tische Auffassung  der  hierher  gehörigen  Dehnungen .  welche  uns  im 
Pada-Texte  entgegentritt,  als  richtig  anzuerkennen  ist.  Denn  Niemanden, 
welcher  sich  eingehender  mit  den  Veden  beschäftigt  hat,  kann  es  ent- 
gangen sein,  dass  die  Verfertiger  des  Pada- Textes,  so  hoch  wir  auch 
den  in  ihm  niedergelegten  Versuch  das  grammatische  Verständniss  der 
Veden  anzubahnen  zu  achten  haben,  dennoch  in  der  Auffassung  des 
Samhitä-Textes  nicht  selten  irre  gegangen  sind;  er  wird  demnach  schon 
vornweg  erkennen,  dass  auch  in  Bezug  auf  diese  Quantitätsverschieden- 
heiten ihre  Annahmen  einer  sorgfältigen  Prüfung  zu  unterwerfen  sind. 

So  z.  B.  wird  im  Pada -Text  durchweg  angenommen,  dass  wo  im 
Samhita-Text  auslautende  Vokale  lang  erscheinen,  welche  im  Pada  durch 
die  entsprechenden  kurzen  vertreten  sind,  diese  kurzen  die  grammati- 
schen Auslaute  seien.  Diese  Annahme  wird  aber  dadurch  zweifelhaft, 
dass  in  der  Samhitä  der  Visarga,  welcher  im  unbedingten  Worte  den 
Auslaut  bildet,  in  vielen,  theilweis  auch  von  den  heimischen  Forschern 
anerkannten,  Fällen  spurlos  verschwunden  ist.  Am  häufigsten  ist  dieses 
der  Fall  1.,  hinter  ä  ä,  2.,  seltener  hinter  i  und  am  seltensten  hinter  *,  o 

Ich  will  zuerst  Fälle  der  2.  Art  anführen,  da  sie  die  meiste  Be- 
weiskraft haben,  insofern  in  ihnen  r  statt  des  Visarga  hätte  eintreten 


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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN  IN  D.  SA  J/HITÄ-  U.  PADA-TEXTEN  etc.  247 

müssen,  in  der  Sawhitä  dagegen  dieses  fehlt  und  Hiatus  oder  Contraction 
Statt  gefunden  hat. 

So  Rv.  V.  7.  8  svddhitlva  (Pada :  svddhitih-ita,  vgl.  R.-Pr.  259).  Der 
spurlose  Verlust,  so  wie  die  Zusammenziehung  sind  hier  auch  durch  das 
Metrum  geschützt. 

Rv.  IX.  61,  10  =  Sv.  I.  5.  2.  4.  t  =  VS.  XXVI.  16  Mffmy  & 
dade  ,'Pada  des  Rv.  und  der  VS.  bhümih  <f  dade,  vgl.  R.-Pr.  a.  a.  O. 
V-Pr.  III.  38;  im  Sv.  hat  nach  meiner  Collation  der  Pada-Text 
keinen  Visarga). 

In  diesem  Falle  ist  die  Einbusse  und  Zuaammenziehung  durch  Liqui- 
dirungum  so  auffallender,  da  das  Metrum  die  Aufhebung  dieser  Liquidirung 
nothwendig  macht.  Man  kann  schon  danach  vermuthen,  dass  ursprüng- 
lich die  Form  des  Nominativs  in  seiner  unbedingten  Gestalt  in  dem 
Verse,  also  bhumih,  seine  Stelle  hatte,  der  Visarga  aber  völlig  unhörbar 
war.  Diess  führte  dann  dazu,  dass,  als  schon  vor  der  Zeit  der  Diaskeu- 
ase  die  phonetischen  Regeln  des  Sanskrit  in  der  Vortragsweise  der 
Veden  sich  geltend  machten ,  diesen  gemäss .  wie  so  häufig ,  mit  Ver- 
dunkelung des  Metrums,  auch  die  Liquidirung  des  i  vor  dem  folgenden 
unähnlichen  Vokal  hier  eintrat.  Ob  man  den  Vers  damals  noch  gram- 
matisch verstand,  oder  nicht,  war  dabei  ohne  Einfluss.  Vor  dieser  Li- 
quidirung wurde  aber  augenscheinlich  mit  Hiatus  bkümi  «  gesprochen. 

Einen  interessanten  Fall  dieser  Art  bietet  noch  ki  im  Sv.  dar. 
Dass  dessen  ursprüngliche  Form  kis  (=  lat.  quis,  im  Avesta  eis)  war. 
beweisen,  ausser  den  verwandten  Sprachen,  auch  die  dem  Sv.  entsprechenden 
Stellen  des  Rv.  In  Sv.  aber  hat  es  in  den  vier  Fällen,  in  denen  es 
erscheint ,  sein  ursprüngliches  s .  welches  in  unbedingter  Stellung ,  dem 
Sanskr.  Gesetz  gemäss,  Visarga  hätte  werden  müssen,  so  spurlos  eingebüsst, 
dass  an  zwei  Stellen  Zusammenziehung  mit  dem  folgenden  Vokal,  an  einer 
Hiatus  und  an  der  vierten  spurloser  Verlust  eingetreten  ist.  Diese  Vor- 
tragsweisen waren  hier  so  fest  fixirt.  dass  auch  der  Sv.-Pada,  wie  bhiTmi, 
so  auch  dieses  Wort  ohne  auslautenden  Visarga  schreibt.  Im  Rv.  da- 
gegen hatten  die  Gewährsmänner,  denen  dessen  Diaskeuasten  folgten 
die  phonetischen  Gesetze  des  Sanskrit  auch  hier  geltend  gemacht  und 


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248  TH.  BENFEY, 

den  in  der  Urform ,  wenn  auch  vielleicht  leise ,  doch  noch ,  gefühlten 
oder  gehörten  Hauch  denen  gemäss  verändert. 

Die  Verse  in  denen  diese  Fälle  erscheinen  sind: 

Zunächst  Sv.  I.  2.  2.  4.  2  =  Rv.  X.  134,  7.  Hier  hat  der  Sv. 
nd  ky  &  (wie  oben  Rv.  Sv.  und  VS.  bhtttny  a),  trotzdem  dass  das  Metrum 
(wie  in  bh&my  <f)  Wiederaufhebung  der  Liquidirung  und  Hiatus  nothwendig 
macht.  Der  Rv.  dagegen  hat ,  den  phonetischen  Gesetzen  des  Sanskr. 
entsprechend,  ndkir  d  (ndkih  im  Pada  in  einem  Worte).  In  demselben 
Verse  erscheint  im  Sv.  auch  keine  Spur  eines  Visarga  vor  d  in  nd  ki 
devd,  während  Rv.  auch  hier  ndkir  devä  spricht. 

Die  beiden  anderen  Fälle  finden  sich  Sv.  I.  3.  I.  I,  10  =  Rv.  IV. 
30.  1.  Hier  spricht  der  Sv.  nd  ki  Indra  mit  Bewahrung  des  Hiatus 
(wie  bei  Vokativen  sehr  oft ,  da  diese  wesentlich  parenthetischen ,  d.  h. 
vom  Gesammtsatz  unabhängigen ,  Charakter  haben) ,  während  der  Rv. 
wieder  ndkir  Indra  hat;  ausserdem  erscheint  in  demselben  Verse  im  Sv. 
mit  Liquidirung  nd  ky  evdm,  wo  aber  das  Metrum  Wiederaufhebung 
dieser  Liquidirung  fordert;  auch  hier  hat  Rv.  ndkir  evd  (V.  L  ). 

