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Full text of "Zentralblatt für Bakteriologie, Parasitenkunde und Infektionskrankheiten. 1 Abt. Medizinisch-hygienische Bakteriologie und tierische Parasitenkunde"

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lZEENTRALBLATT 

für 

Bakteriologie, Parasitenkunde u. Mektionskrankheiten. 


Erst« Abteilung. XXI. Band. 


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iZ^ENTRALBLATT 

für 

Bakteriologie, Parasitenkunde u. Mektionskrankheiten. 


Erste Abteilung. XXI. Band. 


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Bakteriologie, Parasitenkunde 

und Infektionskrankheiten. 


In Verbindung mit 

Geh. Rat Professor Dr. Leuckart 

in Leipzig 

Geh, MecL-Rat Professor Dr. Loeffler 

in Greifswald 

und 

Professor Dr. R. Pfeiffer 

in Berlin 

herauBgegeben von 

Dr. Oscar UhlTarorin in Cassel. 


Erste Abteilang. XXI. Band. 

MediziDiscli-iiysjgnisciie Bakteriologie und tierische Parasitentmide. 

Mit 7 Tafeln und 49 Abbildungen lm Texte. 


-- 


Jena, 

Verlag von Gustav Fischer. 

1887, •** % • • e *. 


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Bakteriologie, ParasitenkuMe a. lofektioDskraiiklieiteL 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Paras itenkunde. ' 

In Verbindung mit 

Gell. Rat Prof. Dr. Lenckart, Geb. Med, -Rat Prof Dr. Loeffler 

in Leipzig und 1Q Greifswald 

Professor Dr. R. Pfeifer 

in Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. Uhlworm in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer in Jena. 

XXI. Band. -®- Jena, den 9. Januar 1897. -o- No. 1. 

Praia für den Band (26 Kammern) IS Hark. — Jährlich erscheinen zwei Bände. 


Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde" richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige 
Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrtlcken ihrer Auf- 
Hdtze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die 
Redaktion auf das Mamiskrlpt schreiben zu wollen oder spä- 
testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den 
Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. 


Original • Mittheilungen. 

Nachdruck verböten. 

Ueber die chronische Diplobacillenconjunctivitis. 

[Aus der kgl. Universitäts-Augenklinik in Breslau.] 

Von 

Dr. med. Theodor Axenfeld, 

Privatdozent der Augenheilkunde in Breslau. 

Mit 1 Tafel. 

Im Juliheft 1896 der Annales de l’Institut Pasteur hat Morax 
als den Erreger einer subakuten Conjunctivitis einen Diplobacillus 
beschrieben, den ich unabhängig hiervon einige Monate vorher in 
Marburg bei meinen Untersuchungen der Bindehautentzündungen eben- 
falls gefunden hatte, ich habe ihn seitdem dort bei weiteren zehn 
Personen angetroflen, die sämtlich in gleicher Weise erkrankt waren, 

Ente Abt. XXI. BA. 1 


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2 


Theodor Axeofeld, 


und ich zögere daher nicht länger, meine Befunde mitzuteilen. Auch 
nach meiner Uebersiedelung nach Breslau habe ich eine weitere 
ergänzende Beobachtung machen können und werde deshalb voraus- 
sichtlich noch öfters die gleiche Gelegenheit finden. Dies möge dazu 
anregen, diesem häufigen, aber in seiner Kultur besonders empfind- 
lichen Conjunctivitiserreger auch an anderen Orten größere Beachtung 
zu schenken. Denn es ist noch nicht a priori sicher, ob diese Er- 
krankung sich überall in gleicher Weise findet; wir kennen die 
Epidemiologie der einfachen Conjunctivitisformen noch recht unvoll- 
kommen und können nur soviel sagen, dnß die bisher schon ihrer 
Aetiologie nach bekannten Formen (besonders Bacillus von Koch- 
Weeks, Pneumokokken) nicht überall in gleichem Maße sich 
finden *). 

Durch Uebertragung auf die bis dahin gesunde Konjunktiva 
zweier Kollegen habe ich mich von der Kontagiosität und ätiologischen 
Bedeutung der fraglichen Keime überzeugen können. Ganz besonders 
aber wird die Diplobacillenconjunctivitis fixiert dadurch, daß inzwischen 
Morax, dem wir bereits andere vortreffliche Untersuchungen über 
die Bakteriologie der Biudehaut verdanken (Thöse de Paris 1894) 
die schon erwähnte Beschreibung geliefert hat, die sich mit meinen 
Beobachtungen vollkommen deckt. 

Herrn Professor Uh t hoff, meinem hochverehrten Chef, bin ich 
für die Ueberlassung des Materials herzlich dankbar, desgleichen 
Herrn Professor Wernicke in Marburg, der meine Befunde zu be- 
stätigen und zu kontrollieren die Güte hatte. 

Klinisches Bild: Wenn Morax die in Frage kommende 
Conjunctivitis „subaigue“ nennt, so ist das insofern zutreffend, als 
einerseits der Beginn niemals stürmisch und andererseits der Grad der 
Entzündung niemals sehr heftig zu sein pflegt. Vielmehr beginnt die 
Diplobacillenconjunctivitis mit geringen katarrhalischen Beschwerden 
und befällt meist beide Augen, wenn auch nicht immer in gleichem 
Grade und nicht immer zu gleicher Zeit. Auf dem zweiterkrankten 
Auge ist die Entzündung öfters milder. Es sammelt sich, besonders 
während der Nacht, mäßig reichlich graugelbliches, ziemlich zähes 
Sekret an, vornehmlich im inneren Lidwinkel. Die Lidränder röten 
•sich, ebenfalls am lebhaftesten in den Winkeln, und zwar ist diese 
Rötung des inneren Lidwinkels im Verhältnis zur Geringgradigkeit 
der Konjunktivalveränderungen oft auffallend stark. Nach der bis- 
herigen symptomatischen Bezeichnung würden manche Ophthalmologen 
dies als „Ophthalmia angularis“ bezeichnen. 

Die Conjunctiva zeigt sehr geringe Schwellung, mäßige Hyperämie, 
und zwar sehr oft vorwiegend in den den Rändern zugelegenen Teilen. 
Pseudomembranen und andere Einlagerungen habe ich nicht gesehen. 
Die Conjunctiva bulbi ist nicht oder nur in ihrer Peripherie ein wenig 
gerötet; irgendwelche Komplikationen von seiten des Bulbus habe 


t) Vergl. hierttber meinen Vortrag, Heidelberger ophthaltnologischer Kongrell 1898, 
„Beiträge zur Aetiologie der Konjuoktivalentaiindungen", und Gifford, The Paeumo- 
coccus of Fraeukel ns n frequent cause of acute catarrhal Conjunctivitis (Omaha, Nebraska). 
(Arch. of Ophtb. 1896. No. 3. p. 311.) 


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Ueber die chronische Diplobacillencoujanctivilis. 


3 


ich nicht beobachtet 1 ), abgesehen von einer Phlyktäne, in deren In- 
halt ebenfalls die Bacillen nachweisbar waren. Ob diese Phlyktäne 
aber dadurch entstanden war, daß die Diplobacillen sich hier vorher 
eingesenkt haben, wage ich nicht zu entscheiden, da ihre sekundäre 
Ansiedelung nicht sicher auszuschließen ist. Ich beabsichtige auf 
diese Frage ein andermal zurUckzukommen. 

Wir haben also klinisch meistens ein Bild vor uns, das als „Ble- 
pharoconjunctivitis“ bezeichnet zu werden pflegt, und zwar der- 
jenigen Form, wo die Beteiligung des Lidrandes in Hyperämie, nicht aber 
in einer ausgesprochen ekzematösen oder einer Drüsenerkrankung be- 
steht. Was aber den Prozeß besonders auszeichnet, ist nach Morax’ und 
meinen eigenen Beobachtungen die sehr geringe Neigung zur Spontan- 
heilung. Ohne Behandlung bleibt dies Bild viele Wochen unverändert 
bestehen; und ich halte deshalb die Bezeichnung „chronische 
Diplobacillenconjunctivitis“ für charakteristischer. Sie gehört zu den- 
jenigen chronischen Katarrhen, die ohne akutes Vorstadium von vorn- 
herein sich schleichend einstellen. 

Das Alter meiner Patienten schwankt zwischen 10 und 57 Jahren; 
eine Disposition der Kinder, wie sie für die Pneumokokkenconjuncti- 
vitis zweifellos besteht, ist nicht nachweisbar gewesen, im Gegenteil 
waren außer einem Knaben nur Erwachsene erkrankt. Die Witterung, 
Jahreszeit etc. scheint ebenfalls keinen besonderen Einfluß zu haben, 
während bekanntlich die Koch- Weeks ’sche Bacillenconjunctivitis 
besonders stark im Sommer, die Pneumokokkeuconjunctivitis, wohl 
wegen des rauhen Wetters und der Neigung zu sog. „Erkältungen“, 
bisher häufiger im Spätherbst und Winter vorzukommen scheint. 

Wenn wir auch das klinische Bild für einigermaßen bezeichnend er- 
klären dürfen, so betone ich doch, daß dasselbe für sich allein zu einer 
sicheren ätiologischen Diagnose noch nicht berechtigt, da in solchen 
Fällen nicht immer ein bestimmter bakteriologischer Befund sich er- 
heben läßt; auch können die verschiedenen Keime bekanntlich ver- 
schieden stark reizen. Immerhin kann man von vornherein sagen, 
daß in solchen Fällen die Koch-Weeks’schen Bacillen, die Pneumo- 
kokken und Streptokokken wahrscheinlich nicht im Spiele sind und 
daß man in erster Linie an die Diplobacillen denken muß. Ein 
sicheres Urteil giebt aber erst die Deckglas- und Kulturuntersuchung, 
die für die Konjunktivalkatarrhe, und zwar nicht nur für die schweren 
(Blennorrhoe, Diphtherie) immer unentbehrlicher und wertvoller wird, 
ganz besonders bei der amtlichen Feststellung von Epidemieen. 

Bisher habe ich die Diplobacillenconjunctivitis nicht epidemisch, 
sondern sporadisch gesehen. Sie scheint mir aber in Hessen endemisch 
vorzukommen. 

Sekret: Untersucht man ein mit beliebiger Anilinfarbe ge- 
färbtes Deckglas einer Sekretflocke, so ist man erstaunt über die viel- 
fach enormen Mengen von Bacillen; nach Gram entfärben sie sich. 
Es ist dieser Dcckglasbefund bereits äußerst charakteristisch. Ganz 
besonders die im inneren Lidwiukel zusammengeballten grauen Flocken 


1) Wie Morax mir brieflich mitteUt, hat er den Diplobacillos kürzlich auch io 
einem Hornbautgeschmir gefunden. 


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Theodor A x e d f e l d , 


enthalten die Bacillen oft in dichtesten Haufen, so daß es den Ein- 
druck macht, daß sie sich an dieser Stelle besonders stark ver- 
mehren. Daran liegt vielleicht auch die ausgesprochene Lidwinkel- 
rötung. In den von der Conjunctiva selbst entnommenen frischeren 
Flocken sind sie nicht so massenhaft, aber auch noch sehr zahlreich. 

Die Bacillen liegen größtenteils frei, doch habe ich, ebenso wie 
Morai, öfters auch Phagocyten gesehen; auch lieben sie es, sich 
besonders an die Epithelien in dichten Massen anzulegen (vergl. Fig. 1). 
Die Phagocyten sind weniger zahlreich, als z. B. oft bei der Pneumo- 
kokkenconjunctivitis. Ueberhaupt ist das Sekret reicher an Fibrin und 
besteht nicht so rein aus Leukocyten, wie dies bei den akuten Formen 
sich häufiger findet, wenn dieselben zu flüssigerem Sekret führen. 

Die Bacillen liegen vorwiegend zu zweien, nicht selten auch in 
längeren Ketten, an denen sieb, wenigstens im Deckglaspräparat, die 
Einzelglieder überall scharf unterscheiden lassen. Scbeiniäden, wie 
sie auf der Kultur sich gerne bilden, habe ich und auch Morax im 
Eiter niemals gefunden. Eine Kapsel ist nicht deutlich. 

Die einzelnen Stäbchen sind meist gleichmäßig gefärbt, an den 
Ecken ein wenig abgestumpft. Hier und da ist eine Andeutung von 
stärkerer Färbung an den beiden Polen zu sehen; solche Exemplare 
zeigen mitunter auch eine leichte Verdickung an den beiden Enden. 
Ihre Länge (in Kanadabalsam gemessen) beträgt durchschnittlich 2 ft, 
die Breite 1 /< oder ein wenig mehr, doch wechselt die Größe etwas. 
Sie gleichen etwas den Pneumobacillen von Friedlaender, wie 
Morax mit Recht hervorhebt, außerdem den sog. Ozaenabacillen 
(Loewenberg, Abel) und verwandten Arten, die im Thränensack- 
eiter sich häufig finden, ab und zu auch auf der gesunden Con- 
junctiva von Ozaenösen. Diese nach Gram sich ebenfalls entfärben- 
den „Ozaenabacillen“ kommen also differentialdiagnostisch besonders 
in Betracht. Sie sind an ihrer Kapsel und besonders an der Kultur 
leicht mit Sicherheit zu unterscheiden, da sie auf den gewöhnlichen 
Nährböden üppig gedeihen. Auch sind die Ozaenabacillen als Con- 
junctivitiserreger bisher nicht beobachtet; höchstens könnte man die 
bei Dakryocystitis vorkommenden Katarrhe z. T. auf sie zurückfuhren. 

Nach Gram oder Weigert entfärben sich, wie schon erwähnt, 
die Diplobacillen vollkommen; auch hieran sind sie sofort von Pneumo- 
kokken und Diphtheriebacillen zu unterscheiden; von den Pneumo- 
kokken (vergl. Fig. 3) und den Koch- Week s’schen Bacillen (vergl. 
Fig. 4) unterscheidet sie ferner auf den ersten Blick ihr erheblich 
größerer Umfang, besonders ihre Dicke. 

Kultur: Hervorzuheben ist, daß der Diplobacillus, wie Morax 
und ich in allen Fällen gefunden haben, nur bei Brüttempe- 
ratur und mit Sicherheit nur auf Blutserum, Serum- 
agar und besonders auf Nährböden gedeiht, denen 
menschliche Körperflüssigkeit beigemischt wird. Ich 
selbst habe anfangs mit Rinder- und Hammelblutserum nach der 
Loe f fler’schen Vorschrift gearbeitet, später mit Agar, auf dem 
nach Pfeiffer ein Tropfen Menschenblut verteilt war, oder dem 
1 / 3 Hydrocelen oder Ovarialcysteninhalt beigegeben war; besonders 
dies letztere war ganz ausgezeichnet. Ich habe mir diese mensch- 


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Ueber die chronische DiplobacillenconjunctiTitis. 


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liehen Wertheim’schen Nährböden nach dem Vorbilde von Morax 
aDgefertigt, der Ascites in gleicher Weise benutzte. Auch Bouillon 
-f- Vs menschliches Serum habe ich mit bestem Erfolge angewandt. 

Auf dem Tierbiutserum ist nach 24 Stunden nur eine geringe 
Unebenheit in Gestalt kleiner feuchter Stellen zu sehen. Am zweiten 
Tage und später zeigt die Oberfläche kleine runde Einsenkuugen von 
durchscheinender Farbe, indem das Blutserum langsam verflüssigt 
wird. Nimmt man mit der Oese die verflüssigte Masse ab, so sieht 
die Oberfläche wie angenagt aus. Die Verflüssigung schreitet nur 
langsam fort und wo die Kolonieen eiuzeln liegen, bilden sich mit- 
unter bis 5 mm breite, ziemlich tiefe Mulden, deren Inhalt abfließen 
und mit dem Kondenswasser eine trübe, ziemlich dicke Masse bilden 
kann. (In diesem trüben Wasser sind wohlgeformte Bacillen nur noch 
äußerst spärlich zu treffen.) Eine vollständige Verflüssigung des ganzen 
Röhrchens pflegt nicht zustande zu kommen, da nach 14 Tagen bis 
3 Wochen die langsam wachsenden Kulturen abgestorben sind. Die 
Verflüssigung war bei gekochtem Serum nicht ganz so stark, wie bei 
Durchsichtigem. (Natürlich muß man sich hüten, die bekannten 
kleinen Verflüssigungen für Kolonieen zu halten, wie sie sehr oft allein 
schon durch eine verdauende Wirkung aufgetragenen Sekrets, auch 
ohne Anwesenheit von nachweisbaren Mikroben, sich bilden können.) 

Morax hat von dieser Verflüssigung in der citierten Arbeit 
zwar nichts berichtet. Doch war, wie er mir brieflich mitzuteilen die 
Freundlichkeit hatte, dieselbe auch in seinen Fällen für reines Serum 
vorhanden. Das von ihm mehr benutzte Serumagar wird dagegen 
nicht verflüssigt. 

Auf diesem Agar + */s menschlicher Flüssigkeit wächst der 
Diplobacilius in Gestalt schwer sichtbarer, durchsichtiger, kleiner, 
flacher Tröpfchen, die bei schräg durchfallendem Licht als zart graue 
Fleckchen erscheinen und den Pneumokokkenkulturen ähnlich sind. 
In der analogen Bouillon bilden sie nach 24 — 48 Stunden eine zarte, 
aber deutliche diffuse Trübung und etwas feinen Bodensatz, der sich 
leicht aufwirbeln läßt. 

Nur ein einziges Mal habe ich eine Entwickelung der Diplo- 
bacillcn auf einfachem Peptonagar gesehen ; sie ließen sich auch von 
hier noch auf Serum übertragen, waren aber auf dem Agar selbst 
nach 3 Tagen abgestorben. Ein andermal zeigte sich auf diesem Agar 
eine Andeutung von Wachstum, als sehr viel Material übertragen war. 
Im übrigen pflegen sie, wie schon erwähnt, auf den gewöhnlichen 
Nährböden (Bouillon, Gelatine, Agar, Glycerinagar mit oder ohne 
Zucker, Kartoffeln, Milch, schräg erstarrtes ßinderblut) überhaupt 
nicht zu wachsen. 

Die Diplobacillen sind obligat aörob. 

Die Diplobacillen verlangen unbedingt alkalische Reaktion. Schon 
auf Nährböden von neutraler Reaktion gedeihen sie weniger gut, und 
schwach saures Serum ist gänzlich ungeeignet. Es ist das auch 
insofern von Wichtigkeit, als sie z. B. mit Staphylokokken zusammen, 
die sich einige Mal als Verunreinigung fanden, auch auf dem Serum 
erheblich schlechter gedeihen, selbst wenn sie weit in der Ueber- 
zahl sind. Es kann sogar bei stärkerer Vermischung ihr Wachs- 


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Theodor Axenfeld, 


tum völlig verhindert werden. So enthielten bei einem 18-jährigen 
Mädchen die Deckgläser zahllose Diplobacillen, während dieselben 
auf der Kultur äußerst kümmerlich angegangen waren und nicht zu 
wesentlicher Verflüssigung führten, weil die gleichzeitig gewachsenen 
Kokken eine nachweisbar schwachsaure Reaktion hervorgerufen hatten. 
Andererseits entwickeln sich die Diplobacillen sehr gut gleichzeitig 
mit den sog. Xerosebacillen (Pseudodiphtheriebacillen), die bekannt- 
lich eine Aenderung der Alkalescenz meist nicht veranlassen. Im 
ganzen habe ich 34 Sekretuntersuchungen gemacht. Es fanden sich 
14mai Reinkulturen der Diplobacillen, außerdem neben reichlichen 
Diplobacillen in geringerer Zahl : omal Staphylokokken, 4mal Xerose- 
bacillen, 5mal Xerosebacillen und Staphylokokken und 6mal Staphylo- 
kokken und einzelne Diplo-Streptokokken. 

Ein Unterschied im klinischen Verlauf war zwischen diesen ver- 
schiedenen Sekretbefunden nicht zu konstatieren; schon darin liegt, 
daß das wirksame Agens die Diplobacillen waren. Daß dieselben, 
wo sie mit Staphylokokken zusammen wareu, doch auf der Konjunk- 
tiva wuchsen, obwohl sie auf der Kultur schlecht gegen dieselben 
aufkamen, ist nur ein scheinbarer Widerspruch. Stets waren auf der 
Schleimhaut, wie das Deckglas zeigte, die Bacillen in vielfacher Ueber- 
zahl, die Staphylokokken ganz vereinzelt, während auf der Kultur 
trotzdem die so üppig wachsenden Kokken gegenüber den sehr lang- 
sam gedeihenden Bacillen das Uebergewicht erlangten. Bei ein und 
demselben Fall waren z. B. während der ganzen Dauer die Diplo- 
bacillen der regelmäßige Befund, während nur an einzelnen Tagen 
einige Staphylokokken beigemengt waren. Und zwar findet man die 
Verunreinigungen häufiger, wenn man Sekret kultiviert, das schon 
im Lidwinkel in Berührung mit der äußeren Haut gestanden hat. 
Auf der Schleimhaut selbst fand ich in der Mehrzahl Reinkulturen 
der Diplobacillen. Also auch bei dieser Form verdrängen die Krank- 
heitserreger meist die gewöhnlichen Schmarotzer zum größten Teil, 
wie dies auch für die Pneumokokkenconjunctivitis, die Koch-Weeks- 
schen Bacillen, die Gonokokken zutrifft. Gerade dies erleichtert für 
die verschiedenen Formen der Conjunctivitis, wie auch Morax be- 
tont, so sehr die Orientierung schon aus dem Deckglase. 

Wenn die Entzündung zurückgeht, nehmen die Diplobacillen au Zahl 
ab, während gleichzeitig die gewöhnlichen Schmarotzer der Bindehaut, 
Xerosebacillen und Staphylokokken, wieder stärker hervortreten, wie 
sich dies auch bei den anderen Conjunctivitisformen beobachten läßt. 
Schließlich sind die Diplobacillen verschwunden, und niemals habe ich 
sie auf der gesunden Coujunctiva oder nach völliger Ausheilung des 
Katarrhs angetroffen. Wenn Peters ') die ätiologische Bedeutung 
des Diplobacillus bezweifelt, weil er ihn in großer Menge ohne akute 
Reizung gefunden hat, so ist dem entgegenzuhalten, daß der Diplo- 
bacillus akute Reizungen allerdings nicht macht; wohl aber ist auch 
in den Peters’schen Fällen eine chronische Conjunctivitis vorhanden 
gewesen. 

Morphologie der Bacillen auf der Kultur: Auf tierischem 

1) Diskussion tu meinem Vortrag auf dem OphtbalmologenkongreS in Ueidel- 
borg 1890. 


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Ueber die chronische Diplobacilienconjunctiviüs. 


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Serum zeigen die Kolonieen nur am ersten und zweiten Tag im 
mikroskopischen Präparat vorwiegend dieselben Diplo- resp. Strepto- 
bacillen wie im Eiter. Sehr bald beginnt ein ausgedehnter Zerfall der 
Bacillen unter Bildung mannigfacher, z. T. sehr barocker Involutions- 
formen, und sobald ausgeprägte Verflüssigung eingetreten ist, sind 
zwischen ungefärbten, zerfallenden und zerfallenen Massen nur noch 
einzelne Diplobacillen , Ketten , Scheinfäden etc. sehr verschiedener 
Größe sichtbar. Häufig fällt in diesem Stadium auf, daß die Kon- 
turen der Bacillen sich stärker färben, als das Centrum Die Ab- 
bildung No. 2 macht eine ausführliche Schilderung der einzelnen 
Formen überflüssig. Nach 14 Tagen bis 3 Wochen sind die Bacillen 
völlig degeneriert. 

Auf menschlichem Nährboden bleibt die Diplobacillenform viel 
besser und länger erhalten (cf. Abbildung 3). 

Nach Gram und Weigert entfärben sich, wie schon erwähnt, 
die Bacillen vollständig. Sehr zweckmäßig ist hierbei, mit wässeriger 
Satfraninlösung nachzufärben, wie dies Jadassohn für Gonokokken 
empfiehlt; die sich nach Gram entfärbenden werden alsdann leb- 
haft rot. 

Eigenbewegung fehlt, desgleichen nachweisbare Sporenbildung. 

Pathogenität: Für Meerschweinchen, Kaninchen, weiße 

Mäuse, Hunde, Tauben war mein Diplobacillus nicht pathogen, 
weder bei subkutaner Injektion, noch lokal auf der Konjuuktiva. 
Dasselbe hat Morax gefunden. 

Dagegen hat Morax durch Einträufeln eines Tropfens einer 
24stündigen Ascitesbouillonkultur in den Konjunktivalsack eines 
Kollegen genau die gleiche Diplobacillenconjunctivitis hervorgerufen. 
Dieselbe trat nach viertägiger Inkubation unter den oben geschilderten 
klinischen Symptomen hervor; am Tage nach der Inokulation waren 
Diplobacillen auf der Conjunctiva nicht nachweisbar, mit Beginn der 
Sekretion dagegen massenhaft, um nach der in 10 Tagen durch 
Zincum sulfuricum erzielten Heilung, das auch ich gerade für diese 
Fälle besonders empfehlen kann, vollständig wieder zu verschwinden. 
Zink wirkt hier besser wie die anderen üblichen Mittel. 

Ich selbst brachte zunächst von einer 48 Stunden alten Rinder- 
blutserumkultur, die beginnende Verflüssigung zeigte, eine Oese in den 
gesunden Konjunktivalsack des freundlichst dazu bereiten Herrn 
Br. med. Kunz. Menschlicher Nährboden stand mir damals gerade 
nicht zur Verfügung. 

Die vorher vorgenommene Untersuchung der betr. Conjunctiva 
hatte einige Xerosebacillen und Staphylokokken, dagegen keiue Diplo- 
bacillen ergeben. 

Dieser Impfversuch fiel negativ aus. Ich möchte aber darauf 
hinweisen, daß derselbe von'einem tierischen Nährboden aus vor- 
genommen wurde und wahrscheinlich deshalb ohne den von Morax 
erzielten Erfolg blieb. 

Es ist dies, wie ich glaube, von besonderem Interesse, weil es 
die außerordentliche Empfindlichkeit der Diplobacillen zeigt; auch 
das morphologische Verhalten (vergl. Abbildung 2 u. 3) paßt zu 
diesen verschiedenen Impfergebnissen. 


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Theodor Axenfeld 


Ich entnahm nun direkt eine Sekretflocke, die ich zunächst aber 
Loef fler’sches Serum führte, wo sie eine Reinkultur der Diplo- 
bacillen ergab. Dann übertrug ich sie, also ebenfalls eine Reinkultur 
der Diplobacillen, in den anderen, ebenso gesunden Konjunktivalsack 
des Herrn Dr. med Kunz; in gleicher Weise geschah dies mit einer 
anderen Flocke bei Herrn cand. med. Sommer. Beiden Herren sage 
ich für ihr reges Interesse und ihre Opferwilligkeit meinen besten 
Dank. Ich durfte ihnen das Experiment mit gutem Gewissen zumuten, 
da die Gutartigkeit und leichte Heilbarkeit der Conjunctivitis er- 
wiesen war. 

In beiden Fällen hat sich nach viertägiger Inkubation, also 
genau wie bei M o r a x , das typische Bild der schleichend einsetzenden 
Conjunctivitis ausgebildet, mit massenhafter Reinkultur der Diplo- 
bacillen während der Absonderung, die in dem einen Fall in drei, in 
dem anderen in vier Wochen vollkommen ausheilte. Als besonders 
beweisend möchte ich betonen, daß sich die Conjunctivitis nach etwa 
8 Tagen auch auf das zweite, nicht geimpfte Auge der Herrn Kollegen 
übertrug unter gleichzeitigem Auftreten der Diplobacillen. (Das Ein- 
träufeln von 0,8 : 100,0 Zinc. sulf. erwies sich wieder besonders wirk- 
sam, wirksamer als bei dem einen das zeitweise angewandte Argen- 
tum nitricum und auch als Sublimat 1 : 5000.) 

Unter diesen Umständen kann an der ursächlichen Bedeutung 
und ebenso an der unmittelbaren Kontagiosität der Diplobacillen- 
conjunctivitis nicht gezweifelt werden. Ich habe z. B. auch gesehen, 
wie ein Patient daran erkrankte und 8 Tage später seine beiden 
Schwestern, die dasselbe Waschgefäß benutzten. 

Ich möchte mit Morax annehmen, daß wir es hier mit einem 
häufigen Conjunctivitiserreger zu thun haben, dessen Nachweis früher 
nur wegen der Kulturschwierigkeiten nicht gelungen ist. In dieser 
Auffassung werde ich dadurch bestärkt, daß ich, wie schon erwähnt, 
vor einigen Wochen auch hier in Breslau einen einschlägigen Fall 
gefunden habe. Demnach kommt der Diplobacillus vor mindestens 
in folgenden Orten: Paris, Bonn, Marburg, Breslau. Ob überall, ist 
noch unsicher. 

Mit Recht hebt Morax hervor, daß ein besonderes Interesse 
der Diplobacillen in ihrer ausschließlich für den Menschen bestehenden 
Pathogenität besteht, eine Eigenschaft, welche sie mit den Koch- 
Weeks’schen Bacillen, den Gonokokken, den Influenzabacillen teilt. 

Wir würden ferner in dieser Conjunctivitis eine weitere Gruppo 
der unbedingt kontagiösen Bindehautkatarrhe nach- 
gewiesen haben, als welche wir demnach anführen dürfen: 

1) die akute Conjunctivitis des Koch- Weeks’schen Bacillus; 

2) die Conjunctivitis blennorrhoica ; 

3) die chronische Diplobacillenconjunctivitis. 

Außerdem ist der von Bach beschriebene, sonst nicht gefundene 
Microc. conj. minutissimus hier anzuführen. 

Demgegenüber setzt die akute Pneumokokkenconjunctivitis, deren 
Kontagiosität in einigen Fällen kürzlich von Gifford Dachgewiesen 
ist, jedenfalls eine ausgesprochene individuelle Disposition vor- 
aus, da ich selbst acht erfolglose Sekretübertragungen gemacht habe. 


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lieber die chronische Diplobacillcncoiyunctivitis. 


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Ferner hat Gelpke 1 ) auf dem letzten Ophthalmologenkongreß 
in Heidelberg einen „Bacillus septatua“ demonstriert, den er 
als Erreger einer Conjunctivitisepidemie ansieht. Diese Bacillen ge- 
hören nach ihrem kulturellen Verhalten und ihrer Morphologie zu 
der Gruppe der Pseudodiphtherie- oder Xerosebacillen. Da solche 
Bacillen als unschädliche Schmarotzer außerordentlich häufig sich im 
Conjunctivalsack finden, viel häutiger noch, als Gelpke angicbt, 
sowohl bei Erkrankungen verschiedenster Art als auch bei Gesunden 
— bei letzteren nach meinen Erfahrungen in über der Hälfte aller 
Fälle — , so muß ihre ätiologische Bedeutung besonders vorsichtig 
geprüft werden. Die positiven Impfergebnisse Gelpke’s beim 
Menschen sind aber insofern nicht ganz eindeutig, als die drei ge- 
impften Personen bereits vorher an Conjunctivitis litten, welche sich 
nach der Instillation nur steigerte. Auch wäre es von Interesse ge- 
wesen, die allgemeine Virulenz der Bacillen kennen zu lernen wegen 
ihrer Aehnlichkeit mit Diphtheriebacillen; auf der Conjunctiva riefen 
sie keine Diphtherie hervor. 

Auch für die Conjunctivitis diphtherica wird wahrscheinlich 
der an sich nicht besonders günstige Boden meist vorbereitet durch 
skrophulöse Ekzeme oder andere präexistierende Hyperämieen 2 ). 

Wie es mit der zweifellos auch kontagiösen egyptischen Augen - 
entzündung (Conj. granulosa) in dieser Hinsicht steht, läßt sich zur 
Zeit noch nicht ganz sicher beantworten, da wir ihre Erreger leider 
noch nicht kennen. Auch für diese sind disponierende Momeule 
(Skrophulose, Rasse, geographische Lage etc.) vielfach herangezogen. 
Daß auch die ganz milde chronische, sog. „latente“ Conjunctivitis 
follicularis, die wahrscheinlich mit dem Trachom nichts zu thun hat 
and klinisch sich meistens leicht unterscheidet, direkt übertragbar 
sein kann, habe ich ebenfalls vor kurzem nachweisen können *). Für 
die akuteren Follicularkatarrhe, wie sie nicht selten epidemisch Vor- 
kommen, war die Kontagiosität längst wahrscheinlich; ob dieselbe 
alsdann eine unbedingte oder an eine Disposition gebundene ist, läßt 
sich ebenfalls noch nicht sicher sagen. 

Erklärung der Abbildungen auf Tafel I. 

No. 1. Sekret der chronischen Diplobacillenconjunctivitis. Doppelbacillen und 
Ketten ohne Kapsel, besonders dicht auf den Epithelien. 

No. 2. 48 Stunden alte Reinkultur der Diplobacillen auf Rinderblutserum. Sehr 

zahlreiche Degenerationsformen. 

No. 3 48 Stunden alte Reinkultur der Diplobacillen auf Ovarialcystenagar. Wohl- 

erhaltene Formen. 

No. 4. Sekret der Pneumococcenconjunctivitis 

No. 5 8ekret der akuten epidemischen Conjunctivitis des K o c h - W o e k s’schen 
Bacillus Sehr kleine, der Mäuseseptikämie Silin liehe Bacillen. Präparat von Morax. 

Bei den beiden letzten Formen reichlichere Plagoeytoso. 

Sämtliche Bilder sind genau, bei gleicher Vergrößerung (Leitz Pantachromat, 
öcular III, Tubuslänge 16) mit dem Abbe 'sehen Zeichenprisma entworfen. 

1) Arch. f. Ophthalmol. XLI1. 4. 1896. p. 97. 

2) Vergl. die Arbeiten von Sourdille, Uhthoff, Schirmer, Vossins u. A. 

8) Heidelberger Ophthalmologenkongrett 1896. Diskussion zu Leber's Vortrag 

über Trachom. 


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Costanao Zenoni, 


Nachdruck verholen. 

Ueber die Frage der Homologie der Streptokokken, 

[Aus der bakteriologischen Abteilung des Laboratoriums der med. 

Klinik zu Straßburg i. E.] 

Von 

Dr. Costanzo Zcnoui 

aus 

Turin. 

Mit 8 Figuren. 

Die Frage der Homologie einiger Mikrobenformen ist allmählich 
entstanden, seitdem auf dem Gebiete der Bakteriologie strengere 
Methoden zur Erforschung der spezifischen Merkmale und Eigen- 
schaften in Anwendung gekommen sind. Nachdem die einfache 
morphologische Untersuchung als ungenügend erkannt worden war, 
kamen beim Studium der Mikroorganismen sicherere Kriterien, das 
kulturelle Wachstum, das Tierexperiment und die Immunisierungs- 
vorgänge zur Geltung. Während nun so einige Bakterien sich als 
wirklich spezifisch erwiesen haben, sind bei anderen hingegen ge- 
meinsame Berührungspunkte entdeckt worden, derart, daß sich ihre 
Herkunft von einem gemeinsamen Stamme annehmen läßt. Erwähnt 
seien hier die Diskussionen Uber den Diplococcus und den 
Meningococcus der Cerebrospinalmeningitis, über die Identität 
des Typhusbacillus und des Bac. coli, über den Coccus des 
Erysipels und des Kindbettfiebers, über den Bacillus und Pseudo- 
bacillus der Diphtherie, über die verschiedenen Cholerabacillen- 
arten etc. Betreffs der Streptokokken wird noch heute lebhaft 
diskutiert, ob es verschiedene Streptokokkenvarietäten gebe oder nur 
eine einzige. Die Unterscheidung in Strept. erysipelatis (auch 
Fehleisen’scher Streptococcus genannt) und Strept. pyo- 
genes ist nunmehr gänzlich aufgegeben, da, besonders von Widal, 
Frankel 1 ), v. Wagenburg und experimentell am Menschen von 
Petruschky*) nachgewiesen worden ist, daß der aus dem Eiter 
isolierte pyogene Streptococcus auch (las Erysipel hervorzurufen 
vermag. Dagegen sind je nach den mikroskopischen und Kultur- 
merkmalen ein Strept. longus s. conglomeratus und ein 
Strept. brevis (v. Lingelsheim 3 ), Behring 4 ) unterschieden 
worden, aber die größere oder geringere Länge der Ketten reicht, da 
sie kein beständiges Merkmal ist, zu Unterscheidungen in der Strepto- 
kokkengruppe nicht aus. Von einzelnen Forschern sind einige andere, 
dem gewöhnlichen Strept. pyogenes sehr ähnliche, aber durch 

J) Frankel, Zur Lehr« von der Identitkt des Streptococcus pyogenes und ery- 
»ipeUtis. (Ceutralbl. f. Bakteriologie, Bd. Vt. 1889. p. 691). 

*) Petruschky, En tscheidang, versuche *nr Frage der SpcsißtSt des Erysipel- 
Streptococcus. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. XXIII. 1S96. Heft I.) 

S) v. Lingelsheim, Zeitschr. f. Hygiene. 1891. 

4) Behring, Centrslbl. f. Bakteriologie. Bd. XII. Heft 6. 


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Ueber die Frage der Homologie der Streptokokken. 


11 


mehrere Merkmale sich von ihm differenzierende Streptokokkenformen 
beschrieben worden. So hat Flügge einen Strept. pyogenes 
malig n us beschrieben, den er in einem nekrotischen Herde einer 
leukämischen Milz fand. Pasquale hat aus dem Eiter einer tuber- 
kulösen Osteitis einen Diplococcus pyogenes isoliert, wobei 
jedoch zu bemerken ist, daß der Diplococcus pneumoniae in 
einer seiner Varietäten das morphologische Aussehen des pyogenen 
Streptococcus annehmen kann. v. Lingelsheim und Kurth 
haben die Streptokokken zu klassifizieren gesucht, aber ihre Klassi- 
fikation hat keine feste Grundlage, da sie die Variation der Virulenz 
nicht berücksichtigten. Dieses Merkmal ist von Anderen zur Unter- 
scheidung der Streptokokkenvarietäten herangezogen worden; die ver- 
schiedene Wirkung auf bestimmte Tiergattungen kann jedoch nicht 
als ausreichendes diagnostisches Merkmal gelten, weil erstens die 
Empfänglichkeit und die Virulenz auch bei Tieren einer und derselben 
Gattung variieren und zwar mit dem Variieren der Krankheit, von 
welcher die Streptokokken herstammen (Marbaix), und weil zweitens 
alle vom Menschen herrührenden und genügend virulent gemachten 
Streptokokken bei den Tieren die gleiche, schnell in Tod ausgehende 
Infektion hervorrufen (Marmorek); und endlich weil sich, wie 
Roger und Achalme 1 ) gezeigt haben, die Transformation der 
Virulenz eines und desselben Streptococcus in situ konstant ver- 
folgen läßt. Vielen, wie Arloing und Chantre 2 * ), scheint deshalb 
die Anschauung annehmbar, daß es sich bei den Erysipelkokken und 
den Kokken der Phlegmone und des Puerperalfiebers nur um ver- 
schiedene Virulenzgrade einer und derselben Form handle. Andere 
Differentialmerkmale sind von einigen Forschern in der Entwickelungs- 
weise der Streptokokken auf verschiedenen Nährmitteln gefunden 
worden: so von D6spine und Marignac»), Marot 4 ), fitienne 5 ) 
in der Form und dem Aussehen der Kartoffelkulturen, von Behring 6 ) 
in dem wechselnden Aussehen der Kulturbouillon. Lemoine 7 ) be- 
merkt jedoch, daß bei Kulturen verschiedener Herkunft keine 
schätzenswerten Wachstumsunterschiede bestehen und daß bei einer 
und derselben Kultur die Entwickelung auf bestimmten Nährsubstraten 
keine konstante ist. Frau Sieber-Schumoff studierte die Eiter- 
kokken, den Erysipelstreptococcus, die Streptokokken des 
Scharlachs und der sporadischen Kubeuterentzündung (Dzjerkowski) 
in ihrer biochemischen Wirkung auf die Kohlenhydrate und die 

1) Achalme, Thfcse de Paris. 1892. 

2) Arloing et Chantre, Arcb. de physiologie. Ser. V. Tome VIII. 

9) Deapine et Mariguao, Une cspfcce particuliere de streptococque. (Arch. de 
med. exper. 1892.) 

4) Marot, Kote sur un car&ctfero differentiell d’un streptococque de la bouche. 
(Societe de biologie. 1892.) 

5) Etienne, Arch. de med. experiment. 1895. Tome VII. p. 503. 

6) B ehrin g unterscheidet: Streptokokken, welche die Bouillon trüben (Strepto- 
kokken des Erysipels, der Angina und der Phlegmone) und Streptokokken, welche die 
Bouillon nicht trüben (Streptokokken gewisser Phlegmone, der Krankheiten der serösen 
Häute, der Puerperalaffektionen, des Scharlachs, der schweren Pyftmie, Streptococcus 
conglomeratus und Streptokokken der Pferdepneumonitis). 

7) Lemoine, Variabilit6 dans la forme et dans les caract&res de culture du 
streptococque. (Arch. de m4d. expöriment. 189G. No. 2 ) 


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12 


Costamo Zenoni, 


Eiweißstoffe und fand, daß sich differentialdiagnostische Merkmale 
daraus entnehmen lassen. Marmorek') erblickt in der Dicke der 
Streptokokken ein ziemlich stabiles Differentialmerkroal, indem die- 
selben bald als ganz feine Körnchen, bald 3— 4 mal dicker und, wie 
eine Wallnußschale mit ihren zwei Hälften aus der Vereinigung zweier 
Teile gebildet erscheinen. Diese Verschiedenheit im Aussehen soll 
bei den Bouillonkulturen bestehen bleiben und Uebergangsformen 
zwischen deu beiden Formen werden nicht angetroffen. Derselbe 
Forscher bemerkt jedoch, daß eine Veränderung in der Zusammen- 
setzung des Nährmittels die Dicke der Glieder eines und desselben 
Streptococcus zu modifizieren vermag. Ferner fand er, daß In- 
jektionen von Antistreptokokkenserum die gleiche sichere Schutzwirkung 
gegen alle bekannten Streptokokken ausüben. Er kommt deshalb zu 
der Annahme, daß alle auf Streptokokken zurückführbaren Krankheiten 
durch eine einzige Mikrobenart hervorgerufen werden. Hiermit 
stimmen jedoch nicht die bezüglich des Streptococcus des 
Scharlachs gemachten Beobachtungen (Babes, I) 6s p ine und 
Marignac, Heubner und Bahrdt) überein; denn während 
Baginsky*) in 48 mit Antistreptokokkenserum behandelten Fällen 
von Scharlach 27 mal „überraschend günstige“ Erfolge erzielte, erhielt 
Marmorek 8 ) eher negative Resultate, aus denen er folgert, daß 
der Scharlach nicht durch einen der bekannten Streptokokken hervor- 
gerufen werde. In der That gelang es M <5 r y * ), aus dem Blute 
eines Scharlachkranken eine Streptokokkenvarietät zu isolieren, die 
sich refraktär gegen das Antistreptokokkenserum verhielt und also 
verschieden von den gewöhnlichen Streptokokken war. Es muß hier 
jedoch bemerkt werden, daß die Streptokokken beim Scharlach nicht 
etwa die spezifischen Erreger, sondern vielmehr nur eine Komplikation 
der Krankheit darzustellen scheinen. Ein bei einigen Streptokokken- 
formen selten beobachtetes Merkmal wäre die Unfärbbarkeit nach der 
Gram’schen Methode. Bekanntlich werden die gewöhnlichen pyogenen 
Kokken durch diese Färbung deutlich unterschieden. Etiennc 1 2 3 4 5 6 ) 
hingegen fand in einem Falle von Angina pseudomembranosa ganz 
kleine Mikrokokken, die sich nach der Gram’schen Methode sehr 
leicht entfärbten; zwei andere ähnliche Beobachtungen wurden, die 
eine von Dolöris und Bonrges«), die andere von Nocard und 
Mollereau 7 ) gemacht. Diese Besonderheit ist jedoch nie von 
Anderen, wie Wurtz, Widal, Achalme, Barbier beobachtet 
worden; Netter will sie nur bei einigen Proben wahrgenommen 


1) Marmorek, Annales de l'Institut de Pasteur. 1895. Tome IX p. 593. 

2) Baginsky, Die Anwendung des Antistreptokokkenserums (Marmorek) gegen 
Scharlach. (Berl. klin. Wochenschr. 1896. No. 16) 

3) Marmorek, Traitcment de la »carlatine par le s6rum antistreptococcique 
(Annales de 1'iostitut de Pasteur. 1896. No. 1.) 

4) M4ry, Sur une vari6t4 de streptococque refractaire au s£ruin de Marmorek. 
(Soci4t4 de biologie StUnce du 18 Avril 1896.) 

5) 6tieune, Note sur les »treptococques d^colorables par la mäthode de Gram. 
(Arcb. de med. experiment. 1895 Tome VII. p. 603.) 

6) Doldrf» et Bourges, 8oci£td de biologie. 1893. 30 D^cbrs. 

7) Nocard et Mollereau, Sur une mammite contagieuse des v&ches laiti&res. 
(Annales de l'Institut de Pasteur. 1887.) 


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Ueber die Frage der Homologie der Streptokokken. 


13 


haben. Ferner ist bekannt, daß es nach der Gram 'sehen Methode 
nicht immer leicht ist, der Entfärbung rechtzeitig Einhalt zu tbun 
und daß bei alten Kulturen die Kokken schlecht gefärbt sind (Invo- 
lutionsformen). Außer den verschiedenen von den Verfechtern der 
Heterologie der Streptokokken vorgebrachten Gründen scheint auch 
die Verschiedenheit der von Streptokokken begleiteten Krankheiten 
des Menschen und der Tiere dafür zu sprechen, daß es sich wirklich 
um verschiedene Arten handle, deren Differentialmerkmale uns unsere 
heutigen Forschungsmethoden noch nicht erkennen lassen. Viele 
andere Forscher hingegen meinen, daß allen angeführten Differential- 
merkmalen jeder absolute Wert abgehe, weshalb alle pathogenen 
Streptokokken nur als verschiedene Unterarten einer und derselben 
Stammform anzusehen seien. Dieser Meinung sind Panet, Biondi, 
Guttmann, Eiselberg, E. Levy, Noordeo, Kirchner, 
Frankel, Straus, Arloing und Chantre, Lemoine und viele 
Andere. 

Ich hatte Veranlassung, mich mit dieser Streitfrage zu beschäf- 
tigen gelegentlich eines interessanten Falles von akuter Peritonitis, 
von weichem einige Peritonealpseudomembranen an das bakteriologische 
Laboratorium der medizinischen Klinik zu Straßburg geschickt wurden. 
Einige klinische Notizen über den Fall wurden mir durch die Güte 
des Herrn Dr. J. Böckel und Dr. Kreiss zu teil. 

Patient war ein erblich nicht belasteter, dem Trünke und einem 
unordentlichen Leben ergebener, 40-jähriger Mann; schwere Krank- 
heiten hatte er nicht durchgemacht, jedoch sich wiederholt venerische 
Krankheiten zugezogen. Ja vor 4 Jahren scheint er au einer Augen- 
verletzung luetischer Natur (Iridocyklitis) gelitten zu haben, die von 
Prof. Stillin g mit Quecksilberpräparateu und starken Dosen von 
Jodkalium behandelt wurde. Diese Kur hatte ihm gut gethau und 
er erfreute sich einer guten Gesundheit, bis er sich vor 8 Monaten 
wieder eine Blennorrhöe zuzog. Nach entsprechender medizinischer 
Behandlung besserte sich dieses Leiden, ohne daß er jedoch voll- 
ständig davon genas. Trotzdem ergab er sich wieder den gewohnten 
Ausschweifungen und dem Trünke und strengte seinen Körper in 
Bergtouren und durch Radfahren übermäßig an. Nach einer langen 
Fahrt auf dem Veloziped wurde er von starken Bauch- und Magen- 
schmerzen und heftigem Erbrechen befallen und gleichzeitig fing der 
rechte Hoden an aufzuschwellen. Er bekam lokale kalte Umschläge, 
wurde mit Opium und Suppositoria behandelt und mußte im Bette 
bleiben. Nach 2 — 3 Tagen nahmen die Schmerzen ab, wohingegen 
die schmerzhafte Anschwellung des Hodens bestehen blieb. Da ein 
Abführmittel notwendig schien, wurde ihm Manna verordnet, das 
reichliche Stuhlentleerungen zur Folge hatte. Hiernach trat Verstop- 
fung ein und es bildete sich eine Verschlimmerung der Bauchsymptome 
aus. Die Schmerzen und die Anschwellung des Leibes nahmen zu, 
es stellte sich Fieber mit 39— 40° C ein, der Puls wurde langsam; 
hin und wieder Singultus. Am 10. Tage nach Beginn der Krankheit 
war der Zustand des Patienten ein sehr schlimmer geworden, ln der 
Vermutung, es sei Darmperforation oder Darmverstopfung vorhanden, 
wurde die Laparatomie vorgenommen. Nach Eröffnung des Bauches 


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14 


Costanzo Ze non i , 


gewahrte mau viele weißliche Beläge, welche die Oberfläche der 
Peritonealhöhle wie eine Hülle umgaben. Der Darm war an keiner 
Stelle verletzt, keine eingeschnürte Darmschlinge, Wurmfortsatz un- 
versehrt. Weuige Stunden nach der Operation starb Patient. Da 
in Ermangelung des nekroskopischen Befundes keine anderen Daten 
Vorlagen, wurde angenommen, daß es sich wahrscheinlich um eine, 
nach linksseitiger Orchitis aufgetretene und wohl durch Gonokokken 
hervorgerufene akute Entzündung der Peritonealserosa handle. 

Die zur bakteriologischen Untersuchung gelangten Peritoneal- 
pscudomembranen bestanden aus einer sehr dicken weißgrauen fibri- 
nösen Masse von zarter, hier und da fast gallertartiger Konsistenz 
und ohne besonderen Geruch. Bei der mikroskopischen Untersuchung 
erwiesen sie sich als von einem unregelmäßigen Fibrinnetz mit Haufen 
runder, körniger, gequollener Zellen, reichlichem granulösen Detritus 
und veränderten Endothelzellen gebildet. Vermittelst der Färbungs- 
methoden wurden teils isolierte, meistens aber zu zweien zusammen- 
gelagerte und zu Ketten angeorduete, große Kokken konstatiert, von 
denen nur sehr wenige und nur in kurzen Ketten oder vereinzelt in 
Zellen eingescblossen waren. Manche der gepaarten Kokken konnten 
ihrem Aussehen nach für Gonokokken gehalten werden, nicht so sehr 
wegen der Uebereinstimmung der morphologischen Merkmale, als 
vielmehr aus Erwägungen, die der klinische Fall ergab. Es fehlte 
jedoch die eigentümliche Form der Kokken, indem dieselben nicht 
mit abgeplatteter Oberfläche aneinanderlagen; sehr wenige sah mau 
im Innern von Zellen, und nach der G ram’schen Methode behandelt, 
färbten sie sich gut. Auch durch wiederholte mikroskopische Unter- 
suchungen konnten keine Gonokokken nachgewiesen werden. Mit 
Bruchstücken der Peritonealpseudomembranen wurden Kulturen, sowohl 
auf Agar und in Bouillon, als auf menschlichem Blutserum angelegt 
und auch auf diesem letzteren fand kein Gonokokkenwacbstum statt. 
Dagegen wiesen alle Kulturen sehr schöne Streptokokkcnkettenkolonieen 
auf und die Streptokokken zogen durch ihre außergewöhnliche Größe 
sofort die Aufmerksamkeit auf sich. Das ungewöhnliche Aussehen 
dieses Streptococcus einerseits und die ziemlich dunkle Aetiologie 
der Peritonitis, von welcher er isoliert worden war andererseits, 
ließen nicht ohne Grund vermuten, daß man es in diesem besonderen 
Falle mit einem mit den gewöhnlichen nicht identifizierbaren Strepto- 
coccus zu thun habe und daß dessen ungeheuere Größe der Aus- 
druck besonderer biologischer und pathogener Eigenschaften sei. Der 
Aufforderung des Herrn Dr. Levy, Direktors des bakteriologischen 
Laboratoriums folgend, wollte ich deshalb diesen Riesenstrepto- 
coccus sowohl in morphologischer und kultureller Hinsicht als 
experimentell studieren, d. h. auch untersuchen, ob und in welchem 
Maße er auf bestimmte Tiere wirke, denen vorher Marmore k’sches 
Antistreptokokkenserum ’) injiziert worden war. Durch dieses letztere 
Verfahren wollte ich feststellen, ob die von Marmorek konstatierte 
Schutzwirkung des Serums gegen die gewöhnlichen Streptokokken sich 


1) Marmorek, L« streptococque et le serum antUtreptococcique. (Annales de 
l’Iustitut de Pasteur. 1895. Tome IX. p. 693.) 


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Ueber die Frage der Homologie der Streptokokken. 


15 


auch in unserem Falle bestätigte, um daraus auf die Identität oder 
üichtidentität des in Frage stehenden Streptococcus mit den 
etsteren zu schließen. 

Daß unser Streptococcus, nach der Gram’schen Methode 
gefärbt, sich nicht verschieden von den gewöhnlichen verhielt, er- 
wähnte ich bereits. Die verschiedenen Färbungsmethoden für die 
Kapseln anwendend, ist es mir doch nie gelungen, deren Anwesenheit 
zu konstatieren, obschon ich zuweilen scheinbare Kapseln als künst- 
liche Produkte erhielt. Die Entwickelungsweise in Bouillon , auf 
Gelatine und Agar bot nichts Besonderes dar. In der Kulturbouillon 
machte sich nach 24 Stunden bei 37° ein leichter weißlicher Nieder- 
schlag bemerkbar, jedoch ohne jegliche Trübung der Flüssigkeit. Auf 
Agar zeigten sich Kolonieen in Form von zahlreichen vereinzelten 
weißlichen Pünktchen, die etwas größer als gewöhnlich waren. Was 
die SVirkungsweise der Kulturen anbetrifft, die ich an Mäusen er- 
probte, so war die der frischen Kulturen am stärksten, während sie 
in kurzer Zeit mit dem Aelterwerden derselben abnahm. Die primi- 
tive Virulenz der Bouillonkulturen war bei 37° nach 24 Stunden 
eine so hochgradige, daß sie Mäuse bei einer Dosis von 1 ccm nach 
1 Tage tötete; während 1 / t ccm dieser Kultur nach 2, und */t ccm 
nach 4 Tagen den Tod hervorrief. Bei Injektion von 1 / 8 ccm da- 
gegen blieben die Mäuse am Leben. Das Wirkungsvermögen des 
Streptococcus wurde noch etwas gesteigert durch Ucberimpfungen 
von Tier zu Tier; denn Dosen von 1 / 4 ccm riefen den Tod in 2 bis 
3 Tagen hervor, wohingegen Dosen von 1 / 8 ccm noch gut ertragen 
wurden. Ich erhielt auch Kulturen, die in einer Dosis von */s ccm 
tödlich wirkten, indem ich geeignete Substrate anwendete, die das 
Wirkungsvermögen des Streptococcus verstärkten und es so ver- 
stärkt erhielten. Wie Marinorek gefunden hat, eignen sich zu 
diesem Zwecke Mischungen von Bouillon und Blutserum, und die von 
mir angewendete Mischung bestand aus 2 Teilen Pferdescrum und 

1 Teil peptonhaltiger Bouillon. Das von mir mit allen aseptischen 
Vorsichtsmaßregeln aufgefangene Pferdeserum erwies sieb, auch als 
es 48 Stunden lang im Brutschrank bei 37° gehalten wurde, als 
vollkommen steril. Ich mischte es direkt der Bouillon bei in dem 
Augenblicke, als ich Gebrauch von der Mischung machte. Ich kon- 
statierte, die Beobachtungen Marmorek’s bestätigend, bei den 
Streptokokkenkulturen in Blutserumbouillon eine viel höhere Virulenz, 
als bei den in Bouillon allein angelegten; denn */ 4 ccm der ersteren 
tötete Mäuse schon nach 1 Tage und 1 /g ccm genügte, um sie nach 

2 Tagen zu töten. Bei meinen an 39 Tieren vorgenommenen Experi- 
menten führte ich das Impfmaterial stets in das Unterhautzellgewebe 
des Rückens ein. Bei jedem mit Tod abgegangenen Tiere fertigte 
ich Präparate sowohl aus dem Herzblute als aus dem Milz- und 
Lebersafte an. Gleichzeitig legte ich Kulturen in Bouillon, Blut- 
serumbouillon und Agar an, ferner auch auf Agarplatten, um immer 
mit Sicherheit Reinkulturen des Streptococcus isolieren zu 
können. Auch in den Fällen, in denen die mit dem Blute des Tieres 
angelegten Kulturen steril blieben, gelang es mir stets, den Strepto- 
coccus aus dem Milz- oder Lebersafte zu erhalten, besonders wenn 



16 


Costsnxo Zenoni, 


die Infektionen nicht schnell letal verliefen und das Tier mehrere 
Tage nach der Impfung gestorben war. In den mikroskopischen 
Blutpräparaten beobachtete man gewöhnlich wenige vereinzelte oder 
zu zweien zusammengelagerte Kokken; in den aus der Milz oder 
Leber erhaltenen Präparaten dagegen fanden sich stets eine reich- 
lichere Anzahl zu Ketten angeordneter und etwas größerer Kokken. 
Bei Züchtung des Streptococcus auf verschiedenen Nährböden 
ergaben sich noch hervortretendere Unterschiede in den morpho- 
logischen Merkmalen. Vor allem kam die zu Anfang angetroffene 
außergewöhnliche Größe der Kokken nach einer langen Reihe von 
Uebertragungen nicht mehr zur Erscheinung. Sodann konstatierte 
ich mehrmals bei einer und derselben Kultur, daß die auf Agar ge- 
züchteten Streptokokken größer waren, als die in Bouillon gezüchteten, 
und noch bedeutend kleiner die in Blutserumbouillon gewachsenen. 
In der Marmorek’schen Nährmischung entwickelten sich die Kul- 
turen gewöhnlich etwas später als in Bouillon, wobei sie eine leichte 
Trübung hervorriefen und auf dem Boden des Kulturröhrchens einen 
weißlichen Satz bildeten. Mit dem Kleinerwerden der Kokken ging 
oft eine hervortretende Ungleichheit der Glieder einer und derselben 
Kette einher, die unregelmäßig angeordnet und streckenweise durch 
eine farblose homogene Substauz miteinander verbunden erschienen. 
Was die Länge der Ketten bei den Kulturen auf verschiedenen Nähr- 
böden anbetrifft, so waren einzelne Ketten, die aus größeren Gliedern 
bestanden, verhältnismäßig länger; ziemlich kurz waren dagegen die 
Ketten bei den Kulturen in Blutserumbouillon. Da in dieseu letz- 
teren Kulturen außer dieser Besonderheit auch ein höheres Wirkungs- 
Vermögen konstatiert wurde, so scheint die Annahme gerechtfertigt, 
daß zwischen der Länge der Ketten und der größeren oder geringeren 
Virulenz der Streptokokken irgendwelche Beziehungen bestehen. Doch 
glaube ich, daß zwischen diesen beiden schon an und für sich äußerst 
veränderlichen und unbeständigen Merkmalen keine direkte Beziehung 
bestehe. 

Wir kommen nun zum zweiten Teile meiner Untersuchungen, 
nämlich den mittels Injektionen von Antistreptokokkenserum nach 
Marmorek vorgenommenen. Nach den Beobachtungen dieses 
Forschers sind Kaninchen, denen 0,2 ccm Serum injiziert wurden, 
resistent gegen 1 Millionstel ccm hochvirulenter Kultur des gewöhn- 
lichen Streptococcus; bei Injektion von nur 0,1 ccm Serum gehen 
sie dagegen am 10. — 11. Tage zu Grunde; ohne Schutzimpfung 
sterben sie schon nach 30 Stunden. Daraus geht also die Schutz- 
wirkung des Serums auch bei mit äußerst virulenten Streptokokken 
hervorgeruienen Infektionen schon zur Genüge hervor. Ich nahm 
meine Untersuchungen an Mäusen vor und verwendete besonders 
Streptokokkenkultureu in gewöhnlicher Bouillon, experimentierte jedoch 
auch mit Kulturen in Blutserumbouillon. Das immunisierende Serum 
verschaffte ich mir direkt aus dem Pasteur’schen Institute in Paris. 
Es erwies sich als vollkommen steril, erlitt aber bei Berührung mit 
der Luft sehr leicht Veränderungen. In einer Dosis von 1 ccm in- 
jiziert, rief es bei meinen Experiment-Tieren nicht die geringste nach- 
teilige Wirkung hervor. Einigen Mäusen injizierte ich vorher dieses 


iyGoc 



lieber die Frage der Homologie der Streptokokken. 


17 


Serum und 6 — 12 Standen darauf bestimmte Mengen Streptokokken- 
kultur; gleichzeitig injizierte ich anderen zur Kontrolle dienenden 
Mäusen ohne weiteres die gleichen Mengen Kultur. Das Impf- 
material für einander zum Vergleich dienende Experimente entnahm 
ich stets einem und demselben Kulturröhrchen. Alle mit Injektionen 
von Marmorek’schem Serum behandelten Mause ertrugen Mengen 
von */*, */ ; und 1 ccm der Bouillon des Streptococcus sehr gut, 
während die Kontrolltiere zu Grunde gingen, und zwar bei 1 ccm 
Bouillonkultur nach 1, bei ’/ t ccm nach 2 und bei */ 4 ccm nach 
4 Tagen. In einigen Fällen trat der Tod trotz der Schutzimpfung 
ein, jedoch nach sehr langer Zeit, wie z. B. nach 9 Tagen bei einer 
mit i / t ccm Bouillonkultur geimpften Maus. In einem anderen Falle, 
in welchem die verwendete Kultur zufälligerweise eine Verunreinigung 
erlitten hatte, blieb die Schutzwirkung des Serums aus; doch ist 
dieses negative Resultat wohl mehr dem Umstande zuzuschreiben, 
daß der Organismus des Tieres sich unter dem gleichzeitigen Ein- 
flüsse von dem Streptococcus beigemischten pathogenen Keimen 
geschwächt fand. Ebenso ließ sich bei Trübwerden des Serums keine 
Schutzwirkung mehr von ihm erwarten. Im allgemeinen haben die 
Resultate wiederholter Experimente auch in unserem Falle, wo es 
sich um einen von den gewöhnlichen scheinbar verschiedenen 
Streptococcus handelte, die Schutzwirkung des Antistrepto- 
kokkenserums dargethan. Mittels einer weiteren Reihe Experimente 
wollte ich die Schutzwirkung des Serums bei Anwendung von nach 
der Marmorek’schen Methode hypervirulent gemachten Kulturen 
prüfen. Die Virulenz dieser Kulturen war eine so starke, daß 1 / 4 ccm 
nach 1 und I / e ccm nach 2 Tagen den Tod der Mäuse hervorrief. 
Dieselben Wirkungen zeigten sich auch bei mit Antistreptokokken- 
serum behandelten Mäusen. Auch bei diesen letzteren verlief die 
mit 1 j i und 1 / 8 ccm Blutserum-Bouillonkultur hervorgerufene Infek- 
tion innerhalb eines oder zweier Tage letal; in einigen Fällen trat 
jedoch der Tod erst später ein. Da es sich jedoch um hochvirulente 
Kulturen handelte, war ein Versuch mit viel kleineren Dosen am 
Platze. Ich versuchte es also nach vorheriger Injektion von Anti- 
streptokokkenserum mit Dosen von ’/ioo bis ’/ 500 ccm dieses hoch- 
virulenten Materials; aber wie bei den oben erwähnten Experimenten 
trat auch bei diesen der Tod der Tiere ein. Da ich diese Unter- 
suchungen unterbrechen mußte, konnte ich die Wirkung des Serums 
bei noch kleineren Dosen als Vsoo ccm nicht erproben. Sehr wahr- 
scheinlich aber würde sich auch in diesem Falle jene Minimalmenge 
des Impfmaterials haben erreichen lassen, gegen welche das Anti- 
streptokokkenserum ebenfalls wirksam gewesen wäre. Auf alle Fälle 
thun die Resultate der ersten mit gewöhnlichen Bouillonkulturen aus- 
geführten Experimente schon für sich allein zur Genüge dar, daß die 
Injektionen von Marmorek’schem Serum auch gegen diesen Riesen- 
streptococcus eine positive und sichere Wirkung ausgeübt haben. 
Es läßt sich deshalb der Schluß ziehen, daß sich dieser Strepto- 
coccus durch seine spezifischen Eigenschaften yon den bekannten 
Streptokokken nicht differenziert. Außerdem sind die Modifikationen, 
die er je nach der verschiedenen Natur der Nährsubstrate in seiner 

Eni* Abt. XX. Di. x 


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lg Costanzo Zenoni, L'eber die Frage der üomologie der Streptokokken. 

Größe erleidet, ein genügender Beweis, daß seiner morphologischen 
Eigeuheit keine besondere Bedeutung zukommt. Die Modifikationen 
bestätigen übrigens die Beobachtungen anderer Forscher betreffs 
einiger morphologischer Veränderungen, welche die Streptokokken je 
nach dem Alter der Kultur, der Virulenz und dem Nährboden dar- 
bieten (Lemoine, Arloing et Chantre, Marmorek u. A.). 
In der That ist bereits beobachtet worden, daß in einer und derselben 
Kultur, wenn sie frisch ist, die Kokken gleich groß sind; in älteren 
Kulturen sind sie von verschiedener Größe und die größereu Kokken 
sind wie gequollen und schlecht färbbar (luvolutionsformen); in frischen 
Kulturen erscheinen die Ketten meistens länger. Lemoine 1 ) be- 
merkt, daß bei einer und derselben Kultur das Wachstum der Strepto- 
kokken auf bestimmten Nährsubstraten kein konstantes ist; und nach 
Marmorek’) kann eine Veränderung in der Zusammensetzung des 
Nährmittels genügen, um die Größe der Glieder eines und desselben 
Streptococcus zu modifizieren. Arloing und Chantre 8 ) be- 
haupten, daß die Kokken Neigung zum Uebergang in Bacillenformen 
zeigen und daß sich dementsprechend ihre Form und Virulenz ver- 
ändert. In unserem Falle traten die morphologischen Veränderungen 
des Streptococcus um so deutlicher hervor, als die primitive 
Größe wirklich eine außerordentliche war und in den verschiedenen 
Kulturen erhebliche Unterschiede darbot (s, die Figuren). 



Fig. 1. Bouillon. Fig. 2. Blutserum- Bouillon. Flg. 8. Mutterkultur in Agar. 

ObJ. homog. Imm. 1 / u ", Korietka. — Kompeus.-Oc. 4. 

Diese meine Untersuchungen endlich können als ein neuer Beweis- 
grund zu gunsten der Homologie der verschiedenen Streptokokken- 
formen angesehen werden, und zwar unter dem zweifachen Gesichts- 
punkte der kulturellen Form Veränderungen und der Schutzwirkung 
des Marino rek’schen Antistreptokokkenserums. Zur Erklärung des 
klinischen Falles verdient die Epikrise einige Berücksichtigung. Es 
ist bekannt, daß die serösen Häute nicht selten vom Mikroorganismus 
der Gonorrhöe befallen werden und daß Gonokokkenkulturen, Meer- 
schweinchen ins Peritoneum injiziert, Peritonitis hervorrufen. In 
unserem Falle steht die Peritonitis wahrscheinlich in einem gewissen 
Zusammenhänge mit der Blcnnorrhöeinfektion, die sich Patient einige 
Monate vor seinem Tode zugezogen batte. Sie bestand im chronischen 
Zustande und ist durch traumatische Einflüsse einer langen anstrengen- 

1) I. emo im, Arch. de tned. expöriment, 1896. No. 2. 

2) Marmorek, Annale» de l'Inst. de Pasteur. 1895. Tome IX. 

$} Arloing et Cbantre, Arcb. de physiol. S4r. V. Tome VIII. 


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Wurstvergiftung. 


19 


den Fahrt plötzlich akut geworden, wobei sie linksseitige Orchitis 
and Entzündung der Peritonealserosa hervorrief. Oer bakteriologische 
Befund des Peritonealexsudates scheint jedoch mit dieser Deutung in 
Widerspruch zu stehen, indem die Abwesenheit des Oonococcus 
mit Sicherheit nachgewiesen worden ist. Hier muß nun aber bemerkt 
werden , daß die Gonokokken bei alt gewordenen Gonorrhöeforraen 
sehr häufig nicht mehr nachzuweisen sind, trotzdem die Möglichkeit 
der Uebertragung des Kontagiums besteht; und dass es andererseits 
nicht selten sich um Mischinfektioneu handelt, bei denen häufig ge- 
wöhnliche pyogene Mikroorganismen vergesellschaftet sind. Es kann 
also geschehen, daß der spezifische Erreger erlischt, während die an- 
deren Formen weiter bestehen ; oder daß sich der primitiven Infektion 
neue Krankheitserreger beigesellen. Und somit läßt es sich begreifen, 
daß bei der bei einem blennorrhöekranken Individuum entstandenen 
Peritonitis sich als einzige Ursache der Streptococcus gefunden 
hat, der bei einigen Peritonitisformen, z. B. bei Puerperalperitonitis 
und nach Laparotomieen , bereits wiederholt angetroflen worden ist 
(Orth). 

Dem Herrn Geh. Kat Prof. Dr. Naunyn, Direktor der medizi- 
nischen Klinik zu Straßburg, und dem Privatdozenten Herrn Dr. Levy, 
unter dessen Leitung ich vorliegende Untersuchungen ausgeführt 
habe, sage ich hier meinen verbindlichsten Dank. 

Straß bürg, den 17. November 1896. 


Referate. 

van Ermengem, Recherches sur des cas d’accidentsali- 
mentairesproduitspardessaucisson8. (Revue d’hygiöne. 
1S96. p. 761—819.) 

Der Genuß von Cervelatwürsten aus Schweinefleisch und geräucher- 
tem Rindfleisch hatte bei mehreren Personen mehr oder weniger heftige 
Erkrankungen an Typhus- oderCholera nostras-ähnliehen Erscheinungen 
veranlaßt. Proben derselben Würste wurden darauf einem Sachver- 
ständigen zur Untersuchung übergeben. Verführt durch das gute 
Anssehen der Proben, aß dieser ebenso wie mehrere seiner Angestellten 
davon. Er erkrankte bald darauf unter den Zeichen eines heftigen 
Darmkatarrhes und einer Nephritis und starb nach 6 Tagen; die 
Angestellten, welche von der Wurst gegessen hatten, erkrankten 
ebenfalls, aber leichter und genasen. 

Die Sektion des Verstorbenen ergab akute Gastroenteritis, Nephritis 
parenchymatosa acuta und Fettdegeneration der Leber. Die bakterio- 
logische Untersuchung ließ aus den Stühlen und den inneren Organen 
eine bestimmte Bakterienart züchten, die in der Leber in embolischen 
Herdchen, in den Nieren, besonders in den Tubulis contortis und 
rectis, ferner in Blut und Muskeln in Reinkultur gefunden wurde. 

2 * 


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20 


Delirium. — Alkohol und Infektionskrankheiten bei Hepatitis. 


Dieselbe Bakterienart wurde auch aus einer Wurstprobe kultiviert 
Es bandelt sich um einen Bacillus, der mit dem von Gaertner be- 
schriebenen Bacillus enteritidis und dem von van Ermengem 
in Fällen von Feischvergiftung in Morseele gefundenen Bacilllus 
identisch ist. Wurden Versuchstiere mit Reinkulturen dieses Bacillus, 
mit Organstückchen des Verstorbenen oder Stückchen der Würste 
gefüttert, so gingen sie unter den Erscheinungen eines heftigen Darm- 
katarrhes zu Grunde und wiesen häufig Fettmetamorphose der Leber 
und Nephritis auf. In ihren Orgauen fanden sich dann die Bacillen. 
Nach diesem ist es anzunehmen, daß die Krankheitserscheinungen 
nach dem Genuß der Würste und der Tod des einen Kranken auf 
eine Infektion mit dieser Bacillenart zu schieben sind. In den 
Würsten sind die Bacillen nachgewiesen worden. Es mußte aber 
zweifelhaft bleiben, ob sie mit dem Fleisch eines kranken Tieres in 
die Wurst hineingekommen waren; dagegen spricht die scheinbar 
gute Beschaffenheit der Wurst und das Fehlen von Gewebsver- 
änderungen bei mikroskopischer Untersuchung derselben in Schnitten, 
oder ob eine Infektion der Wurst auf andere Weise zustande ge- 
kommen war. R. Abel (Hamburg). 

Babcock, W. L., A contribution to the study of acute 
delirium with especial reference to its bacteriology. 
Report of a case. (Medical Record. 1. Aug. 1896.) 

Ein 46jäbriger Maler wird am 13. Mai d. J., 10 Tage nach dem 
Auftreten der ersten Symptome von akutem Delirium, ins Ogdenburger 
Staatskran keu haus, wo Verf. Assistenzarzt ist, aufgenommen. Am 
29. Tage der Krankheit wird eine Punktion zwischen dem ersten und 
zweiten Lendenwirbel vorgenommen und 73 ccm einer klaren Flüssig- 
keit innerhalb einer Stunde entleert. Darauf bedeutende Besserung; 
doch stirbt der Kranke am 46. Tage der Krankheit und 8 Minuten 
nach dem Tode wird eine zweite Lendenpunktion gemacht und noch 
66 ccm einer trüben Flüssigkeit aufgefangen. Beide Male werden 
alle üblichen Vorsichtsmaßregeln angewandt. Die mikroskopische Unter- 
suchung der nach Gram gefärbten Präparate ergab reichliches Vor- 
handensein von Pneumoniekokken mit einzelnen Eiterstreptokokken in 
der ersten Portion und noch größere Anzahl sowohl ersterer als besonders 
letzterer, zugleich mit zahlreichen Eiterkörperchen in der zweiten 
Portion. Kulturen konnten nicht gemacht werden. Impfversuche an 
Kaninchen zeigten, daß die Virulenz dieser Pneumoniemikrokokken 
im Vergleich zu den aus dem Sputum gewonnenen abgescbwächt sein 
mußte, da keines der Versuchstiere trotz offenbar starker Infektion 
zu Grunde ging. Verf. will seine Mitteilung nur als eine Anregung 
zu weiteren Untersuchungen angesehen wissen und betont die Gegen- 
wart eines aller Wahrscheinlichkeit nach mit dem Micrococcus 
pneumon. cruposae identischen Keimes in der während des 
Lebens entnommenen Cerebrospinalüüssigkeit. 

S e n t i fi o n (Barcelona). 

ScagllosI, G., Die Rolle des Alkohols und der akuten 
Infektionskrankheiten in der Entstehung der inter- 


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Typhn». 


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stiti eilen Hepatitis. (Virchow’s Archiv f. path. Anatomie. 
Bd. CXLV. Heft 3.) 

Ausgehend von der Beobachtung des gelegentlichen Auftretens 
der Lebercirrhose nach Infektionskrankheiten hat Scagliosi Meer- 
schweinchen, Kaninchen und Hühner mit Bouillonkulturen von 
Milzbrandbacillen, Micrococcus prodigiosus und Heu- 
bacillus subkutan geimpft. 

Schon bei 72 Stunden nach Milzbrandimpfung erfolgtem Tod will 
Verf. Bindegewebsvermehrung und Atrophie der Leberzellen beobachtet 
haben. 

Eis kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Befund des Verf.’s 
nicht der Infektion zuzuschreiben ist, sondern vielleicht auf einer 
älteren Erkrankung, wie sie namentlich in Kaninchenlebcrn so häufig 
ist, beruht, oder wie sonst auch immer zu erklären ist. 

Pathologische Veränderungen, wie sie Scagliosi beschreibt, 
entstehen niemals in so kurzer Zeit, und am wenigsten infolge einer 
akuten Milzbrandinfektion. Aber selbst den Zusammenhang zugegeben, 
so bliebe erst als Hauptaufgabe der Beweis, daß aus kleinzelliger 
Infiltration, Leberzellennekrose u. dergl. eine echte Cirrhose, analog 
der des Menschen, hervorgehen kann. Die Vermutung des Verf.’s, 
daß beim Menschen der Beginn der Veränderungen bakteriellen 
Schädigungen, der Fortgang der Alkoholwirkung zuzuschreiben ist, 
schwebt völlig in der Luft. G. Ricker (Halle). 

Gibert, Les causes de la fiövre typhoide au Havre. (An- 
nales de micrographie. 1896. No. 6.) 

Seit dem letzten Jahrzehnt ist die reiche Hafenstadt Havre 
wiederholt von mehr oder minder bedeutenden Typhusepidemieen 
heimgesucht worden, denen erst im vorigeu Jahre Brouardel 
und Thoinot in einer ausführlichen Monographie ihre Aufmerksam- 
keit geschenkt haben ; sie lenkten den Verdacht auf das Wasser der 
Stadt, welches aus den Quellen des Plateau von Aplemont geliefert 
wird. Diesen Verdacht sucht Gibert in vorliegender Schrift haupt- 
sächlich zu bekämpfen, und in der That muß man das Wasser der 
Quellen von St. Laurent, die auf dem Plateau von Aplemont ent- 
springen, nach der genauer geschilderten Bodenformation, die nirgend- 
wo den Zutritt unreinen Grundwassers zu dem Quellwasser zuläßt, 
sowie nach den mitgeteilten bakteriologischen Untersuchungsergeb- 
nissen als das denkbar reinste bezeichnen. Aber einer der Untersucher 
(Mosny, Laboratoriumschef des bakteriologischen Institutes der 
medizinischen Fakultät von Paris) hat doch in den Sammelbassins 
mehrfach Bact. coli nachgewiesen, also den Beweis geliefert, daß 
diese Bassins Verunreinigungen bedenklicher Art ausgesetzt, mithin 
defekt oder mangelhaft konstruiert sind; natürlich s’ils sont d6- 
fectueux, ils sont reparables ; aber den Verdacht, der Stadt die 
Typhuserreger übermittelt zu haben, kann Gibert danach wohl nicht 
ganz von dein W’asser abwälzen. Gibert legt jedoch auf eine In- 
fektion des Bodens der Stadt — also des Grund- und somit des 
Brunnenwassers — den Hauptwert und führt als Beweis dafür die 
Tbatsache an, daß das Stadtviertel Perrey, auf glattem Kiesboden 


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22 


Schar J*ch. 


erbaut und von Ebbe und Flut bespült, die wenigsten Typhusfälle 
aufweist, während das viel wohlhabendere Viertel Morisse viel stärker 
heimgesucht wurde. Dieses Viertel wird nicht von Ebbe und Flut 
berührt und weist erheblich mehr Senkgruben auf, so daß eine In- 
fektion des Brunnenwassers recht wahrscheinlich ist. Leider wird 
von Untersuchungen des Brunnen waspers auf Typhusbacillen in dem 
Viertel Morisse nichts berichtet. Vagedes (Berlin). 

Grasset, De la transmission de la scarlatinepar l'inter- 
mödiaire d’une lettre. (Ann. d’hygiöne publique. T. XXXIV. 
p. 143—145.) 

Als in einem Ort, wo seit Jahren kein Scharlach vorgekotnmen 
war, ein zweijähriges Kind an Scharlach erkrankte, forschte Grasset 
nach der Infektionsquelle. Da fand sich, daß 6 Tage vor der Er- 
krankung des Kindes ein Brief von den Großeltern eingetroffen war, 
in welchem diese mitteilten, ein anderes Kind, das bei ihnen lebte, 
habe eben Scharlach überstanden und häute sich jetzt „wie eine Schlange“. 
Ein paar Hautfetzen des Rekonvalescenten sandten sie im Briefe mit. 
Dieser Brief hatte mit seinem Inhalt von desquamierten Hautfetzen 
dem zweijährigen Kinde als Spielzeug bis zum Tage seiner Erkrankung 
gedient und augenscheinlich die Infektion vermittelt 

Grasset citiert einen anderen, von L a u n 6 beschriebenen Fall 
von Uebertragung der Scarlatina durch einen Brief. Eine Dame in 
Deutschland teilte in einem Schreiben zwei Bekannten in Frankreich 
mit, sie habe eben Scharlach überstanden und schuppe so stark, daß 
sie den Briefbogen während des Schreibens mehrmals habe abschütteln 
müssen. Wenige Tage nach Empfang des Briefes wurden beide 
Adressatinnen von Scharlach ergriffen, an dem die eine zu Grunde 
ging. R. Abel (Hamburg). 

von Ranke, H., Zur Scharlachdiphtherie. [Aus der K. Uni- 
versitätsklinik in München.] (Vortrag, gehalten auf der 68. Natur- 
forscherversammluug in Frankfurt a. M. am 25. September 1896.) 
(Abdruck der Münchener medizinischen Wochenschrift. 1896. No. 42.) 

Seit Auftaueben der Frage nach der Aetiologie der Scharlach- 
diphtherie hat Verf. keine Gelegenheit unversäumt gelassen, nun 
auch seinerseits sein Scherflein zur Lösung dieser wichtigen und 
ungemein praktischen Frage beizutragen. Der Verf. hat volle 
257 Scbarlachfälle nach obiger Richtung hin untersucht. Ein Teil 
dieser Beobachtungen (115 Fälle betreffend) ist bereits in der In- 
augural-Dissertation seines Schülers Holzinger niedergelegt, der 
Rest betrifft die Fälle, die Verf. vom 24. September 1894 bis zum 
31. August 1896 zu beobachten Gelegenheit fand. 

Verf. hält es in seiner Abhandlung für angezeigt, sämtliche bei 
seinen Scharlachfällen beobachteten Diphtherieen in 4 Gruppen ein- 
zuteilen. 

Die erste Gruppe enthält die Fälle, welche mit Scharlach und 
Diphtherie direkt aus der Stadt aufgenommen und sofort (zum Teil 
noch in der Poliklinik) bakteriologisch untersucht wurden. 

Die zweite Gruppe umfaßt jene Fälle, welche mit Scharlach ohne 


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Scharlachdiphtherie. — Conjunctivitis pseudomembrauosa. 


23 


Rachenbelag zur Aufnahme gelangten, bei welchem sich dann im 
Verlaufe der Krankheit Diphtherie entwickelte. 

In die dritte Gruppe sind die Fälle untergebracht, welche unter 
dem Bilde der primären Diphtherie in die Diphtherieabteilung auf- 
genommen wurden, bei welchem sich dann später aber Scharlach 
entwickelte. 

Die vierte Gruppe berücksichtigt endlich die unzweifelhaften 
Fälle von Hausinfektionen (im Krankenhaus) von Scharlach und 
Diphtherie, welche sich bei Patienten der internen und der chirur- 
gischen Mitteilung ereigneten. 

Unter Gruppe I entfallen 65 klinische Fälle mit 6 Todesfällen. 
Die zweite Gruppe umfaßt 6 genesene Krankheitsfälle, unter drei 
finden wir 12 Fälle aufgeführt, darunter endeten 2 letal an Pneumonie 
und Nephritis. Gruppe IV zeitigte nur 2 Repräsentanten, von denen 
der eine verstarb. 

Verl stellte nun auf Grund seiner eingehenden Beobachtungen 
die nachfolgenden kurzen Sätze auf, welche hier an Stelle weit- 
schweifender Einzelangaben in Kürze mitgeteilt werden sollen. 

1) Er findet in München bei ca. 65 Proz. aller aus der Stadt 
aufgenommenen frischen Scharlachfällen diphtheritiache Auflagerungen 
im Rachen. 

2) Bei mehr als der Hälfte dieser Fälle (bei 53,7 Proz.) konnte 
der Diphtheriebacillus nachgewiesen werden. 

3) Bei 38,8 Proz. wurden nur Streptokokken gefunden. 

4) Die größere Häufigkeit der Streptokokkendiphtherie bei 
Scharlach, im Vergleich zur primären Diphtherie ist charakteristisch 
und beschränkt sich keineswegs auf die lakunären Formen, sondern 
kehrt bei allen, auch den schwersten Formen der Scharlachdiphtherie 
wieder. 

5) Auch bei reiner Streptokokkendipbtherie kann beim Scharlach 
zuweilen ein Absteigen des diphtherischen Prozesses auf den Kehl- 
kopf und weiter abwärts erfolgen. 

6) Wenn nach längerem Bestehen von Scharlach nachträglich 
noch Diphtherie sich entwickelt, so nähert sich der bakteriologische 
Befund in solchen Fällen mehr dem bei primärer Diphtherie, d. h. 
die Streptokokkendiphtherie tritt mehr zurück und der Diphtherie- 
bacillus wird in sehr überwiegender Häufigkeit gefunden. 

7) Wegen der verhältnismäßigen Häufigkeit des Diphtherie- 
bacillus bei der Scharlachdiphtherie empfiehlt cs sich, das Diph- 
therieheilserum auch bei Scharlachdiphtherie in Anwendung zu bringen. 

Die vorstehenden Schlüsse können sich selbstverständlich nur 
auf das Münchener Krankenhaus beziehen und können als solche nur 
unsere Billigkeit beanspruchen. Es wäre wünschenswert, wenn auch 
andere Krankenhäuser die von Ranke gemachten Erfahrungen be- 
rücksichtigen möchten. 0. Voges (Berlin). 

Schanz, F., Zur Aetiologie der Conjunctivitis pseudo- 
membranös a. (Archiv f. Augenheilkunde. Bd. XXXIII. p. 224 
—229.) 

Im Anschluß an die Arbeit von Pes (s. Referat in Bd. XIX. 


J 

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24 


ConjuDctmtis diphtherica. 


p. 729 dies. Centralbl.) veröffentlicht Verf. ebenfalls 4 Fälle von 
Conjunctivitis pseudomeuibranosa , bei denen es sich in 3 um vor- 
gängige Einwirkung eines Fremdkörpers handelte, während der 4. ein 
2-jähriges Kind mit skrofulösem Habitus betraf, ln allen Fällen, 
die ohne Heilserum ebenfalls in sehr kurzer Zeit zur Heilung ge- 
langten, konnte miskroskopisch und kulturell der Klebs-Loeffler- 
sclie Bacillus nachgewiesen werden (einmal neben zahlreichen Kokken- 
kolonieen, einmal fast in Reinkulturen, während zweimal dieszügliche 
nähere Angaben fehlen); die mit ihm geimpfte Bouillon, welche schon 
nach 2 — 3 Tagen sauer war, blieb aber bei mehrfachen Injektionen 
beim Meerschweinchen wirkungslos. Verf. hält diesen Bacillus für 
identisch mit dem sog. Xerosebacillus ; dessen Aehnlichkeit mit 
dem Loeff 1 er’schen Bacillus erst neuerdings wieder von Eyre 
bestätigt wurde. Jedenfalls ist der Xerosebacillus dem Diph- 
theriebacillus ähnlicher als der Pseudodiphtheriebacillus 
und vielleicht identisch mit dem avirulent gewordenen Diphtherie- 
bacillus. Wenn dies der Fall, so müßte er sich jedenfalls sehr 
häufig auch in der Mundhöhle finden, und wäre es möglich, daß er 
bisher unter einem anderen Namen beschrieben wäre (wie z. B. von 
Loeff ler selbst). 

Die Conjunctivitis pseudomembranosa kann sowohl durch den 
giftigen als den ungiftigen Bacillus hervorgerufen werden, und kann 
der eine rasch in den anderen übergehen, wie ein von Uhthoff 
veröffentlichter Fall (Berl. klin. Wochenschr. 1893. No. 11) beweist. 
Es bleibt zunächst noch ein klinisches Postulat, daß die Coniunctivitis 
pseudomembranosa, von deren Ungefährlichkeit man seit Jahrzehnten 
überzeugt ist, auch bakteriologisch von der Conjunctivitis diphtherica 
getrennt werde, wenn auch zugegeben werden muß, daß letztere ge- 
legentlich so mild verlaufen knun, daß es schwer hält, sie von einer 
stärkeren membranösen Entzündung zu unterscheiden. „Wir finden 
bei einer Affektion, die wir Jahrzehnte lang nicht für Diphtherie ge- 
halten, deu Loef fl er’schen Bacillus, aber zuweilen auch einen ganz 
ähnlichen, der nicht giftig ist; das Verhältnis dieser beiden Bakterien 
ist zur Zeit noch nicht klar.“ Schlaefke (Kassel). 

Pichler, Zur Frage der diphtheritiscben Bindehaut- 
entzündung. (Beiträge zur Augenheilkunde, neft 24. p. 1.) 

Der Verf. veröffentlicht alle Fälle von diphtherischen Bindehaut- 
entzündungen, die in deu letzten Jahren in der Innsbrucker Univer- 
sitäts-Augenklinik beobachtet und bakteriologisch untersucht worden 
sind; es sind dies 16 Fälle, denen er noch 3 anfügt, die er nach 
Berufung seines Chefs (Prof. Czermak) nach Prag in der dortigen 
Klinik beobachtet hat. Er teilt seine Fälle ein in 3 Gruppen, in die 
erste zählt er jene Fälle von diphtheritischer oder membranöser 
Bindehautentzündung, bei denen der Loef fler’scbe Diphtherie- 
bacillus nachgewiesen wurde, zur zweiten Gruppe vereinigt er die 
Fälle, die dasselbe klinische Bild boten, bei denen aber bei wieder- 
holten Untersuchungen der Loeffler’sche Diphtheriebacillus 
fehlte, und iu die dritte Gruppe rechnet er die Fälle, bei welchen 
auf nur wenig veränderter Bindehaut Loeffler’sche Diphtherie- 
bacillen gefunden wurden. 


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Conjunctivitis diphtherica. 


25 


Von seinen 19 Fällen gehörten 6 zu der ersten Gruppe, 7 zu 
der zweiten Gruppe, wo bei demselben Krankheitsbild bei wieder- 
holten Untersuchungen die Loeffle r’schen Diphtheriebacillen 
fehlten, 4 andere Fälle bilden die dritte Gruppe, während 2 Fälle 
mit Wahrscheinlichkeit der zweiten Gruppe anzureihen sind. Ueber 
den Erfolg der Serumbehandlung spricht sich Verf. zurückhaltend 
aus, der Unterschied gegen die ohne Serum behandelten Fälle wäre 
nicht so auffallend, daß daraus schon sichere Schlüsse gezogen werden 
konnten, auch konnte in Bezug auf die Serumbehandlung keine 
nennenswerte Verschiedenheit zwischen den Fällen , in denen der 
Nachweis der Loe ff ler’achen Stäbchen gelang, und jenen, in welchen 
dieselben mangelten, gefunden werden. Impfversuche stellte der Verf. 
an Bindehäuten vod Menschen, Allen, Kaninchen und Meerschweinchen 
an. Dabei zeigte sich, daß die Verimpfung von Sekret und Membran- 
stückchen auch im verletzten Bindehautsack durchaus unverläßlich 
ist. Wiederholt übertrug er von einem Fall Membranstücke in den 
normalen menschlichen Bindehautsack, ohne auch in jenen Fällen, in 
denen die Bindehaut vorher leicht verletzt war, irgend eine Wirkung 
zu erzielen; brachte er aber die Reinkultur der von diesem Fall 
gezüchteten Kapselkokken auf die normale menschliche Bindehaut, 
so entwickelte sich jedesmal ein akuter Bindehautkatarrh. Er impfte 
infolgedessen nur mit Reinkulturen und hat nahezu 100 Impfungen 
mit Tieren jeden Alters und Größe vorgenommen. Er kommt dabei 
zu folgenden Ergebnissen: 

Aut der Bindehaut von Kaninchen und Meerschweinchen kann 
man mindestens nach oberflächlicher Verletzung derselben mit 
Loeffler’schen Diphtheriebacillen Entzündungen erregen, die 
manchmal der Diphtherie und dem Kroup der menschlichen 
Bindehaut sehr ähnlich sind, doch hat man auch Gelegenheit, dabei 
die Entstehuug anderer Krankheitsbilder zu beobachten, z. B. das 
des akuten eiterigen Katarrhs. Wichtig für die Entstehung dieser 
oder jener Form ist neben der Virulenz der Keime der Grad der 
Impfverletzuug. 

Dieselben Versuche stellte er an mit Fraenkel- Weichsel- 
ba um’scheu Kapselkokken und Ketten-, sowie gelben und weißen 
Traubenkokken. Diese Versuchsreihe ist noch nicht abgeschlossen, 
aber Verf. hat jetzt schon den Eindruck, daß auch diese Mikro- 
organismen unter Umständen, d. h. vor allem bei entsprechend 
schwerer örtlicher Schädigung der Gewebe, imstande sind, an der 
Bindehaut von Kaninchen und Meerschweinchen Erscheinungen zu 
erreichen, die klinisch den durch den Loeffler’schen Bacillus er- 
zeugten sehr ähnlich sind. 

Er kommt daher zu dem Schlüsse, daß die Loeffler’schen 
Dipbtheriebacilleu in einem ursächlichen Zusammenhang mit der 
Conjunctivitis diphtherica und membranacea zu stehen scheinen, 
daß aber auch andere Keime die Rolle der Loeffler’schen Ba- 
cillen spielen können. Wenn wir jetzt nach einem rein pathologisch- 
anatomischen Gesichtspunkte diese Erkrankungen als Conjunctivitis 
diphtheritica und membranosa unterscheiden, so fragt es sich jetzt, 
ob wir diese Erkrankungen ätiologisch einteiien und nur die Fälle, 


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Lepra. 


wo der Loefiler’sche Bacillus nachweisbar ist, als diphtheritische, 
alle anderen aber als Conjunctivitis membranacea oder irgendwie 
anders bezeichnen sollen. Er hält es für praktisch, die Begriffe 
diphtheritisch und membranös nur im anatomischen Sinne zu ge- 
brauchen und die alte Einteilung zu belassen, und jene Fälle, wo 
der vermutliche Erreger nachgewiesen, durch einen Zusatz zu be- 
zeichnen, z. B. Conjunctivitis diphtherica e bacillo Loeffler 
oder e diplococco lanceolato Fraenkel-Weichselbaum 
u. dergl. F. Schanz (Dresden). 

Hovorka von Zderas , Ucber einen bisher unbekannten 
endemischen Lepraherd in Dalmatien. (Archiv f. Derma- 
tologie u. Syphilis. Bd. XXXIV. 1896. p. 61.) 

Glück, Kommt Lepra in Dalmatien vorV (Archiv f. Derma- 
tologie u. Syphilis. Bd. XXXVI. 1896. p. 47.) 

Bei dem großen Interesse, welches man jetzt auch in Deutsch- 
land den isolierten Lepraherden entgegenbringt, mag auf die obigen 
Arbeiten hingewiesen werden. Der erste Autor beschreibt einige 
Leprafälle auf der Insel Melwla, es sollen im ganzen ca. 10 Fälle 
auf dem südöstlichen Teil der Insel Vorkommen. Die Schilderung 
der genannten Fälle ist jedoch in diagnostischer Beziehung nicht 
ganz einwandsfrei , so daß die Redaktion des Archivs mit Recht be- 
merkt, es sei noch nicht der Nachweis erbracht, daß es sich in jenen 
Fällen wirklich um Lepra handle. 

Ref., der im Jahre 1895 die Insel besuchte, sah in Maranoviei 
2 Fälle, die seiner Meinung nach sicher als Lepra tuberoso-anaesthe- 
tica aufzufassen sind. Es kommen auf der Insel auch Formen von 
Elephantiasis vor, doch besitzt die ausschließlich kroatische Bevölke- 
rung keine spezielle Bezeichnung für diese Erkrankung, während sie 
die Lepra als „guba“ (Aussatz) bezeichnet. 

Hingegen ist das in der zweiten Arbeit von Glück geschilderte 
Krankheitsbild eines aus Dalmatien nach Sarajewo einwanderteu 
23-jährigen Mannes für Lepra ganz charakteristisch, auf Bacillen 
konnte leider nicht untersucht werden; auch in der Familie des Pat. 
sollen einige ähnliche Krankheitsfälle vorgekommen sein. Nicht ganz 
ohne Interesse ist die Angabe des Pat., daß die Mutter ihm den 
Fischgenuß verboten, weil derselbe einen ungünstigen Einfluß auf die 
Krankheit ausüben soll. Es ist dies die von Hutchinson ver- 
tretene Fischtheorie, die in den Küstengegenden zahlreiche Anhänger 
zu haben scheint 

Durch diese Mitteilung ist es also außer Zweifel gestellt, daß 
Lepra in Dalmatien vorzukommen pflegt, obzwar seltener als in 
früheren Jahrhunderten, in denen z. B. in Ragusa die Leprakranken 
gänzlich isoliert waren. 

In den verschiedenen westlichen Staaten der Balkanhalbiusel 
sind nunmehr Leprafälle beobachtet, so daß der Kreis auf der Insel 
geschlossen erscheint. In Bosnien sind 9 Fälle von Neu mann auf- 
gefundeu, in Montenegro verschiedene vom Ref., über die später be- 
richtet werden wird. Aus Serbien und Albanien ist, bis jetzt wenig- 
stens nichts bekannt geworden. 


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Molluscum contagiosum. — Keratitis. 


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Es ist sicher anzunehmen, daß die Lepra im südlichen Europa 
schon vor dem Einfall der Türken geiierrscht hat und von den 
griechischen Inseln und Italien her im letzten Jahrhundert v. Chr. 
in das alte Illyricum verschleppt wurde. Die vorwiegende Beteiligung 
der mohammedanischen Rasse resp. Konfession an der Lepra, was 
übrigens auf die Fälle in Montenegro nicht zutrifft, erklärt sich aus 
den schlechten sanitären Verhältnissen, unter denen diese Bevölke- 
rungsklasse steht, aus der seit langem bestehenden Inzucht und 
demgemäß leichteren Zugänglichkeit für hereditäre und kontagiöse 
Einflüsse. 

Aerzte und Behörden werden der Lepra nunmehr größere Auf- 
merksamkeit schenken müssen, zumal aus zahlreichen jüngeren Be- 
richten hervorgeht, daß die Lepra in den letzten Jahreu in Europa 
wieder in Zunahme begriffen ist, so daß kein größerer Staat desselben 
ganz leprafrei ist. W. Kempner (Berlin). 

Mnetze, Beitrag zur Kenntnis des Molluscum conta- 
giosum der Lider. (Archiv für Augenheilkunde. Bd. XXXIII. 
p. 302-310.) 

Nach einer einleitenden Litteraturübersicht kommt Verf. auf 
Grund dreier in der Marburger Universitäts-Augenklinik klinisch und 
histologisch untersuchter Fälle zu folgenden Resultaten: 

1) Das Molluscum contagiosum des Lides resp. Lidrandes ist 
nicht selten die Ursache von Konjunktivalkatarrh. 

2) Das Molluscum contagiosum ist ohne Zweifel übertragbar, 
jedoch ist es bis jetzt noch nicht gelungen, die Natur des Konta- 
giums mit Sicherheit festzustellen. 

3) Die Molluskumkörpercheu sind als Zerfallsprodukte der durch 
das Kontagium verursachten eigentümlichen Degeneration der Epithel- 
zellen zu betrachten. 

4) Die Degeneration beginnt im Protoplasma der Zelle selbst und 

nicht im Zellkern. Schlaefke (Kassel). 

v. Hippel, E., Ueber Keratitis parenchymatosa. Klinische 
Untersuchungen, (v. Graefe’s Archiv für Ophthalmologie. 
Bd. XLII. Abt. 2. p. 194—327.) 

Aus Veranlassung eines Falles von Keratitis parenchymatosa, 
dessen anatomische Untersuchung mit größter Wahrscheinlichkeit als 
Ursache derselben eine endogene tuberkulöse Infektion ergab, unter- 
nahm es Verf., an der Hand eines größeren klinischen Materiales 
(87 Fälle) und unter ausgiebigster Benutzung der Litteratur (323 
Nummern) von neuem die Aufmerksamkeit auf die Aetiologie dieser 
Erkrankung zu lenken. Obwohl anfänglich die Lehre Hutchinson ’s, 
daß jeder typische Fall von Keratitis parenchymatosa auf Lues beruhe, 
lebhaften Widerspruch erfuhr, so verstummte letzterer im Laufe der 
Jahre immer mehr, so daß in jüngster Zeit von den meisten Autoren 
die hereditäre Lues in ausschließlicher Weise für jene Erkrankung 
verantwortlich gemacht wird. Verf. kommt indessen auf Grund seiner 
Untersuchungen zu einem wesentlich anderen Resultate, das er selbst 
in folgende Schlußsätze zusammenfaßt: 


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28 


Keratitis. 


1) Ein prinzipieller Unterschied zwischen klinisch primärer und 
sekundärer Keratitis parencbymatosa besteht nicht. Ein anatomischer 
Beweis dafür, daß bei der klinisch primären Keratitis parencbymatosa 
die Hornhaut der einzige erkrankte Teil des Auges seiu kann, fehlt 
bisher. Klinische, anatomische und experimentelle Thatsachen sprechen 
dafür, daß die Keratitis, auch wo sie klinisch primär ist, die Teil- 
erscheinung oder einfach die Folge eines im Uvealtractus verbreiteten 
Krankheitsprozesses darstellt. 

2) Die klinisch primäre Keratitis parencbymatosa hat, soweit wir 
das Krankheitsbild bisher zu umgrenzen imstande sind, keine einheit- 
liche Aetiologie. 

3) Die hereditäre Syphilis ist mit größter Wahrscheinlichkeit als 
das wichtigste und häufigste ätiologische Moment der Keratitis paren- 
chymatosa zu bezeichnen. Lokale Verhältnisse werden das Prozent- 
verhältnis beeinflussen. 

4) Gegen die ausschließliche Bedeutung der Syphilis als ursäch- 
liches Moment sprechen: 

a) das Fehlen von sonstigen Anhaltspunkten für das Bestehen 
hereditärer oder erworbener Sypihlis in 30 — 50 Proz. der Fälle; 

b) das Vorkommen der Keratitis parenchymatosa bei Tieren; 

c) der anatomische Nachweis, daß die Keratitis parenchymatosa 
sehr wahrscheinlich auf tuberkulösen Infektionen des Auges beruhen 
kaun; 

d) die Thatsache, daß Erkrankungen des Uvealtractus auf ver- 
schiedenen Ursachen beruhen können; 

e) die Thatsache, daß auch Patienten in höherem Alter ohne 
erworbene Syphilis au Keratitis parenchymatosa erkranken. 

5) Die II utchi ns on’sche Zahnform scheint nicht bei der Mehr- 
zahl der Fälle von Keratitis parenchymatosa vorzukommen. Ihr Vor- 
handensein spricht mit Wahrscheinlichkeit, aber nicht mit Sicherheit 
für das Bestehen hereditärer Syphilis. 

6) Schwerhörigkeit bezw. Taubheit kann als beweisend für das 
Bestehen hereditärer Syphilis nur daun angesehen werden, wenn es 
sich handelt um eine meist akute, prognostisch ungünstige Gehöra- 
störung mit subjektiven Gehörserscheinungen ohne otiatrischen Befund 
oder um eine meist bei kleinen Kindern auftretende, völlig ohne sub- 
jektive Beschwerden verlaufende Ohreiterung. Bei der Häufigkeit 
tuberkulöser Otitis media ist die Angabe „Ohreiterung“ in diagnostischer 
Hinsicht nicht zu verwerten. 

7) In Verbindung mit Keratitis parencbymatosa kommen am 
häufigsten am Knie, seltener am Ellenbogen, noch seltener an Hand, 
Fuß, Kiefer Gelenkerkraokungen von sehr verschiedenem Charakter 
vor (Schmerzen, Ergüsse, Tumor albus, eiterige Entzündungen), die 
in einer Auzahl von Fällen bei sicher hereditär Syphilitischen auf- 
treten, durch Jodkalium günstig beeinflußt und deshalb mit Recht als 
syphilitische Gelenkerkraukung angesprocheu werden. Sie finden sieh 
aber auch an Individuen, bei denen keine Syphilis, wohl aber tuber- 
kulöse Belastung oder sonstige Tuberkulose nachweisbar ist. Es ist 
daher einstweilen die Möglichkeit zuzulassen, daß die in Verbindung 


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Keratitis. 


29 


mit Keratitis parenchymatosa auftretenden Gelenkerkrankungen unter 
Umständen tuberkulöser Natur sind. 

8) Der Nachweis, daß in einem gewissen Prozentsatz der Fälle 
von Keratitis parenchymatosa bei Fehlen von Anzeichen für das Be- 
stehen hereditärer Syphilis tuberkulöse Belastung oder Tuberkulose 
anderer Körperstellen gefunden wurde, berechtigt in Verbindung mit 
anatomischen Befunden zu der Annahme, daß sehr wahrscheinlich ein 
Teil der Fälle von Keratitis pareuchymatosa seine Ursache in einer 
tuberkulösen, relativ mild verlaufenden Infektion des Auges hat. ln 
welchem Prozentverbältnis die Tuberkulose in der Aetiologie der 
Keratitis parenchymatosa eine Rolle spielt, läßt sich noch nicht be- 
urteilen. 

9) Rheumatismus und Malaria scheinen in manchen Fällen von 
ätiologischer Bedeutung zu sein, unsicher ist dies von Diabetes und 
der Influenza. 

10) Der Satz Hutchiuson’s: „Interstitielle Keratitis in ihrer 
typischen Form ist immer eine Folge von Syphilis und genügt für 
sich allein zur Sicherung der Diagnose“, kann deshalb nicht als zu- 
treffend anerkannt werden, weil wirklich durchgreifende klinische 
Unterscheidungsmerkmale der typischen und etwa nicht typischen 
Keratitis parenchymatosa bisher fehlen. 

a) Beschläge der Cornea sowie Synechieen kommen sowohl bei 
der wahrscheinlich syphilitischen als der wahrscheinlich tuberkulösen 
Form vor, ebenso das doppelseitige Auftreten wie die diffuse Trübung 
der Hornhaut; 

b) die nach Ablauf der Erkrankung zurückbleibenden tiefen 
Hornhautgefäße von charakteristischer Form kommen bei der syphi- 
litischen Keratitis sehr häufig, aber nicht absolut regelmäßig vor, sie 
finden sich aber auch bei der wahrscheinlich tuberkulösen Form; 

c) letzteres gilt auch für die manchmal vor dem Eintritt der 
Hornhautentzündung, sehr oft, aber keineswegs regelmäßig nach Ab- 
lauf derselben ophthalmoskopisch nachweisbaren äquatorialen chorio- 
retiniti8chen Veränderungen ; 

d) Knötchenbildungen in Iris, Kammerwinkel und Hornhaut im 
Verlauf der Keratitis parenchymatosa scheinen sich zwar häufiger bei 
der tuberkulösen Form zu finden, kommen aber auch in Fällen vor, 
wo das Bestehen hereditärer Syphilis als sicher angenommen werden 
muß. Zur sicheren Differentialdiagnose ist also auch dies Symptom 
nicht verwendbar. Es ist die Möglichkeit zu beachten, daß auch bei 
hereditär Syphilitischen das Auge tuberkulös erkranken kann. 

11) Recidive sind bei der Keratitis parenchymatosa relativ häufig 
(unter v. Hippel’s Fällen in 17 Proz.). 

12) Die Therapie vermag, was die direkte Beeinflussung des 
Augenleidens anlangt, nur verhältnismäßig wenig auszurichten ; eine Be- 
urteilung ihrer Leistungen ist erschwert durch die verschiedene Schwere 
der einzelnen Fälle sowie durch die Thatsache, daß die Mehrzahl der 
Fälle auch ohne Behandlung zur Ausheilung kommt (v. Graefe). 

a) Es giebt bisher keine Behandlungsmethode, die es verhindern 
kann, daß während ihrer Auwendung das zweite Auge erkrankt; 


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30 


Cyjtitls. 


b) wenn Syphilis nachweisbar ist, so ist, abgesehen von Gegen- 
anzeigen, die antisyphilitische Behandlung aiu Platze, einerlei, ob die 
Keratitis dadurch wesentlich beeinflußt wird oder nicht; 

c) subkonjunktivale Injektionen können, wenn man sie überhaupt 
machen will, nur als Unterstützung der Allgemeinbehandlung angesehen 
werden ; 

d) in einzelnen Fällen, bei denen Syphilis nicht nachweisbar ist, 
scheint das Natr. salicyl. die Keratitis günstig zu beeinflussen; 

e) um der Paracentese der vorderen Kammer, von der man 
günstige Erfolge gesehen hat, einen wesentlich therapeutischen Wert 
bei der Behandlung der Keratitis parenchymatosa zuzuschreiben, sind 
die bekannt gemachten Erfahrungen zu spärlich; 

f) der Iridektomie kann, falls sie anders als auf Grund aner- 
kannter Indikationen bei der Keratitis parenchymatosa vorgenommen 
wird, ein therapeutischer Wert auf Grund der vorliegenden Mitteilungen 
nicht zuerkannt werden; 

g) in gewissen seltenen Fällen, wo der Prozeß noch auf einen 
kleinen Teil der Randzoue der Cornea beschränkt ist, kann unter 
Umständen durch Exeision des erkrankten Gewebes das weitere Fort- 
schreiten coupiert und rasche Heilung erzielt werden. 

Schlaefke (Cassel). 

Flnekclsteln, H., Ueber Cystitis im Säuglingsalter. [Ar- 
beiten aus der Klinik für Kinderkrankheiten an der Universität 
Berlin.] (Sonderabdruck aus dem Jahrbuch für Kinderheilkunde. 
N. F. Bd. XLIII. Heft 1. p. 148—158.) 

Selbständige, nicht durch schwere Leiden der Harnwege bedingte 
Cystitiden sind nach der allgemeinen Anschauung im Kindesalter 
nicht häufig. Verf. erwähnt in Kürze alle in der Litteratur bekannt 
gewordenen Fälle derart. Diesen fügt er dann noch einen weiteren 
von ihm selbst beobachteten hinzu, der durch das Bacterium coli 
commune hervorgerufen war. 

In überraschender Häufigkeit und Verbreitung hingegen fand 
Finckelstein mehr oder weniger schwere Katarrhe der Blase im 
Anschluß an eine Reihe ernster Allgemeinerkrankungen der Säug- 
linge. Aus einer großen Anzahl derartiger Beobachtungen führt Verf. 
eine größere Reihe von Krankengeschichten an. 

In 7 Fällen, welche alle durch ausnahmsweise große Schwere 
der Erkrankung ausgezeichnet waren, konnte als Erreger der Cysti- 
tiden das Bacterium coli gefunden werden. Verf. fand daneben 
im ersten Stadium ganz geringen Eiweißgehalt des Urins, das Sedi- 
ment enthält gewöhnlich spärliche Epithelien und Eiterkörperchen. 
Die Bakterien pflegen in charakteristischen Konglomeraten aufzu- 
treten. Eiweiß- und Zellengehalt nehmen in den nächsten Tagen zu, 
so daß in den extremen Fällen ein molkiges, trübgelbes, eiteriges 
Exkret geliefert werden kann. Die Reaktion des Urins ist dabei 
stets sauer. An der Leiche ist die Blasenschleimhaut mehr oder 
weniger geschwollen, zuweilen mit Blutpunkten gesprenkelt. In 
27 Fällen dieser katarrhalischen Cystitis wurde Bacterium coli 
commune gefunden und einmal ein großes, dem Bacillus sub- 


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Maul- und Klauenseuche. 


31 


tilis ähnliches Stäbchen. Außer diesen Fällen von katarrhalischer 
Cystitis wird noch ein Fall von diphtheroider Entzündung mit- 
geteilt. 

Es fragte sich nun, auf welchem Wege die Bakterien in die 
Blase gelangten; drei Möglichkeiten waren hier denkbar. Einmal 
konnte der Blutstrom die Rolle des Vermittlers spielen; Blutunter- 
suchungeu sprechen hiergegen. Dann konnten die Keime durch das 
interponierte Zellgewebssystem und die Wand vom Mastdarm aus in 
die Blase dringen. Auch dieser Weg ist der unwahrscheinlichere. 
Das Moment, daß die Erkrankungen fast stets kleine Mädchen betraf, 
lenkte die Aufmerksamkeit auf die Vagina und die durch die anato- 
mische Beschaffenheit der weiblichen Harnröhre bedingten Infektions- 
möglichkeiten. Es muß in der Mehrzahl der Fülle in der Kürze 
der Urethra und dem mangelhaften Verschluß der Blase die Ursache 
für die Infektionsmöglichkeit der Blase gesucht werden. Unser 
therapeutisch-prophylaktisches Handeln wird diese Möglichkeit stets 
im Auge zu behalten und zu berücksichtigen haben. 

0. Voges (Berlin). 

Behla, Kobert, Künstliche Uebertragungen der Maul- 
und Klauenseuche auf Schafe. (Berl. tierärztliche Wochen- 
schrift. 1896. S. 389 ff.) 

Die Anschauung der praktischen Landwirte, daß die Maul- und 
Klauenseuche der Rinder und Schweine auch auf Schafe übertragbar 
sei, ist in tierärztlichen Kreisen besonders auf Grund der Einsprachen 
von Jacobi und Jenisch auf Zweifel gestoßen, und es bedurfte erst 
der Arbeiten verschiedener Autoren wie Schmey, Jüngers, 
Schräder, Georges (vergl. die früheren Referate in dieser Zeit- 
schrift), um die Unumstößlichkeit dieser Regel nachzuweisen. 

In seiner ungemein anregenden und interessanten Arbeit geht 
der Verf. zunächst auf die obige Frage ein und schafft einige recht 
schwerwiegende Bausteine herbei, um den Fundamentalsatz von der 
Uebertragbarkeit der Aphthenseuche auf Schafe zu stützen. Wir 
dürfen uns hier wohl versagen auf die einzelnen Beispiele näher 
einzugehen, das mag der Interessent am besten im Original lesen. 
Wichtiger ist, daß es dem Verf. auch gelungen ist, experimentell am 
Lamm die Maul- und Klauenseuche in durchaus typischer Weise 
durch Einwischen frischen infektiösen Geifers und frischer Blasenlymphe 
zu erzeugen. Nach 3-tägiger Inkubation trat Fieber auf, gleichzeitig 
Klauenaöektion und Bläschen an Oberlippe und Zunge. Auch Piana 
und Fiorentini (conf. diese Zeitschrift. Bd. XVII. p. 450) konnten 
schon das nämliche Experiment mit demselben Erfolg machen. 

Wichtig erscheinen die Angaben Behla’s über die Aetiologie der 
Aphthenseuche, auch er machte ähnliche Beobachtungen, wie die eben 
erwähnten beiden italienischen Forscher in ihrer oben zitierten Arbeit 
mitteilen konnten. Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes und dem 
weiteren Interesse, welches die Maul- und Klauenseuche augenblicklich 
in unserem ganzen Deutschen Reiche beansprucht, erscheint es uns 
nicht unwichtig, die Beschreibung der Behla’schen Körperchen 
(Protozoön?) im Wortlaut anzuführen. Behla sagt: „Nach meinen 


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32 


Maul- und Klauenseuche. 


neueren Untersuchungen des Blutes, der Lymphe, des Geifers etc. im 
frischen Zustande, nach Weiterbeobachten der Lebewesen in bei 
Körpertemperatur gehaltener Blasenlymphe außerhalb des Körpers, 
nach Aussäen von langsam getrocknetem AnsteckungBinaterial in 
filtrierten und sterilisierten Maulschleim von gesunden Kühen bei 
37° C etc. habe ich mir von dem Erreger der Aphthenseuche folgende 
Ansicht gebildet. 

Man trifft im cirkulierenden Blut vor und zur Zeit der Bläschen- 
bildung, im Blaseuexsudat, in Epithelzellen, in dem benachbarten 
Corium etc. kleine Körperchen entweder als Hyalinkügelchen von 
— 2 ft Durchmesser und stärkerem Lichtbrechungsvermögen oder 
als größere Gebilde mit einem oder mehreren lichtbrechenden Körnchen 
oder solche mit einem hellen Kern und mehreren Hyalinkörnchen. 
Diese Organismen siud zum Teil rundlich und oval und zeigen zu- 
weilen bei Körpertemperatur amöboide Bewegungen und mannigfache 
Gestaltsveränderungen. Nach meiner Meinung sind alle diese Körperchen 
nur Stadien der Entwickelung eines und desselben Mikroorganismus. 

Die kleinsten Kügelchen repräsentieren die junge Brut, sie wachsen 
heran, körnen sich, erhalten einen Kern und reifen schließlich zu be- 
schälten Fortpflanzungskörpern aus, in mehrere Keime zerfallend. 
Ich habe mehrfach solche größeren Gebilde mit regellos darin ge- 
legenen Keimen sich auseinanderlösen sehen. Mit dem Freiwerden 
der jüngsten Keime beginnt der Entwickelungscyklus von Neuem. 
Die verschiedenen Stadien der Entwickelung laufen zeitweise durch- 
einander, man wird daher niemals in der Lymphe oder anderen 
Medien diese Organismen von gleicher Größe sehen. 

Diese Lebewesen sterben außerhalb des Körpers nicht sogleich 
ab, auch nicht im trockenen Medium. Sie keimen wieder auf, wenn 
sie in passende Ernährungsflüssigkeiten, günstige Existenzbedingungen 
und der Körpertemperatur ausgesetzt werden. Ich betonte schon 
früher die Anwendung von mehr den natürlichen Verhältnissen ent- 
sprechenden Nährböden. Die Organismen scheiden, sich abrundend, 
bei nicht passenden Lebensbedingungen eine widerstandsfähige Hülle 
aus. Wie lange Blasenlymphe im flüssigeu Zustande keimfähig bleibt, 
darüber giebt es keine genaueren Untersuchungen.“ 

Fiorentini und Piana konnten noch mit in Glycerin konser- 
vierter Lymphe nach 42 Tagen Aphthenseuche erzeugen. 

Die Ansicht, daß die im Blute cirkulierenden Hyalinkügelchen 
Hämoglobintröpfchen, die sonst in Frage stehenden Gebilde leuko- 
cytäre Dinge, Degenerationsprodukte von Zellen und Zellkernen seien, 
sucht Verf. durch die an der Kaninchencornea beobachteten Wachstums- 
und Teilungserscheinungen zu entkräften. 

Bakterien irgend welcher Art als Erreger der Maul- und Klauen- 
seuche anschuldigen zu wollen, hält Verf. und wohl mit Recht für 
nicht berechtigt, wenigstens genügen alle bisher gezüchteten und als 
Erreger angesprochenen Bakterien nicht den Anforderungen, die man 
an das Kontagiura der Aphthenseuche stellen muß. 

Zum Schluß dieser interessanten Mitteilungen macht Verf. auf 
die Verwecbslungsmöglichkeiten zwischen Maul- und Klauenseuche der 
Schafe und Moderhinke derselben aufmerksam. Sollte hier die Diffe- 



Malaria. — Trichophytie. 


33 


rentialdiagnose einmal nicht gelingen, so räth Verf. ein Kalb zu 
opfern. Durch Einsetzen desselben in die Schafherde und Aussetzen 
der Infektionsgefahr wird man binnen kurzem die gewünschte Auf- 
klärung bekommen. Der eventuelle Verlust des Kalbes erscheint 
geringfügig gegenüber der Gefahr eines weiteren Ausbruches der 
Aphthenseuche unter der Rinderherde. 

Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes haben wir geglaubt, die 
vorstehenden Ausführungen Behla’s etwas ausführlicher geben zu 
sollen. Das Problem scheint spielend gelöst, aber wenn wir dem 
Verf. auch wünschen möchten, daß seine Angaben in allen Stücken 
richtig wären, so bedürfen sie in Rücksicht auf die Schwierigkeit der 
Bearbeitung dieses Stoffes und der Deutung der Materie doch noch 
vielseitigster Bestätigung von anderer Seite, sowie möglichst ausge- 
dehnter Kontrollexperimente. Möchten die Ausführungen Behla’s 
möglichst viele Forscher zu Studien über die Aetiologie der Maul- 
und Klauenseuche anregen. An Beobachtungsmaterial fehlt es ja bei 
der leider ganz enorm zunehmenden Seuche nicht. Und vielleicht 
bilden diese Befunde auch den Schlüssel zu Studien bei anderen 
bislang mehr oder weniger unerforschten Infektionskrankheiten wie 
Pocken, Syphilis u. a. m. 0. Voges (Berlin). 

Coronado, £., V., Laverdncas en las aquas del Cerro. 
(Crönica med.-quir. de la Habana. 1896. No. 9.) 

Im Wasser und Schlamme des offenen Grabens, der den „El 
Cerro“ genannten Teil der Stadt Havana in verschiedenen Richtungen 
durchkreuzt, hat Verf. neben den gewöhnlichen Infusorien und einigen 
saprophyten Bakterien auch zahlreiche Laveraneeu in allen Knt- 
wickelungsstufen, kleinste hyaline Kügelchen mit roten Körnern, größere, 
8 — 10 ft dicke Kugeln in lebhafter Bewegung und mit eben ausge- 
kapselten Flagellen behaftet, sowie freie Geißelkörperchen, gefunden. 
Kulturversuche mit Malariablut in diesem Wasser gelangen voll- 
kommen, nur fiel es Verf. auf, daß die volle Entwickelung 4—5 Tage 
in Anspruch nahm, während dieselbe an seinem früheren Wohnorte 
Vuelta Abajo in 48 Stunden vollendet war. Alle im Laboratorium 
anwesenden Kollegen, auch die Mitglieder der Gelbfieberkommission, 
konnten sich von der morphologischen Identität der gezüchteten und 
der im Blute kreisenden Plasmodienformen überzeugen. Verf. kon- 
statiert noch, daß es auch dem Kollegen A. Echevarria in Guatemala 
gelungen ist, in dortigem Sumpfwasser die Laveranea zu züchten. 
Uebrigens werden die Untersuchungen über die Aetiologie der Malaria im 
Laboratorium zu Havana mit um so größerem Eifer fortgesetzt, als 
man sich nun auf dem richtigen Wege weiß. 

Sentifion (Barcelona). 

Rosenbacli, Ueber die tiefen und eiternden Triehophy ton- 
erkrankungen und deren Krankheitserreger. (Monats- 
schrift f. prakt. Dermat. Bd. XXIII. No. 4.) 

Wie Rosenbach vorausschickt, soerstrecken sich seine Unter- 
suchungen besonders auf die tiefen und eiternden Trichophytien und zum 
Vergleich auf die oberflächlichen Herpes Circinatus-Fälle. Als Nähr- 

rnt. Abt. XXI. Bd. 3 


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34 


Trichophytie. 


medium verwendet Rosenbach zur Anlage von Kulturen gewöhn- 
liches Bouillonpeptonagar und später, um die Verschiedenheiten der 
Tr ich op by ton reinkulturen deutlich zu zeigen, Scheiben gekochter 
Kartoffeln und Maltosepeptonagar. Trotz Sabouraud glaubt er, 
daß Kartoffeln besonders geeignet sind, Verschiedenheiten hervortreten 
zu lassen. 

Bei tieferen Trichophytien ist die Reinzüchtung meistens nicht 
schwer, da nach Sterilisation der Haut aus den herausgezogenen 
Haarstümpfen auf dem Nährboden (bei 20—22°) meist nur ein Pilz 
zu wachsen schien ; sonst wurde von dem ersparten Rande der Kultur 
neu auf andere Kartoffeln übertragen und damit ein sicheres Resultat 
erzielt. Viel schwieriger ist die makroskopische und mikroskopische 
Untersuchung und Beobachtung der einzelnen Arten. Besonders 
wichtig war die mikroskopische Beobachtung der Pilze besonders des 
Mycels resp. der Fruktifikationsorgane. 

Die Pilzverzweigungen im Nährboden mikroskopisch beobachtet 
geben nur wenig Anhaltspunkte zur Differenzierung. Bessere Cha- 
rakteristica für die Pilze geben das Luftmycel und die Luftfrüchte 
der Pilze und zwar leistet hier die Untersuchung der frischen 
Deckglaskulturen das meiste. Die Größe und Gestalt der Sporen, ihre 
Verbindung mit den Hyphen, die Verschiedenheit der Traubenbildung 
ist durch frisch angefertigte Photogramme möglich. In reinen Photo- 
grammen hat Rosenbach Spiudeln an Stelle von Luftsporen und 
als Fortsetzungen Trauben gesehen ; doch sind die Spindeln nicht 
immer endständig, sondern an eine Spindel reiht sich eine andere 
oder sie teilt sich wirklich wie ein Mycelfaden. 

Von Interesse sind die Veränderungen, die Rosen bach bei zu 
großer Wärme bei reinen, bei 20° schlank gewachsenen Mycelfaden 
konstatieren konnte; es fanden sich statt der schlanken Ketten bei 
einer Temperatur von 37,5 ° durcheinanderliegende Rechtecke und 
Kugeln, die oft feine gewundene Keimfäden aussandten; auch im Körper 
wachsen oft die T r i c h p h y t o n pilze in Ketten dicker Mycelsporen aus. 
Die Lebensdauer der Trichophyto n kulturen fand Rosenbach auf 
2 — 3 Monate in Proberöhrchen beschränkt, während die einge- 
trockneten Reinkulturen auf Kartoffelscheiben noch uach 3 Jahren 
leicht auf Närböden angehen und ein rapides Wachstum zeigen. 

Bei Inokulationen eines durch viele Generationen gezüchteten 
Pilzes erzielte Rosenbach eine tiefe Sykosis beim Menschen, die 
erst nach Jahresfrist gebildet war; aus den Knoten konnte er den- 
selben Pilz in Reinkultur erlangen. 

Rosenbach hat eine Uebereinstimmung mit Sabouraud und 
M i belli gefunden, daß derselbe Pilze bald eine oberflächlichen Herpes 
tonsurans, bald eine tiefeiternde Form von Sykosis erzeugen kann ; der 
Trichophy tonpilz ist Eitererreger genug, um tiefe Abscesse hervorzu- 
rufen; auch aus dem Eiter der gezogenen Trichophytonabscesse 
hat Rosenbach nun iu Reinkulturen den Tr ichophy to npilz 
erhalten. 

Der Sabouraud 'sehen Ansicht, daß alle diese tiefen Infektionen 
besonders von Pilzen, die durch Tiere eingeschleppt sind, herkommen, 
kannsich Rosen bach nicht so leicht anschließen ; er glaubt vielmehr. 


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Tierische Parasiten. 


35 


daß durch Ställe, Geschirr, Wagen und Personal eine sehr leichte 
Yerbreitungsmöglichkeit oiner einmal bestehenden Infektion gegeben 
ist. Lasch (Breslau). 

Adensamer, Th, Ueber Ascodipteron phyl lorhinae (n. g., 
u. sp.), eine eigentümliche Pupiparenform. (Sitzungsber. 
d. Kais. Akad. d. Wies. Wien. Math.-naturw. Kl. Bd. CV. Abt I. 
p. 400—416. Taf. I— II.) 

Auf einer nicht näher bestimmten Phyllorhina aus Java hat 
Adensamer einen höchst eigenartigen Parasiten gefunden, dessen 
Zugehörigkeit zu den Pupiparen vor allem aus dem Bau der weib- 
lichen Geschlechtsorgane hervorgeht (geringe Zahl der Eiröhren mit 
stark entwickelter Tuuica musculosa, als Fruchtbehälter dienender 
erweiterter Scheidenteil, kolossale Anhangsdrüsen). Das Tier, welches 
keine Segmentierung zeigt, ist flaschenförmig und mit dem aufge- 
triebenen Körperabschnitt in die Haut seines Wirtes eingebohrt. Nur 
das kurze, kuopfartige Hinterende, welches außer dem After und der 
Geschlechtsöffnung , wie bei Melophagus -Larven, drei Stigmen- 
paare trägt, ragt frei nach außen hervor. Am Vorderende führt eine 
Oeffnung in ein geräumiges Atrium, in welchem Kopf und Thorax 
eingezogen liegen. Die Mundteile konnten nicht genauer untersucht 
werden, da das harte Chitin beim Schneiden des einzigen Exemplares 
sprang; sie scheinen sich jedoch, namentlich was den Rüssel an- 
betrifft, denjenigen der anderen Pupiparen eng anzuschließen. Auch 
die Antenne verhält sich ähnlich wie bei diesen; ob sie auch nur 
aus zwei Gliedern besteht, ist jedoch nicht angegeben. An dem un- 
segmeutierten Thorax wurden zwei Paar rudimentärer dreigliederiger 
Extremitäten gesehen. Augen sind nicht vorhanden, doch werden 
zwei Nerven als Optici gedeutet. Der weibliche Geschlechtsapparat 
zeigt vielfache Uebereinstimmung mit demjenigen von Melophagus 
ovinus. Abweichend ist die Asymmetrie der Ovarien, von welchen 
das rechte aus zwei Eiröhren besteht, das linke aus drei. Von An- 
hangsdrüsen ist nur ein Paar vorhanden (wie bei Braula coeca), 
das als rudimentär aufzufassende obere Drttsenpaar von Melophagus 
fehlt. Dagegen kommt im Gegensatz zu der Schaflausfliege ein Re- 
ceptaculum seminis zur Entwickelung. 

Die genauere Einreihung des Ascodipteron in das System 
wird sich erst vornehmen lassen, wenn das (wahrscheinlich frei be- 
wegliche) Männchen wird aufgefunden sein. 

M. Lühe (Königsberg i. Pr.). 

Soagllosl, G., Geber einen seltenen Ausgang der von der 
Taenia botrioplitis im Huhndarm he rbei gef üh r t en 
Verletzungen. [Aus dem path.-anatomischen Institut zu Palermo.] 
(Virchow’s Archiv f. patb. Anat. Bd. CXLV. Heft 3.) 

Taenia botrioplitis ist eine von Piana entdeckte Taenia 
von 50 — 200 mm Länge, mit Kopfanschwellung, Hackeukranz, rund- 
lichen Saugnäpfen, ungegliedertem Hals, gegliedertem Leib und Ge- 
schlechtsorganen in jeder Proglottis. 

s* 


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UntersuchungsmethodeD, Instrumente etc. 


Scagliosi fand diese Tänie in zahlreichen submiliaren Knöt- 
chen der Serosa eines Huhnes, der Kopf der Tiere steckte in diesen 
Knötchen. 

Die mikroskopische Untersuchung zeigte in der Umgebung der 
Tänien eine Nekrose aller Darmschichten, daneben kleinzellige Infil- 
tration und Riesenzellbildung. Andere Knötchen, die keine Würmer 
enthielten, ließen eine Art Sequestration durch gewuchertes Binde- 
gewebe erkennen, wodurch die nekrotischen Massen nach außen ge- 
schoben waren und an der äußeren Darmwand mit einem Stiel zu 
hängen kamen. G. Kicker (Halle). 

Stiles, W. and Ilassall, A., Tapeworms of Poultry. (U. S. 

Department of Agriculture, Bulletin No. 12. 1896.) 

Die ziemlich umfangreiche Arbeit zerfällt in zwei Teile. Der 
erste ist von W. Stiles verfaßt und führt den Titel: „Report upon 
the present knowledge of the tapeworms of poultry“. 

Der Verf. behandelt zuerst die Lebensgeschichte der Vogel- 
cestoden, die Symptome und den Verlauf der von Bandwürmern 
hervorgerufenen Krankheiten des Geflügels, die Verhütung und die 
Behandlung derselben. Hierauf folgt eine Klassifikation der Geflügel- 
cestoden. 

Die Bandwürmer unseres Geflügels lassen sich in zwei Familien, in 
die der Taenia und die der Bothryocephalidae, unterbringen. 
Von den Tänien sind die Repräsentanten der Unterfamilie Dip y- 
lidiinae weitaus am zahlreichsten vertreten. 

Verhältnißmäßig sehr selten sind die Bothryocephalen, als 
Parasiten der domestizierten Vögel führt der Verf. nur einige wenige 
Arten derselben an. 

Zur Erleichterung im Bestimmen ist der Arbeit eine analytische 
Tabelle der Familien und Genera eingefügt. 

Der zweite Teil der Arbeit ist von A. Hassall verfaßt. F.r 
ist betitelt: „Bibliography of the tapeworms of poultry“ und enthält 
eine Zusammenstellung der bis jetzt erschienenen Litteratur über 
Cestoden des Geflügels. E. Riggenbach (Basel). 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 


Lelstikow, Versuche zur Gewinnung von Lungenseuchen- 
lymphe durch Impfung von Kälbern. (Archiv für wissen- 
schaftliche u. praktische Tierheilkunde. Bd. XXII. Heft 1 u. 2.) 

L. machte Versuche, um durch Impfung von Kälbern Lungen- 
seuchenlymphe zu gewinnen. Es wurde in der Art verfahren, daß 
bei Kälbern im Alter von 3—4 Monaten (jüngere scheinen eine ge- 
ringere Empfänglichkeit zu haben) hinter der Schulter unter streng 


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Untersucht! og&methoden, Instrumente etc. — Schutzimpfung etc. 


37 


antiseptischen Bedingungen eine Injektion von 1 ccm Serum aus den 
Lungen von seuchekranken Rindern (Primärlymphe) gemacht wurde. 

Bei befriedigender Reaktion wurde das Kalb getötet und die 
gelbliche, fast klare Flüssigkeit, welche sich in der Unterhaut nach 
deren Oeffnung allmählich ansammelte, ausgeschöpft und in sterile 
Fläschchen gefüllt. Ein Teil wurde mit Glycerin versetzt, ein anderer 
Teil in einem kalten Raume ohne Zusatz aufbewahrt. Von einem 
Kalbe wurden 175 ccm Lymphe gewonnen, obgleich ein ziemlich 
großer Teil verloren ging. Es gelang mit dieser Lymphe, eine 
6 Monate alte Färse gegen die Impfung mit virulentem Serum aus 
den Lungen einer hochgradig lungenseuchekranken Kuh zu schützen. 

L. glaubt annehmen zu können, daß das Tier ebenso auch Im- 
munität gegen die natürliche Ansteckung angenommen hat. Auch 
die von anderer Seite angestellten Versuche mit der Lymphe haben 
zu positiven Ergebnissen geführt. Verf. schließt aus seinen Ver- 
suchen : 

1) Durch Einspritzung von Lymphe aus den Lungen seuche- 
kranker Rinder in die Unterhaut von Kälbern entsteht ein phlegmo- 
nöser Prozeß. Aus der Unterhaut der getöteten Tiere läßt sich eine 
verimpfbare Flüssigkeit gewinnen. 

2) Nach Verimpfung dieser Flüssigkeit (Kälberlymphe) erfolgt 
bei Rindern eine gleiche Reaktion, wie nach Verimpfung der aus den 
Lungen lungenseuchekranker Tiere entnommener Lymphe. 

3) Es ist mit ausreichender Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß 

die Impfung mit Kälberlymphe den geimpften Rindern in derselben 
Weise Schutzkraft gegen die natürliche Ansteckung durch Lungen- 
seuche verleiht, wie dies für die Impfung mit Lungenlymphe nach- 
gewiesen ist. Deupser (Deutsch-Lissa). 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 

Bose et Delezenne, De l’immunitd confdrdepar quelques 
substances anticoagul antes. (Comptes rendus. 1896. 
No. 13.) 

Achard et Bensande, Sur la prösence de la propri6td ag- 
glutinante dans le plasma sanguin et divers liquides 
de P organ is me. (Loc. cit.) 

Angeregt durch die Beobachtung, daß sich in dem durch Zusatz 
von Blutegelextrakt vor Gerinnung geschützten Blut die Leukocyten 
länger lebend erhalten, versuchten die erstgenannten Autoren als 
Anhänger der Phagocytenlehre festzustellen, ob mit dieser günstigen 
Beeinflussung der Leukocyten nicht auch die baktericide Kraft des 
so veränderten Blutes — außerhalb und innerhalb des Tierkörpers — 
erhöht werde. Zum Theil war durch die Arbeiten von Freund und 


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3g SchutzimpiuDg, küostl. Infektionäkr&nkheitcu, Entwickeluogshemmang etc. 


Gross für Histon und Nucleohiston bekannt, daß sich durch dieselben 
eine gewisse Immunität (wohl besser nach Issaöff erhöhte Resistenz. 
Ref.) erreichen lasse. Zur Feststellung dieser Verhältnisse spritzten 
Bose und D eie zen ne Tieren soviel Blutegelextrakt ein, als nötig war, 
die Gerinnung des Blutes außerhalb des Körpers aufzuheben. Sie 
konnten in vitro eine erhöhte baktericide Wirkung des Blutes gegen- 
über dem Bact, coli beobachten, und zwar war diese in der Plasma- 
schicht, welche sich auf dem im Glase stehenden Blute absetzt, stärker 
ausgesprochen, als im Blut in toto, weil, wie die Verff. glaubten, diese 
Schicht besonders reich an Leukocyten ist. 

Es gelang ihnen auch, Hunde durch Injektion genügender Mengen 
Blutegelextrakt gegen die sonst tödliche Dosis vou Bact. coli oder 
Streptokokken zu schützen. 

Die an zweiter Stelle angeführten Mitteilungen enthalten eine 
experimentelle Kritik der Hypothese, daß die spezifisch agglutinie- 
rende Wirkung des Blutserums nach gewissen Infektionskrankheiten 
von den Leukocyten ausgehe. Die Autoren schützten das Blut vou 
Typhusrckonvalescenten, welche die spezifische Reaktion ergab, durch 
Zusatz von Blutegelextrakt gegen die Gerinnung. Dieses Blut fil- 
trierten sie durch Watte, die sie nach Beendigung der Filtration aus- 
preßten; in der so resultierenden Flüssigkeit, die3000 Leukocyten auf 6000 
reine Blutkörperchen pro qinm enthielt, war die agglutinierende Wirkung 
durchaus nicht stärker ausgeprägt, als in dem Filtrat. Daß die ag- 
glutinierende Wirkung nicht au die Leukocyten gebunden ist, geht 
weiterhin durch die Beobachtung der spezifischen Reaktion in leuko- 
cytenfreien Flüssigkeiten — Thränen und Inhalt der Coccidicnknotea 
bei Kauiuchen — hervor. Vagedes (Berlin). 

v. Sicherer, 0., Chemotaxis der Warmblüter-Leuko- 
cyten außerhalb des Körpers. [Aus dem hygienischen In- 
stitut der Universität München.] (Münchener med. Wochenschrift. 
1890. No. 4L) 

Bisher wurden die Versuche über die Chemotaxis der Leukocyten 
hauptsächlich am lebenden Tier angcstellt. Gegen die Deutung der- 
artiger Versuche wurde von verschiedenen Seiten angeführt, daß jeder 
chemische Reiz nicht auf die Leukocyten, sondern auf die Gefäße 
wirkt und dort eine vaskuläre, entzündliche Reaktion hervorruft. Um 
jeden Einfluß auf die Blutgefäße vollständig auszuschalten, prüfte 
Verf. außerhalb des Körpers der Tiere die Einwirkung der an- 
lockenden Stoffe auf die Leukocyten. Durch Injektion von Alcuronat- 
emulsion in die Pleurahöhle von Kaninchen wurden sterile leukocyten- 
reiche Pleuraexsudate gewonnen. 18 — 20 Stunden nach der Injektion 
wurden diese Exsudate der Pleurahöhle entnommen und in weite 
Proberöhren gefüllt, wo sie eine 2 — 3 cm hohe Schicht bildeten. 
Dann wurden 8 — 9 Glaskapillaren, die mit verschiedenen Flüssigkeiten 
gefüllt und am obereren Ende zugeschmolzeu waren, mit ihrem nach 
unten oflenen Ende ungefähr I cm unter das Niveau dieser leukocyten- 
reichen Flüssigkeit hereingesenkt. Nach 6 Stunden bei 37 0 wurden 
die Glaskapillareu herausgenommen und makroskopisch sowohl wie 
mikroskopisch untersucht. Von den zur Untersuchung gekommenen 


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Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungsfcemmang etc. 39 


Substanzen wirkten am stärksten chemotaktisch glycerinhaltiges Hcfe- 
extrakt, sowie abgetötete Bierhefezellen. Stark wirkten außerdem ab- 
getötete Kulturen von Typhusbacillen, Bakterienprotein des Pyo- 
cyaneus, Glutencaselo, Alkalialbuminat, abgetötete Kultur des Pyo- 
cyaneus, weniger stark lebende Typhuskulturen, reines Glycerin, 
zimmtsaures Natron. Bei Peptonlösung war eine sehr geringe und bei 
physiologischer Kochsalzlösung, Milchsäure (1 Proz.), Kupfersulfat 
(1 Proz.), Sublimat (0,1 und 0,01 Proz.), Weinsäure (1 Proz.), Koch- 
salz (3 Proz.) und Humor aqueus gar keine chemotaktische Wirkung 
zu beobachten. Dieudonnö (Berlin). 

Powell, A., Results of M. Haffkine’s anticholera ino- 
culations. (The Lancet. 1896. July 18.) 

Verf. berichtet über die von ihm in Verbindung mit Haffkine 
unter der Arbeiterbevöllkerung der indischen Theepflanzungen vor- 
genommenen Choleraimpfungen. Der Erfolg war, daß unter 2730 Ge- 
impften nur 8 Cholerafälle auftraten, von denen 3 tödlich verliefen, 
während von 3149 Ungeimpften 90 erkrankten und 55 starben. In 
einer zweiten Tabelle stellt Verf. seine eigenen Zahlen mit den von 
4 anderen Beobachtern zusammen, wonach dann unter 3544 Geimpften 
26 Ansteckungen mit 19 Todesfällen vorkamen, während von 4019 
Dngeimpften 201 ergriffen wurden und 147 starben; die Sterblichkeit 
war also nahezu dieselbe. In einer dritten Tabelle werden die 
Impfungen mit kleiner Dosis verzeichnet, wo dann unter 2088 so Ge- 
impfter 40 Erkrankungs- und 10 Todenfälle vorkamen, gegen 182 
Erkrankungs- und 120 Todesfälle unter 6914 Ungeimpften. 

Verf. zieht aus allen seinen Zusammenstellungen den Schluß, daß 
auch die größten bisher gebrauchten Dosen keine vollständige Im- 
munität verleihen, jedoch ein bedeutender Grad davon zustande 
kommt, wenn die Impfung deutliche Fieberreaktion hervorruft, während 
kleinere Dosen gar keinen oder nur sehr kurzen Schutz geben. 

Sentifion (Barcelona). 

Strebei, M., Die Schutzimpfungen gegen den Rausch- 
brand. Statistik über die Schutzimpfungen undderen 
Resultate. (6. internst, tierärztl. Kongreß. Bern 1895. Berichte 
und Verhandlungen. 1896. p. 415 — 443.) 

Aus dem Vortrage und den statistischen Daten folgt: 

1) Die zweimalige subkutane Einverleibung des durch starke 
Erhitzung abgeschwächten Rauschbrandvirus vermindert in sehr er- 
heblicher Weise die Empfänglichkeit des Rinderorganismus für den 
Krankheitserreger. Den statistischen Daten zufolge vermindert die 
Schutzimpfung die Rauschbrandfälle um wenigstens 80 Proz. Es 
bildet somit die Impfung des Jungviehes mit richtig abgeschwächtem 
Rauschbrandvirus ein sehr wertvolles prophylaktisches Mittel 
gegen den Rauschbrand. 

2) Die doppelte, in bestimmtem Zeitabschnitte stattfindende 
Impfung mit abgestuften Impfstoffen erwies sich als besser immuni- 
sierend und zugleich für die Impfung gefahrloser, wie die nur ein- 
malige Impfung mit stark virulentem Impfstoff. 


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40 Schutzimpfung, kttnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


3) Die durch die Impfung am Schwänze erzeugte Prozentzahl 
der Rauschbrandfälle ist etwas kleiner, als jene bei der Impfung in 
der Schultergegend. 

4) Die Impfung am Schwänze mit Berner Impfstoff hat eine 
viermal höhere Prozentzahl Impfrauschbrandfälle erzeugt, als jene 
mit Lyoner Impfstoff. 

5) Die sofortige Verimpfung des Kitt’schen in strömendem 
Wasserdampfe bereiteten Impfstoffes, der an Virulenz dem II. Impf- 
stoff von Arloing und Cornevin gleichkommen soll, hat eine ver- 
hältnismäßig hohe Impfrauschbrandzahl zur Folge gehabt. Ueberdies 
war auch der Prozentsatz der spontanen Rauschbrandfälle bei den 
Impflingen ein merklich höherer, als jener bei der doppelten Impfung 
am Schwänze und bei derjenigen an der Schultergegend. 

6) Der Erfolg der mit Kitt’schem Reinkulturen-Impfstoff vor- 
genommeuen einmaligen Impfungen hinter der Schulter war kein 
günstiger. Sowohl der Prozentsatz der Impfrauschbrandfälle, als der 
spontanen Krankheitsfälle bei den Impflingen war ein hoher. Der 
Gesamtmißerfolg übersteigt das dreifache des Verlustprozeutes bei 
der doppelten Impfung mit Lyoner Impfstoff' am Schwänze und in 
der Schultergegend. Es wäre aber voreilig, schon jetzt den Stab 
über den Wert dieser Impfmethode zu brechen. 

E. Roth (Halle a. S.). 

Pourtaltf, Die Impfung zu Schutz- und Heilzwecken 
gegen die Wut. (6. internat. tierärztl. Kongreß. Bern 1895. 
— Berichte und Verhandlungen. 1896. p. 445 —451.) 

Vcrf. faßt seine Ergebnisse in folgende Schlußsätze zusammen: 

1) Das Wutgift zeigt eine verschiedene Iutensität, welche aus 
der Dauer des Inkubatioiisstadiums erkannt werden kann; ohne 
Rücksicht darauf verliert es seine Virulenz vollständig durch mehr- 
fache Uebertragungen auf Ziegen. 

2) Es scheint aus den bis jetzt gemachten Versuchsreihen her- 

vorzugehen, daß die Nervensubstanz und gewisse organische Flüssig- 
keiten (Serum) sich als Impfstoff eignen, um die Tiere gegen die 
Wut zu immunisieren. E. Roth (Halle a. S.). 

Martin, A. J., La prophylaxie sanitaire ä Paris. (Revue 
d’ Hygiene. 1896. p. 99.) 

Martin schildert die in Paris gegen die Verbreitung der In- 
fektionskrankheiten getroffenen Maßnahmen. Anzeigepflicht der 
Aerzte besteht für: Typhus abdominalis und exauthematicus, Variola, 
und Variolois, Scariatina, Diphtherie, Miliaria, Cholera und ähnliche 
Erkrankungen, Puerperalinfektionen, Ophthalmia neonatorum, Pest, 
Gelbfieber, epidemische Dysenterie. Es hat sich herausgestellt, daß 
nur die tödlich verlaufenden Fälle durchweg, die anderen nur zum 
Teil gemeldet werden. 

Zwecks Unterdrückung der Pocken sind umfassende 
Impfeinrichtungen getroffen worden. Sobald ein Pockenfall, von dem 
aus Weiterverbreitung der Infektion zu befürchten ist, der Inspection 
g6n6rale de 1’ assainissement gemeldet worden ist, giebt diese sofort 


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Schutzimpfung, kflnstl. Infektionskrankheiten, Entvrickcluogshemmung etc. 41 

telephonisch dem Impfinstitut von Chambon und Saint-Yves- 
Mönard die Adressean. Noch am gleichen Tage erhalten die Haus- 
genossen und Nachbarn des Kranken durch Maueranschläge und 
Flugblätter die Nachricht, daß am nächsten Tage um eine bestimmte 
Stande unentgeltliche Schutzimpfungen in ihrem Hause vorgenommen 
werden. Sie erhalten Belehrungen darüber, daß nur Impfung und 
Wiederimpfung sicher vor den Pocken schützen, und Angaben, wo überall 
sie sich gratis impfen lassen können. Am folgenden Tage zur fest- 
gesetzten Zeit erscheint ein Arzt mit einem Vaccine liefernden Kalbe 
(das Tier wird wohl mitgebracht, um die Furcht vor der Verwendung 
humanisierter Lymphe zu beseitigen) und führt die Impfungen in der 
Portiersloge, einem Laden oder in den Wohnungen aus. Auf diese 
Weise sind z. B. 1893, als die Pocken zuzunehmen drohten, in 4 
Monaten 36000 Impfungen vorgenommen worden. Auch hat die 
Einrichtung dazu beigetragen, die Mode des Sichimpfenlassens in 
Paris wesentlich zu verbreiten. 

Die bakteriologischen Untersuchungen diphtherie ver- 
dächtigen Materiales liegen in den Händen von Miquel. 
Eingesendet werden entweder Membranstückchen oder Ausstriche auf 
Blutserum, das käuflich zu haben ist. Die bei uns üblichen zweck- 
mäßigen Methoden der Entnahme des Materials mit Glasstäben, 
Schwämmchen etc. kennt man in Paris augenscheinlich noch nicht. 

Die der Stadt gehörigen Krankenwagen zum Transport von 
Patienten mit Infektionskrankheiten sind in mehreren Stationen unter- 
gcbracht und haben 1895 etwas über 7000 Transporte ausgeführt. 

An öffentlichen Desinfektionsanstalten giebt es 4 mit 7 
I'ampfapparaten und vollständigen Einrichtungen zur Wohnungsdes- 
infektion. Je nach Wunsch des Publikums wird während einer Krank- 
heit einmal oder mehrmals desinfiziert, ohne daß mehr als die einfache 
Taxe zu bezahlen ist Auch werden z. B. Beutel zur Aufnahme in- 
fizierter Wäsche in den Wohnungen zurückgelassen und nach Bedarf 
abgeholt und samt Inhalt desinfiziert. 1895 wurden im ganzen 38,650 
Desinfektionen vorgenommen. 

Diese Maßnahmen, verbunden mit anderen, nicht näher vom 
Verf. erörterten, haben bereits Früchte im Kampfe gegen die Infektions- 
krankheiten gezeitigt. Die Sterblichkeit an diesen ist von 1 /, 0 auf ‘/„j 
der Gesamtsterblichkeit gesunken. Die Dauer der Epidemieen von 
Typhus, Variola und Diphtherie ist gegen früher beträchtlich kürzer 
geworden. Alle Infektionskrankheiten haben abgenommen, außer dem 
Keuchhusten, dessen Prophylaxe noch im Argen liegt, und der Tuber- 
kulose, deren Bekämpfung noch in den Anfängen steckt. 

K Abel (Hamburg). 

Colberg, Ueber die unschädliche Beseitigung und ge- 
werbliche Ausnutzung von Tierkadavern und bean- 
standetem Fleisch in Schlachthöfen durch den R. A. 
Hartmann’schen Extraktionsapparat. (Berl. tierärztliche 
Wochenschrift. 1896. No. 15 u. 16.) 

C., der Direktor des städtischen Schlacht- und Viehhofes in 
Magdeburg, macht uns in einem ausführlichen Vortrage, der von ihm 


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42 Schutzimpfung, kilnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


im Verein für öffentliche Gesundheitspflege in Magdeburg gehalten 
wurde, mit Versuchen bekannt, die mit dem R. A. Hart mau u’schen 
Apparat zu den obengenannten Zwecken gemacht wurden. Es giebt 
mancherlei Apparate, aber es sind besondere Bedingungen, die man 
stellen muß, damit das Unternehmen sich einigermaßen rentiert und 
möglichst viel von dem zu verarbeitenden Fleische noch in Geld um- 
gesetzt werden kann. Ferner muß aber auch absolute Sicherheit 
dafür vorhanden sein, daß die Stoffe steril den Apparat verlassen 
und nicht etwa noch als Verbreiter von Seuchen dienen können, und 
schließlich ist noch zu verlangen, daß keine üblen Gerüche dem Appa- 
rate entströmen und die Umgebung belästigen. Durch sinnreiche 
Einrichtung fiudet nun bei dem Hartmann 'sehen Apparat nicht, 
wie bei den anderen bis jetzt bekannten, eiue Verdünnung der ge- 
wonnenen Leimbrühe statt, was als ein wesentlicher Vorteil ange- 
sproeben werden muß. Es ist nämlich verdünnte Leimbrühe viel 
weniger haltbar, als eingedickte, die sich dauernd hält, weshalb man 
bei den Apparaten anderer Konstruktion gezwungen war, ein Ab- 
dampfen vorzunehmen, was natürlich durch den Kohlenverbrauch den 
Prozeß wesentlich verteuerte. Bei dem hier besprochenen Apparate 
wird nicht der vom Kessel herrührende Dampf unmittelbar den 
Kadaver- und Fleischteilen zugeführt, sondern es wird indirekt durch 
Vermittelung des Kesseldampfes das aus dem Fleische abtropfende 
Wasser (bis 75 Proz.) verdampft und hierin das Rohmaterial gekocht. 
Eine Verdünnung der Leimbrühe ist also ausgeschlossen. Sinnreiche 
Einrichtungen ermöglichen ferner eine leichte Klärung und Ab- 
scheidung des Fettes, die Eindickung des Leimwassers und die Her- 
stellung eines sauberen Düngepulvers. Nach C.’s Berechnung, die 
sich auf Analysen und den Marktwert der gewonnenen Produkte 
stützt , ist die Verarbeitung der Tierkadaver und Fleischteile mit 
dem Hartmann’schen Apparat, rationell betrieben, für die Ver- 
waltung sogar noch gewinnreich und gewährleistet uns vollständig 
eine unschädliche Beseitigung und zugleich bestmöglichste gewerb- 
liche Ausnutzung der Schlachthausabfälle. Eine instruktive Zeich- 
nung des Apparates ist zum besseren Verständnis diesem ge- 
druckten Vortrage beigefügt, der natürlich hier nur in seinen wesent- 
lichsten Punkten gestreift werden konnte. 

Deupser (Deutsch-Lissa). 

Oppler, 0., Zur Sterilisation elastischer Katheter 
mittels Formaldehyddämpfen. (Münchener med. Wochen- 
schrift. 1896. No. 44.) 

Ueber die Desinfektion von Kathetern mittels Formaldehyds 
wurden schon von mehreren Seiten Mitteilungen veröffentlicht. O. 
wollte bei seinen Versuchen hauptsächlich die Minimalzeit feststellen, 
innerhalb welcher das Formalin eine genügend deslnfektorische Wir- 
kung ausüben konnte. Katheterstücke resp. ganze elastische Katheter 
wurden mit Reinkulturen von Staphylococcus, Prodigiosus, 
Pyocyaneus, B. coli, Cholera, Typhus, Milzbrand und jauchigem 
Urin infiziert und dann in einen Blechkasten von ca. 8000 ccm Raum- 
inhalt den Dämpfen ausgesetzt. Bei Verwendung von 15 ccm Formalin 


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Neue Litteratur, 


43 


waren nach 6 Stunden stets alle Katheter steril, ebenso konnte durch 
6 Formalithsteine (mit Formalin getränkte Kieselguhrsteine) in 14 
Stunden eine vollständige Sterilisation in allen Versuchsreihen erzielt 
werden. Von Trioxymethylen sterilisierten 15 g in 19,30 g in 16 Stunden. 
Für die Praxis hält daher Verf. die Formalindesinfektion von Kathetern 
von großem Werte und hat zu diesem Zwecke einen ganz einfachen 
Apparat angegeben. Derselbe besteht in einem Blechkasten von etwas 
über Katheterlänge und etwa 10 cm Höhe. Parallel dem Boden ist 
eine aus Drahtgeflecht angefertigte Scheidewand angebracht, auf welche 
die Katheter gelegt werden. In den Raum unterhalb des Drahtnetzes 
kommt der Formalin (Schälchen mit Lösung oder Formalith). Um 
das durch den fortwährenden Aufenthalt in den feuchten Dämpfen 
bedingte Weicherwerden der Katheter zu vermeiden, empfiehlt 0., 
außer dem Formalinschälchen noch ein Schälchen mit Chlorcalcium 
in den Kasten zu stellen. Dieudonn6 (Berlin). 


Neue Litteratur 

zuaammeagestellt von 

San.-Rat Dr. Aktiiuk Würzbueg, 

Bibliothekar lm Kalserl. Gesundheitsamt« io Berlin. 


Morphologie and Systematik. 

Imme). 1*., Sur 1» stractuie de la paroi du corps des plotbelmlntha* parasitos. (Corapt. 
rend. T. CXX1II. 1896. No. 13. p. 608-610.) 

Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. 

Luft, Wasser, Boden. 

Xraemer, A., Ueber die durch das Wasser in den menschlichen und tierischen Organis- 
mus eingeführten Parasiten. (Krrspdzbl. f. Schweiz. Aerzte. 1896. No. 19. p. 593 
606) 

(yßOTmaii, P. W., The disinfection of wells during cholera epidemics as exemplified in 
tbe town of Midnapore, Bengal. (Indian med. Gaz. 1896. No. 6, 7. p. 202 — 205, 
237—240.) 

Nahrung«- und Genufimittel, Gebrauchegegenstände. 

Jemen, C. 0., Zur Natur der Schafsenche „Braxy“, ein Beitrag zur Frage des Genusses 
de* Fleisches kranker Tiere. (Ztschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene. 1896/97. Heft 1. 

p. 6 ) 

Schmid, A. u. Pflanz, E., Ueber das Verhalten der Frauenmilch zum Diphtherietoxin. 
(Wien. klin. Wchsehr. 1896. No. 42. p. 955 — 957.) 

Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. 

Krankheitserregende Bakterien und Parasiten. 

Wood, G E. C., Report on infection and immunity. (BrB. med. Journ. 1896. No. 1865. 
p. 833—834.) 

Woo&head, G. 8., Muir, B., Ross, F. W. F-, Discnssion on the relations of tbe morbid 
eonditiona dependent on, or a*sociated with, the presence of Streptococci. (Brit. med 
Journ. 1896. No. 1866. p. 917-918.) 


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44 


Nene Litteratur, 


Krankheitserregende Bakterien und Parasiten hei Menschen. 

A . Infektiöse Äügcmeinkrankheittn. 

Ex an thematische Krankheiten. 

(Pocken [Impfung], Flecktyphus, Masern, Röteln, Scharlach, Friesei, Windpocken.) 
Davies, O. 8 ., On a case of recurrent small-pox. (Brit. med. Journ. 1896. No. 1867. 

p. 1088.) 

Kreiling, K , Zur 100* jährigen Feier der Schutzpockenimpfung. (Pharm. Zeitscbr. f. 

Rußland. 1896. No. 35, 36. p. 561—565, 577—580.) 

Loth, Das Impfgesetz der französischen Regierung in der Provinz Erfurt vom Jahre 
1808. (Krrspdzbl. d. allg. ärztl. Vereins v. Thüringen. 1896. No. 9. p. 277 — 281.y 
Newsholme, A , On a doubtful case of recurrent small-pox. (Brit. med. Journ. 1896. 
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Ross, J. H., On recurrent cases of small-pox. (Brit. med. Journ. 1896. No. 1867. 
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Rata. Sui microrganismi del tifo esantematico. (Riforma med. 1896. No. 214. p. 75T 
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Simpson, W. J. , Calf vaccination in Prussia. (Brit. med. Journ. 1896. No. 1867. 

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Cholera, Typhös, Rohr, Gelbfieber, Pest 

Drouineau, O., L'dtiologle de la fifcvre typhoide. Faits et doctrines. (Rev. d’hygifene. 
1896 No. 9. p. 832—837.) 

Dark, H., Ueber intrauterine Typhus- und Mischinfektion einer lebensfähigen Frucht. 

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Hankin, £. H. , On „sporadic“ cases of cholera. (Indian med. Gas. 1896. No. 8. 

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Newsholme, A., An address on the spread of enteric fever by means of sewage-con- 
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Petri, R. J , Wie gestaltet sich zur Zeit die bakteriologische Diagnose der Cholera 
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Puglieti, G., Sulla siero-diagnostica del tifo. (Riforma med. 1896. No. 227. p. 17 — 21.) 
Ssinew, A , Ueber das Aufsuchen der Typhusbacillen in den Exkrementen. (Medicinsk. 
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Wondinfek tionskrankheiten. 

(Eiterung, Phlegmone, Erysipel, akutes purulentes Oedem, Pyfttnie, Septik&mie, 
Tetanus, Hospitalbrand, Puerperalkrankheiten, Wundfäulnis.) 

Bautet. 8., Quelques mots sur les principaux microbes de la suppur&tion. (Gaz. hebdom. 

de inöd. et de ebir. 1896. No. 54. p. 640 — 642 ) 

Dorat, J., Over den invloed van bet haematoom op het optreden van infectie in de 
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p. 861— 866 ) 

Infektionsgeschwülsfce. 

(Lepra, Tuberkulose [Lupus, Skrofulöse], Syphilis [und die anderen venerischen 

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Neue Litterfttar. 


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[Russisch,] 

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Wittkowaky, Diplokokken bei Gonorrhöe. (Zeitschr. f. Geburtshilfe. Bd. XXXV. 1897. 
Heft 1. p. 149—152.) 

Wolff, F., Zur Hereditätslehre der Tuberkulose. (Münch, med. Wcbschr. 1896. No. 40. 
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Mumps, Rückfallsneber, Osteomyelitis. 

Biedert, Ueber hygienische (chemisch-) bakteriologische Centralstationen mit besonderer 
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Foppa, P., Das epidemische Auftreten kroupöser Pneumonieen in der Gemeinde Sarnthal 
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Haut, Muskeln, Knochen. 

Richter, R, Beitrag zur Lehre von der Entstehung der Trichorrhezis nodosa. (Münch. 

• med. Wcbschr. 1896. No. 40. p. 947.) 

Rosenbacb , Ueber die Krankheitserreger der tieferen und eiternden Trichophyton* 
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Verdauungsorgane. 

Golubow, N,, Die Appendicitis — eine epidemische bakterielle Erkrankung. (Medicina. 
1896. No. 12.) [Russisch.] ß 

Guidi, Q. f Ueber Soor, seine Mykologie und Metastasenbildung. (Wien. med. Blätter. 
1896 No. 24—84. p. 871—372, 390—891, 406—407, 422—423, 436—438, 453 — 
454, 4 68—4 70, 4 85—487, 501—502, 516—517, 533 —534.) 

K&c Fadyen, A , The bacteriology of infantile diarrhoea. (Brit. med. Journ. 1896. 
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Szegö, K., Ei» Beitrag zur Aetiologie der Gastroenteritis acnta auf Grund einer Endemie. 
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46 


Nene Litteratur. 


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Otto, R., ZeitgemüBe Betrachtungen zur Aetiologie und Therapie der akuten Mittelohr- 
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Salzer , Ein Fall von Molluscum contagiosum an den Augenlidern. (Münch, med. 
Wchachr. 1896. No. 86. p. 841—849.) 

0. Entoxootieche Krankheiten. 

(Finnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oeatrualarve, Ascaris, 
Anchylostomum, Trichocepbalus, Oxyuris.) 

Möller, Zwei Fülle von Anchylostomum duodenale bei Ziegelarbeitern im südlichen Teil 
der Provinz Sachsen. (Krrspdzbl. d. allg. ürztl. Vereins v. Thüringen. 1896. No. 9. 
p. 392—296.) 

Krankheitserregende Bakterien and Parasiten bei Menschen nnd Tieren. 

Botz. 

Hudnew, A„ Zur Frage über den akuten Rotz beim Menschen. (Wratsch. 1896. No. 17, 
18, 20, 23, 24.) [Russisch.] 


Tollwut 

Vanghan , J. 0., Canine rabies in India. (Indian med. Qaz. 1896. No. 8. p. 278 
—276.) 


Maul- und Klauenseuche. 

Glaiiter, J., A case of foot and mouth disease in the human subject. (Lancet. 1896. 
Vol. II. No. 13. p. 872—874.) 

PreuBen. Reg.-Bez. Kassel. Anordnung, betr. die Bekämpfung der Maul- nnd Klauen- 
seuche. Vom 16. Juli 1896. (Veröffenti. d. kaiserl. Uesundh.-A. 1896. No. 43- 
p. 819—820.) 

Krankheitserregende Bakterien nnd Parasiten bei Tieren. 

Säugetiere. 

A. Infektiöse AUgemeinkrankheiten. 

Niederlande. BeschluB vom 10. Juli 1896, betr. die für übertragbar zu erachtenden 
Viehseuchen und die nach dem Gesetz vom 20. Juli 1870 gegen dieselben zu treffen- 
den AbwchrmaBregeln. (Veröffenti. d. kaiserl. Gesundh-A. 1896. No. 40, 41. p. 764 
—767, 780—787.) 

Stand der Tierseuchen in den Niederlanden im 2. Vierteljahr 1896. (Veröffenti. d. 
kaiserl. Gesundb.-A. 1896. No. 42. p. 809.) 

Krankheiten der Einhufer. 

(Typhus, Influenza, Beschülkrankheit, Septikämie, Druse.) 

Bartke, Geber das Wesen der Brustseuche der Pferde. (Dtsche tierärztl. Wchachr. 
1896. No. 42. p. 346—346.) 

B. Infektiöse Lokalkrankheiten. 

Angerstoin, 0., Eine epizootische Augenkrankheit der Rinder. (Bert tierärztl. Wchschr. 
1896. No. 42. p. 498—499.) 


0. Entoxootieche Krankheiten. 

(Finnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oestruslarve, Ascaris, 
Anchylostomum, Trichocepbalus, Oxyuris.) 

v. EAthonyi, Ancbylostomiasis des Pferdes. (Dtsche med. Wchschr. 1896. No. 41. 
p. 665—656.) 


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Neue Litteratur. 


47 


Schutzimpfungen, künstliche Infektionskrankheiten, Entwlcke- 
lunphemmung und Vernichtung der Bakterien. 

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de Haan, 3 ., Formaldehyd als desinfectie-raiddel. (Nederl. Tijdschr. v. Qeneesk. 1896. 
Bd. U. No. 16. p. 611 — 694.) 

Hahn, J-, Zur Kalgntfrage. (Centralbl. f. Chtr. 1896. No. 41. p. 945 — 951.) 

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Nagy, A. , Heber Sterilisierung ärztlicher Utensilien. (Wien. med. Wchschr. 1896. 
No. 37. p. 1601—1605-1 


Diphtherie. 

Bokenham, T- J , Antidiphtheritic serum and its preparation. (Brit. med. Jonrn. 1896. 
No. 1866. p. 912—914.) 

B: rer. A. 3 , A case of malignant diphtheria treated by antitoxin; rapid recovery. (Sied. 
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oder der Zahl der Immunisierungseinbeiten. (Kschenedelnik, 1896. No. 6.) [Ras- 
sisch.] 

