ABHANDLUNGEN
DER KÖNIGLICHEN
GESELLSCHAFT DER
WISSENSCHAFTEN
ZU GÖTTINGEN
Akademie der Wissenschaften in
Göttingen, ...
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ABHANDLUNGEN
KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
NEUNZEHNTER BAND
VOM JAHRE 1874.
.MIT ZWEI STEINDRÜCKTAFELN UND EINER KARTE.
•~ GÖTTENGEN,
IN DER DIETERICHSCHEN BUCHHANDLUNG.
1874.
DEK
ZU GÖTTINGEN.
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. . -.'
' . /S.
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Vorrede.
Dieser neunzehnte Band der Schriften der Königlichen Ge-
sellschaft der Wissenschaften zu Göttingen enthält die in dem
Jahre 1874 in den Sitzungen derselben vorgetragenen oder vor-
gelegten Abhandlungen. Die der Societät mitgetheilten kleineren
Arbeiten sind in dem Jahrgange 1874 der „Nachrichten von der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften und der G.-A.-Universität"
veröffentlicht worden. Es wurden folgende Abhandlungen und
kleinere Mittheilungen vorgetragen oder vorgelegt:
Am 3. Januar. Marx, Ueber C. V. Schneider und die Katarrhe. Bd. XIX.
Wieseler, Inschriftliches aus Griechenland und Klein-
asien. N. 1. l)
Loiting, das Theseion und das Hephaisteion in Athen.
(Vorgelegt von Wieseler.) N. 17.
Benfey, Ueber die indogermanischen Endungen des Ge-
netiv singularis, IANS, IAS, IA'. Bd XIX.
Sauppe, Lebenszeit des T. Lucretius Carus.
Am 18. Februar. Grisebach, Plantae Lorentzianae. N. 53 und Bd. XIX.
Kohlrausch, Corresp., Ueber Thermoelektricität. Wärme-
und Elektricitätsleitung. N. 65.
Enneper, Bemerkungen über einige Theoreme, betreffend
die Flächen zweiten Grades. N. 125.
Heymann, Ueber Bharata's Na .yac&stram. {Vorgel. von
Benfey.) N. 86.
1) K. bedeutet »Nachrichten 1874« mit der Seitenzahl.
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IV
VORREDE.
Am 7. März. Wieseler, Poseidon Asphaleios. N. 153.
Nöldeke, Corresp., Griechische Namen Susianas. N. 173.
Drude, lieber die systematische Stellung von Schizocodon.
(Vorgel. von Grisebach.) N. 161.
Fromme, Die Magnetisirungs -Function einer Kugel aus
weichem Eisen. (Vorgel. von Riecke.) N. 165.
Bjerknes, Corresp., Verallgemeinerung des Problems von
den Bewegungen, welche in einer ruhenden unelastischen
Flüssigkeit die Bewegungen eines Ellipsoids hervor-
bringt. N. 286.
Am 2. Mai. Hubner, I. Mittheil, aus dem Univ.-Laborat. Nitrojodphe-
nole. Isomere Nitrobenzanilide. Toluidendiarninsulfosäure.
(Von d. Hrn. Busch, Rogers, Stöver u. Wiesinger.) N. 209.
Benfey, Die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä-
und Pada-Texten der Veden. N. 229 und Bd. XIX.
Marx, Zur Anerkennung des Arztes D. Ludwig, des
Reformators der Pharmacologie und Pharmacie. Bd. XX.
Wüstenfeld, Bahrein und Jemderen nach den Arabischen
Geographen. Bd XIX.
Schubert, Ueber die Characteristiken der ebenen Curven
8. Ordnung im Räume. (Vorgel. von Stern.) N. 267.
Thomae, Corresp.. Herleitung einer integrabeln Differen-
tialgleichung mittelst der Liouville'schen Methode der
Differentiation mit beliebigem Zeiger. N. 249.
Am 6. Juni. A. Mayer, Corresp., Ueber die Lieschen Berührungs-
Transformationen. N. 317.
Hübner, II. Mittheil, aus dem Univ.-Laborat. (Frerichs:
ThihydrobenzoSsäure, Dithiobenzoösäure und Bromthihy-
drobcnzoösäure. — Metabromtoluol, — a Parachlorsulfi-
toluol und Nitro- und Amido-Parachlortoluol. N. 337.)
Frerichs, Zur Kenntniss des Lanthans und Didyms.
(Vorgel. von Hübner.) N. 340.
Derselbe, Trennung des Baryums von Strontium, Calcium
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VORREDE.
V
und Magnesium durch neutrales chromsaures Kali.
N. 249. (Vorgel. von Hübner.)
Tollens und Kirchner, Vorläufige Mittheilung über den
Pflanzenschleim. (Vorgel. von "Wohl er.) N. 353.
Am 11. Juli. Benfey, Vedisch midha oder mi/ha, n. (= mizhda. n.
des Avesta, gr. uioöö, m., altsl. mrzda, f., goth. mizdo,
f.. ags. möord f. u. s. w.), vedisch mirfhväms, hu
miit, mereo u. aa., Nachtrag zu der Abhandlung »Ju-
beo und seine Verwandtea in Bd. XVI, hist.-phil.
Cl. S. 1 ff. Bd. XX. N. 365. Nachtrag zu dem in »Orient
und Occident« II. 133 — 171 erschienenen Aufsatz »Ein
Märchen von der Thiersprache, Quelle und Verbrei-
tung«.
Wieseler, Ueber ein Votivrelief aus Magana. Bd. XX.
Kohlrausch, Corresp., Das elektrische Leitungsvermögen
der Chloralkalien und alkal. Erden so wie der Salpeter-
säure in wässriger Lösung. N. 405.
Enneper, Ueber ein geometrisches Problem. N. 474.
Voss, Ueber Complexe. (Vorgel. von Stern.) N. 375.
WShler, Notiz über ein Palladiumsalz und das Verhalten
des Palladiumoxyduls in Wasserstoffgas. N. 419.
Am 8. August. Ewald. Neue Bemerkungen über die Schiffahrt nach
dem Goldlande Oflr. N. 421.
Waitz, Zur Kritik von Tacitus Germania. N. 437.
Listing, Ueber das Klima der la Plata Region.
v. Brunn, 1. Ueber eine, den interstitiellen Zellensträn-
gcn des Hodens ähnliche Substanz in der Milchdrüse
und Unterkieferdrüse. N. 449. 2. Eine abnorme Bauch-
felltasche. N. 451. (Vorgel. von Henle.)
Reinke, Mittheilungen aus dem pflanzen physiologischen
Institut N. 453. (Vorgel. von Grisebach.)
Goldschmidt, Einiges über Einschiebung und Vergröberung
des h im Prakrit. N. 468. (Vorgel. von Benfey.)
»
VI VORREDE.
Am 28. Octbr. Hübner, III. Mittheilungen aus dem ehem. Laboratorium
(Benzanilid und Salpetersäure, von Stöver. Nitrosali-
cylsäure, von Hall. Isomere Mononitrobenzonaphtyla-
mide , von Ebell. Benzoylamidphenole von Morse.
Amidobenzonitrile, von Fricke. Vorläufige Mittheilun-
gen, von Rudolph.) N. 489.
Am 7. Novbr. Marx, Zur Anerkennung des Arztes und Schulmannes
G. Henisch. Bd. XX.
Goldschmidt, Etymologisches aus dem Präkrt: v/dekkh,
dakkh und Verwandtes. N. 509. (Vorgel. von Benfe y.)
Wieseler, Antiken in Norditalien und Südtirol. N. 545.
Lie, Corresp. , Ueber Gruppen von Transformationen.
N. 529.
Am 5. Decbr. Feier des Stiftungstages der K. Societät und Jahres-
bericht. N. 617.
Sartorius von Waltershausen, lieber den Einfluss des
Standes der Sonne und des Mondes zur Erde in Bezug
auf vulkanische Eruptionen. Bd XX.
Benfey, Sanskritisch sä (Verbal wurzel) = griech. 6, h,
sanskritisch sitä (Ptcp. Pf. von sä) = lateinisch säto in
sätis, sätio und Verwandten. N. 626.
Riecke, Ueber die Gesetze der Volta-Induction. N. 657.
Derselbe, Ueber Molecularbewegung zweier Theilchen.
deren Wechselwirkung durch das Weber'sche Gesetz der
electrischen Kraft bestimmt wird. N. 665.
Grenacher, Ueber das facetirte Arthropoden-Auge. N. 645.
(Vorgel. von Henle.)
Die im Deccmbcr 1872 von der historisch-pkilol. Classc der
Societät für. den November d. J. gestellte, die Abfassung einer
Kurdischen Grammatik betreffende Preisfrage hat einen
Bearbeiter gefunden , welcher unter dem Motto : fsm qft 3drUL
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VORREDE.
VII
(„Wissenschaft ist die höchste Gottheit") der K. Gesellschaft eine
Arbeit eingereicht hat, welche auf XX und 218 Folioseiten die
Aufgabe in der gewünschten Weise behandelt.
Der Verfasser derselben hat nicht bloss die schon durch den
Druck veröffentlichten Hülfsmittel benutzt , sondern auch überaus
wichtiges, bis jetzt nur handschriftlich vorhandenes Material
nämlich:
1) die Sammlungen, welche Hr. Professor So ein in Basel
auf seinen Keiscn in Assyrien zusammengebracht hat, und
2) ein höchst umfangreiches — aus 1377 Folioseiten beste-
hendes — von dem genauen Kenner des Kurdischen, Hrn. Jaba,
früher russischen Consul in Erzerum, abgefasstes kurdisch-russisch-
französisches und französisch - russisch - kurdisches Wörterbuch,
welches sich im Besitz der kaiserlichen Akademie der Wissen-
schaften in St. Petersburg befindet
Die Art wie alle diese Hülfsmittel zu der Gestaltung des
eingesandten Werkes verarbeitet sind, verräth einerseits eine
umfassende und tiefe Kenntniss der nächst verwandten eranischen
und der indogermanischen Sprachen überhaupt, ferner zugleich
eine höchst achtungswerthe, der geographisch und historisch sich
mit dem Kurdischen berührenden semitischen, ural-altaischen und
kaukasischen, andererseits eine vollständige Herrschaft über
alle Hülfsmittel und eine sichere Handhabung der richtigen
Methode linguistischer Forschung.
Alle Theile der Kurdischen Grammatik sind mit steter Rück-
sicht auf die verwandten Sprachen behandelt, und wo sich Ein-
flüsse nicht verwandter ergaben, sind auch diese zu Rathe gezogen.
Die vor allem hervorragende treffliche Bearbeitung der Kurdischen
Lautlehre, so wie auch der Wortbildungslehre schaffen eine klare
Einsicht in die Entwickelung der Eigenthümlichkeiten, durch welche
vm
VORREDE.
sich das Kurdische von seinen Verwandten gesondert hat, und in
die Stellung, welche es ihnen gegenüber einnimmt; zugleich tritt
dadurch, so wie insbesondre durch die Satzlehre, die heutige Ge-
staltung und Verwendung desselben in allen wesentlichen Punkten
klar und lebendig hervor.
Die K. Gesellschaft hat demgemäss die eingesandte Arbeit
als eine gründliche, im Wesentlichen erschöpfende, auch durch
Klarheit der Darstellung sich auszeichnende, befriedigende, Lösung
der von ihr gestellten Aufgabe betrachtet und hat kein Bedenken
getragen, dem Verfasser derselben einen Preis von 1000 Mark
zu ertheilen.
Bei Oeffnung des versiegelten, mit dem obigen Motto ver-
sehenen Umschlags ergab es sich, dass der Verfasser Hr. Professor
Dr. Ferdinand Justi in Marburg ist.
Für die nächsten 3 Jahre werden von der K. Societät folgende
Preisaufgaben gestellt:
Für den November 1875 von der physikalischen Ciasse:
Um der Lösung der Frage näher zu kommen, unter welchen Bedingungen die
in den Erzgängen vorkommenden krystallisirten Schwefel- und Fluor- Verbindungen
entstanden sind, wünscht die K. Societät über die künstliche Darstellung solcher
krystallisirter Mineralien, wie lichtes und dunkles Eoihgiltigere , Sprödglas-
ers, Fahler*, Bleiglanz, Flussspath, Versuche angestellt zu sehen.
Für den November 1876 von der mathematischen
Classe:
Nachdem die Ton Siemens dargestellten Widerstandsmaaße und Wider-
standsskalen allgemeinere Verbreitung und Anwendung gefanden, and dieselben
ron Kohl rausch mit grosser Sorgfalt und Genauigkeit auf absolutes llaaß
zurückgeführt worden sind (siehe Poggendorffs Annalen 1873. Supplementband
VI), ist es möglich geworden, anch die Stromarbeit nach absolutem Maaße
genau zu bestimmen.
Die Königliche Societät verlangt nun eine Untersuchung über Strom-
arbeit, d. i über die von den elektromotoriscJien Kräften durch ilu-e Wirkung
auf die strömende Elektricität geleistete Arbeit, insbesondere über das VerhäUniss
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I
VORREDE. IX
und den Zusammenhang derselben mit der vom Strome erzeugten Warme, und
über die ton ihr unmittelbar in der strömenden Elektrieitüt oder mittelltar in an-
dern im Leiter enthaltenen beweglichen ThcilcJum erzeugte lebendige Kraft.
Für den November 1877 von der historisch-philolo-
gischen Classe:
Die K. Societüt verlangt, dass gezeigt werde, was die bildenden und zeichnenden
Künste bei den Griechen und Jtalcrn den Künsten der Nichtgriechcn und Nicht-
Haler verdanken, und hin wiederum , wo sie ausserhalb der Griechischen und
Itnlischcn Länder Wurzel getrieben und wiefern sie einen Einfluss auf die Ent-
wickdung der Künste bei Xichtgricchen und Nichdtalern gehabt haben.
Die Concurrenzschriften müssen vor Ablauf des Septembers
der bestimmten Jahre an die K. Gesellschaft der Wissenschaften
portofrei eingesandt sein, begleitet von einem versiegelten Um-
schlag, welcher den Namen und Wohnort des Verfassers enthält
und auswendig mit dem Motto zu versehen ist, welches auf dem
Titel der Schrift steht.
Der für jede dieser Aufgaben ausgesetzte Preis beträgt min-
destens fünfzig Ducaten.
* * *
Die von dem Verwaltungsrath der Wedekind'schen Preisstif-
tung für deutsche Geschichte gestellten Aufgaben für den dritten
Verwaltungszei träum, d. i. für die Zeit vom 14. März 1866 bis
zum 14. März 1876, sind S. 198 der Nachrichten von 1874 wieder-
holt bekannt gemacht worden.
Nachdem ür. Hofr. Saitppe die Kcdaction der unter der
Aufsicht der Socictät erscheinenden Gott, gelehrten Anzeigen und
der Nachrichten vom 1. Juli d. J. an niedergelegt hatte, wurde
sie von Hrn. Prof. Wappaus wieder übernommen. Es wurde
beschlossen, die jährliche Bogenzahl der gelehrten Anzeigen, um
den Preis nicht den sehr gesteigerten Druckkosten entsprechend
zu erhöhen, von 130 auf 10-1 zu beschränken und die Nachrichten,
b
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X
VORREDE.
deren letzter Band 71 Bogen stark geworden war, auf Kosten
der Societät herauszugeben.
Die Societät steht in fortwährendem Tausch verkehr mit den
meisten europäischen und aussereuropäischen Akademien und
gelehrten Gesellschaften, und liefert dadurch jährlich einen nicht
unerheblichen Beitrag zu den Acccssionen der K. Universitäts-
Bibliothek.
Mit Befriedigung kann die K. Societät die Mittheilung machen,
dass von den von ihr herausgegebenen und von ihrem Mitgliedc,
Hrn. Professor Schering, redigirten G ausstehen Werken nun auch
Bd. VI., enthaltend hauptsächlich die astronomischen Abhandlun-
gen, vollendet ist. Von den nöthig gewordenen neuen Abdrücken
der Bände I und II ist der erstere längst erschienen und von letz-
terem der Druck bis zu Bogen 63 vorgerückt. Unterdessen hat
es sich gezeigt, dass auch von den Bänden III und V in kurzem
ein Neudruck begonnen werden muss, ja dass selbst von dem
Band IV nur noch wenige Exemplare vorräthig sind.
Ersparnisse in den letzten Jahren setzten die K. Societät in
die Lage, durch nicht unbedeutende Geld-Unterstützungen die
Veröffentlichung verschiedener wissenschaftlicher Werke möglich
zu machen. Nachdem sie schon eine von Hrn. Dr. Socin gemachte
Abschrift der alten Syrischen Uebersetzung des in der Bischöflichen
Bibliothek zu Märdin in Mesopotamien befindlichen Indischen
Buches Kalilag va Damnag angekauft hatte, bewilligte sie eine
hinreichende Summe für die Herausgabe der von den Herren
Drn. Socin und Prym auf ihren morgenländischen Reisen gesam-
melten zahlreichen Syrischen Volkserzählungen, von welchem
Werk bereits 27 Bogen gedruckt sind. Eine gleiche Unterstützung
gewährte sie dem Hrn. Diaconus Jiotisch für die Herausgabe des
Buchs der Jubiläen (Leptogenesis) , einer in einem mailändi-
VORREDE.
XI
sehen Palimpsest wiedergefundenen altlateinischen Uebersetzung
dieses vorchristlichen Werkes, über das schon in den Nachrichten
1873 S. 1 berichtet worden ist. Durch einen ahnlichen Beitrag
war es den Assistenten an der hiesigen Sternwarte, den Herren
Copeland und Borgen, möglich, für die Herausgabe eines Fixstern-
Catalogs, der unter dem Titel: Astronomische Mittheilun-
gen L Theil, erschienen ist, einen Verleger zu finden. Auch dmi
Verein für die deutsche Nordpolfahrt glaubte die K. Societät einen
Beitrag für die Herausgabe des diese Polarexpedition betreffenden
Werkes nicht vorenthalten zu dürfen. Eine bedeutende Unter-
stützung gewährte sie ferner dem Hrn. Professor von Seebach für
die Herstellung einer neuen topographischen, geologisch zu bear-
beitenden Karte von Göttingen; und endlich möge auch noch
erwähnt werden, dass sie dem hiesigen Optiker Hrn. Winkel zum
Ankaufe oder zur Herstellung der zur Verfertigung seiner ausge-
zeichneten Mikroskope erforderlichen mechanischen Gcräthschaften
eine ansehnliche Summe bewilligt hat, mit dem Vorbehalt, dass
diese Gcräthschaften Eigenthum der Societät bleiben.
Das Directorium der Societät ist zu Michaelis d. J. von Herrn
Ewald in der historisch-philologischen Classe auf Herrn Marx
in der physikalischen Classe übergegangen.
Von ihren auswärtigen Mitgliedern und ihren Correspondenten
verlor die Societät in diesem Jahre durch den Tod :
Den Professor der Naturgeschichte Louis Agassis in Boston,
gestorben am 14. Dccember 1873, im 67. Jahre;
Den Professor der Geologie und beständigen Secretär des
Instituts Jean Baptiste Elie de Beaumont in Paris, gest. am
21. September im 76. Jahre;
Den Director der Sternwarte P. A. Hansen in Gotha, gest.
am 28. Marz im 79. Jahre;
b*
XII VORREDE.
Den Professor der Mathematik Otto Hesse in München, gest.
am 1. August im 63. Jahre;
Den Staatsmann und Gelehrten Francois Guizot in Paris,
gest. am 21. September im 87. Jahre;
Den Professor der Philologie und bestandigen Secretär der
Akademie der Wissensehaften Moritz Haupt in Berlin, gest. am
5. Februar im 66. Jahre;
Den Mineralogen und Krystallographen Friedrich Hessenberg
in Frankfurt a. M., gest. am 8. Juli.
Den Professor der Anatomie Max Schnitze in Bonn, gest.
am 16. Januar;
Den beständigen Secretär der Belgischen Akademie der Wis-
senschaften Adolph Qmtelet in Brüssel, gest. am 17. Februar im
78. Jahre;
Den Akademiker Moritz Hermann von Jacohi in St. Peters-
burg, gest. am 10. März im 70. Jahre;
Den Geheimen Archivrath und Staatsarchivar Carl Ludwig
Grotefend in Hannover, gest. am 27. October im 66. Jahre;
Mit Bedauern sah die Societät aus der Reihe ihrer Assessoren
den Herrn Bernhard Minnigerode scheiden, der einem Rufe als
Professor der Mathematik an der Universität Greifswald folgte.
Von der K. Societät neu erwählt wurden
Zu hiesigen ordentlichen Mitgliedern:
nr. Ernst Ehlers, phys. Gasse.
Hr. Ludwig Fuchs, math. Gasse.
Zu auswärtigen Mitgliedern:
Hr. J. Dwigt Dana, Prof. der Mineralogie und Geologie in New-
haven.
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VORREDE. . XIII
Hr. Max von Pettenko/er, Prof. der Medicin in München.
Hr. William Sharpey, Prof. der Anatomie und Physiologie Vice-
Prasident der Royal-Society in London.
Hr. Alex. Will. Williamtom, Prof. der Chemie, auswärtiger
Secretär der Royal Society in London.
Hr. Charles Hermite, Prof. der Mathematik in Paris.
Hr. C. A. Friedr. Peters, Director der Sternwarte in Kiel.
Hr. Alfred Ritter von Arneth, Director der Staatsarchive, Vice-
präsident der kais. Akad. der Wiss. in Wien.
Hr. Max Duncker, Oberregierungsrath und Director der preuss.
Staatsarchive in Berlin.
Zu Correspondenten:
Hr. Henry Enfield Roscoe, Prof. der Chemie in Manchester.
Hr. Johann Strüver, Prof. der Mineralogie in Rom.
Hr. Wilkelm Forster, Director der Sternwarte in Berlin.
Hr. Leo Königsberger, Prof. der Mathematik in Dresden.
Hr. Bernhard Minnigerode, Prof. der Mathematik in Grcifswald.
Hr. Xavier Hemchling, Directeur honoraire de la statistique
ge'ne'ralc in Brüssel.
Hr. Friedrich Stumpf, Prof. der Geschichte in Innsbruck.
Göttingen im December 1874. F. Wohler.
s'
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XIV VERZEICHNIS DER MITGLIEDER
Verzeichnis der Mitglieder
der
Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen.
Januar 1875.
Ehren-Mitglieder.
Peter Merian in Basel, seit 1862.
Adolph von Warnstedt in Göttingen, seit 1867.
Johann Jacob Baeyer in Berlin, seit 1867.
Freiherr F. H. A. von Wangenheim auf Waake, seit 1868.
Uraf Sergei Stroganoff in St.» Petersburg, seit 1870.
Ignatz von Düllinger in München, seit 1872.
Michele Amari in Florenz, seit 1872.
Joachim Barrande in Prag, seit 1873.
Giuseppe Fiorelli in Neapel, seit 1873.
Ordentliche Mitglieder.
Physikalische Classe.
C. F. U. Marx, seit 1833.
F. Wühler, seit 1837. Beständiger Secretkr seit 1860.
F. Gottl. Bartling, seit 1843.
A. Grisebach, seit 1851.
F. G. J. Henle, seit 1853.
W. Sartoriue von Waltershausen, seit 1856.
G. Meissner, seit 1861.
E. Ehlers, seit 1874.
Matheinatische Classe.
W. E. Weber, seit 1831.
G. C. J. Ulrich, seit 1845.
J. B. Listing, Beit 1861.
M. Stern, seit 1862.
E. Schering, seit 1862. (Assessor seit 1860).
L. Fuchs, seit 1874.
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DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
Historisch -philologische Classe.
IL Ewald, seit 1833.
C. Hoeck, Bcit 1841.
G. Waitz, seit 1849.
H. F. WUstenfeld, seit 1856. (Assessor seit 1841.)
H. Sauppc, seit 1857.
J. E. Wappäus, seit 1860. (Assessor seit 1851.)
Th. Benfey, seit 1864.
F. Wieseler, seit 1868.
H. Brugsch, seit 1869.
G. Hanssen, seit 1869.
Assessoren.
Physikalische Classe.
E. F. G. Herbst, seit 1835.
C. Boedeker, seit 1857.
C. von Seebach, seit 1864.
W. Krause, seit 1865.
W. Henneberg, seit 1867.
H. HUbner, seit 1871.
W. Marine, seit 1871.
Mathematische Classe.
E. F. W. Klinkerfues, seit 1855.
A. Enneper, seit 1865.
E. Riecke, seit 1872.
Historisch -philologische Classe.
A. Fick, seit 1869.
Auswärtige Mitglieder.
Physikalische Classe.
Carl Ernst von Baer in St. Petersburg, seit 1851.
Jean Baptiste Dumas in Paris, seit 1851. (Correspondent seit 1849.)
Christian Gottfried Ehrenberg in Berlin, seit 1851.
Ernst Heinrich Weber in Leipzig, seit 1851.
Kobert Bunsen in Heidelberg, seit 1855.
XVI
VERZEICHNIS DER MITGLIEDER
Ricliard Owen in London, seit 1859.
Adolf Brongniart in Paris, seit 1860.
August Wilh. Hof mann in Berlin, seit 1800.
H. Milne Edwards in Paris, seit 18G1.
Hermann Kopp in Heidelberg, seit 1863. (Corresp. seit 1855.)
Carl Theodor von Siebold in München, seit 1864. (Corresp. seit 1850.)
Miebcl Eugene Chevreul in Paris, seit 1865.
Joseph Dalton nooker zu Kew bei London, seit 1865.
Theod. Ludw. Wilh. Bischoff in München, seit 1866. (Corresp. seit 1853.)
Hermann Helmboltz in Berlin, seit 1868. (Corresp. seit 1859.)
Henri Sainte Clairc Devillc in Paris, seit 1869. (Corresp. seit 1856.)
Franz von Kobcll in MUncbcn, seit 1870. (Corresp. seit 1861.)
Anton Schrotte r Ritter von Kristelli in Wien, seit 1870. (Corresp. seit 1856.)
Ernst Heinrich Carl von Dechen in Bonn, seit 1871.
Carl Claus in Wien, seit 1873. (Zuvor Ines, ordcntl. Mitgl. seit 1871.)
Eduard Frau kl and in London, seit 1873.
William Sharpey in London, seit 1874. (Corresp. seit 1868.)
Max von rettenkofer in MUncbcn, seit 1874.
Alex. William Williamson in London, seit 1874.
James Dwigt Dana in Newhaven, seit 1874.
Mathematische Classe.
U. J. Levcrricr in Paris, seit 1846.
George Biddel Airy in Greenwich, seit 1851.
Charles Wheatstonc in London, seit 1854.
Joseph Liouvillc in Paris, seit 1856.
E. Kummer in Berlin, seit 1856. (Corresp. seit 1851.)
F. E. Neu mann in Königsberg, seit 1856.
nenri Victor Regnault in Paris, seit 1859.
William nallows Miller in Cambridge, seit 1859.
Edward Sabine in London, seit 1862. (Corresp. seit 1823.)
Riebard Dedekind in Braunschweig, seit 1862. (Corresp. seit 1859.)
Aug. Robert Kirch hoff in Berlin, ßeit 1862.
Heinrich Wilhelm Dove in Berlin, seit 1864. (Corresp. seit 1849.)
Johann Christian Poggendorff in Berlin, seit 1864. (Corresp. seit 1854.)
William Thomson iu Glasgow, seit 1864. (Corresp. seit 1859.)
Ferdinand Reich in Freiberg, seit 1864.
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DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
Heinrich B uff in Giesen, seit 1865. (Corresp. seit 1842.)
Carl Weierstrass in Berlin, seit 1865. (Corresp. seit 1856.)
Enrico Betti in Pisa, seit 1865.
Leopold Kronecker in Berlin, seit 1867. (Corresp. seit 1861.)
Friedr. Wilh. August Argclandcr in Bonn, seit 1868. (Corresp. seit 1864.)
Carl Neumann in Leipzig, seit 1868. (Corresp. seit 1864.)
Francesco Brioschi in Mailand, seit 1870. (Corresp. seit 1869.)
Arthur Caylcy in Cambridge, seit 1871. (Corresp. seit 1864.)
Carl Aug. Friedr. Fetcrs in Kiel, seit 1874. (Corresp. seit 1851.)
Charles Hermite in Paris, seit 1874. ^Corresp. seit 1861.)
Historisch - philologische Classe.
G. II. Pertz in Berlin, seit 1837.
Leopold von Kanke in Berlin, seit 1851.
Justus Olshausen in Berlin, seit 1853.
Christian Lassen in Bonn, seit 1860. (Corresp. seit 1850.)
Georg Friedr. Schümann in Greifswald, seit 1860. (Corresp. seit 1850.)
Gottfried Bernhardy in nallc, seit 1860. (Corresp. seit 1854.)
Friedrich Ritsehl in Leipzig, seit 1860. (Corresp. seit 1854.)
Samuel Birch in London, seit 1864.
Friedrich Diez in Bonn, seit 1864.
Theodor Mommsen in Berlin, seit 1867. (Corresp. seit 1857.)
Richard Lepsius in Berlin, seit 1867. (Corresp. seit 1860.)
Ernst Curtius in Berlin, seit 1868. (Zuvor bies. ordentl. Mitglied 1856.)
George Bancroft in Washington, seit 1868.
Franz Miklosich in Wien, seit 1868.
Ludolf Step hani in St. Petersburg, seit 1869.
Wilhelm von Giesebrecht in Mönchen, seit 1871. (Corresp. seit 1863.)
Carl Hegel in Erlangen, seit 1871. (Corresp. seit 1857.)
Heinrich von Sybel in Bonn, seit 1871. (Corresp. seit 1863.)
Johann Nicolans Madvig in Kopenhagen, seit' 1871.
Rudolph Roth in Tübingen, seit 1872. (Corresp. seit 1853.)
August Di 11 mann in Berlin, seit 1872 (Corresp. seit 1857.
Sir Henry Rawlinson in London, seit 1872.
Alfred Ritter von Arncth in Wien, seit 1874. (Corresp. seit 1870.)
Max Dunckcr in Berlin, seit 1874.
XVIII
VERZEICHNIS DER MITGLIEDER
Correspondenten.
Physikalische Classe.
E. Eichwald in St Petersburg, seit 1841.
Robert Willis in London, seit 1844.
Hermann Stannius in Rostock, seit 1850.
Theodor Schwann in Luttich, seit 1853.
Theodor Schcerer in Dresden, seit 1853.
Wilhelm Duncker in Marburg, seit 1853.
L. Zeuflchner in Warschau, seit 1857.
Johannes Hyrtl in Wien, seit 1859.
Nicolai von Kokscharow in St Petersburg, seit 1859.
Rudolph Leuckart in Leipzig, seit 1859.
Alfred Wilh. Volkmann in Halle, seit 1860.
F. H. Biddcr in Dorpat, seit 1860.
Carl Schmidt in Dorpat, seit 1860.
F. C. Donders in Utrecht, seit 1860.
Job. Jap. Sm. Stecnstrup in Kopenhagen, seit 1860.
Bernhard Studer in Bern, Beit 1860.
Heinrich Limpricbt in Grcifswald, seit 1860. (Assessor seit 1857.)
Ernst Brllcke in Wien, seit 1861.
Emil du Bois Rcymond in Berlin, seit 1861.
Alexander Braun in Berlin, seit 1861.
Carl Ludwig in Leipzig, seit 1861.
Archangelo Scaechi in Neapel, seit 1861.
Quintino Sella in Rom, seit 1861.
Thomas H. Hnxlcy in London, seit 1862.
Albert Külliker in Würzburg, seit 1862.
Ferdinand R lim er in Breslau, seit 1862.
Charles I.'pham Shepard in Amhcret, V. St, seit 1862.
Heinrich Crcdncr in Halle, seit 1863.
Alexander Ecker in Freiburg, seit 1863.
Bernhard von Cotta in Freiberg, seit 1864
Alvaro Reynoso in Havanna, seit 1865.
Ferdinand Müller in Melbourne, seit 1867.
Anton Geuther in Jena, seit 1867.
A. L. Descloizeaux in Paris, seit 1868.
DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT DER W
HAFTEN.
AsaGrayin Cambridge, V. St, seit 1868.
Jean Charles Marignac in Genf, seit 1808.
Alex. Theodor von Middendorf f auf Hellenonn bei Dorpat, seit 1868.
Adolph Wurtz in Paris, seit 1868.
August Kckule in Bonn, seit 1869.
Robert Mall et in London, seit 1869.
Wilhelm Hofmeister in Tübingen, seit 1870.
Carl Friedrich Rammeisberg in Berlin, seit 1870.
Adolf Erik Nordenskjüld in Stockholm, seit 1871.
Anton de Bary in Strassburg, seit 1872.
Eduard Pflüger in Bonn, seit 1872.
Wilh. Philipp Sch im per in Strassburg, seit 1872.
J. S. Stas in Brüssel, seit 1873.
Henry Enfield Roscoc in Manchester, seit 1874
Johann St r II v er in Rom, seit 1874.
Mathematische Classe.
numphrey Lloyd in Dublin, seit 1843.
John Couch Adams in Cambridge, seit 1851.
Thomas Clausen in Dorpat, seit 1854
Ludwig Seidel in München, seit 1854.
Georg Rosenhain in Königsberg, seit 1856.
Peter Ricss in Berlin, seit 1856.
John Tyndall in London, seit 1859.
Julius Schmidt in Athen, seit 1862.
Carl Wilhelm Borchardt in Berlin, seit 1864.
Andreas von Ettingshausen in Wien, seit 1864.
Wilhelm Gottlieb Hankel in Leipzig, seit 1864.
Philipp Gustav Jolly in München, seit 1864.
Carl 1 Unna im Knoblauch in Halle, seit 1864.
Georg Gabriel Stockes in Cambridge, seit 1864.
James Joseph Sylvester in Woolwich, seit 1864.
Heinrich Eduard Heine in Halle, seit 1865.
Rudolph Jul. Emmanuel Clausius in Bonn, seit 1866.
Erik E dl und in Stockholm, seit 1866.
Georg Quincke in Würzburg, seit 1866.
Charles Briot in Paris, seit 1867.
Benj. Apthorp Gould in Cambridge, V. St, seit 1867.
XX
VERZEICHNIS DER MITGLIEDER
Rudolph Lipschitz in Bonn, seit 1967.
Benjamin Peircc in Cambridge, V. St, seit 1867.
Siegfried Aronhold in Berlin, seit 1869
E. B. Christoffcl in Strassburg, seit 1869.
Lnigi Crcmona in Mailand, seit 1869.
Willi. Theod. Bernhard Holtz in Berlin, seit 1869.
George Salmon in Dublin, seit 1869.
H. A. Schwartz in Zürich, seit 1869.
Friedrich Kohlransch in Darmstadt, seit 1870. (Assessor seit 1867.1
Paul Gordau in Erlangen, seit 1870.
Hermann Grass mann in Stettin, seit 1871.
Ludwig Schlaefli in Bern, seit 1871.
Arthur Auwers in Berlin, seit 1871.
Felix Klein in Erlangen, seit 1872.
Sophus Li« in Christiania, seit 1872.
August Mayer in Leipzig, seit 1872.
C. A. Bjerknes in Christiania , seit 1873.
J. Thoniac in Freiburg B., seit 1873.
Leo Königsberger in Dresden, seit 1874.
Wilhelm Förster in Berlin, seit 1874.
Bernhard Minnigerode in Greifswald, seit 1874.
Historisch -philologische Classe.
F. E. G. Roulez in Gent, seit 1841.
Adolph Fried. Hcinr. Schaumann in Hannover, seit 1853.
Joh. Gust Droysen in Berlin, seit 1857.
Wilh. Uenzen in Rom, seit 1857.
G. C. F. Lisch in Schwerin, seit 1857.
A. B. Rangabe in Athen, seit 1857.
B. von Dorn in St. Petersburg, seit 1859.
L. P. Gachard in Brüssel, seit 1859.
Johann Gilde meist er in Bonn, seit 1859.
Franz Palacky in Prag, seit 1859.
Theodor Bergk in Bonn, seit 1860.
Carl BOtticher in Berlin, seit 1860.
Georg Curtius in Leipzig, seit 1860.
K. Lehrs in Königsberg, seit 1860.
Giovanni Battista de Rossi in Rom, seit 1860.
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DER KÖNIGL. GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN.
Leonhard Spengel in München, seit 1860.
Heinrieh Lndolph Ahrens in Hannover, seit 1861.
Max MUller in Oxford, seit 1861.
Arnold Schäfer in Bonn, Beit 1861.
Friedr. Ferdin. Carlson in Stockholm, seit 1863.
Martin Haug in München, seit 1863.
Ludwig Lange in Leipzig, seit 1863.
Theodor Nöldekc in Strasshurg, seit 1864. (Assessor seit 1860.)
Hermann Bonitz in Berlin, seit 1865.
Jacob Burckhardt in Basel, seit 1865.
Adolph Kirchhoff in Berlin, seit 1865.
Leo Meyer in Dorpat, seit 1865. (Assessor seit 1861.)
Matthias de Vrics in Leiden, seit 1865.
Wilhelm Wattenbach in Berlin, seit 1865.
Jean de Witte in Paris, seit 1865.
Leopold Victor Delisle in Paris, seit 1866.
Julias Ficker in Innsbruck, seit 1866
Jacob Bernays in Bonn, seit 1867.
Ernst DUmmler in Halle, seit 1867.
Wilhelm Nitzsch in Merlin, seit 1867.
William Nassau Lees in Caleutta, seit 1868.
Theodor Sickcl in Wien, seit 1868.
William Wright in London, seit 1868.
Theodor Aufrecht in Edinburg, seit 1869.
Ulrich Köhler in Strasshurg, seit 1871.
Ludwig MUller in Kopenhagen, seit 1871.
Carl Müllenhoff in Berlin, seit 1871.
E. A. Frecinann zu Soromerleazc, Engl., seit 1872.
M. J. de Goeje in Leiden, seit 1872.
Giulio Minervini in Neapel, seit 1872.
William Stubbs in Oxford, seit 1872.
Xavier Heuschling in Brüssel, seit 1874.
Friedrich Stumpf in Innsbruck, seit 1874.
I o h a 1 t.
Vorrede. s Seite III
Verzeichniss der Mitglieder der Königl. Gesellschaft der Wissen-
schaften zn Göttingen. Januar 1875. XIV
Physikalische Classe.
K. F. H. Marx. Ueber Conrad Victor Schneider und die Ka-
tarrhe. a
A. Grisebach. Plantae Lorentzianae. £2
Mathematische Classe.
JE. Schering, Verallgemeinerung der Poisson- Jacobischen StC-
rungsformeln. 3
Historisch - philologische Classe.
Th Benfeg, Ueber die indogermanischen Endungen des Genitiv
Singularis IANS, IAS, 1A. '6
JF. Wieseler, archäologischer Bericht über seine Reise nach Grie-
chen liUltl. Sä
Th. Benfey, Einleitung in die Grammatik der vedischen Sprache. 133
F. Wu.st unfeld, Bahrein und Jemama. Nach Arabischen Geo-
graphen beschrieben. 173
Th. Betifey, Die Quantitätsverschiedenheiten in den iSamhita-
und Pada-Texten der Veden. 22ü
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;<ru, i.i l«.-i..nch>chcn Imr.. Bwkdnck.to».
W, Fr. !>'*•• In«r.
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ABHANDLUNGEN
DER
PHYSIC ALISCHEN CLASSE
DER
KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZU GÖTTINGEN.
NEUNZEHNTER BAND.
Thys. Ciasse. XIX.
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I
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Ueber
Koiirad Yictor Schneider und die Katarrhe.
Von
Dr. K. F. H. Marx.
Vorgelegt in der Sitzung der Königl. OeieUichaft der WiweiMchaften am 14 Juni 1873.
Mit den Studien ist es wie mit den Reisen; die Mehrzahl eilt, unbe-
kümmert um das nicht Noth wendige und Beachtungswerthe unterwegs,
rasch dem Ziele zu. Nur selten verweilt einer, als Fussgänger, länger
bei einzelnen Punkten; aber dann gelingt es auch einem solchen inqui-
sitive traveller, im Sinne von Sterne's sentimental journey, wenig Be-
kanntes zu erfahren und Andere darauf aufmerksam zu machen.
Die Schneider'sche Haut (Membrana Schneideriana , mueosa 8. pi-
tuitosa narium) kennt jeder Mediciner, nicht aber den Mann und sein
Werk, worin er jene zum ersten Male beschrieben und überzeugend
nachgewiesen hat, dass der Schleim von ihr abgesondert werde und
nicht aus dem Gehirne herabfliesse.
Da dem Verfasser, wie seinen Schriften, das Schicksal zu Theil
wurde, gelobt und angestaunt, nicht aber näher bekannt und benutzt
zu werden, so scheint es angemessen, dieselben, ihrem Verdienste nach,
um so eingehender zu besprechen, als dieses bis jetzt von keiner Seite
geschah.
Der Titel des Hauptwerkes gleicht eioer Inhaltsanzeige l).
1) Liber primus do Catarrhis, quo agitur de Speciebus Catarrhorum et de
Oase Cuneifortui, per qood Catarrhi decurrere finguntur. Wittebergae. 1660. 4.
Liber de Catarrhis secundus, quo Galenici Catarrhorum ineatus, perspicuo
Liber de Catarrhis tertius, quo Novi Catarrhorum meatua demonstrantur. 1661.
A2
4
K. F. H. MARX,
§• 2-
Ist schon diese weitläufige Ankündigung der dickleibigen Quartanten
wenig geeignet zur Leetüre anzulocken, so wirken , bei einem Einblicke
in den Text, die über alles Maass gehäuften Citate bekannter und un-
bekannter Autoren, wobei deren zusagende Aussprüche gebilligt, deren
missfällige aber bekämpft werden, geradezu abschreckend.
Die Masse der entlehnten Anführungen erscheint so dicht gedrängt,
dass es äusserst schwer hält, die eigenen Ansichten und Beobachtungen
des Verfassers heraus zu rinden.
Bei der therapeutischen Behandlung wird eine Unzahl von Mitteln
aufgeführt und die von ihm selbst gewonnenen Erfahrungen oder gar
Entdeckungen finden sich zwar an verschiedenen Stellen wiederholt,
aber so sehr unter fremden Augaben versteckt, dass es Mühe kostet sie
zu ermitteln.
Die schwerfällige Darstellungsweise und die Ueberladung mit Be-
weisen aus den verschiedenartigsten Ländern und Völkern waren und
sind Schuld, dass den äusserst verdienstvollen Arbeiten die gebührende
Anerkennung nicht zu Theil wurde.
Liber de Catarrhis quartus, quo Generalis Catarrhorum curatio ad novitia
Dogmata et Inveota paratur.
Liber quintus et ultimus de Catarrhorum Diaeta, et de Speciebus Catarrhorum,
ut de Coryza, seu Catarrho Membranae pituitariae anterioris, Catarrho Membranae
pituitariae posterioris, Brancho, hoc est Raucitate, seu de Catarrho Gutturis, Ca-
tarrho sufibcativo, ac de Curatione illoruni. 1662.
Dazu: Liber de Catarrhis specialissimus , quo juxta Hippoeratem libro de
Gl and. et de Loci» in nomine, Septem Catarrbi, ut C. Oculorum, Aurinm, Narium,
quo Yolumine et de Sternutatione agitur, ac quoque palam fit, nec Cerebrum esse
Epilepsiae sedem, nec illud eo morbo principaliter affici , coneutique; nec ejusdem
membri meninges moveri ac vellicari. Catorrhus Pulmoms, Stomachi, Medullae Spi-
ualis, Sanguinis, pertractantur, cui alius ad sextum Catarrhum spectans Liber de
Arthritide, Podagra et Iscbiagra, ac de horum morborum curatione jungitur, item
Anaoephalaeosis, qua Assertio Catarrhorum Cepbalicorum repetita magia perspicuae
falsitatis convincetur. 1664. 4.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRÜE.
5
Schon Hermann Boerhaave2) sagte: das Werk Ober die Ka-
tarrhe würde sicherlich ein unsterbliches seyn, wenn die wahren Be-
obachtungen, befreit vom unnützen Mischmasch der Citate und der
leeren Gelahrtheit, in einem Bande beisammen sich fänden.
Und wie auch später die Unmöglichkeit gefühlt wurde, vollständig
das Mitgetheilte kennen zu lernen, das zeigt der Ausspruch von J. D.
Metzger5): »Wer dieses Werk ganz lesen will, muss sich entschliessen
einen Ocean von Gelehrsamkeit auszutrinken«.
§• 3.
Da jedoch der Verfasser die ernste Absicht hatte Andere zu be-
lehren und sie von seinen Ansichten zu überzeugen, so ist voraus zu
setzen, dass er darüber reiflich nachgedacht und gesucht haben werde,
dieses auf dem geeigneten Wege zu erreichen, und dass er gerade
die gewählte Art und Weise für die beste und nothwendige gehalten
haben müsse.
Ohne dringende Noth hat er es sich und Andern sicherlich nicht
schwer gemacht; nur durch die Umstände konnte er dazu gezwungen
worden seyn.
Wahrscheinlich drängten ihn zu den ausgedehnten Erläuterungen
und Wiederholungen die von allen Seiten starr festgehaltenen irrigen alten
Lehrsätze, wodurch er die Ueberzeugung gewann, dass er seine befan-
genen, ungläubigen Collegen*) einzig durch Haufen bewährter, unwider-
2) Certe liber immortalis esset, si veras observationes ab inutili citationnm
farragino et ir htm eruditione liberae in unum volumen contractae fuissent.
Dazu fügte er die Note: Id enim vitii habet, quod ex pene Omnibus, etiam
exiguae laudis scriptoribus, Iongas sententias operi inserat, lectori taediosissimas, nt
vix agnoscas, quid proprie ad auetorem pertineat: Praelectiones academicao in pro-
prias Institutiones rei medicae. Ed. A. Hallcr. T. IV. Lugd. Bat. 1758. 8. p. 63.
3) Pragmatische Literärgeschichte der Medicin. Königsberg. 1792. 8. S. 263.
§. 219.
4) Noch im Jahre 1746 äusserto C. G. Kestner (Bibliotheca medica. p. 148):
C. V. Schneiderus plerorumque morborum fontes atque causas e catarrhis derivare,
6 K. F. H. MARX,
leglicher Zeugnisse zum Vertrauen an seine Worte und zur Annahme
der neuen Anschauungen und Lehrsätze zu bewegen und zu bekeh-
ren vermöge.
Aus Interesse für die Sache scheute er keine Mühe im Suchen
und Probiren; er benutzte die ganze, mit seinem Gegenstande nur irgend
in Verbindung zu bringende Literatur, und unterliess auch nicht die ge-
sunden wie nachtheiligen Einflüsse , die normalen wie abnormalen Ver-
hältnisse, nach ihrem richtigen Verständnisse, zu prüfen und zu deuten.
Bei eingehender Erwägung überzeugt man sich, dass seine unzäh-
ligen Citate nicht zum Schein und zur Parade dienen, sondern zur kri-
tischen Beurtheilung , und ebenso seine angestrengten Nachweisungen in
der Leiche, sowie seine emsigen Erfahrungen am Krankenbette, nicht zur
Widerlegung von Schulmeinungen, sondern zur Begründung von Natur-
wahrheiten.
Es konnte nicht fehlen, dass die mannigfachen, ebenso umfassenden
als selbstständigen, Bestrebungen Aufsehen erregten und theils angefoch-
ten, theils absichtlich ignorirt wurden.
§• 4.
Man sollte denken, von einem so ungewöhnlichen, gründlichen,
fruchtbaren und gelehrten5) Schriftsteller, zugleich berühmtem Lehrer
auf einer der besuchtesten Universitäten, müssten ausführliche biogra-
phische Angaben, wenigstens in einem Programme oder in einer Leichen-
rede, vorhanden seyn, aber mir ist es nicht gelungen sie aufzufinden6).
multasque praeterea alias novaturientes opiniones defendere conatus est, strepitum
quendam edidit, qui tarnen paruin successus habuit moxque iteruui evanuit.
5) Auf dem Titel: Liber de Spasmorum Natura, Witteb. 1678. 4. wird er als
Phil. ac. Med. Doct. aufgeführt.
6) Da die Universität Wittenberg 1815 mit der zu Halle Tereinigt wurde, wandte
ich mich an den letzteren Ort in der Hoffnung, dass daselbst eine Biographie vor-
handen sei, allein die Nachforschung blieb ohne Erfolg.
Zwei Werke, welche hier, in Güttingen, fehlen: de nova triam morborum cu-
ratione und de Spasmorum natura wurden mir freundlichst aus der dortigen üniver-
Bitäts-Bibliothek mitgetheilt
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE. 7
Die Notizen in den literarhistorischen Bachern sind so dürftig, dass
man nur erfährt; K. V. Schneider wäre zu Bitterfeld in Sachsen 1614
geboren , und . 66 Jahre alt , als Professor der Medicin 7) 1680 zu Wit-
tenberg gestorben.
Aus seinen eigeuen hie und da sich findenden Mittheilungen erfuhr
ich, dass sein Vater in Wittenberg 30 Jahre lang als Beamter8) lebte,
dass er selbst im Jahre 1660 schon über 20 Jahre die Medicin ausübte
und öffentlich lehrte9), und dass ihm besonders oblag die ärztlichen
Schriften der Griechen sowie der Araber zu erläutern, und etwaige des-
halb entstehende Streitigkeiten zu schlichten 10).
Er sagt, dass er, 25 Jahre alt, 1639, Professor geworden, sich'g
habe angelegen seyn lassen u) , zwar das Alte zu ehren, das Neue aber
nicht zu vernachlässigen. Allmälig jedoch wären ihm solche Zweifel an
7) Auf einem Schwarzkunstblatte ron Chr. Römstedt wird er in einem Medaillon,
von Eichenlaub umgeben, als Leiharzt des ChurfUrsten von Sachsen angegeben. Auch
findet Bich dieser Titel in dem Buche de Nova gravissimorum Morborum curationo.
Francof. 1672. 4. mit den Worten: Sereniss. Electoris Saxoniae Medicus.
8) In der Widmung des ersten Buchs de Catarrh. an seinen Fürsten: Pater
mens Electorali Quaesturae, quae hic est, triginta annos praefuit.
9) In der Vorrede zum ersten Buche de Catarrh. : Ego Medicinam profiteor et
publice professus sum viginti annos et amplius.
10) In der Widmung des ersten Buchs de Catarrh.: Officii mei est Graecorum
et Arabnm medicorum scripta (talem provinciam nunc mihi in hac Academia injun-
gunt Majorum Instituta) interpretari, ac si qua Iis exoritur, eam sopire ac inter eos
pacem conciliare.
11) So theilt er mit in der Widmung seines Werks De Morbis Capitis vom
Jahr 1669 an die Magnaten üngarn's. Er schreibt: Triginta anni sunt, ut Domini
mei jussu profiteri hic Medicinam coepi. Ego Ulis Graecorum , Arabumque Hippo-
cratis ac Avicennae magisteriis imbutus , tradebam praeeepta, ad quae et recen-
tium autorum consensus semper inclinaverat. Abhorrebam et ab immemoratis rebus
et ab iis quoque opinionibus, quae sine gente erant. Tandem animns fluetuabat,
rebus dubitabilibus ipsi occurentibus. Nec mirum, dies, aetas, labor, experimenta
sunt optimi magistri. Retractaham omnia aliisque oculis et mente rursus contem-
plabar. Nihil trabebar veteruin autoritate. Deus, dator veri, dexter mihi ac praesens
aliud quasi aßpirsverat ingenium.
8
K. F. H. MARX,
den Ueberlieferungen aufgestossen , dass er nicht umhin gekonnt, sich
nur auf eigene Beobachtungen und Versuche zu verlassen.
Zur Veröffentlichung seiner Arbeit über die Katarrhe habe ihn
hauptsächlich Werner Rolfinck bewogen12), und er hege die Ueberzeu-
gung, dass sie nicht für überflüssig und nutzlos gehalten werden könne,
indem durch sie zuerst der richtige Weg der Behandlung angezeigt15)
worden sey.
Man habe ihm widersprochen und widerspreche ihm noch , allein
die Wahrheit mache sich meistens durch Kampf und Verläugnung Bahn 1 h.
Nach und nach wurde auch seiner genauen Untersuchung der Na-
senschleimhaut sowie seiner Nachweisung, dass von ihr und nicht vom
Gehirne der Katarrh herrühre15), allgemeine dankbare Anerkennung gezollt.
Nicht weniger erlangten seine Bemühungen um selbstständige
Naturbeobachtung 1S), sowie seine unabhängigen Urtheile 17) und
12) Vorrede zum ersten Buche de Catarrh.
13) In der Widmung des Liber specialissimus : Catarrhomm viae hucusque
fefellerunt, quae nunc meä unius operä monstrantur. Jis prioribus igitur tarn per-
spicue falsis, via curandi quoque antehac parum recta semper mit. Quapropter meus
hic labor nec supervacuus jadicabitur nec inutilis.
14) In der Vorrede zum Liber specialissimus: Ex obstantibus plerumque orum-
pit veritas et quasi efüorescit.
15) Optime de genere humano meruit, qui scholarum errores de mentibus ho-
minum extirpavit: Haller Bibl. anat. I. p. 413. Auch Bibl. Med. pract. II. p. 669.
H. Häser (Geschichte der Medicin 2teAufl. Jena, 1853. S. 576) sagt: Seit
ältester Zeit galt der Schleim für ein Erzeugnis» des Gehirns; man hatte ihn durch
die Oeffnungen der Siebplatte in die Nase and den Schlund ablaufen lassen, und von
den Abnormitäten dieses Verhältnisses das ganze Heer der katarrhalischen und vieler
anderer Krankheiten abgeleitet. Diese Irrthiimer widerlegte Schneider in einem
zwar weitschweifigen, aber äusserst verdienstlichen Werke mit allen Hülfsmitteln der
Anatomie, Physiologie und Pathologie, welche die Beseitigung eines so eingewurzelten
Irrthums zu erfordern schien".
16) Magnus sed cum judicio compilator, non ipsius naturae imperitus et qui
multa utiliter viderit: Haller Bibl. anat I. p. 411. Auch Bibl. Med. pract. II. p. 668.
17) D se distingua de la foule des polygraphes par une critique judicieuse dans
le choix des materiaux qu'il empruntait auz autres, et ne d&laigna pas non plus
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE.
9
überzeugenden Auseinandersetzungen von gewichtigen Seiten Würdi-
gung
§ 5.
Da Schneider sich angelegentlich mit Zergliederung der Leichen
beschäftigte, erklärte er sich gegen Aussprüche der früheren wie der
nachfolgenden Aerzte, wenn jene mit der Anatomie nicht stimmten19);
auch zog er Schlüsse aus der Lebensweise und den Ergebnissen von
Tbieren.
Betrachtet er auch vorzugsweise als erste Bedingung zur Erkennt-
niss eines organischen Vorganges die Beschaffenheit des Baues der Ge-
bilde, so unterlässt er doch nicht auf die Ergründung der wahrscheinlichen
Ursache und der mitwirkenden Veranlassungen hinzuweisen.
Im Blute sucht er die Quelle wie aller Absonderungen so auch die
der Schleimbaut, und entwickelt die Gelegenheitsursachen, welche deren
vermehrte Thätigkeit bedingen.
Wie er es verdient nach seinem wissenschaftlichen Standpunkte und
seiner Denkungsart näher bekannt zu werden , das beweisen nicht nur
die von ihm gelieferten Thatsachen, sondern auch seine Aeusserungen.
robsorration de la nature, qui s'allio si rarement avec les travaux d'crudition: Bio-
graphie mödicale. T. VII. Paris. 1825. p. 152.
18) K. Sprengel, Gesch. d. Arzneik. Aufl. 3. Tb. 4. Halle. 1827. S. 178 be-
merkt: Wenige Schriften des 17ten Jahrhunderts übertreffen das Werk de Catarrhis
an Klarheit, Gründlichkeit und alles umfassender Gelehrsamkeit.
19) So z. B. gegen die 7 Katarrhe des Hippokrates. Dieser giebt an: (Liber
de Glandulia. Opera ed. Kühn T. 1. p. 497): De capite autem fluxiones velut secre-
tione contingunt per aures secundum naturam, per oculos, per nares, tres numero.
Aliae per palatum in fauces, in gulam, aliae per renas in spinalem medullam, in
sanguinem, omnes numero septem. Aehnlich de locis in bomine T. II. p. 114 etc.
Dagegen kämpft ausführlich Schneider; er äussert ;Liber specialiss. Cup. 1):
Hippocrates Catarrhorum Cerebri genera fecit Septem. Vis numeri Septenarü. Eo
et mala interdum constant.
Dann (Ebend. Cap. 7): Omnes septem Catarrhi sunt commentitii. Hisce ca-
tarrhis nunc homines liberantur.
PAys. Classe. XIX. B
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10
K. F. H. MARX,
Von der Medicin und ihren Dienern hatte er einen hohen Begriff.
Jene suche, sagt er20), die göttlichen, erstaunenswerthen Vorgänge der
Natur, die täglichen Wunder, zu erkennen, um für deren Rathschläge
zum Dolmetscher zu werden.
Gleich dem Jäger, welcher sein Geschoss auf das Wild richte,
habe der gute Arzt nur die Heilung im Auge zu behalten21).'
In den Schulen der Aerzte müsste, um die Meinungen zu erfahren,
Freiheit walten22).
Meinungen seien zu beurtheilen, zu loben oder zu tadeln, nicht
ihre Verfasser25).
Die Alten solle man noch immer hören , nicht aber anbeten und
bewundern. Im Anfange könne ja nichts vollendet sein ; Leichtgläubig-
keit jedoch und die blosse Begier beizustimmen bewirkten nichts Gutes24).
Beim Rühmen wahrer Verdienste komme es auf viele Worte nicht
an. Nähere sich die menschliche Vortrefflichkeit der göttlichen, so werde
sie schweigend würdiger verehrt als durch lange Rede25).
Bei den damaligen grossen Neuerungen in der Heilkunde durch
Entdeckung des Blutkreislaufs und der aufsaugenden Gefässe hoffte er
auf eine Wiedergeburt derselben, so dass, seiner Ansicht nach, für Weis-
•
20) In der Widmung des 2ten Buchs de Catarrh.: Medicina divina et nuurime
stupenda Naturae opera, quotidiana miracula, semper perspicit et ejus consilia inter-
pretatur.
21) Vorrede zum Buche de Nova trium Morborum curatione: Boni medici est,
dirigere curationem, ut venatoris, arcum suum in feram.
22) De Catarrh. L. IV. Sect. 2. Cap. 9. am Ende: In Schola Medicorum sit
libertas discendae sententiae.
23) De Morbis Capitis DT. p. 175: In opiniones consulitur, non in autores, qui
de docendi studio potius amantur.
24) In der Widmung des Bucbs de Spasmorum natura: Veteres sunt et hac
tempestate audicndi, non adorandi, nec adeo admirandi. Nihil poteBt esse inchoatum
ac simul perfectum. Credulitas cupiditasque assensionis nihil boni habet.
25) In der Widmung des Werks de Nova trium morborum curatione: Si hu-
mana virtus ad divinum accedit, tacita Teneratione colitur dignius, quam sermone
multo.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE. 11
heit zu erachten sey. von den gewöhnlichen Ueberlieferungen abzuweichen.
Die Neigung, das Mitgetheilte ungeprüft hinzunehmen, müsse, so äussert
er sich, von der Forschung ausgeschlossen bleiben; die Wissenschaft
habe sich nicht aus Geschriebenem, sondern aus umsichtiger Beobachtung
und Betrachtung aufzubauen 26).
Die Bezeichnung der Chemiker „Destillation" habe man vom Ka-
tarrh genommen. Alle Künste seien blosse Nachahmungen der Natur,
und nichts fände sich in der Natur, was die Kunst zur Nachbildung un-
berücksichtigt liesse 2^).
Gelehrte wie Ungelehrte kämen sich weiser vor, wenn sie fremde,
seltsame Worte gebrauchten28); allein die Aerzte müssten neuersonnene,
barbarische Ausdrücke, wie z. B. den von Tartarus, meiden29); dieser
sey in die Hölle zu verbannen50),
§ 6.
Zeigen schon diese wenigen Auszüge, dass der Verfasser weder so
geschmacklos noch so pedantisch war, als Manche nach einem flüchtigen
Blick in das voluminöse Opus über die Katarrhe vermeinen, so verschafft
eine nähere Einsicht in dasselbe, sowie in andere seiner Schriften, die
26) In der Widmung des 2ten Buchs de Catarrh.: Excussa credulitate, ingenia
caput exerunt, scientiam non cx lectione, sed ex inspectione et contemplatione petunt;
binc res novas eruunt. Ars medica nunc renasci et de integro quasi condi vide-
tar. Quid superiorum Autorum scientia aliud fuit, quam continua serieB vulgarium
opinionum; ab iis aberrare, est sapientia.
27) De Cat. Lib. II. Cap. 6. p. 376: Destillatio chymica a Catarrho sumptus. Artes
omnes esse tantum imitatione naturae et nihil fere in natura esse, quod sibi non
imitandum ars quoque sumat.
28) Liber specialiss. p. 591: Docti et indocti sibi aliquanto altius sapere vide-
bantur, verbo peregrino u&i.
29) De Cat L. III. Sect 1. C. 7. p. 260: In qualibet facultate fugiendam esse
vocum et terminorum novitatem.
3) Liber specialiss. p. 601: Tartari nomen relegetur in Orcnm.
B2
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K. F. H. MARX,
Ueberzeugung , dass er an sinniger Betrachtung, vorurtheilsfreier Beur-
tbeilung, erstaun ens werther Belesenheit, vielseitigem Wissen, scharfer
Auffassung, selbständiger Kritik und richtigem praktischen Takte die
Meisten seiner Zeitgenossen abertraf.
Von seinen mannigfachen Angaben in der Zergliederungskunst
möge blos erwähnt werden, dass er das Vorkommen des Wundernetzes
im Gehirne des Menschen 3l) bestritt 32).
Der Hirnanhang (Glandula pituitaria) 33) sei bei mehreren Thieren,
z. B. beim Pferde und Schafe, grösser als beim Menschen.
Bei rotzigen Pferden fände man im Gehirne keine Spur von Rotz,
woraus hervorgehe, dass nur die Schleimhaut der afficirte Theil sey3*).
Das Siebbein35) habe blos im getrockneten Zustande Löcher36).
Früher hätte man dasselbe nach Schädeln vom Kirchhofe betrachtet,
31) da*jvot*6i( nlirpu bei Galenus de usu partium L. K. c. 4. Opp. ed.
Kühn. T. HI. p. 696.
32) De Cat. L. II. e. 18: Nullum in humano capite inrenitur Rete mirabile.
33) De Cat. L. II. c. 16. p. 179. 180.
34) Lib. specialiss. Gap. 3: Nullnm vestigium muci in cerebro.
35) Als Vorläufer seines grossen Werks de Catarrbis ist seine zwar kleine, aber
meisterhafte Schrift zu betrachten: De Oase cribriformi, et Sensu ac Organo Odoratus,
et Morbis ad utrumque spectantibus, de Coiyza, Haemorrhagia Narium, Polypo, Ster-
nutatione, Amissione Odoratus. Witteb. 1655. 12.
Wie er darin, wo er seine Zweifel an den alten, aber überall geglaubten, An-
nahmen, äussert, für vergleichende Anatomie sich abmühte, sagt er in der Widmung:
Multorum animalium capita dissecanda curavi ac in iis hujus sensus Organum dili-
genter investigavi.
Das, was er mittheile, habe er nicht aus den Büchern der Aerzte, sondern aus dem
Buche der Natur entnommen: Ea nffero, quae non tarn ex libris Medicorum, quam
ex libro Naturae petuntur, quaeve oculorum sensu, qni habetur acerrimus, investigata
fuerunt. Ebenso bemerkt er in der Vorrede: Omnia duce autopsia scripsi, quae
omnem falsitatem excludere videtur.
36) De catarrhis. L. I. Sect. 2. Cup. 1 : Foraini na ossis cribriformis in sceleto
tantum Bunt conspicua. Antiqui et recentiores Crania in caemeteriis considerare
soliti fuerunt: Unde origo erroris extitit.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE.
13
und so sey die irrige Meinung entstanden57), dass nicht nur durch jene
die Luft in das Gehirn gelange und durch sie wieder austrete, sondern
auch eine abgesonderte Feuchtigkeit58).
§• 7.
In Betreff physiologischer Untersuchungen sind die vom Ver-
fasser angestellten Wägungen verschiedener Thier-Gehirne 59} von Interesse.
Das Blut, welches die elementaren Kräfte übertreffe und Unglaub-
liches vermöge, sey in seinen Eigenschaften schwer zu fassen und frage
es sich, ob es je gelingen werde40).
Die Werkstätte des Blutes befände sich weder in der Leber, noch
in der Milz, noch im Herzen, sondern in ihm selbst; in ihm gehe der
Prozess der Bildung vor sich41), in ihm bestehe das Leben und alle
Feuchtigkeiten bereite es 42).
Die Ursache der Krankheiten müsse im Blute gesucht werden45).
Gerüche wirkten, ohne erkennbaren Grund, zuweilen tödtlich44).
37) Galenus de usu partium L. VIII. Cap. 7. Opp. ed. Kühn. T. m. p. 654.
38) Dieses Verdienst yon K. V. Schneider würdigt Halle r mit folgenden Worten:
Contra Scholas omnes primus negat, dari aperta foramina in nomine vivo, per quae
a cerebro ad palatum humores deflaant, quo quidem invento optime de universa
arte meruit, cum et reeeptura ab omnibus errorem deleverit, et infinitos alios patho-
logicos, etiam practicos, errores imis ex fundamentis subruerit, qui omnes huic bypo-
tbesi innitebantur (Bibliotheca Med. pract. T. II. p. 669).
39) De Catarrh. L. H. C. 16. p. 179—182.
40) L. HI. C. 1. p. 12: Quoniam sanguis supra vires elementorum agit atqae
summi opificis instrumentum est, nemo facultates ejus admirabiles et divinas aatis
nnquam depraedieaverit.
41) L. IV. Sect. 1. C. 1. p. 27: Sanguinis gignendi officina non in Hopate acin
Liene, non in Corde, sed in Sanguine inest. Natura sanguine sanguinem conficit in
aanguiue.
42) L. HI.: A sanguine, in quo Tita sit, omnes in corpore humano humores
43) L. Bpecialis8. p. 517: De sanguine nascuntur morbi.
44) L.H. C. L p. 247: Quidam ad hujus Tel illius rei odorem occulta rationo
citius deficiunt et prorsus intermoriuntur.
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14 K. F. H. MARX,
Die Ausdünstung des Eibenbaums gefährde das Leben45).
Gehindertes Athmen46) verursache den Tod.
Die Absonderungen zeigten manchmal auffallende Abweichungen
von der Regel. So komme Milch bei nicht schwangern Frauen, bei
Jungfrauen, bei Kindern und Männern vor47).
Schweiss und Thränen seyen zuweilen blutig48); auch könnten
Schweisse harte Körper erzeugen49).
Der Verfasser theilt mit, dass er oft erfahren habe, wie bei voll-
blütigen Frauen während ihrer ganzen Schwangerschaftszeit, ohne irgend
einen Nachtheil, ihre regelmässige Periode fortdauerte 50), und im Gegen-
theil, wie Frauen schwanger und glücklich von ihren Kindern entbunden
wurden , ohne je die Periode gehabt zu haben 51).
Weisse Schleimflüsse aus den Genitalien kämen bei jungen Mäd-
chen vor. Der Uterus sey dabei nicht krankhaft; die Feuchtigkeit
gleiche der beim Schnupfen 52).
§• 8.
Zur allgemeinen Pathologie gehören die Bemerkungen über
Ansteckung, Epidemie, Erblichkeit.
Die Rotzkrankheit der Pferde verhalte sich in ihrer Mittheilungs-
45) L. II. Sect. 2. C. 1. p. 250: Taxi Tapor per anhelitum pulmonibus haustus,
sanguini miscetar, unde illa placida et sopori tarn similis mors imminet-
46) L.II. C. 1. p. 234: quod pulaiones auram nou coneipiunt.
47) L.III. Sect. I. C. 3. p.88.
48) L. III. Sect. 1. C. 9. p. 367: Nonnunquam affectibus et lachrymae et sudorea
cruentantnr.
49) L. DL Sect. 1. C. 7. p.252: Inter crassos Btidorea adnumerari existimo su-
dores Miliiformea.
50) L.III. C. 8. p. 319: Non aaepisaime observavimus, sangnineis et suoculentis
foeminis toto fere gestationis tempore menses periodis solitis absqae nlla noxa prodiro.
51) L.III. C. 8. p. 276: Multae foeminarum gravidae factae fuerunt et etiam
infantes feliciter peperere, quae menstrui profluvü genere nunquam fuere tentatae.
52) L.III. Sectl. C.8. p. 311.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE.
15
f&higkeit so bösartig, dass sie sogar andere aus der Ferne zu ergreifen
vermöge 55).
Die Augenentzflndung könne durch Ansteckung und als Epidemie
sich verbreiten5*).
Bleibe ein Hund lange zu den Füssen des Gichtkranken liegen,
so werde er von demselben Uebel befallen55).
Der Katarrh könne als Epidemie auftreten 56) und die Anlage dazu
sich vererben57).
Gicht gehöre zu den Erbkrankheiten 58).
Aus der Lehre der allgemeinen Therapie findet sich die Heil-
kraft der Natur und der Nutzen der Ableitung hervorgehoben.
Die Natur müsse für die wirksamste Hülfe gehalten werden 59).
Schneider bemerkt: er habe öfters beobachtet, dass Engbrüstigkeit
durch Anschwellung der Fasse gehoben wurde60).
Gegen Augenentzündungen bewährten sich vermehrte Darmauslee-
rungen 61).
Ein Fontanell am Arme vermöge den weissen Fluss zu beseitigen 62).
§• 9.
Diätetische Verbaltungsmassregeln werden reichlich angegeben.
Je einfacher, äussert er wiederholt, die Lebensweise sey und je
53) Liber specialiss. Cap. 3. Est morbus equorum pernitiosus , malignus et
contagiosHs. Transfertur ex longinquo in alios equos.
54) Ebend. C. 1. p. 68. 69.
55) Ebend. p. 639.
56) Lib. IV. Sect. 1. C. 5. p. 161. 164.
57) Lib. IV. Sect. 1. C. 7. p.263: Est et Catarrhus Patrius. Hic transit ad
nepotes.
58) Lib. specialiss. p. 658.
59) Lib. specialiss. Cnp. 4 : Natura jure princeps in agendo.
60) L.III. C. 6. p. 204: Asthma finitur, ut ego saepius vidi, increscente tumore
61) Lib. speciahss. p. 83: Alvus citatior medetur Ophthalmiae.
62) L. IU. C. 8. p. 315: Uterum ab antiqua et miserrima üla influiione Tindicat.
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16 K. F. H. MARX,
weniger die Menschen Gemüthsbewegungen unterworfen wären, desto
seltner stellten sich bei ihnen Katarrhe ein 6S).
Litten daran Weintrinker und giengen diese zum Wasser Uber, so
blieben sie von jenen Beschwerden verschont6*).
Empfehlens werth sey solchen das Spazierengehen, jedoch nicht im
Staube, bei gehöriger Sorge für warme Fflsse65).
Schlafen am Tage erweise sich nutzlos; doch müsste Rücksicht ge-
nommen werden auf anhaltendes Wachen, vorausgegangene Krankheit,
Alter, Jahreszeit, Gewohnheit66).
Die Rückenlage schade67).
Der Wohlthat des Schlafes gebühre das höchste Lob68).
Heisses Brod verhalte sich nachtheilig69).
Das edelste aller Getränke , der Wein , nähre und bekomme gut
denen, welche an Katarrhen, Verschleimung und rheumatischen Be-
schwerden 70) litten.
Biertrinker 7i) hätten eine kräftige Gesundheit.
Eine und dieselbe Fischart zeige sich heilsam oder schädlich, je
63) L. III. Sect. 2. C. 8. p. 592: Quamdiu homines frugaliter vivunt , Catarrho
non laborant. Qui corpus cxercent, frugaliterque vivunt, a Catarrho sunt liberi.
Hoc est causa, cur agrestis gentis homines et omnes iJH, qui laboriosum vitae genas
cum frugalitate sequuntur, in Catarrhos baud facile implicentur. Ebenso p. 595.
64) L. V. C. 4: Nonnulli, postquam vinum bibere desierunt et aquam incepe-
runt potare, Catarrhos passi non fuerunt
65) L. V. C. 8.: Ambulatio prodierit. Ea sit longa et recta, nec in pulvere,
fiatque curiosius involutis pedibus.
66) L. V. C. 6: Somnus diurnus omnino inutilis est. Vigiliarum tarnen, prioris
morbi, senectutis, consuetudinis, aestatis ratione habita.
67) Ebend.: Omnium fere consensu supinus cabitus Catarrhosis est nozias.
68) Ebend: Laus et virtus Somni est oppido ingens.
69) L. V. CS: Calens panis ubique insalubris est.
70) L. V. C. 4: Nobilissimus omnium potus est Vinum. 111 i 1 nutht. Senibus
catarrhosis privatim prodest. Valet quoque adversus Rheuma ac convenit pitutosis.
71) L. V. C. 4. Cerevisia vocatur Vinum Germanorum sive Septentrionale.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE.
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nach dem Wasser und dem Boden, unter jenem 72) , worin sie sich auf-
hielten.
Eine Lagerstatte auf der Erde könne Katarrhe veranlassen73).
Bei Wohnungen komme viel darauf an, nach welcher Himmels-
gegend sie sich befanden und welche Aussichten sie hätten 74j.
Plötzliche Luftveränderung 75) , der Anfang des Frühlings und die
Herbstzeit76) veranlassten Katarrhe.
§. 10.
Die Arzneimittellehre wird in ihren Hauptabschnitten aus-
führlich besprochen.
Schneider erklärt, dass er gewisse Mittel billige und preise, theil-
weise aber sie verwerfe und verdamme, namentlich die, welche nach
magischer Leerheit riechen und schmecken 77).
Bliebe die Natur der Krankheit dunkel, so erweise sich die Anwen-
dung noch so vieler Arzneien als eitles, wirkungsloses, ja selbst als ver-
wegenes Thun 78).
Selbst den rechtmässigen Mitteln mische man Unrichtiges oder
Abergläubisches bei79).
72) L. V. C. 2: ünum idemque piscis genus est salubre aut noxium, aut inno-
centius ratione aquae et soli, quod subtus extat.
73) L. V. Sect. 1. C. 1: Cubilia humi posita possunt facere Catarrhos.
74) L. V. Sect. 1. C. 1: Refert multum, quo modo posita sint aedificia, quas
codi partes habeant ac prospectus.
75) L. IV. Sect. 1. Cap. 4: Subita aeris mutatio.
76) Ebend. Cap. 7.: Inter initia veris ac etiam autumnali tempore.
77) In der Dedication des 4ten Buchs: Quaedam remedia approbo, quaedam
laudo, partim abdico, partim in totum damno, utpote quae Magicas Vanitates redo-
lent resipiuntque.
78) Ebend.: Ignorata morbi natura sat multa medicamina praebentur, quaevana
sunt, inetäcacia, imo plane temeraria.
79) L. IV. Sect. 2. C. 7: Et legitimis remediis aliquid falsi aut superetitiosi
permiscetur.
Phys. Glosse. XIX. C
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K. F. H. MARX,
Manche glaubten, es müsse ein Universal- Heilmittel geben, weil
Brod Universal-Nahrungsmittel sey80).
Eigentliche Augenmittel gäbe es nicht; die dafür gehaltenen würden
mit Substanzen verbunden, welche nach dem Darmkanal ableiten 8l).
Die Augenwasser würden aus Kupfer, Wismuth, Blei dargestellt
Alle zum Einsprützen dienenden Ohrmittel wären für verdächtig
und gefährlich zu halten83).
Gifte könnten zur wohlthätigen Hülfe umgewandelt werden84).
Der Mohnsaft sey von allen Schlafmachenden Arzneien die mäch-
tigste und berühmteste 85).
Die Eigenschaft desselben sey nicht kühlender Art 86).
Es entstehe dadurch eine Vermehrung der Hautthätigkeit87).
Wer an Opium gewohnt sey, dem müsse man eine grössere Gabe
reichen 88).
Die Wurzel der Hundszunge betäube nicht89).
Starke abführende Mittel wirkten zuweilen schon durch den Geruch M).
Die Knollen der Zeitlose dürften nicht für speeifisch wirkend in
80) L. IV. Sect. 2. p. 495: Universale Medicamentum nonnulli credunt dari
posse, ea mnxime ratione moti, quod et universale alimentum, quod est panis, existat.
81) Lib. specialiss. Cap. 1. Ocularia appropriata medicamenta sunt nulla, varie
miscentur purgantibus.
82) Ebend. Collyria et ex mineralibus conficiuntur, ex Vitriolo, Marcbasita,
Plumbo, Lytharpyro, Aere, Antimonio.
83) Ebend. Cap. 2. Omnia Otir.n. qnae auribus infundenda sunt, multis suspecta,
proreus aliena ac periculosa esse videntur.
84) L. IV. Sect. 2. C. 8.: Veneria possunt transire in auxilia,
85) Ebend.: Opium omnium soporiferorum est potentissimum et celebratissimura
medicamentum.
86) Ebend. Opio non est natura refrigerans.
87) L. IV. Sect. 2. C.4.: Opium sudorem mc-vet.
88) L. IV. Sect. 2. C. 8: Assuetis plus Opii dandum.
89) L.IV. Sect. 2. C. 8. p.513: Cynoglossi radix non est narcotica.
90) L.II. C. 2. p. 288: Tenuis aura naribus tracta alvum solvit.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE.
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der Gicht gehalten werden 91). Dass sie durch Beförderung der Stuhl-
ausleerung die Feuchtigkeiten aus den fernen Gelenken entfernen 92),
sey eine Meinung.
Ob Kampfer kühlend oder erwärmend sich verhalte, wäre zweifelhaft 93).
Die spanischen Fliegen gehörten zu den gefährlichen Arzneimitteln 9*).
Dem Borax schreibe man austreibende Eigenschaften zu bei Stein-
kranken und bei Wöchnerinnen 95).
Quecksilber werde von der Natur durch den Speichel ausgeleert,
jedoch bleibe es eine ungelöste Frage, durch welche Kraft96).
Aus der speciellen Pathologie und Therapie berührt er
zuweilen die eine oder andere Krankheit, wie z. B. Gicht. Hüftweh,
Steinbeschwerden, Rückendarre, wobei beachtungswerthe Aeusserungen
vorkommen, z. B. dass von der Gicht die entferntesten Gelenke, die
grosse Fusszehe, zuerst ergriffen würde 9?), dass der Bildungsstoff des
Steins in Speise und Trank enthalten sey 98i , dass Rückendarre aus
Ausschweifung und Eintrocknung des Rückenmarks entstehe99) etc.;
allein der Katarrh bleibt immer Hauptgegenstand.
91) Liber specialiss. p. 716: Hermodactyli non sant specifica (purgantia) in Ar-
thritide.
92) Ebend. p. 748: Hamoros ab articulis extremis, purgatione alvi facta, revo-
care creduntur.
93) L. IV. Sect.2. C. 10. ütrum Camphora refrigeratoria sit an excalfactoria.
94) L.IV. Sect. 2. C. 4: Cantiiarides suut periculosa medicamenta.
95) Liber specialiss. p. 234: Boracem calculosis et puerperis Medici offerunt,
quo Tim naturalem expultricem adjuvari credunt
96) L. HI. Sect. 1. C. 11. p. 438: Ungueutum movet salivam quam rehementis-
sime, qua vi, quaestio est ingens.
97) Lib. specialiss. C. XI. p. 642 : Artbriticorum articuli remotissimi primum
afficiuntur, ut pollex.
98) L. IU. Sect. 1. C. 7. p. 232: Calculus non aliunde quam a eibo potuve oritur.
Dabei bemerkt er (p. 234): Calculo, per Dei gratiam obnoxius non buiu.
99) Liber specialiss. C. 6.: Tabes dorsalis de Venere et de spinalis medullao
siccitate.
C2
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20 K. F. H. MARX,
Diesem wird ein weiter, wohl zu weiter. Spielraum einge-
räumt100).
§• 11.
Warum einem Manne, wie dem Verfasser des besprochenen Werks,
kein biographisches Denkmal gesetzt, von seinen Aussprüchen und Win-
ken so wenig Notiz genommen wurde, und dass nur die spärlichsten Notizen
über seine Erlebnisse und Leistungen existiren, ist schwer einzusehen.
Läge die Schuld des Schweigens derer, mit welchen er verkehrte, darin, dass
sie sich um ihn wenig kümmerten, ihn selbst hassten , weil sie ihn für
einen Neuerer, für zu freimüthig und aufgeklärt hielten, oder in unrei-
neren Gründen, weil sie wünschten, dass so selten wie möglich von ihm
geredet werde und sein Andenken nicht frisch bliebe, sondern erbleiche,
so haben sie ihren Zweck nicht erreicht, denn die wissenschaftliche Welt
weiss nun, dass er da war und zwar nicht umsonst. In dem Umstände,
dass, im Interesse der Wissenschaft und Wahrheit, nach zwei Jahrhun-
derten noch nach Spuren seiner Wirksamkeit und der Art seines Den-
kens gesucht wird, liegt wohl ein vollgültiges Zeugniss seines Werthes
und seiner Bedeutung.
Giebt das bereits Mitgetheilte schon einen hohen Begriff von der
umfassenden Bildung und praktischen Erfahrung K. V. Schneider's, so
wird das Nachfolgende noch mehr denselben feststellen. Manche seiner
Bemerkungen gleichen so sehr denen einer weit späteren, selbst der
neuesten Forschung, dass man sich überrascht und gedrungen fühlt der
Schärfe und Mannigfaltigkeit seiner geistigen Beschäftigung Bewunderung
zu zollen.
100) In der Widmung des lten Buchs: Quis morbus non est Catarrhus ? Et quis
non de Catarrho nascitur? Quis quoque est sine Catarrho?
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KONRÄÜ VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE.
21
§■ 12.
In dem Werke über die Krankheiten des Kopfes 101) , worin der
Schlaf nach den verschiedenen Arten, der Schwindel und Schlagfluss ab-
gehandelt werden, wird von ihm viel Psychologisches und Physiologisches
aur Sprache gebracht.
Es sey eine Frage , entwickelt er 102) , ob die Seelenvermögen im
Gehirne bestimmte Sitze hätten. Er zweifle, dass der vordere Theil des
Gehirns die Phantasie, der mittlere das Denken, der hintere das Gedächt-
niss vermittle. Für den Verstand und die Kenntniss gäbe es keine ma-
terielle Grundlage 105).
Die Kraft der Empfindung gehe vom Gehirne aus, die des Pulses
vom Herzen 104).
Im Schlafe besässe die Seele alle Eindrücke, blos schwächer105).
Der Einfluss der Phantasie der Mutter auf den Fötus finde Statt
Aus eigener Erfahrung theilt er einen Fall mit lü6).
Wie viele Stunden der Mensch schlafen solle, das könne nur nach
dem Lebensalter und sonstigen Bedingungen bestimmt werden107).
Während der Nacht und des Schlafes erfolge nicht nur der Aus-
bruch des Schweisses, sondern auch der Hautausschläge108).
Eingenommene starke Abführungsmittel würden durch den Schlaf
nicht abgeschwächt, sondern im Gegentheil kräftiger109).
101) De Morbis Cnpitis ßeu Cephalicis illis. ut vocant, soporosis, atque hormn
de Curatione. Wittebergae. 1669. 4.
102) I. p. 209.
103) I. p. 260: Mens et intellectns nullo pacto organicus est.
104) I. p. 09: Vis sensitiva solum in Cerebro, pulsandi in corde.
105) I. p. 440.
106) I. p. 264.
107) I. p. 398: ratio certe temperamenti, aetatis, sexus, temporis anni habend»
esse videtnr.
108) L p. 173: Noctu ac somno non sudor modo, sed etiara omnia exanthema-
tum genera, Pctechiae, Rubeola, Rossalia, Variolae, Morbilli raagis eruropunt.
109) I. p. 38 : majore discrimine maligmim medicamentum foretur.
22 K. F. H. MARX,
Durch Opium und ähnliche narkotische Substanzen entstehe in zu
grosser Gabe kein Schlaf11»).
Nach Unterbindung der Nerven verliere sich Gefühl und Bewegung111).
Durch Einschnitt in den Nerven komme es zur Anästhesie m).
Lähmung bilde sich durch Erschlaffung der Nerven 115).
Nie ruhe das Herz 11 5).
Allgemeine Mittel gegen den Schwindel (Antidinica) durften nicht
angenommen werden, sondern nur solche, welche gegen die wahrschein-
liche Ursache desselben etwas vermögen115).
Der Schlagfluss, in der Regel aus materiellem Grunde entstehend,
erfolge auch aus nicht materiellem ,l6).
§• 13.
In einer andern Quartschrift von 1144 Seiten, von welcher er
wünschte, dass sie nicht so angesehen würde, als wollte sie die Lehr-
meisterin spielen l18), handelt er vom Schlagfluss und von der Lähmung.
110) I. p. 375: Opium, Mandragora, Hyoscyamus sunt venena facultati animali
advcrsa. Quapropter haec largiter hausta facultatcm aniinalem opprimunt ac fugant,
verum aatem somnum non inducunt.
111) L p. 69: Ligatis nervis 6ensus et motus amittitur.
112) I. p.257: Nervo inciso sensuB partis tollitur.
113) I. p. 69: ut loquuntur rnollificari.
114) I. p. 130: Cordis motus nunquam intermissus est, interdum remissos. Nun-
quam cessat, etiam cunctis corporis membris per somnum quiescentibua.
115) II. p. 194: Curatio Vertiginis nil requirit nisi remedia facultatem sensitivam
externam resuscitantia.
116) II. p. 535.
117) Liber de Nova gravissimorum trium Morborum curatione, De Apoplexia,
cujus Sedes non semper est Cerebrum; Lipopsychia, quae non Vitalis, sed Animalis
Facultatis fractae Symptoma est; Paralysi, cujus sedes non Cerebrum, nec Spinalis
Medulla nec Nervus semper est , veluti nec causa proxima est defectus Spiritus Ani-
malis. Anacepbalaeosea duae, hic subjectae, quarum altera ad Apoplexiam spectat,
altera ad Paralysin. Francofurti. 1672. 4.
118) Vorrede: Non vult haberi magister aut praeceptor, sed existimator libcr.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER ÜND DIE KATARRHE.
23
Der Schlagfluss könne blos Symptom seyn und aus Gemüthsbewe-
gnngen erfolgen
Er werde Blutschlag genannt, weil Blut in das Gehirn dringe, doch
treffe die Erschütterung durch die Seele den Körper l2°).
Mehr oder weniger fände eine Störung des höheren Vermögens
Statt 1").
Bei der Ohnmacht werde der Puls nur leicht oder gar nicht ver-
ändert. Eine Blutung werde dadurch zum Stillstand gebracht 122).
Zur Ausbildung des Schlagflusses bedürfe es keiner Affection des
ganzen Gehirns, sondern blos eines Theiles 125).
Sitz des Schlagflusses könne jedes mit Sinn begabte Organ seyn 12+).
Halbseitige Lfihmung dürfe nicht für einen schwachen Schlagfluss
gehalten werden 125).
Würden mehrere Nerven , welche aus dem Nervenprincip stammen,
verletzt, so erlitte die Gesammtöconomie des Gehirns keine Störung126).
Sprachlosigkeit könne als ungesetzmässiger Schlagfluss eintreten 127).
Schlagfluss gehöre zu den Erbkrankheiten128).
Heilung gelinge zuweilen bei anscheinendem Tode129).
119) Cap. 1.
120) Cap. 2.
121) Ablatio Facultatis Animalis Cap. 5.
122) Lipothymia et Lipopsychia pulsus nihil aut leviter immutatur. Sistuntpro-
fluvium Sanguinis. Cap. 6.
123) Non cunctum Cerebrum oportet laborare, ut nasci Apoplexia queat. Abunde
est, portionem Cerebri affligi. Cap. 8.
124) In omni membro, quod Sensu gaudet, potest esse Scdes Apopleziae. Cap. 12.
125) Hemiplexia non est Apoplexia debilia. Cap. 15.
126) PluribuB nervi» laesis, qui a Principio Nervorum originem ducunt, non
tota oeconomia Cerebri turbatur. Ebend.
127) Apbonia tanqunm illegitima Apoplexia. Cap. 17.
128) Revera extat Haereditaria Apoplexia. Ebend.
129) Multi, ablatis sensibus, Apoplexia jam mortui, ab illa morte revixere.
Cap. 19.
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K. F. H. MARX,
Auf Schlag folge Lähmung130), manchmal Verlust des Gedächtnisses 151)
und Neigung zur Rührung, selbst zum Weinen 132).
Eine Ohrfeige könne tödtlichen Schlagrluss veranlassen 133).
Die Cur dürfe nicht verschoben, sondern müsse eilig vorgenommen
werden 13+).
Selbst aus dem gelähmten Arme sey zuweilen Blut zu entziehen 15S).
Blutegel bewährten sich136).
Diejenigen, welche Christus von der Lähmung heilte, könnten, im
medicinischen Sinne, nicht Gelähmte genannt werden157).
Durch Lähmung gehe die freiwillige Bewegung verloren130).
Gelähmte Glieder geriethen zuweilen in Zuckungen 159).
Bei Lähmung nach leichter Gehirnverletzung zeige sich das Rücken-
mark nicht krankhaft ergriffen »40).
Da in den einzelnen Gliedern die bewegende Kraft wohne, so könnte
sie auch aus ihnen vertrieben werden 1+1).
Eine leichte Lähmung sey die. wo nur die Bewegungskraft, eine
schwere, wo auch die Empfindung fehle142).
130) Apoplexiam excipit Paralysis. Ebend.
131) Interdum vertitur in Oblivionem. Ebend.
132) Fractofluxoquesuntanimo.utsubindeaut sine causa facile illachrymcnt. Ebd.
133) Alapa infracta oritur Apoplexia interdum prorsus mortifera. Cap. 22.
134) Omnis Apoplexiae cu ratio est niaturanda, non procrastinanda , cum Apo-
plexia nil Bit quam Paroxymus. Ebend.
135) Vena etiam in paralytico brachio incidenda interdum est Ebend.
136) Sanguisugae utibter admoventur. Ebend.
137) De Paralysi Cap. 1: Quos Paralyticoa sanarit Christus, ü onines mcdico
sensu dicti paralytici non fuerunt
138) Cap. 2: Paralysi tollitur vis Motrix arbitraria.
139) Ebend.: Paralytica membra interdum convelluntur omnino.
140) Cap. 3: Cranio leviter laeso, Paralysis supcnrcnit, nec ullo modo male
affccta fuit Spinalis Medulla.
141) Cap. 4: In singulis membris quasi scparatim babitat Facultas Motrix et
inde potest fugari.
142) Ebend: Mitior Paralysis, qua sola Motrix vis arbitraria aufertur; gravior,
qua et Sensitiva, ac utraque fere radicitus, ut multo altius soporata videatur.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE.
25
Als Hülfsmittel werden Gegenreitze empfohlen143). Gewarnt wird
aber vor Zorn und Schrecken, denn von Uebeln dürfe nichts Gutes er-
wartet werden144).
§• 14.
In einem nicht so voluminösen Quartanten , wie in dem eben be-
sprochenen, äussert er seine Ansichten über die Natur der Krämpfe l4S).
Der Unterschied zwischen Krampf und Zuckung wird ausführlich
auseinandergesetzt146); ebenso deren Bezeichnung bei Griechen und La-
teinern »«),
Krampf sey bald Symptom, bald selbständige Krankheit148).
Zwischen Krampf und Lähmung müsse unterschieden werden149).
Diejenigen irrten, welche blos die Nerven beschuldigten150).
Die Muskeln machten ihr Recht geltend151).
Krampf des Herzens sey Herzklopfen, nicht Ohnmacht152).
143) Cap. 9: Valent plurinium Cauteria. Ea non semper Vertici aut Occipiti
aut Nuchae sunt imprimenda.
141) Ebcnd: Ira habetur remedium Paralyseos. Est dogma vetcrum et juniorum.
Est potiua error. Ira ducitur in nuraero causarum. Terror aliquando profuit: ob
id non refertur intcr remedia. Non facienda sunt mala, ut sperentur bona.
145) Liber de Spasmorum Natura et Subjecto, nec non et de causis eorum
spasmorum ac earum motionum spastiearum et epilepticarum , quae aliquando in
recens defunetis ac in occisis corporibu» maxinie militum, qui in acie pugnantes ceci-
derunt, ctiamnura maniiestantur , ac non sine admiratione deprebenduntur. Witte-
bergae. 1G78. 4.
146) Tag. 1—30.
147) P. 30—69.
148) P. 69.
149) Differrc Paralysin et Spasmum.
150) Qui Nervös sentiunt esse Subjectum Spasmorum, ii sunt erroris omnino
manifesti p. 153.
151) Musculum esse Subjectum Spasmi. Musculorum nisus et in naturali et
in praeternaturali deprehenditur motu p. 224.
152) p. 180. Beatam Virginem Spasmum, id est deliquium animi, passam esse,
indeque corruisse in terram exingenti dolore, dum primum Jesum in Cruce pendentem aspexit.
Fhys. Classe. XIX. D
26 K. F. H. MARX,
Die Ursachen habe man stets für dunkel erachtet155) und als
solche bald Fülle, bald Leerheit, bald Mitleidenschaft angenommen15*).
Aeussere Eindrücke wirkten auf die innern, diese auf die äussern
und so entständen Krämpfe155).
Nach dem Tode komme manchmal eine Steifigkeit des männlichen
Gliedes vor 156) , und bei Enthaupteten eine krampfhafte Bewegung des
Rumpfes157).
§. 15.
Von den kleineren Arbeiten K. V. Schneider's sowie der unter sei-
nem Vorsitze erschienenen Dissertationen, habe ich mehrere nicht einsehen
können; darum erwähne ich auch diese nicht. Diejenigen, welche mir
zu Gebote standen, führe ich, nach den Materien alphabetisch geordnet, auf:
De Angina. J. Fridelius. W. 1666. 4.
De Apoplexia. G. Leisner. 1662. 4.
De Apoplexia. Sam. Kochmaister. 1668. 4.
De Apoplexia. Ch. Grauel. 1676. 4.
De Arthritide. J. Breuver. 1663. 4.
De Lapide Bezoar. G. Becker. 1673. 4.
De Cachexia. J. C. Strauss. 1669. 4.
De Calculo renum. A. G. Billich. 1650, 4.
De renum et vesicae Calculo. M. J. Fridelius. 1665. 4.
De Cancro. J. L. Laelius. 1666. 4.
De Epilepsia. Sam. Sturm. 1650. 4.
De Epilepsia. J. C. Nettelbach. 1667. 4.
153) p. 290: Spasmi causa raultis Semper rircomfusa fuit tenebris, rariisque
obstrueta difficultatibus.
154) p. 241: Repletio, p. 249: Inanitio, p. 262: Conuensus.
155) Sensus externi afficiunt internos et hi vicissim externos, unde oriantur
Spasmi. p. 243.
156) Priapismus post mortem instat, urgetque more aliquorum Spasmorum et
Spats tiearum motionum. p. 395.
157) Capite praeciso, truneum corpus Spasticos motus adhuc passum eBt. p. 416.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE.
De Erysipclate sive Rosa, M. Klingsporn. 1668. 4.
De Fracturis Cranii. A. Homberg. 1673. 4.
De Hydrope. J. F. Klobius. 1649. 4.
De Hydrope. M. Tilingius. 1663. 4.
De Ictero rlavo, J. Breuver. 1664. 4.
De Melancholia. A. Keil. 1664. 4.
De Ossibus temporum. G. Wanckel. 1653. 8.
De Partu difficili. Z. Mittlacher. 1675. 4.
De Peste, morborum principe. J. Gerdes. 1680. 4.
De Phrenitide. F. Khien. 1666. 4.
De vera natura et recta ratioue curandae Phthiseos. Sigism. Grassius.
1648. 4.
De Pleuripneümonia. Chr. Schroedter. 1679. 4.
De Pleuritide. G. Lothus. 1648. 4.
De Sanguine ut de parte corporis principe, ac tanquara de causa et sede
morborum, tandemque de via illos curandi. M. Pauli. 1679. 4.
De Spasmo cordis. G. Becker. 1675. 4.
De Spasmorum subjecto contra iueptara opinionem Nicolai Chesneau.
G. Hiraselius. 1676. 4.
De Vulneribus Pulmonum. Sam. Sturm. 1654. 4.
Ob und welchen persönlichen Antheil K. V. Schneider, als Praeses,
an diesen Arbeiten hatte, ist schwer zu sagen; nach der herrschenden
früheren Gewohnheit und auch nach dem Inhalte zu urtheilen, wahr-
scheinlich keinen geringen.
Vergegenwärtigt man sich seine volle Thätigkeit, so wird man nicht
umhin könuen einzugestehen, dass er die ihm vergönnten 66 Lebensjahre
zur reichlichen, dankenswerthen Belehrung und zur Anleitung einer
tüchtigen Nacheiferung benutzte.
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K. F. H. MARX,
§• 16.
Anstatt der allzugedehnten Auslassungen in K. V. Schneiders be-
lobten Büchern über die Katarrhe diene in Betreff dieser Krankheit,
mit Rücksichtnahme auf neuere Erfahrungen und Ansichten, folgende
Berührung der wichtigsten Punkte.
In alter Zeit glaubte man, die Feuchtigkeit beim Nasenkatarrh
komme aus dem Gehirne, weswegen der Vorgang Abfluss l58j genannt
wurde.
Die Bezeichnung Katarrh wurde beibehalten, aber von der ange-
158) Von xaiafäita, ich fliesae herab, nataQQoc, das Herabfhessen , Catarrbus,
Defluxus, Destillatio; oder blos von ich flicsse, «Wu«, rheuma, fluxus.
Der Ausdruck *ara$$of findet sich bei Hippocrates. Er sagt: derselbe werde
alten Leuten gefährlich, wenn auf einen Winter mit Südwinden und Regen ein trock-
ner Frühling folge. Wäre aber der Sommer trocken, herrschten da Nordwinde, im
regnichten Herbste Südwinde, dann entständen Husten (0<jx«<), Heiserkeit (ßQ<*n°*)
and Schnupfen (uoQvtfn) (Aphor. Sect. III. 12. Ed. Kühn. T. IH. p. 722), und an
einer anderen Stelle: der Abfluss erfolge als Absonderung aus dem Kopfe ($rio* öl
and hfifrdri lo>f «noxoiiio;. Libcr de Glandulis. Ebend. T. I. p. 497).
Galenus bemerkt: Schnupfen, Heiserkeit und Katarrh seyen Beschwerden aus
einer Feuchtigkeit, die vom Überfüllten Gehirne herabflies«, («<^i :.r öi mal ß9drXo(
mal maiäfäovs und Mf<paXft{ pl* ägxw** *" nä&tj nlr^ovjifvr^. Introductio s. Medi-
cus. Cap. 13. Ed. Kübn. T. XIV. p. 742). Ferner: Die dünne Flüssigkeit, welche
durch die Nase ausgeschieden werde, hätten alle alten Aerzte Schnupfen genannt,
die aber durch den Gaumen herabkommende Katarrh (<V intQuas *axa$ovv: Coro-
ment. II. in Hippocratis Prognosticon 49. T. XVIII». p. 180. Ebenso: De Sympto-
matum Causis L.III. C. 11. T. VII. p. 263. Definitiones med. 252. T. XIX. p. 418).
Ein Vers der Salernitanischen Schule (De conserranda Valetudine. Cap. 3) lautet:
Si fluat ad pectus, dicatur Rheuma Catarrhus,
Si ad fauces, Branchus, si ad nares, esto Coryza.
KÖQvfa (gleichsam »a^^qtvttt^, capitis fluxus) ist Schnupfen.
G. Heberden handelt den Katarrh blos unter dem Namen Destillatio ab (Com-
mentarii de morborum historia et curatione. Recudi cur. S. Th. Soemmerring. Fran-
cof. ad M. 1804. 8. p. 105—108).
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«
KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE. 29
nominellen frühem Quelle ist längst keine Rede mehr, denn diese hat
K. V. Schneider in den Vorstellungen der Aerzte gründlich verschüttet.
% 17.
Je mehr das Absonderungsorgan des gewöhnlich so genannten Ka-
tarrhs in seiner weiten Ausdehnung erkannt wurde , um so zahlreicher
geschah die Annahme und Benennung der Arten dieser Störung.
Die Namen l59) wurden ertheilt nach den betroffenen Theilen, nach
>
159) So nach den Theilen:
Catarrhus abdominalis s. gastrici» , Tussis stomachica, Magenkatarrh, Magenhusten,
Bauchhusten ;
— atlrium, Ohrkatarrh;
— bronchiorum s. pulmonum, s. pectoris, Catarrheuma, Anacatbarsis catarrhalis,
Blennoptysis, Katarrhalhusten , Brustkatarrh;
— fand um. Halskatarrh;
— gnstrica, Dyspepsia, Magenkatarrh;
— hepatis, Atonia hepatis, hepatirrhoea , hepatorrhagia , fluxus hepaticum,
Leberfluss ;
— intestinorum , Blennorhoea intestinalis, Diarrhoea mucosa, Profluvium alvi
album, fluxus alvinus, Enteritis serosa, Schleimfluss des
Darmkanals, Durchfall;
— lacrimatis, viarum lacrimalium, K. der Thränenwege;
— laryngis, Laryngitis serosa, Katarrh des Kehlkopfs;
— nariura, Coryza pituitosa, blennorrboea nasalis, Nasenkatarrh, Schleim-
schnupfen;
— oculorum, Conjunctivitis catarrhalis, Augenkatarrh;
— oris, Stomatitis, K. der Mundhöhle;
— sinus frontalis, Metopantralgia, Stirnböhlenkatarrh;
— traohealis, Tracheitis serosa, Luftröhrenkatarrh;
— tubae Eustachii, K. der Eustachischen Trompete,
— urethrae, Blennorrhoea s. Medorrhoea nrethrae, Phallorrhoea, Gonorrhoea,
Tripper;
— uteri, Gehärmutterkatarrh ;
— vaginae, Leucorrhoea, fluor albus, weisser Fluss;
— ?esicae, Cystocatarrhus. Blasenkatarrh;
nach den Krankheiten:
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K. F. H. MARX,
den gebildeten Krankheiten, nach dem Charakter, dem Verlaufe und den
Symptomen derselben.
Da die Schleimhaut auf viele Organe verbreitet ist160), so kann
Catarrhus arthriticomm, Gichtkatarrh;
— lmoraorrhoidalis, Häznorrhoidalkatarrh ;
— phthisicus, Phthisis transitoria, Schwindsuchtskatarrh;
nach dem Charakter:
Catarrhus benignus s. simplex, gutartiger, einfacher Katarrh;
— complicatus, inflamroatorius, acutus s. sthenicus, Pneumouia catarrhalis,
entzündlicher Katarrh;
— contagiosa, ansteckender;
— nialignus s. nervosus, putridus, Typhus lymphaticus catarrhalis, bösartiger,
nervöser Katarrh;
nach dem Verlaufe:
Catarrhus acutus s. febrilis, febris catarrhalis simplex, Schnupfenfieber;
— chronicus, Tussis chronica catarrhalis, langdauernder Schleimhusten;
— epidemicus, C. rossicus, Influenza, Grippe, Russischer Schnupfen;
— typicus, typischer Frühsommer-Katarrh, Sommerkatarrh, Ileufieber, Heu-
Asthma, C. aestivus, hay-fevor, catarrhe d'ete, cat. des foins,
maladie de foin;
nach denSymptomen: Catarrhus suffocativus, Orthopnoea, Asthma paralyticum,
Apoplexia pulmonum, Steckfluss.
160) Sie reicht, bemerkt C. F. Th. Krause (Handb. der menschlichen Anatomie.
2te Aufl. Hannover. 1841. Bd. I. S. 11G) a) in Gestalt eines Kanals mit mehreren
blinden Verlängerungen von den Nasenlöchern und der Mundspalte bis zum After.
Sie überzieht im ununterbrochenen Zusammenhange die Nasenhöhlen mit ihren Neben-
böhlen, den Nasenthriinengang und Thränensack; die Mundhöhle mit der Zunge,
Gaumen und Speichelgängen, die Höhle des Schlundkopfs (Rachen) mit den Tubae
Eustachii, den Paukenhöhlen und Cellulae mastoideae; steigt alsdann mit ihrer vor-
dem Abtheilung in den Kehlkopf, die Luftröhre und deren feinere Verzweigungen
(Bronchien); ihre hintere Abtheilung bekleidet die Speiseröhre, den Magen und Darm-
kanal, die Gallengänge, die Gallenblase und den Ductus pancreaticus.
b) Eine andere grosso Schleimhaut ist den Harn- und Geschlechtsorganen be-
stimmt. Sie fängt im Eingange der weiblichen Geschlechtsorgane an und bekleidet
§• 18.
KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE.
31
auch ein anderes, als das gerade ergriffene, durch Mitleidenschaft bethei-
ligt werden. Nicht minder vermag sich mit der Absonderung des be-
troffenen die eines nahe liegenden zu verbinden.
Von der Norm abweichend erscheint die Schleimhaut161), bei ihrem
grossen Blutreichthume, mehr oder weniger geröthct (hyperämisch) , ent-
zündet, aufgelockert, erweicht, angeschwollen, verdickt, mit Ausschwit-
zungen versehen, die Schleim hautdrüsen vergrössert, die Flimmerepithe-
lien ohne Flimmerhaare u. s. w.
Bei der engen Verbindung der Schleimhaut mit der äusseren Haut
geht leicht die Störung der einen auf die andere über.
§• 19-
Die Absonderung, eine schleimige Feuchtigkeit, verhält sie hzuerst
die kleinen Schamlefzen , Scheide, Gebärmutter und Muttertrorapeten : theils beginnt
sie an der Mündung der Harnröhre und steigt "in ihr zur Höhle der Harnblase,
der Harnleiter, bis zu den Nierenbecken aufwärts ; bekleidet im männlichen Gescblechte
auch die Samenausführungsgänge und Samenbläschen, sowie die Ausführungsgänge
der Prostata und Cowperschen Drüsen.
c) Die Bindehaut an der hintern Fläche der Augenlider und der vordem Fläche
des Augapfels, welche durch die Thränenkanälchen mit der Nasenschleimhaut in un-
mittelbarem Zusammenhange steht.
d) Die Haut, welche den tieferen Theil des äusseren Gehörganges überzieht.
e) Auch die Milchgänge werden inwendig von einer Schleimhaut bekleidet
161) M. vergl. : Thomas Hodgkin Lectures on the morbid Anatomy of the
serous and mueous Membranes. Vol. II. P. I. On the mueous membranes. Lon-
don. 1840. 8. — A. Förster pathologische Anatomie. 9te Aufl. ron Fr. Siebert.
Jena. 1873. 8. S. 293.
Wie beim Menschen findot sich auch bei den Thieren an der Oberfläche der
Schleimhäute eine zähe Flüssigkeit, dabei das Gewebe etwas geröthet und aufgelockert;
oder die Ablagerung einer hautartigen Gerinnung; oder die Kanäle sind toII von
einem flüssigen Exsudat, oder die Ausschwitzung gelangt nicht oder nur wenig zur
Oberfläche, es findet eine Infiltration des Schleimhautgewebes Statt, kann aber über
die Oberfläche hervorragen, wo es sich zu einer weichen, gelben Masse umwandelt.
(A. Bruckmüller Lehrbuch der pathologischen Zootomie der Hausthiere. Wien.
1869. 8. S. 99.)
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K. F. H. MARX,
wässriger als gewöhnlich, auch schärfer; im Anfange hell, erscheint sie
gelblich, grünlich, eiterartig, verliert zuweilen ihre alkalische Beschaffen-
heit, nimmt einen fremdartigen Geruch an, wird selbst ätzend l62).
Kehrt sie in den Normalzustand zurück, so erlangt sie wieder eine
milde Beschaffenheit.
Nach den chemischen und mikroskopischen Untersuchungen ergibt
sich, dass, je nach der verschiedenen Schleimhaut, eigentümliche Stoffe
abgesondert werden 163).
Wird durch eine zu reichliche Absonderung das Allgemeinbefinden
mehr oder weniger gestört, so redet man von einem Schlcimflusse (Blen-
norrhoea16*), Profiuvium album).
162) VanSwieten (Comment. in H. Boerbaavo Aphor. T. IV. Hildburgh. 1765.
4. p. 308) gibt an: Dum ineipiente Catarrho tenuis huinor de naribus stillat, saepe
alae nasi et labium superius lnflammantur et fere eroduntur; si depluat per labium
in os, saporem salsum exhibet. Humor ille catarrhosus ox naribus detluens, micros-
copio examinatus, plenus apparebat spiculis salinis.
163) Nach R. March and (im Encycl. Wörterb. der med. Wissensch. Bd. 30.
Berlin. 1843. S. 432), verhalte sich der Schleim aualog dem Schweisse. In ihm be-
fände sich eine eigenthümliche chemische Verbindung, Mucin, aufgelöst. Die im nor-
malen Zustande abgesonderte Flüssigkeit sey eine wasserhelle, salzig schmeckende,
gewöhnlich neutrale Substanz, welche über 9/'i« Wasser enthalte.
Vermittelst des Mikroskops ergäbe sich, dass der ausgesonderte Schleim aus
einer durchsichtigen, homogenen Flüssigkeit und kleinen Körperchen bestehe, den
Epithcliumzcllen.
M. vergl.: Henle Uebcr Schleim- und Eiterbildung und ihr Verhältniss zur
Oberhaut. In Hufeland's Journ. d. pr. Hcilk. Bd. 86. St. 5. 1838.
C. J. Eberth Zur Entstehung der Schleimkörper. In Virchow's Archi? für
patb. A. 1861. Bd. 21. S. 106.
R. Heidenhain, Die Bildung des Schleimes. In seinen Studien des Physio-
logischen Instituts zu Breslau. Leipzig. 1868. 8. S. 101.
Gorup-Besanez Lehrb. der physiologischen Chemie. 2teAufl. Braunschweig.
1867. S. 425-433.
C. G. Lehmann und Rochledcr Phyto- und Zoochemie. Als Fortsetzung
der organischen Chemie von Leopold Gmelin. Bd. 5. Heidelberg. 1858. S. 288—294.
164) Von ßkiyva, Schleim, niucus, und qshv, fliessen, fluere.
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KONRAD VICTOR SCTTNEIDER UND DIE KATARRHE.
33
Die innere Bedingung ist eine erhöhte Thätigkeit der Schleimhaut,
veranlasst durch einen congestiven l65) Zustand, der sich jedoch zur Ent-
zündung steigern kann.
Bildet sich durch den reichlichen Gehalt der Ausschwitzung an
Faserstoff eine häutige Masse, so nennt man sie croupös.
§. 20.
Da die Schleimhaut mannigfachen inneren und äusseren Schädlich-
keiten ausgesetzt ist, so entsteht häufig ein solcher Fluss, hauptsächlich
bei denen mit einem zarten oder verweichlichten Hautorgane.
Wie alle Extreme und der unerwartete Wechsel der Einflüsse
nachtheilig wirken können, so in Betreff der Entstehung von Katarrhen
die der Temperatur; ungewöhnlich heisse, trockne, nasse, kalte Jahrs-
zeiten und rascher Uebergang ins Gegentheil; auch feuchte Kälte,
reitzende Dämpfe, starker Staub.
Im Frühlinge, im Spätherbste und Winter leidet mehr die Schleim-
haut der Athmungsorgane, im Sommer die der Digestion.
Kommen auch Katarrhe überall vor, so doch am häufigsten in
kalten sowie den Polen näher liegenden Ländern.
Wo das Klima wenig veränderlich ist. wie zu Singapore und Java,
sind Katarrhe Seltenheiten.
Sie begleiten zuweilen andere Krankheiten , oder dienen als Vor-
boten derselben, wie z. B. bei den Masern; oder sie bedingen das We-
sentliche von Beschwerden, welche andere Namen führen, wie z. B.
den Gastricismus.
Wenn bei Kindern die katarrhalischen Erscheinungen durch den
Gebrauch süsser Mittel vermehrt, dagegen durch ausleerende gemildert
werden . so ist der Grund in gestörter Verdauung zu suchen.
165) Laennec erklärte: il ne präsente, dans la plupart, qne les caracteres
d'ane simple congestion (Traite' de L'Auscultation. Sect. L Ch. 1. art. 1.)
Phys. Clause. XIX. E
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84 K. F. H. MARX,
§. 21.
Ob beim katarrhalischen Prozesse ein Ansteckungsstoff166)
anzunehmen sey, wird bejaht und verneint. Lässt der Schnupfen des
Menschen Zweifel zu, so steht die Mittheilungsfähigkeit des Rotzes der
Pferde allgemein fest. Durch das Contagium desselben entsteht beim
Menschen nicht blos eine Affection der Schleimhaut, sondern eine Ka-
koehymie mit Brand.
Diphtherie scheint durch Pilze Andere krank zu machen l67).
Aehnlich entwickelt sich wohl der Katarrh der Mundhöhle, der Soor.
Vom Keichhusten werden die Individuen in der Regel nur ein-
mal befallen.
Als Epidemie kann der Katarrh schon deswegen auftreten, weil
eine solche durch Veränderungen der Atmosphäre bedingt wird und
eine Affection der Athmungsorgane häufig durch Beimischungen und
Strömungen derselben hervorgerufen wird.
Influenza und Keichhusten erscheinen nur zu gewissen Zeiten,
nicht durch eine fortwirkende Veranlassung, befallen eine grössere An-
zahl Menschen, die in keine Berührung mit einander kamen, und wobei
das Weiterumsichgreifen nicht individuenweise oder nach vermittelnden
Trägern sich verfolgen lässt.
§• 22.
Ein Schleimfiuss lässt nach , wenn der sie veranlassende innere
oder äussere Reitz aufgehört hat und die Schleimhaut ihre normale Ver-
fassung wieder erlangt.
Die Hyperämie hört auf; Ausschwitzungen werden nicht selten auf-
gesogen; die verloren gegangenen Epithelien ersetzen sich, und Stellen,
166) Das» die Alten den Augenkatarrh für ansteckend hielten, zeigte ich in mei-
nen Origines Contagii. Caroliruhae. 1824. 8. p. 139.
167) Nach L. Letze rieh wird die primäre, epidemische Diphtherie durch einen
Pilz (Zygodeswus) hervorgebracht, dessen Sporen (Contagium vivum) die Krankheit auf
andere Individuen übertragen (Virchow's Archiv für p. A. 1869. Bd. 46. S. 232).
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KOXRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE.
35
welche durch Verschwärung gelitten . vernarben. Vollständige Neubil-
dung der Schleimhaut scheint nicht Statt zu finden.
Ist der Reitz heftig und kömmt es, unter Frösteln, zum Fieber, so
spricht man vom Schleim- oder Katarrhalfieber, das sich meistens durch
Schweiss, Urin, Nasenbluten entscheidet.
Verbinden sich damit rheumatische Beschwerden, so wird von ei-
nem katarrhalisch-rheumatischen Fieber geredet.
Stellt sich Entzündung ein , so lassen die betheiligten Excretions-
organe in ihrer normalen Thätigkeit nach; es bildet sich Eiter168).
Hält ein Katarrh nicht nur viele Wochen , sondern Monate an, so
können dadurch Abnahme der Körperwärme, grosse Schwäche, selbst
Abzehrung169), und auf der Schleimhaut Excoriationen, Geschwüre, Aus-
schläge, Knötchen, Aufwulstungen entstehen.
§• 23.
Die, welche viel in der freien Luft leben, werden selten von Schleim-
flüssen der Athmungsorgane befallen , und auch zur Cur von diesen ist
der Aufenthalt in reiner, frischer Luft, vorausgesetzt, dass die Tempe-
ratur milde ist, dem in der Stube vorzuziehen.
Je nach der Natur des Erkranktseyns . der wahrscheinlichen Ur-
sache, der Dauer, der Constitution des Kranken, den Gewohnheiten,
bereits gebrauchten Mitteln u. s. w. ist bald ein kühlendes Verhalten
anzurathen, Wassertrinken, und, wenn erforderlich, eine Ableitung nach
der Haut durch Sinapismen , nach dem Darmkanal durch Bittersalz;
168) Marchand bemerkt (a. a. 0. S. 436): Eiter ist das Secret der Schleim-
häute im Reitzungs- und Entzündunjzszustande.
169) Van Swieten (a. a. 0. IV. p. 2) bemerkt: Dum catarrho laborant ho-
miDes, videmus, de naribus emungi et per tussim educi sputa, quae colore, spissitu-
dine et aliis dotibus, pus referunt: tarnen non dicuntur ideo phthisi laborare; quia
habitus corporis non consumitur. nec ulla signa cacoehymiae purulentae in humoribus
adsunt. Interim tarnen, si materies catarrhi acrior fuerit, vel valida et diuturna
tnssis nimis quassaverit pulmonem, quandoque pulmo eroditur, ulceratur, et sie ex
catarrho phthisia pulmonabs sequitnr.
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36 K. F. H. MARX,
bald massige Wärme 17°), warme Milch171), gewärmte Tücher auf die
Brust, Salmiak mit Lakrizensaft (succus Liquiritiae) in einem blausäure-
haltigen Wasser (Aqua Cerasorum nigrorum), Brechwein (Vinum stibia-
tum) u. s. w. Der letztere vermehrt die Hautthätigkeit und befördert
den Auswurf.
Kinder, welche noch gestillt werden, darf man nicht an die Brust
legen , sondern man muss sie künstlich ernähren.
Gesellt sich zum Katarrh etwas Krampfhaftes, zumal bei sehr em-
pfindlichen Individuen, so ist, ohne Säumen, das Geeignete dagegen
vorzunehmen.
Um bei Erwachsenen die Wiederkehr möglichst zu verhüten, sind
kalte Waschungen zu empfehlen, sowie der Gebrauch eines Seebades.
Schleimflüsse des Darmkanals, der Scheide, Harnröhre u. s. w. sind
je nach ihrer Veranlassung zu beurtheilen und zu behandeln.
Wird die Absonderung chronisch, selbst colliquativ, so werden
neben Ruhe, angemessener Kost, dem mässigen Genüsse eines bittern
Biers, balsamische, schleimicht-bittere und adstringirende Substanzen, wie
Peru- und Copaivabalsam , ein Thee aus der isländischen Flechte, ver-
bunden mit Kalmuswurzel und den Samenkapseln vom Sternanis (Capsu-
lis Anisi stellati) , essigsaures Bleioxyd u. 8. w. erforderlich.
Zeigt sich, selbst epidemisch172),- ein gleichzeitiges Ergriffenseyn
mehrerer Schleimhäute, was gewöhnlich allgemeine Verschleimung ge-
nannt wird, so sind, vor der Anwendung ausleerender Mittel, auflösende,
170) Cubiculi tepore, Wando victu, mollibus remediis, tenuis, qui antea fuerat
et acris humor ineipit mitior fieri ac spissior. Naribus emungitur mueus coctus,
spissus, flavescens, quasi puruleotus, et sputa similia ex puluione prodeunt. Subsident
sensim tumentes membranae narium et pulmonis , recht sanitas et mehus se solent
habere homines, quam ante catarrhum (van Swieten IV. p. 317).
171) Ein beliebtes Mittel ist Bavaroise, nemlich heisse Milch mit Syrupus Ca-
pillorum Veneris.
172) In Betreff der oft zu weit ausgedehnten Annahmen von Schleimfiebern
vergl.: K. Sprengel Gesch. der Arzneyk. 3teAufl. Bd 5. S. 524.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE. 37
sogenannte Digestivmittel (Digerentia) zu reichen, namentlich Brech-
weinstein in kleiner Gabe.
§. 24.
Katarrh im engeren Sinne, wovon nachstehend nur die Rede
seyn soll, ist eine durch Erregung der Gefässe oder entzündliche Reit-
zung bedingte Affection der Schleimhaut der Athmungs- und Schling-
werkzeuge, der Nase, des hinteren Mundes, des Kehlkopfs, der Luft-
röhre und deren Verästelungen, welche bald mit, bald ohne Fieber
sich einstellt.
Damit man im Fragen nach dem Auswurfe kleiner Kinder von
den Müttern oder Wärterinnen nicht beschämt werde, ist nie zu ver-
gessen, dass jene das in den Luftwegen Enthaltene (Sputa) nicht im
Stande sind auszuwerfen, sondern dasselbe verschlucken.
Das Auswerfen geschieht in der Regel durch Husten (ßr^, tussis,
cough, la toux), einer Anstrengung der Athmungswerkzeuge , um ein
vorhandenes Hinderniss zu beseitigen. Da derselbe willkührlich hervor-
gerufen werden kann, so verhält er sich bei Manchem als blosse üble
Angewöhnung; auch erfolgt er bei mannigfachen consensuellen und
äussern Reitzen ; doch auf jeden , den trocknen , feuchten . kurzen , das
Hüsteln (tussicula) muss die sorgfältigste Prüfung, ob beschwerlich,
schmerzhaft, mit einem ungewöhnlichen Tone verbunden u. s. w., ver-
wandt werden.
Pulver für den inneren wie äusseren Gebrauch sind, um rasch
aufgesogen werden zu können, sehr fein zu bereiten, allein Niesemittel
(Errhina, Sternutatoria) . damit sie blos auf der untern Schleimhaut der
Nase bleiben und nicht in die Stirnhöhlen (sinus frontales) gelangen,
gröblich.
§• 25.
Die einfachste Form des Katarrhs ist der Schnupfen 175), welcher
173) Cicero gebraucht dafür das Wort gravedo (Epistolae ad Atticnm: L. X.
38 K. F. H. MARX,
aber beim neugeborenen Kinde lebensgefährlich werden kann, da dieses
wenig durch die meistens geschlossene Mundhöhle athmet, und beim
Saugen das Athmen durch die Nasenhöhle geschehen muss. Wird ihm
die Nase von dem zu reichlichen Schleime vollgestopft, oder bleibt dieser,
vertrocknet, an der Mündung der Nase, so ist Erstickung zu befürchten.
Die bekannten Zufälle bei Erwachsenen bestehen in häufigem Niessen,
Spannung und Verstopfung der Nase, umgeänderter, unreiner, heiserer
Sprache, Verminderung des Geruchs und Geschmacks, Neigung zum
Husten, Triibseyn und Thränen der Augen; zuweilen Hirthörigkeit,
wenn eine reichliche Absonderung der Eustachischen Röhre am Aus-
flusse in die Rachenhöhle gehindert wird.
Schwerer treten sie auf bei dem epidemischen oder ansteckenden1-'*),
das Nervensystem in Mitleidenschaft ziehenden Katarrh, bei der In-
fluenza175). Diese wird dadurch zuweilen bedenklich, dass sie die
ep. 16. Ed. Orellius. Turici. 1831. p. 269. L. XVI. ep. 11. p. 416), und für zum Schnup-
fen geneigt gravedinosus (Tusculanorum Disputationum L. IV. 12. Ausgabe von G. Ti-
eeber. Berlin. 1868. 8. S. 181).
Celsus scheint darunter den Stockschnupfen zu begreifen, indem er sagt (L. IV.
II. N. 4.): gravedo narcs claudit, vocem obtundit, tussim siccam movet. Für fliessen-
den Schnupfen bat er das Wort destillatio (Ebend. und L. L 5.).
Das Wort KdQvfa hat CaeliusAurelianus. Er bemerkt (Acut. Lib. IL Cap. 1 7) :
ad nares catarrhus, quem vocant coryzan.
174) Eine Aufzählung von Beobachtungen über Catarrhus a contagio vom J.
1323 bis 1767, wo man sie nicht sucht, enthält G. Cullen Synopsis Nosologiae
methodicae. Ed. 4. rec. J. P. Frank. Ticini. 1787. 8. p. 125-27.
M. vergl.: J. D. Reuss Repertorium Commentationum a societatibus littera-
riis editarum. Gottingae. 1818. 4. T. XIII. P. 2. p. 160—165.
H. Holland on tho epidemic Iutluenzas of late years in seinen Medical Notes
and Reflections. 3 ed. London. 1855. 8. p. 322—355.
J. F u s t e r Monographie clinique de L'Affection catarrhale. 2 ed. Montpellier.
1865. 8. p. 331—513.
Fr. Seitz Catarrh und Influenza. München. 1865. 8. S. 100 — 226.
175) La grippe, la follette der Franzosen.
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KONRAD VICTOR SCHNKIDKR UND DIE KATARRHE.
89
Kräfte erschöpft, eine vorhandene Krankheitsanlage zur Entwicklung
bringt und den Verlauf eines kranken Organs beschleunigt.
Stockschnupfen heisst der chronische Nasenkatarrh, wobei in den
Stirnhöhlen ein drückender Schmerz empfunden wird und die Absonde-
rung sehr schwach oder eiterartig erfolgt 176).
Bei Säuglingen darf man von ihm meistens auf angeborene Sy-
philis schliessen.
So unangenehm und lästig auch eine Aussonderung aus der Nase
ist, welche längere Zeit dauert, so darf sie doch nicht unvorsichtiger
Weise unterdrückt werden, indem sie zuweilen wohlthätig 177), ein rasches
Stopfen aber gefahrvoll sich erweist.
Individuen mit einer empfindlichen, leicht schwitzenden Haut wer-
den am häufigsten ergriffen.
Hauptveranlassungen sind: plötzlicher Temperaturwechsel 179), kalter
Nord- und Ostwind, nachtheilige Einathmungen, wie z. B. Moordämpfe;
Aufenthalt in neubezogenen, noch nicht gehörig ausgetrockneten Räumen;
unvorsichtiges Entfernen gewohnter wollener Strümpfe, flanellener Hem-
den; Unterdrückung der Fussschweisse.
Die Jodine wirkt öfters so sehr auf die Schleimhaut der Nase, dass
von einem Jodschuupfen geredet wird.
Kömmt es zum Fieber, besonders gegen Abend, so verläuft das-
selbe meistens gutartig, entscheidet sich durch Schweiss und Urin und
neigt selten zum nervösen Charakter.
170) weswegen auch ozarna {ö£aiva) benigna genannt, Punaisie der Franzosen.
177) GravitaB et dolor capitis toties levantur destillstione copiosa, ut dubium
sit morbus, an remedium dicatur; et proinde an teniere et vi supprimi debeat (He-
berden a. a. 0. p. 107).
178) Si imprudenter impediatur illius acris catarrhosi cfflnxus, pessima quan-
doque mala, (speciatim convulsiones) sequuntur (van Swieten IV. p. 308).
179) Cutarrlius nunquani frequentius affligit. quam ubi calidam aeris temperiem
nullit um frigus excipit (van Swieten II. p. 638).
Si ve>pertino corripitur frigore tota die in aere calido versatus, sentiet narium
prurituro, sternutationem , ineipit exire liquor bmpidissimus , vocatur coryza (Ebend.
I. p. 97).
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K. F. H. MARX,
Bei kleinen Kindern ist zu prüfen, ob nicht die Lungen, oder wenn
ungewöhnliche Schläfrigkeit und Convulsionen eintreten, das Gehirn an
Entzündung leiden.
Der einfache Schnupfen wird in der Regel durch Aufmerksamkeit
auf die Lebensweise gehoben; allein der Stockschnupfen verlangt öfters
das Einbringen erweichender Flüssigkeiten, milder Dämpfe und Salben.
Wird einer erfahrungsgemäss vom Schnupfen stark angegriffen, so
suche man diesen dadurch zu verhüten, dass gleich beim Erscheinen
Essigdämpfe eingeathraet werden.
§. 26.
Der Katarrh der Mundhöhle kömmt häufig bei Säuglingen vor,
welche an Magensäure leiden und nicht reinlich gehalten werden.
Es entstehen Bläschen mit einem farblosen sauren Inhalte, welche
weisse Stellen bilden und Schwämmchen, Fasch, genannt werden ^o).
Schlimmer ist es, wenn eine Ausschwitzung sich einstellt, auf wel-
cher sich Pilze bilden 181).
Die Hülfe besteht in verbesserter Lebensordnung, und im Auswa-
schen des Mundes mit eiuer Auflösung des chlorsauren Kalis (Kali chlo-
ricum), oder des Borax in Wein.
§. 27.
Der sogenannte Brustkatarrh, (Catarrhus bronchiorum) gibt sich
kund durch Husten und Rasselgeräusch l82) in den Luftröhrenästen.
180) Galenas nennt das Geschwür ein oberflächliches: *A<f&a iadv imnöXatos
iv ompaxt yiyvofiivfi (Definitiones medicae. 381. Opp. Ed. Kühn. T. XIX. p. 441).
181) Aphthae nmlignae, Stomacace, Soor, Muguet. Das Oidium albicans, welche«
den Soor erzeugt, entwickelt sich zwischen den Lamellen des Epithels.
182) Darüber bemerkt M. A. Wintrich: »Ks kann ein Kranker alle Tage
2 — 3 Spucknäpfe voll Schleim expectoriren , also sehr viel davon in den Bronchien
haben und doch hört man während der Auscultation nichts von Schleimrasselnc
(Krankheiten der Respirationsorgane. In Virchow's spec. Path. und Thor. Bd 5.
Abth. 1. Erlangen. 1854. 8. S. 169.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER ÜND DIE KATARRHE. 41
Hält er lange an, so erweitern sich die Luftzellen, hauptsächlich
an den Lungenrändern und es - kommt zur Erweiterung der Kanäle
(Emphysem), wohl auch zur Engbrüstigkeit (Asthma humidum), und
zur Schleimschwindsucht 1M) (Phthisis pituitosa).
Durch Hypertrophie der Schleimhaut erfolgen leicht Recidive.
Der mit Fieber verbundene Brustkatarrh kann Lungenentzündung
werden.
Bildet sich Entzündung aus (broncbitis) , so ist die Unterscheidung
von Entzündung der Lungen184) schwierig.
Unter den Thieren sind diesem Uebel besonders die Hunde un-
terworfen185).
Herzkranke (an Insuffizienz und Stenose der Mitralklappe Leidende)
haben häufig Brustkatarrhe.
Die Unterstützung der Darmausleerung darf hierbei nicht verab-
säumt werden. Ein Thee aus der isländischen Flechte und Kardobene-
diktenkraut veranlasst meistens Stuhlausleerung. Bei älteren Personen
bedarf es jedoch häufig einer abführenden Arznei, wie z. B. der weinigen
Rhabarbertinktur (Tinctura Rhei dulcis).
Unter dem Namen Steck fluss (Catarrhus suffocativus) begreift
man denjenigen Zustand, wo in den Athmungsorganen eine reichliche
Masse von Schleim oder anderen Stoffen, wegen einer lähmungsartigen
Schwäche der betroffenen Theile, nicht ausgeworfen werden kann.
Mittel dagegen sind diejenigen Substanzen, welche die Flimmerbe-
wegung unterstützen und die Erregung der Luftröhrenäste anregen (Be-
chica, Expectorantia), besonders Mineralkermes (Stibium sulphuratum ru-
beum, pulvis Carthusianorum, poudre chartreux) und sublimirte Benzoe-
säure (Acidum benzoicum).
183) IL vergl. über katarrhalische Pneumonie, Bronchopneumonie, Rind-
fleisch a. a. 0. S. 349.
184) Was man früher Pneumonia notha s. maligna nannte, wurde in der neue-
ren Zeit als Bronchitis capillaris, Typhoid der Bronchien, aufgeführt, und die Begren-
zung auf die unteren Lappen der Lungen als Bronchialtyphus.
185) Der acute Bronchialkatarrh ist die Staupe oder nundekrankheit.
I'hys. Classe. XIX. F
42
K. F. H. MARX,
§• 8.
Der Keichhusten 18S) ist ein Katarrh der Bronchien, wobei aber
die Schleimhaut des Magens krampfhaft sich betheiligt, woher das Schleim-
erbrechen.
Verbinden sich bei Kindern Hirncongestionen damit, so ist Ge-
fahr zu. befürchten.
Ein Wechsel des Aufenthaltsorts erweist sich wohlthfitig; ihm steht
jedoch das Bedenken entgegen , dass dadurch in den neu gewählten die
Veranlassung zum Husten gebracht werde.
Hälfe verschaffen Kirschlorbeerwasser (Aqua Eaurocerasi), Brech-
wein (Vinum stibiatum) mit dem Syrup der Brechwurzel (Syrupus
Ipecacuanhae), Kügelchcn der Brechwurzel (trochisci Ipecacuanhae) und,
bei Monate langer Dauer, Chinin.
§. 29.
Der Katarrh des Kehlkopfs187) (Laryngo catarrhus) und ;der
Luftröhre (C. Tracheae) treten bald mild, ohne Entzündung, .bald
heftig, mit derselben auf (Laryngitis, Tracheitis).
Auf keiner Schieinhaut entsteht so häufig eine croupöse Entzündung
wie auf der des Kehlkopfs.
Stimme und Sprache werden rauh , heiser ; es findet Husten Statt.
Kleine Kinder alhmen mit Erweiterung der Nusenflügel und offnem
Munde.
Bei ausgebildeter Entzündung äussert sich Schmerz, der durch
Sprechen. Husten, Athemholcn, Schlingen vermehrt wird. Das Einathmen
ist äusserst erschwert.
Bei längerer Dauer verdickt sich die Schleimhaut, es entsteht fide-
186) Stickhusten, blauer Husten, Tussis convulsiva, clangosa, stomachica, per-
tussis; liooping cough, chincough; toux convulsivo, coqueluche.
187) Unter Laryngismus stritfulus, Asthma Millnri, laryngeum, Spasmus Glottidis,
begreift man das krampfhafte Ergriff enseyn, wogegen Klystiere von Asa foetida hülf-
reich sich erweisen.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE. 43
matöse Anschwellung der Wände, und Verschwärung l88) (Phthisis la-
ryngea und trachealis) , wodurch Heiserkeit einen hohen Grad erreicht.
Durch Erstickung kann rasch Tod erfolgen.
Viel leistet gegen die Heiserkeit das Einathraen der Dämpfe von
peruanischem Balsam189).
§. 80.
Bildet sich in Folge der Reitzung Ausschwitzung, so nennt man
das Leiden Croup.
Die Verstopfung der Luftwege geschieht bald durch eine schleimige,
käseartige Masse, bald durch Häute, woher die Bezeichnung häutige
Bräune (Angina membranacea). Die gefässreichen Häute können nur
durch Entzündung zu Stande kommen l9°).
Die Zufälle verhalten sich verschieden, je nachdem zuerst der Kehl-
kopf oder der Stamm der Luftröhre ergriffen wird. Geht das Leiden vom
Kehlkopfe aus, so ist der Verlauf stürmisch.
Der Ton des Hustens und der Stimme ist eigentümlich 191).
Obgleich in der Regel Kinderkrankheit, können auch Erwachsene
davon befallen werden 192).
Da sie, ausgebrochen, in hohem Grade bedenklich ist, muss, wo
188) Rh ein er in Virchow's Archiv. Bd. 4. S. 534.
189) Schon Douhle bemerkte ;in Sedillot Journal general de Mcdccine. Paris.
1809. T 35. p 395): Ce moyen, quo nous avons pltisieurs fois employe, nous a bien
rt-ussi dans un grand nombre d'affections catarrhales avec atonie des organes de la
rcspiratioD.
190) Ich fand einmal bei der Section eines Kindes eine cylinderartige, röhrige
Haut, in welcher eine ganz gleiche zweite sich befand, die mit der andern durch Ge-
lasse verbunden war.
191) »Mir scheint, sagt J. K. Bisch off (Grundsätze zur Erkenntniss und Be-
handlung der Fieber und Entzündungen. 2te Aufl. Wien. 1830. S. 495) dieser beson-
dere Ton dadurch am ähnlichsten nachgeahmt zu werden, wenn man die Sylbe Uch
während des Einathmens, daher mit in dio Brust gezogenem heftigerem Athem, sehr
laut auszusprechen sucht«.
192) Washington starb daran.
F2
44 K. F. H.MARX,
möglich, Verhütung Hauptaufgabe seyn 195). Bleibt diese erfolglos, so
sind Quecksilberchlorür. Blutegel und, wenn beim Husten ein prasselndes
Geräusch die Lösung der Ausschwitzung ankündigt. Brechmittel nothwendig.
Viele Leiden entscheiden sich durch Ausschwitzung zum Guten,
allein bei diesen wird das Ausgeschwitzte zum lebensgefährlichen Hin-
derniss. Droht Erstickung, so bleibt Oeffnung der unwegsamen Kanäle
und künstliche Unterhaltung des Athmens (Laryngotomia oder Tracheo-
tomia) letzte Zuflucht.
•
§• 31.
Das katarrhalische Ergriffenseyn des weichen Gaumens (palati,
faucium), der Mandeln (tonsillarum) . des Zäpfchens (uvulae), des
Schlundkopfes (pharyngis), und der Speiseröhre (oesophagi) führt
man als katarrhalische Bräune (Angina catarrhalis 19*)) auf.
Das Schlingen, namentlich von Flüssigkeiten, ist so erschwert, dass
das Genommene zurückgetrieben, durch Mund und Nase ausgetrieben wird.
Nimmt die Schleimhaut des Ohrs Antheii, so wird über Brausen
und Schwerhörigkeit geklagt.
Die Eiterung der Mandeln unterscheidet sich dadurch von der anderer,
innerer Gebilde, dass sie fast immer in Genesung übergeht.
Wird der Abscess zum Geschwür, so füllt sich die Uöhle mit Nar-
bengewebe 195, aus.
Bösartig wird die Halsbräune196) genannt, wenn sich die Pseudo-
membranen leicht zersetzen, in einen übelriechenden, viele Fadenpilze
enthaltenden. Brei sich verwandeln und das Schlucken fast unmöglich wird.
193) Als Hausarzt drang ich darauf, das» Kinder, bei denen ich den Eintritt
rermutbete, trotz ihres und der Eltern Gegenrede, im Bette gehalten, ihnen mehrere
Tage wiederholt Sinapismen auf die Brust gelegt und zum Trinken warme Milch ge-
geben wurde.
194) von uyx*tv, erwürgen, strangulare , und da dem Uebel auch der Hund
(«IwKgcn. ttvyuf) unterworfen ist, Cynancbe. Synancbe von zusammenschnüren, coaretare.
195j E. Rindfleisch patb. Gewebelehre. 2te Auß. S 300.
196) Schlundfaule, Angina maligna, gangraenosa; putrid sore-throat; l'esquinancie
gangreneuse; Garotillo der Spanier.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE.
45
Zur Verhütung der leicht wiederkehrenden gutartigen Bräune sind
anzuratheu : Tragen wollener Strümpfe das ganze Jahr hindurch, Gurgeln
mit einer Abkochung der Pimpinelle (radix Pimpinellae) oder einer
Alaunlösung.
Die bösartige Bräune stellt die nicht leicht zu erfüllende Aufgabe :
dem Absterben der ergriffenen Theile eine Schranke zu setzen, das be-
reits Abgestorbene und den betäubenden Geruch zu beseitigen. Zuweilen
wird sie glücklicherweise gelöst durch Chlorwasser (Aqua Chlori, Aqua
oxymuriatica).
Eine gleichfalls gefährliche Halsbräune oder Rachencroup ist die
erst in den letzten Uecennien in Deutschland näher bekanntgewordene197)
Diphtherie 19S), wobei die Ausschwitzung in die Schleimhaut vor sich
geht, diese (Infiltration) erweicht und zu Brandschorfen wird199).
197) Wie wenig diese Krankheit, jetzt der Schrecken der Nichtärzte, gegen
Ende der zwanziger Jahre den Aerzten bekanut war, möge folgender Fall zeigen.
Einige Monate, nachdem das Buch von Bretonneau erschienen und ich mit dem Inhalte
desselben bekannt geworden war, wurde ich zu einer über den Hals klagenden Dame
gerufen, welche ich schon oft au katarrhalischen Beschwerden behandelt hatte. Beim
Einblick in die Mundhöhle drang mir ein fauler Geruch entgegen und die hintere
Parthie fand ich wie mit einer weissen Tapete überzogen. Da ich diesen Zustand
noch nie gesehen, so oft mir auch bei Scharlach schlimme Bräunen vorgekommen,
musste ich an die kürzlich erst gelesene Beschreibung des französischen Arztes den-
ken. In meiner Besorgniss eilte ich zu meinem älteren Collegen, dem klinischen
Lehrer Hinily. Als ich ihm mitgetheilt , was ich beobachtet und mir seine Mithülfe
gegen diese Diphtherit erbat, antwortete er: eine solche Krankheit gibt es nicht!
Dieses Wort nahm er jedoch zurück, als er die Leidende selbst gesehen und durch
die Erscheinungen von der Wirklichkeit sich überzeugt hatte.
198, Üer Name ist gebildet aus dufÖiQa, Haut, Fell.
Die Engländer, welche als Grund der Bildung die Entzündung nicht annehmen,
schreiben statt Diphtherit Diphtherie.
Die erste austiihrli he Schrift lieferte P. Bretonneau des inflammations spe-
ciales du tissu muqueux, et en particulier de la Diphthcrite ou inflammation pelli-
culaire, emmue sou» le nom de Croup, d'Angine maligne etc. Paris. 1826. 8.
199) Nach Rindfleisch (a. a. 0. S. 315, sammelt sich Eiter zwischeu Schorf
und Gesundem an; die Aufhebung beginnt bald au den Rändern, bald in der Mitte;
46
K. F. H. MARX,
Oefters verbreitet sich die Ausschwitzung in die Nasenhöhle, in den
Schlund und in die Luftröhre.
Nach überstandener Krankheit kömmt es manchmal zu Lähmungen
verschiedener Theilc200).
Unter den Mitteln gegen dieses Leiden sind hauptsächlich zu nen-
nen: Kalkwasser, als Lösungsmittel der Exsudate, Chlorwasser, und zur
Tilgung der Pilze ätzende Substanzen 201), wie Alaun, das flüssige Eisen-
chlorid iliquor ferri sosquichlorati;, das geschmolzene salpetersaure Silber-
oxyd (argentum nitricum fusum), concentrirte Salzsäure.
§• 32.
Ueberblickt man die grosse Zahl der Störungen des Wohlbefindens
durch die krankhaft ergriffene Schleimhaut der Athmungs- und Schling-
organe, von welchen alle Lebensalter, das Kind wie der Greis, jedes
Geschlecht, jeder Stand, und zwar äusserst oft, bald leicht, bald schwer,
last auf allen Punkten der Erde befallen werden, so muss man sich
wundern, dass dagegen keine systematisch geordneten Vorbauungs-Mass-
regeln bestehen, welche, wie Religionsgc brauche, streng beobachtete Ge-
wohnheiten oder staatliche Gesetze, zum Schutze verpflichten und an-
halten , um deren Häufigkeit und Gefahr zu vermindern.
Zwar hat der Ulmer Arzt Conrad Horl acher eine Schrift in
Octav betitelt : „Beweiss , dass die eingeführten Meinungen von den
Catarrhis oder sogenannten Haupt- und Steckflüssen nicht bessern Grund
als alte Weiber-Mährlein haben" zu Nürnberg 1691 herausgegeben, allein
dieser gutgemeinte, jedoch voreilige Ausspruch könnte nur dadurch eini-
gerraassen gerechtfertigt und später vielleicht auch erfüllt werden, wenn
nachdem sie vollendet ist, bleibt ein Geschwür zurück, welches sich schnell zur Ver-
narbung anschickt.
200) M. vergl. H. Weber in London in Virchow's Archiv. Bd. 25. 1862.
S. 114—141.
201) Gegen ein ähnliches Uebel, Malum aegyptiacum, wurde ehemals essigsaures
Kupferoxyd, Grünspan, angewandt als Unguentum aegyptiacum oder Oxymel Aeruginis.
M. s.: Aretaeus de Tonsillarum ulceribus. Acut. L. L Cap. 9.
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KONRAD VICTOR SCHNEIDER UND DIE KATARRHE. 47
von den bravsten Koryphäen der Kunst vermittelst belehrender, einfach
und klar verfasster, gemeinverständlicher Schriften, durch häufig wieder-
holte eindringliche Hinweisungen in den gewürdigsten Organen der Presse,
durch Anleitung in Schulen, durch öffentliche Vortrüge, angestrengte
Sorge der praktischen Aerzte u. s. w. die Ueberzeugung von der Not-
wendigkeit einer zu erlangeuden Widerstandsfähigkeit gegen den Tempe-
raturwechsel Jedem ernstlich ans Herz gelegt würde.
Eindringende Ermahnungen und Vorschriften zur Abhärtung der
Haut und Kräftigung des Nervensystems von Jugend auf durch Aufent-
halt in freier Luft bei jeder Witterung, Gewöhnung an Zugwind, Tief-
alhmen, kalte Waschungen, Baden im Flusse und in der See, ange-
messene Kleidung, Wassertrinken u. 8. w. würden zur Verminderung
der Katarrhe viel beitragen.
Je sorgfältiger diese Angelegenheit zur Ueberlegung und Ausfüh-
rung gelangte, um so erfolgreicher käme es zur Vermehrung und Ver-
besserung dahin zielender zweckmässiger Anordnungen. So wäre z. B.
zu hoffen, dass auf den Eisenbahnen Einrichtungen getroffen würden,
um im Freien bleiben zu können , gleich den Wagen in England , wo
vorzugsweise die Sitze ausserhalb derselben (outside) gewühlt werden,
weil die Besorgniss vor Erkältung verschwunden ist und Jeder zur Si-
cherung gegen eintretende Luftveränderung für sich Vorkehrung trifft,
wie in südlichen Ländern der Eingeborene gegen etwaige Kühle sich
stets mit warmer Bekleidung versieht.
Von Seiten der Medicinalpolizei würde ohne Zweifel Sorge getragen
werden, dass Verunreinigungen der Luft in weiter Erstnckung, wie das
Moorbrennen, nachtheilige reitzende Dämpfe aus Fabriken in der Nähe
menschlicher Wohnungen, das Beziehen feuchtkalter Wohnungen, mit
Dünsten überladene, zu warme oder zu kalte, unmittelbar in die freie
Luft führende Versammlungsräume und ähnliche Uebelstände immer
mehr beschränkt und unmöglich gemacht werden.
Geschähe die Verfolgung des edlen Zweckes ohne Unterlass mit
gehöriger Rücksicht auf das individuelle Befinden, so würde die Ver-
hütung der Katarrhe, zum Erstaunen , häufig erreicht werden. Diese
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48 K. F. H. MARX, KONK. VICT. SCHNEIDER U. D. KATARRHE.
hätte aber Vorzüge vor der Heilung, weil letztere stets zweifelhaft bleibt
und das Dagewesenscyn einer Störung leicht Spuren zurücklagst.
Bis zu der Zeit, wo ein wirksames allgemeines Mittel gegen sie
entdeckt wird, sind Grunde zum Beweise ihrer Nichtexistenz blos aus
der Tilgung der Anlage und den sichernden Schutzmassregeln gegen die
nachtheiligen Einflüsse beizubringen.
Wie es der Vaccination möglich wurde die Schönheit zu bewahren,
so würde es der mit Umsicht und Consequenz durchgeführten Vorbauung
gegen die Katarrhe gelingen die Gesundheit mehr gleichmässig zu be-
haupten.
Allerdings ist dieses Ziel nicht so leicht, wie die Sicherung vor den
Menschenpocken durch einige Hautritze, zu erreichen ; in der vorliegenden
Beziehung gilt es , dass schon in der Erziehung Alles aufgeboten werde
das Hautorgan zu kräftigen , und dass vom Einzelnen wie von der Ge-
sammtheit mit Macht dahin gestrebt werde die Luft rein zu erhalten,
eine angemessene diätetische Lebensordnung zu befolgen und jede die
Athmungswerkzeuge belästigende Schädlichkeit zu beseitigen, sich da-
gegen vorzusehen oder sie zu meiden.
Käme es bald zu diesem Siege über die Naturgewalten, so würde
darin ein grosser Fortschritt der Cultur sich offenbaren und dem nach
einem harmonischen Daseyn ringenden Menschengeiste Muth zu neuen
Unternehmungen erwachsen.
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Plantae Lorentzianae.
Bearbeitung der ersten und zweiten Sammlung argentinischer
Pflanzen des Professor Lorentz zu Cordoba.
Von
A. Grisebach.
Vorgelegt in der SiUung der Königl. Ges. d. Wiw. am 7. Februar 1874.
Unter allen in der gemässigten Zone der Südhemisphäre gelegenen Län-
dern ist das Vegetationsgebiet der Pampas bis jetzt am wenigsten bota-
nisch untersucht worden. Diese Lücke ist um so fühlbarer, als nicht
bloss Australien und das Kapland, sondern auch Chile durch Reichthum
und Fiigenthütnlichkeit der Organisationen hervorragen. Seitdem die
argentinische Regierung durch die Berufung deutscher Naturforscher in
ihren Staatsdienst die wissenschaftliche Untersuchung ihres Reichs an-
gebahnt hat und zu befördern fortfahrt, ist begründete Aussicht, dessen
natürliche Hülfsquellen in gleichem Masse aufgeschlossen und entwickelt
zu sehen , wie in den Nachbarländern von Chile und Brasilien. Nach
den grossen Arbeiten Burmeister's sind nun auch für die botanische Er-
forschung der am wenigsten bekannten Gegenden im Nordwesten der
Plata-Staaten die wichtigen Reisen , welche Lorentz im Auftrage seiner
Regierung unternommen hat, eine höchst bedeutende Leistung und be-
zeichnen durch zahlreiche Entdeckungen neuer Formen in dieser Be-
ziehung einen Wendepunkt. Diese in den Jahren 1871 und 1872 voll-
endeten Forschungen umfassen die Provinzen Cordoba, Santiago del Estero,
Tucuman und Catamana, zwischen 26° und 31° S. Br. : die Ausbeute
anGefässpflanzen hat Lorentz. in seiner von wissenschaftlichen Hülfsmitteln
entfernten Stellung, mir zur Bearbeitung überlassen, sie bildet den Ge-
genstand der nachfolgenden Arbeit. Das .Material Hess, wie von dem
I%s. Ctasse. XIX. Q
50 A. GRISEBACIT,
bewährten Gelehrten zu erwarten war, nichts zu wünschen, aber es ver-
dankt einen besondern Vorzug den genauen handschriftlichen Aufzeich-
nungen Ober das Vorkommen der beobachteten Pflanzen, die ich daher
vollständig in das Verzeichniss der Arten aufnehme. Es ist zu wün-
schen , dass es Lorentz , wie er beabsichtigt , gelingen wird , auf dieser
Grundlage eine pflanzengeographischc Darstellung der von ihm bereisten
Gegenden herauszugeben. Im folgenden Jahre hat er übrigens auf einer
neuen Reise von Salta aus den Wendekreis nordwärts überschritten und
beabsichtigte durch Gran Chaco nach den Pampas zurückzukehren : seine
Untersuchungen sind demnach mit den vorliegenden Sammlungen noch
nicht abgeschlossen.
Zwei charakteristische Züge in der argentinischen Flora, die im All-
gemeinen schon bekannt waren, finden nun eine umfassendere und ge-
nauere Begründung, die verhältnissmässig geringe Anzahl der einheimi-
schen Arten und die Absonderung von Chile durch die Anden, die als
mechanische Schranke der Vermischung beider Vegetationsgebiete ent-
gegenstehen. Wiewohl Lorentz unter den günstigsten Umständen, mit
rastlosem Eifer, durch Erfahrung und Uebung so wohl vorbereitet, zwei
Jahre lang gesammelt hat. beträft die Gcsammtausbeute nur wenig über
900 Gefässpflanzen. Dieses Ergebniss wird jedoch noch weit bemerkens-
werther.. wenn wir den Schauplatz seiner Thätigkeit näher in's Auge
fassen und von dem Gesichtspunkte ausgehen , dass mit der Mannigfal-
tigkeit der Lebensbedingungen die Verschiedenheit der Organismen zu-
nehmen muss.
Gehören auch die diluvialen Pampas-Ebenen zu den einförmigsten
Landbildungen der Erde, so gleichen sie doch darin den nordamerika-
nischen Prairieen, dass ihr Niveau bis zum Fuss der angrenzenden
Hochgebirge allmälig ansteigt. Nach den Angaben des geologischen
Reisenden Maack l) heben sich die Pampas vom Meeresufer bis Cordoba
1) Maack, geological sketch of tbe Argentine republic (Proceedings of the
Boston Society of Natural History, 13. p. 417 u. f. Boston, 1671.): die Höhenan-
gaben sind oben abgerundet und auf Pariaer Fuss reducirt.
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PLANTA E LORENTZIANAE. 51
auf 1100', senken sich nordwärts in Santiago wieder zu 470', erreichen
im Süden der Provinz Tucuman 1500' — 1700', am Fusse der Anden
selbst sodann in Mendoza 2200', und zu Copacavana in Catamarca 3375'.
Diese Niveauunterschiede finden ihren Ausdruck in dem Wechsel ge-
wisser, vorherrschender Pampas- Pflanzen und zugleich unter dem Einfluss
von Bodenbeschaffenheit und Bewässerung in dem Gegensatz der öst-
lichen Grasfluren gegen die westliche mit Gebüsch bewachsene Chanar-
steppe. Innerhalb dieser letztern sodann sind wiederum die Salmas vom
salzfreien Boden, die Gebüsche von den lichten Waldungen zu besondern
Vegetationsformationen abgegliedert.
Der bedeutendste Theil der Sammlungen stammt indessen nicht aus
den Pampas, sondern aus den Gebirgen, aus der Sierra de Cordoba, der
Sierra Aconquija in Tucuman und aus den Anden von Catamarca. Hie-
mit war eine grosse Mannigfaltigkeit von klimatischen Einwirkungen und
Standpunkten geboten, wodurch der geringfügige Umfang der Ausbeute
nur um so auffallender hervortritt. Die Abhänge der Sierra de Cordoba
sind von einem Walde bekleidet, dessen gemischte Baumarten gleich
denen der Pampasbestände endemisch, aber von diesen durchaus ver-
schieden sind1). In weit höherm Masse klimatisch individualisirt ist die
Sierra Aconquija, die in ihrem nördlichen Abschnitt mit den Anden zu-
sammenhangt und die Linie des ewigen Schnees erreicht. Frei ihre
reich gegliederten . östlichen Gehänge den Luftströmungen des atlanti-
schen Meeres entgegenstreckend, ist sie mit der bewaldeten Abdachung
der tropischen Anden gegen das brasilianische Tiefland in gleicher Lage.
Diesem Verhältniss entspricht die reichliche Bewässerung durch eine
tropische Regenperiode , die Abstufung üppiger Waldregionen und die
1) Die Waldregion der Sierra de Cordoba besteht aus einzelnen Vertretern der
Nyctagineen (Bougainvillea), Rutaceen (Zanthoxylon Coco) , Urticeen (Celtis Tala),
Terebintbaceen (Lithrea (üllicsii) uud Apoeynecn (Aspidosperma Quebracbo). Die
Gehölze in den Pampas von Saniingo, Bestände von verschiedenen Algaroben (Proso-
pis) und von einer Fiicberpaluie (Copernicia campestris), sind ausserdem durch Baum-
formen aus den Familien der Blmmncen (Zizyphus Mistol), der Leguminosen (Que-
brachia), der Santalaceen (Jodina) und der Biguoniaceen (Tecoma) bezeichnet
G2
52
A. GRISKB ACH,
Fruchtbarkeit der Landschaft, die sich am östlichen Fusse des Gebirgs
um die Hauptstadt von Tucuman ausbreitet. Zwischen den näher am
Wendekreis gelegenen, baumlosen Pampas der Provinz Salta und den
sfldwürts sich anschliessenden, lichten Algarobenwaldungen in dem dürren
Klima von Santiago del Estero und von dem Hauptzuge der Anden
durch die wüste Geröllfläche des Carapo del Arenal abgesondert, wieder-
holen sich an der Sierra Aconquija noch einmal wieder unter dem 27.
Grade südlicher Breite die Regionen der Montana von Peru und Boli-
vien. Den untern Waldgürtel hat Loren t/. daher mit Recht als subtro-
pisch bezeichnet. Diesen grossartigen Waldbeständcn , die in einem
sonst so regenarmen Lande um so befremdlicber hervortreten, fehlen nur
wenige von den Charakterzügen der durch ein tropisches Klima bestimm-
ten Formenmischung von Bäumen l), Lianen , Epiphyten und sonstigen
Schattengewächsen. Hier sind die meisten von den tropischen Familien
vertreten, die über den südlichen Wendekreis von Brasilien aus sich bis
in das argentinische Vegetationsgebiet ausbreiten. Lorentz selbst be-
merkt darüber in einer brieflichen Mittheilung: »in der herrlichen Leppig-
keit dieser Wälder, wie sie nach Burmeister's Anschauung in den Ur-
wäldern Brasiliens nicht schöner auftrete, mache sich doch das Gesetz
der argentinischen Flora geltend, das einer grossen Einförmigkeit und
Armuth an Arten«. Die Unabhängigkeit der schöpferischen Mannigfal-
tigkeit einer Flora an verschiedenartigen Organismen, wie sie das nahe
Brasilien bietet, von dem Einflüsse selbst der günstigsten Lebensbedin-
, gungcn auf Wachsthum und Raumerfüllnng bewährt sich hier aufs
1) Die Sammlung enthält aus der subtropischen Region von Tucuman 17 Arten
von dikotyledonischen Bäumen, einige von 150 Fuss Höbe, keiue Palmen. Einzelne
Tropenformen, eine Bombacee (Chorisia) und Carica, sind aus Peru und Brasilien
eingewandert, aber die Mehrzahl der Arten ist endemisch. Folgende Familien sind
ausser den genannten darunter vertreten: Nyctagineen (Bougainvillea), Meliaceen
(Cedrela), Snpindaceen (Cupania, Schmidelia), Polygoneen (Ruprechtia), Leguminosen
(Macbaerium , Quebrachia, Acacia: 3 Arten, Enterolobium), Myrtaceen (Eugenia;,
Laurineen (Nectandra), Myrsineen (Myrsinc: 2 Arten), Solaneen (Jochroma).
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PLANTAE LORENTZIAXAE. 53
Neue, ohne dass eine Erklärung aus heutigen Tags noch wirksamen
Kräften möglich erscheint.
Oberhalb der subtropischen Region von Tucuman folgen zwei Wald-
regionen , die noch genauer denen der tropischen Anden entsprechen,
indem die Bäume, die sie zusammensetzen, dieselben Arten sind, welche
auch dort in der gemässigten Region weithin verbreitet vorkommen. Den
untern dieser beiden Waldgürtel nennt I^orentz die Aliso-Region nach
einer Erle1), die unter ähnlichen klimatischen Bedingungen die östlichen
Cordilleren von Mexiko bis zum südlichen Wendekreis begleitet, und er
beobachtete in diesem geschlossenen Erlenwalde noch zwei andere Bäume,
die ebenfalls aus der Montana von Peru und Bolivien bekannt
sind. Das Nämliche gilt von dem obern Waldgürtel (7000'— 9000'), der
bis zur Baumgrenze aus einer Rosacee2) ausschliesslich gebildet wird.
Dieser Zwergbaum bewohnt die tropischen Anden vom Aequator bis
Bolivien und hebt hier die Baumgrenze zu einem der tropischen Tem-
peratur entsprechend höherm Niveau: Lorentz hat einzelne Individuen
derselben Art sogar noch weiter südwärts (31° S. B.) auf den entlegenen
Höhen der Sierra de Cordoba angetroffen.
Auch die alpine Region der Sierra Aconquija zeigt viel Ueberein-
stimmendes mit der des tropischen Boliviens, namentlich durch ihr
Syna.nthereengesträuch 5) und durch das Ichugras, welches die Cordilleren
von Mexiko bis Mendoza bekleidet. Auf den Anden von Catamarca ist
derselbe Vegetationscharakter, welcher der Puna-Region des peruanischen
Hochlandes entspricht, noch mannigfaltiger4), aber doch zugleich in
eigenthümlicher Weise ausgebildet. In der Provinz Catamarca wird der
Raum zwischen der Sierra Aconquija, die sie von Tucuman scheidet,
1) Die Aliso-Erle ist eine Spielart von AInns ferniginea und wird von einer
Caprifoliacee (Sambucus peruviana), sowie von einer Conifere (Podocarpus angustifoüa)
begleitet.
2) Den obersten Waldgürtel bildet Polylepis racemosa.
3) Alpine Region von Tucuman: Baccharis densiflora; Stipa Icbn.
4) Alpine Region von Catamarca : Baccharis Tola und polifolia ; Azorella madre-
porica; Tessaria absinthoides.
54
A. GRISEBACH,
und den Anden von den weiten Flächen des Campo del Arenal einge-
nommen, die, als Travesia oder wasserlose Einöde bezeichnet, mit der
jenseitigen Wüste Atacama am stillen Meere zu vergleichen sind. Da
nach Philipp?! Forschungen1) diese wüste, regenfreie Zone hier über
die ganze Breite der Andenerhebung quer hinüberreicht und aho die
Atacama mit dem Campo del Arenal in ununterbrochenem Zusammen-
hange steht, so fehlen den Gehängen der östlichen Cordillere die Wald-
regionen von Tucuman. Dennoch hat die Vergleichung der Flora von
Atacama, die von Philippi bearbeitet wurde, mit der von Catamarca nur
sehr wenige Arten ergeben, die beiden Abdachungen der Anden oder
ihrer Puna- Region gemeinsam angehörten. Die Ursache liegt darin,
dass die östliche Cordillere durch ihre Verwitterung oder Bodenbeschaffen-
heit einen höchst eigenthümlichen Abschnitt bildet, der viele endemische
Arten2) erzeugt hat und nicht leicht von andern Pflanzen Überschritten
werden kann. Hier breitet sich, von Schneebergen umschlossen, in
einem Niveau, welches zu 10000' geschätzt wurde, die weite Hochfläche
der Laguna blanca aus, ein Seebecken, dessen Lagune eine gesättigte
Salzlauge und dessen Boden ebenfalls salzhaltig ist, während die an-
stehenden Gesteine sich in eineu beweglichen Sand umwandeln, dessen
Anhäufungen in den Hochthälern, als wären es Gletscher, all mal ig nach
abwärts vorrücken, Lorentz ist der erste Naturforscher, der diesen geo-
graphisch so wenig bekannten Theil der Anden erreicht hat und durch
die eben mitgetheilten. seinen Briefen entnommenen Nachrichten über
die eingeschränkten Bedingungen der dortigen Vegetation genügendes
Licht verbreitet
Aus der bisherigen Uebersicht geht hervor, wie überaus mannig-
faltig gegliedert der Schauplatz ist, auf welchem der Reisende seine bo-
tanische Thätigkeit entfaltet hat. Die allgemeine Erfahrung, dass mit
dem topographischen Wechsel der Lebensbedingungen die Mannigfaltig-
1) Philippi, Reise nach der Wüste Atacama.
2) In der alpinen Region von Catamarca und Tucuman hat Lorentz 120 Ge-
fässpflanzen beobachtet (13 Procent der Gesammtausbeute), von denen mehr als 50
Arten unbeschrieben waren.
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PLANTAE LORENTZIAXAE.
keit der Pflanzenarten gleichen Schritt hält, bewährt sich auch hier in
sofern , als die Fundorte , die in den Sammlungen verzeichnet werden,
in den meinten Fällen sehr eingeschränkt sind. Aber um so auffallender
und bestimmter äussert sich im Gegensatz zu den Nachbarländern, wenn
man die Gesammtausbeutc topographisch ordnet, die Eigentümlichkeit
der argentinischen Flora in der geringfügigen Artenzahl, die , damit der
Boden von Vegetation bekleidet werde , durch Geselligkeit und Verviel-
fältigung der Individuen ersetzt werden muss. Und dazu kommt noch
in Betracht, dass unter den gesammelten Pflanzen viele Arten fremden
Ursprungs sich finden, die nachweisbar von auswärts eingewandert sind
und zuweilen auf weiten Strecken in den Pampas die einheimische Ve-
getation verdrängt haben. Weder im Klima noch im Boden der Plata-
Staaten ist irgend ein Verhältniss nachzuweisen, wodurch die Einförmig-
keit der Flora genügend erklärt werden könnte. Die durch das See-
klima der südlichen, gemässigten Zone geforderte Dauer der Vegetations-
periode, die Abnahme der Temperatur vom Niveau der Küste bis zum
ewigen Schnee der Hochgebirge von Tucuman und Catamarca, die un-
gleiche Bewässerung, die noch weit grössern Unterschiede in der Menge
des atmosphärischen Niederschlags, der vom regenlosen Campo del A renal
sich bis zur atlantischen Niederung allmälig in solchem Verhältniss stei-
gert, dass in einzelnen Jahren zu Buenos Ayres tropische Werthc des
Regenfalls beobachtet werden1): alles dies sind Momente, wodurch die
Mannigfaltigkeit vegetabilischer Organisationen in einem weit höhern
Masse begünstigt erscheint, als in Australien und im Kaplande, oder gar
unter denselben Breitcgiaden in Chile, wo auf einem so viel engern
Baume doch eine reichere Flora sich gestaltet hat. Auch die Mischung
der Erdkrumen, die der Vegetation zu Gebote stehen, giebt keinen Auf-
schlüsse denn wenn auch die weiten Pampasflächen anscheinend nur
durch den Gegensatz des salzhaltigen und salzfreien Bodens gegliedert
sind, so sind sie doch, wie irgend ein anderes Land, reich ausgestattet
durch die grossen Hebungen krystallinischer und eruptiver Gesteine, die
1) Burmeister in Petcrmann'b Mittheilungen, 10. S. 9.
56 Ä. GRISEB ACH,
ihre Gerölle und Verwitterungsprodukte bis zu einem gewissen Abstände
über die Ebene ausgebreitet haben. Ueberhaupt zeigt sich schon darin,
dass die Einförmigkeit der Vegetation auf den argentinischen Gebirgen
ebenso bemerklich ist, wie auf den Pampas selbst, die Unabhängigkeit
der Thatsache von solchen Einflüssen und eben hiedurch werden wir auf
Bedingungen zurückgewiesen, die in der Vorzeit bei der Entstehung der
heutigen Organismen wirksam waren. Diese zu ergründen aber finde
ich keinen andern Anhaltspunkt, als dass die Pampas später, als die an-
grenzenden Gebiete von Brasilien und Chile, als ein neues oder erneutes
Festland vom atlantischen Meere eutblösst worden sind. Ausser dem
Diluvium, welches die Pampas bildet oder von noch jüngern Alluvionen
bekleidet wird, hat man von den Anden bis zum Meere an der Ober-
fläche keine ältere Sedimente aufgefunden, unter dem Diluvium dagegen
Tertiärschichten mit Meeresprodukten nachgewiesen. l) Wenn wir an-
nehmen, dass lange, geologische Zeiträume zur Entstehung neuer Orga-
nismen erforderlich sind , so würde hieraus gefolgert werden können,
dass derjenige Theil vou Südamerika, der später, als die übrigen, aus
dem atlantischen Meere hervorgetreten ist, an eigenthümlichen Gewächsen
der ärmste bleiben musste.
Früher habe ich, durch die Einförmigkeit der argentinischen Flora
bestimmt, die Frage aufgeworfen2), ob den Pampas überhaupt ein en-
demischer Charakter der Vegetation zukomme, ob hier, wie in den neu-
sten Zeiten, so auch früher nur Einwanderungen stattgefunden haben,
oder selbständig neue Pflanzenarten entstanden sind. Dieser bis dahin
ungelöste Zweifel ist durch Lorentz's Entdeckungen vollständig beseitigt
worden, zunächst durch den eigenthümlichen Charakter von den drei
Gebirgsfloren , die er erforscht hat. dann aber auch durch die Pampas-
pflanzen selbst. Denn diese könnten vermöge der Aehnlichkeit der Vege-
tationsbedingungen nur aus Chile, nicht aus dem tropischen Brasilien,
eingewandert sein, und dass dieses nur selten der Fall gewesen , ergiebt
1) Maack, a. a. 0. p. 426.
2) Vegetation der Erde, 2. 8. 464.
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PLANTAR LORENTZIANAE. 57
sich aus der Vergleicbung beider Floren. Im Ganzen betragt die An-
zahl endemischer Arten in den vorliegenden Sammlungen etwa 42 Pro-
cent (390) der Gesammtzahl (928). ein Verhältniss, welches dem in andern,
als selbständig betrachteten, natürlichen Floren gleich steht. Die Aus-
beute an eigenthümlichen Arten, die in keinem der Nachbarländer aufge-
funden sind, schätze ich aus den Fampas selbst auf 23, aus den Gebir-
gen auf 20 Procent.
Unter den eingewanderten oder mit den Nachbarländern gemein-
samen Arten ist das Verhältniss zur chilenischen Flora am meisten
bemerkenswerth. Indem ich jeder Art den Verbreitungsbezirk, so weit
es mir bekannt geworden, hinzugefügt habe, lässt sich die Richtung der
Einwanderungen leicht feststellen. Betrachten wir alle Arten . deren
Wohngebiet über die Grenzen der argentinischen Flora hinübergreift, als
von auswärts angesiedelt, indem sich die wahrscheinlich seltenern Fälle
von Wanderungen in entgegengesetzter Richtung nicht mit Sicherheit
absondern lassen , so sind am zahlreichsten diejenigen Gewächse , die,
über einen grossen Theil des tropischen Amerika verbreitet, den südlichen
Wendekreis überschreiten {16 — 17 Procent der Gesammtausbeute). Fast
ebenso gross ist die Zahl der in den tropischen Anden einheimischen
Pflanzen, die auf die argentinischen Gebirge übergehen (über 16 Procent).
Für diese und für diejenigen, denen ein grosses Wohngebiet zukommt,
bietet die Erhebung der Anden nicht immer ein mechanisches Hinderniss
der Wanderung , aber doch ist es bemerkenswerth , wie viel weniger
Arten aus dem tropischen Amerika nach Chile verbreitet sind und wie
gering im Verhältniss zur argentinischen Flora die Anzahl von tropischen
Familien ist, die an der paeifischen Küste die Wüste Atacama südwärts
überschreiten. Dagegen ist der Antheil der Flora des südlichen Brasiliens
an der argentinischen sehr erheblich (12 — 13 Procent) und unter den
Arten, die diesen beiden Abschnitten des Tieflands gemeinsam angehören,
finden sich nur äusserst wenige, die zugleich in Chile vorkommen.
Bringt man nun noch die ubiquitären oder über ganze Erdzonen verbrei-
teten (über 5 Procent), sowie die in Folge der Kultur angesiedelten Arten
(3 Procent) in Abzug, so bleiben in der Gesammtreihe der als eingewan-
PAys. Classe. XIX. H
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58 A. GRISEBACH,
dert betrachteten Gewächse nur diejenigen übrig, welche, ohne durch
die Anden in ihrer Wanderung beschränkt zu sein, zugleich der argen-
tinischen und der Flora des chilenischen Uebergangsgebiets angehören.
Diese aber (28 Arten) sind so viel weniger zahlreich (3 Procent), als die
brasilianischen, dass sich hieraus ergiebt, in welchem Umfange der ende-
mische Charakter beider Floren durch die für die meisten Gewächse
unüberschreitbaren Erhebungen der Anden bedingt und gesichert war.
Es ist dies zwar dieselbe Erscheinung, die auch bei der Vergleichung
der paeifischen und brasilianischen Abhänge der tropischen Anden Süd-
amerikas wahrgenommen wird, aber mit dem wesentlichen Unterschiede,
dass dort auch die klimatischen Bedingungen der Vegetation im höchsten
Maasse ungleich sind, wogegen das nördliche Chile mit dem nur durch
die Anden geschiedenen Abschnitte der Pampas in seiner Dürre überein-
stimmt. Auch würde die Reihe jener wenigen , gemeinsamen Erzeug-
nisse noch bedeutend vermindert sein , wenn nicht manche Arten von
der Abnahme der Temperatur mit dem Niveau unberührt blieben und
den Einflüssen der Wüste Atacam a quer über die Anden folgen könnten.
So bietet die Vergleichung beider Floren eins der ausgezeichnetsten Bei-
spiele von der ursprünglichen Absonderung der Vegetationscentren, die
nur deshalb ihre Erzeugnisse wenig mischen konnten, weil die übrigen
nicht fähig waren, eine breite Wölbung von Hochgebirgen zu über-
schreiten.
Der Endemismus der argentinischen Flora äussert sich nicht bloss in
eigentümlichen Arten und Gattungen, sondern auch darin, dass die Or-
ganisation derselben den dortigen Vegetationsbedingungen am vollkom-
mensten angepasst ist. Hiernuf indessen bei dem gegenwärtigen Anlass
einzugehen, beabsic htige ich nicht, um so weniger, als die Cacteen, eine
der wichtigsten Vegetationsformen des dortigen Klimas, in den vorliegen-
den Sammlungen nicht enthalten sind. Dagegen möchte ich den geo-
graphischen einige systematische und morphologische Bemerkungen folgen
lassen, zu denen einzelne, hier zuerst beschriebene Pflanzen den Anlass
bieten. Zwölf ncoe, monotypische Gattungen habe ich aufstellen zu
müssen geglaubt, wodurch sich die Anzahl der bisher bekannt gewesenen
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PLANT AK LORENTZIANAE.
N
ungefähr auf das Doppelte erhöht hat. Bei den meisten scheint mir, um
ihre Aufstellung zu begründen, die Beschreibung genügend zu sein, aber
einige sind darunter, auf die ich wegen ihres merkwürdigen Baus die
Aufmerksamkeit besonders zu richten wünsche, und dazu kommen
mehrere Arten von anomaler Organisation, welche ich zwar wegen ihrer
habituellen Aehnlichkeit mit bekannten Typen von diesen nicht getrennt
habe, die aber ebenfalls in systematischer Hinsicht einer nähern Erläu-
terung werth erscheinen.
Caryophylleen. Bekanntlich beruht die Unterscheidung der Sileneen
von den Alsineen auf der Verwachsung der Kelchblätter, in Folge dessen
die Blumenblätter unguiculirt werden. Durch Mittelformen wird zwar
die systematische Anordnung überall erschwert, aber die natürliche Ver-
wandtschaft nur um so deutlicher dargethan. Eine solche Mittelstellung
nahm bisher fast nur Gypsophila ein, Alsineen mit einem hoch ver-
wachsenen Kelch waren nicht bekannt. Einen solchen Bau aber könnte
man sich vorstellen, da die Alsineen auch habituell von den Sileneen
verschieden sind und Gypsophila eben aus diesem Grunde eine unzweifel-
hafte Silenee ist. Anders verhält es sich mit der Gruppe der Polycar-
peen, wie dieselbe von Bentham und Hooker aufgefasst worden ist.
Diese ist zwar durch den einfachen, nur an der Spitze getheilten Griffel
künstlich charakterisirt . stimmt aber habituell so vollständig mit den
Alsineen überein, dass sie ebensowohl mit ihnen verbunden werden kann,
um so mehr als die Apetalie oder Reduktion der Blumenblätter in beiden
Gruppen vorkommt. Eine der Puna-Region eigentümliche Gattung der
Polycarpeen ist Pycnophyllum , die sich durch ihre convexen , aus eng
verwebten und dicht mit Blattpaaren besetzten Sprossen gebildeten Polster
auszeichnet, an denen die ungestielten, unscheinbaren Blüthen schwer
aufzufinden ßind. Von dieser Gattung wachsen zwei neue Arten in der
alpinen Region von Catamarca, die eine, welche den bolivianischen nahe
steht, auf Felsblöcken, die andere auf dem Salzboden der Laguna blanca.
Die letztere (P. sulcatum) besitzt nun den hochverwachsenen Kelch der
Sileneen, von denen sie übrigens schon durch die sitzenden Blumen-
blätter und durch den Griffel der Polycarpeen abweicht. Da der Bau
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• 60
A. GRISEB ACH,
übrigens mit Pycnophyllum übereinstimmt, so ist durch diese Art die
angedeutete Verknüpfung der Alsineen im weitern Sinne mit den Sileneen
verwirklicht.
Amarantaceen. Diese für die argentinische Flora charakteristische
Familie zählt in unsern Sammlungen 20 Arten , von denen die Hälfte
endemisch ist und zum grossem Theil unbeschrieben war. Die meisten
neuen Arten lassen sich leicht den bestehenden Gattungen anreiben :
die einzige, welche durch ihren anomalen Bau schwierig ist, stimmt im
Habitus und namentlich in der ausgezeichneten, wie Baumwolle gebil-
deten Bekleidung des Kelchs (innerhalb der 3 Bracteen und später weit
hervorragend) mit Gossypianthus überein und kann von dieser Gattung
nicht füglich getrennt werden. Ich vermuthe sogar, dass Moquin-Tandon
dieselbe Art (G. australis) in der Tweedie'schen Sammlung aus Buenos
Ayres vor Augen hatte, als er in dieser eine westindische Pflanze (G.
lanuginosns) wiederzuerkennen glaubte. In diesem Fall aber hat er die
Eigcnthümlichkeiten ihres Baus nicht wahrgenommen. Wiewohl sie
nämlich in den von einander getrennten Staminen mit einfächerigen
Antheren dem bisher angenommenen Gattungscharakter von Gossypian-
thus entspricht, weicht sie schon durch die mit den ersten alterniren-
den Staminodien von demselben ab, ist aber noch bei Weitem merkwür-
diger durch ihre Insertion. R. Brown's Bemerkung l), dass zwischen
den Amarantaceen und Chenopodeen kein absolutes, diagnostisches Merk-
mal bekannt sei und dass dennoch beide Familien als durchaus natür-
liche festzuhalten seien, besteht noch in voller Gültigkeit. Er legte in-
dessen dabei ein Hauptgewicht auf die hypogynische Insertion der Ama-
rantaceen, welches nur dadurch eingeschränkt werde, dass bei einigen
Chenopodeen dieselbe Insertion vorkomme. Perigynische Amarantaceen
dagegen wollte er nicht zulassen , indem er auf Gattungen dieses Baus,
die Jussieu mit ihnen verbunden hatte, seine Gruppe der Illecebreen
gründete, die man jetzt gewöhnlich Paronychieen nennt und die offenbar
den Caryophylleen näher stehen, als den Amarantaceen. Der argentinische
1) R. Brown, prodromns, p. 413.
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PLANTA E LORENTZIANAE.
f.l
Gossypianthus nun besitzt einen Kelch, der nur bis zur Mitte gespalten
ist und am obern Ende der Kelchröhre sind die Staminen und Stamino-
dien, also im entschiedensten Sinne perigynisch inserirt. Von einer Ver-
wandtschaft mit den Paronychieen aber kann in diesem Falle durchaus
nicht die Rede sein. Demnach lernen wir hier eine perigynische Ama-
rantacee kennen, gerade so, wie es andererseits hypogynische Cheno-
podeen giebt. Die Bildung der den Kelch umschliessenden Bracteen,
die Textur der Blüthe. ihre Wollbekleidung, endlich die Staminodien,
die, nach Analogie von Gomphrena, an ihrem zugespitzten Ende eine
Emarginatur zeigen, alles dies sind Momente, welche die nahe Verwandt-
schaft mit andern Amarantaceen begründen.
Celastrineen. Unter den Dornsträuchern der Pampas von Santiago
del Estero findet sich eine Celastrinee, die, wiewohl sie in Ermangelung
der Frucht nur unvollständig beschrieben werden kann, doch der in der
alten Welt einheimischen Gattung Gymnosporia am nächsten verwandt
scheint. Dieses Gewächs ist durch die Stellung seiner Eier merkwürdig
und verdient in Folge dessen als neue, monotypischc Gattung (Moya)
aufgestellt zu werden. Es ist bekannt, dass die typisch aufrecht gestell-
ten Eier der Celastrineen in gewissen Fällen (bei Cassine, bei Arten von
Evonymus) die entgegengesetzte Lage erhalten, indem sie von dem obern
Theil des Fachs herabhängen, dass aber alsdann die ventrale Rhaphe
zu einer dorsalen wird. Bei Moya nun enthält jedes der beiden Ovarium-
fächer zwei Eier, die von einem aufrecht gestellten Funiculus herab-
hängen. Hiedurch werden, indem die Rhaphe fast verschwunden ist,
jene beiden Eistellungen der Celastrineen um eine dritte vermehrt und
in eine noch engere Verbindung gebracht, Es ist ein ähnlicher Bau.
wie ich ihn als lykotrop bei vielen Malpighiaceen zuerst beschrieben
habe, nur dass bei diesen die Funiculi hängend sind, bei Moya aufrecht
aus dem untersten Theile des Fachs entspringen. In keiner andern Fa-
milie kenne ich eine völlig übereinstimmende Bildung, aber sie kann bei
Moya mit Leichtigkeit davon abgeleitet werden, dass der obere Theil
des Funiculus mit dem Ei unverwachsen bleibt: denn wenn er diesem
anwüchse, würde der Bau derselbe sein, wie bei den typischen Celastri-
62 A. GRISEB ACH,
neen. Beideu Stellungen der Eier ist es gemeinsam, dass ihre Maudung
nach abwärts gerichtet ist, während das hängende Ei von Cassine die
entgegengesetzte Lage derselben bedingt.
Myrtaceen. Blattserraturen gehören in dieser Familie zu den gröss-
ten Seltenheiten, sie sind nur in der ihrem Typus ferner stehenden
Gruppe der Lecythideen und auch hier nur in wenigen Fällen bekannt.
In den Bergwäldern der Sierra Aconquija hat Lorentz einen Strauch
mit scharf serrirten Blättern in Frachten gesammelt, der in diesem Ent-
wickelungszu stände von Myrtus nicht zu unterscheiden ist (M. serrati-
folia) und in seinem Habitus mit dieser Gattung völlig übereinstimmt.
"Wiewohl auch die lederartigen Blätter dieses Strauchs nicht punklirt
sind und derselbe sich demnach auch in dieser Beziehung den Lecythi-
deen nähert, so konnten doch die Oeldrüsen der Myrteen, in dem Paren-
chym versteckt, durch das Mikroskop nachgewiesen werden.
Sterrhymenia. So bezeichne ich eine merkwürdige, in Catamarca
einheimische Pflanze , deren systematische Stellung ungemein schwierig
zu bestimmen ist. Im äussern Ansehen hat sie eine gewisse Aehnlich-
keit mit Allionia und andern Nyctagineen, aber der Bau des üvarium
und die Beschaffenheit des Samens beweisen, dass sie nicht zu dieser
Familie gehört. Zu der Auffassung, dass sie wenigstens in einer gewissen
Beziehung zu derselben stehe, darf man sich auch nicht durch die auf-
fallende Bildung verleiten lassen, von welcher der Name der Gattung
abgeleitet ist. Das einsamige , membranöse Perikarpium wird nämlich,
wie bei den Nyctagineen, von einer, jedoch viel fester erhärtendeu Hülle
eingeschlossen, die aus einer Umbildung der äussern Blüthenthcile hervor-
geht. Während aber die ähnliche Fruchthülle der Nyctagineen aus dem
untern, abgelösten Theil der Perigonialröhre besteht, entspringt sie hier
aus der ausserhalb der Corolla liegenden Kelchröhre. Wäre also eine
wirkliche Homologie mit den Blüthenorganen der Nyctagineen vorhanden,
so würde die das Perikarpium frei umschliessende Cupula nicht ihrem
Perigonium, sondern ihrer Blüthenhülle entsprechen, aber es ist kein Grund
vorhanden, die Blüthe von Sterrhymenia als unvollständig anzusehen und
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PLANTA E LORENTZIANAE. 63
ihre vier Wirtel für etwas Anderes zu halten, als für einen Kelch, eine sym-
petalische Corolle, epipetalische Stamina und ein freies Pistill. Von den
sympetalischen Familien aber, denen sie in dieser Beziehung und in der
Zahl der BlOthenorgane gleich steht, scheidet sie zunächst der Bau des
Ovarium. Dieses zeigt, wie auch der endständige, oben sichelförmig
gebogene Griffel und dessen Narbe ungetheilt sind . eine sehr einfache
Bildung: von dem obern Ende der Höhlung hängen zwei anatrope Eier
herab, von denen nur eins befruchtet wird, und von dem Grunde des
Ovarium erhebt sich eine unvollständige, zarte Scheidewand, die nicht
bis zum Insertionspunkte der Eier hinaufreicht, sondern nur deren untern
Theil von einander absondert, also nur bis zu einer gewissen Höhe die
Höhlung in zwei Fächer theilt und nach der Befruchtung verschwindet.
Massgebend für die natürliche Verwandtschaft ist sodann im Samen der
von reichlichem Albuinen umschlossene, axile. gerade, cylindrische Em-
bryo, der bis zur Mitte getheilt seine Radicula nach oben richtet. Dass
das Albumen kein Stärkemehl enthält, ist schon allein ein genügender
Beweis, dass die Gattung mit den Nyctagineen nicht verwandt ist. Sie
hat noch manche andere Eigen thümlichkeiten, die jedoch über ihre syste-
matische Stellung keinen nähern Aufschluss geben. Dazu gehören: der
schlaffe, unregelmässig verzweigte Wuchs; die drüsige Behaarung; die
opponirten. durch schiefes Auswachsen des Stengels und der Zweige aus
dieser Stellung verrückten Blätter, die wie bei Allionia gestaltet und
ebenfalls in ihrer Paarung nicht ganz gleichwerthig sind; die sitzenden,
geminirten, ursprünglich unmittelbar über dem Blattpaar terminalen, nach
dem Auswachsen der Axe extraaxillaren Blüthen; der membranöse,
durch ein sehr eigentümliches, starkes Adernetz rigide Kelch, der sich
über seiner Röhre in eigen thümliche Lippen spaltet; die regelmässige,
tubulöse, in imbricative Zähne auslaufende Corolle; die ungleichen und
in ungleicher Höhe derselben eingefügten 5 Stamina ; endlich die zuletzt
in eine Vertiefung der Axe sich einsenkende Cupula, wodurch die Festig-
keit dieser Fruchtumhüllung noch erhöht wird.
Die einzige, mir bekannte Gattung, welche nach dem Bau der
Blüthe in vielen Beziehungen . in noch höherm Masse aber in dem des
i
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64 A. GRISEBACH,
Ovarium mit Sterrhymenia abereinstimmt, ist Cardio pteris , eine habi-
tuell freilich weit abstehende, ostindische Liane, von welcher ich auch
nur Fruchtexemplare vergleichen kann. Ueber die sehr verschieden auf-
gefasste Stellung dieser Pflanze hat R. Brown in den spätem Jahren
seines Lebens ausführlich gehandelt, ohne jedoch zu einem bestimmten
Ergebniss gelangen zu können1). Wenn er eine Verwandtschaft mit den
Phytokreneen annehmen zu können meinte, so fügte er doch selbst hinzu,
dass ihm einige bedeutende Gegengründe nicht unbekannt geblieben seien.
Da ich seine Annahme schon früher2) hinlänglich widerlegt zu haben
glaube, unterlasse ich es hier , sie näher zu berühren. Blume gründete
auf C'ardiopteris eine besondere Familie 5), die nach seiner Meinung in
die Nähe der Boragineen und Verbenaceen zu stellen sei. von denen
sich die Gattung in der That wenig und besonders durch den albumi-
nosen Samen mit einem sehr kleinen, uugetheilten Embryo unterscheidet :
den Boragineen steht sie näher in der Inflorescenz, den Verbenaceen mit
hängenden Eiern in dem Bau des Pistills.
Dieselben Gründe, welche mich schon damals bewogen, Cardiopteris
als eine anomale Gattung der Hydrophylleen aufzufassen ♦), haben grössten-
teils auch für Sterrhymenia Geltung. Denn diese Familie unterschei-
det sich von den Boragineen hauptsächlich durch die unvollkommne
Ausbildung des Embryo, der von reichlichem Albumen umschlossen wird.
Die Anomalieen aber, wodurch sich die argentinische Pflanze von den
Hydrophylleen entfernt, liegen in einer andern Richtung, als bei Cardiop-
teris, wenn auch beide in den beiden hängenden Eiern übereinkommen.
Der Blüthenstand hat nur dadurch eine gewisse Beziehung zum Gyrus,
dass die beiden Blüthen, ohne Bracteen einander genähert, nach einander
zur Entwicklung gelangen. Die Bildung der Cupula ist ganz eigen-
tümlich und die Frucht hat in Folge dessen weder mit der Samara von
1) R. Brown in Bennett pL javan. p. 241. u. f.
2) Bericht über die Leistungen in der systemat. Botanik f. 1852. S. 101. u. f.
3) Blume, Rumphia, 3. p. 205. u. f.
4) Bericht a. a. 0. f. 1850. S. 97.
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PLANTAR LORENTZIANAE.
65
Cardiopteris noch mit der Kapsel der typischen Hydrophylleen irgend
eine Aehnlichkeit.
Verbenaceen. Diese Familie gehört zu den charakteristischen der
argentinischen Flora, sie zählt in unserer Sammlung 21 Arten, von denen
fast die Hälfte endemisch ist. Unter drei neuen Gattungen . die ich
nach Massgabe von Schauers Monographie aufstelle, verdient Neosparton
besonders hervorgehoben zu werden. Dies ist ein blattloser Strauch, in
seinem Wüchse mit Spartium junceum oder mit Ephcdra zu vergleichen,
der den Flugsand des wüsten Campo del Arenal bewohnt Gillies hatte
bereits eine völlig blattlose Verbena aus Mendoza beschrieben (V aphylla),
von deren Abbildung1) unsere Pflanze schon durch die ungestielt an den
Knoten sitzenden Blöthenähren auf den ersten Blick zu unterscheiden
ist. Die generische Selbständigkeit aber beruht auf der durch Abort
des zweiten Fachs einsamigen Steinfrucht, die an beiden Seiten durch
einen vorspringenden Kiel erweitert ist. Aber weit merkwürdiger wird
die neue Gattung dadurch, dass im Samen der axile Embryo von Albu-
inen umschlossen wird, und dass sie diesen Bau mit einer zweiten neuen,
Lippia verwandten Gattung (Acantholippia) theilt. Denn bis jetzt war
keine Verbenacee mit albuminosen Samen bekannt geworden , so dass
durch die Entdeckung dieser beiden Mouotypeu der Charakter der Fa-
milie wesentlich erweitert wird. Acantholippia ist ein sehr ästiger
Dornstrauch vom Ansehen einer Salsolee mit winzigen, gelappten, succu-
lenten und abwechselnd gestellten Blättern, der einen hervorragenden
Bestandtheil der alpinen Gesträuche in der Ebene der Laguna blanca
bildet. In beiden Fällen ist eine reichliche Ablagerung von Albumen
vorhanden, aber bei Neosparton ist es von hornartiger, bei Acantho-
lippia von fleischiger Textur.
Gramineen. Unter den Gräsern ist die Gruppe der Agrostideen in
der Sammlung am reichhaltigsten vertreten und sie giebt zur Aufstellung
von zwei neuen Gattungen Veranlassung, die beide besonders merkwür-
dig sind (Cinnagrostis und Diachyrium). Als ich einen verbesserten Cha-
1) Hooker. Botan. Miscell. 1. t. 46.
Phys. Glosse. XIX. I
66 A. GRISEBACH,
rakter von Cinna entwarf l), die bis dahin mit Muehlenbergia verwechselt
war, legte ich das Hauptgewicht auf die einnervige Palea. wodurch sie
eich unter den Agrostideen so sehr auszeichnet: diese Auffassung der
Gattung ist seitdem allgemein angenommen. Ich war daher sehr erstaunt,
unter den Gebirgsgräsern der Sierra Aconquija eine Gratninee vom Ha-
bitus der Cinna arundinacea zu finden, durch welche das Yerhältniss
dieses Grases zu Agrostis in ein neues Licht gestellt und noch näher
vermittelt wird. Wegen dieser Mittelstellung nenne ich sie, da sie auch
übrigens eine besondere Gattung bilden muss, Cinnagrostis. In ihrer
Rispe sind männliche und weibliche Blathen gemischt: die Palea der
männlichen Spicula nun aber ist zweinervig, wie bei Agrostis, die der
weiblichen dagegen besitzt den einfachen Mittelnerv von Cinna. Von
der letztern Gattung unterscheidet sich Cinnagrostis ausserdem durch
Triandric und durch das Rudiment einer zweiten Blüthe, welches nach
oben mit langen Haaren besetzt ist.