Es  giebt  in  den  Veden  noch  viel  mehr  Stellen  dieser  Art,  welche 
aber  der  heimischen  Forschung,  in  Folge  der  Verdunkelung  des  Metrums, 
unbekannt  geblieben  sind.  So  z.  B.  zeigt  das  Metrum,  dass  die  Zusam- 
menziehung von  °ih-iva  zu  Iva,  wie  in  svddhitiva  statt  des  regelmässigen 
svddhitir-iva  Rv.  V.  7,  8,  noch  an  5  Stellen  desRv.  vorzunehmen  ist,  dass  auch 
in  diesen  statt  der  in  der  Samhitä  erscheinenden  regelmässigen  Umwandlung 
in  -»r-tva  jene  un regelmässige  Einbusse  des  Visarga  mit  Contraction  der 
beiden  nun  zusammen  stossenden  Vokale  einzuführen  ist.  Diese  Stel- 
len sind: 

Rv.  X.  84,  2,  =  Ath.  IV.  31,  2  wo  die  Samhita  agnir-iva  hat, 
aber  statt  dessen  agnita  z.  1.,  da  der  Stollen  elfsilbig  sein  muss. 

VI.  75.  14  =  VS.  XXIX.  51  =s  TS.  IV.  6.  6.  5,  wo  dhir-im  in 
gleicher  Weise  und  aus  demselben  Grunde  dhtva  z.  1. 

X.  146,  2,  wo  statt  dghdtibhir-iva  der  Sawih.  aghdtibhtva  z.  1.  und 
so  der  8  silbige  Stollen  herzustellen  ist. 

X.  1 49.  4  ist  eben  so  und  aus  demselben  Grunde  statt  patir-iva  z.  X.pattm. 


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QUANTITÄTSVERSCI1IEDENHEITENJN  D.SAjJ/IIITA-U.PADA-TEXTENetc.  249 

Dass  in  demselben  Verse  statt  gä'va-iea  (für  Pada:  gä'valt-iva)  z.  1. 
gavevo,  wird  weiterhin  bemerkt  werden. 

VII.  :>>;.  8  ist  in  gleiches  Weise  statt  münir-ica  der  Sawh.  /..  I. 
müniva.  Dadurch  erhalten  wir  den  regelmässigen  5  silbigen  Stollen  der 
Dvipada  dhünir  müniva  (v  —  v  -)  l). 

Neben  diesen  (svädhitiva  mitgerechnet)  o*  Einbussen  des  Visarga 
mit  Zusammenziehung  linden  sieb  im  ltv.  nur  s  Stellen  ,  wo  ili  vor  iva 
der  Kegel  gemäss  zu  ir  geworden  ist.  Im  Atharva  i.st  die  Einbusse  mit 
Zusammenziehung  noch  häufiger,  sie  trifft  7  während  nur  3  der  Regel 
folgen  is.  Whitney  zu  Ath.-Pr.  II.  5«.}. 

Ich  habe  diese  Stellen  erwähnt,  weil  sie  wohl  mit  Gewissheit  zeigen, 
dass  M.  Müller'»  Annahme,  dass  in  svddhittva  und  Utä'mg  ä'  statt  der 
Themen  svüdhiti  und  bhii'vii  gleichbedeutende  auf  /  zu  Grunde  liegen, 
unnüthig  ist. 

In  Bezug  auf  spurlosen  Verlust  des  Visarga  hinter  «  führe  ich  ltv. 
VII.  SU.  3  an,  wo  didrikshujjo  nicht,  wie  der  Pada-Text  liest,  für  gram- 
matisches didr.ikshu  üpo  steht,  sondern,  wie  auch  Sfiyawa  erkannt  hat,  für 
didrikshuh  lipo. 

Hier  befindet  sich  didrikshuh  am  Ende  des  Stollens,  d.  h.  des  ur- 
sprünglichen Verses.  Schon  vor  der  Diaskeuase  trat  aber  das  Bestreben 
ein,  zwei  oder  mehrere  Stollen  zu  Ilalbversen  (eigentlich  Halbstrophen) 
zu  verbinden  und  zwar  so  eng,  dass  nicht  selten  mehr  oder  weniger 
starke  Verdunkelung  des  Metrums  eintrat;  so  z.  B.  wurde,  um  die  in- 

1)  Beiläufig  bemerke  ich,  dass  die  Recitirer,  denen  die  Vcden,  wie  einen  grossen 
Theil  der  sanskritischen  Öandhigcsetze  so  auch,  da  sie  ihnen  immer  unverständlicher 
wurden,  ihre  Corruption  verdanken,  auch  bisweilen  in  Fällen,  wo  der  alte  Text  einen 
Hiatus  hatte,  einen  Visarga  annahmen  und  dieseu  nach  den  Gesetzen  der  .Sanskriti- 
schen Phonetik  behandelten;  so  ist  z.  13.  I.  184,  1  statt  vähnir  ukthaih  zu  lesen 
laliniukthuih.  "Wir  wollen  euch  anrufen  durch  Agni's  Worte',  d.  h.  durch  das  Opfer, 
bei  welchem  Agni  den  (jöttern  die  Wünsche  der  Opfrer  überbringt.  Sicher  ist  dass 
nicht  rühmr  zu  lesen  ;  denn  dann  wäre  der  Sinn  so  klar  gewesen ,  dass  eine  Um- 
änderung schwerlich  eintreten  konnte.  Rv.  VIII.  12,  18  vlprä  ulihüvuhasah  ver- 
stattet jedoch  auch  die  Uebersetzung:  'Wir  wollen  euch  anrufen  durch  die  Loblieder 
der  Opfcrdarbriuger'. 
Hist.-phd.  Classc    XIX.  Ii 


250  TR.  BENFE Y. 

nigste  Verbindung  zu  erlangen,  ein  den  zweiten  Stollen  anlautendes  « 
hinter  einem  auf  e  oder  o  auslautenden  eingebüßt  und  dadurch  eine 
Silbe  de«  zweiten  Stollens.  In  ähnlicher  Weise  wurde  hier  das  auslau- 
tende Ii  des  ersten  Stollens  mit  dem  aulautenden  des  zweiten  zusammen- 
gezogen, was  nur  geschehen  konnte,  wenn  zu  der  Zeit  als  dieses  geschah, 
der  auslautende  Visarga  weder  gehört  noch  gefühlt  ward.  Dass  diese 
Zusammenziehung  wieder  rückgängig  gemacht  werden  muss,  bedarf  kaum 
der  Bemerkung. 

Ein  interessantes  Beispiel  spurlosen  Verlustes  von  Visarga  hinter  o 
bietet  Sv.  II.  4.  2.  2.  2  =  Kv.  IX.  7,  2.  liier  liest  Sv.  nuidht,  ogrii/ö 
statt  des  regelmässigen  nnidhor  agriyö) ,  während  Kv.  mddhco  cfi  hat. 
In  Betreff  dieser  Varianten  möchte  man  fast  mit  ("iewissheit  annehmen 
dürfen  dass  der  Sv.  die  doctior  lectio  habe  und  einer  der  Ueberlieferer, 
auf  welchem  in  letzter  Instanz  die  Abweichung  des  Rv.  beruht,  Anstoss 
an  dem  unregelmässigen  Sandhi  nehmend,  zwar  nicht  wagte  ein  r  da- 
zwischen zu  sprechen,  wohl  aber  die  in  Rv.  häutigere  Form  mddhvo  (für 
madhras)  an  die  Stelle  von  mddho  (für  mddhos)  zu  setzen. 

Hierbei  erinnre  ich  daran .  dass  die  Formen  aghos,  bliagos,  bhos  (in 
denen  sich  die  vedischen  Vokative  auf  vas  für  va».  zu  US  und  .  mit  dem 
vorhergehenden  «,  os  zusammengezogen  auch  im  gewöhnlichen  Sanskrit 
erhalten  haben)  vor  tönenden  Lauten  ihren  Auslaut  nicht  in  r  verwandeln 
sondern  einbüssen  (Wb.  VIII.  :<.  17  —  20.  22  Vop.  II.  49.  50). 