Bosenbach, 0 , Scrnmtherepie und Statistik. (Münch, med. Wchschr. 1896. No. 39 — 41. 
p. 911—915, 948—952, 978—980 ) 

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Coley, W. B. , The tberapentic valne of the mixed toxins of the Streptococcus of 
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(Amer. Joom. of the med. scienc. 1896. Sept. p. 261 — 281.) 

Denison, Ch , The microscopical proof of a curative process in tubercnlosis; or the 
reaction to tubereuiin eridenced by blood changes hitherto nnrecognised. (Med. 
Record. 1896. Vol. II. No. 10. p. 330—332.) 

Lorenz, Die Bekämpfung des Schweinerotlaufe durch Schutzimpfung. (Dtache tlerlrztl. 
Wchschr. 1896. No. 41. p. 337—341 ) 

McKerron, B. 0., Antistreptococcus serum in puerperal fever. (Brit. med. Jonrn. 1896. 
No. 1867. p. 1033—1035.) 

Xikitin, J., Die Verbreitung der Syphilis im Koslow sehen Kreise des Tambow’schen 
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No. 3 ) [Russisch.] 

Eanfagni, R., Caso di tetano curato e guarito con la antitossina Tizzoni. (Riforma 
med. 1896. No. 218. p. 807—810.) 

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Schieck, F., Ueber die ersten Stadien der experimentellen Tuberkulose der Kanincbon- 
cornea. (Beitr. z. patliol, Anat., red. v. E. Ziegler. Bd. XX. 1896. Heft 2. p. 246 
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Schmitt, H., Porcosan-Sehntzimpfung, (Dtsche tlerlrzU. Wchschr. 1896. No. 40. p. 330 
— 331.) 

Simpzon, W. 3 , Two years of iDti-choleraic inoculations, (Indian med. Gaz. 1896. 
No. 8. p. 275—279 ) 


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48 


Inhalt. 


Inhalt. 


Originalmittellungen. 

Axonfeld, Theodor, Lieber die chronische 
Diplobaeillenconjunetivitis. (Orig.), p. 1. 

Zenoni, Costanzo, Ueber die Frage der 
Homologie der Streptokokken. (Orig.), 
p. 10. 

Referate. 

Adensamer, Th , Ueber Ascodipteron phyl- 
lorhinae (n. g., n. sp.), eine eigentüm- 
liche Pupiparenform, p. 85. 

Baboock. W. L., A contribntion to the 
study of acute delirium with especial 
reference to its bacteriology. Report of 
a case, p. 20. 

Behla, Robert, Künstliche Uebertragungen 
der Maul- und Klauenseuche auf Schafe, 
p. 31. 

Coronado, E. V., Laver/ineas en las aquas 
del Cerro, p. 33 

van Ermengem, Recherches sur des cas 
d’accidents alimentaireo produits par des 
saucissons, p 19. 

Finokelstein, H., Ueber Cystitis im Säug- 
lingsalter, p. SO. 

Oibert, Les causes de la fifevre typhoide 
au Havre, p. 21. 

Glück, Kommt Lepra in Dalmatien vor?, 
p. 26. 

Grauet, De la transmission de la scarla- 
tine par l’interm^diaire d'une lettre, p. 22 

V. Hippel, E., Ueber Keratitis parenchy- 
matöse. Klinische Untersuchungen, p. 27. 

Hovorka von Zderas, Ueber einen bisher 
unbekannten endemischen Lepraherd in 
Dalmatien, p. 26 

Haetse, Beitrag zur Kenntnis des Mollus- 
cum contAgiosum der Lider, p. 27. 

Fiohler, Zur Frage der di phtheri tischen 
Bindehautentzündung, p. 24. 

v. Ranke, H., Zur Scharlachdiphtherie, 

p. 22. 

Rosenbach, Ueber die tiefen und eiternden 
Trichophytonerkrankungen und deren 
Krankheitserreger, p. 33. 

Scaglioai, G , Die Kolle des Alkohols und 
der akuten Infektionskrankheiten in der 
Entstehung der interstitiellen Hepatitis, 
p. 20 


Soaglioai, G., .Ueber einen seltenen Aus- 
gang der von der Taenia botrioplitia im 
Huhndarm berbeigeführten Verletzungen, 
p. 35. 

Schanz, F., Zur Aetiologie der Conjunc- 
tivitis pseudomembranosa, p. 23. 

Stiles, W. and Hassall, A , Tapeworms 
of poultry, p. 36. 

Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 

Leistikow, Versuche zur Gewinnung von 
Lungenseuchenlymphe durch Impfung 
von Kftlbern, p. 36. 

Schutzimpfung, künstliche Infektions- 
krankheiten, Entwickelungshemmung und 
Vernichtung der Bakterien etc. 

Achard et Bensande, Sur la prösence de 
la propri4t4 agglutinante dans le plasma 
sanguin et divers liquides de l’orgamsme, 
p 87. 

Bose et Delezenne, De l’immunitl con- 
fdrie par quelques substancea anticoagu- 
lantes, p. 87. 

Colberg, Ueber die unschädliche Beseiti- 
gung und gewerbliche Ausnutaung von 
Tierkadavern uud beanstandetem Fleisch 
in Schlachthöfen durch den R. A. Hart- 
man n 'sehen Extraktiousapparat, p, 41. 

Martin, A. J., La prophylaxie sanitaire 
k Paris, p. 40. 

Oppler, 0., Zur Sterilisation elastischer 
Katheter mittels Formaldehyddämpfen, 
p. 42. 

I Pourtale, Die Impfang zu Schutz- und 
Heilzwecken gegen die Wut, p. 40. 

Powell, A , Results of M. Haffkine's anti- 
cholera inoculations, p 89. 

v. Sicherer, 0., Chemotaxis der W f arm- 
blüter-Leukocyten außerhalb des Körpers, 
p. 88. 

Btrebel, M., Die Schutzimpfungen gegen 
den Rauschbrand. Statistik über die 
Schutzimpfungen und deren Resultate, 
p. 89. 

Neue Litteratur, p. 43. 


* rommannsciie Huchdruckerel (Hermann Pohle) io Jena. 


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T r 

Bakteriologie, ParasiteokiiDäe o. MektaskraMeiieii. 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Paras itenkunde. 

In Verbindung mit 

Gen Rat Prof, Dr. Lenckart, Geb. Mei-Rat Prot Dr. Mer 

in Leipzig und in Gntttwsld 

Professor Dr. R. Pfeiffer 

in Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. Uhlworm in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer in Jena 
XXI. Band. Jen», den ao. Januar 1897. -®- No. 2 . 

Preis für des Baad (26 Nummern ) 15 Mark. — Jährlich erscheinen swei Bände. 

Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige 
Wunsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- 
sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die 
Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- 
testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den 
Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. 

Original -Mittheiiungen. 

Nachdruck verhüten. 

Die Inkubationsdauer des Malariafiebers nach der Be- 
handlung mit Blutserum von immunen Tieren. 

[Aus dem hygienischen Institute der Universität Rom.] 

Von 

A. Celli und F. S. Santorl. 

Es ist bekannt, daß bei den durch Bakterien verursachten In- 
fektionen das Blutserum der von Natur aus immunen Tiere keine 
oder fast keine präventive und therapeutische Wirkung besitzt; aber 
andererseits haben möglicherweise bei einer Infektion durch Sporo- 
zoen, wie die Malaria, alle die Gesetze, die die Bakterieninfektionen 
regeln, keine Geltung. Es könnte daher eine Serumimmunität bei 

Enta Abt. XXI. B4. 4 


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50 


A. Celli und F. S.fSa'ntori, 


einer Krankheit, die, [wie die Malaria, in einer Invasion der roten 
Blutkörperchen besteht, doch vorhanden sein. 

Es war uns bekannt, daß man durch das Blutserum von natürlich 
immunen Tieren bei der Behandlung des Frühlingsmalariafiebers keine 
Erfolge 1 ) erhielt; aber bei dieser Protozoönkrankheit könnte der Mecha- 
nismus der Immunität von jenem der Behandlung verschieden sein, 
ebenso wie ein ausgezeichnetes Heilmittel, das Chinin, gar keine 
Schutzwirkung entfaltet Uebrigens wäre eine Serumtherapie bei Malaria 
praktisch ganz überflüssig, da wir ein so sicheres Heilmittel besitzen. 

Wir wollten versuchen, ob und welche Wirkung die präventiven 
Injektionen mit Blutserum der Büffel, Rinder und Pferde hätten, die 
in den Paludi Pontine und Maccarese, d. h. in den von der Malaria 
am stärksten heimgesuchten Gegenden der Umgebung von Rom, 
leben. Um eine so wichtige Frage zu entscheiden, folgten wir zwei 
Wegen, dem experimentellen, indem wir nach der präventiven Be- 
handlung mit Serum malarisches Blut inokulierten ; und dem anderen, 
den wir als einen natürlicheren betrachten möchten, indem wir vor 
und am Anfang der Fieberjahreszeit dieselben Serumarten Individuen 
injizierten, die dann im Sommer und Herbst in stark malarischen 
Oertlichkeiten der Campagna Rornana zu leben gezwungen waren. 
Der erste Weg ist theoretisch sicherer als der zweite, und glück- 
licherweise fanden wir dabei geringere Schwierigkeiten. 

A. Präventive Serumbehandlung bei der experi- 
mentellen Infektion, von Anfang Juli bis Oktober. Wir inji- 
zierten in das Unterhautzellgewebe der Bauchgegend sechs Individuen, 
die niemals an Malaria gelitten hatten, und in gesunden Gegenden lebten, 
alle 10 und dann alle 8, 6 und 4 Tage je 9—10 ccm Serum. Zwei be- 
kamen das Büffel-, zwei das Rinder- und zwei das Pferdeserum. 
Die Injektionen wurden ganz gut vertragen; nur einigemale be- 
merkten wir eine ganz leichte lokale Reaktion; nie bemerkten wir 
Albuminurie. Nachdem wir durch wiederholte Injektionen etwa 130 g 
Serum eingespritzt hatten, inokulierten wir drei Individuen mit dem 
Blute eines Quartanakranken ; bei den drei übrigen setzten wir die 
Serumeinspritzungen alle 4 Tage fort. Als bei den ersten drei in- 
okulierten ohne Fiebererscheinung die längste bis jetzt bekannte 
Inkubationsdauer erreicht wurde, spritzten wir gleichzeitig den anderen 
drei und einem Kontrollindividuum das Blut eines schweren Falles von 


Sommer- Herbst-Fieber ein. Nach der Bluteinspritzung wurde die Serum- 
behandlung bei einigen Individuen ausgesetzt, bei anderen verlangsamt, 
bei anderen fortgesetzt Die Ergebnisse waren folgende: 

1) Parasiten varietät des Sommer-Herbst-Fiebers. 
Blut aus der Mittelvene, außerordentlich reich an Formen mit Pigraent- 
häufchen und in Sporulationsperiode. 

Es wurden unter die Haut 1,5 ccm eingespritzt Beim Kontroll- 
individuum erschien das Fieber 43 Stunden nach der Inokulation, bei 


den vorbehandelten Menschen mit dem Pferdeserum nach 30 Stunden, 
. mir— dem Büffelserum nach 6 Tagen, mit dem Rinderserum nach 

of <ia.'|g§is 


-di Liurea del Dr. Carra. Koma 1895. 


t\ jrv 

- 


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Die Inkubationsdauer des Malariafiebers etc. 


51 


Die Untersuchung des Blutes in den experimentellen Fiebern ließ 
dieselbe inokulierte Parasiten Varietät beobachten. 

1*2) Parasitenvarietät des Frühlingsfiebers (Quartana). 
Blut, entnommen aus der Vena cephalica kurz vor dem Fieberanfall : 
sehr reich an reifen Formen und in Sporulationsperiode. 

Davon werden 4 ccm unter die Haut eingespritzt. Bei den mit 
dem Rind-, Bütfel- und Pferdeserum vorbehandelten Menschen erschien 
das Fieber 25 Tage nach der Inokulation, und in diesem letzten Falle 
war der erste Anfall leicht, und erst von der folgenden Periode be- 
obachtete man den normalen Verlauf. Auch bei diesem experimen- 
tellen Fieber zeigte das Blut dieselbe inokulierte Parasiteuvarietät 
wieder. Bei allen Menschen spritzte man, nachdem die Diagnose durch 
Blutuntersuchung sichergestellt worden war, Chinin ein, und auf diese 
Art, durch die fortgesetzte Darreichung des Mittels auf subkutanem 
Wege oder per os, fanden keine Recidive statt. 

Cm diese Ergebnisse richtig schätzen zu können, muß inan die 
Dauer der beobachteten Inokulationsperioden mit jenen vergleichen, 
die schon erfahrungsweise bekannt sind. 

Bastianelli und Bignami geben folgende Zahlen als Resum6 
aller diesbezüglichen Erfahrungen in ihren fleißigen Malariastudien *) 
an : Für die Quartana beträgt die längste Inkubationsperiode 15 Tage, 
die kürzeste 11 Tage und die mittlere 13 Tage. Für die Tertiana 
beträgt die längste Inkubationsdauer 12 Tage, die kürzeste 6 Tage 
und die mittlere 10 Tage. Für das Sommer-Herbst-Fieber ist die 
längste Inkubationsdauer 5 Tage, die kürzeste 2 Tage und die mitt- 
lere 3 Tage. 

Dagegen hatten wir bei unseren Versuchen für die Quartana 
eine Inkubationsperiode, die mehr als das Doppelte der normalen 
Mitteldauer länger war, und 10 Tage länger als das bis jetzt be- 
obachtete Maximum; während wir für das Sommer-Herbst-Fieber beim 
Kontrollindividuum und bei einem der mit Pferdeserum inokulierten 
eine sehr kurze Periode von nur 1 — 2 Tagen hatten, beobachtete man 
bei einem von den zwei übrigen eine Inkubatiousdauer von 6 Tagen, 
d. h. eine längere, als die höchste bis jetzt bei solchem Fieber be- 
obachtete, und bei dem anderen eine Dauer, die länger war als die 
bis jetzt bei der Quartana beobachtete. 

Bastianelli und Bignami fanden, daß die Inkubationsdauer 
bei derselben Parasitenvarietät verschieden ist, und zwar im um- 
gekehrten Verhältnis zu der Menge des inokulierten Stoffes steht. 
Diesem Gesetze nach hätten wir in unseren Fälleu, in welchen wir 
ein an Parasiten sehr reiches Blut einspritzten, und zwar in der 
größten bis jetzt verwendeten Menge, die kürzeste Inkubationsdauer 
bemerken sollen, statt der von uns beobachteten ausnahmsweise sehr 
langen, während wir die kürzeste thatsächlich beim Kontrollindividuum 
und bei eiuem mit Pferdeserum behandelten gehabt haben. 

Wir ziehen daraus den Schluß, daß man durch die präven- 
tiveBehandlungmiteinigen Serumarten von natürlich 
malariaiminunen Tieren bei Menschen die Inkubations- 


1) Atti dell« K. Acciidemia raedica di Rum«. Aono XX. 1894. 

4* 


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52 


E. Pfuhl, 


Periode des experimentellen Malariafiebers außer- 
gewöhnlich verlängern kann. 

B. Präventive Serumbehandlung der natürlichen 
Infektion. Infolge der großen Schwierigkeiten, die sich uns boten, 
waren wir gezwungen, unsere Versuche auf eine einzige lombardische 
Familie, die bei der Assanierung des Agro Romano beschäftigt war, 
zu beschränken. 

Die präventive Behandlung dauerte beinahe einen Monat, und 
zwar von Mitte Juni bis Mitte Juli dies. Jahres. 

Man beobachtete sehr starke lokale und allgemeine Reaktion, 
und deswegen mußten wir nach drei bis vier Injektionen Büffelserum, 
jedesmal von 10 ccm, aufhören. Von fünf behandelten Fällen mußte 
man die Behandlung bei einem aufgeben, weil die Fieber, die mit 
kurzen Unterbrechungen seit dem vergangenen Winter recidivierten, 
wieder erschienen. In einem der Fälle kam ein leichtes Fieber 
zustande, welches infolge einer kleinen Chinindosis ohne Recidiv 
verschwand. Die andereren drei befanden sich ganz wohl. 

Es lohnt sich hervorzuheben, daß alle Glieder einer anderen 
lombardischen Familie, die ganz nahe der ersten wohnten, an Wechsel- 
fieber erkrankten. 

Aus den wenigen von uns vorgetragenen experimentellen und 
klinischen Ergebnissen erlauben wir uns einen einzigen Schluß zu ziehen, 
und zwar, daß wir unsere Versuche über Serumimmunität gegen Malaria 
fortsetzen werden, und zwar sowohl die natürlichen Widerstandskräfte 
vermehrend durch das Serum immuner Tiere, als auch, indem wir 
versuchen werden, eine spezifische Immunisierung zu erreichen. 

Rom, 16. Dezember 1896. 


Nachdruck verboten. 

Eine Vereinfachung des Verfahrens zur Serodiagnostik 

des Typhus. 

Von 

Prof. Dr. E. Pfuhl, 

Oberstabsarzt in Straüburg i. E. 

Während bisher die bakteriologische Diagnostik des Typhus in 
dem direkten Nachweis des Typhusbacillus in dem Organismus 
des Kranken oder in den Ausleerungen desselben bestand, bat 
Widal 1 ) in der Sitzung der Soci&6 mödicale des höpitaux vom 
26. Juni v. J. den Vorschlag gemacht, den Typhus in der Weise zu 
diagnostizieren, daß man einfach untersucht, wie das Blutserum eines 
Kranken auf eine Bouillonkultur von Typhusbacillen wirkt. Von 
diesem Gesichtspunkte aus hatte er das Serum von 6 Typhus- 
kranken am 7., 12., 15-, 16., 19. und 21. Krankheitstage untersucht 
und jedesmal mit der größten Klarheit und Leichtigkeit eine be- 
wegungshemmende und zusammenballende Wirkung dieses Serums 

1) La Semaine medicale, 1896. p. 260. 


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Eine Vereinfachung des Verfahrens zur Serodiagnostik des Typhus. 


53 


auf eine Typhusbouillonkultur festgestellt. Man hat nun dieses Ver- 
fahren als Widal’sche Methode der Serodiagnostik des Typhus be- 
zeichnet, jedoch ohne völlige Berechtigung. Denn der Gedanke, die 
spezifische Biutveränderung, welche durch Typhus und Cholera herbei- 
geführt wird, zur Diagnose zu benutzen, rührt von R. Pfeiffer 
her. Ebenso ist die Paralysine des Cholera- und Typhusserums nicht 
von Widal entdeckt. Widal hat aber das große Verdienst, darauf 
aufmerksam gemacht zu haben, daß man schon während des 
Verlaufs der Krankheit spezifische Wirkungen des Blutserums 
nachweisen kann. 

Ueber das Verfahren W i d a 1 ’s giebt die Semaine mddicale 
folgende Auskunft: 

Er entnahm vermittelst einer keimfreien Spritze aus der Vene 
der Ellenbeuge des Kranken eine geringe Menge Blut, goß das Serum 
ab und brachte davon einige Tropfen in ein Bouillonröhrchen, so daß 
1 Teil Serum auf 10 bis 15 Teile Bouillon kam. Mit 4 ccm Bouillon 
z. B. vermischte er 8 Tropfen Serum und stellte das Gemisch nach 
Zusatz von Typhusbacillen in einen Brutschrank von 37°. Nach 
24 Stunden war die Bouillon nur wenig getrübt. Einige Flocken 
lagen auf dem Boden und ein mehr oder weniger dicker weißlicher 
Staub war in der darüber stehenden Flüssigkeit gleichmäßig verteilt. 
Diese Erscheinung war für das bloße Auge ebenso klar, als wenn 
man zur Bouillon das Serum eines immunen Tieres hinzugefügt hätte. 
Waren die Flocken beim bloßen Anblick kaum bemerkbar und das 
Aussehen beim ersten Blick weniger typisch, so genügte es bisweilen, 
das Röhrchen zu schütteln und es mit einer einfachen Typhusbouillon- 
kultur zu vergleichen, um sofort bemerkenswerte Unterschiede zu 
erkennen. Während die gewöhnliche Typhusbouillonkultur eine voll- 
ständige Trübung zeigt und, gegen das Licht gehalten, eigentümlich 
moiriert erscheint, bietet das mit Serum versetzte Röhrchen, unter 
einem bestimmten Winkel gesehen, eine andersartige Trübung dar, 
die offenbar durch sehr feine staubförmige Anhäufungen von Mikroben 
bedingt ist. 

Es versteht sich von selbst, daß Widal auch untersucht hat, ob 
das Serum von gesunden oder an anderen Krankheiten leidenden 
Personen gegenüber dem Typhusbacillus dieselben zusammen- 
balleuden Eigenschaften besitzt. In Berührung mit dem Serum dieser 
Personen blieb jedoch der Typhusbacillus unter dem Mikroskope 
immer isoliert und beweglich. 

In der Sitzung vom 24. Juli 1898 l ) erwähnte W i d a 1 dann, daß 
«r nun bei der Ausführung der Serodiagnostik folgenden Weg ein- 
schlägt Er setzt zu 10 Tropfen einer ein- oder zweitägigen Typhus- 
houilionkultur einen Tropfen Serum aus dem Blute, das er durch einen 
Stich in den Fiuger erhalten hat. Ein Tropfen der Mischung wird 
zwischen Deckgläschen und Objektträger gebracht, sofort unter dem 
Mikroskope uotersucht und mit einem Präparat einer Kultur ohne 
Serumzusatz verglichen. Wenn er danu die charakteristischen, zahl- 
reichen, zusammenfließenden üaufen sieht, die über alle Stellen des 

1) La Semain« m6dicale. 1896. p. 295 und 296. 


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54 : 


E. Pfuhl, 


Präparats zerstreut sind, so ist er mit seiner Diagnose fertig. Sind die 
sonst charakteristischen Haufen nicht sehr zusammenfließend, so bewahrt 
er die Mischung auf und untersucht sie nach einigen Stunden wieder. 
Dann ist die Erscheinung oft viel deutlicher. Wenn er die Reaktion 
vollständig verfolgen will, so vermischt er einen Teil des Serums mit 
10 oder 15 Teilen Bouillon, bringt Typhusbacillen hinein und stellt das 
Ganze in den Brutschrank. Nach 24 Stunden klärt sich die Bouillon 
und setzen sich Klümpchen auf dem Boden des Röhrchens ab. Die 
Häufchen sind daun unter dem Mikroskop sehr deutlich zu sehen. 
Für dieses Verfahren benutzt er ein Serum, das er aseptisch aus der 
Vene entnommen hat 

In der Sitzung der Acadämie de m&iecine vom 13. Oktober 
1896 1 ) gab Widal noch an, daß, wenn bei manchen Genesenden die 
Bacillenbaufen sich in einer Mischung von einem Tropfen Serum auf 
10 Tropfen Kultur nur langsam bildeten, man diese Erscheinung be- 
schleunigen könne, indem man die Menge des Serums von 1 auf 

2 Tropfen vermehre. 

Außerdem habe die Untersuchung der zusammenklebenden Kraft 
des Typhusserums während der Krankheit und im Laufe der Genesung 
gezeigt, daß diese Kraft zwischen 1 Tropfen Serum auf 60 Tropfen 
Typhusbouillonkultur und 1 auf 80 Tropfen schwanke, während sie 
mit dem Fortschreiten der Genesung auf 1 zu 20, 1 zu 10 und selbst 
noch niedriger falle. 

Von der Widal’schen Technik weicht in einigen Punkten das 
Verfahren von Grünbaum ab, das ich aus einem Referat der 
Semaine m^dicale vom 21. Oktober 2 ) 1896 kennen lernte. 

Ein Tropfen Blut aus dem Ohr oder dem Finger des Kranken 
wird in eiu U-förmiges Kapillarrohr hineingesogeu, und dann centri- 
fugiert. Grünbaum zerbricht darauf das Röhrchen an der Grenze 
zwischen Serum und Blutkörperchen und sammelt das Serum in 
einem Glasschälchen. Darauf saugt er es in ein gerades Kapillar- 
röhrchen hinein, bis es den ersten Abschnitt gefüllt hat. Dann läßt 
er reine Bouillon bis zu einer zweiten Marke eintreten, welche dem 
16 fachen Volumen des ersten Abschnitts entspricht. Endlich entleert 
er den Inhalt des Röhrchens in ein Gläschen, von wo er ihn 2 bis 

3 Mal wieder aufsaugt, um eine gleichmäßige Mischung zu erhalten. 

Ferner bereitet er eine Emulsiou von Typhusbacillen, indem er 
eine Oese voll Typhusbacillen von einer frischen Agarkultur nimmt 
und mit 1 ccm Wasser in einem Glasschälchen sorgfältig mischt. Er 
untersucht diese Mischung unter dem Mikroskope, um sich zu ver- 
gewissern, daß die Emulsion nur wenige oder gar keine Anhäufungen 
von Bakterien enthält. 

Nachdem dies geschehen, bringt er auf ein Deckgläschen zuerst 
einen Tropfen des verdünnten Blutserums und daneben ein Tröpfchen 
der Typhusemulsion. Er vermischt diese beiden Flüssigkeiten und 
untersucht sie in der gewöhnlichen Weise im hängenden Tropfen. 
Dann siebt er bei Typhusfällen die oben erwähnten Erscheinungen. 

1) 1.« Semaine medicale 1896. p 410. 

2) Lancet, 19. Scpt. 1896. (Referat in La Semaine medicale. 1896. p. 420.) 


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Eine Vereinfachung des Verfahrens zur Serodiagnostik des Typhus. 


55 


Ich hatte nun von Oktober bis Dezember v. J. Gelegenheit, die 
Wirkung des Blutserums von Typhuskranken und anderen Personen auf 
Typhusbacillen zu erproben. Es fanden sich darunter 5 Typhuskranke, 
ein Fall von gastrischem Fieber, ein Fall von akutem Magenkatarrh, 
ein Fall von Hirnhautentzündung, der zuerst einen typhösen Eindruck 
machte, 2 Personen, die vor 6 bezw. vor 4 Monaten Typhus über- 
standen hatten, und mehrere gesunde Personen, die früher nie an 
Typhus gelitten hatten. 

Ich konnte dabei feststellen, daß die Widal’sche Reaktion bei 
den 5 Typhuskranken und bei den beiden Personen, die den Typhus 
vor 6 bezw. 4 Monaten überstanden hatten, sich schnell und deutlich 
zeigte, bei dem Fall von gastrischem Fieber 1 2 ) jedoch langsamer in 
die Erscheinung trat und bei den Fällen von akutem Magenkatarrh 
imd von Meningitis, sowie bei den Gesunden ganz ausblieb. Als die 
5 Typbuskranken fieberfrei geworden waren, zeigte sich 6 Wochen 
später in 2 Fällen die Reaktion schnell und deutlich, in 2 Fällen 
verlangsamt, aber noch deutlich, in einem Falle jedoch überhaupt 
nicht mehr. 

Diese Beobachtungen lassen erkennen, daß die Widal’sche Re- 
aktion als Stütze der Typhusdiagnose Beachtung verdient. 

Es ergiebt sich daraus die Aufgabe, dieses diagnostische Hilfs- 
mittel womöglich sämtlichen Aerzten zugänglich zu machen, dazu ist 
bis jetzt jedoch weder das Widal’sche, noch das Grün bau m’sche 
Verfahren einfach genug. Ich habe deshalb nach einem einfacheren 
Verfahren gesucht. 

Am einfachsten wäre es, wenn man einen aus dem Finger oder 
dem Ohrläppchen des Kranken entnommenen Blutstropfen direkt zu 
der Probe verwenden könnte. Vermischt man aber einen solchen 
mit der 10- fachen Menge einer Typhusbouillonkultur, so verhindern 
die noch ziemlich dicht gedrängten roten Blutkörperchen sehr das 
Zusammenballen der Bacillen und die (Jebersicht über diesen Vor- 
gang. Ich versuchte daher zunächst die roten Blutkörperchen fort- 
zuschaffeu und erreichte dies auf eine einfache und schnelle Weise, 
indem ich zu dem Tröpfchen Blut, das ich mit einem hohlen Objekt- 
träger vom Ohrläppchen abgetupft batte, ungefähr die 10-fache 
Menge Wasser zusetzte und beides in der Höhlung des Objektträgers 
vermittelst einer ausgeglühten Platinöse vermischte. Sehr bald waren 
dann die roten Blutkörperchen aus dem Gesichtsfelde des Mikroskops 
verschwunden. Dieses mit Wasser verdünnte und der roten Blut- 
körperchen beraubte Blut benutzte ich nun wie das Serum, nur daß 
ich es nicht mit der 10-fachen Menge, sondern der gleichen Menge 
Typbusbouillonkultur versetzte. Dies geschah in der Weise, daß ich 
eine Platinöse voll verdünnten Blutes auf ein Deckgläschen brachte 
und diesem eine gleichgroße Platinöse Bouillonkultur s ) zufügte. Das 


1) Dieser Full muß meiner Meinung Dach als leichter Typhus aufgefaßt werden. 

2) Ich benutzte stets eine Bouillonkultur, die ich 21 — 48 Stunden in einem Brüt- 
schrank Ton 87 0 C gezüchtet batte. Laßt man dagegen die mit TyphusbaciUen be- 
schickte Bouillon bei Zimmeitemperatur stehen, so kann es während der kühleren 
Jahreszeit Vorkommen, daß sich die Typhusbacillen in 24 Stunden noch nicht genügend 
vermehrt haben. 



56 E. Pfuhl, Eine Vereinfachung des Verfahrens zur Serodiagnostic des Typhus. 


so beschickte Deckgläschen wurde dann mit Vaseline auf einem hohlen 
Objektträger befestigt und unter dem Mikroskope untersucht. 

Wenn man mit diesen Untersuchungen beginnt, empfiehlt es sich, 
daneben noch ein Kontrollpräparat aus dem verdünnten Blute eines 
gesunden Menschen zum Vergleich heranzuziehen. Der Unterschied 
im Verhalten der Typhusbacillen in dem Blute des Gesunden und des 
Typhuskranken fällt dann ganz besonders ins Auge. Sehr bald hat 
man aber dieses Hilfsmittel nicht mehr nötig. 

Nach meinen Erfahrungen genügt dieses einfache und leicht aus- 
führbare Verfahren vollständig zur Ausführung der Widal'schen 
Reaktion. Ich benutze dieses Verfahren seit Anfang Oktober v. J. 
und habe dabei keinen Mißerfolg gehabt. 

Dabei braucht man das mit einem hohlen Objektträger auf- 
gefangene Bluttröpfchen nicht gleich frisch zu untersuchen, vielmehr 
kann man die Untersuchung bis zu einer gelegeneren Zeit aufschieben. 
Ich habe wiederholt das Tröpfchen in der Höhlung des Objektträgers 
ohne Erhitzung antrocknen lassen und einen bis zwei Tage lang auf- 
bewahrt. Wenn ich dann das angetrocknete Blut in Wasser auf- 
löste, gab es immer noch deutlich die Widal’sche Reaktion. 

Während bei dem frischen und dem einen Tag alten Blute die 
Bacillen sich rasch zusammen ballten, so daß in 5—10 Minuten nur 
noch wenige unbewegliche Bacillen zwischen den Haufen übrig blieben, 
fanden sich nach 5— 10 Minuten bei dem zwei Tage alten Blute 
zwischen den charakteristischen Haufen nicht bloß einige unbeweg- 
liche, sondern auch noch bewegliche Bacillen. Trotz der etwas lang- 
sameren Einwirkung des zwei Tage alten Blutes l ) wur die Reaktion 
doch so deutlich und charakteristisch, daß man mit Sicherheit den 
Typhus erkennen konnte. Die unter der Einwirkung des Blutes ent- 
standenen Haufen zeichneten sich stets dadurch aus, daß die Bacillen 
locker und unregelmäßig übereinander lagen, während die spärlichen 
und seltenen Häufchen, die ich mauchmal schon in den Bouillon- 
kulturen fand, eine gewisse Gruppierung und einen engeren Zusammen- 
schluß zeigten. 

Da sich die zusammenballende Kraft auch nach dem Eintrocknen 
einige Tage hält, so ist es anzuraten, daß auch Aerzte, die selbst 
nicht in der Lage sind, das Blut eines zweifelhaften Typhuskranken 
zu prüfen, Bluttröpfchen aus dem Ohrläppchen oder der Fingerkuppe 
entnehmen, an Objektträger ohne Erhitzung antrocknen lassen und 
diese nun in einem Eilbrief au einen Bakteriologen schicken, nach- 
dem sie ihn vorher benachrichtigt haben, wann die Probe voraus- 
sichtlich eintreffen wird. 

Auf diese Weise ist allen praktischen Aerzten die Möglichkeit 
gegeben, von den Vorteilen der Widal’schen Reaktion Nutzen zu 
ziehen. In einem Falle, wo es zweifelhaft war, ob ein junger Mann 

1) Widal (Semaine medicale. 1896. p. 303) siebt an, daß er 48 Stunden altes 
eingetrocknetes Blut io doppelt so großer Menge zur Bouillonkultur hinzusetaen mußte, 
als getrocknetes Serum. Wie ich aus einem Referate der Deutsch, med. Wocbenschr. 
1897. No. 1 ersehe, benutzt Widal außer Serum auch Blut, indem er „mit zehn 
Tropfen einer frischen Bouillonkultur von Typhusbacilten einen Tropfen Serum oder 
Blut eines Typbu?patienten mischt". 



0. P. Drossbacb, Ueber den Einfluß der Elemente der Cer- etc. Gruppe etc. 57 

aus einer Nachbarstadt, der sich an einen hiesigen Spezialisten ge- 
wandt hatte, vor 2 Monaten an dem fieberhaften Beginne der jetzigen 
Erkrankung oder an Typhus gelitten batte, konnte ich aus dem ver- 
mittelst hohlen Objektträgers zugesandten Blutstropfen mit Leichtig- 
keit die Diagnose Typhus stellen. 

Zum Schlüsse erwähne ich noch, daß ich das Blut von Typhus- 
kranken, ebenso wie das Pfeiffer-Kolle’sche Serum von immuni- 
sierten Tieren, benutzt habe, um meine Sammlung von Typhusbacillen 
und typhusähnlichen Bacillen daraufhin zu prüfen, ob es echte Typhus- 
bacillen wären oder nicht 


Nachdruck verboten. 

Ueber den Einfluss der Elemente der Oer- und 
Zircongruppe auf das Wachstum von Bakterien. 

Von 

Dr. 6 . P. Drossbach 

in 

D euben. 

Seitdem die obengenannten Elemente in Form ihrer zahlreichen 
Salze billige Handelsprodukte geworden sind, konnte an deren Ver- 
wendung zu antiseptischen Zwecken gedacht werden. 

Die genannten Metalle zeichnen sich durch die Mannigfaltigkeit 
der Verbindungen aus, die sie zu bilden vermögen. 

Sämtliche Chloride und Nitrate sind leichtlöslich, die Sulfate sind 
mehr oder miuder schwerlüslich, noch schwerer löslich sind die 
Alkalimetalldoppelsulfate, unlöslich die Oxalate, Karbonate, Phosphate 
u. a., worauf bei eventueller Dispensierung Rücksicht zu nehmen ist. 

Dag Cerium bildet 2 Reihen Salze: 1) die farblosen Cerosalze, 
2) die rotgelben bis purpurroten Cerisalze. Zur Prüfung gelangte 

1) Ceronitrat, welches in Verdünnungen von 1 : 200 die eiweißhaltigen 
Nährböden nur schwach koagulierte, aber auch in Verdünnungen von 
1 : 1000 jedes Bakterienwachstum verhinderte. (In diesem wie in 
den nächstfolgenden Fällen diente der Staphylo coccus aureus 
als Indikator, sowie zufällig aufgefallene Luttkeime.) 

Das Maximum der Verdünnung, bei welcher Aufhebung resp. 
Behinderung des Wachstums stattfindet, wird noch festgestellt werden. 

2) Ceriammoniumnitrat, rote Krystalle, ein leichtdissocierendes Salz, 
verhinderte in Verdünnungen von 1 : 200 die Entwickelung von Bak- 
terienkolonieen, nicht die von Schimmelpilzen; bei 1 : 1000 trat ein 
ganz allmähliches Wachstum ein, ohne daß auch nach längerer Zeit 
eine Verflüssigung des Nährbodens eingetreten wäre. 

Didym- und Lanthannitrat verhielten sich völlig ähnlich; 
in Verdünnungen von 1 : 200 wurde der Nährboden teilweise koaguliert, 
selbst in Verdünnungen von 1 : 2000 trat keine merkliche Kolonieenbilduug 
ein. Ganz ähnlich verhalten sich die Yttrium- und die schön rosen- 


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58 


A. M. Luzzatto, Mist hinfektionen bei Lungentuberkulose etc 


roten Erbinmsalze. Thorium und Zirconium vermochten 
nur in Konzentrationen von 1 : 200 die Entwickelung von Bakterien- 
kolonieen zu verhindern, nicht jedoch die Bildung von Schimmelkolonieen. 

Die Fortsetzung der Untersuchung wird ergeben, inwieweit 
die genannten Verbindungen sich gegen resisteutere Keime, ins- 
besondere gegen Sporen und in noch stärkeren Verdünnungen verhalten. 

Versuche, welchen des physiologische Verhalten der genannten 
Elemente zu Grunde lag, haben deren relative Ungiftigkeit gegenüber 
höheren Orgauismen ergeben, so daß deren Einführung in die thera- 
peutische Praxis nichts im Wege steht In Frage käme höchstens 
der Preis, doch spielt derselbe bei Didym, Cer und Lanthan keine 
Rolle, da diese Elemente für glastechnische Zwecke im großen Maßstabe 
gewonnen werden. Von einer völligen Trennung der schwer trenn- 
baren Elemente Didym und Lanthan kann ihres gleichen Verhaltens 
wegen völlig Umgang genommen werden, für die externe Verwendung 
spielt auch ein Cergehalt keine Rolle. Es ist sonach nicht aus- 
geschlossen, daß die genannten Elemente ein ebenso billiges als wirk- 
sames Antiseptikum abgeben werden, das je nach Bedarf leicht in 
Form einer mehr oder minder konzentrierten Lösung oder in Form 
schwer- resp. sehr schwerlöslicher Salze erhalten werden kann. 


Sachdruek verboten. 

Mischinfektionen bei Lungentuberkulose 
des höheren Alters. 

[Aus dem bürgerlichen Spitale in Venedig.] 

Von 

Dr. A. X. Luzzatto. 

In der Erwartung, irgend eine Beziehung zwischen detn Bestehen 
von Sekundäriufektiouen und dem öfters eigentümlichen Verlaufe der 
senilen Tuberkulose finden zu können, habe ich 15 solcher Fälle 
bakteriologisch untersucht. Es handelte sich stets um mehr als 
50 Jahre alte Individuen und die Untersuchung wurde 4mal an dem 
Kaverneninhalte und Lungenparenchym, 11 mal an dem mit Kitn- 
sato’s Methode gewaschenen Sputum vorgenommen. Es wurden bei 
jedem Falle Deckgläschen präparate, Agarplatten und Tierimpfungen 
(Kaninchen uud Meerschweinchen) gemacht. Dadurch bin ich zu 
folgenden Resultaten gelangen: In 8 Fällen konnte ich mittels Agar- 
platten Streptokokken nachweisen, die immer dieselben Eigenschaften 
an den Tag legten; die einzelnen Elemente waren ziemlich groß, der 
Quere nach verlängert, unbeweglich, färbten sich ziemlich gut nach 
Gram und waren in ziemlich langen und meist sich in Bouillonkulturen 
entwickelnden Ketten angeordnet. Die Kolonieen waren immer klein, 
manchmal gehäuft; ich konnte sie nur dreimal auf Bouillon züchten, nie 
aber sie weiter sich entwickeln lassen. Die Virulenz frischer Bouillon- 
kulturen wurde zweimal auf Kaninchen erprobt; einmal bemerkte ich 


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Tuberkulös«. 


59 


leichte Lokalreaktion, einmal nichts. Solche Streptokokken wurden 
zweimal mit Staphy lococcus pyogenes (aureus, citreus, 
albus) und immer mit drei Saprophytenarten vereint gefunden; die 
eine der letzteren konnte ich als Micrococcus candicans 
(Flügge), die zweite als Bacillus fungoides (Tschisto- 
witsch) erkennen, die dritte, einen beweglichen Bacillus, war ich 
nicht imstande zu determinieren, — Von den 7 übrigbleibenden Fällen 
konnte man bei 6 die obengenannten Saprophytenarten, bei dem letzten 
nur den spezifischen Bacillus nachweisen. 

Es war keine deutliche Beziehung, weder zwischen Streptokokken 
und Fieber, noch zwischen denselben, Kavernenbildung und Krank- 
heitsverlauf feststellbar. Streptokokken fand ich fast nie bei mehr 
als GO Jahre alten Individuen, so daß eine strikte Beziehung zwischen 
Mischinfektionen und Krankenalter nicht zu leugnen ist. Außer 
2 Fällen, bei welchen das Tier in 2 Tagen an Streptokokkeninfektion 
starb, erwies sich immer, was den pyogenen Inhalt betrifft, das ge- 
hopfte Sputum oder der Kaverneninhalt als sehr wenig oder absolut nicht 
virulent. Die Virulenz des Tuberkelbacillus war im Gegenteil 
ganz normal, da alle Tiere in 4—6 Wochen an allgemeiner Tuber- 
kulose starben. 

Die vorausgehenden Angaben, mit jenen anderer Forscher, die 
sich mit Mischinfektionen bei Lungentuberkulose beschäftigt haben, 
verglichen, ergaben folgende Schlüsse: 

1) Tuberkulosis senilis hat mit Lungentuberkulose anderer 
Lehensperioden, ebenso wie die Hauptätiologie, den Tuberkel- 
bacillus, auch die Sekundärätiologieen, Mischinfektionen und meist 
Streptokokkeninfektion gemein. Mischinfektionen sind aber seltener 
bei höherem Alter, da man sie ungefähr nur in der Hälfte der Fälle 
nachweisen kann. 

2) Die Mikroorganismen, die man in diesen Fällen findet, zeigen 
im allgemeinen sehr geringe Lebensfähigkeit und Virulenz. Es 
handelt sich also öfters um eine attenuierte Infektion, welche zum 
Teile die meist langsame und milde Verlaufsweise dieser Fälle er- 
klären kanu. 


Referate. 

Sigg und Hanau, Beiträge zur Lehre von der akuten Mi- 
liartuberkulose mit anhangsweisen Bemerkungen 
über Meningitis tuberculosa und die Verbreitungs- 
art einiger anderer krankhafter Prozesse im Körper 
(Mitteilungen aus Kliniken und medizinischen Instituten der Schweiz. 
IV. Reihe. 1896. Heft 4. Mit 4 Abbildungen.) 

Die Weigert’sche Lehre von der Entstehung der akuten all- 
gemeinen Miliartuberkulose, die heute als vollkommen gesichert ange- 
sehen werden kanu, wird durch die vorliegende Arbeit von neuem 


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60 


Tuberkulose. 


bestätigt. In derselben werden die von Hanau in den Jahre» 
1887—1894 gesammelten Erfahrungen über die Einbrucbsstellen der 
Tuberkulose bei der miliaren Form durch seinen Schüler Sigg ver- 
öffentlicht, wobei er selbst in einer Einleitung die Entwickelung des 
heutigen Standes der Lehre von der Entstehung der akuten allge- 
meinen Miliartuberkulose darstellt. 

Es ist nicht möglich, hier näher auf die ausführlichen Berichte 
und das interessante Material einzugehen; in den untersuchten 28 
Fällen erfolgte 12 mal der Einbruch tuberkulösen Materials in die 
Venen, 1 mal in die Aorta und 15 mal in den Ductus thoracicus. 
Diesen Berichten folgt die Angabe der zur Aufsuchung der Einbruchs- 
stellen angewandten Methode, eine tabellarische Uebersicht sämt- 
licher bis jetzt veröffentlichter, genetisch aufgeklärter Fälle von 
akuter Miliartuberkulose und eine Statistik aller derzeit bekannten 
Einbruchsstellen. Als Anhang folgen schließlich noch einige Bemer- 
kungen über Meningitis tuberculosa und über die Verbreitung an- 
derer pathologischer Prozesse, speziell der malignen Tumoren, auf dem 
Wege des Gefäßsystems. W. Kempner (Berlin), 

Sohleck, Franz, Ueber die ersten Stadien der experimen- 
tellen Tuberkulose der Kan i n c h e ncor n ea. [Aus dem 
pathologisch - anatomischen Institute zu Heidelberg.] (Ziegler’s 
Beiträge zur pathol. Anatomie und ailgem. Pathologie. Bd. XX. 
1896. Heft 2. Mit zwei Tafeln.) 

Noch immer stehen sich die Ansichten Baumgarten’s und 
Metschnikoff’s über die Histogenese des Tuberkels unvermittelt 
gegenüber: nach jenem wird der Tuberkel in zwei Akten gebildet, 
durch Proliferation der fixen Zellen und durch eine späte und ge- 
ringe Einwanderung von Leukocyten, während Metschnikoff 
alle zelligen Elemente des Tuberkels auf Leukocyten zurückführt 

Schieck hat Reinkulturaufschwemmungen von Tuberkelbacillen 
mit einer Pravaz’schen Spritze in die Cornea von Kaninchen injiziert 
oder aber das Impfmaterial unter einen Hornhautlappen gebracht, 
ohne Atropinisierung. Zunächst überzeugte er sich durch eine An- 
zahl von Vorversuchen, daß bei jeder einigermaßen beträchtlichen 
Läsion des Cornealepithels Leukocyten aus dem Konjunktivalsack in 
die Cornea eindringen. 

Beim Vergleich junger Corneanarben ohne vorhergegangene Impfung 
mit solchen nach Einführung von Tuberkelbacillen fanden sich in 
diesem letzteren Falle Haufen von Zellen, zwischen denen die Bacillen 
lagen. Diese Zellen sieht Sc hi eck als „epithelioid degenerierte“ 
fixe Zellen an: sie haben ganz das Aussehen der von der Tuberkulose 
anderer Körperstellen her bekannten epithelioiden Zellen, es zeigen 
sich alle denkbaren Uebergangsformen zu benachbarten Corneazellen, 
und die ohne Leukocytenbeteiligung geheilte Impfstelle besitzt über- 
haupt keine anderen zelligen Elemente. 

Im weiteren Verlauf geht das Corneaepithel über diesen kleinen 
Herden zu Grunde und nun erfolgt die Einwanderung der Leukocyten 
aus dem Konjunktivalsack. 

Hatte sich das Cornealepithel überhaupt nicht regeneriert, dann 


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Tuberkulose. 


61 


tritt diese Einwanderung früher und stärker auf, stets aber ist sie 
bei Bacillcogegenwart bedeutender als in einfachen oder mit blanden 
Fremdkörpern versehenen Wunden. 

Der größeren Quantität von Bacillen entsprach eine größere In- 
tensität der Einzelvorgänge der Tuberkelbildung; die Verwendung 
abgeschwächter Kulturen verlangsamte den Prozeß. 

Baumgarten’s Lehre von der Mitbeteiligung der fixen Zellen 
wird also durch Sc hi eck bestätigt, die Beteiligung der Leukocyten 
aber in Abhängigkeit von der Beschaffenheit der Impfstelle, der 
Quantität und Qualität der Bacillen gebracht. Ein Schema des 
Verlaufs der Cornealtuberkulose läßt sich also nicht aufstellen, dieser 
wechselt mit den verschiedenen Bedingungen und so erklären sich 
die verschiedenen Angaben der Autoren. 

Baumgarten beispielsweise, der die Augen seiner Versuchs- 
tiere unter beständiger, die Leukocytenein Wanderung verzögernder 
Atropinwirkung hielt, mußte über die Beteiligung der Leukocyten 
andere Resultate erhalten, als Schi eck in seinen Versuchen. 

G. Rick er (Rostock). 

Klepp, Ueber angeborene Tuberkulose bei Kälbern 
(Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene. 1896. Heft 10.) 

Verf. bemerkte im Kieler Schlachthofe bei Kühen mit einer Tuber- 
kulose des Bauchfells sehr oft eine mehr oder minder starke Tuber- 
kulose der Gebärmutter vereinigt. Diese Beobachtung veranlaßte ihn, 
bei geschlachteten neugeborenen Kälbern auf etwa vorhandene Tuber- 
kulose zu achten, insbesondere bei der Untersuchung die portalen 
Lymphdrüsen anzuschneiden. Er fand in den ersten 5 Monaten des 
Jahres 1896 auf diese Weise 26 Tiere mit verkästen Portaldrüsen 
heraus, was einem Prozentsatz von 0,64 entspricht; ob in den 
makroskopisch als tuberkulös erkannten Portaldrüsen jedesmal T.-B. 
gefunden wurden, erwähnt Kl. nicht. Nach dem vom Ministerium 
gesammelten Ergebnis der preußischen Schlachthöfe sind aber nur 
0,05 Proz. der Kälber überhaupt als tuberkulös erkannt worden. Die 
Infektion der Kälber ist wohl zweifellos auf placentarem Wege zu- 
stande gekommen. Bezüglich der Vererbung der menschlichen Tuber- 
kulose wäre es jedenfalls auch wünschenswert, bei Obduktionen von 
Säuglingsleichen den Portaldrüsen Aufmerksamkeit zu schenken. An 
praktischen Schutzmaßregeln gegen die Verbreitung der Tuberkulose 
durch das Fleisch derartiger Kälber verlangt K 1., daß jedes von einer 
leagierthabenden Kuh stammende Kalb einige Wochen nach der 
Geburt einer Tuberkulininjektion unterworfen werde. 

V a ge des (Berlin). 

CadioL Contribution ä l’fitude de la tuberculose des 
petits animaux. (La Semaine mödicale. 1896. p. 462.) 

Ueber eine Reihe von höchst interessanten Untersuchungen be- 
treffs des Vorkommens der Tuberkulose bei Tieren berichtet Cadiot. 
Von einer Anzahl Autoren liegen über dieses Thema Aufsätze vor, 
Beweis dafür, welche eminente Bedeutung in letzter Zeit die Frage 
gewonnen hat. welche Rolle wir unseren Haustieren bei der Ueber- 



62 


Tuberkulose. 


t ragung der Tuberkulose auf den Menschen zuschreiben müssen. 
Ueber das bloße Verschleppen von tuberkulösen Keimen auf Menschen 
durch Katzen wurde von anderen Autoren bereits berichtet. C. nun 
tritt auf eine große Anzahl Autopsien gestützt der bisher geltenden 
Anschauung entgegen, daß die Tuberkulose der Huude etwas sehr 
Seltenes sei. Er weist nach, daß man bisher in den meisten Fällen 
für andere Krankheiten gehalten habe, vor allem für Carcinom, was 
bei näherer Untersuchung sich als Tuberkulose erweist. Daß tuber- 
kulöse Affektionen bei Hunden nicht eine so seltene Erkrankung ist. 
beweist die Tbatsache, daß von C. in wenigen Jahren 205 tuberkulöse 
Hunde seziert worden sind. Bei 53 von diesen waren die tuber- 
kulösen Affektionen auf die Brustorgane, bei 12 auf die Bauchorgane 
lokalisiert. Die Lungen waren affiziert in 158 Fällen und die Leber 
in 119. Pleuritis war ein häufiges Vorkommnis und gelangte bei 
obigen Fällen 90 mal zur Beobachtung. Bei 12 Tieren fanden sieh 
Fisteln in der Halsgegend, die stark eiterten und deren Eiter 
zahlreiche Bacillen enthielt. 

Von 9 tuberkulösen Katzen ergab die Untersuchung bei einer 
eine Halsfistel, bei einer anderen eine breite Ulceration an der Nase. 
Diese letzteren, die äußeren tuberkulösen Affektionen, fand C. be- 
sonders häufig bei Papageien. Von besonderer Bedeutung aber war 
die Thatsache, daß die Tuberkulose dieser Tiere auf Säugetiere über- 
tragbar war und bei letzteren die Erkrankung sich in gleicher Weise 
manifestierte. Während aber die Tuberkulose der Säugetiere für 
Hühner unschädlich war, erwies sie sich als übertragbar auf Papa- 
geien. Auch die menschliche Tuberkulose ging auf Papageienweibchen 
über und erzeugte hier identische Krankheitsbilder. Aus dem An- 
geführten geht mit Evidenz hervor, mit wie großem Recht die tuber- 
kulöse Erkrankung unserer Haustiere als eine Quelle der Erkrankung 
für Menschen zu fürchten ist. Ahlefelder (Charlottenburg). 

Houck, Ulysses 6., Tuberculosis in a dog.J. (The Veterinary 
Magazine. Vol. 111. 1896. No. 3. p. 183-186.) 

Bei einem 2 */•< jährigen Bernhardiner, welcher später als tuber- 
kulös erklärt worden war, wurden nach der Sektion hirseförmige 
Tuberkeln in Peritoneum, Darmkanal, Lympbdrüsen, Nieren, Milz, 
Leber und Lungen gefunden. Die Infektion hat wahrscheinlich durch 
den gastro-intestinalen Kanal stattgefuDden. 

L. H. Pamniel (Jowa Agricultural College, Arnes). 

Gulllebeau, Die Verwendung des Fleisch es tuberkulöser 
Tiere und die Gesundheitspflege. [6. internat. tierärztl. 
Kongreß. Bern 1895.] (Berichte und Verband!. 1896. p. 826— 833). 

Weil die Einführung des Bacillus tuberculosis Koch in 
die Verdauungsorgaue beim Menschen imstande ist, die Tuberkulose 
zu veranlassen; 

das scheinbar normale Fleisch tuberkulöser Tiere zu gewissen, 
wenn auch vielleicht zu seltenen Zelter» Tubcrkelbacillen enthält; 

dies bestätigend, die Tuberkulose sich vorzugsweise durch die 
Blutbahn verbreitet; 


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Tuberkulose. 


63 


der Sektionsbefund über den Racillengehalt des Blutes und des 
Fleisches keinen Anhaltspunkt zu geben imsStande ist; 

die jetzt übliche Tuberkulininjektion der Verallgemeinerung der 
Tuberkulose mächtig Vorschub leistet; 

die relative Seltenheit der Bacillen im Blute und Fleisch für die 
Lebensmittelpolizei gleichbedeutend ist mit dem Fehlen derselben; 

die Tuberkelbacillen einer Wärme auf 70— 80° erliegen, so er- 
giebt sich, 

daß in Gegenden, in denen das Fleisch mager gekocht genossen 
wird, der Verkauf des gut beschaffenen Fleisches tuberkulöser Tiere 
nach Entfernung der käsigen Herde freigegeben werden kann; 

daß in Gegenden, in denen das Fleisch teilweise roh genossen 
wird, das Fleisch tuberkulöser Tiere, gleichgiltig in welchem Stadium 
sich die Krankheit befinde, nur auf der Freibank, oder, was bedeutend 
vorzuziehen ist, in sterilisiertem Zustande verkauft werden darf. 

Die wirksamste Bekämpfung der Tuberkulose des Rindes besteht 
in der sorgfältigsten Sammlung und Vernichtung des Auswurfes tu- 
berkulöser Menschen. E. Roth (Halle a. S.) 

Bay, J. Christian, Tubercular i nfectiousn ess of milk. 
(Annual Report of the Jowa State Dairy Commissioner 1896.) 

563 Milchproben, von denen 359 ungemischte, 204 gemischte 
Milch enthielten, wurden auf Tuberkelbacillen untersucht. Die Milch 
wurde centrifugiert und der Bodensatz auf Bacillen gefärbt, Tierver- 
suche wurden leider nicht angestellt. Es ist aus der citierten 
Arbeit von Buege ersichtlich, daß dem von Bay geübten Unter- 
suchungsverfahren kein großer Wert beizumessen ist. Von den 204 
Proben enthielten 4, also etwa 2 Proz., von den 359 ungemischten 
Proben 51, also 14 Proz., Tuberkelbacillen. Verf. bespricht an der 
Hand statistischer Daten ferner, wie sehr durch die verbesserten 
hygienischen Verhältnisse die Sterblichkeit an Tuberkulose in den 
letzten Jahren heruntergesetzt wurde. W. Kempner (Berlin). 

Wolff, F., Zur Hereditätslehre der Tuberkulose. (Mün- 
chener med. W oebeuschrift. 1896. No. 14.) 

Auf Grund seiner Krfabrungen in Reiboldsgrün weist Verf. auf 
die große Bedeutung der hereditären Momente für das Zustande- 
kommen der tuberkulösen Erkrankung hin. Von 250 aus den Jahr- 
gängen 1895 und 1896 beliebig ausgewählten Fällen konnte nur in 
33 Fällen (13,2 Proz) keine hereditäre nachgewiesen werden. Bei 
genauer Berücksichtigung der Heredität und der bei jedem Krankheit- 
sfall vorliegenden letzten Anlässe, Belastung der auslösenden Momente 
betrachtet es Verf. als feststehend, daß bei schwer hereditär be- 
lasteten Individuen schon leichte Anlässe zur Erkrankung genügen, 
bei kaum hereditär Belasteten dagegen (nur Anlässe schwerer Art 
die Erkrankung herbeiführen. Dieudonnä (Berlin). 

Laser, Ueber die Häufigkeit des Vorkommens von 
tuberkulösen Halsdrüsen bei Kindern. (Dtsch. med. 
W’ochenschr. 1896. No. 31.) 


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64 


Tuberkulose. 


Bei Zusammenstellung der Ansichten und Untersuchungsergebnisse 
einer größeren Zahl von Autoren über die Entstehung der mensch- 
lichen Tuberkulose gelangt der Verf. zu den Schlußfolgerungen, daß 
die Krankheit meist erst nach der Geburt erworben wird, sich im 
Kindesalter am häufigsten unter der Form der Skrofulöse zeigt und 
sowohl durch Aspiration der Tuberkelbacillen als auch durch eine 
direkte Uebertragung entsteht, indem die an der Erde spielenden 
Kinder mit ihren Händchen die Tuberkelbacillen auf ihre Haut und 
Schleimhäute bringen. Auf die letzte Art der Entstehung de3 Leidens 
hatte besonders Volland die Aufmerksamkeit gelenkt und die 
Häufigkeit von Schwellungen der Halslymphdrüsen im Kindesalter als 
Beweis dafür angeführt. Um statistisches Material dazu zu ge- 
winnen, untersuchte Verf. die Kinder einer Mittelvolksschule, einer 
Knabenvolksschule und einer Mädchenvolksschule in Königsberg i. Pr. 
Ueber jeden der insgesamt 873 Schüler und 343 Schülerinnen wurde 
eine Zählkarte angelegt, in welche ausführliche anamnestische Angaben 
und genaue Untersuchungsbefunde einzutragen waren. Von den 873 
Knaben und 343 Mädchen hatten, soweit sich ermitteln ließ, 17,6 Proz. 
(22,4) Diphtherie, 78,6 Proz. (80,5) Masern, 35,2 Proz. (37,1) Schar- 
lach, 20,7 Proz. (24,8) Mandelentzündung durchgemacht; 11,8 Proz. 
(23,3) hatten an Skrofeln gelitten, und bei 7 Proz. (9) war Phthise 
in der Familie vorgekommen. Von 492 Knaben der Mittelschule 
hatten nur 9,3 Proz., von 381 Volksschülern 10,5, von 343 Mädchen 
14,9 Proz. keine geschwollenen Drüsen. Von sämtlichen Kindern 
hatten 568, d. i. 46,7 Proz. Drüsenschwellungen, ohne daß deren Ent- 
stehung auf bestehende Angina, Mandelhypertrophie oder Ekzem 
zurückgeführt werden konnte. Verf. stellt folgende Schlußsätze auf: 

1) Es erkranken mehr Mädchen als Knaben an Masern, Schar- 
lach, Diphtherie, Mandelentzündung und Skrofeln. 

2) Die Knaben hingegen haben häutiger angeschwollene Hals- 
lymphdrüsen als die Mädchen. 

3) Ein Abnehmen der Zahl der mit angeschwollenen Halslymph- 
drüsen behafteten Kinder mit dem Alter läßt sich nicht nach weisen. 

4) Die Häufigkeit des Vorkommens von Halslymphdrüsen- 
anschwellung steht nicht im Verhältnis zur Häufigkeit des Auftretens 
der Tuberkulose. 

5) In der Mehrzahl der Fälle sind jedenfalls die Drüsen- 
anschwellungen nicht auf Tuberkulose, sondern auf andere ätiologische 
Momente zurückzuführen. 

6) Es ist immerhin als sicher anzunehmen, daß die Tuberkulose 
meistens nicht durch Vererbung des Krankheitskeims übertragen 
wird, sondern in der bei weitem überwiegenden Mehrzahl der Fälle 
durch eine Infektion post partum. 

7) Es ist also anzustreben, daß die Kinder vor dem Einatmen 
zerstäubten tuberkulösen Staubes gehütet werden und ebenso vor 
direkter Infektion durch am Erdboden beschmutzte Hände. 

K ü bl er (Berlin). 

Schlesinger, E., Die Tuberkulose der Tonsillen bei Kin- 
dern. (Berliner Klinik. Heft 99. 1896.) 



Tuberkulose. 


65 


Verf. hat im Kaiser und Kaiserin Friedrich-Kinderkrankenhause 
m Berlin in 17 Fällen von Tuberkulose die Tonsillen post mortem 
untersucht. Es fanden sich unter 13 Fällen von florider Lungen- 
tuberkulose, die stets mindestens mit kleinen käsigen Pneumonieen, 
mit käsiger Peribronchitis einhergiugen, 12 mit Tonsillartuberkulose 
kombiniert. Bei 4 Fällen mit obsoleter Lungentuberkulose, mit alten 
Kalkherden in derselben oder mit Darm- und Knochentuberkulose, 
hei Freisein der Lungen, fanden sich keine tuberkulösen Veränderungen 
in den Mandeln. So konnte Verf. den für Erwachsene aufgestellten 
Parallelismus zwischen Lungen- und Tonsillartuberkulose auch bei 
Kinderleichen wiederfinden: , .Lungenphthise geht fast immer mit 
Tonsillartuberkulose einher, und umgekehrt, bei Tonsillartuberkulose 
fehlt nie Lungenphthise. Bei unbedeutenden tuberkulösen Lungen- 
erkrankungen, speziell bei zur Ausheilung gekommenen Lungenherden, 
sind auch die Tonsillen frei von tuberkulösen Veränderungen“. 

W. Kempner (Berlin). 

Gottstein, Georg, Pharynx und Gaumentonsille primäre 
Eingangspforten derTuberkulose. (Berliner klin. Wochen- 
schrift. 1896. No. 31 u. 32.) 

Das Material des Verf.’s stammt aus der Störk’schen Klinik in 
Wien. G. berichtet über 6 Fälle, in denen die mikroskopische Unter- 
suchung Tuberkulose in adenoiden Vegetationen oder den Hachen- 
tonsillen ergab, ln allen Fällen waren nicht nur Riesenzellen, son- 
dern deutlich Tuberkelbildung vorhanden, während Verkäsung und 
Tuberkelbacillen fehlten. Die Lungen waren frei von Tuberkulose. 
Verf. bespricht des näheren den Infektionsmodus, für die Rachen- 
tonsilie kommt ausschließlich die Infektion durch die Inspirationsluft 
in Betracht, während bei der Gaumentonsille außerdem eine Infektion 
durch Nahrungsmittel möglich ist. Die klinische Diagnose der Er- 
krankung kann nicht gestellt werden, die Prognose scheint sehr 
günstig. W. K e m p n e r (Berlin). 

Sehultze, S., Tuberkulöse Iritis mit Keratitis paren- 
chymatosa. (Archiv f. Augeuhlkd. Bd. XXXIII. p. 145—158.) 

Nach polemischer Wiedergabe der hauptsächlichen, einschlägigen 
Litteratur berichtet Verf. über einen Fall, welcher eine Kombination 
darstellt von Keratitis parenchymatosa mit Iritis tuberculosa, ohne daß 
zur Zeit der Untersuchung und noch ein Jahr später irgendwelche 
anderweitige Erkrankungszustände festgestellt werden konnten. Es 
handelte sich um einen 20 jährigen jungen Mann, der, aus gesunder 
Familie stammend, vor ca. 6 Jahren einmal kurze Zeit Blut gehustet 
hatte; die allgemeine Untersuchung des mittelgroßen, etwas blassen, aber 
leidlich kräftigen Menschen konnte an inneren Organen nirgends etwas 
Krankhaftes nacbweisen, „nur an der rechten Lungenspitze war eine 
geringe Dämpfung vorhanden“. Kein Husten, kein Auswurf, kein Fieber. 
Das klinische Bild der Augenerkrankung war das einer parenchymatösen 
Keratitis und chronischen Iritis mit Exsudat in der Vorderkammer und 
mit Knotenbildung im Kammerwinkel; die anatomische Untersuchung 
des cnukleirten Auges ergab Zellinfiltrationen und Gefäßentwickelung in 

Ent« Abt. XXI. tut. & 


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66 


Tuberkulose. 


der Cornea, eine zellreiche Exsudatschicht auf dem Endothel mit 
partieller Zerstörung desselben und der Membrana Descem., ferner 
ein serös- fibrinöses Exsudat in der Vorderkammer, typische, mittel- 
große Tuberkel im Kammerwinkel mit Riesenzellen und Tuberkel- 
bacillen und endlich zahlreiche kleine Knötchen in der Iris, deren 
tuberkulöse Natur zwar nicht durch Bacillen befunde erwiesen, aber 
trotzdem als ziemlich sicher anzusehen ist. Verf. hält diesen Fall für 
eine primäre Tuberkulose des Augapfels, bei dem (wie in ähnlichen 
anderen) die Infektion vom Konjunktivalsack aus, der ja stets mit 
Bakterien aller Art erfüllt ist, stattfand, indem entweder durch die 
intakte Epitheldecke hindurch oder, was wahrscheinlicher erscheint, 
durch einen kleinen Epitheldefekt an der Corneoskleralgrenze einige 
aus der Luit stammende Tuberkelbacillen oder -sporen resorbiert 
wurden. — Die parenchymatöse Keratitis hält S. für eine sekundäre 
Erscheinung und leitet ihre Genese folgendermaßen her: Die Hornhaut- 
veränderungen, hauptsächlich die zelligen Infiltrationen, sind gerade in 
den tiefsten Schichten und direkt über der Membr. Descem. am stärksten, 
und da nun experimentell nachgewiesen ist, daß Zerstörung des Endo- 
thels in der Membr. Descem. auf mechanischem oder chemischem Wege 
bei Tieren genau das Bild der Kerat. parenchym. erzeugt, so darf 
man annehmen, daß auch bei der Kerat. parenchym. des Menschen 
die Zerstörung des Endothels und der Membr. Descem. der Anfang 
und die Ursache des Krankheitsbildes ist. Die pathologischen Bei- 
mengungen zum Kammerwasser (Toxine oder dergl.), wie sie ja bei 
Lues congen. und Tuberkelentwickelung im Kammerwinkel und auf 
der Iris leicht möglich und begreiflich sind, zerstören zuerst das Endo- 
thel und dann auch die Membr. Descem., wodurch dem Kammerwasser 
dann Gelegenheit gegeben ist, seine deletäre Wirkung auch auf die 
Hornhautsubstanz selbst auszuüben. Schlaefke (Cassel). 

Lannelongue et Achard, Associations microbiennes et 
suppuratious t u be r cu leu ses. (Revue de la Tuberculose. 
1896. p. 9.) 

Die eitererzeugende Fähigkeit des Tuberkelbacillus wird, 
obwohl mehrfach experimentell bewiesen, trotzdem von vielen Klinikern 
negiert. Da jedoch bei den meisten diesbezüglichen Untersuchungen 
kein Unterschied zwischen offenen und geschlossenen tuberkulösen 
Eiterherden gemacht wird, so sind dieselben nicht eindeutig. Verfl.’s 
Untersuchungen erstrecken sich auf 62 tuberkulöse Patienten, in 16 
Fällen wurde die klinische Diagnose durch positive Verimpfung, in 
2 Fällen durch Tuberkulinreaktion bestätigt. Von 57 Fällen mit 
völlig geschlossenen Eiterherden fiel 51 mal der Kulturversuch negativ 
aus, 4mal fand sich der Stap hy 1 ococcu s aureus, 2mal Strepto- 
kokken. Die 5 offenen tuberkulösen Eiterherde hingegen gaben ein 
positives Resultat, 2 mal fanden sich Staphylokokken, 2 mal Strepto- 
kokken, 1 mal beide genannten Arten mit einem Saprophyten zu- 
sammen. 

Verschiedene Autoren schreiben die Fiebererscheinungen lediglich 
den mit dem Tuber kelbacillus assoziierten Kokken zu, während 
Straus erst kürzlich nachgewiesen, daß der Tuberkelbacillus 


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ogle 



Tuberkulose. 


67 


allein fiebererregende Eigenschaften besitzt. Bei den Untersuchungen 
der Verff. zeigten sich die Fiebererscheinungen in 14 Fällen, erstens 
bei jenen 6 Fällen, die mit Kokken kompliziert waren, außerdem 
jedoch noch in 8 Fällen, in denen Kulturversuche negativ ausfielen. 
Das Fieber scheint also nicht immer eine Folge der Kokkenassoziation 
zu sein.} W. Kempner (Berlin). 

Goldschmidt, E. und Luxenbnrgt r, A., Zur Tuberkulose- 
Mortalität und - Morbidität in München. [Aus der med. 
Universitäts-Poliklinik in München.] (Münchener med. Wochen- 
schrift. 18U6. No. 35.) 

Das Material zu der vorliegenden Statistik ist ausschließlich der 
Münchener Poliklinik entnommen, weshalb sich dasselbe den Durch- 
schnittsverhältnissen der unteren Volksschichten Münchens ziemlich 
nähert. Bei 100 Sektionen wurde Tuberkulose als Todesursache^ in 
44 Fällen nachgewiesen, außerdem aktive Lungentuberkulose in 12 
Fällen, inaktive (geheilte) in 24 Fällen; keine sicheren Zeichen für 
Tuberkulose konnten nur in 20 Fällen gefunden werden. Auf die Ge- 
samtzahl der Todesfälle der Poliklinik, von denen ungefähr die Hälfte 
nicht seziert wurde, betrug die Zahl der an Tuberkulose Gestorbenen 
im Jahre 1893 48 Proz., 1894 50 Proz. und 1895 50,6 Proz. Be- 
merkenswert erscheint, daß die tuberkulösen Männer relativ und ab- 
solut ein höheres durchschnittliches Lebensalter erreichten als die 
tuberkulösen Weiber, während bei den nicht Tuberkulösen dieses 
■Verhältnis sich verwischte oder sogar umdrehte. Die Erklärung 
dieser auffallenden Tbatsache ist nach der Ansicht der Verff. darin 
zu finden, daß in den unteren Volksschichten die Männer infolge 
ihres Berufs als Tagelöhner, Maurer etc, viel mehr Gelegenheit haben, 
im Freien zu arbeiten als die Weiber und daß sie außerdem auch 
auf ihre Ernährung fast durchweg mehr Geld verwenden, als auf die 
der W'eiber. Dieudonnö (Berlin ).Jj 

Surmont et Prldhomme, La phtisie pulmonaire ä Lille. 

(Revue d’Hygiöne. 1896. p. 591.) 

Die Sterblichkeit an Phthisis ist in Lille in den letzten Jahren 
beständig gesunken (vom Maximum anno 1893 mit 47,5 u /ooo auf 
das Minimum 25,7 # / 00u anD0 1895). Die allgemeine Mortalität 
ist dabei dieselbe geblieben (um 260®/, oa ). Ein Gtuud für die 
Abnahme ist um so weniger einzuseben, als etwa die Hälfte der Liller 
Einwohnerschaft Arbeiterbevölkerung ist , in welcher wegen ihrer 
schlechten hygienischen Verhältnisse die Phthise erfahrungsgemäß be- 
sonders zu grassieren pflegt, und als die Assanierungsarbeiten in Lille 
nur mäßige Fortschritte gemacht haben. Ob man einer besseren indi- 
viduellen Prophylaxe auf Grund wachsender Kenntnis der Phthise die 
Abnahme der Mortalität zuschreiben darf, mag als sehr zweifelhaft 
dahingestellt bleiben. 

Von Phthise betroffen werden nach den statistischen Ausweisen 
in Lille hauptsächlich die niederen Klassen. Die meisten Todesfälle 
fallen in den Winter. Die Phthise ist sehr häufig in den ersten Jahren, 
wird dann selten im Alter von 5 — 10 Jahren, so selten wie zwischen 

6 * 


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<58 


Mumps. — Tierische Parasiten. 


dem 80. und 90. Jahr. Vom 10. Jahre an nimmt sie zu und erreicht 
zwischen dem 30. und 40. Jahre ihr Maximum mit 71 */„„„ der 
Bewohner. Die Statistiken anderer Städte, wie Paris, Brüssel, llelsing- 
fors geben ähnliche Kurven. Wenn Würzburg für Preußen andere 
Zahlen gefunden hat, so beruht dies nach den Verff. darauf, daß er 
Stadt und Land zu seiner Statistik herbeigezogen hat. Aller Wahr- 
scheinlichkeit nach werden aber auf dem Lande andere Verhältnisse 
in der Phthisemortalität herrschen, weil die Infektionsquellen weniger 
zahlreich, die hygienischen Zustände dagegen bessere sind. 

R. Abel (Hamburg). 

Meeray, P. M. and Walsh, J. J., Some notes on the bacte- 
riology of mumps. (Medical Record. 1896 Sept. 26.) 

Eine Hausepidemie im Kinrterasyl zu Caraden veranlaßte die 
Verff. zur bakteriologischen Untersuchung des Ohrspeicheldrüsen- 
sekrets, wie es sich im Ductus stenonianus vor dessen Eintritt in den 
Mund vorfand, und des Blutes. Sie fanden einen dem von Laveran 
und Catrin beschriebenen ähnlichen Micrococcus, der zu 
Paaren, manchmal auch zu Vieren, selten In größeren Gruppen, wächst 
und den gewöhnlichen Eiterkokken an Größe gleichkommt. Die 
Kolonieen bilden kreisrunde weiße, glänzende Punkte, die sehr lang- 
sam weiterwachsen und allmählich Zusammenflüßen. Die langsame 
Entwickelung iBt charakteristisch; einmal wurden die drei Tage nach 
der Aussaat als steril bei Seite gestellten Gelatineröhrchen nach 
weiteren drei Tagen voll weißer Kolonieen gefunden. Bei gewöhn- 
licher Temperatur beginnt die Gelatine erst nach 10—12 Tagen sich 
zu verflüssigen und der Prozeß schreitet nur langsam vorwärts. Auf 
der Kartoffel erscheint erst am 3. Tage ein zarter weißer Streifen, 
der sich langsam zu einem dünnen Häutchen ausdehnt. Auf Blut- 
serum ist das Wachstum schneller; die Kolonieen sind aber nicht 
so weiß. Lakmusmilch nimmt am 3. Tage eine Rosafärbung an und 
gerinnt. Milch ist ein vortrefliicher Nährboden und scheint ein zur 
Verbreitung der Krankheit geeignetes Mittel zu sein. 

Von den in 8 Fällen gemachten Blutkulturen wurde in 2 ein 
negatives Resultat erhalten ; in 3 ergaben sich Reinkulturen des be- 
schriebenen Diplococcus und in den 3 übrigen fand sich derselbe 
mit anderen Kokken, besonders einem Staphy lococcus (wahr- 
scheinlich Staph. epiderraidis albus) vergesellschaftet. 

S e n t i fl o n (Barcelona). 

Paroua, C., Note intorno agli elminti del Museo Zoolo- 
gico di Torino. (Bollettino dei musei di anat. comp, e Zoologia 
della R. universitä di Torino. Vol. XL No. 258.) 

Prof. C. Parona hat eine Revision der Helminthen des Zoolo- 
gischen Museums der Universität zu Turin gemacht. In diesen 
kurzen Mitteilungen sind 32 Arten aufgezählt: 

1) Ootobothrium lancoolatum Leuok ; bis jetzt war es noch 
nicht in Italien gefunden. In Alosa vulgaris. 

2) Diplozoon paradoxum v. Noord. ; in Fhoxinus laevis. 

8) Distomum maculosum Rud.; neu für Italien. In Cypselua 
apus. 


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Tierische Parasiten. 


69 


4) I). heteroBtomum Rud. ; neu für Italien. In Ardes purpure a. 

5) D. holostomum Rud. In Sterna hirundo, 

6) D. crassicolle Rud.; de Fiiippi hatte es D. enterarehos 
n. «p. bezeichnet. Verf. sagt, dafs er nichts anderes ist als D. oras- 
sicolle Rud.; in Salaman drina perspioillata. 

7) D. globigerum Rud.; neu für Italien. In Peroa fluviatili». 

8) D. spirale de Fil. n. sp. ? Es ist nicht möglich zu sagen, ob es 
mit D. carnoeum identisch ist. In Dentez vu'garis. 

9) Monostomum flavum Mehl. In Anas fuligula. 

10) M. lanceolatum Wedl. ; neu für Italien. In Himantopus 
m ela n o p t erus. 

11) Taenia n. sp. ? Nur einige Stücke ohne Soolex bei Felis leo. 

12) T. marginata Bätsch. In Canis lupus. 

13) Dipylidium Fasqualei Diam. In Oanis lupus. 

14) D. caninum Linn. In Felis catus mit zwei Oestruslarven. 

15) MesooeBtoides lineatus Göze. In Vulpes vulgaris. 

16) Moniezia planissima. Stil, e Hass. 

17) Hymenolepis serpentulus Schrank; neu für Italien. In 
GarruluB glandarius. 

18) Taenia platycephala Rud.; neu für Italien. In A lau da 
irren si s. 

19) Hymenolepis liguloides Gerv. In Phoenicopterus ro- 
se u s. 

20) Darainea sph aero c ep hal a Rud. In Numerius arquata. 

21) Hymenolepis capillaris Rud.; neu für Italien, ln Podi- 
cep s auritu s. 

22) Cysticercus cellulosae Rud. In menschlichen Muskeln. 

23) C. fasciolaris Rud. Im Magen von Vulpes vulgaris. 

24) Bothriocephalus decipiens Dies.; neu für Italien. In Canis 
lupus. 

25) B. hians Dies. In Phoca vitulina und Pelagius mona- 
chus. 

26) B. elegans Krab.; neu für Italien. In Phoca vitulina. 

27) Bothriotaenia rugosa Rud.; neu für Italien. In Merluoius 
vulgaris. 

28) Ascaris transfusa Rud. In Draus americanus und Ursus 
a r c t o s. 

29) A. cephaloptera Rud. In Vipera aspis und Natrix tor- 
quata. 

30) Heterakis maculosa Rud. In Turtur sylvaticus. 

31) Oxyuris curvula Rud. In Equus oaballus der in Linque 
(Paraguay) gestorbenen Var. 

32) Filaria perforans Molin. In Mustela foina. 

B. Galli- Valerio (Mailand). 


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70 


UntersuehuQ4s(nethftden, Instrumente etc.' 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 


ßucge, Ueber die Untersuchung der Milch auf Tu- 
berkclbacillen. [Inaug.-Dissertation.] Halle a. S. 1896. 

B. untersuchte unter Leitung C. Fränkel’s 9 Proben der 
Hallenser Marktmilch auf lebende Tuberkelbacillen. Die Milch 
wurde in der Gerber’schen Handcentrifuge geschleudert. Rahm und 
Bodensatz miteinander gemischt und davon 5 ccm einem Meer- 
schweinchen intraperitoneal injiziert, für jede Probe wurden 2 Tiere 
benutzt. 2 Proben gaben zum Auftreten von tuberkulösen Verände- 
rungen Veranlassung, die durch genauen mikroskopischen Nachweis 
bestätigt wurden. Von der einen Probe starben die beiden Tiere an 
Tuberkulose, von der anderen nur eines. 

Verf. suchte nun zu ermitteln, ob es nicht möglich sei, die Tu- 
berkelbacillen unmittelbar im Deckglaspriiparate nachzuweisen. Es 
wurde sowohl das Biedert’sche wie das Spengler’sche Sedi- 
mentierungsverfahren ausgeführt, ferner die von Schrank speziell 
für die Milchuntersuchung angegebene Methode, welche neben der 
Sediraentierung auch eine vollständige Entfettung der Milch erstrebt. 
Nach allen 3 Methoden gelang es, bei den Vorversuchen mit künst- 
lich infizierter Milch, auch bei großer Verdünnung, die Tuberkel- 
bacillen im Präparat wieder aufzufinden, während mehrere Proben 
Marktmilch, nach denselben Methoden behandelt, negative Resultate 
ergaben. Da die Tuberkelbacillen jedenfalls in geringer Anzahl in 
der Marktmilch vorhanden sind, so bleibt vorläufig nur die intra- 
peritoneale Verimpfung auf empfängliche Tiere das einzig brauchbare 
Hilfsmittel. VV. Kempner (Berlin). 

Rondell!, A. und ßuscalionl, L., Ueber eine neue Färbungs- 
methode des Tuberkel bacillus. 

Verff. schlagen eine Methode vor, die die Vorteile der Schnellig- 
keit mit einer großen Einfachheit der Technik verbindet, und zu der 
sie durch Auwendung von Javellewasser als Entfärbungsmittel ge- 
kommen sind. Das Javellewasser, welches den Verff. die zuverlässig- 
sten Ergebnisse lieferte, präpariert man wie folgt: Man löst 6 g 
Calciumhypochlorit in 60 g Wasser, indem man die Lösung ab und 
zu rührt und diese etwa 2 Stunden lang in einer fest verschlossenen 
Flasche aufbewahrt, ln einem zweiten Gefäße löst man 12 g Kalium- 
carbonat in 40 g Wasser, filtriert alsdann die Lösung, die mau danu 
mit der vorigen vermengt, man rührt einige Zeit diese Mischung, 
filtriert sie und bewahrt sie in einer blauen, fest verschlossenen 
Flasche auf. 

Das Eutfärbungsvermögen des Javeliewassers ist der Gegenwart 
des sich im Naturzustände allmählich entwickelnden Chlors zuzu- 
schreiben. 

Nach Verff. wird folgendermaßen verfahren: Man präpariert more 
solito einen möglichst dünnen Auswurf auf einem Deckgläschen, 
heftet ihn durch Trocknen an der Flamme und färbt mittels heißen 


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Untersuchurigsmethoden, Instrumente etc« 


71 


Ziehl’schen Fuchsins einige Minuten lang, worauf man das Präparat 
wäscht und dann ins Javellewasser eintaucht, worin man es so lange 
läßt, bis die rote Färbung in eine braungelbe übergeht. 

Die Dauer der Eintauchung muß eine längere oder kürzere, je 
nach der Güte und Frische des verwandten Reagens, sein. Im all- 
gemeinen genügen 2 oder 3 Minuten, um das Präparat unter dem 
Mikroskope prüfen zu können. Die Tuberkelbacillen sehen stark 
rotgefärbt aus, während die übrigen Elemente und Mikroorganismen 
stark braungelb gefärbt erscheinen. 

Die von den Verff. vorgeschlagene Methode bietet schließlich den 
Vorteil, den Gebrauch von nur zwei Reagentien für die doppelte 
Färbung und eine sehr kurze Zeit zur Handhabung in Anspruch zu 
nehmen. Abba (Turin). 

Sawyer, Examining rectal mucus for tubercle bacilli, 
a usefol diagnostic procedure. (Med. News. 1896. Mai 23.) 

Verf. hat bei 3 tuberkulösen Patienten, die teils kein Sputum 
auswarfen oder in deren Sputum Tuberkelbacillen nicht nachgewiesen 
werden konnten, solche in ziemlicher Anzahl im Rektalschleim gefun- 
den. Der Schleim wurde mittels steriler (lesen entnommen und 
nach der Tuberkelbacillenmethode gefärbt. Diese Methode verdient 
bei Verdacht auf primäre Darmtuberkulose, sowie bei tuberkulöser 
Allgemeinerkrankung Berücksichtigung, falls die anderen Untersuchun- 
gen keine sichere Diagnose gestatten. W. K empner (Berlin). 

Holmes, A. M.. The diagnosis of tuberculosis from the 
morphology of the blood — an original research with 
report of cases. (Medical Record. 1896. Sept. 5.) 

Durch ein sorgfältiges vergleichendes Studium des Blutes in 
den verschiedenen Stadien und Formen der Tuberkulose ist Verf. 
zu dem Schlüsse gekommen, daß folgende Befunde für das Vorhanden- 
sein erwähnter Krankheit sprechen: Auffallende Abweichungen von 
den normalen (nach Neudorfer) Verhältniszahlen der verschiedenen 
Arten von Leukocyten; bedeutende Abnahme der kleinen Lympho- 
cyten; große Zunahme der Phagocyten; merkliche Zunahme der großen 
Lymphocyten; viele Riesenlymphocyten von unregelmäßigem Umriß; 
nur wenige oder gar keine eosinophilen Zellen bei hochgradiger 
Krankheit; gelegentliche Myelocyten; deutlicher Zellenzerfall mit An- 
häufung von Detritus; Phagocyten von verschwommenen Umrissen 
mit wenigen schwach gefärbten und zerstreut liegenden Körnchen ; 
merkliche Unregelmäßigkeit in Größe und Gestalt der Phagocyten, 
von den kleinen Lymphocyten bis zu den Riesenphagocyten mit 
fünf oder noch mehr Kernen; in großen und kleinen Lymphocyten 
trennt oft ein deutlicher Ring den Kern vom Zellkörper; körnige 
Phagocyten nehmen eine basophile Färbung au, als Anzeichen nahen 
Zerfalls; Zusammenhäufung der Phagocyten, vor ihrer Auflösung sehr 
geringer Zerfall der roten Zellen. 

Verf. stellt in einer Tabelle 35 der von ihm untersuchten Fälle 
zusammen und befürwortet das Studium der Leukocyten behufs 
recht früher Diagnose der tuberkulösen Erkrankungen. 

Sentifion (Barcelona). 



72 


UnUrsnchaogsmethoden etc. — Schutzimpfung etc. 


Ingraham, Ch. W., A criticism on the „guinea-pig test“ 
for tuberculosi8. (Medical Record. 1896. May 23.) 

Verf. betont, daß die „Meerschweinchenprobe“, wie sie gewöhn- 
lich ausgeführt wird, durchaus nicht beweiskräftig ist, indem der 
Umstand, daß ein Meerschweinchen sich nach Einspritzung von ver- 
dächtigem Material als tuberkulös erweist, noch lange nicht beweist, 
daß die Krankheit eben in der Einspritzung ihre Ursache hat. Die 
Momente, welche nach Verf.’s Meinung die Richtigkeit des Ergeb- 
nisses der Probe beeinträchtigen können, sind: 

1) Gleichzeitige Infektion aus gewöhnlichen Quellen; 

2) der Einfluß der allgemeinen Umgebung; 

3) Infektion aus verseuchten Ställen noch bevor oder auch nach- 
dem der Versuchansteller in den Besitz der Tiere gekommen ist; 

4) der Einfluß der Nahrung in bakteriologischer und chemischer 
Hinsicht; 

5) der Einfluß der Vererbung; 

6) direkte Ansteckung durch den Züchter und seine Familie 
oder durch den Experimentator selbst. Sentifion (Barcelona). 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 

Deligiannfs, K. P., QeQaneia r»js xQ 0V ‘a$ tpOlaetus tüy 
nvevf/ovwv. (' laiQc/.i) En&uoQifii^. 1896. No. 1 — 5.) 

In dieser Vorlesung bespricht Prof. D. zuerst die allgemeine 
Prophylaxis der Lungenschwindsucht, geht dann zu den Vorsichts- 
maßregeln über, die der Schwindsüchtige beobachten soll, um seine 
Lage nicht zu verschlimmern, giebt darauf eine kritische Ueber- 
sicht der bisher empfohlenen und versuchten Heilmittel und Heil- 
methoden und schließt mit der Behandlung der einzelnen Symptome 
und Komplikationen. Die vom Verf. selbst befürwortete Behandlung 
besteht in der Darreichung vou Alphakreosot in steigender Dosis von 
20 — 50 Tropfen, viermal täglich, so daß also den Tag über 80 — 200 
Tropfen (4—10 g) genommen werden, und zwar in Milch. Verf. hat 
mit dieser Behandlung, natürlich unter Beobachtung aller hygieni- 
schen Vorschriften, mehr als 60 Fälle geheilt, von denen er 17 kurz 
berichtet. Die bakteriologische Untersuchung des Auawurfs hat Verf. 
davon überzeugt, daß nur die wiederholten großen Dosen imstande 
sind, die Bacillen und deren Sporen dauernd zum Verschwinden zu 
bringen. Milch ist das beste und für griechische Mägen allein zu- 
trägliche Vehikel des Kreosots. Sentifion (Barcelona). 

Denlson, Ch., The microscopical proof of a curative pro- 
cess in tuberculosis; or the reaction to tuberculin 
evidenced by blood changes hitherto unrecog nized.. 
(Medical Record. 1896. Sept. 5.) 


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Schutzimpfung, kttnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 73 


Verf. empfiehlt die Leukocy tenuntersuchung nach Holmes als 
einfache und sichere Methode, den Erfolg der Tuberkulosebehandlung 
za kontrollieren, besonders wenn auch Tuberkulineinspritzungen ge- 
macht werden. In einer Tabelle wird das Ergebnis der Unter- 
suchungen in 3 Fällen zusammengestellt und zum Vergleich die 
Normalzahlen (26 Proz. kleine und 8 Proz. große Lympboeyten, 
65 Proz. neutrophile und 1 Proz. eosinophile Leukocyten und 0 
Myelocyten) vorangestellt. Im dritten Falle batte Verf. auf das 
Fehlen der Bacillen im Sputum hin einfache Bronchitis und Hydro- 
nephrosis diagnostiziert. Holmes untersuchte das Blut, ohne von 
der Nierenkomplikation Kenntnis zu haben und erklärte den Fall 
für tuberkulös; die Tuberkulinprobe bestätigte diese Diagnose. Nach 
Verf.’s Erfahrung macht der gleichzeitige Tuberkulingebrauch den 
Erfolg der klimatischen Behandlung sicherer und dauerhafter. 

Sentifion (Barcelona). 

Hafl&ier, Eugen, Z u r F r a g e der Tuberkulosetilgung. (Zeit- 
schrift für Fleisch und Milchhygiene. Jahrg. VII. Heft 3.) 

Die bisherigen Methoden, welche zur Bekämpfung und Tilgung 
der Tuberkulose unter unseren Haustieren ausersonnen wurden, 
waren alle mehr oder weniger unzureichend und der Erfolg aller 
Maßnahmen war, wie die Schlachthausstatistik ergiebt, eine allmähliche 
aber stetige Zunahme der Tuberkuloseerkrankungsfälle. Verf. be- 
grüßt daher mit Freude die vom Landwirtschaftsministerium em- 
pfohlene Tuberkulinimpfung. Allein, und hierin dürfte ihm unbe- 
dingt Recht gegeben werden müssen, es kann eine freiwillige Im- 
pfung wohl nie die Tuberkulose in einem ganzen Lande zur Aus- 
rottung bringen, weil sich besonders unter den für Neuerungen nicht 
gerade sehr empfänglichen Landwirten stets ein Teil den Impfungen 
widereetzen wird, und da vor allen Dingen besonders diejenigen, 
deren Herden stark verseucht sind. Eine Aenderung erwartet Verf. 
nur von einer Aenderung unserer Vorschriften für die Verwendung 
tuberkulösen Fleisches. Einmal glaubt Verf. die Gefahr der Infektion, 
welche durch die Generalisation der Tuberkulose hervorgerufen sein 
soll, nicht allzu hoch anschlagen zu sollen, da das Blut doch in 
Bälde die Tuberkelbacillen abtötet und mithin unschädlich macht, 
andererseits sieht er aber eine große Gefahr in der Art und Weise, 
wie von Schlächtern und Tierärzten u. A. m. mit dem zum Genuß 
zugelassenen Fleisch umgegangen wird, indem diese durch ihre Ma- 
nipulationen häufig genug ganz gesunde Fleischteile mit den kranken 
Stücken beschmutzen und infizieren. Folgende Forderungen scheinen 
dem Verf. daher am vorteilhaftesten: 

1) Das Fleisch ist möglichst zu schonen, Vernichtung oder Ste- 
rilisation sollte nur bei hochgradiger Abmagerung oder allgemeiner 
acuter Miliartuberkulose beschlossen werden. 

2) Dafür ist größere. Sorgfalt darauf zu verwenden, daß wirklich 
alle tuberkulösen Organe beanstandet werden. Sind nur die Lymph- 
drüsen erkrankt, so sind die Organe der Körperhöhlen deshalb un- 
günstiger zu beurteilen, als das in gleicher Lage befindliche Fleisch, 
weil in ihnen natürlich oft Tuberkel gefunden werden, selbst wenn 
sie bei oberflächlicher Betrachtung nicht sichtbar sind. 



74 Scbotsimptung, kfin»tl. Infektü nskraukheiteu, Entwickelung»bcnjniuug etc. 


3) Schließlich bat die Fleischschauordnung vor allen Dingern 
darauf zu neben, daß mit dem tuberkulösen Material möglichst vor- 
sichtig verfahren wird, daß z. B. zum Ausschneiden der Kaumuskeln*, 
zur Behandlung der mit ausgebreiteter Tuberkulose behafteten Rinder 
etc. geeignete Leute angestellt werden. 

Es könnten tuberkulöse Rinder von besonderen Schlachthaus- 
angestellten geschlachtet werden. 

Wenn Verf. daher mit der Annahme Recht batte, daß die Ge- 
fahr der TubeikuloseverbreituDg durch Fleisch nur minimal ist, so- 
glaubt er dennoih nicht von den veteiinfti polizeilichen Maßnahmen 
gegen Tuberkulose abseben zu sollen, da die Verluste, die die Land- 
wirtschaft jährlich erleidet, hiergegen energische Schritte erfordern.. 

O. V o g e 8 (Berlin). 

Ascher, Die Volksheilst&tten iür Lungenkranke. (Dtsch. 
med. Wochenschr. 1896. No. 36.) 

Verf. schildert die mit Volksheilstätten bei Bekämpfung der 
Lungentuberkulose erreichten Erfolge an den Resultaten mehrerer 
Länder, insbesondere Englands, welches bereits im Jahre 1884 18 der- 
artige Anstalten mit einer Aufnahmefähigkeit für 6000 — 7000 Kranke 
jährlich besaß, und giebt dann einen kurzen Abriß der Entwickelung 
des Lungenheilstättenwesens in Deutschland. Anerkannt werden ins- 
besondere die Verdienste von Driver, Goldschmidt, Brehmer* 
Dettweiler, Moritz, W asserfuhr, Leyden, dem Präsidenten 
des Reichsversicherungsamtes Bödiker, dem Direktor des Kaiser]. 
Gesundheitsamtes Köh 1er, dem Generalstabsarzt der Armee v. Col er 
und dem Direktor der hanseatischen Anstalt für Invalidität- und 
Altersversicherung Gebhardt um die Heilstättenbewegung. Lehr- 
reich sind die Berechnungen, durch welche der Verf. den national- 
ökonomischen Vorteil solcher Anstalten nachzuweisen sich bemüht. 

K üb ler (Berlin). 

Sunwody, J. A., Horse serum in consum ption. Report of 
recoveries a nd*- im provements. (Medical Record. 1816. 
Feb. 11.) 

Nachdem Verf. an sich selbst alle Scbwindsuchfserscheinungen 
inkl. Bacillen durch tägliche vom 26. Juli 1895 bis zum 24. Dez. 
fortgesetzte Einspritzungen von Pfeideserum, von 10 cmm anfangend 
und bis 45 steigend, dann auf 30 als fortlaufende Dosis zurück- 
gehend, zum Verschwinden gebracht, ohne irgend ein anderes Mittel 
anzuwenden, hat er dasselbe bei mehreren anderen Patienten ver- 
sucht und damit Heilung oder wenigstens wesentliche Besserung er- 
zielt und besonders, wie bei sich selbst, Zunahme des Körpergewichtes 
beobachtet. Verf. hat die Deberzeugung gewonnen, daß die Pferde- 
serumbehandlung der richtige Weg ist, um der Schwindsucht ihre 
Schrecken zu nehmen und ihre fatale Statistik zu bessern. 

Sentifion (Barcelona). 

Rutkowskl , Zur Einwirkung des Tuberkuloseserunis 
Vicquerat’s auf Meerschweinchen. [Przyczynek do 


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8chutzimpfang, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmtmg etc. 7[> 


dz ialania surowicyVicquerata na swiriki morskie]. 
(Przeglad lekarski. Krakau. 1896. No. 27.) [Polnisch.] 

Zu den Versuchen wurden nur 6 Meerschweinchen herbeigezogen 
aus dem Grunde, weil das direkt von Vicquerat bezogene Serum- 
quantum für zahlreichere Proben nicht ausreichend war. — Das Serum 
entwickelte keine Heilwirkung, obwohl die Injektionen gleichzeitig mit 
der Tbk.-Kultureneinimpfung vorgenommen wurden und obwohl die 
injicierte Dosis zweimal höher bemessen war als jene, welche V. als 
ausreichend aDgiebt. — Außerdem traten aber einige schädliche Neben- 
wirkungen des angewandten authentischen und steril en Serums 
bei den Tieren auf. Esist nicht auszuschließen, daß das Vicquerat- 
sche Serum an und für sich den Tod der Meerschweinchen herbei- 
führen kann.|£ Ciecbanowski (Krakau). 

Senimer, E., Ueber die Tuberkulose in Rußland und die 
Anwendung des Tuberkulins als diagnostisches 
Mittel. [6. internationaler tierfirztl. Kongreß. Bern 1895.] (Be- 
richte und Verhandlungen. 1896. p. 335 — 345.) 

Aus allen Berichten geht unzweifelhaft hervor, daß die Tuber- 
kulose besonders unter den edleren Rassen bei Stallfütterung und 
ergiebiger Milchproduktion in beständiger Zunahme begriffen ist; 

daß das Tuberkulin als das beste Mittel zur Diagnose und Aus- 
scheidung der tuberkulösen Tiere aus verseuchten Herden zu be- 
trachten ist; 

daß das Tuberkulin in wiederholten gesteigerten Gaben den 
Tieren Immunität gegen die Tuberkulose verleiht und zu Immuni- 
sierungs- und Heilungszwecken bei Tieren verwandt werden kann ; 

daß die Kontrolle über die Tuberkulose und die gesetzlichen 
Bestimmungen über die Verwertung des Fleisches tuberkulöser Tiere 
noch mangelhaft sind und piäziser formuliert werden müssen. 

E. Roth (Halle a. S.). 

Spormann, Bemerkungen zur Behandlung der Lungen- 
tuberkulose. (Dtsch. med. Wochenschr. 1896. No. 33.) 

Verf. behandelt die Lungentuberkulose mit Ozon und einem 
Geradehalter. Letzterer besteht aus zwei ledernen, durch ver- 
stellbaren Rückengurt verbundenen Schulterkappen und bezweckt, die 
Lungenspitzen zu erweitern und die Blutcirkulation darin zu be- 
fördern. Das Ozon soll die Bacillen vernichten; bei 2 Patienten, die 
täglich etwa 20 Minuten Ozon einatmeten , nahm die Zahl der 
Bacillen im Sputum ab; ein au Tuberkelbacillen reiches Sputum, auf 
welches 10 Tage hindurch je 10 Minuten lang bei öfterem Um- 
schütteln Ozon geleitet wurde, erzeugte bei einem Meerschweinchen 
nach Injektion in dessen rechte Leistengegend nur Eiterung, nicht 
Tuberkulose. 

Ob diese Erfahrungen genügen, um den Wert des Ozons für die 
Behandlung der Tuberkulose zu beweisen, mag dem Urteil der Leser 
dieser Zeitschrift anbeimgestellt bleiben. KU bl er (Berlin). 


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76 


Neue Litteratur. 


Neue Litteratur 

zuft*mmeafe«tellt von 

San.-Rat Dr. Arthur Würzburg, 

Bibliothekar im Kaiserl. Gesundheitsamt« ln Berlin. 


Allgemeines über Bakterien und Parasiten. 

Crook§hank, E. M ., A text-bouk of bacteriology, including the etiölogy and prevention 
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Biologie. 

(Gärung, Fäulnis, Stoffwechselprodukte u. s. w.) 

Brieger, L., u. Boer, Ueber die Toxine der Diphtherie und dos Tetanus. (Dtsche med. 
Wchscbr. 1806. No. 49. p. 788—786.) 

Flerow, K., Ueber die fermentative Fähigkeit des Friedländer'schen Mikroorganismus 
und dessen Aehnlichkeit mit dem Bacillus lactis aerogenes. (Russk. arch. patol., 
klinitsch. med. i bakteriol. Bd. I. 1896. Lief. 6/6.) [Russisch.] 

Guareschi, I., Einführung in das Studium der Alkaloide, mit besonderer Berücksichtigung 
der vegetabilischen Alkaloide und der Ptomaine. lu deutscher Bearbeitung heraus- 
gegeben von H. Kurz-Krause. 1. Hälfte. Lex. -8°. VII, 304 p. Berlin 
(R. Gaertner) 1896. 18 M. 

Loew, 0., The energy of living protoplasm. 8°. 120 p. London (Paul Trübner & Co.) 
1896. 2 sh. 6 d. 


Beziehungen der Bakterien and Parasiten zur unbelebten Natur. 

Nahrungs- und Genufimittol, Gebrauchgegenstände. 


Bourrier, Th., Lea industriss de» «bzttoirs. 18°. 366 p. Avec 77 fig. Paris (Baillibre 
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Prettner, M., Cysticercus cellulosae und Echinococcus nach der Häufigkeit und Form 
seines Befundes im Prager Schlachthause. (Zlschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene. 1896. 
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Preusse. M., Zusammenstellung der in Bezug auf die Untersuchung von Fleisch und 
Fleischwaren und den Verkehr mit denselben im Reg-Bez Danzig gütigen Potixei- 
verordnungen and Regulative , sowie die wichtigsten, hierher gehörigen gesetzlichen 
Bestimmungen, mit Erläuterungen versehen, gr, 8°. 40 p. Danzig (R. Barth) 1896. 

0,60. M. 


Wohnstätten. 


Mila, A„ A propos de l'action de l'otone sur la composition de la Bore bactärieune de 
l'air d'une salie d'höpitai. (Clinique 1896. 24. sept.) 


Beziehungen der Bakterien und Parasiten znr belebten Natur. 

Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bet Menschen. 

A. Infektiöse AUgeme inkrank heilen. 

Assmann, W., Die sanitätspolizeilichen Maßregeln bei den ansteckenden menschlichen 
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Arnsberg (F. W. Becker) 1806. 2,60 M. 


Mischinfektionen. 

Sckiperowitaeh, M., Typhus abdominalis, compliziert mit Scharlach. (Eschenedelnik. 
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Malariakrankheiten. 

Dominici, 8. A., Contribuciöu al estudio del hematozoario de Laveran en Venezuela. 
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Ferro, Dr. Pasqnal Joseph Ritter von, der Begründer der Kuhpockenimpfung in Oester- 
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Blachitein, A., Weitere Mitteilungen zur Wirkung des Chrysoidins auf Choleravibriouen. 

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Orüneberg, P., Beslehangen der Verunreinigung des Grundwassers zum Typhus abdomi- 
nalis, erläutert am Beispiel der Typhus-Hausepidemie der kathol. Besserungs- Anstalt 
und des Hauses Polygonstraße 8 au Straßburg-Neuhof im Herbat 1894. [Inaug.-Disa.] 
8°. 915 p. Straßburg 1896. 

Jones, 0. W., Outbreek of cholera in tbe district Jail, Teotmai, Wuu district. (Indian 
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W undinfektionskrankheiten. 

(Eiterung, Phlegmone, Erysipel, akutes purulentes Oedem, Pyämie, Septik&mie, 
Tetanus, Hospitalbraod’, Puerperalkrankheiten, Wundfäulnis.) 

Lossen, H., Lehrbuch der allgemeinen u. speziellen Chirurgie f. Aerzte u. Studierende. 
I. Bd. Allgemeine Chirurgie. 7. Aufl. 1. TI. Verwundung, Entzündung, Fieber, 
Behandlung der Wunden. Chirurgische Infektionskrankheiten. GechwUlste, Ver- 
letzungen und Erkrankungen der einzelnen Gewebe, gr. 8°. X, 352 p. mit 68 Ab- 
bildungen. Leipzig (F. C. W. Vogel) 1896. 8 M. 

Infektionsgeschwülste. 

(Lepra, Tuberkulose [Lupus, Skrophulose], Syphilis [und die anderen venerischen 

Krankheiten].) 

Brieger , Klinische Beobachtungen an zwei Leprösen. (Bcrl. klin. Wchschr. 1896. 
No. 50. p. 1105—1107.) 

Dennig, A., Leber die Tuberkulose im Kindesalter, gr. 8°. VII, 266 p. m. 20 Kurven. 

Leipzig (F. C. W. Vogel) 1896. 6 M. 

Eichmüller, G., Notes sur la l&pre en Islaude. 8°. Paris (Steinheil) 1896. 5 fr. 

Hasse, 0., Zur Krebsheilung. (Arch. f. patbol. Anat. u. Physiol. Bd. CXLVI. 1896. 
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Sektionsprotokollen des Kieler pathologischen Institutes (Jahrg. 1873/95). [Inaug.- 
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[Inaug.-Diss] 8°. 25 p. Straßburg 1896. 

Diphtherie and Kroup, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie, epidemische Genickstarre, 
Mumps, Rflckfallsfieber, Osteomyelitis. 

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Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Tieren. 

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A. Infektiöse AU gerne inkrankheiten. 

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1896. (Varöffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1896. No. 41. p. 788 — 789.) 


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Neue Lirteratur, 


79 


$tand der Tierseuchen in Bosnien und der Herzegowina im 2. Vierteljahr 1896. (Ver- 
F|öffenll. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1896. No. 48. p. 824.) 

Stand der Tierseuchen in Frankreich im 2. Vierteljahr 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. 
Gesundh.-A. 1896. No. 40. p. 768—769.) 

Stand der Tierseuchen in Großbritannien in der Zeit vom 4. Juli bis 3. Oktober 1896. 

(Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1896. No. 46. p. 879.) 

Torino, comune di. Reluzione del serviaio veterinario. (Estr. d. Rendiconto delP ufficio 
d'igiene per Panno 1894.) 4° 50 p. Torino 1896. 

Uebersicht Qber die Verbreitung der ansteckenden Tierkrankheiten in Oesterreich während 
des 3. Vierteljahres 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1896. No. 45. p. 860.) 

Krankheiten der Wiederk&uer. 

(Rinderpest, Lungenseuche, Texasseuche, Genickstarre, Ruhr und Diphtherie der Kälber, 
Rauschbrand, entozootiscbes Verkalben). 

Seyfferth. A., Das Schaf, sein Bau, seine inneren Organe. Bildliche Darstellung mit 
kursem Text, nebst Besprechung der hauptsächlichsten .Schafkrankheiten. 4°. 88 Sp. 
mit Abbildungen u. 1 färb. Phantom. Fürth 1896. 


Schutzimpfungen, künstliche Infektionskrankheiten, Entwicke- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien. 

Allgemeines. 

Leedham-Green, Ch., A bacteriological inquiry into the relative value of various agents 
used in the disinfectiou of the hands. (Brit. med. Journ. 1896. No. 1868. p. 1109 
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Reithoffer. R., Ueber die Seifen als Desinfektionsmittel. (Arch. f. Hygiene. Bd. XXVII. 
1896. Heft 4. p. 350—364.) 

Rekowski, L., Eine neue Methode der Behandlung einiger Infektionskrsnkheiten. (Gas. 
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Diphtherie. 

Fourrier, De la scarlatine maligne. Gu6rison d'un cas k forme nerveuse ou ataxique, 
de nature foudroyante, par le seram antidipht^rique ; application de la m&hode k six 
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Froelich, Dipht6rie et s4rum. (Rev. mtfd. de Pest. 1896. 1. Sept.) 

Gensichen , Erfahrungen am eigenen Leibe mit Behring's Heilserum. (Berl. klin. 
Websehr. 1896. No. 49 p. 1102 — 1103. Anm. d. Red. dazu p. 1103.) 

Germonig, B., La sieroterapia della difterite nell’ ospedale civico di Trieste ; osservazioni 
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Petit, R., Le serura antidiphtenque. 8°. Avec lig. Paris (Baillifere et fils) 1896. 

2,50 fr. 

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80 


Inhalt. 


Inhalt. 


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Neue Litteratur, p. 76. 


Krcmmaxuuche Buchdruck «ei (Hermann I’ohlej io Jena. 


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Bakteriologie. Parasitenkimde o. InfektioDskrankheiten. 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Paras itenkunde. 

In Verbindung mit 

Ge l Rat Prof. Dr. Leuckart, Gell. Med.-Rat Prol. Dr. Mer 

ta Leipiie und ln Greiftwald 

Professor Dr. R. Pfeiffer 

ln Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. TJhlworm in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer in Jena 
XXI. Band. -®- Jena, den 30. Januar 1897. -o- No. - 3 . 

Preis für den Band (26 Hummern) IS Hark. — Jährlich erscheinen swei Bände. 


Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde" richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige 
Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- 
sätze entweder bei der Einsendung der Abhundlungen an die 
Redaktion auf das Manuskript schreiben zu wollen oder spä- 
testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den 
Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen zu lassen. 

Original- Mittheilungen. 

Nachdruck verboten. 

Ueber die Verwendbarkeit des Chrysoidins bei der 
Choleradiagnose. 

[Aus dem Institute fttr Infektionskrankheiten in Berlin.] 

Von 

Dr. Walter Engels. 

In Ko. 44 und 45 der Münchener medizinischen Wochenschrift. 
1896. veröffentlicht A. Blachstein Mitteilungen über ein neues 
Mittel zur Erkennung des Vibrio der asiatischen Cholera. Er hat 
in dem Chrysoidin, einer Azoverbindung vom Charakter einer Farb- 
beize, Eigenschaften entdeckt, welche es befähigen sollen, R. Pfeif fer’s 
Choleraimmunserum in diagnostischer Beziehung zu ersetzen. 

Ent* Abt. Ul. M. 6 

I 


I 


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82 


W alter Engels, 


Blachstein ging in der Weise vor, daß er Suspensionen 
von Choleravibrionen in destilliertem Wasser mit einer wässerigen 
Chrysoidinlösuug versetzte. Es trat dann nach kurzer Zeit in der 
vorhin gleichmäßig getrübten Flüssigkeit eine Staubbildung auf, die 
sich allmählich in einen flockigen Niederschlag verwandelte. Nach 
1 — 2 Stunden war die Reaktion beendet, indem die Flüssigkeit sich 
unter Bildung eines grobflockigen Bodensatzes völlig geklärt hatte. 

Dagegen blieben Suspensionen anderer, choleraähnlicher Vibrionen 
vollkommen unbeeinflußt, trotzdem, wie Blachstein ebenfalls faud, 
Chrysoidin auf die ganze Gruppe Vibrio specifisch als Desinficiens 
wirkt. 

Der ausschließlichen Wirkung des Chrysoidins auf Choleravibrionen 
im Rcagensglase entspricht nach Blachstein eine ähnliche Wirkung 
im Tierkörper. Cholerabouillonkulturen, mit der gleichen Menge 
0,25-proz. Cbrysoidinlösung versetzt, erwiesen sich im Reagensglase 
erst nach 20 Minuten als abgetötet, während sie, Tauben und grauen 
Mäusen in den Brustrauskel resp. subkutan injiziert, nicht imstande 
waren, die Tiere zu töten. Koutrolltiere ohne Chrysoidin starben. 
Dagegen töteten Kulturen cholera-ähnlicher tiervirulenter Vibrionen 
auch nach Chrysoidinzusatz. 

„Trotz eifrigen Suchens“ hat B. keine anderen Körper finden 
können, dem die gleiche „agglutinierende“ Wirkung auf Cholera- 
bakterien zukommt. Ebenso ist ihm kein choleraähnlicher Vibrio 
bekannt, der sich dem Chrysoidin gegenüber wie derjenige der Cholera 
asiatica verhielte. Er glaubt daher, hier einen Körper gefunden zu 
haben, der imstande ist, das Pfeiffer’sche Immunserum vollkommen 
zu ersetzen. 

Ich habe mich einer Nachprüfung dieser gewiß überraschenden 
Entdeckung unterzogen und mich im wesentlichen darauf beschränkt, 
den diagnostischen Wert der Methode festzustellen. Die chemische 
Seite ist dabei nur gestreift worden.' Es freut mich, konstatieren zu 
können, daß ich — nach mündlichen Mitteilungen des betreffenden 
Herrn — hierbei zu Resultaten und Anschauungen gekommen bin, die 
im allgemeinen mit denen eines so bewährten Forschers wie Herrn 
Dr. Maaßen vom Reichsgesundheitsamt übereinstimmen. 

Ich benutze zugleich diese Gelegenheit, um Herrn Prof. R. Pfeiffer 
für die Anregung zu dieser Arbeit, und ihm sowohl, wie Herrn 
Dr. Ko Ile für die vielfache Unterstützung im Verlauf derselben 
meinen aufrichtigsten Dank auszusprechen. 

Die Untersuchung begann, indem mehrere Cholcrastämme in der 
von Blachstein angegebenen Weise geprüft wurden. Eine kleine Oese 
24-stündiger Agarkultur wurde in 3 ccm destillierten Wassers auf- 
geschwemmt und 10 Tropfen einer 0,25-proz. wässerigen Chrysoidin - 
lösung hinzugefügt. Die Flockenbildung soll dann innerhalb von 
l — 2 Stunden entstehen, indem sich nach wenigen Minuten eine feine 
staubförmige Trübung einstellt, die allmählich in einen grobflockigen 
Niederschlag übergeht. 

Das Resultat war zunächst durchaus negativ. Bald stellte sich 
aber heraus, daß dies seinen Grund in einer Verunreinigung des 
destillierten Wassers hatte. Dasselbe war kalkhaltig, und der ge- 


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üeber die Verwendbarkeit des Chrysoidins bal der Cboleradiagnose. 83 

ringste Kalkgehalt verhindert die Reaktion entweder vollständig, 
oder erlaubt ihr wenigstens nur unvollkommen aufzutreten. Ich 
vermute, daß in dieser oder einer ähnlichen Verunreinigung des 
destillierten Wassers auch der Grund lag, weshalb Sobemheim 1 ) 
hei seiner Nachprüfung der Blachstein’schen Behauptungen zu aus- 
schließlich negativen Resultaten gelangte. 

Später wird gezeigt werden, daß dagegen andere Verunreinigungen 
einen fördernden Einfluß auf die Flockenbildung haben können. 

Nach Beschaffung eines tadelfreien destillierten Wassers wurden 
die Versuche fortgesetzt, und zwar mit 15 Cholerastämmen und 
20 anderen Vibrionen. Beide stammten zum weitaus größten Teil 
aus der Vibriouensammlung des Instituts für Infektionskrankheiten; 
den Vibrio Metschnikoff verdanke ich Herrn Dr. Maaßen, 
8 verschiedene, 1896 aus Spreewasser isolierte Rotbildner Herrn 
Dr. Marx. Die sämtlichen Arten wurden ohne Rücksicht auf ihr 
Verhalten zum Chrysoidin herausgegriffen; um etwa vorgekommene 
Verwechslungen auszuschließen, wurden sämtliche 36 Vibrionen der 
Kontrolle durch die Serumreaktion unterworfen. 

Bei diesen Versuchen zeigten nun sofort verschiedene cholera- 
ähnliche Vibrionen die Flockenbildung aufs deutlichste, in einzelnen 
Fällen bedeutend rascher und intensiver als echte Choleravibrionen. 
Ferner stellte es sich heraus, daß das Alter des betr. Cholerastammes 
insofern von Bedeutung war, als die ältesten Stämme die Reaktion 
am schnellsten und vollkommensten ergaben. Vollkommen refraktär 
verhielten sich mehrere Cholerastämme, darunter auch derjenige, der 
infolge von über 1000, in der letzten Zeit beinahe täglichen Tier- 
passagen seine volle Virulenz bewahrt hatte. 

Es war also jetzt schon konstatiert, daß die Chrysoidinreaktion 
für Cholera nicht spezifisch ist. Noch deutlicher wurde das, als 
ich, um auch bei unserer virulenten Cholera die Reaktion zu erhalten, 
die Chrysoidinmenge steigerte. Nahegelegt wurde mir das auch 
durch eine Mitteilung von Herrn B., der auf eine Anfrage die Güte 
hatte, mir als Bedingung u. a. „genügende Menge von Chrysoidin“ 
anzugeben. — Es stellte sich heraus, daß bei einem Zusatz von 
20 Tropfen = 0,7 ccm der 0,25 -proz. Lösung die virulente Cholera 
konstant positiv reagierte. 

Dasselbe Resultat ließ sich übrigens erzielen, wenn kohlensäure- 
haltiges Wasser benutzt wurde. Mit dem Grade des Gehalts an CO ä 
stieg die Anzahl der positiv reagierenden Cholera- und cholera- 
ähnlichen Vibrionen bei gleichem Chrysoidingehalt. Nach voll- 
kommener Sättigung des Wassers mit CO, reagierten mit geringen 
Ausnahmen alle untersuchten Vibrionen positiv. Ob die fördernde 
Wirkung der Kohlensäure auf Ausfällung der letzten, etwa von der 
Wandung des Reagensglases in die Flüssigkeit übergegangenen Spuren 
von Kalksalzen zurückzuführen ist, will ich nicht entscheiden. Kohlen- 
säurehaltiges Wasser ohne Chrysoidin ergab negative Resultate. 

Nachdem durch Steigerung des Chrysoidinzusatzes konstante 
Verhältnisse geschaffen waren , wurde systematisch vorgegangen. 


1) Hyg Rundschau 1896. No. 23. 


6 * 


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84 


Walter Engels, 


Gleiche Mengen von Cholera- und anderen Vibrionen aus 24-atündiger 
Agarkultur wurden in 3 ccm Wasser suspendiert, und zwar in je 
3 Reagensgläsern. Zu der ersteren Menge wurden 10 Tropfen 
(= 0,9—1 mg Chrys.), zur zweiten 20 Tropfen (= 1,75 mg Chrys.> 
der 0,25-proz. Lösung, zur dritten 20 Tropfen einer 0,5-proz. Lösung 
(= 3,5 mg Chrys.) zugesetzt und das Eintreten der Reaktion bei 
ca. 25° C (auf dem Brutschrank) beobachtet Notiert wurde jedesmal 
der Zeitpunkt der beginnenden Flockenbildung. War dieser nach 
2 Stunden bei 1,75 mg Chrysoidingehalt nicht eingetreten, so wurde 
die Reaktion als negativ betrachtet. In der folgenden Tabelle sind 
die Vibrionen nach Maßgabe der Schnelligkeit angeordnet, mit der 
sie auf den eben genannten Chrysoidinzusatz reagierten. Da die 
Uebergänge von der Staub- zur Flockenbildung allmähliche sind, so 
können die Zeitbestimmungen nur auf ungefähre Richtigkeit Anspruch 
erheben. 

Als „Ende der Reaktion“ wurde der Zeitpunkt notiert, nach dem 
keine weitere Veränderung sichtbar wurde; zugleich die Beschaffen- 
heit der Flocken in diesem Augenblick. 

Aus dieser Zusammenstellung (p. 85) läßt sich sehr vieles ersehen. 

Die Behauptung, daß das Chrysoidin auf Cholerabakterien spezi- 
fisch wirke, wird durch einen Blick auf die beiden ersten Rubriken 
aufs gründlichste widerlegt. Von 20 choleraähnlichen Vibrionen rea- 
gieren 12 positiv! Es sei hier nochmals betont, daß keine Auslese 
zu gunsten einer positiven Reaktion vorgenommen wurde. Einige 
nicht weiter verfolgte Versuche lassen im Gegenteil vermuten, daß 
sich mit Leichtigkeit ein noch ungünstigeres Verhältnis hätte schaffen 
lassen. — Zugleich tritt hervor, daß echte Cholera — die ganz alten 
Stämme ausgenommen — im allgemeinen langsamer reagierte, als 
viele choleraähnliche Vibrionen. Innerhalb zweier Stunden reagierten 
15 Cholerastämme, 11 andere Vibrionen positiv. Von diesen zeigten 
nach einer Stunde positive Ergebnisse 9 Cholerastämme — 60 Proz., 
8 andere Vibrionen = 73 Proz. Ferner scheint aus der Tabelle 
hervorzugehen, daß der chemische Vorgang bei der Flockenbildung 
kein ganz, einfacher ist. Bei den meisten Vibrionen läßt sich allerdings 
ein gewisses Verhältnis zwischen der Menge des Chrysoidins und der 
Schnelligkeit der Reaktion konstatieren. Bei anderen treffen wir auf 
ganz merkwürdige Zahlen; so bei No. 10, 18, 28, 29 und 30. 

Weiter fällt es auf, daß ganz alte Vibrionenstämme (Calcutta, 
Shangai, Fiukler)ara promptesten, ganz junge (die „Rotbildner“) 
am schwersten reagieren. Ausnahmen zeigen sich auch hier. Auf 
3,5 mg Chrysoidin reagiert alles positiv, eine Thatsache, auf die 
mich Herr Dr. Maaßen bereits vorher aufmerksam gemacht hatte. 

Fassen wir die wichtigsten Schlüsse, die sich aus unserer Tabelle 
ziehen lassen, kurz zusammen, so können wir folgendes konstatieren: 

1) Chrysoidin „agglomeriert“ (Sobernheim 1. c.) Vibrionen in 
ca. 0,1-proz. Lösung (3,5 mg Chrys. auf 3,7 ccm destillierten Wassers) 
konstant. 

2) Zu den zahlreichen Vibrionen, die schon bei geringerer Kon- 
zentration agglomeriert werden, gehört auch der Vibrio cholerae 
asiaticae; doch ist er keineswegs der empfindlichste. 


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Ueber die Verwendbarkeit des Chry»oidyis bei der Choleradiagnose. 35 


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Kotbildner 8, Spree 1896 

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Kotbildner 6, Spree 1896 

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39 



33 

V. Bahr (1892) 



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so 



34 

Rotbildner 3, (Spree 1896) 


- 

30 

„ 


35 

1 

V. Metschnikoff 




40 

91 

»» 


3) Der Unterschied in der Reaktion ist kein qualitativer, 
sondern ein quantitativer. 

4) Langdauernde Fortzüchtung auf künstlichem Nährboden be- 
fördert im allgemeinen das Eintreten der Reaktion 1 ). 

1) Hierzu mag bemerkt werden, daß die virulente Cholera (No. 18) bedeutend 
schneller reagierte, wenn das Impfmaterial zur Herstellung der 24‘Stiindigen Agarkultur 
einer 20-tKgigen Agarkultur entnommen wurde, als wenn es der Peritonealflüssigkei 
eines eben der Infektion erlegenen Meerschweinchens entstammte. 


i 


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86 


Walter Engels, Ueber die Verwendbarkeit des Chrysoidins etc. 


5) Aus der Stärke der Reaktion läßt sich kein Schloß auf den 
Grad der Verwandtschaft des betreffenden Vibrio zu dem der Cholera 
ziehen (V. Finkler reagiert nächst Cholera Calcutta am stärksten, 
V. Metschnikoff am schwächsten). 

6) Die Chrysoidinreaktion steht deshalb an diagnostischem Wert 
noch unter der Cholerarotreaktion. 

Danach dürfte das Chrysoidin zum Ersatz des Choleraimmun- 
serums wohl nicht geeignet sein. 

Ich hoffe, daß diese Resultate bestätigt werden und die Chrysoidin- 
reaktion dadurch auf das zurückgeführt wird, was sie thatsächlich 
ist: eine interessante Erscheinung, die weiter aufgeklärt zu werden 
verdient, die aber weit entfernt ist, ein diagnostisches Hilfsmittel 
von irgend welcher Bedeutung zur Erkennung der Cholera zu sein 
und in dieser Hinsicht der Cholerarotreaktion nachsteht. 

Die Behauptung B.’s, daß nur dem Chrysoidin die „agglutinierende“ 
Wirkung zukomme, erledigt sich durch die Thatsache, daß nicht 
nur Säuren (untersucht wurden Essig-, Oxal-, Milch-, Citronensäure) 
dieselbe Eigenschaft besitzen, sondern auch verschiedene Farbstoffe, 
von denen nur die bekannteren, Malachitgrün und Saffranin, genannt 
sein mögen. 

Auf die Tierversuche Blachstein’s will ich nicht näher ein- 
gehen; sie sind durch die treffenden Bemerkungen Sobernheim's 
genügend kritisiert worden. 

Auch auf den Chemismus der Chrysoidinreaktion soll hier nicht 
genauer eingegangen werden. Nur soviel mag gesagt sein, daß die 
Konglomeration und Fällung der Vibrionen mehr als ein sekundärer 
Vorgang erscheint. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß durch den 
Cbrysoidinzusatz zur Bakteriensuspension ein unlöslicher Körper 
außerhalb der Vibrionen entsteht, der erst sekundär die bewegungs- 
losen abgetöteten Mikroorganismen zusammen- und zu Boden reißt 

Die einzelnen Chrysoidinsorten sind chemisch nicht von mir unter- 
sucht worden. Die Resultate der Tabelle sind mit einer als „Chry- 
sophenin extra“ bezeichneten Chrysoidinsorte der Aktiengesellschaft 
für Anilinfabrikation erhalten worden. Das Grübler ’sche Ch. gab 
ähnliche Resultate. Fast wirkungslos war das Chrysoidin N der 
oben genannten Fabrik bei gleicher Konzentration. 

Berlin, 23. Dez. 1896. 


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de Martini, Zur Differenzierung der Diphteriebacillen etc. 


87 


NacA druck verboten. 

Znr Differenzierung der Diphtherie- von den 
Pseudodiphtheriebacillen. 

Von 

Dr. L. de Martini, 

Direktor des bakteriologischen Laboratoriums in Mailand. 

Es ist wohl bekannt, daß aus dem Rachen kranker sowohl als 
auch gesunder Individuen eine Anzahl von Bacillen hervorgebolt 
werden kann, die in ihrem Aussehen, ihrem Verhalten bei Kul- 
turen etc. größte Aehnlichkeit mit dem typischen Diphtherie- 
bacillus zeigen. Alle bisher angegebenen Charaktere zur Differential- 
diagnose derselben haben jedoch zu keinem entscheidenden Resultate 
geführt, so daß heute noch in einigen Fällen der Bakteriologe nicht 
imstande ist, festzustellen, ob er es mit einem wirklichen Diph- 
theriebacillus oder mit einem der Pseudodiphtheriebacillen zu 
thun hat. 

Ich beschäftige mich nun seit einiger Zeit damit, ein Mittel^ zur 
Unterscheidung der echten von den falschen Diphtheriebacillen aufzu- 
finden, und nahm zu diesem Behufe zwei Typen avirulenter Bacillen *), 
deren eiuer, a, die neutrale Bouillon säuert, während der andere, b, 
dieselbe entschieden alkalisch macht, und das zwar in den ersten 
24 Stunden seiner Entwickelung. Indem ich mir nun Vorbehalte, 
eine weitergehende Mitteilung über meine diesbezüglichen Versuche 
nächstens zu veröffentlichen, will ich nachstehend nur in Kürze über 
die erhaltenen Resultate berichten. 

Von den analogen Versuchen der Serumdiagnose des Typhus 
und der Cholera ausgehend, machte ich verschiedene Aussaaten von 
mehr oder weniger virulenten Diphtheriebacillen und von den beiden 
Bacillen a und b in gewöhnlichem flüssigen Serum und in flüssigem 
Diphtherieheilserum. Ich habe dabei konstatieren können, daß alle 
Diphtheriebacillen im gewöhnlichen flüssigen Serum üppig wachsen, 
während sie sich im flüssigen Diphtherieheilserum gar nicht ent- 
wickeln. Ein gleiches Verhalten zeigte der unschädliche Bacillus a, 
während b hingegen, der die Bouillon alkalisch machende, sowohl 
im gewöhnlichen als im antidiphtherischen Serum nur äußerst lang- 
sam sich entwickelt. Andererseits wachsen alle virulenten Diphtherie- 
bacillen und die beiden Typen a und b gleich gut in dem bei 70° 
coagulierten gewöhnlichen und Diphtherieheilserum. 

Entgegen der Angabe von Nicolas konnte ich, wie dies auch 
Fraenkel berichtet, das Agglutinierungsvermögen des spezifischen 
Serums hierbei nicht beobachten. 

Aus meinen Versuchen geht nun mit der größten Wahrschein- 
lichkeit hervor, daß man den Typus a als einen degenerierten 


1) Meerschweinchen von 500 g Gewicht vertragen die subkutane und intraperitoneale 
Einspritzung von 20 und mehr ccm einer (auch Älteren) Bouillonkultur der beiden 
BadHen a und b. 


( 


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88 


W. Jtnowski, 


Diphtheriebacillus an sehen darf, und daß man nur den Typus b 
einen Pseudodiphtheriebacillus nennen muß, in dem Sinne, 
daß er einem anderen Stamme als der Loeffler’sche Bacillus an- 
gehört, und als solcher mit der Aetiologie der Oiphtberitis nichts zu 
thun hat. 


Nachdruck verboten. 

Zur Aetiologie der Dysenterie. 

Von 

Dr. med. W. Janowsti, 

Städtischem Bakteriologen und Abteilangs ssistenten, 
in 

W arschau. 

Seit den Untersuchungen von Kartulis ist die Frage über die 
Aetiologie der Dysenterie an der Tagesordnung, und es ist eine ganze 
diesbezügliche Litteratur entstanden, die jeder Kliniker mit Spannung 
verfolgt, in der Hoffnung, endgiltige Aufklärung über die eigentliche 
Rolle der von Kartulis so oft besprochenen Amöben zu erhalten. Be- 
greiflicherweise mußte mau, wenn mau die Amöben als Entstehungs- 
ursache jedes Dysenteriefalles betrachten wollte, sich Gewißheit dar- 
über verschaffen, daß diese Gebilde in jedem Dysenteriefalle, unabhängig 
von dessen geographischer Lage, die Rolle eines unzweifelhaften ur- 
sächlichen Momentes spielen. Von diesem Standpunkte ausgehend, 
benutzte ich die von 1892 — 1894 inkl. bei uns herrschende Dysen- 
terieepidemie und untersuchte jeden Krankheitsfall mikroskopisch. 

I. Während der hiesigen Dysenterieepidemie 
angestellte Untersuchungen; über epidem ische Dy sen- 
terie im allgemeinen. 

Ich begann meine die Warschauer Dysenterie betreffenden Unter- 
suchungen im Jahre 1892. Von diesem Zeitpunkte an wurde jeder in 
unserer (Dr. Dun in) Abteilung vorkommende Dysenteriefall aufs sorg- 
fältigste mikroskopisch untersucht. Wurde anfänglich auch nur in 
Dyseuteriefällen nach Amöben gesucht, so dehnte ich doch nach wenigen 
Wochen meine Forschungen schon weiter aus und untersuchte ich bald 
jeden Diarrhöefall im allgemeinen sehr sorgfältig unter dem Mikroskope. 
Diesem Umstande verdanke ich mein Material über das Vorhanden- 
sein von Gebilden im Stuhle, die im veränderten Zustande den Amöben 
ähnlich sind, ohne jedoch mit ihnen etwas gemein zu haben. Dieses 
Material habe ich vor kurzem (38) als selbständige Arbeit veröffent- 
licht, da ich nicht in den Fehler anderer Autoren verfallen wollte, 
die in ihren Arbeiten Fälle mit Flagellaten im Stuhle und solche 
mit Amöben im Stuhle verwechselten. Dies war umsomehr gerecht- 
fertigt, als die Fälle, in denen ich im Stuhle Flagellaten nachwies, 
nichts gemein hatten mit der akuten, typischen Dysenterie, die um 
die Mitte des Jahres 1892, kurz vor einer leichten Choleraepidemie, 


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Zur Aetiologie der Dysenterie. 


89 


in Warschau ausbrach und so charakteristische klinische Bilder gab, 
daß von einer Verwechslung mit irgend etwas anderem nicht die 
Rede sein konnte. Die mikroskopische Untersuchung der frisch ent- 
leerten Stühle ergab nun in jenen typischen Fällen von akuter Dysen- 
terie von Anfang an konstant dasselbe Resultat: es wurden darin 
weder Amöben noch irgend welche Gebilde gefunden, die mit Amöben 
Aehnlichkeit gehabt hätten. Im Jahre 1892 bezifferten sich die von 
mir untersuchten Fälle auf kaum 15. Deshalb berief ich mich auch 
Ende dieses Jahres, als ich bei Besprechung der verschiedenen Be- 
handlungsmethoden der Dysenterie auch die Aetiologie dieses Leidens 
kurz berührte, noch nicht auf meine eigenen Untersuchungen, da ich 
annahm, das Fehlen der Amöben sei vielleicht etwas Zufälliges ge- 
wesen und weitere Fälle würden mir vielleicht ein vom bisherigen 
abweichendes Resultat geben. Da mir jedoch damals die Arbeiten 
von Basch (3), Petrone (64), Besser (79), Chantemesse und 
Widal (19) und Ogata (60) bekannt waren, die gewissen Bakterien 
eine Rolle bei der Entstehung der einzelnen Dysenterieepidemieen 
zuschrieben, andererseits aber die Untersuchungen von Kartulis, 
lila va, Grassi, Councilman und Lafleur und einiger anderer 
Forscher auf die Rolle der Amöben bei einer Reihe anderer Epide- 
mieen verwiesen, so schien mir die Voraussetzung, die Dysenterie 
sei eine je nach der Gegend ätiologisch verschiedene Krankheit, am 
wahrscheinlichsten. Deshalb sprach ich mich, damals fast nur auf 
die aus der Litteratur gewonnenen Daten gestützt, dahin aus, daß 
meiner Ansicht nach die einen Dysenteriefälle — die epidemischen — 
von der Wirkung der Bakterien abhängen, die anderen aber — die 
endemischen — durch die Amöben hervorgerufen werden (36). Schon 
damals deutete ich an, daß der Dysenterieerreger — welcher Art er 
auch sei — allem Anscheine nach eine verhältnismäßig bedeutende 
Widerstandsfähigkeit besitzen muß, um sich bisweilen mit solcher 
Leichtigkeit verbreiten und sich so lange behaupten zu können, und 
daß seine Virulenz in den verschiedenen Epidemieen nicht die gleiche 
ist, da die durch ihn hervorgerufenen Epidemieen bald einen leichten, 
bald einen so schweren Charakter tragen, daß viele Hunderte dahin- 
gerafft werden. 

Die weitere Untersuchung der im Jahre 1893 und 1894 zur Be- 
obachtung gekommenen Dysenteriefälle brachte mir die Ueberzeugung, 
daß meine im Jahre 1892 ausgesprochene Ansicht eine richtige ge- 
wesen, daß nämlich durchaus nicht anzunehmen sei, es käme den 
Amöben bei Entstehung einer jeden Dysenterieepidemie die Rolle 
eines ursächlichen Momentes zu. Es kamen im Laufe dieser Zeit 
54 Fälle typischer Dysenterie zur mikroskopischen Untersuchung, 
wobei ich stets nur frisch abgegebenen Stuhl untersuchte und die 
Untersuchung in jedem Krankheitsfalle mehrere oder viele Male wieder- 
holte, je nach dem längeren oder kürzeren Verbleiben des Kranken 
im Krankenhause. Das Untersuchungsresultat war stets dasselbe: 
ich fand in keinem dieser Fälle Amöben vor. Ein Irrtum meinerseits 
dürfte wohl ausgeschlossen sein; wer überhaupt nach Protozoen im 
Stahle forscht, erlangt bald so große Uebung darin, daß sogar ver- 
einzelte, eingekapselte oder abgestorbene, folglich sich nicht bewegende 


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9Ö 


W. Janowski, 


Flagellaten seiner Aufmerksamkeit nicht entgehen werden; um so 
weniger würde ein wenn auch nur einigermaßen geübter Forscher die 
lebenden, sich bewegenden Amöben übersehen können. Ich muß hier 
jedoch einschalten, daß ich in Fällen von akuter Dysenterie nicht 
nur keiue lebenden Amöben, sondern auch keinerlei Gebilde, die mit 
irgend welchen anderen abgestorbenen oder eingekapselten Protozoen 
auch nur annähernd Aehnlichkeit gehabt hätten, zu Gesicht bekommen 
habe. Wie vorhin gegen den Irrtum, muß ich mich hier gegen die 
Annahme verwahren, als habe hier nur der Zufall gewaltet. Meine 
Fälle stammten aus verschiedenen Stadtvierteln, aus verschiedenen 
Jahren (1892, 1893 und 1894) und waren von verschiedener Inten- 
sität. Das unter diesen Umständen konstatierte beständige Fehlen 
der Amöben in allen von mir untersuchten Dysenteriefällen berechtigt 
mich wohl, die Behauptung aufzustellen, daß die hier erwähnte War- 
schauer Dysenterieepidemie nicht durch Amöben hervorgerufen worden 
war. Da jedoch die Entstehung derselben nur mit den Amöben oder 
mit einer Bakterieninfektion Zusammenhängen konnte, erstere aber 
ausgeschlossen werden muß, so ergiebt sich hieraus, daß die 
hiesigen Dysenteriefälle bakteriellen Ursprungs waren. Nicht nur in 
der hier aufgeführten Serie von Fällen dieser epidemisch auftretenden 
Dysenterie, sondern auch iu den im vorigen Jahre beobachteten ein- 
zelnen Dysenteriefällen habe ich nie Amöben gefunden. 

In voller Uebereinstimmung mit diesem negativen Resultate 
unserer während der hiesigen Dysenterieepidemie augestellten Unter- 
suchungen stehen auch ihre klinischen und pathologisch-anatomischen 
Kennzeichen; sie entsprechen ganz genau denjenigen, die der ge- 
wöhnlichen epidemischen Dysenterie eigen sind. Bei der Warschauer 
Epidemie wurde weder die Tendenz zu häufigen Recidiven und zu 
sehr schleichendem Verlaufe, noch Leberabscesse, noch in letal en- 
digenden Fällen andere Bilder im Darme, als die gewöhnlich darin 
vorkommenden *) (was für die sog. Dysenterie charakteristisch ist), 
beobachtet. Auch habe ich nicht gehört, daß einer oder der andere 
der Kollegen diese charakteristischen Merkmale in ihren Fällen be- 
obachtet hätten. 

Ursprünglich war es meine Absicht gewesen, das aus Fällen 
von Amöbendysenterie zu gewinnende Material einer näheren Unter- 
suchung zu unterziehen, event. Experimente damit anzustellen. Ais 
ich jedoch nach 4 Jahren des Wartens noch über keinen einzigen 
derartigen Fall verfügte und hieraus schloß, daß solche Fälle, wenig- 
stens Warschauer Provenienz, bei uns nicht Vorkommen, mußte ich 
von einem selbständigen Studium der Amöben absehen; ich beschloß 
dafür, alle in der Litteratur bekannten Fälle von Dysenterie mit 
Anwesenheit von Amöben im Stuhle einer kritischen Beleuchtung zu 
unterziehen, um mir Klarheit darüber zu verschaffen, ob jene Fälle 
in der That durch Amöben hervorgerufen worden und ob alle über- 
haupt in den verschiedenen Teilen unserer Erdkugel beschriebeneu 
Fälle diesen und nicht vielleicht anderen Ursprungs waren. 

Wie wir sehen werden, enthält die betreffende Litteratur wirklich 


ogle 


1) Hierüber weiter unten. 



Zur Aetiologie der Dysenterie. 


91 


Daten aus aller Herren Länder. Die ersten zahlreicheren Beobach- 
tungen über Amöbendysenterie stammen aus Ostindien. Dank dem 
in Kordafrika gesammelten Material ist die Amöbendysenterie zur 
Tagesfrage geworden ; die verhältnismäßig zahlreichen Fälle aus den 
Vereinigten Staaten bedeuten einen weiteren Fortschritt in der Ent- 
wickelung dieser Frage, und die Untersuchungen über Dysenterie in 
Südeuropa und vereinzelt auch in Mitteleuropa gestatten uns bereits, 
ein Urteil über die Rolle der Amöben bei Dysenterieepidemieen auf 
unserem Kontinent zu bilden. Wie wir sehen werden, beweisen alle 
diese Fälle dem unparteiischen Kritiker den unwiderlegbaren ursäch- 
lichen Zusammenhang zwischen den Amöben und einer bestimmten, 
von der bei uns vorkommenden etwas abweichenden, Dysenterieform. 
Andererseits zeigen jedoch andere Untersuchungen, die ebenfalls aus 
den verschiedensten Gegenden Europas, Asiens, Afrikas und Amerikas 
stammen, daß ganze Epidemieen der gewöhnlichen Dysenterie nicht 
durch Amöben, sondern durch Bakterieninfektion bedingt waren. Es 
kann nicht in meiner Absicht liegen, die verschiedenen alten Theorieen 
und älteren bakteriologischen Forschungen wiederholen zu wollen ; es 
sollen nur in aller Kürze diejenigen Untersuchungen besprochen werden, 
die zur Veröffentlichung gelangten, nachdem sich die Aufmerksamkeit 
der wissenschaftlichen Welt speziell den Amöben zugewandt hatte und 
durch welche der bakterielle Ursprung größerer oder unbedeutenderer 
Dysenterieepidemieen erwiesen wurde. 

Chantemesse und Widal (19) untersuchten in Cornil’s 
Laboratorium 5 Fälle von Dysenterie, von denen 1 aus Tonkin, 4 aus 
Senegal und Cayenne stammten. Sie fanden darin im Schleime nur 
eine Bacillenart, die Meerschweinchen per os oder per anum einver- 
leibt, eine diphtheritische Darmentzündung hervorrief. Aus der Be- 
schreibung der Autoren kann man schließen, daß dieser Dysenterie- 
bacillus das Bacterium coli war, obgleich die Verff. dies nicht 
behaupten. 

Maggiora (55) hatte Gelegenheit, eine äußerst heftige Dysen- 
terieepidemie in Turin zu beobachten und fand in den von ihm unter- 
suchten Faeces die verschiedenartigsten Bakterien. Er nimmt an, 
daß verschiedene Parasiten die Ursache der Dysenterie sein können. 

Ogata (aus Tokio) studierte auf Veranlassung der japanischen 
Regierung die Aetiologie der in diesem Lande jeden Sommer und 
Herbst herrschenden Dysenterieepidemie, deren Sterblichkeitsziffer sich 
auf 25 Proz. belief (diese Ziffer stützt sich auf 200000 Fälle). Der 
Verf. untersuchte 13 Krankheitsfälle bakteriologisch und züchtete 
daraus gewisse kurze, sich nach Gram färbende, Gelatine verflüssi- 
gende Stäbchen. Wurden dieselben Meerschweinchen per os oder per 
anum eingeführt, so riefen diese Parasiten dysenterieähnliche Krank- 
heitssymptome hervor. Aus diesem Grunde hält Ogata (60) die von 
ihm entdeckten Parasiten für die mögliche Ursache jener großen 
japanischen Dysenterieepidemie. 

Bei seinen während der kleinen Epidemie im Juli und August 
1893 in Paris vorgenommenen Untersuchungen richtete Laveran (50) 
sein Hauptaugenmerk sowohl auf die Amöben, wie auch auf die von 
Chantemesse und Widal beschriebenen Stäbchen. Unter 10 von 



92 


W. Janowski, 


ihm untersuchten Fallen fand er nur in einem ein der Amoeba coli 
ähnliches Gebilde. Er hält dasselbe nicht für die Ursache der Dysen- 
terie in Frankreich. In den von ihm untersuchten Faeces sah er 
verschiedene Bakterienarten, wagte es aber nicht, zu entscheiden, 
welche derselben als Entstehungsursache der Dysenterieepidemie an- 
zusprechen sei. — Weit entschiedener in seinen Schlußfolgerungen ist 
Silvestri (74), der, bei Gelegenheit der Turiner Dysenterieepidemie 
im Jahre 1894, in den Faeces große Diplokokken fand, die, Hunden 
oder Katzen in Reinkulturen per rectum eingeführt (besonders bei 
Katzen) heftigen Darmkatarrh verursachten. Der Verf. betrachtet 
die von ihm entdeckten Diplokokken als Erreger jener Turiner Dysen- 
terieepidemie. — Zanearol (80) aus Alexandrien hielt eine andere 
Bakterienart, und zwar noch nicht näher bekannte Streptokokken, für 
die Entstehungsursache der Tropendysenterie; er begründete seine 
Ansicht dadurch, daß er durch Injektion derselben bei Tieren chro- 
nische Diarrhöe hervorrief. — Arnaud (1) beobachtete und unter- 
suchte 60 Fälle von Dysenterie, darunter 53 im Militärhospitale in 
Tunis. Sowohl durch die mikroskopische Untersuchung wie auch durch 
die aus den schleimhaltigen und eitrigen Faeces und aus der Milz 
eines an Dysenterie Verstorbenen gewonnenen Kulturen konstatierte 
Arnaud in seinen F'ällen das Vorhandensein desBacterium coli 
commune. Die erhaltenen Kulturen injizierte er 5 Hunden und 
erzielte bei allen 5 Dysenterie. Er glaubt, das Bacterium coli 
commune könne bisweilen infolge gewisser lokaler Bedingungen 
äußerst virulent werden und hierauf Dysenterie hervorrufen. In Rein- 
kulturen gezüchtet, ist dieser Bacillus um so virulenter, je bösartiger 
der Dysenteriefali ist, aus dem er stammt. Dieselbe Ansicht ent- 
wickeln Celli und Fiocca (18) aus Rom in ihrer Arbeit ausführ- 
lich, indem sie ihre Schlußfolgerungen auf 62 Fälle von akuter Dysen- 
terie stützen. Sie geben an, daß die Dysenteriefaeces eine besondere 
Varietät des Bact. coli enthalten, die infolge der Mitwirkuug 
anderer Bakterien äußerst virulente Eigenschaften annimmt, wobei 
der fast harmlose Bacillus sich in das äußerst virulente Bacterium 
dysenteriae verwandelt. Diese Varietät des Bacterium coli 
ist sehr virulent und besitzt die Eigenschaft, eine schwere Allgemein- 
infektion mit Lokalisierung des diphtheritischen Krankheitsprozesses 
im Dickdarm hervorrufen zu können. Diese Virulenz erhält sich 
auch in Kulturen auf künstlichem Nährboden, in denen die betreffen- 
den Bakterien ein Toxin bilden, das sich durch Alkohol fällen und 
aufs neue in Wasser auf lösen läßt. 

Aus der Beschreibung Ribbert’s schließe ich, daß auch sein 
Dysenteriebacillus bei Kaninchen nur eine virulente Varietät 
des Bacterium coli war. Bakteriellen Ursprungs sind zweifellos 
auch 3 Dysenterieepidemieen, von denen die eine von Biggs (8) aus 
New York, die andere von Madan (54) aus Havanna und die dritte 
von Bertrand und Baue her (6) in Cherbourg beschrieben wurde. 
Der erste dieser Verff. züchtete keinerlei Bakterien aus seinen F'ällen. 
Aus der Arbeit Madan ’s (die mir liebenswürdigerweise Dr. Sentiftnn 
übersandt hat) kann man sich nur darüber ein Urteil bilden, daß er 
Falle einer epidemischen Dyseuterie beobachtet hat. Es fehlen jedoch 



Zur Aetiologie der Dysenterie. 


93 


dort alle bakteriologischen oder überhaupt parasitologischen Angaben 
oder Untersuchungen. In der Arbeit vonBertrand und Bau eher 
(6) liegen uns sehr wichtige Daten vor. Die betreffenden Autoren 
züchteten aus den von ihnen untersuchten Fällen nicht weniger als 
6 Bakterienarten, und zwar Vibrio septique, B. pyocyaneuB, 
Staphylo coccus pyogenes aureus, albus und citreus, 
Staphy lococcus nonliquefaciens und Sarcina lutea. 
Wie ersichtlich, handelt es sich hier um Parasiten, die stets oder 
doch nur häufig unter normalen Bedingungen im Darme Vorkommen. 
Die Verff. vertreten die Meinung, daß gerade das Zusammenwirken 
(association) der gewöhnlichen Bakterien, nicht aber ein einzelner 
spezifischer Parasit, die Dysenterie verursacht. 

Ich bin derselben Meinung, und erkläre mir eben dadurch die 
Widersprüche hinsichtlich der Resultate schon veröffentlichter und 
möglicherweise noch zu veröffentlichender bakteriologischer Unter- 
suchungen über die Aetiologie der epidemischen Dysenterie. Wir er- 
>ehen bereits aus den soeben erwähnten neueren Arbeiten, daß die 
F.igenschaft, Dysenterie hervorzurufen, bis heute bald dem B ac- 
te ri um coli, bald anderen, für spezifisch gehaltenen (Ogata) 
Stäbchen, bald den Diplokokken oder Streptokokken zuerkannt wurde. 
Es ist nicht schwer, eine Erklärung für diese Thatsache zu finden, 
wenn wir die kardinalen Veränderungen in Betracht ziehen, die in 
gewissen Fällen infolge der sog. Symbiose in den Eigenschaften man- 
cher Bakterien eintreten. Im Darme kommen, wie bekannt, viele 
Bakterienarten vor. Unter gewissen, noch nicht näher bekannten 
Bedingungen stellt sich bei der einen oder der andoren Varietät der- 
selben infolge einer Symbiose mit anderen hohe Virulenz ein, weshalb 
Allgemeininfektionen verschiedener Intensität und dipbtheritische Ver- 
änderungen im Dickdarm hervorgerufen werden. Die einzelnen Verff. 
sonderten nun die verschiedenen Bakterienspecies in den verschiedenen 
Dysenterieepidemieen von einander ab, und ihr ganz besonderes Inter- 
esse wandte sich selbstverständlich denjenigen Bakterien zu, die im 
gegebenen Falle dieselbe Virulenz bei Uebertraguug auf Tiere zeigten. 
Wäre nun in jedem Falle derselbe Mikroorganismus gleich virulent 
befunden worden, so könnte man wohl von einem bekannten spezifischen 
Dysenterieerreger im allgemeinen sprechen. Dem ist aber nicht so. 
Bis jetzt sind, wie wir sehen, 4 Bakterienarten für die Erreger der 
Dysenterie in verschiedenen Gegenden erklärt worden. Wenn spätere 
Untersuchungen auch von diesem Standpunkte ausgehen werden, so 
werden gewiß noch neue Mikroorganismen als Dysenterieerreger an 
anderen Urten beschrieben werden. Trotzdem werden wir alle diese 
Mikroorganismen nie als wirklich spezifische Erreger der Dysenterie 
(«trachten dürfen, denn bei allen werden wir ein charakteristisches 
Merkmal vermissen, ohne welches wir ihnen keine spezifisch-pathogene 
Rolle zuerkennen dürfen, nämlich die Beständigkeit ihres Auftretens 
bei verschiedener Intensität und in den verschiedenen Phasen dieser 
Krankheit in allen Teilen unserer Erdkugel. Solange wir nicht in 
jeder Dysenterieepidemie konstant denselben Mikroorganismus züchten, 
gleichviel wo dieselbe auftritt, solange die Forschungen in dem einen 
oder dem anderen Lande neue Specics von Dysenteriebakterien ent- 


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94 


W. Jnnowslti, 


decken, solange müssen wir behaupten, daß wir sie nicht kennen. 
Wenn aber so zahlreiche Forschungen noch nicht zur Entdeckung der- 
selben geführt haben, der bakterielle Ursprung der gewöhnlichen Dysen- 
terie aber keinem Zweifel unterliegt, so darf man schon heute an- 
nehmen, daß ein konstanter, spczischer Dysenterieparasit überhaupt 
nicht entdeckt werden wird. Die Dysenterie ist meiner Ansicht nach 
das Muster einer durch Mischinfektion, und zwar durch Symbiose 
entstehenden Krankheit, bei der bald der eine, bald der andere der 
im Darme befindlichen Parasiten spezifische toxische Eigenschaften 
erwirbt. Die außerordentlichen Intensitätsschwankungen der einzelnen 
Dysententerieepidemieen lassen sich eben dadurch leicht erklären, daß 
in den verschiedenen Epidemieen nicht immer dieselben Mikroorga- 
nismen diese Virulenz erwerben. Mit demselben Umstände hängt 
meiner Ansicht nach auch die wechselnde Hartnäckigkeit dieser Epi- 
demieen zusammen: verschiedene Bakterien erlangen durch die Sym- 
biose hochgradige Virulenz, verlieren dieselbe aber nicht mit gleicher 
Leichtigkeit; außerdem besitzen sie selbst größere oder geringere 
Tendenz zum Absterben unter Einwirkung verschiedener Umstände. 
Ich stimme vollkommen mit der Ansicht Wesener’s (70) und Cra- 
mer’s (21) überein, daß die epidemische Dysenterie das Resultat 
einer Bakterieninfektion ist, denn dies kann, wie bereits gesagt, in 
Anbetracht der oben angeführten Daten keinem Zweifel mehr unter- 
liegen, aber ich füge mit Ziegler (82) hinzu, daß die einzelnen 
Bakterienarten auch verschiedene Epidemieen hervorrufen, und be- 
merke noch, daß die letzterwähnte Thatsache Bich dadurch erklären 
läßt, daß bald die einen, bald die anderen Bakterien günstigere Be- 
dingungen zu ihrer Entwickelung im Darme vorfinden, infolgedessen 
bald die eine, bald die andere Varietät derselben virulent wird. 

Meiner Ansicht nach ist das Resultat der bis heute vorgenommenen 
Untersuchungen heute bereits so klar und sicher, daß weitere 
Forschungen in der bisherigen Richtung eigentlich überflüssig wären. 
Im besten Falle werden wir daraus erfahren, daß noch einige schon 
bekannte Bakterienarten sich an dem einen oder an dem anderen 
Orte pathogen erwiesen haben, was uns nur in unserer Ansicht, daß 
die Dysenterie ein Resultat der Bakteriensymbiose ist, bestärken kann. 
Bei weiteren Untersuchungen über die Aetiologie der epidemischen 
Dysenterie muß ein anderer Weg eingcschlagen werden. Es muß 
nämlich hinsichtlich jeder der an dem einen oder dem anderen Orte 
sich pathogen dysenterieerregend erwiesen habenden Bakterien experi- 
mentell nachgewiesen werden, welche der übrigen, mit ihr zusammen 
im Darme auftretenden Bakterieu ihr die Eigenschaft, pathogen zu 
wirken, verleiht. Mühevoll werden derartige Experimente wohl sein, 
denn sie erfordern unzählige Variationen, dafür aber können sie auch 
höchst interessante Resultate ergeben. Ziehen wir die in der Wissen- 
schaft bekannten analogen Daten in Betracht, so ist a priori anzunehmen, 
daß sich bei diesen Forschungen zeigen wird, daß je nach der geographi- 
schen Lage verschiedene Bakterien einer der uns näher bekannten 
Bakterien (z. B. Bacterium coli oder Streptococcus) die 
Fähigkeit verleihen können, bei Vorhandensein der entsprechenden 
Bedingungen innerhalb und außerhalb des Organismus das in Rede 


iogle 



Zur Aetiologie der Dysenterie. 


95 


stehende Dysenteriegift zu produzieren — und hierin birgt sich eine 
der Ursachen der so überaus wechselnden Intensität der einzelnen, 
scheinbar durch denselben Mikroorganismus hervorgerufeneu Epide- 
mieen. Andererseits würde es wahrscheinlich gelingen, zu zeigen, 
daß auch die uns weniger bekannten, bis jetzt zu den Saprophyten 
gerechneten Parasiten ebenfalls sehr virulent, resp. Erreger der Dysen- 
terie, werden können, wenn sie sich mit anderen Bakterien zusammen 
entwickeln und günstige Bedingungen dazu vorfiuden. Das ist ein 
Material für zahlreiche Forschungen und für eine ganze Reihe von 
Forschern. Leider bin ich selbst augenblicklich außer stände, mich 
dieser Arbeit zu unterziehen, und doch sehe ich in solchen und nur 
in solchen Untersuchungen die alleinige Möglichkeit, über die Aetio- 
logie der bakteriellen, wirklich epidemischen Dysenterieen volle Auf- 
klärung zu erhalten. 

II. Die Rolle der Amöben in der Aetiologie der 
Dysenterie. 

Wir kommen nun zur Betrachtung der Rolle, die die Amöben in 
der Aetiologie der Dysenterie spielen. Gerade diese Seite der uns 
interessierenden Frage besitzt eine äußerst reiche Litteratur, die einer 
kritischen Beleuchtung bedarf. Es ist ziemlich schwer, sich diese 
Litteratur zu verschaffen, da die meisten diese Frage betreffenden 
Arbeiten in speziell bei uns nur wenig zugänglichen Zeitschriften er- 
schienen sind. Von dem Wunsche ausgehend, meinen Nachfolgern die 
Arbeit zu erleichtern und möglichst objektiv zu Werke zu gehen, 
will ich der Reihe nach den Inhalt aller die Amöbendysenterie be- 
handelnden Arbeiten anführen und hierauf darlegen, ob sieb heute 
bereits auf Grund der bis jetzt in der Wissenschaft gesammelten 
Daten irgend welche bestimmte Sätze hinsichtlich der Rolle der 
Amöben in der Aetiologie der Dysenterie aufstellen lassen und wie 
dieselben lauten. 

Der erste Autor, der Amöben im Stuhle erwähnte, war zweifel- 
los L a m b 1 (49, p. 365), der sie im Schleime eines 2-jährigen Kindes 
beobachtete und ihre Größe mit 4,6 n — 6,2 n angiebt. Genauigkeits- 
halber muß diese Thatsache mit erwähnt werden ; deshalb ist aber 
noch nicht festgestellt, daß das von L a m b 1 mit dem Namen Amöbe 
bezeichnete Gebilde wirklich diese Bezeichnung verdiente. Sowohl auf 
Grund von Lambl’s Beschreibung wie auch auf Grund seiner Ab- 
bildungen würde ich die Möglichkeit nicht ausschließen, daß die Ge- 
bilde im Zerfall begriffene Flagellatenformen gewesen sein dürften, 
um so mehr, da der Verf. letztere gerade um jene Zeit beobachtet 
and beschrieben hat. 

Zehn Jahre später (1870) beschrieb Lewis Amöben in Cholera- 
fällen in Indien. Gleich darauf berichtete Cunningham (23) in 
seinem Rapport, daß er in 18 Proz. aller Cholerafälle Amöben ge- 
sehen habe, denen er jedoch keine pathogene Wirksamkeit beimesse. 

Von größerem wissenschaftlichen Interesse ist erst die 5 Jahre 
später beschriebene Beobachtung von Loesch (52), die eigentlich 
aus dem Jahre 1873 datiert. Ein 24-jähriger Mann erkrankte im 
Jahre 1871 an heftiger, mehrere Monate nacheinander anhaltender 


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96 


W. Janowski, 


Diarrhöe. Der darauf sich einstellende Schwächezustand dauerte sehr 
lange. Erst nachdem der Kranke sich erholt hatte, d. h. im Jahre 
1872, kam er nach Petersburg und verdiente sich hier sein Brot mit 
Herausziehen von Holz aus dem Wasser, wobei er sich häufig Er- 
kältungen zuzog. Im September desselben Jahres bekam er heftige 
Diarrhöe mit Teuesmen, die jedoch nach 2 Wochen nachließ. Im 
Oktober stellte sie sich wieder ein, und er begab sich in Eich wald’s 
Klinik, wo er gerade zu Loesch in Observation kam. Der Patient 
hatte damals sehr starke Diarrhöe, und die Faeces enthielten, mikro- 
skopisch untersucht, Blut, Eiter und Amöben in Menge. Letztere 
waren 5 — 8 mal größer als die roten Blutkörperchen, oval oder birnen- 
förmig und bewegten sich vermittelst fingerartiger Ausläufer. Die 
Zahl der innerhalb einer Minute heraustretenden Ausläufer betrug 
4 — 5. Die Amöben waren durchschnittlich 20 /r — 35 /t groß. Ihr 
Protoplasma war grobkörnig oder zum Teil körnig. Eine Membran 
fehlte ganz. Die Amöben waren äußerst zahlreich in den Entleerungeu 
vertreten : 60—70 in einem Gesichtsfelde. Als sich das Befinden des 
Kranken bei der gewöhnlichen Behandlungsmethode nach einigen 
Wochen nicht besserte, brachte Loesch, dem die Untersuchungen 
von Binz über Einfluß des Chinins auf die Amöben eingefallen wareu 
und der sich überzeugt hatte, daß eine Lösung von 1 : 5000 dieselben 
binnen einer Minute tötet, bei seinem Kranken 10 Tage nacheinander 
Chininklystiere in Anwendung, verbunden mit innerlicher Verabreichung 
von je 2 Pulvern Chinin (5 g) täglich. Es trat bedeutende Besserung 
ein, und die Amöben verschwanden vollständig aus den Stühlen. 
Allein 3 Tage nach Abstellung des Chinins nahm die Diarrhöe all- 
mählich wieder zu, und die Zahl der Amöben wuchs ebenfalls an. 
Einige Zeit darauf bekam der Kranke eine linksseitige Pleuritis. Nun 
verschwanden die Amöben ohne spezielle Kur vollständig aus den 
Entleerungen und zeigten sich bis zum Tode (unter Pneumonie- und 
Pleuritiserschcinungen) nicht wieder. Loesch konnte sich diese 
eigentümliche Erscheinung nicht erklären. Bei der Autopsie wurden 
im Dickdarme Ulcerationen — zum Teil schon vernarbte — und Ver- 
dickungen gefuuden. Letztere hingen, wie es sich bei der mikro- 
skopischen Untersuchung erwies, mit der Infiltration der Submucosa 
zusammen. Um die Rolle der Amöben im gegebenen Falle festzu- 
stellen, wurden 4 Hunden je 1—2 g frischer, amöbeuhaltiger Faeces 
durch Klystiere einverleibt. Drei derselben blieben gesund, der vierte 
begann nach 8 Tagen zwar keine flüssigen, aber doch im Schleime 
Amöben enthaltende Entleerungen abzugeben. Der Verf. tötete ihn 
8 Tage nach Einverleibung der Amöben. Der Sektionsbefund zeigte 
im Dickdarme Hyperämie und einzelne Ulcerationen. Loesch war 
der Ansicht, sein Kranker habe ursprünglich an gewöhnlicher Dysen- 
terie gelitten. Die Amöbeninfektion war später dazugekommen und 
hatte den Prozeß in die Länge gezogen, da die Ulcerationen, auf die 
die Amöben als konstantes Irritans wirkten, dadurch nicht heilen 
konnten. 

Die nächsten, die Anwesenheit der Amoeba coli im Darme 
betreffenden Beobachtungen stammen von Normand (66, p. 212), 
der sie in 2 Fällen von Colitis gesehen, und von Sonsino, der 


oogle 



Zar Aetiologie der Dysenterie. 


97 


Leuckart mündlich Mitteilung davon machte, daß er sie in einem 
Falle in Kairo gesehen habe. Diese 3 Observationen wurden jedoch 
erst später bekannt, nachdem durch die Forschungen von Kartulis 
die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Amöben gelenkt worden war. 
Zu jener Zeit waren jedoch die ersten an Amoeba coli angestellten 
Untersuchungen diejenigen von Grassi (31). Er berichtete im Jahre 
1879, er habe in 6 Fällen in den Oeffnungen eine geringe Anzahl 
Amöben gesehen, die den von Loesch beschriebenen ähnlich waren. 
Grassi hielt sich auf Grund seiner Beobachtungen nicht für berech- 
tigt, ihnen pathogene Eigenschaften zuzuerkennen. Fast genau das- 
selbe wiederholt er in seiner nächstfolgenden Arbeit (32), in welcher 
er sagt, daß die Amoeba coli oft in Rovellasca, Messina, Mailand 
und Pavia anzutreffen ist und daß sie sowohl bei Gesunden als auch 
bei an Diarrhöe Leidenden vorkommt (di forme diarroiche-dissente- 
riche). Bei letzteren sind sie viel zahlreicher, als bei ersteren. 
Grassi’s Beschreibung der Amoeba coli weicht etwas von der- 
jenigen von Loesch ab. Er unterscheidet darin das Ektoplasma 
und das Entoplasma; ersteres ist kompakter, letzteres körnig und 
enthält mehrere Vakuolen und einen runden Kern mit 2 Nukleolen. 
Dieses Gebilde kann infolge seiner Bewegungen eine fingerartige, 
birnenförmige und andere Gestalt annehmen. Abgestorbene Exemplare 
sind immer rund. Zuweilen sah Grassi innerhalb der Amöben ver- 
schiedene ihnen als Nahrung dienende Körper, Leukocyten und rote 
Blutkörperchen, Stärke, Bakterien. Nach Grassi ist diese Amöbe 
0,008 — 0,012 fi groß. Er erwähnt noch, er habe zuweilen runde, im 
Ruhezustände befindliche Formen gesehen, von denen er nicht zu sagen 
wüßte, ob es Amöben oder unbewegliche Cercomonaden gewesen. 

Cunningbam und Lewis (23) bemerken in ihrer neuen, im 
Jahre 1881 veröffentlichten Arbeit, daß sie Amöben bei gesunden 
Menschen wie auch bei an Cholera oder anderen Krankheiten leidenden 
gefunden. Sie gaben die Möglichkeit eines Uebergehens der Amöben 
in Flagellaten und Sporozoen und vice versa zu. Diese Anschauung, 
die zuerst von Grassi (32) widerlegt wurde, stützte sich auf un- 
genaue Untersuchungen. Die Autoren kamen nach zahlreichen Proben 
zu dem Schlüsse, daß die Amöben am besten auf Kuhexkrementen 
wachsen. 