Sehen wir hier demnach, wie die einfache Palea, einem einzigen
Blatte durch ihren Mittelnerv anatomisch gleichstehend, nach dem Ge-
schlechte der Blüthe zu einer zweinervigen werden und dadurch den
Schein annehmen kann, als wäre sie aus zwei verwachsenen Blättern
gebildet, so zeichnet sich die andere neue Agrostideengattung (Diachy-
rium) in viel höherm Grade dadurch aus, dass bei ihr die Palea wirk-
lich durch zwei, völlig getrennte Blattorgane ersetzt wird. Diese Gra-
minec gleicht im Habitus Psamma und ist dieser Gattung auch wirklich
durch die festere Textur ihrer Glumen verwandt, sie vertritt die Form
der Rohrgräser auf dem alpinen Salzboden der Laguna blanca. Durch
sie erhält die Ansicht, dass Psamma zu den Agrostideen zu stellen sei,
eine neue Stütze, indem der Samen in ihrem Perikarpium frei liegt, wie
bei Sporobolus. Der Bau ihrer Blüthe aber weicht von allen bekannten
Gräsern ab und hat eine Tragweite, welche für allgemeine Fragen der mor-
phologischen Methode nicht ohne Bedeutung ist. Eine Palea, die bei
allen übrigen Gräsern in der Blattstellung l/2 fruchtbaren Gluma an
1) Gramina rossica, in Ledebour Flora rossica, 4. p. 435.
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PLANTAE LORENTZIANAE.
67
der Rhachis steht (Prosenthese = 0), ist hier nicht vorhanden: statt
dessen finden wir zwei, an die Seite der Blüthe gestellte, von der Rha-
chis und Gluma 90° divergirende Blattorgane, die in ihrer Form und
Textur einer Palea gleichen und schon deshalb als dieser homolog gelten
müssen, weil ihr Nerv kein Medianus ist. sondern in der Nähe des der
Rhachis zugewendeten Randes verläuft. Wenn daher die Innenränder
beider Organe zusammenrückten und mit einander verwüchsen, so würden
sie eine einzige, zweinervige Palea bilden und der typische Bau der
Grasblüthe wäre hergestellt. Man könnte zunächst in Diachyrium ein
Argument für die ältere R. Brown'sche Theorie der Grasblüthe erblicken,
nach welcher die fruchtbare Gluma mit der Palea als ein dreiblättriger
Wirtel aufgefasst wurde. Allein diese Ansicht ist längst durch die ent-
scheidende Thatsache widerlegt worden, dass beide Organe Axen ver-
schiedener Ordnung angehören. Aber auch im vorliegenden Falle würde
sie nicht einmal zulässig sein, weil die drei Organe von Diachyrium
nicht, wie in einem Wirtel (um 120°), divergiren: den beiden Palcis
folgen zwei grosse Lodiculae in der den Gramiueentypus beherrschenden
Blattstellung V2, welcher somit der Bau der Blüthe entspricht, wenn wir
annehmen , dass bei dem Uebergang von der Rhachis zum Callus (ihrer
Nebenaxe) durch Prosenthese die erste Palea um 90° verschoben ist.
Von einem allgemeinern Gesichtspunkte aufgefasst, liefert uns diese
Graminee den Beweis, dass ein einfaches Blatt (die Palea) durch ein
System von Organen (hier von zwei Paleis) vertreten werden kann. Denn
es lässt sich nach der Stellung der Organe nicht bezweifeln, dass, wenn
ihre Entwicklungsgeschichte untersucht werden könnte, hier nicht eine
einzige, in zwei Segmente getheilte Palea vorhanden ist, sondern zwei
Blattinitialen aus der Axe abgesondert hervortreten. Bei der Beurthei-
lung polyandrischer Blüthen und in andern Fällen hat man schon häufig
auf Verdoppelungen und Vervielfältigungen einfacher Organe geschlossen
und das Vielfache dem Einfachen als morphologisch gleichwerthig be-
trachten können, aber der vorliegende Fall empfiehlt sich weiterer Er-
wägung durch seine unmittelbare Anschaulichkeit und weil nur diese
Auffassung denselben aus dem Plan der Grasblüthe abzuleiten vermag.
12
6B A. GRISEB ACH,
Zur Vorsicht wird man sich dadurch gemahnt finden, nicht, wie es oft
geschieht, in jedem für sich entstehenden Gebilde einen vollen morpho-
logischen Werth zu erblicken, sondern vielmehr die Frage aufzuwerfen,
ob dasselbe nicht in gewissen Fällen vielmehr dem Segment eines Blattes,
als einem ganzen Blatt homolog sein könne.
Solche Erwägungen sind freilich nur durch die vergleichende Me-
thode in der Morphologie zum Abschluss zu führen, nach der Entwicke-
lungsgcschichte der einzelnen Pflanze würde die Blüthe von Diachyrium
mit dem Organisationsplan der Gramineen sich nicht verknüpfen lassen.
So giebt uns das Pistill der Primulaceen, als ein ungeteiltes Organ aus
dem Torus her vorgebildet, durch seine Bildungsgeschichte keinen An-
haltspunkt, ob es aus mehreren Karpellblättern zusammengesetzt sei,
aber aus der Verwandtschaft mit den Lentibularieen, deren Narbe zwei-
lippig ist, geht hervor, dass es seiner morphologischen Bedeutung nach
den beiden Karpellblättern der meisten sympetalischen Familien entspricht1).
Je weniger die entwickelungsgeschichtliche Unterscheidung der Organe
bis jetzt gelungen ist, um so mehr empfiehlt sich das Studium der natür-
lichen Verwandtschaften als der Weg, von dem die Morphologie ausge-
gangen ist, um die Homologieen im Organismus zu erkennen und da-
durch zum Vcrständniss des in seiner Entwickelung enthaltenen Plans
zu gelangen.
Ranunculaceae.
1. Clematis Uilarii Spreng.. Eichl. in Fl. brasil. 13. I. p. 146
(forma ß. : C. montevidensis Spreng.) — Cordoba, frequens ad sepes.
( — »Brasil, austr.«)
2. (1.) Anemone decapetala L., Eichl. 1. c. p. 151. Ab A. multi-
fida Poir. magellanica specifice differt gynophoro demum cylindrico et
sepalis angustioribus oblongis, deinde foliolis involucri sessilibus et rhi-
zomate abbreviato-incrassato : forma tucumanensis est A. triternata V.,
1) In einzelnen Füllen können bei den Primalacoen drei Karpellblätter nach-
gewiesen werden (vergl. Nachrichten der Göttinger Gesellsch. für 1874.)
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PLANTAE LORENTZI AN AE. 69
Eichl. 1. c. t. 36. II. B. et i. Mandern pL boliv. 868. — Tucuman : Tafi
ad rivalos. Caesta de Siambon non raro in pratis. (— »Brasil, austr.«;
Peruv. -Chile).
3. Thalictrum lasiostylum Prl. (ex descr.) — Nomen vernac. : Albo-
quilla del carnpo. Cordoba, ad ripam Rio primero. ( — »Peruv.a)
4. (2.) Ranunculus tridentatus Kth. — Wedd. Chlor, and. 2. p.
300. (excius. syn. R. Cymbalariae DC.), tab. 82. A. — R. Cymbalariae
sibiricus et himalayensis differt speeifice petalis aequalibus in unguem
angustatis et carpidiis demum apice breviter deflexo-ineurvatis : in Stirpe
andina petala inaequalia exunguiculata et carpidia matura stigmate minuto
recto terrninata, habitus idera, herba in utraque stolonibus perennans (neque
annua, ut habet Wedd. 1. c). — Catamarca. in graminosis udis Laguna
blanca, inde alt. fere 10000'. (Andes reg. Pirna, a »Quito ad Chile«).
6. (3.) JR. lancipetalus Gr. nov. sp. Euranunculus, perennis: fibrillis
rhizomatis crassiusculis fasciculatis , supra collum ejus laniferum glaber
et in ran, us paucifloros divisus, foliis imis caulinisque inferioribus longe
petiolatis: petiolo deorsum in vaginam amplexantem dilatato: lamina tri-
partita: segmentis cuneato-rhombeis incisis dentatisque apice calloso acutis,
superioribus minus divisis, pedicellis axillaribus terminalibusque striatis:
toro glabro, floribus flavis (6'" diam.), sepalis 5 patentibus, petalis 5—8
lanceolato-aeuminatis calyce parum longioribus, gynophoro globoso,
carpidiis ovatis compressis laevibus stylo tenui vix duplo breviori rectius-
eulo apiculatis. — Caulis spithameus, foliis paucis rosularibus cinetus
eorumque petiolis duplo fere longior; folia ima lamina 2" diam.; petala
2y2'" — 3l/2J"< carpidia l/2"' longa. — Catamarca, in paseuis alpinis
Vayas altas pr. Belen alt 9-10000'.
6. (4.) JR. pseudopkilonotisGr. nov. sp. Euranunculus, perennis: fibril-
lis rhizomatis crassiusculis fasciculatis. villoso-pilosus , caule erecto in
ramos paucifloros diviso, foliis imis caulinisque inferioribus longe petio-
latis : petiolo deorsum in vaginam membranaceam dilatato : lamina tripar-
tita: segmentis cuneato-rhombeis incisis dentatisque: dentibus apice
callosis rotundato-acutiusculis. superioribus minus divisis, pedicellis termi-
nalibus axillaribusque teretibus : toro glabriusculo , floribus flavis (10"'
70 A. GRISEB ACH,
diam), sepalis 5 reflexis sparsim pilosis, petalis 5 obovato — rotundatis calyce
duplo longioribus, gynophoro globoso, carpidiis ovatis compressis laevibus
«labris stylo subulato-lineari quadruplo breviori parum deflexo apiculatis.
— Habitus R. Philonotis, sed proximus videtur R glandulifero Poepp..
a quo foliis Omnibus (etiam floralibus subsessilibus} ad basin divisis et
calyce reflexo difFert. — Gaulis pedalis , pube patentissima undique ves-
titus, foliis paucis rosularibus cinctus eorumque petiolis triplo fere longior;
folia ima lamina 2" diam.; petala 4'" — 5'", carpidia V" — iy2"'
longa. — Catamarca cum praecedente, in pascuis alpinis pr. Belen, alt.
9-11000'.
7. (5.) K argemonifulius Gr. nov. sp. Euranunculus, perennis, caule
procero piloso in ramos paucifloros diviso, foliis distantibus pinnatisectis
sparsim pilosis ambitu oblongis: segmentis paucijugis discretis e basi
late cuneata inaequaliter trifldo-pinnatifidis : lobis ovatis v. oblongis apice
calloso rotundato-acutiusculis, inferioribus petiolatis, pedicellis terminali-
bus axillaribusque teretibus, floribus navis i'l-l-" diam.), sepalis 5 reflexis
glabris, petalis 10 spathulato-oblonyis apice subretusis calyce plus duplo
longioribus. carpidiis — . — Habitus R acris; ex Andicolis R. palimbi-
folius Wedd. affinis videtur. Caulis bipedalis; folia caulina inferiora
lamina 3". petala 6 — V" longa. — Tucuman: Tafi ad rivulos in prae-
ruptia.
8*. R. repens L. flore pleno. — Cordoba, ad aquaeductus juxta
praedia.
Berberideae.
9. Berberis ruscifolia Lam. Enc. t. 253. f. 2. Eichl. in Fl. brasil.
13. L p. 232. — Nomen vernac. Quedradillo, Quebrachilla. Cordoba,
in campb, praecipue in collibus ( — »Bonar.«)
10. B. spinulosa St. Hil. ex descr. Eichl. 1. c. — Recedit a prae-
cedente folns majoribus latioribus margine plurispinulosis basi cuneata
in petiolum distinctum attenuatis (nec subsessilibus) : venis utrinque
prominulis rete magis compositum formantibus arcubusque earum
magis irregularibu8 et margini magis approximatis , fructu majori (5'"
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PLANTA E LORENTZUNAE.
71
diam.): forma globosa convenit. — Catamarca, frequens in convalli ex-
celsa Granadillas pr. Belen ( — »Brasilia australis.«)
Papaveraceae.
11*. Argemone mexicana L. — Nomen vernac. Cardo santo. Cor-
doba. ubique in arenosis ad vias. in convallibua.
12*. Fumaria parviflora Lam. — Cordoba. ad vias inter praedia.
13*. F. agraria Lag. — Cordoba, in sepibus.
Cruciferae.
14. (6.) Cardamine axillaris Wedd. var. tucumanensis Gr. siliqua lon-
giori semirlibus 1 — seriatis. Folia pinnatisecta, segmentis 1 — 3jugis (termi-
nali 5 — 6'" diam.); petala calyce duplo longiora, \x/%'" longa; siliqua
8 — 10"' longa, pedicello duplo longior; semina angustc marginata, ma-
tura uniserialia: in a (Mand. pl. boliv. 904.) siliqua 4 — 5"' longa, semina
biserialia, folii segmenta conformia nostrae. — Tucuman , in rivulis pr.
Siambon (a : Andes Boliviae).
15. Sisymbrium stenophyllura Gill. ap. Hook. Arn. — Species
Arabidopsidis ; Stylus longitudine variabilis, nunc tenuis fere 1"' longus.
— Cordoba, in fruticetis convallium, (a provincia Cordobensi: Gill, tran-
sit »Andes Mendozae« usque ad terram Pehuenchensium in Chile australi :
Lechler, nr. 3080!): Syn. S. Lechleri Fourn.)
16. S. Arnottianum Gill, 1. c. Drabopsis seminibus minutis biseria-
libus, iis vero striatis ad Alliariam tendens, habitu fere S. strictissimi ;
folia nunc serrulata nunc repando-sinuata et incisa, inferiora longius
petiolata, lyrata ; petala 4"' longa, obovata ; siliquae e pedicello paten-
tissimo plus duplo breviori arcuato-adscendentia. valvis nervo carinatis :
Stylus longitudine variabilis, nunc demum 1"' longus, stigmate capitato
angustior. — Catamarca, in alpinis Vayas altas pr. Belen alt. 9—11000'
(»prov. Mendoza et S. Luis.«)
17. S. canescens Nutt. — Cordoba, ad vias inter praedia. Cata-
marca, in pascuis alpinis Vayas altas pr. Belen alt. 9 — 11000': forma
magis puberula, floribus saturatius flavis , siliquis longioribus. (Species
72 A. GRISEB ACH,
polymorpha, per Americam a 50° Lat. bor. juxta Andes ad 52° Lat. austr.
extensa: S. myriophyllum Kth. sec Lechl. pl. peruv. nr. 1729. varietas
est, nonnisi pedicellis demum erectis a bonariensi. ubi patentissimi sunt,
distinguenda).
S. canescens var. appendiculatum Gr. foliis pinnatisectis segmentis
distautibus patentissimis inferne pinnatifidis serratisve superne in acu-
men integerrinium acutiusculum protensis, superioribus in rhachi decur-
rentibus, petalis calyce sesquilongioribus. — Siliquae e pedicello paten-
tissimo aequilongo adscendentes plane ut in a, a quo pro petalis duplo
fere majoribus et foliis acuminatis specifice distinctam putarem, nisi cl.
As. Gray S. brachycarpum Richards, fere iisdem notis alienum ad S.
canescens reduxisset. — Catamarca, in umbrosis pr. Yakutula.
18. (7.) Greggia tnontana Gr. nov. sp. foliis sessilibus, plerisque
lanceolato-oblongis basi sagittatis, inferioribus inaequaliter dentatis, supre-
mis lanceolato-acuminati8 integerrimis , siliquis latitudine longitudinem
styli superantibus septo angustissimo a latere complanatis. — Habitus
G. camporum; pubes pulverulenta , in foliis parca; caulis basi suffrutes-
cens, strictus, foliosus, bipedalis; folia inferiora basi attenuata exauri-
culata, latiora, 2—3" longa, cetera breviter in auriculas obtusiusculas
deorsum producta, superiora decrescentia ; racemi terminales et ex supre-
mis axillis oriundi post anthesin longiores, 1 — 2pollicares: pedicelli
erecto-patente8 . 2 — 3"' longi; petala alba, spathulata, calyce sesquilon-
giora, l'/j."' longa; siliqua lanceolato-oblonga, pube stellata canescens,
basi et apice acutiuscula, 5 — 6'" longa, 1"' lata: valvis uervo carinatis;
seroina numerosa, oblonga: tcsta versus placentam incrassatam lacerata.
— Catamarca. in convalle alpina Granadillas.
19. Vesicaria montevidensis Eichl. in Fl. bras. 1. c. p. 302. tab.
67. fig. 2. — Cordoba, in pascuis siccis pr. S. Francisco, in collibus
apricis pr. Malaguena (»Uruguay«).
20 •. Capsella bursa pastoris Mch. — Cordoba, in umbrosis.
21. (8.) Lepidium marginatum Gr. nov. sp. Lepia, caespitosa, gla-
brescens v. puberula, rhizomate sursum incrassato vestigiis foliorum apice
vestito, caulibus adscendentibus paucifoliis in racemos laxos terminales
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PLANTAE LORKNTZIANAE.
73
et axillares ebracteatos abeuntibus, foliis imis rosulatis lyrato-pinnatifidie
v. extimis spathulatis repando-integerrimis : lobis breviter ovatis v. oblongo-
rotundatis , plerisque obtusis integerrimis , nunc subdentatis, terminali
obovato-rotundato , caulinis decrescentibus conformibus , sepalis tu argine
lato albo-membranaceo cinctis corolla alba majuscula 4petala duplo bre-
vioribus, staminibus 2, siliculis rhombeo-ellipticis supra medium ala angusta
sursum dilatata supra loculum in apicem acutiusculum breviter pro-
tensa cinctis: stylo ex parva emarginatura terminali breviter exserto. —
Proximum L. gelido Wedd. Chi. and. t. 86. c, sed raajus, palmare v.
spithameum, caule foliato, foliis minus profunde divisis et inprimis sili-
culae lobulis terminalibus acutiusculis distinctum. Folia ima (cum pe-
tiolo) 2 — 3" longa, versus apicem 4 — 5"' lata; racemi multiflori, post
antbesin elongati, 2 — 3". pedicelli 4"', sepala V/2"' longa; petala obo-
vata, 3'", silicula fere 3'" longa, calyce persistente cincta : stylo Vj — Vi'"
longo. — Catamarca, in alpinis Vayas altas pr. Belen alt. 9 — 11000'.
22. L. pubescens Desv. — Cordoba, frequens juxta praedia et ad
ripas fluminum. Tucuman, in paseuis alpinis. Catamarca. in alpinis
Vayas altas pr. Belen alt. 9—11000' (Andes a Mexico usque ad »Chile« :
L. bonariense Auct.)
Capparideae.
23. CUome cordobensis Eichl. mscr. nov. sp. Pedicellaria, suffrutes-
cens, ramosa, glanduloso-pubescens , aculeis minutis stipulata, foliis cau-
linis ternatisectis : segmentis ovatis v. ovato-oblongis acutis, floralibus
simplieibus ovato-oblongis acutis, sepalis lanceolatis corolla duplo bre-
vioribus, petalis filamenta subaequantibus : lamina subrotunda ungue fili-
formi aequilongo suffultis, antheris circinato-recurvatis, siliquis (juniori-
bus) glabris breviter oblongo-linearibus carpophoro iiliformi pedicello
subduplo breviori aequilongis. — Habitus C. diffusae. DC, statura pedalis ;
foliorum segmenta 1", folia floralia 6"'. pedicelli 4"', demum 6"', sepala
gynophorum 3"' longa. — Cordoba, in collibus rupestribus raro pr.
Las Penas.
24. C. flexuosa Gr. nov. sp. Pedicellaria, suffruticosa , ramis duris
tortuoso-erecta , superne glanduloso-puberula, aculeis minutis stipulata,
Phys. Classe. XIX. K
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74 A. GRISEB ACH,
foliis caulinis 5 — 3sectis: segmentis breviter elliptico - oblongis acutis,
florali (jus lanceolato-cllipticis atrinque acutis , sepalis lanceolatis coro] la
triplo brevioribns , petalis filamenta subaequantibus : lamina lanceolato-
oblonga ungue filiformi plus duplo breviori suffultis, antberis apice recur-
vis, siliquis glabris fusiformi-oblongis carpophoro filiformi pedicello triplo
longiori fere sesquibreviori. — Magis lignosa et elatior, quam praece-
dens; foliorum segmenta 6— 14"', pedicelli demum 6"', sepala 2"', pe-
tala 6'", carpophorum 16"' longa : siliqua ipsa 1" longa, 3"' lata; setnina
cristis lamelliformibus transversis appendiculata. — Santiago de Estero :
in ripa fl. Rio Dulce.
25. Atamisquea emarginata Miers. — Frutex aromaticus. Nomen
vernac. Aldamesqui. — Cordoba, in campis et convallibus (»Mendoza«,
neque in regno chilensi lecta. ut habent Benth. Hook. gen. L p. 110.)
26. Jonidium Lorentzianum Eichl. mscr. nov. sp. suffrutescens, digi-
tale, foliosum, pubescens, foliis alternis elliptico-oblongis cuspidato-acutis
Serratia brevissime petiolatis : stipulis lineari-acuminatis fimbriatis, pedi-
cellis axillaribus petiolo vix longioribus , sepalis integerrimis eiliatis, 3
ovato-lanceolatis, 2 lanceolatis, labello obovato sparsim puberulo calycem
ter superante, staminibus 2 anterioribus infra antberam gibbosis, ovario
glabrescente. — Proximum J. brevicauli Mart., cui stipulae diversae,
sepala dentata et folia majora. Folia 6—10'", stipulae 1V2"', sepala
2"', labellum 6"' longa. — Cordoba. in collibus lapidosis pr. Las Peöas.
"PolygaUae.
27. Monnina pterocarpa R. P. Uerba annua, IVa — 2pedalis, foliosa,
inferne glabra, versus apicem puberula; carina infera; ovarium ovale,
puberulum; Capsula llocularis, ala utrinque emarginata integerrima
cineta: loculo utroque fertili. Monendum, sphalmate typographico de-
scriptionem Monninae in System. Bemerk. Ober Philippus und Lechler's
Samml. (Abhandl. Gött. Soc. 6 p. 12. lin. 27.) obscuratam esse, ubi legatur
»petalum inferius« : ceterum carinam superam esse resupinatlone interpre-
tandam, ibi exposui. — Catamarca , frequens inter segetes pr. Yakutula
(Peru-»Chile« : Mandon pl. boliv. 836.)
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PLANTA E LORKNTZIANAE.
75
M. pterocarpa var. angustifolia Hook. Bot. Mise. 3. p. 147. Levis
varietas foliis duplo angustioribus (4 — 6'" latis). — Catamarca, raro in
arenosis ad Ii avium pr. S. Jose.
28. M. braehystaehya Gr. nov. sp. annua, stricta, puberula. inferne
ramosa, superne nudiuscula, foliis lanceolatis acuminatis, racemo spici-
formi brevi inferne interrupto, alis sessilibus ovatis. carina infera, sta-
rainibus 8, ovario glabro oblongo abortu uniloculari, achenio semiovato
obtusato ala denticulata cineto latere venoso. — Habitus M. macrosta-
chyae R. P. (coli. Spruce ex And. Ecuador nr. 5977.), ubi racemus
elongatus, tiores duplo minores, alae brevissime unguiculatae, achenium
basi profunde emarginatum. Caulis pedalis , supra medium fore aphyl-
lus; folia 1" longa, 2 — i"' lata; racemus pollicaris : fioribus imis remo-
tis; alae carinam subaequantes , 2"' longae; achenium vix 2"' longum,
ala angusta. — Tucuman. Catamarca, raro in fruticetis pr. Fuerte de
Andalgala.
29. Polygala Neaei DC. forma glabra. Syn. P. subandina Philippi
in Linnaea. 33. p. 17.! — Cordoba, in collibus rupestribus pr. Las Pedas
(— Chile).
30. (9.) P. chloroneura Gr. nov. sp, Timutua, caespitosa palmaris,
basi suffrutescens, caulibus adscendentibns puberulis superne paucirarno-
sis foliosis, foliis sparsis linearibus acutis glabrescentibus, racemis terrai-
nalibus contractis capituliformibus : pedicellis longiusculis sepala breviora
longitudine subsuperantibus, his ovato-oblongis acutis eglandulosis dorso
pictis, alis triplo majoribus elliptico-oblongis mucronulato-acutis exungui-
culatis pallidi8 supra medium dorso pictis petala y5 fere excedenübus,
petalis lateralibus oblongis obtusis a carina breviter cristata distinetis,
stylo brevi erecto superne in Stigma subtruncato - cochleatum deÜexum
incrassato, seminibus semioval ibus pilosulis, caruneula in segmenta 2 ob-
longo -Ii nearia seminis lateri planiusculo applicita eique aequilonga pro-
ducta. — Proxima videtur P. polycephalae St. Hil., cui folia breviora
teretiusculo-acicularia et semina glabra tribuuntur. Folia 6—10'" longa,
2/5_l<» lata; racemi 12— 30flori; pedicclli demum 1"', flores 2'" longi.
— Tucuman. in paseuis alpinis pr. Cienega.
K2
76 A. GRISEB ACH,
Cary&phyÜeae.
31*. Silene antirrhina L. — Cordoba. raro in arenosis ad fluvios.
32. (10). Melandrium cucubaloides Fzl. — Catamarca, in alpinis
pr. Belen supra convallem Granadillaa alt. 9 — 11000' ( — Andes chilenses).
33. (11). Arenaria diffusa Ell. — Syn. A. lanuginosa Rohrb. in
Mart. Fl. bras. fasc. 56. tab. 63. — Catamarca, in convalle Granadillas
pr. Yakutala, in alpinis Vayas altas pr. Belen alt. 9 — 11000' (extensa a
Carolina ad Bonariam).
34*. Stellaria media Vill. — Cordoba, solitarie ad rivulos montanos.
35*. Cerastium viscosum L., Fr. — Syn. C. glomeratum Thuill. —
Tucuman. in pascuis alpinis pr. Cienega.
36*. C. vulgatnm L. Fr. var. peruvianum As. Gr., Rohrb. in Lin-
naea. 37. p. 105. — Tucuman, in pascuis alpinis cum praecedente.
37. (12). C. soratense Rohrb. 1. c. p. 109. — Catamarca in alpinis
Vayas altas pr. Belen alt. 9 — 11000' ( — Andes Peruv. : Lechl. pl. peruv.
nr. 1771, ubi Capsula longitudine varia nunc calycem aequat nunc duplo
superat).
38. (13). Pycnophgllum convexum Gr. nov. sp. densc caespitosum,
pollicare, foliis spiraliter imbricatis breviter ovatis acutiusculis concavo-
oonvexis a medio in* zonam coriaceam incrassatis margine et inferne
8cariosis, floribus terminalibus sessilibus apetalis oblongis, calycis seg-
mentis ovato-oblongis obtusis, ovario (sterili) trialato stylo aequilongo. —
Proximum P. tetrasticho Rem., sed foliis brevioribus f*/s'" longis) dorso
convexo coriaceis ibique margine scarioso angusto tantum cinctis a des-
criptione differt. Flores 2"' longi, inferne foliis summis cincti, in nostris
speciminibus steriles: calyx ad discum perigynum incrassatum 5partitus,
segmentis 2 exterioribus, omnibus aequilongis scariosis stamina 5 (quorum
non omnia antherifera) duplo superantibus ; ovarium subrotundum , stylo
filiformi vix apice diviso stamina aequante. — Catamarca, in rupibus
alpinis caespites divisos (2—3" latos) formans, Vayas altas pr. Belen alt.
9— 11000*.
39. (14). P. suhatum Gr. nov. sp. (Tab. I. f. I.) dense pulvinatum,
ramis plerisque semipollicaribus late effusum, foliis spiraliter imbricatis
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PLANTAE LORENTZIANAE.
77
breviter ovatis obtusiusculis concavo-convexis coriaceis sulco dorsali me-
diano exaratis, floribus terminalibus sessilibus corollatis, oalyce 5dentato:
dentibus ovatis acutis, petalis lineari-oblongis obtusis calycem vix supe-
rantibus. stylo flliformi corollam aequante quam ovarium trigonum duplo
longiori, seminibus oblongis. — Species anomala, sectionem distinctam
(Haloxeriam) formans, quo character Silenearum calycis aemulatur neque
vero ulla affinitas indicatur: Lyalliae, ubi folia subtus plurisulcata, for-
san magis quam cetera Pycnophylla accedit, a quibus separari nequit.
Ramuli densissime intricati, erectiusculi ; folia l/2 — 2/3"' longi, altero
latere fere ad medium invicem connata, margine scarioso destituta,
quandoque minutissime ciliolata. Flores rari, qui exstant, foeminei 1'"
longi; calyx ovatus, superne scariosus: tubus 2/5'" longus, dentes triplo
breviores ; petala 5, disco minuto inserta, basi acuta sessilia, membrana-
cea, pigmento rubescente tincta, filamentis anantberis aequilonga; ova-
rium membranaceum, subrotundum, stylo apice tridentato : pericarpium
(immaturum) utriculiforme , a basi in valvas lacerans, 5 — 7spermum. —
Catamarca, in salsis convalliura alpinarum inter Laguna blanca et Naci-
miento.
40. (151 Drymaria glandulosa Prl. — Tucuman, in pascuis alpinis
Cienega. Catamarca, in convalle superiori Grauadillas (Andes »mexic-
boliv.«)
41. Polycarpon suffruticosnm Gr. nov. sp. perenne, diffusum, pal-
mare, foliis quaternis inaequalibus v. oppositis lanceolatis acutiusculis v.
inferioribus spatbulatis, cymis terminalibus bis — quater divisis, floribus
extimis ternatis alaribusque subsessilibus, calycis segmentis ovatis acutis,
2 exterioribus minoribus, petalis 5 obovatis integris calyce subduplo
brevioribus , staminibus 3 disco perigyno insertis , stylo infra Stigmata 3
minuta patula indiviso, Capsula 15 — 20sperma calycem duplo excedente,
seminibus laevibus. — Rhizoma tortuosum; caulis a basi divisus, v. in-
ferne nodis aphyllis lignescens, internodiis 6—8'" longis, cum foliis
glaber, at saepe pulverulento-glaucescens; folia 3 — 10'" longa; calyx
1"' longus: segmenta margine angustissimo scarioso cincta, trinervia
(nervis dorso parum prominulis), majora staminibus opposita; petala alba;
78 A. GRISEB ACH,
semina fusca, leviter curvata, semiovalia. — Cordoba, in campis ab urbe
meridionalibu8.
P. suffruticosum var. virens Gr. strictiua, laete virens, haud pulveru-
lentam, foliis longioribus acutis (majoribus ll/2" longi\ 3"' latis), floribus
lateralibus longius pedicellatis, petalis paullo minoribus. — Cordoba, pr.
Ascochinga.
42. Spergularia grandis Camb. Capsula in nostris speciminibus tri-
valvis. — Cordoba, in pascuis siccis pr. S. Francisco, in arenosis ad flu-
vium pr. urbem (»Brasil, austr., Peru, Chile«).
43. Pentacaena polycncmoides Bartl. — Syn. Acanthonychia ramo-
sissiraa llohrb. in Fl. bras. fasc. 56. tab. 56. — Cordoba, in arenosis
pr. urbem (»Oregon-Chile« et Bonar. praecipue secus litora).
44. Mollugo verticillata L. — Cordoba, in rupestribus pr. Las
Peüas. Ascochinga ; forma angustifolia in fruticetis Caüada del Campo
(America tropica et temperata).
45. Portulaca oleracea L. — Cordoba, ad vias juxta praedia (Orbis
zonac tropicae et temperatae).
46. P. mucronata Lk. — Cordoba, in praeruptis pr. urbem
(»Brasilia«).
47. P. grandiflora Hook. — Cordoba, in campis (»BraaiL austr. —
Mendoza»).
P. grandiflora var. microphylla Hook. — Cordoba, infrequens pr.
Las Penas, San Francisco.
48. Grahamia bracteata Gill. — Nomen vernac. Vinagrillo. Genus
monotypum formationis Florae argentinae occidentalis fruticosae. Frutex
ultrasexpedalis, nunc in arbusculas arboresque scandens. — Santiago del
Estero, constituit fruticeta in salsis pr. Chilque ( — »deserta inter S. Luis
et Mendoza, praecipue secus fl. Desaguadero»).1
49. Talinum patens W. — Nomen vernac. Carne gorda. — Cordoba,
frequens juxta praedia (Amer. trop. — Bonaria).
Phytolacceae.
50. Phytolacca bogotensis Kth. — Tucuman, raro in praeruptis pr.
Siambon (Andes Amer. austr. — Valdivia!).
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PLANTAE LORENTZIANAE. 79
51. Petiveria alliacea L. — Tucuman, frequens in sylvis subtro-
picis {America trop. et ultra ej. fines.).
52. Rivina laevis L. — Cordoba, in rupestribus pr. S. Francisco,
Ascochinga (America trop. et ultra ej. fines.).
Amaran taceae.
53. Celosia major. Gr. nov. sp. Lestibudesia, fruticosa, glabrescens,
foliis ovatis v. ovato-oblongis breviter acuminatis in petiolum abruptim
contractis, paniculis patentibus : glomerulis in spiculas densifloras con-
gestas crassiuaculas coadunatis, scpalis oblongis mucronulato-acutis brac-
teas ovatas acutas plus duplo superantibus, stylo trifido, ovario pauciovu-
lato. — Affinis C. virgatae Jacq. (ex Fendl. Venez. nr. 1804], ubi folia
multo minora in petiolum attenuata , rami paniculae breves , bracteae
aristato-mucronatae. Frutex ultrasexpedalis ; folia (etiam summa) 5 — 6"
longa: petiolus 1 — iy2" longus ; paniculae terminales et axillares deltoi-
deae v. oblongatae, pedunculatae: axibus villosulis, siccae atrofuscae: ramis
plerisque subsessilibus deltoideis, spiculis contiguis; flores 2'" longi, se-
palis subinaequalibus 3— önerviis, bracteis adpressis exaristatis; Stylus
ovario aequilongus, ad medium in ramos erectiusculos divisus; fructus
ignotus. — Tucuman, in sylvis subtropicis juxta rivulos pr. I>a Crua.
54. Chamissoa celosxoides Gr. nov. sp. suffruticosa , erecta, in ramos
graciles paucos divisa. glabrescens, foliis ovatis acutiusculis , racemis
terminalibus linearibus elongatis spiciformibus deorsum interruptis: glo-
merulis 3 — 7 Muri s breviter pedunculatis, sepalis viridibus margine mem-
branaceis oblongo-lanceolatis acutiusculis bracteas deltoideas mucronatas
duplo superantibus fructum subaequantibus , stylo filiformi breviter ex-
serto: stigmatibus 2 brevibus patentibus, pericarpio ad medium circum-
scisso: semine exarillato. — Habitus Celosiae brasiliensis Moq. (ex
affini sp. peruviana ap. Spruce nr. 4929); ex semine solitario exarillato
ad Lagreziam Moq. pertineret , sed a Ch. Maximiiiana Mart. proxima
generice separari nequit. Folia 2 — 1%" longa, basi snbtruncata ; racemi
3 — 6" longi, glomerulis plerisque subaequidistantibus constituti, pedun-
culis demum V" longis, floribus sessilibus v. brevissime pedicellatis ;
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80 A. GRISEBACH,
bractea dorsalis paullo major quam lateralis ; sepala dorso convexa, Vfy,"1
longa; pericarpium membranaceum, globosum ; semen nigrum, ad lentem
minutissime punctatum, opacum, biconvexo-rotundum, ad umbilicum
minute impressum, margine acutiusculo. — Tucuman, in sylvis subtropicis,
Cuesta de Periquillo.
55. Gomphrena perennis L. — Dill. ht. t. 20, ubi tubus stami-
neus apice coccineus dicitur, qui in nostra aurantiacus (Bot. mag. t.
2614 tubo magis exserto forsan ad affinem speciem brasiliensem pertinet).
Species variabilis: folia in cordobensi forma saepe minora vix pollicaria,
oblonga v. ovata, nunc utrinque incano-pubescentia, nunc supra pulveru-
lento-incana, floralia 2 ( — 4) ovato-subrotunda, acuta, calyx 2"' longus,
bracteae integerrimae v. apicem versus dcnticulatae, tubus stamineus bre-
vissime exsertus. — Cordoba, frequens in arenosis ad fluvios, pr. urbem,
pr. Las Pefias, S. Francisco ( — »lionaria«).
56. G. rosea Gr. nov. sp. "Wadapus, perennis, spithamea, strigoso-
lanuginosa, foliis lanceolatis breviter acuminati* apice mucronatis sub-
eessilibus internodia inferiora subaequantibus, capitulo terminali hemis-
phaerico: foliis floralibus 4 ovatis mucronato-acutis, sepalis superne ro-
seis oblongo-linearibus apice obtusiusculo dcnticulatis concavis carinato-
uninerviis : bracteis lateralibus crista destitutis ovato-oblongis acutis caly-
cem dimidium superantibus, tubo stamineo demum breviter exserto:
lobis terminalibus patulis, stylo bipartito. — Rhizoma descendens, caules
paucos simpliciusculos strictos v. adscendent?s emittens; folia virentia v.
subtus incano-lanuginosa, 1 — 2" longa, 3 — 5"' lata, floralia 4 — 6'" longa;
capitulum subsolitarium , 8 — 10'" diam. ; sepala 4"' longa, inferne lanu-
ginosa. — Cordoba, in collibus rupestribus pr. Las Peiias.
57. O. Ugulata Gr. nov. sp. Wadapus, suffrutescens , spithamea,
strigoso-puberula, foliis oblongo-lanceolatis acutis apice mucronatis sub-
sessilibus internodio brevioribus, capitulis terminalibus axillaribusque pe-
dunculatis subglobosis : foliis floralibus 4 ovatis acutis capitulo duplo
brevioribus, sepalis stramineo-albidis linearibus apice obtuso denticulatis
liguliformi-planiusculis uninerviis : bracteis lateralibus crista destitutis
ovato-oblongis acuminatis calyccm dimidium superantibus, tubo stamineo
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PLANTAE LORENTZIANAE. 81
flavescente demum brevissime exserto: lobis termiualibus abbreviatis re-
curvis, stylo bipartito. — Et haec et praecedens a G. perenni caule bre-
viori, floribus raajoribus et sepalis apice obtuso denticulatis (neque acu-
minato-integerrimis) diflerunt. Gaulis ex axillis pedunculos monoce-
phalos terminali 3" longo similes emittens : folia virentia, 1", floralia
4 — 5"' longa; capitula 1 — V/t'4 diam.; sepala 6"' longa, inferne parca
lanugine adspersa. — Cordoba, frequens pr. urbem.
58. (15.) G. acaulis Rem. ex descr. Variat digitale et palmare,
caule aphyllo v. ad medium diphyllo v. versus apicem plurifoliato, 1 — 3-
cepbalo, pedunculis axillaribus folium suffulciens sabaequantibus ; rhi-
zoma versus Collum lanatum valde incrassatum. rosula foliorum caules .
cingente. Species a charactere generis recedit tubo stamineo apice 5-
dentato, antheris apici dentium medio affixis, at cum Chnoantho Phil,
generice vix distingui potest. tubo in pluribus speciebus varie apice effi-
gurato. — Tucuman, in pascuis alpinis supra Cienega. Catamarca in
alpinis, Vayas altas pr. Belen alt. 9 — 10000'. (»Bolivia«).
59. (16.) G. umbellata Rem. ex descr. Sepala in nostris speci-
minibus pleraque abortiva v. unico superstite evanida, bracteis 3 albis
membrunaceis dilatato-rotundatis eorem vices gerentibus; tubus stami-
neus apice minute lOdentatus, dentibus alternis apice antheriferis ; Stylus
bifidus, in Stigmata linearia erecta divisus. — Catamarca. in convallibus
alpinis arenosis intcr Nacimientos et Laguna blanca. (»Bolivia»).
60. (17.) G. oligocephala K<5m. var. ex descr. Recedit pluribus
quas variabiles duco notis , scilicet capitulis majoribus (6 — 8'" diam.
transv.), sepalis glabris (rhachi tan tum pilosiuscula), tubo stamineo incluso.
Herba annua, elegantissima, palmaris v. pedalis, pedunculis saepe elon-
gatis umbelliformibus; variat quoque foliis y2 — IV2" longis et utrinque
glabrescentibus , bracteis lateralibus Hörem paullo excedentibus aut bre-
vioribus, sed convenit cum descriptione structura floris et pube caulis
ferruginea. — Tucuman, in pascuis alpinis supra Cienega ( — »Andes
Boliviae«).
61. G. pulchella Mart. ex ic. Bot. mag. t. 4064. Forma floribus
6"' lougis, tubo stamineo calyce paullo breviori. — Catamarca, Sierra
Phys. Classc. XIX. L
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82
A. GRISK BACH,
Aconquija in Cuesta de Chilca versus Fuerte de Andalgara declivi
(»Brasil, austr. — Bonaria«}.
62. G. phagnaloides Gr. nov. sp. Wadapus, suffruticoso-perennis.
palman, , lanato-tomentosa . foliis ovatis v. elliptico-oblongis acutis sub-
Bessilibus supra incano- subtus niveo-tomentosis, capitulo terminali soli-
tario longe pedunculato sabaphyllo subgloboso, sepalis stramineo-albidis
oblongo-linearibus breviter acuminatis concavis inferne nervo incrassatis:
lanugine copiosa : bracteis lateralibus calyce duplo brevioribus ovatis
acutis dorso versus apicem crista angusta denticulata appendiculatis, tubo
stainineo calycem subaequante : lobis terminalibus longiusculis revolutis,
stylo bipartito. — Descriptiones G. lanatae Poir. et affinium accedunt
floresque dimorphi sunt, alii stylo abortivo in sectionis Pfaffiae charac-
tercm transeunt, sed nulli ex illis cristula bractearum datur. Caules ex
rhizomate ramoso plures erecti , inferne foliosi. monocephali ; folia 8 —
12'" longa, 4—6'" (— 3"') lata; pedunculus 1 — 2" longus, capitulum
6 — 6"' diam., rbacbis inflata lanata: folia floralia nulla, v. unicum subro-
tundum ; sepala 2"' longa. — Nomen vernac. Alasema. Cordoba , in
praeruptis pr. urbem.
63. G. elegans Mart. nov. gen. 2. t. 119. — Tucuman, frequens in
sylvis umbrosis subtropicis pr. Siambon (»Brasilia austr.-aequatorialia«).
64. Iresine celosioides L. Forma glabra. foliis ovato-lanceolatia (cf.
Gr. Flora Westind. isl. p. 64.). — Cordoba, in rupestribus pr. S. Fran-
cisco. Tucuman. pr. Rozo el alto (America trop. et ultra ejus fines).
J. celosioides var. macrophylla Gr. glabriuscula, foliis ovatis (5 — 8"
longis) apice acuminatis in petiolum attenuatis, floribus pallide stramineis.
— Tucuman. in baranca profunda pr. Siambon.
65. Philoxerus heliotropifolius Gr. nov. sp. suifrutescens . elongato-
diffusus, caule flaccido strigoso-puberulo, foliis pctiolatis ovatis mucronato-
acutis cinereo-pulverulentis , junioribus strigulosis : venis subtus promi-
nulis strigosis, capitulis hemisphaericis pedunculatis basi 4 — 6foliatis:
foliis fioralibus inaequalibus, sepalis ovato-oblongis acutis basi trinerviis
bracteas laterales acutiusculas aequantibus infernc cum rhachi pilosis,
stylo bifido. — Habitu accedit ad Gompbrenam pcrennem, etiam ad
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PLANTAE lorentzianae.
83.
formas Alternantherae polygonoidis , a quibus petiolo longiusculo, tubo
stamineo et stylo ad medium in ramos lineares diviso recognoscitur.
Affinis videtur Ph. portulacoidi St. HU., ubi »folia angusta, glabra, se-
pala obtusa«. Pluripedalis ; folia 1" longa, 6—8'" lata, internodiis in-
ferioribu8 multo breviora; capitula 6'" diam., foliis rloralibus majoribus
superata; sepala 2"' longa; stamina ad medium in cupulam campanu-
latam connexa , sinubus filamentorum angustis edentatis. — Cordoba, in
ripa fluminis pr. urbem.
66. Gossypianthus australis Gr. (Tab. I. f. 2.) caule prostrato ra-
moso villoso-pilosulo, foliis conformibus ovatis v. ovato-oblongis acutius-
culis glabrescentibus v. subtus villosulis: venis subtus prominulis, capi-
tulis axülaribus congestis albidis, bracteis ovatis membranaceis subener-
vÜ8 glabris apice bifidis calyce paullo brevioribus : lobis acutis. calyce ad
medium bfido: tubo ovato 10 nervi : nervi« suturalibus ad faucem cum
mediano confluis, lobis membranaceis uninerviis erectiusculis ovatis
acutiusculis, staminibus perigynis fauci calycis insertis cum staminodiis bi-
corniculatis alternantibus. — Syn. G. lanuginosus bonariensis Moq. ex
loco. — Species inscrtione staminum in Amarantaceis anomala, sed ha-
bitu, lana gossypina calycem extus obducente et plane involvente cete-
risque characteribus ne generice quidem a Gossypiantho separanda, cujus
sectionem insertione et staminodiis distinctam (Gossypiolam) formabit.
Caules vage repentes, ultrapedales — digitales, internodiis saepe unciali-
bus , ramulis ubique capituligeris abbreviatis; folia 4 — 6'" longa, ima
paullo majora et latiora, saepe evanida ; capitula depresso-globosa, 3 — 4'"
diam. ; calyx 1"' longus ; stamina distincta lobis opposita iisque multo
breviora, filamento attenuato antberae uniloculari ovali aequilongo; sta-
minodia calyci alternanüa ovata bicorniculato-acuta, staminibus aequilonga;
ovarium fundo calycis insertum. stylo brevi tubum calycis vix superante
apice in Stigmata 2 abbreviata diviso staminibus aequilongo ; semen rotun-
dum, compressum, dorso obtusum, fuscum. nitidum; lana more Gossypii
intertexta et crispata, calyce multo longior, sub anthesi bracteis inclusa,
e tubo calycis praecipue, etiam e rbachi oriunda. — Cordoba, frequens
in arenosis sterilibus pr. Ascochinga (»Bonaria«).
L2
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84 A. GRI3EBACH,
67. Alternanthera pulchella Kth. var. ciliata Gr. foliis glabrescen-
tibus ciliatis mucronato-acutis , capitulis paucifloris. — Folia 4—2'"
longa, inde similis est A. ficoideae R. Br. var. parvifoliae Moq., cui
florcs duplo majores et venulae foliorum in rete minutum connexae. Ha-
bitus Polygoni avicularis, structura cum descriptione convenit: itaque ad
sect. Telantheram transponenda est. — Tucuman, in Cuesta de Casilla
( — »Venezuela«),
68. A. Achyrantha R. Br. Forma sepalis majoribus pungenti-aris-
tatis, eorum pube ad dorsi aream basilarem restricta. — Cordoba, ad
vias et ripas (America calidior et ultra mare atlanticum translata).
69. A. albida Gr. — Syn. Telanthera Moq. ex descr. — Cordoba,
frutex perfrequens pr. urbem, autumno (Majo) florens ( — »Bonaria«).
70. Scleropus amarantoides Schrad. — Cordoba, frequens (Amer.
trop.).
71. Euxolus muricatus Moq. — Cordoba, in campis, convallibus et
ripi8 arenosis. (»Bonar. — Mendoza«),
72. Amarantus retroflexus L. — Cordoba, ad vias pr. urbem, pr.
Ascochinga.
Chenopodeae.
73. Chenopodium anthelminticum L. Fenzl in Mart. Fl. bras. fasc.
37. t. 47. — Cordoba, frequens in ruderatis (America fere omnis).
74. Ch. ambrosioides L. — Tucuman. frequens in pratis pr. Siam-
bon (America, inde translatum per zones calidiores).
75. C. foetidum Schrad. — Catamarca, in convalle Vayas altaa
pr. Belen alt. — 11000' (Amer. trop. - — Bonaria).
76. Ch. chilense Schrad. ex descr. Forma paniculae ramis spici-
formibus superne aphyllis. — Catamarca, in pascuis alpinis Vayas altas
pr. Belen alt. 9—11000' (»Chile«).
77*. Ch. murale L. — Cordoba, ad vias.
78. Roubieva multifida Moq. Fenzl. 1. c. t. 48. — Cordoba, in
campis (America tropica, inde translata in zonas calidiores).
79. Atriplex pamparum Gr. nov. sp. Obione, fruticosa, lepidoto-in-
cana, ramosissima, foliis sparsis parvis spathulatis obtusis integerrimis
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PLANTAR LORENTZIANAEv 85
v. repandis subsessilibus, floribus monoecis : glomerulis 9 axillaribu«.-. su-
perioribus j, plerisque in spicam interruptam aphyllam dispositis. bracteis $
subsessilibus cuneato-subrotundis ad medium eonnatis superne inaequaliter
sinuatis dentatisque : dentibus obtusiusculis dorso venoso bicristatis: cristis
in appendices distinctas breviter oblongas obtusas divisis. — Proximum
A. cristato Kth., distinctum statura majori ultrasexpedali , foliis inte-
gerrimis (raro quibusdam repando-sinuatis , nunquam acute denticulatis),
et appendicibus bractearum obtusis. Rami inferiores divaricato-rigentia ;
folia 4'" ( — 6'") longa, 1 — 2'" lata, approximata; glomcruli sub ma-
turatione fructus vix Vu diam., <j pluriflora V/z'" diam.; sepala <f 4 —
5, subrotunda, membranacea cum macula viridi sub apice; bracteae utri-
culo adhaerentes inferne diaphanae, supra medium cristaeque foliaceae;
semen e funiculo pendens, compresso-rotundum, laeve. — Constituit cum
tribus sequentibus speciebus vegetationem in desertis salsis pr. Santiago
de Estero et inde usque ad fl. Rio Saladillo.
Spirostachys Ungern-Sternb. (non Sond.) char. reform.
Perigonium clausum, obpyramidatura, apice antrorsum declivi trun-
catum , exalatum , bracteis spiraliter dispositis persistentibus. Utriculus
perigonio adbaerens, semine verticali exalbumino.su, testa adpressc pu-
berula , embryone inflexo , radicula cotyledonibus parallela iis breviori
descendente infera. — Frutices erecti, ramosissimi, ramis altcrnis basi
brerissime adnatis, foliis spiraliter dispositis carnosis adnatis, nunc in
portionem vaginalem plane reductis, floribus in axilla liberis juxtapositis
v. »8olitariis«.
Structura seminis in specie originaria (S. Ritteriana Ungern-Stemb.
Salikornieen pag. 100.) adhuc ignota, inde comparanda est cum genere
nostro, quo structura Salicorniae inter Salicornieas spirophyllas repe-
titur.
80. & vaginata Gr. nov. sp. foliis caulinis in portionem vaginalem
cylindricam internodium totum vestientem reductis ramique articulati
speciem effigurantibus, junioribus apice parum obliquo truncatc-acuüus-
culis, mox circa axin aequaliter truncatis: diametro transversali inter-
86 m A. 6RISEBACH,
nodii longitudinali fere duplo breviori. amentis cylindricis, bracteis 5floris
spiraliter dispositis peltatis dorso trapezoideo convexiusculis : stipite nodo
partiali inserto sursum incrassato, semine obovato. — Nomen vernac.
Jume. Frutex cortice fusco, ramis ramulisque patentibus, his Omnibus
demum lignosis, junioribus sub excisura vaginae foliaris basi brevissime
adnatis; nodi vagina foliari apice patula quasi constricti, internodia penitus
vestita, 1 — 3'" longa; amenta 6 — 10"' longa, 1"' diam. ; perigonia inter
bracteas aequilongas conspicua, uniseriata, trigono-obpyramidata ,
longa. — Santiago de Estero, in deserto salso cum praecedente.
81. S. patagonica Gr. foliis conico-convexis obtuse mucronulatis
basi adnata ultrasemiamplexicauli quadrato - subrotundis contiguis: dia-
metro transversali altitudinem excedente, amentis incrassato-cylindricis.
bracteis foliis conformibus 3rloris, semine obovato-oblongo. — Syn. Ha-
lostachys Moq. sec. descr. ap. Ungern Sternb. 1. c. p. 109. — Frutex
cortice cinereo, ramis ramulisque patenti-adscendentibus ; foliorum basis
diam. 1"', amenta 3—6"' louga. — Santiago de Estero, in deserto salso
cum praecedentibus ( — »Patagonia«).
82. Suaeda divaricata Moq. ex descr. Frutex ultrasexpedalis ; se-
pala subrotunda, 1/2'" longa, valde concavo-involuta. dorso convexo
incrassato virentia, margine membranacea, staminibus duplo longiora;
ovarium apice dilatato umbilicatum, stylis 2 brevissime ex umbilico ex-
sertis. — Santiago de Estero, in deserto »also cum praecedentibus ( —
»Mendoza«).
83. Boussaingaultia baselloides Kth. — Cordoba, in sepibus et fru-
ticetis scandens. (Amer. trop. — »Bonaria«).
Nyctagineae.
84. Oxybaphus bracteosus Gr. nov. sp. puberulus, apice glandulosus,
caule erecto dichotome diviso tereti, foliis petiolatis e basi subtruncata
ovato-acuminatis, floribus ternatis folia floralia oblongo-lanceolata subae-
quantibus: fasciculis in cymam fastigiatam parum divisam dispositis, in-
volucro unifloro infundibulari ad medium 5fido: lobis lanceolato-acumi-
natis apice obtusiusculis , perigonio sesquilongiori : tubo ovoideo, limbo
PLANTAE LORENTZIANAE.
87
infundibuliformi supra stricturam campanulato profunde 5fido. lobis ovato-
oblongis obtusis, staminibus 3 e limbi portione campanulata breviter
exsertis stylo superatis. — Habitu accedit ad (). chilensem Swt., pube
breviori et involucri lobis bracteisque angustatis recedens. Folia inferiora
3" longa, 1 Vi" lata, internodia subaequantia. superiora sensim angustiora;
involucrum sub antbesi 5"', perigonium 8"', ejus tubus persistens 1"' lon-
gus. — Cataniarca, in alpinis Vayas altas pr. Belen alt. 9 — 11000'.
85. O. campestris Gr. nov. sp. puberulus et sparsim pilosus, glau-
cescens, caule erecto superne nudiusculo: ramis paniculae distantibus
alternis : pedicellis abbreviatis folia floralia minuta subaequantibus, foliis
e basi subtruncata ovato - oblongis obtusiusculis , superioribus abruptim
decrescentibus, involucro unifloro cyathiformi ad medium 5fido : lobis late
ovatis obtusis venosis, perigonio duplo longiori: tubo subgloboso, limbo
infundibuliformi supra stricturam late campanulato ad medium öfido,
lobis ovato-subrotundis, staminibus 3 e corolla exsertis stylo superatis. —
Habitus fere O. angustifolii Swt. Folia inferiora 1%" longa. 6'" lata,
petiolata, floralia oblonga 1 — 2"' longa ; involucrum sub anthesi 2"', peri-
gonium 4"'. ejus tubus persistens V" longus. — Catamarca. in campis
arenosis pr. Punta de Balastro.
86 Colignonia glomerata Gr. nov. sp. glabra, caule compresso vage
ramoso, foliis ovato-deltoideis obtusiusculis cystolithis flaventibus breviter
linearibus utrinque lineolatis, pedunculis axillaribus terminalibusque sim-
pliciusculis folio superatis, umbella in glomerulum fere contracta: pedi-
cellis flore demum brevioribus, calyce subgloboso ödentato: dentibus
minute deltoideis demum supra fructum inclusum conniventibus. — Herba
habitu C. parviflorae; folia membranacea, longiuscule petiolata, 1 — 4"
longa, % — 3" lata, in pedunculis minuta, ovata ; pedunculi patentes 6 —
12'" longi: umbella 8— 3flora, bracteolis (post anthesin) carens. rudimen-
tis earum glanduliformibus stipata; pedicelli demum nutantes l/z"' longi;
calyx 1'" diam.. absque strictura persistens et fructum filamentaque 5
capillaria includens, haec nodulo hypogyno inserta ; fructus subglobosus;
embryo periphericus ultrasemicircularis, albumen centrale ambiens, cotyle-
88
A. GRISEB ACH, .
donibus subaequalibus a dorso superimpositis. — Tucuman , in sylvis
Aliso pr. Cienega, Cuesta de Aufama.
87. Boerhavia hirsuta W. — Cordoba, ad vias. (Amer. trop.)
88. B. puic/wlfa Gr. nov. sp. virgata , surTrutescens , scabro-pubes-
cens, foliis ovato-oblongis obtusis cinereo-gluucis, floribus majusculis con-
glomerato-umbcllatis : umbellis in cymam terminalem dispositis inaequa-
liter pedunculatis , pcrigonii tubo ovoideo demum 5costato , limbo qua-
druplo majori turbinato-cyathiformi ad medium in lobos ovatos obtusos
patentes diviso, staminibus 5 (— 3) exsertis. — Caulis basi lignosus.
strictus, subsimplex. internodiis plerisque 3 — 4" longis; folia 1— V/2"
longa, 8— 10"' lata, petiolata, superiora decrescentia , floralia lanceolato-
acuminata, subaessilia, pedunculos subaequantia; bracteolae membra-
naceae. sub antbesi persistentes, ciliatae, inaequales; cyma 3 — 4" longa,
bis — ter divisa, pedunculis mediauis et interioribus brevioribus: spe-
ciales umbelliformes, contractae, 10 — 20Horae, pedicellis brevissimis ; peri-
gonium 3"' longum et apice latum , tubo pedicello et bracteolis majori-
bus subaequilongo ; fructus (immaturus) compressiusculus, costis obtusis.
-— Cordoba. in arenosis ad fluvios et in convallibus.
89. Pisonia birtella Kth. Forma foliis supra glabrescentibus eci-
liatis; glandulae in perigonii costis supcrne sparsae. fere ut in P. sub-
cordata Sw. et alia specie cubensi inedita (P. rotundata Gr. herb.), sub-
sessiles, acutiusculae : in speciminibus mexicanis glandulae obsoletiores
sunt. — Frutex »elegans, vage ramosus, ultrasexpedalis«. — Tucuman,
in sylvis subtropicis pr. Siambon (Andes Mexico — »Peruvia«].
90. Bougainvillea stipitata Gr. nov. sp. arborea, spinis rectis longius-
culis, foliis glabris ovato-acuminatis apice obtusiusculis, pedunculis axil-
laribus subsimplicibus folio superatis, bracteis ovatis obtusis. singulis
pedicelU portione libera stipitatis flore parum superatis, perigonio supra
basin earum inserto puberulo infra medium demum constricto infra stric-
turam clavato demum a dorso comprcsso 5costato supra eam anguste
tubuloso apice breviter expanso: creuaturis limbi 10 rotundatis, alternis
majoribus. — »Arbor«, spinis gracilibus 6 — 10'" lougis (e pedunculi basi
persistente oriundis); folia 2— iy2" longa, 12—10"' lata, petiolo 6—4"'
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PLANTAE LORENTZIANAE. 89
longo; pedunculi supra nodum curvati, 1" longi, apice in pedicellos 3
infra bracteam ll/2"' — 1"' longos diviso; bracteae demum 10—12'" longae,
6 — 8"' latae, per spatium V solummodo pedicelli apici adnatae; peri-
gonium 10 — 12"' longum, portio fructum includens 4"' longa. — Cor-
doba. in promontoriis pr. Ascochinga.
91. B. frondosa Gr. nov. sp. arborea, spinis rectis brevibus, foliis
glabris ovato-acutninatis apice obtusiusculis, pedunculis axillaribus subsim-
plicibus folio superatis, bracteis ciliolatis ellipticis acutiusculis sessilibus flore
superatis, perigonio infra V3 earum inserto puberulo ad medium demum
constricto infra stricturam elliptico-lanceolato a dorso compresso 6costato
supra eam infundibulifonni : limbo (portione expansa) löfido: lobis 5 ma-
joribus ovatis obtusis, 10 minoribus rotundatis creniformibus e sinubus
loborum majorum oriundis, Omnibus intus dense glandulosis. — Proxima
B. peruvianae Ktb., ubi spinae elongatae et sec. iconem (Humb. pl.
equin. t. 49.) pedicelli bracteae ad y3 adnati. — »Arbor medioeris«. spinis
2—6"' longis; folia 2—3" longa, 1 — 2" lata, petiolo 3—9"' longo; pe-
dunculi cernui, 6 — 18"' longi, nunetrifidi; bracteae 8 — 10"' longae, 6 — 8"'
latae, 2"' supra basin florem exserentes; perigonium 10"' longum, portio
fructum includens 4"', limbus V/2"' longus. — Tucuman, in sylvis sub-
tropicis pr. Siambon. Catamarca, in sepibus pr. Fuerte de Andalgara.
Hypericineae.
92. Hypericum connatum Lam. — St. Hil. pl. us. t. 61. Nomen
vernac. Oreja del gato. — Cordoba, in rupibus Cerro negro pr. S. Bar-
tolo, rarius pr. Las Penas et in Cerro de Sau Lorenzo ( — »Uruguay et
prov. S. Paullo Brasil.«).
Saiiceae.
93. Salix Humboldtiana W. — Cordoba, ad fl. Rio primiero (Amer.
trop. — Chile).
94. Malvastrum spicatum As. Gr. — Cordoba, in fruticetis et ad
vias pr. Ascochinga ultrasexpedalis (Zona trop. et in America ultra ejus
rines).
PAys. Classe. XIX. M
1
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90 A. GRISEB ACH,
95. M. tricuspidatum As. Gr. — Tucuman , in pascuis montanis
Siambon (Zona trop. et in America ultra ej. fines).
96. M. capitatum Gr. — Syn. Malva Cav. diss. 5. t. 137. f. 1. —
Pedunculi pauciflori petiolum haud excedentes, floribus subsessilibus ; brac-
teolae lineares; corolla purpurascens calycem parum excedens; carpidia
10—12 dorso convexo stellato-pubescentia. — Tucuman, frequens in ru-
deratis pr. Cienega. Catamarca, in campis pr. Pucard (— Peruvia Lechl.
pl. exs. 1707).
97. M. peruvianum As. Gr. — Syn. Malva L. ex Jacq ic. rar. t.
156. — Pedunculi folium subaequantes , floribus subsessilibus secundis;
bractcolae lineares ; corolla purpurascens calycem subaequans ; carpidia
10 — 12 dorso convexo stellato-pubescentia. Species polymorpha statura,
foliis, numero florum, qui nunc spicati nunc glomerati. — Forma elata,
adscendens , foliis obtuse trilobis , lobis lateralibus oblique patentibus,
medio majori: Catamarca, frequens pr. Belen et Yakutula ( — Andes
bogotenses: Malva limensis Goudot pl. ess.)
M. peruvianum var. trisectum Gr. annuum, strictum, foliis fere ad
basin tripartitis, segmentis tripartitis obtusiusculis v. acuminatis, laterali-
bus patentissimis inciso-crenatis lobuloque exteriori auetis a medio subae-
quali sinu late aperto divergentibus. — Catamarca, in fruticetis pr. Ya-
kutula.
98. Sida parnassifolia Hook. — Hook. ic. pl. t. 385. recedit foliis
paucicrenatis : nostra forma est var. lobulata Wedd. foliis circumcirca
duplicato — v. inciso-crenatis. Ad Sidam revoco Malvastri As. Gr.
species acaules, apud Weddell (Chi. andina, 2. p. 274—277.) ad Mal-
vam reduetas: nam in nostra specie radicula supera introrsum descen-
dens. cotyledonibus fuliaceis inferis. Sectionem autem distinetam (Si-
dastrum) formant, carpidiis depressis marginc calloso rauriculato-creuatis.
calyce 5fido saepe 2bracteolato intus pubescente. tubo tereti. — Nostrae
speciei sunt: calyx 2bracteolatus. ultra medium öfidus, 3"' longus, lobis
ovatis acutis extus glabriusculis intus pubescentibus, bracteolis linearibus
glabris calycem subaequantibus ; petala obovata. 3'" longa; carpidia 10.
glabra. dorso planiusculo verrucosa, margine cristata. cristis callosis
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PLANTAE LORENTZIANAE.
91
muriculato— 6-8crenatis ; erabryo viridis, induplicativus, radicula fere ad
colyledonura apicem descendente, his rotundatis foliaceis. — Tucuman,
in planitie alta pr. Cienega ( — »Andes Quito« — Boliv. : Mandon pl.
boliv. 810.)
99. S. rbombifolia L. — Cordoba, in montibus pr. Ascochinga.
Tucuman, ubique in pratis pr. Siambon et in sylvis subtropicis Cuesta
de Periquillo (Zona tropica et ultra ejus fincs'i.
100. S. macrodon DC. var. intermedia St. Hil. Fl. bras. I. t. 36. f. I.
Carpidia 5 compressa, rotundato-obtusa. glabra, dorso rotundato carinata.
— Cordoba, in campis pr. urbem, in collibus rupestribus pr. Las Penas
(— Uruguay, Brasil, austr.«).
101. Cristaria heterophylla Hook. Arn. — Syn. Sida Cav. ic. 5. t.
421. Forma foliis supra pubescentibus subtus albo-tomentosis, imis
magis quam in figura citata divisis. — Cordoba, rarius in campis ( —
»Mendoza«).
102. C. corchorifolia Gr. suffrutescens. stricta, dense puberula, foliis
longe petiolatis basi cordatis apice acutis argute serratis, inferioribus
ovatis, superioribus oblongis, floribus axillaribus flavis: pedicellis genii-
nis v. solitariis petiolum subaequantibus, fruetiferis derlexis, corolla caly-
cem plus duplo superante , carpidiis 10 extus alis marginalibus loculo
aequilatis ab apice usque ad basiu cinetis dorso inter alas 3eristatis : cristis
lateralibus inciso-dentatis, media denticulata. — Syn. Tetraptera parviflora
Philipp.! in Anal. Univ. Chile, 1870. p. 165: nomen nec genericum nec
specific um adoptandum. Habitus C. betonieifoliae Pers. sec. figuram apud
Feuillee, alis secus margines carpidii decurrentibus a speciebus mihi no-
tis chilensibus differt et sectionem distinetam (Gayopsin) notat. Caules
pedales plures, simplices , e radice descendente erecti v. adscendentes,
pube simplici cinerascentes ; folia pube stellata incano-virentia, pleraque
2" longa, 5—6"' lata, petiolo sesquilongiora, sinu angusto basi cordata,
inferiora 1 — 1V2" longa, 8 10"' lata, quandoque subangulata; pedicelli
sub anthesi patentes, flore vix longiores, fruetiferi 1" longi, a basi deflexi ;
calyx ad medium 5fidus, iy2 — 2"' longus, lobis deltoideis; petala obovato-
oblonga, 4—6"' longa; styli 10, stigmate capitato; fruetus subglobosua,
M2
92 A. GRISEBACII,
*
5 — 6"' diam. : carpidia a columella raedio constricta apice in fila du-
plicia (de quibus illa pendent) soluta, indehiscentia, margine utroque in
alam deltoideam apice incurvam obtu.sam basi latiorem {ll/z"' latam) mem-
branaceam producta, cristis dorsalibus longitudinalibus brevioribus et duplo
quam alae angustioribus. — Cordoba, frequens in campis et arenosis ad
fluvios pr. urbem. (Mendoza).
103. Abutilon pedunculare Kth. Semina matura laevia. — Cor-
doba, pr. Ascochinga, Las Peiias (Amer. trop.)
104. A. niveum Gr. nov. sp. fruticosum. ramulis glabrescentibus,
foliis cordato - subrotundis ad medium trilobis v. subintegris crenulatis
supra puberulis subtus pube stellata tenui fulvo-tomentellis : lobis acutis,
medio deltoideo majori, pedicellis axillaribus plerisque geminis petiolo
duplo longioribu$ sub apice articuiatis , calyce ad medium 5fido extus
fulvo-tomentellis : lobis deltoideo-acutis, petalis obovatis niveo-albis caly-
cem duplo superantibus, carpidiis 10 — 12 calycem subaequantibus rotun-
dato-obtusis dorso tomentoso canaliculatis 4 — öspermis. seminibus scabris
pilosis. — Habitus A. biflori (Sidae Cav. diss. I. t. 9. f. 1.), cui »corolla
lutea«. Frutex excelsus, 6— 20'altus; folia 5— 2" diam. ; pedicelli l»/2 —
2", calyx 10"', petala 20"', carpidia 8"' longa. — Tucuman. Cuesta de
S. Jervies.
105. Sphaeralcea bonariensis Gr. — Syn. Malva Cav. diss. 2. t.
22. f. 1. M. prostrata Phil.! 1. c. p. 163. — Comparatur a Hook. (Bot.
misc. 3. p. 151.) cum S. cisplatina St. Hil., cui »caulis fruticosus, flores
axillares racemosi«: in nostra vero caules pedales, ascendentes suffrutes-
centes , flores in axillis congesti et in apice caulis approximati. — Cor-
doba, in campis et ad ripas pr. urbem. in collibus pr. Ascochinga Bona-
ria« — Mendoza).
106. S. rhombifolia Gr. nov. sp. fruticosa, pube tenui adpressa
glauco-cinerea . foliis rhombeis obtusis v. obtusiusculis supra basin late
cuneatam aequaliter crenatis petiolo duplo longioribus, pedicellis axillari-
bus petiolo multo brevioribus subternatis v. solitariis, bracteolis lineari-
bus calyce multo brevioribus deciduis, calycis tubo profunde öfido: lobis
ovato-acuminatis. petalis obovatis roseis calyce sesquilongioribus, carpidiis
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PLANTA E LORENTZIANAE. 93
*
10 muticis apice rotundatis 3spermis latere infra medium reticulatim ex-
sculptis dorso planiusculo pubesccntibus. — Frutex foliosus, a S. glome-
rata (M«Uva Hook. Arn.) fasciculis Horum pedunculo communi carentibus
prima fronte dignoscendus ; folia 2 — 3" longa, 1 — l1/»" lata; corolla 1"
diam. ; styli stigmate capitato; carpidia demum bivalvia, semilunaria, 2"'
longa. — Tucuman , in campis , c. c. pr. Graneros , ubi vastas piagas
omnino obducit.
107. Pavonia hastataCav. diss. 3. t. 47. f. 2. — Cordoba, in colli-
bus rupestribus pr. Las Peiias. S. Francisco (»Bonaria — Brasil, austr.«)
108. P. spinifex Cav. — Tucuman. in sylvis subtropicis (Amer.
trop.)
Bomoaceae.
109. Chorisia insignis Ktb. nov. gen. t. 485. f. I. Arbor ultra-
centumpedalis , supra basin ventricosa (Lor. in sched.l. Nomen vernac.
Palo borracho. — Tucuman , in sylvis subtropicis pr. La Cruz (»Andes.
aequatoriales — Peruvia: Spruce pl. exs. 3928!).
Buettneriaeeae.
110. Melochia anomala Gr. nov. sp. Eumelochia fruteseens,
pilosa, foliis ovatis oblongisque rotundato-obtusis crenato-serratis : crena-
turis basi sacpe superincumbentibus. stipulis linearibus petiolo brevioribus,
fasciculis paucifloris axillaribus: pedicellis calyce petioloque brevioribus,
calyce bracteolis linearibus longiori profunde 5fido : lobis oblongo-lanceo-
latis acuminatis, petalis roseis calycem ferc duplo superantibus, stamini-
bus supra basin distinctis, stylis basi connexis pilosis, Capsula ... —
Species habitu Sidae . venis foliorum primariis in marginem non excur-
rentibus anomala. Folia sparsim pilosa, 16 — 8"' longa, 12 — 6"' lata,
inferiora subrotunda, superiora oblongata, petiolo 5—3'" longo; calyx
3—4"', petala 6'" longa, haec in limbum obovatum dilatata. staminibus
fere duplo longiora; filaraenta petalis opposita, tuboque brevi iis adnexa,
margine membrauaceo latiuscula, anthcra crecta cxtrorsa, loculis oblongis;
ovarium loculis 2ovulatis 5angulare, in stylum attenuatum, hoc in ramos
5 apice clavatos stamina subaequantes diviso. — Cordoba, in collibus
apricis pr. Malagueoo.
94 A. G UISEBACH,
Eupkorbiaceae.
111. Jatropha excisa Gr. nov. sp. Adenorhopium, frutescens, foliis
profunde 3 — Öpartitis glabris glanduloso-ciliatis : glandulis marginalibus
globosis stipiti aequilongis: segmentis sinu exciso obtuso distinctis bre-
viter cuspidatis repandis v. crenatis, exterioribus semiovatis, mediis obo-
vatis : glandulis petiolaribus et stipularibus divisis setiforraibus apice
incrassatis, cymis contractis rubrifloris : pedunculo piloso. calyce 5partito :
segmentis ovatis acutis glanduloso-ciliatis corolla & fere triplo superatis,
glandulis corollae alternis subglobosis, starainibus 8—10. interioribus
fere ad apicem connatis, exterioribus a media columna secedentibus
patentibus: antheris omnibus subaequalibus . ovario glabro: stylis
abbreviatis in stigma crassiusculum bifidum abeuntibus, Capsula oblonga.
— Proxima J. gossypifoliae et clavuligerae, ab illa foliis fere ad basin
divisis: parte connexa 2"' fere diam., glandulis marginalibus breviter
stipitatis, segmentis dilatatis staminumque structura distinguenda, glan-
dulis stipularibus conveniens. Folia 6 — 3" diam.: segmentis 2 — IV2"
latis: petiolus aequilongus; calyx 1"' longus; petala obovato- oblonga,
fere 3'", Capsula 6'" longa. — Catamarca , in collibus siccis pr. Recreo
et pr. Fuerte de Andalgara.
112. /. macrocarpa Gr. nov. sp. Adenorhopium, frutescens, foliis
Öpartitis glabris m argine eglandulosis : segmentis mediis late ellipticis,
exterioribus semiovatis, omnibus acutiusculis : stipulis dilatatis deciduis
petiolisque nudis, cymis contractis : pedunculis breviter racemosis prni-
nosis, calyce öpartito: segmentis ovato-lanceolatis margine glanduliferis :
glandulis sessilibus corolla 4 fere triplo superatis, glandulis corollae alter-
nis subglobosis. staminibus 10 basi connatis: filamentis 5 exterioribus
duplo brevioribus patentibus: antheris subaequalibus breviter oblongis,
ovario glabro : stylis abbreviatis crassiusculis breviter emarginatis , Cap-
sula grandi ovoideo- oblonga. — J. Weddeliana Baill. minus nota con-
ferenda est. Caulis 6pedalis, crassus, superne herbaceus, ramosus ; folia
3 — 2" diam.: petiolus subaequilongus , segmenta integerrima, basi per
4 — 6" connexa, sinu angusto; cymae paueiflorae, pedunculis 3 — 6'" lon-
gis. bracteis lanceolatis; calyx 1—2'" longus; petala obovato-oblonga.
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PLANTA E LORENTZIANAE.
95
4 — 5"' longa; Capsula lignosa, 16'" longa et lata; semina ovoideo-oblonga,
8'" longa. — Catamarca, in dcclivibus siccis pr. Fuerte de Andalgara.
113. Janipha anisophylla Gr. (Manihot Müll. Arg. ined.). Species
J. carthagenensi (Jatrophae Jacq. amer. pict. t. 244.) foliis simillima,
distincta perigouii segmentis ovatis fructuque duplo brevioribus (flos <f
3'". fructus 6 — 7"' longus). Frutex 3pedalis. — Cordoba, in rupestribus
apricis pr. Ascochinga. Catamarca, in declivibus siccis pr. Fuerte de
Andalgara.
114. Croton sarcopetalus Müll. Arg. ined. Proximus C. tarapotensi
Müll. Arg. (Spruce, 4138!), quocum convenit foliis discoloribus et se-
minibus oblique et valide rotundato-costatis. sed a quo differt foliis
angustioribus (4" longis. 2" latis), eorum tomento tenuiori. venis infimis
subtus vix prorainulis tenuibus et inprimis semine majore (fere 2", nec
V/2 lougo). — Cordoba. in sylvis umbrosis pr. Ascochinga).
115. C. tucumanensis Gr. nov. sp. Cascarilla, ramulis angulosis
puberulis. foliis ovatis (v. ovato-oblongis) cuspidato-acuminatis denticu-
latis (v. repando-integerrimis) longe petiolatis supra puberulis v. glabres-
centibus subtus pube sparsa glauco-cinereis (v. dense albicantibus) basi
subtus biglandulosis : glandulis patellaribus sessilibus, racemo terminali
inferne 9, calycis 9 segmentis lanceolato-acuminatis, staminibus 15 — 20,
Capsula pubescente, scminibus subcompresso -ovoideis dorso breviter,
ventre validius oblique rotundato 3 — 4costatis. — Proximus ex descr.
C. soratensi Müll., pube fere amissa distingucndus. Frutex ultra sex-
pedalis. Folia in forma primaria 4—6" longa. 2—3" lata, inaequaliter
serrato-denticulata, membranacea, leviter subtus pubescentia, petiolo
IV2 — 3" longo; racemus gracilis , 4—6" longus, floribus demum 2—3'"
distantibus , plerisque in bractea solitariis ; Capsula 2"', semina nitida,
plumbeo-nigricantia, V/2"4 longa. — Tucuman, in sylvis subtropicis pr.
Siambon, Cuesta de la Puerta.
C. tucumanensis var. oblongatus Gr. foliis ovato-oblongis subtus
cinerco-tomentellis repando-integerrimis v. obsolete denticulatis. — Se-
mina cum er. conveniunt; folia 3" longa, V/2" lata, longius acuminata.
— Tucuman, frequens in declivibus montanis pr. Siambon.
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90 A. GRISEBACH,
116. C. Lorentzii Müll. Arg. ined. Aftinis C. flaventi L., sed glan-
dulae folii basilares sesailes scutellatae et semina pallida, majora (2"'
longa]. Folia 1" longa, 6 — 8'" lata. — Cordoba, in arenosis ad fluraina.
117. C. argentinus Müll. Arg. ined. Habitu accedere videtur ad
C. migrantem Cas., sed Elutoria stylis in ramos bifidos bipartitis, Capsula
major. 4'" longa. Fruticulus ramosus foliosus, lepidibus in pubem stel-
latara dissectis albidus, foliis oblongo-lanceolatis acutiusculis subsessili-
bus, 1" longis, 2 — 3'" latis. — Cordoba, in collibus rupestribus pr. Las
Penas, in sylvis montanis C'erro de S. Roque.
118. C. myriodontus Müll. Arg. ined. Barhamia, habitu ad C.
ovalifolium West accedens, foliis dense glanduloso-serrulatis et calycis j
segmentis lanceolato-acuminatis stellato- touientosis capsulam includenti-
bus insignis, C. siderophyllo Müll, affinis videtur. Folia Vfa" longa.
6'" lata, acutiuscula, subtus cinereo-pubescentia; Capsula 4"' longa. —
Cordoba, in rupestribus pr. Las Peöas.
119. C. glandulosus L. Forma foliis magnis (2—3" longis) rhombeo-
ovatis, nunc herbacea, tripedalis, nunc auffruticosa, sexpedalis. — Cor-
doba, in fruticetis pr. urbem, in sylvis umbrosis montanis pr. Ascochinga
(America calidior).
120. C. pauperulus Müll. Arg. Euph. p. 671. Radix annua. Caulis
erectus, foliosus, :; — 6" longus. Folia plerumque rotundato-obtusa, ovata,
ovalia v. ovali-subrotunda, 1 — l1/»" longa, 10 — 16'" ( — 8"') lata, utrinque
virentia. Calycis <f segmenta ovalia, glandulae rubrae opposita, petalis
lanceolato-oblongis aequilonga ; calycis ? segmenta ovato-lanceolata, intus
basi glandulis geminis rubris instructa glandulisque virentibus (petalorum
rudimentis) alterna. Ex stylis bifidis meae definitioni sect. Geiseleriae
(Flora Westind. Jsl. p. 4L) respondet et praecedenti certe affinis est.
— Santiago de Estero, ubi formationem herbaceam soli arenosi salsi ad
fl. Saladillo praecipue constituit.
121. C. subpannosus (Julocroton Müll. Arg. ined.). Frutex albo-
tomentosus, inflorescentia capituliformi cum C. montevidensi (Julocr.
Klotzscb) conveniens, foliis ovatis acutiusculis anguste denticulatis 5uer-
viis (2—3" longis), calycis 9 segmentis asymmetricis resupinatis bracteis-
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PLANTAE LORENTZIANAE. 97
que in lacinias lineares divisis, styli ramis 4fidis. seminibus laevibus. —
Cordoba, in sylvis montanis pr. Ascochinga.
122. C. dentosus Gr. — Syn. Julocroton serratus Müll. Arg. ined.
(non Croton serratus ej.) Praecedenti afönis, sed caulis spithameus, suf-
frutescens , folia subrotunda , supra basin truncato-rotundatam grossius
argute dentata, penninervia, apice rotundato-obtusa , calycis ? segmenta
in lacinias breviores divisa, pinnatifida. Stylus inferne longius setosus;
convenit styli ramis 4fidis, seminibus laevibus et tomento albido. —
Cordoba, in convallibus pr. urbem.
123. Chiropetalum tricuspidatum Juss. var angustifolium Gr. folüs
lineari-acuminatis (1" longis, 1 — lW" latis). Racemi pauciflori. — Cor-
doba, in fruticetis convallium (« — »Peruvia« et Chile).
124. Polyboea Lorentzii Gr. — Syn. Bernardia Müll. Arg. ined. —
Species proxima P. caperonifoliae (Bernardiae Müll. Arg. Euph. p. 920.),
distincta foliis elliptico-oblongis v. lanceolato-oblongis obtusiusculis (2 —
V/2" longis, 10 — 5"' latis). spicis <f brevioribus (3—4'" longis et pedun-
culo 4 — 6"' longo suffultis), antheris (5) biglobosis rima laterali dehis-
centibus. calyce j öpartito. Suffrutex 1 — ll/2pedalis; calyx Sparti-
tus, V" longus; styli brevissimi. 2partiti, ramis integris reflexis; Capsula
3"' diam. ; semina ovoidea, a dorso compressa. Nomen vernac.: Gran-
dillas. — Cordoba, in convallibus pr. urbem.
125. Acaltfpha cordobensis Müll. Arg. ined. Affinis A. infestae
Poepp. Endl. Caules pedales. basi suffrutescentes, foliosi, pubescentes et
pilosi; folia longe petiolata, ovato-oblonga . obtusiuscula, argute serrato-
dentata, glabriuscula . ll/2 — 2" longa. 8 — 10'" lata; spicae cylindricae,
$ axillares folium subaequantes, 9 terminalis , elongata; bracteae 9 bi-
florae, palmatifidae: lobis 5 oblongis obtusis; styli multifidi. ramis setaceis
rubicundis. — Cordoba, frequens in campis et convallibus pr. urbem.
126. A. cordifolia Gr. nov. sp. fruticosa, ramulis petiolisque inter
pubem simplicem dense glanduliferis , foliis cordato-subrotundis breviter
acuminatis Serratia basi 5— 7nerviis utrinque adpresse pilosis margineque
parce glanduliferis longe petiolatis; racemis spiciformibus axillaribus
filiformibus breviter pedunculatis petiolum subaequantibus androgynis
Phys. Classe. XIX. N
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A. GRISEB ACH,
basi 9: bractcis 9 3 — 2 remotiusculis unifloris late conduplicato-renifor-
mibus dem um costatia margine glanduloso-denticulatis , ovario setoso et
glandulifero : stylis elongatis subllfidis, seminibus laevibus. — Proxima
A plicatae Müll. Arg. Euph. p. 855., distineta foliis multo latioribus
(6—3" longis, 5— 2y2" latis). bracteis $ denticulatis, stylis 3"' fere lon-
gis multifidis. Frutex ultra6pedalis ; pubes foliorum simplex, secus ner-
vös bifariam seriata; racemi 2 — 3" longi, floribus 9 sessilibus: bracteae
exerescentes demum 4 — 6'" latae, 3"' longae; calyx $ 4phyllus, 9 Spar-
titus: 8egmenti8 ovatis acutis eiliatis; semina compressa-ovoidea, atra, V"
longa. — Tucuman , in * vi vis urabrosis subtropicis et in fruticetis pr.
Siarabon.
127. Tragia volubilis L. — Tucuman. frequens in sylvis subtro-
picis et in fruticetis pr. Siambon. (Amer. trop., »translata quoque in Afri-
cem occidentalem«).
128. T. dodecandra Gr. nov. sp. Leptorhachis , suffruticoso-
herbacea, hispido-pilosa, foliis e basi profunde cordata deltoideis crenato-
serratis petiolo subaequilongis , inferioribus ipso brevioribus , racemulis
terminalibus axillaribusque paueifloris peduneulatis, pedicellis bracteolae
lineari calycique subaequilongis, inferioribus 1 — 2 foemineis, staminibus
13—20: anthera oblonga erecta : filamento incrassato, stylis intus papil-
losis exsertis divergentibus, Capsula 3globosa hispida. — Habitu et plu-
ribus notis accedens ad T. betonieifoliam Müll., sed antheris et numero
8taminum ad Leptorhachin , ad Tragiam reducendam, pertinet. Caulis
adscendens, spitbameus, basi divisus; folia 14 — 6'" diam., apice acutius-
cula, v. rotundata, petiolo 12 — 4'" longo, stipulis ovatis acutis; pedun-
culi folio subacquilongi , 5 — 8flori, supra pedicellum 9 saepe infracti;
calyx 6phyllus (initio cohaesione 3pbyllus), valvaris. foliolis lanceolato-
acutis V" longis: stamina duplo breviora, centralia, antheris filamento
latiusculo vix brevioribus, demum extrorso-birimosis ; calyx 9 6phyllus,
leviter imbricativus , V" longus. foliolis ovato-lanceolatis acutis ovarium
hispidum subaequantibus; semina globosa, exarillata, — Santiago del
Estero, in campis provinciae meridionalibus, pr. Las Aguilas.
129. Excoecaria marginata Gr. ex syn. Sebastianiae Klotzschianae
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PLANTAE LORENTZIANAE.
99
Müll. Arg. schedulae ab ipso inscriptae. — Syn. Gymnanthes marginata
Baill. Nomina generica Swartzii et Jacquinii conservanda duco contra
opinionem cl. Müll. Arg., qui Sapium Jacq. Excoecariam et Excoecariam
Sw., A. Juss., Benth. Sebastianiam nuncupavit, quo factum est ut fere
omnia specificanominaabipsomutatasint. Arbusculav. frutex excelsus. Spe-
cimina incompleta, capsulifera. — Cordoba, in montibus. (»Brasil, austr.«).
130. Sapium aucuparium Jacq. var. salicifolium Kth. Folia 3 —
4" longa, 6"' — 16"' lata, punctis pellucidis carentia. — Tucuman, arbor
frequens in sepibus inter Tucuman et Santiago de Estero. (Amer. trop.)
131. Euphorbia pilulifera L. — Tucuman in pratis pr. Graneros.
(Zona tropica).
132. E. hypericifblia L. var. lasiocarpa Kl. Forma foliis infra
apicem subintegerrimis, semine conveniens. — Cordoba, pr. Ascochinga.
(America calidior et ultra ejus fines).
133. E. brasiliensis Lam. var. Lorentzii Müll. Arg. ined. asceodens.
superne parce pilosa , foliis e basi subcordata oblique cordato-ovatis ob-
tusiusculis (6"' longis, 4"' latis) serrulatis. — Cordoba, in graminosis
humidis pr. S. Francisco (Amer. trop.)
134. E. serpens Kth. var. microphylla Rth. — Cordoba, frequens.
Tucuman in pratis pr. Graneros. (America calidior et ultra ej. fines).
135. E. ovalifolia Engelm. var. argentina Müll. Arg. ined. foliis
basi oblique rotundatis oblongis v. obovatis retusis v. rotundatis (ll/2 —
2"' longis). — Cordoba, pr. Ascochinga ( — »Mendoza et Chile«).
136. E. sciadophila Boiss. — Cordoba, in sylvis montanis humidis
pr. Ascochinga ( — Brasil, austr.)
137. E. chilensis Gay. Distinguenda ab E. portulacoide Spreng,
foliis lanceolato-oblongis oblongisque obtusiusculis v. obtusis (1—2" lon-
gis, 5—8"' latis). — Cordoba, in cainpis. (»Bonaria— Chile«).
138*. E. Peplus L. — Cordoba, inter segetes.
Rhamneae.
139. Zizyphus Mistol. Gr. nov. sp. arboreus, spinosus, pube brevis-
sima pruinaque pulverulento-incanus , foliis breviter petiolatis coriaceis
N2
100 A. GRISEBACH,
subcordato-ovalibua v. ovali-subrotundis apice rotundato retusis trinerviis
(cum pari accessorio obsoletiori) minutissime et remote serrulatis, cymulis
tomentosis petiolum excedentibus , ßoribus apetalis , stylo brevi , drupa
calycis tubo circumscisso suffulta uvata apice rotundato-acutiuscula. —
Petalis deficientibus ad Condaliam accedit, sed statura, foliis palmati-
nerviis, floribus cyraosis et ovario biloculari verus Zizyphus est. Arbor
excelsa, ramulis tortuosis, spinis ex altera stipula ortis validis brevibus
rectis 2—3'" longis ; folia juxta spinam fasciculata, cinereo-incana, rigen-
tia, 8 — 14'" longa, 5— 9"' lata, petiolo crassiusculo 1—2"' longo; cymae
breviter pedunculatae, pedicellis abbreviatis glomerulum saepe pauciflorum
exhibentes; calyx 1"' longus et latus, vix ad medium 5fidus, lobis del-
toideo-acutis ; stamina brevia, incurva, antberis introrsis biglobosis; dis-
cus tubum calycis vestiens, pistillum liberum aequans. m argine staminifer;
drupa 21ocularis, 3 — 4"' longa, atra, glabrescens; semina compressa, laevia,
albuminosa, cotyledonibus foliaceis. — Nomen vernac. Mistol. Arbor fre-
quens in parte boreali prov. Cordoba et in prov. Santiago de Estero.
ubi drupae edules nutrimentum praebent Universum, Algarobis haud cedens.
140. Condalia lineata As. Gr. Drupa biloculari a charactere gene-
ris a oL Reissek in Flora brasiliensi dato recedit, habitu C. micro-
pbyllae Cav. persimilis est, venis crassiusculis foliorum subtus prominulis
rectilineis insignis. Folia 2 — 3"' longa, pedicellos subaequantia v. supe-
rantia, in ramulis apice spinescentibus fasciculata; flores 1"' longi: struc-
tura fere ut in Zizypho Mistol ; drupa calycis tubo circumscisso suffulta,
3*" longa, oblonga v. obovato-oblonga, apice rotundato. — Nomen vernac.
Pinillin. Cordoba. in carapis (— »Patagonia«).
141. Colletia ferox Gill. Hook Bol. misc. 1. t. 44. B. — Nomen
vernac. Barba de Tigre. Cordoba, in collibus rupestribus pr. S. Fran-
cisco, Cerro de S. Roque, in ripa fL Rio primero (— »Mendoza et Chile«).
AmpeMeae.
142. Cissus Tweediana Bäk. in Fl. bras. fasc. 54. p. 214. (sub.
Viti). — Nomen vernac. Viiia del Zorro. Catamarca, frequens in sepibus
et fruticetis pr. Fuerte de Andalgala f — »Tucuman«).
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PLANTAE LORENTZIANAE.
101
143. Heteropteris glabra Hook. Arn. var. Forma seandens. in Juss.
Malp. p. 219. jam designata. Speciem in Flora brasil. fasc. 21. p. 63.
a H. umbellata Juss. distingnerc nescivi, specimina vero nostra a brasi-
liensibus hujus recedunt Samara in dorso loculi appendice bre viter cris-
tata. Folia basi complicata sacpc obliqua eglandulosa, secus marginem
binc inde glandulis minatis subtus notata, apice acutiuscula. — Nomen
vernac. Sacha huasca. Tucuman, pr. La Cruz. (»Brasil, austr.«)
144. Tricomaria Usillo Hook. Arn. Bot. misc. 3. tab. 101. — Cft-
tamarca. frequens in fruticetis pr. Fuerte de Andalgala (— »Mendoza«).
Mionandra nov. gen.
Calyx 5partitus . segmentis 4 biglandulosis : glandulis sessilibus ob-
longis. Petala unguiculata, subinaequalia, laminis parvis fimbriato-den-
tatis Stamina fertilia 5 distincta, filamentis latiusculis glabris, antberae
loculis margine deorsum dilatato appendiculatis , sterilia Ulis alterna v.
nulla. Ovarium hirsutum, trilobum, stylis 3 distinctis ventralibus apice
truncatis. Nux (abortu solitaria) trigona, marginata, crista dorsali obtuse
carinata, latere tuberculata. toro piano inserta; semine infra apicem sus-
penso. — Fruticuli scandentes v. suffrutices bumiles ; folia opposita,
parva, eglandulosa, adpresse pilosa, subsessilia, stipulis interpetiolaribus
geminatim connuis ; flores axillares, solitarii, pedunculati, pedunculo foliis
floralibus binis stipulatis instructi. — Genus juxta Heladenam inseren-
dum stipulisque affine Peixotoae, habitu singulare et biforme.
145. M. argentea Gr. nov. sp. fruticosa, seandens, foliis lanceolatis
mucronulato-acuminatis supra subserieeis subtus ramulisque argen teo-
8ericeis, pedunculum subaequantihus, stipulis integris, peduneulis versus
basin foliatis, petalis (siccis luteis) spathulatis calyce fere sesquilongiori-
bus, staminibus sterilibus abortivis. — Rami tenues, patentes, apice inter
frutices scandentes, internodiis plerisque 1 — 2" longis; folia 6 — 12"' longa
2 — 3"' lata, floralia breviora, 2"' supra basin peduneuli inserta, pube
elongata sericca, discolora : stipulae ovatae, acutae. V" longae ; peduneuli
argenteo-tomentosi, 8— 12"' longi, crassiusculi ; calycis segmenU oblonga,
102 A. GRISEB ACH,
obtusiuscula , 3"' fere longa, extus pubescentia, intus glabra; petala
4"' longa , ex ungue latiusculo in laminam obovato-oblongam vix aequi-
longam fimbriatam sensimdilatata; stamina 5, calyci aequilonga, filaraen-
tis corapressis, antherae loculis glabris margine membranaceo basi am-
pliato appendiculatis ; styli subuliforraes , apice truncato parum dilatati,
stamina aequantes ; fructus ignotus : ovarium albo-tomentosum dorso sub-
cristatum, ovulo in quoque loculo pendulum , e basi loborura facie ven-
trali styliferum. — Cordoba, in fruticetis Sierra de Cordoba pr. La
Higuera.
146. Af. camareoides Gr. nov. sp. suffruticosa, palmaris, foliis ovatis
v. ovato-oblongis acutis sparsim adpresse setosis margine implexo-setoso
cinctis : nervis subtus cauleque strigosis, stipulis bifidis, pedunculis abbre-
viatis sub apice foliatis, petalis calyce subbrevioribns limbo subrotundo,
staminibus sterilibns setaceis apice incurvis. — Habitus Camarcae hir-
sutae. Caules plures, erecti, basi lignosi, internodiis 6 — 12'" longis; folia
8 — 10"' longa, 4 — 6"' lata, petiolo vix 1"' longo, floralia duplo breviora,
V" supra basin pedunculi et fere l/2'" infra florem inserta : stipulae in-
terpetiolares petiolos subaequantes, subrotundo- bi ti dae ; calycis segmenta
oblonga, obtusa, l'A"' longa, post antbesin excrescentia ; petala ungue
latiuscula, abruptim in limbum parvum denticulatum dilatata; stamina
fertilia filamentis sterilibus subduplo longiora; ovarium hirsutum, ad me-
dium trilobum, lobis latere et margine obtuse cristatis; nux V" fere
diam. transvers. et longit., crista dorsali brevissima, margine obtuso vix
angustiori, tuberculis rugisque lateralibus inordinatis v. reticulatim con-
nexis ; semen e funiculo dilatato medio loculo inserto suspensum . radi-
cula supera, cotyledonibus inflexo-ascendentibus. — Cordoba, in campis
ab urbe meridionalibus, raro florens.
147. Janusia guaranitica Juss. — Tucuman, in fruticetis pr. Siam-
bon ( — »Brasil, austr.«).
Erythroxyleae.
148. Erythroxylum ovatura Cav. ex habitu exacte congruo. flores
et fructus desunt. Frutex excelsus v. arbor spectabilis. — Tucuman, in
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PLANTAE LORENTZIANAE.
103
s vi vis subtropicis pr. Siambon, ubi copia truncorum pracvalet. (Amer.
trop.)
Lineae.
149. Linum scoparium Gr. nov. sp. Cliococca, suffruticoso-caespitosa,
pedalis, glabra. caulibus strictis apice fastigiato-ramosis rigentibus angu-
losis foliisque glaucescentibus, his oppositis alternisqui distantibus erecto-
patentibus breviter lineari-acutis sessilibus basi 2glandulosis subuniner-
viis, floribus terminalibus fastigiato-solitariis, corolla (sicca camea) caly-
cem aequante v. breviori, calycis segmentis ovatis mucronato-acutis cap-
sulani includentibus, staminibus ovarium subaequantibus, stylis elongatis
stigmatc globoso terminatis, Capsula globosa : septis spuriis completis. —
Habitus Lini juncei, ubi corolla L. flavi magna; internodia saepe 1",
folia 2 — 5"' longa; calyx 1"' longus, segmentis valde itnbricatis margine
hinc inde parce fimbriatis. — Cordoba, in collibus rupestribus pr. Ijaa
Penas.
Geraniaceae.
150. (18.) Geranium fallax Steud. in Regensb. Fl. 1856. ex Lechl.
pl. peruv. 1907! — Fedunculi biflori; petala obovato-oblonga , calyce
duplo longiora, b'" longa; stamina 10 distincta!, filamentis basi subuli-
formibu8; carpidia demum glabrescentia , semine laevi asperiusculo
compresso. — Catamarca, in convalle alpina Granadillas, in alpinis Vayas
altas pr. Belen, alt. 9—11000' (— Peruvia).
151. (19.) G. leucanthum Gr. nov. sp. perenne, pedale. ramoso-
erectum, glanduloso-pilosiusculum, foliis 5 — 7partitis: segmentis late
cuneatis trifido-pinnatifidis : lobis oblongis mucronulato-acutis : stipulis
elongatis lineari-acuminatis , pedunculis unitloris folium excedentibus,
petalis albis obovatis leviter retusis se{>ala longe mucronata duplo supe-
rantibus, carpidiis pubescentibus: rostro glanduloso-piloso. — Habitus
G. sanguinei. Folia inferiora 2—3" diam; stipulae 6 — 8"', sepala 5'",
petala 10"' longa. — Tucuman, in pascuis alpinis pr. Cienega.
152*. Erodium cicutarium lUev. — Cordoba, in pascuis udis pr.
S. Francisco. Catamarca, in alpinis pr. Belen alt. 9 — 11000'.
104
A. GRISEB ACH,
E. cicutarium var. pimpinellifolium DC. — Tucuman, frequens in
alpinis pr. Cienega.
153. (20.) Viviania calycina Gr. n. sp. fruticulosa, ramosa. ramulis
foliosis foliisque incano-pubescentibus, hü oblongo-lanceolatis acutis inte-
gerrimis breviter petiolatis subtus serieeis, pedicellis terminalibus et e
summis axillis oriundis folio brevioribus, calyce 5partito: segmentis ob-
longis acurainatis cum totidem bracteolis linearibus paullo brevioribus
alternantibus, petalis (siccis flavis) obovatis cxunguiculatis calycem subae-
quantibus, ovario sericeo stylis 3 crassiusculis multo longioribus termi-
nato. — Calyce bracteolis involucrato et verosimiliter corolla flava ad
Balbisiam (Lcdocarpum) accedit, habitu et sepalis basi connatis valvaribus
cum Viviania convenit. Frutex humilis, ramis tenuibus superne herbaeeis
erectiusculis, pube brevi molli simplici ; folia 6—8'" longa. 2—1"' lata,
plcraque intemodio duplo longiora; calyx 3'" longus: segmenta bracteo-
lis quadruplo latiora ; stamina 10 fertilia, filamentis nliformibus, alternis
basi glanduliferis ; ovarium minutum, globosum, stylis quadruplo brevius,
loculis biovulatis, ovulis approximatis. — Catamarca, in rupium fissuris
Vayas altas pr. Belen alt. 9 — 11000'.
154. Oxalis bipartita St. Hil. Flora bras. t. 25. var. alpina, seg-
mentis foliolorum lanceolato-lincaribus (2 — 4"' latis), squamis bulbi mu-
ticis acutis. Corolla 8 — 10"' longa. Tucuman. in paseuis alpinis v.
c. pr. Tafi. S. Javier. Catamarca, in convalle Granadillas pr. Jakutula
( — »Brasil, austr.«)
155. O. Commersonii Fers, ex descr. ap. Zucc. Ox. nr. 26. Foliola
ultra medium biloba, 2 — 3"' longa, lobis obovatis v. obovato-oblongis ;
corolla 6 — 8"' longa. — Cordoba, frequens in campis, et ad ripas
( — »Uruguay«).
156. O. filiformis Kth. nov. gen. 5. t. 469. Forma nostra major,
foliolis 2 — 5"' latis, corolla 6"' longa calycem triplo superans. — Tucu-
man. in arenosis ad rivulos pr. Tati. (»Andes Amer. austr. a Nov. Gra-
nada — Feruv.«).
Zygophylleac.
157. Tribulus terrestris L. Forma spinis carpidiorum inferioribus
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PLANTAR LORENTZIANAE.
10Ö
abortivis; petala calycem subaequantia. — Cordoba, in muris pr. S.
Francisco.
158. Larrea divaricata Cav. ic. t. 560 f. I. — Nomen vernac. Ja-
rilla. — Cordoba, in campis pr. urbem ( — »Mendoza«).
159. Porlieria hygrometrica R. P. — Nomen vernac. Cucharera,
Guajacum. — Cordoba, in campis pr. urbem. Tucuman, ubi arborescit.
Catamarca, in campis et fruticetis pr. Fuerte de Andalgala. ( — »Peruv.
et Chile«).
100. Plectrocarpa tetracantha Gill. — Santiago del Estcro , ubi
constituit fruticeta in salsis pr. Chilque. Catamarca, ubi frutex Prima-
rius est formationis deserti ab oppido S. Maria per Campo del Arenal
extensi ( — »S. Juan«).
161. Bulnesia bonariensis Gr. n. sp. ramulis incano-puberulis, foliis
abrupte pinnatis glabrescentibus : foliolis 8 — 4jugis linear i-oblongis acu-
tis calloso-mucronulatis , pluribus alternantibus, pedicellis solitariis folia
subaequantibus , petalis obovatis calyce duplo v. plus duplo longioribus.
fructu breviter stipitato late ovali apice rotundato-emarginato sinu acuto
ad diametri longitudinalis octavam fere partem inciso. — Frutex ramosus,
trunco robusto, ramulis foliatis abbreviatis: habitus omnino B. chilensis
Gay, a cujus icone (Fl. chil. t. 15) foliis, corolla plus duplo majori et
fructu profundius emarginato eximie differt; folia breviter petiolata, 1"
fere longa, foliolis 2—3"' longis, l/t — 1"' latis, stipulis minutis deciduis;
pedicelli in ramulis terminales v. e summis axillis, demum cernui ; sepala
inaequalia. 4 — 5"' longa, elliptica v. oblonga, obtusa, glabriuscula; petala
tiava, 10"' longa, in brevem unguem angustata; stamina 6"' longa, fila-
mentis filiformibus apice incurvis 2"' supra basin squamatis , squama
cornosula triplici, interiori subquadrata apice truncato lacera, lateralibus
2 breviter subuliformibus patentibus; ovarium fusiforme, in stylum bre-
vem stigmate inconspicuo acutum sensim attenuatum, 5angulatum, locu-
lis nempe a latere complanatis angulo interiori solo unitis Sovulatis;
fructus carpophoro 2"' longo e disco dilatato oriundo stipitatus, V/2"
longus, 14"' latus, carpidiis late alatis samariformibus ad angulum inter-
num usque complanatis demum a columella divisa filiformi solutis ; semen
Phys. Glosse. XIX. O
106 A. GRISEBACH,
in loculo solitarium (immaturum), suspensum , funiculo dilatato. — Cor-
doba, in fruticctis declivitatis occidentalis montium Sierra de Cordoba.
Santiago de Estero, frequens in fruticetis meridionalibus provinciae.
162. B. Retaraa Gr. — Syn. Zygophyllum Gill, in Bot Mise. 3.
p. 166. B. macrocarpa Phil, ex descr. Specimina fruticis robusti fruc-
tifera aphylla, fruetus et seminis struetura cum Bulnesia congrua, prius parce
foliata, foliolis 2jugis oblongi« nunc minutissimis vix 1"', nunc 2—3"
longis; pcdicelli fasciculati, demum arcuato-nutantes , 6"'longi; fruetus
5 ( — 3)pterus , subsessilis , carpophoro vix l/2"' longo , obovali-subrotun-
dus, apice rotundato levissime emarginatus , 8"' longus et latus; semen
oblongum, leviter ineurvum, complanatum, e funiculo supra medium ipsi
inserto suspensum, rhaphe infra hilum adnata. testa membranacea resi-
nosa, albumine carnoso copioso embryonem planiusculum includente,
cotyledonibus oblongis radicula conica supera multo longioribus. — No-
men vernac. Retama. — Catamarca, frequens in campis pr. Fuerte de
Andalgala. (»Mendoza — S. Juan«).
163. B. foliosa Gr. n. sp. tenuissime puberula, glabrescens, foliis
4 — 2foliolatis internodia subsuperantibus e gemmis oppositis incrassatis
oriundis: foliolis oblique obovatis apice rotundatis: petiolo communi in
mucronem debilem apice producta . pedicellis fasciculatis gemmae folii-
ferae insertis folio paullo superatis, petalis spathulatis calyce parum
longioribus, fruetu in disco dilatato sessili ovali apice integro basique
rotundato. — Frutex ramosus öpedalis et ultra, internodiis crassiusculis
6—12"' longis; folia petiolata: foliola deorsum producta et in parte a
mediano inferiori nervis accessoriis 1 — 2 oblique palmatinervia , 6 — 8"'
longa, 3 — 4"' lata, 2 — ljuga, inferiora petiolo (5"' longo) medio inserta;
pedicelli fruetiferi erectiusculi v. leviter arcuati, terni ( — solitarii),
5 — 6'" longi; petala flava, 3"' longa, pistillo aequilonga, staminibus
breviora; fruetus (struetura cum praecedente conveniens), 8"' longus,
5—6'" latus: semen oblongum, loculum implens, e funiculo medio
ipsi inserto suspensum, rhaphe infra hilum demum soluta calcari-
formi, testa membranacea, albumine dense carnoso embryonem rectum
complanatum includente, cotyledonibus lineari-oblongis albidis. — San-
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PLANTAE LORENTZIANAE.
107
tiago de Estero, in fruticetis mixtis. Catamarca, in collibus siccis pr.
Ree reo.
164*. Ruta chalepensis L. Boiss. — Syn. R. angustifolia Pers. —
Cordoba, in convallibus Sierra de Cordoba, pr. Ascochinga.
165. Zanthoxylum Coco Gill. Species sect. Kampmanniae Gr. Fl.
Ind. occ. p. 138., variat foliolis 3— 6jugis. Petala 5. elliptico-lanceo-
lata, acutiuscula. V" longa, stamina subaequantia ; carpidium maturans
soll tan um , drupaceum , globosum, 3'" diam. Arborea v. fruticosa. No-
men vernac. Coco. — Cordoba, in montibus pr. Ascochinga. (»S. Luis«).
166. Castela coerinea Gr. n. sp. ramis valide spinosis , foliis supra
spinam fasciculatis v. subsolitariis eaque exerescente patentissima brevi-
oribus rigide coriaeeis supra coneavis breviter petiolatis oblongis obtusis
apice plerumque leviter retusis integerrimis pulver dentis, floribus $ e
gemma foliata oriundis in cymam paueifloram folio superatam dispositis :
pedicellis puberulis flori subaequilongis , corolla coccinea induplicato-
imbricativa, filamentis dense villosis squamulaque villosa intus ad medium
appendiculatis. — Frutex ultra6pedalis , rigidus, spinis rectis (originitus
axillaribus) scmipollicem fere distantibus demum pollicaribus ; folia 9 —
5"' longa, 4 — 3"' lata, marginata. petiolo 1 — 2"' longo; pedicelli e pe-
dunculo communi brevi oriundi, Vfyf* longi; petala 4, elliptica, obtu-
siuscula, stamina subaequantia, calyce minuto multo longiora, ll/2'"
longa; pl. j ignota. C. Tweedii PI. diflert sec. descr. »foliis et floribus
fasciculatis« filamentisque medio squamatis nostra species a charactere
generico Planchoniano recedit. — Cordoba. in fruticetis Sierra de Cor-
doba occidentalibus.
\€ 7* ns* t*
i'i tili« Ct Hvi
167. Cedrela brasiliensis St. HU. Fl. brasil. t. 101. var. australis
St. Hil. Ramus sterilis tantum exstat. — Nomen vernac. Cedro. Arbor
spectabilis, foliolis 8 — lOjugis. terminali abortivo. — Tucuman. frequens
in sylvis subtropicis pr. La Crua. (»Uruguay, et Brasil, austr.«).
02
108
A. GRISEB ACI1,
Sapindaceae.
168. Cardiospermum Halicacabum L. — Cordoba, in scpibus pr.
Ascochinga. Tucuman, in sylvis subtropicia pr. Siarabon. (America
calidior).
169. Serjania fulta Gr. n. sp. ramulis velutino-pubescentibus,
foliis biternatis non pellucido-punctatis supra glabrescentibus subtus pu-
berulis : foliolis ovatis acutis reraote et grosse supra basin cuneatam ser-
ratis , terminali longiuscule petiolulato : petiolo uudo , sepalis 4 , petalis
extra glandulas foveae planiusculae insertis : squama apice bicuspidata,
ovario stamina subaequante in stipitem columnarecn angulatum sensim
attenuato , Samara glabriuscula : alis inferioribus a loculo subrotundo in-
cisura distinctis oblongis v. demum ovali-oblongis utrinque rotundatis.
— Habitus omnino S. velutinae Camb., cui folia pellucido- punctata,
fructus velutinus. Frutex scandens, quandoque arborcscens ; fohola 2 —
V/z" longa, serraturis utrinque 3 — 5, petiolis partialibus terminali 6'",
lateralibus 1 — 2"' longis; racemi compositi pedunculati, juxtaaxillares,
folium subaequantes, infra rlores vulgo 2cirrhosi ; sepala majora 2"' longa,
petala aequilonga squamas l/$ excedentia, squamae subaequales obovatae
apice longiuscule bicuspidatac ; Samara matura 12 — 14'" longa, 10'" lata,
loculis diam. 3"'. — Tucuman, frequens in fruticetis subtropicis pr.
Siambon.
170. S. foveata Gr. n. sp. ramulis puberulis, foliis biternatis non
pellucido-punctatis glabrescentibus: foliolis ovatis v. ovato-oblongis acutis
a medio remote serratis basi cuneatis subsessilibus , terminali in basin
angustam longiusculam contractis : petiolo nudo , sepalis 4, petalis glan-
dulae iufundibulari callosae insertis: glandulis subaequalibus : squamis
brevitcr unguiculatis , binis ovalibus apice bicallosis, binis oblongis in
apicem subuliformem productis, ovario brcvissime abruptim stipitato :
stipite tubum stamineum aequante, samara. . . — Habitus S. glabratae
Kth., structura floris fere ut de S. paludosa Camb. describitur. Frutex
arbores excelsas scandens v. humilior; foliolo 1 — 2" longa, serraturis
utrinque 3 — B; racemi juxtaaxillares, compositi, laxiflori, 3" longi, folium
subaequantes, longe pedunculati infra flores 2cirrhosi: pedunculi partiales
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PLANTAE LORENTZI AN AE .
109
ß — 10"' longi, versus apicem pauciflori; sepala majora 2"' longa, petala
aequilonga, e fundo glandulae oriunda; ovarium obovatum , stylo pro-
funde trifido: ramis crassiusculis velutinis. — Tucuman, in sylvis sub-
tropicis pr. Siambon.
171. Paullinia brachystacht/a Gr. n. sp. ramulis incano-tomentellis,
foliis biternatis v. foliolis inferioribus ad unum reductis bijugo-pinnatis
membranaceis non pellucido-punctatis utrinque puberulis : foliolis rhoni-
beo-ovatis breviter acuminatis a medio inciso-serratis : petiolo nudo, par-
tiali terminali elongato laterales multo superante, racemis longe pedun-
culatis abbreviatis ad petioli divisionem haud protensis, fructu. . . —
Genus adbuc dubium, habitu magis ad Paulliniam quam ad Serjaniam
accedit. Frutex scandens; foliola 4 — 2" longa, 3 — V/2" lata, petiolus
communis 4 — 3", partialis terminalis 10 — 12"', laterales 3 — 3"', pedun-
culi racemorum juxtaaxillares 1" longi, apice 2cirrhosi; racemi ipsi 6"'
fere longi, tenues, contracto-compositi ; flores nondum evoluti praebebant
sepala distincta, imbricata, petala intus squama basilari parva instructa,
stamina 8, ovarium 31oculare, ovulis solitarüs erectis, stylo tripartito. —
Tucuman, in fruticetis humilibus pr. Eozo al alto in tractu ab urbe
meridionali.
172. Cupania urugucnsis Hook. Arn. ex descr. Foliola venis pri-
mariis 10 — I2jugis; petala breviter unguiculata intus pubescentia, limbo
subrotundo basi utrinque anguste inflexo. — Nomen vernac. Noyal.
Tucuman, in sylvis subtropicis pr. La Cruz ( — »Uruguay«-).
173. C. vernalis Cambess. ex descr. Similis praecedenti foliolorum
forma, serraturis argutis, veuis primär iis 10 — I2jugis, difTert foliis subtus
pilosiusculis. petalis longius unguiculatis , ungue limbo ovali basi latius
et brevius utrinque inflexo subaequilongo : fructus in utraque specie
ignotus. — Nomen vernac. Noyal, Hämo. Tucuman, in convalle fL Rio
grande pr. Siambon, pr. Lueles (— »Brasil, austr.«).
174. Schmidelia edulis St. Hü. pl. us. t. 67. Recognoscenda :
ramus sterilis tantum exstat. — Tucuman : arbor excelsa in sylvis sub-
tropicis pr. Siambon, quarum partem magnam constituit. (»Brasil, austr.).
110
A. GRISEB ACH,
Celastrmeae.
175. Maytenus magellanica Hook. Semina in speciminibus magel-
lanicis et chilensibus praebent albumen copiosum carnosum embryonem
virentem includens, quod cl. Reissek, de M. Boaria deque speciebus
brasiliensibus disserens, generi negat : sequor vero dispositionell» generum
affinium a cl. Bentham et Hooker propositam, qui species albuminosas
includunt. Ex his Sectio, forsan Amcricae australis extratropicae pecu-
liaris, constitui potest (Euthalis Bks. Sol.). — Cordoba: in rupestribus
excelsis Sierra de Cordoba. (Andes chilcnscs — Fret. magell.).
176. M. viscifolia Gr. n. sp. Euthalis, ramulis pulverulento-puberu-
lis, foliis lanceolatis v. spathulato-lanceolatis obtusiusculis in petiolum
brevem attenuatis integerrimis rigide coriaceis supra convexiusculis
pulverulento-glaucescentibus margine pallidiori cinctis utrinque laevi-
gatis: venis ineonspicuis , glomerulis paucifloris axillaribus sessilibus,
calycis segmentis deltoideis , petalis ovato-oblongis obtusis , antheris
subglobosis, disco planiusculo, Capsula 3valvi aubglobosa intus pallente
monosperma, seminibus arillo fiaveute integro inclusis. — Arbuscula
coma late expansa, ramulis dense foliosis; folia pleraque 1" longa, 4"'
lata, internodio duplo v. magis longiora, subdisticha; riores 1"' diam. :
petala calyce duplo longiora; Capsula 5'" diam.; albumen ut in M. ma-
gellanica, quae arillo cupulari valde recedit. — Catamarca, non raro in
collibus pr. Yakutula.
177. M. Vitis idaea Gr. n. sp. Euthalis, ramulis pulverulento-
puberulis, foliis ovalibus v. obovato-oblongis rotundato-obtusis a petiolo
brevi distinctis integerrimis v. subangulato-repandis rigidis glabris glauco-
cinereis margine pallidiori tenui cinctis utrinque laevigatis : venis in-
eonspicuis, flore . . ., capsulis axillaribus peduneulo simplici longioribus
v. diviso 8ubaequilongis obovoideo-globosis 3valvibus fuscis intus pallen-
tibus monospermis, seminibus arillo integro aurantiaco inclusis. — Pro-
xima praecedenti; folia pleraque 1" longa, 6—8'" lata, internodiis lon-
giora; Capsula 4—5'" longa; albumen praecedentium. — Cordoba, in
declivibus argillaceis convallium pr. viam ferream.
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PLANTAE LOREXTZIANAE. m
Mojfa nov. gen.
Calyx öfidus. Petala 5, sessilia, patentia, calycis tubo extra discurn
inserta. Discus intracalycinus , scutelliformis, infra medium ovario ad-
natus, limbo erecto in crenaturas 5 reniformes diviso. Stamina 5, sinu-
bus disci inserta, filamentis brevibus subulatis , antheris erecto-didymis
introrsis. Ovarium seraibüoculare, supra discum depresso-conicum, stig-
matibus 2 abbreviatis subsessilibus v. subconnatis, loculis imperfectis
medio confluis 2ovulatis. Ovula ex apice funiculi filiformis pendula,
rbaphe ad regionem chalazae restricta ventrali, funiculis e basi loculi
oriundis. Fructus ignotus, — Frutex ramulis induratis patentissimis
valde spinosus, parce foliatus v. demum subaphyllus, robustus; folia
sparsa, coriacea, integerrima, basi articulata, stipulis inconspicuis ; pedi-
celli breves, in fasciculum paucirlorum axillarem dispositi, basi bracteolis
minutis membranaceis stipati; rlores minuti. — Genus Gymnosporiae
affine, ovulis ovoideis e funiculo basilari pendulis in familia singulare.
178. M. spinosa Gr. (Tab. 1. f. 3.) Frutex squarrosus, ramis cylin-
dricis nodosis apice in spinam abeuntibus, cortice atroviridi v. demum
cinereo, spinis lateralibus plerisque 6'" longis, terminalibus ramo paten-
tissimo demum aphyllo roboratis; ramuli juniores nitidi, pube brevissima
pulverulenti ; folia fere Mayteni viscifolii, spathulata, obtusa, in petiolum
brevem attenuata, glabra, 8—12"' longa, 2 — 4'" lata ; pedicelli petiolum
subaequantes, V" longi ; flos 1"' diam. ; calyx planiusculus, lobis obtuse
deltoideis expansis parce ciliolatis ; petala elliptica, obtusa, calycem duplo
excedentia (sicca albido-fuscescentia) ; stamina erecta, crenaturis disci
erectis vix longiora, pistillum subaequantia. — Nomen vernac. Moya
negra. Santiago de Estero, in fruticetis mixtis camporum.
ürticeae.
179. Celtis aculeata Sw. Forma foliis a medio fere serratis. —
Nomen vernac. Tala. Tucuman, in sylvis subtropicis, Cuesta de Peri-
quillo. (Amer. trop.)
180. C. Tala Gill. Arborea v. fruticosa, tortuosa, valde variabilis
magnitudine foliorum (6—16'" long.), forma ovato-oblonga acuta v. ob-
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112 A. GRISEBACH,
longo-lanceolata ; Spinae stipulares patentissimac, sacpc folium dimidium
fere acquantcs : praeterea rami apice spincscunt. — Nomen veraac. Tala.
Cordoba, frequens in campis, etiam in montibus.
181. Phenax urticifolius Wedd. var. laevigatus Wedd. Forma Ph.
laevigato y. serrato Wedd. respondens. Frutex 6 — et ultraGpedalis.
— Tucuman, in sylvis subtropicis pr. Siambon, Cuesta de la puerta.
(Amer. trop.)
182. Boehmeria caudata Sw. — Tucuman, in sylvis subtropicis
pr. La Cruz, praecipue ad rivulos. (Amer. trop.).
183. Parietaria debilis Forst. — Cordoba, in convallibus pr. urbem,
in rupium fissuris Sierra de Cordoba. (Orbis.)
184. Urena baccifera Gaudich. 6 — et ultra6pedalis. — Nomen
vemac. Ortigas. Tucuman, ubique in sylvis subtropicis inter urbem et
Siambon. (Amer. trop.)
185. Urtica magellanica Poir. Forma pubescens. — Tucuman . in
ruderatis pr. Tafi. (Andes Amer. austr. — Fret. magellan.)
186*. U. urens L. — Cordoba, ad vias inter praedia.
187. U. spathulata Sm. — Syn. U. bonariensis Pers. — Cordoba
ad vias inter praedia (— »Brasil, austr.«)
188. U. minutifolia Gr. n. sp. herbacea, inter setas urcntes glabra,
foliis minutis lanceolatis acuminatis breviter petiolatis grosse serratis:
serraturis utrinque 3 — 5 acumine terminali brevioribus, stipulis inter-
petiolaribus utrinque binis refiexis, glomerulis densis androgynis petiolo
longioribus superne calycis <f segmentis aequalibus, 9 fructiferis binis
ovatis acutis, binis duplo brevioribus lanceolatis. — Caulis pedalis, erec-
tiusculus, valde ramulosus; folia 2 — 3"' (— 4"') longa, petiolo V/z"' longo;
achenium rectum, ellipticum, l/2'" longum, calycem aequans, stigmate
penicillato. — Tucuman, in convallibus ad rivulos pr. Cienega.
Polygoneae.
189 *. Rumex pulcher L. — Cordoba, ad aquaeduetus juxta praedia.
190. Polygonum acre Kth. — Tucuman, frequens in sylvis et
fruticetis pr. Siambon. (Amer. trop.)
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PLANTAE LORENTZIANAE.
113
191. P. persicarioides Kth. — Cordoba, in salicetis ad fluvios.
(Amer. trop. — Chile).
192. Ruprechtia corylifolia Gr. n. sp. foliis breviter petiolatis rigidis
ovato-rotundatis crenato-repandis undulatisque utrinque puberulis: venia
supra 8ubimpressis subtus costato-prominulis : ochrea oblique truncata
decidua. racemis pubescentibus folia subaequantibus, <j basi ramosa fas-
ciculatis, 9 subindivisis, calycis <f segmentis exterioribus obovatis brevis-
8ime unguiculatis, intcrioribus oblongis aequilongis stamina subaequan-
tibus, calycis fructifcri pilosiusculi v. glabrati tubo breviter campanulato,
alis oblongo-linearibus versus apicem obtusum paullo dilatatis, lobis in-
teralaribus minutis achenium dimidium haud excedentibus , achenii an-
gulis superne dorso obtusis infra medium dilatatis convexis dorso sulcatis
sinu profundo distinctis, semine profunde trisulcato. — Folia 1— ll/2"
longa, 8—14'" lata, basi subcordato-truncata , apice rotundata v. late
obtusiuscula, internodia in ramulis pubescentibus tortuosis subaequantia
v. excedentia; pedicelli glomerati, breviter exserti, 1— 2"' longi, sub apice
articulati; calyx <$ V" longus, fructifer (in distincta planta) alis inclusis
10 — 14"' longus. his ll/2 — 2'" latis ; achenium liberum, ovatum, acutum,
4'" longum. — Nomen vernac. Manzana del Campo. Cordoba, in
promontoriis Sierra de Cordoba pr. Ascochinga.
193. R. excelsa Gr. n. sp. foliis breviter petiolatis rigidis ellipticis
(nunc ellipticc-oblongis) repandis minute pilosiusculis v. supra glabrius-
culis : venis primariis subtus prominulis : ochrea truncata, racemis pubes-
centibus folia subaequantibus basi ramosa fasciculatis, calycis j segmen-
tis exterioribus ovali-subrotundis sessilibus, interioribus obovatis aequi-
longis quam stamina duplo brevioribus, calycis fructiferi pilosiusculi tubo
turbinato-campanulato, alis oblongo-linearibus basi dilatatis apice obtusis,
lobis interalaribus minutis achenium dimidium haud excedentibus, ache-
nii angulis dorso obtusis infra medium dilatatis et convexo-rotundatis
sinu lato concavo-planiusculo distinctis, semine obtusangulo: angulis 3
convexis. — Simillima et affinis praecedenti, staminibus longe exsertis
et semine distinguenda. Ar bor excelsa; folia V/2 — 2" longa (nunc lusu
longiora aut breviora). 1" lata; pedicelli glomerati, longius exserti, fili-
Phys. Classe. XIX. P
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114 A. GRISEBACH,
formes, 2 — 3'" loDgi, infra apicem articulati; flores dioeci: calyx <f 1"'
longus, receptaculo hirsuto intra stamina 9 pistilli rudimentum fusiforme
exhibente, fructifer alis inclusis 8 — 10"' longus, alis sub apice et basi
2'" longis; achenium liberum, ovatum, acutum, 3'" longum. — Nomen
vernac. Palo de Cato. Virara. Tucuman, in sylvis subtropicis, frequens
pr. S. Cruz.
JPiperaceoe.
194. Peperomia polystachya Miq. — Syn. Piper obtusifolium Jacq.
ic. rar. t. 9 (non L ). — Tucuman in sylvis subtropicis ad terram, Cuesta
de la puerta. (Amer. trop.)
195. P. reflexa Dietr. var. valantioidcs Miq. — Tucuman. ad arbores
in sylvis subtropicis pr. Siambon. (Zona trop. et ultra ejus fines australes).
196. Enckea Sieben Miq. — Syn. Piper medium Jacq. ic. rar. t.
8. — Frutex excelsus v. arbuscula. — Tucuman, pr. La Cruz, copiose
quoque in Cuesta de S. Javier. (Amer. trop.)
Terebinthaceae.
197. Lithrea Gilliesii Gr. — Syn. Schinus ternifolius Gill, ex
nom. vernac. : nomen speciei haud aptum, folia in codem ramulo variant
ternata et impari-pinnata, 2juga, petiolo communi inter juga versus api-
cem alato-marginata. Genus, a b. Hook, et Arn. (Bot. Mise. 3. p. 175.)
bene descriptum, a Rboe, ad quam reducendum proponunt Benth. et
J. Hook. (Gen. pl. 1. p. 418], sui juris est aestivatione induplicativo-
valvata , staminibus 10 , radicula conica elongata juxta cotyledones car-
nosas planas ad basin seminis fere descendente , funiculo brevi , ean-
demque floris strueturam recognosco in L. caustica H. A. Arbor spec-
tabilis; foliola nitida, venis primariis excurrentibus lineata, marginata,
utrinque attenuata. 2" longa, 6"'{— 8'") lata, petiolo infra foliola V/2"
longo; paniculae axillares folio superatae; calyx minutc 5dentatus; pe-
tala ovato-oblonga, cum staminibus disco inserta; drupa compressiusculo-
globosa, 3"' diara., Schino similis, epicarpio flavente fragili solubili, endo-
carpio nitido laevi atro in duo strata ossea demum soluto, testa mem-
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PLANTAE LORENTZIANAE.
115
branacea, hilo orbiculari suprabasilari. — Nomen vernac. Molle, Moya
a beber. Cordoba, frequens pr. Las Penas, raro florens. (»S. Luis«).
198. Loxopterygium Lorentzii Gr. n. sp. foliolis e basi oblique lan-
ccolatis mucronato - acuminatis subsessilibus 'approximato-alternantibus
oppositisque patentibus subtus petioloque pulverulentis. — Syn. Que-
brachia Gr. supra p. 51., sed floribus nunc primum missis genus Hoo-
kerianum guianense ex descriptione ejus recognitum, cui haec addantur:
flores polygami; saraara ala dorsali, stigniatibus loculo eis alam insertis;
semen loculo lignoso conforme, sub apice ejus suspensum, testa exteriori
crustacea, interiori membranacea : embryo dure carnosus, radicula supera
brevi versus hilum inflexa; habitus Rhois, eique generi ex observatione
cl. Lorentz (in lit.) affine »odore et nervatura foliolorum: succus acer
cutem inflammare dicitur«. Arbor excelsa, ramulis foliosis, junioribus
leviter cum foliis pulverulento-puberulis ; folia impari-piunata , exstipu-
lata. alterna, 6" fere longa: foliola 1 — \x/%" longa, 2l/2 — 4"' lata, inte-
gerrima, subtus glaucescentia reticulato - venosa (venis haud prominulis},
jugis remotiusculis; paniculae axillares, divaricatae, folio duplo superatae,
pedicellis flori subaequilongis ; flores <f minuti, innumeri, luteo-virentes,
gemma ovoidea, j ignoti; calyx 5partitus, segmentis subrotundis, disco
carnoso tubum explente parum coneavo integro margine staminifero
glabro, rudimento pistilli nullo y. obsoleto; petala 5, calyce duplo lon-
giora, perigyna, ovalia, V" fere longa; stamina 5, filamentis abbreviatis,
antheris majusculis ovoideo-oblongis , loculis absque connectivo appositis
rima profunda exsculptis ; Samara oblonga, obtusa, recta, laevis, 10—12'"
longa, loculo subrotundo basi obliqua acutiusculo 4"' diam. alae aequi-
lato, stylorum vestigiis 3 abbreviatis stigmate capitulato terminatis, medio
margini ventrali loculi superne inserto, lateralibus distantibus saepe eva-
nidis v. inconspieuis , ala duplo quam loculus longiori parum angustata,
nunc utrinque rectilinea nunc dorso leviter arcuata. — Nom. vernac.
Quebracho colorado de Tucuman (Apocyneam, quae in prov. Cordoba
eodem nomine vernaculo designatur, in hac regione Quebracho blanco
vocant). Santiago del Estero, frequens et sociali vegetatione insignis
in parte boreali provinciae, unde usque ad sylvas subtropicas prov.
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116 A. GRISEBACH,
Tucuman extensa est , utilissima ob ligni pro aedificiis exstruendis prae-
tantiara.
199. Duvaua praecox Gr. n. sp. ramulis valide spinescentibus in-
ferne sparsim foliatis, foliis brevibus spathulato-lanceolatis integerrimis
apice mucronato-acutis, raccmis praecocibns brevibus siraplicibus subag-
gregatis: pedicellis glabris florc triplo longioribus, staminibus extra
disci crenaturas rotundatas insertis, alternis minoribus. — Affinis D.
longifoliae Lindl, (e Bonaria cultae), a qua foliis parvis. inflorescentia
et disco profundius crenato sec. ic. ejus recedit. Folia fere D. depen-
dentis DC, scd integerrima, coriacea, 6 — 8'" longa, 2 — 21/2'" lata, in
petiolura V" longum attenuata; racemi 3 — 4"'. pedicelli 2'" longi, basi
3bracteolati ; calyx 5fidus. lobis deltoideis; petala obovata, alba, imbri-
cativa; drupa ei Lithraeae Qilliesii similis, 3'" diam.. compressiusculo-
globosa, epicarpio pallente, endocarpio lignoso atro. — Cordoba, in ripa
fluminis Rio primero pr. Calera.
200. D. fasciculata Gr. n. sp. ramulis spinescentibus, foliis pleris-
que fasciculatis brevibus spatbulato-lanceolatis integerrimis apice rotun-
dato-obtusis raccmos coaetaneos pubescentes compositos subaequantibus,
pedicellis flore vix longioribus, staminibus inter crenaturas disci insertis
8—10. — Praecedenti simillima, densius foliosa; frutex ultra6pedalis ;
folia 10—12"' longa, 3'" lata, nunc duplo breviora (obovata), sed acqui-
lata; racemi dense pilosiusculi (ut in D. dependente), pedunculi partia-
les 3— 5flori, 2—4"'. pedicelli vix 1"' longi, basi unibracteolati; calyx
5partitus , segmentis subrotundis corolla triplo brevioribus ; petala sub-
rotunda, alba, imbricativa, 2/5"' longa; drupa globosa, 2"' diam. — Nom.
vernac. Molle, Moja. Cordoba, frequens in campis ab urbe septentrio-
nalibus.
Amentaceae.
201. Alnus ferruginea Ktb. var. Aliso Gr. foliis late ovatis apice
deltoideo v. rotundato obtusiusculis subtus praeter nervaturam fermgineo-
pubescentem demum glabratam glabris margine crenato- v. denticulato-
repandis. Nomen Kunthianum alteri (A. acuminatae Kth.) antepono,
quia in pluribus formis acumen folii variabilis deest. — Nomen vernac.
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PLANTAE LORENTZIANAE.
117
Aliso. Arbor 30 — 40pedalis. — Tucuman, ubi constituit regionem syl-
varnm propriam supra regionem subtropicam extensam, ascendens in
convallibus — 9000', e. c. pr. Cienega, Tafi, inter Tafi et Juntas. (Andes
tropicae, Mexico — Bolivia).
Leguminosae.
202. Crotalaria pumila Ort. Herba 1— 3pedalis. — Tucuman,
Cuesta de Juntas, C. de Besico. (Amer. trop. — Galapagos).
203. (21). Lupinus tomentosus DC. ex. descr. Caulis suffruticosus,
1 — li/2pedalis, cum foliis argenteo-sericeus ; bracteae lineari-acuminatae,
caducae; calycis labia indivisa; corolla 6'", legumen 1" longum, 4'" la-
tum. — Catamarca, in convallibus alpinis arenosis inter Nacimientos et
Laguna blanca (— »Peruvia«).
204. (22). L. prostratus Ag. Forma foliolis majoribus 6"' (— 3"')
longis, ut in peruviano (Lechl. 1842.), caule suffruticoso L. humifuso
Benth. similis, stipulis brevioribus 2—3"' longis ab hoc distinguendus.
— Tucuman, in alpinis supra Cienega (— Andes Peruv.).
205. (23). Trifolium Mathewsii As. Gr. ex descr. Stipulis magnis
(3 4'" longis) ovatis apice breviter subulatis v. rotundato-deltoideis ab
affini T. peruviano Vog. differe videtur; pedunculi folium duplo supe-
rantes; foliola 5 — 6'" longa, apice rotundata v. parum retusa; pedicelli
sub anthesi nutabundi, demum reflexi; calycis tubus strigosus, lobis lan-
ceolato-acuminatis brevior; corolla rubra, 2—3"' longa; legumen subex-
sertum. — Catamarca, in pascuis alpinis pr. Belen alt. 9—11000'. Tu-
cuman, copiose in alpinis pr. Cienega ( »Peruvia«).
206*. Melilotus parviflora Desf. — Cordoba, ad vias et aquaeductus.
207*. Medicago denticulata W. — Cordoba, ad aquaeductus juxta
praedia.
208*. M. lupulina L. — Cordoba, pr. Ascochinga.
209. Dalea stenopkylla Gr. n. sp. perennis, suffruticosa , erecta,
apice ramosa, glabra, foliosa, foliolis 9— löjngis parvis linearibus obtu-
sis basi cuneata brevissime petiolulatis utrinque glanduliferis : stipulis
elongatis setaceis pilosis, spicis terminalibus pedunculatis deusifloris ovoi-
118 A. GKISEBACH,
deis v. demum breviter cylindricis : bracteis glandulosis ovatis abruptim
in cuspidem acquilongain productis calycem subaequantibus, calyce seri-
ceo-villosissiino corolla violacea duplo breviori: denlibus subulato-scta-
ceis tubo subaequilongis , carina vexillum alasque aequilongas paullo
excedente. — Habitus D. pectinatac Kth. ; affinis videtur I). elegauti
Gill. Gaulis pedalis ; foliola 2 — 1"' longa, l/2 — •/+'" lata, curvula; pedun-
culi pauci, fastigiati ; spica initio subglobosa , 10"' diam., demum ultra-
pollicaris; calyx 3"', carina 6'" longa. — Cordoba , in regione superiori
Sierra de Cordoba pr. S. Bartolo.
210. D. onobrychioides Gr. n. sp. perennis , suffruticosa, diffusa,
*
glabra, ramis e caule procumbente adscendentibus , foliolis 7 — lOjugis
oblongis v. spatliulato-oblougis obtusis brevissime petiolulatis subtus glan-
dulifcris : stipulis clongatis setaceis pilosis , spicis terminalibus peduncu-
latis oblongo-cyliudricis : bracteis glandulosis glabriusculis ovatis in cus-
pidem nequilongam productis calycem subaequantibus, calyce sericeo-
pubescente corolla violacea duplo breviori: dcntibus subulato- setaceis
tubo subaequilongis, carina vexillum alasque aequilongas excedente. —
Affinis D. Mutisii Kth. et Ü. Onobrychi DC, a D. micropbylla Kth.
bracteis non serieeis et corollae colore differre videtur. Foliola 2'" longa,
1'" lata; spica demum 2", calyx 2'", carina 4"' longa. — Tucuman, in
fruticetis jugi Cuesta de Siambon.
211. (24). Astragalus Garbancillo Cav. ic. t. 85. Stipulae vaginantes,
apice bifidae; vexillum 10"' longum; legumen ovale, compressum, ad-
presse pubescens , uuiloculare , 3'" longum. — Tucuman , in alpinis pr.
Cicnega alt 9—10000' (— »Peruvia«).
212. (25). A. unifultus l'Her. ex. descr. Differt a praecedente to-
mento densioii albido, ochrea stipulari apice integra ; vexillum 8"' lon-
gum, pallide coeruleum; legumen ovali-oblongum, compressum, villosum,
uuiloculare , 4"' longum. — Catamarca, in convallibus excelsis arenosis
inter Nacimientos et Laguna blanca. (»Andes Boliv.. Peruv.«).
213. (26). A. modestus Wedd. ex descr. Forma major, 3" alta, erhizo-
mate longe descendente diffuso-caespitosa ; caulis et folia subtus setulis
adpressis albis sparsim strigulosa; foliola 6— 9juga, remotiuscula, oblongo-
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PLANTA F LORKNTZIAXAE.
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linearia obtusa: stipulae brevissitne vaginantes. ad medium connatae,
superne deltoideae; pedunculi folium subaequautes v. excedentes, tenues,
racemo 3 — 7floro terminati: bracteae minutae, pedicellum subaequantes ;
calyx setulis nigris adspersus: lobis lanceolatis tubo paullo brevioribus;
vexillum recurvo-patentissimum apice emarginatum; ovarium glabrum,
uniloculare. — Catamarca, in convalle excelsa Granadillas pr. Yakutula.
(»Andes Boliv.»).
214. Adesmia punctata DC, Benth. in Mart. Fl. bras. — Genus
in omnibus. quas examinavi, speciebus, alis hinc transverse foveolatis in-
signe, hoc charactere connectit Genisteas, tomento Hedysareas, stamini-
bus distinctis Sophoreas. — Cordoba, in ripa fi. Rio Primero arenoso.
(»Bonaria — Brasil, austr.«}.
215. A. cytisoides Gr. n. sp. fruticosa, crecta, dense foliosa, pube-
rula, spinis dicbotomis raris armata, foliolis 7 — lOjugis ovali-oblongis
obovatisve retusis obsolete mucronulatis integerrimis , racemis abbre-
viatis corymbiformibus: pedicellis inferioribus calyce duplo longioribus,
petalis aequilongis calycem duplo excedentibus, filamentis omnibus libo-
ris, altcrnis brevioribus, lomentis 3 — 4articulatis parce puberulis: arti-
culis semiorbiculatis. — Affinis videtur A. coluteoidi Gill., cum sequen-
tibus speciebus carina obtusa convenit. Frutex Gpedalis; folia ll/2 —
2", foliola 3— iy2"'. calyx 4"', corolla 8—10'" longa; calyx pubescens,
ad medium öfidus. lobis subulatis; petala lutea, glabra; stamina alterna
V? breviora, filamentis lanceolato-linearibus ; legumen articulis ad margi-
nem rectilineum usque distinctis, 2—3'" diam. — Tucuman. in convalle
pr. Cienega infrequens.
216. A. Carayana Gr. n. sp. fruticosa, crecta, ramosa, foliosa, sub-
serieeo-pubescens , spinis trichotomis superne armata, foliolis 7 — lOjugis
breviter oblongis v. obovato-oblongis apice rotundato mucronulatis inte-
gerrimis, racemis corymbi — v. umbelliformibus saepe paucirloris: pedi-
cellis filiformibus calyce plus duplo longioribus, vexillo alisque aequi-
longis carinam paullo excedentibus calyce plus duplo longioribus, fila-
mentis 8ubaequalibus , omnibus liberis, lomento (immaturo) 3articulato
albo-hirsuto. — Proxima praecedenti, sed pube canescens, corolla inferne
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A. GRISEBACII.
pubescens, alae margine altero ciliatae, carina iis brevior; rami spina-
rum 6—8"', folia 2", foliola 3'", calyx 3"', vexillum 8—9'", carina 6—
7'" longa; pcdicelli cum calycc villoso-pubescentes ; flos luteus. — Cata-
marca, fruticeta sparsa constituens in sterilibus pr. Fuerte de Andalgala.
217. (27). A. pugionata Gr. n. sp. fruticosa, erecta, inferne nudius-
cula, pilosula. spinis validis demum pugioniforraibus dichotomis armata,
foliolis 6 — 7jugis flaccidis ovali-oblongis apice subtruncato v. subretuso
brevissime mucronulatis integerrimis , rocemis corymbiforrnibus, saepe
paucifloris: pedicellis inferioribus calyce duplo longioribus, petalis aequi-
longis inferne pubescentibus calyce breviter campanulato fere triplo lon-
gioribus, filamentis subaequalibus, omnibus liberis, lomento. . . — Fru-
tex Gpedalis, praecedentibus peraffinis, habitu, nempe ramis erectis minus
foliosis ubique spinosis, spinis plurits divisis demum ultrapollicaribus
rigentibus magis distincta quam characteribus ; folia longiora, jugis magis
distantibus, saepe 3" longa, glabrescentia ; foliola pleraque majore, 4—
6"' longa; pedicelli cum calyce cano-pubescentes , calyx brevior, late
campanulatus . *J:/j"' longus, lobis brevius subulatis; corolla lutea, sicca
atrostriata, brevior quam in praecedentibus , 6"' longa, vexillo breviter
unguiculato: lamina late subrotunda (quac in praecedentibus obovata).
— Catamarca, frequens in convalle superiori Granadillas.
218. (28). A. horrida Gill, ex descr. Frutex vix tripedalis, tor-
tuoso-ramosus, nunc depressus multo humilior, trunco robusto peregri-
nantibus trans Andes lignum comburendum praebens ; foliola densc ap-
proxiraata, crassiuscula, l/j — 1"' longa, 3 — 4juga, linearia. inter spinas
dichotomas quasi dcculta; flores saepe subsolitarii. lutei, 4"' longi; calyx
broviter öfidus, vexillo fere 3plo brevior. glabriusculus. lobis lanceolato-
acuminatis tubo campanulato duplo brevioribus ; corolla glabra ; vexillum
late dilatatum, aurantiaco-striatum. carinam oblongam aequans, alas paullo
excedens; stamina omnia distincta, paullo inacqualia; lomentum paullo
incurvum, articulis 7—1 semiorbiculatis, pilis longe plumosis V" longis
dense vestitum. — Catamarca, in convallibus excelsis arenosis inter
Nacimientos et Laguna blanca; forma depressa in pascuis alpinis altissi-
mis Vayas altas alt. 11000' ( — »Andium juga inter Mendoza et Chile«).
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PLANTA E LORENTZIAXAE.
121
218. A. inflexa Gr. n. sp. fruticosa, diffuso-ramosa , pilis minutis
adpressis puberula v. glabrata, spinis dichotomis undique horrida, foliolis
4 — 5jugis minutis ovali-rotundatis integerrimis brevissime mucronulatis
crasBiascalis. floribus subsolitariis pedicello subaequilongis lutcis : petalis
glabris, calyce puber ulo brevi late campanulato 5 dun lato: dentibus del-
soidcis ; vexillo late dilatato alisque aequilongis carinam obverse deltoi-
deam paullo excedentibus ; staminibus a medio inflexo-curvatis parum
inaequalibus, omnibus liberis, lomento incurvato 2— 3articulato, articulis
orbiculatis longe pilosis: pilis sparsis breviter plumosis diametrum arti-
i uli subexcedentibus. — Habitus et folia fasciculata praecedentis , sed
structura diversissima : ab A. polyacantha Wedd. calyce aliisque charac-
teribus distincta. Folia 6'", foliola 1'", spinae pluries dichotomae 1 — 2"
longae; calyx 1'" longus, latior quam longus; vexillum 3"', carina 2"'
longa, haec apice rectilineo V/2'" lata; lomenti articuli 2—3'" diam.,
pilis flexuosis parum intertextis 3'" fere longis. — Tucuman. fruticeta
constituens in convalle superiore Cordones ad viam pr. Tafi versus
Amaicha. Catamarca, pr. Fuerte de Andalgala ad 11. Rio del Arenal.
219. Stylosanthes montevidensis Vog. ex descr. — Cordoba, in
collibus rupestribus pr. Las Pcnas. («Uruguay«).
220. Desmodium adscendens DC. — Tucuman, in sylvis subtropicis.
(Amer. trop.).
221. D. uncinatum DC. — Tucuman, copiose in graminosis Cuesta
de Berka, rarius in pascuis montanis pr. Siambon. (Amer. trop. —
»Uruguay«).
222. Lathyrus linearifolius Vog. Variat foliolis 1 — 4jugis, quo
diagnosis in Mart. Fl. bras. data reformanda est. — Cordoba, frequens
in declivitate occidentali Sierra de Cordoba. (»Uruguay«).
223. (29). L. pubescens Hook. Arn. — Syn. L. macropus Gill.
Variat foliolis 1— 4jugis, sicut praecedens. — Tucuman, in alpinis supra
Cienega alt. 9—10000'. Catamarca, in convalle Granadillas pr. Yaku-
tula. (»Patagonia«, Andes chilens. »mendozan.« — boliv.: Mandon pl.
boUv. 726).
224. (30). L. magellanicus Lam. A. praeccdente specie stipulis
Phys. Clause. XIX. Q
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A. GRISEBACH,
majoribus basi utrinque productis differt, quae in illa seniihastatae sunt :
' sed eximie variat L. magellanicus stipulis nunc sagittatis nunc (altero
margine rotundato) semisagittatis (ut in Hook. ic. t. 72), foliolorum lati-
tudine, pube. — Catamarca, in alpinis Vayas altas alt. 9 — 10000' pr.
Belen. (Andes a freto magellan. ad Nov. Granadam usque).
225. Vicia graminea Sm., Benth. in Mart Fl. bras. — Catamarca,
in alpinis pr. Belen cum praecedente. (Andes a »Mexico« ad Fret. ma-
gellan., »Bonar.«, Chile).
226. Rhynchosia Senna Gill, emend. Comprehendit duas species
legumine clare distinctas. quas a cl. Bentham (in Mart. Fl. bras. Legum.
1. p. 205.) conjunctas ad nomina primaria restringo, quamquam diagnosi
apud Hook. Arn. (Bot Mise. 3. p. 199) obacurata sunt. R. Sennae sunt:
foliola late ovata, apice lato rotundata, subtus nigre-punetata , terminalia
saepe 10"' longa et lata; stipulae ovatae v. ovato-lanceolatae ; racemi
paueiflori folio breviores, nunc ad pedicellos 2 — 1 axillares redueti ; calycis
lobi lanceolato-acuminati, 4 superiores tubo aequilongi, inferior paullo longior
corollam dimidiam parum excedens; corolla 4—5"' longa; legumen oblon-
gum, rectum, basi latiuscula obtusum, 10'" longum, 4"' latum. Exstat forma
minor, foliolis subrotundis, terminalibus 3 — 4"' diam., stipulis angustiori-
bus. — Cordoba, in collibus rupestribus pr. Las Fenas, S. Francisco;
forma minor in paseuis pr. S. Francisco.
227. R. texana T. Gr. ex speeim. texens. — R Senna Benth. ex
parte. — Forma cordobensis est R. angustifolia Engelm. (in As. Gr. pl.
Wright. I. p. 44): foliola pleraque oblongo-lanceolata , acuminata apice
obtusiusculo, terminalia 12"' longa, basi rotundata 4"' lata, in infimis
foliis breviora eorumque lateralia semiovato-oblonga, omnia subtus dense
nigre-punetata , extra nervös puberulos glabriuscula ; pedicelli axillares
gemini v. solitarii, petiolo multo breviores; calycis lobi lanceolati, tubo
aequilongi, parum inaequales, corollam dimidiam subaequantes ; corolla
2 — 3"' longa; legumen incurvo-oblongatum, basi attenuatum, 8"' longum.
2'" latum; semina compresso-orbicularia , nitide nigra, in praecedente
conformia, sed margine (an Semper?) maculata. — Cordoba, inter frutices
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PLANTAE LORENTZIANAE.
123
caespitose erecta et apice scandens in convallibus pr. urbem. (»Bonaria
— Brasil, austr., Andes trop.«, Texas).
228. 12. monosperma Gr. n. sp. Copisma, fruticosum, erectum. ramis
pabescentibus , foliolis 3 subaequalibus ovatis acutiusculis parce prae-
cipue ad venas subtus et m argine pilosulis subtus minutissime punctatis :
stipalis minutis deciduis , racemis elongatis folio multoties longioribus :
floribus iuterrupte fasciculatis , calycc ad medium öfido : lobis parum
inaequalibus ovato-lanceolatis acutis corollam dimidiam haud excedenti-
bus, vexillo glabro, legumtne monospermo semielliptico utrinque acuto
adpresse hispidulo: semine compresso-seraiovali badio. — Frutex 3pe-
dalis, ramoso- virgatus ; foliola 1 — 2" longa, 8 — 12'" lata, aequaliter
arcunervia, petiolo subaequilonga , lateralia paullo minora, conformia;
racemi virgati, pedunculati. 5 — 8" longi; calyx adpresse pubescens, 1"'
longus, pedicello paullo longior, tubo tarbinato basi obtusiusculo neque
pedicello latiori; petala aequilonga, 2l/2"' longa, carinalia mox distincta,
vexillo orbiculari retuso basi breviter biappendiculato . ungue calycis
tubum aequante; ovarium breviter stipitatum, uniovulatum, pubescens;
legumen 4"' longum, 2"' fere latum, margine superiori parum obliquo;
Semen loculo conforme, 2"' longum : hilum rotundum, margine membra-
naceo cinctum. — Tucuman, in declivitate montis Cuesta de Juntas
supra Juntas.
229. R. eduüs Gr. n. sp. Arciphyllum, herbaceum, erectiusculum,
simpliciusculum, caneseenti-pilosum , foliolis 3 rhombeo-subrotundis basi
subtruncatis apice deltoideis v. acutiusculis trinerviis subtus nigro-punc-
tatis, lateralibus obliquis: stipulis striatis, inferioribus ovato-subrotundis,
superioribus lanceolatis , racemis paucifloris : pedunculo petiolum subae-
quante , calyce corollam dimidiam haud excedente : lobis lanceolatis,
superiori bifido lateralibusque inferiori tubo triplo longiori brevioribus,
vexillo puberulo , legumine aequaliter oblongo inter semina haud con-
stricto utrinque acuto pubesccnte, seminibus cornpresso-oblongis badiis:
hilo lineari a medio ad basin seminis decurrente. — Coctum comeditur:
nomen vernac. Avarillo del campo. A speciebus Arcyphylli descriptis
corolla e calyce exserta recedit. Caulis e basi subterranea repente ad-
Q2
I
124 A. GRISEBACH,
scendens, angulatus, spithameus v. pedalis; foliola 9'" diam., petiolo
subaequilonga ; calycis tubus V4'", corolla 4'" longa; legumen compla-
natum, 12"'longum, 4'" latura. — Cordoba, in arenosis ad fl. Rio priniiero.
230. R. melanosticta Gr. n. sp. Arciphyllum , volubile, pilosiuscu-
lum . foliolis membranaceis subtus nigro-punctatis , terminali rhombeo-
deltoideo 5nervi remoto, lateralibus e basi lata subcordato- truncata
oblique deltoideis 4nerviis : stipulis striatis lanceolatis, racemis laxifloris :
pedunculo petiolum subduplo superante, calyce corollam dimidiam exce-
dente: lobis lanceolato-acuminatis, superiori profunde bifido lateralibus-
que inferiori tubo campanulato triplo longiori brevioribus, vexillo pubes-
cente, legumine. . . — Affinis R. reticulatae, ubi folia rigidiora, 3nervia,
subtus crassinervia, calycis tubus turbinatus et labium superius brevius
bifidum. — Foliola 1% — 2" diam., nervis venisque subtus parum pro-
minulis tenuibus; pedicelli remotiusculi , calycis tubus V", lobi
superior et lateralis 2"', inferior 3'", corolla 5'" longa. — Tucuman, in
fruticetis montium pr. Siambon.
231. Cologania australis Gr. n. sp. volubilis, caule retrorsum hia-
pidulo, foliolis 3 ovato-oblongis obtusis mucronulatis utrinque setulis
adpressis sparsis Btrigulosis petiolo subaequilongis , floribus in axilla
fasciculatU : fasciculis paucifloris petiolo brevioribus setaceis a calyce
paullo distantibus saepe alternis, calyce setulis adpressis parce adsperso
corolla duplo breviori : lobo superiori late bidentato inferiori aequilongo,
lateralibus brevioribus. — Habitus C. ovalifoliae Kth.: Mand. jpl. boliv.
741, ubi calyx hirsutus. Foliola 2V2— V/t" longa. 16—10"' lata, late-
ralia brevissime petiolulata ; pedicelli 3 — 4"'. calycis tubus 4'", lobi
longiores 2"', bracteolae Vfr'" longae; corolla rubra, 10 — 12"' longa:
vexillurn alas aequaus, carina brevior, obtusa, bipes; stamina subaequalia,
nlamento vexillari distineto; ovarium stipitatum. — Tucuman, frequens
in fruticetis regionis subtropicae pr. Siambon.
232 (31). Galaetia Lorentzii Gr. n. sp. Sweetia, volubilis, superne
pili8 reversis hispidula, inferne glabrescens, foliolis 3 ovato-oblongis ob-
tusis utrinque sparsim strigulosis margineque strigoso cinetis petiolo
subaequilongis, terminali remotiusculo, floribus axillaribus subgeminis v.
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PLANT AE LORENTZIANAE.
125
in ramulo aphyllo in racemum spurium interruptum dispositis, calyce
striguloso v. glabrescente bracteolas lineares multo superante : lobis tubo
campanulato-tubuloso plus duplo brevioribus, inferiori lanceolato, cetcris
deltoideis, superiori integro v. minutissime bidentato, lateralibus quam
illi parum brevioribus, corolla purpurea glabra ealycem duplo superante:
vexillo alisque aequilongis carinam angustiorem excedentibus , legumine
oblongo-lineari hirsuto intus subcontinuo: seminibus quadratis, hilo
oblongo. — Ambigua inter Galactiam et Stenolobium, a St. galactioidi
Bentb. haud dubie affini Höre multo majori et calyce Galactiae distin-
guenda. Caulis herbaceus; foliola ll/2 — 1" longa, 10 — 8"' lata; pedi-
celli 2'", calyx 4'", corolla 6 — 8"' longa; calycis lobi 1"' parum lon-
giores, superior latior . deltoideo - rotundatus , emarginatura ad lentem
parum conspicua, ceteri acuti; vexillum recurvum, obovatum, apice retu-
sum, alae semicordatae, carina lineari-oblonga, erectiuscula, obtnsa; legu-
men sessile, 1" longum, 2"' latum. — Tucuman, in alpinis supra Cie-
nega et in Cuesta de Juntas inter Anfama et Juntas.
Collaea DC. emend. (Syn. Platystylus Hook. Arn.)
Genus, ex speciebus Benthamianis plurimis in Fl. Ind. occ. (p. 194.)
ad Galactiam reductum, nunc ex specie primaria Candolleana duabusque
novis vix minus formosis restituo et ad sectionem primam Benthamii
(in Mart. Fl. brasil. Legum. I. p. 146.) restringo. Cbaracterem generi-
cum, habitu communi a Galactia nimis alieno confirmatum , praebent
petala callifera, scilicet vexillum bicallosum, alae hinc callosae cum callo
carinae contiguae v. cobaerentes : nam et in vexillo C. speciosae DC. (pl.
Lechl. peruv. 1928). ubi cl. Bentham maculas pilosas vix callosas esse
8tatucr.it callos diminutos ad appendiculas basilares transpositas video.
Propius quam ad Galactiam genus certe ad Camptosema Hook. Arn.
(1. c. p. 200.) accedit, ubi calli flores ejusdem normae describuntur,
ovario stipitato vix satis distinctum: aliae vero species Camptosematis
speciei primariae adjunctae alienae videntur,
233. C. argentina Gr. n. sp. fruticosa, erecta, foliis palraatim tri-
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126 A. GRISEBACH,
foliolatis : foliolis lanceolato-linearibus apice attenuato obtusiusculis supra
glabris subtus pube minuta adpressa subsericeis petiolulatis , fasciculis
axillaribus pauciiloris: pedunculo abbreviato petiolum subaequante : pedi-
cellis calyci subaequilongis calyceque villosis, corolla purpurascente caly-
cem ferc duplo excedente, callis vexilli suprabasilaribus distinctis a latere
compressis subrotundis dorso pilosis. — Frutex fere 6pedalis, ramosus,
foliosus; foliola rigentia, glaucescentia, 2 — 3" longa, 4 — 8"' lata, nervo
subtus prominente, petiolo communi 2"' longo petiolulis aequilongo;
calyx ad medium 4fidus, lobis ovatis acutis longitudine parum inaequa-
libus, superiori latiori; corolla 10"' longa: vexillum orbiculatum. extus
pubesceus, callis 2 in lamina suprabasilaribus fere 2"' diam., alae et carina
vexillo aequilongae, callis suis cobaerentes; legumen sessile, pubescens,
coriaceum, 3" longum, 5'" latum : semina compresso-quadrata, nigra,
isthmis separata, bilo abbreviato. — Cordoba, Quebrada pr. Ascochinga.
Tucuman, in convalle pr. Siambon.
234. C. formosa Gr. n. sp. fruticosa, erecta, foliis unifoliolatis :
foliolis linearibus subconduplicatis apice attenuato obtusiusculis supra
glabris subtus tomento minuto adpresso glauco-albicantibus e petiolulo
peDdulis, fasciculis florum subsessilibus axillaribus v. in ramulo sub-
aphyllo interrupte dispositis . pedicellis calyci subaequilongis calyceque
Tilloso-tomentosis , corolla violacea calycis lobum inferiorem sesquisupe-
rante ceteris duplo longiori, callis vexilli suprabasilaribus apice confluis
compressiusculis dorso convexis inferne pilosis. — Proxima praecedenti,
floribus pluribus majoribus speciosior; foliola coriacea, margine ( nllosa,
iy2" longa, 3'" lata, petiolis tomentellis, communi patente Vfo"* longo
petiolulo pendulo aequilongo ; bracteolae lineares ; calyx 4fidus , lobo
superiori lateralibusque ovatis acutis, inferiori lanceolato longiori ; corolla
12'" longa: vexillum orbiculatum, basi rainute 2appendiculatura , callis
2'" longis, minus altis, alae et carina vexillo aequilongae, callis con-
tiguae distinctis; stamen vexillare inferne adnatum; ovarium subsessile,
8ericeo-strigosum. — Cordoba, frequens in montibus Sierra Cordoba
occidentalibus.
235. Canavalia gladiata DC. Specimen non sufficiens, leguminibus
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PLANTAE LORENTZIANAE. 127
junioribus instructum. — Tucuman, in sylvis subtropicis pr. Siambon.
(Zona trop.).
236. Machaerium fertile Gr. n. sp. foliolis 11—19 oblongis
apice rotundato-obtusis subtus pube rata adpressa adspersis venosis :
venia crebris parallelis reticulato - connexis arcte utrinque promi-
nulis: stipulis evanidis, legumine sparsim puberulo: ala dorso a loculo
subrec ti linca subtua aequaliter arcuata : loculo lignoso venoso transversim
septato. — Flures ignoti, habitu arcte cum M. Moritziano Beut Ii. con-
sociatum: genus ex rudimento styli sub apice alae sito certum, sed
ab omnibus speciebus adhuc descriptis ovario 3— Öovulato differt, ex
quo septa seminis evolutione repressa diu supersunt. Arbor 150pedalis;
foliola iy2" longa, 7—8"' lata, utrinque aequaliter rotundata; legumen
2— 2V2" longum, ala in medio 10"' lata, loculo 6"' diam., stipite 4"'
longo. — Nom. vernac. Pipa. Tucuman, ubi constituit magnam partem
sylvarum subtropicarum.
237. Gourliea decorticans Gill. Bot. misc. 3. t. 106. — Nom.
•vernac. Chanar. Cordoba, in montibus pr. Calera ( — nMendoza«, ubi
fruticeta deserti praecipue constituit).
238. Caesalpinia praecox R. P., Hook. Arn. ex nom. vernac. et
descr. Phil. (Ann. Univ. Chile, 36. p. 169). Diagn. apud Hook. Arn.
(Bot. Misc. 3. p. 208) omnino quadrat, excepta inflorescentia »racemosa: »
species enim recedit a genere pedicellis inter folia supra spinam congesta
subsessilia fasciculatis v. subsolitariis , quo in ramis aphyllis nec minus
ßpinosis vel si folia serius explicantur speciem racemi interrupti falsam
imitantur. Calyce subaequali, legumine chartaceo complanato et stigmate
minuto ad sect. Pomariam Cav. accedit, sed melius sectionem propriam
(Breun Gr.) formabit inflorescentia fasciculata, spinis e petiolo oriundis
et glandulis deficientibus a Pomaria distinguendam. Petala flava, denti-
culata. superius majus basi supra unguem biappendiculato-plicatum ; legu-
men glabrum, 2y2" longum, 5"' latum, in stipitem brevissimum
basi attenuatum, reticuli venarum areolis elongatis. - Nomen vernac.
Brea. Catamarca, perfrequens in campis pr. Fuerte de Andalgala, pr.
Pilciao. (»Mendoza«).
128
A. GRISEBACH,
239. C. Giiliesii Benth. — Syn. Poinciana Hook. Arn. in Bot. Mise
1. t. 34. — Nom. vernac. Mal de perro, diseiplina de monja. Cordoba.
frequens in campis ( — »Mendoza, S. Luis«),
240. C. mimosifoiia Gr. u. sp. Pomaria , fruticosa, hieraus, ramulis
cylindricis dense glaudulosis: glandulis crassiusciilis , foliis petiolo glan-
duloso suffultis: pinnis 4— öjugis cum impari, foliolis 8— lljugis parvis
oblique oblongis obtusis glabris margine glanduliferis, racemis terminali-
bus et oppositifolüs folium subaequantibus , calyce puberulo: segmento
imo latiori , petalis luteis breviter unguiculatis , summo majori , tilamen-
tis inferne longe eiliatis , ovario dense glanduloso. — A Mais videtur C.
angulatae Bentb. chilensi, sed rami teretes et foliola sec. ( los in Gay
Fl. chil. (t. 19) diversa. Frutex ultra Gpedalis ; folia 3", foliola 2— ll/2'"
longa, l/2"' lata ; calyx 4'", petala 6"' fere longa. — Catamarca, pr. Fuerte
de Andalgala, pr. Belen, Cuesta de Chilca in regione inferiori.
241. C. exilifoHa Gr. n. sp. Pomaria, fruticosa, inermis, v. parce
spinulosa, ramulis cylindricis puberulo-glabratis apice pedicellisque dense
glandulosis: glandulis crassiusculis , foliis petiolo brevi medio suffultis:
pinnis 3 — 5jugis basi incrassatis, binis extimis approximatis , foliolis
5 — 7jugis minutis breviter subcordato-oblongis apice rotundatis glabris e-
glandulosis : jugis omnibus distantibus , racemis terminalibus , calyce
pubescente : segmentis margine stipitato-glandulosis, petalis luteis breviter
exsertis, filamentis inferne longe-ciliatis , legumine apice sursum arcuato
pubescente: margine superiori glandulifero. — Spccies foliolis minutis
eorumque interstitiis ubique luci perviis insignis , babitu accedea- ad C.
brevifoliara Benth. (Clos in Fl. chil. t. 20.) Foliola 1"'— y2'" longa,
y2"' fere lata, jugis pinnisque 1 — 2"' distantibus; racemi 3 — 5" longi,
pedicellis calyci subaequilongis ; calyx 4 — 5"', petala 6 — T" longa; legumen
basi obtusiuscula sessile, complanatum. chartaceum, venis inconspieuis laeve,
2" longum, 6'" latum. — Catamarca, non raro pr. S. Jose (in confinio
boreali-orientali provinciae).
242. C. melanocarpa Gr. Lcbidibia, arborea. inermis, ramulis cylin-
dricis petiolisque puberulis, his quoque teretibus, foliis glabris : glandulis
in basi petioli et petiolorum solitariis : pinnis 4jugis v. 3jugis cum impari
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PLANTAE LORENTZIANAE.
129
distantibus, foliolis 8 — lOjugis ovali-oblongis utrinque rotundatis subave-
niis. tloribas .... legumine stipitato lignoso ovoideo-oblongo pruniformi
compressiusculo atro laevi: seminibus 3 — 4 compressis isthmo celluloso
separatis. — Forsan eadem est cum C. fimbriata Tul. boliviana, cujus
legumen adhuc ignotum est: genus vix inccrtum, pedicellis coryrabosis
unifloris a Mimoseis diversum. Arbuscula rarais late extensis tortuoaa,
ligno duro; foliola 2'" longa; legumen utrinque obtusum, 1 — V/2" lon-
gum. 8"' latum, margine rotundato 4"' crassum. — Nom. vernac. Guay-
can. Tucuman, infrequens in sylvis subtropicis et in campis pr.
l>a Cruz.
243. Hoffmannseggia falcaria Cav. — Cordoba, in campis ( — Chile
et »Peruv«).
244. (32.) H. andina Mrs. — Syn. H. falcaria var. andicola Hook.
Arn. A praecedente recedit caule nano, pedicellis calyce longioribus,
calycis segmentis brevius connatis ovato-oblongis apice rotundatis eglan-
dulosis, petalis plus duplo latioribus brevissime unguiculatis (4'" fere
latis), ovario dense glanduloso, legumine rectiusculo v. parum arcuato. —
Catamarca, in convallibus alpinis arenosis inter Nacimientos et Laguna
blanca. (»Mendoza«).
245. Parkinsonia aculeata L. Forma foliolis abortivis : petioli gemi-
nati ex axilla spinae saepe tripartitae, spinulis lateralibus nempe stipu-
laribus, segmento medio fortiori ex transformatione folii suffulcientis
oriundo. — Nomen vernac. Sina-Sina. Buenos- Ayros , frequens in se-
pibus ; Cordoba, raro in campis. (Amer. trop. et ad Californiam et Bona-
riam extensa).
246. Cassia bicapsularis L. var. eriocarpa Gr." ovario dense albo-
villoso, legumine piloso. — Tucuman. copiosissime in regione subtropica,
in sepibus. fruticetis ac sylvis. e. c. inter Yerba buena et Siambon.
(Amer. trop.).
247. C. tomentosa L. — Cordoba, in ripa fl. Bio primero. San-
tiago de Estero, in campis. (Venczuela-Bolivia).
248. C. hirsuta L. — Nom. vernac. Pilo cornuto. Tucuman, fre-
quens in sepibus pr. La Cruz. (Amer. trop.)
Fh,s. Classc. XIX. B
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130
A. GRISEB ACH,
249. C. Hookeriana Gill. — Tucuman, fruticeta praecipue con-
stituens pr. Tafi. Catamarca, in alpinis pr. Nacimientos. (»S. Luis«).
250. C. svbulata Gr. n. sp. Chamaesenna, fruticosa, erecta, glabra,
foliolis 5 — fijugis ovahbus apice rotundato mucronulatis glandula cylin-
drica intra jugura imum instructis: stipulis foliaceis persistentibus semi-
cordatc-orbiculatis apice in cuspidem setaceam fere aequilongam productis,
raccmis axillaribus terminalibusque in paniculam pyramidatam dispositis:
bracteis subulatis deciduis, antheris obtusia, 3 majoribus, legumine ... —
Affinis C. renifonni Don et C. stipulaceae Ait Frutex ultrasexpedalis,
speciosus; foliola 1" longa. 6"' lata; racemi inferiores folium subaequantes,
pedicellis numerosis 3— 6"'longis; 8epala4'", petala 6— 8"' longa, flava. —
Catamarca, frequens in collibus pr. Yakutala.
251. C. aphylla Cav. ic. t. 561. — Nom. vernac. Gabellos Jndios —
Cordoba, in campis ab urbe meridionalibus. Catamarca, frequens in campis
pr. Fuerte de Andalgala. (»Mendoza«).
252. C. crassiramea Beiith. in Hook. ic. t. 1063. — A praecedente
diflert quoque leguminibus e pedicello dem um nutante pendulis. — Ca-
tamarca, in campis pr. S. Jose. («Salta. Bolivia«).
253. Zuccagnia punctata Cav. ic. t. 403. Frutex ultrapedalis. —
Nomen vernac. Jarilla de pispito. Catamarca, frequens pr. Amaicho.
(»Mendoza«).
254. Prosopis ruseifolia Gr. n. sp. Algarobia, arborescens, spinis
solitarii» validissimis armata, glabra, pinnis unijugis : glandula inter pinnas
depresso-globo8a, foliolis 4 ( — 2) jugis magnis coriaeeis nervosis oblique
ovato - lanceolatis breviter subfalcato - acuminatis apice obtusiusculis vel
subacutis: petiolo pinnarum basi petiolulisque glanduloso-incrassatis, his
brevissimis in laminam productis, floribus racemosis: racemis subfasci-
culatis, filamentis pallidis petala distineta duplo superantibus , legumine
elongato lineari falcato - semicirculari obsolete sinuato compresso longi-
tadinaliter nervoso-striato : septis impressis. — Species magnitudine fo-
liolorum a ceteris habitum alienum praebens, valore spinarum vix alü
plantae cedens. Arbor spectabilis v. frutex excelsus; spinae rarae,
maximae 5" longae, inferne 3'" crassae, laevigatae, versus apicem conoideo-
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PLANT AE LORENTZIANAE.
131
acuminatae, recte patentes: ex situ gemmae stipulares videntur, altera
abortiva; folia juxta gemmam subfasciculatae , petiolo infra pinnaratn
divisionem 9 — 10"', pinnis 2l/2 — IY2" longis divaricatis: foliola aequidi-
atantia, nitidula, patentissima, 2 — l'A" longa, 10'" — 6"' lata: glandulae
interpetiolulares minutae; racemi bre viter pedunculati, 3 — 4" longi, pe-
dicelli8 1'" longis: petala 2'" longa, calyce minute 5dentato duplo lon-
giora, apice intus ovariumque lanata; legumen durum, 18 — 28 spermum,
4"' latum. loculis convexiusculis septo obliquo rhombeis 4"' diam. carpo-
pboro cernuo aequilongis, terminali acuto et in styli rudimenturn nunc unci-
natum abeunte : semina subquadrata, septo tenui separata, faciebus medio
impressis. — Nom. vernac. Vinal: fructus nutrimentum praebet incolis
Zizypho Mistol Algarobiaque veris non minus principale. Santiago de
Estero in parte meridionali et centrali provinciae.
255, P. alba Gr. Algarobia, arborea, pinnis bijugis: glandula inter
pinnas minutissima convexa, foliolis 20 — 30jugis parvis oblongo-linearibus
obtusis glabris margine minute ciliatis subtus simpliciter arcunerviis ses-
silibus, spicis e fasciculo foliorum oriundis, flore . . ., legumine elongato
lineari rectiusculo v. falcato margine aequali compresso glabro longitu-
dinalibus nervoso-striato apice cuspidato. — Diagnosi succinctae P. dulcis
Hook. Ann. (Bot. Mise. 3. p. 210, non Kth.) respondet, sed speeimina
incompleta et foliolis paullo remotiusculis recedit; pinnae 3 — 4" longae,
foliola 4"' longa, % — 1"' lata; legumina 5 — 6" longa, 24 — 28sperma,
4'" lata, basi acuta et carpophoro 6"' longo suffulta, ad semina subdi-
stantia convexa, inter semina plana. — Nomen vernac. Algarobo blanco. —
Cordoba, in campis. (»S. Luis« ex syn. Hook. Arn.)
256. P. Abgarobilla Gr. n. sp. Algarobia, arborescens, spinis stipu-
laribus petiolum subaequantibus, ramis puberulis v. glabratis, pinnis 2 —
Ijugis : glandula inter pinnas subglobosa, foliolis 12 — 24jugis approximatis
parvis oblongo-linearibus obtusis glabris margine minute ciliatis subtus
elevato - margininerviis : nervis marginalibus cum mediano per venas re-
motas aequaliter prominulas connexis , spicis axillaribus elongatis folia
excedentibus : floribus brevissime pedicellatis , filamentis pallidis corolla
duplo longioribus, legumine oblongo oligospermo recto pulposo compresso
R2
132
A. G Ii I S E B A C H,
nitido glabro longitudinaliter nervoso inter semina constricto. — Praece-
denti proxima, foliolis brevioribus approximativ, legamine brevi pulposo
faciebus convexiusculis distincta; spinae 2 — 3"'. pinnae 1" longae, sub-
approximatae, foliola 2'" longa, xfa,u lata ; spicae 2" longae : corolla apice
et ovarium villosum; legumen (unicum exstat) 3spermum , ll/2" longum.
6'" latum, loculis subrotundis. — Nomen vernac. (pluribus commune)
Algarobilla: legumina pigmentum praebent. Commutatur cum P. Sili-
quastro DC. chilensi, cui foliola sec. cL Pbilippi 9"' longa. Cordoba.
257. P. adstringens Gill, ex descr. Arbor praecedenti aftinis, distincta
pinnis 4 — 5jugis, glandula inter eas urceolata, foliolis V" longis , V+'"
Iritis . legumine subcompresso - cylindraceo utrinque obtuso inter semina
baud constricto: legumina 1%" longa, 4 — 5"' lata, 3'" crassa. — Nom.
vernac. Algarobilla. Cordoba, pr. Coralitas ( — »Mendoza«).
258. P. adesmioides Gr. n. ep. Algarobia, fruticosa, puberula, spinis
stipularibus demum folia subaequantibus , pinnis unijugis , quandoque
cum impari: glandula inter stipellas dorso connexas subulatas in apice
petioli brevis minuta v. obsoleta, foliolis 10 — 18jugis approximatis mi-
nutis oblongis obtusiusculis supra coneavis subaveniis margine crassius-
culo cinetis, spicis lateralibus ovoideis v. breviter cylindricis densifloris:
peduneulo folium dimidium subaequante, filamentis lutescentibus corollam
luteo-brunneam plus duplo superantibus, legumine falcato et medio semel
torto tomentello complanato: margine dorsali aequali, ventrali ad medium
loculum usque regulariter inter semina sinuato: loculis subrotundis. —
Affinis videtur P. fruticosae Mey. et P. Alpataco Phil., ab illa legumine,
ab hac petiolo brevi foliolisque distinguenda. Folia supra spinas saepe
fasciculata: petiolus 1 — IV2'", pinnae 6"', spinae graciles demum 6 —
10'" longae, foliola l—l/2'" longa, vix l/4'" lata; spicae 5 — 12"', co-
rollae intus apice lanatae V", nlamenta 21/2'" longa; legumen 6 — 8spcrmum,
loculis 3'" diam. — Cordoba, in campis et convallibus pr. urbem. Ca-
tamarca, frequens in campis pr. Yakutula.
259. P. campestris Gr. n. sp. Algarobia, fruticosa, tortuoso-intertexta,
hirtella, spinis stipularibus validis demum folia fasciculata excedentibus,
pinnis 1 (— 2jjugis : glandula inter pinnas minuta stipitata stipellae dorsali
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PLANTAR LORENTZIANAE. - 133
opposita, foliolis 6 — 12jugis approximatis minutis oblongo-linearibus obtu-
siusc ulis margine dorsoque convexiusculo pilosis, spicis lateralibus breviter
oblongo-cylindrici8 : pedunculo petiolum «ubaequante, filamentis pallidis
corollam basi puberulam pallide flavam 3 — 4plo superantibus , lcgutnine
elongato parum arcuato puberulo v. glabrescente complanato ab utroque
margine aequaliter et leviter inter semina sinuato : loculis subquadrato-
ovalibus. — Affinis praecedenti; Spinae demum 6 — 10"'. petioli 1 — 3"',
pinnae 4 — &" longae, foliola 1"' longa, vix l/6"' lata; spicae 8'", fila-
menta 4"' longa; legumen 7 — llspermum, 3— ll/2" longum, loculis
4"' latis. — Cordoba, ubi in parte boreali provinciae pr. Chanar forma-
tionem peculiarem late per campoa extensam constituit, fruticibus ramis-
que tortuoso-intertextis in acervos convexos conglomeratis.
260. P. humilis Gill. Spicae breviter cylindricae, densiflorae, 1"
longae, rubicundae; legumina falcata, complanata, leviter repando-sinuata,
10 — 48perma, glabra, articulis quadrato-rhombeis 4'" diam. Frutex valde
spinosuR. spinis stipularibus gracilibus pollicaribus virentibus angulato-
striatis, foliis nullis v. spina multo superatis, pinnis unijugis ad foliolum
unicum ovato-lanceolatum mucronatum vix 1'" longum reductis : glandula
inter eas globosa, petioli mucro foliola subaequans, antherae subeglan-
dulosae. — Nom. vernac. Algarobilla: legumina pecudibus pabulum
parant. — Cordoba, in fruticetis camporum ab urbe meridionalibus
( — »Bonaria«).
261. P. sericantha Gill. Pracedenti similis, sed robustior, plane
aphylla. spinis raraeis fasciculatis-solitariis robustis, tarnen virentibus,
laevibus, 2— 4" longis, flores rubicundi pilosi. antherae glandula distineta,
legumina recta, 6— 4sperma. 8— Vfa" longa. 5" lata, margine rectilineo. —
Santiago del Estero , in salsis inter ti . Saladillo et urbem , ubi sparsim
fruticeta ultra 6pedalia spinis undique patentibus horrida ovoidea con-
stituit. (»S. Luis«).
262. P. abbreviata Benth. var. argentina Gr. foliolis 6 — 9jugis
(1 — y2"' longis), peduneulis folium duplo excedentibus capitulo globoso
terminatis. Fruticulus depressus, spinis stipularibus candidis patentissimis
gracilibus demum 6 — 10"' longis. — Syn. P. strombulifera Phil. pl. men-
84 - A. GRISEBACH,
dox.. non Benth. — Cordoba, in convallibua sterilibus pr. urbem. (Mcn-
doza; o: »Brasilia«: nisi noatra specifice distinguenda et P. argentina Gr.
nominanda est}.
263. P. strombulifera Benth. ex deacr. Spinae atipularea candidae
praecedentis, 6 — 8"'longae; foliola oblongo-linearia, obtusa, remotiuscula,
aaepe alterna, 4 — 6juga, 3'" longa; legumen luteum, iy2 — 2" longum,
gyri8 12—14 arcte torquatum. — Cataraarca, in convalle salsa pr. 8.
Fernando. (»Peruv.«).
264. Miraosa aensitiva L. ex Lindl. Bot. reg. t. 25. — Syn.
M. floribunda W. (Spruce pl. ecuad. 5475, FendL pl. Venez. 349). —
Tucuman, frequens in campis pr. urbem. (Venezuela- Andes Amer.
trop.)
265. M. farinosa Gr. n. sp. Habbaeia, fruticosa v. arborescens, ra-
mulis cum petiolo viacidulo-papuloais apice tetragonis, aculeia atipularibus
erecto-patentibus petiolo brevioribua, pinnis unijugis, foliolis 10— 12jugis
oblique oblongis s. cuneato - oblongis obtusis pube brevissima farinoso-
tomentellis et margine interiori rbachique glanduloso-papulosis, capitulia
globosis: pedunculo nliformi folia aubexcedente , legumine recto inermi
88permo tomentello : ar ti<_ ulis quadratia. — Habitu accedit ad Eumimoaam,
foliia ad M. pectinatam Kth. , pube ad species lepidotaa Benth. , sed ob
atamina 8 — 10 vera Habbasia. Frutex excelaus v. arbuscula; petioli
1—4'", aculei 2"', pinnae 6—10'", foliola 1— lVz'" longa; legumen 2"
longum, 3"' latum, margine peraiatente rectilineo. — Catamarca. frequena
in aepibua et fruticetia pr. Fuerte de Andalgala.
266. 31 Lorentzii Gr. n. 8p. Ilabbaaia, fruticosa, ramuli8 cylindricia
petioli8que puberulis, aculeia 8parsi8 recurvia, pinnis unijugia, folioli8
4— 6jugis cuneato- oblongis obtusis glabria , capitulis globoais: pedunculo
filiformi folia 8ubaequante, legumine recto inermi 5 — 28permo repando
v. inter semina inaequaliter ainuato glabro : articuÜ8 subrotundia v. aub-
quadratia. — Frutex 6— v. ultra Gpedalis, rloribus valde odoris; petioli
1—2"'. aculei 1"', pinnae (nondum plane evolutae) 2—3"'. foliola 1'"
longa; legumen ll/2— 1" longum, 5"' latum, atipitatum, baai et apice
rotundatum. — Santiago de Eatero, in fruticetia mixtia.
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PLANTAE LOBENTZI AN AE. 135
267. M. Gillie8Ü Benth. — Syn. Prosopis globosa Gill. — Frutex
6pcdalis. — Catamarca, sparsim in declivitate montium ab oppido Belen
occidentalibus ( — »Mendoza«).
268. Acacia tucumanensis Gr. Euacacia, arborea v. fruticosa, aculeis
brevibus recurvis sparsis armata, ramulis tetragonis petiolisque puberulis,
pinnis 6 — 8jugis: petiolo eglanduloso. foliolis 24— 40jugis oblongo-linea-
ribus obtusiusculis basi inaequilateris glabris , floribus capitatis . . ., le-
gumine oblongo-lineari plano-compresso repando v. sinuato-repando basi
acuta breviter stipitato glabro: valvis membranaceis. — Verosimiliter
forma hujus inermis est A. polyphylla Clos (non DC.), quae e proy. Tu-
cuman in culturam chilensem transiise dicitur. A. sarmentosae Desv.
(Westianae DC.) legumine et foliolis simillima, ramulis angulosis recedit
glandulaque petiolari in pluribus speciminibas expers est. Arbor spec-
tabilis v. frutex excelsus; foliola 3 — 4'" longa, xf%— 5/+"' lata; legumen
2 — 3" longum, 6 — 8'" latum. — Tucuman, frequens in sylvis subtropicis,
Cuesta de la puerta, Siambon.
A. tucumanensis var. subscandens Gr. fruticosa, subscandens, pinnis
5 — 6jugis. foliolis 15— 24jugis, legumine lineari - oblongo (3 — 4" longo,
10'" lato). — Nora, vernac. Garbatos. Tucuman, in sylvis subtropicis
pr. Juntas.
269. A. Visite Gr. n. sp. Euacacia, arborea, inermis, ramulis striato-
angulosis petiolisque puberulis, pinnis 5 — ojugis: glandula petiolari de-
pre8so - ovoidea jugo infimo approximata, foliolis 24 — 36jugis nervo valde
excentrico oblongo-linearibus acutiusculis sparsim puberulis, floribus ca-
pitatis .... legumine recto lineari - oblongo piano -compresso margine
subaequali basi acuta breviter stipitato minutissime puberulo: valvis
membranaceis. — Praecedenti proxima, glandula petiolari (quae in A.
sarmentosa a basi petioli et infimis pinnis aequidistat) et foliolis distincta.
Arbor spectabilis; foliola 4'" longa, V" lata, subavenia; legumen 5"
longum, 1" latum. — Nomen vernac. Visite, Visco. Catamarca, frequens
pr. Fuerte.de Andalgala ad rivulos.
270. A. furcata Gill. Legumina stipitata, oblonga, utrinque rotun-
data, 2" longa, 10'" lata, valvis membranaceis, matura 3 — 7sperma. —
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136 A. GRISEBACH,
Nona, vernac. Garabato. Santiago de Estero, frequenüssima in fruticetis
cami>orum. v. c. versus fl. Saladillo (— »Mendoza«).
271. A. praecox Gr. n. sp. Euacacia, robusta, aculeis recurvis sparsis
armata. ramulis striata -angulosis puberulis, foliis sub anthesi noudum
plane evolutis puberulis, pinnis 3 — -4jugis: glandula petiolari ovoideo-
oblonga a medio petiolo ejusque basi aequidistante , foliolis 10 — 24jugis
e basi inaequilatera oblongo-linearibus acutiusculis , capitulis globosis
corymboso-fasciculatis , floribus puberulis polyandris, corolla tubulosa
breviter exserta, fllamentis distinctis. legumine ... — Rami parce foliati ;
petioli 6— 8"', foliola (sub anthesi} 1%— 2"', aculei 2"' longi. validi; pe-
dicelli 1", corollae 1 1/2'" longae, capitula {slaminibus inclusis) 8"' diam. —
Cordoba, in carapis.
272. A. Cehil Gr. n. sp. Vachellia, arborea, inermis, ramulis cy-
lindricis petiolisque puberulis, pinnis 12 — 16jugis: glandula petiolari
ovoideo-oblonga a jugo infimo et basi petioli subaequidistante, foliolis
24— 40jugis oblongo-linearibus oblique acutiusculis glabrescentibus cilio-
latis. floribus capitatis . . ., legumine rectiusculo late lineari lignoso-
coriaceo planiusculo-compresso margine crassiusculo aequaliter rcpando
basi in stipitem longiusculum attenuato glabro. — Arbor spectabilis,
cortice adstringente, quo ad pelles subigendas utuntur: foliola Vfa*** longa,
vix l/2'" lata: legumen 6 — 8" longum, 8 — 10"' latum, 8 — llspermum,
stipite arcuato fere jrallicari. — Nomen vernac. Cebil. Tucuman, in sylvis
subtropicis pr. La Cruz, ubi quandoque socialis syivulaa proprias constituit.
273. A. moniliformis Gr. n. sp. Vachelia, fruticosa. spinis .vtipula-
ribus rectis armata, ramulis tetragonis petiolisque pulverulentis , pinnis
8 — 12jugis: glandula petiolari minuta a jugo iufimo et basi petioli aequi-
distante, foliolis 16 — 20jugis linearibus acutiusculis glabrescentibus cilio-
latis, floribus capitatis . . ., legumine recto v. paullo arcuato late lineari
planiusculo-compresso lignoso-coriaceo sinuato-moniliformi raarginc cras-
siusculo basi acutiuscula breviter stipitato puberulo: valvis reticulato-
nervosis. — Praecedenti affinis, legumine A. arabicae accedens. Foliola
y2— 1'" longa; Spinae demum 4 — 8'" longae; legumen 3 — 5" longum,
7 — 13spermum, loculis subrotundis 5—6"' diam., stipite 2—3"' longo. —
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PLANTA E LORENTZIANAE.
137
Horn, vernac. Tusca: legumina pecudibus pabulum praebent. Tucuman,
frutex frequens in sylvis subtropicis pr. La Cruz, Cuesta de la puerta.
274. A. Aroma Gill. Praecedenti proxima, diversa legumine tomen-
toso minus profunde inter semina sinuato, recognita situ glandulae petio-
laris jugo infimo pinnarum saepe approximatae (sed in aliis foliis ad me-
dium petiolum descendit) : legumine sinuato-repando et numero pinnarum
et foliolorum ab A. flexuosa W. et A. tortuosa W. magis distat iisque
a praecedente distingui non potcst. — Nom. vernac. Espinillo (pluribus
Acaciis commune). Cordoba, in campis frequens. Catamarca, vulgaris in
sepibus et fruticetis ripariis pr. Fuerte de Andalgala: vulgo frutex ultra
6pedali8. quandoque arborescens. (»S. Luis«).
275. A. cavenia Hook. Arn. ex specim. chilens. Legumen turgido-
compressiusculum, atrum, laeve, utrinque acutum v. obtusiusculum, demum
bivalvi-ruptile margine convexo, 2—3" longum, 8 — 12'" latum, sessile. —
Nom. vernac. Espinillo (cf. praec.) Cordoba, in collibus rupestribus pr. Las
Penas. Tucuman, perfrequens in monte Cuesta de Periquillo ( — Chile).
276. Enterolobium Timbouva Mart. Arbor excelsa, late obum-
brans. — Nom. vernac. Pacara, in Corrientes et Paraguay Timbo, ubi
saponem praebent cortex et legumina. — Tucuman, non raro in apricis
pr. La Cruz. (»Uruguay - Brasil, austr.«).
277. Rubus imperialis Cham. Schi, ex ic. Hook, in Mart. Fl. bras.
fasc. 42. t 22. Forma ramulis cinereo-pubescentibus, foliis supra puberulis
subtus cinereo-tomentosis subsericeis. — Tucuman, in sepibus et fruticetis
pr. urbem ( — »Brasil, austr.).
278. (33.) Alchemilla pinnata R. P. — Tucuman, in pascuis alpinis
inter Cienega et Tafi, ubi vegetationem depressam praecipue, quandoque
sola constituit: ibi occurrit quoque forma foliis glabriusculis (var. minima
Wedd.). Catamarca, in alpinis Vayas altas alt 9—11000'. (Andes Peruv.:
Lechl. pl. peruv. 1785. b., Boliv.: Mand. pl. boliv. 668.)
279. Margyricarpu8 setosus R. P. — Cordoba, in pascuis siccis
pr. S. Francisco. (Andes Amer. austr. a Nov. Granad. usque ad Chiloe et
»Brasil, austr.«)
138
A. GRISEB ACH,
280. (34.) M. alatus Gill. — Syn. Tetraglochin strictus Poepp.
Wedd. Chlor, and. t. 77. — Lignum a viatoribus Andium juga trans-
scendentibus ad comburendum colligitur. Catamarca, in pascuis alpinis
Vayas altas alt. 11000', in convallibus excelsis arenosis inter Nacimi-
ento et Laguna blanca. (Andes a »Peru via« ad Chile).
281. Polylepis racemosa R. P., Wedd. Chi. and. t. 78. B. Folia
in iisdem rarais variant subtus niveo-tomentosa et omnino glabrata v. ab
initio glabriuscula. Arbor 20—25' alta, tortuosa, cortice relaxato-solubili
rubescente. — Nom. vernac. Quefioa. Cordoba, solitarie in Sierra de
Cordoba. Tucuman, ubi format pr. Cienega regionem sylvaticam su-
premam alt. 7000'— 9000', supra reg. Alni extensam. (Andes »Boliv.«,
Peruv. et Ecuador.)
282. (35.) Acaena stricta Gr. n. sp. Euacaena, caule piloso in pe-
dunculos elongatos strictos e rosula foliorum oriundos diviso, foliolis
8— lOjugis e basi oblique subcordata oblongis obtusis argute serratis sparsim
pilosis: serraturis utrinque 10 — 12, floribus a medio pedunculo in race-
mum spiciformem intcrruptum dispositis, singulis demum solitariis bractea
brevi ovata acuta suffultis, calycis lobis 4 ovatis acutis antheris totidem
biglobosis oppositis, tubo undique aristato : aristis apice minute glochidiatis,
carpidio solitario : stigmate penicillato. — Pedunculi scapiformes, (racemo
incluso) 1— ll/2' longi; foUola 10—12"' longa, 4—5"' lata; bracteae 1"'
longae, pedicellurn subaequantes ; calycis tubus demum 8"' longus, ovoi-
deo-oblongus. — Tucuman, in pascuis alpinis pr. Cienega.
283. (36.) A. poljfcarpa Gr. n. sp. Euacaena, caule erecto inferne
folioso pubescente in racemum interruptum elongatum abeunte, foliolis
4— 6jugis e basi acutiuscula oblongis v. elliptico - oblongis argute inciso-
serratis sparsim pubcscentibus v. glabrescentibus : serraturis utrinque
7 — 10 acutis, suprema minori, floribus in racemo fasciculatis : bracteis
lanceolato-linearibus evanidis, calycis lobis 4 ovatis acutis, tubo parvo
undique aristato: aristis apice minute glochidiatis, staminibus 1 — 2 ( —
3): anthera biglobosa filamento aequilonga, carpidiis 2 glabris: stigmate
penicillato. — Habitus Agrimoniae et A. agrimonioidi Kth. affinis videtur;
caulis V/2— 2pedalis, a medio racemosus, racemis quandoque quibusdam
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PLANTAE LORENTZIANAE.
139
accessoriis axillaribus brevioribus; foliola 1" longa, 6'" lata, ad % lati-
tudinis incisa: pedicelli inaequales, l"'fere longi; calycis tubus demum
1>444 longus, ovoideo-oblongus , lobis persistentibus duplo brevioribus. —
Catamarca, in alpinia Vayas altas alt. 9—11000' et in convalle excclsa
Grandillas pr. Belen.
284. (37.) A. canescens Philipp. (Fl. atacam. p. 18.) ex descr. Ca-
pitulam floriferum 8"' , fructiferum (aristis inclusis) 1" diam. ; antherae
ovoideae, 2/5'" longae. — Catamarca, in convallibus alpinis arenosis inter
Nacimiento et Laguna blanca. (»Reg. alpina des. Atacama ).