Was  den  Verlust  von  Visarga  hinter  n  und  ä  betrifft,  so  ist  be- 
kannt, dass  er,  wenn  für  ursprüngliches  s  eingetreten,  hinter  d  vor  allen 
tönenden  Lauten  eingebüsst  wird,  hinter  d  jedoch  nur  vor  allen  Vokalen, 
ausser  kurzem  «;  vor  letzterem  und  tönenden  Consouanten  tritt  statt  dh 
(für  ursprüngliches  äs)  o  ein.  In  den  Fällen,  wo  der  Visarga  vor  Vokalen 
eingebüsst  ist,  also  z.  B.  in  °a  d°,  °d  ü"  u  s,  w.  kann,  der  Regel  nach,  keine 
Zusamnien/ichung  Statt  finden,  muss  vielmehr  Hiatus  bleiben.  Hierin 
darf  man  entschieden  eine  Nachwirkung  des  einstigen  Visarga  erkennen. 
Denn,  obgleich  Hiatus  in  den  Vcden  noch  überaus  häufig  erscheint  und 
unendlich  häufiger  gelesen  werden  muss.  als  er  in  der  Sa/whitä  aner- 
kannt ist,  so  ist  doch  im  Allgemeinen,  trotz  mancher  Ausnahmen,  schon 


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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN  IX  Ü.  SA  J/HITÄ-  V.  PADA-TEXTEX  cte.  25 1 

zur  Zeit  der  Abfassung  der  Yedenlieder  Contraction  grammatisch  auslau- 
tender ä  ii  mit  folgenden  anlautenden  Vokalen  und  Diphthongen  die 
herrschende  Regel  gewesen. 

Allein  die  Fälle,  wo  auch  bei  Einbusse  eines  Yisarga  hinter  ä  oder 
A  Contraction  mit  folgenden  Vokalen  und  Diphthongen  eintritt,  ist  be- 
trächtlich genug,  um  daraus  folgern  zu  dürfen,  dass  das  Gefühl  des 
einstigen  Visargas  schon  damals  wenigstens  mehrfach  so  schwach 
war,  dass  es  unter  dem  Druck  des  Metrums  der  bei  auslautenden 
ä  A  vorherrschenden  Contraction  keinen  Widerstund  entgegenzusetzen 
vermochte. 

Die  ziemlich  beträchtliche  Anzahl  der  Fälle,  wo  sah  davon  betroffen 
wird(R.-Pr.  172;  178;  V.-Pr.  III.  14.  T.-Pr.  V.  17),  wie  set  (für  sah  it  im 
Pada)  Rv.  I.  32,  15  und  aa.,  lasse  ich  unbeachtet,  weil  die  Vergleichung 
der  verwandten  Sprachen  (gothisch  sa  ,  gricch.  u)  und  der  regelmässige 
Mangel  jeder  Spur  des  Visarga,  ausser  am  Ende  eines  Satzes  oder  Halb- 
verses,  in  einigen  wenigen  vedischen  Anomalien  und  vielleicht  vor  fol- 
gendem a,  höchst  wahrscheinlich  macht,  dass  auch  im  Sauskr.  einst  der 
Nom.  msc.  noch  sä  (ohne  auslautendes  t)  lautete  und  vielleicht  in  diesen 
Zusammenziehungen  noch  Spuren  des  einstigen  Mangels  dieses  (später 
h)  zu  erkennen  sind.  Freilich  könnte  mau  aus  der  Sprache  des  Avesta  — 
wo  kein  Reflex  von  sä,  sondern  nur  von  sag  erscheint  —  schliessen  wollen, 
dass  letztere  Form  schon  in  der  gemeinsam  arischen  Periode  die  herr- 
schende gewesen  sei  und  müsste  dann  auch  diese  Zusammenziehungen, 
wie  die  obigen  und  die  folgenden .  aus  der  Schwäche  des  für  auslau- 
tendes S  eingetretenen  Visarga  erklären.  Eine  sichere  Entscheidung 
zu  geben  scheint  mir  kaum  möglich;  allein  das  so  seltene  Vorkommen 
von  sah  und  dessen  regelmässigen  Reflexen  im  Sanskrit  gegenüber  der 
so  häufigen  Erscheinung  von  sä  (auch  in  eshd  für  e-sti)  macht  mir  die 
Annahme  wahrscheinlich,  dass  in  der  gemeinsam  arischen  Periode  sä 
zwar  anfing,  seinen  Nom.  si.  msc.  durch  Einliuss  der  Unzahl  von  Msc. 
auf  a  nach  Analogie  der  Nomina,  mit  antretendem  c  zu  bilden,  aber 
diese  Anfänge  nach  der  Trennung  des  Indischen  vom  Eranischen  nur 
in  letzterem  aber  nicht  in  ersterem  durchgeführt  wurden. 

Ii2 


252  TH.  BENFE Y, 

Häutig  sind  Contraetionen  dieser  Art  von  auslautendem  ah  [für  as) 
mit  iva;  im  Atharva  bilden  sie  die  Regel  und  die  Nichtcontraction  die 
Ausnahme;  es  stehen  nämlich  40  Fälle  mit  Zusammenziehung  13  ohne 
Zusammenziehung  gegenüber  vgl.  Whitney  zu  Ath.-Pr.  IL  56): 

z.  B.  sifrijaiva  in  der  Sawihita  Pada  suryah-im)  Ath.  VIII.  5,  7  ist, 
wie  das  Metrum  erweist,  z.  1.  sil'ryrva; 

eben  so  ücra'ivu  Ath.  \.  I.  1  f i  z.  1.  <i£veva\ 

cyemi'tra  Ath.  V.  3i>,  9  ryeneva; 

itaha  Ath.  VI    1 4,  3  ifei-a  und  aa. 

Viel  seltener  sind  diese  Fälle  im  Rv. ;  in    II  oder  12  findet  Zu- 
satnmenziehung  Statt,  in  52  nicht. 
Jene  1  I  sind  ; 

Rv.  X.  106,  2;  173,  2  [=  Ath.  VI.  87,  2  wo  aber  V.  L.)  Indra- 
'iva  z.  1.  Tndreca. 

VIII.  10,  -14  udnaüui  z.  1.  udni'va  [aber  fraglich,  ob  von  den  Pada- 
Verfertigern  richtig  getrennt;  Grassmann  vermuthet,  dass  udna  zu 
Grunde  liegt). 

X.  141),  3  gd'valm  z.  1.  gd'veva. 

X.  62,  9  divdlva  z.  1.  dmva  (und  zu  trennen  sd'nu  drdbham). 
X.  173.  2  (=  Ath.  VI.  87.  2}  pärvatdira  z.  1.  partateva. 
II.  4  3,  2  brahmaputruiva  z.  1.  brahmaputreva. 
I.  17  5,  6  =  17  6,  6  mdya'iva  z.  1.  mdyeva. 
X.  69,  5  furaiva  z.  1.  cureva. 

X.  97,  10  =  VS.  XII.  4S  =  TS.  IV,  2.  6.  3,  stenätoa  z.  1.  Stenern. 
Von  andern  hieher  gehörigen  Zusammenziehungen  mögen  beispiels- 
weise angeführt  werden  : 
in  Zusammensetzung: 

rdjeshita  (R.-Pr.  175  für  Pada  nijah-ishita)  Rv.  VIII.  46,  26, 
pfvopawuma  (R.-Pr.  177.  V.-Pr.  III.  13  für  Pada  ptvdh-upa0)  VS. 
XXI.  4  3. 

im  Zusammentreffen  von  Wörtern : 

makd  Indra  (Pada  makäh)  Rv.  I.  133,  6  ist  z.  I.  mahendra 
püra  (tyaslh  (Pada  pürah)  Rv.  II.  20.  8  z.  1.  pürayasih. 


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QUANTITÄTSVERSCHIEDENIIEITEX  IN  D.  SAJfBITA*  U.  PADA-TEXTEXctc.  2.">3 

turä  itfdm  (Pada  turdh   Rv.  VII.  S6.  I  z.  1.  tim'yäm 

rasina  iydm  (Pada  rastnah  Rv.  VIII.  I.  2  t?  —  Sv.  II.  0.  2.  :>.  3. 
z.  1.  rasincydm  (das  Metrum  dieses  12  silbigen  Stollens  ist  tf  —  t» — j 
t'  V  V  — '  |  l»  —  t'  — . 