Fast zu gleicher Zeit wurde das Auftreten von Amöben in Fällen 
von chronischer Diarrhöe in der bekannten Arbeit Perroncito’s (63) 
erwähnt. Allein, wie schon eingangs erwähnt, die allgemeine Auf- 
merksamkeit wurde erst durch die Forschungen in Aegypten auf diese 
Gebilde gelenkt 

Eigentlich war R. Koch (45) der erste, der den Amöben in 
Aegypten größere Aufmerksamkeit schenkte. Als er im Jahre 1883 
behufs Untersuchung der Aetiologie der Cholera in Aegypten weilte, 
untersuchte er außer Choleraerkrankungen noch eine Reihe anderer 
Krankheiten, u. a. auch 5 Dysenteriefälle, worunter 2 mit Leber- 
abscessen kompliziert waren, ln 4 dieser Fälle entdeckte Koch in 
der Tiefe der ausgebreiteten Ulcerationen und im anliegenden Gewebe 
Amöben, die 2 mal so groß waren wie die Leukocyten und die auf 
den mit Anilinfarben tingierten Präparaten deutlich hervortraten. Sie 

Et«* Abt XXI. M. 7 


>ogle 



98 


W. Janowski, 


fehlten nur in einem Falle, in welchem die Ulcerationen schon ver- 
narbten. Im blutigen Darmschleime fand Koch diese Gebilde nicht. 
Er nahm an, daß gerade das Vorhandensein der Amöben tief im 
Darmgewebe selbst zu gunsten eines ursächlichen Zusammenhangs 
zwischen denselben und dem Entstehen der Dysenterie spräche. Obige 
Anschauung Koch ’s wurde jedoch erst im Jahre 1887 bekannt. 
Allein schon im Jahre 1883 sprach Koch sich Kartulis gegen- 
über in diesem Sinne aus, indem er ihm zu weiteren Forschungen auf 
diesem Gebiete riet. Das Resultat dieser Forschungen war eine ganze 
Reihe von Arbeiten, die Kartulis nach und nach erscheinen ließ. 

In der ersten derselben (40) giebt er nur an, in 6 Fällen von 
chronischer Darmentzündung runde oder ovale Gebilde gefunden zu 
haben, deren Form sich bei Druck auf das Deckgläschen leicht ver- 
ändert und die 0,00015 — 0,000222 mm groß sind. Ihre Konturen 
sind auf frischen Präparaten schwer zu unterscheiden. Sie färben 
sich gut und dauernd mit Eosin. Kulturversuche mißlangen. In 
vielen Dysenterie-, Cholera- und anderen Fällen fand Kartulis 
diese Gebilde nicht. Noch behauptet er nicht, diese Gebilde seien 
die Entstehungsursacbe chronischer Diarrhöen, da ihm dazu jegliche 
Sektionsdateu fehlten, aber er betont ausdrücklich, daß diejenigen 
Kranken, deren Faeces die größte Anzahl der hier beschriebenen 
Amöben enthielten 1 ), am schwersten darniederlagen. 

Ein Jahr später (1886) teilte Kartulis (41) die Ergebnisse der 
Untersuchungen von 150 Dysenteriefällen mit. Er fand in jedem 
derselben 12 fi — 30 /« große Amöben. Sie besaßen deutliche Kerne 
und zahlreiche (bis 10) Vakuolen. Ihr Protoplasma hatte 1 oder 
mehrere Ausläufer. Sie zeichneten sich durch schwache Lebensfähig- 
keit aus, und zwar starben sie in den Faeces alle nach 24 und auf 
den Präparaten unter den Deckgläschen nach 1—2—4 Stunden ab. 
Zuweilen entstanden in denselben so bedeutende Einschnürungen, daß 
die beiden Parasitenhälften kaum noch durch ein schmales Bändchen 
verbunden waren; vollständige Teilung hat jedoch Kartulis nicht 
beobachtet. Sie färben sich schwer. Diese Parasiten fand Kartulis 
in jedem Dysenteriefalle; er konnte sie jedoch bei keiner anderen 
Krankheit entdecken. Am zahlreichsten waren die Amöben auf dem 
Grunde der dysenterischen Geschwüre und ihrer Nachbarschaft ver- 
treten, so daß sie um so tiefer lagen, je tiefer das Geschwür selbst 
war. Da Kartulis sie konstant in jedem Entwickelungsstadium 
derselben vorfand, so hielt er sie für die Urheber jener Krankheit in 
Aegypten. 

Wie ersichtlich, beschrieb Kartulis diesmal andere Amöben, 
als in seiner ersten Arbeit, und erkannte ihnen gleich pathogene 
Eigenschaften zu. Um diese Amöben, die den 11 Jahre früher von 

1) Kartulis nannte dieselben Kiesenamöben (?). Diese Beteichnung ist von vielen 
Autoren wiederholt worden. Was mich betrifft, so kann ich nicht einsehen, weshalb 
dieselben „Rlesen“-Amöben genannt werden, da die angeführten Dimensionen so gering 
»ind. Ich sctxe hier einen Druckfehler in den Ziffern voraus, um so mehr, da die bei 
100-fachcr Vergrößerung gefertigten Abbildungen von Kartulis wirklich sehr groß» 
Amöben darstellen, leb mache hier darauf aufmerksam, da obige Zahlen (0,00016 bis 
0,000282) überall angeführt werden, thatsächlicb aber gewiB nur eine Berichtigung er- 
forderten. 


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Zar Aetiologie der Dysenterie. 


99 


Loesch beschriebenen ähnlich waren, handelt es sich auch in den 
nächstfolgenden Arbeiten Kartulis’, in denen er ihnen das Bürger- 
recht in der Pathologie zu erkämpfen bemüht war. Bereits in seiner 
nächsten Arbeit (42) giebt er an, seine Amöben auch in Leberabsccssen 
bei Dysenterie gefunden zu haben. Er hatte dieselben in 20 Fällen 
in den Absceßwänden gefunden, worüber er einen Bericht zur Aerzte- 
versammlung in Washington einsandte. Später fand er sie fast in 
Beinzucht im Eiter eines noch bei Lebzeiten des Kranken eröffn eten 
Leberabscesses und in 8 analogen Fällen unter 11 überhaupt unter- 
suchten. 

Einige Monate vor dem Erscheinen dieser Arbeit veröffentlichte 
H 1 a v a (35) in Prag seine Beobachtungen über Dysenterie. Er fand 
konstant in allen 60 von ihm untersuchten Fällen von Dysenterie die 
Kar tulis’schen Amöben vor. 8 Kaninchen, 2 Bühner und 6 Meer- 
schweinchen wurden damit geimpft, ohne daß er Erfolg erzielt hätte; 
bei 4 Katzen (unter 6 Impfungen) und 2 Hunden (unter 17 Impfungen) 
erhielt er ein positives Resultat. Er erklärt jedoch nicht näher, worin 
dasselbe bestanden. Als nun im darauffolgenden Jahre die uns schon 
bekannten Forschungen von Chantemesse und Widal (19) er- 
schienen, erklärte Kartulis in Beantwortung derselben, er behaupte 
durchaus nicht, daß in anderen Ländern die Urheber der Dysenterie 
nicht Bakterien sein könnten. Er glaubt jedoch, daß in gewissen 
Gegenden die Ursachen dieser Krankheit in den von ihm beschriebenen 
Amöben zu suchen sei. Hier beruft er sich auf Hlava’s Unter- 
suchungen, denen zufolge die Dysenterie in Prag durch Amöben her- 
vorgerufen war, auf den uns bekannten Fall L o e 8 c h ’s in Petersburg, 
auf den Ausspruch Koch ’s, daß die Amöben auch in Indien vor- 
kämen, und auf seine eigenen Untersuchungen in Aegypten und Sudan, 
bei denen er stets in allen Dysenteriefällen (im ganzen in 500) Amöben 
gefunden, während sie bei anderen Krankheiten fehlten. 

In derselben Arbeit betont Kartulis nochmals die Rolle der 
Amöben bei Entstehung der Leberabscesse. In den Tropenländern 
findet man bei allen Ausländern, besonders bei Männern in höherem 
Alter, ausgesprochene Disposition zu Leberabscessen. Diese gewöhn- 
lichen Abscesse werden durch Bakterien hervorgerufen. Allein außer 
diesen kommen in den Tropenländern auch Leberabscesse nach Dysen- 
terie sehr häufig vor. Unter 22 Fällen von postdysenterischen Ab- 
scessen fand er 15 mal Amöben vor, darunter waren in 2 Fällen 
Bakterien im Eiter nachzuweisen. Er nimmt daher an, die Amöben 
zerstörten die Gefäße in den Ulcerationen und gelangen auf diese 
Weise in die Leber, indem sie dieselbe mit den in ihnen enthaltenen 
Bakterien infizieren, die auf dem derartig vorbereiteten Boden in der 
Leber Eiterung hervorrufen. 

Während durch obige Untersuchungen von Kartulis das Inter- 
esse sich immer mehr der Rolle der Amöben bei Dysenterie zuwandte, 
erschienen die Untersuchungen Massiutin’s (56) aus der Klinik 
von Loesch in Kiew. Sie sprachen insofern gegen die Amöben, als 
spezifische Krankheitserreger, als Massiutin sie auch in anderen 
Darmerkrankungen, nicht Dysenterie allein, nach wies. Streng ge- 
nommen, können nur 2 Fälle dieses Verf.’s (der 1. und 4.) in dieser 

T 



100 M. Simmonds, Zar Konservierung von Kartoffeln au Kulturzwecken. 


Hinsicht in Betracht kommen, denn nur in diesen fand Massiutin 
in den Faeces Amöben allein ohne Beimischung anderer Protozoen. 
Der eine Fall betraf einen Kranken, der nach Dysenterie seit 7 Jahren 
an Diarrhöe mit bluthaltigen Stühlen litt. Nach mehreren vergeblichen 
Untersuchungen fand Loesch in den frischen Stühlen zahlreiche 
Amöben, die sich längere Zeit im Darme hielten. Im 2. Falle wurden 
bei einem 27-jährigen Manne, der an akutem Darmkatarrh litt, 
Amöben gefunden Sie verschwanden nach 11 Tagen. In 3 weiteren 
Fällen fand (2 Fälle chronischer Diarrhöe und 1 Fall von Typhus 
abdominalis) Massiutin Amöben neben Cercomonaden. Ueber diese 
Fälle läßt sich eigentlich nichts näheres sagen, da man nicht wissen 
kann, ob das, was Massiutin in diesen Fällen für Amöben hielt, 
nicht etwa absterbende Exemplare von Cercomonaden waren. Wie 
dem auch sei, so widerspricht, streng genommen, die erste Beobach- 
tung Massiutin’s der Rolle der Amöben als Entstehungsursache 
der Dysenterie und als Ursache der Fortdauer der Diarrhöe nach 
derselben durchaus nicht ; sein 4. Fall aber könnte als leichtere Dysen- 
terieform (katarrhalische) mit günstigem Ausgange, wie solche von 
späteren Autoren wiederholt beschrieben wurden, betrachtet werden; 
allein Massiutin hatte durch seine abweichenden Beobachtungen das 
Ansehen der Amöben, als Urheber der Dysenterie, stark untergraben. 

Kurz darauf wurde jedoch die Bedeutung der Amöben bei Ent- 
stehung der Dysenterie durch eine Reihe von in den Vereinigten 
Staaten veröffentlichten Beobachtungen wieder bestätigt. Den ersten 
Fall, in welchem in der neuen Welt Amöben gefunden wurden, publi- 
zierte Osler aus Baltimore (62). Der Panama bewohnende Kranke 
hatte 5 Jahre an chronischer Dysenterie gelitten. Schließlich batten 
sich 2 Abscesse am rechten Leberlappen gebildet. Bei Eröffnung 
derselben fand Osler in dem sahneähnlichen (der Konsistenz nach) 
Eiter zahlreiche sich bewegende Amöben, die er u. a. Welch und 
Council man zeigte. Diese Amöben büßten die Beweglichkeit ein, 
wenn der Eiter einige Stunden lang gestanden hatte. Er fand die- 
selben Amöben in den Entleerungen seines Patienten. Er hält sie 
für entschieden pathogen, obgleich er hinzufügt, daß erst weitere 
Untersuchungen den wahren Zusammenhang zwischen ihnen und der 
Entstehung der Dysenterie zeigen müssen. (Forisetinng folgt.) 


Nachdruck verboten. 

Zur Konservierung von Kartoffeln zu Kulturzwecken. 

Von 

Dr. M. Simmonds, 

Prosektor am Alten Allg. Krankenbause zu Hamburg. 


\ 


Seit l 1 /, Jahren wende ich die folgende Methode zur Konser- 
— vrernng-gekpehter Kartoffeln an: Die Kartoffeln werden in üblicher 

i mlM. nn/t 




"Dipdfäd 




mgtsund gekocht. Nach dem Abkühlen werden sio mit 
[iffjifcick^lt und nebeneinander aufgehängt, sodann dreimal 




agle 



M. W. Beijerinck, Amöbenkultur auf festen Substraten. 


101 


in halbstündigen Pausen in eine Schellacklösung getaucht. Nach 
einer Stunde sind sie völlig trocken und können dann, nachdem die 
Bindfäden dicht oberhalb der Kartoffeln abgeschnitten sind, in Kasten 
aufgestapelt werden. So präparierte Kartoffeln lassen sich lange Zeit 
aofbewahren, ohne von Schimmelbildung zu leiden und ohne auszu- 
trocknen. Noch nach vielen Monaten zeigen sie eine tadellos feuchte 
Dnrchschnittsffäche und geben, wie ich mich durch zahllose Versuche 
überzeugt habe, einen guten Nährboden ab. Ich kann daher dieses 
Verfahren, welches ohne Mühe und Kosten gestattet, für viele Monate 
einen Vorrat von Kartoffelnährmedien zu erhalten, aufs angelegent- 
lichste empfehlen. 

Hamburg, 29. Dezbr. 1896. 


Nachdruck verbeten. 

Amöbenkultur auf festen Substraten. 

Antwort an Herrn Celli. 

Von 

M. W. Beijerinck. 

Kurz nachdem ich in diesem Blatte einen Aufsatz über Amöben- 
kultur auf festem Substrat veröffentlicht hatte *), erhielt ich von 
Herrn Celli eine sehr interessante Abhandlung über denselben 
Gegenstand*), worüber der Autor Übrigens auch in diesem Blatte, 
als Antwort auf meinen Aufsatz, berichtet hat *). 

Daß ich noch einmal die Feder aufnehme, um darüber zu sprechen, 
geschieht nur, um einen Unterschied zu betonen, welcher zwischen 
unseren Kulturresultaten besteht, namentlich zwischen meinen Kulturen 
vonAmoeba zymophila und denjenigen von Herrn Celli, wobei 
ich jedoch sofort bemerken will, daß meine A. nitrophila auf 
gleicher Linie mit Herrn Celli’s Kulturen steht. 

Dieser Unterschied besteht darin, daß meine A. zymophila eine 
wirkliche Reinkultur ist, und wie ich damals deutlich beschrieben, 
willkürlich auf jeglichen Nährboden übergebracht, und mit bestimmten, 
ebenfalls willkürlich zu wählenden Mikrobenarten ernährt werden 
kann, wobei ich als solche Ernährer Essigbakterien, Apiculatus- 
hefe und Coli commune verzeichnet habe. 

Bei Herrn Celli’s Versuchen (sowie bei den meinigen mit 
A. nitro phi la) ist von einer wirklichen Reinkultur nicht die Rede 1 2 3 4 ), 
die Ueberbringung auf ein willkürliches Nährsubstrat, z. B. auf Fleisch- 
oder Malzgelatine ist nicht möglich, wegen der Bakterienüberwucherung, 
wodurch bald die Amöben verschwinden würden. Auch ist es frag- 
heb, ob Herrn Celli’s Amöben sowie meine A. nitrophila über- 


1) Centralbl. f. Bakteriologie. I. Abt. Bd. XIX. 1896. p. 267. 

2) A. Cell! e K. Fiocea, lotorno alle Biologie delie Amebe. (Katr. d. Annali 
iHgieee sperimentale. Voi. V. 1896. Fase. 2. p. 177 ) 

3) Centrelbl. f. Bakteriologie. I. Abt. Bd. XIX. 1896. p. 636. 

Wie aas Herrn C elli's eigene» Worten (dieses Blatt 1. e. p. 637) hervorgebt. 


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102 


Allgemeines über Bakterien. 


haupt auf solchen extraktreichen Nährböden gedeihen können, selbst 
wenn es möglich wäre, die Bakterien etc. fernzuhalten, oder, rich- 
tiger, nach dem Bedürfnisse der Amöben zu wählen. 

Alles dieses ist jedoch bei meiner Amoeba zymophila er- 
reicht, und zwar so gut erreicht, daß ich meine Kulturen nun seit 
mehr als einem Jahre auf dieselbe Weise fortführe, als ob es sich um 
einen gewöhnlichen saprophytischen Mikroorganismus handelte. 

In meinen Kulturen von A. zymophila liegt also einerseits ein 
Beispiel vor von einer Amöbe, welche an saure und konzentrierte 
Nährmaterialen adaptiert ist, und andererseits das erste Beispiel 
einer Amöbenreinkultur im wissenschaftlichen Sinne, welche beide 
Umstände in Herrn Celli’s Kulturen nicht realisiert sind. 

Uebrigens ist mein Verfahren zur Kultur der Erdamöben auf 
ausgewaschenen Agarplatten ebenso einfach wie Herrn Celli’s 
Methode auf Chondrus crispus, und nicht, wie Herr Celli 
sagt, viel komplizierter. 

Daß ich nicht früher diese Antwort eingesandt habe, geschah deshalb, 
weil ich zunächst sicherstellen wollte, ob meine A. zymophila eine 
wirkliche Errungenschaft für das Laboratorium ist. Da ich glaube 
dieses nun praktisch erwiesen zu haben, kann es nur angezeigt sein, 
die Sache noch einmal aus dem Schlafe der Zeiten zu erwecken. 

Delft, 6. Januar 1897. 


Referate. 

Besenbach, Inwieweit hat die Bakteriologie die Dia- 
gnostik gefördert und die Aetiologie geklärt? (Dtsch. 
med. Wochenschr. 1896. No. 41.) 

Der Verf., welcher bekanntlich die Erfolge der Bakteriologie skep- 
tisch beurteilt, sucht in einer längeren Abhandlung mit einem großen 
Aufwand von Verstandesarbeit und unter Zuhilfenahme vieler Gleich- 
nisse den Beweis zu führen, daß der diagnostische Wert des Befundes 
spezifischer Bakterien bei der Krankenuntersuchung überschätzt wird. 
Seine Ausführungen kommen vielfach darauf zurück, daß durch die 
Anwesenheit solcher Bakterien das Bestehen der Krankheit in der 
Regel noch nicht bewiesen ist, daß vielmehr erst wirkliche Krank- 
heitserscheinungen vorhanden sein müssen, deren Eintritt noch von 
verschiedenen anderen Umständen abhängig ist. Namentlich sei der 
Bakterienbefund in prognostischer Beziehung im Vergleiche zu anderen 
Symptomen von geringem Belange. Unter den Parasiten bezeichnet 
R. als äußere Parasiten, Ektositen oder accidentelle Mikroorganismen 
solche Keime, welche die Schutzschichten der Epidermis resp. der 
Epithelien nicht durchbrochen haben, auf der Körperoberfläche oder 
in den mit der Luft in Verbindung stehenden Hohlräumen des Orga- 
nismus und deren Ausbuchtungen schmarotzen. Solche Mikroorganis- 
men können aber zu Endositen werden, wenn sie infolge von Ver- 


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Cholera. 


103 


Änderungen der Gewebe in die Schleimhaut eindringen; sie werden 
dann Nosoparasiten und sind in die Klasse der sekundären Noxen 
einzureihen ; als solche können sie im Blute (Hämositen) oder in den 
Geweben (Histositen) erscheinen und dort selbständige Veränderungen 
bewirken oder den Ablauf der Prozesse wesentlich modifizieren. R, 
erkennt jedoch an, daß es auch direkt pathogene Bakterien oder 
primäre Noxen giebt. 

Ref. darf die Leser des Centralblattes, welche sich für den Ge- 
dankengang des Verf.’8 interessieren, auf die Originalarbeit verweisen. 
Seinerseits hat er wirklich neue Gedanken in der Arbeit R.’s nicht 
gefunden. U. a. sind die Zweifel an der Berechtigung, auf den Nachweis 
des Diphtheriebacillus oder Choleravibrio praktische Maß- 
nahmen zu gründen, schon oft gehört, indessen wurden mit solchen 
Verfahren doch bisher nicht unbefriedigende Erfolge erreicht. Anderer- 
seits wird den hervorragenden Bakteriologen mit Unrecht der Vor- 
wurf gemacht, daß sie die klinischen Symptome und die pathologische 
Anatomie vernachlässigen; R. Koch würde seine großen Entdeckungen 
nicht gemacht haben, wenn er nicht stets gerade auf das Studium 
des Krankheitsverlaufes und der Gewebsveränderungen im kranken 
Körper den größten Wert gelegt hätte. Eins muß aber festgehalten 
werden, nämlich, daß trotz aller Konstitutionsverbältnisse, trotz aller 
nachweisbaren Schwäcbezuständen u. s. w. ohne den spezischen Er- 
reger eine Infektionskrankheit nicht entsteht, und in dieser Thatsache 
beruht die Bedeutung des Bakteriennachweises. K übler (Berlin). 

Cramer, E., Die Aschebestandteile der Cholerabaciilen. 

(Archiv f. Hyg. Bd. XXVIII. Heft 1.) 

Verf. weist zunächst auf die durch seine früheren Untersuchungen 
bereits festgestellte Thatsache hin, daß der Aschegebalt der Bakterien 
durch die verschiedenartigsten Verhältnisse, wie z. B. die Art des 
Nährmaterials, die Wachstumsdauer und -temperatur qualitativ und 
quantitativ wesentlich beeinflußt wird. 

Um ein für die quantitative Bestimmung der Aschebestandteile 
der Choleravibrionen möglichst geeignetes Material zu erhalten, 
züchtete Verf. 3 Cholerastämme verschiedener Provenienz in 1-proz. 
Sodabouillon nach Dame n, auf deren gleichartige Beschaffenheit bei 
den verschiedenen Versuchen besondere Rücksicht genommen wurde. 
Der Aschegehalt dieser Nährlösung wurde bei mehreren Versuchs- 
reihen durch Zugabe von 4 Proz. phosphorsaurem Natron, resp. 3 Proz. 
Chlornatrium in seiner Menge und Zusammensetzung nicht un- 
wesentlich geändert. 

Es zeigte sich nun, daß mit steigendem Aschegehalt des Nähr- 
materials auch der Aschegehalt der Bakterien zunahm, und zwar stieg 
derselbe — bezogen auf Trockensubstanz — von rund 8 Proz. in der 
auf normaler Sodabouillon gezüchteten Kultur bis auf ca. 30 Proz. 
in den auf den aschereicheren Näbrsubstraten berangewachsenen 
Vibrionen. Der Aschegehalt der feuchten Bakterienmasse stimmte 
beinahe vollkommen mit dem der verwendeten Nährbouillon überein. 

Die Ausnutzung der in dem Nährmedium den Bakterien zur 
Verfügung stehenden Aschenbestandteile betrug in zwei genauer ver- 



104 


Keuchhusten. 


folgten Fällen nur 0,49 Proz., war also gegenüber der Gesamtaus- 
nutzung des Nährbodens eine recht geringe. 

Aus der quantitativen Analyse der verschiedenen Bakterien- 
aschen ergab sich mit voller Sicherheit, „daß die Bacillen innerhalb 
gewisser Grenzen sich in der Zusammensetzung ihrer Aschenbestand- 
teile völlig dem Nährmateriale anpassen, auf dem sie gewachsen 
sind“. In den mit Chlornatrium und Natriumphosphat versetzten 
Nährlösungen wuchsen Kulturen mit sehr chlor- und phosphoräure- 
reichen Aschen heran, und es war ferner — z. B. aus dem Schwefel- 
säuregehalte — ersichtlich, daß auf die Zusammensetzung der ver- 
schiedenen Bakterienaschen außer der absoluten Menge auch das 
Verhältnis, in dem die Aschenbestandteile des Nährmaterials zu 
einander stehen, von Einfluß ist. Ferner ergab sich, daß sich die 
Bakterienascbe mit einem gewissen Bestandteile nur bis zu einem 
ganz bestimmten Punkte anzureichern vermag, wenn dieser Körper 
dem Nährmedium auch in noch größeren Mengen zugegeben sein 
sollte. Schließlich scheint auch die Aufnahmefähigkeit der Cbolera- 
vibrionen für die einzelnen Aschebestandteile eine verschiedene zu 
sein, und zwar wurden in den Versuchen des Verf. Phosphorsäure 
und Schwefelsäure besser ausgenutzt als Chlor. 

Vogel (Hamburg). 

Ritter, Julias, Ueber den Keuchhusten. [Vortrag, gehalten 
in der Sektion lür Kinderheilkunde der 68. Naturforscherversamm- 
lung in Frankfurt a. M.] (Berl. klin. Wochenschr. 1896. No. 47 
und 48.) 

Aus einem Krankenmaterial von 1161 Keuchhustenpatienten — 
auf die 5 letzten Jahre verteilt — entnimmt R. interessante epidemio- 
logische Beobachtungen. Die 1161 Kranken verteilen sich auf 
498 Familien, in denen es sich 79mal ereignete, daß einzelne Kinder 
— im ganzen 122 — völlig gesund blieben, obwohl sie in engBter 
Berührung mit den Pertussis-kranken Geschwistern standen. Von 
5 Kindern unter den Erkrankten steht es fest, daß sie zweimal 
Keuchhusten acquirierten, allerdings in Zwischenräumen von mehreren 
Jahren; es ist diese Thatsache von Interesse, denn bekanntlich sind 
mehrmalige Erkrankungen von Pertussis bisher — so auch von 
Henoch in seinem Lehrbuch — angezweifelt worden. 

Was das Lebensalter betrifft, so kamen die meisten Erkrankungen 
im 6. Lebensjahre vor — 251, während im 15. Jahre nur 1 Kranker 
zur Beobachtung kam; von den 252 Erwachsenen, welche sich im 
Kreise Keuchhustenkranker bewegten, wurde 1 Vater, 11 Mütter und 
1 Großmutter von der Krankheit befallen. 

Fast stets konnte nachgewiesen werden, daß das Kontagium von 
Individuum zu Individuum, selten durch Mittelspersonen, niemals aber 
durch vor längerer Zeit infizierte Räume übertragen wurde; vielmehr 
geschah es 7mal, „daß beim Quartalswechsel Zimmer, welche von 
keuchhustenkranken Individuen bewohnt waren, nach Verlauf von 
4—8 Tagen von kinderreichen Familien bezogen wurden, ohne daß 
eine Ansteckung statthatte“. Unter den befallenen Kindern waren 
auffällig viel wohlgenährte. 



Pneumonie. 


105 


In allen untersuchten Fällen konnte Ritterden Keuchhusten* 
diplococcus Dachweisen , den er bereits 1892 in der Berl. klin. 
Wochenschr. beschrieben hat, ohne daß sich derselbe seitdem allge- 
meine Anerkennung verschaffen konnte. Erwähnenswert ist, daß R. 
diesmal bei 3 Obduktionen den Diplococcus massenhaft auf der 
stark entzündeten Bronchialschleimhaut gefunden hat. Eine Be- 
schreibung seiner kulturellen Eigenschaften wird auch in diesem Vor- 
trag gegeben. 

Bei Besprechung der medikamentösen Behandlung tritt R. warm 
für das Bromoform ein, dem er einen entschiedenen Vorrang sogar 
vor dem Chinin einräumt. Er giebt dreiste Dosen, d. h. x / 4 — */>- 
jährigen Kindern 3mal tgl. 2 Tropfen. */, — 1-jährigen 3mal tgl. 3 Tr., 
3-jährigen 4— 5mal tgl. 6 — 7 Tropfen und älteren Kindern entsprechend 
höhere Dosen. Vagedes (Berlin). 

fialban , J. , Beitrag zur Pathogenität des Fried- 
laen der’schen Bac. pneumoniae. [Aus Hofrat Albert’s 
chirurgischer Klinik in Wien.] (Wiener klin. Wochenschr. 1896. 
No. 44.) 

Der mitgeteilte Krankheitsfall betrifft einen 53-jährigen Dienst- 
mann, welcher — vermutlich nach einem Trauma — eine alsbald in 
Vereiterung übergegangene Hämatocele der linken Skrotalhälfte be- 
kommen hatte. Auf der chirurgischen Abteilung des Wiener Kranken- 
hauses wurde der Eiter entleert, doch stellte sich 8 Tage nach der 
Operation unter Schüttelfrost eiDe Peritonitis ein, welcher Pat. erlag. 

Die Obduktionsdiagnose lautet: Peritonitis suppurativa post 
abscessum scroti et testis sinistri. 

ln dem Absceßeiter fand H. einen Kapsel bacillus, der nach allen 
mitgeteilten kulturellen Eigentümlichkeiten mit dem Friedlaender- 
schen identisch ist. Ob sich derselbe auch in dem Peritonealeiter 
fand, wird nicht besonders erwähnt. Wie der Bacillus in den skro- 
talen Bluterguß gelangt ist, läßt sich natürlich Dicht bestimmen. 
Verf. läßt beide Möglichkeiten (vom Darm oder von den Genital- 
organen aus) offen. Vagedes (Berlin). 

Storch, Die Pleuro-Pneumonie der Ziegen im Stein- 
bacher Grunde. [Vortrag, gehalten auf der XXL General- 
versammlung des Vereins kurhessischer Tierärzte am 27. September 
1896 in Marburg.] (Berliner tierärztliche Wochenschrift. 1896. 
No. 48.) 

In Steinbach -Hallenberg sind etwa 620 Ziegen, welche ihre 
Nahrung zum Teil auf gemeinsamem Weidegang suchen müssen. Ob- 
gleich nach Ansicht des Verf.’s diese einheimische Rasse kaum zu 
wünschen übrig ließ, hielt man es doch für vorteilhaft, durch Ein- 
führung der sogenannten Schweizer Sahnenziegen für eine Blut- 
auffrischung zu sorgen. Durch diese wurde die als Pleuro-Pneumonie 
vom Verf. benannte Krankheit eingeschleppt. Es erkrankte etwa 
die Hälfte aller Ziegen de3 Ortes, meist handelte es sich um eine 
chronische und zugleich gutartigere Form der Krankheit, der akuten 
Form erlagen indes die Tiere. Neben den bei vielen Infektions- 


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106 


Milzbrand. 


krankheiten auftretenden Allgemeinerscheinungen, bestehend in Tem- 
peratur und Pulserhöhung etc., machten sich besonders am Atmungs- 
apparat Veränderungen bemerkbar. Obduktionen ergaben, daß man 
es mit einer mit Pleuritis verbundenen Pneumonie zu thun hatte. 
Man fand umfangreiche, in der Regel jedoch auf einen Lungenflügel 
beschränkte Hepatisationen, fibrinöse Pleurabeläge und häufig mäßige 
Mengen eines gelbrötlichen fibrinösen serösen Exsudats. Die Respi- 
rationswege befanden sich im Zustande akuter Entzündung. Bak- 
teriologische Untersuchungen sind zwar gemacht, doch ist dieser Teil 
der Arbeit etwas stiefmütterlich bedacht. In Präparaten fand Verf. 
Bakterien, die denen des Bacterium avicidum ähnlich waren. 
Ein Kaninchen ging nach Einimpfung von Lungensaft an Lungen- 
hepatisationen ein, in den Lungen fanden sich die gleichen Bakterien. 
Ein Mehr wird nicht an bakteriologischen Daten berichtet. 

Die Empfänglichkeit für die Erkrankung nimmt mit zunehmendem 
Alter zu, Tiere unter 3 Monaten sah Verf. überhaupt nicht erkranken. 
Die Inkubationsdauer ließ sich nicht genauer feststellen, Verf. nimmt 
8 — 10 Tage an. 

Die Mortalität der akuten Fälle betrug 25 Proz. Die Maß- 
nahmen mußten naturgemäß prophylaktische sein. Verbot des gemein- 
samen Weideganges und Einfuhrverbot der Schweizer Ziegen, sowie 
Weitertransport von Ziegen der verseuchten Herden, sind die Haupt- 
momente. Die sächsische Regierung hat sich veranlaßt gesehen, bis 
auf weiteres die Einfuhr von Sahnenziegen zu verbieten. 

O. Voges (Berlin). 

Wlllach, Milzbrand oder nicht Milzbrand? Eine Ent- 
scheidung des Großhzgl. bad. Verwaltungsgerichts- 
hofes. (Deutsche tierärztl. Wochenschrift 1896. No. 19.) 

Es handelt sich hier um eine bald nach der Geburt (nach 
12 Stunden) eingegangene Kuh, in deren Blute und Milzsaft der 
beamtete Tierarzt Milzbrandbacillen gefunden haben will, während 
eine eingehende, durch W. vorgenommene Untersuchung ergab, daß 
es sich um Kadaverbacillen handelte. Diese Angelegenheit gewann 
dadurch an Interesse, daß der Besitzer der Kuh bei einem Falle von 
Milzbrand die Kuh nach einer bestimmten Taxe von Staatswegen 
ersetzt bekommt. Gleichzeitig hatte der beamtete Tierarzt aber auch 
Präparate an das hygienische Institut einer Universität geschickt 
und hier wurden die Bacillen für Milzbrandbacillen erklärt, freilich 
wegen des veränderten Verhaltens der Gelatinekulturen für „atypische“. 
Auch Mäuse starben nach 30—40 Stunden und sollen im Blute und 
im Milzsaft Milzbrandbacillen gezeigt haben. Dagegen blieb das von 
W. geimpfte Meerschweinchen am Leben. Was aber dem Gutachten 
der Universität für die richterliche Entscheidung hindernd in den 
Weg trat, war der Umstand, daß nach Verlauf einiger Zeit die aus 
den Organen der gestorbenen Mäuse gezüchteten Bacillen für weiße 
Mäuse und Meerschweinchen nicht mehr virulent waren, ja daß sie 
plötzlich im hängenden Tropfen Eigenbewegung zeigten (!). Der Gut- 
achter sagt selbst, daß diese Kulturen sicher keine Milzbrandbacillen 
enthielten und versucht nun die Ursache dieser Veränderungen dem 


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Tetanus. — - HosplUlbr&nd. 


107 


Verständnis näher zu rücken. Das ganze Gutachten muß viel mit 
Möglichkeiten und mit Annahmen rechnen und sticht deshalb außer- 
ordentlich von den klaren und sachlichen Angaben Will ach ’s ab. 
Es hat sich dann auch das Gericht dem Gutachten W.'s angeschlossen, 
Milzbrand als nicht vorliegend angenommen und die Klägerin mit 
ihrer Entschädigungsklage kostenpflichtig abgewiesen. 

Näheres dieses interessanten Rechtsstreites muß im Originale 
nachgelesen werden. Deupser (Deutsch-Lissa). 

Dieckerhoff und Peter, Zur Behandlung des Starrkrampfes 
beim Pferde mit Tetanus-Antitoxin (Behring). (Ber- 
liner tierärztliche Wochenschrift. 1896. No. 47.) 

Verff. berichten über einen Fall von Tetanus des Pferdes, das 
mit Behring’s Antitoxin behandelt ist. Das ausgesprochen teta- 
nische Tier erhielt 5 g trockenen Präparates = 500 Antitoxin- 
Normaleinheiten in Wasser gelöst in die Vena jugularis injiziert. 
Schon nach einigen Stunden ließen Trismus und tonische Muskel- 
krämpfe nach und wurde die Atmung freier. Nach 6 Tagen waren 
alle Symptome der Krankheit geschwunden. Nach allen Erfahrungen 
wäre das Tier ohne Antitoxin verloren gewesen. 

Besonders bemerkenswert erscheint der schnelle Rückgang der 
Erscheinungen, der bisher im Tierexperiment noch nicht beobachtet 
ist. Ob derselbe der vielleicht doch nur leichten Infektion oder der 
intravenösen Darreichung des Antitoxins, welches bis jetzt im Experi- 
ment subkutan gegeben wurde, zuzuschreiben ist, werden spätere 
Beobachtungen lehren. Marx (Berlin). 

Vincent, H., Sur l’ötiologie et sur les lhsions anatomo- 
pathologiques de la pourriture d’höpital. (Anuales de 
l’Institut Pasteur. 1896. No. 9.) 

Den Hospitalbrand kennen die jüngeren Aerzte nur aus Be- 
schreibungen; der Erreger der Krankheit ist bisher nicht gefunden 
worden, so daß es fast schien, als sollte mit dem Verschwinden der 
Erkrankung unsere Kenntnis von dem Wesen desselben eine un- 
genügende bleiben. Nun bringt V. Mitteilungen über die Aetiologie 
der Nosocomialgangrän, die volle Beachtung verdienen. Er machte 
seine Studien in Algier an 47 Arabern, die er Ende 95 bis Anfang 96 
gelegentlich der Madagaskar- Expedition in Behandlung bekam. Der 
genauen Schilderung der Symptome zufolge bat es sich bei diesen 
47 Mann um unzweifelhaften Hospitalbrand gehandelt. Er fand in 
allen Fällen einen geraden, nur zuweilen leicht gekrümmten und 
dann wohl auch in S-Form liegenden Bacillus, der häufig deutlich 
segmentiert ist, keine Sporen bildet, die gewöhnlichen Anilinfarben 
annimmt und sich nach Gram entfärbt. Dieser Bacillus fand sich 
in allen Fällen in reichlicher Anzahl in den Präparaten aus dem 
diphtherischen Wundbelag; ganz charakteristisch ist die Lagerung, 
wie sie sich in Schnittpräparaten (12 Fälle) ausweist. Hier sieht 
man unter dem eigentlichen pseudomembranösen Belag die Bacillen 
eine kontinuierliche Schiebt bilden und das ganze Stratum Malpighi 
einnehmen; während sie in der Pseudomembran selten sind, gehen 


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108 


Hospitalbrand. 


sie, z. T. den stark veränderten Gefäßen folgend, in die Tiefe, selbst 
die unterliegenden Muskelschichten nicht verschonend. 

Die beigefOgten Abbildungen geben ein überzeugendes Bild von 
dem Vorkommen der Bakterien, welches ein so massenhaftes ist, daß 
es fast Wunder nimmt, wie sie früheren Untersuchern entgehen 
konnte. Die von V. angewandte Technik ist folgende; Die Organe 
werden in konzentrierter Sublimatlösung, danach in Alkohol steigender 
Konzentration gehärtet, die Schnitte werden 10 Minuten in kalter 
Phenol-Thionin-Lösung ') gefärbt, dann wenige Sekunden in Jodalkohol 
(200 Alkoh. : 0,01 g Jod) gebracht, dann in gewöhnlichem Alkohol 
und ev. mit Fluorescin oder Safranin gegengefärbt. 

Von den im Original nachzulesenden pathologisch anatomischen 
Veränderungen der befallenen Hautpartieen sei hier nur hervorgehoben, 
daß mit steigender Intensität die Erkrankung der Gefäßveränderungen 
und infolgedessen Hämorrhagieen in das Unterhautzellgewebe erheb- 
licher werden. Kulturversuche, nach allen Richtungen hin angestellt, 
gaben stets negatives Resultat. Desgleichen gelang es nicht, Spiro- 
chäten, die sich in 40 Fällen, freilich in erheblich geringerer An- 
zahl, in Strichpräparaten und Schnitten fanden, zu züchten. Auch 
Impfungen an Menschen mit bakterienhaltigem Material — Verf. hat 
die Impfung auch an sich selbst angestellt — blieben erfolglos; 
desgleichen bei Tieren nach allen Methoden, selbst an Extremitäten, 
die stark gequetscht oder deren zuführender Nerv und Arterie unter- 
bunden waren, dagegen konnte V. an einem hochgradig tuberkulösen 
Kaninchen durch Einimpfung gangränöser bakterienhaltiger Massen 
Geschwüre von dem charakteristischen Aussehen erzeugen; die 
Empfänglichkeit schien durch vorhergehendes Hungern noch gesteigert 
zu werden; bei sonst gesunden Tieren blieb auch nach 3-tägigem 
Fasten die Impfung stets erfolglos. Um festzustellen, welchen Ein- 
fluß das Mitwirken der gewöhnlichen Eiterungen auf das Zustande- 
kommen der Infektion habe, mischte V. dem Impfmaterial der Reihe 
nach Streptokokken, den Staph. aureus, B. coli, B. pyo- 
c y a n e u s und B. Friedlaenderbei; diese Impfversuche waren stets 
erfolgreich d. h. es bildeten sich zuuächst akute Abscesse, die aber 
nicht alsbald zur Heilung führten, sondern das charakteristische diph- 
therische Aussehen boten, während die eigentlichen Eitererreger in ihnen 
nicht mehr, die beschriebenen Bakterien aber nun in Reinkultur nach- 
zuweisen waren. Versuchte V. von solchen Ulcerationen aus andere Tiere 
zu infizieren, so schlug die Impfung fehl. Einem der letzterwähnten 
Versuche erlag jenes obengenannte tuberkulöse Kaninchen; Schnitt- 
präparate von den gangränösen Ulcerationen zeigten ein gleiches 
Bild wie die gangränösen Hautpartieen des Menschen. 

Verf. schließt aus seinen Versuchen, daß es zum Zustandekommen 
der Infektion mit Hospitalbrand einer Schwächung der Allgemein- 
konstitution wie der Mitwirkung anderer Eitererreger bedürfe. 

Von Kontrolluntersuchungen ist nichts erwähnt, dennoch sind die 
gemachten Angaben so präcise, die mitgeteilten Versuche so über- 


1) TbioniD, die Farbstoffbase des Methylenblau. 


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Tierische Parasiten. 


109 


zeugend, daß der Leser dieser schönen Arbeit den Eindruck erhält, 
es könne sich nicht um einen gleichgiltigen Befund handeln. 

Vagedes (Berlin). 

t. Linstow, 0., Helminthologische Mitteilungen. (Archiv 
f. mikroskop. Anatomie. Bd. XLVIII. 1896. p. 375—397.) 

Die Arbeit wird eingeleitet durch die Diagnosen dreier neuer Nema- 
todenspecies : Filaria Ammocoetis aus Ammocoetes bran- 
cbialis, Filaria Gcotrupis aus Geotrupis sylvaticus und 
Nematodum Clyti aus Clytus arcuatus. 

Die in Lymnaea ovata und peregra lebende Cercaria 
Monostomi ist vielleicht die Jugendform von Monostomum 
mutabile Zed.; ebenso ist eine in Ephemera vulgata, Chae- 
topteryx villosa und Anabolia nervosa aufgefundene Disto- 
mumlarve auf Distomum isoporum Looss zurückzuführen. 

Es folgen nun kurze Angaben über die Larven folgender Distomen- 
arten: Distomum Phoxini, Notidobiae, Mystacidis und 
endolobatum. Mit Ausnahme der letzten sind alle Arten neu. 

Der so seltene Cysticercus Taeniae microstomatos Duj. 
ist vom Verf. wieder aufgefunden worden, ebenso der nicht weniger 
seltene Cysticercus Taeniae furcatae Stieda. 

Während die langgeschwänzten Cysticerken alle ein mit Haken 
versehenes Rostellum besitzen, ist die neue langgeschwänzte Species 
CyBticercus Parasilphae unbewaffnet. Die Untersuchung der 
soeben erwähnten, sowie überhaupt aller Cysticerken zeigt, daß der 
Entwickelung derselben kein einheitlicher Plan zu Grunde liegt Im 
allgemeinen lassen sich allerdings zwei Entwickelungsgruppen unter- 
scheiden. Zur einen gehören die Formen, deren Onkosphären nur 
einen Skolex bilden, zur anderen diejenigen, deren Onkosphären durch 
ungeschlechtliche Vermehrung zahlreiche Skolices entsprossen. 

Infolge des so verschiedenen Baues hat man die Cysticerken mit 
einer Reihe von Gattungsnamen belegt, welche sich kaum recht- 
fertigen werden, da ja alle diese Formen Larven von Tänien sind. 

Die Arbeit schließt mit einer Beschreibung der Taenia de- 
pressa v. Sieb, aus Cypselus apus. 

E. Riggenbach (Basel). 

Hamburger Magalhaensische Sanimelreise. Hamburg 1896. 
t. Linstow, 0., Nemathelminthen. 22 p. 1 Taf. 

Braun, 31., Trematoden. 8 p. 1 Taf. 

Lönnberg, E., Cestoden. 10 p. 1 Taf. 

Das von der Hamburger Expedition gesammelte Material para- 
sitischer Würmer bedeutet eine nicht unbeträchtliche Vermehrung 
unserer anatomischen und systematischen Kenntnisse. Besonders aber 
wird ein sehr willkommener Beitrag zur geographischen Verbreitung 
der Helminthen geboten und damit ein wichtiger Zweig der Parasiten- 
kunde berührt, der bis in die neueste Zeit sehr vernachlässigt worden 
ist. Die bisher fast unbekannte Parasitenfauna der Südspitze Amerikas 
kann nach den Ergebnissen der Hamburger Sammelreise erfolgreich 


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110 


Tierische Parasiten. 


mit der besser durchforschten der subarktischen Region verglichen 
werden. 

Außer einer Anzahl freilebender Nematoden, zum größeren Teil 
neuen Arten, fand v. Lin stow in dem ihm vorliegenden Material 
Ascaris adunca, Rud., aus dem Darme von Atherinichthy s 
microlepidotus und Ankylostomum stenocephalum 
Railliet, aus Canis azarae. Beide Würmer sind in Europa wohl- 
bekannt, der erstere als Schmarotzer von Alosa vulgaris und von 
gewissen marinen Fischen, der letztere als Parasit von Hund und 
Fuchs. Eigentümlicher scheint sich die Vertretung von Acantho- 
cephalen im Süden Amerikas zu gestalten, v. Lin stow nennt 
von ihnen drei Formen, die alle neu sind. Zwei stammen aus dem 
Darm von Atherinichthys microlepidotus — Echinorhyn- 
chus tumescens und E. heteracan thus. Die zuletzt genannte 
Art besitzt im männlichen Geschlecht einen Apparat von Kittdrüsen, 
deren Sekrete einen Verschluß des weiblichen Porus vermitteln sollen, 
nachdem die Begattung vollzogen ist. E. miniatus, die dritte neue 
Species, bewohnt den Darm von Anas spec. ; sie schließt sich an 
den bekannten europäischen E. polymorphus an. 

Eine Vergleichung der subantarktischen Fauna von Nematoden 
und Acanthocephalen mit der viel besser bekannten subarktischen 
Parasitenwelt ergiebt, daß von 14 Nematoden der südlichen Breiten 
nicht weniger als 7 im Norden wiederkehren. Dabei ist das in 
Frankreich und Deutschland gefundene Ankylostomum steno- 
cephal um nicht gerechnet. Von 10 Echinorhynchen des Südens 
sind dagegen als nordische Parasiten nur 2 bekannt. Der Verbreitung 
der Kratzer scheinen also viel engere Grenzen gezogen zu sein als 
derjenigen der Nematoden. Zu den weitverbreiteten Parasiten ge- 
hören nicht etwa nur Gäste schnell fliegender Vögel oder kosmo- 
politischer Haustiere, sondern, was geographisch viel bemerkenswerter 
ist, Arten, die im Norden und im Süden ganz verschiedene, spezifisch 
subarktische und subantarktische Wirte bewohnen. Damit stimmt 
auch die Thatsache, daß die Fauna freilebender Nematoden der einen 
und der anderen Region die größte Aehnlichkeit besitzt. 

Zu ganz ähnlichen geographischen Schlüssen gelangte Lönn- 
berg durch das Studium der von der Hamburger Expedition ge- 
sammelten Cestoden. Es handelt sich um 3 verschiedene Tänien, 
von denen 2, Taenia filum, Goeze, und Bot hriotaenia 
erostris, Lönnb., mit skandinavischen Formen fast völlig über- 
einstimmen. Höchstens können sie als Varietäten der nordischen 
Verwandten betrachtet werden. 

T. filum, sonst ein Bewohner von Stelzvögeln, wurde im 
Raubvogel Polyborus thrarus gefunden. Bothridiotaenia 
erostris bewohnt im Norden und Süden den Darm fischfressender 
Wasser vögel. Auch die dritte Gestodenform , die neue Art Pty- 
chophysa Michaelsenii aus Canis azarae, steht in Be- 
ziehung zu nordischen Cestoden. Sie ist nahe verwandt mit den aus 
Canis vulpes und Canis lagopus beschriebenen Tänien mit 
flächenständigen Geschlechtsöffnungen. Ein durchgreifender Unter- 
schied zwischen der Species Südamerikas und den Arten Europas 


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Schutzimpfung, ktinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmang etc. 


liegt Dar in der Anwesenheit oder Abwesenheit der Penisbestachelung. 
Zur Erklärung der Thatsache, daß dieselben, oder ähnliche Parasiten 
an geographisch weit voneinander abliegenden Orten verkommen 
können , ruft Lönnberg die AehDlichkeit der Lebensbedingungen 
an, die den Schmarotzern im Darme ihrer Wirte im Norden und im 
Süden geboten werden. Als Parallele zu den Befunden v. Linstow’s 
und Lönnberg’s darf wohl die vom Ref. jüngst nachgewiesene 
weite Verbreitung der Anoplocephalinen — Tänien europäischer und 
amerikanischer Mammalia — in den aplacentalen Sängern Austra- 
liens gelten. 

Anatomisch und systematisch viel selbständiger steht der Tre- 
matodenfund der Hamburger Sammelreise da, über welchen Braun 
berichtet Er bezieht sich auf Hemistomum alatum aus G a n i s 
azarae, das schon durch Natterer in demselben Wirt gefunden 
wurde, und auf den interessanten Vertreter einer neuen ektoparasiti- 
schen Gattung, Lophocotyle cyclophora. Wahrscheinlich 
stammt letztere Form von der Haut eines Fisches der Gattung 
Notothenia. Systematisch gehört die neue Gattung zur Familie 
der Trlstomeen und in ibr zur Subfamilie der Monocotylidae. 
Sie zeichnet sich aus durch ihren zungenförmigen Körper, mit deut- 
lich abgeseztem Kopfteil, der zwei Haufen von Kittdrüsen trägt. Als 
Fixationsapparat dient eine mächtige Haftscheibe, an deren einem 
Rande ein sehr kleiner Hakenkranz liegt. Der Darm ist gegabelt 
und sendet zahlreiche seitliche Zweige aus. 

Hinter dem Pharynx, links von der Medianlinie, weit nach vorne 
geschoben, öffnet sich der Genitalporus. Am männlichen Apparat 
fallt auf der mit einem geraden Stilet bewaffnete Penis, die große, 
gewundene Samenblase, und die zahlreichen, kleinen HodcD, welche 
ihren Platz in dem durch die Darmschenkel begrenzten Mittelfeld 
finden. Die Eier sind walzenförmig, gedeckelt, am basalen Ende in 
einen Stiel ausgezogen. F. Zschokke (Basel). 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick« 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 

Wevl, Handbuch der Hygiene. (Fortsetzung des Referats aus 
Bd. XX p. 539 ff.) 

Als 26. Lieferung des Weyl’schen Werkes ist eine nach 
Form und Inhalt gleich wertvolle Monographie von dem Bauinspektor 
Ruppcl aus Hamburg über Anlage und Bau der Kranken- 
häuser nach hygienisch-technischen Grundsätzen er- 
schienen. Das Buch umfaßt 284 Seiten und ist mit 304 Planskizzen 
und Abbildungen im Texte freigebig ausgestattet. Der Preis beträgt 
8,50 M., für Abnehmer des ganzen Werkes 4,50 M. 

Der Verf. zeigt zunächst in einem geschichtlichen Abriß, wie 


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112 Schutzimpfung, kümtl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmuug etc. 


eigentlich erst seit dem vorigen Jahrhundert das Bedürfnis, bei An- 
lage und Bau von Krankenhäusern hygienische Grundsätze zu be- 
achten, Anerkennung gefunden hat, und welche großen Fortschritte 
dann in der neueren und neuesten Zeit auf jenem Gebiete erreicht 
worden sind. Dann werden die ärztlichen Anforderungen an die 
Krankenhäuser umgrenzt, wobei als wesentlichste Bedingungen 1. aus- 
giebigste Zuführung von Licht und Luft zu den Kranken und 2. 
peinlichste Sauberkeit in allen Teilen des Krankenhauses bezeichnet 
sind. Weitere Abschnitte beschäftigen sich mit den verschiedenen 
Krankenhaussystemen , den Größenverhältnissen und dem Bauplane 
im allgemeinen. Dabei ist zugleich erörtert, inwieweit besondere Ein- 
richtungen, wie Desinfektionsanstalten , Eishäuser, Wagenschuppen, 
Liegehallen u. s. w. vorzusehen sind. Zahlreiche Pläne von Kranken- 
häusanlagen dienen hier, wie in dem folgenden Abschnitte über all- 
gemeine Anordnung der Kraukengebäude und -räume zur Erläute- 
rung. Es folgen Kapitel über die bauliche Ausführung der Gebäude 
UDd die Herstellung der Krankensäle, Uber Heizung und Lüftung der 
Räume, über Tageräume, Wärterzimmer, Baderäume, Theeküchen, 
Aborte, Operationsräume u. s. w.; auf Einzelheiten derselben kann 
hier nicht eingegangen werden, es genüge die Bemerkung, daß der 
Verf. sich bemüht hat, überall die neuesten Einrichtungen und 
Grundsätze seinen Lesern zu entwickeln. Das Gleiche gilt von der 
Erörterung der Koch- und Waschküchen, wobei wieder zahlreiche 
Abbildungen von Kochherden und Waschapparateu das Verständnis 
erleichtern. In dem Abschnitte über die Desinfektionsanlage hätte 
Ref. gewünscht, daß die Notwendigkeit der Dampfzuführung von 
oben und die Beschränkung auf geringen Ueberdruck für die Des- 
infektionsapparate stärker betont und eingehender begründet, sowie 
daß die zur Prüfung der Brauchbarkeit solcher Einrichtungen einzu- 
schlagenden Verfahren mitgeteilt worden wären; denn noch immer 
findet man hier und dort Desinfektionsapparate, deren Beschaffenheit 
oder Verwendung den rationellen Grundsätzen nicht entspricht und 
das Zustandekommen einer sicheren Wirkung ohne gleichzeitige 
ernstere Beschädigung der ihnen anvertrauten Gegenstände bezweifeln 
läßt. — Der Schilderung der Desinfektionseinrichtuug schließen sich 
Mitteilungen Uber die Anlage eines Verbrennungshauses, ferner über 
die von Eishäusern, Leich enhäusern, Kessel- und Maschinenhäusern 
an. Eingehend sind die Wasserversorgung, Beleuchtung, das Mobiliar, 
die Nebenanlagen u. s. w. abgehandelt. 

Ein gesonderter Hauptteil ist den Isoliergebäuden und 
Hospitälern für ansteckende Kranke gewidmet. Der Verf. 
fordert vollständige Trennung der einzelnen Krankheitsformen und 
des zugehörigen Wärter- und Dienstpersonals, strenge Absonderung 
der Krankenräume von der Verwaltung und den Wohnräumen des 
Personals, namentlich gesonderte Wasch-, Bade- und Kloseteinrich- 
tungen und Transportmittel für die Kranken, Beobachtungsräume für 
zweifelhafte Krankheitsfälle, reichlichste Licht- und Luftzuführung zu 
allen Gebäuden und Räumen, zuverlässige Desinfektion. Im einzelnen 
sind die Einrichtungen von Isolierzimmern, Isoliergebäuden, Kranken- 
schiffen, schwimmenden Hospitälern, Quarantäne- Anstalten und die 


iogle 



Schnteimpfung, klinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelangshemmung etc. 113 


Raumanordnung , sowie die Beschaffenheit der Krankenräume in 
Isolierspitälern geschildert: den Schluß macht eine Darstellung der 
Baracken und Krankenzelte. 

Die von Edelmann bearbeitete 27. Lieferung trägt den 
Titel Fleischbeschau und umfaßt 156 Seiten; der Monographie 
sind 29 Abbildungen im Texte beigegeben. Der Preis beträgt 4 M., 
für Abnehmer des Gesamtwerkes 2 M. 

Nach einer kurzen Einleitung werden die Notwendigkeit und die 
Erfolge der Fleischbeschau an statistischen Angaben über Prozent- 
sätze der beanstandeten Tiere, Ursachen der Beanstandung u. s. w. 
nachgewiesen. Interessant ist die von Hirschberg in Berlin fest- 
gestellte Abnahme der Augenfinnen nach Einführung der Fleisch- 
beschau. In der Zeit von 1853 — 1885 kam durchschnittlich 1 Fall 
von Augenfinne auf je 1000 Augenkranke, 1876 sogar 1 auf 420, 
1879 1 auf 450 und 1877 1 auf 800. Von 1886—1889 beobachtete 
II irschberg unter 30000 Augenkranken seiner Klinik nur 1, von 
1890 — 94 unter 43000 Augenkranken 2 Fälle von Finnen, während 
er von 1869 — 1885 bei 60000 Augenkranken 70 Fälle gefunden 
batte. — Die folgenden Abschnitte behandeln Wesen, Zweck, Auf- 
gaben und Ausbreitungsgebiete der Fleischbeschau; dann geht Verf. 
auf die Arten der Schlachttiere uud die Bedeutung ihres Alters für 
die Beschaffenheit des Fleisches ein; das Kapitel schließt mit Schil- 
derungen der Schlachtmethode mit wörtlicher Wiedergabe von gesetz- 
lichen Vorschriften über Notschlachtungen. Im 2. Kapitel werden 
zunächst die technischen und gesetzgeberischen Grundlagen der 
Fleischbeschau besprochen, letztere unter Anführung der betr. reichs- 
gesetzlichen Bestimmungen; dann folgen Abschnitte über Einteilung 
und Ausführung der Fleischbeschau, ferner über die Verwertung be- 
schlagnahmten Fleisches. Hier werden einerseits die Methoden ange- 
geben, welche an und für sich gesundheitsschädliches Fleisch, z. B. 
schwachtiuniges, trichinöses Fleisch oder Fleisch von tuberkulösen 
Tiereu ganz oder teilweise zur menschlichen Nahrung geeignet 
machen können (Kochen, Dämpfen, Ausschmelzen, Pökeln), anderer- 
seits die Möglichkeiten der Ausnutzung genußunfähigen Fleisches er- 
wähnt (Talgschmelzen, Knocheumehlfabrikation, Poudrettierung u. a.). 
Dann begründet der Verf. die Notwendigkeit der Freibänke. Ein 
Anhang giebt eine dankenswerte Uebersicht Uber den gegenwärtigen 
Stand der Fleischbeschau in den europäischen Staaten. Das 3. Ka- 
pitel handelt von der Fleischkuude; es werden die Unterscheidungs- 
merkmale der Fleischarteu von verschiedenen Tiereu, insbesondere die 
Mittel zur Erkennung betrügerischer Unterschiebungen von Fleisch 
mitgeteilt. Ueber das Aufblasen von Fleisch äußert sich der Verf. 
dahin, daß er ein solches Verfahren als auf Täuschung des Publikums 
berechnet und das aufgeblasene Fleisch als verdorben zu erachten 
bezeichnet. Edelmaun geht dann auf die Beschaffenheit des 
Fleisches von ungeborenen, unreifen oder abgemagerten Tieren, auf 
das Vorkommen abnormer Färbung des Fettes, von Geruchs- und 
Geschmacksabnormitäten des Fleisches ein und giebt Anhaltspunkte 
für die Beurteilung des Fleisches mangelhaft ausgebluteter oder ver- 
endeter Tiere. Endlich werden die postmortalen Veränderungen des 

ttale ASt. XXI. Xi S 


lOgle 



SchütziinpfuDg, künstl. Infektionskrankheiten, Entvrickelungshemmuug etc. 


Fleisches (Gärung, Fäulnis, Insektenlarven, Schimmelbildung, phos- 
phorescierendes Leuchten u. a.) erörtert. Im 4. Kapitel folgt die 
Pathologie der Schlachttiere in ihrer Bedeutung für die Fleisch- 
beschau. Dabei wird der an den lebenden Tieren zu berücksichti- 
genden Krankheitsmerkmale und demnächst der Schlachtbefunde 
gedacht Die einzelnen nachweisbaren Krankheiten sind kurz, aber 
für den beabsichtigten Zweck erschöpfend beschrieben, so die Disto- 
matosen, die Trichinose, die Finnen, Echinokokken, Pentastomen, 
Sarkosporidienkrankheiten, die Tuberkulose, der Milzbrand, der Rausch- 
brand, die Tollwut der Rotz, die Maul- und Klauenseuche, die 
Pocken (hier hätte der Verf. wohl etwas schärfer die Verschiedenheit 
der Tier- von den Menschenpocken betonen können, die zwar viel- 
leicht nicht in der Aetiologie, wohl aber im Wesen der Krankheit 
sicher vorhanden ist), der Tetanus, das maligne Oedem, die Aktino- 
mykose, die Bothryomykose, die pyämischen und septikämischen Er- 
krankungen, die Schweineseuche, der Schweinerotlauf, die besonderen 
Krankheiten der Rinder u. s. w. Vielfach ist dabei auch auf die 
Häufigkeit des Vorkommens der einzelnen Krankheiten und auf die 
bei der Beurteilung derselben maßgebenden Vorschriften der Reichs- 
und Landesgesetzgebung eingegangen. Das 5. Kapitel beschäftigt 
sich mit der Untersuchung und Beurteilung des Fleisches von Ge- 
flügel, Wild, Fischen und Schaltieren, sowie von Fleischpräparaten, 
wie gefrorenem Fleisch, Würsten, Salzfleisch, Büchsenkonserven, 
tierischen Fetten; im 6. Kapitel endlich sind die Fleisch- und Wurst- 
vergiftungen besprochen. 

In der 28. Lieferung giebt Sanitätsrat Dr. Briihnier (Berlin) 
einen Abriß der Eisenbahnhygiene. Das hier zum ersten Male 
in monographischer Form abgehandelte Thema hat in dem Verf. einen 
durch umfassende Fachkenntnisse und langjährige Erfahrung beson- 
ders berufenen Bearbeiter gefunden. Gewandte Schreibweise, abge- 
rundete Form und erschöpfende Darstellung sind als Vorzüge des 
kleinen Werkes anzuerkennen. Wir lernen darin die Unfallstatistik, 
die bei den Reisenden und beim Personal durch den Bahnbetrieb 
entstehenden Krankheiten kennen, können uns über die technischen 
Einrichtungen der Bahnhöfe, Weichen, Lokomotiven, über die Heizung 
und Lüftung der Wagen u. s. w. Kenntnis verschaffen, uns über die 
Maßnahmen gegen ansteckende Krankheiten, die Vorschriften hin- 
sichtlich des Leichentransportes, das Rettungswesen und die Wohl- 
fahrtseinrichtungen der Eisenbahn, sowie über die sanitären Be- 
dingungen des Eisenbahupersonals und die Organisation des ärztlichen 
Eisenbahndienstes unterrichten. Die 77 Seiten zählende Abhandlung 
ist mit 13 Abbildungen über Signale u. a. ausgestattet. Der Preis 
beträgt 2,50 M., für Abnehmer des Gesamtwerkes 1,25 M. 

An der 29. Lieferung, welche „ Hy giene der chemischen 
Großindustrie“ betitelt ist, sind mehrere Bearbeiter beteiligt. 
Eine medizinalstatistische Einleitung ist von Regierungs- 
und Medizinalrat Dr. Roth in Oppeln verfaßt. Von anorgani- 
schen Betrieben schildert Privatdozent Dr. HeiiizerHnsr 
(Darmstadt) die Fabrikation von Schwefel, Schwefelwasserstoff, 
schwefliger Säure, Schwefelsäure, Schwefelkohlenstoff, Soda, Salzsäure 


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Schutsimpfang, liünstl. Infektionskrankheiten, Enterickelnngsbeminnng etc. 1 1 5 


und Chlorkalk, der Kalisalze, von Ammoniak, Ammoniaksalzen, Sal- 
petersäure, ferner die Sprengstoffindustrie, die Fabrikation der Chrom- 
präparate, des Alauns und der Alaunverbindungen, der Super- 
phosphate und Thomasschlacken, des Ultramarins, Cements, des 
Bleies, Kupfers, Quecksilbers, Zinns und deren Verbindungen, des 
Silbers, Arsens, Antimons, Zinks und der Eisensalze. Die mit den 
Betrieben verbundenen Gefahren und ihre Verhütung sind dabei an- 
schaulich geschildert. In gleicher Weise hat Oberstabsarzt TIelbIg 
(Dresden) die Hygiene der Phosphor- und Zündwaren- 
industrie bearbeitet. Die organischen Betriebe hat 
Dr. Croldschmidt in Nürnberg zum Gegenstände einer verdienst- 
lichen Abhandlung gemacht. Er geht dabei auf die Leuchtgas- 
industrie, die Teerindustrie, die Teerfarhen, die Petroleumindustrie, 
die Industrie der Firnisse, Harze, des Kautschuks und der Gutta- 
percha ein. Seine Ausführungen werden durch ein t von Weyl ver- 
faßtes Kapitel über Rhodan- und Cyanverbindungen vervollständigt. 
— Die Gesamtlieferung ist durch die Vorzüglichkeit ihrer Form und 
Darstellung ein würdiger Teil des Handbuchs. Auf Einzelheiten 
kann hier nicht eingegangen werden, da das Gebiet der Bakteriologie 
nicht berührt ist. Die Reichhaltigkeit des verarbeiteten Stoffes er- 
hellt aus der vorstehenden kurzen Inhaltsangabe. 

Kühler (Berlin). 

Pfeiffer und Kolle, Experimentelle Unters uchungen zur 
Frage der Schutzimpfung des Menschen gegen 
Typhus abdominalis. fAus dem Institute für Infektions- 
krankheiten in Berlin.] (Dtsch. med. Wochenschr. 1896. No. 46.) 

Die Verff. haben in früheren in dieser Zeitschrift erschienenen 
oder referierten Mitteilungen berichtet , daß ihren Untersuchungen 
zufolge durch Choleraschutzimpfungen nach Haffkine im mensch- 
lichen Blute spezifische, gegen die Cholerainfektion schützende Anti- 
körper, aber nicht Antitoxine erzeugt werden. Da es ihnen ferner, 
wie ebenfalls in dieser Zeitschrift schon berichtet ist, gelungen war, 
nachzuweisen, daß das Blut von Typhus-immunisierten Tieren und 
von Typhusrekonvalescenten spezifisch baktericide Typhusantikörper 
enthält, lag es nahe, zu prüfen, ob solche auch beim gesunden 
Menschen durch Typhussebutzimpfungen gebildet werden können. 

Von einer aus Typhusmilz gezüchteten Kultur, die in weniger 
als 1 / , 0 Oese (0,2 mg) frischer Agarkultur ein Meerschweinchen 
von 300 g Körpergewicht bei intraperitonealer Injektion sicher tötete, 
wurde verschiedenen Personen, welche noch niemals an Typhus ge- 
litten hatten und fieberfrei waren, je 1 ccm einer bei 56° C sterili- 
sierten Bouillonaufschwemmung (je 1 Oese Agarkultur auf 1 ccm 
Bouillon) unter die Rückenhaut gespritzt Meist 2 — 3 Stunden nach 
der Injektion stellte sich hei den Behandelten Frösteln, Schwindel, 
Unbehagen und Schmerz an der Einspritzungsstelle ein. Abends 
stieg die Körpertemperatur auf 3 38,5°; nachts war der Schlaf un- 
ruhig. Im Laufe des folgenden Tages gingen alle Erscheinungen 
zurück. Das mit blutigem Schröpfkopf am 11. Tage darauf ent- 
nommene Blut zeigte Eigenschaften, welche das Blut vor der Injektion 

8 * 



||0 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickclungshemmung etc. 

nicht besessen hatte. Es wurden darin mindestens in gleichem Maße, 
wie im Serum von Typhusrekonvalescenten, spezifisch baktericide 
Substanzen nachgewiesen. In einem Falle genügten z. B. 0.075, in 
einem anderen 0,01 ccm Serum, um im Gemisch mit 1 Oese Typhus- 
agarkultur deren sonst sicher tödliche Wirkung bei intraperitonealer 
Injektion Meerschweinchen gegenüber aufzuheben. 

Die Verff. hoffen, daß ihre Untersuchungsergebnisse zu Immuni- 
sicrungszwecken, z. B. im Falle eines Typhusausbruchs bei Heeres- 
teilen im Felde oder bei anderen Anlässen praktisch verwertet werden 
können. Siebetonen, daß die früher von Brieger, Wassermann, 
E. Fraenkel u. A. unternommenen Untersuchungen über spezifische 
Wirkungen von Typhuskulturen am Menschen nicht zur Immunisierung, 
sondern zu Heilzwecken angestellt worden sind, uud erklären damit, 
daß jene Forscher zu gleich günstigen Ergebnissen, wie sie selbst, 
nicht gelangt sind. Kübler (Berlin). 

Böhm, Zur Technik der Massenimpfungen. (Monatsschrift 
für praktische Tierheilkunde. Bd. VII. Heft 4. p. 155 — 158.) 

Bei der Vornahme der Massenimpfuugen gegen Rauschbrand 
zeigten sich die gewöhnlichen Subkutanspritzen als nicht anwendbar, 
da die Kleinheit derselben ein häufiges Füllen mit Impfstoff bedingte 
und der Kanülenansatz leicht undicht wurde. Hierdurch war ein 
großer Verlust an Zeit und Impfmaterial gegeben und B. konstruierte 
daher eine größere Spritze, bei der die Kanüle aufgeschraubt wurde 
und brachte, um sich die sofortige Reinigung nach jeder Impfung zu 
sparen, das Ganze in eine Metallhülse, die sich fernrohrartig ver- 
kürzen und verlängern ließ. Hierin wird die Spritze nun samt 
Kanülen, einerlei ob mit Impfstoff gefüllt oder nicht, untergebracht 
und kann nun bequem in der Rocktasche transportiert werden. Vor 
jeder neuen Füllung wird die Spritze mit sterilisiertem Wasser aus- 
gespritzt und im Hause findet dann erst eine gründliche Reinigung 
durch Auseinandernehmen sämtlicher Teile statt. Der Arbeit ist 
eine Figur beigefügt, welche die Spritze nebst 2 Kanülen in ihrer 
Hülse zeigt. 

Schließlich mag noch erwähnt werden, daß das Instrument zum 
Preise von 15 M. von Katsch in München zu beziehen ist. 

Umständlich genug erscheint dem lief, die ganze Sache immerhin 
noch und sicher teilt die Spritze auch alle ihre Fehler und Unan- 
nehmlichkeiten mit den Stempelspritzen. Versuche mit einer nach 
Art der Koch’scheu oder Stroh sch ei n’schen Instrumente kon- 
struierten Spritzen würden vielleicht die Massenimpfungeu noch ein- 
facher gestalten. Als Aufbewahrungsort würde auch hier die ver- 
schiebbare Hülse sicher am Platze sein. 

Deupser (Deutsch-Lissa). 

Behring und Knorr, Tetanusantitoxin für die Anwendung 
in der Praxis. (Dtsch. med. Wochenscbr. 1896. No. 43.) 
Willemer, Ein mit Behrin g’schem Antitoxin behan- 
delter Tetanusfall. [Aus der inneren Abteilung des Hospitals 
zum heiligeu Geist in Frankfurt a/M.] (Ebenda. No. 46.) 


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Schutzimpfung, kU&stl. Infektionskrankheiten, Entwickclnngshemmang etc. 117 

Bienwald, Ein Tetanusfal), mit Behring’s neuem Anti- 
toxin behandelt. (Ebenda. No. 49.) 

Behring und Knorr geben bekannt, daß in den Farbwerken 
Höchst a. M. ein Tetanusantitoxin von unzweifelhafter Heilwirkung 
für Meerschweinchen und Mäuse hergestcllt ist und ausgegeben 
werden soll. Die Kontrolle über Wirkungswert und Unschädlichkeit 
des verkäuflichen Vorrats hat Ehrlich übernommen. Es werden 
vorläufig 2 Präparate abgegeben. 

„1) Trockenes Präparat ist ein Tet.A.N. 10# , d. h. ein 
hundertfaches Tetanusnormalantitoxin, von welchem 1 g 100 Anti- 
toxinnormaleinheiten enthält. Dasselbe wird verabfolgt in Fläschchen 
ä 5 g, also enthaltend 500 Antitoxinnormaleinhciten. 500 Antitoxin- 
normaleinheiten repräsentieren die einfache Heildosis für den Menschen 
und für Pferde, welche vor dem Gebrauch in 45 ccm sterilisierten 
Wassers von höchstens 40° C aufgelöst und auf einmal eingespritzt 
werden soll.** Die Verff. raten zur Anwendung intravenöser Injektion. 
Soweit diese bei Menschen aus äußeren Gründen durch subkutane 
Injektion ersetzt werden müsse, sei in akuten Fällen ein günstiger 
Ausgang nur zu erwarten, wenn die Behandlung spätestens 36 Stunden 
nach dem Krankheitsbeginne eingeleitet wurde. „Der in der Regel 
in den Wundstarrkrampffällen nachzuweisende infizierende Fremd- 
körper ist, trotz der spezifischen Allgemeinbehandlung, zu entfernen 
und die Wunde zu reinigen, um die fortschreitende Giftproduktion 
zu verhindern.“ 

„2) Gelöstes Tetanusantitoxin ist ein Tet.A.N. s , d. h. 
ein fünffaches Normalantitoxin, von welchem 1 ccm 5 Antitoxin- 
normaleinheiten enthält. Dasselbe wird verabfolgt in Fläschcheu 
ä 5 ccm.“ Dosis 0,5 — 5,0 ccm subkutan bei solchen Verletzungen, 
welche den Tetanusausbruch befürchten lassen. Die Größe der 
DosiB hängt von der seit der Verletzung verstrichenen Zeit ab. 

1 g des Präparates enthält lOOmal mehr wirksame Substanz 
als 1 ccm des früher von Behring und Knorr hcrgestellten 
Tetanusserums. 

Das zweite Präparat hat sich zur Immunisierung von Tieren in 
Frankreich bereits gut bewährt; es enthält etwas Phenol. Das trockene 
Präparat ist eingetrocknetes Serum ohne konservierenden Zusatz und 
behält in gut verschlossenen Gefäßen lange Zeit hindurch seinen anti- 
toxischen Wert; wird es jedoch gelöst, so verliert es an Haltbarkeit. 
Die einfache HeildosiB kostet 30 M. 

Die Verff. ersuchen die Aerzte, den Heilwert des Mittels in der 
Praxis zu prüfen und bezeichnen die Veterinärpraxis als zu Versuchen 
besonders geeignet. 

Die beiden von Wille me r und Bienwald bisher veröffent- 
lichten Fälle gestatten ein Urteil über das Tetanusantitoxin noch 
nicht. Beide Male kam das Mittel erst spät, nämlich bei W i 1 1 e m e r 
am 9., bei Bienwald am 4. Krankheitstage zur Anwendung. Im 
ersten Falle erfolgte wenige Stunden nach der subkutan ausgeführten 
Injektion Besserung und in den folgenden Tagen Genesung; nach 
der Beschreibung hatte es sich jedoch offenbar um die verhältnis- 
mäßig milde, chronische Form gehandelt, die auch bei anderer Be- 


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113 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelung&hemmang etc. 


iiamllung nicht selten günstig verlauft In dem viel schwereren Falle 
von Bie n wa 1 d erfolgte wenige Stunden nach Anwendung des Mittels 
der Tod. Kühler (Berlin). 

Dleckcrhoff, W. und Peter, B., Zur Behandlung des Starr- 
krampfes beim Pferde mit Tetanus-Antitoxin (Beh- 
ring). (Berliner tierärztliche Wochenschrift. 1896. Ho. 50.) 

Die beiden Autoren berichten über die Wirkungsweise des neuen 
Behring’schen Tetanusheilserums bei 4 Pferden, welche an Tetanus 
truumaticus litten. Die Tiere waren sämtlich bereits mehrere Tage 
krank und hatten mehr oder weniger ausgebreitete Tetanuserschei- 
nungen. Die Injektionen des Antitoxins geschahen intravenös in die 
Vena jugularis. Der Erfolg war ein allmähliches Nachlassen der 
tetanischen Symptome und Heilung in zwei Fällen. Zwei Fälle 
endeten letal. Bei diesen beiden letzteren war es aber bemerkens- 
wert, daß der Tod nicht durch die eigentliche Tetanusvergiftung er- 
folgte, sondern durch eine Sekundärinfektion, hervorgerufen durch 
eine durch Schlucken entstandene Bronchopneumonie. Dieses Ver- 
schlucken war bedingt durch einen starken Trismus und konnte in 
einem Falle trotz Irrigation der Mundhöhle mit Wasser nicht ver- 
hindert werden. Die Autoren äußern sich über den Ausfall ihrer 
Experimente mit Vorsicht, wenn sie sagen, daß das Mittel für die 
Behandlung des Starrkrampfes beim Pferde alles das leistet, was 
von Behring in der Gebrauchsanweisung angegeben sei. Verff. 
glauben ferner, daß durch eine rechtzeitige Einverleibung des Anti- 
toxins die weitere Ausbildung der Krankheit gehemmt werde, und 
daß dann ganz allmählich der tonische Krampf der Skelettmuskeln 
nachläßt. Die Pferde könnten bereits in 3 Wochen geheilt werden, 
während bei den nicht letal verlaufenden Fällen sonst eine Krankheits- 
dauer von 5—6 Wochen beobachtet wird. Endlich empfehlen die 
Autoren in Uebereinstimmung mit Behring eine möglichst früh- 
zeitige Autitoxiubehandlung. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn 
die Autoren auch Untersuchungen über den Verbleib des Antitoxins, 
besonders bei den letal verlaufenen Fällen, angestellt hätten, ähnlich 
wie dieses seiner Zeit im Institut für Infektionskrankheiten am 
Menschen geschehen ist, um festzustellen, ob vielleicht die Antitoxin- 
mengen ungenügend gewesen seien oder ob die Vergiftung bereits so 
zerstörend gewirkt, daß eine Reparatio in integrum nicht mehr mög- 
lich war. Vielleicht geben spätere Fälle zu diesen Untersuchungen 
noch Gelegenheit. O. Voges (Berlin). 

van de Velde, Contribution ä Pim munisation des lapins 
contre le staphylocoque et le streptocoque pyogenes. 
(Annales de l’Institut Pasteur. Tome X. No. 10.) 

Verf. sucht der Frage näher zu treten, ob die verschiedenen, 
zur Immunität führenden Immunisierungsmethoden gleichwertig sind. 
Er beschränkt sich auf die Prüfung von erhitzten und nicht er- 
hitzten zur Immunisierung zu verwendenden Stoflfwechselprodukte von 
Staphylokokken und Streptokokken in Bezug auf die erreichte Im- 
munität. 


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Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Gntwickclungshemmnng etc. H9 


Zunächst beschäftigt sich seine Arbeit mit der Immunisierung von 
Kaninchen gegen Staphylokokken und giebt Verf. einen Rückblick 
über seine bisherigen diesbezüglichen Mitteilungen. Ueber die Bildung 
von Leukocidin und Antileukocidin ist bereits in dieser Zeitschrift 
referiert und können diese Thatsachen wohl als bekannt vorausgesetzt 
werden. Verf. zog daraus den Schluß, daß die Leukocyten vornehm- 
lich den Kampf mit den Staphylokokken fuhren, und bringt jetzt 
einige neue Versuche über die baktericide Eigenschaft derselben. 
Verf. überträgt in Serum Staphylokokken. Es tritt zunächst infolge der 
baktericiden Wirkung des Serums eine Verminderung derselben ein, 
bald jedoch beginnt die Vermehrung. Nun werden dem einen Teil 
dieser Flüssigkeit, deren Bakteriengehalt bestimmt wird, Leukocyten 
zugesetzt, die aus einem durch abgetötete Staphylokokken erzieltem 
Kaninchenpleuraexsudat stammen, dem anderen Teil das leukocyten- 
freie Exsudat In beiden Proben tritt eine Verminderung der 
Staphylokokken ein, jedoch ist die durch das Serum hervorgerufene 
verschwindend gegen die durch die Leukocyten bewirkte. Diese Ex- 
perimente, welche ausführlich im Original nachzulesen wären, beweisen 
dem Verf. die ausschlaggebende Bedeutung der Phagocytose beim 
Kampf des Organismus mit den Staphylokokken. Demgemäß ist für 
Verf. Staphylokokken-Immunität gleichbedeutend mit Autileukocidin- 
bildung, die die Leukocyten schützt, welche das wirksame Prinzip der 
Staphylokokkenveruichtung im Organismus sind. Er benutzt als Stoff- 
«echselprodukte der Staphylokokken reichlich Leukocidin enthaltendes 
Pleuraexsudat von mit Staphylokokken getöteten Kaninchen. Dasselbe 
wird, uachdem die Staphylokokken durch Aether abgetötet waren 
und letzterer verdunstet ist, teils unerhitzt, teils erhitzt Kaninchen 
subkutan injiziert. Es sei hier daran erinnert, daß erhitztes Exsudat 
kein Leukocidin mehr enthält. Tiere, die mit solchem Exsudat — 
erhitzt oder nicht erhitzt — behandelt wurden, magern anfangs ab, 
bis sie sich schließlich daran gewöhnen. Die Tiere, welche mit nicht 
erhitztem Exsudat behandelt waren, hatten im Verlaufe von 7 bis 
8 Woeben Antileukocidin gebildet, nicht so die anderen. Leider fehlen 
alle Angaben darüber, ob die mit erhitztem bezw. unerhitztem Exsudat 
behandelten Kaninchen Immunität gegen Staphylokokken erworben 
haben. 

Was die Immunisierung gegen Streptokokken anbelangt, so be- 
nutzte Verf. erhitzte und nicht erhitzte Filtrate von Kulturen. Mit 
beiden erzielte er Immunität, die sich als gleichwertig erwies. In 
Bezug auf Einzelheiten sei auf das Original verwiesen. 

Ref. ist der Ansicht, daß ohne weiteres ein Vergleich zwischen 
dem Zustandekommen von Immunität gegen Streptokokken und der 
Bildung von Antileukocidin im Kaninchenkörper nicht zu ziehen ist. 
van der Velde hat wohl die hochinteressante Thatsache nach- 
gewiesen, daß die Staphylokokken Leukocidin erzeugen und daß sich 
UDter bestimmten Verhältnissen im mit Staphylokokkenprodukten 
immunisierten Kaninchenkörper Antileukocidin bildet; nicht aber ist 
bis jetzt, wie schon bemerkt, von ihm durch Versuche bewiesen, 
daß Kaninchen, welche durch Behandlung mit Leukocidin Anti- 
leukocidin in ihrem Körper bilden, gegen die lebenden Staphylo- 



120 Schutzimpfung, kflnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


kokken immun sind. Verf. nennt selbst das Leukocidin einen der 
Faktoren, deren sich der Mikrobe im Kampfe mit dem Tierkörper 
bedient, es ist aber nur ein Faktor , wie van der Velde am an- 
deren Orte bestätigt, wenn er sagt, daß bei mit Staphylokokken ge- 
töteten Hunden die Leukocytcu beweglich bleiben. Wenn deshalb 
unser Wissen durch diese lesenswerte Arbeit auch um' einige neue 
interessante Daten über die Produkte der Staphylokokken bereichert 
ist, so ist Ref. nach dem oben Gesagten doch der Ansicht, daß sie 
fast nichts zur Lösung der vom Verf. sich selbst gestellten Aufgabe 
beiträgt. Marx (Berlin). 

Boucheron, S6roth6rnpie antistreptococcique dans les 
d acryocystites purulentes. (LaSemaine m6dicale. 1896. 
p. 463). 

B. teilt einen Fall mit, wo er bei einer Frau, die seit Jahren 
an einer Dakryocystitis purulenta litt, Injektionen von Autistrepto- 
kokkenserum (Marmorek) machte. Nach der ersten Injektion trat 
eine bedeutende Besserung auf, welche auf zwei nach 14 und 8 Tagen 
gemachte Injektionen einer vollständigen Genesung Platz machte. 
B. geht auf Grund seiner einen Beobachtnng so weit, vorzuschlagen, 
bei Gelegenheit von Katarakt und anderen Operationen oder bei 
Traumen Injektionen von Antistreptokokkenserum zu machen. (Anm. 
d. Ref.: Soll das ein Ersatz für die dann ja nicht mehr notwendige 
Asepsis sein?!). Ahlefelder (Charlottenburg). 

Bailance and Abott, A case of haemorrhagic septicaemia 
treated by antistreptococcus-serum. (Brit. med. Journ. 
No. 1853.) 

Die Verff. beschreiben einen Fall von schwerer Septikämie, die 
bei einem Arzte im Anschluß an eine Verletzung des Daumens bei 
der Sektion einer eiterigen Peritonitis auftrat. Schon nach einigen 
Stunden begann der Daumen sehr schmerzhaft zu werden und anzu- 
schwellen, bald trat Lymphangitis des Armes und Anschwellung der 
Achseldrüsen dazu. Bei einer Incision wurde kein Eiter gefunden. 
Atn nächsten Morgen zeigt sich ein scharlachähnliches Erythem, die 
Temperatur war 39,4, der Puls frequent und klein. Im Laufe des 
Tages nahmen die Schmerzen noch zu, der Kranke wurde benommen, 
das Erythem war jetzt stellenweise hämorrhagisch; um Mitternacht 
stieg das Fieber bis 40,4, der Puls war sehr schlecht und unregel- 
mäßig. Nun wurde mit Injektionen von Antistreptokokkenserum 
begonnen, zunächst 3,5 ccm alle vier Stunden, später die doppelte 
Dosis. Sechs Stunden nach der ersten Injektion trat eine deutliche 
Besserung des Befindens ein: die Benommenheit und die Kopf- 
schmerzen verschsvanden, Puls und Atmung wurden langsamer und 
regelmäßiger und die vorher trockene „typhöse“ Zunge begann sich 
zu reinigen. Auch die Temperatur ging fast nach jeder Injektion 
etwas herab, um jedoch bald wieder anzusteigen, und es dauerte 
noch 10 Tage, bis sie in lytischem Abfall zur Norm zurückgekehrt 
war. Inzwischen hatte Pat. nicht weniger als 168 ccm Serum er- 
halten. 


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Schutzimpfung, künstl. Infektionsknnkbei ten, Entwickelungshemmung etc. 121 


EiDe bakteriologische Blutuntereuchung wurde nicht gemacht, so 
daß es also keineswegs feststeht, ob es sich in der That um eine 
Streptokokken - Septikämie gehandelt bat; die beigegebene Kurve, 
deren tägliche Remissionen nur um 1° herum schwanken, spricht 
zum mindesten nicht deutlich dafür: es ist keineswegs die typische 
großzackige „Streptokokkenkurve“, 

Anhangsweise beschreibt Bokenham sein Verfahren zur Her- 
stellung des Antistreptokokkenserums ftlr die Firma Burrough, 
Wellkome and Co., dieses Präparat kam auch in dem beschriebenen 
Falle zur Anwendung. Neufeld (Berlin). 

Williams, John D., The value of antistreptococcic serum 
in the treatment of severe puerperal septicaemia. 
(British med. Journal. No. 1870. 1896.) 

Verf. berichtet über 6 Fälle von schwerem Puerperalfieber, in 
denen er, ohne die sonstige lokale und allgemeine Therapie zu ver- 
nachlässigen, Antistreptokokkenserum in Dosen von 10—30 ccm in- 
jizierte. Das betreffende Serum war in einem Falle das Mar-, 
moreck’sche, in den anderen aus dem British Institute of Preventive 
Medicine bezogen. Ein Fall endete letal, ohne irgendwelche Wirkung 
des Serums erkennen zu lassen; in den anderen 5 Fällen sah Verf. 
nach jeder Injektion ein Nachlassen des Fiebers und der Puls- 
frequenz, die vorher trockene Haut wurde feucht, desgleichen die 
Zunge, die Lochien und die Laktation erschienen wieder; besonders 
deutlich jedoch war die günstige Beeinflussung des Allgemeinzustandes. 
Der zur Sektion gekommene Fall wurde nicht bakteriologisch unter- 
sucht; auch von den übrigen nur bei einem reichlich Streptokokken 
in den Lochien nachgewiesen. 

Aus der englischen und französischen Litteratur stellt Verf. 
weitere 8 Fälle von puerperaler Sepsis zusammen, bei welchen die 
Behandlung mit Antistreptokokkenserum ähnlich günstige Wirkungen 
zu haben schien. 

Die theoretischen Betrachtungen des Verf.’s z. B. darüber, ob die 
Pneumonie, welche interkurrent in einem seiner Fälle auftrat, durch 
das Antitoxin des Serums oder durch dessen Gehalt an lebenden 
Streptokokken bedingt sein möchte, dürften für deutsche Leser 
weniger Interesse haben. Neufeld (Berlin). 


Corrigendum. 

In Bd. XX. p. 902. Zeile 25 ist »tute „Ein Meerschweinchen" zu lesen : „Ein Mus 
uittscnlus“. 

Auf p. 26 (Bd. XXI). Zeile 18 von oben iat zu lesen „Melede“ autt „Melwlu". 


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122 


Neue Litteratur. 


Neue Litteratur 

za*ammengeitellt tos 

San.-Rat Dr. Arthuk Würzburq, 

Bibliothekar lm Kaiser!, Gesundheitsamt« in Berlin. 


Biologie. 

(Gärung, Fäulnis, Stoffwechselprodukte u. s. w.) 

Cramer, E., Die Aschebestandteile der Cbolerabacillen. (Arch. f. Hygiene ' Bd. XXVIII. 
1896. Heft 1. p. 1—16.) 

Hloolle et Zia Bey, Note sur les fonctions pigmentalres du bacille pyocyanique. [(Annal. 

de l’Inatitut Pasteur. 1896. No. 11. p. 669 — 671.) 

Pammel, L. H. and Pammel, E., A contribution on the gases prodnced by certain 
bacteria. (Centralbl. f. Bakteriol. II. Abt. 1896. No. 20. p. 633 — 650.) 

8oberxiheim, Zur Beurteilung des „künstlichen Choleraagglutinins“. (Hygien. Rundschau. 
1896. No. 23. p. 1145—1147.) 

8t4panoff, A., Etüde» sur la ricine et l'antiricine. (Annal. de lTnstitnt Pasteur. 1896. 
No. 11. p. 663—668.) 

Wittlin, J., Haben die Röntgen’schen Strahlen irgendwelche Einwirkung auf Bakterien? 
(Centralbl. f. Bakteriol, Parasitenk. u. Infektionskrankh. II. Abt. 1896. No. 21. 
p. 676-677.) 

Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. 

Nahrungs- and Genafimittel, Gebrauchsgegenstände. 

Olmge, Versuche über Tötung von Finnen durch elektrische Ströme. (Ztschr. f. Fleisch- 
u. Milchhygiene. 1897. Heft 2. p. 21 — 26). 

Wood, G. E. C., Special report on the circumstances ander which infectious diseases 
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1896. No. 1863—1865. p. 664—666, 759—764, 852—856.) 

Beziehungen der Bakterien und Parasiten znr belebten Natur. 

Krankheitserregende Bakterien and Parasiten bei Menschen. 

A. Infektiöse AUgetneinkrankheiUn. 

Canada. Quarantfinevorschrifteu vom 4. Mai 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A« 
1896. No. 45. p. 857—859.) 

Erkrankungen an Infektionskrankheiten in Hamborg und Moskau 1895. (Veröffentl. d. 
kaiserl. Gesundh.-A. 1896. No. 40. p. 771 ) 

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Malariakr&nkheiten. 

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Xaempffer, L. y Karze Mitteilung Über eine Kuhpockenepidemie mit Uebertragung auf 
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—1008) 

Schiefer, Th. W M Phlegmonous infiammation and suppuration following vaccination — 
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Cholera, Typhus, Ruhr, Gelbfieber, Pest 

Breuer, R., Zur Widal’schen Serodiagnostik des Abdominaltyphus. (Berl. klin. Wchschr. 
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W undinfek t ionsk ran khei ten. 

(Eiterung, Phlegmone, Erysipel, akutes purulentes Oedem, Pyämie, Septlklmie, 
Tetanus, Hospitalbrand, Pnerperaikrankheiten, WundfBulnis.) 

Afanaaijew, 8., Untersuchung des Eiters von Typhösen in Bezug auf seinen Gehalt an 
amylolytisch' m Ferment, (ßolnitschn. Gas. Butkina. 1896. No. 22, 23.) [Russisch ] 

Cojon, A., Note sur un cas de pourriture d’höpital. (Annal. de l’Instit. Pastour. 1896. 
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Vahle, Ueber das Vorkommen von Streptokokken in der Scheide Gebärender. (Ztschr. 
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Infektionegeschwfilsto. 

(Lepra, Tuberkulose [Lupus, Skrofulöse], Syphilis [und die anderen venerischen 

Krankheiten].) 

Aussatz in Kolumbien. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1896. No. 47. p. 899.) 

Feulard, H , Dnree de la Periode coutagieuse de la syphilis. (Annal. de dermatol. et 
de syphiligr. 1896. No. 8/9. p. 1025—1048.) 

H&llopeaa, H , Sur les rapports de la tuberculose avec les maladies de la peau antres 
que le lupus vulgaire. (Annal. de dermatol. et de syphiligr. 1896. No. 8/9. p. 1007 
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Ersheminskaja, E., Ueber die Verbreitung der Syphilis im Kowrowskischen Kreise des 
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Muetze. Beitrag zur Kenntnis des Molluscum contagiosum der Lider. (Arch. f. Augen* 
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Rasch, Ch. , Ein Fall von monströser Elephantiasis aus den Tropen. (Berl. klin. 
Wchschr. 1896. No. 49. p. 1089—1090) 

8tröhmberg, C., Ergänzende Bemerkungen znm Kampfe gegen die Lues. (St. Petersb. 
med. Wchschr. 1896. No. 89. p. 347 — 850.)^ 

Diphtherie and Rroap, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie, epidemische Genickstarre, 
Mumps, Rückfallsfieber, Osteomyelitis. 

Oottftein, A., Die Bekämpfung der Diphtherie. (Berl. klin. Wchschr. 1896. No. 50. 
p. 1125.) — Erwiderung von C. Fraenkel. (Ibid. p. 1126 — 1 127.) 

L4on, A., De la durle de l’incubation et de l’lpoque de la transmissibilitl de la coque- 
lucbe. (Journ. de mäd. de Bordeaux. 1896. 25. oct.) 

Metchnikoff, E., Quelqnes remarques ä propos de l’article de M. Gabritchew&ky sur la 
fifevre r^currente. (Annal. de ITDstit. Pasteur. 1896. No. 11. p. 654 — 659) 

8 chipero witsch, M., Zur pathologischen Anatomie des Typhus recurrens. (Eschenedelnik. 
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Pellagra, Beri-beri 

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Neue Litteratur. 


Fritz, Sulla profilassi della pellagra e aul pellagrosario di Inzago. (Giorn. d. r. soc. 
ital. d’igiene. 1896. No. 7/9. p 263— 268 ) 

Sormani, G. , Statistica e geografia della pellagra in Italia. (Giorn. d. r. soc. it*l. 
d'igiene. 1896. No. 7/9. p. 241—249.) 


B. Infekt löte LokaOcrankheiUn. 

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Freeman, W. T., Notes on ringworm of the scalp. (Lancet. Vol. II. 1896. No. 18. 
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Morrif, X., Herpes tonsurans and die Trichopbyten. (Mtsh. f. prakt Dermatol. Bd. XXIII. 
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Filgrim, H., Four cases of yaws: witb remarks on the importance of recognising and 
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Denig&s, G. et Sabrazös , J. , Sur la valeur diagnoatiqae de la ponction lombaire; 
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Cirkulatiönsorgane. 

Gladmon, E., A case of infectious endocarditis. (Med. Record. Vol. II. 1896. No. 13. 
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Keller, R., Ueber einen Fall von maligner Endocarditis an den Klappen der Arteria 
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Harn- und Geschlechtsorgane. 

Köttner, H., Zur Tuberkulose der fiutteren weiblichen Genitalien. (Beitr. z. klin. Chir. 

red. v. P. Bruns. Bd. XVII. 1896. Heft 2. p. 533 — 537 ) 
de Michele, P. y Sulla frequenza delle nefriti primnrie e secondarie da diplococco lanceo- 
iato. (Morgagni. 1896. No. 8. p. 624—642.) 

Augen und Ohren. 

Gelpke, Th., Der akute epidemische Schwellungskatarrh und sein Erreger (Bacilloa 
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Bd. XL1I. Abt. 4. 1897. p. 97—160.) 

O. Entozootüchc Krankheiten. 

(Finnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oestruslarve, Ascaris, 
Anchylostomum, Tricbocepbalus, Ozyuris.) 

Trichinose in Pakoslaw, Kreis Neutomischel. (Veröffentl. d. kaiserl, Gesundh.-A. 1896. 
No. 47. p. 887.) 

Krankheitserregende Bakterien and Parasiten hei Menschen and Heren. 

Milzbrand. 

Oesterreich. Erlaß des Ministeriums des Innern, betr. Erhebungen über das Vorkommen 
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(Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1896. No. 46. p. 855.) 

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v. Bchroeder, Th., Noch zwei Fälle von Aktinomykose des Thränenkanals. (Westn. 
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Neue Litteratur. 125 

rnve, Ein Pall von Aktinomykose beim Pferde. (Ztschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene. 
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Behla, E., Der Streptococcus involutus und der Erreger der Klauen- und Manlseuche. 

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Bosseniai u. Siegel, Zur Frage der Uebertragung von Maul- und Klauenseuche anf den 
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Fastotta, F., Schatzmaßregeln gegen Maul- und Klauenseuche. (Veeartsenijk. blad. v. 
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Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Tieren» 
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Fischer, Exanthematische vorm van septicacmia haemorrhaglca(8akit-ngorok). (Veeartsen. 

blad. v. Nederlandsch-lndie. 1896. Deel 10. aflev. 3. p. 192 — 199.) 

Nachweisung über den Stand von Tierseuchen im Deutschen Reiche am 31. Oktober 
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Preußen. Reg - Bez. Trier. Polizei - Verordnung , betr. Bekämpfung der Maul- und 
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Sund der Tierseuchen in Rumänien im 2. Vierteljahr 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. 
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Schweiz. Bnndesratsbeschlufi, betr. die Bekämpfung der Tuberkulose beim Rindvieb- 
Vom 24. Juli 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1896. No. 42. p. 807 — 808.) 


Krankheiten der Wiederkäuer. 

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Kälber, Rauschbrand, entozootisches Verkalben.) 

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Rinderpest und sibirische Pest in Rußland im 2. Vierteljahr 1896. (Veröffentl. d. 
kaiserl. Gesnndh.-A. 1896. No. 43. p. 825.) 


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Schümm, Die Borna’scbe Pferdekrankheit. (Berl. tierärztl. Wchschr. 1896. No. 39. 
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Krankheiten der Vielhufer. 

(Rotlauf, Schweineseucbe, Wildseuche.) 

Bayern, Reg.-Bez. Unterfranken. Bekanntmachung, betr. Schutzmaßregeln gegen die 
Schweineseucbe, Schweinepest und den Rotlauf der Schweine. Vom 2. Sept. 1896. 
(Veröffentl. d. kaiserl. Gesnndh.-A. 1896 No. 46. p. 873 — 874.) 

Oerasert. Der Kampf gegen den Rotlauf der Schweine. (Berl. tierärztl. Wchschr. 1896. 
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Oraffuuder , Die Schweinesenchen. (Berl. tierärztl. Wchschr. 1896. No. 40, 41. 
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126 


Neue Litteratur. 


Preußen, Reg -Be*. Stade. Laudespolizeiliche Anordnung , betr. die Bekämpfung der 
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No. 45. p. 853—855.) 

Swine-fever (suspected zones) order of 1896 (5448). Order of the Board of Agriculture. 
Dated 24. August 1896. Fol. 6 p. London 1896. 

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't Hoen f H., Filaria immitis bij den hond. (Veeartsenijk. blad. v. Nederlandsch-lndie. 
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de m6d. vöt4rin. 1896. No. 19. p 596 — 597 ) 

C. Entcxootische Krankheiten. 

(Finnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oestruslanre, Ascaris, 
Anchylostomuin, Trichocephalus, Oxyuris.) 

Gundelach, Echinococcus multilocularis im Brustbein einer Kuh. (Zeitschr. f. Fleisch- 
u. Milchhygiene. 1896. Heft 2. p. 28 — 29.) 

VögeL 

Anhalt. Verordnung, betr. Schutzmaßregeln gegen die GeflUgelcholera. Vom 14. August 
1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Oesundh -A. 1896. No. 46. p. 876—877.) 

8tile>, G. W. and Hauall, A., Tape- worms of poultry. (U. 8. Department of Agri- 
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Schutzimpfangen, künstliche Infektionskrankheiten, Entwicke- 
lungshemmung uud Vernichtung der Bakterien. 

Allgemeines. 

v Dobrzyniecki. A., Eine einfache Methode zur Desinfektiou chirurgischer Instrumente 
auf dem Kriegsschauplätze. (Militärarzt. 1896. No. 21/22. p. 165 — 166.) 

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Diphtherie. 

Erfolge der Serumtherapie bei der Diphtherie nach der vom staatlichen Institute ein- 
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Lange, J. u Stepanow, N.. Ueber die an der bakteriologischen Station des Kasan’scben 
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[Russisch.] 

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Neue Litteratur. 


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128 


Inhalt. 


Inhalt. 


Originalmitteilungen. 

Beijerinck, X. W., Amöbenkultur auf festen 
Substraten. (Orig.), p. 101. 

Engel*, Walter, Ueber die Verwendbarkeit 
des Chrysoidins bei der Choieradiagnoae. 
(Orig.), p. 81. 

Janowski, W., Zur Aetiologie der Dysen- 
terie. (Orig.), p. 88. 

de Martini, L. , Zur Differenzierung der 
Diphtherie* von den Pseudodiphtherie- 
bacillen. (Orig.), p. 87. 

Simmonds , M. , Zur Konservierung von 
Kartoffeln zu Kulturzwecken. (Orig.), 
p. 100. 

Referate. 

Brann, M., Trematoden, p. 109. 

Cramer , E., Die Aschebestandteile der 
Cholerabacilleu, p. 103. 

Bieckerhoff und Peter, Znr Behandlung 
des Starrkrampfes beim Pferde mit 
Tetanus-Antitoxin (Behring), p. 107. 

Halbas, J , Beitrag zur Pathogenität des 
Friedlaeuder’schen Bac. pneumoniae, 

p. 106. 

v. Linstow, 0., Helminthologische Mit- 
teilungen, p. 109. 

— — , Netnathelminthen, p. 109. 

Lönnberg, E., Cestoden, p. 109. 

Ritter, Julius , Lieber den Keuchhusten, 
p. 104. 

Rosenbach, Inwieweit hat die Bakteriologie 
die Diagnostik gefordert und die Aetio- 
logie geklärt?, p. 102. 

Hamburger Magalhaenshcbe Sammelreise, 
p. 109. 

Storch, Die Plenro- Pneumonie der Ziegen 
im Steinbacber Grunde, p. 106. 

Vincent, H. , Sur l’&iologie et sur les 
Jösions anatomo - pathologiques de la 
pourriture d’höpital, p. 107. 

Willaeh, Milzbrand oder nicht Milzbrand?, 
p. 106. 


Schutzimpfung, künstliche Infektions- 
krankheiten, Entwickelungshemmung und 
Vernichtung der Bakterien etc. 

Bailance and Abbott, A case of haemor- 
rh&gic septicaemia treated by nntistrepto- 
coccus* serum, p. 120. 

Behring u. Knorr, Tetanusantitoxin für 
die Anwendung in der Praxis, p. 116. 
Bienwald, Ein Tetanusfalf, mit Behring's 
neuem Antitoxin behandelt, p. 117. 
Böhm, Zur Technik der Masse nimpfoogen, 

p. 116. 

Boucheron , Serotherapie antistreptococ- 
cique dune les dacryocystites purulentes, 
p. 120. 

Dieckerhoff, W. u. Peter, B., Zur Behand- 
lung des Starrkrampfes beim Pferde mit 
Tetauus-Antitoxin (Behring), p. 118. 
Pfeiffer u. Kolle, Experimentelle Unter- 
suchungen zur Frage der Schutzimpfung 
des Menschen gegen Typhns abdomina- 
lis, p. 116. 

van de Velde , Contribntion k l’itnmuni- 
sation des lapins contre le staphylocoquo 
et le streptocoque pyogfenes, p. 118. 
Weyl, H., Handbuch der Hygiene, p. 111. 
Brähmer, Eisenbahnhygiene, p. 114. 
Edelmann, Fleischbeschau, p. 113. 
Goidachmidt, Organische Betriebe, p. 115- 
Heinzerling , Anorganische Betriebe, 
p. 114. 

Helbig, Hygiene der Phosphor- and 
Zlind Warenindustrie, p. 116. 

Roth , Medizinalstatistische Einleitung, 
p. 114. 

Weyl, Ueber Rhodan- and Cyanverbin- 
dungen, p. 115. 

Willemer, Ein mit Behring'scbem Anti- 
toxin behandelter Tetanusfall, p. 116. 
Williams, John D. , The vaioe of anti- 
streptococcic serum in the treatment of 
severe puerperal septicaemia, p. 121. 

Corrigendnm, p. 121. 

Heue Litteratur, p. 122. 


Frommanniche Buehdrockerei (Hermann Pohle) tn Jena. 


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Bakteriologie. Parasitenkimde o. MektionskrankheiteD. 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Parasitenkunde. 

In Verbindung mit 

Gei Rat Prof. Dr. Lenckart, Geh. Med.-Rat Proi Dr. Loeffler 

in Leipzig und in GrelhwzM 

Professor Dr. R. Pfeifer 

in Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. UMworm in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer in Jena 
XXI. Band. Jena, den 6. Februar 1897. -o- No. 4 . 

Praia für den Band (86 Wummern) 16 Hark. — Jährlich erscheinen zwei Bände. 

Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige 
Wünsche um IAeferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- 
sätze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an di« 
Redaktion auf das Manuskript schreiften zu wollen oder spä- 
testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den 
Verleger, Herrn Gustav Eischer in Jena, gelangen zu lassen. 


Original -Mittheilungen. 

Nachdruck verboten. 

Geber den Entwickelungsgang und die Einteilung der 
Malariaparasiten. 

Xos der k. k. Universitätsklinik für Kinderkrankheiten des Herrn 
Prof. Jak ubowski und der k. k. Anstalt für Bakteriologie und 
Hygiene des Herrn Prof. Bujwid in Krakau.] 

Vorläufige Mitteilung 

Von 

Dr. Xaver Lewkowicz, 

klinischem Kleyen. 

Während der drei letzten Viertel 1. J. habe ich an der Krakauer 
pädiatrischen Klinik Gelegenheit gehabt, 19 Fälle des sog. acyklischen 

Inte *M. XXI. Bd. 9 


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130 


Xaver Lewkowie*, 


oder malignen Wechselfiebers, etwa ebenso viele Fälle der Tertiana 
und einige der Quartana zu beobachten. Die Untersuchungen, welche 
ich unter dem Mikroskope im Thermostaten anstellte, und genaue Be- 
obachtungen der Fälle, von denen manche ohne Chininbehandlung 
monatelang dauerten, und einige noch nicht abgeschlossen sind, 
führten mich zu ganz anderer Auffassung des Entwickelungsganges 
der „malignen“ Malariaparasiten, als sie in den letzten Jahren 
allgemein geläufig wurde. Indem ich mir nun die ausführliche Be- 
schreibung der Fälle, der Untersuchungen, sowie die Motivierung 
meiner Anschauungen auf später Vorbehalte, werde ich mich jetzt 
nur auf eine kurze Angabe der Resultate beschränken: 

1) Zwischen dem biologischen Cyklus der Parasiten der Tertiana 
und Quartana (I. Gruppe) und dem Entwickelungsgange der Parasiten 
des sog. acyklischen Wechselfiebers (II. Gruppe) besteht ein voll- 
kommener Parallelismus. Die Difierenzen zwischen den beiden Gruppen, 
sowie zwischen den einzelnen Arten jeder Gruppe manifestieren sich 
in der Länge der Entwickelungsdauer, in der Größe und Gestalt der 
Formen, welche sich auf derselben Entwickelungsstufe befinden, in 
der Aktivität der Bewegungserschcinuugen, dem Verhalten des Melanins, 
der Neigung zur Flagellenbildung und der Zahl der Sporen. Dazu 
kommt noch, daß die Parasiten der I. Gruppe sich endoglobulär ent- 
wickeln, und ihre erwachsenen Formen sphärisch sind, während die 
Parasiten der II. Gruppe ihren ganzen Entwickelungscyklus extra- 
globulär durchmachen und zu Halbmonden auswachsen. 

2) Die jungen Sporidieu 1 ) der I. Gruppe erscheinen, wie bekannt, 
am Ende des Fieberanfalls an den Blutkörperchen als kleine proto- 
plasmatische Gebilde, welche mehr oder weniger lebhafte amöboide 
Bewegungen ausführen und im Ruhezustände Ringelform annebmen. 
Genau dasselbe beobachtet man bei den Parasiten der II. Gruppe. 
Während aber bei den letzteren dieses Stadium einige Stunden 
dauert und in den jungen Sporidien Pigmentkörnchen erscheinen 
können, ist es bei der Tertiana und Quartana unvergleichbar kürzer. 

Bei der I. Gruppe folgt nun das Eindringen in die Blutkörperchen. 

Die Parasiten zeigen auch jetzt amöboide Bewegungen, legen 
Pigment ab und wachsen ziemlich schnell. 

Durch folgendes leicht anzustellende* Experiment liefere ich nun 
den endgiltigen Beweis der endoglobulären Entwickelung der Sporidien 
dieser Gruppe. Durch Druck auf das Deckgläschen kann man nämlich 
leicht die infizierten Blutkörperchen, besonders wenn sie halberwachsene 
Parasiten enthalten, zum Platzen bringen. Das Sporidium entschlüpft 
dabei gänzlich oder nur zum Teil durch den kleinen Riß, und der 
Rest des Blutkörperchens entfärbt sich augenblicklich, zum Beweise, 
daß die Hülle desselben durchgerissen werden mußte, um den Parasiten 
nach außen gelangen zu lassen. 

Anders verhält sich die Sache bei der II. Gruppe. Die jungen 
Parasiten falten ihre Blutkörperchen zusammen und entwickeln sich 
weiter nach Art der Raupen in den zusammengerollten Blättern. 


1) Dieser von Daoilewsky vorgeschlagene Name scheint mir für die zoologische 
Bezeichnung der Malariaparasiten der entsprechendste. 


ed 


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L'eber den Entwickelungsgang Und dl« Einteilung der M&Uriaparasiten. 131 


Sie bleiben aber extraglobulär und können sich durch einen Teil 
ihrer Oberfläche, welcher frei bleibt, an die Wand der Gefäße der 
inneren Organe anhaften. Dadurch erkläre ich also die bis jetzt 
so rätselhafte Erscheinung, daß man an anatomischen Präparaten 
in kleineren Gefäßen die infizierten Blutkörperchen immer wandständig 
findet, was bisher einer nicht näher definierbaren Klebrigkeit der- 
selben zugeschrieben wurde. Sind diese Formen in den inneren 
Organen in größerer Zahl vorhanden, dann fahren sie zu Verstopfungen 
der Gefäße und zu entsprechenden funktionellen Störungen (cerebrale 
und gastrointestinale Symptome). 

Die Sporidien weisen auch in diesem Stadium amöboide Be- 
wegungen auf. Sie legen Pigment ab, welches sich im Inneren der 
Zelle wahrscheinlich um den Kern gruppiert. Diese Konzentration 
des Pigments war die Ursache, daß man bisher wegen der Analogie 
mit der Tertiana und Quartana diese Formen für Sporulationskörper 
der kleinen amöboiden Parasiten ansah, welche nach Marchiafava, 
Celli and Bignami ihren Entwickelungscyklus in 24, resp. 48 Stunden 
durchmachen sollten. Nicht nur aber, daß die Struktur der Sporen, 
namentlich die Anwesenheit des Nukleolus, hier nicht bewiesen wurde, 
was man durch die Kleinheit des Objektes zu entschuldigen suchte, 
daß im Gegenteil im gefärbten Präparate diese Formen ganz deut- 
liche amöboide Pseudopodien aufweisen, so bekommt man sie, wenn 
auch selten, im peripheren Blute zu sehen, sie führen auch hier 
amöboide Bewegungen aus, und lassen sich aus der Nische des Blut- 
körperchens durch Druck auf das Deckgläschen herauspressen, wobei 
sich herausstellt, daß sie keine Sporen enthalten. 

Bei dieser Manipulation entfärbt sich das Blutkörperchen nicht, 
da dabei die Hülle desselben intakt blieb. Durch dieses Experiment 
glaube ich die Frage nach der extra- oder endoglobulären Entwicke- 
lung der Malariaparasiten beantwortet zu haben. 

Nachdem die Sporidien beinahe das ganze Hämoglobin des 
Blutkörperchens aufgezehrt haben, erreichen sie ungefähr die Größe 
des letzteren. Dadurch ist die erste, die vegetative, Periode ihres 
lebens zu Ende, es folgt nun die produktive. 

Die Sporidien haben jetzt bei der I. Gruppe die Form der Sphäre, 
bei der II. die eines Halbmondes, was vielleicht mit der endo-, 
resp. extraglobulären Entwickelung in Zusammenhang steht. Auf der 
Höhe dieses Stadiums sind sie fähig, in dem entnommenen Blute, 
wahrscheinlich unter der Einwirkung niederer Temperatur, Flagellen 
ru bilden, Halbmonde (wahrscheinlich nur die jüngeren), nachdem 
sie sphärische Form angenommen haben. Die Neigung zur Flagellen- 
bildung ist bei den verschiedenen Arten jeder Gruppe nicht gleich. 

Die älteren Halbmonde, noch deutlicher die ovalären und die 
sphärischen Formen, welche aus ihnen entstehen, zeigen eine deutliche 
doppeltkonturierte Cuticula — nur sie sind also zweifellos encystiert. 
Aber auch an den sporulationsreifen Individuen der I. Gruppe kann 
man eine äußerst feine Membran unterscheiden. 

Es folgen nun die letzten Stadien, welche in den beiden Gruppen 
ganz analog verlaufen: Bildung der SporeD, Exkapsulation und Dis- 

9 * 


i by Googl 



132 Xaver Lewkovict, 

semination der jungen Sporidien, and damit ist der ganze Cyklus ab- 
geschlossen. 

Die Periode des Lebens der Parasiten der II. Gruppe bis zur 
Bildung des Halbmondes beträgt etwa */ 4 , die andere bis zur Spo- 
rulation etwa 1 / i der ganzen Entwickelungsdauer. 

Den Uebergang einer encystierten, ovalären Form der Halbmond- 
reihe in sphärische mit nachfolgender Exkapsulation und Sporulation 
habe ich an zwei Exemplaren unter dem Mikroskope im Thermostaten 
unmittelbar beobachtet. Auch habe ich aus der Milz durch Punktion 
Sporulationskörper der Halbmonde bekommen, von denen manche bis 
30 Sporen enthielten. 

3) Was die Entwickelungsdauer der Sporidien der II. Gruppe 
anbelangt, so kann ich sie mit ziemlicher Sicherheit für 3 Arten an- 
geben. 

Sie beträgt für die eine 10 Tage (Haemosporidium undeci- 
manae. Die jungen Formen im I. Stadium pigmentlos, Flagellen- 
bildung sehr selten, Durchschnittslänge der Halbmonde 11 fi, Breite 
2,5 n, Durchmesser der sphärischen Formen 6 «). Für die andere 
15 Tage (H. sedecimanae. Junge Formen pigmenthaltig, Flagellen- 
bildung sehr häufig, Länge der Halbmonde 12 /<, Breite 3 fi, Durch- 
messer der Sphären 7,5 fi, Zahl der Sporen bis 30). Für die letzte 
22 Tage (H. vigesimo-tertianae. Junge Formen pigmenthaltig, 
Flagellen bildung nicht gesehen, Länge der Halbmonde 13 fi, Breite 3,5 ft, 
Durchmesser der Sphären etwa 8 fi). 

Bei noch einer anderen Art, bei welcher aber die Entwickelungs- 
dauer nicht bestimmt wurde, nehmen die erwachsenen Parasiten häufig 
Cigarrenform an. Das Pigment ist an ihnen nicht selten sehr lebhaft 
beweglich. Die halberwachsenen Formen befinden sich in so gut 
verschlossenen Nischen der Blutkörperchen, daß man sie nicht leicht 
aus ihnen ohne Beschädigung der letzteren herauspressen kann. In 
der Hegel bleibt kein Teil der Oberfläche der Sporidien frei, mittels 
weichem sich dieselben ankleben könnten, sie sind auch im peripheren 
Blute in ganz namhafter Zahl anzutretfen. Nach alledem muß ich 
annehmen, daß es sich hier um eine Art handelt, welche etwas 
kürzere Entwickelungsdauer hat und möglicherweise den Uebergang 
von der I. zur II. Gruppe bildet. 

4) Obwohl für mich nicht zweifelhaft sein kann, daß man in 
Zukunft noch weitere Arten differenzieren können wird, und ob- 
wohl ich zugeben muß, daß die Aufstellung der mir bisher bekannten 
Arten auf allzu geringer Zahl der Beobachtungen beruht, so kann ich 
mich nicht enthalten, schon jetzt folgendes Schema für die Einteilung 
der Malariaparasiten vorzuschlagen: 

Haemosporidia. 

• / Entwickelungsdauer 2 und S Tage, 

1. Gruppe \ endoglobuläre Entwickelung, 

1 erwachsene Formen sphärisch. 

a) Haemosporidium tertianae, Entwickelungidauer 2 Tage, 

b) „ qnartanae, „ 3 „ 


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Ceber den Entwiokelnnu»g»nR aad di« Einteilung der Melarieperesiten. 133 


( Entwickelungedauer über 3 Tage, 

IL Gruppe , extragloboläre Entwickelung, 

1 erwacheene Formen halbmondförmig, 

c) Haemosporidium ? Entwickelungedauer unbe- 

stimmt (erwachsene Formen 
häufig oigarrenfbrmig, s. o.) 

d) „ undeoimanae, Entwickelungsdauer 10 Tage. 

e) ,, sedecimanae, „ 1 5 „ 

f) „ vigesimo-tertianae, „ 22 „ 

5) Der Fieberanfall fällt immer mit der Sporulation einer Ge- 
neration der Parasiten zusammen. Bei den Sporidien der II. Gruppe 
ist klinisch der quotidiane und tertiane Fiebertypus häufig. Er wird 
durch mehrere Generationen der Parasiteo, welche in ihrem Alter 
um 24, resp. 48 Stunden diflerieren, hervorgerufen. Es giebt also 
keine echte Quotidiana oder maligne Tertiana im Sinne Marchia- 
fava’s, Celli’s und Bignami’s, da die schon von Laveran und 
Richard gekannten, kleinen, amöboiden Parasiten, deren Entdeckung 
und Erforschung sich aber die obengenannten italienischen Forscher 
zuschreiben, „direkt“ innerhalb 24, resp. 48 Stunden nicht sporulieren 
können, da sie nur die erste Stufe in der Entwickelung der Halb- 
monde bilden. 

Die Häufigkeit des tertianen Typus, welchen alle Parasiten der 
II. Gruppe hervorrufen können, wird dadurch klar, daß ein heftiger 
Anfall die Bildung lebenstüchtiger Sporen der nächstfolgenden, um 
24 Stunden jüngeren, Generation beeinträchtigt, ohne auf dieselbe 
Weise auf die um 48 Stunden jüngere Generation, bei welcher die 
Exkapsulation noch nicht erfolgte, einzuwirken. 

6) Ich sehe mich endlich gezwungen, der allgemein als That- 
sache angenommenen Auffassung, daß die Halbmonde sich der Chinin - 
behandlung gegenüber refraktär verhalten, entgegenzutreten. Diese 
Resistenz ist nur scheinbar. Sind nämlich bei einem Kranken, wie 
es ja meistens der Fall ist, viele Generationen der Sporidien re- 
präsentiert, so ist Chinin zwar imstande, die Degeneration der Halb- 
monde hervorzurufen, so daß diese keine lebensfähigen Sporen mehr 
bilden können und spurlos zu Grunde gehen, sie kann aber nicht 
verhindern, daß die in den inneren Organen noch vorhandenen jungen 
und halberwachsenen Sporidien zu Halbmonden auswachsen. Neue 
Halbmonde werden deshalb auch weiterhin, trotz der Chinintherapie, 
noch durch 1 — 2 Wochen im Blute erscheinen, aus den inneren 
Organen ausgesät, so daß es den Anschein hat, als ob die alten 
durch die Behandlung nicht angegriffen würden. 

Auch hier stoßen wir also auf eine Analogie mit den Parasiten 
der I. Gruppe. Denn bei der Tertiana und Quartana erreichen auch 
während der Chininbehandlung die Parasiten die Größe der er- 
wachsenen Formen, die Bildung einer neuen Generation wird aber 
unmöglich. 

Krakau, im Dezember 1896. 


J 


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134 


F o d o r and R i g 1 e r , 


Ntuhdr-uck verboten. 

Neuere Untersuchungen über die Alkalizität des 
Blutes *). 

Von 

Prof. Fodor und Dr. Rlgler 

in 

Budapest. 

Auf dem VIII. internationalen Kongreß für Hygiene und Demo- 
graphie teilte Fodor — im Anschluß an seine älteren, gleichartigen 
Untersuchungen — neuere Versuche mit, in welchen derselbe nach- 
wies s ), dass sich die Alkalizität des Blutserums, bei Infektion mit 
diversen pathogenen Bakterien, allmählich, bis zum Tode des Versuchs- 
tieres, vermindert, hingegen bei Tieren, welche sich von der Infektion 
erholen, steigt, und zwar höher, als die Alkalizität des Serums vor 
der Infektion gewesen. Bei Tieren (Kaninchen), welche gegen Milz- 
brandinfektion durch wiederholte Impfungen immunisiert waren, stieg 
auch dementsprechend die Alkalizität des Blutserums allmählich höher, 
und dieselbe wurde nicht vermindert, wenn die nun immunisierten 
Tiere mit virulentem Milzbrand infiziert wurden. 

Diesen Mitteilungen Fodor’s folgten andere, von seiten mehrerer 
Forscher, welche die Ergebnisse von Fodor bestätigten, gleichzeitig 
aber ihre Forschungen in der eröffneten Richtung auch weiter aus- 
dehnten. Diesbezüglich erlauben wir uns unsere Leser auf die unten 
aufgeführte litterarische Zusammenstellung zu verweisen *). Auch 
wir setzten gemeinschaftlich unsere Untersuchungen in der bezeich- 
neten Richtung fort, und erlauben uns derzeit über einige unserer 
Ergebnisse in Folgendem zu referieren. 

I. Die Methode unserer Untersuchungen. 

Wir hielten im großen und ganzen die von Fodor geübte 
Methode bei. Den Versuchskaninchen entnahmen wir von den Ju- 
gularvenen Blut, sowohl vor, als nach der Injektion verschiedener 
Vaccinestofle, Toxine, Antitoxine, und zwar in bestimmten Zeiträumen. 
Das Blut (ca. 5 ccm und mehr) wurde sogleich in der elektrisch be- 
triebenen Centrifuge centrifugiert, und ein aliquoter Theil des reinen 
klaren Serums (meistens 1,2575 ccm, weil unser l /ioo Pipette, bis 

1) Vorgetragen in der Sitzung d. ung. Akad. d. Wiss. 14. Dez. 1896. 

2) Bericht Uber die Verhandlungen des VIII. internat. Kongresses für Hygiene und 
Demographie. Budapest. Bd. II. Ferner Ausführlicher im Centralblatt für Bakteriologie. 
Bd. XVII. No. 7—8. 

3) A. Calabrese, Riforma medica. Oktober 1894. — Derselbe, Giornale 

internat. delle sciense med. Vol. XVII. — Derselbe, Policlinico. Vol. III. 1896. — 
A. C an tan i j un., Centralbl. f Bakt. Vol. XX. No. 16 — 17. Daselbst weitere littera- 
rische Angaben. — Ferner vergl. Loewy und Richter, Deutsche med. Wochensehr. 
1895. p. 32. — L. Caro, Zeitschr f. klin. Medizin Vol. XXX. No. 3—4. — 

J. Donath, Virchow’s Archiv f. path. Anat. Bd. CXL1V. Suppl. — Straß er und 
Kuthy, Blätter f. klin. Hydrotherapie. 1896, 


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Neuere Untersuchungen über die Alkaliaitüt des Blutes. 


135 


zur Marke diese Menge faßte) in einer Glasschale, mit N/t„ „-Säure 
titriert. Als Indikator diente frisch bereitetes, sehr empfindliches 
Lackmns-Papier (rötlich violett und bläulich violett) auf welches wir, 
vermittelst einer eng ausgezogenen Glasröhre, das Probetröpfchen 
Obertrugen. Die Spitze der Röhre wird senkrecht auf das Papier 
aufgesetzt, und die zu titrierende Flüssigkeit tritt hier, an einem 
eng begrenzten Punkte, allmählich in das Papier ein. Die Empfind- 
lichkeit der Titrierung rührt eben daher, weil, wie Fodor schon 
vor längerer Zeit betonte, die in dem zu titrierenden Flüssigkeits- 
tröpfchen enthaltene gesamte Säure- resp. Alkalimenge an der engen 
Berührungsstelle des Röhrchens mit dem Papier, auf den Farbenstoff 
des letzteren einwirkt Mit dem Glasstäbchen wird gleichzeitig die 
zugeträufelte Säure mit dem Serum sorgfältigst vermischt. Die aus 
den kohlensauren Salzen des Serums freigemachte Kohlensäure wird 
an der porösen Oberfläche des Indikatorpapiers schnell dissoziiert 
und belästigt weiter nicht die Titration. Nachdem wir mittels zahl- 
reicher Versuche uns überzeugt hatten, daß die Farbenreaktion bei 
dem Uebertritt der alkalischen Reaktion des Serums in die Neutrale 
auf das Zuträufeln von Säure eine scharfe und beständige ist, titrierten 
wir das Serum bis zur neutralen Reaktion, und nicht bis zum Ein- 
tritt der sauren Reaktion. 

Wir drücken in dem Folgenden die Alkalizität des Serums in 
Kubikcentimetern der verbrauchten N/ l0 „-Säure aus, auf 1 ccm Serum 
berechnet 


Versuche zur Kontrolle der Untersuchungsmethode. 

Mit einigen Beispielen wollen wir die Genauigkeit unserer Unter- 
suchungsmethode beleuchten : 

a) Blutproben von einem gesunden Kaninchen. 1 ccm Serum 
entspricht: a) 3,697, b) 3,697 ccm N/ l00 -Weinsteinsäure. 

b) Blutproben von einem zweiten gesunden Kaninchen: a) 4,771, 
b) 4,771 ccm N/ 100 -Weinsteinsäure. 

c) Blutproben von einem dritten Kaninchen: a) 3,75, b) 3,73 ccm 
N|, „ „-Schwefelsäure, c) 3,74, d) 3,74 ccm N/, 00 - Salzsäure. 

d) Ochsenblut. Serum durch Stehenlassen auf Eis erhalten. 
8 Proben zu 5 — 5 ccm verbrauchen auf 1 — 1 ccm reduziert: a) 5,24, 
b) 5,26, c) 5,29, d) 5,24 — durchschnittlich 5,26 ccm N/, 0 „-Salz- 
säure, und e) 5,25, f) 5,22, g) 5,28, h) 5,25 — durchschnittlich 
5,25 ccm N/, 00 -Schwefelsäure u. s. w. 

Wir stellten zahlreiche Versuche an, um zu erfahren, ob auf 
freier Luft stehendes, ferner ob (im Wasser) erwärmtes 
Serum seine Alkalizität ändert. Einige Beispiele mögen den Sach- 
verhalt aufklären. 

a) Blut eines gesunden Kaninchens. 7 Proben des Serums 
zeigten folgende Alkalizität: 


») Sogleich nach Centrifugieruug titriert: 
bl Steht bei 20° C 1 Stunde : 
c) „ „ „ „ 2 Stunden 

Ö t, ,i ,, ii i t, 

e) „ „ 40° C l / 4 Stunde 

0 »» i* »» n 1 /» » 

8) e ii n ii t b 


4,394 ccm 

4.373 „ 

4,894 „ 

4,294 „ 

4.374 „ 

3,861 „ 

3,767 „ 


N/ , 0 0 -Sch wefeliüure 

W 9) 

9» •' 

»9 ft 

9» 9* 

I» »» 


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136 


Fodor nud Rigler, 


b) Blut zweier gesunder Kaninchen: 

X. Kaninchen 2. Kaninchen 

a) Sogleich titriert: 3,98 4,53 ccm N/ 10o -Schwefelaäctre 

b) Steht bei 20° C 1 Stuude 3,68 4,21 „ „ „ 

c) n n 40° C 1 ,i 3,58 4|37 „ „ >> 

d) „ „ 60* C 1 * 3,28 3,90 „ ** „ 

c) Kaninchen- und Hundeblut. 

Kaninchen Kaninchen Hand 

a) Sogleich titriert 4.97 5,25 4,15 

b) Steht bei 90« C 1 Stunde 4,65 5.09 3.99 

c) „ „ 80* C 1 „ 4,68 4,69 3.66 

d) „ „ 100* CI „ 4,25 4,97 3,92 

Längeres Stehen, sowie Erwärmen des Serums vermindern sonach 
die Alkalizität. Wenn das Serum über 60° C erwärmt wird, muß 
das Titrieren auf längere Zeit ausgedehnt werden, weil die zu- 
geträufelte Säure nur ganz allmählich in das im Serum entstehende 
Coagulum eindringt, und infolgedessen solches Serum selbst nach 
mehrere Stunden dauernder Titration noch immer neue Mengen 
Säure aufnimmt, während nicht koaguliertes Serum die einmal (und 
zwar schnell) erreichte neutrale Reaktion nicht mehr ändert und 
keinen neuen Säurezusatz verträgt 

Wir machten mehrere Versuche, um klar zu stellen, ob es auf 
die Alkalizität von Einfluß ist wenn man von ein und dem- 
selben Kaninchen öfters Blutproben nimmt. Das Ergebnis 
erhellt aus Folgendem: 

a) 3 Kaninchen werden um 10 ühr vormittags und abermals 
um '/,12 Uhr Blutproben entnommen. Die Alkalizität war: 


Um 10 Uhr Um '/i 1 * ühr 


a) Kaninchen 

3,40 

3,425 ccm 

N/, #0 -Schwefelsäure 

b) Kaninchen 

3,25 

3,40 „ 


c) Kaninchen 

3,45 

3,425 „ 

»» »» 


b) 5 gesunden Kaninchen werden Blutproben entnommen. Die 
Alkalizität war pro 1 ccm Serum in ccm N/ 10 „-Säure: 

Erst« Entnahme Neue Entnahme Neue Entnahme Neue Entnahme 


a) Kaninchen 

8,371 

neeh 6 Standen 
3,336 

nach 24 Standen 
3,476 

nach 48 Stunden 

b) „ 

3,596 

3,665 

3.734 

— 

«1 .» 

4,924 

3,942 

4,149 

— 

<0 

3.942 

3,872 

3,945 

— 

•) .. 

4,368 

— 

4,282 

4,358 


Wie ersichtlich, üben Blutentziehungen, wie solche in unseren 
Versuchen ausgeübt wurden, keinen nennenswerten Einfluß auf die 
Alkalizität des Blutserums aus. Viola und Jona beobachteten eine 
starke Alkaliabnahme bei Blutentziehungn, welche in 2 Stunden das 
Minimum erreicht; dann stellte sich jedoch rasch die ursprüngliche 
Alkalizität wieder her 1 ). Es scheint uns, daß diese Forscher viel 
ausgiebigere Blutentziehungen Vornahmen als wir, woraus sich viel- 
leicht der Widerspruch unserer Erfahrungen erklärt. 

1) 1. c, Calabrese, II I’oliclinico. Vol. III. 1896. 


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Neuere Untersuchungen über die Alkalizität des Blutes. 


137 


n. Der Einfluß von Schutzimpfungen auf die Alkalizität des 

Blutes. 


Schutzimpfungen gegen Milzbrand. 

In seiner oben angegebenen Arbeit konstatierte Fodor, daß im 
Serum mit Antbraxbacillen infizierter Kaninchen die Alkalizität anfangs 
beträchtlich zunimmt, um nach 24 Stunden rapide und stark zu 
fallen. 

Indem in jener Mitteilung die Schwankungen der Alkalizität 
nur summarisch angegeben waren, führen wir hier eine Serie jener 
Versuche im Detail, nach dem Protokolle, an. 

3 Kaninchen erhalten je 1 — 1 ccm einer 24-stündigen Anthrax- 
bouillonkultur subkutan, ein viertes bekommt ein zerriebenes Stück- 
chen von einer frischen Milzbrand-Milz. Die Alkalizität des Blut- 
serums der Tiere betrug (ccm N/, 00 -Schwefelsäure pro 1 ccm Blut- 
serum): 

Alkalizität 


Gewicht des Tieres Vor der Injektion 

s) 1730 3,339 

b) 1370 3,679 

c) 1860 3,494 

d) 1090 3,388 

Bemerkungen: 1) Die Tiere agonuierend. 2) Die Tiere verendeten, bevor eine 

Blutentofthme stattfinden konnte. 


6 Std. 

10 Std. 24 Std. 48 Std. 
uach der Injektion 

i 2 Std. 

3,856 

4,245 

3,18 

2,585 ») 

— 

4,174 

4,294 

3.243 

- *) 

— 

4,168 

3,896 

2,783 


1,590 *) 

3,481 

— 

2,740 

- *) 

— 


Fodor konstatierte gleichzeitig, daß Immunisierung mittels 
Einspritzung mitigierter Anthraxkulturen die Alkalizität des Serums 
erhöhte. 

Unsere neueren Untersuchungen führten zu folgenden Resultaten. 

Kaninchen wurden — nach entsprechender Blutentnahme — 
4. Vaccin“, und nach 24 Stunden — bei gleichzeitiger Blutentnahme 
— „II. Vaccin“ unter die Haut injiziert. Die „Vaccine“ bezogen wir 
aus dem Budapester „Pasteur-Institut“, welches, unter behördlicher 
Aufsicht, Tiervaccine versendet. — Die Alkalizität der vaccinierten 
Tiere war folgende (ccm N/ 1# „-Schwefelsäure pro ccm Blutserum): 


1. Serie: 


Gewicht 

Alkalizität 

Injektion vom 

Alkalizität 

Injektion vom 

Alkalizität 

dea Tieres 

vor der 

I. Vaccin 

24 Std. nach 

11. Vaccin 

24 Std. 7X** 8*d. 

l) 1325 

Injektion 

(ecm pro Kilo) 

der Injektion 

(ccm pro Kilo) 

nach der Injektion 

4,746 

0,1* 

5,277 

0,1 

6,463 

5,556 

b) 1125 

4,836 

0,2 

5.393 

0,2 

6,486 

5,631 

c) 1290 

4,722 

0,4 

5.277 

0,4 

4.955 

4,747 

4) 1205 

4,606 

0,8 

4,930 

0.8 

4,813 

4,666 

2. Serie: 

Gewicht Alkalizität 

Injektion vom 

Alkalizität 

Injektion vom 

Alkalizität 

des Tieres 

vor der 

I. Vaccin 

24 Std. nach 

11. Veccin 

24 Std. 8X2* Std. 


Injektion 

(ccm pro Kilo) 

der Injektion 

(ccm pro Kilo) 

nach der Injektion 

») 1170 

4,102 

0,1 

4,461 

0,1 

4,615 

4,589 

b) 1285 

4,280 

0,2 

4,435 

0.2 

4.692 

4,641 

e) 1185 

4,102 

0,3 

4,076 

0,3 

4,282 

4,487 

d) 1196 

4,162 

0,5 

4,412 

0,5 

4.230 

4,589 

Bern erk u n ge n 

: Die Alkalizität von je 1 

ccm I. resp. 11 

. Vaccin entspricht 


0,513 ccm N/, „.-SchwefeUKnre. 


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138 


Fjodor und Ri gier, 


Aus den dargelegten Ergebnissen Jfolgt, daß sowohl „I. Vaccin“ 
als „II. Vaccin“ schon nach 24 Standen die Alkalizität des Blutes 
beträchtlich erhöhen, welche Erhöhung über 7X24—8X24 Stunden 
dauerte, ja sogar sich noch steigerte. Ferner erhellt aus den Ver- 
suchen, daß die Alkalizität nur bis zu einem gewissen Grade mit 
der Menge der eingespritzten Vaccioefiüssigkeit parallel läuft, so daß 
eine übermäßige Menge von Vaccin sogar die Alkalizität beeinträchtigt. 
Dieß erhellt noch mehr aus der folgenden Versuchsreihe: 


3. Serie: 


Gkswicht 

Alkalizit£t 

Injektion vom 

Alkalis ittt 

Injektion vom 

')3 Alkalizitat 

des Tieres 

vor der 

1. Vaccin 

34 Std. nach 

II. Vaccin 

nach 34 Standen 


Injektion 

(ccm pro Kilo) 

der Injektion 

(ccm pro Kilo) 


e) {2090 

4,666 

0,2 

4,953 

0,3 

5,333 

b) 1350 

4,761 

1,0 

5,095 

1,0 

5,404 

e) 1500 

4,690 

2,0 

5.023 

3,0 

5,309 

d) 1300 

4,952 

4,0 

5,095 

4,0 

5,238 


Wie zu sehen, steht die Erhöhung der Alkalizität im umgekehrten 
Verhältnisse zu der Menge der eingespritzteu Vaccineflüssigkeit. 
Ferner ist noch hervorzuheben, daß Kaninchen d und dann b in 
7X24 Stunden verendeten, Kaninchen c nach 15X24 Stunden, 
Kaninchen a jedoch konstant gesund blieb. In den Kaninchen b, c, d 
konnten Milzbrandbacillen weder mikroskopisch, noch mittels Kultur 
nachgewiesen werden. Die Vaccineflüssigkeit scheint sonach Toxine 
zu enthalten, welche — bei gewisser Menge — die alkalivermehrende 
Fähigkeit der Vaccinetiere beeinträchtigen, ja sogar das Tier zu töten 
vermag. 


Schutzimpfungen gegen Schweinerotlauf. 

Die Impfflüssigkeit — „L und II. Vaccin“ — erhielten wir 
ebenfalls von dem „Pasteur-Institut“. Die Injektionen batten folgende 
Einwirkung auf die Alkalizität des Blutes: 

1. Serie: 


Gewicht 

Alkalizität 

Iqjektion vom 

Alkalizität Injektion vom 

Alkalizität von 

der 

vor der 

I. Vaccin 

24 Std. nach 11. 

Vaccin 

24 Std. 

6V24 Std. 

Kaninchen Injektion 

(ccm pro Kilo) 

der Injektion (ccm 

pro Kilo) Nach der Injektion 

a) 1070 

4,102 

0,1 

4,871 

0,1 

4,923 

4,666 

b) 1090 

4,155 

0,2 

4,717 

0,2 

4,821 

4.835 

c) 1205 

4,948 

0,4 

4,641 

0,4 

4,933 

4,461 

d) 1160 

4,076 

0,8 

4,768 

0,8 

4.846 

4,846 

2. 

Serie: 





7X*d Std. 

a) 1250 

4,722 

0,1 

5,555 

o,i 

5.486 

5,833 

b) 1600 

4,444 

0,2 

5,463 

0,2 

5,463 

5,656 

c) 1280 

4,694 

0,4 

5,393 

0,4 

5,324 

5,353 

d) 1468 

4,467 

0,8 

5,486 

0,8 

5,574 

5,303 

3. 

Serie: 





7X*4 Std 

a) 1880 

4,785 

0,2 

5,238 

0.2 

6,50 

4,906 

b) 1170 

4,738 

1,0 

5,142 

1,0 

5,38 

4,672 

e) 1080 

4,833 

2,0 

5,284 

3,0 

5,333 

4,813 

d) 1080 

4,833 

4,0 

6,142 

4,0 

6,119 

4,439 


Bemerkung: Die Alkalizität von 1 ccm I. resp 11. Vaccin entspricht 0,513 ccm 
n/ aoo Schwefelsäure. 


Das Ergebnis ist ganz analog jenen, welche wir bei den Milz- 
brandschutzimpfungen erhalten haben. Die Alkalizität des Blutserums 


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Kcwrt rfitersKkotgfD über di« Alkalixirit des Blutes. 


139 


trböht sich nach beiden Injektionen, und diese Erhöhung dauert 
über 6 bis 7X^4 Stunden. Ferner bemerken wir abermals, daß die 
Zunahme der Alkalizität nur bis zu einer gewissen Grenze mit der 
Menge des injizierten Impfstoffes parallel läuft; bei übermäßigen 
Einspritzungen steht die Erhöhung der Alkalizität im umgekehrten 
Verhältnisse mit der Menge der Vaccineflüssigkeit. 

Rabies und antirabische Impfungen. 

Prof. Hogves impfte Kaninchen a mit fixem Virus subdural; 
Kaninchen b wurde gleichzeitig mit Straßenwutvirus, intraoculär ge- 
impft, hernach aber einer antirabischen Behandlung unterzogen; das- 
selbe erhielt 7X^4 Stunden hindurch, täglich 2-mai, 10000 — 100 mal 
diloierten Impfstoff (zerriebenen Medull. obl.), in der Menge von 
3—1 ccm unter die Haut; insgesamt 41,5 ccm. Kaninchen c wurde 
bloß mit letzterem Impfstoff behandelt, verschied jedoch, aus nicht 
Biber bestimmbarer Ursache, nach 4X-4 Stunden. 

Kaninchen a (1120 g) erschien 4X24 Stunden hindurch gesund; 
dann entwickelte sich eine bedeutende Temperaturerhöhung; den 
7. Tag fiel das Tier auf eine Seite und wurde behufs Blutentnahme 
getötet. Kaninchen b (1245 g) zeigte von dem 7. Tage an eine ge- 
ringe Temperatursteigerung; an dem 12. Tage schien das Tier etwas 
za leiden und hatte eine wenig subnormale Temperatur. Dasselbe 
wurde ebenfalls behufs Blutentnahme getötet. 

Die Alkalizität des Blutserums war folgende (ccm N/, o0 -Salzsäure) : 

Kaninchen a Kaninchen b 


*) Vor der Impfung, resp. Impfang and Schatsimpfung 4,48 4,55 

b) 4^24 Std. nach der Impfung 3,19 — 

t) 5V14 „ „ * — 4,55 

d) «Vl4 », ,v v» *,89 — 

8V24 ,, ,, *v t| 4,46 

t) 1*X 24 1 


Während das mit Rabies geimpfte und daran zu Grunde ge- 
zogene Tier eine bis zum Tode stetig zunehmende, starke Alkali- 
verainderuag erlitt, zeigte das andere, mit Rabies geimpfte, jedoch 
antirabiscb behandelte und nur mäßig leidende Tier 12 Tage hindurch 
eine ganz geringe Abnahme der Alkalizität. 

III. Der Einfluß ron Toxin- und Antitoxininjektionen auf die 
Alkalizität des Blutes. 

Injektion vou Diphtherietoxin. 

Das zu diesen Versuchen dienende Toxin lieferte uns Professor 
H. Preisz, und töteten davon 0,2 ccm 300 g Meerschweinchen 
binnen 49 Stunden. Der Einfluß der Toxineinspritzungen auf die 
Blutalkalizität war folgender: 


1) Serie (Titrierung mit N/ I00 -Schwefelsäure): 


<i««richt d. 

Alk. vor 

Toxin 

AlkalUitKt nach 

der Injektion 

Kaninchen 

der Injekt. 

(ccm pro Kilo) 

6 Std. 

24 Std. 

48 Std. 

4X*4 8t. 

ei 2050 

4,225 

0,1 

4, *25 

3.777 

3,330 

2,956 *) 

b) 11*0 

4.175 

0,1 

4,175 

3,852 

3,379 

2,781 *) 

«) 1415 

3,960 

0,3 

3,777 

3,529 

+ *) 

— 

di neo 

4,239 

0,3 

3,728 

3.578 

+ 


Bemerk u n gen: 

1) agonitierend $ 

wegen Blutentnahme 

Ke tätet. 

2) verschieden, 

bevor Blot 

genommen werden konnte. — 

1 ccm Toxin 

— 3,25 ccm n/, 

Schwefelsäure. 


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140 Fodor u. Rigler, Neuere Untersuchungen über die Alkalizität des Blutes. 


2. Serie (Titrierung mit N/ 10 „-Schwefelsäure): 

a) 900 4,080 

0,3 3,630 

4,011 

3,250 ») — 

b) 900 4, *82 

0.3 8.681 

4.149 

2,835 «) — 

e) 88S 3,808 

1.0 3.509 

— 

3,118 ') — 

d) 965 4.337 

1.0 3.544 

4,011 

+ *) — 

Bemerkungen: 

1) agonisierend ; behufs 

Blutentnahme 

getötet) 2) vor Blut- 

entnähme verschieden. 




3. Serie (Titrierung mit N/i„ „-Salzsäure): 


«) 1410 4,525 

0,1 — 

4,00 

3,45 «) 

b) 1080 4,550 

0,2 — 

3,85 

3,125 ») 

c) 1090 4,600 

0.3 — 

2,86 

3,20 ») 

d) 1090 4,625 

0,4 — 

4,05 

3,325 «) 

e) 1250 4,271 

0.5 — 

2,846 

+ *) 

Bemerkungen: 

l) nach 27X24 Std. agonisierend, wegen Blutentnahme getötet ; 


1 ccm Serum <= 2,20 n/ 100 Salz-iture ; 2) agonisierend, wegen Blutentnahme getötet; 
3) verschied nach 3X^4 Std.; 4) verschied, bevor Blut entnommen werden konnte. 

Auf die Injektion von Diphtherietoxin sinkt zuerst rasch die 
Alkalizität, erhebt sich abermals ein wenig, um danach bis zum 
Tode immer tiefer zu sinken. 

Zwischen der Menge des injizierten Toxins einerseits und der 
Erniedrigung der Alkalizität, wie auch der Raschheit dieser Ernied- 
rigung und auch zwischen der Zeit, in welcher das Tier mit dem 
Tode abgeht, andererseits besteht ein — wenn auch nicht strenger 
— Parallelismus. 

Injektionen von Diphtherieantitoxin. 

Das Diphtherieserum lieferte uns ebenfalls Prof. H. Preisz. 
Dessen Wirksamkeit erhellt aus folgenden Versuchen: 

Meerschweinchen a 0,2 ccm Toxin pro 300 g unter die Haut 
gespritzt; dasselbe verendet binnen 49 Stunden. 

Meerschweinchen b erhält 0,2 ccm Toxin und 0,2 Antitoxin gleich- 
zeitig unter die Haut; das Tier bleibt anhaltend gesund. 

Meerschweinchen c werden 0,5 ccm Toxin und 0,2 Antitoxin 
unter die Haut gespritzt: nach 8X24 Stunden verendet das Tier 
an Diphtherietoxin. 


1. Serie (Titrierung mit N/,„ „-Schwefelsäure): 


Gewicht der 

Alkalizität vor 

Antitoxin 

AlkallziUt 

nach der Injektion 

Kaninchen 

der Injektion 

(ccm pro Kilo) 

6 Std. 

24 Std. 

48 Std. 

«) 1360 

4,076 

0,2 

4,175 

4,374 

4,076 

b) 1210 

4,175 

0,2 

4,026 

4,473 

3.976 

c) 1260 

4,274 

0,5 

4,423 

4.672 

4,132 

d) 905 

4,226 

0,5 

4,349 

4,597 

4,274 

e) 1110 

4,200 

1,0 

4.423 

4,647 

4,274 

1) 1230 

4,274 

1,0 

4,324 

4,473 

4,399 

2. Serie 

Titrierung mit N/ l# „-Salzsäure): 




Gewicht d. 

Alkat. vor 

Antitoxin 

Alkalizität nach der Injektion 

Kaninchen 

der Infekt 

(ccm pro Kilo) 

24 Std. 

48 Std. 

78 Std. 

10X** Std. 

a) 1430 

4,625 

0,2 

5,025 

— 

— 

4,50 

b) 1470 

4,700 

0,4 

5,250 

— 

— 

— 

c) 1590 

4,700 

0.6 

— 

— 

— 

4,20 

d) 1240 

4,550 

0,8 

5,400 

— 

— 

4,40 

e) 946 

4,300 

0,8 

4,750 

— 

4.150 

— 

1) 1135 

4,650 

0,8 

5,320 

— 

4,350 

— 

K) 1085 

8,992 

2,0 

— 

4,645 

— 

— 

hi 1130 

4,216 

2,0 

— 

4,925 

— 

— 

Bemerk ung: 1 

ccm Antitoxin «= 

3,75 ccm 

°/i0o SÄure - 




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v. Schab, Beitrag cur Desinfektion von LeihbibHotheksbUchern. 


141 


Die Antitoxineinspritzung erhöht sonach die Alkalizität des Blutes 
so gut wie die Vaccineiuspritzung; auch darin eiuigen sich beide 
Injektionen, daß sich die nachfolgende Erhöhung der Alkalizität mit 
der Menge der eingespritzten Substanz nicht parallel verhält. Wesentlich 
unterscheiden sich jedoch beide Injektionen darin, daß, während die 
Vaccineinjektion eine andauernde Erhöhung der Alkalizität hervor- 
bringt, die Antitoxininjektion hingegen bloß eine vorübergehende, 
kaum 48 Stunden anhaltende, Erhöhung verursacht. (ScUuS folgt.) 


Nachdruck verboten. 

Beitrag zur Desinfektion von Leihbibliotheksbüchern. 

[Aus dem Institute für Infektionskrankheiten zu Berlin.] 

Von 

Dr. von Schab, Marinestabsarzt. 

Bei der Verbreitung der Infektionskrankheiten können Leih- 
bibliotbeksbücher eine Rolle spielen. So wenige sicher beglaubigte 
Fälle solcher Krankheitsübertragung auch existieren, zwingen uns 
gleichwohl unsere Kenntnisse von der langen Lebensfähigkeit ver- 
schiedener pathogener Mikrobien außerhalb des menschlichen Körpers, 
die Möglichkeit einer Ansteckung auf diesem Wege zuzulassen. 
Berckholtz (Arbeiten aus dem Kaiserl. Gesundheitsamte. Bd. V. 
1889) z. B. hat nachgewiesen, daß Cholerakeime aus Bouillonkultureu, 
an Seideufäden augetrocknet und 30 Tage lufttrocken aufbewahrt, 
entwickelungsfähig bleiben. Diphtheriebacillen wuchsen noch nach 
3—4 Monaten aus lufttrockenen Pseudomembranen aus (Flügge, 
Zeitschr. f. Hyg. Bd. XVII. 1894. p.405); an Spielsachen angetrocknet 
erhielten sie sich bis 6 Monate lang lebensfähig (Abel, Centralbl. 
f. Bakt. Bd. XIV. 1893. No. 23). Der Pneumonie-Diplococcus 
im ausgetrockneten Auswurf des Pneumonikers bleibt lange Zeit 
lebensfähig und virulent (Bordoni-Uffrcduzzi, Centralbl. f. Bakt. 
Bd. X. 1891. No. 10). Eyff (Zeitsehr. f. Hyg. 1896. p. 181) führt 
an, daß Typhusbacillen in ausgetrocknetem Zustande bis zu 3 Monaten 
lebensfähig bleiben; Tuberkelbacillen bleiben im trockenen Zustande 
6—9 Monate infektionstüchtig. Bei den Pocken handelt es sich um 
einen sehr widerstandskräftigen, durch Luft uud die unscheinbarsten 
Berührungen übertragbaren Erreger, dem hinsichtlich der Resistenz 
der Erreger von Scharlach und Masern nahe zu stehen scheint. 

Seit langer Zeit ist es üblich, Bücher, die mit Infektionskranken 
in Berührung waren, zu verbrennen. Cornet (Zeitschr. f. Hyg. 
Bd. V. p. 191) rät von der Benutzung von Leihbibliotheken ab, da 
diese Bücher vielfach von Lungenkranken gelesen und angehustet 
werden, also eine Verbreitung von Infektionskeimen dadurch möglich 
ist. Lehmann (Münch, med, Wochenschr. 1893. No. 32) hat auf 
Formalin als vielleicht aussichtsvolles Desinfektionsmittel für Bücher 
hingewiesen; Cazal und Catriu (Aunales de l’Inst. Pasteur. 1895. 


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142 


▼. Schab, 


No. 12) desinfizierten Bücher, nachdem sich Formalin als ungenügend 
erwiesen hatte, im Autoklaven; van Ermengem und Sugg (Arch. 
de pharmac. 1894, referiert Centralbl. f. Bakt. 1896. p. 91) erklären 
ebenfalls das Formalin bei der Desinfektion von Büchern als unzu- 
länglich. 

Um der Frage näher zu treten, ob es ein einfaches und sicheres 
Verfahren giebt, Leihbibliotheksbücher auch in größeren Mengen zu 
desinfizieren, wurde auf Anregung von Herrn Prof. Pfeiffer die 
Desinfektion von künstlich infizierten Büchern mittels P i c t e t 'scheu 
Gasgemisches (schweflige Säure und Kohlensäure zu gleichen Teilen) 
und mittels Formaldehyd versucht 

Bei den Desinfektionsversuchen mittels Pict et 'sehen Gas- 
gemisches war die Versuchsanordnung die folgende. Zur Verwendung 
kamen noch gut erhalteue, gebundene Leihbibliotbeksbücher von mitt- 
lerer Größe und verschiedenem Druckpapier. Um das Wachstum der 
den Buchblättern adhärenten Bakterienflora, die bei den zu des- 
infizierenden Büchern eine ziemlich gleichmäßige war, bei der Aus- 
saat von künstlich mit Testobjekten infizierten Papierproben möglichst 
zu beschränken, wurden die Bücher vor der künstlichen Infektion an 
3 aufeinanderfolgenden Tagen je eine halbe Stunde dem strömenden 
Wasserdampf ausgesetzt und dann sorgfältig im Brütschrank (37°) ge- 
trocknet. In der Voraussetzung, daß bei einer Desinfektion von Büchern 
die mittleren Blätter und auf diesen letzteren wieder die dem Buch- 
rücken naheliegenden Teile der Desinfektionswirkung am schwersten 
zugänglich sind, wurden bei allen Versuchen nur diese Teile der Blätter 
mit den Testbakterien infiziert. Mittels Bleifeder wurden auf verschie- 
denen Seiten des Buches längliche Rechtecke abgegrenzt und der Be- 
reich dieser Felder mit Aufschwemmung der Bakterien (24 Stunden 
alte Agarkulturen) bezw. Milzbrandsporen im Konde nswasser oder in 
steriler physiologischer Kochsalzlösung beschmiert. Unmittelbar vor 
der Desinfektion der so infizierten Bücher wurden Kontrollproben 
ausgeschnitten. Nach Beendigung des Desinfektionsversuches wurden 
aus jenen infizierten Feldern wiederum Proben steril entnommen, die- 
selben 24 Stunden lang unter einer dunklen Glasglocke, die eine 
Schale mit Sodalösung enthielt, gelüftet, und dann in schräg erstarrte 
Agarröhrchen so eingebracht, daß die infizierte Fläche in innigen 
Kontakt mit dem Nährboden kam; mittels starker Platinöse wurde 
dann die im Kondenswasser erweichte Papierprobe mehrmals auf der 
Agarfläche auf und ab bewegt; alle 24 Stunden wurde, falls kein 
Wachstum vorhanden war, dieselbe Manipulation vorgenommen; blieb 
das Röhrchen bis zum 7. Tage steril, so wurde der Versuch ab- 
geschlossen. Als Testobjekte kamen Pyocyaneus, Staphylo- 
coccus aureus und Milzbrandsporen zur Verwendung, da die 
Kolonieen dieser, überdies gegen Desinfektionsmittel im allgemeinen 
sehr resistenten Bakterieu durch die Färbung bezw. durch typisches 
Wachstum leicht zu erkennen sind. Wegen der Wichtigkeit der 
Präge nach etwaiger Abtötung der Tuberkelbacillen kam möglichst 
reines Kavernensputum von Phthisikern, die reichlich Tuberkel bacillen 
im Auswurf hatten, zur Verwendung. Das Sputum wurde nicht auf 
die Buchblätter direkt aufgetragen, sondern in dünner Schicht auf 


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Beitrag zur Desinfektion von LeibbibUotheksbiJohern. 


143 


steriles Seidenpapier mittels Platinspatels geschmiert, im Brütofen 
getrocknet, und nach Entnahme von Kontrollproben der Rest zwischen 
die Blätter eines Buches gelegt. Zum Nachweis der erhaltenen 
Infektionstüchtigkeit der Tuberkelbacillen wurden die Proben in ste- 
riler Bouillon aufgeschwemmt, in sterilem Mörser zerrieben, der Brei 
durch ein steriles Drahtnetz filtriert und das Filtrat in Mengen von 
1 ccm Meerschweinchen von ca. 200 g Körpergewicht intraperitoneal 
einverleibt. Es darf hier bemerkt werden, daß sämtliche so infizierte 
Kontrolltiere an typischer Tuberkulose nach Ablauf von 3 — 6 Wochen 
eingingen. Cazal und Cat rin war es nicht möglich gewesen, Meer- 
schweinchen durch tuberkulöses Sputum zu töten, das 11, 15 und 
5 Tage an Papier angetrocknet war, wenngleich mehr oder minder 
beträchtliche Körpergewichtsabnahme nach der Injektion auf Krank- 
heitszustände der Tiere schließen ließen. 

Die Desinfektionsversuche mit Pictet’s Gasgemisch wurden in 
der P i c t e t ’schen Fabrik zu Berlin angestellt 1 ). Die zu desinfizieren- 
den Bücher wurden unter eine große Exsiccatorglocke gebracht ; nach 
Absaugung der Luft mittels Luftpumpe bis zum Vacuum ließ man 
das desinfizierende Gasgemisch eintreten, was nach Ablauf der Ver- 
suchsdauer wiederum abgesaugt wurde, teils aus ökonomischen 
Gründen, teils um den Büchern nach Möglichkeit die die Atmungs- 
organe stark belästigende schweflige Säure zu entziehen. In 14 ver- 
schieden angestellten Versuchsreihen ergab sich: 

1) Nach 24 Stunden langer Einwirkung des Gasgemisches: Pyo- 
cyaneus in allen Proben abgetötet; Aureus nicht in allen 
Proben abgetötet; Milzbrandsporen wachsen reichlich aus. Tuber- 
kulöses Sputum (intraperitoneal) tötete sämtliche (6) damit ge- 
impften Tiere (vergl. Tabelle I, Versuch 1 — 4). 

2) N ach 2mal 24-stündiger Desinfektionsdauer : Pyocyaneus durch- 
weg abgetötet ; Aureus und ebensowenig Milzbrandsporen nicht 
in allen Proben abgetötet. Tuberkulöses Sputum (intraperitoneal) 
tötet sämtliche (4) damit geimpften Tiere (vergl. Tabelle I, Ver- 
such 5). 

3) Nach Herstellung des Vacuums brachte man 10 — 24 Stunden 
lang aus einer innerhalb der Glasglocke aufgestellten Schale mit 
Wasser dieses zum Verdampfen, in der Annahme, durch vor- 
herige Durchfeuchtung des Papieres dieses dann zugänglicher 
für die schweflige Säure zu machen ; das Gasgemisch blieb 
24 — 4b Stunden in Kontakt mit den Büchern. Resultat: Pyo- 
cyaneus zeigte kein Wachstum; Aureus zuverlässig nur nach 
2X24 Stunden Desinfektionsdauer abgetötet; Milzbrandsporen 
wurden nicht in allen Proben abgetötet. Von den mit dem des- 
infizierten tuberkulösen Sputum intraperitoneal geimpften 6 Meer- 
schweinchen gingen 2 nach 7 Wochen an typischer Tuberkulose 
ein (vergl. Tabelle II und III). 

Demnach gaben die Desinfektionsversuche von der angegebenen 
Dauer schlechte Resultate. Es ist anzunehmen, daß bei einer noch 


l) Ich nehme hierbei Gelegenheit, Herrn Dr. Altschul für seine liebenswürdige 
Unterstützung bei meinen Versuchen den besten Denk auszusprechen. 



144 


▼. Schub 


längeren Dauer der Einwirkung jenes Gasgemisches eine zuverlässige 
Abtötung der zu den Versuchen verwendeten Testobjekte eingetreten 
wäre; doch wäre dieser Erfolg von rein theoretischem Interesse ge- 

Tabelle I. 


Ver- 

such 

1 

j Buch , 

Pyo- 
1 cyaneus 

| Aureus 

Milz- 
brand- ; 
sporen 

Tuberkulöses 

Sputum 

Bemerkungen 

i 

ii 


_ 



24 Stdn. Desinfektionsdauer. 


in 

— 

+ 





IV 

— 

++ 

444 




V 

— 

— 



I 


VI 

— 

44 




2 

IV 



44 - 

444 

G damit geimpft«! Desgl. 






Tiere f nach 3 bis 

i 






15 Wochen. 


s 

Hi 

- 

4+4 

444 - 


De .gl. 

4 

III 







Dc»gl. 


IV 

— 

++ 




6 

I 



— 

+ 

4 damit geimpfte! 

48 Stdn. Desinfektionsdauer. 


III 

— 

4 + 

444 

Tiere j* Dach 26 



V 

— 



bis 34 Tagen. 



Tabelle II. 


Ver- 

such 

BucJi 

Pyo- 

cyaneu» 

Aureus 

Mil». 

brand- 

sporeu 

Bemerkungen 

6 

VI 



44 

10 Stdn. feuchte Luft. 






74 Stdn. Desinfektionsdauer. 

7 

VI 

— 

! ++ 

44 

Deagl. 

8 

VI 

— 

4 

+ + 

17 Stdn. feuchte Luft. 






74 Stdn. Desinfektionsdauer. 

9 

III 




44 

24 Stdn. feuchte Luft- 


VI 

— 

— 

1 

24 Stdn. Desinfektionsdauer. 


I 

— 

— 

4 


10 

IV 

V 

— 

— 

— 

Deagl. 


IX 

— 

1 

4 


11 

III 





4 1 

20 Stdn feuchte Luft. 


VI 

— 

— 

- 

24 Std». Desinfektionsdsuer. 


VIII 

X 

1 — 

— 

1 


12 

1 

_ 

_ 

4 

IS Stdn. feuchte Luft. 


IV 

— 

— - 


24 Stdn. Desinfektionsdauer 


VI 





44 



VIII 

— 

— 

— 



X 

— 


— 



Digitized by Google 



Beitrag lur Desinfektion von LeihbibiiotheksbQcbern. 


145 


Tabelle III. 


Vcr- „ , 
Bach 

»QCfa 

Pyo- 

cyaneus 

Aureus j 

Milz- 
brand - 
sporen 

1 Tuberkulöses 
Sputum 

Bemerkungen 


I 


+ 

_ _ 


15 Stdn. feuchte Luft. 


VI 

— 


— 


24 Stdn. Desinfektionsdauer. 

VIII 

X 

— 

+ 

+ 



14 

I 




— 

Von 6 geimpften 

24 Stdn. feuchte Luft. 


IV 


— 

— 

Tieren (Buch V 

48 Stdu. Desinfektionsdauer. 


V 

— 

— 

— 

u. VIII) t * nach 

(Verffl. T»belle I, 


VI 

— 

| — 

— 

7 Wochen. 

Versuch 5.) 

1 VIII 

— 


++ 




A j 

~ 






wesen, da sich ein Desinfektionsverfahren, das mindestens 4 Tage 
beanspruchen würde, in der Praxis nie einbürgern wird. Ferner 
müßte nach Ablauf der Desinfektion von Leihbibliotheksbüchern die 
diesen intensiv adhärierende schweflige Säure durch Lüftung oder 
Einbringen in Ammoniakdämpfe haltende Luft entfernt werden, was 
abermals Zeit und Geld kosten würde. 

Nach diesen Mißerfolgen mit dem Pictet’schen Gasgemische 
wurden Desinfektionsversuche mittels Formalin (Schering) an- 
gestellt. Miquel (cit. bei Gazal und Cat rin loc. eit) und 
neuestens Tri Hat (vergl. das Referat Centralbl. f. Bakt. Bd. XX. 
1896. p. 837) haben als Vorteile einer mit Chlorcalcium versetzten 
40-proz. Formalinlösung hervorgehoben, daß einerseits Polymerisationen 
des Formaldehydes beim Verdampfen aus solchen Lösungen nicht 
eiutreten, andererseits das Formaldehydgas möglichst trocken zur 
Wirkung kommt und damit auch intensiver desinfizierend wirken soll. 
L>ie Versuchsanordnung war im allgemeinen dieselbe wie vorher. 
Nach Herstellung des Vacuums in der mit den Büchern beschickten 
Exsiccatorglocke trat aus einer durch eine Glasröhre mit der Glocke 
verbundenen Flasche, welche die Chlorcalcium-Formalinlösung enthielt, 
das Gas über. Die die Lösung haltende Flasche befand sich während 
der Versuchsdauer in einem Wasserbade von 50—60°; die Wägung 
der Flasche wurde vor und nach dem Versuche vorgenommen. Wenn 
die Mischung 36 g Formalinlösung enthielt, so gelang es, die 9 Liter 
Volum fassende Glocke mit Formalingas zu erfüllen. Bei dieser maxi- 
malen Formalinverdampfung war jedoch in 2 Versuchsreihen nach 
24-stündiger Einwirkung des Gases ein Desinfektionseffekt nicht fest- 
stellbar, wenngleich sich in manchen Proben, die wiederum mit 
Pyocyaneus, Aureus und Milzbrandsporen infiziert waren, eine 
Wachstumshemmung bemerkbar machte. Nach 48 Stunden langer 
Einwirkung des Gases war die Wachstumshemmung noch ausge- 
sprochener, besonders an den Proben, die den unter der Glocke auf- 
rechtstehenden Büchern entnommen waren, deren Blätter also nicht 
so fest aneinander lagen, wie bei den liegenden Büchern. 

Somit bietet das Formalingas bei dieser Versuchsanordnung hin- 

CnU AM. XXI. Bd. 10 


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146 N. Uschiusky, Ueber Diphtheriekultureb auf eiweißfreier Nährlösung. 


sichtlich der Desinfektion von Büchern noch schlechtere Aussichten 
als das Pictet’sche Gasgemisch. Bücher werden immer zu den am 
schwierigsten zu desinfizierenden Gegenständen gehören, da das feste 
Aneinanderliegen der Blattflächen, zumal bei glatten Druckpapieren, 
den Zutritt von desinfizierenden Gasen unmöglich macht oder hemmt. 