Myrtaceac:
285. Eugenia uniflora L. Arborea. — Tucuman , in sylvis subtro-
picis pr. Siambon, infrequens. (Amer. trop.)
286. E. Mato Gr. Conferatur cum E. Schüchiana Berg (Mart. Fl.
bras. Myrtac. t. 4. f. 85.) : nam floribus nimis juvenilibus collecta recog-
noscenda ncque a descriptione ejus et icone dignosci potest nisi ramulis
foliisque ab initio glabris (nec »junioribus rufo-toraentosis«). Arbor specta-
bilis. — Nom vernac. Mato. Tucuman. principalium arborum sylvae sub-
tropicae una pr. Siambon. (E. Schüchiana: »Brasil austr.«)
287. Psidium Thea Gr. n. sp. fruticosum glabrum, ramulis tere-
tiusculis foüosis, foliis rigidis lanceolatis v. ellipticc-lanceolatis acutis v.
mucronato-acutis subtus punctatis brevissime petiolatis: venis primariis
obliquis subparallelis arcu subaequali juxtamarginali connexis subtus pro-
minentibus, pedunculis unifloris in axilla solitariis folio multo brevioribus,
bacca globosa: limbo calycino demum 5partito: segmentis deltoideis erec-
tiusculis. — Frutex 1 — ll/2pedalis; folia 1 — 1 1/2" longa, 4 — 8'" lata,
punctis pellucidis raris; pedunculi 4—6'" longi, baccae diametro subae-
quilongi; bacca 21ocularis, polysperma: testae Stratum exterius dure lig-
nosum, intus intra arcum embryonis crasse cylindrici incurvati protrusum,
strato interiori membranaceo ab exteriori secedente. — Nom. vernac
Alpamato: folia apud incolas Theae surrogatum. Cordoba, in monte
Cerro negro pr. San Bartolo. Tucuman, in sylvis primaevis.
288. Myrtus serratifolia Gr. n. sp. (Tab 1. f. 4.) glabra, ramulis tetta-
S2
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140
A. GRISEB ACH,
gonis. foliis coriaceis impunctatis ovatis v. elliptiris obtusiusculis supra
basin argute Serratia petiolatis : venia arcu flexuoso connexis, racemis termi-
nalibus : pedicellis demum craasiusculis recurvatis, bacca globoaa 21oculari :
limbi calycini segmentis 5 lanceolato-acuminatis : loculis 1 — 2spermis. —
Genus ob flores adhuc ignotos recognoscendum : structura fructus et se-
minis cum Myrto convenit, mliorescentia anomala foliisque serratis in fa-
milia singularia: receptaeula olei aetherei in foliis inveatigatione anato-
mica apparebant. Arbuscula v. frutex ultra 6pedalis, valde ramosus, ha-
bitu Myrtaoeo; folia opposita, 10—16"' longa, 6—8'" lata; petioli 2"',
pedicelli 1'", racemi 1 — ll/2" longi, hi simplices, nunc tripartiti; bacca
resinoso-aromatica, 4"' diam., limbo calycino parvo demum evanido coro-
nata; seminum testa exterior dure lignosa, intra arcum embryonis elon-
gati in septum spurium crassiusculum protrusa, interior libera, membra-
nacea. — Nom. vernac. Pala blanca, Tucuman, infrequens in sylvis mon-
tanis pr. Siambon.
289. Pleroma paratropiam Gr. n. sp. fruticoaum, ramulis petiolisque
glanduloso-pUosis, foliis ovatis v. ovato-oblongia breviter acuminulis 3ner-
VÜ8 8errulatis utrinque sparsim setosia: pari nervorum accessorio juxta-
marginali e basi nervorum lateralium oriundo , pedunculis terminalibus
et axillaribua trifloris, bis folium subaequantibus : floribua breviter pedi-
cellati8, calycis tubo ovato glandulo80-pilo80 lobis oblongo-linearibus se-
toais demum longiori, petalis (siccis roseis) fimbriato-ciliatis calycis tubo
plua duplo longioribus obovato-subrotundis . antheria 10 aubaequalibus :
connectivo infra loculos filiformi basi bitesticulato, stylo exaerto curvo. —
Affine videtur P. laxo DC., 8ed aetae foliorum in utraque pagina confor-
mes s ubstrigoso-patulae. Ilarai supernc compressi, internodiis folia subae-
quantibus, pilis patentissimis sparsi8 minuta glandula terminatia sctisque
eglandulo8i8 foliorum x/z'" fere longis; folia membranacea, paullo bullata,
pleraque 2" longa, 1" lata, floralia parva; pedicelli lateralea calyce lon-
giores, alares breviores ; calycis tubus sub antheai 2—3"', lobi apice acuti
2'" longi; petala 8-10"' longa; antherae majores 3"', minores 2"' longae,
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PLANTAE L0RENTZ1ANAE. 141
connectivi stipite declinato longiores, Capsula 51ocularis, a calycis tubo
supra basin libera. — Tucuman, copiose in sylvis Alni: Cuesta de Siam-
bon , unde rarescens descendit in sylvas subtropicas : Cuesta de Escaba.
Lyt/nariae.
290. Nesaea salicifolia Kth. — Syn. Heimia Lk. Frutex Gpedalis
v. humilior. — Cordoba frequens in campis et in convallibus pr. urbem.
(Amer. trop.— Bonaria).
N. salicifolia var. montana Gr. foliis lanceolatis basi rotundata v.
subacuta a petiolo brevi subdistinctis.. In forma a. folia sunt subsessilia,
lanceolato-linearia (3'" lata), in varietate 4 — 8'" lata, sensim acuminata:
in flore nulluni discrimen distinctum video, cornicula calycis longiora,
lobis aequilonga, etiam in « occurrunt. — Tucuman. in Cuesta de Berico
pr. Siambon. in fruticetis pratorum.
291*. Lythrum Hyssopifolia L. — Cordoba, in campis ab urbe me-
ridionalibus.
292. L. camptstre Gr. n. sp. fruticosum, glabrum, ramis virgatis
anguste 4 — 2alatis, foliis oppositis sparsisque breviter oblongo-lanceolatis
lanceolatisvc basi obtusis apice acutiusculis subsessilibus, fluni >us 6andris
axillaribus geminis v. solitariis breviter pedicellatis : bracteolis minutis
scario8is, calyce longe tubuloso petalis violaceis duplo longiori : lobis exte-
rioribus 6 lanceoloto-acuminatis, interioribus minutis, stylo exserto petala
aequante. — Affine vidctur L. maritimo Kth., ubi „folia angustiora,
rami öangulares, calycis lobi subulati", Frutex 6pedalis, floribus axilla-
ribus numerosis insignis ; folia 4— 10"' longa, V/t— 3"' lata; calyx 3—4"'
longus, vix 1"' latus ; petala 6, spathulata. — Cordoba, fruticeta formans
in campis ab urbe meridionalibus , etiam in rupestribus pr. Las Fenas.
293. Cuphea hyssopifolia Kth. — Syn. C. balsamona Cbam. Speciea
valde variabilis: petala 1 — 2"' longa, flores vulgo solitarii interfoliares,
quandoque gemini, altero subaxillari ; folia latitudine varia, in forma tucu-
manensi inferiora ovato-subrotunda acuta, 12"' longa, 10"' lata, superiora
angustiora et sensim breviora, petala 2"' longa. — Tucuman, perfrequens
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A. GRISEBACH,
in pratis pr. Siambon , etiam in sylvis subtropicis Cuesta de Periquillo.
(Amer. tropica — Uruguay).
C. hyssopifolia var. brachyphylla Gr. folüs parvis oblongo-lanceolatis
acutis glanduloso-ciliatis, pctalis calyce plus 3plo brevioribus. — Suffrutex
6pedalis; folia 4—6"' longa, V/2— 2"' lata; petala 1"' longa. — Cor-
doba, in rupestribus pr. Las Pcnas.
Onagrarieae.
294. Jussiaea rcpens L. — Cordoba, frequens in inundatis juxta fl.
Rio Primero. (Zona tropica et ultra ejus fines).
295. J. longifolia DC. Forma calycis lobis latioribus ovato-
lanceolatis acuminatis (8"' longis, 4— 3'" latis) a descriptione cl St. Hilaire
(FL Bras. mer. 2 p. 262) petalisque inajoribus (1" longis et latis) rece-
dens: a J. suffruticosae L. forrais angustifoliis pedicello fructui aequi-
longo (1" fere longo) plane differt, a J. stenophylla Gill, (forsan non
distinguenda) glabritie, calycis lobis 4 latioribus et foliis linearibus (4'"
latis). — Cordoba, in inundatis juxta 11. Rio Primero ( — »Brasil, austr.«).
296. J. peruviana L. Forma calyce 41obo (J. birta V.), quae non
distinguenda. — Tucuman, in scaturiginosis sylvarum, ad aquaeduetus pr.
S. Rablo. Catamarca. rarius in paludosis Ojo de Agua pr. Fuerte de
Andalgala. (Amer. trop.)
297. (38.) Epilobium denticulatura R. P. — Syn. E. tetragonum
var. Hook. Fl. antaret. — Tucuman, ad rivulos pr. Cienega. Catamarca.
in alpinis Vayas altas pt. Belen, alt. 9 — 11000'. (Andes »Peruv«. — Fret.
magellan.)
298. Oenothera granditiora R. P. (non Ait.) ex ic. Fl. peruv t. 318.
b. — Syn. O. acaulis St. Hil. Fl. bras. 2. p. 272. (exclus. syn. , nec
Cav.). Flore ab O. acauli Cav. (ic. 4. t. 399.) sec. speeimina chilensia
(Lecbl. 731, Phil. 395. a.) non differt. sed caule foliato 1 — iy2pedali et
capsulae alis 4 infra apicem pyramidatum in angulum deltoideum pro-
duetis (in O. acauli alae in apicem aequaliter attenuatae). — Nom.
vernac. Flor del oracion, quia nocturna est. Santiago del Estero, ad
aquaeduetus et lagunas (»Peruvia, Brasil, austr., Uruguayo).
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PLAXTAE LORENTZIANAE.
143
299. O. longiflora Jacq. (ht. vind. t. 172.). Forma calycis tubo
2—2 1/2" longo, pube molliter pilosa. — Tucuman, in pratis mt. Cuesta
de Siambon. (»Uruguay. Brasil, austr.«).
O. longiflora var. Berteriana Spch. foliis linearibus (quac in a. lan-
ceolata). pube molli, calycis tubo 4—5" longo. — Cordoba. frequens in
campis et ad fluvios. Tucuman, pr. Tali.
300. O. mollissima L. ex descr. ap. St. Hil. 1. c. p. 269. Forma
calycis tubo ll/z" , petalis 8"' longis. — Cordoba, in convallibus juxta
urbem. (»Bonaria, Uruguay«.).
301. (39.) O. lasiorarjm Gr. n. sp. Euoenothcra, perennis, humilis,
crassicaulis, ramosa, pilosa, foliis lineari-lanceolatis sinuato-dentatis inferio-
ribus in petiolum attenuatis, floribus axillaribus lutcis, demum rubescentibus,
calycis tubo villoso-piloso ante antbesin cernuo ovario plus duplo lon-
giori cyUndrico apice dilatato, lobis lanceolato-acuminatis tubo brevioribus
corollam aequantibus, petalis obverse deltoideo-subrotundis stamina sty-
lumque apice 4fidum aequantibus, Capsula dense pilosa sessili oblongo-lan-
ceolata obtuse tetragona apice subtruncato-corniculata dura : serainibus in
loculo biserialibus. — Characteribus praecodenti affinis, habitu accedit ad
O. prostratam R. P., quae corolla duplo minori differt Rhizoma crassum;
caulis spithameus, foliosus . adscendens, ramis fastigiatis; folia inferiora
8", calycis tubus (ovario incluso) 1", lobi 8'" longi; pctala 8"' diam. ;
Capsula 8'" longa. — Catamarca, in pascuis alpinis Vayas altas pr. Belen
alt 9—11000'.
302. (40.) O. nana Gr. n. sp. Euoenotbera , perennis, acaulis, pube
brevi molli incanescens, foliis dense rosulatis lanceolato-linearibus v. late
linearibus sinuato-denticulatis acuminatis basi attenuatis, floribus parvis ax
illaribus in rosula numerosis luteis. calycis tubo ovario longiori cylindrico
apice sensim ampliato, lobis lanceolato-acuminatis tubo brevioribus co-
rollam excedentibus , petalis subrotundis stamina paullo excedentibus,
stigmate 4partito, Capsula puberula sessili curvata lanceolato-oblonga pa-
rum angulata apice minute corniculata: seminibus in loculo biserialibus. —
Habitus O. gTaciliflorae H. A., (icpl. t. 338.), nulli affinis. Rhizoma
crassum, descendens, rosula simplici v. subcaespitosa ; sein per basi in-
144
A. GiUSEB ACH,
crassata; folia longiora 2" longa, 2'" lata, expansa; calycis tubus saepe
incurvus, 4"', lobi 2y2— 3"' longi ; petala 2"' diara.; Capsula matura 4"'
longa. — Catamarca, in convallibus alpinis arenosis inter Nacimientos et
Laguna blanca.
Halorageae.
303. Callitriche venia L. — Tucuman, in aqua fontium sylvatico-
rura pr. Siambon. (Orbis).
304. C. detlexa A. Br. var. Austini Engelm. ex ic. Hegelm. in Mart.
Fl. bras. Callitr. t. I. fig. II. 30. — Cordoba, in arenosis ad ripam iL
Rio Primero pr. Calera. (America tropica et temperata).
305. Nectandra porphyria Gr. n. sp. ramulis purpurascentibus
glabris, foliis chartaceis lanceolato-oblongis in acumen breve apice obtu-
siusculum productis basi acutis glabris: venis reticularis utrinque arcte
prominulis earumque axillis cum mediane- fasciculato-pilosis ; paniculis
axillaribus glabris , flore .... cupula brevi bacca immatura subglobosa
duplo breviori. — Simillima N. sanguineae Rottb. guianensi (Kappl. 2076,
Sagot 1049.), sed distineta videtur pedicelhs glabris, axillis venarum subtus
barbatis. Arbor spectabilis; folia 5—6" longa, 1V2 — 2" lata; pedicelli
apice clavati, a cupula 3"' aita eyathiformi-truncato parum distineti. —
Nom. vemac. Laurel. Tucuman, in sylvis subtropicis pr. Siambon, pr.
La Cruz.
Cucurbitaceae.
306*. Citrullus Colocynthis Schrad. — Cordoba, in arenosis ad fl.
Rio Primero.
Antagonia nov. gen.
Calyx 5dentatus, d turbinatus, 9 ellipsoideo-cylindricus. Corolla i
majuscula, campanulato-infundibularis, ad medium 51oba, 9 parva, 5par-
tita, intus squamis 3 (staminum sterilium loco) petalis conformibus aueta.
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PLANTAE LOREKTZIANAE.
145
Stamina 3, filamentis distiuctis, calycis tubo medio insertis, antheris in
coluninam cylindricam connectivo paruin superatam connatis. 2 bi-, tertia
unilocularis , loculis bis infractis. gyris longitudinaliter parallelis (inde
in tota columna 15). Ovarium e placentis 3 multiovulatum , stigmatc
(squami8 stamineis i Iiis incluso) incrassato apice brevitcr trilobo. Fructus
... — Gaulis alte acandens . cirrhis bifidis; folia scabra, profunde pal-
matihda; flores axillares, monoeci, o* solitarii, brcviter pedicellati, 9 sessiles,
saepe glomerati.
Genus structura raaris Cionosicyi plane conforme, ex flore 9 (unico
in speciminibus nostris satis explicato) quasi petala 8 (vircntia) exhibeute
sui juris et cirrhis divisis ab affini genere jamaicensi recedens , foliis
Citrullum aemulans.
307. A. citruUifolia Gr. Caulis angulatus, scabriusculus; folia nunc
3 — 51oba, lobo medio pinnatilobo, singulis dilatato-obtusis, v. -ecundariis
oblongis. denticulatis, basi brevitcr cuncata, plcraque ultra medium divisa,
majora 3—4" diam. , omnia supra setulis conicis scabra. subtus pube
brevi molliori obdueta; flores puberuli; 4. calyx 4"' longus, apice fere
6"' latus, dentibus breviter deltoideis corollae adpressis ; corolla 6'" longa,
aperta 1" diam., lobis late ovatis obtusis; filameuta filiformia, pilosa, co-
lamnae fere aequilonga: columna antherarum 3"' longa, P/V" diam.;
9 calyx 1"', corolla 1"' longa, segmentis ovato-oblongis obtusis a calyce
patulo-divergentia, squamae interiores vix breviores conniventi-erectae. —
Santiago de Estero, frequens in sepibus circa urbem.
308. Wilbrandia sagittifolia Gr. n. sp. scabro-pilosa, ramosa, foliis
sagittato-deltoideis acutis: mediano et petiolo subaequilongis . racemis d"
folium multo excedentibus , fasciculis florum 9 peduneulatis : peduneulo
petiolum subaequante. — Suflrutex »volubilis«; folia (inclusis auriculis
acutiusculis) 1 — V/z" diam. , sinu patente versus petioli apicem rotun-
dato : cirrhi simplices; racemi <f (incluso peduneulo) 5 — 6" longi, 20 —
30flori, calycis tubus tubuloso- cylindraceus , 3'" longus, den tos lineari-
acuminati corolla duplo fere breviores; corolla 5partita, 2"' fere longa,
segmentis oblongis obtusiusculis ; stamina 3, calycis fauci inserta, fila-
mentis brevibus filiformibus, antheris distinetis, 2 bilocularibus oblongo-
Phys. Gusse. XIX. T
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146 A. GRISEBACH,
linearibus, loculis rectis, tertia uniloculari lineari. omnibus 1%'" longis,
connectivo non producto; fasciculi 9 3— 7flori, pedunculo 6 — 8"'. pe.di-
cellis 1"' fere longis, floribus vix 2'" longis: calycis Innbus 5partitus
(nec ut in ic. W. drasticae 5fidus): lobi lineares, petala oblongo-lancec-
lata subaequantia , tubo fere aequilonga; ovarium e placentis 3 multi-
ovulatum : Stigmata 3 biglobosa. — Cordoba, pr. Las Peöas.
309. Prasopepon cucumi/olius Gr. n. sp. foliis cordato-subrotundis
integris (rarius obsolete 31obis) denticulatis, calycis 9 tubo dense pubes-
cente, seminibus pallidis. — Caulis cirrhis simplicibus scandens; folia
scabra, petiolo paullo longiora, 2%— 3" diam., sinn basilari late rotundato
patente; flores dioeci videntur; <f: calycis tubus campanulatus, pubescens,
4'" fere longus. lobi lineari-acuminati, V" longi; corolla rotata, 5partita,
8'" diam. (plane ic. P. Duriaei Naud. in Ann. sc. V. 16. t. 2. conformis),
segmeuti8 ovato-subrotundis obtusis ; filamenta 3, distincta, brevia, calycis
tubo superne inserta, antheris 2 bilocularibus oblongis connectivo angusto
indiviso integris, tertia uniloculari oblongo-lineari, loculis rectis; j: pe-
dicelli solitarii axillares; calycis tubus cylindraceus. superne paullo dila-
tatus, 2"' longus, lobis linearibus duplo longior; corolla brevis, Öpartita,
calycis lobos subaequans, segmentis ovatis obtusis; ovarium placentis 5
a pariete intus prominulis uniloculare (nec ut in specie a cl. Naudin
descripta »complete 51oculare«) , stigmate peltato 51obo - angulato ; bacca
globosa, glabriuscula , IV2" diam.: semiua innumera , 2 — 3"' longa,
vix marginata. — Tucuman , frequens in fruticetis et sepibus pr.
Siambon.
310. Adobra viridiflora Naud. ex ic. Ann. sc. nat. IV. 16. t. 4.
Specimina : pedicelli nunc solitarii axillares (ut in ic). nunc accessoriis
pedunculis corymbo paucitioro terminatis aucti; antherae 3 (in Höre
monstroso 4], bipartitae. loculis ab exteriori latere ad interius (a corolla
aversum) varie sigmoideo - flexis. Folia 3partita et in scgmenta linearia
dissecta punctis callosis albis utrinque asperata, ut de Cucurbitella as-
perata Wp. (Cucurbita Gill.) describitur eademque species auctore cl.
Philippi proxima: si non obstante stigmatis structura apud scriptorea
valde diversa revera congener est, nomen vetustius incompleta descriptione
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PLANTAE LORENTZIANAE. 147
obscuratum vix adoptandum esset. — Cordoba, frequens in sepibus
praediorum. (»Corrientes , Uruguay, Buenos Ayres«).
311. Cyclanthera tamnifolia Gr. n. sp. glabra, debilis. foliis plerisque
integris e basi subtruncato- v. subcordato-rotundata deltoideo-acuminatis
repando-iutegerrimis , aliis obsolete hastatis, cirrhis bifidis v. iterato-bi-
fidis, racemulis <f axillaribus laxifloris sessilibus petiolum brevem ae-
quantibus v. paullo excedentibus saepe geminatis, bacca ovoidea aculeis
mollibus armata pedicellum solitarium racemulis <f adpositum longitudine
excedente. — Folia membranacea. inferiora 2l/2 — 2" longa, iy2" lata,
superiora decrescentia et angustiora ; flores 6 virentes, 5fidi, cupuliformes,
l1/2'"diam: calycis dentes minutissimi, fere inconspicui, corollae segmenta
deltoidea calycis tubo aequilonga ; stamen centrale, peltatum. stipite brevis-
simo, pelta supra plana orbiculari, anthera annulari; bacca 4— 6"' longa,
aculeis sparsis complanatis persistentibus 2"' longis. — Tucuman , in
fruticetis regionis subtropicae pr. Siambon et reg. Alni mt. Cuesta de
Siambon.
312. Sicyos malvi/olius Gr. n. sp. caule glanduloso - piloso , foliis
5 — Tlobis basi late cordatis setuloso-scabriusculis : lobis subrotundis den-
ticulatis rcpandis rotundato-mucronulatis : petiolo glanduloso-piloso lamina
parum breviori, racemis & elongatis folium saepe excedentibus, antheris
3 sigmoideis inferne connexis, baccis glomeratis ovoideo-subglobosis dense
setoso-aculeatis. — A sectione Eusicyi As. Gr. recedit antheris magis di-
stinctis. Folia majora 3" diam.. sinu late exciso ad medium usque recti-
lineo nervorumque pari inferiori limitato; cirrhi 3fidi; racemi $ laxiflori,
simplices, 3" longi, pedicellis longiusculis demum deflexis: flores cupu-
liformi-rotati , ad medium öfidi . 3 — 4'" diam. , corollae segmentis deltoi-
deis; bacca 4'" longa, 2"' lata, paullo compressa, rotundata: accedunt
setae flaventes , retrorsum scabrae , patentissimae , 2"' fere longae. —
Cordoba, in sepibus pr. Ascochinga.
313. S. montanus Poepp. Endl. nov. gen. t. 172 (ubi analysis
Horum falsa). Haud dubie species est Poeppigii, cum sectionis Sicyopsidis
charactere apud As Gr. minime consentanea. Folia et inflorescentia in
icone bene expressa ; corolla d* turbinato-rotata , 5'" diam. , segmentis
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148
A. G R I S E B A C H,
tubo calycis paullo longioribus ovatis obtusis; antherae 3 in apice co-
lumnae filiformis distinctae, loculis a latere exteriori ad interius (a corolla
aversum) sigmoideo-inflexis, in antheris 21ocularibus conncctivo latinsculo
separatis; pedunculi 9 apice capitulo baccarum 6 — 8 stellatim expanso
terminati, baccis (nondum maturis 3'" longis) complanatis ovatis in acu-
men deltoideum abeuntibus, aculeis marginalibus paucis sparsis nunc
etiam in facie varie collocatis V" longis retrorsum scabriusculis flaven-
tibus patentibus, limbo calycino evanido. — Tucuman , uberrime inter
arbores et frutices scandens, in sylvis subtropicis pr. Siambon , Cienega.
(»Peruvia«).
314. Begonia octopetala l'Her. — Je. anal. Klotzsch Begon. t. 1. A.
— Forma paueiflora. — Tucuman , in sylvis reg. Alni pr. Cienega,
Cuesta de Anfama. Catamarca, in rupestribus umbrosis humidis con-
vallis Granadillas ( — Peruvia: Lechl. nr. 1877.)
315. B. micranthera Gr. n. sp. berbacea, erecta, glabriuscula, foliis
oblique semicordato- ovatis breviter acuminatis lobulato-dentatis eiliatis,
inferioribus quandoque subaequaliter subcordato - ovatis : petiolo supeme
sparsim piloso: stipulis bracteisque eiliatis, perigonio <S 4phyllo: filamentis
distinetis filiformibus anthera obovoideo-globosa multo longioribus, Cap-
sula inaequaliter alata basi rotundata: ala majori longe in acumen ob-
tusiusculum producta, binis minoribus deltoideis. — In sectione Bego-
niastri proxima B. birtellae Lk. ejusque habitum omnino referens, di-
stineta glabritic, capsulae ala majori producta et inprimis antheris minutis.
Caulis palmaris-spithameus, simplex, paueifoliatus; folia majora 4" lon-
giori, 2" breviori diam.; perigonium <f 1 — 2" diam.; capsulae ala major
10"' longa, ad basin 6'" lata, minor 6"' diam.: semina truncata. —
Tucuman , in sylvis umbrosis reg. subtropic. pr. Siambon.
316. Passiflora foetida L. — Forma var. vitaceae Mast, (in Mart. Fl.
Begoniaceae.
Passifloren.
PLANTAE LORENTZIANAE.
149
bras. Passifl. p. 583.) nccedens. — C'ordoba, in rupibus pr. Las Penas
scandens. (Amer. trop. et ejus fines australes exccdens).
317. P. Mooreana Hook. Bot. mag. t. 3773. — C'ordoba, perfre-
quens in campis et convallibus pr. urbem.
318. P. naviculata Gr. n. sp. Granadilla. glabra, caule obtusangulo
folioso, foliis ultra medium trilobis ba$i breviter cordatis petiolatis : lobis
divaricatis oblongis rotundato-obtusis mucronulatis v. retusis supra basin
serraturis 1 — 2 glanduliferis instructam integerrimis : stipulis foliaceis
petiolum eglandulosum subaequantibus semicordato-navicularibus extus
Serratia, pedunculis unifloris petiolum subaequantibus , involucello tri-
phyllo: foliolis subcordato-deltoideis serrulatis Höre duplo fcre brevioribus.
petalis pallidis coronae duplicis erectae Seriem exteriorem longiorem fere
ad basin divisam l/$ superantibus, staminibus apici gynophori impositis. —
Affinis praecedenti et coronae longitudine conformis ; stipulis falcatis
etiam magis P. tucumanensi Hook, accedit, petiolo eglanduloso et lobis
foliorum obtusis ab utraquc differt. Folia 2'/2 — 1" longa, V/2 — 1" lata,
lobis 12— 6"' longis, 6— 4" latis. stipulis 12—8"' longis, 4"' latis; invo-
lucelli foliola 6"'— 4'", calyx 10—8'" longus; bacca globosa, 1" diam.
— Catamarca, frequens in sepibus pr. Fuerte de Andalgaln.
319. Tacsonia umbilicata Gr. n. sp. cirrhis scandens, glabra. foliis
ad medium trilobis basi subcordatis : lobis ovatis rotundato-obtusis subae-
quilongis, lateralibus oblique patentibus: petiolo eglanduloso: stipulis
foliaceis magnis semicordato-semiorbicularibus crenato-dentatis apicc cus-
pidato-mucronatis , pedunculis folium exccdentibus : flore (sicco) cyaneo,
calycis ebracteati tubo cylindraceo basi parum dilatato truncato et intra
marginem inferiorem profunde umbilicato lobis petalisque oblongis vix
longiori, corona faucis duplici, utraque filaraentosa. cxtcriori longiori,
interiori remotiuscula , membrana fundi squamulis formata umbilico oc-
cultata. — Folia 2l/2" lata. 2" longa, petiolo 10'" longo, stipulis 10"'
longis, 6"' latis; pedunculi 3 — 4"' longi, pars apicalis umbilicum calycis
conoideum intrans 4"' longa ; flores (non expansi) 3" longi, 6"' fere diam.,
tubo calycino iy2" longo, lobis petalisque 3"' fere latis, filamentis coronae
exterioris (superioris) 2"' longis, interioris (inferioris) 1'" distantis 2/3'"
150 A. GRISEBACH,
fere longis; gynophorum 2" fere longum, apice staininiferum ; bacca ovoideo-
globosa, ll/2" longa, 1" et ultra diam. — Nora, vernac. Granadillas, unde
nomen loci natalis derivatur; fructus edulis. Cataniarca, in fruticetis
convallis excelsae Granadillas.
Papayaceae.
320. Carica quercifolia Benth. Hook. — Syn. Vasconcellia St.
Hil. ex descr. Üor. — Truncus 20 — 25' altus; folia ovata, penninervia,
nunc pinnatiloba (lobis 3 — 4jugis apice deltoideis) nunc sinuato-repanda,
12 — 5" longa, 8 — 3" lata, petiolo 4"— 1" longo; flores <f in apice pe-
dunculi lateralis glomerato-corymbulosi : tubo corollae 4'", lobis 3'" longis,
aestivatione anguste dextrorsum contorta subvalvari; bacca ovoidea, 2 —
1V2" longa: semina laevia, complanata, ovali-orbiculata. — Tucuman,
non raro in fruticetis pr. Siambon (— »Brasil, austr.«)
Twrneraceae.
321. Turnera setosa Sm. — Syn. T. pinnatihda Juss. var. angusti«
loba DC. ex descr. in St. Hil. FL bras. 2. p. 222. — Cordoba, in pascuis
pr. S. Francisco. (»Bonaria-Brasil. austr.«).
Loaseae.
322. Mentzelia albescens Benth. Hook. — Syn. Bartonia Gill. B.
sinuata Tri. — Calycis lobi subulati, 3'", petala decem 4'" longa; Cap-
sula cuneato-oblonga, 1" fere longa, placentis 2 polyspermis : semina late
alata. — Cordoba, frequens in arenosis ad fluvios. («Mendoza-Chile«).
323. M. chilensis Gay. Forma foliis hastatis serratis v. superioribus
breviter oblongo-lanceolatis a descriptione recedens, structura omnino con-
grua. Petala ovata, acuta, calycis lobis e basi subulata linearibus 3 — 4"'
longis subaequilonga : calycis tubus sub anthesi lobis duplo brevior, demum
excrescens supra ovarium paullo productus; Capsula breviter turbinato-
oblonga, 6'" longa, 3 — 5sperma: semina subrotunda, exalata, aspcra:
embryo rectus, albumine mediocri. — Cordoba, in rupibus pr. Ascochinga:
fruticulu8 fragilis. ramosus , viscido-glochidiatus, depeudens. (»Chile«.)
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PLANTAE LORENTZIANAE.
151
324. Loasa muralis Gr. n. sp. undique pilis urentibus horrida, decum-
bens, ramosa, foliis oppositis petiolatis ambitu subrotundis 3 — 5partitis:
segmentis pinnatifido-lobatis : lobis extimis dentibusque ovatis acutius-
culis, pedunculis axillaribus unifloris demum cernuis folio longioribus,
calycis tubo campanulato, lobis multo brevioribus lanceolatis dentiformibus
corolla parva quadruplo superatis, petalis cucullatis dorso setosis, squamis
cucullatis dorso nudis apice truncato glandula continua terminatis sta-
minodia gemina superne cirrhosa semiincludentibus , fasciculis staminum
pctalo inclusis sublOandris: antheris biglobosis , stylo indiviso, Capsula
globosa: placentis 3 lamelliformibus intus productis, seminibus (immaturis)
oblougis. — Glandulam apicem truncatam squamae cucullato-compressae
xnarginantem in nulla alia specie descriptara video. Rarai adscendentes,
palmares: setae pubi glandulosae intermixtae, crebrae, V" longae, albae;
folia 8— 10'" diam., petioli inferiores 4"' longi ; pedunculi ]»/2", flores 6"',
calycis tubus 3"', ejus lobi 1"', petala 4"' longa ; squamae a latere visae
semiovatae petalis flavis duplo breviores; staminodia infra medium lan-
ceolata, pilosa. superne filiformia; Stylus fusiformis hispidus ; Capsula
8'" diam., recta, apice dehiscens. — Cordoba, in muris juxta cimeterium
urbis.
325. L. coronata Gill. — Je. Wedd. Chi. andin t. 74. Variat fo-
liis magis et minus divisis; petala, ut in speeiminibus chilensibus, ultrapol-
licaria. — C'atamarca, in fruticetis Andium pr. Nacimiento (— Chile:
Philippi pl. chil. 839.)
326. (41.) L. heptamera Wedd. var. mollis Gr. pube brevi, setis uren-
tibus perraris . foliorum lobis acute inciso-serratis , calycis lobis corollam
6petalam dimidiam aequantibus. — A L. heptamera var. cbelidonifolia
Wedd. (Chlor, and. 2. p. 218.) recedit foliorum lobis oblougis lobulisque
acutis, eam igitur cum a. conjungit. Minus vero placet, quod cl. Weddell
speciem cum L. chuquitensi Meyen (I^echl. pl. peruv 1805.) comparaverat,
ubi Capsula ovoideo-globosa medio dehiscit secus suturas atque ita Blutnen-
bachia est Capsula recta, vel characterem genericum a debiscentia petitum
habitu Loasae debilitat : ceterum ad B. chuquitensen L. Pentlandii Hook.
Bot. mag. t. 4095 (ubi Capsula breviter campanulata depingitur) reducenda
152 A. GRISEBACH,
videtur. — Catamarca, iu alpinis Vayas altas pr. Belen alt. 9—11000'.
(— »l'eruvia«).
327. Blumeubacbia contorta Benth. llook. — Je. Juss. in Ann. Mus.
5. t. 3. fig. 1. (Loa^a Lam ) — Genus Cajophora a cl. Bcntham et Hooker
(Gen. pl. 1. p. 805] ad Blumenbaehiam redueta, Capsula medio debiscente,
valvis basi apiceque unitis a placeuta intervalvari intus in lamellas pro-
ducta et valvain spuriam mentiente distingueudum est. — Catamarca,
pr. Cienega (forma in terra repens). (•Peru vi ae reg. temparata«).
328. B. lateritia Bentb. Hook. — Syn. Loasa Bot. Mag. t 3632.
Variat foliis profunde pinnutitidis , bastatis et integris inciso- serratis;
fasciculi staminum eirciter 15andri ; Capsula 5valvis , e basi turbinata
cylindrica, 2" longa, calycis lobis pinnatifido-incisis aut integris coronata;
semina innumera, subglobosa, testa relaxata subquadrato - areolata. —
Tucuman, volubilis in sylvis subtropicis pr. La Cruz, pr. Siambon, in
fruticeti* convallis iufra Cieneja, pr. Anfama.
329. B. cernua Gr. n. sp. Rapbisantbe, volubilis, breviter setosa et
pilosiuscula , foliis oppositis e basi cordata ambitu ovato-oblongis inciso-
pinnatifidis: lobis grosse serratis incisisque acutis sursum decrescentibus,
imis semiovatis, peduneulis uuiiloris flore longioribus cernuis e dichotomia
caulis oriuudis v. axillaribus, calycis lobis linearibus remote denticulatis
petala "pilosa aequantibus v. parum brevioribus, squamis inferne cucullatis
superne in appendicem subquadratam apice subrctuso-biglaudulosam pro-
duetis e dorso appendices 3 filiformes duplo lamina longiorcs emittentibus :
staminodiis interioribus 2 puberulis lineari-acuminatis, fasciculis ;aaminum
petalo iuclusis 10 — 15andris: autberis ovoideis, Capsula cylindrica basi
attenuata 5valvi setosa calycis limbo coronata. — Habitus B. insignis
Schv.nl ; folia 'A — 1" longa, 21/2 — 1" lata; peduneuli solitarii, l", calycis
lobi et petala 5 — 6"' longa, haec cucullato-ovata (sicca carneo-albida) ;
squamae V/%"' longae; Capsula torta. 1" longa, 2l/2'" diam., placentis
intervalvaribus anguste laraellatis; semiua minutissima, ovoidea, testa
relaxata subquadrato -areolata. — Cordoba, in fruticetis pr. Las Penas,
pr. S. Francisco.
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PLANTAE LORENTZIANAE.
153
Crassulaceae.
330. Bulliarda bonariensis DC. — Syn. Tillaea peduncularis Sm. —
Cordoba, in arenosis udis ripariis pr. urbera. (»Bonaria-Brasil. austr.«).
Umbelliferae.
331. Hydrocotyle Poeppigii DC. var. filipes Gr. pedunculis filifor-
mibus petiolo duplo longioribus. — Species H. Bonplandii Rieh simillima,
distineta umbellis laxifloris, pedicellis involucro multo longioribus 2"'
longis; lolia 4"' longa, 5"' lata; peduneuli in nostra forma ] — V/2" longi. —
Tucuman, ad fontes sylvarum in uliginosis pr. Siambon ( — »Andes chilens.«).
332. H. natans Cyr. — Cordoba, vulgaris in omni provincia. (Amcr.
trop. et ultra ejus fines; Africa trop. : H. arvensis Höchst., unde migrasse
eam censeo in ItaliamJ.
333. H. bonariensis Lam. — Cordoba, ad vias et in muris pr. ur-
bem. (»Amcr. austr. — Bonaria et Chile«.).
334. (41.) Azorella madreporica Clos. ex Philippi. pl. chil. nr. 782:
conferatur A. corymbosa Pers. sec. ic. H. P. (Fl. peruv. t. 250. a.) simil-
lima. — Nom. vern. Jareta. Catamarca, in summis montibus Vayas altas
caespitibus depressis densissimis solum tegenä alt. 11000': resinae ferax
viatoribus ad comburendum exoptatissima. (Andes chilenses.).
335. Bowlesia tenera Spr. — Cordoba, ad vias juxta praedia.
(Chile — »Brasil, austr.«).
336. (42.) B. lobata R. P. Forma involucri foliolis abbreviato-subro-
tundis, fruetu puberulo, umbellis axillaribus longis , ramealibus ternatis
brevissime peduneulatis, forsan ab ea, quam cl. Weddell (Chi. andin. 2.
p. 187.) descripsit. distinguenda. sed cum ic. R. P. Fl. peruv. t. 251. b.
plane confortnis. — Catamarca, in alpinis Vayas altas alt. 9 — 11000'.
(»Peruv., Boliv.«).
337. B. acutangula Benth. ex descr. Wedd. (1. c.j. differt a prae-
cedente foliis 5— 31obis lobo medio produetiori deltoideo nunc basi utrinque
iterum in lobulum produeto. pedunculis longioribus, fruetu ovato-obtusato
(in B. lobata ovali) et costis praeter pubem stellatam seta» glochidiatas
Phys. Classc. XIX. tJ
154
A. GRISEB ACH,
sparsim gerentibus (cf. obs. de B. lobata in Bentb. Hook. gen. pl. 1.
p. 876 : pubem quoque in pagina foliorum inferiori 3 — 4radiatara, in illa
6 — 8radiatam video. — Tucuman, repens intra graraina pr. Cienega.
(»Kcuador — Bolivia.«)
338. 1 (43.) Muimum triacanthum Gr. n. sp. caulibus caespitoso-ascen-
ilentibus dense foliosis, foliis acerosis trisectis: segmentis spiniformibus
petiolo basi in vaginara ciliatam producto aequilongis, umbellis axillaribus
pauciHori8: pedunculo abbreviato vix e vagina emergente, involucri foliolis
lanceolato-acuminatis basi brevisaime connexis pedicellos aequantibus,
fructu ovali. — Ab affinibus umbella subsessili, a M. cryptantho Cl. (ubi
foliorum segmenta l/2 — 2"' longa) segmentis multo longioribus M. spinosum
Pcrs. simulantibus differt, a M. spinoso praeterea fructu non cordato.
Suffrutex 2—4" altus; folii segmenta 8—6"' longa, aequalia, patentia;
pedicelli ciassiusculi, 2"' longi: petala lutea subrotunda. apice obtusius-
culo deltoideo incurvo; fructus utrinque rotundatus. 2"' longus, V/z'"
latus, alis distinctis. — Catamarca. in alpinis Vayas altas pr, Belen.
339. (44.) M. axüUflorum Gr. n. sp. caule ascendente robusto ra-
moso dense vaginato, foliis acerosis trisectis: segmentis spiniformibus pe-
tiolo basi in vaginam glabram late amplexantem producto plerumque
brevioribus. umbellis axillaribus sessilibus paucifloris: pedicellis alatis
inacqualibus involucro eoque vagina foliari inclusis. involucri foliolis lan-
ceolato-acuminatis pungentibus basi in tubum turbinatum connatis, fructu
late cordato-ovali. — Habitus M. ulicini Gill., ubi fructus ovalis et seg-
menta folii 2"' longa. Suffrutex palmaris; folii segmenta 4 — 5'" (quandoque
6 — 8"') longa, aequalia. patentia; pedicelli 1 — 2'", involucrum 2"' longum;
petala pallide flava, subrotunda. apice deltoideo inflexo; fructus sinu basi-
lari aperto cordatus, 2"' longus et fere latus, alis latiusculis. — Cata-
marca, in convallibus arenosis excelsis inter Nacimientos et Laguna blanca,
alt. 9—10000'.
340. Eryngium coronatum Hook. Arn. Forma 2—5" alta, trichotomia
pedunculorum 5 — 7cephala fastigiata; involucri foliola variant integerrima,
spinuloso-pauciserrata et spinoso-pinnatifida , capitula cylindrico-oblonga
v. ovoideo-cylindrica. infra bracteolas coronantes 8"' longa, 4"' lata: con-
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PLANTAE LORENTZIANAE.
155
feratur igitur cum speciminibus authenticis. — Santiago del Estero, in
campis pr. urbem. (»Bonaria«).
341. E. nudicaule Lara. Forma foliis imis spathulatis. involucri
foliolis integerrimis stellato-expansis, bracteolis flores excedentibus ; radice
perenni ab E. depresso H. A. cbilensi differt. — Cordoba, in montibus
inter Ascoehinga et S. Roque infra et supra limites sylvarura. (»Uruguay
— S. Luis«).
342. E. ebracteatum Lam. ex ic. Laroche, Eryng. t. 32. — Cor-
doba, rarius in ripa fl. Rio Primero. (»Amer. austr. trop. — Bonar.«).
343. E. poterioides Gr. n. sp. perenne , caule elato stricto multi-
striato remote foliato, foliis parallelinerviis gramineis lineari-acuminatis
margine remote adpresso spinulosis , inflorescentia terminali et axillari :
ramis 3— 5natis, capitulis subfastigiatis cylindricis exinvolucratis, bracteolis
6ubulato - linearibus flores paullo excedentibus, calycis tubo vesiculoso-
squamato, dentibus deltoideo-mucronatis, petalis subrotundis stamina su-
perantibus. — Medium inter praecedens, cui rami multo tenuiores, folia
integerrima, bracteae breviores, petala purpurea, et E. nudum Gill.,
ubi »spinulae foliorum haud solitariae, capitula globosa et petala oblonga« ;
habitus capitulorum omnino ut in Sanguisorba officinali , petala supra
calycem atrum pallida videntur. Gaulis bi-quadripedalis, inferne fere 3"'
diatn. ; folia inferiora pedalia et ultra, 6 — 8'" lata, spinulis e nervo mar-
ginali oriundis solitariis antrorsum adpressis 6'" saepe et magis distan-
tibus; capitula 14—6'" longa, utrinque obtusa, 3—2'" diam.; flores mi-
nuti, densissimi. bracteolis 2'"— ll/2"' longis. — Tucuman, in pascuis
alpinis pr. Cienega. Catamarca, in convalle excelsa Granadillas pr. Ya-
kutula.
344. E. agavif olium Gr. n. sp. elatum , crassicaule, foliis paralleli-
nerviis oblongo-linearibus acuminatis margine in dentes magnos pinnatifide
dissectis , caulinis semiamplexicaulibus : dentibus patentibus lanceolato-
acuminatis latitudine laminae brevioribus, capitulis ovoideo-oblongis invo-
lucrum plus duplo excedentibus, involucri sub 20phylli foliolis lanceolato-
acuminatis integerrimis patentibus v. demum reflexis, bracteolis lanceolato-
* acuminatis pungentibus florc duplo longioribus. — Exstat caulis fragmen-
U2
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156 A. GRISEBACH,
tum fistulosura, 8"' diam.; folia E. bromelifolio Laroch. simillima, 4 — 5pe-
dalia, intra dentes ll/2"lata: dentes majores l"longi, supra basin obli-
quam 2"' lati, nonnunquam cum minoribus alternantes, omncs antrorsum
spectantes; capitula omnino Dipsaci, IV2 — 1 "longa, 12 — 8"' lata; invc-
lucri foliola 8 — 6"'. bracteolae 2 — 3'"longae. — Cordoba in ripa fl. Rio
Primero nec raro in rupestribus montium.
345. Helosciadium leptophyllum DC. — Cordoba. ad vias juxta
prnedia. (Amer. trop. et ultra ejus fines).
346*. Ammi Visnaga Lara. — Cordoba, in ripa arenosa fluminum.
347*. Conium maculatum L. — Cordoba, vulgaris in ruderatis.
348*. Pastinaca sativa L. — Cordoba, in ripa fluminum.
349. Daucus hispidifolius Oos ex descr. — Cordoba, ad vias et
in ripis fluminum. (»Chile«).
Aristolochiaceae.
350. Aristolochia argentina Gr. n. sp. Gymnolobus, glabra, herbacea,
volubilis, caule anguloso-sulcato , foliis cordato-deltoideis obtusis pedatim
7nerviis : sinu auriculis rotundatis laminaque minute ad basin cuneata
late patente, pedunculis axillaribus unifloris solitariis, calyce extus glabro.
intus kievi supeme ad labium parce puberulo: tubo ab utriculo basilari
ovoideo refracto clavnto recto cum labio sessili simplici late ovato obtuso
continuo. — Species inserenda juxta A. chilensem Mrs. Folia 2—3" diam.:
petioii iy2 — 2" longi, pedunculum subaequantes ; calycis utriculus 8'",
portio refracta IV2": tubus et labium subaequilonga , ille apice 4 — b'"
diam., hoc explanatum fere 8"' latum ; antherae 6, oblongae , distinctae ;
lobi stigmatici 6, obtuse deltoidei; Capsula elliptica. utrinque acutiuscula,
l"longa. — Santiago del Estero. in sepibus praediorum pr. urbem.
351. A. angustifolia Cham, in Linnaea . 1832. t. 5. f. 2. Forma
foliis nunc leviter subcordatis et labio margine sparsim papilloso. — San-
tiago del Estero, in salsis. (»Uruguay — Brasil, austr.«)
Santalaceae.
352. Jodina rhombifolia Hook. Arn. — Je. Mart. Fl. bras. fasc. .
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PLANTAE LORENTZIANAE.
157
28. t. 23. — Nom. vernac. Quebracho blanco. Q. flojo (cf. Gr. Vegeta-
tion der Erde, 2. p. 619: ubi error Scblechtendalii de nominibus verna-
culis commissus exponitur). Cordoba, frequens in campis. (»Uruguay —
S. Luis«).
Loranthaceae.
353. Loranthus cuneifolius R. P. — Je. Eichl. in Mart. Fl. bras.
Loranthac. t. 11. (Phrygilanthus). Bacca (iramatura) ernbryonem praebet
cylindricum albumine inclusum Phrygilanthi, tarnen cupula singulos flores
perfectos suffulciente habituque a sectione Psittacanthi, quam semine
exalbuminoso cl. Eichler generice distinguere maluit. divelli nequit con-
nexumque generis probat. — Cordoba, in Algarobis aliisque arboribus
pr. Las Penas, in montanis pr. S. Bartolo. Tucuman in arboribus sylvae
subtropicae pr. Juntas. (»Peruvia et Brasilia australis — Chile et Bonaria«).
354. L. verticiilatus R. P. (Syn. Phrygilanthus Eichl.) Forma va-
rians folüs ternatim verticillatis, oppositis et alternis, corolla 15"'longa. —
Catamarca, in Algarobis aliisque arboribus. in collibus pr. Yakutula.
(»Peru via« — Chile).
355. L. ligustrinus W. ex descr. ap. Eichl. (Syn. Phrygilanthus ej.).
Parasiticus in Chal-Chal ; flores odori : petala 6, ad apicem usque anguste
linearia, a medio recurvata. 6'" longa, y5'"lata; stamina corollae aequi-
longa, 3 paullo breviora: antherae ellipticae, 2/3 "longa, ex filamento acu-
minato ineumbentes. — Tucuman.
356. L. eugenioides Kth. — Je. Eichl. 1. c. t. 12. (Phrygilanthus
ej.). — Frutex terrestris, ultra 6pedalis. — Catamarca. in declivitate
montis Cuesta de Chilca versus Fuerte de Andalgala. ;»Peru%da, Brasil,
austr.«).
357. L. flagellaris Cham. Schi. — Je. Eichl. 1. c. t. 13. (Phrygi-
lanthus ej.). — Cordoba, frequens in Algarobis, c. c. pr. Las Penas.
(»S. Luis — Brasil, austr.«).
358. L. uruguensis Hook Arn var. angustifolius Gr. folüs lineari-
lanceolatis peduneulos duplo superantibus. — Forsan speeifice distinguen-
dus, sed ad speciem uruguensem relatus, quia L. phyllyraeides Kth..
158 A. GRISEBACH,
quocum structura convenit. eodem modo foliorum forma variare dicitur;
folia iy2" longa. 4"' lata; pedunculi nunc supra medium furcati, nunc
bis divisi et infra bifurcationes trichotomi, infra divisionem 6'" fere longi;
petala 2"' longi ;« Stigma in flore o* tenue. Habitu, ut bene monuerunt
Hook, et Arn., accedit ad praecedentem, foliis imo magis quam forma
ab illis descripta »foliis oblongo-lanccolatis«, sed ad scct. Struthanthi per-
tinet. — Santiago del Estero, frequens in Algarobis et aliis arboribus ultra
fl. Saladillo. (a: »Uruguay«),
359. Phoradendron holoxanthum Eichl. ex descr. — Nomen vernac.
Liga. Cordoba. super Celti in sylvis montanis pr. Calera. Catamarca,
in Algarobis pr. Fuerte de Andalgala. (»Brasil, australi-orientalis«).
360. Ph. rubrum Gr. Forma angustifolia, foliis 2—3" longis. 2—4'"
latis. — Cordoba, in sylvis montanis pr. Calera frequens. Catamarca, vul-
garis in Algarobis pr. Fuerte de Andalgala. (Amer. trop. et ultra ejus fines).
Ph. rubrum var. brevispica Eichl. 1. c. p. 121.) Forraa angustifolia,
foliis 12 — 8"' longis, 3 — 2'" latis. — Catamarca, in fruticibus sterilium
raontium pr. Fuerte de Andalgala.
361. Ph. chrysostarlyum Eichl. — Syn. Viscum Prl. ex descr., sed
forma est foliis plerisque acuminatis. Pubes stellato-tomentosa. — Tucu-
man, in arboribus sylvae subtropicae pr. Siambon. (»Peruvia«).
Caprifoliaceae.
362. Sambucus australis Cham. Schi. — Cordoba, frequens in sepi-
bus praediorum. (Introducta esse dicitur in Chile : Philippi pl. chil. 227.}.
363. S. peruviana Kth. Cyma in speeimine misso 5radiata. —
Nom. vernac. Sauco. Tucuman, frequens a regione subtropica ad reg.
Alni, quacum arbore quandoque sylvas mixtas format, pr. Siambon. {»Pe-
ruvia«.).
364. Randia pubescens R. P. ex Je. FL peruv. t. 220. b. — Syn.
R obovata R. P. Arbor medioeris. — Tucuman, infrequens in sylvis
subtropicis pr. Siambon. (»Peru via«.).
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159
365. Manettia leianthiflora Gr. n. sp. caule teretiusculo scabriusculo,
foliis ovatis breviter acuminatis tnembranaceis utrinque sparsim puberulis
basi breviter in petiolum producta rotundatis : stipulis deltoideis obtusius-
cule apiculatis, pedunculis axillaribus saepe semel divisis 3 — lfloris:
bracteis ovato-acuminatis, calycis lobis 4 oblongo-lanceolatis acutis pube-
rulis sub anthesi tubo subaequilongis basi distantibus: dentibus accessoriia
rainutis y. obsoletis, corolla glabra rubra: tubo clavato-infundibulari calyce
raultoties longiori intus supra fundum subcylindricum transverse piloso:
lobis ovatis obtusis, expansis antheras exserentibus, stylo longius exserto. —
Conferatur cum M. grandiflora Miq., ubi »folia minora, supra glabra, sti-
pulae latae brevissimae«. Caulis herbaceus, alte volubilis; folia 5 — 2"
longa, 2y2— 1" lata, petiolo 6'" — 4"', stipulis V/2'" f«"e longis; pedun-
culi (cum pedicellis) 2—1", calycis lobi 3"', corolla fere 2" longa: ejus
tubus basi 2'", apice 6—8'" diam., lobi 3"' longi. — Tucuman, frequens
in sylvis subtropicis pr. La Cruz.
366. Psychotria foveolata R. P. ex Je. Fl. peruv. t. 207. b. —
Frutex ultra öpedalis. — Tucuman. in sylvis subtropicis, Cuesta de Peri-
quillo. (»Peruvia«.).
367. Borrera assurgens Gr. — Syn. Spermacoce R. P. Fl. pe-
ruv. t. 92. — Affinis B. Bartlingianac DC, sed cocci oblongi; calyx
4dentatus. demum 2dentatus. — Tucunran, in paseuis pr. Cienega. (»Peru —
Brasil.«).
368. Richardsonia scabra L. — St. Hil. pl. usuell, t. 8. — Nonn,
vernac. Yerba del poyo: remedium contra gastricismum. Cordoba. in
arenosis ad fl. Rio Primero inter lapides. Tucuman, in paseuis pr. Tafi.
(Amer. trop.)
369. Mitracarpum Sellowianum Cham. Schi, ex detfer. — Tucuman
in paseuis pr. Tafi. in paseuis alpin« pr. Cienega. (»Bonar. - Brasil,
austr.«)
370. M. cuspidatum DC. ex descr. — A praecedente differt setis
stipularibus longioribus (saepe 1%*" longis), dentibus calycis 2 acces-
soriis quam bina majora lanceolato - acuminata duplo brevioribus (nec
minutis). stylo exserto et foliis angustioribus (quae tarnen in utroque la-
1G0
A. G1USEBACH,
titudine variant, in hac 1 — 3" (— 5"'). in illa 4—6"'. — Cordoba,
frequens ad vias, in ripis pr. urbera. (»Uruguay«).
371. (45.) Galium hirsutum R. P. Forma foliis elliptico-lanceo-
latis brevioribus (conformis Lechl. pl. perur. 2139.), quae transit in for-
mam foliis lanceolatis: 1775 ej.). — Tucuman, in pascuis alpinis pr.
Cienega. (Peruv.)
372. (46.) G. Richardianum Endl. — Syn. Rubia Hook. Arn. ex
descr. — Tucuman, in pascuis alpinis pr. Cienega. (»Mendoza«).
373. (47.) G. corymliosum R. P. ex descr. Forma foliis ellipticis,
sed transit in formam foliis angustioribus. — Catamarca, in pascuis
alpinis Vayas altas pr. Belen alt 9—11000'. ("Peruv.«).
374. G. pusillum Endl. — Lecbl. pl. chil. 374 (Rubia Gill.). Prae-
cedenti proximum , sed folia anjustiora et caulis tcres, sulcis angustis
exaratis. — Cordoba, in pascuis pr. S. Francisco. (»S. Luis« — Chile.
375. G. chaetophorum Gr. n. sp. Relbuniuiu, bumile, flaccido-diffu-
sum, caulibus tetragonis laevibus. foliis quaternis oblongo-linearibus mu-
cronato-acutis membranaceis diaphano-venosis setis longiusculis distantibus
ad nervum marginalem et quandoque subtus ad medianum adspersis,
ccterum glabris, pedunculis axillaribus oppositis folio brevioribus 1 —
2tloris: altero breviori. involucri foliolis 4 breviter lanceolato-acutis setoso-
ciliatis, fructu sessili subcamoso setulis brevissimis tuberculato. — Caules
palmares; folia internodiis breviora. 4 — 2'", pedunculi brcviorcs 1"', lon-
giores 2 — 3'". involucri foliola 1 — 2"' longa. — Cordoba, in rupibus.
376. G. bigeminum Gr. n. sp. Pelbunium, elatum, strictum, glabrum,
taule faciebus convexis tetraquctro laevi parce ramoso: ramis alternis
erectis, foliis quaternis lanceolato-oblongis apice rotundato obtusiusculis
venosis, pedunculis axillaribus oppositis folio brevioribus, saepe brevissi-
mis, unifloris. involucri foliolis erectis, binis elliptico-lanceolatis fructu qua-
druplo longioribus, binis lanceolatis quam illa duplo brevioribus, corolla
4partita, fructu sessili subcamoso minute tuberculato. — Species habitu
Galii Molluginis et involucro anisopbyllo, si cum sequente comparatur.
sepnraüoni genericac Rclbunii, quam preponunt cl. Bentham et Hooker
(Gen. pl. 2 p. 149.), obstare videtur. Caulis bipedalis, basi repens, in-
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PLANT AE LORENTZIANAE. 161
ternodiia folia 2-3plo superantibua ; folia 6 — 4'" longa, 2— 2l/2'" lata,
uninervia; pedunculi 2— , involucri foliola majora 2 — 3'", minora
V" fere longa. — Cordoba, in fruticetis ad fl. Rio Primero pr. urbem.
377, G. tetragonum Gr. n. ap. Eugalium, elatum, difFuao-ramosissi-
mum, canle flaccido tetragono angulis retrorsum scabro. foliis quaternis
oblongo-linearibus mucronulato-obtuaiusculis uninerriia venoais glabris
margine antroraum scabriusculis internodio multo brevioribus, pedunculis
axillaribus tetraquetris folium subaequantibus apice 2( — 4)bracteato in
cymam trichotome divisis, corolla alba 4partita. fructu baccato brevi gla-
bro. — Affinis videtur G. ephedroidi (Rubiae Cham. Schi.) Herba per-
ennis, pluripedalis, ramia intricatis, intern odiis 2 — l"longis; folia 6 — 3'"
(—8"') longa, 1—1 Vi'" lata; cyma ter-aemel divisa, pedicellia divaricato-
patentibus peduncnlo brevioribus: bracteae breviter lanceolatae, vulgo
oppositae, nunc ad primam diviaionem verticillato-quaternae. — Cordoba,
in rupestribus mont Sierra de Cordoba, pr. Ascochinga.
Valerianeae.
378. (48.) PkyUactis dinorrhiza Gr. n. sp. Valerianopsis , herbacea,
glabra, rhizomate crassiasimo simplici apice dilatato dense rosulato, caulibus
pluribus nudia v. infra infloreacentiam pari foliorum aolitario inatructia
erectis folia quadruplo v. minna excedentibua. foliia roaularibua apathulato-
lanceolatis obtuaia integerrimis uninerviis in petiolum membranaceo-mar-
ginatum vix aequilongum aensim attenuatis, caulinia bracteisque linearibus,
glomerulia Horum in racemum simplicem spiciformem interruptum dispo-
sitis , pleriaque subsessilibua , inferioribus magis distantibus breviterque
pedunculati8, floribus dioecia, corolla infundibuliformi aequali 51oba : lobis
oblongia obtusis stamina 3 subaequantibus. calycia (d) limbo breviaaimo
erecto integro, 9 . . . ^ Proxima Ph. macrorrhizae Benth. Hook., ubi
foliorum lamina duplo latior et brevior petioloque elongato auffulta eat.
Rhizoma descendens, inferne 1" et ultra, apice turbinato 2" craasum;
folia (petiolo incluso) 3 — 2" longa, 6 — 4'" lata; caule8 pedales-palmares,
a media fere glomeruliferi . internodiis imis racemi ultrapollicaribua :
bracteae glomerulum subaequantes , foliis caulini8 (1" longis) multo bre-
Phys. Classe. XIX. X
102 A. G RISEB ACH,
viora; glomeruli singali sabglobosi, 2 — 3"' diam., densiflori: flores Ultimi
bracteolis ovatis oppositis ternatim suffulti; corolla vix 1"' longa. —
Catamarca, in alpinis Vayas altas pr, Beten alt. 9 — 11000'.
379. ^49.) Ph. polybotrya Gr. n. sp. Valerianopsis . herbacea, gla-
briuscula, caule stricto infra paniculam foliato striato, foliis Omnibus
pinnatisecti8 : segmentis 4— 6jugis lanceolato-linearibus remote serratis
apice attenuato obtuaiusculis , panicula elongata interrupta inferne bis
divisa : divisionibus racemiformibus oppositis : bracteis distinctis lanceo-
latis acutis, ultimis 3 — lfloris, floribus dioecis, corolla breviter infundi-
buliibrmi aequali 5dentata: dentibus deltoideis, staminibus 3 breviter
exsertis, calycis fo) limbo brevissimo 5denticulato, achenio comprcsso-tri-
gono marginato. — Proxima P. polystachyae Benth Hook., foliorum seg-
mentis infra apicem serratis et panicula in racemos magis compositos
divisa distinguenda. Khizoma simplex, 2'" diam., repens v. curvo descen-
dens; caulis 2 — lpedalis, a medio racemifer, internodiis plerisquc 2 — 3"
longis ; folia opposita , ima et caulina (petiolo brevi incluso) 2" longa :
eegmenta subaequalia 6 — 8"' ( — 12"') longa, 2 — 3"' lata; internodia pani-
culae sursum longitudine decrescentia : racemi inferiores 2 — 3", superiores
et partiales 10—4'" longi, sursum aequaliter decrescentes ; bracteolae
2—1"', corollae et achenia >/2"' longa. — Catamarca in convalle alpina
Granadillas pr. Belen.
380. Valeriana effusa Gr. n. sp. herbacea, elata, erecta. subglabra.
foliis membranaceis magnis, inferioribus pinnatisectis, mediis indivisis v.
petiolo appendiculato lyratis ovatis acutiusculis repando-dentatis, summis
tripartitis: segmentis inferiorum mediis foliis conformibus, sed repando-
integerrimis 3jugis longe petiolatis a terminali deorsum decrescentibus,
superiorum lanceolatis acuminatis integerrimis , panicula terminali ampla
effusa interrupta laxinora : ramis tri-dichotomis, extimis in spiculam uni-
laterali-scorpioideam abeuntibus: bracteolis breviter lineari-setaceis , flori-
bus polygamis, corolla infundibuliformi , achenio ovato laevi marginato
pappo 8 — lOradiato quadruplo superato: setis plumosis basi membranacea
connexis. — Affinis videtur V. magnae Glos, ubi segmenta »folii minora
6 — 6juga.« Herba ramosa, 4 — 6pedalis, internodiis paniculae 5— ll/2"
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PLANTAE LOIIENTZIANAE.
163
loDgis; folia ima pedalia (incluso petiolo 4"longo), segmenta majora folia-
que media 3 — 4" longa, panicula bipedalis — semipedalis, ramis primariis
6 — 3" longis, inferioribus baai foliatis, superioribus bracteis minutis suf-
fultis; corolla ödentata, l1/»'", achenium V" longum. — Catamarca. fre-
quens in praeruptis uinbrosis ad rivulnm pr. Fuerte de Andalgala.
Calycereae.
381. Boopis anthemoides Juss. — Je. Mem. Mus. 6. t. 11. — Forma
suffruticosa. spithamea, foliis caulinis pinnatisectis, ramorum primariorum
plerisque linearibua. — Cordoba in arenosis ripariis et in convallibus pr.
urbem. (»Bouaria«).
382. (50.) Calycera Calcitrapa Gr. n. sp. robusta, superne fastigiato-
ramosa, glabra, caule inferne nudo suffruticoso erecto, superne folioso,
foliis lineari-oblongis pinnatifido-sinuatis , plerisque basi latiuscula sessi-
libus: apice lobulisque dentiformibus mucronato-acutis , corymbo polyce-
phalo, iuvolucro planiusculo vix ad medium diviso capitulo demum glo-
boso subaequali: lobis subulato-deltoideis , spinis calycinis numerosis ca-
pituli diametro multo longioribus. — Affinis C. eryngioidi Rem., sed ca-
pitula multo minora et involucro brevi distineta. Caulis 1 — iy2' pedalia
(sed pars inferior nuda forsan terrae immersa), apice ramulis numerosis
in corymbum 6 — 4" latum expansus; folia 6" longa, 6 — 3'" lata, iufe-
riora in basin petioliformem attenuata, lobulis inaequalibus nunc in dentes
abbreviatis 4 — 6jugis; peduneuli monocephali, divaricati. 8 — 12'" longi;
involucrum 6"', capitulum florens 6"' diam. ; Spinae flaventes, basi com-
presso-conicac , majores demum 6 — 8'" longae; achenia turbinato-5gona,
2"' longa, laevia. — Catamarca, in convallibus arenosis inter Nacimientos
et Laguna blanca alt. 10000'.
383. Acicarpha pinnatifida Mrs. — Je. Contribut. to Bot. 2. t. 52. B.
— Cordoba, in arenosis pr. urbem.
384. A. tribuloides Juss. — Je. Mem. Mus. 1. c, Mrs. 1. c. t. 52.
A. — Forma involucri foliolis saepe foliaeeo-exerescentibus. Praecedent-
simiUs, foliis basi attenuata semiamplexicaulibus (neque in auriculas ami
plexantes produetis) remote serratis v. levius incisis, stylo longius exserto.
X2
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A. GRISEBACH,
et acheniis in basi capituli numeroaioribus recedens. — Tucuman , in
umbrosis reg. Alni , Cuesta de Siambon , et adscendens in pascua alpina
pr. Cienega ( — »Bonaria«.)
Synanthereae.
385. Vernonia salicifolia Gill. ap. Hook. Arn. (Comp. Bot. mag. 1.
p. 237. — Syn. V. rubricaulis Hook. Arn. 1. c. (non Hamb. Bonpl.,
cujus folia conformia, sed achenia glabra et capitula secus ramos sessilia).
Folia lineari-filifonnia , arcuata, 5 — 2l/z4' longa, demum subtus glabrata,
nervo crasso prominulo; capitula racemoso-corymbosa, ramis 1 — pauci-
capitulatis, involucro campanulato-hemisphaerico 6"' longo, squamis acutis ;
achenia villosa. — Cordoba, frequens in campia arenosis et convallibus.
(»Bonaria, Mendoza — Paraguay«).
386. V. mollis8ima Don ap. Hook. Arn. 1. c. — Cordoba, pr. Las
Penas et S. Francisco. (»Bonaria-Mendoza«).
387. Elephantopus scaber L. Forma foliis imis latioribus obovato-
spathnlatis. — Tucuman . in sylvis subtropicis Cuesta de Periquillo.
(Amer. trop. et ultra ejus fines).
388. Stevia Lorentzii Gr. n. sp. herbacea, erecta, ramosa, puberula,
foliis ovato - lanceolatis acuminatis supra basin cuneatam et in pctiolum
alatum contractam obtuse et grosse serratis triplinerviis : serraturis utrinque
12 — 15 , panicula trichotoma : ramis patentibus apice corymbosis : pedi-
cellis capitulo multo brcvioribus . involucri foliolis breviter acuminatis,
pappi aristis 2 — 3 achenio corollaque tubo duplo brevioribus coronula
dissecta v. partim integra separatis eaque duplo longioribus. — Affinis
St. breviaristatae H. A. et St. rhombifoliae Kth. Caulis inferne suffru-
tescens, 3pedalis: pubes brevissima, pulverulenta ; folia (incluso petiolo
8—12'" longo) 3—4" longa, 1— 1%" lata, omnia opposite; panicula
saepe pedalis, pyramidata, ramis inferioribus 4—6" longis; involucrum
2"' longum, pulverulento-puberulum ; corollae (siccae) roseae. — Tucuman,
ubi constituit praecipue vegetationem sufFruticosam in pratis montanis
pr. Siambon.
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PLANTAE L0RENTZIA3AE.
165
389. St. breviaristata Hook. Arn. ex descr. Praecedenti pappo con-
formis, differt caule altiori (fere 6pedali), foliis latioribus (3" longis, 2"
latis) acutiusculis (non acuminatis) : serraturis 15—20 , paniculae ramis
plerisque altemis indivisis brevibus et suberectis apice in glomerulum
compactum floribus numerosis compositum (1" diam.) abeuntibus, invo-
lviere 3'" longo basi squamula foliata munito. — Tucuman. frequens in
pratis montanis, Cuesta de Siambon.
390. (51.) St. alpina Gr. n. sp. herbacea, erecta, puberula, foliis
deltoideo-ovatis v. superioribus ovato-lanceolatis acutiusculis grosse inae-
qualiter serratis triplinerviis basi in petiolum alatum contractis : serraturis
obtusiusculis utrinque 12—20, glomerulis compacte - densifloris in caule
ramisque paucis terminalibus : capitulis subsessilibus v. breviter pedicel-
latis, involucri foliolis apice subulato-acutiusculis , exterioribus obtusius-
culis, pappi aristis 2 marginalibus corollae tubo achenioque subaequilongis
coronula brevissima dissecta separatis. — Conferatur cum St. rhombifolia
Kth., cui »serraturae foliares minus numerosae«. Caulis 3pedalis, ramosus:
pubes brevissima, in capitulis densior; folia (incluso petiolo 6 — 8"' longo)
8 — 4" longa, V/z — 2" lata, suprema quandoque alterna; glomeruli 1"
diam., nunc subsolitarii, nunc pauci agglomerati; involucrum 3"' longum,
squamis exterioribus accessoriis foliaeeis lanceolatis v. bracteolis suffultum. —
Catamarca, in alpinis Vayas altas pr. Belcn alt. 9-11000'.
391. St. vaga Gr. n. sp. suffrutescens, flexuosa, ramosissima, pube-
rula, foliis lanceolatis acuminatis medio serratis triplinerviis basi con-
tracta in petiolum attenuatis : serraturis inaequalibus utrinque 9 — 3 v. in
superioribus evanidis, ramis apice breviter corymbiferis : pedicellis inae-
qualibus, longioribus involucro parum brevioribus, involucri foliolis acutis
basi nervoso-caUosis, corollae tubo exserto involucro sesquilongiori, pappi
exaristati coronula dissecta abbreviata : paleis inaequalibus, unica lanceo-
lato-acuminata ceteris paullo longiori. — Affinis S. tenuifoliae Phil., ubi
corolla longior, folia angustiora. Gaulis tenuis, elongatus , ramis oppo-
sitis 4—5" longis; pubes hirtulo-ineurva, brevissima; folia caulina (in-
cluso petiolo superne alato 4'" longo) 2" longa, 6"' lata, ramea minora
et angustiora, orania opposita; pedicelli fastigiati 1—2'", involucrum
■
166 A. GRISEBACH,
2l/2'". corollae (siccae carneaej tubus 4'", lobi 1'" longi. — Catamarca,
non raro in convallibus lutosis pr. Yakutula.
392. St. Gilliesii Hook. Arn. ex descr. — Caulis 3pedalis; folia
lx/2 — 1" longa, 8—5'" lau, serraturis utrinque 4 — 9; corymbi apice com-
pact!, 1 — V/2" lati; pappi aristae 3 achenio aequilongae, coronula dissecta
brevi separatae. — Tucuman , frequens in pratis alpinis pr. Cieuega.
Catamarca, in alpinis Vayas altas pr. Bolen. (»Mendoza«}.
393. St. minor Gr. n. sp. perennis. herbacca, ramulis abbreviatis
simpliciuscula, hirto-puberula, foliis lanceolato-v. oblongo-linearibus obtu-
siusculis pauciserratis v. integerrirais uninerviis v. obscure 3nerviis sub-
sessilibus, coryuibo terminali: pedicellis involucro multo brevioribus, in-
volucri foliolis obtusiusculis v. subacutis basi calloso-nervosis , corollae
tubo exserto pappi aristas majores aequante, coronula inter aristas 6 — 8
nulla. — Proxima videtur St. tenuifoliae Philipp., ubi »pappi aristae 3 — 4
et paleae breves« describuntur. Caulis strictus, 5 — 8" longus, ramulis
folia subaequantibus ; folia 6 — 8" longa, 1 — 2'" lata, serraturis quandoque
aupra medium utrinque 3 — 4, summa altema; corymbus 6 — 12'" latus;
involucrum 3'", corollae tubus 4'", lobi l/g*u longi ; pappi setae inaequales,
omnes setaceo-elongatae. — Catamarca, frequens in convallibus pr. Na-
cimientos.
394. St. raultiaristata Spr., Hook. Arn. ex descr. Caulis pedaüs,
ut in praecedente, ramulis abbreviatis multifoliatus ; involucri foliola 3"'
longa, corollae roseae tubo gracili fere duplo breviora; pappi aristae 10
— 12, corollae tubum paullo excedentes, subaequales; corollae lobi mi-
nuti, y^'" longi. — Cordoba, frequens in arenosis ad flumina et in cam-
pis pr. urbera. («Bonaria, Uruguay — Mendoza«).
395. Eupatorium conyzoides V. — Tucuman, frequens in paseuis
montanis pr. Siambon. (Amer. trop. et ultra ejus fines).
396. E. Hookerianum Gr. — Syn. E. eiliatum Hook. Arn. (non
Less.) ex descr. — Suffrutex tripedalis , ut praecedens, a quo involucro
eiliato parum differt. foliis non distinguendum , quae etiam subtus punc-
tata occurrunt. — Tucuman, ubi constituit magnani partem vegetationis
suffruticosae in pratis montanis pr. Siambon. (»Bonaria«).
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PLANT AE LORENTZIANAE.
167
397. E. squarrulosum Hook. Arn. var. — Syn. E. liatrideum DC.
ex descr. — Forma foliis ovato-lanceolatis minus pilosis; panicula ampla,
in corymbos trichotomos abiens; capitula basi ovata, apice dilatata , in-
volucro 4 — 5"' longo, apice 3"' lato, appendice foliolorum foliacea latiori
quam longa. — Tucuman, in campis pr. La Cruz frequens. (»Uruguay —
Brasil, austr.«).
398. E. subhastatum Hook. Arn. — Syn. E. bartsiaefolium DC. ex
descr. E. teucrioides Hook. herb. sec. Baker in lit. — Cordoba, in hu-
midis pr. Las Peüas, S. Francisco. (»Brasil, austr. — Mendoza, Bonar.«).
399. E. Arnotianum Gr. — Syn. E. affine Hook. Arn. ex descr.
(non Kth.). Forma angustifolia. scabro-pubcscens, foliis 2 — ll/z" longis,
4 — 3'" latis , summis alternis : capitula 10 — 7fiora , involucro cylindrico,
foliolis omnibus obtusis ciliatis dorso puberulis. — Cordoba, infrequens
in humidis pr. Las Penas, S. Francisco. (»Tucuman, Entre Rios-Brasü.
austr.«)
400. E. pallidum Hook. Arn. ex descr. — Syn. E. pallescens DC.
Suffrutex ultra öpedalis. — Tucuman, in fruticetis sylvaticis pr. Siambon.
(»Bon ar. - Brasil . austr. «)
401. E. laevigatum Lam. — Syn. E. psiadiaefolium DC. : Riedel
pl. brasil. 428. — Tucuman, in pratis montanis pr. Siambon. ( Amer. trop.)
402. (52.) E. virgatum Don (1835.) — Syn. E. pinnatifidum DC.
(1836.) — Nora, vernac. Romero. Cordoba, in montanis pr. S. Bar-
tolo. Tucuman, fruticeta praecipue constituens in planitie pr. Tafi.
Catamarca, in umbrosis pr. Yakutula. (»Uruguay - Mendoza«).
403. E. prasiifolium Gr. — Syn. Conoclinium DC. in pl. brasil.
Selloan. a C. H. Schultz determin. — Forma foliis paullo majoribus,
inferioribus deltoideis [Vfau longis, 1%" latis); receptaculum convexum,
nec conicum, 15— 20tlorum. — Tucuman, in pratis alpinis pr. Cienega
frequens. (Amer. austr. trop.).
404. E. lasiophthalmum Gr. n. sp. Subimbricaria , suffruticosurn,
amplum, glabriusculum, caule cylindrico: gemmis axillaribus lana invo-
lutis, foliis oppositis membranaceis petiolatis magnis late < a ato-rotundatis
v. subrotundis acutiusculis quintuplinerviis serratis basi apiceque integer-
168
A. GR1SKB ACH,
rimis subtus sparsim glanduliferis, corymbo diviso polycephalo, capitulis
10 — 12floris longiuscule pedicellatis , receptaculo minute planiusculo, in-
volucro tarbinato 2 — 3seriali : foliolis oblongo-linearibus acutiusculis estria-
tis , exterioribus brevioribus . achenio glabro , pappi setis setaceis. —
Suffrutex ultraöpedalis ; folia 4-3" longa. 3 — 2" lata, petiolo 1" longo;
panicula corymbosa, 6" laU; involucrum 2"', corollae rubro-violaceae
4"' longae, stigmatibus louge exsertis; acheuia 1%'" longa, pappo sor-
dide albido aequilongo. — Tucuman, ubi ornat sylvas Alni regionis
ambrosas, Cuesta de Siambon, inter Siambon et Juntas.
405. E. populifoliutn Hook. Arn. ex descr. (non Kth.: quae Spe-
eles ad Hebectinium. genus mihi distinguendum, sec. speeimina mexicana
coli. Hegewisch pertinet). Herba 6pedalis. — Tucuman, in m. Cuesta
de Periquillo. (»Bonaria, Uruguay.«).
406. E. vi8cidum Hook. Arn. ex descr. Suffrutex ultra 6pedalis. —
Cordoba, in sylvis pr. Ascochinga. (»S. Luis«).
E. viscidum var. protractum Gr. foliis in basin cuneatam protr actis
tripli-septuplinerviis. Transit in form am cordobensen , in qua ipsa folia
potius triplinervia , quam trinervia, ut ap. Hook. Arn. (Contrib. Bot.
Mag. 1. p. 241.) describuntur et quaedam revera adsunt. Suffrutex 12pe-
dalis. — Tucuman, pr. Siambon.
407. E. laeve DC. Praecedenti simile, sed foliis angustioribus et
involucro 1 — 2seriali (nec 4 — 5seriali) valde recedens. Forma foliis gros-
sius Serratia nunc biserratis a speeiminibus brasiliensibus coli. Macrae
et Riedel (his a b. C. H. Schultz determinatis) parum aberrans. Suffrutex
ulti ißpedalis. — Tucuman, in sylvis reg. Alni pr. Cienega. (Brasilia
austr.).
408. E. azangarense C. H. Schultz!: Lechl. pl. peruv. 1776. —
Syn. E. Sternbergianum James, pl. quit. : homonymon Candolleanum
C H. Schultz distinxisse videtur. — Tucuman, frequens in pratis alpinis
pr. Cienega. (Andes a »Venezuela — Bolivia«).
409. E. clavulatum Gr. n. sp. Eximbricaria, frutescens, superne py-
ramidato-ramosum. ramis cylindraeeis pilosiusculis, foliis oppositis rigidius-
culis petiolatis oblongo-lanceolatis lanceolatisque acuminatis remote serratis
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PLANTA E LORENTZIANAE.
169
trinerriis v. «ubtriplinerviia glabriusculis subtua subeglandulosis : nervis
subtus prominulis, panicula effusa : ramis apice subcorymbosis polycephalis,
capitulis 5floris pedicellatis , involucro suböphyllo subuniseriali : foliolis
purum inaequalibus oblongis y. elliptico-oblongis rotundato-obtusis striatia
glabriusculis, corolla exserta superne campanulata, stigmatibus longe
exaertis apice in clavulam nigricantem aubabrupte incrassatia, achcnio
angulia hiapidulo. — Affine videtur E. Riedeliano Gardn. , ubi »folia
multo majora et involucrum tomentoaum". Frutex 6pedalis; folia 2"
longo, 6 — 10'" lata, petiolo 3"' longo; panicula ultrapedalia ; involucrum
1'", corolla V" longa, Stigmata V" ex corolla exserta. — Tucuman, in
m. Cuesta de Periquilla.
410. E. u.viilißurum Gr. n. sp. Eximbricaria, sufTruticoso-ilexuosum,
caule striato - cylindrico ynlosiusculo apice inque pedicellia villosiusculo-
pubeacente, foliis oppositis membranacei8 petiolatis ovato-lanceolatia acu-
minatia scrratis basi apiceque integerrimis triplinerviis pilosiusculis subtus
eglandulosia, corymbis axillaribus brevibus folio superatis, capitulis 5floris
saepius ternatim aubseaailibus , involucro 5— Cphyllo: foliolis oblongis
obtusis v. obtuaiusculis extns pubcscentibus et margine villosis inferne ner-
vosis, paucis exterioribus brevioribus. — Habitu simile E. ireainoidi Kth.,
involucro valde remotum et Mikaniae fere accedens. Folia 2 — 3" longa,
1 — IV2" lata, petiolo 6 — 8"' longo; corymbi tricbotomi, 1" longi et iere
lati ; involucrum 1%"' longum ; corollae nondum explicatae : ovarium
5costatum. — Cordoba, pr. Ascochinga.
411. E. crithmifvHum Gr. n. sp. Gyptis, fruticosum, diffusum, folio-
sum, pnlverulentum, glabruro, ramulis tenuibus angulatis, foliis oppositis
crassiusculis subsessilibus pinnatisectis : rhacbi segmentisque filiformi-
linearibus supra canalicnlatis acutis, his a basi (et inter se) remotis 2—
ljugis. corymbis terminalibus laxia : pedicellis alternis capitulo longioribus,
capitulis minutis paucinoris, involucro 3 — 4seriali : foliolis interioribus
oblongis obtusis, exterioribus longitudine sensim decrescentibua. — Spe-
cimina fructifera fruticulutn pedalem sistere videntur; folia arcuata, V/2"
longa, rhachi et segmej^s l/z"' ferelatis; corymbus 1", involucrum fus-
Fhys. Glosse. XIX.
Y
170 A. GRISEB ACH,
cescens 2'" longum ; pappus breviter barbellatus, sordide albidus. — Cor-
doba, in collibus apricis.
412. E. ceratophyllum Hook. Arn. — Gyptis, habitu Achilleae
Millefolium, a praecedente recedens caule herbaceo suffruticoso, foliU
bipinnatisectis , pluribus alternis, involncro 28eriali tomentoso et pappo
longius barbellato. — Cordoba. vulgaris in ripis arenosis pr. urbem, pr.
Ascochinga.
413. Chromolaena pratensis Gardn. (a cl. Baker comparata). — Syn.
Campuloclinium rnacrocephalum DC. ex descr. Eup. Donianum Hook-
Arn. Genus a cl. Benth. et Hook. (Gen. pl. 2. p. 245.) ad Eupatoriam
reductutn, sed distinctum achenio basi in stipitem attenuato, stipile basi
in annulum dilatato, habituque Cynaroideo. — Cordoba, in m. Cerro
negro pr. S. Bartolo. Tucuman, infrequens in pratis montanis pr. Siam-
bon, in pascnis alpinis Cuesta de Berica. (»Amer. trop.«).
414. Mikania phyllopoda Gr. n. sp. stipulata, volubilis, ramis striatis
glabriusculis , foliis magnis membranaceis cordato-deltoideis mucronulatis
et grosse mucronulato-dentatis trinerviis e sinu lato usque ad originem
nervorum approximatum cuneatis: stipulis latis foliaceis subreflexis
saepe inciso-dentatis dentibusque limbi deltoideis inaequalibus , corymbis
trichotomis e foliis exsertis superne aphyllis : pedicellis ternatis involucro
multo brevioribus, involucri foliolis oblongis acutia glabris, quinto filiformi,
corolla clavato - filiformi 5dentata, achenio glabro, pappo pallide rufes-
cente. — Affinis videtur M. pteropodae DC., ubi »folia penninervia«. Folia
majora 6 — 8" longa, 5" lata, petiolo V/2" longo: stipulae 10"' longae.
6'" latae ; corymbi 3" lati ; involucri foliola 4"' longa, corollis semisupe-
rata; Stigmata longe exserta; achenia 2'" longa, pappo duplo breviora. —
Cordoba, pr. Ascochinga, in fruticetis ornamentum suaveolens.
415. M. auricularis Gr. n. sp. stipulata, volubilis, ramis angulato-
striatis glabriusculis apice pubescentibus, foliis parvis membranaceis cor-
dato-deltoideis breviter acuminatis angulato-v. rcpando-crenatis subtus
punctatis glabriusculis 3 — 5nerviis e sinu lato breviter cuneatis: stipulis
minutis deltoideis marcescentibus, corymbis contractis basi excepta aphyllis
folium subaequantibus : pedicellis pubescentibus Jnvolucro subaequilongis,
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PLANTAE LORENTZIANAE.
171
involucro pubescente: foliolis ovali-oblongis obtusis, corollae limbo cla-
vato-campanulato 5fido, achenio brevi glabrato, pappo albido. — Con-
feratur M. periplocifolia Hook. Arn., sed de stipulis silent auctores.
Folia iy2" diam., petiolo subaequilonga : stipulae 1"' longae; corymbi
densiflori, 1" fere diam.; involucri foliola 1"' longa, corolla pappoque
duplo superata; achenia %m longa. — Cordoba , in fruticetis et sepibus
pr. urbem, floribus suaveolentibua.
416. (53.) Erigeron lanceolatus Wedd. var. Lorentzianus Gr. invo-
lucri foliolis interioribus quam exteriora paullo longioribua, ramis styli
oblongis acut i s extus papillosis. — Similis E. Sullivantii Hook. , foliis
angustioribus dignoscendus. Speciem inprimis ex stigmatis fabrica recog-
nosco. etsi rami minus »hispidi« sunt: ceterum descriptio quadrat, capi-
tulum expansum 1" diam.; acbenium pilosum. — Catamarca, in alpinis
Vayas altas pr. Belen alt. 9—11000'. (»Bolivia«).
417. (54.). E. cinerascens C. H. Schultz! (ex Lechl. pl. peruv.
1752.) — Forma ligulis obsoletis iß.: Wedd.); caulis jam primo anno florere
videtur. demum perennis est — Tucuman, pr. Cienega. Catamarca, in
alpinis Vayas altas supra Qranadillas alt. 9 — llOOO'. (Peru, »Bolivia«).
418. (55.) E. spiciformis Gr. n. sp. Coenotus, annuus, strictus, sim-
pliciusculus, pilosiusculo-puberulu8, foliis lineari-oblongis integerrimis mu-
cronulato-obtusis basi attenuata late sessilibus, capitulis axillaribus sub-
sessilibus solitariis v. in racemulum folio breviorem sub3cephalum congestia
spicam foliis intermixtam fingentibus, involucri foliolis subbiserialibus
lineari-acuminatis subaequilongis puberulis riores papposque subaequantibus,
floribus radii filiformibus subuniserialibus, disci numerosis, achenio pube-
rulo, pappo albido. — Affinis E. subspicato Benth., sed folia integerrima.
Caulis spithameus-pedalis ; folia numerosa, 8—10"' longa, 2—3"' lata;
capitula hemisphaerica, 3'" lata. — Tucuman, in pascuis alpinis pr.
Cienega.
419. Vittadinia multifida Gr. n. sp. glabra, caule suffrutescente vir-
gato striato folioso, apice corymboso-racemoso , foliis pinnatisectis: seg-
mentis remote 3 — 6jugis filiformibus acutissimis, capitulis discoideis, in-
volucri foliolis lanceolatis acutiusculis apice ciliolatis, corollae tubo öpar-
Y2
172
A. GR1SEBACH,
tito, achenio oblongo glabrato, pappo umseriali. — Genus ab Erigeronte
distinguo involucro imbricato: foliolis pluriaerialibua deorsum decrescen-
übus, ab Astere iisdem omnibus margine membranaceia et pappo sim-
pliciori. Species affinis videtur V. trifurcatae Benth. Hook., in Bonaria
quoque indigenae, cui folia minus dissecta et capitulum radiatum adscri-
buntur. Gaulis infra inflorescentiam aimplex, 2— 4pedalis ; folia 1—1%«
segmenta 3 — 4"' longa; pedunculi 1— 3cephali, 1— 1V2" longi, foliati,
foliis 8ummis indivisis; capitula turbinata, 3"' diam., involucro flores
(siccos carneos) aequante; receptaculum mul Li Horum , convexo-planum ;
Ovaria florum centralium brevia, forte aterilia; corollae a medio in lim-
bum 5partitum dilatatae, pappo multisetoso aequali albo aequilongae;
styli rami oblongi acuti dorso hiapiduli; achenia compressa. — Gordoba,
ad ripam fl. Rio Primero pr. urbem.
420. (56.) Aster marginatus Kth. — Syn. Noticastrum adacendens
DC. — Tucuman, in jugo supra Cienega. (Andea »Amer. auatr. trop.« —
Chile).
421. A. montevidensis Gr. (Syn. Onoscris Spr. ap. DG. Aplopappus
diffusus DC. : nomen apeciei non adoptandum ob Ast. homonym. Ait.). —
Cordoba, in arenosia humidis inter rupea pr. Las Peöas, S. Francisco.
(»Uruguay, S. Luis«).
422. Solidago linearifolia DC. - Syn. S. coquimbana Phil, in pL Men-
doza! — Catamarca, frequens in convallibus umbrosis pr. Yakutula, —
( — »Bonaria«: cf. Hook, in Comp. Bot. mag. 2 p. 263. — »Chile«.).
423. S. microglossa DC. — Tucuman, in prati* montanis, Cuesta
de Siambon. (»Mendoza — Patagonia«: S. odora y Hook. Am. 1. c. ;
Brasil, austr. : PI. Riedel.)
424. Hysterionica jasionoides W. — Syn. Diplopappua hispidus
H. A. — Cordoba, in praeruptis ad fl. Rio de las Barrancaa. (»Patago-
nia et Mendoza — Brasil, austr.*).
426. H. subvillosa Gr. — Syn. Neja DC. Diplopappus villosus H.
A. — Tucuman, in campia pr. Rozo al alto. Catamarca, in alpinis Vayas
altas pr. Belen alt. 9 — 11000' et in convalle Granadillaa. (»Brasil, auatr.«).
426. Grindelia pulchella Dun. — Syn. G. diffusa Gill. — Involucri
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PLANTAE LORENTZIANAE.
173
squamae squarroso-adscendentes. — Cordoba, in convallibus pr. urbem
et in ripa Ii. Rio Primero. Catamarca, frequen« in campis pr. Yakutula.
(»S. Luis, Mendoza — Patagonia«.)
427. Gutierrezia Gillieaii Gr. — Syn.G. linearifolia Hook. Arn. ß. —
Suffrutex spithameus v. palmaris, fastigiato-ramosissimus , glaber, foliis
linearibus acutis punctata (6—8'" longis, y2"' latis) laeviusculis; capitula
turbinato-oblonga (4"' longa), involucri foliolis exterioribus linearibus fo-
liaceis, ceteris scariosis et apice foliaceis ovato-oblongis acutiusculis , Hores
radii 8 — 10, ligula elliptico-oblonga involncro duplo breviori, disci totidem;
paleae pappi subuniseriales elliptico-oblongae, obtusae, eroso-ciliatae ovario
strigoso subduplo breviores. — G. linearifolia Don (ap. Hook. Arn. in
Comp. Bot. Mag. 2. p. 51.) differt ex descr. involncro et paleis pappi
linearibus acutis: verosimiliter species chilensis est et referenda ad G.
floribundam Benth. Hook. (Bracbyrin Philipp.). — Cordoba, in collibus
ab urbe occidentalibus, in montibus inter S. Pedro et Horcosumi. (»S. Luis«).
G. Gilliesii var. scabriuscula Gr. foliis margine ramisque scabrius-
culis, ligulis radii lanceolato-oblongis involucro turbinato subaequilongis. —
Syn. G. linearifolia Hook. Arn. «. ex parte. — Catamarca, ubi vegeta-
tionem fruticulosam in convallibus infra Nacimientos praecipue constituit
(»Mendozai).
428. (67.) G. ledifoKa Gr. n. sp. fruticulosa, villosiusculo-pubescens,
ramis foliosis monocepbalis, foliis lanceolatis v. lanceolato-linearibus acu-
tiusculis margine revolutis supra glabris subtus albo-tomentosis, involucro
ovato lana adsperso: foliolis exterioribus foliaceis oblongo-linearibus re-
curvis involucro ipsi subaequilongis, ceteris scariosis ovato-oblongis, radio
5 — 8floro: ligulis oblongo - lanceolatis obtusis involucro subaequilongis,
floribus disci 12—15, styli ramis oblongo-lanceolatis acuminatis dorso
pubescentibus, acheniis villosis pappo duplo longioribus : paleis pappi sub-
biserialibus inaequalibus lineari-acuminatis. — Fruticulus ramosus. spitha-
meus v. humilior; folia 6 — 8"' longa, 1 — 3'" lata, sessilia; involucrum
5 — 6"' longum, 4"' latum; ligulae latae; achenium 2"' fere longum. —
Catamarca, in alpinis Vayas alias alt 9 — 11000'.
429. (58.) G. repens Gr. n. sp. suffruticosa e rhizomatc ramosa,
174
A. G RISEBACH,
breviter repens, glabriuscula. foliosa, pedunculis adscendentibus saepe nu-
merosis fastigiatis. foliis lanceolato-linearibus obtusis punctatis margine
scabro planis, involucro ovato glabro: foliolis scariosis, plerisque dorso
foliacei8 ovato-oblongis oblongisque obtusis. exterioribus brevioribus, radio
5floro: ligulis obovatis involucro subaequilongis , floribus disci 10, styli
ramis ex iisdem longe exsertis oblougo-lanceolatis acuniinatis dorso pu-
bescentibus, acheniis strigosis pappo duplo longioribus: paleis pappi uni-
serialibus aequalibus fere 10 lanceolato-acuminatis. — Kami palmares,
foliis dense usque ad capitula fere obtecti; foüa 8 — 12"' longa, 1 — 2'"
lata, basi attenuata sessilia; involucrum 4 — 6"' longum, 4"' latum ; ligulae
ll/z — 2"' latae; achenium V/z'" longum. — Tue u man , in jugo montis
supra Cienega.
430. Baccharis serrulata Pers. ex descr. ap. Hook. Arn. (Hook.
Journ. 3. p. 22.). Affinis B. triuervi Pers. . distineta caule herbaceo et
foliis triplinerviis (in illa trinervia sunt); folia 3—4" longa, 12 — 16"'
( — 4"') lata, basi in petiolum attenuata; Stylus in <f indivisus. — Tucu-
man, pr. Pojo del alto. (Brasil, austr. : PI. Kiedel. — »Patagonia«.)
431. B. Pingraea DC. var. angustissima DC. Forma foliis 14 — 8"'
longis, 1 — 1/2'" latis integerrimis obsolete triplinerviis: involucro et
caule herbaceo praecedenti affinis. — Cordoba, non raro pr. Las Pefias.
(»Brasil, austr. et Bonaria — Chile«).
432. B. lanceolata Kth. ex descr. Forma foliis lanceolatis acutis
nunc supra medium remote serrulatis nunc integerrimis; frutex virgatus
ultraöpedalis , a simili B. racemosa DC recedens foliis basi in petiolum
brevem attenuatis et involucri 4 squamis ovatis acutiusculis duplo bre-
vioribus; folia triplinervia , nervis lateralibus a mediano magis quam a
margine distantibus. — Nom. vernac. Junco. Cordoba, in ripa 11. Rio
de Primero pr. urbem. Catamarca, fruticeta formans in ripis pr. Fuerte
Andalgala. (»Peruv«.).
433. B. glutinosa Pers. ex descr. et nom. vernac. Forma foliis
venosis (nec trinerviis) utrinque punctatis ad petiolum brevem usque
argute et inaequaliter Serratia apice integerrimo breviter acuminatis
2" longis, 6 — 8'" latis): venarum arcus a margine distantes; frutex ultra
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PLANTAE LORENTZIANAE.
175
6pedalis. — Nom. vernac.. Chilca. Santiago del Estero, in deserto salso,
ubi fruticeta format v. aliis fruticibus immiscetur.
434. B. amygdalina Gr. n. sp. fruticosa, glabra, ramis striato-an-
gulusis foliosis, foliis herbaceis lanceolatis acutis aequaliter et argute ser-
rulatis in petiolnm brevem attenuatis triplinerviis et subtus reticulato-
venulosis: nervis lateralibus a mediano magis quam a margine calloso
distantibus, corymbis terminalibus apbyllis 12 — 8cephalis, involucro <f he-
misphaerico : squamis obtusis uninerviis ciliatis , interioribus oblongis,
exterioribus ovatis brevioribus, stylo bifido, 9 ... — Affinis B. Alamani
DC., distincta serraturis folii approximatis acutis, corymbo simpliciori et
involucri squamis obtusis. Folia 2"longa, 6"' lata, serraturis minutis:
capitula 5"' diam., majora quam in praecedentibus. — Tucuman, in
1 »rat is montanü pr. Siambon.
435. B. sculpta Gr. n. sp. »uffruticosa , virgata, glabra. apice pul-
verulenta, caule cylindrico striato folioso ramis infra corymbum termina-
lem destituto, foliis herbaceis late lanceolato-acuminatis grosse serratis
basi integerrima acutis et secus petiolum decurrentibus obsolete quintu-
plinerviis et subtus reticulato-venosis : nervis lateralibus venisque prima-
riis textura aequalibus, corymbo congesto 20 — 40cephalo apbyllo: pedi-
cellis plerisque capitulo brevioribus, involucro hemisphaerico multifloro:
squamis obsolete nervatis eroso-ciliatis , exterioribus ovato-oblongis obtu-
siusculis, interioribus oblongis et apice saepe appendiculatis obtusis, Horum
4 stylo bifido. receptaculo 9 convexo: alveolis profund is margine lacero-
fimbriatis, achenio glabro quam pappus uniserialis triplo breviori. —
Affinis videtur B. arbutifoliae Kth., receptaculo accedit ad B sinuatam
Kth.. habitu ad Vernoniam. Folia 3" longa, 1" lata, serraturis mucro-
nulato-deltoideis , petiolo 2'" longo cum lamina confluo; capitula <f 3'",
9 4 diam. — Tucuman . ubi constituit formationem distinctam in jugo
m. Cuesta de Junta, unde descendit cum rivulis Cienega versus et pr.
Tafi. Catamarca, frequens in convalle Granadillas pr. Belen, ubi ascendit
ad Vayas altaa — 9000'.
436. B. tucumanensis Hook. Arn. ex descr. Frutex Gpedalis foliis
sopra basin remote denticulato-serratis (nunc integerrimis) saepe leproso-
176 A. GRISEBACH,
pulverulentis (2" longis, 10—6'" latis; capitula 4 in peduncuü folii«
multo brevioris apice glomerata, ovata, 3 — 4"' lata, stylo breviter bious-
pidato. — Tucuman, in Cuesta de Periquillo.
437. B. myrtüloides Gr. n. sp. fruticosa, pedalis glabra. sparsim
pnlverulenta, ramis angulatis crectiusculis . Müs rigidiusculis lanceolato-
oblongis acutis basi attenuata subsessilibus integerrimis utrinque punctu-
latis uninerviis subaveniis, capitulis superioribus terminalibus axillaribusque
sessiübus solitariis v. paucis glomeratis, inferioribus in apice peduncuü
folio multo superati congestis: glomerulo saepe unibracteato sub3cephalo,
involucro hemisphaerico raultifioro: squamis medio fuscescentibus mar- *
gine eroso-ciliati8 , exterioribus ovatis acutiuscuüs, interioribus oblongis
obtusis, noribus exsertis : o* stylo brevissime bicuspidato, ? pappo pallide
rufescente subuniseriali involucro duplo achenio glabro multo longiori. —
Affinis B. montanae DC. , distincta foliis uninerviis. integerrimis et invo-
lucri squtinus obtusis. Folia V/2 — 1" longa, 8 — 6"' lata ; capitula utrius-
que sexus 3 — 4'" diam. — Tucuman, in Cuesta de Juntas, ubi ad ver-
ticem usque integra format fruticeta. Catamarca, frequens in convalle
excelsa Granadillas pr. Belen.
438. (59.) B. densifiora Wedd. ex descr. Praecedentibus duobus
affinis inflorescentia et indumento leproso-pulverulento, sed folia anguste
lanceolata, petiolata, 2— l1/«" longa, 4—6"' lata, et capitula minuta, fere
1"' diam. — Tucuman, in pascuis alpinis pr. Siambon. (»Boüvia«).
• 439. B. dracunculifolia DC. Frutex gracilis, foliis lanceolato-linea-
ribus linearibusqae superne remote serrulatis (12'" longis, 2—3"' latis;
capitula <S ovata, 2"' diam.), stylo ut in praecedentibus apice incrassato-
conico minute bimucronato. — Tucuman, in fruticetis subtropicis pr.
Siambon, frequentior in pascuis alpinis, quo adscendit. (Brasil, austr. :
Riedel pl. brasil. — »Boliviae Andes«).
440. (60.) B. polifoUa Gr. n. sp. fruticulosa. fastigiato-ramosissima.
foliosa, ramis striatis tetragonis puberulo-pulverulentis flaventibus, foliis
rigidulis linearibus margine revolutis integerrimis acutiusculis sessilibus
supra glabratis subtus albo-tomentosis uninerviis aveniis, pedüneulis e
summis axillis monocephalis folio longioribus in corymbum simplicem
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PLANT AE LORENTZIANAE.
177
dispositis. involucru heiuisphaerico multiiloro : squamis obtu&i« nervati*
dorso fuscesoentibus margine cüiatis, extcrioribus ovatis, infcrioribus oblon-
gis, üoribus f parum exscrtis : stylo clavato-conico. — Ex afrinibus B.
velutina DC. differt »capitulis racemosis, stylo bifidp, iovolucxo«, B. radi-
cansDC. »involucri aquamis inferioribus acuti*«. Spithamea — pedalis ; foüa
6—8'" longa, V» fere lata: capifcda * 2—3'" diam. — Catamarca. ubi
fraticeta praecipue format in planitie alta La&una blanca et pr. fodinas
Las Capillitii alt 10 — 11000'.
441. B. artemisioides Hook. Arn. ex descr. «- Habitus ex panicula
racemifbrmi et ob involuorum Unat um Artcmisiac Absintbium ; involuorum
laxum , squamae latiores quam in pxaecedente ; capitula 3 2"' diam-:
Stylus bifidus. — Cordoba, /requens pr. La« Penas. (»S. Luis — Pata*-
gonia".).
442. B. coridiiolia DC. *x des«. — Praecedenti ex infloroscentia
affinis. sed pubes nulla nisi pulvewlenta , folia longiora (8—12'" longa,
-Vi'" laU); oapitula <3 2"' diam.: «tylus davatus, obtusus. — Nom. ver-
*ac. Nio : equii venenosa dicitur, Tucuman, frequentissima in pratis pr.
•Siainbon. (»Cordoba — Brasil. austr>).
443. B. etfusa Gr. n. sp. sutfruticosa , pyramidato - ramosissima.
glabra, ramis gracibbus augulosis supexne raceinifcris ad apicem ramm-
lisaue foliatis. aneustissime linearibus flaccidis mucronato-acutis inteeer-
rirais basi atteau&tis eessüibu« uninerviis , racemis in panicujam pyrami-
d äl i t, ii u 3 ä i o diftpoftl tifi • p©d uii c ul 1 $ üi 011 o cg p h ülii> füll u m £ll cj i_z ft 1 1 Li o u s
.excedentibus, eapitulis minutis pisifbrmibu« 10 — lofloris, involucri squa-
mis stramineis ad medianum fuscesceutibus subictegenrimia , exterioribue
subintegerrimis exterioribus ovatis acutis. inferioribus lanceolatis acutni-
jaatis, 4 atylo bifido papilloso. S pappo pallide rufescente uniseriali achenio
glabro multo longiori. — At'ünis yidetur A. paniculatae DC. Suffrutex gra-
cüis ultra6pcdalis , ramulis infame ex axilla oriundis dense foliatus;
foUa plana . arenia, 1" longa, V5'" Uta; capitula 2"' diam.. utriusque
sexus conformia , sed ? pappo lange exsorto 4'" longa. — Tucuman,
ürequen8 in ripis pr. Juntas.
444. B. caltiprinos Gr. b. sp. fruticosa, superne pulrerulento-pube-
Gasse. XIX. Z
178 A. GRISEBACH,
■
I
rula, ramis striato-angulatis corymbo foliato terminatis, foliis coriaceis
cuneato-ovalibus obtusis supra basin utrinque sinuato-4 — 5dentati« tripli-
nerviisglanduloso-punctatis petiolatis: dentibus parvis caüoso-mucronulatis,
corymbis aimpliciusculis : bracteis sursum decresc«ntibus integris, capitulis
hemisphaerici9 multifloris, involucri squamis obtusis dorso fuscescentibus
puberulis m argine eroso-ciliolatis , extAioribus ovato-subrotundis, intimis
oblongis, <£..., 9 pappo albido uniseriali breviter exserto achenio glabro
triplo fere longiori — Proxima B. umbelliformi DG., ubi folia subsessilia
serrata minus distincte triplinervia, involucri squamae acutae, indumentum
nulluni; ex Hookerianis B. Tweedii H. A. affinis videtur, »involucri
squamis interioribus acutiusculis et glabritie« recedens. Folia 1" longa,
6"' lata; capitula 3—4'" diam. — Catamarca, in convalle inferiori pr.
Nacimiento, ubi fruticeta praecipue constituit.
445. B. Bald win ii H. A. sec. Baker, sed nostra a descr. recedit
capitulis subsessilibus in apice ramorum glomerato - spicatis foliatis. —
Forma foliis cuneato - linearibus supra medium utrinque 3— ldenta-
tis raro integerrimis , 6 — 12"' longis, 1 — 2"' latis; capitula £ ovato-
oblonga, 9 subcylindrica , in utroque sexu 8'" longa (in affini B. pauci-
dentata DC. capitula hemisphaerica sunt et minora, 2"' diam.) — Cor-
doba, in rupestribus pr. Las Peöas, S. Francisco. (»Brasil, austr. — Pa-
tagonia«.)
446. B. axillaris DC. var. dentata DC. — Fruticulus ramosissimus,
capitulis (ut in praecedente) subsessilibus glomerato-spicatis foliatis; folia
4 — 5'" longa, dentibus inclusis 3 — 4"' lata; capitula £ subcylindrica,
ll/2"' longa, stylo apice conico - acuto. — Cordoba, frequens in campis
sterilibus pr. Ascochinga. (»Uruguay-Brasil, austr.«)
447. (61.) B. Tola Phil. Fl. atac. p. 30. — Specimina non florentia,
gemmis in ramulo terminalibus solitariis folüsque recognita; folia 4'"
longa, dentibus triangularibus utrinque 2—3 inclusis 2— 2x/z"' lata. —
Catamarca, in alpinis Vayas altas alt. 9—10000': medicamentum celebre.
(»Heg. alpina deserti Atacama et Boliv.«)
448. B. brevifolia DC. ex descr. — Fruticulus erectus, ramosus,
capitulis subsessilibus spicatis foliatis: folia 3—4"' longa, dentibus suba-
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179
picalibus triangularibus utrinque solitariis inclasia 2'" lata; capitula ?
subcylindrica, 2'" longa. — Cordoba, in campis. (»Brasil, austr.«).
449. B. articulata Pers. Frutex 3pedalis internodiis bialatis 2—3'"
latis; capitula 3'" longa, involucri squamis in utroque sexu obtusis; Sty-
lus 4 2fidus. — Cordoba, in montibus et collibus rupestribus v. c. Cerro
de S. Roque, S. Francisco. (»Uruguay — Brasil, austr.«)
450. B. cylindrica DC. Herba ramosa, vix pedalis, internodiis 3—
2alatis pulverulento-puberulis 2"' latis; capitula £ 3"' longa, involucri
squamis acutiusculis v. obtusiusculis : Stylus cylindricus , indivisus , pa-
pillosus, longe exsertus. — Cordoba, frequens in campis sterilibus, pr.
Ascochinga. (»Brasil, austr.«).
451. B. microcephala DC. sec. Baker, sed specimina non florentia,
internodiis angustissime 2alatis V" latis. Frutex ramosissimus , foliis
superne numerosis V" longis breviter oblongis obtusis. — Cordoba, so-
oialis in campis ab urbe borealibus. (»Brasilia australis«).
452. Heterothalamus brunioides Less. Frutex Gpedalis, foliis ericoi-
deis. — Nom. vernac. Romerillo. Cordoba, frequens in ripa arenosa fl.
Rio Primero. (»S. Luis — Brasil, austr.«).
453. H. spartioides Hook. Arn. — Syn. Baccharis sarophora Phil,
pl. Mendoz. ! — In genere anomalus receptaculo piano et paleis in ca-
pitulo ? caducis, in tloribus centralibus nullis. Frutex subaphyllus, fas-
tigiato-ramosus , ll/2 pedalis; capitula breviter racemosa, £ hemisphaerica,
24" diam.. stylo bifido papilloso, ? turbinata, 3"' longa, floribus exterio-
ribus paleatis, interioribus nudis, lamina ligulari ovato-lanceolata acuta;
involucri loliola exteriora ovata, interiora lanceolato-acuminata ; achenium
puberulum pappo subpluriseriali multo brevius. — Catamarca, pr. Fuerte
de Andalgala, S. Jose, deinde vegetationem fruticosam praecipue formans
in planitie excelsa circa Laguna blanca. (»Patagonia«, Mendoza — »Chile«).
454. Pluchea Qu DC. — Cordoba. frequens pr. urbem, pr. Las
Peöas in ripis. (»Brasil, austr. — Patagonia«).
455. (62.) Tessaria absinthoides DC. Frutescens, ultra6pedalis. —
Catamarca, frequens in convallibus versus Laguna blanca. (»Desertum
Atacama et Chile« — »Uruguay«).
Z2
A. GK1SKH ACH,
456. Pterocaulon spicatum DC. — Cordoba, frequens pr. Las Peräa.
(Brasil. — »Bonaria«).
457. Filago lasiocarpa Gr. n. sp. nana, stricta, simplex, foliis ap-
proximativ linearibua acutia margine revolutis sapra glabriuaculis subtus
cano-tamentösis, capitülis oblongo-cylindracefe 6— 9floria in axillia supc-
rioribus 2— 3nato-glomeratia, involncro anblOphyllo lanato: foliolia sca>
riosis, interioribus florcs cxtcriores inrolventibus , floribus androgynis:
exterioribua 8—5 foemineis fertilibu8 v. aterilibaa : styli ramia fUiformiboa
glabrinacnlia exsertia, interioribus 8 — 4 hermapfaroditis fertilibaa: styli
ramis inclaeis papilloai8 , acheniia compresainacnlia oralibus a baai ad
apicem villoso-pilosia : püia patentibua diametro fructus aequilongia, pappo
conf ortui caduco : aetis multiaetc— uniserialibua , receptaculo piano intra
flores exteriorea nudo. — Capitulia paucinoris et achenio villoao accedit
ad Micropsin , genus fbrsan melius ad Filaginem reducendum. Herba
annua, 2 — 4pollicaria, aracbnoideo-canescena ; folia 6 — 8'" longa, W$"'
lata; glomeruli basi foliati; capitula 8'" longa, floribua 2aeriaüa, $ fili-
i rmibus apice minuto ödenticulatis, <S apice campanulato-Ödentatis: den«
tibus deltoideis, pappo florea aequante in annulum baai connato. — Tu-
cuman, pr. Cienega.
458. Gnaphalium americanum Mill. — Syn. G. spicatum Lam.
Forma anguatifolia : G. apbacelatum Kth. — Tucuman, pr. Cienega.
Catamarca, in conTalle excelsa Granadillaa. (America a Texas ad Terraa
magellanicaa).
459. (63). G. apiciforme C. H. Schultz ! in Lechl. pl. mageil. 1250. —
Differt a praecedente involucri aquamia interioribus obtusis, a G. pur-
pureo L. boreali-americana radice perenni. — Catamarca, in alpin is
Vayaa altas pr. Belen alt. 9—11000'. (Terr. magellan.)
460. G. cheiranthifolium Lam. — Syn. G. paniculatum Colla. G.
chilenee C. H. Schultz! in Lechl. pl. chil. 496. a.t 3227.: forma angu-
sti folia idemque est G. mendozinum Phil.! (Anal. univ. de Chile, 1870.
p. 184.). — Cordoba, frequens in campis sterilibus, pr. Ascochinga, Las
Penas. Tucuman, pr. Cienega. (»Uruguay« et Chile — »Patagonia«).
461. G. citrinum Hook. Arn. — Lechl. pl. peruv. 483. — A prae-
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181
cedente differt inflorescentia compacta. — Cordoba, in campis pr. Las
Penas. Cataraarca, in convmlle Granadillas pr. Yakutula. (Peru et »Uru-
guay — Chile et Patagonia«.).
462. Achyrocline saturejoides DC. — Cordoba, in collibus campisque
arenosis pr. Las Pnas. (Boliv. et Brasil, austr. : pl. Riedel 446.— »Uruguay«)
463. A. fiwescens Gr. n. sp. suffrutioosa, lana araneosa parce ad-
spersa, caule foliis decurrentibus alato apice corymbifero, foliis lanceo-
lato-linearibus linearibusque acutis et mucrone fusco apiculatis, capitulis
faaciculato-glomeratis IIa vis 5noris, involucri squamia 10 — 16 oblong?»
acutis, floribus ? 5, <f 2. — Proxima A. alatae DC., ubi involacri squa-
mae fnscescentes , magis nnmerosae, et capitula 7flora. Caulis sesquipe-
dalis; folia 2 — 1" longa, 4—2'" lata, alis caulinis latis; capitula
V/z4" longa, glomerulis subglobosis. — Tucuman. in pratis montanis Caesta
de Siambon, Cienega. (Peruvia pr. Tabina: Lechl. pl. peruv. 1909.)
464. Polymnia sonchifolia Poepp. Endl. nov. gen. t 264. — A spe-
ciebus borcali -nmericanis differt stylis florum disci bifidis et acheniis in
atnbitu fiorum sterilium biseriatis: quo Sectio Polymniastri Lam., ha-
bitu ceterum P. Uredaliae similis, melius stabilitur. Herba 12pedali8;
folia in nostra forma minus exquisite hastata, quam in icone citata. —
Tucuman, in sylvis fruticetisque densis pr. Siambon. (»Peruvia orient«).
466. Acanthospermum hispidum DC. — Syn. A. humile DC. var.
sec. Benth. Hook. — Tacuman, in sylvis subtropicis Cuesta de Peri-
quillo, in pratis pr. Siambon. (Brasil.)
466. Partbenium Hysterophorus L. — Cordoba, ubique ad vias et
in campis sub finem aestatis. (Amer. trop. et ultra ejus fines a Louisiana
ad Patagoniam).
467. Ambrosia tenuifolia Spreng.! — Cordoba, gregarie pr. Asco-
chinga. (»S. Luis, Bonaria, Uruguay«.).
468. Xanthium italicum Mor. — Syn. X. macrocarpum Hook.
Arn. — Cordoba, in arenosis ad fl. Bio Primero. (Amer. trop. et temp.,
inde in Europam translatum).
469. X. spinosum L. — Cordoba, ad sepes et in ripis pr. urbem.
(Amer. trop. et temp., inde in Europam translatum).
182
A. GRISEBACH,
470. Zinnia pauciflora L — Cordoba, vulgaris in campis et con-
vallibu8. Catamarca, frequens in cultis pr. Yakutala. (»Peruv. — S. Luis«).
471. Siegesbeckia cordifolia Kth. var. Mandonii Schultz: Mand.
pl. bol. 232. — Herba fere 6pedalis. — Tucuman, gregarie in sylvis pr.
Cienega, Tafi, Cuesta de Casillo. (»Andes Amer. trop. — Chile«}.
Loren tria nov. gen.
Capitulutn discoideum , heterogamum , subglobosuro , multinorum,
floribus in ambitu 5 sub3serialibus fertilibus, disci interioribus herma-
phroditis sterilibus. Involucrum 1 — 2seriale, foliaceum. in paleas sensim
transiens , his achenia excedentibus apice subulatis , interioribus inferne
membranaccis nervoso-striatis concavo-complicatis florea amplectentibus.
Receptaculum angustisümum . conico-filiforme , undique paleatum. Co-
rollae tubulosae, ödentatae. Antherae flavae, solubile«, basi minutissime
biauriculato-sagittatae. Stylus divisus, in <S profunde bifidus, ramis apice
in appeudicem conicam hispidulam productis. Achenia crassa, obpyra-
midata, apice truncata, exteriora 3-, interiora 4gona, pappo e medio
disco minuto brevissime cyathiformi ciliato-dentato et aristis paucis multo
longioribus nunc deficientibus aucto. — Herba annua, stricta, scabro-
bispidula, ramis paucis apice monocephalis, foliis oppositis lanceolato-
linearibus subintegerrimis v. paucidentatis triplinerviis, floribus tlavis,
acheniis glabriusculis costulatis.
Genus inter Melampodineas et Heliantheas ambiguum, ab illis stylis
omnibus bifidis, ab his antheris haud nigricantibus distinctum, juxta Ogi-
eram inserendum et Aspiliae habitu afnnius, in honorem detectoris no-
minatum.
472. L. pascaloides Gr. — Herba sesqui-2pedalist foliosa, foliis basi
longe attenuatis et ad nodum integrum linea annulari confluis ramulisque
fohati8 intcrnodia aequantibus v. excedentibus (3 — 4" longis, 3 — 6'" latis)
acuminatis repando-denticulatis v. integerrimis , dcntibus infimis saepe
majoribus (1'" longis); capitula sub anthesi 6'", fructifera 10'" diam.;
involucri foliola lau ceolato - acuminata , f>"' , paleae 3"', achenia 2'"
longa, haec apice planiuacula 1'" diam. minute scabriuscula versus pap-
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183
pum centralem atriatula; pubes scabra folia aequaliter obducens, setulis
adpressia antrorsum versis. — Santiago del Estero, copiose in formatione
Chacras dicta pr. urbem.
474. Aspilia buphthalmiflora Gr. — Syu. Leighia DC. ex descr. —
Cordoba , non rara in campis pr. Las Penas. (»Bonaria — Brasil, austr.«).
475. A. aurantiaca Gr. n. sp. suffruticosa, ramosa, scabra, foliis
oblongo-lanceolatis acuminatis repando-serrulatis breviter petiolatis utrinque
aequaliter hispidnlis, corymbis inaequalibus obligocephalis, involucro 3se-
riali: foliolis exterioribus squarrosis mediisque subaequalibus superne
foliaceis oblongis acutiusculis disco vix brevioribus, interioribus brevioribus
membranaceis oblongis obtusis superne ciliolatis, ligulis radü aurantiacis
apice 3dentatis, receptaculo convexo : paleis oblongo-linearibus apice den-
ticulato acutiusculis, acheniis duplo brevioribus compressis glabriusculis:
squamulis pappi in annulum abbrcviatum connexis, aristis interjectis
multo longioribus acbenio fere aequilongis caducis. — Folia omnia op-
posita, 3 — 1" longa, 12 — 4"' lata; pedicelli 1 — 1*4" , involucri foliola
exteriora 6"', interiora 4"', ligulae 8'" longae. — Tacuman, frequens in
fruticetis montanis, Cuesta de Berico.
476. Viguiera molUs Gr. n. sp. suffruticosa, apice ramis patentibus
monocephalis fastigiata, caule robusto villosulo-scabriusculo , foliis supe-
rioribus alternis oblongo-lanceolatis utrinque attenuato-acutis supra basin
adpresse serratis subtriplinerviis supra scabriusculo-pubescentibus subtus
molliter villosulo-tomentosis subsessilibus , involucro 4seriali: foliolis
subaequalibus herbaceis ovato-lanceolatis acutis, exterioribus squarrosis
basi callosis, ligulis aureis aurantiaco - nervatis subl6 apice rotundato
minute 2 — 3dentatis involucro plus duplo longioribus, receptaculo convexo:
paleis nervoso-8triati8 acutiusculis, acheniis compressis glabriusculis. —
Caulis 4pedalis; folia 2—3" longa, 10—16'" lata, superne decrescentia,
subintegerrima; involucri foliola 5"', ligulae 1" longae. — Tucuman,
copiose in pratis montanis, Cuesta de Siambon.
477. V. tueumanensis Gr. — Syn. Leighia Hook. Arn. ex descr. —
Caulis 5pedalis; folia in nostra forma superiora 3—4" longa, 4—5"'
184
A. GRISEBACH,
Uta, sparsim utrinque hispidula, — Tucuman, socialis in monte Alto de
las Salmas.
478. Flourensia campestris Gr. fruticosa, glabra, fbliis oblongo-lanceo-
latis acutis basi in petiolum attcnuatis integerrimis uninervüs et reticu-
lato-venosis, capitulis radiatis corymbosis, involucro 2seriali disco paleisque
multo breviori : foliolis lanceolato-acuminatis apice obtusiusculis , paleis
apice dilatato 3denticulato-deltoideis , ligulis ovato-lanceolatis involucro
rix aeqnilongis, achenio pubescente inter aristas paberulas duplo breviores
nudo. — Syn. Encelia in campis Cordobanis lecta ap. Benth. Hook.!
(Gen. pl. 2. p. 878) : species igitur (supervisis aristis achenii) ad Encelias
typicas »exaristatas«, genns chilense ad Helianthum ibi (p. 376.) reducitor,
mihi vero plane sui juris videtur achenio a latere compresso , aristis va-
lidis persistentibus, paleis concavo-semiamplexantibus membranaceis apice
dilatatis (minime complicatis), deinde caule fruticoso, foliis altemis, resina
copiosa, pube achenii ; altera species bonariensis eodem nomine vernaculo
Maravilla designatur, ac chilensis typica F. thurifera. Enceliae certe
affimor est quam Heliantho praecipue ob antheras fuscas (nec nigricantes)
et ob achenii formationem, sed paleas video in E. canescente medio
plicatas et apice cuspidatas. Frutex ultra 6pedalis, ramosus, foliosus;
folia 2 — 2l/2" longa, 6 — 8'" lata, petiolo 3 — 4'" longo; oorymbi simpli-
ciusculi terminales, pedicellis capitulo subaequilongis ; involucrum 8'",
florcs disci 5"' longi; receptaculum parvum, conicum; ligulae paucae, flavae,
neatxae, 3'" longa«, apioe rotundato 2— 8denticulatae ; antherae fuices-
centes, appendice terra in ali pallido-membranacea rotundata. basi biauri-
culatae; styli rami appendice conica hispidula; achenia 3'" longa paleis
subaequilonga, aristis 2 exsertis 2"' longis. — Cordoba. in campis ab
urbe austro-orientalibus sociali vegetatione fruticeta formans.
479. F. tortuosa Gr. n. sp. fruticosa, tortuoso-ramosa , foliis ovato-
lanceolatis lanceolatisque mucronulato-acutis basi cuneatis petiolatis inte-
gerrimis un in lt viis sparsim puberulis et glabrescentibus, capitulis radiatis
subsolitariis , involucro 2seriali disco paullo breviori: foliolis ovatis v.
ovato-oblongis acutis ciliolatis, paleis apice abruptim dilatato multiden-
ticulatis subtruncatis, ligulis ovali-oblongis involucro longioribus, achenio
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PLANTAE LORENTZIANAE. 185
sericeo-villoso inter aristas puberulas marginales breviores aristulis 1 — 2
acces8oriis instructo. — Fraecedenü ceterum structura conveniens ; frutex
6pedalis; folia 2 — 1" longa, 10 — 6"' lata, petiolo 3 — 4"' longo; involucri
foliola 5"' longa, 2 — 1%M lata; ligulae flavae, sub5, 8"' longae; paleae
8"' longae: achenia immatura. — Nom. vernac. Maravilla. Cataraarca,
frequens in campis inter Belen et Yakutula.
480. Ximenesia microptera DC. — Ad Verbesinara genus reducunt
Benth. Hook. (1. c. p. 380.), recedit alis acbenii apice productis et
involucro. — Catamarca, ubique pr. Yakutula. (»Bonaria«).
481. (64.) Spüanthes alpestris Gr. n. sp. stricta, gracilis, setuloso-
scabra, foliis oblongo-lanccolatis calloso-acutiusculis basi cuneato-atte-
nuatis vix petiolatis remote serrulatis serratisque triplinerviis, pedunculis
elongatis apice paullum incrassatis, involucro 2seriali : foliolis ovato-oblongis
obtusis, capitulo hemisphaerico demum obtuso conico radiato, ligulis luteis
8 — 10 dilatato-oblongis 3dentatis involucro duplo longioribus tioribus
disci vix longioribus, acheniis glabris apice truncato calvis. — Proxima
videtur S. ecliptoidi Gardn., ubi »involucri foliola lineari-lanceolata acuta«
et S. helenioidi H. A. , cui »folia integerrima glabra«. Gaulis 2pedalis,
oligocephalus ; pedunculi 6", folia 2 — IV2" involucrum 2'", ligulae 4'"
longae; discus 4 — 5"' diam.; achenia 1"' longa, palea basi in stipitem
contracU fere duplo breviora. — Tucuman, frequens in pascuis alpinis
m. Cuesta de Berico.
482. Thelesperma scabiosoides Less. — Syn. Bidens Leyboldi Phil. !
(Anal. Univers, de Chile 1865. 2. p. 338.). — Cordoba, pr. Las Pefias,
S. Francisco. (Mendoza, »Uruguay — Patagonia«).
483. (65.) Cosmos peucedanifolius Wedd. ex descr. Ligulae radii
speciosae, ll/2" longae, l'Matae. — Tucuman, solitarie in fruticetis mon-
tanis Cuesta de Siambon, frequens in pratis alpinis pr. Cienega. (»Bolivia«).
484. (66.) Bidens cosmanthus Gr. n. sp. Psilocarpaea , hispidulo-
pubescens, caule erecto anguloso submonocephalo , foliis ternatisectis :
segmentis supra basin argute serratis acutis, lateralibus sessilibus duplo
brevioribus ovatis, terminali oblongo-lanceolato basi cuneato et secus
petiolum decurrente, capitulo longe pedunculato radiato, involucri foliolis
Phys. Classe. XIX. Aa
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186 A. GRISEB ACH,
subaequalibus lineari-oblongis obtusiusculis dense pilosis radio flavo plus
triplo superatis, ligulis 8 ovalibus 3denticulatis: nervis excurrentibus 9,
aliis infra apicem evanidis, achenio (immaturo) pubescente 2aristato: ari-
stis erectis. — Affinis videtur B. andicolae Kth. , 8ed de magnitudine
radii silent auctores. Caulis pedalis et ultra; foliorum segmenta late-
ralia 6 — 8'", terminale 1 — l1/^' longum , 6—8"' latum; involucrum 4"',
ligulae 12 — 14"' longae. — Tucuman, copiose in alpinis pr. Cienega.
485. (67.) B. macranthus Gr. n. sp. Psilocarpaea , perennis, pube
reversa hispidula , caule erecto superne anguloso submonocephalo , foliis
bipinnatisecto-multifidis ambitu deltoideis : lobis extimis cuneato-ellipticis
breviterve oblongis cuspidatis, capitulo longe pedunculato radiato, invo-
lucri foliolis subaequalibus oblongis obtusis pilosis radio flavo fere qua-
druplo superatis, ligulis 8 — 10 ovali-oblongis Sdenticulatis : nervis excur-
rentibus 9, aliis infra apicem evanidis, achenio (immaturo) puberulo 2ari-
stato: aristis erectis. — Proximus praecedenti, foliis diversissimus et
sequenti accedens, ubi segmenta angusta. Caulis 1 — 2pedalis ; folia (ex-
cluso petiolo) IV2" fere longa, lobi extimi ll/2 — 3"' longi; involucrum
4"', ligulae 18 — 12'" longae. — Tucuman, copiose in pascuis alpinis pr.
Cienega. Catamarca, in convalle excelsa Granadillas pr. Yakutula.
486. B. humilis Kth. var. macranthus Wedd. Forma hispidula;
Tadius fiavus, involucro 3— 4plo longior, sed involucri foliola 2 — 3'",
bgulae 6—8'" longae, hae oblongae v. medio paullo dilatatae 3"' latae,
nervis excurrentibus raro ultra 5, denticulis terminalibus saepe obsoletis. —
Cordoba, frequens pr. Ascochinga. (»Andes a Venezuela ad Boliviam«:
Mand. pl. boUv. 52.)
487. B. leucanthus W. — Cordoba, frequens pr. urbem. (America
tropica et ultra ejus fines, inde per orbem calidiorem fere omnem).
488. B. bipinnatus L. Forma foliis nunc pinnatisectis : segmentis
cuneato-oblongis , pilis sparsis evanidis adspersa; ligulae 5, nervis 5. —
Tucuman, in umbrosis regionis subtropicae, Cuesta de Berico. (Amcr.
tropica et ultra ejus fines, inde per orbem calidiorem).
489. Heterosperma rhombifolium Gr. — Syn. Bidens C. H. Schultz!,
qui genus ad Bidentem reduxit, in Lechl. pl. peruv. 1576. Species pa-
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PLANTAE LORENTZIANAE.
187
rum ab H. maritimo Kth. foliis latioribus (2" longis, 1" latis) recedens. —
Tucuman, ad vias regionis subtropicae pr. Siambon. (Peruvia).
490. (68.) H. depressum Gr. n. sp. perenne, caespitoso-decumbens,
caulibus brevibus bifariam pilosis , foliis ternatim semel v. bis disscctis:
segmentis cuneatis oblongisque v. in crenaturas reductis mucronulato-
acutis, capitulis breviter pedunculatis terminalibus et axillaribus, aliis
subsessilibus , involucri foliolis oblongis obtusis , exterioribus ciliatis,
radio 5fioro : ligulis subinclusis, acheniis ovalibus a dorso compressis nunc
calvis nunc breviter biarietatis, disco 5 — lOfloro : acheniis breviter rostra-
tis : rostro aristis exsertis aequilongo. — Caules palmares, apice in pedun-
culum ascendentem abeuntes; folia 6—8"' diam.; involucrum 2"' lon-
gum; ligulae ovali-subrotundae, 2fidae; achenia exteriora 2"', interiora
(rostro et aristis inclusis) 4'" longa. — Tucuman, formationem alpinam
herbaceam pr. Cienega ex magna parte constituens.
491. Chrysantheilum procumbens Rieh. — Syn. Adenospermum
tuberculatum H. A. — Cordoba, in arenosis huraidis pr. S. Francisco.
Tucuman, in pratis udis pr. Siambon. (Amer. trop. et ultra ejus fines australes.)
492. Schkuhria bonariensis Hook. Arn. ex descr. Herba annua,
stricta, pedalis, foliosa. — Tucuman, in pratis humidis pr. Siambon.
(»Bonaria«^
493. S. abrotanoides Rth.. Benth. in pl. Sprucean. ecuador. 5789. —
Syn. Amblyopappus mendozinus Phil.! pl. Mendoza (Anal. Univers, de
Chile, 1870. p. 184.). — Herba annua, spithamea, superne fastigiato-
ramosissima; flores in nostra forma 5 homogami; species peculiaris pa-
leis pappo pinnatifido-striatis , ut de Amblyopappo pusillo notant Hook.
Arn. — Nom. vernac. Mata-pulga. Cordoba, in campis et ripis arenosis
pr. urbem. (Andes a »Mexico« ad Mendozam).
494 (69.) S. anthemoides Benth. Hook (Achyropappus Kth.) —
Syn. S. pusilla Wedd. ex ic. Chlor, and t. 14. b.: forma pusilla, diseoi-
dea. — Variant nostrae formae folii segmentis 1 — Ys'" latis, capitulis
lOfloris: exterioribus radiatis, et 5floris diseoideis homogamis — Cata-
marca, in convalle excelsa Granadillas pr. Belen. (»Andes a Mexico ad
Boliviam").
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188 A. GRISEBACH,
495. Flaveria Contrajerva Pers. — Cordoba, ad vias pr. urbem
autumno. (Amer. trop. et ultra ejus fines australes).
496. Gaillardia scabiosoides Benth. Hook. var. radiata eor. — Syn.
Cercostylis Hook. Arn. : forma discoidea. — Caulis spithameus, basi folio-
sus; folia bipinnatisecta, ambitu ovata, 1 — 1V2" longa; radius exsertus,
ligulis trifidis. — Cordoba, frequens ad fluvios pr. urbem. (»S. Luis —
Patagonia«).
497. G. Doniana Gr. var. discoidea Gr. — Syn. Cephalophora Hook.
Arn. ex descr. forma radiata; sed receptaculo setoso et styli ramis appen-
dice elongata hirta elongata auctis praecedenti affinis. Caulis pedalis;
folia integra, integerrima, 2" longa, 2'" lata. — Cordoba, in rupestribus
pr. Las Penas. (»Mendoza«).
498. Hymenoxys anthemoides Cass. — Cordoba, in campis arenosis
et in ripis caespitose crescens. (»Bonaria«),
499. (70.) Tagetes campanulata Gr. n. sp. macrocephala, erecta, ro-
buste, foliosa, apice corymbosa, foliis pinnatisectis, inferioribus oppositis :
segmentis 4— 6jugis lineari-lanceolatis argute subpinnatifido-serratis apice
serraturisque cuspidatis, his deorsum saepe arcuatis, pedicellis incrassatis
involucro subbrevioribus , involucro campanulalo 8dentato: dentibus del-
toideis margine tomentosis, capitulo multitloro: ligulis radK obovato-
oblongis apice obtusiuscule incisis involucro aequilongis flavis , pappo
baristato: aristis iuaequalibus, squamulis nullis. — Caulis 3pedalis, apice
ramosus; folii segmenta 8 — 16'" longa, V/2 — 3'" lata; involucrum 8"'
longum, 4—5"' latum. — Tucuman, in rupibus supra Cienega. Cata-
marca, in alpinis Vayas altes alt. 9— 11000'.
500. T. glandulifera Schrk. — Lechl. pL peruv. 2059. — Cordoba,
frequens pr. Ascochinga. (Peru, »Brasil, austr. — Chile«),
501. T. teraiflora Kth. Forraa flaccida, pedalis, minus ramosa quam
bogotensis (Goudot, nr. 1.) ; flores radii 5 v. pauciores, ligulis subrotundis
minutis (1"' diam.). inter dentes involucri parum exserti; pappi aristae
2 cum iquamulia brevibus basi cohaerentes. — Tucuman , frequens pr.
Cienega. (Andes Amer. austr.).
502. T. filifolia Lag. — Syn. T. coronopifolia Benth. in Spruce pl.
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PLANT AE LORENTZIANAE.
189
ecuador. 5790. (non W.) — Caulis diffusus; character T. coronopifoliae
W. . sed aristae pappi 2 flores disci subaequantes , sursum scabrae, cum
squamis latiusculis apice incisis duplo brevioribus alternantes. — Tucu-
man, non raro in pratis pr. Siambon. (Andes Amer. austr.).
503. T. micrantha Cav. Forma pollicaris : T. pusilla Kth. sec. Schnitz
in Mand. pl. boliv. 69. — Tucuman, ubi partim formationem herbaceam
pumilam constituit in alpinis pr. Cienega. (Andes a Mexico : Schaffner —
»Mendoza«).
504*. Anthemis Cotula L. — Cordoba, frequens ad vias et ripas
pr. urbem.
505. Senecio ceratophyllus Hook Am. ex descr. Affinior S. ar-
genteo Kz., quam S. chilensi Less. Frutex repens v. erectus, pluripeda-
lis, ramis herbaceis monocephalis palmaribus, involucro 8"' longo 12 —
24phyllo ligulis radii longiori. — Cordoba, in convallibus pr. urbem et
in pascuis montanis Sierra de Cordoba. (»Patagonia«)-
506. (71.) S. argophylloides Gr. n. ap. fruticosus, lana adpressa ni-
veus, ramis foliosis spithameis apice 3 — 1 ( — 5)cephalis, foliis linearibus
sessilibus apice rotundato-obtusis integerrimis , capitulis radiatis multi-
floris, involucro hemisphaerico subl2phyllo radio subaequilongo : foliolis
glabrescentibus dorso planiusculo fuscis marginc membranaceo pallidis,
squamis exterioribus lanatis, ligulis radiis 8 — 10 ovali-oblongis (siccis au-
rantiacis), acheniis puberulis. — Diagnosi S. argophylli Phil. (Linnaea,
28. p. 747.) in plurimis accedit. sed a S. chilensi Less. cum eodem com-
parato caule fere ad apicera folioso gemmisque foliatis fere ex omnibus
axillis prolifero habitus valde removetur, ramis vulgo pleiocephalis ab
utroque et a S. argenteo Kz. (Lechl. pl. chil. 2893.), cui involucrum fere
duplo longius et obtuse costatum. Folia 1 l/<i" longa , V" lata , sursum
arcuata; involucrum 3 — 4'" longum; capitulum fere 1" diam. — C'ata-
niarca, in regionis Puna arenosis inter Nacimicntos et Laguna blanca.
507. (72.) 8. psammophUus Gr. n. sp. fruticosus, tomento adpresso
niveus, ramis foliosis spithameis corymbo simplici contracto 3— 7cephalo
terminatis, foliis linearibus sessilibus apice rotundato-obtusis nunc remote
utrinque 1 — 2crenato-pinnatifidis nunc integerrimis: lobulis rotundatis,
190
A. GRISEBACH,
capitulis discoideis sub20noris, iuvolucrocampanulaceofloribusbreviori 10 —
12phyllo : foliolis dorso planiusculoincano-pubescentibus m argine membrana-
ceis apice sphacclato obtusiusculis, squamis cxterioribus adpressis, acheniis
puberulis. — Proximus videtur S. albolanato Phil. (Fl. atacam. p. 32.). cui
involucri foliola »acuroinata vix ustulata« et folia integerrima, affiuis quoque
praccedenti, quocum consociatus crescit. Folia 8— C" longa, lm lata, lobulis
V" longis crenaturiformibus : axillae gemrais foliatis instructae; involucrum
4'", llores cum pappo 6'" longi ; capitulum Hörens apice 4 — 5'" diam. — Cata-
marca, in regionis Pu na arenosis inter Nacimientos et Laguna blanca alt. 10000'.
508. 8. albicaulis Hook. Arn. var. pinnatiiidus Gill, ex descr.
Suffrutex pedalis lana adpressa niveus, folii segmentis 12 — 4'" longis,
1"' latis, involucro 4"', capitulo discoideo multitloro 8'" longo. — Nom.
vernac. Vida-Vida. Cordoba, frequens in arenosis convallium et in cam-
pis. (»Mendoza — Patagonia«).
509. S. salsus Gr. n. sp. fruticosus, glaber. ramis tortuosis lig-
nosis apice 1 — 3cephalis palmaribus foliatis, foliis carnosis sessilibus
paucilobo-pinnatifidis : rhacbi lineari apice lobisque rotundato-mucronulatis,
his 1 — 2jugi8 remotis patentibus terminali brevioribus, capitulis discoideis
multifloris, involucro ovato flores aequante 8 — lOphyllo: foliolis dorso
planis margine membranaceis obtusiusculis fuscescentibus , squamis exte-
rioribus brevibus adpressis, acheniis glabris. — Proximus 8. pinnatilo-
bato C. H. Schultz!, ubi folia petiolata, rhachi sursum dilatata, lobis
plurijugis latioribus; conferendus quoque est S. tritidus Hook. Arn., cui
»folia apice trifida supra canaliculata«. Folia 6"' longa, rhachi lobisque
1'" latis ; involucrum 5"' longum , capitulum apice 4'" diam. — Cata-
marca , frequens in campo de Arenal in salsis pr. Amaicha, fruticeta
quoque formans in planitie alta pr. Laguna blanca.
510. (73.) S. sectilis Gr. n. sp. fruticosus, glaber, ramis foliosis
duris corymbo conferto 8 — 12cephalo terminatis. foliis pinnatisectis basi
petioliformi integris: segmentis linearibus 4— 6jugis rhachi conformibus
cuspidatis integerrimis v. extus 1 — 21obulatis, capitulis discoideis sub20-
floris, involucro ovato noribus breviori: foliolis sub 12 fuscescentibus apice
sphacelato acutiusculis inferne juxta marginem costulatis , squamis exte-
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PLANT AE L0RENTZ1ANAE.
191
xioribus sub3plo brevioribas adpressis, acheniis glabris. — Foliis accedit
ad S. hakeifolium Berter. : Phil. pL chil. 812., cui capitula duplo majora
pauciora longe pedicellata et squamaeinvolucri exteriores exiguae v. abortivae.
Volia 2", segmenta inferiora 6"' longa, cum rhachi 2/3'" lata; involucrum 3"',
flores 4"' longi. — Catamarca, in alpinis Vayasaltas pr. Belen alt. 9 — 11000'.
511. S. Bridgesii Hook. Arn. — Phil. pl. chil. 790. — Foliis prae-
cedenti similis , sed suffrutex corymbo diviso polycephalus , capitulis ra-
diatis, involucri squamis exterioribus abbreviatis. — CoTdoba, in arenosis
ad fl. Rio Primero et convallium pr. urbem. (Chile).
512. S. flagellisectus Gr. n. sp. glaber, erectus, caule erecto suffru-
tescente supernc herbaceo in corymbum divisum polycephalum patentem
abeunte folioso, foliis pinnatisectis basi petioliformi ad nodum brevissime
dilatata semiamplexicauli supremisque integris : segmentis 4— 6jugis elon-
gatis rhachi paullo latioribus ensifonni-linearibus acuminatis superne re-
mote serrulatis v. integerrimis supremis secus rhachin decurrentibus, ca-
pitulis radiatis multifloris, involucro ovato 15 — 18phyllo radio aequilongo :
foliolis dorso planiusculo fuscescentibus margine membranaceis apice
obtusiusculo penicillatis , squamis exterioribus brevibus patulis , imis re-
motiusculis , ligulis radii J 2 oblongis aureis , acheniis hirtis. — Habitus
8peciosus fere S. saracenici; caulis 3pedalis; folia 3 — 4", segmenta V/2
— 2" longa, haec 2—1'", rhachis inferne 2/3"' lata; involucrum 5 — 6'"
longum ; capitulum cum radio 1" diam. — Tucuman, in campis pr. Tafi.
Catamarca, Vayas altas supra convallera Granadillaa pr. Belen frequens.
513. (74.) 8. pseudotites Gr. n. sp. araneoso-puberulus, caule her-
baceo erecto folioso in corymbum confertum polycephalum abeunte, foliis
e basi cordata et ad petioli apicem breviter cuneata sensim attcnuatis
acutis argute dentatis: petiolo (in superioribus deficiente) basi utrinque
auriculato : auriculis semicordato-subrotundis dentatis , capitulis radiatis
(v. in lusu discoideis) multifloris, involucro hemisphaerico sub20phyllo:
foliolis dorso convexis superne pilosulis apice obtusiusculis radio subbre-
vioribus, squamis exterioribus vix duplo brevioribus adpressis, ligulis radii
sub 12 oblongo - lanceolatis aureis, acheniis puberulis. — Proximus S.
Otiti Kz. (Lechl, pl. peruv. 604.), pube, corymbo contracto, ligulis plu-
192
A. GRISEBACH,
ribus distinctus. Folia 3 — 4" longa, 1" ad basin lata, petiolo inferiomm
auriculas 8"' longas duplo superante: deutes deltoidei; involacrum 3"',
ligulae radii 4"' longae. — Catamarca, in alpinis convallis Granadillas
pr. Yakutula, ubi etiam forma discoidea lecta est.
514. (75.) belenetms Gr. u. sp. glanduloso-puberulus, caule her-
baceo crccto folioso in corymbum confertum oligocepbalo-divisum abeunte,
foliis lanceolato- oblongis obtusiusculis creuatis, infcrioribus in petiolum
latiusculum cuneato-attenuatis, superioribus angustioribus basi pctiolisque
inferiorum auricula brevi cordata crenato-dentata semiamplexicaulibus,
capitulis radiatis multitioris, involucro bemispbaerico sub20phyllo: foliolis
dorso planis fuscescentibus glabriuscuiis apice obtusiusculo penicillatis
radio brevi longioribus, squamis exterioribus plus duplo brevioribus ad-
pressis. ligulis radii subl2 obovatis aureis, acheniis glabris. — Affinis
8. agapatensi C. H. Schultz (Lechl. pl. peruv. 1903. 3158.). ubi capitula
duplo majora et folia omnia sessilia. Caulis 1— l'/kpedalis; folia infe-
riora 2l/2" longa, 16 — 4"' lata, petiolo 8'" longo, superiora decrescentia;
involucrura 3"', ligulae radii 2"' longae, discus 5"' apice latus. — Ca-
tamarca, in alpinis Vayas altas pr. Belen.
515 (76.) S. otopterus Gr. n. sp. glaber, caule herbaceo erecto
folioso et auriculis foliorum late decurrentibus alato in corymbum con-
fertum polycephalum abeunte, foliis oblongo-lanceolatis oblongisque acutis
argute dentatis, inferioribus basi cordatis petiolatis: petiolo utrinque
latissime auriculato: auriculis oblongatis dentatis in alam integerrimam
attenuatis. superioribus cum auriculis brevi us decurrentibus conüuis, ca-
pitulis radiatis multitioris , involucro hemisphacrico sub20phyllo : foliolis
juxta marginem costulatis apice sphacelato et penicillato obtusiusculis
radio brevioribus, squamis exterioribus paullo brevioribus ineurvo-patulis,
ligulis radii sublO lauceolato-oblongis aureis. acheniis puberulis. — Folia
3" longa. 8—15"' lata, alis internodii 1—2'" latis; involucrum 3—4'",
ligulae radii 5 — 6"' longae; discus apice 5"' diam. — Tucuman, in al-
pinis pr. Cienega et Tafi: cum duabus, quae sequuntur speciebus ad
Seneciones decurrentes Africae australis accedens, rarum utriusque Florae
aftinitatiN vestigium.
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PLANTAE LORENTZIANAE.
193
515. S. deferens Gr. n. sp. caule herbaceo robusto lana arachnoidea
amissa glabrescente striata folioso foliisque decurrentibus alato apice di-
viso et cum remis in corymbos confertos 10 — 20cephalos abeunte, foliis
oblongo-lanceolatis oblongisque acutis inaequaliter dentatis v. denticulatis
supra giabrescentibus subtas lana aracbnoidea incanis basi adnata in alas
decurrentes integer rim eis attenuatis, capitulis radiatis sub20flori8, involucro
ovato sublOphyllo: foliolis inferne bicostulatis apice esphacelato acumi-
natis radio subaequilongis glabris, squamis exterioribus abbreviatis pubes-
centibus, ligulis radii sub8 lanceolato-oblongis aureis, acheniis puberulis. —
Affinis praecedenti. Folia 4—2" longa, 15—8'" lata, alis internodii deor-
sum sensim attenuatis inferne 1'" latis; involucrum 2'/2,<' longum; discus
2"' diam. — Santiago del Estero, gregarie- ad sepes et ad fl. Rio dulce.
Catamarca, ubique ad vias pr. Fuerte de Andalgala.
516. 8. stenopterus Gr. n. sp. caule herbaceo erecto glabrescente
striata folioso foliisque angustissime decurrentibus stenoptero apice in
corymbos laxos 5 — 8cephalos diviso, foliis lanceolato-oblongis obtusius-
culis minutissime et remote denticulatis supra giabrescentibus subtus
arachnoideo-puberuli8 versus basin adnatam cuneato-attenuatis et repando-
integerTimis , capitulis radiatis subl6floris, involucro ovato subl6phyllo:
foliolis juxta marginem inferne costulatis apice sphacelato acuminatis
radio duplo longioribus glabris, squamis exterioribus abbreviatis pilosulis,
ligulis radii sub6 breviter oblongis aureis, acheniis puberulis: pappo de-
ciduo. — Parum a praecedente diversus. gracilior et pedicellis capitulo
3_4plo longioribus (in illo eo brevioribus) distinguendus. Folia sursum
sensim decrescentia, inferiore 4—5" longa, ll/2" lata, alis apice 1"', in-
ferne y%nt latis ; involucrum 2l/2"', ligulae longae; discus 2'" diam. —
Catamarca, frequens pr. Fuerte de Andalgala.
517. S. Hualtata Berter. ex descr. Forma foliis inferioribus e basi
cordato-hastata sensim attenuatis crenato-dentatis 10" longis, basi 6" latis,
ligulis (siccis ochroleucis) late oblongis involucro longioribus 4"' longis. —
Cordoba, in aquis stagnantibus juxta fl. Rio Primero et pr. Totoral. (»Men-
doza — Chile«).
518. (77.). 8. Lorentzii Gr. n. sp. herbaceus v. basi suffrutescens,
Thys. Classc. XIX. Bb
194 A. GRISEBACH,
caule palmari v. spithameo folioso ascendente simplici arachnoideo-tomen-
toso v. demum glabrescente in corymbum confertum oligocephalum abeunte,
foliis lanceolatis v. linearibas acuminatis remote Serratia v. pinnatifido-
incisis supra parce aracbnoideis subtus lana arachnoidea incanis, inferio-
ribtts in petiolum attenuatis, capitulis discoideis multifloris, involucro
ovato-hemisphaerico glabrescente: foliolis dorso planiusculis apice spha-
celato obtusiusculis disco parum superatis , squamis exterioribus pubes-
centibus vix duplo brevioribus adpressis, acheniis glabris. — Habitus S.
incani L. Folia 1" longa, 3V2 — V/2'" lata, serraturis dentiformibus utrin-
que 3 — 5; involucrum 4"' longum et apice latum. — Tucuman, ubi ve-
getationis alpinae herbaceae magnam partem format in jugo supra Cie-
nega.
519. (78.) S. breviculus Philipp, ex descr. (Linnaea, 33. p. 149.)
Forma nostra 2 — 3pollicaris, foliorum segmentis lanceolato - acuminatis
remotiusculis 5 — 6jugis lx/2 — 21/2'" longis, magis accedit ad S. chamae-
cephalum Wedd. , qui vix nisi capitulo radiato distinguendus est. —
Catamarca, in alpinis Vayas altas pr. Belen alt. 9 — 11000'. (»Mendoza«).
520. (79.) Werneria cortusifolia Gr. rhizomate crasso descendente
caespitosa, subexscapa, glabra, foliis rosularibus obovato-oblongis oblon-
gisque inciso-serratis obtusiusculis basi attenuata late vaginantibus, capi-
tulis sessilibus radiatis magnis, involucro hemisphaerico bracteolis paucis
duplo brevioribus calyculato: foliolis basi connatis sub 20 oblongo-linea-
ribus obtusis herbaceis margine angustissime scariosis radio duplo lon-
gioribus, ligulis subl6 oblongis aureis. — Folia expansa, 2 — 1" longa,
10—8'" lata; involucrum 10—12"' longum et latum. — Syn. Senecio
wernerioides Wedd. Chi. and t. 19. C. : forma foliis minus incisis, sed
species ex involucri foliolis planis ad fere connatis ad Werneriam
transponenda. Catamarca, in convallibus alpinis arenosis inter Nacimien-
tos et I^aguna blanca. (»Peru«).
52 1#. Cynaea Cardunculus L. var. Scolymus L. — Cordoba, ex
cultura aufuga.
522*. Centaurea melitensis L. — Cordoba, ad sepes et ripas.
523*. Cnicus benedictus L. — Cordoba, in ripis arenosis.
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PLANTAE LORENTZIANAE.
195
524. Tlyalis argentea Don. — Phil. pl. mendoz. ! — Tucuman et
Cataniarca, in confinio utriusque provinciae, prirao pr. Amaicha observata,
dein frequens pr. S. Jos£. (Mendoza — »Cordoba et Patagonia«).
525. Chuquiraga chrysantha Gardn. var. longiflora Gr. squamis in-
volucri interioribus 15—20'" longis folia supra glabra subduplo longitu-
dine excedentibus apice mucronato-obtusiusculis, axillis nunc minute (2'")
bispinulosis nunc inermibus. Species. quam cl. Weddell ad Ch. oppo-
sitifoliae Gill, formas reduxit, bene distincta involucri squamis interioribus
apice non attenuatis aureis foliisque lanceolatis acuminatis. Frutex 6pe-
dalis v. humilior. — Nom vernac. Azafran. Tucuman, in declivitate su-
periori montium supra Cienega. (»Andes Boliviae et Chile«).
526. Ch. spinosa Don var. parviflora Gr. capitulis 8"' longis. For-
san species distincta. involucro aureo et foliis praecedenti varietati acce-
dens, sed spinae axillares 4"' longae. involucri squamae interiores 6'"
longae, 1'" latae, apice deltoideo mucronulatae; frutex ramosus. foliis
6—8'" longis. iy2— 2"' latis: exstat quoque forma tenuis foliis 3'" longis,
Omnibus fere oppositis glabris. — Catamarca, ubi praecipue fruticeta
constituit in reg. Cardones, et in convalle Tembladera pr. Fuerte de An-
dalgala. (»Andes Peruv. — Chile«).
527. (80.) Ch. erinacea Don ex descr. Frutex ramosus, foliis paten-
tissimimis acerosia margine involntis 6"' longis. capitulis 8"' longis, squa-
mis fere praecedentis. — Catamarca, in alpinis arenosis inter Nacimientos
et Laguna blanca alt. 9 — 11000'. (»Andes Mendoza, Patagonia«).
528. (81.) Doniophyton andicolum Wedd. Chi. and. t. 4. B. —
Syn. Chuquiraga anomala Don. — Catamarca, in alpinis arenosis inter
Nacimientos et Laguna blanca alt 10000'. (Andes Mendoza et »Chile«).
529. (82.) Gochnatia glutinosa Don. — Phil. pl. mendoz. ! — Ca-
tamarca, ubi fruticeta in planitie alta pr. Laguna blanca praecipue cum
aliis constituit. (Andes Mendoza).
530. G. cinerea Gr. n. sp. ramis cinereis glabrescentibus demum
aphyllis apice spinescentibus , foliis saepe fasciculatis lineari-lanceolatis
obtusiusculia integerrimis glabris aveniis, nunc mucronulato-obtusis . ca-
pitulis lateralibus breviter pedicellatis solitariis v. geminis v. in race-
Bb2
196 A. GRISEBACH,
mum spurium dispositis, floribus 5 homogamis, involucro turbinato-cylin-
draceo sub4seriali scarioso: foliolis exterioribus ovatis acutis, intimis
rnulto longioribus oblongo-lanceolatis acuminatis, pappo alutaceo. — Pro-
xima praecedenti , distincta i o Iiis obtusiusculis et fructu pappoque duplo
majori. Frutex ultra6pedalis, rigens; folia 6 — 12"' longa, 2'" lata; in-
volucrum 6"', achenia cum pappo 1" longa, haec cylindracea, deorsum
attenuata, lOcostata, puberula; receptaculum glabrum. — Catamarca,
frequens in fruticetis ripariis pr. Fuerte de Andalgala.
531. (83.) Pacbylaena atriplicifolia Don, Wedd. Chi. and. t. 6. B. —
Syn. Chionoptera gayophyta DC. — Catamarca, in alpinis arenosis inter
Nacimientos et Laguna blanca. (Andes Mendoza — »Chile«).
Cnicothamnus nov. gen.
Capitulum radiatum, floribus radii uniseriaüs discique innumeris her-
maphroditis fertilibus. Involucrum imbricato-multiseriale , squamis sub-
coriaceis planis adpressis spathulatis et in appendicem mucronulato-rotun-
datam lacero-incisam et fimbriato-denticulatam apice dilatatis. Recepta-
culum planum, nudum, breviter piliferum. Corollae radii bilabiatae, labio
superiori ligulato 3dentato , inferiori angustissime lineari duplo breviori,
disci profunde 6fidae, subregularcs , segmentis basi parum obliquis tubo
tubuloso duplo longioribus erectis anguste linearibus apice uncinato-revo-
lutis. Antherae basi bisetosae, apice acuminatae (in speciminibus nostris
et in radio et in disco polline destitutae). Stylus in floribus radii et
disci conformis, exsertus, apice in lobos brevissimos obtusiusculo-oblongos
divisus. Achenium dense villosum, compressum, striatum, pappo pluri-
seriali copioso piloso: setis scabriusculis. — Frutex excelsus, ad capitula
usque foliosus , foliis sparsis ovatis venoso-uninerviis crenato-denticulatis
subtus incano-villosulis ; capitula grandia, solitaria, in apice ramorum ses-
silia, floribus purpureis.
Genus Mutisiacearum Lycoseri affine et verosimiliter eodem modo
dioeco-dimorphum (nostrum capitula fertilia exhibens), distinguendum
floribus radii perfecte bilabiatis, disci profunde divisis, involucro appen-
diculato, achenio ecostato compresso villoso et habitu.
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PLANTAR LORENTZIANAE.
197
532. C. Lorenten Gr. — Frutex 20 — 25' altus, ligno molli, ramis
crassis nodosis apice tomentosis; folia 6—3" longas 4 — 2" lata, supra
glabra, nervo venisque primariis subtus prominulis, petiolo crassiusculo
basi dilatato 2 — 4"' longo, summa capitulo approximata; capitulum sub-
globosum 2" diam., involucro floribus V5 superato; involucri squamae
extrorsum longitudine decrescentes, singulae ab appendice 2'" lata abraptim
deorsum attenuatae; corollae radii erectiusculae 14'" longae, labio supe-
riori tabo sub3plo longiori 1'" lato, disci 10 — 12"' longae; achenium
lineare, 4'", pappos 8 — 11'" longus. — Tucuman, in declivitate occiden-
tali m. Cuesta de S. Javier.
533. Trichocline incana Cass. — Cordoba, rarius ad ripas et in
convallibus. (»Uruguay, Bonaria. S. Luis — Patagonia«).
535. (84.) T. plicata Hook. Arn. ex descr. — Catamarca, in alpinis
arenosis inter Nacimientos et Laguna blanca. («Mendoza«).
635. (85.) T. exscapa Gr. n. sp. foliis rosularibus lyrato-pinnatisectis
supra glabris subtus niveo-tomentosis : segmentis serrato-dentatis , termi-
nali ovali-oblongo , lateralibus auriculi- v. dentiformibus deorsum ad
petiolum brevem usque decrescentibus, capitulo grandi collo inserto sessili,
involucri squamis planis oblongis acutis, corollis radii extus villosulis
6 — 7nerviis. — Foliis accedit ad T. auriculatam (Bicheniam Wedd.), dif-
fert folii segmentis superioribus dentatis et scapo nullo. Folia a petiolo
vix distincta 2" longa, segmento terminali 6—8"' lato, sequentibus
oblongis 2"' latis; capitulum aureum, 12 — 15"' diam. — Tucuman, in
jugo montis supra Cienega.
536. Leria nutans DC. — Cordoba, infrequens in sylvis pr. Asco-
chinga. (Amer. trop. — Uruguay.)
537. Jungia floribunda Less. Forma auricuiis folii majoribus (8"':
Less. — 2" diam.). Herba 6pedalis. — Tucuman in sylvis scaturiginosis
umbrosis pr. Siambon, in reg. Aliso pr. Cienega, Alto de las Salinas.
(»Brasil, austr.«).
538. Leuceria thrincioides Gr. n. sp. Chabraea, humilis, pulverulento-
pnberula, caule scapiformi foliato oligocephalo , foliis imis rosulatis run-
cinato-pinnatifidi8 v. integris spathulato-oblongis acutiusculis inciso-dentatis
198 A. GRISEBACH,
dentatisque: dentibus deltoideis, caulinis parvis oblongo-lanceolatis acu-
minatis subintegerrimis semiamplexicaulibus, pedicellis in corymbum dispo-
sitis, involucro puberulo : squamis subaequalibus spathulato-oblongis ob-
tusis margine angusto membranaceis, corollis sublO, omnibus subaequali-
bus bilabiatis, achenio pubescente ellipsoideo-oblongo : pappo superne
barbellato, infeme scabriusculo. — Habitu ad L. Salinae (Chabraeam
Rem.) accedens. palmaris; folia rosularia 1 — 1V2" longa, 6—8"' lata;
involucrum 2"'. flores 3"' longi, albi. — Santiago del Estero et Cordoba,
in arcnosis humidis versus confinia utriusque provinciae.
539. (86.) Perezia carduncelloides Gr. n. sp. Clarionea, caule erecto
folioso 1 — oligocepbalo glabro basi denudato, foliis imis ovatis petiolo
aequilongis, caulinis semiamplexicaulibus e basi rotundata oblongis v.
oblongo-lanceolatis, omnibus acutis spinuloso-ciliatis dentatisque laevibus
glabriusculis, involucri squamis 3 — 4serialibus lanceolato-acuminatis apice
spinuloso-mucronatis, interioribus margine membranaceis, exterioribus
foliaceis spinuloso-ciliatis et in folia suprema transeuntibus, Üoribus 10—20
violaceis, receptaculo glabro, pappo alutaceo achenium glabrum multo
superante. — Affinis videtur V. ciliari H. A. , ubi involucri squamae
»elliptico-oblongae v. obovatae«. Gaulis spithameus (v. palmaris) — ses-
quipedalis; folia 2*' — 8"' longa, 8 — 3'" lata; capitulum ovato-cylindra-
ceum; involucrum 1" longae, corollarum labia superiora 6'" exserta,
oblongo-linearia , 3dentato-obtusa , V" lata. — Tucuraan, frequens in
pratis alpinis supra Cienega. Catamarca, in alpinis Vayas altas alt.
9-11000'.
540. P. acantboides Hook. Arn. ex descr. Species receptaculo fim-
brillifero sect. Homoeanthi DC, habitu Sonchi; folia 4—5" longa, 1—
iy2" lata; corymbus terminalis, simplex, confertus; involucrum conforme,
6"' latum; capitula multiflora, ovata, labiis corollarum coerulescentium
superioribu8 oblongis 3denticulato-obtusis 2 — 3"' longis. — Tucuman, in
fruticetis pr. Anfama. (»Mendoza«).
541. (84.) P. multiflora Less. Species habitu Cardui, receptaculo
conice elongato peculiaris. — Nom. vernac. Scorzonera. Tucuman, sparsim
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PLANTAE LORENTZIANAE.
199
in pratis alpinis pr. Cienega. Cataraarca, in alpinis Vayas altas alt.
9 — 11000'. (Andes ab »Ecuador ad Boliviam«).
542. Trixis frutescens P. Br. var. cacalioides Don. — Schultz in
PI. Lcchl. peruv. 1560. — Tucuman, in na. Cuesta deJuntaspr. Anfama.
(Amer. trop., var.: Peruv.)
543. T. divaricata Spreng, var. discolor Gill. — Cordoba, frequens
pr. Las Penas. (»Brasil.«; var.: S. Luia).
544. T. papillosa Gill. — Cordoba, in campis, ripis et convallibus
pr, urber n. (»S. Luis, Mendoza«).
545. Proustia pungens Poepp. var. ilicifolia Hook. Arn. — Syn.
P. mendozina Phil.! — Non differt a pl. Poeppigiana (Wedd. Chi. and.
t. 5.) nisi foliis plerisque sinuato-denticulatis, denticulis spinescentibus. —
Cordoba, ad fl. Rio Primero, pr. Las Peöas. Catamarca. in campis pr.
Yakutula, in fruticetis convallium Sierra de Nacimientos. (»Bolivia —
Chile«; var.: Mendoza — »Chile«).
546. (88.) Hypochaeris Meyeniana Benth. Hook. — Syn. Achyro-
phorus Wp. Forma foliis dentatis. — Catamarca, in alpinis Vayas altas
9—11000'. (»Peru« — Boliv.: Mand. pl. boliv. 290: forma fol. integrio-
ribus).
547. (89.) H. andina Benth. Hook. — Syn. Achyrophorus DC. A.
glaucus Phil.!: forma involucro glabrescente. — Catamarca, in alpinis
arenosis inter Nacimientos et Laguna blanca. (Andos des. »Atacama«,
Mendoza, »Chile«).
648. (90.) H. elata Benth. Hook. — Syn. Achyrophorus Wedd. —
Tucuman, in pratis alpinis supra Cienega. — Catamarca in alpinis Vayas
altas, in convalle Granadillas pr. Belen. (Bolivia: Mand. pl. boliv. 285.)
549. Picrosia longifolia Don. — Cordoba, ad vias juxta praedia.
(»Peru et Brasil, austr. — Bonaria et Mendoza«).
550. (91). Hieracium frigidum Wedd. Chi. and t. 42. B. — Tucu-
man, sparsim in pratis alpinis pr. Cienega. Catamarca, in alpinis Vayas
altas alt. 9 — 11000', in convalle excelsa Granadillas pr. Yakutula. {»An-
des Amer. austr.«).
551. (92.) H. sordidum Gr. Stenotheca, elata, fulvo-pilosa, foliis ad
200 A. GRISEB ACH,
basin caulis nullis, caulinis inferioribus elliptico-oblongis acutis semiam-
plexicaulibus remote denticulatis v. repando-integerrimis , superioribus
latitudine decrescentibus , 6ummis infra paniculam linearibus , panicula
nuda elongata intcrnodiis longiusculis interrupta: ramis laxis superne
3— 7cephalis. involucri squamis lineari-acuminatis apice acutis v. obtu-
siusculis pedicellisque pilosis et glanduliferis, ligulis parum exsertis glabris,
acheniis atrofuscis verruculosis pappo parum brevioribus. — Conferatur
H. sordidum Gill, ab Hook. Am. dubie ad H. cymosum VflL relatum. —
Praecedenti proximum, acheniis et involucro 4"' longo con forme, foliis
latis et inflorescentia divisa distinctum. Caulis 3pedalis, inferne foliosus;
folia inferiora 4" longa, 1' ..." lata, media oblongata, summa 1"' lata;
achenia \x/z'u longa. — Catamarca, in convalle alpina Granadillas pr.
Belen. (H. sordidum Gill.: «Mendoza«).
Campamtlaceae.
552. (93). Wahlenbergia arida Gr. — Syn. Campanula Kth. ex
descr. W. linarioides y. A. DC. : sed caule scabro, foliis lanceolatis, ca-
lycis lobis ovario plus duplo capsulaque 4 — 5plo brevioribus corollam
5partitam subaequantibus (l1/^ — 2"' longis), capsulaque cylindrica basi
attenuata (6—8'" longa) omnino distincta. \V. calycina Schlecht, in Lechl.
pl. peruv. 1816. parum recedit foliis ellipticis v. elliptico-oblongis duplo
et ultra brevioribus. — Tucuman, in pascuis alpinis pr. Cienega. (»Andes
Amer. austr. trop.«)
Lobeliaceae.
553. (94.) Pratia oligophylla Wedd. Ch. and. t. 45. B. — Cata-
marca, in prato alpino udo pr. Laguna blanca semel reperta. (»Reg. Puna
Peruv.« et Boliv.: Mand. pl. boliv. 489.)
554. (95.) Lobelia Cymbalaria Gr. n. sp. Rapuntium, herbaceum,
filiforme, repens, radicans, glabrum, foliis orbicularibus in petiolum subae-
quilongum contractis repando-denticulatis, nunc ovalibus brevius petio-
latis, pedunculis unifioris elongatis axillaribus erectis apice cernuis, calyce
turbinato adnato: lobis linearibus obtusiusculis corollae tubo duplo bre-
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PLANT AE LORENTZIANAE. 201
vioribus, corolla coerulea: lob in inferioribu8 mucronulato-spathulatis tubo
longioribus superiores lineari - attenuatos paullo excedentibus , antheris
dorso glabris, binis infcrioribus apice aetosis, Capsula supra tubum calycis
breviter producta verticeque debiscente. — Affinis L. reniformi Cbam.,
habitus Linnaeae; caulis simpliciusculus , 1' fere loiigus; folia pleraque
8—4'" diam.; pedunculi 2—3", calycis tubus 1'", lobi ejus 1'", corolla
6'" longa. — Tucuman . in pascuis alpinis Cuesta de Siambon frequens.
555. Siphocampylos foliosus Gr. n. sp. suffruticosus, virgatus, dense
foliosus , pilosiusculus , foliis sparsis (nunc geminatim approximatis) lan-
ccolatis breviter acuminatis argute denticulatis subsessilibus pedicello lon-
gioribus supra inflorcscentiam comosis , pedicellis axillaribus confertis
ebracteolatis flori subaequilongis , calyce hemisphaerico : lobis subulato-
deltoideis acutis tubo aequilougis. corolla (sicca lurida) calycis lobis multo
longiori tubulosa erectiuscula glabra: lobis parum declinatis linearibus
subaequalibus tubo duplo brevioribus, antheris corollam subaequantibus,
2 inferioribu8 barbatis. — Folia 2" longa, 6'" lata; pcdicclli 1" longi.
calyx 5'" diam.; corolla \" longa, tubo 2'" diam. — Cordoba, in raon-
tanis pr. S. Bartolo.
556. S. nemoralis Gr. n. sp. suffruticosus, robustus, in racemum
thyrsoideum abiens, pilosiusculus. foliis sparsis oblongo-lanceolatis bre-
viter acuminatis argute denticulatis supra glabrescentibus , inferioribus
breviter petiolatis, superioribus decrescentibus subsessilibus, floralibu«
pedicello superatis, pedicellis confertis ebracteolatis flori subaequilongis,
calyce hemisphaerico : lobis subulato-linearibus apice angusto obtusiusculis
tubo subaequilongis . corolla (sicca vinosa) calycis lobis multo longiori
tubulosa erectiuscula pilosiuscula v. glabrescente : lobis parum declinatis
linearibus, inferioribus tubo apice obliquo parum brevioribus, antheris
corollam subaequantibus, 2 inferioribus barbatis. — Proximus praece-
denti, racemo multifloro Tupis haud minus spectabili et proportione florw
distinetus. Caulis Gpedalis; folia inferiora 6" longa, 2" lata; racemus
saepe pedalis, pedicellis demum 2" longis; calyx 5"' diam.; corolla
—2" longa, tubo superne 4'" diam. — Tucuman, non raro in sylvis
Alni regionis Cuesta de Anfama, pr. Cienega, pr. Tafi.
Phys. Glosse. XIX. Cc
202
A. GRISEBACH,
Plantagineae.
557. Plantago patagonica Jacq. Forma folils linearibus lanatis ,
semina 2, cyrabiformia. — Cordoba, in ripa arenosa fl. Rio Primero pr.
urbera. (»Bonaria et Chile — Patagonia«).
558. (9G.) P. sericea R. P. Fl. peruan. t. 79. b. — Lechl. PI. pe-
ruv. 1821. — Catamarca, in alpinis arenosis inter Nacimientos et Laguna
blanca. (Andes Amer. trop. austr. — chilens.).
P. sericea K. P. var. linearis Kth. Forma foliis glabrescentibus. —
Tucuman, in paseuis alpinis pr. Cienega.
P. sericea R. P. var. lanuginosa Gr. Forma foliis lannginosis: —
Syn. P. Lindeniana Decs. ap. "Wedd. Chi. and 2 p. ]64. — Catamarca,
in alpinis Vayas altas pr. Belen alt. 9 — 11000'.
559. (97.) P. oreades Decs. var. chamaestaehya Gr. scapis adscen-
dentibus foliorum caespite brevioribus et occultatis, spica breviori (1"
longa). Rhizomate incrassato superne 2" lato cum descriptione ap. Wedd.
(Chi. and. 2 p. 159.) convenit foliisque fere P. lanceolatae; semina in
nostra forma 2, ovali-oblonga, intus planiuscula. — Tucuman, in paseuis
alpinis pr. Cienega alt. 9—10000'. («And. Amer. austr. trop.«).
560. (98.) P. hirtella Kth. var. leptophylla Decs. ex speeimin.
Goudot a Decs. citat. — P. Candollei Rap. in Phil. pl. chil. 710. est
forma a Kunthio delineata (nov. gen. t. 127.) a nostra foliis majoribus
denticulatis pluries nervatis speeifice non distinguenda : semina 4 — 2 pla-
no-convexa. — Tucuman, non raro in paseuis alpinis pr. Tafi. (Andes
Amer. austr. — Chile).
561. T. braehystaehys Kz. — Syn. P. truncata Barn., Decs. in
Gay Fl. chil. 5 p. 201., Phil. pl. chil. 271, 501, 788. Lechl. pl. peruan.
3297. — Spica saepius cylindrica {1" longa), ut bene monuit Decs. 1. c.,
nec repetiit in DC. Prodr. 13. 1. p. 727., indc nomen Kunzeanum haud
aptum ; semina 4 — 2 intus convexiuscula atque ita cum duabus praece-
dentibus ad sectionem a P. patagonica distinetam pertinens. — Cordoba,
in arenosis ad fl. Rio Primero pr. urbem. (Peru, Chile).
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PLANTAE LORENTZIANAE.
203
562. Plumbago scandens L. — Cordoba, in apricis pr. Ascochinga.
(Amer. trop. et ultra ej. fines australes).
Primulaceae.
563. Samolus fioribundus Kth. — Nom. vernac. Vero. Cordoba,
in humidis convallis tl. Arroyo pr. Las Penas. Tucuman, in uliginosis
sylvaticis pr. Siambon. (Amer. trop. et ultra ejus fines boreales et australes).
Myrsineae.
564. Myrsine floribunda R. Br. — Syn. M. RapaneaR. S. — Tu-
cuman, arbor spectabilis infrequens in sylvis subtropicis pr. Siambon.
(Amer. trop. — Uruguay).
565. M. raarginata Hook Arn. — Nom. vernac. Lanza blanca.
Tucuman , arbor excelsa aut mediocris late obumbrans, frequens in syl-
vis subtropicis in Cuesta de la puerta pr. urbem et pr. La Cruz. (»Bra-
sil, austr. — Uruguay«).
566. Menodora trifida Steud. — Syn. Bolivaria Cham. Forma fo-
liis saepe integris, aliis trifidis, nonnullis bijugo-pinnatisectis, calyce pro-
funde 5 — 6fido; folia paullo breviora, quam in ic. Eichl. Fl. brasil. 6. 1.
t. 85. (4"' longa, V" lata). — Cordoba, in campis ab urbe meridionalibus.
(»Brasil, austr. — Bonaria et Mendoza«).
Apocyneae.
567. Vallesia glabra Cav. — Syn. V. dichotoma R. P. — Santiago
de Estero, non raro in fruticetis et ad sepes. (Amer. trop. sub coelo
sereno et ultra ejus fines).
568. Aspidosperma Quebracho Schlecht. (Bot. Zeitg. 19.: ic. fruct.
t 5. B.) — Simile A. parvifolio A. DC, sed foliis oppositis (ternatimque ver-
ticillatis) a charactere generico aberrans corollaque aliis speciebus accedens.
Cc*
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204 A. GRISEB ACH,
Arbor sempervirens, glabra, ligno duro, foliis rigidis glaucescentibus ellip-
tico-lanceolatis subsessilibus v. in petiolum brevissimum attenuatis utrinque
laevigatis subvenosis raargine calloso fiavente cinctis apicc aristato-mu-
cronatis (1" longis, 3 — 4'" latis; cymae axillares et terminales, trichotomae
(1" diam.), pediccllis patentibus pedunculisque minutissime puberulis,
1—2"' longis; calyx 5partitus, l/2'" longns, segmentis ovatis acutis; co-
rolla lutea, ad medium 5fida, tubo cylindrico 2"' longa, lobis expansis
oblongo-lincaribus obtusis basi auriculata sinistrorsum contortis ; antherae
infra faucem sessiles , dcltoideo-cuspidatae ; ovaria 2 , stylo communi in-
cluso supcrne clavato minutissime 2cuspidato; Capsula lignosa, margine
convcxa compressiuscula, ellipsoidea, 2l/2" longa, V/2" lata, 10"' crassa,
valvis medio carinatis: semina cum ala lata 2" longa, 1" lata. — Nom.
vernac. Quebracho colorado in prov. Cordoba, Q. blanco in prov. San-
tiago et Tucutnan. Cordoba, in campis pr. urbem, inde per provincia*
Santiago del Estero et Tucuman.
569. Echites funiformis Vell. Je. Müll. Arg. in Mart. Fl. bras. 6. L
t. 44. (Amblyanthera ej.) — Forma glabra, foliis et floribus 2 V2" longis. —
Nom. vernac. Azucena. Tucuman, vulgaris in fruticetis et ad sepes pr.
urbem, etiam ad arbores altissimas scandens easque tanquam funibus
connectens, in montanis quoque pr. Siambon. (»Brasil.«).
670. E. longiflora Desf. — Je. Müll. Arg. L c. t. 43. (Macrosiphonia
ej.) _ Forma foliis saepe verticillatis : Syn. E. petraea St. Hil. (Macros.
verticillata Müll. Arg.) — Cordoba, in campis et convallibus. {».Brasil,
austr.«).
571. E. bracteata Gr. — Syn. Parsonsia Hook. Arn. Laseguea Hoc-
keri Müll. Arg.: genus ad Echitem revocandum; calyx demum deciduus,
nec persistans, ut cl. Müll. Argov. de Laseguea praedicat. — Cordoba,
in sylvis et fruticetis volubilis, pr. Las Penas, Ascochinga. (»Brasil, austr.«).
Asclepiadeae.
572. Mitostigma tomentosum Decs. — Je. Deless. ic. 5. t. 59. —
Catamarca, in fruticetis inter Cuesta de Cbilca et Campo de Pucara, pr.
Yakutula. (»Tucuman«).
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PLANTAE LORENTZIANAE.
573. Astephanus mitophorus Gr. n. sp. volubilis, villosulo-canescens,
foliis sinu angusto cordato-ovatis cuspidatis pube subtus densiori discolo-
ribus longiuscule petiolatis, pedunculis folium subaequantibus umbella
5 — lOflora terminatis: pedicellis flori subaequilongis , calycis segmentis
linearibus obtusis, corolla rotata majuscula utrinque pubesccnte albida:
tubo ovato calycem subaeqnante: segmentis tabo plus duplo longioribus
e basi latiuscula lanceolato-acuminatis apice obtusiusculis , columna sub-
sessili: antherarum mcmbranis ovatis, stigmate in processum filiformem
apice bidentatum elongatum producto. — Affinis videtur A. cordifolio
Phil. (Anal. Univ. de Chile, 1862. p. 399.), cui »pubes pulverulenta, folia
minora, pedunculi 2 — 4flori, corollae segmenta oblonga, obtusa«; coufe-
renda quoque Brachylepis Candolleana Hook. Arn., descriptione in plu-
ribus conformi : squamae quidem ad basin columnae in nostra nullae,
sed filamentorum basis subuiata, corollae inserta, si a columna separatur,
squamarum speciem exhibebit. Folia 2" longa, V/2" lata, sinu basilari
fere 6'" longo, petiolo 1" longo; calyx 2"', corollae segmenta 4'", co-
lumna V", stigmatis depressi appendix 2'" longa. — Tucuman, in fruti-
eetis ad rivulos pr. Tafi.
574. Morrenia odorata Lindl. — Syn. Cynanchum Hook. Arn. —
Pedicelli corymbosi, flori subaequilongi, saepe numerosi, corymbo petio-
lum subaequante nunc subsessili nunc breviter pedunculato; calycis seg-
menta lanceolata, acuta, 4'" longi : corolla extus pulverulenta (sicca pur-
purascens), tubo 1'", segmentis oblongo-lanceolatis obtusiusculis 5"' lon-
gis; corona columnam cum corollae tubo connectens, erecta, ad medium
51oba, 3'" longa, lobis quadratis bifidis; stigma deprcssum, apj>endice,
brevi bifida. — Nom. vernac. Dora. Santiago del Estero, v. c. frequens
ad sepes pr. Tunas. Catamarca, vulgaris in fruticetis et ad sepes pr.
Fuerte de Andalgala, floribus odore Vanillae fragrantibus, indc usque
ad oppidum Yakutula. («Brasil, austr. — Bonaria«).
575. M. brachfstephana Gr. n. sp. incano-pulverulenta, foliis hastato-
acuminatis, corymbis pauci ( — l)floris subsessilibus petiolo brevioribus,
calycis segmentis lanceolato-acuminatis, corollae segmentis oblongis obtusis.
Corona breviter campanulata aequaliter lOloba: lobis subrotundis tubo
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20G
A. GRISEBACH,
paullo brevioribus. — Frutex volubilis , habitu praecedentis, foliis mino-
ribus ll/2" fere longis, ad auriculas rotuDdatas 8 — 10'", medio 2 — 3"'
latis; pedicelli flori subaequilongi ; calyx V/%*u longus; corolla extus pul-
verulenta (sicca purpurasceus), tubo 1"' scgracntis 2"' longis ; corona pal-
lens, demum patens, 1"' longa; stigma convexum, mamillatura ; folliculi
ovato-lanceolati, muricato-verrucosi, 2" longi, V/2" lati. — Nom. vernac.
Tasi. Cordoba, inter rupes pr. 8. Francisco. Catamarca, in fruticctis pr.
S. Jose (sine flori bus).
576. Oxypetalum coccineum Gr. n. sp. suffruticosum , erectiusculum,
villosulo-pubescens, foliis cordato-deltoideis mucronulato-acutis longiuscule
petiolatis, pedunculis interpetiolaribus 3floris folia subaequantibus. corolla
coccinea hyprocraterimorpha, lobis spathulato-oblongis obtusis facie in
gemma cxteriori tuboque vix duplo breviori pubescentibus. coronae fo-
liolis a corolla distinctis basi columnae insertis oblongis apice truncato
crenulatis intus nudis , stigmate basi ventricoso in appendicem bifidara
columna longiorem producto: lobis filiformibus divergentibus. — Species
Corona a corolla libcra anomala, ceterum a sect. Twcedia Decs. haud sepa-
randa. Gaulis 1 — 2pedalis, crassiusculus, lactifluus, simpliciusculus, inter-
nodiis folia subexcedentibus ; folia 1 — 2" longa , 1" lata, petiolo 10 — 6"'
longo, sinu aperto, pube molli; peduuculi 1 — ll/2". pedicelli B— 8'" longi :
calycis segmenta lanceolato-lincaria, corollae tubum subaequantes ; corollae
tubus subcylindricus, 3"', lobi 4y2'", coronae foliola 2"', columnae pars
antherifera 1"', stigraatis pars ventricosa V/z'", appendix 2l/2'" longa. —
Cordoba, in rupibus S. de Cordoba pr. S. Roque, raro in collibus apricis
pr. Malaguena.
577. O. niveum Gr. n. sp. frutescens, apice volubile, ramis \-illoso-
tomentosis, foliis e basi cordata attenuato-acuminatis margine crispato-
undulatis discoloribus supra molliter pubescentibus subtus tomento pan-
noso niveo-argenteis , pedunculis extraaxillaribus coryrabo umbelliformi
5 — lOfloro terminatis, plerisque folio brevioribus, corolla purpurea : lobis
lanceolato-attenuatis obtusis a medio recurvis facie in gemma exteriori
tuboque campanulato parum breviori pubescentibus, columna superne
nuda inferne trabeculis laminiformibus curvato - descendentibus cum
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PLANTAE LORENTZIANAE.
207
callositatibus corollae connexa, stigmate prominulo in appendicem
fere ad basin bipartitam producto: segmentis subuliformi-filiformibus
divergentibus e corolla exsertis. — Species corona staminea propria nolla
v. potius ea in portionem columnam cum corollae tubo connectentera
reducta valde anomala, sed a praecedente aliisque generice minime di-
vellenda: ex descriptionibus nimis succinctis O. mollis et tomentosi Wight
affinis videtar, sed structura ant coronae aut stigmatis differt. Folia
3 — 21/2i/ longa, V/2 — 1" lata, petiolo crassiusculo 12 — 4'" longo: pedun-
culi 2 — 1", pedicelli 6 — 8"' longi; calycis segmenta lanceolata-linearia,
4"' longa; corollae tubus 3'". lobi 4'" columna 2"', stigma cum appen-
dice 4y2"' long um. — Tucuman, in alveo sicco rivuli pr. Tafi.
578. Rhyssostclma nigricans Dees. ex Je. Deless. ic. 5. t. 75. —
Genus Oxypctalo affine, sed stigmatis appendix superne in clavum 4co-
statum dilatata ; corona columnam cum corollae tubo connectens Öphylla,
foliolis apice ineurvis intus ad basin 2squamulatis. — Cordoba, solitarie
in convalle rl. Rio de las Barrancas. (»Uruguay«).
579. Asclepias curassavica L. Forma corolla pallida. — Cordoba,
non raro in convallibus pr. urbem. (Amer. trop.).
580. Sarcostemma Gilliesii Decs. — Syn. Philibertia Hook. Arn.
Zosima violacea Phil.! (in Anal. 1. c. 1870. p. 187.) ex speeimin. collect.
Mendozae descriptioni erroneae omnino contrariis, imo corolla pubescente
coronaque staminea ampla Pbilibertiae nostrae congruis, est forma corolla
minori. Corolla magnitudine variabilis, 12 —6'" diam. , sinuato-5angula-
ris; corona, quae dicitur exterior, annularis, potius e toro oriunda; stig-
matis appendix subuliformis , apice bidentata. S. Donianum et incanum
Decs. descriptione data dignosci nequeunt. — Nom. vernac. Farol. Cor-
doba, in fruticetis pr. urbem, pr. Las Penas. (»Uruguay« — Mendoza).
581. Ditassa bonariensis Decs. ex descr. — Cordoba, repens in fru-
ticetis sylvarum pr. Ascochinga. (»Brasil, austr. — Bonar.«).
582. Meta8telma diffusum Decs. ex descr. Habitus praccedentis,
rami volubiles bifariam puberuli, folia 5 — 10"' longa, \.x/%- 3"' lata,
peduneuli paueiflori petiolum subaequantes ; corolla extus glabra, IV4"
longa , tubo calycem subaequantc , segmentis ovato-oblongis acutiusculis,
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208 A. GRISEBACH,
tubo duplo longioribus intus puberulis et margine involuto crassiusculis ;
coronae foliola lim: an acuminata incurva, columnam subaequantia , ejus
stipiti crassiusculo inserta et ad corollain decurreutia ; stigma depressum. —
Catamarca, in fruticetis collium siccorum pr. Recreo. (»Bonar. — Brasil,
austr.«).
583. Gonolobtis foetidus G. n. sp. pube longiuscula raolliter pilosus,
foliis cordato-ovatis cuspidato-acutis , pedunculis nullis, pedicellis fascicu-
latis petiolo multo brevioribus, calyce piloso corolla glabrescente v. parce
pilifera duplo breviori : segmcntis ovato-acuininatis, corolla profunde 5fida
(sicca purpureo-nigricante) : segmcntis ovato-deltoideis acutiusculis, corona
urceolata apice margine inflexo planiuscula integcrrima columnam subae-
quante. — Frutex volubilis; folia internodüs breviora, 2" longa. ll/2"
lata, superiora decrescentia : petiolus 1" longus, in superioribus brevior;
pedicelli 3"', calyx 2"', corolla (e gemma subgiobosa oriunda) 4'" longa,
demum expansa 6'" diam. ; corona e corollae tubo paullo prominens,
basin columnae cum eo connectcns. — Catamarca, in campis pr. Yakutula.
Gentianeae.
584. (99.) Gentiana cuspidata Gr. — Tucuman, copiose supra La
Crut et in m. Alto de las Salinas. (Peru).
585. (100.) G. bromifolia Gr. n. sp. Andicola, caule stricto a basi
ramoso, ramis erectis 1 — 3floro-racemiformibus , foliis gramineis inter-
nodia plerumque excedentibus , caulinis anguste linearibus basi contiguis,
imis rosulatis superne paullo latioribus , Omnibus margine laevibus apice
obtusiusculis, calyce corollae tubum superante: lobis lanceolato-linearibus
tubo ipsius multo longioribus , corolla (sicca rosea) campanulacea , ex-
pansa rotata imberbi: segmentis obovato-oblongis acutiusculis tubo sub-
duplo longioribus, ovario in stipitem brevissimum basi attenuato. —
Habitu G. detonsae affinis G. dianthoidi, a descriptione G. Donii in-
florcscentia et foliis margine laevibus recedens. Radix perennis, tenuis,
descenden8; caulis pedalis , \2 — V\" diam., tetragonus, internodüs
pedicellisque 1 — 2" longis; folia V/2 — 2l/2" longa, caulina x/2 — ima
1"' lata; calyx 10 — 8'", ejus tubus 2"', corolla 12—16"' longa, ejus seg-
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PLANTA E LORENTZIANAE. 209
menta 5, 4"' lata, tubus 3'" latus. — Tucuman, frequens in summis
pascuis alpinis pr. Cienega.
586. (101.) G. imberbis Gr. n. sp. Amarella, caule gracili ramoso
tetraquetro, foliis cauliois ovato-lanceolatis acutis sessilibus interstitio cau-
lino basi distinctis, cyrais nutnerosis umbelliformibus : pedicellis calyce
brevioribus. calycis 5fidi lobis lanceolatis acutiusculis tubo duplo longio-
ribus corollae tubum aequantibus, corolla (sicca violacea) imberbi: lobis
ovatis mucronulato-obtusis tubo clavato-cylindrico duplo brevioribus, ovario
oblongo-lineari sessili apice in stylum brevem attenuato: stigmatibus
ovali-oblongis. — Habitus exacte G. Amarellae, cymae contractae multi-
florae; caulis spithameus, internodiis 1 — 2" longis; folia (ima non adsunt)
6—8'" longa. 2—3'" lata; pedicclli 1—2"', corollae tubus 4"', lobi 2"'
longi. — Catamarca, in pascuis alpinis pr. Escaba.
587. (102.) G. pulla Gr. n. sp. Amarella, multicaulis v. a basi de-
cumbenti-ramosissima, abbreviata. in ramos unifloros abiens . foliis ovato-
oblongis obtusiusculis v. imis lanceolato-ellipticis obtusis, pedicellis tlore
longioribus adscendentibus, calyce ad medium 5tido : lobis oblongis acu-
tiusculis tubum corollae adaequantibus v. eo brevioribus, corolla (sicca
violacea) imberbi: lobis ovatis acutiusculis tubo clavato duplo brevioribus
(v. in forma micrantha tubo subaequilongis), ovario subsessili. — Habitus
G. tenellae, sed corolla major. Radix annua; caespes 8—2" diam., inter-
nodiis sursum crescentibus, pedicellis 1— 2 l/2" longis; folia 4— 6"' longa,
2— Z"' lata, ima saepe angustiora, caulina trinervia; flores in codem cae-
spite dimorphi, alii 10 — 8'", alii 6— 5"' longi. — Tucuman, perfrequens
in pascuis alpinis pr. Cienega.
588. G. cosmantha G. n. sp. Amarella, caule stricto simplici v. parce
ramoso paucinoro , foliis internodio brevioribus e basi subcordata ovatis
v. ovato-deltoideis acutis ad noduin integrum contiguis 3 — önerviis, pedi-
cellis terminalibus et e summis axillis erectis ilori specioso subaequilongis,
calyce corollae tubo paullo breviori 5fido: lobis lanceolato-acuminatis
tubo ipsius duplo longioribus, corolla (sicca purpurea) imberbi: lobis
ovatis v. ovato-oblongis acutiusculis diu erectis tubo campanulato sesqui-
brevioribus, ovario sessili. — Habitus G. asclepiadeae , cujus vices gerit
Phys. Gasse. XIX. Dd
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210 A. GRISEB ACH,
in regione montana tucumaneruü , sed limbo corollae demum expanso
radiceque annua ad sect. Amarellae potius accedens. Gaulis 1— ly^pe-
dalis, cylindraceus internodiis sursum crescentibus , superioribus 2 — 4"
longis; folia deorsum decrescentia, rosularia sub anthesi nulla, superiora
1 — V/2" longa, 6—12'" lata, infima angustiora; flos limbo noudum ex-
panso iy2 — 1" longus; calyx 6 — 8'", corollae tubus 9—10"' longus,
hic 4—5"' latus, lobi 6—8'" longi, 3—4"' lati. — Tucuman, frequens
in sylvis Aliso (Alni) in m. Cuesta de Casilla.
589. (103.) G. podocarpa Gr. — Syn. Varasia podocarpa Phil. Fl.
atac. t. 5. B. (ubi errore ab auct. in Linnaea, 33 p. 179. emendato co~
rolla 5dentata delineata est). Species polymorpha , sicut affinis G. sedi-
folia, nunc nana, vix uncialis, nunc ultrapalmaris capsulisque longissime
exsertis, carpophoro 2" — 1" longo, corolla quoque 12 — 6"' longa varia-
bilis, folia imbricata v. distantia: a G. prostrata simillima Capsula basi
attenuata, a G. sedifolia radice annua et plicis corollae 4— 2dentatis lo-
bis multo superatis, ab utraque corollae limbo 4partito distincta. — Tu-
cuman in pascuis alpinis summis pr. Cienega. Catamarca, in pascuis
alpinis supra Laguna blanca alt. 10000' : forma nana, imbricata. (»Andes
Atacama«).
Scrophularineae.