Auslautendes  ah  (für  d.v)  wird  im  Atli.  schon  seltener  mit  folgendem 
iva,  nach  Einhusse  des  \  isarga,  zusammengezogen,  nämlich  I  mal  unter 
19  Fällen  (Whitney  a.  a.  ().) 

Im  Rv.  kommt  Ah  vor  iva  IUI  mal  vor;  in  diesen  findet  keine  Zu- 
sammenziehung  Statt.  Dagegen  hat  V.  54.  G  in  der  Samhitü  kapanera,  wel- 
ches der  Pada-Text  in  kapana'-iva  aufiüst.  während  der  Sinn  wenigstens  sehr 
wahrscheinlich  macht,  dass  das  Wort  Plural  sein  soll,  wofür  auch  Nir. 
VI.  4  und  Silvanas  Glosse  sprechen,  welche  beide  den  Plural  kapandh 
haben.  In  diesem  Fall  würde  anzunehmen  sein  dass  kapanera  für  kapanah- 
iva  sich  hier  auch  in  der  Samhitu  erhalten  hätte,  gerade  wie  oben  sich 
svddhitlva  für  xrddhitir-ica  auch  in  der  Samhitu  erhalten  hatte,  während 
in  den  übrigen  Fällen  die  Samhitd,  den  phonetischen  Regeln  gemäss. 
-ir-iva  lautet  .  aber  statt  dessen  ebenfalls  Iva  zu  lesen  ist.  Aehn- 
liches  lässt  sich  für  kapan^va  (aus  -n/th-iva)  um  so  mehr  vermuthen,  da 
wenigstens  in  einer  Stelle  des  Rv.  entschieden  °d  d°  (für  -Ah  A-)  sowohl, 
als  -d  u-  (für  -Ah  «-)  zusammenzuziehen  sind.  Die  Stelle  findet  sich 
Rv.  X.  12S.  0  =  VS.  XXXIV.  46  =  TS.  IV.  7.  1 4.  4  [=  Ath.  V. 
3.  H>]  und  lautet  in  der  Samhitd 

vdsavu  rudrA"  Aditjftt  uparisprkam  maardm  (Pada:  vüsavah  rudrah 
ddity&'h  uparisprkam  md  uyrdm).  Zunächst  schliesst  der  Stollen  in  der 
ersten  Silbe  des  letzten  Wortes,  welches  aus  md  ugräm  zusammengezogen 
ist,  nämlich  \nit  md.  Diese  Zusammenziehung  ist  demnach  wieder  auf- 
zuheben. Ferner  ist  der  Vers  mit  Unrecht  als  eine  Jagati  bezeichnet 
[d.  h.  4  zwölfsilbige  Stollen  enthaltend}.  Die  drei  übrigen  Stollen  sind 
entschieden  1 1  silbig  und  eben  so  alle  Stollen  der  vorhergehenden  S 
Verse  dieses  Liedes,  mit  Ausnahme  des  1.  und  3.  im  7.  Verse  und  des 

3.  im  8.  (in  Ath.  V.  ist  auch  dieser  durch  V.  L.  1  I  silbig,  wogegen  der 

4.  ebenfalls  durch  V.  L.  12 silbig  ist;  beiläufig  bemerke  ich,  dass  statt 
uruvydcd  z.  1.  ist   urvydcA .   vgl  TS.  IV.   4.  4.  2.  wo  auch  die  Samh. 


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254  T  H.  B  E  N  F  E  Y, 

urvyäncam  hat!.  Danach  ist  vornweg  zu  verinuthen.  dass  wahrscheinlich 
auch  dieser  Stollen  (der  3.  im  9.  Verse)  elfsilbig  sei,  und  dafür 
spricht  auch  der  ScblnM  °spriratn  md ,  ein  Bacchius  [v  ),  wie  re- 
gelmässig am  Ende  II  silhiger  Stollen;  in  der  That  hat  auch  der  Ath. 
einen  elfsilhigen  Stollen,  aber  durch  eine  stark  abweichende  V.  I,.  Im 
Rv.,  der  VS.  und  TS.  dagegen  steht  dieser  Stollen  in  vollständiger  Dis- 
harmonie mit  allen  übrigen  desselben  Liedes;  nach  der  Sawhitä  gelesen 
würde  er  nämlich  1  l  Silben  enthalten.  Dagegen  erhalten  wir  die  indi- 
cirten  II.  wenn  wir  statt  vdsavo  lesen  rdsvo  (vgl.  catakrakratro ,  für 
°tav<>,  Rv.  X.  <M.  2  -=  YS.  XII.  76  =  TS.  IV.  2.  t>.  I  und  von  ari  Nom.  pl. 
atyds  statt  aräyas)  und,  ohne  Rücksicht  auf  die  im  Pada  auslautenden 
Yisargas,  die  in  der  Sa/whitä  auslautenden  <f  mit  den  folgenden  Vokalen 
zusammenziehen,  also  lesen 

iwi'O  nuIrädityöparLsjtrffam  mä 

 |  p_  |  V  . 

Die  Recitirer  des  Ath.  haben  um  das  J  t  silbige  Metrum  zu  retten 
und  es  mit  den  herrschend  gewordenen  Sandhi- Gesetzen  des  Sanskrit 
in  Uebereinstimmung  zu  bringen,  vasavo  ausgelassen  und  sprachen  demnach 

tlditt/ä'  rudra  uparispri$o  nah. 

In  andern  Fällen  dagegen  ist  auch  in  diesem  Veda  nicht  selten 
und  zwar  nicht  bloss,  wie  schon  bemerkt,  vor  im,  Zusammenzichung 
noth wendig,  so  z.  B. 

Ath.  IX.  4,  19,  wo  der  Sawhita- Text  in  einem  8  silbigen  Stollen 

brähmanebhya  rishabhain  dattvd' 
lautet  (im  Pada:  brdhmambhj/ah),  ist  z.  1. 

hrtihmantbhi/arskalj/itim  dattvd' ; 
anderen  Falls  würden  9  Silben  herauskommen  ;  richtig  gelesen  erhalten 
wir  den  im  Veda  noch  nicht  so  häufigen ,  im  epischen  Cloka  aber  fast 
herrschenden,  Schlussfuss  der  1.  und  3.  Stollen,  nämlich  v  —  —  . 

In  Ath.  X.  1.  17,  einem  Verse  von  12,  11,  8.  8  Stollen,  ist  in 
dem  2.,  dem  1 1  silbigen  Stollen .  wo  die  Sawihita  üc  chisha  eshAm  (Pada 
dt  fishalt)  hat  (vgl.  Rv.  VI.  7  5.  16  =  Sv.  II.  9.  3.  5.  3  =  VS.  XVII. 
45  =  Ath.  III.  19,  8)  z.  1.  mc  chishaishdm;  in  dem  ersten  statt  itftaica 


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QUANTITÄTSVERSCHIEDEN  IIEITEN  IN  D.SAMIITA-U.PADA-TEXTEN  etc.  255 

(Pada:  rd'tah-iva)  wie  im  Ath.  fast  regelmässig  vd'teva  'im  Itv.  dagegen 
stets  d.  h.  11  mal  vd'twva). 

Im  Ath.  VI.  22,  2  hat  die  Sarohita 

payasvatih  krinuthapa  öshadlrih  c;iv&\ 

Dadurch  wird  dieser  Stollen  13  silbig,  während  die  übrigen  drei 
12 silbig  sind.  Liest  man  krinuthdpadshadhih  civd'  {Pada:  krimtha  apäh). 
so  wird  auch  dieser  12  silbig. 