15. Januar 1897. 


Nachdruck verboten. 

Ueber Diphtheriekulturen auf eiweissfreier Nährlösung. 

Von 

N. l'schiiisky 

in 

Warschau. 

Im Jahre 1893 habe ich berichtet l ), daß es mir gelungen sei, 
ein eiweißfreies Kulturmedium, auf welchem viele pathogene Mikro- 
organismen und auch Diphtherie- und Tetanusbacillen gut gedeihen, 
zusammenzustellen. Diese Thatsache ist von ziemlich großem theo- 
retischen Interesse in Bezug auf die Entstehung und den Chemismus 
der Toxine, weil man aus solchen Kulturen hoffentlich leichter Toxine 
in reinem Zustande isolieren kann. Seit der Zeit erschienen einige 
Arbeiten, deren Autoren, obschon im allgemeinen meine Resultate be- 
stätigend, doch betreffs des Wachstums des Diphtheriebacillds 
nicht gerade sich günstig aussprachen, weil die Diphtheriebacillen 
nicht zum Wachstum hätten gebracht werden können *). Ich gebe 
zu, daß auch ich viele Mißerfolge gehabt habe. Jetzt aber besitze 
ich eine Kultur, welche auf meiner Flüssigkeit vorzüglich wächst, und 
weit mehr Toxin produziert, als es bei mir früher der Fall war. 

Selbst l 1 /* ccm eiuer 4 — 6 Wochen alten filtrierten Kultur töten' 
sicher ein mittleres Meerschweinchen in 40 — 36 Stunden mit allen für 
Diphtherietoxin charakteristischen Erscheinungen. Mir scheint diese 
verhältnismäßig gesteigerte Toxinbildung mit Spuren von Fe, welches 
ich jetzt meiner Flüssigkeit zusetzte, in Zusammenhang zu stehen. 
Die Ursachen meiner und Anderer Mißerfolge scheinen mir darin zu 
bestehen, daß wirklich nicht eine jede Diphtheriekultur zum Wachsen 
auf eiweißfreier Nährlösung geeignet ist. Junge, frisch vom Menschen 
genommene Kulturen sind schwer auf dieser Lösung zu kultivieren; 
wogegen ältere, an saprophytische Lebensweise gewöhnte Kulturen 
leicht wachsen. In meiner Flüssigkeit wachsen die Diphtheriebacillen 
ebenso üppig wie in gewöhnlicher Bouillon, bilden (wie auch in 
Bouillon) ein dünnes, leicht zerfallendes Häutchen auf der Oberfläche, 
und fallen beim Schütteln in sandähnlichen Klümpchen auf den Bodeu, 
wobei die Flüssigkeit beinahe ganz klar bleibt. Nach ihrem äußeren 

1) Arch. de müd. exprriment. 1893. No. 3, und Centralbl f. Bakt. Bd. XIV. No. 10. 

2) Krünkel, Hygienische Rundschau. 1891. |>. 769 ; Houguenenq etDojron, 
Socidtö biologle. 18. April 1896. 


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O. Jona, Die Schutzmittel des Organismus gegen die Blastomyceten. 147 


Aussehen ähneln sie vollständig den auf der Bouillon gezüchteten; 
nicht filtrierte Kultur erscheint beinahe ebenso virulent wie die von 
Bouillon; filtrierte Kulturen sind ungefähr 8 — 10 mal schwächer. 

(Die Kulturen sind von mir in der russischen medizinischen Ge- 
sellschaft an der Warschauer Universität demonstriert worden, auch 
habe ich Kulturproben an die Herren Prof. Dr. C. F r ä n k e 1 in Halle 
und Dr. Courmont in Lyon geschickt) 

Das Filtrat durch das Chamberlandfilter gab eine deutliche 
Eiweißreaktion, woraus wohl noch nicht folgt, daß es Toxin ist, was diese 
Reaktion giebt (siehe Archives de m6dec. exp6r. 1893. No. 3. p. 308). 
An meineu Kulturen habe ich auch die unlängst von Brieger und 
Bogr 1 ) angegebene Methode zur Isolierung des reinen Toxins in 
Form von Zink-Verbindung probiert. Die Methode hat sich aber für 
das in meiner Flüssigkeit gebildete Toxin als unbrauchbar erwiesen. 
Das Toxin wird von der Lösung durch Zinkchlorid oder Zinksulfat 
nicht gefällt, bleibt aber vollständig im Filtrat, wobei sich der Zink- 
Niederschlag als ganz unwirksam erwiesen hat. Woran dieser Unter- 
schied liegt, werden hoffentlich weitere Untersuchungen aufklären. 
Die Sache erscheint um so eigentümlicher, da die Methode von 
Brieger und Boör an Ricin (von Merk) angewendet, mir ganz 
gute Resultate gegeben hat. In diesem Falle hat aber der Zink- 
Niederschlag deutliche Eiweißreaktionen gegeben. 

Warschau, 5. Nov. 1896. 


Nachdruck verboten. 

Die Schutzmittel des Organismus gegen die Blasto- 

myceten, 

[Bakteriologisches Laboratorium des Civilhospitals in Venedig.) 

Vorläufige Mitteilung. 

Von 

Dr. Giuseppe Jona, Direktor. 

L 

Die Blastomyceten, welche bis vor einigen Jahren als unschädlich 
für deu Organismus betrachtet wurden, sind jetzt in das Bereich der 
Pathologie eingetreten. Busse hat sie als ätiologisches Element in 
einem Falle von Pyämie nachgewiesen, und die Untersuchungen von 
Sanfelice, Maffucci und Sirleo, von Roncali, Corselli 
und Frisco, Kahane, Curtis u. s. w. scheinen festgestellt zu 
haben, daß es eine Klasse von Tumoren giebt (welche vom klinischen 
und anatomisch-histologischen Gesichtspunkte aus betrachtet, zu den 
Sarkomen und Carcinomen gehören), die ihren Ursprung von einer 
Blastomyceteninfektion herleiten. 

Bei der Wichtigkeit dieser Frage für die Pathologie entsteht die 

1) Brieger and Boär, Zeitschrift f, Hygiene. Bd. XXI. 1896. Heft 2. 

10 * 


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148 


Giuseppe .Ion», 


Frage nach den Schutzmitteln, welche der Organismus gegen sie ins 
Werk setzt. Diese Seite der Fragt! ist bis jetzt von den Autoren 
vernachlässigt worden, indem sie sich natürlich vor allem mit den 
pathologischen Veränderungen beschäftigt haben, welche die Infektion 
hervorbringt 

Die Aehnlichkeit mit dem, was man über die Infektion durch 
Bakterien weiß, erlaubt uns, eine solche Untersuchung zu beginnen, 
indem wir entweder von pathogenen oder nicht pathogenen Blasto- 
myceten ausgehen; denn das Eindringen von Mikroorganismen in das 
Innere des Körpers, mag es ihnen nun gelingen, einen pathologischen 
Zustand hervorzurufen oder nicht, veranlaßt immer das in Tbätigkeit- 
treten bestimmter Verteidigungsanstalten, mögen diese nun für den 
bevorstehenden Kampf genügend sein oder nicht. 

Als ersten Versuch in dieser Richtung habe ich es vorgezogen, 
einen nicht pathogenen Blastomyceten zu studieren, weil dies die 
Reihe der zu verfolgenden Erscheinungen vereinfacht. 

Ich untersuchte das Verhalten des Kaninchens gegen den 
Saccharomyces apiculatus, den ich in den Blutkreislauf, in 
die Bauchhöhle und unter die Haut injizierte. Auf jedem von diesen 
Wegen eingespritzt, ist er für das Kaninchen fast ganz unschädlich. 
Ich legte mir folgeude Frage vor: Durch welche Mittel befreit sich 
das Kaninchen von diesen KeimeD, welche ihm in sehr großer Menge 
beigebracht worden sind? 


II. 

Ich studierte zuerst die Injektion in die Blutgefäße. In die 
Jugularis der einen Seite führte ich eine üppige Kultur auf Agar 
ein, die mit 5,6 ccm sterilen Wassers verdünnt war. Dann entnahm 
ich Blut aus der Jugularis der anderen Seite, 2 — 3 ccm auf einmal, 
stellte damit Kulturen an und überzeugte mich, daß die Blastomyceten 
verschieden lange, 2 — 8 Stunden, im Kreislauf bleiben, wobei sie nach 
und nach abnehmen, bis sie ganz verschwinden. 

Wo gehen sie hin, wenn sie aus dem Blute verschwinden? Die 
erste Hypothese, die sich darbietet, ist die, daß die Blastomyceten 
durch die Nieren ausgeschieden werden; aber diese Annahme wird 
dadurch widerlegt, daß die eingehende, sorgfältigste Untersuchung 
des Urins niemals die Gegenwart von Blastomyceten in ihm nach- 
gewiesen hat; daß die zu verschiedenen Zeiten nach der Inokulation 
mit reichlichen Mengen des Urins eingerichteten Kulturen beständig 
steril blieben. Bei der Sektion der Nieren sah man niemals Blasto- 
myceten in den Hamröhrchen. 

Man muß also denken, die Blastomyceten begäben sich zu den 
Eingeweiden. Doch sind die kulturellen Resultate hier mit der Unter- 
suchung der Gewebe dem Anscheine nach in Widerspruch. In der 
That entnahm ich die Eingeweide in mehrstündigen Zwischenräumen 
nach der Injektion, und auch nachdem die Blastomyceten aus dem 
Blute verschwunden waren und legte Platten und Kulturen an; diese 
blieben aber immer steril. Dagegen bewies die Untersuchung der 
Gewebe (deren Schnitte nach der neuerlich zu diesem Zwecke an- 
gegebenen Methode gefärbt worden waren) das Vorhandensein der 


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Die Schotimittel des Organismus gegen die Biastomyceten. ]4Q 

Biastomyceten im Innern der Kapillargefäße oder in kleinen hämor- 
rhagischen Herden, welche von der Größe der Biastomyceten selbst 
verursacht waren. — Es waren die Biastomyceten noch vorhanden, 
aber entwickelungsunfähig. So läßt das alles vermuten, daß das Blut 
die Biastomyceten in wenigen Stunden tötet und in den folgenden 
Tagen auflöst. 

Diese Hypothese drängt sich auch durch andere zahlreiche direkte 
Beobachtungen auf. 

Erstlich, wenn man einige Stunden nach der Inokulation Blut in 
Probegläschen mit Fleischbrühe auffängt und dann den Niederschlag 
antersucht, findet man stark veränderte (assotigliati) Elemente mit 
nicht mehr lichtbrechendem Rande und halbdurchscheinendem Inhalte. 
Dies sind Biastomyceten, welche durch die Einwirkung des Blutes 
das Aussehen von verschwindenden, in Auflösung begriffenen Elementen 
angenommen haben und die Art und Weise anzeigen, wie höchstwahr- 
scheinlich die anderen Elemente verschwunden sind und auch die 
wenigen übrig gebliebenen verschwunden sein würden, wären sie nicht 
der Einwirkung des lebenden, kreisenden Blutes entzogen worden. 

Zweitens zeigt sich die Entwickelung der Biastomyceten, welche 
sich einige Stunden im Kreisläufe befunden haben, nicht nur spärlich 
wegen der geringen Zahl der noch vorhandenen Keime, sondern 
bietet auch besondere Eigenheiten dar, welche nur von den Modifi- 
kationen herrühren können, welche die einzelnen Keime erlitten haben. 
Die Entwickelung ist nämlich stark verzögert und besteht aus zwerg- 
haften Elementen, drei- oder viermal kleiner, als die normalen und 
vqu besonderem Aussehen, so daß man sie als echte Rückbildungs- 
formen betrachten muß. Diese Elemente entwickelten sich weiter; 
ihre Veränderungen aber wurden noch auffallender, indem man einer 
wirklichen Umwandlung von Saccharomyces in Ol di um be- 
gegnet. 

Drittens hat in vitro die Untersuchung des Einflusses des Blutes 
auf den Saccharomyces dessen zerstörende Wirkung auf indirekte 
Weise festgestellt. Es ließ sich Dachweisen, daß durch Injektion 
einer mäßigen Menge von Biastomyceten in einige Kubikcentimeter 
Blotes dieselben in ihren Lebenseigenschaften gelähmt werden, so daß 
in wenigen Stunden die Entwickelung auf Platten, die durch eben 
fliese Blntmenge vernichtet wurde, aufhörte, während Kontrollplatten 
Hunderte von Kolonieen ergaben. Wie es bei den Bakterien der 
Pall ist, kann die Entwickelung in der Folge wieder auftreten und 
sogar ziemlich bedeutend werden. Dies ist die Folge des Ueberlebens 
weniger Keime, welche ihre Eigenschaften wieder aufnehmen und 
sich schnell vermehren, sobald die bakterientötende Wirkung des 
Blutes nach dem Ausflusse aus den Venen aufgehört hat. 

Aus dem Ganzen dieser Experimente folgt, daß der ganze Vor- 
gang innerhalb des Cirkulationssystems verläuft und daß durch die 
physiologischen Eigenschaften des Blutes in ihm auch große Mengen 
des Saccharomyces getötet und aufgelöst werden. 

HI. 

Wenn man in die Bauchhöhle eine reichliche, in sterilem Wasser 
anfgeschwemmte Kultur yod Saccharomyces apiculatus in- 


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150 Jon«, Die Schutzmittel des Organismus gegen die Blastomyceten. 

jiziert, so zeigt sich vor allem eine agglutinierende Wirkung von 
seiten der Peritoneal-Flüssigkeiten, indem die Saccharomyceten sich 
bald zu kleinen, sparsamen Klümpchen zusammenhäufen, die an den 
Dannschlingen oder am großen Netz festhaften. Wenn man wieder- 
holte kapillare Einstiche in das Peritoneum macht, um Schritt für 
Schritt die von den Blastomyceten hervorgerufenen Veränderungen zu 
untersuchen, so wird das Resultat binnen 2 oder 3 Stunden negativ; 
in der That ist die aspirierte Lymphe in der ersten Stunde reich an 
Leukocyten, deren nur eine mäßige Anzahl von Blastomyceten erfüllt 
ist und noch wenige freie Blastomyceten darbietet; aber jede blasto- 
mycetische Form verschwindet rasch, so daß man nach 3 Stunden 
nur Leukocyten aspiriert. 

Die Blastomyceten verlieren schnell, wenn sie in das Peritoneum 
eingeführt werden, die Fähigkeit, sich fortzupflanzen, und dies rührt 
bis zu einem gewissen Punkte von den physischen Verhältnissen her, 
die sie daselbst antreffen. Denn wenn man sie in dünnen, an der 
Lampe zugeschmolzenen Glasröhrchen in das Peritoneum einführt, 
verlieren sie diese Fähigkeit ebenso schnell. Auch wenn man sie 
2 oder 3 Tage lang in einem Thermostaten bei 40° C hält, werden 
sie unfähig zur Weiterentwickelung. 

Aber während durch die bloße Wirkung der physischen Ver- 
hältnisse ihre Form nicht verändert wird, so zeigen sie dagegen be- 
deutende morphologische Veränderungen, wenn sie frei in das Peri- 
toneum injiziert oder in kleinen Celloidinzellcn eingebracht werden, 
welche zwar die Berührung mit morphologischen Elementen ver- 
hindern, aber die Einwirkung der Flüssigkeiten ganz gut erlauben. 
In beiden Fällen zeigen sie eine Reihe von Veränderungen, welche 
sie nach und nach der Auflösung entgegenführen. Diese Veränderungen 
sind jedoch nicht ganz gleich und scheinen zu beweisen, daß auf den 
Saccharomyces ein doppelter Einfluß ausgeübt wird, einerseits 
von den Flüssigkeiten, andererseits von der Berührung mit den Zellen. 
Frei im Peritoneum nehmen sie jenes charakteristische Aussehen der 
in Tumoren beschriebenen Blastomycetenformen an, nämlich einen 
mehr oder weniger breiten, hyalinen Hof mit mehr opakem, grün- 
lichem, körnigem Centrum. 

In die Bauchhöhle injiziert, dringt der Saccharomyces nicht 
in den Blut- oder Lymphstrom. Alle Elemente bleiben in der Bauch- 
höhle: daselbst werden sie getötet und zerstört 

Aehnliche Erscheinungen treten bei subkutaner Einspritzung auf. 

IV. 

So rufen die drei Injektionsweisen des Saccharomyces api- 
culatus beim Kaninchen (endovasculär, intraperitoneal, subkutan) 
denselben Verteidigungsmechanismus von seiten des Organismus hervor, 
nämlich schnelle Zerstörung des fremden Agens — durch die vor- 
vorwiegende Wirkung der Flüssigkeiten — an denselben Stellen, wo 
sie inokuliert wurden. 

31. Oktober 1896. 


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W. Janowski, Zur Aetiologie der Dy&enterie. 


151 


Nachdruck verboten. 

Zur Aetiologie der Dysenterie. 

Y T on 

Dr. med. W. JsnowsU, 

Städtischem Bakteriologen and Abteilungsassistenten, 
in 

W arsch au. 

(Fortsetzung.) . 

Einige Zeit darauf berichtete Simon (75) über einen Kranken 
^ebenfalls aus Baltimore), der täglich 2—3 blutig-schleimige Ent- 
leerungen hatte und sich wegen Husten, Seitcnschmerzen und einer 
Pleuritis in das Krankenhaus hatte aufnehmen lassen. Im Sputum 
wurden sich bewegende Amöben gefunden. Die Aufmerksamkeit 
richtete sich nun auch auf die Faeces, und es wurden zahlreiche 
Amöben darin gefunden. 

In demselben Jahre fand Musser (58) in 3 Dysentcriefällen 
Amöben und hierauf Stengel (75) aus Philadelphia in 3 unter den 
5 im ganzen von ihm beobachteten Fällen von Dysenterie. Ich muß 
jedoch hierzu bemerken, daß er nur 3 Fälle einer genaueren Unter- 
suchung unterzogen hat. Der Verf. fügt mehrere Abbildungen der 
von ihm gesehenen Amöben bei und giebt an, sic seien stets leicht 
an ihren verhältnismäßig großen Dimensionen (10 — 30 ft), an ihren 
amöboiden Bewegungen und daran zu erkennen, daß sie stark licht- 
brechend sind. Bereits erkaltete Faeces enthielten deren weniger, als 
frisch entleerte. Im Ruhezustände ist ihre Form rund oder oval. 
Es gelang weder mit Fuchsin noch mit Metbylviolett, sie zu färben. 
Die Verimpfung des amöbenhaltigen Stuhles (aus Fall IV des Verf. ’s) 
io das Rectum blieb bei einem Meerschweinchen resultatlos. 

Außer obigen 8 amerikanischen Observationen erschienen im Jahre 
1890 noch die Arbeiten von Fenoglio (28) und Calandruccio 
(13) aus Italien. Fenoglio beschrieb 1 Fall von blutig-eiteriger 
Diarrhöe in Sorrento (Prov. Cagliari), in welchem die Faeces Amöben, 
Cercomonaden und Eier von Trichocephalus dispar enthielten. 
Nur in diesem einen Falle von Diarrhöe fand der Autor Amöben. 
Derselbe kann jedoch keineswegs für maßgebend gelten, denn 1) wurden 
außer den Amöben auch Cercomonaden gefunden, 2) haben mir die 
Beschreibungen des Verf.’s den Eindruck gemacht, als hätte er es 
gar nicht mit Dysenterie zu thun gehabt (mikroskopisch fehlte u. a. 
in den Entleerungen der Eiter). Calandruccio (13) verschluckte 
encystierte Amöben und fand sie nach 12 Tagen in seinen normalen 
Entleerungen. 

Baumgarten (4) erklärt in seiner pathologischen Mykologie 
bei Besprechung des bis zu jener Zeit angesammelten Materials (p. 938), 
er wolle die Ansicht Kartulis’ über die pathogene Wirksamkeit der 
Amöben bei Dysenterie durchaus nicht in Zweifel ziehen. Er glaubt 
aber nicht, daß die Amöben die ganze Summe der Veränderungen 
bei Dysenterie hervorrufen könnten, da ihm kein Analogon bekannt 


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152 


W. Jao o wski f 


ist, das uns zu dem Glauben an die Möglichkeit eines durch Amöben 
hervorzurufenden Abscesses bekehren würde. Er nimmt an, daß außer 
den Amöben die pyogenen Mikroorganismen zerstörend auf den Darm 
einwirken. Weitere Untersuchungen sollen erst zeigen, worin dieses 
Zusammenwirken der Bakterien und Amöben bei Dysenterie besteht. 

Im Jahre 1891 war es wieder Kartulis (44), der den Reigen 
diesbezüglicher Werke eröffnete; er wiederholte in dieser neuen Arbeit, 
daß er konstant Amöben in allen Dysenteriefällen und in Leber- 
abscessen nach Dysenterie gefunden habe. Er giebt an, Hunderte von 
Darmerkrankungen untersucht, allein nie im Stuhl Amöben gefunden 
zu haben. Um noch exaktere Beweise der Pathogenität der von ihm 
beschriebenen Amöben zu erbringen, legte Kartulis Kulturen an. 
Zu diesem Behufe mischte er einen Tropfen dysenterischer Faeces 
mit einem Aufguß von Stroh (20 — 30 g frisches Stroh wurde 15 Min. 
lang in 2 1 Wasser gekocht). Nach 24-stündigem Stehen im Thermo- 
staten erhielt er an der Oberfläche der Flüssigkeit ein dünnes Gewebe, 
das außer Bakterien sich lebhaft bewegende junge Amöben enthielt, 
die noch keine Pseudopodien aussandten, aber Kerne und Vakuolen 
enthielten. Nach und nach bildeten sich daraus Exemplare von der- 
selben Größe, wie die mit den Faeces verimpften, die sich schon mit Hilfe 
der Pseudopodien bewegten. Vier bis fünf Tage später traten zwischen 
den gewöhnlichen Amöben 5 — 7 fi große, unbewegliche Gebilde mit 
zarten Konturen, kleinem Kern und zartem Protoplasma auf. Das 
sind die Sporen der Amöben. Im Laufe von 8 — 1 1 Tagen enthielten 
die Kulturen fast ausschließlich diese Sporen, während die Amöben 
selbst nur spärlich vertreten waren. In einem gewöhnlichen Aufgusse 
entwickeln sich diese Sporen nicht weiter. Wird jedoch einer solchen 
Kultur, selbst einer 4 Monate alten, etwas neutrale oder schwach 
alkalische Bouillon beigemischt, so entwickeln sich aus obigen Sporen 
wiederum Amöben. Diese Kulturen gelangen Kartulis nur in nicht 
mit Watte verschlossenen Gefäßen. Er glaubt, der freie Luftzutritt 
sei eine notwendige Bedingung für die regelrechte Entwickelung der 
Amöben in den Kulturen. Aus nichtdysenterischen Stühlen hat er 
keine Amöbenkulturen erhalten. Die Amöbenkulturen enthielten ge- 
wöhnlich Bakterien in Menge. Nur bei einem postdysenteriseben 
Leberabsceß, der sich bei der bakteriologischen Untersuchung als 
steril erwies, erhielt er Amöbenkulturen ohne Bakterien. 

Um sich noch genauer von der pathogenen Wirksamkeit der 
Amöben zu überzeugen, stellte Kartulis Impfversuche an Tieren an. 
Bei Hunden waren die Impfungen erfolglos. Da nach tierärztlichem 
Ausspruche außer Hunden auch Ratten und Katzen von Dysenterie 
befallen werden, so stellte Kartulis einige Versuche an letzteren 
an. Es wurden 3 Katzen je 10 ccm frischer dysenterischer Faeces 
in das Rectum injiziert. Nur die eine Katze hatte das Klystier be- 
halten, und nach 4 Tagen stellte sich Dysenterie mit Amöben im 
Stuhle ein. Nach 12 Tagen ging die Katze an Dysenterie zu Grunde. 
Einen ebenso günstigen Erfolg erzielte er bei Katzen durch Ver- 
impfung der oben erwähnten Amöbenkulturen (3-tägige, 3. Generation); 
nach wenigen Tagen stellte sich bei diesen Tieren Dysenterie ein, und 
es wurden Amöben in den Faeces gefunden. Ein analoges Resultat 


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Zur Aetiologie der Dysenterie. 


153 


erhielt er an Katzen durch Verimpfung von aus Leberabscesaen 
stammenden und keine Bakterien enthaltenden Amöbenkulturen. Das 
Füttern von Katzen mit Sporen führte zu keinem Resultate. 

Auf Grund all dieser Untersuchungen erachtet Kartulis seine 
Amöben für die ausschließlichen Urheber der Dysenterie. 

Fast zu gleicher Zeit publizierte Cahen (12) einen Fall von 
Dysenterie bei einem 4- jährigen Mädchen, bei welchem er 17 Tage 
nacheinander im Stuhle Amöben vorfand. Sie waren 2—3 mal größer, 
als die roten Blutkörperchen, hatten Pseudopodien, ein körniges Proto- 
plasma und einen deutlichen Kern. Ihre Bewegungen hielten 3 Stunden 
lang an. Cahen beobachtete, wie diese Amöben rote Blutkörperchen 
in sich Aufnahmen, indem sie dieselben vorher hufeisenförmig um- 
schlangen. Sie färben sich am besten mit Methylenblau, allein 
ihre Kerne werden dabei nicht sichtbar. Es gelangen Cahen weder 
Kulturversuche noch Uebertragungen dieser Amöben auf Tiere. 

Eine Woche später berichtete Nasse (59) über folgenden Fall 
ans Bergmann’s Klinik. Ein 60-jähriger Mann, der in Florida 
gelebt, wo die Dysenterie eine der am häufigsten vorkommenden Krank- 
heiten ist, batte dort längere Zeit an Verdauungsstörungen gelitten. 
Nach Deutschland gekommen, erkrankte er an akuten Verdauungs- 
störungen, und hierauf bildete sich bei ihm ein Leberabsceß. Als 
der Absceß geöffnet worden war, schloß sich die Wunde nicht wieder, 
und die Wundränder gingen immer wieder auseinander. Nach 3 l l 2 
Wochen starb der Patient. Die Obduktion zeigte ausgesprochene 
dysenterische Veränderungen im Darme. In der Nachbarschaft der 
Darmulcerationen , in den Absceßwänden und in den nekrotischen 
Rändern der Hautwunde wurden den von Kartulis beschriebenen 
ähnliche Amöben in großer Zahl gefunden. Im Eiter selbst waren 
diese Amöben spärlich vertreten. Der Autor nimmt an, daß die 
Amöben möglicherweise die Heilung der Hautwunde gestört hatten, 
indem sie Hautnekrose hervorriefen. Er behauptet dies jedoch nicht 
mit Bestimmtheit. 

Um dieselbe Zeit sprach sich L. Pfeiffer (66) aus Weimar in 
seinem bekannten Werke über Protozoen dahin aus, daß er schon im 
Jahre 1887 in dysenterischen Stühlen bei Kindern Amöben gesehen 
habe. 

A. Lutz (52) aus Honolulu berichtete über 3 Fälle von Darm- 
erkrankungen, die er während seines Aufenthaltes in Brasilien ge- 
sehen und die durch Amöben hervorgerufen waren. Er fand letztere 
nicht in den Faeces selbst, sondern im Blute und im Schleime. Er 
hält die pathogene Wirksamkeit der Amöben für unzweifelhaft. Man 
müsse sich nur darüber verständigen, hinsichtlich welcher Krankheit 
sie sich pathogen erwiesen. Er glaubt nicht, daß sie die Erreger der 
Dysenterie seien, denn die Dysenterie ist eine akute Infektionskrank- 
heit, die gewöhnlich epidemisch auftritt, von diphtheritischen Ver- 
änderungen im Darme abhängt und nicht zur Bildung von Leber- 
abscessen führt. Amöben aber trifft man in Fällen von schleimig- 
blutiger Diarrhöe an, die alsdann einen chronischen Verlauf hat, meist 
ohne Tendenz zur Genesung, mit häufigen Verschlimmerungen des 
Prozesses oder mit Verzögerungen desselben. Dies ist nicht die ge- 


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154 


W. J & n o w s k i , 


wohnliche Dysenterie, sondern eine in keinem Zusammenhang mit ihr 
stehende hartnäckige Diarrhöeform, die oft zu konsekutiven Lebcr- 
abscessen führt. Für diese Form, nicht aber für die Dysenterie, sind 
die Amöben — nach Lutz — spezifisch. Lutz meint, daß niemand 
die Untersuchungsresultate von Kartulis hätte widerlegen können, 
wenn er sich dieser Terminologie bedient hätte. 

Dock (25) ging bei Anerkennung der Pathogenität der Amöben 
vorsichtiger zu Werke. Im Staate Texas beobachtete er 12 Fälle, in 
denen er im Stuhle Amöben fand. In klinischer Hinsicht differierten 
diese Fälle bedeutend voneinander. In 4 derselben fehlten ad vitam 
Dysenteriesymptome vollständig, und nur in 6 waren sie deutlich aus- 
gesprochen. Allein in allen diesen Fällen fand der Verf. im Darme 
Ulcerationen , und in den Faeces oder im Leberabsceß (wenn ein 
solcher vorhanden war) Amöben. Ich muß hier von einer Wiedergabe 
der Beschreibung dieser Gebilde absehen und erwähne nur, daß Kul- 
turen auf Reisbrühe mißlangen, da die Amöben binnen weniger Tage 
darauf abstarben, wobei sie zuweilen kurz vorher die Form encystierter, 
mehrere Vakuolen enthaltender Gebilde annahmen. Der Verf. hält 
die Araoeba coli für eineu sehr verbreiteten Parasiten, glaubt, 
daß die Infektion durch das Trinkwasser zustande kommt und daß 
man denselben bei gewissen ulcerierenden Prozessen im Darme und 
in den sich dazu gesellenden Leberabscessen antrifft. Er behauptet, 
es läge noch kein Grund vor, diese; Amöbe für pathogen zu halten, 
obwohl dies ein sehr interessantes Gebiet für weitere Forschungen 
sei. Ein solcher Amöbenbefund in den Faeces habe aller Wahr- 
scheinlichkeit nach nur diagnostischen Wert oder könne zur Kontrolle 
dienen, wenn die Wirksamkeit der Behandlungsmethode fcstgestellt 
werden soll. 

Bald nach Dock’s Arbeit erschien — gleichfalls in Amerika — 
diejenige von Council man und Laflcur (20) aus Baltimore, das 
ausführlichste und erschöpfendste aller diese Frage behandelnden 
Werke. Es ist unmöglich, hier den Inhalt des ganzen Bandes an- 
zuführen. Ich will nur das hervorheben, was das ausschließliche Er- 
gebnis der selbständigen Forschungen dieser Autoren ist. Sie sind 
der Ansicht, daß es verschiedene Arten von Dysenterie giebt, die 
sich ungefähr voneinander unterscheiden, wie die verschiedenen 
Formen der Lungenentzündung. Eine dieser Formen wird durch 
Amöben hervorgerufen , für welche die Autoren die Benennung 
Amocba dysenteriae vorschlagen, ohne damit entscheiden zu 
wollen, ob die einzelnen Autoren in ihren Dysenteriefällen verschiedene 
oder dieselben Amöben gesehen. Die Verff. geben eine äußerst 
detaillierte und musterhafte Beschreibung dieser Amöben sowohl in 
den Entleerungen, wie auch in Gewebsschnitten, die in F 1 e m m i n g - 
scher Flüssigkeit gehärtet und mit Karmin, Methylenblau oder Iläma- 
toxylin gefärbt wurden. Sie geben selbst zu, daß man erst durch 
Kulturen Gewißheit darüber erhalten könne, ob man es stets mit 
derselben Amöbenspecies zu thun habe. In Fällen von gewöhnlicher 
Dysenterie haben die Verff. nie Amöben gefunden. In den 15 von 
ihnen beschriebenen Fällen (ein Fall ist von Johnson entlehnt) 
waren stets Amöben vorhanden, und zwar in um so größerer Menge, 



Zur Aetiologie der Dysenterie. 


155 


je schwerer der Fall war. In 2 derselben (Fall VIII und XIV) wurden 
die Amöben erst nach dem Tode der Kranken in den Darmabscessen, 
in 4 ad vitam im Sputum gefunden, denn es hatten sich amöbeu- 
haltige Abscesse in den Lungen gebildet. Die Verff. beschreiben die 
von ihnen beobachteten Fälle in allen ihren Einzelheiten und analy- 
sieren sie alsdann vom klinischen und anatomischen Standpunkte aus. 
Klinisch charakterisiert die Amöbendysenterie ein abnormaler, langer, 
schleichender Verlauf mit Unterbrechungen und Exacerbationen. Die 
Amöben wirken anders auf den Darm als die Bakterien; sie reizen 
die Thätigkeit der Epithelzellen, drängen sich zwischen denselben bis 
zur Submucosa vor und lösen dieselbe auf, wobei auch die dort be- 
findlichen Follikel mit in den Zerstörungsprozeß hineingezogen werden. 
Von hier aus gehen sie im intermuskulären Gewebe weiter vor, indem 
sie auch dieses auflösen. Eine solche gewebcauflöscnde Wirkung der 
Amöben läßt sich am besten an der Leber und den Lungen verfolgen. 
Im Darme wird die Klarheit dieses Bildes durch die umfangreiche 
Eiterung hervorrufende Beimischung von Bakterien getrübt. Den 
Autoren nach gelangen die Amöben nicht durch die Lymphgefäße 
in die Leber, denn die Verff. haben nie Amöben in den Lymphdrüsen 
gesehen, aber auch nicht durch die Blutgefäße, obgleich im Lumen 
und in den Wandungen der feinen Aederchen multiple Amöben nach- 
zuweisen sind. Einem solchen Eindringen der Amöben in die Leber 
widerspricht der Umstand, daß die Leberabscesse vorwiegend an der 
Oberfläche und im rechten Leberlappen lokalisiert sind. Bei em- 
bolischem Ursprünge derselben wäre eine derartige Regelmäßigkeit 
ein Ding der Unmöglichkeit. 

Nach Councilman und Lafleur entstehen die Leberabscesse 
dadurch, daß die Amöben aus dem Darme, aus Flexura hepatica 
coli, oder von oben, vom Diaphragma her, in die Leber gelangen. 
Ein Lungenabsceß bedeutet ein Uebergreifen des Leberprozesses auf 
die Lunge vermittelst des Diaphragma. Dies ist der Eutstehungs- 
modus der meisten Leberabscesse. Allein eine der Beobachtungen 
der Autoren (No. XV), in welcher multiple Leberabscesse in beiden 
Leberlappen, in ihrer ganzen Dicke, gefunden wurden, beweist, daß 
diese Abscesse bisweilen auch auf embolischem Wege entstehen könuen. 
Die Verff. betonen die Häufigkeit der Leberabscsse bei Amöbendysen- 
terie: Sie selbst haben sie 6 mal gesehen (unter 15 Fällen). Durch 
eine Zusammenstellung der älteren Dysenterielitteratur in Afrika, 
Amerika und Indien zeigen sie, daß in Indien unter 1429 untersuchten 
Fällen 306 mal, in Algier unter 1001 180 mal Leberabscesse gefunden 
wurden. Iu den Vereinigten Staaten und in Europa sind Leber- 
abscesse seltener, als in den Tropenländern. So hat z. B. Qlava 
unter 60 Fällen keinen einzigen Leberabsceß gefunden. 

Am Schlüsse ihrer Arbeit fassen Councilman und Lafleur 
ihre Resultate folgendermaßen zusammen : 

1) Die Amöbendysenterie ist eine klinisch, ätiologisch und ana- 
tomisch von den übrigen Dysenterieformen zu unterscheidende Krank- 
heit, da sie sich a) klinisch durch Rückfälle, Exacerbationen und 
Neigung zu chronischem Verlaufe auszeichnet, da sie b) durch Amöben 
hervorgerufen wird, da c) die Ulcerationen ihren Anfang in der Sub- 



156 


W. Jinowaki, 


mucosa nehmen und erst von dort nach der Mucosa vorschreiten, 
wodurch sich ihre unterminierten Ränder erklären. 

2) Als Komplikation stellen sich bei diesem Leiden oft Leber- 
absccsse ein, in denen sich auch andere Mikroorganismen zu den 
Amöben gesellen. Diese Abscesse differieren anatomisch von den durch 
andere ätiologische Momente hervorgerufenen, da sie infolge von Er- 
weichung und Auflösung der Gewebe durch die Amöben entstehen. 

3) Diese Krankheit kommt in den Tropenländern, in vielen 
Gegenden der Vereinigten Staaten und vereinzelt auch in Europa vor. 

In demselben Jahre berichtete Eichberg (12) aus Cincinnati 
über einen Fall, in welchem ein Neger wegen eiteriger rechtsseitiger 
Pleuritis das Krankenhaus aufgesucht hatte. Er wurde operiert, starb 
aber nach 11 Tagen. Die Obduktion zeigte zahlreiche Leberabscesse 
und mehrere alte dysenterische Abscesse im Dickdarme. Eiter und 
Faeces enthielten, mikroskopisch untersucht, Amöben in Menge. 

Im Jahre 1892 wurden nur einzelne Fälle von Amöbendysenterie 
veröffentlicht. Maggiora (55) erwähnt in seiner schon genannten 
Arbeit, er habe in einem Dysenteriefalle in Turin Amöben gefunden. 
Er behauptet jedoch, daß die Amöben, falls sie Oberhaupt bei Ent- 
stehung der Dysenterie eine Rolle spielen, doch nur eine der vielen 
Ursachen derselben seien. Thatsächlich scheinen die von ihm be- 
schriebenen Fälle bakteriellen Ursprungs zu sein. Man weiß also 
nicbt, was von dem einen Falle zu halten ist, in welchem Maggiora 
in den Faeces Amoeba coli gefunden hat. 

Ko vilcs (46) beobachtete einen Kranken, der vor 12 Jahren auf 
Sumatra an Dysenterie gelitten hatte. Als dieser Kranke nach seiner 
letzteu 19 Monate dauernden Kur nach Deutschland kam, schien die 
Krankheit etwas nachgelassen zu haben. Durch Chinin trat wohl 
eine Besserung, aber keine Heilung ein. Koväcs fand in diesem 
Falle sehr zahlreiche Amöben im Stuhlschleime. Züchtungsversuche 
mißlangen. Die Uebertragung auf Katzen (durch Klystiere oder 
Einläufe in den Darm nach vorhergehender Laparotomie) gab ent- 
weder ganz negative Resultate, oder es wurde bei der Sektion 
nichts gefunden, was darauf hingewiesen hätte, daß die Amöben 
bei ihnen eine katarrhalische Darmentzündung hervorrufen können. 
Er schlägt sogar vor, die durch Amöben hervorgerufene Krankheit 
nicht Amöbendysenterie, sondern Amöbenenteritis zu 
nennen. Koväcs hebt auch hervor, man könne nicht behaupten, 
daß alle Autoren dieselbe Amöbenspecies in den Faeces gesehen hätten. 
Kr ist der Ansicht, daß Amoeba coli wohl pathogene Eigenschaften 
besitze, aber allein nicht zu Ulcerationen im Darme führe. Sie be- 
sitzt die Eigenschaft, die Heilung durch andere Noxen herbeigeführter 
Prozesse zu verzögern und schwere Darmentzündung ohne Tendenz 
zur Genesung zu verursachen, die durch Inanition zu einem letalen 
Ende oder zu schweren Komplikationen führt. 

Schließlich teilt Stengel (77) in seiner neuen Arbeit mit, daß 
er im ganzen 8 mal Amoeba coli beobachtet habe, mit anderen 
Worten, daß er sie seit Veröffentlichung seines vorhergehenden Ar- 
tikels (76) in 5 neuen Fällen gesehen habe. Er ist der Ansicht, daß 
die Amöben wohl eine Rolle bei Entstehung der Dysenterie spielen. 



Zar Aetiologie der Dysenterie. 


157 


Dafür spricht ihre Zahl, die um so größer ist, je schwerer der Krank- 
heitsveriauf im gegebenen Falle ist, und um so geringer, je leichter 
der Fall ist; dafür spricht ihre Anwesenheit im Darme und ihr Ver- 
mögen, sowohl im Darme, wie auch in der Leber die Gefäße anzu- 
greifen. Er glaubt daher, es müsse den Amöben unbedingt das Ver- 
mögen, Gewebe zu reizen und Entzündung darin hervorzurufen, 
zuerkannt werden. Die Amöben bringen Bakterien mit in die Leber, 
spielen aber wohl auch selbst eine Rolle bei der Gewebszerstörung, 
wenn cs zur Bildung eines Leberabscesses kommt Amöbenkulturen 
mißlangen. Ich muß darauf verzichten, weitere Einzelheiten über Bau 
und Vorkommen der Amöben, als uns bereits bekannt, aus dieser 
schönen und interessant geschriebenen Arbeit anzuführen. 

Harold (34) aus London beschrieb einen Dysenteriefall bei einem 
verabschiedeten Soldaten aus Indien, der vom Jahre 1886 mit Unter- 
brechungen an bluthaltiger Diarrhöe litt. Der Verf. sah ihn im 
Charring Cross Hospital in London im Februar 1892; die Stuhle waren 
damals halbflüssig mit Beimischung von Blut und Schleim, und H. 
fand nach sorgfältigem Forschen in letzteren einzelne Amöben. Dies 
ist der erste Fall von Verschleppung dieses Leidens aus Indien nach 
England. 

Es ist noch zu erwähnen, daß Wesen er (79) in demselben Jahre 
durch sorgfältiges Studium der ganzen Amöbenlitteratur zu der Uebcr- 
zeugung gelangte, daß diese Gebilde in den verschiedenen Ländern 
wohl den Zerstöruugsprozeß im Darme einleiten können, daß er jedoch 
von den Bakterien weiter fortgesetzt wird 1 ). 

Das Jahr 1893 brachte 3 neue Originalarbeiten über die Amöben- 
frage. Die eine derselben wurde von Quincke und Roos (69) aus 
Kiel veröfientlicht. Der darin beschriebene Fall von Infektion mit 
Amoeba coli stammt nicht aus Deutschland, sondern aus Palermo. 
Der Kranke (39 Jahre) infizierte sich eben dort beim Trinken eines 
verdächtigen Mineralwassers und zog sich dadurch eine Diarrhöe zu, 
die von dieser Zeit an mit kurzen Unterbrechungen über 3 Jahre 
dauerte. Die Untersuchung des gelben, halbflüssigen, schleim- und 
zuweilen auch bluthaltigen Stuhles zeigte Amöben darin, die den von 
Loesch beschriebenen ganz ähnlich waren. Der Kranke genas nach 
einer mehrfach wiederholten Kalomelbehandlung (die Autoren ver- 
abreichten ihm 20 Tage nacheinander je 0,05—0,1 g Kalomel 2 mal 
täglich). Allein auch eine einmalige Kur dieser Art rief Besserung 
des Allgemeinbefindens und Uebergang der Amöben in den Ent- 
leerungen in eneystierte Formen hervor. Allem Anscheine nach wirkte 
das Kalomel ungünstig auf die Fortbildung der Amöben, wobei diese 
Parasiten, gleich den anderen Mikroorganismen in ähnlichen Fällen, 
eine gegen äußere Eindrücke widerstandsfähigere Form annahmen, 
nämlich die eneystierte. Die Autoren injizierten 8 Katzen per anum 
amöbenhaltige Faeces. Sechs derselben erkrankten an Dysenterie und 
starben nach 2 — 3 Wochen, wobei die Sektion Ulcerationen im Dick- 


1) Geuauigkeitshalber will ich noch erwähnet), daß Jörge ns (39) ln demselben 
Jahre sich bewegende Amöben im Harne bei chronischer Darmentzündung fand. Näheres 
über die Natur derselben finden wir jedoch in dieser Notis nicht. 



158 


Pathologische Wirkaog der Blastomyceten. 


(lärme zeigte. Zwei anderen Katzen wurden per os amöbenhaltige 
Faeces ohne encystierte Formen beigebracht. Die Experimente blieben 
erfolglos. Dagegen rief bei 4 anderen Katzen die Injektion per os 
von Faeces mit encystierten Formen gleichfalls Dysenterie hervor. 

(Fortsetzung folgt.) 


Referate. 

Sanfelice, F., Süll' azione patogena dei blastomiceti. 

[III. Mitteilung.] (Annali d’Igiene sperimentale. Vol. VI. 1896. 

Nuova serie. Fase. III. p. 265.). 

In dieser dritten Mitteilung unterstützt Prof. Sanfelice immer 
mehr seine Meiuung, daß die von vielen Beobachtern beschriebenen 
Sporozoen in den Geschwülsten nichts anderes sind als Blastomyceten, 
und giebt die Resultate von Impfungen mit Kulturen von Saccharo- 
myces neoformans bei Mus musculus, weißen Ratten, Ka- 
ninchen, Hunden und Hühnern an. 

a) Mus musculus. Zehn Mäuse, in die Bauchhöhle geimpft, 
sind in 8 Tagen zu Grunde gegangen. Bei der Obduktion fand Verf. 
Miliarknötchen im Epiploon und, nicht immer, kleine graue Flecke in 
der Milz und in den Nieren. In den Organen und einigemal auch 
im Blute konnte man Saccharomyces neoformans untersuchen 
und züchten. Am meisten sind die Blastomyceten frei und nicht in 
Zellen eingeschlossen. 

b) Weiße Ratten. Von zwei weißen Ratten, die unter die 
Haut geimpft waren, starb die eine nach 1 */s Monaten und die 
andere nach 2 Monaten. Sie zeigten an der Impfstelle eine haselnuß- 
große Geschwulst, Miliarknötchen im Epiploon, Schwellung der Milz 
und Gekrösdrüsen , kleine graue Flecken auf den Nieren. Sechs 
andere weiße Ratten, in die Bauchhöhle geimpft, starben nach 1 Monat 
mit Exsudat in dem Peritoneum, Knötchen in Milz, Nieren und 
Omentum. In den Organen konnte Verf. Saccharomyces neo- 
formans untersuchen, aber es war nicht so zahlreich wie bei den 
Mäusen. 

c) Kaninchen. Impfungen unter die Haut von 4 Kaninchen 
sind erfolglos geblieben. Von 8 Kaninchen, die in die Bauchhöhle 
geimpft waren, sind zwei nach 1 — l 1 /* Monaten zu Grunde gegangen. 
Bei der Obduktion fand Verf. Schwellung der Leisten und Axillar- 
drüsen, kleine Knötchen in Milz, Nieren und Lungen. Positive Kul- 
turen hatte Verf. nur von Drüsen, Milz, Nieren, Lungen. In den 
Organen waren die Blastomyceten nicht zahlreich, aber die Neubildung 
von Zellen war zahlreicher als bei Mäusen und Ratten. 

d) Hunde. Von 30 in verschiedener Weise geimpften Hunden 
haben nur zwei, die in die Mammadrüsen geimpft waren (der eine 
wurde nach 2 Monaten getötet, der andere war nach 10 Monaten 
gestorben), Geschwülste an der Impfstelle und in verschiedenen 


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Diphtherie. 


159 


Organen gezeigt. Bei der Hündin, die nach 10 Monaten gestorben 
war, sagt Verf., daß die Geschwülste Epitheliome waren. 

e) Hühner. Von 8 im Koller geimpften Hühnern zeigten nur 
drei Neubildungen von Saccharomyces neoformans, das einen 
großen Pleomorphismus zeigte. 

Bruno Galli-Valerio (Mailand). 

Müller, E., Untersuchungen über das Vorkommen von 
Diphtheriebacillen in derMundhöhle von nichtdiph- 
tberischen Kindern innerhalb eines großen Kranken- 
saales. (Jahrbuch für Kinderheilkunde. Bd. XLIII. Heft 1.) 

Müller untersuchte systematisch sämtliche Kinder, welche 
wegen verschiedener Krankheiten auf die Kaderabteilung Heubner’s 
an der Charitä in Berlin aufgenommen waren, auf die Anwesenheit 
von Diphtheriebacillen in der Mund- und Rachenhöhle. Unter 
92 Fällen, welche von ihrer Aufnahme an in bestimmten Zeiträumen 
untersucht wurden, fanden sich 20mal Diphtheriebacillen bei Kindern, 
welche zur Zeit keine Veränderungen der Mund- und Rachenschleim- 
haut erkennen ließen. Bei 6 Kindern wurden die Bacillen schon am 
Tage ihres Eintritts in das Krankenhaus nachgewiesen, die übrigen 
14 wareu während ihres Aufenthalts auf der Station infiziert worden. 
Von erateren 6 stammte eins aus einer Familie, in welcher vor einiger 
Zeit Diphtherie geherrscht hatte, 3 aus zur Zeit diphtheriefreien 
Häusern; zwei waren von der Masernstation verlegt worden. Bezüg- 
lich der Weiterverbreitung auf der Station selbst konnte Verf. häufig 
beobachten, daß, wenn an einem Tage bei einem Kinde Diphtherie- 
bacillen gefunden wurden, am nächsten Tage die Kinder in den be- 
nachbarten Betten ebenfalls Diphtheriebacillen zeigten. In einem 
Falle ließen sich 2 l /? Monate lang vollvirulente Bacillen in der Mund- 
höhle nachweisen, ohne daß das betr. Kind irgend welche Krank- 
heitserscheinungen zeigte. Doch soll hier auf die folgende Arbeit 
von L ö h r verwiesen werden, aus welcher hervorgeht, daß die Kinder 
mit prophylaktischen Seruminjektionen behandelt wurden. Verf. erklärt 
aus der verhältnismäßig großen Zahl von solchen Kindern, welche 
mit Diphtheriebacillen in die Anstalt eintreten, die Häufigkeit der en- 
demischen Diphtheriefälle, welche früher auf der betr. Station immer 
von neuem beobachtet wurden. Es liegt ja auf der Hand, daß das 
Leben und Treiben auf einer Kinderstation der Uebertragung der 
Bacillen von einem Kind auf das andere in hohem Grade Vorschub 
leistet. In Uebereinstimmung mit den Autoren, welche bisher über 
das Vorkommen von Diphtheriebacillen in der Mundhöhle gesunder 
Menschen gearbeitet haben, legt M. diesem Umstand den größten 
Wert für die Verbreitung der Diphtherie bei. Er nimmt mit 
Wassermann und Fischl an, daß in vielen Fällen eine persön- 
liche Immunität den Ausbruch der diphtherischen Erkrankung bei 
den infizierten Menschen verhütet. 

Zum Nachweis bediente sich M. der Uebertragung des mit der 
Oese entnommenen Rachen- resp. Tonsillenschleims auf Blutserum- 
röhrchen. Nach seiner Ansicht sichert in zweifelhaften Fällen die 
Abimpfung von dem Serumröhrchen auf Agar und die Entwickelung 



160 


Diphtherie and Tetanus« 


der charakteristischen Kolonieen auf der Agaroberfläche die Diagnose 
„Diphtheriebacillen“. Tierversuche stellte Verf. mit 12 der gewonnenen 
Kulturen an. In 6 Fällen tötet 0,5 resp. 1,0 einer zweitägigen 
Kultur die Meerschweinchen in typischer Weise, 6mal starben die 
Tiere nach einer Dosis von 0,5 nicht, bekamen aber charakteristische 
Infiltrationen an der Injektionsstelle bei Gewichtsverlust und zuweilen 
erheblicher Abmagerung. Verf. bezieht dies auf eine erfolgte Virulenz- 
verminderung. H. Kos sei (Berlin). 

Brieger und Boer, Ueber die Toxine der Diphtherie und 
des Tetanus. [Aus dem Institute für Infektionskrankheiten in 
Berlin.] (Deutsche med. Wochenschr. 1896. No. 49.) 

Für die Fällung der amorphen Krankheitsgifte hat sich den Verff. 
die Anwendung der Schwermetalle, insbesondere einer 1-proz. Chlor- 
zinklösung, am besten bewährt, weil dabei mehr oder weniger lösliche 
Doppelverbindungen entstehen, durch deren weitere Behandlung eine 
Reindarstellung der Toxine gelingt. Eine Wiederentfernung der 
Metalle ist mit Kohlensäure nicht möglich, weil dabei das Toxin mit 
niedergeschlagen wird, ebensowenig durch H t S, Natriumphosphat und 
Säuren, weil die Toxine dabei zerstört oder doch erheblich geschädigt 
werden; besser eignen sich dazu schwach alkalisch oder neutral rea- 
gierende Salze aus der Gruppe der Alkalien und Erdalkalien, nament- 
lich eine Kombination gewisser Ammoniakderivate. 

Zur Gewinnung des Diphtherietoxins wird die von den Bakterien 
befreite Serum- oder Bouillonkultur mit dem doppelten Volumen 
einer 1-proz. Chlorzinklösung versetzt, der ausgewaschene Niederschlag 
mit einer 3 — 6-proz. Ammoniumbikarbonatlösung geschüttelt und mit 
Ammoniumphosphat wieder gelöst, bis durch Zinkphosphat eine Trübung 
entsteht Nach Absetzen dieses Niederschlags wird dann aus der 
durch gehärtete Filter geschickten Flüssigkeit durch Ammoniumsulfat 
ein neuer Niederschlag gewonnen, wieder gelöst und mit Natrium- 
sulfat nochmals gefällt Da hierbei trotz mehrfacher Wiederholung 
des Vorgangs doch das Eiweiß nicht ganz entfernt werden kann, 
benutzten die Verff. später Kulturen auf eiweißfreien Nährböden, ins- 
besondere in dialysiertem Menschenharn. In solchem Falle wurde 
ein im „landläufigen Sinne“ unter die Eiweißkörper nicht einzu- 
rechnendes Toxin gewonnen, das auf dem Filter kaum sichtbar war, 
sich optisch inaktiv verhielt und durch Alkohol, Aether, Aceton, 
Säuren, selbst Kohlensäure und oxydierende Substanzen, wie Kalium- 
permanganat, schnell zerstört, durch schwache Alkalien und redu- 
zierende Substanzen jedoch nicht oder nur wenig und langsam ver- 
ändert wurde. Letztere Tbatsache ist von Bedeutung, weil nach Ehr- 
lich’s Untersuchungen gerade im tierischen Organismus besonders 
reduzierende Kräfte thätig sind. Die in den von den Kulturen ge- 
trennten Bakterienleibern noch vorhandenen Toxinreste konnten durch 
mehrstündiges Schütteln mit konzentriertem Ammoniumchlorid und 
18— 20-stündige8 Stehenlassen ebenfalls gewonnen werden. Die iso- 
lierten Toxine sind, wie aus den Sektionsbefunden der damit ver- 
gifteten Tiere und gelungenen Immunisierungsversuchen an einer Ziege 
und einem Hammel hervorging, in der That das wirksame Prinzip 



Rhinitis diphthericm. 


161 


■der filtrierten Kulturlösungen. Durch koozentrierte Ammonium- 
chloridlösung, nachfolgendes Waschen mit. Wasser und Fällung mit 
Ammoniumsulfat wurde dann ferner aus den vom Toxin bereits be- 
freiten Bakterienleibern eine ungiftige und zu Immunisierungszwecken 
ungeeignete Substanz gewonnen, welche ebenfalls weder Pepton noch 
Eiweißreaktion ergab. Dagegen enthielten die zurückbleibenden Bak- 
terienleiber selbst ein nekrotisierendes Gift, gegen dessen 
Wirkung die Heildosen des Iminunserums versagten. Im gepulverten 
Zustande in Wasser aufgeschwemmt töteten die Bakterienleiber in 
Gaben von 0,01 g subkutan injiziert Meerschweinchen von 500 g 
Gewicht in 48 Stunden unter Nekrotisierung und Eiterung des Ge- 
webes an der Einspritzungsstelle; dagegen fehlten die Sektionsbefunde 
der gewöhnlichen Toxinvergiftung, wie Rötung der Nebennieren und 
Flüssigkeitsansammlungen in der Brusthöhle. Dieses nekrotisierende 
Gift, bezw. seine Träger, die des Toxins beraubten Diphtheriebacillen, 
sind unlöslich, sie behalten ihre Wirkung auch nach einstündigem 
Kochen mit Wasser; beim Erhitzen mit Natronlauge entwickeln sich 
aus ihnen Dämpfe, die wie Cadaverin und Putrescin, jedenfalls piperin- 
ahnlich riechen. 

Ebenso wie das Diphtherietoxin stellten die Verff. auch das 
Tetanustoxin her; da jedoch dabei merkaptanähnliche Verbindungen 
mit gefällt wurden, und die Ausschaltung der Peptone schwierig war, 
so zogen sie es vor, nach der alten Methode von Brieger und 
Fraenkel mit Ammoniumsulfat zu fällen und das wieder gelöste 
Toxin mit einer 0,5-proz. Sublimatlösuog im Ueberschuß nieder- 
zuschlagen, demnächst wiederholt der Reihe nach Ammonium- 
bikarbonat, Ammoniumphosphat und Ammouiumsulfat anzuweudeu. 
Im gehärteten Filter wird das Toxin vollkommen absorbiert; „nichts 
erinnert an seine Gegenwart, als ein weuig Salz und eine gelbliche 
Färbung des Filters, die besonders beim Tetauustoxin oft sehr er- 
heblich ist. Größere Mengen davon können daher nur mit großen 
Opfern und erheblichem Zeitaufwand unter Verarbeitung mehrerer 
100 Liter Kulturflüssigkeit erlangt werden.“ 

Die Verff. teilen mit, daß es Brieger und Kempner gelungen 
ist, aus Kulturen der Ermengem’schen Botulismusbacillen und aus 
menschlichen Leichenteilen weitere Toxine zu gewinnen; sie betonen, 
daß die giftigen Pflanzeustoffe Ricin und Abrin im Gegensatz zu den 
gefundenen Toxinen Eiweißstoffe sind, daß dagegen Pankreatin und 
Pepsin anderen Körperklassen angehören und durch Schwermetalle 
nicht fällbar sind. Wird das Pankreatin des Handels in schwach 
alkalischer Lösung mit Ammoniumphosphat und dann mit Ammonium- 
sulfat gesättigt, so erhält mau ein wirksames, peptonisierendes, dabei 
jedoch bakterien-, pepton- und albumosefreies Präparat. 

K üb ler (Berlin). 

Pluder, Ueber Rhinitis fibrinosa diphtherica. (Deutsche 

med. Wochenschr. 1896 No. 44 und 46.) 

Von der typischen Rachendiphtherie wurde bisher als nicht diph- 
therische Naseukrankheit die Rhinitis fibrinosa unterschieden. Obwohl 
auch uei dieser mehrfach Löffler 'sehe Bacillen nachgewieseu wurden, 

EnU Abt. XXI B4. J i 


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162 


Molluscum contagiosum. — Conjunctivitis. 


und ihr wesentlichstes Symptom in der Bildung von verstopfende» 
Membranen bestand, nahm man doch wegen ihres chronischen, gut- 
artigen Verlaufes und der Beschränkung der Krankheitserscheinungen 
auf die Nase an, daß es sich um eine besondere Affektion handle, 
und betrachtete die Anwesenheit der Bacillen als zufällige und nicht 
regelmäßige Begleiterscheinung. Pluder hat nun in mehreren Fällen 
beobachtet, daß die Krankheit offenbar durch Ansteckung von an 
Rachendiphtherie erkrankten Personen ihren Ausgang nahm, und daß 
umgekehrt an eine Erkrankung an Rhinitis fibrinosa Fälle von Rachen- 
diphtherie in der gleichen Familie sich anschlossen. Soweit er bei 
Rhinitis fibrinosa bakteriologisch untersuchte, fand er stets virulente 
Löffler’sche Bacillen. Unter Bezugnahme auf ähnliche der Litteratur 
entnommene Erfahrungen und mehrere anderweitig mitgeteilte Fälle 
von Uebergangsformen zwischen diphtherischer und fibrinöser Diphtherie 
bestreitet der Verf. die Berechtigung einer Trennung der beiden 
Krankheiten. Er empfiehlt, den Fällen der fibrinösen Rhinitis mehr 
Beachtung zu schenken und macht darauf aufmerksam, daß in dia- 
gnostischer Beziehung namentlich das Nasenbluten, der reichlich dünn- 
schleimige Ausfluß und das Ekzem am Naseneingang zum Verdachte 
auf Diphtherie Veranlassung giebt. K üb ler (Berlin). 

Salzer, Ein Fall von Molluscum contagiosum an den 
Augenlidern. (Münchener med. Wochenschr. 1896. No. 36.) 

Verf. beschreibt einen Fall von Molluscum contagiosum, welcher be- 
sonders deswegen interessant ist, weil dabei der zuerst von Bollinger 
vermutete ätiologische Zusammenhang der Erkrankung mit einer bei 
Hühnern und Tauben vorkommenden bösartigen Infektionskrankheit, 
dem Epithelioma contagiosum, wenn auch nicht sichergestellt, so doch 
im höchsten Grade durch die Anamnese wahrscheinlich gemacht wird. 
Die betreffende Patientin hatte am unteren Lidrand ein wachsweißes, 
sich derb anfühlendes Knötchen, dessen Inhalt zahlreiche Molluscum- 
körperchen aufwies. In dem von der Patientin bewohnten Hause 
wurden Tauben gehalten, mit denen sie häufig beim Füttern in direkte 
Berührung kam. Unter diesen Tauben war eine verheerende Seuche 
ausgebrochen, au welcher die meisten der Tiere gestorben waren. Die 
Tauben batten Abmagerung, stellenweisen Verlust der Federn, sowie 
kammartige Bildungen an dem Schnabelrücken gezeigt. Wenn nun 
auch der direkte Nachweis, daß es sich bei den Tauben wirklich um 
Epithelioma contagiosum handelte, nicht zu erbringen war, so hält 
doch Verf. dies nach den Angaben der intelligenten Patientin als 
ziemlich sicher. Dieudonnd (Berlin). 

fflorax, V. und Blach, G. W., Die Bakteriologie der ver- 
schiedenen Arten von akuter Conjunctivitis im All- 
gemeinen und derakutenkontagiösenConjunctivitis 
im Besonderen. (Archiv für Augenheilkunde. Bd. XXXIII. 
p. 230—244). 

Statt der klinischen oder pathologisch-anatomischen Einteilung 
der verschiedenen Arten von Conjunctivitis acuta ist die ätiologische 
anzustreben. Eitrige Conjunctivitis kann durch den Gonococcus 

* 


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Untersuchungsroethoden, Instrumente etc. 


16 » 


Week’s Bacillus, deo Streptococcus oder den Bacillus der 
Diphtherie hervorgerufen werden, ebenso wie diese selben Mikrobien 
fibrinöse oder pseudomembranöse Exsudationen hervorzurufen imstande 
sind. Zur Entwickelung der Mikrobien, wie des Gonococcus und 
des Week’schen Bacillus, bedarf es besonderer Nährböden, besonders 
solcher mit Serum; in der Praxis aber kann, mit Ausnahme der 
Conj. diphther., die mikroskopische Untersuchung allein die ätiologische 
Natur der Krankheit feststeilen. Als besondere Formen werden auf- 
gestellt : eine gonorrhoische, eine diphtherische, eine durch Strepto- 
kokken hervorgerufene pseudomembranöse und lacrymale, und schließ- 
lich eine durch Pneumokokkeninfektion entstandene Conjunctivitis, 
ohne daß wesentlich Neues gebracht würde. In eingehender Weise wird 
dagegen die akute kontagiöse Conjunctivitis besprochen, welche durch 
den sog. Week’schen Bacillus charakterisiert ist, indem Verf. die 
Mitteilung ergänzt, welche Weeks über diese Erkrankungsform ge- 
macht hat und Uber welche seinerzeit in dieser Zeitschrift iu aus- 
führlicher Weise referiert wurde (Bd. 1. p. 263). 

Scblaefke (Kassel). 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 

Klein. Report on certain experimental procedures in 
preparation of blood-serum with a view to protective 
inoculation against diphther ia. (Report of the Local Go- 
vernment Board. 1894/95. London 1896.) 

Bei einer Untersuchung ausländischer Serumsorten (Behring, 
Roux, Aronson) auf ihren Wirkungswert fand Verf., daß die drei 
Serumarten gleichwertig unter einander waren und in vorschrifts- 
mäßiger Weise die erforderliche Menge Toxin bei der Mischuugs- 
methode neutralisierten. Als er sie jedoch auf ihre Wirksamkeit 
gegenüber lebenden Diphtheriebacillen prüfte, ergab sich, daß 100 mal 
mehr Serum erforderlich war, um ein Infiltrat zu verhindern, als bei 
Prüfungsmethode mit der 10 fach tödlichen Menge Gift. Von dem 
Gedanken ausgehend, daß zur Erzielung einer prophylaktischen 
Wirkung am Menschen ein Serum geeigneter sei, welches die Bacillen 
unschädlich macht, als ein solches, welches das Toxin neutralisiert, 
versuchte Verf. Tiere nicht mit Toxin, sondern mit lebenden Bakterien 
zu immunisieren. 

Er injizierte Pferde mit steigenden Dosen von lebenden Bakterien- 
körpern, die er durch Abkratzen von ca. 8-tägigen Agarkulturen 
gewann, aber in ungefähr gleichaltrigen (also schon gifthaltigen, Ref.) 
lebenden Bouillonkulturen der Diphtheriebacillen aufschwemmte. Schon 
nach ca. 30-tägiger Behandlung hatte das Serum dieser Pferde den- 
selben Wirkungswert gegenüber lebenden Diphtheriebacillen, wie das 
Serum von Behring, Roux und Aronson, zu dessen Bereitung 
nach Ansicht des Verf.’s mindestens 2—3 Monate erforderlich gewesen 

ii* 


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164 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelung*liemmung etc. 


sein müssen. Das Serum der Pferde fand mit Erfolg zu therapeu- 
tischen Zwecken am Menschen Verwendung. Leider fehlen Angaben 
über den antitoxischen Wert desselben. H. Kossel (Berlin). 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 

de Giaxa . V., und Pane , N., Beiträge zur Kenntnis der 
Immunisierung von Kaninchen gegen Streptokokken. 
(Rif. medica. Jahrg. XII. No. 226 . p. 5.) 

Die Verff. benutzten zu ihren Versuchen eineu Streptococcus, 
dessen Virulenz eine solche war, daß ’/iooo ccm Bouillonkultur 
Kaninchen höchstens innerhalb 48 Stunden tötete. Drei Tage alte 
Bouillonkulturen dieses Streptococcus, einer Temperatur von 50° C 
eine Stunde lang ausgesetzt, wurden, nachdem sie sich als abgetötet 
erwiesen hatten, im Verhältnis von 2 ccm pro 100 g Körpergewicht 
Kaninchen in die Blutbahn injiziert. Die Tiere zeigten keine Reak- 
tion und verhielten sich ebenso bei subkutanen und intraperitonealen 
Injektionen. Von diesem Resultate ermutigt, versuchten nun die 
Verff. größere Dosen in die Blutbahn zu injizieren. Durch Vor- 
versuche aber wollten sie sich zuerst überzeugen, daß die Bouillon 
für sich, intravenös injiziert, keine Schädlichkeit hervorruft; und sie 
fanden, daß Kaninchen Kalbsbouillon, in der Menge von 11,4 Proz. 
ihres Körpergewichts in die Ohrveno injiziert, sehr gut vertragen. 
Um große Mengen Streptokokkenkulturen abzutöten, fauden es die 
Verff. nicht zweckmäßig, dieselben zu erhitzen, da wahrscheinlich 
die Verteilung der Temperatur resp. ihre Wirkung in den großen 
Kolbeu keine gleichmäßige gewesen wäre; deshalb zogen sie es vor, 
die Kolben so lange im Brütschrank zu halten, bis kulturell nach- 
gewiesen wurde, daß die Bakterien zu Grunde gegangen waren, was 
ungefähr nach einem Monate (37 Tagen) geschah. Von diesen Kul- 
turen bekamen nun Kaninchen, intravenös, 12,4 Proz. ihres Körper- 
gewichts; außer eiuer vorübergehenden Beschleunigung der Atmung 
und Abschwächung der Herzthätigkeit zeigten die Tiere nichts Be- 
sonderes. Das Körpergewicht selbst nahm nicht ab. 

Wenn aber statt Kalbsbouillon Rinderbouillon (resp. die mit dem 
Fleische eines älteren Tieres bereitete Bouillon) verwendet wurde, 
giugen die Tiere schon nach einer intravenösen Einspritzung von 5 ccm 
steriler Bouillon pro 100 g Körpergewicht zu Grunde, und zwar 
unter starker Dispnöe. Abgetötete Streptokokkenkulturen, in dieser 
Bouillon gemacht, waren bei intravenöser Injektion ebenso giftig, wie 
die Bouillon, wenn sie den Tieren im Verhältnis von 5 Proz. des 
Körpergewichts eingespritzt wurden, nicht aber, wenn die Menge der- 
selben auf 4 Proz des Körpergewichts herabgedrückt war. 

Durch diese Versuche war nachgewiesen einerseits, daß abge- 


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Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungeheimnung etc. 16«> 


tötete junge StreptokokkeDkulturen keine Giftigkeit besitzen, anderer- 
seits, daß die letztere auch bei alten Kulturen, die eine Anhäufung 
der ausgeschiedenen Toxine vermuten lassen könnten, gleich Null ist. 

Die Verff. prüften auch, ob die mit Zusatz von 2°/o„ Karbol 
abgetöteten Kulturen von Streptokokken ebenso gut vertragen werden 
konnten. Aber wegen des Gehaltes an Karboi konnte die Dosis nicht 
höher als 1,7 Proz. des Körpergewichts der Tiere gebracht werden. 

In allen Fällen wurde die Immunisierung der Tiere gegen lebende 
Streptokokken geprüft, und die Verff. fanden, daß die in den schon 
beschriebenen Weisen vorbehandelten Tiere gegen die hundertfache 
Dosis letalis immunisiert waren. Das Tausendfache wurde nicht 
vertragen. Wenn aber die Tiere, die die hundertfache Dosis letalis 
vertragen hatten, nach 15 Tagen mit der tausendfachen injiziert 
wurden, so vertrugen sie dieselbe. 

Die Möglichkeit, Tiere gegen Streptokokken auf diesem Wege zu 
immunisieren, und andererseits die mißlungenen Versuche anderer 
Forscher bei der Verwendung der Filtrate von Streptokokkenkulturen, 
ließen den Verff. die Vermutung offen, daß wahrscheinlich den Leibern 
der Bakterien solche Wirkung zuzuschreiben wäre. Deshalb filtrierten 
die Verff. durch Papier eine 20-tägige Streptokokkenkultur, wuschen 
die Bakterien so lange aus, bis im Filtrat nach Eindampfung kein 
Rückstand mehr nachzuweisen war, und dann ließen sie die in einer 
Reibschale gesammelten Bakterien 48 Stunden bei 37 0 C austrocknen. 
Nach dieser Zeit wurde das Material zerrieben und auf seine Sterilität 
geprüft. Eine Aufschwemmung desselben in steriler physiologischer 
Kochsalzlösung wurde intravenös Kaninchen eingespritzt, und zwar 
ein 2260 g schweres Tier bekam 0,18 g der Substanz, ein 1800 g 
schweres 0,1 g. Beide Tiere zeigten keine Reaktion, und nach 
6 Tagen vertrugen sie die hundertfache Dosis lebender Bakterien. 

Die Verff. setzen ihre Untersuchungen weiter fort. Aus diesen 
dürfte hervorgehen, daß die Bestandteile der Bakterien körper, wenn 
auch ganz ungiftig, eine Rolle bei der Immunisierung spielen. 

Gapaldi (Rom). 

Schierbeck, N. P., Ueber den Einfluß der Kohlensäure 
auf das Wachstum und die Toxinbildung der Diph- 
theriebacillen. (Archiv f. Hyg. Bd. XXVII. Heft 4.) 

Man war bisher der Ansicht, daß die Entwickelung der Bakterien 
am günstigsten auf schwach alkalischen Nährböden vor sich gehe. 
Die alkalische Nährflüssigkeit wird nur im Anfang alkalisch sein, so- 
bald nämlich darin Keime wachsen, vermindert sich die alkalische 
Reaktion und wird der sauren Platz machen. 

Die mit Diphtheriebacillen angestellten Versuche ergaben, daß 
eine selbst ganz schwache alkalische Reaktion das Wachstum der 
Diphtheriebacillen nicht nur nicht förderte, im Gegenteil nach Ver- 
lauf einer gewissen Zeit tötend auf dieselbe wirkt. Die schwach saure 
Reaktion des Nährbodens ist am meisten geeignet, wenn die Nähr- 
flüssigkeit freie Kohlensäure enthält (beim Durchleiten von 8-proz. 
kohlensäurehaltiger Luft). Bei Versuchen mit Anwendung von kohlen- 
säurefreier Luft war das Wachstum der Bakterien ein geringes, und 



166 Schutzimpfung, kilnstl. Infektionskrankheiten, t£nt<rickelung»hemmung et«. 


Verf. zieht den Schluß: „Nach gleicher Aussaat kommt bei neutraler 
Reaktion eine (absolut genommen) geringere Anzahl Bakterien zur 
Entwickelung, als bei schwach saurer Reaktion.“ Ist der Nährboden 
schwach alkalisch, so vermögen die Diphtheriebacillen durch Er- 
zeugung von Kohlensäure die schädliche Wirkung der Alkalität zu 
überwinden, so daß in der Nährflüssigkeit eine schwach saure Reaktion 
erzeugt wird, die für das Bakterienwachstum förderlich ist. Das noch 
überschüssige Alkali wird zur Bindung von gebildeter Säure, die 
stärker als Kohlensäure ist, nützlich sein. Ist die Alkalität eine zu 
große, so wirkt sie auf das Wachstum schädlich. Die Bakterien gehen 
zu Grunde, bevor sie neutralisierend wirken konnten. 

Betreffend die Bedeutung dieser Versuche für die Toxinbildung 
der Diphtheriebacillen teilt Verf. mit, daß durch die Behandlung mit 
Kohlensäure eine schnellere Darstellung des Diphtherietoxins möglich 
sein kann, als wie sie bisher bekannt war, sofern die von ihm mit 
Meerschweinchen angestellten Versuche durch weitere Versuche Be- 
stätigung Anden. 

Die widersprechenden Ergebnisse, die bisher bei Durchleitung 
von Luft zur Beschleunigung der Toxinbildung eintraten, werden 
durch diese Versuche erklärt. Roux hat seinerzeit diese Methode 
empfohlen, ihrer unsicheren Resultate halber sie jedoch wieder ver- 
lassen. Verf. glaubt, daß schwankender Kohlensäuregehalt der ange- 
wandten Luft beim Durchleiten das Resultat beeinflußte. 

Bai er (Berlin). 

Löltr, U eher Immun isierungs versuche gegen Diphtherie. 

(Jahrbuch für Kinderheilkunde. Bd. XLIII. Heft 1.) 

Die Arbeit liefert einen wertvollen Beitrag zur Frage des im- 
munisierenden Wertes des Diphtherieseruras, welcher bekanntlich noch 
nicht so allgemein anerkannt ist, wie die Heilkraft des Serums. 

Das häufige Auftreten von Diphtheriefällen unter den auf der 
Kinderstation der Charit6 wegen verschiedener nicht ansteckender 
Krankheiten liegenden Kindern gab Veranlassung zu Immunisierungs- 
versuchen in großem Maßstabe. Bis zum November 1895 wurde 
nicht regelmäßig immunisiert, sondern nur wenn sich ein Diphtherie- 
fall zeigte, was fast jeden Monat der Fall war. Hierbei konnte be- 
obachtet werden , daß es nicht genügt, wenn nur die in den Neben- 
betten des erkrankten Kindes liegenden Patienten schutzgeimpft 
wurden; in diesem Falle traten noch Erkrankungen in anderen ent- 
fernten Teilen des Saales auf. Erst wenn sämtliche Kinder prophy- 
laktisch injiziert wurden, sistierten die Erkrankungen sofort. 

Seitdem vom Beginn des Jahres 1896 an sämtliche 
neu eintretenden Kinder sch utzgei m pft wurden , kam 
nur noch ein einziger Diphtheriefall vor bei einem 
Knaben, bei welchem wegen schwerem Gelenkrheumatis- 
mus die Schutzimpfung unterblieben war. Der Schutz 
hält nach Löhr nur ungefähr 4 Wochen an, dreimal wurden näm- 
lich Erkrankungen nach 30, 33 resp. 41 Tagen beobachtet. Deshalb 
wurden die Einspritzungen bei manchen Kindern nach 3—4 Wochen 


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Schutzimpfung, kiinsti. Infektionskrankheiten, Entmckelungahemmung etc. 167 


-wiederholt. Von diesen erkrankte keines. Meist wurden 200—250 
Immuniserungseinhciten injiziert. 

Sehr interessant sind die Beobachtungen über die Immunisierungen 
auf der Masernstation. Bis zur Einführung der Immunisierung jedes 
mit Masern eingelieferten Kindes war ungefähr die Hälfte aller Todes- 
fälle an Masern auf sekundäre Erkrankung an Kroup zu beziehen. 

Nach Einführung der Immunisierung sank die Sterb- 
lichkeit an Masern auf dieHälfte und unter 99 Masern- 
fällen erkrankte nicht ein einzigesKind nachträglich 
an Kroup. In solchen Fällen, wo die Kinder mit Masern und 
Kroup in die Anstalt eintraten und wo 5mal der Exitus erfolgte, 
ließen sich jedesmal Diphtheriebacillen in den fibrinösen Auflagerungen 
nachweisen. Die Wirksamkeit der Immunisierung mit Diphtherie- 
serum auch gegen Masernkroup machen es Löh r in Ueberein- 
stimraung mit einigen früheren Autoren wahrscheinlich, daß der 
Masernkroup nichts weiter als eine sekundäre Infektion mit Diphtherie 
darstellt, deren Erreger sich vielleicht schon vor der Erkrankung an 
Masern auf der normalen Schleimhaut der Luftwege als harmlose 
Schmarotzer befunden haben und nun in die entzündete Schleimhaut 
eindringen. 

Aehnlich günstige Erfahrungen machte L. auf dem Scharlach- 
pavillon, wo ebenfalls einzelne Diphtheriefälle sofort zur Immunisierung 
sämtlicher Kinder des Pavillons Veranlassung gaben. 

In einigen Fällen führt L. die Schutzimpfung bei den gesunden 
Geschwistern erkrankter Kinder durch. 

Bedrohliche Nebenerscheinungen verursachte die prophylaktische 
Injektion, die meist in der Menge von 1 ccm vorgenommen wurde, 
niemals, trotzdem 460 Kinder, oft in den schwersten Stadien der 
verschiedensten Erkrankungen, injiziert wurden. Exantheme traten 
in 4,34 Proz. der Fälle auf. Gelenkschmerzeu und ungünstige Ein- 
wirkung auf die Nieren wurden nicht beobachtet, letztere selbst nicht 
bei solchen Kindern, die an schwerer hämorrhagischer Scharlach- 
nephritis litten. Wenn also die Exantheme sich bei der prophylaktischen 
Injektion auch nicht ganz vermeiden lassen, so ist doch ihre Zahl 
auf den vierten Teil der nach Injektion von großen Serumdosen zu 
Heilzwecken durch L. beobachteten gesunken. Wenn auch die Frage 
der Immunisierung mit Serum durch die vorliegenden Untersuchungen 
noch nicht als ganz abgeschlossen zu betrachten ist, so bedeuten sie 
doch einen erheblichen Fortschritt und es wäre zu wünschen, daß die 
L.’sche Arbeit in den Kreisen der praktischen Aerzte recht bekannt 
würde, damit dieselben das Vorurteil gegen die Immunisierung mit 
Heilserum überwinden und selbst möglichst zahlreiche weitere Er- 
fahrungen sammeln. H. Kossel (Berlin). 

Vierhuff, W., Ueber die im Stadtkrankenhause zu Riga 
gemachten Erfahrungen mit dem Behring’schen 
Diphtherieheilserum. (St. Petersburger medizin. Wochenschr. 
1896. No. 41.) 

Verf. berichtet über den Erfolg des Diphtherieserums bei 116 
vom Dezember 1894 bis 1. Juli 1896 behandelten Fällen. Die bak- 



168 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 

teriologische Untersuchung wurde nur bei einem Teil der Fälle aus- 
geführt, bei den übrigen Kranken war jedoch die Diagnose durch das 
klinische Bild und den Krankheitsverlauf sichergestellt. Im ganzen 
starben 31 Patienten == 26,8 Proz., von den Tracheotomierten 25 
= 44 Proz., von den nicht Tracheotomierten nur 5 Proz. 49 Proz. 
der gesamten Fälle mußten tracheotomiert werden. Die zwei ersten 
Lebensjahre wiesen mit 17 Fällen, d. h. mit mehr als der Hälfte 
aller Toten, die größte Sterblichkeit auf. Der bei der größeren Zahl 
der Fälle deutlich beobachtete günstige Einfluß des Serums auf den 
klinischen Krankheitsverlauf äußerte sich in der verhältnismäßig rasch 
sich vollziehenden Abstoßung der diphtherischen Membranen, im Zu- 
rückgehen laryngealer Stenosen und in einer sich bald früher, bald 
später ausbildenden Euphorie der Kranken. Letztere war besonders 
bei den Tracheotomierten zu beobachten. Ein sicheres Urteil über 
den Einfluß des Serums auf die diphtheritischen Lähmungen sowie 
auf die Albuminurie ließ sich nicht gewinnen. Die einzige Neben- 
wirkung, welche beobachtet wurde, war das Serumexanthem. 

Dieudonnö (Berlin). 

Cuno, Zwei Jahre Diph therieheilserumtherapie. [Aus 
Dr. Christ’s Kinderkrankenhaus in Frankfurt a. M.] (Deutsche 
med. Wochenschr. 1896. No. 52.) 

In Christ’s Kinderkrankenhaus in Frankfurt a. M. waren 
von 1889 bis 1894 nachstehende Mortalitätsziffern an Diphtherie zu 
verzeichnen: 

1889 starben von 121 an Diphtherie behandelten Kindern 48 == 39,4 Proz. 


1890 „ 

.. ‘ 2*2 „ 

n 

f» 

„ 89 = 36,0 

»» 

1891 „ 

„ 331 „ 

91 

i) 

„ 110 = 82,6 

ff 

1892 „ 

„ 301 „ 

n 

i* 

„ 10S = 88,8 

ff 

1893 „ 

„ 290 „ 


ff 

„ 127 = 43,8 

ff 

1894 bi» 80. Scpt. 

„ 214 „ 

)» 

ff 

„ 78 =. 36,4 

ff 


Seit 1. Oktober 1894 bis 1. Oktober 1896 wurden die Kinder 
mit Höchster Serum, und zwar bald unter Ausschluß aller örtlichen 
Mittel behandelt. Von 483 Fällen, darunter nach Heubner’s Maß- 
stab 282 schweren, 112 mittleren und 89 leichten Erkrankungen 
endeten 51 = 10.5 Proz. tödlich, darunter befanden sich 5 bereits 
sterbend in das Hospital gebrachte Kinder und 12, welche nach er- 
folgter Heilung an anderen, mit der Diphtherie nicht zusammen- 
hängenden Krankheiten zu Grunde gingen. 

Neben der Serumbehandlung wurden nur Roborantien, bei drohen- 
der Herz.schwäche Stimulantien und bei Albuminurie und Nephritis 
Einwickeluogeu, Schwitzbäder, jedoch der Herzschwäche wegen nie- 
mals warme Bäder verabreicht 

Sobald die erstell Versuche mit dem Serum dessen Unschädlich- 
keit ergeben hatten, wurde in allen etwas ernsteren Fällen das Heil- 
serum III angeweudet. Bereits nach 13 — 15 Stunden zeigte sich in 
der Besserung des Allgemeinbefindens der Patienten, namentlich durch 
Eintritt von Schlaf und Appetit die Wirkung; ein kritischer Tempe- 
raturabfall erfolgte nicht, das Fieber ging im Laufe von 2 Tagen 
allmählich herab. Die Unterkieferdrusen schwollen rasch ab, die ört- 


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Schutzimpfung, kflnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. JßQ 


liehen Krankheitserscheinangen im Rachen gingen dagegen nicht auf- 
fallend schnell zurück. 

Eiteriger Nasenfluß nach längst geheilter Diphtherie und Rhinitis 
fibrinosa wurde durch eine nochmalige Heilseruminjektion beseitigt. 
Otitis media schloß sich nur in wenigen Fällen an und nahm einen 
günstigen Verlauf. 

Von 125 Kindern mit Stenoseerscheinungen kamen 50 zur Ope- 
ration, weil die Erstickungsgefahr bereits bei der Aufnahme groß war, 
4 unter 14 — 24 Stunden nach der Einlieferung, weil die Erscheinungen 
der Stenose nicht zurückgegangen waren. Die letzten 4 Kinder wurden 
geheilt, von den übrigen 50 starben 17, 2 davon an Tuberkulose. 

126 mal bestand Albuminurie, und zwar einigemale in erheblichem 
Grade bei geringer Lokalerkrankung. 76 mal Herzschwäche, 47 mal 
komplette Schlucklähmungen, 16mal Gaumenlähmungen, 4 mal Glieder- 
lähmungen und 3 mal Abducenslähmungen. Die Zahl der Paresen 
war im ganzen verhältnismäßig geringer als vor der Serumzeit. 

Von den gestorbenen Kindern waren 20 1, 10 2, 7 3, je 4 4 und 
5, 2 6, je 1 S, 10 und 12 Jahre alt. Am ersten Tage des Hospital- 
aufenthalts starben 5 Kinder; nach bereits abgeheilter Diphtherie 
starben 2 an Masern, 6 an Tuberkulose der inneren Organe, 1 an 
Mitralinsuffizienz, 1 an eiteriger Gehirnhautentzündung (nach Per- 
foration des Processus vermiformis und Empyem), 1 an multiplen Ab- 
scessen (nach 70 Tagen). 

8 mal entstand an der Injektionsstelle ein Absceß, 104 mal wurden 
fieberhafte Hautausschläge (10 mal mit geringer Albuminurie), 21 mal 
Schmerzen und Schwellung der Gelenke beobachtet. 

Die seit Ende Januar 1895 behandelten 363 Fälle wurden bak- 
teriologisch untersucht, wobei seit l 1 /* Jahren stets Rinderserum als 
Nährboden diente. 291 mal fanden sich echte Diphtheriebacillen; in 
15 Fällen schwerer klinischer Diphtherie, welche spät zur Aufnahme 
kamen, wurden solche vermißt Von den 291 bakteriologisch konsta- 
tierten Fällen endeten 38 (5 am ersten Tage) = 13,05 Proz. tödlich. 

Kübler (Berlin). 

Bosenberg, L., A case of antitoxin poisoning. (Medical 
Record. 1896. Sept. 26.) 

Einem an Diphtheritis erkrankten 4-jährigen Mädchen wird um 
1 / f 2ühr nachmittags eine Einspritzung von 2000 Einheiten gemacht. 
Das Kind schlummert ruhig ein, aber nach einer Stunde erwacht es 
cyanotisch, klagt über Kältegefühl, bekommt einen heftigen Schüttel- 
frost und verfällt in Bewußtlosigkeit und Kollaps. Ein eiligst herbei- 
gerufener Arzt spritzt 0,0006 Strychnin und 2 Tropfen Digitalis- 
extrakt in Aether ein. Verf. kommt 20 Minuten später hinzu und 
findet den Puls kaum fühlbar, die Haut eisigkalt, Temperatur im 
Rectum 42,8, Pupillen zum äußersten erweitert. Bald darauf brach 
ein profuser Schweiß über den ganzen Körper aus und es ging eine 
große Menge kohlschwarzer Kot ab. Verf. spritzt 0,001 Nitroglycerin 
ein und wiederholt diese Einspritzung nach 20 Minuten, worauf der 
Puls merklich besser wird. Es werden Flaschen mit heißem Wasser 
um das Kind herumgelegt und demselben ein heißes Klystier aus 



|70 Schutzimpfung, kfinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


4 Unzen starkem Kaffee und 2 Unzen Cognac beigebracht und nach 
einer Stunde wiederholt; ebenso werden noch verschiedene Nitro- 
glycerineinspritzunsen gemacht Um Mitternacht kam das Kind zum 
Bewußtsein. Der Versuch, Nahrung beizubringen, rief das Erbrechen 
einer schwarzen geruchlosen Flüssigkeit hervor. Nach einigen Tagen 
war das Kind vollkommen genesen, auch von der Diphtheritis. Bei 
einer älteren Schwester hatte die prophylaktische Einspritzung von 
300 Einheiten aus derselben Quelle und durch denselben Arzt keinerlei 
üble Erscheinungen zur Folge. Sentifion (Barcelona). 

Lueddeckens, F., Ueber Hy drargyrum cyanatum bei Diph- 
therie. (Therap. Monatsh. 1896. Heft 11.) 

L. hat das Hydrargyrum cyanatum seit 1893 in 81 Fällen von 
Diphtherie und in 30 Fällen von Scharlach angewendet mit nur je 
einem Todesfall. Die Behandlung bestand in Folgendem: 
extern: zweistündlich einen nassen kalten Umschlag um den Hals 
mit wollener Bedeckung, event. oft gewechselte heiße Kompressen 
auf den Kehlkopf; wenn nötig Einpackungen und Bäder; 
lokal : 3 — 2 — 1 mal täglich Abschabung der nektrotischen Beläge 
mit dem Stielende des Löffels, hierauf Auswischen des ganzen 
Pharynx mit Liq. ferr. sesquichlorat. auf einem Wattetupfer, ev. 
nach vorheriger Cocainisierung. 

Wenn möglich Gurgeln mit Kal. chloric., ein Theelöffel auf 
ein Glas Wasser viertelstündlich; andernfalls öfters Auswaschen 
des Mundes mit gleicher Lösung; 
intern: täglich 1 — 2 Citronen in Zuckerwasser ausgedrückt, reizlose 
Kost und eine Mixtur von Hydrarg. cyanat., falls nötig mit 
einem Antifebrile und Expectorans, stündlich ein Theelöffel 
(0,01 : 100,0 gewöhnlich) langsam schlucken lassen. 

Genesung trat bei Diphtherie in 5 — 8, bei Scharlach in 8 — 10 Tagen 
ein. Serum wandte L. nur in einem Falle an neben obiger Behandlung { 
es trat in diesem Falle eine Nephritis ein, sonst in keinem anderen 
Falle. 

L. hat zwar entschieden praktisch gute Erfolge mit seiner Be- 
handlungsmethode erzielt; für eine wissenschaftliche Statistik lassen 
sich indes seine Zahlen nicht verwerten, da keine bakteriologischen 
Untersuchungen ausgeführt sind. 

Hugo Laser (Königsberg i. P.). 

Bach, L., Antisepsis oder Asepsis bei Bulbusopera- 
tionen? Vergleichende bakteriologische Studie. (Archiv für 
Augenheilkunde. Bd. XXXIII. p. 1—10.) 

Mechanische Reinigung bei gleichzeitiger Irrigation der Lidränder 
und Conjunctiva leistet in Bezug auf Herabminderung der Keimzahl 
weit mehr als die bloße Spülung. Dagegen ist der Erfolg nahezu 
gleich, sei es, daß man zur Reinigung und Spülung sich eines Anti- 
septicums (Sublimat 1:3000) oder einfacher physiologischer Koch- 
salzlösung bedient; jedenfalls ist eine prägnant keimtötende Wirkung 
des Antisepticums nicht zu ersehen. Eine absolut sichere Keirafreiheit 
des Bindehautsackes ist durch kein Verfahren zu erreichen, und da es nach 


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Ken« Litteratnr. 


171 


Verf.’B früheren Untersuchungen (vergl. Referat. Bd. XVIII. p. 291) 
irrelevant ist, ob einige Keime mehr oder weniger im Bindehautsacke 
sind, wenn nur die Bulbuswunde selbst aseptisch gesetzt wird, so 
würde es bez. des ev. Nutzens sich gleich bleiben, ob man zur 
möglichst ausgiebigen Reinigung sich des Antisepticums oder der 
Kochsalzlösung bedient. Indessen ist das Antisepticum geradezu zu 
verwerfen, weil es mehr oder weniger stark reizend auf die Con- 
junctivajeinwirkt und somit der Heilverlauf verzögert, wenn nicht 
gar*die Gefahr einer späteren Infektion vermehrt wird- Vom bak- 
teriologischen Standpunkt ist überhaupt keine nennenswerte des- 
infizierende Wirkung der Antiseptica bei der Ausspülung des Binde- 
hautsackes zu erwarten, weil die Einwirkungsdauer des Antisepticums 
viel zu kurz und eine nachträgliche Wirkung von etwa zurück- 
bleibenden Resten wegen der unausbleiblichen Verdünnung durch die 
Sekretion im Bindehautsacke auszuschließen ist. „Den Segen der 
Antisepsis verkenne ich durchaus nicht, jedoch ihre Zeit ist vorüber 
und heutzutage darf man auch in der Ophthalmochirurgie nur Asepsis 
treiben.“ Schlaefke (Kassel). 


Neue Litteratur 

/usammengettellt von 

San.-Rat Dr. Arthur Würzburg, 

Bibliothekar !m Kakerl. Geaundheitcamte in Berlin. 


Allgemeines über Bakterien nud Parasiten. 

Leibr«, F. X., Easai de mycologie comparee de l’homxne et des raaramiftres domestiques, 
en Tue d’itablir une nomenclature unique et rationnelle. 8°. 180 p. Lyon (Key) 

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Lingard, A., Annaal report of the imperial bacteriolo ist for the official year 1895/96. 
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Schierbeek, H. P, Ueber den Einfluß der Kohlensäure auf das Wachstum und die 
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172 


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Nahmngs- und Genufimittel, Gebrauchsgegenst&nde. 

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Bnege, A., Ueber die Untersuchung der Milch auf Tuberkelbacillen. [Inaug.-Diss.] 8°. 
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Prior, E., Chemie und Physiologie des Malzes und des Bieres. (Bibi. f. Nahrungsmittel - 
Chemiker. Bd. V. 1896.) 8°. Ö97 p. m. Tab. Leipzig (Barth) 1896. 

Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. 

Harmlose Bakterien und Parasiten. 

Salomon, H., Ueber das Spirillum des Sftugetiermagens und sein Verhalten zu den 
Belegzellen. [Inaug.-Diss. Kiel.] 8°. 16 p. m. 2 Taf. Jena (Fischer) 1896. 

Krankheitserregende Bakterien und Parasiten. 

Schild, W., Die Bakterien als Krankheitserreger. (Verhandl. u. Mitteil. d. Ver. f. o. 

Gesundheitspfl. in Magdeburg 1896. p. 23 — 34.) 

Sorel, B., Infection ou intoxication; auto-observation. (Normandie m£d. 1896. 1. nov.) 

Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen. 

A. Infektiös AUyemeinkrankhtiten. 

Auslagen des Staatsschatzes für Maßnahmen gegen Infektionskrankheiten im Jahre 1895. 

(Oestcrr. SanltÄtswesen 1896. No. 48. p. 465 — 468.) 

Below, E., Die Behandlung der Tropenfieber. (Allg. med. Central-Ztg. 1896. No. 95. 
p. 1141—1144.) 

Filatow, N., Vorlesungen über akute Infektions-Krankheiten im Kindesalter. Vom Verf. 
ergänzte deutsche Ausg. Nach der 2. russ. Aufi übers, v. L. Polonsky. 6. u. 
7. Lfg. gr. 8°. p. 241—336. Wien (Safär) 1896. 2 M. 

Oesterreich. Erlaß des Ministeriums des Innern, betr. Vorkehrungen gegen Einschlep- 
pung von Infektionskrankheiten in Irrenanstalten etc. Vom 17. November 1896. 
(Oesterr. Sanitätswesen. 1896. No. 48. p. 468 — 469 ) 

Malariakrankheiten. 

Boa«, B., Surg.-Lieut.-Col. Lawrie and the parasite of malaria. (Indian med. Gas. 1806. 
No. 10. p. 353—356.) 

Exanthematische Krankheiten. 

(Pocken [Impftwg], Flecktypbus, Masern, Röteln, Scharlach, Friesei, Windpocken.) 

Heimann, G. , Medizinische Nachrichten aus Japan. (Dtsche med. Wchschr. 1896. 
No. 47. p. 763—764.) (Pocken 1882/92.) 

Hirsch, Eduard Jenner, der Entdecker der Schutzpockenimpfung. (Verhandl. u. Mittcil. 

d. Ver. f. ö. Gesundheit&pfi. in Magdeburg. 1896. p. 133 — 134.) 

Neidhart, Keimfreie Lymphe. (Allg. med. Central-Ztg. 1896 No. 101 — 104. p 1213 
—1215, 1226—1228, 1238^1240, 1249—1252.) 

Queirel, La variole ä Marseille et sa prophylaxie. (Bullet, de l’acad. de m6d. 1896. 
No. 41. p. 446—451.) 

Bost, B., Ueber das Vorkommen von Vaccinepusteln auf der Augenlidhaut. [Inaug.- 
Diss.] 8°. 42 p. Würzburg 1896. 

Sachsen- Altenburg. Erlaß, die Schatzpockenimpfung betr. Vom 28. April 1896. (Ver- 
öffeutl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1896. No. 47. p. 889.) 


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N en e" L i tte ratur . 


m 


Cholera, Typhus, Ruhr, Gelbfieber, Pest 

Bebi, 6 , Siero-diagnostica doI tifo. (Gasz. d. osped. 1896. No. 113.) 

Boyer, B., La fiövre typhoide ä Beyrouth (Syrie). (Lyon möd. 1896. No. 46. p. 361 
— 376.) 

Kaufmann, P., Die Cholera in Aegypten. (Dtscbe med. Wchschr. 1897. No. 1, 2. 
p. 16—16, 30—31.) 

VrijBeid, J. A., Jets over de cholerarood-reactie. (Nederl. Tijdschr. v. Geneesk. 1896. 
No. 20. p. 778—786.) 

W undinf ek tionskrankhoi ton. 

(Eiterung, Phlegmone, Erysipel, akutes purulentes (Jedem, Py&mie, Septikämie, 
Tetanus, Hospitalbrand, Puerperalkrankbeiten, Wundfäulnis.) 

Poppert, P., Ueber Eiterung durch keimfreies Catgut. (Dtscbe med. Wchschr. 1896. 
No. 48. p. 767—769.) 

Infektionsgeschwülste. 

(Lepra, Tuberkulose [Lupus, Skrophulose], Syphilis [und die anderen venerischen 

Krankheiten].) 

Blanchard, B., Sur un mömoire de M. le Dr. E. Legrain (de Bougie) iutitule: Note sur 
an nouveau cas de pied de Mudura observe en Algerie. (Ballet, de l’acad. de m4d. 
1896. No. 47. p. 763—767.) 

Dötach, A., Ueber Kombinationen von Syphilis und Tuberkulose. [Inaug.-Diss.] 8°. 
36 p. Jena 1896. 

Fay, A. F., Report on leprosy in the M&rquisate of Denia. (Public bealth rep. 1896. 
No. 44. p. 1019—1020.) 

Feulard, H., Ueber die D«uer der koutagiösen Periode der Syphilis. (Wien. klin. Rund- 
schau. 1896. No. 33, 34. p. 661—563, 679—680.) 

Hohe, A , Eine Studie über Tuberkulose. [Inaug.-Diss.] gr. 8°. 33 p. München 1896. 
Lang, £., Prophylaxe und Therapie der Syphilis, ln 12 Vorlesgn. 2. Aull. (Aus: 
L., Vorlesgn. üb. Pathologie u. Therapie der Syphilis.) gr. 8°. VII u. p. 733 — 904. 
m. Fig. Wiesbaden (Bergmann) 1896. 8,60 M. 

Äiddendorp, H. W., Die Ursache der Tuberkulose. 8*. Groningen (Wolters) 1896. 

1 fl. 25 c. 

Pexxoli, C , Zur Histologie des gonorrhoischen Eiters. (Arch. f. Dermatol, u. Syphilis. 
Bd. XXXIV. 1896. Heft 1. p. 39—60) 

Fluder, F. u. Fischer, W. , Ueber primäre latente Tuberkulose der Raehenmandel- 
byperplasie. (Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. IV. 1896. Heft 3. p. 372 — 402.) 
Salmon, D. E., Tuberculosis iuvestigations. — de Schweinitz, E. A. and Borset, M„ 
The growth of tbe tuberculosis bacillus upon acid med in. — de 8chweinitz, E. A. 
and Schroeder, E. C., Further experiments with an attenuated tuberculosis bacillus. 
— de Schweinitz, E. A., The effect of tuberculin injectious upon the milk of bealthy 
and diseased cows. (U. S. Department of agriculture. Bureau of animal industry.) 
8°. 27 p. Washington 1896. 

Zilz, J., Zur Geschichte und Geographie der Syphilis und ihrer Behandlung. (Wien, 
med. Presse. 1896. No. 44—46. p. 1379 — 1383, 1415—1419, 1447—1450.) 

Diphtherie und Kroup, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie, epidemische Genickstarre 
Mumps, Kückfailsfieber, Osteomyelitis. 

Fraenkel, C., Bekämpfung der Diphtherie. (Dtscbe Vierteljahrsschr. f. öflfentl. Gesund- 
heitspti. 1897. Heft 1. p. 96—135.) 

Jemxno, B., Un 2. caso di guarigione di meningite cerebro-spinale da diplocooco di 
Fraenkel. Contributo al valore diagnostico e terapeutico della puntura lombare. 
(Riforma med. 1896. No. 259, 260. p. 406—406, 419—420.) 

Harcuse, P., Parotitisepidemie. (Dtscbe med. Wchschr. 1897. No. 2. p. 31.) 

Bitter, J., Ueber den Keuchhusten. (Berl. klin. Wchschr. 1896. No. 47, 48. p. 1040 
—1043, 1069—1071.) 

Schweiz. Kreisschreiben des Gesundheitsamtes, betr. die Methoden der Entnahme von 
Untersuchnngsmaterial bei Diphtheriekranken. Vom 11. August 1896. (San.-demo- 
grapb. WchbulJ. d. Schweiz. 1896. p. 471.) 

Thomas, Einige Worte über die Krankenpflege der Kiudcr während der Diphtherie. 
(Ztscbr. f. Krankenpfl. 1896. No. 11. p. 241—242.) 


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174 


Neue Littcratur. 


Rheumatismus. 

McClymont, The etiology of acute rheumatisxn. (Lancet. Vol. U. 1896. No. 21. p. 1463 ) 

B. Infektiöse Lokalkra nkheite n . 

Haut, Muskeln, Knochen. 

Carruccio, M., Le alterazioni anatomiche dell’ acariasi nei conigli e nell’ uomo con 
lepra anestetica. (Ballett, d. r. accad. med. di Roma. 1896. Fase. 3/4. p. 266—272.) 
Pelagatti, M., lieber die Trichopbytonarten in der Provinz Parma. (Mtsh. f. pr&kt. 
Dermatol. Bd. XX11I. 1896. No. 10. p. 515— 522 ) 

V erdaaungsorgane. 

B&ginaky, A., Zur Pathologie der Durchfallkraukheiten der Kinder. (Berl. klin. Wchschr. 
1897. No. 2. p. 22—27.) 

Danzer, A. , Ueber primäre Intestinal tuberkulöse durch Nahrungsinfektion bedingt. 
[Inaug.-Diss.] 8*. 14 p. München 1896. 

Golnboff, Die Appendicitis als eine epidemisch infektiöse Erkrankung. (Vorlaut. Notiz.) 
(Berl. klin. Wchschr. 1897. No. 1. p. 9 — 11.) 

Harn- und Geschlechtsorgane. 

Grixomi, G. t Su di un nuovo bacillo polimorfo riscontrato in un caso di nefrite aup- 
purata da calcolosi. (Riforma med. 1896. No. 235—287. p. 111 — 115, 122 — 124, 
134—136.) 

Niebergall, E. , Ueber Impfmetastase eines Carcinoma corporis uteri am Scheiden- 
eingange. (Arch. f. Gynäkol. Bd. LU. 1896. Heft 3. p. 491 — 496) 

Poaner, C. u. Lewin, A. t Untersuchungen Über die Infektion der Harnwege. (Centralbl. 
f. d. Krankh. d. Harn- u. Sexualorg. Bd. Vll. 1896. Heft 7. p. 406 — 431.) 

Augen und Ohren. 

BuU, 0., Prädisponierende Ursachen des Trachoms. (Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 
1896. Not. p. 321—325.) 

Lucciola, G., Sopra un caso di panoftalmite da diplococco di Fraeukel-Weichselbaum. 
(Giorn. med. d. r. esercito. 1896. Agosto ) 

Oesterreich. Erlaß der Statthalterei in Mähren, betr. Maßnahmen gegen Einschleppung 
der Tracbomkrankheit durch fremde Arbeiter. Vom 17. Juli 1896. (Oesterr. Sauitits- 
wesen. 1896. p. 344.) 

Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Tieren. 

Säugetiere. 

A. Infektiös* Aligemeinkrankhsiten. 

Stand der Tierseuchen in Norwegen im 8. Vierteljahr 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. 
Gesundh.-A. 1896. No. 48. p. 914.) 

Stand der Tierseuchen in Ungarn im 3. Vierteljahr 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Ge- 
sundh.-A. 1896. No. 47. p. 898.) 

Krankheiten der Wiederkäuer. 

(Rinderpest. Lungenseuche, Texasseuche, Genickstarre, Ruhr und Diphtherie der Kälber, 
Rauschbrand, entozootisches Verkalben). 

Cape of Good Hope. Rinderpest Conference held at Vryburg, August 1896. Fol. 38 p. 
Cape Town 1896. 

Kristn&samiengar, A., The cattle diseases of Mysore. (Agricult. ledger. 1896. No. 28.) 
gr. 8°. 19 p. 

McLeod, K.. Measures, legal and sanitary, adopted by European countriea to oppose the 
introduction and spread of cattle plague, considered in relation to the circumstances 
of cattle disease as prevailing in India. (Agricult. ledger. 1896. No. 20.) gr. 8°. 

21 p. 

Krankheiten der Vlelhufer. 

(Rotlauf, Schweineseuche, Wildseuche.) 

Marks, P., Noch einmal die Schweineseuchen. (Berl. tierärztl. Wchschr. 1896. No. 46. 
p. 643—549.) 


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X'eue Litteratur. 


1?5 


B. Entozootische Krankheiten. 

(Finnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oestruslarve, Ascaris, 
Anchylostomnm, Trichocephalus, Oxyuris.) 


Rouget, J., Contribation k l'&ude du trypanosome des mammifferes. (Annal. de l'Instit. 
Pasteur. 1896. No. 12. p. 716—728.) 


VögeL 

Hatsall. A., Check list of the animal parasites of geese. (Anser anser domesticus.) 
(U. S. Department of agriculture. Bureaa of animal industry. Circular No. 14. 1896.) 
8°. 5 p. 

, Check list of the animal parasites of pigeons. (Columba livia domestica.) 

(U. S. Department of agriculture. Bureau of animal industry. Circular No. 15. 1896 ) 
8* 4 p. 

Theobald, 7. V., The parasitic diseases of ponltry. 8°. 136 p. with illusts. by the 

Author. London (Qurney and Jackson) 1896. 2 sh. 6 d. 

Wirbellose Tiere. 

Liger, L., Sur Porigine du plasmodium et des cristaux dans les lithocystis. (Compt. 
rend. de la soc. de biol. 1896. No. 28. p. 887 — 889.) 


Schutzimpfungen, künstliche Infektionskrankheiten, Entwicke- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien. 

Allgemeines. 

Dzierxgowaki, 8. K., Contribution k la question de la prdparation des s^rums mddicinaux. 

(Arch. d. scienc. biolog. St. P6tersbourg 1896. T. IV. No. 5. p. 454 — 463.) 

L&dinji, K., Zur Kritik der Serumtherapie. (Wien. med. Presse. 1896. No. 38. p. 1182 
—1184.) 

Lorenxutti, E. e Coitantini, A., Esperienze istituite col sistema Hermite per ottenere 
la disinfesione delle materie luridofecali. Relasione. gr. 8°. 43 p. Trieste 1896. 

Ruhrah, J., Serum-therapy and protective inoculations. (Med. News. Vol. II. 1896. 
No. 20, 21. p 549—553, 575—582.) 

üch&effer, B., Zur Frage der Catgutsterilisation. (Ber). klin. Wchschr. 1897. No. 2. 
p. 27—80.) 


Diphtherie. 

Goodall, E W., Tbree cases of diphtheria, occurring in patients the subjects of nephritis, 
treated with antitozin. (Lancet. Vol. 11. 1896. No. 21. p. 1450 — 1451.) 
de Martini, L , Snl comportamento del siero antidifterico filtrato a traverso le candele 
Cbamberland. (Riforma med. 1896. No. 266. p. 484 — 485.) 

Pasiini, F., Versuche über die Dauer der antidiphtherischen Schutzimpfung. (Wien. 

klin. Wchschr. 1896. No. 48. p. 1111—1116.) 

Btumpf, B., Bebring’s Diphtherie-Heilmittel in der Praxis. (Allg. med. Central-Ztg. 
1896. No. 101. p. 1215—1216.) 

Andere Infektionskrankheiten. 

Attinger, Ueber Porcosan. (Wchschr. f. Tierheilk. u. Viehzucht. 1896. No. 49. p. 478 
—480.) 

Behring, B., Antitoxintherapeutische Probleme. (Fortschr. d. Med. 1897. No. 1. p. 1 — 12.) 
Bentheim, J., Zwei Fftlle von StreptokokkenseptikKmie mit Ausgang in Heilung. (Jahrb. 

f. Kinderheilk. Bd. XLIII 1896. Heft 2/8. p. 208—215.) 

Borneman, B. f Ueber das Antistreptokokkenserum (Marmorek). (Wien. klin. W'chschr. 
1896. No. 51. p. 1201—1206.). 

Casali, G., Caso di tetano guarito coli* antitossina Tizzoni. (Riforma med. 1896. No. 276. 
p. 602—605.) 

F&sano, A , Relazione snl siero Maragliano nella cura della tubercolosi polmonare; 
osservazioni cliniche. (Arch. internaz. di med. e chir. 1896. Giuglio.) 


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176 


Inhalt. 


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1885 — 1894. Bern 1895. 

Johnston, W. and McTaggart, D. D., Observation« on the serum reaction in typhoid 
fever and experimental cholera by the dried blood method. (Brit. med. Journ. 1896. 
No. 1875. p. 1629—1631.) 

Kölle* W , Experimentelle Untersuchungen zur Frage der Schutzimpfung des Menschen 
gegen Cholera asiatica. (Dtsche med. Wchachr. 1897. No. 1. p. 4 — 6.) 

Maclaud, Notes sur le Naja cracheur et le s4rum antivenimeux du Dr. Calmette. (Arcb. 
de mäd. navale. 1896. No. 6. p. 392 — 398.) 

Selberg, F., Beiträge zur Kenntnis der Giftwirkung der Schweineseuchen-Bakterien und 
anderer bakteriologisch verwandter Arten. [Inaug.-Diss] 8°. 34 p. Berlin 1896. 

Sieber-Choumowa, N 0., Les serums thärupeutiques anticocciques. (Arcb. d. scienc. 
biolog. St. Petersbourg 1896. T. IV. No. 5. p. 415 — 428.) 

Stone, R M., Report of a case of maliguant uterine tumor treated by the toxins of 
ery»ipelaa and bacillus prodigiosus. (Med. Record. Vol. II. 1896. No. 21. p. 746 
—748.) 

Strebei, M., Das unmittelbare schlimme Resultat der Rauschbrandimpfung im Frühjahre 
1896 im Kanton Freiburg und noch anderswo. (Schweiz. Arch. f. Tierheilk. 1896. 
Heft 6. p. 269—279.) 

Williams, J. D., The value of antistreptococcic serum in the treatment of severe puer- 
peral septicaemia. (Brit. med. Journ. 1896. No. 1870. p. 1285 — 1288.) 


In kalt. 


Originalmitte ilungen . 

Fodor u. Rigler, Neuere Untersuchungen 
über die Alkalizitat des Blutes. (Orig.), 
p. 134. 

Janowski, W., Zur Aetiologie der Dysen- 
terie. (Orig.) [Forts.], p. 151. 

Jona, Die Schutzmittel des Organismus 
gegen die Blastomyceten. (Orig.), p. 147. 

Lewkowiez, Xaver, Ueber den Eutwicke- 
luugsgang und die Einteilung der Mala- 
riaparasiten. (Orig.), p. 129. 

v. Schab, Beitrag sur Desinfektion von 
Leihbibliotheksbüchern. (Orig.), p. 141. 

Utchinsky, N., Ueber Diphtheriekulturen 
auf eiweißfreier Nährlösung. (Orig.), 
p. 146. 

Referate. 

Brieger u. Boer. Ueber die Toxine der 
Diphtherie und des Tetanus, p. 160. 

Morax, V. u. Blach, G. W., Die Bakterio- 
logie der verschiedenen Arten von akuter 
Conjunctivitis im Allgemeinen und der 
akuten kontagiösen Conjunctivitis im Be- 
sonderen, p. 162. 

Müller, E., Untersuchungen über das Vor- 
kommen von Diphtheriebacillen in der 
Mundhöhle von nicht diphtherischen 
Kindern innerhalb eines großen Kranken- 
saales, p. 159. 

Pluder, Ueber Rhinitis fibrinosa diplithe- 
rica, p. 161. 

Salzer, Ein Fall von Molluscum contagio- 
sum an den Augenlidern, p. 162. 


Sanfelice , F., Süll’ azione patogena de! 
blastomiceti, p. 158 

Unter suchungsmethoden, Instrumente etc. 

Klein , Report on certain experimental 
procedures in preparation of blood-serum 
with a view to protective inoculation 
against diphtheria, p. 163 

Schutzimpfung, künstliche Infektions* 

krankheiten, Entwickelungshemmung und 
Vernichtung der Bakterien. 

Bach, L. } Antisepsis oder Asepsis bei Bul- 
buHOperatioueu, p. 170. 

Cnno , Zwei Jahre Diphtherieheilseruin- 
therapie, p. 168. 

de Giaxa, V. n. Pane, N., Beiträge zur 
Kenntnis der lmmnnisiernug von Kanin- 
chen gegen Streptokokken, p. 164. 

I<öhr, Ueber Immunisierungsversucbe gegen 
Diphtherie, p. 166. 

Lneddeekens, F., Ueber Hydrargyrum cya- 
naturn bei Diphtherie, p. 170. 

Rosenberg, L., A case of antitozin poiso- 
ning, p. 169. 

Schierbeck, N. P., Ueber den Einfluß der 
Kohlensäure auf das Wachstum und die 
Toxinbildung der Diphtheriebacillen, 
p. 165. 

Vierhaff, Ueber die im 8tadtkrankenhause 
zu Riga gemachten Erfahrungen mit 
dem Behring’schen Diphtherieheilserum, 
p. 167. 


Neue Litteratur, p. 171. 


Krummanosche Buchdrockerei (Hermann Pohle) io Jena* 


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Bakteriologie, Parasitenknnde l tofektionskranklieiten. 

Erst© Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Parasitenkunde. 

In Verbindung mit 

GoIl ßal Prot Dr. Lenckart, Geb Med.-Rat Prof. Dr. Loeffler 

ln Leipzig iu Greifswald 

Professor Dr. R. Pfeiffer 

in Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. Uhlworm in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer in Jena 

XXI. Band. -o- Jona, den 15. Februar 1897. -o- No. 5 . 

Freia für des Bund (26 Hammers) 19 Hark. — Jährlich erichelnen iwei Bände. 

Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde" richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige 
! f'ilnsche um lAeferung von besonderen Abdrücken ihrer Auf- 
*SUze entweder bei der Einsendung der Abhandlungen an die 
Redaktion auf das Manuskript schreiben su wollen oder spä- 
testens nach Empfang der ersten Korrekturabzüge direkt an den 
y er leg er, Herrn Gustav Fischer in Jena, gelangen su lassen. 

Original - Mittheilungen. 

Nachdruck verboten. 

Ein neuer farbstoffbildender Micrococcus aus roter Milch. 

[Aus dem hygienischen Institute in Göttingen.] 

Von 

Dr. G. Keferstein (Lüneburg). 

Auf einem Gehöft in der Nähe Göttingens hatte im Sommer 
vorigen Jahres ein Teil der gewonnenen Milch unter Umständen, über 
die sich nachher nichts Genaues mehr ermitteln ließ, eine rötliche 
Farbe angenommen. Untersuchungsmaterial von solcher roter Mich 
verdanken wir dem Direktor des Tierarzeiinstituts der Universität, 
Herrn Professor Dr. Esser. 

Sterilisierte Milch, die mit dieser erkrankten Milch geimpft 
wnrde, färbte sich ebenfalls in charakteristischer Weise: die Farbstoff- 

h». Abt XXI. B4. 1 * 


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178 6 K.f.r.tein, Ein neuer farbstoffbildender Micrococcus ans roter Milch. 


bildung war auf die oberflächlichsten Teile der Rahmschicht beschränkt 
und trat hier wieder zuerst und am intensivsten am Rande des Ge- 
fäßes auf, so daß also ein möglichst großer Luftzutritt zur Farb- 
bildung erforderlich schien. Die Färbung trat 5—6 Tage nach der 
Impfung auf und hatte nach etwa 2 Wochen ihren höchsten Grad 
erreicht Dann war die Oberfläche der aufgerahmten Fettschicht 
auf der außerdem ein dichter Rasen von Oidium gewachsen war, 
von einem schmalen ziegelroten Saum umgeben. 

Die bakteriologische Untersuchung ergab als Ursache der Färbung 
einen Micrococcus, der mit keiner der bis jetzt beschriebenen 
Arten identisch zu sein scheint; im besonderen erwähnt Lafar unter 
den die Milch rötenden Organismen keinen ähnlichen 1 ). 

Der neue Micrococcus läßt sich durch Folgendes charak- 
terisieren : 

Er wächst im allgemeinen langsam, am schnellsten auf Agar- 
Agar bei 22 0 C oder Zimmertemperatur. Die Stichkultur zeigt unter 
diesen Verhältnissen am 2.-3. Tage in der Tiefe ein auf den Stich- 
kanal beschränktes, nicht charakteristisches Wachstum von gräulicher 
Farbe, auf der Oberfläche dagegen einen kaum stecknadelkopfgroßen, 
wenig erhabenen Kuopf von Rosafarbe mit einem Stich ins Bläuliche 
und von feuchtem emailartigem Glanz. Dieser Knopf breitet sich 
weiterhin mit scharfem Rande kreisrund in die Fläche aus und zeigt 
dann auf seiner Oberfläche eine konzentrische Ringelung. Die Farb- 
stoffbildung ist auf die Oberfläche beschränkt, also vom Einfluß der 
Luft abhängig. 

Die Strichkultur auf schrägem Agar-Agar zeigt dieselben Ver- 
hältnisse wie die Oberfläche der Stichkulturen, nur ein üppigeres 
Wachstum. 

Bei 37 0 C lassen die Agarkulturen noch nach 8 Tagen nur eine 
kaum nennenswerte Entwickelung erkennen. 

Auf Gelatine wächst der Micrococcus viel langsamer als auf 
Agar. Gelatineplatten bei 22 0 C zeigen erst nach 4—6 Tagen kleine, 
mit bloßem Auge kaum sichtbare Kolonieen von schwach Rosa- 
schimmer; bei Zimmertemperatur treten die Kolonieen I — 2 Tage 
später auf. Die weitere Entwickelung dagegen erfolgt bei Zimmer- 
temperatur oder 22° C in gleicher Weise, nur ist der Farbstoff bei 
Zimmertemperatur noch etwas prächtiger. Die oberflächlichen Kolo- 
nieen erheben sich bald als kleine Knöpfe über die Oberfläche und 
breiten sich dann in konzentrischen Ringen peripher aus; sie sind 
kreisrund und haben einen scharf abfallenden Rand. Ihre Farbe ist 
von der der Agarkulturen durchaus verschieden: es ist ein leuchten- 
des intensives Kirschrot von trockenem Glanz. Mikroskopisch sind 
die Kolonieen kreisrund mit fein und gleichmäßig gekörnter Ober- 
fläche. Die Gelatine wird nicht verflüssigt. 

Auf der Oberfläche der Gelatinestichkultur verhält sich der 
Micrococcus ebenso wie in den oberflächlichen Kolonieen der 
Plattenkultur; Farbe und Wachstum sind in beiden Fällen gleich. 


1) Dr. Fr. Lafar, Technische Mykologie. Bd. I. Schizomyceten*Gfirungen. Jena 
(Gustav Fischer) 1896. p. 129. 


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T. Tictin, Zur Lehre vom RQckfulltyphus. 179 

Im Sticbkanal selbst bildet sich kein Farbstoff und bleibt die Ent- 
wickelung gering. 

In Bouillon stellt sich bei 37° C keine nachweisbare Entwicke- 
laog ein; bei Zimmertemperatur bildet sich nach 5 — 6 Tagen ein 
geringer Bodensatz, der sich zu einer kleinen Wolke aufschütteln läßt, 
aber keine Farbstoffbildung zeigt. 

Mikroskopisch bestehen die Kulturen aus unbeweglichen Kugeln, 
die io Form von Staphylokokken angeordnet sind. Sie färben sich 
mit den gebräuchlichen Farbstoffen und behalten auch bei der 
Gram 'sehen Entfärbungsmethode die Färbung. Die Mehrzahl der 
Kokken sind von einer Größe; daneben finden sich aber zahlreiche 
größere und kleinere Exemplare, deren Entstehung durch Teilungs- 
vorgänge sich meist gut erkennen läßt. 

Bei subkutaner Impfung ist der Micrococcus für Mäuse nicht 
pathogen. 

Wird Milch mit einer Reinkultur geimpft, so erfährt sie dieselben 
Veränderungen wie bei Impfung mit der zuerst erkrankten Milch. 

Gegen die Austrocknung ist der Micrococcus widerstands- 
fähig: der Rasen von einer Agarkultur wurde mit feinem Sand ver- 
rieben und bei 37° C getrocknet; nach 4 Tagen war die Entwicke- 
longsfähigkeit noch nicht beeinträchtigt. Es ist deshalb die Möglich- 
keit nicht ausgeschlossen, daß die Infektion der Milch, die für die 
Untersuchung als Ausgangsmaterial diente, durch Keime aus der Luft 
bervorgerufen worden sind. 

Eine praktische Bedeutung scheint dem geschilderten Mikroben 
nicht zuzukommen. Verbreitung auf benachbarte Milchwirtschaften 
hat nicht stattgefunden. Das infizierte Gehöft wurde von der lästigen 
Erscheinung durch gründliches Reinigen der milchwirtschaftlichen 
Geräte und Auskochen derselben bezw. Behandeln mit kochendem 
Wasser, sowie durch Ausschwefeln der Aufbewahrungsräume befreit. 

Göttingen, im Dezember 1896. 


Nachdruck verboten. 

Zur Lehre vom Rückfalltyphus. 

[Aus dem pathologisch-anatomischen Institute der Universität Moskau.] 
Vorläufige Mitteilung. 

Von 

Dr. J. Tictin 

ln 

Moskau. 

A. Deber Beobachtungen an in Glasröhrchen konser- 
viertem Blute von Rückfalltyphuskranken. 
Soudake witsch (5) hat splenektomierte Affen mit Blut infi- 
ziert, welches Rückfalltyphusspirillen enthielt, und dabei gefunden, 

i** 


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180 J- Tietin, 

daß solche Affen eine derartige Infektion schwer ertragen und zu 
Grunde gehen, während die normalen Tiere (d. h. solche, bei denen 
die Milz nicht entfernt worden ist) nach einer kurzen Erkrankung 
genesen. Als ich (6) vor einigen Jahren in dieser Richtung arbeitete, 
erhielt ich andere Resultate. Meine splenektomierten Affen, die mit 
Rückfalltyphus infiziert waren, genasen nicht nur, sondern sie er- 
warben sogar Immunität. Infolge dieses Widerspruchs blieb die 
Frage unentschieden, aus welchen Gründen die Spirochäten im 
Organismus der splenektomierten Allen zu Grunde gehen. Hier 
konnte Folgendes geschehen: Entweder konnten die virulenten Spiro- 
chäten von den Phagocyten verschlungen werden, oder sie konnten 
unmittelbar im Blutplasma uud in den Organsäften zu Grunde gehen, 
oder aber sie konnten schließlich zuerst abgeschwächt und dann erst 
von den Zellen verschlungen werden. Indem ich diese Frage seit Be- 
ginn des verflossenen Sommers untersuchte, benutzte ich 2 Methoden : 
Erstens beobachtete ich, was mit den Spirochäten außerhalb des 
Körpers — in Glasröhrchen — vorgeht, und zweitens, was mit ihnen 
in dem Blute und in den Organen der — größtenteils splenekto- 
mierten — Affen geschieht. Die Beobachtungen am Blute, das in 
Glasröhrchen bei Zimmertemperatur gehalten worden war, zeigten, daß 
die Spirochäten nach Verlauf von einiger Zeit aufhören, sich zu 
bewegen. Zuerst bewegen sie sich recht lebhaft hin und her, als- 
dann thun sie es langsam, hierauf verlieren sie die Fähigkeit, sich 
von einem Orte zum anderen zu bewegen, indem sie nur noch 
schlangenartige Bewegungen an derselben Stelle periodisch ausführen 
(kurz dauernde Bewegungen lösen sich mit kurzer Ruhepause ab), 
und schließlich ganz ruhen. Zu dieser Zeit entstehen Veränderungen 
ihrer morphologischen Eigenschaften; die Spirochäten schwellen an, 
werden gewissermaßen gallertig, zerfallen in Körner, verschmelzen mit 
einander zu Gruppen verschiedener Form und Größe, wobei es nach 
Verlauf einer etwas längeren Zeit nur mit Mühe gelingt, in einer 
solchen Gruppe die Grenzen der einzelnen Spirillen zu bestimmen. 
Manchmal ist dieses in den central gelegenen Stellen völlig unmög- 
lich. In diesem Falle erscheint eine solche Gruppe in der Form 
einer glasartigen Masse, in der Körner verschiedener Größe verstreut 
sind und aus der an einigen Stellen die gequollenen, schwach kon- 
turierten Endstücke der sie bildenden Spirillen hervorragen. Bei 
der Färbung nehmen die degenerierten Spirillen den Farbstoff 
schwach auf, während die als Zerfallsprodukt gebildeten Körner sich 
stark färben lassen. Indem ich aus Blut, welches von 2—8 Tagen 
bei Zimmertemperatur in Glasröhrchen gehalten worden war, Deck- 
glasausstrichpräparate anfertigte (Färbung mittels einer schwachen, 
wässerigen Gentianaviolettlösung oder mittels Karbolfuchsins), fand 
ich sowohl Leukocyten mit eingeschlossenen, vollkommen gut er- 
haltenen und intensiv gefärbten Spirochäten als auch Leukocyten 
mit degenerierten Spirochäten. Auf Präparaten, die aus dem- 
selben, aber den kranken Menschen oder Äffen während des An- 
falles entnommenen Blute angefertigt waren, konnte ich keine deut- 
liche Phagocytose entdecken. Somit ist es zweifellos, daß die Auf- 
nahme der Spirochäten seitens der Leukocyten in den Glasröhrchen 



£ ur Lehre vom RUckfalltyphus. 


181 


erfolgt. Zieht man dieses in Betracht, so kommt man zu dem 
Schlosse, daß die Leukocyten des Blutes nur bereits abgeschwächte 
Spirochäten aufnehmen können, wie diejenigen, welche in in Glas- 
röhrcben konserviertem Blute sich befinden. Da sich aber in den 
Leukocyten nicht nur degenerierte Spirochäten befindeu, sondern 
auch vollkommen gut erhaltene uud sich gut färben lassende, so muß 
mau auch diese als abgeschwächt ansehen. Ich lenke die Aufmerk- 
samkeit auf diesen Umstand, da derselbe darauf binweist, daß das 
Factum der Anwesenheit völlig in ihrer Form intakter und gut färb- 
barer Spirochäten in den Phagocyten an sich noch nicht als Beweis 
dienen kann dafür, daß diese Spirochäten nicht bereits im Momente 
des Verschlungenwerdens seitens der Zellen abgeschw&cht waren. Zu 
dem obengenannten Schlüsse führen mich außer den Beobachtungen 
an spirochätenhaltigem, in Glasröhrchen konserviertem Blute auch 
noch folgende Thatsachen: In dem Inhalte von Wanzen, die sich 
am Blute von am Rückfalltyphus leidenden Kranken während des 
Anfalles vollgesaugt hatten (die vorherige Untersuchung des Blutes 
des Kranken ergab die Anwesenheit von Spirochäten), fand ich 
selbst nach Verlauf von 48 Stunden Spirochäten in großer Anzahl, 
die zum Teil frei lagen, zum Teil von Zellen verschlungen waren. 
Der eine Teil der Spirochäten zeigte die den degenerierten Formen 
eigentümlichen Erscheinungen, der andere, bedeutend größere, bestand 
aus völlig gut erhaltenen und intensiv gefärbten Formen. Da in 
den Zellen sich nicht selten Spirochäten der letzteren Art befanden, 
so war es interessant, zu erfahren, ob dieselben abgeschwächt waren 
oder nicht. Um die Antwort auf diese Frage zu erhalten, machte 
ich folgenden Versuch. Ich zerdrückte 6 solcher Wanzen, saugte 
ihren Inhalt in dünne Pipetten mit Glaskapillaren auf und führte 
sie einem Affen (Za ti sini cns) unter die Haut ein. Der Affe erkrankte 
nicht Bei derselben Infektionsmethode, die sich nur dadurch von 
der oben beschriebenen unterschied, daß die Warzen sofort zerdrückt 
wurden, nachdem sie sich an demselben Blute wie im ersten Ver- 
suche vollgesaugt hatten, gelang es mir, bei einem Allen derselben 
Art ein positives Resultat zu erzielen, d. h. der Affe erkrankte. 
Folglich hatte der 48-stündige Aufenthalt der Spirochäten in den 
Wanzen zwar nicht ihre äußere Form oder ihre Färbbarkeit ver- 
ludert, wohl aber ihre Fähigkeit zu infizieren, herabgesetzt, wenn 
nicht vernichtet. 

Was die zweite Hälfte meiner Arbeit anbetrifft, so besitze ich 
bereits gegenwärtig Material, welches sich auf die splenektomierten, 
mit Rückfalltyphus infizierten Affen bezieht. Da ich noch das Stu- 
dium meiner mikroskopischen Präparate nicht beendigt und da ich 
weitere Experimente unternommen habe, so enthalte ich mich vor- 
läufig der Mitteilung meiner Ergebnisse. Nur soviel will ich be- 
merken, daß durch meine neuen Experimente an splenektomierten 
Affen das Factum vollauf bestätigt wird, daß solche Affen die Krank- 
heit gut überstehen, genesen und Immunität erlangen. 



182 


J. Tlctio, 


B) Ueber die Möglichkeit der Uebertragung des 
Rückfalltyphus durch Wanzen. 

Als ich Ende der achtziger und Anfang der neunziger Jahre 
der Typhusabteilung des Stadtkrankenhauses zu Odessa Vorstand, 
hatte ich die Gelegenheit, den ersten Fall des Auftretens von Rück- 
falltyphus zu beobachten, einer Krankheit, die in Odessa einmal in 
15 — 20 Jahren vorkommt. Es erkrankte ein Matrose einige Tage 
nach der Ankunft des Dampfschiffes. Zum letzten Male hatte er das 
Ufer in Jaffa betreten. Da nun die von dem Momente bis zu seiner 
Landung in Odessa verflossene Zeit der Inkubationsdauer des Rückfall- 
typhus entspricht, so kann man annehmen, daß er in Jaffa angesteckt 
worden war. Nach l 1 /, Wochen kam in meine Abteilung ein zweiter 
Kranker mit demselben Leiden, und im Laufe des Monats traten 
noch einige andere ein. Im zweiten Monate vergrößerte sich die 
Zahl der Erkrankungsf&lle, und im Laufe von 3—4 Monaten ent- 
wickelte sich eine Epidemie von Febris recurrens, an der im Verlaufe 
von 2 Jahren bis an 10000 Leute erkrankten. Bei dieser Epidemie 
war ganz besonders scharf zu bemerken, daß beinahe alle Erkrankten 
Bewohner von Nachtherbergen waren, und daß die größte Zahl der 
Opfer, wenigstens in der ersten Zeit, auf die am Hafen gelegenen 
Herbergen kam. Die Beobachtung des Auftretens der Epidemie und 
ihres weiteren Verlaufes führte mich zu dem Schlüsse, daß die vom 
Matrosen eingeschleppte Krankheit sich zuerst in den am Hafen ge- 
legenen Nachtherbergen entwickelt hatte und erst nachher in die in 
verschiedenen Stadtteilen gelegenen übergegangen ist. Diese Vor- 
aussetzung war, auch abgesehen von den in den Krankengeschichten 
enthaltenen Daten, sehr natürlich und wahrscheinlich, da die Matrosen 
die erste Zeit nach der Ankunft in ihre Heimat sich dem Zechen 
und Trinken ergeben, und im betrunkenen Zustande nicht nach 
Hause oder auf das Dampfschiff, sondern in eine Nachtherberge ge- 
langen. Nachdem die Verbreitung der Krankheit in den Nacht- 
herbergen festgestellt war, entstand die Frage nach dem Grunde 
eines solchen Ganges der Krankheit. Bei Ueberlegung dieses Um- 
standes kam ich zu dem Schlüsse, daß die Quelle der Ansteckung 
sich hauptsächlich in den Nacht herbergen befinden müsse. Um zu 
sehen, ob diese meine Voraussetzung auf festem Boden ruht, begab 
ich mich in die beste Nachtherberge. Bei der Besichtigung der- 
selben lenkte hauptsächlich Folgendes meine Aufmerksamkeit auf 
sich : Die Leute schliefen auf Strohsäcken, die in einer geringen Ent- 
fernung von etwa •/» m (auch weniger) auf dem Fußboden umher- 
lagen; gekleidet waren sie in Lumpen, die mit Flöhen, Läusen und 
Wanzen bedeckt waren. 

In Anbetracht dessen, daß die Infektion mit Febris recurrens 
durch Spirochäten enthaltendes Blut erfolgt, wie es die von Mo- 
czutkowsky (1), Metschnikoff (2), Carter (3), Koch (4), 
Soudakewitsch (5), mir (6) und Gabri tschewsky (7) ausge- 
führten Experimente bewiesen haben, und in Anbetracht der An- 
wesenheit fleischfressender Insekten auf den Herbergsgästen und ihren 
Lumpen, mußte man auf den Gedanken kommen, ob nicht die oben- 


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Zur Lehre vom Rückfalltjpims. 


183 


erwähnten Parasiten die Vermittler der Uebertragung des Infektions- 
stoffes von einem Individuum auf das andere sind. In der That 
geschieht wahrscheinlich Folgendes: Die Parasiten überfallen einen 
Kranken (denn daß die an Rückfalltyphus erkrankten Arbeiter die 
ersten Tage, ja sogar den vollen ersten Paroxysmus der Krankheit 
auf den Füßen zubringen, ist ein unbestreitbares Factum; sie ver- 
breiten auch folglich die Krankheit in den Herbergen) und gelangen, 
wenn sie Bich aus irgend einem zufälligen Grunde nicht völlig ge- 
sättigt haben sollten, auf einen gesunden Nachbarn, auf dem sie 
dann fortfahren, zu parasitieren. Dabei kann es geschehen, daß das 
Insekt, indem es einem Gesunden eine kleine Wunde beibringt, zu- 
gleich mit dem Stachel auch die ihn bedeckende ansteckende Materie 
entführt, welche noch frisch und daher virulent ist. Außerdem kann 
entweder aus dem Munde oder aus dem Verdauungskanale der Para- 
siten der Ansteckungsstoff beim Saugakte in die Wunde gelangen, 
nnd endlich kann die Infektion auch noch auf eine andere Weise 
durch Wanzen oder andere Parasiten geschehen, doch darauf werde 
ich später zurückkommen. In jedem Falle ist ein Parasit, der 
mit infektionsfähigem Blute angefüllt ist, eo ipso eine Gefahr. 

Um sich von der Wahrheit des oben Gesagten zu überzeugen, 
mußte man erfahren, ob die auf den an Rückfalltyphus Erkrankten 
parasitierenden Insekten in der That infiziert sind, und wenn das 
der Fall ist, ob dieser Umstand für die Gesunden eine Gefahr in- 
volviert? Indem ich dieses Ziel im Auge hatte, ließ ich mir Insekten 
aus den Herbergen holen. Zu meinem Bedauern brachte man mir 
nie Flöhe oder Wanzen, sondern stets nur Läuse. In ihnen ist es 
mir nicht gelungen, Spirochäten zu finden. Da nun die Resultate 
negativ ausgefallen waren, mußte ich zu anderen Mitteln greifen, 
um die genannten Fragen zu beantworten. Ich nahm Wanzen und 
ließ dieselben hungern, indem ich sie zu diesem Zwecke in ein Rea- 
gensglas that und einige Tage in demselben aufbewahrte, bis sie 
platt, dünn und durchsichtig wurden. Die hungrigen Wanzen 
schüttete ich aus dem Reagensglase in eine kleine Glaswanne und 
placierte sie in dieser einfachen Vorrichtung auf irgend eine Stelle 
der Haut eines Kranken während des Fieberan falls , nachdem die 
vorher angestellte Untersuchung im Blutstropfen dieses Kranken die 
Anwesenheit von Spirochäten erwiesen hatte. Dieselben Experimente 
nahm ich auch an Affen, die mit Febris recurrens infiziert waren, 
vor 1 ). Die Wanzen saugten sich an die Haut au, füllten sich mit 
Blut nnd fielen ab. Ich sammelte sie, um die einen von ihnen sofort 
auf dem Deckgläschen zu zerdrücken, die anderen nachher. Bei dem 
Zerdrücken trat aus dem Körper der Wanze ein ziemlich großer 
Blutstropfen aus, den ich in frischen und mit schwacher wässeriger 
Gentianaviolettlösung gefärbten Präparaten untersuchte. Die Unter- 
suchung solcher Präparate stellte im Blute der Wanzen die Anwesen- 
heit von Spirochäten fest, die deutlich ihre Form beibehalten hatten 


1) Dies« Experimente hatte ich noch vor 6 Jahren in Odessa begonnen ; mußte 
Noch dieselben aus einigen nicht von mir abhftngenden Gründen unterbrechen and 
Ube erst jetzt in Moskau die Möglichkeit erbalten, dieselben fortzusetzen. 


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i84 


j. T i c t i n , 

und sich sogar in einigen Fällen nach Verlauf von 77 Stunden noch 
gut färben ließen. Nach Verlauf dieses Termins gelang es mir nicht, 
Spirochäten aufzufinden , weder freiliegende noch in Zellen einge- 
schlossene. Die roten und weißen Blutkörperchen aus Menschen- 
oder Affenblut fanden sich in großer Anzahl am 1. oder 2. Tage, 
alsdann wurde ihre Zahl immer geringer und schließlich verschwanden 
sie fast ganz. Auf den einen Präparaten, die aus Wanzen ange- 
fertigt waren, die sich eben erst vollgesaugt hatten, konnte man 
Spirochäten bemerken , die sich noch s / 4 Stunden lang energisch 
hin- und herbewegten, auf den anderen waren sie von Anfang an 
unbeweglich. Bei einer Färbung mit einer schwachen, wässerigen 
Gentianaviolettlösung oder einer gesättigten alkoholischen Eosinlösung 
und einer schwachen Methylenblauliisung konnte man häufig Zellen 
mit eingeschlossenen, entweder gut erhaltenen oder degenerierten 
Spirochäten erblicken, manchmal auch Zellen mit eingeschlossenen, 
roten Blutkörperchen. Diese Zellen unterschieden sich ihrem äußeren 
Aussehen nach von den Leukocytcn des Menschen- oder Affenblutes. 
In den meisten Fällen waren es runde oder ovale große Zellen mit 
einer großen Anzahl von Vakuolen. Manchmal fanden sich gleich- 
zeitig amöbenartige Zellen von verschiedener Größe. Die Zellen mit 
Vakuolen waren oft degeneriert. Diese Beobachtungen stellten das 
Factum fest, daß die auf an Riickfalltyphus erkrankten Menschen 
und Affen parasitierenden Wanzen in ihrem Körper Spirochäten 
enthalten können, welche sogar nach 77 Stunden deutlich ihre Form 
und Lebensfähigkeit beibehalten. Sobald dies festgestellt war, mußte 
man die wichtigste Frage beantworten, die — nach der Virulenz der 
Spirochäten, welche sich in den Wanzen befinden: es könnte doch 
der Fall sein, daß die Spirochäten in dem Verdauungskanale der 
Wanzen ihre Infektionsfähigkeit entweder sofort oder nachher ver- 
lieren. Folgendes einfache Experiment klärte die Sache auf. 

Ich setzte hungrige Wanzen auf eine rasierte Stelle der Haut 
eines Affen (CynopithecusAethiops), der mit Rückfalltyphus infi- 
ziert war und in dessen Blute ich die Anwesenheit von Spirochäten fest- 
gestellt hatte. Nachdem sich die Wanzen angesaugt hatten und ab- 
gefallen waren, zerdrückte ich sie mit einer sterilisierten Nadel auf 
einem sterilisierten Deckgläschen und saugte den dabei herausge- 
drückten Blutstropfen in eine nicht große sterilisierte Pipette auf, 
deren Ende in eine Kapillarröhre auslief. Nachdem ich in eine Pi- 
pette das Blut von 2 — 3 Wanzen gesammelt hatte, injizierte ich das- 
selbe einem gesunden Affen (Zati sinicus) unter die Haut* auf diese 
Weise erhielt der Affe Blut von 8 Wanzen. Zur Kontrolle wurde 
das aus der neunten W : anze herausgedrückte Blut untersucht und 
man fand in demselben Spirochäten in großer Anzahl, die jedoch un- 
beweglich waren. Im Blute des Affen (Zati sinicus), der auf die 
soeben beschriebene Weise infiziert war, fand man nach 64 Stunden 
Spirochäten; folglich erkrankte der Affe. Die Krankheit dauerte bis 
an 6 Stunden und endete mit der Periode der antekritischen Steige- 
rung der Temperatur (40 °), während welcher sich schon keine Spiro- 
chäten mehr im Blute befanden. Darauf trat bei Temperatur von 
36,3° die Apyrexie ein. 


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Zur Lehre vom Rückfalltyphus. 


185 


Dieses Experiment beweist, daß Wanzen, welche sich mit Spiro- 
chäten enthaltendem Blute gesättigt haben, dasselbe in einem Zu- 
stande bewahren, welcher sie zu einer weiteren Infektion, wenigstens 
in der ersten Zeit, befähigt 

Um zu erfahren, wie lange das von Wanzen aufgesaugte Blut 
virulente Eigenschaften beibehält, führte ich einem Affen (Z a t i s i n i - 
cus) unter die Haut Blut ein, das 48 Stunden, nachdem es aufgesaugt 
war, aus den Wanzen ausgedrückt wurde. Es stellte sich heraus, 
daß der Affe nicht erkrankte. Aber daraus kann man nicht den 
Schluß ziehen, daß das Blut stets seine virulenten Eigenschaften 
nach 48 Stunden einbüßt, In diesem Falle wurden nur wenige 
Wanzen genommen (im ganzen 6), dabei konnte es geschehen, daß 
entweder alle Spirochäten umgekommen waren, oder daß sie, wenn 
am Leben geblieben, in ihren pathogenen Eigenschaften derartig ab- 
geschwächt waren, daß sie weiter keine Erkrankungen hervorrufen 
konnten. Mich zu den erhaltenen negativen Resultaten so vorsichtig 
zu verhalten, zwingt mich folgender Umstand. Bei der Untersuchung 
des Inhaltes von Wanzen, die 48 Stunden, nachdem sie sich vollge- 
saugt hatten, zerdrückt wurden, konnte ich in dem einen Falle 
sowohl freiliegende Spirochäten als auch in Zellen eingeschlossene 
Spirochäten sehen, während sich in anderen nur in Zellen einge- 
schlossene Spirochäten vorfanden. Mir scheint es, daß man nur in 
dem Falle auf die Frage nach der Virulenz des Blutes, welches 
48 Stunden in den Wanzen verbracht hat, wird antworten können, 
wenn man wenigstens einmal einem Affen den Inhalt von mindestens 
30 Wanzen wird beigebracht haben. Die Infektionsweise durch 
Wanzen kann eine zweifache sein. Die sich am Blute eines kranken 
Individuums noch nicht vollständig gesättigt habenden Wanzen 
können sofort auf einen Gesunden übergehen und während des Bisses 
die noch am Stachel oder in der Mundhöhlung gebliebenen und 
lebensfähigen Spirochäten in die Wunde der Haut einftthren. Die 
zweite Art der Infektion besteht darin, daß die mit Spirochäten 
enthaltendem Blute ungefüllten Wanzen, wenn sie auf die Haut eines 
gesunden Menschen gekommen sind und durch ihr Kriechen oder 
ihren Biß ein Kitzelgefühl hervorgerufen haben, beim Kratzen der 
juckenden Stelle zerdrückt werden. Hierbei kratzt der Mensch oft 
die Haut mit seinen Nägeln, wobei es dann ganz natürlich ist, daß 
io die sich dabei bildende Schramme ein Blutstropfen aus der hier 
zerdrückten Wanze kommt und wenn dieser Blutstropfen ansteckend 
ist, so entsteht natürlich eine Erkrankung an Rückfalltyphus. Mit 
einem Worte, es wiederholt sich hier mein oben erwähntes Experi- 
ment mit der Ansteckung eines Affen nur auf einem natürlichen 
Wege. Davon, daß solche Fälle der Infektion bei Menschen Vorkommen, 
kann man sich überzeugen, wenn man die Haut der in den Kranken- 
saal neu eintretenden Kranken betrachtet. Man bemerkt auf der- 
selben oft genug Spuren vom Kratzen mit Nägeln (Schorfe in Form 
einer Linie) und von Bissen der Insekten. Was das anbelangt, ob 
die Wanze vermöge eines einmaligen Bisses die Infektion hervorrufen 
kann, — weiß ich noch nicht. Ich habe zwar schon zur Lösung 
dieser Frage ein Experiment unternommen, jedoch noch nichts Ent- 
scheidendes erhalten. 



186 


fodor und Kigler, 


Dank der Liebenswürdigkeit des Privatdozenten der Moskauer 
Universität und Prosektors am 1. und 2. Moskauer Stadtkranken- 
bause, Herrn Dr. A. G. Mamurowsky, batte ich die Möglichkeit, 
folgende interessante Beobachtung zu machen. Man brachte mir 
Wanzen, die man in den Matratzen der an Rückfalltyphus leidenden 
Patienten während eines Anfalles gefangen hatte. Indem ich den 
Inhalt dieser Wanzen untersuchte, fand ich, daß die eine Wanze nur 
einige wenige freiliegende, sich gut mit Gentianaviolett färben 
lassende Spirochäten enthielt, während bei der anderen sich viele 
nach weisen ließen, die jedoch alle in Phagocyten eingeschlossen und 
zum Teile degeneriert waren. In anderen Wanzen, die in den Betten 
von an Rückfalltyphus leidenden Kranken während des fieberfreien 
Intervalls gefangen worden waren , sowie bei solchen , die aus den 
Betten von nicht an Rückfalltyphus leidenden Kranken entnommen 
waren, konnte ich keine Spirochäten nacbweisen. So sehen wir, 
daß auf den Betten der Kranken sich nicht nur der an Rückfall- 
typhus Leidende selbst befindet, sondern auch gewisse — dem 
Wartepersonale unbekannte Patienten, die von Rückfalltyphus be- 
fallenen Wanzen. 

Die Zeichnungen zu meiner Arbeit werden in einer ausführ- 
licheren Abhandlung veröffentlicht werden. 

Moskau, 22. Dezember 1896. 


Litte ratur. 

1) Moczutkowsky, Centralbl. f. d. med. Wissenschaft. 1876. No. 11. 

2) M c t s c hn i k o f f , Vircbow’s Archiv. Bd. CIX. 1887. Heft 1. p 176. 

3) Carter, Mitteil, aus d. Kaiserl. Gesundheitsamt. 1881 p. 166 u. 167. 

4) Koch, Ibidem, p. 167 u. 168. 

5) Soudakewitscb, Ann. de l’lnst. Past. 1891. p. 545. 

6) Tictin, Centralbl. f. Bakt. u. Paras. 1894. 

7) Gabritschewsky, Los bases de la serotberapie de la fievre recurrente. (Aus 
dem Journal : , Russisches Archiv der Pathologie, klinischen Medizin und Bakterio* 
logie“, in russischer und französischer Sprache ) 


Nachdruck verboten. 

Neuere Untersuchungen über die Alkalizität des 

Blutes ')■ 

Von 

Prof. Fodor uud Dr. Rigler 

io 

Budapest. 

(SchiuB.) 

Gleichzeitige Injektion von Diphtherietoxin undAnti- 

toxi n. 

Den Kaninchen wurden Toxin und Antitoxin gleichzeitig an ent- 
gegengesetzten Körperstellen unter die Haut gespritzt. Die Alkalizität 
des Blutes verhielt sich folgendermaßen: 


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Neuere Untersuchungen über die Alkaliiität des Blutes. 


187 


1. Serie: (Titrierung mit N/ 10 „-Schwefelsäure): 


Gewicht 
i. Kaninchen 
») 1065 

1050 
1150 
1100 


fl 

') 

fl 


Alkal. vor 
d. Injekt. 
4,125 
4,175 
4,423 
4,314 


wird 


Toxin -j- Antituj. 

(ccm pro Kilo) 
0,5 T. + 0,25 A. 

>* « 

0,5 T. + 1,0 A. 


Bemerkongeo: 1) 

behufs Blutentnahme 


"f nach 
gelötet ; 


7X*4 Std. 
Alkaliiität 


3 i/ lM S. 3) ; blieben am Leben. 


Alkaliiität nach der Injektion 
6 Std. 24 8td. 48 Std. 

3,976 3,976 3,852 >) 

4,076 3,976 3,579 •) 

4,225 4,225 4,076 *) 

4,274 4,225 4,100») 

2) Mach 9X24 Std. agouiaierend ; 
des Blutserums = 2,846 ccm 


2. Serie (Titrierung mit N/,„ „-Salzsäure): 


i) 1590 

4,512 

0,5 T. + 1,0 A. — 

4,410 

4,282 <) 

b) 1955 

4,410 

»» »» 

4,307 

4,052 ') 

t) 1490 

4,282 

0,5 T. + 2,0 T. — 

4,871 

4,923*) 

4) 2225 

4,589 

i» 

4,512 

4,616*) 

Bemerkungen: 
3) bleibt gesund. 

1) und 4) verenden nach 84 Std.; 

2) f nach 19X24 Std. 


Antitoxin mit Toxin gleichzeitig eingespritzt, neutralisiert die 
alkaliherabsetzende Wirkung des letzteren, dasselbe ruft sogar, in 
genügender Menge, trotz der Toxininjektion, eine Alkalierhöhung 
hervor. Das Widerstehen der Tiere gegen das Toxin läuft parallel 
mit der Erhöhung der Alkalizität. 


Oiphtherietoxininjektion nach vorhergehender Anti- 
toxinbehandlung. 

Den Kaninchen wurde zuerst Antitoxin beigebracht, und nach 
10X24 Stunden eine Toxininjektion. Die Alkalizität des Blutes ver- 
hielt sich hierbei folgendermaßen: 


Gtwieht d. 

Alkal. vor 

Antitox. 

Alkal. nach d. Injekt. Toxin 

Alkai. nach 

Kwinch. 

d. Injekt. 

(ccm per Kilo) 

24 Std. 

10X24 Std. (ccm per Kilo) 

48 Std. 

*) 1430 

4,625 

0,2 

5,026 

4,50 0,2 

3,426 >) 

fl 1470 

4,700 

0,4 

5,250 

— 0,2 

3,400 *) 

«) 1590 

4,700 

0,6 

— 

4,20 0,2 

3,425») 

i) 1240 

4,550 

0,8 

5,400 

4,40 0,2 

3,00 *) 


Bemerkung: 1): alle 4 Tiere agoniaierend ; behufs Blutentnahme getötet. 


Diese Versuche legen klar, daß das Antitoxin sich vom Vaccin 
nicht nur in der Beziehung unterscheidet, daß jenes — wie 
oben angedeutet wurde — eine nur kurz (24—48 Std.) andauernde, 
diese jedoch eine anhaltende Erhöhung der Blutalkalizität hervorruft, 
sondern, und noch augenfälliger, auch dadurch, daß nach voran- 
gegangenen Antitoxininjektionen die nachfolgenden Toxineinspritzungen 
eine eben so tiefe Herabsetzung der Alkalizität hervorrufen, als wenn 
überhaupt gar kein Antitoxin vorher eingespritzt worden wäre, während 
— wie Fodor in seiner oben citierten Arbeit schon nachwies — 
nach vorangehender immunisierender Milzbrandeinspritzung eine nach- 
folgende Injektion mit virulentem Milzbrand keine Alkaliverminderung 
zustande bringt. — Gleichzeitig sehen wir, daß mit Dipbtherie- 
antitoxin behandelte Tiere nach Diphtherietoxineinspritzung ebenso 
gut verenden, als wenn gar kein Antitoxin verabreicht worden wäre, 
während mit Milzbrandvaccin behandelte Tiere einer MilzbrandiDjektion 
widerstehen. 


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188 


Fodor und R iglet 1 , 


Injektion von Tuberkulose- A ntitoxin. 

Injektionen von SieroMaragliano hatten folgende Einwirkung 
auf die Alkalizität des Blutes. 


1. Serie (Titrierung mit N/ 1()0 Schwefelsäure). 


Gewicht 

Alkal. vor d. 

Siero Mar. Alkalizität nach 

d. Injekt. 

d. Kaninchen. 

lojekt. 

(ccm pro Kilo). 

24 8td. 

48 Std. 

1310 

4,717 

0,5 

5,128 

4,974 

1300 

4,102 

1,0 

5,128 

4,821 

1380 

4,461 

2.0 

5,230 

5,025 

Bemerk ung: 

1 ccm Antitoxin 

= 3,575 ccm n/ I40 

Schwefelsäure. 

2. Serie (Titrierung mit N/, 00 Salzsäure. 

1160 4,10 0,6 

4,60 

4,25 

1085 

4,20 

1,0 

4,65 

4,20 

1270 

4,35 

2,0 

4,775 

4,00 


Bemerkung: Das Serumpräparat wurde im EUschrank aufbewahrt, — schien 
trotzdem etwas stärkere Präzipitat am Boden des Originalfläscbchens zu enthalten, 
als das 5 Wochen frfiher benutzte Präparat. Eine Gelatineplatte, mit 5 Oesen des 
Serums beschickt, blieb so gut wie steril. 

Das Siero Maragliano erhöht ebenfalls die Alkalizität des 
Blutes, sowie das Diphtherieserum, mit welchem dasselbe auch in 
der Beziehung übereinstimmt, daß die Steigerung nur kurz anhält, 
und bei größeren Mengen des injizierten Serums denselben nicht 
parallel verläuft. 

Eine auffallende Beobachtung können wir nicht unerwähnt lassen. 
Alle drei Tiere der ersten Versuchsreihe gingen nämlich ein, und 
zwar Kaninchen a am 5. Tage nach der Injektion, Kaninchen b 
35 Tage und Kaninchen c 14 Tage nach derselben. Bei der Sektion 
zeigten sich bei allen drei Tieren in den Lungen und auf dem 
Mesenterium zahlreiche, teilweise käsige Knötchen, in welchen Tuber- 
kulose- bacillen mikroskopisch nachgewiesen wurden; Kauinchen a 
hatte außerdem akute, eiternde, pleurale und pericardiale Entzündung. 
Alle drei Tiere waren von unserer eigenen Züchtung, auch beobachteten 
wir unter den zahlreich gefallenen anderen Kaninchen nur ausnahms- 
weise Tuberkulose. 

Die Tiere der zweiten Serie zeigten nach der Injektion von dem 
11. Tage an, 10 Tage hindurch eine im Maximum 0,8° C betragende, 
abends besonders hervortretende Temperatursteigerung. Später war 
die Temperatur unregelmäßig, abends meist etwas erhöht. Die Tiere 
stehen noch unter der Beobachtung. 

IY. Die Ursache der Alkalizitätsstcigernng des Blutes. 

Wir nahmen eingehende Untersuchungen vor, um klar zu stellen, 
welche Bestandteile des Blutes die nachgewiesenen Schwankungen 
der Alkalizität hervorgerufen. Zuerst bemühten wir uns, aus 
Kaninchenblut- oder Ochsenblutserum die alkalische Substanz zu 
extrahieren, fällen u. s. w., und zwar mittels fraktionierten Erwärmens, 
Destillieren (auch bei niedriger Temperatur und im luftverdünnten 
Raume), Destillieren in Bromwasser, Niederschlagen (fraktioniert) 
mittels Alkohols, Extrahieren aus saurer und alkalischer Lösung 
mittels Aethers, Chloroform, Petroleumäthers, Methylalkohols, Amyl- 


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Neuere Untersuchungen über die Alkalisität des Blutes. 


189 


alkohols u. s. w. — ohne jedweden positiven Erfolg. Dann ent- 
schlossen wir uns, die Alkalizität des im erhitzten Blutserum sich 
bildenden Koaguluras, sowie des hiervon abfiltrierten und mit destil- 
liertem Wasser nachge wascheneu Serums separat zu bestimmen; ferner 
veraschten wir Blut, Blutserum, sowie dessen Koagulum und den übrig 
bleibenden Rest gesondert und bestimmten deren Alkalizität. Selbst- 
verständlich verfuhren wir bei diesen Manipulationen mit Vorsicht, 
um bei der geringen Menge des zu analysierenden Objektes nicht 
irregeführt zu werden. 

So dehnten wir die Titration des Koagulums auf längere Zeit 
— ev. mehrere Stunden — aus, da wir beobachteten, daß die Säure 
nur ganz allmählich in das Koagulum eindringt. (Vergl. weiter oben.) 
Die Veraschung erfolgte in kleinen, platten Platinschalen, bei mäßigem 
Feuer, und gelang ohne Schwierigkeit; die Alkalizität des Filter- 
papiers wurde in Abzug gebracht, etc. 

Die Serum- und Aschentitrationen ergaben Folgendes: 

I) Sechs Proben frisch centrifugierten Blutes eines gesunden 
Kaninchens neutralisierten pro 1 ccm folgende Mengen (ccm) N/ 100 


Weinsteinsäure : 

a) Nach der Centrifugierung sogleich titriert. ..... 4,77 
k) tt tf »V »» 4,77 

c) Auf 100 0 C (im Wasserbade) erwärmt 4,61 

d) tt n i» i» 4,61 


e) Auf 100 0 C erwärmt, filtriert : 

a) das Filtrat . . . 1,75 \ 

ß) das Koagulum . . 2,94 j 

f) Ebenso, wie sub e: 

ot) das Filtrat . . . 1,75 1 

ß) das Koagulum . . 2,96 l 


2) Blutserum, resp. Serumasche eines gesunden Kaninchens, mit 
N/ 100 Weinsteinsäure titriert: 

a) Serum, nach Centrifugierung sogleich titriert .... 3,697 

b) „ ,i i) >* 3,697 

c) Serum, auf 100° C erwärmt und filtriert: 

o) das Filtrat . . . 1,630 1 

ß) das Koagulum . . 2,213 / 

d) Wie sub c: 

a) das Filtrat . . . 1,630 1 

ß) das Koagulum . . 2,133 j * 

e) Die Gesamtasche von 1 ccm Serum 2,326 

f) tt »» »* *» ....... 2,365 

g) Serum auf 100° C erwärmt, filtriert, Filtrat und Koagulum 
separat verascht: 

a) Asche des Filtrats . 0,854 1 ? 

ß) Asche des Koagulums 1,431 J * 

b) Wie sub g : 

a) Asche des Filtrats . 0,854 \ 9 1 

ß) Asche des Koagulums 1,312 j 

3) Blutserum, resp. Serumasche eines gesunden Kaninchens, wie 

sub 2. 


a) Serum, sogleich titriert 4,771 

b) „ *,”l 

c) Serum, auf 100° C erwärmt 4,910 

• 1 ) „ 

e) Serum, auf 100 0 C erwärmt, filtriert : 


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190 


Fo d or und Ri gl er, 


o) das Filtrat . . . 1,749 j 
ß) das Koagulum . . 8,081 ( 

f) Serum wie eub e : 

a) das Filtrat . . . 1,749 I 

ß) das Koagulum 3,101 | 

g) Gesamtasche von 1 ccm Serum 

i> »» »» » • 

i) Serum, auf 100° C erwärmt, filtriert j Filtrat und Koagulnm 
separat verascht : 

a) Asche des Filtrats . 1,789 1 

ß) Asche des Koagulums 2,286 J 

j) Serumasche wie sub i: 

a) Asche des Filtrats . 1 ,829 \ 

ß) Asche des Koagulums 2,226 j 

4) Ochsenblut; Serum im Eisschrank separiert. Je 10 — 10 ccm 
Serum, resp. deren Asche mit Schwefelsäure titriert, zeigten, auf 
1 ccm berechnet, folgende Alkalizität (in ccm N/ 100 S.) 


a) Serum 

. , 


*>) 

. . 


c) Serum, auf 100* C erwärmt filtriert: 


oi) das Filtrat . . . 

1,61 1 

l 5,19 

ß) das Koagulum * . 

S,68 1 

d) Wie »ob c: 

a) das Filtrat . . . 

1,62 1 

l 5,30 

ß) das Koagulum . . 

3,68 j 

e) Asche: 

a) Asche des Filtrats . 

0,88 | 

3,1« 

ß) Asche des Koagulums 

2,30 1 

Q Asche: 

ot) Asche des Filtrats . 

0,89 \ , „ 

2,28 / 3,U 

ß) Asche des Koagulums 


4,830 

4,850 

4,055 

4,055 

4,075 

4,055 


5) Anderes Ochsenblut; wie sub 4 untersucht. 


a) Serum ......... 



b) 

. . 

6,00 

c) Serum auf 100* C erwärmt, filtriert: 


a) das Filtrat . . . 

1,60 1 

} 5,6* 

ß) daa Koagulum , . 

4,04 

d) Serum wie sub c: 

a) das Filtrat . . . 

1,60 1 

l 5,62 

ß) daa Koagulum . . 

4,02 j 

e) Asche: 

a) Asche des Filtrats . 

0.84 1 

| 3,6« 

ß) Asche des Koagulums 

2,84 | 

f) Asche: 



a) Asche des Filtrats . 

0,85 j 

| »,«7 

ß) Asche des Koagulums 

2,82 | 


6) Blutserum, re«p. Blut- und Serumasche von drei Kaninchen 
(a, b, c), welche 2 Monate vorher mit Tuberculose geimpft, bei der 
Blutentnahme tuberculös befunden worden, zeigten pro 1 Gramm 
folgende Alkalizität (N/100 Schwefelsäure): 


a) Serum, nach Centrifugierung sogleich a b c 


titriert 


. . • e 

.... 5,34 

4,636 

4,529 

b) Die Asche 

von 

1 g Serum 

... 4,35 

4,08 

4,16 

C ) 7’ »1 

ii 

»7 II 

.... 4,39 

4.08 

4,18 

d) „ „ 

u 

„ , t 

.... 4,35 

— 

— 

e) Die Asche 

von 

1 g Blut . 

.... 4,30 

3,93 

3,64 

0 „ n 

»i 

„ „ 

.... 4,33 

3,95 

3,62 

ß) 11 II 

ii 

ii »i * 

.... 4,25 

— 

— 


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Weitere Untersuchungen Über die Alkalizität des Blutes. 


191 


Ans diesen Untersuchungen geht evident hervor: 

a) daß der größere Anteil von Alkali sich im durch Wärme 
koagulierbaren Teile des Blutserums vorfindet; 

b) daß die Alkalizität des Blutserums sich beträchtlich höher 
stellt, als die gesamte Alkalizität der geglühten gesamten Blut- 
resp. Serumasche. 

Es kann schon aus diesem mit gewisser Wahrscheinlichkeit ge- 
schlossen werden, daß der wichtigste Träger der Alkalizität des Serums 
— und deshalb wabrscheinlicherweise der entscheidende in den 
Schwankungen der Serumalkalizität — nicht die Asche (Aschen- 
bestandteile) des Serums, sondern vielmehr eine organische 
Substanz desselben ist 1 ). 

Diese wichtige Rolle der organischen Substanzen des Blutserums, 
gegenüber der Aschenbestandtelle bekräftigen, nach unserer Ansicht, 
unsere Paralleltitrationen nach Limbeck’s Methode. 

Li mb eck säuert das Blutserum mit überschüssiger Salzsäure 
an, und titriert die diluierte heiße Probe mit Natronlauge bis zum 
Erscheinen eines beständigen Niederschlages, wodurch die Flüssigkeit 
getrübt wird, zurück. Diese Methode soll betreffs der durch die 
Salze des Blutes resp. des Blutserums bedingten Alkalescenz- 
grades in praxi gute Werte liefern*). 

Wir wollen uns nicht in eine Kritik über die Brauchbarkeit 
oder Genauigkeit der Methode einlassen und begnügen uns mit 
der Konstatierung der Ergebnisse unserer Paralleltitrationen, wobei 
sei noch bemerkt, daß wir — in Anbetracht der geringen Menge 
des zu unseren Untersuchungen dienenden Blutserums — nicht 5, 
sondern bloß 1 ccm Serum titrierten und Verdünnung und Ansäuerung 
dem proportional Vornahmen. 

Das Resultat war nun, daß die Alkalizitätswerte des Blut- 
serums gesunder Kaninchen nach unserer sowie nach Lim- 
beck’s Methode ziemlich gleich ausfielen; sic differierten jedoch 
erheblich bei der Titration von Blutserum mit Diphtherietoxin 
resp. Antitoxin injizierter Kaninchen. In dieser Differenz 
äußerte sich jedoch eine gewisse Gesetzmäßigkeit: während nämlich 
bei mit Toxin behandelten Tieren unter 10 Paralleltitrationen die 
Li mb eck 'sehe Methode 9mal höhere Werte zeigte, als unsere 
Methode, erreichte jene, bei mit Antitoxin injizierten Kaninchen, 
unter 10 Titrationen 8mal niedrigere Alkalescenzwerte als unsere 
Methode. Die Limbeck’sche Methode reagiert sonach weder auf 
die Steigerung der Alkalescenz bei Antitoxininjektion, noch auf die 
Verminderung der Alkalizität bei Toxineinspritzungen im gleichen 
Maße, als unsere Methode. 