590. (104.) Calceolaria Lorentzii Gr. n. sp. Jovellana , subacaulis,
sparsim pilosula, foliis imis caulem dimidium subaequantibus ovalibus
v. ovali-oblongis in petiolum attenuatis obtusis superne remote serrulatis,
caulinis inferioribus minoribus. superioribus bracteantibus parvis ovato-
lanceolatis acutiusculis, corymbo paucifloro laxo : pedicellis bractea multo
longioribus, calycis segmentis subrotundis apice obtusiuscule deltoideis
corollae labium superius parum exccdcntibus , corolla lutea: labio infe-
riori calycem plus duplo superante fere ad medium aperto. — Proxima
C. scapinorae Beiith., ubi corollae labium inferius »fere ad apicem aper-
tum«. — Gaulis e rhizomatis ramis filiformibus 2 — 3pollicaris; folia ima
petiolo vix longiora, interiora multo brevius petiolata; pedicelli arcuati
8—10"', calyx 2"', corollae labium inferius 5— 6"'longum; antherae lo-
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PLANTAR LOKENTZIANAE. 211
culi distincti, apice divergentes, ab apice filameati deorsum paralleli. —
Catamarca, in pascuis alpinis Vayas altas pr. Belen alt. 9 — 11000'.
591. (105.) C. parviflora Gill, ex descr. Corolla lutea, labio supe-
riori calycem subaequante, inferiori 6'" longo, 5"' lato, apertura abbre-
viata; antherae loculi divergentes, subrotundi. — Tucuman. gregarie in
alpinis excelsis pr. Cienega; forma nana, 1 — 2flora in pascuis pr. Tan.
Catamarca, eadem forma nana in pascuis inter Fuertc de Andalgala et
fodinas. (»Mendoza»).
592. C. uniflora R. P. ex ic. Fl. peruan. t. 20. c. — Forma her-
bacea, repens, foliis pollicaribus basi attenuatis subsessilibus; calyx 3"',
corollae labium infcrius incurvum eis curvaturam 6"' longum. — Cata-
marca, in convalle Granadillas . ubi rupes umbrosas humidas obducit.
(»Andes peruv.«)
593. C. foliosa Gr. nov. sp. Eucalceolaria , herbacea, erecta, pilis
septatis tenuibus glandulosa-pilosa , foliis oppositis membranaeeis inter
venas glabrescentibus late ovato-deltoideis obtusiusculis argute duplicato-
dentatis, superioribus subsessilibus, inferioribus in petiolum brevem con-
tractis, corymbis laxe multiüoris, axillaribus terminali conformibus folium
subaequantibus : pedicellis nore longioribus, calycis segmentis ovatis acutis,
corolla lutea: labio superiori calyce majori orbiculari ad medium bifo-
veato, inferiori quam superius et apertura fere duplo majori orbiculari. —
Habitus C. beterophyllae R. P., sed struetura corollae fere ut in C.
glandulosa Poepp. chilensi, ubi labii superioris foveae desunt et aper-
tura minor. — Gaulis crassiusculus , tiaccidus, ultrapedalis ; folia 3—2"
longa, 2 — \x/z" lata, intemodiis paullo breviora; pedicelli longiores 8'"
longi, peduneulo corymbifero axillari aequilongi; calyx 21/2-^2"/ longus;
corolla 5 — 6'" diam. — Tucuman, ad rivulos pr. Tafi.
594. C. salicifolia R. P. ex ic. Fl. peruan. t. 19. b. — Forma ra-
mulis puberulis, foliis concoloribus, in venis tan tum subtus canescentibus ;
calycis segmenta ovata, acuta, 2"' longa ; corollae labium superius trans-
versim ovale, calyce brevius, longitudinaliter biplicatum, area media inter
plicas aperturam labii inferioris claudente, hoc quadrato-oblongum , 5"'
longum, apertura brevi transversim latiori ; antherae connectivo transverso
Dd2
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212 A. GRISEBACH,
Ali form i , ramo altero in loculum oblongum, altero in inanem abeunte
(inde ad sect. Aposeci transponendal. — Tucuman , copiose ia truticetis
ad rivulos pr. Tafi. Catamarca, in convalle Granadillas pr. Yakutula.
(»Peru«).
595. C. teucrioides Gr. n. sp. Aposecos, suffruticosa, inferne in ra-
mos virgatos divisa, pube septata pilosa v. canescens , foliis oppositis e
basi cordata sensim attenuatis oblongo - lanceolatis apice obtusiusculis
aequaliter crenatis margine revolutis, superioribus sessilibus, inferioribas
brevissime petiolatis, corymbis terminalibus et e summis axillis conferti-
paucifluvii : pedicellis calyce longioribus , calycis segmentis ovato - dcl-
toideis obtusis corollae labium superius subaequantibus flavescentibus,
corolla (sicca brunnea) : labio inferiori obovoideo-incurvo basi contracto eis
medium aperto. — Habitus C. virgatae R. P.; caulis 1— 2pedalis, inter-
nodiis foliisque subaequilongis ; folia 12— 6'" longa. 5 — 4'" lata, saepius
subtus canescentia; pcdicelli longiores 6'", cal>-x V/2— 2"', corollae labii
inferioris pars descendens 3'", pars adscendens 41/2/" fere longa; antherae
connectivo transverso supeme canaliculato clavato, scilicet sensim in lo-
culum ovoideum incrassato, loculo utroque pollinifero, altero minori (unde
species a sect. Aposeci fere ad Eucalceolariam transitoria). — Tucuman,
copiose in pratis montanis pr. Siambon. Catamarca, in alpinis Vayas
altas pr. Belen alt. 9—11000'.
596. Linaria canadensis Spreng. — Cordoba , in campis. (Amer.
zona utraque temperata).
597. Mimulus luteus L. — Catamarca, ad rivulos in convalle Gra-
nadillas pr. Belen. in alpinis Vayas Altas alt. 9 — 11000*. (Amer. occid.
zona utraque temperata).
598. Stemodia lanceolata Benth. ex descr. — Cordoba, pr. Las
Penas. Sautiago del Estero, juxta praedia. (»Uruguay — Mendoza«).
599. Herpestis Monnieria Kth. — Cordoba, ad ripas in graminosis.
(Zona orbis totius tropica et in America ultra ejus fines).
600. Limosclla aquatica L. var. tenuifolia HofTm. — Cordoba, raro
in arenosis bumidis. (Orbis.)
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PLANTAE lorentzianae.
213
601. Scoparia pinnatifida Cham. Schi. Forma puberula, corolla
intus barbata. — Cordoba, frequens in campis. («Brasil, austr. —
Bonar.«)
602. Buddleja tucttmanensis Gr. n. sp. fruticosa, ramosa, foliosa,
ramis subcylindricis incano-tomentosis, foliis oblongo-Ianceolatis acumi-
natis eroso-dentatis {v. snperioribus integerrimis) supra glabratis subtus
incano-tomentosis, omnibus in petiolnm brevem attcnuatis interstitio nodi
caalino distinctis, glomerulis axillaribns densifloris brcvissimc pedunculatis
v. subsessilibas : pedunculo petiolum aequante v. eo breviori , corollae
tubo e calyce breviter exserto. — Affinis videtur B. mendozensi Gill.
Frutex 6pedalis; folia inferiora 6 — 3" longa, l1/2 — 1" lata, suprema de-
crescentia; glomeruli 6 — 8"' diam. , subglobosi , pedunculo 3"' longo;
corolla (sicca luride lutea), tubo 2'", calyce iy2'" longo. — Tucuman in
m. Cuesta de Feriquillo.
603. Ii. cordobensis Gr. n. sp. fruticosa, ramosa, foliosa, ramis
subcylindricis foliisque utrinque incano-tomentosis, his lanceolatis acu-
tiusculis integerrimis brevissime petiolatis: petiolis crassiusculis ad nodum
contiguis, glomerulis axillaribus densifloris interrupte spicatis subsessilibns,
corollae tubo calyce lanato subincluso. — Praecedenti affinis. Frutex
6Pedalis; folia 1—1 »/2" longa, 4"' lata, petiolo vix 2'" longo; glomeruli
4"' diam., subglobosi: calyx et corollae tubus V/24" longus ; lobi corollae
subrotundi. expansi, V" diam. — Cordoba, in ripa fl. Primero, pr. Las
Peiias, in paseuis montanis.
604. B. tenuifolia Gr. n. sp. fruticosa, ramosa ramis tenuibus foliosis
subcylindricis pube incana evanida glabratis , foliis linearibus utrinque
attenuatis obtusiusculis subsessilibus integerrimis supra glabris subtus incano-
tomentosis interstitio nodi caulino distinctis, floribus breviter pedicellatis
in cymulas basi foliatas paueifloras ramulum brevem terminantes dispo-
sitis, calyce ovato breviter 4dentato incano-tomentello corollam campanu-
latam subincludente, corollae lobis abbreviato-rotundatis. — Habitus fere
Lippiae; folia 10 — 4'" longa, 1 — 1 V2 '"lata, minora in axillis rosulata, v.
bracteantia; calyx V/2"4 longus; antherae 4, infra faucem corollae 4cre-
natae insertae, ovoideo-oblongae , inclusae; ovarium subglobosum, stylo
214
A. GRISEBACH,
integro aequilongum, 21oculare, loculis multiovolatis. — Cordoba, in
collibus calcarcis Sierra de Cordoba.
G05. Gerardia rigida Gill, ex descr. Variat calycis dentibus abbre-
viatis et filiformibus recurvis tubo (sub anthesi 3"' longo) paullo brevio-
ribus Cordoba, pr. Las Peöas. Catamarca, frequens in fruticetis conv.
Granadillas pr. Bclen. (»Uruguay — S. Luis« : exclusa pl. chilensi sec.
Clos corolla 8"' (nec ll/2") longa distineta).
G06. (106.) Bartsia hispida Menth. Radix annua videtur; paullo
a descriptione recedit calycis lobis tubo subaequilongis v. longioribus. —
Tueuman, non raro in alpinis pr. Cienega. («Peru«].
Solaneae.
607. Schwenkia tenuis Gr. — Syn. Cyclostigma Philipp. (Anal.
Uiiivers. Chile, 1870. p. 197.). — Species in genere, cujus habitum re-
petit. anomala corollae lobis 5 simplieibus orbiculatis integris supra basin
linibi plicativi imbricativis, sectionem distinetam juxta Cardiomeriam inse-
rendam format, glandulis quoque 5 hypogynis ovoideis peculiarem: a
Leptoglossi differt staminibus infra faucem insertis fertilibus 2, sterilibus 3.
A Serophularineis cum generibus affinibus removetur cyma terminali et
aestivatione limbi plicativa. — Santiago del Estero, in salsis ad fl. Rio
Saladillo et ultra in campis. (»Mendoza«).
608. Nierembergia filicaulis Lindl. — Bot. reg. t. 1649. — Cor-
doba, in pratis pr. Las Penas, S. Francisco. (»Bonar. — Brasil, austr.a).
609. N. hip|K>manica Mrs. — Nora, vernac. Chuchu, peeudibus
venenatum. Cordoba, frequens in campis ab urbe meridionalibus. («S. Luis«).
6 10. JV*. browullioities Gr. n. sp. suffrutescens, erecta, dichotome ramosa,
puberula. foliis ellipticis v. elliptico oblongis obtusiusculis in petiolum
brevem attenuatis v. superioribus subsessilibus, bis geminatis v. oppositis,
pedicellis alaribus erectis sub anthesi calyce paullo brevioribus , demum
ei acquilongis, supremis ternatim approximatis , calyce 5fido: lobis folia-
ceis ellipticis acutis, tubo campanulato lOcostato, corollae tubo hliformi
calycem patentem parum excedente, limbo ei aequilongo late eyathiformi
breviter in lobos 5 late rotundatos diviso, staminibus stylum cingentibus
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PLANTAE LORENTZIANAE.
215
aequalibus medio cohaerentibus, stigmate breviter ex staminibus exserto
discoideo- peltato margine membranaceo eroso, Capsula calycis tubum
aequante. — Affinis N. calycinae Hook., sed corolla vix pollicaris. Caulis
pedalis et ultra, ramis pateutibus in dichotomia inaequalibus ; folia2— 1"
longa, 1"— 4'" lata; calyx sub anthesi 4"', corollae tubus 5—6"', limbus
6'" longus: limbi diam. 8 — 10'"; stamina fauci corollae inserta. limbo
fere duplo superata; Capsula disco brevi continuo basi cincta, 2valvis,
valvis biüdis : semina angulata, embryone recto. — Nom. vcrnac. Chuchu
Tucumanensium. Tucuman, frequens in convalle alpina pr. Anfama, so-
litarie in convallibus pr. Cicnega.
611. Petunia linoides Sendtn. ex dcscr., a qua paullo discrcpat ca-
lyce ad medium 5fldo, foliis plerisque alternis, i-nferioribus latioribus.
Herba perennis , palmaris , floribus paucis v. terminalibus solitariis , ante
expansionem limbi infundibularis 6"' longis. — Cordoba, raro in rupe-
8tribus pr. S. Francisco. (»Brasil, austr.«).
612. P. propinqua Mrs. ex descr. : forma foliis paullo latioribus et
brevius petiolatis v. subsessilibus. Et haec et praecedens cum aliis forsan
melius ad Nicotianam referuntur, calyce 5fido nec 5partito a Petunia
distinguendam : valvae enim capsulae deroum ad medium bifidae a Petunia
recedunt, stamina inaequalia etiam in Nicotiana occurrunt, corollae limbus
subaequalis. — Cordoba, frequens in convallibus et ad ripas. (»Bonaria«}.
613. Nicotiana acutiflora St. Hil. ex descr. Calyx 8"', corolla 4 — 5"
longa, limbi infundibularis lobis ovato-oblongis acutis: descriptio N. lon-
giflorae ("av. «corolla calyce quinquies longiori« discrepat. — Cordoba
ad ripas. (»Uruguay — Brasil, austr.«).
614. N. acuta Gr- n. sp. herbacea, puberula et apice glandulosa,
caule erecto indiviso foliis decrescentilms remotis nudiusculo, foliis imis
rosulatis spatbulato-lanceolatis acutis undulato-repandis in petiolum atte-
nuatis, caulinis inferioribus lanceolatis, superioribus linearibus basi cor-
data semiamplexicaulibus, cyma simplicitcr raccmiformi pauciflora, calyce
5fido corollae tubo 2 — 3plo breviori: tubo lOcostato, lobis lanceolato-linea-
ribus subaequalibus. corollae tubo filiformi apice clavato, limbo 3— 4plo
breviori : lobis lanceolatis acutiusculis. — Proxima N. acuminatae Hook.
216 A. GRISEBACH,
chilensi, distincta foliis caulinis petiolo destitutis et corollae lobis angu-
stis. Gaulis strictus. ll/2— 2pedalis; folia ima (cum petiolo) 2— 3" longa,
6'" lata, caulina sensim breviora et angustiora; calyx 8'", corollae tubus
2V2— 1" longus. — Cordoba, ad aquaeductus fl. Rio Primero pr. urbem.
615. N. noctiflora Hook. — Bot. mag. t. 2785. — Santiago del
Estern, ubi constituit magnam partem vegetatiouis camporum. (»Mendoza«).
616. N. glauca Grab. — Bot. mag. t. 2837. — Species arborea,
sectionem distinctam v. potius generice separaudam (Nicotidendron Gr.)
formans (calyce 5dentato, embryone miuuto recto, cotyledouibus radiculara
subaequantibus, testa reticulata), aut cum Vestia consocianda, quae sta-
minibus exsertis differt. — Nom. vernac. Balan balau. Cordoba — Tucu-
man, frcqucntissima a parte boreali prov. Cordoba per prov. Santiago del
Estero. v. c. ad fl. Rio Saladillo, usque ad sylvas subtropicas tucuma-
nentes, ubi in m. Cuesta de la puerta arboris spectabilis statura obser-
vabatur. (».Bonar. — Uruguay«),
617. Datura Stramonium L. — Nom. vernac. Cniamico. Cordoba,
frequens autumno ad vias. (America, indc per. orbem).
618. Eycium eiliatum Scblecbt. — Syn. Salpichroa Mrs. : sed aesti-
vatio corollae imbricativa. Frutex ultra6pedalis. — Cordoba, vulgare in
sepibus pr. urbem. Santiago del Estero , frequens in salsis. (»BrasiL
austr.«).
619. L. floribundum Dun. ex descr. — Species pube et calyce ultra
medium 5fido, ejus lobis lanceolato-acuminatis insignis, foliis variabide
(y2 — 4"' longis) : in nostra forma folia spatbulato-linearia , vix ultra l/z4"
lata, a qua L. tenuispinum Mw. distinguere nescio. — Santiago del Estero,
ubi constituit partim fruticeta in salsis. («Mendoza«).
620. L. Tweedianum Gr. Syn. L. elongatum Mrs. ex parte, quoad
loc. nat. Tweedianum. — Frutex ramosissimus , glaber, spinescens; folia
fasciculata, carnosula, spathulato-linearia, 2 — 3'" longa ; calyx 6dentatus,
sub bacca profundius divisus, V" longus; corollae tubus 2l/2 — 3"' lon-
gus, lobis duplo longior; stamina exserta, inferne pilosa. Fraecedenti
babitus similis. — Santiago del Estero, ubi constituit ex magna parte
fruticeta in salsis inter urbem et fl. Rio Saladillo.
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PLANT AE LORENTZIAXAE.
217
621. L. elongatum Mrs. ex descr. — Simillimum pracccdenti,
sed folia vulgo longiora, 6 — 4"' longa, in petiolum attenuata, calycis
dentes lanceolati, inaequales (nee dcltoidci), corollac tubus longior, caly-
cem duplo. lobos fere sexies superans, 5'" longus, stamina inclusa, fila-
menta 2—3 altius inserta. Folia fere Dipyrenae. — Cordoba, frequens
in campis et ad sepes.
622. L. infaustum Mrs. ex descr. — Frutex divaricato - ramosus,
glaber, spinescens; folia variabilia, obovata, versus petiolum cuneata, ob-
tusa, 4 — 12"' longa, herbacea, cum calyce pruinoso-punetulata; calyx
ödentatus. 2'" longus; corollac tubus 4'" longus, lobis plus duplo longior:
stamina exserta, glabra, basi villosa. — Santiago del Estero, ubi constituit
partiin fruticeta in salsis. (»Bonar. austr.«)
923. L. fuscum Mrs. ex descr. — Specimina baeeifera ; folia glauca,
e petiolo fere abruptim subrotunda, rotundata, 6—10"' longa, 5—8'"
lata. Frutex ultraöpedalis. — Nom. vemac. Chalchal. Santiago del
Estero, ubi constituit partim fruticeta in salsis. Catamarca, frequens in
ripis pr. Fuertc de Andalgala. (»Mendoza«).
624. I*. cestroides Schlecht. — Nom. vernac. Tala churqui. — Cor-
doba, frequens iu convallibus et ad sepes. (»Brasil, austr. — Tucuman«).
625. Oestrum pubtns Gr. n. sp. ramis pallidis foliisque puberulis
apice incano-villosulis, foliis elliptico-oblongis acutiusculis : venis primariis
arcuatis sublOjugis, panicula tcrminali convexo-corymbosa cymis racemi-
formi-scorpioideis constituta: pedicellis brevibus calyce inaequaliter 5den-
tato corolla quinquies fere superato : dentibus obtusis, margine tomento-
ms, corolla cylindrico-clavata glabra: dentibus brevissimis rotundatis
margine pubescentibus, staminibus V5 supra basin corollae insertis inferne
pilosis, bacca ovali-subglobosa calycem duplo superante. — Proximum
C. corymboso Schlecht., distinetum pube, corolla majori ejusque dentibus
rotundatis. Folia 3—4" longa, ll/2—2" lata; calyx 2"', corollae tubus
9—10"', dentes V" longi; corolla (sicca) vinosa. limbo fusco. — Tucu-
man, non raro in fruticetis pr. Siarabon.
626. C. Lorentsianum Gr. n. sp. ramis glabratis apice puberulis,
foliis elliptico-oblongis cuspidato-acutis supra glabriusculis subtus pube-
Thys. Classe. XJX. Ee
218 A. GRISEBACD,
rulis: venis primariis arcuatis subl2jiigis. panicula terminali conferti-
flora racemiformi cymis scorpioideis paucifloris conglomeratis constituta :
pedicellis apice articulatis calyce brevioribus v. nullis, calyce glabro pal-
lido inaequaliter 5dcntato corolla triplo breviori: dentibus deltoideis, co-
rolla cylindrico-clavata glabra: dentibus oblongo-lanceolatis acutiusculis
margine pubescentibus : staminibus supra basin corollae (intra calycem)
insertis glabris, bacca ovali-globosa calycem duplo superante. — Proxi-
1 mum praecedenti, sed staminibus et corollae dentibus diversum. — Fru-
tex ultra6pedalis ; folia 4—5" longa, V/2 — 2l/2" lata; calyx 2y2", corollae
tubus 7—8"', dentes ll/2" longi; color corollae praecedentis. — Tucu-
man. in sylvis subtropicis et in pratis montanis pr. Siambon.
627. C. pseudoquina Mart. var. Non differt a dcscriptione nisi co-
rollae tubo longiori 10'*' longo. Frutex ultra Gpedalis; corollae lobi 2,/2"',
calyx 2"' longus; bacca edulis, ovoidea. calyce triplo major. — Nom.
vernac. Durazuillo. Cordoba. frequens in campis juxta praedia, in col-
libus graniticis pr. Totoral. (»Brasil, austr.).
628. (107.) Fabiana densa Rimy. — Wedd. Chlor, and. t 57. A.
— Forma foliis remotiusculis 3'" longis; frutex Gpedalis, ramis confertis
erectis subfastigiatis; corollae dentes subulati. — Tucuman, ubi fruticeta
alpina constituit in declivitate jugi inter Tafi et Amaicha meridionali
(Cardones). Catamarca. praecipue fruticeta formans in regione Laguna
blanca alt. 10000'. (»Andes Boliv. et Peruv«).
629. (108.) F. denudata Mrs. — Folia rara. %— V" longa; corollae
dentes rotundati. — Catamarca, in fruticetis juxta fodinas alt. 10 — 11000'.
(«Andes Mendoza«)
603. Salpichroa rhomboidea Mrs. — Nom. vernac. Uva : baccae
edules*. Cordoba, in campis et sepibus. (»Bon ar.— Brasil, austr.«).
631. S. Mandoniana Wedd. var. tucumanensis Gr. corollae tubo
(7 — 9"' longo) versus medium subconstricto calycem 3— 4plo superante,
pube in ramulis petiolisque brevissima. Frutex 6pedalis, ceterum cum
descriptione Weddeliana conveniens. — Tucuman . ubi fruticeta format
in convalle rivuli pr. Tafi. {a: Bolivia: Mand. pl. bol. 437.)
632. Jochroma austräte Gr. n. sp, Chaenesthes, glabrum, demum
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PLANT AE LOUKXTZIANAE.
219
spinis raris armatum, foliis sparsis elliplico-oblongis v. ellipticis obtu-
siusculis in petiolum longum cuneato-attenuatis : venis primariis 6 — 8ju-
gis, pedicellis fasciculatis elongatis apice incrassato ccrnuis, corollae tubo
extus pulverulento-puberulo calyce quadruplo longiori inferne cylindrico
a medio infundibulari : lobulis pubescentibus abbreviatis obtuse deltoideis
cum totidem minoribus alternantibus, staminibus brevissime exsertis
stigma capitato-bilobum subaequantibus, bacca globosa e calyce demnm
fisso brevissime exserta. — Proximum J. (Chaenesti) longipedi Mrs., ubi
»folia majora acuminata, bacca oblonga«. Frutex ultra6peda)is ; folia
3"' longa, l—V/2" lata, petiolo 6 — 10"' longo; pedicelli plerumque
longi; calyx ovatus , subtruncatus , minute 5denticulatus, demum
aecrescens; corolla 12 — 14"' longa, infra medium 4'", apice Y" diam.,
lobulis majoribus 2"' longis; bacca nigrescens, 6'" diam. — Tucuman, in
planitie pr. Tafi.
633. /. arboreum Gr. n. sp. arboreum, glabratum. foliis sparsis el-
lipticis acutiusculis in petiolum longum cuneato-attenuatis: venis prima-
riis 6 — lOjugis, pedicellis fasciculatis elongatis apice incrassatis arcuatis.
corolla .... bacca globosa calycem patellarem demum obtuse lobatum multo
excedente. — Arbor spectabilis, praecedenti speciei simillima, sed calyce
parvo sub bacca 1"' alto (2"' diam.) baccaque rubra minori (4"' diam.)
distineta: ex habitu de genere vix dubitandum ; folia 3" longa, 2" lata,
petiolo pedicellisque 1" longis. — Tucuman, in sylvis subtropicis, Cuesta
de Berka.
634. J. grandiflorum Benth, ex descr. — Habitus praecedentis ;
affine J. nr. 5597 in Spruce pl. ecuador., sed calyce breviori sub anthesi
4"' longo distinetum ; corolla V/2 — 2" longa, medio 5"' diam. ; Stylus
exsertus ; bacca globosa, 8'" diam. — Nom. vernac. Perilla. Tucuman,
pr. Tafi. in convallibus ad rivulos pr. Cienega. (»Peruv«).
635. Acnistus arborescens Schlecht. — Frutex excelsus, nunc ar-
borescens. — Tucuman, in sylvis subtropicis pr. Siambon. (Amer, trop).
636. A. parviflorus Gr. n. sp. ramulis pubescentibus, foliis ellip-
ticis acutis in petiolum longum cuneato-attenuatis membranaeeis supra
pulverulento-puberulis subtus cinereo-villosulis : venis primariis 10 — 12-
Ee*
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220 A. GRISEB ACH,
jugis, pedicellis fasciculatis petiolos subaequantibus , bacciferis crectis,
calyce brevi 5denticulato corolla triplo breviori, corolla infundibulari pu-
bescente: lobis ovatis obtusis tubo late ampliato plus duplo brevioribus
stamina subaequantibus, stylo breviter exserto, bacca globosa calycem
multo excedente. — Affinis videtur A. brevifloro Sendtn., cui »corolla
diam. fere 1"«. Frutex excelsus v. arbuscula ; folia 3 — 2" longa, ll/2 — 1"
lata, petiolo 8—10'" longo; calyx 1"', corolla 3 — 4"' longa, haec apice
4"' diam.; bacca 3"' diam. Nom. vernac. Chilque blanco. Tucuman,
frequens pr. Siambon.
637. Physalis viscosa L. — Cordoba. juxta praedia. (America
calidior).
638. Ph. Neesiana Sendtn. Paullo discrepat calyce ad medium
5fido corollam dimidiam excedente: babitus Ph. angulatae L., sed pubes
glandulosa et calycis lobi lanccolato-acuminati. — Nom vernac. Pocoto
de Vibora. Tucuman, in ruderatis pr. La Cruz. («Brasil.«).
639. Capsicum microcarpum DC. — Nom. vernac. Laji. Cordoba,
in rupibus pr. S. Francisco. (»Brasil«).
640. Lycopersicum pcruvianum Mill. — Catamarca, in ruderatis
Vayas altas alt. 8500'. (»Peruv.« — Ecuador: Spruce 5169).
641. Solanum nigrum L. var. frutescens A. Br. — Syn. S. gracile
Dun. S. guineense Lam. sec. A. Br. S. nigrum var. Aguaraquiva Sendtn.
— Puberulum, suffrutescens, foliis repando-integerrimis ; hlamenta glabra;
calyx baccae nigrae adprcssus. — Cordoba, in fruticetis ad fl. Rio
Primero. (Orbis).
642. S. fragile Wedd. ex descr. — Forsan est verum S.
atriplicifolium Gill, (exclus. synon. ap. Sendtn. et Dun.) — Tucun.an.
Catamarca, in alpinis Vayas altas pr. Belen alt. 9 — 11000'. (»Andes
Peruv.«).
643. S. chenopodifolium Dun. ex descr. — Suffrutex ramosissinius,
ascendens, palmaris-sesquipedalis, foliis subhastato-lanceolatis v. inferne
remote pinnatifidis . pube brevissima. — Cordoba, in rupibus pr. S.
Francisco. Catamarca, in convallibus arenosis inter Nacimientos et La-
guna blanca. alt. 10000'. (»Uruguay, Bonaria»).
I
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PLANT AE L0RENTZ1AXAE.
221
644. S. pulchrum Dun. — Je. anal. Sendtn. in Mart. Fl. bras. 10
t 4. f. 24 — 30. — Forma nunc suffruticosa Cpedalis , nunc fruticem
spectabilem sistens, foliis 5 — 6" longis, 2 — 3" latis, pube subtus sparsa
stellata. peduneulis lateralibus bis diebotomis, pediccllis umbelliformibus
deflexi8. — Tucuman, in sylvis et fruticetis subtropicis, Cuesta de Berica
et pr. Siarabon. (»Brasil., Peru«.)
646. S. crispum R. P. var. Tomatillo Rem. (Witheringia ej.) sec.
speeim. Philipp, pl. chil. 482. 680. — Syn. S. crispum. var. elaeagnifo-
lium Dun. — Frutex 6pedalis, foliis basi in petiolum attenuatis {«. in
Fl. peruv. t. 158. a. foliis basi snbtruncatis speeifice non diftert. — San-
tiago del Estcio, frequens in campis salsis. Tucuman, in campis et
ad prov. Catamarca extensum. (»Peru., Chile.«}.
646. 8. triste Jacq. amer. pict. t. 49. — Frutex excelsus (20—25').
nunc arborescens, varians peduneulo stricto et scorpioideo. — Tucuman,
in sylvis subtropicis, Cuesta de S. Javier, C. de Periquillo. (Amer.
trop.)
647. S. verbaseifolium L. — Arbuscula (15 — 20') v. arbor specta-
tabilis. — Tucuman, in sylvis subtropicis pr. Siambon, La Cruz. (Amer.
trop. et. ultra ej. fincs).
648. S. sordidum Sendtn. — Je. anal. 1. c. t. 4. f. 47—50. —
Frutex foliis velutinis; baccae aurantiacac, globosae, 8—10"' diam. —
Cordoba, perfrequens in campis et fruticetis, v. c. pr. Ascochinga. (Brasil,
austr.«-).
649. S. elaeagnifolium Cav. — Nom. vernac. Granadillo. Cordoba,
frequens in campis. (Andes a Nov. Mexico — »Chile et Bonaria«).
650. iS. claciccps Gr. n. sp. Leptostemon, suffruticosum, viscosc-pu-
bescens, aculeis rectis rlavis compressis validis et minoribus in caule
densis in venis medianoque foliorum sparsis armatum, foliis subcordato-
oblongis angulato-lobatis supra pube simplici puberulis subtus stellato-
tomentellis: lobis 2 — 3 deltoideis obtusiusculis v. acutis, pedicellis laterali-
bus solitariis v. paucis fasciculatis flori subaequilongis , calyce 5fido
inermi corolla quadruplo breviori : lobis subulatis, corolla 5partita extus
222 A. GRISEB ACH,
puberula: segmentis ovato-lanceolatis, acatiusculis, antheris aequalibas
oblongo-linearibus a medio attenuatis, atylo crasso stamina excedente
in stigma clavato-capitatum dilatato, baoca .... — Specics juxta S. mam-
mosum L. inserenda, robusta ; folia gemina, lobis basilaribus patentissimis
subhastata, majora 4" longa, basi 3", medio 2" lata, aculeis majoribus
6—8'» longis; corolla 12"' diam.; antherae 4"', Stylus 6"' longus; stig-
ma V/tM diam. — Tucuraan, perfrequens in pratis pr. Siambon.
651. S. sisymbriifolium I,am. Forma foliis bipinnatifidis , lobulis
rotundatis ; aculei fulvi, in calyce densi, in caule foliisque sparsi : pubes
in caule simplex, glandulosa, in foliis stellata; corolla 1" diam.; anthe-
rae minus quam in praecedente attenuatae ; Stylus breviter exsertus, cras-
siusculus, apice in stigma capitatum . clavato-dilatatus ; bacca 8"' diam.
— Tucuman, perfrequens in campis. (»Bonaria — Brasil, et Peruv.«).
652. S. aculeatissimum Jacq. Specimina floribus monstrosis ape-
talis, calyce excrescente corollam mentiente (aculeato), antheris defor-
matis circiter 10. — Nom. vernac. Cerraja. Tucuman, in campis pr.
La Cruz. (Amer. trop.)
!"i i (/ >"r ft ij i c c (i t"
653. Anemopaegma clematideum Gr. n. sp. fruticoso-volubile , ramis
tetragonis, junioribus anguloso-striatis glabratis, foliis trifoliolatis, non-
nullis bifoliololato-cirrhiferis. petiolisque subaequilongis puberulis gla-
bratisque : foliolis ovatis et in acumen obtusiusculum protensis basi bre-
vissime cuneatis. cymis terminalibus laxe racemiformibus v. corymbiformi-
bus paucifloris, calyce campanulato truncato 5denticulato puberulo co-
rolla multo breviori, corolla puberula: tubo deorsum curvato e basi cy-
lindrica modice dilatata stamina fere duplo superante : lobis subrotundis,
Capsula sessili ovali-oblonga muricata : seminibus 3seriatis : ala subrotunda
pellucida circa locul um utrinque emarginatum abruptim opaca ex areaopaca
obovata radiatim striata. — Species juxta A. prostratum DC. inserenda; rami
tenues, internodiis folia subaequantibus; petioli 1 — l1/^", petioluli 8 — 4"',
foliola ll/z— l", pedicelli 4—6"'. calyx 4'", corolla 20'" longa, haec
superne 6"', basi 2"' lata : Capsula 3" longa, 14 — 16"' lata, valvis pianis
*
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PLANT AE LORENTZIANAE.
223
medio longitudinaliter itnpressis fiavescentibus undique muricatis a replo
filiformi solutis ; semina (ala inclusa) 14 — 16"' lata, 1" longa, area opaca
duplo longiora, loculo 3"' lato, 2"' longo. — Nom. vernac. Tripa de
Braya. Cordoba, vulgaris in campis et convallibus.
654. Dolichandra cynanchoides Cham. — Legumen lanceolatum,
valvis septo angusto contrarie complanatis demum bipartitis. Nom. ver-
nac. Sacha huesca blanca. Cordoba, in sylvis montanis, Cerro de S.
Roque. Tucuman, frequens in sylvis subtropicis pr. La Cruz.
655. Tecoma stans Juss. - Syn. Stenolobium Seem. — Nom.
vernac. Garocha. — Catamarca frequens ad rivulos pr. Fuente de An-
dalgala. (Amer. trop. et ultra ej. fines austral.).
656. T. nodosa Gr. n. sp. Tabebuia. arborea. glabra, ramulis sub-
lepidotis opposite nodulosis, foliis simplicibus fasciculatis oppositisque
rigidis spathulato-lanceolatis obtusiusculis v. acutis repando-integerrimis
glaucis utrinque lepidoto-punctatis et venoso-reticulatis, fasciculis pauci-
floris pedicellisve e ramulo abbreviato solitariis, his medio bibracteolatis
calyceque lcpidoto-squamulosis : bracteolis linearibus, calyce campanulato
parum inaequali inaequaliter lobulato corolla multo breviori, corolla gla-
bra intus pilosa infundibulari-campanulata: tubo stamina superante, lo-
bis subrotundis undulatis ciliatis, antherarum loculis oblongis strictis.
staminum longiorum divergentibus, minorum altero erecto, altero pendulo,
Capsula ... — Affinis T. trachycarpae Gr. Arbor spectabilis , trunco
brevi, coma densa, ramis rigidis oppositis; folia IV2 — 1" longa, 7 — 4'"
lata; pedicelli 4'", bracteolae V-fo'", calyx 4"', corolla ll/2" longa, haec
flava, limbo expanso fere 1V2" lato, lobis 6'" diam. — Nom. vernac.
Guinah. Santiago del Estero, pr. Las Aguilas.
657. Argylia uspallatensis DC. ex descr. — Catamarca. in mon-
tanis inter Nacimientos et Laguna blanca.
658. Jacaranda chelonia Gr. n. sp. glabra, foliis impari-bipinnatis:
pinnis multijugis, foliolis 16— 20jugis ovali-oblongis mucronatis , im pari
majori ovato-lanceolato acuminato: rhachi angustissime alata, floribus...,
Capsula complanato-orbiculata utrinque rotundata: valvis duris atris ni-
tida ecarinatis laeviusculis. — Affinis J. filicifoliae Don, sed petiolus
224 A. GRISEBACH,
communis tetragonus, foliola membranacea subtus reticulato-venosa, valvae
capsulares testudinis loricis similes. Arbor spectabilis, comaampla; foliola
lateralia 4 — 5'", terminalia 9'" longa; Capsula 2V2 — 3" longa, 2 — 2l/2"
lata; semina (ala inelusa) 8'" diam., loculo 4'" diam. obtuse-dcltoideo. —
Nom vemac. Tarco. Tucuman, raro pr. La Cruz.
659. Oxycladus aphyllus Mrs. Linn. Transact. 21. t. 18. — Genus
Bignoniacearum anomalum, Jacarandae ovulis juxta mediam septi lineam
biseriatis comparandum, Tecomis simplicifoliis habitu, inflorescentia, flore
affinius, fructu calyce 5dentato incluso abortu ovulorum ceterorum
(3 4 in quaquc serie) monospennum ab omnibus dictinctum, juxta Cres-
centieas inscreudum. — Frutex aphyllus, Gpedalis, cortice fusco nitidis-
simo. — Catamarca, pr. Punta de Balastro, inde frcquens per desertum
Campo del Arenal. (»Mendoza«).
Acanthaceae.
660. Ruellia geminiflora Kth. var. humilis (Dipteracanthus Ns.). —
Cordoba, in fruticetis campestribus pr. Pueblito uuevo. (Amer. trop.)
661. Steuandrium trinerve Ns. Differt a simili S. dulci Ns. chi-
lensi bracteis angustioribus spinuloso-acuminatis exquisitius trinerviis. —
Cordoba, in campis ab urbc meridionalibus. (»Uruguay — Brasil, austr.«).
662. Chaetothylax umbrosus Ns. ex descr. — Syn. Ueinzelia
ovalis Ns. ex descr. et loco. — Tucuman, perfrequens in sylvis subtro-
picis, Cuesta de S. Javier, C. de l'eriquillo, pr. La Cruz. (»Amer. austr.
Nov. Granad. et Brasil.«).
663. Dianthcra sulcata Gr. Rhytiglossa , humilis, suffruticosa . a
basi fastigiato-ramosa, pube brevi dcnsa obducta. caule trichotomo sulcis
angustis 6( — 8) exarato teretiusculo, foliis iutemodia subaequantibus, ple-
risque lanceolato-acumiuatis, inferioribus ovatis v. ovato-lanceolatis, ilo-
ribus ex axillis supremis glomerato-oppositis v. breviter spicatis: brac-
teolis lineari-acuminatis calycem subaequantibus v. excedentibus, calyce
5partito: segmentis lineari-acuminatis aequalibus corollae tubo breviori-
bus, corolla pubescente : tubo filiformi labiis duplo longiori, labio supe-
riori spathulato-oblongo subintegro, infcriori aequilongo tripartito: seg-
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PLANTAE LOHENTZIANAE.
225
mentis oblongis obtusis, staminibus breviter e tubo corollae exscrtis : an-
thcrae loculis approxitnatis parallelis oblongo-linearibus obtusis parum
inaequalibus, Capsula supra unguera aequilongum elliptica valvis a latere
compressis 2sperraa: seminibus orbicularibus muricatis. — Habitus Ery-
thraeae raraosissimae, statura palmaris; folia 6 — 10"' longa, inferiora 4"',
supcriora 2 — 1'" lata; corollae purpurascentis tubus 5—6"', labia 3"'.
Capsula (ungue incluso) 6"' longa; scmina 2"' diam. : dissepimenta ad-
nata. angusta, demum medio imperfecta. — Cordoba, in canipis ab urbe
meridionalibus.
664. Justicia carapestris Gr. — Syn. Jauobinia eiliata Ns. ex
descr. Habitu convenit cum J. sericea R. P. Fl. peruv. t. 9., anthera-
rum loculo altero basi mucronato generis typica species est. Frutex 3pe-
dalis; folia internodia subaequantia. V/% — 2" longa. 6—4"' lata, laete
virentia; corolla purpurascens, tubo 5—6"' longo supra basin dilatato,
labio inferiori aequilongo patente 31obo, superiori breviori erecto stamina
subaequante. — Cordoba, fruticeta extensa formans pr. Las Peüas.
(nSantiago del Estero«).
665. .7. xylosteoides Gr. n. sp. Adhatoda , frnticosa, glabrescens,
ramulis quadrisulcato-teretiusculis. foliis parvis spathulato-oblongis v. ob-
longo-ellipticis acutiusculis v. obtusis mox glabris subsessilibus, floribus
rubris axillaribus subsolitarie oppositis sessilibus puberulis. bracteolis ob-
longo-linearibus acutis calyce brevi longioribus, calycis segmentis lanceo-
lato-acutis. corolla elongata: tubo recto clavato calyce quinquies labiis
triplo longiori, labio superiori erpeto oblongo obtuso antberas paullo ex-
cedente, inferiori aequilongo profunde 3fldo patente: segmentis oblongis
obtusis, antberae localis oblongis, superiori obliquo, inferiori connectivo
parallelo semidemissiori basi breviter mucronato, Capsula... — Proxi-
ma praecedenti, corollae tubo 1" longo distinguenda. glabritie et caule
fruticoso a descriptionc J. Tweedianae (Adhatodae Ns.) recedens; frutex
Specialis, ramis crassis tortuosis; folia 8 — 12"' longa. 3 — 6"' lata; brac-
teolae 4"', calyx 2"'. corollae labia 6 — 8"', antherae loculi V" longi.
Santiago del Estero, in fruticetis mixtis camporum frutieibus majoribus
inspersa.
Phys. Classc. XIX. Ff
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226 A. GIUSEBACH,
666. J. squarrosa Gr. n. sp. Adhatoda, frutescens, glabrescens, ra-
mulis flcxuosis quadrisulcato-teretiusculis, foliis internodio saepe brevio-
ribus oblongo-lanceolatis acuminatis v. apice obtusiusculis basi in petio-
lum brevem attenuatis lineolatis raox glabris, noribus glomeratis v. bre-
viter spicatis in ramulo terminalibus. bracteolis lineari-acuminatis squar-
rosis longe ciliosis' corollae tubum subaequantibus v. excedentibus. calycis
segmentis lanceolato-linearibus acuminatis corollae tubo duplo breviori-
bus, corolla puberula : tubo rccto subclavato labiis vix duplo longiori.
labio superiori erecto oblongo-lanceolato antheras duplo excedente, inferiori
patente 31obo: lobis obovatis, antherae loculis oblongis approximato-pa-
rallelis, altero paullo demissiori basi obtusiuscule mucronato , Capsula
4sperma in ungucm aequilongum parum attenuata spathulato-oblonga .
valvis a dorso compressis. — Accedit pluribus notis ad Justiciae sect.
Simonisiam Ns. Caulis superne herbaceus, ramosus; folia V/2 — 2" longa,
6 — 8" lata; corollae tubus 7 — 8"', labia 4 — b'", Capsula 6"' longa: semina
immatura. — Cordoba. in apricis pr. Ascochinga.
667. Plagiacanthus racemosus Ns. — Syn. Justicia R. P. Fl. peruv.
t. 11. b. — Specimina fructifera : Capsula ferc praecedentis, sed valvis
demum fere ad medium bifidis, dissepimcnto adnato fisso, a Justicia ge-
nerice differt; semina 4 laevia. Herba suffrutescens , 3pedalis. — Korn,
vernac. Coguju. — Tucuman , in sylvis subtropicis pr. La Cruz.
(»Peruv «).
668. Dicliptera Pohliana Ns. in Mart. Fl. brasil. 9. t. 30. —
Tucuman, non raro in umbrosis sylvae subtropicae pr. Siambon (speci-
mina quoque inmixta Justiciae squarrosae, inde ad prov. Cordobensem
extensa videtur). (»Brasil, austr.«).
669. D. scutellata Gr. n. sp. suffruticosa, erecta, glabrescens, caule
6sulcato, foliis ovatis acutiusculis basi acuta longiusculc petiolatis crenu-
lato-repandis lineolatis, pedunculis axillaribus folio plerisque longioribus
trifidis: pedicellis unirloris, medio longiori, iuvolucro diphyllo corollae tu-
bum dimidium subaequante: foliolis e basi contracto-cuneata ovato-sub-
rotundis mucronulato-obtusis compaginatis, bracteolis nullis, calycis seg-
mentis lanceolato-acutis corolla sexies brevioribus puberulis, corolla flava
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PLANTAE LORENTZIANAE.
227
parce puberula: tubo clavato labiis quadruplo longiori, labio superiori
ovato-oblongo obtuso staraina subaequante, inferiori 3crenato, utroque
suberecto v. hoc demum patente, Capsula breviter unguiculata. — Habi-
tus praecedentis; folia 2— 2l/2" longa, 12— 15'" lata, involucralia 9— 5"'
longa, 7 — 3"' lata; corolla (labiis inclusis) 16'", Capsula (ungue incluso)
5"' longa. — Catamarca, in sepibus et fruticetis pr. Yakutula.
670. D. tomentosa Ns. ex descr. : tarnen corolla sicca, ut in prae-
cedente flava. Herba suffruticosa, decumbens, fragilis, internodiis folia
multo superantibus : a praeccdente tomento, pedunculis pedicellisque
brevibus, involucri foliolis angustioribus cuneato - obovatis distincta. —
Cordoba, in convallibus montanis Cerro de S. Roque. {»Peruv.«).
671. D. Tweediana Ns. ex descr. — Herba diffusa, caule sexangu-
lari. foliis oblongo-lanceolatis ; corolla purpurascens, 1" longa. — Cor-
doba, in campis. (»Uruguay — Brasil, austr.«).
Gesneriaceae.
672. Gloxinia gymnostoma Gr. n. sp. Mandirola, pilosa, foliis ova-
tis acutis serratis basi rotundata in petiolum contractis, pedicellis axilla-
ribus solitariis folium subaequantibus; calycis lobis lanceolato-acuminatis
integerrimis corolla triplo brevioribus, corolla oblique clavato-campanu-
lata extus pilosa: limbi erectiusculi brevis segmentis semiorbiculatis intus
raargineque glabris. — Proxima et similis G. ichthyostomae Gardn.
iHook, ic. 472 ). ubi lobus corollae inferior margine fimbriatus; caulis
1— 2pedalis, flaccidus; folia 3—2", flores 18—20'" longi; calyx ultra
medium öfidus, tubo adnato turbinato 3—4"' longo; stamina corollam
subaequantia, stylo longiora; stigmatis lobi breves, oblongo-contigui. —
Tucuman, in sylvis subtropicis umbrosis pr. Siambon.
673. Liberia andina Gr. n. sp. Tapina, caule erecto simplici pi-
loso. foliis ovatis v. ovali-rotundatis subsessilibus duplicato-serratis utrin-
que obtusis fv. supremis acutis) supra glabriusculis v. sparsim subtusque
ad nervös pilosis, pedunculis e summis axillis 2 — 3floris : pedicellis aequi-
longis, calycis segmentis ovatis acutis. — Simillima Ii. villosae Hanst.
(Tapiniae Hook. ic. 469), cui calycis segmenta angustiora. Caules e tu-
- Ff
228 A. GRISEBACH,
bere placentiformi spithamei, internodiis 4—5; folia majore 2" longa,
summa decrescentia; pedicelli 6 — 8'" longi; calyx brevissime adnatus :
segmenta 2'" longa, V" lata; corolla ignota; glandulae 2 posticae ad
basin ovarii portionis liberae. — Catamarca, ad rivulos in convalle Grana-
dillas pr. Belen.
674. Martynia lutea Lindl. — Fructus Eolummodo exstat, ma-
turus 2l/2" longus, rostro deflexo-hamato pungente 5" longo. — Nom.
vernac. Cuerno de diablo. Cordoba. (»Uruguay — Brasil, austr.«).
675. M. montevidensis Cham. — Nom. vernac. Chiamico; fructus:
Hasta de diablo. Cordoba , ad sepes et vias. (»Uruguay. — Brasil,
austr.«).
Convolvulareae.
676. Ipomoea megapotamica Chois. ex descr. Corolla variat
2 — 3" longa, extus faseiis serieeo-pubescentibus inferne confluis forma-
que Argyrejae bracteatae Chois. similis. — Nom. vernac. Mechoacan:
radix purgans. Cordoba, in convallibus montium altiorum pr. S. Bar-
tolo. (»Uruguay — Brasil, austr.«).
677. I. digitata L. var. platensis Lindl. — Catamarca. in frutiee-
tis collium pr. Yakutula. (Zona tropica — »Bonaria«).
678. L polymorpha Ried. ap. Meisn. in Mart. Fl. bras. 7. t. 92.
— Formae foliis variis (J. delpbinoides Chois., J. adspersa Mart.) inter-
mixtae. — Tucuman. non raro in campis pr. Tafi. (»Brasil, austr.«)»
679. L hederifoiia L. Meisn. L c. t. 76. i 1. — Nom. vernac.
Torota del monte. Tucuman, in sylvis subtropicis pr. Siambon. Cata-
marca, in sepibus pr. Yakutula. (Amer. trop.)
680. I. purpurea Lam. — Nom. vernac. Dasi. Cordoba, in sepibus
juxta praedia. (Amer. tropica et ultra ejus fines).
681. I. acuminata K. S. — Nom. vernac. Tejuco . remedium contra
serpentium morsum. Cordoba, frequens in sepibus juxta praedia. (Amer.
trop.)
682. Convolvulus montevidensis Spreng. Foliis transire videtur
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PLANTAE LORENTZIANAE.
229
in C. Ottonis Meisn. I. c. t. 113. — Cordoba, in convallibus. (»Uru-
guay — Brasil, austr.«).
683. Breweria sericea Gr. n. sp. caespitosa, sericeo-tomentella, cau-
libus palmaribus decumbentibus foliosis, foliis lanceolato-ellipticis acutis
v. obtusiusculis brevissime petiolatis, racemo terminali paucifloro foliato,
sepalis ovato-oblongis acutis conformibus corolla alba plus duplo brevio-
ribus, stylo profunde bifido, seininibus laevibus. — Herba suffrutescens,
pube albicans, caulibus parce divisis ; folia 10—6"' longa, 4—1 Vi'"
lata; flores 3 — 7, approximati , 1" longi , pedicellis calyce brevioribus,
corolla infundibulari- campanulata, apice longitudine vix angustior; sta-
mina corollani dimidiam excedcntia, stylum subaequantia, antheris line-
aribus; Stylus ovario ovoideo biloculari 4ovulato duplo longior. stigmati-
bus capitatis. — Cordoba, frequcns in convallibus.
684. Evolvulus sericeus S\v. — Cordoba, in convallibus. (Amer.
trop. et ultra ejus fines).
685. E. villosus R. P. — Cordoba, frequens in rupestribus pr. Las
Peöas. (Amer. trop.)
686. E. falcatus Gr. n. sp. suffruticosus, humilis, argenteo-sericeus,
raulticaulis. foliosus. foliis utrinque serieeis subsesilibus elliptico-lanceola-
tis falcato-acuminatis v. cuspidatis (nunc inferioribus ellipticis), pedicellis
axillaribus unifloris brevissimis, floribus folio fere duplo brevioribus coe-
ruleis, sepalis ovato-lanceolatis acuminatis corolla duplo brevioribus. —
Affinis E. incano Pers. Caules 3 — 4" longi, simplices, dense foliati;
folia pleraque 6 — 8"' longa, V/2 — 2" lata ; sepala 2"', corolla 4'" longa.
— Cordoba. frequens in convallibus pr. urbem.
687. Dichondra repens Forst. — Cordoba, in umbrosis ad vias
juxta praedia. (America calidior et zona temperata orbis australis).
688. Cuscuta grandiflora Kth. — Tucuman, in frutieibus pr. Tafi.
(»A ndes Amer. austr. — Chile«).
689. C. corymbosa. R. P. — Progel in Mart. Fl. bras. 7. t. 126.
f. 2. — Tucuman, in frutieibus reg. Aliso Cuesta de Siambon. (Amer.
trop. et ultra ej. fines )
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230 A. GRISEBACH,
690. C. cristata Engelm. ex descr. — Nom. vernac. Fideos. Cor-
doba, pr. urbetu. (»Santiago del Estero.«)
Uydroleaceae.
691. Nama echioides Gr. n. sp. suffrutescens, adscendcns, ramosa,
pube villoso-hirsuta cinerea, foliis spathulatis obtusis scssilibus undu-
latis, floribus in apice ramorum fasciculato-congestis axillaribusque bre-
vissime pedicellatis, calycis segmentis linearibus spatbulato-obtusis co-
rolla tubulosa paullo superatis, staminibus inclusis inaequalibus, Capsula
puberula: valvis breviter 2dentatis, seminibus laevibus. — Proxima vide-
tur N. undulatae Ktb.; valvis capsulae raaturae cum placenta fere ad
apicem connexis a N. jamaicensi L. differt. Herba robusta, pedalis v.
spithamea, foliosa, folia 12— 6'" longa, 3— iy2"' lata; calyx 3'". corolla
coerulea 4'". Capsula 2"' longa, haec oblongo-lincaris, loculicida, placen-
tis demum distinctis margine revoluto polyspermis; semina pallida.
ovoideo-subglobosa. — Cordoba, in campis ab urbe meridionalibus. Cata-
marca, frequens in campis pr. Yakutula.
692. (109.) Fhacelia circinata Jacq. Forma strigosa, calycis seg-
meutis acutis. — Tucuman, in pratis alpinis pr. Cienega, ad rivulos pr.
Tafi. Catamarca, in alpinis Vayas altas pr. Belen alt. 9 — 11000'. (An-
des a freto magellanico — Oregon).
693. (110.) Ph. pinnatifida Gr. in pi. Lech! peruv. 1801 — Wedd.
Fl. andin. 2. p. 85. — Catamarca, in convallibus alpinis arenosis inter
Nacimientos et Laguna blanca. (Andes Peruv. — »Boliv.«].
694. Ph. artemmoides Gr. n. sp. pumila, adscendens villoso-pube-
rula, foliis pinnatisectis : segmentis profunde 2— 4jugo pinnatihdis, lobis
lobulisque rhacbeos breviter oblongis rotundatis, floribus parvis in spicas
scorpioideas congestis, calycis segmentis oblongis rotundato-obtusis co-
rollam dimidiam superantibus, corolla infundibuliformi : lobis ovatis ob-
tusis tubo cylindrico duplo brevioribus, staminibus corollam subaequanti-
bus, stylo ad medium bifido. Capsula subglobosa calyce inclusa. semini-
bus 4 granulatis. — Herba perennis . palmaris v. digitalis , ramosa v.
caespitosa , foliosa; folia ambitu oblonga , l—\x/2" longa, scgmenta
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PLANTA E LORENTZIANAE.
231
subaequalia, 2 — 3'" longa; spicae apice plures, 6 — 10'" longae, densi-
florae ; calyx 1"', corolla V/z'" longa, haec sicca albida. — Cordoba, in
campis ab urbe meridionalibus.
Sterrhymenia nov. gen.
Calyx bilabiatus, tubo brevi. labiis membranaceis demum excres-
centibus induratis, altero elongato, altero duplo breviori binisque inter-
mediis parvis dentiformibus. Corolla tubuloso-clavata, regularis, 5den-
tata, dentibus imbricativis. Stamina 5, inaequalia, inclusa, tubo corollae
inferne inserta. Ovarium superum, minutum. 2ovulatura. septo a basi
ad ovula usque extenso incomplete 21oculare. ovulis ex apice ovarii
pendulis anatropis. Stylus terminalis, filiformis, apice incurvatus. stig-
raate simplici obtuso. Utriculus abortu septoque evanido monospermus,
laevis, calycis tubo in cupulam duram excrescente inclusus inque ejus
cavi täte apice constricta nidulans, pcrigonii basi marcesccnte cinctus. Semen
pendulum, albuminosum, albumine carnoso atnylo destitutoembryonem rec-
tum axilem includente, radicula supera cotyledonibus oblongo-linearibus
plano-convexis aequilonga. — Herba babitu fere Allioniae, alternatim
ramosa, puberula; folia opposita, demum ramo oblique excrescente ge-
minatim approxiraata; flores gemini, altero abortivo, terminales, iutra
folia summa sessiles, demum juxta rami originem extraxillares.
Genus valde anomal um, nulli affinius quam Cardioptcri Wall, tarnen
stiuctura satis alienae eademque ratione, qua olim cl. Blume vestigia se-
cutus exposui (Jahresber. System. Bot. 1850. p. 97., 1852. p. 102. 109.),
Hydrophylleas pauciovulatas cum Boragineis connectere videtur.
695. S. eynoerambe Gr. (Tab. 2. f. 5). — Herba diffusa, ul-
trapedalis, ramulis apice foliatis internodiisque 1 - 2" longis, pube brevi
glandulosa; folia ovato-deltoidea, obtusa, in pari subinaequalia, repanda,
pinguia. utrinque squamulis albidis maculata, lamina in petiolum aequi-
longum semiamplexantem contracta. 6—12'" diam. ; flores ex plerisque
nodis, altero oblique juxta terminalem inserto, paullo serius evoluto;
calycis labium majus, corollae tubo parum brevius, lanceolatum, obtusi-
usculum, repandum. demum 4"' longum, V" latum, mediano venisque
232 A. GRISEBACH,
recurvis crassiusculis margine connexis rigidum, cupulam cum altero
accessoriisque tum pluribus coronans. hac axi quasi immersa, lignosa;
corolla 6"' longa, l—V/2'" diam., dentibus ovatis obtusis lM longis pa-
tulo-erectis. tubo demum a basi persistente soluto; stamina supra basin
corollae inserta, bina media tubum dimidium aequantia, biua breviora,
quintum longius, filamcntis tiliformibus, antheris erectis: loculis ovoideis,
sejunctis; Stylus stamina subaequans; utriculus ovatus, acutus, V/2'"
longus, cavitatem cupulae penitus implens : semen conforme, scssilc, testa
membranacea. — Catamarca. non raro pr. Yakutula.
Boragineae.
696. Tournefortia elegans Cham. — Je. anal. Fresen in Mart.
Fl. bras. fasc. 19. t. f. 5. — Variat foliis basi rotundatis v. acutis. —
Frutex ultrasexpedalis. — Tucuman, frequens in campis pr. La Cruz,
rarius in Sylvia subtropicis pr. Siambon. (»Brasil, austr.«).
697. Heliotropium anchusifolium Foir. — Syn. Heliopbytum DC.
(Tournefortia heliotropoides Hook, in Bot. mag. t. 3096. : forma foliis
ellipticis.) Nostra forma oblongifolia variat foliorum latitudine et inpri-
mis pube nunc in foliis fere evanida nunc villosa et in spicis villosc-
glandulosa. Herba pedalis, suffruticosa ; folia undulata; calycis segmenta
lanceolata, corollae tubo duplo breviora; corolla 3'" longa, lobis rotun-
datis tubo duplo brevioribus, hoc intus supra stamina piloso; antherae
ovato-oblongae, supra basin corollae insertae ; ovarium hemisphaericum.
stigmate sessili conico; fruetus glaber, apice tuberculatus. loculorum
paribus fovea sejunctis. — Nom. vernac. Pucera. Cordoba in campis et
ad vias pr. urbem, in rupestribus pr. Las Pefias. (»Bonaria — Brasil,
austr.«).
H. anchusifolium Foir. var. lithospermifolium (Heliophytum DC),
foliis lineari- lanceolatis glabriusculis. Foliis undulato-repandis ad a
vergit. — Cordoba. ad sepes et vias.
698. H. veronieifolium Gr. n. sp. Heliophytum, humile, herbaceum,
perenne v. basi suffrutescens, caule striguloso brevi decumbente apice
ascendente, foliis oppositis alternisque obovato-oblongis obtusis brevissime
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PLANTAE LORENTZIANAE.
petiolatis supra scabriusculis subtus glabriusculis ad vena8 margineque
strigulosis, spicis scorpioideis tertninalibus densifloris simplicibus v. con-
jugaüs, calycis segmentis ovato-oblongis obtusiusculis corollac tubum
tnedio staminifcrum fere acquantibus, corollac lobis oblongis obtusis tubo
aequilongis, fauce edentata. antheris oblongo-lanceolatis acuminatis di-
stinctis faucem attingentibus, stigmate sessili breviter cylindrico ex an-
nulo protruso parum cxscrto, carpidiorum paribus parallelis, fructu . . . —
Affine H. parvifloro L. Habitus Veronicae officinalis; caules digitales v.
palmares, plures simpliciusculi: folia 6 — 10'", spicae 8 — 10"', calyx
V4'", corollac tubus 1"', lobi 1"' longi. — Cordoba, in campis pr. urbem.
699. H. salsum Gr. n. sp. Heliophytum, bumile, herbaccum, per-
enne, caulibus parce strigulosis brevibus decumbentibus apice adscen-
dentibus, foliis suboppositis alternisque elliptico-oblongis acutiusculis in
petiolum brevem contractis glabriusculis supra laevibus subtus ad venas
parce strigulosis, spicis scorpioideis terminalibus brevibus conjugatis v.
simplicibus, calycis segmentis lanceolato-acutis corollae tubo mcdio sta-
minifero paullo brevioribus, corollae lobis lineari-acuminatis apice tenui
obtusiusculis tubo aequilongis, fauce edentata, antheris lanceolatis in
acumen angustum productis distinctis faucem attingentibus, stigmate
ßessili conico ab ovario aequilongo annulo prominulo sejuncto, carpidio-
rum paribus parallelis, fructu ... — Proximum habituque simile prae-
cedenti, corollae lobis angustis (quales in genere nondum observati
Tournefortiarum plurium structuram repetunt) cum sequente specie com-
parari potest. Caules digitales v. palmares, inaequaliter caespitosi ; folia
4_8"', spicae 6 — 10'", calyx 2/5"', corollae tubus 1'", lobi 1"' longi. —
Santiago del Estero, in salsis totius provinciae, ubi vegetationis magnam
partem format, v. c. ad fl. Saladillo.
700. H. repens Gr. n. sp. Heliophytum, perenne, caule repente
elongato simpliciusculo glabro v. parcissime strigulis adsperso. foliis ge-
minis sparsisque ovato-oblongis obtusis breviter petiolatis utrinque glabris
v. subtus ad venas parce striguliferis, spicis scorpioideis elongatis laxi-
floris conjugatis, calycis segmentis lanceolato-acuminatis corollae tubo
supra basin staminifero paullo brevioribus, corollae lobis lanceolato-acu-
Phys. Clause. XIX. Qg
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234 A. GR1SEB ACH,
minatis apice obtusiusculis tubo aequilongis. fauce edentata, antheris
lanceolatis in acumen angustum brevissime exsertum productis distinctis,
8tigmate sessili conico. fructu laevi calyce incluso: carpidiorum paribus
(altero saepe abortivo) incurvato-globosis lacuna profunda sejunctis. —
Caulis tripedalis et ultra, hinc inde radicans, internodiis folia subaequan-
tibus v. excedentibus; folia V/2 — 1", spicae 4 — 6", calyx 1"', corollae
tubus V/2"4, lobi longi; fructus \xj%'" diam. — Santiago del Estero,
perfrequens in salsis, ubi sociali vegetatione suis locis late effusuin est.
701. H. curassavicum L. — Santiago del Estero. in salsis, ubi
suis locis late effusum est. (Litora et salsa Americae ab Oregon ad
Patagoniam, unde trans maria pacificum et atlanticum migravit).
702. II. campestre Gr. n. sp. Euheliotropium. berbaceum, perenne,
incano-strigosum , caule erecto simpliciusculo v. superne ramoso, foliis
sparsis v. suboppositis lanceolatis breviter acuniinatis subsessilibus, ra-
cemis spiciforraibus terminalibus apice scorpioideis conjugatis v. ternatis:
floribus parvis brevissime pedicellatis remotiustulis, calycis segmentis
lanceolato-acuminafis corollae tubo extus strigoso semi-superatis , corollae
lobis subulato-deltoideis tubo medio staminifero quadruplo brevioribus
plica min uta sejunctis, antheris lanceolato-acuminatis inclusis distinctis,
stigmate elongato subuliformi : stylo duplo breviori apice in annulum
prominulura dilatato. fructu bispido depresso calyce superato: carpidiis
4 convexo-trigonis. — Floribus pedicellatis ad sect. Scblcideniam habi-
tuque ad sequentem speciem accedit, sed bracteae nullae et corollae
plicae vix in denticulum protetisae. Habitus Myosotidis; caulis spitba-
meus; folia 10—12"' longa. 2—3'" lata; racemi sublOÜori , 1 — 1V2"
longi; corolla tenuis. sicca luteola, 2"' longa; fructus IV2'" diam..
carpidiis latere planis. — Cordoba, in campis ab urbe nieridionalibus.
703. H. mendozinum Phil. ! — Folia quam in praecedente angu-
stiora, corolla infundibuliformis. a medio dilatata. duplo major (4"' longa),
antherae apiculatae, stigma duplo brevius , obtuse conoideum , stylo
aequilongum : et revera Schleideniae sect. adjungendum est fauce corol-
lae in dentes deltoideos inter lobos promissa, floribus brevissime pedi-
cellatis juxta bracteam {nunc evanidam) extraaxillaribus, calycis segmen-
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PLANTAE LORENTZIANAE.
235
tis subinaequalibus; antherae tarnen distinctae, filamcntis brevissimis
medio corollae tubo insertis; carpidia praecedentis: embryo incurvus. —
Catamarca. in campis pr. Fuerte de Andalgala. (Mendoza).
704. H. chrysanthum Phil. ! — Praecedenti simillimum , sed
distinctum corolla (siccal aurea, calyce breviori corollae tubo duplo (nec
paullo) superato, antheris supra basin corollae insertis, stigmate elongato-
conoideo quam Stylus brevissimus multo longiori. Folia quoque in nostra forma
angustiora, linearia, margine revoluta, et corollae tubo supra antheras intus
in utraque specie pilosa a descr. Philippiana (Annal. Chil. 18G2. 2. p.
400.) recedit. — Catamarca, in campis ad ripas pr. S. Jose\ (Mendoza).
705. (111.) Cynoglossum revolutum R. P. ex descr. — Catamarca.
in pascuis alpinis Vayas altas pr. Belen alt. 9—11000'. (»Peruv«.).
Labia tae.
, 706. Hyptis spicata Poit. — Cordoba. ad rivulos pr. Ascochinga.
(Amer. trop. — Bonar.)
707. H. canescens Kth. — Cordoba, in convallibus. Tucuman.
frequens in pascuis montanis et fruticetis pr. Siambon. (Venezuela:
Fendt 882. — »Peruv«).
708. H. verticillata Jacq. — Tucuman, in sylvis subtropicis, Cuesta
de Escaba. (Amer. trop. — »Uruguay«).
709. * Mentha rotundifolia L. — Cordoba, frequens ad aquaeductum
pr. Las%Penas.
710. * M. aquatica L. var. citrata Ehrh. — Cordoba, ad rivulos pr.
Ascochinga.
711. Minthostachys mollis Bg. Lab. pers. p. 13. in Möm. de l'acad.
de St. Pötersb Vol. 21.). — Syn. Bystropogon Kth. ex Mand. pL boliv.
516. — Forma suffruticosa. incano-pubescens. Cl. Bunge sectiones et
Bystropogonis et Micromeriae americanas generice ab europaeis et cana-
riensibus distinguendas statin; , characteres vero nondum dedit: revera
staminibus distantibus erectis v. parum arcuatis Thymeis magis quam
Melisseis accedunt et calyce aequali 13nervi consonae sunt. Micromeria
inde haud dubie ab bis separanda et ad sectionem Piperellae restringenda
Gg2
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236 A. GUISEBACH,
est (antherae loculis a connectivo minuto obeonico divergentibus), ex-
clusa M. starainea Boiss., quae Origano affinior et monotypa (Minthoste-
mon) stamina distantia praebet, antherae loculis oblongis parallelis. Ex
americanis Hesperothymus habitu a ceteris differt, connectivo dilatato
conico apice truncato antheraeque loculis oblique ei adnatis a medio libe-
ris aegre distinguendus : minus etiam placet. Minthostachydem a Xeno-
pomate separari, quae habitu fruticoso aut suffruticoso et speciebus novis
sequentibus arcte consociantur. Minthostachydis calyx fauce villosus
non sufiicit, neque antherae loculi in nostra specie ovoidei connectivo
minuto oblique basi adnati, sed styli lobo altero setaceo, altero diminuto
a Xenothymo differt. — Tucuman, frequens in fruticetis et ad margines
sylvarum pr. Siambon. {Andes a »Bogota« ad Boliviam).
Xenopoma Bg. sect. Xenothymus Gr.
Stamina 4, subaequalia. brevissima, filamento antherae subaequilongo
infra faucem corollae inserto, antherae loculis connectivo minuto oblique
adnatis v. parallelis. Styli rami subacqualcs, acuminati. — Frutices v.
suffrutices, ramosissimi, foliosi, cymulis axillaribus.
Sectio primaria (Euxeuopoma) ex X. obovato W. et X. boliviano
(Micromeria Benth., Mand. pl. boliv. 517.) differt filamcntis didynamis
anthera multo longioribus, antherae loculis obovato-oblongis connectivo
minuto basi oblique adnatis deorsum divergentibus.
712. X odorum Gr. n. sp. Xenothymus, fruticosus, internqdiis te-
tragonis glabris folio brevioribus, foliis pctiolatis ovatis obtusiusculis
superne pauciserrulatis in petioluin contractis praeter marginem petio-
lumque ad nodum usquc ciliatos glabriusculis. cymulis axillaribus bre-
vissime pedunculatis 15 — 9floris glabriusculis petiolum paullo superanti-
bus, pedicellis calyce longioribus, bracteolis linearibus obtusiusculis, ca-
lyce corollam subaequante intus glabro ad medium öfido: lobis patulis
lanceolatis obtusiusculis ciliatis, corollae lobis brevibus rotundatis: labio
superiori emarginato, inferiori patente ejusque lobo medio paullum exserto,
staminibus inclusis, antherae loculis oblongis oblique adnatis, carpidiis
demum acutatis. — Frutex ultrapedalis, valde odorus; folia 8—10"'
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PLANT AJE LORENTZIANAE. 237
longa, serraturis utrinque 3 — 5; cymulae 3 — 4"' diam.; pedicelli
IV2 2"', calyx vix 1"' longus, 13nervis. — Tucuman, ubi fruticeta
format in faucibus ad rivulum pr. Taft.
713. (112.) X. eugenioides Gr. n. sp. Xenothymus, fruticosus , pi-
loso-vill osus, subcanescens , internodiis teretiusculis folio brevioribus,
foliis petiolatis oblongis v. ovato-oblongis rotundato-obtusis integerrimis
basi acutiusculis subtus glanduloso-punctatis, cymulis axillaribus 3—1-
floris subsessilibus v. brevissime pedunculatis, pedicellis calyce breviori-
bus. bracteolis breviter setaceis, calyce corollam subaequante intus glabro
ad medium öfido: tubo inferne 10 — , superne 13nervi, lobis patulis
lineari-acuminatis , corollae lobis brevibus rotundatis: labio superiori
emarginato, inferiori patente ejusque lobo medio paullo exserto, stamini-
bus inclusis, antherae loculis subglobosis subparallelis, styli ramis subu-
liformibus, carpidiis deraum acutatis. — Characteribus pluribus accedit ad
M. nubigenam Benth., sed frutex erectus, pedalis, ramis 4 — 6" longis;
folia 6—4'" (—2"') longa, 2—1'" lata, petiolo 1— %»* longo; pedicelli
*/2'". calyx iy2"' longus: nervi suturales 4 supra medium tubum divisi
(inferior pars igitur characterem Saturejae infirmans). — Tucuman, fre-
quens in montibus supra Taft. Catamarca, in alpinis Vayas altas pr.
Belen alt. 9—11000'. (Eadem species videtur ap. Mandon pl. boliv. 515,
sed specimiua minus foliosa).
714. X. verticillatum Gr. n. sp. Xenothymus, suffruticosus , pube
brevi hispidula canescens, caule erectiusculo breviter ramoso tetragono,
foliis petiolatis ovatis acutis pauciserrulatis v. integerrimis , verticillastris
subsessilibus multifloro-spicatis folia diminuta subaequantibus hispido-
pilosis, pedicellis calyce multo brevioribus, calyce corollae tubum aequante
intus nudo ad medium 5ftdo : lobis erectis lanceolato-acuminatis, corollae
lobis brevibus rotundatis: labio superiori emarginato. inferiori patente,
staminibus inclusis, antherae loculis subglobosis parallelis, styli ramis
brevibus acuminatis, carpidiis obtusis laevibus. — Caulis spithameus,
ramis dense florigeris 1-2" longis erecto-patentibus ; folia caulina 6— 4"'
longa; verticillastra 4"' .diam., pleraque contigua; calyx 13uervis, IV4"'.
corolla \x/z" longa. — Cordoba, pr. Las Peüas.
A. GRISEBACII,
715. Sphacele acuminnta Gr. n. sp. fruticosa, glabriuscula, foliis ob-
longo-lanceolatis utrinque acuminatis et in petiolum attenuatis aequaliter
crenato-scrratis laeviusculis subtus punctulatis, verticillastris 6— 2floris in
racemum pyramidato-compositum dispositis : pedunculo villosulo. foliis flo-
ralibus ellipticis pedicellos brevissimos excedentibus, calyce glabro mem-
branaceo: dentibus cuspidato-deltoideis tubo duplo brevioribus, corolia
tubulosa calycem subduplo excedente : lobis brevibus rotundatis, stami-
nibus subaequalibus inclusis : antherae loculis subgloboso-didymis. —
Aftinis videtur S. parvirlorae Benth., sed foliis laevibus vix margine ru-
gosis subtus pube parum notabili v. evanida adspersis distincta. Fru-
tcx ultraüpedalis, foliosus; folia 5—3" longa, 20—12"' lata; panicula
3—6" diam.; calyx sub antbesi 1V2"' longus, campanulatus. dcmum
excrescens 4'" longus et apice latus ; corolia vix 2l/2'" longa, superne 1"'
lata. — Tucunian, in fruticetis pr. Siambon, Juntas, Anfama. Cata-
niarca. frequens intcr frutices ad ripas pr. Fuerte de Andalgala.
716. S. hastata Gr. n. sp. suffruticosa , caule erecto tetragono vil-
losiusculo, foliis petiolatis bastatia ovato-deltoideis acutis supra basin
aequaliter crenato-serratis laeviusculis puberulis subtus punctulatis, ver-
ticillastris 2— 6floris in racemum interruptum terminalem tripartitum
dispositis: foliis floralibus ovatis pedicellos excedentibus, calyce puberulo
ventricoso: dentibus subulato-spinesccntibus tubo duplo brevioribus, co-
rolia tampanulata calycem subduplo excedente: lobis brevibus rotun-
datis, staminibus longioribus breviter exsertis: antberae loculis ovoideis
divergentibus. — Caulis simpliciusculus, bipedalis ; folia 3" longa, 2"
lata, suprema basi rotundata, 2" longa, 1" lata; racemus 2", calyx
sub anthesi 4"' longus, apice 2l/2'" diam.; corolia 6—8'" longa, apice
patula, tubo 2l/2'" diam. — Cordoba, in convalle fl. Arroyo pr. Las
Peöas.
717. Salvia Gilliesii Benth. ex descr. — Species variabilis foliis e
basi leviter cordata ovato-deltoideis v. oblongo-lanceolatis, racemis sim-
plicibus v. compositis, pedicellis exsertis, calycis labio superiori minute
3dentato; connectivi ramus anticus dilatatus et loculo casso appendicu-
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PLANTAE LORENTZIANAK. 239
latus. — Catamarca, in m. Cuesta de Chilca, in convalle Granadillas
pr. Yakutula, in rupibus pr. Laguna blanca. (»Mendoza«).
718. iS. Lorentzii Gr. n. sp. Calosphacc, brachyantha, fruticosa, ra-
mis villosulo-incanis , foliis petiolatis e basi leviter cordata ovato-oblon-
gis obtusiusculis crenatis discoloribus supra pubcrulis subtus albido-to-
mentosis, verticillastris ßfloris in racemum simplicem interruptum dispo-
sitis: foliis fioralibus minutis deciduis, calyce villoso: labio superiori
minute 3denticulato, inferioris lobis ovatis mucronulatis, corolla pube-
rula: tubo subincluso, labio superiori oblongo calyce duplo, inferiori
eo. triplo longiori, connectivi ramo antico dilatuto, stylo glabro. —
Proxima praecedenti, sed corolla (sicca fusco-albida) majore calyceque vil-
loso et stylo glabro distincta; a 8. cuspidata R. P. toraento foliorum et
foliis iloralibus, a S. cardiopbylla Beuth. calyce differt. — Fruticulus
spithameus; folia pleraque 1", calyx sub anthesi 3"'. corolla 8'" longa;
racemi deraum oblongati, 3—5" longi. — Cordoba, in convallibus pr.
urbem.
719. 8. Matico Gr. n. sp. Calosphace, longiflora, caule herbaceo
suffruticoso glanduloso-piloso erecto ramoso, foliis petiolatis e basi levi-
ter cordata v. truncato-rotundata ovatis acutis serratis supra puberulis
subtus lurido-tomentosis v. glabrcscentibus, verticillastris 2 — 4floris se-
cundis in raccmos simplices dispositis: fioralibus minutis ovatis deciduis,
calyce glanduloso-piloso : labio superiori integro inferiorisque lobis ovato-
deltoideis acutis. corolla coerulea calycem plus duplo excedente: tubo
breviter exserto. labio superiori dense piloso oblongo obtuso. inferiori
triplo longiori cjusque lobis rotundatis, medio majori, connectivi ramo
antico acuto. stylo glabro. — Species habitu Stacbydis sylvaticae , juxta
S. coeruleam Benth. inserenda. Gaulis sesquipedalis ; folia pleraque
3 — 4" longa. 2l/2" lata, pctiolis superioribus decrescentibus; racemi
2—3". calyx sub antbesi i"\ corolla 10 -12"' longa. — Nom. vernac.
Matico. Tucuman, non raro in pascuis pr. Cienega. Tafi.
720. S. rhinosima Gr. n. sp. Calosphace. longiflora. caule fruti-
coso puberulo. foliis petiolatis ovatis v. ovato-oblongis acutis v. in acumen
tenue productis supra basin cuneatam v. rotundatam serratis supra pu-
240 A. GRISEBACH,
berulis subtus pubescentibus, verticillastris Gfloris »ubsecundis in race-
mum simplicem dispositis : foliis tioralibus oblongo-lanceolatis deciduis pe-
dicellos excedentibus, calyce hispidiusculo : labio superiori integro inferioris-
que lobis rotundato-acutis tubo quadruplo brevioribus, corolla coerulea caly-
cera duplo et magis excedente: tubo exserto, labio superiori piloso ob-
longo apice dilatato-obtuso, inferiori glabro longiori ejusque lobis rotun-
datis. medio dilatato, connectivi ramo antico lineari obtuso, stylo glabro.
— Affinis praecedenti et S. guaraniticae St. Hil. Frutex ultraöpedalis ;
folia intemodium subaequantia, pleraque 4" longa, 2" lata; racemi
spcciosi 4 — 6" longi, internodiis calyces subaequantibus ; calyx 8'", co-
rolla IC — 18'", ejus tubus 10'". labium superius 4 — 5"', inferius 6 — 8"'
longum. — Catamarca. in fruticetis umbrosis pr. Yakutula et in con-
valle Granadillas.
S. rhinosima var. arborescens Gr. fruticosa excelsa v. arborescens.
glabriuscula, foliis basi subcordatis cuspidato-acutis argute serratis. co-
rolla breviori: tubo subincluso. — 15 — 18' alta, folia tnajora. subtus ad
venas pubescentia; corolla 12 — 14"', ejus tubus 6 — 8"', labium inferius
6'" longum. — Tucuman. in convalle principali pr. Juntas et Anfama,
ubi fruticeta constituit.
721.* Marrubium vulgare L. — Cordoba, ad vias et sepes juxta
praedia.
722 * Stachys arvensis L. — Cordoba, frequens in convalle fl. Ar-
royos pr. Las Penas.
723. Teucrium cubense L. — Cordoba, ad vias juxta praedia et
in campis. (Amer. trop. et ultra ejus fines).
Verbenaccae.
724. Priva laevis Juss. — Syn. Castelia cuneato-ovata Cav. ic. t
583. Bouchea copiapensis Gay Fl. chil. t. 55. — Cordoba, in convalli-
bus. ad sepes et vias. (»Mendoza — Chile«).
725. Verbena juniperina Lag. — Philipp, pl. Mendoza!: V. bry-
oides ej. in Fl. atac. t. 5. C. ex icone non distinguenda. — Species va-
riabilis bracteis calycem subaequantibus, nunc duplo brevioribus, calycis
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PLANTÄE LORENTZIAHAE. 241
dentibus angustioribus et latioribus, ciliolatis v. nudis, corollae tubo ca-
lycem excedente v. subaequante, foliis recurvato-patentissirais v. paten-
tibus, rosula axillari plus v. minus evoluta. Frutex Gpedalis. — Cata-
marca, ubi fruticeta constituit in convallibus Tembladera, Granadillas et
Cardones. (Mendoza — »Atacama«: ex syn. cit.).
V. juniperina Lag. var. campcstris Gr. humilior, adscendens, fo-
liis nitidulis patulis, capitulis saepe paucifloris, bracteis calyce duplo bre-
vioribus, calycis dentibus angustioribus nudis. Formis mediis cum «
confluit. — Cordoba, in parte boreali provinciae, ubi cum Frosopi cam-
pestri Gr. formationem Chanar dictam constituit.
726. V. chamaedrifolia L. — Cordoba, frequens in campis et con-
vallibus. (»Bonar. — Brasil, austr.«).
727. V. bonariensis L. Forma 6pedalis. — Tucuman, ad rivulos
pr. Taft. (»Bonar. — Brasil, austr.« et translata ultra maria.)
728. V. litoralis Kth. — Tucuman, in pratis pr. Siambon. (Amer.
trop. et ultra cj. fines australes).
V. litoralis Kth. var. leptostachya Schau. — Cordoba, ad ripas flu-
minum et aquaeductus.
729. V. ephedroides Cham, ex descr. Variat bracteis calycis tu-
bum fere aequantibus v. minoribus. — Nom. vernac. Jagica; remedium
contra capitis dolorem. Cordoba, in ripa fluminis Primero. (»Uruguay
— Brasil, austr.«).
730. V. erinoides L. — Cordoba, rarius in rupestribus pr. Las
Penas. (»Brasil, austr. — Peru«).
V. erinoides L. var. andina Gr. calycis dentibus latioribus abbrevi-
atis mucronatis. — Habitu cum er. omnino convenit fruetuque, tarnen ca-
pitulum sub fruetificatione non elongatum. — Catamarca, in alpinis Vayas
altas alt. 9—11000'.
731. V. tenera Spreng. — Cordoba, frequens in campis, convalli-
bus et ripis arenosis pr. urbem. Santiago del Estero, ubique in provin-
cia, v. c. ad sepes pr. Loreto. (»Bonar. — Uruguay«).
732. V. crithmifolia Gill. Hook. Affinis praecedentibus, tarnen
connectiva exappendiculata. Caulis suffruticosus , erectus; corolla 6"'
Phys. Classc. XIX. Hh
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242 A. GIUSEBACH,
longa, calyce duplo longior, lobis emarginatis; cocci helvoli, oblongi,
V/tM longi, dorso parum scrobiculati. carinati, raargine arguto, intus
medio convexi et tomentello-granulosi. — Cordoba, in parte boreali pro-
vinciae et in parte australi prov. Santiago frequens in fruticetis. Cata-
marca. in carnpis pr. Fuerte de Andalgala. (»S. Luis. Mendoza«).
733. Lippia citriodora Kth. — Anomala stylo excentrico. stigmate
bilobo; corollae labium superius indivisum, oblongum. Frutex 12pedalis.
— Catamarca, in fruticetis pr. Yakutula. (»Uruguay — Peru«).
734. L. lycioides Steud. — Scbau. in Mart. Fl. bras. 9. t. 36. —
Frutex ultra6pedalis. — Nom. vernac. Anjel. Cordoba , in campis ab
urbe meridionalibus. Tucuman, frequens in pascuis pr. Siambon.
(»Bonar. — Mexico«.)
735. L. polystachya Gr. n. sp. Aloysia, fruticosa, alternifolia, ra-
mis virgatis glabratis foliosis: axillis rosula foliorum v. spicularum in-
structis, foliis sparsis subsessilibus breviusculis lineari-lanceolatis acu-
tiusculis basi attenuatis integerrimis minute hispidiusculis supra viren-
tibus v. demum lepidoto-punctatis margine revolutis subtus albido-glaucis,
spicis innumeris aggr,egatis densifloris sessilibus, plerisque folio brevio-
ribus, bracteis transverse dilatatis subtruncatis calycem amplexantibus
eoque duplo brevioribus, calyce brevi ovato breviter 4fido membranaceo
corollae tubum subaequante : lobis deltoideo-acutis, corolla infundibulari
inaequaliter 41oba: lobis ovato-rotundatis, superiori emarginato, stigmate
subcapitato. — Habitus fere Artemisiae; rami cylindrici, striati ; folia'
10—4"' longa, 1%"' lata; spicae 6—2'" longae; calyx corolla 1"
longa; antherae subsessiles, iuclusae; Stylus ovario biloculari vix longior.
— Nom. vernac. Paleo de Castillo: remedium tonicum. Cordoba, pr.
Las Mollas ditionis Las Penas, loco unico obvia.
736. L. lantanifolia Gr. — Syn. L. asperifolia argentiniensis Gill,
Schau. L. asperifoliae Rieh. (Wright pL nicaraguens.) plane conformis,
sed speeifice differre videtur corolla triplo fere majori (3"' longa), tubo
e bracteis exserto, et bracteis augustioribus, plerisque ovato-lanceolatis,
inferioribus apice recurvis. Frutex ultra6pedalis, capitulis 6'" diam. —
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PLANT AE LORENTZIANAK. 243
Tucuman, in fruticetis Cuesta de S. Javier. Catamarca, frequens in con-
valle Granadillas.
L. lantanifolia var. crenata Gr. foliis crenatis (in «. argute serrata
sunt). — Cordoba, in sylvis et fruticetis pr. Ascochinga.
737. L. turnerifolia Cham. var. camporum Gr. caulc glanduloso-
pilosiusculo setis destituto, foliis lanceolato-ellipticis serratis basi cuneata
integerrima in petiolum attenuatis. — Gaulis erectus, basi suffruticosus,
pedalis. Forma L. turnerifoliam cum L. asperrima Cham, connectens.
— Tucuman, in campis graminosis pr. Rozo al alto. («.: »Brasil,
austr.«}.
738. L. nodifiora Rieh. — Cordoba, ad vias juxta praedia. (Orbis
fere omnis calidior).
739. L. turbinata Gr. n. sp. Diphyllocalyx, fruticulosus, ramis
striatis scabriusculis, foliis oppositis ternisque lanceolato-linearibus acu-
minatis in petiolum brevissimum attenuatis superne pauciserrulatis, nunc
integerrimis, sparsim et minute strigulosis v. glabrescentibus, capitulis
brevissime peduneulatis turbiuato-depressis folio multo brevioribus: pe-
dunculo petiolum parum excedente capitulo aequilongo, bracteis obtusi-
usculis, exterioribus ovatis adpressis, interioribus lanceolatis, sepalis 2
distinetis lanceolatis acutiusculis superne longe cüiatis corolla e bracteis
exserta plus duplo brevioribus, corollae labio superiori emarginato , in-
feriori8 lobo medio majori. — Habitus Saturejae; folia internodium
subaequantia, 12—8"' longa, 1%M lata, laeviuscula; capitula 3—2'"
diam; corolla 2"' longa, infundibularis, tubo cylindrico; stamina didy-
nama, medio tubo corollae inserta, antheris filaraento aequilongis; Stylus
ovario 21oculari aequilongus, stigmatc capitato. — Cordoba, in campis
ab urbe meridionalibus.
♦L. turbinata var. integrifolia Gr. foliis oblongo-linearibus obtusius-
culis integerrimis. — Flos (forsan ex statu dimorpho) ab a differt co-
rollae tubo campanulato, staminibus infra faucem insertis, stylo excen-
trico in stigma unilaterale dilatato. — Folia 2"' lata. — Nom. vernac.
Fulco. — Catamarca, frequens in campis pr. Belen.
740. L. salsa Gr. n. sp. Diphyllocalyx, fruticosus, ramis divari-
Hh*
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244 A. GRISEBACIL
catis tetragonis scabris, foliis oppositis parvis sessilibus rigidis ovato-lan-
ceolatis in acumen spinescens productis inciso-paucilobis v. intcgris mar-
gine incrassato revolutis lepidoto-granulatis et setuloso-hispidiusculis :
lobis 1 — 2jngis subulato-spinescentibus patentibus, sclulis e granula soli-
tariis, capitulis turbinato-ovoideis longe peduneulatis : peduneulo folium
multo superante, bracteis ovato-lanccolatis spiuescenti-acuminatis, exteri-
oribus longioribus capitulura subaequantibus, sepalis 2 basi partim co-
haerentibus obtusis : altero spathulato-oblongo, altero latiori emarginato,
corolla calycem duplo superante c basi dilatata tubulosa: labio superiori
emarginato, lobis brevissitnis subtruncatis, medio labii inferioris latiori.
— Habitus feie parvi Eryngii; folia 3 — W" longa, 1 — ll/>"' lata; capitula
3 — 2'" longa, peduneulo patente 1" longo; stamina didynama, inferiora
medio tubo inserta , antheris subsessilibus ; Stylus ovario biloculari
multo longior, stigmate parum dilataK). — Santiago del Estero, frequens
in frutiectis deserti salsi.
Acantholippia nov. gen.
Calyx membranaccus, 4crenatus. Corolla infundibuliformis, limbo
inaequaliter 41obo. Stamina didynama, inclusa, antberis bilocularibus.
Ovarium biloculare, loculis uniovulatis, ovulis ereetis; Stylus nliformis,
terminalis, stigmate capitato. Capsula dicocca, coccis intus concavo-planis
facile secedentibus dorso rotundatis. Semen albuininosutn , embryone
axili, albumine carnoso. radicula infera. — Frutex rainosissimus, spino-
sus, ramis folioso-salsoloideis ; folia alterna. carnosa, minuta, lobata, sub-
tus canaliculata ; capitula villosa, in ramulis foliosis terminalia.
Genus babitu singulare, a hippia proxinia albumine copioso nunc
primum in duobus Verbenacearum generibus observato distinetum.
741. (113.) A. salsoloides Gr. — Frutex ramis demum apice spines-
centibus tenuibus rigidis valide armatus; ramuli foliis approximatis fili-
formes, puberuli, mox glabrati; lolia gibbosa, sesbilia, 1"' longa et lata,
ad medium fere 3 — ljugo-pinnatiloba, lobis subglobosis dorso profunde
canaliculatis, glaucescentia, pruinoso-glabra ; capitula 4 — 3"' diam., glo-
bosa, supra folia summa sessilia; bracteae orbiculatae, extus pubescentes.
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PLANTAR LORENTZIANAE. 245
calycem aequantes, 1V+'" diam.; calyx pube molli patentissima alba dense
lanatus. crenaturis rotundatis; corolla calycem excedens, 2"' longa, lobo
superiori emarginato, 3 inferioribus subacqualibus rotundatis, omnibus
brevibus; stamina inferiora medio corollae tubo, superiora infra faucem
inserta, filamentis antherae subglobosae subaequilongis; capsulac cocci
calyce inclusi, oblongi, obtusi, intus nitidi; cotyledones lincari-oblongae,
radiculae acquilongac. — Catamarca, ubi fruticeta praeeipue constituit
in planitie Laguna blanca alt. 10000'.
Neosparton nov. gen.
Calyx membranaceus, campanulato-tubulosus, subtruncatus, minute
5dentatus, denticulis eiliatis. Corolla infundibuliformis, limbo aequaliter
51obo imbricativo. Stamina didynama, inclusa, corollae tubo superne
inserta, antheris bilocularibus. Ovarium minutum , disco cupulari basi
inclusum. biloculare, loculis uniovulatis, ovulis erectis ; Stylus nliformis,
terminalis, stigmate oblique capitato. Drupa abortu monococca, margine
utrinque in carinam alatam produeto, calyce ampliato inclusa. Semen
albuminosum, subeylindricum, embryone axili, albumine corneo, radicula
infera. — Frutex glaber, apbyllus, ramis oppositis v. verticillatis strictis
validis apicc pungenti-acutis, internodiis clongatis cylindricis striatis;
spicae breves, ad nodos sessiles, bracteis minutis.
Genus babitu Ephedrae insigne, cum Verbena apbylla Gill, compa-
randum, quae spicis longe peduneulatis a nostra specie differt.
742. N. ephedroides Gr. (Tab. 2. f. 6.) — Frutex Gpedalis et ultra,
dichotomia ramorum erectorum supra axes abortivos apice pungentes
eminens , trunco inferne 2 — 3'" , ramis sub apice acuminato 1'"
crassis, internodiis 2 — 3" longis, junioribus vernicoso-nitidulis; nodi
in annulum margine sphacclatum (foliorum scilieet rudimenta) dila-
tati; spicae G — 8"' longae, ad basin usque densiflorae; bracteae ovato-
subrotundae, sphacelato-metnbranaceae, nodulo dilatato apice truncato-
constricto, cui flos inseritur, vix majores; calyx sub anthesi 2"', corolla
1"' longa, haec «alba«; tilamenta anthera paullo longiora; Stylus 4'" lon-
gus; drupa »alba«, ovali-comprcssa. calyce inclusa, 3'" longa, V/z'4' lata.
246 A. GRISEBACII,
Catamarca, in deserto Campo del Arenal; pr. S. Jose; frequens in
arena mobili supra Nacimientos.
743. Lantana Sellowiana Lk. ht. bcrol. t. 50. — Cordoba, in ru-
pestribus pr. Las J'efias, S. Francisco. Catamarca, frequens in frutice-
tis riparum pr. Fuerte de Andalgala. (»Uruguay — Brasil, austr.«).
Tamonopsis nov. gen.
Calyx membranaceus, apice obliquo obsolete bilobus. Corolla tubo-
loso-infundibuliformis , limbo bilabiato, labio superiori bilobo, inferiori
trilobo, lobo medio majori. Stamina didynama, inclusa, inferiora tubo
corollae niedio, superiora infra faucem inserta. antheris bilocularibus.
Ovarium biloculare. loculis uniovulatis, ovulis erectis; Stylus filiformis,
stigmate unilaterali. Drupa coccis 2 connexis bilocularis, calycis fundo
circumscisso suffulta. Semen e.xalbuminosum. — Frutex, ramis tetra-
gonis pilosiusculis, foliis oppositis petiolatis grosse crenato-serratis ; spicae
axillares, pedunculatac, bracteis foliaceis corollam subaequantibus.
Genus habitu Tamoneam referens, calyce Lippiae, drupa Lantanae
affinius, bracteis ceterum majusculis et floribus sessilibus a Casselia
recedens.
744. T. spicata Gr. — Frutex gracilis, internodiis folia subae-
quantibus; folia ovato-oblonga, obtusiuscula, basi subtruncata et in peti-
olum 4—6'" longum cuneato-attenuata, herbacea, supra glabriuscula,
sparsim punctulata, subtus puberula. venis inter crenaturas excurrentibus
penninervia, 2" longa, 1" lata; spicae folium subacquantes, 1 — ll/2" longae.
pedunculo aequilongae: bracteac late ellipticac, acutiusculae, palmatiner-
viae, 2"' longae; calyx ventricosus, corollae tubo duplo brevior; corolla
1"' longa, tubo gracili a medio sursum et versus basin deorsum paullo
dilatato, lobis rotundatis. medio inferiori obovato; antherae filamento
aequilongae; drupa atra, subrotunda, iy2'" diam. — Cordoba, ad rivu-
los convallium pr. Ascocbinga.
Gnetaceae.
745. Epbedra triandra Tul. in Mart. Fl. bras. Gnet. t 107. —
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PLANT AE LORENTZIANAE.
247
Nora, vernac. Pico de loro. Cordoba, in fruticetis camporum et con-
vallium. Catamarca, frequens pr. Fuerte de Andalgala. (»Uruguay —
Brasil, austr.«).
Coniferae,
746. Podocarpus angustifolius Parlat. ex descr. Specimina d* juve-
nilia. — Nom. vernac. Pino. Tucuman, in sylvis montanis pr. Escoba,
in m. Alto de las Salinas. (»Bolivia«).
747*. Pinus halepensis Mill. — Introducta pr. Tucuman.
748. Sagittaria montevidensis Cham. Schi. — Cordoba, in aquis
juxta fl. Primero. (»Uruguay — Brasil, austr.«).
juncagineae.
749. Triglochin palustre L. — Syn. T. fonticola Philipp. Fl atac.
ex descr. — Catamarca, in uliginosU convallium pr. Nacimientos. (Zona
temp. bor. — »Atacama«).
Najadeae.
750. Potomageton pectinata L. — Syn. P. stricta Philipp. L c. —
Cordoba, in rivulo pr. Las Peöas. (Orbis).
751. P. pusilla L. — Cordoba, in aquis aquaeductuum, in rivulo
pr. Las Penas. (Orbis).
Aroideae.
752. Asterostigma vertnitoxicum Gr. Specimen incompletum, A.
concinno Schtt. affine videtur, spatha breviori, antheris cum stipite pur-
pureis a descriptione recedens. Folium (emarcidum) profunde bipinnati-
fidum, longe petiolatum, lamina 4" longa, lobis primariis 2" longis ;
scapus (spatha inclusa) pedalis; spatha pallens, 4" longa, spadice duplo
longior; spadix infra medium <?, inde ad apicem usque ?; Ovaria 21ocu-
laria, ovulis lovulatis, in stylum aequilongum conoideum obtusiusculum
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248 A. GRISEBACH,
stigmatibus radiatim ad basin usque decurrcntibus notatum producta;
antberae 8 — 6 in corpus globosum (%M< diam.) conferruminatae, stipite
angustiori 2'" longo abruptim in globum dilatato, rimis vcrticalibus de-
hiscentcs, ad apicera spadicis obtusum usque conformes : parte <f spadi-
cis densiflora, 14'" longa, 6'" diam., 9 parum angustior, 1" longa, in-
ferne spathae adbaerens, ovariis deorsum remotiusculis. — Tuber pon-
deris usque ad 4 libras, ad necandas larvas adbibetur. — Cordoba, ad sepes
et inter frutices.
753. Copernicia campestris Burmeist. Congener videtur Thrinaci
Chuco Mart. apud Orbign. palni. t. 1. f. 3. t. 24., sed genus fructu
ignoto plane dubium : petiolo inermi differt a Copernicia, floribus sessili-
bus a Thrinace, magis Trithrinaci accedit. — Cordoba, ubi format sylvas
sola hac palina constitutas pr. S. Pedro.
Commelyneae.
754. Tradescantia ambigua Mart. ex descr. — Tucuman, in sylvis
subtropieis, Cuesta de Escaba. (»Brasil.«).
755. Commelyna cayennensis Lam. var. pubescens Gr. foliis et
bracteis subtus margineque villosulis, pedunculo altero unifloro sterili,
altero 2— 3floro: flore unico fertili. — Eadcm forma videtur cum C.
graciliBot. mag. t. 3047. — Tucuman, in paseuis montanis pr. Cienega.
{«: Amer. trop. et ultra ejus fines).
756. C. fasciculata ß. P. ex Je. Fl. peruv. t. 72. b. Forma glabra ;
folia oblongo-lanceolata, 3—4" longa, 6—9'" lata; bracteae cordatae,
brevitcr cuspidato-acutae, 12—16'" longae, pedunculo altero 1— 2rloro,
altero 4-plurifloro , pluribus fertilibus; semina breviora, quam in C.
cayennensi, et laeviuscula. — Tucuman, in pratis montanis pr. Cienega.
(»Peru«).
757. C. sulcata W. ex descr. — Cordoba, fxequens ad sepes et
vias. (»Uruguay — Brasil, austr.«).
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PLANTAR LORENTZIANAE.
249
Gramineae.
758. (114-) Hordeum halophilum Gr. n. sp. annuum , adscendens,
foliis involutis tomentello-puberulis, spica cylindracea, spiculae mediac
gluma fertili oblongo-lanceolata laeviuscula ex apice acuminato in ari-
stam duplo longiorem producta, sterilibus a basi setaceis aristiformibus
ei aristae aequilongis et cum glumis spicularum neutrarum geminis con-
formibus divergentibus. — Habitus H. Berteroani Desv. (Philippi pl.
chil. G07.) gluma fertili duplo angustiori et aristis exterioribus strictis
(neque arcuato- divergentibus) distineti; a descriptione Ii. adscendentis
Ktb. reccdit foliorum pube, spica breviori, nervis glumae fertilis 3 pa-
rtim conspicuis, id vero ulterius confercndum est. Culmus spithameus
v. palmaris , basi foliosns , foliis ceteris remotis decrescentibus ; spica
1 — V/z", glumae steriles 5— 6'", fertilis 2l/2'" longa, haec x/2'" fere lata.
— Catamarca, in salsis Laguna blauca alt. 10000'.
759. .//. compressum Gr. n. sp. annuum, adscendens, foliis pla-
nis lineari - acuminatis scabriusculis, spica lineari compressa, spiculis
exaristatis rigidis scabriusculis, glumis sterilibus lineari-acuminatis florem
in spiculis neutris aequantibus. fertili duplo superatis, eademque fertili
lanceolato-lineari in acumen tenue subpungens attenuata paleam ex-
cedente, floribus spicularum lateralium neutris a glumis sterilibus in-
ternodio interjecto remotiusculis. — Affine videtur H.mutico Prl. (nou Steud.),
ubi »radix repens , glumae steriles setaceae florem fcrtilem aequantes«.
— Culrai pedales. vaginis involuti; folia 2—3" longa, 1'" lata: ligula
brevissima truncata; spica 3 — 4" longa, 3"' lata, rhachi fragili bifariam
densispiculata glabra; spicula media fertilis 4"', laterales neutrae 2"'
longae, illa sessilis, hae brevissime stipitatae earumque gluma tertia lan-
ceolato-acuminata paleam acquans; ovarium apice pilosum, stigmatibus
a basi plumosis infra apicem ejus insertis. — Cordoba, ad aquaeduetus.
760. Chusquea iAtrentsiana Gr. n. sp. erecta, ramis foliatis fertili-
busque intermixtis dense fasciculatis, foliis lineari-acuminatis basi brevi-
ter contractis glabriusculis margine scabriusculis non tessellatis: venis
transversis inconspieuis, ligula brevi rotundata, paniculis racemiformibus :
Phys. Clause. XIX. Ii
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250 A. GRISEBACH,
rami8 simpliciusculis laxis distantibus, axi scabriusculo, spiculis oblongo-
lanceolatis acuminatis, glumis sterilibus 4, omnibus cuspidato-acutis, bi-
nis inferioribus ovatis tertia duplo-triplo brevioribus, superioribus oblon-
gis, tertia quam quarta V3 breviori, fertili breviter exserta. — Affinis
Ch. Dorabcyanae Kth. (Spruce pl. ecuador. 6093.), recedens spiculis ma-
joribus latioribus remotis, glumis imis evolutis et paniculae ramis pe-
dunculatis laxis cernuis. »Truncus solidus, 20—25' altus , 1" diam.« :
rami steriles fertilesque majores pedales et ultra; folia pleraque 4—3"
longa, 3 2"' lata, nervis dense striata, 5 validioribus ; rami inflorescen-
tiae a medio fere divisi, inferne foliati; spiculae breviter pedicellatae,
stramineo-virentes, puberulae v. glabratao, 5'" longae, 1"' latae; glumae
steriles 2 inferiores %—l"4 et ultra, tertia 2"'. quarta 3'" longae. ma-
jores fertilisque 7nervis, omnes breviter cuspidatae. — Nom. vernac.
Carla brava. Tucuman, gregarie in sylvis subtropicis pr. Siambon.
761. Arundo occidentalis Lieb. — Cordoba, ad rivulos montanos
pr. Ascochinga. (Amcr. trop.)
762. A. Sellowiana Schult. — Syn. Gynerium argenteum Ni. —
Catamarca, frequens ad rivulos pr. Yakutula, unde ascendit in regionem
excelsam Laguna blanca. (»Brasil, austr. et Uruguay« — Chile).
763. Bromus unioloides Kth. — Spruce pl. ecuad. 5815. Philippi
pl. chil. 724. — Tucuman, in S. de Aconquija pr. Cienega, alt. 8000'.
(Andes Amcr. trop. — Chile).
764. B. Haenkeanus Kth. ex descr. — Spiculae 3— 5florae. glu-
mis fcrtilibus ex apice obtusiusculo brevissime aristatis , inferioribus
saepe muticis. — Catamarca, in planitie pr. Tafi. (»Andes Pefu —
Chile«).
765. Festuca erecta Urv. (ex Duperr. Voy. t. 7.), var. mutica Gr.
glumis fertilibus acuminatis submuticis. — Lechl. pl. chil. 3004. Phi-
lippi pl. chil. 569. — Catamarca, in convalle Granadillas pr. Yakutula.
(.>Tcrr. magellan.«).
F. erecta var. aristulata Gr. pedalis, glumis fertilibus ex apice inte-
gro v. bidenticulato brevissime aristulatis. — Forma «. apud Duperr.
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PLANTAR LORENTZIANAE.
251
arista longiori differt. — Ejusdem graminis forma laevior est F. acan-
thophylla Phil. pl. chil. 752. — Catamarca, in collibus pr. Yakutula.
766. F. setifolia Steud. in pl. Lechler peruv. nr. 1826. Differt
a praecedente foliis multo tenuioribus convoluto-setaceis dorso laevibus,
caespite laxo nudo , glumis fertilibus superne membranaceis: nervis 5
medio evanidis. — Catamarca, cum praecedente in convalle Granadillas.
(Andes Peru).
7G7. Poa serotina Ehrh. var. purpurea Gr. foliis superioribus va-
gina multo brevioribus , paniculae ramis geminis v. solitariis, glumis
purpureis margine merabranaceo pallidis. — Idem gramen, forsan speci-
fic« distinguendnm, ex America boreali (dit. Oregon) mis. Lyall, neque
ibi a P. serotinae formis sec. descript. apud As. Gray (Bot. northern
States, ed. V. p. 629.) distingui videtur. Accedit quoque ad P. holci-
formem Prl. chilensem, differt vero a descriptione ejus glumis fertilibus
iy2'" (nec 2"') longis acutis et ligula producta acuminata P. serotinae. —
Catamarca, in regione inferiori collium pr. Yakutula. (Zona temp. bor.).
768. Poa annua L. — Cordoba, ad aquaeductus. Tucuman, in S.
de Aconquija pr. Cienega, alt. 8000'. (Orbis).
769. Melica macra Ns. ex descr. — Forma rigens, sesquipedalis, e
rhizomate fibroso caespitosa, foliis 2—4" longis; flores distantes nudi,
tertius lanceolatus ; a descriptione recedit glumis fertilibus demum in-
ferne muricato-tuberculatis, quod auctor forsan supervidit. — Cordoba,
graminum in forraat. Pampas dicta vulgatissimorum unum, e. c. in con-
vallibus pr. urbem. («Uruguay«).
770. M. papilionacea L. sec. descr. ap. Ns. Agrostogr. brasil. p.
484.). Variat paniculae ramis erectis et patentibus, spicularum floribus
fertilibus 1 — 2. Gluma sterilis inferior in nostra forma albido-pallens,
apice eroso-denticulata. superior inferne rubro-tincta, fertilis juxta mar-
ginem longe ciliata; flos sterilis turbinatus. — Cordoba, frequens in
campis graminosis (Pampas) pr. urbem. (»Uruguay«).
771. Koeleria cristata Pers. — Forma spiculis 2— Ifloris, gluma
fertili ex apice bidenticulato breviter setigera. — Catamarca, in collibus
pr. Yakutula. (Zona utraque temperata).
Ii2
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252 A. GRISEB ACH,
772. Airopsis millegrana Gr. n. sp. Molineria, elata, laevis, foliis
elongatis convoluto- linearibus : vagina laxa apicc juxta ligulam brevis-
sirae ciliosam pilosa, panicula elongata patente: ramis innumeris capilla-
ribus basi nodulosis : pedicellis tcnuissirais spicula multoties longioribus,
spiculis minutis 2 — lfloris: flore altero stipitato, glumis ovatis acutis,
8terilibus inaequalibus carina scabriusculis, fertilibus exsertis paleae ae-
quilongis, caryopsi comprcssiusculo-subglobosa intus leviter sulcata, de-
mum planiuscula. ■ — Genus Airam cum Agrosti connectens, ab illa
glumis fertilibus muticis mcmbranaceis dorso argutis , a sectione Agro-
stis Airagrosti minus distinctum callo deficiente et spicula typice 2flora.
sectiones plures (a cl. Pariatore generice separatas) ex varietate spicula-
rum includens. Species cx descriptione A. capillaceae (Airae Lam.)
afhnis videtur, spiculis lfloris et 2floris in panicula mixtis ad Airagrostin
majns quam ceterae accedit. Radix fibrosa, at forsan perennis ; culmus
cum foliis glaber, strictus, 3— 4pedalis; folia 6 — 12" longa, explanata
V" lata, laevia: pili ad apicem vaginae tenuissimi, 1 — A4" longi, nunc
evanidi. ciliares ligulae x/<l" longi; panicula \l/2 — 2pedalis, 3" lata, pe-
dicclli patentes, scabriusculi, longiores 3-~G'" longi; spiculae purpuras-
centcs, longae, biflorae et uniflorae inordinate mixtae, hae rudi-
mento floris alterius stipitiformi instructae ; glumae steriles fcrtili sua fere
duplo breviores, superior major, internodio inter flores (stipite) florcm in-
feriorem dimidium subaequante; palea apice 2dentata; caryopsis libera,
inclusa, dorso convexa, basi brevissime producta. — Tucuman, in monte
Cuesta de üerico.
773. Agrostis nardifolia Gr. n. sp. Lacbnagrostis, rhizomate cae-
spitoso descendente, surculis densifoliis, vaginis i>allidis glabris, culmo
exserto laevi, foliis convoluto-setaeeis arcuato-recurvis apice pungentibus,
ligula acuminata puberula, panicula oblonga purpureo-straminea : pedi-
cellis scabriusculis, glumis sterilibus lanceolato-acuminatis mucronatis flo-
rem paullo exedentibus, fertili 5nervi apice lacero acuminata supra basin
aristata: arista geniculata glumas steriles paullo excedente, rudimento
floris secundi florem fertilem subaequante calloque longc piloso. — Sec-
tionem I^achnagrostis Ns. praeeunte cl. J. Hooker, a Podagrosti rudi-
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PLANTAR LOREXTZIANAE. 253
mcnto floris alterius stipitato plumoso-piloso tantura distinctam, ad Agro-
stidem reduco: eo spectant plures Deyeuxiae andicolae, a Calamagrosti
habitu et glumnrum stcrilium textura hyalino-membrnnacca removendae.
Speeles proxima videtur A. velutinae 'Deyeuxiae Desv.), sed vaginae
culmi pube vix adspcrsao et glumae steriles majores 3"' (nec 2"') longae :
ceterum Lachnagrostes omnes speeiminum authenticorum comparatione
cgent. Gramen pallidum, caespitibus sterilibus crectis tenuibus 3 — 4"
altis ad medium vaginatis; culmus pcdalis v. spithameus. folio summo
a panicula (2 — 1" longa 3 — 4'" lata) remoto; folia intus scabriuscula:
pedicelli scabriusculi, crecti, longiores spiculae aequilongi; spicula 3'"
longa, arista x/z" exserta; glumae membranaceae, subuninerves, fertilis
paleam apice laceram subaequans. — Catamarca, in collibus pr. Yaku-
tula versus Belen.
774. (115.) A. catiesccns Gr. Lachnagrostis , rhizomate repente,
surculis distichis erectis longo vaginatis: vaginis nitidis candido-pallidis
glabris, foliis vagina multo brevioribus convoluto-setaeeis recurvis apice
pungentibus: ligula acuminata puberula, culmo liliformi laevi, panicula
e caespite exserta oblongo-lineari albida: pcdiccllis scabriusculis, glumis
sterilibus lanceolato-acuminatis florem excedentibus, fertili hyalina apice
4dcnticulata supra basin aristata: arista glumas steriles subaequante. rudi-
mento floris secundi florem fertilem subexcedente calloque piloso. — Forsan
Deycuxia cbilensis Desv., ubi ••pedicelli laeves, arista paullo exserta«.
nec vaginae nostrae peculiares describuntur. Rhizoma filiforme, apice in
ramos caespitis distichos approxiinatos numerosos plerosque steriles di-
visum: hi stritti, filiformes, G — 8" longi, ad medium usque v. altius
vaginis inclusi, parcifolii ; culmus (panicula inclusa) pcdalis: panicula
3f — 2)" longa, 3 — 4"' lata, folio summo approximata v. ab co paullo
remota; folia antrorsum scabriuscula, tenuia ; pedicelli crecti, longiores
spiculae aequilongi; glumae steriles uninerves , 2X/L"' , fertilis 2"'
longa, haec paleam acutiusculam subaequans. — Catamarca, in salsis
haguna blanca.
775. A. rosea Gr. n. sp. Lacbnagrostis, rhizomate curvo fibroso,
surculis erectis culmum subacquantibus, vaginis pallidis scabriusculis.
254 A. GRISEBACn,
foliis vaginae subaequilongis convoluto-linearibus strictiusculis apice sub-
pungentibus: ligula brevi rotundata, culmo filiformi scabriusculo, pani-
cula oblongo-lineari roseo-albida : pedicellis scabriusculis. glumis sterili-
bus lanceolato-acuminatis florem subaequantibus, fertili 5nervi acuminata
sub apice dorsi brevissime aristulata v. mutica, rudimento tloris secundi
flöte fertili breviori piloso, callo brevissime pilifero. — Affinis A. chry-
sostachyae (Deyeuxiac Desv.), cui panicula contracta aurea, (»ligula acu-
minata, glumae 2l/2 — 3'" longae«). Culmi iy2pedales, surculis foliosis
cincti; folia 6—8" longa, explicata l/2'" lata, scabriuscula ; panicula
3 — 4" longa, 6'" fere lata; pedicelli erecti. plerique spicula breviores,
glumae steriles 3nerviae, iy2'" longae, inferne roseae, fertilis dorso
convcxa, aristula parum superata. — Catamarca, inter Yakutula et
Belen.
776. A. eminens Gr. — Syn. Deyeuxia Prl.: nostra forma glumis
sterilibus subintegris v. apice laceris culmoque ad paniculam vaginis
tecto a descriptione ejus parum recedit. Glumae hyalinae, steriles fer-
tili Vs longiores, fertilis 4dentata, arista suprabasilari glumam fertilem
aequante. palea aequilonga apice denticulata, callo parce piloso, rudi-
mento piloso flore paullo breviori : Lacbnagrostis spiculis in apice ramo-
rum paniculae glomeratis peculiaris. — Catamarca, in collibus pr. Ya-
kutula. (»Peru«).
777. A. exasperata Trin. cx descr. — Euagrostis, glumis sterilibus
1"' longis fertili apice denticulata subduplo longioribus, arista supra me-
dium dorsum inserta glumas steriles aequante, palea duplo quam gluma
fertilis breviori, callo nudo. — Catamarca, in convalle Granadillas pr.
Yakutula. (»Chile«).
778. A. laxiflora Richards, var. aristata Gr. — Syn. A. montevi-
dcnsis Spreng., Kth. gram. t. 169. — Trichodium arista recta spiculam
excedente glumae fertili supra dorsum medium inserta, sed sec. Asa
Gray (1. C. p. 611.) species variat mutica et aristata: A. leptotricha
Desv. (Phil. pl. chil. 378.) est eadem forma mutica, callo nudo in no-
stro specimine instructa. — Cordoba, in Cerro de S. Lorenzo pr. S.
Francisco. (Amer. bor. — »Uruguay« et Valdivia).
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PLA.NTAE LORENTZIANAE.
255
779. (H6.) Muehlenbergia Clomena Tr. — P. B. Agrostogr. t. 7.
f. 10. — Tucuman, S. de Aconquija, in graminosis pr. Cienega, alt.
8000'. (And. Mexico — «Peru«).
780. M. diffusa Schreb. Forma a boreali-americana gluma sterili
superiori paullisper majori rotundato-truncata parnm recedens. — Tu-
cuman, in umbrosis humidis sylvarum subtropicarum pr. Siambon.
(Amer. bor. — »Brasil.«).
781. M. phragmitoides Gr. n. sp. perennis, elata, stricta, foliis
elongatis convoluto-linearibus scabriusculis : ligula producta lacero-bifida,
panicula elongata purpurascente : ramis semiverticillatis capillaribus sca-
briusculis, glumis sterilibus minutis subaequalibus lanceolato-acutis fertili
quadruplo brevioribus, bac convoluta lineari-acuminata apice angusto
bidentata 3nervi inter dentes longe aristata paleam convoluto-acuminatam
paullo excedente, arista riorc 4plo v. magis longiori tenuissima, callo
barbulato. — Structura M. rigidae Trin. accedere videtur. Culmus
rigens, 4pedalis, basi vaginis emarcidis inclusus; folia tlaccida. pedalia,
8ummum paniculae pedali approximatura ; paniculae rami longiores
3" longi, erectiusculi v. patentes, in pedicellos spicula breviores divisi;
glumae steriles l/2"\ fertilis 2— 2V2"', arista 8— 10'" longa, haec flexuoso-
erectiuscula. — Tucuman, in sylvis montanis reg. Aliso. Cuesta de An-
fama.
782. Polypogon interruptus Kth. noV. gen. t. 44. — Catamarca,
in convalle Granadillas pr. Yakutula. (Amer. austr. : Spruce pl. ecuad.
5803. - Chile: Philipp, pl. chil. 679.)
783. (117.) Lgcurus aloperuroides Gr. n. sp. radice fibrosa, culmo
geniculato adscendente glabro, foliis planis lincari-acuminatis apice mu-
cronatis margine scabriusculis: vagina compressa, ligula producta acu-
minata, panicula cylindracea coerulescente : pedicellis geminis subaequa-
libus scabriusculis, spicula utraque subaequali, glumis sterilibus fertili
brevioribus, infcriori bifida, superiori integra, fertilis arista lamina tri-
plo brcviori. — Habitus L. phleoidis Kth. Gramen caespitosum, palmare
v. spitharaeum, foliis 1" longis; panicula 10—18"', spiculae 2"' fere lon-
gae; glumae steriles e basi in aristas terminales fertilis arista y5 bre-
256 A. ÜRISEBACH,
viores productae, fertilis paleaque aequilonga lineari-lanceolatae, illa in
aristam terminalem producta, haec acuminata. — Catamarca, in alpinis
convallis Granadillas pr. Belen.
784. Epicampes coerulea Gr. n. sp. perennis, stricta, glabra, foliis
rigidis convoluto-linearibus : ligula clongata acuminata, panicula contracta
spiciformi: pedicellis scabriusculis, glumis stcrilibus lanceolato-linearibus
acuminatis dorso scabris paullo inaequalibus fertili V5 brevioribus, hac
conformi apice breviter bidentata et e sinu brevissime aristata, callo breviter
piloso. — Habitus Sporoboli; E. pbleoidi (Cinnae Kth.} et E. Kunthianae
Gr. (C, strictae Kth.) affinis videtur. flore exserto distinguenda. Rhi-
zoma caespitosum, fibrosum ; culmus ll/2 — 2pcdalis, laevis ; folia elongata,
summum paniculae approximatum, vagina scabriuscula, ligula 4'" longa;
panicula coerulescens, apice attenuata, 3 — 8" longa, 3'" diam; spiculae
contiguae, 3'" longac ; glumae steriles dorso convcxo uninerves, angustae,
fertilis carinata, arista V5'" fere longa. — Tucuman , ad vias pr. An-
fama, S. de Aconquija in m. Cuesta de Juntas.
785. Sporobolus indicus R. Br. — Syn. S. tenacissiraus P. B.
Tucuman, frequens ad vias pr. Anfama, Siambon. (Zona tropica et ultra
ejus fines).
Cinnagrostis nov. gen.
Spiculae paniculatae, androgyno- unisexuales, uniflorae, callo apice
barbato, rudimento floris alterius stipitiformi superne longc piloso. Glu-
mae steriles membranaceae, aequalcs, Hörem subaequantes. floralis 5ncr-
vis superne membranacea c dorso medio aristata, arista sctiformi cxserta.
Palea in flore d 2 — , in ? uninervis. Stamina 3. Ovarium glabrum,
stigmatibus plumosis e stylo brevi divergentibus. Caryopsis ... — Gra-
men perenue, babitu Cinnae, culmo elato, foliis planis, ligula brevi
ciliata, paniculae ramis semi-vcrticillatis multispiculatis flexuoso-paten-
tibus, spiculis vircntibus.
Genus Cinnae proximum, distinctum palea in flore masculo binervi,
staminibus 3, callo stipiteque floris alterius rudimentarii Lachnagrostidis,
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'VW
PLANTAE LORENTZIANAE. 257
inde ob habitum et paleam fioris foemineam uninervem Cinnam cum
Agrostide connectens.
786. C. polygama Gr. (Tab. 2. f. 7.) — lihizoma repens; culmus
4— 6pedalis, laevis, ad summam fere partem vaginis foliorum elongatis apice
laxis inclusus; folia pedalia, lineari-acuminata , glabra, scabriuscula,
4 — 6"' lata ; panicula erecta, pedalis, pedicellis longioribus spiculae sub-
aequilongis leviter scabriusculis ; spiculae ll/2'" longae, arista breviter
exserta; glutnae lanceolato-acutae. steriles uninerves, fertiles apice den-
ticulatae, rudimentum stipitiforme (pilis erectis inclusis) paullo superantes;
flos <f ovario rudimentario staminibus cincto, 9 staminibus destitutus.
— Tucuman, in pratis m. Cuesta de Anfama, in regionem superiorem
adscendens.
nov. gen.
Spiculae in panicula contracta uniflorae, callo minuto glabro, flore
incluso. Glumae chartaceo-membranaceae, uninerves, acuminatae, muticae,
steriles paullo inaequales, fertilis conformis. Paleae 2 distinctae. latera-
les (i. e, respectu glumarum transversae), nervo utriusque solitario margini
a gluma remoto approximato. Lodiculae 2 majusculae, paleis oppositae.
Stamina 3. Stigmata divergentia, supra basin plumosa. Utriculus Uber,
compresso-ovoideus, Embryo parvus. — Gramen perenne, strictum, habitu
Psammae, foliis rigidis erectis convoluto-filiformibus, ligula cilioso-lanata,
panicula elongata lineari, spiculis pallidis.
Genus Agrostidearum pericarpio solubili Sporobolo comparabile, pa-
leae quam dicunt superioris loco squamis 2 ad basin plane distiuctis et
prosenthesi V+ versus glumas sitis valde memorabile.
787. (118.) D. arundinacexim Gr. (Tab. 2. f. 8.) — Culraus erectus,
2— 3pedalis, validus, laevis, compresso-cylindraceus, basi vaginis planis
4—6'" latis dense involutus. cum iis pallide stramineus, superne aphyl-
lu8; folia culmum subaequantia v. longiora, cylindrica, V2'" diam., apice
pungentia, glabra, laevia, vaginis elongatis, inferioribus aphyllis, suprema
culmum inferne involvente, lana ligulari 2'" longa secus marginem va-
ginae aliquid decurrente; panicula 6 — 12"' longa, 3—4'" lata, utrinque
Phys. Glosse. XIX. Kk
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258 A. GRISEBACH,
attenuata, ramis adpressis, pedicellis apice incrassatis sparsim pilosius-
culis, longioribus spiculae aequilongis; glumae steriles lanceolato-acumi-
natae, convexae et nervo carinatae, inferior 2l/a'", superior 3"' longa,
fertilem paullo snperans, haec paleis aequilonga; paleae oblongo-Ianceo-
latae, acutae, lodiculas rotundatas sexies superantes ; utriculas utrinque acu-
tiusculus, longus. Embryo albumine triplo brevior. — Catamarca,
in salsis Laguna blanca, alt. 10000'.
788. (119.) Nassella caespitosa Gr. n. sp. e radice fibrosa caespi-
tosa, laevis, glabra. foliis convoluto-setaceis strictis apice pungenti-acu-
minatis: ligula brevi bilobo-rotandata pilosa, panicula angusta purpu-
rascente, glumis sterilibus oblongo-lanceolatis acutis trinerviis rlore V5
longioribus, fertili oblonga 5nervi apice truncata pilosa arista puberula
triplo — duplo breviori, palca nana, callo brevi barbulato. — Genus palea
encrvi cum cl. Dcsvaux (Gay Fl. cbilen. 6. p. 264.) a Milii sect. Urachne,
quacum arista foTeolae inserta decidua convenit, distinguo. Culmi spi-
thamei-pedales, panicula c cacspite exserta; folia 1— 3", panicula 3—1"
longa, haec 4"' lata, ramis filiformibus geminis v. solitariis, longioribus
inferne nudis; glumae steriles 1V4"', arista 2l/2— 3'" longa, flcxuosa;
flos diam., cylindricus, apice truncato foveola exsculptus, pilis erec-
tiusculis albidis; antherae glabrae; caryopsis oblonga, gluma fertili cori-
acea plane involuta, palea triplo breviori. — Tucuman, in pascuis alpi-
nis S. de Aconquija, supra Cienega.
789. Stipa tenuissima Trin. ex descr. — Cordoba, in convallibus
pr. urbem. (»Mendoza«).
790. (120.) St. Ichu Ktb. (Jarava R. P.) — Spruce pl. ecuad. 5923.
Syn. St. eriostachya Kth. nov. gen. t. 41 St. gynerioides Philipp.! in Anal.
Univ. Chile, 1870. p. 203. — Jarava It. P. palea nana cum Nassella
et Stipa conveniens, huic arista geniculata affinior, ob coronam floris
papposam aristam deciduam cingentem forsan restituendum videtur. —
Tucuman, in pascuis alpinis S. de Aconquija, Cuesta de Juntas. (Andes,
a »Mexico — Mendoza.«)
791. Aristida stricta Mich. Forma flore paullum e glumis sterili-
bus inaequalibus exserto: eadem exstat e Mexico: Schaffner, pL mex.
175. — Cordoba, frequens in campis. (Amer. trop. et temperata )
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PLANT AE LORENTZIANAE.
259
792 (121.) Phleum alpinura L — Catatnarca, in alpinis convallis
Granadilla8 pr. Belen. (Orbis reg. alpin., Amer. arctic. — antarct.)
793. Bouteloua curtipendula As. Gr. var. aristosa As. Gr. — Sjm.
B. affinis .1. Hook. — Cordoba. non raro in promontoriis pr. Ascochinga
versus Cerro de Mogate. (Amer. bor. — Andes Peruv.: Spruce pl.
peruv. 4445.)
794. B. tenuis Gr. - Syn. Chondrosium P. B. Ch. humile P. B.
— Forma glumis sterilibus paullo majoribus glabris, fertili inferne cili-
ata. — Tucuman, ubi format graminosa pr. Tati. (Andes a Mexico:
Schaffn. pl. mexic. ad Amer. austr. : Spruce pl. Ecuad. 5922.)
795. Cbloris distichophylla Lag. — Syn. Eustachys Ns. — Homo-
nymon Kuntbii reccdit gluma fertili dorso pilosa, quae apud Neesium
(Agrostogr. brasil. p. 418.) et in nostra ciliata dorso glabra. — Cordoba,
in campis. (»Uruguay — Brasil.«)
796. Chi. ciliata Sw. — Cordoba, in campis. (Amer. trop.)
797. Chi. barbata Sw. — Cordoba, in campis et pr. Ascochinga.
(Amer. trop., Ind. or.)
798. Eleusine indica G. — Cordoba, ad vias pr. Ascochinga.
Tucuman, pr. Siambon. (Zona trop. et ultra ejus fines).
Triatitpis sect. nov. Neuroblepharum.
Spiculae floribus approximatis, glumis fertilibus ex apice subintegro
aristatis. nervis longe sericeo-ciliatis. Caryopsis sulco exarata.
899. T. latifolia Gr. n. sp. elata, glabra, foliis planis late lineari-
acuminatis supra laevibus subtus scabriusculis, paniculae ramis sparsis
patentissimis racemiformibus inferne nudis basi in nodulum incrassatis,
gpiculis 3(2— 4)ttoris pedicello longioribus purpureo - variegatis, glumis
fertilibus in aristam erectam fere aequilongam attenuatis v. apice minu-
tissime 2denticulatis : nervo mediano bifariam, lateralibus simpliciter cili-
atis: ciliis patentibus sericeis. — Gramen speciosum, 4pedale et ultra,
internodiis infra paniculam 4" longis; folia 6—8" longa, 6—8"' lata,
ligula ciliari brevi; panicula ampla, 6—8" longa, ramis capillaribus
3__4« longis a medio spiculiferis solitariis (v. geminatim approximatis)
Kk2
2150 A. GRISEBACH,
4 — 8'" distantibus; spiculae lanceolatae, 3—4"' longae; glumae steriles
chartaceo-membranaceae, lanceolatae, tnucronulato-acutae, paullum inae-
quales, glabrae, carina scabriusculae, 2'" longae, fertiles inferiores brevi-
ter ex8ertae, omnes fasciculo pilorum fultae, lanccolato-acuminatae v.
apice ab arista brevissime soluto bidenticulatae. membranaceae, ad apicem
usque 3nervcs, ciliis nervoruui exsertis latitudine ipsarum paullo breviori-
bus, 21/2'" longae, arista 2"' longa; palea linearis, complicata, binervis,
brevissime eiliata; caryopsis oblongo-linearis, glabra, in stipitem brevissi-
mum basi contracta, sulco profundo superne exarata. — Cordoba, fre-
quens in convallibus montanis pr. Ascochinga.
800. Paspalum notatum. Fl — Variat spiculis apice rotundatis et
acutiusculis, quac forma a P. disticho L. var. vaginato Sw. spiculis du-
plo latioribus majoribus foliisque lanceolato-acuminatis planis differt. —
Cordoba, in campis. Tucuman, ubi sociale et principale gramen pas-
cuorum fertilium est. e. g. pr. Yerba buena, in pratis pr. Siambon.
(Amer. trop. et ultra ejus fines).
801. P. platense Spr. — Syn. P. ovatum Ns. es descr. P. dasy-
pleurum Kz. Philippi pl. valdiv. 144., pl. mendoz. 3. — Cordoba, fre-
quens in campis. Tucuman, gramen principale in paseuis montanis v.
c. Cuesta de Berico. (»Brasil, austr. et Uruguay« — Chile).
802. P. plicatulum Mich. — Cordoba, pr. Ascochinga. (Amer.
bor. — Uruguay.)
803. P. elongatum Gr. n. sp. Eupaspalum. validum, erectum, fo-
1Ü8 clongatis lineari-acuminatis subtus pilosulis v. glabratis: ligula bre-
vissima truncata ciliosa, paniculae elongatae ramis numerosis altcrnis.
superioribus decrescentibus, rhachi dorso piano pilifera spicularum lati-
tudinem subaequante v. latiori, spiculis 4seriatis ellipticis obtusiusculis
inaequaliter pedicellatis glabris, gluma sterili a rhachi aversa plana
3nervi. fertilis nervis prominulis önervi. — Speciera pro P. exaltato Prl.
haberem, in quo descriptio glumarum sphalmate obscurata videtur, nisi
ligula subnulla ciliosa nostrae obstaret. Habitus P. densi Poir., a quo
differt paniculae ramis remotioribus erectiusculo-patentibus, spiculis an-
gustioribus. rhachi latiori et nervis glumae fertilis. Culraus 3— 4pedalis,
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PLANTAE LORENTZIANAE. 261
vaginis elongatis pilosis v. glabris , foliis 5—8" longis, 3 — 8"' latis ;
panicula fuscescens , 5— 8" longa, ramis inferioribus 2— 1" ; rbachis
y5 — y2'" lata, pilis nunc spiculas excedentibus nunc brevioribus ; spicu-
lae V4— V" longae. — Cordoba, in convallibus pr. Ascochinga. Tu-
cuman, in m. Cuesta de Berico. Catamarca, in cultis pr. Yakutula et
in convalle Granadillas. (Andes Boliv. — 3000 m: Mandon . pl. bol.
1253.)
804. Digitaria marginata Lk. — Tucuman , in pratis et sylvis
subtropicis pr. Siambon. (Orbis calidior).
805. Ortbopogon foliaceus Spr. — Tucuman, frcquens in sylvis
subtropicis umbrosis, e. g. pr. Siambon. (Amer. trop.)
806. Panicum oblongatum Gr. n. sp. Virgaria, perennis, caespi-
tosa, elata, culmis erectis superne foliosis: nodis glabris, foliis e basi
rotundata lanceolatis elongatis acuminatis subtus vaginaque superne pi-
losulis: ligula ciliari, panicula elongata angusta : ramis erectis brevibus
internodium pilosum subaequantibus, spiculis 2seriatis pallide virenti-
bus: pedicellis geminis inaequalibus, ultimo sterili setiformi, gluma ima
ovato-subrotunda obtusiuscula ceteris triplo breviori, his subaequalibus
ellipticis, sterilibus obtusiusculis v. mucronulatis 5(3 — 7]nerviis, fertili
demum laevi semitereti a dorso parum compressa acutiuscula. — Species
juxta P. racemosum Ns. videtur inserenda; culmi 3 — 4pedales; folia
10 — 6" longa, 16 — 8"' lata, extra medianum albidum laete virentia; pa-
nicula 8" longa, 3—4"' lata, ramis plerisque 6'" longis adpressis, supe-
rioribus decrescentibus ; spiculae 1"' longae. — Tucuman, in umbrosis udis
sylvarum subtropicarum pr. Siambon.
807. P. enneaneurum Gr. n. sp. Virgaria, perennis, e basi ramosa
repente erecta, culmis ad apicem foliatis nudisque glabris, foliis e basi
cordato-ovata suboblique oblongo-lanceolatis acuminatis internodium sub-
aequantibus glabris 9( — ll)nerviis: vaginis apice pilosis compressis, li-
gula ciliari, panicula patente remotiflora: ramis filiformibus, nunc spar-
sim piliferis , nonnullis semiverticillatis, pedicellis inaequalibus sparsis,
longioribus spiculam multo longitudine excedentibus, spiculis virentibus
glabris ovalibus, gluma ima ovato-oblonga obtusa 3nervi ceteris y5 bre-
262 A. GRISEB ACH,
viori, his subaequalibus elliptico-oblongis obtusiusculis 3nerviis . fertili
demuro laevi convexo-plana a dorso compressa. — Species juxta P.
maxiraum Jacq. inserenda; culmi 2— 3pedales; vaginae 1—2", folia
3 — 4" longa, haec 8 — 12'" lata; panicula 6—3" longa et lata, ramis
plerisque distantibus sparsis, pedicellis remotiusculis apice angulatis;
spiculae Vfitu longae. — Tucuman, cum praeccdente pr. Siambon.
(Peru: Lechl. pl. peruv. 2430.)
808. P. chloroleueum Gr. n. 6p. Virgaria, perennis, basi ra-
mosa, glauco-albens, culrais adscendentibus basi distiche foliosis duris :
nodis villosis, internodiis vaginisque lanugine parciori adspersis, foliis
rigidule arcuatis culmum subaequantibus lineari-acuminatis convolutis pi-
losuli8: ligula densc villosa, panicula patente: ramis lanuginosis inae-
qualiter geminis v. solitariis axi communi brevioribus racemiformibus,
inferioribus semel divisis, partialibus internodium subaequantibus, spi-
culis glabriusculis geminatim subsecundis erectis, altera longius pedi-
cellata pedicclloque subaequilonga, glumis 3 sterilibus subaequalibus
ovatis acutiusculis 5 — 7nerviis concavis fertili parum longioribus, hac
laevi obsolete nervis 5angulata a latere compressiuscula obtusiuscula.
— .Species habitu junceo peculiaris ; culmi 1 — l^+pedales ; folia striato-
nervosa, explanata ll/z"' lata, vagina laxa; panicula 4— 6" longa, ramis
sursum descrescentibus , imis 3" longis ; spiculae 2'", gluma fertilis
iy2'" longa: lanugo pedicelli angulati in glumis subito decrescens. —
Catamarca, in salsis Laguna blanca.
809. Setaria glauca P. B. — Cordoba. ad fl. Rio Tercero. (Zonae
trop. et temp.)
S. glauca var. penicillata Gr. (Fl. Westind. p. 554). — Tucuman,
in pascuis montanis, Cuesta de Berico.
810*. S. italica P. B. — Cordoba, ad aquaeductus pr. S. Anna.
811. Gymnotbrix latifolia Scbult. — Ad descriptionem Neesii
(Agrostogr. bras. p. 278) addendum est : internodia culmi ultraGpedalis
in tubera depresso-globosa 6'" diam. inferne composita incrassata, in-
que ea emendandum : setae sursum (nec retrorsum) scabrae, facile a spi-
cula decidua solubiles. In affini G. tristachya Ktb. (Syn. Penniseto
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PLANT AE LORENTZIANAE. 263
Lechleri Steud. in Lechl. pl. perav. 1925) setae sub spicula diutius per-
sistunt, nodi glabri, pedunculi longiores. — Tucuman, frequens in udis
montanis, Cuesta de Siambon, C. de Junta. («Uruguay«),
812. (122.) G. cbilensis Desv. in Gay, EL chil. t. 74. — Species
glumis binis infimis minutis (nunc altera abortiva), stigmatibus purpu-
rascenti-plumosis stylo simplici impositis, spiculis sessilibus facile recog-
noscenda, variat spicularum magnitudine et gluma tertia neutra paleaque
carente v. d cum palea. — Catamarca, in convalle alpina Granadillas
pr. Yakutula, in salsis Laguna blanca alt. 10000'. (Locus chilensis re-
cognoscendus).
813. G. rigida Gr. n. sp. e rhizomate tuberculifero breviter re-
pente elata, stricta, rigens, glabra, laevis, nodis constrictis glabris, foliis
lincari-acuminatis : ligula ciliari, spica terminali lineari; setis subaequa-
libus sursum scabriusculis rigidiusculis spiculam sessilem subaequantibus,
gluma ima parva ovata acuta lnervi, secunda duplo longiori spiculam
dimidiam subaequante v. cxcedente ovato-lanceolata acuminata, tertia
oblongo-lanceolata acuminata 5nervi fertili acquilonga eique conformi
palea destituta, stylis distinctis a medio pallide plumosis. — Species,
setis rigidioribus habituque ad Cenchrum myosuroidem Kth. setis basi
connexis distinctum accedens. Rbizoma monififorme, tuberculis 6'"
diam. subglobosis deorsum radices validas emittentibus; culmus 5 — 6pe-
dalis, inferne divisus, internodiis cylindricis vagina arcte inclusis 6 — 2l/2"
longis; folia 6—8" longa, 3"' lata, plana v. convoluta; spica 2" longa,
3'" diam., internodiis spiculam dimidiam subaequantibus; setae nume-
rosae, pallidae, cum spicula decidua persistentes, ad basin usque distinctae;
spiculae 2l/2'" longac , purpurascentes. — Cordoba, frequens, e. c. in
regione montana pr. Ascochinga.
814. Cenchrus myosuroides Kth. nov. gen. t. 35. — Tucuman,
in pascuis montanis et glareosis pr. Cienega. (Ind. occ. ; Peru: Lechl.
pl. peruv. 1567.)
815. C. tribuloides. L. — Syn. C. muricatus Phil.! pl. mendoz.
(Anal. Univ. Chile, 1872. p. 202). — Cordoba, frequens in campis la-
pidosis. (Zona trop. et in Amer. zona utraque temp.)
264 A. GRISEBACII,
8 IC. Lappago aliena Spreng. — Cordoba, frequens ad vias. (Zona
trop. et ultra ejus fines).
817. Andropogon saccharoides Sw. — Cordoba, pr. Ascochinga.
(Amer. trop. et ultra ejus fines).
818. A. condensatus Kth. — Syn. A. Lechleri Steud. in Lechl. pl.
peruv. 1860. — Cordoba, in rupestribus pr. Las Penas. Tucuman, in
pascuis montanis, Cuesta de Escaba, C. de Berico. (Amer. trop. —
Uruguay.)
819. Sorghum nutans As. Gr. — Tucuman . in pratis montanis,
frequens pr. Siambon, Cuesta de Siambon, C. de Berico. (Amer. trop.
et temperata).
«
Cyperaceae.
820. Cyperus megapotamicus Kth. ex descr. Na. (Cyperaceae in
Mart. Fl. bras. p. 6). — Cordoba, pr. Las Penas, Cerro de S. Lorenzo,
Ascochinga. (» Brasil, austr.«).
821. C. diandrus Torr. — Syn. C. rivularis Kth.! — Tucuman,
in uliginosis sylvaticis pr. Siambon. (Amer. trop. : Fendl. pl. Venez.
158G, et temperata: Beyrich pl. bor. amer.)
822. C. renexus V. (ex auctoritate cl. Böckeler). — Forma invo-
lucro abbreviato; capitulum sanguineo-badium, 1" diam., squamis ob-
longo-lanceolatis acutis achenio triquetro duplo longioribus: nervis la-
teralibus prominulis margineque pallidioribus. — Cordoba, pr. S. Fran-
cisco in m. Cerro de S. Lorenzo. (»Uruguay — Brasil, austr.; Chile»).
823. C. pkaeocephalus Gr. n. sp. Eucyperus, perennis, culmo basi
in tuberculum incrassato stricto trigono glabro folia excedente, involu-
cro 4 — 3phyllo reflexo-patente capitulum solitarium diviso-hemisphaeri-
cum multo excedente : foliolis margin e scabris lineari-acuminatis , binis
multo longioribus, spiculis badiis conglobatis numerosis 4 — lOfloris: glu-
mis remotiusculis obovatis obtusis v. minutissime mucronulatis 5 — 9ner-
viis, rhachi angulata nuda v. angustissime marginata: internodiis gluma
3 — 4plo brevioribus, achenio compresso-trigono oblongo gluma duplo brevi-
ori, staminibus 3. — Affinis C. filiculmi V., glumis concolori-brunneis nitidulis
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PLANTAE LOItENTZIANAE. 265
facile distinguendus. Tubera ovoidea v. subglobosa, 3— 6'" diam.; cul-
mus spithameus-sesquipedalis, superne attenuatas ; folia plana, culmea
distantia (v. nulla), summum ad capitulum usque fere elongatum; capi-
tulum 4 — 6"' diam. ; involucri folia longiora 2", glumae V" longae. —
Catamarca, in graminosis convallis Granadillas. (Andes Amer. austr. :
Spruce pl. ecuador. 5904.)
824. C. ochraceus V. var. humilis Kth. (ex Rugel, pl. cub. 601.
c.) — Forma pedalis v. humilior, fasciculo spicularum sessili solitario:
structura non differt. — Nom. vernac. Totoralilla. Tucuman, in um-
brosis sylvarum subtropicarum pr. La Cruz. (Amer. trop., Galapagos).
825. C. Luzulae Rottb. — Tucuman, in uliginosis sylvarum sub-
tropicarum, Cuesta de Escaba. (Amer. trop. et ultra ejus fines).
826. C. vegetus W. — Cordoba. ad aquaeductus in pratis pr. As-
cochinga. — Tucuman, frequens in pratis scaturiginosis. (»Amer. trop.«
— Chile: Phil. pl. chil. 544.)
827. C. laetus Prl. — Cordoba, in pratis pr. Ascochinga. Catamarca,
in uliginosis pr. Fuerte de Andalgala. (»Brasil, austr. et Uruguay — Chile«).
828. C. densiflorus Mey. — Syn. C. ferax Rieh. — Cordoba, ad
aquaeductus juxta praedia. (Amer. trop.)
829. C. infucatus Kth. ex descr. ap. Ns. (1. c. pag. 44). — Tucu-
man. in pratis pr. Siarabon frequens. (»Brasil.«).
830. C. flavomariscus Gr. — Cordoba, in collibus saxosis pr. Las
Perias. (Amer. trop.)
831. Kyllingia trieeps Rottb. — Tucuman, ubique in graminosis
camporum et pratis. (Amer. trop.)
832. Scirpus crinalis Gr. n. sp. Eleocharis, rhizomate filiformi
repente ad caespites fibroso, culmis capillaceis elongato-erectis sulcato-
quadrangulis spicula multo tenuioribus: vagina laxiuscula truncata,
spicula ellipsoidea , 10 — 20flora, glumis pauciseriatis conformibus
ovato-oblongis obtusis sanguineo-brunneis margine pallidioribus dorso
virentibus, ima vacua parva amplexicauli , etylo 3fido, achenio pal-
lido ellipsoideo-3gono laevi setis hypogynis 6 superato : tuberculo nigres-
cente conico acuto cum achenii triplo majoris apice contiguo. — Con-
Phys. Classe. XIX. LI
266 A. G Ii I S E B A C II,
fcratur S. bonaricnsis (Eleocharis Xs.), ubi setae 3" et glumae differre
videntur. Culmi pcdalcs v. spithamei; spicula 1 — 2"', glumae V2 —
longae. — Tucuinan, in uliginosis ad fontes sylvae subtropicae pr.
Siambon.
833. S. striatulus Gr. (Kleocharis Desv. FL chü. t. 71. f. 3.) —
Cordoba. in ripa humida fl. Rio Primero. (Cbile: Phil. pL chil. 705.
815.)
834. S. nodulosus Rth. — Cordoba, in pratis uliginosis pr. Asco-
chinga. ad lagunas pr. Cbanar. Tucuman, in pascuis montanis pr.
Cicnega. (Amer. trop.)
835. S. Bacothryon Ebrb. — Spicula 3 — 4flora: nullo modo
differt a. pl. boreali nisi setis hypogynis paullo minus evolutis. —
Catamarca, in snlsis, Laguna blanca, alt. 10000'. (Z. temperata bor.)
83G. (123.) S. remireoides Gr. n. sp. Euseirpus, rbi/omate descen-
dentc apicc vaginis emarcidis filamentoso, culmo teretiusculo laevi supra
basin foliosam aphyllo folia paullo excedente supra glomerulum spicula-
rum in involucrum lphyllum vaginatum erectum brevitcr producto, foliis
curvatis erectisque crassiusculis laevibus infernc convoluto-teretiusculis
supra medium planiusculis utrinque leviter convexis marginc scabris
apice obtusiusculis rigidis, spiculis 3 — 8 crassis ovato-oblongis obtusius-
culis brunneis multifloris. glumis ovato-rotundatis glabris apice subemar-
ginato mucronulato v. obtuso brevissime ciliolatis dorso convexo carina-
tis, stylo brevitcr bifido, aehcnio pallidc olivaceo elliptico acuto plano-
convexo laevi setas hypogynos iuaequales duplo et magis excedente. —
Spccies juxta S. badium IM. inserenda, culmo tereti distineta. Culmus
palmaris v. spithameus; involucrum 6 — 12"', spiculae 4 — 6"', glumae
V/o'" longae, hae nitentes, ultra 1"' latae; stamina 3; achenium glumis
fere duplo superatum, stylo deciduo, setis hypogynis 4 — 5 abbreviatis,
una vulgo achenium dimidium aequante. — Catamarca, in salsis. La-
guna blanca, alt. 10000'.
837. S. juneoides W. — Forma fasciculo spicularum contracto
(Syn. Oncostylis juneiformis var. ambigua Ns.). Achenium pallens, tu-
berculo nigro minuto, plane ut occurrit in speeiminibus eubensibus. —
v
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PLANTAE LORENTZIANAE.
2G7
Cordoba. in rupestribus pr. Las Perias. Tucuman, in pascuis montanis
humidis pr. Taft. (Amer. trop.)
S. juncoides W. var. nanus Gr. pollicaris. culmis caespitcm parum
excedentibus, glomerulo ad spiculas 3 — 1 reducto involucri foliolo uno
saepe superato. — Cordoba, in collibus arenosis graniticis pr. Totoral.
838. S. atacametisis Gr. — Syn. lsolepis Phil. Fl. atacam.
p. 53. ex dcscr.. a qua noster tantummodo recedit foliis mucronatis. —
Species juxta S. paradoxum (Isol. Kth.} inserenda; habitu accedit S.
gaymardioides Steud. in Lechl. pl. peruv. 1977. (Syn. S. thermalis Benth.
in Spruce pl. ecuad. 5781.), ubi setae hypogynac Euscirpi adsunt, quae
in specie Philippiana, recte ad sect. Isolepidis rclata, desunt. — Cata-
marca, in salsis Laguna blanca. (»Des. Atacam.«).
839. Carex bonariensis Desf. (ex auctoritate cl. Böckeier). — Cor-
doba. pr. Las Penas. (»Bonar. — Brasil, austr.«)
840. C. Lorentziana Gr. n. sp. rhizomate diviso repente, culmo
gracillimo supra basin apbyllo trigono laeviusculo caespitem multoties
superante, foliis planis lineari-acuminatis glabris margine scabriusculis,
plerisque in caespitem erectiusculum coadunatis, spiculis 2 — 5 breviter
oblongis viridi-fuscescentibus subsessilibus erectis , terminali androgyna
inferne o*. ceteris ?, imae bractea longiori breviter vaginante filiform!
erecta spiculam excedentc saepe ad summam spiculam usque producta,
glumis ovatis mucronulatis fructu paullo brevioribus, perigynio glabro
ovato-conoideo angulis rotundatis trigono mutico brevissime cmargiuato:
faciebus extcrioribus 3nerviis, stylo 3partito. — Species ad sect. Gra-
cillimarum As. Gr. pertinens. Culmus 2 — 3', folia 3 — 5" longa; spicu-
lae 6'" fere longae, demum 2"' latae, superiores contiguae, ima paullo
remotior, ejus bractea 12 — 6'" longa ; glumae V" longae ; pcrigynium basi
breviter attenuatum, facie posteriori concava. — Tucuman, sparsim in
declivitate occidentali montium pr. Cienega, alt. 9000'.
841. Juncus balticus Deth. var. crassiculmis Buchenau in Iii;
culmo compresso aphyllo, sepalis exterioribus brunneis margine carina-
L12
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268 A. GRISEBACH,
quepallidis ;vix 2"' longis). — Culmo compresso (inferae ll/2'" lato) ad
J. compressum Kth. tratisit, cuju9 formam calyce longiori et vaginis
foliiferis distinetam e freto magellanico (Lechl. pl. mag. 1231.) comparo
speciemque ipsam ad J. balticum reducendam judico : calyce euim forma
Lcchleriana cum J. baltico var. picto Philipp.! (Phil. pl. chil. 738; J.
compresso Steud. in Lechl. pl. chil. 2967; J. baltico var. paeifico En-
gelm.) convenit. vaginis foliiferis etiam ipse J. balticus (culmo tereti)
occurrit: Lechl. pl. chil. 3039. — Tucuman, in graminosis scaturigi-
nosis pr. Cinugarero. Catamarca, in salsis Laguna blanca alt. 10000'.
(Zona temp. bor.; Amer. occid. omnis).
842. J. platycaulos Kth. sec. cl. Buchenau in lit, qui speeimina
origiualia contulit. — Tucuman, in pratis montanis pr. Cienega, alt.
8000'. (Amer. trop. — Chile).
843. J. capillaceus Lam. ex descr. — Syn. J. Chamissonis Kth.
«ec. Buchenau, Mand. pl. boiiv. 1435. Capsula e calyce exserta et se-
palis acutis (neque acuminatis) a praecedente differt. foliis cum eo con-
venit. — Cordoba, in pratis uliginosis pr. Ascochinga. Tucuman, in
graminosis, Cuesta de Siambon. (»Uruguay«, Bolivia — «Chile«).
844. ,/. Luzuloxiphium Gr. n. sp. ensifolio-articulatus, culmo elato
foliato, foliis equitantibus remote septatis planis lineari-acuminatis elon-
gatis culmum subaequantibus, imis in' vaginas aphyllas reduetis, anthela
terminali: peduneulis numerosis inaequalibus ; capitulis 4— 6floris, ple-
rumque pluribus congestis : bracteis membranaeeis sursum decrescenti-
bus, imis peduneulisque longioribus subacquilongis, sepalis dorso brun-
neis margine pallide membranaeeis subaequalibus lanceolato-acuminatis
apicc cuspidatis stamina 6 duplo, capsulam nitidam atram apice subre-
tuso-rotundatam l/$ superantibus, antheris filamento paullo brevioribus,
Capsula septis valde incompletis uniloculari. semiuibus minutis innumeris
cllipsoideis utrinque acutis pallidis substriato-laeviusculis : apice minuto
nigricante. — Habitus Luzulae maximae; culmus 3pedalis, paueifolius;
folia superiora pedalia, 2"' lata, vagina laxa apice rotundata; anthela
2", capitula 2"' diam.. sepala iy2'" longa. — Tucuman, in scaturiginosis
inter frutices pr. Cienega.
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PLANTAE LORENTZIANAE.
269
Liliaceae.
845. Allium striatum Jacq. — Tucuman, pr. Tafi. (Amer. bor.
— Chile).
846. A. fragrans Vent. — Forma ovarii loculis 8ovulatis cum prae-
cedente conveniens, distincta foliis 3"' (nec 1"') latis, perigouii segmen-
tis apice rotundatis stamina parum superantibus 6"' (nec 3—4'") longis,
stylo ovario parum (nec duplo) longiori. — Cordoba. ad sepes et vias.
(Zona trop. et ultra ejus fines.)
847. Anthericum peruvianum W. — Syn. Phalangium ciliatum
Kth. nov. gen. 7. t. 676: sed fblia in nostra forma m argine scabriuscula
(non ciliolata) et fibrillae radicales non tuberoso-incrassatae. Perigonium
mareescens. — Tucuman, non raro in pascuis montanis pr. Tafi. (»An-
des trop.«)
848. Alstroemeria peregrina L. — R. P. Fl. peruv. t 288. —
Catamarca, in convalle Granadillas pr. Yakutula. (»Peru — Chile«),
849. Bomarea fimbriata Herb. (Alstroemeria R. P. 1. c. t. 293.
a.) — Forma fimbriis perigonii obsoletis. — Tucuman, pr. Siambon,
raro. («Peru«).
850. B. Bredemeyeriana Herb. — Fendl. pl. tovar. 1537.: forma
caule glabro (B. acutifolia Herb.). Variat foliis subtus pilosiusculis et
glabris, pedunculis 3floris et indivisis; pedunculi hirtelli, perigonium
15—18'" longum. — Tucuman, in regione Aliso, Cuesta de Siambon,
Junta, Anfama. (Andes trop.)
851. Chlidanthus fragrans Herb. — Bot. reg. t. 640. — Catamarca,
in convallibus pr. Nacimientos, Laguna blanca. (»Bonar.a)
852. Amaryllis mesochloa Herb. (Zephyranthes Lindl.). — Bot.
reg. t. 1361. — Cordoba. raro inter frutices pr. Las Penas, pr. Las
Talas. Catamarca, supra convallem Granadillas alt. 9—10000'. (»Bonar.
— Brasil, austr.«)
853. Hypoxis decumbens L. — Tucuman, frequens in campis
graminosis pr. Tafi, in pratis montanis Cuesta de Siambon. (Amer.
trop.)
s'
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270
A. GRISEB ACH,
Smilaceae.
854. Smilax campestris Gr. — Nom. vernac. Sacha nueva. Tu-
cuman, in sylvis subtropicis e. c. pr. La Craz. (Brasil, austr.)
855*. Asparagus officinalis L. — Cordoba. ad vias juxta praedia.
Dioscoreae.
856. Dioscorea glandulosa Kl. — Syn. D. piperifolia var. glandu-
losa Gr. olim. sed scmine llelmiae Kth. a medio in alara quadrato-
oblongam producto distincta. — Tucuman, in sylvis subtropicis pr. Jun-
tas. (Brasilia).
Irideae.
857. Nemastylis spathacea Gr. — Syn. Beatonia lutea Klatt ex
parte sec. Mandern, pl. buliv. 1223 ab ipso citat. : exclus. analysi in
Mart. Fl. bras. III. L t. G9. et synon. Lk. (planta ex ins. Chiloe in-
trodueta) : nostrae enira speciei in utraque collectione stamina distincta,
Stigmata bipartita anguste petaloidea et perigonium violaceum. Nema-
stylin Nutt. stigmatibus bipartitis a Cipura (ubi Stigmata antheris alterna
non recognovi) aegre distinguo, habitu conformis est ceteraque Cypellea-
nim (Kt.) genera Herbertiana aliaque a cl. Klatt adoptata secundum
Stigmata aut simplicia aut divisa ad Cipuram et Nemastylin revocanda
videntur (cf. Ind. Fl. cub. p. 252). — Catamarca, in convalle Granadillas
pr. Belen. (Bolivia.)
858. Herbertia eurj/andra Gr. n. sp. bulbo 1 — 2phyllo, caule compressi-
usculo monophyllo simpliciusculo v. ex axilla semel diviso foliis supe-
rato, foliis lanceolato-acuminatis elongatis, imis in vagiuam longe attenu-
atis, caulino evaginato, spathis 2pbyllis membranaeeis lanceolato-acumi-
natis a folio remotis 2-(l — 3)floris, pcdicellis spatha plus duplo longiori-
bus, perigonio caeruleo: foliolis exterioribus obovato-subrotundis, interi-
oribus brevioribus late subrotundis ex medio apice breviter subulatis,
columna staminea conica, antheris erectis subquadrato-rotundatis : con-
nectivo lato membranaceo loculos ovoideos sejungente, stigmatibus cu-
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PLANTAE LORENTZIAXAE.
271
neato-subrotundis apice crenulatis stylo brcvi impositis anthera oppo-
sita duplo brcvioribus. — Bulbus ovatus, apico constrictus, 8 — 10"' lon-
gus, 0'" diam. ; caulis palmaris v. spithamcus, gracilis, intcrnodio infe-
riori superius (pedunculos) multo excedente ; folia ima 3 — 5" longa,
4 — 6'" lata, caulinum longius, erectutn, G — 8" longum, 6—8'" latum:
spathae valvae parum inacquales, 4 — 6'", pedicelli 12"', perigonium 4"'
longum: ejus foliola ad ovarium usque distincta stamina duplo excedcntia;
antherae loculi flavi, demum connectivo facile rupto stamina C menti-
entes, columna filamentorum abbreviata sublongiores. — Tucuman, in-
frequens inter frutices pr. Siambon.
859. Sisyrinchium iridifolium Kth. — Syn. S. laxum Lk. Bot. mag.
t. 2312. Lechl. pl. chil. 290. 3095., pl. mageil. 1216. Spruce pL ecuad.
6025. — Cordoba, raro in montanis pr. S. Bartolo. Catamarca, in con-
valle Granadillas et in collibus pr. Yakutula inter frutices. (Andes
Amer. trop. et «Brasil, austr.« — Fret. magellan.)
860. S. scirpiforme Poepp. — Mandon pl. boliv. 1222. Lechl. pl.
chil. 3012. 3030. Syn. S. gracile Phil. pl. cbil. 742. — Cordoba, in col-
libus grauiticis pr. S. Franscisco (forma columna staminea longiori, peri-
gonii foliolis cuspidatis). Catamarca, inter frutices pr. Yakutula. (»Peru«
— Chile).
861. S. leucanthum Coli. — Mandon pl. boliv. 1213. 1214. —
Catamarca. in collibus pr. Yakutula inter frutices. (Boliv. — »Chile«,
«Falklands«).
862. S. setaceum Klatt in Mart Fl. bras. III. 1. t. 71. f. 1. —
Forma foliis scapo palmari superatis. — Cordoba, in pascuis lapidosis
pr. S. Fraucisco. («Brasil, austr. — Uruguay«.)
863. TiUandsxa Lorentziana Gr. n. sp. Platystachys, foliis e basi
oblonga lincari-attcnuatis acurainatis convolutis recurvatis caule brcviori-
bus furfuraceo-squaraulosis : squamulis densis patulis griseo-albidis, spica
composita cotnpressa, partialibus 3 — 5 patentibus alternatim remotius-
culis subaequalibus : bracteolis imbricato-distichis glabris conduplicato-
272 A. GRISEBACH,
oblongis acutis striato-nervosis calycem parum excedentibus inteniodio
3— 4plo longioribus, sepalis ungues petalorum dimidios excedentibus,
3 distinctis subaequalibus acutiusculis, petalis (siccis) pallidis: lamina
spathulato - lanceolata ungue filiformi duplo breviori , antheris exsertis,
stylo longius cxserto: stigmatibus obtusis ciliolatis. — Affinis T. Balbi-
sianae Schult., squamulis foliorum et bractearum inferiorum patulis, ut
in T. pruinosa Sw., prima fronte distinguenda. Gaulis 1', folia 4 — 7"
longa, haec e basi 8 — 10'" lata sensim attenuata, a medio fcre angusta,
caulina superiora in bractearum formam mutata, vaginantia, 1%" fere
longa; spicae 3 — 2", bracteolae 1", sepala 10'", petala 18"' longa, la-
mina expansa stylo subaequilonga. — Cordoba, in rupibus siccis con-
vallis fl. Auroyo pr. Las Pcrias.
864, T. circinalis Gr. n. sp. Platystachys, foliis caule fere ad ba-
sin bracteis vaginato brcvioribus e basi deltoidea abruptim in laminam
e basi lata attenuatis lineari-acuminatis convolutis recurvis superne in
arcum circinalem integrum circumflexis et ultra eum productis argenteo-
furfuraceis: squamulis densis patulis, spica composita compressa. partia-
libus 11 — 9( — 3) contiguis erectiusculis bractea oblonga acuta parum
longioribus sursum dccrescentibus 8 — 4floris : bracteolis inibricato-disti-
chis lcpidotis conduplicato-oblongis obtusiusculis obtusc carinatis calycem
subaequantibus internodio ter longioribus, sepalis ungues petalorum ae-
quantibus cartilagineis convolutis oblongis obtusiusculis, 3 distinctis sub-
aequalibus, petalis violaceis: lamina obovato-subrotunda ungue ligulato
brevioribus, antheris cum stylo inclusis. — Species pulchra, robusta, fo-
liis infra apicera circinato-gyratis caudae Rodentium similibus. Gaulis
1— ll/>', folia 4— 6" longa, haec supra vaginam 6— 10"' longam 8—10'"
lata: bracteae 2 — ll/2", bracteolae G'" longae ; petalorum lamina 4'"
diam. — Gordoba, ad arborum truncos in collibus promontorii S. de
Cordoba.
865. T. bicolor. Brongn. — Voy. Coquille t. 36. — Habitu et
structura T. pulchellae Hook, simillima, sed semina papposa et spica
paucirlora, subdisticha. — Tucuman, copiose in arboribus sylvae subtro-
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PLANTAE LORENTZIANAE.
273
picae pr. Siambon. Catamarca, caespitose in rupibus jugi Cuesta de
Chilca. (»Brasil, austr.«)
866. T. unca Gr. n. sp. Anoplophytum, caule robusto incurvato hu-
mili diviso ad apiccm usque folioso, foliis approximatis rigidis arcuato-
recurvatis e basi dilatata subuliformi attenuatis pungenti-acuminatis con-
volutis lepidotis cinereis, summis brevioribus spicae pauciflorae fere ae-
quilongis, bracteis 3 — 5 contiguis membranaceis concavis striatc-nervosis
nudis v. sub apice parum lepidotis elliptico-oblongis unifloris flore vix
superatis mucronato-acutis v.* infima foliaceo- appendiculata : bracteola
lineari-oblonga ealycem subaequante, sepalis petalorum ungucs subaequan-
tibus, binis ad % connexis carinatis, tertio apice conformi mucronato-
acuto, petalis cyaneis : lamina ovata acutiuscula in unguem 4plo longiorem
contracta, antheris inclusis. — Affinis praecedenti, sed folia cum caudice
multo crassiora, basi amplexicauli concava 5 — 6'" lata; caulis 4 — 6",
folia 3—2", bracteae 8"' (praeter appendicem), calyx 7"', corolla 9'"
longa. — Cordoba. in arboribus pr. Tarana.
867. T. recurvata L. — Tucuman, copiose in arboribus reg. sub-
tropicae pr. Siambon et reg. Aliso pr. Cienega. (Amer. trop. et ultra
ejus fines.)
868. T. propinqua Gay ex descr. — Foliis plerisque 6"' longis
recedit (vix satis} a T. capillari R. P. Fl. peruv. t. 271. c. — Cordoba.
in variis arboribus etfruticibus pr. urbem. (»Chile bor.« ; T. capillaris : »Peru«}.
869. T. usneoides L. — Tucuman, copiose in arboribus reg.
Aliso, S. de Aconquija, pr. Cienega. (Amer. trop. et temp. utraque).
Orchideae.
870. Oncidium Batemannianum Parment. — Bot. reg. 31. t. 40.
— Catamarca, in arboribus pr. Altos de Las Saiinas. (»Brasil, austr.«).
871. Stenorrhynchus speciosus Rieh.?: speeimen obsoletum. — Cor-
doba, in horto pr. Ascochinga. {Amer. trop.)
Rhizocarpeae.
872. Azolla magellanica W. — Cordoba. in aquis juxta fl. Rio
primero. Tucuman, rarius pr. Siambon. (Amer. trop. — Fret. mageil.)
l'hys. Clause. XIX. Mm
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274 A. Q BISEBACH,
Lffcopodiaceae.
873. Selaginella jungerniannioides Sprg. — Tucumau, in umbrosis
humidis reg. subtropicae pr. Siambon, in rupibus pr. Monteros, in reg.
Aliso Cuesta de Siambon. (Amer. austr. trop.)
874. S. patula Sprg. — Tucuman, iu rupibus et terra pr. Cienega.
(Amer. trop.)
875. S. microphylla Sprg. — Cordoba, iu rupibus umbrosis pr. Las
Peilas, in convallibus altioribus S. de Cordoba. (Amer. austr. trop. —
»Uruguay«).
87G. S. rupestris Sprg. — Cordoba, latc in campis sterilibus etfusa
a planitie usque ad montes altiores. (Orbis extra Europam et Australiam).
877. Lycopodium Saururus Lam. — Tucuman, in sylvis reg. Aliso
pr. Cienega. .»Andes Amer. austr. — Bonar.«)
Erjuisctaccae.
878. Equisetum ramosissimum Desf. Forma 33 ap. Milde: »dolosa«.
— Cordoba, in arenosis pr. Ascochinga. (Orbis temper. et trop., excepta
Australia.)
879. E. pyramidale Goldm. — Cordoba, in praeruptis ad rivulos
pr. Las Perias. (»Amer. austr. trop. — Bonar. et Chile«).
880. E. giganteum L. — Catamarca. in paludosis Ojo de Aqua
pr. Fuerte de Andalgala (Amer. trop. — »Chile«).
881. E. bogotensc. Kth. — Tucuman, in arenosis ad rl. Bio
grande pr. Siambon (Amer. trop. — «Chile«).
Filices.
882. Anemia tomentosa Sw. var. flexuosa Sw. — Je. Baddi bras.
t. 13. — Cordoba, in rupiura fissuris pr. Las Penas. Ascochinga. (Amer.
trop. - »Bonar.«).
A. tomentosa Sw. var. fulva Sw. — Forma foliis glabrescentibus.
— Tucuman, in umbrosis humidis reg. subtrop. pr. Siambon.
883. Trichomanes sinuosum Bich. — Tucuman, in sylvis subtropicis
pr. Siambon. (Amer. trop.)
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PLANTAE LORF.XTZIANAE.
275
384. Davallia inacqualis Kz. — Lechl. pl. peruv. 2292. a. —
Tucuman, copiose in convalle humida reg. subtrop. pr. Siambon. (Amer.
trop.)
885. A. cuneatum Langsdf. — Cordoba, ad terram argillaceam
pr. Las Pcnas. {«Brasil.«
A. cuneatum Langsdf. var. Vcncris Gr. elatius, foliolis majusculis
10 — 12"' diam. — Forma habitu A. capilli Veneris, a quo venis intcr
orenaturas excurrentibus reccdit. —Tucuman, frequens in rupibus humi-
dis sylvae subtropic. pr. Siambon
886. A. thalictroidcs YV. var. cbilense Kaulf. — Convenit cum aethi-
opico Im venis a basi dicbotome divisis, ramis remotiusculis , recedit
iis inter denticulos excurrentibus. — Cordoba, in rupium fissuris pr. As-
cocliinga. (Zonae trop. et ultra ej. fines).
887. A. tencrum Sw. var. rhomboideum Kth. (ex speeim. Moritz
pl. Venez. idemque misit Duchassing e Panama). — Convenit cum spe-
cie Swartziana petiolulis apice articulatis. recedit segmentis apico rotun-
dato crenatis minus profunde divisis. — Catamarca, in alpinis Vayas
altas alt. 9—11000'. {Amer. trop.)
888. Cheilanthes marginata Kth. — Spruce pl. ecuad. 5327. —
Tucuman, in rupibus pr. Cienega. (Amer. trop. — »Bonar.«)
890. Ch. spcctabilis Kaulf. — Syn. Ilypolepis Lk., Hook. sp. fil.
2. t. 88. Br. — Tucuman, raro in sylvis subtrop. pr. Siambon. (»Amer.
austr. trop. — Uruguay«).
891. Ch. cartilaginea Gr. — Syn. Pteris Frl. in reliq. Haenk. 1.
t. 9. f. 3. Allosorus rigidus Kz. sec. observ. Mctt. Cheilanth. nr. 77.
f. 37. — Ab auetoribus cum specie mexicana (Pt. rigida Sw.) commixta.
sed perfeete glabra, rbizoma breve incrassatum, margo indusialis mein-
branaccus a froude coriacea distinetus : hoc charactere (Cheilanthes sect.
II. ap. Mctt.) Chcilantheni a Notbolaena distinguo nostraque species etiam
rhachi supra sulcata (nota a cl. com Keyserling adoptata) Cheilanthibus
genuinis conformis, etsi habitus omnino Pteridis, a qua soris venarum
apici incrassato insertis crenaturis levibus frondis marginalibus respon-
dentibus et sub indusio continuo integerrimo distinetis generice differt.
Mm 2
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276 A. GR1SEB ACH,
Formae duae exstant invicera transeuntes: a. spithaniea, fronde ambitu
oblongo-lanceolata bipin natisecta coriacea (4 — 5" longa, IV2 — 2'' lata),
segmentis primariis plerisque aequilongis, secundariis altematim 3 — 4jugis
utrinque conformibus lanceolatis obtusiusculis basi adnata contiguis;
(i. platt/loba, palmaris v. digitalis, fronde ambitu oblonga bipinnatipartita
herbacea (3—2" longa. 1" lata), segmentis primariis plerisque aequilon-
gis, supremis pluribus integris, secundariis ultra medium pinnatipar-
titis 3— ljugis ovato-oblongis ovatisque rotundato-obtusis. — Tucuman,
in rupibus pr. Cienega. (»Peru«).
892. Notholaena sinuata Kaulf. — Tucuman, in muris. (»Andes
trop. et ultra ejus fines«).
893. N squamosa Bäk. — Syn. Cheilanthes Gill. — Tucuman, in
rupibus alpinis pr. Cienega. (»Peru — S. Luis*).
894. N. rufa Prl. — Syn. N. ferruginea Hook. Forma parva,
fronde 2— 3pollicari. — Cordoba, in rupibus pr. Las Penas (Amer.
trop. et ultra ejus tines).
895. N. micropteris Keys. — Syn. Cheilanthes Sw. — Cordoba,
in rupibus pr. Las Penas. (»Brasil, austr.«)
896. N. Mathewsii Gr. — Syn. Cheilanthes Kz., Mand. pl. boliv.
1575. — Tucuman. in rupibus pr. Cienega. (»Peru« — Boliv. : Mand.
pl. boliv. 1575.)
897. N. myriophylla J. Sm. — Syn. Cheilanthes Desv. Hook. sp.
fiL 2. t. 105. A. Ch. elegans Desv. 1. c. t. 105. B., Mand. pl. boliv.
1574. Nostra forma frondis segmentis ultimis in petiolulum contractis
utramque connectit. — Cordoba, in rupibus pr. Las Penas. (Andes a
»Mexico — Bonar.n)
898. N. ternifolia Keys. — Syn. Pteris Cav. — Cordoba, in rupi-
bus pr. Las Penas. (Andes trop. — Chile austr.)
900. Pteris concolor Langsdf. — Ic. Baker in Mart. Fl. bras. f.
49. t. 43. III). Syn. Pellaea geraniifolia Radd., sed margiue frondis ner-
voso vera Pteris (cf. Metten. Cheilanthes, p. 2 ) — Nervatura convenit
cum ic. cit., sed quaudoqne infra sinum anastomoses venarum subsoli-
tariae exstant in nostra forma, nec frequentes P. pedatae L. — Cor-
doba, in rupium fissuris pr. Ascochinga. (Zonatrop. et ultra ejus fines austr.)
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PLANTAE LORENTZIANAE.
277
901. P. deflexa Lk. — Tucuman, per magnum spatium solum sylvae
tropicae occupans. (Amer. trop.)
902. Blechnum unilaterale W. — Ic. Baker. L c. t. 44. IV. —
Cordoba, in rupium fissuris, Cerro de Potosiorca. (Amer. trop.)
903 B. occidentale L. — Tucuraan, in convallibus pr. Siambon.
(Amer. — trop. Chile.)
904. B. hastatum Kaulf. — Cordoba, cum praecedente pr. Las
Penas. (»Bonar. — Brasil, austr.«)
905. Acrostichum conforme Sw. — Cordoba. in rupium fissuris
humidis pr. Ascochinga. (Zona trop. et ultra ejus fines austr.)
906. Gymnogramme trifoliata Desv. — Forma stipitibus basi tube-
roso-incrassatis. — Tucuman, in lapidosis apricis alvei fl. Rio grande
pr. Siambon. (Amer. trop.)
907. G. nivea Mett. — Syn. Notholaena Desv. — Tucuman, in ru-
pibus pr. Cienega. (Andes trop.)
908. G. flavens Kaulf. — Cordoba, in rupium fissuris pr. Asco-
chinga. (»Andes trop.«)
909. Asplenium lunulatum Sw. — Tucuman, in umbrosis reg. sub-
trop. pr. Siambon. (Zona trop. et ultra ej. fines austr.)
910. A. Trichomanes Huds. — Forma eegmentis sursum in angu-
lum productis. — Tucuman, in umbrosis reg. subtrop. pr. Siambon.
(Orbis temperatus et tropicus.)
911. A. Gilliesianum Hook, et Grev. t. 63. — Cordoba, in rupium
fissuris pr. S. Francisco. (»Peru — Boliv.«)
912. A. furcatum Thunb. — S. Luis, in rupibus pr. Oyada. Tu-
cuman, in arboribus sylv. subtrop., Alto de las Sahnas. (Zona trop. et
ultra ej. fines).
913. Aspidium aculeatum Sw. var. platyphyllum W. — Tucuman,
in convallibus pr. Siambon. (Orbis zonae trop. et temp.)
914. A. Filix mas Sw. — Tucuman, in regione montana, Cuesta
de Siambon. (Orbis zonae temp. et trop. reg. mont)
915. A. conterminum W. — Cordoba, in rupium fissuris et in
terra pr. Ascochinga, Las Peüas. (Amer. trop. — »Chile«).
1278
A. GRISEBACH.
A. conterminnm W. var. oligosorum Kth. — Tucuman, in convalli-
bus pr. Siambon.
91G. A. patcns Sw. Forma clatior. vcnis scgmcntorum 8jugis, imis
distantibus : plane refert A. pachyrhacbis Kz. (Fendl. fil. Venez. 187.),
sed pinuae imae non decrescunt. — Tucuman, in convallibus pr. Siam-
bon. (Amer. trop. et ultra ej. fines).
917. Cystoptoris fragilis Bernh. — Tucuman, in umbrosis humidis
pr Siambon. (Orbis).
918. Woodsia iucisa Gill. — Lech), pl. peruv. 1700. — Tucuman.
in rupibus pr. Cienega. (Peru — »Bonar «)
919. Polypodium arcolatum Kth. — Forma serie sororum a mar-
gine et nervo aequidistante (P. sporadocarpum W.) — Tucuman, iu
arboribus, Alto de las Salinas. (Amer. trop.)
920. P. loriccum L. — Tucuman, in rupibus pr. Cienega. (Amer.
trop. et ultra cj. fines austr.)
921. P. incanum Sw. — Tucuman, in arboribus sylv. subtrop..
pr. La Cruz. (Amer. trop. et temp.; Afr. trop. et temp.)
922. P. macrocarpum Prl. — Syn. Lechl. pl. peruv. 2009. P.
Tweedianum Hook. ic. t. 8G. Nom. vern. Calaguala. — Cordoba, in
rupibus Cerro negro pr. S. Bartolo. Tucuman, in arboribus reg. subtrop.
pr. La Cruz, in rupibus pr. Cienega. (Peru).
923. P. moniliforme Cav. var. anfractuosum Mett. — Spruce pl.
ecuad. 5274. — Tucuman, in rupibus alpinis pr. Cienega. (Amer. trop.)
924. P. lycopodioidcs L. — Tucuman. in arboribus reg. subtrop.
pr. Siambon. (Zona trop.)
925. P. ensifolium W. — Syn. P. angustifolium Eat.. Fendl. fil.
Venez. 224. — Tucuman, in arboribus reg. subtrop. et mont. pr. Juntas.
(Amer. trop.)
926. P. laevigatum Cav., Baker. 1. c — Syn. P. fasciale W. —
Forma venis anguste areolatis, soris majusculis. — Tucuman, ad rivulos
pr. Tafi, in reg. Sambuci et Aliso. (Amer. trop.)
927. P. Phyllitidis L. var. repens Sw. — Tucuman. in sylvis
subtrop., Quebrado de Monteros. (Amer. trop.)
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PLAXTAE LOREXTZIAXAE.
279
Verbesserungen.
S. 51 Z. 2 v. n. statt Uguminnscn (Qnebrachia) lies: Tcrcbintharccn (Loxn-
pterygiuni).
S. r>4 Z. 3 v. u. statt 120 lies: gegen 120.
S. 90 Z. 1, 2 Deleatur Malvastruni tricuspidatum : ex speeiminc frut tifero forma
tncuuianensis ad praecedens M. spieatum pertiuet.
8. 96 Z. 3 statt ined. lies: Joum. of Rotany, 1874, ubi oL Müll. Arg. cetera«
qaoquo Euphorhiaccas Lorentzianas suas nunc deäeriptdt.
S. 135 nr. 201) statt A. Visitc Gr. Hei A. Viseo Lor. in Iii
Index.
Acantbaeeae
224
Kupborbiaceac
Filir«,
94
Orchideae
273
Alismaceae
247
274
Palmae
248
Amarantaccae
60. 79
Gentianeac
208
Papavcraceao
Papayaccae
71
Amentaceac
117
Gcrauiaceac
103
150
Arnpclideac
101
(tcsneriaccae
227
Pasaifloreae
148
Apocyneae
303
(ftictaccac
24(5
Piperaceae
114
Aristolocbiaceac
166
(Jramincac
65. 249
Plantagineae
202
AroYdcao
247
lluloraireitf
144
Piain bagineao
203
Asclopiadcac
204
Hydrolnaccae
62. 230 Polygalcae
74
Bogoniaccae
148
Hvpcricin«u>
89 Pol'vgoncae
270 Priroulaceac
112
Berberideae
70
Iridcae
203
Bignoniaceac
222
Jasniincae
203
Hanunculaoeao
68
Bumbaceac
M
Junragiuuao
247
Hbaiuneae
99
Borragineae
232
.lunceac
2t 17
Rhizoearpcae
273
Broracliaceae
271
Laliiatae
235
Kosaceae
137
Buettneriaceac
93
Laurineae
144
Rubiaceae
15*
( 'alycereac
168
Lcguininosae
117
Kutaccae
107
Campanulaceac
300
Liliaceac
269
Salioeac
89
Capparideae
73
Lineas
103
Sautalaceac
15«;
Caprifoliaceac
158
Lnaseae
150 Sapindaceac
108
('aryopbyllcae
59. 76
Lobeliaittae
200 Scropbulariiieae
210
Celastrincac
61, no
Lorauthaoeac
157
Smilaccae
270
(Jlienopodeae
84
Lycopodiai-cao
274
Solaneac
214
Commelyneae
248
l.ytbraricae
141
Synantlicrcae
164
Coniferae
247
Malpighiarnae
101
Terebinthaceae
114
( 'ouvolvulaccac
22H
Malvareae
89
Turueraceae
150
Crassulaceae
153
Mclastoniaccae
14<»
Utnbelliferae
153
Crucifcrac
71
Mrliaceae
107
Urtkeae
III
Cucurbitaccae
144
Myrsiut-ae
203
Valerianeae
161
Oyperaceae
2i"4
Myrtaccae
62. 139
Verbcnaccae
65. 240
Oinscoreae
270
Najadeae
247
Violaceae
74
Etpiisetaceae
274
Xyctagineai-
86
Zygophylleae
104
Krythroxyloac
102
Onagrarieae
142
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1 l'ycnophvllum sulcalum
3 Moya spinosa.
n
2. Gossvpianthus austrahs.
■\ Myidis s errat ifolia
0 Drude «5*1
jL.ri-iiij Uta.
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f». Sterrhymenia Cynorrambe.
0
n
E 11 1 <i
Ii. Neos pari im rplu-dioiilivs .
1"
4$
4 1
i
v.
V', Jf
f
n
J H
- Cinmiexostis |ioly^nma.
ll
N. Diachyrium aryiuliuaceum,
ii D:vi,< -M
Digi'tizeci'!)y"^oogle
ABHANDLUNGEN
MATHEMATISCHEN OLASSE
DEK
KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZU GÖTTINGEN.
NEUNZEHNTER BAND.
Malhem. Hasse. XIX
A
Verallgemeinerung der Poisson - Jacobischen
Störungsformeln
von
Ernst Schering.
Vorgelegt in der Sitzung der K6nifil. Ges. d. Wiw. am 1. Noreraber 1S73.
[.
Normale Form der Canoni&chen Substitution.
In meiner Abhandlung Aber die Hamilton -Jacobische Theorie*) habe
ich nachgewiesen , dass die von Jacobi als canonisch bezeichnete Form der
Integrale für ein mechanisches Problem immer dann möglich ist, wenn in
dem von mir angegebenen Sinne ein verallgemeinertes Potential besteht.
Bestimmt man nemlich die virtuellen Bewegungen durch Variationen der
Coordinaten, so kommt es darauf an, ob man die Summe der virtuellen
Momente der Kräfte in eine vollständige Variation einer Function und in
eine vollständige nach der Zeit genommene Derivirte eines Ausdruckes zer-
legen kann. Die Function habe ich Potential genannt, aus ihr lässt sich
auch leicht der andere nach der Zeit zu derivirende Ausdruck ableiten.
Die Jacobischen canonischen Integrale sind ein specielles canonisches
System von Grössen. Bezeichnen nemlich qt, qt--qH ein System von ein-
ander unabhängiger Grössen, durch deren Werthe die Lage sämmtlicher bei
dem mechanischen Problem in Betracht kommenden Massentheilchen voll-
ständig bestimmt sind, so dass man sie also ein vollständiges System von Coor-
dinaten im allgemeineren Sinne des Wortes nennen kann, bezeichnet t die
Zeit, q'l die Derivirte von g. nach der Zeit, 6 die Differentiation eines
Ausdrucks von f. qt . .qn, q , ,.q'n nach diesen Grössen, vT die lebendige
Kraft. V die Potentialfunction, so ist diejenige Grösse, welche für den spe-
cialen Fall, dass in dem Räume das Quadrat des Iiüngenelementes durch
ein Aggregat von Quadraten der Differentiale der Coordinaten ausgedrückt
werden kann also v = 2 wird, die Summe der virtuellen Momente der
♦) Hand XVIII. »1er Abhandlungen der Königl. Oes. d. Wiss. zu Göttingen.
A2
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4 ERNST SCHERING,
in die Massentheilchen niultiplicirten Beschleunigungen vermindert um die
virtuellen Momente der einwirkenden Kräfte bedeutet, nach Artikel 1. [4
jener Abh. gleich
[I] -^r+D+iS^tü«,, „der si-S.^a+^Jj+Q],^
worin die Summation 2 sich auf die Werthe 1,2.3...« des Index / bezieht.
Setzen wir
M
so sind qi -qn.pi -pn nach Jacobi ein vollständiges System canoni-
scher Veränderlichen zu nennen.
Sollen ■\>l....'\>n, ?b ebenfalls ein vollständiges System cu-
nonischer Veränderlichen für dies mechanische Problem sein, so gibt es
Functionen S und E von t,qi..qn, f,..^ der Art, das» die Gleichung
erfüllt wird, worin D die allgemeinste Differentiation bedeutet (Art. IV
der schon bezeichneten Abhandlung).
Aus dieser Bedeutung der D Differentiation ergibt sich zunächst
identisch und dann nach Einführung der Grössen p, . ,pn mit Hülfe der
Gleichungen [2] so wie der Grössen <j>, ?,••?„ mit Hülfe von [3]
folgende dreifache Gleichung
--Dtr+Fj+äitr+F-sa^^Di+xÄ^D^i
= _ D[T+ V) + £ j ( T+ V- 2,t%)Dt+ 2,,Dtf||
= -D(TH-F~^)+*t(r+F-.*f.ST^D^29/D*|j
Sind nun die Bedingungen für das mechanische Problem der Art,
dass zu jeder virtuellen Bewegung auch die im entgegengesetzten Sinne
möglich ist, so muss in Folge des D'Alem bertschen Princips oder allge-
meiner nach dem Gaussischen Princip des kleinsten Zwanges oder nach
r
NORMALE FORM DER CANONISCHEN SUBSTITUTION. 5
noch allgemeineren Grundsätzen der Ausdruck unter [I] also, wie leicht zu
sehen, auch die erste Seite der letzten Gleichung zu Null werden.
Hamilton hat solche Functionen, wie die hier mit ? um! •} bezeich-
neten, nur in dem Sinne gebraucht, dass sie ein vollständiges System von
Integralen für die Differentialgleichungen eines mechanischen Problems
bilden, was immer dann eintritt, wenn dieGrösse — E von der Grösse — H
-ffÄr+F-2|^ [51
sich nur um eine additive absolute Coustante unterscheidet. Ausser in
dieser Bedeutung hat Jacobi, in seiner Abhandlung über partielle lineare
Differentialgleichungen erster Ordnung, solche Functionen, wie die &
hier sind, betrachtet, welche gleich Constanten gesetzt die nöthigen Bezie-
hungen zwischen p und q bestimmen, damit
/»,dfi+J»id?t + • -H,„d?„
allgemein, ohne eine Relation zwischen den Grössen qt . .qn für sich zu-
zulassen, ein vollständiges Differential werde.
In allen diesen Fällen ergibt sich unmittelbar aus den allgemeinen
Voraussetzungen, dass <{i, . . 4»B» qt. . qn, t von einander unabhängige Verän-
derliche werden, durch welche alle übrigen Grössen, die bei derselben
Substitution in Betracht kommen , als Functionen dargestellt werden kön-
nen. Diese Art der Abhängigkeit ist aber für die ganze Untersuchung von
grosser Bedeutung, nicht nur folgen daraus so einfache Relationen, wie die
Hamiltonschen im Artikel XII. meiner Abhandlung über die Hamilton-
Jaco bische Theorie angegebenen sind, sondern sie dienen auch vorzugs-
weise dazu, um für solche Functionen, deren Poisson sehe Differentialaus-
drücke die einfachsten in den Gleichungen [15] jener Abhandlung aufge-
stellten Wert he annehmen , alle übrigen hieraus sich ergebenden Eigen-
schaften abzuleiten.
Schon in dem einfachsten Falle, wenn sämmtliche '•{',.•<{'„ als Functio-
nen allein von qx..qn, t vorausgesetzt sind und sich also zwischen diesen
Grössen und cp, ..<pw, pt . .pn, 23 leicht unmittelbar solche Beziehungen
aufstellen lassen, dass die Fundamentalgleichung der Substitution erfüllt
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6 ERNST SCHERING,
wird und die l'oissonschen DiffercntialausdrGcke verschwinden, sind die
Grössen y.p.E nicht durch ty,q, t bestitnmhar. Hier wird jedoch da-
durch . dass man statt der gegebenen q{ und p{ beziehungsweise — p{
und ql setzt und zu der Substitutionsfunction noch -/^fy hinzufügt,
eine solche canonische Substitution erhalten, bei welcher alle Grössen
durch Functionen von q, <l>, t darstellbar sind und die Wcrthe der Pois-
son sehen Differentialausdrücke ungeändert bleiben.
Ausser in diesen beiden einfachsten Fällen besteht auch sonst immer
der Satz :
Eine gegebene canonische Substitution, wenn sie eine vollständige ist,
wenn nemlich alle vorkommenden Grössen sowol durch die p{, qr t allein als
auch durch die tyy t allein bestimmbar sind, kann man durch etwaige
Vertauschung der Glieder einzelner Paare von zusammengehörigen Grossen qk
und p. mit —pk und qk in solche Form bringen, dass alle vorkommenden
Grössen durch die unabhängigen </,. ?„, f , . • tyn . t allein bestimmbar werden.
Eine solche Form soll eine normale heissen. Wegen der vielfachen
Anwendungen dieses Satzes, dass jede vollständige canonische Substitution
in eine normale Form gebracht werden kann , ist es zweckmässig, den Satz
mit der geringsten Anzahl der notwendigen Voraussetzungen auszuspre-
chen, was in folgender Weise geschieht:
Besitzen die Functionen mit den unabhängigen Veränderlichen
tf-,, '/-. - Eigenschaft, dass ßlr je zwei der Functionen
^ i( die Summe ihrer nach je zwei conjugirten Elementen q{ und q , ge-
nommenen Functionaldeterminanten identisch zu Null wird
und verschwinden nicht sämmtliche n.n gliederigen Functionaldeterminanten
nemlkh die
«I4v •.•*„)
[7]
worin Ä|f kt . . k irgend welche n Zahlen aus der Reihe + 1 , + 2 . . . +n
bedeuten , so gibt es unter diesen nicht verschwindenden Functionaldeterminan-
V
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NORMALE FORM DER CANONISCHEN SUBSTITUTION.
7
ten auch wenigstens eine sokhe, für welche die absoluten Werthe der ht, ht..hf
alle von einander verschieden sind.
Aus dem Bildungsgesetz der Functionaldeterminanten folgt mit Hülfe
des La place sehen Satzes unmittelbar
worin die Summation auf alle die den Grössen A-t, kt ..k\ in irgend einer
Reihenfolge gleichen X , , X, . . \ sich bezieht mit der Einschränkung X ( <X2
und X3 <X4 <Xa . . <Xy (<Xv bei der gestatteten Voraussetzung
*i <*i <*t • • worin ferner
und [A] gleich +1 oder —1 gesetzt ist, je nachdem A positiv oder ne-
gativ wird.
Nach den Voraussetzungen [5] über die Functionen ergibt sich also
worin irgend welche der Werthe \, 2, 3..n bezeichnen; hier-
aus folgt z. B.
schieden sind, weil aus der Summe über / hier alle andern als jene zwei
Glieder identisch zu Null werden in Folge der Gleichheit zweier der un-
abhängigen Veränderlichen.