Obgleich  die  Beispiele  dieser  Art  sich  aus  den  Veden  noch  stark 
vermehren  Hessen  —  beiläufig  bemerkt  giebt  es  deren  auch  in  der  epischen 
Poesie  —  so  mögen  die  angeführten  doch  für  jetzt  genügen.  Denn  sie 
sind  zahlreich  genug,  um  zu  zeigen,  dass  der  Visarga  in  vielen  Fällen 
für  die  Dichter  der  Vedenlieder  völlig  unhörbar  und  wirkungslos  war. 
Die  Üistractionen  in  derartigen,  von  den  Dichtern  zusammengezogenen, 
Wörtern  wurden  von  den  Recitirern  eingeführt,  welche  sich  des  Ein- 
flusses der  phonetischen  Gesetze  des  Sanskrits,  die  sich  bis  zu  der  Zeit 
der  Diaskeuase  entwickelt  hatten,  nicht  immer  zu  erwehren  vermochten, 
zumal  da  das.  wahrscheinlich  durch  eine  eigenthümliche  Vortragsweise 
von  ihnen  selbst  verdunkelte,  Metrum  keine  Schutzwehr  dagegen  gewährte. 

X. 

Einen  für  unsre  Anfgabe  wichtigen  Fall  des  spurlosen  Verlustes 
von  Visarga  gewährt  der  Uebcrgang  von  grammatisch  auslautendem  alt 
in  d ;  denn  er  gerade  umfasst  eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  von 
Wörtern,  in  denen  die  heimischen  torscher  Dehnung  eines  auslautenden 
a  annehmen.  Ganz  ist  dieses  Verhältniss  den  heimischen  Forschem 
wohl  nicht  entgangen  ;  wenigstens  glossirt  Sayana  zu  ßv.  I.  t>2.  9  gmvasä 
in  der  Verbindung  mit  srind  richtig  durch  fävasah  (vgl.  auch  seine  Glosse 
zu  eikshii  VIII.  2.  41  und  zu  pdrdyd  I.  174,  9);  doch  giebt  er  dazu 
keine  grammatische  Erläuterung  und  auch  bei  den  Grammatikern  findet 
sich  nichts  dazu  gehöriges.  Der  Pada -Text  schreibt  durch  phonetische 
oder  exegetische  Motive  bestimmt  die  hieber  gehörigen  Wörter  auf  d  nur 
zweimal  statt  dessen   mit  auslautendem  «//,  sonst  entweder  wie  in  der 


25G  T  II.  BEN  KEY, 

Snwhita.  ebenfalls  mit  auslautendem  d ,  oder  mit  diesem  nachfolgenden 
Visurga  {dh).  oder  endlich  mit  schliesseudem  a  statt  u. 

Bollensen  hat  zuerst  in  neuerer  Zeit  auf  diese  Umwandlung  von  ah 
in  d  (in  der  Zeitschrift  der  deutschen  Morgenl.  Ges.  XXII.  57  9  auf- 
merksam gemacht.  Da  aber  die  von  ihm  angeführten  Beispiele  zum 
Theil  anders  gefasst  werden  können  oder  müssen  und  die  Sache  für  die 
Interpretation  der  Veden  von  Bedeutung  ist,  erlaube  ich  mir  hier  etwas 
näher  darauf  einzugehen,  eine  ausführliche  Darstellung  für  die  Abhand- 
lung über  die  vedische  Lautlehre  vorbehaltend. 

Es  entscheiden  für  die  Richtigkeit  der  Bollensen'schen  Bemerkung: 
1.  Varianten  .  in  denen  sich  für  ursprüngliches  as  (ah)  neben  der 
regelmässigen  Bewahrung  von  <U  oder  ah ,  oder  dem  etwas  unregel- 
mäßigen,  aber  auf  andren  Analogien  beruhenden  l'ebergang  in  o,  auch 
d  zeigt;  so  in  sahd'ian  (Rv.)  gegenüber  von  sahovan  (Sv.);  so  wie  in 
sahaiant  (Rv.),  sähävant  und  sähasvant  (Rv.)1),  worüber  ich  in  der  Ab- 
handlung. 'L  eher  die  Entstehung  der  mit  r  anlautenden  l'ersonalen- 
dungen'  Bd.  XV.  hist.-phil.  Cl.  S.  110  =  bes.  Abdr.  S.  25  ff.)  gehandelt 
habe  Ferner  in  aydraya,  rajä$aya  in  TS.  I.  2.  tl.  2  gegenüber  von 
ayah^aijä'  rajuhcayfi  in  der  entsprechenden  Stelle  VS.  V.  8.  Die  Leseart 
mit  d  für  ah  erscheint  auch  im  Jjotishtoma  und  den  l'pasaddhoma  nach 
Mitdhavacarya  zu  der  TS.  I.  t.  1  ed  Calc.  T.  I.  pr.  98.  An  derselben 
Stelle  haben  diese  und  eben  so  auch  die  TS.  hardcayä"  statt  des  in  der 
VS.  a.a.O.  gelesenen  harifaya.  Die  drei  Wörter  werden  in  den 
Scholien  zu  der  TS.  und  VS.  ausgelegt  bezw.  durch  'in  Erz  liegend',  'in 
Silber  liegend',  'in  Gold  liegend'.    Die  Auslegung  ist  unbczwcifelbar  und 


1)  Daneben  erscheint  auch  sahasatant  aber  nur  im  Vokativ  sing.  12  mal  im 
Rv. ;  an  einer  Stelle,  1.  91.  23  —  WS.  XXXIV.  23  entsteht  dadurch  ein  überzähliger 
Stollen ;  sollte  man  wagen  dürfen  hier  saluuun  oder  sahasvan  dafür  zu  setzen  ?  doch 
würde  der  Vers  dadurch  im  2.  Fuss  Antispast  (v  v)  erhalten,  der  hier  ge- 
mieden zu  werden  scheint.  Heben  wir  die  Verdoppelung  des  H  auf,  worüber  ich  in 
meiner  'Chrestomathie  aus  Sanskritwerken'  1853  I.  318  gesprochen  habe,  dann  ent- 
steht ein  I'aeon  seeuudus  («• — vv),  welcher  ebenfalls  in  diesem  Fusse  selten  zu  sein 
scheint. 


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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN  IN  D.  SAJtfHITÄ-U.  PADA-TEXTEN  etc.  257 

hard,  steht,  wie  ayd  für  ayah  [ayas),  für  haras  mit  der  Bed.  'Gold'.  — 
Ein  weiteres  Beispiel  s.  weiterhin,  nämlich  praceta  vor  r  im  Rv.  statt 
dessen  die  Tajttiriya  Sawihita  praceto  hat. 

2.  Die  Bildung  der  Denominative  auf  ya  von  Nominibus  aul  as. 
In  diesen  soll  nach  den  indischen  Grammatikern  arbiträr  entweder  as 
unverändert  bleiben  oder  d  werden  dürfen  (vgl.  Mahdbhhashya  zu  Pt\n. 
III.  1,  II  in  der  Ausg.  von  Benares  III.  Abth.  p.  17  a  und  VArt.  2 
und  Sch.  zu  derselben  Regel);  sie  führen  als  Beispiel  an  payasya  und 
paydija,  Beispiele,  in  denen  as  unverändert  bewahrt  ist,  sind  in  den 
Veden  häufig;  mit  d  statt  dessen  erscheint  in  den  Veden  stets  ojdya  von 
ojas,  in  der  gewöhnlichen  Sprache  auch  ojasya  (nach  dem  Mahdbhäshya 
a.  a.  O.).  Von  apsards  ist  nur  apsardya  erlaubt,  und  da  einige  Casus 
dieses  Nomens  [apsardm,  apsardnäm,  apsarä'bhyas,  apsaräsu)  wie  von  einem 
Thema  apsardt  gebildet  werden,  Hesse  sich  annehmen,  dass  dieses  Deno- 
minativ nicht  von  apsaras  sondern  von  apsard  gebildet  sei ;  allein  da- 
gegen spricht  Värt.  2  zu  Pän.  III.  1,  11  und  jene  Casus  sind  heterokli- 
tisch  aus  dem  Nominativ  sing,  apsard'k  hervorgegangen,  dessen  auslau- 
tender Visarga  nicht  gehört  ward  (vgl.  Ufänd  von  Ufänas,  für  Ufdndh, 
in  welchem  der  Visarga  regelmässig  spurlos  eingebüsst  ist) ;  eben  so  er- 
klärt sich  ushdt  aus  ushd'h  von  ushds,  jarS  aus  jard'h  von  jards.  Sdyana 
erklärt  zu  Rv.  I.  92,  9  auch  manayu  (vom  Vb.  manäyd,  bei  Säy.  nicht 
grammatisch  erläutert)  aus  mänas;  für  dieses  ist  jedoch,  da  manS  im  Rv. 
erscheint,  eher  die  Erklärung  des  Ptsb.  Wtbch.  aus  diesem  anzunehmen. 