Wenn nun die Li mb eck 'sehe Ansicht, daß seine Methode ins- 
besondere die durch die Salze bedingten Alkalescenzgradc wiedergiebt. 


1) Möglicherweise eine Substanz, welche im durch Wärme henrorgerufenen 
Koagulum des Serums enthalten ist. Diesbezügliche nähere Untersuchungen 
konnten wir derzeit noch nicht susführen ; sie sollen aber demnächst in Angriff ge- 
nommen werden. 

2) Vergl. R. R. ▼. Lim beck, Grundriß einer klinischen Pathologie des Blutes. 
2. Aufl. p. 51. Jena (Fischer) 1896. 


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192 


Fodor und Ri gier, 


richtig ist, so weisen jene Differenzen in den Paralleltitrationen 
darauf hin, daß die Steigerung resp. Verminderung des Akalescenz- 
grades bei Antitoxin- und Toxininjektionen nicht so sehr von der Ver- 
mehrung oder Verminderung der Salze, sondern anderer, nament- 
lich organischer Substanzen des Serums verursacht wird. 

Auf Grund dieser Erfahrungen schien uns wichtig, die Alkalizitat 
der Serumasche in gesunden wie auch in mit Toxin und mit Anti- 
toxin behandelten Tieren zu bestimmen. Nachfolgende Tabellen zeigen 
die Alkalizität des Blutserums (a) und der Serumasche (b) in 
n/ 100 Salzsäure pro 1 ccm Serum: 


1. Serie. 

Injektion von 

Diphthe 

rietoxin. 

Gewicht 


Alkal. vor 

Toxin 

Alkalizität 

nach d. Infektion 

d. Kaninchen 


d. Injekt. (ccm pro Kilo) 24 Std. 

4X*4 Std. 

1030 

b) 

4,25 

2,50 

0,4 

3,40 

2,625 

t 

980 

3 

4,25 

2,10 

0,4 

3,225 

2,00 

t 

2. Serie 


Injektion 

von D 

iph therie 

santi toxin. 

945 

s 

4,30 

2,10 

0,8 

4,75 

2,15 

4,15 

2,875 






2,875 

1135 

b) 

b) 

4,65 

2,15 

0,8 

5,325 

2,00 

4,35 

2,75 





2,75 

3. Serie. 

I 

n jektion 

von T 

ub erkulo 

seserum. 





nach 2^24 Std. 

1160 

») 

b) 

4,10 

8,00 

0,5 

4,50 

2,00 

4,25 

2,30 

1085 

») 

b) 

4,20 

2,575 

1,0 

4,65 

1,95 

4,20 

2.00 

1270 

») 

b) 

4,35 

2,75 

2,0 

4,775 

1,85 

4,00 

9,55 


Die Alkalizitätswerte der Serumasche weisen , entgegen den 
regelmäßigen, fast gesetzmäßigen Schwankungen der Serumalkalizitat, 
gar keine Regelmäßigkeit auf, namentlich ist aber evident, daß weder 
die Steigerung der Serumalkalizität noch deren Verminderung durch 
die Aschenbestandteile des Serums hervorgebracht werden können, 
woraus selbstverständlich folgt, daß die Alkalizunahme 
bei Immunisation, bei Antitoxinbehandlung durch 
andere, namentlich durch organische Substanzen, zu- 
stande gebracht wird, welche Substanzen sich, infolge 
von Immunisierung und Antitoxinbehandlung im Blute 
vermehren, infolge von Infektion, Toxininjektion je- 
doch vermindern. 


Schlußwort. 

Die dargelegten Untersuchungen weisen darauf hin, daß einerseits 
Infektion, Immunisation, sowie Toxin- und Antitoxineiuspritzungen, 
andererseits Verminderung resp. Erhöhung des Alkalizitätswertes des 
Blutserums in einem auffallenden, ganz regelmäßigen, man möchte 
sagen, gesetzmäßigem Verhältnisse zu einander stehen. Dieser gesetz- 
mäßige Zusammenhang wird auch durch die Beobachtungen anderer 


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Neuere Untersuchungen über die Aikalizität des Blutes. 


193 


Autoren, so besonders durch die schönen Versuche Calabrese’s 
bekräftigt. 

Ferner konnte nachgewiesen werden, daß jene Erhöhung der 
Aikalizität bei Immunisation resp. Antitoxinbehandlung durch Ver- 
mehrung von organischen Stoffen im Blute verursacht wird. 

Die wichtigste Frage bildet nun : Woher entspringt jene organische 
Substanz? Dieselbe wird keinesfalls durch die injizierte Flüssigkeit 
geliefert, weil — wie bei den Versuchen angegeben ist — die 
Aikalizität der Injektionsflüssigkeiten eine verschwindend geringe ist. 
Ebensowenig mag jener organische Stoff aus irgendwelcher chemischen 
Umänderung der Injektionsflüssigkeit hervorgehen, da die Erhöhung 
der Aikalizität mit der Menge der eingespritzten Flüssigkeit in keinem 
regelmäßigen Verhältnisse steht, was doch bei einer einfach chemischen 
Umänderung der Injektionsflüssigkeit naturgemäß zu erwarten wäre. 

Alles weist darauf hin, daß jene Injektionen als spezifische 
Erreger wirken, welche eine vitale Reaktion im Körper des 
Tieres hervorrufen, auf welche Reaktion hin der Körper resp. die 
Leukocyten desselben spezifische Substanzen entwickeln, 
welche baktericide, antitoxische Wirkungen hervorbringen. Fodor 
nannte diese Reaktion des Körpers „Cy toch em ismu s“ *). 

Die dargelegten Blutalkalizitätsbestimmungen weisen eine solche 
vital- chemische Reaktion positiv nach, dieselben ermöglichen sogar 
die Schwankungen jener vitalen Prozesse zu verfolgen und bis zu 
einem gewissen Grade zu messen. Die Schwankungen jener Alkalizitäts- 
werte sind dementsprechend chemische Anzeiger, ja Messer der im 
Körper, nach Infektion etc., sich entwickelnden vitalen Reaktion, des 
Cytochemiamus. 

Und da — wie nachgewiesen — die Alkalizitätswerte im engen 
Verhältnisse stehen mit dem Kampfe des Organismus gegen Infektions- 
stofle, Toxine, mit dem Widerstehen oder Unterliegen des Tieres 
einer Infektion gegenüber, so sind jene Alkalizitätswerte schätzbare 
Verkünder des Standes jenes Kampfes im Organismus. Ebenso 
liefern die Alkalizitätsmessungen ein wertvolles Mittel dem Forscher 
an die Hand, um auch die Wirkungen von Immunisation, Antitoxin- 
bebandlung u. s. w. auf den Körper resp. auf infizierende und toxische 
Agentien zu verfolgen. 

Ob nun — schließlich — jene alkalische Substanz, welche das 
Titrieren nach Immunisation und Antitoxinbehandlung im Blute nach- 
weist, und welche wir als organisch bewiesen zu haben vermeinen, 
identisch ist mit jenem Körper, welcher das infizierte Tier gegen 
Infektion resp. Toxinwirkung schützt, und wenn ja, auf welche Weise 
dieselbe gebildet wird, ob denselben der Organismus neu erzeugt, 
secerniert, oder ob — wie es Wassermann meint*), dem wir 
jedoch auf Grund des oben Dargelegten kaum beipflichten können — 
die Vermittelung des lebenden Organismus aus dem Antitoxin selbst 
diejenige aktive Verbindung frei macht, welche dann im lebenden 


1) Transaktion» of the seventh international congress of hygiene, etc. London. 

Tel. U. p. 177. 

2} Zeitschrift für Hygiene. Bd. XXII. Heft 2. p. 312. 

Ente Abt, XXI. Bd. 13 


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194 


W. Jnnowski 


Körper das Gift unschädlich macht und endlich, auf welche Weise 
die Zerstörung von Infektionsstoffen und Toxinen im Körper bewerk- 
stelligt wird, das sind Fragen, die durch weitere, eindringende Unter- 
suchungen klar zu stellen sind. 

11. Januar 1897. 


Nachdruck verboten. 

Zur Aetiologie der Dysenterie. 

Von 

Dr. med. W. Janowsld, 

Städtischem Bakteriologen und AbteilungsAssistenten, 
in 

Warschau. 

(Fortsetzung.) 

Die zweite Kranke der Verff. (aus Schleswig-Holstein) litt seit 
etwa 3 Jahren an unregelmäßiger Diarrhöe. Die gelben, zähen Ent- 
leerungen enthielten außer Flagellaten, unter denen meiner Ansicht 
nach Cercomonaden zu verstehen sind, eine große Anzahl Amöben, 
die etwas größer waren als Loesch'sAmoeba coli. Die encystier- 
ten Formen dieser Amöben differierten auch etwas von den eiugekap- 
selten Formen der Amoeba coli. Die durch diese Amöben bei der 
Patientin hervorgerufene Diarrhöe war etwas gutartiger, als die bei 
dem ersten Kranken durch Amoeba coli hervorgerufene. Die In- 
jektion dieser Amöben per rectum rief bei Katzen nur vorübergehend 
Diarrhöe hervor, und die Untersuchung des Darmes zeigte in 2 Fällen, 
daß die Schleimhaut des Dickdarmes unversehrt war. Angesichts 
dieser Thatsachen nennen Quincke und ßoos diese Amöbenspecies : 
Amoeba coli mitis. 

Um festzustellen, ob im durchschnittlichen flüssigen Stuhle Amöben 
Vorkommen und in welcher Anzahl, gaben die Autoren 24 Personen 
Karlsbader Salz. Bei 9 derselben fanden sie dann in den frischen 
Entleerungen Amöben, darunter in 3 Fällen große Mengen. Die Faeces 
aus einem der 3 letzten Fälle wurden 2 Katzen injiziert, wodurch bei 
denselben vorübergehend Diarrhöe entstand. Diese dritte harmlose 
Amöbenart nannten sie Amoeba vulgaris. Sie sind der Ansicht, 
daß die Rolle der Amoeba mitis bei Entstehung von Diarrhöen 
nicht abzuleugncn ist und daß deshalb alle hartnäckigen Diarrhöen 
auf Amöben zu untersuchen und dieselben event. durch Kalomel zu ver- 
treiben seien. 

Der hier erwähnte zweite Fall von Quincke und Roos ist in 
ätiologischer Hinsicht nicht ganz klar zu nennen, da in den Ent- 
leerungen nicht Amöben allein gefunden wurden. Außerdem sind die 
Daten, auf Grund deren die Verff. die einzelnen Amöbenarten von- 
einander unterscheiden, thatsächlich nicht sicher genug. Die späteren 
Untersuchuchungen von Roos (71), auf welche wir noch zurück- 


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Zur Aetiologie der Dysenterie. 


195 


kommen vrerden, lieferten mehr Daten zur Unterscheidung der 
Amoeba felis und coli von der Amocba mitis. Jedenfalls er- 
sieht man besonders aus dem zweiten Falle der Verff., von wie großem 
Nutzen Kulturen der Amöben wären. 

Die zweite, von Kruse und Pas quäle (47) im Jahre 1893 
einige Monate vor obiger Arbeit von Quincke und Roos veröffent- 
lichte Schrift ist nur ein vorläufiger Bericht, der die Anfang 1894 
von diesen Autoren veröffentlichte Arbeit ankündigt. Die Arbeit von 
Kruse und Pasquale (48) ist das Resultat eingehender, in Italien 
und in Aegypten angestellter Studien. Sie überzeugten sich hierbei, 
daß während ihres Aufenthaltes in Italien ihre normalen Entleerungen 
selbst Amöben enthielten. Obgleich dieselben den Dysenterie her- 
vorrufenden Amöben ähnlich waren, verursachten sie doch, Katzen 
injiziert, keinerlei krankhafte Prozesse in deren Darme. In Aegypten 
fanden die Autoren nur 2 mal unter 35 untersuchten gesunden Indi- 
viduen Amöben im Stuhle. Sie sind daher der Ansicht, daß in man- 
chen Ländern die Amöben einen normalen unschädlichen Bestandteil 
der Entleerungen bilden, obgleich sie ihrem Aussehen nach sich nicht 
* von denjenigen unterscheiden, die Dysenterie hervorrufen. Bei letz- 
terer fanden sie unter 50 Fällen 40 mal Amöben; nur in der Hälfte 
der Fälle waren bei denselben Bewegungen zu konstatieren. Ich 
übergehe hier die übrigen, die in den Entleerungen gefundenen 
Flagellaten betreffenden Einzelheiten, da ich dieselben schon an an- 
derer Stelle besprochen habe (38). Es sei nur erwähnt, daß nach 
Kruse’s und Pasquale’s Ansicht die Flagellaten zuweilen die 
pathogene Wirksamkeit der Amöben begünstigen und steigern. — Die 
pathologisch-anatomischen Veränderungen im Darme bestanden bei 
Dysenterie in katarrhalischen Erscheinungen und Ulcerationen ver- 
schiedener Größe: von der eines Hirsekorns bis zu der eines Thalers. 
In den aus solchen Darmstücken gefertigten Präparaten wurden die 
Amöben stets in der Submucosa oder noch tiefer, aber nie in der 
Mucosa gefunden. Die Verff. stellten Züchtungsversuche mit diesen 
Amöben an. Zu diesem Behufe beschickten sie mit solchen amöben- 
haltigen Faeces reinen Strohaufguß von verschiedener Reaktion und 
Konzentration, Strohaufguß mit Hinzugabe von Bouillon oder Blut- 
serum, reines Nilwasser oder Nilwasser mit Bouillon, Blutserum von 
Ochsen, ascitische oder hydrocelische Flüssigkeit. 

Alle diese Impfversuche blieben jedoch, was Amöbenkulturen be- 
trifft, erfolglos. 16 Katzen wurden dysenterische Stühle in das Rectum 
injiziert. Bei 8 derselben stellte sich Dysenterie ein. Ein analoges 
Resultat erhielten die Verff. in 7 Experimenten unter allen mit Eiter 
aus postdysenterischen Leberabscessen an Katzen vorgenommenen In- 
jektionen; zu 3 dieser Experimente war bakterienfreier Eiter ver- 
wandt worden. Die Verff. schreiben dieser letzten Thatsache große 
Bedeutung zu. Im allgemeinen fanden sie in 6 Leberabscessen nach 
Dysenterie Amöben. Obwohl außer Stande, die Frage hinsichtlich der 
Natur der von ihnen beobachteten Amöben durch Kulturen zu ent- 
scheiden, bemerken die Verff. doch, daß man die pathogene Amoeba 
dysenteriae von der nicht pathogenen, stellenweise bei Gesunden 
vorkommenden Amoeba coli zu unterscheiden habe. Was die 

13» 



196 


\V. J ä n o w s k I , 


Dysenterie betrifft, so betonen Kruse und Pas quäle den Unter- 
schied zwischen der durch Amöben hervorgerufenen ägyptischen, der 
japanischen (Ogata) und unserer europäischen Dysenterie. Charak- 
teristisch für die ägyptische Dysenterie ist das Vorgehen der ana- 
tomischen Veränderungen von der Submucosa aus nach der Oberfläche 
der Mucosa zu, während dies bei der gewöhnlichen Dysenterie nicht 
der Fall ist Außerdem gesellen sich zur ägyptischen oft Leber- 
abscesse, was bei der gewöhnlichen auch nicht stattfindet Die Arbeit 
von Kruse und P a s q u a 1 e ist nach derjenigen von Council man 
und Lafleur die umfangreichste dieser Art Wie ersichtlich, 
stimmen die Resultate der ersteren l ) in vielen Punkten mit denen 
der letzteren überein. 

Schuberg (aus München) (73) untersuchte die Stühle gesunder 
Menschen auf Amöben, fand jedoch keine Amöben darin. Als er aber 
denselben Individuen (20) Karlsbader Salz zur Abführung gab, faud 
er in der Hälfte aller Fälle, soweit die Stühle noch ganz flüssig 
waren, Amöben. Die in solchen Stühlen vorkommenden harten Klümp- 
chen enthielten keine Amöben. Er nimmt an, das Vorkommen der 
Amöben im oberen Abschnitte des Dickdarms werde von der dort • 
noch alkalischen Reaktion des Kotes begünstigt. Der Verf. unterzieht 
das gesamte bis zu jener Zeit veröffentlichte Material über die 
Amöbenfrage einer strengen und erschöpfenden Kritik und kommt zu 
dem Schlüsse, es müsse buchstäblich alles aufs neue gemacht werden. 
Seiner Ansicht Dach hindere uns nichts, anzunehmen, daß die große 
Amöbenzahl in dysenterischen Stühlen von der sekundären Ver- 
mehrung der Amöben abhängt. Die Art ihres Einwirkens auf deu 
Darm ist noch unaufgeklärt. Daß die Amöben häufig rote Blut- 
körperchen enthalten, ist an und für sich noch kein Beweis für eine 
ihrerseits erfolgte Beschädigung der Gefäße, die ein Austreten der 
roten Blutkörperchen ermöglichen könnte. Der allgemein angenommene 
schädliche Einfluß ihrer Bewegungen auf den Darm, der in dadurch 
verursachter Hyperämie, Entzündung u. s. w. besteht, ist ebenfalls 
noch nicht ganz erwiesen, denn viele Tiere vertragen die Anwesenheit 
von Amöben und Flagellaten im Darme ganz gut. Das Vorkommen 
der Amöben in postdysenterischen Abscessen entbehrt ebenfalls der 
Beweiskraft, denn sie waren auf dem durch die Bakterien erüffneten 
Wege sekundär in die Leber eingedrungen, und erst diese letzteren hatten, 
durch die Amöben hineingebracht, ihre eitererregenden Eigenschaften 
in der Leber geltend machen können. Von größerem Werte für die 
Lösung dieser Frage, d. h. für Bestimmung der Rolle der Amöben 
bei Entstehung der Dysenterie, können nur Impfversuche mit Rein- 
kulturen dieser Mikroorganismen sein. Diese fehlen uns aber heute 
noch. Denn Schuberg betont mit Recht, daß die von Kartulis 
erhaltenen Amöbenkulturen unrein waren und Beimischungen aus der 
Luft enthielten. Aber selbst die Injektionen von Reinkulturen per 
rectum würden noch nicht ganz überzeugend sein, denn sie könuten 
nur beweisen, daß die Amöben sich unter gewissen Bedingungen im 


1) Ich übergehe hier die eiogehenderen Untersuchungen der Verff. hinsichtlich der 
Natur der von ihnen bei Dysenterie angetroffenen Bakterien ganx. 



Zar Aetiologie der Dysenterie. 


197 


Darme gut entwickeln können. Dagegen wäre es lohnend, hätte man 
einmal Reinkulturen der Amöben erhalten, Tiere damit zu füttern, 
selbstverständlich mit encystierten Formen, denn die nicht eingekap- 
selten Formen würden, als zu wenig widerstandsfähig, im Magen zu 
Grunde gehen und das Experiment wäre in Anbetracht dessen für 
null zu erklären. 

Im Jahre 1894 veröflentlichte Lobas (51) seine vom fernsten 
Osten Sibiriens, nämlich von der Insel Sachalin, stammenden Be- 
obachtungen. Er hatte im Gefängnisse zu Sachalin Gelegenheit, 
16 Fälle von sehr schwerer Diarrhöe zu beobachten; 13 endigten 
letal, nur 3 der Kranken genaßen. In 13 Fällen wurden die Faeces vom 
Verf. (der selbst seinen Mangel an Erfahrung in dieser Hinsicht be- 
tont) mikroskopisch untersucht, wobei er Gebilde fand, die er für 
Amöben hielt (die Beschreibung ist nicht genau). Bewegungen hat 
er nur in einem Falle bei ihnen gesehen. In den letal endigenden 
Fällen fand Lobas Hyperämie und zahlreiche Operationen im Darme. 
Dies war die erste Epidemie dieser Art auf Sachalin. Der Verf. 
nimmt an, daß der Ursprung dieser Epidemie in dem schlechten, von 
Säuen verunreinigten Wasser zu suchen ist, das den Arrestanten zum 
Trinken diente. Wenigstens erlosch die Epidemie, sobald eie Mög- 
lichkeit einer solchen Verunreinigung beseitigt war. 

E. Roos (71) veröffentlichte eine Arbeit, die als das Resultat 
seiner weiteren, eingehenden Bearbeitung eines Materials zu be- 
trachten ist, das aus 2 fast ein Jahr vorher von demselben Verf. im 
Verein mit Quincke (69) beschriebenen und veröffentlichten Fällen 
stammte. Roos wiederholt hier, daß die Amöben aus dem Stuhle 
eines in Sizilien damit infizierten Kranken kleiner waren (15 — 25 /<) 
als diejenigen, die er in den Entleerungen einer anderen Kranken, einer 
ständigen Bewohnerin der Provinz Schleswig-Holstein, fand (25 — 35 /t). 
Außerdem enthielten erstere oft rote Blutkörperchen, letztere nie; 
erstere kapselten sich in Gestalt rundlicher, sogar ovaler, 10—15 /* 
großer, fast durchsichtiger, zarter, scharf, aber nicht doppelt kon- 
turierter Cysten ab, die letzteren aber in Gestalt ganz runder Ge- 
bilde von 16 — 17 f i im Durchmesser, mit doppelten Konturen und 
mehreren hellen Bläschen (Kerne?) im Innern. Bei den an Katzen an- 
gestellten Experimenten erwiesen sich letztere als indifferent, erstere 
aber riefen heftige Diarrhöe hervor. Aus diesem Grunde hält Roos 
die erste Amöbenspecies für Amoebacoli Loesch, S. felis, die 
andere für Araoeba coli mitis, eine neue, bis jetzt noch nicht 
näher beschriebene Amöbenart. 

Seine Experimente an Katzen führte Roos folgendermaßen aus - 
Er ätherisierte die Tiere im Sacke 1 / i Minute lang und führte ihnen 
hierauf vermittelst eines Katheters 5 ccm Kot in das Rectum ein. 
War der Kot hart, so verdünnte er ihn vorher mit Salzlösung. Unter 
8 mit solchem, Loesch ’s Amöben enthaltendem Kote injizierten 
Katzen erzielte er bei 6 derselben Dysenterie mit letalem Ausgange 
zwischen dem 10. — 22. Tage. Fütterung mit encystierten Amöben- 
formen (zu diesem Behufe ließ er die Entleerungen 2 Tage bei Zimmer- 
temperatur stehen, wobei die sich bewegenden Formen abstarben) rief 
ebenfalls bei 2 Katzen Dysenterie hervor. In allen diesen Fällen war 


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198 


W. Janowski, 


die Zahl der Amöben in den Stühlen sehr groß. Der Darm der an 
Dysenterie zu Grunde gegangenen Katzen wurde untersucht, und 
Roos konstatierte darin Verdickung und Hyperämie der Subtnucosa, 
hauptsächlich um die Lymphfollikel herum. Bisweilen ging die Ent- 
zündung bis zur Muscularis. Manchmal sind wiederum hauptsächlich 
die Lymphdrüseu davon betroffen. Dann stirbt ein Teil derselben ab 
und man sieht an ihrer Stelle zahlreiche Amöben, die bis zur Mus- 
cularis mucosae Vordringen, welche ihr weiteres Vordringen zu 
verhindern scheint. Die Blutkapillaren sind intensiv erweitert; zu- 
weilen verstopfen die Amöben sie dergestalt, daß es zur Gewebs- 
nekrose in der nächsten Umgebung kommt. Roos sah auch Amöben 
in Menge im Schleime und zwischen den Darmfalten. Am besten 
sind die Amöben im allgemeinen auf Präparaten aus Fiera m in g’scher 
Flüssigkeit, wenn sie mit Hämatoxylin oder mit Loeffl er ’scher 
Flüssigkeit gefärbt werden. 

Obiges Resultat der Experimente an Katzen bringt den Verf. 
zu der Folgerung, daß dieAmoeba felis, welche mit der Amoeba 
dysenteriae Councilman und Laflcur und der Amoeba coli Loesch 
identisch ist, sich für Katzen pathogen erweist. Amoeba mitis 
hat keine pathogene Wirkung auf Katzen. Sie dringt allem Anscheine 
nach nicht tiefer in die Darmgewebe ein und ruft daher nur leichte 
Diarrhöen hervor. Die klinische Unterscheidung dieser beiden Amöben- 
arten ist in prognostischer Hinsicht von Wichtigkeit. Wenn die 
mikroskopische Untersuchung der Faeces noch keine genügenden 
Daten zur Differentialdiagnose geben, so sind zu diesem Zwecke In- 
jektionen mit frischen Entleerungen an Katzen vorzunehmen. 

Wie wir sehen, legten zuerst Quincke und Roos besonderen 
Nachdruck auf die genauere Differentialdiagnose der in den Faeces 
vorkommenden verschiedenen Amöbenspecies. 

Zur vollständigen Lösung dieser Frage fehlten jedoch die Kul- 
turen, die den Verff. nicht gelangen. Je mehr Arbeiten sich über 
die uns beschäftigende Frage ansammelten, desto deutlicher trat die 
Notwendigkeit, eine Methode zur Züchtung der Amöben zu entdecken, 
zu Tage. Demzufolge teilte auch Ogata (61) schon im Jahre 1893 
und nach ihm auch Andere ihre Methode zur Züchtung der Protozoen 
mit. Allein erst die 1895 und 1896 veröffentlichten Forschungen 
scheinen die Sache in das richtige Geleis gebracht zu haben. Um 
jedoch die bisher beibehaltene chronologische Reihenfolge nicht zu 
unterbrechen, werde ich über diese Arbeiten erst am Schlüsse der 
meinigen berichten. Unterdessen wollen wir die zur Veröffentlichung 
kommenden Fälle von Amöbendysenterie weiter verfolgen. 

Vivaldi (78) untersuchte während der Dysenterieepidemie zu 
Padua im Jahre 1893 die Faeces in 20 Fällen. Unter dem Mikro- 
skope fand er stets Amöben darin. Er glaubt, daß sie bei Entstehung 
der die Dysenterie kennzeichnenden Veränderungen eine Rolle spielen, 
ohne Beteiligung der Bakterien aber nicht imstande seien, diese Ver- 
änderungen hervorzurufen. Vivaldi versuchte, die Amöben auf an- 
gesäuertem oder alkalisiertem Heuaufguß zu züchten. Die erhaltenen 
Kulturen, die, soviel aus Vivaldi ’s Beschreibung zu entnehmen ist, 
nicht rein waren, impfte er Katzen und Kaninchen ein (je 10—20 ccm). 


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Zur Aetiologie der Dysenterie. 


199 


Bei den Kaninchen stellte sich daraufhin vorübergehend Fieber, bei 
den Katzen Diarrhöe und Schleimfluß aus dem After ein. Bei der 
Sektion wurde diffuser Dickdarmkatarrh konstatiert; Ulcerationen 
waren nicht vorhanden. 

Der Vollständigkeit halber muß ich noch erwähnen, daß Bernd t 
(5) über einen Fall von Abscessus subphrenicus nach Typhus berichtete, 
in welchem er Amöben und Flagellaten fand; der Verf. beschreibt 
weder die einen noch die anderen genauer. Es spricht aber nichts 
dafür, daß diese von Bernd t gesehenen Amöben etwas mit den 
Dysenterieamöben gemein gehabt hätten. 

Ein interesantes Material finden wir bei Gasser (29) aus Oran. 
Um sich Klarheit über die Rolle der Amöben bei Dysenterie zu ver- 
schaffen, untersuchte er mikroskopisch 109 Fälle von akuter Dysen- 
terie, 34 Fälle von chronischer Dysenterie, 8 Fälle von chronischer 
Diarrhöe und 2 postdysenterische Leberabscesse. Er fand dabei 
Amöben in 45 Fällen akuter Dysenterie, ohne daß jedoch ein Ab- 
hängigkeitsverhältnis zwischen der Zahl derselben und der Schwere 
des klinischen Bildes bestanden hätte, und in 13 Fällen von chro- 
nischer Dysenterie. Zehn Kranke der letzten Gattung verließen das 
Krankenhaus noch mit Amöben im Stuhle. Einer der Leberabscesse 
enthielt Amöben ; Bakterien wurden in beiden nicht gefunden. Unter 
8 Fällen von chonischer, nach vernarbter Dysenterie entstandener 
Diarrhöe fand der Autor 5 mal Amöben vor. Die Kranken batten 
zum Teil längere Zeit in Tonkin, Dahomey und Algier gelebt, die 
Mehrzahl aber Oran nie verlassen (Hafenstadt in der Provinz Oran, 
neben Algier). Im ganzen fand Gasser bei 64 Kranken Amöben. 
Allein er entdeckte dieselben auch bei 4 unter 20 Gesunden. Er in- 
jizierte amöbenhaltige Faeces nur Katzen. Nur bei einer derselben 
entstanden Ulcerationen im Darme. Der Verf. macht jedoch darauf 
aufmerksam, daß bei den Katzen ziemlich häufig nicht dysenterische 
Ulcerationen im Darme vorkamen. 

Casagrandi und Barbagallo - Rasipiardi (14), die 
Amoeba coli sowohl 'bei Typhus, als auch bei sporadischer Dysen- 
terie fanden, behaupten, diese Amöbe sei nicht nur nicht pathogen, 
sondern sogar bei Vernichtung der anderen Parasiten im Darme von 
Nutzen. Die Verff. überzeugten sich durch ihre Experimente, daß die 
Amoeba coli von Personen, die an gewöhnlicher Dysenterie litten, 
nur dann fortkommt, wenn bereits Darmkatarrh vorhanden war, die 
aus dysenterischen Faeces stammende Amöbe aber sich im Darme 
jeder Katze weiter entwickelt Sie schreiben dies nicht der Virulenz 
der Amöbe selbst zu, sondern vielmehr dem Umstande, daß die mit 
ihnen zugleich eingeführten virulenten Bakterien den Amöben einen 
günstigen Boden zu deren Entwickelung bereiten. 

Piccardi (67) aus Turin beschreibt einen Fall von schwerer 
Diarrhöe bei einem Studenten, dessen Stühle gleichzeitig Megastoma 
entericum, Cercomonaden und Amoeba coli enthielten. Der 
Fall ist also in ätiologischer Hinsicht unklar. Wir ersehen daraus 
nur, daß die Mehrzahl der von Piccardi beobachteten Amöben 
15—20 u groß war, und daß er viele encystierte Exemplare zu Ge- 
siebt bekommen hat Sie traten alsdann in Gestalt runder, 10 — 13 (i 



200 


W. Janovsk , 


großer Gebilde mit Pscudopodien auf. Piccardi sagt nicht mit 
Unrecht, daß viele Amöbenarten äußerlich, gleich den Baktcrieu, kaum 
voneinander zu differieren brauchen, und dennoch von ganz ver- 
schiedener Einwirkung auf den menschlichen Organismus sein können. 
Hier eröffnet sich ein Feld für weitere Forschungen. 

Zancarol (81) aus Alexandrien behauptet wiederum, die Rolle 
der Amöben in der Aetiologie der Dysenterie sei noch unaufgeklärt. 
Er rief zwar bei Katzen durch Injektion dysenterischer, lebende 
Amöben enthaltender Faeces Dysenterie hervor, allein dasselbe Re- 
sultat erhielt er auch, wenn er ihnen Eiter aus einem Leberabscesse 
injizierte, der, mikroskopisch untersucht, keine Amöben enthielt und 
sich bei der bakteriologischen Untersuchung als steril erwies. Er 
glaubt, man sei immer zu leicht geneigt, Leberabscesse für steril zu 
erklären, während doch erst das negative Resultat der bakterio- 
logischen Untersuchungen einerseits und der Tierexperimente anderer- 
seits den Sterilitätsbeweis erbringen können. 

Aus der umfangreichen Arbeit von Babes und Zigura (2) sei 
hier nur erwähnt, daß die Verff. 15 Fälle von Entero-hepatitis 
suppurativa, einer in Rumänien häufig endemisch vorkommenden 
Krankheit, in pathologisch- anatomischer und bakteriologischer Hin- 
sicht sehr genau untersucht und dabei in 6 Fällen (Beobachtung 
No. 3, 4, 6, 7, 8 und 9) in den Absceßwänden, und in 3 Fällen 
No. 3, 4 und 6), außerdem noch in den Darmwandungen amöboide 
Gebilde gesehen haben. Wiewohl eigentlich auf Grund der Ab- 
bildungen der betreffenden Autoren die Identität der in Rede stehenden 
Gebilde mit durch Maccration alterierten Amöben nicht anzuzweifeln 
wäre, so muß ich doch hervorheben, daß die Autoren selbst sie nicht 
mit Entschiedenscheit als Amöben bezeichnen, sondern nur sagen, sie 
seien den Amöben ähnlich („seamänä cu amoebe“) oder diese 
Gebilde könnten Amöben gewesen sein („forma ( tiuni care ar 
putea fi amoebe“) oder schließlich, sie wären amöbenartiger 
Natur („cu caracterele amoebelor“). Sie erklären, sich noch 
kein Urteil über die pathogene Bedeutung dieser amöboiden Gebilde 
haben bilden zu können, denn sie erhielten keine typischen Ver- 
änderungen, wenn Tiere mit solche Gebilde enthaltendem Eiter ge- 
impft wurden, fanden ähnliche Gebilde bei Gesunden und hielten, wie 
bereits erwähnt, ihre parasitäre Natur noch nicht für erwiesen. Ob- 
gleich die Verff. in der von ihnen untersuchten Endemie durchaus 
nicht immer solche amöboide Gebilde vorfanden und ihre Rolle noch 
für unaufgeklärt halten, heben sie die Analogie zwischen der von 
ihnen beobachteten Krankheit und der sog. Tropendysenterie hervor. 
Diese Analogie besteht darin, daß beide Krankheitsformen oft durch 
Leberabscesse kompliziert sind und daß im Darme Veränderungen 
eintretcn, die von den bei der gewöhnlichen epidemischen Dysenterie 
vorkommenden wesentlich differieren. 

Schon Ende 1895 beschrieb John Curnow (24) einen in London 
beobachteten Leberabsceß, dessen Eiter Amoeba coli enthielt. 
Dieser Kranke (42 Jahre alt) hatte in Calcutta im Jahre 1893 an 
Dysenterie gelitten; l‘/ 2 Jahr später bildete sich im rechten Leber - 
lappen^ein Absceß, der am 14. I. 1894 eröffnet wurde. Nach dieser 


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Zar Aetiologie der Dysenterie. 


201 


Operation erkrankte der Patient wieder an Dysenterie (folglich 18 Mo- 
nate nach der ersten), wurde aber schließlich als wiederhergestellt 
entlassen. Während des Dysenterierecidivs fand Curnow einzelne 
tote, runde Amöben im Stuhle. In dem aus der Leber entleerten 
Eiter sah er sie in Menge. Seiner Ansicht nach wird die Aetiologie 
des ganzen Krankheitsbildes durch die Anwesenheit der Amöben im 
Eiter und in den Entleerungen hinreichend erklärt. 

Im Jahre 1896 veröffentlichte Boas (10) 2 Fälle von schwerer 
Diarrhöe, in denen sich Amöben in den Stühlen zeigten. Der erste 
derselben betraf eine 32-jilhrige Frau, die nach einem Landaufent- 
halte (Hermsdorf), wo sie trübes Wasser getrunken hatte, an hef- 
tiger, mit Schmerzen verbundener Diarrhöe erkrankte. Diese Diarrhöe 
dauerte 3 Jahre, und die Kranke büßte dabei 15 kg an Gewicht ein. 
Die Faeces enthielten zahlreiche Amöben in verschiedenen Entwicke- 
lungsstadien, und zwar sich bewegende, encystierte und unbewegliche. 
Die Größe dieser Amöben schwankte zwischen 15—25 fi. Die en- 
cystierten Formen waren nur 10 — 15 u groß. Die Entleerungen ent- 
hielten weder Blut noch Eiter. Boas fand aber keine roten Blut- 
körperchen in den Amöben; dagegen fand er Bakterien und Detritus 
in Menge darin vor. Der Verf. konstatierte, daß diese Amöben zu- 
weilen nach 8 — 10 Stunden nach Abgabe des Stuhles darin zu sehen 
sind. Blieben die Stühle 24 Stunden lang im Thermostat, so waren 
nur noch einzelne encystierte Exemplare nachzu weisen. Der Verf. 
injizierte Katzen je 25 ccm solcher Faeces per rectum, allein ohne 
Erfolg, ohne daß sogar Amöben in den Entleerungen zu finden ge- 
wesen wären. Als die Kranke, die zu jener Zeit schwanger war, 
geboren hatte, begann Boas, ihr Kalomel zu verabreichen (3 mal 
täglich je 0,05 g). Die Diarrhöe nahm dabei zwar nicht ab, die 
Araöbenzahl im Stuhle aber war merklich geringer, solange Kalomel 
verabreicht wurde. Sobald man aber damit anfhörte, stellten sie sich 
wieder in ihrer ursprünglichen Zahl ein. Dieselbe Erscheinung be- 
obachtete der Verf., als er einem Kranken Chinin und Lapislösung 
(1 : 1000) verabreichte. Es gelang ihm schließlich, eine Besserung 
des Darmkatarrhs zu erzielen, und monatelang fehlten die Amöben 
im Stuhle gänzlich, allein im Januar 1. J. zeigten sie sich wieder in 
großer Anzahl. In seinem zweiten Falle fand Boas in den Ent- 
leerungen zahlreiche encystierte Amöben und Infusorien, die den von 
Roos beschriebenen ähnlich waren. Bei entsprechender Diät und 
Verabreichung tvon Bismuthium salicylicum trat für einige Monate 
Besserung ein. Boas bemerkt, daß seiner Ansicht nach die Rolle 
der Amöben bei der Entstehung solcher Diarrhöen noch rätselhaft 
sei. Klinisch zeichnen sich dieselben aber durch große Hartnäckig- 
keit aus. Was meine persönliche Anschauung betrifft, so glaube ich, 
daß nur der ersto von Boas’ Fällen zu der uns hier speziell be- 
schäftigenden Gruppe von Fällen gerechnet werden kann. 

Nachdem Boas in dem Aerzteverein zu Berlin mündlich von 


seinen 2 Fällen Mitteilung gemacht hatte, ehe er dieselben d em Drucke 
übergab, berichtete in der darauffolgenden Sitzung B qj-e+rifr d t*-(' U C7 
er habe im Hospital Am Urban einen Arbeiter hedJmc^lä&'fdPr seft /, 
6 Jahren an nur zeitweilig nachlassender Diarhöivlkt^^^jÄ^^^: 


•v v 



202 


W. Jinowski, Zur Aotiologte d«r Dysenterie. 


Zeit hielt sie 3 Wochen an, und der Kranke hatte täglich 5 — 6 Ent- 
leerungen. In denselben fand Borchar dt zahlreiche Amoeba coli 
mitis (Quincke und Roos). Nach Verschwinden der Amöben aus 
den Stühlen genas der Kranke. Ueber die Bedeutung dieser Amöben 
spricht sich der Autor nicht aus, denn zur Feststellung derselben 
sind seiner Ansicht nach Experimente mit Reinkulturen derselben er- 
forderlich. 

Einige Wochen später beschrieben Peyrot und Roger (65), 
als die ersten in Frankreich, einen Fall von amöbenhaltigem Leber- 
abseeß. Derselbe betrifft eine 27-jährige Frau, die im Dezember 1895 
in Nossi-B6 an Dysenterie erkrankte. Als sich einen Monat später 
bei ihr ein Leberabsceß bildete, wurde er auf transpleuralem Wege 
eröffnet und 1 /., 1 Eiter entleert; durch Kulturen wurde nachgewiesen, 
daß er bakterienfrei war, und das Mikroskop zeigte zahlreiche Amöben, 
die den von Loesch und Kartulis beschriebenen ähnlich waren. 
Der Eiter war alt uud enthielt zahlreiche Zerfallsprodukte. Die Verff. 
bemerken, daß sich über die Rolle der Amöben bei Entstehung der- 
artiger Leberabscesse nichts sagen lasse. Erst Experimente mit Rein- 
kulturen können Klarheit darüber schaffen. Die Verff. stellten mit 
ihren Amöben Züchtungsversuche auf Strohaufguß an, es wuchsen aber 
darauf andere Amöben, als die zur Beschickung verwandten. 

Sehr interessant ist die Beobachtung von Männer (55 *) aus 
Kovd cs’ Abteilung in Wien. Er beobachtete bei einem Manne, der 
sich seit vielen Jahren immer in Wien oder in dessen näherer Um- 
gebung aufgehalten hatte, hartnäckige Diarrhöe. Die Stühle, ins- 
besondere die schleimigen Anteile, enthielten konstant Amöben in 
Menge. Die Diarrhöe verschlimmerte sich ; der Kranke kam immer 
mehr von Kräften und schließlich erfolgte der Exitus letalis. Die 
Obduktion zeigte im Dickdarmc diffuse Schwellung und Auflockerung 
der Schleimhaut und zahlreiche tiefe, bis an die Muscularis reichende 
Geschwüre mit leicht gezackten Rändern im Coecum. Die mikrosko- 
pische Darmuntersuchung zeigte, daß der Zerfallsprozeß nicht erst von 
der Mucosa an begann, wie dies für die Amöbendysenterie charakte- 
ristisch ist: die Schleimhaut war ebenfalls überall zerstört. Der 
Verf. erklärt dies dadurch, daß der Prozeß schon weit vorgeschritten 
war. In der Leber fanden sich zahlreiche Abscesse. Der Eiter wie. 
auch der innerste Teil der Absceßwände enthält Amöben in großer 
Anzahl. In der Darmschleimhaut allein konnten keine Amöben ge- 
funden werden. Es wurden einer Katze frische, amöbenhaltige Ent- 
leerungen injiziert und hierdurch blutige Stuhlentleerungen hervor- 
gerufen; nach einer Woche ging die Katze zu Grunde. Die histolo- 
gische Untersuchung des Darmes zeigte, daß sich der Zerstörungs- 
prozeß darin von der Oberfläche der Schleimhaut nach innen zu 
verbreitete, und zwar häufig bis zur Muscularis. Die tiefer liegenden 
Mucosateile, häufig sogar die Muscularis mucosae, enthielten Amöben 
in Menge. Der Verf. rechnet seinen Fall zur typischen, wenngleich 
sporadischen Amöbendysenterie, und zwar auf Grund seines schweren 
Verlaufes, der Komplikation mit Leberabscessen und des Resultates 
seines an einer Katze angestellten Infektionsversuches. 

(Fortsetzung folgt) 



A. Bruschettini, Erwiderung auf den Artikel von Dr. Marx etc. 203 


Nachdruck vcrltoUn. 

Erwiderung auf den Artikel von Dr. Marx, 
betreffend meine Untersuchungen über die Aetiologie 
der Hundswut. 

Von 

Dr. A. ßrnschettfnl. 

In No. 22/23 des Jahrgangs 1896 dieser Zeitschrift hat Dr. Marx 
vom Institut für Infektionskrankheiten zu Berlin meine ebenfalls in 
diesem Blatte (1896. No. 6/7) veröffentlichten Untersuchungen über 
die Aetiologie der Hundswut einer Kritik unterzogen, und sehe ich 
mich veranlaßt, auf seine Bemerkungen mit wenigen Worten zu ant- 
worten. 

Dr. Marx behauptet zunächst', daß ihm die Züchtung des von 
mir beschriebenen Mikroorganismus nie gelungen sei. obgleich er auch 
vor Veröffentlichung meiner Untersuchungen mit Cerebrin versetzte 
Nährmittel angewendet habe. Dagegen will er mehrmals einen dem 
von mir beschriebenen ähnlichen und ebenfalls nur auf mit Cerebrin 
versetztem Agar wachsenden Bacillus gezüchtet haben. 

Sehr wahrscheinlich ist der von Dr. Marx isolierte Bacillus 
identisch mit dem von mir aus dem Nervensystem wutkranker Tiere 
gezüchteten, nur daß er, Hunden und Kaninchen injiziert, bei diesen 
die Krankheit nicht hervorrief. Dieses wundert mich durchaus nicht; 
denn die von mir bei meinen ersten Züchtungsversuchen dieses Mikro- 
organismus befolgte Methode blieb ebenfalls sehr häufig ohne Erfolg, 
weshalb ich, um konstante Resultate zu erhalten und das pathogene 
Vermögen des von mir als spezifischen Erreger der Wutkrankheit 
erkannten Mikroorganismus zu konservieren, die zuerst gewählten 
Nährmittel modifizieren mußte. Diese meine neue Methode werde 
ich, zusammen mit anderen Untersuchungen über die Immunität, die 
den Experimenttieren gegen die Wutkrankheit verliehen werden kann, 
in Kürze veröffentlichen. 

Sehr gewagt scheint mir nun aber die Behauptung des Herrn 
Dr. Marx, daß es sehr schwer sei, Gehirn und Rückenmark aseptisch 
herauszunehmen und daß sich deshalb Verunreinigungen der Kulturen 
kaum vermeiden lassen. Wenn man beim Entnehmen des zur 
Impfung der Kulturröhrchen bestimmten Materials mit peinlichster 
Sorgfalt zu Werke geht, können im Gegenteil Verunreinigungen kaum 
Vorkommen. Bei Hunderten von Experimenten, die ich ausführte, 
habe ich fast nie Wachstum von zufällig hinzugekoramenen Mikro- 
organismen beobachtet. Bei jedesmaligem Anlegen von Kulturen aus 
dem Nervensystem wutkranker Tiere impfte ich mit dem Material, 
zur Kontrolle, auch gewöhnliche Bouillon-, Agar- und Gelatine- 
röhrchen und, sehr seltene Fälle ausgenommen, blieben dieselben 
steril. 

Dr. Marx meint ferner, es lasse sich nicht mit Sicherheit be- 
haupten, daß meine Kaninchen an der Wutkrankheit zu Grunde ge- 


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204 A. Braschetfcini, Erwiderung auf den Artikel von Dr. Marx etc. 


Rangen seen, da die Paralyse nicht der Wutinfektion allein eigen 
sei und da der Zeitraum von 5 — 8 Tagen, in welchem diese Tiere zu 
Grunde gingen, kürzer sei, als die gewöhnliche Inkubationsperiode 
hei Wutinfektion mit „Virus fixe“. Vielleicht, sagt er, ruft der von 
Bruschettini verwendete Bacillus bei Kaninchen eine mit paraly- 
tischen Symptomen sich manifestierende Infektion hervor und wird 
dessen Virulenz durch weitere Ueberimpfungen wahrscheinlich eine 
Steigerung erfahren. 

In der That glaubte ich genug gesagt zu haben, wenn ich angab, 
daß die mit meinen Kulturen geimpften Kaninchen unter Aufweisung 
des klassischen Bildes der paralytischen Wut zu Grunde gingen; um 
deutlicher zu sein, feige ich nun noch hinzu, daß die mit meinen 
Kulturen geimpften Tiere Gewichtsabnahme, Temperaturerhöhung, 
Reizbarkeit, paralytische Erscheinungen aufzuweisen anfingen. Uebri- 
eens braucht man nur ein wenig Erfahrung in der Beobachtung wut- 
kranker Tiere zu besitzen, es ist dann absolut unmöglich, die Wuf- 
infektion mit anderen Infektionen zu verwechseln. Es giebt freilich 
Mikroorganismen, die, direkt ins Nervensystem injiziert, paralytische 
Erscheinungen hervorrufen; aber der Svmptomenkomplex der Wut- 
krankheit ist so charakteristisch, hat so hervortretende Eigentümlich- 
keiten, daß mir eine Verwechselung mit anderen Infektionen rein un- 
möglich scheint. 

Was nun die 5 — 8 -tägige Zeitdauer der Krankheit anbetrifft, so 
muß ich zunächst bemerken, daß das Turiner städtische hygienische 
Laboratorium ein Virus fixe besitzt, welches in durchschnittlich 
6 Tagen den Tod hervorruft und wenn dieses kleinen Kaninchen in- 
jiziert wird, kann der Tod auch schon am 5. Tage eintreten. Viole 
der von mir geimpften Kaninchen wiesen die ersten Krankbeits- 
erscheinungen schon am 3. Tage auf und starben dann zu Anfang 
des 6. Tages; während andere, größere, mit den gleichen Kulturen 
geimpfte Tiere erst zu Ende des 7. oder zu Anfang des 8. Tages 
starben. Bemerkt sei ferner, daß diese zwischen 5 und 8 Tagen 
schwankende Zeitdauer trotz zahlreicher von mir vorgenommener 
Ueberimpfungen von Kaninchen zu Kaninchen immer konstant blieb. 

Wenn ich ausschließlich an Kaninchen experimentierte, so ge- 
schah dies nur wegen der knappen Mittel, über die ich gebot, die 
bei weitem geringer sind als die, über welche Dr. Marx verfügen 
kann. Uebrigens besitzen wir im Kaninchen ein für Wutinfektion 
so empfängliches Tier, daß wir nicht gerade an Hunden oder Meer- 
schweinchen experimentieren müssen. 

Schließlich bemerkt Dr. Marx noch, es seien nunmehr 4 Monate 
seit meiner ersten Publikation verflossen und ich habe noch nicht 
bekannt gemacht, daß es mir mit meinen Kulturen gelungen sei, 
Kaninchen die Immunität gegen das Straßenvirus zu verleihen. 
Allerdings sind 4 Monate seitdem verflossen, doch halte ich es noch 
nicht für angemessen, die Resultate meiner Untersuchungen über die 
Immunisierung von Kaninchen gegen das Straßenvirus zu ver- 
öffentlichen. Vielleicht wird diese Veröffentlichung nicht zu lange 
auf sich warten lassen, aber bei einem so wichtigen und delikaten 


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£. Marx, Zur Kritik des „Wutbacillus“ Broschettiui's. 205 

Argument, glaube ich, kann man in Vorbehalt und Zweifeln nie zu 
weit gehen. 

Vier Monate sind eine lange Zeit; doch ist zu beachten, daß bei 
Experimenten mit Straßenvirus die Kaninchen sehr lange in Be- 
obachtung gehalten werden müssen. 

Bei einigen von Prof. Tizzoni in Bologna ausgeführten Experi- 
menten betreffs der Serumtherapie der Wutkrankheit sah ich ein mit 
Virus fixe geimpftes Kaninchen 44 Tage nach der Injektion zu 
Grunde gehen; offenbar würde dieses Kaninchen viel länger gelebt 
haben, wenn ihm Straßenvirus injiziert worden wäre. 

Andere Argumente, die sich gegen die Behauptung des Herrn 
Dr. Marx anführen ließen, bei Seite lassend, braucht man nur die 
zu diesen Experimeuten erforderliche lange Zeit in Anschlag zu 
bringen, die übrigens im Verhältnis steht zu der Exaktität, welche 
der Forscher seinen Untersuchungen geben will. 

Turin, den 23. Dezember 1896. 


Nachdruck verboten. 

Zur Kritik des „Wutbacillus“ Bruschettini's. 

Von 

E. Marx. 

Auf die vorstehenden Zeilen Bruschettini’s habe ich Folgendes 
zu erwidern: 

Ich untersuchte kulturell ca. 60 Fälle. In 10 Fällen fanden sich 
Bakterien meist so vereinzelt, daß sie nur auf flüssigen Nährböden 
bei Aussaat größerer Mengen wuchsen. Diese Bakterien stellten sich 
als X e r o s i s - ähnliche Stäbchen, Baeterium coli, Fäulnisbakterien 
und Kokken dar. Nur einmal gelang es, ein dem Bruschettini’schen 
«Wutbacillus“ ähnliches Stäbchen zu züchten. Besonders ist hervor- 
zubeben, daß in 20 Fällen, in denen ich dem noch lebenden 
wutkranken Tiere Gehirn- resp. Rückenmarkspartikelchen entnahm, 
®ir nur einmal einige Kokken wuchsen. Im Ausstrichpräparate und 
in Schnitten habe ich niemals Bakterien gefunden. Daraus schließe ich, 
daß Bakterien mit der Aetiologie der Rabies nichts zu thuu haben. 
Gelegentliche Bakterienbefunde erklären sich leicht, z. B. durch Luft- 
verunreinigungen aus der äußerst bakterienhaltigen, stets in Bewegung 
befindlichen Laboratoriumsluft bei der längere Zeit in Anspruch 
nehmenden Herausnahme des Gehirns, auch bei aller Vorsicht Da 
ich schließlich die paralytische Wut nicht für so wohl charakterisiert 
halten kann, daß sie durch keine andere mit Paralyse einhergehende 
Infektion vorgetäuscht werden könnte, muß ich auf meinem skeptischen 
Standpunkte verharren, bis Bruschettini nachgewiesen hat und 
durch Nachprüfung bestätigt ist, daß sein „Wutbacillus“ 

1) typische rasende Wut hervorruft, 

2 ) unzweifelhaft gegen echte Tollwut immunisiert. 

29. Jan. 1897. 


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206 


Cholera nostras. — Milzbrand. 


Referate. 

Pottlen, Drei Fälle von Cholera nostras. [Aus dem bak- 
teriologischen Laboratorium des Zuchthauses zu Gräfentonua.j 
(Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankh. Bd. XXII. Heft 1.) 

Im August vorigen Jahres kamen in dem Bezirke des Verf.’s 
3 Fälle von Cholera nostras zur Behandlung, welche vom Verf. 
bakteriologisch untersucht wurden. Der eine davon verlief innerhalb 
18 Stunden tödlich unter den Symptomen der Cholera asiatica. Er 
fand im Dünndarminhalte 2 Bakterienarten, den B. coli und den 
B. fluorescens capsulatus, vom Verf. so genannt. Das B. coli 
zeichnete sich durch große Virulenz gegen weiße Mäuse aus, indem 
0,01 ccm einer Bouillonkultur eine Maus, subkutan injiziert, in 24 Stunden 
tötete. Der B. fluorescens capsulatus hatte Aehnlichkeit mit 
dem Pyocyancus, von dem er sich aber durch die Kapsel, durch 
seine Unfähigkeit, auf Wunden zu wachsen und durch einige andere 
kulturelle Eigentümlichkeiten unterscheidet. In den beiden anderen 
Fällen von Cholera nostras fand er auch im Darminhalte den B. flu- 
orescens capsulatus fast in Reinkultur. Er behält sich vor, 
die Faeces gesunder Menschen auf das Vorkommen von B. fluore- 
scens capsulatus zu untersuchen. Delius (Berlin). 

Garth, Ueber Milzbrand bei Schweinen. (Deutsche lierärztl 
Wochenschrift 1896. No. 7.) 

Ob Milzbrand beim Schweine vorkommt oder nicht, ist schon 
vielfach erörtert worden, und erst in neuerer Zeit sind experimentelle 
Versuche unternommen worden, um diese Frage zu entscheiden. 
Eine gewisse Immunität scheint freilich dem Schweine innezuwohnen, 
denn immerhin sind die Erkrankungen dieser Tiere, selbst in Milz- 
branddistrikten,- selten. Die älteren Angaben aus der Litteratur sind 
überhaupt nicht zu gebrauchen, weil zu dieser Zeit vielfach der 
Rotlauf auch für Milzbrand erklärt wurde. G. stellt kurz die That- 
sachcn zusammen, welche bis jetzt über die fragliche Seuche bekannt 
sind und führt selbst einen Fall an, bei dem freilich die mikrosko- 
pische Untersuchung der schon in Fäulnis übergegangenen Kadaver- 
teile und des Blutes zweifelhaft war, die Prüfung an Kaninchen aber 
einen zweifellosen positiven Erfolg ergab. Zum Schluß seiner Arbeit 
schildert G. die Symptome, wie sie sich bis jetzt nach den vorliegen- 
den Erfahrungen zusammenstellen lassen. 

Es finden sich Zeichen einer fieberhaften Allgeineincrkrankung. 
Große Schwäche, schwankender Gang, erweiterte Pupillen, Atemnot, 
Blutungen aus der Nase, Schwellung und Cyanose der Lippen und 
des Rüssels, Schwellung des Halses, fleckige, umschriebene Rötung, 
ödematöse und furunkulöse Schwellung der Haut. Beim Impfmilzbrand 
starkes Oedem von der Impfstelle aus. Zuweilen die apoplektische 
Form, häufiger aber der akute Verlauf mit einer Kraukheitsdauer 
von 2 — 24 Stunden. Oft erfolgt der Tod aber erst in 5 — 6 Tagen. 


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Cerabrospinalmeningitia. 


207 


In einigen Fällen von Fütterungsmilzbrand wurde Genesung beobachetet 
Sektionsbefund: bei Impflingen: Gelbliches gelatinöses Oedem 
um die Impfstellen. Milz in der Regel nur unbedeutend vergrößert. 
Diese und das Blut enthalten meist nur wenige, die erkrankten 
Hautstellen sehr viele Bacillen. Beim Fütterungsmilzbrand finden 
sich zuweilen blutige Abgänge aus den natürlichen Körperöffuungen, 
fleckige Rötung der Haut, gelbsulzige Infiltration des subkutanen und 
intramuskulären Bindegewebes au Kopf und Hals. Ulceration der 
Tonsillen, fleckige und streifige Rötung des Darms, insbesondere der 
Schleimhaut des Magens und Dünndarmes. Hyperämie, Schwellung, 
zuweilen Blutung in Lymphdrüsen, Leber und Milz. Die letztere ist 
nicht immer gleich stark verändert, und man trifft neben unbedeutenden 
Schwellungen auch Vergrößerung und Erweichung des ganzen Organs 
an. In der Milz fanden sich oft spärliche, oft enorme Mengen von 
Bacillen. Lungen hyperämisch, ausnahmsweise entzündet. Herz- 
beutel, zuweilen ödematös, meist fleckig und streifig gerötet, wie die 
serösen Häute. Blut dunkel, teerartig, wenig geronnen. In den se- 
rösen Höhlen blutig gefärbtes, zuweilen sulziges Exsudat (Transsudat?). 

Zum Schlüsse empfiehlt der Vortragende, die mikroskopische Unter- 
suchung des Blutes auf Bacillen möglichst bald nach dem Tode vor- 
zunehmen, und in zweifelhaften Fällen Kaninchen oder Hausmäuse 
zu impfen. Bei schon alteren oder gar faulen Organen möchte Ref. 
dringend raten, die Impfung nicht subkutan, sondern kutan auszu- 
führen, da sonst die Tiere leicht an einer Infektion mit Kadaver- 
bacillen zu Grunde gehen, die bei kutaner Infektion nicht eintritt, 
weil von der kleinen Hautwunde aus vorwiegend und zuerst die 
Milzbrandbacillen einwandern. Deupser (Deutsch-Lissa). 

Johne, Zur Kenntnis der seuchenartigen Cerebrospinal- 
meningitis der Pferde. (Deutsche Zeitschr. f. Tiermedizin u. 
vergleichende Pathologie. Bd. XXII. Heft 5. p. 369 ff.) 

Ref. hatte Gelegenheit, jüngst in dieser Zeitschrift die Arbeit 
von Siedamgrotzky und Schlegel, das gleiche Thema betreffend, 
zu besprechen. Die vorliegende Arbeit stellt sich in einen gewissen 
Gegensatz zu der letzteren. Johne hatte auch Gelegenheit, die 
Bornasche Pferdekrankheit, welche nach Mitteilungen von Gensert 
nicht bloß die Königlich-sächsischen Amtshauptmannschaften Borna, 
Leipzig, Grimma und Rochlitz, sondern auch die angrenzenden Kreise 
der Provinz Sachsen (Merseburg, Weißenfels, Delitzsch) umfaßt, in 
ihren Einzelheiten zu studieren. Er konnte bei 7 an dieser Krank- 
heit leidenden Pferden den Krankheitsverlauf verfolgen und die Ob- 
duktion persönlich machen. Von weiteren 5 Erkrankungsfällen stand 
ihm die steril gewonnene Flüssigkeit aus dem Subduralraum des 
Rückenmarkes zu Gebote. Gestützt auf dieses Material kommt Verf. 
zunächst zu der Ansicht, daß von einer Cerebrospinalmeningitis im 
pathologisch -anatomischen Sinne wohl nicht die Rede sein könnte. 
Nur klinisch erinnert das Bild an eine Cerebrospinalmeningitis. Der 
pathologische Anatom fand nur eine Stauungshyperämie, verbunden 
mit mehr oder weniger ausgeprägter Transsudatbildung. Bakterio- 
logisch fand er in diesem Transsudat in jedem Falle zum Teil frei 



208 


Lungenseuche. 


liegend, zum Teil aber in Zellen ein geschlossen, immerhin aber äußerst 
spärlich, eine Reinkultur von eigentümlich angeordueten Kokken. 
Dieselben erinnern in ihrer Form an Gonokokken, es werden aber 
auch Tetraederformen beobachtet. Dabei besteht die Neigung zur 
Kettenbildung, und zwar in ganz merkwürdiger Anordnung, derart, 
daß die zwischen zwei Kokken liegende Trennungsschicht die Längs- 
achse des ganzen Fädchens bilden. Die Färbung dieser Kokken 
gelingt mit den gebräuchlichen Anilinfarben, gegen die Gram’ache 
Methode verhielt sich der Diplococcus nicht konstant. 

Der Diplococcus gedeiht gut auf Agar und Gelatine; um 
vorerst einmal Kulturmaterial zu bekommen, thut man gut, das steril 
gewonnene Transsudat im Brutofen aufzubewabren, erst, dann findet 
eine reichliche Vermehrung im Reagensglase statt. Im Körper findet 
er sich so spärlich, daß man oft mehrere Präparate vergebens durch- 
mustern kann. 

Meerschweinchen erlagen nach intraperitonealer Impfung in 
ca. 36 Stunden, unter Erscheinungen von Intoxikation (Impfdosis? 
Ref.). Aus Peritonealexsudat, Milz und Blut konnten Reinkulturen 
gezüchtet werden 

Zwei intraspinal geimpfte Ziegen erlagen ebenfalls, nachdem sie 
im Leben alle Erscheinungen einer Crebrospinalmeningitis gezeigt 
hatten. Bei der Obduktion fand man eine eitrig -fibrinöse Lepto- 
meuingitis. Ein Pferd erkrankte nach intraspinaler Impfung mit 
Symptomen, wie sie auch nach Spontanerkrankungen beobachtet 
wurden, kam jedoch mit dem Leben davon. Bei zwei anderen Pferden 
mißglückte die Impfung. Verf. hat dann vergleichende Unter- 
suchungen mit seinem Diplococcus mit dem von Jäger bei 
Cerebrospinalmeningitis der Menschen gefundenen angestellt. Weder 
er, noch Jäger, dem er Kulturen zusandte, konnten Unterschiede 
feststellen, dennoch will Verf. noch keine definitiv bindenden Schlüsse 
ziehen, denn es bleibt immerhin auffällig, daß noch keine mensch- 
lichen Erkrankungen an Meningitis beobachtet wurden in einem Ge- 
biete, wo so zahlreiche erkrankte Pferde das relativ häufige Vor- 
kommen des Diplococcus beweisen und weil die anatomisch- 
pathologischen Befunde so voneinander abweichend sind. Verf. nennt 
sein Bakterium Diplococcus in tracellularis equi. Johne 
selbst ist der Ansicht, daß noch zahlreiche und kostspielige Unter- 
suchungen notwendig sind, um einmal die Befunde von Sie da m- 
gro tzky-Schlegel und andererseits die Stellung des Jäger’schen 
Bakteriums zu dem Diplococcus intracellularis equi Johne 
in Einklang zu bringen und festzulegen. 0. Voges (Berlin). 

Arloing, S., Bericht über das Pneumobacillin und seine 
Verwendung bei der Lungenseuche. [6. Internation. tier- 
ärztl. Kongreß. Bern 1895.] (Berichte und Verhandlungen 1896. 
p. 347—369.) 

Die Anwendung des Pneumobacillins für die Diagnostik der 
Lungenseuche erfordert eine aufmerksamere und umfassendere Be- 
obachtung, als diejenige des Malleins und des Tuberkulins für die 
Erkennung der diesbezüglichen Krankheiten. 


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Barbonekrankheit. 


209 


Ausnahmsfälle Vorbehalten, gestattet die Temperaturreaktion für 
sich einzig ein definitives Urteil nicht. Man muß vielmehr alle 
Momente der charakteristischen Gesamtreaktion (Temperatur, Puls 
und Atmung) und dazu die organischen Reaktionen beiziehen. Die 
Temperaturreaktion ist einigermaßen an Wert durch die Atmungs- 
reaktion übertroffen. 

Bestehen diese beiden Reaktionen und ist die letztere bedeutend, 
so ist das Vorhandensein von Lungenseuche fast zweifellos. 

Die Diagnose ist leichter, wenn die charakteristische Gesamt- 
reaktion alle drei Momente aufweist und noch leichter, wenn sie von 
stark hervortretenden funktionellen Störungen des Drüsen-, Muskel- 
und Nervensystems begleitet ist, des Verdauungs- und Atmungs- 
apparates, Husten u. s. w. 

Die Reaktionen haben keinen absoluten Wert; derselbe ist viel- 
mehr von der früheren Temperatur, Puls und Atmung abhängig. 
Die Temperaturreaktion insbesondere ist von dem vorhergehenden 
Zustande abhängig; eine schwache Reaktion kann in den Fällen 
wichtig sein, wo die Temperatur ante sehr hoch oder fast normal ist. 

Von der Impfung an sind alle zwei Stunden vollständige Be- 
obachtungen während 8—12 Stunden vorzunehmen. Je nach der 
persönlichen praktischen Erfahrung kann man indessen unter Um- 
ständen von dieser Regel abweichen. 

Von der Anwendung des Pneumobacillins ist bei Tieren Abstand 
zu nehmen, welche irgendwie akut erkrankt sind oder augenschein- 
lich bakterielle Störungen aufweisen. 

Die nach der Pneumobacillinimpfung auftretende Reaktion ist 
aufmerksam zu verfolgen und vorsichtig zu beurteilen. 

Das Verfahren ist namentlich bei frischen Seuchenheerden mit 
Erfolg anzuwenden; ganz besonders werden Tiere mit umschriebenen 
Läsionen frühzeitig erkannt, welche nach kurzem Unwohlsein wieder 
gesund aussehen und das Krankheitsgift lange Zeit in den Sequestern 
aufbewahren können. E. Roth (Halle a. S.). 

v. Rätz, St., Ueber die Barbonekrankheit (Büffel- 
seuche). [Aus dem pathologischen Institute der Königl. ungar. 
tierärztlichen Akademie zu Budapest.] (Deutsche Zcitschr. f. Tier- 
medizin u vergleichende Pathologie. Bd. XXII. Heft 5. p. 329 fl.) 

Hauptsächlich in der Sommerzeit befällt die ungarischen Büffel 
eine akute fieberhafte Infektionskrankheit, welche unter dem Namen 
Barbonekrankheit bekannt ist. Sie hat große Aehnlichkeit mit der- 
jenigen Form der Milzbranderkrankung, die wir mit dem Namen 
Schlund- oder Zungenanthrax bezeichnet haben. Sie unterscheidet 
sich hiervon aber, abgesehen von dem ätiologischen Momente, da- 
durch, daß nur die Büffelherden, aber nicht die weißen Rinderherden 
befallen werden. Pferde und Schafe erkrankten, so weit die Beobach- 
tungen reichen, nicht, dagegen gingen Schweine massenhaft ein und 
umgekehrt schließen sich bei anderen Epidemieen der Schweine 
Seuchen ausbrüche unter den Büffelherden an. Diese Krankheit dürfte 
identisch sein mit der von italienischen Forschern beschriebenen 
„barbone dei^buffali“. Die Infektion erfolgt wahrscheinlich meistens 

Ent* Abt. XXI. Jiä. 



210 


Barbonekrunliheit. 


Von Wunden aus, ob auch solche vom Verdauungskanal statthat, läßt 
Vßrf. Unentschieden, die spärlichen von ihm in dieser Hinsicht an- 
gestellten Experimente können nichts für und nichts gegen diese 
Möglichkeit beweisen. Verf. beschreibt im weiteren Verlaufe seiner 
Abhandlung Ausbruch, Symptome und Verlauf der Krankheit. Er 
fand die nämlichen Bakterien, wiesieOreste und Armanni bereits 
früher in Italien bei der Büffelseuche gefunden. Damit muß diese 
ungarische Büffelseuche unter die Krankheitsgruppe der hämorrha- 
gischen Septikämie gerechnet werden. Es ist dem Verf. auch ge- 
lungen, mit Reinkulturen seiner Bakterien experimentelle Büffelseuche 
zu erzeugen. 

Das Wachstum der Bakterien wird eingehender beschrieben, in 
dieser Hinsicht wird aber wohl kaum etwas Neues geboten, wenn 
wir uns an die Beschreibung der Wachstumsverhältnisse der Wild- 
seuchebakterien erinnern wollen. Kaninchen waren am empfäng- 
lichsten, tödlich verlief auch die Infektion an Meerschweinchen, von 
Tauben starben nur 50 Proz. 6 Hühner blieben am Leben, erfolglos 
verlief die Infektion von Enten. Weiße und graue Mäuse erliegen 
ebenfalls. Nach subkutaner Impfung starb ein Pferd in 20, weißes 
Hornvieh in 20—48 Stunden, Schweine in 20—24 Stunden. Hund 
und Schaf widerstehen Fütterungs- wie Impfversuchen fast regelmäßig. 
Bei Büffelkälbern konnte die Krankheit nur durch die verletzte Haut 
erzeugt werden, gegen Fütterung erwiesen sie sich resistent. 

Die Spontaninfektionen erreichen ihren Höhepunkt in der warmen 
und wärmsten Jahreszeit, ohne jedoch völlig im Winter zu erlöschen. 
Das Kontagium scheint an den Weiden aber auch an dem getrock- 
neten Futter zu haften. Wurden die Tiere auf ein anderes Weide- 
terrain gebracht, so erlosch die Seuche spontan. Es erlagen in den 
verschiedenen Epidemieen 70 Proz., in anderen gar 90 — 96 Proz. der 
erkrankten Tiere. Der Tod pflegte schon nach 6 — 7 Stunden einzu- 
treten, selten zieht sich die Krankheit über 2—3 Tage hin, ausnahms- 
weise sterben die Tiere noch nach 8 Tagen. Die einzelne Seuche 
pflegt immer von kürzester Dauer zu sein und ist nach 8— 10 Tagen 
verschwunden. 

Verf. betont, daß die Bnrbonekrankheit bislang immer nur als 
eine Septikämie beobachtet ist, andere Erscheinungsformen, wie wir 
sie bei den Bakterien der hämorrhagischen Septikämie beobachten, 
so die pectorale Form u. a. m., sind bisher vom Verf. bei der Bar- 
bone nicht beobachtet, was allerdings noch nicht dagegen zu sprechen 
braucht, daß sie nun nicht thatsächlich vorkommt Verf. benutzt 
allerdings diesen Umstand, um ihr eine besondere Stellung neben 
der Wild- und Rinderseuche Bollinger’s zu geben. Der Ref. muß 
indes bedauern, daß er dem denn doch nicht ohne weiteres bei- 
ßtimmen kann und möchte den Verf. auf seine (des Ref.) Arbeit 
diesen Gegenstand betreffend hinweisen. Es dürfte gewiß nicht un- 
interessant sein, wenn Verf. im Ideengang des Ref. seine Studien 
über die Büffelseuche noch einmal aufnehmen wollte, vielleicht dürfte 
dann manches, was vom Verf. jetzt zwecks Durchführung eiuer 
differentiellen Diagnose und Aufstellung der Erkrankung der Büffel 
an Barbone gl§ eine Krankheit sui generis angeführt wird, doch 





211 


nicht mehr so ganz unumstößlich bestehen bleiben. Ref. glaubt 
daher, bevor vom Verf. nicht das Gegenteilige bewiesen, die Berech- 
tigung zu haben, die in Rede stehende Seuche zum mindesten mit 
der Bollinger’schen Wild- und Rinderseuche identifizieren zu sollen, 
indem er es als höchstwahrscheinlich hinstellt, daß durch Aende- 
rangen der Virulenzbedingungen auch andere pathologische Ver- 
änderungen erzeugt werden können und daß auch durch eben dasselbe 
Moment andere Tiere empfänglicher gemacht werden können. 

Bedauert muß werden, daß leider niemals die zu den Impfungen 
etc. verwandten Dosen genauer angegeben werden. Das dürfte man 
denn noch verlangen, schon allein aus dem Grunde, um etwaige Nach- 
prüfungen machen zu können. 

Von hohem Interesse erscheint noch dem Ref. die Beobachtung 
des Verf.’s. daß die Tiere, welche einmal die Barbone überstanden, 
nunmehr für sehr lange Zeit gegen eine Neuerkrankung geschützt 
sein sollen. Derartige Beobachtungen sind bereits so zahlreich und 
wiederholt gemacht, ohne daß sie der Kritik stand halten konnten, 
daß es mehr als recht und billig erscheinen muß, wenn Ref. nunmehr 
nur solche Angaben als zu Recht bestehend geltend läßt, bei denen 
auch der experimentelle Nachweis, und zwar in einwandfreier Weise, 
erbracht ist Es erschiene wunderbar, daß gerade die Büffel eine 
Immunität gegen die Bakterien der hämorrhagischen Septikämie er- 
langen sollten, während eine solche bei anderen Tierspecies bisher 
noch nicht nachgewiesen werden konnte. O. Voges (Berlin). 

Bonviclni, A., Ricerche batteriologiche e sperimentali 
sulla eziologia della leucemia nel cane e nel bue. 
(Bologna 1896.) 

Prof. Bonvicini, von der Tierarzneihochschule zu Bologna, hat 
aus dem Blute, der Milz, der Leber und den Ganglien eines Hundes, 
der an Leukämie zu Grunde gegangen war, einen Diplococcus 
gezüchtet. Er ist sehr klein, 0,9 — 1 n, beweglich in den frischen 
Kulturen, unbeweglich in den alten, und läßt sich nach Gram färben. 
In den alten Kulturen erscheint er als ein Streptococcus. Der 
Diplococcus wächst auf verschiedenen Nährböden. 

Auf Agar-Agar bei 37° erscheinen nach 24 Stunden kleine rund- 
liche, weiße Kolonieen. Einige von diesen fließen nach 5—6 Tagen 
zusammen. , 

In Peptonbouillon bei 37 0 erscheint nach 24 Stunden eine 
Trübung. Nach 4 Tagen klärt sich die Bouillon und am Rande des 
Röhrchens finden sich Flocken. 

In Peptongelatine und Gelatine mit Glycerin wächst der Diplo- 
coccus nicht so gut. Bei 20° nach 40 Stunden erscheinen längs 
des Aussaatstriches kleine weiße Kolonieen und an der Oberfläche 
eine Platte mit sich krümmenden Rändern, die die Gelatine trichter- 
förmig verflüssigt 

Auf Kartoffeln bei 37 4 wächst er in 24—36 Stunden wie ein 
weißes Band. 

Die Impfungen bei Kaninchen sind erfolglos geblieben ; bei drei 
Hunden hat Verf. einige Störungen mit Anschwellung der Ganglien 

u* 


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212 


Malarln. 


untersucht. Bei einigen weißen Mäusen, Meerschweinchen und Katzen 
hat Verf. mit Kulturimpfungen Leukämie erzeugt. 

Verf. hatte mit Dr. Gherardini auch Gelegenheit, von einem 
Ochsen, der bei der Obduktion Lymphadenitis zeigte, einen Diplo- 
coccns, ähnlich demjenigen des Hundes, zu züchten, 

Bruno Galli-Valerio (Mailand). 

Lawrie , E., A case of malarious fever. (The Lancet. 1896. 

June 20.) 

Dieser Fall verdient ausführliche Mitteilung, da er vom Verf. als 
Beweis für die Richtigkeit seiner antiparasitären Theorie des Wechsel- 
fiebers angesehen wird. Ein Verf. seit 5 Jahren bekannter Studieren- 
der der medizinischen Schule zu Hyderabad, wo derselbe beständig 
gewohnt hatte, bekam im September v. J., nachdem er in eine von 
Malaria heimgesuchte Vorstadt umgezogen war, den ersten Fieber- 
anfall und tags darauf fanden sich in seinem Blute die halbmond- 
förmigen Körperchen. Es folgte darauf alle 2 Monate ein Anfall. 
Nachdem der Ende März v. J. eingetretene mit Chinin geheilt war, 
wurde beschlossen, das Blut des Kranken bis zum neuen Anfalle 
täglich zu untersuchen, um zu erfahren, ob die Laveran’schen 
Körperchen dem Anfalle vorhergehen oder nachfolgen. Vom 8. bis 
30. April wurden keine entdeckt. Am Morgen dieses Tages fühlte 
sich Patient unwohl und klagte über Schmerzen und Unbehaglichkeit 
der Milz- und Lebergegend. Im Blute konnten drei erfahrene Be- 
obachter nichts Abnormes finden. Mittags ein schwerer typischer 
Wechselfieberanfall mit Schüttelfrost und nachfolgendem Schweiße. 
Am nächsten Morgen finden sich die Laveran’schen Körperchen, 
die also Folge und nicht Ursache der Krankheit sind. Es wird ab- 
sichtlich kein Chinin verabreicht, um die Körperchen zu beobachten. 
Am 4. Mai kommt denn auch die Rosettenform zum Vorschein, die 
an einem Exemplar in ihrer ganzen Entwickelung studiert werden 
kann. Zuerst scheint es sich um eine rote Blutzelle mit einem 
schwarzen Fleck in der Mitte zu handeln: rose tten förmig um diesen 
Fleck herum treten dann kleine Zellen auf und erleiden dann die bei 
Mannaberg Taf. II. Fig. 5- 8 abgebildeten Veränderungen; jedoch 
hatten diese Zellen keine Kerne. Die Mutterzellenwand wurde un- 
sichtbar und 14 einzelne Zellehen blieben um eine hellschwarz aus- 
sehende Zelle geschart zu sehen und glichen nun Edington’s 
Zeichnungen von ausgetretenen Blutplättchen. Dann kam die 
ursprüngliche Zellwand wieder zum Vorschein und umschloß alle 
diese Gebilde, die allmählich verblaßten, so daß schließlich nur die 
ursprüngliche Zelle mit einem schwarzen flockigen Flecke in der Mitte 
zurückblieb. Die Rosette ist also kein „sporenbildender Parasit“, 
sondern eine bloße Uebergangsform des extrakorpuskulären Laveran- 
schen Körperchens. Dieser Uebergang gleicht den Veränderungen, 
die in der weißen Blutzelle vor sich gehen, wenn dieselbe ihren 
Inhalt ausschüttet, verschwindet, wieder erscheint und die Körner 
wieder umschließt, wenn man gerade erwartete, dieselben ein selb- 
ständiges Leben beginnen zu sehen. Das Merkwürdigste bei der 
Rosettenform ist jedoch, daß die Zelle vor dem Erscheinen der Rosette 


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SchwellungsktUirh. 213 

einem roten Blutkörperchen ähnlich sieht, während sie nachher mehr 
einem Leukocyten gleicht Sentifion (Barcelona). 

Oelpke, Th., Der akute epidemische Schwellungskatarrh 
und sein Erreger (Bacillus septatus). Eine klinische 
und bakteriologische Untersuchung, (v. Gr äfe’s Archiv 
f. Ophthalm. Bd. XLII. Abt. 4. p. 97—150.) 

Im Hochsommer 1895 beobachtete Verf. in einem bei Karlsruhe 
gelegenen Dorfe eine Epidemie von akutem Schwellungskatarrh, der 
von 1818 Einw. 3 — 400, also ca. 20 Proz., zum Opfer fielen. Später 
sprang die Epidemie nach einem Nachbardorfe Uber, von dessen 
1170 Einw. 90 = 7,6 Proz. erkrankten. Aus letzterem Orte wurde 
ein Kind nach scheinbarem Ablaufe des Schwellungskatarrhs wegen 
Testierendem Ulcus corn. vom Verf. in seine Kinderstation unter mög- 
lichsten Kautelen aufgenommen: trotzdem erkrankten in kurzer Zeit 
sämtliche 12 Insassen der Station. 

Die Entzündung trat meistens ganz plötzlich auf ; binnen wenigen 
Stunden sah Verf. sämtliche Mitglieder einer Familie erkranken. 
Unter wesentlicher Störung des Allgemeinbefindens entstand eine An- 
schwellung und Rötung der Lider, namentlich im Bereiche der Lid- 
ränder, so daß die Lidspalte nach ca. 8 — 10 Stunden fast völlig ge- 
schlossen war und spontan nicht mehr geötfnet werden konnte. Bei 
manuellem Oeffnen derselben quoll ein sehr reichliches, anfangs mehr 
wässeriges, später schleimig- eiteriges Sekret heraus. Dabei bestand 
hochgradige Lichtscheu und Schmerzhaftigkeit. Der Uebergangsteil 
der Bindehaut war stark geschwollen, dunkelblaurot gefärbt, mitunter 
von zahlreichen kleinen Blutaustritten durchsetzt und mit einer 
glasigen, gelatinösen Membran belegt. Später trat Wucherung des 
Papillarkörpers auf mit Fältelung und Follikelbildung. Vom Ueber- 
gangsteil pfianzte sich schließlich die Entzündung auf die Conj. bulbi 
fort unter tiefer, pericornealer Injektion und Auftreten von zahlreichen 
punktförmigen, peripher gelegenen, parenchymatösen Hornhautiutil- 
traten. Die Dauer der Entzündung belief sich in den meisten Fällen 
auf 8 — 14 Tage, in der Regel ohne ernste Komplikationen. Am zu- 
verlässigsten bewährte sich die Behandlung mit Sublimatlösung 
(1 : 5000 zur Ausspülung des Bindehautsackes und 1 : 500 zum Ab- 
reiben der Uebergangsfalten). 

In allen Fällen züchtete Verf. einen Bacillus von ganz charak- 
teristischem Verhalten. Morphologisch zeigte er sich im Jugend- 
stadium als ein kurzes, an den Enden etwas zugespitztes Stäbchen 
ohne Eigenbewegung, dessen Länge etwa 1 n und dessen Breite etwa 
l / s — 1 U der Länge beträgt. Als ein sehr charakteristisches Merk- 
mal fällt auf den ersten Blick eine mittlere Zone auf, durch welche 
der Eindruck erweckt wird, als ob man es mit zwei mit den Enden 
aneinander gelagerten kurzen Stäbchen zu thun habe ; bei genauerem 
Zusehen erweist sich dieselbe als eine durch die Mitte des Zellen- 
leibes gehende Lücke, die bei Färbung mit Anilinfarben oder nach 
Gram noch deutlicher hervortritt (daher vom Verf. Bacillus sep- 
tatus benannt). 



214 


Schw«Uung9kal»rrb. 


Io frisch abgeimpften Kulturen ist der Bacillus kürzer und 
schmäler, in mehrfach überimpften dicker und plumper, eine Diffe- 
renz, die auch bei verschieden zusammengesetzten Nährböden (Feuch- 
tigkeit, Alkalescenz etc.) auftritt und als Involutionserscheinuug zu 
deuten ist. Im weiteren Verlaufe der Involution nimmt die Länge 
des Bacillus Uber das Doppelte zu, die Enden werden stumpfer, so 
daß die Gestalt eine mehr parallelogrammatische ist, und statt einer 
Lücke treten deren 2 — 3 im Plasma auf. Alsdann (am 4. Ent- 
wickelungstage) macht sich an den Enden eine kolbige Anschwellung 
bemerkbar, wodurch der Bacillus eine hantelförmige Gestalt erhält. 
In den letzten Lebensstadien beobachtete G. wiederholt das isolierte 
Auschwellen und die Spaltung einzelner Segmente. Schließlich zer- 
fällt der Bacillus in einzelne eckige oder rundliche Scheiben, welche 
sich sehr reichlich im Kondensationswasser ansammeln. Als Residuum 
des Bacillus bleibt ein leerer, an einem Ende etwas breiterer Schlauch 
zurück. 

Dieser Bacillus ist ausgesprochen aörob. Agar-Agar, Glycerin- 
agar, Ilammelblutserum, Traubenzuckeragar, neutrale Bouillon geben 
unter gewissen Bedingungen ein günstiges Substrat für seine Ent- 
wickelung. Temperaturoptimum 35—37°, Grenze 30 und 42°. Auf 
Gelatine und Kartoffeln kein Wachstum. Grundbedingung bei allen 
Nährböden ist eine schwache Alkalescenz und ein gewisser Feuchtig- 
keitsgehalt. Auf 1-proz., noch besser 5-proz. Glycerinager entwickeln 
sich in 12 — 24 Stunden im Bereich des Impfstriches feine distinkte, 
grauweißliche, scharf konturierte Inseln, welche in den nächsten 
12 Stunden um das Doppelte zunehmen, aber immer scharf begrenzt 
bleiben. Die Kolonieen ragen nur sehr wenig über die Impffiäche 
hinaus und besitzen ein opakes, leicht speckiges Aussehen. Das 
Wachstum ist meist am vierten Tage abgeschlossen. Die Fortpflan- 
zung des Bacillus geschieht durch Teilung. 

Impfversuche bei Kaninchen verliefen bezüglich Erzeugung eines 
Schwellungskatarrhs resultatlos; unter Umständen, die wir noch nicht 
genau kennen, kann der Bacillus bei direkter Einverleibung in die 
Hornhaut lokale Entzündungen erzeugen. Von 7 geimpften mensch- 
lichen Konjunktiven erkrankten 4 mehr oder weniger heftig an akuter 
Conjunctivitis, welche ganz den Charakter des Schwellungskatarrhs 
trug, obwohl das Krankheitsbild im ganzen gelinder war; in dem 
Sekrete konnten jedesmal die typischen Bacillen in größerer oder ge- 
ringerer Anzahl nacbgewiesen werden. 

Bei 50 nicht ausgesuchten Fällen von Bindehautentzündung, wie 
sie sich nacheinander in der Sprechstunde einstellteu, fand sich 18 mal 
der Bac. septatus; von diesen 18 Personen litten 15 au Schwel- 
lungskatarrh, 2 an akutem Follikularkatarrh und 1 an akutem Binde- 
hautkatarrh, so daß demnach der Bacillus nicht als häufiger Gast 
und Schmarotzer, sondern vorwiegend nur bei Schwellungskatarrh zu 
finden ist. 

Die Litteratur über Mikroorganismen bei Bindehautentzündungen 
weist ein nur spärliches und wenig übereinstimmendes Resultat auL 
Von den beschriebenen Bacillen stimmt keiner völlig mit dem Bac. 
septatus überein, allenfalls könnte der Xe rosebaci 1 1 u s in Frage 


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Tierische Parasiten. 


215 


kommen. Indessen ist die Schilderung des sog. Xerosebacillus 
in seinen morphologischen und biologischen Eigenschaften eine so 
grundverschiedene, daß man an die Existenz eines Bac. Xerosis 
sui generis nicht glauben kann. Was die verschiedenen Autoren 
Aber den Xerosebacillus mitteilen, betrifft teils mehr, teils 
weniger miteinander verwandte Organismen, welche als pathogen für 
Xerosis nicht anzusehen sind. Mit einigen der beschriebenen Typeu dieses 
sog. Xerosebacillus hat der Bac. septatus allerdings eine 
große Aehnlichkeit, aber trotzdem bleibt die Frage offen, ob seine 
Pathogenität lediglich darauf beruht, daß man es bei dem Bacillus 
des akuten Schwellungskatarrhs trotz aller scheinbaren Aehnlichkeit 
eben mit einem heterogenen Organismus zu thun hat, oder darauf, 
daß hier eine virulente Form des im Anfänge avirulenten Xerose- 
bacillus vorliegt. Schlaefke (Cassel). 

Colucci, V. e Arnone, L., Di un rarissimo parassita nema- 
toideo nello stomaco di cinghiale. (Memorie R. Accad. 
della Scienze dell’ Ist. di Bologna. Serie V. Tomo VI. Mit 1 Tafel.) 

Im Magen von drei wilden Schweinen des Königlichen Landgutes 
von S. Rossore (Pisa) haben Verff. viele Simondsia paradoxa 
gefunden. Die Männchen waren nicht ganz frei im Alagen, denn die 
Mitte des Körpers lag unter der Magenschleimhaut, wo die zwei 
Enden hervorragten. Verff. glauben, daß Cobbold die Männchen 
von Spiroptera strongilina mit den von Simondsia para- 
doxa verwechselt hat. Die letzteren haben nicht zwei Spicula 
und zwei Flügelchen am Schwänze. Beim Weibchen war das hintere 
Ende des Körpers mit der Schleimhaut verwachsen. Das hintere 
Ende der Weibchen ist maulbeerförmig. Verff. geben eine lange 
histologische Beschreibung. 

In den Gewässern der W r älder, wo die Schweine leben, haben 
Verff. einige Nematodenlarven von 0,65 X 0,02 — 0,025 mm ohne Ge- 
schlechtsapparat, aber mit einem Verdauungsapparat, der demjenigen 
von Simondsia paradoxa sehr ähnlich ist, gefunden. Das 
hintere Ende ist vergrößert, kugelförmig. Verff. glauben, daß sie es 
mit einem Weibchen von Simondsia paradoxa zu thun gehabt 
haben. B. Galli-Valerio (Mailand). 

Snyens, B. W. Th., De Echinococcus tusschen blaas en 
rectum. (Academisch proefschrift.) Amsterdam 1896. 

Diese in der Hauptsache medizinische Doctor-These berichtet über 
einen Fall des ziemlich seltenen Vorkommens einer Echinococcus- 
blase zwischen der Harnblase und dem Rectum. Nach einer ausführ- 
lichen und genauen Kasuistik werden 32 Fälle aus der Litteratur 
zusammengestellt und versucht, eine allgemeinere Symptomatologie 
etc. aufzustellen. C. Ph. Sluiter (Amsterdam). 

Zinn, W. und Jacoby, Martin, Ueber das regelmäßige Vor- 
kommen von Anchylostomum duodenale ohne sekun- 
däre Anämie bei Negern, nebst weiteren Beiträge n 
zur Fauna des Negerdarmes. [Aus der II. medizinischen 



216 


Tierische Parasiten 


Klinik der Kgl. CharitA] (Berl. klin. Wochenschri Jakrg. XXXIII. 

No. 36.) 

Die Verff. hatten Gelegenheit, 3 Neger aus der deutschen Ko- 
lonialausstellung der Berliner Gewerbeausstellung, die an Pneumonie 
erkrankt waren, auf Dannparasiten zu untersuchen. Durch die Be- 
funde bei diesen ermuntert, dehnten sie ihre Untersuchungen noch 
auf 20 weitere Neger aus. Sie fanden in den 23 Fällen im Stuhle 
21 mal Anchylostomum duodenale, 

8mal Trichocephalus dispar, 

8mal Ascaris, 

4mal Anguillula stcrcoralis, 

4 mal Tänien, 

2 mal Amöben. 

Die Neger machten einen völlig gesunden Eindruck, hatten keine 
Symptome von Anämie. Ein völlig gesunder 3-jähriger Knabe hatte 
2 Parasiten, Anchylostomum duodenale and Tricho- 
cephalus in seinem Darme. 

Von den Negern waren 

14 Togoneger (Westafrika), 

4 Duallaleute aus Kamerun (Westafrika), 

2 Massaineger (Ostafrika), 

3 Neu-Guineaneger. 

Die Stühle waren meist gut geformt, ohne abnorme Beimischungen. 
Nur in 2 Fällen fanden die Verff. keine Eier von Anchylostomum. 
Der eine litt an starken Diarrhöen und hatte Amöben im Stuhle; der 
andere war seit 4 Jahren in Deutschland. In seinem Stuhle waren 
überhaupt keine Parasiten. 

Das Ergebnis ihrer Arbeit fassen sie am Schluss in folgenden 
Sätzen zusammen: 

1) Der Negerdarm beherbergt zahlreiche tierische Parasiten. 

2) Anchylostomum duodenale scheint namentlich bei den 
Negern Afrikas ziemlich regelmäßig vorzukommen. 

3) Mit absoluter Konstanz werden die Cha reo t-Leyden’schen 
Krystalle neben keinem Parasiten gefunden, womit ihre diagnostische 
Bedeutung nicht bezweifelt werden soll. 

4) Die Neger scheinen der Gefahr der sekundären Anämie 
weniger ausgesetzt zu sein. Der Grund ist wohl nicht lediglich in 
der geringen Zahl der Parasiten zu suchen, sondern Gewöhnung an 
das von den Würmern erzeugte Gift und Rasseneigentümlichkeiten 
dürften hier auch eine Rolle spielen. 

5) Bei der großen Verbreitung des Anchylostomum duo- 

denale wird die Tropenhygiene die Gefahr für Europäer nicht 
unterschätzen dürfen und wird dieselben durch prophylaktische Maß- 
regeln schützen müssen. Delius (Berlin). 


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Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 21 1 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 

Gambier, Resistance des germes bacteriens ä la chaleur 
s£che. (Annales de Micrographie. Tome VIII. No. 2.) 

Cambier bestätigt die längst bekannte Thatsache, daß sehr viele 
Bakterien die Einwirkung trockener Luft bis zu einer Temperatur 
von 150® C ertragen können, ohne ihre Entwickelungsfähigkeit ein- 
zubüßen. Die verschiedenen Temperaturen wurden von Cambier 
vermittelst siedender Gase bestimmt und konstant erhalten. 

Kölle (Berlin). 

Reuter, Die anti bakteriellen Eigenschaften des Jodo- 
formins und Jodoformais. [Aus dem hygienischen Institute 
in Bonn.] (Dtscbe med. Wochenschr. 1896. No. 30.) 

Suchannek, Ueber Jodoformin und Jodoforms 1. (Dtschc 
med. Wochenschr. 1896. No. 32.) 

Die in der Aufschrift bezeichneten beiden Präparate werden in 
der chemischen Fabrik von Marquart in Bonn- Beuel durch Kom- 
bination des Jodoforms mit Derivaten des Formaldehyds bezw. Jod- 
äthlys hergestellt; sie riechen weniger stark und besitzen, wie aus 
Reuter’s, unter Kruse’s Leitung angestellten Untersuchungen 
hervorgeht, eine stärkere antiseptische Wirksamkeit als das 
Jodoform. Reuter impfte verschiedene feste und flüssige Nähr- 
böden mit Bakterien, streute die feinpulverigeu Substanzen darüber 

und beobachtete dann das ßakterienwachstum bei 37 oder 24° C. 
Dabei hemmte Jodoform die Entwickelung von Staphylokokken, Strepto- 
kokken, Milzbrand, Pyocyaneus und Proteus; das Wachstum 
der Choleravibrionen wurde sogar ganz aufgehoben. Jodoformin 
wirkte jedoch kräftiger, und Jodoformal verhinderte meist jede Ent- 
wickelung. Dagegen zeigten die ebenfalls untersuchten Präparate 

Jodol und Nosophen nur geringe antibakterielle Wirksamkeit. Um 

die Giftigkeit des Jodoformins und Jodoformais zu prüfen, wurden 
Emulsionen der Präparate io Olivenöl Meerschweinchen teils subkutan, 
teils intraperitonal, im Verhältnis von 1:2500 — 5000 des Körper- 
gewichts einverleibt. Die Tiere verloren dabei an Gewicht; der 
gleiche Erfolg trat aber auch bei Einverleibung von Jodoform oder 
Glycerin ein. 

Die Mitteilungen Reuter’s Uber den Desinfektionswert des Jodo- 
formins und Jodoformais wurden von Suchannek auf Grund 
klinischer Erfahrungen in luetischen Geschwüren und bei Mittelohr- 
eiterungen bestätigt. K üb ler (Berlin). 


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218 


Nett« Litteratni , 


Neue Litteratur 

zubanunengestelK von 

San.-Rat Dr. Arthur Würzburg, 

Bibliothekar Im Kaiaerl. Gesundheitsamt« io Berlin. 

Untcrsuchangsmethoden, Instrumente a. s. w. 

Cz&plewski, B.merkangeu zur Gram’scheD Methode der Bekterieofärbung. Eine zweck- 
mäßige Nzchfärbang zur Grantschen Methode. (Hygien. Rundschau. 1896. No. 81. 
p. 1089—1087.) 


Morphologie and Biologie. 

Lembke, W., Bicterium coli anindalicum und Bacierium coli anaerogenes. (Arcb. f. 
Hygiene. Bd. XXVU. 1896. Heft 4. p. 384—391.) 


Biologie. 

(Gärung, Fäulnis, Stoffwechselprodukte u. s. w.) 

Boullanger. £., Contribution ä l’dtude de quelques levures de bihre. (Annal de l’lnstit. 
Pasteur. 1896. No. 10. p. 597 — 607.) 

Hanriot, Sur un noureau ferment du saog. (Bullet, de l’acad. de uted. 1896. No 44 
p. 678— 682.) 


Beziehungen der Bakterien und Parasiten znr unbelebten Natur. 

Luft, Wasser, Boden. 

Maul, R., Zur Beurteilung des Trinkwassers. (Münch, med. Wchschr. 1896. No. 45. 
p. 1 101 — 1103.) 

Scofone, L., Esame batteriologico delle acque di neve, di torrente e di lago. (Areh. 
per le sciense med. Vol. XX. 1896. Fase. 8 ) 


Nahrungs- und Genulmittel, Gebrauchsgegenstände. 

Bächler, C., Beiträge zur Erforschung des Gärungsverlaufes in der Emmenthaler Käse- 
fabrlkation. (Schweiz, landwirtschafti. Centralbl. 1897. Heft 1 — 4.) 

Baron, C., Ueber Verunreinigungen der Kuhmilch und ihre Verhütung. (Allg. med. 

Central-Ztg. 1896. No. 88, 89. p. 1057—1058, 1069—1071.) 

Blumenthal, F., lieber die Produkte der bakterischeu Zersetzung der Milch. (Arcb f. 

pathol. Auat. u. Physiol. Bd. CXLVi. 1896. Heft 1. p. 65 — 85.) 

Borgert, Echinokokkenleber vom Schwein. (Mitteil, f Tierärzte [Schleswig-Holstein u. 

Hamburg-Altona]. 1896. Heft 11. p 328 — 329.) 

Colberg, Echinokokkenleber vom Schwein. (Berl. tier&rztl. Wchschr. 1896. No. 44. 
p. 519.) 

Gorini, G. , L’igiene del latte e dei latticini in Danimarca. (Giorn. d. r. soc. ital. 
d’igiene. 1896. No. 7/9 p. 269—288.) 

Roienberg, P., Zur Frage der Konservierung von Nahrungsmitteln mit Formaldehyd 
in verschiedenen Losungen. (Dtsche med. W^chschr. 1896. No. 46. p. 748.) 

Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. 

Krankheitserregende Bakterien und Parasiten. 

Crocq pere, J., Du notoparasitUme. (Presse möd. beige. 1896. No. 41. p. 321 — 323.) 
B&nfelice, F. , Süll’ azione patogena dei blastomiceti. (Ballett, d. r. accnd. med. di 
Roma. 1896. Fase. 3/4. p. 275—298) 


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Neue Llttentnr. 




Krankheitserregende Bakterien and Parasiten bei Menschen. 

A. Infektiöse AUgcmeinkravkheitrtx. 

DeuUcb-Ostafrika. Runderlafl, gesundheitspolizeiliche Kontrolle von Seeschiffen betr. 

Vom 15. Jnni 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesnndh -A 1896. No. 47. p. 892 — 897.) 
Gerland, 0., Die ßek&mpfang und Verhütung der Seuchen in HiJdesheim. (Hygien. 
Rundschau. 1897. No. 1. p. 1—21.) 

J&ccoud, De l'ltiologie dans les maladies microbiennes. (Semaine med. 1896. No. 58. 
p. 461—462.) 

Jaeger, H., Die Verschleppung der Infektionskrankheiten vom Krankenbett aus und die 
Maßregeln zu deren Bekämpfung. (Zeitachr. f. Krankenpfi. 1896 Okt., Nov. p. 223 
—227, 261—259.) 

Keladi, Considerations cridques sur la contagion et Torigine des maladies infectieuses. 

I Bullet, de l’acad. de m4d. 1896. No. 47. p. 758 -770.) 

Weichselbaum, A., Aus dem Gutachten des k. k. obersten Sanitütsrates über die Ein- 
führung des Unterrichtes über Infektionskrankheiten an den medizinischen Fakult&ten. 
(Oesterr. 8anitits wesen. 1896. No. 46. p. 449 — 454.) 

Malariakrankheiton. 

Flanagan. J, W. H.. Malaria at Aden. (Brit. med. Journ. 1896. No. 1873. p. 1501 
— 1502.) 

Grast, A E., Surgeon-Major Ross* paper on Lawrie’s discoveries. (Indian med. Gaz. 
1896. No. 10. p. 356—357.) 


Exanthematische Krankheiten. 

(Pocken [Impfnng], Flecktyphus, Masern, Röteln, Scharlach, Friesel, Windpocken.) 

Daeat, A. D., The use of calf ly mph by public vacciuators. (Lancet. Vol. II. 1896. 
No. 21. p. 1492.) 

Eonnet, Rechute et rlcidive de la rougeole. (Gas. hebdom. de m4d. et de chir. 1896. 
No. 87. p. 1033.) 

Lepinay, Rapport snr le fonctionnement de i’institut vaccinogene aouexd ä l'Institut 
Pasteur de Saigon. (Arch. de möd. navale. 1896. No. 5. p. 383—392.) 

Patterson, Ch. 8., Some vaccination facta. (Lancet. Vol. II. 1896. No. 17. p. 1148.) 
Riether, G., Ein Fall von reichlicher Entwickelung von Vaccinepusteln auf dem Boden 
eines Kopf- and Gesicbtaekzemes. (Wie», klin. Wchschr. 1896. No. 44. p. 1006 
—1008.) 

Triay, A. T., Bürgen, D. M , Small-pox and yellow fever in Caban seaporta. (Public 
health. rep. 1896. No. 44. p. 1017—1018.) 


Cholera, Typhus, Ruhr, Gelbfieber, Pest 

Haedke, Die Diagnose des Abdominaltyphns und Widal’s serumdiagnostisches Verfahren. 

( Dtsche med. Wchschr. 1897. No. 2. p. 21—23.) 

Matignon, J., Le typhös des Europdens k Pdktn. (Journ. de möd. de Bordeaux. 1896. 
11. et 18. Oct.) 

Xori, A., Contributo all' etiologia delle complicazioui del tifo. (Riforma med. 1896. 
No. 238. p. 148—160.) 

Mosquera, B., Sobre la diaenteria y diarreas amibicas en Caracas (Anal. d. Colegio 
de med, de Venezuela. 1896. Oct.) 

8haw t F. 0., Cholera on board ship. (Lancet. Vol. II. 1896. No. 17. p. 1164.) 

U« herein kommen zwischen Oesterreich and der Schweis bezüglich der Anwendung be- 
sonderer Sanitktsmattregeln für den Grenzverkehr und für den Verkehr über den 
Bodensee bei Choleragefahr. Vom 20. März 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 
1896. No. 47. p. 890—891.) 

Widal, F., On the sero-diagnosis of typhoid fever. (Lancet. Vol. II. 1896. No. 20. 
p. 1371—1872.) 


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220 


fcetie Litteratur. 


Wundinfektion skrankheiten. 

(Eiterung, Phlegmone, Erysipel, akutes purulentes Oedem, Pyämie, Septikämie. 
Tetanus, Hospitalbrand, Puerperalkrankheiten, Wundföulnis.) 

Beiträge aur Puerperalfieberfrage. I. Zur Prophylaxe und Therapie des Wochenbett- 
fiebers. Von H. Saft. — II üeber Asepsis und Antisepsis in der Geburtshilfe. Von 
P. Baumm (Arch f. Gynäkol. Bd. LII. 1896. Heft 3 p. 579—641.) 

Brunner, C., Zur Kenntnis de» Tetanusgiftes. Bemerkungen zu dem Aufsätze von 
Dr. Ferdinand Blumeuthal : „Klinische und experimentelle Beiträge xur Kenntnis den 
Tetanus *. (Diese Zeitschr. Bd. XXX. 1896. Heft 5 u. 6. — Zeitschr. f. klin. Med. 
Bd. XXXI. 1896. Heft 3/4. p. 367—379.) 

lnfektionsgeschwtUste. 

(Lepra, Tuberkulose [Lupus, Skrofulöse], Syphilis [und die anderen venerischen 

Krankheiten].) 

Caaagr&ndi, 0 , Sulla riproduzione sperimentale dei corpi inclusi »eile cellule epidermiche 
dei noduli di mollusco contagioso. (Kifnrma med. 1896. No. 265 p. 473 — 474 ) 
Contagiositl, sur la, de la tuberculose et la maniere de s’en preserver. Instruction» 
pratique» sur les mesures ä prendre pour se preserver contre la tuberculose, rldigees 
au uom de la $ociet4 Imperiale de medecine de Constantinople par une commissiou. 
(Gas. m4d. d’Orient. 1896 No. 16. p. 233 — 239 ; 
de Grasia, Sulla sifilide estragenitale. (Riforma med. 1896. No. 266. p. 481 — 483.) 
Knopf, 8 A., Are Sanatoriums for consumptives a danger to the neighborhood? (Med 
Record. Vol. II 1896 No. 14 p. 482-483) 

Kolumbien. Dekret, die Isolierung der Aussatzkranken betr. Vom 29. Mai 1896. 

(Veroffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1896. No. 47. p. 897—898.) 

Lübeck. Bekanntmachung, Ratschläge an die Bevölkerung xur Verhütung der Tuber- 
kulose betr. Vom 7. Oktober 1896. (Veroffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1896. No. 48. 
p. 910—911.) 

Perry, J, C , The etiology and trcatment of venereal buboes. (Amer. Journ. of the 
med. scienc. 1896. Nov. p. 671 — 680 ) 

Stout, E J , Six cases of labial cbancre. (Journ. of cutan. and genito-urin. diseas. 
1896. Oct. p 391 — 396.) 

Tamowsky. B.. Syphilis maligna. (Mtsh. f. prakt. Dermatol. Bd. II. 1896. No. 7. 
p. 324—341.) 

Unna, P. G , Die verschiedenen Knotenformen der Lepra. (Dtsche Medizi nal-Ztg. 1896. 
No 93 p. 979—980.) 

Wertheim, E.. Zur Frankfurter Gonorrhöe-Debatte. (CentralbL f. GynXkol. 1896. No. 48. 
p. 1209—1215.) 

Diphtherie und Kroup, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie, epidemische Genickstarre, 
Mumps, Rflckfallsfieber, Osteomyelitis. 

Freem&n, W J., Diphtheria of the naso-pbarynx. (Med Record. Vol. II. 1896. No. 18. 

p. 618-620.) 

Loefifler, Ueber die Diphtherie, ihre Behandlung und Bekämpfung. (Verhandl. u. Mittei! 

d. Var. f. ö. Gesundheitspfl in Magdeburg. 1896. p 78—82.) 

Strahlmann, Beobachtungen bei einer Diphtherie-Epidemie. (Allg. med. Central-Ztg. 
1896. No. 84, 85. p. 1010—1012, 1021 — 1023.) 

Pellagra, Beri-beri. 

Däubler, K., Die Beri-bsrikrankheit. (Wien. klio. Rundschau. 1896. No. 40. p. 677 
— 679.) 

Pellagra, die, in Oesterreich. (Oesterreich. Sanitätswagen. 1896. No. 49 — 62. p. 474 
—478, 485—491, 497—502, 506—512 ) 

Andere infektiöse Allgemeinkrankheiten. 

Debove, Rapport sur un memoire de Mm. A. Gilbert et L. Fournier: Contribntion ä 
l’&ude de la p&ittacose. (Bullet, de l'acad. de m£d. 1896. No. 41. p. 429 — 435.) 


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Neue Litteratur. 


221 


ß. InjeklUSec LokalkraniduiUn. 

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Dermatol. Bd. XXIII. 1896. No. 10. p 536 ) 

▼an Hoorn, W. t Mikroorganismen bei der S borrhöe (Mtsh. f. prakt Dermatol Bd XXIII. 
1896. No 10. p 525—530 ) 

Perrin, L . Faits cliniques »emblant prouver la contagiositä et la tran*niissibilit4 de 
l'erzema seborrheique des r£gions inguinales. (Marseille möd. 1896. 1. nov.) 

Perrin, L., Kontagiosität und Uebertragbarkeit des Eczema seborrhoienno der Leisten- 
gegend. (Mtsh f. prakt. Dermatol. Bd. XXUI. 1896 No. 10. p. 535.) 


Atmungs- und Verdauung* Organe. 

Sendziak, J., Ein angewöhnlicher Fall von Soor der Mundhöhle, des Nasenrachenraumes 
und des Larynx. (Arch. f. Laryngol. u Rhinol. Bd. IV. 1896. Heft 3. p. 421 — 423.) 

Verdauungsorgane. 

Mauden, A. et Sonpanlt, M., Les amibes de l’intestin ; leur valeur &6m4iologique et 
pathogdnique. (Ga*, d. hÖpit. 1896. No. 119. p. 1169 — 1176.) 

Naceiarone, Le amebe dell* intestino. (Ri forma med. 1896. No. 261. p. 421 — 423.) 


Harn- und Geschlechtsorgane. 

Halban, J., Beitrag zar Pathogenität des Friedländer’achen Bacillus pneumoniae. (Ein 
Fall von Haematokele scroti suppurativa.) (Wien. klin. Wchschr. 1896. No. 44. 
p. 1002— 1004 ) 


C. Entozootuche Krankheiten. 

(Finnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oestruslarve, Ascaris, 
Anchylostomum, Trichocephalus, Oxyuris.) 

Xcwalevsky, M., Helminthologische Studien. 111. Bilharzia polouica n. sp. (Anz. d. 
Akad. d. Wies. Krakau 1896. No. 2. p. 61—72.) 

Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen und Tieren. 

Aktinomykose. 

Plauth, Aktinomykose beim Menschen. (Vereinsbl. d. pffilz Aerzte. 1896. No. 10. 
p. 204—209.) 


Tollwut 

’t Hoen, H., Rabies (dolheid) bij een paard. (Veeartsenijk. blad. v. Nederlandsch-Indie. 
1896. Deel 10. aflev. 3. p. 214.) 


Krankheitserregende Bakterien und Parasiten hei Tieren* 

Säugetiere. 

A. Injcktiöge AÜgememkrarücheüen . 

Italien. R. decreto, che istituisce presso il Ministero di agricoltura un Consiglio zoo- 
tecnico e per le epizoosie e sopprime la Commissiooe zootecnica e la Commissione 
per le mal&ttie delle specie domestiche, dato 9. luglio 1896. (Bollett. di notizie 
agrarie. 1896. No. 33. p. 213 — 214.) 

Stand der Tierseuchen in Italien während der 13 Wochen vom 28. Juni bis 29. Sep- 
tember 1896- (VerÖffentl. d. kaiserl. Gesundb.-A- 1899. No. 47. p. 898 ) 


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222 


Nene Litteratur. 


Tuberkulose (Perlsucht). 

Haffner, E., Zur Frage der Tuberkulosetilgung. (Ztschr. I. Fleisch- u. Milchhygiene. 
1896/97. Heft 3. p. 43—50) 

Preußen. Rundschreiben des Ministeriums für Landwirtschaft etc., betr. die Bekämpfung 
der Tuberkulose unter den Haustieren. Vom 29. Juli 1896. (Veröflfenti. d kaiserl 
Gesundh-A. 1896. No. 45. p. 850 — 853.) 

Krankheiten der Wiederkäuer. 

(Rinderpest, Lungenseuche, Texasseuche, Genickstarre, Ruhr und Diphtherie der 
Kälber, Rauschbraud, ento zootisch es Verkalben.) 

▼ RAtz, St., lieber die Barbonenkrankheit (Bilffelseuche). (Dt. sc he Zcitschr. f. Tiermed. 
Bd. XXII. 1896. Heft 5. p. 329—341.) 

Krankheiten der Einhufer. 

(Typhus, Influenza, Beschälkrankheit, Septikämie, Druse.) 

Deutsches Reich. Bekanntmachung, betr. die Anzeigepflicht für die Gehirn-Rückenmarks- 
entzündung der Pferde. Vom 12. November 1896. (Veröflfenti. d. k&iserl. Gesandt).- A. 
1896 No. 48. p. 904-905.) 

B. Infektiöse Lokalkrankheiten 

Grips. W., Zur Aetiologie der Leberabscesse des Rindes. (Mitteil, f Tierärzte (Schleswig- 
Holstein u. Hamburg-Altona]. 1896. Heft 11. p. 321 — 326.) 

Olt, Der Schrotau»schlag des Schweines. (Arch. f. wisseuschaftl. u. prakt. Tierheilk 
1896. Heft 6 p. 434—466.) 


Reptilien 

Saint-Rcmy, G., Pariuitisme d’une ligule chez un saurien. (Bibliogr. anat. [Nicolas]. 
4 annee. 1896. No. 4. p. 104.) 


Schutzimpfungen, künstliche Infektionskrankheiten, Entwlcke- 
lnngshemnmng und Vernichtung der Bakterien. 

Allgemeines. 

Billinger , O. , Winterschlaf nnd Infektion. (Wien, klin, Rnndschsu. 1896. No. 45. 
p. 769— 771 ) 

Calniette, A. et Delarde, A., Sur les toxines non microbiennes et le mdcanUme de 
l'immuuitd per les sdrums antitoxiques. (Amial. de l'lnstit. Pasteur. 1896. No. 12. 
p. 675— 707 ) 

Ferrannini, A., Contributo sperimentale allo Studio delle microbiemle. (Riforma med. 

1896. No. 255, 264. p. 529—334, 342—343.) 

Roll, Naar aanleiding van eeu vergelijkend onderxoek naar de desinfecteerende waarde 
van s g. n sapocarbol eo ruw carbolxuur. (Geneesk. Tljdschr. v. Nederl.-IndiS. 
1896. Deel. 36. aflev. 4. p. 209—213.) 

Walsh, }■ J , A note on the inhibitory actiou of acetanilid on bacterial growtb. (Med. 
News. Vol. II. 1896. No. 7. p. 174—176.) 

Willoughby, E. F„ Disinfection ; real and illusory. (Med. maga*. 1896. OcL p. 995 
—1009.) 


Diphtherie. 

Baader, Bericht Ober 17 Fülle von Diphtherie, die im neuen Krankenhanse in EBlingen 
zur Tracheotomie kamen. Mit einem Nachwort von SpSth Uber die Erfolge der 
Sernmtherapis bei Diphtherie. (Med. Krrspdsbl. d. Wiirttemb. Krltl, Landesvereins. 
1896. No. 47. p. 372—375.) 


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Neue Litteratur. 


223 


Cuno, F , Zwei Jahre Diphtherieheilserumtherapie. (Dtsche med. Wchschr. 1896 No. 52. 
p. 831—832.) 

Feuyveety, B , Ueber die Wirkung des Diphtherietoxins und Antitoxins auf das Frosch- 
herz. (Jahrb. f. Kinderbeilk Bd. XLIII. 1896. Heft 2/3 p. 216—232.) 

Hammer. Weitere Erfahrungen Über die Behandlung der Diphtherie mit dem Behrtng- 
scken Heilserum. (Dtsche med. Wchschr. 1896. No. 51. p. 815 — 818.) 

Smirnow, G. A., D’une antitoxine artificiclle de la diphterie. (Arch. d. scienc. biolog. 
St. Petersbourg. T. IV. 1896. No. 5. p. 504—517.) 

Andere Infektionskrankheiten. 

Baker, O., A case of tetanus treated with antitoxin followed by recovery. (Brit. med. 
Journ. 1896. No. 1874 p. 1569—1570.) 

Bens , Ein mit Behring'schem Antitoxin behandelter Starrkrampffall. (Zeitschr. f. 

Veterinärkunde. 1896 No. 12. p. 568 — 570.) 

Boackeron, Serotherapie antistreptococcique dans la dacryocystite purulente rebelle k 
streptocoques, et dans les streptococcies oculaires. (Compt. rend. de la soc. de biol. 
1896. No. 30. p. 932—933.) 

Camp&na, R., Modo di comport&rsi dell* infuso dt stafilococchi e streptococcbi piogeni 
sulla cute di alcuni animali e sulP uomo. (Ballett, d. r. accad. med. di Roma 1896. 
Fase. 1/2. p. 191 — 196 ) 

Chaleix, Sur un cas d’infection puerperale g4n£ralis4e et trait4e par la s6rotherapie. 

(Gax. hebdora. de m4d. et de chir. 1896. No. 100. p 1192 — 1193 ) 

Davies, L. G., A case ot puerperal septicaemia treated by antUtreptococcic »erum: death. 

(Brit. med. Journ. 1896. No. 1877. p. 1774.) 

Bieckerhoff, W. u. Peter, B. , Zur Behandlung des Starrkrampfes beiin Pferde mit 
Tetanus-Antitoxin (Behring). (Berl. tierärztl Wchschr. 1896. No. 47, 50. p. 555 
—556, 591—592.) 

Greene, R. H., The treatment of sypbilis by means of the toxins of erysipelas and the 
bacdllns prodigiosus. (Med. News Vol. II. 1896. No. 15. p. 396 — 399 ) 

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S&nge«, K., The antitoxic and the antiseptic metbod» in the treatment of typhoid fever. 

(Med. New«. Vol. II 1896. No. 20. p. 541—545.) 

Melde, B., Ein durch das Behring’sche Tetanus-Antitoxin geheilter Fall von Starrkrampf 
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Maller, Eintlutf der Tuberkulin-Impfung auf die Miichmeoge der Kühe. (Dtsche tierärztl. 
Wchschr. 1896. No. 50. p. 415-416) 

PreuSeu. Erlaß des Ministers der geistl. etc. Angelegenheiten, Vertrieb von Tnberculinum 
Kochii betr. Vom 25. November 1896. ' (VerÖffentl. d. kaiserl Gesundh.-A. 1896. 
No. 52. p. 976—977.) 

Rsimie, 8. J. y Case of snake bite treated by Calmette's antivenene serura; recovery. 

(Brit med. Journ. 1896 No. 1873. p. 1501.) 

Steele, B. A. T., A case of acute spreading gangrene treated with antistreptococcus 
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Trau, E., Un altro euo di tetano guarito con la antitouina Tiuooi. (Riforma med. 
1896. So. 264 p. 468—461.) 


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224 


Inhalt. 


Inhalt. 


Original mitteil an gen. 

Bruschettini, A., Erwiderung auf den Ar- 
tikel von Dr. Marx, betreffend meine 
Untersuchungen über die Aetiologie der 
Hundswut. (Orig.), p. 203. 

Fodor u. Bigler, Neuere Untersuchungen 
Über die Alkalizität des Blutes. (Orig.) 
[Schluß], p. 186. 

Janowski, W., Zur Aetiologie der Dysen- 
terie. (Orig.) [Fort«.], p. 194. 

Keferstein, G., Ein neuer farbstoffbilden- 
der Micrococcus aus roter Milch. (Orig.), 
p. 177. 

Marz, E., Zur Kritik des „Wutbacillus“ 
Bruschettini’«. (Orig.), p. 205, 

Tictin, J., Zur Lehre vom Rückfalltyphus. 
(Orig ), p. 17». 

Referate. 

Arloing , 8. , Bericht über das Pneumo- 
bacillin und seine Verwendung bei der 
Lungenseuche, p. 208. 

Bonvioini, A , Ricerche batteriologiche e 
sperimentali sulla eziologia della leuce- 
mia nel caue e uel bue, p. 211. 

Colacei, V. e Arnone, L., Di un rarissimo 
parassita nematoideo nello stomaco di 
cinghiale, p. 215. 

Garth, Ueber Milzbrand bei Schweinen, 
p. 206. 

Gelpke , Th. , Der akute epidemische 
Schwellungskatarrh und sein Erreger 
(Bacillus septatus), p. 218. 


Johne, Zur Kenntnis der seuchenartigen 
Cerebrospinalmeningitis der Pferde, 
p. 207. 

Lawrle, E , A case of malarious fever, 

p. 212. 

Nuyena , B. W. TB , De Echino- 
coccus tusschen blaas en rectum, 
p. 215. 

Pottien, Drei Fälle von Cholera nostras, 
p. 206. 

▼. Rita, 8t., Ueber die Barbonekrankheit 
(Büffelseuche), p. 209. 

Zinn, W u. Jaeoby, Martin, Ueber da« 
regelmäßige Vorkommen von Anchylo- 
stomum duodenale ohne sekundäre 
Anämie bei Negern , nebst weiteren 
Beiträgen zur Fauna de« Negerdarmes, 
p. 215. 

Schutzimpfung, künstliche Infektions- 
krankheiten, Entwickelungshemmung and 
Vernichtung der Bakterien etc. 

Cambier, Resistance des germes bactlriens 
k la chaleur seche, p. 217. 

Reuter, Die antibakteriellen Eigenschaf- 
ten des Jodoformins und Jodofortnal», 
p. 217. 

8uchannek, Ueber Jodoformin und Jodo- 
formal, p. 217. 

Neue Litteratur, p. 218. 


Fromiwnwche Buchdruckerei (Hermann l'ohle) tu Jens. 


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Bakteriologie. Parasitenknnde o. InfektionskranklieitoD. 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Parasitenkunde. 

In Verbindung mit 

Gelt Hat Prot Dr. Lenckart, Geh. M-Rat Pro! Dr. Loolllcr 

ln Leipzig lind ln Greifewaid 

Professor Dr. R. Pfeiler 

ln Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. Uhlworm in CasseL 
Verlag von Gustav Fischer in Jena 
XXI. Band. -®- Jen», den 5. März 1897. ~o- No. 6 / 7 . 

Freit für den Bend (26 Nummern) 15 Mark. — Jährlich erscheinen twei Binde. 
Herzu all regelmä/tige Beilage die Inhalt t über lichten der II. Abteilung det Centralblatiet. 


Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde" richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige 
Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Aufsätxe ent- 
weder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das 
Manuskript schreiben xu wollen oder spätestens nach Empfang der ersten 
Korrekturabxiige direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, 
gelangen xu lassen. 


Original- Mittiieilungen. 

Nachdruck verboten . 

Ueber Leptothrix. 

[Mitteilung aus dem Laboratorium der zahnärztlichen Universitäts- 
klinik (Prof. Dr. Ärkövy) in Budapest.] 

Von 

f 

Dr. Arpäd R. r. Dobrzynleeki, 

K. u. K. Kegimentsarzt. 

Mit 4 Figuren. 

Unter der Benennung „Leptothrix“ werden derzeit Mikro- 
organismen bezeichnet, welche konstant in Fadenform auftreten. Der 
Herkunft nach stammen die bisher bekannten Arten fast ausschließ- 
lich aus der Mundhöhle. Mikroorganismen anderer Herkunft, welche 

Ent« Abi. XXI Bä. 15 


i 


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226 


Arpid U. v, Dobrtyniecki, 


auch Fadenform zeigen, wurden von Autoren beschrieben; darüber 
Ausführlicheres später. Zuerst wollen wir diese Gattung von Mikro- 
organismen näher in Betracht ziehen. Miller befaßt sich am ein- 
gehendsten in seinem grundlegenden Werke über Mundbakteriologie, 
„Die Mikroorganismen der Mundhöhle“, mit dieser Gattung, indem 
er durch die Benennung Leptothrix Mikroorganismen bezeichnet, 
welche von den anderen durch wesentliche Eigenschaften unterschieden 
werden können. Die in Fadenform auftretenden Arten, welche nicht 
näher charakterisiert werden können, nennt er provisorisch Lepto- 
thrix innominata. Außerdem beschreibt er näher zwei Arten: 
Bacillus maximus buccalis und Jodococcus vaginatus, 
welche eine eigentümliche Reaktion gegen Jod zeigen; ferner Lepto- 
thrix maxima buccalis, welche die Jodreaktion nicht zeigt. 
Sie stammen sämtlich aus der Mundhöhle und sind durch ihre Unzücht- 
barkeit auf künstlichem Nährboden gekennzeichnet. Der allgemeinen 
Form nach bilden sie Bacillen- oder Kokkenform, welche, in laDgen 
Reihen gelagert, mit oder ohne Scheide versehen sind. 

Nach der kurzen Schilderung ist es ersichtlich, daß hier von 
Mikroorganismen die Rede ist, welche die Fadenform konstant be- 
sitzen. Also dürfen hierher nicht jene Mikroorganismen gerechnet 
werden, bei welchen die Fadenform nur als eine Entwickelungsphase 
zum Vorschein kommt. 

Ueber die Leptothrix sagt Jung in seinen „Untersuchungen 
über die Bakterien der Zahncaries“ (Inaug.-Diss. Berlin) p. 18, daß 
das, „was man als Leptothrix buccalis bezeichnte, als wohl- 
charakterisierte Species gar nicht existierte.“ 

Robin. Vignal (Eisenberg. Bakteriol. Diag. 91) beschreibt 
einen züchtbaren Leptothrix buccalis, welcher aus Stäbchen 
zusammengestelit ist. Jodreaktion ist nicht erwähnt. 

Bizzozero (Centralbl. f. Bakt. Bd. XX. No. 16/17. p. 606) be- 
schreibt einen Leptothrix epidermidis. An einem aus Krdl’s 
bakteriologischem Laboratorium empfangenem Präparate ist ersicht- 
lich, daß dieser Mikroorganismus aus Stäbchen gebildet ist, welche 
zu 2 bis 3 Gliedern gereiht sind, längere Fäden jedoch sind nicht zu 
sehen. 

Miller fand im Munde eines an Pyorrhoea alveolaris leidenden 
Hundes eiDe Leptothrix gigantea. Im allgemeinen charakteri- 
siert er diese Gattung dadurch, daß sie erstens „auf keinem der üb- 
lichen künstlichen Nährsubstrate zum Wachsen zu bringen sind, 
zweitens durch die Jodreaktion.“ 

Hier wollen wir eine Art betrachten, deren Züchtung im Labo- 
ratorium der zahnärztlichen Universitätsklinik (Prof. Ärkövy) ge- 
lungen ist, mit dem Bemerken, daß diese Untersuchungen nicht als 
ein Definitivum über die obschwebende Frage gemeint sind, da 
fernere Untersuchungen die näheren Details der Biologie dieser 
Leptothrix zu ermitteln haben. Bei der Seltenheit ihres Vor- 
kommens wird es aber gewiß längere Zeit dauern, bis man vollkommene 
Klarheit über diesen Mikroorganismus gewinnen wird. 

Gelegentlich der üblichen Untersuchungen kam am 14. Januar 1896 
aus der Privat - Praxis des Herrn Prof. Ärkövy eine ca. 4 Jahre 


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Üeber Leptothrix. 


227 



Fig. 1 zeigt eine 
Kultur auf schiefem 
Agar am 10. Tage. 


Anmerkung. 

Beide Priparate 
(Fig. 8 u. 3) sind mit 
Karbolfachsin gefärbt. 
Vergrößerung : Ocu- 

lar 4, Immersion ’/iy 
Die einzelnen Glieder 
konnten wegen der 
Dünnheit derselben 
und wegen der starken 
Lichtstrahlzerstreuung 
beim Mikrophotogra- 
phieren nicht repro- 
daziert werden. 



Fig. 2 zeigt ein Strichpräparat aus einer placoidschuppen- 
artigen Kolonie, in welchem die haarbuschförmige Anordnung 
sichtbar ist. 



Fig. 3. Ein Strich präparat, bei welchem aus den einzelnen 
Fäden ausgehende Verzweigungen sichtbar zind. 

15 * 


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228 


Arpid R. ▼. Dob'rsyniecki, 


alte Wurzelfüllung ins Laboratorium, behufs bakteriologischer Unter- 
suchung. Bei der Untersuchung kamen dreierlei Kolonieen zum 
Vorschein. Die eine Art hat durch ihr eigentümliches Aussehen 
gleich die Aufmerksamkeit wachgerufen und erwies sich bei näherer 
Betrachtung als Leptothrix. Die bis jetzt gemachten Beobach- 
tungen über diesen Mikroorganismus sind folgende: 

Im hängenden Tropfen sind verwickelte Fäden ohne jegliche 
Struktur zu sehen. Die Länge der Fäden ist wegen der großen 
Dimension nicht bestimmbar. Durch Färbung kann man im Inneren 
der Fäden deutlich Ketten, gebildet durch gerade Stäbchen, wahr- 
nehmen, zwischen denselben sind rundliche sporenartige Körperchen 
sichtbar. Die Fäden bilden oft sehr schöne Knäule (ähnlich einem 
langen Haarbusch). Beweglichkeit ist nicht bemerkbar. Die Färbung 
gelingt schön durch Gentiauaviolett, am besten durch Karbolfuchsin, 
Die von Miller für die Leptothrix angegebene Jodreaktion 
(Jod- Jodkali -Lösung, schwach angesäuert durch Acidum lacticum) 
ist bei dieser Leptothrix sichtbar. Die Glieder nehmen eine 
licht violettartige Farbe an. Nach Gram’s Methode ist sie auch 
färbbar. 

In Bouillon ist kein Wachstum sichtbar. Auf der Gelatineplatte 
entstehen nach ca. 48 Stunden weiße, runde, erhabene Kolonieen von 
ca. Grieskorngröße. Bei schwacher Vergrößerung erscheinen sie aus 
lauter Fäden zusammengesetzt zu sein, ähnlich den Kolonieen von 
Bacillus antbracis. Nach 3 Tagen fängt die Gelatine an um 
die Kolonieen herum zu verflüssigen; die Kolonieen bleiben jedoch 
weiß und hart und schwimmen in der verflüssigten klaren Gelatine 
herum, so daß das Ganze einer Griessuppe ähnlich sieht. Auf 
Agarplatten wachsen die Kolonieen sehr langsam und in geringer 
Anzahl, sie erreichen die Größe bis zu einer halben Linse. Beim 
schiefen Agar ist das Wachstum am meisten charakteristisch. Es 
entsteht nach 8—10 Tagen längs des Striches ein aus lauter rosetten- 
förmigen, weißen, knorpelharten Kolonieen zusammengesetztes Band. 
Sie lassen sich als eine Reihe winziger Placoidschuppen ansehen. 
Mit der Platinnadel ist das Ganze vom Nährboden abzuheben. — 
Im Gelatinestich entstehen nach 4 — 5 Tagen einzelne weiße Kolonieen, 
nach ca. 10 Tagen wird die Gelatine um dieselben herum erweicht. — 
Auf Blutserum ist das Wachstum dasselbe, wie auf Agar-Agar, mit 
dem Unterschiede, daß das Serum bei alten Kulturen verflüssigt. — 
Auf Kartoffeln ist kein Wachstum bemerkbar. — Das Wachstum ist 
im allgemeinen ein sehr langsames. Die Kulturen sind lange Zeit 
übertragbar; die im Laboratorium der Klinik befindlichen sind der- 
zeit 1 Jahr alt und bei gewöhnlicher Zimmertemperatur von IG bis 
18° C züchtbar. 

Nach der bisher geschilderten Biologie ist ersichtlich, daß diese 
Leptothrix von derjenigen Vignat’s sich wesentlich unterscheidet. 
Zum Schluß wollen wir einige Abbildungen von diesem Mikroorganismus 
beschreiben. 

Seinem Aussehen nach würde der Name für diesen Mikro- 
organismus Leptothrix placoides alba entsprechen. 


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Daher Leptothrix. 


229 


Anhang. 

Gelegentlich der Untersuchung einer Gelatineplattenkultur zeigte 
sich bei der Färbung eines Strichpräparates die nebenstehend abge- 



Fig. 4. Das Priparat ist ebenfalls mit Karbolfuchsin gefärbt. Vergrößerung: 
Dcolar 4, Immersion Y |t . Auffallend sind die großen Glieder, welche den Faden bilden. 
Jedenfalls ist dies eine Arft von Riesen - Le p to t h r i z ; ob sie mit Leptothrix 
gigantea Millen identisch oder von derselben verschieden ist, kann nicht entschieden 
werden; dem Anscheine nach könnte man letzteres vermuten. 

bildete Lep toth rix- Art (Fig. 4). Da sie beim makroskopischen 
Aussehen den Kolonieen der obigen Leptothrix gleich ausgesehen 
hatte, wurde sie leider nicht weiter isoliert und ging verloren. 

18. Januar 1897. 


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230 


Stanislaus Marktisfeld 


Nachdruck verboten 

Ueber die Aetiologie der Trichorrhexis nodosa (Kaposi). 

[Aus dem pathologisch-anatomischen Institute von Prof. W.Brodowski 

in Warschau.] 

Vorläufige Mitteilung 1 ). 

Von 

Dr. Stanislaus Markusfiel d. 

Während einige Autoren die Trichorrhexis nodosa als eine durch 
Parasiten hervorgerufene Erkrankung betrachten, sprechen andere 
den Mikroorganismen jede Rolle bei der Entstehung dieses Leidens ab. 

Zur ersten Gruppe gehören von älteren Autoren Desenne, von 
neueren Raymond, Hodara, v. Essen und endlich Spiegler. 
Raymond (1891) untersuchte vornehmlich die Haare von den weib- 
lichen Genitalien und züchtete einen Diplococcus, den er jedoch 
auch auf normalen Haaren antraf; Infektionsversuche mit diesem 
Mikroorganismus blieben erfolglos. Hodara (1894) untersuchte einen 
Fall von Trichorrhexis nodosa der Kopfhaare einer Konstantinopelerin 
und züchtete aus diesen Haaren einen Bacillus, den er Bacillus 
multiformis trichorrhexidis nannte; Reinkulturen dieses Ba- 
cillus impfte er mit positivem Resultate auf die Kopfhaare eines 
Mädchens, v. Essen (1895) züchtete aus einem Falle von Trichor- 
rhexis des Barthaares einen Bacillus, den er in drei darauf unter- 
suchten Fällen von Trichorrhexis capillitii und in normalen Haaren 
nicht wiederfand; sein Bacillus war von dem durch Hodara be- 
schriebenen verschieden. Negative Ergebnisse erzielte er bei Impfung 
einer Reinkultur seines Bacillus auf eine weiße Maus und auf ab- 
geschnittene Barthaare, positive dagegen bei Impfung auf den Bart 
eines von Trichorrhexis sicher nicht befallenen Mannes, wenn auch 
aus diesen Barthaaren später der geimpfte Bacillus nicht wieder 
gezüchtet werden konnte. Spiegler (1895), der die genannte Er- 
krankung beinahe ausschließlich im Barthaare gesehen hat (am Kopf- 
haare sah er sie nur zweimal beim Weibe), impfte den von ihm 
gezüchteten und mit dem von Hodara gefundenen als identisch 
betrachteten Bacillus mit positivem Resultate auf gesunde Haare. 

Von der zweiten Autorengruppe sehen die einen die Ursache 
der Trichorrhexis nodosa in einer Herabsetzung der Ernährung der 
Haare und in der daraus sich ergebenden Trockenheit und leichten 
Zerbrechlichkeit derselben (Kaposi, Michelson u. A.); die anderen 
in rein mechanischen Momenten (Wolfberg), andere endlich berück- 
sichtigen beide Momente (Petersen 1895, Barlow 1896, Bruhns 
1897). 

Meine eigenen Untersuchungen betreffen 14 Fälle, worunter: 

7 Fälle von Trich. nodosa capillitii bei Frauen, 

5 Fälle von Trich. nod. des Schnurr- und des Barthaares, 


1) Vorgotragen und demonstriert in der Werscbaner med. Gesellschaft am 3. Febr. 
1867 Anm. b. d. Korrekt. 


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Ceber die Aetiologie der Trichorrhexis nodosa (Kaposi). 


231 


1 Fall von Trich. nod. der Augenbrauen und des Schnurrbarts, 
1 Fall von Trich. nod. der großen Schamlippen und des Kopfhaares. 
Außerdem habe ich zur Kontrolle gesunde Haare von 3 Personen 
mit denselben Methoden wie die kranken Haare untersucht 

Methodik. HaarstQcke mit deutlichen Knötchen legte ich in 
Ale. absol. auf 24 — 72, am häufigsten auf 24 Stunden (Methode von 
H o d a r a), worauf sie auf die Oberfläche von schräg erstarrtem Nähr- 
agar oder (nach dem Ratschlage von v. Essen) in verflüssigte Nähr- 
gelatine übertragen wurden; leider hat mir die v. Essen’sche 
Methode keine günstigen Resultate gegeben. 

In den Agarröhrchen, die im Thermostaten bei 37° C gehalten 
wurden, konnte man in den Fällen, in welchen ein Wachstum von 
Mikroorganismen überhaupt stattfand, schon nach 24 Stunden (zumeist; 
manchmal nach 48 Stunden, und nur in einzelnen Fällen erst nach 
72 Stunden, nie später) eine Kultur von Mikroorganismen in Form 
eines mehr oder minder breiten Saumes um die Haarstücke oder 
einer Plaque dicht am Trichorrhexisknötchen des geimpften Haares 
bemerken. Diese Rasen weisen verschiedene Färbungen auf: zumeist 
sind sie weiß oder blaß gelblich, manchmal gelb, orange oder grün ; 
sie sind feucht, seltener trocken und lassen sich größtenteils sehr 
leicht abschaben. Die mikroskopische Untersuchung dieser Rasen 
beweist, daß sie in der großen Mehrzahl der Fälle aus Bacillen, die 
stellenweise sich zu Fäden vereinigen, bestehen; seltener trifft man 
Mikrokokken an. Ich legte aus diesen Rasen in allen Fällen Platten 
(zumeist Agarplatten) an, und überzeugte mich, daß sie nur aus- 
nahmsweise Reinkulturen darstellten. Gewöhnlich waren es Misch- 
kulturen aus zwei, manchmal mehreren Bakterienarten, die ich auf 
verschiedenen N&hrmedien weiter rein züchtete. Diese von mir an- 
fangs beinahe ausschließlich angewandte Methode hat sowohl vom 
theoretischen, wie auch vom praktischen Standpunkte aus betrachtet, 
zahlreiche Mängel. Als viel wissenschaftlicher und bedeutend zweck- 
entsprechender muß die Kräl’sche Methode betrachtet werden, die 
er bei seinen Untersuchungen über den Favuspilz angewandt hat; 
diese Methode besteht in Zerreibung der zu untersuchenden Haare 
mit sterilisiertem Kieselguhr, nachfolgender Verdünnung in Bouillon 
und Plattengießen. 

Diese Methode habe ich oft und mit Erfolg angewandt, nur 
habe ich dabei statt Kieselguhr, welcher sich nur schwer mit Flüssig- 
keiten mischt, sterilisierten Bimsstein gebraucht, welcher es ermöglicht, 
die Haare schnell und mit einem sehr geringen Kraftaufwand zu 
zerreiben und sich gut und leicht mit Flüssigkeiten mischt 

Zur Färbung von Bakterien in den Haaren habe ich verschiedene 
Methoden angewandt, darunter die speziellen, von Hodara und 
Wälsch angegebenen. 

Reinkulturen. Aus den 14 von mir untersuchten Fällen von 
Trichorrhexis nodosa habe ich in 10, und zwar in jedem von diesen 
Fällen, aus mehreren Haaren unter anderen Parasiten einen Bacillus 
rein gezüchtet, dessen Bedeutung als Erreger der Trichorrhexis 
nodo«a ich in Folgendem zu beweisen suchen werde 1 ). 

1) Was die 4 Fälle betrifft, in welchen der Erreger der Trichorrhexis nodose aus 



232 


Stanislaus Markusfeld, 


Dieser Endosporen bildende Bacillus ist im Mittel 2,0 /.i lang 
(1,75 — 2,25 /i), 0,4— 0,6 fi breit (in Canadabalsampräparaten gemessen) 
mit abgerundeten Enden; er bildet oft Scheinfäden. Er ist gut mit 
basischen Anilinfarben färbbar; durch Grara’s Verfahren wird er 
nicht entfärbt. Im Thermostaten wächst der Bacillus viel üppiger 
als bei Zimmertemperatur und ist ein fakultativer Anaerob, doch 
wächst er unter Oelschicht viel langsamer als bei freiem Sauerstoff - 
zutritt, und sein Wachstum hört unter diesen Bedingungen nach 
einigen Tagen auf. 

Bouillonkulturen. Nach 24 Stunden (bei Brüttemperatur) 
ist die Bouillonschicht in ihrer Totalität getrübt Am Boden liegt 
ein weißer, leicht sinkender, flockiger Bodensatz. Nach 5 — 6 Tagen 
wird die Bouillon über dem Bodensatz beinahe völlig klar. 

Agarkulturen. Auf schräg erstarrtem Agar (bei Brüttempe- 
ratur) sieht man nach 24 — 48 Stunden einen weißen, feuchten, ho- 
mogenen, leicht abschabbaren Rasen, der durch Verschmelzen einzelner 
weißer, runder, bis '/* cm > in Diameter großer Kolonieen entsteht. 
Im Stiche wächst er in Form eines kontinuierlichen, 1 mm breiten 
Stranges, von welchem anfangs kurze, dann länger werdende Ab- 
zweigungen rechtwinklig ausstrahlen. 

Auf Agarplatten bemerkt man nach 24 Stunden (Brüttemperatur) 
in der Tiefe runde oder ovale, weiße, nadelspitzen- bis nadelkopf- 
grosse Kolonieen, die bei schwacher Vergrößerung bräunlich-gelb, un- 
durchsichtig erscheinen. Von ihrem unregelmäßigen Kontour strahlen 
von allen Seiten unregelmäßig gewundene Fäden aus; stellenweise 
liegen zwischen diesen Fäden oder auf ihrem Verlaufe kleine, ebenfalls 
undurchsichtige, rundliche, braune Klümpchen. 

Nach 48—72 Stunden ist das Aussehen der inzwischen aus- 
gewachsenen Kolonieen verändert, und zwar dadurch, daß die eben 
beschriebenen Fäden sich in Bündel vou welligen, lockigen Strängen, 
die an Locken von krausen Haaren erinnern, verwandeln. 

Kolonieen, die sich auf der Oberfläche befinden, sind gewöhn- 
lich größer, weiß, unter dem Mikroskop in der Mitte undurchsichtig, 
gegen die Peripherie körnig; an der Peripherie selbst erscheinen bei- 
nahe von Anfang an die oben beschriebenen welligen und lockigen 
Fadengewinde. In den Fäden, aus welchen sie bestehen, trifft man 
oft kleine, glänzende, regelmäßig angereihte Körnchen (Sporen) an. > 

Gelatinekulturen. Im Gelatinestich beginnt schon nach 48 
Stunden eine Verflüssigung in Form einer halbkugeligen Vertiefung, 
die mit getrübter und flüssig gewordener Gelatine ausgefüllt ist; am 
Grunde der Vertiefung liegt ein weißer Bodensatz. Bei weiterem 
Wachstum verflüssigt sich die Gelatine immer mehr. 

Die auf Gelatineplatten wachsenden Kolonieen erscheinen als 
weiße rundliche Klümpchen, welche die Gelatine schnell verflüssigen; 
die Verflüssigung ist tellerförmig. 

den Haaren nicht gezüchtet worden ist, so blieben in 3 Fällen sämtliche Probiergläser und 
Platten steril. Der eine dieser Fälle war vor der Untersuchung mit Sublimat behandelt, 
die Übrigen zwei waren veraltete Fälle; in einem von diesen waren lange Zeit hindurch 
verschiedene Cosmetica and Haarfarben angewandt. Im vierten Falle entwickelte sich 
aus einem Haare (die übrigen 7 untersuchten Haare waren steril) nur ein Mikro« 
Organismus, den ich oft auch aus gesunden Haaren züchten konnte. 


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Üeher die Aetiologie der Trichorrfiexis nodosa (Kaposi). 


233 


M ilch k ulturen. Die mit unserem Parasiten geimpfte Milch 
gerinnt nach 24—48 Stunden vollständig. 

Kartoffelkulturen. Auf gewöhnlicher und alkalisierter 
(3 Pros. Soda) Kartoffel wächst er al3 ein weißer feuchter Rasen; 
im allgemeinen ist die Kartoffel (besonders die alkalisierte) kein gutes 
Xahrsubstrat für diesen Bacillus. 

Vergleichen wir nun den hier beschriebenen Bacillus mit den 
von anderen Autoren bei Trichorrhexis nodosa gefundenen bacillären 
Mikroorganismen, so finden wir, daß er sich 

1) von dem durch Hodara beschriebenen Bacillus multi- 
formis trichorrhexidis dadurch unterscheidet, daß er: a) nicht 
multiform ist; er tritt immer in Form von geraden Stäbchen, [die 
sich oft zu Fäden vereinigen, auf; nie sind Kokken-, Sproßpilz-, 
Klumpen-, Wurst- oder dergleichen Formen anzut reffen; b) er ver- 
flüssigt rasch die Gelatine; c) der Rand seiner Kolonieen auf der 
Agaroberfläcbe ist nie glatt, sondern charakteristisch lockig, wie 
oben beschrieben; 

2) von dem v. Essen’schen Bacillus dadurch, daß er: a) sich 
durch das Gram’sche Verfahren nicht entfärbt, b) er die Gelatine 
rasch verflüssigt, c) er bei Brüttemperatur besser als bei Zimmer- 
temperatur wächst, d) die Kartoffeln keinen besonders guten Nährboden 
für ihn darstellen, e) oft Sporenbildung bei ihm zur Beobachtung 
gelangt. 

Was nun den durch Spiegler aus durch Trichorrhexis nodosa 
befallenen Haaren gezüchteten Bacillus betrifft, so habe ich mich an 
Spiegler, da er ihn bis jetzt nirgends beschrieben hat, mit der 
Bitte, mir eine Kultur desselben zuzusenden, gewandt. 

Der Vergleich der Präparate und der Platten und Probiergläser- 
kulturen, welche ich aus der mir gütigst zugesandten Agarkultur 
bereitet habe mit den Kulturen und Präparaten des von mir ge- 
züchteten Bacillus überzeugte mich von der Identität beider Mikro- 
organismen. Auffällig erscheint mir aus diesem Grunde die Be- 
hauptung Spiegler’s, daß er nicht ansteht, den von ihm gezüchteten 
Bacillus mit demjenigen Hodara’s für „identisch“ zu halten. 

Im pf versuche. Mit dem oben beschriebenen Bacillus habe 
ich am 7. November 1896 vier Bündel von abgeschnittenen, völlig 
gesunden Frauenkopfhaaren geimpft. Die Impfung geschah in der 
Weise, daß ich von einer 2- tägigen Agarkultur eine gewisse Menge 
von Mikroorganismen abschabte, sie mit Bouillon verdünnte und die 
zur Impfung bestimmten Haare in diese Bouillon auf einige Minuten 
(5 Min.) eintauchte. Eine Einreibung der Bacillen in die Haare 
wurde nicht vorgenommen. Die Haarbündel sind dann in geschlossene 
Glasgefäße gelegt worden und die ersten Wochen im Brutofen ge- 
halten; die übrige Zeit blieben sie bei Zimmertemperatur. Erst in 
der 6. Woche nach der Impfung, am 20. Dezember 1896, fand ich 
zum erstenmale an vielen Haaren nur bei sehr genauer Untersuchung 
bemerkbare gräuliche Pünktchen, die sich langsam vergrößerten und 
am 27. Dezember als deutliche, nadelspitzengroße, graue Knötchen 
imponierten. Sie saßen in Gruppen von 2 — ö auf einem Haare in 
einer Entfernung von l / 3 — 1 cm voneinander. Gewöhnlich lagen die 


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234 


W. Janowski, 


knötchentragenden Haare dicht nebeneinander, manchmal waren sie 
sogar wie zusammengeklebt. 

Aus diesen knötchentragenden Haaren habe ich denselben Mikro- 
organismus, mit welchem sie geimpft waren, rein gezüchtet. Mikro- 
skopische Präparate aus diesen Haaren zeigten in den erkrankten 
Stellen die Anwesenheit des betreffenden Mikroorganismus und der 
für die Trichorrhexis nodosa charakteristischen anatomischen Lä- 
sionen. 

Obige Untersuchungsergebnisse führen mich zu folgenden Schlüssen: 

1) Die Trichorrhexis nodosa ist eine durch Mikroorganismen er- 
zeugte Erkrankung. 

2) Der Erreger dieser Erkrankung ist der hier beschriebene 
Bacillus, da: a) er in gut gefärbten und entsprechend entfärbteu 
Präparaten immer zu finden ist; b) er in beinahe allen darauf unter- 
suchten Fällen aus den Haaren zu züchten ist ; c) seine Impfung auf 
gesunde abgescbnittene Haare positive Resultate ergab; d) er in 
normalen Haaren weder durch die mikroskopische Untersuchung, 
noch durch das Kulturverfahren nachgewiesen werden konnte ; e) die 
übrigen aus den Haaren gleichzeitig mit ihm rein gezüchteten Mikro- 
organismen nur zufällige, unbedeutende Beimengungen sein können, 
da die Impfung derselben negative Resultate ergab und sie auch aus 
normalen Haaren gezüchtet werden konnten. 

Warschau, 14. Jan. 1897. 


Nachdruck verboten. 

Zur Aetiologie der Dysenterie. 

Von 

Dr. med. W. Janowski, 

Städtischem Bakteriologen und Abteilungsassistenten, 
in 

Warschau. 

(Fortaetsung and Schluß,) 

F aj a r d o (27) aus Rio de Janeiro untersuchte 10 Dysenterie- 
fälle, von denen 2 letal endigten. In allen Fällen wurden in den 
Stuhlentleerungen Amöben gefunden. Er injizierte Faeces aus einem 
dieser Fälle (No. 8) 2 Katzen vermittelst des Katheters in das Rectum. 
Eine derselben ging nach 4 Tagen zu Grunde, und bei der Sektion 
wurden weder die typischen dysenterischen Alterationen noch Amöben 
in dem den Darm bedeckenden Schleime gefunden. Die andere Katze 
starb nach 24 Stunden. Bei der Sektion erwies sich das Rectum 
gerötet, mit blutigem, amöbenhaltigem Schleime bedeckt. Der Verf. 
unterscheidet nach Quincke und Roos’ Vorgehen 3 Arten von 
Amöben: 1) Amoeba vulgaris, für Menschen und Tiere pathogen ; 

2) Amoeba coli mitis, nur für den Menschen pathogen; 

3) Amoeba coli von Loesch, S. Amoeba coli felis, für 


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Zur Aetiologie der Dysenterie. 


235 


Menschen und Katzen pathogen, bei letzteren Dysenterie bervorrufend. 
Der Verf. fand, daß die Amöben in dem aus Leberabscessen entleerten 
Eiter (in 2 Fällen) 30 Stunden lebten. Bei Untersuchung des Darmes 
fand er Amöben in der Submucosa und in den Kapillaren. Sie waren 
hier von runder Gestalt. Der Verf. legt einige Abbildungen von 
Amöben bei und giebt eine kurze Beschreibung derselben, die ich 
jedoch hier nicht wiederholen werde. Es sei nur erwähnt, daß 
Fajardo Züchtungsversuche machte und daß es ihm gelang, Amöben 
auf Strobaufguß, uud zwar an der Oberfläche desselben, zu züchten. 

Schließlich liegen uns noch aus der allerjüngsten Zeit 2 Be- 
obachtungen von Ren du (83) vor, der 2mal Leberabscesse sah, die 
er für „tropischen Ursprungs“ hielt. Im ersten Falle gründet sich 
seine Behauptung darauf, daß der Kranke mehrere Jahre vorher in 
Tonkin an Dysenterie gelitten; im zweiten Falle scheint mir keine 
feste Basis für die Behauptung des Verf. vorzuliegen. In beiden 
Fällen wurden im Eiter weder Bakterien (durch Züchtung) noch 
andere Parasiten gefunden. Beide Patienten genasen nach Eröffnung 
der Geschwüre. 

Wie wir gesehen haben, wiesen schon fast von dem Augenblicke 
an, wo die uns hier beschäftigende Frage auftauchte, einzelne Forscher 
auf die Unentbehrlichkeit künstlicher Amöbenkulturen bin, die sie als 
eines der vornehmsten Mittel zur Lösung der Frage von der Patho- 
genität oder Unschädlichkeit der Amöben betrachteten. Bei An- 
führung der Arbeiten von Gunningham (23), Kartulis (44), 
Vivaldi (78), Kruse und Pasquale (48), Dock (25), Stengel 
(77) und Fajardo (27) habe ich bemerkt, daß die erwähnten Verff. 
sich des von ihnen gewonnenen Materials bedienten, um Züchtungsver- 
suche mit Amöben anzustellen, daß sie jedoch negative Resultate er- 
hielten oder doch solche, die sich einer strengen Kritik gegenüber als 
unsicher erwiesen. Letzteres bezieht sich auf Kartulis’ Arbeiten (44). 
Der Verf., der sich so große Verdienste um die Amöbenfrage in der 
Pathologie des Menschen erworben hat, war dennoch im Irrtume, 
wenn er glaubte, durch seine Kulturen und die damit angestellten 
Experimente die ganze Frage gelöst zu haben. Ich kann mich hier 
nicht auf eine eingehende Kritik seiner Züchtungsmethode einlassen, 
da wir dieselbe schon bei anderen Autoren und besonders ausführlich 
hei Schuberg(73) finden. Hervorzuheben ist nur, daß Kartulis 
meiner Ansicht nach keine reinen Amöbenkulturen erhalten konnte, 
hauptsächlich weil er sie in nicht mit Watte verschlossenen Kolben 
züchtete. Züchtungsversuche auf Kartulis’ Nährboden (wässeriger 
Strohaufguß) in verschlossenen Gefäßen, wie sie von verschiedenen 
Autoren angestellt wurden, mißlangen, so daß in dieser Hinsicht 
kein Fortschritt zu verzeichnen ist, den man Kartulis zu ver- 
danken hätte. Inzwischen häuften sich die Arbeiten über Amöben 
bei Dysenterie immer mehr und das Bedürfnis einer Züchtungs- 
methode wurde zu einer brennenden Frage. Den ersten originellen 
Vorschlag, Protozoen zu züchten, finden wir bei Ogata; nach 
ihm publizierten Celli und Fiocca eine ganze Reiheufolge von 
Arbeiten, die Kultur der Amöben betreffend. Aus diesen Arbeiten 


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236 W. Janowski, 

erfahren wir, daß die Autoren ihre Methode {zur AmöbenzüchtuDg 
auf festem Nährboden zwar erst 1895 veröffentlichten, dieselbe aber 
schon 2 Jahre vorher entdeckt hatten. Hierauf beschrieb C. Miller 
— die Arbeit erschien in der Zwischenzeit zwischen der Veröffent- 
lichung der einzelnen Arbeiten von Celli und Fiocca — eine 
Methode zur Züchtung der Amöben auf flüssigen Nährböden, und 
bereits 1. J. beschrieben wiederum Beyerinck,Schardringer und 
Gorini Amöbenkulturen auf festem Nährboden. 

Die weiteren Fortschritte, die wir in der Lehre von der Wirk- 
samkeit der Amöben nicht allein in der Dysenterie, sondern überhaupt 
in der Pathologie zu verzeichnen haben, hängen zum größten Teile 
von der Entdeckung und weiteren Verbreitung der Methoden zur 
Kultivierung dieser Gebilde ab. Aus diesem Grunde sollen auch die 
wichtigsten Punkte der betreffenden Arbeiten hier in aller Kürze 
angeführt werden. 

Die von Ogata (61) beschriebene Methode zur Züchtung der 
Protozoen ist äußerst geistreich erdacht. Er verimpfte das protozoen- 
tragende Material auf eine 2,5 proz. Traubenzuckerlösung in schmutzigem , 
sterilisiertem Wasser. Als sich nach 5 — 6 Tagen auf diesem Nähr- 
boden Infusorien nebst Bakterien entwickelten, ging er folgendermaßen 
zu Werke, um die einen von den anderen abzuscheiden : Er füllte ein 
10 — 20 cm langes Kapillarröhrchen, von 0,3—0,05 mm im Durch- 
messer, mit jenem oben genannten Substrat in der Weise, daß etwa 
2 cm des Röhrchens leer blieben. Dann hielt er das obere Ende 
des Röhrchens fest mit dem Finger zu, so daß keine Luft eindringen 
konnte und tauchte es in das betreffende Infusorien nebst Bakterien 
enthaltende Substrat. War das Röhrchen gefüllt, so lötete Ogata 
es an beiden Seiten zu. Schon mit unbewaffnetem Auge und noch 
besser unter dem Mikroskope sieht man , wo der sterile und der 
beschickte Nährboden einander berühren. Dieser Punkt wird am 
Glase bezeichnet. Nach 5 — 30 Minuten wird der Röhrcheninhalt 
aufs neue mikroskopisch untersucht. Es erweist sich alsdann, daß 
ein oder mehrere Infusorien dem reineu Nährboden um 1 cm oder 
mehr näher gerückt sind, wobei die Bakterien ihnen nicht folgen. 
Ogata feilte nun den Teil des Röhrchen ab, der nur Infusorien ent- 
hielt und verlötete ihn. Nach einem Monate wurde der Inhalt des 
Röhrchenabschnittes untersucht, und es wurden nur Infusorien darin 
gefunden. Ihre Bewegungen ließen sich um besten beobachten, weun 
das Röhrchen in der Hand erwärmt wurde, ln derselben Weise vor- 
gehend, erhielt Ogata noch bessere Infusorienkulturen, wenn er eine 
2,5-proz. Fleischbrühelösung von Traubenzucker (ohne Pepton), mit 
Hinzufügung eines 5-proz. sterilisierten und nach allgemeinen Regeln 
neutralisierten Aufgusses von Porphyra vulgaris verwandte. 

Wird der Inhalt jenes Kapillarröhrchens in einen der oben 
erwähnten Nährböden geblasen, so entwickelt sich jenes Infusorium 
darin in Reinkultur (der Verf. bediente sich Polytoma uvella und 
Paramecium aurelia zu seinen Experimenten). Eine Reinkultur 
von Infusorien, die keine Bakterien enthalt, darf sich nicht vor 
7 — 8 Tagen trüben. Erst nach 4 — 6 Tagen zeigt sich an der Ober- 
fläche des Substrates ein Ring, der, mikroskopisch untersucht, aus 


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Zar Aetiolopie der Dysenterie. 


237 


Infusorien in Reinkultur bestand. Nach 7 — 8 Tagen greift die 
Trübung des Substrates immer mehr um sich. Alsdann können die 
Infusorien auf Gelatine übertragen werden. Man erhält weiße Kul- 
turen, die nach 2—3 Wochen 1 mm groß werden. Gelatinestich- 
kulturen zeigen stärkere Entwickelung der Infusorien an der Ober- 
fläche, als in der Tiefe. 

C. Miller (57) aus Heidelberg berichtete darüber, daß es ihm 
gelungen sei, bei 37° G Amöbenkulturen in 2 — 4-proz. wässeriger 
Bouilionlösung , in */*• proz. Glycerinlösung mit Hinzufügung eines 
Stückchens Sehne (etwa 1 ccm auf ein Glas), in ‘/„-proz. wässeriger 
Milchlösung oder in ‘/,-proz. Auflösung von Traubenzucker in ver- 
dünntem Heuaufguß zu erhalten. Der Autor fügt hinzu, daß er 
einige seiner Kulturen bis damals (1894) mit gutem Erfolge 2&-mal 
übertragen habe. Er beschreibt jedoch keine derselben. 

Wenige Monate vor obiger Arbeit Miller’s hatten Celli und 
Fiocca (15) in derselben Zeitschrift angekündigt, sie besäßen ein 
Substrat, auf dem sie schon seit 2 Jahren verschiedene Amöben 
züchteten. Jede Amöbe hat ihren Beobachtungen nach ihr amöboides 
und ihr encystiertes Lebensstadium. Sie beschreiben einige interssante 
Einzelheiten aus dem Entwickelungsprozesse der Amöben; ich führe 
dieselben weiter unten bei Besprechung der ausführlichen, diese 
Frage behandelnden Arbeit der beiden Verff. an. Noch bevor diese 
publiziert wurde, brachte dieRiforma medica und das Central- 
blatt für Bakteriologie (16) ein von Celli und Fiocca vorgeschlagenes 
Schema, nach welchem die Amöben beschrieben werden sollten, damit 
keine ihrer Eigenschaften übersehen würde und die einzelnen Arten 
leicht zu unterscheiden wären. Es ist zu diesem Zwecke bei der 
Beschreibung der Aufenthaltsort der Amöben, ihre Form, Größe, 
Bauart, Bewegungen, Fortpflanzungsmodus, Aussehen im Ruhezustände 
und im eingekapselten Zustande und der zum Durchlaufe ihres ganzen 
Entwickelungsprozesses erforderliche Zeitraum in Betracht zu ziehen. 
Die Verff. beschreiben nach diesem Schema eine Serie von ihnen 
gezüchteter Amöbenspecies , geben aber den Nährboden, auf dem 
sie dieselben erhalten, noch nicht an. Letzteres geschah erst in der 
neuesten erschöpfenden Arbeit dieser Autoren, die in den Berichten 
des Römischen Aerztevereins erschien ; nur ein sehr kleiner Teil der- 
selben, nämlich die Beschreibung der Züchtungsmethode, ist in einer 
der letzten Nummern des Ceniralblattes für Bakteriologie veröffentlicht 
worden. 

Aus dieser Arbeit von Celli und Fiocca (18), die so schwer 
zugänglich ist, daß sie in der Litteratur noch bis heute unbekannt 
geblieben, die ich jedoch für äußerst wichtig für den Ausgangspunkt 
aller zukünftigen Forschungen dieser Art hatte, erfahren wir, daß 
die Verff. nach vielen Versuchen mit verschiedenen Nährböden zu 
folgenden Schlüssen kamen : Die Amöben entwickeln sich spärlich auf 
alkalischer Kartoffel auf ascitischer Flüssigkeit und auf Eiweiß; ganz 
gut und reichlich wachsen sie nur auf einem Nährboden, nämlich 
auf Fucus crispus. Fucus crispus ist eine Seealge. Eine 
5-proz. genau alkalisierte Lösung davon in Wasser oder Bouillon ist 
der beste Nährboden für Amöben. Wenn man schon Uebung in 



238 


W. Janowiki, 


solchen Forschungen besitzt, braucht man dieses Substrat nicht zu 
filtrieren, sondern es kann direkt aus den Kolben auf Platten aus- 
gegossen werden. Wenn es sich um Kulturen im hängenden Tropfen 
handelt, ist es am besten, Fucus crispus ohne Bouillon zu be- 
nutzen; der betreffende Nährboden muß aber durch HinzufQgung von 
1 ccm einer l / 10 -NormaIlösung von Kalilauge oder 1 — 5 ccm kon- 
zentrierter Sodalösung auf jede 10 ccm des Substrates alkalisiert 
werden. Auf diese Weise ist es unschwer, herrliche Amöbenkulturen 
mit nur geringer Beimischung von Bakterien zu erhalten. Ganz 
bakterienfreie Kulturen sind sehr schwer zu erhalten. Die Verff. 
griffen zu diesem Behufe zu den verschiedensten Mitteln (fraktionierte 
Sterilisation bei 55— 60° im Verlaufe von 10 Tagen, Hinzufügung 
von Desinfektionsmitteln zu dem Substrate u. s. w.); wenn ihnen aber 
nach zahllosen Mühen bisweilen eine solche Kultur gelang, so konnten 
sie dieselbe bei weiteren Verimpfungen nicht am Leben erhalten. Sie 
halten deshalb die Symbiose zwischen den Amöben und den Bakterien 
für eine sehr enge. 

So schwer es ist, Amöbenkulturen ohne Bakterien zu er- 
halten, so leicht ist es, Kulturen der einen oder der anderen 
Amöbenspecies allein zu züchten, hauptsächlich weil gewisse Arten 
derselben ausschließlich in diesem oder jenem Wasser wachsen. 
Handelt es sich darum, verschiedene aus der Erde gezüchtete Amöben 
voneinander zu isolieren, so geht man folgendermaßen vor: Mit dum 
vorhandenen Material werden Petri’sche Schälchen aus Fucus 
crispus beschickt; man wartet alsdann, bis es zur Bildung en- 
cystierter Formen kommt. Diese benutzt man zur Kultur im hängenden 
Tropfen und daraus erhält man die einzelnen Amöbenarten, indem 
man entweder sich den Umstand zu Nutze macht, daß die eine Species 
die andere überwuchert oder die Zeit, die zur Entwickelung der ver- 
schiedenen Formen erforderlich ist, oder 'indem man die einzelnen 
Species mittels einer Platinnadel isoliert. Den aus der Erde oder 
aus Kot gewonnenen Kulturen gesellen sich gewöhnlich einzelne 
Infusorien bei, allein diese gehen nach 1 — 3maliger Verimpfung zu 
Grunde und die Amöben sind auf diese Weise ganz isoliert. 

Die Verff. raten, die Amöben ungefärbt zu untersuchen, da alle 
Farbstoffe sowohl bei den amöboiden als auch bei den encystierten 
Formen Schrumpfung hervorrufen, wodurch beide wesentliche Ver- 
änderungen erfahren. 

Unter Benutzung des oben beschriebenen Substrates untersuchten 
die Verff. Erde aus verschiedenen Gegenden Italiens und Aegyptens, 
von Ebenen, Bergen und Niederungen, Lachen und Teichen in 
malarischen und in gesunden Gegenden, Brunnen-, Fluß-, See- und 
Meerwasser, Kloaken, Straßen- und Stubenstaub, Heu, Gras, Schleim 
aus Mund, Hals, Bronchien, Ohr, Blase, Scheide wie auch den Darm- 
inbalt Gesunder und Kranker, darunter auch Dysenterischer, auf 
Amöben. 

Hatten Celli und Fiocca nun verschiedene Amöbenspecies ge- 
züchtet, so waren sie bemüht, sie mit bereits bekannten Namen zu 
belegen, sobald die in der Wissenschaft bis jetzt beschriebenen Ge- 
bilde den von ihnen gezüchteten glichen. Sie behalten sich jedoch 


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Zar Aetiologie der Dysenterie. 