Wir wollen nun zunächst beweisen, dass wenn alle Functionalde-
terminanten
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8 ERNST SCHERING,
worin die absoluten Werthe der A, , A,, A, . . . AB alle von einander
schieden sind, zu Null werden, dieses auch für alle Functionaldeterminan-
ten von der Form
stattfinden rauss. Denn bezeichnen At, A,, A,, A4 . . hn Indices, deren
absolute Werthe von einander verschieden sind, und ist
*(•».. 4»,. --j)
eine Determinante, welche nicht verschwindet, so folgt nach Jacob i's
Fundamentalsatz für die Functionaldeterminanten, dass qh , q_h , q^, qh--qhn
als Functionen von 4»,. t*! ■ • 'r*» und von den übrigen Grössen ^ , q_k ,
?_a • • • ?_v welcne mit jenen erstem zusammen in den gegebenen
Functionen <{V <rV • • vorkamen, dargestellt werden können und also
auch die Functionaldeterminanten
i4i g(y *„. g-A,.>-A. '♦»• • +«)
L »&*,» f-*,. »_A.» »-A. • • • -?-AB« *•■ *• • ^
bestimmbar sind, wenn ji, v irgend welche der vier Werthe +A,, 4-A, an-
nehmen. Solche Determinante soll für die nächste Rechnung kürzer durch
[15] H
8 (»*,.«_*,.»•)
bezeichnet werden . dann besteht zwischen .diesen nach dem Bildungsge-
setze der zwei mal zwei gliedrigen Functionaldeterminanten die Gleichung
ri6l!<>*''g~*'") = 9('*',f*' 3° '(>-Vf-*. "} »«) g(y-A,^A. »•>
und nach dem Satze über die Multiplication der Functionaldeterminanten
die Gleichung
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NORMALE FORM DER CANONISCHEN SUBSTITUTION. 9
5 5*/ *+*,' «-A,- S-A4 •• ' Ö(?A,' »-A, »•)
M.i ♦ ». +4«--+Ä»tAt» f_A,p •«-*„)
~~ ä (vAt .?_/*,• 'M, -?A. -?V ?A,. '/-A,»?~A,' ?_A, -?-A„)
In dieser letzten Gleichung sind die erste und die dritte Functionalde-
terminante die beiden Glieder, deren Summe [11] nach den zwischen den <J»
bestehenden Bedingungsgleichungen [Gl zu Null werden soll ; die erste die-
ser beiden Determinanten ist als von Null verschieden vorausgesetzt [l 3],
also wird auch die andere und damit dann ihre Verhältnisszahl, nemlich
*5v ?-a, »•)
sich von Null verschieden ergeben und daraus folgen, dass wenigstens zwei
der Functionaldeterminanten in der vorhergehenden Gleichung [16], also
wenigstens zwei der Determinanten von der Form
*(»*_• ?AV »•) , . .
Ü 1—, für A = +A, , Ä ass -f-A,
nicht verschwinden dürfen. Das Product jeder derselben multiplicirt in
[13] ist nach dem Satze über die Multiplication der Functionaldeterminanten
6 ♦„ ••■4'n. ?A,'?-A,-?-A,'?-A. • *<fy «A, H
*5»7 ?_A / '/A,. **.-•**„• ?A,' '/-A,' »-A. • •«^) " Ö(?A,'»-A, 3']
_ V 4,. *«■••*„. ?y g-A,-g-A4-g-Q
also kann diese letzte Determinante auch nicht zu Null werden , was der
Voraussetzung [12] widerspricht, da sie abgesehen vom Vorzeichen mit ei-
ner der vier Determinanten
ö(?+A,'9±A,'?A,-9A.--?aJ
gleiche Bedeutung hat.
Maihem. Classe. XIX. B
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10 ERNST SCHERING,
Verschwinden also sämmtliche Determinanten von der Form
für solche A,, A,, A|t A4 . . . An, welche dem absoluten Werthe nach alle
von einander verschieden sind, so kann keine der n.n gliedrigen Functio-
naldeterminanten, in welcher nur zwei der Indices der q gleiche absolute
Werthe haben, von Null verschieden sein.
Auf ganz analoge Weise ergibt sich, dass, wenn alle Functionaldeter-
minanten verschwinden, für welche nur ein Paar der Indices gleiche ab-
solute Werthe haben, auch die Functionaldeterminanten mit zwei Paar In-
dices von gleichen Werthen zu Null werden müssen , denn wäre z. B.
fr. fr, fr, fr, fr ...fr,)
^20J * tay ?-y ?a4. f-v »V • • •«*»)
von Null verschieden, so müsste, weil nach den zwischen den bestehen-
den Bedingungsgleichungen [6] die Summe der Functionaldeterminante
[20] und der beiden aus ihr nach Ersetzung von -f-Af, — ht entweder
durch -\-ht, — A, oder durch + A,, — A, gebildeten Functionaldetermi-
nanten gleich Null ist. auch wenigstens noch eine dieser beiden andern
Functionaldeterminanten von Null verschieden sein. Werde also noch
fl(fr, fr. fr, fr, fr. fr ---fr,)
von Null verschieden, so müsste die Functionaldeterminante
*(y ?y Ty H'?-v}-v}-yi^ *n>
1 ö(?+y »_y ?y ?_y üy" £1^ • • ?_A„. fr- fr. •••*»)
welche für irgend zwei der Werthe +A,. +A, statt A^ und Av genom-
men eine bestimmte Bedeutung hat, für A^ = -j-hl und hy = — A, als
Verhältnisszahl zwischen den beiden vorgenannten nicht verschwindenden
Functionaldeterminanten [20] und [21] auch von Null verschieden sein.
Diese Determinante [22] für k =+hlt A^ = — A, lässt sich aber ähnlich
wie vorhin in [16] als Summe von Producten der analogen vier Functional-
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THEILWEIS GEGERENE SUBSTITUTION.
U
determinanten für h =+Af, hH = +ht darstellen, also wenigstens
eine dieser vier muss von Null verschieden sein.
Durch Multiplication dieser nicht verschwindenden Functionaldeter-
minante in die nach der Voraussetzung nicht verschwindende Functional-
determinante [20] würde sich eine von Null verschiedene Functionaldeter-
minante mit nur einem Paar dem absoluten Werthe nach gleichen Indices
A4 nnd — ä4 ergeben, was der Voraussetzung widerspricht; es müssen
also auch alle Functionaldeterminanten mit zwei Paar dem absoluten
Werthe nach gleichen Indices der q verschwinden.
Daraus lässt sich dann weiter , ebenso wie hier, das Nullwcrden aller
Functionaldeterminanten mit mehreren Paaren dem absoluten Werthe
nach gleichen Indices schliessen und also das Verschwinden sämmtlicher
Functionaldeterminanten der Functionen ift, . .tyn, was aber der ersten
Voraussetzung widerspricht. Es ist daher die Annahme, alle Functionalde-
terminanten mit n dem absoluten Werthe nach verschiedenen Indices der
q seien gleich Null nicht zulässig, wenn überhaupt irgend eine der n.n
gliedrigen Functionaldeterminanten nicht verschwinden und die Gleichun-
gen [6] bestehen sollen.
IL
Theilweii
In meiner Abhandlung über die Hamilton- Jacobische Theorie Arti-
kel X. ist gezeigt,
dass die vervollständigten Poissonschen Differentialgleichungen:
ffe^T- [23]
.a^ö^ d^ke9k, = oßirh^k [24]
f («9, Sp, —BPl hTt) = 1 für h = k [25]
f WitT-eTtWi)- 0 < [26]
B2
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12 ERNST SCHERING,
[27] fWiöFl-öFlö7l)--öt
;*28J y\öqi&Fl~ *Ti ö?/ / ~ dt
fir l sss 1, 2, Ä . . . n
die 2n + l Functionen E, tyn, fA...*9H als canonische Substitution
charakterisiren , nemlich sie eine Gleichung von der Form
erfüllen lassen; aber tvenn nur eine geringere Anzahl von jenen 2n-\-\ Functio-
nen gegeben ist, so genügen die zwischen ihnen bestehenden Poissonschen
Gleichungen auch noch , damit die Functionen die ihrer Bezeichnung entspre-
chenden Glieder einer canonischen Substitution ausmachen.
Den Beweis dieses fundamentalen Lehrsatzes werde ich führen, indem
ich zeige, dass zu beliebigen unter den . .. tyn, <p,, . . . <pB, E gegebenen
Functionen . welche die unter ihnen bestehenden Gleichungen in der Reihe
[23]... [28] erfüllen, die andern Functionen so bestimmt werden können,
dass allen übrigen Gleichungen in jener Reihe auch genügt wird. Von
den verschiedenen Methoden, die man anwenden kann, um die Ausführung
der Lösung einer solchen Aufgabe zu erleichtern, werde ich an dieser
Stelle nicht weiter handeln.
Zunächst lässt sich die Ordnung der gegebenen Functionen <p, <J> so
einrichten, dass die Aufgabe in einer übersichtlichen Form auftritt. Ist
nemlich für einen Index oder für mehrere h die Function <pA gegeben,
aber nicht die conjugirte Function ^ , so wollen wir die Rechnung so
stellen, als sei die gegebene Function ein tyh; wenn dafür die Aufgabe
gelöst ist , braucht man zur gefundenen Substitutionsfunction <S nur das so
gefundene — Ta't'a hinzuzufügen, dann nimmt das gefundene die Stelle
des gesuchten — A. und das in die Rechnung eingeführte &. die Stelle
der gegebenen Function <pA ein. Für die paarweis zusammengehörigen
und gegebenen tp. und tyh mögen die kleinsten Indices 1, 2, . . n" genom-
men werden , für die einzeln gegebenen oder dafür in Rechnung gesetzten
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DERIVIRTE NACH DER ZEIT IST GEGEBEN. 13
^ die darauf folgenden Indices n"+1 , n-\- 2, . . . n, also werden die noch zu
suchenden $ die Indices w'-f-l, »'+2, ...n und die noch zu suchenden <p
die Indices n"+l , »w-f- 2, . . . n', n'-f-l, . . . n haben.
in.
Bestimmung einer Substitution«function durch ihre nach der Zeit genommene Derivirte.
Der Fall, dass die Function E und entweder keine der Functionen
<p tind <{> oder doch nur solche von diesen gegeben sind , deren Indices die
lleihe 1, 2, 3, ... n nicht vollständig ausfüllen, lässt sich auf den Fall zu-
rückführen , dass solche Function E der Null gleich ist.
Die 2n Gleichungen
d?, .6E AJl , dJE .dB
dt — ~* dpi 1 - dt — -T-ö^' -"n — -r^- ^
dp, 02 ^ _ 32?
dr — 6ft ' • • • dt — ~6q(' ' ' - dt — ' öy„
worin E als Function von t, qlt . .q . pt, ..pn gegeben gedacht ist, und
auf diese 2n Grössen sich die partielle d Differentiation bezieht, wäh-
rend d die totale nach t genommene Differentiation bedeutet, lassen sich
durch In Lösungen integriren, indem die qt, ..qn, /),, . .pn als Functio-
nen ihrer für die Zeit f° geltenden Anfangswerthc qt0, .. qn°, pt9, ,.pn°
und der Zeit t dargestellt werden. Diese Functionen eingesetzt, machen,
wenn wie auch in der Folge die Summation 2 über die Werthe l ss 1, 2, . . n
sich erstreckt . das Integral
fßp?g-B)dt=8* [30]
zu einer Function von qt°, pt°, . t
Es ist aber für eine auf t sich nicht beziehende im Uebrigen allge-
meine Differentiation h identisch :
14 ERNST SCHERING,
also, wenn man mit D eine allgemeine Differentiation bezeichnet, wird
zufolge der Gleichungen [29] für das Integral S°
DS° = 2ptDqt — 2P/0D9/0-f-eD<
worin e eine noch zu bestimmende Function bedeutet. Diese Gleichung
geht für den Fall, dass die D Differentiation die nach der Zeit genommene
vollständige d Differentiation bedeutet, in die Form
d7 — "Pidt+e
über , während aus der Definitionsgleichung [30] für 8° folgt
demnach ist e = — E und
[32] DS° = 2^D<7/-2;)/0D?/0— EDt
Es lässt sich also für jede Function E von qt, • ■qn, pt, ..p , t ein
System canonischer Variabein q*, . . q°, pt°, . . pn° und eine zugehörige
Substitutionsfunction 8° finden. Ist nun keine der Functionen «L _ ,.d» ,
fv gegeben, so würden . . q°, p*t . .pn° dafür genommen schon
eine Auflösung der gesuchten Aufgabe bilden.
Sind aber einige der fi und <p Functionen gegeben , so ist eine wei-
tere Transformation erforderlich.
Bedeutet A eine Function von qt , . ,qn% pt , . .p9, t, so besteht die
identische Gleichung
also mit Berücksichtigung der obigen Gleichungen [29] auch
[»»] Sf - w+M'4Hr*iB4) (fQr »••••)
setzt man die gegebenen Functionen «J> m , ••tV' tV ^Qr ^» 80 ver*
schwinden die zweiten Seiten dieser Gleichungen [33] in Folge der für die
Functionen | und <p gemachten Voraussetzungen [27], [28] und es wird
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DERIVIRTE NACH DER ZEIT IST GEGEBEN.
15
dT = 0' ••dT = 0' dT = °« • • dT- = ° W
also sind ?i,,"(?n'" Integ™!0 der obigen 2« Differentialglei-
chungen [29] und können demnach als Functionen allein von den Grössen
- ?«0« Pt°' - Pn onne ' dargestellt werden.
Setzen wir in der identischen Gleichung
die Grössen C,. ..Cm der Reihe nach gleich qt, ..qn, pt, ..pn, nehmen die
D und A Differentiationen speciell als die partiellen nach qf, pf gebilde-
ten mit d zu bezeichnenden Differentiationen , dividiren beide Seiten der
Gleichung mit D?°. &pj> , summiren dann über die Werthc /= 1, 2. 3..n
und berücksichtigen die für die canonische Substitution nach dem vorigen
Artikel bestehenden Gleichungen
y ^Jh^n _dJ* *Jk\
y *n dU *fk\ = 0 für A < Ä
7 Uvf dp? W? dtf] = 1 für A = k
f \dql-dpl' -dpfdtf)-0
so erhalten wir
ZI&A äB dA dB\ s*ldA dB BB dA\ tq<ii
, \di:^-df^ = ?(ärr^-^-aTj t35J
wenn alle Summationen sich auf /= 1, 2, ...n beziehen. Setzt man
hierin für A und B je zwei der Functionen <}», .. .<!>„„ <f , • • • V 80 wird:
fUtfdpf dpfdq?} —
y /d*A d*v _ «Ha djN ) = 0
'7\d^"0dp7~d>7♦d}J•' = 1 für A = v
für 1 < A < »', l < * < n
fürA^v, l<A<n'; 1 S^n"
16 ERNST SCHERING,
Kann man also zu den in iqt°, »qn°, pt°,..p 0 allein und ohne t
ausgedrückten und gegebenen Functionen <p|( ..'?n„ die übrigen
Functionen 4>,,....9 , <p •••<?> finden, mit denen sie zusammen eine
canonische Substitution bilden , wie solches in den folgenden Artikeln ge-
zeigt wird, so ergibt sich auch eine von t freie Substitutionsfunction S*
der Art, dass
VS' = S^D^-S^D^ (für /= l, 2,...n)
und also
D (S°+S*) = ^p,Dq, - 2?,D^ - EDt
wird , wie wir es suchten.
IV.
Bestimmung einer Substitution durch eine gegebene unvollständige Reihe
der eingeführten Veränderlichen.
Sind nur die Functionen
♦t« Ti» ■••?»• für *"<»'<"
aber nicht die Function E gegeben, so lassen sich, wie wir jetzt nachwei-
sen wollen, die Functionen tyn>±t< tV+j' ••^n m^ Hülfe der Jacobi'schen
Lehrsätze über simultane lineare partielle Differentialgleichungen be-
stimmen.
Hiebei werden die Functionen <j>„.+ l, • • tyn nach einander aufgesucht,
und an jeder Stelle der weiteren Aufsuchung kommen die gefundenen
Functionen schon mit in Betracht. Um nun bei der nachfolgenden Ent-
wickelung sogleich den Umstand mit zu berücksichtigen . dass schon ei-
nige der Functionen $ gefunden sind, sollen die «J»Jf ..^n,, 9,, nicht
nur die gegebenen sondern auch die an irgend einer Stelle der Rechnung
schon gefundenen Functionen mit bedeuten.
Bezeichnen wir zur Abkürzung 9,, ..9 „ der Reihe nach mit
t[»_t, ••<}'_„.. und für irgend eine Function / von den Grössen qi,..q.
pt,'.p„,t die Operation
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UNVOLLSTÄNDIGE REIHE DER GEGEBENEN FUNCTIONEN. 17
wobei, wie auch sonst in diesem Artikel, die auf / und X sich beziehen-
den Summationen über die Werthe 1.2,3,..« zu erstrecken sind, so wird
identisch
und daher
VkW- VM = «Fi FkiÜ SÄ-** *rJ
oder mit Benutzung der oben unter [36] eingeführten Bezeichnung, auch
Nach den hier zu Grunde liegenden Voraussetzungen [23] bis [26]
erfüllen die schon bekannten Functionen
$i» • «tV- <rV> ^_»-
identisch die Gleichungen
VJi]=-V[y-0 für n + v>0 m
— 1 für it + v = 0, n>0
es ist also für jede Function / auch
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18 CBN ST SCHERING,
wenn ja und i irgend zwei der Indices
— n", — >/"— l), ..—1. +|, . .-|-»" +»'+!, ...n
bedeuten.
Jede noch aufzusuchende Function $ für >;>n' muss die »'+»"
linearen homogenen Differentialgleichungen
[41] V[^] = 0 für v= — /»". -(«"— I). 1.... »",... »
erfüllen, und von den Functionen <J» „ , , (f»H„ ,,, • unabhängig sein.
Nadi dem Jacobi 'sehen Satze gibt es für n'-\-n" simultane lineare Dif-
ferentialgleichungen T <|» = 0, welche die Bedingung 1f = ^^[/j
identisch erfüllen, und welche die nach In unabhängigen Veränderlichen
wie hier </,,... p, , ]>n genommenen partiellen Derivirtcn enthalten,
2n — (n'+«") — 1 von einander unabhängige und von einer Constanten
verschiedene Functionen b als Lösungen.
Von diesen Lösungen sind die 6 „ . , 6 » r 4* - auszuscheiden, es
bleiben also nur noch 2n — (n'-f-n") — 1 — («' — »") = 2» — 2»' — 1 von ein-
ander unabhängige Lösungen <}/, es kann daher durch Fortsetzung dieses
Verfahrens, so lange die Anzahl n der gefundenen Functionen »..fcj
kleiner als » ist, immer wenigstens noch ein neues ^ gefunden wer-
den bis man n — ri Functionen $ gefunden hat, welche unter sich
und mit <?n <p,, tyt,..tyn.., tyn»+t,--tyj die erforderlichen Differential-
gleichungen [4 1 ] erfüllen , und welche von einander und von den Functio-
nen {■„».l.i "tytf unabhängig sind.
Die gefundenen Functionen werden auch von 9 „..?,, 6 ..6 „ un-
abhängig, denn sonst müsste eine dieser letztern 9 oder <j/ eine Function
der übrigen 9 und 9 sein, wenn aber 0 und 1'^ Functionen von den
Grössen 9 ,,..9^,, y,...9n„ mit Ausschluss beziehungsweise des 9^ und
des <{>v und b die nach jenen In" — 1 Grössen genommenen Differentiale
bedeuten , so ist nach der Voraussetzung
b«F,
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VOLLSTÄNDIG GEGEBENE REIHE DER FUNCTIONEN. 19
und in Folge von [23] bis [26] daher auch
'y"/!!»»!i_!V3i\ -
*y" Ü 'y" & A_ 5A ^**\ 4_* y""Ü 'y" a_I*_i*e Ö9jt) — o
und ebenso :
also würde der aus 9^ und ^ oder der aus ^ und <pv gel)ildcte Poisson-
sche Diffcrentialausdruck [25] den Werth 0 erhalten, während der durch
die Voraussetzungen der Aufgabe bestimmte Werth + 1 ist.
Enthalten die gegebenen Functionen der 9 und <{> nicht die Zeit t,
so lassen sich die hinzuzufügenden Functionen 9 auch als von t unabhän-
gig bestimmen.
Die weitere Auflösung der Aufgabe behandelt der folgende Artikel.
V.
einer Substitution durch eine vollständig gegebene Reihe
der eingeführten Veränderlichen.
Die Aufstellung einer Substitution, für welche sümmtliche Functio-
nen 9,,.-. 9„ gegeben sind, erscheint bei unserer Behandlungsweise nur
als eine besondere Form von der Aufgabe, die «ich darbietet, wenn
ausser den sämmtlichen 9 Functionen auch noch einige der Functionen
E, 9 , . . . 9 gegeben sind.
Mit Hülfe des Satzes über die normale Form einer canonischen Sub-
stitution Artikel I. denken wir uns die Veränderlichen p und q so ge-
wählt, dass alle Functionen durch Ausdrücke allein von 9 1 , • • 9n. q , , • • qn, t
dargestellt werden können, also entweder jedes ph und qh an seiner Stelle
gelassen oder ein solches Paar , wenn es erforderlich war, in qh und — ph
umgesetzt ist.
C2
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20 ERNST SCHEKING,
Es sollen 1) und A zwei allgemeine von einander unabhängige Dif-
ferentiationen bedeuten , es soll ferner die
ö Differentiation auf die unabhängigen Veränderlichen t, f|*"fa»J*,i •■ Pn
h Differentiation auf die unabhängigen Veränderlichen t, qi,..qn, jft, ..$n
sich bezichen.
Zur Abkürzung der Formeln wollen wir noch folgende Bezeichnun-
gen einführen
f+o = E' ?-„ = ff-,. =Pp fQr I* ^ 1
[A] = -H für A>+0, [*] = -! für A <J — 1
(JJ*— ) = 0 wenn zugleich Ar von — h und * von +0 verschieden ist
Q)=, für A=(=+0
1 = !— * wenn / von 4-0 verschieden ist
(JJ) =1 für ji — — A < — 1 und für ji = A = + 0
= o für A < — 1 und zugleich A J — ja
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VOLSTÄNDIG GEGEBENE REIHE DER FUNCTIONEN. 21
(ijrj-l für ? = <>
(^j**) = 0 für |i < e und zugleich ja < 0
Es seien also nach den Voraussetzungen [23] bis [28] die Functionen
V' V-ii ■* »f v E' f i« 'K 'h'" 'K '+i- •••'}'„
oder nach der jetzt zu gebrauchenden Bezeichnung
*_(„»_,). • • • ♦+•' " '
bekannt und von der Beschaffenheit, dass die Po is so n sehen Differential-
Ausdrucke
für alle aus der Reihe — n"... — 1, -f-fl, +1 . .. -f-« genommenen Werthe
der Indices A und k identisch verschwinden ausser für h == — X • = — o.
Die Summation ist über 1 = — n, — »— 1 ... — 1, 4-0, -f-l, -j-2. ..-{-»
auszudehnen.
In dem Ausdruck
[4»]
soll die Summation in Bezug auf / sich über die Werthe +0, +1, +2,
..+» erstrecken, die andere Summe sich auf h. k, \i, v, e, e beziehen
aber nur über die Werthe — n", .. — I, +1 • ■•+• sich erstrecken,
dabei soll , wenn zugleich h und k von Null verschieden sind , ji mit h
und ebenso v mit k nur gleiche Vorzeichen annehmen. Es werden also
(t und h nur dann ausser gleichen auch noch entgegengesetzte Vorzeichen
erhalten, wenn k = 0 ist; ebenso v und k nur dann ausser gleichen
auch noch entgegengesetzte Vorzeichen erhalten, wenn h = 0 ist. End-
lich soll noch das Werthsystem h = — k = — 0 ausgeschlossen sein.
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22 KUNST SCHERING,
Unterscheidet man nun zunächst die neun Fälle nach den Vorzeichen
und Nullwerthen der h und k, unterscheidet ferner für jeden dieser neun
Fälle die im allgemeinen möglichen neuen Fälle nach den Vorzeichen und
Nullwerthen der n und v und ersetzt dann die im ausnahmsweise!» Sinne
gehrauchten d und c Derivirtcn durch die zuvor angegebenen singulären
Werthe, führt dann mit Hülfe der allgemeinen Formel
die .Summationen über h und k, hiernach mit Hülfe von
L 14J 7 dP) = iit — 6,it' x dn — »at • x bn Tt — u~~äi
die Summationen üher (i und v aus, zieht dann die partiellen Differen-
tiale wie
e = — n, . . — 1, +0, -H . . . +n. X=l,2..n, t] — 1,2, . . »"
zusammen, wobei also
Dl, = Ad», = 0 für C = n"-fl, n"-|-2, ...»
vorausgesetzt wird, so erhält mau für den Ausdruck [42] ohne irgend
welche andere Rechnungsoperation vorzunehmen:
[46] -2[' -t]DP„ AQs + vHÄpDQi
oder: [47]
vD„ A?x — SAp .D^- SD? .A^+SA? .DA -D-E.Ar+AE.Dr
> >• i n ' i
X =s 1, 2, 3 . . «, Tj — 1, 2, 3 . . n
für D4>c = A<j,c= 0, C = «"+1, n"+2, ..«
Der Ausdruck [12] und damit auch dieser Ausdruck [47] wird nun
aber mit Rücksicht auf die zwischen den Functionen <?,, <p2 , . • • <?„.
AJt ...AB, E bestehenden Gleichungen [41] zu Null, nach Artikel VLll
der genannten Abhandlung ist daher
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VOLLSTÄNDIG GEGEBENE REIHE DEIt FUNCTIONEN. 23
SjVDfc-X* D* -EDt [48]
wenn die J»,,J»,» -«/V Tfi ?2> • -<?n,..-E als Functionen von den y|t qt...qn,
4* t * 4* * ' — * dargestellt und 4'M«_t_1 - - - 4*„ als unveränderlich betrachtet
werden, eiu vollständiges Differential D.S' einer Function <S von den
Grössen qt, q2, ..qn, <{>,, . . i>n, t. Bezeichnet man die nach diesen
2 « + 1 Grössen genommenen Differentiale mit 8 so ergeben sich die ge-
suchten <p? für C — «"+1, «"+2, . aus
und es ist also <J? eine Substitutionsfunction für die als Functionen von den
Veränderlichen pt.p2- P„. tf,. 1t ■■■?»• f gegebenen Grössen (^...f tJ$
Bei der Anwendung dieses Endresultats auf die im Artikel IL be-
handelte Aufgabe würde man also, wenn zwischen einzelnen Paaren der
<p und Umstellungen vorgenommen sind und zwar für die zum Theil
gegebenen Functionen ji "•, fv*. cp
\ = V' i = V* 'f* = *• = +'f "
gesetzt ist, wenn ferner, wie in diesem Artikel, um die normale Form der
Substitution zu erhalten, statt der in den gegebenen Functionen vorkom-
menden Grössen qh', ph', qk", p" die
Pf, = Pk> 1k = 1h F* = - = +J»**"
eingeführt sind, noch 1p**q~ — 2^"^" zu 5 hinzuzufügen haben, so-
dass erst
worin A und k vereinigt die ganze Reihe der Zahlen 1, 2, 3..n und
ebenso p und v vereinigt die ganze Reihe der Zahlen 1 , 2, 3 . . n aus-
füllen , die Fundamentalgleichung für die in der Aufgabe geforderte Form
der Substitution darstellt.
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24 ERNST SCHERING,
Sind keine der Functionen <p oder ist E nicht gegeben, so
wurde die vorstehende Untersuchung anwendl>ar bleiben, man hätte nur
DQ( = A Q = 0 für e < — 1 oder für e = 0 zu setzen, wodurch dann
in dem obigen Ausdrucke [4S] die auf <p oder t bezüglichen Glieder ganz
verschwinden würden. Enthalten dann die gegebenen Functionen die
Grösse t, so verschwindet E nicht, sondern wird = —
VI.
Der I u-olusche SaU und ein analoger einfacher LehrtaU.
In der Abhandlung über die Hamilton-Jacobi'sche Theorie Arti-
kel IX. [14] habe ich die Jacobi'schen Gleichungen durch folgende 2»
ergänzt :
»?t 8E %q{ 8E »?„ 6E
Ti — ~^öyi' • - 87 ~ 5^' " * "57 = + df
[51]
0ft 8E Ijij BE *p„ dE
Tt = ~ ö^' • • «T = ~~8ji> •'TT = — eTH
Hierin bezieht sich die ic> Differentiation auf die Unabhängigen
4*t • 4** » • • 4* • <Pi» 9 t •9n' 1 un<* ^e " Differentiation auf die Unabhängi-
gen Pt*Pt> -Pn> L Es sind also die in q, p, t dargestellten
Functionen
9i' 9f-?n' Vt'ft»"?» Constanten gleich gesetzt
ein vollständiges System von Integralen der obigen 2« Differentialglei-
chungen [51].
Aus der dort auch mit angegebenen Gleichung
*E_dE
l52J »7 — ö7
geht dann hervor, dass , wenn E, als Function von ?I.««5f„i /V««^,,' f
dargestellt , die Grösse t nicht explicite enthält
E = const.
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POISSON-JACOBI'S SATZ. 25
selbst ein Integral jener Differentialgleichungen [51] ist, dann folgt aber
weiter aus den 2n dort abgeleiteten Gleichungen
iE ß?A H>E 6*<h
*fk = öf Wh = ~ St t53l
dass die partiellen nach t genommenen Derivirten der Functionen
••t',Ii 9,, ••'fA. • •<?„ auch wieder Integrale jener Differentialglei-
chungen [51] sind. Das Gleiche gilt von jedem Integral, denn es wird,
wenn C irgend eine Function von q% , . mqn, pf ,pn, t bedeutet ,
öc _ 8C , y/»C 54/ , »C S<pA
dt — »< r_f~f U-},ä7 "T»f| a« /
[54]
(/= 1, 2. 3\ ...»)
und für den Fall, dass C ein Integral, also allein durch <L ..<{», ».
ohne < ausdrückbar das lieisst Ä< =0 ist, = funct. (y, <f) = const.
Lassen wir nun E die Hamilton sehe Function -\-H Artikel I. [5] bei
einem mechanischen Problem bedeuten, dessen Differentialgleichungen die
obigen [51] oder in gebräuchlicher Form
d^, _ an iji^ 9M dg„_ an
dt ~~ '(!}>,' ' • dt ~ "» 5^' ' ' dt' ' dPn
iPl dir dP{ dir dPn dH ^55^
d7=— dji' dT ~ ö?7' '*d7 ~ dfn
sind, so wird das Princip der Erhaltung der lebendigen Kraft durch die
Gleichung H= const. dargestellt, und wir erhalten den Satz:
Gilt in einem mechanischen Problem [55] das Princip der Erhaltung der
lebendigen Kraft
Function (?,, q2, .. qn, pt,p2, . . pn) =
Function (?|( qt, . . qn, q f, q\ .. q'J = II = oonst
so ist von jedem durch canonische Variable oder durch Coordinaten und Ge-
schwindigkeiten dargestellten Integrale
Mathem. Classe. XJX. D
26 ERNST SCHERING,
functfy,,. ..qn, pt,...pn, t) = const
oder
funct(ft,...?B, q\,...qn, t) = const.
die nach der Zeit t genommene partielle Derivirte wieder ein Integral des
Problems.
Dieses Theorem ist dadurch um so merkwürdiger , dass es Integrale
gibt, von denen jedes einzelne durch wiederholte partielle Differentiation
nach t ein vollständiges System von Integralen hervorbringt.
In der That, nimmt man das Integral E = const. für das eines
canonischen Systems von Integralen, was nach dem Lehrsätze in Arti-
kel IV, weil die dazu allein erforderliche Gleichung
£ I8_E Bjf, _ BE djA ö^,
/ Un dp BpiFfJ ~~ TT
identisch für tyt = E erfüllt wird, gestattet ist. so ergeben die Gleichun-
gen [23] bis [28] für die übrigen nach den Artikeln IV und V hiezu ge-
fundenen Functionen <j/t, ..tyn, <p,, 'f,. • 'fn noch
(ö<h 8<\>h ö<I»,ö<f»A
l\6qt Bp{ BPl ~$9l)
ö^_fl^, 8^ — o für
i Uffj öVi *P~i*ti) = 1 für
l (ä9/ BP( Bp( ÖyJ dt
yl8E8<th BE 8^. _ 8<fh
i '^7/ W~8p'i oTi) —Tt
(/= 1, 2, 3, . . .«)
also wird
a* 0«, a* •*
[561 •äT = -äT=-- = "ö<=fi? = T7-- = -«T = 0' "ö7 — 1
und, wie die Ausführung der Differentiationen höherer Ordnung unmittel-
bar zeigt,
stellt das Integral
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POISSON-JACOBI'S SATZ. 27
0 ?,+'K?,3 + .•+♦.?,•"■ [57]
mit seinen 2/t — 1 partiellen Derivirten nach t für tyt= H ein vollständiges
System von 2n Integralen des durch die Differentialgleichungen
dv. — i8J[ ,ön _ dJl
it—^dp,' dt — ~1~dPt • ' ' ' dt
dj>, _ s/r dp, _ du AP„ a/r
d< — ~ öy,' Tt — — Jfc« • • • fr — — bjn
gegebenen mechanischen Problems dar, wenn H nur von qt, qt, . . qn,
Pt'Pi> -'Pn un<* »ich* unm'ttelbar von t abhängt.
Dieser Lehrsatz besitzt einige Analogie mit dem berühmten'Poisson-
Jac ob i sehen Lehrsatze, der zur bessern Vergleichung hier auch aufge-
stellt werden mag.
Aus der identischen Gleichung
d^.ab-a^.dbJ1?*!: 1
(h.k)
worin A und B als Functionen von Ct. C,--Cv betrachtet werden und die
letzte Summation nur über die Combinationen der aus der Reihe 1, 2, 3 ..v
genommenen Indices Ä und k zu erstrecken ist, ergibt sich, wenn wir
die D und A Differentiationen auf die unabhängigen Veränderlichen
?i Pi -'P„ beziehen und bei D allein q( bei A allein pt sich ändern
lassen und auf beiden Seiten den gemeinsamen Factor D^A/>{ auflieben,
&ABB ÖA SS _^ldA d»_0S rsal
ögjö^ ePl cHl — 2. d-,k e:h aej \öy, a^ aP/ afJ iö8J
ersetzen wir hierin die C, , C2 • .Cv durch die Grössen tyt...tyn, <?t...<pn,
summiren dann über /— 1. 2, 3..« und ziehen die für die Poissonschen
Differentialausdrücke bei einer canonischen Substitution geltenden Glei-
chungen [23] bis [28] zu Hülfe, so entsteht
D2
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28 ERNST SCHERING,
r,ql '^tdASB ^BSA\ _X=n[!>A 9BBA\
Sind nun A, B Integrale derselben Differentialgleichungen, für welche
die «IS •••(r'B» Vt'-'Vn e*n vollständiges System canonischer Integrale be-
deuten , so werden A und B als Functionen von den und <p ohne /
darstellbar sein, und dasselbe wird für die zweite Seite der letzten Gleichung
gelten, also der Ausdruck auf der ersten Seite in Gleichung [59] eine Con-
stante sein müssen, wie Poisson auf einem anderen Wege gefunden hat.
Darauf, dass die Gleichung
ein Integral der Differentialgleichungen [55] darstellt, legte Jacobi des-
halb grosses Gewicht, weil diese Gleichung nicht immer identisch erfüllt
wird , auch von den Gleithungen A = const. , B = const. unabhängig
sein und also ein neues Integral geben kann.
Bezeichnen wir allgemein
»
ferner diesen Ausdruck, wenn darin A(f) statt / gesetzt ist, mit A(A(f))
oder kürzer mit A*(/) und allgemein A(Am(/)) mit A'n+,(/), so wird mit
Rücksicht auf obige Gleichung [59] auch
h=n o/ >=» .%a »4A SA ft{<A.
A(/) = + A=, •** rn ~ *n Hx)
[62] ' -+Si*A*»+ÄAw|
also , wenn wir das canonische Integral <J/ , gleich dem gegebenen A ge-
nommen haben, was nach Artikel IV in Folge der Gleichung
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JACOBPS STÖRUNGSFO KM ELN VERALLGEMEINERT. 29
yfdEdA 8E8A\ 8A _AA
y\dqiePl 8PldvlJ et — "dT — 0
möglich ist , wird
A(/) = ^ und ebenso A«{/) = g£ [63]
weil A(<{>A) = 0, = 1 und A(fy) = 0 für *>J ist.
Nif:/ man, nachdem die zu einem Integral A — <^ , = const zugehörigen
canonischen Integrale fpn, fi . ?2- 'f3 • • • bestimmt sind ,
+ ?I.?,"-, + ?3-?,'*+ • • • "f '•?„.'■?, s"-5+?11»-' [64]
äo werden
A n »if »«/? 8»»-«// rAlil
2« MM einander unabhängige Functionen von den ? also auch von den
q,p, t sein, daher bilden für die Differentialgleichungen
d?, _
4t —
.dir
d?J
dt
* * dt
«* _
Bir
dp,
ö
d/'„
811
dt
ö?1 ■
dt
' ' d<
- ~ *Ü
die gleich Constanten gesetzten 2 n Functionen
A, B, A(B), Al{ß) . . . A*n-*[B), AM"2(ß) [66]
ttonn allgemein
bezeichnet ist, ein vollständiges System von Integralen.
VII.
Jacobi'f Störungsformeln verallgemeinert.
Im Artikel IX. der Abhandlung Qber die Hami 1 ton- Jacobische
Theorie habe ich aus der Fundamentalgleichung [14] für die canonische
Substitution das vervollständigte System der Jacobischen Gleichungen:
30 ERNST SCHERING,
[67]
*?A
Ö5PA
tt„
»?A
2 .1
r rA
"VA
*k
dp.'
' k
■ k
=
FT = öJTl
Ha
Ha
*Pk
Ha~
»</A*
Ha
TT- HA
dB
*?*
82?
**A
*E dB
»< •
Ha
—"BT-
*1 ~ 71
h —
1, 2, 3,
• « •
and Ä-
— 1,2,3, . . . n
abgeleitet. Dabei ist ausser der Gleichung [3] nur vorausgesetzt, dass
?i« fft» -1,,' Pt'Pf -Pn' ^ a^s Functi°nen von den Grössen <}>,,<{',. %
?,. • • ?„< ' und umgekehrt auch f|t ft, . . ^ ?1, ?J, . . <pB. -E als
Functionen von «y2, . . qn, pt,pt. -'P„-t betrachtet werden können.
Es ist also ohne Einfluss auf die Gültigkeit der obigen Gleichungen, ob die
Substitution die normale Form hat, oder ob sie solche nicht hat. Dasselbe
gilt auch von den hier aus jenen Gleichungen abzuleitenden Lehrsätzen.
Die i> Differentiation bezieht sich auf die Unabhängigen <{/, <p, t, während
die d Differentiation als Unabhängige die q, p, t voraussetzt.
Die obigen neun verschiedenen Formen für (2w-f-l)8 Gleichungen
können , wenn man für eine positive Zahl m
[68] q_m = -pm, p_m = + ?„,, q0 = +*, p0 = —E
setzt , auch in der gemeinsamen Form
für A = 0, ±1,±2, ..±n und k = 0. + 1 , +2, . . ±n
dargestellt werden.
Es bleibt, wie leicht zu sehen, auch die Gleichung
*** _
Hfc öPh
für A = ±1, +2, . . +» und Ar = + 1, + 2, . . Hhn
richtig , aber diese letztere umfasst nicht alle Fälle.
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JACOBI'S STÖRUNGSFORMELN VERALLGEMEINERT. 31
Die Verallgemeinerung der Jacobi'schen Störungsformeln besteht in
Relationen zwischen Functionaldeterminanten. Eine Functionaldetermi-
nante wollen wir nun, zur Erleichterung des Druckes, wenn «A( . . • • «A
die Functionen und , , . . die unabhängigen Veränderlichen sind,
auf welche sich das Differentiationszeichen d bezieht, durch
d(u]hu A„
*
darstellen.
Aus dem Bildungsgesetz der Determinanten ergiht sich mit Hülfe
der Gleichung [69] unmittelbar
als Verallgemeinerung der Jacobi'schen Störung sformeln :
»0» *,. ♦ ■*») _ , w*(tl*k. K »V , .
• <*l*.. *•■ ..*v) ~~ * l' ö *». *.. -*v) ( 1 J
worin die A(, A2, . . Av und Ar,, . . irgend welche 2v der Indices
0. +1. +2, +3, . . ±n
sein können.
Für den speciellen Fall, dass die A,, At, ,.*v sowol wie auch die
kt, kt, . . Arv die ganze Reihe jener Zahlen mit Ausschluss der Null ausfül-
len, geht jene Gleichung, wenn man die q, p, ty, «p wieder nach ihrer ur-
sprünglichen Bedeutung einführt, in
»(?.. ft. ft. ft. ••;>„) afa. 4»t. ••4',. -h. ?i. • •?„) , .
über. Verbindet man hiemit den Fundamentalsatz von Jacobi über reci-
proke vollständige Functionaldeterminanten , nemlich
»('}-.. •••4'„. fi. ft. • ••?») " 9 In- P*> Pf ' ■■ Pn> ~~ ' 1 J
so ergibt sich :
*(9i- 9«. •••?»■ Pi- ft' • •J'n) *W- ••^n' ?» ?»' '-yJ __ _l_ i [74-)
f(«h, fc. •••'!'„. Ti> ? ?„) ö(9.« 9.. •••9„. />.. Pi. •••*■) —
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32 ERNST SCHERING,
In dieser Form , mit der Unbestimmtheit des Vorzeichens , ist dieses
Theorem von Jacobi gefunden und Seite 499 in seiner »Dynamik« veröf-
fentlicht Die Bestimmung des Vorzeichens ist mir gelungen und zwar auf
verschiedenen Wegen, zuerst und am einfachsten mit Hülfe der Differen-
tialdeterminanten. Da die Theorie derselben mit mehren neuen Untersu-
chungen in engem Zusammenhange steht, so will ich darauf bei einer
anderen Gelegenheit zurückkommen und hier nur denjenigen Beweis ge-
ben, der diesen Satz als einen speciellen Fall der Verallgemeinerung der
Poissonschen Störungsformeln erscheinen lässt.
VIII.
i'uisson's Störungsformcln verallgemeinert.
In Artikel X. der Abhandlung über die Ham ilton-Jacobi'sche
Theorie habe ich aus den 3 acobi'schen Störungsformeln und aus allgemei-
nen Sätzen über Differentiation die Pois so n' sehen Störungsformeln abge-
leitet und zu dem System von Gleichungen :
h< k
h = k
[7 5]
dh ^Aj
dp, ö ?/ /
= 0
[76]
y l*'hd*k
= o für
["]
dpi öirt)
= 1 für
[78]
y l°rh fl?A
l U'li dpi
dp{ 6V//
= 0
[79]
8pt Bq( }
— Tt
[801
dB
««PA
6p) dHl )
— TT
vervollständigt, worin h und k irgend welche der Indices 1,2. 3... tt
sein können und worin die Summationen in Bezug auf / sich über deren
Werthe 1. 2, 3 ... n erstrecken.
Diese sechs Formen von n{2n-\-\) Gleichungen können bei Be-
nutzung des abgekürzten Zeichens für eine Functionaldeterminante und,
wenn man unter Annahme einer positiven Zahl m
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POISSON'S STÖRUNGSFORMELN VERALLGEMEINERT.
33
= ~Pm< P-m = fU
= -<Pm. <P_m = ^. = ?• = &
{«fj = «i" für h = 0
föll = _1 für h j= ~~ k undzu8leich A>° [8,1
^=4-1 für A = — A und zugleich A<0
jj^j =0 für alle von 0 und — A verschiedenen Werthe des A setzt,
in die gemeinsame Form
v" für A gleich 0, +1, +2, ±3 ±n , ,
J,«!!*!^81 tljj und A gleich ±1.±2, +3 +«
gebracht werden.
Zur Erweiterung der Po is so n* sehen Störungsformeln auf höhere
Grade dient der verallgemeinerte nach Laplace benannte auf Functio-
naldeterminanten angewandte Satz und zwar, unter Benutzung der oben
[7 0] festgesetzten Bezeichnung, in der Form der identischen Gleichung:
- a<f +4. -4. +4. f., +v *,«+.- -M"vp~" vl [83]
wenn in der Summation £ jedes der x2, x,, . ,.%J , . . . ^ alle
Werthe A,, A2, At, • • A^ unter der Einschränkung
**« *4« ••*im von 0 verschieden
x,<x, oder x, =o, x,<x4 oder x, =«..., oder xJm_i = 0 [84]
annimmt, wenn ferner in jedem Gliede der Summation auf der ersten Seite
und in dem einzelnen Gliede der zweiten Seite das Product U sich über
alle Werthe 1 . 2, 3, ... X für y. und v unter der Voraussetzung v < j*
erstreckt, und wenn endlich
Mathem. Classc XIX. E
34 ERNST SCHERIXG,
[k] = +1 für *> 0
[85] [k] = — 1 für A< 0
[k]= 0 für k = 0
bedeutet.
Summirt man die Gleichung [83] in Bezug auf jedes der /,./,,/ lm
Ober alle Werthe 1, 2, 3, ...n, wendet dabei die vervollständigten Pois-
son' sehen Störungsformeln [82] an und beachtet, dass diejenigen auf der
zweiten Seite der Gleichung [831 stehenden Ausdrücke, welche sich nur
durch die Reihenfolge der Werthe der /,, /, lm von einander un-
terscheiden, gleich gross sind, so erhält man: [86] "
worin unter Beibehaltung der übrigen Bezeichnung wie bei Gleichung [83]
die Summation in Bezug auf die / sich über die sämmtlichen Werthe
1. 2, 3, ... n für jedes der f,, /,,... lm unter der Einschränkung
/,</,</,<•..</„, erstreckt.
Beträgt die Anzahl der in der Reihe der absoluten Werthe der Zahlen
*i» *»• **• ••■*)[ vorkommenden von 0 und von einander verschiedenen Werthe
mehr als X— ro, so verschwindet offenbar die erste Seite der Gleichung [86]
und das Nullwerden der zweiten Seite der Gleichung [sü] gibt die Verallgemei-
nerung der Poisson'schen Gleichungen von der Form [7 5], [76* und [78].
Ist: kt = ..,*2m_i=_*jm) sind A-,,
positiv, und sind die absoluten Werthe der Ar,, *4 , . .klm, kim+l, ..A>
alle von einander und von 0 verschieden, so vereinfacht sich ',86]^:
[87] yg(?i-*- +*» +*«.•■■-*,„. **,„,. *,„,+,, k2m+i....ky)
W*ll\-h. +4. TZ -Hm, *»,+!. «MM.» — **)
_ a(y'*Iiw-f-i' *»m + r •■•*..)
und specieller für X = 2 m
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POISSON'S STÖRUNGSFORMELN VERALLGEMEINERT. 35
y*(?|-*i. +*». -*«. + *«. •••-*aw. 4*aw) _
(7^(?l-<.. +4. +4. •••-'„,■ + W" 1 J
endlich für X = 2m = 2»
welche die genauere Bestimmung für den von Jacobi gefundenen im vori-
gen Artikel bewiesenen Lehrsatz enthält.
Ist
*1 — ~ *2- *j — — *4' ■ • kim-3= k2m-1 ' *2m-i = 0
sind Ar , Ar., k . positiv, und sind die absoluten Werthe der
»' * 2»i — 2 r
A:,, Ar4, *Jm- • • aUe von einander und von 0 verschieden,
so wird
— — *4< +*4,...-*Jm_ji + *lm— 1' *2m— 1 » *im' *lm + l' •'
VS?'t2'n 9^?lxJm+l' *2m + 2> ■••**) rI r , r__,
= *»-7n • 57 — iT — i — TT fi x X| [90]
, Ö< S(?l*2m+l' A2m+2'" *X) (^1» 1 J
worin unter Beibehaltung der übrigen Bezeichnungen die Summation in Be-
lüg auf x sich über alle Werthe kJm, *lm+l, *Jm+„ . . . kx für jedes
*»»* x»m+r xam+a' 1 • *X mit der Beschränkung
X2m-f I <X2m+J<Xlm+3< ' ' '
und unter der gestatteten Voraussetzung
erstreckt, während in dem Producte der Zeiger v immer kleiner als ji ist,
und jeder der beiden alle die dann noch zulässigen Werthe 2 m, 2m-f-l,
2m-f-2, . . X annimmt.
Als specieller Fall folgt aus der letzten Gleichung [90] noch:
y *i. — K +*4. ■'•—kim—l' + *Iro— l» *2m— 1- *2m) kim , ,
Ja&|-4, +k. +k. ..— W-l« +'m-P ~lm> +'m)_ *' 1 J
wenn kt, Ar4, . . . ArJmJ alle positiv und von einander so wie von dem ab-
E2
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36 ERNST SCHERING,
soluten Werthe des k verschieden sind und k 4 = o ist. Für m = »
wird hieraus :
?,■ ■ h-r fk-v E< *k> H+v ?„) _ «t*
l ' ;>„ ?i, p qk v pk__v Hjt.ty <i/;+v J>k+V ...q„, p„) dt
?»■ V 9 tt-r ?*-!■ -g. h> h+\> *k+v ?„) _
'93J Ö(?f JV Vf /»»•• •■¥*-,» *»*-!• ?A+|> • •«»• P») _ *T
worin A- eine positive Zahl bedeutet.
Aus der obigen Fundamental -Gleichung [86] folgt für den Fall,
X = 2»+l, *2wH=0, hJm+l « 0
Ar8, As = *«* • • *2>_i = *2ro
*t. A*. A8, . . kim alle positiv,
auch:
i94' * i-l," +A. + <„,- •) ~~ 9t
weil nemlich in der auf die lndices x sich beziehenden Summe je zwei
Glieder , welche sich nur in den Factoren
für x — — / . , x. , = 0 und zwar durch wechselseitige Um-
tauschung der Werthe der lndices xJe und *tm,l von einander unter-
scheiden, gleiche absolute Werthe aber entgegengesetzte Vorzeichen haben.
Wird m = n so entsteht
eine Gleichung, die an Einfachheit der obigen [89] entspricht.
Die Poisson' sehen Gleichungen und ihre Verallgemeinerungen sind
allein aus der Fundamentalgleichung für die canouische Substitution
nemlich
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POISSON'S STÖRUN GSFO RMELN VERALLGEMEINERT. 37
abgeleitet, diese bleibt aber ungcändert, wenn man die Grössen
+ S, + £. t, f|l qt. . . Vn. pt,pt, ...Pn, ^, t,....^, t|i ?t, ... ?b
der Reihe nach mit
— & — -E, <}>,. ^t k <?,, <p, 9b, jt, <?l Pi.p1t...Pn
und dem entsprechend die ö Differentiation mit der 0 Differentiation um-
tauscht. Es lassen sich also aus den hier aufgestellten Gleichungen unmit-
telbar entsprechende ableiten , welche sich auf die Unabhängigen
mit der i) Differentiation beziehen. l'nter diesen Gleichungen zeichnen
sich die vier
96
[97|
[•8]
[99]
V '■?.• 9 ?,,) ~~
Hftl f|. •■•«„, ft. A> •••/»!!' £)
»(**riiiii •..♦». ?i, <?i. • • • v <> ~~ w
»(gi. fi. - t. n-i' E> ?*+!' flfc+i'-gn- PH) _
»(?.. Pi-- -gjt-f n-p n- fr ?*-n'/>A-+r •• V P„) _ ö/'i
W^^lw <?*- « +A-M • n+ \ - • •• ?„> ~~ ~**
durch ihre Einfachheit aus.
Die hier zwischen Functionaldeterrainanten aufgestellten Beziehungen
bilden die Verallgemeinerung derjenigen Differentialgleichungen, welche
Poisson bei seinen Untersuchungen in der Theorie der planetarischen
Störungen zuerst gefunden hat und zwar die Verallgemeinerung in derjeni-
gen Form, die sich durch die Anwendung der canonischen Integrale ergibt.
Die Ausdehnung der verallgemeinerten Sätze auf irgend welche Integrale
ist nach dem der Gleichung , 831 zu Grunde liegenden Gedanken und mit
Zuhülfenahmc von Gleichung 59] leicht durchzuführen.
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I N n A L T
der Abhandlung:
Hamilton -Jacobüehe Theorie für Krä/U, deren Maat» von der Bewegung der KOrper abhängt.
Band XVIII der Abhandlungen.
Einleitung.
Artikel I. Princip des kleinsten Zwangs Seit« 4
— II. Kräftcfunction — 15
— III. Allgemeine Differentiale . — 18
— IV. Substitutionsfunction. Integration. Störungstheorie — '23
— V. Kräfte, deren Maas« von der Bewegung abhängt — 30
— VI. Zwei freie Massentheilchen — 33
— VII. Zwei Massentheilchen im Gaussischen und Riemannschen Räume ... — 35
— VIII. Allgemeine Differentialgleichungen für die Substitution — 38
— IX. Jacobi's Störungsfonneln — 43
— X. Poisson's Störungsfonneln — 45
— XI. Lagrange'» Störungsfonneln ... — 47
— XII. llawilton's Störungsformeln — 49
— Xin. Neue Differentialgleichungen für dio canonische Substitution .... — 52
Verallgemeinerung der Pouton-Jacobüchtn Störungtformtln.
Band XIX der Abhandlungen.
Artikel I. Normale Form der canonischen Substitution — 3
— II. Thcilweis gegebene Substitution — 11
— III. Bestimmung einer Substitutionsfunction durch ihre nach der Zeit genom-
mene Deririrte - 13
— IV. Bestimmung oiner Substitution durch eine gegebene unvollständige Reihe
der eingeführten Veränderlichen — 16
— V. Bestimmung einer Substitution durch eine vollständig gegebene Reihe
der eingeführten Veränderlichen — 17
— VI. Der Poisson-Jacobische Satz und ein analoger einfacher Lehrsati ... — 24
— VII. Jacobi's Störungsformeln verallgemeinert — 20
— VIII. Poisson's Störungsformeln verallgemeinert - 32
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ABHANDLUNGEN
DER
HISTORISCH-PHILOLOGISCHEN CLASSE
DER
KÖNIGLICHEN GESELLSCHAFT DER WISSENSCHAFTEN
ZU GÖTTINGEN.
NEUNZEHNTER BAND.
Etst-phil. (Hasse. XIX.
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I
Ueber die indogermanischen Endungen des Genetiv
Singularis IANS, IAS, IA.
Von
Th. Benfey.
Vorgelegt in der SiUung der KöniKl. Üe». d. Wi«s. am 3. Januar 1874.
§• I.
Schon im Jahre 184 2 sind in des Vfs. Griechischem Wurzellexicon
(II. 240) die lateinischen Genetive Sing, der Pronomina, welche auf 1us
(mehrfach auch tus) und jus auslauten, als Neutra von Comparativen auf-
gefasst, gehildet durch das Comparativaffix , welches schon grundsprchl.
ians (für ursprüngliches taut) lautete.
Da der Genetiv eigentlich 'Angehörigkeit' bezeichnet (vgl. z. B. 'das
Schloss des Königs' d. h. 'welches dem Könige angehört'), er also seinem
AVesen nach ein Posscssivum ist, so ist nichts natürlicher, als dass er
auch durch einen Exponenten gebildet werden konnte, welcher zur Ge-
staltung von Possessivis diente. Dass aber die Possessiva durch
Affixe des Comparativs gebildet werden, ist bekannt und ich erinnere
nur z. B. an griech. fat-ngo u. aa. lat. nos-ter u. aa , welche durch
das andere Comparativaffix, grdspr. tara, gebildet sind; an goth. unsa-ra
u. aa., irr welchen das noch unzusammengesetzte Comparativaffix ra (denn
die Gradationsaffixe ta-ra, ta-ma sind Zusammensetzungen der ursprüng-
lichen ra und ma — vgl. z. B. grdsprchl. andha-ra, andha-ma = sskr.
adha-ra, adha-ma = latein. infe-ro , infi'tno) demselben Zweck dient1).
1) Vgl. Leo Meyer, Die Gothische Sprache §. 271.
A*
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4 TH. BENFEY,
Was die Form betrifft, so ist uns in tus noch die ursprüngliche
Länge des Vokals bewahrt, wie auch in sskr. Itfans , tyas, welches in
den Veden höchst wahrscheinlich noch mit Hiatus (ans, las zu sprechen
ist. In lat. tus haben wir die durch Einfluss eines unmittelbar folgen-
den Vokals so häufig eintretende Verkürzung , wie sie im Comparativ
zur Kegel geworden ist; in jus die Liquidirung des i, welche auch in
den Veden (yans statt tans neben tyans), jedoch ziemlich selten, und in
dem Avesta (j/anh) durchgreifend auftritt.
Was die Verwendung eines Casus (hier entweder Nominativs oder
Accusativs si , wahrscheinlich des letzteren als des Casus 'der Beziehung
überhaupt') eines Possessivpronomens zur Bezeichnung des Genetivs be-
trifft, so ist sie so naturgemäss, dass wir nicht nöthig haben, sie näher
zu begründen ; und zwar um so weniger, da sie durch die sskr. Verwen-
dung von asmdka-m 'unser', yushmdka-m 'euer* — denselben Casus der
Possessiva asmäka, yushmdka — als Gen.pl., über allen Zweifel erhoben
wird (vgl. z. B. Rv. I. 2.r>, 1 5 asmd'kam uddreshu ä 'an den I -eibern unser').—
Einen, wohl entscheidenden, Grund für die Richtigkeit meiner
Erklärung aus dem Comparativ s. in §. 6 , wo uns die Endung des
Genetivs noch mit der organischeren Form des Comparativaffixes hau
entgegentritt; die gewöhnliche Endung des Gen., aus welcher man auch
die besprochenen und noch zu besprechenden pronominalen Genetive zu
erklären versucht hat, hat aber nie ein n vor dem s gehabt.
§• 2-
Dieselbe Genetivendung wird zunächst in dem nächsten Verwandten des
Latein, dem Oskischen, wiedergespiegelt, und zwar in der Form eis, so
in pi-eis-um, m. (= lat. cujus für altes quo-ius) ; ei-z-eis, m. el-s-els, n. l).
Ferner aber auch im Griechischen, freilich nicht in den Pronomi-
nibus, welche den bisher angedeuteten lateinischen entsprechen; doch
werden wir in §. 5 sehen, dass dieselben Pronomina, in denen wir die
Genetivendung las im Griechischen nachweisen werden, sie in der älte-
1) E. Enderis, Versuch einer Formenlehre der Oskischen Sprache. 1871.
S. LXVI1I-LX1X.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. UNS, fAS. tA. 5
ren Periode auch im Latein hatten. Diese Pronomina sind die der 1.
und 2. Person und des retlexivum. Die hierher geh örigen Formen —
alle in Dialekten erscheinend, welche das Präjudiz für sich haben, Al-
tertümliches am treuesten bewahrt zu haben — lauten bis auf eine auf
s aus; diese eine hat aber dessen dialektischen Reflex q. Die organi-
schen Formen, welche — den homerischen tpe-lo, ae-to, l-to, mit aus-
lautendem e entsprechend — i/ue-tos, n-ios, i-toe lauten müssten, erschei-
nen zwar nicht, wohl aber ganz in Analogie mit den homerischen Ne-
benformen ifti-Oj a(-o (dor. i(-o), V-o, mit Einbusse des * zwischen Voka-
len (wie im Griechischen oft, vgl. z. B. noxc-ios für noXt-i-wg l), den Gen.
Si. der Themen auf o, nämlich ov für o-io vermittelst Einbusse des t
i,u(-og, t(-os und mit * statt e-i, — in Analogie mit dorisch i/utw, t/cd,
Ftt» — iptos, t(u>s. Doch es wird dienlich sein , die Formen allsammt
aufzuführen 2). In Bezug auf die grössere oder geringere Treue in Bewah-
rung der ursprünglichen Formen möchten sie etwa folgen dermassen an-
zuordnen sein. Ich sage 'etwa'; denn in Bezug darauf liesse sich viel-
leicht ein oder der andre Einwand geltend raachen. Doch ist das für
unsre Zwecke gleichgültig; denn dass sie alle Umwandlungen von t/ue-ios,
t(-ios, of(-tos sind, folgt aus der Bewahrung des sr und der Vergleichung
der Formen ohne s in §. 3 unzweifelhaft.
Es sind:
r(os (2te Ps.), wahrscheinlich tarentinisch
tiws » » Rh in ton
(ukoa (iste Ps.) tarent. Rh.
tiovs (2te) böotisch
i/n(o<i (Iste) dorisch
x(og (2te) dorisch
r/op »» cretisch
ipovs (Iste) böotisch, dorisch
Tiova (2te) » »
1) Vgl. 'Ueber Entstehung des Indogerm. Vokativs* §. 25, in Abhandlgen der
kön. Ges. der Wiss., XVII. 57.
2) Vgl. R. Kühner, Ausf. Gr. d. Gr. Spr. I», 1 S. 446 fl.
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6
TH. BENFEY ,
lovs (refl.) böotisch, dorisch
ifitvs (Iste) dorisch
UV* (2te) böotisch, dorisch
tutöa (lste) dorisch.
S 3.
Neben diesen (ienetivibrmen erscheinen , im Wesentlichen entspre-
chende, Nebenformen ohne das auslautende s. Auch diese erlaube ich
mir im Allgemeinen nach demselben l'rincip, wie die mit S, geordnet,
sfimmtiieh aufzuführen. Es sind:
tutia (Iste P.} hom.. neuionisch
atlo (2te 1'.) hom.
tio (refl.) hom.
(ftfo (iste P.) dorisch
illilU >• » »
ttt» (2te P.)
f(w (refl.)
ifi£o (Iste P.) hom., neuion.
rfo (2te P.) dorisch
o(o i) » hom. , neuion.
To [refl.) hom.
»tioi" (Iste P.) attisch
ftov » i» dorisch , attisch
Ttow (2te P.) dorisch
oov » o attisch
lov (refl.) dorisch, hom.
ov » attisch
tiuv (Iste P.) dor., hom.. neuion.
fiit » » » » H
rtv (2te P.) dor.
Gtv » » hom., neuion.
tv (refl.) hom., neuion.
(noio (2te P.) hom.?)
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. (ANS, iAS, lA. 7
§• 4.
Da nun im Griechischen auslautendes s, wenn gleich selten, doch
bisweilen eingebüsst wird 1), so könnte man auf den ersten Anblick sich
fQr berechtigt halten, diese Formen ohne £ als Nebenformen derer mit
S zu betrachten, welche erst speciell auf griechischem Boden durch diese
Einbusse entstanden wären.
Allein im Fortgang der Untersuchung wird sich ergeben : zunächst
(§. 5), dass beide Formen derselben drei Pronomina, die mit und die
ohne s, auch im Latein wiedergespiegelt werden, ferner (§. 8 ff.) . dass
die ohne s, d. h. die auf grundsprachlich la, auch in dem arischen
Sprachzweig in den Pronominibus der 1. und 2. Ps. und dem Reflexi-
vum, so wie in dem Pronomen sa, erscheinen und endlich der Genetiv
auf 1a auch im Altirischen , Altslavischen , Litauischen und Altpreussi-
schen nachgewiesen werden kann (§. 7 und 9).
Im Lateinischen zwar neigt, und neigte sich im älteren Sprachzu-
stand noch mehr als später, auslautendes s im hohen Grade der Ein-
busse zu, so dass auch hier die Formen ohne s durch Einbusse des *,
selbst vom Griechischen unabhängig, erst auf lateinischem Boden ent-
standen sein könnten. Auch im arischen Sprachzweig ist auslautendes
s häufig theik ganz eingebüsst, theils so umgewandelt, dass es leicht
ganz verschwinden konnte; so wird im Altpersischen das * des Nom.
Sing. m. der Themen auf a ganz eingebüsst z. B. Nom. s. baga (für
grdspr bhaga-s), sskr. in, von nachfolgenden Lauten unbedingter, Stel-
lung bhaga-h, vor Vokalen ausser a, bhaga; im Avesta wird z. B. ur-
sprünglich auslautendes äs im Nom. sing. m. , mit Einbusse des s, zu
äo, z.B. mazdäo {= sanskr. medhdh *) in unbedingter Stellung, aber
vor allen Vokalen medhd). Bezüglich des Sanskrit sah man schon
aus den angeführten Beispielen, dass auslautendes * in einen Hauch
überging, welcher augenscheinlich sehr leicht die vollständige Einbusse
desselben herbeiführen konnte. Zwar könnte man aus der sskrit. Re-
1) S. 'üeber Entstehung des Indogerm. Vokativs' §. 25, in Abbdlgen der kön.
Ges. der Wiss. XVII, S. 55.
2) S. 'üeber Jubeo' u. s. w. in Abhdlgen XVI. 32.
8 TU. BENFE Y,
gel, nach welcher, bei Einbusse des auslautenden $ vor Vokalen, keine
Zusammenziehung Statt findet (z. B. Rv. IV. 21, t na ihn für |»ah|t'Ad|)
schliessen , dass noch ein lebendiges Gefühl des einstigen Auslauts cxi-
stirt habe; allein in den Veden ist, wie das Metrum und theilweise
auch der überlieferte Text erweist, einerseits Contraction im Aus- und
Anlaut noch eine nichts weniger als durchgreifende Regel (vgl. ein Bei-
spiel Rv. I. 62, 3 in §. 8) und andrerseits ist die Contraction, selbst bei
Einbusse eines ursprünglich auslautenden s, in einigen Fällen im über-
lieferten Texte der Veden anerkannt, und in nicht wenigen, von der Ue-
berliefcrung nicht anerkannten, durch das Metrum unzweifelhaft gebo-
ten, so hat Rv. VIII. 46, 28 rcijeshitam für \rqjah-ishitam\ l); Rv. II. 20, 8
hat der Text püra a'yasir für |/y«Vali|,i>/«.v/h|; aber das Metrum fordert
pürfyasir zu lesen; denn es ist ein elfsilbiger Stollen, der nur, so gele-
sen, Maass und Rhythmus erhält:
hatvf dasyü'n pür&'yasir nf tärit.
'Die Unholde erschlagen habend, überwältigte er die ehernen Burgen'.
Man könnte also auch für den Arischen Sprachzweig eine vom
Griechischen und Latein unabhängige Einbusse eines einst auslautenden
* annehmen. Allein das unabhängige Zusammentreffen so verschieden
entwickelter Sprachen, wie es Griechisch, Latein und die Sprachen des
arischen Zweiges sind, in der phonetischen Umwandlung ein und dersel-
ben Endung, die sich, wie wir weiterhin sehen werden, Über so ausser-
ordentlich viele Themen verbreitet hat, hat schon an und für sich etwas
so höchst auffallendes, dass man sich kaum, ja schwerlich, entschliessen
kann, diese Annahme für gerechtfertigt zu halten. Dazu kommt, dass
man sie dann auch für das Altpreussische und Litauische geltend ma-
chen müsste, wo auslautendes s nicht so leicht weicht (vgl. z. B. Nom.
si. m. altpr. deiw-s = grdspr. daiva-s2), lit. vllka-s — grdspr. varka-s).
Es drängt sich daher die Frage auf, ob diese Einbusse nicht schon in
der Indogermanischen Grundsprache Statt gefunden haben möchte.
1) Vgl. Rt. Prätic. s. 175, M. M.
2) G. H. F. Nesselmann, Die Sprache der alten Preussen, 1845, 8. 51.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. IANS, iAS, iA. 9
Unter der Bezeichnung 'Indogermanische Grundsprache' versteht
man bekanntlich diejenige Indogermanische Sprache, welche sich von
der Zeit ihrer Entstehung bis zu der der Abtrennung eines der uns be-
kannten indogermanischen Völker entwickelt hat.
Eine nicht unbeträchtliche Anzahl keinesweges leicht wiegender Mo-
mente spricht aber dafür, dass diese Zeit eine sehr lange gewesen sein
muss und dass sich während derselben eine verhältnissmässig hohe Cul-
tur entwickelt hatte, von welcher die Indogermanischen Völker nach
ihrer Abtrennung und Besonderung während der darauf folgenden Wan-
derungen nicht weniges eingebüsst haben.
In einer so langen Zeit und bei der Entwickelung einer so hohen
Cultur musste schon aus allgemeinen Grönden auch die Sprache neben
begrifflichen auch manche phonetische Umwandlungen erfahren und nicht
wenige derselben lassen sich mit all der Sicherheit, welche man in so
schwierigen Forschungen erwarten darf, so viel mir scheint, unzweifel-
haft nachweisen (vgl. z. B. in §. 6 und §. 17).
Dennoch unterlasse ich es, mich hier in Discussionen über das
Verhältniss von ia zu ias einzulassen. Denn ich hege das Vertrauen,
dass in Betreff der Existenz von ia in der Grundsprache im weiteren
Verlauf der Untersuchung von selbst, auch ohne mein Zuthun, jeder
Zweifel schwinden wird. Wohl aber wird sich die Frage erheben , ob
auch las schon der Grundsprache zuzusprechen sei und diese zu bespre-
chen wird erst am Schluss der Untersuchung möglich sein.
§. 5.
Es ist schon bemerkt, dass, wie im Griechischen, so auch im La-
tein, auch die Fronomina der lsten und 2ten Ps. und des Reflexivs im
Genetiv Si. beide Endungen, sowohl die auf las als ia, wiederspiegeln.
Beachtet man einerseits das Verhältniss von lat. plus zu griech. nXt-lo*
(beide für organisch pra-ians, vgl. sanskr. prä-yas)1), wo das e des
1) English Sanskrit Dictionnry. 18C6, p. 615, wo ich mit Unrecht die Etymo»
logie durch probably beschränkt habe; sie ist ganz Richer; das Verbuni ist prd =
lat. ple 'füllen' und der Comparativ genau so gestaltet, wie vom Verb, jya 'bewälti-
HisL-PhiL Classe. XIX. B
10 TH. BENFE Y,
zu Grunde liegenden pte-ius eingebüsst ist und andrerseits tnag-is (für
mag-ius = grdspr. magh-ians = sskr. mahtyems, griech. utltov für n(yiov),
wo ms zu is geworden ist, dann wird man auch nicht das geringste Be-
denken tragen, die altlateinischen Genetive tis, sis1) mit den Grundfor-
men der griechischen entsprechenden Genetive *rf-tog (vgl. atio und rtvg,
rtovs), *f(-iO£ (vgl. tlo und iova) zu identificiren , als Contractionen von
te-ius, se-tus zu betrachten, und nach deren Analogie auch ein einstiges
lat. *mis statt me-tus = *£pt-to$ (vgl. iutto und iftfos, tfttvs) anzunehmen.
Bezüglich der gewöhnlichen Genetive ohne auslautendes s bedarf
es wohl nur der Bemerkung, dass me-i für me-U steht und — abgese-
hen von dem anlautenden £ — ganz dem homerischen ipt-lo entspricht;
eben so tu-i für tu-ti — abgesehen von gr. o für älteres x — dem ho-
mer. ae-To, nur dass der lateinische Wortanfang tu noch den ursprüng-
lichen Anfang und Stamm des Pron. der 2ten Ps. tea, mit Uebergang
von va in w, wiederspiegelt, sodass noch tce-U als Grundlage hervortritt;
su-1 endlich, für su-U, reflectirt das homerische l-io, nur dass hier, wie
in der 2ten Ps. , noch die organischere Form des Stammes (grdsprachl.
sva), also sve-(i zu Grunde liegt.
§. 6.
Da wir in §. 2 und 5 gesehen haben , dass die Endung , gTund-
sprachlich las, welche wir in §. 1 nur in den geschlechtigen Pronomini-
bus fanden, sowohl im Griechischen als Latein auch in den Pronomini-
bus der Isten und 2ten Ps. und dem refl. antrat, so dürfen wir schon
vornweg vermuthen, dass sie eben so auch wohl in einer der an-
dern Indogermanischen Sprachen gebraucht sein werde, und in der
That scheint sie mir mit voller Entschiedenheit im Litauischen erkannt
werden zu können. Dabei ist zugleich beachtenswerth, dass sie hier
nicht in der geschwächten — d. h. ihres ursprünglichen Nasals beraub-
ten — Form erscheint, sondern die organischere Form {ans wiederspie-
gen' (für jid, grdspr. gvia) , oder dem Nomen jyä, 'Gewalt' , jya-yaas (für jid-iaas),
'der gewaltigere, ßo gewaltige als möglich' u. s. w.
1) Corssen, Aussprache u. 8. w. P, 313.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. iANS, iAS, IA. 11
gelt. Dass diese auch nach der Sprachtrennung noch existirte, ist be-
kannt und wird z. B. einerseits durch das Sskr. bewiesen, wo ns in den
verstärkten Formen noch stets wiedergespiegelt wird und ebenso in dem
Vok. Si. msc. mehrfach im Zusammentreffen der Wörter im Satz, wäh-
rend er am Ende und in mehreren Fällen auch in der Mitte desselben
das s einbüsst; andrerseits entscheidet dafür das Verhältniss des grie-
chischen zum latein. Comparativ, wo im Griech. das v verblieb, im Lat.
aber von dem s absorbirt ward (z. B. im Nom. Acc. si. ntr. grdspr.
svd'dlans, gr. tjdioy, lat. sud[d)vius). Es wäre aber irrig, daraus zu schlie-
ssen, dass das n nicht schon in der Grundsprache habe eingebüsst werden
können; einen ganz entschiedenen Fall der Einbusse desselben bietet
die schon grundsprachliche Bildung des Superlativs aus diesen Compa-
rativen dar, wo der Exponent desselben, grdspr. ta (sskr. tha), unmittel-
bar an das Thema des Comparativs tritt und dessen Exponent ians sich
davor zunächst zu 1s synkopirte und dann — da in alter Zeit Beschwe-
rung einer Silbe durch natürliche Länge mit der durch Position völlig
gleichen Werth hatte — mit Kürzung des i zu is-ta (sskr. ishtlia) ward
(vgl. aus svddlans, Superl. svdd-is-ta (gr. rfiioro, sskr. svd'dishtka).
Im Litauischen liegt im Comparativsuffix, wie Schleicher mit Recht
vermuthet *) , und durch unsre Erklärung der erwähnten Genetive seine
volle Bestätigung erhält, noch die volle Form mit ns in der Gestalt es
für es und dieser für jaus, oder ursprünglich ians zu Grunde (vgl. lit.
bü-sqs — grdspr. bhil-stant-s , oder vielmehr schon mit Absorption des t
durch das s, bhü-sians Nom. sing. ptcp. Act. Fat*). Diese Endung $s,
niederlit. \s , tritt nun deutlich hervor zunächst im Gen. der 2ten Pson
tav-p<s, niederlit. tko[s, ferner in dem des refl. sav-<is, niederlit. sio[s, und
endlich in dem der Isten Ps. man-ets, niederlit. mun\s.
Dass der Stamm in einem gewissen Verhältniss zu den Possessiv-
stämmen mdna, tdva, säva steht und weiter auch zu dem Genet. Singu-
lar der Sprache des Avesta mana (altpersisch mana), tava (eben so im
1) Conipendium der Vgl. Gr. der Indogerm. Spr. 1871, §. 232 S. 467.
2) Vgl. über i des Fut. meine Abhdl. 'Ueber die Entstehung des Optativ
. . und Futurum' u. s. w. §. 25, in 'Abhdlgen der kön. Ges. d. Wiss.' XVI. 191 ff.
B*
12 TH. IJENFEY,
Sanskrit), liegt auf der Hand ; doch würde es uns zu weit fahren , hier,
wo wir bloss die rubricirten Genetivendungen in Betracht zu ziehen
haben, näher darauf einzugehen. Wenden wir uns vielmehr zu der En-
dung mit eingebüsstem s zurück, welche wir in §. 3 im Griechischen
und in §. 5 im Latein kennen gelernt haben.
§• 7.
Diese Endung mit Einbusse des auslautenden * hat sich nämlich
zunächst im Lateinischen sowohl als Celtischen eine weitere Verbreitung
verschafft.
Schon in der Indogermanischen Grundsprache hat sich bekanntlich
in den meisten Pronominibus statt der Endung des Genet. pl. am eine
Endung sdm geltend gemacht, von welcher weiterhin (§. 9 — 13) einge-
hender gehandelt wird. Sie erscheint im Sanskrit hinter Pronominibus
auf a, t. «, doch giebt es von den beiden letzten Arten nur je ein durch-
deklinirtes, von denen auf a aber mehrere Beispiele (also amt-shdm,
amü-shatn und z. B. f. td-sdm, msc. n. te-shdm1)). In den übrigen Spra-
chen erscheint von denen auf u kein Genetiv, dagegen häufig von denen
auf ursprüngliches a oder d und i (a. weiterhin a. a. O.).
Im Sanskrit sowohl als in der Sprache des Avesta ist diese En-
dung auch in die Dcclination einiger Adjectiva gedrungen, welche ihrer
Bedeutung nach sich der Categorie der pronominalen Adjectiva näheren,
z. B. im Sskr. von tnftra, 'all' m. n. vifve-sham, f. vifvd-sam, von anya
•andrer', anye-shdm, anyd-sdm, im Avesta mit der nominalen Bildung da-
neben, also sowohl vlfpat-shäm , als vifpa-n-üm (im Femin. nur letzteres
belegt), anyaä-shäm und anyüm (beide auch im Fem.). Man kann aus
den zwei letzteren Fällen schliessen, dass die Verbreitung der Prono-
1) Wegen c im Sskr. für ursprüngliches d (= lat. ö z. B. is-tö-rum) vgl. in
Abhdlgen der k. Ges. der Wiss. XVII. 83 und XVI. 30, wo man aus dem Avesta
aetanhilm (mit Bewahrung von «) neben actaeshüm (Justi. Zendwtbcb. !), a, 8) hin-
zufüge und aus dein Tili nnd Präkrit amhesu für Sbkr. asmäsu (Minajew, räli-Spra-
che (russisch) p. 43; Lassen, I. L. Pr. 331.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. lANS, US, lA. 13
minalendung erst nach und nach und im Kampf mit der nominalen
Statt fand.
Im Griechischen, Oskischen, Umbrischen und Latein dagegen hat
sich diese Endung über alle Nomina weiblichen Geschlechts auf ur-
sprüngliches d (lat. auch über die, welche im Nomin. sing, auf 4s aus-
lauten1)) verbreitet (gr. /oipo»»' für ^cupa-o-wv. osk. toutd-zum, umbr. ftt-
td-ru, lat. totd-rum) und im Latein sogar über die männlichen und neu-
tralen Geschlechts auf ursprüngliches a (bonö-rum, m. n.).
Aehnlich ist es bekanntlich mit dem Nomin. pl. ergangen. Hier
war in den gcschlechtigen Pronominibus die Endung des männlichen
Geschlechts schon in der Grundsprache t (also z. B. von ta: tai, im
Sskr. te, lat. is-ti für is-to-i, gr. rot, ol u. s. w.). Im Sskr. und der Spra-
che des Avesta ist auch sie in mehrere den Pronominibus verwandte
Adjectiva auf ä gedrungen, z. B. sskr. vifve von vifva, anye von anya,
im Av. als Nebenform der nominalen Bildung, z. B. vifpi und vi$pdoxih6
(vgl. §. 7) , und anyi und anya (letzteres aus anyd mit Verkürzung des
Auslautes, wie im Av. nicht selten, für grdsprlich anyds). Im Griech.
und Latein dagegen hat sich diese Endung nicht bloss über alle msc.
auf ursprüngliches a ausgedehnt (Xoyo-t, popul-i für lo-i), sondern auch
über die fem. auf ursprüngliches A (yüJpa-i mensa-e, für mensa-i), und hat,
wohl unzweifelhaft theils durch die Menge der femininalen Nomina dieser
Art, theils durch die Analogie der entsprechenden masculinaren Pronomina
auf », selbst die Nominative pl. fem. der Pronomina ergriffen (Tat, ai,
is-ta-e) und deren ursprüngliche, noch Analogie der Nomina gebildete.
Form (sskr. tds, golh. thös) vollständig verdrängt.
Nach diesen und andren (weiterhin §. 9 ff. hervortretenden) Analo-
gie wird es nicht auffallen, wenn ähnliches auch in Bezug auf die Ge-
netivendung ta geschehen ist. Auch diese ist im Latein in der Decli-
nation der männlichen und sächlichen Th. auf a und der weiblichen auf
d zur Herrschaft gelangt, wie in mel u. s. w. mit Zusammenziehung von
1a zu { (vgl. alt magnd-i, dann magnäe, popult für popuh-f). Eben so
1) Vgl. über sie in 'Abbalgen der kön. Ges. d. Wiss.' XVD. 56 ff. und 77 ff.
14 TH. BENFEY,
entschieden auch im msc. des Celtischen, vgl. altirisch ball 'Glied'. Gen.
baill für *ballil) statt *balla-t (vgl. auch eck «Pferd' = lat equo, Gen.
eich — lat. equi2), dia 'Gott' = lat. deo. Gen. deH = lat. rfW5). Wahr-
scheinlich war i auch im Neutr. derselben Th. die Endung des Gen. 4)
und, wie im Latein, vielleicht auch der Feminina auf ursprüngliches d ;
doch bin ich der irischen Lautgesetze nicht genug Herr, um darüber
mich mit Sicherheit aussprechen zu können.
Vergleiche über Altslavisch und Litauisch §. 9.
§. 8.
Die Endung ia ist aber auch in andern Sprachen bewahrt und
zwar insbesondre im Arischen Zweig und in Fällen, welche mit euro-
päischen übereinstimmen, wodurch sie sich unzweifelhaft als schon grund-
sprachlich erweist.
Den Weg zu der aus dem Sanskrit zunächst zu vergleichenden
Bildung bahnt uns die im vorigen §. erwähnte ursprünglich pronominale
Endung des Genetiv Plur. sdm und deren Eindringen in die Nominal-
declination. in geringem Umfang im Avesta, in grössrem im Sanskrit,
sehr umfassend im Griechischen und am umfassendsten im Latein.
Diese unterscheidet sich von der ursprünglichen und eigentlich
allen nominalen Categorien angehörigen Endung dm nur durch das da-
vor erscheinende *. Ganz eben so unterscheidet sich von der Endung
des Gen. Sing, ia eine weitverbreitete Endung desselben Casus, als deren
nächst liegende Form wir sta zu erkennen haben (vgl. wegen des i noch
die entsprechende griech. Form to für oio in §. 9). So scheint diese
Endung in der That auch noch in einigen Fällen in den Veden gespro-
chen werden zu müssen.
So z. B. lautet in dem überlieferten Texte Rv. EL 11, 10
1) Zeuss. Gr. celtica, ed. Ebel p. 221 vgl. 222; Schleicher, Compendiom der
Vgl. Gr. 1871. §. 252, S. 543.
2) Whitley Stokes, Irish Glosses 1860. n. 17, p. 39.
3) Ebendas. n. 81, p. 45.
4) Vgl. ein Paradigma ebds. n. 139.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. lANS, lAS, Ia. 15
droravid xrishno asya väjrö
•mfinusham ydn manusho niju'rvit
nf mäylno Ddnavdsya mdyd'
dpadayat papivd'nt sutasya
'Laut erdröhnte dieses Helden l) Donnerkeil, als den menschenfeind-
lichen2) der menschenfreundliche niederbrannte3). Zu Nichte machte
er die Listen des listigen Danava2), nachdem er geschlürft vom Soma-
trank\
Es sind vier elfsilbige Stollen, in denen der erste, zweite und vierte,
um die Silbenzahl zu erhalten, und aus andern Gründen 4) zu lesen sind
äroravid vn'shano5) asya vdjraA6)!
amänusham7) yän ma'nusho nijü'rvit|
. • •
dpddayat papiud'nt8) sutdsyaj
Auch im 3ten Stollen fehlt eine Silhe, welche wir dadurch erlan-
gen, dass wir, wie schon das Prdticdkhya des Rigveda (M. M. s. 974)
für Fälle der Art vorschreibt, in D hiavasya statt des y den entsprechen-
den Vokal t lesen, wie das in dieser Endung auch sonst nicht sehr sel-
ten der Fall ist. Es entsteht dann natürlich die Frage, ob ein langes
oder kurzes » zu lesen , eine Frage . die bei den mehr durch Zahl als
Quantität bestimmten Metren der Veden in den allermeisten Fällen
nicht zu entscheiden ist; so z. B. ist Rv. I. 62, 3 in einem Stollen, wel-
1) D. i. Indra's.
2) Es ist der Dämon gemeint, welcher den Regen zurückhält
3) 'Mit dem Blitze'.
4) Vgl. 'Einleitung in die Grammatik der vedischen Sprache1, deren lsto Ab-
theilung, am 6ten Dccember 1873 in der Ges. d. Wisa. vorgetragen, bald erscheinen
wird.
5) Die organischere Form mit Bewahrung des thematischen a.
6) Mit Schluss am Ende des Stollen.
7) Ohne Einbusse des anlautenden a.
8) Ob papiuänt mit u richtig, wage ich nicht zu entscheiden. Es hat das
Rv. Pr. für 8ich; allein die Fälle, wo ursprüngliches y, v in i, u zu verwandeln wä-
ren, bedürfen alle einer genauen Untersuchung.
IG
TH. BENFE Y,
eher überhaupt wegen der grossen Differenz zwischen dem überlieferten
Text und der Art, wie er zu lesen ist, d. h-. der ursprünglicheren Ge-
stalt, beachten« werth ist, in Indrasya unzweifelhaft statt der Liquida
der Vokal zu lesen; aber die Stelle des Verses ist in Bezug auf die
Quantität so unbestimmt, dass sich nicht mit voller Sicherheit entschei-
den lässt, ob er kurz oder lang zu lesen sei. Der Stollen lautet in der
Ueberlieferung
I'ndrasyd'ffgirasam ceshfaii,
ist ebenfalls elfsilbig und — abgesehen von t, dessen Quantität schwer-
lich mit voller Sicherheit bestimmt werden wird — zu lesen
I'ndrasia ängirasdm ca ishfaü
also mit vollständiger Trennung aller Wörter. Wohl entschieden mit
kurzem i dagegen ist z. B. I. 162, 19 äfoasid zu lesen. Die Länge
des a ist nach der weiter zu erwähnenden Regel eingetreten , um im
2ten Fusse des elfsilbigen Stollens den Choriamb zu gewinnen (s. wei-
terhin1)).
In der zuerst erwähnten Stelle (II. 11, 10) sprechen dagegen für
die Lesung mit i folgende Umstände. Wenn wir Dänavasia lesen, er-
giebt sich nämlich für den zweiten Fuss dieses Stollen (d. h. seine 5 —
8te Silbe) ein Paeon quartus ( — vvv): Ddnavasi-. Es giebt nun aber
eine Regel, nach welcher in den Veden ein auslautender kurzer Vokal
eines Wortes, wenn er in der 8ten Silbe eines elf- oder zwölfsilbigen
Stollens vorkommt, gedehnt wird2) — ausgenommen, wenn ihm Position,
1) Die Dehnung des ausl. oin aevasiä zeigt zugleich, dass das Rv. Praticakhyä,
und demnach sicher die auf der Diaskeua.se beruhende Ueberlieferung hier t, nicht y
las. Denn nur dadurch kommt a in die 8te Sdbe des elfsilbigen Stollen , wodurch
seine Dehnung nach dem Rigv. Pr. geregelt ist. Hatte der Vf. des Rv.-Pr. die vo-
kalische Lesung nicht vorausgesetzt, so würde er über die Dehnung dieses a eine be-
sondre Regel haben geben müssen, wie diess gerade für diese Stelle in den Pratig.
der Väjan. Samh. und der Taittir. Samh. geschieht. Der Vers erscheint nämlich VS.
25, 42, TS. IV. 6. 9. 3, die Regel, dass das a zu dehnen VS. Pr. 3, 9G, TPr. 3, 8.
Die Entdeckung, dass diese Dehnungen mit dem Metrum zusammenhängen, ist erst
im Rv. Pr. gemacht und auch da keineswegos in ihrem ganzen Umfang erkannt
2) Rv. Pruticäkhya s. 523. 524. M. M.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. fANS, IAS, Ia. 17
oder eine schwere (d. h. natura oder positione lange) Silbe folgt l) ; denn
die Position macht die vorhergehende Kürze einer Lange gleich; die
folgende Silbe — d. h. die 9te — ist aber im Allgemeinen kurz ; denn
der elfsilbige Stollen hat im 3ten, dem Schlussfuss, vorwaltend einen
Bacchius [« -), der zwölfsilbige aber einen Diiambus (» — «—). Diese
regelmässige Dehnung einer auslautenden grammatischen Kürze in der
8ten Silbe zeigt aber, dass diese Silbe vorherrschend lang sein muss und,
wenn wir die elf- und zwölfsilbigen Stollen in den Veden durchmustern,
wird diese Folgerung in einem solchen Umfang bestätigt, dass man —
ausser in den Fällen, wo die 9te Silbe lang ist — fast bezweifeln könnte,
ob eine Kürze in der 8ten, wenn sie im überlieferten Texte erscheint,
geduldet werden darf. Diess genauer auszuführen, wird erst in der Veden-
Metrik möglich sein; damit jedoch der Leser einen ungefähren Begriff von
dem gegenseitigen Verhältniss erhalte, in welchem die in diesem, dem
zweiten, Fusse elf- und zwölfsilbiger Stollen, erscheinenden Rhythmen
zu einander stehen, erlaube ich mir diejenigen zu verzeichnen, welche
sich in den 132 Stollen der ersten hieher gehörigen Verse des Rigveda
finden, nämlich in Rv. 1.23, 19; — 24, 1; 2; 6—15; — 27, 13; — 30
16; — 31, 8; 16; 18; — 32, 1 — 15. Die Stollen sind elfsilbig, ausser
wo ihre Zwölfsilbigkeit besonders angemerkt ist. Es erscheint in ihnen
1. und zwar am häufigsten, 44 mal, Choriamb ( — vv — ) nämlich I.
24, 6 (3 mal); 7 ; 8 (4 mal); 9 (4 mal); 10 (2 mal); 11; 12 (2 mal); 13
(3 mal); — 27, 13 (2 mal); 30, 16; — 31, 8 (3 mal); 16; — 32, 1
(2 mal); 3; 4; 5; 7 (2 mal); 8; 10 (4 mal); 11; 13; 14 (2 mal); und
I. 24, ,15 (im 3ten Stollen, der zwölfsilbig ist, während die drei andern
dieses Verses elfsilbig sind). Schon aus der verhältnissmässig grossen
Anzahl können wir folgern, dass der Choriamb in diesem Fuss der vor-
herrschende Rhythmus ist. Diess wird aber auch bestätigt 1. dadurch,
dass in den hier beachteten Versen der Choriamb der einzige ist, welcher
verhältnissmässig häufig in allen 4 Stollen des Verses erscheint, also im
ganzen Verse herrscht; 2. dadurch, dass in den 4 Versarten des späte-
1) Rv. Praticakhya s. 523. 524. M. M.
Hist.-phü. Classe. XIX.
c
18
Tn. BENFEY,
ren Sanskrit, welche sich aus den vedischen Versen von 4 elf- oder
zwölfsilbigen Stollen entwickelt haben, und in diesen auch in Bezug auf
die Quantität fixirt sind, der Indravajrä, Upendravajril, Indravamcu und
Vanuastha, der Choriamb im 2ten Kusse des Stollen einzig erlaubt ist
(nämlich r —/—vv — /v '-/, v — v—/—vv—/r -/. r— /
— VV — /v — r—/, v — v — /—vv — /v — v—}. 3. dadurch, dass, um den
Cboriamb in diesem Fuss zu gewinnen, mehreremal in 1 1 und 1 2 silbi-
gen Stollen die 5te Silbe . wenn sie grammatisch auf einen kurzen Vo-
kal auslautet, diesen dehnt, so z. B. Rv. I. 87. 2 = TS. IV. 3. 13. 8
ukshatd; Rv. I. 1G0, S rakshatd, Rv. VIII. 1. 1 = Sv. I. 3. 2. 5. 10
— Atb. XX. 85, 1 stotd; Rv. X. IS. 5 = Ath. XVIII. 1. 33 5 shmä !).
1) Wir ersehen bieraus. dass die für diese Dehnung von Whitney (Ath. Pratic.
5. 133 ff.) gebrauchte Bezeichnung 'irregulär' schwerlich zu billigen ist; sie dient au-
genscheinlich metrischen Zwecken fast in demselben Grade, wie die regelmässigen in
der 8ten und lOten Silbe derselben Stollen und in höhcrem als in der 2tcn Silbe.
Dabei erlaube ich mir zugleich zu bemerken, dass auch die Dehnung auslau-
tender kurzer Vokale in der "tun Silbe dieser Stollen schwerlich irregulär genannt
zu werden verdient , wie ebenfalls bei Whitney geschieht. Auch 6ie dient — und
zwar ziemlich häufig — zu metrischen Zwecken, nämlich vorzugsweise um den zweit-
häufigsten Rhythmus des 2ten Fusses. denJonicus a minore (vv ), Zugewinnen,
vgl. z. B. Rv. I. 51, l — Sv. I 4. 2. 4. 7 madatd; Rv. II. 14, 10 prioatd; Rv.IV.
6, 6 tarn t, zu lesen tanui; Rv. IV. 18, 2 ayu ; Rv. VI. 28, 6 — Ath. IV. 21, ß kri-
nuthd; Rv. VIII. 46, 25 calrimd und ebenso Rv. X. 10, 4 = Ath. XVIII. 1, 4, so
wie Rv. X. 12, 5= Ath. XVIII. 1, 33; ferner Rv. X. 42. G = Ath. XX. 80, 6 dadhimä;
Rv. V. 54, 1 auajd (wo aber das « vielleicht grammatisch um! vom I'ada-Verfertiger
verkannt ist); ferner Ath. V. 6, 4 dltanvd (zu lesen dhunua), wo aber Rv. in der
entsprechenden Stelle X. 110. 1 das a kurz lässt; vgl. auch Ath. V. 11. 5 jnnimä;
Ath. VI. 63. 2 und 84. 3 critd; Ath. VII. 34. 1 mda.
Beiläufig bemerke ich, dass Rv. I. 64, !) tu in vadatd nicht die siebente Silbe
ist, wie der Verfertiger des Rv. Prütic. angenommen haben muss (denn sonst hätte
er keine besondere Regel dafür gegebenj, sondern die achte, also nach der all-
gemeinen Regel gedeLute, wie in X. 04. 1; rodtisi ist nämlich viersilbig zu lesen.
Da ich die Dehnung der 5ten und 7ten Silbe einmal erwähnt habe, so will
ich es nicht unterlassen , die Aufmerksamkeit auf zwei auffallende Erscheinungen zu
ziehen , ohne jedoch hier näher auf sie einzugehen.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. fANS, IAS, fA. 19
Wie gross das Bedürfniss war, den Choriamb im 2ten Fusse zu
haben, zeigt auch Rv. IV. 2, 17. Es erscheint nämlich, ausser an dieser
Stelle, in der Samhitd des Rigv. stets vävridh-; in dieser hat aber vavridh-
kurzes a, nur um den Epitritus tertius ( v— ) zu vermeiden und
statt dessen den Choriamb zu gewinnen.
2. Der zweithäufigste Fuss ist der Jonicus a minore (vv ),
welcher im Ganzen 36 mal vertreten ist, nämlich I. 24, 1; 2; 7 (2 mal);
10; 11 (2 mal); — 30, 16; — 31, 8; 16 (3 mal); 18 (2 mal); — 32.
1 (2 mal); 3 ; 4 (3 mal); 5; 6; 7 (2 mal); 8 ; 9 (3 mal); 11 (2 mal); 12
(3 mal); 13 (2 mal); 14.
3. Der Paeon quartus (vvv—) im Ganzen 25 mal vertreten, näm-
lich inL 24, 1; 2; 6; 7; 12; 13; 14; 15 (2 mal); — 31, 18; — 32,
1; 2; 3 (2 mal); 4; 5 {2 mal); 6 (2 mal); 8; 9; 11; 15 (2 mal); — I.
23, 19 in einem zwölfsilbigen Stollen.
4. Der Epitritus secundus (— v ) 16 mal, nämlich in I. 24,
1 ; 2; 10; 11; 12; — 27, 13 (2 mal); — 30. 16 {2 mal); — 32. 2 (3
mal); 8; 12; 14; 15.
5. Der Diiambus (v — v— ) 4 mal, nämlich I. 24, 14 (2 mal); 15;
— 32. 13.
6. Der Epitritus primus (i> ) 3 mal, nämlich I. 24, 1; 2;
— 31, IS.
1. Die 5te Silbe dehnt den auslautenden Vokal in pra in Ath. II. 5, 5 und
VII. 26, 1 (nach Wh. ad Prätie. p. 134 n. auf Autorität der Handschriften ; der ge-
druckte Text hat die Dehnung nicht). Es entsteht dadurch als zweiter Fuss der
dispondeus ( ). Beide Verse erscheinen auch im Rv. und aa. Veden, näm-
Kch der lste in Rv. I. 32, 1 = Sümav. VII Naig. 37 und der 2te in Rv. I. 154, 1
= VS. 5. 18 = TS. I. 2. 13. 3; diese haben aber keine Dehnung, wohl aber eine
Umstellung der Wörtor, durch welche an der ersten Stelle v — v — entsteht (der 5t-
häufigste Fuss), an der zweiten — v der 4thäufigste. Die Leseart des Ath.
scheint eine doctissima.
2. Diesen vierthäufigsten Fuss sehen wir ferner an mehreren Stellen durch
Dehnung an die Stelle des sonst häufigsten Choriamb treten, so z. B. Rv. I. 103, 5
pacyatä ; Rv. II. 14, 1 sincaiä; Rv. V. 4, 5 — Ath. VII. 73, 9 bharä; ebenso Ath.
IV. 22, 6 bharä; Ath. IV. 22, 7 khidä; Atb. VII. 14. 3 suvä.
C*
20 TH. BENFEY,
7. Der Paeon tertius (vv — v) 1 mal, nämlich I. 32, 6.
8. Der Paeon primus (—»»») I. 24, 14.
Man sieht daraus, dass unter den, im Anfang des Rv. vorkommenden,
hieher gehörigen Stollen, 130 in der 8ten Silbe eine Länge haben und
nur zwei eine Kürze. Schon dieses so grosse Missverhältniss würde es
fast zur Nothwendigkeit machen, in Fällen, wo es möglich ist, eine leichte
Silbe an dieser Stelle zu vermeiden und also auch hier nicht ddnavasi-,
sondern ddnavasi- zu lesen. Allein selbst mit den beiden Stellen, in wel-
chen Kürze in der Sten Silbe erscheint, hat es ein eignes Bewandtniss.
Die erste (I. 32, 6) lautet tuvibddhdm rijishdm und es ist keinesweges
unwahrscheinlich, dass das r-Element in dem Vokal ri (vgl. z. B. krivi
Rv. t 30, 1 und IL 22, 2 wofür Sv. I. 3. 1. 3. 1 und II. 6. I. 18. 3
krivi hat und auch im Naighanfuka III. 23 beide Lese weisen erscheinen),
einst bisweilen — in Harmonie mit der Entstehung des Vokals ri aus
r und einem Vokal — noch wie ein Consonant wirkte, also hier im
Verein mit dem vorhergehenden m noch Position machte, wodurch dann
an die Stelle des Paeon tertius {vv — v) der zweithäuügste Fuss , Jonicus
a minore {vv ) tritt F"ür diese Erklärung sprechen mehrere ganz
analoge Fälle, in denen die Regeln, wonach ein auslautender Vokal ge-
dehnt werden sollte, vor einer Silbe mit ri Ausnahmen erleiden , so das
auslautende a in iva vor ghxiner VI. 16, 38; in ihd vor prinotu VII. 35,
6; prd vor mxifa VIII. 70 (81), 6; (atdsya vor nrind'm I. 43, 7; haryafva
(zu lesen hariafva) vor mtftäya X. 128, 8 = Ath. V. 3. 8; auslauten-
des t in invasi vor vrishd VIII. 13, 32; in pdti vor Iritfyam X. 1. 3;
prithivi vor bxihdt V. 66. 5 »).
Die zweite Stelle aber (I. 24, 14 = TS. I. 5. 11. 3), dva te ht\o
varuua ndmobhih. ist eine von denen, wo das a auslautend in der Sten
Silbe eines elfsilbigen Stollens steht, also nach der oben gegebenen Re-
gel hätte gedehnt werden müssen, wodurch der häufigste Rhythmus des
2ten Fusses. der Choriamb, entstehen würde. Freilich wird in dem Rv.
1) S. das Verzeicbniss der Ausnahmen von der Regel im Rt. Prätic,. bei A.
Regnier Etudes sur la Grammaire vedique, II. p. 21—24.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. UNS, iAS, IA. 21
Prätic. (s. 533 M. M.) diese Stelle ausdrücklich von der Regel ausge-
nommen und es ist dieses eine der Inconsequcnzen in dem überlieferten
Texte, welche, wie ich in der 'Einleitung in die Grammatik der Vedi-
schen Sprache' bemerke . vorzugsweise den Beweis liefern , dass die Dia-
skeuasten des Rigveda den Text genau so fixirtcn, wie sie ihn aus dem
Munde derjenigen Sänger oder Rccitirendcn hörten , welche sie als die
treuesten Bewahrer desselben betrachten zu dürfen glaubten. In den
meisten Fällen lassen sich die Gründe dieser Inconsequenzen wenigstens
ahnen, wenn auch nicht ganz sicher stellen. Wenn man hier z. B. be-
achtet, dasa die Vokative dexa 'Gott', Indra, Sorna, SarasvaH, ebenfalls
nicht gedehnt werden, so möchte man auf den ersten Anblick glauben,
dass man sich aus religiöser Scheu der Entstellung der grammatischen
Form von Götternamen aus metrischen Gründen enthielt. Die Verkür-
zung des Auslautes der Vokative des Duals mitrdvarund in Rv. I. 15,6
und indrävarund in I. 17, 3; 7; S; 9 zu °varuna, wo allenthalben na die
erste Silbe eines Diiambus bildet, würde nicht dagegen sprechen; denn
der Dualauslaut d erscheint im Veda so oft verkürzt1) — und zwar
ohne jeden metrischen Grund (vgl. z. B. VII. 60, 12 deva, 61, 6 wmma)
— dass man entschieden sieht, dass in den Veden die Nebenform mit
a schon fast ebenso gebräuchlich war, wie im Avesta. — Allein, da wir
auch die Auslaute der Vokative Sing, samidhana, pavamdna, vasavdna,
dazu dann auch das oben angeführte Aaryacva, unter den undehn-
baren linden, so ist wahrscheinlicher, dass der Vokativ Singularis über-
haupt eine Ausnahme bildete, und in der That habe ich bis jetzt nur
einen Vokativ Sing, notirt. dessen Auslaut der Regel gemäss, in der
8ten Silbe eines 1 1 silbigen Stollens gedehnt ist. nämlich hdriyojand (Pada
°nä) im Rv. L 61, J6. — l'ebrigens will ich keinesweges bergen, dass,
wie noch andre Rhythmen in diesem 2ten Fuss vorkommen, so auch
der Paeon primus ( — vvv) noch sonst erscheint, wenn gleich sehr selten
und fast immer in einer Weise, die leicht Aenderungen zulässt. So
z. B. Rv. L 1 66, 15 stömo maruta iyäm g(n , in °mo maruta , wo maruta
1) R?.-Pratic. s. 310-312. M. M.
22 TH. BENFEY,
für Vokativ PI. marutas steht. Nimmt man an. dass das auslautende as.
wie in den Yeden oft 1„ auch hier d zu sprechen sei, dann ergiebt sich
statt dessen wieder der Choriamb, dieser charakteristische Rhythmus des
2ten Kusses in 11- und 12silbigen Stollen
Doch mag man über diese Ausnahmen von der allgemeinen Regel noch
zu einer klareren Einsicht gelangen, oder Dicht — was die Eeseweise von
dAnavasya betrifft, wird man nach allem Bisherigen wohl nicht im Ge-
ringsten zweifelhaft bleiben dürfen, dass damnasta an dieser Stelle daß
einzig richtige ist und zwar nicht am wenigsten auch desshalb, weil
dadurch der 2te Fuss den häufigsten Rhythmus — Choriamb — erhält
und das lange I der organische Vokal ist. Dadurch verschwindet dann
auch die unregelmässige {sogenannte virAlstMna) trishlubh, deren ohnehin
geringe Anzahl bei richtiger Lesung Oberhaupt ganz ausserordentlich zu-
sammenschmilzt; so wird auch in demselben Hymnus (II. 1 1, 6;, wenn man
sä riasta statt suryasya liest, der letzte Stollen statt eines neunsilbigen ein
regelmässiger elfsilbiger und in dem ganzen Verse bleibt nur ein zehnsil-
biger, welcher ebenfalls verschwindet, wenn man statt vdjram, nach Ana-
logie des so häufig statt Indra, Rudra, zu lesenden Indara, Itudara, auch
väjaram liest, süriasta würde dann noch ein Beispiel für die Bewahrung
der Länge von ( gewähren.
Schliesslich bemerke ich jedoch, dass die Fälle, in denen diese En-
dung in den Veden noch mit i zu sprechen ist, verhältnissmässig selten
sind, dass vielmehr die Liquidirung des ( zu jf (vor dem unähnlichen
Vokal), also die Form sya, welche im gewöhnlichen Sanskrit erscheint,
auch in den Veden schon in der weit überwiegenden Mehrheit zur Herr-
schaft gelangt ist.
§ 9.
Wie die Genetivendung des Plural, säm . im Sanskrit zur Bildung
des Gen. PI. der geschlechtigen Pronomina auf a, t, u diente und auch
1) Vgl. Bollensen in ZDMG. XXII. 574; ausführlich .werde ich in der Phone-
tik der Grammatik der vedischen Sprache davon handeln.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SDNG. IANS, iAS, iA. 23
in einige, den Pronominibus begrifflich nahe stehende, Adjectiva drang
(s. §. 7), so ist auch die des Gen. Sing, sya (für sia) nicht bloss die der
geschlechtigen Pronomina msc. und ntr. auf a z. B. ta-sya, so wie auch
des auf u, amu-shya (von dem auf i ist keine Form der Art im Sanskrit
oder sonst — ausser im Germanischen und Altslavischen (s. sogleich) —
bewahrt), sondern auch, und zwar in Gemeinschaft mit den meisten der
Indogermanischen Sprachen , sowohl in jene den Pronominibus ver-
wandte Adjectiva auf a, als auch in alle Nomina auf diesen Vokal ge-
drungen, vgl. z. 15. vtrva-sya 'all', m. n. yatd-sya, m. n. (von gata =
ßmo Ptcp. Pf. Pass. 'gegangen'), eifva'sya, 'des Pferdes'.
Ebenso im Avesta. wo 1 zu h und a hinter y gewöhnlich i und y
dann eingebüsst wird z. B. ta-hü (— sskr. ta-sya), vIcpa-M (= sskr.
vieva-sya) , aepa-he { — sskr. apea-sya) , vgl. mit treuerem Reflex der En-
dung ahura-hyd. neben ahura-M von akura = sskr. asura.
Im Altpersischen z. B. aura-hya l) = ahura-hyu des Avesta , khsd-
yathiya-hyA 'des Königs'.
Im Griechischen ist der eigentliche Reflex, mit Bewahrung des ur-
sprünglichen /, oio gewesen. Wie im Eranischen, tritt es an alle, sowohl
geschlechtige Pronomina als Nomina auf grdspr. « , griech. o, im msc.
und ntr., allein das a wird zwischen dem o des Thema und dem * der
Endungen, wie zwischen Vokalen so oft. eingebüsst, so dass nur to von
der Endung übrig bleibt (böotisch, lesbisch, homerisch) , also z. B. ro-Zb,
ßio-to; im Dorischen und Attischen wird in o-to auch das / eingebüsst,
worauf Zusammenziehung von oo zu ov, altdorisch tu, eintritt, rov, tw,
Xoyov, X6y<o.
In den Italischen Sprachen hat sich keine Spur dieser Endung er-
halten ; wahrscheinlich auch nicht im Celtischen, worüber ich mir jedoch
kein Unheil anmasse. In den geschlechtigen Pronominibus auf ursprüng-
liches a und zwar auch in deren Femininen erscheint im Oskischen und
Lateinischen, wie wir §. 1 sahen, der Reflex von grundsprachlichem tos
1) Cajotanus Kossowicz in Inscriptiones Palaeo-Persicae , St Petersb. 1872,
giebt im Glossar p. 3 irrig aurahyd mit langem «, s. das Richtige p. 100, 3, und
Enuntiatio 45.
24
TH. BENFEY,
Die Nomina auf grdspr. ä bilden im Umbrischen und Oskischen den
Gen. Sing, durch den Reflex der grdspr. Nominalendung as; im Latei-
nischen und Celtischen dagegen ist die Endung f für ta, wie §. 7 be-
merkt, zur Geltung gekommen; dieselbe ist auch im Latein in den Fe-
minis auf ä (vgl. §. 7), sowie denen mit M im Nominativ (diei, fidet) vor-
herrschend geworden, jedoch mit Spuren genug, welche beweisen, dass
vor ihr , wie im Griechischen . Oskischen und Umbrischen , die nomi-
nale, auf grundsprachlichem as beruhende, herrschte.
Im Germanischen dagegen ist sia nicht bloss in den Pronominibus
auf ä, sondern auch, wie schon bemerkt, in denen auf i bewahrt und wie
im Sskr. u. s. w. in die Nomina auf ursprüngliches a gedrungen. Von der
Endung sia ist jedoch nur das s geblieben , z. B. goth. thi-s = sanskr.
ta-sya; eben so, vom Pronominalstamm goth. r = grdspr. t, Gen. Sing,
m. n. r-$ für grdspr. isla1); nicht minder in dem Pronominalstamm ki%
wo der im Angelsächsischen und Altfriesischen bewahrte Gen. im msc.
und ntr. hi-s lautet5). Nomina betreffend lautet der Gen. Si. von goth.
vulfa, m. vulß-s, von vaurda, n. vaurdi-s.
Im Altslavischen ist die Endung s1a, vielleicht in der Form sya, ent-
schieden wiedergespiegelt in ci-so, Gen. sing, von et = sskr. et (im Acc.
ntr. ci-d, welcher als Partikel bewahrt ist) = et in der Sprache des
Avesta, ety im Altpers. = grundsprachlich und sskr. ki = lat. qui =
gr. x$. Ob dagegen diese Endung auch in den Pronominibus auf grund-
sprachlich a, deren Genet. im Altslav. auf go auslautet, z. B. to-go, zu
erkennen sei, ist streitig. Bopp und Schleicher nehmen es an; Miklo-
sich dagegen bekämpft es in den Sitzungsberichten der phil.-histor.
Classe der Wiener Akad. d. Wiss. (1869 Bd. LXII S. 48 ff.) und fasst
;io . wie ich die pronominalen germanischen Accus, auf goth. k u. s. w.
erklärt habe, als hinzugetretene Partikel = sskr. gha, griech. ye ♦). Dass
1) Leo Meyer, Die Gothische Spr. §. 392, 393.
2) EMs. §. 392.
3) Grimm, D. Gr. L 78G (1822).
4) Diese Erklärung , welche so oft andern zugeschrieben wird , ward von mir
zuerst in meinem Griech. WLexikon 1839, I. p. XIV aufgestellt, wie auch von Bopp
V. Gr. §. 326 Bd. II. S. 102 (1859) bemerkt ist.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. iANS, fAS, IA. 25
Miklosich's Erklärung von go richtig sei (vgl. auch lit. gi in täs-gi u.
s. w. *)), ist wohl nicht'dem geringsten Zweifel zu unterwerfen; allein wenn
er S. 1 1 (besonderer Abdruck S. 6) bemerkt: 'Die Einwendung, dass
nach dieser Theorie in togo das Genetivverhältniss nicht bezeichnet wird,
da an den Stamm to der Stamm go gefügt werde, halte ich für unbe-
gründet, da ich von der Ansicht ausgehe, dass ursprünglich alle Casus-
bildung auf der Verbindung eines Stammes mit einem Pronorainalstamm
beruhte', also to-go für die ursprüngliche Bildung des Genetiv Sing, von to
hält, so scheint mir diese Annahme irrig. Denn dass das Altslavische,
wie alle Indogermanischen Sprachen — ausser den Italischen und Celtischen
— die Genetivendung sla in der Gestalt so bewahrt hatte, folgt aus der
Form ci-so, deren so er selbst (S. 9 (4)) mit sskr. sga für unzweifelhaft
identisch erklärt. Es ist also kaum zu bezweifeln, dass einst to-so u. s.
w. im Slavischen existirte und wie so dieses zu to-go geworden ist, zei-
gen, wie mir scheint, die Nebenformen von cI-jö, nämlich ciso-go 2), ce-so
und ce-go, das letzte bei Chodzko5) und gesichert durch die serbischen
Genetive 6e-sa, ce-ga u. aa. ♦). Ich nehme in Analogie mit ci-so-go unbe-
denklich ein einstiges to-so-go u. s. w. an, welches, in Analogie mit ce-go,
wie das in so häufig vorkommenden Wörtchen leicht geschehen konnte,
durch Synkope in einem oder mehreren dieser Bildungen in der slavi-
schen Grundsprache die Silbe so einbüsste und da, dem Sprachbewusst-
sein gegenüber, nun go den Genetivcharakter auszudrücken schien, wurde
die Verstümmelung über alle hieher gehörigen Bildungen ausgedehnt.
Da demgemäss einst die Endung sla wohl in allen geschlechtigen
Pronominibus existirte, so könnte es auf den ersten Anblick für wahr-
scheinlich gelten, dass sie auch, wie in den meisten übrigen Indoger-
manischen Sprachen, in die Nomina auf ursprüngliches a eingedrungen
sei. Dafür könnte auch das gleich zu erwähnende Altpreussische zu
sprechen scheinen. Allein dann wäre anzunehmen, dass z. B. in vluka,
1) Schleicher, HaDdb. der lit Spr. I. 201, 5.
2) Miklosicb, Lexicon Palaeoslovenic. 1129.
8) Graminaire Paleoslave, p. 90.
4) Miklosich in den Sitzungsber. d. Wiener Ak. a. a. 0. LXII. 10 (5).
Hist.-Phil. GW. XIX. D
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26 TH. BENFEY,
zunächst für vlikä, das si oder sy der Endung sia {sya) spurlos eingebüsst
wäre und der dieser vorangehende und folgende Vokal, grundsprchl. ä zu d
contrahirt und dann verkürzt sei. Der Ausfall von y (für t) hatte seine
Analogie in der Endung so von vt-so, der von s würde im Gen. fem.
der geschlechtigen Pronomina z. B. to-jet seine Analogie finden, wenn
wir dieses nicht von dem grundsprachlichen ta-smt-as = sskr. tasyäs
trennen dürften; allein dieses wird zweifelhaft, insbesondere durch die
gleich zu besprechende litauische Form, und man wird demnach zuge-
stehen müssen, dass die Erklärung von vlüka aus grdspr. varka-sia, sskr.
vrikasya, als eine gesicherte keinesweges betrachtet zu werden vermag.
Dieselbe Unsicherheit gilt für das Litauische und hier auch für die
geschlechtigen Pronomina auf o, welche im Gen. Sing, genau eben so
gebildet sind, wie die Nomina auf ursprüngliches ä und gar keine Spur
der einstigen Endung sin zeigen, wie das im Slavischen, jedoch nur in
tt-so. noch unzweifelhaft der Fall ist. Einen Fall, wo si (oder sy), oder
vielmehr smt oder smy cingcbüsst wäre, würde — wie schon beim Sla-
vischen angedeutet ist — der Gen. si. fem. bilden, wenn wir dessen lit.
Form, z. B. tos aus tasyäs (so auch im Sanskrit) für grundsprachlich ta-
smi-as erklären dürften; allein 6s ist auch die Endung der Nomina im
Gen. sing. f. z. B. von ranka- f. rankös und da wir aia oder aya im Li-
tauischen entschieden mit Einbusse des » oder y zu ö contrahirt finden
(z. B. täiköme aus tdik-aja-masi, oder täik-aia-masi, tdiköte aus täik-aja-tasi
oder tdik-aia-tasi1)), bin ich der Ansicht, dass im Lit. die Femininalen-
dung ös mit der sskr. der Nomina auf fem. ä, nämlich Ayas zu verglei-
chen ist. welche durch die so sehr überwiegende Mehrzahl der nomina-
len Gen. Si. auch in die geringe Anzahl der Pronomina drang. Ist diese
Erklärung für das Lit. annehmbar, so gilt sie auch für die hieher gehö-
rigen Gen. Sing. fem. des Slavischen und wird durch die Bewahrung
des j im Altslav. to-j«i noch besonders gestützt; dafür spricht, beiläufig
1) Schleicher, Compendium der Vgl. Gr. d. Indog. Spr. 1871, §. 203 S. 250;
das a vor masi war entschieden in der Grundsprache kurz; wegen ursprunglichen »
statt y an einem andern Orte.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. iANS , lAS, tk. 27
bemerkt, auch der goth. Gen. der entsprechenden Fem., dessen 6s eben-
falls auf A-ias oder ätfäs beruht »).
Scheint es demnach höchst bedenklich, die Gen. Sing, der Nomina
auf grundsprl. ä im Slavischen und Litauischen aus a-sia zu erklären,
dann wage ich die Vermuthung, dass sie nach Analogie des Lateinischen
und Celtischen (s. §. 7), ursprünglich durch die Endung in gebildet sind,
also z. B. lit. vÜkö aus vilka-ta (vgl. oben tdiköme), altslav. vlüka, aus
vlükä-ia zusammengezogen , dem lat. lupf aus lupo-ia entsprechen. Im
Litauischen hätte dann diese nominale Bildung — wie oben im Gen.
Sing. fem. — sich auch in den geschlechtigen Pronominibus eingebür-
gert, z. B. tÖ für ta-ia.
Dass letzteres durch die grosse Majorität der Nomina sehr gut er-
möglicht war, zeigt uns wohl am schlagendsten eine analoge Erschei-
nung, welche uns schon in den alten Volkssprachen Indiens entgegen-
tritt, nämlich in den prdkritischen, wo im Gen. Sing, des Pronomens der
2ten Person neben andern die Formen tuha, tujjha und tumaha, tumha
erscheinen, deren beide erste Formen so gebildet sind, als ob im Altin-
dischen der Gen. , nach Analogie der nominalen (z. B. afva-sya), tu-sya
gelautet hätte, während die beiden letzten aus einem aus sskr. tvam er-
weiterten Stamm tuma auf dieselbe Weise gestaltet sind (gewissermassen
aus einem altindischen tumasya). Analog lautet der Gen. Sing, der t.
Person neben andern Formen mafia, manjha (wie aus ma-sya, mama-sya2)).
Da derartige Formen weder im Sanskrit noch selbst im Pili vorkom-
men, so wird wohl Niemand bezweifeln, dass sie aus der nominalen De-
clination in die pronominale eingedrungen sind.
Eine ganz ähnliche Erscheinung begegnet uns vielleicht auch im
Altpreussischen.
Hier ist in den Pronominibus die Endung des Gen. sing, sia in
der Form sei, se und ssei bewahrt5), aber nicht bloss in den geschlech-
tigen Pronominibus, sondern vielleicht auch in den persönlichen. So
1) Vgl. Leo Meyer, die Gothische Sprache §. 374 S. 468
2) Laasen Instit. linguae Präcriticae §111 S. 328; 330 und §. 50 S. 219. 220
3) Vgl. Bopp, Vgl. Gr. §. 190 Bd. I. (1857) S. 389.
D*
28
TH. BENFEY,
vom Artikel, Nom. sing. m. stas, stes , Gen. stessei und steisei, vom Pro-
nomen der 3ten Pereon, Nom. sing. m. tans (d. i. ta-na-s). Gen. tennessei,
vom Pronomen possessivum der ersten Ps., Nom. sing, tnai-s (d. i. ma-ia-s
vgl. lat. meus für me-tu-s, sskr. mad-tya-s), Gen. mai-sei (unbelegt, aber
durch die Analogie des Possess. der 2ten Pers. und des Refl. gesichert),
von dem der 2ten, Nom. sing, twai-s (vgl. sskr. tvad'iya-s 1)), Gen. twai-sei,
von dem des Reflex., Nom. swai-s (= sskr. sviya-s für *sva-1ya-s Gen.
swai-sei; endlich vom persönlichen Pronomen der Isten Person. Nom.
sing, as, Gen. mai-sei, von dem der 2ten, Nom. sing, tou, tu. Gen. twaise.
Ich sagte oben, dass diese Gen. der persönlichen Pronomina vielleicht
den präkritischen ähnlich zu fassen sind. Zu diesem vielleicht be-
stimmte mich die Aehnlichkeit dieser Formen mit den Gen. Sing, der
entsprechenden Possessiva, welche bei der in §. 1 bemerkten Verwandt-
schaft zwischen dem Gen. und dem Possessivum möglicher Weise an
deren Stelle getreten sein könnten (wie z. B. auch in der Sprache des
Avesta ma-hya Yen. 49, 6; homerisch rto'io II. 8, 37). Ich würde diese
Ansicht sogar als entschieden auszusprechen gewagt haben, wenn nicht die
besondre Genetivendung des Plur. der geschlechtigen Pronomina grund-
sprachlich sdtn auch in den Gen. PI. der persönlichen Pronomina ge-
drungen wäre, während dieses in den Possessivis nicht der Fall ist (vgl.
vom Artikel Gen. PI. stei-son mit sskr. te-shAm, vom Pron. der aten Ps.
tennei-son, vom Pronom. der lsten Ps. nou-son, wo nou = lat. nS in nö-
bis2), von dem der 2ten iou-son, wo iou — sskr. yu in yu-shma-, dage-
1) Lateinisch tuo 'dein' und suo 'sein', stehen bekanntlich für altes tovo, s&vo;
das erstere entspricht dor. wo (für ttfö), lesb. wo', böot. «o, sskr. tvd [zusammen-
gezogen aus tava (vgl. die Reflexe von sovo), welches sich als Genet. sing, des Per-
sonalpronomens der zweiten Person erhalten hat] und im Avesta thwa [wie im Sskr.
aus tava, welches auch hier als Gen. des Personalpronomen bewahrt ist); sovo ent-
spricht dor. und hom. 16 (für otfo), im Avesta hava, zusammengezogen hva und ga,
im Sskr. sva (für sava). Das grieeb. Possessiv der ersten Person ipo verhält sich
zu dem des Avesta ma wie der Acc. sing, des entsprechenden Personalpronomens
ifUt neben welchem auch pi, zu sskr. und Avesta mä, lat we und ist also wahr-
scheinlich mit diesem zu identificiren.
2) Wie der altpr. Reflex dieses Casus zeigt, welcher, mit m für grdsprchl. bh,
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i
ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. fANS, IAS, lA. 29
•
gen vom Possess. der 2ten Pers. twaisei, wie im Sing., und vom Ren.
swaise = stcmsei des Singular1)).
Da wir sonach den Reflex von *fa im Altpreussischen verhältniss-
mässig soweit verbreitet finden, werden wir, mit Bopp2], unbedenklich
auch die Genetivform der Themen auf grdspr. a, z. B. deivcas, daraus
deuten und diese, gerade wie goth. vulfi-s, durch Einbusse des ia (oder
ya) daraus erklären. Bemerkenswerth ist dabei auch die Uebereinstim-
mung mit dem Gothischen in Bezug auf das Verhältniss des Genetiv
zu dem Nomin. msc. sing. Wie im Goth. der Auslautvokal des The-
mas im Nom. eingebüsst, im Gen. aber — wenn gleich zu i* geschwächt
— bewahrt wird, gerade so auch im Altpreuss., nur dass hier im Gen.
a sich erhalten hat, also wie goth. Nom. vuff-s, so altpreuss. deiw-s (=
grdspr. daiva-s), wie goth. Gen. vulfi-s, so altpreuss. deiicas (= grdspr.
daiva-sta).
§. 10.
Es ist in dem Bisherigen gewissermassen als zugestanden angenom-
men, dass die Endung des Gen. Plur. sdm, so wie die des Sing, sta und
1a, wo sie sich in der Nominaldeclination finden, in sie erst aus der der
Pronomina eingedrungen seien , sich also ursprünglich in dieser entwi-
ckelt haben.
Diese Annahme wird zwar wohl kaum bestritten werden, wie sich
denn auch die Gründe dafür leicht aus der Darstellung entnehmen las-
sen möchten. In einer so jungen Wissenschaft, wie die Linguistik noch
immer ist, kann man jedoch, zumal da in dieser Beziehung noch mehr-
fach zu wenig geschieht, bei der Begründung von Annahmen kaum zu
viel thun und es möge desshalb erlaubt sein, die Hauptmomente, welche
wie ira Lit. und Slav., zugleich dio grdsprchl. Form mit auslautendem ms, gebildet
durch das pluralisirende s aus der entsprechenden Endung des Sing, bhyam, wie
der Acc. pl. am-s aus dem Sing, am, am treuesten bewahrend, nou-mans lautet.
1) Vgl. die erwähnten Formen bei G. H. F. Nesselmann, die Sprache der al-
ten Preussen S. 40—44.
2) Vgl. Gr. §. 190 Bd. L S. 389.
30 TH. BENFE Y,
für die hier befolgte — wohl entschieden — sprechen, wenigstens her-
vorzuheben.
Es sind deren zwei:
1. Die Endungen säm, sta erscheinen hinter Pronominibus auf o,
t, u d. h. allen; denn ursprünglich auf andre Vokale auslautende Pro-
nominal-stämme giebt es im Indogermanischen nicht; — für das San-
skrit sind in Bezug auf säm in §. 7 Beispiele für ö, ä, i, u gegeben;
eben so für s1a hinter o. u in §. 9; in letztcrem §. sind auch die ger-
manischen mit Reflex von sia hinter Pronominibus auf grdspr. d, » . so
wie das einzige altslavisclie hinter c? mitgetheilt; es ist also nur noch
zu erwähnen , dass sich im Germanischen und Altslavischcn auch der
Reflex von säm nicht bloss hinter den geschlechtigen auf ursprüngliches
6,6, sondern auch auf i zeigt, vgl. goth. thi-zt m. n. = sskr te-shäm
(lat. is-tö-rum), thi-zö =■ sskr. td-säm (lat. is-tä-rum) und ebenso von I f-z£,
m. n. X-z6 fem. , vgl. angelsächsisch von Ai; hi-ra (altfries. hiara) m. n. f.
Ebenso altslav. wie te-chü , so auch ircku. — In der Declination der No-
mina dagegen sind diese Endungen auf die Themen beschränkt, welche
auf grdsprchl. ä, ä auslauten (die lateinischen auf M, eu, welche im No-
min. Sing, auf es auslauten, dürfen wir wohl dabei ausser Acht lassen);
sämmtliche übrige Categorien, d. h. die msc. auf d (auch manche Fem der
Art), die auf i, f, ü, ü, äi, au, du, so wie alle auf Consonanten reflectiren
in Gen. pl. nur die grdsprchl. Nominalcndung dm, im Gen. Sing, äs, ds.
Man darf demgemäss behaupten, dass, wenn sdm, sta schon ur-
sprünglich der Nominaldeclination angehört hätten , sich auch Spuren
davon in den andren Categorien finden würden. Da diess nicht der
Fall ist, sie dagegen in allen Pronominalcategorien erscheinen, dürfen
wir daraus folgern, dass sie zuerst nur in diesen ihren Sitz hatten, und
erst später — wenn gleich schon theilweis in der Grundsprache — von da
auch in eine Categorie der Nomina (die auf ä, f. d) eingedrungen seien.
Dafür spricht auch die Analogie noch späterer Erscheinungen, wie z. B.
die schon in §. 7 erwähnte, wo die pronominale Endung des N. pl. msc. t
im Griechischen und Latein in den Nom. pl. der Nomina auf grdspr.
a, fem. ä nicht bloss im msc, sondern — gegen alle Analogien — selbst
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. lANS, LAS, tk. 31
im Fem. eindrang, ja sogar die ursprüngliche Form im Fem. der ge-
schlechtigen Pronomina verdrängte.
2. Entscheidet für die Richtigkeit der Annahme der Umstand,
dass die besonderten indogermanischen Sprachen in der Verbreitung die-
ser Endungen sehr von einander abweichen.
Im Germanischen, Altpreussischen und Altslavischen zeigt sich der
Reflex von sdm in den geschlechtigen Pronominibus (goth. thi-zi m. n.,
thi-zö f., altpr. stei-son m. f., altslav. techü, m. f. n.), ist aber — und
so auch im Cel tischen — in kein einziges Nomen gedrungen; denn das
altslav. bestimmte Adjectiv ist bekanntlich mit einem Pronomen zusam-
mengesetzt.
Im Litauischen ist sie sogar in den geschlechtigen Pronom. durch
die nominale Flexion verdrängt (z. B. tu m. f. n. vgl. m. vilfot, f. rdnkü)
Dagegen ist sie im Altpreussischen selbst in die persönlichen Pro-
nomina eingedrungen nou-son , iou*son (s. §. 9).
Im Sanskrit und in der Sprache des Avesta ist sie zwar nicht in
diese, wohl aber in einige Pronominalia auf ä, & gedrungen, im Avesta
— wir dürfen wohl sagen: noch — mit der nominalen Form daneben
(■• §• 7).
Im Griechischen, Oskischen, Umbrischen und Latein ist sie in die
Declination der Feminina auf ursprüngliches femininales d gedrungen, z. B.
Xcoqcüv für xwpä-wv statt x^Q^-otor von /aJ(>of, osk. egma-zum, umbr.
menza-ru, lat. merisd-rum1).
Im Lateinischen hat sie sich dann noch weiter verbreitet, zunächst
über die Themen der 5ten Deel., welche im Nom. sing, auf es auslauten,
aber, wie an einem andern Orte gezeigt ist, im Flexionsthema auf «*,
oder eu schlössen2), z. B. die-rum, Flexionsthema dieu, ursprüngliches
diu, te-rum. Flexionsthema rei.
Endlich ist sie auch gegen die Analogie des Oskischen, Umbrischen
und höchst wahrscheinlich auch Griechischen, im Latein in die Decli-
1) Bücheler, Grundriss der lat. Deel. S. 45.
2) 'lieber die Entstellung des Indogerm. Vokativs' §. 25, in Abhdlgen der k.
Ges. d. Wiss. XVII. 56 ff. u. 77 ff.
32
TH. BENFEY,
nation der msc. und n. auf grundsprachliches a gedrungen , daneben je-
doch noch mit mehrfachen Beispielen der ursprünglichen Formation
ohne r (für s), z. B. populö-rum, beUö-rum.
Ich bediente mich des Ausdrucks 'höchst wahrscheinlich* in Bezug
auf das Griechische, theils weil das Oskische und Umbrische entschieden
diese Bildung nicht kennen, theils. weil das Bestehen der r-losen Formen
für das verhältnissmässig späte Eindringen in die 2te lateinische Decli-
nation spricht. Es lässt sich jedoch nicht verkennen, dass sich auch in
der griech. 2 Deel. Xoyvov aus Aoytö-otoy durch Einbusse des a erklären
liesse; der Umstand, dass sich kein verrätherischer Accentwechsel , wie
z. B. in x'"[>"'n' zeigt, entscheidet nicht dagegen. Denn auch in der ersten
Declination tritt er mehrfach nicht ein l), was wesentlich darauf beruht,
dass die Entstehung dieser Form in den hieher gehörigen Ausnahmen
vom Sprachbewusstsein nicht mehr gefühlt, oder das Gefühl dafür durch
andre Momente aufgehoben war. Diess konnte aber bei u>y für w-wr
noch viel leichter eintreten, da die beiden lautgleichen Längen sich viel
rascher vereinigen mussten, als die ungleichen ä-iov der ersten Declina-
tion. War aber diese Vereinigung einmal innig geworden, dann fügte
sich diese Form mit Leichtigkeit der fast durchgreifenden Analogie, wo-
nach der thematische Accent nur dem Einfluss der Silben-Zahl und
-Quantität wich. Dieser Einfluss hat sich aber erst verhältnissmässig
spät geltend gemacht; denn sonst würde auch die Bildung durch
tov ohne a, ursprünglich Aoyo mit ojy, den Accent haben zurückziehen
müssen. Freilich ist mir kein Fall bekannt, wo a zwischen zwei tw ein-
gebüßt wäre; allein auch dieser Einwand ist nicht entscheidend, ein-
mal, weil die Ausstossung von o zwischen Vokalen überhaupt keines-
weges durchgreifend ist und dann, weil sich die Ausstossung sowohl
hinter ai , z. B. vSrög für w-o-ar-os (Nom. o$e, Th. ovaar, vgl. lat. auri für
ausi) , als vor co . z. B. eben x^QÜ* far /tope-au)* findet. Doch ich will
diese Frage nicht weiter discutiren und nur noch darauf aufmerksam
machen, dass, wenn man den Gen. pl. der 2ten Declination nach Ana-
1) Vgl. Kuhner, Ausf. Gr. d. Gr. Spr. I», 1 S. 305.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. lANS, IAS, iA. 33
logie des Umbr. und Oskischen aus der nominalen Endung tov (nicht
awy) erklärt, man dieselbe Erklärung auch für dieselben Casus der Pro-
nomina auf o annehmen muss. also z. B. auch rtüy m. n. so zu deuten
(aus 16-10 v, nicht tw-atov) und wie im Litauischen anzunehmen hat. dass
in ihnen die pronominale Flexion durch die nominale verdrängt ist vgl.
auch die Verdrängung des Nom. pl. der Feminina der geschlechtigen
Pronomina im Griech. und Latein in §. 7).
Was sta betrifft, so ist es nur in den Gen. sing. m. n. der nomi-
nalen Themen auf grundsprachliches a gedrungen und zwar nur im Ari-
schen Sprachzweig, im Griechischen, Gothischen und Altpreussischen ;
nach einigen auch im Litauischen und Altslavischen (s. §. 9). Dagegen
entschieden nicht im Italischen und Ccltischen.
Hatten nach dieser Ausführung »6m und sia ursprünglich ihre
Stelle nur im Pronomen und sind erst von da aus in die Declination ei-
niger Nomina gedrungen , so darf man dasselbe; wohl auch von 1a ver-
muthen. Diese Endung haben wir zwar erst in den persönlichen Pro-
nominibus des Griechischen und Latein (§. 3. 5) nachgewiesen; allein es
ist schon §. 4 angedeutet und wird in 1 3 ff gezeigt werden, dass sie
auch in den arischen Sprachen erscheint und sich dadurch als schon
grundsprachliche Endung des Gen. Sing, von Pronominibus zu erkennen
giebt.
In die Nominaldeclination dagegen ist sie weder im Arischen noch
Griechischen oder Germanischen eingedrungen, wohl aber im Lateini-
schen und Ccltischen (s. §. 7) und. wie ich annehmen zu müssen glaube,
auch im Litauischen und Slavischen (§. 9).
§• IL
Ist nach dem vorigen §. von den Endungen säm und sia anzuneh-
men, dass sie ursprünglich nur Pronominibus angehörten, so ist ihre
Entstehung ohne Schwierigkeit zu erkennen.
Es ist durch eine, vcrhältnissmässig grosse, Fülle von Beispielen
bekannt, dass die Pronomina mit einander zusammengesetzt werden, so
z. B. sskr. a-na, i-ma, griech. al-to (wo «v = dem Pronomen aca des
Uist. -phil Clussc. XIX. E
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34 TH. BENFEY,
Avesta), lat. is-te, selbst nach Zusammensetzung mit einer Partikel, wie
8-v-io, to-v-to (wo v =■ der sskr. Part. «, welche hinter sa, ta, in den
Veden nicht selten verstärkend wirkt, wie sä-u Rv. III. 8. 4 '), tdm u u.
aa.). In diesen Zusammensetzungen ist stets nur das letzte Glied flec-
tirt z. B. av-rög. av-rov, is-this, sskr. a-nena, i-man. Wir dürfen dem-
nach unbedenklich annehmen , dass sdm der Gen. Plur. , sla der Gen.
Sing, eines Pronomens sei. welches z. B. mit dem Pronomen demonstr.
ta, dem Interrogativum ka u. s. w. zusammengesetzt war. Es kann zwar
bei dieser Annahme auf den ersten Anblick auffallend scheinen, dass sich
diese Zusammensetzung nicht in allen Casus findet; allein diese Erschei-
nung zeigt sich in den alten Phasen der Indogermanischen Sprachen noch
mehrfach , so z. B. ist na in dem zusammengesetzten sskr. Pronomen
a-na nur im Sing, des Instr. und im Dual des Gen.-Locativs erhalten.
Diese Erscheinung erklärt sich aus dem viel grösseren Reichthum an
Pronominalstäramen in der Indogermanischen Grundsprache, als in der
späteren Zeit. Je nach dem Bedürfniss — gewissermassen des Momen-
tes — traten diese, die ursprünglich gewiss sehr verschiedene Bedeutung
hatten, mit einander in Verbindung, zuerst natürlich ohne dass dabei
an ein Declinationssystem gedacht wurde. Erst als das Sprachbewusst-
sein gewissermassen die begrifflich zusammengehörigen Casus zusammen-
zuordnen anfing, bildeten sich Declinationssysteme; diese ordneten sich aber
zunächst nicht nach Stammeseinheit zusammen, sondern nach der begriffli-
chen Verwandtschaft, wie sie im Gebrauch zur Geltung gekommen war.
Diesen Zustand reflectiren uns die ältest fixirten Phasen der Indoger-
manischen Sprachen, welche im Allgemeinen — und für die Pronomina
speciell — durch die Sprache der Veden und des Sanskrit überhaupt,
so wie die des Avesta, repräsentirt werden — diese Sprachen, welche
man mit Recht als die hohe Schule der Grammatik und Linguistik be-
zeichnen darf ; denn ohne die tiefste Kenntniss derselben ist weder eine
1) Ich gebe bier ein Beispiel, weil unmittelbar hinter sa die Partikel u sel-
ten erscheint, vielmehr gewöhnlich hinter sed (für sa id) , hinter den an td sich
schliessenden Casus ist sie dagegen so oft gebraucht, dass es keiner Anführung von
Beispielen bedarf.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. tANS, iAS, ik. 35
Ausbildung zum Grammatiker noch Linguisten denkbar. Daher hier die
Erscheinung, dass im Sskr. das Dcclinationssystem mehrerer Pronomina
aus den verschiedensten Pronominalstämmen und Zusammensetzungen
gebildet ist, eine Anordnung, die wir der hoch vollendeten grammati-
schen Einsicht der indischen Grammatiker verdanken und leider schwer-
lich mehr im Stande sind für die Sprache des Avesta — ausser wo wir
das Sanskrit zum Führer haben — ganz wieder herzustellen. In den
verwandten Sprachen ist uns nur die Verbindung des Prouomen sa und
ta zur Bildung des Demonstrativs bewahrt — wie im Sanskr. und der
Sprache des Avesta — so auch im Griechischen und Gothischen, An-
gelsächsischen und Altnordischen. In der weiteren Entwickclung der
Sprachen wird das Gefühl der Analogie in den zu einem System zu
verbindenden Formen immer mächtiger und verdrängt den ursprüngli-
chen Reichthum der Sprache im Allgemeinen durch Uniformität ; in
Bezug auf die Pronomina speciell zugleich durch die Subsumirung
der alten specialisirenden Demonstrativa unter den allgemeinen Begriff
der Demonstration überhaupt; diese beiden Momente wirkten dahin,
dass die alten Demonstrativa mit ihrer differenten Bedeutung nach und
nach selbst bis auf eines eingcbüsst wurden und die bewahrten durch
Elimination der stammverschiedenen Casus und Ersetzung derselben aus
dem Stamm, welcher in der Majorität der Casus herrschte, stammgleich
wurden. So ist im Latein, Litauischen und Slavischen , das im Sskr.,
dem Avesta, Griechischen und einigen germanischen Sprachen, im No-
min. Sing. msc. und fem. bewahrte sa durch den in den übrigen Casus
herrschenden Pronominalstamm ta verdrängt (Lit. Xomin. Si. m. tä-s, f.
tä, altslav. m. tu, f. ta) und ähnlich in den übrigen germanischen der
im Sskr. und Avesta bewahrte Nom. m. s-ya-s (aus sa-ya zusammen-
gesetzt) f. s-yä durch den in den übrigen Casus herrschenden Stamm
t-ya (aus ta-ya zusammengesetzt), z. B. Althochdeutsch Nom. si. m. d?r
(dir) f. diu, dea , die.
§. 12.
Giebt man — in Uebereinstimmung mit dem vorigen § — zu,
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36 TH. BENFEY,
dass in s-dm, s-ta das anlautende s Rest eines Pronominalstamms sei,
■welcher mit andern zusammengesetzt sei, in denen diese Casusendungen
vorkommen, dann liegt natürlich am nächsten zu vermuthen, dass die-
ses s Rest des eben erwähnten Pronomen sa sei.
Für diese Annahme sprechen schon im Allgemeinen zwei Umstände :
1. lässt sich schon vorweg vermuthen, dass dieses Pronomen, wel-
ches uns in den verschiedenen dazu gehörigen Derivaten in der Bedeu-
tung 'einer' und 'dieser' entgegentritt, einst — in der Grundsprache —
mehr Casus zu bilden fähig war, als die sind, in denen es zur Ergän-
zung von ta in den alten Phasen dient, nämlich Nom. si. msc. und fem.
(vom griech. Nom. pl. m. f. sehen wir natürlich ab, da diess spätere,
durch den Sing hervorgerufene Formen sind). Für die Richtigkeit die-
ser Vermuthung entscheidet zunächst, dass auch dessen Locativ Sing.
sd-smin in den Veden gebraucht wird. Im alten Latein erscheinen aber
auch, ausser Nom. si. fem. sa (in sapsa), Acc. sam und Acc. pl. m. sos;
ob aus der Grundsprache bewahrt oder später gebildet, wage ich nicht
zu entscheiden ; für jenes spricht, jedoch wenig beweisend, da hier wohl
wenigstens einige jüngere Bildungen zu erkennen sind, die Verwendung
von sa als hinteres Glied in pronominaler Zusammensetzung im Oski-
schen (s. 2). Die durchgeführte Declination von st im Slavischcn ist
natürlich erst nach der Besonderung entwickelt.
Ausserdem hat sich im Arischen der Acc. si. ntr., sskr. sd-m, Alt-'
persisch und Avesta harn als Präposition (in den Veden und dem Avesta)
und als Vcrbalpräfix in der Bedeutung eins', 'in einem', 'zusammen', er-
halten; im Sskr. ausserdem der alte Abi. sät (vgl. Oskisch in 2) in Zu-
sammensetzungen , ebenfalls eigentlich in der Bedeutung 'in eins mit',
dann 'zu', z. B. agni-sdt 'zu Feuer'. Mit diesem letzlerem Gebrauch ist
die griech. Adverbialendmig at eng verwandt, wie in bit6-att oixo-ot (höchst
wahrscheinlich, nach Analogie von ofxov-dt !, für ouov-ae , olxov-ot) , und
man könnte es phonetisch sogar damit identificiren , da im Griech. aus-
lautendes r eingebüsst wird und dann das d verkürzt werden konnte,
wie diess bei ursprünglich auslautendem d oft geschieht, z. B. in der
eben erwähnten Adverbialendung -3s = sskr. -dd, im Avesta da = ahd.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. f ANS , lAS, IA. 37
zö, zuo. Allein wie für -de möchte es gerathener sein, auch für -ae an-
zunehmen, dass es für sä stehe und alter Instrumental sei. — Es haben
ausserdem auch noch andre Casus von sa sich erhalten s. 2 und §. 13
— 16.
2. Dass im Oskischen der Reflex von sa als hinteres Glied der
Pronominalcomposition fast in allen Casus erscheint, nämlich:
m. n. f.
Sing.
Acc. ■ t-aox
Gen. ei-zeis el-seh
Abi. ei-su-cen H-süd, ei-ru-c e\-sa-k, ei-za-k
Loc. ei-zei-c el-sei, e^sel [e\i-sa\
Plur.
Gen. » » ei-zazun-c
Acc. ei-zois » ei-za[t]s-c l).
§. 13.
Entscheidender aber ist für unsre Annahme, dass wir gerade die
Genetive säm und sta, als die des Pronomen sa, und zwar in den ältest
fixirten Phasen des Indogermanischen , nachzuweisen im Stande sind.
Das-, sam der Gen. PI. von sa, m. n. sä f. sein könne, bedarf kaum
einer Bemerkung. Die organische Form, gebildet durch den allgemei-
nen Exponenten des Gen. pl. ätn, musste organisch m. n. sa'rim, f. sä-äm
lauten; daraus entstand durch Contraction säm, wie in allen indogerma-
nischen Sprachen in den Themen auf grdspr. ä , d , ausser theilsweis
Griechisch, Oskisch, Umbrisch . Lateinisch und Arisch ; was die letzten
jedoch betrifft, so erscheint neben den auf mhn — d. h. durch den Gen.
Plur. des Pronominalstamms na {'na-dm, in. n. *nti-üm f.)2j gebildeten
— auch der ursprüngliche auf dm in der Sprache des Avesta oft und in
1) Enderis, Versuch einer Formcnlchro der Göldschen Spr. LXVIII.
2) Im Pili hat »a eine fast vollständige Declination , aber im Gen pl., in
Analogie mit ta u. 8. w., ncsam, tutsäm.
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38 TH. BENFE Y,
den Veden noch bisweilen; so z. B. in Rv. I. 166, 15. wo der überlie-
ferte Text vayd'm hat, das Metrum aber entschieden fordert vayd'dm
(v ) zu lesen, von voj/d" in der Bedeutung 'Sippe' (aus 'Zweig'; das
Petersb. Wtbch. anders); die Marut's werden so genannt, als innig ver-
brüderte (vgl. auch VII. 4 0, 5, wo statt vayd* zu lesen ist vayü'suh (NB.
nicht °so, weil Ende des Stollens). Ein andres Beispiel, welches schon
von Bollensen angemerkt ist, findet sich Rv. I. 71, J in devd'ri jdnma,
welche für devd'm \ jdnma stehen, nicht, wie der Pada- Verfertiger annahm,
für devd'n \ jdnma | , wie schon die Parallelstelle devdnAm jdnma L 70,
3 zeigt.
Vergleicht man nun den Gebrauch der altpersischen Enklitika,
welche sich an den Pronominalstamm schliessen , den Fr. Spiegel sa
schreibt 1), mit dem der Casus, welche in dem Avesta zu dem Stamm ha
gehören und sh statt h nur — in Harmonie mit der bekannten , auch
für das Sanskrit geltenden, phonetischen Regel, welche grundsprachliches
und sskr. s hinter andern Vokalen, als ä, d oder Diphthongen, in sh ver-
wandelt — hinter i zeigen2!, so kann man keinen Augenblick zweifeln,
dass beide Stämme identisch sind. Dann ist aber der grundsprachliche
Anlaut s; im Avesta ist er der eranischen Phonetik gemäss, im Allge-
meinen in h verwandelte und nur hinter t in enklitischem Anschluss
als sh bewahrt; im Altpersischen dagegen, wo sich diese Casus mit dem
vorhergehenden Worte stets aufs engste vereinigen, ist er, eben in Folge
dieser engen Vereinigung, stets als Sibilant erhalten5). Unter diesen
altpersischcn Casus erscheint nun zunächst als Gen. PI. -sdm*), und die-
sen dürfen wir unbedenklich als Gcnet. pl. von sa fassen und als eben
den Casus, welcher zuerst vermittelst Zusammensetzung hinter geschlech-
tigen Pronominibus erschien und sich dann in der Declination weiter-
verbreitete.
Ferner erscheint aber unter diesen Casus als Gen. si. altpersisch
1) 'Die Altpcrsischen Keilinschriften' S. 219.
2) Justi, Handbuch der Zendsprache S. 311.
3) Vgl. über das Altpersische s Spiegel a. a. 0. S. 138, YH 2.
4) Vgl. Spiegel a. a. 0. S. 219.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. iANS, IAS, tA. 39
saig, welchem im Avcsta zunächst — aber nur hinter i — sM entspricht;
sonst, mit regelrechtem Uebergang von grdsprchl. s in eranisch h, theils
M, theils Mi. Dem altpers. aig . entspricht nun bekanntlich sanskr. e,
vgl. z. B. altp. tgaig — sskr. Ige ; das sskr. e aber dem 6 sowohl als öi
des Avesta ; vgl. z. B. sskr. vifve — v4$-pt des Avesta, bhares = bharöis.
Es würde also dem altp. saig = M und AJi des Avesta, im Sskr. st
entsprechen ; im Sanskrit erscheint dieser Gen. Sing, von M nicht, wohl
aber ist er im Präkrit bewahrt l) und darf, als treuester Reflex der Alt-
pers. und Avesta-Formen , als dem Altindischen angehörig, und in den
Volkssprachen erhalten, betrachtet werden.
Es ist nun ferner bekannt, dass sskr. e, altp. aig und im Avesta
ö und 6i aus grundsprachlichem ai , ai entstanden sind, man vgl. z. B.
den Sing. Loc. der Themen auf a, welcher, mit Antritt des Exponenten
dieses Casus i, grdsprchl. ai, sskr. e (z. B. gata: gate), altp. aiy (z. B.
baga: bagaiy), im Avesta 6 (für welches im Anlaut und Inlaut gewöhn-
lich ai eintritt), und öi (z.B. nmdna: nmdne, skgaothana: skgaothanöt)
lautet; ferner für langes 1 die Potentialformen z. B. grdspr. bhara-1, im
Sskr. bhar&nahi (Rv. IX. 79, 2), im Avesta jafaÖma, bharöis2). — Ferner
zieht sich im Sanskrit sowohl, als im Avesta,- ia nicht selten in / zusam-
men, vgl. z. B. von satt', Nom. pl. satfs für grdspr. satf-as Rv. VIII. 6,
8 ; ebenso im Avesta fünts für plnt-as (vgl. sskr. c un-t f., von fvan 'Hund').
Für das Altpersische kenne ich kein Beispiel, was aber bei dem gerin-
gen Umfang der Texte unerheblich ist.
Auf diese regelrechten Uebergfinge gestützt, dürfen wir unbedenk-
lich annehmen, dass die allen vier eranischen Formen (saiy, sM, M, Mi)
zu Grunde liegende und mit dem prakritischen se identische Form zu-
nächst auf sa-t, weiter sa-1a beruht; damit erhalten wir einen Gen. si.
des Pronomen sa, welcher genau so, wie griech. ifit-to, ae-io, l-io, durch
die Gen.- Endung ia gebildet ist und in der zweiten Stufe *sa-t — natürlich
1) Lassen, Inst. L Präer. 327.
2) Vgl. meine Abhdlg. 'Ueber die Entstehung des Indogerman. Optativs (Po-
tentials) u. s. w.' in 4 Abbandlungen der kön. Ges. d. Wiss.' XVI. 155 ff.
40 TH. BENFEY,
in von einander unabhängiger Entwicklung — sogar mit lat. me-t, tu4,
su4, zusammentrifft.
Die dritte Stufe bildet dann die speciell arische Contraction zu
*sai, besondert zu altp. saijf , Avesta höi, ke°, she"', prakr. se.
§• 14.
Ehe wir weiter schreiten, müssen wir einen Augenblick Halt ma-
chen, um die analogen Bildungen des Sanskrit nachzuweisen, welche
entscheidend dafür sprechen, dass wir Recht hatten, das präkr. se als
einen Ueberrest des Altindischen zu betrachten , ja uns wohl berechti-
gen, den Mangel desselben im Sanskr. als einen rein zufälligen zu be-
zeichnen. Zugleich führen sie zur Erkenntniss noch andrer identischer
Formen im Eranischen; diese erweisen sich dadurch als arisch und da
sie ihre treuen Spiegelbilder im Latein und Griechischen finden, so er-
halten wir dadurch das unbezwcifelbare Recht, diese Gen. sing, auf 1a
schon als grundsprachliche hinzustellen.
Genau so, wie sich altp. saiy, Av. M {sht)t höi zu prakritisch (alt-
indisch) se verhält, verhalten sich die Nebenformen des Gen. und Dativ
Sing, der Pronomina der Isten und 2ten Person Altp. maiy, taiy zu m(,
m6i, /<*, töi im Avesta und me , te im Sanskrit. Es ist demnach nicht
dem geringsten Zweifel zu unterwerfen, dass auch sie ganz eben so zu
erklären sind, also, wie Altp. saiy u. s. w., aus ursprünglicherem ma-ta,
ta-la, also genau dem homer. <•'«*-«>, ot-io (für i6-to) entsprechen, und
durch 1a gekennzeichnete Gen. sing, von ma, ta (von tva) sind. Dass
ßich diese ursprünglichen Genetive im Arischen auch zur Bezeichnung
des Dativs befähigt haben, beruht auf der schon im vedischen Sanskrit
beginnenden Vermischung des Dativs mit dem Genetiv (worüber Genaue-
res in meiner Grammatik der vedischen Sprache), welche in der fast
vollständigen Absorption des Dativs durch den Genetiv in den indischen
Volkssprachen, dem Pdli und den piakritischen , ihren Abschluss fand.
Beispiele dieser Vermischung finden sich auch im Altpersischen1) und
1) F. Spiegel, Altpcrs. Keilinschr. S. 44, 0, 6.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. iANS, lAS, IA. 41
im Avesta. Der innre Grund ist. weil die Hauptbedeutung des Gen.
'angehOrig', nicht selten auch die des Dativs ist, wie denn die Englän-
der z. B. in Oberaus vielen Fällen den Dativ oder bald Dativ bald Ge-
netiv gebrauchen, wo wir nur den Genetiv, z. B. enemy to und of.
Ist aber sskr. tne, te, präkr. se, im Avesta m#, td, he u. s. w. aus ma-ta
u.s. w. entstanden, so ist dasselbe auch für das Reflexiv des Av. qai anzuneh-
men; da dieses nur als vorderes Glied von Zusammensetzungen erscheint,
z. B. qai-paithya, also das ursprünglichere qi (wie m$ = sskr. me) nur
im Anfang vorkommt, tritt, wie in jafaihna = sskr. gacchema, ai statt (
ein. Da diesem qai- unzweifelhaft das ebenfalls nur in Zusammense-
tzung erscheinende altpersische uvdi- entspricht, z. B. in uvAi-pasiya =
qa^-paithya , so ist auch hier uvdi für einzeln stehendes *uvaiy = *qS
eingetreten. Diesem würde, nach bekanntem Lautgesetz, sskr. svS ent-
sprechen und dieses scheint mir in dem sskr. indeclinablcn Reflexivum
sraydm aus sve (eigentlich svafl zu stecken. Da dieses aber in keiner
der Indogermanischen Sprachen wiedergespiegelt wird, ist eine sichre
Deutung desselben scwierig; am erinnert zwar an das in dt-rfw Nom. du.
des Pronomens der lsten Person, yu-v-dm der 2ten, tv-äm Nom. si. der
2ten, va-y-dm N. pl. der lsten, yü-y-dm der 2ten; allein in diesen ist
es an das Thema getreten, während svay, für sve, der Gen. wäre. Ist
meine Vermuthung, dass dieses am zunächst für harn steht und dieses
aus gham entstanden sei, richtig1), dann erinnert die Bildung an die slavi-
schenGen. auf go (S. 25) und das Indeclinabile wäre aus dem durch diese
Partikel verstärkten Gen. entstanden, was sehr gut denkbar wäre. Doch
sind auch andre Erklärungen möglich. Mag aber die Zusammenstellung
mit sskr. stayüm richtig oder irrig sein, den eranischen Formen liegt auf
jeden Fall sva-i-a zu Grunde, welches der treue Reflex von griech. ho-
mer. f-to für a^e-io ist, und für unsre Zwecke würde auch schon diese
Identität genügen.
1) Vgl. meine 'kurze Sanskrit-Grammatik' S. 333; 270, Anm., so wie S. 292,
n. 2, wozu man Pili -ehi und präkr. -chim, -ehi, für sskr. -ebhis vergleiche.
HisL-Pltü. C/u«c XIX. F
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42
TH. BENFEY,
§•
Wir sahen, dass der Genet. Si. von sa, wenn unzusammengesetzt,
im Arischen auf sa-ia beruht; ebenso der Gen. des Pron. der lsten und
2ten Person und des Reflex mm, auf ma-ia, ta-fa, sva-ia; diese drei For-
men waren im Griechischen, genau in ipe-io für *fie-to, os-to für *k-io,
i-to für *oFt-io, im Lat. wesentlich ebenso in me-t, tu-t, su-i für me-la
u. s. w. wiedergespiegelt. Diese Bildung, da sie im Arischen und Euro-
päischen Indogermanismus erscheint, war also schon grundsprachlich.
In der Zusammensetzung mit den geschlechtigen Pronominibus er-
schien dagegen im Arischen sya, in den Veden noch sia und sta, im
Gr. to für ato. Da im Vedischen noch sia vorkommt (s. §. 8), sta sich
aber durch die hier so häufige Verkürzung eines Vokals vor einem an-
dern, und y durch die in das Arische früh eindringende Liquidirung li-
quidirbarer Vokale erklärt, so dürfen wir im Arischen unbedenklich sia
als Grundlage betrachten. Im Griech. erscheint das i von to stets als
Theil des Diphthongs ot (-oto), und da ot sowohl aus grdspr. ai (y(oots
aus bhüra-is) als «i (vgl. oTxot aus grdspr. vaika-i) entsteht, so können
wir aus dem Griech. nicht entscheiden , ob hier sia oder sta die Grund-
lage bildet. Allein die ganze bisherige Darstellung, der gemäss sa-ia
die organischere Form ist, kann kaum den geringsten Zweifel darüber
aufkommen lassen , dass auch im Griech. sia mit i zu Grunde liegt.
sia erscheint demnach sowohl im Arischen als Europäischen Indo-
germanismus und ist demnach neben grundsprachlichem sola als eben-
falls schon grundsprachlich anzuerkennen.
Wir haben also hier eine Doppelform, welche schon in der Grund-
sprache vorhanden war, aber, wohl zu beachten, nicht in demselben Ge-
brauch; so wenig wie sia für den Gen. Sing, des unzusaramengesetzten
Pronomen sa nachzuweisen ist, so wenig ist es saia für das zusammen-
gesetzte.
Doppelformen müssen , bei dem steten Wandel menschlicher Ge-
staltungen, in lebendigen Sprachen nothwendig entstehen und da die
neue Umwandlung die alte Gestaltung nicht unmittelbar verdrängen
kann, müssen sie stets einige Zeit lang neben einander bestanden haben.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. IANS, IAS, Ia. 43
Gewöhnlich zwar wird, wenn die eine die andre ganz deckt, die ältere
durch die neuere eliminirt, beide können sich jedoch neben einander
erhalten , wenn die Sprache sie begrifflich oder in Bezug auf ihre Ver-
wendung — wie hier — scheidet. Dass es deren auch in der Grund-
sprache gab, ist schon an und für sich nicht zu bezweifeln (vgl. §. 4),
aber auch in mehreren Fällen nachzuweisen. So — um nur ein Bei-
spiel zu erwähnen — ist es keinem Zweifel unterworfen, dass in der
Grundsprache der Acc. pl. m. f., aus dem des Sing, am durch das plu-
ralisirende s gebildet, ams lautete; da diese Form sowohl im Arischen
als Europäischen noch mehrfach wiedergespiegelt wird (vgl. z. B. sskr.
devams vor folgendem t, goth. ßskans) , so folgt daraus , dass sie noch
zur Zeit der Trennung existirte; hinter den Themen auf Consonanten
erscheint dagegen sowohl in den Arischen (ausser bei vielen auf r) als
Europäischen Sprachen nur ein Reflex von as, so dass dadurch erwiesen
wird , dass zu derselben Zeit in der Grundsprache auch schon eine Ne-
benform existirte, in welcher — wie in so vielen Sprachen — der Nasal
von dem folgenden .* absorbirt war (vgl. noch §. 17).
So hat sich auch die organischere Form sa-ia nur in der unzusam-
mengesetzten Form erhalten.
In der Zusammensetzung dagegen ist das a vor dem folgenden Vo-
kal eingebüsst; dass diese Einbusse ebenfalls schon in der Grundsprache
Statt fand, wird z. B. durch die Uebereinstimmung von sskr. ajr-yä (zu
lesen ajria Rv. X. 69, 6) mit griech. öf/p-io erwiesen, beide von grdspr.
agra 'Acker' durch das Suffix ia; vgl. auch in §.17 grundsprachlich
tritla aus tri-ta-ia.
Dass diese Trennung so scharf begränzt ward und diese Gränzen
nie überschritten werden , dass die Formen , welche auf sa-ia beruhen,
in Analogie mit ma-ta, ta-ia, sva-la bleiben, die auf s-fa beruhenden, in
den verschiedenen Sprachen . in allen Casus , in denen sie antreten , in
wesentlich gleicher Weise behandelt werden (sskr. ta-sya, amu-shya, vri-
kasya, im Avesta hya, hyd, M, gr. zo-io, Avxo-io, xov, Zvxov u. s. w.) er-
klärt sich daraus, dass schon in der Grundsprache das Bewusstsein für
die ursprüngliche Identität von sa-ia und s-ia erstorben war, dagegen
F*
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44 TH. BENFEY,
die Analogie von sa-ia mit ma-ia u. s. w., ta-sia mit varka-sia u. s. w.
lebendig blieb.
>
§• 16.
Ehe wir unsre Aufgabe abschliessen , möchte es nicht undienlich
sein, noch eine Casusendung in Betracht zu ziehen, welche in ein na-
hes Verhältniss zu säm und sia tritt.
Es ist diess die Endung des Nom. pl. sas. Sie erscheint nur im
Arischen; keine Spur derselben findet sich in den europäischen Spra-
chen des Indogermanischen Sprachstamms, und es ist mir wenigstens
kein Umstand bekannt, welcher berechtigen könnte, sie als eine grund-
sprachliche aufzustellen.
Im Sanskrit zeigt sie sich, jedoch nur in den Veden, als Neben-
form des Nom. pl. msc. der Themen auf a ziemlich häufig, jedoch in
geringerer Anzahl als die gewöhnliche auf äs, z. B. sötnäsas in Rigveda
39 mal, s&mäs 41 mal, dpiäsas 18 mal, ikräs 27 mal, nicht selten beide
in einem Verse; sehr selten erscheint sie auch als Nom. pl. f. der The-
men auf femininales ä z. B. smiyamänAsas neben ydshds Rv. IV. 58, 8;
in geschlechtigen Pronominibus erscheint sie nie (msc. nur auf i, z. B.
ki für kä-i, fem. kas), wohl aber in einigen Pronominalien im msc. ne-
ben der Form auf »'. z. B. ptfrve und pitrväsas, jenes im Rv. 34 mal,
dieses nur 2 mal. — Im Altpersischen nur im Nom. pl. m. der Nomina
auf a und zwar, wie in den Veden, neben dem Reflex von äs, z. B. ba-
gäha [-ha regelrecht für sas), aber martiyd (-d für äs). . — Im Avesta
— vielleicht mit einer Ausnahme — ebenfalls nur im Nom. pl. msc.
der Nomina auf ö, z. B. mashyno-rihö (regelrechter Reflex von sskr. ma-
nushyä-sas) daneben mashyd (Reflex von sskr. manushyds). Die zweifel-
hafte Ausnahme bildet die Form avanhäo in Yacna 23, 1 , welches Ac-
cus, pl. fem. sein soll, aber — durch Attraction — auch Nom. sein
könnte ; allein die Form ist die des Gen. Sing. fem. Der Nom. pl.. wenn
durch Reflex von ä-sas gebildet, würde avaotihö lauten müssen und konnte
im Avesta vielleicht auch als Accusativ gebraucht werden ; die regelmä-
ssige Form ist jedoch für beide Casus im Fem. sonst durchweg avdo
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. IANS. tAS, fA. 45
und diese wird wohl auch hier ursprünglich gesprochen sein. In die-
sem Fall erscheint im Avesta kein Beispiel für den Gebrauch dieser
Form in Pronominibus. Was dagegen den Gebrauch dieser Endung im
Acc. pl. und zwar fem. betrifft, so ist er wohl unzweifelhaft im Sskr.,
im Ath. XIII. 2, 33 in arangamd'sas anzuerkennen; Sdyana nimmt Rv.
VI. 63, 9 vafdisas [an. Aty.) als Acc. pl. m., allein auf jeden Fall wäre
es eher Acc. pl. f., doch will ich darüber nicht entscheiden, da mir der
Vers nicht ganz klar ist.
Diese Endung sas tritt äusserlich in ein inniges Verhältniss zu sia
{sya) und sdm; wie hier s vor der Genetivendung des Sing, la und der
gewöhnlichen des Plurals dm erscheint, so dort s vor der gewöhnlichen
des Nom. pl. as. Wie sia, sdm als Nebenformen der Genetivendungen
zu betrachten sind . welche aber auf bestimmte Categorien beschränkt
sind, so auch sas als eine des Nom. pl. ; nur dass letztere nicht, wie
jene beiden, zu grosser, oder, wie sia, in einer Categorie zu unbeschränk-
ter Herrschaft gelangt ist. sas und as bilden in den msc. auf ä Dop-
pelformen, wie deren in den arischen Sprachen noch ausserordentlich
viele neben einander erscheinen und auf sehr verschiedenen Principien
beruhen.
So z. B. haben sich im Sanskrit durch verschiedene phonetische
Gesetze tvi und tvayi, beide Loc. Sing vom Pronomen der 2ten Person,
gebildet, das erstere ganz nach Analogie der Nomina, indem das a des
Themas mit dem Locativexponenten t sich zu e zusammenzog; in tvayi
dagegen liegt die organischere Form mit Hiatus tva-i zu Grunde, bei
welcher dann (wie in 3 Sing. Aor. passivi z. B. d-dhd-y-i Rv. I. 119,
2 und sonst, vgl. dagegen a-vdc-i L 51, 15 u. aa. , auch die Nomina
agentis auf aka z. B. dd-y-aka, aber kdr-aka) zur Vermeidung des Hia-
tus y zwischentrat (gerade wie in Instr. Sing, tvd-y-d, ved. und im ge-
wöhnlichen Sanskrit, neben dem nur vedischen tvd' aus tvä-A). Im Rig-
veda erscheint in Uebereinstimmung mit dem Avesta [thvt, thvdi) nur
tr>\ während im gewöhnlichen Sanskrit (und so auch im Päli und den
prfikritischen Sprachen) nur das organischere tva-y-i bewahrt ist; in Be-
zug auf den Veda ist diess um so auffallender, da in ihm die mit tvayi
46 Tü. BEN'FEY,
analog entstandene der lsten Person md-y-i erscheint (im Avesta ist per
Loc. sing, dieser Person nicht nachzuweisen). Wir dürfen daher wohl
unbedenklich sagen . dass der Mangel von tvdyi im Rigveda rein zufäl-
lig ist und diese Form in der Vcdenzeit neben tce existirte.
Auf einem ganz anderen Grund beruhen die in den Veden er-
scheinenden Doppelformen des Locativ Plur. des Pronomens der ersten
Person asmts und astnäsu; in der 2ten Person erscheint im Rigveda zwar
nur. der ersten Form analog, yushmt , allein da asmd'su vorkommt, so
dürfen wir auch yushnutsu , die Form des gewöhnlichen Sskr. , schon in
die vedische Zeit setzen. Vergleichen wir hier den Dativ asnui-bhyam
(im Avesta ahmaibyd), yushmd-bhyam (Avesta kshmaibyd) mit dem Dativ des
Sing, mä-ltyam [für md-bhyam) , tü-bhyam; den Ablat. asmd-t, yushmd-t
(Av. y&shmat, kshmat) mit dem Sing, tnd-t, tvd-t, so sieht man schon
hieraus, dass asme, ywhmt ebenfalls mit der Locativendung des Sing, t,
also aus asmd-i yushmd-i, gerade wie tvi, gebildet sind. Aber ausser die-
sen, nach Analogie des Sing, gebildeten, drei Casus, ist auch ein ana-
log gebildeter vierter Casus, nämlich der Instrum. nachzuweisen; zwar,
wenn selbstständig gebraucht, erscheint nur die nach Analogie der No-
mina durch bhis (für ursprüngliches bhiams) gebildete Form asmä'-bhis,
yushnul'-bhis im Sskr., aber in der Zusammensetzung erscheint in Instru-
mentalbedeutung yuskmöl'datta Rv. V. 54, 13, yushmd'-nlta II. 27, 11,
gerade wie toa-datta II. 33, 2, tvd'-dtlta II. 10, 6; wie in letzteren bei-
den der vedische Instr. Sing, tvd', so ist auch in yushmä- ein Instr. Plur.
zu erkennen . aber, wie jene drei Casus . nach Analogie des Sing, (aus
yushmd-d) gebildet; ganz eben so erscheint im Avesta dessen Reflex
kshmd, und zwar unzusammengesetzt. Aber auch ein 5ter Casus, näm-
lich der Nom. Sing, der lsten Person va-y-dm (ebenso im Altpers. va~
yam, im Av. vaSm), der zweiten yd-y-dm (mit der so häufigen Dehnung
des im Stamme kurzen u vor g (vgl. z. B. von stu im Präsensstamm des
Passivs stü-ya Rv. III. 22, 1)J ist ganz wie der Nom. des Pron. der 2ten
Person tvdm (aus tu-am) gebildet; da aber der 6te Casus, der Genetiv
asmd'-ka-m (Av. ahmdkem), yushnui-ka-m (Av. yäshmdkem) gar kein Casus
ist, sondern das Ntr. des Possessivum (§. 1), so bleibt nur ein Casus
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. lANS, iAS, IA. 47
übrig, welcher im Sanskr. nur nach Analogie des Plurals gebildet vor-
kommt, nämlich der Acc. pl. asmän, yuskmd'n; aber gerade in diesem
Casus sind uns dialektisch (auch homerisch) im Griech. die nach Analo-
gie des Sing, gebildeten Formen neben denen des späteren Ionismus
(auch homerisch) nach Analogie des nominalen Plurals erhalten; vgl.
ajuut lesbisch, homerisch, wie tpe lesbisch, fii hom.
vfit/ue i » » ai
Soye » atp$ » .. Fi lesb., f hom.
ferner
hui dorisch wie ipi
Ifii » » rt
(S<fi » » S
Im Homer und neuionisch daneben pluraliter foiag, i/uias, ayias; eben
so att fifiäs, tifiäg, a^äa.
In Bezug auf den griech. Dativ kann man im Zweifel sein , ob in
lesb. aftftt{v)t f/ifi$(v), aatpi, dorisch hfilv, vufv, atpiv, hom. fj/ilv und ap-
fu{v), (ifiif und Vftftt{v), otf>C(y), neuion. und att. fj/ur, vtutv, die Endung
W, wie im Sing. dor. t,u(v, ttv und vftv (auch homer.), %v (auch hom.),
für ursprüngliches bhiam stehe, oder für die Pluralendung ursprünglich
bhiams; für die Annahme, dass die Endung die singulare sei, würde
man griech. fyut-an6, i.usd-and geltend machen können, wenn es sicher
wäre, dass tyued-, v/ied- = sskr. asmät, yushmdt, also Ablative seien;
(Hess ist aber keinesweges ganz sicher.
Doch wie man auch über den griech. Dativ entscheiden möge, was
wir hier nicht discutiren wollen, die übrigen Fälle genügen hinlänglich,
um mit Bestimmtheit zu erkennen, dass die sanskritischen (natürlich
auch griechischen) Doppelformen (wie asmi *ind asmd'su, vjuus und ifiias)
darauf beruhen, dass der Plural der Pronomina der lsten und 2ten Per-
son ursprünglich mit den Casuszeichen des Singular flectirt wurde und
zwar höchst wahrscheinlich, weil er einen besonderen Stamm hat
Doch kehren wir nach dieser Abschweifung zu den arischen Plu-
ralen auf sas zurück! In Bezug auf sie dürfen wir nicht unterlassen
noch zu bemerken, dass die stete Dehnung des Themaauslautenden a
48
TH. BENFE Y,
vor derselben, z. P>. in sdmd-sas von söma, ihre Analogie in der von asma,
yuslima vor der Endung des Locativ pl. findet asmd-su, yushnuf-su: denn
dass das a in jenen Themen ursprünglich kurz ist, bestätigen die For-
men asma-bhyam, yushmä-bhyam u. s. \v., so wie die bekannte Entstehung
von sma aus sa-ma. In den Nominibus auf a erscheint vor der Endung
des 1-oc. pl. statt des ä in jenen beiden Formen e (z. B. a$veshu) und
ich habe desshalb angenommen, dass auch das <•. welches statt ä vor
der Endung sdm erscheint {z. B. tc-sham), für d eingetreten sei (vgl. lat.
iS'tö-rum. wo ö, dem allgemeinen Gesetz gemäss, Rettex von grdsprchl. d
ist). Ist diess richtig, so steht das d für a vor sas ebenfalls in Analo-
gie mit der älteren Umwandlung des « vor sdm.
Nach allem dem tritt sas zu sta [sya], sdm in ein Verhältniss, wel-
ches für die erste Endung dieselbe Erklärung höchst wahrscheinlich
macht wie für die beiden andern. Dcmgemäss betrachten wir, wie sta,
sdm als Genetive, so sas als Nominat. JMur. des Pronomen sa. Denn
dass auch dieser Casus, so gut wie die andern in §. 12 erwähnten, von
so einst gebraucht sei , wird wohl kaum zu bestreiten sein. Dennoch
lassen sich zwei Einwendungen gegen die Annahme, dass diese Endung
sas dieser Nomin. sei , vorbringen ; die erste ist aber leicht zu heben
und die andre ohne Belang.
1 . sa mit der Endung des Nom. pl. as müsste nach der allgemei-
nen Analogie sds bilden, nicht aber säs. Allein wir haben hier im Ari-
schen einen ganz analogen Fall. Der Ablat. von ma, tva hätte mit der
Endung at ebenfalls mdt tvät bildeu müssen und diese Form spiegelt
sich im latein. mtd wieder; im Arischen erscheint aber auch hier kur-
zes a: sskr. mdt, tvät. im Avesta mal !, thwat. im Altpersischen ma. Es
ist also wohl verstattet eine unorganische Verkürzung anzunehmen, wie
sie im Sskr. entschieden auch für den Instr. si. der Themen auf ä an-
zunehmen ist (die Sprache des Avesta stimmt in dieser Bildung nicht
mit dem Sanskrit überein); das auslautende na dieses Casus steht näm-
lich unzweifelhaft für ursprünglich nd, welches sich in den Veden unter
dem Schutz des Metrum auch nicht selten erhalten hat.
2. Den zweiten Einwand kann man daher entnehmen, dass, wäh-
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. iANS, iAS, IA. 49
rend sAm und sla, nach unsrer. wohl sichern, Annahme ihren ursprüng-
lichen Sitz in Pronominibus hntten und von da erst in die Declination
der Themen auf d und theilweis A drangen, sich die Endung sas in
Pronominibus gar nicht findet. Die Nominative pl. msc. zeigen schon
in der Grdspr. als Endung i (sskr. te für ta-i, griech. . dorisch rot u. s.
•w.) Es wäre nun zwar nicht unmöglich, dass einst in der Grundsprache
(in Analogie mit den Genetiven, sskr. te-skäm, ta-sya, lat. is-tÖrum, griech.
roio) auch ein td-sas als Nomin. pl. gebildet, diese Form aber durch die
auf das — bis jetzt noch unerklärte — t verdrängt sei, aber es giebt
keinen Umstand, welcher verstattet, eine solche Vermuthung zur Wahr-
scheinlichkeit zu erheben. Einigermassen freilich spricht etwas dafür und
ich will es auf jeden Fall erwähnen, da es uns, selbst wenn es diese
Vermuthung nicht bestätigt, dennoch zu zeigen scheint, dass das Ein-
dringen dieser Nominativbildung in die Nomina wesentlich ebenso Statt
fand , wie die von jenen.
Wir haben nämlich oben gefunden, dass sla und sdm von den Pro-
nominibus zunächst (und sicher schon in der Grundsprache vgl. sanskr.
anye-shdm = lat. aliö-rum, sskr. anyA-sdm — aliä-rum) in die Pronomi-
nalia auf ä, d drangen — auf welche- der Gebrauch von sdm im Ari-
schen beschränkt blieb — und erst von da in die Nomina auf diesel-
ben Vokale. Nun ist es auffallend und auf jeden Fall bemerkenswerth,
dass im Rigveda unter den Pronominalia zwar mehrere sind, welche ne-
ben dem pronominalen Nomin. pl. auf i auch den auf sas haben, aber
— mit einer einzigen Ausnahme — keines, welches die gewöhnliche
Nominalform im Nom. pl. hätte; so von purva Nom. pl. pü'rve und
pifrvAsas (nicht aber, wie im gewöhnlichen Sanskrit^ wo die Form auf
äsas nicht mehr existirt, pärvds), von para nur päre und pdrdsas, von
dvara nur dvare und dvardsas , von dpara nur dpare und äparAsas; nur
ubhdt/a hat sechsmal ubhäye , siebenmal ubhäydsas und einmal ubhdyds
Rv. II. 12, 8.
Da im gewöhnlichen Sanskrit dieses letztere die einzige Form ist
und die nominalen Nominative auf ds schon in den Veden viel häufiger
erscheinen als die auf Asas, so darf uns diese eine Abweichung von der
EisL-phü. Glosse. XIX. G
50 TH. BENFEY,
im Rv. in Bezug auf diese Pronominalia herrschenden Regel [dsas er-
scheint in ihnen 13 mal) nicht besonders auffallen1). Im Avesta er-
scheint neben v1g>6 ebenfalls nur vifpdorihö (im Sskr. nurvfyve); dagegen
neben anyi die gewöhnliche nominale Form anyaof-cit (im Sanskr. nur
anyi = griech. aAAoi, lat. alü für atio-i). Darin, dass diese Pronomi-
nalia neben t nur sas als Exponenten des Nom. pl. m. gehabt zu ha-
ben scheinen, eine Bestätigung für die Vermuthung finden zu wollen,
dass letztere Endung auch in den Pronominibus einst existirt habe,
scheint, trotz der vielen Verluste, welche die indogermanischen Sprachen
in ihrer Besonderung erlitten haben, bei dem Mangel jeder Spur dersel-
ben in ihnen, zu kühn. Dagegen möchten wir wohl berechtigt sein,
daraus mit einiger Wahrscheinlichkeit zu folgern, dass sie ihren Sitz
früher in diesen Pronominalien hatte als in den gewöhnlichen Nomini-
bus und , wie sdm im Lat. und Griechischen , erst aus jenen in diese
gedrungen ist. Zwischen den Pronominalien und den Pronomina herrschte
1) Dennoch ist mir sehr zweifelhaft, ob nicht auch in derselben Stelle vlhä-
yäsas, in der Samh. ubhnyaso herzustellen ist.
Der überlieferte Text schreibt:
pare 'vara ubhäyä anüträh.
Der Pada-Text
pare | ävare | ubhayäh | ann'träh
Das anlautende u von üvarc ist nach der gewöhnlichen vedischen Regel vor r
elidirt. Lässt man es beim Lesen weg, so fehlt dem clfsilbigen Stollen eine Silbe.
Freilich ist in den allermeisten Fällen das in der Sa»ih. ausgelassene a überhaupt
und auch ror v beim Lesen zu restituiren; doch giebt es auch Ausnahmen (s. die
Behandlung dieses Gesetzes in den später erscheinenden Abhandlungen über die
Phonetischen Gesetze in den Yeden). Trotzdem, dass in dem einzigen Fall, wo
pari 'rare nochmals in dorn Texte vorkommt IV. 25, 8 und da jxire ävare zu leseo
ist, weiss jeder, der im Lesen der Vedenmetra geübt ist, dass an unsrer Stelle IL
12, 8 das a nicht zu lesen ist, also nicht
v — vv | vvv — | v
sondern der erste Fuss entschieden als Diiambus zu sprechen ist.
Dann würde aber eine Silbe fehlen; diese und einen vortrefflichen Trisbtubh-
StoUen gewinnen wir aber, wenn wir uUiäyäso lesen, nämlich
v — v — 1 VV | V .
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. UNS, iAS, IA. 51
aber, wie das flexi vische und auch begriffliche Verhältnis beider zeigt,
ein so enger Zusammenhang, dass in dem arischen Sprachbewusstsein
in der Zeit, in welcher sich diese Form bildete, noch ein Gefühl für
die Zusammengehörigkeit von sdm (in z. B. pdreshdm, pdrds&m) und sta
oder st/a (in pdrasya) mit dem Pronomen sa lebendig sein und also ver-
anlassen konnte, dass nach der Analogie derselben, auch der (so gut wie
der Locat. sdsmin noch in den Veden) damals noch bestehende Nom.
pl. von sa zur Bildung einer Nebenform des Nominativs auf i verwen-
det wurde; wie sya fing dieser dann an, ebenfalls als Nebenform in die
Noraina auf « zu dringen; doch mit so geringem Erfolg, dass er im ei-
gentlichen Sanskrit keine Spur hinterliess und eben so wenig im Pili
und Prakrit. In die Feminina auf d einzudringen, gelang ihm noch viel
weniger.
Mag sich aber nun die Nebenform auf sas zuerst für die Prono-
minalia gebildet haben, oder sogleich für alle Nomina auf «, was ich
nicht mit Sicherheit zu entscheiden vermag, so ist das für die Erklärung
derselben aus dem Nominat. pl. von sa von keiner Erheblichkeit; diese
darf durch die Analogie von s/a [sya\ und sdm für hinlänglich gesichert
erachtet werden und würde durch eine eingehende Behandlung der in-
dogermanischen Declination, insbesondre der der alten indischen Volks-
sprachen, noch weitere Bestätigung erhalten.
§• 17.
Wir näheren uns dem Schlüsse; diesen zu ziehen, bedarf es nur
noch weniger Worte.
Wir haben gesehen, dass die Genetive sing, auf ta schon in der
Grundsprache gebildet wurden [s. §. 1 5).
Wer nun aber die griech. und lat. Gen. sing. , deren Grundform
tna-tas oder ma-ta u. s. w (§. 2. 3. 5) ist, unbefangen betrachtet, wird
sich schwerlich der Ueberzeugung verschliessen. dass wir in ihnen nicht
zwei ursprünglich verschiedene Formen zu erkennen haben, sondern
zwei Formen, deren eine aus der andern entstanden ist. Dass dann die
ursprüngliche nicht 1a ist, welche durch ein völlig unerklärlich ange-
G*
52 TH. BENFEY,
tretenes s vermehrt wäre, sondern vielmehr ias, welche ihr auslautendes
s in ia eingebüsst hat, versteht sich, nach bekannten linguistischen Prin-
cipien eigentlich von selbst, wird aber, gegen alle Zweifel, durch die in
§. 1 gegebene Erklärung der Entstehung dieser Genetivbildung gesichert,
welche im §. 6 durch die litauischen Genetivformen eine unerschütter-
liche Stüt/e erhalten hat.
So ruht denn 1a auf ias und weiter ians; es konnte nicht entste-
hen, ohne dass die eine dieser beiden Formen, oder alle beide ihm vor-
hergegangen waren.
Daraus folgt, dass auch dem in der Grundsprache nachgewiesenen
ia in ebenderselben auf jeden Fall ians, welches ja im Litauischen noch
wiedcrgespiegelt ist. vielleicht auch schon als Mittelstufe las vorherging.
Dagegen spricht nicht, dass im Arischen keine Spur von ians oder
ias als Gen. Sing, mehr zu finden ist. Es konnten hier einst eine die-
ser Formen oder auch beide existirt haben und durch die dritte Form
Ia verdrängt sein (vgl. den sogleich folgenden Nachweis, dass dvi-tia
grdspchl. ist, trotzdem dass Reflexe desselben nur im Arischen bewahrt,
in den europäischen Sprachen eingebüsst sind). Ist ja doch unendlich
vieles in den besonderten indogermanischen Sprachen eingebüsst; wer
wüsste etwas von einem griech. Reflex von ias, wenn uns nicht die dia-
lektischen Genetivformen (§. 2) durch ein glückliches Geschick aufbe-
wahrt wären? Es konnte aber auch zu der Zeit, als die arische Ein-
heit sich bildete, jede Spur von ians oder ias in den Trägern derselben
verloren, vielleicht von dem Volkstheil der Indogermanen , welcher sie
entwickelte, gar nicht mehr aus dem gemeinsamen Sprachschatz mitge-
nommen sein, sondern nur die schon in ihm existirende Nebenform ia.
Dass aus ians schon in der Grundsprache ia auf rein phonetischem
Wege entstehen konnte, ist, sicheren Analogien zufolge, keinem Zweifel
zu unterwerfen. So ist schon §. 6 bemerkt, dass gerade das comparati-
vische ians schon in der Grundsprache, mit Einbusse des Nasals vor s,
zu is im Superlativsuffix is-ta (gr. itno sskr. ishlha) ward. Einbusse des
Nasals sehen wir (§. 1 5) auch schon grundsprachlich in der Endung des
Acc. pl., welche ursprünglich am-s, dann höchst wahrscheinlich ans lau-
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. iANS, IAS, iA. 53
tete und in den meisten vokalisch auslautenden Themen sich in den al-
ten Phasen der besonderten Sprachen entweder deutlich (wie im goth.
ans) oder durch mehr oder weniger Spuren erkennbar erhalten hat; in
den consonantisch auslautenden Themen zeigt sich dagegen in allen in-
dogermanischen Sprachen (ausser in den arischen hinter den Themen
auf ar , weil sich in ihnen das vokalische Element der Liquida erhob
und sie in die Analogie der vokalischen hinüberzog) durchweg Re-
flex von as , welches demnach schon für die Zeit der Trennung in der
Grundsprache anzusetzen ist und schon damals den Nasal vor dem nach-
folgenden * in consonantischen Themen eingebüsst hatte. Das griechi-
sche a in äg spricht nicht dagegen ; diess zeigt nur, dass einst ein Nasal
folgte, nicht aber, dass dieser noch auf griechischem Boden gehört ward;
hier zeigt sich der Nasal noch dialektisch in vielen Beispielen in den
Themen auf o, a und denen der lsten Declination mit äs, tjs im Nom.
Sing. , nie aber in consonantisch auslautenden (vgl. auch das £ riech, a
im Auslaut der ersten Person sing. Pf. red. , wo der ursprünglich fol-
gende Nasal sicherlich auch schon zu der Zeit der Trennung eingebüsst
war). Was aber die Einbusse von auslautendem * betrifft, so ist sie für
die Grundsprache in der 'Abhandlung über die Entstehung des Indoger-
manischen Vokativs* (Abhdlgen der kön. Ges. d. Wissensch. Bd. XVII)
bezüglich des Voc. sing, der Themen auf a, i, u nachgewiesen.
Für die schon grundsprachliche Entstehung von ta neben (ans
spricht aber speciell der Umstand, dass für 1ans auch in einem adjecti-
vischen Gebrauch, welcher sich an die Comparativbedeutung angeschlos-
sen hat, die Nebenform ia schon in der Grundsprache nachweisbar ist.
Die Ordinalia für 'eins' und die Zahlen über 'zwei' werden bekannt-
lich in den indogermanischen Sprachen vorzugsweise durch Superlativ-
affixe gebildet; die eigentliche Bedeutung ist 'der fxat' i^ox^y) unter
mehreren', z. B. unter denen die 'vorn' [prd tiqö), 'an der Spitze' (sskr. agra),
im Anfang' (sskr. ädx) sind, 'unter vieren' (grdspr. katvar), u. s. w. d. h. 'der
erste', 'der vierte' u. s. w. Als Superlativ-Suff, dient ma, z. B. in griech.
jfQo-fto. sskr. Adx-tna, goth. fru-m[a) (vgl. z. B. von sskr. adha für andha
— lat. *info Superl. sskr. adha-ma = lat. infi-mo). oder sskr. Ma =
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5t TH. BENFEY,
griech. to (vgl. das damit zusammengesetzte Superlativ-Suff. sskr. isk-tha,
to-ro u. s. w.) u. 8. w., z. B. aus grdspr. katvar sskr. catur-tha, rfrap-TO,
ahd. fior-do; oder die Verbindung von Superlativsuffixen, z. B. sskr. pra-
•tha-ma 'der erste'; griech. und altir. mit andrer Folge, homerisch Ißöd-
-fia-xo, altir. secht-ma-d und hier eben so von 8. 9. 10; goth. fru-m{a)-
ist{a) ; oder endlich die in den verschiedenen Sprachen geltend geworde-
nen Superlativsuffixe, so im Sanskrit und Lat. durch ta-ma (z. B. grd-
spr. pankdkant-tama = sskr. pancAfat-tama , lat. quinqudgesimo für quin-
quAgint-timo; im Griech. xa-xo (welchem sskr. ta-tha entsprechen würde
und höchst wahrscheinlich in dem Superlativaffix ti-tha, mit dem so
häufigen Uebergang von a in i z. B. bahu-titha bewahrt ist), griech. ho-
merisch TQt-TCL-TO.
Nach Analogie dieses Gebrauchs des Superlativs zur Bildung von
Ordinalicn musste zur Bezeichnung des Ordinale von 'zwei', d. h. 'der
eine (xtri ^|o/i/v) von zweien' = 'der andere', das Comparativaffix be-
nutzt werden und so finden wir denn auch im Germanischen, ausser
Neuhochdeutsch und Neuniederländisch, eben diesen Comparativ z. B.
Goth. anfror, ahd. andar, altn. annar u. s. w. als Ordinale von 'zwei'.
Noch bestimmter ist das Gesetz im Griech. beobachtet, wo Stv-rtQo
durch das gewöhnliche Comparativsuffix aus dem Zahlwort für 'zwei' ge-
bildet ist. Nach diesen beiden Analogien speciell der letzteren ist nicht
zu bezweifeln, dass wir auch im arischen dvi-t-la, sskr. dvi-t-lya, im
Avesta daibi-t-ga und bi-t-ya (vgl. daibish =■ tbish), eine aus dem Com-
parativ dvi-t-ians entstandene Nebenform zu erkennen haben. Hier ist
die Entstehung der Nebenform klar; sie beruht auf dem Nomin. Sing,
msc. , dieser wahrhaft prototypischen Form ; dieser musste ursprünglich
dvitlans'S lauten, dann dvitlans , dvitias (mit Absorption des einen s und
n), und, durch die Identität dieser Form mit dem Nom. sing. msc. der
Themen auf a, fand Uebergang in die Declination dieser Themen Statt.
Der Grund der Nebenform ist also, wie gewöhnlich, falsche Analogie,
speciell Heteroklisie.
Nachdem durch die angeführten verschiedenen Suffixe Ordinalzahlen
gebildet waren, und diese Bildung als eine categorische in dem Sprachbe-
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tfBER DDE rNDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. iANS, lAS, iA. 55
wusstsein lebendig geworden war, mussten sie sich natürlich von der Cate-
gorie der Superlative und Comparative, denen sie ihre Bildung verdank-
ten, scheiden und selbstständig werden. In dieser Selbstständigkeit wa-
ren nun die Suffixe . durch die sie gebildet waren , dem Sprachbcwusst-
sein gegenüber nicht mehr Superlativ- oder Comparativsuffixe, sondern
allsammt Exponenten der Ordinalbildung, also von gleichem Werth und
— insbesondre, wo es gilt die, dem Begriff nach, als eine einheitliche
erkannte Categorie, auch durch die Form immer mehr zu identinciren —
der Abwechselung fähig. Darauf beruht z. B. der Eintritt eines nach
Analogie von 'vierte, fünfte' u. s. w. gebildeten Ordinale für 'zwei' im
Nhd. und Neuniederländischen, nämlich 'zweite', 'twiW. Diese vollstän-
dige Ablösung von dem Herde ihrer Entstehung konnte natürlich auch
Accentwechsel herbeiführen und dadurch erklärt sich, dass sskr. dvi-ttya
anders accentuirt ist, als die zu Grunde liegende Form zur Zeit, wo
sie noch als Comparativ galt, accentuirt werden musste, nämlich *dv(-
- th/ans.
Wie nun nhd. 'zweite' nach Analogie von 'vierte' gebildet ist, so
finden wir schon grundsprachlich genau nach der Analogie von dvi-
-tta das Ordinale von 'drei' gebildet, nämlich tri-t-1a; vgl. sskr. tri-t-tya,
im Avesta thri-tya, lat. ter-tio (für tri-tio vermittelst Umstellung zu tir-
tio), goth. f>ri-dja u. s. w. Da diese Bildung durch ihre Existenz in dem
arischen und europäischen Zweig als grundsprachlich erwiesen wird,
aber das Ordinale von 'drei* ursprünglich nicht durch den Comparativ,
soudern nur den Superlativ gebildet werden konnte, wie diess auch nach
dem Zeugniss von gricch. tqI-to, nach Analogie von Ura^-ro — sskx.
catur-tha. n(fin-ro = sskr. ved. panca-tha u. s. w., also durch das to,
welches dem sskr. tha entspricht, wenigstens im Griech. geschehen ist;
der Comparativ vielmehr ursprünglich nur zur Bildung des Ordinale von
•zwei' dienen durfte, so folgt daraus, dass auch die Bildung von dvi-t-ia
schon grundsprachlich war, trotz dem, dass sie nur im Arischen bewahrt
ist. Bei dem gewiss am häutigsten vorkommenden Gebrauch der Ordi-
nalia der kleinsten Zahlen war es natürlich , dass sie auf einander von
Eiufluss waren und so konnte es leicht geschehen, dass die unmittelbar
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56 TH. BENFEY,
an 'zwei' gränzende Zahl 'drei' in der Bildung ihres Ordinale der Ana-
logie von 'zwei' folgte.
Ira Arischen hat — jedoch nur als Nebenform — diese Ordinal-
bildung auch die Zahl 'vier' ergriffen; im Avesta khtdirya, nur in Zu-
sammensetzung in d-khttlirt-m bewahrt, sonst, hier sowohl als im Sanskr.
mit Einbusse des anlautenden ca , im Sskr. tur~ft/a und tilr-ya , im Ave-
sta täir-t/a, ohne Zweifel, zunächst auf ktur-ta beruhend, für catur-ia oder
vielleicht einst noch arisches katur-ta ; die Einbusse des a ist wohl Folge
des Accents auf der vorletzten Silbe; in ktur-fa wurde dann auch das
k vor t im Anlaut eingebüsst.