3.  Die  Stellen  in  der  Sawihitä  in  denen  a  entschieden  als  Ver- 
treter von  ah  (für  ursprüngliches  as)  anzuerkennen  ist.  Da  sich  dieses 
a  nicht  bloss  vor  Lauten  zeigt,  in  denen  der  Visarga  spurlos  eingebüsst 
wird ,  sondern  auch  ,  wo  ah  zu  o  werden  oder  statt  des  h  andre  Con- 
sonanten  eintreten  müssten ,  so  werde  ich  die  zu  gebenden  Beispiele 
nach  dem  dem  d  folgenden  Anlaut  alphabetisch  ordnen.  Diesen  voraus 
werde  ich  jedoch  den  einen  der  Fälle  stellen,  in  welchem  auch  das 
Prdticäkhya  und  der  Fada-Text  A  als  Vertreter  von  ah  fassen;  dieser 
eine  nimmt  nämlich  eine  Sonderstellung  ein,  indem  er  den  Nominativ 
sdh  betrifft,  von  welchem  wir  oben  vermutheten,  dass  er  noch  auf  indi- 

Hist.-Phil.  Classe.   XIX.  Kk 


258 


TH.  BENFEY, 


Schern  Boden  im  Allgemeinen  ohne  auslautendes  s  Später  Visarga}  exi- 
stirt  habe. 

Die  Stelle  ist  Rv.  I.  145,  1  sa  nvfyate  (Pada  sah  nü  lyate.  vgl.  R.- 
Pr.  314).  Ist  nfimlich  jene  Vermuthung  richtig,  d.  h.  war  zu  der  Zeit 
des  Dichters  noch  der  Nomin.  si.  sd  {nicht  sah)  vorherrschend,  dann 
gehört  die  Dehnung  dieses  a  nicht  hieher ,  sondern  füllt  unter  die 
schon  beiläufig  erwähnte  allgemeine  Regel,  da  es  den  Auslaut  einer 
8.  Silbe  in  einem  zwölfsilbigen  Stollen  bildet;  es  ist  nämlich  das  folgende 
nvtyate  wieder  in  nü  \yate  zu  trennen.  War  aber  damals  schon  sah 
herrschend ,  dann  ist  a  nicht  der  grammatische  Auslaut  und  ä  würde 
nach  Analogie  der  weiter  folgenden  Fälle  zu  erklären  sein. 

Vor  folgendem  a,  vor  welchem  der  Regel  nach  o  statt  ah  hätte  er- 
scheinen müssen : 

a.  Rv.  X.  80,  4  lautet  in  der  Samhitä 
Agnir  ddd  drdvinam  vträpe$d 
Agnir  u.  s.  w. 

ddd  ist  entweder  zweisilbig  zu  lesen,  oder  repräsentirt  zwei  Silben. 
Der  Pada  hat  virdpefdh,  da  ihm  in  allen  Fällen,  wo  das  Gegentheil  nicht 
augenfällig  ist.  die  Sandhi-  Regeln  des  gewöhnlichen  Sanskrits  auch  für 
die  Veden  gelten.  Er  nimmt  demnach  an  dass  d,  wenn  es  der  gramma- 
tische Auslaut  wäre,  da  die  phonetische  Verbindung  von  Stollen  zu 
Hemistichen  schon  vor  der  Diaskeuase  zur  Geltung  gekommen  war, 
sich  mit  dem  folgenden  a  hätte  zusammenziehen  müssen ;  ausserdem 
ist  eine  grammatische  Form  auf  d  nicht  möglich.  Dass  das  Wort  für 
grammatisches  vfrdpefah  (°fas)  steht  und  als  Adject  acc.  ntr.  si.  zu 
drdvinam  gehört,  ist  ihm  entgangen. 

b.  Ich  erlaube  mir  hier  auch  einen  Fall  aufzuführen,  wo  das  d  gar 
nicht  in  der  Samh.  erscheint,  sondern  nur  im  Pada- Text.  Sie  findet 
sich  Rv.  L  102,  6  und  lautet  in  der  Samhitä; 

akalpd  I'ndrah  pratimü'nam  ojasA'thd  jänä  vi  hvayante  sishäsavah. 

Der  Pada-Text  löst  öjasd'thd  in  öjasd  dtha  auf,  wie  er  den  phoneti- 
schen Regeln  gemäss  und  da  es  keine  grammatische  Form  ojasä  giebt. 


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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN  IN  D.  SA  J/NITÄ-  U. PADA-TEXTEN etc.  2Ö9 

auch  noth wendig  musste.  Dass  es  aber  für  öjasafi  steht,  zeigt  Vers  8 
desselben  Hymnus,  wo  pratimd'nam  öjasah  statt  dessen  erscheint. 

Die  beiden  Stollen  sind  durch  Auflösung  von  öjasäthd  in  öjasd  dthä 
zu  trennen,  so  dass  öjasd  wie  in  dem  vorhergehenden  und  dem  folgenden 
Beispiel  den  Schluss  des  Stollens  bildet  Nach  Analogie  von  diesen 
werden  wir  auch  nach  der  Trennung  die  Form  mit  langem  d  bestehen 
lassen  dürfen,  obgleich  es  keinesweges  unmöglich  wäre,  dass  der  ur- 
sprüngliche Auslaut  a  gewesen  und  der  Visarga  spurlos  hinter  ihm  ein- 
gebüsst  wäre,  wie  in  Beispielen  in  IX.  (S.  246  ff). 

Vor  i  wo  die  Regel  Einbusse  des  Visarga  und  Hiatus  fordert 

c.  Rv.  IV.  11,  3,  wo  die  Samh.  lautet: 
tvad  eti  drävinam  virapeca 
itthd'dhiye  u.  s.  w.  (z.  1.  tudd). 

Der  Pada-Text  schreibt,  wie  in  der  zuerst  (unter  a)  angeführten 
Stelle  und  wesentlich  aus  denselben  Gründen,  da  grammatisch  auslau- 
tendes d  mit  dem  folgenden  i  zu  e  geworden  sein  würde,  vtrdpefdh;  dass 
vtrdpefd  hier  wie  doft  für  grammatisches  vträpefah  steht,  bedarf  keiner 
weiteren  Bemerkung, 

Vor  tönenden  Consonanten  erscheint  &  für  ah  ziemlich  oft ;  eigentlich 
hätte  o  für  ah  eintreten  müssen. 

Vor  n: 

d.  L  23,  13  ist  djd  (Pada:  &  ajä  R.-Pr.  463.  465),  wiederfolgende 
Vers  zeigt,  die  2.  Si.  Impf.,  steht  also  für  grammatisches  6'  ajas,  (oder 
Ä  djas,  oder  bloss  d'jas  vgl.  I.  174,  3,  was  wir  nicht  im  Stande  sind 
mit  voller  Sicherheit  zu  entscheiden  und  auch  die  Verfertiger  des  Pada 
nicht  vermochten,  da  die  Contraction  den  Unterschied  unhörbar  machte). 
Da  das  in  der  Sarohita  auslautende  ä  in  der  2.  Silbe  des  Stollens  steht, 
wo  so  oft  aus  metrischem  Grunde  ein  kurzer  Auslaut  gedehnt  wird,  kann 
man  auch  annehmen,  dass  die  eigentliche  Form  hier  d"jäh  mit  spur- 
loser Einbusse  des  Visarga  war  und  das  nun  auslautende  ä  nur  des 
Metrums  wegen  lang  gesprochen  ward. 

e.  I.  65,  1  pagvd'  nä  tdyüm  (Pada  ebenfalls paciuT;  für pafvdh;  auch 
hier  steht  d  in  der  2.  Silbe  und  kann  wie  in  d.  angesehen  werden. 