239 


vor, daß sie nicht dafür einstehen, dabei nicht irgend welche Fehler 
gemacht zu haben, da die anderen Autoren meist nur das mikro- 
skopische Aussehen der Amöben beschreiben. Bei der Beschreibung 
ihrer Amöben gehen sie stets nach folgendem Schema: Fundort, 
Gestalt, Bewegungen, Größe und Bauart im amöboiden Stadium ; Fort- 
pflanzung, Gestalt, Größe und innerer Bau im Ruhestadiura ; Gestalt, 
Größe und innerer Bau in encystiertem Zustande; Zeitdauer des 
ganzen Entwickeluogscyclus. 

Die Benennungen der einzelnen Amöbengattungen hängen von der 
verschiedenen Gestalt, der Größe und der Verzweigung der im 
amöboiden Stadium von ihnen ausgesandten Pseudopodien ab. Zwei 
beigefügte Tafeln mit Abbildungen zeigen, wie groß thatsächlich der 
Unterschied zwischen den einzelnen Amöbenspecies sein kann. Die 
Verff. beschreiben nach ihrem Schema : Amoeba lobosa(Varietas 
guttula, oblonga, undulans, Amoeba coli Loeschi), 
Amoeba spinosa, diaphana, vermicularis et reticularis. 

Ich führe hier nur die Beschreibung der Amoeba coli au, 
da diese uns näher interessiert. Nach Celli und Fiocca lautet 
dieselbe folgendermaßen: 

Auffindungsort: Erde (aus Belluno) in der Nachbarschaft 
von dysenterischen Faeces ; Wasser aus dem Nilkanal (und seiner 
Einfassung), von welchem aus das Wasser nach Alexandrien geleitet 
ist; der Darm Gesunder und an Dysenterie und an anderen Krank- 
heiten Leidender. 

Im amöboiden Stadium haben sie eine lobuläre Gestalt 
(tipo loboso), d. h. schicken lobuläre, hyaline, verhältnismäßig zahl- 
reiche Pseudopodien aus; ihre Bewegungen sind nicht sehr leb- 
haft; ihre Größe beträgt 4—8 ft (während Loesch und andere 
Verfasser ihre Größe in den Stuhlentleerungen mit 15—35 u angeben); 
Struktur: sie besitzen ein gleichförmig feinkörniges Entoplasma, 
ein spärliches hyalines Ektoplasma, einen bläschenartigen Kern, der 
nicht immer eine Vakuole enthält. Sie pflanzen sich durch Teilung 
fort. Zuweilen hört nach 1 — 3 Verimpfungen das Fortpflanzungs- 
vermögen auf, was um so eher geschieht, je mehr rote Blutkörperchen 
die Amöben enthalten. 

Im Ruhestadium hat die Amoeba coli einfache Konturen, 
ein gleichförmig feinkörniges Protoplasma; ihre Größe beträgt 1,5—2 n\ 
man stößt dabei häufig auf degenerierte Formen mit Körnchen im 
Inneren ; diese Formen können Veranlassung zu der irrigen Annahme 
geben, als bildeten die Amöben Sporen. Die mikroskopische Unter- 
suchung zeigt, daß diese Amöben sich durch Teilung fortpflanzen. 

Im encystierten Zustande hat die Amoeba coli 
doppelte Konturen ; die innere derselben ist dicker als die äußere ; 
der Inhalt der Cystchen ist feinkörnig. 

Der Entwickelungscyclus hat folgende Dauer: nach 
12—15 Stunden treten die Amöben aus den Cysten aus und nehmen 
amöboide Gestalt mit den dementsprechenden Bewegungen an; nach 
40—48 Stunden werden einzelne Amöben schon abgerundet, und 
nach 60 — 65 Stunden sind bereits alle encystiert oder degeneriert. 

Die Verff. beschreiben in analoger Weise die oben angeführten 


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240 


W. Janowski, 


anderen Amöbenspecies und stellen auf Grund ihrer Forschungen 
folgende allgemeine Sätze auf: 

Die Gestalt der Amöben hängt von Form und Größe der 
Pseudopodien ab, die lobulär, stachelartig, wurmförmig u. s. w. sein 
können. Jede Amöbe hat ihre charakteristische Gestalt. In engem 
Zusammenhang mit derselben stehen die Bewegungen der Amöben. 
Die Lebhaftigkeit derselben hängt von der größeren oder geringeren 
Quantität der hyalinen Substanz in den Amöben ab. Im allgemeinen 
werden lebhaftere Bewegungen bei den jüngeren, weniger genährten 
Amöbenformen beobachtet. 

Die Größe der Amöben ist verschieden. Am kleinsten sind 
Amoeba diaphana et guttula. Die Größe der Amoebae 
diaphanae ist bedeutenden Schwankungen unterworfen, sogar was 
ihre encystierten Formen betrifft, so daß man bisweilen glauben 
könnte, die Kultur sei unrein. Auch die Größe der Amoeba coli 
wechselt. Im allgemeinen sind die Amöben ceteris p&ribus auf künst- 
lichem Nährboden kleiner als in den Flüssigkeiten, in denen sie ge- 
züchtet werden. 

Was die Struktur betrifft, so erblickt man nicht bei jeder 
Amöbengattung En toplasma und Ektoplasma. Bei Amoeba lobosa, 
spinosa et arborescens läßt sich beides nach weisen, bei anderen 
vermissen wir beides. Der Kern bildet keinen konstanten Bestand- 
teil der Amöben. Bei Amoeba diaphana und bei Amoeba 
reticularis fehlt er stets. Die Verff. haben nie 2 Kerne bei 
Amöben gesehen, obgleich 2 Schüler Grassi’s, Casagrandi and 
ßarbagallo (14), behaupten, die Amoeba coli enthalte bisweilen 
2 Kerne. Die Zahl der Vakuolen in den Amöben ist sehr verschieden. 
Dasselbe läßt sich von den darin enthaltenen kleinen Körnchen sagen. 
Hämoglobin löst sich darin auf, ohne die Pigmentkörnchen zu geben. 

Die Vermehrung der Amöben findet durch Teilung, ohne 
vorhergehende Befruchtung, statt. Die Teilung vollzieht sich durch 
Bewegungen, die ein Zerreißen einer Amöbe in 2 Teile anstreben. 
Ein solcher „Kampf“ dauert oft lange. Bisweilen sind die beiden 
Amöbenhälften nur noch durch ein dünnes Fädchen verbunden, fließen 
aber wieder in ein Ganzes zusammen. Schließlich zerfällt eine solche 
Amöbe nach mehreren Teilungsversuchen in 2 junge Exemplare. In 
Bezug auf den Kern konnten Celli und Fiocca sogar bei den 
größten Formen nicht angeben, ob darin bei der Teilung mitotische 
Prozesse vor sich gehen oder nicht. Die Vermehrung verschiedener 
Amöben kann auf demselben Nährboden rascher oder langsamer statt- 
finden. Am raschesten geht der Fortpflanzungsprozeß bei Amoeba 
reticularis vor sich, nämlich fast so rasch, wie bei den Bakterien. 
Wenn die Amöben rote Blutkörperchen in sich aufgenommen haben, 
verlieren sie das Teilungsvermögen. Aus diesem Grunde sind auch 
die aus bluthaltigen Stühlen gewonnenen Kulturen der Amoeba 
coli so wenig resistent. Endogene Teilung und Sporenbildung haben 
sie bei keiner Amöbe zu Gesicht bekommen. Deshalb sind auch 
nach Ansicht der Autoren die Malariaplasmodien, weil sie Sporen 
bilden, keine Amöben, sondern Sporozoa. 

Im Ruhestadium werden viele Amöben einander ähnlich. 


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Zar Aetiologie der Dysenterie. 241 

Amoeba coli wird in diesem Stadium durchsichtig und zerfällt, 
zerfließt infolge einer darin stattfindenden hyalinen Degeneration. 

Am wichtigsten ist bei der Differentialdiagnose einer bestimmten 
Gattung der untersuchten Amöben von anderen das Stadium der 
Einkapselung, denn in diesem Stadium tritt der Unterschied zwischen 
den einzelnen Varietäten am deutlichsten hervor. Die Kontouren der 
Amöben können in diesem Stadium einfach (Amoeba diaphana, 
reticularis) oder doppelt sein. In letzterem Falle sind entweder 
beide Kontouren rund (Amoeba coli) oder die eine ist rund, die 
andere gezackt (Amoeba guttula, oblongata et spinosa). 

In diesem Entwickelungsstadium sind die größeren Amöbenformen 
leicht mit Infusorien zu verwechseln. Ueber solche Zweifel entscheiden 
dann die weiteren Entwickelungsstadien. 

Der zur Entwickelung der verschiedenen Amöbenspecies 
erforderliche Zeitraum ist bedeutenden Schwankungen unter- 
worfen. Er hängt davon ab, wie lange die encystierten Formen zum 
Reifen brauchen. Bei Ueberimpfung der Amöben ist es leichter, 

Kulturen zu erhalten, wenn die zur Impfung benutzten Cysten nicht 
jnng sind. Alle Amöben befreien sich in gleicher Weise aus ihrer 
Kapsel. Dieser Uebergang der Amöben aus dem encystierten Zu- 
stande in das amöboide Stadium läßt sich am besten an solchen 
Exemplaren verfolgen, die dickwandige Cysten besitzen. Gleich nach- 
dem die Amöbe ihre Cyste abgestreift hat, schickt sie die für die- 
selben charakteristischen Pseudopodien aus und führt ihre charak- 
teristischen Bewegungen aus, das Säckchen aber zerfällt. Stellt man 
die encystierten und amöboiden Formen zusammen, so ist es unschwer, 
die gegebene Amöbe zu erkennen. 

Was den Fundort der Amöben überhaupt betrifft, so haben 
Celli und Fiocca alle im bebauten Erdboden, auf Wiesen, sogar 
2 m tief, wie auch auf 1500 m Höhe gefunden. Mehrere Varietäten 
züchteten sie aus Moor (Maccarese) und aus Teichen (Calabrien, 

Sardinien). Die Amöben gelangen von der Erde aus ins Wasser. 

Ira Trinkwasser fanden die Verff. nur eine Amöbenart, in unreinen 
Brunnen und Teichen, im Nilwasser, das in Alexandrien ohne vorher- 
gehendes Filtrieren zum Trinken gebraucht wird, entdeckten sie zwei 
Amöbenarten (Amoeba guttula et spinosa). Je eine Amöben- 
species fanden sie auch in den heißen Quellen in Civita-Vecchia, 

Abano und Ischia. Aus der Erde und dem W 7 asser gelangen die 
Amöben auch in die Luft. Aus all diesen 3 Quellen aber gelangen 
sie in den thierischen Organismus. 

Von den biologischen Eigentümlichkeiten der Amöben sei noch 
Folgendes bemerkt: Eine Temperatur von 0 — 15° tötet die Amöben 
weder im encystierten noch im amöboiden Zustande, weder nach 
mehreren Stunden noch nach mehreren Tagen; bei 45° C gehen sie 
nach 5 Stunden, bei 50° C — nach einer Stunde zu Grunde, wenn 
sie im amöboiden Stadium sind. Die encystierten Formen erhalten 
sich sogar bei -f- 55 0 C 4 Tage lang, bei + 60 0 C eine Stunde und 
sogar bei einstündiger Einwirkung von +67° C mehrere Tage nach 
einander. Bei Sonnenlicht leben sie bei -f-12 — 15° C gegen 270 

Exil* Abt. xxi. w. 16 J 


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242 


W. J a n o w s k i , 


Stunden. Es dauert 11 — 15 Monate, ehe sie vertrocknen. Ohne 
Luftzutritt können die Amöben nicht fortkommen, werden sie aber sogar 
nach Ablauf von 4 — 6 Monaten auf gewöhnlichen Nährboden über- 
tragen, so kommen sie wieder darauf fort Erst wenn der Luftzutritt 
10 Monate lang abgehalten wird, gehen sie zu Grunde. In faulender 
Flüssigkeit gehen die amöboiden Formen nach 23, die encystierten 
nach 33 Tagen zu Grunde. Sie sind weit empfindlicher gegen die 
Wirkung antiseptischer Mittel, als die Bakterien. Sauren Nährboden 
vertragen sie nicht; dafür schadet sogar ein Uebermaß an Basen 
ihrer Entwickelung nicht. Wasserstoffsulfid tötet die amöboiden 
Formen binnen 8 Stunden; Hydrogenium arsenicosum (AsH s ) binnen 
3 — 10 Minuten, Kohlenoxyd (CO) binnen 5—30 Minuten; Koblen- 
sulfid (CS,) binnen 7 Stunden und Amyl-Alkohol binnen 8 Stunden. 
Kohlensäure schadet den Amöben nicht. 

Was nun die Tiere betrifft, bei denen Amöben Vorkommen, so 
fanden Celli und Fiocca sie im Darm bei Fröschen, Hühnern, 
Lämmern, Meerschweinchen, Kaninchen und Katzen (darunter bei 
experimentell an Katzen hervorgerufener Dysenterie 3mal Amoeba 
coli). Beim Menschen gelang es den Verff. nicht, Amöben bei ver- 
schiedenen akuten und chronischen Leiden der Nase, des Larynx, der 
Bronchien, der Ohren und des männlichen urogenitalen Apparates 
nachzuweisen. Bei Frauen hingegen wurden in 3 Fällen unter 16 
angestellten Untersuchungen im Urogenitalapparat Amöben (Amoeba 
spinosa et vermicularis) gefunden. In der Mundhöhle fanden 
sie nie Amöben (13 Untersuchungen). Im Magen entdeckten sie unter 
vier Fällen 1 mal Amöben (Amoeba spinosa). Im Kinderdarme 
fanden sie unter 78 untersuchten Fällen 26 mal Amöben (14 gesunde 
Kinder, 50 Fälle von Darmkatarrh, 5 Fälle von grüner Diarrhöe, 
6 Fälle von blutiger Diarrhöe und 3 von follikulärem Katarrh); 
darunter 2 mal Amoeba coli allein bei gesunden Kindern. Bei 
Erwachsenen fanden sie 12 mal Amöben vor (unter 111 Untersuchungen); 
darunter 11 mal bei Dysenteriekranken (unter 65 Fällen) und 1 mal 
bei einem Gesunden. Wir sehen also, daß die Amöben bei Erwachsenen 
seltener Vorkommen, als bei Kindern. 

Am Schlüsse ihrer Arbeit besprechen Celli und Fiocca die 
Rolle der Amöben bei Dysenterie. Bei der mikroskopischen Unter- 
suchung der aus 54 Dysenteriefällen stammenden Faeces fanden sie 
23 mal Amoeba coli. 14 dieser Fälle mit positivem Resultate 
kommen auf Aegypten (es wurden überhaupt 16 untersucht), was 
damit zusammenhängt, daß das Nilwasser, wie wir bereits wissen, 
Amoeba coli enthält. Da jedoch die Verff. aus 8 Dysenteriefällen 
auch noch andere Amöben (Amoeba diaphana, spinosa, 
lobosa et vermicularis) gezüchtet haben, so behaupten sie, 
man müsse, ehe man der „Amoeba coli“ genannten Amöbe 
dysenterieerregende Eigenschaften zuerkeune, eine derartige, die 
Wirkung anderer Amöben, die bei Stuhluntersuchungen ohne Kulturen 
ganz unbemerkt bleiben würden, in dieser Richtung ausschließen 
können. Die Verff. sind der Ansicht, daß bis jetzt sichere experi- 
mentelle Beweise dafür fehlen, daß Amoeba coli allein Dysenterie 


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Zur Aetiologie der Dysenterie. 


243 


hervorrufen könne ; sie sagen mit Recht, daß sogar Experimente, wie 
Injektionen mit Amoeba coli enthaltenden Faeces in das Rectum 
und mit amöbenhaltigem, aber bakterienfreiem Eiter, diese Frage nicht 
lösen werden, denn diese Experimente sind vom bakteriologischen 
Standpunkte aus nicht rein. Sie haben persönlich bei Katzen sogar 
durch Injektion dysenterischer Stühle, die vorher bis zu 45 — 70 0 C 
erhitzt wurden, in denen also die Amöben sicher zu Grunde gegangen 
waren, Dysenterie hervorgerufen. Ihrer Ansicht nach ruft die Dy- 
senterie eine virulente Varietät des Bacterium coli, das sog. 
Bact. coli dissenterico, hervor. Diesem virulenten Bakterium 
beigesellt, werden auch die anderen Bakterien virulent, wenn auch 
in geringerem Grade, gehen dieser Eigenschaft aber bei Ueber- 
impfungen wieder verlustig, während jene Varietät des Bact. coli 
ihre Virulenz selbst nach zahlreichen Ueberimpfungen nicht einbüßt. 

Beijerinck (7) aus Delft züchtete 2 Amöbenspecies (A m o e b a 
nitrophila et zymophila) auf einem Nährboden, den er 
folgendermaßen zubereitete: Eine Agarschicht wurde wiederholt mit 
destilliertem Wasser ausgelaugt. Nach 7—14 Tagen, je nach der 
Dicke dieser Agarschicht, sind bereits alle organischen Teile daraus 
ausgelaugt. Dann fügte Beijerinck Kreide hinzu und kochte die 
Mischung. Damit die Amöben auf diesem Nährboden Nitrate bilden 
können, fügt Beijerinck noch 0,5 Proz. NH 1 NaIIP0 1 und 0,05 Proz. 
CaCh hinzu. 

Schardringer (72) züchtete Amöben als mutmaßliche Erreger 
der Dysenterie. Den Nährboden, auf dem er seine Amöben züchtete, 
bereitete er in der Weise, daß er zu einem wässerigen Heuaufguß 
(30 — 40 g auf 1 1 Wasser) 1 — 1 l / t Proz. Agar binzufügte. Um 
Kulturen zu erhalten, beschickte er zuerst den Heuaufguß mit dem 
zu untersuchenden Objekt (z. B. mit schmutzigem Wasser) und ließ 
den Aufguß 24 Stunden lang bei 37 4 C stehen. Erst nach Ablauf 
dieser Zeit injizierte er diesen befruchteten Heuaufguß in das Kon- 
densationswasser des obenerwähnten Agars mit Heu und bespülte mit 
diesem Wasser die Oberfläche des Agars. Nach einigen Tagen wuchsen 
darauf, abgesehen von Bakterien, Gebilde, die den Kolonieen großer 
Kokken ähnlich waren. Hiermit beschickte er neue Agarplatten und 
erhielt bei entsprechender Verdünnung Protozoen in Reinkultur. 
Wenn die Kulturen rein sein sollen, müssen sie zu wiederholten 
Malen auf die Oberfläche des Agars mit Heuaufguß gegossen und erst 
hierauf auf den flüssigen Nährboden übertragen werden. 

Wenn es sich um Züchtung der Amöben aus Stuhlentleerungen 
handelte (bei einem Typhuskranken, bei welchem die mikroskopische 
Untersuchung keine Amöben nachwies), so veriinpfte Schardringer 
sie auf einen Heuaufguß und übertrug sie erst nach 3 Tagen, wenn 
das Mikroskop zahlreiche Amöben darin zeigte, auf gewöhnliche 
Gelatineplatten; auf diesen wählte er wiederum die Stellen, die nur 
Amöben enthielten und verimpfte sie wiederholt auf das Kondensations- 
wasser des obenerwähnten Agars mit Heu. Er wiederholte diese 
Ueberimpfung 6 mal und erhielt beim letztenmale fast Reinkulturen 
der Amöben. Dies Kulturen enthalten stets eine gewisse Anzahl 

16 * 


244 


VV. Janowsiki 


Bakterien, denn diese befinden sich in den Amöben selbst. Schar- 
d ringer hält seine Amöben für identisch mit Amoeba coli. 
Ihre Größe beträgt 15 — 20 fi. Die encystierten Formen entwickeln 
sich am raschesten auf der schrägen Agarfläche. Auch im kon- 
densierten Agarwasser gewahrt man fast nur encystierte Amöben. 
Sie sind rund oder eckig, haben einen farblosen Saum und enthalten 
in ihrem hellbräunlichen Inneren 1 — 2 Kerne. Sind die Amöben auf 
kondensiertes Agarwasser verimpft, so sieht man sie bereits nach 
2-tägigem Stehen der Eprouvetten im Thermostaten auf die schräge 
Agarfläche kriechen und ’/* ihrer Höhe resp. Länge wie mit feinem 
Sande bedecken. Wird ein kleiner Teil dieser sandartigen Masse in 
den hängenden Tropfen gebracht, so erhält man daraus lebendige, 
sich rasch bewegende Amöben in Menge. Wird ein solcher hängender 
Tropfen 3 — 4 mal über der Flamme hin- und herbewegt, so erhält 
man in jeder Amöbe einen hellrötlichen Kern in einer schmalen, 
grünlichen Hülle. Der Verf. ist der Ansicht, daß Amoeba coli 
nicht so allgemein verbreitet ist, wie Manche glauben. Wenigstens 
hat er bei vielen, zu diesem Behufe angestellten Untersuchungen von 
Typhusfällen keine Amöben daraus erhalten. 

Schließlich muß noch erwähnt werden, daß letzthin Gorini (30) 
eine kurze Notiz veröffentlicht hat, in welcher er angiebt, Amoeba 
zymophila lasse sich auf der gewöhnlichen nicht alkalischen Kar- 
toffel züchten. Ich glaube jedoch, daß dieses Faktum jedenfalls bei 
der Isolierung der in Stuhlentleerungen gefundenen Amöben nicht 
mit in Betracht kommen kann. 

Betrachten wir nun das bis jetzt gesammelte Material über die 
Bedeutung der Amöben für die Aetiologie der Dysenterie etwas näher. 
Der Umstand, der hauptsächlich zu Gunsten des Einflusses der Amöben 
auf Entstehung der Dysenterie in den Tropen und in einigen Staaten 
Amerikas sprach, war uud ist sogar noch jetzt nur das konstante 
Auffinden einer größeren Amöbenmenge in jedem derartigen Dysenterie- 
falle in den Faeces resp. im Eiter und in zur Untersuchung ge- 
langenden Schnitten aus dem Darme der betreffenden Kranken. Indem 
ich hinsichtlich der Einzelheiten auf die entsprechenden Referate ver- 
weise, erinnere ich hier nur daran, daß Koch (45) in 4 Dysenterie- 
fällen Amöben in Darmschnitten, Kartulis (41) aber sie konstant 
in 150 Dysenteriefällen faud, während er sie bei anderen Erkrankungen 
der Verdauungswege nie nachweisen konnte; daß Hlava (35) in 
60 Dysenteriefällen Amöben entdeckte, daß endlich Kartulis (42) 
sie in einer ganzen Reihe von Abscessen fand, welche die Dysenterie 
in Aegypten komplizierten, später aber noch (43) in einer neuen 
zahlreichen Serie von ihm untersuchter dysenterischer Stühle. Auf 
diese Weise umfaßte im Jahre 1889 die persönliche Erfahrung 
Kartulis’ 500 Fälle von Dysenterie in Aegypten. Im Jahre 1890, 
1891 und 1892 wurde die Anwesenheit der Amöben bei Dysenterie 
sowohl in den Stühlen selbst (Osler, Simon, Dock, Council- 
man und Lafleur, Stengel) wie auch in den die Dysenterie 
komplizierenden Leberabscessen (Osler, Dock, Councilman und 


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Zur Aetiolngie der Dysenterie. 


245 


| Lafleur) und in Dannschnitten durch zahlreiche Forschungen be- 
stätigt. Auch Vivaldi (78) fand sie in 20 Dysenteriefällen in 
Padua, Kruse und P a s q u a 1 e (47, 48) in Darmschnitten, R o o s (71) 
aber bei experimentell an Katzen hervorgerufener Dysenterie. Hier- 
her gehören endlich noch die von Pfeiffer (66) aufgezeichneten 
Fälle von Dysenterie bei Kindern, die von Lobas (51) in Sachalin 
beschriebene Dysenterieepidemie, der von Nasse (59) mitgeteiltc 
Fall eines Leberabscesses (die Dysenterieinfektion erfolgte in Florida), 
ein ganz analoger von Peyrot und Roger (65) veröden tlichter Fall 
und schließlich 2 von Indien nach London verschleppte [Harold (34) 
und Curnow (24)] und von Sumatra nach Oesterreich verschleppter 
und von Kov&cs (46) beschriebener Fall. 

Allein die Bedeutung des Faktums, daß in zahlreichen Dysenterie- 
failen Amöben gefunden wurden, wurde wieder durch die Publikationen 
anderer Autoren abgeschwächt, welche zeigten, daß die Amöben bei 
Fntstehung mancher Dysenteriefälle nur eine indirekte Rolle spielen. 
Hierher gehört sogar die erste Beobachtung dieser Art von Loesch 
(52), der, auf seinen allgemein bekannten Fall von Dysenterie gestützt, 
die Amöben keineswegs für die alleinigen Urheber dieses Falles 
erklärte, sondern nur behauptete, sie hätten denselben in die Länge 
gezogen. Ferner ist hier der zweite Fall von Quincke und Roos 
(69) und Piccardi’s (67) erster Fall zu erwähnen, in welchem 
Amöben zugleich mit anderen Protozoen gefunden wurden. In dem 
ersten dieser Fälle ist außerdem die Natur der Amöbe selbst, die 
Quincke und Roos nicht mit Loesch’s Amoeba coli identi- 
fiziert sehen wollen, nicht ganz klar. Auch Dock (25) und nach 
ihm Vivaldi (78) erkennen den Amöben nur eine vermittelnde Rolle 
in der Aetiologie der Dysenterie zu; letzterer giebt die Rolle der 
Amöben in der Aetiologie der Dysenterie zu, ist aber der Ansicht, 
daß zur Hervorbringung der diese Krankheit charakterisierenden 
Veränderungen die Mitwirkung der Bakterien erforderlich sei. 

Noch mehr wird die Bedeutung des Faktums, daß in jedem Falle 
von Tropendysenterie Amöben gefunden werden, durch die von anderen 
Verff. gesammelten Daten untergraben, welche zeigen: 1) daß Amöben 
auch bei anderen Krankheiten des Verdauungstraktus, nicht bei Dy- 
senterie allein Vorkommen und '2) daß man sie sogar bei Gesunden 
beobachtet hat. 

Thatsächlich bezieht sich einer der ersten Berichte über Amöben 
im Stuhle auf die Choleraepidemie in Indien: Cunningham und 
Lewis (22) fanden damals in den Stuhleutlcerungen von 18 Proz. 
•holerakranker Amöben. Nach Jahren, als durch K artul is und 
Hlava die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Amöben gelenkt 
worden war, wurde ihr Ruf als spezifische Erreger der Dysenterie 
wieder durch Massiutin (56) geschädigt, der sie 6 mal im Ver- 
dauungsapparate fand, darunter nur einmal bei Dysenterie. Ich bin 
ffieinesteils der Ansicht, daß in dieser Hinsicht kein zu großer Wert 
auf Massiutin ’s Arbeit zu legen ist, da erstens nicht bekannt ist, 
ob er in allen seinen Fällen dieselben Amöben gesehen und da 
zweitens 3 seiner Beobachtungen in ätiologischer Hinsicht noch so 



246 


W. Janowski, 


wenig sicher sind, daß Massiutin, wie wir bereits wissen, außer 
Amöben auch Cercomonaden darin fand. Aus denselben Gründen ist 
auch die Beobachtung von Fenoglio (28) nicht ganz beweisend, 
der in einem Falle Amöben gesehen, welcher seiner Beschreibung 
nach keine eigentliche Dysenterie zu sein scheint. Zancarol (85) 
bemerkt gleichfalls, daß Amöben zuweilen auch bei anderen Er- 
krankungen, als bei Dysenterie, im Darme Vorkommen. Dasselbe 
wird von Gasser (29) betont, der in 5 Fällen von Diarrhöe bei 
nicht Dysenterischen Amöben fand, wie auch Casagrandi und 
Barbagallo-Rasipiardi (14), die die Anwesenheit von Amöben 
bei Typhus konstatierten. 

Bei Gesunden fanden Quincke und Roos (69) wie auch 
Schuberg (73) nach vorhergegangener Verabreichung von Karls- 
bader Salz in den Faeces Amöben. Außerdem fanden Kruse und 
Pasquale (47, 48) bei ganz Gesunden in Deutschland und in 
Italien ebenfalls Amöben, die sie für Amoeba coli hielten. Diese 
Beobachtungen werden gewöhnlich als Gegenbeweis gegen die Spezi- 
fizität der Amöben für die Dysenterie citiert. Allein auch hier 
muß ich bemerken, daß sich die Gattung der in diesen Fällen ge- 
fundenen Amöben noch nicht nach ihrem mikroskopischen Aussehen 
bestimmen läßt. Allein die Beobachtungen von Celli und Fiocca 
(18) verdienen in dieser Hinsicht vollständig Glauben. Aber die 
Verff. fanden Amoeba coli nur bei 2 gesunden Kindern und bei 
einem gesunden Erwachsenen. Davon abgesehen, fanden sie dieselben 
nur bei Dysenterie in den Faeces. 

Fassen wir nun die Resultate der Stuhluntersuchungen auf 
Amöben in den verschiedenen Fällen zusammen, so gelangen wir zu 
dem Schlüsse, daß dieselben an sich noch kein genügendes Material 
ergeben haben, um die Rolle der Amöben bei Dysenterie endgilUg 
feststellen zu können, denn diese wurden zwar in sehr zahlreichen 
Dysenteriefällen gefunden, andererseits aber sind analoge oder schein- 
bar analoge Gebilde auch in den Stühlen von Kranken, die an anderen 
Störungen im Verdauungsapparat litten, und sogar bei Gesunden nach- 
gewiesen worden. Außerdem muß hervorgehoben werden, daß bei 
weitem nicht alle Autoren in jedem Falle von Tropendysenterie 
Amöben gefunden haben, wie Kartulis behauptet. Kruse und 
Pasquale (48) z. B. haben unter 50 Fällen von Dysenterie nur in 
40 Amoeba coli gefunden, Gasser (20) nur in der Hälfte seiner 
Fälle und Celli und Fiocca (18), die nur die mikroskopischen 
Untersuchungen aus einer Reihe (54) Dysenteriefälle zur Kontrolle 
verwandten, haben Amoeba coli fast in der Hälfte derselben ge- 
funden (in 23). Es ist jedoch dabei zu erwähnen, daß fast in allen 
Dysenteriefällen ägyptischen Ursprungs (14 mal unter 16 untersuchten 
Fällen) Amoeba coli von den Verff. nachgewiesen wurde. 

Wir sehen also, daß die Resultate der mikroskopischen Stuhl- 
untersuchungen nach Inhalt und Bedeutung bei den Forschern aus 
verschiedenen Ländern nicht immer übereinstimmend lauteten. Um 
so größeren Wert besitzen andere Litteraturdaten, welche eine 
genauere Beleuchtung der Rolle der Amöben bei der Dysenterie an- 


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Zur Aetiolngie der Dysenterie. 


247 


streben. Ich habe hier die Tierexperimente mit dysenterischem 
Material im Sinne. Diese Daten zerfallen in 3 Gruppen, von deneu 
ich jede für sich betrachten werde. In der ersten soll dargelegt 
werden, welche Schlüsse sich auf Grund der bisherigen Tierinjektionen 
mit amöbenhaltigen Faeces aufstellen lassen, in der zweiten Gruppe 
soll die Bedeutung der Injektionen mit Eiter aus der Leber bei 
Dysenterie besprochen werden und in der dritten soll festgestellt 
werden, ob die bis jetzt gesammelten Daten über Amöbenkulturen 
und damit aDgestellte Tierexperimente größeren Wert besitzen. 

Die erten Experimente mit Injektion amöbenhaltiger Faeces in 
das Rectum stellte Loesch (52) an, auf dessen Arbeit man in der 
wissenschaftlichen Welt erst durch die Untersuchungen von Kar- 
tulis u. A. wieder aufmerksam wurde. Loesch injizierte 4 Hunden 
per Rectum je I — 2 % der amöbenhaltigen Faeces seines Kranken. 
Bei einem dieser Hunde kam cs zur Dysenterie, die durch die 
Sektion bestätigt wurde. 12 Jahre später injizierte Hlava (35) 
ebenfalls Tieren frische amöbenhaltige Faeces und erzielte bei 4 Katzen 
und 2 Hunden ein positives Resultat (wiewohl er nicht angiebt, 
welches). Die übrigen Injektionen (an 8 Kaninchen, 2 Hühnern, 
6 Meerschweinchen, 2 Katzen und 15 Hunden) blieben erfolglos. 
Kartulis (44) selbst injizierte 3 Katzen frische dysenterische Faeces 
per Anurn (je 10 ccm); nur eine derselben erkrankte nach 4 Tagen 
an Dysenterie und starb nach 12 Tagen. Kruse und Pasquale 
(47, 48) injizierten Katzen amöbenhaltige Faeces aus 16 Fällen und 
riefen gleichfalls 8 mal Dysenterie bei ihnen hervor. Ein analoges 
Resultat erhielten Roos (71) in 6 Fällen (unter 8) und Zancarol 
(80, 81). 

Trotzdem nun ein Teil der hier angeführten Tierexperimente mit 
Injektion amöbenhaltiger Faeces erfolgreich war, entbehren sie doch 
der Bedeutung, wenn es sich um endgiltige Lösung der Frage handelt, 
oh die Amöben die Entstebungsursache gewisser Dysenterief&lle sind 
oder ob ihnen diese Eigenschaft nicht zukommt. Nicht das Ueber- 
gewicht der negativen im Vergleiche zu den positiven Resultaten (die 
hier absichtlich zusammengestellt sind) nimmt letzteren ihre Beweis- 
kraft, auch nicht der Umstand, daß einzelne Forscher, wie Stengel 
(75) und Boas (1), dabei überhaupt kein positives oder sicheres 
tKoväcs [46]) Resultat zu verzeichnen haben, schwächt die Bedeutung 
der Experimente mit positivem Resultate ab. Selbst wenn alle per 
rectum aogestellten Tierinjektionen mit amöbenhaltigen Faeces zu 
positiven Resultaten führten, so würden auch dann noch Experimente 
dieser Art vom bakteriologischen Standpunkte aus nicht für beweisend 
erachtet werden können. Denn jedes derartige Experiment ist schon 
von vornherein unrein, und zwar aus mehreren Gründen. Abgesehen 
davon, daß schon die Injektionsstelle auf diese Weise voll fremder, 
vielleicht nicht immer ganz harmloser Keime ; sogar abgesehen davon, 
daß der Anus zuweilen für kurze Zeit zugenäbt werden muß, damit 
die Tiere die ihnen per rectum eingeführten Faeces behalten, muß 
darauf hingewiesen werden, daß ja die in dieser Weise injizierten 
Faeces außer den Amöben auch Bakterien in Menge enthalten, deren 


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248 


W. Janowski, 


Harmlosigkeit und Unschädlichkeit durchaus nicht erwiesen ist Man 
kann also von keinem positiven Resultate der auf diese Weise aus- 
geführten Experimente mit Bestimmtheit sagen, wovon es abhängt: 
von den auf diesem Wege in den Darm injizierten Amöben, von den 
im injizierten Stuhle befindlichen Bakterien oder schließlich von der 
gemeinsamen Wirkung der injizierten Amöben und Bakterien, von 
denen jede Art für sich allein vielleicht ganz ohne Wirkung auf den 
tierischen Organismus gewesen wäre. Da dies aber nun die einzigen 
drei in dieser Frage möglichen Kombinationen sind, so ist hieraus 
zu folgern, daß die bis jetzt bekannten positiven Resultate der In- 
jektion amöbenhaltiger Entleerungen in den Darm uns nicht berech- 
tigen, irgendwelche Schlußfolgerungen daraus zu ziehen, und daß 
weitere Experimente dieser Art vollkommen zwecklos wären. 

Verdienen nun vielleicht, da die Tierexperimente mit Injektion 
dysenterischer Stühle per rectum so wenig Licht auf die Rolle der 
Amöben in der Aetiologie der Dysenterie geworfen, andere Experi- 
mente, welche darin bestanden, daß der Eiter aus sekundär bei Dysen- 
terie in der Leber entstandenen Abscessen Tieren injiziert wurde, in 
dieser Hinsicht mehr Beachtung? Begreiflicherweise ist die Darm- 
injektion von Eiter, der Amöben mit Bakterien enthält, ein in keiner 
Hinsicht reineres Experiment, als dasjenige, in welchem den Tieren 
dysenterische Stuhlentleerungen per rectum eingeführt wurden. 
Allein Kruse und Pasquale (48) injizierten Tieren 7 mal per 
rectum Leberabsceßeiter und erhielten in 3 Fällen, in denen der Eiter 
keine injizierten Bakterien enthalten, bei ihnen Dysenterie. Sie halten 
diese Experimente gleichbedeutend mit der Injektion von Amöben in 
Reinkultur und sind deshalb der Ansicht, daß gerade diese Experi- 
mente sehr zu Gunsten der Pathogenität der Amöben sprechen. Diese 
Anschauung hält jedoch keine streng wissenschaftliche Kritik aus. 
Um den Injektionen per rectum von amöben haltigem Lebereiter 
eine so wichtige Bedeutung beimessen zu dürfen, müßte 1) bewiesen 
werden, daß diese Abscesse ausschließlich unter Einwirkung der 
Amöben entstehen, so daß in denselben vom ersten Augenblicke an 
absolut keine anderen Parasiten außer Amöben in Reinkulturen zu 
finden sind, 2) gezeigt werden, daß rectale Injektionen einer Amöben- 
reinkultur mit voller Bestimmtheit ihren direkten Einfluß auf Ent- 
stehung der Dysenterie nachweisen können. Allein es ist weder das 
eine, noch das andere der Fall. 

Allerdings haben einige Verff., wie Kartulis (44), Kruse und 
Pasquale (48), Ossler (62), Gasser (29), Peyrot und Roger 
(65) u. A. bei Dysenterie bakterienfreie Leberabscesse beobachtet; 
hieraus ist jedoch durchaus nicht zu schließen, daß diese Abscesse 
nur durch Amöben hervorgerufeu werden. Vorerst besitzen wir eine 
ganze Reihe von Beobachtungen, wie diejenigen von Kartulis (42, 
43) u. A., in denen die Anwesenheit von Bakterien neben den Amöben 
in Leberabscessen nachgewiesen wurde, und es liegen sogar Beobach- 
tungen vor (Zancarol), in welchen in solchen Abscessen nur Bak- 
terien, ohne Amöben gefunden worden sind. Zweitens beweist der 
Umstand, daß in Abscessen dieser Art zuweilen keine Bakterien ge- 


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Zur Aetinlogie der Dysenterie. 


249 


zeigt werden können, durchaus nicht, daß sie wirklich darin fehlen. 
Ein oder mehrere Tröpfchen solchen gewöhnlich schon alten Eiters 
(wie man sie zur gewöhnlichen bakteriologischen Untersuchung nimmt) 
brauchen keine Bakterien zu enthalten, während dieselben vielleicht 
aufzufinden wären, würde eine größere Quantität Eiter bakteriologisch 
untersucht. Wenn schließlich dieser Eiter wirklich im Moment der 
Untersuchung keine Bakterien mehr enthielte, so wäre dies immerhin 
noch kein Beweis dafür, daß er nicht ursprünglich unter Einwirkung 
der Bakterien oder wenigstens unter Mitwirkung derselben entstanden 
sein könne. Es ist eine in der Wissenschaft bekannte Thatsache, daß 
Bakterien überhaupt im Lebereiter nicht lange existieren können, ob- 
gleich die Ursachen dieser Erscheinung noch nicht ganz aufgeklärt 
sind (37). Ich glaube also, daß man selbst in solchen Fällen, wie 
dies Kartulis, Stengel u.A. gethan, annehmen kann, daß die Leber- 
abscesse durch die gleichzeitige Wirkung der Amöben und der Bak- 
terien entstehen, von denen erstere letzteren den Weg bahnen und 
vielleicht auch in der Leber selbst den Boden vorbereiten. 

Angenommen, daß der in Rede stehende Eiter außer Amöben eine 
wenn auch nur geringe Anzahl Bakterien enthält, so ist es begreif- 
lich, daß positive Resultate dieser per rectum an Tieren ausge- 
führten Injektionen mit derartigem Eiter wiederum nichts zur Auf- 
klärung dieses Punktes beitragen können. Aber auch wenn wir vor- 
aussetzen, daß dieser Eiter thatsächlich im Moment der Injektion 
steril ist, so wissen wir auch dann noch nicht, oh wir nicht zugleich 
den Tieren außer den Amöben auch noch irritierend wirkende und im 
Eiter angehäufte chemische Produkte der abgestorbenen Bakterien 
mit verimpfen, die alsdann irritierend auf den Darm wirken und ihn 
für die Einwirkung der Amöben empfänglicher machen. 

Wir sehen, mit einem Worte, daß Experimente, in denen amöben- 
haltiger Lebereiter Tieren per rectum injiziert wird, nie einwurfs- 
frei sind noch sein werden, da wir nie Gewißheit darüber haben, daß 
wir nur die Wirkung eines einzigen schädlichen Momentes auf den 
Darm untersuchen. Allein wenn wir sogar von unserer Kritik absehen 
und zugeben wollten, daß in gewissen Fällen amöbenhaltiger Leber- 
eiter gleichbedeutend mit Amöben in Reinkultur sei, so wäre auch 
dann dieses Experiment vom wissenschaftlichen Standpunkte aus nicht 
rein zu nennen, und zwar aus dem Grunde, weil sogar die Injektion 
einer Amöbenreinkultur in den Darm, wie bereits bemerkt, wegen des 
unreinen Uutersuchungsterrains ein unreines Experiment ist und uns 
uie ein Urteil darüber gestatten wird, ob der ev. im Darme ent- 
standene Krankheitsprozeß ein Ergebnis der Einwirkung der Amöben 
allein auf den Darm, oder der Zusammenwirkung der Amöben und 
der Bakterien, welche erstere im Darme angetroffen. 

Demnach ist im allgemeinen auf die Experimente, in denen Tieren 
per rectum Eiter aus die Dysenterie komplizierenden Leberabscessen 
injiziert wird, kein besonderes Gewicht zu legen. Eine Wiederholung 
derselben würde also in Zukunft zwecklos sein. Zweckentsprechender 
wäre es, Tieren solchen Eiter per os einzuführen, wozu man freilich 
erst den Zeitpunkt abwarten müßte, wenn im Eiter encystierte Formen 


250 


W. Janowsk!) 


dieser Amöben in größerer Menge vorhanden wären, denn die nicht 
encystierten Amöben sterben im Magen bald ab. 

Auch was die Injektion von Amöbenkulturen per rectum be- 
trifft, finden wir in der Litteratur keine Daten, die uns vollständige 
Aufklärung über die Rolle der Amöben bei Dysenterie geben könnten. 
Wie bereits angedeutet, würden sogar derartige Experimente mit Rein- 
kulturen der Amoeba coli noch nicht beweisend sein. Außerdem 
hat, wie bereits früher erwähnt, niemand, außer Celli und Fiocca, 
Amöben in Reinkultur gezüchtet Somit trifft die Experimente (Kar- 
fulis), in denen Amöbenkulturen per rectum eingeführt und ihr 
Einfluß auf den Darm besprochen wird, noch der zweite Vorwurf, 
daß das zu den Experimenten verwandte Material nicht rein gewesen. 

Wir sehen also, daß eine sorgfältige Durchsicht des bis jetzt in 
der Litteratur gesammelten, die Rolle der Amöben bei Dysenterie 
betreffenden Materials zeigt, daß bis heute noch keine sicheren Be- 
weise dafür vorliegen, daß diese Parasiten wirklich die Erreger der 
Dysenterie in bestimmten Ländern seien. Wenn uns die Beweise noch 
fehlen, so ist der Grund hauptsächlich darin zu suchen, daß in Er- 
mangelung von Kulturen bis jetzt die eigentliche, streng wissenschaft- 
liche Untersuchungsmethode in dieser Frage nicht angewandt werden 
konnte. Jetzt dagegen ist der Plan solcher Untersuchungen deutlich 
vorgezeichnet Es müssen Kulturen der Amoeba coli auf dem von 
Celli und Fiocca bisher mit so vorzüglichem Resultate verwandten 
Fucus crispus oder auf Agar mit Heu (Schard ringer) ge- 
züchtet werden, wenn letzteres sich thatsächlich als günstiger Nähr- 
boden für diese Parasiten erweisen sollte. Hat man in diesen Kul- 
turen encystierte Amöbenformen erhalten, so müssen dann Tiere damit 
gefüttert werden. Selbstverständlich sind von vornherein zwei That- 
sachen als sicher vorauszusetzen. Erstens wird durchaus nicht jedes 
Tier, wenn es in gesundem Zustande mit den in Rede stehenden 
Kulturen gefüttert wird, sich für Dysenterie disponiert erweisen. 
Deshalb müssen nicht nur gesunde, sondern auch allerlei allgemeinen, 
besonders aber lokalen (hinsichtlich des Verdauungstractus) schädlichen 
Noxen ausgesetzte Tiere mit diesen Kulturen gefüttert werden. Wenn 
auch nur ein gewisser Teil solcher Experimente zu einem positiven 
Resultate, d. h. zur Hervorrufung der Dysenterie bei Tieren, führt, 
so wird die Frage als gelöst zu betrachten sein, und wir können als- 
dann Amoeba coli als einen bei Entstehung der Dysenterie eine 
wichtige, direkte Rolle spielenden Parasiten bezeichnen. Es wäre 
zu viel verlangt, wenn man erwartete, daß jedes derartige Experiment 
ein positives Resultat geben müsse. Man kann a priori sagen, daß 
sich solche Resultate bei der Amöbeninjektion, wie auch bei der In- 
jektion anderer Bakterien nicht erzielen lassen. 

Zweitens dürfte sich dabei erweisen, daß aus schweren Dysen- 
teriefällen gezüchtete. Amoeba coli bei Tieren weit leichter zu 
Erkrankungen führen, als dieselbe aus anderen Fällen (z. B. Kinder- 
diarrhöe) oder aus Kloakenkot oder Teichschlamm gezüchtete Amöbe. 
Meiner Ansicht nach muß das sogar der Fall sein, denn die Annahme, 
daß die Symbiose mit gewissen Bakterienarten die Virulenz der Amöben 


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Zur Aetiologie der Dysenterie. 


251 


selbst steigere, scheint mir nicht unwahrscheinlich zu sein. Ueber- 
blicken wir das bisher gesammelte Material aufmerksam, so ersehen 
wir daraus, daß dieser Parasit fakultativ an verschiedenen Stellen 
auf unserer Erdkugel vorkommt und daß seine Bedeutung für den 
Menschen, je nach den Bedingungen, unter welchen er in den mensch- 
lichen Organismus gelangt, ganz verschiedenartig sein kann. An 
manchen Orten Europas (Italien, Deutschland) gelangt dieser Parasit 
aus der Umgebung in den Darm, ohne hier augenscheinlich irgend- 
welche den Darm zur Entwickelung der Amöben disponierenden Bak- 
terien vorzufinden. In anderen Gegenden aber (Indien, Aegypten, 
Vereinigte Staaten) gelangen die Amöben entweder im Verein mit 
Bakterien, die ihnen den Boden zu ihrer Entwickelung vorbereiten, 
in den Darm, oder finden im Darme Bakterien vor, die ihnen bei 
Entfaltung ihrer Thätigkeit behilflich sind. Von der Art dieser Sym- 
biose, vielleicht auch von der sekundären Infektion in der einen und 
in der anderen Serie von Fällen, hängt meiner Ansicht nach der mehr 
oder weniger schädliche Einfluß der Amöben auf den Darm und die 
von den Amöben im Darme erworbenen Eigenschaften ab, deren Ver- 
schiedenheit sich, glaube ich, experimentell in der obeu erwähnten 
Weise würde feststellen lassen. 

Wie schon am Anfänge dieser Arbe t bemerkt, ist es mir nie ge- 
lungen, Amoebacoli zu finden. Aus diesem Grunde war es mir 
nicht möglich, selbst die Untersuchungen anzustellen, die ich weiter 
oben für unumgänglich notwendig zur Feststellung der Bedeutung 
der Amoeba coli in der Aetiologie der Dysenterie erklärt habe. 
Ich bin jedoch überzeugt, daß, gleichwie einerseits die Symbiose ver- 
schiedener Bakterien die Ursache heftiger Dyscnterieepidemieen in 
verschiedenen Gegenden ist, die bald durch die eine, bald durch die 
andere Bakterienart hervorgerufen werden, andererseits die Symbiose 
zwischen Amoeba coli und gewissen Bakterienspecies ersteren die 
Fähigkeit verleiht, das Primum movens der Dysenterieentstehung 
in den Tropen zu werden. Haben dann die in Bezug auf ihre Eigen- 
schaften veränderten Amöben ihre zerstörende Thätigkeit angetreten, 
so wird dieselbe dann im Verein mit ihnen von den Bakterien fort- 
gesetzt. Dies hängt nur noch von den eine sekundäre Infektion er- 
möglichenden lokalen Bedingungen ab und steht durchaus nicht im 
Widerspruche mit der Annahme, daß es Gegenden giebt, in welchen 
eine besondere Dysenterieform vorkommt, die nicht ohne Amöben, als 
Urheber derselben, zustande kommen kann. Wenn wir die einzelnen 
Krankheitsgeschichten und Sektionsbilder bei einigen Autoren (Koch, 
Councilman und Lafleur, Kruse und Pasquale u. A.) ein- 
gehender studieren, so drängt sich uns die Ueberzeugung auf, daß 
die betreffenden Verff. eine in klinischer und in anatomischer Hinsicht 
von unserer gewöhnlichen Dysenterie differierende Krankheit be- 
obachtet haben und daß thatsächlich das konstante Auftreten von 
Amöben die Verff. auf den Gedanken brachte, es bestehe ein inniger 
ursächlicher Zusammenhang zwischen diesen Amöben und jener be- 
sonderen Dysenterieform. Wenn diese Anschauung noch nicht allge- 
mein angenommen ist, so ist der Grund darin zu suchen, daß man 


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252 


W. Janowski, 


bis heute keine experimentellen Daten zum Belege dafür erbringen 
konnte. Jetzt aber, wo man sich mit dem besten Erfolge und von 
mehreren Seiten aus der Amöbenzucht zugewandt hat, wird hoffent- 
lich die ganze Angelegenheit bald einen anderen Anstrich bekommen. 
Es ist anzunehmen, daß solche, mit Berücksichtigung der oben an- 
geführten Punkte anzustellenden Experimente die in dieser Hinsicht 
noch herrschenden Zweifel beseitigen, das bisher in der Wissenschaft 
gesammelte klinische und anatomische Material stützen und bestätigen 
und somit beweisen werden, daß eine besondere durch Amöben bervor- 
gerufeue Dysenterie (Amoebic dyseuterie) existiert. 


Wenn wir schließlich alles, was bis jetzt über die Aetiologic der 
Dysenterie bekannt ist, in einen Satz zusammenfassen wollen, so wird 
derselbe folgendermaßen lauten: Die Dysenterie ist eine ätiologisch 
nicht einheitliche Krankheit und wird aller Wahrscheinlichkeit nach 
nie durch die Einwirkung eines einzelnen Parasiten, sondern durch 
Zusammenwirkung mehrerer Varietäten auf den Organismus hervor- 
gebracht. Aus den bis heute in der Litteratur vorhandenen Daten 
kann man schließen, daß die Ursache der gewöhnlichen Dysenterie 
irgeud eine Bakterienassociation ist; eine ihrer Formen aber, die sich 
in klinischer und anatomischer Hinsicht von den übrigen unterscheidet, 
die sog. Tropendysenterie, wird aller Wahrscheinlichkeit nach durch 
die Assoziation einer bestimmten Ainöbenspccies mit Bakterien her- 
vorgerufen. 

18. Nov. 1896. 


Litteratur *). 

1) Arnaud, O., Recherche» sur lYtiologie de la dyseuterie aigue des pays chaud>. 
(Anoales d'lnst. Pasteur. 1894. No. 7. p. 495.) 

2) B abo a , V. et Zigura, V., Etüde sur l’ent^ro-hlpatite suppmee endemique. (Annale» 
de l’Institut de puthologie et de bact^riologie de Bucarest. 1895. p. 211 — 255. 
Mit 3 Tafeln.) 

3) Basch , Anatomische und klinische Untersuchungen über Dysenterie. (Virchow's 
Archiv. Bd. XLV. 1869. p. 204.) 

4) Ba umgarten, P., Die pathologische Mykologie. Bd. II. 1890. p. 938. 

5) Bern dt, F., Protozoen in einem Leberabsces». (Deutsche Zeitschr. f. Chirurgie. 
Bd. XL. 1894. Heft 1—2. p. 163.) 

6) Hertrand, L. et Baucher, Nou veile 4tude bacteriologique des seile» dans la 
dyseuterie n ostras dpid4mique. (Ga* hebdomadalre. 1893. No. 40. p. 474.) 

7) Heijerinck, M. W., Kulturversuche mit Ainöbeu auf festem Substrate. (Centr 
f. Bakt. Bd. XIX. 1896. No. 18. p. 257.) 

8*) Biggs, H. M , History of an epidemic of dysentery at the Almshouse, Blackwell'» 
Islaud, New York. (New York, medic. Journal. 1887. No. 13. Nach Baum- 
gar t e n ’s Jahrbüchern.) 

9) Blanchard, Parasites animaux. (Traite de pathologie g6n4rale. Vol. II. Paris 
1896. p. 654 — 685 und 688—703.) 


1) Das * bedeutet Arbeiten, die mir nur aus Referaten bekannt sind. 


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Zur Aetiologie der Dysenterie. 253 

10) Boas, J. t Ueber Amöbenenteritis. (Deutsche med. Wochenschr. 1896. No. 14. 
p 214 — 218.) 

11) Bore har dt, De l'enterite atnebienne. (Sem. m£d. 1896. No. 11. p. 87.) 

12) Cahen, E., Ueber Protozoen im kindlichen Stuhle. (Deutsehe med. Wochenschr. 
1891. No. 27. p. 853.) 

13*) Calandruccio, Animali parassiti doll' uomo in Sicilia. (Atti doll* Accademia 
Gioenia. Serie IV. Vol. 11. 1890. p. 95.) Nach Piccardi (64) und Wesen er 
(76). 

14) Casagr&ndi e Rarbagallo-Rapiaardi, Süll' amoeba coli Loesch ; ricerche 
biologiche e cliniche. (Accad. Gioenia di scienze naturali di Catania. Seduta del 
27. 1. Catania 1895. 8*. p. 15. u. seduta del 24. XI. 1895. p. 13.) 

15) Celli, A. und Fiocca, R, Beiträge zur Amöbenforschung. (Centralbl. f. Bakt. 
Bd. XV. 1894. No. 13—14. p. 470.) 

16) D i es e 1 b e n , Contributo alla conoscenza della vita delle amebe. (La Riforum 
medica. 1894. No. 187. p. 435. — Dasselbe im Centralbl. f. Bakt. Bd. XVI. 1894. 
No. 8 u. 9. p. 329.) 

17) Dieselben, Ueber die Aetiologie der Dysenterie. (Centralbl. f. Bakt. Bd. XVII. 
1895. No. 9 u. 10. p. 309.) 

18) Dieselben, Intorno alla biologia delle amebe. (Bulletino della R. Accademia 
medica di Koma. Anno XXI. 1894 — 1895. Fascicolo V. Roma. 40 p. und 2 Tafeln. 
Nach einem Separatabdrucke vom Verfasser. Ein Teil derselben Arbeit im Centralbl. 
f. Bakt. Bd. XIX. 1896. No. 14 u. 15. p. 537.) 

19) Cbantemesse et Widal, Sur le microbe de la dysent£rie epidemique. (Bull, 
de l’Acad. de medecine. T. XIX. 1888. p. 522.) 

20) Council man, W. T. and Lafleur, H. A., Amoebic dysentery. (Johns Hopkins 
Hospital Reports. 1891. No. 7, 8, 9 p. 395 — 548. Nach einem Separatabzuge.) 

21) Crimer, E., Neuere Arbeiten über Tropenruhr oder Amöbendysenterie. (Centralbl. 
f. allg. Pathologie. Bd. VII. 1896. No. 4. p. 138.) 

22 % ) Cunningham and Lewis, Sixth annual report of the sanitary commissioner 
with the Governmeut of India. 1870, und Sanitary report on cholera to the Go- 
vernor of India. 1870. (Nach No. 20.) 

23*) Dieselben, On the development of certain microorganisms oeenring in the in- 
testinal canal. (Quartcrly Journal of microscopical science. Vol. XXI. 1881. Nach 
No. 20 und 29.) 

24) Curnov, John, Hepatic abscess followed by amoebic dysentery, Operation, 
recovery. (Lancet. 1895. Vol. I. No. 3740. p. 1109.) 

25) Dock, G., Observation» on the Amoeba coli in dysentery and abscess of the liver. 
(Daniels Texas Medical Journal. 1891. p. 419 — 431.) Nach einem Separatabdruck 
vom Verfasser. 

26) Eichberg, Hepatic abscess and the Amoeba coli. (The medical News. Vol. L1X. 
1891. No. 8. p. 201.) 

27) Fajardo, F., Ueber amöbische Hepatitis und Enteritis in den Tropen (Brasilien). 
(Centralbl. f. Bakt. Bd. XIX. 1896. No. 20. p. 753.) 

28) Fenoglio, J., Entöro collte par Amoeba coli. (Arch. italiennes de medecine. 
T. XIV. 1890. p. 62—70 ) 

29) Gas er, J, Notes sur les canses de la dysenterie. (Arch. de med. expörim. 
1895. No. 2.) 

30) Gorini, Die Kultur der Amöben auf festem Substrate. (Centralbl. f. Bakt. 
Bd. XIX. 1896. No. 20. p. 785.) 

31) Grassi, B. f Dei protozoi parassiti e specialmente di quelli che sono nelf nomo. 
(Sunto preventivo.) (Gazetta medica italiana. Lombardia 1879. No. 45. p. 445 

-448.) 

32) Derselbe, Intorno ad alcuni protisti eudoparassitici ed appartenenti alle classi 
dei flagellati, lobosi, sporozoi e ciliati. (Atti della societk Italiana di scienze na- 
turali. Vol. XXIV. Milano 1882. Fase. 2—3. p. 135—224. Con 4 tAvole.) 

33) Derselbe, Siguificato patologico dei protozoi parassiti doll’ uomo. (Atti della 
Reale Accad. dei Lincei, Rendieonti. Vol. IV. 1888. p. 83.) 


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254 W. J a n o w s k i , 

34) Harold, Case of Dysentery wlth Amoeba coli in tbe stools. (British med. Journal. 
1892. Vol. II. (81. Xil ) p. 1429.) 

35) III m, O. (Uplavici), Piedbezne sdcteui. (Nach einem Referate im Ceutialbl. f. 
Hakt. Hd. I. 1887. No. 18. p. 587.) 

36) Jauovski, W., Kritische l'ebersicht der Methoden der Behandlung der Dysen- 
terie. (Kronika Lekarska. 1892. No. 12. p. 783.) [Polnisch.] 

37) Derselbe, Die Ursachen der Eiterung vom heutigen Standpunkte der Wissen- 
schaft aus. (Ziegler’s Beitrage. Bd. XV. 1894. Heft Ul.) 

38) Derselbe, Heber Flagellaten im menschlichen Stuhle und ihre Bedeutung in der 
Pathologie des Darmkauals (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XXXI. lieft 5 — 6 ) 

39) Jürgens, Verh. d. Vereins f. iunere Med. (Deutsche med. Wocheuschr. 1892. 
No. 20. p. 454.) 

40) Kartulis, Ueber Riesenamöben (?) bei chronischer Darmentzündung der Aegypter. 
(Virchow’s Arch. Bd. XC1X. 1885. p 145) 

41) Derselbe, Zur Aetiologie der Dysenterie in Aegypten. (Virchow’g Arch. 
Bd. CV. 1886. p. 521.) 

42) Derselbe, Zur Aetiologie der Leberabscesse. Lebende Dysenterieamöben im 
Eiter der dysenterischen Leberabscesse. (Centralbl. f. Bakt. Bd. II. 1887. No. 25. 
p. 745). 

43) Derselbe, Ueber tropische Leberabscesse und ihre Verhältnisse zur Dysenterie. 
(Virchow’s Arch. Bd. CXVUI. 1889. p. 97.) 

44) Derselbe, Einiges über die Pathogenese der Dysenterieamöben. (Centralbl. f. 
Bakt. Bd. IX. 1891. No. 11. p. 365.) 

45) Koch, R., Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte, Berlin. Bd. Hl. 1887. 
Anlagen, p. 65*. 

46*) Koväcs, J., Beobachtungen und Versuche über die sogenannte Amöbendysenterie. 
(Zeitschr. f. Heilkunde. Bd. XIII. 1892. p. 509. — Nach einem Referat im Centralbl. 
f. allg. Patb. 1893. No. 3. p. 119 und nach Baumgarten ’s Jahrbüchern. 
Bd. VU1. 1892. p. 425.) [Original vergriffen.) 

47) Kruse and Pas quäle, Eine Expedition nach Aegypten zum Studium der Dysen- 
terie und des Leberabscesses. (Deutsche med. Wochenschr. 1893. No. 15. p. 354 
und No. 16. p. 878.) 

48) D i e s e 1 b e n , Untersuchungen über Dysenterie und Leberabscess. (Zeitschr. f. 
Hygiene. Bd. XVI. 1894. No. 1. p. 1—148. Mit 6 Tafeln.) 

49) Lambl, W., Beobachtungen und Studien aus dem Gebiete der pathologischen 
Anatomie und Histologie. [Aus dem Franz-Josef Kinderhospitale in Prag.] Prag 
1860. p. 365—366. 

60) L ave ran, Etiologie de la dysenterie. (Sem. mäd. 1893. p. 508.) 

51) Lobas, N., Aus der Kasuistik der ainöbiachcu Erkrankungen. (W T ratsch. 1894. 
No. 30. p. 846.) [Russisch.] 

52) Loesch, F., Massenhaffe Entwickelung von Amöben im Dickdarme. (Virchows 
Arch, Bd. LXV. 1875. p. 196.) 

63) Lutz, A., Zur Kenntuis der Amöben bei Enteritis und Hepatitis. (Centralbl. f. 
Bakt. Bd. X. 1891. No. 8. p. 241.) 

54) Madan, La disentäria en Playa de Judios. (Crönica med. quirurgica de la Ha- 
bana. 1894. p. 395—405 ) 

55) Maggiora, A , Einige mikroskopische und bakteriologische Beobachtungen wäh- 
rend einer epidemisch-dysenterischen Darmentzündung. (Centralbl. f. Bakt. Bd. XL 
1892. No. 6—7. p. 123.) 

55 1 ) Mann er, F., Ein Fall von Amöbendysenterie und Leberabscess. (Wiener klin. 
Wochenscbr. 1896. No. 8 und 9. — Nach einem Separatabdruck.) 

56) Massiutin , Ueber Amöben als Dickdarmparasiten. (Wratsch. 1889. No. 25.) 
[Russisch.] 

57) Miller, C. O., Ueber aseptische Protozoeukulturen und die dazu verwendeten 
Methoden. (Centralbl. f. Bakt. Bd. XVI. 1894. No. 7.) 


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&ur Aetiologle der Dysenterie. 


255 


58*) Mas s er, University medical Magazine. Vol. III. 1890. [Nach No. 20.) 

59) Nasse, Ueber einen Amöbeubefund bei Leberabscessen and Dyseuterie. (Deutsche 
med. Wocbenschr. 1891. No. 28. p. 881.) 

60) Ogata, M., Zar Aetiologie der Dysenterie. (Centr&lbl. f. Bukt. Rd. XI. 1892. 
No. 9—10. p. 264.) 

61) Derselbe, Ueber die Reinkulturen gewisser Protozoen (Infusorien). (Ccntralbl. 
f. Hakt. Rd. XIV. 1893. No. 6. p. 166.) 

62) Osler, W., Ueber die in Dysenterie und dysenterischem Leberabacess vorhandenen 
Amöben. (Centralbl. f. Hakt. Bd. VII 1890. No. 23. p. 736. — Dasselbe in Johns 
Hopkins Hospital Bulletin. Vol. I. 1890. No. 5 p. 53.) 

63) Ferro ncito, E., 1 parassiti dell* uoino e degli aniinaii utiii. Milano 1882. 

64) Petro ne , Nota sulF infezioue dissenterica. (Lo sperimentale. 1884. Maggio. p. 509.) 

65) Peyrot et Roger, Abc&s dysentcrique da foie ne contenant que des amebes. 
(Sem. m£d. 1896. No. 18. p. 143.) 

66) Pfeiffer, L., Die Protozoen als Krankheitserreger. 11. Aufl. Jena 1891. 

67) Piccardi, O., Alcuni protozoi delle feci dell’ uomo. (Oiornale della Reale Ac- 
caderaia di medicina di Torino. Vol. 1. 1895. Fase. 3 — 4. Nach einem Separat- 
abdruck. Dasselbe verkürzt in französischer Sprache. Sur quelques protozoaires 
des seile» de l’homme. (Le progrfcs medical. 1895. No. 23. p. 377.) 

68) Pos n er, Ueber Amöben im Harn. (Berl. klio. Wochenschr. 1893. No. 28.) 

69) Quincke, H. und Koos, E., Ueber Amöbenenteritis. (Beri. klin. Wochenschr. 
1893. No. 45. p. 1089.) 

70) Rib bert, Ueber einen bei Kaninchen gefundenen pathogenen Spaltpilz. (Deutsche 
med. Wochenschr. 1887. No. 8.) 

71) Koos, E. f Zur Kenntnis der Amöbeuenteritis. (Arch. f. exper. Patb. u. Pharmac. 
Bd. XXXIII. 1894. H. 6. p. 389.) 

«)8ch.rdrin K er,F„ Reinkultur von Protozoen auf festen Nährböden. (Centralbl. 
f. Bakt Bd. XIX. 1896. No. 14 — 16. p. 538.) 

73) Sch ab erg, A., Die parasitischen Amöben des menschlichen Darmes. (Centralbl, 
f. Bakt. Bd. XUI. 1893. No. 18—22.) 

74) Silvestri, E., Contributo allo Studio dell’ etiologia della dissenteria. (La Riforma 
medica. 1894. No. 22.) 

75*) Simon, Johns Hopkins Hospital Bulletin. 1890. Nach No. 24. 

76) Sten gel, A., Acute dysentery and the Amoeba coli. (Philadelphia medical News. 
1890. November, p. 500. Nach einem SeparAtabdruck.) 

77) Derselbe, The Amoeba coli. (University medical Magazine. 1892. January. 
Nach einem Separatabdruck, p. 14 ) 

78) Vivaldi, M., Le amebe della dissenteria. (La Riforma medica. 1894. No. 238.) 

79) We»ener, Unsere gegenwärtigen Kenntnisse über Dysenterie in anatomischer und 
ätiologischer Hinsicht. (Centralbl. f. allg. Pathol. Bd. 111. 1892. No. 12. p. 484 
und No. 13. p. 529 ) 

80) Zancarol, Pathologie des abeäs du foie. (Revue de Chirurgie. 1893. No. 8.) 

81) Derselbe, Dysenterie tropicale et abc&s du foie. (Le progr&s medical. 1895. 
No. 24. p. 393.) 

E., Handbuch der speziellen pathologischen Anatomie. 7. Aufl. Jena 
(Gust. Fischer) 1892. p. 544. 

83) Ren du, Deux cas d'abcfes tropicaux du foie. (Sem med. 1896. No. 86. p. 285.) 

84) Celli, Eziologia della dissenteria ne’ suoi rapporti col B. coli e colle sue tossine. 
(Aunali d'lgiene sperimentale. Vol. VL 1896. Fascicolo 2.) 


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256 


Giovanni Marenghi, 


Nachdruck verboten. 

Ueber die Beziehung zwischen der Ausscheidung 
des Stickstoffes im Stoffwechsel des Pferdes und der 
Erzeugung des Diphtherieserums. 

[Aus dem Institute für allgemeine Pathologie und Histologie an der 
Universität Pavia.J 

Von 

Dr. Giovanni Marenghi, 

Assistenzarzt. 

Bei der Darstellung des antidiphtherischen Serums darf man 
als sichere Kriterien für das mehr oder weniger gute Gelingen weder 
die lokale Reaktion, noch die Steigerung der Temperatur beim Pferde 
ansehen. Auch die Einteilung der Pferde, wie sie Roux anfänglich 
gemacht hat, in wenig empfängliche, empfängliche und sehr empfäng- 
liche, in Bezug auf die den Einspritzungen des Toxins folgende 
Reaktion hat bei der Darstellung des Serums viel von ihrem Werte 
verloren. Im allgemeinen läßt sich sagen, daß alle in der erforder- 
lichen Weise behandelten Pferde Diphtherieserum in einem bestimmten 
Grade zu liefern imstande sind, den man in der Folge nicht mehr 
übertreffen kann, sondern der vielmehr eine Tendenz zur Verminderung 
hat. Wenn nun also weder die lokale Reaktion, noch die fieberhafte 
Temperatursteigerung Exponenten für den Wert des Serums sind, 
so erhebt sich die Frage: an welche anderen Thatsachen diejenigen 
Modifikationen gebunden sind, welche dem Serum der Pferde anti- 
diphtherische Eigenschaften verleihen? Geht man vom praktischen 
Gesichtspunkte aus, so könnte man sich wohl so ausdrücken, daß es, 
um das beste Resultat zu erreichen, nötig ist, dem Pferde so viel 
Toxin als möglich in der kürzesten Zeit einzuspritzen. Dies Factum 
steht in Verbindung mit dem anderen, daß das Blutserum von Pferden, 
die man eine Zeit lang mit neuen Toxininjektionen verschont, schnell 
seine antitoxischen Eigenschaften verliert. 

Unter den Vorschriften, die mau (mehr von Analogieen als von 
direkten Erfahrungen geleitet) für die Darstellung des Serums ge- 
geben hat, besitzt diejenige, wonach man sich vor Beginn einer 
Immunisierung durch eine genaue Prüfung des Urins von der Ver- 
fassung der Nieren überzeugen soll, einen hohen Wert. Mein Zweck 
war es, näher zu untersuchen, ob und welche Modifikationen im Stoff- 
wechsel eines der antidiphtherischen Immunisierung unterworfenen 
Pferdes Vorkommen. Eine solche Untersuchung konnte auch zur 
Lösung der Frage führen, ob die Substanzen, welche dem Serum 
seine antitoxischen Eigenschaften verleihen, von einer Neuproduktion 
herrühren oder ob sie nur Substanzen sind, welche (schon im Toxin 
enthalten) im Organismus des Pferdes lediglich eine Umwandelung 
erfahren. 

Um den 24-stündigen Urin zu sammeln, habe ich zwei Apparate 
erdacht, den einen für die Pferde männlichen, den anderen für die 


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Ueber die Beziehung zwischen der Ausscheidung des Stickstoffes etc. 257 


weiblichen Geschlechts, die mir erlauben, allen Urin, und zwar den 
Urin allein, mit völliger Sicherheit aufzufangen. Die Ernährung der 
Pferde war immer dieselbe. Die vorläufigen Untersuchungen an jedem 
Pferde hatten wenigstens die Dauer einer Woche. 

Von dem Urin habe ich die Menge, die Reaktion, das spezifische 
Gewicht und den gesamten Stickstoff, sowie den gemeiniglich Stick- 
stoff des Harnstoffes genannten bestimmt. Die Untersuchung des 
Eiweißes habe ich nie unterlassen. 

Zur Bestimmung des gesamten Stickstoffes habe ich mich der 
von Willfarth modifizierten Kjelda 1- Methode bedient. Fiir den 
Harnstoff benutzte ich ein sehr einfaches Azotometer, welches (im 
Gegensatz zu dem gewöhnlichen von Esbach) erlaubt, daß das Gas 
die Temperatur der Umgebung annimmt. Für die Lösung des 
Hypobromits habe ich Knopp’s Formel adoptiert und immer die 
Vorsicht gebraucht, wenig Reagens darzustellen, weil jenes so leicht 
Alterationen unterworfen ist 

Es giebt sehr wenige vollständige Untersuchungen des Pferde- 
urins. Man pflegt eine Analyse von Salkowsky und eine von 
Wolff zu citieren. Uebrigens ist bis jetzt nichts über die den 
Injektionen von Diphtheriegift ausgesetzten Pferde veröffentlicht 
worden *). 

Hier muß ich zunächst hervorheben, daß ich bei allen meinen 
Untersuchungen vor jeder Injektion die Pferde in Beobachtung ge- 
halten habe, um die Durchschnittsmenge des ausgeschiedenen Gesamt- 
stickstoffes, sowie des Harnstoffazotes festzustellen. Im weiteren 
Verlaufe erfolgten gleichzeitig mit den Injektionen die betreffenden 
Aufnahmen (Temperatur, allgemeine und lokale Erscheinungen, che- 
mische Untersuchungen und Wertbestimmung des Serums). Die 
exakte Methode Ehrlich-Behring für die WertbestimmuDg eines 
Serums macht es möglich, daß mau, so zu sagen, die einzelnen 
Immunitätseinheiten ebenso wie die Schwankungen genau angeben 
kann. Ich habe kein Pferd im Besitze des normalen Serums gefunden. 
Alle Pferde hatten vor der Kur ein unter dem normalen stehendes 
Serum; man kaun sogar sagen, daß kein Serum einen nennenswerten 
antitoxischen Wert besaß. Zwischen dem Serum und dem durch 
künstliche Mittel (Glycerin, Natrium-Oxalat) in flüssigem Zustande 
erhaltenen Blute existiert in Bezug auf den antitoxischen Wert kein 
Unterschied. 

Unter meinen zahlreichen Beobachtungen an verschiedenen 
Pferden (10) wähle ich für meinen Zweck drei Fälle aus, weil mir 
diese am lehrreichsten scheinen und weil sie in zusammenfassender 
Weise die beobachteten Ergebnisse gruppieren. 

Ein Pferd wird nach vorhergehender Malle'inprobe den Toxin- 
injektioneo unterworfen. Das Toxin ist bei 0,1 ccm aktiv. Zu Anfang 
spritzt man 0,5 ccm ein; zwei Tage darauf wiederholt man die In- 
jektion, indem man sie bis auf 1 ccm erhöht. Die Reaktion auf 


1) Monti hat in Pferden, welche mit Diphtherietoxin eingespritzt worden, eine 
Steigerung des Indieans gefunden (A. Monti, Bollett. 8oc. Med. di Pavia. 1896. 
No 4). 

Ente Abt. XXL M. 17 


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258 


Giovanni Marenghi, 


diese zweite Einspritzung war eine außerordentliche: sehr starke 
Temperaturerhöhung (drei Tage hintereinander 39,5—40°) und ein 
ungeheueres Oedem am Ort der Injektion. Der gesamte Stick- 
stoff betrug vor den Einspritzungen durchschnittlich 40 g täglich, 
der Harnstoff 64 g. Nach der Einimpfung von 1 ccm Toxin stieg 
die Stickstoffmenge bis auf 50 — 60 g und gleichzeitig vermehrte 
sich der Harnstoff (80 g). Diese Ziffern bleiben einige Tage lang 
konstant. Dann sinken sowohl Gesamtstickstoff als Harnstoff unter 
den normalen Stand. Die Injektionen werden nach Aufhören der 
ersten imponierenden Reaktionserscheinungen fortgesetzt: bei jeder 
weiteren Injektion verlieren die reaktiven Phänomene an Intensität 
und Dauer, so daß man ziemlich schnell zur Einspritzung starker 
Dosen bis zu 1 1 Gift vorschreiten kann. Aber das Serum dieses 
Pferdes erreicht nur den antitoxischen Wert von 20 Immunitäts- 
einheiten und zu diesem Resultat gelangt man ungefähr um die 
Mitte der Behandlung. Bei einer Injektion von 500 ccm Toxin trat 
keine Erhöhung des Fiebers ein, eine sehr geringe lokale Reaktion, 
aber eine beträchtliche Zunahme des Gesamtstickstoffes und des 
Harnstoffes; jener erreichte die Ziffer von 70 g, dieser die von 122 g. 
Dieser Injektion entspricht der Beginn der antitoxischen Kraft des 
Serums. Nun ist die erste Zunahme der Gramme ausgeschiedenen 
Stickstoffes aller Wahrscheinlichkeit nach der Erhöhung des Fiebers 
zuzuschreiben (obwohl keine hierauf bezüglichen Beobachtungen vor- 
liegen und ich niemals Gelegenheit gehabt habe, den Urin von 
Pferden zu prüfen, die sich aus anderen Ursachen als infolge der 
Injektion von Diphtheriegift in fieberhaftem Zustande befanden). Die 
zweite bei weitem stärkere Zunahme steht in Verbindung mit dem 
Factum, daß das Serum antitoxische Eigenschaften gewinnt Die 
Versuchsaderlässe haben erwiesen, daß die am meisten zweck- 
entsprechende Injektion diejenige von 500 ccm Gift war. Diesseits 
wie jenseits dieser Einspritzung hat sich kein Resultat ergeben. Es 
scheint mir nicht nutzlos, hervorzuheben, daß ich mich in diesem 
Falle davon habe überzeugen können, wie auch sehr starke Gift- 
dosen an und für sich auf eine wesentliche Vermehrung des Gesamt- 
stickstoffes und des Harnstoffazotes im Urin keinen Einfluß durch ent- 
haltenen Stickstoff ausüben. Uebrigens enthält der Gesamtstickstoff, 
welcher sich in der nach den Angaben von Roux zubereiteten Bouillon 
befindet, durchschnittlich nur 3 — 4 g Stickstoff auf den Liter. 

Die Reaktion des Urins war immer stark alkalisch. Das spezi- 
fische Gewicht stand immer im Verhältnis zu der in den 24 Stunden 
gelassenen Harnmenge. 

In den Faeces erfährt der Gesamtstickstoff bei unverändertem 
Ernährungsregime keine starken Schwankungen (4 — 6 g täglich). 

In diesem Falle haben wir also starke lokale Reaktionen, be- 
trächtliche Temperaturerhöhungen, die Fähigkeit, starke Giftdosen zu 
ertragen, geringe und vorübergehende Vermehrung des Stickstoffes, 
dem entsprechend wenig wirksames Serum. Die Zunahme des Stick- 
stoffes ist von geringer Dauer, ebenso wie die antitoxische Eigen- 
schaft des Serums, wenn die Toxininjektionen nicht fortgesetzt werden, 
von geringer Dauer ist 


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Geber die Bexiehung swiscben der Ausscheidung des Stickstoffes etc. 259 


Bei einem anderen Pferde, welches nicht einmal auf die ersten 
Injektionen starke Reaktionen gezeigt, welches sogar 1500 ccm Gift 
anf einmal vertragen hat (und zwar ist dies das Maximum, bis zu 
dem ich in den nicht wenigen von mir gemachten Einspritzungen 
gelangt bin), dessen Serum auch nach der Behandlung nicht einmal 
normal genannt werden konnte, ist die Menge des gesamten Stick- 
stofles und des Harnstoffes vor und während der ganzen Behandlung 
konstant geblieben. Vielleicht würde hier die mit so großer Hart- 
näckigkeit versicherte schädliche Wirkung des Toxins auf die Nieren 
einigermaßen zweifelhaft bleiben. 

Parallel mit diesen lediglich negativen Wert besitzenden That- 
sachen gehen andere, welche die innige, zwischen der Produktion des 
Diphtherieserums und der Ausscheidung von Gesamtstickstoff und 
Harnstoffazotes bestehende Verbindung direkt erweisen. 

Bei einem Pferde haben sich von Anfang an gute, wenn auch 
nicht schwere lokale wie allgemeine Reaktionen ergeben, auch bei 
Einspritzungen von */*, U 3, 5 ccm. Die tägliche Durchschnitts- 
menge des Gesamtstickstoffes betrug vor der Behandlung 40 — 60 g 
und die des Harnstoffes 75—90 g. 

Wie gewöhnlich wurde der Anfang mit Injektionen von */s ccm 
Toxin gemacht. Dann ging man sehr schnell bis zu 1, 3, 5, 10, 20, 
50, 100 ccm vor. Die lokalen Reaktionen blieben immer mäßig; die 
Steigerung der Temperatur von 1— l 1 /* 0 war nicht konstant bei 
allen Injektionen. Von den ersten Bestimmungen an wurde ich ge- 
wahr, daß der Gesamtstickstoff und dem entsprechend das Harnstoff- 
azot Zunahmen. Bei der Injektion von 40 ccm Toxin wuchs der 
Gesamtstickstoff bis auf 80 g an und der Harnstoff bis auf 145 g. 
Dieser Einspritzung entspricht ein Wert des Serums gleich 60 I.-E. 
Ohne nennenswerte Verbesserungen im Werte des Serums und ohne 
merkliche Veränderungen in der Ausscheidung des Stickstoffes ge- 
langt man zu der Einspritzung von 350 ccm Toxin auf einmal. Die 
totale Stickstoffmenge nahm an diesem Punkte bis 125 g zu, der 
Harnstoff bis 205 g. Dies Wachstum bleibt für einige Tage das- 
selbe und das Serum erreicht den Wert von 140 I.-E. Da von 
diesem Punkte an, obwohl mit den Injektionen fortgefahren wurde, 
keine Veränderung in der regelmäßig ausgeschiedenen Stickstoffmenge 
zu bemerken war, erhielt man keine Vermehrung von Immunitäts- 
einheiten. 

Dieses Pferd bot außerdem Gelegenheit, in Bezug auf die Frage 
der sogenannten Reciprocität des Serums Beobachtungen anzustellen: 
Der hohe antitoxische Diphtheriewert verhinderte nicht, daß das 
Pferd an Tetanus starb. 

ln einem anderen typischen Falle war ich imstande, den Wert 
des Serums aus der einfachen Untersuchung des Urins zu beurteilen. 
Gleichzeitig mit der beträchtlichen (mehr als verdoppelten) Zu- 
nahme des gesamten Stickstoffes und des Harnstoffazotes erreichte 
das Serum dieses Pferdes genau 140 I.-E. Die am meisten dem 
Zweck entsprechende Injektion war diejenige von 100 ccm Toxin 
(das Toxin war aktiv bei 0,06 ccm); die lokale Reaktion war stets 
von geringer Bedeutung; die Fieberreaktion kaum bemerkbar (nur 

li* 


Dgle 



200 M.r.n ghi, Ueber di« Beziehung zwischen der Ausscheidung etc. 


für wenige Stunden stieg die Temperatur auf 89°, w&hreDd die 
normale Temperatur 37,5—38° beträgt). In der Folge habe ich 
Injektionen von 200 — 300 — 400 ccm Toxin wiederholt Auch in 
diesem Falle waren die lokalen und allgemeinen Reaktionen immer 
leicht; der ausgeschiedene Gesamtstickstoff übertraf den normalen 
nicht; und, ohne mich sehr darüber zu verwundern, konnte ich 
konstatieren, daß der antitoxiBche Wert des Serums nicht zunahm. 
Die Meerschweinchen, denen eine 200 I.-E. entsprechende Dosis ein- 
geimpft war, zeigten dieselbe lokale Reaktion. 

Das Serum vieler gut immunisierter Pferde verliert, obwohl die 
Toxininjektionen in Dosen fortgesetzt werden, nach und nach seinen 
antitoxischen Wert, ohne daß die Ursache dieser Erscheinung bisher 
aufgeklärt wäre. Diese Pferde bieten nicht geringe Schwierigkeiten, 
um sich aufs Neue zur Darstellung von Diphtherieserum benutzen 
zu lassen. Es sind die Pferde, welche zwar starke Dosen aktiven 
Toxins vertragen, deren Blutserum jedoch keinen hinlänglichen anti- 
toxischen Wert besitzt, um angewendet werden zu können. Bei 
einem dieser Pferde habe ich das Verhalten des Gesamtstickstoffes 
und des Harnstoffazotes nach jeder Injektion mit Geduld verfolgt. 
Nach einer langen Reihe von nutzlosen Einspritzungen erlangte 
dieses Pferd zwar nicht den primitiven, aber einen guten antitoxi- 
schen Wert. Es zeigte sich, daß dieser Steigerung des antitoxische 
Wertes des Serums entsprechend der gesamte Stickstoff und der 
Harnstoff beträchtlich Zunahmen. Der mittlere Durchschnitt betrug 
anfangs 65 g Gesamtstickstoff und 110,73 g Harnstoffazot ; dann 
stieg derselbe bezw. auf 98 und 136 g. Freilich war die Steigerung 
hier weniger bedeutend, aber darüber besteht kein Zweifel: es ist 
dies der aus wohl 20 Bestimmungen gewonnene Durchschnitt. 

Wenn nun diese Thatsachen mit anderen von mir angestellten 
Untersuchungen in Zusammenhang treten, so wird ihre Bedeutung 
noch größer. 

Um allen Anforderungen Genüge zu leisten, wurde einem Pferde 
so viel Blut entzogen, daß es starb. Verschiedene Organe dieses 
Tieres von gleichem Gewicht wurden nach den gewöhnlichen bakterio- 
logischen Vorschriften in Stücke zerschnitten und in gleiche Quanti- 
täten einer Normallösung vou Chlornatrium gelegt. Die Normal- 
lösung von Chlornatrium bringt bekanntlich in den Substanzen, 
welche dem Serum seine antitoxischen Eigenschaften verleihen, eine 
Alteration hervor. Nach Ablauf von 24 Stunden habe ich filtriert 
Die gewonnenen Flüssigkeiten waren von verschiedener Farbe, je 
nach dem größeren oder geringeren Blutreichtum der Organe, aus 
denen sie stammten — Leber und Milz, Muskeln, Gehirn, Lymph- 
drüsen. Nach Bestimmung des antitoxischen Wertes dieser Flüssig- 
keiten wurde eine Stufenleiter von Werten, entsprechend der Stufen- 
leiter der Farben, gewonnen. Der höchste Wert entsprach den von 
der Milz und Leber herrührenden Flüssigkeiten und betrug 10 I.-E, 
Die Synovia- Flüssigkeit, welche sich in den bei den Pferden so 
häufigen Tenosynoviten entwickelt, besitzt keinen nennenswerten anti- 
toxischen Wert. 



Fmntains, Einige Beobachtungen über die Köntgen’echen Strehlen etc. 261 

Aus diesen Untersuchungen glaube ich folgende Schlußfolgerungen 
ziehen zu dürfen: 

1) daß die Erzeugung der dem Serum antitoxischen Charakter ver- 
leihenden Substanzen vom Blute der Pferde herrührt; 

2) daß diese Produktion in inniger Verbindung mit gewissen be- 
stimmten biologisch-chemischen Prozessen steht, welche sich in 
der beträchtlichen Vermehrung des im Urin enthaltenen Gesamt- 
stickstoffes und des Harnstoffazotes kundgeben; 

3) daß, ebenso wie das andauernde Vorkommen solcher Substanzen 
im Blute, namentlich in Ansehung des Maximums der Immunitäts- 
einheiten vorübergehend ist, so auch die Zunahme des Stickstoffes 
im Urin eine vorübergehende ist; 

4) daß derartige Umwandelungen sich sehr schnell, ja beinahe 
plötzlich vollziehen, weil sie stets dem Werte des Serums ent- 
sprechen ; 

5) das Pferd hat aktiven Anteil an der Erzeugung dieser Substanzen, 
ein aktiver Anteil jedoch, dessen Exponenten sich weder im 
Fieber, noch in der lokalen Reaktion finden. 

Januar 1897. 


Nachdruck verboten. 

Einige Beobachtungen über die Wirkung 
der Röntgen’schen Strahlen auf das Gift der Tollwut. 

Von 

Or. med. E. Frantzlns, 

Assistenten des militär-medizinischen Laboratoriums au Tiflis. 

Wenn auch die Arbeiten Pasteur’s, Babes’, Roux’, Celli’s, 
Hellmann'8 und anderer Autoren uns mit dem Einflüsse vieler 
physikalischer und chemischer Agentien auf das Gift der Tollwut 
bekannt machen, so bleibt doch noch manches unerforscht. Unter 
anderem ist bis jetzt gar weniges von der Wirkung der Elektrizität 
auf das Gift toller Tiere veröffentlicht worden; auch hat bis heute 
sich noch niemand mit der Frage befaßt — welchen Einfluß die 
Röntgen’schen Strahlen auf das Virus fixe der Tollwut haben. 
Dabei liegt diese Frage doch allen, die sich täglich auf den Pasteur- 
schen Stationen mit Impfungen beschäftigen, sehr nahe. Da ich zur 
Zeit der Erfindung Röntgen ’s die antirabische Station in Tiflis 
leitete, so hielt ichs von großem Interesse, mich mit der Wirkung 
der Strahlen auf das Gift der Tollwut bekannt zu machen. Leider 
war ich erst im Sommer 1896 imstande, meine Aufgabe in Er- 
füllung zu bringen, was ich meinem Chef, Dr. med. M. V. Lunke- 
wicz, verdanke, der mir die nötigen Mittel zur Verfügung stellte. 

Sollten die Strahlen einen zerstörenden Einfluß auf das Gift der 
Tollwut haben, so hätten wir in der Röntgen’schen Erfindung ein 
Mittel gegen diese schreckliche Krankheit gefunden. 


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262 £. Frmuini, 

Da das Gift der Tollwut, wie bekannt, sich allmählich längs den 
Nerven von der Stelle des Bisses zum Mark hinaufzieht, so könnte man 
durch die X-Strahlen dieses Gift entweder an der Stelle des Bisses oder 
längs den nächstliegenden Nerven zerstören und somit dem Ausbruch 
der Krankheit Vorbeugen. Wie schon Pasteur bewiesen hat. ist 
der Hauptsitz der Tollwut das Mark der tollen Tiere, deshalb wählte 
ich dasselbe zur Lösung meiner Frage. Ich bereitete aus dem Mark 
der an Tollwut gestorbenen Kaninchen eine Emulsion, wie sie täg- 
lich auf den antirabischen Stationen zur Erhaltung der Passage vor- 
bereitet wird, und spritzte ein Teil derselben einem gesunden Ka- 
ninchen unter die Dura mater, während der andere Teil einige Zeit 
dem Einflüsse der Strahlen unterworfen wurde und dann ebenfalls 
subdural Kaninchen inokuliert wurde. Selbstverständlich wurden die 
Tiere sorgfältig beobachtet und ihre Temperatur täglich gemessen. 

Die Resultate dieser Beobachtungen sind in folgender Tabelle 
kurz zusammengefaßt. 


No, der 
Protokoll- 
bticher der 
Station 
und 

Tag der 
ImpfuDg 

Benennung 

der 

Versuchs- 

tiere 

Was wurde den Tieren 
subdural injiziert? 

Eintritt 

der 

maximalen 
Tem- 
peratur 
in C 

Unter- 
schied 
von der 
Norm 

Eintritt 

der 

Paralyse 

Unter- 
schied 
von der 
Norm 

End- 

resultate 

der 

Impfung 

1) No. 4721 
23. Juli 

Schwarzes 

Kaninchen, 

M. 

Eine Emulsion der Medulla 
oblongata des Passage-Ka- 
ninchens No. 4703. 

Am 6. Tage 
40, 

0 

Ara 6. Tage 

0 

Tod durch 
Rabies am 
12. Tage 
uacb der In- 
okulation 

2) No. 4722 
23 Jnli 

Graues 

Kaninchen, 

w. 

Idem 

Am 5. Tage 
41,4° 

0 

Am 6. Tage 

0 

Tod am 
1 12 Tage 

3) No. 74 
23. Juli 

Graues 

Kaninchen, 

M. 

Eine Portion der obigen Emul- 
sion wurde in ein Kästchen 
aus Aluminium gethan und 
l 1 /* Stunden mit den Strah- 
len bearbeitet. Das Käst- 
chen befand »ich 3 cm von 
der Tube entfernt. Die Kraft 
der Batterie glich 6 Amp&res 
und die Spirale gab einen 
Funken von 4 cm. 

Am 6. Tage 
40,8° 

+1 

(it«: 

V«r- 

»pS- 

tung) 

Am 7. Tage 

+1 

1 Tod am 
12. Tage 

4) No. 75 
23. Juli 

Graues 

Kaninchen 

M. 

Idem 

Am 6. Tage 
40,4° 

+ 1 i 

Am 7. Tage 

+1 

Idem 

5) No. 4760 
23. Aug. 

Graues 

Kaninchen, 

M. 

Eine Emulsion vom Passage- 
Kanineben No. 4749. 

Am 5 Tage 
40,2° 

0 

Am 6. Tage 

0 1 

Tod am 
9. Tage 

6) No. 93 
28. Aug. 

Graues 

Kaninchen, 

W. 

Dieselbe Emulsion nach */ 4 - 
stündiger Wirkung der 
Strahlen. 

Idem 

0 

1 

1 

Idem 

0 

Tod am 
8. Tage 

7) No. 4768 
26. Aug. 

Buntes 

Weibchen 

Eine Emulsion vom Passage- { 
Kaninchen No. 4748. 

Idem 

0 j 

Idem 

0 

Tod am 
| U. Tage 


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Einige Beobachtungen über die Wirkung der Röntgen'schen Strahlen etc. 263 


No. der 
Protokoll- 
bucher 
der Station 
und 

Tag der 
Impfung 

Benennung 

der 

Versuchs- 

tiere 

Was wurde den Tieren 
subdural injiziert? 

! 

Eintritt 

«1er 

maximalen 
Tem- 
peratur 
in C 

Unter- 
schied 
von der 
Norm 

Eintritt 

der 

Paralyse 

Unter- 
schied 
von der 
Norm 

End- 

resultate 

der 

| Impfung 

8) No. 94 
26. Aug. 

Altes 
graues 
Kaninchen •. 

Dieselbe Emulsion nach 2- 
stündiger Wirkung der 
X-Strahlen 

Am 8 Tage 
39,2° 

•f 3 

(3 Tage 
Ver- 

Die Para- 
lyse trat 
nicht ein 


Das Tier 
blieb am 
Leben 

9) No. 95 
26 Aug. 

Weißes ‘ 
Kaninchen, 

M 

i 

Idem 

Am 7. Ta*. 
39,5° 

Spü- 

lung) 

+ 2 

Am 8 Tage 

+* 

(2 Tage 
Ver- 
spfi- 1 

tnng) 

Tod am 
10. Tage 

10) No. 4771 
3. Sept. 

Graues 
Kaninchen j 

Eine Emulsion vom Passage- 
Kaninchen No. 4759. 

Am 5. Tage 
40,2° 

0 

Am 6. Tage 

0 

Tod am 
8. Tage 

11) No. 101 i 
3. Sept. 

Graues 1 
Kaninchen 
M 

Eine Portion aus der obereu 
Schicht der Emulsion No. 
4759, auf welche l 1 /, Stun- 
den Röntgen 'sehe Strah- 
len gewirkt hatten. 

Am 6. Tage 
40, 2 # 

+ 1 

Am 7. Tage 

+ 1 

Tod am 
12. Tage 

12) No. 102 
3. Sept. 

Schwarzes 

Kaninchen 

Aus der unteren Schicht der 
vorhergehenden Emulsion 
(No. 101). 

Am 6. Tage 
40“ 

+ 1 

Am 7. Tage 

+ 1 

Tod am 
12. Tage 

13) No. 4778, 
7. Sept. 

Graues 

Kaninchen 

Eine Emulsion vom Passage- 
Kaninchen No. 4764. 

Am 5. Tage 
40,3° 

0 

Am 6. Tage 

0 

Tod am 
8. Tage 

14) No. 109 
7. Sept. 

Buntes 

Meer- 

schwein- 

chen 

W. 

Ein Teil der obigen Emulsion 
(No. 4773) wurde dem Tiere 
post trepanationem unter 
die Dura mater gebracht. 
Nach Anlegung der Naht 
wirkten die X • Strahlen 
1 Stunde auf die Wunde. 

Am 6. Tage 
39° 

+i 

1 

Am 7. Tage 

+ 1 

Tod am 
10. Tage 


Aus der vorliegenden Tabelle ersieht man, daß die angewandten 
Röntgen’schen Strahlen in Fällen, wo ihre Wirkung nicht weniger 
als eine Stunde währte, eine Verlängerung der Inkubationsperiode 
hervorriefen; die Beobachtungen zeigen stets eine Verspätung des 
Beginnes des Fiebers und der Paralyse. Es ist anzunebmen, daß 
diese Verspätung bei stärkeren Strahlen und längerer Anwendung 
derselben eine größere sein wird. Auf die tödliche Wirkung des 
Giftes hatten die Strahlen keinen störenden Einfluß und somit 
schwindet die Hoffnung, durch die Röntgen’schen Strahlen dem 
tödlichen Ausgang der Krankheit vorzubeugen. 

Daß die Verlängerung der Inkubationsperiode nicht von der 
Konzentration der eingeführten Flüssigkeit (Emulsion) abhängt, 
sondern durch die elektrischen Ströme beeinflußt wird, zeigt die bei- 
folgende Tabelle. 


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264 ^ant zins, Einige Beobachtungen über die ßöntgen'schen Strehlen etc. 


No. der 
Protokoll- 
bücber 

der Station zu 
Tiflis 
und Tag 
der Impfung 

Benennung 

der 

Tiere 

Was wurde den Tieren 
subdural injiziert? 

Eintritt 

der 

maximalen 
Tem- 
peratur 
in C 

Unter- 
schied 
von der 
Norm | 

Eintritt 

der 

Paralyse 

Unter- 
schied 
von der 
Norm 

End- 

resultat 

der 

Impfung 

1) No. 99 
3. Sept. 

Schwarzes 

Kaninchen, 

M. 

Eine Portion der oberen 
Schicht einer Emulsion 
vom Passage - Kaninchen 
No. 4759 (siebe No. 10, 11 
und 1 2 der vorhergehenden 
Tabelle). Die Emulsion 
war */ 4 Stunde auf der 
Centrifugenmaschine bear- 
beitet worden. 

Am 6. Tage 
40° 

0 

Am 6. Tage 

0 1 

Tod am 
18. Tage 

2) No. 100 
8. Sept. 

Graues 

Kaninchen, 

M. 

Eine Portion der unteren 
Schicht der obigen Emul- 
sion. 

Am 5. Tuge 
3», 8* 

0 

Am 6. Tage; 

0 

Tod am 
11. Tage 

S) No. 4740 
5. August 

Graues 

Kaninchen, 

M. 

Eine Emulsion der Medulla 
oblongata des Passage- Ka- 
ninchens No. 4723. 

Am 5 Tage 
40° 

0 

Am 6 Tage 

0 

Tod am 
13. Tage 

4) No. 82 
6. August 

Schwarzes 

Kaninchen 

1 

Eine Portion derselben Emul- 
sion, auf welche Induktions-i 
ströme von 16 Volt und; 
einer Spirale von 5 cm 
Punkenlftnge */ 4 Stunde 
einwirkten. Die Emulsion 
befand sich ia einer Glas- 
röhre von 0,5 cm Durch- 
messer, 

Am 6. Tafte 

40' 

+1 
(1 Tag 
Ver- 
•pl- 
tang) 

Am 7. Tage 

+1 

J 

Tod am 
13. Tage 

5) No. 4752 
16. August 

| Graues 
Kaninchen, 

i 

Eine Portion Emulsion vom 
Passage - Kaninchen No. 
4739. 

Am 6. Taue 
40,2° 

0 

Am 6. Tage 

0 

Tod am 
12. Tage 

6) No. 85 
16. August 

Graues 

Kaninchen, 

W. 

1 

Eine Portion der obigen 
Emulsion (4739), auf welche 
1 Stuude die erwähnten 
Induktionsströme einwirk- 
ten Die Emulsion war in 
einer Röhre von 1 cm 
Durchmesser. 

Am 1. Tage 
39,7' 

+ * 

Am 7. Tage 

+ 2 

Tod am 
13 Tage 


Die angeführten Beobachtungen bestätigen, daß die Markemulsion, 
welche */* Stunden centrifugiert wurde, in ihrer oberen klaren Schicht 
dieselbe Wirkung, wie in der unteren, die fast nur aus kleinen Par- 
tikelchen Mark bestand, hatte. Diese Beobachtungen zeigen außer- 
dem noch, daß Bareggi im Unrechte war, als er behauptete, daß 
die obere Schicht der abgestandenen Emulsion bei den Kaninchen 
keine Tollwut hervorruft Aus meinen Untersuchungen komme ich 
zu der Ueberzeugung, daß die Verlängerung der Inkubationsperiode 
also nur von der Wirkung der elektrischen Strahlen abhängt, letztere 
sind jedoch nicht imstande, einen weiteren Einfluß auf das Gift des 
Markes auszuüben. 

24. Dezember 1896. 


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N Suchnroff, Heber die Rolle des Eisens etc. 


265 


Nachdruck verboten. 

Ueber die Rolle des Eisens bei den Bewegungs- und 
Degenerationserscbeinungen der Zellen und bei der 
baktericiden Wirkung des Immunserums 1 )- 

Vorläufige Mitteilung. 

Von 

N. Sacharoff 

in 

Tiflis. 

I. 

In der Sitzung der Kaukasischen Medizinischen Gesellschaft am 
16. September 1806 habe ich die Hypothese ausgesprochen, daß die 
haktericide Wirkung des Serums immunisierter Tiere 
durch die Verbindung der Substanz der Mikroben mit 
einem eisenhaltigen Körper bedingt wird, welcher 
durch Uebertragung des Sauerstoffs die Mikroben zer- 
stört. Ich gründete diese Hypothese auf: 1) die von Metschni- 
koff und Bordet gefundene Thatsache, daß die Bildung der bak- 
tericiden Substanz in dem Protoplasma der neutrophilen Leukocyten 
stattfindet: 2) die von diesen Gelehrten beschriebene Verwandlung 
der von Leukocyten verschlungenen Mikroben vor ihrer Zerstörung 
in eosinophile Substanz, welche meiner Untersuchung nach für Eosin 
als Beize dienendes Eisen enthält; 3) die von mir entdeckte That- 
sache. daß in den Granulationen der neutrophilen Leukocyten F.isen 
enthalten ist. 

Meine Hypothese habe ich versucht auf chemischem Wege zu 
beweisen, nämlich durch die Untersuchung des Eisengehalts im 
antidiphtherischen Heilserum, dessen Wirkung sich prinzipiell nicht 
von der Wirkung des baktericiden Serum unterscheiden müßte. 
Meine ersten Analysen dieses Serums zeigten wirklich darin einen 
größeren Eisengehalt, als normales Pferdeserum, später jedoch über- 
zeugte ich mich durch neue Untersuchungen, daß diese Vergrößerung 
keine konstante Erscheinung ist und von der unvollkommenen Trennung 
der Erythrocyten vom Serum abhängig ist. Dieselben Resultate erhielt 
ich bei Analysen von Choleraserum. Daher schien die obengenannte 
Hypothese als irrtümlich verworfen werden zu müssen; jedoch eine 
ganze Reihe von histologischen Thatsachen, die weiter kurz angeführt 
sind, beweisen, daß das Immunsernm gerade so wirkt, wie ich vor- 
ausgesetzt hatte, und daß dieser Prozeß nur einen kleinen Teil der 
Erscheinungen darstellt, welche durch die chemische Thätigkeit des 
Eisens in den Zellen hervorgerufen sind, hauptsächlich der Be- 
wegungs- und Degenerationserscheinungen. Dabei erwies sich, daß die 
Wirkung des Serums weit verwickelter sein muß, als ich anfangs vor- 

1 ) V ortnMf, gehalten in der Kaukasischen Medizinischen Gesellschaft den 2, De- 
zember 1896, 


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266 


N. Sacharoff, 


aasgesetzt habe. Einige Seiten dieser Wirkung können hei dem jetzigen 
Stande der Wissenschaft nicht erklärt werden, ohne die Hilfshypothesen , 
welche ich in meine Theorie einznföhren genötigt war. Die Leser, 
welche diese Hypothese nicht ganz begründet finden, können nur die 
von mir beschriebenen Thatsachen berücksichtigen. 

II. 

Bei meinen mikroskopischen Arbeiten benutzte ich hauptsächlich 
die von mir schon beschriebene künstlich hervorgerufene Vakuolisation 1 ). 
Da ich mich von der großen Bedeutung dieser Reaktion für die Unter- 
suchung der wichtigsten Fragen der Zellenbiologie und besonders 
der Immunitätsprobleme überzeugt hatte, so hielt ich es für nötig, 
diese Reaktion mit einigen in der letzten Zeit von mir beobachteten 
Einzelheiten zu beschreiben. Diese Einzelheiten sind am leichtesten 
hei der Vakuolisation der Erythrocyten zu beobachten, wobei die 
Ursache und das Wesen dieses Prozesses sehr klar werden. 

Um die Vakuolisation der Blutzellen hervorzurufen, ist es am 
zweckmäßigsten, eine konzentrierte Lösung von Pikrinsäure in ab- 
solutem Alkohol zu gebrauchen, indem man einen Tropfen dieser 
Lösung unter das Deckglas einführt, welches auf ein während 
24 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur getrocknetes Ausstrich- 
präparat gelegt ist. Das Präparat muß so dick sein, daß 
es stellenweise rote Farbe hat. Bei der Beobachtung der 
Wirkung des genannten Reagens auf Erythrocyten bemerken wir 
anfangs an den dünnen Stellen der Blutschicht das Erscheinen von 
vielen Vakuolen in den Erythrocyten, die aus glänzenden weißen 
Kreisen bestehen und keine Körner enthalten s ) Bei weiterer Be- 
obachtung werden die Konturen dieser Vakuolen dicker, deren Farbe 
geht von Weiß in Grün über, und wir bemerken die in den Vakuolen 
eingeschlossenen, später hinanstretenden Körper, welche eine gewisse 
Aehnlichkeit mit Blutplättchen haben. 

Einen anderen Charakter haben die sich in den dicken Schichten 
des Präparats bildenden Vakuolen. Dort enthalten die meisten derselben 
dunkle oder schwarze Körperchen von runder oder ovaler Form, 
auch Krystalle von derselben Farbe. Bei fortdauernder Wirkung 
des Reagens kann man sich überzeugen, daß die dunklen Körperchen 
allmählig in Krystalle übergehen, wobei sie dünner und an den 
Ecken spitziger werden. In einem und demselben Präparate finden 
wir verschiedene Uebergangsstadien zwischen dunklen Körperchen 
und Krystallen. Diese letzteren in den größeren Vakuolen haben 
die deutliche Form länglicher Rhomben und gleichen denen, die sich 
gleichzeitig in Menge außerhalb der Erythrocyten bilden, aus der 
Lösung ohne Zweifel sich ausscheidend. Die freien Krystalle sammeln 
sich gewöhnlich in den oberen Schichten des Reagens und kleben an 
der unteren Fläche des Deckglases, mit dem sie abgenommen und 
isoliert erhalten werden können. Sie sind unlöslich in Wasser und in 

1) Centrulbl. f. Bukt Bd. XX. p. IS. 

2) Meine frühere Meinung, daß die Vakuolen Körner enthalten, welche darin bei 
herabgesetzterem Tubus des Mikroskops sichtbar sind, habe ich als irrtümlich erkannt 
(Centralbl. f. Bakt. Bd. XX. p. 450). 


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Ueb«r die Bolle des Eisen» bei den Bewegnngserscheinungen ete. 267 


Alkohol, Aether, Kanadabalsam, Mineralsäuren (sogar konzentrierten), 
lösen sich aber leicht in Ammoniak. Man maß sie als pikrinsaueres 
Hämatin, einen dem Hämin analogen Körper auffassen. Die in den 
Vakuolen eingeschlossenen Krystalle verhalten sich zu Reagentien 
gleich den freien und mflssen dieselbe chemische Zusammensetzung 
haben. 

Dieses Experiment beweist, daß die Vakuolisation der Erythro- 
cyten infolge der Abspaltung des Hämatins von der Erythrocyten- 
snbstanz entsteht. Hämatin löst sich gewöhnlich im Reagens und 
befindet sich daher in den Vakuolen nur in dem Falle, wenn das 
Reagens mit Hämatin gesättigt ist, was bei der Wirkung des Reagens 
auf eine dicke Schicht des Blutes vorkommt. Da zwischen den 
dunklen Körperchen und den vollständig ausgebilde - 
ten Krystallen verschiedene Uebergangsstadien zu 
finden sind, so muß man annehmen, daß die Abspaltung 
des Hämatins von der Ery throcy tensubstanz sich all- 
mählich vollzieht, und daß die Zwischenstadien eine 
größere oder kleinere Menge von Proteinstoffen ent- 
halten. 

Da außer den Erythrocyten die Kerne derselben und der Hä- 
matoblasten, ebenso auch die eosinophilen. pseudoeo3inopbilen und 
neutrophilen Granulationen sich durch die Wirkung desselben Reagens 
vakuolisieren. so ist fraglich, wodurch die Vakuolisation der genannten 
Elemente sich erklärt, und ob sie auch von der Abspaltung des 
Hämatins abhängig ist. Meine Untersuchungen über die Blutbildung 
bestätigen die letztere Vermutung. Ich habe mich überzeugt, daß 
die Kerne der Erythrocyten und der Hämatoblasten mit Eosin färb- 
bare Nukleolen enthalten, welche in das Protoplasma der Zellen oder 
in das Blutplasma heraustreten. Die ersten verschmelzen mitein- 
ander und verwandeln sich in Hämoglobin '), die zweiten, von Leuko- 
cyten verschlungen, stellen die eosinophilen Granulationen dar 1 2 ). 
Aus diesem Grunde muß man annehmen, daß die Vakuolisation der 
Nukleolen der Erythrocyten und Hämatoblasten und der eosinophilen 
Granulationen durch dieselbe Ursache, wie die Vakuolisation der 
Erythrocyten, d. h. durch die Abspaltung des in diesen Elementen 
enthaltenen Hämatins, sich erklärt. 

Dieser Schluß bestätigt sich durch meine letzten Untersuchungen, 
die die Möglichkeit gezeigt haben, in diesen Elementen durch die Wirkung 
von Pikrinalkohol kleine schwarze Körner, den obenbeschriebenen ähn- 
lich, zu erhalten. Die Präparate für diese Untersuchungen müssen gleich 
nach der Blutentnahme durch Erwärmung fixiert werden. Dabei sehen 
wir, daß außer den genannten Elementen auch die neutrophilen 
Granulationen mit der Bildung der schwarzen Körn- 
chen vakuolisirt werden. Diese Granulationen ent- 
halten also auch Hämatin — eine Thatsache, welche 
für die Pathologie der Infektionskrankheiten eine 

1) Russisches Archiv, vergl. von Podwyssotsky. Bd. I. Aehnliche Ansichten 
heben euch Mac all um (Jahresbericht von Vlrohow, 1892) und Gi gl io »tos 
(Arch. ItaL d. Biologie. Bd. XXVI. Fase I) ausgesprochen, 

2) Arch. f. roikrosk, Anat, Bd, XtiV. 



268 


N. Sacharoff, 


große Bedeutung hat. Die neutrophilen Granulationen nehmen 
bei doppelter Färbung mit Eosin und Methylenblau rote Farbe, aber 
nicht so intensiv, wie die eosinophilen Granulationen, an 1 ). Die 
außerordentliche Färbbarkeit der letzteren mit Eosin ist, nach 
meiner Meinung, nicht von der Besonderheit ihrer chemischen Zu- 
sammensetzung, aber von der größeren Dichtigkeit des in ihnen ein- 
geschlossenen eisenhaltigen Paranukletns abhängig. 

Auf Grund der gezeigten Aehnlichkeit der chemischen Zusammen- 
setzung der Granulationen und der Erythrocytensubstanz müssen wir 
annehmen, daß das bei der Vakuolisation der Granulationen ausge- 
schiedene Hämatin mit einer größeren oder geringeren Quantität von 
Protelnstoffen verbunden ist. Daraus schließe ich, daß die Mole- 
küle des Nukleins der Granulationen imstande sind, 
sich auf sehr mannigfaltige Weise zu spalten. — Das 
ist der Satz, welcher für die Immunitätstheorie große Wichtigkeit hat. 

III. 

Für den Eisengehalt des Protoplasmas der neutrophilen Leuko- 
cyten sprechen auch vergleichend-anatomische Thatsachen, da bei 
Tieren, die keine Erythrocyten besitzen, die Rolle der letzteren 
anderen Elementen — am ehesten den Granulationen der Lymph- 
zellen, welche morphologisch den I.eukocyten ähnlich sind — Zufällen 
muß. Altmann hat die Granulationen oz.onophore genannt, und 
obgleich dieser Name, ebenso wie seine Theorie der Bioplasten nicht 
durch wissenschaftliche Thatsachen gestützt ist, kann doch die von 
ihm angenommene Rolle der Granulationen als Ueberträger von 
Sauerstoff kaum verworfen werden. Wie bekannt ist, sind Eiweiß- 
stoffe unfähig, direkt sich zu oxydieren, daher nehmen die Chemiker 
die Existenz eines besonderen lebenden Eiweißes an, dessen 
chemische Beziehung zum gewöhnlichen Eiweiß bisher unbekannt ist. 
Vom Gesichtspunkte der von mir entwickelten Ansichten aus kann man 
annehmen, daß dieses lebende Eiweiß der Chemiker mit der 
eisenhaltigen Paranuklelnsubstanz des Blutes — und 
der Gewebszellen identisch ist. Ist diese Hypothese richtig, 
so muß sie uns die wichtigste Eigenschaft des lebenden Eiweißes 
erklären — seine Labilität, in der man die Ursache der Fähigkeit 
zur Bewegung des lebenden Protoplasmas überhaupt sehen muß. 

Die völlige Lösung dieser Frage nicht beanspruchend, halte ich 
es nicht für überflüssig, Thatsachen anzuführen, die die Bewegung 
des Protoplasmas auf die Eigenschaft der eisenhaltigen Granulationen 
zurückführen. Wenn man einen Tropfen Amraoniakgeist mit einem 
Deckglas zudeckt und an den Rand desselben einen Tropfen Cedernöl 
giebt, so zieht sich letzteres allmählich unter das Deckglas in Form 
eines breiten Vorsprungs infolge der Attraktionskraft dieser Flüssig- 
keiten. Durch die Verschiebung des Deckglases nach verschiedenen 
Seiten kann man das unter das Deckglas getretene Oel in kleine 
weißliche Kügelchen zerteilen, welche sich unter dem Mikroskope als 
körnig erweisen. Diese Körner sind beweglich und bestehen aus sehr 
kleinen Ammoniakgeisttröpfchen. 

1) S. auch Bordet, Recherche*« snr ]a phRgocyto.se. Annales Pasteur, 1896. H. 8. 


gle 



Ueber die Rolle des Eisens bei den Bewegungserscbeimmgen etc. 


269 


Die Kügelchen bewegen sich durch die Versetzung der peri- 
pherischen Körner nach einem auf der Peripherie liegenden Punkte, 
welcher der Bewegungsrichtung des gauzeu Kügelchens entspricht. 
Diese Bewegung, die man ziemlich lange beobachten kann, erklärt 
sich dadurch, daß die in Oelkügelchen eingescblosseneu Ammoniak- 
geisttröpfchen das Ammoniak in geringerer Konzentration enthalten, 
als die umgebende Flüssigkeit, infolgedessen streben die Körner sich 
mit Ammoniak zu sättigen. Diese Erklärung bestätigt sich dadurch, 
daß mau nach dem Aut hören der Bewegung der Körnchen dieselbe 
durch Zulügung von neuen Quantitäten Ammoniakgeist wieder her- 
vorrufen kann. 

Die Bewegung der Leukocyten unterscheidet sich etwas von 
der obenbeschnebencu Bewegung der Oelkügelchen , im Prinzip 
aber muß sie ihr ähnlich sein, nur stellt anstatt des Ammoniak- 
mangeis die Verarmung der Zellen au Sauerstoff die bewegende Kraft 
dar. Datier muß die Bewegung der Leukocyten auf mole- 
kuiäre Attraktion der in Granulationen (und in dem 
Protoplasma) enthaltenen eisenhaltigen Substanz zum 
Sauerstoff zurückgeführt werden. 

Ist diese Theorie richtig, so muß sie uns die Bewegungen anderer 
Zellen und deren einzelner Elemente z. B. der Muskeln, Samenzellen, 
Bakteriencilien, pulsierender Infusorienvakuolen, Centralkörper u. s. w. 
auf dieselbe Weise erklären, d. h. durch die Existenz von Hämatin 
oder einer hämatinähnlicheu eisenhaltigen Substanz in diesen Elementen, 
welche die molekuläre Attraktionskraft zum Sauerstoff besitzt. Folgeude 
Tbatsacheu sind sehr günstig für eine solche Deutung. In Betreff der 
Muskeln haben wir die Untersuchungen von Mac-Munn, welcher 
in den Muskeln der Insekten eine besondere Art von Hämatin — 
Myohämatin — gefunden hat; daher müssen wir annehmen, daß in 
den Muskeln der Säugetiere und Vögel nicht alles Hämatin dem 
Blute gehört 1 ). In den Cilien der Typhusbacillen fand Babes sehr 
kleine Vakuolen 2 ). Ich unterwarf die Riesenzöpfe des von mir ge- 
fundenen Bacillus asiaticus 3 ), welche aus einem Konvolut von 
Cilien bestehen, der Wirkung des Pikrinalkohols, wobei ich mich voii 
der Fähigkeit dieser Zöpfe zur Vakuolisation überzeugte. Mittels 
desselben Reagens kaun man eine Vakuolisation der Centralkörper 
der Leukocyten erhalten, ln den Spermatozoen des Menschen vakuo- 
lisiert sich sehr stark der Nucleolus, welcher wahrscheinlich dem 
Centralkörper entspricht (vergl. die Arbeit von Niessing 1 ). Der 
mittlere Teil der Spermatozoen, welcher aus Paranukleinsubstauz 
besteht und der mutmaßlich den bewegenden Teil der Sauieu- 
körperchen darstellt, quillt bei der Wirkung des Pikrinalkohols und 
unterliegt, obgleich schwerer als der Nucleolus, der Vakuolisation. 
Was die pulsierenden Vakuolen der Infusorien betrifft, so ist es vom 
Standpunkte unserer Theorie sehr interessant, daß au der Peripherie 
der Vakuolen des Euglena viridis ein Pigmentkörnchen vorhanden 

1) Hammarsten, Phyiolog. Chemie. 

2) Zeitachr. für Hygiene. Bd. XX. p. 4*29. 

3) Au indes Pasteur. 1893. 

4) Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. XL VIII. 


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m 


N. Sach»roff, 


ist , das wahrscheinlich aus der eisenhaltigen Substanz besteht. 
Also alle zur Bewegung fähigen Elemente besitzen auch die Fähig- 
keit zur VakuoUsation und müssen deswegen das Hämatin oder 
einen ähnlichen eisenhaltigen Stoff enthalten. Dieser Stoff hat die 
Fähigkeit, sich mit Sauerstoff zu vereinigen und dadurch die Zell- 
substanz zu zerstören, wobei sich die Oxydationsprodukte bilden, 
unter welchen die Kohlensäure als Produkt der Muskelthätigkeit 
schon längst bekannt ist Die Folge dieses chemischen Prozesses 
muß die Bewegung sein. Also bestätigt sich meine frühere Voraus- 
setzung, daß die Bewegungsursache der Geißeln der Malariaparasilen 
deren Eisengehalt zugeschrieben werden muß. 

Auf Grund unserer Theorie erklärt sich auch die Bewegung der 
eisenhaltigen Nukleolen, in welcher wir die notwendige Bedingung 
ihres Auftretens aus dem Kern bei der Bildung des Hämoglobins 
und der eosinophilen Granulationen sehen müssen. 

IV. 

Bei der Untersuchung des letztgenannten Prozesses können wir 
eine sehr wichtige Erscheinung beobachten. Wenn wir die Ausstrich- 
präparate vom Knochenmark, bei 120° fixiert und später mit Pikrin- 
alkohol und Eosinalkohol bearbeiteten, studieren, können wir sehen, 
daß der Prozeß der Verwandlung der Lymphocyten in die Hämato- 
blasten und weiter in die Erythrocyten in der Assimilation des Eisens 
durch die Kernsubstanz und in der Bildung eisenhaltiger, aus dem 
Kern austretender Paranukleinkörperchen besteht, wobei die Nuklein- 
substanz der Kerne verbraucht wird. Da die Neubildung dieser 
Substanz durch Ernährung langsamer als der Verbrauch vor sich 
geht, so erscheint als Resultat dieses Prozesses die Chromatolyse 
des Kerns oder seine Degeneration. Die Degeneration er- 
scheint in diesem Falle als Resultat der zu raschen 
Bildung der Paranukleinkörpcrchen aus dem Nuklein 
und dem assimilierten Eisen. 

Dieser Schluß muß auch auf andere Zellen, darunter auf Bakterien, 
bezogen werden, die wir für echte Zellen halten müssen, nachdem 
Bütschli, Löwit u. A. in den Bakterien das Protoplasmas, Ernst, 
Babes u. A. die Nukleolen in Form sog. metachromatischer Körperchen 
entdeckt haben. Es gelang mir, mich zu überzeugen, daß diese 
Nukleolen mit Eosin färbbar und zur VakuoUsation fähig sind. Da 
sie in lebendem Zustande außerdem eine dunkle Farbe besitzen, so 
ist es sehr wahrscheinlich, daß sie Eisen enthalten. Auf Grund 
meiner Untersuchungen denke ich, daß diese Nukleolen in das Proto- 
plasma (d. h. die Hülle der Bakterien) heraustreten, und daß dieses 
Protoplasma, gleich jenem der Leukocyten, das Produkt der Para- 
nukleinkörperchen darstellt. Auf Grund der Analogie können wir 
annehmen, daß die Bakteriendegeneration auch durch 
den verstärkten Uebergang des Nukleins der Mi- 
kroben in die eisenhaltigen Paranukleinkörperchen 
und durch die weitere Oxydation und Zerstörung der 
letzteren hervorgerufen wird. Die Beobachtungen von 


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Üeber die Rolle des Eisens bei den Bewegungserscheinungen etc. 


Zettnow über die Degeneration des Spirillum undula majus 1 ) 
und meine eigenen über die Degeneration des Bacillus asiaticus 
(wobei ich außer der Nukleolen Vermehrung die Bildung der weiter 
beschriebenen Kügelcheu beobachtete) lassen solche Deutung zu. 

Diese Degeneration geht ganz langsam vor sich, da sie hin- 
reichende Zeit für die N ukleoleubildung verlangt. Auf etwas ab- 
weichende Weise kommt die rasche Degeneration der Bakterien bei 
der Wirkung einiger Salzen vor. Ich studierte in dieser Richtung 
die Wirkung der Lösungen des schwefelsauren Eisenoxyduls bei 37 0 
auf Cholerabakterien. Dabei können wir die Umbildung der Vibrionen 
io die allmählich aufquellendeu Kügelchen beobachten, welche den 
obenerwähnten und denjenigen, die bei der Wirkung des Choleraserums 
auf die Vibrionen sich bilden, sehr ähnlich sind. 

ln diesem Experimeut ist die Ursache der Bildung 
der Kügelchen klar und zweifellos. Diese Ursache be- 
steht in der Vereinigung des Eisens mit dem Nuklein 
der Mikroben und in der totalen Umwandelung des 
Nukleins in die Paranukleinsubstanz, welche durch 
seine Neigung zur Bildung der runden, aufquellenden 
Körper sich auszeichnet. Diese Deutung bestätigt sich auch 
dadurch, daß die unter dem Einflüsse der Eisensalze gebildeten 
Kügelchen die Fähigkeit, sich mit Eosin zu färben, bekommen. (Also 
bestätigt sich auch hier die mehrmals von mir ausgesprochene An- 
sicht, daß die Färbbarkeit des Paranukleins mit Eosin von dem Eisen- 
gehalte in den letzteren abhängig ist.) 

V. 

Die Degeneration der von Lcukocyten verschlungenen Cholera- 
vibrionen ist sehr ähnlich der oben beschriebenen. Auch hier ver- 
wandeln sich die Vibrionen in runde eosinophile Kügelchen, welche 
von Metschnikoff und Bordet beobachtet wurden. Da das Proto- 
plasma der Leukocyten das Eisen enthält, so müssen wir die De- 
generation der verschlungenen Vibrionen auch der Vereinigung des 
Nukleins der Mikroben mit Eisen zuschreiben. Die von mir oben 
gezeigte Eigenschaft der Paranuklelnsubstanz, den eisenhaltigen Teil 
mit verschiedener Quantität des Proteinstoffes abzuspalten, veranlaßt 
mich vorauszusetzen, daß beim Prozesse der Eosinophili- 
sation (oder Ferrisation) der verschlungenen Mikroben 
auf die M i kro ben su b stanz solch ein Spaltungsprodukt 
des Paranuklelns einwirkt, dessen chemische Zu- 
sammensetzung in gewissem Grade der chemischen 
Zusammensetzung der Mikroben entspricht. 

Auf Grund der Untersuchungen von A. Danilewsky *), nach 
dessen Meinung die chemische Zusammensetzung der Zellenprotein- 
moleküle während der phylogenetischeu Entwickelung allmählich in- 
folge Beifügung der neuen Atomgruppen komplizierter wird, muß man 
denken, daß bei der oben erwähnten Zerspaltung des Leukocyten- 

1) CentralbJ. f. B,kl. Bd. XIX. p. 177. 
t) Verband!, d. iuternat. Kongresses in Rom, 



2*2 


K. Sacharoff, 


paranukleins das Freiwerden der in diesem ParanukleYn eingeschlossenen, 
iu chemischer Beziehung einfacheren Grundsubstanz vorkommt, welche 
der Mikrobensubstanz ähnlich ist. Diese vom ParanukleYn 
der Granulationen abgespaltene und auf die Mikroben 
wirkende eisenhaltige Substanz werde ich die bak- 
tericide Substanz nennen. Iu dem Entstehungsmodus 
dieser Substanz, welche für jede Mikrobenart ver- 
schieden sein muß, sehe icn die Ursache seiner 
spezifischen, auf klarer Weise sich im Immunserum 
offenbarenden Wirkung. 

Viele Thatsachen beweisen, daß diese Substanz aus den Leuko- 
cyten in das Serum übergeht und hier bei dem linmunisierungs- 
prozesse sich ansammelt Dies beweist, daß die baktericide Substanz 
bei der Zerstörung der Mikroben unversehrt bleibt, d. h. daß sie 
nach Art der Fermente wirkt. Aber ein solcher Wirkungsmodus ist 
mit der oben entwickelten Theorie schwer vereinbar, da sie verlangt, 
daß diese Substanz mit den Mikroben zusammen zerstört werde. Um 
aus diesem Dilemma berauszukommen, müssen wir annehmen, daß bei 
der Wirkung der baktericiden Substanz auf Mikroben diese Substanz 
einer zweiten Zerspaltung unterliegt, wobei wieder ein eisenhaltiger 
Teil, aber mit geringerer Quantität des organischen Steifes und ein 
eisenloser Teil gebildet werden. Diese Voraussetzung scheint uns 
sehr wahrscheinlich, da wir schon die Fähigkeit des Paranukleins 
zu successiven Spaltungen gesehen haben, namentlich bei der Um- 
wandelung der oben beschriebenen dunklen ovalen Körperchen der 
Vakuolen in die Kry stalle der Hämatins. 

In die Verbindung mit dem Mikrobenkörper muß 
nur der eisenhaltige Teil der baktericiden Substan z 
eintreten und nur dieser Teil unterliegt der Zer- 
störung. Der eisenlose Teil aber bleibt unversehrt 
uud seine Bolle besteht darin, als Vermittler bei der 
Verbindung des ersten Teiles mit der Mikroben- 
Substanz zu dienen. 

Dabei müssen wir annehmen, daß der eisenhaltige Teil der 
baktericiden Substanz, welcher bei der Zerstörung der Mikroben ver- 
braucht wird, auf Kosten des ParanukleYns hergestellt wird. Dieses 
letztere ist in jedem frischen Serum enthalten, worin es durch die 
Lösung der abgesonderten Protoplasmateilchen der Leukocyten und 
der Blutplättchen übergeht. In Betreff der letzteren muß ich hier 
bemerken, daß sie auch das llämutin enthalten, wie ich mich beim 
Studium der gleich nach der Blutentnahme durch Erwärmung fixierten 
Präparate überzeugte. Meine frühere Behauptuug über die Abwesen- 
heit von Hämatin in den Blutplättchen bleibt bestehen für die auf 
gewöhnliche Art fixierten Ausstrichpraparate, wo die Blutplättchen 
schon ihr Hämatin verloren haben und daher klebrig werden. Die 
Klebrigkeit, welche die Eigenschaft des ihres Eisens verlustig ge- 
gangenen ParanukleYns darstellt, ist die Ursache der Anhäufung der 
Blutplättchen. 

Das zweifellose Vorhandensein von gelöstem ParanukleYn, dieser 
Quelle der baktericiden Substauz, in jedem frischen Serum, zwingt 


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lieber die Rolle des Eisens bei den BevregunKSersehelnnngen etc. 273 


uns anzunehmen, daß diese Substanz auch außerhalb der Leukocyten 
gebildet werde. In dieser Thatsache sehe ich die Versöhnung zweier 
bekannter Theorien — der Metschnikoff’s und der seiner Gegner. 

VI. 

Wollen wir jetzt die entwickelte Theorie zur Erklärung der von 
Pfeiffer entdeckten raschen Degeneration der Choleravibrionen bei 
der Wirkung des Choleraserums anwenden. Bei der Vermischung 
der Emulsion von Choleravibrionen mit frischem Choleraserum be- 
obachteten wir anfangs die von Gr über beschriebene Agglutination 
der Mikroben. Dann beginnt das Nuklein der Mikroben etwas dunkler 
zu werden und diese selbst allmählich sich in die runden, später 
quellenden, in freiem Zustande beweglichen Körperchen zu verwandeln, 
worin häufig ein kleines schwarzes Körnchen — der Nucleolus der 
Vibrionen — sichtbar ist. Dieser Prozeß ist demjenigen ähnlich, 
welchen wir in den von Leukocyten verschlungenen Vibrionen be- 
obachteten und von welchem er sich nur dadurch unterscheidet, daß 
in den intracellulären Mikroben die Färbbarkeit mit Eosin deutlicher, 
als in den freien ausgedrückt ist. Dieser Unterschied erklärt sich 
am ehesten dadurch, daß die ersteren von der die eosinophile Sub- 
stanz zerstörenden Oxydation geschützt sind. Es ist aber leicht zu 
überzeugen, daß bei dem Pf eiffer’schen Phänomen die Vibrionen 
ein eosinophiles Stadium durchlaufen. Dazu muß man die getrockneten 
und durch die Erwärmung fixierten Präparate mit einer gesättigten 
Lösung von Eosin in verdünntem Alkohol färben, noch besser aber 
uach deren Bearbeitung mit Pikriualkohol. 

Dabei sehen wir uicht nur die Cholerakügelchen sich ziemlich 
stark färben, sondern überzeugen uns auch von der Fähigkeit der 
letzteren zur Vakuolisation. Bei dieser Bearbeitung erscheinen die 
Kügelchen als kleine rote Ringe, neben welchen wir die völlig un- 
gefärbten Vibrionen finden. 

Alle diese Thatsachen beweisen, daß bei der Wir- 
kung von frischem Choleraserum auf Vibrionen die 
Zerstörung der letzteren durch dieselbe eisenhaltige 
baktericide Substanz, die in Leukocyten die ver- 
schlungenen Vibrionen zerstört, hervorgerufen wird. 
Da diese Substanz bei dem Prozesse der Immunisation sein Eisen 
einbüßt, so muß sie das Eisen aus dem Paranuklel'n des frischen 
Serums erhalten. Lange aufbewahrtes oder bis 60° erwärmtes 
Choleraserum verliert, wie bekannt, die Fähigkeit, die Vibrionen zu 
zerstören, obgleich seine agglutinierenden Eigenschaften intakt bleiben. 
Diese Thatsache erklärt sich, unserer Theorie nach, sehr einfach da- 
durch, daß das Serumparanukleln mit der Zeit allmählich, bei der 
Erwärmung bis 60 0 rasch zerstört wird. In Choleraserum bleibt also 
our sog. Agglutinin, welches die baktericide Substanz ohne seinen 
eisenhaltigen Teil darstellt. Dieser Körper ist, seiner klebrigen 
Eigenschaft nach, der klebrigen Substanz der ihr Eisen eingebüßteu 
Blutplättchen ähnlich. Die Wirkung des Agglutinins ist, wie bekannt, 
spezifisch. Diese Spezifizität erklärt sich am ehesten 
durch das Zusammentreffen zweier Substanzen bei 

hlU Abt. XXL M. 18 


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274 


Mtrpmiott, 


der Agglutination, welche die Fähigkeit zur Ver- 
einigung und Verklebung nur in dem Falle haben, 
wenn sie ihrer chemischen Zusammensetzung nach 
einander ähnlich sind. Die eine dieser Substanzen ist das 
Mikrobenprotoplasma (Hülle und Cilien), welches, wie ich oben an- 
genommen habe, aus den Paranukleinkörperchen der Mikroben gebildet 
ist. Die zweite ist das Agglutinin, das eisenlose Spaltungsprodukt 
der baktericiden Substanz, welche, wie wir gesehen haben, der Sub- 
stanz der bei dem Immunisierungsprozesse getöteten Mikroben ähn- 
liche chemische Zusammensetzung haben muß. 

Das Agglutinin allein ist unfähig, die Mikroben zu zerstören. 
Um es in die baktericide Substanz zu verwandeln, müssen wir es 
mit dem eisenhaltigen Teil des Paranukleins vereinigen. Darin liegt 
die Erklärung der Notwendigkeit der Vermischung zweier Sera bei 
dem Versuche von Pfeiffer (in vitro). 


Als anscheinender Widerspruch zu den in dieser Mitteilung ent- 
wickelten Ansichten stellt sich uns die Thatsache, daß die Geißeln 
der Malariaparasiten, welche auf Grund ihrer Beweglichkeit und 
Färbbarkeit mit Eosin aus Paranukleln bestehen müssen, thatsächlich 
die Chromosomen, d. h. die aus Nuklein bestehenden Elemente dar- 
stellen. Eine Erklärung dieses Widerspruchs finde ich darin, daß 
diese Geißeln schon degenerierte Chromosomen sind und aus dem 
Nuklein bestehen, welches aus dem Serum das Eisen entnahm und 
daher in Paranukleln übergegangen ist. In der That bedürfen die 
Geißeln zu ihrer Bildung einige Zeit, welche wahrscheinlich für die 
Assimilation des Eisens von Seiten des Nukleins der Malariaparasiten 
nötig ist. 

Diese Mitteilung wird in extenso im „Russischen Archiv“ von 
Prof. Podwyssotsky erscheinen. 


Nachdruck verboten . 

Mitteilungen aus Marpmann’s bakteriologischem 
Laboratorium in Leipzig. 

Von 

Marpmann. 

I. Vorkommen von niederen Pilzen in Tafelsenf. 

Das ätherische Senföl gilt als vorzügliches Antisepticum und 
alle Zubereitungen aus Senfsamen gelten deshalb als keimfrei und 
als gesundheitsunschädlich, sogar als „gesundheitsbefördernd“. Die 
bakteriologischen Versuche mit dem Senföl reichen in die Zeiten des 
Beginns der Bakteriologie zurück und sind bis in die Neuzeit ver- 
schiedentlich wiederholt, so daß an der antiseptischen Energie dieses 
Körpers nicht gezweifelt werden kann. Trotzdem haben wir ge- 
funden, daß diese Körper immer noch neue bakteriologische Gesichts* 


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Mitteilungen »ua*M»rpm»nn's bakterinlogUchem Luborntorium in Lripiig. 275 

punkte bieten. Seit 1892 wurden von Zeit zu Zeit Kulturplatten von 
käuflichem Tafelsenf angelegt und diese Versuche gelangten durch 
Herrn Bock zu einem vorläufigen Abschluß. 

Die Proben wurden in hiesigen und auswärtigen Restaurationen 
iu der Weise gemacht, daß der eine oder andere von uns mit Platin- 
draht und Gelatineröhrchen ausgerüstet bei seinen Exkursionen den 
Senf der Tafel lege artis abimpfte. 

Da sich solche Gelegenheitsproben auch für andere Materien 
eignen, so sei die Entnahme kurz beschrieben. Der Platindraht wird 
in der Flamme eines Zündhölzchens abgeglüht, in den Senftopf ein- 
getaucht und sofort in die Gelatine einmal eingestochen. Das Röhr- 
chen mit der Näbrgelatine wird dann zu Hause — oft erst am an- 
deren Tage — im Wasserbade verflüssigt und die gut gemischte 
Probe in ein Kulturschälchen ausgegossen. 

Im Kulturschrank entwickeln sich nach 2 — 8 Tagen die vor- 
handenen Keime zu Kolonieen, die eine quantitative Zählung der 
Keime gestatten, da ein dünner Platindraht höchstens 2 Milligramm 
Senf hält, wenn man nicht zu tief einsticht. Die genaue Zahl der 
Keime ist für unsere Versuche von untergeordneter Bedeutung. Es 
fanden sich in 280 Proben, die im ganzen kultiviert sind, fast stets 
Bakterien, vereinzelt Schimmelpilze und noch seltener Hefen. Von 
letzteren wurden kleine Kugelhefen häufiger beobachtet, als die 
großen elipsoiden Formen der Bier- und Weinhefe, trotzdem auch 
diese in der Leipziger Luft nicht gerade zu den Seltenheiten gehören. 

Vollständig keimfrei waren 3 Proben, die direkt aus der Fabrik in 
frischer Füllung entnommen waren. Aber auch dieser Mostrich zeigte 
bereits nach einer Zeit von ca. 8 — 10 Tagen eine Entwickelung von 
Bakterien. Alle anderen Proben, die aus den teils in offenen Gläsern, 
teils aus in englischen Töpfen aufbewahrten, aber seit längerer Zeit 
im Gebrauch befindlichen Mostrich gemacht wurden, zeigten um so 
mehr Keime, je älter und geschmackloser das Produkt war. 

Von Stäbchenbakterien fanden sich in 210 Proben über 10 Kolo- 
nieen, in den übrigen 67 Proben unter 10 Kolonieen. 

Von Mikrokokken wurden 112 mal vereinzelte Kolonieen an- 
getroffen, unter denen auch 2 mal eine weiße Sarcine, Sarcina 
candida, angetroffen wurde. 

Grüne und braune Schimmelpilze, Penicillium und Asper- 
gillus, wurden 8 mal gefunden. 

Nur ein einziges Mal kam der Mucor mucedo zur Entwicke- 
lung, dagegen fanden sich die Torulaceen von Oldium- Arten 
37 mal vor. 

In den 210 Proben mit Bacillen wurden 97 mal einzelne 1 bis 
3 Kolonieen von Gelatine verflüssigenden Arten gefunden. Sämtliche 
Kolonieen sind in Gelatine, Agar, Milch mit Lackmus und Fleisch- 
wasser abgeimpft. Von typhusähnlichen Arten wurden Kulturen in 
sauerer Gelatine und auf Kartoffel angelegt. Es konnte jedoch in 
keinem Falle weder ein echter Typhus-, noch ein echter Kolon- 
bacillus gefunden werden. Trotzdem glauben wir, daß die Senf- 
bakterien nicht immer unschädlich sind, sondern daß im heißen 
Sommer recht wohl Störungen der Verdauung durch den Genuß von 


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276 


Mftrp mann, 


Senf verursacht werden können. Es sind nicht die Bakterien allein, 
die darin vielleicht schädlich wirken, sondern es treten eben die Um- 
stände zusammen, die zu intestinalen Erkrankungen prädisponieren. 
Eiir den Arzt ist es dann gewiß nicht unwichtig, auch zu wissen, 
daß der Senf, Mostrich und alle damit hergestellten Gerichte unter 
Umständen pathogene Keime beherbergen können. 

II. Das Vorkommen von Bakterien und Pilzen in 
Schreib- und Schultinten. 

Von Zeit zu Zeit lesen wir in deu Tageszeitungen, daß wieder 
einmal eine Blutvergiftung durch den Stich mit einer Schreibfedei . 
einem verrosteten Nagel oder einem sonstigen Gegenstände vor- 
gekommen ist und daß höchstwahrscheinlich der Kost oder der Grün- 
span oder giftige Metalle die Ursache sind. Für den Bakteriologen 
ist es wohl niemals zweifelhaft gewesen, wo die Ursache der Ver- 
giftung liegt; trotzdem sind meines Wissens keine direkten bakterio- 
logischen Kulturversuche mit Tinten gemacht worden. Es mag das 
seinen Grund dariu haben, daß die frischen Anilinfarben als direkte 
Bakteriengifte betrachtet werden, daß man also die pathogenen 
Keime nur in einer alten — verdorbenen — zersetzten Tinte sucht. 
Auch diese Untersuchungen habe ich seit einigen Jahren verfolgt, 
nachdem ich 1885 in Thüringen zuerst einen großen Keimgehalt iu 
der dortigen Gallustinte nachgewiesen hatte. 

Hier in Leipzig unterstützte mich Herr Lehrer M e y r i c h durch 
gelegentliche Abimpfungen der Schultinten. 

Die Herren Beier und Wolf führten eine große Anzahl von 
Kulturen mit dem verschiedensten Materiale aus, so daß die Arbeit 
vorläufig abgeschlossen ist. 

In sämtlichen Schultinten, bestehend aus 67 Proben, fanden sich 
Schimmelpilze. 

Penicillium glaucum 67 mal 


Aspergillus flavus 12mal 

Eurotium repens 3mal 

Mucor racemosus 18mal 

„ mucedo 29 mal 

Briaria elegans 2mal 

Oidium album llmal 

Hefe 5 mal 


Außerdem enthielten alle Proben mehr oder weniger Bakterien 
oder Mikrokokken. 

Diese Schultinten bestanden aus Gallustinte mit Eisen. Es kamen 
mir jedoch noch 11 Schultinten vor, die aus Nigrosin und 7, die aus 
Campeche-Chromsäure hergestellt waren. 

Auch sämtliche Nigrosintinten enthielten Schimmelpilze, schwan- 
kend von 2 — 10 Kolonieen in einer Probe, welche nach der beim 
Senf beschriebenen Methode gemacht wurde 

Nigrosintinte, direkt der Vorratsflascbe entnommen, enthielt 
ein Penicillium und 8 Bakterienkeime. Eine andere Probe, die 
seit längerer Zeit im Tintengefäß ollen an der Luft gestanden hatte, 
enthielt 10 Schimmelpilze und 15 Bakterienkeime. 


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Milteilangen aus Marpmann*.«« bakteriologischem Laboratorium in Leipzig 277 


Folgende Zusammenstellung dürfte eine Uebersicht geben über 
Kulturen, die am 3. September 1896 angelegt sind. Die Zahl der 
Koloniecn bezieht sich auf einen Impfstich von 2 Milligramm Probe. 
Bote Tinte (Eosin), im Gebrauch — 11 Schimmelpilze, 17 Bakterien. 


„ „ (Fuchsin), „ 

„ - 4 

11 

14 

„ „ (Karmin), „ 

„ - 4 

V 

3 

Violett (wasserlösl.), „ 

„ - 87 


6 

Blnuviolett(wasserL), „ 

— 61 

11 

13 

Schwarz (Indulin), „ 

„ - 11 

1» 

16 


Die Spaltpilze scheinen demnach in verdünnten Anilinfarbstoflen 
recht gut gedeihen zu können und nicht sofort abzusterben, wenn 
sie auch ihren Leib mit Farbstoff vollgesogen haben. Diese That- 
sacbe erklärt meine früheren Kulturversuche, die ich in dieser Zeit- 
schrift mit Nährböden beschrieben habe, die schwarze, rote und ent- 
färbte Anilinfarbstoffe enthielten. 

Mikrokokken und Sarcinen wurden selten beobachtet, Gelatine 
verflüssigende Arten kamen ebenso selten vor, es bestanden die Spalt- 
pilzkolonieen daher vorzugsweise aus Bacillen — und auch unter 
diesen waren die Morphen des Kartoffelbacillus am häufigsten. 
Es ist nicht ausgeschlossen, daß unter den kultivierten Pilzen noch 
eine oder die andere neue Art enthalten ist — doch ist die Fest- 
stellung dieser Arten zur Zeit noch nicht mit Sicherheit beendet. 

Dagegen kann konstatiert werden, daß 2 mal ein septischer 
Bacillus aus Nigrosintinte kultiviert wurde, der die geimpften Mäuse 
innerhalb 4 Tagen tötete. Die Tinte stammte aus einer Handlung 
und hatte bei mir l / 4 Jahr offen zum Gebrauch gestanden, so daß 
nicht mehr nachgewiesen werden konnte, ob sich die Bacillen bereits 
in der käuflichen Tinte befunden hatten oder ob dieselben erst 
später hineingelangt waren. Die Bacillen gehörten zu den Proteus- 
Arten. 

Farbstoffbildende Bakterien wurden fast gar nicht beobachtet, da 
sich nur einzelne Kolonieen von gelben Bacillen entwickelten. 

Die Untersuchungen ergeben, daß die im Eingang erwähnten 
Blutvergiftungen auf pathogene Bakterien zurückzuführen sind, die 
sich in den verschiedensten Tinten und Lösungen von Anilinfarb- 
stoffen entwickeln können. Damit scheint die Anwendung der blauen 
und violetten Anilinfarbstoffe als Pyoktanine im Widerspruch zu 
-tehen. Diese Farbstoffe sollen allerdings gegen Protozoen, Strepto- 
kokken und Staphylokokken antiseptisch wirken, ob die Versuche 
jedoch alle einwandsfrei sind und ob sich die Farbstoffe gegen Bacillen 
anders verhalten, entzieht sich unserer Beurteilung. 

Es dürfte jedoch nicht zwecklos sein, wenn den Schultinten 
einige Aufmerksamkeit seitens der maßgebenden Personen zugewandt 
würde, wenn auch die septischen Vergiftungen durch Tinteninfektiou 
zu den Seltenheiten gehören. In einmal aufgekochten Tinten waren 
selten Keime durch die Kultur nachzuweisen , und hieraus ergiebt 
sich eine leichte und einfache Methode, die Tinten der Schulzimmer 
zu desinfizieren und für die Kinder unschädlich zu machen. 


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278 


Miirpmann 


III. Das Vorkommen von pathogenen Bakterien in 
Sauerkraut, sauren Gurken und Salat. 

Im Jahre 1882 habe ich bereits gelegentlich eines Jahresreferates 
auf das Vorkommen von sch ädlichen Bakterien in Sauerkraut hin- 
gewiesen, aber erst durch die Exkursionsimpfungen sind die Versuche 
auf ein größeres Arbeitsfeld ausgedehnt worden. Herr stud. Behrens 
beteiligte sich an diesen Versuchen. 

Wenn die essig-milchsaure Gärung unserer konservierten Nahrungs- 
mittel einen bestimmten Höhepunkt erreicht bat, dann entwickeln 
sich oftmals reduzierende Bakterien und die Gärung geht in Fäulnis 
über. Dadurch entstehen Zersetzungsprodukte, die als Toxine einen 
direkt giftigen Einfluß auf den Konsumenten ausüben können. Es 
ist also zwischen pathogenen Bakterien und giftigen Zersetzungs- 
produkten zu unterscheiden, jedoch ist ein Bacillus, der ein Toxin 
erzeugt, wohl unter allen Umständen als pathogen zu bezeichnen. 

Die reduzierenden Bakterien entfärben Lackmusmilch, ohne oder 
mit schwacher Rötung, die entfärbte Milch nimmt aber zuweilen 
durch Schütteln wieder eine bläuliche Färbung an. Dann wachsen 
solche Kolonieen fakultativ anaerob auf, und auf letzten Umstand 
haben wir den Nachweis der Arten gegründet 

Die zuckerhaltige Nährgelatine wurde in Reagensgläsern von 
25 cm Länge und 10 mm Weite sterilisiert, so daß jedoch jedes 
Röhrchen mindestens auf 20 cm Höhe mit Gelatine angefüllt war. 
Impft man in die verflüssigte Gelatine eine Platinöse Probeflüssigkeit 
und verteilt dieselbe durch langsame Bewegung in der ganzen Masse, 
gießt dann die Oberfläche durch eine Schicht siedendes Oel ab, so 
entwickeln sich die anaeroben Keime um so besser, je tiefer dieselben 
in der Gelatine gelagert sind. Außerdem gestattet der geringe 
Durchmesser des Proberöhrchens eine genaue Beobachtung der Kolonie 
selbst bei schwacher Vergrößerung unter dem Mikroskope oder mit 
20 mal Lupen Vergrößerung. 

Die Exkursionsimpfungen wurden mit den gleichen Röhrchen 
gemacht, doch wurde ein Platindraht in den festen Nährboden ge- 
impft, derselbe dann in heißem Wasser verflüssigt und weiter wie 
oben behandelt Wiederholte Durchfälle und Koliken, die uns selbst, 
teils Familienangehörige betroffen hatten, gaben Veranlassung zu 
umfangreichen Proben. 

Es wurden in den Sommermonaten der drei letzten Jahre 
37 Impfungen von Sauerkraut vorgenommen, von denen 3 mal 
anaörobe Kolonieen gewachsen waren. Die 3 Proben zeigten einen 
unangenehmen Geschmack, mit geringer Säure, während die anderen 
34 Proben so viele Säuren enthielten, daß das Kraut, vor dem Kochen 
entwässert, immer noch einen stark sauren Geschmack zeigte. Die 
fraglichen 3 Proben entfärbten Lackmusmilch in 24 Stunden voll- 
ständig, einzelne Kolonieen zeigten schon nach 12 Stunden kleine 
Gasblasen und wuchsen in einer Tiefe von 15—20 cm unter der 
Oberfläche. Die gewöhnlichen Bakterien kommen unter 3 cm Tiefe 
fast gar nicht mehr vor. In einem Falle war eine Kolik auf das 
betreffende Sauerkraut r zuri)ckzuführen. 


gfe 



Mitteilungen aus Marpmann'a bakteriologischem Laboratorium in Leipzig. 279 

Eine andere Kolik wurde auf einen Selleriesalat zurückgeführt, 
den ich selbst in einem Leipziger Speisehause genossen hatte. Nun 
konnte der Salat nicht direkt mehr zur Kultur angewandt werden, 
jedoch wurden in demselben Lokale wiederholte Impfungen mit 
Selleriesalat vorgenommen und wurde auch einmal eine recht massen- 
hafte Entwickelung von anaeroben Keimen beobachtet. Während bei 
dem Sauerkraut die anaeroben Keime erst nachträglich in dem viel- 
leicht Übergängen oder seit längerer Zeit in Aubruch stehenden 
Kraut entwickelt sind, dürften sich in dem Salat die Keime auf den 
abgekochten Sellerieknollen, die eine Zeit lang gelegen, entwickelt 
haben oder vielleicht auch aus verdorbenem Essig herstammen. Zwei 
andere Fälle wurden mit Ilummermayonnaise und mit Fruchteis 
beobachtet, ohne daß es gelang, in diesen Speisen anaßrobe Keime 
auffinden zu können. 

Die gewöhnliche sauere Gurke ist sehr oft mit aoaßroben Keimen 
infiziert. Aus guten Gurken erhielt man bei Plattenkulturen die 
Essigsäure- und Milchsäurebakterien und Hefe, daneben auch Oldium 
und andere Schimmelpilze, in der hohen Aussaat entwickeln sich 
keine Kolonieen. 

Es wurden aber wiederholt anaßrobe Kulturen aus älterem 
Material erhalten, so daß auch diese Konserve als Erreger von 
Sommerdiarrhöen anzusehen ist. Die Konserve kommt im Herbst 
und Spätsommer in einem frühreifen Zustand auf den Tisch, wo die 
Gärung noch nicht beendet ist. Hier finden sich anaßrobe Keime im 
Inneren der Frucht. Im Reifezustande werden die Keime jedenfalls 
durch die überwiegenden Säurebildner überwuchert und unterdrückt 
und kommen dann jedenfalls bei zu langem Lagern wieder zur 
Thätigkeit, wenn die Säurebildner abgewirtschaftet haben. 

Unsere Exkursionsimpfungen zeigten 2 mal die Entwickelung von 
anaeroben Kolonieen aus italienischem Salat, in denen die Keime 
wahrscheinlich durch die benutzten Gurken übertragen waren. 

In scharfen Gewürzgurken und in Zuckergurken konnten bei 
14 Versuchen keine anaäroben Keime entdeckt werden. 

Die aufgefundenen anaeroben Arten bestanden aus 5 verschiedenen 
Morphen von dünnen Bacillen, die mit den bekannten Arten nicht 
identifiziert werden konnten. So wurde nur in einem Falle eine 

Makrosporenbildung bei einem 1,2 /u dicken Bacillus beobachtet. 

Wir sind überzeugt, daß neben den anaßroben Bakterien auch 
andere aörobe und doch pathogene Keime Vorkommen werden, wir 
glauben aber, daß man nicht a priori in den Konserven eine bakterio- 
logische Analyse auf derartige Keime anstellen wird, so lange es 
uns an gemeinsamen Merkmalen dieser Keime fehlt. Das anaßrobe 
Wachstum ist jedoch ein gemeinsames Merkmal für viele Bakterien, 
die als pathogen bekannt sind oder doch in dem Verdacht einer 
pathogenen Wirkung stehen. Um über solche Keime noch mehr 
Beobachtungsmaterial zu sammeln, hat Herr stud. Behrens die 
Versuche auf frische Kuhmilch ausgedehnt. 


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280 


AUppmrincj». 


IV. Das Vorkommen von anaßroben Bakterien 
in frischer Kuhmilch. 

Auch bei diesen Versuchen wurden die erwähnten hohen Kulturen 
mit geringen Impfproben angelegt, und wurde die Milch entweder in 
durchsichtige helle Milchserumgelatine oder in Lackrousmilchserum- 
gelatine von hellblauer Farbe eingeimpft. 

Von 92 Versuchen entfallen 80 Proben auf die Monate Juli und 
August, während die letzten 12 Versuche im November 1896 an- 
gestellt wurden. Die Sommerproben ergaben 7 mal anaörobe Kolonieen, 
in den Winterproben wurden solche nicht gefunden. 

Die erwähnten 7 Proben fielen 2 mal in Lackmusgelatine, wo 
sich um die tiefliegenden Kolonieen nach 12 Stunden eine helle 
durchsichtige Zone entwickelte. Nach 3 Tagen waren die Röhrchen 
bis auf 4 cm vom oberen Rande vollständig entfärbt, und auch hier 
war die blaue Farbe verschwunden und in eine rote tibergegangen. 
Bei längerem Stehen verschwand dann auch die rote Farbe. 

Es läßt sich wohl annehmen, daß die anaöroben Pilze in den 
7 Proben nicht ohne Einfluß auf die Gesundheit der Konsumenten 
geblieben sind, doch wurden hierüber keine direkten Versuche an- 
gestellt. Jedoch wurden dieselben Proben der Milch aufgekocht und 
dann nochmals geimpft, wo sich zeigte, daß die anaeroben Keime 
nicht abgestorben waren. In allen Fällen entwickelten sich anacrobe 
Kolonieen, jedoch erst nach Verlauf von 3 — 4 Tagen, während die 
Entwickelung aus der UDgekochten Milch schon nach 12 Stunden zu 
erkennen war. 

Leipzig, Januar 1897. 


Referate. 

KIrehner , Martin , Grundriß der Militärgesundheits- 
pflege. 1180 p. 454 Fig. im Text, 3 Lichtdr.-Taf. Braunschweig 
(Harald Bruhn) 1896. 

Mit der soeben erschienenen 15. Lieferung liegt Kirchner’s 
Werk, über das Ref. bereits im X. und XV. Bande dieser Zeitschrift 
berichten konnte, nunmehr abgeschlossen vor; die noch nicht be- 
sprochenen Lieferungen haben zu den bereits erörterten Abschnitten 
noch die Kapitel: Militärische Uuterkünfte, Ernährung und Nahrungs- 
mittel, Hygiene des Dienstes und Armeekrankheiten hinzugefügt. 
Es mag genügen, hier festzustellen, daß auch diese neuen Teile au 
Vortrefflichkeit hinter den älteren nicht zurückstehen. 

M. Kirchner hat zur Vollendung seines Buches 5 Jahre ge- 
braucht; dafür darf er jedoch mit Stolz in der Einleitung auf die 
Gründlichkeit seiner Arbeit hinweisen. Kaum irgendwo dürfte der 
Leser, wie er hervorhebt, ein so eingehendes Material für die Beurtei- 
lung militärischer Verhältnisse finden, wie in dem nun fertigen Buche; 


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Bacterinm coli. 


281 


nirgends enthält dieses eine Behauptung, die nicht durch Thatsachen 
oder Zahlen belegt, nirgends ein Untersuchungsgebiet, daß nicht durch 
Schilderung oder wenigstens Andeutung der Untersuchungsverfahren 
erläutert ist Diesem Selbsturteil schließt sich der Ref. gern und 
vollkommen an, möchte aber außerdem noch bemerken, daß der Verf. 
nicht allein durch die Gediegenheit des Inhaltes, sondern auch durch 
die äußeren Mittel der Herstellung ein Werk von seltener Vollendung 
geschaffen hat. Hierbei hat vorzüglich die ihm eigene Darstellungs- 
gabe mitgewirkt ; daneben aber verdienen die freigebig hinzugefügten 
Abbildungen, welche nach ihrer Ausführung denen der meisten hygie- 
nischen Handbücher überlegen sind, besonderes Lob. 

Kirchner ’s Grundriß gehört zu den weitaus besten Hand- 
büchern über Hygiene, welche wir besitzen; es wird jedem, der sich 
mit dieser Wissenschaft beschäftigt, nützlich sein ; für den deutschen 
Sanitätsoffizier insbesondere kann es durch kein anderes der gegen- 
wärtig verfügbaren Werke über den gleichen Gegenstand ersetzt 
werden. K übler (Berlin). 

Lembke, W., Bacterium coli anindolicum und Bacterium 
coli anaörogenes. (Arch. f. Hyg. Bd. XXVII. Heft 4.) 

Verf. hat als „Beitrag zur Bakterienflora des Darms“ (Archiv 
f. Hyg. Bd. XXVI) über 2 aus Hundefaeces isolierte Bakterien be- 
richtet und sie mit den in der Ueberschrift aufgeführten Namen be- 
zeichnet, da sie einerseits in Aussehen und Wachstumseigenschaften 
dem Bacterium coli eommuue gleichen, andererseits aber von 
ihm verschieden sind, indem das eine kein Indol, das andere in 
Traubenzucker enthaltenden Nährböden kein Gas bildet. Verf. 
unternahm nun die weitere Untersuchung und Beschreibung der 
beiden Bakterien, denen genannte Eigenschaften als Unterscheidungs- 
merkmale für Bacterium coli und Typhusbacillus gelten. 
Auf den verschiedenen Nährböden von Gelatine, Kartoffeln, Bouillon 
zeigt das Wachstum der beiden Arten wenige Unterschiede. Ihre 
Länge beträgt 0,002 mm, Breite 0,001 mm. Sie treten meist zu 
zwei, bisweilen auch zu mehreren Gliedern verbunden, auf. Der 
erstgenannte ist beweglich, der letztere wurde immer unbeweglich 
gefunden. Auch unterscheidet sich dieser von ersterem durch das 
Fehlen von Geißeln. Bacterium coli anindolicum giebt in 
Bouillon mit Kaliumnitrit und konzentrierter Schwefelsäure eine 

rote Farbe, die sich mit Amylalkohol ausschütteln läßt. Auch 

vergärt dasselbe Trauben- und Milchzucker unter Säuerung und 

Gasbildung. Das Bacterium coli anaörogenes bringt ebenfalls 
in beiden Zuckerarten Säuerung hervor, jedoch ohne Gas. Dieses 
Säurebildungsvermögen benutzte Verf. zur Unterscheidung der beiden 
Arten, indem er zum Vergleich den Typhusbacillus und das 
Bacterium coli commune heranzog. Letzteres ergab sich als 
ein 3 — 4mal so starker Säurebildner wie der Typhusbacillus, 
zwischen den beiden stehen übereinstimmend mit den sonstigen Eigen- 
schaften das Bacterium coli anindolicum und das Bac- 

terium coli anaörogenes. Die beiden Bakterien wären also 
nach dieser Untersuchung als besondere Arten der Coligruppe zu 


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282 


Bactafium coli. — Lepra. 


betrachten. Bezüglich der Pathogenität fand Verf., daß nur Bac- 
terium coli anaerogenes auf Mäuse, Meerschweinchen und 
Kaninchen pathogen zu wirken vermag. Verf. betont noch die prak- 
tische Bedeutung dieser Untersuchungen „bei der Frage nach der 
Diagnostizierung der Typhusbacillen“. Er weist darauf hin, daß „wir 
nicht berechtigt sind, aufgefundene Bakterien für Typhusbacillen zu 
halten, wenn Form, Wachstumserscheinungen auf den verschiedenen 
Nährböden und Ausfall der Indolprobe, oder Verhalten in trauben- 
zuckerhaltigen Nährböden dieselben sind, sondern nur der exakte 
Nachweis, daß alle Eigenschaften des Typhusbacillus zu- 
sammen vorhanden sind, läßt den Schluß zu, daß die vorliegenden 
Bakterien Typhusbacillen sein können. Bai er (Berlin). 

Babe, Bacterium coli commune als^Krankheitsursache 
bei Tieren. [Nach einem Vortrage von Jensen im tierärztlichen 
Verein in Kopenhagen.] (Bert, tierarztl. Wochenschr. 1896. No. 10.) 

Nach einer Zusammenstellung der in der Litteratur bekannten 
Fälle von Erkrankungen des Menschen, wo als Krankheitsursache 
das Bact. coli erkannt wurde, tührt Jensen in seinem Vortrage 
verschiedene Fälle von Tiererkrankuugen an, in denen er das Bact. 
coli in Reinkultur oder mit anderen Bakterien gemischt gefunden hat. 
Er zeigt als solche an: Die infektiöse Kälberdiarrhöe, Diarrhöen 
anderer Haustiere, eiterige Peritonitiden, Cystitiden der Hunde, Cystitis 
mit Pyelonephritis suppurativa des Hundes, Hirsches und Schweines 
(in Reinkultur), Mastitis catarrhalis purulenta des Rindes (ebenfalls 
in Reinkultur), Endocarditis ulcerosa und Endometritis purulenta 
chronica beim Hunde. Ferner sollen auch bei Staupepneumonie der 
Hunde, bei Abscessen emboiischen Ursprungs, bei septischer Vagimtis 
der Kühe und bei fauligen Zersetzungen der Nachgeburt Colibakterien 
thätig sein können. Elsner (Berlin). 

Laehr, 3L, Lepra und Syringomyelie. Differential- 
diagnostische Bemerkungen. (BerL klin. Wochenschr. 1897. 
p. 45.) 

Beide Erkrankungen, auf deren symptomatische Aehnlichkeit be- 
sonders Zambaco-Pacha aufmerksam gemacht, sind besonders im 
Anfangsstadiuni schwer voneinander zu trennen. Verf. kam es daher 
in vorliegender Arbeit besonders darauf an, praktisch wichtige An- 
haltspunkte für die klinische Diagnostik zu geben. 

Xu allen frischen und meist auch älteren pathologischen Produkten 
der Lepra findet sich der Hansen’sche Bacillus, begünstigt wird 
die Lepra durch hereditäre resp. familiäre Veranlagung. Bei der 
Syringomyelie hingegen fehlt der Charakter einer Infektionskrankheit 
und der Einfluß hereditärer Disposition. Sie ist eine primär in der 
centralen Rückenmarkssubstanz lokaliserte Krankheit, wahrend der 
Leprabacillus Haut und periphere Nerven betrifft. Die nervöse 
Form der Lepra soll nicht seiten zur Heilung kommen, während es 
bei der Syringomyelie keinen Stillstand giebt, sie endet, wenn häutig 
auch erst nach Jahren, immer letal. Die hauptdifferentialdiagnostischen 
Merkmale liegen in der Art der circumskripten Anästhesieen, Muskel- 


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Lepra. 


283 


atrophieen und sog. vasomotorisch- trophischeu Störungen der Haut, 
Knochen und Gelenke, die beiden Krankheiten eigentümlich sind. Die 
klinischen Details müssen im Originale eingesehen werden. 

Verf. will Lepra und Syringomyelitis nicht nur ätiologisch und 
anatomisch, sondern auch klinisch vollkommen voneinander getreunt 
wissen. Die einzige bakteriologisch positive Mitteilung von Pestana 
und Bettencourt „Ueber die Anwesenheit des Leprabacillus 
in der Medulla eines an Syringomyelitis gestorbenen Individuums“ 
(dieses Centralbl. Bd. XIX. p. 698) wird auch vom Verf, angezweifelt. 

W. Kempner (Berlin). 

Impey, S. P» Handbook on Lepros y. London (Churchill) 1896. 

Verf. hatte als Chefarzt des Le prosen asylsauf Robben- 
island südlich von Kapstadt reichliche Gelegenheit, Studien 
über Lepra anzustellen. Das Ergebnis seiner Beobachtungen legt er 
in oben citiertem Werke nieder. 

Aus der kurzen historischen Einleitung ist zu ersehen, daß in 
den südafrikanischen Ländern jedenfalls schon vor der Kolonisation 
durch Europäer Lepra vorkam, z. Z. beträgt, soweit mangels genauen 
statistischen Materials sich schätzen läßt, die Anzahl der Leprösen 
gegen 2000. (Gesetz der Isolierung durch die Kapregierung 1892 
eingeführt.) 

Rücksichtlich der territorialen Verbreitung — spezielle 
Daten sind nur an der Hand der beigefügten Karten und Tabellen 
möglich — konstatiert I. eine ziemlich gleiche Beteiligung der Küsten- 
striche und des Binnenlandes. 

Geschlecht: Die Beteiligung des männlichen Geschlechtes ist 
eine ungleich höhere, als des weiblichen, z. B. auf Robben-Island be- 
fanden sich seit 1846 an Männern 1296, an Frauen nur 47 5, was I. 
auf die größere und häufigere Möglichkeit seitens der Männer zurück- 
führt, sich Unbilden der Witterung, harter Arbeit etc. auszusetzen. 

Alter: Als Durchschnittsalter für die Ansteckung ermittelte I. 
das 29. Lebensjahr, der jüngste Lepröse auf Robben-Island ist 3 Jahre 
alt, der älteste über 80 Jahre. 