Diese Bildung, wenn gleich wahrscheinlich nicht grundsprachlich,
sondern auf arischem Boden nach Analogie der beiden unmittelbar vor-
hergehenden schon grundsprachlichen gestaltet, zeigt, dass das eigentli-
che Bildungsaffix nicht tia , sondern ta , war. In Bezug auf das f in
dvi't-la, tri-t'ia haben wir also anzunehmen, dass es einer zu Grunde lie-
genden Weiterbildung von dvi, tri, durch ein mit t anlautendes Affix
angehört; und in der That kommt im Rv. sowohl dvita als trita vor,
letzteres oft. erstres nur einmal, aber nochmals in der Vaj. Samh. Bei-
des sind aber Eigennamen von göttlichen Wesen und, obgleich nicht zu
bezweifeln ist, dass sie mit den Zahlwörtern dvi, tri zusammenhängen,
so ist ihre etymologische Bedeutung doch zu unsicher, als dass wir ge-
rade an sie die Ordinalia dvi-t-ta, tti-t-ta mit voller Gewissheit knüpfen
dürften.
Allein mag das t in t-ij/a mit ta in dvi-ta identisch sein oder nicht,
es ist kaum auch nur entfernt zu bezweifeln, dass es Rest des Prono-
men ta ist und Ulfa für tiyatis, grdspr. tlans, gerade wie ta-ra, der Com-
parativ von ta ist, wie auch ta-tna, xa-xo dessen Superlative sind, letzte-
res durch das Superlativaffix xo = sskr. Mo gebildet. Diese Compara-
tive und Superlative sind schon in der Grundsprache zum grössten Theil
an die Stelle der einfachen Affixe des Comparativs, ians, ra, des Super-
lativs ma. ta (= sskr. tha) getreten und zwar völlig nach demselben
Princip, wie schon in der Grdspr. der Genetiv plur. und sing, des Pro-
nom. sa, nämlich säm und sia (s. §. 11), theilweis an die Stelle der Ge-
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. IANS, lAS, U. 57
netivaffixe dm, 1a trat, im Arischen der Nora. pl. desselben Pronomens,
nämlich sas (s. §. 16). theilweis an die des eigentlichen Affixes as und
der Genetiv pl. des Pronomen na, nämlich ndm, theilweis an die von dm,
im Sanskrit der Instrum. sing, desselben Pronomen, nämlich na mit
Verkürzung zu na, an die Stelle des eigentlichen Affixes d u. aa. der Art,
welche ich an einem andern Orte zusammenstellen werde.
In Uebereinstimmung mit dieser Entstehung von grdspr. dviti'ga
aus dvi-ta-ians dürfen wir also annehmen, dass ians auch in der Ver-
wendung zur Bildung des Genet. Sing, in der Grundsprache durch fast
gleichzeitigen Verlust von ns zu ia unmittelbar ward, oder dass aus ians
erst las und dann aus diesem 1a entstand. In dem einen Fall hätten
in der Grundsprache zwei, in dem andern drei Nebenformen zugleich
existirt. Es giebt keinen vernünftigen Grund, sich gegen diese Annah-
men zu sträuben. Denn, wenn wir noch nach der Besonderung in den
alten Phasen der Indogermanischen Sprachen eine Menge doppelte und
dreifache Formen sehen (z. B. griech. SSovg und 3dwt>, beide aus dJovs
für odövrs, imAvesta mraof-äf, ftav-af da für ursprünglich auslautendes
-anti), zu einer Zeit, wo das in der Sprachgeschichte immer zunehmende
Streben nach Analogie mächtig hervortrat, so dürfen wir für die Grund-
sprache noch ein viel stärkeres Ueberwuchern des Sprachtriebes mit
Fug und Recht annehmen; auch fehlt es nicht an Fällen, wo mehrfa-
che Formen in der Grundsprache nachweisbar sind, so die Verba gam
und gd 'gehen' und aa. ; die Endungen ans und as des Acc. pl. ; eben
so ist die Pluralbildung bhiam-s schon in der Grundsprache dreifach va-
riirt vorhanden gewesen: in dieser Gestalt (vgl. z. B. altpreuss. nou-
mans = lat. nö-bls), in der Form bkias (sskr. bhgas — lat. bus) und
bhis (sskr. bhis, gr. yis in XixQt-<f(s)\ alle drei Formen sind bewahrt,
weil sie durch begrifflich verschiedene Verwendung gegen Elimination
geschützt waren. Doch darüber näher eingehend an einem anderen Orte.
Ob jedoch in dem vorliegenden Fall in der Grundsprache nur ians
und 1a oder auch las anzunehmen sei, ist, soviel ich sehe, nicht mit Si-
cherheit zu entscheiden.
Hisi.-PhiL Classe. XIX. H
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68 TH. BENFE Y,
§. 18.
Die Hauptaufgabe dieser Abhandlung war zu zeigen, dass es schon
in der indogermanischen Grundsprache Genetive Singularis gab, welche
durch das Comparativsuffix ians gebildet waren und wahrscheinlich schon
eine Nebenform auf ins, sicherlich eine auf I« gezeugt hatten.
Dieser Beweis wurde durch mehrere Gleichungen geführt, welche
zeigten, dass ians = las = ia sei.
Insbesondre diente dazu die Gleichung:
Litauisch e* in tav-^s (aus tav-tans) Gen. Sing, des Pronomens der 2ten
Pers. u. aa. (§. 6 S. 10— U, vgl. §. 1 S. 4)
Griechisch tog in t(os (aus n-tos für rs^-tos1)) Gen. Sing, des Pron.
der 2ten Ps. u. aa. (§.2 S. 4— 6)
Lateinisch is in tis (aus tu-lus für tav-ius) Gen. Sing, des Pron. der
2ten Pers. u. aa. (§. 5 S. 10)
~~ Lateinisch ius in (is)-t-tus (aus to-lus) Gen. Sing, des Demonstrat.
is-te u. aa. (§1 S. 3—4)
Oskisch eis in pi-eis (aus pi-tes) Gen. Sing, des Relativum pi u. aa.
(§. 2 S. 4 ; §. 1 3 S. 37)
Griechisch io in atto (aus ti-io für rsf-io l)) Gen. Sing, des Pron.
der 2ten Pers. u. aa. (§. 3 S. 6)
Latein, t in tut (aus tu-tu für tav-Su) Gen. Sing, des Pron. der 2ten
Pers. u. aa (§. 5. S. 10)
Sanskrit I in te (zunächst aus ta-ta für tav-ia l)) Gen. Sing, des Pron.
der 2ten Pers. u. aa. (§. 14, S. 40)
Avesta 1 in t4, töi (zunächst aus ta-ta für tav-1a) Gen. Sing, des Pron.
der 2ten Pers. u. aa. (§. 14, S. 40}
Altpersisch t in taiy (zunächst aus ta-ia für tav-ia) Gen. Sing, des
Pron. der 2ten Pers. u. aa. (§. 14, S. 40).
1) Dass die Genetive im Griech. auf wf-.oc, «f-»«, Sskr. auf tav-ia be-
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. iANS, lAS, IA. 59
Zugleich wurden die Ausdehnung dieser ursprünglich pronominalen
ruhen und nf, tav dem Litauischen tav gleich ist, will ich hier nicht weiter erör-
tern. Der Ausfall des F im Griech. versteht sich von seihst; im Sskr. ist die Ein-
busse von v zwischen Vokalen zwar seltener, doch kömmt sie mehrfach vor, z. B.
y&m Acc. S. von go für gäv-am , oder gäv-am = Int. luven». Eben so ist sadyäs
'desselbigen Tages' aus sa-dhäs vermittelst sadiäs entstanden, und adyd 'an diesem
Tage, heute', aus a-divä vermittelst a-dia, adyä. Die letzte Form, ohne die Verkür-
zung des Auslauts, erscheint noch sehr häufig in den Veden und zwar keinesweges,
wie Grassmann (Wörterbuch zum Rigveda) angiebt, bloss in den Fällen, wo selbst
ursprünglich auslautende Kürzen aus metrischen Gründen gedehnt werden, d. h. in
der 2ten Silbe jedes Stollen, in der Cten eines achtsilbigen und in der 8ten und
lOten eines elf- und zwölfsilbigen, sondern auch in mehreren andern. So in der
4ten eines 8silbigen Rv. I. 25, 19 = Sv. IL 7. 3. C. 1 = VS. 21, 1 = TS. II. 1.
II. 6 (vgl. RPr. s. 453 M.M.; VPr. III, 113, TPr. III. 8). - Rt. V. 82, 7 = TS.
III. 4, 11. 2 (vgl. RPr. u. TPr. a. a. 0.). — Rv. IX. G5, 28 = Sv. I. 6. 1. 2. 2
(vgl. RPr.) ; - hieher gehört auch Rv. VIII. 61 (50) 17 = Sv. II. 6. S. 7. 1; denn
es ist statt adyädyd zu lesen adyäadyä. Ferner eines llsilb. Rv. IV. 44, 3 (Pr. a.
a. 0.) = Ath. XX. 143, 3.
Dann in der 5ten eines 11- oder 12silbigen:
Rv. I. 34, 1; II. 29, 6 = VS. 33, 51 (vgl. RPr. und VPr. a. a. 0.); Rv. VI.
18, 13 (RPr. a. a. 0.).
Endlich in der dritten eines 12silbigen
Rv. I. 54, 5 (vgl. RPr. a. n. 0.)
so wie eines Ssilbigen VIIL 15. 6 (RPr.) = Sv. II. 2. 2. 18, 3 — Ath. XX.
61. 3.
Unter diesen Fällen ist auch nicht ein einziger, in denen das Metrum die Deh-
nung nothwendig machte; selbst die Dehnung in der 5ten konnte nur durch die
Beliebtheit des Choriamb im 2ten Fuss hervorgerufen sein: wäre das auslautende a
kurz, so wäre der fast eben so beliebte (vgl. oben S. 19) Paeon qnartus eingetreten-
Es ist daher anzunehmen, dass wo das auslautende a lang erscheint, die ursprüng-
liche Länge durch das Metrum geschützt ward , keinesweges aber das Mutrum die
Dehnung, wie in vielen andern Fällen, hervorgerufen hat. Im gewöhnlichen Leben
hatte Bich zu der Zeit der Vedendichtung die ursprüngliche Länge wahrscheinlich
schon, wie in vielen aa. analogen Adverbien, verkürzt; in der Poesie hatte sie sich
aber lange noch neben der Kürze erhalten.
Da ich einmal die Behandlung des Auslauts von adyd in den Veden berührt
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CO
TU. BENFEY,
Bildung über einige Nominalcategorien , und Oberhaupt die mir erkenn-
baren Reflexe derselben in den Indogermanischen Sprachen erörtert. Die
Stellen , in denen diess geschehen , mögen hier Obersichtlich nachgewie-
sen werden.
laus ist wiedergespiegelt
im Litauischen §. 6, S. 10 — II; §. 1 , S. 4
las ist wiedergespiegelt
im Griechischen §. 2, S. 4 — 6.
Lateinischen §. 1 , S. 3—4; §. 5. S. 10.
Oskischen §. 2, S. 4.
ia ist wiedergespiegelt
im Sanskrit §. 8. S. 14; §. 9, S. 23; §. 13 S. 39; §. 14 S. 40; 41; §. 15
S. 42.
i A vesta §. 9, S. 23; §. 13 S. 39; §. 14 S. 40; 4t ; §. 15 S. 42.
» Altpersischen §. 9, S. 23 ; §. 1 3 S. 39 ; §. 14 S. 40; 41 ; §. 15 S. 42.
habe, so will ich, um alles dahin gehörige zu erschöpfen, auch noch die drei übrigen
Fälle erwähnen.
Der eine ist Rv. I. 161, 13 (RPr. 448 M. II.); da vi akhyata, nicht ryä°, zu
lesen ist, so steht der Auslaut von adyä in Wahrheit hier in der 8ten Silbe eines
12silbigcn Stollens.
Wesentlich ebenso verhält es sich mit Rv. X. 35, 2 (RPr. 454 M. M.); es ist
hier svänö statt suvänö zu lesen, so dass auch hier das d von adyä in der 8ten
Silbe erscheint.
Auch V. 51, 13 kommt der Auslaut durch richtige Lesung in die 6t e Silbe -
zu stehen; es ist nämlich, wie auch Grassmaiin bemerkt hat, adiä zu lesen; ausser-
dem natürlich snastäyc, so dass der ganze Stollen lautet:
vicve devä no adirT suastaye
| — VV | V — V — | .
In adiä ist hier die erste Umwandlung von adivü bewahrt. Nach Grass mann giebt
es noch eine Stelle in den Veden, wo adiä zu lesen sei. Sein Citat ist aber irrig;
wenn es 321, 7 (= IV. 24, 7) heissen soll, auch falsch; denn da ist oJyci zu lesen.
Der Vf. des Präticakbya hat diese drei Stellen nicht richtig scandirt; sonst
hätte er nicht nöthig gehabt, besondre Regeln dafür zu geben.
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ÜBER DIE INDOGERM. ENDUNGEN DES GENETIV SING. iANS, iAS, IA. 61
im Griechischen §. 3, S. 6; §. 9, S. 23.
■ Latein §. 5, S. 1 0 ; §. 7, S. 1 3 ; §. 9, S 24.
» Altirischen §. 7, S. 14.
» Germanischen §. 9, S. 24.
« Slavischen §. 9, S. 24—27.
» Litauischen §. 9, S. 26 — 27.
>■ Altpreussischen §. 9, S. 27 — 29.
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Archäologischer Bericht über seine Reise nach
Griechenland
toii
Friedrich Wieseler*).
Die Reise nach Griechenland und dem Griechischen Orient, von wel-
cher ich zu Pfingsten des J. 1873 zurückgekehrt bin, bezweckte nicht
Entdeckungen durch Ausgrabungen oder Besuch noch unbekannter Lo-
*) Dieser Bericht wurde in der Sitzung vom 2. August 1873 der K. Oes. d.
Wissensch, vorgelegt, dann stellenweise weiter ausgofiihrt und im Monat März 1874
abgeschlossen.
64 FRIEDRICH WIESELER,
calitäten , sondern nur Kenntnissnahme des für Kunst und Alterthum
wichtigsten an bekannten Stätten Vorhandenen. Zeit und Mittel waren
bemessen.
Ich hatte gewünscht diese Reise wenigstens zum Theil in der Be-
gleitung meines langjährigen i» Griechenland so heimischen Freundes
AI. Conze machen zu können, der ungefähr zu derselben Zeit, als ich
aufbrach, seine Expedition nach Samothrake anzutreten im Begriff war.
Allein bei unserer Zusammenkunft in Wien stellte es sich bald heraus,
dass für uns ganz verschiedene Wege einzuschlagen seien.
Ucbrigens war mir der , wenn auch noch so kurze, Aufenthalt in
der Hauptstadt Oesterreichs, welche ich seit beinahe achtundzwanzig
Jahren nicht wieder gesehen hatte, von besonderem Interesse. In den
Kaiserlichen Sammlungen, welche sich der sorgsamsten Pflege von Seiten
ihres Directors, Eduard Freiherrn von Sacken, erfreuen, fand ich trotz
des einer planmässigen, bedeutenderen Vermehrung hinderlichen Mangels
an Raum doch manchen interessanten Zuwachs, sowohl in den Räumen
der K. Hofburg als namentlich auch in der, bekanntlich im unteren Bel-
vedere aufgestellten, Abtheilung der antiken Sculpturwerke in Stein1).
Ganz neu war mir die grossartige Schöpfung des Museums für Kunst
und Industrie. Hier fand ich nicht bloss eine dem Institut eigene Samm-
lung von bemalten Thongefässen und anderen Thonsachen, wie ich sie
nicht erwartet hatte 2), sondern unter den Gegenständen fremden Besitzes,
welche zeitweilig in dem Museum ausgestellt waren, auch die interessan-
ten Bronzen des Herrn von Pulszky zu Pest. Unter diesen zog ganz
besonders meine Aufmerksamkeit auf sich die zu den Repliken des Apol-
lon vom Belvedere gehörende Statuette , welche ich bis dahin nur aus
der ganz unzulänglichen Abbildung in den Ber. d. K. Sächs. Ges. d. Wis-
sensch. 1867, Taf. VII. kannte. Ich erinnere mich , dass ein sehr kundi-
ger Archäolog meiner Bekanntschaft, welcher die betreffende Statuette in
Florenz zu sehen Gelegenheit hatte, Zweifel an deren Echtheit hegte.
Diese sind aber, wie auch der Conservator des Museums. Herr Falck,
bemerkte, keinesweges gerechtfertigt. Der Gegenstand, welchen Apol-
lon mit der rechten Hand zusammengepresst hält, ist unterhalb dieser
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ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 65
abgebrochen. Man gewahrt aber noch sehr deutlich, dass er sich dort
bedeutend ausbreitete. Die Autopsie dieses Werkes wurde mir dadurch
noch interessanter, dass ich im Verlauf meiner Reise noch ein anderes
Bronzewerk kennen lernte, welches in dieselbe Kategorie gehört; frei-
lich nur durch Photographieen und durch Hörensagen , denn der augen-
blickliche Besitzer, den ich selbst persönlich gesehen habe, hält dasselbe
auf das Sorgfältigste geheim 5).
In Triest, wohin ich mich zunächst wandte, um von dort aus mit
einem Lloyddampfer nach Athen zu fahren , war Herr Dr. Pervanoglu
so freundlich mir die Alterthümer zu zeigen. Wir besuchten zuerst die
kleine Sammlung bei der städtischen Bibliothek, von der mir, als ich
im Jahre 1845 zum ersten Male in Triest war, mein damaliger Führer,
Kandier, noch nichts zu sagen wusste. Sie enthält meist Griechische
Bildwerke, namentlich Votivreliefs und Grabreliefs, von denen einige
neuerdings als Gegenstände der archäologischen Kritik noch ein beson-
deres Interesse gewonnen haben4). In dem mir längst bekannten meist
unter freiem Himmel befindlichen Museo civico mit dem Monumente
Winckelmanns . zu dem wir uns dann wandten, wird jetzt eine kleine
Glyptothek gebaut. Der Stadt Triest ist vor einiger Zeit eine bedeu-
tende Schenkung von Alterthumsgegenständen aus Aquileja zu Theil ge-
worden. Endlich wurden auch die Ueberreste einer Wasserleitung im
Arco di Riccardo und die Kathedrale mit den in ihr sichtbaren Ueber-
resten des Juppitertempels , dessen Stelle sie einnimmt, den eingemau-
erten Römischen Eichenstem en und Inschriften, den alterthamlichen
in den Altarblenden befindlichen Mosaiken und den späteren, aber auch
noch alten Wandgemälden unter diesen besichtigt.
Auf Korfu und auf Syra konnte ich keine archäologische Studien
machen s).
Zu Athen, dem hauptsächlichsten Ziele meiner Reise, habe ich
mich etwas der Topographie, vorzugsweise aber den Monumenten ge-
widmet.
In ersterer Beziehung konnte ich mich der Führung unseres frü-
heren akademischen Mitbürgers H. G. Lolling erfreuen, der während
Ilist.-phü. Classe. XIX. I
66
FRIEDRICH WIESELER,
seines Aufenthalts in Athen gerade auf topographischem Gebiete die
sorgfältigsten Detailstudien gemacht hat; bei meinen monumentalen Stu-
dien hat mir hier, wie anderswo im Verlaufe der Reise, mein treuer Ge-
fährte W. Gebhardt wesentliche Hülfe geleistet.
Von belangreichen topographischen Entdeckungen , die während
meiner Anwesenheit in Folge ganz neuer Ausgrabungen gemacht wären,
habe ich nichts zu • melden , obgleich die archäologische Gesellschaft,
hauptsächlich unter der Leitung des überall so hochverdienten Profes-
sors Kumanudis, damals die schon früher begonnenen Ausgrabungen in
der Gegend des Dipylon auf das Eifrigste fortsetzen Hess und man ein-
mal am Vorabende ganz besonders wichtiger Entdeckungen zu stehen
glaubte 6). Indessen sind eine Zeit nach meiner Abreise höchst interes-
sante Funde gemacht, durch welche nicht bloss weitere Kunde über den
Lauf der Themistokleischen Mauer gewonnen , sondern auch die geringe
Zahl der aus dem sechsten oder siebenten Jahrhundert stammenden In-
schriften um ein neues Beispiel vermehrt ist und zwei Bruchstücke von
einem Grabpfeiler zu Tage gekommen sind, welche in das Bereich der
ebenfalls sehr seltenen altattischen Sculpturen gehören7). Ausserdem
hat die arch. Ges. vom Juni 1872 bis Juni 1873 noch einige kleinere
Nachgrabungen in und dicht bei Athen unternommen8). Dazu kommt
für dieselbe Zeit die Aufdeckung Römischer Thermen in der Hadrians-
stadt9). Die von E. Curtius im J. 1871 veranlassten Ausgrabungen am
Nordabhange des Areopag (Neue Preuss. Jahrb. XXIX, S. 17, Stark
„Nach dem Gricch. Orient" S. 324 fg.) haben leider keine weiteren Re-
sultate gehabt und sind längst nicht fortgesetzt.
Unter den baulichen Monumenten, von denen eins so ebenN durch
einen Dänischen Gelehrten genauer behandelt ist10), beschäftigte mich ganz
besonders das Dionysische Theater. Als Grundlage für die weitere For-
schung wird der Plan dienen müssen, welchen der Architekt E. Ziller für
C. von Lützow neu aufgenommen hat, Möge die Herausgabe desselben
doch nicht lange mehr auf sich warten lassen! Aber selbst nach Ver-
öffentlichung dieses Plans wird es sehr schwierig sein, auf das Heine zu
kommen. An der Ostseite des Gebäudes sind die Ausgrabungen noch
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ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 67
fortzusetzen. Sehr schade, dass Ziller nicht einmal Erlaubnis» erhalten
konnte, auf eigene Kosten an der Stelle, wo er glaubt den Dionysos-
tempel voraussetzen zu mQssen , weiter zu graben ! Die Untersuchung
über den bildlichen Schmuck des Theaters ist dadurch erschwert, dass
von den in diesem gefundenen Bildwerken ein Theil in das Varva-
kion, ein anderer auf die Akropolis gebracht ist. an welcher letzteren
Stelle dieselben freilich nicht so leicht wegzunehmen, aber gegen die
Unbilden der Witterung doch nicht besser geschützt sind als die im
Theater selbst unter freiem Himmel zurückgelassenen Stücke n).
"Was nun das Bereich der bildenden Künste weiter anbetrifft, so
hat der fruchtbare Attische Boden auch in den letzten Zeiten nicht auf-
gehört, gelegentlich Werke aus den verschiedensten Gattungen der Kunst-
übung, vorzugsweise aber nur solche von geringeren Dimensionen, zu lie-
fern. Andere sind aus anderen Gegenden des Königreichs Griechen-
land oder auch anderswoher in dessen Hauptstadt gekommen, wo sie in-
zwischen weniger in den öffentlichen Sammlungen als im Privatbesitz,
dem mehr stetigen sowohl, als auch dem wechselnden der Kunsthänd-
ler, zu suchen sind, bei denen man auf Zuverlässigkeit hinsichtlich der
so nöthigen statistischen Angaben über Herkunft u. s. w. durchaus nicht
rechnen kann12).
Die Zahl der Stätten , an denen Kunstwerke und Alterthümer,
welche dem Staate oder öffentlichen Instituten angehören, vereinigt sind,
ist nicht gering; ihre Lage meist sehr zerstreut. Sie reprüsentiren vor-
zugsweise die Sculptur in Stein , ganz besonders das erhabene Bildwerk,
dessen Bereiche zugleich die in künstlerischer Hinsicht bedeutendsten
Stücke angehören, dann besonders die verschiedenartigen Gattungen der
Arbeit in Thon, einschliesslich der bekannten Vasen.
Von den Bildwerken, welche sich an den allbekannten antiken
Baulichkeiten befinden, braucht nicht die Rede zu sein. Nur die seit
dem Jahre 1858 gänzlich blossgelegten Schlangenfüssler in der sogen.
Gigantenstoa östlich vom Theseion mögen besonders erwähnt werden, mit
Hinweisung auf Manussis im Arch. Anz. 1853, S. 296 , Pervanoglu im Bul-
lett. d. Inst. arch. 1859, p. 194 u. in der Aich. ZtgXXIX, 1872, S. 164 fg.,
12
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68 FRIEDRICH WIESELER,
und besonders auf die letzte Besprechung durch Stark „Nach dem Griech.
Orient" S. 326 fg. Bemerkenswerth ist auch, dass sich an manchen
älteren Gebäuden des modernen Athen einzelne antike Werke einge-
mauert rinden. Vor allen interessant ist in dieser Beziehung die, Überall
aus Marmorplatten von antiken Gebäuden hergestellte, neben der neuen
Metropolis liegende alte Metropolitankirche der Fanagia Gorgopiko, wor-
über es genügt, abgesehen von Rangabc Sur trois inscr. Gr. in den
Möm. pres. par div. sav. k l'acad. d. inscr. et bell, lettr., Ser. I, T. VI,
P. 2, 1860, p. 266, auf C. Bötticher in von Leutsch's Philologus XX,
1865. S. 385 fg. zu verweisen, etwa auch auf Friederichs Berl. ant.
Bildw. I, n. 789, der nach Bursian's Vorgange (Litt. Centralbl. 1866,
S. 1144) der Annahme, dass die zuerst von Le Bas Mon. fig. pl. 21 u. 22,
dann von Bötticher a. a. O. abbildlich bekannt gemachten Bildwerke
einen Festcalender betreffen , in Abrede stellt Eine nicht unbedeutende
Anzahl von Bildwerken, die erst in neueren Zeiten in Athen ausgegra-
ben sind, hat man an den Findungsstätten belassen. So — abgesehen von
dem Dionysischen Theater, von welchem schon die Rede gewesen ist,
und von der Akropolis — im Odeion des Herodes und ganz besonders
auf dem Friedhofe vor dem Dipylon bei der Agia Triada l5). Der unbe-
deutende Ertrag anderer neuerer Ausgrabungen ist in benachbarten moder-
dernen Gebäuden niedergelegt. So der bei dem Fundamentgraben am Ge-
bäude der Nationalbank im Jahre 1865 erzielte, in diesem Gebäude, und
der der Thermen aus Römischer Zeit in der Hadriansstadt (s. oben S. 66
u. Anm. 9) in dem früheren Ausstellungsgebäude am Olympieion l4).
Die wichtigsten Aufbewahrungsstätten für die losen Antiken sind
bis jetzt noch die schon früher vorhandenen: die ganze Akropolis,
das Theseion mit dem Platze neben demselben, die Stoa Hadrians,
der sogen. Thurm der Winde, das Büreau des Ephoros der Griechi-
schen Alterthümer, das zum Departement der Bibliothek gehörende Münz-
cabinet in dem Universitätsgebäude , die der archäologischen Gesellschaft
für ihre Sammlung überwiesenen Räume im Varvakion 1S) , neben wel-
chen Stätten indessen schon jetzt eine neuere Gründung, über welche
weiter unten die Rede sein wird, Beachtung verdient.
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ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 69
Diejenige ältere öffentliche Sammlung, welche fortwährend den be-
trächtlichsten Zuwachs erhält, ist die im Varvakion, über welche Ku-
manudis sorgfältig wacht und Buch führt. Diese Sammlung ist unter
den öffentlichen auch diejenige, welche sich eines nothdürftig genü-
genden Locals erfreut, obgleich sie mehr .als ein wichtiges Stück in
Souterrains bergen muss und trotzdem doch alles ihr Angehörende nicht
in demselben Locale beherbergen kann. Mit den unter directer Ver-
waltung des Staates stehenden älteren Sammlungen verhielt es sich zur
Zeit meines Aufenthalts in Athen im Wesentlichen noch ebenso wie vor
mehr als zehn Jahren nach der beredten Schilderung in den Grenzbo-
ten, Jahrgg. II, I, 1, S. 456 fg., nur dass seit der Zeit in Folge der
Mühwaltung Deutscher Archäologen die zerstreuten und zum Theil in
der unterirdischen Cisterne hinter dem Erechtheion versteckten Ueber-
reste von den Reliefs der Balustrade des Tempels der Nike Apteros ge-
nau gesammelt und, wo es ging, zusammengefügt, in dem Inneren dieses
kleinen Gebäudes geborgen und die ebenfalls zerstreuten, in vielen Fäl-
len gar nicht erkannten Fragmente vom Friese des Erechtheion aufge-
sucht und auf der Galleric des sogenannten Häuschens am Erechtheion
vereint sind. Die Stätten, an welchen man die später aufgefundenen
Werke zu suchen hat, liegen auch entweder unter freiem Himmel oder
sie sind, wenn unter Dach und Fach, doch nur sehr unvollkommene
Niederlagen. Indessen sahen die beiden Museen, an deren Errichtung
seit längerer Zeit gearbeitet ist — das eine auf dem südöstlichen Ende der
Burg für die von dieser stammenden Denkmäler, das andere im Norden
der Stadt an der nach Patissia führenden Strasse für die Denkmäler der
Unterstadt — , doch ihrer Vollendung entgegen, namentlich das letztere
wenigstens für den einen zunächst beabsichtigten FlQgel, und wir haben
nachdem vernommen, dass die Uebertragung der Monumente noch im
Laufe dieses Jahres 1873 beginnen solle. Doch ist dieser Vorsatz nicht
zur Ausführung gekommen. In einem Schreiben vom ersten März 1874
wird uns berichtet, dass sich die Athenischen Museen noch in demsel-
ben Zustande befinden wie vor einem Jahre, aber Hoffnung vorhanden
sei, dass wenigstens ein Theil des Patissiamuseums mit einem Jahre im
70 FRIEDRICH WIESELER,
Stande sein werde, einen Theil der jetzt so sehr zerstreuten Antiken auf-
zunehmen, lebrigens waren schon zur Zeit unserer Anwesenheit manche
Ueberreste des Alterthums provisorisch in dem Bereiche dieses Museums
untergebracht16). Von einem so kundigen, sorgsamen, uneigennützigen,
nur das Interesse der Alterthümer und ihrer Wissenschaft berücksichti-
genden Marine, wie Evstratiadis , dem namentlich auch die in Griechen-
land sich aufhaltenden Deutschen Gelehrten so manche ihnen und durch
sie der Wissenschaft so nützlich gewordene Förderung verdanken, lässt
sich dann das Beste erwarten. Dass in die neuen Räumlichkeiten auch
die wichtigsten der im übrigen Griechenland über der Erde vorhandenen
losen Kunstwerke übergehen mögen, ist ein Wunsch, welchen gewiss
Jeder theilen wird, der da weiss, wie mangelhaft diese Sachen meist
aufbewahrt werden und wie schwer sie zugänglich sind.
Auch an l'rivatsaramlungcn fehlt es in Athen nicht, die aber mei-
stens nur klein sind und Bildwerke geringerer Dimensionen umfassen,
darunter freilich manches sehr Auserlesene. Ja jetzt, da dieser Bericht
zur Drucklegung kommt, giebt es mehr als eine, die hinsichtlich gewis-
ser Gattungen der Kleinkunst selbst die grösseren öffentlichen Samm-
lungen hinter sich lässt , wie aus den betreffenden Anmerkungen ersicht-
lich sein wird, während der Text über das berichtet, was ich vorfand.
Am wenigsten pflegt in diesen Sammlungen das Gebiet der Marmor-
sculptur vertreten zu sein. Im Königlichen Schlosse — um von anderen,
zerstreuten einzelnen Stücken hier zu schweigen — befindet sich die aus
den durch König Gcorgios geförderten , von ZiHer geleiteten Ausgrabun-
gen des Stadion (Ziller in Erbkam's Zcitschr. für das Bauwesen 1870,
S. 11 und 12, Carl Curtius in der Arch. Ztg, N. F., II, S. 117. 131.
und im „Philologus" XXIX. S. 704; stammende hübsche Doppelherme
des Apollon und Dionysos oder des Dionysos und in dem dazu gehören-
den von der früheren Königin Amalia angelegten herrlichen Garten,
ausser dem interessanten Mosaikfussboden, jenes schon in der Arch. Ztg.
1861, nr. 148, N. 174 'fg. von Ad. Michaelis beschriebene, auch Conze's
Aufmerksamkeit nicht entgangene (s. Arch. Am. 18G0 , S. ISO*. 18(J7.
S. 103 ') Altcrthümerdepot an einem möglichst verborgenen 1'l.itz unter
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ARCHÄOLOGISCHER BERICHT UBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 71
freiem Himmel. Einen anderen schon in früheren Zeiten zusammenge-
brachten, dann in Vergessenheit gerathenen kleinen Vorrath von Marmor-
sachen, meist Bruchstücken, enthält der Garten des Finlay'schen Hauses l7).
In neueren Zeiten haben einige Liebhaber der classischen Kunst, wie der
Deutsche und der Russische Gesandte, ihre Räume entweder allein oder
fast allein mit Werken dieser edelsten Gattung der Kunstübung ausge-
stattet 18). Meist findet man in den eigentlichen Sammlungen nur ein-
zelne Stücke von Marmor, während das Gros aus Werken anderer Gat-
tungen der Kunstübung besteht, unter denen bemalte Vasen und Ter-
racottastatuetten ganz besonders vertreten sind, während Bronzesachen
und Mosaiks nur vereinzelt vorkommen und mir nur eine Privatsamm-
lung bekannt geworden ist. welche auch in Betreff der geschnittenen
Steine quantitativ und qualitativ bedeutend ist und dabei ausser zahl-
reichen und zum Theil sehr interessanten und seltenen Gegenständen
aus dem Gebiete der Kerameutik auch einen relativ sehr beträchtlichen
Münzbestand hat: die des Professors der Archäologie an der Athenischen
Universität, Rhusopulos 19). Ausser dieser und den andern weiter oben
erwähnten Privatsammlungen besichtigte ich die Schliemann'sche, abge-
sehen von der Ausbeute der Troischen Ausgrabungen , welche wegen der
Abwesenheit des Besitzers unter Schloss und Riegel gehalten wurde,
mit alleiniger Ausnahme des in künstlerischer Beziehung wichtigsten
Stückes, des Friesstückes mit der den Helios darstellenden Metope, wel-
ches im Hofe der Wohnung Schliemann's aufgestellt ist 20) , ferner die
des Oberbibliothekars Komnos 21) und die des Admirals Soteriadis 22).
Andere, von denen einige auch der genaueren Berücksichtigung werth
sind, musste ich unbesucht lassen, theils aus Mangel an Zeit, theils
weil ich keine Kunde von ihrem Bestehen hatte. Es wäre in der That
sehr zu wünschen, dass einer der in Athen lebenden Archäologen ein
möglichst vollständiges Verzeichniss derjenigen Athenischen Privaten an-
fertigte und bekannt machte, welche im Besitz von Alterthümern sind,
nicht bloss der Inhaber von eigentlichen Sammlungen, sondern auch der-
jenigen, in deren Häusern sich einzelne, irgendwie beachtenswerthe
Stücke befinden «).
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72 FRIEDRICH WIESELER,
Daneben habe ich die Läden, auch die Magazine einiger der be-
deutendsten Kunsthändler zu besuchen nicht unterlassen. Auch hier
treten kleinere bemalte Vasen und Terracotten in den Vordergrund.
Die Händler beziehen , so viel ich habe sehen können , ihren Vorrath
hauptsächlich aus dem Königreiche Griechenland, namentlich aus Attika
und Böotien, im Uebrigen mehr aus den unter Türkischer Oberhoheit
stehenden Griechischen Landen als aus Italien 24). Da in einem viel-
gebrauchten Deutschen Heisehandbuche die Ansicht ausgesprochen ist,
dass man im Athenischen Kunsthandel vor betrügerisch gefälschten
Stücken so gut wie sicher sei, qp kann ich nicht umhin besonders her-
vorzuheben, dass das keinesweges der Fall ist In Athen wird nicht
bloss im Kleinen, sondern auch im Grossen gefälscht oder anderswo ge-
fälschte Waare verkauft, nicht bloss im Bereiche der Vasenmalerei und
der eingeritzten Ornamente und namentlich Inschriften auf Thonwerken,
wie schon vorlängst und wiederholt in neuerer Zeit Kenner bemerkt
haben, sondern selbst in dem der Marmorsculptur. Von solchen ge-
fälschten Sachen findet sich Manches auch in Privatsammlungen, die aus
dem Kunsthandel geschöpft haben25).
Was die Herausgabe und Beschreibung der in Athen vorhandenen
Bildwerke aus den verschiedenen Gattungen der Kunstübung anbetrifft,
so ist von den Steinsculpturen seit einem Menschenalter, zuletzt und
zwar besonders ausgezeichnet, durch R. Schöne in den „Griech. Reliefs
aus Athenischen Sammlungen", Leipzig 1872, Vieles, aber lange noch
nicht alles Wichtige bekannt gemacht worden. Die nächste, noch viel
umfangreichere Publication wird wohl die der Grabreliefs (von denen
Pervanoglu grade vor zehn Jahren die erste dankenswerthe umfassendere
Uebersicht gab: „Die Grabsteine der alten Griechen, nach den in Athen
erhaltenen Resten derselben besonders untersucht", Leipzig 1863, und
Kumanudis, der sich um die Inschriften so grosse Verdienste erworben
hat, auch bezüglich der Arten und Darstellungen sehr umsichtig han-
delt: ATI Ihlll EBirPA4>Al EJIITYMBIOI , 1871, IlQoXeyöjuwa) in dem
auf Conze's Anregung jetzt in Vorbereitung stehenden . von der Wiener
Akademie der Wissenschaften herauszugebenden Werke sein, welches
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ARCHÄOLOGISCHER BERICHT I BER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 73
eine Gesammtpublication der Griechischen Grabreliefs bezweckt. In die-
sem Werke werden aus Athen allein nahezu achlchalbhuudert Stück be-
rücksichtigt werden. Um die statistische Kunde der Attischen Vasen,
über welche Ad. Michaelis schon in der Aich. Ztg. 1861, S. 198* fg.
einen ihr Verhältniss zu den Italischen betreffenden interessanten Be- »
rieht erstattete, hat sich Heydemanu in seinen ,, Griechischen Vasenbil-
dern Berlin 1870 ein Verdienst erworben 2S). Dem noch dringenderen
Bedürfniss eines Ueberblickes über alle Gattungen und Spielarten und
einer genaueren historischen Kunde durch Untersuchung der Technik,
der künstlerischen Ausführung, der Stilunterschiede hat O. Benndorf auf
höchst anerkennenswerthe Weise Rechnung zu tragen gesucht. Möge
er doch in den Stand gesetzt werden, die 18G9 und 1870 herausgegebe-
nen „Griechischen und Siciliscben Vasenbilder" recht bald nach dem
ursprünglich beabsichtigten Plane fortsetzen zu können. Endlich hat
jüngst G. Hirschfeld in den Ann. d. Inst. arch. XLIV, p. 131 fg. jene
seit einiger Zeit in Folge von Ausgrabungen vor dem Dipylon in beson-
ders zahlreichen und interessanten Exemplaren vertretene Gattung von
Vasen , welche die neuere Forschung überzeugend auf einen primitiven
Europäischen Kunststil zurückführt, einer eingehenden Behandlung un-
terzogen2'). Für die Reliefs und Statuetten aus Terracotta, welche nur
in Betreff der Darstellung sei es künstlerischen , sei es antiquarischen
Belang haben, ist meines Wissens, abgesehen von dem was R. Schöne
in den oben angeführten „Griechischen Reliefs" als sehr erwünschtes
Parergon bieten konnte , nichts Entsprechendes geschehen. Dagegen ha-
ben die mit Inschriften versehenen Ueberreste aus Thon eine umfassende
Behandlung erhalten in dem verdienstlichen Werke A. Dumont's: In-
scriptions ceramiques de Grece, Paris 1872. Eine schon an sich und um
so mehr für Athen , wo dergleichen Antiken , zumal nachdem mehrere
sehr beachtenswerthe Stücke in das Ausland gegangen, selten sind, sehr
beachtenswerthe Bronzestatuette, welche einst dem König Otto gehörte,
jetzt aber sich im Büreau des Cultusministeriums befindet, hat Kekule
in den Ann. d. Inst. arch. XL. p. 316 fg. besprocheu und iu den Eon.
VIII, tav. L1I1 abbildlich mitgetheilt2»}. Die Herausgabe Griechischer
Ilist. -phil Classc. XIX. K
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74
FRIEDRICH WIESEL K R .
Spiegel — deren sich mehrere zu Athen in öffentlichen Sammlungen, der
kleinen auserlesenen im Gebäude des Cultusministeriums und namentlich
der im Varvakion. sowie auch im Privatbesitz befinden, andere anderswo
in Griechenland 29) — in einem eigenen Werke bereitet Professor My-
lonas zu Athen vor. das wenn es von den übrigen Stücken ebenso gute
Abbildungen bringen wird , wie sie derselbe Gelehrte von zwei zu Athen
und zu Korinth befindlichen Spiegeln in der zu Athen erscheinenden
Zeitschrift 'AD^vaiov I, 3. 1872. Taf. 1 u. 2, und namentlich von dem
Korinthischen Spiegel mit Korinthos und Leukas in der Vlp/. itftjfi.
1873, Taf. 64, zu liefern im Stande gewesen ist, gewiss Nutzen stiften
und Beifall erhalten wird. Ganz besonders aber wird dieses statthaben
in Betreff des Werkes, von dessen nahe bevorstehendem Erscheinen ich
erst, nachdem das Obige geschrieben, war genauere Kunde erhielt — näm-
lich des von Dumont und Chaplain vorbereiteten, welches bemalte Va-
sen . Terracotten , Bronzedenkmäler . metrologische Monumente . Mar-
more und verschiedene andere Gegenstände in guten Abbildungen und
mit eingehenden Erklärungen bringen soll , vgl. Rev. arch. , Nouv. Ser..
XXIV, 1372, p. 191 fg. — , wenn es den Erwartungen, welche wir von
ihm hegen , auch nur einigermassen entspricht.
Für die Erforschung des jetzigen Bestandes bedeutender, nicht leicht
zugänglicher Sculpturen an berühmten Baudenkmälern haben zwei unse-
rer jetzt in Athen verweilenden Landsleute, O. Lüders und H. G. Lol-
ling, jüngst Verdienstliches geleistet, jener hinsichtlich des Westfrieses
des Parthenon, vgl. Arch. Ztg. XXX, 1873, S. 31, dieser in Betreff des
Theseion, s. Nachrichten von der K. Ges d. Wissensch zu Göttingen.
1874, S. 17 fg. SO).
Aber umfassende Beschreibungen der Sammlungen des Staats in
der Art, wie wir sie in 1869 durch R. Kekule's preiswürdige Schrift
über das Theseion erhielten, sind seitdem nicht erschienen. Um so
mehr freut es mich, eine Fortsetzung dieser Schrift, auch durch einen
Deutschen Gelehrten, melden zu können. H. Heydemann wird in Bälde
eine genaue Beschreibung aller figürlichen Ueberreste aus Marmor, die
sich vom März bis Mai 1869 in der sogenannten Stoa des Hadrian, im
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ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 75
Windethurm, in und neben dem Wächterhäuschen an dem Eingänge zur
Akropolis, endlich im Cultusrainisterium vorfanden, veröffentlichen.
Ganz besonders erwünscht würde ein Catalog der Sammlung im Varva-
kion sein , welcher der Wichtigkeit dieses höchst interessanten und be-
lehrenden Etablissements , das in mancher Beziehung einzig in seiner Art
dasteht, genügend entspräche. Einstweilen wollen wir es versuchen,
von dem manichfuchen Inhalt nach den Notizen Anderer und unseren
eigenen wenigstens einen Begriff zu geben in Anm.5'). Ein anderes öf-
fentliches Institut ist mit gutem Beispiel vorangegangen. Wir meinen die
der Universität gehörende , nicht grade besonders grosse, aber doch man-
ches Interessante und Neue enthaltende Münzsammlung, deren Bestand
durch ihren ebenso kundigen als sorgfältigen Director, Hrn Postolaka,
nicht nur in einzelnen, besondere Partien betreffenden, grösseren Sam-
melwerken einverleibten Abhandlungen , sondern auch in besonderen Ver-
zeichnissen durch genaue Beschreibungen und zum Theil auch durch
beigefügte gute Abbildungen bekannt gemacht ist und weiterer Bekannt-
machung entgegensieht52). Auch für diejenigen Privatsammlungen, welche
nicht auf Wiederverkauf angelegt sind und sich deshalb genauerer Kunde
entziehen, wären sorgfältige Verzeichnisse, wenn sie auch nur eine
Gattung der Kunstübung in übersichtlicher Weise zur Kenntniss brin-
gen . wie das , welches Kekule' von den Terracotten der Komnos'schcn
.Sammlung geliefert hat, sehr zu wünschen.
Wir dürfen diese Uebersicht über das für Athens Alterthümer und
Kunstwerke Geleistete und noch zu Leistende nicht schliessen ohne ei-
gens noch der fruchtbringenden Thätigkeit Erwähnung zu thun, welche
die archäologische Gesellschaft entwickelt. Sie sorgt nicht nur für die
Veranstaltung neuer Ausgrabungen, namentlich in und bei Athen, und
Ankäufe wichtiger neuentdeckter Monumente von Privaten, um diesel-
ben dem Lande zu erhalten und in der Hauptstadt dem Studium zu-
gänglicher zu machen . soweit ihre Mittel das erlauben , sondern sie ent-
sendet auch Abgeordnete in die Provinzen des Königreichs, welche die
hier vorhandenen Alterthumsüberreste besichtigen und sammeln , ver-
zeichnen und abklatschen, die beweglichen in den öffentlichen Samm-
K2
76 FRIEDRICH WIESELER,
hingen unterbringen, hinsichtlich der unbeweglichen aber dahin wirken
sollen , dass dieselben möglichst wenigen Schaden leiden. Die Resultate
dieser sehr löblichen Bestrebungen sind theils in den jährlich erschei-
nenden Praktika der Gesellschaft, theils in der neu gegründeten und
hoffentlich lange bestehenden Zeitschrift Athenäon mehr oder minder
ausführlich mitgetheilt. Ausserdem bringt die von der Gesellschaft her-
ausgegebene Archäol. Ephimeris nach wie vor genauere Kunde über das
wichtigste neu zu Tage gekommene Detail.
Von Athen aus besuchte ich nicht bloss die Stadt Piräeus nebst
der Umgegend und die Insel Psyttaleia, sowie Kephisia und Käsariani.
sondern auch Eleusis und einen Theil des nördlichen Peloponnes, nament-
lich Korinth, das neue und das alte, Nemea , Mykenae, Argos, Tiryns,
Nauplia, Myli , von wo ich, durch das Wetter ausserordentlich begün-
stigt, auf einem Dampfschiffe nach Athen zurückkehrte und Gelegenheit
hatte, die Inseln Spezzia, Hydra, Porös und Aegina und die wohlan-
gebaute Ostküste der Argolis aus der Nähe betrachten zu können.
Im Piräeus sind seit den letzten Monaten des J. 1871 bei Gelegen-
heit von Grabungen zum Behufe der eifrig betriebenen Neubauten
manche Ucberbleibsel des Alterthuras zu Tage gekommen. Das wichtig-
ste Ergcbniss für Topographie und Architektur betrifft den von Konon
erbauten Tempel der Aphrodite, dessen, einen Dorischen Bau bekundende.
L eberreste mitten auf dem südlichen Thcile des Landrückens zwischen
den Häfen Piräeus und Zea aufgefunden sind.
Das kleine aber nicht unwichtige Museum der Stadt Piräeus, wel-
ches sich im Schulgebäude befindet, wird bald im Ganzen und im Ein-
zelnen genau bekannt werden durch eine besonders herauszugebende Be-
schreibung von R. Gaedechens und durch Abbildungen besonders interes-
santer Sculpturen. welche von demselben in dem zweiten Hefte seines
Werks „Unedirte antike Bildwerke" mitgetheilt werden sollen 35). Auf
Psyttaleia sah ich nichts von Altcrtherthümern , wie ja schon Pausanias
(I, 36, 2) auf dieser Insel kein kunstgerechtes Bildwerk vorfand. Das im
September 1866 entdeckte Römische Grab zu Kephisia ist nebst den
vortrefflich erhaltenen Sarkophagen von Benudorf in der Arch. Ztg.. N.
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 77
F. , I, 1868, S. 35 fg. beschrieben ; die Sarkophage hat jüngst auch Matz
Arch. Ztg. XXX. 1872, S. 14 fg. berücksichtigt. In Küsariani giebt's
nur architektonische Alterthumsüberreste, die beim Bau des Klosters
und seiner Kirche Verwendung gefunden haben: von ganz besonderem
Interesse ist die "Widdermaske aus weissem Marmor, durch deren
Mund noch heute das Wasser der KvUov 77»;o« fliesst (L. Ross Arch.
Aufsätze I, S. 222). Von den architektonischen Ueberresten des so schön
gelegenen Ortes Eleusis, nach welchem mich meine früheren werthen
Zuhörer, die Professoren Pantazidis und Mylonas zu Athen, über Klo-
ster Daphni, den einstigen Sitz des Apollon Patroos , führten, bescheide
ich mich, nicht mehr zu sagen als dass jene Ruinen, trotz des wüsten
Durcheinander und der nicht selten mir entgegentretenden Schwierigkeit
der gehörigen Orientirung . ausserordentliches Interesse erregen. Unter
den nicht zahlreichen Sculpturüberrestcn , welche in dem Häuschen des
über die Alterthümer wachenden Apomachos und in der Kapelle des
heil Zacharias höchst ungenügend aufbewahrt werden, zogen einige meine
Aufmerksamkeit auf sich 5+).
In Neu-Korinth fand ich drei, wenn auch kleine, doch interessante
Privatsammlungcn vor 35). Sonst habe ich über die von mir im Pelo-
ponnes besuchten Stätten nichts wichtiges Neues zu sagen 56).
Hoffentlich wird eine andere Stätte des Peloponnes bald durch
grossartigo Ausgrabungen ein reiches Ackerfeld für die Wissenschaft der
Kunst und des Alterthums und ein neuer Beleg dafür, wie das neue
Deutsche Reich für die geistigen Interessen der Menschheit überhaupt
auch ausser seinem Bereiche auf das Kräftigste und Uneigennützigste
zu wirken bestrebt ist. Mehr darf ich noch nicht sagen ; doch kann ich
es nicht verschweigen, dass ein von Berlin und zwar von höchster Stelle
ausgehender, langgehegten Wünschen der Verehrer Hellenischer Kunst
Rechnung tragender Plan , wie ich bei Gelegenheit einer Unterredung
mit Sr. Majestät dem Könige von Griechenland zu meiner grössten Freude
bemerkte, von diesem allen möglichen Vorschub erhalten wird57).
78
FRIEDRICH WIESELEB,
Anmerkungen.
1) Mehrere von den neu hinzugekommenen Sculpturen sind nebst anderen aus-
gewählten älteren Besitzes in gnten Photographien herausgegeben von Ed. Freiherrn
von Sacken „Die ant. Sculpturen des K. K. Münz- u. Antiken-Cabin. zu Wien", 1873,
einem Werke, das bei Stark „Gr. Orient" S. 367 fg., wo die Wien'» Kunstsamm-
lungen betrefl'enden Werke angeführt sind, noch nicht erwähnt werden konnte. Ich
ergreife diese Gelegenheit zu bemerken, dass mir die höchst interessante „blumen-
bekränzte weibliche Büste aus Porphyr" (S. 37 fg. u. Taf. XVII) eine aufsteigende
Aurora darzustellen scheint, wofür sowohl die „himmelwärts blickenden Augen" als
auch der „meist aus Rosen bestehende" Blumenkranz sprechen.
2) Bezüglich der Thongefässe hat das Oesterreichische Museum folgende lite-
rarisch-artistischen Werke im Selbstverlage erscheinen lassen: „Umrisse antiker Thon-
gefässo zum Studium und zur Nachbildung für die Kunstindustrie, so wie für Schü-
ler", 20 Blätter mit Text, Folio, und „Ornamente ant Thongefässe".
3) Es ist die Rede von dem Kopfe und den Händen einer überlebensgrossen
Apollonstatue aus Bronze, die, wenn sie vollständig wäre , entschieden einen der er-
sten Plätze unter den Werken dieser Art einnehmen würde, aber auch so zu dem
Interessantesten gehört, was in neuerer Zeit aufgefunden ist. Uebrigens ist, wie ich
aus durchaus zuverlässiger Quelle weiss, die gegründetste Aussicht vorhanden, dass
bei weiteren Nachgrabungen an der Fundstelle auch der Deberrest der Statue zu
Tage gebracht werden wird. Der Kopf ist von weniger bewegtem Ausdrucke und
von geringerem Oval als in den anderen Fällen. Das von einer Tänia, wie meist,
umfusste Haar läuft gescheitelt von der Stirn in zwei wellenförmigen Partien nach
rechts und links, au» denen nur zwei, etwa einen Halbbogen bildende Löckchen grade
in der Mitte der Stiru und je eines au den Wangen neben den Ohren hervorsprin-
gen, während längeres Lockcngeringel hinter den Obren auf den Hals hinabgeht.
Der Vorderkopf scheint oberhalb der Tänia beschädigt zu sein. Die Augen sind
hohl, der Hals zeigt an der linken Seite und hinten Verletzungen. In der linken
Hand gewahrt man oberhalb des Daumens und Zeigefingers eine Partie des Fells,
welches zwischen den Fingern gehalten wird. Auch die Finger der rechten Hnnd
sind einwärts gebogen; aber Daumen und Zeigefinger berühren sich einander nicht.
4) Vgl. A. Conze „lieber Griech. Grabreliefs aus dem Maihefte des Jahrg.
1872 der Sitzungsber. der phil.-hist. Clause d. Kaiserl. Akad. d. Wissensch. (Bd.
LXXI, S. 317 ig.) besonders abgedruckt, S. 6 — 10 u. S. 11. Ueber das zuerst von
Pervanoglu „Das Familienmahl auf altgriech. Grabsteinen", Leipz. 1872, herausge-
gebene und erklärte Relief schweige ich, indem ich es billigcrweise jenem selbst
überlasse, seine Einwendungen gegen Conze's Ausstellungen mitzutboilen. Unter den
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 79
Votivreliefs liebe ich eins mit folgender Darstellung hervor: zumeist nach rechts vom
Beschauer Zeus sitzend und mit der Rechten eine Schale zum Eingiessen hinhaltend
nach einer weiblichen Figur, welche sich ihm mit der Prochus in der Rechten nä-
hert. Die Figur ist vollständig bekleidet und hat ihr Haar in einen sehr grossen
Büschel aufgebunden, wie er auf Griech. Werken mehrfach bei Jungfrauen gefunden
wird (HebeV). Hinter ihr, die in grösseren Dimensionen ausgeführt iBt, drei ganz in
das Gewand eingehüllte Sterbliche von geringen Dimensionen.
5) Es scheint jetzt vergessen zu sein (doch erinnert sieb Stark „Griech. Or.'*
S. 396 nachträglich daran), dass über dio drei Sitzstufen des alton Theaters zuSyra
schon Conze im Bullett. d. Inst. arch. 1859, p. 166 fg. gründlichen Bericht abge-
stattet und die an der einen befindliche Inschrift schon vorher Lebas Voy. arch.
n. 1873 herausgegeben hat. Auch von anderen damals auf Syra befindlichen Mar-
morn giebt Conze Kunde. Dass manche Altertbümer von dieser Insel nach Athen
gekommen sind, habe ich gelegentlich erfahren. Das gilt nicht nur von den meisten
der in der Exped. sc. de Moree T. III, pl. 14, F.III, pl. 15 u. 16 abgebildeten, zur
Zeit , da sie gezeichnet wurden , in Syra befindlichen Monumente ausheimischer
Provenienz, von denen Conze nur zwei als noch vorhanden anführt, und den bei-
den auf der Insel selbst ausgegrabenen, welche Kekule ,.Die ant. Bildw. im Thes/'
n. 85 u. 94, aufführt, sondern auch von anderen. Das in der Exp. pl. 15, F. V.
abgebildete Fragment mit Attributen des Isisdienstes wird, wie ein ähnliches, auch
eingemauertes, noch vorhanden sein.
G) Seitdem ich Athen verliess, hat Kumanudis zusammenhängend über die zum
Behuf der Auffindung des Dipylon veranstalteten Ausgrabungen berichtet in den
UPAKTIKA THI EN AGHNA/2 APXAIOAOHKHZ ETAIPIA2, EN AG. 1873,
p. 14 fg., an welchen Bericht sich ein von G. Hirschfeld in der Berliner archäol.
Gesellschaft gegebenes kurzes Referat schliesst , welches so eben in der Arch. Ztg.
XXXI, 1873, S. 113 fg. mitgetheilt ist. Dr. Loiting in Athen schreibt mir unter
dem 5. Dec. , dass er noch immer kein Thor erkennen könne; in der letzten Zeit
seien meist Wasserbauten zu Tage gekommen. In einem Briefe vom ersten März
1874 berichtet derselbe weiter: „Dio Ausgrabungen am Dipylon werden noch immer
fortgesetzt, ohne jedoch bis jetzt das Thor selbst freigelegt zu haben. Die in mei-
nem letzten Schreiben erwähnten Wasserbauten (ein grösseres Gebäude , bei welchem
eine beträchtliche Anzahl von Wasserrinnen u. dgl. charakteristisch erscheint) liegen
neben dem schon früher ausgegrabenen Postamente bei dem bekannten Abzugska-
nale. Ich vermuthe, dass das Postament ursprünglich die Statue des Anthemokritos
trug, ohne entscheiden zu wollen, in wie weit das alte Postament eine spätere Um-
arbeitung erfuhr; jenes erwähnte Gebäude könnte dann das ßakavstov sein, welches
bei Harpokration (nach Isüos) als bei der Statuo des Anthemokritos befindlich er-
80 FRIEDRICH WIESELER,
wähnt wird. — Der letzte Fund bei den Ausgrabungen am Dipylon ist der eines
Fragments einer Ephebeninschrift." Uober einzelne frühere Entdeckungen Tgl. Ku-
raanudis in der Athen. Zeitschr. A&HNAION TEYX. A, p. 164 fg. u. p. 395 fg.,
und 0. Lüders im Bull. d. Inst. arch. 1872, p. 250 u. p. 264 fg.
7) Vgl. die uns grade vor dem Drucke dieses Berichts noch zugehende, wegen
der Schnelligkeit, mit welcher die Inschrift und das Bildwerk bekannt gemacht sind,
doppelt dankenswerthe Schrift „Ueber ein altattisches Grabdenkmal, von A. Kirch-
hoff. Mit einem Nachtrage von E. Curtius. Aus den Abhandl. d. K. Akad. d. Wis-
sensch, zu Berlin 1873. Mit 2 Tafeln. Berlin 1874." üeber den Zug der Themi-
stoki. Mauern, welcher hier zunächst in Betracht kommt, spricht Curtius S. 161 fg.
Bei dieser Gelegenheit wollen wir nicht unterlassen zu bemerken, dass seit dem Er-
scheinen der Curtius'schen Tcxtbeilngc zu den „Sieben Karten zur Topographie von
Athen" bezüglich des Laufes dor Stadtmauern an anderen Stellen beachtenswertho
Bemerkungen , welche sich auf die Funde von Gräbern stützen, gemacht haben Benn-
dorf Griech. u. Sicil Vasenbilder Ii, S. 37, N. 2 , und Lolling „Mittheil, über Athen.
Ausgrabungen'', Monatsber. d. K. Akad. d. Wissensch, zu Berlin vom 19ten Dec.
1872, S. 2 fg.. vgl. auch Rhusopulos in der 'Aqx- itf^fi. Z7«p. 13, Tifjj. Ic, p. 411 fg.
und 0. Lüders in Hübner's Hermes VII, 1873, S. 258 fg.
8) Mehr über diese Kachgrabungen, welche einzelne Alterthumsgegenstände und
Inschriften zu Tage brachten, bei Kumanudis in den IIPAKTIKA p. 25 fg. vgl. auch
deus. im AS. a. a. 0. und 0. Lüders im Bull. a. a. 0. , Lolling in den Monatsber.
a.a.O. 5. 1 fg. und Juni 1873, S. 489 fg., Rhusopulos in der 'Aq%. itf. a.a.O. und
Lüders im Hermes a. a. 0. (Stelenbruchstückc mit dem Namen des Künstlers Kal-
lonides aus der Zeit vor Ol. 75. 2, mit dem Imperfectum EflOIE).
9) Ueber die bei Gelegenheit der Ausgrabung der Thermen gefundenen wich-
tigsten Sculpturen s. unten Anm. 14. — Ausserhalb Athens sind nicht lange nach
meiner Abreise interessante Funde auf dem Boden von Dekeleia gemacht; vgl. O.
Lüders Arch. Ztg. 1873, S. 55 fg.
10) Die Stoa des Attalos , von J. L. Lssing unter Mitwirkung von Dr. R. Chri-
stenseu und Architekt L. Feiger, in den Kopenhagener Vidensk. Selsk. Skr., 5 Raekke,
historisk og filosofisk Afd., 4de Bd., X, 1873, p. 419 fg., mit drei Tafeln.
11) Die vollständigste Gesammtbehandlung des Dionysischen Theaters enthält
die gründliche, mit dem früheren Ziilcr'schen Plane, Ansichten und Aufrissen, so wie
Abbildungen ausgestattete, aus der Schwedischen Tidskrift för Byggnadskonst och
Ingeniörvctenskap besonders abgedruckte Schrift Linder's: „Dionysos- Theatern i
Athen", Stockholm 1865, die freilich wenig bekannt geworden zu sein scheint, wie sie
denn auch in der von Stark „Gr. Orient" S. 400 fg. verzeichneten Literatur fehlt. —
Zu den wichtigeren im Theater belassenen Sculpturen gehört abgesehen von den öf-
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ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 81
tere, zuerst von Rhusopulos *j4qx- HfW- 1862, Juniusheft, herausgegebenen, auch in
Abgüssen verbreiteten Sesselrelicfs und den durch Matz in den Mon. d. Inst. IX,
16 herausgegebenen Bildwerken an der vorderen Stützwand des Prosceniums und denen
an der Basis bei R. Schöne Griech. Reliefs Taf. V. VI, n. 47, 47 A, auch der Silens-
torso, betreffs dessen Eug. Piot in dem Bullet, de l'ecole Franc. d'Athenes, n. 4 u. 5,
und nach ihm einige Deutsche Archäologen , darunter auch Benndorf in den Gott,
gel. Anz. 1870, S. 479 fg., annehmen, dass zu ihm drei Statuen, welche aus der
Villa Albani in den Louvre kamen (Clarac Mus. de sc. 298, 1725, Fröhner Notice
de sc. n. 272—275), und eine auch aus Rom herrührende im Nationalmuseum zu
Stockholm (Clarac 721, 1725a) gehören. Die letzte hätte trotz aller Aehnlichkcit
nicht veranschlagt werden dürfen. Folgt aber aus der vollkommenen Ucbereinstimmung
der Pariser Statuen mit dem Torso zu Athen, dass auch jene wirklich einmal im
Dionysischen Theater angebracht waren? Kann es sich nicht um Nachbildungen
handeln , die auf Bestellung von Rom her in Athen gearbeitet wurden ?
12) Unter den nicht zum Königreich Griechenland gehörenden Gegenden, aus
welchen einzelne Alterthümer nach Athen gekommen sind, nehmen die Türkischen
Inseln, Kleinasien und die Provinzen der Europäischen Türkei, das alte Thrakien und
Makadonien, die erste Stelle ein. Aber auch aus Italien trifft man Einiges dort,
namentlich bemalte Thongefässe. Schon im J. 1860 hörte Ad. Michaelis von einem
Kunstverkehr zwischen Athen und Neapel (Arch. Anz. XVIII, S. 203*). Die Samm-
lung der früheren Königin Amalie enthält einige Vasen aus Unteritalien, die sich in
der Ephorie im Cultusministerium befinden. Ebenso die während der Regierungszeit
Königs Otto in Athen zusammengebrachte, jetzt in Breslau befindliche Schaubert'sche
Sammlung. Bleigeschosse, die gewiss aus Italien herübergekommen sind, signalisirte
W. Vischer Epigr. Kleinigkeiten, Basel 1871, S. 2.
13) In dem Dionysischen Theater sind auch die 1872 — 1873 am rechten Ufer
des Iiissos ausgegrabenen choregischen Monumente aufgestellt (Kumanudis 11PAKT.,
1873, S. 5). Im Odeion fand ich nur eine Statue, und zwar im westlichen Zugange :
die des Kopfes und rechten Armes entbehrende, mit dem Himation bekleidete, einen
Kasten mit Schriftrollen neben sich am Boden stehen habende, welche Schillbach
«Das Odeion d. Herod.> S. 24. fg. als an derselben Stelle befindlich beschreibt.
Von der Ausbeute der Ausgrabungen des Friedhofs an der Agia Triada, welche mit
mit dem Jahre 1861 beginnen, ist der grösste Theil an Ort und Stelle geblieben und
befindet sich da meist an dem Platze, welchen die Monumente ursprünglich einnah-
men, entweder unter freiem Himmel, zuweilen nur mit einem leichten Schutz gegeu
die Witterung versehen, oder auch in einem hölzernen Schoppen, der als Wächter-
häuschen dient. Man möchte wünschen, dass den Monumenten, so lange als es nur
irgend gehen will, ihr ursprünglicher Platz gelassen werde, da sie nur so vollkommen
Ilist.-phil Classc. XIX. L
82
FRIEDRICH WIESELER,
zu ihrer Geltung kommen können. Ist doch grade der Umstand, dass die Ausgra-
bungen von Agia Triada zum ersten Male durch ein© grössere Masse von Beispielen
einen Begrifl von der Anlage einer Griechischen Gräberstrasse den Römischen ge-
genüber gegeben haben, von besonderem Belang. Die, namentlich in früherer Zeit, an-
derswohin gebrachten Sculpturen befinden Bich meist im oder am Theseion — ausser
sehr beachtenswerthen Reliefs auch Statuarisches, z. B. die in der Rev. archeol. Fr.
1S64. pl. 12 abbildlich mitgetheilte , jetzt auch in Gypsabguss bei Martineiii zu ha-
bende Sirene, und im Varvakion. Die Literatur über die Ausgrabungen hat so eben
Stark >Gr. Or»., S. 400 nahezu vollständig mitgetheilt (bezüglich der früheren nach-
zutragen: Pervanoglu Bull. d. Inst. arch. 1861, p. 140 fg.) Zur Orientirung beson-
ders zu vergleichen, ausser dem Werke: I monumenti sepolcrali scoperti ne' mesi
di maggio, giugno e luglio 18C3 presso la chicsa della santa Trinitk in Atene, de-
scritti da A. Solinas e disegnati da A. Scvesio, Torino 18G3, fol. , welches genaue
Zeichnungen und Tläne liefert, aber meines Wissens nicht in den Buchhandel ge-
kommen ist, und vielleicht auch dem von Fr. Lenormant, La voie sacree Eleusinienne,
Paris 18G4, das ich hier in GöttiDgen nicht einsehen kann, namentlich C. Curtius in
der Arch. Ztg. 1871, S. 12 fg., und Stark a. a. 0. S. 330 fg., der auch ein beson-
ders schönes, schon in Abgüssen verbreitetes Relief, welches im Wächterhäuschen
aufbewahrt wird, abbildlich mitgetheilt hat
14) Ueber die Ausgrabungen am Bankgebäude und ihren Ertrag berichtet nach
Kumanudis in der Athen. Zeitschr. /luktyytytoia vom J. 1865, n. 703, 27 Juli, Conze
im Arch. Anz. 1866, S. 184 fg. Das hier unter n. 2 erwähnte Knochenrelief ist
von Schöne »Gr. Rel.« n. 148 herausgegeben und Seite 69 erklärt. — Von den
bei Gelegenheit der Ausgrabung der Römischen Thermen gefundenen Gegenständen
sind die beachtenswertesten zwei Marmorstatuen , die eine den Asklepios, die an-
dere die Hygieia darstellend, und ein Marmorrclief. Jene fanden wir, wie Gebhardt
notirt hat, endlich nach längerem Suchen »in einer dunkclen Ecke eines staubigen
Nebenzimmers. Ein Holzklotz und eine zerbrochene Karre versperrten den Zugang,
nur schwer gelang es einen Blick auch auf die Rückseite zu werfen. Die Figur der
Hygieia ist am besten erhalten; das antike Postament nicht grösser als es die untere
Partie der Statue nothwendig macht und ihr sich anschliessend. Die Gestalt selbst
ist überlebensgross, von guter, wenn auch durchaus nicht brillanter Arbeit, die bei
dichter Nähe verliert. Auf dem Rücken ist das Ende der Schlange bis zur Schulter
sichtbar, vorn nur der Ansatz unter der Brust; Arme fehlen. Vom Asklepios fehlt
der Kopf, Arme und Beine herab von halber Höhe des Unterbeins; er stützte sich
auf den Stab; Drapirung wie gewöhnlich. Im Saal daneben, der meist Architektur-
reste enthielt, befand sich das Marmorrclief, Höhe und Breite ca. 1'. Ein mit einem
Himation bekleideter Mann sitzt auf einem Lehnsessel (»aÖiÖQa). Sein Körper ist
ARCHÄOLOGISCHER BERICI1T ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. S3
nackt bis zum Nabel, sein r. Arm unbedeckt, über den L fallt das Gewand in Ealten
herab. Die rechte Hand ruht auf dem Schoosse, die linke fasst oben in Kopfhölie
auf einen Stab. Der Kopf fehlt, unter der xa^fdQ« sitzt ein Vogel (HuhnV), das r.
Bein ist vorgestreckt, das 1. zurückgenommen, beide ruhen auf einem Ogr^vf. Vor der
Figur steht in ruhiger Haltung ein Widder von dem der Kopf und die beiden Vor-
derbeine erhalten sind.c Die beiden Statuen sind auch in Leutsch's Phil. Auz., V,
S. 174, und in d. Rev. arch. Fr. 1873, XXV, p. 357 fg. besprochen.
15) Kurze, aus den zuverlässigsten Quellen geschöpfte, historische und statistische
Notizen über die im Texte erwähnten ältesten Antikensammlungen in Athen: hei Ke-
kule »Dieant. Bildw. im Thes.,« S. VI fg. — Die losen Antiken auf der Akropolis an-
langend, so hat man sich zu merken, dass dieselben keinesweges alle von jener her-
stammen. Sind doch selbst die Grabreliefs vertreten, und zwar so stark, dass für das
von der Wiener Akademio herausgegebene Werk etwa 200 Stück photographirt wurden.
Manche der Antiken gehörten ursprünglich der bis zum September 1837 in Aeginn
befindlichen Sammlung an ; andere sind der grösseren Sicherheit wegen aus der Stadt und
den am südlichen Abhänge der Burg befindlichen Anlagen auf diese hinaufgebracht.
Unter den aus dem Dionysischen Theater stammenden, welche, so viel ich habe ge-
wahren können, möglichst zusammengestellt sind, gewahrt man auch jene selbst durch
Gypsabgüsse (auch hier in Göttingen; bekannten Rcliefplattcn mit je einer Tänzerin,
deren eine sich nahezu auf einem Korinthischen Spiegel wiederholt, vgl. Rev. arch. Fr.
1868, pl. I, n. 2. Die Rciiefdarstellung auf einer au der N.-O.-Ecke des Parthenon
aufgestellten kleinen Basis aus dem Üdeion des Herodes (Schillbach a. a. 0. S. 2C,
Schöne »Gr. Rel. n. 100), welche auch deshalb von Interesse ist, weil sie es wahr-
scheinlich macht, dass sich in diesem Gebäude auch Monumente befanden, die bedeutend
älter sind als es selbst, harrt wie Schöne S. 54 mit Recht bemerkt, noch der genügenden
Erklärung. Die nicht unter Dach und Fach untergebrachten Antiken befinden sich —
zuweilen mit Trennung zusammengehörender Stücke aufgestellt, vgl. z. B. Schöne a.
a. 0. S. 38, n. 69) — meist in der Nähe des Wächterhäuschens dicht beim Eingang zur
Akropolis (von wober Conze 1865 in Nuov. Memor. d. Inst. arch. tav. XII, B ein in-
teressantes archaistisches Relief bekannt machte) ; ferner innerhalb der Propyläen und
der Pinakothek, rechts von dem Zugänge, der aus den Propyläen auf den inneren
Raum der Akropolis führt, innerhalb des Parthenon (die meisten der in Athen ge-
bliebenen losen Friesplatten von diesem Gebäude) und auf den Stufen desselben,
endlich auf den Stufen des Erechtheion. Ausserdem findet man auf dem inneren Raum
der Burg einzelne Sculpturen hio und da zerstreut aufgestellt oder am Boden liegend,
zum Theil in dem wirren Trümmerhaufen ganz versteckt. Eins von diesen hat so
eben Stark »Gr. Or.«, S. 348 zur Kunde gebracht. Nicht weit vom Erechtheion
gewahrt man ein Relief, welches nicht seines Kunstverdienstes wegen, aber doch des-
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FRIEDRICH WIESELER,
bnlb, weil die Darstellung eine von den meisten der au: der Akropolis aufbewahrten
Reliefs abweichende, ausserdem an sich interressante ist, eine kurze Erwähnung ver-
dient. Gebhardt hat dieselbe mit folgenden Worten notirt: »Ein Knabe mit einem
Rollwagen wehrt einer Ziege, im Weinlaube daneben sitzt ein (sehr klein gerathencr)
Knabe, der Trauben pflückt: der Korb hüngt im Baume.« Das chirnmaxium ist mir
als Kinderspielzcug nur von zwei anderen Steinreliefs her bekannt, welche sich beide
zu Athen befinden, vgl. Pcrvanoglu »Grabsteine« S. 33, n. 5, und S. 34, n. 15 (wenn
es sich hier nicht etwa um dasselbe Werk handelt, von welchem die Rede ist), wäh-
rend es als solches mehrfach auf bemalten Vasen vorkommt und als von Anderen
gezogenes Knabengefährte auch in einer Terracotta und auf einigen Steinreliefs zu
finden ist, vgl. 0. Jahn Ber. d. K. Sachs. Ges. d. Wissensch. 1854, S. 248 fg. und
Arch. Ztg. XIX, 18G1, S. 204 fg. Uebcrraschend war es mir den von Conze in der
Arch. Ztg. 1864, Taf : CLXXXVII in seinem damaligen Zustande abbildlich mitge-
tbeilten und besprochenen, von U. Köhler in dem Aich. Anz. 1866, S. 169 kurz be-
rührten, von Pcrvanoglu mit Angabe der später gefundenen Bruchstücke im Bull. d.
Inst. arch. 1867, p. 76 fg. behandelten kalbtrngenden Ilermes neben der Thür des
Häuschens hinter dem Erechtheion aussen an die Wand angelehnt zu finden , während
ihn Stark (a. a. 0. S. 347) als in der Nähe des Wächterhäuschens am Eingang in
dieAkropolis aufgestellt erwähnt, wo ich allerdings auch ein interessantes archaisches
Werk vorfand, das gewöhnlich auf Hermes bezogen wird, nämlich die (von Stark nicht
angeführte) fragmentirte Reliefdarstellung , welche wiederholt, zuletzt von Conze in
den Memor. d. Inst. arch. t. XIII, A, herausgegeben und jetzt auch in Gypsabgüssen
(auch nach Göttingen bin) verbreitet und später namentlich von C. Friederichs »Ber-
lins ant. Bildw.« I, n. 18 und Benndorf in den Gotting, gel. Anz. 1870, S. 1564 fg.
besprochen ist. Hinsichtlich jenes statuarischen Bruchstückes wäre eine genaue Ab-
bildung und eingehende Behandlung sehr wünschenswert!]. Während meiner Reise
erfuhr ich gelegentlich, dass ein berühmter Vertreter der christlichen Archäologie in
Rom die betreffende Hermesstatue als guten Hirten für seine Domäne in Anspruch
nehme, wie denn ja auch Stephani — dem offenbar die ebenerwähnten späteren Be-
sprechungen nicht erinnerlich waren — sie wegen des »Hymettischcn Marmors« und
der Vertiefung der Augensterne der Römischen Zeit zuschreibt. Ein anderes Werk,
das gelegentlich auch weiterer Behandlung empfohlen werden möge, befindet sich
an keiner so augenfälligen Stelle, sondern innerhalb eines, wenn auch unbedeckten,
so doch geschlossenen Raumes, wo es leicht unbeachtet bleiben kann. Es ist jenes
durch die Abbildungen bei Stephani »Ausr. Herakles« Taf. \ II , n. 2, und Le Bau
Mon. fig. pl. 44 bekannte, in der Pinakothek aufbewahrte, ausser Stephani a. a. 0-
S. 68, n. 12, auch von Anderen, zuletzt von Friederichs »Berlins ant. Bildw.« I, n.
390 besprochene Votivrelief an Kybelo , welches sich von den in Athen so zahlreichen
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 85
Denkmälern dieses Gegenstandes dadurch unterscheidet , dass »unter einem Giebel
zweimal dieselbe Göttin mit nur leichter Veränderung dargestellt ist«, während C.
Bötticher nicht die Göttin selbst, sondern Priesterinnen derselben erkannt wissen
wollte , und Gerbard annahm , dass es sich um die Bilder zweier gleichartiger , aber
an verschiedener OertHchkeit gefeierten metroischen Culte handele (Arch. Anz. 1864,
S. 198 fg.) In demselben Räume trifit man — um das für diejenigen, welche sich
um die Grabmonumente besonders bekümmern, nebenbei zu bemerken — das Bruch-
stück einer jener nicht ebenen seltenen mit Ornamenten reich ausgestatteten Marmorvasen,
welches die nur ausnahmsweise verkommende Eigenthümlichkeit zeigt, dass vorn auf
dem Bauche eine bildliche Darstellung angebracht ist. Unter den Propyläen ist ein
Fragment eingemauert, enthaltend einen rechten Fuss nach r., darüber ein Stück Gewand
bis zum Knöchel, rücksichtlich dessen Benndorf in den G. g. Anz. 1870, S. 1563 fg.
bemerkt hat, dass es zu demselben Monumente gehörte, wie die bekannte sogenannt«
wagenbesteigende Frau und der obenerwähnte »Hermes« , vcrmuthlich zu der Figur
jener Frau selbst. — Von den vier bedeckten Räumen der Akropolis, in denen Antiken
geborgen sind, enthalten drei, so viel ich weiss, nur Marmorsachen, namentlich Sculp-
turen: das Wächterhäuschen, der Tempel der Nike, die Cisterne bei dem Erechtheion.
Ceber den Inhalt des Wächterhäuschens werden wir nächstens Genaueres durch Hey-
demann erfahren. Ein interessantes Votivrelief, welches früher in der Stoa Hadrians
aufbewahrt wurde und schon vorlängst in der Exp. scient. de Moree III, pl. 48, 1
abgebildet ist, hat jüngst Schöne »Gr. RcU n. 108 besser herausgegeben. Von dem
Inhalte des Niketempels ist schon oben, S. 60, die Rede gewesen. Die Cisterne, in
welcher weiland Pittakis >alle kleineren, so wohl plastischen als inschriftlichen Reste
aufgehäuft hatte, so dass man die meisten davon nicht einmal sehen, geschweige denn
Btudiren konnte,» ist freilich seit 1865 lange nicht mehr so überfüllt, aber auch jetzt
keineswegs zu genügender Betrachtung ihres Inhaltes geeignet. Man findet dort Re-
liefs, Ornamente, ein schönes Pferdebein, Inschriften. Von den Votivreliefs , die er
in der Cisterne antraf, hat jüngst Schöne a. a. 0. n. 69 u. 85 ein Paar herausgegeben.
Dazu kommt nach Matz Gött. gel. Anz. 1873, S. 333 fg. jetzt auch das bei Schöne
unter n. 68 abgebildete winzige, aber in sachlicher Beziehung interessante Bruchstück
und ein anderes »ringsum gebrochenes, sehr abgeriebenes« nicht minder interessantes,
welches dem bei Schöne n. 118 abgebildeten, auf den Stufen der Nordseite des Par-
thenon aufgestellten insofern entspricht, als der auf den bekannten Reliefs mit dem
Weiber zum Reigen führenden Hermes vorkommende Repräsentant der Flüsse und
Quellen nicht bloss durch eine Maske oder einen Kopf mit Hörnern, sondern auch
durch den Vordertheil eines Stierkörpers bezeichnet ist, dabei aber dadurch abweicht,
dass es den nackten, an Kopf und Beinen stark verstümmelten Hermes den Flussgott
am linken Home packend zeigt. Das Häuschen hinter dem Erechtheion diente schon
FRIEDRICH WIESELER,
seit 1835 zur Unterbringung der in den Besitz des Staats gelangten Vasen und anderer
Antiken geringerer Dimensionen, unter denen besonders die hervorzuheben sind, welche
durch die von Ross, Schaubert und Hansen geleiteten Ausgrabungen auf der Akro-
polis geliefert wurden (Ross Arch. Aufs. I, S. 72 fg.), und wurde so im J. 1837 mit
einem Theile des betreffenden Vorraths des Museums in Aegina bedacht. Noch im
Jahre 1861, als ihm schon die Sammlung im Cultusministcrium und die der archäolo-
gischen Gesellschaft Coneurrenz zu machen anfingen, konnte es als Hauptmuseum für
kleinere Alterthümer bezeichnet werden von Ad. Michaelis, der im Arch. Anz. 1861,
S. 197 fg. Vasen von den verschiedensten Perioden, Stilgattungen und Formen aus
ihm signalisirt. Einiges der Art findet man auch bei de Saulcy in der Rev. arch.
Fr. 1845, I, p. 276, und von Gerhard Ann. do Inst. arch. IX, p. 135, so wie von
Welcher »A. Dcnkm.« IV, S. 181 nacli früherer Kenntnissnahme erwähnt. Zwei Le-
kythoi, die nach Benndorf vermutldich aus Aegina herübergekommen sind, bat dieser
jüngst in den Gr. u. Sic. Vasenbild. Taf. XXII, 2, u. XXIII, 1 herausgegeben. Ausser
den Vasen waren schon frühzeitig verschiedene Stücke aus gebranntem Thon, zum
grossen Theil auch durch die Befärbung von Interesse , darunter jener von Rosa a.
a. 0. Taf. VIII herausgegebene Stirnziegel mit dem Medusenhaupt, und von Bronze
(z. B. der barocke Kentaur in den Dcnkm. d. a. Kunst II, 47, 592 und bei Boss
a. a. 0. Taf. VI) vorhanden. Dieser Vorrath wurde — abgesehen von einzelnen Stü-
cken, wie von dem bronzenen Schiffe, welches man im Erechtheion entdeckte (Rhuso-
pulos *Aqx- ty- 1862, S. 81 fg.) — bedeutend vermehrt durch die reichen und ma-
nichfaltigen Funde, welche man in den J. 1864 u. 1865 auf der Burg machte
(Brunn nach Decharme und Pervanoglu im Bull, de Inst. arch. 1864, p. 84 fg., Per-
vanoglu ebenda p. 132 fg. und in dems. Bull. 1854, p. 72. fg.). Sie enthielten na-
mentlich mehr oder minder grosse Fragmente, zum Theil mit Inschriften, von bemalten
Platten undGefässen aus Thon, welcho als Weihgeschenke armer Leute auf die Akro-
polis kamen, Terracotten, Lampen (auch vieldochtigo) und Bronzestatuetten und andere
Sachen ans Bronze und Blei. Die Bruchstücke der Pinakes hat Benndorf a. a. 0.
Taf. V, Fragmente von Vasen (darunter auch eins mit dem Namen des Töpfers und
Malers Nearchos, Taf. X fg., Scherben mit Inschriften, Taf. XXVIU fg., in anerken-
nenswerther Weise herausgegeben. Sie sind manigfach belehrend. Ganz besonders
interessant würde es sein, wenn Benndorfs Meinung (S. 50), dass das auf Taf. XXIX,
n. 10 abgebildete Stück ein Ostrakon mit dem Namen des zu Verbannenden sei,
ganz unzweifelhaft wäre. Ein Reliefbruchstück von gebranntem Thon mit deutlichen
Farbenspuren findet sich auch bei Schöne a. a. 0. n. 136. Eben während des Druckes
dieser Abhandlung kommt mir Jahrgg. XXXI, II. IV der Arch. Ztg. in die Hände,
wo ein Bild von einer rothfigurigen Attischen Vase des vollendeten Stils von G.
Hirschfeld auf Taf. 14 herausgegeben u. S. 123 kurz besprochen ist, welches die sei-
ARCFIÄOLOGISCIIER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 87
tene Darstellung des Satyrn oder Silene züchtigenden Dionysos enthält. Interessant
ist auch die dickschaftk-o Lanze, mit welcher der Gott die Züchtigung verrichtet, da
der Thyrsolonchos in ähnlicher Gestalt unseres Wissens erst aus späteren Bildwerken
bekannt ist (Denkra. d. a. Kunst H, 441, 551, 613). Ob der Gegenstand der Dar-
stellnng dem Bühnenspiel entlehnt sei, muss dahingestellt bleiben. Die Kleidung des
Gottes spricht durchaus nicht dafür, eben so wenig als die ähnliche auf dem Vasen-
bilde aus Gela in den D. a. K. II, 196. Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Wis-
senschaft noch manchen Nutzen ziehen wird, wenn die Sachen erst gehörig gesondert
und bequem aufgestellt sein werden. Daneben fehlt es — abgesehen von den ge-
sondert aufbewahrten Friessculpturcn vom Erechthcion (Schöne n. 1 — 4f>} — auch
nicht an Werken aus Marmor. Schon K. 0. Müller Hess von der Marmorstatue eines
Satyrs eine Zeichnung nehmen, welche bei Schöll »Arch. Mittheil.- Taf. V, n. 11
herausgegeben, aber so unzulänglich ist, dass eine neue durchaus wünschenswerth
wäre. U. Köhler hat im Arch. Anz. 1664, S. 169 den Gedanken ausgesprochen, dass
das Motiv dem Apollo von Belvedero entnommen sei. Die oben erwähnten Ausgra-
bungen von 1865 haben Manches von fragmentirten Marmorwerken geliefert. Dahin
gehören wohl die zwei schönen Jünglingstorscn von feinem Marmor, welche ich in dem
unteren Räume sah, vcrgl. etwa Pervanoglu Bull. 1865, p. 75 fg. Ebenda befindet
sich ein Friesstück vom Parthenon, dem Festzug angehörend, mit deutlichen Spuren
rother Bemalung Deutliche Reste verschiedenfarbiger Bemalung zeigen sich auch auf
dem Relief bei Schöne n. 87 mit dem ganz naturalistisch wiedergegebenen Porträt
des ndorirenden Mannes. Ebenso findet man Nachhülfe von Seiten der Malerei, zum
Theil freilich nur indirect bekundet, bei zwei von demselben Gelehrten unter n. 83
u. 84 herausgegebenen mit den ältesten Reliefdarstellungen der Athena von der Burg
her, deren ersteres, eine Stufe des bedeutend vorgeschrittenen Archaismus repräsen-
tirendes, aber gewiss aus der Zeit vor Polyklet herrührendes, den Unterschied zwischen
Stand- und Spiel-Bein zeigt, während das andere als echt archaisches Werk beson-
ders merkwürdig ist (Matz a. a. 0. S. 331). Auch das ebenfalls die Athena betref-
fende Reliefbruchstück bei Schöne n. 92 befindet sich im Häuschen hinter dem Erech-
theion. — Achnlich verhält es sich mit den Antikendepots ausserhalb der Akropolis.
Während die Meisten derselben nur oder fast nur Stcinsculpturen und Inschriftsteine
enthalten , auf der Bibliothek nur Münzen und Bleie aufbewahrt werden , findet sich
nur in zwei Sammlungen eine grössere Anzahl von Bildwerken und Denkmälern der
verschiedenen Gattungen, welche man überhaupt in Athen antrifft: im Varvakion und
im Cultusministerium. Uober jene wird weiter unten ausführlicher die Rede sein.
Die Räume der Sammlung im Cultusministerium sind äusserst beschränkt und zu-
gleich zu Büreauzwecken in Anspruch genommen. So konnten nur Werke von ge-
ringen Dimensionen Aufnahme finden. Wenn auch der Bestand bald durch Heydc-
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FRIEDRICH WIESELER,
mann vollständiger und genauer bekannt werden wird, so wird es doch nicht
unzweckmässig sein, hier Folgendes zu bemerken. Unter den Sculpturen aus Marmor
befinden sich zwei wichtige statuarische Darstellungen der Pallas, die Ton Ch. Le-
normant ans Licht gezogene, öfters besprochene und abgebildete der Parthenos und
die zuletzt von 0. Jahn De antiq. Mincrvao simulacr. Att. t. III, 7 herausgegebene
von Melos, (woher auch ein Marmorkopf, nach Rhusopulos Bull. d. Inst. arch.
1866, p. 111, des Caracalla, stammt), und mehrere interessante ebenfalls schon be-
kannt gemachte Reliefdarstellungen, z. B. die neulich durch Schöne a. a. 0. n. 105
abbildlich mitgetheilte mit dem inschriftlich bezeugten Zeus Philios, die von Mi-
chaelis in den Ann. d. Inst. XXXV, 1863, tav. d'agg. L, n. 2 herausgegebene mit
Pan und den Hören und die entsprechende bei Schöne n. 117 fg. mit dem durch
das Kerykeion in der Rechten, wie schon Kekule Theseion n. 192 bemerkte, deut-
lich charakterisirten Hermes, der drei Frauen führt, und dem Kopfe des Acheloos.
Zu diesem letzten hatte sich kurz vor meiner Ankunft in Athen ein Pendant einge-
funden, ein Relief, welches auch innerhalb einer Grotto den Hermes drei Frauen
führend zeigt und davor einen Rundaltar, nicht aber den Flussgott köpf. Der Rund-
altar setzt ausser Zweifel, dass das, was auf den entsprechenden Darstellungen
als »Fels« oder »Erhöhung« oder »aufgeschütteter Steinhaufen« oder »aufgeschütteter
Omphalo8« gefasst ist, auch ein Altar sein soll. Uebrigens spricht auch Newton
in Gerhard's Arch. Anz. 1854, S. 512 fg. und in den Travels and discov. in the
Levant Vol. I, p. 122 fg. bezüglich des schönsten unter den zunächst stehenden Re-
liefs, des zu Gallipoli (welches noch A. Dumont Rapport sur un voy. archeol. en
Thrace, Miss, scient. VI, p. 408 fg. an diesem Orte vorfand), von einem »Altar« un-
terhalb des Pan. — Noch viel beträchtlicher als hinsichtlich der Marmore ist die
im Jahre 18C3 durch den Antikenbesitz der Königin Amalia (Bursian in dem Arch.
Anz. 1855, S. 54* fg., Michaelis ebda 1861, ö. 200*) und einige Vasen, die sieb früher
in einem unteren Zimmer des K. Schlosses befanden, an bemalten Thongefässen u. Ter-
racotten und durch die S. 73 erwähnte Bronzestatuette bereicherte Sammlung im Cultus-
ministerium in Betreu* der Bildwerke und Altertkümer anderen Materials; ja sie ent-
hält Manches, was selbst im Varvakion nicht gleich oder ähnlich zu finden ist. Auch
davon ist Mehreres in Griechischen (z. B. die bei Athen gefundene Triptolcmosvase
mit der Erklärung von Papasliotis in der *Aw «ty- 1856, auf der Taf. zu p. 1351)
und namentlich in Deutschen Werken herausgegeben, in der Arch. Ztg. (z. B. 1863,
Taf. CXXIII, 1 u. 2 und 1865, Taf. CXCIX, n. 3 = Jahn a. a. 0. III, 2 (die Vase von
Megara zuletzt besprochen von Pervanoglu in der Arch. Ztg. XXVI, 1869, S. 102 fg.),
in Conze's Melischen Vasen, in Benndorfs Griech. u. Sicil. Vasenbild, (zwei Votiv-
teller, Taf. VU u. VIII, 1, sechs weisse Lekythoi, Taf. XVI, 3, XVIII, 1, XIX, 1. u.
3, XXI, 1 u. 2. die aus dem Arch. Anz. 1863, S. 120* u. 234, bekannte Vase des
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ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 89
Exekias, Taf. XXX, II), in Schöne's Griech. Rel. (sechs Meli sehe Thonreliefs, n. 124,
125, 126, 128, 130, 134, und die Bruchstücke einer Büchse aus Elfenbein oder Knochen^
n. 149), auch in Heydemann's Vasenb. Ein interessantes Ostrakon, ein Bruchstück
einer Quittung enthaltend, hat Dumont Inscr. cor. p. 419 bekannt gemacht. Ver-
muthlich befindet Bich in der Sammlung auch der von Gerhard Ann. d. Inst. IX. p. 144
als dans le depot national befindlich erwähnte sehr schöne und wegen seiner Herkunft
aus Athen besonders beachtenswerte Scarabäus mit Orestes und Elektra. — lieber
die Münzsammlung in der Bibliothek, deren erste Anfänge schon auf das Jahr 1829,
da das Griechische Centraimuseum zu Aegina war, zurückgehen, werden unten in
Anm. 11 genauere Nachweise gegeben werden. — Unter den allein oder fast allein
Marmore enthaltenden Antikendepots älteren Datums in der Unterstadt ist das be-
deutendste das seit dem Anfange des Jahres 1835 bestehende in und bei dem The-
seion, hinsichtlich welches Kekulö's Schrift nur Weniges und Geringfügiges nachzu-
tragen oder zu berichtigen ermöglicht. Dann kommen die in dem Verschluss an
der sogen. Stoa Hadrians und im Thurm der Winde. Jenes datirt schon seit 1837
und erhielt bei seiner Begründung auch Einiges aus dem Centraimuseum zu Aegina. Es
ist schon in Pittakis 'Aqx- hnp>, 1837—1841, dann besonders in Schöll's Arch.
Mittheil, nach den hinterlassenen Papieren K. 0. Müller's (der Manches aus ihm zeichnen
liess, das in dem einzigen 1842 erschienenen Kupferhefte nicht zur Herausgahe ge-
kommen ist), in Kürze auch von de Saulcy in der Rev. arch. Fr. 1845, I, p. 269,
und eingehend mehrfach nach dem Bestände vor 1845 in Stephani's Proömieu zu
den ind. lect. der Dorpater Universität und in dessen > Ausruhendem Herakles« be-
rücksichtigt. Einiges, was früher in ihm aufbewahrt wurde, ist jetzt anderswo unter-
gebracht Der Thurm der Winde kam erst fast zehn Jahre später, 1846, zur Be-
nutzung. In beiden Depots (über welche wir bald durch Herdemann genauere Kunde
erhalten werden) befinden sich trota der Mangelhaftigkeit der — Räumlichkeit, in Folge
deren namentlich in der Stoa, wo die Alterthümer gar keinen Schutz gegen die Wit-
terung haben, während die zum Depot des Windethurms gehörenden doch nur zum
Theil unter freiem Himmel sind , die Farben an den Grabstelen und Grabvasen ent-
weder schon ganz zerstört sind oder der Verbleichung immer mehr entgegengehen,
(Ad. Michaelis in den Ber. d. K. Sachs. Ges. d. Wissensch, phil.-hist. CK. 1867, S.
113 fg.) — einzelne zum Theil allerdings erst in neuerer Zeit dahin gebrachte Stücke,
welchen erst vor Kurzem mehr oder weniger die verdiente Berücksichtigung zu Theil
geworden ist. So in der Stoa die vermuthlich aus dem vierten Jahrhundert v. Chr.
stammenden Friesbruchstücke von Lamia, die wir hier in Göttingen jetzt auch in
Abgüssen besitzen, mit Nereiden und Tri tonen , unter welchen sich einer mit dem
Dreizack befindet (um diese Einzelnheit gelegentlich zu signalisiren, als Nachtrag zu
der Comment. de diis Gr. Romanisque tridentem gerentibus, adn. 25. und ein
EuL-phü. CUissc. XIX. M
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FRIEDRICH WIESELER,
alterthümlicher männlicher Torso mit von den Achseln nach vorn herabfallenden
Haarflechten und Stützen vor der Brust,, die zum Halten der Hände gedient zu
haben scheinen. Es war mir interessant zu sehen , dass diese beiden Stücke,
welche meine Aufmerksamkeit vor allen erregten, auch von Stark S. 351 besonders
hervorgehoben sind. Aus dem Thurm der Winde gehören in jene Kategorie die von
Schöne »Gr. ReU Taf. XXIX, n. 122 u. 123 und Taf. XV, n. 74 publicirten Bruch-
stücke von Grabreliefs. Das erste, auf welches auch Trendelenburg im Bull. d. Inst,
arcb. 1872, p. 98 aufmerksam gemacht hat, ist in .kunsthistorischer Beziehung als
wirklich archaisches Werk und belehrender Pendant zu dem sogen. Leukothearelief
der Villa Albani von besonderer Wichtigkeit ; das zweite ist in kunsthistorischer, wegen
des etwas archaischen Typus des Kopfes, und zugleich auch in kunstgeographischer
Hinsicht von Belang, da es aus der Umgebung von Abdera stammt. Beide Stücke
sind auch in Gypsabgüssen zu haben (die sich u. A. in der Gotting. Samml. finden).
In beiden Depots fehlt es ausserdem nicht an schon seit längerer Zeit vorhandenen
Stücken, welche namentlich in gegenständlicher Hinsicht Interesse erregen. In der
Hadriansstoa sah ich die des Kopfs entbehrende, mit der mehrfach besprochenen männ-
lichen Statue aus Andros im Theseion, welche ich ebenso wie Kekulc »Thes.« n. 368 für
die des Hermes halte, zusammen gefundene weibliche Gewandstatue, die in der Rev.
arch. 1846, pl. 53, 1 abgebildet ist, und die drei einen Reigentanz um einen Cippus
ausführenden Hören (Stephani »Ausr. Herakl.« Taf. V. n. 4—6). Ebenda befindet
sich — irre ich nicht — das Weihrelief mit (Aka)demos und Theseus, welches
in der Arch. Ztg. 1845, Taf. XXXIII, n. 1 abgebildet ist. Unter den Grabdenk-
mälern, die besonders zahlreich sind (für das von der Wiener Akademie vorbereitete
Werk sind etwa 245 Stück photographirt) und schon vorlängst nicht bloss durch
Beschreibung, sondern auch durch Abbildung Berücksichtigung gefunden haben
(wir erwähnen vorläufig z. B. Exp. scient. de Moree T. IU, pl. 20. n. 1, 'Aqx- l<PnP-
n. 1002, Stephani Tit. Gr. P. III, tab. I, Le Bas Mon. fig. pl. 80), ziehen ausser
den mit Farbenschmuck -versehenen und einem wegen der seltenen Eigentümlichkeit,
dasB der Rosettenschmuck nicht an der Vorderseite, sondern an den beiden schmalen
Nebenseiten angebracht ist, (Kumanudis '^tr. imyQ. in. S. 15, Anm., *Aqx- l<fW-
1863, T. 43, n. 3 u. \ Lüders Arch. Ztg. 1873, S. 56), beachtenswerthen , so wie
einem, auf welchem in Flachrelief eine um die Stele gewundene Tänia dargestellt, wie
wir sie auf den Attischen Lekythoi mehrfach finden (Pervanoglu Gräbst, d. alt. Griech.
S. 13, a. 1), auch einige durch ihre Relicfdarstellungen die Aufmerksamkeit auf
sich. Hinsichtlich einer der betreffenden Stelen, welche durch die Abbildung in der
'Aqx- *VW- 1841, n. 721 und genauer durch die bessere in Stephani's Ausr. Herakles
Taf. VI, n. 1 bekannt ist, können wir uns begnügen, auf diesen a. a. O. S. 39 zu
verweisen. An einer anderen, fragmentirten, erblickt man vor dem in sein Himation
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gehüllten Verstorbenen eine kleine unbärtige Hertue (Conze Arcb. Anz. 1867, S. 102*
fg.)- Grösserer Figurenreichthum findet sich an dem hauptsächlich eine Eberjagd in
waldiger Gegend darstellenden Grabstein des ' *n*ui,lm,,,K Btpaut s, welcher schon in
der *Aqf AP?*»- Tom 18*L °* ^01 abgebildet und auch sonst besprochen ist, zu-
letzt von Pervanoglu Grabet, d. a. Gr. S. 44 fg. Hier gewahrt man an einem Baume,
neben welchem ein Ebervordertheil zum Vorschein kommt, zwei Hasen in einer Tasche
ähnlich aufgehängt, wie einer auf dem Vaticanischen Relief mit der fackoltragendcn
Artemis (Brunn Ann. d. Inst. XX, p. 436), welches nächstens in der dritten Aufl. der
D. a. K., II, 15, 166, a, herausgegeben werden wird. Pittakis, der die Herausgabe
des Reliefs besorgt hat, spricht freilich a. a. 0. der %Aq%. i<f-, p. 432 von vtoymts alyff,
auch Pervanoglu erwähnt a. a. 0. »eine (so!) Ziege.« Aber schon der Verfertiger
jener Abbildung hat richtiger gesehen. Das Geräth anlangend, so glaubt Pittakis
in demselben das axtvoe notfuyuöv aavtvXa wiederfinden zu können, welches noch
jetzt in Griechenland in der dargestellten Weise gebraucht werde, um junge Thiere
vor den Nachstellungen durch reißsende Thiere zu schützen. Die Bemerkung ist im-
merhin interessant, wenn es auch sowohl durch den Umstand, dass die Jungen auf
dem Relief nicht zu den zahmen , Bondern zu den wilden Thieren gehören , als auch
durch die Vergleichung des Römischen Reliefs zu Tage tritt, dass es sich um eine
Weihgabe an Artemis handelt. Noch figurenreicher ist das auch aus Römischer Zeit
stammende Sepulcralrclief, welches Conze in der Arch. Ztg. 1871, Taf. 49 bekannt
gemacht und S. 81 fg. erklärt hat. Wie hier Herakles und Eroten dargestellt sind,
so kommen auch auf anderen Grabreliefs der Sammlung mythologische Figuren vor,
nicht bloss die zur Genüge von Gräbern her bekannten Sirenen, wie auf den Stelen,
welche unter Anderen Conze in Leutscb's Piniol. XVII, 1861, Taf. I, 1. 2 abbildlich
mitgetheilt hat, sondern auch Bellerophon auf geflügeltem Pegasos dicht unter einem
Baum, wenn Pervanoglu a. a. 0., S. 78 nicht irrt. — Im Thurm der Winde traf ich
die beiden auch wegen der Gleichheit ihrer bildlichen Darstellungen beachtenswerthen
Altäre aus dem Cybeledienste. welche zuletzt und am genauesten von Conze in Ger-
hard's Arch. Ztg. XXI, 1863, S. 74 fg. und Arch. Anz. 1867, S. 10* fg. behandelt
sind, und von denen der schon längere Zeit bekannte, welcher früher einmal in der
Hadriansstoa aufbewahrt wurde, auch genügend auf Taf. CLXXVI. U.W VII abge-
bildet ist. Die »kleinen ringförmigen Hängeleuchter, circuli, finden sich, um das
gelegentlich zu bemerken, auch auf dem Silberbecher des Ant.-Cab. zu Wien bei Ar-
neth Gold- u. Silbermon , Taf. S. VII, n. 90, und zwar ebenso an Guirlanden auf-
gehängt. Schon seit längerer Zeit befindet sich ebenda ein Fries mit der Darstellung
von fünf nackten Eroten mit grossen Flügeln , die von rechts nach links schreiten.
Der erste trägt einen Candelaber, der zweite eine Prochus, der dritte desgleichen,
der vierte einen Candelaber, der fünfte eine Prochus; die linke Hand fasst jedesmal
M *
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FRIEDRICH WIESELER,
eine Schale, welche in Brusthöhe dicht an den Körper gehalten wird; vgl. Perva-
noglu im Arch. Anz. 1861, S. 231* welcher irrig vermuthet, dass das Relief das schon
bei Stuart Ant. of Ath. II, Ch. IV, p. 29 publicirte sei. Ein Reliefbruchstück mit der ei-
nen Sieger bekränzenden Athene hat Schöne n. 74 herausgegeben. Ein anderes Re-
lief zeigt das Bruchstück eines Mannes bis zum Oberschenkel; er steht, mit einem
Bimation bekleidet, baarbeinig zwischen einem von einer Schlange umwundenen Rund-
altar, mit einer Fackel daran, und einer Rundsäule. Von den Grabstelen, deren Conze
44 hat photographiren lassen, sei nur noch eine 2' hohe, l'/s' breite erwähnt, die
bei mittelmässiger Arbeit ein hübsches Motiv zeigt: vor der sitzenden Verstorbenen
steht ihr Söhnlein, das sie streicheln will, ihr Töchterlein schmiegt sich an ihr Knie,
der stehende Mann reicht ihr die Hand (wie Gebhardt notirt hat).
IG) Die meisten der schon in das Museum an der Patissiastrasse gebrachten
Ueberreste des Alterthums befanden sich unter freiem Himmel aufgestellt oder her-
umliegend. Unter dem, was mir zu Gesicht kam, erregte ganz besonders meine Auf-
merksamkeit eine aus dem Peloponnes stammende archaische weibliche Sitzstatue aus
dunkelem Stein ohne Kopf mit der auf die Dargestellte bezüglichen Inschrift OME>A
d. i. 'Ari/ow, einem Namen, über welchen jüngst noch R. Förster in der Arch. Ztg. 1872,
S. 139 gesprochen hat. Es ist dasselbe Werk, welches ich so eben, da ich im Be-
griff bin diese Schrift abzuschließen, von Carl Curtius in der Arch. Ztg. XXXI, 1873,
S. 110 fg. ausführlicher besprochen finde, der es im Februar 1S70 vor dem Khane
an der Frankobrysis an der Strasse zwischen Megalopolis und Tripolitza vorfand.
WennG. Hirschfeld an C. Curtius berichtete, dass der zweite Buchstabe der Inschrift
(deren übrige Buchstaben wegen Mangels an Typen auch hier im Druck nicht genan
wiedergegeben werden konnten) die Form 3 habe, so glaube ich mich auf W. Geb-
hardts abweichende Angabe verlassen zu können. Auch eine andere durch ihre In-
schrift und zudem noch durch manche Eigentümlichkeit der Darstellung beachtens-
werthe fragmentirte Statue fanden wir im Patissiamuseum vor: jene im J. 1869 aus
den Ausgrabungen der Stoa des Attalos hervorgegangene mit der auf Iason den
Athenäer als Verfertiger lautenden Inschrift, welche Gurlitt im Bullett. d. Inst arch.
1869, p. 161 fg. zur Kunde gebracht hat, nebst dorn zugleich an derselben Stelle auf-
gefundenen Statuenfragmente. Dem Vernehmen nach besitzt Gaedechens von jenem
Werke eine Zeichnung, deren baldige Hcrausgabo wünschenswert!) wäre. Dazu kommt
jetzt als besonders interessante Grabstelo die eben von 0. Lüders in der Arch. Ztg.
a. a. O. S. 94 fg. u. Taf. 7, n. 3 besprochene und abbildlich mitgetheilte aus der
Umgegend von Athen stammende, namentlich wenn das dargestellte Kind wirklich als
Mädchen zu betrachten sein sollte, wofür weder die Anordnung des Haars noch die
Andeutung der Brüste entschieden zeugt, während das Mangeln eines svdvpa (welches
schwerlich auf die von dem Herausgeber beliebte Weise erklärt werden kann) neben
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 93
der Zutheilung eines inlßlLqpa eher für einen Knaben spricht. Dass eine moqIoxi) wie
eine yw$ ttitla angezogen ist, kommt mehrfach vor: Rhusopulos 'Äfft. itf. 1862, p.
247 kennt freilich nur zwei Beispiele. Besonders interessant ist die Grabvase in der
*Aq%- hw- n- 890, wo ein allerdings etwas älteres Mädchen und ein nackter Knabe
bedeutend geringeren Alters vor der sitzenden Mutter stehen. Ueberall muss seit
meiner Abreise die Zahl beachtens werther Grabmonumente sehr zugenommen haben,
da dem Vernehmen nach unter den von Conze veranlassten Photographien »das neue
Museum« mit 93 Stücken vertreten ist. Einige Nachweise in dieser Beziehung bei
Loiting in den oben Anm. 8 anget. Berichten. Gross war schon früher die Zahl jener
als Rundsäulen gestalteten, meist nur mit Namensinschrift versehenen einfachen
Grabstelen. Auch zwei durch ihre Grösse imponirende und mit den dazu gehörenden
Deckeln versehene Sarkophag© waren vorbanden, deren bildliche Verzierung in
Guirlanden, Sphinxen und Jagden besteht, wie sie aus Römischer Zeit bekannt ist.
Unter den Inschriftsteinen befindet sich der am Lykabcttos gefundene mit der zuerst
durch die A$r*l vom 21 Septb. 1870 bekannt gewordenen Prytaneninschrift aus dem
fünfzehnten Jahre nach der ersten Anwesenheit Hadrians, worüber Genaueres bei Hirsch-
feld Bullett. d. Inst. arch. 1872, p. 118 fg., und das jüngst aufgefundene Postament
mit der auf einen Zehnten nn Apollon lautenden Inschrift (Kumanudis im AQHNAION,
I 12, 1872, p. 172, u. 0. Lüdere Bull. d. Inst. arch. 1872, p. p. 267, 10). üeber
eine andere interessante Inschrift s. unten Anm. 18, S. 95.
17) Ich ward auf den Finlay'schen Garten schon vor meiner Reise nach Griechen,
land aufmerksam durch die mir von Fr. Matz mitgetheilte Notiz, dass sich in jenem
die Marmorvase mit der von Stuart bekannt gemachten, in den Denkm. d. a. Kunst
H, 22, 239, wiederholten Marsyasdarstellung befinde. Auf meinen Wunsch schickte
mir Lolling eine Zeichnung und Beschreibung. Nach meiner Rückkehr fand ich eine
von Heydemann veranlasste, wesentlich entsprechende Beschreibung durch 0. Lüders
in der Arch. Ztg. XXX, 1873, S. 96. Von den auf der früheren Abbildung darge-
stellten Flöten habe auch ich keine Spur gewahrt. — Ueber den sonstigen Besitz
Finlay's an Gegenständen aus dem claBsiscben Alterthum: unten Anm. 23.
18) Bei dem Deutschen Gesandten, Herrn von Wagner, sah ich an Antiken eine
vor Kurzem gefundene Statuette der Aphrodite mit (nach alten Spuren ergänztem)
Eros auf der linken Achsel: Kopf modern, schöne Gewandung, aus der besten Zeit;
ferner eine gleichfalls nicht lebensgroße Statue, welche mit dem rechten Fusse hoch
auftritt, in der einen Hand einen (wohl ergänzten) Rocken und die andere Hand so hält,
dass man zunächst an Spinnen denkt; endlich einen sehr interessanten weiblichen
Kopf mit Spuren von Farbe an den Augen und Haaren, von eigentümlich schwer-
müthigem Ausdruck im Gesicht, eher Persephone als Demeter darstellend, da die
Bildung nicht« Matronalcs hat, wenn einmal zwischen beiden Göttinnen gewählt
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FRIEDRICH WIESELER,
werden soll. — Der Russische Gesandte, Herr von Siburofl, besitzt mehrere Marmor-
köpfe, die sehr beachtenswert!) sind, namentlich ein aus Tanagra stammender weib-
licher, etwa auf eine jugendliche mädchenhatte Göttin bezüglicher, an welchem das
Gesicht vollkommen ausgearbeitet ist, das Haar aber noch nicht, auch von der Tänia,
welche über die Stirn hinlaufen und das Haar umgeben sollte, nur eine Partie vorn
über der Stirn und zu beidon Seiten des Kopfes angedeutet ist; ausserdem noch ein
grösserer Kopf eines verschleierten Weibes (• Demeter <?). Von ganz besonderer
Schönheit ist der Torso einer männlichen, vermuthlich dem Knabenalter angehörenden
Figur, wolcbe den rechten Arm gehoben hielt (ob über den Kopf hinV), den linken
senkte und das linke Bein vorsetzte. Aus der Classe des erhabenen Bildwerks fand
ich einige Grabreliefs und noch mehrere Votivrelicfs vor; unter diesen einige recht
interessante. Ein aus Megara gekommenes, auf rohem Steine ausgeführtes zeigt em
zweites neues Beispiel jener schon oben S. 11 berührten durch mehrere Exemplare
bekannten Darstellung: zumeist nach links, vom Beschauer, Pan über seiner Grotte,
dann Hermes (ohne besondere Attribute) mit den drei schreitenden Nymphen, davor
einen Altar aus rohen Steinen, zumeist nach rechts den Kopf des Flussgottes. Von
einem recht hübschen Votivrelief sind zwei Adoranten erhalten, die bis zu einem ge-
wissen Grade an die Reiter vom Parthenonfries erinnern, unter ihnen die Inschrift
(») £0 1. Die Reiter erheben die eine Hand. Ein Votivrelief hat die Inschrift
( K) AAAITEAH2 AAESIMAXQ1 AXEGHKEN (der Anfangsbuchstabe des ersten
Namens ist abgeschabt, die angedeutete Ergänzung Lolling's, der auf meinen'
Wunsch die Inschrift genau untersucht hat, ist indessen unzweifelhaft; der vierte
Buchstabe des zweiten Namens ist trotz einiger Beschädigung als E deutlich zu er-
kennen; das 11 hat die Form |- . Leider habe ich über die Herkunft des Reliefs
nichts vernommen. KaXXnil^ sowohl als auch %Ai*Sttuqpi sind Namen, die wir
aus Attika und anderswoher kennen. Aber aller Wahrscheinlichkeit nach war Alex-
imachos kein heroisirtcr Sterblicher, sondern eins jener häufig auch als Heroen be-
zeichneten Wesen, wie Tcichophylax bei Hesychios, Phylakos zu Delphi (Pausan. X, 8,
4, Herodot. VIII, 39), Promachos zu Psophis (Pausan. VIU, 24, 3) und Andere, über
welche zu vergl. Welcker Gr. Göttcrlchre III, S. 282 fg.) Es zeigt zumeist nach
links einen Krieger mit Ross, vor ihm nach rechts, auch in grösseren Dimensionen
ausgeführt, einen alten Mann und eine weibliche Figur, wie es scheint, eine Jung-
frau, die dem Krieger in die von seiner Rechten hingehaltene Patera einzuschenken
im Begriff ist, dann zumeist nach rechts zwei kleinere adorirende Figuren. Auf einer
anderen merkwürdigen Reliefplatte findet sich bloss ein siebenstrahligcr Stern in ei-
nem (nach oben offenen) Halbmond dargestellt. Daruuter steht eine längere Inschrift,
in welcher der »Priester Bekleider der Isis und des Serapis Aurelios Epaphrodeitos«
von sich sagt, dass er das Werk »dem himmlischen Monde geweiht habe.« Der
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND.
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Griechische Text ist kürzlich von mir in den Nachrichten d. K. Ges. d. Wissensch,
zu Göttingen 1874, S. 14 fg. mitgetheilt nnd erläutert. In Folge nachträglich ein-
gezogener Erkundigung höre ich dass die Relicfplatto Athenischer Herkunft sei. So-
mit wird man unwillkürlich an den Aurelios Epaphrodeitos erinnert, wolcher auf dem
bekannten Sarkophag Ton Wiltonhouse (Denkm. d. a. K. U, 10, 117) genannt ist,
zumal da jüngst R. Förster »Der Raub und die Rückkehr der Persephone« S. 264 die
letzthin angezweifelte Auffindung dieses bei Athen dargethan hat. Ausserdem schreibt
mir Dr. Lolling über die Saburoffsche Roliefplatte : »die Inschrift erinnert an eine
andere auf rothem granitartigen Marmor aus später Zeit, welche sich jetzt beim Pa-
tissiamuscuni befindet und bei P. Foucart in dessen jünst erschienener Schrift »Des
assoc. relig. chez les Grecs« p. 219 mitgetheilt ist. Die genaueste Copie dieser in-
teressanten Inschrift ist jetzt in Dittenberger's Besitz, für welchen sie von Dr. Lüders
angefertigt wurde<. Das allermerkwürdigste aber ist ein etwa dreiviertelkreisförmiges,
unten gradlinig abgeschnittenes Relief, welches innerhalb einer Grotte unten in der
Mitto einen bärtigen Menschenkopf mit Stier-Hörnern und Ohren, wie er dem Dio-
nysos und den Flussgöttern zugeschrieben wird, ohne Zweifel den des Achcloos, auf
einem Tische stehend zeigt, und darüber im Kreise herum sieben Figuren, unter
denen man oben in der Mitte Zeus und recht« von ihm Pan leicht erkennt Eine genauere
Beschreibung und Erklärung der Darstellung werde ich bald in einer besonderen, dem
laufenden Jahrgange der Schriften der Gotting. Soc. d. Wissensch, einzuverleibenden
Abhandlung zu geben versuchen, da der Herr Besitzer des Reliefs sich freundlichst
erbot, dasselbe behufs einer Publication, deren es sehr werth ist, für mich abformen
zu lassen und seinem Erbieten schon vor der Drucklegung dieser Schrift Folge geleistet
hat — Ausser diesen mir leider erst am Tage meiner Abreise von Athen zu Gesicht
gekommenen Marmorwerken besitzt Hr. von SaburofT noch höchst interessante Sta-
tuetten und Vasen aus Thon, wie ich so eben durch Dr. Lolling erfahre. Zur Zeit
meines Aufenthalts wird das Wichtigste wenigstens noch nicht vorhanden gewesen
sein. Das ist ein Theil (etwa 20 — 30 Stück) jener »seit dem Anfange des Sommers
vorigen Jahrs zu Tanagra entdeckten kleinen, den Todten mit ins Grab gelegten Fi-
guren aus gebrannter Erde« , über welche ein so eben erschienener Aufsatz v. 0.
Lüders in der Wochenschrift »Im neuen Reich« 1874, Nr. 5, S. 178 handelt. Die
Athenische Privatsammlung, in welcher sich »die vollendetste Gruppe« befindet, die
von Lüders ausführlicher besprochen wird, ist eben die des Hrn. von SaburofT. Da mir
durch die Güte desselben zum Behuf der Erklärung cino freilich keineswegs vollkom-
mene Photographie der Gruppe überschickt worden ist, so habe ich diese als Vignette
auf S. 63 abbilden lassen und will sie zunächst etwas eingehender behandeln. Lü-
ders beschreibt und deutet sie folgendermassen. »Auf einem braunen Lehnstuhl mit
breiter bequem geschweifter Rückenlehne sitzt auf einem himmelblauen Polster eine
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FRIEDRICH WIESELER,
jugendliche Frau in rosenrothem Kleid, das die Arme völlig uackt lässt; die Füsse
ruhen auf einem Schemel. Mit der rechten Hand stützt sie auf das rechte Knie einen
braunen Stab, der durch einen fast an der Spitze über der Hand befindlichen runden
Knauf von gleicher Farbe hindurchgeht, vermuthlich der obere Theil einer Spindel.
Sie wendet den Kopf etwas geneigt nach einem nackten Erosputten mit goldenen
Flügeln hin, der sie lächelnd anblickend in ihrem Unken Arme ruht. Um den linken
Oberarm trägt sie eine goldene Spange, in den Ohren goldene Gehänge. Vielleicht
(wenn nämlich unsere Erklärung des mit der rechten Hand aufgestützten Gegenstandes
richtig ist), ist die alte Erzählung des in der Griechischen Literatur aus Sappbo be-
kannten, übrigens bei allen Nationen wiederkehrenden Volkslieds dargestellt von dem
Mädchen, das spinnen wollte und dem dann das Rädchen stockte, weil ihr Herz mit
andern Dingen beschäftigt war. An Aphrodite und Eros ist gewiss nicht zu denken«.
Hierzu bemerkt Dr. Lolling; »Die Grösse der Gruppe beträgt etwa 0,18. Die
Hände der Frau sind ungeschickte Arbeit, plump und grob. Am meisten Sorgfalt
ist, wie auch bei den anderen Tanagräischen Terracotten, auf das Gesicht verwandt.
Die Haare der Frau haben eine blassrothe Farbe und waren wohl ursprünglich
vergoldet.« (Schon Lüders bemerkt »das Haar ist an fast allen Frauenköpfen
jetzt roth , da aber mehrfach deutliche Spuren von äusserst feinen Golddrähten
sichtbar sind, so dürfte das Roth wohl nur die Grundfarbe für eine regelmässig durch-
geführt gewesene Vergoldung der Haare sein«). »Ein Stück vom Gewände der Frau,
das vom rechten Knie abwärts laufende, ist noch jetzt rosenrot Ii. An der Fussbe-
kleidung der Frau sind Reste hellrother Farbe erhalten. Um das Gewand derselben
lief ein breiter rother Saum. Das Kissen auf ihrem Sessel war roth und blau, wie
noch ziemlich bedeutende Reste dieser Farben zeigen. Die Flügel des Eros sind
blau; ich kann nicht entscheiden, ob sie ursprünglich vergoldet waren. Die von Dr.
Lüders gegebene Erklärung kann ich nicht annehmen, weil erstens der von der Frau
mit der rechten Hand aufgestützte Gegenstand keine Spindel, sondern eher ein Spiel-
zeug ist. dessen ihm unerklärliche Bewegung den Eros so erschreckt haben mag. dass
er voll Bestürzung in den Arm der Frau geflohen ist, und zweitens der Ausdruck
im Gesichte des Eros wie auch die ganze Darstellung nicht dazu passt«. Er fügt
noch hinzu: »Die Frau richtet den Blick, wie mir schien, nicht auf den Eros, son-
dern blickt über denselben hinweg ; der Eros blickt auf den Gegenstand in der Hand
der Frau.« Was Loitings Zweifel an Lüders' Erklärung anbetrifft, so kann ich den-
selben nur gutheissen, ganz abgesehen davon, dass bei Sappho, fragm. 90 Bergk,
nicht vom Spinnen, sondern vom Weben (x^wyv tov latov) die Rede ist. Die mir
bekannten sicheren Spindeln zeigen nie eine solche Kugel. Sie haben vielmehr eine
länglich rnnde Gestalt, die sich nach oben und unten zuspitzt. So ist auch der
Ausdruck teres fusus bei Ovid. Metam. VI, 22 zu verstehen. Aber an ein Spielzeug
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 97
ist gewiss nicht zu denken. Wir sind mit den verschiedenen Arten von Spielzeug
für Kinder sehr wohl bekannt, vgl. Herrn. Lehrb. d. griech. Privatalterth., zw. Aufl. von
Stark, §. 33. Allein keine passt lür den dargestellten Gegenstand, auch nicht die
Kinderklapper, selbst nicht in dem Exemplare, welches Becq de Fouquieres Les jeux
des anc. p. G an erster Stelle abbildlich mitgetheilt hat. Eher könnte man sich noch
die Annahme eines kurzen Scepters gefallen lassen. Man vergleiche etwa das der
Hera auf dem Vasenbilde bei Giancarlo Conestabile Pitt. mur. scop. in una necrop.
presso Orvieto, U». XV, wo übrigens das Rund, welches der Herausg. p. 145, wenn
die Abbildung genau ist, wohl mit Unrecht für un melogranato hält, viel kleiner ist
In dem vorliegenden Falle würde man die Himmels- oder Welt- Kugel anzunehmen
haben. Indessen hat doch für diesen der Gedanke an ein Geräth des gewöhnlichen
Lebens, welches der Beziehung nach wesentlich auf dasselbe hinauskommen würde
wie die Spindel, viel grössere Wahrscheinlichkeit. Wir meinen den Rocken, jXaudwq,
colus. Gewöhnlich hat freilich auch an diesem die Stelle, an welcher das Gespinnst
id ffXdtunat niMOpa, »Xmcv^q, angebracht ist, eine andere, mehr längliche Form. In-
dessen tritt der Knauf uns, wenn auch noch immer in etwas länglicher, ao doch
viel mehr abgerundeter Gestalt entgegen bei der Alkmene auf dem oben angef. Va-
senbilde von Orvieto, und ganz rund in Gerhard's Auserl. Vasenb. IV, Taf. CCCU.
CCCIII, n. 3 (einer Darstellung, die der in Rede stehenden besonders nahe kommt),
so wie an dem Grabsteine des Blussus bei K. Klein Abbildung, von Alterth. des
Mainzer Mus. I und vielleicht auch auf dem Relief im Foggini's Mus. Capitolin. IV,
p. 235, auf welche Beispiele mich Treu aufmerksam gemacht hat Daas die weibliche
Figur nicht Aphrodite darstelle, die Scene vielmehr genrehaft sei, wie Lüders an-
nimmt, hat die grüsste Wahrscheinlichkeit. Treu deukt sich diese nun also. »Ein
Erot ist einer emsigen Schönen zugeflogen, die Besseres zu thun hat als sich mit
dem nichtsnutzigen Erotenvolk abzugeben. Sie droht dem Kleinen daher, ihm mit
dem Spinnrocken aufzuklopfen und dieser flieht ängstlich an ihren Busen, sich furcht-
sam nach dem Instrument in der Hand des Mädchens umsehende. Uns will es be-
dünken, als habe man besonders auch der Art und Weise, wie der Eros die Arme
weghält, Rechnung zu tragen. Dadurch kann doch wohl nur angedeutet sein sollen,
dass das ihm gezeigte Instrument ihm auch angeboten wird, er dasselbe aber nicht
haben will. Das Mädchen sagt etwa: nimm statt des Bogens und der Pfeile oder
der Fackel, mit denen du gegen die Herzen Krieg führst, diesen meinen Rocken und
treibe friedliche Arbeit Ausser dieser »Perle der Saburoffschen Sammlung« hebt
Dr. LoUing noch zwei andere Terracotten besonders hervor. Zunächst »ein junges
Mädchen mit höchst anmuthigem Gesicht. Es ist sitzend dargestellt, wie in sinnende
Betrachtung verloren , die linke Hand leise erhoben , der Kopf vornübergebeugt ; von
dem Schoosse droht ein aufgeschlagenes Diptychon herabzugleiten.« Dann »ein Stück
Hist.-phil Classe. XIX. N
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FRIEDRICH WIESELER,
von ebenfalls sehr feiner und studirter Arbeit, welches vermuüüich einen Solaren dar-
stellt (darauf deutet der Typus des Gesichts). Die Darstellung bat manche Aehnlicb-
keit mit der Hercul. Bronze in den Denkm. II, 28, 309. Jener sitzt auf einem Fels-
block und berührt mit den Füssen kaum den Boden , während er wie ein Verfolgter
den Kopf zur Seite (nach rechts) wendete Unter den Thongefässen befindet sich eine
schwarze Reliefrase aus Thespiae mit der Darstellung einer Amazonenschlacht. Die
»höchst interessanten« archaischen bemalten Vasen anlangend, so bezeichnet Dr. Loi-
ting als besonders merkwürdig «eine kleine Amphora mit schwarzen Figuren auf
gelbem Grunde. Die dargestellten Gegenstände, lauter Thiers, die in über einander
laufenden Streifen um das Gefäss herumgehen , haben eine höchst primitive Gestalt
Der zwischen und über ihnen freigelassene Raum ist mit schwarzen Punkten besät <
19) Um mit dem Münzbestand der Rhusopulos'schen Sammlungen zu beginnen, wel-
cher von dem Besitzer jetzt besonders gepflegt wird, so belauft sich derselbe etwa auf
G00O Exemplare. Das in künstlerischer Beziehung schönste Stück ist eine Silber-
münze von Amphipolis mit dem Apollokopf en face (Vordertheil eines Löwen unter
den Locken?) auf dem Avers und der Fackel auf dem Revers. Ausserdem notirte
ich mir folgende Stücke: die von Millingen herausgegebene alte Silbermünze von Po-
tidäa, Poseidon als Reiter mit dem Dreizack, nebst einem Stern unter dem Rosse,
darstellend, und eine kleinere Silbermünze derselben Stadt mit demselben Typus der
Vorderseite und dem Minervenkopf auf der Rückseite; eine Silbermünze von Urano-
polis mit der auf einem Globus sitzenden Aphrodite Urania, ganz ähnlich wie auf
dem in den Denkm. d. a. K. II, 24, 262 a abgebildeten Exemplare, als Averstypus,
aber auf dem Reverse (mit welchem, nebenbei bemerkt, wohl der »circulus ut videtur,
gemmatusc, der auf der Lampe in Mus. fict. Mus. Passer. VoL n, t XIII links von
der Büste der Venus erscheint, während rechts ein sechsstrahliger Stern sichtbar ist,
der Bedeutung nach zusammenzustellen ist) mit einem strahlenumgebenen Kreise,
ein Didrachmon, wenn nicht Tridrachmon; ein Exemplar der auch aus den Denkm.
d. a.K.,11, 16, 173, a, bekannten Münze OEPA10YN, welches dadurch von besonderem
Belang ist, dass man innerhalb des Kranzes im Felde vor der Figur der Hypereia
deutlich A2TO liest; eine Münze von Pharsalos, welche auf dem Avers links vom
Ohr des Pallaskopfes zwischen Helmbusch und Rand die Inschrift enthält und
auf dem Revers unter dem Ross des Reiters TH wiederholt (der Besitzer bezieht die
Inschriften auf den Stempelschneider, was, wenn es sich ebenso sicher erweisen Hesse,
als es in der That sehr wohl möglich ist, der Münze ein ganz besonderes Interesse
verleihen wurde); eine Goldmünze des Nikomedes, deren Revers den sprengenden
Reiter mit einem Schilde, worauf ein Dreizack, zeigt, abweichend von dorn einzigen
bisher bekannten Exemplare bei Mionnet; die Cistophorenmünze mit Cicero, vollständiger
als die bei Pinder; eine Silbermünze von rio9aXia in Lykien ; endlich eine Silbermünze von
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER 8. REISE NACH GRIECHENLAND. 99
Ptoloroaios I. mit Andeutung der Aegis am Halse und einem / an der Locke hinter
dem Ohr, welchen Buchstaben der Besitzer wiederum auf einen Künstlernamen bezieht,
und zwar jedenfalls mit grösserer Wahrscheinlichkeit als Andere dasselbe in Betreff
anderer Buchstaben auf Ptolemäermünzen gethan haben. — Die geschnittenen Steine
haben dadurch einen besonderen Werth, dass sie wesentlich aus Griechenland, den
Türkischen Provinzen mit ursprünglich Griechischer Cultur und dem Orient Btammen
und sehr manichfachen Zeiten und Stilgattungen angehören. Anlangend den älteren
Stil, 60 zeigte mir Rh. den Abdruck eines zu Ithome in MesBenien gefundenen ver-
tieft geschnittenen streifigen Achats mit dem inschriftlich bezeugten Kopf der EOS.
Ein anderer alterthUmlicher Stein, ein Carneol, von dem eine Lithographie nach einem
Abdruck in der Schlussvignette unter a mitgetheilt ist, bietet einen Nachtrag zu meinem
Programm de diis tridentem gerentibus, wie der oben S. 89 fg. erwähnte Fries von Lamia.
Man sieht einen bärtigen Tritou, oben Mensch, unten bloss Fisch, der das Gesicht
des in den Nacken geworfenen Kopfes nach oben wendet, indem er mit der Hand des
gesenkten und etwas zurückgehaltenen rechten Arms Seetang und einen mit der Spitze
nach unten gekehrten Dreizack und in der des linken, erhobenen einen Gegenstand
hält, welcher zumeist einem mit der Sehne versehenen Bogen gleicht. Köcher und
Bogen , oder eine von diesen Waffen, findet man auch auf späteren Sarkophagen bei
Tritonen, vgl. Benndorf und Schöne »Die ant. Bildw. des Lateran. Mus.« n. 537, S.
378, und Mon. ined. d. Inst. arch. VI, t. XXXVI, ja selbst bei einer Nereide: Clarac
Mus. de sc. H, 288, 195. Die Haltung der Figur scheint zunächst auf einen im
Kampf Verwundeten zu führen. Von den Intaglios späterer Zeit notirte ich mir einen
Onyx von zwei Lagen, darstellend Athena, welche in der linken Hand Schild und
Lanze hält, sich nach links hin umschaut, während sie nach rechts hin schreitet, und
in der ausgestreckten Rechten eine deutliche Harpe hält (etwa aus einer Perseusdar-
stellung?); zwei Gemmen mit den drei Grazien, einen Carneol aus Makedonien. mit
der nicht vollständigen Inschrift MNHMO—I, besonders hübsch gearbeitet, und einen
rothen Jaspis (der Besitzer, welcher eine besonders ausgebreitete Kenntniss der Mo-
numente hat, bemerkte mir, dass dergleichen Darstellungen auf geschnittenen Steinen
in seiner Heimath von der grössten Seltenheit seien, indem er keine anderen kenne:
indessen habe ich eine auch im Besitz des Kunsthändlers alla Minerva getroffen); einen
Stein , dessen mir vorliegender, in der Schlussvignette unter b wiedergegebener Ab-
druck eine stehende, unbärtige männliche Figur zeigt, welche mit der Rechten das über
die rechte Achsel zusammengelegte Gewand, und mit der Linken eine schräg gehaltene,
mit der Spitze nach unten gekehrte, auf der linken Achsel liegende Lanze fasst,
vor ihr eine Schlange und umher die (sicherlich keinen Künstlernamen enthaltende) In-
schrift AUOAAuu NIOC, deren letzter Buchstabe nicht deutlich ist, also auch r sein könnte.
Wer ist mit der dargestellten Figur gemeint? Wenn Apollon, an den man auch we-
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FRIEDRICH WIESELER,
gen der Inschrift wohl zunächst denkt, so ist die Darstellung sowohl wegen der (al-
lerdings auch sonst vorkommenden, tgl. Text zu Denkm d. a. Kunst Bd. I, n. 209»,
S. 69) Lanze, als auch wegen der Art und Weise, wie die Schlange angebracht ist,
beachtenswert!). Schliesslich seien nur noch zwei vortrefflich ausgeführte Cameen
erwähnt Der eine zeigt den sehr erhobenen Kopf eines bärtigen Mannes, wie So-
krates, gräulich auf schwarzer Unterlage; der andere Aphrodite gelagert, von Eros
bekränzt; von der Linken des Beschauers her, nach welcher Richtung hin die Göttin
gelagert ist, fliegen zwei Tauben auf diese zu. Das Werk, in einer weissen Schiebt
auf Achat so ausgeführt, dass man an Praxitelische Kunstweise erinnert wird, stammt
aus Tripolitza. — Von der grossen Anzahl von Statuetten, Gerätben, Gelassen aus
gebranntem Thon kann nur Einiges erwähnt werden. Hinsichtlich der beträchtlichen
Reihe von Amphorenhenkeln sei nur bemerkt, dass diese in A. Dumont's Inscr. ceram.
nicht berücksichtigt sind, da der Besitzer selbst Bie zu behandeln gedenkt. Ein
schönes Rundwerk zeigt Aphrodite auf dem Schwan. Ueber einige Thonlampen mit
Namensinschriften und bildlichen Darstellungen habe ich kürzlich in den Nachrichten
von d. K. Soc. d. Wiss. zu Göttingen 1874. S. 7 fg. Notizen veröffentlicht. Weiter
giebt's sehr interessante Tbonreliefs von Melos (eins schon vorlängst bekannt gemacht
in Mon. d. Inst. arch. VI, 5, 1, mit Erkl. von Conze Ann. Vol. XXXIII, p. 320 fg.)
und aus Anika. Unter den meist fragmentirten Reliefvasen ohne Bemalung bemerkt
man ein der Mitte einer Schale angehörendes Bruchstück mit dem Kopfe des Euripides,
ähnlich dem von Welcker A. Denkm. I, Tai. VH herausgegebenen. Auf einer mit
weissen Reliefs versehenen bemalten Vase ist Europa mit dem Stier dargestellt (ein
Gegenstand der auch sonst in Athenischen Sammlungen vorkommt, ausser den von
0. Jahn »Die Entführung der Europa auf nnt. Kunstwerken« Wien 1870, S. 15, 45,
47 (vgl. Taf. IV. b) aufgeführten z. B. in einem wohlerhaltenen Terracottarund-
werke bei dem Kunsthändler NostrakiB. An bemalten Vasen, von denen A. Michaelis
im Arch. Anz. 1861, S. 202* nur ein paar zu signalisircn hatte, ist jetzt gar manches
Beaebtenswerthe verbanden. Die wichtigtigste der von Michaelis berührten Vasen
ist von dem Besitzer selbst in den Ann. d. Inst. Vol. XXXIV, t. A herausgegeben
und in dem Aufsatze sopra un vasetto Corinzio con iscrizioni d'un carattere antichis-
simo, p. 46 fg. besprochen. In besonders schönen Exemplaren kommen Attische
weisse Lekythoi vor. Hervorzuheben namentlich eine mit Malerei: Charon, jugend-
licher als sonst und mit sehr geringem Bartwuchs, der wie verliebt lüstern nach ei-
nem weiblichen Eidolon hinschaut, und eine andere, auf welcher man eine junge
Frau mit Schmetterlingsflügeln mit dem xavovv zur Darbringung des Opfers bei einer
Stele erblickt. Diese Darstellung ist, wenn die Schmetterlingsflügel wirklich antik
6ein sollten, wie der kundige Besitzer annimmt, so Singular, dass ich wenigstens
damit nicht fertig zu werden weiss. Ganz abgesehen davon, dass diese bemalte
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ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S.REISE NACH GRIECHENLAND. 101
Vase die erste sein würde, auf welcher ein Weib mit Schmetterlingsflügeln vorkäme
— ein anderes in Italien zu Tage gekommenes Vasenbild, auf welchem Psyche dar-
gestellt ist, beruht auf moderner Fälschung — , so kennen wir vielleicht ein
Beispiel eines als Psyche mit Schmetterlingsflügeln dargestellten Eidolon, dem ein
Todtenopfer dargebracht wird — nämlich den mehrfach, unter Anderem auch bei
Guigniaut Relig. de l'Antiq. pl. CCXLVIII bis, n. 822 abgebildeten, von Tölken »Erkl.
Verzeichn.«, Kl. IV, n. 318 beschriebenen geschn. Stein, über den jedoch 0. Jahn
Arch. Beitr. S. 141 fg. anders urtheüt — , aber eine am Grabe selbst opfernde Psyche
wäre etwas ganz Seltsames. Dazu kommen mehrere sehr schöne Vasen mit gelbli-
chen oder meist rötblichen Figuren auf schwarzem Grunde, welche zu den ansehn-
lichsten Attischen Gefässen dieser Art gehören. Die figurenreiebste stellt den Dio-
nysos als Sieger dar ; die grösste einen Amazonenkampf (das Ross der einen Amazone
ist weiss). Vortrefflich an Zeichnung und Firniss ist eine -Olpe« mit einem Henkel
oben: Jüngling mit zwei Speeren, vor ihm sitzendes Mädchen mit Kranz in der einen
Hand. Sehr eigentümlich ist ein Gefäss mit Lehmfarbenauftrag, dessen Darstellung
Gebhardt so notirt hat: »9 Frauen in einen Mantel gehüllt, auf der Rückseite 7
(weiss), Männer sich an Ornamente lehnend.« üeber Anderes anderswo I Wir
erwähnen nur noch als merkwürdig: Holzschnitzereien mit Vergoldung und Gold-
streifen mit cingepressten Figuren aus Gräbern.
20) Ich kannte die seitdem mehrfach besprochene, in Schliemann's Atlas Troja-
nischer Altertbümer Taf. 30 u. 31 photographirt herausgegebene und, wie ich ver-
nehme, selbst in Deutschland (Rostock) in einem Abgüsse vorhandene Mctope nur aus
der nach einer unzulänglichen Photographie gegebenen Abbildung und der Besprechung
in der Arch. Ztg. N. F., V, Taf. 64 u. S. 56 fg., und notirte mir in Beziehung auf
diese Folgendes: »Das Gesiebt des Helios etwas schmal und länglich, nicht rundlich,
wie nach der Photogr.; Ausdruck: Stolz, Kühnheit, Kraft, Unterstirn über der Nase
vorspringend, wie bei dem Apollo vom Belvedere, Arm muskulös, Hand durchaus nicht
weichlich ; Rosse besonders herrlich (unten drei Vorsprünge, an denen die Füsse haf-
teten).« Von den übrigen auf Hissarlik bis dahin ausgegrabenen Alterthümem hatte
ich nur Gelegenheit die jetzt veröffentlichten Photographien zu sehen. Der famose
Goldfund war noch nicht gemacht. — Die in einem Schranke aufgestellten Al-
tertbümer, welche ich innerhalb des Wohnhauses zu Gesicht bekam, sind durchweg
von geringeren Dimensionen und stammen' zumeist aus den von Schliemann in einem
eigenen Buche beschriebenen Ausgrabungen auf den Ionischen Inseln, namentlich
auf Ithaka.
21) Die Sammlung Komnos enthält mehreres Auserlesene. Die Terracotten, von
denen dieses ganz besonders gilt und die auch numerisch den ersten Platz einneh-
men, sind, soweit sie damals vorhanden waren, von Kekulö beschrieben im Bnllett
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102 FRIEDRICH WIESELER,
d. Inst. arch. 1868, p. 50 fg. AU neu überraschte mich ganz besonders die Statuette
eines Schauspielers der ält«ren Komödie, da8 am besten ausgeführte Stück dieser
Gattung von Bildwerken, welches mir in Athen vor Augen kam. Anderes, auch von
den bemalten Vasen, ist anderswo gelegentlich beschrieben, Einiges auch durch den
Grabstichel bekannt gemacht, in Ch. Bigofs Aulsatze Les lampes en terre cuite du
mus. de la soc. arch. d'Athcnes, welcher sich in dem, wie es scheint, aufgegebenen
Bulletin de l'ecole Fr. d'Athdnes, 1869, p. 33 fg. findet, von Förster in den Ann.
d. Inst. XLII . 1870, tav. d'agg. H, von Conzc Mon. ined. d. Inst. arch. Vol. VII,
tav. LVII, 2 (vergl. Zeitschr. für Oesterreich. Gyninas. XXI, 1870, S. 879), von Rhuso-
pulos in der Wß*. Ifffk 1862, S. 25, n. 2 und Taf. Z, n. 45 (eine Thoniampej, von
0. Jahn »Europa« Taf. III, b (Bruchstück eines Thonreliefs von Kreta mit Europa
auf dem Stiere), von R. Schöne in dem Werke über Griech. Reliefs n. 135 (Thonfigur
von Santorino, vgl. Kekule a. a. 0. S. 56, n. 28) und n. 137 (ein ebenfalls schon
von Kekulö S. 50, n. 2 beschriebenes Relicfbruchstück anderer Art), von Förster im
Bull. d. Inst. 1870, p. 70 (Alabastron Korintb. Stils mit einer Sirene), im Heyde-
mann'schen Vasenwerke Taf. IV, no. 3 (Pyxis), Taf. VI, nr. 2 (Lekythos). Von zwei
Stücken, wie man sie in den Privatsammlungen Athens seltener findet, einem Me-
dusenhaupt aus Marmor und einem (schon von Kekulö a. a. 0. S. 59 fg., n. 40, ver-
zeichneten) Mosaik aus Hypata mit den Grazien, besitzt R. Gaedechens zum Behuf
baldiger Herausgabe Zeichnungen. Von den Münzen und Bleien des Herrn Komnos
(Rev. num. Fr. 1865, p. 160 und pl. VII, 31) habe ich nichts gesehen.
22) Die kleine, aber sehr bcachtenswerthe , aus der Todtenstadt der Aexoneer
stammende Sammlung des Admirals Sotiriadis hat schon E. CurtiuB mit einigen
Worten berührt (Pr. Jahrb. a. a. 0. S. 18), und so eben ausführlicher Stark a. a.O.
S. 353 u. 403. Seit beider Aufenthalt in Athen ist qualitativ Bedeutendes hinzu-
gekommen. Der Intaglio mit der nicht verkehrt eingegrabenen Inschrift l^^«Äy°Z,
von welchem ich schon während meines Aufenthalts in St. Petersburg im J. 1867
Kunde erhielt (s. Gött gel. Anz. 1869, S. 2076) und der Compte rendu de la comm.
imp. arch. p. 1867, pl. I, n. 12 eine Abbildung bringt, ist wohl das wichtigste Werk
seiner Art in Athen. Die Ausführung ist ausserordentlich fein und sorgfältig: selbst
die unteren Augenwimpern sind angegeben. Dass der Steinschneider derselbe Dexa-
menos ist, welcher sich auf den in Petersburg befindlichen Steinen als Chier bezeich-
net hat, erhellt nach Treu's Bemerkung auch aus der Wahlverwandtschaft, in wel-
cher die Ausführung der Haare an dem menschlichen Kopf des in Attika gefundenen
Steins zu den Federn der Vögel auf den aus der Krimm stammenden Exemplaren
steht. Der Kopf ist ohne Zweifel ein Porträt, aber ein sehr eigentümliches. Von
der humoristischen Darstellung der Pyxis, welche Curtius bewunderte, bat Stark
sich eine Zeichnung nehmen lassen, die wohl bald veröffentlicht werden wird. Sehr
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ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 103
viel bedeutender ist ein später hinzugekommenes Thongefäss, über welches ich kürz-
lich in den Nachrichten der Gott. Soc. d. Wissensch. 1874, S. 98 mit Benutzung der
Gebhardt'schen Beschreibung Mittheilung gemacht habe. Auch ein schon von Stark
vorgefundenes Gefäss gehört zu den besseren Stücken seiner Art. Gebhardt notirte
es mit folgenden Worten : »Pyxis mit Deckel , auf dem 3 fliegende Eroten , zwischen
welchen je eine Ranke. Unten Parisurthcil. Hermes bärtig, Petasus im Nacken, Caduceus
in der Linken, bekleidet mit Chiton und Cblamys, steht vor Paris, der stehend in der
Rechten einen Stab aufstützt, in der Linken die Lyra bat. Bekleidet mit dem Hima-
tion blickt er nach links, während Hermes nach rechts blickt Hinter Paris ihm
zugewandt nach links blickend Athene mit der Lanze in der Linken , in der vorge-
streckten Rechten hält sie den Helm. Dann abgewandt, nach rechts schwebend und
blickend, Nike mit ausgestreckten Armen, zwischen den Händen eine Binde haltend,
in deren Mitte Buckel mit Goldspur. Nach rechts blickend, der Ni ke zugewandt steht
Hera mit einen» Stephanos, der ganz wie eine Mauerkrone aussieht, in der Linken
hält sie schräg ein Lilienscepter , in der vorgestreckten Rechten eine (vergoldete)
Frucht. Dann Venus, von ihr abgewandt, nur Binde, Haar wie bei Hera lang
herabhängend, zu Hermes schreitend, sich nicht umblickend. Nike ist vollständig mit
Chiton und Himation brklcidet, Haube, in den Händen der beiden vorgestreckten Arme
hält sie 2 Früchte (Gold-Buckeln), eine zwischen Daumen und Zeigefinger. Rothfigurig«.
(Ein ganz besonders interessantes, auf das Urtbeil des Paris bezügliches Attisches
Vasenbild auf einem Deckel , der jüngst in das Kopenhagener Antikenmuseum über-
gegangen ist, Hera auf einem Wagen mit vier Rossen, Pallas auf einem mit zwei
Schlangen bespannten, Aphrodite auf einem vor. zwei Eroten gezogenen, von Hermes
vor Paris geführt, darstellend, hat so eben Ussing in »Blustreret Tidende« n. 7-10
bekannt gemacht). Von geringerem Belang, obwohl ganz hübsch, ist das von Geb-
hardt so verzeichnete Stück: »Alabastron. 6". Guter schwarzer Firniss, 2 weibliche
Figuren, deren Extremitäten weiss sind, Haar und Bekleidung gelb, roth die Ohr-
ringe, Binde im Haar und Faltenenden des Gewandes, Gewandlinien schwarze. Au-
sserdem fand ich bei Herrn Sotiriadis ein paar interessante Stücke aus Bronze:
ein Geräth mit einer eingravirten Nike und eine kniende bärtige geflügelte Figur
en ronde bosse mit recht edlem Kopf, der an Zeus oder Dionysos erinnert, beide
Anne, an denen die Hände fehlen, in die Höhe haltend (auch wohl von einem Ge-
räthe.) Das erstgenannte Stück wird nebst einem anderen ähnlichen mit derselben
Darstellung eines geflügelten Weibes, welches mir nicht zu Gesicht gekommen ist,
von Mylonas W«?r. Ipjph 1873, S. 442, Col. 2, für einen gravirten Spiegel gehalten.
Unter den wenigen Marraorwerken ist das beste Stück eine Statue der Hygieia unter
Lebensgrösse (etwa 21 t') mit der Schlange, welche von der linken Achsel herabhängt;
der Kopf der Göttin ist aufgesetzt ; ihr rechter Arm , mit welchem sie das Thier
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FRIEDRICH WIESELER,
futterte, fehlt Vermutblich das von Pervanoglu Arch. Anz. 1866, S. 172 fg. be-
schriebene Werk, Eine andere weibliche Gewandfigur unter Lebensgrösse mit auf-
gesetztem Kopfe entzieht sich der genaueren Deutung.
23) Dass es in und bei den Häusern zu Athen schon vor Alters zusammenge-
brachte Antikenvorräthe giebt, welche bis in die letzten Zeiten so gut wie unbekannt
geblieben sind, zeigt nicht bloss das über die Finlay'schen Marmore oben S. 71 und
Anm. 17 Mitgetheiltc, sondern auch das, was wir so eben durch Stark »Gr. Or.c 8.
307 u. S. 396 fg. über die Marmore im Hofe des Hauses Paparrigopulos nahe an
der Südostecke der Akropolis hören. Ich finde dieselben von früheren Schriftstellern
gar nicht erwähnt, selbst nicht von Pervanoglu in der Schrift über die Grabsteine.
Erst kürzlich hat Kumanudis, yAvt. imy$. imt. n. 871, die Inschrift einer Grabstele
bekannt gemacht Dagegen treffe ich einige kleinere Stücke anderer Gattung der
Kunstübung als im Besitz des Russ. Consuls Paparrigopulos befindlich schon vor mehr
als zehn Jahren gelegentlich signalisirt und selbst abbildlich mitgetheilt, vgl. z. B.
Rhusopulos *Aq%- 1862> P- 37> und 1863 p. 302 und niy. ME, op. 1 (Bleiplatte
aus Aegina, in die Kategorie der Abraxas gehörend). Von einer Sammlung dieser
Art erwähnt Stark gar nichts. Sollte sie ganz veräussert sein? Andererseits fehlt
es auch nicht an beachtenswerthen Kunstwerken im Besitze Griechischer Hauseigen-
tümer über die uns schon vorliingst Kunde zugekommen ist die aber jetzt in Athen
selbst so gut wie vergessen sind, ohne dass von ihrem Export etwas bekannt ge-
worden wäre. Ich erinnere z. B. an jenen von Stephani 1843 in domo Demetrii
Graeci cujusdam gesehenen und gezeichneten Löwen , qui ad meliores omnium ex
antiquitate ad nostram aetatem servatorum leonum pertinet (Tit Gr. P. HI, p. 28
und tab. II) , nebenbei etwa auch an jenes Hekateion , welches derselbe Gelehrte im
Besitz eines Griechen Dokos vorfand (Ausr. Heracles S. 253, n. 8 u. Taf. V, n. 1.
2. 3.) Wiederholt sind in archäologischen Werken neuerer und neuester Zeit antike
Bildwerke als in Privathäusern oder Privatoammlungen vorhanden bezeichnet und
auch beschrieben ohne Angabe des Namens der Besitzer, im günstigsten Falle mit
ungefährer Andeutung der Lage des betreffenden Hauses. Man vergleiche, um nur
irgendwie bcachtenswerthe Steinsculpturen zu berücksichtigen, Pervanoglu's oben er-
wähnte Schrift S. 15, Anm. 1, S. 28, S. 69, n. 78 (eine Grabvase, auf welcher aus-
nahmsweise zwischen Mündung und Henkel kleine Figuren in Relief vorkommen), S.
78 (der Grabstein mit Orpheus aus Aegina, über welchen ausführlicher die Rede ist
im Bull. d. Inst arch. 1860, p. 57). Ich habe durch Conjectur nur herausbringen
können, wer der Besitzer des an vorletzter Stelle aufgeführten Stückes sei, nämlich
Hr. Kosonakis, von dem unten die Rede sein wird. Durch Conze in Leutsch's Philo!.
1857, S. 560 hören wir dass auf einem Relief über einer Hausthür der Altstadt von
Athen ein Rind, mit gehobenem rechten Fuss nach links über einen Fisch schreitend,
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 105
wie auf Münzen von Byzanz, zu sehen sei. Vielleicht könnte eine genauere , nach
Aushebung der Platte zu veranstaltende Untersuchung weitere Aufschlüsse über das
immerhin interessant« Werk bringen. So verhielt es sich hinsichtlich der wichtigen
Reliefs, welche C. von Lützow im Herbste 1867 bei einem Particulier in der Strasse
des Museums eingemauert fand. Nachdem dieselben ausgehoben waren, ergaben sie
sich als jenes Werk, dessen Abbildung und Beschreibung die Ann. d. Inst. Vol. XLI,
tav. d'agg. IK u. p. 253 bringen und von dem jetzt auch Gypsabgüsse (einer hier
in Göttingen) vorhanden sind. Endlich erwähnt Matz in der Arch. Ztg. 1872, S. 16,
Anm. 47 , III , 1 einen Sarkophag im Hofe eines Hauses der Universität gegenüber.
Denjenigen, welche Athen zum Zwecke archäologischer Forschungen besuchen, wird
noch mehr daran liegen, Namen und Wohnung der Besitzer von Alterthumsübcrresten
als diese durch Beschreibungen kennen zu lernen. Wie das Haus Paparrigopulos,
so enthält auch das Finlay'sche vermutlich noch jetzt eine Sammlung kleinerer Al-
terthümer. und allem Anschein nach eine grössere als jenes. Sehen wir doch als in
Finlay's Besitz gelegentlich erwähnt: bleierne Schleudergeschosse im J. 1862, von W.
Vischer Ant. Schleudergesch., Basel 1866, S. 13; bleierne Gewichtstücke, vor 1865,
von Schillbach Ann. d. Inst arch. XXXVII, p. 194; eine unlängst angekaufte Vase,
im Arch. Anz. 1866, S. 173*; allerhand vorhistorischen Steinsachen, in der Rev. arch.
N. S.XV, p. 457 fg. ; ein mvümov, ebda XVH, p. 145; Stempel an Thongefässen, von
Duuiont Inscr. c<'r.. p. 6; und wenn wir bezüglich der letzten zugleich erfahren, dass sie
an die Sammlung im Varvakion abgetreten seien, so ist es kaum glaublich, dass Mr.
Finlay alles bis dahin in seinem Hause Befindliche verüussert habe. Sollte er nicht
auch noch im Besitze jenes wichtigen aus Aegina stammenden, schon im Bull. d.
Inst. arch. 1840, p. .140 erwähnten Scarabäus sein, der mit der Aufschrift KQtovtida
ipt versehen, aber ohne andere bildliche Darstellung als die vertiefte eines Käfers
mit ausgebreiteten Flügeln sein soll (was Stephani zu Köhler's »Ges. Schriften« IV,
2, 8. 120, Anm. 1, mit Recht bei einem Scarabäus für ganz singulär hält)? — Unter
den Antikenvorräthen von Privaten, deren Name und ungefährer Besitzstand mir be-
kannt geworden ist, ohne dass ich selbst Gelegenheit gehabt hätte diesen zu Gesicht
zu bekommen, erwähne ich zunächst einige meist erst in neuerer Zeit zusammenge-
brachte, welche mehr oder weniger den Namen von Sammlungen verdienen. Dahin
gehören, abgesehen von der schon oben Anm. 18, S. 95 fg., besprochenen neu hinzuge-
kommenen Abtheilung von bemalten Vasen und Terracotten des Russ. Gesandten, der
Besitz der Französischen »Schule von Athen,« welcher wohl noch mehr umfasst als
die von Burnouf in der Rev. des deux mondes vom 1. Januar 1874, vgl. Augsb.
Allg. Ztg., 1874 Beil. z. n. 8, als besonders wichtig bezeichneten Alterthümer von
Santorin; die Sammlung des Türkischen Gesandten Photiadis Bei, aus welcher von
Benndorf »Griech. u. Sic. Vasenbild.« I, Taf. I der höchst interessante Pinax und
Iiiist. -phil Classc. XIX. O
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FRIEDRICH WIESELER,
im Heydemann'schen Vasen werke Taf. 1, 3 und VII, 2 zwei Stücke bekannt gemacht
sind, ferner eine tablette judiciaire im Bull, de l'ecole Fr. 1868, p. 27 fg. besprochen ist,
60 wie ein interessantes Relief aus gebranntem Thon, auf welchem Perseus mit der
Keule dargestellt ist (ob als solarischem Attribut?), von Matz im Bull. d. Inst. arch.
1870, p. 34; dann die Sammlung des Redactcurs des Aion, Philimon, besonders in
bemalten Vasen (darunter eine Schale mit Perseus und den Nymphen, von welcher
Gaedechens eine Zeichnung besitzt), Thonlampen und Terracotten, (deren einige von
Ch. Bigot a. a. 0. verzeichnet werden) bestehend, vgl. jetzt besonders Stark »Gr. Cr.«
S. 353 u. S. 403 fg.; ferner die Samml. Vassos (deren durch"Matz Bullett. d. Inst,
arch. 1870, p. 11 Erwähnung geschieht, dann auch durch Schöne in den Gr. Rel.,
S. 64 fg., welcher einige »Melische Thonreliefs« aus ihr publicirt hat); weiter die
Samml. Postolaka, über deren Vasenbestand schon A. Michaelis in dem Arch. Anz.
1861 S. 201* fg. Bericht erstattet hat, vgl. auch Arch. Anz. 1864, S. 234*, und
deren Gewichtstücke Schillbach Ann. d. Inst. arch. XXXVII, 1865, p. 194 fg. auf-
führt. Ob die Mumx) ovXXory r>5 dix^ogow laqtnoXov, welche RhusopuloB *Afx-
i<py*. 1862, p. 37 zu niN. 0, AP. 6 erwähnt, noch jetzt besteht, weiss ich nicht
Wohl aber gilt dieses von der ftiMfd , dXX' wQaia avXXoy^ toü nqtitfv InovQyov i<Lv
ixxXtpsiaQuxÜtv K. Avyt(>n>ov, von welcher Mylonas im A&yvatov von 1872, p. 176,
A. 1 spricht. Unter den Münzsammlungen verdienen die unseres Landsmanns Prof.
von Heldreich und die des Herrn Alexander Sutzos besondere Erwähnung. In der
letzteren befindet sich nach A. Postolaka KatuL tmv aqx- vo/M<r/i. uöv vijouv K$q-
nvQac, Asvxadoi u. s. w. S. 73 fg., zu n. 756, ein höchst interessantes Stück, näm-
lich eine Replik der von Mionnet Oescr. de med., Suppl. III, p. 418, n. 4 und pl.
XIH, n. 5 beschriebenen und abbildlich mitgetheilten und nach Pouqueville's Vor-
gang den Celtae Aidonites in Thesprotien zugewiesenen Bronzemünze mit der x$<paX^
JrjftipQos ävuenöf, <ttä%vo* nt^ßlr^iw, auf dem Avers und der Aufschrift EAEAI,
*
xvxlonQüi ävw&tv KtQßiftov, auf dem Revers. Dieselbe Aufschrift findet sich auf
einem Paar kleinerer Münzen mit abweichenden Typen, welche jetzt der Sammlung
in der Nationalbibliothek gehören. Sie ist zu lesen EXeatuv. Die betreffenden
Münzen sind der in dem EXcuäus genannten Theile von Thesprotien (Thucyd. I, 98)
an dem jetzigen Hafen QavÖQt (Bursian Geogr. von Griechenland I, S. 28 fg.) bele-
genen Ortschaft 'EXia oder 'EXata zuzuschreiben, welchem Hafen bei Skylax 30 der
Name 'EXia — denn so ist mit Bloomfield für das verderbte 'EXtö des Codex zu
schreiben — gegeben wird, während er bei Ptolemäos IH, 14, 5 'EXaLa( Xtpijv
heisst. — Andere Alterthümer geringerer Dimensionen anlangend, so hören wir durch
Dumont Inscr. cer. p. 6, dass Herr Nicolai'dis eine Sammlung von Stempeln an Ge-
fässen besitzt, 200 wohlerhaltene Stücke. — Gehen wir jetzt zu den einzelnen zer-
streuten Alterthümern , deren Besitzer dem Namen nach bekannt sind, über, so ist
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 107
zuvörderst auf eine Anzahl von sepulcralen Sculpturen aufmerksam zu machen. Die
meisten sind schon seit längerer Zeit bekannt. Dahin gehören der Sarkophag im
Garten Sutzos an dem Wege nach Acharnae, welcher zuerst von Bursian (Arch. Ztg.
1855, S. 112* fg.) behandelt, dann von Pervanoglu »Gräbst, d. a. Gr.c S. 76 fg. und
noch jüngst von Matz (Arch. Ztg. 1872, S. 16, 17, 18) berücksichtigt ist, und die
beiden im Hause Spiro-Mylios an der Stadionstrasse befindlichen Sarkophage, welcho
zuerst Bursian im Arch. Anz. 1854, S. 475 fg., dann Pervanoglu a. a. 0. S. 45, n.
3 u. S. 75 fg., n. 4 beschrieben, und deren einen Conze in der Arch. Ztg. 1869,
Taf. 19 u. 20 herausgegeben und S. 50 fg. besprochen hat; vgl. auch Matz a. a. O.
S. 15, A. 33, u. 29. AU die schönste Grabvase von Marmor gilt die schon oben
berührte im Hofe eines Herrn Kosonakis befindliche, welche auch in weiteren Kreisen
durch die von E. Curtius besorgte Herausgabe in der Arch. Ztg. 1864, Taf. CLXXIII,
L 2 bekannt geworden ist. Die zweitachönste besitzt Hr. Kostis, wie mir Rhuso-
pulos mündlich mittheilte und schon Conze nach einem Bericht desselben in dem
Arch. Anz. 1866, S. 185* bemerkt hat. Eine andere interessante Marmorvase im
Besitz des Directors Schmidt lernen wir gelegentlich durch 0. Lüders in der Arch.
Ztg. 1873, S. 56, Anm. kennen. Eine hübsche Grabstele mit Mutter und Sohn
(MÜAIJOZ ANTI0ANHS) liess K. 0. Müller, wie ich aus dessen mir vorliegendem
Nacblass sehe, im Hause des Besitzers, des damaligen Hofmarschalls, jetzigen Gene-
rals, Sutzos zeichnen. Das Haus Kostis enthielt seit 1858 und enthält vermuthlich
noch jetzt auch andere durch Ausgrabungen an Ort und Stelle zu Tage geförderte
Alterthümer, unter denen ausdrücklich eine Grabstele (Bull. d. Inst. arch. 1860, p.
96, n. 5) und ein schönes mit Vergoldung in der Malerei versehenes Thongefäss
(Arch. Anz. 1866, S. 185*) erwähnt werden. Ob der Deutsche Buchhändler Wilberg
ausser der angeblich in einem Grabe bei Phaleron gefundenen Hydria plumper Form
mit eingekratzten drei Delphinen und ebenfalls eingekratzten Inschriften (Postolaka
in der Arch. Ztg. 1864, S. 233*, b, Heydemann Vasen S. 14) noch Anderes besitzt,
kann ich nicht sagen; viel wird es nicht sein, da unser Landsmann, welcher mir
so manche Gefälligkeit während meines Aufenthalts in Athen erwiesen hat, mich
sicherlich darauf aufmerksam gemacht haben würde. Private als Besitzer von einzelnen
Vasen im J. 1860 sind von Michaelis Arch. Anz. 1861, S. 202* fg., (der die wich-
tige alte Korinthische Vase der Frau Koromiläs in den Ann. d. Inst. Vol. XXXIV,
tav. B abbildlich mitgetheilt und p. 56 genauer besprochen hat), als Besitzer von
Gewichtstücken (die schwerlich den einzigen Besitz bilden) von Schillbach in Ann.
d. Inst. arch. XXXVU, p. 163, Anm. aufgeführt. Einige Anticaglien aus Metall im
Besitze eines Dr. Beretta erwähnt Rhusopulos in dem Arch. Anz. 1864, S. 262*.
Was ist aus der Sammlung des früheren königlichen Leibarztes Röser geworden, der,
wie Preller in den Ber. d. Sachs. Ges. d. Wissensch. 1855, S. 28 zu Taf. U, n. 1 er-
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FRIEDRICH WIESELER,
wähnt, »manche interessante Reste des Alterthums um sich versammelt hat,« und
was aus der Sammlung Skene, welche J. de Witte nach der Gaz. d. Beaux-Arts,
A. XXI, 1866, p. 116 im J. 1841 zu Athen Torfand?
24) Antiquitätenhändler um d. J. 1865, aufgeführt von Schillbach a. a. 0. Dar-
unter befindet sich noch nicht Hr. Nostrakis, welcher jetzt zu den betriebsamsten
gehört. Die Läden liegen meist an der Hermesstrasse, nicht so auch sämmtliche
Magazine der Händler, welche zum Theil besonders wichtige Stücke enthalten. Der
stattlichste Laden ist der alla Minerva, im Besitz von Hrn. Polychronopulos. Ich
fand, als ich ihn zum ersten Male besuchte, unter manchen anderen nicht übelen
bemalten Thongefässen ein besonders ausgezeichnetes Exemplar dieser Gattung der
Kunstübung vor, eine in Attika gefundene Amphora von aussergewöhnlich bedeutenden
Dimensionen mit sehr wohl ausgeführten bildlichen Darstellungen, auf der Vorder-
seite bakchischen Inhalts (Silen, Krater mit Figur daran, Knabe mit Prochus, gelagerter
Dionysos , Mädchen mit Platte , worauf Früchte) , auf der Hinterseite drei Mantelfi-
guren. Man forderte von mir einen Preis von tausend Drachmen. Als ich geraume
Zeit später wiederkam, war die Vase verkauft. Ich fand sie denn auch in einer
Athenischen Privatsammlung wieder, deren Besitzer, ein Grieche, sie grade um den
halben Preis erstanden hatte. Unter den Terracotten waren drei jener bekannten
Melischen, hinten abgeplatteten : eine beflügelte Frau mit Modius schreitend ; eine Pe-
nelope, sitzend, das Gesicht auf den Linkon Arm gestützt, blauer Spinnkorb unter dem
Sessel, ein Eros in der Gestalt eines langen beflügelten Jünglings, mit einem Ka-
ninchen auf der Rechten, in der linken einen Korb mit Früchten haltend. Ganz
ähnliche Darstellungen sind anderswoher bekannt und dadurch das Bedenken, wenn
auch nicht gänzlicher Fälschung, so doch partieller Umarbeitung wohl gerechtfertigt
Auch an Metallsachen fehlte es nicht. Unter den Werken aus Bronze erregte ein
stattlicher, recht wohl erhaltener Hehn, als dessen Fundort Olympia angegeben wurde
(woher allerdings besonders viele Helme stammen, auch einige der in Varvakion be-
findlichen), meine besondere Aufmerksamkeit. Noch etwas Selteneres war das Bruch-
stück einer Bleiplatte (ob zu einem Sarkophag gehörend?) mit der Darstellung von
Herakles und Hesione in roh ausgeführtem Relief, welche von der Insel Rhodos ge-
kommen sein soll. Auch Münzen waren vorhanden und selbst einige geschnittene
Steine. — Dass zu Athen in der Person des Herrn Lambros ein Händler mit Münzen
lebt, der zugleich sehr tüchtiger Kenner derselben ist, bedarf für Fachmänner kaum
der Erwähnung. — Aus dem Gebiete der Arbeiten in Thon traf ich in einem Ver-
stecke so ausgewählte Stücke, wie ich sie kaum sonst während meiner ganzen Reise
gesehen habe: einige Statuetten von ganz bewunderungswürdiger Feinheit der Aus-
führung aus Tanagra, die, wenn sie, was zu erwarten, in weiteren Kreisen bekannt
werden, zeigen können, wie eminent die Virtuosität der Griechischen Kunst in der
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 109
Zeit nach Alexander d. Gr. auch in diesen Arbeiten war (seit der Zeit da Obiges
geschrieben wurde, sind wir genauer über die Tanagräischen Terracotten, wenn auch
nicht grade über diese im Besonderen, unterrichtet worden, s. oben Anm. 18, S.
95 fg., Rev. arch. Fr. 1873, p. 333), ferner mehrere Pinakes aus Gräbern von Athen,
mit trefflich ausgeführten schwarzen Figuren auf röthlichem Grunde (unter den Fi-
guren auch einige en face), ganz ähnlich jenen, über welche im Rcichsanzeiger dieses
Jahres 1873, n. 68 die Rede ist, vgl. auch Arch. Ztg. 1873, S. 70.
25) Schon im Jahre 1860 signalisirte Ad. Michaelis in der Arch. Ztg. XVIII,
S. 203* die Anbringung moderner Malerei auf einem antiken Gefässe, und zwar, wie
es scheine, nicht ohne Einfluss unteritalischer Vasen. Zehn Jahre darauf hat über
moderne Bemalung antiker Vasen in Athen Benndorf gesprochen in den Gotting,
gel. Anz. 1870, S. 1546. Derselbe hat ebenda S. 1545 über gefälschte eingeritzte
Ornamente auf Vasen und anderen Thonsachen gehandelt. Gefälschte Inschriften
auf einem vom Phaleron stammenden Spiegel erwähnt Förster Bullett. d. Inst. arch.
1870, S. 38; dergleichen auf einer Bronzeplatto im Mus. der arch. Gesellsch., der-
selbe ebda p. 67. Ich selbst hatte mehrfach Gelegenheit grobe Betrügereien der
ersterwähnten Art zu gewahren. Ein Kunsthändler bot mir eine Vase von der
Form und mit den Darstellungen des Argivischen Thongefässes an , welches mir
durch Conze's Besprechung und Herausgabe in der Arch. Ztg. 1859, S. 33 fg. und
Taf. CXXV zur Genüge bekannt war. Nachher fand ich eine andere Vase mit der-
selben Darstellung in einer Privatsammlung, deren Besitzer inzwischen selbst auf
den ihm gespielten Betrug aufmerksam geworden war. Auf dem letzteren Thonge-
fässe hat die Hydra nur acht Köpfe statt der zehn des Originals und findet man
auch einen Versuch Inschriften anzubringen. Der erwähnte Kunsthändler besass
auch eine Vase mit rothen Figuren, deren Gemälde mir als eine Darstellung der
7/ii/£)[t erklärt wurden: eine Figur mit dem Kopfe und Leibe einer Frau in zwei
Pferdebintcrtheile auslaufend; hinter derselben in einem Kahne, welcher sich wie
ein umgestülpter Hut ausnimmt, eine schneckenförmige Gestalt, deren Gesicht das
eines Menschen, aber mit Schneckenfühlhörnern versehen ist. Dem Vernehmen nach
rühren die beträchtlichsten Vasenfälschungen von Italiänern her. Die Griechen, welche
Bich anfänglich auch auf das Geschäft einliessen, brachten es nicht besonders weit
darin. Dagegen ist der bedeutendste Fälscher auf dem Gebiete der Sculptur, welcher
jetzt in Athen tbätig ist, ein geborner Grieche. Dieser Mann leistet wirklich Ausser-
ordentliches. Ich sah zwei sicherlich von ihm herrührende Werke (ein Reliefbruch-
stück mit einem schönen männlichen Kopfe und einen schönen Kopf en ronde bosse,
der hinsichtlich des Gesichtsausdrucks zunächst für den eines Satyrs gehalten werden
könnte, während er, nach der Haarbehandlung zu urtheilen, eher als der des Eros
betrachtet werden müsste) , beide aus Naxischem Marmor , dessen sich jener Mann
110
FRIEDRICH WIESELER,
zu seinen Arbeiten besonders gern bedient, ohne jedoch andere Sorten auszuschliessen.
Wer fabricirte aber die von Stark »Gr. Or.« S. 307 als modernes Machwerk be-
zeichnete »kleine Wiederholung der berühmten Ringergrappe im Innern des Hauses
Paparrigopulos, welche in Aegina gefunden sein soll und der nur die Unteranne
fehlen-, ob auch ein Grieche und nicht vielmehr ein ItaliänerV
26) Den im Text seines oben angeführten Werks beschriebenen oder verzeich-
neten Vasengemälden konnte Heydemann schon in dem Jahre der Herausgabe jenes
Werks in der Arch. Ztg. 1870 unter der Ueberschrift »Gr. Vasenbilder in Athen«
einen Nachtrag von 20 Stücken hinzufügen.
27) Vgl. darüber jetzt A. Conze »Zur Geschichte der Anfänge Griechischer
Kunst,« aus dem Jännerhefte des Jahrgangs 1873 der Sitzungsbcr. der phil.-bist.
Classe der kais. Akad. d. Wissensch. (LXX1II Bd. S. 221) besonders abgedr., zu-
nächst S. 20, wo nach einer brieflichen Mittheilung Hirschfeld's auch inzwischen wie-
derum neu gemachte einschlagende Funde, über welche jener Gelehrte Nachrichten
veröffentlichen werde, erwähnt sind. S. einstweilen Ilirschfeld selbst in der Arch.
Ztg. XXXI, 1874, S. 114 und Kumanudis AQHN., Bd. I, S. 395.
28) Die betreffende Bronzestatuette ist jetzt auch in Gypsabguss bei Martineiii
zu Athen zu haben (und für die Göttinger Sammlung erworben). Unter den aus
Athen in neuerer Zeit entführten Bronzestatuetten sind namentlich drei alterthümliche
und deshalb zu den grössten Seltenheiten gehörende der Pallas Promachos hervor-
zuheben, welche wir nach der Zeit ihres Bekanntwerdens hier aufführen wollen: 1,
die von L. Ross 183G im Unterbau des Parthenon gefundene, jetzt im Besitz des
Coramandanten Oppermann zu Paris befindliche, vgl. Ross Arch. Aufs. I. S. 106 u.
Taf. VU, Friederichs Berlins ant. Bildw. I, n. 11, Fröhner Mus. imp. du Louvre,
Notice de la sculpt. ant, I, n. 111, p. 140 fg.; iie von Fr. Lenormant mitgebrachte,
vgl.Gaz. des Beaux-Arts, XX, p. 176, Arch. Ztg. 1867, S.121 fg. u. Taf. CCXXVHI,
n. 1 u. 2; 3, die jüngst in das Berliner Museum gelangte, von Adler in der Arch.
Ztg. 1873, S. 96 fg. behandelte und auf Taf. 10 abbildlich mitgetheilte.
29) In der Notiz über Griechische Spiegel, welche Benndorf in der Arch. Ztg.
1868, S. 77 gegeben hat, werden, ausser mehreren ungereinigten Spiegeln auf der
Akropolis im Häuschen beim Erechtheion und in der Sammlung im Gebäude des
Cultusmini8terium8 , nur 8 Exemplare aufgeführt, darunter nur zwei in Athen selbst
befindliche, von denen, allem Anscheine nach der eine nicht mehr in Athen sondern
in Berlin zu suchen ist, vgl. einerseits Benndorf n. 7 und andererseits C. Friederichs
Berlins ant. Bildw. II, S. 21, n. 2»\ Seitdem ist theils durch die ebenerwähnte
Schrift theils durch den von C. T. Newton herrührenden Guide to the Bronze-Boom
in the departm. of Gr. ant. Rom* Antiq. des Brit. Mus. eine viel bedeutendere An-
zahl von Spiegeln, welche aus Griechenland nach Westeuropa gebracht worden sind.
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ARCHÄOLOGISCHE!! BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 111
bekannt geworden. Athen allein anlangend, so lesen wir in eiuem Schreiben A. Du-
mont's vom 14 Nov. 1867 in der R er. arch. N. S., XVH, 1868, p. 87: Le musee de
l'Acropole, celui de la Societe* archcologique et quelques collections particulieres pos-
sedent une soixantaine de miroirs, dont quelques uns portent des ornements en
relief et meme des figurea bien soignees. Durch den Bericht im Bullott. d. Inst,
arch. 1870, p. 98 erfahren wir aber, dass Dr. Förster in Breslau nicht weniger als
120 Spiegel in den öffentlichen und privaten Sammlungen zu Athen vorfand, von de-
nen 49 allein auf der Akropolis ausgegraben sind. Ausserdem berichtet Förster
a. a. O. p. 36 noch über zwei mit Reliefs versehene Spiegelkapseln im Varvakion,
von welchen die eine, deren Darstellung man gewiss eher auf Aphrodite Hippia als
auf Selene zu beziehen hat, die von Mylonas im Athenaion a. a. 0. herausgegebene ist
30) 0. Lüders erhielt Gelegenheit den jetzigen Bestand des westlichen Parthe-
nonfrieses zu untersuchen, als dieser von Martineiii für das Brit. Museum abgeformt
wurde. Durch den genannten formatore kann man vortrefflich gelungene Abgüsse
käuflich erhalten. — Die Sculpturen am Theseion sind im J. 1861 für die Ecole des
beaux-arte in Paria neu abgeformt.
31) Die Grundlage des Museums bildeten, wie Pervanoglu in dem Arch. Anz.
1860, S. 109* berichtet, 306 Stück unbedeutender Vasen aus Korinth und manche
fragmentirte Grabstelen, welche im J. 1846 angekauft wurden. Dasselbe blieb je-
doch bis zur Reorganisation der archäol. Gesellschaft im J. 1858 gänzlich unbeachtet.
Hinsichtlich des jetzigen Bestandes können wir nach den ÜPAKTIKA TH2 EN
A0HNAI£ APXAI0A0TIKII2 ETAIPIA2 vom J. 1873 folgende von Kumanudis
herrührende Notiz mittheilen : MixQ**ijf ot.ueQov, 28 Aiyovamv, 1873, b oXos agittudi
vöv xaxaXiXtyfitvMV a^ofo»? dvißt] tl$ 6602, xal afyxuuu ix täv 4jtfs etdtxäv dqtlffHäy
ItMvuv 2225, %aXxüv 632, mdyQiSy 33, poXvßdivuiV 549, aQyvQuy 27, %qvo<Sv 48,
dawivuv 53, iaXivün 125, dtafÖQov t>Xmy dyafttxxmy 99, ntjXivuv dyyttay 1504,
TnjXiviav (iOQCf üv 574, nijXivmv Xvjvuv 364, nijXivwv oxsvoiv 162, ntjXivuy rtinmy qto*
urtiQ>jjy 63, &QavOfuitu>v ntiitvcov 132, rtVQafudoftdtSy ntjllvioy 90, tpaxowhöv ntjXivmy 18,
XaßtZv djupoqiay ivtmrQÜquv 4. 'larioy di, du al Xaßal dfitfOQiuv ivsnlyqaytH (ix
'Pddov, Gdoov, Jldqov, Kyidov, KoXotpdSyos xal äXXmv ptQÜy) ovftnomvyuu vvv IniQ
vä( 7 x^'dac. Noftiopaxa di vndqxovaty-%qvaä plv 16 (t« nXttOta BvZccyuvä), dgyvQa
di petd xal xüy ix tov xqäpams potin f, billon vn*Q tä 500, %aXxä di ntQl td( 10
XtX*dda(. Manches einzelne Stück ist gelegentlich schon beschrieben und selbst durch
Abbildung bekannt gemacht. Andere werden dem Vernehmen nach nächstens in dem
jetzt zu Paris unter der Presse befindlichen Werke von Chaplain und Dumont publicirt
werden, die Grabsteine durch die Wiener Akademie. Besonders hervorzuheben sind einige
kurze, aber umfassende Jahresberichte über den Bestand und den Zuwachs der Sammlung,
die sich in Gerhard's Arch. Anz. 1860, S. 97* fg., 101* fg., 109* fg., 1861, S. 231* fg., 1863,
112
FRIEDRICH WIESELER,
S. 89* fg., 1864, S. 205* fg., 251* fg., 283* fg., 297* fg. finden und mit Ausnahme
des an zweiter Stelle erwähnten, von Conze abgefassten, von Pervanoglu herrühren,
welcher die Angaben von Kunianudis in den Praktika der arcb. Ges. zu Grunde gelegt
hat Ausserdem sind einige Gattungen der vorhandenen Denkmäler in besonderen
Schriften zur Besprechung gebracht. So ist eine besondere reich besetzte Abthei-
lung durch Charles Bigot in dem Aufsatze Les lampes en terre cuite du mus. de
la soc. arch. d'Athenes, Bullet, de l'ücole Fr. d'Ath., 1868, p. 33 fg. Gegenstand über-
sichtlicher Behandlung geworden, ausser welcher jedoch ein Detailcatalog sehr wün-
schenswerth wäre. Von den Inschriften auf Tbonwerkon sind sehr viele jüngst be-
kannt gemacht durch A. Dumont Iuscript. cer. de Grece, namentlich von den Henkel-
inschriften. Inzwischen wird II. G. Loiting, welcher sich mit diesen Inschriften sorg*
fältigst beschäftigt, ohne Zweifel bedeutende Nachträge geben können. Vermuthlich
ist auch in Duroont's mir noch nicht zu Händen gekommenen Schrift De plumbeis
apud Graecos tesseris coinmentatio prima, Paris 1870, für die betreffende Gattung
von Werken das Mus. im Varvakion berücksichtigt. — In der folgenden Uebersicht
sind die in den obenerwähnten Jahresberichten aufgeführten Denkmäler meist Uber-
gangen. Mit den Steinsculpturen beginnend erwähnen wir zuerst einige Repliken.
So wiederholt sich der in der Sammlung befindliche hübsche Kopf aus der Stoa des
Attalos, welchen Brunn Ann. d. Inst. arch. 1861, p. 412, zu Mon. ined. VI, t.LVII,
3. 4 als den des Juba betrachtet (vgl. auch Pervanoglu Bull. d. Inst. 1861, p. 43),
in einem weit weniger erhaltenen, der in einem Orte Attikas an der Böotischen
Grenze gefunden ist; der Kopf des im Tbeseion befindlichen Apollon auf dem Om-
phalos aus dem Dionysischen Theater (Conze Beitr. z. Gesch. d. Plast. Taf. III. V) in einem
anderen, auch zu Athen aufgefundenen, der aber am Gesicht stark beschädigt ist.
In dem kleinen Zimmer, in welchem die Acgyptischen und sogen, vorhistorischen Al-
terthümer aufbewahrt werden, fand ich einen hinten abgeplattenen Marmorkopf des
stierhörnigen Dionysos (die Hörner sind etwas abgestossen), welcher durchaus an den
in den Denkm. d. a. K. IL 33, 376 abgebildeten erinnert, von dem ich eine zu Poggio
Imperiale bei Florenz existirende Replik 6chon vor vielen Jahren signalisirt habe.
Besonders überraschend ist die Achnlichkeit einer aus Gytheion im Peloponnes stam-
menden statuarischen Gruppe einer Mänade und eines Satyrs, welche von Perva-
noglu in den Ann. d. Inst. XXXVUI, 1866, p. 272 u. tav. P, n. 2 beschrieben und
herausgegeben ist, mit einer in Wien befindlichen Gruppe derselben Darstellung,
welche von Sacken >Die ant. Sculpt. d. K. K. Münz- u. Ant.-Cabin.« , S. 28
besprochen und durch eine Photographie auf Taf. XI bekannt gemacht ist. Der
Satyr weicht allerdings ein wenig ab , aber wesentlich nur in sofern , als sein Ver-
hältnis zu der Mänade dort durch das Ausstrecken des linken Arms, hier durch die
Wendung des Kopfs nach dieser hin bezeichnet ist Die Mänade ist ganz dieselbe,
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 113
zudem wiederholt sich der Umstand, dass die Gruppe auf einem altarförmigen Sockel
steht, welcher einem Cippus als Postament dient, dessen Verkleidung die Gruppe
bildet. Diese Monumente waren sicherlich irgendwie als architektonisches Glied
verwandt In dieselbe Kategorie gehören zwei dem bekannten >Pan vor einem
Pilasterc (Denkm. d. a. Kunst II, 43, 532, Kekule Theseion n. 48) entsprechende
Fragmente. Unter den statuarischen Bruchstücken kann als eine Art von Replik
betrachtet werden ein Torso des bogenspannenden Eros, über den schon Benndorf,
Arch. Ztg. XXVI, 1868, S. 38, A. 3 gesprochen hat. Von den Reliefs erregt namhaftes
Interesse ein in den Kellerräumen aufbewahrtes, beschrieben von U. Köhler Bull,
d. Inst. arch. 1865, p. 136, als genaue Replik der Vorderseite des Sarkophags von
Salonichi erkannt von Matz Arch, Ztg. XIX, 1872, S. 14, so eben als »Amazonen-
friesc auch erwähnt von Stark »Gr. Orient« S. 349 u. 402; so wie das von Schöne
»Gr. Rol.« n. 56 abbildlich mitgetheilte Fragment, welches, wie derselbe S. 30 be-
merkt, fast Zug für Zug mit einer Gruppe auf dem Venetianischen Relief in der
Arch. Ztg. 1866, Taf. CCXIV, übereinstimmt, vgl. auch Matz in den Gött. gel. Anz.
1873, S. 337. Ein am Dipylon gefundenes Relief, das dem oben, Anm. 15, S. 92,
angeführten bei Stuart entspreche, erwähnt Pervanoglu im Arch. Anz., S. 231*. Dass
dieser irrte, wenn er vermuthete, das jetzt im Thurm der Winde aufbewahrte Relief
sei das von Stuart abbildlich mitgetheilte, erhellt schon, wenn man unsere obige
iReschreibung mit der Vignette in den Antiq. of Ath. vergleicht, die nur drei Flügel-
figuren zeigt, und zwar die in der Mitte mit einem Dreifuss und einem Kranz, die
beiden anderen mit je einer Proohus und einer Phiale. Stuart betrachtet a. a. 0-, p.
45 fg. das abgebildete Bruchstück als zu dem Fries eines choragischen Monuments
gehörig. Er fügt hinzu: Otber fragments of this frize are seen at Athens, in which
these figures of winged youths bearing alternately vases and tripods are repeated
without any Variation in their form or attitude. Spricht er genau , so gehört das
Stück im Thurm der Winde auch nicht zu diesen, und ebensowenig das im Varvakion,
selbst wenn man annehmen wollte, dass dieses erst nach Stuart's Aufenthalt unter
die Erde gekommen sei. Stuart's Ansicht über die Beziehung der von ihm gesehenen
Bruchstücke ist nicht ohne Schein; über die der anderen wage ich kein Unheil. —
Hieran schliesst sich passend die Erwähnung eines Bruchstücks, durch welches ein
anderes in interessanter Weise vervollständigt wird. Von dem durch Conze im Bull.
d.Inst. arch. 1858, p. 106 signalisirten und in derÄrch.Ztg. 1860, T.CXXXV, 2 be-
kannt gemachten Grabstelenreliefbruchstück, welches im Theseion aufbewahrt ist, besitzt
das Varvakion den unteren Theil, der später und zwar an einem von dem Orte, wo
die obere eingemauert war, weit entlegenem Orte aufgefunden wurde. Nur das Mittel-
stück ist ganz verloren gegangen. Dieses Werk ist jetzt auch im Gypsabguss zu
haben. — Manche Stücke sind in technischer Beziehung beachtenswerth. Ein Neger-
in. -,p/n7. Classc. XIX. P
1U FRIEDRICH WIESELER,
köpf etwas unter Lebensgrösso aus bläulichem Stein kann den Beispielen absichtlich
gewählter farbiger Steinarten, welche ich in den Gott. gel. Anz. 1862, S. 1275 fg.
zusammengestellt habe, hinzugefügt werden. Ein schöner weiblicher Frauenkopf von
Marmor aus Makedonien, dem Münchener in der Glyptothek nr. 89 der Brunn'schen
Beschreib. (Lützow, München. Ant. Taf. 19) entsprechend, aber aus späterer Zeit
stammend, fällt durch den gelblichen Teint, welcher ihm ganz das Ansehen giebt, als
Bei er mit Wachs bestrichen, auf. Ganz besonderes Interesse hatte für mich ein
Beispiel der Malerei auf Stein. Dass bei den Grabstelen , namentlich in Attika , die
Farbe nicht bloss zum charakterisirenden Schmuck der Architektur diente und zur
Sculptur hinzutrat, sondern die Malerei auch geradezu die Modellirung der architek-
tonischen Glieder und der Sculptur vertritt, ist jetzt namentlich seit Ross's (Arch.
Aufs. I, S. 40 fg.) und Michaelis' (Ber. d. K. Sächs. Ges. d. Wissensch., phil.-hist.
Cl., 1867, S. 113 fg.) Darlegungen eine ausgemachte Thatsache, die auch der Kun-
digste unter den Griechischen Forschern auf diesem Gebiete, Kumanudis, *An. imyq.
imr. tf. *r anerkennt, indem er bemerkt, öu dxfotftdnata »<r«c, *<*! dvtv iffas, sbat
pöva tä iv 'P<oi*a'i*oXg %oovois nonjiUvta (ivtjfuta vtxqiav. Auch im Varvakion befinden
sich schon seit längerer Zeit interessante Belege für die meisten der oben angege-
benen Fälle. Eine der betreffenden Stelen ist vorlängst von Kumanudis in den
*EmrQ. ävixö. 1861, Taf. VIII, n. 70 publicirt. Abgesehen von den Grabstelen sind
aber Fälle, in denen man auf Marmorplatten statt der Sculptur sich mit blosser Ma- •
lerei oder Zeichnung begnügt hätte, für Griechenland gar nicht mehr nachweisbar
und für Italien nur in sehr geringer Zahl, durch die Platten aus Herculaneum und
Pompeji, welche Gaedechens in den Gött. Nachrichten 1872, S. 135, und genauer im
Giorn. d. seavi di Poropei, N. S., Vol. II, zu Taf. DX auffuhrt und behandelt. Aus-
serdem kennen wir seit 1869 aus einer anderen Gegend Italiens ein höchst ansehn-
liches Beispiel von Malerei auf Alabaster, nämlich an dem zuerst von Heibig und
Donner in dem Bull. d. Inst. arch. 1869, p. 193 fg. und p 257, und jetzt eben von
Kluegmann in den Ann. d. Inst. XLV, p. 239 fg. besprochenen und in den Mon.
ined. Villi, t. LX abbildlich mitgetheilten Amazonensarkophag aus Corneto. In den
Athenischen Sammlungen, besonders der des Varvakion, finden sich kleine kraterfö'r-
mige Gefässe aus Alabaster, die nie mit Reliefdarstellungen, wohl aber mit farbigem
Anstrich oder mit Malereien vorsehen sind. Dio interessanteste Vase dieser Art ist
im Varvakion. Der Deckel derselben ist um den Knopf herum roth bemalt. Um
den Bauch herum befindet sich (nach Gebhardts Notiz) folgende bildliche Darstellung:
»zwei Viergespanne mit Wagenlenkern und zwei mit Schilden versehene Männer,
von denen nur die Beine bis zu den Hüften erhalten sind; die Wagen mit je drei
Pferden, von denen zwei roth, eins grün; die Wagenlenker in vorgebeugter Haltung,
Arme rotb, rother Helm mit rothem Busch, grünes Gewand fast nur in Frackform
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ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S.REISE NACH GRIECHENLAND. 115
erhalten, ursprünglich aber wohl ganz heruntergehend.« Auch Kluegmann, mit dem
ich in Athen zusammenzutreffen das Vergnügen hatte, berührt, wie ich sehe, diese
Vase a. a. 0. p. 249, A. 2. Es fehlt ferner nicht an Sculpturen, die durchaus un-
vollendet geblieben sind und somit einen genaueren Blick in die von den Marmorar-
beitern goübte Technik verstatten, wie denn derartige Stücke in Athen überhaupt nicht
selten sind. Zwei interessante Beispiele aus anderen Sammlungen, die Pallas Par-
thenos im Cultusministerium und ein Kopf aus Tanagra im Besitz des Herrn von
Saburoff, sind schon oben S. 88 und 94 erwähnt. Ein Beispiel aus der Sammlung
der arch. Gesellschaft hat Conze bereits im Arch. Anz. 1860, S. 101* signalisirt.
Durch Kumanudis erfahren wir in der *Aqx. itpiji*. 1862, p. 79, dass das betreuende
mJpnltrua *A<fQoitn)<; nai 'Eqtäntv nebst nicht wenigen anderen halbvollendetcn Bild-
haucrarbeiten bei Gelegenheit der Erbauung eines Hauses an der Ecke der Stadion-
und der Musen-Strasse gefunden wurde. — Die Sculpturen und anderen Gegenstände
aus Stein , welche dem Bereiche des classischen Aterthums angehören , datiren vor-
zugsweise aus der Hellenischen und Römischen Zeit. Grössere Rundwerke sind nur
in geringer Zahl vorhanden. Die Reliefs zerfallen fast durchaus in die namentlich
aus Athen und Attika bekannten drei Classen derer an Grabsteinen, Weihgeschenken
und öffentlichen Urkunden. Von den Grabsteinreliefs sind die bis 1862 vorhandenen
in Pervanoglu's Schrift über die Gräbst, d. a. Gr. nach den verschiedenen Classen
aufgeführt und beschrieben*), ausserdem 19, welche die in neueren Zeiten wiederholt
besprochene Darstellung des häuslichen Mahles oder des Todtenmahles enthalten, in
desselben Gelehrten Werkchen »Das Familicnmahl auf altgr. Gräbst. € , S. 21 fg., n.