Kk2 


260  TB.  BENFEY, 

f.  I.  122,  11  gmdntd  ndhusho  (Pada  gmdnta,  cf.  R.-Pr.  517)  steht  für 
gmdntah,  Nom.  pl.  msc.  Ptc.  Aor.  I.  Die  Dehnung  fallt  in  die  4.  Silbe 
eines  1 1  silbigen  Stollens,  und  kann,  da  auch  hier  metrische  Dehnungen 
häufig  sind,  wie  in  den  beiden  vorigen  Stellen,  erklärt  werden. 

Vor  r: 

g.  I.  24.  14  (sas  TS.  I.  5.  11.  3)  pracetd  rdjan  (Pada  pracetah  r°  vgl. 
R.-Pr.  259).  Es  steht,  wie  hier  auch  Pr.  und  Pada  erkannt  haben,  für 
pracetah  Voc.  sing.  msc.  von  pracetas;  es  bildet  wie  in  a.  b.  c.  das  Ende 
des  Stollens.  In  der  TS.  ist  die  regelmässige  Veränderung praceto  eingetreten. 

Vor  v: 

h.  I.  174,  3  W/4  vHta  (Pada  dja  vgl.  d.);  dass  djd  2  Sing.  Impf, 
repräsentirt .  also  für  grammat.  djah  steht,  zeigt  der  Zusammenhang: 
yebhih  .  .  .  .  djd  .  .  .  [tShüt)  rdksho.  Das  gedehnte  A  steht  in  der  2. 
Silbe  des  Stollens  und  kann  also  wie  in  d.  e.  betrachtet  werden. 

i.  III.  4,  4  devävyacd  vi  (Pada:  devdvyacdh);  devdvyacä  steht  für 
devdvj/acah  und  gehört  zu  barhih  als  Acc.  si.  ntr.  Auch  hier  ist  die  An- 
nahme erlaubt,  dass  der  Visarga  spurlos  eingebüsst  war  und  das  ä  davor 
aus  metrischem  Grunde  lang  geworden  sei.  Es  bildet  nämlich  in  einem 
elfsilbigen  Stollen  die  8.  Silbe,  in  welcher  auslautende  ä,  t,  u,  wenn 
keine  Position  folgt,  regelmässig  gedehnt  werden. 

k.  VIII.  2,  41  clkshd  vibhindo  (Pada  ciksha,  R.-Pr.  464.  465)  für 
cikshah,  wie  auch  Säyana  es  nimmt.  Da  die  Dehnung  in  die  2  Silbe 
fällt,  kann  sie,  wie  in  d.  e.  h.  erklärt  werden. 

Vor  b  : 

1.  VII.  39,2  suprayd"  bdrhir  (Pada,  wie  die  Samhitd)  ,  suprayä*  steht 
für  suprayah  und  gehört,  wie  devdvyacd  in  III.  4,  4  (s.  i.)  znbdrhih  'viele 
Labetränke  habend';  anders  das  Ptsb.  Wtbch.,  aber  ganz  ungrammatisch. 

Vor  stummen  Lauten. 

Vor  s  : 

m.  I.  62,  9  cdvasd  suddmsdh.  (Pada,  wie  Samhitd).  Es  ist  die  oben 
erwähnte  Stelle  wo  auch  Sfiyana  erkannt  hat,  dass  facasd  die  Bedeutung 
von  cdvasas  hat.  Der  Regel  gemäss  hätte  cdvasas  su°  stehen  müssen.  War 
auch  hier  der  Visarga  spurlos  eingebüsst,  so  lässt  sich  die  Dehnung 


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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN  IN  D.  SAJ/HITA-  U.  PADA-TEXTEN  etc.  261 

wiederum  metrisch  deuten,  da  sie  in  die  8.  Silbe  eines  elf  silbigen  Stol- 
lens fallt. 
Vor  p: 

L  27,  2  =  Sv.  II.  8.  1.  7.  2  cdvasä  pr°  (Pada,  wie  Satnh.) ;  cavasd 
bildet  wie  in  a.  b.  c.  g.  das  Ende  des  Stollens. 

Vor  t,  wo  sich  regelmässig,  wie  vor  s,  das  ursprüngliche  s  hal- 
ten musste. 

o.  I.  174,  9  =  VI.  20,  Updrayd  für0  (Pada:  pdrdt/d ,  R.-Pr.  162; 
465).  Die  Länge  fällt  in  die  3.  Silbe,  ist  also  schwerlich  metrisch  zu 
erklären. 

Vor  c  vor  welchem  sich  regelmässig  das  ursprüngliche  s  durch 
Assimilation  in  c  verwandeln  müsste. 

p.  III.  46,  2l),  yodhdya  ca  und  kshaydyd  ca  (Pada  beidemal  yä 
vgl.  R.-Pr.  520).  Die  Länge  fallt  im  ersten  Worte  in  die  4.,  in  dem 
2.  in  die  8.  des  elfsilbigen  Stollens;  Hesse  sich  also,  spurlose  Einbüsse 
des  Visarga  vorausgesetzt,  metrisch  auffassen. 

q.  X.  7  6,  5  vibhvänd  cit  (Pada  wie  Samh.);  vibhvdnd  ist  von  dem 
Comparativ  dcvhpastarebhyah  abhängig,  wie  divdc  cit  von  imavattarebhyah, 
vdtjöc  cit  von  sömarabhastarebhyah  und  agntc  cit  von  pitukrittarebhyah, 
muss  also  auch  wie  diese  für  den  Ablativ  vibhvdnah  stehen. 

Der  Eintritt  von  d  für  ah  statt  as  in  m  und  o,  statt  ac  in  p.  q., 
so  wie  auch  die  Zusammenziehungen  von  Vokalen,  zwischen  denen  ein 
Visarga  eingebüsst  ist,  in  IX.  sind,  wie  mir  scheint,  unerklärlich,  wenn 
man  nicht  annimmt,  dass  in  ihnen,  ähnlich  wie  in  Volkssprachen  über- 
haupt und  speciell  auch  in  den  indischen,  die  unbedingte  Wortform, 
hier  auf  ah,  aber  mit  sehr  schwach  tönendem  Visarga ,  zu  Grunde  liegt. 
Wo  sich  die  Dehnung  des  a  aus  dem  Metrum  erklären  lässt,  möchte 
diese  Erklärung  vielleicht  genügen,  wo  diess  aber  nicht  der  Fall  ist,  ist 
sie  wahrscheinlich  durch  Nachwirkung  des  Hauches  zu  deuten,  wie  in 
ähnlicher   Weise  z.  B.  im  Prdkrit  aus  Sanskr.  ih,  üh  langes  /,  ü  cnt- 


1)  So  ist  auch  in  der  'Einleitung  in  die  Grammatik  der  vedischen  Sprache* 
S.  161  n.  zu  corrigiren,  wo  die  Stelle  besprocheu  ist. 


262 


TH.  BENFE Y, 


steht  \agg\  —  Sanskr.  agnih,  bandhd  —  Sanskr.  bandhuh);  man  darf  dabei 
auch  an  die  bei  uns  herrschende  Sitte  erinnern,  Längen  durch  Antritt 
von  h  zu  bezeichnen  z.  B.  Jahr  für  Jdr. 

XL 

Genauere  Forschung  ergab  ferner,  dass  diese  Dehnungen  mehrfach 
auch  sonst  auf  andre  Weise  zu  erklären  sind  als  in  den  Präticdkhya's 
und  Pada's  angenommen  wird. 