Formen: Von den 4 Formen, unter denen die Lepra in Er- 
scheinung tritt: tuberöse, anästhetische, gemischte, syphilitische, kon- 
statiert I. das Vorwiegen der anästhetischen, wie in allen warmen 
und gemäßigten Klimaten, während ja in kälteren die tuberöse vor- 
herrscht; letztere ist nach I.’s Beobachtungen übrigens mehr dem 
weiblichen, als dem männlichen Geschlechte eigen; als auffallend er- 
wähnt I. bei dieser Gelegenheit, daß fast alle europäischen weiblichen 
Leprösen auf Robben-Island an der tuberösen Form leiden. 

Aetiologie: Bezüglich des nicht mehr bestrittenen Erregers 
der Lepra stellt I. zwei Hypothesen auf. Entweder handelt es sich 
um 2 ähnliche, aber nicht identische Bacillen, von denen der eine 
für die Haut, der andere für die Nerven eine Prädilektion besitze, 
oder es handelt sich um nur eine Art, dessen Produkte in erster 
Linie die Nerven — bei der anästhetischen Form — affizieren. 

Uebertragbarkeit: Hierbei spielt die Heredität nach L’s 
Beobachtungen nur eine unwesentliche Rolle, da die z. Z. auf Robben- 


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284 


Lapra. 


Island befindlichen 266 leprösen Eltern unter ihren insgesamt 951 Kin- 
dern nur 23 lepröse haben. Von den überhaupt dort untergebrachten 
520 Leprösen stammen 475 von gesunden Eltern, bei den übrigen 45 
war in 25 Fällen nur der Vater, in 16 Fallen nur die Mutter, beide 
Eltern nur in 4 Fällen leprös erkrankt. Als Vorbedingung zur Ueber- 
tragung stellt I. eine verletzte üautoberiläche fest, nur bei nicht in- 
takter Haut sei eine Infektion möglich. 

Inkubation: I. betont die außerordentliche Schwierigkeit, für 
die Inkubation sichere Daten zu erhalten, glaubt aber eine Maximalzeit 
von 2 Jahren feststellen zu können. 

Rücksichtlich der Pathologie und pathologischen Ana- 
tomie werden neue Gesichtspunkte oder Beobachtungen vom Autor 
nicht aufgestellt; erwähnt sei, daß I. die von anderer Seite be- 
hauptete Eigenbewegung des Leprabacillus niemals bestätigen 
konnte. Gestützt auf mehrfache günstige therapeutische Erfoge, be- 
sonders nach operativer Entfernung von Sequestern bei fistulösen 
Ulcerationen, glaubt I. das hoffnungslose: „Once a leper, always a 
leper u durchaus bestreiten zu können, zumal auch wiederholt Spontan- 
heilung bei der anästhetischen Form zur Beobachtung gelangte. Der 
häufig negative Beluud bei Untersuchung der Nerven auf Bacillen 
führt I. zu der Annahme, daß nicht der Baeillus als solcher, sondern 
sein Gift der schädigende Faktor sei. Gegenüber der syphilitischen 
Lepra kann G. nur das Trostlose des Zustandes des Erkrankten kon- 
statieren. 

Symptome: Diese, sowie die Gründe, die zur Bildung der 
Diagnose: Lepra führen, hier aufzuzahlen, würde zu weit führen; 
die glatte, concise Schreibweise des Autors wird den Leser angenehm 
berühren. Ditterentialdiagnostisch sind nach l.’s Beobachtung von 
Wichtigkeit u. a.: Paralysis agitans, Arthritis rheumatica, Ver- 
brennungen, Gangrän, tertiäre Lues, Lupus. 

Todesursachen: Unter diesen ist am häufigsten Erysipel, 
dann folgen Marasmus, Phthisis pulmonum, am seltensten u. a. Spas- 
mus glottidis, Ulcerationen der Luftröhre. 

Dauer: Diese differiert nach der Form der Erkrankung. I.’s 
Durchschnittszahlen sind für a) tuberöse Form: 5 Jahr 5 Monate, 
b) anästhetische: 11 Jahr 5 Monate, c) gemischte: 9 Jahr 3 Monate. 

Trotz mancher günstiger Erfahrungen glaubt I. bis jetzt die 
Prognose noch als durchaus schlecht bezeichnen zu müssen. 

Behandlung: Da wirkein Mittel kennen, auf den Erreger der 
I^epra einzuwirken, müssen nach I.’s Vorschlag alle Maßnahmen zur 
Erleichterung der Lage der Erkrankten getroffen werden; als solche 
empfiehlt er sonnige, gut ventilierte, trockene, gleichmäßig temperierte 
Räume, gute Kost, namentlich auch reichlich Butter und Fette, Tonica 
und Stimulantia, Massage mit u. a. Jodoform in öliger Emulsion, ev. 
Bedecken der exuicerierten Partieen mit einer Zinksalbe; auch Sali- 
cyluatron äußerlich angewendet, sowie Jodkalium und Hydrarg. per- 
ehior. als Mixtur that bin und wieder gute Dienste. Abtragung der 
Knötchen von den Lidern, Extraktion von Sequestern, Tracheotomie 
und Laryngotomie wären je nach Bedarf indiziert. Strikteste Iso- 
lierung während des Stadiums der Ulcerationen hält I. für unerläßlich, 


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Lepra. 


285 


dagegen glaubt er ihrer vor- and nachher entraten zu können; die 
Behandlung der anästhetischen Form sei auch in allgemeinen Kranken- 
häusern zulässig. 

Bezüglich der Endfrage nach der Heilbarkeit steht I. auf 
dem Standpunkte, daß ein Patient, der alle Symptome tuberöser Lepra 
verliert, sich bei guter Gesundheit befindet, nur einige leichte Sym- 
ptome nervöser Lepra, nicht progressiven Charakters, zurückbehält, 
als geheilt betrachtet werden darf. 

Im Erysipel nun sieht I. einen Heilfaktor, durch welchen — 
wenn vorsichtig und sorgfältig appliziert — die tuberöse Form der 
Lepra geheilt werden könne. Daß das Erysipel so häufig die Todes- 
ursache dabei geworden ist, rühre eben daher, daß die davon Be- 
fallenen sich schon in einem zu sehr vorgerückten Stadium der Lepra be- 
fanden. Eine lokale Besserung hat I. aber in jedem Falle konstatieren 
können ; die Photographieen zweier Leprösen vor und nach dem Ery- 
sipel scheinen dies deutlich zu bestätigen, üebrigens hat I., experi- 
mentell Erysipel zu erzeugen, sich nicht für berechtigt gehalten. 

Die in den 3 Schlußkapiteln gebrachten einschlägigen lokalen Ge- 
setze bezw. Aenderungsvorschläge mögen im Originale nachgesehen 
werden. Dem Buche sind 37 nach Photographieen reproduzierte 
Tafeln sehr instruktiver Art beigegeben, desgl. ein zweckdienlicher 
Index, sowie eine Karte der Kapkolonie; die Litteratur über Lepra 
findet keine besondere Erwähnung. W. Kempner (Berlin). 

Koppel, lieber die Verbreitung der Lepra und den 
Kampf mit ihr in den Baltischen Provinzen. (Monats- 
hefte f. prakt. Dermatol. 1897. p. 106.) 

Nach Angabe der Autoren, die zwischen 1867 — 1895 die Zahl 
der Leprösen in den verschiedenen Gegenden Livlands sammelten, 
wuchs und erreichte ihre Anzahl augenblicklich ca. 600. In Kurland 
fanden sich 76, in Esthland 26 Lepröse. Der Kampf mit der Lepra, 
die K. für infektiös hält, besteht in Gründung von Leproserien. Außer 
einigen kleineren Leproserien wie in Dorpat, die der dortigen Uni- 
versität als Lehrmaterial dient, ist in der Nähe von Riga ein Asyl 
von 100 Betten errichtet worden, auch in Esthland und Kurland sind 
2 größere Asyle eröffnet worden. Die Vermehrung der Krankenzahl 
sei der Ausbreitung der Lepra, nicht etwa der besseren Diagnose und 
Kenntnis der Krankheit zuzuschreiben. K. hält die Inkubationsdauer 
für sehr lang; für die Ansteckungsfähigkeit sprechen die Fälle der 
Verbreitung in der Familie des Kranken. Die Heredität spiele keine 
Rolle, zumal die Zeugungsfähigkeit bedeutend herabgesetzt sei. 

W. Kempner (Berlin). 

Zamb&co-Faclta, L’Ainhura des auteurs constitue-t-il une 
entitä morbide distincte, ou bien n’est-il qu’une 
modal itä de )a ldprose? (L’Acadämie de Mädecine. juillet 28 
1896.) 

de Brun, L’Alnhum des auteurs constitue-t-il uneentitts 
morbide distincte, ou bien n’est-il qu’une modalitä 
de la 1 6p rose? (L’Acaddmie de Mädecine. aoüt 25 1896.) 


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286 


Ai'obam. — Poeken. 


Zamba co, der sich mit dieser Frage schon seit Jahren be- 
schäftigt, ist der Ansicht, daß Alnhum als eine abgeschwächte Lepra- 
form angesehen werden müsse. Z. hat ausschließlich die typische 
Affektion im Sinne, die bei den Negern Afrikas und Brasiliens vor- 
kommt, keineswegs aber die von verschiedenen Aerzten mit dem Be- 
griffe Alnhum zusammen geworfenen Fälle von kongenitalen Ampu- 
tationen mehrerer Zehen (nicht nur der kleinen) und selbst der Finger, 
wie sie nicht nur bei den Negern, sondern auch in Indien, bei den 
Arabern und Malayen beobachtet werden. 

Brun will Lepra und Alnhum als selbständige Krankheitsformen 
getrennt wissen, zumal man über die Aetiologie letzterer Erkrankung 
noch vollkommen im Unklaren sei, auch die bakteriologische Unter- 
suchung noch nie den Hansen’schen Leprabacillus bei der- 
selben ergeben habe. W. Kempner (Berlin). 

Weber, Badania nad etyologia ospy. [Zur Aetiologie 
der Variola.] (Medycyna. 1896. No. 14.) 

, Nieprawidlowy rozwöj kroBty przy szczepieniu 

ochronnem. [Ueber atypische Impfpustel.] (Ibidem. 
No. 20.) Warschau 1896. 

1) Im Blute der Variolakranken hat Verf. bemerkt: a) Kleine 
kugelige, stark lichtbrechende, je nach der Beleuchtung grünliche 
oder bläuliche Körperchen, die bis zu 1,8 n Durchmesser besitzen 
und mit Rotations-, manchmal auch mit Progressionsbewegungen be- 
gabt sind, b) Solche „Körnchen“ befinden sich manchmal im Inneren 
von großen, kugeligen, homogenen, bis zu 5,6 — 7,2 ft im Durchmesser 
messenden, unbeweglichen Gebilden, woselbst sie manchmal lebhafte, 
manchmal aber gar keine Bewegung zeigen. Jene großen Gebilde 
glaubt der Verf. als ein Entwickelungsstadium eines Protozoon auf- 
fassen zu können und will ihnen den Namen „Sirenenkörperchen“ 
beilegen, c) Größere „Körnchen“ können unbeweglich werden und 
ihren Glanz verlieren; manchmal befinden sich im Inneren derselben 
ein bis zwei kleine „Körnchen“. — Solche Bilder hält der Verf. für 
ein Uebergangsstadium resp. für junge Formen seiner „Sirene“, 
d) Außer den freien und den in den „Sirenenkörperchen“ einge- 
schlossenen „Körnchen“ hat der Verf. auch solche gesehen, die mit 
einander durch einen „Faden“ verbunden sind. — Neben der Ent- 
stehung von jungen „Sirenen“ aus „Körnchen“ will Verf. direkte 
Teilungsvorgänge an den „Sirenen“ gesehen haben. — Die „Sirenen- 
körperchen“ sind mit Methylenblau und alkoholischer Eosiniösung 
färbbar; die „Körnchen“ tingieren sich dabei stärker. — Aeltere 
„Sirenen“ verlieren die Färbbarkeit; in solchen nehmen nur die 
„Körnchen“ die Eosinfärbung an. — „Sirenen“-Kulturen hat Verf. 
zuerst in alkalischer, halberstarrter (schwacher) Agarlösung erhalten ; 
merkwürdigerweise waren diese Kulturen makroskopisch nicht be- 
merkbar. Aehnliche Kulturen kann man angeblich nicht nur aus 
dem Blute der Variolösen, sondern auch aus dem Blute der Morbilli- 
und Scarlatina-Kranken züchten. In äußerst dünnem, flüssigem Agar 
gebt die „Sirene“ in Gestalt von weißem Niederschlag üppig auf. — 
Dem Verf. nach sind die „Sirenen“ im Blute nur während des 


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Pocken. 


287 


Eruptionsstadiums zu finden und nämlich desto reichlicher, je schwerer 
der Variola- resp. Morbilli- und Scarlatina- Verlauf sich gestaltet. 
In den Variolapusteln nimmt die Zahl der „Sirenen“ mit der Heran- 
nahung der Suppurationsperiode erheblich zu. In solchen Pusteln 
erscheinen endlich auch die größten (15 /< Durchmesser), mit einem 
oder zwei opaken und einem hellen Kern ausgestatteten Formen, 
welche der Verf. als Endstadium der Entwickelung seiner „Sirene“ 
auffaßt. Die „Sirenen“ sind den eosinophilen Zellen sehr ähnlich, 
und unterscheiden sich von denselben nur durch die rege Bewegung 
der „Körnchen“. — Die „Sirenen“ sind nach dem Gesagten kein 
für Variola spezifischer Befund. Ob ihnen irgendwelche pathogene- 
tische Bedeutung zukommt, kann der Verf. vorläufig noch nicht ent- 
scheiden. 

2) Bei der Revaccination der in das Warschauer „Reserve-Spital“ 
eintretenden Kranken entwickelte sich manchmal anstatt der typischen 
Impfpustel ein oder mehrere dunkelrote, glatte, glänzende, erbsen- 
große oder kleinere Knötchen, die später ihren Glanz verlieren und 
vermittelst langsamer Desquamation mit Hinterlassung einer pigmen- 
tierten Hautstelle verschwinden. Im Blutstropfen, welcher durch 
Nadelstich aus solchen Knötchen gewonnen wurde, bemerkte der 
Verf. 10 — 16 fx im Durchmesser große Amöben, die eine Anzahl von 
langsam beweglichen Körnchen in ihrem glanzlosen, kleinkörnigen 
Protoplasma enthalten. — Manchmal entstehen an der Oberfläche 
der benannten Knötchen weiße Flecke, indem gleichzeitig ein entzünd- 
liches, hochrotes Halo um die Knötchen sich entwickelt. — In dem 
eiterähnlichen Inhalt solcher Flecke will Verf. die schon beschriebenen 
„Sirenen“ gesehen haben; das gleichzeitig aus den roten Partieen 
des Knötchens gewonnene Blut beherbergt jedoch Amöben. — Der 
Verf. glaubt, daß solche atypische Impfknötchen durch Amöben, die 
typischen Pusteln durch „Sirenen“, welche eitererregende Eigenschaften 
besitzen , die atypischen suppurierendeo Knötchen endlich durch 
Symbiose von Amöben und „Sirenen“ hervorgerufen werden. 

Ciechanowski (Krakau). 

KSmpffer, Kurze Mitteilung über eine Kuhpockenepi- 
demie mit Uebertragung auf den Menschen. (Dtsche 
med. Wochenschr. 1896. No. 50.) 

In einer Domäne in Werneuchen, Provinz Brandenburg, er- 
krankte am 2. September 1896 eine Kuh an den Kuhpocken; die 
Krankheit ergriff hierauf im ganzen 60 von 90 Kühen des Stalles und 
war zur Zeit der Mitteilung des Verf. noch nicht erloschen. Die 
Kühe zeigten keine Störungen des Allgemeinbefindens, die Pocken 
entwickelten sich sämtlich an den Eutern und zwar nur an den 
Strichen; ihre Zahl schwankte zwischen 2 und 8 im ganzen und 5 
und 6 an jedem Strich. Pusteln entwickelten sich nicht, da die Pocken 
beim Melken zerquetscht wurden; dagegen entstanden unappetitliche 
Geschwüre, mit Rücksicht auf deren Absonderungen Verf. fordert, daß 
der Verkauf der Milch von kuhpockenkranken Tieren verboten werden 
sollte. 

Von 16 Melkerinnen wurden 10 infiziert, deren jüngste 16 Jahre 


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Pemphigus. 


alt, also wenige Jahre zuvor revacciniert war. Das Inkubations- 
stadium dauerte 3 bis 4 Tage; Infektionsstellen waren die Haut, meist 
die Finger; die Zahl der Pocken schwankte von 1 (6 Fälle) bis zu 8 
(1 Fall). Wie schon aus Jenner ’s Veröffentlichungen und dem be- 
kannten Falle des Schullehrers Plett im Jahre 1791 *) bekannt ist, 
nimmt die von den Fingern ausgehende Kuhpockenerkrankung nicht 
selten durch Komplikationen einen ernsteren Verlauf ; so kam es auch 
bei 4 der Melkerinnen zu nicht unbedenklichen Wundinfektionen. 
An die von den Impfgegnern so gern verbreitete Behauptung, daß 
da3 Vaccine- und Syphilisgift identisch seien, und daß die von 
Jenner zur ersten Abimpfung gewählte Viehmagd S arah Nelmus 
venerisch gewesen sei s ), wird man durch nachstehende lehrreiche 
Beobachtung des Verf. erinnert: „Sehr interessant war ein Fall von 
Pockenentwickelung in einer kleinen Rißwunde am Nagelfalz. Nach 
Zerfall der Pocken blieb ein unter den Nagel in das Nagelbett hinein- 
reichendes, tiefes Ulcus mit hartinfiltrierten Rändern zurück, und der 
Uneingeweihte hätte wohl an eine Paronychia luetica denken 
können.“ 

Einige Impfungen mit dem hier zufällig verfügbaren originären 
Kuhpockenstoff schlugen fehl, da die Geimpften die Vaccine bald 
abgewischt hatten. Kübler (Berlin). 

Vogel, Pemphigus neonatorum. (Zeitschr. f. Medizinalbeamte. 

1896. No. 22.) 

V. hat bei 4 im Verlaufe von 14 Tagen nacheinander geborenen 
Kindern Pemphigus beobachtet; bei Geburt derselben hatte dieselbe 
Hebamme Hilfe geleistet, während die zu derselben Zeit und in den- 
selben Ortschaften geborenen Kinder, bei deren Geburt eine andere 
Hebamme thätig war, gesund blieben. 

Daß die Hebamme die Krankheit übertragen hat, scheint V. 
zweifellos, weil diese 

1) nur in ihrer Praxis und zwar bei 4 nacheinander geborenen 
Kindern auftrat, weil 

2) neue Fälle sich nicht zeigten, als der Hebamme für mehrere 
Wochen die Praxis untersagt und ihr aufgegeben wurde, sich, ihre 
Instrumente und Kleidung desinfizieren zujlassen und weil 

3) die Hautstellen zuerst und vorzugsweise erkrankten, welche 
die Hebamme bei der Reinigung der Kinder hauptsächlich fixiert : 
das Kinn beim Zurückziehen des Kopfes zur Reinigung des Halses, 
die Nabelgegend bei der Versorgung des Nabels. 

Hugo Laser (Königsberg i. Pr.). 

Kuhnt, Eine End ernie von Pemphigus neonatorum. 

(Zeitschr. f. Mediziualbeamte. 1896. No. 22.) 

K. teilt eine Endemie von Pemphigus neonatorum mit, welche 
sich in der Praxis einer Hebamme zugetragen hat. Diese leistete 


1) Blattern and Schutxpockenimpfang. Bearbeitet im Kaiserl. Gesundheitsamt«. 
Berlin 1896 p. 20. 

2) Ebenda p. 22. 


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Maul- und Klauenseuche. — Malaria. 


289 


von Ausgang Februar bis Ende Juli v. J. bei der Geburt von 
28 Kindern Beistand. Von diesen erkrankten 11 . welche völlig 
gesund und kräftig zur Welt gekommen waren, an Pemphigus und 
zwar 9 innerhalb der ersten und je 1 in der zweiten bezw. vierten 
Lebenswoche. Von den Erkrankten starben 4. Die Nachforschungen, 
die K. anstellte, ergaben, daß die Hebamme die kranken Kinder ge- 
badet und verbunden hatte, ohne Einhaltung irgend welcher Vorsichts- 
maßregeln von kranken zu gesunden, mit derselben Kleidung und 
derselben Schürze sogar zu Kreißenden geeilt war, die Entbindungen 
besorgt und die Neugeborenen in ihre Schürze eingeschlagen hatte, 
mit welcher kurz vorher kranke Kinder in Berührung gekommen waren. 

Die Hebamme wurde auf einige Wochen außer Dienst gestellt 
und mit der Anweisung versehen, sich selbst, ihre Kleider und Gerät- 
schaften gehörig zu reinigen und zu desinfizieren. Seit Wieder- 
aufnahme der Praxis sind Pemphigusfälle nicht wieder zur Beobachtung 
gekommen. Erwähnt wird noch, daß auch einzelne Mütter und Ge- 
schwister, welche kranke Kinder abgewartet haben, von Schälbläschen 
befallen worden sind. Die Hebamme selbst blieb gesund. 

Hugo Laser (Königsberg i. Pr.). 

Bussenlus und Siegel, Zur Frage der Uebertraguncr von 
Maul- und Klauenseuche auf den Menschen. (Dtsche 
med. Wochenschr. 1896. No. 50.) 

Wenn die Uebertragbarkeit der Maul- und Klauenseuche auf den 
Menschen noch nicht allgemein anerkannt ist, so liegt dies nach der 
Meinung der Verfl. zum Teil an der Ungleichmäßiekeit des Krank- 
heitsbildes bei den Tieren, den Schwierigkeiten der Differentialdiagnose 
der beim Menschen vorkommenden Erkrankungen gegenüber anderen 
menschlichen Krankheiten, endlich an den zeitlichen Verschiedenheiten 
in der Virulenz des Ansteckungsstoffes und in der Pr&disposition von 
Tieren und Menschen. Zum Beweis, daß dennoch die Maul- und Klauen- 
seuche auf den Menschen übertragbar ist, haben die Verff. 16 Epide- 
mieen und 139 Mitteilungen über annähernd 1000 Einzelerkrankungen 
beim Menschen in der Litteratur zusammengestellt. In den Jahres- 
berichten des Kaiserl. Gesundheitsamtes über die Verbreitung von 
Tierseuchen im Deutschen Reiche fanden sie ferner etwa 600 in den 
Jahren 1887 — 1894 beobachtete Fälle der Uebertragung auf den 
Menschen. Bereits im Jahre 1833 hat Hertwig die Uebertragbar- 
keit erwiesen, indem er sowohl wie 2 seiner Assistenten rohe Milch 
einer schwer an Maul- und Klauenseuche erkrankten Kuh tranken 
und hierauf einen deutlichen Ausbruch der Krankheit an sich selbst 
beobachteten. K ü b 1 e r (Berlin). 

Laveran, A., Comment prend-on le paludisme? (Revue 
d’Hygi&ne. 1896. Vol. XVIII. No. 12. p. 1049.) 

Eine kritische Besprechung der über die Verbreitungsweise der 
Malaria uns bekannten Thatsachen führt Laveran zu dem Schlüsse, 
daß eine Infektion durch die Luft sehr wenig Wahrscheinlichkeit für 
sich hat, daß jedenfalls eine Verbreitung über größere Strecken aus- 
geschlossen ist. Für die Bedeutung des Wassers als Infektionsquelle 

Erst« Abt. XXI. 114. IS 


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290 


MmJarift. 


sprechen eine Anzahl von Beobachtungen, aber keine in ganz über- 
zeugender und zwingender Weise. Am wahrscheinlichsten ist für 
La v er an die Verbreitung der Infektion durch Mosquitos. Er 
erinnert daran, daß die als rationell gegen die Malariainfektion 
empfohlenen Maßnahmen auch gleichzeitig gegen die Mosquitos 
schützen, so das Schlafen bei geschlossenen Fenstern und in den 
höheren Stockwerken der Häuser, wohin die Tiere nicht dringen. 
Trockenlegung von Sümpfen beseitigt auch die Mosquitos, welche ihr 
Larvenstadium im Wasser durchlaufen. Frische Fieberinfektionen 
kommen fast ausschließlich in den Jahreszeiten vor, in welchen die 
Mosquitos schwärmen. Die Nachtzeit ist am gefährlichsten, weil dann 
die Insekten auf Raub ausgehen. Kinder sind wegen ihrer zarten 
Haut besonders empfindlich, die Neger mit ihrem dicken Fell weniger 
gegen Stiche und Malaria. Das Anzünden großer Feuer beim Ueber- 
nachten im Freien soll gegen Fieberinfektion sichern und hält die 
Mosquitos fern. Freilich herrscht nicht überall Malaria, wo es Mosquitos 
giebt, denn eine Einschleppung der Parasiten ist nötig. Wie die 
Verbreitung der Malariaparasiten durch die Mosquitos im einzelnen zu 
denken ist, kann Laveran nicht angeben. Als Beispiele für die 
Bedeutung von Insekten in der Verbreitung von Infektionskrankheiten 
erwähnt er die üebertragung von Tuberkulose, Cholera und anderen 
Erkrankungen durch Fliegen, des Rekurrensfiebers durch Wanzen, 
des Texasfiebers durch Ixodes, der Filariosis sanguinis durch Mos- 
quitos, welche die Parasiten ins Trinkwasser bringen, der Nagana- 
krankheit in Südafrika, welche durch die Ttetsefliege verbreitet wird. 

Laveran stellt dann die Litteratur über die Uebertragungs- 
versuche der Malaria von Mensch zu Mensch durch Verimpfung von 
Blut zusammen und stellt, wie andere üntersucher, fest, daß die 
intravenöse Injektion zuverlässiger als die subkutane die Infektion 
vermittelt. An der Einheit der verschiedenen Malariaparasitenarten 
hält er noch immer fest; von diesem seinem Standpunkte aus erklärt 
er es für Zufall, wenn beim Geimpften ein Fieber vom gleichen Typus 
auftritt, wie ihn der blutliefernde Kranke besitzt. Alle Versuche zur 
Infektion von Tieren mit menschlicher Malaria sind fehlgeschlagen. 

Eine üebertragung der Malaria von der Mutter auf den Foetus 
hält Laveran für möglich, eine Infektion durch Laktation für nicht 
wahrscheinlich. 

Das Studium des Blutparasiten der Vögel hat bisher weder eine 
ausreichende Erklärung über den Infektionsmodus bei diesen Tieren 
noch für die Pathologie der menschlichen Malaria verwertbare Auf- 
schlüsse ergeben. Rudolf Abel (Hamburg). 

Celli, A. e Flocca, R., Intorno alla biologia delle amebe. 

(Estratto dae ßulletino della R. Academia Medica d. Roma. 

Anno XXL 1894—1895. Fase. V.) 

In Bezug auf die Bedeutung der insbesondere bei manchen patho- 
logischen Prozessen angetroffenen Amöben konnte bis nun keine Klar- 
heit aus dem Grunde geschaffen werden, da es bisher Niemandem 
gelang, einwandfreie Reinkulturen zu gewinnen und zwar aus Mangel 
eines für das Wachstum der Amöben geeigneten festen Nährbodens. 


Sie 



Tierische Parasiten. 


291 


Nach vielen fruchtlosen Versuchen gelang es nun den Verff., in 
Fucus crispus (Isländisches Moos, Knorpeltang, Carrageen. Ref.) 
dieses Nährmedium zu entdecken, welches in folgender Weise be- 
reitet wird: 

Wasser mit oder ohne Bouillonzusatz wird mit 5-proz. Fucus 
gekocht und genau alkalisiert in der Weise, daß auf je 10 ccm 
Nährboden 1 cm einer Zehntelnormalnatronlauge oder 4 — 5 ccm einer 
gesättigten Natriumkarbonatlösung zugesetzt werden. Filtrieren wie 
bei Agar nicht gerade notwendig. Nach Fertigstellung des Nähr- 
bodens kann er sofort in Petri’sche Schalen ausgegossen werden. 

Aber selbst mit diesem Nährboden, auf welchem die Amöben 
vorzüglich gedeihen, gelang es nur selten, bakterienfreie Kulturen zu 
erzielen, welche jedoch in kürzester Zeit abstarben, so daß man den 
Eindruck gewinnen konnte, daß die Symbiose der Amöben mit den 
Bakterien eine sehr innige sei. 

Hingegen war es ein leichtes, die einzelnen Amöbenspecies von 
einander zu trennen, da bei fortgesetzter Kultivierung eines Amöben- 
gemisches mit der Zeit eine Art überhand nimmt und die anderen 
ans der Kultur entschwinden. 

Zur Untersuchung auf Amöben ist überdies notwendig: ein heiz- 
barer Objekttisch oder der Zeiß’sche Wärmekasten, eine Trockenlinse 
mit langer Brennweite und, für starke Vergrößerungen, eine Immersion, 
z. B. Apochromat 2,0 mm, 1,30 Apertur. 

Die Untersuchung ist am besten in ungefärbtem Zustande. 

Aus den verschiedensten Materialen, so u. a. auch Dejektionen 
von Gesunden und Kranken, Rubrdejekten , gelang es den Verff., 
folgende Amöbenarten rein zu züchten: 

I. Amoeba lobosa (Bütschli) mit folgenden Varietäten: 

a) A. guttula, 

b) „ oblonga, 

c) „ undulans, 

d) „ coli (Loesch). 

II. Amoeba spinosa Lieberk., 

III. „ diaphana; 

IV. „ vermicularis (Weise); 

V. „ reticularis (nicht zu verwechseln mit A. reti- 

culosa); 

VI. Amoeba arborescens. 

Von diesen wurden im menschlichen Darm vorgefunden die 
Amoeba guttula, A. coli, A. spinosa, A. diaphana, A. ver- 
micularis und A. reticularis, und zwar mit Ausnahme der 
ersten sämtlich auch bei Dysenterie, die A. diaphan a und A. reti- 
cularis nur im dysenterischen Stuhle. 

Die erzielten Kulturen versetzten die Verff. in die Lage, genaue 
Studien über die Morphologie und Biologie der Amöben anstellen zu 
können, deren Resultat im Originale naebgelesen werden möge; 
näher eingehen müssen wir jedoch auf die Untersuchungen der Verff. 
Ober den Amöbengebalt des gesunden und kranken Darmes beim 
Menschen. 

Bei Kindern fanden sich Amöben in folgendem Verhältnisse: 

19 * 


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292 


Tierisch« Parasiten. 



Zahl d«r unter- 
suchten Fülle 

positiv 

negativ 

Gesunde Kinder .... 

14 

2 

12 

Darmkatarrh 

50 

20 

30 

Grün« Diarrhoe . . . , 

6 

8 

2 

Blutige Diarrhöe .... 

6 


6 

Enteritis follicularis . . . 

* 

1 

1 

Zusammen 

78 

26 

52 


Bei einem gesunden Kinde wurde die Amoeba coli in amö- 
bischer Reinkultur angetroflen. 

Bei Erwachsenen war das Untersuchungsergebnis folgendes: 



Zahl der unter- 
suchten Fülle 

positiv 

negativ 

Gesunde .... 

18 

i 

17 

Darmkatarrh 

4 


4 

Darmtuberkulose . 

5 


5 

Diabetes . . 

1 


1 

Abdominaltyphus . 

2 



2 

Cholera nostras .... 

i 



1 

„ asiatica .... 

14 

_ 

14 

Proctitis catarrbali» . . . 

1 


1 

Dysenterie ...... 

65 

ii 

54 

Zusammen 

Ul 

12 

99 


Sodann gelangen die Verff. zur Frage über die Dysenterieamöben. 

Daß dieselben die Ursache der Dysenterie und der Leberabscesse 
wären, ist auch durch die letzten Arbeiten von Kruse und Pas- 
quale, Quincke undRoos, Washington, West undVivaldi 
nicht stichhaltig genug erwiesen. 

Zunächst finden sich die Amöben nur in ca. der Hälfte der Fälle 
vor; daß die Amoeba coli häufiger in Aegypten in den Entleerungen 
vorgefunden wird, nimmt die Verff. nicht wunder, da es ihnen gelang, 
im Wasser des Nilkanals, welches als Trinkwasser verwendet wird, 
dieselbe durch Kultur nachzuweisen. 

Die experimentellen Erfolge sind ferner auch nicht einwandfrei, 
da man nicht mit unanfechtbaren Reinkulturen, sondern zumeist nur 
mit Darminhalt experimentiert hat. 

Dasselbe gilt auch vom amöbenhaltigen Absceßeiter, dessen 
Sterilität in Bezug auf Bakterien nicht immer sicher erwiesen war. 

Die Verff. neigen daher zu der Ansicht, daß die Amöben zu* 
fällige und harmlose Bewohner des Darmtractus seien, und daß die 
Dysenterie bakteriellen Ursprunges (Bacillus colidysente- 
ricus) sei. 

Den Schluß der interessanten Abhandlung bilden zwei litho- 
graphische Tafeln mit zahlreichen gelungenen Abbildungen der ge- 
züchteten Amöben. Kamen (Czernowitz). 

v. Rathonyi, Anchylostomiasis des Pferdes. [Aus dem 
Kohlenbergwerke Brennberg bei Oedenburg a. d. Südbahn (Ungarn).] 
(Dtsche med. Wocheuschr. 1896. No. 41.) 


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Tierische Parasiten. 


293 


Unter den Arbeitern des in der Aufschrift bezeichneten Berg- 
werkes wurden im Jahre 1890 Hunderte (80 Proz. der Gesamtheit) 
mit Anchylostoma duodenale infiziert gefunden; dabei waren 
nur solche Personen, welche in der Grube selbst arbeiteten, betroffen ; 
die Übertags Beschäftigten waren gesund. Die Eier des Parasiten 
konnten weder im Grubenschlamme, noch in der Luft bezw. den auf- 
gefangenen Niederschlägen nachgewiesen werden; die Ansteckung konnte 
aber auch nicht von Mensch zu Mensch erfolgt sein, da der Parasit 
niemals von den erkrankten Arbeitern auf ihre Familienangehörigen 
übertragen wurde. Da gelang es dem Verf., festzustellen, daß der 
Kot der in der Grube verwendeten Pferde die Eier des Parasiten 
enthielt, und daß aus diesen Eiern die Embryonen gezüchtet werden 
konnten. Weitere Beobachtungen ergaben , daß sämtliche Gruben- 
pferde von Anchylostomiasis befallen wareD, und daß Pferde, 
welche frei von dem Parasiten in die Grube gebracht wurden, nach 
5 bis 6 Wochen Eier des Anchylostoma mit dem Kot entleerten. 

Schwere Anämieen sind unter den Grubenarbeitern in Brennberg 
schon seit 28 Jahren beobachtet worden, wurden aber als eine auf 
die kohlenoxydhaltige Luft zurückzuführende, besondere Krankheit 
„Anaemia montana“ aufgefaßt. Heilung erfolgte nur, wenn die 
Kranken von Brennberg entfernt und anderwärts beschäftigt wurden. 
In einer benachbarten Grube ohne Pferdebetrieb kamen Anämieen 
nicht vor; kranke Arbeiter aus Brennberg, welche in diese Grube 
übergingen, verschleppten nicht nur nicht die Infektion, sondern ge- 
nasen dort vielmehr selbst von der Krankheit. In der Zeit von 
1883 — 1889 kamen in Brennberg keine Neuerkrankungen vor; in 
jenen Jahren waren Pferde in der Grube nicht verwendet worden. 
Die schwersten Formen traten bei den Arbeitern ein, welche in der 
unmittelbaren Nähe der von den Pferden befahrenen, 700 m langen 
Hauptstrecke beschäftigt waren. Die Pferde dagegen blieben, auch 
wenn sie regelmäßig große Mengen Eier ausschieden, anscheinend 
völlig gesund. 

Es scheint hiernach, daß die Pferde bei der Entstehung der 
menschlichen Anchylostomiasis eine gewisse, bisher nicht gekannte 
Rolle spielen können. K üb ler (Berlin). 

Zsehokke, F., Die Tänien der aplacentalen Säugetiere. 

[Vorläufige Mitteilung.] (Zool. Anzeiger. 1896. No. 519.) 

Der Verf. giebt kurz Aufschluß über die systematische Stellung 
der T. echidnae Thompson und der neuen Arten T. Semoni aus 
Perameles obesula und T. obesa aus Phascolarctos 
cinereus. 

Sämtliche bis jetzt genügend bekannte Tänien der aplacentalen 
Säugetiere sind einstweilen zu den Anoplocephalinen zu rechnen. 
Wahrscheinlich ist für die unter sich nahe verwandten T. echidnae 
und T. Semoni ein neues Genus zu schaffen. Dasselbe gilt auch 
von T. obesa und T. plastica aus Macropus giganteus. 
T. festiva Rud. gehört wahrscheinlich in das Genus Moniezia. 

Zwischen Tänien der placentalen und der aplacentalen Säuger 
ist bis zu einem gewissen Grade eine anatomische Parallele zu be- 


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294 


Tierische Parasiten. 


obachten, die sich mit einer solchen in der Ernährungsweise deckt. 

Die Anoplocephalinae dürfen nicht als ausschließliche Para- 
siten herbivorer Säugetiere angesehen werden, da Arten derselben 
auch in den Insektenfressern Perameles und Echidna angetroffen 
werden. E. Riggenbach (Basel). 

Daniels, C., Taenia demerariensis (?). (The Lancet 1896. 

Nov. 21.) 

In George Town (Britisch - Guiaua) fand Verf. bei einem er- 
wachsenen Eingeborenen zwei Bandwürmer frei im Jejunum liegen. 
Der eine war beim Oeffnen des Darmes in drei Stücke geschnitten 
worden; an dem andern fehlte nur der Kopf, der trotz emsigen 
Suchens unter der Unzahl Ankylostomen nicht aufzufinden war. Ohne 
den Kopf war der Wurm 23 cm lang. Die Glieder nahmen allmäh- 
lich an Breite und Länge zu; das erste war 0,37 mm breit und 
0,07 mm lang, das 60. war 0,8 mm breit und 0,2 mm lang ; um das 
150. waren die Glieder 1,2 mm breit und 0,4 mm lang und waren 
deutlich männliche und weibliche Geschlechtsorgane zu unterscheiden. 
Gegen das 250. Glied waren Breite und Länge 1,7 mm. Dann 
wurden die Glieder bei gleicher Breite immer länger, bis die End- 
glieder (im ganzen waren wohl 320 Glieder vorhanden) etwas über 
3 mm lang waren. In den reifen Proglottiden waren die Eier mit 
bloßem Auge zu 70—90 Haufen von 0,25 — 0,35 mm zusammcngeballt 
zu sehen. Die einzelnen Embryonen hatten einen Durchmesser von 
ungefähr 0,015 mm und zeigten an einer deutlichen Protuberanz 
3 Paare langer dünner Häkchen. An den ersten 60 Gliedern waren 
keine Reproduktionsorgane zu erkennen; vom 150. au waren dieselben 
dagegen sehr deutlich. Die Geschlechtsöffnungen befanden sich alle 
auf derselben Seite und ragten nur oben hervor, an den reifen 
Gliedern aber waren keine mehr zu entdecken. 

In der Anordnung der Eier gleicht dieser Bandwurm der Taenia 
madagascariensis Davaine; die Größenverhältnisse und Zahl der 
Glieder sind aber so verschieden, daß es sich wohl um eine besondere, 
wenn auch nahestehende Species handelt, zumal ein Verkehr zwischen 
Madagaskar und Britisch-Guiana nie bestanden hat. Der Zwischen- 
wirt ist wohl unmöglich zu eruieren, da die Eingeborenen alle mög- 
liche tierische Nahrung, von der Heuschrecke bis zum Affen, ver- 
zehren. 

Verf. erläutert seine Beschreibung durch 4 Abbildungen. 

Sentifion (Barcelona). 


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Schutaimpfunfc, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 295 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 


Mac Ewan, 1)., Two cases of tetanus treated by anti- 
toxin. (Tbe Lancet. 1896. Aug. 8.) 

Bacon, R. A. E., Notes of a case of tetanus; recovery, 
(ibidem. Sept. 19.) 

Pike, G. B., A case of tetanus from peripheral irri- 
gation; recovery remarks. (Ibidem. Sept. 26.) 

Greemoord, T. P., Case of traumatic tetanus treated by 
antitoxin recovery in three weeks. (Ibidem. Oct. 10.) 

M. beobachtete seine 2 Fälle im kgl. Krankenhause zu Dundee. 
Beide waren akuter Art, das lukubationsstadium verhältnismäßig kurz, 
10 resp. 7 Tage; die Erscheinungen nahmen stetig an Schwere zu, 
und beide Kranke starben am 7. Tage, trotzdem im ersten Falle 
(50-jähriger Mann, dem 10 Tage vorher eine Zehe wegen einer Ver- 
letzung amputiert worden war) 2 mal 50 ccm Antitoxin aus dem 
Institut Pasteur eingespritzt worden, und im zweiten Falle (21- 
jährige Frau, die 11 Tage vor ihrer Aufnahme einen 4 Monatsabort 
uberstanden, ohne einen Arzt oder auch nur eine Hebamme zu Kate 
zu ziehen) der Patientin zweimal je 1 g Duncan & F lockhart ’s 
Antitoxin und am folgenden Tage noch zweimal je 10 ccm solches 
aus dem Institut Pasteur beigebracht worden. M. bemerkt zu diesem 
Falle noch, daß von den 1882 von Garrigues zusammengestellten 
57 Fällen von puerperalem Tetanus (25 nach Aborlus und 62 nach 
Geburt) nur 7 gehellt wurden. 

B. berichtet, daß er am 2. Juli abends zu einem 18-jährigen 
Burschen gerufen wurde, der am Mittag Uber Schmerzen im Halse 
und Schlingbeschwerden geklagt hatte, um 1 /,7 Uhr von der Arbeit 
nach Hause gekommen war, um sich zu Bette zu legen, und um 
8V4 Uhr ausgesprochene Starrkrampferscheinungeu bei 40,5 0 C und 
P. 100 zeigte. Patient war am 21. Juni am Kopfe und üüerschenkei 
mit einem Stücke Holz verwundet worden, in dem ein rostiger Nagel 
stak. B. verordnete Chloralhydrat und Bromkalium ana 1,66 alle 
4 Stunden, am folgenden Tage 1,66 und dann 2,0 und fuhr damit 
lort, bis zuletzt nur noch etwas Steifigkeit im Nacken und Kücken 
vorhanden war. 

P. wurde am 29. Mai zu einem jungen Menschen gerufen, der 
über Steifheit im Nacken und in den Kiefern und ein eigentümliches 
Gefühl in den Beinen klagte; 14 Tage vorher hatte sich derselbe 
einen Splitter in die linke große Zehe unter den Nagel getreten. P. 
läßt den Burschen ins Krankenhaus aufnehmen, amputiert ihm die 
Zehe und verschreibt Chloralhydrat mit Bromkali, Milch mit Selters, 
Rindfleisch thee und 5 Unzen Cognac täglich. Da am 8. Juni die 
Krämpfe noch anhalten und der Harn nicht spontan gelassen wird, 
ersetzt P. das Chloralhydrat und Bromkali durch eine Strychnm- 


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296 Schutzimpfung, kttnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmunj? et«. 


raixtur und 6-stündliche Einspritzungen einer 2-proz. Karbolsäure- 
lösung. Darauf stetige Besserung und Entlassung am 16. Juli. 

G.’s Patient war ein 17-jähriger Bursche, der sich am 20. Juli 
beim Vogelscheuchen den Daumen der mit Gartenerde beschmutzten 
linken Hand zerschossen hatte. Dm den Daumen zu erhalten, wurde 
die Wunde nur unvollkommen gereinigt und eine Desinfektion mit 
Schwefelpulver verbunden. Alles schien gut zu gehen; aber am 
3. Aug. klagte Pat. über Steifigkeit in den Kiefern, die er schon am 
1. Aug., also am 12. Tage nach der Verwundung, gespürt haben 
wollte. Da am 4. Aug. die Tetanuserscheinungen zugenommen hatten, 
wurden um Mitternacht 2 g Tizzoni'sches Antitoxin eingespritzt. 
Am folgenden Tage wurde der Daumen amputiert, wobei die Narkose 
dem Kranken Erleichterung verursachte. Am 6. Aug. wurden drei- 
mal je ’/ 3 g (10 Gran) Antitetanin beigebracht; am 7. dreimal */« g 
(12 Gran), ebenso am 8; am 9. wurden zweimal */ 8 g und am 10. 
noch einmal dieselbe Dosis eingespritzt. Darauf stetige Besserung 
und am 22. Aug. war keine Spur von Muskelstarre mehr vorhanden. 

Sentiflon (Barcelona). 

Melde, Ein durch das Behring’sch e Tetan usant i toxin ge- 
heilter Fall von Starrkrampf beim Pferde. (Berl. 
tierärztl. Wochenschr. 1896. No. 50.) 

Ein junges 4-jähriges Pferd war an Tetanus traumaticus erkrankt. 
Am 4. Tage nach Ausbruch der ersten äußerlich bemerkbaren 
Krankheitszeichen entschloß sich Verf. zur Anwendung des Beh- 
ring’schen Tetanusantitoxins. Nach Injektion von 5,0 Antitoxin iu 
die Vena jugularis besserte sich der Zustand auffallend. Da aber 
nach 8 Tagen der Heilungsvorgang nicht mehr rechte Forschritte 
machte, verwandte der Vert. noch eine weitere Antitoxineinspritzung. 
4 Tage darauf konnte das Tier als gesund entlassen werden. 

O. Voges (Berlin). 

Vogel, Zur Behandluug des Starrkrampfes beim Pferde 
mit Tetanus- Antitoxin (Behring). (Berl. tierärztl. Wochenschr. 
1897. No. 1.) 

V. berichtet Uber einen mit Behring’s Antitoxin behandelten 
Tetanusfall, der keinen schweren Charakter zeigte, sondern einen 
langsamen, nicht rapiden Verlauf erwarten ließ. 4 Tage nach der intra- 
venösen Injektion, die von einem Tierarzt der Höchster Werke aus- 
geführt wurde, welcher einen günstigen Erfolg in Aussicht stellte, 
starb das Tier plötzlich unter eiuigen krampfhaften Bewegungen. 
Eine Besserung, abgesehen von einem geringen Nachlaß der Kiefer- 
klemme, war nicht eingetretcu, so daß die vorhergegebenen Chloral- 
klystiere wieder gegeben werden mußten. An der Injektionsstelle trat 
eine handgroße schmerzhafte Anschwellung auf. Diese ist vielleicht 
auf eiue lufektiou, bedingt durch den Mangel jeder Hautdesiufektion 
bei Ausführung der intravenösen Injektion zurückzuführen. Jeden- 
falls muß aus diesem Falle der Schluß gezogen werden, daß das 
Antitoxin noch einer ausgedehnteren Nachprüfung bedarf, um fest- 
zustellen, ob es wirklich das leistet, was versprochen ist. 

Marx (Berlin). 



Fchntximpfune, kflnatl. Infektionskrmnkheiten, Ent«rlckelnnesh«mmun(t etc. 297 

Crocker, H. R., A pr orois in g treatment for leprosy. (The 

Lancet. 1896. Aug. 8.) 

Die hoffnungsvolle Behandlung besteht in Sublimateinspritzungen 
von je 0,01 g (V, Gran). Verf. hat dieselbe in 2 Fällen mit Erfolg 
durchgeführt. Im ersten handelte es sich um ein 36-jähriges Frauen- 
zimmer, das in einer Kolonie, als der Lepra verdächtig, unter Auf- 
sicht gestellt worden war; die Vermutung, daß es sich wohl auch 
um Syphilis handeln könnte, führte zur Behandlung mit Sublimat- 
einspritzungen. Die darauf beobachtete Besserung bewog dazu, die 
Diagnose Syphilis aufzustellen und die Kranke freizulassen. Sie reiste 
sofort nach England mit der Anweisung des Arztes, dem die wirk- 
liche Natur der Krankheit durchaus klar war, sich vom Verf. weiter 
behandeln zu lassen. Da dieser keinerlei Syphilissymptome vorfand, 
nahm er an, daß die Sublimateinspritzungen günstig auf die Lepra 
eingewirkt hatten und fuhr damit fort Vom 19. April bis zum 
31. Juli 1895 wurden 60 Einspritzungen in die Nates gemacht mit 
dem Erfolge, daß im Gesichte keine Spur der allerdings nicht sehr 
schwer gewesenen Krankheit mehr zu entdecken war und nur auf 
dem Rumpfe einige Flecken und auf einem Oberschenkel und einem 
Unterarme je ein Knötchen übrig blieben. Das anfangs gleichzeitige 
Einnehmen von Chaultnoograöl war nachher als nutzlos aufgegeben 
worden. 

Dieser Erfolg veranlasste den Verf., die Einspritzungen auch bei 
einem 37-jährigen aus dem Sambesidistrikt heimgekehrten Missionäre 
zu versuchen. Der Aussatz war vor 2 Jahren bei dem oft von 
Wechselfieberanfällen heimgesuchten Manne fast plötzlich ausgebrochen 
und hatte sich schnell über den ganzen Körper verbreitet Die Ein- 
spritzungen wurden am 3. Febr. 1896 begonnen und zuerst einmal, 
dann zweimal wöchentlich gegeben; anfangs Juni, nachdem 27 Ein- 
spritzungen gemacht waren, wurde die Besserung photographisch 
festgestellt. Nie hatte sich Speichelfluß gezeigt. Dieser Pat. hat 
zugleich fortwährend Chaulmoograöl genommen und es bis zu 
40 Tropfen täglich gebracht; ein wesentlicher Anteil an der schnellen 
Besserung ist aber diesem Mittel kaum zuzuschreiben. Verf. nimmt 
an, daß das Quecksilberchlorid im Blute eine bakterientötende Wir- 
kung entfaltet und vielleicht mit anderen ähnlich wirkenden Mitteln 
ein gleicher Erfolg erzielt werden kann. 

Die zwei die Mitteilung begleitenden Figuren zeigen das Gesicht 
des Mannes zu Anfang und nach viermonatlicher Dauer der Behand- 
lung. Sentifion (Barcelona). 

OgÜTie, L., Further nole on the treatment of tapeworm. 

(The Lancet. 1896. June 20.) 

Verf. berichtet, daß er seit seiner ersten Veröffentlichung (Aug. 
1894) noch 6 Fälle von Bandwurm erfolgreich nach seiner Methode 
behandelt hat. Dieselbe besteht darin, daß der Bandwurmkranke 
14 Tage lang salinlsche Abführmittel nimmt, um den Darm und den 
Wurm von dem angehäuften Schleime zu befreien, dann eines Abends 
eine Dosis Bittersalz und Jalappetinktur bekommt und am folgenden 
Morgen um 7 Uhr das gewohnte Abführmittel, um 8 Uhr 1 Drachme 


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298 Scbatiiinpfang, kflnstl. InfektionskrRnkheiten, Gnt«rlckclnng>hemmnng etc. 


flüssiges Farnkrautextrakt, um 9 Uhr eine zweite Drachme und um 
11 Uhr Ricinusöl mit Jalappetinktur erhält, um das Gift und den 
damit betäubten Bandwurm aus dem Körper zu entfernen. Wenn 
der Bandwurm das Ricinusöl nicht abwartet, wie in einem der zwei 
ausführlich berichteten Fälle, so muß dasselbe dennoch verabreicht 
werden, um Vergiftungserscheinungen durch etwa zurückgebliebenes 
Farnkrautextrakt zu verhüten. Sentißon (Barcelona). 

Abelsdorff, G., Zur Prophylaxe der sympathischen Oph- 
thalmie. (Arch. f. Augenheilk. Bd. XXXIII. p. 345—348.) 

Der Ausbruch sympathischer Entzündung ist auch nach Enukleation, 
nach Resektion des Sehnerven und nach Exenteration beobachtet 
worden, wenn die Operation relativ nicht rechtzeitig genug vor- 
genommen worden war. Ref. fügt einen neuen Fall hinzu, der in- 
sofern noch eine besondere Rarität ist, als zugleich mit der Exen- 
teration die Resektion des Sehnerven gemacht wurde. Ein 3 '/j -jähriges 
Kind war vor 4 Wochen am rechten Auge durch einen Glas- oder 
PorzellanBcherben verletzt worden. Es bestand hochgradige Injektion, 
Cornea getrübt und staphylomatös vorgetrieben; linkes Auge normal. 
Resektion eines 7—8 mm langen Sehnervenstückes. Während der 
Operation erregte eine hinter dem Aequator befindliche unebene 
Stelle von fester Resistenz den Verdacht eines Fremdkörpers, der 
durch eine Schnittöffnung im Lcukom zu entfernen versucht wird. 
Es ist jedoch kein Fremdkörper vorhanden; der Bulbusinhalt drängt 
sich durch die Wunde vor. deshalb Exenteration. Nach 14 Tagen 
Entlassung mit gesundem linken Auge. 5 oder 6 Tage später von 
den Eltern zunehmende Sehstörung bemerkt. Am 31. Tage nach 
der Operation untersucht: leichte Ciliarinjektion, Hornhaut weniger 
durchsichtig als normal, V. K. abgeflacht, Iris vasknlarisiert, dichte 
Pupillarmembran, Synechien etc.; es wird nur Hell und Duukel unter- 
schieden. Therapie erfolglos. Schlaefke (Kassel). 

Reithoflfer, Richard, Ueber die Seifen als Desinfektions- 
mittel. (Arch. f. Ilyg. Bd. XXVII. Heft 4.) 

Die bisherigen Angaben über den Desinfektionswert der Seifen 
waren sehr verschieden und einander widersprechende, der Verf. 
unterzog deshalb diese Frage einer erneuten Prüfung. Aus seinen 
Versuchen ergiebt sich, daß die Vibrionen von Cholera und die der 
Sorte Massaua binnen einer halben Minute durch 10-proz. Seife 
vollständig abgetötet werden, und daß sogar in der Konzentration 
von 1 Proz. die Seifen den Vibrionen gegenüber sich als höchst 
wirksam erwiesen. Die verschiedenen Generationen wurden binnen 
einer halben und 1 Minute durch 1 - proz. Patentkaliseife (Gehalt 
an Gesamtalkali 15,04 — 15.53 Proz. als K’O.ber.) und in 0,5-proz. 
Konzentration binnen 5 Minuten getötet. Verf. schließt aus seinen 
und Nijland’s und J oll es früheren Versuchen, „daß man 
Wäsche, Kleider, Möbel etc. einfach durch Einlegen und Waschen 
in Seifenlösung, die Hände einfach durch Waschen mit Seife 
rasch nnd völlig sicher von Cholerakeimen desinfizieren kann.“ 
Für Typhusbacillen und Bacterium coli sind nach";dos Verf.’s 


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K«b« Litteratur. 


299 


Versuchen diese Konzentrationen lange nicht ausreichend, er fand, 
daß „unter den günstigsten Umständen“ mindestens 10-proz. Kon- 
zentration erforderlich ist Gegenüber den Eiterkokken verhalten sich 
die Seifeu zur Desinfektion als praktisch unbrauchbar. Verf. hebt 
noch die desinfizierende Kraft bei nitrobenzolhaltigen Seifen (Mandel- 
seife) hervor, und bei Anwendung von Lysolseife ergab sich, daß 
„die Lysolseifenlösungen sich viel weniger wirksam als eine Lösung 
von Lysol allein mit gleichem Lysolgehalte erwies“. In der gleichen 
Weise verliert die Karbolsäure an Wirkung durch Seifenzusatz. 

Nach dem Verf. ist somit „die Herstellung von Seifen mit Zu- 
satz des Desinfektionsmittels nicht rationell, insofern das Desinfektions- 
mittel nicht an und für sich schon reinigend wirkt“, er empfiehlt, wie 
seither üblich, zuerst die Hände mit Seife und dann erst mit dem 
Desinfektionsmittel zu behandeln. Bai er (Berlin). 


Neue Litteratur 

zu»ammengestcUt tod 

San.-Rat Dr. Arthur Würzburg, 

Bibliothekar im KaiserL OeaandheitaaiDte io Berlin. 


Allgemeines über Bakterien nnd Parasiten. 

Jaarverslag van het laboratorium vonr pathologische Anatomie en bacteriologie te Welte- 
vreden ovor het jaar 1895. er. 8°. 146 p. Batavia 1896- 

Jahresbericht über die Fortschritte in der Lehre von den pathogenen Mikroorganismen, 
umfassend Bakterien, Pilze und Protozoen. Unter Mitwirkung von Farhgenossen 
bearbeitet u. herausgeg. von P. v. Baumgarten u. F. Tan gl. Jahrg. X. 1894. 
gr. 8°. X, 846 p. Braunschweig (Harald Bruhn) 1896. 21 M. 

UntoreachungBrnethoden, Instrumente u. s. w. 

Caaagrandi, 0. e Barbag&llo. P., Sui terrenl di cultura delle amebe. (Kiforma med. 
1896 No. 266. p. 471—473 ) 

R&xnond, F., Nouveau milieu pouvant servir k diffdrencier le bacille d’Kberth du bacterium 
coli. (Compt. rend. de la soc. de biol. 1896. No. 28. p. 883—885.) 

Morphologie und Biologie. 

Nicolle, C et Hdbert, A., Note sur nn dcbantillon de bacille de Friedlaeuder, isole de 
la vnse de la Seine. (Annal. de l'Instit. Pasteur. 1897. No. 1. p. 80.) 

Morphologie nnd Systematik. 

Mez, C., Der heutige 8tand der bakteriologischen Systematik. (Botan. Centralbl. 1896. 
No. 46 p. 203—211.) 

Biologie. 

(Gärung, Fäulnis, Stoffwechselprodukte u. s. w.) 

Biel, W., Ueber einen schwarzes Pigment bildenden Kartoffel kacillus. [InAug.-Uiss. 
Kiel.] 8®. 8 p. Jena (Fischer) 1896. 

Bokorny, Th., Die organische Nahrung der Bakterien- und Hefe-Zellen; Beziehung der 
Nfibrkraft zur chemischen Konstitution. (Allg. Brauer- u. Hopfen-Ztg. 1896. No. 138, 
140. p. 2411—2412, 2449 — 2450.) 


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300 


Nene Liücratur. 


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des bact^ries. (Compt. rend. de l’acad. d. scienc. T. CXXIIL 1896. No. 20. p. 828 
— 880.) 

Lafar. F., Technische Mykologie. Ein Handbuch der Gfirungsphysiologie für technische 
Chemiker, Nahrungsmittel-Chemiker, Gärungstechniker, Agrikulturchemiker, Pharma- 
ceuten und Landwirte, Mit einem Vorwort von E. Ch. Hansen. 1. Bd.: Schizo- 
myceten-Gärungen. gr. 8°. XII, 362 p. Mit 1 Lichtdr.-Taf. u. 90 Abbildgn. im 
Text. Jena (Fischer) 1896. 9 M. 

Lyons, R. E., Ueber den Einfluß eines wechselnden Traubenxuckergohaltes im NÄhr- 
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NabrungB- und Genuümittel, Gebrauchgegenstände. 

Gottstein, A., Zur Konservirung von Nahrungsmitteln durch Formaldehyd. (Dtsche 
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Klein, J., Ueber die konservierende Wirkung verschiedener Chemikalien auf Milch, 
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Morot, Ch., Necessite de la d^naturation complfete des viandes sai*ies comrae impropres 
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Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. 

Krankheitserregende Bakterien nnd Parasiten bei Menschen. 

A, lnftktiütt AHgaMuJ>rant?iaten. 

Schoen , E. , Ergebniese einer FWebogcnfor«hung »nf tropenhygieniechem Gebiete. 
(Arb. »1 d. Uiserl. Ge»undb.-A. Bd. XIII. 1897. lieft *. p. 170-953.) 


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Neue Litteratur. 


301 


Exanthema tische Krankheiten. 

(Pocken [Impfung], Flecktyphus, Masern, Köteln, Scharlach, Friesei, Windpocken.) 

v. Düring, £., Bhuternmortaiiiät in Koustantinopel. (Dtsche med. Wcbschr. 1697. No. 5. 
p. 78 ) 

Paul, G., Ueber Impfung, ihren Nutzen und ihre Durchführung insbesondere in Oester« 
reich. Vortrag. (Aus: „Monat&scbr. f. Gesundbeitspil.“) 35 p. Wien (Perles) 1896. 

0,20 M. 

Cholera, Typhus, Ruhr, Gelbfieber, Pest 

Fraenkel. C., Ueber den Wert der Widal’schen Probe zur Erkennung des Typhus 
abdoiniuali*. (Dtsche med. Wehschr. 1897. No. 3. p. 33 — 37.) 

Petri, Zuui gegenwärtigen Stande der Pestfruge. (Dtsche med. Wchscbr. 1897. No. 6. 
p. 93 — 96.) 

Proust, A., La ddfense de l’Europe coutre la peste. (Bullet, de l'acad. de med. 1897. 
No. 4. p. 71—91.) 

W trn di nf ek tionskrankh eiten. 

(Eiterung, Phlegmone, Erysipel, akutes purulentes Uedem, Py&mie, Septikämie, 
Tetanus, Hospitalbrand, Puerperalkrankheiten, Wundflluiuia.) 

Uuizzetti, P., Kicercbe batteriologiche ed istologiche nel noma. (Policlinico. 1896. 
15. sept., 15. oct.) 

Infektionsgeschwülste. 

(Lepra, Tuberkulose [Lupus, Skrofulöse], Syphilis [und die anderen venerischen 

Kraukheiteuj.) 

Hamburg Bekanntmachung, Ratschläge an die Bevölkerung zur Verhütung der Tuber- 
kulose betr. Vom 20. August 1896. (Veröffentl. d. kaiserl Gesundh.-A. 1896. No. 49. 
p. 924.) — Rundschreiben, die Verhütung der Tuberkulose unter den gewerblichen 
Arbeitern betr. Vom 7. Sept. 1896. Desgl. Bekanntmachung vom 17. Sept. 1896. 
(Ebd. p. 925.) 

Diphtherie and Rronp, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie^ epidemische Genickstarre, 
Mumps, Rückfallsfieber, Osteomyelitis. 

Schanz, F. t Die Schnelldiagnose des LoefTler'schen Diphtheriebacillus. (Berl. klin. 
Wchscbr. 1897. No. 3. p. 48—50.) 

Pellagra, Beri-beri. 

Valea, N. C., Die Pellagra in Yucat&n. [Inaug.-Diss.j 8°. 34 p. Berlin 1896. 


B. Infektiöse LoJealkrankhetUn. 

Haut, Muskeln, Knochen. 

Brocher, F., Contribution ä l'etude de la bact^riologie de l’impetigo. These de Genfeve. 

Cirkulationsorgane. 

Barie, E , La tuberculose du coeur. (Semaine med. 1896. No. 61. p. 485—487.) 
Charrin, A., Los toxines et le coeur. (Compt. rend. de la soc. de biol. 1896. No. 28. 
p. 867—868.) 

V erdauungsorgaiie. 

Nicollo, Ch. et Hebert, A., Les angiues ä bacille de Friedlaender. (Annal. de ITnstit. 
Pasteur. 1897. No. 1. p. 67 — 79.) 


Krankheitserregende Bakterien and Parasiten bei Menschen und Tieren. 



302 


Mette Litteratur* 


k Maul- und Klauenseuche. 

Fortuna, J. 8t", Der Bacillus der Maul* und Klauenseuche. Vorl. Mitteil. Uebers. von 
Ly dt in. (Dtsche tierärztl. Wchschr. 1897. No. 3. p. 19.) 

Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Tieren» 

Säugetiere. 

A. In/ektiöse Ally emeinkrankhetten. 

Jahresbericht über die Verbreitung von Tierseuchen im Deutschen Reiche. Bearb. im 
kaiserl. Gesundheitsamte in Berlin. 10. Jahrg. Das Jahr 1895. Lex -8°. V, 228 u. 
69 p. m. 8 Diagr. u. 5 färb. Karten. Berliu (Julius Springer) 1896. 10 M. 

Sachsen* Altenburg. Verordnung, die Unterdrückung von Viehseuchen betr. Vom 10. Juli 
1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1896. No. 49. p. 923 — 924.) 

Tuberkulose (Perlsacht). 

Argot, A. R. D., La tuberculose bovine, ses ra vages, sa coutagion. Moyens de la 
combattre. (Orleans 1896.) 

Fuchs, 0., Die Bekämpfung der Tuberkulose. (Dtsche tierärztl. Wchschr. 1896. No. 48. 
p. 397—389.) 

Krankheiten der Wiederkäuer. 

(Rinderpest, Lungenseuche, Texasseuche, Genickstarre, Ruhr und Diphtherie der 
Kälber, Rauscbbrand, entozootisches Verkalben.) 

Storch, Die Pleuro- Pneumonie der Ziegen im Steiubacher Grunde. (Berl. tierärztl. 
Wchschr. 1896. No. 48. p. 567—669.) 

C. Entoxootuchc Krankheiten. 

(Pinnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oestruslarve, Ascaris, 
Anchylostomum, Trichocephalus, Oxyuris.) 

Neumann, G , Notes s>ur des tlniadls du chico et du chat. (Memoir. de la soc. zoolog. 
de Franke. T. IX. 1896. 2. et 3. partie. p. 171 — 184.) 


Schutzimpfungen, künstliche Infektionskrankheiten, Entwicke- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien. 

Allgemeines. 

Färbringer u. Freyhan, Neue Untersuchungen über die Desinfektiou der Hände. (Dtsche 
med. Wchschr. 1897. No. 6. p. 81 — 86.) 

Klein, On the disinfectiug actiou of sodium hypochlorite. (Laucet. Vol. 11. 1896. 
No. 22. p. 1509 — 1610.) 

Paul, Th. u. Krönig, B., Ueber das Verhalten der Bakterien zu chemischen Reagentien. 

(Zeitschr. f. physik. Chemie. Bd. XXL Heft 3. p. 414 — 450.) 

Quaranta, A., bull’ azione battericida dei »ucchi testicolare e cerebrale; studi speri- 
mentali. (Moderna med. 1896. Sept.) 

Schattenfroh, A., Ueber das Vorhandensein von baktericiden Stoffen in den Leukocyten 
und deren Extraktion. (Münch, med. Wchschr. 1897. No. 1. p. 4 — 6.) 

Schneider, L., EintiuB von Zersetzungssloffeu auf die Alexiuwirkung. (Arch. f. Hygiene. 
Bd. XXV111. 1897. Heft 2. p. 93—102.) 

Diphtherie. 

Bonboff, Versuche über die Möglichkeit der Uebertragung des Rotzkontagiums mittels 
Diphtherie-Heilserum. (Berl. klin. Wchschr. 1897. No. 5. p. 89 — 92.) 

Dieudonnfe, A., Ergebnisse der Samraelforschung über das Diphtherieheilserum für die 
Zeit vom April 1895 bis März 1896. (Arb. a. d. kaiserl. Gesundh.-A. Bd. X1IL 
1897. Heit 2 p. 264—292.) 

— • — , Ueber Diphtheriegift-neutralisierende Wirkungen der Serumglobuline. (Arb. a. 
d. kaiserl. Gesuudb.-A. Bd. XIH 1897 Heft 2. p. 293—300.) 


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Neue LiUOratur. 303 

Dobcsyntki, Das Diphtherieheilberum in der kleinstädtischen^ und Laudprnzis. (Dtache 
med. Wchschr. Therapeut. Beil. 1897. No. 1. p. 2 — 5) 

Drierzgowski, S., Ueber den Gehalt an Antitoxin in den Körpeiflüssigkeiten and den 
einzelnen Organen der gegen Diphtherie immunisierten Pferde. (Arch. f. exper. 
Pathol. u Pharmakol. Bd. XXXVIII. 1887. Heft 3/4. p. 186—214.) 
von Leyden, E u. Huber, Weitere Erfahrungen über die Diphtherie Erwachsener uud 
ihre Heilserumbehandlung. (Charite- Annalen. Jahrg. XXI. 1896. p. 105 -127.) 
Posselt, A., Zur Diphtherieserumbehandlung. (Wien. med. Wchschr. 1896. No. 45 — 51. 
p. 1937 — 1942, 1990-1994, 2040—2044, 2079—2083, 2133—2137, 2186—2192, 
2232—2234.) 


Andere Infektionskrankheiten. 

Arloing, 8 ., Berichte über das Pueumobacillin uud seine Verwendung bei der Lungen- 
seuche. ^6. internet, tierärztl. Kongreß Bern. Berichte u. Verhandl. p. 347 — 369.) 
8*. Bern 1896. 

Babes, A., Ueber die Verwendung de-« Mulh'ins und speziell de* Morvins. (6. internet, 
tierärztl. Kongreß Bern. Berichte u. Verhandl. p. 255 — 269.) 8°. Bern 1896. 

Bang, B., Die Bedeutung des Tuberkulins für die Diagnostik der Rindertuberkulose 
und seine Verwendung zur rationellen Bekämpfung derselben. (6. internet, tierärztl 
Kongreß Bern. Berichte u. Verhandl p. 271 — 282 ) 8°. Bern 1896. 

Ben Danou, La vaccination contre la clavelle. (Recueil de m£d. vltörin. 1896. No. 23. 
p 738—742.) 

Bouqnd, Rapport sur la communication de M. le Dr. J. Carrasquilla, concernant le traite- 
meut serotherapique de la lfepre. (Bullet, de l’acad. r. de mld. de Belgique. 1896. 
No. 10. p. 778—781.) 

Bossenius, Die Bakteriologie im Dienste der Phthisiotherapie. Klinische Prüfung des 
Tuberkulose- Heilserums Maragliauo’s. (Charitd- Annalen. Jahrg. XXI. 1896. p. 235 
—263.) 

• Catper, M , Beiträge zur Behandlung des Starrkrampfes der Pferde mit Behring’s Tetanus- 
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greß Bern. Berichte u. Verhandl. p. 371 — 377.) 8°. Bern 1896. 

HeCl, E , Die Schutzimpfungen gegen Rauschbrand im Kanton Bern während der Jahre 
1885 — 1894. (6. internst, tierärztl. Kongreß Bern. Berichte u. Verhandl. p. 379 
—414.) 8*. Bern 1896. 

Jacob, R , Ein in Heilung übergegangener, mit Antitoxin behandelter Pall von Tetanus. 
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Lohr, Zur Behandlung der Scbarlachkomplikationen mit Autistreptokokkenserum. (Charite - 
Aunaleo. Jahrg. XXI. 1896. p. 340—345.) 

Marinesco, G., Llsions des centres nerveux produites par la toxine^du bacillus botulinus. 
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Mathis et Mayet, Transmission du cancer du chien au chien ; resultat positif dans un 
cas. (Kev. d. malad, canclreuses. 1896. Oct.) 

Niederöstei reich. Erlaß der Statthalterei, betr. die Vornahme der Schutzimpfung gegen 
Lyssa. Vom 12. September 1896. (Veroffentl. d. kaiser). Gesundb.-A. 1896. No. 53. 
p. 995.) 

Perreneito, E., Schutzimpfung gegen die Schweineseuchen. (Dtsche tierärztl. Wchschr. 
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PreuM«, Die Bedeutung des Malleins als diagnostisches Hilfsmittel des Rotzes. (6. internst, 
tierärztl. Kongreß Bern. Berichte u. Verhandl. p. 235 — 245 ) 8°. Bern 1896. 

Setnmer, E , Ueber die Tuberkulose in Rußland und die Anwendung des Tuberkulins 
als diagnostisches Mittel. (6. Internat, tierärztl. Kongreß Bern. Berichte u. Verhandl. 
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Sied&mkrotzky, Ein Fall von Tetanus, behandelt mit Tetanus- Antitoxin. (Dtsche tier- 
ärzt). Wchschr. 1896. No. 52 p. 431—432 ) 


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304 


Inhalt. 


Inhalt. 


Originalmitteilungen. 

▼. Dobrzyniecki, Arpad R., Ueber Lepto- 
thrix. (Orig.), p. 225. 

Frantzius, E., Einige Beobachtungen über 
die Wirkung der Köntgen'scben Strahlen 
auf das Gift der Tollwut. (Orig.) p. 261. 

Janoweki, W., Zur Actiologie der Dysen- 
terie. (Orig.) [Fortsetzung u. Schluß], 
p. 234. 

Marenghi, Giovanni, Ueber die Beziehung 
zwischen der Ausscheidung des Stick- 
stoffes im Stoffwechsel des Pferdes und 
der Erzeugung des Diphtherieserums. 
(Orig.), p. 256. 

Markusfeld, Stanislaus, Ueber die Aetio- 
logie der Trichorrhexis nodosa (Kaposi). 
(Orig.), P- Ü30. 

Marpmann, Mitteilungen aus Marpmanu’s 
bakteriologischem Laboratorium in Leip- 
zig. (Orig.), p. 274. 

8acharoff, N„ Ueber die Rolle des Eisens 
bei den Bewegung«- und Degenerations- 
erscheinungen der Zelleu und bei der 
baktericiden Wirkung des Immuuserums. 
(Orig.), p. 265. 

Referate. 

de Brun, L’Aiuhum des auteurs constitue- 
t-il une entite morbide distiucte, ou 
bien n’est-il qu'une modalite de la le- 
prose?, p. 285. 

Bussenius u. Siegel, Zur Frage der Ueber- 
tragung von Maul- und Klauenseuche 
auf den Menschen, p. 289. 

Celli, A. e Fioooa, R., lntorno all» bio- 
logia delle amebe, p. 290. 

Daniels, C., Taenia demerariensis (?), p. 294. 

Impey, 8. P., Handbook on Leprosy, p. 283. 

Kämpffer, Kurze Mitteilung über eine Kuh- 
pockenepidemie mit Uebertragung auf 
den Menschen, p. 287. 

Kirchner, Martin, Grundriß der Militär- 
gesundheitspflege, p. 280. 

Koppel, Ueber die Verbreitung der Lepra 
und den Kampf mit ihr in den Balti- 
schen Provinzen, p. 285. 

Kuhnt, Eine Endemie von Pemphigus neo- 
natorum, p. 288. 

Laehr , M. , Lepra und Syringomyelie, 

p. 282. 


, Laveran, A., Commeut prend-on le palu- 
j disme?, p. 289. 

Lembke, W., Bacterium coli aniudolicum 
und Bacterium coli anacrogenes, p. 281. 

Rabe, Bacterium coli commune als Krank- 
heitsursache bei Tieren, p. 282. 

v. Rathonyi, Ancbylostomiasis des Pferdes, 
p. 292. 

Vogel, Pemphigus neonatorum, p. 288. 

Weber, Badania nad etyologia ospy. [Znr 
Aetiologie der Variola], p. 286. 

, Nieprawid^owy rozwOj krosty przy 

szczcpieniu ochronnem. [Ueber atypische 
Impfpustel], p. 286. 

Zambaco - Pacha , L'Ainbum des auteurs 
coustitue-t-ii une entit4 morbide distiucte, 
ou bien n’est-il qu’une modalite de la 
leprose?, p. 285. 

Zschokke, F., Die Tänien der aplacentalen 
Säugetiere, p. 293. 

Schutzimpfung, künstliche Infektions- 
krankheiten, Entwickelungshemmung und 
Vernichtung der Bakterien. 

Abelsdorff, G., Zur Prophylaxe der sym- 
pathischen Ophthalmie, p. 298. 

Bacon, R. A. E., Notes of a case of te- 
tanus; recovery, p. 295. 

Crocker, H. R., A promising treatment for 
leprosy, p. 297. 

Greemoord, T. P, Case of traumatic tetanus 
treated by antitoxiu; recovery in three 
weeks, p. 295. 

Mac Ewan, D., Two cases of tetanus 
treated by antitoxin, p. 295. 

Melde, Ein durch das Behnug’sche Tetanus- 
antitoxin geheilter Fall von Starrkrampf 
beim Pferde, p. 296. 

Ogilvie, L., Further uote on the treatment 
i of tapeworm, p. 297. 

| Pike, G. B., A case of tetanus from peri- 
pber&l irrigation; recovery; remarks, 
p. 295. 

Reithoffer, Richard. Ueber die Seifen als 
Desinfektionsmittel, p. 298. 

Vogel, Zur Behandlung des Starrkrampfes 
beim Pferde mit Tetauus- Antitoxiu (Beb- 
ring), p. 296. 

Neue Litter»tur, p. 299. 


frinuMBUcitc buchdruckeiei (Henuauu Fohle) in Jeus 


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Bakteriologie, Parasitentamde n. Infektionskranklieiten. 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Paras itenkunde. 

In Verbindung mit 

Geh. Bat Prof. Dr. Lenctart, Geh. Med.-Rat Proi. Dr. Loeffler 

in Lclpxig und io Greifswald 

Professor Dr. R. Pfeiffer 

in Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. Uhlworm in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer in Jena 
XXI. Band. Jena, den 20. März 1897. — O- No. 8 / 5 *. 

Frei* für den Bend (26 Hammers) 15 Merk. — Jährlich erscheinen zwei Bände. 

Hierzu aU rtgtlmäftigt Beilagt die Inhalttüber.iehten der 11 Abteilung de* Centralblatte*. 


Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde" richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige 
Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Aufsätze ent- 
weder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das 
Manuskript schreiben zu wollen oder spätestens nach Empfang der ersten 
Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, 
gelangen zu lassen. 


Original • Mittheilungen. 

Nachdruck verboten. 

Emphysem der Leber. 

[Ans dem hygieinischen Laboratorium am Wilnaer Militärhospital.] 

Von 

Dr. med. L. Heydenreich, 

Konsultanten am Hospital and Leiter des Laboratoriums. 

Mit 1 Figur. 

Streng genommen sollte von Emphysem bloß dann die Rede sein, 
wenn präformirte Hohlräume sich erweitern, doch sind die Ausdrücke: 
Emphysem der Haut, des Mediastinum, u. s. w. bereits so geläufig 
geworden, daß ich mir erlaube, dasselbe von der betreffenden Leber 
zu sagen, da dieselbe durch und durch mit einer unzähligen Menge 

itU. Abt. XII. Kd. 20 


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306 


L. Heyden reich, 


von feinsten Hohlräumen übersät war. Nichtsdestoweniger war bei 
Lebzeiten des betreffenden Kranken — Soldat N, in der 3. Woche an 
Typhus abdominalis gestorben — kein Symptom zu verzeichnen ge- 
wesen, welches auf eine Lebererkrankung hingedeutet hätte. Es war 
einfach ein schwerer Typhus, doch ohne jegliche Komplikation, und 
der Kranke starb an Herzschwäche. 

Bei der Autopsie ergaben sich die gewöhnlichen Befunde: sehr 
umfangreiche Exulcerationen im Ileum, stark geschwollene Mesenterial- 
drüsen, großer Milztumor, Nierenhyperämie, Hypostase und Oedem 
der unteren Lungeulappen, schlafles blasses Herz, — nirgends aber 
in einem Organ außer der Leber ließen sich ähnliche Hohlräume 
nach weisen. 

Die Leber war nur um weniges vergrößert: 30 X 21 X 10 cm 
(normal 32 X 19 — 21 X 6,5 — 7,5), doch sah der Durchschnitt aus, 
ähnlich wie ein Schnitt durch Schwarzbrot. Die einzelnen Hohlräume 
oder richtiger Bläschen erwiesen sich meist rund oder oval, seltener 
cylindrisch, linienförmig oder gelappt durch Konfluieren mehrerer zu 
einem Hohlraum, und variierten in der Größe zwischen einer kleinen 
Erbse und Mohnsamen, doch zeigte die Lupe noch viel kleinere 
Bläschen. 

Das Parenchym der Leber vollkommen eintönig, kaffeebraun, ohne 
lobuläre Zeichnung, der Schnitt sonst glatt, feuchtglänzend, mäßige 
Hyperämie. Aus der Leber ausgeschnittene kleine Stückchen 
schwimmen meist auf Wasser, die Kapsel normal. 

Die mikroskopische Untersuchung zeigt, daß die Hohlräume meist 
von deutlich erkennbaren Gefäßwänden umgeben sind. Auch läßt 
sich das Gefäßlumen als solches an schief getroffenen Schnittflächen 
gut sehen, da an einer Seite die Intima schräg aufsteigend, von über 
ihr liegenden Leberzellen oder Bindegewebe überdeckt wird und das 
Mikroskop erst diese letzteren Gebilde durchdringen muß, um die 
Intima zu sehen, während dagegen die andere gegenüberliegende 
Seite des Lumens offen dem Mikroskop entgegensieht und die Leberzellen, 
resp. Bindegewebe unter der Intima liegen; das Mikroskop hat sieb 
also zu senken, um sie zu sehen. Endlich trifft man langgestreckte, 
mehr oder weniger cylindrische Hohlräume, deren Wände also nahezu 
parallel laufen und ebenfalls teils durch diesen Umstand, teils durch 
deutliche Venenwandstrukturen als Gefäßlumina zu deuten sind. 
Anderenteils giebt es Hohlräume, die als Umgrenzung eine äußerst 
dünne, kaum sichtbare Membran haben, noch andere, die von einer 
Seite an Bindegewebe, von der anderen direkt an Zellen grenzen, 
und schließlich solche, die an allen Seiten, trotz allen Suchens, gar 
keine Membran haben und direkt von Leberzellen umgeben sind. 

Es ließe sich dieses vielleicht so deuten, daß die Hohlräume in 
Kapillaren entstünden, deren dünne Membranen entweder bestehen 
blieben oder gesprengt und auseinandergezerrt würden ; auch könnte 
man sich einige Hohlräume als zwischen den Leberzellen, ganz außer- 
halb der Gefäße, entstanden denken. 

Die die Hohlräume umgebenden Leberzellen sowie Bindegewebe 
sind lange nicht so zusammengedrückt, wie es a priori anzunehmen 
wäre, bei dem bedeutend erweiterten Volumen der Gefäße; meist 


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Ephysem der Leber. 


307 


erscheinen dieselben fast ebenso groß und gestaltig, wie die weiter 
entfernten. Die sichtbare Kompression ist radienförmig zu den Hohl- 
räumen gerichtet. Ob die geringe Kompressibilität durch die leichte 
Zusammendrückbarkeit des Leberparenchyms oder durch einen 
Schmelzprozeß im Inneren der Hohlräume zu erklären sei, lasse ich 
dahingestellt. 

Die Leberzellen selbst sind etwas gequollen, trübe, wenig körnig, 
und enthalten einen schwer tingierbaren undeutlichen Kern (trübe 
Schwellung). Viele enthalten Häraatoldinkörner, andere Fettkörnchen- 
infiltration. 

Wenn man nun die Schnitte einer Doppclfärbung unterzieht, 
z. B. mit Gentianaviolett-Pikrinsäure, so erhalt man ein überaus 
schönes und rein differenziertes Bild, in dem das Gewebe überall 
gelb, eine Unmenge von kurzen, gleichartigen Bacillen aber dunkel- 
violett gefärbt erscheint. Letztere sind in der überwiegenden Mehr- 



VergröderuDg 100 mal. Emphysem* hepalis. 


zahl an der Peripherie der Hohlräume angesammelt, um welche sie 
meist geschlossene, hier und da Anschwellungen zeigende Kränze bilden 
(s. Fig.). Seltener erscheinen Bacillenhaufen im Gewebe ohne jeg- 
lichen Hohlraum, oder mit beginnendem, kleinem, mikroskopischem 
Hohlraume in der Mitte oder am Ende des Haufens. So kommt es, 
daß kein Hohlraum in der Leber ohne randständige Bacillen zu sehen 
ist, während Bacillenhaufen ohne oder mit beginnendem, noch unregel- 
mäßig konturiertem Hohlraum, wohl mit der größten Deutlichkeit 
auftreten. Die wandständigen Bacillen liegen in den Hohlräumen 
ganz zu innerst auf der Peripherie und auch nach innen vor der 
Peripherie, liegen also der Intima in den Gefäßen auf, dringen jedoch 
auch durch dieselbe und bilden teils in ihr, teils außerhalb die er- 
wähnten Kränze. Hin und wieder ragen sie auch in das Lumen der 
Hohlräume als kleinere oder größere Klumpen hinein. 

Alle diese unzähligen Bacillen nun haben genau das gleiche An- 
sehen, sowohl nach Form wie Größe und lassen sich von Typhus- 
bacillen, außer durch die vorzügliche Tingierbarkeit, nicht unter - 

20 » 


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308 


L. Heydenreich 


scheiden. Irgendwelche andersartige Bakterien, außer den genannten, 
ließen sich nirgends nach weisen; die Bacillen befanden sich in der 
Leber in Reinkultur. Leider konnten keine Kulturen angelegt werden, 
da die Leber in Formalin zugestellt worden war. Der Umstand jedoch, 
daß sich die Bacillen gut färbten, und die eminente Gasbildung 
neben und in den Bacillenhaufen legt die Annahme nahe, wir hätten 
den Bacillus coli commune selbst vor uns oder eine ihm nahe- 
stehende Darmbacillenart, vielleicht gar eine die Gewebe erweichende 
oder verflüssigende, wie oben erwähut wurde. 

Was das Verhalten des Bindegewebes anlangt, so konnte keine 
Hyperplasie desselben konstatiert werden, hin und wieder waren un- 
bedeutende Leukocytenhäufchen zu sehen, jedoch ließen sich nirgends 
größere Leukocytenansammlungen in oder um die Bacillenhaufen, oder 
die Hohlräume resp. Gefäße nachweisen, ebenso nirgends Bindegewebe- 
proliferation oder anderweitige Zeichen eines stattgehabten Reizes 
oder eines entzündlichen Zustandes. 

Es entsteht nun nach alledem die Frage, ob diese unzähligen 
Hohlräume in der Leber noch bei Lebzeiten oder erst nach dem Tode 
entstanden sind. 

Es wäre ja schwer denkbar, ja unbegreiflich, daß eine so 
gewaltige Affektion, wie massenhafte Gasbildung, Emphysem der 
ganzen Leber bei Lebzeiten gar kein Symptom ausgelöst haben sollte, 
keinen Schmerz, keinen Ikterus, keine von den verschiedenen Pfort- 
aderstauungserscheinungen, etc. Mikroskopisch würden sicher Residuen 
von Reiz- oder Entzündungszuständen nachzuweisen sein, wie z. B. 
in der Milz, den Mesenterialdrüsen etc. Auch sind ja schon zur 
Genüge Beobachtungen von Bakterienvermehrung in den Organen 
post mortem beschrieben (Typhusbacillen, colicommune etc.), welche 
keine pathologischen Nachbarwirkungen um die Herde zeigen, und 
es ist schon wissenschaftliche Gewohnheit geworden, eine Leiche mög- 
lichst rasch nach dem Tode zu secieren, wenn man diesen post- 
mortalen Proliferationen aus dem Wege gehen will. 

Was die Frage anlangt, weshalb die Gasbildung, das Emphysem, 
bloß in der Leber und nicht auch in anderen Organen, z. B. Milz, 
Pankreas, Mtsenterialdrüseu, aufgetreten ist, so laßt sie sich durch die 
Erwägung erklären, daß die Leber allein und nicht die anderen Organe 
in erheblicher Menge Glykogen und Zucker produziert, und daß die 
charakteristische Eigenschaft des Bacillus coli commune (und 
einiger anderer Darmbacillen) gegenüber dem Typhusbacillus gerade 
darin besteht, in glykosehaltigen Nährböden Gas zu erzeugen. Sonst 
bliebe die Gasentstehung umsomehr unerklärlich, da ja die Bacillen, 
wie bekannt, ebensogut in die genannten Organe einzudringen Ge- 
legenheit hatten, als wie in die Leber. Die Temperatur des Secier- 
saals war ausnahmsweise höher wie gewöhnlich, d. h. etwa Zimmer- 
temperatur (ca. 18 — 20° G), da in der letzten Zeit die Sektionen 
fast täglich ausgeführt wurden, und derselbe täglich gut geheizt 
wurde. In dieser Temperatur nun befand sich die Leiche vom Tode 
an, etwa 28 — 30 Stunden bis zum Beginne der Sektion; es konnten 
sich also die Bacillen leicht noch post mortem in den Organen ent- 
wickeln. 


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Emphysem der Leber. 


309 


Weshalb bloß in diesem einen Falle, und Oberhaupt weshalb so 
selten das Lebereraphysem beobachtet ist, lasse ich unbeantwortet 
Vielleicht spielt dabei das Fehlen oder das geringe Vorhandensein 
von Zucker oder Glykogen in derselben eine große Rolle, die post- 
mortale Temperatur der Organe, die Widerstandsfähigkeit der Organe 
gegen Bacillenvermehrung, welche als Gegenwirkung der LeukomaTne 
oder der Ptomatne des Typhus, Dysenterie oder anderer vorher- 
gehender Krankheiten aufzufassen ist, das Nicht- oder spärliche Vor- 
handensein, resp. die Nichtinvasion von Bacillus coli commune 
(oder ähnlicher Darmbacillen) etc. etc. 

Wie selten der beschriebene emphysematöse Zustand der Leber 
bisher beobachtet worden ist, läßt sich aus den spärlichen Litteratur- 
angaben entnehmen. In den großen Werken über pathologische 
Anatomie v. Ziegler und Orth ist derselbe überhaupt nicht er- 
wähnt. Klebs 1 2 3 ) bespricht ihn nur oberflächlich und nicht auf 
Grund eigener Erfahrung. Auch im großen Leberwerke Frerich’s 
läßt sich nichts Originelles hierüber finden. Fonsyht Meig’) be- 
schreibt zwar einen ähnlichen Fall, doch fand hier die Invasion 
wahrscheinlich nicht durch das Gefäßsystem statt, sondern von außen, 
da es ein typhöser Kranker war, der an einer Perforationsperitonitis 
zu Grunde ging. Wahrscheinlich handelte es sich hier um Bacillus 
Oedemae. Dasselbe läßt sich vom Falle Meig’s 8 ) sagen: ein 
Typhoid, letal durch Perforation des Ueum, und Aehnliches vom Falle 
Fasce 4 ), wo infolge einer Operation an Aneurysma art. iliaca 
externa sich ausgedehnte Eiterung entwickelte und der Kranke an 
Blutungen und hohem Fieber zu Grunde ging. Beide Autoren neigen 
der Ansicht vom intravitalem Ursprung des Leberemphysems zu. 
Von früheren Autoren beschrieb Louis 3 Fälle, außerdem Baradel, 
Jacquet, Cambray, die alle ich leider im Originale einzusehen 
nicht in der Lage war. 


Aus allem Obengesagten wirft sich von selbst folgende praktisch 
wichtige Frage auf: Giebt es nicht Typhen oder andere darm- 
ulcerative Infektionskrankheiten oder überhaupt Krankheiten, bei 
denen, noch bei Lebzeiten, unter gewissen Bedingungen, Invasionen 
per venam portae von Bacillus coli commune (und vielleicht 
anderen Darmbakterien in die Leber) stattfinden, die hier Gas- 

1) Klebs, Handb. d. pathol. Anat. 1868. I. p. 356 n. f. „Auch dieser Zu- 
stand ist von einigen Beobachtern tQr eine vitale Erscheinung gehalten, welche dazu 
darch das frühe Eintreten desselben verführt zu sein scheinen. Berücksichtigt man 
aber die hohe Temperatur, welche die Leber auch nach dem Tode längere Zeit bei- 
behfilt, die unter Umständen vielleicht noch zunimmt (postmortale Temperatursteigerung), 
ferner die Anwesenheit einer grofaen Menge von 8-haltigen Substanzen in der Leber, 
so haben wir wenigstens eine Erklärung für den Ursprung jener Fäulnisprodukte. Dafs 
damit Aber nicht die eigentliche Ursache der Gasbildung aufgeklärt ist, ergiebt sich 
daraus, dafs die höheren Grade dieses Zersetzungsprozesses nur selten eintreten. Den 
Untersuchungen v. Pasteur zufolge müssen wir annehmen, dafs gowisse Organismen, 
Bakterien etc. die eigentliche Ursache des Fäulnisprozesses darstellend* 

2) Fonsyht Meig, Philad. med. Times III 1872. 49 (8 c h m i d t ’s Jahreiber.) 

3) Virch.’s Jahresber. II. 1872. 8. 172 und 237. 

4) Vircb. ’s Jahresber. Jbid. 1872. 


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310 


L. Heydenreich, Emphysem der Leber. 


blasen in größerer oder geringerer Menge bervorbringen ? Daß 
solche Invasionen in die Organe bei Dysenterie, Typhus etc. statt- 
haben, ist ja genugsam bekannt. Daß ferner beim Kranken bei ver- 
langsamtem Blutstrome, oberflächlichem Atmen, bewegungslosem 
Liegen im Bett, durch Krankheit herabgekommenem Subjekt, all- 
gemeiner Schwäche etc. nicht nur in der Agonie, sondern vielleicht 
schon früher im Verlaufe der Krankheit Stauungen und günstige Be- 
dingungen zur Vermehrung von Coliarten und Gasbildung in der 
Leber gegeben werden können, ist gleichfalls nicht ohne weiteres von 
der Hand zu weisen. 

In diesem Fall aber sind, wie wir ja wissen, bereits sehr geringe 
Gasquantitäten, und zwar, schon eines indifferenten Gases, wie Luft im 
Gefäßsystem erforderlich, um die folgeschwersten Symptome, sowie 
Syncope und Tod herbeizuführen. Letzteres wird umso wahrschein- 
licher sein, als der Patient durch die Grundkrankheit geschwächt ist, 
das Herz schwach arbeitet und das Gas in den Gefäßen lange nicht 
indifferent zu sein braucht, wie z. B. CO,, SH, oder ein Kohlen- 
wasserstoffabkömmling. 

In der That sind schon jedem beschäftigten praktischen Arzt Fälle 
plötzlicher Verschlimmerungen, Ohnmächten, und Todesfälle im Ver- 
laufe von Infektionskrankheiten mit und ohne Darmläsionen vor- 
gekommen, ohne den rechten Grund ausfindig machen zu könuen. 
Auch die forensisch so bequeme Diagnose „Herzschlag“, „Herz- 
paralyse“ hilft nicht hinaus. Da in diesen Fällen die Gasbildung in 
der Leber sich auf wenige Gasblasen zu beschränken braucht, so 
wird auch die Autopsie nicht viel mehr herausbringen, es sei denn, 
man untersuchte die Leber mikroskopisch auf C o 1 i bacillen. Hierfür 
würde sich als Schnelldiagnose Gentianaviolett-Pikrinsäure wohl am 
besten eignen. 

Aus all dem Gesagten geht nun hervor, welche Wichtigkeit die 
Frage von der zeitgemäßen „Desinfektion des Darmes“ bei 
langdauernden Krankheiten und namentlich bei Infektionskrankheiten 
mit Darmulcerationen erlangt. Da diese Frage leider noch lange 
nicht so weit gediehen ist, um am Krankenbette praktisch verwertet 
werden zu können, so dürfte es mir zu großer Genugthuung gereichen, 
wenn obige Zeilen diese Frage von neuem anzuregen bestimmt wären. 

Wilna, den 2. Februar 1897. 


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A. Ucke, Ein Beitrag zur Epidemiologie des Erysipels. 


311 


Nachdruck verboten. 

Ein Beitrag zur Epidemiologie des Erysipels. 

Von 

Dr. A. licke, 

Ordinator am Warschauer Ujasdow-Militärhoapital. 

Der Winter 1894 — 95 brachte der Stadt Warschau eine Erysipel- 
epidetnie, deren Ausdehnung eine ganz bedeutende war und unter 
der in nicht geringem Grade die Warschauer Garnison und das 
Warschauer Ujasdow- Militärhospital zu leiden hatten. Was die 
Civilbevölkerung anbetrifft, so kann ich mich nur auf mündliche 
Aussagen freipraktizierender Aerzte berufen, denen zufolge fast kein 
Haus in der Stadt von der Epidemie verschont war. Welche Aus- 
dehnung der Rotlauf aber unter dem Militär der Warschauer Gar- 
nison erreichte, davon giebt uns die Abteilung für Infektionskranke 
im Ujasdowhospital eine Vorstellung, in welche fast sämtliche Fälle 
von akuten Infektionskrankheiten aus der Garnison eingeliefert wur- 
den; alle übrigen akuten Infektionskrankheiten waren von der Rose 
in den Hintergrund gedrängt und die Abteilung war kaum imstande, 
alle Erysipelkranken zu beherbergen. Im ganzen kann die Epidemie 
als eine gutartige bezeichnet werden: in 8 Monaten kamen auf 213 Er- 
krankungen 14 Todesfälle, doch waren auch recht schwere Fälle und 
häufige Recidive zur Beobachtung gelangt. 

Auffallend erschien , wenn man die Listen der eingelieferten 
Erysipel kranken musterte, die relativ hohe Zahl der aus anderen 
Abteilungen des Hospitals übergeführten Fälle: Der Verdacht, daß 
vielleicht das Hospital Herde in sich schließe, die zur Infektion der 
Mehrzahl der Erkrankten geführt, veranlaßte den Oberarzt, Anfang 
April dieses Jahres mich zu beauftragen, die Luft resp den Staub 
in verschiedenen Krankensälen einer bakteriologischen Untersuchung 
zu unterziehen. Indem ich dieser Aufforderung nachkam und an die 
Untersuchung schritt, suchte ich mir zugleich an der Hand der mir 
zu Gebote stehenden Litteratur den augenblicklichen Stand der Ery- 
sipelätiologie klar zu legen. 

Die Epidemie begann im November 1894, war im .Dezember im 
Zunehmen begriffen und zum 1. Januar 1895 befanden sich bereits 
9 Erysipelkranke in der Abteilung; vom Januar setzt sie mit grö- 
ßerer Heftigkeit ein. Es traten in die Abteilung ein: 


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Juni 

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a. 

direkt aas der Garnison . . 

21 

32 

17 

31 

u 

13 

10 

4 

142 

66,6 

ans anderen Hospitalabtlgn. 

18 

7 | 

21 

7 | 

11 

5 

1 

1 

71 

33,3 

Summa 

39 

39 

38 

38 

1 1 

25 

; i8 

1 

11 

5 

213 ; 



Diesen Zahlen gemäß stehen die Erkrankungsfälle im Hospital in 
außerordentlich ungünstigem Verhältnis zu denen, die direkt aus der 


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Garnison eingeliefert waren ; während sie in Summa allerdings auf 
33,3 Proz. sämtlicher Fälle reduziert werden, machen sie doch im 
Januar fast die Hälfte sämtlicher Erkrankungen aus und im März 
übertreflen sie selbst die Garnisonfälle. Diese Zahlen würden schwer 
auf dem Hospital lasten, wenn sie nicht einer Korrektur unterliegen 
würden. Denn es ist keineswegs ausgemacht, daß alle aus anderen 
Abteilungen des Hospitals übergeführten Kranken auch ihr Erysipel 
daselbst acquiriert haben, sondern im Gegenteil, eine gewisse Anzahl ist 
sicherlich im Inkubationsstadium ins Hospital gelangt und erst beim 
Manifestwerden der Symptome der Infektionsabteilung eingeliefert 
worden. Wie viele jedoch auf diese Art aus der einen in die andere 
Rubrik gewiesen werden können, läßt sich erst entscheiden nach Lösung 
der Frage, wie lange die Inkubationsdauer des Erysipels währen könne; 
dieselbe wird auf Grund klinischer Erfahrung auf etwa 8 Tage ge- 
schätzt, obgleich zugegeben wird, daß sie großen Schwankungen unter- 
worfen sein kann; bei der fast ubiquistischen Natur des erysipela- 
tösen Virus ist diese Frage durch klinisehe Erfahrung schwer der 
Entscheidung näher zu bringen. Wertvoll erscheinen daher die Be- 
obachtungen von Roger'), der auch bei künstlicher Tierinfektion 
eine außerordentlich verschiedene Dauer der Inkubation hat beobach- 
ten können, die zwischen 24 Stunden und 22 Tagen schwankte. Da 
Erysipel spontan bei Kaninchen nicht vorkommt, so können wir 
diesen Beobachtungen die Bestätigung der Thatsache entnehmen, daß 
der Rotlauf zuweilen sehr lange im Organismus latent zu bleiben im 
stände ist, was auf Grund klinischen Materials nie zur Evidenz er- 
wiesen werden kann. Danach ließen sich sämtliche Kranke, die in 
anderen Hospitalabteilungen weniger wie 22 Tage bis zum Ausbruch 
des Erysipels zugebracht hatten, als bereits im Inkubationsstadium 
ins Hospital eingeliefert betrachten und danach eine Korrektur in 
die oben angeführte Tabelle einfügen, wonach für die Hospitalerkran- 
kungen folgende minimale Werte sich ergeben: 

Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Summa Proz. 

6 — 6 — 4 3 1 0 20 9,3 

Eine derartige Korrektur entspricht natürlich keineswegs der Wirk- 
lichkeit, da die Frage nach dem Ort und der Art der Infektion in 
jedem Einzelfalle nur durch sehr genaue Aufnahme der Anamnese 
und unter Beihilfe bakteriologischer Untersuchungen entschieden 
werden kann, und da beim Menschen offenbar das Manifest werden 
der Symptome ebenso gut 24 Stunden als 3 Wochen nach stattge- 
habter Infektion erfolgen kann ; der Mittelwert von 8 Tagen für die 
Inkubationsdauer mag daher für approximative Schätzungen eine ge- 
wisse Berechtigung besitzen. Für unser Hospital geht aus diesen 
Erwägungen die Mahnung hervor, daselbst die Herde aufzusuchen, 
die wiederholt zur Infektion geführt haben: Einerseits konnten 
Kranke, die 50- 150 Tage im Hospital zugebracht hatten und dann 
an Rose erkrankten, dieselbe nirgend anders acquiriert haben; anderer- 
seits lehrte die Erfahrung früherer Jahre, daß im Hospital stets von 
Zeit zu Zeit indigene Fälle zu verzeichnen waren. 


1) H. Roger, L’ Intubation de l’ örysipfcle. (La presse med. ftvrier 5. 1895) 


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Ein Beitrag zur Epidemiologie des Erysipels. 


313 


Daß der von Koch und Fehleisen zuerst isolierte und wohl- 
charakterisierte Ketten coccus als einziger Urheber der Rose beim 
Menschen anzusehen ist, unterliegt heutzutage keinem Zweifel mehr. 
Die beiden einzigen Angaben, die mir in der Litteratur aufgestoßen 
sind, wo andere Mikroben als Ursache typischen Erysipels (Typhus- 
bacillen Rheiner 1 2 3 ), Staphy lococcus pyog. aur. Jordan 8 )) 
beschrieben werden, bedürfen zum mindesten der Bestätigung. So 
fragwürdig denn diese beiden einzigen Angaben erscheinen, so er- 
schüttern sie auch keineswegs die Lehre von der Specificität der 
Fehl e is e n ’ sehen Kokken; inwieweit aber diese gegen andere. 
Streptokokkenarten abgrenzbar sind, bedarf einer eingehenderen Er- 
örterung: es ist der sog. Streptococcus pyogenes Passet, 
dessen Aehnlichkeit mit dem Erysipelcoccus eine so weit gehende 
ist, daß sie zur Zeit bis zur Identität gereift erscheint. Allerdings 
ist zwischen diesen beiden Arten in ihrem Wachstum auf künstlichen 
Nährböden absolut kein durchgreifender Unterschied festzustellen ge- 
wesen, in ihrer Wirkung auf den menschlichen und tierischen Orga- 
nismus schienen sie jedoch differenzierbar zu sein. Doch auch dieser 
Grund für die Auseinanderhaltung der beiden Kokken hat sich zu- 
letzt als unhaltbar erwiesen. Schon Fehl eisen*) hatte an seinen 
Kokken zuweilen pyogene Eigenschaften wahrgenommen und Og- 
ston 4 * 6 ) hatte auf den durchgreifenden Unterschied zwischen Strepto- 
kokken- und Staphylokokkeneiterung aufmerksam gemacht und dar- 
auf hingewiesen, daß der erstere Prozeß nach dem Typus des Ery- 
sipels an die Lymphbahnen geknüpft sei, während die eigentlichen 
Abscesse das Produkt des Traubencoccus seien. 

Für die Identität trat dann besonders Baumgarten in seinem 
Uhrbuch der pathologischen Mykologie ein und C. Fraenkel in 
Baumgartens Jahresbericht 8 ) für das Jahr 1889, in welchem er 
die Beobachtung Eug. Fraenkels 8 ) bespricht, welcher auf Grund 
zweier Fälle von eiteriger Peritonitis, wo eine Mischinfektion mit 
Erysipel sicherlich auszuschließen war und wo mit den gewonnenen 
Reinkulturen typisches Erysipel am Kaninchenohr erzeugt werden 
konnte, die Anerkennung der Identität postuliert Die Beobachtungen, 
in denen das Erysipel anderen Streptokokkeninfektionen vorausgehen 
oder nachfolgen, und von denen ich aus letzter Zeit nur die Arbeit 
Kirchners 7 ) erwähnen möchte, sind nicht stichhaltig, da die Mög- 
lichkeit einer Mischinfektion nicht ausgeschlossen ist. Die Identität 

1) K bei ner, Beitrage aur pathologischen Anatomie des Erysipels bei Gelegen* 
heit der Typhusepidemie in Zürich 1884. (Vircb. Arch. Bd. C. p. 185.) 

2) Jordan, Die Aetiologie des Erysipels. (Bruns’ Beitr. zur Chirurgie. Bd. VII. 
p. 673; Ref. Centralbl. f. Bakt. Bd. XI. 1892. p. 669.) 

3) Fel h eisen, Die Aetiologie des Erysipels. Berlin 1883. 

4) Al. Ogston, Report upon microorganism in surgical disease. (Brit. med. 
Joarn. March 1881. p. 369.) — Ueber Abscesse. (Arch. f. klin. Chirurgie. Bd. XXV. 

1880. — Micrococcus poisouing. (Journal of Anst. and Phys. norm, and path. XVI. 
p. 626 u. XVII. p. 24.) 

6) Jahrgang V. p. 44 

6) Eug. Fraenkel, Zur Lehre von der Identität des Streptococcus pyogenes 
nod Streptococcus erysipelatus. (Centralbl. f. Bakt. Bd. VI. 1889. No. 26. p. 691 ) 

7) M. Kirchner, Zur Lehre von der Identität des Streptococcus pyogenes und 

Streptococcus erysipelato.s. (Centralbl. f. Bakt. Bd. XI. 1893. No. 24. p. 749.) 


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314 


»A. Uck’c, 


der StreptokokkerUjbei gleichzeitigen sehr variablen pathogenen Ef- 
fekten wiesen darauf Kurth 1 ), v. Lingelshei m ä ), Knorr 9 ) 
und Petruschky 4 ) durch Untersuchungen nach, welche darthun, 
daß Streptokokkenreinkulturen, aus den verschiedensten Quellen ge- 
wonnen, sich für Kaninchen und Mäuse von außerordentlich variabler 
Virulenz erweisen, die in keinem Verhältnis zur Schwere des Krank- 
heitsfalles stehen. Hieraus aber erhellt, daß wir es mit einer ganzen 
Reihe von Streptokokkeninfektionen zu thun haben, die nach Ort 
und Art der Infektion, sowie abhängig vom Virulenzgrade der Strepto- 
kokken klinisch sehr verschiedene Krankheitsbilder zustande bringen, 
deren ätiologische Zusammengehörigkeit keineswegs ohne die Erfolge 
der bakteriologischen Forschung vermutet werden konnte. 

Somit erschien es gerechtfertigt, behufs Aufklärung der Aetiologie 
der Erysipelfälle im Hospital, im Staube Streptokokken zu suchen, die 
auf künstlichen Nährboden die charakteristischen Wachstumseigentüm- 
lichkeiten der Fehleisen’schen Kokken aufweisen und bei positiven 
Resultaten dieselben für gewisse Infektionen verantwortlich zu machen. 

An die Untersuchung schreitend, legte ich mir die Frage vor, 
was zu untersuchen wäre, die Luft oder der Staub und welche 
Untersuchungsmethode die zweckmäßigste sei? Da die prinzipielle 
Frage des Vorkommens der Erysipelkokken in der Luft nach der 
bekannten Beobachtung von Emmerich*) keinem Zweifel unter- 
liegt, so beschloß ich, mich auf die Untersuchung des Staubes zu 
beschränken, da er auf Gegenständen abgelagert, jedenfalls stets vor- 
dem ein Bestandteil der Luft gewesen sein muß und, durch mehr 
oder minder starke Luftströmungen aufgewirbelt, immer wieder ein 
solcher werden kann. Zudem konnte aus jenem oben angeführten 
Fall Emmerich- B o 1 1 i n g e r der lehrreiche Schluß gezogen werden, 
daß mit der Konstatierung von pathogenen Keimen in der Luft noch 
nicht viel gewonnen ist, da ihre eigentliche Herkunft keineswegs auf- 
geklärt wird. Sind aber in einer Staubablagerung pathogene Mi- 
kroben gefunden, so ist damit die Lagerstätte bestimmt, die in sich 
die Gefahr birgt, und sanitären Maßregeln zugängig ist Der Auf- 
trag, die Untersuchungen vorzunehmen, erging an mich, als bereits 
die Zeit der Remontearbeiten im Hospital nahe herangerückt war 
und mußte ich mich daher beeilen. Staubproben ließen sich leicht 
an einem Tage in größerer Anzahl nehmen und lange Zeit unbe- 
schadet aufbewahren; für Luftuntersuchungen sind dagegen schon 
die Vorbereitungen umständlicher, die Ausführung derselben ist zeit- 
raubend und hätte ich mich somit auf eine sehr geringe Anzahl 
Versuche beschränken müssen. 

1) Kurth, Arbeiten a. d. Kais. Gesundheitsamt. Bd. VII. 1891. Heft 2 — S. 

2) v. Lingelsheim, Experimentelle Untersuchungen über morph., kultur. und 
pathogene Eigenschaften verschiedener Streptokokken. (Zeitschr. f. Hyg. Bd. X. 1891. 
p. 33 i und Bd. XII. 1892. p. 308.) 

3) Knorr, Experimentelle Untersuchungen Uber den Streptococcus longus. (Zeit- 
schrift f. Hygiene. Bd. XIII. 1893. p. 427.) 

4) J. Petruschky, Untersuchungen über Infektion mit pyogenen Kokken. 
I. Blutuutersuchungen bei lebenden Kranken. (Zeitschr. f. Hygiene. Bd. XVII. 1894. 
p. 59.) II. Die verschiedenen Erscheinungsformen der Streptokokkeninfektion in ihren 
Beziehungen zu einander. (Centralbl. f. Bakt. Bd. XVII. 1895. No. 16. p. 560 ) 

6) Emmerich, Deutsch, med. Zeitschr. 1882. No. 86. p. 886. 


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Ein Beitrag znr Epidemiologie des Erysipels. 


315 


Behufs Entnahme der Staub proben bereitete ich kleine Tampons 
aus hygroskopischer Watte, um kleine Holzspäne gewickelt, vor; diese 
Tampons wurden in Reagensgläsern, durch deren Watteverschluß die 
Enden der Späne hervorragten, im Trockenschrank sterilisiert und 
dienten so zur Aufnahme des Staubes und konnten zugleich bis zur 
Untersuchung so aufbewahrt werden. 

Nun handelte es sich darum, die geeignetste Untersuchungs- 
methode zu finden. Vergebens suchte ich in der Literatur nach 
einem elektiven Nährboden für Streptokokken, in der Art, wie er für 
Typhusbacillen oder Choleravibrionen bekannt ist. 

Roux 1 2 * ) will im Zusatz eines Infuses aus Malzkehricht eine 
günstige Beeinflussung des Streptokokkenwachstums gesehen haben; 
Eug. Fraenkel*) giebt an, das üppigste und schnellste Wachstum 
auf Fleischpeptonagar mit Zusatz von 5 Proz. Glycerin erhalten zu 
haben; Lingelsheim 8 ) hatte durch Erhöhung der Alealescenz bei 
gleichzeitiger Steigerung des Peptongehaltes bis auf 2 Proz. auch 
gute Resultate zu verzeichnen; als ich an die Arbeit ging, war mir 
nur die Arbeit von Schlüter 4 5 6 7 ) bekannt, welcher behauptet, daß 
die Streptokokken auf sauren Nährböden nicht gedeihen: die gegen- 
teiligen Erfahrungen Turrös 8 ) waren damals noch nicht publiziert. 
Daher beschloß ich, Nährböden von schwach alkalischer Reaktion mit 
Zusatz von 5 Proz. Glycerin zu den Versuchen zu verwenden. Zu- 
nächst versuchte ich es mit Plattengießen aus Gelatine und Agar, 
allein bald überzeugte ich mich, daß der Staub gar zu viel ander- 
weitige schnellwachsende Mikroben enthielt, die die Platten sehr ra- 
pide mit dichten Rasen bedeckten, oder die Gelatine verflüssigten, 
während die langsam wachsenden Streptokokken gar keine Zeit hat- 
ten, sich zu entwickeln. Außerdem lehrte die Erfahrung, daß die 
Streptokokken, worauf M i q u e 1 Ä ) schon hingewiesen hatte, einer ge- 
wissen Zeit bedürfen, um in flüssigen Medien auszukeimen, ehe sie 
auf festen Nährböden zum Wachsen zu bringen sind. 

Daher beschloß ich, nach dem Vorgänge von Emmerich 1 ) 
mich der Einzellkultur zu bedienen. Zu dem Zweck verteilte ich 
den am Wattebausch haftenden Staub in 20 — 30 ccm Bouillon, in- 
dem ich entweder den ganzen Wattebausch mit sterilisierter Pincette 
in das Kölbchen mit der Bouillon abstreifte, oder durch leichte Er- 
schütterung des Holzspans den Staub in dasselbe abschüttelte. Dar- 
auf wurde der Staub durch Schütteln innig mit der Bouillon gemengt 
und vermittelst einer sterilen Pipette tropfenweise in eine Anzahl 
Reagensröhrchen mit 5-proc. Glycerinpeptontteischwasserbouillon ver- 
teilt. Diese gaben in Termostaten bei 37° C bald üppige Vegetationen 


1) G. Roux, 8ur la culture des bacteries et particulifereinent des Streptocoqaes 
d&ns les milieax touraillon. (Comptes rendus de U soc. de biol. 1889. No. 28. Ref. 
Baumgarte ns Jabresber. Jahrg. V. 1889. p. 21.) 

2) I. c. 

S) 1. c. 

4 ) Schlüter, Das Wachstum der Bakterien auf sauren Nährboden. (Centralbl. f. 
Bakt. Md XI. 1892. No. 19- p 689.) 

5) R. T u r r 6, lieber Streptokokkenzüchtung auf sauren Nährböden. (Centralbl. f 
Bakt. Bd. XVII. 1895 No. 24/25. p. 865 ) 

6) Citiert nach Welz. (Zeitschr. f. Ilyg. Bd. XI. 1892. p. 121.) 

7) 1. c. 


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316 


A. Ucke, Ein beilrag zur Epidemiologie des Erysipels. 


verschiedener Mikroben, die, sofern sie nur entfernte Aehnlichkeit 
mit Streptokokkenkulturen hatten , mikroskopisch geprüft wurden. 
Je nach der Menge Staub, die zur Aussaat genommen war, waren 
zuweilen fast sämtliche Reagensgläser getrübt, in anderen Fällen 
blieb die Mehrzahl klar; eine üppigere Vegetation von Strepto- 
kokken war stets erst am zweiten oder dritten Tage wahrzunehmen. 
Solche Kulturen wurden dann, sobald sie ganz rein dargestellt waren, 
auf ihr Wachstum in Gelatine und Agar geprüft, und mit ihnen auch 
Impfungen am Kaninchenohr ausgeführt. Auf diese Art wurden 
69 Staubproben untersucht, die in 10 Fällen ein positives Resultat, 
was Streptokokkenbefund anbetrifft, ergaben. 

Der Oberarzt hatte hauptsächlich auf 3 Krankenabteilungen hin- 
gewiesen: auf die alte chirurgische (antiseptische), die Augen- und 
die Ohrenabteilung. Mein Hauptaugenmerk richtete ich auf die chi- 
rurgische Abteilung: aus derselben waren im Laufe der ersten 5 Mo- 
nate 19 Erysipelkranke hervorgegangen, während in demselben Zeit- 
räume die Ohrenabteilung 8 und die Augenabteilung 6 Fälle geliefert 
hatte. Die Wände in der chirurgischen Abteilung werden alljährlich 
getüncht, sind vollkommen glatt und besitzen keinerlei Unebenheiten 
oder Hervorragungen , die zu größeren Ansammlungen von Staub 
Veranlassung geben könnten; der hölzerne, gestrichene Fußboden 
wird ausschließlich mit feuchten Lappen täglich gewischt, so daß da- 
bei keinerlei größere Mengen von Staub aufgewirbelt werden können. 
Ich war zuerst in Verlegenheit, wo ich den Staub suchen sollte, als 
mir von dem ordinierenden Arzte in einem Krankensaale ein Bett 
gewiesen wurde, auf dem schon wiederholt Erysipelkranke beobachtet 
worden sind: am Kopfende dieses Bettes fand ich in der Wand 
einige cm über dem Fußboden eine Ventilationsöfluung der Luft- 
heizung, die mit einem Drahtnetz in einem Holzrahmen gefaßt, ge- 
schlossen war; sowohl der Rahmen als das Drahtnetz bargen eine 
ganz gewaltige Menge z. T. flockigen Staubes, der sofort von mir 
zur Untersuchung genommen wurde. In der That gelang es mir, 
aus einer Probe Staub einen Streptococcus zu isolieren, der 
nicht nur auf künstlichen Nährböden charakteristisches Wachstum 
offenbarte, sondern auch am Kaninchenohr zu einem typischen Ery- 
sipel führte; dieses wanderte von einem Ohr auf das andere und 
lief in Genesung aus. Somit war ein Herd gefunden und die Aetio- 
logie einer Anzahl von Erysipelfällen aufgeklärt. Durch diesen Fund 
ermuntert, unterzog ich den Staub sämtlicher Drahtnetze in dieser 
und einer Reihe benachbarter Krankensäle der bakteriologischen 
Untersuchung und hatte in 3 weiteren Fällen ein positives Ergebnis, 
was Streptokokkenbefund anbetrifft, zu verzeichnen. Es war dem- 
nach gerechtfertigt, daß der Streptokokken enthaltende Staub von 
den Netzen durch Erschütterungen oder stärkere Luftströmungen 
aufgewirbelt worden sei und dann zu einer Reihe von Erysipelinfek- 
tionen in der Abteilung geführt habe. Bei einer einmaligen Unter- 
suchung der Luft gelang es mir, selbst in derselben Streptokokken 
naebzuweisen, die allerdings für Kaninchen sich nicht besonders viru- 
lent erwiesen. (SchiuB folgt) 



A. Makmtov, lieber Itnmun'sieranff Kegen Tuberkulose etc. 


317 


Nachdruck verboten. 

Ueber Immunisierung gegen Tuberkulose mittels 
Tuberkeltoxins. 

Vorläufige Mitteilung. 

Von 

Dozent, Magister A. Maksutow 

in 

Kiew. 

Seitdem Koch in tuberkulösen Bouillonkulturen einen Stoff ent- 
deckte, welcher sich für viele Tiere als giftig erwies, haben alle 
Forscher, bei ihren Versuchen ein Mittel im Kampfe gegen die 
Tuberkulose zu finden, diesen Stoff (Tuberkulin) für das spezifische 
Toxin der Tuberkelbacillen gehalten. Abgesehen von der kurzen 
Zeit des Interesses für Tuberkulin, als für ein Heilmittel gegen 
Tuberkulose, sehen wir noch bis jetzt eine Menge von Versuchen, 
mit diesem Stoff sowohl äußerst empfängliche, als auch für diese 
Krankheit fast gar nicht empfängliche Tiere zu immunisieren, in der 
Absicht, Immunität oder ein Antitoxinserum zu erhalten. Alle diese 
Versuche gaben sowohl in der einen als auch in der auderen Rich- 
tung negative Resultate. Schon im Jahre 1893 äußerte ich meine 
Meinung dahin, daß nicht alle pathogenen Mikroben fähig sind, ob- 
gleich sie wohl im lebenden Organismus Toxine produzieren, die- 
selben auch bei ihrem Wachsen auf künstlichem Nährboden zu 
geben. In meiner letzten Arbeit habe ich gezeigt, wie geringfügig 
die Veränderungen des Nährbodens sind, sogar in der Form derselben 
Fiiweißkörper sein können, um entweder die Produktion von Toxinen 
in hohem Grade zu verstärken oder sie vollständig zu beseitigen. 
Indem ich in diesem Sinne die Frage bearbeitete, kam ich zu dem 
Schluß, daß man nicht jeden giftigen Stoff, welcher beim Wachsen 
der Kultur als Zerfallsprodukt der Bestandteile des künstlichen Sub- 
strates erscheint, für das spezifische Toxin der betreffenden Mikroben 
halten kann. Es sind z. B. notwendig dieselben klinischen Symptome 
oder pathologisch-anatomischen Veränderungen oder wenigstens ab- 
solute Resultate von Immunisierung, während wir beim Tuberkulin 
nichts Aehnliches haben. Wenn also Tuberkulin nichts anderes 
ist, als ein künstliches Gift und überhaupt nicht identisch ist mit 
dem Gift, welches von denselben Bacillen im lebenden Körper pro- 
duziert wird, so müssen wir vor allem den Boden finden, in welchem 
wir alle Bedingungen für die Produktion des faktischen, wirksamen 
Toxins hätten oder es direkt aus dem Organismus, welcher von 
dieser Krankheit befallen ist, zu erlangen suchen. Indem ich den 
letzteren Weg einschlug, erhielt ich aus den tuberkulösen Organen 
von Meerschweinchen, welche später an dieser Krankheit zu Grunde 
gingen, einen Stoff, welcher ohne Zweifel des Infektionsprinzipes, d. h. 
der Bacillen entbehrt. Dieser Stoff ruft an frischen Meerschweinchen 
bei subkutanen Injektionen ein dichtes Infiltrat an der Injektions- 


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318 


D. B. Roncal i, 


stelle, Schwellen der benachbarten Lymphdrüsen und Abnahme an 
Körpergewicht hervor. Indem ich, beginnend mit minimalen Dosen, 
mit diesem Stoff eine Immunisation versuchte, erreichte ich im Laufe 
von 3— 3 1 /* Monaten, daß diese Meerschweinchen die Einführung 
einer virulenten Kultur unter die Haut und in die Bauchhöhle ohne 
alle Folgen ertrugen. Die Konfrontiere kamen alle schon bei einer 
einzigen Injektion derselben Kultur um. In kurzer Zeit hoffe ich die 
Möglichkeit zu haben, diese Versuche an größeren Tieren fortzusetzen 
und festzustellen, wie weit das Serum von auf diese Weise immuni- 
sierten Tieren über heilende Eigenschaften verfügt. 

21. Dezember 1896. 


Nachdruck verboten. 

Ueber den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse 
über die Aetiologie des Krebses 1 ). 

[Ans dem Institute für klinische Chirurgie an der K Universität 
zu Rom, Prof. F. Durante.] 

Von 

Dr. D. B. Roncali, 

Uill>arzt an der chirurgischen Klinik zu Rom. 

Die Frage über die Aetiologie des Krebses ist noch bei weitem 
nicht mit Sicherheit beantwortet, und wenn uns auch die neuesten 
Arbeiten dem Ziele viel näher gebracht haben, so bleibt uns doch 
noch ein weiter Weg zurückzulegen übrig, ehe wir mit Sicherheit 
sagen können, dieses bis jetzt unzugängliche Labyrinth sei in allen 
seinen Teilen durchforscht und erleuchtet worden. 

Ehe ich zur Aufzählung der bis heute unzweifelhaft festgestellten 
Thatsachen übergehe, halte ich es nicht für überflüssig, eine kurze 
Uebersicht über die Geschichte der Aetiologie des Krebses zu geben. 
Ich werde schnell über alle jene Theorieen hinweggehen, welche gegen- 
wärtig nur noch historische Bedeutung haben, und mich nur bei der 
embryonalen und Parasit en theorie aufhalten, welche beide 
nicht nur unabhängig voneinander, sondern bisweilen auch in Ver- 
bindung miteinander bestehen bleiben müssen. 


Die embryonale Theorie verdanken wir Durante. Er ging im 
Jahre 1874 von der häufigen Entwickelung bösartiger Tumoren auf 
Muttermälern aus und konnte mit Hilfe der Histologie und Embryo- 
logie zu dem Schlüsse gelangen, „daß die Elemente, welche die ana- 
tomischen, embryonalen Charaktere im Organismus des Erwachsenen 
bewahren, oder durch eine Abweichung der chemisch-physiologischen 
Thätigkeiten wieder gewonnen haben, die erzeugenden Elemente jeder 

]) Bericht auf dem XI. Kongreß der italienischen Chirurgen. 


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Lieber den gegenwärtiger» Stand unserer Kenntnisse Ober die Aetiolugie etc. 319 


eigentlich so genannten Neubildung, und im besonderen der bösartigen, 
darstellen. Diese Elemente bleiben in den gut entwickelten Geweben 
jahrelang eingeschlossen, ohne ihr Dasein kund zu thun, und ein Reiz, 
ein einfacher Antrieb genügt, um in ihnen jene Bewegung, jene Zellen- 
eigenschaften wacbzurufen, welche die Wärme in den Elementen des 
Keimfleckes des Vogeleies erregt, welche unth&tig geblieben waren, 
seit sie die Kloake verlassen hatten, ln der That, wenn wir ein 
wenig darüber nachdenken, wie kompliziert die Bildung der Gewebe 
sein kann, die zur organischen Konstitution eines Epithelialkrebses 
beitragen, so können wir nicht umhin, anzunehmen, daß von der Re- 
produktion embryonaler Vorgänge, dargestellt durch Zellen, welche 
die dazu nötigen anatomisch-physiologischen Eigenschaften besitzen, 
die Entstehung des Krebses an einer beschränkten Stelle des Orga- 
nismus abhängt.“ 

Diese Theorie kann und darf man nicht aus der Pathologie ver- 
bannen, doch glaube ich, daß man den Kreis ihres Einflusses um- 
schreiben und auf gewisse Tumoren beschränken muß. Solche sind 
die Dermoidcysten, die gutartigen organoiden Tumoren und die aus 
solchen Geweben entstandenen, die physiologisch nicht zu denjenigen 
Organen gehören (rimengono), in denen sie aufgetreten sind. „Es 
giebt kein Neoplasma, an dem man besser, als am Teratom, nachweisen 
kann, daß die embryonalen Keime das wesentlich ätiologische Moment 
darstellen“, schrieb Durante in seinem Trattato di patologia 
chirurgica, und zwar mit großem Rechte.* 


Der Typus der gutartigen organoiden Geschwülste ist das Adenom, 
welches nicht parasitären Ursprungs sein kann, darum nicht, weil 
es eine Drüsengeschwulst ist, sondern weil ihm die Bösartig- 
keit abgeht, die in einem Neoplusma nicht vorhanden sein kann, 
wenn in ihm nicht ein fremdes Element von parasitärer Natur gegen- 
wärtig ist. Daß derselbe embryonale Keim, welcher im intrauterinen 
Leben durch Sprossung unsere organische Gestaltung hervorgebracht 
hat, nur durch Verrichtung derselben Funktion in unserem Organismus 
während des extrauterinen Lebens ein Produkt erzeugen soll, das mit 
demselben von ihm vorher unterstützten Leben unverträglich ist, 
macht mir Mühe zu glauben, denn es scheint mir dasselbe zu sein, 
als wollte man annehmen, die physiologischen Gewebe entständen 
aus kranken Geweben, als wären wir selbst bösartige Tumoren. 

Wenn aber das Adenom bösartig wird, also wenn es sich in ein 
Epitheliom mit Embryonalzellen oder in ein Sarkom verwandelt, dann 
ist der Augenblick da, wo man denken kann, die embryonale 
Theorie sei mit der parasitären in Verbindung ge- 
treten, also der embryonale Keim habe sich dem para- 
sitären aufgelagert, ln diesem Falle wird das Adenom der 
Anziehungspunkt des Keimes gewesen sein, es wird den locus 
minoris resistentiae gebildet haben. Dann wird es möglich, daß 
der Parasit sich in ihm lokalisiert, entwickelt und vermehrt. Da- 
durch entsteht die stürmische Sprossung des epithelialen Elements, 
welches wegen der Gegenwart des Parasiten den physiologischen 



320 


L) B. K o o ca I i , 


Typus nicht erreicht, sondern im epithelialen Zustande bleibt, und 
die Umbildung in malignes Epitheliom. Wenn die wegen der Gegen- 
wart der Parasiten in das Adenom herbeigeströmten Leukocyten Bich 
zu stabilen Elementen organisieren und zugleich die fixen Binde* 
gewebselemente in unbegrenzte Vermehrung eintreten, dann vollzieht 
sich die Umbildung des Adenoms in Sarkom. Aehnliche Vorgänge 
kann man bei den Teratomen (Dermoidcysten) in jenen seltenen 
Fällen annehmen, wo sie sich in Epitheliome und wo andere gutartige 
Tumoren sich in bösartige verwandeln. 


Die Berührungspunkte, welche der klinische Verlauf der bös- 
artigen Neoplasmen mit den chronischen Infektionskrankheiten hat, 
ließ mit Recht die Vermutung entstehen, daß auch die Tumoren para- 
sitären Ursprunges seien. Zugleich mit der embryonalen entstand die 
parasitäre Theorie im Jahre 1874 durch die Arbeiten Nepveau’s. 
Von da an bis zu Anfang des Jahres 1895, während welcher Periode 
der Parasitismus in eine neue Phase trat, folgten die Arbeiten über 
diesen Gegenstand aufeinander, wie eine Meereswoge auf die andere, 
aber teils wegen der Verschiedenheit der beschriebenen und abge- 
bildeten Formen, teils weil nicht immer das, was man für einen 
Parasiten erklärte, ein solcher war, teils weil fast alle Autoren sich 
über die wahre Natur der Parasiten getäuscht hatten, teils endlich, 
weil sichere Beweise, daß jene Formen Parasiten seien, nicht erbracht 
worden waren und besondere chemische und Färbungsreaktionen nicht 
vorhanden waren, auch Reinkulturen und Reproduktionen bei Tieren 
nicht gelangen, fanden die Arbeiten heftige Gegner und konnten die 
allgemeine Zustimmung nicht gewinnen. 

Bei der Geschichte des Parasitismus der Tumoren werde ich nicht 
die zuerst von Fahre Dom erg ue uud dann von Pianese an- 
genommene Reihenfolge annehmen, denn die Einteilung der verschie- 
denen Parasitenformen in Typen ist willkürlich und entspricht nicht 
der Einheit der Thatsacheu. Auf welche Basis stüzten sich Fahre 
Domergue und Pianese, um zu behaupten, das Pseudococci- 
d i u m des Typus Darier sei verschieden von dem des Typus A 1 - 
barran, Nils Sjöbring, Foä, Soudake witsch u. s. w.? 

Warum nennt Fahre Domergue den fuchsinophilen Körper 
RusseH’s ein Pseudococcidium, während Russell selbst, seine 
Fortpflanzungsweise nach weisend, ihn ein Ferment genannt hat? Wie 
kommt es, daß Pianese, der doch Reinkulturen von pathogenen 
Blastomyceten besitzt, die morphologische Analogie nicht berücksich- 
tigt, welche die Blastomyceten in den Geweben mit den eingeschlos- 
senen Formen, die von verschiedenen Autoren in den Krebszellen be- 
schrieben werden, und daß er nicht bemerkt, daß diese Blastomyceten, 
wenn in ihnen die Reproduktion abortiert, in diesem Falle dieselben 
Formen reproduzieren, welche Korotneff als Rhopaloceph al us 
carcinomatosus beschrieben hat? Wie geht es zu, daß dieser 
Autor, der mit geringen Abweichungen auf der Spur von Fahre 
Domergue weiter geht, ferner die sogenannten, von verschiedenen 
Autoren beschriebenen Coccidieu unter verschiedene Typen gruppiert, 


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Ueber den gegenwärtigen* Stand unserer Kenntnisse über die Aetiologie etc. 321 


während doch jetzt nachgewiesen ist, daß die Blastomyceten in den 
Geweben sowohl die Formen von Darier, als die von A 1 b a r r a n , 
von Foä, von Soudakewitsch, von Borrel, von Podwys- 
sotzky, von Sawtschenko, von Vedeler etc. reproduzieren? 
Aber wir wollen weitergehen und unter Berücksichtigung der Werke, 
welche vom Jahre 1874 an bis zum Januar 1895 erschienen sind, die 
Geschichte des Parasitismus beim Krebse in folgende vier Perioden 
einteilen : 

1) Periode der irrtümlichen Beobachtungen und Deutungen. 

2) Periode der genauen Beobachtungen und irrtümlichen Deu- 
tungen. 

3) Periode der genauen, nicht experimentell nachgewiesenen Be- 
obachtungen und Deutungen. 

4) Periode der experimentell nachgewiesenen, richtigen Beobach- 
tungen und Deutungen. 

1) Die erste, auch unter der Benennung „Periode der Schizo- 
mycetentheorie“ bekannte Periode beginnt im Jahre 1872 mit der 
Arbeit von Nepveau. Er fand Mikroben in den Epitheliomen, 
legte ihnen aber keine praktische Wichtigkeit bei. Erst im Jahre 
1886 begannen die Schizomyceten durch die Arbeiten von Ra pp in, 
Scheurlen und Fraenkel für die Genese des Krebses einige 
Wichtigkeit zu erlangen. Rappin isolierte aus dem Safte von 16 Neo- 
plasmen einen Diplococcus, den er Kaninchen einimpfte, wodurch 
Knötchen in der Leber entstanden und das Tier an Marasmus starb. 

Scheurlen sagte im Jahre 1887, er habe als den spezifischen 
Veranlasser des Krebses einen sehr zarten Bacillus gefunden, und in 
demselben Jahre bestätigte Fraenkel die Entdeckung. Auch F e r r e r o 
fand in einem Epitheliom einen sporigenen, morphologisch mit dem 
von Scheurlen identischen Bacillus. Bacillen in Epitheliomen 
beschrieben auch Schill, Freire, Perrin, Bernabei, Sana- 
relli, Länderer, Maffucci, Majocchi, Babes, Rosen- 
thal, Kubas so ff und mehrere Andere. Shattock und Ballance 
fanden Kokken in Tumoren, und endlich beobachtete Maufredi 
einen der Pneumonie sehr ähnlichen Micrococcus. 

Diese Theorie mußte notwendigerweise fallen, weil sie auf irrige 
Beobachtungen und nichts beweisende Kultur- und Inokulationsver- 
suche gegründet war. Denn alle die Forscher, welche aus Epithe- 
liomen und Sarkomen Bacillen und Kokken isoliert hatten, waren bei 
der Inokulation zu negativen Resultaten gelangt, indem sie 
saprogene oder saprophytische Mikroorganismen benutzt 
hatten. Dies wurde für den Bacillus von Scheurlen nachgewiesen, 
von Fraenkel und Sänger mit dem der Kartoffel identifizierten, 
Pfeiffer mitProteus mirabilis, und Sanquirico und Sana- 
relli mit einem schon von Bizzozero und Bordoni-Uffreduzzi 
beschriebenen Saprophy ten der Haut. Die Allgemeininfektionen 
waren durch septi käm ische Mikroorganismen hervorge- 
bracht. Das einzige positive Resultat war das von Rappi n gewesen, 
aber heute weiß jeder, daß es viele Mikroorganismen giebt, welche 
durch ihre Inokulation Granulome und echte pseudotuberkulöse Pro- 
zesse hervorbringen. 

CnU Abi. XXI. Bd. 21 


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322 


D. B. Rone >1 i, 


Ein fernerer Irrtum der Theorie lag io der Behauptung des mög- 
lichen Verursachtseins des Krebses durch die Schizomyceten, wahrend 
man wußte, daß keiner von den bekannten Schizomyceten die Eigen- 
schaft hatte, wirkliche Tumoren hervorzubringen. Unter den Schizo- 
myceten, welche scheinbar Tumoren erzeugen, nennt man die Tuberkel- 
bacillen, die des Rotzes, der Lepra etc.; aber das von diesen Parasiten 
hervorgebrachte allgemeine Granulom zeigt niemals auf dem Durch- 
schnitte einen Neubildungsprozeß im wahren Sinne des Wortes, son- 
dern einen wesentlich phlogogenen Vorgang. In diesen Granulomen 
fehlt ein wichtiger Charakter, der für sich allein genügt, um sie von 
den Tumoren zu unterscheiden, nämlich daß ihre Elemente niemals 
einem physiologischen Typus zustreben, oder ihn erreichen, wie es 
mit den Elementen der bösartigen Neubildungen der Fall ist. Es 
war also ein logischer Fehler von seiten jener Beobachter, daß sie 
nur von fern daran gedacht hatten, ein Schizomycet könne jemals ein 
Sarkom oder Epitheliom erzeugen, und darum habe ich diese Phase 
der Geschichte des Parasitismus beim Krebs mit dem Namen: Periode 
irrtümlicher Beobachtung und Deutung bezeichnet. 

Die zweite Periode, die der Cocci dientheorie des 
Krebses, ist wahrhaft glänzend verlaufen wegen der großen Wich- 
tigkeit der publizierten Werke, welche zu einem bemerkenswerten 
Fortschritte unserer Kenntnisse über die Aetiologie des Krebses gelührt 
haben. Die in dieser Periode gemachten Beobachtungen sind rich- 
tig, aber die Deutung ist irrig. Der Irrtum entstand an dem 
Tage, wo die Beobachter sich dadurch beeinflussen ließen, daß Ha 116, 
Virchow und Gubler Protozoen in menschlichen Tumoren, und 
Emer, Dreßler, Grassi, Rivolta, Podwyssotzky und Lin- 
dem an n Coccidien in den Nieren des Menschen angetroffen hatten. 
Der Eindruck war so stark, daß alle glaubten, eine sehr große mor- 
phologische Analogie zwischen den Coccidien mit ihren Fortpflanzungs- 
phasen und den Einschlüssen in den Krebszellen mit ihren angeblichen 
Reproduktionsphasen zu finden. 

Die Autoren, überzeugt, beim Epitheliom und Sarkom Coccidien 
vor sich zu haben, gaben sich unter Anleitung des Studiums des 
Coccidium oviforme und der Läsionen, welche dieser Parasit 
in der Leber des Kaninchens hervorbringt, sowie unter Führung der 
Vermehrungserscheinungen der Coccidien, die sie dem Verhalten dieses 
Wesens in den Geweben des Menschen und der Tiere entnahmen, der 
Untersuchung der Analogieen hin, die das angebliche Coccidium 
des Krebses mit den verschiedenen Coccidien darbot, und fanden bei 
diesem Pseudococcidium nicht nur alle Phasen der Sporenbildung, 
sondern auch den ganzen Cyklus der Bildung der sichelförmigen 
Körperchen, wobei sie fettige und hyaline Degeuerationsprozesse, teils 
des Kernes, teils des Zellprotoplasmas für Sporen und Sporencysten, 
und die verschiedenartigen Anordnungen, welche die Kernsubstanz 
bei Zuständen von Degeneration und Hyper- oder Hypochromatose 
annimmt, für sichelförmige Körperchen nahmen. 

Auf solche irrige Annahmen begründet, mußte die Coccidientheorie 
des Krebses notwendigerweise die Folgen ihrer Erbsünde tragen und 
allen Angriffen und Kritiken der Gegner der parasitischen Genese 


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Ueber den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse über die Aetiologie etc. 323 


der Tumoren erliegen. So hatten also Power D’Arcy, Steen - 
house, Fahre Domergue, Duplay und Cazin, Noeggerath, 
Török, Unna, Cornil, Kiener, Petersen, Classen, 
llansemaDD, Stroebe, Hlava, Obrzut, Pianese, Tram- 
bus ti etc. Recht, als sie die Krebscoccidien bekämpften, da sie sahen, 
daß die von Darier, Albarran, Malassez, Galloway, 
Borrel, Kurstiner, Bouchard, Clarke, Kahane, Nils 
Sjöbring, Foä, S oudake witsch , Po d wy s so tz k y und Sa w - 
tschenko, Ruffer und Walker, Ruffor und Plimmer, 
Korotne f f, Kurloff, Vedeler, Jürgens, Kahane etc. in den 
bösartigen Neoplasmen des Menschen als Coccidien beschriebenen 
Formen weder die morphologischen noch die biologischen Eigenschaften 
der Coccidien, noch die der Gregarinen, noch der Mikrosporidien, 
noch der Myxosporidien besitzen, und da sie wußten, daß keine der 
uns bekannten Sporozoenarten Neoplasmen erzeugen, weder in der 
Unterabteilung der wirbellosen Tiere, noch in der der Vertebraten. 
Aber sie waren im Unrecht, als sie diese Formen durchaus für 
Produkte der Degeneration des Kernes und des Zellprotoplasmas er- 
klären wollten, und nicht erkannten, daß zwar kein Grund vorhanden 
war, jene Zelleinschlüsse für Coccidien zu erklären, dagegen andere 
Gründe Vorlagen, um ihre parasitische Natur anzuerkennen. Aus 
diesem Grunde hat die dauernde Zerstörungsarbeit der antiparasi- 
tischen Schule keinen Nutzen gebracht, und wenn die Verteidiger 
dieser Theorie sich in der Deutung geirrt haben, so kommt ihnen 
doch der Ruhm zu, zuerst durch exakte Beobachtungen den 
Studien über die Genese des Krebses eine kräftige Anregung gegeben 
zu haben. 

Es ist nicht möglich, alle von den verschiedenen Autoren be- 
schriebenen Zelleinschlüsse zu beschreiben, ich beschränke mich daher 
darauf, die Beobachtungen von Foä und Soudakewitsch anzu- 
führen, als die der vorzüglichsten Beobachter, die nur parasitische 
Formen und keinen Fall von Degenerationen beschrieben und ab- 
gebildet haben. 

Foä hat aus Drüsenepitheliomen die verschiedenen Formen be- 
schrieben und abgebildet, welche die Parasiten in Tumoren zeigen 
können. Bei der Untersuchung am frischen Objekte sah man den 
Parasiten, von einer Kapsel umgeben, im Protoplasma, und niemals 
im Kerne der Zelle liegend. Die jugendlichen Formen erschienen als 
ein oder mehrere, schwach durch Hämatoxylin gefärbte Körperchen ; 
bald waren sie homogen, bald enthielten sie ein dunkleres Körnchen 
in der Mitte. „Foä sah auch größere parasitische Formen, als 
die obigen. Sie bestanden aus einem centralen Kerne, umgeben von 
einem hellen, durch eine Kapsel begrenzten Raume, so daß das Ganze 
des Körperchens das Aussehen einer Cyste hatte.“ 

„Bisweilen lagen diese Parasiten nahe an der Konkavität des 
Kernes; sie waren fast so groß, wie ein weißes Blutkörperchen, und 
von einer stark gefärbten, fein gestreiften Kapsel umgeben. In der 
Mitte fand sich ein großes, intensiv gefärbtes Körperchen, von einem 
sehr feinen, durchsichtigen Halo und von Protoplasma umgeben. 
Dieses erschien in einigen Körperchen an der Peripherie gefaltet, so 

*1* 


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324 


D. B. Ron c all, 


daß es das Aussehen einer Kokarde batte, und in einigen seltenen Fällen 
zeigte das Protoplasma eine regelmäßige Segmentierung, so daß es 
an die Figur einer Rosette erinnerte.“ 

„In einem anderen Falle waren vorwiegend cystische Formen 
vorhanden. Es waren große Körper, von einer Kapsel mit doppeltem 
Umriß begrenzt. Der Inhalt färbte sich bisweilen blau, und man 
sah darin ein oder mehrere rundliche Körperchen von ungleicher 
Größe und regelmäßiger Bildung, als wären sie durch gleichmäßige 
Segmentierung eines ursprünglich einzelnen Centralkörperchens ent- 
standen“. 

Soudakewitsch drückt sich bei Beschreibung der Krebskörper- 
chen folgendermaßen aus : „Die eingeschlossenen Körper sind mit einer 
mehr oder weniger dicken Kapsel versehen und haben sehr ver- 
schiedene Gestalt, bald rund, bald unregelmäßig ; ihr Aussehen ist das 
einer amöboiden Zelle, wurmförmig oder halbmondartig. Bei einigen 
erscheint um den amöboiden Körper eine Schicht aus fein körniger 
Substanz bestehend; dann sieht man eine Bildung ähnlich dem Kern 
und endlich einen Kern, der Verwandtschaft zu den eigentlichen Kern- 
farben zeigt. Zuletzt fand Soudakewitsch in der Krebszelle eine 
andere, kleinere Zelle mit deutlicher Kapsel, die nach Größe und 
Gestalt sich einem Leukocyten näherte. Die vollständigsten Ein- 
schlüsse sind diejenigen, welche mit einer Kapsel versehen sind, oder 
die, welche man als doppelte Einschlüsse betrachten kann; ihr Inhalt 
ist bisweilen vielfach (multiplo), bisweilen voluminös und noch andere 
Male sehr klein. In verhältnismäßig seltenen Fällen waren zwei, 
drei und selbst fünf Körper in eine Zelle eingcschlossen und zeigten 
in diesem Falle immer geringeres Volumen, als wenn sie sich im Zu- 
stande multipler Einschließung befanden“. 

Mehr synthetische und zugleich mehr wahrheitsgemäße Be- 
schreibungen, als die von Foä und Soudakewitsch kann man sich 
nicht vorstellen. 

Aus dem Studium der Arbeiten aller Forscher gehen folgende 
zwei Thatsachen zu Gunsten des parasitischen Ursprungs des Krebses 
hervor: 1) daß alle Beobachter darin übereinstimmen, daß sie den 
von ihnen für parasitisch erklärten Formen feste Grundcharaktere 
beilegen. Solche sind: eine Kapsel mit einfachem oder doppeltem, 
lichtbrechendem Umriß, hyaline Galonen, im Centrum oder an der 
Peripherie liegendes, homogenes oder körniges Protoplasma, und 2 
bis 4 oder mehr lichtbrechende Körnchen im chromatischen Proto- 
plasma; 2) daß diese Erscheinungen vollkommen denen entsprechen, 
die wir durch Inokulation von Blastomyceten in die Gewebe experi- 
mentell hervorbringen können. 

Dieser vollkommenen Uebereinstimmung der Verteidiger der 
Parasitentheorie stehen ihre Gegner gegenüber, welche behaupten, 
die oben genannten Formen seien nichts weiter, als Folgen der De- 
generation von Kernen und Zellen, und es ist wunderbar, zu sagen: 
bei dieser Behauptung stimmt keiner mit dem anderen in der Er- 
klärung überein, zu welcher Art von Degeneration diese angeblichen 
Coccidien gehören. 

So wurde angenommen : fettige Degeneration von Malas- 


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Ueber den gegen wKrtlgen Stand unserer Kenntnisse über die Aetiologie etc. 325 


sez, kolloide Degeneration von Török, Unna, Fabre 
Domergue, Török und Tomraasoli, Malassez; hyaline 
Degeneration von Unna; hornige Degeneration von 
Kiener, Fabre Domergue, Petersen; schleimige Dege- 
neration von Kosinsky, Hlava und Obrzut; Keratin isation 
von Petersen; Degeneration der Leukocyten und Cru- 
orocyten von Clacssen, Hlava, Obrzut, Török; Degene- 
ration der Kerne der polynuklearen Zellen von Cornil, 
Kiener; Degeneration der endogenen Bildungen von 
Virchow, Reven; abortive, karyokinetische Formen 
mit eigentümlicher hydropischer Degeneration, Power 
D’Arcy; gemeine (commune) oder funktionelle Chro- 
niatolyse, oder die von den Leukocyten abhängende, 
oder mitotische Formen von D’Anna; Vakuolisation von 
Trambusti; endlich alle Arten der Degeneration von Pianese. 

Ich könnte mit der Schilderung dieser Zwietracht der Meinungen 
weiter fortfahren ; sie ist der klarste Beweis nicht nur für das Wanken 
der Basis, auf welcher die Gegner der Theorie ihre Gründe aufgebaut 
haben, sondern auch für die geringe Sicherheit, mit der die Autoren 
festgestellt haben, welcher Art von Degeneration diese Zelleinschlüsse 
zuzuschreiben seien. Beim Lesen dieser Arbeiten bemerken wir die 
seltsame Erscheinung, daß ein und derselbe Einschluß sich unter den 
Augen eines anderen Beobachters in mehrere Dinge zugleich ver- 
wandelt. 

Dies rührt daher, daß die Gegner der Theorie ihre Behauptungen 
nicht, wie sie gesollt hätten, auf chemische Gründe stützen, sondern 
sich mit dem bloßen morphologischen Kriterium und der sehr un- 
sicheren Farbenreaktion begnügen, um das eine für eine hyaline, das 
andere für eine kolloide, schleimige oder hornige Degeneration zu er- 
klären, wobei sie sich noch mehr der Kritik aussetzten, als die, 
welche nach dem bloßen morphologischen Kriterium die Coccidien- 
natur jener Körper behaupten ; sie sind tadelnswerter, doch die, welche 
den von anderen angenommenen Thatsachen widersprechen, haben 
die strenge Verpflichtung, ihre Behauptungen durch Beweise zu 
stützen, vor deren Klarheit sich alle verneigen müssen. Da die 
Gegner der Theorie dies nicht gethan haben, so haben sie sich ferner 
der unangenehmen Ueberraschung ausgesetzt, sich sagen zu lassen, 
sie hätten Körper von wirklich parasitischer Natur als durch Zellen- 
degeneration erzeugte Körper beschrieben. 

(Schluß folgt.) 


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326 


R. R. Bensley, 


Nachdruck verboten. 

Two forms of Distomum cygnoides. 

By 

B. B. Bensley, B. A., M. B., 

Absistant-deuiunbtrator of Biology, Uuivernity of Toronto. 

With 1 plate. 

Id examining a number of specimens of Distomum cygno- 
ides Zeder, I observed tbat some of the animals, although present- 
ing the characteristic shape and movements of this species, agreed 
with the majority of distomes in possessing only two testes. The 
others corresponded in this respect to the descriptions published by 
von Lin stow 1 ) and Looss 2 ) and possessed nine. 

The two forms thus differentiated, resembled one another so 
closely, that the question naturally arose whether they were to be 
considered as distinct forms, or as developmental phases of a single 
species. The latter view seems to have been the one held by 
Looss, who has also observed specimens of this worm with two 
testes. This observer evidently regarded the multiple testes of 
Distomum cygnoides, as having arisen from tbe di vision into 
lobes of two primary simple testes, and he represented in his fig. 24 
(o) such an animal, in which, according to him, the process was just 
beginning. 

Having found a large number of specimens of this form, and 
many different stages between the apparent extremes of age, I was 
led to suspect that the forms with two testes were not simply 
developmental phases of the polyorchid form, and a careful investi- 
gation of a large number of specimens has confirmed me in this 
belief. 

The very active movements which these animals display render 
comparative tncasurements of the living worm quite valueless as a 
means of determining relative ages. I therefore resorted to killing 
them by immersion in glacial acetic seid which left them in a con- 
dition of moderate extension very favorable for comparative measure- 
ment as well as for anatomical study. 

As a result of this investigation, I have been convinced not 
only that each of the two forms retains its distinctive anatomical 
features throughout life, but that the published descriptions of 
DiBtomum cygnoides are drawn from observations made partly 
on the one form and partly on the other. 

For this reason I have considered it desirable to contribute a 
separate account of the two forms. In the descriptions which follow, 
I shall designate them as Distomum cygnoides varieties A and 

1) v. Lin» tow, Helmintb. Untersuch. (Zool. Jahrb Bd III. 1888.) 

2) A. Looss, Die DUtomen unserer Fische und Frösche. (Bibi. Zool. 1894. 
Heft 16.) For a perusal of this work I am indebted to the kindness of Dr. C. W. 
Stiles of Washington, U. S. A. 


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Two form.? of Distomuni cygnoides. 


327 


B, and leave for later discussion the question whether the differences 
are sufficiently great to entitle the new form to specific rank. 

The worms studied were obtained from the bladders of Ra na 
catesbiana, R. clainitans and R. virescens. 

Distomum cygnoides var. A. 

The individuals examined ranged between 0,7 and 4,6 mm in 
length. The younger specimens are white and transparent, the 
oldest present a light yellowish brown color dne to the eggs which 
then fill tbe posterior end of the body. The powerful development 
of the ventral sucker, which even in the contracted phase is usually 
wider than the body of the animal, determines the division of the 
body into two regions, which join one another at an angle of variable 
magnitude, behind the middle of the sucker. The anterior of these, 
which constitutes in an animal of medium size about one third of 
the entire length of the worm, is cylindrical iu shape and usually 
curved in such a way that the rnouth is directed ventrally. The 
posterior portion is more compressed and is triangulär in outline, 
tapering behind to a rather sharp point at the apex of which the 
excretory pore is placed. The body attains ita greatest width just 
behind the ventral sucker. 

The ventral sucker varies in size with the age of the animal. 
In its contracted phase and in the older animals it may attain a 
diameter of 1,2 mm. In the phase of maximum extension it becomes 
a flat disc and its apparent size is very much increased. In animals 
killed in glacial acetic acid the relative size of the oral and ventral 
suckers is fairly constant, tbe latter being as a rule about three 
times the size of tbe former. 

The digestive apparatus consists of an oesophagus without any 
pharyngeal bulb, and of two simple intestinal coeca which extend to 
near the posterior end of the body. 

The ovary is situated close behind the ventral sucker, being 
only separated from it by the lobes of the yolk gland. It may be 
found on either the right or left side of the body. In twenty out 
of thirty specimens examined by me it was situated on the left side. 
This organ was described by Page n Stecher *) as a lobed struc- 
ture and I have been able to coufirm his observations in this respect, 
there being usually four principal lobes which join in a common cen- 
tral mass from the dorsal surface of wbich the oviduct arises. The 
ovary is surrounded by a basement membrane and consists of several 
layers of ova in various stages of development grouped around a 
large central cavity. The cells of the outermost layer except in the 
neighborhood of the origin of the oviduct are of small size and may 
be observed in various stages of indirect division constituting the 
germinal layer. In tbe centre of each of tbe principal lobes is a 
large cavity of somewhat irregulär shape, in which mature ova lie, 
and which is in wide communication with a central cavity into which 


1) Trematoden und Trematodenlarven von Dr. med. H. A. Pagenstecher, 
Heidelberg 1857. 


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328 


- R. R. Bcnsley , 


the oviduct opens. I have not been able to find any trace whatever 
of the framework described by Pagenstecher as penetrating the 
substance of the ovary in this form. 

The oviduct is a narrow cylindrical tube arising front the middle 
of the dorsal surface of the ovary. After a short and rather curved 
course dorsad and forward, it expands abruptly to several times its 
origiual diameter, forming the “Befruchtungsraum” of Looss. This 
second segment of the oviduct is placed transversely, gradually 
diminishing in size until, having reached the middle line of the 
body, it has nearly regained its original diameter. Here it gives off 
the duct of Laurer, which passes to the opposite side of the body 
to that on which the ovary iB placed, and opens to the exterior by 
a pore on the dorsal surface. From this point the oviduct passes 
forward, and, entering the substance of the shell-gland, expands to 
form the ootype. Beyond this it is continued as a much larger tube 
the uterus, which in older animals is much coiled, and so filied with 
eggs that the posterior end of the body becomes little eise than an 
egg-sac. The uterus finally emerges from the mass of coils, and 
passing forward, over the base of the ventral sucker, opens to the 
exterior by the genital pore situated about the middle of the ven- 
tral surface of the neck region. The uterus contains in addition to 
eggs, here and there clumps of spermatozoa, and these are also pre- 
sent in large numbers in all parts of the oviduct. 

The vitellogen is placed between the ovary and ventral sucker, 
and consists of a right and left lobe joined to one another by a trans- 
verse duct. Each lobe consists of a number of flask-shaped lobules 
grouped in the form of a rosette around the ends of the transverse 
duct. In the younger specimens these lobules are quite internal to 
the intestinal coeca, but in older forms may become elongated, and 
then extend out dorsal and ventral to the intestine. This division 
into lobules takes place quite early, and in an animal 1,3 mm in 
length, the yolk gland was found as a somewhat rectangular mass 
with irregularly cut edges, which resembled closely the permanent 
condition of the gland in var. B. In the centre of the transverse 
duct is a triangulär cavity the yolk reservoir from which the common 
duct arises. 

Since the researches of Pagenstecher *) Distomum cygno- 
ides has been known to possess more than the usual number of 
testes. This observer estimated twelve which number was afterwards 
reduced to nine by Pachinger 2 ) whose observations in this respect 
have been recently confirmed by Looss. The latter found that the 
testes were arranged in two longitudinal rows of four and five 
respectively, the row of four being on the same side of the body 
as the ovary. In all the specimens which I have examined the 
arrangement was the exact rcverse of this, five testes being found 
on the same side of the body as the ovary, and four on the opposite 
side. The members of each group are connected with one another 

1) Pagenstecher loe. eit. 

2) Pachinger, Qnoted by v. Linstow loe. eit. 


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Tiro form» of Distomam cygnoides. 


329 


by a narrow duct which connects the centres of the adjacent sur- 
faces. The individual testes are somewhat rectangular in shape in 
the younger worrns, but become irregularly notched as age advances. 
From the centre of the aDterior testis emerges the vas efferens, which 
joins that of the opposite side to form the vas deferens, this in tarn 
passing forward to terminate in the seminal vesicle. This latter is 
an elongated pyriform sac with the anterior end turned over in such 
a way that the portion from which the ejaculatory duct arises is 
directed backwards. The latter structure is a narrow tube surroun- 
ded by a number of small pear-shaped prostatic cells, and meets the 
terminal portion of the uterus at the genital pore. 

The nine testes in this form do not arise by the division into 
lobes of two primary simple testes, as I have found, in an in- 
dividual 0,7 mm in length in which spermatogenesis bad not yet 
begun, each of the nine testes represented by a clump of small 
ronnded cells, and shewing the grouping characteristic of the adult. 
The animal represented by Looss in bis figure 24 (o) obviously 
belongs to var. B. 

Distomum cygnoides var. B. 

Variety B. attains a much greater size than A, the largest in- 
dividual 1 have met with being 10 mm in length in a condition of 
moderate extension. The young worm is white in color and quite 
transparent, but as age increases and eggs begin to make their ap- 
pearence in the uterus, the animal assumes a yellowish brown color, 
which deepens to a reddish brown in the oldest forms, The posterior 
region of the body is less triangulär in shape and relatively much 
longer than in var. A, measuring in an animal 5,45 mm in length 
4,13 mm, thus about three quarters of the entire animal. The greatest 
width is attained about the middle of the posterior region. 

The ventral sucker, although still a conspicuous feature is rela- 
tively much smaller than in A, being 1,5 times to twice the size of 
the oral sucker. It is more nearly spherical in shape, and in the 
contracted phase opens by a small oval or round opening. 

The most striking difference between the two forms is presented 
by the genital apparatus. The vitellogen and ovary are relatively 
farther back in the body than in A. The latter organ is reniform or 
oval in shape and in seventeen out of twenty three specimens was 
on the left side. The Btructure also is different from that described 
for A. Here the developing ova almost fill the basement membrane, 
leaving only a small cavity near the origin of the oviduct. The ger- 
minal layer is usually two or three layers in thickuess and is found 
over the whole surface of the ovary, with the exception of a small 
area on the dorsal surface from which the oviduct arises. The ovary 
is destitute of any supporting elements, but the ova in the neighbor- 
hood of the hilum are frequently radially elongated, and might readily 
be mistaken for fibrous elements. 

The relations of the ovary, oviduct, fertilisation space, and canal 
of Laurer are represented in fig. 5 and resemble those described for 
var. A. The shellgland is a fairly compact heartshaped mass divided 


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330 


B. R. Hensley, T wo forms of Distomum cygnoides. 


by a transverse groove into an anterior and posterior lobe. Its 
relation to tbe oviduct is peculiar, and is represented in fig. 6. The 
ootype is entirely outside of the substance of the sbeli gland although 
overlapped by the anterior lobe. The flask-shaped cells of which 
the gland is composed pour their secretion into the oviduct around 
the point of entrance of the vitelline duct, and in the interval between 
this and the ootype, only a few of the ceils of the anterior lobe being 
connected with the proximal end of the ootype itself. The uterus 
is similar in its structure and relations to that of variety A, and 
necd not be separately described. 

The yolk glands are much simpler in their Constitution than in 
var. A. In the younger animals they are spherical but in older worms 
become elongated irregulär masses, the edges of which are obscurely 
marked off into rounded lobules, and from the centres of which the 
transverse duct arises. The two lobes of the gland are rarely sym- 
metrica]. 

The testes are two in number, oval in the yonger individuals, 
more irregulär in those in which the uterus contains eggs. The anterior 
testis is placed some distancc behind the ovary on the opposite side 
of the body, tbe posterior and larger is on the same side of the body 
as the ovary. The vasa efferentia arise from the anterior ends of 
the testes, and passing forward join just in front of the shell-gland 
to form the vas deferens which conveys the spermatozoa to the 
seminal vesicle. The vas efferens from the anterior testis passes 
frequently in close relation to the terminatiou of the duct of Laurer, 
and it was this fact, doubtless, that led Pagenstecher to infer that 
the spermatozoa were conveyed by a narrow duct directly to the 
oviduct. 

The seminal vesicle when full is more rounded than in var. A, 
but is divided by a dorsal groove into an anterior smallcr and a 
posterior larger chamber. From the former arises the ejaculatory 
duct which is similar in all respects to that of A. 

Conclusious. 

It thus appears that under the specific name cygnoides Pa geil- 
ste eher and Loos s have confused two forms of distome. The dif- 
ferences may be summarized as follows. 

One form possesses an ovary divided into several lobes, nine 
testes of which tive are on the same side of the body as the ovary, 
four on the opposite side, and a vitellogen subdivided into several 
small lobules. The other possesses an undivided reniform ovary, two 
testes, and a much simpler vitellogen. It also attaius a greater size 
and is provided with a relatively smaller ventral sucker. 

The question whether the differences between the two forms are 
specific is one which I am at present uuable to discuss. I am, however, 
inclined to the opinion that the two forms are distinct, and that 
the resemblances between them are rather of a convergent than a 
divergent nature. Should this prove to be the case, the nomcnclature 
of the two forms will have to be reconsidered. I have not had access 
to Zeder’s original description, and that of Diesing is not suf- 


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(imlnilUill C BakUriokyif . U>/. / Rd .W. 


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•Ccai l>v_v. 


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Maksutow, Zur Frage über das Verhältnis der D&türlicheu Immun ll Mt etc. 331 

ficiently definite to enable one to determine which of these forms 
was the subject of Zeder ’s description. It seems to me proper that, 
in the event of the two forms being fuund to be distinct species, the 
specific name cygnoides should be retained for the polyorchid form. 
Further light on this subject may be afforded by a study of the 
development of the egg. 


Explanation of fignres. 

Fig. 1, Photo-micrograph of Oistomum cygnoides var. B X 17* v. s. 
vesicnla aemioalis ; v. t. vitellogen ; t. testis; ov. ovary. 

Fig. 2. Distomutn cygnoides var. A X 37. 

Fig. 3. Ovary of var. A oblique section; ZeiB apochromat 2 mm, compens. ocul. 4. 
Fig. 4. Ovary var. B, vertica! section ; ov. d. oviduct. 

Fig. 5. Female genital apparatus of var. B, ZeiB DD, 1; v. t. vitellogen; v. d. 
vitelline duct ; sh. g. sbell gland ; f. 8. fertilisation space ; c. 1. canal of Laurer; ut. 
uterus. 

Fig. 6. Vertical section of shell gland of var. B, ZeiB apochrom. 2 mm compen- 
sation ocular 4; o. t. ootype ; ut. uterus; c. v. d. common yolk duct; ov. d. oviduct. 


Nachdruck verboten. 

Zur Frage über das Verhältnis der natürlichen 
Immunität zur künstlichen. 

Vorläufige Mitteilung. 

Von 

Dozent, Magister A. Maksutow 

in 

Kiew. 

Für meine Arbeit Uber das Verhältnis der natürlichen Immunität 
zur künstlichen zeigte sich die Notwendigkeit, einige Fragen über 
die Bedingungen der Ausarbeitung spezifischer Toxine durch Mikroben 
in künstlichen Nährmitteln zu lösen. Dazu wählte ich die Diphtherie- 
bacillen. Die veranstalteten Experimente ergaben viele für sich 
interessante Resultate, die ich daher hier in Form einer vorläufigen 
Mitteilung kurz wiedergeben möchte. 

Aus diesen Experimenten ergab sich Folgendes: 

1) Beim Wachstum der Kulturen in neutraler oder alkalischer 
Bouillon bilden sich außer Toxinen noch Körper von säuerlicher Eigen- 
schaft (Amidsäuren und Fettsäuren). 

2) Die Bildung der Toxine findet auf alkalischen oder neutralen 
Nährmitteln statt. 

3) Körper sauerer Reaktion bilden sich durch Zerfallen von 
Eiweiß. 

4) Wenn das Nährmittel durch Anhäufung dieser Körper eine 
sauere Reaktion bekommt, hört die Bildung der Toxine ganz auf. 

1) Die größten Toxinequ&ntilftten sind aus Bouillonkuliuren der Diphtheriebacillen 
erbalteo worden. 


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332 M»ks uto w , Zur Frage über das Verhältnis der natürlichen Immunität etc. 

5) Der Charakter der als Substrat dienenden Eiweiße hat einen 
großen Einfluß bei der Bildung der Toxine, sogar auch in dem Falle, 
wenn diese Eiweiß enthaltenden Körper nach ihrer Konsistenz nahe 
zueinander stehen; z. B. Witte’s und Adamkiewitsch’s Pepton, 
welches immer einen kleinen Zusatz von Propeptonen (Albumosa) 
enthält, giebt bei seinem Zerfallen, entsprechend dem Wüchse der 
Diphtheriekultur, bei fortwährender alkalischer Reaktion des Nähr- 
mittels eine enorme Quantität von Toxinen, während das diesen Zu- 
satz nicht enthaltende Pepton unter denselben Bedingungen als 
Resultat seines Zerfaliens eine Bildung von Bestandteilen giebt, welche 
nicht den Charakter der Toxine tragen. 