41—59, verzeichnet, endlich jetzt beiläufig 160 für die Wiener Gesammtpublication
photographirt. Unter den Griechischen finden sich zwei, die in Beziehung auf den
dargestellten Gegenstand einzig in ihrer Art sind , indem sie die Prothesis angehen.
Beide sind auch von Benndorf »Griech. u. Sic. Vasenb.« I, S. 17, n. 17 u. Anm. 21
Bignalisirt. Das erste wurde schon von Pervanoglu im Arch. Anz. 1864, S. 297*
beschrieben; von ihm, das auch in anderer Hinsicht merkwürdig ist, haben jüngst
Schöne >Gr. Bei.« Taf. XXIX, n. 120 u. S. 59, und Dumont Rev. arch. Fr., N. 8.,
1872, XXIV, p. 339 fg. Abbildung und Beschreibung gegeben. Beachtenswerth ist
ferner an der Stele, deren Inschrift Kumanudis 'An. imrf. in. n. 3507, ß, p. 400
*) Gelegentlich sei hier bemerkt, dass die von Pervanoglu a. a. 0. S. 53, n. 28
mitgetheilte Steleninschrift metrisch und, wie uns dünkt, folgendermaßen zu verbessern ist :
MtfTQÖf navxoiixvov TiQurtoj.og Off*vi} i* ytQcuQä
xütdt idtput Mtxat XaiQtat^dt^, rsv 6 OvrtvvOf
iouqyev piv [iSaav, iniv&tjtftv 6i öavoüaav.
(füg & ehii tvdtupo» naXdag jtaiduv t' inUvnof.
Pervanoglu giebt Vs. 2 Xatqttn^dt^v b o., Vs. 3 iniv&tjto, Vs. tvdalpov' und n.rf r W
p.
I
116 FRIEDRICH WIESELER,
mitgetheilt hat, der Adler, welcher den in Relief dargestellten Mann mit seinen Flö-
geln bedeckt, obgleich sonst bildliche Darstellungen dieses Vogels auf Gräbern und
an Grabmonumenten nicht unbekannt sind, vgl. Stephani Tit. Gr. ÜI, . p. 19 fg. Neben
den Grabsteinen der Griechen zieht der zu Athen gefundene eines Römischen Flot-
tensoldaten die Aufmerksamkeit auf sich, vgl. Hübner in der Arch. Ztg. XXVI, 1868,
S. 40 fg. und Taf. V, 1. Auch Sarkophagfragmente sind vorhanden (Pervanoglu
»Grabstc S. 74, n. 1, u. S. 77 fg., Matz in d. Arch. Ztg. XXX, 1872, S. 14). Die
wichtigsten Reliefs von Weibgeschenken und öffentlichen Urkunden (unter welchen
letzteren sich auch das älteste uns erhaltene dieser Gattung befindet) hat Schöne in
den »Gr. Bei.« abbildlich mitgetheilt, das eben erwähnte unter n. 59; die anderen
unt. n. 48, 89, 94, 101, 104, 106, 107, 111. Agonistische Reliefs als Beigabe zu
Ephebeninschriften, die in grosser Anzahl und zum Theil noch unedirt in der Samm-
lung aufbewahrt werden, sind in der *Aq%. itp. 1862, n. 199, und danach in Rieh.
Neubauer 's Comment. epigr., Berol. MDCCCLX1X, tab. II herausgegeben. — In ge-
genständlicher Hinsicht dominiren bei den Marmoren das Porträt und die Figuren
aus dem Leben , wie sie in ganz überwiegender Mehrzahl auf den Grabmonumenten
vorkommen. Ein neben der Bucht an der Eetioneia bei dem Piraeus gefundener le-
bensgrosser Portraitkopf ist wegen seines entschieden archaischen Charakters von In-
teresse. Sehr beachtenswerth ist für die Kaiserzeit auch in kunsthistoriseber Bezie-
hung die grosse Reihe von Hermen und Köpfen von Kosmeten mit lebendigem Ge-
sichtsausdruck, welche letzteren man auf einem Tisch zusammengestellt findet. Manche
von jenen sind in der yAq%. fyr/p., Jbrgg 1862 und 1863 abbildlich nebst den ent-
sprechenden Inschriften herausgegeben. Bessere Abbildungen stehen in dem Werke
von Dumont und Chaplain in Aussicht. Durch sorgfältige Arbeit und gute Erhaltung
zeichnet sich aus ein mit Eichenlaub bekränzter Kopf des Tiberius aus Lamia (Per-
vanoglu Bull. d. Inst. arch. 1861, p. 141). Doch fehlt es unter den Marmoren natürlich
auch nicht an Darstellungen aus der Mythologie. Dahin gehört dieses und jenes
Stück von den (schon seit 1864 in der Sammlung vorhandenen, s. U. Köhler im Bull,
d. Inst. arch. 1865, p. 135 fg.) Cyprischen Sculpturen, unter denen namentlich ein
weiblicher Idealkopf hervorzuheben ist. Der bedeutendste Idealkopf ist aber der
»aus dem Bereiche des Hcraideals« (Stark »Gr. Or.c S. 349 fg.), von dem wir auch
hier in Göttingen einen Gypsabguss besitzen. Sonst ist an Köpfen etwa noch ein
nicht übel gearbeiteter des Herakles, der zu Athen gefunden ward (Pervanoglu a. a. 0.),
zu erwähnen. Den von Conze im Arch. Anz. 1860, S. 102* erwähnten, nimbusartig
von einer hinter ihm liegendon Scheibe umgebenen, kleinen zierlichen Kopf von weissem
Marmor, gewiss aus römischer Zeit, mit einem »Modiusc, an dem vorn ein Halbmond,
seitwärts mit Flügeln, einer Binde mit Blättern unter dem »Modius«, je einem Wid-
derhorn an den Schläfen, unter denen statt der Haarlocken Weintrauben herabhängen,
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ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S.REISE NACH GRIECHENLAND. 117
habe ich leider nicht zu Gesicht bekommen. Das Werk wäre wohl einer genaueren
Bekanntmachung durch Abbildung wertb. Allem Anscheine nach bezieht es sich auf
Dionysos. Von zweien der statuarischen Werke, von welchen Anderes oder Mehrere«
als der Kopf erhalten ist, wagen wir freilich nicht zu entscheiden, ob sie in diese
Kategorie zu stellen seien oder nicht. Wir meinen die bis auf den Kopf und den
rechten Arm erhaltene Marmorstatuette einer stehenden vollständig bekleideten Frau,
welche in der linken, an den Körper gelegten Hand eine Spindel hält, und die von
Pervanoglu »Grabst.€ S. 27 als »idealisirte Verstorbenet betrachtete, uns nicht mehr
erinnerliche »weibliche Gewandstatue aus später Zeit mit einer der sogenannten Pu-
dicitia des Braccio nuovo ähnlichen Gewandung, neben ihren Füssen eine Cista, wor-
aus eine Schlange herausschlüpft, gefunden im sogenannten Ruleuterion.« An sicher
hierhergehörenden Rundwerken können wir folgende erwähnen. Als seltenes Werk
darf der aus mehreren Stücken zusammengesetzte Obertheil von einer Statue des
Minotauros nebst dem dazu gehörenden Torso des ihn bekämpfenden Theseus (Per-
vanoglu in der Arch. Ztg. 1866, S. 160 fg. zu Taf. CCVIII, 4. 5) betrachtet werden.
Eine andere, als statuarisches Werk auch seltene Gruppe von der Insel Melos zeigt
Eros und Pan (Pervanoglu Bull. d. Inst. 1861, p. 45, Ann. d. Inst. T. XXXVIII, 1866,
p. 271 fg. u. tav. P, n. 1 u. 2). An der Halbfigur einer Ephesischen Artemis, oben
mit Niken und Löwen, findet man das Abbrechen des Körpers unten durch das Ge-
wand verdeckt. Ein Venustorso im Himation und Chiton mit entblösster einer Brust
und angegebenem Nabel zeigt hinten den auf die Schulter hinaufkletternden Amor, bei
einem anderen ähnlichen gewahrt man an dem einen Arm noch etwas von dem Eisen,
vermittelst dessen jener angesetzt wurde. Unter dem erhobenen Bildwerk verdient
besondere Beachtung ein frngmentirtes Relief mit der Darstellung des schlangenwür-
genden Heraklesknaben, hinter ihm Amphitryon, nackt, mit einem Schwerte zuhauend.
Es war früher im Besitz von Komnos und ist durch Rhusopulos in den Ann. d. Inst
XXXV, 1863, p. 457 u. tav. Q, 2 bekannt gemacht. Ein aus Makedonien stammendes
Votivrelief für die Jijft^Q saQmxpdQos (C. Cnrtius in Lcutsch's Philol. XXIX, S.
700) ist, abgesehen von der Darstellung der Göttin, auch wegen des runden Altars,
»auf dem eine hohe Flamme in Gestalt eines Dreiecks brennt« beachtenswerth.
Von dem allergrössten Interesse ist aber die Figur der Parthenos (Artemis) als Ver-
treterin der Thrakischen Stadt Noopolis auf dem einem öffentlichen Decrete angehö-
renden Relief bei Schöne n. 48, vgl. denselben S. 23. Selbst auf einer Grabstele findet
sich eine Figur aus der Mythologie: Hermes der eine Frau zur Unterwelt abholt
(Pervanoglu Arch. Ztg. 1868, S. 74, Kumanudis Wir. imyq. in., «r. Schöne Gr.
Rel. S. 59 u. Taf. XXIX, n. 127). Daneben sei der noch interessantere, schon von
Conze im Arch. Anz. 18G0, S. 102* und Ann. d. Inst. XXXVI, 1864, p. 198 signa-
lisirte Umstand erwähnt , dass in einem anderen Grabrelief dargestellt ist , wie sich
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118
FRIEDRICH WIESELER,
eine Person der Schlange nähert, um ßie anzubeten, während sonst Sterbliche den
Verstorbenen in menschlicher Gestalt auf den Grabsteinen zu adoriren pflegen. Vgl.
auch Pervanoglu »Gräbst« S. 82 fg., namentlich S. 83, n. 2. 3, und, was die Bezie-
hung der Schlange betrifft, Stephani »Ausr. Her.« S. G5, Anm. 1. — Ein eigentümliches
Stück ist die aus dem Dionysischen Theater stammende, schon in dem Null. d. Inst,
arch. 1866, p. 132 und Anz. z. Arch. Ztg. 1866, S. 170* von Pervanoglu besprochene
ovale Kugel aus dunkelem bläulichen Stein. Au der einen kleineren Seite ist Helios
dargestellt mit Strahlenkranz, thronend, zu seiner Rechten ein Greif, zu seiner Linken
ein Löwe am Boden , in seiner Rechten eine Geissei , in seiner Linken eine Fackel,
die ganz an einen Dreizack erinnert, über dem Löwen ein Gerüth, gewiss ein Cande-
laber. Welchem Zwecke diente die Kugel, die Gerhard als ovalen Abraxasstein be-
zeichnet V Sie erinnert unwillkürlich an die jetzt durch H. Schliemann »Trojan.
Alterth.« S. 120 fg. bekannt gewordenen »mit den mannichfaltigsten symbolischen
Zeichen, auch ganz mit Sternen bedeckten Terracottenkugeln.« — Als ein seltenes
Werk signalisiren wir endlich noch eine etwus vertiefte, wie ein grosser flacher Teller
gebildete Tischplatte aus Marmor von der Insel Thcra, auf deren breitem Rande zwischen
vier Frauenköpfen die Verfolgung von Thieren durch reissende Thiere dargestellt ist,
in flachem Relief aus späterer Zeit. — Von den Geräthen aus Stein, welche nicht mit
figürlichem Bildwerke versehen sind, haben den grössten Belang jene oqxt&ftata aus
Panidon und Naios, welche von Dumont behandelt sind in der Rev. arch. N. S.,
XXIV, 1872, p. 229 fg., und XXVI, 1873, p. 43 fg. (beide mit Zugabe einer Abbildung).
Ein noch weiterer Erörterung bedürftiges, eine gewisse Aehnlichkeit zeigendes Ge-
räth ist durch die neulichen Ausgrabungen zum Behuf der Auffindung des Dipylon
in den Besitz der arch. Gesellschaft gelangt; vgl. Kumanudis 'A». Bd I, S. 399.
Zwei andere Geräthe aus Stein, von denen eins einem im Theseion befindlichen,
durch Kekule unter n. 196 verzeichneten, entspricht, hat Kumanudis schon in der
'AqX- i(fifi. 1862, p. 23 fg. besprochen und auf Taf. 0 abbildlich mitgetheilt. — Unter
den Bronzesachen trifft man verhältnissmässig wenige selbst ständige Rundbilder. Ich
notirte mir an erster Stelle einen bekränzton Agonisten mit einem jener halbeiförmigen
Sprungkolben (oIt^qk) in jeder Hand, etwa in halber Figur; dann einen Knaben mit
Kranz und Palme und eine verschleierte weibliche Figur, lauter Werke sehr geringer Di-
mensionen , deren als aus demselben Grabe stammend , wie die gleich zu erwähnen-
den Lokrischen Bronzereliefs, jetzt auch Stark a. a. 0. S. 402 gedenkt. In sach-
licher Hinsicht ist von besonderer Wichtigkeit ein aus dem Peloponnes stammender
Bock mit der Inschrift MAAEATA, die «ich ähnlich an der anderen Leibseito wie-
derholt. Ohne Zweifel Besitz eines Heiligthums, vermuthlich als Weihgeschenk. U.
Köhler, der es im Bull. a. a. 0. p. 137 zuerst beschrieben hat, bezieht die Inschrift
auf den Apollon MaUdtifi (Pausan. II, 27, 7, III, 12, 8). Jedenfalls mit zu grosser
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 119
Entschiedenheit. Uns hat es noch grössere Wahrscheinlichkeit, dass an Pan zu denken
ist, welcher von Kallimachos bei dem Schol. zu Theocrit. VII, 103 als 6 Maktt^rtK,
nach Toup's unzweifelhaft richtiger Emendation, erwähnt wird. An Rolieffiguren aus
Bronze besitzt die Sammlung Behr Beachtenswertes. Wir heben zunächst hervor
fünf schöne, aus Talandi in Lokris stammende Stücke, welche ursprünglich zu einem
Gefässe gehörten, darunter ganz besonders ausgezeichnet eine weibliche Figur mit
entblösster rechter Brust, dio an der rechten Seite von dem rechten Arm eines
Mannes gehalten wird, von welchem sonst keine Spur vorhanden ist. An eine Ama-
zone ist schwerlich zu denken. Mehr jetzt bei Stark a. a. 0. S. 402 fg., welcher
irrthümlich angiebt, dass die Stücke aus Phokis herrühren. Das Relief einer Spie-
gelkapsel ist schon oben gelegentlich erwähnt, das einer anderen von dem dort an-
geführten Förster signalisirt. Die betreffende „Pallade seduta" hat Aehnlichkeit mit
der auf einer bekannten Schale des Hildesheimer Silberfundes, mit Ausnahme der
Attribute, welche in dem Schilde und darunter zusammengerollter Schlange bestehen.
In Gebhardts Notizen finde icli erwähnt, dass ein Spiegelkapselrelief von schlechterer
Erhaltung aber grösserer Schönheit als das mit dem reitenden Weibe Aphrodite mit
Eros zeigt. Danach scheint es, als sei diese Kapsel nach Forstel 's Besuch von Athen
hinzugekommen. Dieselbe würde nicht das siebente, sondern das neunte Exemplar der
bekannten Griechischen Spiegeldeckel, die mit Reliefs verziert sind, sein ; denn ausser
den in der Arch. Ztg. 1868, S. 61 und 77 signalisirten vier Exemplaren, von denen
sich zwei jetzt im Berliner Museum befinden , kommen noch in Betracht die beiden
aus Könnt h stammenden, welche Newton, Bronze-Room p. 39, n. 17 u. 18 beschreibt.
Dabei handelt es sich nur um Stücke, die nachweislich aus dem eigentlichen Grie-
chenland herrühren; von Griechischen Werken dieser Art, welche anderer Herkunft
sind, giebt es noch einige. Ein Spiegel mit der auf einem von drei Löwenklauen
getragenen Untersatz stehenden alterthümlichen Aphrodite als Ständer und zwei neben
ihrem Haupte schwebenden Eroten ist von Blondel in der Rcv. arch. 1868, p. 468
kurz beschrieben und von Mylonas A&HSAION 1872 , Taf. 1 in Abbildung heraus-
gegeben. Es fehlt nicht an Waffen, unter denen besonders Helme nennenswerth
sind, Strigiles, auch mit Fabrikantennamen, Siegeln und anderen kleinen mit Inschriften
versehenen Stücken aus Bronze, die zum grossen Theil von Kumanudis in der 'Aqx-
ifll». 1872, S. 402 fg. und Taf. 58 besprochen und abbildlich raitgethcilt sind. Von
Interesse sind auch ein paar sistra (Blondel Rev. arch. XVII, 1868, p. 467 fg.). Die
in sachlicher Hinsicht interessantesten Stücke sind aber die auch anderswo vorkommenden
Richtertäfelcheu, mvd*ut (über welche, abgesehen von Früheren, gehandelt haben Rhuso-
pufos'AQX. tyiji*. 1862, S. 304, n. 380, zu Taf. 16, n. 1, Pervanoglu im Bull. d. Inst. arch.
1804, p. 227, DumontRev. arch. XVII, 1868, p. 140 fg., XIX, p. 225, Bull, de l'cc. Fr.
d'Ath. n. 2, p. 27 fg., Vidal-Lablache ebda n. 3, p.51fg., Bonndorf Gött. gel. Anz. 1870,
120
FRIEDRICH WIESELEE,
S. 274 fg., W. Viecher Epigraph, und arch. Kleinigkeiten, Basel 1871, S. 13 fg. und
Taf. II, n. 39—42, Friederichs Berlins ant. Bildw. H, S. 262, Newton Bronze-Room
p. 45, n. 42 und 43) und ganz besonders die, so viel mir bekannt ist, mit Aus-
nahme eines aus Athen an Professor W. Vischer d. Älteren in Basel verkauften, von
diesem für echt gehaltenen und in den »Epigr. und arch. Kleinigk.« S. 16 fg. be-
handelten und Taf. II, n. 43 abbildlich mitgetheilten Exemplars, nur zu Athen im
Varvakion und auf dem Cultusministcrium (Rhusopulos Bull. d. Inst. 1864, p. 227)
zu findenden, seit 1661 wiederholt besprochenen Richterpsephoi. — Von den
ßleisachcn habe ich noch nirgendwo erwähnt gefunden ein Relief mit der Darstellung
der eine barbarische Figur bekränzenden Siegesgöttin. Dass sich unter jenen auch
mehrere der Platten mit ftaytuai xamdianz befinden, ist aus Kui(nu,uih->' Wn. imyg.
imr. p. 311 fg. bekannt. Eine Platte ist in Abbildung gegeben in der *j4q%. i<fni^ von
1869, Taf. 49, y. Bazu koinmon 145 Stück jener zu Styra auf Euböa zu Hunderten
gefundenen, länglichen dünnen Bleiplatten aus früher Zeit, die sowohl in epigraphischer
als in linguistischer Beziehung wichtig sind, und hinsichtlich ihrer Bestimmung zum
Losen sogar einzig dastehen. Mehr über sie — die ausser Athen nur zu Paris,
wie wir zuerst durch de Witte in der Gaz. d. Beaux-Arts 1866, XXI, p. 122 ver-
nahmen, zu Basel, und, allem Anscheine nach, wenigstens in einem Stücke auch
in Berlin (Friederichs »Berl. ant Bildw.c U, n. 1318») vorhanden sind — bei Rhuso-
pulos 'Aqx-ifn^- 1862, S. 272, zu T$S. AH und A0, und S. 301 fg., W. Vischer »Alte
Bleiinschr. aus Styra,« Basel 1867, Fr. Lenormant im Rhein. Mus. N. F., XXH, p. 276
fg., zu Taf. 1— 8». Auch an Gewichtetücken, von denen schon Schillbach Ann. XXXVII,
1865, p. 194 fg., eine Anzahl aufgeführt hat, und an Schleudorgeschossen (fioi.vßdid$f
oder ftahSßdtuvat, glandes) fehlt es nicht — Unter den Goldsachen sind wohl die
interessantesten die Todteukränze. — Aus Holz ist eine fragmentirte Pyxis vorhanden,
auch Bruchstücke von hölzernen Särgen (Pervanoglu Gräbst, d. a. G. S. 8, Anm. 3,
Rhusopulos ii(r,u. 1862, p. 90 u. 92, Anm. 12). — Unter den wenigen Stücken
aus Elfenbein oder Knochen, welche ich sah, interessirte mich ganz besonders eine
jener runden Tesserae mit einem H auf der einen Seite, während die andere nur
die bekannte knopfähnliche Verzierung hat. Ueber eine sehr interessante tessera
nautica aus Elfenbein vgl. Dumont Rev. arch. XXHI 1870—1871, p. 37 fg., oder
Inscr. ceram., p. 415 fg., nach Kumanudis' Mitteilungen. Ausserdem giebts aus diesen
Materialen Bruchstücke von Flöten, Astragalen, und, schon seit längerer Zeit (Per-
vanoglu Arch. Anz, 1863, S. 92* fg.), allerhand Schreibutensilien. — Von geschnit-
tenen Steinen habe ich nur Weniges und darunter gar nichts Hervorragendes bemerkt. —
Unter den ganz ansehnlich vertretenen Glassachen hebe ich nur hervor ein Fragment,
ohne Zweifel von einem Trinkgefäss, mit der Inschrift XAIPQ und ein einem Trink-
glas ähnliches Stück, mit vier, wie es scheint, Opfergaben tragenden Figuren, die
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 121
von innen herausgedrückt sind. — Aus Gyps sind Henkel da und die Form zu dem
oberen Tbeil einer Lampe. — Ausserordentlich zahlreich und manicbfaltig sind die
Sachen aus Thon, unter denen sich zudem manche besonders seltene und merkwür-
dige Stücke finden. Letzteres gilt namentlich auch von den Formen und Modellen
zu Formen , über welche Ch. Bigot im Bull, de l'ecole Fr. d'Ath. a. a. 0. p. 44 fg.
gesprochen hat. Ein in künstlerischer und kunsthistorischer Hinsicht besonders be-
achtenswerthes Stück, die Form zu einem Relief, dessen Original sicherlich von einem
Torcuten aus der Lysippischen Schule herrührt, hat seitdem Matz besprochen und
herausgegeben (Bull. d. Inst arch. 1870, p. 7 fg. und besonders Ann. d. Inst. arch.
XLIH, 1871, p. 210 fg. u. tav. R). Von den einzelnen Zweigen der Arbeiten in
Thon mögen zuerst die Rundwerke berücksichtigt werden. Unter ihnen befinden sich
jene drei durch ihre bedeutenden Dimensionen und die besonders gute Erhaltung der
Befärbung ausgezeichnete Stücke von der Insel Aegina, welche Pcrvanoglu schon im
Bullett. d. Inst. arch. 1861, p. 141 beschrieben hat, und deren interessantestes durch
eingehenden Erklärungsversuch und Abbildung als die Gruppe von Aphrodite Pontia
und Neritcs bekannt gemacht hat Stark Arch. Ztg. 1865, S. 71 fg., zu Taf. CC.
Die Beschreibung Pervanoglu's ist im Wesentlichen richtiger. Der Kranz des Weibes
besteht sicher nicht aus Muscheln, sondern aus Blumen, die Bekleidung der männ-
lichen Figur nicht in einem Seehundsfell (eine ähnlich gerippte Nebris findet sich
bei einem Satyr in Theseion); auf der Säule stand ein Eros, wie Kumanudis münd-
lich mir mittheilte: ist das wahr, so lässt sich auch deshalb an eine Grabstele nicht
denken. Eine andere sebon länger durch Erklärung und Abbildung bekannte Terra-
cotta, welche früher im Besitz des Prof. Xanthopulos war, befindet sich jetzt auch
im Varvakion: der Hermes Kriophoros, welchen Conze in den Ann. d. Inst. arch.
1858, p. 347 fg. u. tav. d'agg. 0. publicirt und nachher auch Logiotatidis in derUpx.
itptjp. 1862 p. 57 fg. (der von derStrigilis in der Rechten der Statuette nichts wissen
.will) und Beule in der Rev. arch. 1862, V, p. 361 fg. besprochen haben. Ausserdem
besitzt die Sammlung des Varvakion noch einige Fragmente von Thonbildern des
widdertragenden Hermes, die ja überhaupt öfters vorkommen. Eins derselben bat
Logiotatidis a. a. O. abbildlich mitgetheilt zum Beweise dafür, dass Hermes auch
ini tys dQxnt«e ^X^lt *>C vtavkti vnttxdfcm. Auch von den Thonwerken, welche
durch die auf Kosten der archäol. Gesellschaft zu Athen bei dem Dorfe Agios Sostis
bei Tegea im J. 1862 unternommenen Ausgrabungen zu Tage gefördert wurden (s.
'siQX- tyyi*- 1862, S. 241 und Pervanoglu an mehreren Stellen, zuletzt in den Nuov.
Mem. d. Inst. Vol. II, p. 72 fg.), sind mehrere der im Varvakion aufbewahrten Rund-
werke abbildlich mitgetheilt N. Mem. a. a. 0. pl. VI. darunter auch eine jener Hy-
drienträgerinnen, über welche ich vor Jahren, als noch wenige derartige Figuren be-
kannt waren, gehandelt habe in den Gotting. Ant. S. 5, während dieselben uns jetzt
HisL-pliil. Classc. XIX. Q
122
FRIEDRICH WIESELER,
durch ziemlich zahlreiche Griechische Funde aus verschiedenen Gegenden zur Kunde
gekommen sind, vgl. Pervanoglu a. a. 0. p. 74 und de Witte Gaz. d. Beaux-Arts
1866, XXI, p. 119 u. 112. Von hervorragender Schönheit ist ein Venuskopf; an-
sprechend auch eine nackte Aphrodite, innerhalb eines Blumenkelchs wie auf einem
Sessel sitzend (jetzt eben nach einer Photographie herausgegeben von E. Hübner
»Bildniss einer Römerinc Taf. III, S. 4, vgl. S. 21). Einige interessante Stücke
betreffen die Nike. Eine Gruppe von zwei Weibern, die beschäftigt sind zu wippen,
hat Schöne »Gr. Rel.« n. 146 abbildlich mitgetbeilt. Mehrere Schauspielerfiguren
und Caricaturen, welche ich mir genauer notirt habe, um so mehr als sie in Athen
verhiiltnissmässig selten sind, werden besser anderswo beschrieben werden. Ein paar
Caricaturen bat übrigens schon Schöne n. 138 u. 139 gut herausgegeben. Von den
Thonreliefs erwähnen wir zuvörderst jene Melischen , deren Beschreibung und Abbil-
dung wir dem eben genannten Gelehrten verdanken, vgl. S. 61, 8, a, u. 29, a, S. 63,
fg. u. Taf. XXXI fg. n. 127 u. 129. Auch die Ausgrabungen von Agios Sostis haben
Reliefs geliefert, von denen das in künstlerischer Beziehung beste auf den Amazo-
nenkampf sich bezieht. Abbildungen in den N. Memor. a. a. O. Unter den nicht be-
malten Vasen mit Reliefs befinden sich einige den sogenannten Arretinischen Gelassen
entsprechende von schwarzblauer oder rother Farbe. Eins von den schwarzblauen
enthält die im Kreise sich wiederholende Darstellung der Athena und eines Triton,
welcher in der Rechten eine Schale und in der Linken eine Prochus hält und auf
seinem Rücken einen flötenblasenden Eros trägt. Eins derGefässe von rother Farbe
ist mit der sich ebenfalls im Kreise herum öfters wiederholenden Figur der auf einem
Wagen einherfahrenden Nike geschmückt. Ein Gefäss von schwarzer Farbe aus Me-
gara ist schon von Pervanoglu Arch. Anz. 1861, 8. 232* beschrieben, mit der Be-
merkung, dass Vasenscherben mit Reliefdarstelluugon ihm bis dahin nur aus Böotien
und Megara bekannt seien. Jene Art schwarzer Gefässe findet sich auch nach A. Du-
mont Rev. arch. XIX, 169, p. 214, Anm. 2 nur in Megara. Indessen befanden sich
schon im J. 1861 in der Sammlung der arch. Gesellschaft mehrere Fragmente von
Vasen mit Reliefdarstellungen, die den rothen Arretinischen durchaus entsprechen
und mit Ausnahme eines von Melos gekommenen in Athen selbst ausgegraben sind,
ausserdem Böden von solchen Vasen mit eingedruckten Inschriften, meist in Latei-
nischer Sprache, die aus Italien herübergebracht worden zu sein scheinen, wie eben-
falls eine Anzahl von Bruchstücken von Amphoren aus anderem Thon als die Arre-
tinischen Vasen, welche auch mit fast durchaus Lateinischen Töpferinschriften verse-
henen Bruchstücke im Piräus aufgefunden und dem Mus. derselben Gesellschaft ein-
verleibt waren. Man vergleiche den für den Verkehr von Italien nach Griechenland
sehr interessanten Aufsatz von Kumanudis in der %Aq%. itptjt*. 1862, H I, S. 10 fg.
nebst den dazu gehörenden Abbildungen auf Taf. 5. Kürzlich signalisirte auch Lol-
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 123
ling in den Monateber. d. K. Akad. d. Wissensch, zu Berlin vom 19 Dec. 1872, 8.
5 ein zu Athen ausgegrabenes Stück der Art. Unter den Reliefvasen anderer Art
erwähne ich zunächst die schon von Benndorf »Gr. u. Sic. Vas.« S. 51, n. 13 be-
sprochene schwarze Amphora, welche besonders in Betrefi der Graffitinschrift, durch
die sie als Geschenk eines Barkaios an einen Barkaios bezeichnet wird, wichtig ist;
dann einen Lagynos mit zwei einander entsprechenden Darstellungen: Amazone, die
einen Griechen, Grieche, der eine Amazone besiegt. Zu dem Henkel eines Gefässes
scheint gehört zu haben ein Reliefbruchstück aus rothem Thon mit der merkwür-
digen Darstellung des ohne alle Verzerrung gebildeten Kopfs der Medusa, unter deren
Kinn man das Schlangenhalsband gewahrt, zu den Seiten der Backen je einen kleinen
männlichen bärtigen Kopf und über dem Scheitel der Medusa den Halbmond. In
wenigstens 24 Exemplaren kommen jene Griflbruchstücke von Kohlenbecken mit Re-
liefdar8tellungcn von Ornamenten oder Köpfen vor, die von Conze in den Verhand-
lungen der 24. Versammlung deutscher Phil, und Schulmänner in Heidelberg, Leipz.
1866, S. 139 fg., zu Taf. 1 u. II, und von Dumont Inscr. cor. de Grece p. 410 fg.
besprochen sind, der auch eins der im Varvakion befindlichen Exemplare mit dem
Namen des Töpfers 'Exatalov abbildlich mitgetheilt. Die häufig nur roh ausgeführten,
immer barock aussehenden, regelmässig Wesen des Bacchischen Kreises angehörenden
Köpfe (auch der auf dem von Conze auf Taf. II, n. la und lb in Abbildung gege-
benen Würzburger Fragmente soll wohl nicht den Hephästos darstellen) hatten aus-
ser dem praktischen Zweck, wohl den, als Amulete zu dienen. Ein Gefiiss, ganz so
aussehend, als wenn es aus Alexandrien stamme — doch ist dieselbe Thonart auch an Wer-
ken, die von Anaphe stammen, bekannt — , stellt den Helios- Apollon-Dionysos dar mit
dem Kalathos auf dem Haupte, mit Bogen und Traube unter der Halbfigur; ein anderes
eine Affenmutter, die 6itzend wie ein Mensch ihr Kind säugt, indem 6ie nach rechts hin
sich umschaut Einfachere Gefasse in Form eines Affen sind auch aus Italien bekannt
(0. Jahn Arch. Beitr. S. 435, Anm. 7). Gar Manches wäre über die Thonlampen zu be-
richten, wenn es der Raum erlaubte. Ein Curiosum ist ein Haufen von Lampen, die, als
sie noch nicht getrocknet oder gebrannt waren, zusammengeriethen und so zusammenge-
backt sind. Ein paar Lampen haben die Gestalt eines flötenblasendon Affen (Aelian. Hist.
an. V, 26): eine übrigens auch sonst vorkommende Darstellung, vgl. die jüngst be-
kannt gewordene Wandmalerei nach Bullett. d. Inst. arch. 1872 , p. 4 , den Cylinder
bei F. Lajard Mithra, pl. XXIX, n. 7, das Stroganofi'sche Silbergefäss in der Arch.
Ztg I, Taf. X, auch die Gallo -Römische Glasvase im Mus. zu St. Germain (Fröhner
Mus. de France p. 16, Arch. Anz. 1867, S. 23*). Ueber die Affen auf dem Stroga-
noff sehen Gefässe urtheilt übrigens anders Fr. von Erdmann, Ausserordentliche Bei-
lage zu der Arch. Ztg. 1860, S. 6*. Von den manichfaltigen bildlichen Darstellungen
in Relief seien nur zwei erwähnt, 1, ein Panther oder Tiger steht über einem mensch-
Q2
124
FRIEDRICH WIESELER,
liehen Skelett, welches ausgestreckt am Boden hegt, 2, Venus bekränzt einen rechte
von ihr stehenden Amor, während links von ihr ein anderer Amor in der Haltung
eines Betrübten dasteht. Der ersterwähnte Amor bat, wie es scheint, eine Fackel
im linken Arm. Besonders zogen die Inschriften meine Aufmerksamkeit auf sich,
namentlich die den Töpfernamen enthaltenden, über welche ich, BOwie über andere,
an den im Varvakion aufbewahrten Gegenständen aus gebranntem Thon, namentlich
Stirnziegeln, befindliche, ausführlich gehandelt habe in den Gött. Nachrichten 1874, S.
3 fg. Unter den nicht mit Reliefs und auch, bis auf den angestrichenen einfachen
um die Oeffnung in Streifen umlaufenden Rand, nicht mit Malereien versehenen Thon-
gefä8sen findet sich in ziemlich zahlreichen Exemplaren vertreten jenes ursprünglich
den Spartanern eigenthümliche, dann in Griechenland allgemeiner verbreitete Trink-
gefäss, welches den Namen xmömv führte, und dessen Seitenwände so gestaltet waren,
dass ein trüber Bodensatz der Flüssigkeit beim Trinken nicht mit in den Mund kam
(Conze im Philologus XVII, 1861, S. 575 fg.). Ein aus Böotien gekommenes einfach
schwarzes Feldfläschchen mit dem Fabrikstempel des Apollonios ist an der innern
Fläche so gearbeitet, dass es sich dem Körper bequem anschmiegt (A. Michaelis Arch.
Ztg. 1861, S. 201*). — Als interessantes Stück aus Thon mit Malereien auf weisser
Grundfarbe mag der schon von Pervanoglu Arch. Anz. 1861, S. 232* erwähnte oben
mit zwei Löchern zum Aufhängen versehene Diskos von der Insel Syra weiterer Be-
rücksichtigung empfohlen werden, da die Meinung, derselbe habe, wie die bekannten
Marmordisken mit Reliefdarstellungen, zum Schmuck eines Gebäudes gedient, wegen
der Auffindung in einem Grabe nicht sehr wahrscheinlich ist. Sollte nicht vielmehr an
einen Schmuck des Grabes zu denken sein? Gemalte Verzierungen, Blumen von
grünlicher Farbe, auf dunkelrothem Grunde hübsch ausgeführt, gewahrt man auch
auf Bruchstücken von Ziegeln , die zur Herstellung von Gräbern dienten , aus einem
Attischen Grabe (Pervanoglu Arch. Anz. 1861, S. 195, A. 1, u. >Grabst.« S. 8,
A. 2). — Besonders beachtenswert!} sind dann in mehr als einer Hinsicht die ge-
firnissten mit Figuren bemalten Thonwerke, unter denen es auch mehrere giobt,
welche zugleich oder hauptsächlich mit Reliefs versehen sind. Einige von diesen
Gefässen oder Geräthen haben eine ganz eigenthümliche Form welche mit ihrer be-
sonderen Bestimmung zusammenhängt. Dahin gehört ein schon vorlängst bekanntes
Stück, dem freilich neulich ein Doppelgänger zur Seite getreten ist (Matz bei 0.
Jahn » Europa € S. 45): jene von Preller in den Bor. d. K. Sachs. Ges. d. Wissensch.
1852, Taf. 5. 6, und von Le Bas in der Rev. arch. X (1854), pl. 84. 85 abbildüch
. mitgetheilte Garnwinde, welche sich damals im Besitz der Königin Amalia befand,
(es ist also, nebenbei bemerkt, nicht Alles, was dem früheren Deutschen Königspaar
gehörte, in die Sammlung des Cultusroinisteriums gekommen, wie man hie und da
angegeben findet). Noch interessanter sind die drei von KumanudiB in der *^(%.
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 125
Jjpgh 1869, S. 345 fg. als zur Ueberdeckung irgend eines Werkzeuges oder Stoffes
weiblicher Handarbeiten bestimmt gefassten, aber noch rätbselbaften halbirten Ge-
rätbe mit unten voller Rundung, oben ziegelartig gelber Fläche, mit Verzierungen in
Malerei oder Relief oder Relief und Malerei, von denen zwei a. a. 0. Taf. 51 abge-
bildet sind. Man vergleiche mit ihnen zunächst den »imbrex« bei Birch Hist. of
anc. potter. Vol. I, p. 275, n. 132. Als Werk mit Figuren archaischen Stils, welche
auch in gegenständlicher Hinsicht ein namhaftes Interesse bieten, ist der in der Ne-
kropolis des Phaleron gefundene, durch chromolithographische Nachbildung bekannte
Teller mit den auf Peleus, Thetis, Achilleus und Neoptolemos lautenden Inschriften
hervorzuheben, betreffs dessen sonst auf Förster Bull. d. Inst. 1873, p. 12 verwiesen
werden kann. Anlangend die eigentlichen Gefässe, so hat einige der schon in der
ersten Hälfte des J. 1860 vorhandenen (Lekythoi von geringeren Dimensionen) schon
Michaelis Arch. Anz. 1861, S. 200* fg. beschrieben. Bald darauf erwarb die Sammlung
zwei höchst interessante alterthümliche Vasen, von denen die eine, ein Werk des bis
dahin unbekannten Vasenmalers Timonidas, zu Kleonae, die andere zu Karystos auf
Euböa gefunden ist. Beide sind zuerst von Pervanoglu im Bull. d. Inst arch. 1861,
p. 46 fg., die von Kleonae auch im Arch. Anz. 1860, S. 113* beschrieben. Die Vase
von Kleonae iBt dann in der Arch. Ztg 1863, Taf. CLXXV mit einer eingehenden
Besprechung von 0. Jahn S. 58 fg. , die von Karystos vor einigen Jahren zwei Male
in Abbildung herausgegeben, am besten in Benndorfs Gr. u. Sic. Vasenbild. Taf.
XXX, n. 10. Das Gefäss, dessen archaische bildliche Darstellung mit ausserordent-
licher Sauberkeit ausgeführt ist, gewinnt dadurch noch an Bedeutung, dass es durch
seine hochalterthümlichen, nicht Euböischen, sondern Korinthischen Inschriften einen
Handel mit Vasen von Korinth nach Euböa schon für frühe Zeiten bekundet. Ein
Alabastron des alterthümlichen Korinthischen Stils mit der Darstellung eines mostro
merino, etwa eines Triton, erwähnt Förster Bull. d. Inst. arch. 1872, p. 70. Hin-
sichtlich der Dimensionen, der künstlerischen Ausführung und des sachlichen Inter-
esses der bildlichen Darstellungen nehmen wohl den ersten Platz ein die Amphoren
mit Prothesis und Begräbniss von Cap Kolias, welche von Conze in den Ann. d.
Inst. arch. XXXVI, p. 183 fl. besprochen und in den Monum. ined. Vol. VIII, L D7
und V herausgegeben sind, wie es eben damals möglich war (später sind noch meh-
rere Bruchstücke hinzugekommen, die man jetzt an den Originalen eingesetzt findet),
eine Lekythos mit der Darstellung der Grablegung einer Frau durch zwei Flügel-
figuren, eine alte und eine junge, welches Bild, wie verlautet, von Dumont herausge-
geben werden wird, und eine Hydria mit schönen röthlichen Figuren: in der Mitte
Sappho (durch Inschrift bezeichnet), sitzend, im Lesen begriffen, vor ihr zwei stehende
Weiber, deren vorderes, »Kallis,« ein Saiteninstrument hinhält, hinter Sapho stehend,
»Nikopolis.c wie in Bewunderung begriffen. Diese Vaso kannte 0. Jahn »Ueber
126
FRIEDRICH WIESELER,
Darstellungen Griech. Dichter auf Vasenbildernc, Bd. VIII der Abhandlungen d. K.
Sachs. Ges. d. Wissensch., 1861, S. 7(>6 fg., noch ebensowenig als die von Henri de
Longperier in der Rev. arch. Fr. XVII, 1868, p. 345 fg. beschriebene des Grafen
Dzialinski mit dem Namen der berühmten Dichterin in der Form Vay«. Die wegen
>der die zierlichste Animuth athmeuden Darstellung« als das Juwel der Sammlung im
J. 1860 von Michaelis a. a. O. bezeichnete Lekythos ist schon langst nicht nur durch
Beschreibungen von Conze und Pervanoglu, sondern auch durch Abbildung und ein-
gebende Besprechung in (). Jahn's Schrift »Ueber bemalte Vasen mit Goldschmuck,«
Leipz. 1865, Taf. I, n. I u. 2, und S. 1 fg. so bekannt, dass es nur der blossen
Erinnerung daran bedarf. Eine andere interessante Lekythos mit Spuren Ton Ver-
goldung bespricht Salinas Bull. d. Inst. 1865 , p. 34. Von den zahlreichen weissen
Lekythoi der Sammlung sind fünf durch Benndorf Griech. u. Sic. Vasenb. H, Taf.
XVin, 2, XIX, 4, XX, 2, XXIH, 2, XXIV, 2 bekannt gemacht, der auf Taf. XXX
auch die Grafüti an den Vasen mitgetheilt hat, wie denn auch in dem Heydemann'schen
Vasenwerke mehrere Gemälde aus der Sammlung dos Varvakion veröffentlicht sind.
I*eber die eigentümlichen Vasen vom Phaleron giebt A. Dumont Rev. arch. , X. S.,
XLX, 1869, p. 213 fg. Kunde. Eine in Botreff ihrer technischen Ausführung und
wegen des dargestellten Gegenstandes äusserst merkwürdige, sonst unscheinbare Le-
kythos finde ich eben vor dem Abschlüsse dieses Berichts in der Arch. Ztg., X. F.,
VI, 1 und 2 Taf. 5 und S. 52 fg. vou G. Hirschfeld publicirt und mit Einsicht be-
sprochen. Bei der Unmöglichkeit, hier eine vollständige Uebersicht von den bemalten
Vasen zu geben, wollen wir nur noch ein paar in technischer Beziehung interessante
erwähnen, welche Gebhardt genauer notirt hat. Die erste ist auch in Betreff des
dargestellten Gegenstandes beachtenswerth , da sie, irre ich nicht, den Abschied des
Triptolemos von Demeter anders als gewöhnlich vor die Augen bringt. »1, Lekythos,
etwa 1'5". Form die gewöhnliche. Ein bartloser Jüngling, Gesicht, Arme und
Fü8se weiss, von mittelguter Zeichnung, hält mit der Rechten in Nascnhöbe ein
Scepter und drei Achren. Die Linke ist unter dem graurothen Himation verborgen.
Der Chiton zeigt unten und am Arm hellrothere Partien. Vor dem Jüngling steht
eine jugendliche Krau , die in der Linken eine Fackel hat und mit der Rechten aus
einer Phiale libirt (gelbes Band im Haar, grau und rothes Gewand). 2. Gefäss von
4". Drei Eroten (Haar und Flügel gelbroth auf schwarzem Grunde, deutliche Gold-
spuren an den Flügeln) zwischen zwei grossen Frauenköpfen, die weiss 6ind (Haare
roth, Ohr desgleichen, Buckeln für Goldschmuck im Haar, am Hals und am Ohr,
bei letzterem auch noch Spuren, Augenlinien roth, Iris dunkler, bei einem Kopf noch
die Stephane vergoldet). 3. Kleine Dose: Reiter mit Satyrn, schwarz auf gelbem
Grunde, die Umrisslinien (Bein, Bart und Gewandfalten) sind nach der Färbung roh,
oft falsch und überflüssig eingeritzt. 4. Lekythos mit schwarzem Grunde. Unten ak
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ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. RE1SK NACH GRIECHENLAND. 127
Boden eine braune Linie, oben schwarze Verzierung, dazwischen gelbe, fast wie Lehm-
striche. Ein unbärtiger Mann greift nach einem Satyr. Die Technik ist sehr interessant.
Der Mann ganz von Lehmfarbe, die dick auf dem schwarzen Firniss aufgetragen ist.
Haarüberhang, Nase, Mundlinie das einzige vom Gesicht Erkennbare. Das Ganze fast
silhüuettennrtig. Der Satyr ganz roh in den Firniss eingeritzt, an Schweif und Bart
rotbe Farbenspuren. Schwarz, blau, gelb, roth sind die Linien der Figuren, dicke
und dünno Striche (bei der Handkrümmung ungeschickte Zeichnung)«. Leider fehlen
specielle Angaben über die Herkunft. Hoffentlich erhalten wir bald genauere Kunde
über den Bestand der Sammlung an bemalten Vasen, die namentlich auch für Special-
studien über Böotische und Peloponncsische Gefässe reiches Material bietet. — Wir wollen
nicht unterlassen schliesslich noch einige mit Inschriften versehene Thonwerke zu
erwähnen, welche meist hinsichtlich ihrer Bestimmung ein namhaftes Interesse haben.
Dahin gehört die von Rhusopulos in dem 'Aq%* tyll*- 1863, p. 307 zu der Abbildung
auf Taf. 46, n. 3 behandelte, den oben S. 120 erwähnten bronzenen last durchaus
entsprechende Richterpscphos, welche mir leider nicht zu Gesicht gekommen ist; ferner
die von Dumont Rev. arch. XXII, 1870—1871, p. 35 fg. oder Inscr. cer. p. 413 fg.
nach Kumanudis beschriebene und abbildlich mitgetheilte Tesscra, und noch mehr
jenes cylinderförmige metrologische Geräth, welches wiederholt von Dumont, zuletzt
in den Inscr. cor. p. 417 fg., in den Miss, scient. VI, p. 466, und in der Rev. arch.,
N. S., XXIV, 1872 (hier mit beigefügter Abbildung), ausserdem auch von Evstratiadis
in der %Aq%. fyw». 1870, p. 379 besprochen ist. Auch unter den wiederholt bespro-
chenen Webegewichten (är*>v$fi), von denen sich in der Sammlung eine bedeutende
Anzahl findet, sind solche, die mit Inschrift oder mit Bildwerk oder beiden zugleich
versehen sind, vgl. A. Conze, zuletzt in den Ann. d. Inst arch. Vol. XLIV, p. 198.
Ausserdem sind in derselben gleichfalls in vielen Exemplaren jene auch von Conze
im Arch. Anz. 1860, S. 102* signalisirten, meist zweimal durchbrochenen Thonstücke
von einerseits flachgewölbter, anderseits platter kreisrunder Form vorbanden, welche
A. Dumont Inscr. cer. de Grece 41 u. p. 409 als pains de terre cuite, offrandes
aux dieux, betrachtet, mit dessen Angaben bezüglich der Inschriften zu vergleichen
ist Kumanudis 'An. imrq. S. 25 , Anm. *. Weiter gehört hierher auch das höchst
interessante, in den schwarzen Firniss eines Thonziegels eingeritzte Syllabarium,
welches zuerst herausgegeben ist von Mavrophridis im Philister Bd. IV, H. 4, p. 327,
und zuletzt von Dumont a. a. 0. p. 405, vgl. auch p. 49; die Buchstaben auch im
Arch. Anz. 1863, S. 92*. Endlich mag noch zur Berücksichtigung kommen eine in
Attika gefundene Weinamphora in den Kellerräumen der Sammlung, welcher in
grossen rothen Buchstaben das bekannte rNQQl SEAYTON aufgeschrieben ist,
vgl. Heydemann in E. Hübner's Herraes VH, S. 110.
32) Vgl. »Medaglie inedite del nazion. Mus. numism. di Atene« Mon. d. Inst.
128
FRIEDRICH WIESELER,
arch. Vol. VRI, t. XXXII, Ann. d. Inst. Vol. XXXVIII p. 330 fg. (wo p. 339 fg.
auch dio Bleistücke mit Attischen Typen verzeichnet sind), »auch Med. ined.« Ann. d.
Inst Vol. XXXIII, tav. d'agg. Q u. p. 352 fg., und »Piombi inediti delMus. numism.
di Atene« Mon. d. Inst. arch. Vol. VIII, tav. LH, Ann. d. Inst. XL tav. d'agg. K,
p. 268 fg., Katäloyos xäv iIqx"*01*' vofiHtpdtwv twv vqa<av KiQxvQas Aevxäöof 7*a'»^c
KKf"~/.).t;vici; ZaxvviHv xai KvOtjQ&v av/.ir/.'nnoiv fiiv vnd flaviov Aäpnqov, dutQij-
Oiriaiv di w i&vixü tjjj 'ElXädog navfiuaitffiUf naqd 'AXtl-tivÖQOV Movqovtl, 'Af>.
Allz.ll, KaxäXoyos im»' ciQxaivv voiuapätmv %üqi»v, i&vüv , nökeuv xai ßaaUw»
tav *A9i*V*» iOv**oi trofuopauxov povatiov, Ath. 1872, Bd. I. Dieser Catalog reicht
bis zum Ende von Makedonien und umfasst 1GG9 Nummern. Einzelne besonders
beachtenswerthe Stücke hebt hervor A. von Sället in seiner Zeitschr. für Numismatik
I, S. 92. Hinsichtlich des in der Sammlung in einem zweiten Exemplare vorhandenen
üoldBtaters des T. Quinctius Flamininas, welcher nach dem längst bekannten Pariser
Exemplare in Mionnet's Descr. d. Med., Suppl., T. III, zu p. 2G0, und danach in
den Denkm. d. a. Kunst I, nr. 344, und Hev. num. Fr. 1852, pl. VII, n. 1 abgebildet,
später auch von Fr. Lenormant Rev., p. 196 fg. besprochen ist, hebe ich noch beson-
dere hervor, dass das Atheniensischo Exemplar den Kopf des Averses noch schöner
und besser, die Nike des Reverses aber schlechter giebt als das Pariser. Zu den
sehr interessanten Bleien , deren das Museum eine verhältnissmässig grosse Zahl be-
sitzt, vgl. Benndorf in den Gotting, gel. Anz. 18C9, S. 2071 fg.
33) Die von Gaedechens zunächst herauszugebenden Abbildungen betreffen einen
Amazonenkopf, eine Statue des Kaisers Balbinus, eine archaistische Mädchenstattie
und drei Grabrcliefs. Die von ihm auf Balbinus bezogene, 2, 10 Meter hohe, und
eine andere ,1,75 hohe , zugleich mit jener im Hafen gefundene Statue hat zuerst
genau beschrieben C. Curtius in Leutsch's Piniol. XXIX, S. 696 fg. Unter den
Grabmonumenten, deren Herausgabe von Gaedechens zu erwarten steht, ist vermuth-
lieh auch die Stele, an welcher ein Jüngling mit zierlich fressendem Eichhörnchen
auf der Hand und darunter ein kleiner Knabe dargestellt ist. Mich interessirte ausser-
dem unter den Sculpturen auch die kleine Statue einer vollständig bekleideten,
das Obergewand an der rechten Seite des Kopfes wie bogenförmig hinaufhaltenden
weiblichen Figur, welche iu den Händen je einen undeutlichen Gegenstand hält und
an ihrer rechten Seite einen Bock stehen hat, wohl Aphrodite darstellend, und ganz
besonders ein sehr kleiner und konischer »Omphalos« von gelbweisslichem Marmor,
mit dem Netze aus gegliederten Wollenbinden, um welches eine durch Vertiefung
angedeutete, also wohl aus Bronze hinzugefügte Tänia herumläuft, und, ganz unten,
mit einem Rande aus gelblichen Marmor. Den neulichen Fund eines schönen Grab-
eippus mit Giebelfeld erwähnt Loiting in den Berliner Monatsber. 1873, S. 496. Die
von E. Curtius in den Preuss. Jahrb. a. a. 0. S. 17 erwähnte fragmentirte Inschrift
ARCHÄOLOGISCHER RERfCHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 129
mit einem Verzeichnisse von Schriftwerken ist seitdem durch Kumanudis dem Wort-
laute nach bekannt geworden, verdient aber wohl auch eine die Buchstaben genau
wiedergebende Publication (die ihr denn auch, noch ehe diese Bemerkung durch den
Druck veröffentlich werden konnte, von G. Hirschfeld in der Arch.Ztg. XXXI, 1873,
S. 106 fg. zu Theil geworden ist. Derselbe Gelehrte hat den ebenfalls interessanten,
früher durch Evstratiadis auch nur in Minuskeln veröffentlichten Grenzstein zweier
Trittyen einer Phyle, welcher im J. 1870 im Piräeus gefunden wurde, genauer be-
kannt gemacht und behandelt in E. Hühners Herraes VII , 1873 , S. 486 fg.). Den
Altar mit der Phönikischen Inschrift an der kleinen Bucht neben der Eetioneia, über
welchen besonders zu vergleichen ist Hirschfcld in der Arch. Ztg. 1872, S. 21 nnd
im Bull. d. Inst arch. für 1872, p. 103, fand ich noch vor; er ist aber an seiner
Stelle so wenig sicher, dass ich mich nicht wundern würde, wenn ich hörte, er sei
über Nacht von irgend einem Liebhaber weggeholt.
34) In dem Häuschen des Apomachos war es, ausser einer wegen der Nebris
beachtenswerthen Mannorbüste der Artemis, namentlich die mir durch die Erwähnung
von Seiten Fr. Lenormant's Rech. arch. ä El., Ree. d. Inscr., p. 255 bekannte Statue
des Antinoos mit dem »Omphalosc auf der Basis, welche mich interessirte. Die Ansicht
des Französischen Gelehrten, dass Antinoos als lakchos dargestellt sei, ist ohne
Zweifel irrig; vielmehr handelt es sich um jenen als Asklepios. An der Statue mit
linkem Spielbein, deren Haarbehandlung die gewöhnliche des Antinoos ist, lüsst, wie
Gebhardt notirt hat, das Himation den rechten Arm und die rechte Brust frei und
fällt über die linke Achsel herab ; von der linken Hand wird es gehalten ; der rechte
Arm, der ganz fehlt, kg fest an; über der Scham ein Ansatz. In der Kapelle des h.
Zacharias zog ein etwas angestossener Marmorkopf dadurch meine Aufmerksamkeit
auf sich, dass er mir dem des Zeus als Gigantenbesiegers in den Dcnkm. d. a. Kunst
11, 1 , 4 sehr zu entsprechen schien. Leider erinnerte ich mich augenblicklich nicht
daran, dass es sicherlieh derselbe Kopf ist, über welchen sehr verschiedene Ansichten
geäussert sind, indem er von Rangabe auf Poseidon, von Conze und Michaelis auf
Pertinax bezogen wurde, vgl. Ann. d. Inst. arch. Vol. XXXIII, 1861, p. 90; ich würde
sonst eine genauere Untersuchung angestellt haben. So kann ich, abgesehen von
dem oben Erwähnten, nur noch raittheilcn, dass die Stirn über den Augen sehr
hervorspringt.
35) Die Sammlungen sind im Besitz der beiden Gebrüder Rente und eines Herrn
EuümioB Kanelopulos. Ihr Bestand entstammt dem an Metallspiegeln, bemalten
Vasen und anderen Thonsachen so ergiebigen Boden Altkorintbs. Der eine Rente
besitzt als Ausbeute eines Grabes eine Spiegelkapsel mit der Darstellung von
Aphrodite und Eros in Relief, zwei Spiegel, einen gewöhnlichen ohne bildliche Dar-
stellung und einen ausserordentlichen, von Dumont Rev. arch., N. S., XXHI, 1872,
Hist.-phil Classe. XIX. R
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130
FRIEDRICH W I E S E L E R ,
p. 297 fg. n. pl. XI, und besser von Mylonas herausgegebenen : einen Klappspiegel mit
der gravirten Darstellung von KOPINQOS , welcher von AEYKAI bekränzt wird.
Die Fignr jenes erinnert sehr an die des Zeus, in Uebereinstimmung damit, dass der
Namengeber der Stadt Korinthos als Sohn dieses Gottes galt (Pausan. II, l,
I. Schol. Pind. Nem. VII, 155). Doch findet man bekanntlich den personificirten
Demos auch sonst zuweilen dem Zeus ähnlich dargestellt. Die in Silber gravirten
Figuren sind, nach Gebhardt's Notizen, von Gold begränzt. In dem Silber zeigen
sich blau eingeritzte Muskellinien. Das Scepter des Korinthos ist weiss (Silber) mit
blauer Schlängelung; die Gesichter sind rotb, wohl in Folge der Oxydation, das des
Leukas hat noch einige weisse Stellen; der Sessel ist weiss, unten blau ausgefüllt;
die Rosetten hatten unten »Silberflügel«. Die Technik ist wesentlich dieselbe, wie die
der beiden anderen bekannten Korinthischen Spiegel mit gravirter Zeichnung, des
in der Rev. arch. XVH, 1868, pl. I, worüber zuletzt gesprochen hat Dumont Rev.
arch. XXUI, p. 298, und des schon im Camarmond'schen Werke über das Museum
zu Lyon, dann in der Rev. arch. 1868, pl. XIII abbildlich mitgetheilten , über den
die genauesten Bemerkungen bringt de Witte Rev. arch. XVUI, 1868, p. 76 fg.
Die archäologische Gesellschaft in Athen hat ihr Möglichstes gethan, um dies Werk,
das ausgezeichnetste seiner Art *) , für Griechenland zu erhalten , indem sie dafür
1500 Drachmen bot. Jetzt aber, nachdem der Spiegel mehrfach von Fremden gepriesen
und zweimal publicirt worden ist, haben Bich die Forderungen des Besitzers so ge-
steigert, dass nur Einer, dem das Geld so gut wie nichts ist, auf dieselben eingehen
kann. Sonst fand ich bei diesem Rente im Hause nur noch eine Pyxis aus weisslichem
Thon mit einer Kinderfigur als Griff und ausserhalb desselben die Marmorstatue des
Pan im Mantel und mit der Syrinx, ganz wie die auch in den Denkm. d. a. Kunst
II, 43, 532 abgebildete aus Athen. — Auch der in der Nähe schräg gegenüber woh-
nende Herr Kanelopulos hat einen Spiegel, dessen Griff oder vielmehr Ständer in der
Figur einer Aphrodite besteht, welche, ganz wie bei dem oben S. 119 erwähnten Spiegel
des Varvakion, von schwebenden Eroten umgeben war, von denen nur der eine er-
halten , der andere aber bis auf das Flügclpaar verloren gegangen ist. Es ist der
von Mylonas im A&HNA10N , 1872, Taf. 2 abbildlich mitgetheilte , wohl derselbe,
von welchem schon Pervanoglu im Bull. d. Inst. arch. 1865, p. 131 Kunde gegeben
hat. wenn dieser nicht vielmehr der ist, welchen, dem Vernehmen nach, der frühere
Russische Gesandte zu Athen, Graf Bludoff, besass. Zwei ähnliche Spiegel besitzt
das Brit. Mus., vgl. Newton »the Bronze -Room« p. 13, über den eineu schon Birch
*) Ausser jenen drei Spiegeln mit in Silber gravirten Figuren ist nach Mylonas
a a. 0. p. 442, Col. 2 noch ein ebenfalls in Korinth ausgegrabener gravirter Bron-
zespiegel vorhanden.
ARCHÄOLOGISCHER BERICHT ÜBER S. REISE NACH GRIECHENLAND. 1 31
in d. Arch. Ztg. 1851, S. 38, n. 2, a. Ausserdem hat Kau. einige beachtenswerte Thon-
gefässe mit Gemälden altertümlichen Stils, unter welchen eine grosse Patern mit
Kämpfern, unter denen man Herakles und eine Amazone erkennt, und ein Kantharos
mit einem Bacchanal Ton trunkenen Männern, von welchen einer in ganz thierischer
Weise seine Nothdurft verrichtet, hervorzuheben sind. — Bei dem andern Rente
fand ich eine hübsche kleine Sammlung von bemalten Vasen und anderen Thonsachen.
Unter jenen ragen durch ihre Schönheit hervor vier mit Goldschmuck versehene, der
aber durch das wiederholte derbe Betasten fast ganz abgegriffen ist. Die wichtigsten
Darstellungen, unter welchen eine, anderswo genauer zu beschreibende, einzig in
ihrer Art ist, beziehen Bich auf Aphrodite und ihren Kreis. Auf einer findet sich
zwischen Aphrodite und Eros ein Reiher, dessen erotische Beziehung auch anders-
woher bekannt ist (0. Jahn Arch. Beitr. S. 37). Eine Lekythos zeichnet sich durch
herrlichen blnuschwarzen Firniss aus. Beachtens werth ist auch eine Reliefvase mit
braunen Figuren. Noch viel schöner i«t aber eine weissliche Rcliefvase mit der Dar-
stellung der nackt auf den Knien des Adonis dasitzenden Aphrodite. Zwei Lampen
erregen durch die darauf befindlichen Töpfernamen Interesse: sie sind in den Nach-
richten von d. K. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, 1874, S. 8, c. verzeichnet. An Bronze-
sachen ist nur Unbedeutendes vorhanden. Eine Strigilis bat nach Gebhardt die In-
schrift Auch diese Sammlung wäre käuflich zu haben, ganz oder theilweise,
aber die Preise sind auch hier so enorm, dass kein Vernünftiger sie leicht zahlen wird.
36) Anmerkungsweise sei inzwischen Folgendes hinzugefügt. Monumente, wie
die von Mykenae — '• um von Tiryns zu schweigen — , sind ganz der Discretion der
Reisenden überlassen. Doch habe ich nichts von Zerstörungen oder Beraubungen
aus neuerer Zeit gehört. Das letzte von Mykenae weggenommene Stück von Erheb-
lichkeit ist meines Wissens jener in der Gazette des Beaux-Arts T. XXI, 1866, p.
114 fg. von J. de Witte und in der Arch. Ztg. 1866, S. 257* und Taf. A. besprochene
und abbildlich mitgetheilte Backstein mit der Darstellung der »Persischen Artemis.«
Die Fragmente von den sculptirten Verzierungen des Thors an dem Scbatzhause,
über welche nicht einmal einer der mit den Alterthümern seines Vaterlandes am ge-
nauesten bekannten Griechischen Gelehrten Kunde hatte, befinden sich im Brit. Mu-
seum, vgl. Ch. Newton Travels and Discov. in the Levant Vol. I, p. 37. — Der schönste
und besterhaltcne , mit Unrecht auf Hera bezogene Kopf unter den Sculpturen vom
Heräon, welcher zu Argos aufbewahrt wird, ist durch Fr. Lenormant in der Rev.
arch. Fr., N. S., 1867, pl. XX nur ungenügend bekannt. Das Gotting, arch. Inst-
besitzt einen Gypsabguss von Martineiii in Athen.
37) Die Ausgrabungen auf dem Boden von Olympia , auf welche sich die obigen
Worte beziehen, sind jetzt, wie wir hoffen dürfen, in erwünschter Weise gesichert,
nachdem E. Curtius, dem wesentlich das Verdienst gebührt, die betreffende Unter-
132 FR. WIESELER, ARCHÄOL. BERICHT ÜB. S. REISE NACH GRIECHENL.
nehmung in Gang gebracht zu haben, am 28 April 1874 mit der Griechischen Re-
gierung einen Vertrag abgeschlossen hat, durch welchen dem Deutschen Reich auf
zehn Jahre das ausschliessliche Recht zur Vornahme von Ausgrabungen in Olympia,
Auf S. 93 ist in Zeile 19 für 1 12 zu schreiben 1 , 2 und weiterhin von den doppelt gesetzten
p. p. das eine zu streichen*
S. 106, Z. 2 von unten, hinter »San torin« einzuschalten : (über welche zuerst berichtet haben
Mamet und Gorceix im Bull, de 1. £o. Fr. d'Ath. Vol. I, n. IX, p. 188 fg., und n. X,
p. 199 fg.).
S. 119, Z. 10 zu sehr. Phthiotia für Phokis.
deren Ergebnisse jedoch zum grössten Theile Eigenthum Griechenlands bleiben sollen,
ertheilt wird.
i
u
Einleitung in die Grammatik der vedischen Sprache.
Von
Theodor Benfey.
Erste Abhandlung: Der Sawthi td-Text.
Vorgetragen in der Sitzung der Eönigl. Gei. d. Wim. am 6. December 187».
Der Verfasser der nachfolgenden Abhandlung beabsichtigt in kurzer
Zeit, wenn kein unvorhersehbares Hemmniss eintritt, eine Grammatik
der vedischen Sprache zu veröffentlichen, oder, bestimmter ausgedrückt,
derjenigen Sprache, in welcher die fünf vedischen Sammlungen abgefasst
sind, von' denen zwei nur, die drei andern vorzugsweise aus dichterischen
Schöpfungen bestehen. Die beiden ersten sind unter den Namen Rig-
veda und SAmaveda bekannt, die drei andern sind einerseits der Yajurveda
in zwei Formen, der Vdjasaneyi-Samhitd und der Taittiriya - Sawihitü.
andrerseits der Atharvaveda.
Diese Grammatik wird aus praktischen Rücksichten, deren Anfor-
derungen sich der Verfasser nicht verschliessen durfte, in ihrem Umfang
beschränkt und schon darum nicht im Stande sein , alles zu enthalten,
was nothwendig oder dienlich sein würde, um eine, so viel als möglich,
vollständige Einsicht in den grammatischen Bau dieser Sprache zu verschaffen
Allein diese zunächst zu veröffentlichende Grammatik beruht auf
einer so umfassenden Sammlung und Durchforschung des vedischen Sprach-
schatzes, dass dasjenige, was ihr als Unterlage dient, ohne die Beschei
denheit zu verletzen, welche vor allem dem Bearbeiter einer so jungen
Disciplin geboten ist, als eine vollständige Grammatik der vedischen
Sprache bezeichnet werden dürfte. Die Masse der Einzelheiten und Un-
tersuchungen, welche sie enthält, macht es jedoch, schon wegen des Um-
fangs und der Zeit, welche sie in Anspruch nehmen würde, unmöglich,
sie vollständig und bald zu veröffentlichen; auch möchte dieses kaum
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134 TH. BENFEY,
nothwendig oder auch nur dienlich sein. Denn nicht wenige Theile der
vedischen Grammatik sind so unbestreitbar sicher, dass es einer ausführ-
lichen Darstellung derselben nicht bedarf; bei andern, sehr schwierigen,
dagegen möchte es dienlich sein, mit einer umfassenden Behandlung bis
zu der Zeit zu warten, wo die Hfllfsmittel noch weiter vermehrt und
von den Männern, welche sich mit ihnen beschäftigen, noch eindringender
durchforscht sein werden.
Der Verfasser hat es unter diesen Umständen för angemessen ge-
halten, sich zunächst auf die Veröffentlichung einer Reihe von Abhand-
lungen zur Grammatik der vedischen Sprache zu beschränken, welche
bestimmt sind zu erscheinen, sobald die zunächst beabsichtigte Grammatik
druckfertig oder theilweis und endlich ganz gedruckt sein wird.^ Sie
werden theils Einzelheiten, Verzeichnisse und ähnliches enthalten, welche
ihres Umfanges wegen in die Grammatik nicht aufgenommen werden
konnten, theils Untersuchungen, welche vorzugsweise dazu dienen sollen,
die in der Grammatik hingestellten Resultate näher zu begründen.
Da nun aber Jeder, welcher ein Werk, insbesondere ein wissen-
schaftliches, in Angriff nimmt, als seine nächste Pflicht betrachten muss. sich
nach den Hülfsmitteln umzusehn, welche ihm für die Ausführung desselben
zu Gebote stehen, und in Rücksicht darauf, dass jede Beurtheilung des-
selben nicht am wenigsten von der Kenntnis* dieser Hülfsmittnl bedingt
ist, es für angemessen halten wird, eine Mittheilung über diese seiner
Arbeit vorauszusenden, der begränzte Umfang der zunächst zu veröffent-
lichenden Grammatik jedoch nicht verstatten wird, ihr auch nur einen
kleinen Theil von allen dem einzuverleiben, was in dieser Beziehung bei
unserer Aufgabe in Betracht gezogen zu werden verdient, so hat es der
Verfasser für zweckmässig erachtet, der Veröffentlichung der Grammatik
eine Einleitung in die der vedischen Sprache vorauszusenden, welche die
Reihe der versprochenen Abhandlungen beginnen und vorzugsweise der
Besprechung der für die Bearbeitung derselben zu benutzenden Hülfs-
mittel gewidmet sein wird. Von diesen erlaubt er sich im Folgenden
zunächst die erste Abtheilung vorzulegen.
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCHEN SPRACHE. 135
Die Grundlage jeder Grammatik einer todten Sprache bieten be-
kanntlich vor allen die Werke, in denen diese Sprache uns erhalten ist.
In dieser Beziehung hat eine Grammatik der vedischen Sprache ganz
ausserordentliche, ja nicht hoch genug anzuschlagende Vortheile vor der
des gewöhnlichen Sanskrit voraus. Für jene sind uns aus hohem, theil-
weis höchstem, Alterthum Texte bewahrt, durch welche wir im Stande
sind das, was die indischen Grammatiker in Bezug auf deren Grammatik
geleistet haben, zu prüfen, sowie das, was sie übergangen haben, zu
ergänzen, während uns von den Werken oder Ilülfsmitteln , auf welche
gestützt, sie die Grammatik des gewöhnlichen oder classischen Sanskrit
vollendet haben, auch nicht ein einziges aufbewahrt ist. Denn selbst
das älteste der im gewöhnlichen Sanskrit abgefassten Werke, welches
bis zu unserer Zeit herab gelangt ist. das Nirukta des Y&ska, ist zwar
unzweifelhaft älter als Paitini, aber jünger als Cakardyana und dessen
Sanskrit- Grammatik, welche von Pdnini nur eine — im Sinne der Inder —
praktischere Gestalt erhalten hat, bezeichnet im Wesentlichen schon den
Abschluss der grammatischen Thätigkeit der Inder auf dem Gebiete des
Sanskrit Wenn wir schon jetzt hinzufügen, dass die Inder nie auch
nur den Versuch gemacht haben, eine besondere Grammatik der vedi-
schen Sprache abzufassen, dass, abgesehen von den höchst achtungswerthen
phonetischen und metrischen Arbeiten in den Traktaten, deren Haupt-
aufgabe ist, den für richtig gehaltenen Vortrag der Veden für alle Zukunft
zu sichern, von einzelnen grammatischen Eigentümlichkeiten der Veden-
sprache nur nebenher und sehr unvollständig und unvollkommen l) in der
Sanskrit-Grammatik die Rede ist, während diese letztere anerkannt das
Grossartigste darbietet, was der Menschengeist auf dem Gebiete der
Grammatik geschaffen hat — dann dürfen wir unbedenklich die , wenn
auch ziemlich grell klingende, Antithese aussprechen, dass uns von den
Indern , diesen grössten Grammatikern der Welt . auf der einen Seite
die wunderbarste Sprache ohne eine sich auf sie stützende Grammatik
1) Vgl. das Mahäbh&sbya I. p. 271, a und Siddh. K. bei Böbtl. zu Pin. I. 4. 9
und die büufigcn bukulam üiandasi in Päniai.
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136 TH. BENFE Y ,
hinterlassen ist, auf der andern dagegen die wunderbarste Grammatik
ohne die Sprache, auf welche sie gestützt ist. Wir haben daher kein
äusseres Hülfsmittel. wodurch wir die Richtigkeit dieser letzteren prüfen,
ja auch nur zu controliren vermöchten. Denn aus den zum grössten
Theile viele Jahrhunderte späteren Erzeugnissen der classischen Literatur
des Sanskrit Belege für ihre Richtigkeit oder aus den vielfach von ihr
abweichenden Erscheinungen der epischen Poesie und anderer Schriften
Beweise für ihre Unrichtigkeit oder Ungenügendheit zu entnehmen, wäre
fast ebenso widersinnig, als wollten wir für die alten lateinischen Gram-
matiker Belege der Richtigkeit aus den guten Latinisten vom Mittel-
alter an bis auf unsre Zeit entnehmen, Beweise ihrer l'nrichtigkeit oder
Ungenügendheit aber aus den schlechten Latinisten desselben Zeitraums.
So sind wir genöthigt in Bezug auf die Sanskrit-Grammatik den indischen
Grammatikern ein, so zu sagen, unbegränztes Vertrauen zu schenken,
fast, nach der Weise der Inder, sie als infallible Guru's (Lehrer) zu
betrachten , während wir in Bezug auf die vedische Grammatik deren
wesentlichste Grundlage besitzen und hoffen dürfen mit Hülfe der übri-
gen Hülfsmittel, welche uns zu Gebote stehen, auf ihr, wenn auch nicht
sogleich, doch nach und nach ein festes Gebäude aufführen zu können.
§• 2.
Die Texte, welche unserer Veden-Grammatik als Grundlage dienen,
sind die oben aufgeführten fünf Sammlungen , diese , neben der Bibel,
wichtigste und historisch bedeutendste Ueberlieferung aus der Entwicke-
lung der ältesten Cultur überhaupt speciell der indogermanischen und
insbesondere der religiösen.
Leider wird sich die Zeit, in welcher sie in die Gestalt gebracht
sind, in der sie über Jahrtausende hinüber bis auf uns herab gelangt
sind, wohl niemals in Zahlen bestimmen lassen. Denn den alten Indern,
diesem eben so sonderbaren als wunderbaren Volke, fehlte jeglicher Sinn
für Geschichte; nur die Geschichte der Götter und göttlichen Dinge war
es, die ihnen schwere Sorgen machte, die der Menschen und mensch-
lichen Dinge hat sie zu allen Zeiten fast ganz kalt gelassen.
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCIIEN SPRACHE.
137
' Auf jeden Fall aber reicht diese Gestalt — abgesehen vom Athar-
vaveda, dessen Alter zweifelhaft ist — eher mehr als weniger als ein
Drittel- Jahrtausend über unsre Zeitrechnung hinaus. Von dieser Zeit
an sind die vier ersten — und ebenso der Atharvaveda von der Zeit an
wo er durch Diaskeuase festgestellt ward (mit Ausnahme seiner zwei
letzten Bücher) — in ihrer Besonderheit ohne jede Variante bewahrt,
d. h. die Abweichungen, welche sich in den heutigen Handschriften
finden, sind nur Versehen der Abschreiber und lassen sich durch die
Mittel, durch welche die treue Bewahrung des damals festgestellten
Textes gesichert ist, fast ausnahmslos verbessern. Der Text ist nämlich
in allen fünf — ausgenommen die zwei letzten Bücher des Atharvaveda —
in einer doppelten Vortragsweise, später Schreibweise, bis zu uns gelangt;
in alter Zeit gab es deren sogar noch mehrere , welche uns jedoch, we-
nigstens bis jetzt, nur durch die darüber gegebenen Regeln und ein-
zelne Proben bekannt sind; alle controllirten sich gegenseitig und dienten
dazu den Text der Diaskeuase treu für alle Zeiten zu bewahren; einige
derselben waren sogar ausdrücklich, oder wenigstens wesentlich, zu diesem
Zweck erfunden. Ausserdem sind alte grammatische Tractate — die
sogenannten Prdtiydkhya's für vier Sammlungen — die des Rigveda,
der beiden Yajus und des Atharvaveda — auf uns gelangt — ein
ähnlicher für den Sdmaveda ist leider noch nicht gefunden — , welche,
indem sie die Gesetze ihrer Vortrags- somit auch Schreibweise feststellen,
in unzähligen Stellen jeden Zweifel über die richtige Leseweise des
Textes entfernen ; ferner giebt es Citate in Menge in den übrigen Schriften
der vedischen Literatur; endlich sind uns zu allen Sammlungen Com-
mentare bewahrt, welche in den meisten Fällen jedes einzelne Wort des
Textes glossircn. Es ist demnach keinem Zweifel zu unterwerfen, dass,
sobald uns alle diese Hülfsmittel vorliegen werden — was bis jetzt frei-
lich noch nicht der Fall ist — es fehlt z. B. noch die Veröffentlichung
des Commentars zum Atharva-Veda ganz, die des zum Sämaveda und der
Taittiriya Samh. zum grössten Theil und auch die des Commentars zum
Rigveda ist noch nicht vollständig (doch fehlt nur noch wenig) — der
Text der Diaskeuase, zumal bei Benutzung der allgemeinen Hülfsmittel»
Hist.-Phü. Glosse. XIX. S
138 TH. BEN FE Y,
welche Grammatik und Lexikon darbieten, völlig so gestaltet hervortreten
wird, wie ihn die Diaskeuasten festgestellt haben. Selbst jetzt schon, wo
uns jene Hülfsmittel noch nicht vollständig vorliegen, giebt es z. B. im
Rigveda nur ausserordentlich wenige Fälle, wo man über die in den
Text aufzunehmende Leseart schwanken könnte. Es sind diess solche,
wo die Handschriften , welche keinesweges allsammt mit gleicher Sorg-
falt geschrieben sind, in Folge von eingeschlichenen Versehen variiren
und die richtige Leseart nicht durch jene bisher noch unvollständig
bekannte Mittel gesichert zu werden vermag.
Wie gering aber die Anzahl dieser Fälle ist kann man aus dem
Verzeichniss der Differenzen zwischen Max Müllcr's Quart- Ausgabe und der
von Aufrecht ersehen, welches jener in der Vorrede zu seiner Rig-Veda-
Sanhita. The sacred Hymns of the Brahmans translated etc. 1869 p. LI
ff. giebt. Es erstreckt sich über acht Mawrfalas, das heist 610 engge-
druckte Seiten des Sanihitu-Textes in M. Möllers kleiner Ausgabe (London
1873) und es bleiben höchstens vier oder vielleicht fünf Fälle, über welche
man noch schwanken könnte; nämlich -in M. M. Verzeichniss nur vier;
der fünfte Fall ist ein von ihm übersehener, Rv. VII. 33, 8, wo er und
auch Roth im Ptsb. Wörterbuch p r aj a v 6 lesen, Aufrecht dagegen pra-
savö hat; da M. M. diesen Fall nicht erwähnt, so weiss ich nicht ob
Aufrecht's Leseart auf Handschriften beruht, oder nur ein Druckfehler
ist; prajavö kömmt zwar nur einmal in den Veden vor, an dieser Stelle
nämlich (ausser in Yäskas Nirukta, wo es XIII. 13 als Glosse vonjava
dient, auch sonst nicht), wfihrend prasavö sehr oft gebraucht wird, allein
Säya«as' Glosse durch pravega, womit er prasava nie glossirt, zeigt
wohl dass auch ihm die M. M. und Roth'sche Leseart vorlag1).
1) In Bezug auf ntlavat VII. 97,6 gegenüber von ntlavan VD3. 19, 31 stimmen
Aufrecht und M. Müller überein. Dennoch spricht Accent (»</« ist Oxytonon, mla
aber Paroxytonon) und Sinn dafür, dass in VII. 97,6 ntlavat die ursprüngliche Le-
seart war. Im Ptsb. Wtbch, so wie bei Grassmann ist auch das letztre unter ni'la-
vant aufgeführt , doch hätte beidor Orten bemerkt werden müssen , dass der Text
hier unzweifelhaft schon in der Diaskcuase l hatte; denn Säyaua erklärt nilayo tri-
väsah. Uebrigens spricht Sthjava's Erklärung inVIIL 19,31 auch da für die Leseart
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EINLEITUNG L\ DIE GRAMMATIK DER VEDISCHEN SPRACHE. 139
Wir dürfen demnach wohl behaupten, dass uns der Text des Rig-
veda schon jetzt, mit höchstens verschwindend wenigen Ausnahmen, die
im Laufe der Zeit sicher gehoben zu werden vermögen, so vorliegt, wie
ihn die Diaskeuasten vor mehr als 2500 Jahren festgestellt habeil.
Aehnlich ist es wohl unzweifelhaft auch mit den übrigen Vedensamm-
lungen. Auch sie werden uns treu in der Gestalt überliefert sein, in
welcher sie von ihren Diaskeuasten wohl (vielleicht mit Ausnahrae des
Atharvaveda) nur wenig später als der Text des Rigveda festgestellt
wurden. Der Atharvaveda freilich ist entschieden jünger, als die drei
übrigen Veden , und die letzten beiden Bücher desselben , sind zu den
ersten achtzehn in noch späterer Zeit gefügt. 'Die best -unterrichteten
Gelehrten Südindiens' heisst es bei Burneil 3), 'leugnen überhaupt die Ex-
istenz dieses Veda hartnäckig und schenken dem von Roth und Whit-
ney veröffentlichten Buche nicht den geringsten Glauben. Die Hinzu-
fügung der letzten zwei Bücher scheint sogar einer Zeit anzugehören,
wo die alte Behandlung der Vedensammlungen schon ganz versäumt
ward; es fehlt ihnen die eine der Vortragsweisen (der sogenannte Pada-
Text) und in dem Atharva-Praticakhya werden sie nicht berücksichtigt'*).
In Folge davon hat sich für sie die Notwendigkeit ergeben , die Vari-
anten der Handschriften der gedruckten Ausgabe beizugeben, ein Ver-
fahren, dessen man sich in Bezug auf die vier übrigen Sammlungen ent-
schlagen zu dürfen geglaubt hat; im Allgemeinen auch wohl nicht mit
Unrecht; dennoch wäre es nicht unangemessen, sie auch hier in denje-
nigen Stellen zu notiren, wo die richtige Leseart bis jetzt noch nicht
durch die übrigen Hülfsmittel festgestellt zu werden vermag.
§• 3.
Es ist demnach der Text der alten Diaskeuase für die fünf Veden-
sammlungen — abgesehen von den zwei letzten Büchern des Atharva-
n'üavun; sie lautet fafcateiM/de 'vasthünät tadvan. Durch die fast oder ganz gleiche
Aussprache von { und l trat jenes an die Stelle von diesem.
3) The Vamcabrahmana of the Säma-Veda. 1873, XXI.
4) s. The Atharva-Veda Praticfikbya etc. by William D.Whitney. 1862 p.25L
S2
HO TH. BENFEY,
veda — vollständig treu überliefert und bei dem unzweifelhaft hohen
Alterthum , aus welchem er bis zu uns herabgelangt ist . wäre es in der
That eine Art sacrilegium , auch nur die geringste Kleinigkeit in ihm
zu ändern. Selbst in denjenigen Fällen, in denen sich mit Entschieden-
heit nachweisen lässt, dass der Samhitä-Text nicht die ursprüngliche Ge-
stalt — d. h. die älteste, die vom Dichter selbst ausgegangene — be-
wahrt hat, ist er dennoch auf das treueste zu reproduciren und jeder
Vedenforschung als deren feste Grundlage unverändert zu Gebote zu
stellen. Diese ehrfurchtsvolle Behandlung verdient er aber keinesweges
bloss wegen seines hohen Alters, sondern, von wissenschaftlichem Stand-
punkte aus, in noch viel höherem Grade, weil sich mit der höchsten
Wahrscheinlichkeit, ja. wie der Verfasser dieser Abhdlg glaubt, mit Evi-
denz nachweisen lässt, dass die Diaskeuasten den Text mit der grössten
Sorgfalt und auf das allergenaueste gerade so feststellten, wie sie ihn
aus dem Munde derer gehört hatten, welche sie als die zuverlässigsten
Träger der Ueberlieferung betrachteten.
Der Beweis für diese Behauptung lässt sich aus der ausserordent-
lichen Fülle von Inconsequenzen führen, welche diese Diaskeuase dar-
bietet, Inconsequenzen , in denen sich selbst mehrfach wieder eine ge-
wisse Consequenz zeigt, die dann wiederum durch einzelne Inconsequenzen
durchbrochen wird. Die grosse Masse dieser Erscheinungen lässt sich
einzig dadurch erklären, dass die Diaskeuasten es für ihre erste, alle an-
deren Rücksichten überragende, Pflicht hielten, den Text ihrer heiligsten
Schriften allen zukünftigen Geschlechtern so zu überliefern, wie sie ihn
aus dem Munde ihrer Gewährsmänner gehört hatten ; und dieses Pflicht-
gefühl gründete sich nicht etwa auf philologisch- critische Erwägungen,
die wir wohl kaum berechtigt sind, jenen alten Sammlern anzudichten,
sondern auf solche, die allein eine so grosse — vielleicht eine sogar
nicht selten Selbstentsagung heischende — Herrschaft über sie zu üben
vermochten, nämlich auf religiöse Momente: denn der in Indien herr-
schenden Ueberzeugung gemäss waren die Lieder der Veden nur, wenn
ganz richtig vorgetragen, im Stande, auf die Götter den Einfluss zu
üben, den zu üben sie bestimmt waren, sie zur Befriedigung der Wünsche
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCHF.N SPRACHE. 141
zu bewegen, die der Opferherr an sie richtete. Der ganz richtige Vor-
trag konnte aber frommer indischer Anschauung gemäss kein andrer
sein, als der von den Altvordern überlieferte, und von diesem nahmen
die Diaskeuasten an, dass er von denen bewahrt sei, die sie aus Gründen,
welche wir wohl im Allgemeinen zu vermuthen, aber nicht im Einzelnen
zu erhärten im Stande sind, als zuverlässige Gewährsmänner betrachteten.
A.
So findet sich , um einige derartige Inconsequenzen liier hervorzu-
heben, z. B. gegen alle sonstige Analogie das dentale «. trotz des vorher-
gehenden r, welches sonst Lingualisirung desselben bedingt, als Dental
erhalten: in lishlrAndm beidemal Rv, VIII. 5, 37 und 46, 22 (bei M.
M. in beiden Stellen , bei Aufrecht nur in der ersten , während er ge-
rade in der zweiten durch Rv. Pratic. M. M. 357, 7, Regnier I. 266
gesichert ist) und in r&shtr&nAm das einemal. wo es vorkömmt Rv. VII.
34, 11 (wo II M. richtig dentales aber Aufrecht linguales n hat; das
dentale » ist hier jetzt durch eine ausdrückliche Bemerkung SttjaMa'»
gesichert; in M. Müllers Pada-Indcx ist nur durch Zufall linguales n ge-
druckt5). Der Grund der Bewahrung des Dentals scheint in beiden
Fällen die zu grosse Häufung von Lingualen sA, t, r und n in einem
Worte zu sein (vgl. im gewöhnlichen Sskr. z. B. pra na^yet aber pra
naschta, u. aa. (Pdn. VIII. 4. 36 und Patanjali u. s. w. in den Anmerkk.
bei Böhtl.).
B.
Ein andres Beispiel gewährt das Nomen päd, griechisch noi, latei-
nisch ped, 'Fuss'. Dieses hat im gewöhnlichen Sanskrit durchweg den
dentalen Laut bewahrt; dasselbe ist auch im Rigveda in allen Casus,
mit Ausnahme eines einzigen, der Fall, z. B. pad-d", pad-i u. s. w. Ein-
zig im Instrumental des Plural ist der Dental, ohne jede äussere Ver-
anlassung, also gerade, wie vielfach in den alten und neueren Volks-
5) vgl. GGA. 1873, S. 17 o. 440.
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142 TH. BENFE Y,
sprachen Indiens, in den entsprechenden Lingual übergegangen und lautet
demnach allenthalben (Rv. IV. 2, 12; 14; 38, 3; V. 64, 7; X. 79, 2;
99, 12) paähhüs. Dass die Umwandlung nicht durch irgend einen Ein-
fluss des Lautcomplexes herbeigeführt ist, erkennt man daraus, dass
der Ablativ dualis wiederum den Dental bewahrt hat, trotzdem dass das
Affix, wie das des Instrumental Pluralis, mit bh anlautet, also padbhtfäm (Rv.
X. 90, 12; 14 — Vdj. S. 31, 11; 13; Ath. XIX, 6, 6; 8, wo eben
so). In der Zusammensetzung gatä-pad erscheint auch der Instr. Plur.
mit dem Dental, also gatdpadbhis (Rv. I. 116, 4). Dagegen in der Zu-
sammensetzung mit folgenden gribhi und bi$a tritt wiederum der Lin-
gual ein, also^«%r/Mi (Rv. X. 40, 5) pddbiga (Rv. I. 162, 14 und 16 =
VS. 25, 38 und 39, wo ebenfalls d, aber v statt b; = TS. IV. 6. 9, 1,
wo db; ferner Rv. X. 97, lü = YS. 12, 90, wo wiederum v), während
vor sekundären Ableitungen durch consonantisch anlautende Affixe, wo
regelmässig (ausser wenn der Anlaut jf ist) die euphonischen Gesetze der
Composition beobachtet werden, der Dental bewahrt wird.
C.
Als drittes Beispiel möge der Nom.-Voc.-Acc. des Duals der Mas-
culina auf ä dienen. Dieser (wie auch die entsprechenden Casus msc.
und fem. der übrigen Nomina ausser den Themen auf d, t und «) endet
in den Veden , speciell dem Rigveda , vorwaltend auf d , vor ä , i , r ge-
wöhnlich auf dv, wofür dann der Pada-Text au schreibt, seltener auch
vor Consonanten und am Ende eines Halbverses auf au , so selten , dass
aus diesen und aus andern Gründen — insbesondre dem Mangel eines
Reflexes in den verwandten Sprachen — die Verse mit dieser Form den
Verdacht erregen verhältnissmässig jünger oder durch Einfluss des spä-
teren Sanskrit umgestaltet zu sein.
Neben diesen beiden Endungen erscheint nun im Rigveda in 15
(eigentlich 1 6 ; einer jedoch erscheint zweimal) in dem Rv. Prdticakhya
(309-31 2M. M.) anerkannten Fällen — jedoch nur im Vocativ Dualis —
statt des langen ein kurzes o.
Die ersten fünf, nämlich Mitrdvarunä Rv. 1. 15, 6; Indrdvarunä I.
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCHEN SPRACHE. 143
17, 3; 7; 8; 9. bilden die fünf ersten Silben eines achtsilbigen Stollens,
dessen vier letzte Silben vorwaltend eine Dipodia iambica repräsentiren,
so dass sich die Kürze des « aus dem Einfluss des Metrum erklären
liease; doch giebt es Fälle genug, wo diesse Dipodia mit einer Länge
beginnt, z. B. auch in diesen Hymnen I. 15, 7; 17, 2 und sogar in 17, 3
selbst, so dass die Verkürzung durch das Metrum wenigstens nicht ge-
boten war. Unter den übrigen 10 Fällen ist noch ein analoger Rv. V.
67 , 1 . wo devä die 4te und 5te Silbe eines achtsilbigen Stollens bilden,
also vä ebenfalls die erste Silbe der Dipodia iambica6). In den neun
übrigen Fällen dagegen liegt in dem Metrum entschieden kein Grund
zur Verkürzung und, ausser vielleicht in einem, ist auch sonst keine
Veranlassung zu erkennen, welche sie zu erklären vermöchte.
Diesen einen Fall bildet dhritatrrata in I. 15, 6. Da es die schlies-
sende Dipodia iambica des ersten Stollens repräsentirt , so ist aus dem
Worte allein nicht allein kein Grund zur Verkürzung der letzten Silbe
zu entnehmen, sondern es wäre vielmehr eher zu erwarten gewesen,
dass sich hier unter allen Umständen die grammatische Länge hätte be-
haupten müssen. Hält man jedoch daran fest diese Verkürzungen in
letzter Instanz aus metrischen Einflüssen zu erklären, dann kann man in
diesem Fall eine gewissermassen assimilirende Wirkung des unmittelbar fol-
genden, durch metrische Einflüsse erklärbaren Mitrdraruyä geltend machen
und annehmen, dass dhxitavratä, weil es das zu MltrAvanina gehörige Adjectiv
sei, in Bezug auf seinen Auslaut der Analogie seines regens gefolgt sei.
Allein in den acht übrigen Fällen erscheint die Verkürzung unab-
hängig von jedem directen oder selbst indirecten Einfluss des Metrum ;
ja in einigen hätte man nach metrischen Analogien eher die grammatische
Länge erwartet.
Diese Fälle sind folgende:
Rv. V. G6, 6 erscheint miträ (im Sinne von 'Mitra und Varuwa') als
6) Beiläufig bemerke ich, dass durch Versehen sowohl in der 4to als 8to Aus-
gabe M. Müllcr's die Verkürzung in diesem Vs unterblieben ist; dass sie Statt fin-
den muss, zeigt Rv. Pr. 312, 3; in Aufrecht's Ausgabe ist richtig gedruckt
144 Th. BENFEY,
erstes Wort eines achtsilbigen Stollens. In dieser Stelle ist die 2te Sübe
so sehr vorherrschend lang, dass in unzähligen Fällen, wenn sie durch
eine grammatische Kürze repräsentirt ist, diese in dem Samhita-Text.
gedehnt erscheint 7). Weit entfernt also, dass hier das Metrum eine Ver-
kürzung hätte veranlassen können , hätte es vielmehr eine Verlängerung
herbeiführen , also auf jeden Fall , wenn das Wort an dieser Stelle ur-
sprünglich einen langen Auslaut hatte , (Uesen bewahren können , ja
müssen. Wir können dadurch schon darüber bedenklich werden, ob die
Erklärung für die fünf ersten Fälle durch das Metrum, trotzdem dass
sie so passend zu sein scheint, in letzter Instanz die wirklich richtige ist
Diese Bedenken werden durch die übrigen Fälle noch gesteigert.
Rv. L 151, 4 bildet asura yfi den 2ten Fuss eines zwölfsilbigen
Stollens, und repräsentirt den Paeon quartus (vvv-), welcher wahrschein-
lich8) der dritthäufigste Rhythmus dieses Fusses ist; der häufigste ist
wahrscheinlich8) derChoriamb, der zweithäufigste ebenfalls wahrscheinlich 8)
der Jonicus a minore (t?u — ) ; diesen letzteren würden wir haben , wenn
asurd gelesen würde» Man kann also auch hier auf keinen Fall eine
metrische Exigenz für die Verkürzung geltend machen.
Rv. VII. 85, 4 bildet yd adxtya den ersten Fuss eines elfsilbigen
Stollens. In diesem Fuss ist das Metrum sehr frei, so dass also auf
keinen Fall ein metrischer Grund für die Verkürzung anzuerkennen ist
Aber gerade in der 4ten Silbe finden wir auslautende grammatische
Kürzen nicht selten im Sawhita-Text gedehnt, z. B. Rv. V, 52. 5 dw6
ared, V. 35, 8 rdtham avä9); so dass also, wenn in ddityä eigentlich
eine Länge den Auslaut hätte bilden sollen, das Metrum sie wohl auf
jeden Fall bewahrt hätte.
7) siehe Regnier Ausg. des Rv. Pratic. in Etudes sur la Grammaire Vedique,
Par. 1858 za VII— IX, Utes alphabetisches Verzeichniss S. 24—43; ferner Whitney,
Ath. Pr. zu UI. 16, p. 132 ff.
8) Meine metrischen Sammlungen sind noch nicht so vollständig, dass ich mich
mit Sicherheit darüber aussprechen kann.
9) vgl. dieAbhdlg. 'üeber die Quantitätverschiedenheiten in den SamhitÄ- und
Pada-Texten der Veden', welche bald erscheinen wird und Whitney a. a. 0.
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCHEN SPRACHE. 145
Ganz eben so verhält es sich in Rv. VII. 6U, 12 - 61,7 mit iyam
devä, und Rv. VIII. 9, 6 = Ath. XX. 140, 1 mit yäd tä devä.
In Rv. V. 64, 6 bildet varunä den Schluss des Stollens, so dass das
Metrum die Verkürzug unmöglich herbeiführen, eher die Länge hätte
halten müssen.
In VI. 68, 5 und VII. 61, 1 verhält es sich mit Varunä genau so
wie in I. 151, 4 mit asurä, so dass auch hier kein Einfluss des Metrum
anzuerkennen ist.
Ist aber in diesen letzten Fällen das Metrum nicht der Grund der
Kürze, so ist es es auch nicht in den ersten, sondern in diesen hat das
Metrum nur dazu beigetragen die Kürze, welche in letzter Instanz auf
einem andern Grund beruht, zu bewahren.
Da wir wissen, in welchem innigen Verhältnisse die Sprache der
Veden zu der des Avesta stehet, in dieser aber nicht bloss der
Vokativ , sondern auch der Nomin. und Acc. des Dualis der Themen
msc. gen. auf ä (auch der ntra auf ä, so wie der Themen auf au und
Consonanten) überaus häufig, neben 4, auf ä auslautet, so werden wir
keinen Anstand zu nehmen brauchen, in diesen vedischen Vokativen
auf a Nebenformen von denen auf 4, ganz nach Analogie derer im Avesta
anzuerkennen; ohne jedoch unbemerkt zu lassen, dass sich in ihnen die
Verkürzung wahrscheinlich durch die im Vokativ eintretende Zurück-
ziehung des Accents auf die erste Silbe erklären möchte.
Von einem derartigen Vok. Dualis auf kurzes a wissen die Indi-
schen Grammatiker natürlich nichts und die Bewahrung desselben in
diesem und noch einem sogleich zu besprechenden Fall können wir
einzig daraus erklären, dass die Diaskeuasten die Vedentexte, ohne irgend
einer andern Rücksicht Einfluss auf ihr Verfahren zu verstatten, treu so
fixirten, wie sie sie aus dem Munde ihrer Gewährsmänner empfangen
hatten.
Dieser eine eben angedeutete Fall findet sich in der Taittirfya-Sam-
hitfi I. 6. 12. 4 in einem nur in dieser Sammlung vorkommenden Verse
Hist.-Phü. Classc. XIX. T
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I
146 Th. BENFEY,
nara im iten Stollen gehört augenscheinlich zu dem Vokativ agvind,
dessen Beisatz es im Rv. vorwaltend bildet (von Rv. I. 3, 2 an bis X.
143, 6 in nicht weniger als 58 Stellen, nach Grassmann's Aufzählung,
Columne 749}; schon dadurch wird es ebenfalls als Vokativ bestimmt;
noch mehr aber ausserdem durch das zu beiden gehörige dhattam, die 2te
Person Dualis Imperativi von dhd. Es steht für die gewöhnliche vedische
Form nard, wie devä für devd, und entspricht ganz genau der Form im
Avesta, welche ebenfalls (im Nom. du.) nara lautet Das Thema ist in
beiden Sprachen nar.
Da die Indische Grammatik, wie gesagt, nichts von einem Dual
auf a weiss, und die Anerkennung desselben, wenn auch nur als Ver-
kürzung der Form auf d, in dem Rv.-Prdtieakhya und Pada wohl un-
zweifelhaft, wie manches andre in diesen am sorgfältigsten unter den
entsprechenden Arbeiten weiter entwickelten Schriften l0), zu den ver-
hältnissmässig späten Entdeckungen gehört, so wusste der Pada- Ver-
fertiger der Taittiriya-Sawhitd mit dieser Form nichts anderes anzufangen,
als dass er sie — wofür natürlich auch der archaistische, gerade beim
Vokativ überhaupt nicht seltene und leicht erklärliche (s. im folgenden
Beispiel die Bemerkung zu Rv. IX. 113, 6 über ch hinter einem Vo-
kativ), Mangel der Contraktion : hier des auslautenden a in nara mit dem
folgenden i in indriydm, zu sprechen schien — für den Plural des Vo-
kativ — narak — nahm. Bei dieser Annahme ist ein grammatisches
Verständniss des Verses natürlich völlig unmöglich und der Commentar
(in der CalcuttaSr Ausgabe I. p. 948) bemüht sich vergeblich in diesen
10) Tgl. GgA. 1859 S. 1011, 'Nachrichten* 1874 S. 232, and iii den weiter
folgenden Abhandlungen über den Pada-Tcxt und die Präticakhya's.
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCHEN SPRACHE. 147
Unsinn Sinn zu bringen. Eben so wenig ist Weber's Vermuthung zu
billigen (Ind. Studien XIII, 95), nach welcher die accentlose Form pa-
roxytonirt und für näre Locativ Sing, genommen werden soll. Abgesehen
davon, dass es immer bedenklich ist, den Accent in der vedischen Ueber-
lieferung anzugreifen — denn dieser scheint sich treuer erhalten zu
haben, als die Artikulation — wird diese Conjectur wohl entschieden
dadurch hinfällig, dass sich in den Veden — in Uebereinstimmung mit
der Sprache des Avesta, dem Griech. und Umbrischen, ein einfaches
Thema nara noch nicht findet, sondern diese Form auf wenige Zusammen-
setzungen [vicvd'-nara svär-nara) beschränkt ist (fraglich ist, ob sie auch
in ndrd-fdmsa anzuerkennen ist).
Die Construction des Verses ist leicht und eben so leicht liesse
'sich demnach eine Interlinear-Uebersetzung geben. Mit einer solchen
ist aber für das Verständniss einer Vedenstelle so gut wie gar nichts
gethan und diese ist, da der Vers aus dem Zusammenhang gerissen und
an diese Stelle verpflanzt ist, nicht ohne weitläufige Discussion auch nur
anzubahnen. Ich beschränke mich daher darauf hier die Construction
zu geben. Diese ist agvinä nara pra dhattam samrdjatn prathamam adhva-
rAn&my vrishabham aofiomucam yajniyAnäm, napätam apäm, fuiyantam in-
driyam ojas asmin.
D.
Diese Beispiele von Inconsequenzen, welche sich nur aus der er-
wähnten Annahme erklären, lassen sich fast aus allen Theilen der
Grammatik vermehren. Die meisten jedoch und für die Begründung
dieser Annahme augenscheinlich wichtigsten bieten die phonetischen
Gesetze der Veden mit ihren Ausnahmen. Denn hier Hess sich Con-
sequenz am leichtesten durchführen, so dass die fast unendliche Fülle
der in ihnen hervortretenden Inconsequenzen das entscheidendste Zeug-
nis* für die Treue ablegt, mit welcher die Diaskeuasten die Texte, ganz
wie sie sie von ihren Autoritäten gehört hatten, für die Folgezeit fest
zu stellen suchten.
Ehe ich diesen § schliesse sei es mir erlaubt nur noch eine der-
T2
148 TH. BENFE Y,
artige Inconsequenz hervorzuheben und zwar theils weil sie nicht bloss
für die Treue der Diaskeuase des Rigveda sondern auch der Taittirfya-
Samhitä spricht, theils weil sie noch eiuen Beweis für das gewährt, was
über die ursprünglich vollständige Trennung der Stollen in der 2ten
Abhandlung bemerkt werden wird.
Das Rigveda Pratic khya lehrt (379 M. M.), dass ch zu cch werde:
I., im Innern eines Wortes hinter jedem Vokale und Diphthonge
(Pr. 380 vgl. 389 M. M.) z. B. X. 51. 3 aicchdma (auch in M. M.'s
Druck); X, 16, 3 gacchatu (auch bei M. M.).
2. Im Anfange eines Wortes oder Compositionsgliedes hinter kurzen
Vokalen und der negativen Partikel mä (Pr. a. den aa. 00.), z. B. VI. 16.
38 dpa rchiiyäm (M. M. blosses rh); dagegen VI. 75. 18 värmand chäda-
yrfmi. weil ein langer Vokal vorhergeht (ä); aber I, 109, 3 wiederum
ma cchedma, weil zwar ein langer Vokal, aber in dem Worte mä" vor-
hergeht (M. M. blosses ch).
Von der ersten Regel giebt es gar keine Ausnahmen; sie ist also
durchgängig und zwar, wie ich beiläufig bemerken will, nicht bloss im
Rv. sondern auch in den übrigen, so wie im classischen Sskrit (vgl,
Pan. VI. I. 7 3—7 6) zu beobachten.
Von der 2ten giebt es fünf Ausnahmen (Rv. Pr. 388), nämlich:
1) I. 162, 20 atihfya chidrä
2) VT. 46, 12 co chardSh
3) IX. 113. 6 pavamdna chandasyd'm
4) X. 121, 2 ydsj/a ch&yfi
5) X. 130. 7 sahä-chandasa (wo M. M cch hat).
Wenn schon die geringe Anzahl der Ausnahmen für die Treue in
der Wiedergabe des Gehörten zeugt, so geschieht dies noch mehr da-
durch, dass sich in zwei Stellen, nämlich den beiden ersten die Nicht-
verdoppelung des ch dadurch erklärt, dass hier mit ch ein neuer Stollen
beginnt; da die Stollen aber vollständig in der alten vedischen Poßsie
getrennt sind, so beginnt mit diesen ch eine neue Wortreihe, auf welche
der Auslaut des vorhergehenden Wortes ursprünglich gar keinen Ein-
fluss übte. Es ist also in diesen zwei Inconsequenzen. gerade, wie wohl
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VF.DISCHEN SPRACHE. 149
unzweifelhaft auch in den eben besprochenen Dualen auf ä, das Ur-
sprüngliche bewahrt, indem die alte Trennung der Stollen — obgleich
sie schon vor der Zeit der Diaskeuase aufgegeben war, (vgl. die 2te
Abhandlung) — hier noch fortwirkte.
Der dritte Fall erklärt sich wahrscheinlich durch den Umstand,
dass ein Vokativ vorhergeht; denn hinter diesem Casus mochte leicht
ein kleiner Absatz eintreten, welcher bewirkte, dass ch, von dem vor-
hergehenden Laute unbeeinflusst , wie ein unbedingter Anfang eines
Wortes klang; finden sich doch beim Vokativ gar Dicht selten gegen
sonst fast durchgreifende Regeln selbst Hiatus, z. B. Rv. VII, 70, 1.
wo die sonst in weitem Umfang herrschende Contraction von °d a° zu
4 wieder aufzuheben und vicvavdrd aevind, oder vielleicht vicvavdrä aevinä
mit Verkürzung eines Vokals vor einem nachfolgenden, worüber bei
Behandlung der phonetischen Gesetze die Rede sein wird, zu lesen ist.
In dem Praticäkhya der Taittiriya-Sawhita findet sich keine Regel
über cch für ch im Inneren eines Wortes. Man folgere aber nicht
daraus, dass diese Verdoppelung in der Taittiriya-Samhitd nicht verstattet
sei; sie ist nicht erwähnt weil sie sich von selbst versteht und im Pada sicher-
lich eben so wohl wie in der Sawihita gesprochen und in sorgfältig abgefass-
ten Handschriften geschrieben war. Für die Anlaute der Wörter und
Compositionsglieder dagegen waren die Regeln zu geben . da diese im
Padatext mit dem unbedingten Anlaut — d. i. blossem ch — gesprochen
und bezw. geschrieben werden mussten.
Diese Regeln (im TS. Pr. XIV. 8) sind bedeutend beschränkter als
im Rv. Pr. Es sind deren zwei; sie lauten:
cch für ch tritt ein:
l) hinter allen Präfixen (upasargäs).
Als Beispiel wird gegeben <7 cchrinattiV. 1, 7. 4 (Web. nur ch); dieselbe
Regel gilt natürlich auch für das vorhergehende ändechrinwa (Web. nur
ch), wie Whitney (zu der Stelle des Prätic.) bemerkt; eben so für die
übrigen von Wh. aufgezählten Fälle vhrhanddh V. 2. II. 1 'Web. nur ch),
AcchettS I. 1. 2. 1 (Web. nur ch); dechid und pracchdd IV. 3. 12. 2; 3
(Web. nur ch). Zum Beweise, dass die Verdoppelung nur hinter Prä-
150 TH. BENFE Y,
fixen eintritt, wird sd-chandd V. 2. 11. 1 aufgeführt; eben so ist I. 1.
5. 1 ä-chidrena zu schreiben (wo Calc. falschlich äcchidr0 hat).
2) in folgenden 6 einzelnen Fällen:
IV. 6. 8. 1 eshd cchSga (Web. nur ch), aus Rv. L 162, 3 (wo
M. M. gegen die Hegel nur ch hat).
V. 3. 8. 3 äti-cckandasam (Web. nur ch)
VII. 5. 14. äticchandasdya (Web. nur ch).
II. 4. 10. 2 dhdmac chade (Web. nur ch);
IV. 6, 2. 1 paramacchddo (Web. nur ch)
VII. 5. 9. 4 bhdtecchdddo. (Web. nur ch).
Die beschränkte Regel — deren Grund in der Abhandlung über
die phonetischen Gesetze der Vedensprache hervortreten wird — sowie
die geringe Anzahl der übrigen, in Widerspruch mit der Regel stehen-
den Fälle, dann auch die Abweichung von den Regeln des Rv. Pr. so-
wohl als Pänini machen es höchst wahrscheinlich, dass auch die Dias-
keuasten der Taittiriya Samhitä, gleichwie die des Rigveda, ohne jede
andre Rücksicht, speciell ohne Streben nach Consequenz, ihr Augenmerk
einzig darauf richteten , den Text genau so festzustellen , wie er von
ihren Autoritäten vorgetragen wurde.
E.
Aehnliche Inconsequenzen zeigen sich auch in Bezug auf den
Accent, z. B. viermal, in Uebereinstimmung mit der Sanskritgrammatik,
ciktta (Rv. L 67, 4; V. 33. 1; 65, 1; X. 55, 6 = Sv. II. 9. 1. 7. 2);
dagegen zweimal, in Uebereinstimmung mit der griechischen, ciketa (Rv.
IX. 102, 4 [= Sv. I. 2. 1. 1. 5, wo aber V. L. eiketat, accentlos] und
Rv. X. 26, 2).
Ebenso der Regel gemäss anjdte Rv. IX. 86, 43 = Sv. I. 6. 2. 2.
11 = Ath. XVIII. 3, 18, dagegen, gegen die Regel und nur durch
wenige Analogieen gestützt (wie tanvati, indhatf), anjati IX. 102, 7 und
aa der Art.
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCHEN SPRACHE. 151
F.
Unter diesen möge mir verstattet sein, ein Beispiel noch besonders
hervorzuheben.
In Cäntanava's Phifsütra's IV. 15 wird bekanntlich die Regel ge-
geben, dass yäthd am Ende eines Stollens accentlos sei. In den Prd-
ticakhya's findet sich zwar keine der Art; jedoch einzig aus dem Grunde,
weil yäthd im Pada-Text eben so (d. h. mit oder ohne Accent) geschrieben
ist, wie in dem der Sawihita; wo aber beide Texte in der Quantität
ubereinstimmen war für die Zwecke der Prätic. keine Regel nöthig.
Diese Regel ist sowohl positiv als negativ, d. h. l) am Ende eines
Stollens verliert yäthd seinen Accent 2) in der Mitte eines Stollens be-
wahrt es ihn.
Was nun die erste Richtung betrifft, so findet sich im Rv. die
Regel unter den 35 Fällen, in denen yathA am Ende eines Stollen er-
scheint, 3 3 mal beobachtet, 2 mal dagegen ist yäthä auch an dieser
Stelle accentuirt. Es ist dies Rv. VH. 32, 26 = Sv. L 3. 2. 2. 7 =
Ath. XVIII. 3, 67 = XX. 79, 1, und Rv. VIII. 46, 14 = Sv. L 3. 2.
3. 3. der Fall.
Im Sämaveda dagegen finden sich noch folgende drei Ausnahmen
I. 3. 1. 3. 1 (= Rv. L 30, 1, wo aber die Regel beobachtet ist), Sv.
I. 5. 1. 2. 9 (= Rv. VIII. 21, 5 wo ebenfalls die Regel beobachtet ist).
Sv. L 6. 1. 1. 4 (= Rv. IX. 36, 1 wo wieder ohne Accent); wahr-
scheinlich auch eine 4te Sv. II. 6. 1. 5. 2 (= Rv. VIII. l, 2, wo hier
ebenfalls accentlos), über welche sogleich.
Ob sich in den übrigen Veden noch Abweichungen finden, kann
ich jetzt noch nicht entscheiden.
Bezüglich der zweiten Richtung — Bewahrung des Accents von
yäthd in der Mitte eines Stollens — findet sich unter 233 Fällen, in
denen yäthd in Mitten eines Stollens erscheint, nur ein einziger Fall,
in welchem im Rv. diese Regel nicht beobachtet ist, d. h. yäthd mitten
im Stollen accentlos erscheint. Diese Stelle ist gerade die eben ange-
deutete, Rv. VIII. 1.2= Ath. XX, 85, 2 (und = Sv. II. 6. 1.5. 2,
wo aber yäthä accentuirt ist).
152
TH. BENFEY,
Wir haben diese Ausnahmen, sowohl nach der einen als der andern
Richtung, eigentlich hier nur als eine der Inconsequenzen auffuhren
wollen, welche Zeugniss für die Treue ablegen , mit welcher die Dias-
keuasten ihren Gewährsmännern folgten. Denn die ganze Diaskeuase
macht trotz aller Inconsequenzen, welche darin erscheinen, dennoch den
Eindruck einer so sorgfältigen Constituirung, dass wir diese Inconsequenzen,
zumal wenn, wie im letzterwähnten Beispiel unter 233 Fällen nur ein-
mal eine Abweichung vorkömmt, nicht einem Versehen oder Zufall
zuschreiben dürfen. Bei der grossen Akribie, welche sich gerade in den
Arbeiten, die sich auf die Aussprache, den Vortrag, der Veden beziehen,
kund giebt, ist wohl nicht im Entferntesten zu bezweifeln, dass den
Diaskeuasten keinesweges entging, dass yathd ohne Accent iu VIII. 1,
2 auch nicht eine einzige Analogie für sich hatte, wohl aber eine grosse
Anzahl (232). welche sie wohl eben so gut, wie wir, gezählt hatten,
gegen sich. Wenn sie trotz dem den Accent ausliessen. so ist es schon
nach den bisherigen Beispielen höchst wahrscheinlich, dass sie das Wort
so von ihren Gewährsmännern an dieser Stelle gehört hatten und eine
genauere Erwägung, welche ich mir bei diesem so interessanten Fall
verstatten will, wird diese Annahme hier wohl fast zur vollen Gewiss-
heit erheben.
Nach Analogie der übrigen Wörter im Indogermanischen. %velche
in bestimmten Fällen oder überhaupt tonlos erscheinen, ist auch von
ydthd mit Bestimmtheit anzunehmen, dass es ursprünglich allenthalben
den Accent hatte; wenn es seinen Accent am Ende eines Stollens ein-
büsst — und zwar nach Cäntanava durchweg — so trat diese Einbusse,
wie alles geschichtlich entwickelte, gewiss nicht auf einmal ein, soudern
nach und nach. Dafür spricht wohl entscheidend der Umstand, dass
im Sv. der Accent auch an dieser Stelle noch fünfmal, wahrscheinlich
sechsmal bewahrt ist, während die Anzahl der Fälle, in denen er ein-
gebüsst ist. in diesem Veda nur fünf ist.
Es ist nun keinem Zweifel zu unterwerfen, dass in der Constitui-
rung des Textes des Silraaveda andre Sänger als Gewährsmänner dienten,
als in der des Rigveda und in der (um drei oder vier Fälle) häufigeren
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EINLEITUNG DJ DIE GRAMMATIK DER VEDISCHEN SPRACHE. 153
Bewahrung des Accents von yäthd an dieser Stelle mögen wir, wie in
manchen andern Abweichungen dieses Veda von der im Rv. vorliegen-
den Textesconstitution, Archaismen erblicken, welche bei den Gewährs-
männern, auf deren Autorität der Rv.-Text constituirt ward, bis auf
zwei Fälle , dem neuen Gesetz , welches sich bei ihnen eingebürgert
hatte, gewichen waren. Dieses Gesetz wurde höchst wahrscheinlich da-
durch herbeigeführt, dass einerseits die Senkung der Stimme am Ende
eines Stollens, welcher in der ältern Vedenzeit die einzige Unterabthei-
lung der Strophe (oder des langen Verses) bildete und noch nicht mit
einem nachfolgenden Stollen zu einem Hemistich phonetisch verbunden
ward (vgl. die Ute Abhandlung), eine minder energische Aussprache des
Schlusses bewirkte, andrerseits dadrlrch, dass ydtkd in allen hieher ge-
hörigen Stellen [ausser vi all eicht,' dt>ch wahrscheinlich ebenfalls, IX.
97, 11) in seiner Bedeutung zu der des ganz tonlosen mehr als enkliti-
/ sehen — als Conipositionsglied mit dem vorhergehenden Worte ver-
bundenen — iva herabgeschwächt ist.
Jene Einwirkung — die Senkung der Stimme — fällt aber in der
Mitte des Stollens weg und da VIII. 1,2 die einzige Stelle ist, wo
yuthä trotzdem in der uns überlieferten Recension des Rigveda den Accent
eingebüsst hat, so entsteht schon dadurch die Vermuthung, dass es auch
hier einst den Schluss des Stollens gebildet hatte.
Freilich ist das in der Rv.-Recension entschieden nirM der Fall.
Denn hier lautet das Hemistich
avakrakshüiam vrishabha?« yathdjürawi gä'»t na carshanisäham.
Wollte man nun trennen
avakrakshinam vrishabhäwi yathd
ajüram gä'm na carshanisäham
dann würde der erste Stollen 10 Silben, der 2te 9 Silben enthalten,
während die allgemeine Regel in diesem Metrum für den ersten 1 2 und
für den zweiten 8 Silben fordert, was herauskömmt, wenn wir trennen
avakrakslWwam vrishabhäm yathäjüram
gd'm nä carsha/usaham
und im 2ten gä'm als Repräsentanten von 2 Silben betrachten (Grassmann
Hist.-Phil. Clane. XIX. U
154 TH. BENFEY,
will gavam sprechen, wie in der That vielleicht diese Form einst lautete).
Diese Trennung wird auch in der Anukr. angenommen, nach welcher
der Vers eine satobxihatt (12 — j— 8 — |— 1 2 -f- 8) ist.
Allein der Stlmaveda hat hier so wie im folgenden Halbvers eine
wesentlich variirende Leseart.
Er liest II. 6. 1. 5. 2, die beiden ersten Stollen:
avakraksbwam vrishabhäm yathu jüvawt gä'ro na carshanisaham.
Er hat freilich zunächst wie schon bemerkt accentuirtes ydthd im Gegen-
satz zu dem accentlosen des Rigveda. Allein, da er ausserdem in 5
Fällen (zweien in Uebereinstimmung mit, dreien im Gegensatz zum
Rigveda) accentuirtes ydthd am Ende eines Stollens hat, so hindert die
Accentuation nicht, auch an dieser Stelle den Schluss des Stollens an-
zusetzen. Freilich hat dann der erste Stollen nur 10 Silben; allein 10-
silbige Stollen sind sehr häufig und in der Pragdtha-Strophe erscheinen
sie z. B. noch Rv. I. 39, 30; VII. 48, 17; VIII. 19, 33 und wohl auch
sonst noch, was ich jetzt nicht genauer auszufahren vermag, und auch
wohl kaum nöthig habe, da die Metra der Veden keinesweges sehr
regelmässig sind und der Text nicht selten durch die der Diaskeuase
vorhergegangene Ueberlieferung gelitten hat.
Ferner könnte man aber einwenden, dass bei dieser Trennung in
den 2ten Stollen 9 Silben statt S kommen.
Dagegen ist aber zu bemerken, dass uva nicht selten va zu lesen
ist, da es auf üa, hier für eigentliches üa, mit Verkürzung des langen Vokals
vor dem nachfolgenden, beruht, welches ursprünglich mit Hiatus ge-
sprochen ward, später aber theils zu va, theils zu uva ward. So ist
z. B. im Rv., wo sich Casus von suvänd (Vb. su 'pressen') finden, ob-
gleich unser Text suvänd hat, fast ausnahmslos svdna zu lesen,11) nämlich,
wie die Note ausweist, in 31 Fällen 28mal; von den übrigen dreien
gehört der eine I. 130, 2 wahrscheinlich ebenfalls hieher, so dass svä°
in 29 Fällen statt des geschriebenen suvd0 zu lesen ist; der andre Fall
VII. 38, 2 kömmt hier gar nicht in Betracht, da dieses suvdnd, wie unten
11) Ich erlaube mir alle Stellen hier aufzunehmen und zwar nach den ein-
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCHEN SPRACHE. 155
bemerkt, nicht zu demselben Verbum gehört, so dass unter allen dreissig
Fällen, wo im Rv. das Ptcp. Präs. atm. von su suvänä geschrieben ist,
zelnen Casus, da möglicherweise die Verschiedenheit der Aussprache Manchen mit
deren Form zusammenzuhängen scheinen könnte:
suvändh
zu sprechen svdnah, z. spr. suvdndh Aussprache fraglich.
Rv. IX. 6, 3 Rv. VD. 38, 2 (aber nicht
9, 1 = Sv. I. 5. 2. 4. 10 von su 'pressen' wie jene,
(woauchswt°ge- sondern von sü 'senden')
schrieben , aber
mit der V. L.
svdnath)
18, 1 — Sv. L 5. 2. 4. 9
(wo svdnah ge-
schrieben) ;
"shthdh in g%-
rishthuh gilt für
zweisilbig.
34, 1
52,-1 =Sv. I. 6. 1. 1. 10
(wo auch svdnah
geschrieben)
66, 28 (akshäh ist drei-
silbig, wie IX.
18, 1)
86, 47
87, 7
91, 2 (wo nahushwbhir
z. L)
97, 40 — Sv. L 6. 1. 4. 7
(wo auch svd°
geschrieben)
98, 2
107, 3 = Sv. IL 5.2. 12.3
(surf0)
107, 8 = Sv. I. 6. 1. 3. 5
(shva*)
U2
156 TH. BENFEY,
nur einer vorkommt IL 19, 1, wo es in dem überlieferten Text höchst
wahrscheinlich auch suv° zu lesen ist; aber selbst dessen Werth wird
z. spr. sva° . z- »P- s"1"9
107, 10 = Sv.I. 6. 1. 3. 3
(svä*)
109, 16(=Sv.II.4.2. 10.1,
wo jedoch VL.
rüji' statt
nah)
X. 35, 2
Ausspr. fraglich.
1. 130, 2 (da aber lndra
so sehr häufig Indara zu
lesen ist (vgl. Grassuiann,
b. v.) und suvänd 'pressen'
fast immer stand lautet,
so ist höchst wahrschein-
lich, dass auch hier Indara
svänüm z. 1.).
II. 11, 2
sman<'isya
II. 19, 1 (zwar ist der
Stollen unregelmässig,
allein wenn man suvü0
spricht, stimmt er fast
ganz in seinem metrischen
Bau mit dem 4ten Stol-
len desselben Verses,
nämlich
v — v — | t» | vvv
, ,
VIII. 52 (TO. 4), 2
suvänd'h
IX. 13, 5 = Sv. II. 5. 1. 3.6
(wo auch svä° ge-
schrieben)
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCHEN SPRACHE. 157
einigermassen fraglich durch die Unregelmässigkeit des Stollens. Für
die Richtigkeit der Aussprache svd° in den 29 Fällen (gegen den einen)
entscheidet übrigens der Umstand dass im Sv. in allen mit denen des
Rv. identischen Stellen der überlieferte Text svä° schreibt, und so auch
entschieden zu sprechen ist.
Lesen wir nun nach dieser Analogie im Sv. jvam und betrachten
dieses als die alte Leseart dieses Verses, d. h. auch als die einstige des
Rigveda, dann erhalten wir einen Vers von 10 -f- 8 + 12 -f- 8 Stollen.
Da nun überzählige und mangelhafte Stollen in der uns überlieferten
Diaskeuase der Veden nicht wegzuleugnen sind, so möchte ich fast
wagen — ich sage ausdrücklich wagen: denn bei unsrer noch geringen
Kenntniss der feineren Gesetze der Vedenmetrik ist jeder Versuch über
das ganz klar vorliegende hinaus zu gehn immer bedenklich — in Rück-
z. spr. stä* i. sp. suvä9 Ausspr. fraglich.
65, 24 = Sv. II. 4. 2. 11. 3
(wo auch stü°
geschrieben)
101, 10 = Sv. L 6. 2. I. 4
(wo auch svä°
geschrieben)
suvünasah
VIII. 3, 6 = Ath. XX. 118, 4
= St. II. 7. 3. 8.2
(im letzten auch
srd°geschrieben)
6, 38.
51, 10
K. 10, 4 = SvI.5.2.5.9(wo
auch svä° ge-
schrieben)
17, 2.
79, 1 = Sv. I. 6. 2. 2. 2
(wo auch sca°
VIII. 4, 14
158 TH. BENFE V,
sieht darauf, dass in diesem Hymnus (VIII. 1) Ys. 1. 3 und 5 — 32 ent-
schieden Brihatfs sind. Vers 33 und 34 aber, welche Trishtubh sind,
sicher nicht zu diesem Hymnus gehören , sondern Fragmente sind , die
nur hier angehängt — bezw. hier vorgetragen wurden — weil in Vers
33, wie in 32. der Name Asanga vorkömmt — und mich dem in Rv.-
Pr&tic. 976 ausgesprochenen Princip anschliessend, wonach 'die Majorität
Mittel zur Erkenntniss der Stollen ist' — anzunehmen, dass der erste
Stollen
avakrakshinam vrishabham yathä (Rv., yäthd Sv.)
trotz- seiner Zehnsilbigkeit als überzähliger Ssilbiger aufzufassen ist. so
dass auch Vers 2 als Brihati betrachtet werden muss. Er besteht dann
aus zwei Füssen von je 5 Silben
avakrakshinam
vrishabham yatha
die sich fast ganz ähnlich sind — denn dass die 2te Silbe in dem ersten
Fuss positione lang, im 2ten aber kurz ist, macht in den alten Gedichten
an dieser Stelle des Verses keinen Unterschied und hier wohl um so
weniger, da die Position durch eine muta cum liquida gebildet wird.
Dieser Rhythmus scheint mir sie sehr gut zu befähigen an die
Stelle der regelmässigen beiden 4silbigen Füsse eines Sfüssigen Stollens
zu treten; es sind gewissermassen 2 halbe und drei ganze Silben an
die Stelle von vier ganzen Silben getreten.
Es bleibt dann in den (erstenl 32 (oder eigentlich allen) Versen
dieses Hymnus nur einer, der 4te, welcher im ersten Stollen zwölfsilbig
ist; aber auch dieser wird 8silbig. wenn wir es wagen das ganz über-
flüssige vipafeitah herauszuwerfen und wir erhalten dann dasselbe Metrum
für den ganzen Hymnus — d. h. Vers 1 — 32.
Für die Bevorzugung der Sv.-Leseart jüvam (zu sprechen jvam)
scheint aber nicht bloss der Umstand zu sprechen, dass dadurch das in
dem Rv.-Text accentlose yathä an das Ende des Stollens tritt und der
2te Stollen vollzählig (8silbig) wird, sondern auch der Sinn.
Die Accusative im 2ten Verse hängen von dem Imperativ 2 Plur.
stota in Vers 1 ab; liest man nun mit Rv. ajüram dann ergiebt sich als
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EINLEITUNG IN DIE GBAMMAT1K DER VEDISCHEN SPRACHE. 159
Uebersetzung 'den wie einen wegreissenden12) Bullen (einem wegreissen-
den Bullen gleichen), nicht alternden, wie einen Stier Menschen be-
wältigenden'. Lesen wir dagegen jvam so sind die Vergleiche nur
detenninirende Elemente für carshanUdham und, statt jener fast sinnlosen
Zersplitterung, erhalten wir ein einheitliches, durch Vergleiche gehobenes,
Bild: (Preiset ihn), welcher wie ein wegreissender Bulle, wie ein eilen-
der Stier die Menschen bewältigt; 'wegreissend' in Bezug auf den
Bullen kann wohl kaum etwas anderes bedeuten, als 'mit den Hörnern
wegschleudernd'; die Schnelligkeit der als Zugthiere gebrauchten indischen
Rinder ist bekannt; wir würden sagen "der schleudernd wie ein Bulle,
schnell wie ein Zugstier die Menschen bewältigt (züchtigt)'.
Der gegebenen Ausführung gemäss war demnach einst yathä wirk-
lich der Schluss des Stollens und indem die Diaskeuase des Rigveda,
trotzdem dass in ihr yathä (in avakrakshinam vxishabhäm yathdjüram)
entschieden inmitten des Stollens zu stehen kam, dennoch gegen alle
Analogie auch hier die nur am Ende des Stollens geltend gewordene
Accentlosigkeit bewahrte, zeigt sie, wie sie keine andre Rücksicht kannte,
als die treue Fixirung dessen was sie aus dem Munde ihrer Gewährs-
männer vernahm, und in Folge dieser Treue hat sie denn auch hier in
dem accentlosen yathä wirklich die alte Aussprache erhalten und uns
dadurch ein Mittel bewahrt, mit Hülfe des Sv. die alte Leseart mit
hoher Wahrscheinlichkeit wieder herzustellen.
Ein ziemlich ähnliches Beispiel dieser Treue liefert auch das folgende
Hemistich dieses Verses.
Zur Zeit der Vedendichtung wurde ähnlich, wie im Latein, jedoch
nicht so regelmässig, wohl aber sehr häufig, ein auslautendes m vor an-
12) Warum ich in der Erklärung von avakrakshiaam dem Ptsb. Wtbch und
Grassmann nicht beitreten kann mag sich jeder leicht aus deren Darstellung ent-
nehmen. Ich ziehe dieses Wort, so wie kräkshamänam VIII. 76 (65), 11 'züchtigend',
mit der indischen Ueberlieferung zu karsh; vana-krakshüm lautet, um auch dies
nicht unbeachtet zu lassen, in M. M. Ausgaben richtig vanariksfiäm IX. 108, 7 und
jenes ist im Sv. Gl. und im Ptsb. Wtbch. zu streichen, und in Aufrechts Ausgabe,
so wie M. M. Iudex, in dieses zu ändern.
160
TH. BENFEY,
lautenden Vokalen inmitten eines Stollens eingebüsst und der dem m
vorhergehende Vokal mit dem anlautenden zusammengezogen. Da diese
Licenz im späteren, Sskrit unerhört ist, so entging sie auch den Veden-
forschern ; im Padatext stellen sie — was bei metrischen Umwandlungen
sonst der Fall ist — hier niemals 15i die grammatische Form her, sondern
auch wo das Verständnis* kaum dunkel sein konnte, wie z. B, Rv. VIII.
2, 37 ydjadhvainam, wo Pa/tini VII. 1, 43 augenscheinlich annimmt,
dass ydjadhva für ydjadhvam stehe und die Scholien richtig erklären
enamfabde parato dhvamo malopo nipdtandt, also m ausfallen lassen,
schreiben sie dennoch im Padatext ebenfalls ydjadhva ohne m; dasselbe
geschieht auch in den Fällen, wo asmd'kam und tübhyam ihr m einbüssen
(z. B. Rv. I, 17 3, 10; I. 54, 9). In andern in dem Samhita-Text be-
wahrten Fällen dagegen haben sie sich in Bezug auf die Auflösung —
da die Einbusse eines in ihnen gar nicht in den Sinn kam — durch-
gehend« geirrt; so z. B. ist Rv. IV. 18, 2, wie im Ptsb. Wtbch bemerkt,
durgähaitdt mit Unrecht im Pada-Tcxt | durgähd \ etat gesprochen statt
durgdham \ etat j ; Rv. V. 46, 2 (= VS. 33, 48) lautet Samh. Mcf rutotd im
Pada | nui'ruta \ utd | und wird vou Säyana und Mahidhara als Vokativ
genommen, was es wegen des Accentes schon nicht sein kann; es steht
für mffrutam ist Accus, si. ntr. und gehört, wie so oft, zu cärdhas (vgl.
z. B. I. 37, 1). Es giebt noch mehrere Beispiele dieser Art, welche
bei Behandlung der vedischen Phonetik besprochen werden sollen. Hier
erwähne ich nur noch eines, welches uns den Uebergang zu unserer
Stelle b'ahnen wird. In der Taittinya-Samhitä I. 4. 44. 2 findet sich
13) Die Pada-Aussprache im für in der Sa»»hitä erscheinendes / (Rv.-Pr. 302)
gehört natürlich nicht hichcr, da 1) f nur vor Consonantcn erscheint; 2) durch die
Identität dieses < mit dem i des Avesta und dem im Griechischen angeschlossenen
z. B. ohoo-t" kaum einen Zweifel darüber aufkommen lässt, dass die in-
dischen Vedenforscher dieses mit Unrecht mit im identiik-irt haben, dass es vielmehr
entweder für einen andern Casus des Pronomens i als im zu nehmen ist, oder als
eine Nebenform, welche sich schon vor der Sprachtrennung davon abgelöst hatte,
oder endlich i allein vor der Sprach trennung existirte und im = im im Avesta sich
erst auf arischem Boden daneben geltend gemacht bat.
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCHEN SPRACHE. 161
sdvanedäm; in der Web. Aasgabe ist «Avant 'däm gedruckt, woraus wir
scbon folgern können, dass, da sdvana nur der hier wegen des Accents
und Sinns nicht zulässige Vokativ sein könnte, der Pada-Text sdvanA
liest; diese Folgerung erhält ihre Bestätiguug durch Mddhavdchdrya's
Commentar (ed. Calc. L p. 7 07), wo in aller Harmlosigkeit idatn savanA
durch imdni savandni glossirt wird. Ziemlich analog wird an unsrer
Stelle (Rv. VIII. 1, 2) die Aussprache der SawhitA samvanambhayam-
kardm im Pada sam-vdnand \ ubhay0 gesprochen , hier jedoch samranatiA
von Sdyana ohne weiteres in samvananam umgestaltet und durch samyak
sambhajantyam glossirt; dass auch hier der Sa»ihitd-Text falsch zerlegt
und aus samvänanam ubh° durch Einbusse des m entstanden sei, ist schon
im Ptsb. Wtbch. bemerkt und erhält seine volle Bestätigung durch den
SvM welcher auch in der Satnhitd die Form samvänanam hat, trotz dem
dass das Metrum dadurch gestört wird.1*) Da der Sv. gesungen ward,
so mochte schon seit alter Zeit das Metrum mehr zurückgetreten und
dadurch die grammatische Form erhalten sein. Doch kann man diese
Erscheinung auch anders erklären. Für uns ist nur wichtig, dass die
Rv.-Diaskeuasten auch in diesem und den analogen Füllen treu fixirten
was sie von ihren Gewährsmännern gehört hatten, höchst wahrscheinlich
14) In Bezug auf den Sinn, 'dass Indra Krieg und Friede schafft', vergleiche
man die Parallelstelle Rv. III. 43, 2, b,
i'ko virrasya bhümnasya rajä
sä yodhüya ca kshayaya ca jämhi |
'Du hier, (indem dn bist) der einzige Herrscher der ganzen Welt, verursachst Krieg
und Frieden unter den Menschen'.
Der Padatext schreibt mit Unrecht yodhäya und kshayuya mit auslautendem
kurzem ä, jenes in Uebereinstimmung mit Rv.-Prutic. 520, dieses nach der allge-
meinen Regel, da hier °yü die 8te Silbe in einem Usilbigen Stollen ist. Das d
steht vielmehr auch hier, wie Bollensen zuerst in andren Fällen erkannt hat und
seitdem durch überaus viele Stellen als richtig erwiesen ist, für ah statt des ur-
sprünglichen as (vgl. 'Ueber die Entstehung und Verwendung der im Sanskrit mit
r anlautenden Personalendungen' in Abhandl. der Kön. Ges. d. Wiss. XV. S. 110
ss bes. Abdr. 26).
HisL-phil. CUtsse. XIX. X
162
Th. BENFEY,
mit eben so wenig grammatischem Verständniss desselben, als die
späteren Vedenforscher zeigen.
Solche Inconsequenzen, welche in den die Phonetik und Flexion
betreffenden Abhandlungen in grosser Menge hervortreten werden . sind,
wie gesagt, nur begreiflich, wenn man annimmt, dass die Diaskeuasteu,
ohne sich durch irgend eine grammatische oder andre Rücksicht beirren
zu lassen, den Text einzig so feststellten, wie sie ihn aus dem Munde
ihrer Gewährsmänner gehört hatten; zumal da sich unter ihnen nicht
wenige finden, welche ähnlich, wie die Bewahrung des Dentallauts (in
A, S. 141) sich durch besondre phonetische Verhältnisse, oder, wie der
linguale (in B, S. 141), durch Einfluss der Volkssprachen erklären, oder,
wie die Vokative auf ä (in C, S. 142), als alte, im classischen Sanskrit
ganz in Vergessenheit gerathene Nebenformen, oder endlich, wie die
Accentlosigkeit von yathä (in F, S. 151), als ursprünglich richtig aus-
weisen.
Die treue Bewahrung dieser Inconsequenzen , welche, wie in den
eben hervorgehobenen Fällen nicht selten mit der Grammatik nicht bloss
des classischen, sondern auch des vedischen Sanskrits in grellem Wider-
spruch stehen, sowohl durch die Zeiten hindurch, in welcher das
Studium der Grammatik auf indischem Boden in höchster Blöthe stand,
als auch durch die nachfolgenden , in denen es immer tiefer sank, bis
auf den heutigen Tag giebt uns aber ein unbestreitbares Recht zu der
Annahme, dass überhaupt der ganze Text der Veden — ausser Theilen des
Atharva — mit eben derselben Treue in der Gestalt , welche ihm
die Diaskeuasten gegeben hatten, über drittchalb Jahrtausende hindurch
sich erhalten hat.
§• *•
Aber wie ist es möglich, — werden nicht wenige ausrufen und
sich dabei auf die Erfahrungen, welche die Geschichte der europäischen
Literatur darbietet, stützen — wie ist es möglich, dass Conceptionen
von solchem Umfang sich so viele Jahrhunderte hindurch in solcher
Unveränderlichkeit zu erhalten vermocht hätten ; und zu diesem Ausdruck
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCHEN SPRACHE. 16S
ungläubigen Staunens werden sie sich noch mehr berechtigt fühlen, wenn
sie erfahren, was sie schon von selbst vermuthen werden, dass es auch
nicht im Geringsten zu bezweifeln ist, dass diese .Sammlungen noch
lange Zeit nach ihrer Diaskeuase — wie selbst bis auf den heutigen
Tag bei religiösem Gebrauch — , einzig aus dem Gedächtniss vorgetragen
und sicherlich erst verhältnissmässig spät schriftlich tixirt wurden.
Wie ist es denkbar, werden sie sagen, dem corrumpirenden Einfluss
einer rein mündlichen Ueberlieferung auch nur Schranken zu setzen,
geschweige ihn ganz zu verbannen? Der absolut Ungläubige wird viel-
leicht, selbst wenn er die nicht zu leugnende und bis zu voller Evidenz
erweisbare Thatsache zugiebt, wenigstens ihre Unbegreiflichkeit festhalten,
und sich dabei auf das bekannte je Tai vu mais je ne le crois pas be-
rufen: wer jedoch Gründen zugänglich ist und sich in Verhältnisse und
Anschauungen zu versetzen weiss, die von den unsrigen so grundver-
schieden sind, wie die alten indischen, und in Folge davon sich auch
dem unbewussteu Einfluss, den die in Europa gemachten Erfahrungen
auf uns üben, zu entziehen vermag, wird anerkennen, dass seit der
Diaskeuase Umstände eintraten, welche wohl im Stande sind, die treue
Bewahrung derselben bis auf unsre Zeit auch begreiflich zu machen.
Daraus, dass die Diaskeuase mit — im indischen Sinn — so grosser
Sorgfalt vollzogen ward, dürfen wir unbedenklich den Schluss ziehen,
dass die Geisteserzeugnisse, deren damalige Gestalt man sich bemühte
mit so grosser Genauigkeit für alle Geschlechter treu zu bewahren,
in religiöser Beziehung in dieser Zeit das allergrösste Ansehen, die
höchste Heiligkeit, sich erworben hatten und vielleicht bei allen, auf
jeden Fall, dem grössten Theil der indischen Arier, unangefochten
besassen.
Daraus dürfen wir dann weiter entnehmen, dass diejenigen Männer,
welchen die Diaskeuase verdankt ward, unzweifelhaft solche waren, die
durch religiöses Wissen und religiösen Wandel zu den angesehensten
unter den priesterlichen Geschlechtern gehörten und demgemäss eine
Autorität genossen, welche ihrem Werke einerseits die höchste Weihe
gab, andrerseits durch dieses selbst noch gesteigert ward. Was aber
X2
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164
TU. BENFE Y,
Autorität — zumal die des Guru, des Lehrers, und noch mehr eines
Guru in so eminentem Sinn, wie er sich mit dem eines Lehrers der
vedischen Schriften verbinden musste — in dem geistigen Leben der
Inder bedeutet, davon geben uns die indischen Schriften aller Zeiten,
und selbst die bis auf den heutigen Tag in Indien herrschenden An-
schauungen Kunde. Authority 'heisst es bei Burneil15) 'is paramount in
India; not necessarily the authority of predecessors , but that of the
Guru who is regarded as infallible.
Solch eine infallible Autorität umkleidete fortan die Diaskeuase;
nur die Form, welche die heiligen Schriften in ihr hatten, war befähigt
das zu erzielen, was man durch den Gebrauch derselben erzielen zu
können überzeugt war. So musste fortan jeder Priester, welcher zum
Absingen oder Recitiren derselben bei Opfern und sonstigen religiösen
Feierlichkeiten berufen zu werden wünschte, sie in derjenigen Gestalt
im Gedächtniss haben und vortragen, welche sie in der Diaskeuase er-
halten hatten. Die geringste Abweichung davon würde — nach indi-
scher Auffassung — den gewünschten Erfolg der Opfer und sonstigen
religiösen Verrichtungen vernichtet haben, so dass Niemand einen Priester
zu diesen zugezogen haben würde, der sich solch eine Abweichung
hätte zu Schulden kommen lassen, Die, welche zu der Recitation be-
nutzt werden wollten, waren also schon ihres eigenen Interesses wegen
— denn diese Thätigkeit war fast ihr einziges Mittel der Subsistenz —
genöthigt, die Diaskeuase mit derselben Sorgfalt und Genauigkeit, mit
welcher sie abgefasst war, ihrem Gedächtniss einzuprägen.
Die Macht eines menschlichen Gedächtnisses ist eine sehr grosse;
sie würde, wenn es darauf ankäme, ganz gut im Stande sein, alle fünf
vedischen Sammlungen zu bewältigen. Allein darauf kam es bei den
Brähmana's, welche die vedischen Lieder oder Verse, Sprüche, bei reli-
giösen Gelegenheiten abzusingen oder herzusagen hatten, gar nicht an;
diese hatten nur nöthig eine der fünf Sammlungen — diese jedoch
freilich mit der allerminutiösesten Genauigkeit — im Gedächtniss zu
hegen ; ja es würde für sie sogar ein Nachtheil gewesen sein, mehrere
15) Vamcabr&bmatta p. XXII— XXIII.
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCIIEN SPRACHE. 165
dieser Sammlungen auswendig zu wissen ; denn die Gesetze des Vortrages
sind nicht für alle identisch und es kommen in ihnen nicht selten die-
selben Verse, aber in von einander abweichenden lassungen vor; diese
hätten sich leicht mit einander vermengen können. Allein dem war
auch durch hergebrachten Gebrauch vorgebeugt: zu dem Hersagen und
Absingen des Inhalts der einen oder der andern Sammlung wurden nur
solche Brähmana's berufen, von denen es bekannt war, dass es ihre
erbliche Obliegenheit war diese oder jene derselben auf das genaueste
im Gedächtniss zu haben, und ganz der Diaskeuase und den sich daran
knüpfenden Regeln gemäss vortragen zu können. Sich mit mehreren
der Sammlungen zu beschäftigen, war nur Sache der Gelehrten, welche
sich dem Studium derselben aus theologischen oder wissenschaftlichen
Gründen widmeten und, beiläufig bemerkt, viel zu hoch standen, als
dass sie denen, die aus dem Vortrag des von ihnen erlernten Veda
gewissermassen ein Gewerbe machten, hätten Concurrenz machen wollen.
Unter den fünf Sammlungen haben aber nur drei einen grösseren Um-
fang, der Rigveda, die Taittirfya-Samhitä und der Atharvaveda; die
beiden andern der Sämaveda und die Vajasaneyi-Samhitä dagegen nur
einen sehr geringen; alle aber sind in ihrer Besonderheit nicht so um-
fangreich, dass sie einer, dessen erbliche Obliegenheit es war, sie ganz
genau vortragen zu können, nicht schon an und für sich mit I^eichtig-
keit dem Gedächtniss hätte einprägen können. Das Bestreben sie mit
der grössten Treue dem Gedächtniss einzuprägen, wurde aber durch das
schon angedeutete religiöse und auch materielle Interesse gesteigert,
welches die treueste Wiedergabe derselben zu einer unumgänglichen
Nothwendigkeit machte. Die Leichtigkeit der Erlernung wurde zugleich
nicht wenig dadurch erhöht, dass die Lehrweise der Inder ganz und gar
auf das Gedächtniss gegründet war, dieses daher durch die unausgesetzte
Uebung desselben in den Brdhmana- Schulen — wo es wohl in den
älteren Zeiten eben so streng herging, wie in den späteren16) — nicht
16) vgl. Weber in Ind. St. XIII, 403, wonach schon die falsche Betonung
eines Wortes dem Schüler eine Ohrfeige einbrachte.
Freilich war aber auch die richtige Betonung der Wörter von grösster Wichtigkeit,
\
166 TH. BENFEY,
wenig gestärkt ward. Giebt es doch noch heutigen Tages, trotzdem,
dass das Studium der heimischen Wissenschaft schon seit einem Jahr-
hundert und langer immermehr in Abnahme gekommen ist, indische
Gelehrte , welche eine ganze Disciplin — deren Grundwerke sammt
allen dazu gehörigen Erläuterungsschriften — im Gedächtnis» tragen;
um wie viel leichter musste es anderen sein, eine verhältnissmässig so
kleine Sammlung, welche sie, kraft der erblichen Ueberlieferung, schon
in frühester Jugend anfingen kennen zu lernen und deren genaueste
und treueste Vortragsweise ihre einzige Obliegenheit war, in unfehl-
barer Sicherheit im Gedächtniss zu tragen. Schon durch diese Er-
wägungen wird es einigermassen begreiflich, dass sich die Diaskeuase
durch eine so lange Zeit unverändert erhalten konnte.
Allein es wurden zu diesem Zwecke auch noch besondre Mittel
angewendet, welche geeignet sind, das auf den ersten Anblick so Auf-
fallende fast l nglaubliehe dieser Erscheinung vollständig weg zu räumen.
Zunächst zeigen uns die schon erwähnten grammatischen Tractate —
die Priithfikhya's — mit welcher minutiösen Genauigkeit in den Brahmani-
schen Schulen beim l'nterricht in der Vortragsweise der Veden verfahren
wurde17). Ferner gab es noch besondre Mittel, um Fehler, welche sich
trotz alle dem eingeschlichen haben mochten, wieder zu beseitigen und
so die treue Bewahrung des Textes der Diaskeuase für alle zukünftige
Zeiten festzuhalten. Diese musste der Vortragende, um im Stande zu
sein, seine Obliegenheit treu zu erfüllen, höchst wahrscheinlich eben-
falls, soweit sie die von ihm erlernte Sammlung betrafen, im Gedächt-
niss haben und anzuwenden wissen. Sie bestanden zunächst in den
eben erwähnten Präticakhya's, welche die Regeln der Vortragsweise ent-
halten und in unzähligen Fällen über die richtige Form des Textes Aus-
da eine falsche die verderblichsten Miss Verständnisse bei den Göttern hätte herbei-
führen können; so würde das Wort l'mlrarutru welches, so accentuirt, bedeutet
'dessen Ueber winder Indra ist', wenn hidra^atrn gesprochen 'Uebcrwinder des Indra*
bedeuten und eine Gotteslästerung sein , s. Pctersb. Wtbch. u. d. W. imlrafatru.
17) vgl. z. B. Rigv.-Prätic. in der Ausgabe von M. Müller Regel 760-846.
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCHEN SPRACHE. 167
kunft geben; ferner in den ebenfalls schon erwähnten verschiedenen
Vortragsweisen, später Schreibweisen, welche den Text nnd dessen Vor-
trag durch ihre gegenseitige Coutrolle auf das allerfesteste bestimmen.
Neben dem Vortrage nach den Regeln, wie sich die Wörter eines
Hemistichs , oder Satzes , zu einer Einheit verschlingen , dem Samhitä-
Text, gab es auch eine für alle fünf Sammlungen — mit Ausnahme
der zwei letzten Bücher des Atharvaveda — glücklicherweise bis zu
uns herabgelangte Vortrags- jetzt Schreibweise, den Pada-Text, in welcher
die Verschlingungen allsammt aufgehoben sind und die Wörter in der
Gestalt erscheinen, welche sie ausser der satzlichen Verbindung d. h.
in ihrer unbedingten Form haben ; zugleich ist auch manches andre darin
aufgenommen, was für den Vortrag oder sonst von Bedeutung ist.
So z. B. lautet Rv. V. 58, 7 in dem Sawhita-Text :
im Pada-Text dagegen:
prathishfa | yä'man | prithivi" | cit | eshdm | bharta-iva |
Man ersieht daraus, dass cid in der unbedingten Form cit lautet,
bhärteva eine Zusammenziehung von bhdrtä-iva ist, für ir und chdvo die
unbedingten Formen /'/ und cdvah sind, hyäcv&n eine Contraction von hi äpvdn
ist und dhurya 0 eine gleiche von dhuri d° ; indem der Vortragende auch
diess im Gedächtniss hat, erhält er, zumal, da er aus den Prätic&khya's
auch die Regeln weiss, kraft deren diese Veränderungen in der Satz-
verschlingung eingetreten sind, eine Kenntniss der Theile dieses Satzes,
welche ihn in den Stand setzt, ihn auch in seiner Totalität treu zu
bewahren. Eine dritte Vortrags- und Schreibweise, Krama genannt,
von welcher uns jedoch nur die Regeln und Proben , aber keine voll-
ständige Texte bewahrt zu sein scheinen, verbindet die beiden ersten zu
gärbham | svam j it | eavaA | dhu/< |
vä'tän | hi | &n;v&n \ dhuri | ä-yuyujre u. s. w.
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168 T H. BENFE V,
einer einzigen , lehrt also zugleich , wie die Wörter in ihrer satzlichen
Verschlingung und in ihrer Unbedingtheit lauten.
So z. B. bietet Rv. VII. 102, 1 der Samhita-Text:
parjanydya pra gayata divds putra'ya mi/hdshe;
im Pada-Text dagegen lautet diess :
parjanyilya | prä | gayata | divaÄ | putra'ya | mi/hüshe |
ausser der Worttrennung nur darin vom ersteren abweichend, dass
divüh die unbedingte Form giebt statt dioäs, in welchem das auslautende
s durch die Folge von putra herbeigeführt ^oder vielmehr, da es der
ursprüngliche Auslaut, bewahrt) ist.
Im Krama-Text dagegen lautet es :
parjauyäya pra | pra gayata | gayata divaA | divas putra'ya |
putra'ya milhüshe | mi/hüsha iti milhüshe |
Es erscheint hier jedes Wort zweimal, und, wenn die Aussprache oder
Schreibweise in den beiden ersten Tex ten verschieden ist, einmal in der
der Samhita ein andrcsmal in der des Pada; das letzte Wort des He-
mistich sogar dreimal.
Ein noch künstlicheres mnemonisches Mittel bildet der Jafa-Text
eine V ortragsweise, in welcher sich jedes Wort dreimal wiederholt, z. B.
Rv. X. 9. I = Sv. IL 9. 2. 10. 1 sa VS. 11, 50 =TS. L 4. t. 5. 1
(und sonst) = Ath. I. 5. 1 lautet der Anfang im Samhita-Text:
d'po Iri shfba' mayobhüvas
dieser lautet im Jafa-Text:
d'po hl hy a'pa apo In \ hi shth& sthd hl hl sh/ha | stha' mayobhüvo
mayobluiva sthd stha' inayobhüvaA | mayobhüva iti mayaA-bhüvaA |j
Eine noch complicirtere ist die Ghana genannte Vortragsart von
welcher Professor Ramkrishna Gopal Bhandarkar eine Probe und Be-
schreibung in der Bombayer Zeitschrift 'The Indian Antiquarian, 1874
S. 133 und 134' mittheilt. Es giebt auch noch andere bis jetzt nur
dem Namen nach bekannte18).
Unter diesen Verhältnissen kann die treue mündliche Ueberlieferung
18) b. Sanskrit-Handschriften der Berliner Bibliothek, nr. 368.
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCIIEN SPRACHE. 169
der Diaskeuase schwerlich für unbegreiflich gelten; ja! ich kann nicht
umhin als meine Ueberzeugung auszusprechen, dass sie mir bedeutend
sicherer gewesen zu sein scheint, als eine schriftliche gewesen sein würde.
Auf diese Ueberzeugung gestützt, möchte ich sogar den Rath und
Wunsch ausdrücken, dass, wenn irgend möglich, man in Bezug auf die
glücklicherweise sehr wenigen Stellen, wo die Handschriften der Veden
Varianten darbieten, bei deren Beurtheilung die uns für die Constitution
des Textes der Diaskeuase überlieferten Hülfsmittel nicht ausreichen,
die in Indien existirenden Brahmana's befragen lassen möge, welche nach
alter Weise die eine oder die andre der Sammlungen in ihr Gedüchtniss
aufgenommen haben. Freilich müsste man dabei sehr vorsichtig sein,
wie es denn überhaupt — bei der immer mehr gesunkenen Zahl von
indischen Priestern, die sich mit den Veden in alter Weise beschäftigen
— sehr zweifelhaft sein möchte, ob es noch Brfihmanas giebt, die eine
zuverlässige Antwort auf solche Erkundigungen zu ertheilen im Stande sind.
In dem Augenblicke fast, in welchem die vor etwa einem Jahre
niedergeschriebenen letzten Sätze gedruckt werden sollen, kommt mir
ein Aufsatz zur Hand, dessen Inhalt hohe Wahrscheinlichkeit gewährt,
dass der in ihnen ausgesprochene Wunsch, wenn bald und in den aus
diesem Aufsatz sich als passend ergebenden Lokalitäten danach gehan-
delt werden wird, keinesweges erfolglos sein, vielmehr in Bezug auf
manche zweifelhafte Punkte entscheidende Auskunft gewähren wird.
Dieser höchst interessante und wegen der Probe des Ghana-Textes
schon so eben erwähnte Aufsatz ist in dem vor wenigen Tagen hierher
gelangten diessjährigen Mayhefte des in Bombay erscheinenden lehr-
reichen Indian Antiquary S. 133 — 135 veröffentlicht, rührt von dem ge-
lehrten Kenner des indis chen Alterthums, dem Professor Piamkrishna
Gopal Bhandarkar her und bespricht unter der Ueberschrift: 'The
Veda in India den heutigen Zustand der Vedenkenntniss in Indien.
Da er für die Beurtheilung der Berechtigung unsres Wunsches von
HisL-Pkil. Classe. XIX. \
170 TH. BENFE Y,
wesentlichem Einfluss ist erlauben wir uns einige Mittheilungen desselben
hier hervorzuheben.
Jede Brahmanische Familie ist zum Studium eines besonderen Veda
verpflichtet; diess Studium besteht darin, dass dieser Veda auswendig
gelernt wird. In Nordindien ist est jedoch — ausser in Banaras —
fast ganz ausgestorben ; dagegen herrscht es noch in einiger Ausdehnung
in Gujarät, in viel grösserem Umfang im Mara^hä-Gebiet, und in Tailan-
gana giebt es noch eine grosse Anzahl von Brahmanen, welche ihm ihr
ganzes Leben widmen. Zahlreich wandern sie nach allen Theilen In-
diens und alle wohlhabenden Inder lassen sie Theile ihrer Veden her-
sagen und beschenken sie nach ihren Mitteln. Der Hr. Verfasser
bemerkt, dass selten eine Woche vergehe, ohne dass Tailanga Brahmanen
sich bei ihm einstellen; er lasse sie dann aufsagen, was sie gelernt und
vergleiche es mit den gedruckten Texten. Er bemerkt zwar nicht aus-
drücklich, dass ihr Vortrag mit diesen übereinstimme, allein der ganze
Tenor des Aufsatzes und eine weiterhin hervorzuhebende Bemerkung in
Bezug auf den Atharvaveda macht höchst wahrscheinlich, dass der Hr.
Vf. es schwerlich unbemerkt gelassen haben würde, wenn Differenzen
vorgekommen wären.
Die, welche sich in dieser Weise die Veden ins Gedächtniss ge-
prägt haben, zerfallen in mehrere Classen ; in Bezug auf unseren Wunsch
ist die wichtigste die der Vaidika's; deren Lebensberuf besteht darin
die Veden in einer Weise auswendig zu lernen, dass sie sich auch nicht
einen Fehler, selbst nicht in Bezug auf die Accentuirung, zu Schulden
kommen lassen. Ein ganz guter Rigvedi Vaidika weiss auswendig: den
Samhitä-, Pada-, Krama-, Jafti- und Ghana-Text der Hvmnen, das Aita-
reya Brdhmana, das Aranyaka, die Kalpa- und Grihya-sütra von Arva-
läyana, den Nighanfu, das Nirukta, Chandas, Jyotis, die Cikshä und den
Pdmni, so dass er eine lebendige Bibliothek bildet. Doch sind , wie S.
134, b bemerkt wird, solche Rigvedi's. welche so viel in ihrem Gedächt-
niss tragen, sehr selten; gewöhnlich haben sie nur die drei ersten Vor-
tragsweisen der Hymnen — Samhitä, Pada uud Krama — und das erwähnte
Brähmana samrot den folgenden Schriften im Gedächtniss. Was dagegen
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EINLEITUNG IN DIE GRAMMATIK DER VEDISCHEN SPRACITE. 171
die Taittiriya-Sawthitä betrifft, so lernen viele von denen, welche sich
damit beschäftigen, auch den Ghana- Vortrag und einige auch das Prd-
ticdkhya dieser Sammlung auswendig.
Atharvavedi's giebt es nur in sehr geringer Anzahl in der Präsi-
dentschaft in Bombay, wie sie denn auch sonst nicht zahlreich sind 19j.
Der Hr. Vf. bemerkt, dass im vorigen Jahr zwei derselben zu ihm
kamen; er prüfte sie nach Roth und Whitneys Ausgabe, aber sie schienen
ihren Veda nicht gut zu kennen.
Der Stolz eines Vedenkenners dieser Art besteht darin, dass er
seinen N eda iiiessend in allen erwähnten Vortragsweisen ohne einen
einzigen Fehler in Bezug auf Artikulation und Accent vorzutragen
vermag.
Oft werden von reichen Indern in ihren Häusern Vaidika's ver-
sammelt, um in einer gewissen Reihenfolge Theile ihrer Veden herzu-
sagen; dabei werden ihnen Erfrischungen und am Schlüsse Geldgeschenke
gegeben. Zuerst kömmt der Rigveda, dann die beiden Vajurvedas und
schliesslich der Samaveda. Auch die eingebornen Fürsten beschützen
die Vaidika's und der Gaikavdrf hat eine eigne Prüfungscommission,
welche sie prüft und je nach ihren Verdiensten zur Unterstützung empfiehlt.
Doch genügen diese Unterstützungen nicht ihnen eine erträgliche
Existenz zu verschaffen; sie sind demnach im Aussterben begriffen und
wenn man aus dieser lebendigen Ueberlieferung noch Nutzen zu ziehen
hofft und wünscht, möchte für dahin zielende Anfragen jetzt die höchste
Zeit gekommen sein.
Schliesslich kann ich nicht umhin, noch einen Satz dieses werth-
vollen Aufsatzes besonders hervorzuheben, da er meine Ansicht über
den hohen Werth dieser mündlichen Ueberlieferung der Veden bekräftigt
und somit zugleich der Berechtigung des ausgesprochenen Wunsches
noch eine Stütze gewährt. Er lautet (S. 135, b) : 'J think the purity of
our Vedic texts is to be wholly attributed to this System of getting
19) Vgl. oben S. 139.
Y2
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172 TH. BENFEY,
them up by heart and to the great importance attached by the reciters
to perfect accuracy, even to a syllable or an accent.
§ 6.
Die Hauptaufgabe dieser Abhandlung bildet der Versuch nachzu-
weisen, oder wenigstens sehr wahrscheinlich zu machen:
1) dass die Diaskeuasten der Yeden, speciell der Hymnen des Kig-
vcda, für deren Diaskeuase der Beurtheilung bis jetzt die meisten
Hülfsmittel zu Gebote stehen, sich einzig bestrebten, den Vedentext so
festzustellen, wie sie ihn aus dem Munde derjenigen hörten, welche sie
als die treuesten Ueberlieferer desselben betrachteten.
2) dass die von ihnen festgestellte Form von der Zeit dieser Fest-
stellung an bis auf die unsrige unverändert bewahrt ist und mit hoher
Wahrscheinlichkeit angenommen werden darf, dass, wenn alle noch vor-
handenen Hülfsmittel zu liathe gezogen und sorgfältig benutzt werden,
man im Stande sein wird, sie ohne irgend eine Abweichung wieder-
zugeben.
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Bahrein und Jeinäma.
Nach Arabischen Geographen beschrieben
von
Ferdinand Wüstenfeld.
Vorgetragen in der Sitanng der Königl. Ges. d. Wim. am 2. Mai 1874.
Die beiden Provinzen von Arabien, welche den Gegenstand der nachfolgenden
Abhandlungen bilden, gehören zu den unbekanntesten Theilen der ganzen Halbinsel:
Bahrein an der nordwestlichen Seite des Persischsn Meerbusens und im Südwest
sich daran anschliessend Jemuma fast in der Mitte des Landes. Was Ritter darüber
aus den gedruckten Arabischen Quellen mit grossem Fleisse zusammengestellt hat,
ist doch für Nichtorientalisten nur mit Vorsicht zu gebrauchen, die Orientalisten
werden die Missgriffe leicht bemerken. Die Küste von Bahrein ist nun zwar jetzt
durch die Vermessungen der Engländer ziemlich genau bekannt geworden, allein das
Innere ist fast gänzlich unbekannt geblieben. Die drei Europäer, welche Bahrein
durchreist sind, waren zu wonig darauf vorbereitet, geographische Untersuchungen
anzustellen, haben auch jeder nur über die eine Richtung ihres Weges Kunde ge-
geben, ohne auf das ganze Land Rücksicht zu nehmen. Captain S ad Ii er, welcher
im J. 1819 von Catif am Persischen Meerbusen aus die Reise mitten durch Arabien
über Dbarija nach Medina bis Janbu' am rothen Meere machte, sagt selbst, dass er
in den ersten Tagen, also in der Strecke durch Bahrein, mit dem Gange der Camele
noch nicht bekannt gewesen sei, um mit diesem an sich schon unzuverlässigen üülfs-
mittel Entfernungen mit Sicherheit bestimmen zu können ; im weiteren Verfolge
giebt sein Bericht nur einen geringen Anhalt für unseren Zweck1). Palgrave ging
1863 in entgegengesetzter Richtung von Westen nach Osten von Dharija etwa einen
Grad südlicher als Sadlier durch Bahrein nach dem Persischen Meerbusen*). Pelly
1) Account of a journey from Katif on the Pernian gulf to Yamboo on the red sea. By
Capt G. F. Sadlier; in den Transactions of Üie literary aoeiety of Bombay. Vol. III. London
1828. Besonders wieder abgedruckt: Capt. G. Förster Sadlier, Diary of a Jouroey acroas
Arabia, compiled by P. Ryan. Bombay 1866.
2) NarraÜve of a year's jonrney tbrough central and eastern Arabia (1862—68) by W. G.
Palgrave. London 1865.
174 F. WÜSTENFELD,
kam im J. 1864 von Buschehr an der Persischen Küste gerade herüber an das
Arabische Ufer nach Kuweit in der Bucht von Küdhima, nahm von hier seinen Weg
durch die ödeste Wüste von Bahrein, über die nicht viel zu sagen war, in fast
gerader Richtung nach Dharija und die nahe dabei gelegene Residenz der Wahhabiten,
liijädh, deren geographische Lage genau zu bestimmen der eigentliche Zweck seiner
Reiso war, und sein kurzer Bericht1) enthält auch ausserdem wenig neues; die An-
gaben über die von der Route abliegenden Gegenden und Orte sind nicht zuverlässig.
Die Rückreise erfolgte über dio Hafenstadt 'Okcir auf einem zwischen Sadüer's und
Palgrave's etwa in der Mitte liegenden Wege.
Auch die Arabischen Geographen hatten über Bahrein und Jemania nur geringe
und unbestimmte Kenntnisse, was schon daraus hervorgeht, das« fast nirgends eine
Entfernung nach Meilen angegeben wird , nur oioige Male aus älteren Quellen nach
Parasangen , sonst immer nach der höchst unsicheren Rechnung nach Tagereisen.
Wir haben nirgends eine nur cinigermasson zusammenhängende Beschreibung dieser
Gegenden; die dürftigen, nur die nackten Namen enthaltenden Reiserouten wider-
sprechen sich unter einander und stimmen noch weniger zu den anderen uns er-
haltenen Nachrichten. Unter diesen Umständen ist das Vorkommen der geographi-
schen Namen bei den Dichtern ein unschätzbares Material für unsre Untersuchungen;
die Commentatoren derselben, aus denen wieder Bekrf und Jäcfit schöpften,
geben oft sehr genaue Auskunft, da sie sich grosse Mühe gegeben, zuweilen weite
Reisen unternommen haben, um selbst dio von ihren Dichtern erwähnten Localitäten
kennen zu lernen oder die Beduinen darüber auszufragen, und wo ihre Angaben in
Einklang zu bringen sind, haben wir keinen Grund an der Richtigkeit derselben zu
zweifeln. Aber die Schwierigkeiten, nach diesen Angaben eine Kart« zu entwerfen,
liegen auf der Hand, und sie kann begreiflich nur die allgemeinen Umrisse enthalten,
um wenigstens für das Verständnis» des einzelnen einen Anhalt zu geben.
1) Viait to the Wahabec Capital. Central Arabia. By Lieut.-C'olonel L. Pelly; in the Journal
of the r. geogr. Society. Vol. 85. London 1866. pag 169.
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I. Bahrein.
el-Bohrein ist der Landstrich von Barra längs des Persischen Meer-
busens (auch das grüne Meer genannt) bis nach 'Oman und Jemama;
wie weit dasselbe auf der Westseite ins Land hineinreiche, wird nirgends
bestimmt angegeben, gewiss ist nur, dass mit Ausnahme des äussersten
Nordens kein Ort, der Ober die Strasse von Bacra nach Mekka hinaus
nach Westen liegt, dazu gerechnet wird, da der Landstrich el-Fal'g1^
ausdrücklich davon ausgenommen ist. Der Name el-Bahrein „zwei
Meere" soll davon abgeleitet sein, dass zwischen dem Thore von el-AhsA
und den Dörfern von Hagar zehn Parasangen von dem Persischen Meer-
busen entfernt sich ein kleiner See befindet. Buheira Har/ar genannt,
drei Meilen lang und ebenso breit, jene Gegend also „zwischen zwei
Meeren" gelegen und der Name vqn hier auf den ganzen Landstrich
übertragen sei. Jener See hat keinen Abfiuss, sein Wasser steht immer
gleich hoch und unbewegt, ist salzig und nicht trinkbar. Sonst kommen
im Lande Quellen und Brunnen mit süssem Wasser vor und selbst ein
Fluss Nahr Muhallim oder 'Ain Muhallim, welcher von den Dichtern
öfter erwähnt wird, von Abdallah ben el-Sabt in dem Verse:
Getränkt habe ich die Lastthiere vom Wasser des Tigris, nachdem sie
getrunken hatten bei Fcidh an den beiden Ufern des Muhallim.
Die Quelle, welche ihren Namen von einem Besitzer derselben,
Muhallim ben Abdallah, erhielt, kommt mit einer sehr bedeutenden
Menge von heissem Wasser zu Tage und wenn es erkaltet ist, hat es
einen angenehmen, süssen Geschmack; der Fluss, welcher sich daraus
1) Dieser Landstrich el-Fal'g (einsilbig) an der oberen Bacra-Strasse ist von
dem District el-Fala'g (zweisilbig) in Jemäma wohl zu unterscheiden.
176
F. WÜSTEN F KL D,
bildet, thcilt sich in viele Canäle, von welchen grosse Paloienpflanzungen
bewässert werden; es liegen duran ausser vielen kleinen Dörfern wie
'AsaUu,/, mit Palmen und Fruchtfeldern, die festen Plätze Guwdthd,
el-Cafä und el-Muschaccar und der Ort Futnma, wo in einer Schlacht
die Banu Taglib über die Scheibdn einen Sieg erfochten, worauf sich
die Verse des A'scha beziehen:
Wir babeu am Morgen der Bcdriingniss am Tage von Futeima
die Banu Scheihan abgehalten am Muhallim zu trinken.
Wir haben sie mit Lanzenstichen empfangen, bis sie den Kücken wandten,
sie, dio sonst mit der Brust voran tapfer und standhaft sind.
Einige Gegenden zeigen eine ungewöhnliche Fruchtbarkeit, so dass
Datteln und Getreide sehr gut und in Menge gedeihen, ein sehr grosser
Theil besteht aber aus weiten SaudÜächen, in denen sich nur einzelne
Hügel erheben und nur die gewöhnlichen kümmerlichen Gesträuche und
Kräuter der Wüsten vorkommen.
Die Hauptbevölkerung von el-Bahreiu bildeten zu Muhammeds
Zeit die Banu Abd el-Keis ben Afcd, welche aus Tih&ma herüber-
gezogen waren und die Jjäd vertrieben hatten1), und als ihre Nieder-
lassungen werden genannt die Dörfer ItaJtra , el-Ratfrag'a , Sulm(, el-
Schatir, el-Culeia, CamdtUi, Lu'M, el-Sahla, UeimAii, Ug'drid, Tttdm an
der Küste, wovon die Perlen Tuämija den Namen haben2), und die
Wasser AinAn und Kiba. Im Besonderen wohnten von den einzelnen
Zweigen der 'Abd el-Keis die Banu Muhdrib ben 'Arar in den Dörfern
Nabtd, el-Matla, el-Kathib oder gross und klein Katlb, tUArg'a, Ramla
und Rumeila, el-Marzd, wo an den Festtagen Gottesdienst gehalten wurde,
1) vergl. dio Wohnsitze und Wanderungen d. Arab. Stämme, S. 74.
2) Ein gleichnamiger Ort in 'Oman kann nicht gemeint sein, weil an der
Küste von 'Oman keine Ferien vorkommen.
So nach Jäcüt I. 887 im Widerspruch mit anderen Angaben, z. B. Schihab
el-Din el-Macrizi in dem Compendium der Geographie (Flügel, die Handschr.
der k. k. Hofbibl. zu Wien, Nr. 1266) nennt mehrere Orte in 'Oman, bei denen
Perlen gefunden werden: bei (Juwar und CalluU werden Perlen gefischt, wenn auch
nur wenige, Daind liefert vorzüglich schöne Peilen.
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BAHREIN UND JEMAMA. 177
und Dsul-NAr. Der Zweig 'Amir ben el Hurith bewohnte die Dörfer el-
Fttrdha, wo eine besondere Art schwarzer, süsser Datteln, Tadhitdh ge-
nannt, wachsen, Aug Ar, Kanahnt, MureidA, Nag'la, el-Muzeira'a, el-Xaktja,
Nit/ta, el-'Gufeir, 'Gahula oder 'Gubeila, el-Dabtra, el-Radm, el-'GAr, gross
und klein JlarrAn, el-^Adir und ä-Dharän; die Banu Amir ben tiadsima
hatten eine Niederlassung am Wasser Culdcil, die Banu Fajjadh in dem
Dorfe Nag'wa. An der Gränze wohnten auch einige Familien von Bekr
ben Will und von Tamim, sonst hatten sich aber auch viele Perser.
Juden und Christen unter die Araber gemischt.
Vor Muhammed stand ein grosser Theil des Landes unter der
Botmässigkeit der Perser, welche au verschiedenen Stellen befestigte
Plätze errichtet und Besatzung hinein gelegt hatten , auch wohl zumal
an der Nordgriinze mit Arabischen Häuptlingen oder Stämmen Verträge
abschlössen, um Irak gegen die Einfalle der räuberischen Nomaden-
Araber zu schützen. Einer der Persischen Statthalter, dessen Namen
Jspidwcih „weisses Gesicht" sich die Araber in Aspads mundgerecht
gemacht hatten . wusste sie recht zu bedrücken und unterwürfig zu
machen, so dass die Bewohner von Buhrein, oder vielleicht nur die der
Hauptstadt Hagar, davon den Spottnamen Aspadsijdn erhielten; nach
anderen kommt der Name von Asp, persisch „Pferd", weil sie ein Pferd
verehrten; oder Aspads war ein Dorf bei Hagar, aus dem jener Statt-
halter mit Namen Abdallah ben Zeid cl-Aspadsf von Arabischen Eltern
gebürtig war.
Im sechsten oder achten Jahre nach der Flucht sandte Muhammed
den 'Ahl ben Abdallah Ibn el-Hadhrami uach Hahrein. um den Arabisch-
Persischen Häuptling el-Mundsir ben Süwi. einen Nachkommen jenes
Abdallah el-Aspadsi. und Sibucht. den Persischen Statthalter in Hagar
aufzufordern, den Islam anzunehmen oder Tribut zu entrichten; die
Araber und einige Perser bekehrten sich zum Islam und bezahlten den
Zehnten, dagegen die Magier. Juden und Christen wollten sich nicht
bekehren lassen und gaben lieber die Kopfsteuer, jeder Erwachsene
einen Dinar, und el-Alu konnte die Summe von 80,000 Dinaren au
Muhammed einsenden.
UU-pfUl. Chase. XIX. Z
178 F. WÜSTENFELD,
Als el-Mundsir ben Säwl bald nach Muhammed starb, fielen fast
säramtliche Araber in Bahrein von der neuen Lehre wieder ab, nur
eine kleine Parthei der Abd el-Keis unter Anführung von Bischr el-
Gariul blieb treu. Schureih ben Dhubei'a mit dem Beinamen el-Hutam
stellte sich an die Spitze der Abtrünnigen von Bekr ben Wall und ver-
einigte sich mit den übrigen Stämmen von Babfa, welche den Persischen
Prinzen cl-Mundsir ben el-Nu'män ben el-Mundsir zu ihrem Oberhaupte
wählten. Ihnen zog el-'Alä Ibn el-Hadhrami mit einem aus Persern
und Hanifa Arabern zusammengebrachten Heere entgegen. Er dachte
die Festung 'Guwdthü zu erreichen und die Rabi'a suchten ihm darin
zuvorzukommen; es kam hier zu einem heftigen Zusammcnstoss. nach
welchem die Muslim zwar in die Festung einzogen, aber darin von den
Gegnern belagert wurden. Beide Partheien waren auf ihrer Huth und
beobachteten sich scharf, bis eines Nachts draussen im Lager ein grosser
Lärm gehört wurde und die ausgesandten Kundschafter die Nachricht
brachten, dass dort Alle betrunken seien. el-'Alä machte nun rasch
einen Ausfall, schlug und verfolgte den Feind, bis nach und nach das
ganze Land wieder unterworfen war.
Unter den Omajjaden wurde Bahrein in der Verwaltung zu Trfik
gezogen, die 'Abbäsiden machten aus 'Oman, Bahrein und Jemama
einen einzigen besonderen Verwaltungsbezirk.
Als die hauptsächlichsten Orte in Bahrein werden genannt: el-
Chatt, el-Cattf, el-Ara, Hagar, Beintina, el-Zdra, 'Guwdthd, Sdbdr, DArln
und el-Gdba und seit dem Anfange des 4. Jahrhunderts d. H. el-Ahsd.
Wir wollen zunächst die überlieferten Nachrichten über diese und einige
andere zusammenstellen und dann die Beschreibung der an der West-
seite hinlaufenden Karawanenstrasse folgen lassen.
Die alte Hauptstadt Hagar1) liegt nach Jäcdt unter 7 3° der Länge
und 24° 45' der Breite; wenn er ihre Entfernung von Barra auf 15,
von Jemäma auf 1 o Tagereisen auf Camelen angiebt, so ist das offen-
1) Man beachte den Unterschied in der Schreibart und Aussprache zwischen
diesem Hag ar ^«ff und Ilog'r yS- der Hauptstadt von Jemäma.
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BAHREIN UND JEMÄMA.
179
bar zu viel , da die ganze Entfernung von Ba^ra bis Jemama nur 1 5
Tagereisen beträgt; man wird nach den unten angegebenen Reiserouten
von Ba^ra etwa 12, nach Jem&ma etwa 4 Tage zu rechnen haben. Es
ist nicht gewiss, ob el-Bahrein der ältere Name war oder Hagar, beide
sind auf das ganze Land übertragen und werden gleichbedeutend ge-
braucht1). Datteln . Granaten , Feigen und Citronen giebt es in der
Umgegend in Menge und von besonderer Güte. Die Stadt ist von vielen
Dörfern umgeben, welche von zwei Flüsschen, el-Sarlj2) und el-Cafd.
die aus dem grösseren Muhallim abzweigen, bewässert werden, und diese
Flüsschen sind nach zwei daran gelegenen Orten benannt. el-Cafd
ist ein befestigter Platz und wird desshalb als die Burg von Hagar be-
zeichnet; die vorzügliche Vegetation drückt Labid in dem Verse aus:
Hohe Bäume in dem üppigen Boden von r.u'.i und ein Bach
zur Bewässrung, grünende Palmen, zwischen denen Weinranken.
Nicht weit von el-(,'afä und davon getrennt durch den Fluss el-
Ain (die Quelle, ftiessendes Wasser), welcher wohl kein anderer sein
kann, als der Muhallim, der auch 'Ain Muhallim genannt wird, liegt
zum Schutze der Hauptstadt eine zweite Festung, el-Mttschaccar , auf
einem hohen Hügel; sie soll schon von dem Urstamm Tasm erbaut sein,
kam dann in den Besitz der Banu Ijäd, bis diese durch die Banu Abd
el-Keis mit Gewalt daraus vertrieben wurden. Darauf bezieht sich der
Vers ihres Dichters 'Amr ben Aswd:
Wir haben die Ijäd von den Teichen vertrieben und sie sind verschwunden,
und die Bekr haben wir verjagt von den Cisternen bei Muschaccar.
Badsäm, Statthalter des Perser Königs Aperwiz, hatte diesem aus
Jemen eine Karawane mit Specereien unter dem Schutze des Haudsa
1) Wenn öfter gesagt wird, ein Ort, der in Bahrein liegt, sei so und so weit
von Bahrein entfernt, so kann das letztere nur die Hauptstadt bezeichnen. Dasselbe
ist der Fall, wenn es heisst: „zwischen Jemäma und Bahrein", „zwischen 'Oman
und Bahrein", da ja diese Länder unmittelbar an einander stossen und nur die
Hauptstädte gemeint sind.
2) So ist offenbar bei Jäcüt IV. 954, 4 zu losen statt Sirrein, wiewohl der
Name el-Sirrein sich mehrmals für verschiedene Ort wiederholt.
Z2
180
F. Wf
STENPELD,
beii AH el-Haneff zugesandt; nachdem sie schon an Jemama vorüber
waren, wurden sie bei dem Dorfe Natä', wo sich Brunnen mit reichlichem
süssem Wasser finden, von den Bauu Tamim, welche Niigia ben Affin
anführte, überfallen und ihrer kostbaren l^adung beraubt. Als dies dem
• Könige gemeldet wurde, wollte er sogleich eine Armee hinschicken,
wurde aber bedeutet, dass es unmöglich sei, mit einer Armee durch die
Wüste zu kommen, und er folgte dem Rathe, seinem Statthalter in
Hagar die Bestrafung der Tamim zu überlassen. Dieser bot nun unbe-
fangen den Tamim an, bei ihm ihren Unterhalt und Vorräthe für ihr
Vieh zu holen und er gab ihnen dies zwei Jahre. Als sie dann im
dritten Jahre wiederkamen und vor der Burg el-Muschaccar lagerten,
sagte er. er wünsche sie bei sich zu empfangen, und forderte einen nach
dem anderen auf in die Burg einzutreten, und sowie dies geschah, wurden
ihnen sogleich die Waffen abgenommen, ohne dass die aussen stehenden
etwas davon merkten. Einer indess Schöpfte Verdacht; er hielt vor-
sichtig sein Schwerdt bereit und als er ergriffen werden sollte, verthei-
digte er sich, bis er wieder entkommen war. Das Thor wurde nun
geschlossen und alle, die in die Burg eingetreten waren, wurden umge-
bracht. Davon hat der ,,Tag der Vergeltung" den Namen. — In el-
Muschaccar war in der Folge die llauptmoschee für den District.
Ein dritter befestigter Ort in der Nähe von Hagar war 'Atala oder
Ot/ila auf einer Anhöhe; er wird auch mit el-Muschaccar zusammen
,,die beiden Hagar" genannt. Suwcid ben Kura el-'Okli erwähnt ihn
in den Versen:
Meine Freunde! stehet auf in '(M/ila und *ehet zu,
ob ihr ein Feuer bemerkt von Dsu Ab&nein her oder einen Blitz.
Wenn es ein Blitz ist, so kommt er aus der hohen Wolke,
welche Wasser zurücklägst, nicht wenig und nicht trübe;
Und wenn es ein Feuer ist, so ist es eins im Kampfe
mit dem Winde, der es forttreibt und heftig hin und her bewegt,
Von Umm 'Ali, die es angezüudct hat aus Verlangen
nach einer schnellen Heise, um ihnen nützlich zu sein.
Uebcr Oertlichkeiten in der nächsten Umgebung von Hagar finden
sich noch mehrere, freilich ziemlich unbestimmte Angaben: Ckudad eine
BAHREIN UND JEMAMA. 161
Quelle, Arhag ein Wädi in der Gegend von Hagar. — Von Dsuf- Osrhar
an der Ba\ra-Mekka-Strasse kommt der Wudi el-Sirr herüber nach Ilagar,
er ist viele Tagereisen lang, am unteren Ende desselben liegt Dsät el-
Suleim, ein berühmtes .Schlachtfeld. — 'Ain bcni Ubeir ist ein Bach, der
durch die Felder von Hagar nach der Seite von el-Ahsä in den Wädi
Wdlig Üiesst. welcher von dem gleichnamigen Berge Walig von Jemama
herüberkommt. — Adam und Huudr sind Breiten in der Nähe von
Hagar; 'Gurcib, Wag'r und Ddrat Akwd Dörfer; el-Garr ein Ort zwei
Tage entfernt; Bdb ein Berg in der Nähe; el-Nubik eine in der Mitte
etwas erhöhte Sandfläche.
'Guudtfid. die Hauptstadt des Seedistrictes am Flusse Muhallim
mit einer befestigten Burg und von ausgedehnten Palmpflanzungen um-
geben, war der erste Ort, in welchem nach Medina der regelmässige
Freitags-Gottesdienst eingeführt wurde, nachdem es im J. 6 oder 8 d. II.
von den Muhammcdanern in Besitz genommen war. — 'Gajjär wird als
derjenige Ort bezeichnet, wo el-Hutam, der oben genannte Anführer
der Hebellen, getödtet wurde, also vermuthlich ganz nahe bei Guwüthil.
da er nach einigen in der Schlacht bei 'Guwilthd seinen Tod fand.
Nicht weit davon muss die Stadt Ifiwdr gelegen haben, die damals von
Zijfid ben Amr ben el-Mundsir erobert wurde, welcher, indem beide
Orte in dem Dual des letzteren zusammengefasst werden . davon den
Namen Zijfid von Hiwdrein erhielt; andere geben die Aussprache Ili-
wärin oder Huwärin an.
Das Ufer von Bahrein und dem nördlichen 'Omfin wird schlechthin ?/-
Chatt „die Küste1' genannt und davon haben die bei den Arabern sehr ge-
schätzten Chattischen Lanzen den Namen, weil das harte Holz, aus
welchem sie verfertigt wurden, aus Indien in den Häfen des Persischen
Meerbusens eingeführt wurde. Im besonderen heisst Chatt die in der
Richtung von Hagar liegende Küste von Catjf, 'Okeir und Catar. —
el-Catlf war ursprünglich der Name eines Districts an der Seeküste,
der dann auf ein Dorf beschränkt wurde, welches die Familie Gadsima
ben el-Dil vom Stamme Abd cl-Kcis bewohnte. In der Folge wurde
der Ort zu einer Stadt vergrössert, mit einer Mauer und einem Graben
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182
F. WÜSTENFELD,
umgeben und zur Hauptstadt von Bahrein erhoben. Zur Fluthzeit
reicht das Wasser bis an die Mauer, bei der Ebbe wird ein Stück des
Strandes frei; in die Bucht können grosse beladene Schiffe bei Ebbe
und Fluth einlaufen und an der Küste wird Ferienfischerei betrieben.
Die Stadt hat vier Thore und einen grösseren Umfang als el-Ahsä,
von dem sie zwei Tagereisen entfernt ist; die Palmenpflanzungen sind
sehr ausgedehnt, aber doch nicht so bedeutend als die von el-Ahsä.
Die Entfernungen betragen nach Kadhima vier, nach Barra sechs Tage,
nach 'Oman eine Monatsreise. Vier Parasangen von hier landeinwärts
liegt das Dorf Afäz, von einer Familie der Kalb ben Gradsima bewohnt,
die sehr zahlreich und mächtig ist.
Die Uferstrecken haben verschiedene Namen. La'bd heisst die
Strecke an der Bucht Catif gegenüber, wo die Wddis aus dem Innern
ihren Ausfluss ins Meer haben; sie ist mit glatten Steinen bedeckt und
nach ihr soll eine Art von Hunden „die La Dänischen" benannt sein.
Curdh bezeichnet eine Strecke am Ufer von Catif, die, wie es
scheint, besonders fischreich oder durch eine eigene Art von Fischen be-
kannt war, worauf Garir in dem Verse anspielt:
Karawanen von Frauen, die nicht mit den Christen Gott Terehren
und nicht wissen, was Fische Ton Curäh 6ind.
Andere legen diesen Namen einer anderen Strecke bei und geben
der bei Catif den Namen el-Zära, nach einem grossen befestigten Dorfe
an einem Bache , welches zu Muhammeds Zeit einen Persischen Statt-
halter hatte. Bei dem Abfall der Stämme wurde der Ort dadurch, dass
der Wasserzufluss abgeschnitten wurde, von el-'Ala zur Uebergabe ge-
zwungen.
el-'Okeir ist ein Dorf an der Küste. el-Okeira, eine Stadt an der
Küste, deren Entfernung von Hagar wohl zu gering auf eine Nachtreise
angegeben wird, ist vermuthlich derselbe Ort. — eU'Okeir ist auch
eine Palmpflanzung in Jemäma, welche von den Banu Dsuhl ben el-Dül
ben Hanifa bewohnt wird; der Scheich Ibrähim ben Arabf. Statthalter
von Jemama zur Zeit der Omajjaden, liegt dort begraben. — Denselben
BAHREIN UND JEMAMA. 183
Namen führt noch eine andere Anpflanzung der Banu Ämir ben Hanifa
in Jetnäma.
Weiter nach 'Omdn hin liegt das Dorf Catar, wo in alten Zeiten
ein Markt gehalten und wonach ein dort verfertigter rothgestreifter
derber Kleiderstoff Catari oder Kitn' und die Catari-Camele (? mit solchen
gestreiften Decken behangen) benannt wurden. — Von el-Chatt unter-
scheidet Jdcdt in der Aussprache el-Chutt einen besonderen Ort in
Bahrein mit vielen Palmen, von Abd el-Kcis bewohnt.
Dieser Küste gegenüber liegt Awdl oder Owdl, die grösste Insel
innerhalb des Persischen Meerbusens. Die Angabe Idrisi's T. I. p.
372, dass sie von dem Arabischen und Persischen Ufer gleich weit,
nämlich eine Tagesfahrt entfernt sei, hat Jaubert dahin berichtigt, dass
sie von dem Arabischen Ufer nur vier, von dem Persischen dagegen
fünfzig Seemeilen entfernt ist. Sie hat schöne Gärten und viele Palmen-
und Citronenbäume und wird von den Dichtern oft erwähnt, z. B. von
Garir in dem Verse:
Die am Morgen von Caww aufsteigenden Wolken glichen
einem Schiffe aus Indien, das bei Owäl in den Hafen gebracht wird.
Nach N;t./r bei Jdcdt hiess die alte Hauptstadt der Insel Tarm.
Nach anderen Quellen gingen die Araber bei der zweiten Eroberung
unter el-'Ald Ibn el-Hadhramf in einer Furt nach DAtin, dem Stapel-
platze für Indische Producte, wohin die Aufständischen ihre Frauen und
Kinder in Sicherheit gebracht hatten, hinüber; der Meeresboden bestand
aus weichem Sand und das Wasser bedeckte den Camelen eben die
Hufe; mit Schiffen brauchte man einen lag und eine Nacht zur Ueber-
fahrt. Jäcüt setzt hinzu, diese Beschreibung passe auf Awdl, zu seiner
Zeit die berühmteste Stadt von Bahrein, vielleicht sei Owdl und Ddrin
einerlei. Demnach stände zu vermuthen, dass Owdl der Name der Insel
und Darin der Name des Handelsplatzes war. — Eine andere Stadt der
Insel, el-Schabä, ist zerstört. — In späterer Zeit hiess der Hauptort
Bahrein, eine grosse, volkreiche, schöne Stadt in einer fruchtbaren
Gegend mit vielen Ländereien und Palmen ; sie wird von den Kaufleuten
aus allen Ländern besucht und hat ihren Namen davon, dass zwischen
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F. WÜSTEN FELD.
ihr und dem Persischen Festlande sowohl, als dem Arabischen das Meer
fliesst; von hier nach Barra sind 540 Meilen. Dieser Theil des Persi-
schen Meeres besteht aus lauter Plätzen, wo Perlen gesucht werden und.
setzt Macrizi nach dem Volksglauben hinzu, sie entstehen in den Muscheln
durch den Regen im Monat Nisan, denn wenn in diesem Monate kein
Hegen fällt, so werden in dem Jahre keine Perlen gefunden; es giebt
gegen dreihundert namhafte Platze, die von den Perlenfischern besucht
werden. — Zwischen Awäl und Catar liegt noch die Insel Schufdr oder
Sckucdr mit vielen Dörfern, von den Banu 'Ämir ben el-Hdrith von Abd
el-Keis bewohnt.
Unter den von el-'Alä eroberten Orten in Bahrein wird auch el-
Säbilr genannt; so schreibt Jdcüt den Namen immer nach seinem Codex
des Belddsorf, wofür in de Gocje s Ausgabe immer el-Säbtin vor-
kommt. Die Lage wird nicht näher angegeben . ebensowenig die der
beiden Städte el-Ara und Bdring'än, welche auch in der Geschichte der
Eroberung erwähnt werden.
el-Ahsa1) gegen zwei Tagereisen südwestlich von el-Catif und vier
Tagereisen von Jemama (Hagr) entfernt, wurde ums Jahr 310 (Chr. 9 22)
von dem Carmaten Fürsten Abu Tdhir Suleimän ben Abu Said el-Gan-
nabi erbaut, mit Festungswerken versehen und zur Hauptstadt von
Bahrein erhoben, wohin er im J. 317 den aus Mekka geraubten schwarzen
Stein bringen Hess. Es ist eine volkreiche Stadt geworden, ähnlich wie
Güta bei Damascus mit vielen Palmenpflanzungen umgeben und hat
fliessendes Wasser und sehr heisse Quellen. Abulfidd nennt sie ein
Städtchen, die Stadtmauer war zu seiner Zeit nicht mehr vorhanden, der
Ertrag an Datteln aber so bedeutend, dass sie, wie auch von Catif, nach
vl~Chnrg gebracht und hier zwei Ladungen davon gegen eine Ladung
1) Das Wort ist iui Arabischen die Pluralform von cl-IIisj und bedeutet Sand-
boden mit festem Untergrund, auf welchem das durch den Sand einziehende Wasser
stehen bleibt, so dass es beim Aufgraben des Sandes sogleich zum Vorschein kommt.
tl-Husn oder rl-lhtssu auf einigen neueren Karten ist noch unrichtiger als Lahsa,
Laeksa auf den älteren, wo das l des Artikels mit dem Worte zusammenge-
sprochen war.