In  Fällen  z.  B.,  wo  nach  den  Sandhi -Gesetzen  des  Sanskrits  in 
der  Saiwhitä  ein  Visarga  spurlos  verschwinden  musste,  hatten  die  Pada- 
Verfertiger  kein  anderes  Mittel  eine  Einbusse  der  Art  zu  erkennen  als 
die  grammatische  Exegese.  Wo  er  in  solchen  Fällen  im  Pada  fehlt',  ist 
daher  nicht  selten  die  Frage  erlaubt,  ob  er  hier  nicht  eigentlich  stehen 
müsste,  so  z.  B.  ist  Rv.  X.  96,  12  =  Ath.  XX.  32,  2  in  pibd  yätha 
nicht  mit  dem  Pada  und  R.-Pr.  464.  465  piba  als  grammatische  Form 
anzunehmen,  sondern  pibah  [pibds)  'auf  dass  du  trinkest'. 

Eine  nicht  unbeträchtliche  Anzahl  der  Wörter,  welche  in  der  Samb. 
mit  auslautendem  d,  im  Pada  ä,  erscheinen,  hat  sich  femer  als  Vertreter 
der  1.  Person  Imperativi  Parasmaipada  erwiesen.  Die  Richtigkeit  dieser 
Auffassung  ergiebt  sich  aus  mehreren  Stellen  mit  Entschiedenheit;  z.  B. 
Rv.  IV.  18.  2,  wo  die  SawhitÄ  ayd,  der  Pada-Text  aya  hat  (vgl.  R.-Pr. 
502).  erscheinen  in  demselben  Vers  in  demselben  grammatischen  Sinn 
die  regelrechten  Formen  der  t.  Sing.  Imperativi  des  Parasmaipada  gamdni 
und  des  Ätmanepada  yüdhyai  und  pricchai.  Die  Einbusse  von  ni  hinter 
d  (ayd  fQr  ayAni)  hat  ihre  Analogie  in  der  spurlosen  Einbusse  des  wit 
der  1.  Person  Präsentis  Activi  in  der  griechischen  o-  Conjugation  (Myco 
für  einstiges  A(yvntt)  und  fast  in  sämmtlichcn  Verben  aller  übrigen  Spra- 
chen des  europäischen  Zweiges  des  Indogermanischen.  Entscheidender  aber 
ist ,  dass  dieselbe  Einbusse  des  ni  auch  in  der  treuesten  Gefährtin  des 
vedischen  Sanskrits,  der  Sprache  des  Avesta,  erscheint,  vgl.  z.  B.  1  Si. 
Imperativi  Ätm.  ifdi  neben  tavd  in  Yasna  28,  4:  icdi  tavd-ca  gerade  wie 
in  der  angeführten  Stelle  des  Rv.  ayd  neben  yudhyai,  pricchai.  Bei 
Justi  sind  alle  diese  Formen  auf  d  (auch  mit  Verkürzung,  a),  als  Neben- 


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QÜANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN  IN  D.  SAJ/HITÄ-  TJ.PADA-TEXTENetc.  263 

formen  des  Präsens  Indicativi  betrachtet,  also  mit  Einbusse  des  mi  (wie 
in  den  europäischen  Sprachen),  und  manche  mögen  auch  so  verstanden 
werden  können ;  allein  dass  tavä  nach  Analogie  von  ifdi  und  den  in  den 
Veden  entsprechenden  Formen  als  Imperativ  zu  verstehen  ist,  ist  unbe- 
zweifelbar  und  dasselbe  lässt  sich  auch  von  manchen  anderen  Formen 
dieser  Art  erweisen,  worauf  näher  einzugehen,  hier  jedoch  zu  weit  führen 
würde  und  nicht  nöthig  ist. 

In  vereinzelten  Fällen  mögen  statt  der  heimischen  Auffassung  auch 
noch  andre  Erklärungen  sich  ergeben.  So  z.  B.  könnte  Rv.  VII.  31,10  = 
Ath.  XX.  73,  3  (=  Sv.  I.  4.  1.  4.  6),  wo  Rv.  und  Ath.  in  der  Sawh.  carA 
(Sv.  aber  cara)  und  im  Pada  carä  im  Rv.  und  Sv.  (wohl  auch  im  Ath.) 
erscheint  (R  -Pr.  496),  caräccarsh0.  für  grammatisches  carät,  die  ursprüng- 
liche Aussprache  gewesen  sein;  ähnlich  in  Rv.  VII.  7.  1,  wo  die  Samh. 
bhdvA  no,  Pada  bhävä  (R-Pr.  461  ;  465).  bkdvdn  no,  für  grammatisches 
bhävdt;  doch  sind  diese  Aenderungen  nicht  absolut  nothwendig.  Die 
Einbusse  des  einen  c  und  n  würde  sich  durch  Einfluss  der  Volkssprachen 
erklären,  welche  lange  Vokale  vor  Doppelconsonanz  scheuen  (vgl.  PAli 
magga  für  Sanskr.  märga,  Intti  für  Sanskr.  frtrti,  Minajeff,  Pdli-Gr.  S.  5, 
Präkrit  müUa  für  mdlya.  Lassen  Inst.  L  Pr.  S.  140)  und  eine  Kürze  mit 
folgender  Doppelconsonanz  der  entsprechenden  Länge  mit  folgendem 
einfachen  Consonanten  gleichsetzen  (vgl.  z.  B.  präkr.  diggha  oder  dthay 
beide  =  Sanskr.  dirgha,  Lass.  ebds.). 

Doch  diess  möge  als  Einleitung  in  die  Verzeichnisse  genügen;  Er- 
gänzungen werden  diese  selbst  und  die  Schlussabhandlung  darbieten. 

XII. 

Die  Quantitätsverschiedenheiten,  welche  in  den  folgenden  Abhand- 
lungen in  Betracht  kommen,  zeigen  sich 

1.  im  vokalischen  Auslaut  von  Wörtern 

2.  in  dem  von  vorderen  Compositionsgliedern 

3.  im  An-  und  Inlaut  von  Wörtern. 

Die  unter  die  erste  Nummer  fallenden  zerlegen  sich  in  drei  Ab- 
theilungen. 

Die  1.  handelt  von  den  Längen,  welche  in  der  Samhitä  statt  im 


264  TU.  BENFEY,  QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN  etc. 

Pada  entsprechender  Kürzen  in  der  6.  Silbe  8  silbiger  und  in  der  8.  und 
loten  11.  und  12  silbiger  Stollen  erscheinen. 

Die  2.  von  den  zweisilbigen  Wörtern,  welche,  wenn  sie  einen  Stollen 
beginnen,  in  der  2.  Silbe  in  der  Samhitä  eine  Länge  statt  einer  im  Pada 
entsprechenden  Kürze  zeigen. 

Die  3.  von  den  Wörtern,  welche  im  Auslaut  überhaupt  an  irgend 
einer  Stelle  des  Verses  statt  der  im  Pada  erscheinenden  Kürze  in  der 
Samhita  eine  Länge  haben. 

Diese  drei  Abtheilungen  bilden  den  L  Abschnitt.  Der  II.  behandelt 
die  Quantitätsverschiedenheiten  in  dem  Auslaut  vorderer  Compositions- 
glieder.  Der  III.  die  im  An-  und  Inlaut  von  Wörtern.  Ein  IV.  schliess- 
lich die  wenigen,  welche  in  der  Samhita  mit  kurzem,  im  Pada  mit 
langem  Vokal  erscheinen. 


Zusatz. 

S.  238  Z.  2  v.  u.  bitte  ich  die  ganz  analoge  Einbusse  von  sh 
in  dtärima  (Rv.  VIII.  13,  21)  für  ätärishma  (Rv.  I.  92,  6;  183,  6;  184,  6, 
vgl.  auch  atärit  VII.  4,  5.  I.  32,  6)  hinzuzufügen.  Audi  sie  ist  nur 
durch  das  Metrum  herbeigeführt,  da  dtdrima  den  Schluss  eines  1 2  silbigen 
Stollens  bildet  und  demgemäss  ein  Diiambus ,  also  ri  kurz  sein  muss 
v —  v  — . 


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