BAHREIN UND JEMÄMA. 185
Weizen eingetauscht wurden. Jdcdt führt daneben einen Ort „AhsA
der Banu Sad" Hagar gegenüber ») auf und Abulfidd ist zweifelhaft,
ob dieses von jenem verschieden sei ; es ist aber wahrscheinlich nur ein
Ort, der zunächst von den Banu Sa'd ben Zeidmendt ben Tamim be-
völkert und nach ihnen benannt wurde, denn diese wohnten in nächster
Nähe . wie aus anderen Angaben deutlich hervorgeht , z. B. Mulg' ist
eine Gegend, nach anderen ein Wddi der Banu Mälik ben Sa'd ben Zeid-
rnenat bei el-Ahsd zwischen el-Sitär und el-CA'a, und in diese Gegend
ist also auch der Wddi NM zu setzen, in welchem dieselben Banu
Mdlik Palmen pflanzungen besassen.
Der Wddi el-SitAr umfasst mehr als hundert Dörfer, die von Am-
rul-Keis ben Zeidrnenat und einzelnen Familien von Sa'd ben Zeidmendt
bewohnt werden; man unterscheidet hier zwei Wddis dieses Namens:
el-Sitär el-agbar und ef-SitAr el-g'Abiri, in beiden finden sich fliessende
Quellen, welche viele herrliche Palmen bewässern, wie die Quelle Hantds,
Firjädh, IJulwa und TharmadA drei Meilen von el-Ahsd. Es gehört dazu
auch das Dorf Th&g mit einer Quelle, einige Nachtreisen von Hagar.
Hort kam einst der Dichter Tamim Ibn Mucbil vorüber und erbat sich
von zwei Mädchen einen Trunk ; sie holten ihm Milch, als sie aber be-
merkten, dass er einäugig war, wollten sie ihn nicht trinken lassen,
worauf er ein Gedicht machte:
0 ihr meine beiden Nachbarinnen von Thäg'!
geht eures Weges u. 8. w.
Als dies ihr Vater hörte, sagte er zu dem Dichter: komm mit mir
zurück zu ihnen . und holte dann die beiden Mädchen aus dem Hause
und sprach: fasse eine von beiden, welche du willst, beider Hand; und
als er eine gewählt hatte, verheirathete er sie mit ihm. Dann bat er
ihn bis zum Abend bei ihm zu bleiben und als seine Camele von der
Weide kamen, theilte er sie in zwei Hälften und sprach: nimm, welche
Hälfte du willst ; Ibn Mucbil wählte sich eine Hälfte und zog damit ab
zu seiner Familie.
1) oder zu Hagar gehörend, nicht „Sa'd ben Hagar", wie bei Abulfidä pag. 99.
Rist.-phü. Classc. XIX. Aa
186 F. WÜSTENFELD,
Auf der Gränze von el-Sitdr ist der WAdi von cl-A<fd<ildn, zwei
unebenen Feldmarken, die zum Gebiete der 'Auf ben Ka'b ben Sa'd ge-
hören, welche ihren Hauptsitz in Jemdma haben, und dieser Wddi ver-
einigt sich mit dem von Beul int . welches zum Unterschied von gleich-
namigen Orten Beidhn el-Cha/t genannt wird. — Von Thdg ist es nicht
weit bis zum Berge Mut alt zwischen el-Ahsd und el-Sauda oder Saudad,
einer von Bauu Mdlik ben Sa'd bewohnten Einöde, wo nur Gadhä- und
Artd-Bäume und Kräuter, die sich durch Aussaamen fortpflanzen, ge-
deihen. — Die 'Abschams ben Sa'd hatten eine Niederlassung mit Palmen
bei el'Sddim zwischen el-Ahsd und Hagar, an el-Sa/da, ein Dorf der
Banu Muhdrib, angränzend.
Auf der von Baera aus durch el- Bahrein nach Jemdma führenden
Karawanenstrassc kommt man am ersten Tage auf dem Wege el-Mun-
kadir an dem Orte Kudad vorüber in der Nähe des Berges Owdra, wo
Amr lbn Hiud über die Banu Tamim einen grossen Sieg erfocht und
hundert derselben verbrennen liess, wovon er den Beinamen el-Muharrik
„der Verbrenner" erhielt. Diese Richtung wird auch von manchen
Pilgerzügen eingeschlagen, sie können jedoch von hier auf dem Wdsit
{der mittlere) genannten Wege, der durch das Gebiet el-Falg führt, oder
auf anderen Punkten wieder auf die westliche Strasse nach Mekka hin-
überkommen. In dieser Gegend treffen von allen Seiten Wege zu-
sammen, wie Gandal ben el Muthannd el-Tuhawf in den Versen sagt:
Sie (die Camcle) kommen auf Wegen aus verschiedenen Ländern,
von Mig'Jal, Mithcab und Munlmlir,
Und ebenso von Ba<;ra und von Hagar,
von den Hügeln bei Jaman und von Cutar,
bis die Reisenden nach 'Game gelangen.
Mufdal oder Mai/dal ist der Name einer Burg der Banu el-Samin, eines
Zweiges der Banu Hanifa nach Bekrf, oder der Banu Scheibdn nach
lbn üoreid; sie lag an jenem Wege WAsit und war wahrscheinlich auf
Veranlassung der Perser angelegt. Mithcab oder Mathcab heisst der von
Kufa herüberkommende Weg. — el-Bard ben Keis richtete aus der
Gefangenschaft bei Kisra Anuschirwan ein Gedicht an seine Frau
Hudsfa und nennt im ersten Verse die Orte seiner Ileimath:
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BAHREIN UND JEMAMA. 187
0 ITudsfa's Wohnung bei cl-Liwu, dann d-Mag'dal,
dann südlich von Usnuma, dann der Hügel von cl-'Unprf —
Ebenso in einem Gedichte des Rabi'a ben Macrum :
Wem gehören die Niederlassungen, die nicht bewohnt zu sein scheinen,
südlich von Usnuma, dann der Hügel von el-'Uncul?
Usnuma oder Asnuma ist ein grosser Sandhügel am Ende der Wüste
el-Dahnä nach Ealg zu, sieben Tagereisen von Bacra; an der rechten
Seite des Weges nach Ealg liegt dort die Gegend el-Casilm1jdt, wo viele
Brunnen mit etwas Wasser. — el- U/ifui ist ein anderer Weg von ßa<;ra
nach Jemdma, welcher die Wüste el-Dahnd durchschneidet. Aus einem
falsch verstandenen Verse des Earazdac , welcher das Wort im Dual
gebraucht:
Er wollte den Weg nach 'Un^ulän einschlagen, aber
die Camele bogen mit ihm nach links,
ist die Redensart „auf dem Wege Unculdn gehen" sprichwörtlich ge-
worden für „irre gehen, sich irren" l).
Ehe man die nächste Station erreicht, breitet sich am Ufer eine
unheimliche Gegend aus, Balhka genannt, der Aufenthalt von Dämonen.
Zwei Tagereisen von Bacra oder drei liegt Kddhima in einer
Niederung am Meeresufer, daher Kddhima el-buhdr genannt, zum Unter-
schiede von einem gleichnamigen Orte bei Mekka; hier finden sich viele
nicht tiefe Brunnen, deren Wasser meist salzig und hart ist und zwar
getrunken wird, aber eine abführende Wirkung hat; die Weiden sind
vortrefflich. Die in Schaaren dort sich einfindenden Cata Vögel er-
wähnt Amrul-Keis vergleichsweise in dem Verse2):
Sieh'! sie sind Schaaren wie Bienenschwärme
oder wie die Rata, die durstig nach Kädhima kommen.
Auf dem über Kädhima emporragenden Hügel el-Macarr liegt Gillib,
der Vater des Dichters Farazdac begraben. Die kleinen Berge mit
ihren Vorsprüngen nach der See heissen el-Churm. — Einen anderen
Berg el-Vuleib, landeinwärts zwischen Kädhima und Falg, der durch eine
1) Arab. prov. ed. Freytag. Tom. I. pag. 93.
2) The Divaus of the sk aucieut Arabic poets, ed. by Ahlwardt , pag. 151 v. 7.
Aa2
188 F. WÜSTENFELD,
Schlacht zwischen den Bekr ben Wäll und Amr ben Tamim bekannt
ist, erwähnt el-A'scha oder el-Chamcham el-Saddsi:
Wir waren bei el-^uleib und Batn Falg'
vereinigt und legten dort unser Feuer an.
el-Muchabbal el-Sa'di sagt:
Singend weilt er im regenreichen Frühling
zwischen el-^uleib und Dsu Ahfär (oder dem Park el-Ahf&r).
Kädhima war von Altersher der Uebergangspunkt von Persien nach
Arabien. Als Abul-Gabr Jazid ben Schurahbil el-Kindi von seinen
eigenen Unterthanen aus seinem kleinen Reiche in Jemen vertrieben
wurde, begab er sich zu dem Perser Könige, um seine Hülfe anzusprechen.
Dieser sandte mit ihm ein Corps, welches bis Kädhima vorging; als die
Truppen hier die öde Gegend sahen, die sie durchziehen sollten, brachten
sie dem Abul-Gabr Gift bei. welches ihn zwar nicht tödtete, aber in
einen so erbärmlichen Zustand brachte, dass er leicht zu überreden war,
ihnen die Erlaubniss zur Umkehr zu erthcilen. Er selbst begab sich
dann nach el-Tdi'f, wo er sich von dem Arzte el-Härith ben Kaiada
wiederherstellen liess l).
Die von Säbur Dsul-Aktdf am Euphrat in der Nähe von 'Anät er-
baute Stadt Aliis liess Anuschirwän zum Schutze gegen die Arabischen
Horden mit einer neuen Mauer umgeben und gleichzeitig einen Graben
anlegen, welcher von hier längs der Wüste bis ans Meer bei Kädhima
reichte, nebst Warten und festen Schlössern mit Besatzung. — Zwei
Gewässer KilAwatdn in der Wüste von Ba«;ra nach Kädhima zu gehören
den Bekr ben Wäi*l. — 'Adati „Ufer" ist der Name eines Ortes am
Ufer bei Kädhima oder einer längeren Uferstrecke oder eines Wassers
im Besitz der Sa'd ben Zeidmenät ben Tamim. — Unterhalb Kädhima
liegt am Ufer der Ort Agdira an dem Hügel el-Slddn, von el-Muchabbal
in den Versen erwähnt:
Ich sehe, von ihrem Wohnsitz bei Agdirat el-Sidün
ist die Spur noch nicht ganz vertilgt;
Doch nur von todter Asche haben schwarze Dreifusssteine
die Winde abgehalten.
1) Ibn Challikani vitae illustr. vir. Fase. XI. pag. 28.
BAHREIN UND JEMAMA.
169
Etwas landeinwärts liegt zwischen Kädhima und el-Sid&n der Berg
RaM, welchen el-Achtal in den Versen erwähnt:
Schon sprach ich zu Thaur: siehst du nicht einen Zug von Frauen, die,
selbst vorsichtig, von einem scheuen von Liebe Entbrannten geführt werden ?
Als waren es Schiffe, die bei el-Rahä das tiefe Meer befahren,
oder ein grünender hoher Palmenhain von 'Guwätbä.
Zu dem Dichter el-R&'i el-Numeiri kamen in einem Hungerjahrc
Nachts, während seine Camele weit entfernt waren, Gäste von den
Banu 'Amr ben Kiläb, da schlachtete er für sie ein einjähriges Camel
aus dem Zuge der Fremden ; als dann am anderen Morgen seine eigenen
Camele kamen, schenkte er dem Eigenthümer des geschlachteten ein
eben solches wieder und ein zweijähriges dazu und machte ein Gedicht,
worin die Stelle vorkommt:
Ich wundere mich über die, welche bei kaltem Winde hinziehen
nach dem Schein des Feuers zwischen Tarda und d-Rahä,
Nach dem Schein des Feuers, dessen Leute das rohe Fell braten;
die Gäste sollen geehrt werden, da wird das Fell gebraten.
Farda ist ebenfalls ein Berg in jener Wüste. — Weiter nach dem Innern
gehören den Tamim auch el-Mirädhän und ef-Marajid, zwei Oertlich-
keiten zwischen Kidhima und el-Nakira mit flachen Brunnen im Sande;
Garfr sagt:
Wie ein ermatteter Wolf in el-Mirädhän läuft.
el-Nakira oder el-Naktr ist ein Brunnen mit süssem Wasser zwischen
K&dhima und Thäg.
Die nächsten Orte hinter Kddhima sind die von dem Dichter el-
Muthackib el-'Abdf genannten :
Wem gehören die beladenen Camele, die von Dhubcib her sichtbar werden,
als wenn sie aus dem Wädi schwer wandelnd hervorkamen?
Sie gehen vorüber an Scltaräf, dann Dsät Rafft,
und biegen ab bei d-Dsarüuih zur Rechten.
So sind sie, wenn sie Folg durchschneiden,
als lägen ihre Sättel auf Schiffen.
Statt Dhubeib hat J&cut {Jahtb und er giebt die Aussprache Dsät Rig'l
und dies ist ein Ort im Lande der Bekr ben W&Il am untern Ende
von el-Hazn; von Dsardnih heisst es etwas bestimmter: „ein Ort zwischen
190 F. WÜSTENFELD,
Kddhima und el-Bahrcin" d. i. Hagar, und die Nachbarschaft von Falg,
welches nicht mehr zu Bahrein gehört, deutet die Lage noch etwas
genauer an. Jdcüt zweifelt an der ltichtigkeit der Lesart Dsaranih und
möchte dafür das allgemeine Wort Dsardih „Hügel" setzen, der Name
kommt aber auch in Verbindung mit anderen Orten in einem Gedichte
des vorislamischcn Dichters Hajjän ben 'Gubla el Muhdribi vor :
Da zogen sie dem Regen nach, der in A$}, dann Gurrab,
dann Dsu Bacar, dann Schdba, dann Dsarämh gefallen war.
Diese Orte sollen nahe bei einander gelegen sein, mir scheint vielmehr,
dass eine sehr weite Strecke damit beschrieben wird, da Dsu Bacar und
Schdba bei Rabadsa an der Mekka-K ufa Strasse liegen.
Für die weitere Richtung der Karawanenstrasse giebt Bekrl an
zwei Stellen nach seinen Quellen die Reihenfolge der Gegenden , durch
die sie führt, mit ihren Entfernungen in dieser Weise an: „Von Bacra
über el-Munkadir nach Kddhima drei Tage, von da nach el-Damc drei
Tage, dann nach cl-<jammdn drei Tage, dann nach eUDahnä drei Tage".
el-Dmcw „die Einöde" ist eine Sandwüste ohne Weg, welche die
Form der Höhlung eines Schildes hat und in welcher sich die Reisen-
den nur nach den Sternen richten können und viele in die Irre gerathen
und umkommen. Ein Beduine, der unter den Karmaten diente, erzählt,
dass sie nach dem L'eberfalle bei el-Habirl) ihren Rückweg über Hafar
Abi Musd an der Bayra-Mekka Strasse genommen, hier ihre Garnele
getränkt und dann die Wüste el-Daww betreten hätten, aus welcher sie
erst am Morgen des fünften Tages bei einem Wasser Namens Tkabra
wieder herausgekommen seien. Diese Angabe ist für den Marsch eines
viel Gepäck und Beute mit sich führenden Corps sehr glaublich , zumal
da dieses Thabra auch von anderen als auf dem Wege von Bacra über
el-Munkadir nach Mekka liegend genannt wird. Dagegen ist die Ab-
leitung, die er dem Namen el-Daww giebt, dass nämlich die Karawanen-
züge der Perser, welche Gewürze aus Jemen holten, beim Eintritt in
diese Wüste sich sehr beeilt und auf Persisch „daw daw" d. i. „schneU
schnell!" oder „lauf lauf!" gerufen hätten, nicht stichhaltig.
1) vergl. das Gebiet von Medina S. 64 (154).
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BAHREIN UND JEMAMA. 191
Am Rande der Wüste el-Daww bei dem genannten Wasser Thabra
nimmt der Wadi ^chawAg'in (im Singl. Schdg'ina) seinen Anfang, der
bis nach Ramäda ? der Bacra-Mekka Strasse sich hinzieht und in dessen
Nähe im Gebiete Banu Dsabba auch das Wasser Lacäf ist. Farazdac
hatte auf die Be Asad ein Spottgedicht gemacht und als er in Bacra
den Dichter Muu^rris traf, welcher diesem Stamme angehörte, geriethen
sie in einen Wortwechsel; Farazdac fragte: wer bist Du> — Mudharris
antwortete: ein Asadit. — F. vielleicht Dharis (ein Hungerleider)? —
M. mein Name ist Mudharris (ein kauender Löwe). — F. du siehst mir
sehr ähnlich, ist deine Mutter wohl in Bacra gewesen? — M. meine
Mutter war niemals in Bacra, wohl aber mein Vater. — F. Was macht
Mu'ammar? — M. er ist in Lacdf, wo die Sperlinge Eier legen. — So
ging die Unterredung weiter, wobei Farazdac immer den kürzeren zog,
bis er zuletzt seinen Mantel abriss und dem Mudharris ins Gesicht warf
mit den Worten : Ich werde niemals wieder auf einen Asaditen ein Spott-
gedicht machen. — In der Gegend von el-Daww liegen auch zwei einzelne
kleine Berge, zwischen denen ein breiter Weg, Fdw el-liajjän genannt,
hindurch führt.
Ein anderer Ausgangspunkt der Wüste cl-I)aww, welcher auch an
dem Wadi Schawagin liegt, ist das Wasser el-Car'd, den Banu Mdlik ben
Handhala gehörig, nach den Itinerarien die gewöhnliche Station der Kara-
wanen, und hier kommt man an die Bergrcihc el-Cammän. el-Macrizi
nennt el-('aintndn ein Dorf zwischen Jemdma und Bacra, das zwar volk-
reich, aber nur von hungrigen, nackten Arabern bewohnt sei. — Die
Itinerarien erwähnen zwischen el-Car'd und el-Cammdn eine Station mit
verschiedener Schreibart: Ihn Chordadbeh Ä*lfa Tichfa, Coddma
i^w Cafha. Idrisi Tanga, Macr izf x^xik Tagga1) „ein kleines
Dorf zwischen Jemama und Bacra, dessen Feldmark an das Land el-
Bahreiu anstösst". Der bekannte Ort Tichfa an der Bacra-Mekka Strasse
1) Eine im Arabischen und Persischen nicht vorkommende Consonantenver-
bindung; erst gegen das Ende des 3. Jahrb. d. II. findet sich Twj<j als Türkiseber
192 F. WÜST EN FELD,
auf der Gränze der Landschaft Dharija kann nicht gemeint sein, ein
zweiter Ort desselben Namens wird sonst nicht erwähnt und die Lesart
bleibt ungewiss. — Die Berge el-C'ammän, welche sich in massiger Höhe
drei Tage lang hinziehen , haben festen Boden mit Anpflanzungen und
ausgedehnten Weideplätzen, die durch ihren Reichthum an Futter zum
Sprichwort geworden sind; sie gehören verschiedenen Zweigen des Stammes
Tamim, vorzugsweise den Banu Handhala. Die ungewöhnliche Frucht-
barkeit erklärt sich daraus, dass auf den Höhen in den Felsen umfang-
reiche Vertiefungen sind, in denen sich im Winter das Regenwasser
sammelt, wodurch die Niederungen im Sommer feucht erhalten bleiben.
— Zwei von diesen Bergen. el-Macdd und el-Warfa, im Besitz der Banu
Fukeim ben Garir ben Därim und Sa'd ben Zeidmenät ben Tamim, er-
wähnt der Dichter Garir in dem Verse:
Weilt deine Familie in el-Sit&r und steigen
zwischen ei- Wari'a und el-Macad beladene Camele herauf?
Acht andere Berge haben den gemeinschaftlichen Namen el-ThamAni
,.die achter" ; sie gehören gleichfalls zu dem Gebiete der Sa'd ben Zeid-
menät und werden mit einem anderen, Schundhub, in einem Gedichte
des Sawwdr ben el-Mudharrab cl-Mäzini erwähnt:
Kommt von den Bewohnern von Canä Nachts Suleim
vertrieben zwischen Schundhub und el-Thamani?
Noch eine andere Gruppe dieser Berge, el-Achdschib genannt, liegt
getrennt und hängt mit keinem anderen Berge oder Hügel zusammen.
— In einem Verse des Dsul-Rumma wird mit den genannten Gegenden
noch ein anderer Ort in Verbindung gebracht:
Bis zu den Frauen der Tamim, die fern sind
in dem Grunde von el-Daww, dann el-Qamm&n, dann d-'Akid.
Dieses Akid gehört zum Gebiete der Tamfm und liegt nach Dharija
hinüber. In einer anderen Recension lautet der Vers1):
Bis zu den Frauen der Tamim, die zahlreich bei
dem Hügel von el-IIazn, dann el-^amman, dann el-'Akid versammelt sind.
1) Ilm Doreid, genealog. etymolog. Handbuch, pag. 62.
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BAHREIN UND JEMÄMA. 193
Wenn man von el-Cammän herabsteigt, kommt man in die Gegend
el-Wakaf, deren Richtung Garir in dem Verse andeutet:
Sie zogen zu dir von cl-Sahlü und vor ihnen lag
Fciium, dann el-IIazu, dann el-Cammän, dann el-Wakaf.
el-Sahbd ist eine Stadt im Oberlande der Tamim und Feihdn ein Ort
im Gebiete der Sa'd. Den Tamim gehört auch Rahbd, eine angebaute
Gegend in Cammän, neben dem Wädi oder Berge Adsib; Garir erwähnt
diese Oertlichkeiten mehrmals in seinen Gedichten.
Bei el-Wakaf betritt man die Landschaft el-Dahttii, welche von der
Hauptstadt Hagar nur vier Meilen entfernt ist, in der Breite zum
Durchmarsch nach Jemäma drei Nächte erfordert, in der Länge aber
sich von Jansita an der Bacra-Mekka Strasse bis Jabrin ausdehnt, wo-
nach man im Sprichwort sagt: ausgedehnter als el-Dahna1). Der mittlere
Theil, durch welchen die Strasse von Ba<;ra nach Jemdma führt, gehört
zu den futterreichsten Gegenden Arabiens, und wenn im Frühjahr die
Vegetation sich belebt, ziehen die Araber schaaren weise mit ihren
Heerden dahin, da die weiten Fluren deren eine grosse Anzahl auf-
nehmen können und die Menge der Bäume und die milde Luft einen
angenehmen und gesunden Aufenthalt gewähren , wo Fieberkrankheiten
nicht vorkommen. Man unterscheidet in dieser Breite hauptsächlich fünf
Berge, welche immer eine Meile bis zu einer Parasange von einander
entfernt sind ; in den Zwischenräumen kommt kein Sand vor, der Boden
ist urbar gemacht und mit Gemüse bebaut, die Bäume sind grössten-
teils 'Arfag. Der höchste dieser Berge neben el-Cammän ist der Cha-
schachisch, der nächste bei der Niederlassung der Sa'd ben Zeidmenät,
welche Hafar Sad heisst, wo die Felder am Berge el-HAdhir durch die
von Camelen in Bewegung gesetzten Schöpfwerke bewässert werden. -
Der zweite grössere Berg ist der Hamdtän, von einem Dichter erwähnt
in dem Verse:
0 Haus der Salma am Hamätän, sei gegrüsst!
Der dritte. el-Rimth, bei dem Dorfe cl-Hamadh (beide Namen sind von
1) vergl. Arab. prov. Tom. II. pag. ltiO.
Hüt.-pM. Glosse. XIX. Bb
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194 F. WÜSTENFELD,
gewissen Arten von Futterkräutern hergenommen), eine Niederlassung
der Banu Ddrim mit dem Gebiete el-Beidha und ihrer Palmenpflanzung
Säda, hat gute Weiden für die Camele. Garir nennt in der für unsere
Beschreibung umgekehrten Richtung von Jemäma herüber sechs Orte
in einem Verse:
0 wie schön ist el-Cluirtf zwischen d-Dam und el-Udamä,
dann el-RinUh bei liurcut tJ-lluuhun, dann d-Garaf.
Hierher gehören auch die in folgenden Versen von Garir genannten Orte :
Marwün schickt mir eine Botschaft,
dass ich zu ihm kommen solle; dann wäre ich sicher verloren.
Es ist meinerseits nicht Ungehorsam, auch keine weite Reise,
aber vor dem Gefängnis* Marwäns fürchte ich mich.
Ich tadle die stets Gehorsamen, wenn ihnen etwas verdächtig vorkommt,
und folge meiner Einsicht, die mich am besten leitet.
Entweder begebe ich mich nach cl-'Ancä im Lande Qiha,
oder zu den hohen Palmen zwischen Gaul und Guhjul.
In £aha bei el-'Anca oder in 'Amäja
oder d-UJamä ist vor der Todesangst eine Zuflucht.
Der letzte Vers ist aus einem Gedichte des 'Abdallah ben Mu'gib gen.
el-Cattal el-Kiläbf entlehnt. Dieser hatte einen Mann getödtet und
war desshalb flüchtig geworden und hielt sich in einer Höhle des Berges
'Amäja verborgen, in welcher sich auch ein Panther aufhielt, der sich
an ihn gewöhnte; sie theilten unter einander ihre Beute und el-Cattfil
blieb hier zehn Jahr, bis seine Verwandten seine Begnadigung erwirkt
hatten. Als er sich nun aus der Höhle entfernen wollte, stellte sich
der Panther ihm entgegen und machte Miene ihn anzufallen und zu
zerreissen , und es blieb el-Catti\l nichts übrig, als den Panther zu er-
schiesen. — Der Berg 'Amäja liegt sicher in Bahrein, desshalb werden
auch die anderen hier genannten Orte dahin verlegt, und ehüdamd,
welches oben schon vorgekommen ist, zeigt auf die Richtung nach
Jemäma.
Der vierte der Berge in el-Dahnä ist der Muabbir und der fünfte
der Ifuzwd, in dessen Nähe Gora Mdlik und el-Zurk mit Sand- und
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BAHREIN* UND JEM.VMA.
195
cl-'Gumhdr mit vulkanischem Boden, welche Dsul-Rumma in den Versen
erwähnt :
Als hätte sie niemals el-Zurk bewohnt und niemals
•Gumhür bei Hustcü in seidenem Kleide betreten.
Am Huzwd liegen die beiden Orte el-Kidsdf mit einem Park und
Cawwdn, gleichfalls von Dsul-Kumma genannt:
Das Frühjahr tränkt ihm den Park d-Kidsäf bis
Ctiirir««, und die Schaarcn ziehen davon.
Hierher gehört auch der Berg Schärt, welchen Tumadhir, die Nichte
des Dsul-Rumma nennt, indem sie ihre Heimath besingt:
0 wie schön ist die Gegend zwischen Huzicä und Schürt'
und dem Sandhügel der Salinä auf den Höhen und im Thal!
Gewiss! die Stimmen der kleinen Vögel in der Frühe
und das Rauschen des Eurus in der Umzäunung von Rimth bei cl-DsM
Und das Tönen des Nordwindes, der erschüttert nach einem Krach
die Ala-, Sabal- und Artä-Bäumo in den Sandstreifen,
Ist mir lieber als das Schreien einer Henne
und eines Hahns und das Rauschen des Windes in den Talmzweigen.
01 wüsste ich doch, ob ich noch eine Nacht verlebte
in 'Gtanhür-Huzmi, wo meine Familie mich grosszog1).
Die Sandebene txar'ä Mdlik wird auch in einem anderen Verse des
Dsul-Rumma erwähnt:
Nichts presst die Thränen aus den Augen als die Wohnungen
bei 'Gumbür-HuzwA oder bei 'Gar'a Mälik.
In dieser Gegend liegt mich die Sandebene 'Gar'd el-'AAan und der
Berg el-Sirsir, ganz besonders aber ist noch der Berg Casd zu nennen,
der zwar nur klein ist. aber den Reisenden durch el-Dahml als Wahr-
zeichen dient, um die Richtung des rechten Weges zu ermitteln; die
Banu Dhabba, in deren Gebiet er liegt, behaupten, dass ihr Ahnherr
Dhabba ben Udd auf demselben begraben sei, und Muhriz ben el-Mu-
ka'bir el-Dhabbi sagt:
Bis er nach dem Wahrzeichen von el-Dahnä kam, an dem er vorüber eilte;
und Gott weiss am besten, welches Vorhaben sie in el-Cammän hatten.
1) Jäcüt, Bd. IV. pag. 153; die drei letzten Verse etwas abweichend Bd.
U. pag. 263.
Bb2
1%
F. WÜST EN FELD,
In dem Verse des Kuthajjir:
AU wäre ein 'Adauld-Schitt die Masse seiner Sättel,
die morgens el-Dahnä und el-DaJiälik austreiben,
ist Adauld ein Hafenort an der Küste von Bahrein und el-Dahdlik der
Name schwarzer Hügel oder eines Dorfes von el-Dahnd. — Uebergänge
von Jemama nach Bahrein werden von den Dichtern öfter erwähnt,
z. B. von einem Ungenannten :
Gewiss! ich fürchte nicht fiir Obeij
die schönen Frauen zwischen Hag ar und el-Suldj ;
Aber ich furchte für Obeij,
was seine Lanzo in jedem Stnmroo verbrochen hat.
el-SuIeij sind Anpflanzungen auf dein Wege von Jeiniima nach Bacra
zwischen dem WAdi lianbAn und el-'Yunub; Banbän ist eine Station in
Jemama an der Wüste el-Dahnfi mit Palmen, von wo der Weg durch
das flache Feld CA' nach dem Wasser el-'Garbd führt; der ganze Strich
gehört den Banu Sa'd ben Zeidmenät. — Der Dichter (,'aid beschreibt
den Fortgang einer Familie von der U ranze vou Jemama durch el-
Camnnln nach el-Hazn :
Aufgebrochen sind von Dsät cl-'Uarümiz seine Besitzer
und fortgezogen von dem Teiche bei d-Varina seine Anwohner.
Das Frühjahr bringen sie zu im Park von el-Hazn, bis vertilgt werden
im Kampf mit dem Staube scino Kanäle und höheren Stellen.
Dsät el-'GarAmiz ist ein Ort in Jemama und el-Carina eine Anpflanzung
in el-^ammän. — Vereinzelt ohne nähere Angabe werden in Bahrein
noch genannt el-Schab'&n ein Berg, in dessen weiten Höhlen kalte Bäder
genommen werden ; ferner die Orte JUdn , Walgiin d. i. „Tränke der
wilden Thiere", BAbein, Dsaräib, Jia'n, Scfiabar, Cahfah, Tureif, wo eine
Schlacht vorfiel; die Dörfer Ardh Niih ,,Moahs Land", el-Rdßca, Geburts-
oder Aufenthaltsort mehrerer Gelehrten, Onak, el-Sabcxha, Dhalldma,
eUGdba, Täb, el-Tirbäl; Butheina ein länglicher Hügel und CAli ein
Berg und Wädi an der Strasse zwischen Bacra und Hagar.
Mas'ud ben Abi Zeinab hatte sich empört und behauptete die Herr-
schaft über Bahrein und einen Theil von Jemama über zehn Jahre, bis
er im J. 124 von Sufjän ben 'Amr el-'Okeih', der die Banu Haiufa gegen
BAHREIN UND JEMÄMA.
197
ihn führte, in einer Schlacht bei dem Orte Burcän in Bahrein getödtet
wurde. Darauf bezieht sich Farazdac in den Versen:
Wenn nicht die Schwerdter von Hanifa gezogen wären
bei Burcän, so wäre der Nacken der Religion gebeugt worden.
Sie Hessen für Mas'üd und seine Schwester Zeinab
einen Mantel und ein rothes Todtenkleid liegen.
Den Uebergang zu dem folgenden Abschnitte mögen die Verse des
'Areal ben el-Hatim el-'OkH bilden, in denen er ihre von Natur schönen
Wohnsitze in der Nähe der Hauptstadt von Bahrein den mit Luxus
aufgeführten Gebäuden der Hauptstadt von Jemama vorzieht;
Gewiss I d-Bumän bis nach Bathd,
dann die Höben der beiden AscJtjam bis Cubäh,
Und Tbüler, in denen Salam- und Sidr-Bäume
und hohe Hamdh-Kräuter nach allen Seiten zum Abpflücken stehen.
Deren untere Seiten sich in weite Ebenen ausdehnen,
während die obere an einer Eindämmung und einer Hochebene liegt,
In denen wir wohnen und uns niederlassen, wo wir wollen
zwischen der Heerstrasse und Rumüh,
Sind mir lieber als die Schlösser von 'Gatow
und als seine Fussböden von Backsteinen.
Die im ersten Verse genannten Orte liegen nahe bei Hagar im Gebiete
der Sa'd ben Zeidmendt und gehörten früher den Abd el-Keis . Kumuli
ist ein Ort in el-Dahnd und Gaww die Hauptstadt von Jemuma.
198
F. WÜSTENFELD,
IL Jemäma.
Die Arabischen Geographen geten der Provinz Jemäma eine weit
grössere Ausdehnung als man gewöhnlich annimmt, indem sie zu dem
eigentlichen Gebiete der Stadt Jemuma noch das Gebirge 'Äridh mit
dem daran liegenden District Waschm und das südlich anstossende
Falag el-Afia'g dazu rechnen, und es ist auffallend, dass die mitten inne
gelegene Landschaft Dharija nirgends als dazu gehörend, sondern mit
ihren Ortschaften, Niederlassungen, Wadis und Bergen immer als für
sieb bestehend angeschen wird; es scheint hieraus zu folgen, dass diese
Enclave , welche seit '( >mars Zeit in eine Ausnahmestellung gerathen
war, die sie vielleicht über zweihundert Jahre behalten hat, auch
später noch unter der besonderen Verwaltung des Statthalters von Me-
dina stand. Da in der früheren Abhandlung l) eine ausführliche Be-
schreibung von Dharija gegeben ist, so wird davon hier nur dasjenige
berücksichtigt werden, was der Zusammenhang erfordert.
Die Provinz hat ihren Namen von der Hauptstadt Jemfima be-
kommen, welche in den ältesten Zeiten 'Gaww hiess und von den Ur-
völkern Tasm und 'Gadis bewohnt wurde. Der zahlreichere und
mächtigere Stamm Tasm führte die Herrschaft, bis nach der bekannten
Sage ihr Fürst 'imlik ben Habbusch durch seinen grausamen Uebermuth
die Gadis dahin trieb, dass sie bei einem Gastmahl, zu dem el-Aswad
ben Gifdr, das Oberhaupt der 'Gadis, eingeladen hatte, ihn saramt seinem
Gefolge und dann den ganzen Stamm Tasm umbrachten. Nur einer
von diesen, Kijtlh ben Murra, rettete sich, begab sich zu dem Himja-
1) Die Strasse von Karra nach Mekka mit der Landschaft Dharija. Im 16.
Bande der Abhandlungen. 1871.
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BAHREIN UND JEMÄMA. 199
tischen Könige Tubba' Hassan (um 240 bis 250 Chr.) und forderte ihn
zur Hache auf. Hassan zog nun mit einer Armee aus, eroberte die
Burgen der 'Gadis und zuletzt auch die Hauptstadt 'Gaww und liess
die Seherin Jem&ma , nachdem ihr die Augen ausgestochen waren , am
Thore der Stadt ans Kreuz schlagen und befahl, der Stadt ihren Namen
Jcmdma zu geben, der dann in der Folge auf das ganze Gebiet Über-
tragen wurde. — el-Kalb „Hund" oder Ras elKalb „Hundskopf" hiess
der Berg eine Tagereise von Gaww, auf welchem die weitsichtige Seherin
die Kundschafter des Tubba' von Gaww aus bemerkt hatte. Hassan
wählte aus den Gefangenen für sich eine schöne Frau aus, Namens
'Ans „Ziege", und Hess, als er aufbrechen wollte, für sie ein Camel vor-
führen; sie hatte vorher noch keins gesehen und fragte desshalb: was
ist das? ein Camel, war die Antwort, worauf sie im Versmaass sprach:
Mein schlimmster Tag, an dem ich das Camel bestieg!
eine Redensart, die nachher zum Sprichwort geworden ist.
Die Gadfs verliessen ihr verödetes Land und nach der Arabischen
Sage müsste es etwa 200 Jahre in diesem Zustande unbewohnt geblieben
sein, denn der nächste, welcher dahin kam und die Ruinen wieder auf-
fand und sich dort mit seiner Familie niederliess, 'Obeid ben Tha'laba
el-Hanefi muss etwa 4 50 n. Chr. gelebt haben, da seine Nachkommen
in der vierten Generation Muhammeds Zeitgenossen waren. 'Obeid
umritt ein grosses Grundstück, wo noch Gebäude mit Gehöften standen,
und legte hier eine Stadt an, welche Hag'r d. i. „das anderen verbotene
Gehege" genannt wurde; sie lag nahe bei dem alten Gaww, wird aber
davon als nachmalige Hauptstadt von Jemdma unterschieden, der Name
Jcmdma ist aber auch auf die neue Stadt Hagr übertragen, so dass
diese beiden Bezeichnungen als gleichbedeutend gebraucht werden und
es zuweilen nicht mit Sicherheit entschieden werden kann, ob unter
Jemdma die Stadt oder die Provinz zu verstehen ist.
Ueber el-'Gaun, einen Berg mit einer Burg, die von den Tasm und
Gadis erbaut war, sagt Mutalammis in einem Gedichte:
1) s. die Wohnsitze und Wanderungen der Arab. Stämme. S. 77.
20o F. WÜSTENFELD,
Siehst du nicht, dass el-'Gaun noch festgeblieben ist?
An ihm sind die Tage vorüber gegangen, ohne dass seine Festigkeit gelitten hätte.
Es hat dem Tubba' widerstanden zur Zeit als die Dörfer vertilgt wurden;
es war von Aussen mit Lehm und Kalk überzogen.
Der ganze Stamm Hanifa folgte bald der Familie des 'Obeid nach
und bildete dann die Hauptbevölkerung dieser Landschaft. 'Obeid selbst
hatte sechs Söhne: Arcam, Zeid, Salama, Maslama, Wahb und Sajjilr;
als er starb, war Arcam abwesend bei seinen Oheimen 'Anaza ben Asad,
und die fünf anderen theilten die Besitzungen des Vaters um Ha'gr
unter sich. Als dann Arcam zurückkam und seinen Antheil verlangte,
wollten sie ihm nichts geben; er verliess sie und ging hin und steckte
das Dorf der Beduinen in Brand, um einen Krieg gegen seine Brüder
zu veranlassen; (die hier vorzugsweise so genannten Beduinen sind die
Familien Zeid, Labid und Catan, Söhne des Jarbü' ben Tha'laba ben el-
Dül ben Hanifa.) aber sie nahmen keine Notiz davon und schwiegen
dazu, und der Ort erhielt den Namen el-Muharraca „der abgebrannte".
Darauf verbrannte er auch Manfdka, ein Dorf der Keis ben Tha'laba
ben Okdba, Geburtsort des Dichters Meimün el-A'scha, Zeitgenossen
Muhammeds, und die Sad ben Keis verbrannten dagegen den Ort el-
Schatt. el-Muharraca liegt nördlich von Hagr und der Wddi el-Trdh
südlich von ihm, so dass die Reihenfolge die ist : Muharraca, 'Irdh, Ha'gr,
daneben el-Schatt zwischen den beiden Wadis el-Witr und el-'Irdh,
jenes südöstlich von diesem von Norden nach Süden fliessend. — Man-
füha wurde nach dem Tode des Museilama nicht in den Friedensschluss
zwischen Chälid und Mu'ggd'a aufgenommen.
Die Nachkommen des Obeid bewohnten in der nächsten Um-
gebung von Ha'gr das Dorf Wälig'a und die Wadis el-Eisan, paut und
Laban, wo überall Palmenpflanzungen angelegt waren; sein Enkel el-
Harith ben Maslama ben Obeid Hess sich in dem Dorfe el-Gabrd nieder.
— Ueber die etwas weiter entferntere Gegend von el-Gdra, eUGurdba
und Hubal, welche Muhammed dem Murdra ben Salmä auf dessen
Wunsch zur Belohnung für seine Bekehrung zum Islam zusprach, wird
dadurch etwas genauere! bestimmt, dass Hubal fünf Parasangen oder
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HAHREIN UND JEMAMA. 201
einen Tag und eine Nacht von Hagr liegt; an den kleinen Beigen
C&r&t 'el-Hubal lagerte sich Obeid mit seiner Familie, als er in jener
Gegend ankam, und unternahm von hier seinen Ritt nach Gaww, um
die ihm von seinem Hirten beschriebenen verlassenen Wohnungen näher
kennen zu lernen. Kr nahm dann zunächst, während er die neue Stadt
Hagr anlegte, el-Schamtls und Mimik, zwei Burgen der Tasm und Gadis,
in Besitz und befestigte sich darin. Daneben liegt das oben genannte
Dorf Schatt, auch Schaft' Feinte und Schaft el-Witr genannt, von Banu
el-'Anbar bewohnt und von Palmen und Ackerland umgeben. Ein
Dichter erwähnt Cärät el-Hubal als Aufenthaltsort von Wölfen:
Ich untersuche nicht, ob ein gemeiner Mensch mich verleumdet,
oder ob in Cärät el-l.Iubal ein Wolf heult.
el-A'scha sagt bei einem heftigen Regen:
d-Safh strömt, dann Chinzir und sein steiniger Boden,
bis davon cl-Wilr, dann d-JIubal erreicht werden.
Sa/h Aklult, Fuss oder Seite des Aklub, ist ein Berg in der Nähe von
Jemdma, der in der Geschichte der Tasm und Gadis erwähnt wird;
el-A'schä nennt ihn auch mit mehreren benachbarten Orten seiner
Heimath in den Versen:
Meine Familie wohnt zwischen Dunm und Bädauhi,
und eine Oberländerin wohnt in d-Skhäl.
Sie beweidet d-Safh, dann Kuih'tb, dann Dsu Cor,
dann den Catti-Garten, dann Dsät d-liutl.
Dsu Cdr muss hier also von dem berühmten Schlachtfelde zwischen
Kufa und Wdsit verschieden sein. In Durnd liegt el-A'schii begraben.
Mit SichaU werden wieder andere Orte ,in Verbindung gebracht von
Ibn Mucbil:
Sei gegrüsst, Wohnung des Stammes, worin keine Wohnung mehr,
in UtMl, dann Sid«U, dann Ihirim.
Uthäl gehört den Ilanifa. — Ueber mehrere dieser Orte führt die Ka-
rawanenstrasse von Hagr nach Ba^ra: wenn man Hagr verlassen hat,
betritt man zunächst el-Safh, dann el-Churba, dann Cärät el-Hubal, dann
den Thalgrund el-Suleij (vergl. S. 190), dann den Berg Tär, dann Ajjän,
IIM.-phil. Gasse. XJX. Cc
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202 F. WÜSTENFELD,
dann den Cata-Park, dann el-'Arama ; alle diese Orte gehören zum Lande
Jem&ma.
Mit Gaww zusammen wird der Ort Taschar genannt, dessen Burg
das gleiche Schicksal der Zerstörung traf. — Der letzte der Verse am
Ende des vorigen Abschnittes (S. 197) lautet in einer anderen Ilecension:
Sind mir lieber als die beiden Seiten von liuhär
nnd was die holzsuchenden Weiber von Nisäh sehen;
Und als Ilag'r und die künstlichen Anlangen rings um Hag'r
und das, worauf die Camele losstürzen.
Den Ort Buhär erwähnt auch der Dichter el-Bureik el-Hudseli:
Sie (die Wolke) ging an den Caräbt bei Buhär vorüber,
und fast hätte der Platzregen von Buhär nichts übrig gelassen/
el-CaräTn sind zusammenhängende Berge bei Buhär. — Baschdma ben .
el-Gadir sagt:
Wem gehören die Wohnungen, die verkommen sind, in der Thalwindung
im Schatten zwischen Buhär und cl-Schir'?
Vertilgt ist die Spur, übrig sind nach sieben Jahren
der Zerstörung durch die Menschen
Nur Ueberreste eines Zeltes, das vertilgt ist,
dessen Stangen den Kreis der Wohnung bezeichnen.
Nisäh ist in dem obigen Verse eine Gegend bei Gaww im Besitz der
Familie Razän von 'Ämir ben Hanifa; sonst auch Name eines Wädi,
welcher den Berg Äridh durchschneidet, an dem die Numeir ben Cäsit
wohnten, ehe sie nach Mesopotamien zogen. Der Arabische Häuptling
el-Härith ben Wala, welcher in el-Sawäd eingefallen war und|dann
von den Truppen des Kisra Parwiz verfolgt wurde, zog sich nach
Jemäma zurück und erbaute hier die Burg Dsuf-Nusif, die eine der
berühmtesten des Landes wurde; er sagte darüber in einem Verse:
Wir haben Dsul-Nusü' erbaut, um 'Gaww zu bekriegen,
und 'Gaww weiss nicht, wen wir bekriegen wollen.
Einen Tag und eine Nacht von el-Gaww entfernt liegt die Stadt
el-Chidhrima, beide verbindet ein Wädi, welcher in der Pluralform el-
Chadhdrim genannt wird und davon hat die Hauptstadt den Beinamen
Gaww el-Chadärim bekommen zum Unterschied von gleichnamigen
Orten; den grössten Theil der Bevölkerung dieses Wädi bildeten die
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BAHREIN UND JEMÄMA. 203
Banu 'Igl. die nächsten Verwandten der Hanifa ('Igl und Hanifa waren
Brüder), daneben auch Banu ThumAma und Suheim, Nachkommen von
Hanifa selbst. Den 'Igl und Suheim gemeinschaftlich gehörte das Wasser
Dhahja und auch die anderen Niederlassungen der Suheim in Jemama
sind in diese Gegend zu setzen, nämlich Currän und Malham zusammen
Carjatdn ,,zwei Dörfer" genannt, ersteres an einem AVädi, der durch
die beiden Hügel Chaw&rig von dem grossen Wädi el-'Irdh getrennt ist.
— Aus Currän, dessen Datteln Durst erzeugen sollen, stammte der
oben S. 179 — 180 genannte Haudsa ben 'AH, welcher als der von dem
Perser Könige eingesetzte Häuptling eine Krone trug. Der erwähnte
Ueberfall hatte bei dem Orte Hamadhä in dem Wädi Cvrafcir stattge-
funden und Haudsa war in die Gefangenschaft der Banu Sa'd ben Zeid-
menät gerathen, worauf sich die Verse eines Dichters beziehen:
Aus uns war das Haupt der Leute in der Nacht, als Hie
den Haudsa an beiden Händen gefesselt zur Schlachtbank führten.
Wir brachten ihn nach den Palmen von Jcmäma gefangen,
beschwert mit Fesseln von Leder und schwärzlichen Ringen.
Er musste sich mit dreihundert Camelen loskaufen. — Die Bewohner
von Currän galten für die beredtesten unter den Banu Hanifa, (?) weil
der Ort von Hagr weit entfernt ist. Cuhban ben Schimr ben 'Omar
war dort Ortsvorsteher und nahm die Muslim in Schutz zur Zeit als
die Hanifiten unter dem Pseudopropheten Museilima abfielen. Abu
Nucheila belobt die Einwohner, dass sie ihn und seinen Freund Athgal
gastlich aufnahmen, nachdem sie von den Bewohnern von Malham ab-
gewiesen und sogar beraubt waren, in den Versen:
In Currän giebt es Männer mit freigebigen Händen,
aber in Malham sind die äusseren Finger verstümmelt.
Habt ihr keine Gottesfurcht, dass ihr die Aufnahme verweigert
und die Gastfreunde beraubt? ihr Leute von Malham 1
In das Gebiet der Suheim gehört auch der Berg Mauschäm mit
einem Dorfe zur Seite und der Wädi el-Suleij, an welchem mehrere
Dörfer liegen, die fliessendes Wasser haben, wie d-'Ath<faltja und el-
Mureira. — Ein von dem Stammesältesten Suheim verschiedener Dichter
Suheim ben Wathil el-Kijähi sagt:
Cc2
204 F. WÜSTENFELD,
An Keis erinneren mich viele- Dinge,
und keine Nacht vergeht, dass ich nicht Keis im Traume begegne.
Er ist aufgebrochen von W&di 'Ginab und sucht mich
auf den Höhen von 'Gaww jenseits el-Chadhurim.
In jener Gegend liegt auch Burca DMhik, den Banu 'Adi' ben Hanifa
gehörig und von el-Afwab el-Audi erwähnt:
So frage HAg'ir über uns und über sie
bei Burca Dhähik am Tage von el-'Ginäb.
Nach Macrizf ist Burca ein kleines, wohlgebautes Dorf im Lande
Jemfima, und nicht verschieden davon scheint Burca el-Jemdma zu sein
in den Versen des Mudharris:
Und wäre ein junger Steinbock auf einer unerreichbaren Spitze
von d-Dhumr oder Burca el-Jcmäma oder Chijam,
Der Tod würde zu ihm hinaufsteigen, bis er ihn herabbrächto
in die Ebene, oder das Lebensende ihn erreichte auf einem Berge.
Chijam sind rothe und schwarze Berge des grösseren 'Amdja, die zur
Linken des Weges nach Jemen zwei Tagereisen weit hinlaufen, in denen
man leicht in die Irre gerathen kann. — Iu dem Gebiete von Chidh-
rima liegen auch die Orte Birk oder Bark und Bureik an dem Wddi
Bark, der sich mit dem Mag'Aza bei dem Dorfe Iy'la vereinigt am Berge
lladhaudhä, wohin die Araber zur Zeit des Heidenthums ihro Verbrecher
verbannten.
Baläd ist eine Stadt nahe bei Hagr, wo Ackerbau getrieben wird;
die hier verfertigten Pfeile galten zur Zeit des Heidenthums mit denen
von Jatrab am Berge Waschm für die vorzüglichsten. Nicht weit da-
von liegt Dsul-Ardka, eine Palmenpfianzung der Banu Igl und seitwärts
das Dorf Bar Ära; auch das Wasser Büket wird noch als Niederlassung
der Banu 'Igl genannt. — Zawäni sind drei Hügel, welche Jemdma
gegenüber liegen.
el-'Aratna heisst eine Gegend auf der Gränze von el-Dahnd und
Jemdma , wo der Sand aufhört und der Boden fest wird. Hierher hatte
sich der Empörer Nagda el-Haraurf mit seinem Anhange aus Bacra
xurückgezogen, wurde aber von den Truppen des Abdallah ben el-Zubeir
eingeholt und bei der nach ihm benannten kleinen Bergkuppe Curein
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BAHREIN UND JEMÄMA.
205
Nag' da getödtet. In el-'Arama sind die fliessenden Wasser 'Awdna,
JBihv, Buleij und im Gebiete der Dhabba el-Schukiik, letztere beiden
von dem Räuber el-Chatim el-'Oklf erwähnt:
Oh wüsste ich doch, ob ich noch eine Nacht verbrächte
auf der Höhe von Buleij, wo Saltim- und Sidr-Biiume stehen?
Und ob ich furchtlos in den Catu-Park hinabstiege,
und ob ich lange mitten unter den Banu Cachr den Morgentrunk nähme?
Und ob ich eines Tags das Girren einer Taube hörte,
die den Tauber ruft in der Spitze grüner Rohrpflanzen?
Und ob ich sähe eines Tags meine Rosse, die ich führte
in Bsät el-Schukiik oder dessen rothem Sande?
Der bedeutendste Wddi von 'Arama, in welchem das Wasser aus
den Thälern desselben zusammenfliesst. hat den Namen 'Aktk Tamra;
'Akik ist gleichbedeutend mit Wddi, und Tamra das grösste an dem-
selben belegene Dorf rechts von el-Furut am Uebergangspunkte von
Jemuma nach Jemen, wo der 'Aridh aufhört und die Sandwüste el-Guz
beginnt; es wird von Banu 'Okeil bewohnt, hat süsses Quellwasser, ist
der Sitz eines Emir und hat einen Minbar oder Pult, wo bei Abhaltung
des Gottesdienstes der Coran vorgelesen wird.
eWIrdh bedeutet allgemein ein WAdi, in welchem sich Quellwasser
findet, wobei Dörfer angelegt sind, und ist der besondere Name des
Wadi, welcher die Landschaft Jemdma von Norden nach Süden durch-
schneidet; er fliesst in der Nähe der Hauptstadt Hagr und an dem
Dorfe XJbddh vorüber, bei welchem das Land gut bestellt ist und so
hohe Palmen stehen, wie man sie sonst nirgends sieht. Hier wurde
die Hauptschlacht gegen den falschen Propheten Museilima geschlagen
und der Ort oder ein Platz daselbst erhielt den Namen „Todesgarten"
von der Menge der dort Gefallenen, unter denen auch Museilima war.
Am unteren Ende des 'Irdh liegt eine Stadt, die mit den sie umgeben-
den Dörfern el-Sufuh genannt wird. — Der ganze Wädi gehörte den
Banu Hanifa, namentlich das Dorf el-Hadddr, wo Museilima geboren
war und zuerst als Prophet auftrat; die beiden Berge el-Abbakdn ragen
über demselben empor. Nach der Unterwerfung durch Chttlid wurden
die Einwohner von Hadddr zu Gefangenen gemacht und d*r Ort den
20G
F. WÜSTENFELD,
Banu el-A'rag von Tamim zugetheilt, welche dort wohnen geblieben
sind. Dieselbe Familie erhielt damals auch den nahe dabei gelegenen
Ort Malhuh mit dem Wasser liida oder RwW, beide von Labid in dem
Verse erwähnt:
Und der Herr von Malhob hat uns durch seinen Tod betrübt,
und bei cl UidiV ist ein anderes grosses Haus (d. i. Grab).
Nämlich in Malhüb starb Auf ben el-Ahwai; ben tia'far ben Kildb und
bei RidtV liegt dessen Bruder Schurcih begraben.
el'Aridh „der qucervorliegendc Berg" ist der Eigenname für den
Berg, welcher sich durch Jemäma hindurchzieht; der westliche Theil,
wo der von Banu (iani bewohnte Vorsprung Tltut bei OdhAch das Ende
bildet, besteht aus steilen Abhängen und dicken Hügeln, im östlichen
Theile sind Wildis, die nach Sonnenaufgang abHiessen. Auf der Nord-
seite, die von Tamim bewohnt wird, bricht er bei dem äussersten zu
.lemama gehörenden Dorfe Com oder Carnein ab, dann setzt sich der
Berg noch einmal fort, bis er an der Sandwüste el-'Guz bei dem Orte
Fiirut ganz aufhört. Eine der hervorragenden Spitzen des Berges heisst
BArik; einige Vertiefungen haben die besonderen Namen el-IIag'aiz, el~
Hamdim, el-Nadfriin uud Mutrik; Schluchten sind BAdha und Nach DhAhik,
durch welche ein Weg führt. Die Wadis cl-Geil und Harim werden
unten erwähnt werden. Im Inneren des 'Aridh liegt der Ort Thckb
d-Adhar.
ef- Waschm oder in der Pluralform el- Wuschilm bezeichnete ursprünglich
ein Gebiet von fünf Dörfern, welche mit einer gemeinschaftlichen Mauer
von Backsteinen umgeben und worin zugleich die Ackerfelder und
Palmcnpttanzungen eingeschlossen waren; es lag von Jemama zwei
Nachtreisen entfernt, war von den Banu 'AYds durch Verheirathung in
den Besitz der Familie Mazjad gekommen und von dieser dicht bevölkert.
In der Folge wurde der Name auf einen grösseren District ausgedehnt,
welcher zu beiden Seiten des Berges 'Äridh liegt und dessen Ortschaften
von dem eigentlichen Waschm nach allen Seiten hin sich auf etwa
eine Nachtreise weit erstrecken.
Der Weg -von el-Nibäg an der Bayra-Mekka Strasse nach Waschm
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BAHREIN UND JEMAMA.
207
führt über el-Carjatän, worunter hier Currän und Malham, die beiden
oben erwähnten Dörfer der 13anu Suheim, verstanden werden, nach
Uscheij oder el-Aschda „kleine Palmen"; nicht weit davon ist die Palmen-
pflanzung Mukaschschaha in einer Biegung des Thaies. Diesen Ort nennt
Zijfid ben Munkids el-'Adawl in den Versen:
Oh wüsste ich doch über die beiden Seiten von Mukaschschaha
und wo bei el-Hinnfia die Burgen erbaut sind,
Ueber el-Aschaa, ob ihre Höhen nicht mehr vorhanden,
und ob eine von ihren Spitzen sich verändert hat!
Wer von el-Nibag über cl-Carjatän herüberkommt, betritt den
District Waschm bei der Station im Wddi el-Facj auf der Nordscite
des Berges 'Aridh; hier wohnte die Familie Suheim, bis sie in dem
Kampfe gegen Museilima, dem sie sich angeschlossen hatte, umkam und
die verlassenen Niederlassungen von den Banu el-'Anbar ben 'Amr ben
Tamim in Besitz genommen wurden ; dazu gehört der oben genannte
Berg MauscMm und in einem Einschnitt dieses Berges, SS MauscMm,
hielten sich eine Zeitlang die Banu Bähila auf. — Auf der Nordseite
zwischen dem 'Aridh und der Wüste el-Dahnä gehört zu Waschm noch
■
der Ort Muhammedija. — Auf der Südseite des 'Aridh gehören dazu
vier grössere Ortschaften. In dem Ilauptorte TharmadA steht die Be-
zirksmoschee, die Banu Suheim hatten hier Palmenpflanzungen und es
wird dort eine besondere Art buntgestreifter Mäntel verfertigt In der
Nähe liegt das Dorf Dsu Badhd mit Palmen an dem Hügel el-Fahdn.
welchen Garir in der Pluralform erwähnt:
Sie sehen am Hügel cl-Fahadüt eine fortziehende Truppe,
können aber einen Schimmel nicht von einem Rappen unterscheiden.
Der zweite Ort ist Schacrd, von den Banu 'Adi von el-Bibäb be-
wohnt; der dritte ist Oscheikir, von Banu 'Okl bewohnt und von dem
Dichter Mudharris ben Rib'i erwähnt:
Fortgezogen aus dem Wädi von Oscheikir sind seine Bewohner
und fortgerissen haben seine Winde den besten Theil der Zelte.
Der vierte Ort ist Abul-Rlsch. — Zu el- Waschm gehört ausserdem noch
das Dorf Ibt, Wohnsitz der Banu Abd el-Keis ben Zeidmenät und das
Dorf Otheifia von Banu Kuleib ben Jarbü' und aus diesen speciell von
208 F. WÜSTENFELD,
dem Dichter Garir und seinen Machkommen bewohnt. Zur Rechten
und Linken des Hauses oder Zeltes des Garir waren zwei Sandflächen,
'GumAna und Rajjti el-'Akir genannt, die er in dem Verse erwähnt :
Oder das Herz wird nicht aufhören beschäftigt zu sein
mit der Liehe zu 'Gumuna und mit Rajja el-'Akir.
So nach der Erklärung seines Urenkels 'Omära ben 'Akil ben Bildl ben
Garir, welcher in Jem&ma das Wasser und die Palmen Ramjatdn besass
und ums J. 230 (Chr. 644) als Dichter sich zu Bacra und Bagdad auf-
hielt; andere wollten mit veränderter Lesart Humilma in den beiden
Namen die Namen seiner Frauen finden.
Am unteren Ende von Waschm liegen die hohen schwarzen Berge
el-Bakardt mit dem Wasser el-Bakra im Besitz der Banu Dhabba;
Garir sagt:
Hat 'Gaww hei Suweica seinen Platz verlassen,
oder die jungen Camele von Bakarat oder Ti'schdr?
Auf der Westseite von Waschm ist das Wasser Hauwd, eine Nieder-
lassung der Dhabba und Okl. — Die Lage der beiden Berge in Waschm
BiMiil mit einer Parkanlage und Tharam wird nicht näher angegeben.
Wenn man den Bezirk Waschm auf der Südseite verlässt, so dass
man den Berg 'Aridh nach Norden hat, so steigt man einen Landstrich
hinan, welcher Carcarö genannt wird, in einem danach benannten Wädi
mit vielen Palmenpflanzungen, Ackerfeldern und Dörfern, wie el-Hazma,
von Banu Cuschcir und Keis ben Tha'laba bewohnt, Caramd, von Schihäb,
Aus und Mu'fiwia aus der Familie Dhdlim vom Stamme Numeir bewohnt,
die hier viele l'almen haben; in einem Spottgedicht auf die Numeir
sagt Garir:
Es werden zu den beiden Einfriedigungen von Carama von mir
einige Reime gelangen, womit ich keinen Tadel beabsichtige.
Von anderen wird Caramd mit el-Ramdda zusammen als Dörfer der
Amrul-Keis ben Zeidmcndt genannt, welche dort das Wasser Buhra
besassen. — Ferner gehören hierher die Dörfer el-'Giwd, el-Atwd am
Berge Schard, Tutlhih, el-Dheik, welches von dem Friedensschlüsse nach
Museilima's Tode ausgeschlossen war, sowie vier feste Burgen, von denen
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BAHREIN UND JEMÄMA. 209
eine die Kinda . eine die Taraim und zwei die Thakif besetzt halten.
Jahja ben Tälib el-Hanefi, ein alter gottesfürchtiger Mann, welcher die
Leute in Jemama im Lesen des CorAn unterrichtete, besass dort am
•Aridh ein Landgut, ober Harra genannt, mit dem Wasser el-Hug'eM;
er hatte von der Regierung die Einkünfte von Carcara gepachtet, trieb
grosse Handelsgeschäfte und war sehr freigebig. In einem Nothjahr,
als die Beduinen nach Carcara zogen, vertheilte er die Pachtsumme und
den Erlös aus seiner Besitzung, die er verkaufte, und wurde dann
Schulden halber flüchtig. In Bagdad und Choräsän verfasste er einige
Gedichte, in denen er seine grosse Sehnsucht nach der Heimath aus-
drückte, und als dem Chalifen eins derselben vorgetragen wurde und
er die Veranlassung dazu erfuhr, wollte er den Verfasser begnadigen
und liess ihn aufsuchen, bekam aber die Nachricht, dass er vor einem
Monate gestorben sei. — Die Gegend Burcat el-Nag'd nennt ein Dichter
in dem Verse:
Die Wohnungen der Su'da bei Burcat el-Nag'd
in Carcara bringen mich beständig zum Weinen.
Das Dorf Sud in Carcara mit Wasser und Palmen wird von Garir
in dem Verse erwähnt:
Auf! begrüsse die Wohnungen in Su'd! sieb,
ich liebe aus Liebe zur Fätima diese Wohnungen.
Wenn man von Su'd nach Hagar in Bahrein will, betritt man
zuerst die unebene Sandfläche Hamal von 'Älig, dann die langen Sand-
streifen, dann el-'Ocad, einen Ort, in dessen Nähe der Weg von Bacra
nach Dharija vorüberführt, dann Hureira, wo das Ende der Sandwüste
ist, dann W&Mf, dann el-MUi seitwärts von Camman, wo in der Heiden-
zeit mehrere Schlachten zwischen den Arabischen Stämmen geschlagen
wurden.
In der Nähe von Carcard auf dem Wege nach el-Nibäg liegt die
Niederlassung 'Acrabä, die zu dem Bezirk des W&di el-'Irdh gehört;
hier lagerte sich Museilima, als er von dem Anzüge des Chälid Nach-
richt erhielt, um ihn hier zu erwarten, weil er sich am besten gedeckt
glaubte, wenn er die getreide- und futterreiche Gegend von Jemäma
Hist.-phil. Classe. XIX. Dd
210 F. WÜST EXFELD,
im Rücken habe. Man ersieht hieraus, welchen Weg C'hdlid mit seinen
Truppen von Medina aus genommen hatte und wie Museilima von hier
nach Hagr zurückgedrängt wurde.
Auf der Westseite von Jemdma und nach Nagd hinein wohnen
die Banu Numeir ben 'Amir; ihr Hauptort in Jemdma ist Odhdch, ein
volkreiches Dorf mit festen Wohngebäuden und ein vielbesuchter Markt-
platz, welcher dcsshalb mit verschiedenen Orten an der Bacra-Mekka
Strasse eine directe Verbindung hat, wie an dem Berge el-'A/dr hin
nach el-Nibdg; an dem Wasser el-Dsanaba vorüber nach Amara; auf
dem Wege el-Farg zwischen Tichfa und dem Berge el-Rigdm nach
Dharija; oder auf der Westseite an den hohen schmalen rothen Berg-
spitzeu Jandcib vier Meilen von Odhdch vorbei nach el-Schureif und
'Gabala; über el-Thurajjä der geradeste Weg nach Medina. Besonders
bekannt ist Odhdch durch die Kochgeschirre aus Steinen, welche in
dem gleichnamigen Berge gebrochen werden; einer dieser Steinbrüche
mit dem besonderen Namen el-'lcdn ist fünf Tage von Hagr entfernt
und dort wohnten auch einige der Ilamfa. — Der Wddi von Odhäch
heisst Na'wdn.
Von dem genannten Wasser el-Schureif hat der ganze von den
Numeir bewohnte Bezirk den Namen, welcher von einigen nicht zu
Jemdma gerechnet und als der gesundeste Theil von Nagd bezeichnet
wird, so da.ss nur die eine Familie von ihnen, Dhdlim ben Rabi'a, im
westlichen Jemdma und zwar in TharmadA, Därat el-Makdmin und am
Wasser el-Warika, welches sich mit dem Wasser TibrAk vereinigt, süd-
östlich von Odhdch im Bezirk el-Waschm ansässig gewesen wäre.
Eine Nachtreise von Odhdch ist das Wasser el-Ordla, ein anderes,
el-Ruseis, führt nach dem Wddi Äkil, dann läuft der Weg durch das
weite Land Haitz, wo die Banu Gani mit den Numeir zusammen wohnen,
am Berge Suwdg hin nach Dharija hinüber.
Der Wddi Dsu Bihur entsteht aus dem Zusammenfluss mehrerer
Bäche im Gebiete der Banu 'Amr ben Kildb, wendet sich nach Süd-
osten, erhält dann den Namen el- Tasrtr und bildet die Gränze zwischen
Schureif, dem Wohnsitze der Numeir, und zwischen Scharaf und 'Gabala,
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BAHREIN UND JEMÄMA. 211
den Wohnsitzen der Kiläb und Tamim, also auch die Gränze zwischen
Jemdma und Nagd ; die Strecke im Gebiet der Numeir heisst auch Thinj
„die Krümmung" der Numeir und darin liegt der Berg eUGirjaf mit
dem Wasser el-Girja/a. el-Schureif durchschneidet der Berg Thahldn,
der zwei Nachtreisen lang ist, an ihm läuft der Wadi Kulub hin, an
welchem die Numeir das Wasser el-'Oweinid und die Niederlassung
Ddrat Mihfan besitzen; auf der anderen Seite des Thahlfin liegt ihre
Niederlassung Ddrat el-Caltein. — Bei dem Marktflecken Hudhajjän in
Schureif haben die Numeir Ackerfelder, die besonders mit Weizen und
Gerste bestellt werden; dahinter liegt 'Okkdsch, ein Wasser, an welchem
Palmen stehen und Burgen erbaut sind. — Au dem Wadi ebCharg in
der Nähe der Bacra-Mekka Strasse, in einer der besten Gegenden von
Jemdma, liegen mehrere von den Numeir bewohnte Dörfer, wie Maros,
Masfala, Malät und Malhä.
Der Wadi el-Gcil hat seinen Namen von einem grossen Dorfe
zwischen zwei Bergen im Innern des 'Äridh. wo er entspringt; als
Ilauptsitz der 'Gada hat das Dorf einen Minbar ; der Wädi, an dessen
oberem Ende auch einige Cuscheir wohnen , und der ganz mit Palmen
bewachsen ist, ergiesst sich nach einem Laufe von einer Tag- und Nacht-
reise oder sieben bis acht Parasangen in den Falag. — In dem Verse
des Muchabbal el-Sa'di:
Verlassen ist el-'Ifdh nach mir von Snleima, dann sein Hü'il,
dann der Thalgrund des 'Irtiin, sein Park und alles übrige.
sind 'Irdh und Hall die beiden bekannten Wädis, 'Indn ein dritter, der
an seinem oberen Theile von Ga'da, am unteren von Cuscheir bewohnt
wird. Ausserdem wird als Wohnsitz der Ga'da nur noch das Dorf
el-piddra erwähnt, während die Cuscheir sich weiter ausgebreitet und
mehr Niederlassungen in Besitz genommen haben. Dahin gehören der
Berg Sdca in der Nähe des Wadi Hall bei el-Marrüt, der Berg Udkia
und die beiden Berge Lihjd 'Gamal. Der Berg el-Reith mit einem Orte
wo ein Minbar steht, liegt am Wege von Hdil nach el-Marrüt zwischen
Mara und el-Falag; Mara, welches von Dsdt Gisl am Wege nach el-
Nibäg eine Tagereise entfernt ist, wurde von Chdlid nach Museiiimas
Dd2
212 F. WÜSTENFELD,
Tode nicht in den Friedensvertrag aufgenommen, sondern die Einwohner
zu Gefangenen gemacht und der Ort von Banu Amrulkeis ben Zeid-
menat ben Tamlm in Besitz genommen, welche die Umgegend wieder
anbauten.
In el-Reib, einer Gegend am Zusammenfluss der beiden Wachs
Dsakdman, sind Dörfer und Ackerfelder der Cuscheir. Die Senkung
Nucr ist eine von einem Sandaufwurf umgebene Vertiefung mitten in
einer gefährlichen queer Ober den Weg ausgedehnten Sandfläche drei
Nächte von Hagr entfernt nach 'Gurdd zu bei el-Marrüt; einen Tag
jenseits Nucr am Wfidi Hall ist das Wasser Schdab'ab, wo der Dichter
el-Cimma ben Abdallah von Cuscheir lebte. — Die Gegend Chanfas,
welche noch zum Verwaltungsbezirke von Jemäma gerechnet wird, liegt
sieben bis acht Tage von Hagr nach Nordwest nahe bei Chazdld und
Mureifik zwischen Gurdd und DsuLTuläh seitwärts von Himd Dharija.
— Am Berge Ahwd vier Nächte von Hagr haben die Cuscheir Wasser
und Wiesengrund. — Carn das letzte Dorf von Jemdma im Süden von
Falag von Banu Cuscheir bewohnt mit Palmen und Bäumen, gehört
nicht mehr in den Bereich des 'Äridh Gebirges.
Falag „ein Graben mit fliessendem Wasser" oder „Fluss", war
der Eigenname der Hauptstadt der verbrüderten Stämme Ga'da und
Cuscheir, der Söhne des Ka'b ben Rabi'a, welcher dann auf ein ganzes
Gebiet ausgedehnt wurde, das zu Jemäma gehört, sich in einem Kreise
von vier Parasangen im Durchmesser jenseits el-Mag'Aza vom Berge el-
'Äridh nach Sonnenaufgang zu ausbreitet und, da alle Wddis dieses
Berges ihre Bichtung dahin nehmen und sich in einem grossen Fluss-
bett vereinigen, den Namen Falag el-Afiäg' „der Fluss der Flüsse" d. i.
der Hauptfluss erhalten hat. Die einzelnen Zuflüsse mit den an ihnen
liegenden Ländereien sind durch besondere Namen unterschieden, wie
der Falag el-Chattäm mit vielen Ackerfeldern und Bäumen aber ohne
Palmen, el-Zurnäk, Harm, Ukma mit vielen Palmen und einem Minbar,
ein besuchter Marktplatz, el-Schatbat&n nördlich von Ukma, von Banu
el-Harisch ben Ka'b bewohnt in dem Verse des Labid ben 'Otärid:
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BAHREIN UND JEMÄMA. 21S
Lang war meine Nacht in den beiden Ithmüi
bis el-Schatbatän, bis Nathra.
Auf ein Treffen, welches in dieser Gegend stattfand, spielt el-Cuheif
ben Humnjjir el-'Okeilf an:
Fraget Falag' el-Afläg' über uns und über euch
und Ukma, als seine Mitte Ton Blut floss;
Am Morgen, als, wenn wir gewollt, wir eure Frauen gefangen genommen hätten,
aber wir verziehen ehrenvoll und grossmüthig.
Nach einer anderen Recension lautet der erste Vers :
Fraget das 'Äditische Falag' über uns und über euch,
als seine Sturzbäche von Blut flössen,
nach den Ureinwohnern 'Äd, die hier gewohnt haben sollen. — Ein
anderer Dichter sagt:
Wir Banu 'Ga'da, die Herren von Falag',
schlugen mit dem blanken Scbwerdt und hofften auf Freude.
Der Dichter Tufeil el-Ganawi sagt:
Ihre (der Wolke) rechte Seite hängt über el-Aflag'
und ihre linke steigt die Höhen von Samsam hinan.
Der äusserstc Ort von Jemama im Osten nahe bei der Wüste von
Jabrin ist el-Bajadh. Das Dorf Jabrin, nach welchem die Wüste benannt
ist, bildet mit el-Ahsd und Jem&ma ein fast gleichschenkliges Dreieck,
indem jeder Ort von dem anderen nach Jäcüt zwei, nach Abulfidä* drei
Tagereisen entfernt ist, und zwar liegt Jemama nach Westen, el-Ahsä
nach Osten und Jabrin von beiden mit einer geringen Abweichung nach
Süden. Auf dem nächsten Gebiete, welches einen salzigen Boden hat,
aber mit sehr vielen Palmen bewachsen ist, finden sich zwei süsse
Quellen, die etwas mehr als eine halbe Tagereise von einander entfernt
sind. Die Gegend ist in hohem Grade ungesund und die Einwohner,
welche zu den Sa'd ben Zeidmenät in Bahrein gehören, behaupten, dass,
wer von den dortigen Datteln esse und von dem Wasser trinke und
im Schatten schlafe, unfehlbar das Fieber bekomme; die Datteln sind
übrigens von der besseren Sorte Barni. — Die weitere Umgebung ist
eine vegetationslose Sandwüste, welche auf der Nordseite von Jemäma
und Bahrein durch den Berg RAm geschieden wird, in welchem Mühl-
214 F. WÜST EN FELD,
steine gebrochen werden. Hinter Jabrin laufen die unzugänglichen
4
Wadis Hdmir und el-Hiisch hin; letzterer ist nach Vertilgung der 'Aditen
der Aufenthaltsort von Dämonen geworden, nach deren Hengsten die
Hüschia Caraele benannt sind. — Auf der Südseite geht die Wüste
Jabrin in die Wüste el-'Guz und dann in die noch grössere el-Ahkäf
über, welclie zwei Monatsreisen weit bis an die Küste des Indischen
Oceans bei el-Schihr zwischen Hadhramaut und Mahra hinan reicht.
Von Bahrein, 'Oman und Jabrin führen directe Landwege nach
Mekka, welche in Nachla cl-jemänia zwei Tage von Mekka zusammen-
treffen. Besondere Reiserouten werden hierüber nicht angegeben, sondern
nur sehr unbestimmt einzelne Orte genannt, welche auf diesen Strecken
liegen. An der Strasse von Hagr nach Mekka im Gebiete der Cureit
ben 'Abd ist Rähic eine vulkanische Gegend mit den kleinen Hügeln
Nal Rähif, nach welchen die Richtung des Weges bemessen wird ; nicht
weit davon folgt dann das Wasser Gafr el-Bar. Tuleil ist ein Berg,
Schureib eine Stadt zwischen Mekka und Bahrein, Chaiica ein Wasser
an der Strasse von Jemäma nach Mekka, an welchem Banu 'Aglän
wohnen. Diesen beschwerlichen und gefahrvollen Reisen durch die
Sandwüsten wurde und wird noch jetzt von den Pilgern der Seeweg
um ganz Arabien herum nach Gidda vorgezogen, oder sie suchen auf
Umwegen die Bacra- Mekka Strasse zu erreichen.
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BAHREIN UND JEMÄMA.
Alphabetisches Ortsverzeichniss.
*ßA el-Ara 178. 184
ß\ Afdz 182
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cg^l Ahwa 212
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Sjb Ddrat Ahwa 181
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»-Ui Bathd 197
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Ölji Barfica 204
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«£»Lö jo^ Burcat Ddhik 204
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iUU-JI iüji Burcat el-Jemäma 204
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MÜ^jj Bureik 204
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o»j<JI el-Bakardt 208
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Bulbul 208
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jü^Lj Ballika 187
Buleij 205
o'"^ Banban 196
Büdha 206
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***J1 el-Beidha 194
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Tibrdk 210
ßr^\ el-Tasrir 210
JJujü Ti'schdr 208
Ta'schar 202
Tuleil 214
f>i Tamra 205
P!y Tu&m 176
Tüdhih 208
SL» Thdfc 185
Thabra 190
Tharam 208
Tharmadd 185.207.210
«ijjäÜl el-Thurajjfi Ä10
jAj'il Thacb el-Adbar 206
dftf Thinj 211
ü*** Thahlän 211
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HAHREIN UNI) JEMAMA.
217
iüU> Gumana 208
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Hist.-Phil. Classe. XIX.
Huwdr 181
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el-Charg 184. 194. 211
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TL,j*J.\ el-Chidhrima 202
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UND JEMÄMA.
JujL Tureif 196
K^kh Tagga 191
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K** Dhabja 203
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o^l el-'Irdh 200. 205
gJU* 'Asalla'g 176
.3 Dsul-'Oschar 181
KjLLc 'Atäla 180
,U«Jt el-'Afar 210
jjuJI el-'Akid 192
OüuJI el- Ocad 209
'Acraba 209
jJhü el-'Okeir 182
SjAbJI el-'Okeira 182
gy vjLjie 'Akik Tamra 205
'Okkilsch 211
Amaja 194. 204
el-'Uncul 187
tUUal! el-'Anca 194
Ee2
220
F. WÜSTEN FELD,
*SJ* Onak 196
*V 'Owdna 205
el-üweinid 211
DUe 'Ajjan 201
0\*umi\ el-I^dn 21 ü
cV^I el-*Ain 179
^ ^ 'Ain beni Ubeir 1 8 1
GLuc 'Ainän 176
KjUII el-Gfiba 196
»tjJklt el-Gabrd 200
yül el-üarr 181
iüljJ» el-Gurdba 20(1
v> Gurrab 190
vjykii el-Garaf 194
UuJü\ el-Girjaf 2 1 1
a»j.jüJ el-Girjafa 2 1 1
* o13 Dsdt Gisl 2 1 1
JjiU GulgOl 194
ijfX el-Gi\ra 200
J,* Gaul 194
v>-uul el-Geil 206
0g Jl 3li Faw el-Rajjdn 1 9 1
-jiil el-Farfc 21 o
Wji Farda 18!»
\*Ojäjl el-Furdba 177
Jb^S el-Furut 2 0 5. 206
i>sl<j4 Firjadb 1 sr»
'***iai Futeima 170
^ytaJ! el-Facj 207
el-Falg 175
^Jj Falag 212
»Ocptfl el-Fahda 207
0L*i Feihdu 193
ua*i Feidh 175
jSyi Dsu C&r 201
J-^l crtjl Cdr&t el-Hubal 201
Ca' 196
i^LsJl el-Cfi'a 185
£fi (W 196
cLä Gubdh 197
**S Kiba 176
olÄäJt el-Kidsdf 195
Curfih 182
jfyi Gardkir 203
0tjä C'urrän 203. 207
^lj*JI el-Gardin 202
skjR el-C'ar'a 191
jf£j5 Garcara 208
Ly Caramd 208
Garn 206. 212
üyy ('arnein 206
O^jt-'l el-('arjatdn 203. 207
o=y Gurein Nagda 204
el-C'arina 190
Uö Gasd 195
oL^-si!| el-Casdmfjdt 187
Jü& ('atar 183
wAablA el-( atif 1 8 1
Dv^' »>(-> Ddrat el-Caltein 2 1 l
xmJjü! el-( uleia 170
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BAHREIN UND JEMÄMA
221
La
JOS
Land 192
Caww 183
Cawwan 195
Kddhima 1 87
Katib 176
el Kathib 176. 201
Kudad 186
Kildwatdn 18S
Kulub 2 1 1
el-Kalb 199
Kanabdt 177
Laban 200
Li] ij ü tramal 2 1 1
Laydf 1 9 1
Lu'bÄ 170. 182
el-Liwd 187
Mathcab 186
el-Magäza 204. 212
Magdal 186
el-Muharraca 200
Darat Mihyan 2 1 1
Nähr Muhallim 1 7 5. 1 70
el-Mardjidh 189
el-Mirddhdn 189
el-Marza 176
Maras 2 1 1
el-Marrdt 211
Mara 211
Mureidä 177
el-Mureira 2u3
3«
Um
crLXl! g^b
JuiSl
Mureink 212
el-Muzeira'a 177
Masfala 2 1 1
el-Muschaccar 176. 179
Mutali' 1S6
Mutrik 206
el-Matla' 176
Mi'a 209
Mu'abbir 194
Ma'lat 21 1
el-Macad 192
el-Macaxr 187
Ddrat el-Makämin 210
Mukaschschaha 207
Mulg 185
Mal] nl 21 1
Malhüb 206
Malham 203. 207
Manfuha 200
Munik 201
el-Munkadir 186
Mauschdm 203. 207
Dsul-Nar 177
el-Nibfig 206
Nabtd 176
el-Kabdk 181
Nathra 213
Na'gla 177
Nagwa 177
Nisdh 202
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222
F. WÜSTENFELD, BAHREIN UND JEMÄMA.
ÜI 3i Dsul-NusiV 202
phi Natd' 180. 1S5
rJLü! cl-Nadhim 206
Nal Rahi? 211
0(yü Na'wan 210
«**U> ^ Nacb Dhdhik 207
yü Nucr 212
i^iuJI el-Nakira 189
**aJ1 el-Nakija 177
Ui Nuhd 177
Wahif 209
.UJ, Wasit 186
X^t, W&lifca 20 o
jJI, Wdlig 181
»» el-Witr 200
*4>J! el-Waschm 206
Ö^l el-Warika 210
X^l cl-Warfa 192
UkJ>J» cl-Wakaf 193
o5*J, Walgün 196
jf* Ha6gar 175. 178
jl*|Jt el-Hadddr 205
0ap Hidn 196
Hureira 209
el-Hazma 208
Vi,* Jabrin 193. 213
v/ä Jatrab 204
v«*U» Jand^ib 210
xt^u Jausü'a 193.
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Die Quantitätsverschiedenheiten in den Samhitä- und
Pada- Texten der Veden.
Von
Theodor Benfey.
Erste Abhandlung.
Vorliegt in der 8iUung der Königl. Ocellicbaft der Wi«*nsoh»ften Ton 2. Mai 1874.
L
J)ic Abhandlungen , in denen der Verf. die Quantitfitsverschieden-
heiten zwischen den uns überlieferten Samhitä- und Pada- Texten
der Veden zu besprechen beabsichtigt, werden vorzugsweise aus Ver-
zeichnissen der Wörter, Bildungselemente und Stellen bestehen, in denen
diese Verschiedenheiten hervortreten ; doch geben eben diese Verschieden-
heiten zu manchen Erwägungen Veranlassung, von denen einige auch
schon bei dem jetzigen Stande der Vedeuforschung fähig sind, in Be-
tracht gezogen zu werden und desshalb zu verdienen schienen, theils
in einzelnen , den Verzeichnissen beigefügten Bemerkungen , theils am
Schluss der Abhandlungen in einer Zusammenfassung der sicheren, oder
grössere Wahrscheinlichkeit darbietenden, Resultate mehr oder weniger
ausführlich behandelt zu werden.
In beiden Beziehungen, sowohl in Betreff der Verzeichnisse, als
der Bemerkungen, die sich daran schliessen werden, hat der Verf. theil-
weis schon Vorgänger, denen er sich zü grossem Danke verpflichtet
fühlt. Die Arbeiten, welche er vorzugsweise dazu benutzt hat, sind die
trefflichen Ausgaben der Prätiväkhya's , welche, in Betreff des Iiigveda,
Ad. Regnier und M. Müller, in Betreff der Viljasaneyi- Samhitä, Albr.
Weber, der Taittiriya-Samhitd und des Atharvaveda, William D. Whitney
geliefert haben.
Ausserdem war dem Vcrf durch die ausserordentliche Güte seines
224 TH. BENFEY,
geehrten Freundes , des Professors Max Maller , möglich gemacht , in
Bezug auf den Rigveda nicht bloss die positive, sondern auch die nega-
tive Seite dieser Aufgabe mit Leichtigkeit und vollständig in Betracht
ziehen zu können , d. h. nicht bloss die Fälle , wo die Sawthitd- und
Pada-Texte in der Quantität der hiehcr gehörigen Wörter von einander
abweichen , sondern auch wo sie mit einander übereinstimmen. Mein
geehrter Freund hat mir nämlich schon während des Druckes den von
ihm herausgegeben Index zum Pada des Rigveda in einzelnen Bogen
zugesandt und meine Arbeiten auf dem Gebiete der Grammatik der ve-
dischen Sprache dadurch auf eine Weise gefördert, für welche ich ihm
nicht genug zu danken vermag.
Diese vorzugsweise benutzten Arbeiten werden durch folgende Ab-
kürzungen angedeutet:
R -Pr. bezeichnet das Rigveda - Prdticdkhya und zwar gewöhnlich
nach der Ausgabe von M. Müller citirt; die Zahlen sind die der Regeln.
V.-Pr. bezeichnet das Väjasaneyi - Prdticdkhya nach Weber s Aus-
gabe in den Indischen Studien IS 57.
T.-Pr. das Prdticdkhya zu der Taittiriya-Samhitd;
Ath.-Pr. das zum Atharvaveda:
heide nach Whitney's Ausgaben.
Rv. ist = Rigveda
Sv. — Sämaveda
VS. = Vdjasaneyi - Samhitd
TS. = Taittiriya-Samhitd
Ath. = Atharvaveda.
Da unzähligemal anzugeben war. auf die wie vielte Silbe eines
Stollens (Päda) eine Quantitätverschiedenheit fällt, so waren auch hier
abgekürzte Angaben nothwendig; sie sind zwar ohne weiteres leicht ver-
ständlich ; doch mögen auch sie hier erwähnt werden.
(6 in 8) bedeutet; *in der 6. Silbe eines achtsilbigen Stollens'; eben
so (5 in 2) 'in der 5. eines elfsilbigen' u. s. w.
(2) bedeutet 'in der 2. Silbe irgend eines Stollens; ebenso (3) in
der dritten.
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QUANTITÄTS VERSCHIEDENHEITEN IN D.SA.MHIT.\-U. PADA-TEXTEN etc. 22!»
Da endlich Oberaus häufig ein Stollen anders zu lesen ist , als er
in dem Samhitä-Text geschrieben oder gedruckt erscheint, dieser aber,
als die diplomatische Grundlage der Vedenforschung . stets anzuführen
ist, so ist die Art wie er zu lesen ist, durch 'z. 1* bezeichnet.
U
Die Quantitätsverschiedenheiten, durch welche sich die Sawhita-
und Pada-Texte unterscheiden, betreffen nur die Vokale a, i, u; speciell
sind, nach der Lehre des Rigveda-Prätiräkhya nur diese dehnungsfällig
(R.-Pr. 433 vgl. 47); dasselbe gilt auch von den übrigen Veden.
Diese Dehnung wird im R.-Pr. (434; 436), nicht aber in denen
der anderen Veden, Pluti genannt; sie ist aber nicht, wie die sonst durch
Pluti entstandenen Dehnungen dreizeitig (vgl. R.-Pr. 32 und Whitney
zu Ath.-Pr. I. 105).
III.
Die in der Samhitä bezüglich der Quantität vom Pada-Text ab-
weichenden Vokale werden ferner im R.-Pr. 61; 433 s&mava$a genannt,
d. h. als Mittel betrachtet, um Mängel im Metrum auszugleichen. Die
umfassendste Categorie der hieher gehörigen Fälle, welche unter XIII
besprochen werden soll, bringt dieses Pratieäkhya speciell in Verbindung
mit bestimmten Stellen, welche die betreffenden Vokale, oder vielmehr
Silben, im Metrum einnehmen, d. h. erklärt die in ihnen hervortretenden
Dehnungen aus der Stelle des Metrums, in welcher sie erscheinen, und
zwar im Wesentlichen mit vollem Recht.
Die übrigen Präticakhya's kennen weder diesen Namen, noch deuten
sie diesen Grund der Entstehung, der Quantitätsverschiedenheiten an;
eben so wenig die specielle Verbindung jener Hauptcategorie derselben
mit bestimmten Stellen des Metrums, obgleich die Veden, zu denen sie
gehören, in den Dehnungen selbst fast ausnahmslos mit dem Rigveda
übereinstimmen.
Die Prdticdkhya's des Atharvaveda und der Väjasaneyi-Samhita
geben nämlich nur nach äusseren Kennzeichen an, welche Wörter des
Hist-phU. Classc. XIX Ff
226 TU. BENFEY.
Pada- Textes in der Samhitä bezüglich ihrer Quantität zu ändern sind
und wo diess Statt findet; das Prätiyäkhya der Taittiriya -Samhitä um-
gekehrt, welche Wörter der Samhitä in Bezug auf die Quantität im Pada-
Texte zu ändern sind. Es kömmt diess in praktischer Beziehung zwar
wesentlich auf dasselbe hernus , doch entspricht das letztere Verfahren
dem geschichtlichen Verhältniss des Pada - Textes zu dem der Samhitä.
während die andern Pratiräkhya's dieses gewissermassen auf den Kopf
gestellt haben.
Schon dieser Mangel jeder Spur einer metrischen Begründung dieser
Verschiedenheiten in diesen letzteren Präticäfchya's führt auf die Ver-
muthung, dass das des Rigveda -j- von welchem es in Folge seiner tiefen
und umfassenden Behandlung der Aufgabe der Präticdkhya's schon über-
haupt höchst wahrscheinlich ist, dass es verhältnissmässig spät zu der
Gestalt abgeschlossen ward, in welcher es auf uns gelangt ist — in seiner
generellen Auffassung dieser Verschiedenheiten eine ziemlich junge
Entdeckung ausspricht.
Wenn gleich wir nicht beabsichtigen dem Umstände, dass sich in
den übrigen Praticäkhya's keine Spur dieser Auffassung zeigt, allein ein
besonderes Gewicht für die Begründung dieser Vermuthung einzuräumen —
denn wer kennt nicht die Misslichkeit und geringe Beweiskraft eines
bloss a silontio entlehnten Arguments — so lässt sich doch nicht ver-
kennen, dass, wo noch andre hinzutreten, auch er einen iiöheren Werth
erhält. In dieser Beziehung verdient auf jeden Fall beachtet zu werden,
dass auch Pämni , wo er Dehnungen erwähnt, welche in der Samhitä
der Veden erscheinen — wie VI. 3. 126 {ashtd-padi, im Pada oshü-p°),
128 [viftä vasu, Pada viftä-v0) ; 131 {snmd-wnt, Pada somä-ifi] ; 133 (z.B.
tä, Pada tu ; bharatä, Pada bharatä , urushj/A, Pada urushtfä) ; 131 [i. B.
abk(, Pada abhi) ; 135 (z. B, rühmt , Pada vidmä) ; 136 {evd, Pada evä);
138 [pürusha, Pada pur0) — keine Spur einer Kenntniss der Auffassung
des R.-Pr. zeigt. — Freilich ist auch dieses silentium nichts weniger
als entscheidend. Denn unter den vedischen Dehnungen , welche Pdn.
erwähnt, kommen auch solche vor, welche nicht bloss in den Samhitä-,
sondern auch in den Pada-Texten Platz finden , so VI. 3, \ll-citlka für
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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN IN D. SAJfHITÄ- U. PADA-TEXTEN etc. 227
gewöhnliches - citika (vgl. z.B. tri-cittka TS. V.O. 10. 2), 129 vifvonara,
130 vifvämitra, 132 oshadhlbhis (vgl. für diese drei den M. Müller'schen
Index des Rigveda-Pada), so dass man erkennt, dass Pän. die Differenzen
zwischen dem Samhitd- und Pada-Text gar nicht im Auge hat, sondern
die zwischen den vedischen und den eigentlich grammatischen Formen,
wobei jene nur ganz äusserlich und in jeder Beziehung ungenügend
unter Categorien gebracht werden. Dieses geschieht ungefähr in ähn-
licher Weise, wie in den Prdticdkhya's zu der VS., TS. und dem Ath.
und es lässt sich vermuthen, dass die Darstellung dieser Prdtiväkhya's
sowohl, als Pawini's, bedeutend gewonnen haben würde, wenn sie auf
die Auffassung dieser Quantitätsverschiedenheiten im R.-Pr. Rücksicht
genommen hätten, oder hätten nehmen können.
Entscheidender für die Vermuthung, dass die Entdeckung des Zu-
sammenhangs dieser Diffenzen mit dem Metrum erst nach Abschluss
des Pdnini und der übrigen PrfUic. (ausser dem des Rigv.) eingetreten
sei, spricht ein Umstand, welcher in der 2. Abhandlung der «Einleitung
in die Grammatik der vedischen Sprache' und bei Behandlung der Ve-
denraetrik hervortreten wird. Dort wird sich nämlich ergeben, dass
sich vor der Zeit der Diaskeuase unter denjenigen, welche die vedischen
Lieder vortrugen , eine Vortragsweise derselben gebildet hatte , durch
welche das Metrum vollständig verdunkelt und der Context nicht selten
verunstaltet ward. In Folge davon sind die Inder nie zu einer voll-
ständigen Erkenntniss des vedischen Versbaues gelangt, und wir dürfen
daraus folgern, dass das, was sie davon richtig erkannten, erst nach und
nach gewonnen ward, die Erkenntniss des Einflusses aber, den das Me-
trum nicht selten auf die grammatische Wortform geübt hat, sicherlich
am wenigsten zu den ersten Resultaten ihrer Vedenforschung gehört
haben dürfte.
Doch auch dieser Umstand bietet keine einigerraassen zuverlässige
Grundlage für die Annahme des verhältnissmässig späten Abschlusses
des R.-Pr. und speciell der späten Entdeckung des Verhältnisses dieser
Quantitätsverschiedenheiten zu dem Metrum.
Glücklicherweise aber sind uns Angaben über einen einzelnen Fall
Ff*
228
TH. BENFEY.
bewahrt, welche es über allen Zweifel erheben , dass der Abschluss des
lt.-Pr. zu der Gestalt . in welcher es uns vorliegt . erst ziemlich lange
nach Pämni Statt gefunden hat.
Kigveda VIII. 2, 3 lautet nämlich der 2. Stollen :
Bezüglich des auslautenden f in sarasf bemerkt nun Kdtydyana im
3. Värttika zu Pdn. VII. 1. 39 (Ausg. von Böhtlingk, T. II p. 311),
dass es für i stehe: sarasi stehe für gewöhnliches sarasi d. h. es sei
der Locativ Singularis von saras, in welchem statt der Locativendung t
vedisch i eingetreten sei.
In dein Mahubhdshya von Patanjali wird zu dieser Stelle des Pdnini
dieses Vdrtt. ohne jegliche Bemerkung wiederholt (Mahdbh. ed. Benares
1872. Abthlg. V. p. 66», Z. 3. 4.)
Dagegen wird in demselben Mahdbhdshya zu Pan. I. 1, 19.
(Mahdbh. ed. Ballantyne p. 385 ff. = ed. Benares Abthg. I. p. S2*)
sarasf nicht als Locativ von sdras (d. h. wie bei Kdtydyana für särasi)
gefasst. sondern als Locativ Sing, eines Themas sarasf. ganz in Analogie
mit dem vedischen Locativ gaurf von dem ebenfalls gleichlautenden
Thema gaurf.
Diese selbe Auffassung erscheint aber deutlich auch in R.-Pr. 7 3.
wo sarasf ebenfalls mit gaurf und ausserdem mit den in gleicher Weise
zu Pd*. I. I, 19 gehörigen camtT (Locativ vou camu). tanü* (Loa von
tand) und vtdi (Ix>c. von vidi) zusammengestellt wird. Auch beruht auf
ihr die Pada- Schreibweise dieses Wortes; indem ndmlich auch diese
sarasf mit langem / ist, während, wenn die Pada - Verfertiger
Kdty&yana's Auffassung gehabt hätten , sarasi mit kurzem i hätte ge-
schrieben werden müssen; und dieses hätte hier um so unbedenklicher
geschehen können . da die Auslaut - Silbe , in welcher dieser Vokal er-
scheint, die 8. eines 1 1 silbigen Stollens ist, welche nach der allgemeinen
Regel des JL-Pr. in der Samhitd gedehnt werden muss.
Es ist nun aber nicht dem geringsten Zweifel zu unterwerfen, dass
der Kdtydyana, dessen Vdrttika's einen der tiefsten Kenner der Veden
QU ANT1TÄTS VERSCHIEDENHEITEN IN D. SAJtfHITÄ- ü. P ADA -TEXTEN etc. 229
und des Sanskrits überhaupt bekunden — vollends wenn er wirklich
mit dem gleichnamigen Verfasser des V.-Prdtic. identisch ist — seine
Auffassung dieses t in sarast nicht mit solcher Sicherheit vorgetragen
haben würde, wenn jene andre schon zu seiner Zeit in einem Tractat
gelehrt gewesen wäre, welcher in so enger Beziehung zu dem Rigveda
steht, wie das R.-Pr., und ein Pada-Text sarasi ebenfalls geboten hätte.
Er würde diess sicher um so weniger gethan haben, da seine Auffassung,
wie diess auch vom Verfasser des Vivarana zum Mahäbh. bemerkt wird
(ed. Ballantyne p. 3S6), zugleich einen sehr unregelmässigen Accent-
wechsel voraussetzt, indem nämlich sdras im Ix>cativ sarasi proparoxytonirt
ist, sarasi' dagegen im Rv. oxytonirt erscheint.
Wir dürfen also mit völliger Entschiedenheit behaupten, dass diese
Auffassung des t in sarast dem Verf. der Vdrttika's noch nicht bekannt
war, also der Abschluss des R.-Pr. noch nicht vor dessen Zeit, und dem-
gemäss noch viel weniger vor der des Pauini Statt gefunden haben konnte.
Diese Erklärung von sarast' konnte demnach erst in der Zeit
zwischen Kdtydyana und Patanjali oder gar erst von Patanjali selbst
aufgestellt sein. Letztre Frage will ich hier nicht näher diskutiren,
kann aber nicht bergen, dass der Umstand, dass Patanjali für seine Er-
klärung sich auf einen Sprachgebrauch im Dekhan (Dakshindpatha) be-
ruft, wonach das Thema sarast hier 'grosse Teiche' (mahdnti saränsi)
bezeichne, mir sehr wahrscheinlich macht, dass er zuerst diese Erklärung
gegeben hat; ist diese Vermuthung richtig, dann ist diese Deutung der
Form erst aus dem Mahäbhdshya in das R.-Pr. hinübergenommen und
dieses erst nach Patanjali's Zeit — d. h. etwa nach dem 2. Jhdt. vor unsrer
Zeitrechnung — zu der uns überlieferten Gestalt abgeschlossen.
Hat aber Pdnini das R.-Pr. nicht in dieser Gestalt gekannt, so er-
hält auch die oben ausgesprochene Vermuthung, dass weder die übrigen
Prdtirdkhya's , noch Pdnini die Auffassung dieser Quantitätsverschieden-
heiten kannten, welche uns im R.-Pr. entgegentritt, keinen geringen
Zuwachs an Wahrscheinlichkeit und ich wage fast mit Bestimmtheit
zu behaupten . dass so bald der oben angedeutete Beweis für die Ver-
dunkelung der Vedenmetra und ihre späte und ungenügende Erforschung
230 TH. BENFE Y.
erbracht sein wird, wohl Niemand an der Richtigkeit dieser Vermuthutg
zweifeln wird.
Beiläufig will ich nicht unbemerkt lassen, dass ich zwar nicht ver-
kenne, dass der eben gegebene Nachweis benutzt werden kann, um Gold-
stücker's Ansicht zu stützen, wonach die Prätieakhya's überhaupt jünger
als Panini seien; allein, wenn man das vergleicht, was ich über die
Präticäkhya's in den GgA. 1858 S. 1603 ff. und 1859 S. 1011 ff. be-
merkt habe und bald näher auszuführen gedenke, wird man finden, dass
weder Goldstücker's Discussion noch der hier besprochene Fall zu so
weit gehenden Schlüssen berechtigen.
IV.
Was nun die Annahme eines Zusammenhangs dieser Quantitätsver-
schiedenheiten mit dem Metrum betrifft, so ist sie, wie schon bemerkt,
im Allgemeinen richtig. Es sprechen für ihre Richtigkeit, wenigstens
in der weit überwiegenden Mehrheit der Fälle, mehrere Momente, unter
denen ich nur folgende hervorheben will.
I. Die überwiegende Anzahl der Längen in der Sarohitä statt ent-
sprechender Kürzen im Pada erscheint in solchen Stellen, in denen das
Metrum eine lange Silbe
1 . nothwendig macht und auch — mit verhältnismässig seltenen Aus-
nahmen — wirklich zeigt. Der Art ist die O.Silbe in 8 silbigen Stollen,
da diese in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle mit einem Di-
e
iambus (v — v — ) schliessen; ferner die 10. in einem 12. oder 11 silbigen
io
Stollen, da jene ebenfalls vorzugsweise auf einen Diiambus (w — v — ),
diese auf einen Bacchius (« ), oder catalaktischen Jambus (v—p)
schliessen
2. oder fast nothwendig. indem das Metrum Rhythmen bevorzugt,
in denen die Länge der betreffenden Silbe nothwendig ist
Der Art sind:
a.. Die Dehnungen in der 8. Silbe 11. oder 12-silbiger Stollen,
indem hier die 5. bis einschliesslich 8. Silbe (d. h. der 2. Fuss) der-
selben vorzugsweise durch einen Cboriarab Jonicus a minore
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gUANTITATS VERSCHIEDENHEITEN IN D. S A AfHITÄ- U . PÄD A- TEXTEN etc. 231
5 8 8 8,. 08
(«Ii ), Paeon quartus {vw— ), Epitritus secundus ( — v ), Diiambus
18.. . S 8
Epitritus pnmus (v ) gebildet wird (vgl. 'Leber die indo-
germ. End. des Gen. Sing, ians u. s. w.' in den 'Abhandlungen. Bd.
XIX hist.-phil. Cl. S. 17—19), in denen, wie das Schema zeigt, die 8.
Silbe lang sein muss,
b. , in denselben Stollen die Dehnungen der 5. Silbe wegen der
eben erwähnten Häufigkeit des Choriambus (— vv-) und Epitritus se-
cundus (— v ), als 2. Fusses,
c. in denselben Stollen die der 7. wegen des Jonicus a minore
(vvl — ), Epitritus secundus (— v ) und Epitritus primus (« — - — ),
d. , die Dehnungen der 2. Silbe in allen Stollen wegen des Vor-
herrschens des iambischen Charakters in fast allen vedischen Versen,
damit dieser ) sogleich im Anfange derselben hervortrete.
e. . der 4. Silbe ebenfalls in allen Stollen, wahrscheinlich aus dem-
selben Grunde (y—v—) wie in d.
II. spricht dafür der Umstand, dass die Dehnungen fast nie ein-
treten, wenn das folgende Wort mit mehr als einem Consonanten beginnt,
da die vorhergehende Auslautsilbe schon durch die Position beschwert
wird. Selbst wo das R-Pr. Dehnung vor Position annimmt, ist fast
ausnahmslos die Position aufzuheben. So z. B. wird R.-Pr. 462 die
Dehnung in sdnä sväh (Pada sdna) in Rv. IX. 4, 2 (= Sv. II. 4. 1.4. 2)
und 9, 9 ausdrücklich erwähnt, weil sie gegen die Regel vor einer Po-
sition eintritt; es ist aber hier, wie fast in allen Stellen, in denen xvär
im Rigveda erscheint süar (die TS. schreibt bekanntlich durchweg sümr,
vgl. Weber Ind. Stud. XIII, 105) zu lesen1). Dadurch wird die Silbe
nA die 6. eines 8 silbigen Stollens und war nach der erwähnten allge-
1) Unter den 91 Stellen , in denen svar im Rv. geschrieben ist (M. Müller»
Pada -Index hat p. 649 -k, 8 noch vier, welche irrige Citate sind, nämlich I. 14, 4;
46, 3; 52, 13; 83, 4) finden sich nur drei, in denen svar zulesen ist, nämlich I.
52, 9 ; II. 35, 6 und VI. 72, 1 ; die letzte ist sogar zweifelhaft , da sich in diesem
Vs. noch ein 12-sübiger Stollen befindet und 11. und 12-silbige Stolleu nicht selten
in demselben Verse vorkommen.
232
TH. BKNFEY.
meinen Regel zu dehnen. Hätten die Verfasser des Rigveda-Pratirdkhya
dieses hier, wie in anderen Fällen geschehen ist (vgl. weiterhin), beachtet,
dann würden sie diese Dehnung nicht besonders erwähnt haben, da sie
unter ihre allgemeine Hegel fällt. Freilich kommen auch — zwar nur
selten — Dehnungen vor wirklicher Position vor — giebt es doch in den
Veden so ziemlich keine einzige Kegel, welche nicht Ausnahmen erlitte,
Inconsequenzen , durch welche die Diaskeuasten die Treue besiegelt
haben, mit welcher sie bei Fixirung des Textes ihren Gewährsmännern
gefolgt sind — ; doch lassen sich für diese mehr oder weniger sichre oder
wahrscheinliche Erklärungen erkennen. So z. B. findet sich in dem oben er-
wähnten Verse IX. 4, 2 (R.-Pr. 4SG) auch sann jyötih mit Dehnung desa von
sdna in der 2. Silbe des Stollens vor wirklicher Position. Diese könnte
man auf den ersten Anbück daraus zu erklären geneigt sein, dass die
Position hier durch jy , eine muta cum liquida , gebildet wird ; wahr-
scheinlicher ist mir aber , dass die Analogie dieses Verses , in welchem
sogleich dasselbe Wort gedehnt erscheint [sänä jyötih sänä süar
vv | v — v — ), sowie zweier andrer, des 1. und 3., wo sänä ebenfalls
mit Dehnung in der 2. Silbe des Stollens vorkömmt {sänä ca soma ji!ski
ca und sänä däksham utä krdtum) und — mit einer Ausnahme nämlich
dpa1), in 3, b — aller übrigen , in denen ein zweisilbiges Wort, wenn
es nicht von selbst lang auslautet (wie vifvä in 2, b), oder deutliche
Position hat (wie täca krätvä in G, a. söma dvi° in 7. b), oder irrig mit
dem folgenden contrahirt ist (wie abhy ärsha in 7 a und 8 a, wo die
Contraction wieder aufzuheben ist), ebenfalls gedehnt ist (so athä in
1, c; 2, c; 3, c; 4, c ; 6, c; 7, c; 8, c; 9, c; 10, c). dahin gewirkt hat,
dass der Gewährsmann, oder die Gewährsmänner, denen die Diaskeuasten
folgten, irrigerweise auch hier vor der Position jy langes A aussprachen.
III. ebenso spricht dafür der Umstand, dass fast nie eine Dehnung
am Ende eines Stollens eintritt; denn der Stollen ist ursprünglich der
eigentliche Vers und dessen Schluss demgemäss aneeps. Wo Ausnahmen
1) <i/K» in der 2. Silbe eines Stollens dehnt überhaupt seinen Auslaut nur an
einer einzigen Stelle Rv. VII. 27, 2 (R.-Pr. 486).
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QÜANTITÄT8VERSCHIEDENIIEITEN IN D. SAM1ITÄ- U. P ADA-TEXTEN etc. 233
von dieser Regel eintreten , was übrigens sehr selten der Fall ist.
entsteht daher das Präjudiz, dass die Länge der ursprüngliche Schluss
der Wortform war.
I V. endlich wird die Richtigkeit der Auffassung des R.-Pr. dadurch
wesentlich unterstützt, dass das Metrum auch sonst — was den heinii-
schen Forschern entgangen ist — auf die Umgestaltung der grammati-
schen Wortformen von Einfluss war. Es erklären sich dadurch mehrere
Formen, welche — so viel ich sehe — durch andre Einflüsse nicht er-
klärbar sind.
Ich werde hier nur einige noch nicht von diesem Gesichtspunkt
aus betrachtete Formen besprechen — andere für die Abhandlung über
die phonetischen Erscheinungen bewahrend — ; da sie jedoch auch an
und für sich von einiger Bedeutung sind , mögen sie einen besonderen
Abschnitt füllen.
V.
Hieher gehört zunächst tdkshati in Rv. I. 162, 6 = VS. XXV, 29 =
TS. TV. 6. 8.2. Dass hier tdkshati für täkshanti steht, ist schon in
Värtt. 2 zu Pdn. VIT 1, 39 erkannt (vgl. Mahabhäshya , V. 65b) und
auch von Säyana zum Rv. und Mahfdhara zu der VS. angenommen.
Das Wort bildet das Ende eines 12. silbigen Stollens, dessen Schluss
ein Diiambus ist; ksha steht also in der 11. Silbe welche kurz sein
muss Clyo tdkshati v~v — ).
Ein ähnlicher Grund erklärt die Instrumentalform prathinä (für
grammatisches prathimnß) von prathiman. welche nur in zwei Stellen er-
scheint Rv. I. 8, 5 (= Sv. L 2. 2. 3. 2 = Ath. XX. 71, 1) und Rv.
VIII. 56 (Väl. 8), 1). In beiden Stellen bildet °thfi die 5. Silbe eines
S silbigen Stollens (es ist nämlich statt dyaür zulesen diaür), welcher
mit einem Diiambus schliesst (°thind cdvah »_»_).
Ein ganz analoger Instrumental erscheint von makimdn , nämlich
mahituT (jedoch mit der regelmässigen Form mahimruT daneben, was bei
prathinä" nicht der Fall ist). Dieses mahind findet sich im Rv. an nicht
weniger als 39 Stellen; alle aber sind solche, in denen das Metrum an
Hist.-Phil. Classe. XIX. Gg
234 TH. BENFE Y,
der Stelle, wo erscheint, entweder eine Kürze fast nothwendig macht,
oder eine kurze Silbe vorwaltet.
So zunächst in der ersten Silbe eines Diiambus als Schluss eines
S silbigen Stollens Rv. III. 59, 7; VIII. 12, 23; 68 (57), 3 = Sv. II.
9. 1. 3. 3; Rv. VIII. 92 [81), 23 = Sv. II. 8. 2. 2. 2; Rv. X. 119. 8.
Ferner im 2. Fuss 11. und 12. silbiger Stollen, um die, wie schon
bemerkt, hier beliebtesten drei Rhythmen: Choriamb (— vv — ), Jonicus
a minore [vv ) und Paeon quartus {vvv — ) zu ermöglichen. So im
Choriamb in 11 silbigen Stollen Rv. I. 180, 9; 186, 9; VII. 21, 4; 9;
X. 70, 5; SS, 7; in 12 silbigem Stollen VI. 68, 9. — Im Jonicus a
minore in 11 silbigen Stollen I. 32, 8; 33, 9; 139, 11 (= VS. VII, 19);
III. 6. 2; 7. 10; VII. 95, 1 ; X. 28, 7 ; 8 1 . 2 (= VS. XVII, 1 8 = TS.
IV. 6. 2. 4); 121, 8 (= VS. XXVII. 26 = TS. IV. 1. 8. 6); 125, 8
{= Ath. IV. 30, 8 wo aber die grammatische Form mahlmntf statt der
im Rv. erscheint, augenscheinlich durch Einfluss der Grammatik); 129, 3;
in 12 silbigen Stollen I. 151, 5; 173, 6; II. 17, 2; V. 57, 4; 87. 2;
VI. 8. 2; VII. 96. 2; VIII. 70 (59), 6 (= Sv. II- 2. 2. II. 2 = Ath.
XX. 81, 2 und 92, 21). — Im Paeon quartus in 11 silbigen Stollen
III. 30, 13; VI. 15, 14 (= TS. IV. 3. 13. 5); VII. S6: 1; X. 147. 5;
in einem 12 silbigen II. 1, 15.
In I. 122, 11 und VII. 60.10 wird dadurch der Paeon tertius
(»Ii — v), wie in Rv. I. 32, 6, ermöglicht und der, wie ich glaube, nie.
oder auf jeden Fall nur sehr selten im 2 Fuss vorkommende Antispast
[v v) umgangen.
Die grammatische Form mahimnä' {für organisches tnakimäna) er-
scheint im Rv. nur dreimal, und zwar °imn° zweimal im ersten Kusse
eines 11. und eines 1 2. silbigen Stollens, Rv. VI. 16. 13; X. 88, 14.
wo das Metrum in den Veden am wenigsten beschränkt ist; das dritte-
mal zeigt sie sich jedoch auch im zweiten Fuss eines elfsilbigen Stollens,
nämlich Rv. I. 59, 7, wo dadurch der Epitritus primus (v ) ent-
steht. Da dieser Rhythmus im 2. Fuss nicht zu den seltensten gehört,
so kann man die Form hier unangefochten lassen; allein, wenn man
bedenkt, dass m in allen übrigen Stellen des 2. Fusses ausgestossen ist
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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN IX l). SAJffllTA- U. PADA-TEXTEN cte. 235
um die hfiufigen Rhythmen, speciell in 19 um den Jonicus a minore zu
gewinnen , so kann man kaum den Verdacht unterdrücken , dass die
grammatische Form hier aus demselhen Grunde, .wie im Ath. IV. 38, 8
im Gegensatz zu mahinä des Rv.. an die Stelle von ursprünglichem
mahinä' getreten und mit diesem zu vertauschen sei.
Uebergehen will ich nicht, dass auch von bhtimän der Instrumental
bhdnd" in Rv. X. 82, 4 '= TS. IV. 6. 2. 2 = VS. XVII. 28) und Rv.
X. 149, 3 erscheint und zwar beidemal im Schluss eines elfsilbigen
Stollens (in X, 82, 4 ist wohl rlshyah statt rtehayah zu lesen, vgl. eben
so arydh statt ardj/ah von ari bei Grassmann). Da dieser Schluss v— —
lautet und °bhu° in der 1 0. Silbe steht, so hätte das Metrum auch recht
gut bhumnd vertragen : diese Form erscheint aber in Rv. nicht, sondern
die organische bhilmänA (jedoch nur einmal X. 31 , 6 wo das Metrum
sie geschützt hat); sollte desshalb und durch Einfluss des so häutigen
mahinä', bhdnd statt bhdmnd" eingetreten sein ? Uebrigens erscheint bkümnd'
in der TS. I. 5. 3. 1 und der VS. III. 5 in einem Yajus.
Endlich will ich auch die mir bekannte letzte Form dieser Art
varmdT (für varimnd' von varimdn) nicht unerwähnt lassen. Sie findet
sich in der TS. in demselben Yajus, aber das wesentlich entsprechende in
der VS. III. 5 hat statt dessen die grammatische Form varimyä". Auch
hier ist sicher nicht das Metrum Grund der Einbusse des m. Die
Inder geben zwar für alle Yajus Metra an , aber wenigstens sehr viele
sind reine Prosa und wie mir scheint auch dieses. Sollte man wegen
des häufigen Vorkommens »i-loser Formen dieser Art später beide
Formen, die mit m und ohne m, promiscue gebraucht haben?
Einen Fall , wo das Metrum wieder entschieden von Einfluss war.
bieten die beiden Stellen Rv. I 83. 5 (= Ath. XX. 25. 5) und X.
130. 1, wo statt des dicht neben dem letzteren Vers, nämlich in X.
130, 2 (= Ath. X. 7. 43 wo aber V. L.) vorkommenden tatni (vgl. tatnishe
und tatnire), tati, mit Einbusse des n, erscheint, augenscheinlich weil es
beidemal den Schluss eines zwölfsilbigen auf einen Diiambus ausgehenden
Stollens bildet.
Sehen wir hier tatni durch metrischen Einfluss sein n einbüssen,
Gg2
230 TH. BENFE Y,
so werden wir nicht den geringsten Anstand zu nehmen brauchen,
dieselbe Einbusse auch in cafce anzunehmen. Auch diese Form erscheint
nur, wo das Metrum Kürze ihrer ersten Silbe gebietet , nämlich im iam-
bischcn Schluss 8. oder 12. silbiger Stollen und zwar Rv. I. 25. 19
= Sv. II. 7. 3. 6. 1 = VS. XXI. 1 = TS. II. 1. 11. 6); III. 3. 3;
10; 02, 5; VIII. 04 (53), S; X. 40. 7; VS. IV. 21 (= TS. I. 2. 5. 1,
wo aber V. L.). Das Metrum ist zwar in der letzten Stelle durch Corrup-
tion so verdunkelt, dass auch die heimischen Forscher darüber nicht
klar werden konnten (vgl. Webers Ausg. der VS., T. I, Append. p.
LXII); allein es ist kaum zu zweifeln, dass der letzte Stollen, dessen
Schluss cake bildet, ein achtsilbiger ist und zwar mit iambischem Aus-
gang, wie gewöhnlich.
Cake gehört, wie im Pt-sb. Wtbch. mit Recht angenommen ist, zu
dem Verbum kan und steht demgemäss für cakne, gerade wie täte für
tatne. Dass cakne nicht, wie tatne , daneben bewahrt ist, ist eben so
sehr Zufall, wie der Mangel eines prathimna neben der Bewahrung von
mahimn/H ; diese Bewahrung ist jedoch , möchte man fast sagen, seltener
als der Mangel von prathimnd' : denn prathind erscheint nur 2 mal,
mahuuY aber 39 mal, während mahimnd nur 3 mal vorkommt.
Unbemerkt darf ich jedoch nicht lassen , dass Grassmann dieses
cake zu einem Verbum kd — kan stellt, welches die Inder nicht kennen
und das Petersburger Wörterbuch für kd'yamana Rv. III. 9, 2. = Sv.
I. 1. I. 5. 9, -kati in den Bahuvrihi- Zusammensetzungen rimi-kdti, Rv.
VIII. 01 (50), 12 und kd'ma-käti Rv. VIII. 92 (81), 14, so wie dkdyyä
(z. 1. dkdy(a), Rv. IV. 29, 5 angenommen hat. Es wird aber Niemand in
Abrede stellen, dass derartige Bereicherungen des indischen Verbal-
schatzes nur in der äussersten Noth zulässig sind. Diese ist «ber hier
nicht zu erkennen; denn ktfyamdna verhält sich zu kan, wie jä"yamdna,
zu jan , eben so käti wie jdti, und kdtj in *äk<iyia schlicsst sich an kdy
in ka" yamäna. Ich bezweifle daher sehr, dass ein Sanskritisches Verbum
kd = kan in der Zeit, aus welcher uns literarische Schöpfungen be-
wahrt sind, im Altindischen existirt hat. und zwar um so mehr, da
auch in der Sprache des Avesta ka-ya (bei Justi unter kd erwähnt
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QUANTITÄTS VERSCHIEDENHEITEN IN D.SAJ/HITÄ- U. PADA-TEXTEN etc. 237
sich zu deren kan eben so verhält wie zaya {= Sanskr. jdya) zu zan (=
Sanskr. jan) , und ebenso auch dessen Ptcp. kdta genau so wie zdta
(= Sanskr. jAta) zu zan. Selbst wenn Fick (Vglch. Wtbch. der lndog.
Spr. 1S74 I S. 34) Sanskr. cä-ru mit Recht mit lat. cd-ru-s verglichen
hätte, und aus diesen, so wie irisch ca-ra 'lieben', wozu Bezzenberger ((igA.
1 874 S. 1 243) noch germanisch hdra-s, lett. käriba stellt, verstattet wäre ein
indogermanisches Vb. ka zu folgern, würde daraus keinesweges die
Existenz eines indischen Vb. ka für die Vedenzeit gefolgert werden können.
Aber, wird man mir einwenden, wie ist denn das Ptcp. Pf. cakdnd
zu erklären? Ist denn hier nicht deutlich als Basis cakd d. h. redupli-
cirtes kd, und als Endung dna zu erkennen ? nicht deutlich eine Bildung
die ganz analog mit daddnd von dd u. aa. ? Nun ! trotz dem hat auch
das Ptsb. Wtb. nicht gewagt, diese Form von dem Pf. cdkana und der
Basis kan zu trennen und mit dem von ihm angenommenen Verbum kd
zu verbinden; und in der That möchte es wohl nie, oder wenigstens
nur unter den zwingendsten Gründen verstattet sein anzunehmen, dass
zwei wurzelverwandte aber grammatisch verschiedene Basen zu einem
Verbalsystem verbunden seien, mit andern Worten : ein Vb. kd (wurzel-
haft verwandt mit kan) das Ptcp. zu cdkan (oder vielmehr wie wir gleich
sehen werden cäkan), dem Stamme des hinten Perfect, geliefert habe.
Wer die Stellen betrachtet, in denen cakdnd vorkömmt, wird nach
allem bisherigen nicht den geringsten Anstand nehmen dürfen , auch
dieses, gerade wie täte, cake für eine durch das Metrum herbeigeführte
Umgestaltung von cakndnd zu erklären. Das Wort erscheint im Rv. in
den drei Formen cakdndh, cakdnd und cakdnd'h an 14 Stellen, aber in
allen, ohne eine einzige Ausnahme, bildet es den Schluss eines elfsilbigen
Stollens, d.h. einen Bacchius (« ), in welchem die erste Silbe kurz
ist, also die Position durch Einbusse des n wie in täte, cake, entfernt
ward. Die Stellen sind für cakdndh Rv. IU. 5. 2; V. 3. 10; 27, 3;
VI. 36, 5; VII. 27. 1 {— Sv. I. 4. 1. 3. 6, wo aber eine V.L.); X. 64,
16; 123, 8 (= Sv. II. 9. 2. 1 3, 3) ; 1 4 8. 3 ; — für cakdnd' VI. 69, 3 ; —
für cakdnd'h II. 31, 7 (wo der Stollen aber mangelhaft); IV. 16. 15;
V. 30. 7; VI. 29, 1 ; X. 77. 8. — So viel mir bekannt, giebt es nur
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238
TH. BENFEY,
eine Stelle im Veda, nämlich Ath. II. 5, 1 , wo cakdndh an einer andern
Stelle des Verses gebraucht ist. Aber dieser späte Veda hat keine Auto-
rität für die eigentliche Vedensprache, wenigstens nicht im Allgemeinen;
denn er gehört zu einem grossen Theil nicht der Zeit an, in welcher
die Vedensprache noch eine lebendige Volkssprache war.
Ich kenne nur einen Grund, den man vielleicht für ein arisches
Verbum kd = kan geltend machen kann, nämlich den Dativ Ptcpii Pf.
red. cakushe im Avesta; allein diese Form erscheint hier nur 2 mal Yt.
13, 24 und 40 und zwar in derselben Phrase, in 24 mit V. L. Ich zweifle
ob man ihr dem bisher ausgeführten gegenüber ein entscheidendes Ge-
wicht beilegen darf, und zwar um so mehr, da man sich einerseits einer
tieferen Kenntniss der Sprache des Avesta noch nicht rühmen kann,
andrerseits auch im Avesta viele Umgestaltungen der eigentlich gramma-
tischen Formen nachweisbar sind und gerade vorzugsweise in den Yashts.
Doch genug von cake und cakdnd'.
Einen andern Fall bietet noch das an. Xty. mamätuh Rv. III. 32, 7,
wenn Aufrecht (bei Muir, Original Sskr. Texts IV2, 102 n. 82) es mit
Recht , wie ich glaube , für mamnätuh nimmt Durch diese Einbusse
ward im 2. Fuss des elfsilbigen Stollens der beliebte Jonicus a minore
statt des. übrigens auch schon häufigen, Epitritus secundus gewonnen.
Da dieser letztre. wie gesagt, schon häufig ist, könnte es übrigens recht
gut möglich sein, dass mamndtuh das ursprüngliche Wort an dieser
Stelle war und erst in der Zeit der Corruption , d. h. zwischen der der
Dichtung und der der Diaskeuase, durch Einfluss des fast häufigst ge-
brauchten Jonicus a minore das n eingebüsst hat
Endlich will ich noch das an. Xty. avitti erwähnen VII. 59, 6. Die
Silbe vi ist hier die erste des , den 1 2 silbigen Stollen schliessenden ,
Diiambus; um die hier in der grössten Mehrzahl der Fälle herrschende
Kürze zu erlangen, hat avishtä das sh eingebüsst, worauf das nur dadurch
lingualisirte t wieder dental ward. Dass dieses avitd für avishtä stehe,
deutet übrigens schon das Ptsb. Wtbch. an und wird auch von Grass-
mann, freilich mit einem Fragezeichen, angemerkt. Die in der Samhitä
erscheinende Länge des Auslauts (avitd*) ist ebenfalls nur metrisch und
QUANTrTÄTSVERSCniEDEN HEUEN IN D. SAJ/HITA- ü. P ADA-TEXTEN etc. 239
zwar nach der allgemeinen Regel, weil das wortauslautende a in der
1 0. Silbe des 1 2 silbigen Stollens sich befindet.
In allen hier besprochenen Füllen ist Verkürzung des Metrums
wegen durch Aufhebung der Position eingetreten. Der Eintritt von
Dehnungen von Vocalen um des Metrums willen ist schon erwähnt und
wird uns im folgenden in so grosser Fülle begegnen, dass wir hier kein
Beispiel dafür zu geben brauchten. Da ich aber eines beiläufig erwähnt
habe und zwar ein solches, in welchem die indischen Vedenforscher keine
metrische Dehnung erblickten , sondern den langen Vokal der Samhitä
auch in dem Pada-Texte bewahrt haben, so mögen mir darüber wenige
Worte verstattet sein.
Es ist diess die Perfectform cdkana . welche im Rv. zweimal vor-
kommt Rv. L 51, 8 und 120, 10; im ersten Fall bildet cdkana den Schluss
eines 12 silbigen, im 2. eines 8 silbigen Stollens, ist also dort 10 in 12
hier 6 in 8 und muss, da der Schluss ein Diiambus ist. beidemal lang
sein. Da das Ptcp. dieses Pfct. wie wir gesehen . stets kurzes ca° hat,
an ein Pf. eines Frequentativs aber schwerlich zu denken ist. so dürfen
wir die Iiänge wohl unbedenklich dem Metrum zuschreiben.
Aber 'warum' wird man fragen , 'nahmen die Pada - Verfertiger,
diese Länge auch in den Pada-Texte auf?' Ich will die Antwort so-
gleich . aber fflr das erste ohne weiteren Beweis , geben. Dieser wird
für die Veden zwar leicht geführt werden können und wird zum Theil
in diesen Abhandlungen hervortreten; er ist aber für die Principien,
nach welchen die Grammatik des classischen Sanskrit gestaltet ward,
fast von viel grösserer Wichtigkeit als für die vedische Sprache, gehört
desshalb weniger hierher und bedarf einer erschöpfenden Entwickelung.
Die Pada- Verfertiger haben die Länge aufgenommen, weil in der SawihitA
die reduplicirte Form von kan ausnahmslos mit d iu der Reduplication
erscheint (vgl. z. B. dagegen r/iraksh&näh , Pada rar0, IV. 3, 14 weil
räraksha in der Samh. Rv. I. 147, 3 erscheint u. a. der Art).
Dagegen ist die Entscheidung über dieses d in den Formen ausser
dem Pf. mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Es erscheinen nämlich
acht Formen dieser Art im Rv. : cdkatt, cdkanah, cdkdnat. cdkätumta.
240 TH. BENFEY,
cdkdndma, cdkanta, cdkandhi , cdkanydt , alle zusammen an 21 Stellen.
Die drei ersten Formen finden sich an 1 5 Stellen und zwar — vielleicht
mit einer Ausnahme — durchweg so, dass das d metrisch erklärt werden
kann ; cdkän bildet nämlich in 8 Stellen den Schluss eines 1 1 silbigen
Stollens, so dass cd die 10. Silbe ist und demgemäss lang sein muss;
diese Stellen sind Rv. I. 33, 14; 1 48. 2 ; 1 74, 5 ; II. 1 1 , 3; X- 29, 1
(= Ath. XX, 76, 1); 95, 4 (der Vers ist unregelmässig und hätte von
den Indern eigentlich als viräv/rüpä bezeichnet werden müssen}; 14 8. I;
4; — cdkänah ist an zwei Stellen I. 51, 12; VIII. 52 (Vdl. 4), 4 der
Schluss eines zwölfsilbigen, so dass cd die 10. Silbe bildet, welche lang
sein muss ; dasselbe ist mit cäkdnat ebenfalls an zwei Stellen der Fall
nämlich X. 91. 12 und 147, 4; endlich bildet cdkanah VIII. 62 (5t) 4
und rdkanat V III. 31, 1 den Schluss eines achtsilbigen Stollens, so dass
cd die 6. Silbe ist und ebenfalls lang sein muss. Zweifelhaft ist X.
132, 4. Die Inder betrachten den Vers als eine Virärfnlpä; eine solche
besteht aus drei elfsilbigen und einem achtsilbigen Stollen ; die drei elf-
silbigen sind a. b und d ; der achtsilbige muss also c sein ; dieser enthält
nach der mechanischen Zählung nur 7 Silben von denen aikan den Schluss
bildet; da die Inder auch mangelhaften Versen den Namen der nächst
verwandten geben, so ist mir kaum zweifelhaft, dass die Inder so ab-
theilten. Dann ist dieser Stollen ein katalektischer achtsilbiger Stollen,
in welchem die letzte Silbe fehlt ; wäre er vollständig so würde cd die
6. Silbe bilden, also lang sein müssen, so dass auch hier das Metrum
der Grund der Dehnung sein könnte. Doch wage ich keine Entschei-
dung, da der Vers mir keinosweges klar, auch eine andre Abtheilung
möglich ist and das ganze Lied eigentümliche Schwierigkeiten dar-
bietet.
In den fünf übrigen Formen, von denen vier Sit. 2ty. sind und eine
zweimal in demselben Verse vorkommt, lässt sich kein Grund für die
Annahme einer metrischen Dehnung erkennen : alkänanta erscheint V.
31., 13 in demselben elfsilbigen Stollen zweimal und zwar so dass cd
einmal die 2. das andremal die 6. Silbe bildet; cäkändma II. II, 13 hat
cd in der 6. Silbe eines 11 silbigen Stollens; cdkantu I. 121, 14 (wo die
QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN IN D.SAJZH1TÄ- U. PÄD A-TEXTENetc. 241
Contractionen wieder aufzuheben sind und z. 1. ist usrac cakantu
ubfuiyeshu asme) mit cd in der 3. Silbe eines II silb. Stollens; cäkandhi
X. 147, 3, wo cd die 3. Silbe eines 12 silb., und cukanydt X. 31, 4 wo
cd die 3. eines 1 1 silbigen Stollens ist.
Dass das lange d in diese fünf Formen sich durch den Einfluss
der vier, in denen es sich theils entschieden (nämlich im Perfectum), theils
vielleicht (nämlich in cäkan, c/ikanas, e&kanai) durch das Metrum erklärt,
eingeschlichen habe , lässt sich schwerlich annehmen. Eine genauere
Discussion werde ich erst an einem anderen Orte , nämlich bei Behand-
lung des reduplicirten Aorist, zu geben vermögen. Ich glaube nämlich
nicht mit dem Pub. Wtbch. und Grassmann (schwankend auch Säyana zu
I. 122, 14; noch schwankender zu I. 33, 14) annehmen zu dürfen,
dass diese Formen dem Frequentativ angehören , sondern betrachte sie
als vedische Formen des reduplicirten Aorists (Indic. Conj. Potent und
Imperativ); in diesem wird, ähnlich wie es für das classische Sanskrit
vorgeschrieben wird, aber nicht so regelmässig, der Vokal in der Redu-
plication bald unverändert gelassen, bald gedehnt. In den fünf Formen,
in denen sich die Dehnung nicht metrisch erklären lässt, ist sie wohl
sicher grammatisch, in den Übrigen drei dagegen, in denen sie sich me-
trisch erklären lässt, will ich es für das erste noch unentschieden lassen,
ob sie als grammatische oder metrische aufzufassen ist.
VI.
Schliesslich möchte ich noch einige Fälle ausführlich behandeln,
wo das Metrum, um eine schwere Silbe zu erhalten, sogar eine Position
herbeigeführt hat. Doch würde das hier zu weit von unsrer Auf-
gabe abführen. Ich werde sie vielmehr in einem Aufsatze zu besprechen
haben, in welchem ich die in einer nicht unbeträchtlichen Anzahl von
sehr verschiedenen Sprachen und von sehr alter Zeit an bis auf den
heutigen Tag eintretende Entwickelung eines schmarotzerhaften r neben
Dentalen zu verfolgen und zu erklären beabsichtige. Ich bemerke hier
nur, dass die Zungenbewegung, durch welche ein Dental gebildet wird,
überaus leicht ein leises r mitklingen lässt, welches unter begünstigenden
Umständen sich hörbarer machen (vgl. z. B. in den Briefen der französi-
Hist.-pltil flösse. XIX. Hb
242
TH. BEN FE Y,
sehen Kriegsgefangen bei Kam p, 'Bei den französischen Kriegsgefangenen'
1874 S. 54. 55 en frans Brasseans für en t'erabrassant. Daifre, Daufry,
2>reuz , Dreux, Druts für Deutz1), sich dem Dental anfügen (vgl. re-
gistro = regestum . mio scentre = me sciente , tresor = thesaurus.
Sanskr. drekdna = dtxavo, JagaSpai = Sanskr. Darda u. aa.). in ihn
eindringen und einen Lingual schaffen kann (Sanskr. d für d vermittelst
d* z. B. in ved. padbhis 2; . und es in r und / verwandeln kann (Prdkrit
-raha für Sanskr. da$a, dohala für Sanskr. dohada).
In den Veden erklärt sich dadurch yäjatra aus yajatd und vibhritra
aus vibhrita.
Das» yäjatra dieselbe Bedeutung hat , wie yajatd , d. h. die eines
Participii Fut. Pass. (eigentlich necessitatis) von yaj. vibhritra dieselbe
wie vibhrita d. h. eines Ptcp. Pf. Pass. von bhar , ist bekannt und lässt
sich, wenn nöthig durch Behandlung alles hieher gehörigen Stellen er-
weisen. Für yajatra ergiebt sich der Beweis schon durch die beiden
Stellen Rv. IV. 56, 2
devf devebhir yajatc yajatraiA
und VII. 57, 7
devf devlbhir yajat&' yäjatraiA.
Ferner lässt sich vermittelst des Sanskrits selbst und der verwandten
Sprachen beweisen , dass eine Form auf tra weder vermittelst eines se-
kundären ra, noch durch das primäre tra dieselbe Bedeutung, wie diese
beiden Themen auf ta erhalten konnte.
Dann erscheint vibhritra in den vier Stellen, in denen es im Rv.
vorkömmt, nämlich I. 71, 3; 95. 2 (= Taittir. Br. II. 8. 7. 4); II. 10.
2; VII, 43. 3. alsSchluss von elfsilbigen Stollen, so dass die Silbe bhri die
vorletzte eines Bacchius (10 in 11) bildet, also nothwendig lang sein muss.
1) Beiläufig erwähne ich einen Fall, welchen ich selbst erlebt habe. Im Laufe
eines Gesprächs sprach Jemannd in einer Gesellschaft das Wort 'Taube' aus ; alle
Anwesende aber hatten 'Traube' verstanden und mißverstanden in Folge davon,
was er sagen wollte; erst auf unsre Frage 'was? eine Traube' ergab sich, dass er
das T so artikulirt hatte, dass alle Tr hörten.
2} vgl. 'Einleitung in die Grammatik der vediseben Sprache* oben S. 141.
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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN IN D. SA.MHITÄ- U. PÄD A-TEXTEN etc. 243
Das Wort yäjatra findet sich im Rv. an 56 Stellen (yajatä an 49).
Unter diesen 56 sind 51, in denen, wie eben, yäjatra den Schluss elf-
silbiger Stollen, also je die 10. Silbe, bildet und lang sein muss. Es
sind diess folgende: Rv. L 65, 1 : 7 6, 4; 89, 8 (= Sv. II. 9. 3. 9. 2 =
VS. XXV. 21); 108,7; 121, 1; 173,2; 180.5; 186, 11; 189. 3; 7. II.
27, 16; 29, 62 (= VS. XXXIII. 5)); 31, 7; III. 6, 8; 14. 2; 22, 2
(= VS. XII. 48 = TS. IV. 2. 4. 2); 31, 17; 35, 10; 57, 4; 5. IV.
12. 6; 56, 2. V. 55, 10; 58, 4; VI. 12, 2; 21, 11; 25, 8; 50, 15;
51, 6; 9; 52, 13; 17. VII. 14, 2; 43, 4; 52, 3; 53, 1 ; 57, 1 ; 4; 5;
75, 7; 88. 1. VIII. 57 (V41. 9) 1; 4. X. 11, 8 (= Ath. XVIII. 1, 26);
31, 1; 46, 9; 10; 61. 27 ; 70. 11; 149, 3.
Die 5 übrigen Stellen betreffend, so fallt in einer die positionsbe-
schwerte Silbe in die so oft gedehnte 2 Silbe eines Stollens, nämlich
Rv. I. 129, 7; in zweien in die ebenfalls so oft gedehnte 4., nämlich
Rv. VII. 35, 15 (= Ath. XIX. 11, 5) undX 63, 11; in andern zweien
endlich in die ebenfalls, jedoch selten, gedehnte 3., nämlich I. 14, 7
und 8. Der Bau der Vedenverse ist. wie gesagt, noch zu wenig be-
kannt, um diese, wenn auch seltene Beschwerung hier auffallend zu
finden ; beide Stollen sind achtsilbig und wenn in ihnen yajatä ge-
sprochen wäre, würde der erste Fuss einen Choriamb gebildet haben
d. h. einen Rhythmus, welcher die im Anfang vedischer Verse be-
liebte Andeutung des iambischen Charakters verdunkelt. Dieser kommt
zwar auch in dem nun eintretenden Epitritus secundus nicht vollständig
zu seinem Recht, allein dieser Fuss hat doch nicht den fortreissenden
Charakter des Choriamb und wurde vielleicht so vorgetragen , dass der
Jambus in den beiden ersten Silben von yäjatra geltend gemacht ward.
Will man jedoch in diesen beiden Versen entschieden keinen Einfluss
des Metrums gelten lassen, dann läge die Möglichkeit nahe, dass die
54 mal durch Einfluss des Metrums erklärbare Form, welche im Rv
schon mit dieser Zahl die Form yajatä um fünf überschreitet, an diesen
beiden Stellen, eben in Folge dieses häufigen Gebrauchs sich einge-
schlichen hätte. Auf jeden Fall sind diese 2 Fälle den 54 gegenüber,
in denen sich yäjatra metrisch erklären lässt, irrelevant.
Hh2
244
T H. BEN KEY,
Stellen der übrigen Veden , welche im Rv. nicht vorkommen, sind
zwar, aus dem oben angegebenen Grunde, für derartige Fragen selten
von Belang; doch will ich nicht unbemerkt lassen, dass VS. XI. 76
(= TS. IV. I. 10. I). so wie Ath. XIII. 2. 44 ydjatra ebenfalls als
schliessenden Bacchius haben (im Ath. hat der eigentlich 11 silbige
Stollen jedoch 1 2 Silben ; es wäre leicht eine wegzuschaffen, doch kommen
solche überzählige Verse zu oft vor . als dass man schon jetzt wagen
möchte sie zu emendiren). In Ath. VI 114, 2 erscheint yäjatra zu
Anfang des Stollens so dass die positionbeschwerte Silbe die 2. ist.
Wie yäjatraih in VS. VI. 10. zu erklären ist, wage ich nicht mit Sicher-
heit zu entscheiden; es steht in einem der Yajus, deren Metrum nicht
angegeben ist (s. Web. VS. Append LXIX); allein ich glaube kaum
zu irren, wenn ich sdm änydni yäjatraih . nach Analogie des folgenden,
für einen katalektischen Stollen von sieben, statt acht. Silben nehme,
dann erklärt sich der Schlussfuss v —v als katalektischer Jambus für
V — v — }.
Nach allem diesen nehme ich unbedenklich an, dass tra in ydjatra
vibhjritra aus ta in yajatä vibhrita durch Einfluss des Metrums ent-
standen ist. Das dem t sich so leicht anschmiegende r, welches gerade
auf indischem Boden in den Volkssprachen die Umwandlung von Dentalen
in Linguale so überaus häufig herbeiführte , ward durch den Druck des
Metrums, welches an den angeführten Stellen eine schwere Silbe forderte,
selbstständig, ähnlich wie sporadisch in so vielen Sprachen und auch in
Indien selbst, ohne besondre Veranlassung.
Schliesslich will ich nur noch bemerken, dass man kein Recht hat.
gegen diese Auffassung die Verschiedenheit des Accents in yajatä und
ydjatra geltend zu macheu. Die Accentuation wechselt in den Veden
überaus häufig in demselben Worte, z. B. aghnyd und äyhnya, vivasvant
und vivdsrant, varimän, und xxirxman, anjäte und anjaU und viele andre.
Vielleicht ist aber der Wechsel des Accents in yäjatra der Zeit der
Corruption und dem Einfluss der vielen Wörter auf tra zuzuschreiben,
welche nicht oxytonirt sind.
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QUANT1TÄTSVERSCHIEDENHEITEN IN D. SAlfFllTÄ- U. P ADA-TEXTEN etc. 245
VII.
Allein , obgleich die überwiegende Mehrzahl dieser Quantitätsver-
schiedenhciten sich unzweifelhaft aus einer , auf den ersten Anblick
zwar auffallenden — aber dem Charakter einer ächten, aus dem Volke-
nicht einem Kreise strenger Kunstdichtcr. hervorgegangenen Poesie ent-
sprechenden — Herrschaft des Metrums erklären lässt, so bleibt doch eine
keinesweges unbedeutende Minderheit zurück, welche wenigstens ver-
mittelst der uns bis jetzt zu Gebote stehenden Kenntniss der Veden-
metrik nicht auf eine genügende Weise gerechtfertigt zu werden vermag
Dahin gehören im Allgemeinen die Dehnungen in der 3. und andern
bisher nicht in Erwägung gezogenen Silben der Stollen. Möglich,
dass tiefere Erforschung der in den Veden herrschenden metrischen
Gesetze auch für sie eine genügende Berechtigung nachweisen wird;
allein nicht unmöglich wäre, dass eine und die andre dieser Quantitäts-
verschiedenheiten auch durch andre Momente hervorgerufen sei.
So finden wir derartige Verschiedenheiten auch in den sogenannten
Yajus. Freilich werden auch für diese von den Indern Metra angegeben
(vgl. Weber's Ausg. der VS. Append. p. LX ff.) und für manche der-
selben mit vollem Recht; andere aber machen wohl unzweifelhaft den
Eindruck reiner Prosa; der Art ist z. B. VS. XI. 58, a = TS. IV 1.
5. 4 (vgl. Weber, VS. Append. LXIX), in welchem die Samhitfi dhdrayd
statt des im Pada-Texte erscheinenden dhArayä hat. Ob nach derartigen
Fällen vermuthet werden darf, dass auch besondere Vortragsweisen Dehnun-
gen herbeiführen konnten, oder ob anzunehmen ist, dass diese Prosastücke zum
Theil durch absichtliche oder auch unabsichtliche Auslassungen. Zusätze, oder
überhaupt Veränderungen aus poetischen entstanden sind, wird erst später, in
der letzten dieser Abhandlungen, in Erwägung gezogen werden können.
VIII.
In dieser werden auch einige andre Fragen in Betracht kommen,
und es wird nicht undienlich sein , auf eine und die andre derselben
schon hier die Aufmerksamkeit zu lenken , weil der im Folgenden zu
liefernde Thatbestand in Stande ist, eine angemessene Vorbereitung für
die Discussion derselben zu bilden.
246
TH. BENFEY,
So entsteht z. B. auch für alle Fälle, wo sich die Dehnung als
metrisch erklären lässt, dennoch die Frage, oh das Metrum sie veranlasst
hat, oder ob sie nicht vielmehr ursprünglich der Wortform angehörte
und im Lauf der Zeit, speciell in der Vedenzeit, wie das bei auslautenden
Längen ja durch manche Umstände leicht geschehen konnte, zwar schon
im Allgemeinen sich verkürzt hatte, aber in manchen Fällen, insbesondre
durch die hinzutretende Forderung des Metrums, geschützt ward. Ein
Beispiel dieser Art, die Dehnung des Auslauts der Absolutive auf ya,
hat der Vf. bei Ueberreichung dieser Abhandlung besprochen (vgl. Nach-
richten von der K. Ges. d. Wiss. u. d. G. A. Universität zu Göttingen
1874 Nr. 10 S. 236 ff.)
IX.
Aber nicht selten entsteht ferner i. B. die Frage, ob die gramma-
tische Auffassung der hierher gehörigen Dehnungen . welche uns im
Pada-Texte entgegentritt, als richtig anzuerkennen ist. Denn Niemanden,
welcher sich eingehender mit den Veden beschäftigt hat, kann es ent-
gangen sein, dass die Verfertiger des Pada- Textes, so hoch wir auch
den in ihm niedergelegten Versuch das grammatische Verständniss der
Veden anzubahnen zu achten haben, dennoch in der Auffassung des
Samhitä-Textes nicht selten irre gegangen sind; er wird demnach schon
vornweg erkennen, dass auch in Bezug auf diese Quantitätsverschieden-
heiten ihre Annahmen einer sorgfältigen Prüfung zu unterwerfen sind.
So z. B. wird im Pada -Text durchweg angenommen, dass wo im
Samhita-Text auslautende Vokale lang erscheinen, welche im Pada durch
die entsprechenden kurzen vertreten sind, diese kurzen die grammati-
schen Auslaute seien. Diese Annahme wird aber dadurch zweifelhaft,
dass in der Samhitä der Visarga, welcher im unbedingten Worte den
Auslaut bildet, in vielen, theilweis auch von den heimischen Forschern
anerkannten, Fällen spurlos verschwunden ist. Am häufigsten ist dieses
der Fall 1., hinter ä ä, 2., seltener hinter i und am seltensten hinter *, o
Ich will zuerst Fälle der 2. Art anführen, da sie die meiste Be-
weiskraft haben, insofern in ihnen r statt des Visarga hätte eintreten
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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN IN D. SA J/HITÄ- U. PADA-TEXTEN etc. 247
müssen, in der Sawhitä dagegen dieses fehlt und Hiatus oder Contraction
Statt gefunden hat.
So Rv. V. 7. 8 svddhitlva (Pada : svddhitih-ita, vgl. R.-Pr. 259). Der
spurlose Verlust, so wie die Zusammenziehung sind hier auch durch das
Metrum geschützt.
Rv. IX. 61, 10 = Sv. I. 5. 2. 4. t = VS. XXVI. 16 Mffmy &
dade ,'Pada des Rv. und der VS. bhümih <f dade, vgl. R.-Pr. a. a. O.
V-Pr. III. 38; im Sv. hat nach meiner Collation der Pada-Text
keinen Visarga).
In diesem Falle ist die Einbusse und Zuaammenziehung durch Liqui-
dirungum so auffallender, da das Metrum die Aufhebung dieser Liquidirung
nothwendig macht. Man kann schon danach vermuthen, dass ursprüng-
lich die Form des Nominativs in seiner unbedingten Gestalt in dem
Verse, also bhumih, seine Stelle hatte, der Visarga aber völlig unhörbar
war. Diess führte dann dazu, dass, als schon vor der Zeit der Diaskeu-
ase die phonetischen Regeln des Sanskrit in der Vortragsweise der
Veden sich geltend machten , diesen gemäss . wie so häufig , mit Ver-
dunkelung des Metrums, auch die Liquidirung des i vor dem folgenden
unähnlichen Vokal hier eintrat. Ob man den Vers damals noch gram-
matisch verstand, oder nicht, war dabei ohne Einfluss. Vor dieser Li-
quidirung wurde aber augenscheinlich mit Hiatus bkümi « gesprochen.
Einen interessanten Fall dieser Art bietet noch ki im Sv. dar.
Dass dessen ursprüngliche Form kis (= lat. quis, im Avesta eis) war.
beweisen, ausser den verwandten Sprachen, auch die dem Sv. entsprechenden
Stellen des Rv. In Sv. aber hat es in den vier Fällen, in denen es
erscheint , sein ursprüngliches s . welches in unbedingter Stellung , dem
Sanskr. Gesetz gemäss, Visarga hätte werden müssen, so spurlos eingebüsst,
dass an zwei Stellen Zusammenziehung mit dem folgenden Vokal, an einer
Hiatus und an der vierten spurloser Verlust eingetreten ist. Diese Vor-
tragsweisen waren hier so fest fixirt. dass auch der Sv.-Pada, wie bhiTmi,
so auch dieses Wort ohne auslautenden Visarga schreibt. Im Rv. da-
gegen hatten die Gewährsmänner, denen dessen Diaskeuasten folgten
die phonetischen Gesetze des Sanskrit auch hier geltend gemacht und
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248 TH. BENFEY,
den in der Urform , wenn auch vielleicht leise , doch noch , gefühlten
oder gehörten Hauch denen gemäss verändert.
Die Verse in denen diese Fälle erscheinen sind:
Zunächst Sv. I. 2. 2. 4. 2 = Rv. X. 134, 7. Hier hat der Sv.
nd ky & (wie oben Rv. Sv. und VS. bhtttny a), trotzdem dass das Metrum
(wie in bh&my <f) Wiederaufhebung der Liquidirung und Hiatus nothwendig
macht. Der Rv. dagegen hat , den phonetischen Gesetzen des Sanskr.
entsprechend, ndkir d (ndkih im Pada in einem Worte). In demselben
Verse erscheint im Sv. auch keine Spur eines Visarga vor d in nd ki
devd, während Rv. auch hier ndkir devä spricht.
Die beiden anderen Fälle finden sich Sv. I. 3. I. I, 10 = Rv. IV.
30. 1. Hier spricht der Sv. nd ki Indra mit Bewahrung des Hiatus
(wie bei Vokativen sehr oft , da diese wesentlich parenthetischen , d. h.
vom Gesammtsatz unabhängigen , Charakter haben) , während der Rv.
wieder ndkir Indra hat; ausserdem erscheint in demselben Verse im Sv.
mit Liquidirung nd ky evdm, wo aber das Metrum Wiederaufhebung
dieser Liquidirung fordert; auch hier hat Rv. ndkir evd (V. L ).
Es giebt in den Veden noch viel mehr Stellen dieser Art, welche
aber der heimischen Forschung, in Folge der Verdunkelung des Metrums,
unbekannt geblieben sind. So z. B. zeigt das Metrum, dass die Zusam-
menziehung von °ih-iva zu Iva, wie in svddhitiva statt des regelmässigen
svddhitir-iva Rv. V. 7, 8, noch an 5 Stellen desRv. vorzunehmen ist, dass auch
in diesen statt der in der Samhitä erscheinenden regelmässigen Umwandlung
in -»r-tva jene un regelmässige Einbusse des Visarga mit Contraction der
beiden nun zusammen stossenden Vokale einzuführen ist. Diese Stel-
len sind:
Rv. X. 84, 2, = Ath. IV. 31, 2 wo die Samhita agnir-iva hat,
aber statt dessen agnita z. 1., da der Stollen elfsilbig sein muss.
VI. 75. 14 = VS. XXIX. 51 =s TS. IV. 6. 6. 5, wo dhir-im in
gleicher Weise und aus demselben Grunde dhtva z. 1.
X. 146, 2, wo statt dghdtibhir-iva der Sawih. aghdtibhtva z. 1. und
so der 8 silbige Stollen herzustellen ist.
X. 1 49. 4 ist eben so und aus demselben Grunde statt patir-iva z. X.pattm.
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QUANTITÄTSVERSCI1IEDENHEITENJN D.SAjJ/IIITA-U.PADA-TEXTENetc. 249
Dass in demselben Verse statt gä'va-iea (für Pada: gä'valt-iva) z. 1.
gavevo, wird weiterhin bemerkt werden.
VII. :>>;. 8 ist in gleiches Weise statt münir-ica der Sawh. /.. I.
müniva. Dadurch erhalten wir den regelmässigen 5 silbigen Stollen der
Dvipada dhünir müniva (v — v -) l).
Neben diesen (svädhitiva mitgerechnet) o* Einbussen des Visarga
mit Zusammenziehung linden sieb im ltv. nur s Stellen , wo ili vor iva
der Kegel gemäss zu ir geworden ist. Im Atharva i.st die Einbusse mit
Zusammenziehung noch häufiger, sie trifft 7 während nur 3 der Regel
folgen is. Whitney zu Ath.-Pr. II. 5«.}.
Ich habe diese Stellen erwähnt, weil sie wohl mit Gewissheit zeigen,
dass M. Müller'» Annahme, dass in svddhittva und Utä'mg ä' statt der
Themen svüdhiti und bhii'vii gleichbedeutende auf / zu Grunde liegen,
unnüthig ist.
In Bezug auf spurlosen Verlust des Visarga hinter « führe ich ltv.
VII. SU. 3 an, wo didrikshujjo nicht, wie der Pada-Text liest, für gram-
matisches didr.ikshu üpo steht, sondern, wie auch Sfiyawa erkannt hat, für
didrikshuh lipo.
Hier befindet sich didrikshuh am Ende des Stollens, d. h. des ur-
sprünglichen Verses. Schon vor der Diaskeuase trat aber das Bestreben
ein, zwei oder mehrere Stollen zu Ilalbversen (eigentlich Halbstrophen)
zu verbinden und zwar so eng, dass nicht selten mehr oder weniger
starke Verdunkelung des Metrums eintrat; so z. B. wurde, um die in-
1) Beiläufig bemerke ich, dass die Recitirer, denen die Vcden, wie einen grossen
Theil der sanskritischen Öandhigcsetze so auch, da sie ihnen immer unverständlicher
wurden, ihre Corruption verdanken, auch bisweilen in Fällen, wo der alte Text einen
Hiatus hatte, einen Visarga annahmen und dieseu nach den Gesetzen der .Sanskriti-
schen Phonetik behandelten; so ist z. 13. I. 184, 1 statt vähnir ukthaih zu lesen
laliniukthuih. "Wir wollen euch anrufen durch Agni's Worte', d. h. durch das Opfer,
bei welchem Agni den (jöttern die Wünsche der Opfrer überbringt. Sicher ist dass
nicht rühmr zu lesen ; denn dann wäre der Sinn so klar gewesen , dass eine Um-
änderung schwerlich eintreten konnte. Rv. VIII. 12, 18 vlprä ulihüvuhasah ver-
stattet jedoch auch die Uebersetzung: 'Wir wollen euch anrufen durch die Loblieder
der Opfcrdarbriuger'.
Hist.-phd. Classc XIX. Ii
250 TR. BENFE Y.
nigste Verbindung zu erlangen, ein den zweiten Stollen anlautendes «
hinter einem auf e oder o auslautenden eingebüßt und dadurch eine
Silbe de« zweiten Stollens. In ähnlicher Weise wurde hier das auslau-
tende Ii des ersten Stollens mit dem aulautenden des zweiten zusammen-
gezogen, was nur geschehen konnte, wenn zu der Zeit als dieses geschah,
der auslautende Visarga weder gehört noch gefühlt ward. Dass diese
Zusammenziehung wieder rückgängig gemacht werden muss, bedarf kaum
der Bemerkung.
Ein interessantes Beispiel spurlosen Verlustes von Visarga hinter o
bietet Sv. II. 4. 2. 2. 2 = Kv. IX. 7, 2. liier liest Sv. nuidht, ogrii/ö
statt des regelmässigen nnidhor agriyö) , während Kv. mddhco cfi hat.
In Betreff dieser Varianten möchte man fast mit ("iewissheit annehmen
dürfen dass der Sv. die doctior lectio habe und einer der Ueberlieferer,
auf welchem in letzter Instanz die Abweichung des Rv. beruht, Anstoss
an dem unregelmässigen Sandhi nehmend, zwar nicht wagte ein r da-
zwischen zu sprechen, wohl aber die in Rv. häutigere Form mddhvo (für
madhras) an die Stelle von mddho (für mddhos) zu setzen.
Hierbei erinnre ich daran . dass die Formen aghos, bliagos, bhos (in
denen sich die vedischen Vokative auf vas für va». zu US und . mit dem
vorhergehenden «, os zusammengezogen auch im gewöhnlichen Sanskrit
erhalten haben) vor tönenden Lauten ihren Auslaut nicht in r verwandeln
sondern einbüssen (Wb. VIII. :<. 17 — 20. 22 Vop. II. 49. 50).
Was den Verlust von Visarga hinter n und ä betrifft, so ist be-
kannt, dass er, wenn für ursprüngliches s eingetreten, hinter d vor allen
tönenden Lauten eingebüsst wird, hinter d jedoch nur vor allen Vokalen,
ausser kurzem «; vor letzterem und tönenden Consouanten tritt statt dh
(für ursprüngliches äs) o ein. In den Fällen, wo der Visarga vor Vokalen
eingebüsst ist, also z. B. in °a d°, °d ü" u s, w. kann, der Regel nach, keine
Zusamnien/ichung Statt finden, muss vielmehr Hiatus bleiben. Hierin
darf man entschieden eine Nachwirkung des einstigen Visarga erkennen.
Denn, obgleich Hiatus in den Vcden noch überaus häufig erscheint und
unendlich häufiger gelesen werden muss. als er in der Sa/whitä aner-
kannt ist, so ist doch im Allgemeinen, trotz mancher Ausnahmen, schon
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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN IX Ü. SA J/HITÄ- V. PADA-TEXTEX cte. 25 1
zur Zeit der Abfassung der Yedenlieder Contraction grammatisch auslau-
tender ä ii mit folgenden anlautenden Vokalen und Diphthongen die
herrschende Regel gewesen.
Allein die Fälle, wo auch bei Einbusse eines Yisarga hinter ä oder
A Contraction mit folgenden Vokalen und Diphthongen eintritt, ist be-
trächtlich genug, um daraus folgern zu dürfen, dass das Gefühl des
einstigen Visargas schon damals wenigstens mehrfach so schwach
war, dass es unter dem Druck des Metrums der bei auslautenden
ä A vorherrschenden Contraction keinen Widerstund entgegenzusetzen
vermochte.
Die ziemlich beträchtliche Anzahl der Fälle, wo sah davon betroffen
wird(R.-Pr. 172; 178; V.-Pr. III. 14. T.-Pr. V. 17), wie set (für sah it im
Pada) Rv. I. 32, 15 und aa., lasse ich unbeachtet, weil die Vergleichung
der verwandten Sprachen (gothisch sa , gricch. u) und der regelmässige
Mangel jeder Spur des Visarga, ausser am Ende eines Satzes oder Halb-
verses, in einigen wenigen vedischen Anomalien und vielleicht vor fol-
gendem a, höchst wahrscheinlich macht, dass auch im Sauskr. einst der
Nom. msc. noch sä (ohne auslautendes t) lautete und vielleicht in diesen
Zusammenziehungen noch Spuren des einstigen Mangels dieses (später
h) zu erkennen sind. Freilich könnte mau aus der Sprache des Avesta —
wo kein Reflex von sä, sondern nur von sag erscheint — schliessen wollen,
dass letztere Form schon in der gemeinsam arischen Periode die herr-
schende gewesen sei und müsste dann auch diese Zusammenziehungen,
wie die obigen und die folgenden . aus der Schwäche des für auslau-
tendes S eingetretenen Visarga erklären. Eine sichere Entscheidung
zu geben scheint mir kaum möglich; allein das so seltene Vorkommen
von sah und dessen regelmässigen Reflexen im Sanskrit gegenüber der
so häufigen Erscheinung von sä (auch in eshd für e-sti) macht mir die
Annahme wahrscheinlich, dass in der gemeinsam arischen Periode sä
zwar anfing, seinen Nom. si. msc. durch Einliuss der Unzahl von Msc.
auf a nach Analogie der Nomina, mit antretendem c zu bilden, aber
diese Anfänge nach der Trennung des Indischen vom Eranischen nur
in letzterem aber nicht in ersterem durchgeführt wurden.
Ii2
252 TH. BENFE Y,
Häutig sind Contraetionen dieser Art von auslautendem ah [für as)
mit iva; im Atharva bilden sie die Regel und die Nichtcontraction die
Ausnahme; es stehen nämlich 40 Fälle mit Zusammenziehung 13 ohne
Zusammenziehung gegenüber vgl. Whitney zu Ath.-Pr. IL 56):
z. B. sifrijaiva in der Sawihita Pada suryah-im) Ath. VIII. 5, 7 ist,
wie das Metrum erweist, z. 1. sil'ryrva;
eben so ücra'ivu Ath. \. I. 1 f i z. 1. <i£veva\
cyemi'tra Ath. V. 3i>, 9 ryeneva;
itaha Ath. VI 1 4, 3 ifei-a und aa.
Viel seltener sind diese Fälle im Rv. ; in II oder 12 findet Zu-
satnmenziehung Statt, in 52 nicht.
Jene 1 I sind ;
Rv. X. 106, 2; 173, 2 [= Ath. VI. 87, 2 wo aber V. L.) Indra-
'iva z. 1. Tndreca.
VIII. 10, -14 udnaüui z. 1. udni'va [aber fraglich, ob von den Pada-
Verfertigern richtig getrennt; Grassmann vermuthet, dass udna zu
Grunde liegt).
X. 141), 3 gd'valm z. 1. gd'veva.
X. 62, 9 divdlva z. 1. dmva (und zu trennen sd'nu drdbham).
X. 173. 2 (= Ath. VI. 87. 2} pärvatdira z. 1. partateva.
II. 4 3, 2 brahmaputruiva z. 1. brahmaputreva.
I. 17 5, 6 = 17 6, 6 mdya'iva z. 1. mdyeva.
X. 69, 5 furaiva z. 1. cureva.
X. 97, 10 = VS. XII. 4S = TS. IV, 2. 6. 3, stenätoa z. 1. Stenern.
Von andern hieher gehörigen Zusammenziehungen mögen beispiels-
weise angeführt werden :
in Zusammensetzung:
rdjeshita (R.-Pr. 175 für Pada nijah-ishita) Rv. VIII. 46, 26,
pfvopawuma (R.-Pr. 177. V.-Pr. III. 13 für Pada ptvdh-upa0) VS.
XXI. 4 3.
im Zusammentreffen von Wörtern :
makd Indra (Pada makäh) Rv. I. 133, 6 ist z. I. mahendra
püra (tyaslh (Pada pürah) Rv. II. 20. 8 z. 1. pürayasih.
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QUANTITÄTSVERSCHIEDENIIEITEX IN D. SAJfBITA* U. PADA-TEXTEXctc. 2.">3
turä itfdm (Pada turdh Rv. VII. S6. I z. 1. tim'yäm
rasina iydm (Pada rastnah Rv. VIII. I. 2 t? — Sv. II. 0. 2. :>. 3.
z. 1. rasincydm (das Metrum dieses 12 silbigen Stollens ist tf — t» — j
t' V V — ' | l» — t' — .
Auslautendes ah (für d.v) wird im Atli. schon seltener mit folgendem
iva, nach Einhusse des \ isarga, zusammengezogen, nämlich I mal unter
19 Fällen (Whitney a. a. ().)
Im Rv. kommt Ah vor iva IUI mal vor; in diesen findet keine Zu-
sammenziehung Statt. Dagegen hat V. 54. G in der Samhitü kapanera, wel-
ches der Pada-Text in kapana'-iva aufiüst. während der Sinn wenigstens sehr
wahrscheinlich macht, dass das Wort Plural sein soll, wofür auch Nir.
VI. 4 und Silvanas Glosse sprechen, welche beide den Plural kapandh
haben. In diesem Fall würde anzunehmen sein dass kapanera für kapanah-
iva sich hier auch in der Samhitu erhalten hätte, gerade wie oben sich
svddhitlva für xrddhitir-ica auch in der Samhitu erhalten hatte, während
in den übrigen Fällen die Samhitd, den phonetischen Regeln gemäss.
-ir-iva lautet . aber statt dessen ebenfalls Iva zu lesen ist. Aehn-
liches lässt sich für kapan^va (aus -n/th-iva) um so mehr vermuthen, da
wenigstens in einer Stelle des Rv. entschieden °d d° (für -Ah A-) sowohl,
als -d u- (für -Ah «-) zusammenzuziehen sind. Die Stelle findet sich
Rv. X. 12S. 0 = VS. XXXIV. 46 = TS. IV. 7. 1 4. 4 [= Ath. V.
3. H>] und lautet in der Samhitd
vdsavu rudrA" Aditjftt uparisprkam maardm (Pada: vüsavah rudrah
ddity&'h uparisprkam md uyrdm). Zunächst schliesst der Stollen in der
ersten Silbe des letzten Wortes, welches aus md ugräm zusammengezogen
ist, nämlich \nit md. Diese Zusammenziehung ist demnach wieder auf-
zuheben. Ferner ist der Vers mit Unrecht als eine Jagati bezeichnet
[d. h. 4 zwölfsilbige Stollen enthaltend}. Die drei übrigen Stollen sind
entschieden 1 1 silbig und eben so alle Stollen der vorhergehenden S
Verse dieses Liedes, mit Ausnahme des 1. und 3. im 7. Verse und des
3. im 8. (in Ath. V. ist auch dieser durch V. L. 1 I silbig, wogegen der
4. ebenfalls durch V. L. 12 silbig ist; beiläufig bemerke ich, dass statt
uruvydcd z. 1. ist urvydcA . vgl TS. IV. 4. 4. 2. wo auch die Samh.
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254 T H. B E N F E Y,
urvyäncam hat!. Danach ist vornweg zu verinuthen. dass wahrscheinlich
auch dieser Stollen (der 3. im 9. Verse) elfsilbig sei, und dafür
spricht auch der ScblnM °spriratn md , ein Bacchius [v ), wie re-
gelmässig am Ende II silhiger Stollen; in der That hat auch der Ath.
einen elfsilhigen Stollen, aber durch eine stark abweichende V. I,. Im
Rv., der VS. und TS. dagegen steht dieser Stollen in vollständiger Dis-
harmonie mit allen übrigen desselben Liedes; nach der Sawhitä gelesen
würde er nämlich 1 l Silben enthalten. Dagegen erhalten wir die indi-
cirten II. wenn wir statt vdsavo lesen rdsvo (vgl. catakrakratro , für
°tav<>, Rv. X. <M. 2 -= YS. XII. 76 = TS. IV. 2. t>. I und von ari Nom. pl.
atyds statt aräyas) und, ohne Rücksicht auf die im Pada auslautenden
Yisargas, die in der Sa/whitä auslautenden <f mit den folgenden Vokalen
zusammenziehen, also lesen
iwi'O nuIrädityöparLsjtrffam mä
| p_ | V .
Die Recitirer des Ath. haben um das J t silbige Metrum zu retten
und es mit den herrschend gewordenen Sandhi- Gesetzen des Sanskrit
in Uebereinstimmung zu bringen, vasavo ausgelassen und sprachen demnach
tlditt/ä' rudra uparispri$o nah.
In andern Fällen dagegen ist auch in diesem Veda nicht selten
und zwar nicht bloss, wie schon bemerkt, vor im, Zusammenzichung
noth wendig, so z. B.
Ath. IX. 4, 19, wo der Sawhita- Text in einem 8 silbigen Stollen
brähmanebhya rishabhain dattvd'
lautet (im Pada: brdhmambhj/ah), ist z. 1.
hrtihmantbhi/arskalj/itim dattvd' ;
anderen Falls würden 9 Silben herauskommen ; richtig gelesen erhalten
wir den im Veda noch nicht so häufigen , im epischen Cloka aber fast
herrschenden, Schlussfuss der 1. und 3. Stollen, nämlich v — — .
In Ath. X. 1. 17, einem Verse von 12, 11, 8. 8 Stollen, ist in
dem 2., dem 1 1 silbigen Stollen . wo die Sawihita üc chisha eshAm (Pada
dt fishalt) hat (vgl. Rv. VI. 7 5. 16 = Sv. II. 9. 3. 5. 3 = VS. XVII.
45 = Ath. III. 19, 8) z. 1. mc chishaishdm; in dem ersten statt itftaica
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QUANTITÄTSVERSCHIEDEN IIEITEN IN D.SAMIITA-U.PADA-TEXTEN etc. 255
(Pada: rd'tah-iva) wie im Ath. fast regelmässig vd'teva 'im Itv. dagegen
stets d. h. 11 mal vd'twva).
Im Ath. VI. 22, 2 hat die Sarohita
payasvatih krinuthapa öshadlrih c;iv&\
Dadurch wird dieser Stollen 13 silbig, während die übrigen drei
12 silbig sind. Liest man krinuthdpadshadhih civd' {Pada: krimtha apäh).
so wird auch dieser 12 silbig.
Obgleich die Beispiele dieser Art sich aus den Veden noch stark
vermehren Hessen — beiläufig bemerkt giebt es deren auch in der epischen
Poesie — so mögen die angeführten doch für jetzt genügen. Denn sie
sind zahlreich genug, um zu zeigen, dass der Visarga in vielen Fällen
für die Dichter der Vedenlieder völlig unhörbar und wirkungslos war.
Die Üistractionen in derartigen, von den Dichtern zusammengezogenen,
Wörtern wurden von den Recitirern eingeführt, welche sich des Ein-
flusses der phonetischen Gesetze des Sanskrits, die sich bis zu der Zeit
der Diaskeuase entwickelt hatten, nicht immer zu erwehren vermochten,
zumal da das. wahrscheinlich durch eine eigenthümliche Vortragsweise
von ihnen selbst verdunkelte, Metrum keine Schutzwehr dagegen gewährte.
X.
Einen für unsre Anfgabe wichtigen Fall des spurlosen Verlustes
von Visarga gewährt der Uebcrgang von grammatisch auslautendem alt
in d ; denn er gerade umfasst eine nicht unbeträchtliche Anzahl von
Wörtern, in denen die heimischen torscher Dehnung eines auslautenden
a annehmen. Ganz ist dieses Verhältniss den heimischen Forschem
wohl nicht entgangen ; wenigstens glossirt Sayana zu ßv. I. t>2. 9 gmvasä
in der Verbindung mit srind richtig durch fävasah (vgl. auch seine Glosse
zu eikshii VIII. 2. 41 und zu pdrdyd I. 174, 9); doch giebt er dazu
keine grammatische Erläuterung und auch bei den Grammatikern findet
sich nichts dazu gehöriges. Der Pada -Text schreibt durch phonetische
oder exegetische Motive bestimmt die hieber gehörigen Wörter auf d nur
zweimal statt dessen mit auslautendem «//, sonst entweder wie in der
25G T II. BEN KEY,
Snwhita. ebenfalls mit auslautendem d , oder mit diesem nachfolgenden
Visurga {dh). oder endlich mit schliesseudem a statt u.
Bollensen hat zuerst in neuerer Zeit auf diese Umwandlung von ah
in d (in der Zeitschrift der deutschen Morgenl. Ges. XXII. 57 9 auf-
merksam gemacht. Da aber die von ihm angeführten Beispiele zum
Theil anders gefasst werden können oder müssen und die Sache für die
Interpretation der Veden von Bedeutung ist, erlaube ich mir hier etwas
näher darauf einzugehen, eine ausführliche Darstellung für die Abhand-
lung über die vedische Lautlehre vorbehaltend.
Es entscheiden für die Richtigkeit der Bollensen'schen Bemerkung:
1. Varianten . in denen sich für ursprüngliches as (ah) neben der
regelmässigen Bewahrung von <U oder ah , oder dem etwas unregel-
mäßigen, aber auf andren Analogien beruhenden l'ebergang in o, auch
d zeigt; so in sahd'ian (Rv.) gegenüber von sahovan (Sv.); so wie in
sahaiant (Rv.), sähävant und sähasvant (Rv.)1), worüber ich in der Ab-
handlung. 'L eher die Entstehung der mit r anlautenden l'ersonalen-
dungen' Bd. XV. hist.-phil. Cl. S. 110 = bes. Abdr. S. 25 ff.) gehandelt
habe Ferner in aydraya, rajä$aya in TS. I. 2. tl. 2 gegenüber von
ayah^aijä' rajuhcayfi in der entsprechenden Stelle VS. V. 8. Die Leseart
mit d für ah erscheint auch im Jjotishtoma und den l'pasaddhoma nach
Mitdhavacarya zu der TS. I. t. 1 ed Calc. T. I. pr. 98. An derselben
Stelle haben diese und eben so auch die TS. hardcayä" statt des in der
VS. a.a.O. gelesenen harifaya. Die drei Wörter werden in den
Scholien zu der TS. und VS. ausgelegt bezw. durch 'in Erz liegend', 'in
Silber liegend', 'in Gold liegend'. Die Auslegung ist unbczwcifelbar und
1) Daneben erscheint auch sahasatant aber nur im Vokativ sing. 12 mal im
Rv. ; an einer Stelle, 1. 91. 23 — WS. XXXIV. 23 entsteht dadurch ein überzähliger
Stollen ; sollte man wagen dürfen hier saluuun oder sahasvan dafür zu setzen ? doch
würde der Vers dadurch im 2. Fuss Antispast (v v) erhalten, der hier ge-
mieden zu werden scheint. Heben wir die Verdoppelung des H auf, worüber ich in
meiner 'Chrestomathie aus Sanskritwerken' 1853 I. 318 gesprochen habe, dann ent-
steht ein I'aeon seeuudus («• — vv), welcher ebenfalls in diesem Fusse selten zu sein
scheint.
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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN IN D. SAJtfHITÄ-U. PADA-TEXTEN etc. 257
hard, steht, wie ayd für ayah [ayas), für haras mit der Bed. 'Gold'. —
Ein weiteres Beispiel s. weiterhin, nämlich praceta vor r im Rv. statt
dessen die Tajttiriya Sawihita praceto hat.
2. Die Bildung der Denominative auf ya von Nominibus aul as.
In diesen soll nach den indischen Grammatikern arbiträr entweder as
unverändert bleiben oder d werden dürfen (vgl. Mahdbhhashya zu Pt\n.
III. 1, II in der Ausg. von Benares III. Abth. p. 17 a und VArt. 2
und Sch. zu derselben Regel); sie führen als Beispiel an payasya und
paydija, Beispiele, in denen as unverändert bewahrt ist, sind in den
Veden häufig; mit d statt dessen erscheint in den Veden stets ojdya von
ojas, in der gewöhnlichen Sprache auch ojasya (nach dem Mahdbhäshya
a. a. O.). Von apsards ist nur apsardya erlaubt, und da einige Casus
dieses Nomens [apsardm, apsardnäm, apsarä'bhyas, apsaräsu) wie von einem
Thema apsardt gebildet werden, Hesse sich annehmen, dass dieses Deno-
minativ nicht von apsaras sondern von apsard gebildet sei ; allein da-
gegen spricht Värt. 2 zu Pän. III. 1, 11 und jene Casus sind heterokli-
tisch aus dem Nominativ sing, apsard'k hervorgegangen, dessen auslau-
tender Visarga nicht gehört ward (vgl. Ufänd von Ufänas, für Ufdndh,
in welchem der Visarga regelmässig spurlos eingebüsst ist) ; eben so er-
klärt sich ushdt aus ushd'h von ushds, jarS aus jard'h von jards. Sdyana
erklärt zu Rv. I. 92, 9 auch manayu (vom Vb. manäyd, bei Säy. nicht
grammatisch erläutert) aus mänas; für dieses ist jedoch, da manS im Rv.
erscheint, eher die Erklärung des Ptsb. Wtbch. aus diesem anzunehmen.
3. Die Stellen in der Sawihitä in denen a entschieden als Ver-
treter von ah (für ursprüngliches as) anzuerkennen ist. Da sich dieses
a nicht bloss vor Lauten zeigt, in denen der Visarga spurlos eingebüsst
wird , sondern auch , wo ah zu o werden oder statt des h andre Con-
sonanten eintreten müssten , so werde ich die zu gebenden Beispiele
nach dem dem d folgenden Anlaut alphabetisch ordnen. Diesen voraus
werde ich jedoch den einen der Fälle stellen, in welchem auch das
Prdticäkhya und der Fada-Text A als Vertreter von ah fassen; dieser
eine nimmt nämlich eine Sonderstellung ein, indem er den Nominativ
sdh betrifft, von welchem wir oben vermutheten, dass er noch auf indi-
Hist.-Phil. Classe. XIX. Kk
258
TH. BENFEY,
Schern Boden im Allgemeinen ohne auslautendes s Später Visarga} exi-
stirt habe.
Die Stelle ist Rv. I. 145, 1 sa nvfyate (Pada sah nü lyate. vgl. R.-
Pr. 314). Ist nfimlich jene Vermuthung richtig, d. h. war zu der Zeit
des Dichters noch der Nomin. si. sd {nicht sah) vorherrschend, dann
gehört die Dehnung dieses a nicht hieher , sondern füllt unter die
schon beiläufig erwähnte allgemeine Regel, da es den Auslaut einer
8. Silbe in einem zwölfsilbigen Stollen bildet; es ist nämlich das folgende
nvtyate wieder in nü \yate zu trennen. War aber damals schon sah
herrschend , dann ist a nicht der grammatische Auslaut und ä würde
nach Analogie der weiter folgenden Fälle zu erklären sein.
Vor folgendem a, vor welchem der Regel nach o statt ah hätte er-
scheinen müssen :
a. Rv. X. 80, 4 lautet in der Samhitä
Agnir ddd drdvinam vträpe$d
Agnir u. s. w.
ddd ist entweder zweisilbig zu lesen, oder repräsentirt zwei Silben.
Der Pada hat virdpefdh, da ihm in allen Fällen, wo das Gegentheil nicht
augenfällig ist. die Sandhi- Regeln des gewöhnlichen Sanskrits auch für
die Veden gelten. Er nimmt demnach an dass d, wenn es der gramma-
tische Auslaut wäre, da die phonetische Verbindung von Stollen zu
Hemistichen schon vor der Diaskeuase zur Geltung gekommen war,
sich mit dem folgenden a hätte zusammenziehen müssen ; ausserdem
ist eine grammatische Form auf d nicht möglich. Dass das Wort für
grammatisches vfrdpefah (°fas) steht und als Adject acc. ntr. si. zu
drdvinam gehört, ist ihm entgangen.
b. Ich erlaube mir hier auch einen Fall aufzuführen, wo das d gar
nicht in der Samh. erscheint, sondern nur im Pada- Text. Sie findet
sich Rv. L 102, 6 und lautet in der Samhitä;
akalpd I'ndrah pratimü'nam ojasA'thd jänä vi hvayante sishäsavah.
Der Pada-Text löst öjasd'thd in öjasd dtha auf, wie er den phoneti-
schen Regeln gemäss und da es keine grammatische Form ojasä giebt.
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QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN IN D. SA J/NITÄ- U. PADA-TEXTEN etc. 2Ö9
auch noth wendig musste. Dass es aber für öjasafi steht, zeigt Vers 8
desselben Hymnus, wo pratimd'nam öjasah statt dessen erscheint.
Die beiden Stollen sind durch Auflösung von öjasäthd in öjasd dthä
zu trennen, so dass öjasd wie in dem vorhergehenden und dem folgenden
Beispiel den Schluss des Stollens bildet Nach Analogie von diesen
werden wir auch nach der Trennung die Form mit langem d bestehen
lassen dürfen, obgleich es keinesweges unmöglich wäre, dass der ur-
sprüngliche Auslaut a gewesen und der Visarga spurlos hinter ihm ein-
gebüsst wäre, wie in Beispielen in IX. (S. 246 ff).
Vor i wo die Regel Einbusse des Visarga und Hiatus fordert
c. Rv. IV. 11, 3, wo die Samh. lautet:
tvad eti drävinam virapeca
itthd'dhiye u. s. w. (z. 1. tudd).
Der Pada-Text schreibt, wie in der zuerst (unter a) angeführten
Stelle und wesentlich aus denselben Gründen, da grammatisch auslau-
tendes d mit dem folgenden i zu e geworden sein würde, vtrdpefdh; dass
vtrdpefd hier wie doft für grammatisches vträpefah steht, bedarf keiner
weiteren Bemerkung,
Vor tönenden Consonanten erscheint & für ah ziemlich oft ; eigentlich
hätte o für ah eintreten müssen.
Vor n:
d. L 23, 13 ist djd (Pada: & ajä R.-Pr. 463. 465), wiederfolgende
Vers zeigt, die 2. Si. Impf., steht also für grammatisches 6' ajas, (oder
Ä djas, oder bloss d'jas vgl. I. 174, 3, was wir nicht im Stande sind
mit voller Sicherheit zu entscheiden und auch die Verfertiger des Pada
nicht vermochten, da die Contraction den Unterschied unhörbar machte).
Da das in der Sarohita auslautende ä in der 2. Silbe des Stollens steht,
wo so oft aus metrischem Grunde ein kurzer Auslaut gedehnt wird, kann
man auch annehmen, dass die eigentliche Form hier d"jäh mit spur-
loser Einbusse des Visarga war und das nun auslautende ä nur des
Metrums wegen lang gesprochen ward.
e. I. 65, 1 pagvd' nä tdyüm (Pada ebenfalls paciuT; für pafvdh; auch
hier steht d in der 2. Silbe und kann wie in d. angesehen werden.
Kk2
260 TB. BENFEY,
f. I. 122, 11 gmdntd ndhusho (Pada gmdnta, cf. R.-Pr. 517) steht für
gmdntah, Nom. pl. msc. Ptc. Aor. I. Die Dehnung fallt in die 4. Silbe
eines 1 1 silbigen Stollens, und kann, da auch hier metrische Dehnungen
häufig sind, wie in den beiden vorigen Stellen, erklärt werden.
Vor r:
g. I. 24. 14 (sas TS. I. 5. 11. 3) pracetd rdjan (Pada pracetah r° vgl.
R.-Pr. 259). Es steht, wie hier auch Pr. und Pada erkannt haben, für
pracetah Voc. sing. msc. von pracetas; es bildet wie in a. b. c. das Ende
des Stollens. In der TS. ist die regelmässige Veränderung praceto eingetreten.
Vor v:
h. I. 174, 3 W/4 vHta (Pada dja vgl. d.); dass djd 2 Sing. Impf,
repräsentirt . also für grammat. djah steht, zeigt der Zusammenhang:
yebhih . . . . djd . . . [tShüt) rdksho. Das gedehnte A steht in der 2.
Silbe des Stollens und kann also wie in d. e. betrachtet werden.
i. III. 4, 4 devävyacd vi (Pada: devdvyacdh); devdvyacä steht für
devdvj/acah und gehört zu barhih als Acc. si. ntr. Auch hier ist die An-
nahme erlaubt, dass der Visarga spurlos eingebüsst war und das ä davor
aus metrischem Grunde lang geworden sei. Es bildet nämlich in einem
elfsilbigen Stollen die 8. Silbe, in welcher auslautende ä, t, u, wenn
keine Position folgt, regelmässig gedehnt werden.
k. VIII. 2, 41 clkshd vibhindo (Pada ciksha, R.-Pr. 464. 465) für
cikshah, wie auch Säyana es nimmt. Da die Dehnung in die 2 Silbe
fällt, kann sie, wie in d. e. h. erklärt werden.
Vor b :
1. VII. 39,2 suprayd" bdrhir (Pada, wie die Samhitd) , suprayä* steht
für suprayah und gehört, wie devdvyacd in III. 4, 4 (s. i.) znbdrhih 'viele
Labetränke habend'; anders das Ptsb. Wtbch., aber ganz ungrammatisch.
Vor stummen Lauten.
Vor s :
m. I. 62, 9 cdvasd suddmsdh. (Pada, wie Samhitd). Es ist die oben
erwähnte Stelle wo auch Sfiyana erkannt hat, dass facasd die Bedeutung
von cdvasas hat. Der Regel gemäss hätte cdvasas su° stehen müssen. War
auch hier der Visarga spurlos eingebüsst, so lässt sich die Dehnung
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wiederum metrisch deuten, da sie in die 8. Silbe eines elf silbigen Stol-
lens fallt.
Vor p:
L 27, 2 = Sv. II. 8. 1. 7. 2 cdvasä pr° (Pada, wie Satnh.) ; cavasd
bildet wie in a. b. c. g. das Ende des Stollens.
Vor t, wo sich regelmässig, wie vor s, das ursprüngliche s hal-
ten musste.
o. I. 174, 9 = VI. 20, Updrayd für0 (Pada: pdrdt/d , R.-Pr. 162;
465). Die Länge fällt in die 3. Silbe, ist also schwerlich metrisch zu
erklären.
Vor c vor welchem sich regelmässig das ursprüngliche s durch
Assimilation in c verwandeln müsste.
p. III. 46, 2l), yodhdya ca und kshaydyd ca (Pada beidemal yä
vgl. R.-Pr. 520). Die Länge fallt im ersten Worte in die 4., in dem
2. in die 8. des elfsilbigen Stollens; Hesse sich also, spurlose Einbüsse
des Visarga vorausgesetzt, metrisch auffassen.
q. X. 7 6, 5 vibhvänd cit (Pada wie Samh.); vibhvdnd ist von dem
Comparativ dcvhpastarebhyah abhängig, wie divdc cit von imavattarebhyah,
vdtjöc cit von sömarabhastarebhyah und agntc cit von pitukrittarebhyah,
muss also auch wie diese für den Ablativ vibhvdnah stehen.
Der Eintritt von d für ah statt as in m und o, statt ac in p. q.,
so wie auch die Zusammenziehungen von Vokalen, zwischen denen ein
Visarga eingebüsst ist, in IX. sind, wie mir scheint, unerklärlich, wenn
man nicht annimmt, dass in ihnen, ähnlich wie in Volkssprachen über-
haupt und speciell auch in den indischen, die unbedingte Wortform,
hier auf ah, aber mit sehr schwach tönendem Visarga , zu Grunde liegt.
Wo sich die Dehnung des a aus dem Metrum erklären lässt, möchte
diese Erklärung vielleicht genügen, wo diess aber nicht der Fall ist, ist
sie wahrscheinlich durch Nachwirkung des Hauches zu deuten, wie in
ähnlicher Weise z. B. im Prdkrit aus Sanskr. ih, üh langes /, ü cnt-
1) So ist auch in der 'Einleitung in die Grammatik der vedischen Sprache*
S. 161 n. zu corrigiren, wo die Stelle besprocheu ist.
262
TH. BENFE Y,
steht \agg\ — Sanskr. agnih, bandhd — Sanskr. bandhuh); man darf dabei
auch an die bei uns herrschende Sitte erinnern, Längen durch Antritt
von h zu bezeichnen z. B. Jahr für Jdr.
XL
Genauere Forschung ergab ferner, dass diese Dehnungen mehrfach
auch sonst auf andre Weise zu erklären sind als in den Präticdkhya's
und Pada's angenommen wird.
In Fällen z. B., wo nach den Sandhi -Gesetzen des Sanskrits in
der Saiwhitä ein Visarga spurlos verschwinden musste, hatten die Pada-
Verfertiger kein anderes Mittel eine Einbusse der Art zu erkennen als
die grammatische Exegese. Wo er in solchen Fällen im Pada fehlt', ist
daher nicht selten die Frage erlaubt, ob er hier nicht eigentlich stehen
müsste, so z. B. ist Rv. X. 96, 12 = Ath. XX. 32, 2 in pibd yätha
nicht mit dem Pada und R.-Pr. 464. 465 piba als grammatische Form
anzunehmen, sondern pibah [pibds) 'auf dass du trinkest'.
Eine nicht unbeträchtliche Anzahl der Wörter, welche in der Samb.
mit auslautendem d, im Pada ä, erscheinen, hat sich femer als Vertreter
der 1. Person Imperativi Parasmaipada erwiesen. Die Richtigkeit dieser
Auffassung ergiebt sich aus mehreren Stellen mit Entschiedenheit; z. B.
Rv. IV. 18. 2, wo die SawhitÄ ayd, der Pada-Text aya hat (vgl. R.-Pr.
502). erscheinen in demselben Vers in demselben grammatischen Sinn
die regelrechten Formen der t. Sing. Imperativi des Parasmaipada gamdni
und des Ätmanepada yüdhyai und pricchai. Die Einbusse von ni hinter
d (ayd fQr ayAni) hat ihre Analogie in der spurlosen Einbusse des wit
der 1. Person Präsentis Activi in der griechischen o- Conjugation (Myco
für einstiges A(yvntt) und fast in sämmtlichcn Verben aller übrigen Spra-
chen des europäischen Zweiges des Indogermanischen. Entscheidender aber
ist , dass dieselbe Einbusse des ni auch in der treuesten Gefährtin des
vedischen Sanskrits, der Sprache des Avesta, erscheint, vgl. z. B. 1 Si.
Imperativi Ätm. ifdi neben tavd in Yasna 28, 4: icdi tavd-ca gerade wie
in der angeführten Stelle des Rv. ayd neben yudhyai, pricchai. Bei
Justi sind alle diese Formen auf d (auch mit Verkürzung, a), als Neben-
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formen des Präsens Indicativi betrachtet, also mit Einbusse des mi (wie
in den europäischen Sprachen), und manche mögen auch so verstanden
werden können ; allein dass tavä nach Analogie von ifdi und den in den
Veden entsprechenden Formen als Imperativ zu verstehen ist, ist unbe-
zweifelbar und dasselbe lässt sich auch von manchen anderen Formen
dieser Art erweisen, worauf näher einzugehen, hier jedoch zu weit führen
würde und nicht nöthig ist.
In vereinzelten Fällen mögen statt der heimischen Auffassung auch
noch andre Erklärungen sich ergeben. So z. B. könnte Rv. VII. 31,10 =
Ath. XX. 73, 3 (= Sv. I. 4. 1. 4. 6), wo Rv. und Ath. in der Sawh. carA
(Sv. aber cara) und im Pada carä im Rv. und Sv. (wohl auch im Ath.)
erscheint (R -Pr. 496), caräccarsh0. für grammatisches carät, die ursprüng-
liche Aussprache gewesen sein; ähnlich in Rv. VII. 7. 1, wo die Samh.
bhdvA no, Pada bhävä (R-Pr. 461 ; 465). bkdvdn no, für grammatisches
bhävdt; doch sind diese Aenderungen nicht absolut nothwendig. Die
Einbusse des einen c und n würde sich durch Einfluss der Volkssprachen
erklären, welche lange Vokale vor Doppelconsonanz scheuen (vgl. PAli
magga für Sanskr. märga, Intti für Sanskr. frtrti, Minajeff, Pdli-Gr. S. 5,
Präkrit müUa für mdlya. Lassen Inst. L Pr. S. 140) und eine Kürze mit
folgender Doppelconsonanz der entsprechenden Länge mit folgendem
einfachen Consonanten gleichsetzen (vgl. z. B. präkr. diggha oder dthay
beide = Sanskr. dirgha, Lass. ebds.).
Doch diess möge als Einleitung in die Verzeichnisse genügen; Er-
gänzungen werden diese selbst und die Schlussabhandlung darbieten.
XII.
Die Quantitätsverschiedenheiten, welche in den folgenden Abhand-
lungen in Betracht kommen, zeigen sich
1. im vokalischen Auslaut von Wörtern
2. in dem von vorderen Compositionsgliedern
3. im An- und Inlaut von Wörtern.
Die unter die erste Nummer fallenden zerlegen sich in drei Ab-
theilungen.
Die 1. handelt von den Längen, welche in der Samhitä statt im
264 TU. BENFEY, QUANTITÄTSVERSCHIEDENHEITEN etc.
Pada entsprechender Kürzen in der 6. Silbe 8 silbiger und in der 8. und
loten 11. und 12 silbiger Stollen erscheinen.
Die 2. von den zweisilbigen Wörtern, welche, wenn sie einen Stollen
beginnen, in der 2. Silbe in der Samhitä eine Länge statt einer im Pada
entsprechenden Kürze zeigen.
Die 3. von den Wörtern, welche im Auslaut überhaupt an irgend
einer Stelle des Verses statt der im Pada erscheinenden Kürze in der
Samhita eine Länge haben.
Diese drei Abtheilungen bilden den L Abschnitt. Der II. behandelt
die Quantitätsverschiedenheiten in dem Auslaut vorderer Compositions-
glieder. Der III. die im An- und Inlaut von Wörtern. Ein IV. schliess-
lich die wenigen, welche in der Samhita mit kurzem, im Pada mit
langem Vokal erscheinen.
Zusatz.
S. 238 Z. 2 v. u. bitte ich die ganz analoge Einbusse von sh
in dtärima (Rv. VIII. 13, 21) für ätärishma (Rv. I. 92, 6; 183, 6; 184, 6,
vgl. auch atärit VII. 4, 5. I. 32, 6) hinzuzufügen. Audi sie ist nur
durch das Metrum herbeigeführt, da dtdrima den Schluss eines 1 2 silbigen
Stollens bildet und demgemäss ein Diiambus , also ri kurz sein muss
v — v — .
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