6) Aus den Experimenten ergab sich, daß als das beste Nähr- 
mittel zum Erhalten der größten Quantitäten von Toxinen gewöhnliche, 
1,5 — 2,0 Proz. Witte’s Pepton 1 ) enthaltende Bouillon dient, unter 
der Bedingung, daß das Nährmittel während des Wuchses der Kultur 
(4—5 Wochen) immer alkalisch bleibt. Letzteres wird dadurch er- 
zielt, daß man bei der Bereitung der Bouillon nach ihrer Neutrali- 
sation durch phosphorsaures Natrium 13 — 15 g desselben Salzes auf 
1 1 Bouillon zufügt. 

ln einer solchen Bouillon entwickelt sich die Kultur rasch und 
wächst ununterbrochen im Verlaufe von 4 — 5 Wochen. Am 3. oder 
4. Tage nach der Aussaat erscheint auf der Oberfläche der Bouillon 
ein Häutchen, welches täglich oder einen Tag um den anderen durch 
Schütteln der Kolben gleichmäßig im Nährmittel verteilt werden 
muß *). 

Die Temperatur des Thermostaten darf nicht unter 38° C sein. 

7) Die letale Dose des hier sich bildenden Toxins beträgt für ein 
450—500 g schweres Meerschweinchen 0,01 — 0,005 ccm. 

8) Die in einem solchen Nährmittel wachsende Kultur wird nicht 
schwächer. (Ich besitze die 78. Generation der Kultur, die aber die 
ganze Zeit an Kraft gleich starke Toxine gegeben hat.) 

9) Jede beliebige, sehr schwache Toxine gebende Kultur wird, 
wenn man sie in die angeführte Bouillon überträgt, schon in den 
ersten Generationen sehr virulent, so daß man für die Verstärkung 
der Virulenz gar nicht nötig hat, sich eines Tierkörpers zu bedienen. 

10) Die hier angeführten Experimente zeigen, was für einen 
großen Einfluß die kleinste Aenderung iu der Konsistenz des Nähr- 
mittels auf die Bildung spezifischer Toxine durch pathogene Mikroben 
oder ihre völlige Abwesenheit hat, abgesehen vom guten Wachstum 
der Kultur. 

Außerdem giebt das Factum, daß diese Veränderung sich nur 
auf Ersatz von nahe zu einander stehenden und zu ein und derselben 
Art gehörenden Eiweißkörper beschränkt, sowie alles andere bereits 
Angeführte, Anlaß, ebensolche Beziehungen im lebendigen Organismus 

1) Pepton erhalte ich ans dem Lager der Kubischen Gesellschaft für Handel mit 
Apothekerwaren als das sogenannte Peptonnm »iccum. 

2) Eine ebensolche Bedingung, sagt Wassermann, sei notwendig mm Erhalten 
der tozinreichsten Bouillonkultureu des llac. pyocy anens (siehe Berliner klin. 
Wochenschr. 1896. p. 226). Wahrscheinlich wirkt in diesen Fällen auf die Toxin- 
bildung der Sauerstoff der Luft schwächend. 


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Dzierzgowski, Ueber das Verhalten des Diphtherieheil»erums etc. 333 

verschiedener Tierarten vorauszusetzen. Hier, sowie in den chemischen 
Bestandteilen, als auch in den Eigenschaften der Eiweißkörper haben 
wir sogar mehr Verschiedenheit, als in den bereits erwähnten Kultur- 
nährmitteln. 

Mit anderen Worten, es geben diese Experimente Anlaß, anzu- 
nehmen, daß die natürliche Immunität vorherrschend davon abhängt, 
daß der immunisierte Organismus, wenn er auch genügendes Nahrungs- 
material für das Wachstum der Mikroben liefern kann, doch seiner 
Natur nach so beschaffen ist, daß als Resultat dieses Wachstums (der 
Eiweißzerfall) Körper mit fehlendem Toxincharakter erscheinen. Folg- 
lich werden diese Mikroben, pathogen für andere Tierarten, hier keine 
spezifischen Krankheiten bewirken und infolge der Abwesenheit von 
Toxinen auf eine oder die andere Weise wie fremde Körper aus dem 
Organismus entfernt, wie wir das in dem Falle finden, wenn nicht 
pathogene Mikroben in den Organismus geraten. 

21. Dezember 1896. 


Nachdruck verboten. 

Zur Frage „Ueber das Verhalten des Diphtherieheil- 
serums bei der Filtration durch das Chamberland’sche 

Filter“. 

[Aus dem Institute für experimentelle Medizin zu St. Petersburg] 

Von 

J. Dzierzgowski. 

Unter dem obigen Titel hat Dr. L. de Martini in Band XX. 
(p. 796) dieses Centralblattes einen Aufsatz veröffentlicht, in welchem 
er auf Grund seiner Versuche behauptet, daß das Dipbtherie- 
heilserum infolge der Filtration durch Chamberland 'sehe Filter 
nicht nur an seiner Heilkraft, sondern auch an dem prozentischen 
Gehalte an Eiweißstoffen wesentliche Verluste erleidet. Das Ergebnis 
der Versuche von Herrn de Martini widerspricht total den 
ineinigen, die ich vor 1 */» Jahren in Band IV. No. 3 des „Archives 
des Sciences biologiques de St Pötersbourg“ veröffentlicht habe. 

In der genannten Arbeit zeigte ich, daß, wenn die, die wirksamen 
Stoffe enthaltenden Eiweißffüssigkeiten, wie Diphtherie- und Tetanus- 
toxine, Diphtherieheilserum, Pankreas- und Magensaft, durch Cham- 
berland’sche Kerzen filtriert werden, nur die ersten Portionen 
einen geringeren Gehalt an aktiven Substanzen aufweisen , und 
daß bei der fortgesetzten Filtration die spezifische Aktivität der 
Filtrate steigt, bis sie den unfiltrierten Flüssigkeiten gleich wird. 
Ich zeigte ferner, daß dieser Verlust an Aktivität in den Filtraten 
um so- kleiner wird, je reicher die zu filtrierenden Flüssigkeiten an 
Eiweiß sind, jedoch bis zu einer gewissen Größe. So hat z. B. ge- 


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334 


J. Dzierzgowski, 


rade das erste Filtrat von Diphtherieheilserum den gleichen Gehalt 
an Antitoxin wie das unfiltrierte Serum. 

Der Widerspruch zwischen den Resultaten von Herrn de Mar- 
tini und den ineinigen konnte einen doppelten Grund haben. 

Bei meinen Versuchen, wo ich mit den schwer zu beschaffenden 
Säften, wie Magen- und Pankreasaft, zu thun hatte, benutzte ich 
verhältnismäßig kleine Mengen — 100—200 ccm — Flüssigkeit und 
filtrierte sie durch kleine, abgeschnittene Kerzen. Herr de Martini 
filtrierte größere Mengen des Heilserums — 300 — 500 ccm, — wobei 
er offenbar ganze Chamberland’sche Kerzen benutzte. Dies konnte 
der eine Grund sein. 

Ich habe daher meine früheren Versuche in der Weise wiederholt, 
daß ich Serum von drei verschiedenen, gegen Diphtherie immunisierten 
Pferden durch drei verschiedene Chamberland’sche Kerzen 
Marke „F“ von 20 cm Länge und 2 cm Durchmesser je 1200 ccm 
filtrierte. Die Kerzen waren vorher sterilisiert, getrocknet und als 
vollkommen undurchlässig für Bakterien erprobt. Die 1200 ccm des 
Filtrates werden in 4 Portionen zu je 300 ccm gesammelt und in 
jeder Portion der Antitoxingehalt und der Trockenrückstand bestimmt. 
Eine Abnahme des Trockenrückstandes würde hier eine Abnahme 
des Eiweißgehaltes anzeigen. 

Die Stärke des Serums bestimmte ich nach der B ehri n g’schen 
Methode, wobei ich als Neutralisationsgrenze nicht den Tod des 
Meerschweinchens, sondern die Abwesenheit des Infiltrates bei dem 
Versuchstiere angenommen habe. Die erhaltenen Resultate sind in 
den drei folgenden Tabellen zusammengestellt, wo in der ersten 
horizontalen Rubrik die Mengen der angewendeten normalen Toxine 
in Kubikcentimetern, in der zweiten die Mengen des antitoxinhaltigen 
Serums in Kubikcentimetern, in der dritten die fortlaufenden Nummern 
der Versuchstiere, in der vierten das Gewicht des Meerschweinchens 
am Tage vor, und in der folgenden das Gewicht des Tieres nach 
der Injektion aufgezeichuet sind. Die Buchstaben o. I. bedeuten 
„ohne Filtrat“, L s. k. „Infiltrat sehr klein“, L k. „Infiltrat klein“, 
I. z. g. „Infiltrat ziemlich groß“, N. E. „Normal-Einheiten“. 


Tabelle I. 

ft) Serum vor der Filtration. 



■ 


Toxin 0,8 



10 ccm Serum 


Serum 

0,0011 

Serum 

0,001 

Serum 

0,0009 

Bei 110° getrocknet 


No. 

1376 

No. 

1576 

No. 

1377 

Vor 


280 


260 


240 


1. 

o. I. 

265 

o. 1 

250 

1 o. I. 

246 


2. 

o. I. 

268 

o 1. 

245 

1. », k. 246 

1,2146 K 

4 

o. i 

276 

o. 1. 

252 

I. k. 

242 

4. 

o. I. 

284 

n I 

265 

I. k. 

248 


B 

0. I. 

282 

o. 1. 270 

Kraft = 1 

I. k 

00 N.E. 

250 

• 


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Ueber das Verhallen des Diplithrrieheilseruim bei der Filtration etc. 335 


b) Serum nach der ersten Filtration. 



Toxin 4,3 

10 ccm Serum 


Serum 

0,0011 

Serum 0,001 

Sornm 0,0009 



Hei 110* getrocknet 


Xm. 

1358 

No. 1359 

No. 1360 

Vor 


340 

385 

375 


1. 

o. 1 

350 

o. I 395 

o. I. 370 


t. 

o L 

330 

o. I. 400 

I. 9. k 360 

1,1896 g 

s 

O L 

338 

o. I. 400 

1. 9. k. 362 

4. 

o. I. 

336 

o. I. 410 

I. .. k. 365 


5 

o. I 

343 

o I. 408 

I. 9 k. 365 





Kr» 1 t — 100 N E. 




e) Serum nach der zweiten Filtra 

tio n. 


Toxin 0,S 

10 ccm Serum 



« __ . . 

Serum 0,001 Serum 0,0009 





Bei 110 0 getrocknet 


No. 

1363 

No. 1363 

No. 1364 

Vor 


300 

305 

290 


1. 

o I. 

310 

o. I. 290 

o I. 285 


t. 

o. I 

310 

o. I. 300 

1. k. 270 

— 

1. 

o. 1. 

315 

0. L 306 

I. k. 280 


*. 

0. I. 

320 

o. I 315 

I. k. 280 


•. 

0. I. 

sa 

o. I. 310 

I. k. 284 



Kralt «= 100 N.E. 


d) Serum nach der dritten Filtration. 



Toxin« 0,3 

10 ccm Serum 

Serum 

0.0011 

Serum 

0,001 

Serum 0,0009 

1 

Bei 1 10 0 getrocknet 

No. 

1366 

So. 1367 

No. 1368 

Vor 


355 


350 

320 


1. 

o. 1. 

345 

o. I. 

850 

o. 1. 305 


2 

o. I. 

345 

o I 

350 

I. k. 300 

1,1929 g 

3. 

n. I. 

348 

0. I. 

356 

1. k. 310 


4 

0. I. 

352 

0. I. 

358 

1 I. k. 310 


5. 

0. I. 

354 

0. I. 

364 

I. k. 312 



Kraft = 100 N.E. 


e) Serum nach der vierten Filtration. 





Toxin 

0,3 



10 ccm Serum 
Bei 110° getrocknet 

Serum 

0,0011 

Serum 

0,001 

Serum 0,0009 

No. 

1370 

No. 137! 

No. 1872 

Vor 


365 


850 


315 


1. 

o. I. 

375 

0. I. 

350 

0. 1. 

305 


2. 

0. I. 

377 

0. I 

350 

1. s. k. 

310 

1,2166 g 

3. 

0 I. 

375 

O. I. 

358 

I. 9. k. 

312 


4. 

0. I. 

380 

0. 1. 

356 

I. 9. k. 

316 


5. 

0. I. 

S8t 

o. 1. 

354 

I. 8. k. 

818 



Kraft = 100 N.E 


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336 


J. Dzierzgnwski 


Tabelle II. 

*) Serum vor der Filtration. 




Toxin 0,3 

* 

10 ccm Serum 


Serum 0,0033 

Serum 0,002 i 

Serum 0,0017 

— 


No. 1345 

No. 1346 

No. 1347 

Bei 110* getrocknet 

Vor 

315 

310 

285 


1. 

0. I. 316 

0. 1. 317 

o. X. 290 


2. 

0. 1. 320 

0. I. 310 

I s. k. 290 

1,2059 g 

3. 

o. I. 322 

o I. 317 

I. s. k. 290 

4. 

o. I. 320 

o. 1. 322 

I. 9 . k. 292 


5 

o. I. 318 

o. I 320 
Kraft — 

I. 9 . k. 295 
50 N.E. 



b) Serum nach der ersten Filtration. 





Toxin 0,3 



|10 ccm Serum 
Bei 110* getrocknet 

Serum 

0,0025 

Serum 

0,002 

Serum 0,0018 

No. 

1379 

No. 

1380 

No. 1381 

Vor 


475 1 


410 


385 


1 . 

o. I. 

490 

o. I. 

435 

o. I 

390 


t. 

0. I. 

495 

0. I. 

425 

I. >. k. 

390 

1,2030 g 

3. 

0. 1. 

495 

0. I. 

428 

I 9 . k. 

392 


4. 

0. I. 

600 

o. 1. 

434 

I. >. k. 

390 


5 

0. I. 

500 

0 . I. 

442 

I. 9. k. 

394 



Kraft «= 50 N.K. 


c) Serum nach der zweiten Filtration. 




Toxin 0.8 


10 ccm Serum 


Serum 0,0095 

Serum 0,002 

Serum 0,0018 


No. 1382 

No. 1383 

No 1384 

Bei 110° getrocknet 

vor 

1 . 

475 
0. I. 490 

400 

o. I. 420 

375 

o. I. 400 


*. 

o. L 485 

0. 1. 

416 

o. I. 400 

1,2412 g 

3. 

o. I. 492 

o. I. 

418 

1. 9. k. 404 

4. 

0. I. 492 

o. I. 

422 

1. 9 . k. 402 


6 . 

o. 1. 498 

0. 1. 

416 

I. 9. k. 410 



Kraft = 50 N.K. 


d) Serum nach der dritten Filtration. 





Toxin 0,3 



10 ccm Serum 


Serum 

0,0025 

Serum 

0,002 

Serum 

0,0018 


Bei 110° getrocknet 


No. 

1385 

No. 

1386 

No. 

1387 

vor 


636 


475 


385 


i. 

o. I. 

547 

o. I. 

460 

1. 9. 

k. 380 


2. 

o. I. 

525 

0. I. 

«65 

I. k. 

380 

1,2082 g 

3. 

o. I. 

532 

o. I. 

472 

I. k. 

390 

4. 

o. I. 

540 

0. I. 

480 

I. k. 

392 


5. 

0. 1. 

540 

0. I. 

480 

I. k. 

395 



Kraft -= 50 N.E. 


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Ueber das Verhalten des Diphtherieheilserums bei der Filtration etc. 337 


e) Serum nach der vierten Filtration. 




Toxin 0,3 


10 ccm Serum 


Serum 0,0025 

Serum 0,002 

Serum 0,0018 


No. 1388 

No. 1389 

No. 1890 

Bei 110° getrocknet 

vor 

740 

605 

420 


1 . 

o. I 770 

o. I. 840 

I. s. k. 435 


s. 

o. I. 780 

o. I. 835 

l. a. k. 435 

1,*135 g 

«. 

o. I. 780 

o. I. 638 

I s. k. 440 

4. 

o 1. 785 

o. 1. 642 

I. a. k. 438 


5. 

o. I. 782 

o. I. 646 
Kraft = 

1. a. k. 435 
50 N.E. 



Tabelle III. 

a) Serum vorder Filtration. 




Toxin 0,3 


10 ccm Serum 


Serum 0,002 

Serum 0,0018 

Serum 0,0017 


No. 1349 

No. 1350 

No. 1351 

Bei 110° getrocknet 

vor 

1. 

360 

o. I. 370 

355 

o. I. 365 

410 

o. I. 416 


2. 

o. I. 366 

o. I. 

365 

o. I. 395 

1,2574 g 

3. 

0. 1. 360 

0. 1. 

370 

1. k. 385 

4. 

o. I. 368 

o. I. 

370 

I. k. 392 


5. 

o. I. 375 

0. 1. 

366 

I k. 390 



Kraft «= 55 N.E 


b) Serum nach der ersten Filtration. 



Toxin 0,3 

10 ccm Serum 


Serum 

0,002 

Serum 0,0018 

Serum 0,0017 


Bei 110° getrocknet 


No. 

1391 

No. 1392 

No 1 393 

vor 


375 

360 

360 


1. 

o. 1. 

380 

o. I. 355 

1. a. k. 365 


2. 

S. 

0 . 1 

o I. 

380 

382 

o. I. 350 
o. 1. 367 

I. k. 365 

1 k. 370 

1,2492 g 

4. 

0 . 1 . 

390 

o. 1 864 

1 k. 372 


6. 

o. 1. 

385 

o. I. 358 

I k. 370 



Kraft = 55 N.E. 


c) Serum nach der eweiten Filtration. 



Toxin 0,8 

10 ccm Serum 

Serum 0,002 

Serum 0,0018 

Serum 0,0017 

Bei 110° getrocknet 

No. 1394 

No 1395 

No. 1396 

vor 

330 

325 

306 


1 . 

o. 1. 335 

o. 1. 335 

o. 1. 295 


2. 

o. 1 335 

o. I. 325 

1. k. 290 

1,2400 g 

8. 

o. 1. 340 

o I. 330 

1. a. g. 293 

4 

o I. 342 

o. I. 330 

1 I x. 298 


5. 

o. I. 338 

o. 1. 332 

I. «. g. 300 



Kraft « 55 N.E. 


fcrita Abt. XXI H4. 22 


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338 J Daierxgowski, Ueber das Verhalten des Dipbtherieheiiserums etc. 


d) Serum nach der dritten Filtration. 



Toxin 0,3 

10 ccm Serum 
Bei 110° getrocknet 

Serum 

0,002 

Serum 

0,0018 

Serum 0,0017 

No. 

1397 

No. 

1398 

No. 1399 

vor 


425 


325 


415 


1 . 

o. I. 

420 

o 1 . 

340 

o. 1. 

430 


2 . 

o. I. 

420 

o. I. 

345 

I. k. 

415 

1,2490 g 

3. 

o. I. 

416 

o. I 

348 

I. s. k. 

420 

4. 

o. I. 

420 

0. I. 

345 

I. ». k. 

425 


5. 

0. I. 

422 

0 . 1 . 

350 

I. «. k. 

425 



Kraft *= 55 N E. 


e) Serum nach der vierten Filtration. 





Toxi 

n 0.3 



10 ccm Serum 


Serum 

0,002 

Serum 

0,0018 

Serum 0,0017 


No 

1400 

No. 

1401 

No. 1402 

Bei 110° getrocknet 

vor 


440 


415 


385 


1. 

0. I. 

450 

o. I. 

430 

o. I. 

890 


2. 

0. I. 

425 

0. 1. 

435 

1. a. k. 

400 

1,2544 g 

3. 

0. I. 

430 

0. I. 

440 

1. s. k. 

400 

4. 

0. 1. 

435 

0. I. 

440 

1. i. k. 

402 


5. 

0. I. 

435 

o. 1. 438 

Kraft = l 

I. a. k. 
iS N. E. 

408 



Aus diesen Versuchen ist ersichtlich, daß das Diphtherieheilserum 
beim Filtrieren durch die Chamberland’schen Kerzen Marke „F“, 
die vorher auf ihre völlige Undurchlässigkeit für Bakterien erprobt 
wurdeo, weder einen Verlust an Heilkraft noch an Eiweißgehalt er- 
leidet Bemerken will ich noch, daß das Serum, wenn es von Fibrin 
und morphologischen Bestandteilen befreit worden war, nach der 
Filtration nicht dunkler wird und auf der Filteroberfläche keine 
Eiweißschicht bildet. Der andere Grund unserer widersprechenden 
Resultate, und meiner Meinung nach der wahre, liegt in der Qualität 
der benutzten Filter. Seit 2 Jahren mit der Herstellung des Heil- 
serums in dem Institute für experimentelle Medizin in St. Petersburg 
beschäftigt, habe ich viele Tausende Liter des Serums durch Thon- 
kerzen filtriert und Gelegenheit gehabt, Kerzen verschiedener Pro- 
venienz zu erprobeu. Es werden selbst von bekannten Firmen an- 
geblich Chamberland ’sche Filter geliefert, weiche sogar für das 
destillierte Wasser undurchgänglich sind, während andere dagegen alle 
Bakterienarten durchlassen. Noch die besten Chamber 1 and ’schen 
Filter sind die direkt aus Paris bezogenen, aber auch selbst unter 
diesen sind fast 25 Proz. für Bakterien durcbgänglich. 

Herr de Martini zweifelt, daß das von Funk filtrierte Serum 
einen gleich hohen Gehalt an Antitoxin wie das unfiltrierte habe. 
Wie man sieht, ist dieser Zweifel ganz unberechtigt. 

26. Jan. 1897. 


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W. Schlaefke, Bericht über die 26. Versammlung etc. 


339 


Nachdruck verbeten. 

Bakteriologische und parasitologische Kongresse. 


Bakteriologisches aus dem Bericht über die 
25. VersammluDg der Ophthalmologischen Gesellschaft 
zu Heidelberg 1896. 

Von 

Dr. W. Schlaefke 

in 

Cassel. 

Nieden, A.. Ueber die Anwendung des Emmerich-Scholl- 
schen Krebsserums und des Formols bei inoperablen 
AugengeschwUlsten. 

Obwohl inoperable Augengeschwülste zu den seltenen Vorkomm* 
nissen gehören, da wegen frühzeitig sich bemerkbar machender Seh- 
störung bei Zeiten Hilfe gesucht und bei meist nicht schwieriger 
Diagnose auch rechtzeitig Hilfe geleistet werden kann, so giebt es 
indessen doch immer noch Fälle, welche absolut oder relativ zu spät 
zur Behandlung gebracht werden und bei denen durch operative Ein- 
griffe eine gänzliche und dauernde Entfernung der Geschwulst nicht 
mehr möglich ist. Erklärlich ist daher das Bestreben, in solchen 
desolaten Fällen auf andere Weise zu helfen. N. wandte in 2 Fällen 
das Em merich-Scholl’sche Krebsserura an, leider aber ohne Er- 
folg. Eis handelte sich einmal um das Recidiv eines Melanosarkoms, 
welches erst nach Perforation der Bulbuswand in Behandlung ge- 
kommen war und nach gründlicher Operation 3 / 4 Jahr lang ohne 
Recidiv blieb. Die Injektionen des Serums wurden ohne allen Nach- 
teil ertragen, jedoch anstatt einer langsamen Schmelzung des Ge- 
schwulstgewebes trat danach ein so stürmisches Wachstum desselben 
ein, daß Patient nach der 6. Injektion die Behandlung abbrach. Der 
zweite Fall betraf ein Gliosarkom der Retina bei einem 2 ‘/a -jährigen 
Kind; trotz Entfernung des Bulbus und ausgiebiger Resektion des 
mitergriffenen Opticus trat nach l / 4 Jahr ein schnell wachsendes 
Recidiv auf. Es wurden Einspritzungen bis zu 15 ccm gemacht und 
gut vertragen. Anfangs schien es, als ob in der unmittelbaren Um- 
gebung der Einspritzstellen ein Abschwellen und Kleinerwerden statt- 
habe, indeß wuchsen bald die peripheren Schichten sichtbar stärker 
und der Gesamtumfang der Geschwulst nahm so zu, daß von einer 
Weiterbehandlung Abstand genommen wurde. An der zu Kinds- 
kopfgröße angewachsenen Geschwulst trat ein oberflächlicher Zerfall 
und Verwesungsprozeß ein, Maden durchsetzten die Oberfläche des 
Tumors, bei jedem Verbandwechsel entstanden oft sehr erhebliche 
Blutungen, so daß der kleine Patient und seine Umgebung gleich 
übel daran waren. N. wandte nun ein 5 — 10 proz. F'ormollösung in 
der Weise an, daß er die Geschwulst mit in die Lösung getauchter 

2*» 


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340 


W. Schlaefke 


Gaze fortgesetzt einhüllte. Der feucht-gangränöse Zerfall der Ober- 
fläche machte sofort der trockenen Gangräneszierung Platz, die Blu- 
tungen hörten auf, der aashafte Geruch verschwand und der Tumor 
bildete eine trockene, schwarze Masse, die sich beim Beklopfen hart 
und rigide anfilhlte. Auch unter dieser Borke trat kein neuer Zer- 
fall des Gewebes ein, vielmehr schien die allgemeine gleichmäßige 
Kompression ein langsames Kleinerwerden der Masse zu bewirken. 
Bei der Dekrepidität des Kindes wagte N. keine weiteren Injektionen 
in den Tumor selbst zu machen. Schließlich Exitus. 

Weitere Erfahrung wird zeigen müssen, ob wir imstande sind, 
ebenso, wie wir oberflächliche Gangrän zu erzeugen vermögen, auch 
in größere Tiefe mit der Formollösung einzudringen und hier zu lang- 
samem, dem Organismus unschädlichen, Zerfall der Aftergebilde zu 
gelangen. 

Axenfeld, Th., Beiträge zur Aetiologie der Bindehaut- 
entzündungen. (Vergl. Referat in Bd. XX. p. 547.) 

Durch bakteriologische Untersuchungen ist festgestellt, daß die 
als Conjunctivitis Simplex bezeichnete Bindehautentzündung eine ganze 
Reihe von verschiedenen infektiösen Erkrankungen umfaßt. Bisher 
sind folgende Conjunctivitiserreger beschrieben und in nachstehenden 
Orten beobachtet worden: 1) der Koch-Weeks’sche Bacillus 
in Egypten, Philadelphia, Paris, Siena, London und Hamburg; 2) der 
Pneumococcus in Paris und Siena; 3) der Streptococcus in 
Paris und Siena; 4) der Diplobacillus in Paris und Marburg und 
5) der Micrococcus conjunctivitidis minutissimus in 
Würzburg. A. macht nun weitere Mitteilungen über eine in 2 Dör- 
fern bei Marburg beobachtete Schulepidemie vou Conjunctivitis, als 
deren Erreger er den Pneumococcus ansehen zu müssen glaubt. 
Klinisch stellte sich das Krankheitsbild so dar, daß im Anschluß an 
einen einfachen Schnupfen leichtes Oedem des oberen Lides, ver- 
mehrte Absonderung von Thränen, in denen kleine, graugelbliche 
Flocken schwammen, und Rötung der Conj. bulbi et palpebrae auf- 
trat; häufig zeigten sich auch kleine, ganz oberflächliche Pseudo- 
membranen, die sich leicht lösten und die eitrigen Sekretflocken bil- 
deten. Die subjektiven Beschwerden waren sehr gering, Komplikation 
seitens der Hornhaut nie vorhanden. Die Dauer der leichtesten 
Fälle betrug 3—4, die der schwereren höchstens 10 Tage. — Im Sta- 
dium der eitrigen Absonderung ergab die bakteriologische Unter- 
suchung der Sekretflocken oder Pseudomembranen in denselben und 
zwar häufig in Reinkulturen massenhaft zwischen und in den Eiter- 
zellen längliche, in Wasser zum Teil mit zarter Kapsel umgebene, 
nach Gram färbbare Diplokokken, welche auch kulturell alle Merk- 
male der Pneumokokken aufwiesen. Die Kulturen zeigten sich für 
Tiere sehr wenig pathogen; durch Einverleibung zerzupfter Sekret- 
flocken konnte bei Meerschweinchen und weißen Mäuseu typische 
Pneumokokkenseptikämie hervorgerufen werden. Eine experimentelle 
Erzeugung der Conjunctivitis durch Einverleibung von Kulturen oder 
Sekretflocken konnte weder bei Erwachsenen noch bei einem Kind 
erreicht werden. — Die ganze Entwickelung der Epidemie weist auf 


Google 



Bericht über die 26. Versammlung der Ophihalroolog. Gesellschaft etc. 341 


eine Kontagiosität hin; diese kann aber nach dem bisher Gesagten 
keine bedingungslose sein, sondern muß abhängen von besonderen, uns 
noch unbekannten Umständen (individuelle Disposition, Witterungs- 
einflösse etc.). 

Leber, Th., Ueber die Pathologie des Trachoms. 

Trotz zahlreicher Untersuchungen ist die Ursache des Trachoms 
noch unbekannt, und auch L. ist es nicht gelungen, dieselbe aufzu- 
klären. Es gewinnt daher die histologische Untersuchung eine er- 
höhte Bedeutung. Die Struktur der trachomatösen Bindehaut ist viel 
komplizierter, als man früher geglaubt hat. Insbesondere fand L. im 
Innern des Trachomkorns zerstreut in ziemlich großer Menge und 
fast konstant große Zellen, welche eigentümlich gestaltete Körperchen 
einschließen ; neben denen enthalten sie noch einen großen, nur 
schwach sich färbenden Kern, der bei der viel stärkeren Färbung 
der Körperchen nur wenig hervortritt. Die Körperchen färben sich 
mit verschiedenen Kernfärbungsmitteln ziemlich lebhaft; diese Fär- 
bung betrifft aber nur einen Teil des Körperchens, während der an- 
dere Teil keine oder nur eine sehr schwache Färbung annimmt und 
dadurch leicht übersehen wird. Der kernähnliche Teil ist oft an den 
Rand des Gebildes angedrängt und hat eine napf- oder hauben- 
förmige Gestalt, doch kommen auch kugelige oder unregelmäßig runde 
Formen vor, auch Teilung in zwei oder mehrere Stücke. Die Be- 
deutung dieser von L. Körperchenzellen benannten Gebilde ist nicht 
klar; daß diese Körperchen die sonst nicht auffindbaren Trachom - 
Parasiten seien, ist deshalb nicht anzunehmen, weil sie auch in den 
normalen Lymphfollikeln der Bindehaut Vorkommen, und gewinnt da- 
durch die Auffassung der Trachomkörner als neugebildete Lymph- 
follikel eine weitere Stütze. Daß eine Beziehung der Trachomkörner 
zu dem Lymphgefäßsystem besteht, geht auch daraus hervor, daß 
das dahinter befindliche Gewebe von zahlreichen weiten Lymphgefäßen 
durchzogen ist, die dicht mit einkernigen Leukocyten erfüllt sind. 
Die Uebereinstimmung ihres Inhalts mit dem der Follikel laßt an- 
nehmen, daß ein offener Zusammenhang zwischen beiden besteht. — 
Ein eigentümliches Verhalten zeigen die zahlreich in das die Follikel 
umgebende Schleimhautgewebe eingelagerten einkernigen Zellen. Der 
Kern ist an die eine Seite der Zelle gerückt und das umgebende 
Protoplasma stärker gefärbt, während der andere Teil des Protoplasmas 
schwach oder gar nicht gefärbt ist. Es entstehen hierdurch, beson- 
ders bei schwacher Vergrößerung, halbmond- oder sichelförmige Fi- 
guren, weshalb L. diese Zellen als Halbmondzellen bezeichnet. Die 
Konkavität der Halbmonde ist an sämtlichen Zellen gegen die Ober- 
fläche der Bindehaut gerichtet. 

Weitere Einzelheiten müssen im Original eingesehen werden, be- 
sonders auch, was die Diskussion betrifft, da letztere sich nicht bloß 
über die mitgeteilten Beobachtungen Leber’s drehte, sondern auch 
das Vorkommen von Follikeln in der normalen Konjunctiva, den 
Diphtherie- und Pseudodiphtherie-Bacillus, die Con- 
junctivitis follicularis etc. streifte. 


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342 


W. SchUefka, 


Fuchs, E., Ueber Pilzrasen auf der Bindehaut. 

F. beobachtete in 4 Fällen au der Bindehaut des oberen Liedes 
kleine, gelblich-weiße Flecken mit glatter Oberfläche, welche der 
Bindehaut auflagen und etwas über dieselbe emporragten. Die klein- 
sten waren kaum sichtbar, die größeren waren entstanden durch 
Zusammenfließen von kleineren. Sie hatten dem Aussehen nach große 
Aehnlichkeit mit den Infarkten der Meibom’ sehen Drüsen, unter- 
schieden sich von ihnen aber dadurch, daß sie der Schleimhaut nur 
auflagen und sich auch an Stellen fanden, wo keine M e i b o m ’ sehen 
Drüsen mehr vorhanden sind. Die befallenen Bindehäute waren ziem- 
lich normal oder zeigten nur leichten Katarrh ; insbesondere war nie- 
mals stärkere Injektion um die Flecken herum, welche als eine ent- 
zündliche Reaktion der Bindehaut hätte gedeutet werden können. 
Einige Flecken ließeu sich leicht und vollständig abschaben, andere 
dagegen hinterließen in der Bindehaut selbst eingebettet kleioe gelbe 
Pünktchen, welche nur mit der Bindehaut ausgeschnitten werden 
konnten. Die abgeschabten Flecken fühlten sich bald weich, bald 
krümelig an. Eine Erneuerung derselben fand nicht statt. Mikro- 
skopisch erwiesen sich dieselben als aus stark lichtbrechenden, un- 
regelmäßigen Schollen, sowie kleinen kugeligen und kolbigen, scharf 
konturierten Gebilden bestehend. Die bakteriologische Untersuchung 
durch G r ub e r ergab zwar, daß diese Gebilde aus Vegetationen von Pil- 
zen bestehen, welche sicherlich zur Gruppe der Streptothri x- Arten, 
zu denen ja auch der Actinomyces zu rechnen ist, gehören, jedoch 
konnte die Art nicht bestimmt werden, da die Gebilde in den Kör- 
perchen selbst offenbar Degenerationsfurineo waren, infolgedessen 
die Kulturversuche auf deu verschiedensten Nährböden mißlangen. 
Nur in einer Kultur, im hängenden Bouillontropfen, kam es zur Ent- 
wickelung von feinen Hyphen, welche ganz den Charakter von Ac- 
tinomyces- resp.S trep tothrix- Hyphen besaßen, jedoch ging diese 
Kultur infolge von Verunreinigung mit Kokken frühzeitig ein. Die ana- 
tomische Untersuchung eines ausgeschnittenen Bindehautstückchens 
zeigte, daß die Oberfläche der Bindehaut eine Einstülpung von Fla- 
schenform darbot, welche von einem größeren Konkremente erfüllt 
war. Die centralen Teile des letzteren hatten eine feinkörnige Be- 
schaffenheit ohne weitere Struktur; auf diese folgten schalenartig an- 
geordnete Schichten und peripher hiervon zeigte das Konkrement eine 
stark körnige Beschaffenheit und die Oberfläche selbst war durch 
zahlreiche höckerige Vorsprünge bimbeerartig gestaltet. An vielen 
Stellen erkannte man an der Oberfläche ganz deutlich ein zartes, 
mit Kernen besetztes Häutchen, welches wie ein Endothelhäutchen 
aussah. Dieses Konkrement ist als ein Produkt von Pilzwucherung 
aufzufassen, welche ebenso wie alte Actinomyces -Körnchen keine 
ursprünglichen Pilzelemente mehr erkennen läßt. Die Bindehaut 
selbst war nicht von Pilzfäden durchwuchert. 

Gelpke, Th., Ueberden Erregerdesakuten epidemischen 
Auge nkatarrhs (Schwellungskatarrh). (Ausführlich ver- 
öffentlicht in v. Gräfe ’s Archiv f. Ophthalmologie. Bd. XLII. 
Abt. 4. p. 27 — 150.) [Siehe Referat in Bd. XXI. p. 213 d. Zeitschr.] 


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Bericht Uber die 25. Versammlung der Opthalmolog. Gesellschaft etc. 343 


Pflüger. E., Ueber Keratitis parenchymatosa. 

Anknüpfend an die Hippel ’sebe These 9 (a. Referat in Bd. XXI. 
p. 29), wonach Rheumatismus und Malaria in manchen Fallen von 
Keratitis parenchymatosa eine ätiologische Bedeutung zu haben scheint, 
dies aber unsicher sei von Diabetes und von der Influenza, möchte 
Pflüger eher die Hypothese aufstellen, daß sehr wahrscheinlich 
viele, vielleicht alle Infektionskrankheiten, die in gewissen Fällen zu 
einer Uveitis führen, unter besonderen, uns noch nicht bekannten 
Umständen eine Keratitis parenchymatosa veranlassen können. Pfl. 
lenkt in seinem Vortrag die Aufmerksamkeit auf 3 ätiologische Mo- 
mente der Keratitis parenchymatosa, nämlich 1) auf die infektiöse 
Agalactia bei Ziegen, eine Eutererkrankung, welche sich häufig mit 
Hornhautentzündung, Erblindung durch Star und Entzündung der 
Karpal- und Tarsalgelenke kompliziert; 2) auf das gleichzeitige Auf- 
treten von Uveitis und uveitischer Hornhautentzündung mit chro- 
nischen Hautentzündungen und 3) auf die Keratitis parenchymatosa 
nach Influenza, welche in Bern relativ häufig beobachtet wurde, und 
zwar in 3 klinischen Formen : a) am seltensten war die Form, welche 
sich am meisten mit dem klinischen Bilde der interstitiellen Horn- 
hautentzündung deckt ; b) die zweite hatte große Aehnlichkeit mit 
der Keratitis nummularis von Stellwag, während c) die dritte 
sich durch stärkere Mitbeteiligung der Iris und durch eigentümliches 
Verhalten ihres Exsudates auszeichnete. 

Darier, A., De l'importance de la thärapeutique locale 
dans les irido-chorioidites infectieuses, sympathi- 
ques et autres. 

Alle Iridochorioiditiden sind infektiöser Natur, und zwar sind 
die mit Syphilis, Tuberkulose oder Rheumatismus in ätiologischem 
Zusammenhang stehenden als Lokalisationen einer Allgemeininfektion, 
die sympathischen dagegen als lokale infektiöse Prozesse anzusehen. 
Bei allen Formen hat sich D. die subkonjunktivale Injektion von 
Quecksilbercyanür 1 : 2 — 5000 bewährt, wenn sie vorgenommen wurde 
sofort nach Punktion der vorderen Kammer. Die darauf folgende 
Schmerzhaftigkeit wurde beseitigt oder gemildert durch Blutegel. 
Zwei ausführliche Krankengeschichten, von denen die erste eine sym- 
pathische, die zweite eine doppelseitige schwere rheumatische Indo- 
chorioiditis betrifft, werden zum Beweise für das Gesagte mitgeteilt; 
namentlich der letztere Fall zeigte, während nur diese lokale The- 
rapie angewandt wurde, eine auffallende Besserung. 

Herr Pflüger bestätigt in der Diskussion die günstigen Er- 
fahrungen, trotzdem bei einem Falle von sympathischer Cyklitis diese 
lokale Therapie auf die Dauer versagte. 

Axenfeld, Th., Ueber mildere und gutartige metasta- 
tische Augenentzündung, sowie über doppelseitige 
Thrombose bei allgemeiner Sepsis. 

„Nach unseren bisherigen Kenntnissen bezüglich der septischen 
Zustände wird man sagen müssen: 

1) Wenn sich die Mikroorganismen selbst ansiedeln, entsteht stets 
Entzündung, dieselbe kann jedoch sehr gering sein. 


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Bakterien and Wasser. 


2) Jede ausgesprochen eiterige endogene Entzündung, besonders 
die perniciöse Form, setzt die lokale Ansiedelung der Mikroorganismen 
selbst voraus. 

3) Die im Blute gelösten, cirkulierenden, septischen Toxine, resp. 
die Blutzersetzung und die Anämie bewirken in erster Linie degene- 
rative, weniger entzündliche Veränderungen (Blutungen, weiße Flecke, 
Thrombosen).“ 


Referate. 


Mutschler, L., Das Arewasser bei Bern. Ein Beitrag 
zur Kenntnis der Selbstreinigung der Flüsse. (For- 
schungsberichte über Lebensmittel und ihre Beziehungen zur 
Hygiene u. s. w. Bd. III. 1896. p. 399.) 

Zum Studium der Selbstreinigung eines Flusses bietet die Are 
bei Bern einen typischen Fall, da sie sich im Tbunersee von allem 
Geschiebe, gröberem und feinerem Gletscherschutt gereinigt hat, dar- 
nach nur die Stadt Thun durchfließt, aus welcher wenig Abwasser 
abgeschwemmt wird und deren Unrates sie sich dann auf ihrem 
30 km langen Lauf bis Bern völlig entledigen kann. Verf. hat nun 
aus der Are verschiedene Male unter verschiedenen meteorologischen 
Verhältnissen Wasserproben entnommen, so daß aus den erhaltenen 
Untersuchungsergebnissen ein Schluß gezogen werden kann auf die 
Faktoren, welche bei der Reinigung der Are in Frage kommen. Be- 
züglich der Einzelheiten der umfangreichen Arbeit muß auf die Ab- 
handlung verwiesen werden und führen wir daher nur die Ergebnisse 
an, zu welchen Verf. gelangt ist: 

1) Die Are wird durch die Abwässer Berns nur unbedeutend 
verunreinigt und läßt sich die Verunreinigung chemisch, namentlich 
durch Zunahme des Ammoniaks nachweisen. Bakteriologisch sind 
unterhalb Berns gleich viel Arten oder nur 1, 2 bis 3 Arten mehr 
vertreten als oberhalb. Die Zahl der Bakterien ist unterhalb Berns 
etwa 5000 gegen 500 oberhalb. 2) Die geringe Verunreinigung ist 
dem großen Wasserreichtum zuzuschreiben. 3) Die Bakterien des 
Sielwassers werden von der Sonne zerstört, und zwar bei vollem 
Sonnenschein nach 20 km langem Laufe und in der Zeit von etwa 
5 Stunden. 4) Sedimentierung spielt eine geringe oder gar keine 
Rolle. 5) Diatomeen finden sich selbst noch im schmutzigsten Wasser 
und kommen sogar noch im Schlamm der Siele in großer Zahl und 
lebenskräftig vor. 6) Die bei warmem Sonnenschein an den Pflanzen 
haftenden Gasblasen sind mit dem bei der Assimilation ausgeschiede- 
nen Sauerstofl nicht zu verwechseln, indem sie aus atmosphärischer 
Luft bestehen. 7) Eine Zahlung der Bakterien ist nicht ganz zweck- 
los, wenn man sich begnügt, nur mit größeren Differenzen zu rechnen. 
Kleinere Differenzen um einige Hundert, oder bei keimreichen Wässern 
von Tausend , sind zu vernachlässigen und dürfen aus denselben 


/ 


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Bakterien and Wasser. 


345 


keine Schlüsse gezogen werden. 8) Im Winter igeht die Reinigung 
langsamer vor sich als im Sommer. 9) Bei der großen Verdünnung 
ließ sich weder eine Zu- noch Abnahme an Chlor- und Cbamaleon- 
verbrauch nachweisen. 10) Die Zerstörung der organischen Substanz 
ist in erster, fast einziger Linie den Algen zuzuschreiben, dieselbe 
ist aber nach 40 km langem Laufe noch nicht vollendet. 

Aus diesen Ergebnissen zieht nun Verf. folgende Schluß- 
folgerungen: Die Selbstreinigung eines Flusses, eine so große 
Rolle sie im Haushalt der Natur spielt, kommt für praktische Zwecke 
weniger in Betracht, da die Hauptfaktoren der Reinigung, Sonne und 
Algen, ihre größte Wirkung nur 'zeitweise entfalten. Ob auch die 
nitratzeretörenden Bakterien durch Licht oder Dunkelheit, Wärme 
oder Kälte, in ihrer Thätigkeit beeinflußt werden, ist Verf. nicht be- 
kannt Jedenfalls werden dieselben aber doch neben Sonne, Algen 
und oxydierender Wirkung des Sauerstoffes erst in zweiter Linie 
stehen. Die Frage, ob Fäkalien und Abfallstoffe einer Stadt in einen 
Fluß geleitet werden dürfen, ohne den Fluß zu verpesten und weiter 
unten liegenden Gemeinwesen Anlaß zu Klagen zu geben, ist nur 
von dem Gesichtspunkte aus zu betrachten, in welchem Verhältnisse 
die Abwässer der Stadt zur Menge des Klußwassers stehen. Auf die 
Selbstreinigung des Flusses darf nur dann Bezug genommen werden, 
wenn es sich für die weiter unten liegenden Flußauwohner um Ent- 
fernungen von 40, 50 und mehr Kilometer handelt. Da in einer 
möglichst schnellen und ausgiebigen Verdünnung das Ideal der 
Schwemmkanalisation zu suchen ist, so ist es vorteilhafter, wenn ver- 
schiedene Siele in angemessener Entfernung von einander in den Fluß 
münden, als wenn sämtliche Abwässer schließlich nur in einem 
einzigen Kanal gesammelt in den Fluß ein treten. Stift (Wien). 

Zurakowski, Einiges über den Hauptkanal bei Bielany. 

(Medycyna. Warschau 1894. No. 4.) [Polnisch.] 

Eine Art von Selbstreinigung der Kanalwässer tritt angeblich 
auch ohne Sonnenlichteinfluß, falls die Stromgeschwindigkeit höhere 
Grade erreicht, durch mechanische Erschütterung des bakterien- 
führenden Mediums ein. Um sich zu überzeugen, inwiefern eine 
solche Selbstreinigung im Warschauer Hauptkanal zustande kommt, 
stellte der Verf. mit nötigen Vorsichtsmaßregeln bakteriologische 
Untersuchungen der Kanalwässer au. Die Wasserproben wurden an 
drei Stellen, d. i. am Anfang, in der Mitte und bei der Ausfluß- 
öffnung des 4 l / t km langen Hauptkanales bei einer Stromgeschwindig- 
keit von 2,2 m pro Sekunde entnommen. Zur Entnahme wurde 
annähernd dieselbe Wassersäule benutzt, indem die längs des Kanales 
aufgestellten drei Personen in demselben Moment die Probegefäße 
füllten, in welchem ein am Anfänge des Kanales in den Strom ge- 
worfener Schwimmer neben ihrem Posten vorbeieilte. Die Bakterien- 
zahl in den auf solche Weise entnommenen Proben war immer für 
je einen Versuch ungefähr gleich; wenn also in dem Warschauer 
Hauptkanale einerseits die bedeutende Stromgeschwindigkeit einer 
Vermehrung der Bakterien ein Hindernis bietet, so fehlen in dem- 
selben andererseits jedoch die wichtigsten Faktoren, die zu einer 


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Diphtherie. 


Selbstreinigung beizutragen imstande sind, d. i. Sonnenlicht und 
grüne Flora. Außer den gewöhnlichen Wasserbakterien entwickelten 
sich in den Nährmedien einige Co Harten und eiuige zur Gruppe 
des B. aquatilis sulcatus (Weichselbaum) zugehörigen 
Mikroorganismen. Ciechanowski (Krakau). 

Büngern, Freiherr y., Die Bedeutung der Mischinfektion 
bei Diphtherie. (Ziegler’s Beiträge. Bd. XXI. 1.) 

Die Komplikationen, welche in dem Krankheitsbild der Diphtherie 
durch Wirkung andrerer Mikroorganismen als der Lo eff ler’ sehen 
Bacillen nicht selten auftreten, sind bereits von zahlreichen Forschern 
eifrig studiert worden; seit Einführung der Heilserum therapie insbe- 
sondere erschien es von wesentlicher Bedeutung, die Frage der Misch- 
infektionen, bei denen das Antitoxin zuweilen seine Wirkung versagt, 
so weit wie möglich zu klären. 

Die Bakterien, welche neben den Loeffl er’schen Bacillen am 
häufigsten bei Diphtherie gefunden werden, sind Staphylokokken und 
Streptokokken. Erstere scheinen nach Bern heims Untersuchungen l ) 
in der Krankheit von nur geringem Einfluß zu sein; Streptokokken 
dagegen werden wohl allgemein als Erreger der septischen Form der 
Diphtherie angesehen, das gegenseitige Verhalten dieser letzteren 
Mikroorganismen und der Diphtheriebacillen ist daher Gegenstand 
zahlreicher Untersuchungen gewesen. 

Nach Beobachtungen von Roux und Y er sin gelingt es Diph- 
theriebacillen von geringer Virulenz zu kräftigen, indem man die- 
selben gleichzeitig mit sehr wirksamen Erysipelkokken auf Meer- 
schweinchen verimpft; nur darf die Virulenz der Loeffl er’ sehen Ba- 
cillen nicht von vornherein allzu weit abgeschwächt sein. v. Schrei- 
der 8 ) beobachtete ebenfalls, daß die Virulenz der Diphtheriebacillen 
in Mischkulturen mit Streptokokken zunimmt und zeigte ferner, daß 
diese Virulenzsteigerung durch die Bildung von mehr virulenten, aus 
der wässerigen Lösung mit Alkohol fällbaren Substanzen bedingt ist. 
Die aus Kulturen von Diphtheriebacillen oder Streptokokken allein 
ausgefällten Substanzen waren weit weniger giftig. Funck 4 ) sprach 
sich auf Grund experimenteller Untersuchungen dahin aus, daß die 
Giftbildung der Diphtheriekultur durch gleichzeitig injizierte Strepto- 
kokken bei Meerschweinchen zwar gesteigert wird, aber nicht in so 
beträchtlichem Grade zunimmt, wie von anderen Forschern ange- 
nommen wurde, und daß die Beeinflussung des Diphtheriegiftes durch 
Heilserum bei Anwesenheit von Streptokokken sich nicht ändert 
Roux und Yersin®) stellten dagegen fest, daß Meerschweinchen, 
welche mit Gemischen der beiden Bakterienarten von der Luftröhre 
aus infiziert wurden, weit weniger leicht als bei einseitiger Infektion 
mit Diphtheriebacillen durch Heilserum gerettet werden konnten ; sie 
bezogen diese Thatsache nicht auf eine vermehrte Giftbildung der 

1) Vgl. die^ Zeitschrift Bd. XVII. p. 416. 

2) Dengl Bd. VlU. p. 698 

3) Desgl. Bd. XII. p 289 

4) Desgl. Bd. XVI. p. 749. 

5) Ebenda p. 1075. 


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Diphtherie. 


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Diphtheriebacillen , sondern auf eine Schädigung der Körperzellen 
durch das Streptokokkengift. Barbier 1 2 3 ) fand als Begleiter des 
Diphtheriebacillus verschiedene kettenförmige und andere Kokken, 
hält aber nur einen bestimmten unter diesen Mikroorganismen, welchen 
er Streptococcus ß nennt, für geeignet, das Krankheitsbild zu 
beeinflussen und unterscheidet die Fälle, bei denen dieser Strepto- 
coccus vorkommt, als „Angine diphthörique streptococciquu“ gegen- 
über allen anderen Erkrankungen mit Befund von Loe ff ler 'sehen 
Bacillen, die er als Angine toxique diphterique bezeichnet. Martin 
und Chaillou*) schlossen aus zahlreichen Krankenbeobachtungen, 
daß die Gefährlichkeit der „Angine diphterique avec associations 
microbiennes“ wesentlich auf der Art der mitwirkenden Mikro- 
organismen beruht. 179 Fälle, in denen der Diphtherie- 
bacillus allein gefunden wurde, hatten 49 Proz. Mortalität, 48 
Fälle von Mischinfektion mit Streptokokken dagegen 85,4 Proz., 
32 mit kleinen Kokken nur 18,7 Proz. und 10 mit Staphylokokken 
50 Proz. Im Gegensatz hierzu fand Bernheim s ), daß bei 10 von 
ihm bakteriologisch sehr sorgfältig analysierten Krankheitsfällen meist 
mehrere Formen von Streptokokken nebeneinander nachzuweisen waren, 
daß aber auch das Ueberwiegen eines bestimmten Streptococcus 
das Krankheitsbild nicht sichtlich beeinflußte, und daß endlich auch 
die Virulenz der Diphtheriebacillen für den Verlauf der Krankheit 
nicht von Bedeutung war; er folgerte daher, „daß der bakteriologische 
Befund allein keine sicheren Anhaltspunkte liefert, um auf die Schwere 
der diphtherischen Eikrunkung zu schließen“, indem er ferner das 
Wachstum der Diphtheriebacillen sowohl in Mischkulturen wie in den 
Stoffwechsel Produkten der einzelnen Spaltpilze beobachtete, fand er, 
daß der Diphtheriebacillus den Streptococcus in der Nähr- 
bouillon überwuchert und bei Anwesenheit von Stoffwechselprodukten 
der Streptokokken oder Staphylokokken in steriler Bouillon besser als 
gewöhnlich gedeiht, durch die Stoffwechselprodukte der Streptokokken 
auch in seinem Wachstum auf Agar gefördert wird, daß dagegen das 
Wachstum von Streptokokken in Bouillon durch die Stoffwechsel- 
produkte des Diphtheriebacillus Einbuße erleidet. Diphthei iebacillen, 
welche in Filtraten von Streptokokkenkulturen gewachsen waren, 
zeigten im allgemeinen, wenn auch nicht immer, eine stärkere Wir- 
kung auf Versuchstiere als gewöhnliche Bouillonkulturen; der Viru- 
lenzunterschied war häufig so groß, daß er auf das üppigere Wachs- 
tum der Bacillen in den Kulturfiltraten allein nicht zurückgeführt 
werden konnte. Bernheim glaubt endlich nachgewiesen zu haben, 
daß die erhöhte Virulenz der Filtratkulturen sich, wenngleich all- 
mählich abnehmend, auch noch einige Generationen hindurch an 
Tochterkulturen in gewöhnlicher Bouillon erhält. 

Während also Barbier, Martin und Chaillou aus dem bak- 
teriologischen Befund Schlüsse auf die Prognose der Diphtherie ziehen, 
tritt nach Bern heim die Bedeutung der Mischinfektion hinter der 


1) Desfel. Bd XI. p. 382. 

2) Ebenda Bd XVI p. 524. 

3) Bd XVII. S. 416. 


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(Diphtherie. 


persönlichen Disposition und Immunität so sehr zurück, daß aus der 
Art der begleitenden Spaltpilze nicht auf die Schwere der Erkran- 
kung geschlossen werden kann. Die Erklärung dieses Gegensatzes 
der Auffassungen findet der Verf. Frh. v. Düngern in dem Um- 
stand, daß die genannten Autoren unter der Streptokokkenmisch- 
iDfektion verschiedene Vorgänge verstehen. Barbier legt nun der 
Mischinfektion mit Streptococcus ß Bedeutung bei, Martin legt 
Wert auf reichliches Vorhandensein der Streptokokken, Bern he im 
berücksichtigt alle Fälle, in denen er, sei es auf Serum, sei es auf 
Agar oder Gelatine bei Diphtherie irgend welche Streptokokken 
züchtete. 

Nun ist aber die Art der Isolierung keineswegs gleichgiltig. 
Streptokokken, welche auf Agarplatten wachsen, faud v. Düngern 
als regelmäßige Bewohner des Tonsillarschleims gesunder Personen; 
sie sind die häufigsten Erreger der gewöhnlichen Mandelentzündung 
und mancher diphtherieartigen Erkrankungen und fehlen auch fast 
niemals bei wirklicher bacillärer Diphtherie; ihre Anwesenheit kann 
daher für die Prognose nicht verwertet werden. Bedient man sich 
jedoch, wie Martin, des schräg erstarrten Serums als Nährboden, 
so ist die Zahl der dabei in den ersten 24 Stunden zur Entwickelung 
gelangenden Mikroorganismenarten weit mehr beschränkt. Da nun 
nach der Statistik von Martin und C h a i 1 1 o u , die nach Einführung 
der Serumtherapie noch um weitere 300 Fälle vermehrt worden ist l ), 
diejenigen Erkrankungen, bei denen neben dem Diphtheriebacillus 
auch Streptokokken auf dem Serum reichlich wachsen, viel schwerer 
verlaufen als andere Fälle, so scheint es, daß die auf dem Serum 
zur Entwickelung gelangenden Kettenkokken besonders virulent sind. 

v. Düngern prüfte, ob die Virulenz der Streptokokken sich 
thatsächlich mit der Eigenschaft, auf Serum zu wachsen, gut 
deckt. Um die in den gewöhnlichen Nährflüssigkeiten bald ab- 
nehmende Virulenz der Streptokokken möglichst lange zu erhalten, 
züchtete er die Vergleichskulturen nach Marmorekin einer Mischung 
von neutraler, peptonhaltiger (1 Proz.) Bouillon mit 1 / 8 Ascites- 
flüssigkeit; meist wurden mehrere Kolonieen der auf Serum ge- 
wachsenen Streptokokhen auf Agar und von diesem nach 2 Tagen 
in Ascilesbouillon übertragen, dort 24 Stunden bei 37 °C gezüchtet und 
dann auf Mäuse und Meerschweinchen verimpft. Jedoch war die 
Virulenz auch unter diesen Versuchsbedingungen recht verschieden. 

Eine Streptokokkenart (I) war für Mäuse so wenig virulent, daß erst 
1 ccm unter die Haut injiziert nach 1 — 2 Tagen tödlich wirkte, 
*/ 4 ccm dagegen den Tieren nichts schadete. Ein Meerschweinchen 
erlag der subkutanen Injektion von 2 ccm einer 1-tägigen Kultur; 
eine 12-tägige Kultur hatte bei Meerschweinchen nur örtliche Wir- 
kung 

Ein anderer Streptococcus (II) tötete Mäuse bereits in Gaben 
von */, ccm schnell, in Gaben von V 4 ccm unter dem Bilde der 
chronischen Streptokokkeninfektion. Kaninchen wurden durch inten- 
sive Injection von 1 ccm eintägiger Kultur nach 36 Stunden getötet; 


1) Vgl. diese Zeitschrift. Bd. XVI. p. 1075 


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Diphtherie. 


349 


unter die Haut gebracht, riefen kleine Dosen nur eine leichte Reizung 
hervor, größere töteten die Tiere durch Giftwirkung, ohne daß die 
Mikroorganismen in die Blutbahn gelangten. 

Ein dritter Streptococcus (III) wurde von Mäusen in Dosen 
von 1 ccm gut vertragen, ein vierter (IV) tötete solche Thiere da- 
gegen schon in Dosen von */ 4 ccm innerhalb von 12 Stunden. 

Zum Vergleich wurde noch ein Streptococcus (V) herange- 
zogen, der aus der Milz eines nach subkutaner Injektion von Diph- 
theriebacillen gestorbenen Meerschweinchens isoliert war. Von ein- 
tägiger Ascitesbouillonkultur dieses Spaltpilzes tötete 1 ccm ein 2000 g 
schweres Kaninchen bei subkutaner Injektion nach 12 Stunden, 1 /lO ccm 
eine Maus in 2 Tagen durch Allgemeininfektion. 

Alle 5 Streptokokkenarten gehörten der Form des Strepto- 
coccus longus an, doch bildete keiner in Ascites- oder gewöhn- 
licher Peptonbouillon lange Ketten. Der sehr virulente Strepto- 
coccus IV war sehr fein, der virulente Str. II und der stark viru- 
lente Str. V aus gröberen Formen zusammengesetzt, Str. I u. III standen 
nach Größe der Kokken etwa in der Mitte zwischen den vorgenannten. 
Die längsten Ketten bildeten Str. V, dann folgten der Heihe nach 
II, I, III u. IV. Str. II u. IV bewirkten neben dem Bodensatz in 
den Kulturen noch eine Trübung der Bouillon, die übrigen 3 Arten 
ließen die Nährflüssigkeit klar. Die Trübung bestand bei Str. IV aus 
Diplokokken und kurzen Ketten, bei Str. II dagegen fast nur aus 
kurzen und langen Ketten. Die beiden am meisten virulenten Arten 
zeigten also morphologisch das am meisten abweichende Verhalten 
unter einander. 

Andererseits schien das Wachstum auf Serum im Verhältnis zur 
Virulenz zu stehen. Der für Kaninchen ganz unschädliche Str. I wuchs 
sehr schlecht, der virulente Str. II besser und der beim Kaninchen 
selbst gefundene St. V weitaus am besten auf Kaninchenserum. Hier- 
mit steht im Einklang, daß die lange Zeit auf Agar oder in gewöhn- 
licher Bouillon fortgezüchteten und daher wenig virulenten Strepto- 
kokken auf Rinderserum viel weniger gut gedeihen, als frisch aus 
dem Tierkörper gezüchtete Mikroorganismen gleicher Art. Da nun 
überdies das Rinderserum den Streptokokken weniger gut zusagt, als 
den Diphtheriebacillen, so ist bei reichlichem Auftreten beider Bak- 
terienarten auf der Serumplatte der Schluß gerechtfertigt, daß sehr 
viele lebensfähige Streptokokken in der zur Aussaat benutzten 
Membran vorhanden gewesen sind. 

Wenn daher die Serummethode zwar auch einen sicheren Schluß 
auf die Höhe der Virulenz der Streptokokken nicht gestattet, so ist 
dieses Verfahren der Agarkultur für die praktische Verwertung der 
Diagnose jedenfalls vorzuziehen. 

„Ueber die Gefährlichkeit der betreffenden Streptokokken für 
den Menschen, welche eben auf allen die Virulenz bedingenden Fak- 
toren beruht, kann uns dagegen, bis zu einem gewissen Grade we- 
nigstens, das Tierexperiment Auskunft geben. 

Wir werden uns deshalb Uber die Schwere eines Falles erst dann 
genaue Rechenschaft geben können, wenn wir jedesmal sowohl die 
Diphtheriebacillen wie die Streptokokken an Tieren auf ihre Virulenz 


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Diphtherie. 


geprüft haben. Schon jetzt kann es jedoch als feststehend angesehen 
werden, daß Streptokokken und Diphtheriebacillen vereint unter ge- 
wissen Bedingungen zu ganz besonders schweren Erkrankungen Ver- 
anlassung geben.“ 

Man hat bisher in solchen Fällen angenommen, daß die Infektions- 
kraft der Diphtheriebacillen unter dem Einfluß der Streptokokken er- 
höht wird und zwar entweder durch direkte Erhöhung der Virulenz 
oder durch Schwächung des infizierten Organismus. 

Von den die Virulenz bedingenden Eigenschaften wird die 
Wachstumsenergie des Diphtheriebacillus nach Bernheim’s 
Untersuchungen, die vom Verf. bestätigt werden, durch die Strepto- 
kokken nicht vermehrt; denn jene Spaltpilze wachsen in Mischkulturen 
mit diesen, oder auf Kulturfiltraten von den letzteren keineswegs 
regelmäßig üppiger, vielmehr ist ihr Wachstum zuweilen sogar unter 
solchen Verhältnissen weniger gut. v. Düngern führte aber den 
Nachweis, daß eine unmittelbare Virulenzsteigerung der Diphtherie- 
bacillen durch die Streptokokken überhaupt nicht bedingt wird. 
Eine eintägige Diphtheriekultur in Ascitesbouillon tötete Kaninchen 
weit schneller als eine eintägige Kultur, welche im Filtrat einer 
4 Wochen alten Ascitesbouillonkultur von Streptococcus I ge- 
wachsen war. Eine 2-tägige Bouillonreinkultur, die aus einer 4 Wochen 
alten Mischkultur mit Streptokokken gewonnen war, wirkte auf Meer- 
schweinchen nicht anders als eine 2 tägige Bouillonreinkultur, die aus 
einer Rouillonkultur ohne Streptokokken erhalten wurde. 

Um zu prüfen, ob die Wirksamkeit der Diphtheriebacillen bei 
der Mischinfektion mit Streptokokken durch eine Schwächung des 
Organismus bedingt wird, suchte Verf. zunächst festzustellen, ob der 
Organismus durch die Stoffwechselprodukte der Streptokokken für 
das Diphtheriegift empfänglicher wird. Er spritzte Meerschweinchen 
und Kaninchen Kulturen des St. I in Dosen von 2 — 10 ccm zu 
gleicher Zeit, aber meist an verschiedener Stelle unter die Haut und 
verglich die Wirkung mit der des reinen Diphtheriegifts bei anderen 
Tieren. Dabei ergab sich , daß junge Streptokokkenkulturen den 
Verlauf der Vergiftung kaum beeinflußten, ältere dagegen sogar im- 
stande waren, die Wirkung des Diphtheriegiftes erheblich abzu- 
schwächen. Jedenfalls wurde die Wirkung des Diphtheriegiftes unter 
dem Einfluß von nicht besonders virulenten Streptokokken nicht 
erhöht. 

Eine Schwächung des Organismus könnte aber insoweit in Betracht 
kommen, als dessen baktericide Funktionen unter dem Einfluß der 
Streptokokken beeinträchtigt werden. 

Bei Untersuchung hierauf mußte zunächst die Frage beantwortet 
werden, ob die Diphtheriebacillen, deren Wirkung beim Tiere ja 
hauptsächlich toxischer Art ist, auch für sich allein ohne Mitwirkung 
des zugleich injizierten in der Kultur bereits vorhandenen Giftes bei 
Meerschweinchen Diphtherie hervorrufen. Verf. konnte die Frage 
bejahen; denn bei Iufektion einiger Meerschweinchen mit je 1 ccm 
Wasseraufschwemmung von Diphtheriebacillen, die durch mehrfaches 
Centrifugieren vom Gift befreit waren, war der Erfolg derselbe, als 



Diphtherie. 


351 


wenn die Suspension in der abcentrifugierten gifthaltigen Nähr- 
flüssigkeit stattfand. 

Daß die Diphtheriebacillen beim Menschen für sich allein ohne 
Beihilfe anderer Organismen diphtherische Erkrankungen bedingen 
können, ist durch klinische Beobachtungen sichergestellt Wenn nun 
auch andererseits, wie erwähnt, Roux gezeigt hat, daß Diphtherie- 
Uraillon von geringer Virulenz durch Unterstützung von hochvirulenten 
Streptokokken infektionskräftig werden können, so ist eine solche 
Einwirkung nur gering, sobald es sich um schwach virulente Strepto- 
kokken und Diphtheriebacillen von mittlerer Virulenz handelt. Bei Meer- 
schweinchen konnte Verf. unter solchen Umständen eine Einwirkung 
der Streptokokken überhaupt nicht deutlich nachweisen ; bei Kaninchen 
trat sie nur dann ein, wenn, wie bei den Roux’schen Versuchen, die 
Diphtheriekultur für diese Tiere fast gar nicht virulent war, die 
Streptokokkenkultur dagegen schon für sich allein genügte, um die 
Tiere, wenn auch nach längerer Zeit, durch Vergiftung zu töten. 
Verf. folgert daher aus seinen Versuchen, „daß eine Steigerung der 
Infektionskraft der Diphtheriebacillen durch Schwächung der bak- 
tericiden Funktion des Organismus unter dem Einflüsse von Strepto- 
kokken wohl zustande kommen kann, im Allgemeinen aber von sehr 
geringer Bedeutung ist“. 

Es war nunmehr die Frage zu entscheiden, ob vielleicht um- 
gekehrt die Wachstumsenergie der Streptokokken unter dem Einfluß 
der Diphtheriebacillen mittelbar oder unmittelbar eine Erhöhung er- 
fährt. Dabei ergab sich Folgendes. 

St. I wuchs in dem mit 1 / t Ascitesflüssigkeit versetzten Filtrat 
von verschiedenen Diphtheriekulturen gut, aber nicht besser als in 
gewöhnlicher Ascitesbouillon. Auch die Virulenz der gewonnenen 
Kulturen war in beiden Fällen gleich. Dagegen trat allerdings eine 
Schwächung der baktericiden Funktion des Organismus durch das 
Diphtheriegift den Streptokokken gegenüber ein, doch war diese Ver- 
minderung der Wehrhaftigkeit des Körpers nur unter bestimmten 
Virulenzverhältnissen der Streptokokken von Bedeutung. 

Der wenig virulente St. I wurde durch Mischinfektion mit Diph- 
theriebacillen nicht nachweislich infektionstüchtiger. Dagegen genügte 
bei dem stärker virulenten St. II schon das Hinzufügen einer geringen 
Menge Diphthericbacillen, um bei subkutaner Injektion die örtliche 
Infektion in eine allgemeine Streptokokkeninfektion umzuwandeln und 
den Tod der Tiere (Kaninchen) erheblich zu beschleunigen. „Wir 
sehen demnach, daß das Diphtheriegift sehr wesentlich dazu beiträgt, 
den schützenden Wall der Leukocyten zu durchbrechen und den 
Streptokokken den Uebergang in die Blutbahn zu erleichtern. Es 
kommt dann alles darauf an, ob die Streptokokken überhaupt im- 
stande sind, eine Allgemeininfektion hervorzurufen. Sind sie es 
nicht wie der St. I, so ist auch ihre Verbindung mit dem Diph- 
theri ebacili us gefahrlos. Bestehen dagegen Virulenzbedingungen 
wie bei St. II, so werden Streptokokken, die für sich allein nur 
lokal ablaufende Erkrankungen verursacht hätten, durch die As- 
sociation mit den Diphtheriebacillen befähigt, tötlich verlaufende All- 
gemeininfektionen hervorzurufen.“ 


352 


Diphtherie. 


In derselben Weise ist die Mischinfektion von Streptokokken und 
Diphtheriebacillen auch beim Menschen zu beurteilen. Ob es im 
einzelnen Falle zu einer schwereren allgemeinen Infektion kommt, 
darüber entscheidet vor allem die Virulenz der betreffenden Strepto- 
kokken für den Menschen, welche bis zu einem gewissen Grade nach 
dem Wachstum auf Serum und der Virulenzprüfung am Tiere be- 
urteilt werden kann. „Natürlich wird man auch der persönlichen 
Disposition des betreffenden Individuums nicht jede Bedeutung ab- 
sprechen können. Doch werden wir immer gut thun, erst alle anderen 
Bedingungen zu Rate zu ziehen, ehe wir unsere Unwissenheit mit 
diesem W T orte zu verdecken suchen.“ 

Verf. beantwortet endlich die Frage, wie das Heilserum bei 
Mischinfektionen wirkt, auf Grund seiner Untersuchungen dahin, daß 
die Heilserumtherapie im Falle einer Miscbinfektion mit wenig viru- 
lenten Streptokokken ebenso gute Erfolge haben muß wie bei reiner 
Diphtherie; bandele es sich dagegen um für Menschen hochvirulente 
Streptokokken, so sei ein Erfolg nur dann zu erwarten, wenn das 
Dyphtherieserum sehr früh injiziert wird, d. h. früher, als ein weiteres 
Eindringen der Streptokokken stattgefunden hat. Ueber die Möglich- 
keit einer Beeinflussung der Streptokokkeninfektion selbst durch 
Marmorek’s Serum enthält sich der Verf. des Urteils. Mit Hydrar- 
gyrum cyanatum hat er bei Meerschweinchen Heilerfolge nicht er- 
erzielt. „Es ist deshalb durchaus nicht angezeigt, wegen der Mit- 
beteiligung anderer Spaltpilze an der diphtherischen Affektion die 
spezifische Therapie mit den Behring’ sehen Diphtherieserum zu 
verlassen und zu antiseptischen Mitteln zurückzugreifen“. 

Kübler (Berlin). 

Xonteftisco, A., Del modo di comportarsi del bacillo 
delle difterite sulle sostanze alimentarie. (Annali 
d’igiene sperimentale. Vol. VI. 1896. Fase. 3.) 

Verf. prüfte das Verhalten des Diphtheriebacillus in einer 
Reihe von Nahrungsmitteln. In sterilem Wasser blieb derselbe etwa 
1 */* Monate, in gewöhnlichem Wasser 20 Tage und in stark ver- 
unreinigtem Wasser 6 Tage lebensfähig. Die Virulenz nahm dagegen 
viel früher ab und war in sterilem Wasser nach 5 Tagen und in ge- 
wöhnlichem Wasser schon nach 2 Tagen fast völlig verschwunden. 
In roher Milch war nach 3 Tagen kein Wachstum mehr zu beobachten, 
die Virulenz hatte schon nach 24 Stunden aufgehört, und zwar 
hauptsächlich infolge der zunehmenden Säure. Sterilisierte Milch 
erwies sich dagegen als guter Nährboden. In Butter blieb der 
Loeff ler’sche Bacillus nur 2 Tage lebensfähig und hatte bereits 
nach 6 Stunden etwas von seiner Virulenz eingebüßt. Verschiedene 
Weinsorten verhielten sich, je nach ihrem Säuregrade, mehr oder 
weniger für den Diphtheriebacillus schädlich. Auf frischem 
Brode war derselbe nach 24 Stunden noch lebensfähig, dagegen nach 
48 Stunden abgestorben; auf altem Brode trat dies noch später ein. 
Auf verschiedenen Früchten (Aepfel, Birnen, Trauben, Melonen) waren- 
die Bacillen nach 18—24 Stunden abgestorben. 

DieudonnA (Berlin). 



Scharlach. — Tuberkulose. 


353 


Atklns, E. B. M., Gase of measles complicated with pneu- 
monia followed by scarlet fever and diphtheria. (The 
Lancet. 1896. Nov. 28.) 

Am 6. Nov. 1895 wurde Verf. zu einem 3 -jährigen masern- 
kranken Knaben gerufen, weil sich lästiger Husten und Atem- 
beschwerden eingestellt hatten. Es handelte sich um akute Ent- 
zündung des rechten unteren Lungenlappens, die sich nach 6 Tagen 
zu lösen anfing; auch ein 2 Tage nachher unter Fiebererscheinungen 
anftretender neuer Verdichtungsherd klärte sich bald wieder auf, und 
Verf. konnte das Kind am 24. Nov. für genesen erklären. Am 
4. Dez. wurde er wieder gerufen und fand dasselbe Kind an Schar- 
lach erkrankt, mit starker Halsentzündung und Ausschlag über den 
ganzen Körper; Temp. 39,9°, Puls 140. Am 6. fing der Ausschlag 
an abzublassen, dagegen wurde die Halsentzündung noch aus- 
gedehnter und am 8. zeigte sich ein diphtheritischcr Belag auf dem 
weichen Gaumen und der Uvula; Temp. 40,5°, Infiltration der Hals- 
drüsen; Eiweiß im Harn. Innerlich wurde Eisen, Bittersalz und 
Sublimat verabreicht und der Rachen 4 — 5 mal täglich mit einer 
Mischung von Salicylsäure, Schwefel und Glycerin bepinselt. Am 
folgenden Tage war die Temperatur auf 39,5° herabgegangen; es 
wurde Heilserum eingespritzt, worauf Temperatursteigerung bis zu 
40,5 0 eintrat; abends 40,0° und am nächsten Morgen 39,7 °. Am 
11. pfeifende R., Belag der Hinterfläche des Rachens, Temp. 40,0°, 
Puls 150. Eine neue Einspritzung von Heilserum brachte die Tem- 
peratur auf 40,8 * mit unzählbarem Puls. Nach 2 Tagen ging die 
Temperatur auf 39,5° und der Puls auf 140 zurück, und das Kind 
fing an, Nahrung zu sich zu nehmen. Eine Woche lang schwankte 
die Temperatur zwischen 39 und 39,5°; dann trat starker Durchfall 
ein, dauerte aber nur 2 Tage. Die Konvalescenz zog sich wegen der 
Gaumenlähmung und des mit Taubheit begleiteten Eiterflusses aus 
beiden Ohren sehr in die Länge; auch jetzt hat das Ohrenleiden 
noch nicht ganz aufgehört. Verf. schreibt das Hinzutreten der 
Diphtberitis dem unvollkommenen Zustande der Abzugsrohren des 
Hauses zu. Sentifion (Barcelona). 

Bunge, R. und Trantenroth, A., Smegma- und Tuberkel- 
bacillen. (Fortschr. d. Med. 1896. No. 23 u. 24.) 

Die Resultate der sehr interessanten Untersuchungen über den 
Unterschied der mikroskopisch-bakteriologischen Diagnose „Smegma- 
oder Tuberkelbacillen“ sind folgende: 

Ueberall da, wo Bestandteile der an der Körperoberfläche sich 
ansammelnden Hautsekrete in die Krankheitsprodukte hineingeraten 
können, also bei Ohreiterungen, tuberkulösen Prozessen in der Mund- 
höhle, der Nase, an der äußeren Haut, den Genitalien, bei Tuberkulose 
im uropoetischen System, muß an die Möglichkeit einer Verwechslung 
der Tuberkel- mit den Smegmabacillen gedacht werden. 

Die Morphologie allein giebt keine hinreichend sicheren Anhalts- 
punkte für ihre Unterscheidung. 

Was die tinktoriellen Verschiedenheiten anbetrifft, so ist zu be- 
merken, daß die Smegmabacillen, und zwar nicht nur die verschiedener, 

Ent* AM. XXI. Bi. *3 


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354 


Tuberkulose. 


sondern auch die gleicher Herkunft, außerordentlich verschieden bei 
der Färbung resp. Entfärbung sich verhalten, insofern die einen 
relativ leicht, andere langsamer und endlich eine Minderzahl ganz 
ungewöhnlich schwer die einmal aufgenommene Farbe wieder ab- 
geben. Von den verschiedenen für die Tuberkelbacillen angegebenen 
Färbemethoden sind zur Differenzierung von den Smegmabacilleu 
völlig unbrauchbar alle Methoden, bei welchen nur Säuren — seien 
es anorganische oder organische — zur Entfärbung verwendet werden, 
also besonders die Methode von G abbet. Unbrauchbar sind auch 
die Verfahren, bei welchen außer der Säure noch Alkohol in irgend 
einer Verdünnung wenige Minuten hindurch benutzt wird, so die 
Verfahren von B. Frankel und Zieh 1- N eelsen. Brauchbarer, 
aber auch nicht absolut sicher, sind solche Methoden, bei denen man 
sich zur Entfärbung des Alkohol absolutus bedient und diese mindestens 
5 Min. lang fortsetzt Dahin gehören die Methoden von Weichsel- 
baum und Czaplewski. Nie im Stiche ließ folgende Methode: 
Alkohol absolutus nicht unter 3 Stunden, 5-proz. Chromsäure nicht 
unter 15 Min., Karbolfuchsin, Acid. sulf. dil. 2—3 Min., konz. al- 
koholisches Methylenblau mindestens 5 Min. 

Diese Sätze haben für alle in Frage kommenden Untersuchungen 
auf Tuberkelbacillen Giltigkeit. Eine Sonderstellung nehmen nur die 
Präparate ein, bei welchen die Bacillen im Urin suspendiert zur 
Untersuchung gelangen. Für diese Fälle, bei denen eine Ausschaltung 
der Smegmabacillen auf tinktoriellem Wege nicht möglich ist, kann 
man sie auf mechanischem Wege fern halten durch den Katheterismus 
nach gründlicher Säuberung des Orificium externum. Für ganz 
zweifelhafte Fälle bleibt zur Sicherung der Diagnose allein das Tier- 
experiment übrig. Hugo Laser (Königsberg i. Pr.). 

Schuchardt, Einige Untersuchungen über das Vorkom- 
men von Tuberkelbacillen in der Butter. [Inaug.-Diss] 
Marburg 1896. 

Verf. unterzog unter Leitung C. Fraenkel’s die Resultate von 
Roth, der unter 20 Proben Marktbutter 2 Tuberkelbacillen ent- 
haltende gefunden hatte, einer Nachprüfung (cf. Centralbl. f. Bakt. 
Bd. XVII. 1895. p. 376). 42 Butterproben wurden teils einzeln, teils 
gemischt, bei 33° geschmolzen, Meerschweinchen intraperitoneal 
injiziert; im ganzen wurden 28 Tiere geimpft, von denen nur ein 
einziges Tier an Tuberkulose zu Grunde ging. Auch in diesem einen 
Falle ist es sehr wahrscheinlich, daß die Tuberkulose nicht eine Folge 
der Butterinjektion gewesen ist, da ausschließlich die Lunge Sitz der 
tuberkulösen Veränderungen war, während solche in den Organen 
der Bauchhöhlen nicht nachgewiesen werden konnten. Vermutlich 
handelte es sich hierbei um eine anderweitig acquirierte Infektion 
von seiten der Atmungsorgane. In jedem Falle aber ist das Resultat 
der Versuche ein bedeutend günstigeres als diejenigen früherer Autoren. 

W. Kempner (Berlin). 

Lungwitz, Einiges über .Tuberkulose. (Archiv f. wissen- 
schaftliche u. praktische Tierheilkunde. Bd. XXIII. 1897. p. 49.) 


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ToberkuloÄe. 


355 


Im ersten Abschnitt der Arbeit „Zur Eutertuberkulose 
des Rindes“ berichtet Verf., daß von 17 202 im Leipziger Schlacht- 
hof während 21 Monaten geschlachteten weiblichen Rindern 119 mit 
Eutertuberkulose behaftet waren. Von diesen war 92 mal die Tuber- 
kulose eine generalisierte, in den übrigen Fällen war sie meist eine 
ausgebreitete und nur bei zwei Tieren zeigte sich neben dem Euter 
nur noch ein Organ ergriffen (je einmal die Bronchial- und die 
Mediastinaldrüsen). Hiernach muß allerdings das Vorkommen primärer 
Eutertuberkulose beim Rind ein äußerst seltenes sein, aller Wahr- 
scheinlichkeit nach ist in allen angeführten Fällen das Euter auf 
embolischem Wege infiziert worden. 

Für die Praxis ergiebt sich aus vorstehendem, daß bei Vor- 
handensein von Eutertuberkulose die Tiere mit besonderer Genauig- 
keit auf allgemeine Tuberkulose untersucht werden müssen. 

Gleichwie die Tuberkulose des Euters, bildet auch diejenige des 
Uterus eine häufige Erscheinung. Von 267 während 8 Monaten 
untersuchten Rindern mit allgemeiner oder Peritonealtuberkulose 
waren 264 mit Peritonealtuberkulose, und von diesen wiederum 152 
mit Tuberkulose des Uterus = 57,9 Proz. behaftet. Mit der Tuber- 
kulose des Uterus ist meist eine solche der Ovidukte vergesellschaftet, 
beide Formen sind meistens keine embolischen, sondern durch Kontakt- 
infektion vom Bauchfell her entstanden. 

Im dritten Abschnitt: „Zur Serosentuberkulose der 
Schweine“, suchte L. die Frage zu beantworten, ob bei einer 
Serosenerkrankung auch eine allgemeine Tuberkulose vorhanden sei. 
Während 20 Monaten wurde 141 mal Serosentuberkulose beobachtet, 
unter diesen 134 mal = 95 Proz. generalisierte Tuberkulose. Diese 
Erscheinung fordert jedenfalls dazu auf, die Schweine, sobald ihr 
Brust- resp. Bauchfell tuberkulös erkrankt ist, vor allem auch auf 
ihre Lymphdrüsen genau zu untersuchen. 

Verf. resümiert: 

1) Daß beim Vorhandensein von Eutertuberkulose die Tuberkulose 
bei den Kühen in den allermeisten Fällen generalisiert ist; 

2) daß die Tuberkulose des Uterus bei den Kühen eine sehr 
gewöhnliche Erscheinung bildet und sich meist an Peritonealtuberkulose 
anschließt; 

3) daß die Tuberkulose bei den Schweinen dann, wenn Serosen- 
tuberkulose vorhanden, meist eine „allgemeine“ ist. 

W. Kempner (Berlin). 

füepp, Noch einige Betrachtungen über angeborene 
Tuberkulose. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene. Bd. VII. 
1897. p. 67.) 

Die Ansicht des Verf.’s, daß die kongenitale Tuberkulose bei den 
Kälbern nicht zu den größten Seltenheiten gehöre, sondern die spär- 
lichen Angaben in der Litteratur mehr durch mangelhafte Unter- 
suchung bedingt seien, wird durch folgende Zahlen bestätigt: Von 
4068 in den ersten 5 Monaten des Jahres 1896 in Kiel geschlachteten 
nüchternen Kälbern waren 26 = 0,64 Proz. mit angeborener Tuber- 
kulose behaftet Im Monat Oktober stieg der Prozentsatz auf 

* 8 * 


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356 


Tuberkulose. 


1,18 Proz., von 847 Tieren waren 10 Stück tuberkulös. Einmal 
waren nur die Leber und Portaidrüse, sechsmal außerdem noch die 
zur Lunge gehörigen Drüsen, und zwar regelmäßig die Mediastinal- 
und nur dreimal die Bronchialdrüsen, sowie dreimal noch mehrere 
Körperdrüsen ergriffen. Verf. berechnete ferner den obigen Prozent- 
satz auf die konstatierten tuberkulösen Kühe und fand, daß auf jede 
38. ein Kalb mit angeborener Tuberkulose fällt. 

W. Kempner (Berlin). 

Dollris et Bourges, Tuberculose miliaire aiguö de la 
rnere; infectiou tuberculeuse intra-utörine du foetus 
verifide par l’inoculation. [DeuxiMne congrös international 
de gynöcologie et d’obstötrique ä Geneve, Septembre 1896.] (Se- 
maine mödicale. 1896. p. 375.) 

Eine junge Frau starb 3 Wochen nach der Geburt eines 7-monat- 
licben Kindes an allgemeiner akuter Miliartuberkulose; das schwäch- 
liche, abgemagerte Kind starb 5 Wochen nach der Geburt. Die 
Organe desselben zeigten weder makroskopisch noch mikroskopisch 
tuberkulöse Veränderungen. Vom Herzblute wurden */„ ccm Serum 
einem Meerschweinchen intraperitoneal injiziert, dasselbe Tier erhielt 
ein haselnußgroßes Blutkoagulum unter die Bauchhaut appliziert. In 
der Gegend der Bauchwunde bildete sich ein Impfgeschwür, verbunden 
mit einer Schwellung der Leistendrüsen. Das Meerschweinchen wurde 
nach 7 Wochen getötet, es fand sich Tuberkulose der Milz, die durch 
Bacilleufund bestätigt wurde, auch in der Gegend des Geschwüres 
wurden in einem subkutanen käsigen Knoten Tuberkelbacillen ge- 
funden. 

Als Beweis für die Möglichkeit einer kongenitalen tuberkulösen 
Infektion, deren wenn auch seltenes Vorkommen nicht geleugnet 
werden soll, dürfte der vorliegende Fall kaum zu verwerten sein. 
Es ist bei der gewählten Versuchsanordnung (subkutane Impfung 
mit Blutkoagulum) nicht ausgeschlossen, daß das Impfgeschwür des 
Meerschweinchens auf einer Stallinfektiou mit Tuberkulose beruht. 
Jedenfalls ist es auffallend, daß das Blut eines 5 Wochen alten Kindes 
Tuberkelbacillen enthalten soll ohne irgendwelche nachweisbaren Ge- 
websveränderungen in den Organen. W. Kempner (Berlin). 

Sicolla et Palinicrl, Höröditö de la tuberculose. [Septteme 
congres de la soci6t6 italienne de mödecine interne ä Rome, Octobre 
1896.] (Semainc mödicale. 1896. p. 443.) 

Verff. versuchten, ob es möglich wäre, Tuberkulose bei gesunden 
Tieren durch Injektion fötaler Organe von tuberkulösen Meerschwein- 
chen hervorzurufen. Ferner untersuchten sie die Empfänglichkeit für 
Tuberkulose bei Jungen tuberkulöser Mütter und die Wirkung des 
Koch’schen Tuberkulin auf die Jungen im Vergleich zu der auf 
gesunde Tiere. 

Auf Grund ihrer Experimente, die leider in dem Kongreßberichte 
nicht angegeben sind, schließen Verff.: 

Die Tuberkulose kann bei Meerschweinchen durch die Mutter 
vererbt werden. Die Jungen tuberkulöser Mütter sind für Tuberkulose 


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Tuberkulose. 


357 


empfänglicher als gesunde Tiere. Die Tiere, welche eine hereditäre 
Disposition für Tuberkulose zeigen, selbst ohne augenfällige tuberku- 
löse Erscheinungen, reagieren viel empfindlicher auf Tuberkulin als 
normale Tiere, besonders wenn es sich um junge Tiere handelt, die 
hohe Dosen von Tuberkulin erhalten haben. 

W. Kempner (Berlin). 

Lelchtenstcrn, 0., Akute Miliartuberkel der Haut bei 
allgemeiner akuter Miliartuberkulose. [Aus dem Bürger- 
hospitale zu Köln.] (Münchener med. Wochenschr. 1897. No. 1.) 

Bei einem 4-jährigen Patienten mit ausgesprochener, tödlich 
verlaufender Miliartuberkulose zeigten sich in der zweiten Woche des 
Hospitalaufenthaltes zahlreiche kleine, höchstens hanfkorngroße, leb- 
haft rote, derbe Papeln, welche sich auf vollständig normaler Haut 
mit scharfen Konturen steil erhoben. Die Mehrzahl derselben bildete 
sich nach kürzerem oder längerem Bestände allmählich unter Ab- 
blassung und feinster Abschuppung vollständig zurück. Bei anderen 
kam es zu Blütchen- oder Pustelbildung, die bald eintrockneten und 
dann zurückgingen. Das papulöse Exanthem zeigte gewisse Aehn- 
lichkeiten mit dem sog. Lichen syphiliticus. Bei der mikroskopischen 
Untersuchung fanden sich im Papillarkörper der Haut 1 — 2 mm 
breite linsenförmige Tuberkel mit zahllosen Tuberkelbacillen in seinem 
Inneren. Die sekundäre, epidermoidale Papelbildung erklärt Verf. 
damit, daß durch Diffusion der Tuberkeltoxine in das Stratum raucosum 
auf chemotaktischem Wege Anlockung spärlicher Leukocyten und 
serofibrinöse Exsudation aus dem Papillarkörper dort stattfand. Im 
Gefolge der Eruption der Miliartuberkel in der Haut kam es zu einer 
akuten Schwellung zahlreicher Lymphdrüsen am Halse, in der Achsel- 
höhle und in der Inguinalgegend. Ferner zeigten sich auf der 
Schleimhaut der Unter- und Oberlippe, sowie auf der Zungenschleim- 
haut miliare Eruptionen, welche sich alsbald in oberflächliche Ge- 
schwürchen mit speckigem Belage umwandelten, vielleicht auch miliar- 
tuberkulöse Eruptionen. Der Fall zeigt demnach, daß allgemeine 
akute Miliartuberkulose auch zum Auftreten von Miliartuberkeln in 
der Haut Anlaß geben kann. Dieudonnd (Berlin). 

Wolff, Bruno, Ueber die Tuberkulose des Eierstocks. 
(Archiv f. Gynäkologie. Bd. LII. 1896. Heft 2.) 

Nach einer sorgfältigen Zusammenstellung der Litteratur — es 
werden 77 Litteraturnachweise Uber Eierstockstuberkulose tabellarisch 
angeführt — und Besprechung der Häufigkeit, des pathologisch- 
anatomischen Bildes und der Aetiologie der Erkrankung berichtet W. 
über 17 eigene Untersuchungen der Ovarien tuberkulöser weiblicher 
Leichen, die im W eigert’schen Institute ausgeführt wurden. Unter 
diesen Fällen fand sich 5 mal Tuberkulose der Genitalien, darunter 
3 mal der Ovarien, und zwar jedesmal doppelseitig. Die Erkrankung 
war nur mikroskopisch nachweisbar, es fanden sich typische 
Tuberkel mit Riesenzellen, jedoch keine Bacillen. In allen 3 Fällen 
bestand eine ausgebreitete Bauchfelltuberkulose, beide Ovarien waren 
frei von bindegewebigen Verwachsungen, makroskopisch war keine 


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358 


Eiterung. 


Spur der Ovarialtuberkulose zu konstatieren, es zeigten sich mikro- 
skopisch überall nur allerkleinste tuberkulöse Herdchen, Verkäsung 
fehlte fast ganz. In den beschriebenen Fällen ist der Weg des 
direkten Fortschreitens des tuberkulösen Prozesses von den Nachbar- 
organen her als sicher festgestellt zu betrachten, eine primäre Er- 
krankung der Ovarien ist auszuschließen. Das Verhältnis, in dem 
das Vorkommen der Eierstockstuberkulose zu dem der Tuberkulose 
anderer Organe den Litteraturangaben nach stehen soll, wird durch 
die gewissenhaften Untersuchungen des Verf.’s ganz bedeutend über- 
troffen, es ergab sich ein Prozentsatz von 60 Proz. 

W. Kempner (Berlin). 

Poppert, Ueber Eiterung durch keimfreies Catgut. [Aus 
der chirurgischen Universitätsklinik in Gießen.] (Dtsche med. 
Wochenschr. 1896. No. 48.) 

Die Heilung von Operationswunden wird nicht selten durch 
Eiterungen gestört, welche zweifellos von dem zur Unterbindung und 
Naht verwendeten Catgut ihren Ausgang nehmen. Bei reaktions- 
loser Beschaffenheit der gesamten übrigen Wundflächen finden sich ' 
gerade um jedes Catgutstückchen an den Unterbindungsstellen kleine 
Eiterherde, und gerade aus den Stichkanälen der Catgutnähte ent- 
leeren sich auf Druck Eitertröpfchen. Zur Erklärung dieser Er- 
scheinung hat man angenommen, daß das benutzte Catgut nicht 
ausreichend desinfiziert war, daß das Desinfektionsmittel vielleicht 
nicht tief genug in die Substanz desselben eindringen könne oder 
daß das Catgut einen besonders guten Nährboden für manche wäh- 
rend der Operation in die Wunde gelangte Keime bilde. 

Auch in der Universitätsklinik zu Gießen würden wiederholt 
unliebsame Catguteiterungen beobachtet. Dieselben verliefen aller- 
dings stets gutartig und waren nur von mäßiger Entzündung und 
Schwellung der umgebenden Gewebe begleitet; das Fieber stieg nicht 
über 39° C, und die Eiterung blieb nur auf die nächste Umgebung der 
Catgutstückchen beschränkt. Immerhin waren diese Störungen des 
Wund Verlaufes recht lästig. 

Verf. konnte durch sorgfältige bakteriologische Untersuchung 
feststellen, daß weder das verwendete Catgut noch der dadurch er- 
zeugte Eiter (Tierversuche) Bakterien enthielt. Auch durch Catgut, 
welches durch langdauernde Einwirkung einer Hitze von 130° C 
sicher von allen Keimen befreit war, wurde bei Kaninchen Eiterung 
erzeugt, wenn solches Material den Tieren unter den nötigen Vor- 
sichtsmaßregeln in Hauttaschen eingeführt wurde. Andererseits 
haftete die eitererregende Wirkung nicht jedem Catgut an. 

Verf. schließt daraus, daß das Catgut bisweilen chemische Stoffe 
enthält, welche auf chemotaktischem Wege zu Eiterungen Anlaß 
geben. Welcher Art diese Stoffe sind, vermag er noch nicht zu ent- 
scheiden. Jedenfalls scheinen es nicht Toxalbumine zu sein, da diese 
bereits durch Erwärmen auf 60° zerstört werden. Verf. empfiehlt, 
jede Catgutsendung vor dem Gebrauche durch Tierversuche zu prüfen, 
hält dagegen einen Ersatz der Sublimatbehandlung des Materials 
durch umständlichere Verfahren, wie Desinfektion mit Aether-Sublimat- 


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Schweineseuchen. — Nephritis der RSlber. 359 

Alkohol u. a. für entbehrlich, da die etwa dem Catgut anhaftenden 
Keime durch Sublimat allein zuverlässig getötet werden. 

K übler (Berlin). 

Marks, P., Noch einmal die Schweineseuchen. (Berliner 
tierärztliche Wochenschrift. 1896. No. 46.) 

Die Ueberschrift „noch einmal die Schweineseuche'- 4 enthält eigent- 
lich bereits den ganzen Inhalt der umfangreichen Arbeit. Die Leser 
der Berliner tierärztlichen Wochenschrift und die dieser Zeitschrift 
werden mit den Angaben des Verf.’s bereits hinreichend bekannt 
sein, daher hier nur kurze Andeutungen genügen können. Zunächst 
ein historischer Ueberblick über die Trennung der äußerlich in 
manchen Beziehungen ähnlichen Krankheiten. 

Für die Bekämpfung der Schweineseuche hält Verf. die Des- 
infektionsmaßnahmen für ausreichend. Nicht so beim Rotlauf. Hier 
erwartet Verf. nur Rettung von den Schutzimpfungen. Da giebt es 
aber verschiedene Verfahren. Das Pasteur’sche wird verworfen, 
ebenso das Porkosan. Dagegen bekennt sich Verf. als ein begeisterter 
Anhänger der Lorenz’schen Schutzimpfungen. 

O. Voges (Berlin). 

Willacb, Eine Ursache der multiplen embolischen Ne- 
phritis (weißen Fleckniere) der Kälber. (Dtsche tier- 
ärztliche Wocbenschr. 1896. No. 20.) 

Diese eigentümliche Nierenerkrankung, die nach der Schlachtung 
von sonst ganz gesunden Kälbern öfters einmal gefunden wird, ohne 
daß andere Organe pathologische Veränderungen zeigen, ist in ihrer 
Aetiologie keineswegs aufgeklärt. Schon die Auffassung des patho- 
logisch-anatomischen Prozesses ist bei den verschiedenen Autoren 
eine andere. Manche halten daran fest, daß es sich um eine embo- 
lische Nephritis handelt, die vielleicht durch die Aufnahme infektiöser 
Stoffe vom Darme her entsteht (Ri eck). Andere (Kitt) fassen den 
Prozeß als eine Nephritis fibroplastica auf, die von vornherein als 
schleichender indurierender Prozeß verläuft und vielleicht durch 
Mikroorganismen bedingt ist, welche keine Eitererreger sind und die 
Niere passieren oder auch als das zweite Stadium einer Nephritis 
purulenta, bei der das sparsame eiterige Exsudat resorbiert oder 
durch die Harnkanäle entfernt wurde und die produktive Entzündung 
die Oberhand gewann. 

Ostertag wiederum glaubt, daß man es bei den vorwürfigen 
Veränderungen nicht mit einem einheitlichen, sondern mit zwei 
wesentlich verschiedenen Prozessen zu thun habe, nämlich 1) mit 
einer embolischen eiterigen Nephritis und 2) mit Neubildungen vom 
Charakter der Sarkome und Fibrome (häufig). Letztere sollen die- 
jenigen Herde sein, welche des roten Hofes entbehren und von 
wechselnder, zum Teil beträchtlicher Größe sich darstellen. Der 
embolischen eiterigen Nephritis dagegen soll die von Ri eck als 
akut bezeichnete und durch einen roten Hof ausgezeichnete Form 
entsprechen. 

W i 1 1 a c h hatte nun Gelegenheit, ein paar Kälbernieren zu unter- 


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360 


Rindersenche. — Tierische Parasiten. 


suchen, die das typische Bild dieses Prozesses darboten. Es machten 
sich üher alle Lappen um l /s — 1 mm hervorragende grauweiße und 
graugelbe Flecken bemerkbar von mehr oder weniger unregelmäßig 
rundlicher Gestalt, vom Umfange eines Hirsekornes bis zu derjenigen 
einer Bohne. 

Manche lagen vereinzelt, meist aber waren sie zu größeren beet- 
artigen Erhebungen zusammengeflossen. Im übrigen hatte die Nieren- 
oberfl&che eine bräunlich-rote Farbe. Auf Durchschnitten sah man, 
daß die Flecken der Oberfläche die Basis bildeten zu grauweißen 
oder graugelben kegelförmigen Herden, deren Spitze, der Größe der 
Flecken entsprechend, bald noch inmitten der Rindensubstanz gelegen 
war, bald bis an die Marksubstanz heranreichte. Das zwischen den 
Herden gelegene Nierengewebe war brauurot und hyperämisch. Au 
den verschiedensten Stellen der Niere traf man auf feine Blutpunkte, 
die bis Stecknadelkopfgröße erreichten und in den kegelförmigen 
Herden selbst fanden sich feine streifige Eiterherde, die am besten 
hervortraten, wenn man den Knoten von der Basis nach der Spitze 
zu spaltete. Aber auch schon von der Nierenoberfläche aus ließen 
sich diese veränderten Stellen als kleine weiße Pünktchen erkennen. 
Sowohl in den Blutpunkten als auch in den Eiterherden fand nun 
W. kleine tierische Parasiten, die geschlechtslose Diatomeen von außer- 
ordentlicher Kleinheit, Cercarien mit Mund- und Bauchsaugnapf, 
Darmschlauch, oft auch noch mit Mundstachel und mit Schwanz ver- 
sehen, darstellten. Alles machte den Eindruck einer frischen Ein- 
wanderung, und man muß wohl annehmen, daß die Parasiten vom 
Darmkanalc aus in die Blutgefäße und in die Nieren eingewandert 
sind. 

Zum Schlüsse macht W. noch darauf aufmerksam, daß Distomen- 
entwickelungsformen beim Rinde schon zu verschiedenen Malen von 
ihm festgestcllt worden sind, so im Auge und im Dünndarme von 
Rindern und in der Muskulatur eines Bullen. 

Deupser (Deutsch-Lissa). 

WilUams, Rinderseuche auf Jamaica. (Vet Record. 18%. 
No. 433.) 

Die Regierung Jamaicas beauftragte den Verf., eine unter den 
Rindern herrschende Seuche auf Jamaica zu untersuchen. Es stellte 
sich dabei heraus, daß es sich um eine chronische Form des Texas- 
fiebers handelte. Die Verbreitung wird durch Zecken vermittelt, die 
den Schafzecken ähnlich sind, aber nur auf Rindern Vorkommen. 
Die Krankheitssymptome sind große Depression, Schwäche und Appetit- 
losigkeit. Das Wiederkäuen bleibt fort. Die Schleimhäute sind blaß. 
Bald tritt Durchfall und Abmagerung auf. Die Seuche wütet schon 
2 Jahre auf der Insel, ihr fallen Tausende von Tieren zum Opfer. 
Um die Zecken zu vernichten, empfiehlt Verf. strenge Quarantäne- 
maßnahmen und wenn möglich eine Zeit lang Verbot der Einfuhr von 
Vieh auf Jamaica. O. Voges (Berlin). 

Jacob!, A., Diploposthe laevis, eine merk würdige Vogel- 
tänie. (Zoolog. Jahrbücher. Bd. X. 1897.) 


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r Ti«riiche' Parasiten. 301 

Der unter dem Namen Taenia laevis Dies, bekannte Cestode 
wird als Typus eines neuen Genus Diploposthe aufgestellt. 

Diploposthe laevis (Dies.) ist besonders dadurch inter- 
essant, daß männliche und weibliche Keimdrüsen, Dotters tock, Schalen- 
drüse und Uterus einfach, die Leitungswege und Begattungswerkzeuge 
doppelt sind. 

Die an ihrer Mündung in die Genitalkloaken erweiterten Vaginae 
führen nach innen in ein weites Atrium, das sich an der Vereinigungs- 
Stelle der beiden Keimstockflügel gebildet hat. In diesem Raume 
geht wahrscheinlich die Befruchtung vor sich. Ein enger Eiergang, 
der den Dotterkanal und das Sekret der Schalendrüse aufnimmt, 
führt die Eier nach mehrfachen Windungen in den Uterus. Dieser 
erfüllt im ausgebildeten Zustande als weiter Sack fast den ganzen 
Innenraum der Proglottis. Die Eier sind dreiscbalig. 

Aus den drei Hoden gelangt der Samen durch einen kurzen Aus- 
führgang in das Vas deferens, welches sich beiderseits zu einer 
großen Samenblase aufbläht, die mit Prostatazellen bedeckt ist So- 
wohl vor als nach dem Eintritte in den Cirrusbeutel erweitert sich 
das Vas deferens nochmals. Der Cirrus ist mit rückwärts ge- 
krümmten Häkchen bewaffnet, die auch auf die Vagina übergehen. 
Der Cirrusbeutel ist von eigentümlichen Muskelplatten und epithel- 
artigen Zellen umgeben. Diese letzteren müssen nach den Be- 
obachtungen über ihre Entwickelung als Myoblasten der Muskel- 
platten angesehen werden. 

Diploposthe laevis (Dies.) ist ein Parasit unserer Wild- 
enten, die hier beschriebene stammt aus Fuligula fera. 

E. Riggenbach (Basel). 

Ariola, V., Note intorno agli Elminti del Museo Zoo- 
logico di Torino. (Boll. dei Mus. di Zool. ed Anat. comp, della 
R. üniv. di Torino. Vol. XI. 1896. No. 259.) 

Bothriocephalus maculatus Leuck. aus Canis lupus 
ist ein Bandwurm, der eine Lange von 1 m erreichen kann. Der 
lanzettförmige Skolex ist durch einen 5 mm langen Hals mit der 
Strobila verbunden. Die Genitalporen sind flächenständig, und zwar 
mündet der Cirrus vor der Vagina und diese wieder vor dem Uterus. 
Letzterer ist dem Fruchtbehälter des Bothriocephalus latus 
sehr ähnlich und enthält zahlreiche deckellose Eier. 

B. maculatus Leuck. ist vom Verf. zum ersten Mal in Italien 
gefunden worden. 

Von den beiden aus Phoca vitulina stammenden Gruben- 
köpfen B. elegans und polycalceolus ist der letztere eine neue 
Species. Während B. elegans Krabbe einen kleinen abgeplatteten 
Skolex besitzt, ist der Kopf des B. polycalceolus breit blattartig 
und stark zugespitzt. Die Genitalöffnungen der neuen Art sind 
ventral flächenstftndig. Der Uterus enthält nur wenig mit Deckeln 
versehene Eier. Charakteristisch für B. polycalceolus ist die 
große Zahl der Kalkkörperchen. E. Riggenbach (Basel). 


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362 


Tierische Parasiten. — Üntersuchungsmethmleu etc. 


Arlola, Y., Sopra alcuni Dibotrii e sulla classificazione 
del genere Bothriocephaius. (Atti della Soc. Ligust. di 
Scienze Nat. e Geogr. Vol. VII. 1896. Fase. IV.) 

Die Arbeit besteht aus zwei Teilen. Der erste enthält kürzere 
und ausführlichere Bemerkungen über einige Bothriocephalen , wie 
Bothriocephaius crassiceps Rud., hians Dies., serratus 
Dies., belones Duj. 

Nach der Diagnose, welche der Verf. von Bothriocephaius 
labracis Duj. giebt, darf diese Form weiter nicht mehr als frag- 
lich bezeichnet werden, ebenso ist Bothriocephaius angusta- 
tus Rud. nicht, wie teilweise angenommen wurde, eine Varietät des 
B. punctatus. Eine neue Art ist B. minutus aus Syngnatus 
acus. Der bis jetzt nur sehr mangelhaft bekannte ß. longispi- 
culus Stossich muß zu den Bothriotänien gezählt werden. Als 
„species inquirendae“ sind zwei aus Trachypterus iiopterus 
und iris stammende Bothriocephalen angegeben. 

Im zweiten Teile der Arbeit werden die verschiedenen Ein- 
teilungen des Genus Bothriocephaius aufgeführt Die letzte 
von Blanchard aufgestellte Klassifikation, wonach die Bothrio- 
cephalen in die fünf Genera: Bothriotaenia, Bothriocephaius, 
Ptychobothrium, Krabbea und Amph itretus zerfallen, wird 
vom Verf. durch ein neues System ersetzt. 

Die Familie der Bothriocephalidae wird in die Unter- 
familien Monogonoporidae und Diplogonoporidae geteilt. 
Zu den ersteren sind zu zählen die vier Genera : Bothriocephaius, 
Schistocephalu8,Anchistrocephalus und Bothriotaenia. 
Sie sind dadurch charakterisiert, daß in jeder Proglottis nur ein 
Genitalapparat vorhanden ist. Zu den Dip logonoporidae, deren 
Geschlechtsapparat in jeder Proglottis doppelt ist, gehört bis jetzt 
nur das Genus Diplogonoporus. E. Riggenbach (Basel). 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 


Ilaedke, Die Diagnose des Abdominaltyphus und Widal’s 
serumdiagnostisches Verfahren. [Aus der inneren Abteilung 
des städtischen Krankenhauses in Stettin.] (Dtsch. med. Wochen- 
schr. 1897. No. 2.) 

Fraenkel, C., Ueber den Wert der Widal’schen Probe zur 
Erkennung des Typhus abdominalis. (Dtsch. med. Wochen- 
schr. 1897. No. 3.) 

Ueber das zuerst von Widal angewendete Verfahren der Typhus- 
diagnose mittelst Verwertung der agglutinierenden Eigenschaften des 
Serums der Kranken hat Abel in ßd. XX dieser Zeitschrift S. 467 
in einem Sammelreferat bereits berichtet. C. Fraenkel erläutert 
in der ihm eigenen klaren Darstellungsweise nach kurzem Rückblick 


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Untersuchungsmeihüdcu, Instrumente etc. 


363 


auf die Forschungen betreffs der verschiedenartigen spezifischen 
Eigenschaften des Blutserums bei Infektionskrankheiten ebenfalls die 
Grundlagen und die Ausführung der Widal’schen Probe und be- 
richtet dann über eigene, damit gewonnene Erfahrungen. Auch 
Haedke hat Gelegenheit gehabt, sich von dem Werte der Methode 
in verschiedenen Fällen zu überzeugen. 

Beide Verff. entnehmen das Blut für die Probe ausschließlich 
der Fingerkuppe und heben hervor, daß bei geeignetem Vorgehen auf 
diese Weise hinreichende Mengen Serum gewonnen werden können. 
Haedke macht mit einer sehr scharfen breiten, zweischneidigen 
Lanzette einen einzigen kräftigen Stieb und gewinnt dann durch 
peripher fortschreitenden Druck an den Seiten des Fingers 5 — 6 ccm 
Blut im sterilen Reagensglase. Fraenkel sticht ebenfalls die mit 
Seife, Wasser, Alkohol und Aether gereinigte Fingerkuppe mit einer 
schwachen, ungeglühten Lanzette tief an und drückt durch „melkende“ 
Bewegungen am Finger, der Hand und dem Arm in 5 — 10 Minuten 
etwa 1 — l l / t ccm Blut aus, das im schräg gehaltenen, sterilen Re- 
ageusröhrchen aufgefangen wird, bei Zimmerwärme in wenigen Stunden 
erstarrt und dabei mehr als */, ccm Serum ausscheidet. 

Fraenkel sowohl wie Haedke sehen in der Bouillonreaktion 
das sicherste diagnostische Verfahren. Ersterer empfiehlt dafür enge 
Reageusröhren, deren obere Oeffnung nur 7—8 mm Durchmesser hat, 
und in denen 1— V/ t ccm Bouillon eine Schicht von l 1 /»— 2 cm 
Höbe bilden. Sehr kräftiges Serum bewirkt bereits in Mengen von 
1—2 Tröpfchen innerhalb weniger Stunden oder sogar Minuten 
Flockenbildung und Klärung in einer kräftig entwickelten Bouillon- 
kultur von Typhusbacillen, doch ist es sicherer, sterile Bouillon mit 
1 — 2 Serumtröpfchen zu beschicken und dann erst mit Typhusbouillon 
zu impfen. Fraenkel fand die Reaktion nach 12 — 14 Stunden 
langer Aufbewahrung der Mischung im Brutschrank am besten aus- 
geprägt, während nach 24 Stunden feinere Unterschiede zuweilen 
schon wieder verwischt waren. Mikroskopisch fanden sich in den 
Kulturen bei positiver Reaktion neben den massigen Schollen auch 
einzelne bewegliche und unbewegliche Stäbchen, besonders auch län- 
gere Verbände, die nicht einheitliche Fäden darstellten, sondern aus 
zahlreichen kurzen, scharfkantig abgegrenzten Bruchstücken zusammen- 
gesetzt waren. Haedke mischte das Serum stets einer bereits min- 
destens 12 Stunden gewachsenen Typhusbouillonkultur hinzu und be- 
obachtete bei positivem Ausfall deutliche Veränderungen schon nach 
höchstens 6—8 Stunden; er empfiehlt nicht unter das von Widal 
angegebene Mischungsverhältnis von 1 Serum: 10 Bouillon herunter- 
zugehen, da er in 2 Fällen von sicherem Typhus bei einem Ver- 
hältnis von 1:25 die Reaktion nicht mehr eintreten sab. 

Beide Verff. bestätigen, daß in einer Reihe von Fällen bereits 
am hängenden Tropfen die Augenblickdiagnose gestellt werden kann, 
indem die Typhusbacillen aus frischer Bouillonkultur (Haedke be- 
vorzugt die seiner Erfahrung nach am lebhaftesten beweglichen Ba- 
cillen vom Rande des Kondenswassers einer Agarkultur) im spezi- 
fischen Serum „wie vom Schlage gerührt“, sofort unbeweglich werden, 
am Rande des Tropfens ruhig liegen bleiben und in den mittleren 



364 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 


Teilen sich zu Schollen zusammenballen, während bei negativem Aus- 
fall die Stäbchen, meist in fadenartigen Verbänden, in ihren bekannten 
schlangeuartigen Windungen durch das Gesichtsfeld schießen. Da je- 
doch die Erscheinungen nicht immer so prägnant eintreten, vielmehr 
nicht selten üebergänge Vorkommen, und ein eindeutiges Resultat 
daher mit der Untersuchung im hängenden Tropfen zuweilen nicht 
zu erlangen ist, so ist die vorher geschilderte Bouillonprobe vorzu- 
ziehen. C. Fraenkel rät, zuerst die Untersuchung im hängenden 
Tropfen auszuführen und bei zweifelhaftem Ausfall die Fleischbrühe 
von vorneherein mit etwas größeren Mengen Serum zu beschicken. 

Von dem Ausfall ihrer Versuche sind beide Verff. höchst be- 
friedigt. Haedke hat mit Widal’s Verfahren in 22 Typhusfällen 
die Diagnose sichergestellt, bei 20 Kontrollfällen (Ulcera cruris, An- 
gina lacunaris, Gastroenteritis acuta febrilis, Miliartuberkulose, Phthisis 
pulmonaris, Lebercirrhose, Pneumonie, Erysipel, Lungengangrän, Peri- 
typhlitis, Influenza, Otitis media purulenta) stets negativen Ausfall 
gehabt. Unter den Typhusfällen befanden sich mehrere, bei denen 
die klinische Diagnose sehr zweifelhaft war, das Bestehen der nach 
Widal festgestellten Krankheit aber später durch die Obduktion 
oder durch den Verlauf bestätigt wurde. 

Fraenkel wendete das Verfahren bei 2 Ortsepidemieen in 
Almrich bei Naumburg a. S. und in Löbejün bei Nauendorf an. In 
Almrich wurden 28 Personen untersucht; davon lieferten 7, die noch 
bettlägerig krank waren und bis auf 2 erst 2—3 Tage vorher ent- 
fieberte Personen sämtlich noch fieberten, ein unzweideutiges Resultat, 
darunter ein 19-jähriger Mann, der erst seit 2 Tagen mit Fieber und 
Kopfschmerzen erkrankt war. Ferner fiel die Probe positiv aus bei 
16 Rekonvalescenten zwischen dem 4. Tage und der 7. Woche der 
Genesung und der 3. bis 14. Woche seit Beginn der Erkrankung; 
jedoch gelang bei einigen davon die Reaktion erst, als der Bouillon 
die 3-fache der sonst üblichen Menge des Serums zugesetzt wurde, 
während eine „Ausfällung“ in bereits gewachsenen Bouillonkulturen 
mit ihrem Serum überhaupt nicht erzielt wurde. Bei 2 Rekonvales- 
zenten, einem 9-jährigen Knaben aus der 3. Woche, der nur 8 Tage 
krank gewesen war und einem Mädchen aus der 5. Woche mit eben- 
falls kurzem, nicht genau zu bestimmendem Krankheitsverlauf, fiel die 
Probe negativ aus; vielleicht hatte in diesen Fällen nicht Typhus be- 
standen. Dagegen hatten 2 Leute positive Reaktion, die in einem 
dem Orte Almrich benachbarten Gehöft einige Monate vorher ver- 
dächtig erkrankt gewesen, aber nicht ärztlich behandelt worden waren. 
Hierdurch verstärkte sich der schon vorher aufgetretene Verdacht, 
daß die Epidemie durch den Zufluß von Schmutzwässern aus diesem 
Gehöft zum Gemeindebrunnen in Almrich herbeigeführt war. 

In Löbejün untersuchte Fraenkel 16 Fälle; das Serum von 4 
bettlägerig kranken Personen, von denen 3 bereits seit 8—12 Tagen 
fieberfrei waren, reagierte positiv; von 9 Rekonvaleszenten hatten 
5 aus der 3. — 7. Woche spezifisches Serum, die übrigen 4 aus der 
6. — 7. Woche dagegen nicht; von 3 Personen, die 5, 9 und 14 Wochen 
vorher verdächtig erkrankt waren, hatten die erste und die dritte 
ein positiv, die zweite ein negativ reagierendes Serum. 



Schutzimpfung, kttnstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 365 


C. Fraenkel sieht in der Möglichkeit einer noch lange nach 
der Heilung eintretenden Reaktion eine Gefahr, daß ein solches po- 
sitives Resultat irrtümlich nicht auf die längst überwundene Krank- 
heit, sondern auf einen zur Zeit der Untersuchung bestehenden ander- 
weitigen pathologischen Vorgang bezogen wird und daher eine falsche 
Diagnose verursacht. Andererseits hat er bei zahlreichen normalen 
oder nicht an Typhus leidenden Menschen Kontrollversuche angestellt 
und stets ein negatives Ergebnis gehabt, auch wenn sehr erhebliche 
Serummengen verwendet wurden. Insbesondere fiel die Probe niemals 
positiv aus, wenn es sich um Erkrankungen handelte, bei denen In- 
fektion mit Bact. coli vorliegen konnte (tuberkulöser Darmkatarrh, 
Perityphlitis, allgemeine Peritonitis). Auch gelang es ihm umgekehrt 
niemals, das Bact coli mit Typhusserum zu beeinflussen. 

Hiernach zieht C. Fraenkel den Schluß, daß seine Unter- 
suchungen durchaus im Sinne der früheren Forscher ausgefallen sind 
und die Zuverlässigkeit der Widal’schen Probe mindestens höchst 
wahrscheinlich machen. Er vermutet von weiteren Untersuchungen 
eine Klärung der Fragen, ob die Schwere der Infektion in Bezie- 
hungen zur Stärke und Haltbarkeit der Reaktion steht, und ob es 
typhusimmune Menschen giebt, die die spezifischen Bakterien beher- 
bergen, ohne zu erkranken, aber doch Veränderungen des Blutes er- 
leiden. Er hält es für möglich, daß auch bei manchen anderen 
Krankheiten, insbesondere bei Cholera, ähnliche Ergebnisse erzielt 
werden können; bei Bakterien ohne Eigenbewegung oder mit an und 
für sich scholligem Wachstum könne das Widal’sche Verfahren nicht 
in Frage kommen ; das Diphtherieserum besitze einen agglutinierenden 
Einfluß auf den Löffler’ sehen Bacillus nicht und ist daher nicht 
in entsprechender Weise diagnostisch zu verwerten. 

Schließlich bezeichnet Fraenkel es als einen weiteren Gewinn, 
daß durch die Spezifität der W i d a 1’ sehen Probe zugleich der letzte 
und schlagendste Beweis für die ätiologische Bedeutung des Eberth- 
Gaffky’schen Bacillus erbracht ist. Kübler (Berlin). 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 


Yersin, A., Sur la peste bubonique (S6roth6rapie). 

(Annales de l’institut Pasteur. 1897. p. 81.) 

Verf., Direktor des Instituts Pasteur in Nha-Trang, einer Küsten- 
stadt der französischen Kolonie Annam (Cochinchina), hatte bereits 
während der Pestepidemie in Hong-Kong einen auch von Kitasato 
gefundenen spezifischen Bacillus gezüchtet, der bei Ratten und Mäusen 
eine der menschlichen Pest ähnliche Erkrankung hervorrief. Während 
und auch nach dem Erlöschen der Epidemie findet man im Boden 
der infizierten Orte den nämlichen Bacillus, der jedoch nicht so 


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366 &butsimpfang, künstl. lufektionskrftnkheiten, Entwickelaugshemmaog etc. 


virulent ist, wie die aus Bubonen gezüchteten. Pasteur hatte schon 
anläßlich des spontanen Ausbruches der Pest in Benghazi im Jahre 
1856 und 1858 gemutmaßt, daß bei der Pest Keime von langer 
Dauer eine Rolle spielen, die in abgeschwächter Form existieren und 
unter günstigen Bedingungen (Klima, Hungersnot, Elend) wieder ihre 
volle Kraft entfalten. (Acad&nie des Sciences. 1881. Fdvr.) Y. be- 
tont, daß diese Mutmaßungen Pasteur ’s durch die Erfahrung be- 
stätigt Beien ; die Aetiologie erklärt es, warum die Pest mit solcher 
Intensität in Ländern wie in China wütet, wo die Bevölkerung dicht 
zusammengedrängt auf verunreinigtem und gleichzeitig von Ratten 
bewohntem Boden zusammenlebt. Die Ratten erkranken zuerst, 
später werden die Menschen befallen; die Infektion geschieht durch 
Hautwunden oder auf dem Digestionswege. 

Nach der Epidemie in Hong-Kong kehrte Y. nach Paris zurück, 
um Immunisierungsversucbe mit dem Pestbacillus anzustellen, die 
von Calmette und Borrel bereits an Meerschweinchen und 
Kaninchen unternommen waren. Einem Pferde, welches mit frischen 
Gelatinekulturen von Y. immunisiert wurde — die Einzelheiten der 
Methode müssen in der Arbeit nachgelesen werden — , wurde drei 
Wochen nach der letzten Injektion Blut entnommen. Mäuse, die 
0,1 ccm dieses Serums erhielten und 12 Stunden später mit Pest 
infiziert wurden, erkrankten nicht. 12 Stunden vorher mit Pest in- 
fizierte Tiere wurden mit 1,0— 1,5 ccm Serum geheilt, Kontrolltiere 
starben. Dasselbe besaß also sowohl präventive wie therapeutische 
Wirkung. 

Nach China zurückgekehrt, errichtete Y. in der Nähe von Nha- 
Trang, wo die Pest am stärksten auftrat, ein Laboratorium zur Her- 
stellung des Pestserums mit Pferdeställen, um nunmehr serumtbera- 
peutische Versuche am Menschen vornehmen zu können. Als die 
Pest Januar 1896 in Hong-Kong ausbracb, war jedoch noch kein 
genügend immunisiertes Pferd vorhanden, so daß Y. bis zum Juni 
warten mußte, wo er eine Quantität Serum aus seinem Material und 
80 Fläschchen Serum von dem in Paris immunisierten Pferde erhielt. 
Mit ersterem konnte er in Canton einen jungen Chinesen heilen, dem 
in verschiedenen Zwischenräumen im ganzen 30 ccm injiziert wurdt n. 
Das Serum schützte in Dosen von */ib — 1 j t0 ccm eine Maus von 
20 g. Zwei weitere Fälle aus demselben Haus (katholische Missions- 
anstalt) wurden ebenfalls mit demselben Serum geheilt. 

Am 1. Juli begab sich Y. nach Amoy, wo die Pest zahlreiche 
Opfer forderte und die Bevölkerung nicht so feindlich wie in Canton 
den Europäern gesinnt ist, so daß eine größere Anzahl von Heilversucben 
angestellt werden konnte. Innerhalb 10 Tagen wurden 23 Pestkranke 
mit Serum behandelt, von denen 21 genasen und 2 starben, letztere 
kamen am 5. Tage in Behandlung und starben 5 bezw. 24 Stunden 
nach der ersten Injektion. 6 Kranke kamen am 1. Tag in Behand- 
lung, die Heilung trat in 12—24 Stunden ein mittels Injektion von 
20—30 ccm Serum, Eiterung der Drüsen fand nicht statt. 6 Patienten 
wurden erst am 2. Krankheitstage behandelt, die Heilung dauerte 
3 — 4 Tage, es mußten jedoch 30—50 ccm injiziert werden, Drüsen- 
eiterung blieb aus. Bei 4 am 3. Tage behandelten dauerte das Fieber 


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Schutzimpfung, kiinatl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 367 


noch 1 — 2 Tage nach der Injektion (40 — 60 ccm) an, die Heilung 
dauerte länger, in 2 Fällen trat Eiterung der Drüsen ein. 3 am 
4. Tag behandelte Fälle genasen in 5—6 Tagen (20 — 50 ccm), ein- 
mal trat Eiterung auf. Von den 4 nach 5-tägiger Krankheit be- 
handelten (60—90 ccm) genasen 2, die beiden bereits oben genannten 
starben. 

Von 26 bisher behandelten Fällen starben also 2 = 7,6 Proz. 
Mortalität. Y. hält selbst die Zahl zu gering, um weitgehende 
Schlüsse zu ziehen; die Sterblichkeit betrage aber gewöhnlich 80 Proz. 
und darüber. Ein weiterer Beweis von der Wirksamkeit des Serums 
liegt nach Y. in der raschen Genesung, während sonst dieselbe auch 
in gutartigen Fällen nur sehr langsam fortschreitet. Das Serum ist 
natürlich wirkungslos, wenn der Fall zu weit fortgeschritten ist. Das 
in Amoy benutzte Serum war aus Paris nach Nha-Trang, dann nach 
Hong-Kong, Canton und Amoy gesandt und hatte trotz langen Trans- 
portes in heißer Jahreszeit seinen Schutzwert bewahrt 0,1 ccm ge- 
nügte für eine Präventivimpfung einer Maus von 20 g. Im Vergleiche 
zum Diphtherie- und Tetanusserum ist der Schutzwert vorläufig ein 
geringer, so daß darauf noch größerer Wert gelegt werden muß, um 
geringere Mengen injizieren zu dürfen. Die Patienten empfanden 
einige Male Schmerzen an der Injektionsstelle, sonst trat kein weiterer 
Zwischenfall ein. Die bakteriologische Diagnose der Pest wurde 
nicht in allen Fällen gestellt, doch war sie durch das klinische Krank- 
heitsbild zur Genüge gesichert. 

Ob das Serum antitoxische Eigenschaften besitzt oder auf den 
Pestbacillus selbst einwirkt, darüber verspricht Y. weitere Mit- 
teilungen. Aus den Kulturen konnte ein Gift isoliert werden. Nach 
Y.’s Beobachtungen scheint die Präventivimpfung noch wirksamer zu 
sein als die therapeutische, er empfiehlt erstere daher, sobald ein 
Pestfall in einem Haus ausgebrochen ist. Weitere Versuche an Tier 
und Mensch werden ferner zeigen, wie lange die durch prophylaktische 
Impfung erzielte Immunität andauert. W. Kempner (Berlin). 

Konx, Sur la peste bubonique et son traitement par le 
s6rum antipesteux. (La Semaine mödicale. 1897. p. 27.) 

R. berichtet im Namen des in den Kolonieen beschäftigten Arztes 
Y e r s i n über dessen Forschungen über die Pest. Die charakte- 
ristischen Merkmale des Pestbacillus sind von R. bereits in 
der Semaine m6dicale. 1895. p. 73 abgehandelt, und er fügt zunächst 
noch einige Einzelheiten hinzu. So kommt der Pestbacillus auch 
bei den Ratten vor, welche im Verlaufe einer Epidemie massenhaft 
sterben. Mit Reinkulturen menschlicher Herkunft ist es leicht, die 
Pest bei Ratten und Mäusen durch Inokulation zu erzeugen. Ratten 
werden auch infiziert, wenn man Kulturen von Pestbacillen vom 
Intestinaltractus aus aufnebmen läßt. 

Ebenso können Fliegen den Krankheitserreger übertragen. Yersin 
gelang es, Meerschweinchen pestkrank zu machen dadurch, daß er 
ihnen sterilisiertes Wasser injizierte, in welches im Laboratorium tot 
aufgefundene Fliegen verrieben waren. 

Der Mensch infiziert sich durch Aufnahme des Krankheits- 


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368 Schutzimpfung, kflnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungsbemmuog etc. 


erregers entweder durch Hautwunden oder durch den Intestinaltractus. 
Nachgewiesen wurde der Pestbacillus im Zungenbeläge, im Aus- 
wurfe bei mit Bronchitis behafteten Pestkranken und in den De- 
jektionen. 

Bei manchen Erkrankungen sind keine sichtbaren Drilsen vor- 
handen, erst bei der Sektion finden sich die MesenterialdrQsen ge- 
schwollen und so innere Bubonen darstellend. An solchen Fällen 
erlaubt der Nachweis der Bacillen eine sichere Diagnose der Krank- 
heit. Der Nachweis gelingt in der Mehrzahl der schweren Fälle 
leicht durch direkte Untersuchung des Blutes unter dem Mikroskope 
oder besser noch durch Züchtung auf Nährböden. 

Nach verschiedenen Vorversuchen immunisierte Y er sin ein 
Pferd. Geringe Dosen von Kulturen injiziert, verursachen Temperatur- 
erhöhung und lokale Eiterung. Um letztere zu vermeiden, wurden 
die Kulturen in ganz geringen Mengen in die Venen injiziert und 
nach Maßgabe der Angewöhnung allmählich mit den Dosen gesteigert. 
Drei Wochen nach der letzten Injektion wurde das Pferd zur Ader 
gelassen und das Serum zu Immunisierungsversuchen verwandt. Die 
Mäuse, welche l / 10 ccm Serum erhielten, wurden nicht krank, wenn 
man ihnen 12 Stunden später eine Pestbacillenkultur inokulierte. 
Mit größeren Mengen Serum gelang es, Mäuse, die seit 12 Stunden 
infiziert waren, zu heilen. 

Am Menschen ist das Serum bis jetzt in 26 Fällen versucht 
worden. Von diesen sind nur zwei gestorben. Dazu ist aber noch 
zu bemerken, daß bei diesen beiden die Serumbehandlung erst am 
fünften Tage der Erkrankung einsetzte, als bereits Intoxikations- 
erscheinungen, als unregelmäßiger Puls und Respiration, sich bemerk- 
bar machten. 

Auf seine prophylaktische Wirksamkeit beim Menschen ist bis 
jetzt das Serum von Yersin noch nicht erprobt worden. 

Ahlefelder (Charlottenburg). 

Passlni, F., Versuche über die Dauer der antidiphthe- 
ritischen Schutzimpfung. [Aus dem staatlichen Institute 
für Herstellung von Diphtherieheilserum.] (Wiener klin. Wochen- 
schrift. 1896. No. 48.) 

Eine Bestimmung der Wirkungsdauer der Immunisierung mit 
Diphtherieserum ist von großer praktischer Bedeutung. Verf. suchte 
an größeren Tieren und Menschen die Zeit zu ermitteln, wie lange 
die Schutzkörper der gewöhnlichen Immunisierungsdosis von 200 Anti- 
toxineinheiten im Blutserum nachweisbar ist. Bei Ziegen und Pferden 
zeigte sich 30 Min. nach der intravenösen Injektion vou 200 Im- 
munisierungseinheiten eine deutliche giftneutralisierende Wirkung des 
Blutserums, doch sank diese neutralisierende Kraft bis zum 3. Tage 
stetig ab und war nach 6 Tagen verschwunden. Versuche am 
Menschen konnten im ganzen in 12 Fällen ausgeführt werden, doch 
eigneten sich hiervon zur genauen Bestimmung des Antitoxingehaltes 
nur 4 Personen. Nach 11—12 Tagen wurde keine Spur der ein- 
verleibten Schutzkörper mehr nachgewiesen; in einem Falle waren 
6 Tage nach der Seruminjektion noch Spuren derselben zu erkennen. 


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Schutzimpfung, küustl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmaug etc. 360 


Für die Praxis wäre demnach über 10—11 Tage hinaus keine Schutz- 
Wirkung von der Präventivimpfung zu erwarten. Allerdings hebt 
Verf. mit Recht hervor, daß bei den Versuchen nur der Teil der 
200 Antitoxineinheiten nachweisbar war, welcher frei in dem Blute 
zirkulierte. Da es aber sehr wahrscheinlich ist, daß an der Heil- 
serumwirkung auch die Gewebe des Organismus beteiligt sind, welche 
den Schutzstoff viel länger behalten können, so könnte doch, unbe- 
schadet der Entwertung des Blutserums, die Injektion noch ihre 
Wirkung länger entfalten. Dieudonnö (Berlin). 

Soerensen, Versuche mit Serumtherapie bei Diphtherie 
im Bl egdamsspi tal e in Kopenhagen. Mitteilung II. 
Versuche mit französischem und dänischem Serum. 
(Therapeutische Monatshefte. 1896. August.) 

Vom 1. Mai 1895 bis 29. Februar 1896 wurden 393 Kinder mit 
Diphtherie aufgenomroen, von denen 28=7,1 Proz. starben. Von diesen 
wurden mit Serum behandelt 80 mit einer Mortalität von 11,2 Proz. 
S. stellt nun verschiedene Gruppen von Kranken einander gegenüber, 
um die Wirkung der Serumbehandlung gegenüber der gewöhnlichen 
Behandlung bei gleicher Schwere der Erkrankung zu studieren. 

Dabei ist natürlich eine Fehlerquelle nicht zu vermeiden, nämlich 
die, daß unwillkürlich für die Serumbehandlung die schwereren, für die 
symptomatische Therapie die leichteren Fälle ausgesucht werden, 
ganz abgesehen davon, daß bei einer Einteilung von 80 behandelten 
Fällen in 5 Gruppen die Prozentberechnungen schließlich mit so 
kleinen Zahlen angestellt werden müssen, daß sie wertlos werden. 

S. kommt deshalb auch zu keinem abschließenden Urteil. Er 
will einerseits bei den mit Serum behandelten Kranken keine besseren 
Resultate erzielt haben und erklärt daher deshalb, daß er das Serum 
nicht für „ein Wundermittel ansehen könne, welches den Verlauf und 
den Ausgang der Diphtherie gänzlich umformen wird“. Andererseits 
wäre es seiner Ansicht nach „unberechtigt, aus den hier vorliegenden 
Resultaten den Schluß zu ziehen, das Serum besitze gar keine 
heilende Wirkung“. 

Die S.’sche Arbeit giebt uns also weder nach der einen noch 
nach der anderen Richtung eine prompte Antwort. Die Einzelheiten 
sind im Original einzusehen. 

Zu bemerken ist, daß S. nach dem französischen und dänischen 
Serum häufiger Nebenwirkungen eintreten sah, als früher nach 
deutschem Serum, was wohl zum Teil auf die Größe der injizierten 
Dosen zu beziehen ist. Im Durchschnitt erhielten die Kinder 40 ccm 
Serum! H. Kossel (Berlin). 

Dieudonn£, A., Ueber Diphtheriegift-neutralisierende 
Wirkung der Serumglobuline. (Arbeiten aus dem Kaiser- 
lichen Gesundheitsamte. Bd. XIII. Heft 2.) 

D. hat die Angaben Smirnow’s über die giftneutralisierenden 
Wirkungen der Serumglobuline einer Nachprüfung unterzogen. 
S. wollte nachgewiesen haben, daß die Globuline des normalen Pferde- 
serums bei der Mischung mit dem Diphtheriegift dieses neutralisieren, 

Ente AM. XXI. Kd. 24 


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370 Schutsimpfaug, kilnstl. Infektionskrankheiten, Entwiekelungshemmung etc. 

bei getrennter Injektion von Gift und Globalinen jedoch unwirksam 
sind, und hatte daraufhin die Brauchbarkeit der Ehrlich’schen 
Methode zur Wertbestimmung des Diphtherieserums in Abrede gestellt. 

D. untersuchte nun die giftneutralisierende Wirkung der nach 
verschiedenen Methoden aus normalem Pferdeserura ausgefällten 
Globulinpräparate. Er fand, daß die Globuline in sehr verschiedenem 
Grade auf das Diphtheriegift einwirkten, je nachdem er sie, wie 
Smirnow, durch Aussalzen mit Magnesiumsulfat oder durch Aus- 
füllung mittels des Kohlensäurestromes oder endlich durch einfache 
Dialyse des Serums und Sammlung des dabei entstehenden Nieder- 
schlages darstellte. Während der Magnesiumsulfatniederschlag starke 
giftneutralisierende Eigenschaften hatte, war der Kohlensäurenieder- 
sehlag und die Fällung aus dem durch Dialyse von Salzen befreiten 
Serum nur in weit geringerem Grade wirksam, und zwar stand die 
neutralisierende Fälligkeit in umgekehrtem Verhältnis zum Gehalt 
des betreffenden Präparates an Eiweiß. 

Daher blieb nur die Annahme übrig, daß die wirksamen Stoffe 
nicht die Globuline selbst sind, sondern bei der Ausfüllung der 
letzteren nach verschiedenen Methoden bald vollständiger, bald unvoll- 
ständiger mitgerissen werden. Auch bei einem hoch antitoxischen 
Serum konnte die Beobachtung gemacht werden, daß die Antitoxine 
bald in der Fällung, bald im Filtrate in größerer Menge vorhanden 
waren. 

D. konnte also im Gegensatz zu Smirnow die Angaben von 
Pfeiffer und Proskauer, Aronson und Brieger und Boer 
bestätigen und nachweisen, daß es weder die Globuline noch die 
Albumine sind, welche dem Serum seine giftneutralisierenden Eigen- 
schaften verleihen. Die Resultate der Dieudonnö’schen Arbeit 
stehen in bestem Einklang mit den seinerzeit von dem Ref. bei einer 
Besprechung der Smirnow’schen Arbeit im Bd. XIX dieser Zeit- 
schrift gegen die Smirnow 'sehe Beweisführung erhobenen Einwänden. 

H. Kos sei (Berlin). 

Dieudonnl, A., Ergebnisse der Samroelforschung über 
das Diphtherieheilserum für die Zeit vom April 
1895 bis März 1896. (Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesund- 
heitsamte. Bd. XIII. Heft 2.) 

In den Krankenanstalten Deutschlands, welche sich an der vor- 
liegenden Sammelforschung beteiligten, wurden in genanntem Zeiträume 
insgesamt 9581 Kranke aller Altersklassen mit Diphtherieserum be- 
handelt; davon genasen: 7999 = 83,5 Proz., starben : 1489 = 15,5 Proz., 
blieben in Behandlung: 93 = 1 Proz. Zieht man die als hoffnungs- 
los in die Hospitäler eingelieferten Kranken ab, so starben nur 
14,7 Proz. Dieses Ergebnis ist bedeutend günstiger, als irgend eines 
der vorhergehenden 12 Jahre; in diesen starben 23,4 — 30,1 Proz. 
der symptomatisch behandelten Kranken, somit im günstigsten Jahrr 
immer noch 7,9 Proz. mehr als im Serumjahr. 

Daß die Epidermie im Berichtsjahre keinen besonders leichten 
Charakter trug, beweisen die Angaben über die Schwere der Fälle. 
Es waren: 


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Schutzimpfung, kflnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 371 


leichte Fälle 3059 = 31.9 Proz., davon starben 0,49 Proz. 


mittlere „ 

1370 = 14 3 „ 

19 

11 

2.1 

schwere „ 

4642 = 48,5 „ 

11 

19 

29,4 

ohne Angabe 

510 = 5,3 „ 

11 

11 

159 


Auffallend ist die günstige Heilungsziffern bei Kindern unter 
2 Jahren. Von 1189 Kindern in diesem Alter starben 465 = 
39,1 Proz., während sonst 60— 80 Proz. dieser Kinder der Krank- 
heit erlagen. Von den sämtlichen Kranken litten 4085 = 42,6 Proz. an 
Kehlkopfdiphtherie, auch ein Beweis, daß es sich um einen schweren 
Charakter der Epidemie gehandelt hat. Während von den Rachen- 
diphtherieen 7,1 Proz. starben, erlagen von Kehlkopfdiphtherieen 
26.9 Proz. Bei 67,2 Proz. der Kehlkopfdiphtherieen wurde operiert, 
während bei 32,8 Proz. sich die Stenoseerscheinungen zurückbildeten, 
ohne daß ein operativer Eingriff nötig wurde. Von den nicht ope- 
rierten starben 15,8 Proz., heilten 84.2 Proz., von den Operierten 
starben 32,3 Proz., und zwar von 2419 Tracheotomierten 782 = 
32,3 Proz., von 325 Intubierten 103 = 31,7 Proz. (ein bemerkens- 
wertes Ergebnis für die Beurteilung dieser beiden konkurrierenden 
Operationen). Sogar von den unter 2 Jahre alten, operierten Kindern 
starben nur 54 Proz. 58.6 Proz. sämtlicher Fälle wurden bak- 
teriologisch untersucht. Diphtheriebacillen fanden sich in 82 Proz. 
der untersuchten Fälle (ein Ergebnis, welches beweist, daß die 
Fertigkeit in der Ausübung der bakteriologischen Technik in erfreu- 
licher Weise zunimmt, Ref.) Bei den mit Scharlach verbundenen 
Diphtherieen wurden L oe ff 1 er’sche Bacillen in 62,2 Proz. der Fälle 
nachgewiesen. Die Mortalität war bei den klinisch und bei den bak- 
teriologisch diagnostizierten Fällen die gleiche. 

Von den innerhalb der ersten beiden Krankheitstage injizierten 
Kranken genasen 92,1 Proz., von den später gespritzten 81,4 Proz. 
In 21,6 Proz. der Fälle wurden 600 I.-E. und darunter, in 78,4 Proz. 
1000 I.-E. und darüber injiziert. Was die Einwirkung des Serums 
auf den Kranken betrifft, so war vielen Berichterstattern eine 
Besserung des Allgemeinbefindens und des Fiebers aufgefallen. 
Deutlicher zeigte sich der Einfluß des Serums auf den lokalen Krank- 
heitsprozeß, in einer schnelleren Ablösung der Membranen und Still- 
stand des Prozesses ‘). Albuminurie war in 28,5 Proz. der Fälle 
vorhanden, in 17,6 Proz. schon vor erfolgter Injektion, ein schäd- 
licher Einfluß des Serums auf die Nieren geht auch aus der vor- 
liegenden Statistik nicht hervor. Lähmungen waren nur in 3,5 Proz. 
der Fälle angegeben. Recidive sind 7 beobachtet, frühestens am 
5. Tage, spätestens nach 3 Monaten. 

Die Berichterstatter bezeichnen die Heilwirkuug des Serums in 
68 Proz. der Fälle als sicher oder wahrscheinlich, in 20 Proz. als 
nicht hervorgetreten, über 11,7 Proz. fehlen Angaben. 

Unter den Todesursachen war die häufigste absteigender Kroup 
und Pneumonie (53,6 Proz. der Todesfälle). An Sepsis starben 
8,5 Proz., an verschiedenen Veränderungen des Herzens 11,2 Proz. 


den 


1) Nur in ganz vereinzelten Fällen griff der ProzeB nach der Seruminjektion auf 
Kehlkopf über. 

24 « 


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372 Bdmtiimpfiuig, kfioiiü. Iafaktionakrankbeiten, Entwickelungsbemmang etc. 


(Herzlähmung, Herzschwäche, fettige Entartung, Myokarditis), die 
übrigen Todesursachen (Nephritis, Scharlach, Masern etc.) treten an 
Zahl zurück. 

Hautausschl&ge wurden gesehen in 7,1 Proz. der Behandelten ; 
mit Gelenkschmerzen waren dieselben verbunden in 81 Fällen, von 
sonstigen angeblichen Nebenwirkungen sind Albuminurie nur 29 mal, 
Herzschwäche 8 mal bezeichnet. 

Das Ergebnis wird in dem Schlußsatz zusammen gefaßt: Die 
ärztliche Behandlung der Diphtherie mit Heilserum bezeichnet einen 
wesentlichen Fortschritt, auf dem Gebiete der Therapie; ein günstiger 
Erfolg trat bei dessen Anwendung häufiger ein, als bei den bis- 
herigen, wissenschaftlich erprobten Heilverfahren. Die hier und da 
beobachteten Nebenwirkungen traten im allgemeinen hinter dem 
Nutzen des Serums zurück. H. Kos sei (Berlin). 


Report of the medical Superintcndents upon the use of 
antitoxic Serum in the treatment of diphtheria in 
the hospitals of the board during the year 1895. 
London (printed by Mr. Corquidale & Co. limited Cardington 
Street NW.) 1896. 

Der Bericht umfaßt die Ergebnisse der Serumbehandlung bei 
Diphtherie an 6 Londoner Krankenhäusern im Jahre 1895. Im ganzen 
wurden mit Antitoxin behandelt 2182 Fälle mit 615 Todesfällen 
= 28,1 Proz., und zwar wurden nur die schwereren Fälle mit, die 
leichteren ohne Serum behandelt. Wenn man die nicht mit Serum 
behandelten hinzurechnet, umfaßt die Statistik 3529 Fälle mit 
796 Todesfällen = 22,5 Proz. Diesem Ergebnis werden die Zahlen 
des Jahres 1894 gegenübergestellt, in welchem die Mortalität 
geringer war als in irgend einem der vorhergehenden Jahre. 

1894 1895 

ohne Serum behandelt alle Fälle, mit und ohne Serum behandelt 
3042 3529 

gestorben 902 gestorben 796 


Mortalität 29,6 Proz. Mortalität 22,5 Proz. 

Deutlicher wird die Wirkung des Serums, wenn man die Fälle 
nach den Krankheitstagen zusammenstellt, an denen mit der Behandlung 
begonnen wurde. 



1894 ohne 

Serum 


1895 mit Serum 


Fälle 1 Rcstorhen | 

Mortalität 

Fill« 

gestorben | Mortalität 

erster Krankheitstap 

133 1 30 

22,5 Pro*. 

86 

4 I 4,6 Proi. 

zweiter „ 

539 146 

27 „ 

403 

60 14,8 „ 

1 


Folgende Tabellen zeigen die Resultate bei den Fällen mit Er- 
scheinungen von Larynxdiphtherie: 



Kille 

1 gestorben 

{ Mortalität 

1894 

466 

289 

62 Pro*. 

1895 (Serumbehandluiij^ 

468 1 

196 

41,8 „ 


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Schnttimpfang, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 373 


Tracheotomiert wurden : 



fülle 

j gestorben 

j Mortalität 

lö94 

261 

ist 

70,4 Froi. 

1896 (Serumbehaodlung) 

219 

108 

49,8 „ 


Das Antitoxinjahr zeigte eine höhere Zahl von Albuminurieen 
und Lähmungen als das Vorjahr, aber nicht allein bei den mit Serum 
behandelten schweren, sondern auch bei den ohne Serum geheilten 
leichteren Fällen. Die Berichterstatter machen daher das Serum 
uicht allein für die Steigerung verantwortlich. Vor allen Dingen 
nehmen sie keine ungünstige Einwirkung des Serums auf die Nieren 
an , sondern erklären die Steigerung der Albuminurieen zum Teil 
daraus, daß eine größere Anzahl von schweren Fällen die Krankheit 
überstand, welche ohne Serum gestorben wären. Natürlich treten 
gerade in diesen Fällen nachträglich Komplikationen auf. 

Von Nebenwirkungen des Serums wurden beobachtet: Ausschläge 
in 45,9 Proz., Gelenkschmerzen in 4,7 Proz., Fieber mit oder ohne 
Ausschläge in 29,6 Proz., Absceß an der Injektionsstelle in 2,3 Proz. 
der behandelten Fälle. Die große Zahl der Ausschläge ist sicherlich 
darauf zurückzuführen, daß die Dosen wegen der geringen Wirksamkeit 
des englischen Serums sehr hoch gegriffen wurden. Im Durchschnitt 
wurden 41,2 ccm Serum injiziert. 

Die Berichterstatter sind über den Wert der Antitoxinbehandlung 
bei Diphtherie nicht im Zweifel. Sie schließen ihn 

1) aus der Herabsetzung der Mortalität bei den am ersten und 
zweiten Krankheitstage in Behandlung genommenen Patienten, 

2) aus der Herabsetzung der allgemeinen Mortalität an Diphtherie 
unter den bisher niedrigsten Stand, 

3) aus der noch erheblicheren Herabsetzung der Mortalität bei den 
Larynxdiphtherieeu, 

4) aus der an allen Hospitälern eingetretenen Herabsetzung der 
Mortalität bei den Tracheotomierten, 

5) aus dem günstigen Einfluß auf den Ablauf der Krankheits- 
symptome. 

Im Anhang werden die Resultate der Serumbehandlung bei 
Scharlachdiphtherieen im Northernhospital mitgeteilt. Die Diagnose 
wurde in diesen Fällen durch den bakteriologischen Nachweis der 
Diphtheriebacillen gestellt. Auch hier zeigt sich eine ganz beträcht- 
liche Herabsetzung der Mortalität bei den mit Serum behandelten 
Kranken. H. Kossel (Berlin). 

Xiemami, F., Ueber Tuberkuloseheilserum. [Aus dem 
bakteriologischen Institute zu Lyou-Vaise.] (Münchener med. Wochen- 
schrift. 1897. No. 3.) 

Schon früher (Bd. XIX dieser Zeitschrift, p. 214) hatte Verf. 
ruitgeteilt, daß es ihm gelungen war, durch Behandlung von jungen 
Ziegen mit dem aus dem Alkoholniederschlage von Tuberkulin dar- 
gestellteu Toxin ein antituberkulinhaltiges Serum zu gewinnen. Die 
Versuche wurden mit einem sehr starken Gift fortgesetzt, von dem 


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374 Schutzimpfung» künsll. Infektiouakrauküeiten, Gutwickelungshemmung etc. 


3—5 mg genügten, um tuberkulöse Meerschweinchen 28 — 30 Tage 
nach der Infektion in 8 — 15 Stunden sicher zu tödteu. Die Produktion 
der Antikörper wurde dadurch wesentlich gefördert, daß man in der 
geeigneten Zeit dem Organismus in wachsender Menge unfiltrierte, 
3 — 4 Wochen alte Tuberkelbacillenkulturen, die bei niederen Tempe- 
raturen (30— 35° C) im Vakuum um das 4— 5-fache eingeengt waren, 
injizierte. Hierdurch werden dem Tierkörper mit den lebenden Bak- 
terien, aus denen man in vitro die wirksamen Substanzen nie völlig 
extrahieren kann, auch noch diejenigen Stoffwechselprodukte der 
Tuberkelbacilleu zugeführt, die bei der Erhitzung der Kulturen auf 
mehr als 50° C zu Grunde gehen. Zur Prüfung des antitoxischen 
Wertes des Serums benutzte N. nicht gesunde, sondern nur tuber- 
kulöse Meerschweinchen, die 25—30 Tage nach der Infektion die 
sicher tödliche Dosis Tuberkulin und eine wechselnde Quantität Serum 
injiziert erhielten. Von zwei auf diese Weise geprüften Serumarten 
schützten 1 bezw. 1,5 ccm zur Neutralisierung von 0,5 ccm Tuberkulin. 
Auch durch Versuche am Menschen konnte das Vorhandensein von 
Antituberkulin in diesem Serum nachgewieseu werdeu. Heilungs- 
versuche bei impftuberkulösen Meerschweinchen mittels des Serums 
waren gleichfalls von günstigem Erfolge, und zwar bei frisch infizierten, 
wie bei 10 bezw. 18 Tage vorher infizierten Tieren. Nach 3 — 6- 
wöchentlicher Behandlung ging zumeist das spontan niemals heileude 
indurierte Geschwür an der Impfstelle zurück, nach 4—8 W r ochcn 
waren die zuerst stark geschwollenen Lymphdrüsen nicht mehr pal- 
pabcl und von nun an nahm das Gewicht stetig zu. Auf Grund 
dieser Erfahrungen ging Verf. dazu über, auch beim Menschen Ver- 
suche mit dem Serum anstellen zu lassen, welche jedoch noch nicht 
soweit abgeschlossen sind, um ein Urteil über etwaige Heilresultate 
abgeben zu können. Dieudonn6 (Berlin). 

Jensen, C. 0., Vieheinfuhr und die Tuberkulinprobe. 

(Zeitschr. f. Eleisch- u. Milchhygiene. Jahrg. VII. 1897. No. 4.) 

In einem geharnischten Artikel wendet sich der Verf. gegen die 
Bestrebungen, welche augenblicklich im Gange sind, um die Ein- 
führungen ausländischen Viehes nach Deutschland zu verhindern. 
Verf. führt aus, daß die als Motiv für diese Bestrebungen dienenden 
Behauptungen von Verseuchungen des fremdländischen Viehes keines- 
wegs für Dänemark zutreffen. Lungenseuche kommt gar nicht vor. 
Die wenigen Ausbrüche von Maul- und Klauenseuche sind durch die 
drakonischsten Maßnahmen sofort im Keime erstickt. Nur die Tuber- 
kulose macht allerdings eine Ausnahme. Aber der Verf. betont, daß 
die tuberkulösen Tiere meist zur Schlachtbank geführt würden und 
somit keine Gefahr für Weiterverbreitung der Seuche geben. Gegen 
die auf die Tuberkulose sich beziehenden Ausführungen ließe sich 
indcB manches einwenden. Ref. möchte jedoch an dieser Stelle nicht 
auf diese Dinge eingehen, da sie den Rahmen des Referates über- 
schreiten müssen, will aber nicht verfehlen, auf eine im Verlage von 
Gustav Fischer in Jena demnächst erscheinende, vom Ref. ver- 
faßte Abhandlung, betreffend den Kampf gegen die Tuberkulose des 



Schutzimpfung, künatl. Infck t ionskrank heilen, Entwickeiungshemmung etc. 375 


Rindviehes, aufmerksam zu machen, wo diese Dinge des breiteren 
besprochen worden sind. 0. Voges (Berlin). 

Bernsten, M., Praktische Erfahrungen mit der Schutz- 
impfung gegen Schweinerotlauf. (Molkereizeitung. 1896. 
No. 49.) 

Die Bekämpfung der Rotlaufseuche durch Impfung ist nicht neu. 
Vor etwa 12 Jahren wurde sie in mehreren Orten Deutschlands nach 
Paste ur's Methode angewendet. Dabei stellte sich heraus, daß nur 
junge Tiere von 3 — 4 Monaten mit Erfolg geimpft werden konnten, 
große Verluste waren daher sehr häufig. — In neuerer Zeit wurden 
diese Versuche mit Pasteur 'schein Impfstoff in Württemberg er- 
neuert. Ueber dieselben referierte Reg.-Rat Beißwäuger in einer 
Versammlung der Vereinigung deutscher Schweinezüchter. Von 115 
Impfungen sind 26 Stück = 22,6 Proz. erkrankt, hiervon sind 
4 Stück = 15,5 Proz. an Rotlauf gefallen. Von den übrigen 22 Stück 
mußten 2 Stück wegen der Folgen der Impfkrankheit (Hautbrand 
bezw. Zurückbleiben im Ernährungszustände) frühzeitig geschlachtet 
werden; ferner behielten 2 Stück eine Schwäche im Hinterteil. Wo 
es sich um die Impfung großer und alljährlich vom Rotlauf hart be- 
troffener Bestände handelt, ist die Pasteur’sche Impfung ange- 
bracht; für den Kleinbetrieb sind jedoch die Verluste zu groß. 
Obermedizinalrat Lorenz -Darmstadt äußerte sich in derselben Ver- 
sammlung dahin: „Das Pasteur’sche Schutzimpfungsverfahren gegen 
den Schweinerotlauf besteht darin, daß den Impflingen künstlich ab- 
geschwächte Kulturen von Schweinerotlauf bacillen unter die Haut 
gespritzt werden. Die verschiedenen Schweinerassen sind nicht alle 
gleich empfänglich gegen Rotlauf, ja innerhalb der Rassen zeigt sich 
oft auch eine große Verschiedenheit hierin. Es ist deshalb nicht 
wohl möglich, immer den richtigen Grad der Abschwächung zu treffen, 
selbst wenn man die Abschwächung genau abmessen könnte, was ich 
noch bezweifle. Ferner aber haben die Praxis sowohl als auch exakte 
Versuche gezeigt, daß man Tiere mittels abgeschwächter Kulturen 
nur dann immunisieren kann, wenn sie auf dieselben eine Reaktion 
zeigen, d. h. einen gewissen Grad von Impfkrankheit durchmachen. 
Ganz besonders hat sich dies aus den Versuchen ergeben, die mit 
abgeschwächten Milzbrandkulturen vorgenommen sind. Aus diesen 
Umständen aber erklären sich sowohl einerseits die nicht seltenen, 
manchmal recht beträchtlichen Impfveriuste, andererseits aber auch 
wieder die Verluste geimpfter Schweine an natürlichem Rotlaufe. Im 
ersteren Falle waren die Impfkulturen für die Individualität der 
betreffenden Schweine zu stark, im letzteren waren sie zu schwach 
für dieselbe.“ Obermedizinalrat Lorenz veröffentlichte vor einigen 
Jahren ein Schutzimpfungsverfahren, das darin bestand , daß die 
Schweine erst mit Blutserum von Tieren, die mit Rotlaufbacillen ge- 
impft waren, schwach immunisiert und dann mit Rotlaufkulturen 
(nach Lorenz) geimpft wurden. Dieses Verfahren hat sich gut 
bewährt. 

Verf. teilt seine Versuche mit dem neuen viel gepriesenen Mittel 
„Porcosan“ (Dr. R6my) mit, das für Schweine jeden Alters an- 


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376 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


gewendet werden kann und mindestens 11 Monate immun macht 
Bei der Impfung von 100 Schweinen gingen nach einigen Tagen 
2 ein und nach ca. 5 Wochen weitere 3, während die anderen mehr 
oder weniger erkrankt waren. Bei einem weiteren Versuche mit 
145 Tieren sind 4 eingegangen, während die anderen ebenfalls mehr 
oder weniger fieberten; beim dritten Versuche mit 200 Tieren kam 
kein Krepieren und keine Krankheit vor; in dem Blute von 2 kre- 
pierten Tieren wurden Rotlaufbacillen konstatiert. Das Porcosan ist 
deshalb nach dem Verf. infolge der nach der Impfung auftretenden 
Todesfälle und Krankheitserscheinungen, die besonders den kleinen 
Landwirt treffen können, vorläufig nicht zu empfehlen. 

Baier (Berlin). 

Niemann, Zur Desinfektion von Wohnräumen mittels 

Formaldehyds. (Dtsche med. Wochenschr. 1896. No. 46.) 

Verf. prüfte in einem gut verschlossenen Raume vom 23 cbm 
die desinfizierende Wirkung des Formaldehyds. Zunächst arbeitete 
er mit dem Bartels’schen Apparate und verbrauchte in 3 Ver- 
suchen von 15 bezw. 20 bezw. 24 Stunden 210, 347 und 359 g 
Methylalkohol; dann wurde der Oppermann-Rosenberg’sche 
Verdunstungsbrenner bei 10-, 15-, 22- und 7-stündiger Einwirkung 
und Verbrauch von je 16 ccm Holzin, endlich der Trillat’sche 
Apparat bei 15-, 10- 7-, 20- und 15- ständiger Einwirkung und 
Verbrauch von 500, 500, 500, 2200 bezw. 2200 ccm Formochlorol 
geprüft. Die Ergebnisse waren nur teilweise befriedigend. Bei 
24- ständiger Einwirkung des Bartels’schen Apparates wurden 
an Fäden angetrocknete Diphtheriebacillen vernichtet, Milzbrand- 
sporen und Stapby lococcus aureus jedoch nicht nach- 
weislich beeinflußt. Der Oppermann-Rosenberg’sche Ver- 
dunstungsbrenner schwächte in 22 Stunden die Entwickelungsfähig- 
keit der Milzbrandsporen an 2 der 5 aufgehängten Fäden und der 
Staphylokokken an allen Fäden ab. Von 5 Typhusfäden waren 4 steril; 
an dem fünften waren die Bacillen in der Entwickelung gehemmt. 
Mit Hilfe des Trillat’schen Apparates waren dagegen schon in 
10 Stunden je 10 Seidenfäden mit Milzbrandsporen, Diphtheriebacillen, 
Typhusbacillen und Staphylococcus aureus desinfiziert. Nach- 
dem dieselben 25 Tage bei 36,5 °C im Brütschranke gehalten waren, 
konnten aus ihnen die verwendeten Bakterien nicht zur Entwickelung 
gebracht werden. Verf. rühmt an dem Trillat’schen Apparate als 
Vorzug, daß der Apparat außerhalb des zu desinfizierenden Raumes 
aufgestellt wird und daß die entwickelten Dämpfe erst durch eine 
Rohrzuleitung in das Zimmer geführt werden; denn es sei dabei 
möglich, die Füllung nach Bedarf zu ergänzen, ohne daß das Zimmer 
betreten werden muß. Kubier (Berlin). 

Silber, Salubrol, ein neues antiseptisches Streupulver. 

(Deutsche med. Wochenschr. 1896. No. 52.) 

Salubrol entsteht bei der Einwirkung von Brom auf Methylen- 
bisantipyrin und ist annähernd ein Tetrabromderivat. Bei Berührung 
mit organischer Substanz wird allmählich Brom daraus abgespalten. 


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Corrigendum. 


377 


Das Pr&parat ist fast geruchlos und zeigte sich bei subkutaner In- 
jektion von 0,1 — 0,5 pro die für Meerschweinchen, Kaninchen und 
Hunde ungiftig. Bei 2 Hunden entstanden an den Injektionsstellen 
Abscesse mit sterilem, bräunlichem Inhalt. Agarkulturen von Ba- 
cillus prodigiosus, pyocyaneus, tetragenus, Anthrax 
und Staphylokokken scheinen durch Aufstreuen von Salubrol dem 
Ansgang von Fortzüchtungs- und Tierversuchen zufolge vernichtet 
worden zu sein. In der Behandlung von Wunden und Eiterungen 
hat sich das Präparat dem Verf. gut bewährt, wobei besonders auch 
die austrocknende Wirkung des Pulvers in Betracht kam. Der letzteren 
wegen ist seine Anwendung bei sehr großen Flächenwunden nicht zu 
empfehlen, weil dadurch die Granulationsbildung beeinträchtigt wird. 
Auf frischen Wunden wurde durch das Salubrol, sofern es in Pulver 
angewandt wird, zuweilen ein brennender, manchmal heftiger Schmerz 
erzeugt. Kühler (Berlin). 


Corrlgendnm. 

Id No. 6/7 dies. Centralbl. p. 265 Anmerkung ist noch hinzuzufügen : Unter De- 
generation verstehe ich in diesem Artikel Überall die Metamorphose der Zellen, welche 
zu deren Absterben führt, p. 266 Zeile 4 von oben ist zu lesen „genug“ statt ,,ganz“ 
und in der Anmerkung Zeile 3 von unten ,, diese“ statt „die“, p. 267 Zeile 17 von 
unten „Erythrocytensubstanz“ statt „Hämoglobin“ und in der Anmerkung Zeile 4 von 
unten „hrsg.“ statt ,/vergl.“ p. 268 Zeile 21 von unten ist nach dem Worte „be- 
sonderen“ einzuschalten: leicht oxydablen, Zeile 19 von unten „weiter“ statt „von mir“ 
zu lesen, nach dem Worte „ist“ Zeile 16 von unten noch binzuzufügen : und daß 
die Oxydation dieser Substanz durch die chemische Thätigkeit 
des Eisens hervorgernfen wird. Zu gunsten dieser Theorie spricht auch die 
Fähigkeit des Eisens, bloß durch seine Gegenwart einige organische Stoffe (Benzol, 
Oxalsäure) zu oxydieren. Daher hat schon Bunge die Hypothese geäußert, daß das 
Eisenoxyd der Sauersto ff Überträger in den Geweben sein könnte. (Lehrb. d. phys. Ch. 
p. 257.) Zeile 8 von unten ders. Seite ist „ein Tröpfchen“ statt „einen Tropfen“, 
und p 269 Zeile 16 von oben „kann“ statt „muß“ zu lesen, p. 270 Zeile 11 von 
oben ist hinter dem Worte „muß“ als Anmerkung beizufügen: Centralbl. f. Bakt. I. Abt. 
Bd. XX. p. 19, ebenso Zeile 24 von unten hinter dem Worte „wird“: S. Photogramm 
No. 7 in meinem Artikel (Centralbl. f. Bakt. 1. Abt. Bd. XX). p. 271 Zeile 19 von 
oben ist nach dem Worte „runden“ einzufügen: infolge der Oxydation und Wasser- 
aufnahme, ebenso Zeile 17 von unten „Mesnil und Hibler“ vor „Me ts c h n i k o f f“. 
p. 273 Zeile 6 von oben ist nach „entdeckten“ als Anmerkung einzuffigen: und von 
Bordet ausführlich studierten, gleichfalls Zeile 14 von oben nach dem Worte „ist“: 
Dieser Prozeß in geringem Grade kommt Auch bei der Wirkung des normalen Serums 
vor p. 274 Zeile 15 vou obeu ist nach „in vitro“ einzuschalten : Das Aglutinin wirkt 
also rein mechanisch, wodurch, meine ich, seine obengezeigte fermentartige Wirkung 
sich erklärt, ebenfalls Zeile 27 von oben nach „notig ist“: In diesem Falle, wie auch 
bei den Cholerakügelchen, erscheint die Bewegung zweifellos als direkte Folge der De- 
generation. 

Also stellt nach unserer Theorie die baktericide Wirkung des 
Immnnsernms, wie auch die Degeneration und Oxydation der 
Z e 1 1 en e I e m e n t e , die Folge einer allgemeinen Ursache — der che- 
mischen Verwandtschaft des Eisens zum Sauerstoff — dar, welche 
auch die Bewegung dievser Elemente hervorruft. 


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378 


Neu« Litreratur. 


Neue Litteratur 

zutammengastolU von 

San.-Rat Dr. Arthur Wükzburg, 

Bibliothekar im Kalserl. OesundheitMmte in Berlin. 


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Saccharomyces cerevisiae und anderen Hefen. [Inaug.-Diss.] Rostock 1896. 

Seelig, P., Ueber den EinflnB des Milchzuckers auf die bakterielle Kiweifizersetzung. 

(Arch. f. pathoi. Anat u. Pbyriol. Bd. CXLVI 1897. Heft 1. p. 53—64.) 

Thiele, R., Die Temperaturgrenzen der Schimmelpilze in verschiedenen Nährlösungen. 
[Inaug.-Diss.] 8°. 37 p. Leipzig 1896. 

Zeidler, A , Ueber eine Essigsäure bildende Termobakterie. (Centraibl. f. Bakteriologie 
etc. II. Abt. 1896. No. 23/24. p. 729—739.) 


Beziehungen der Bakterien und Parasiten znr unbelebten Natur. 

Luft, Wasser, Boden. 

Defontaine, L., L'eitu da lac de Genire k Paris. (Gas. d. häpit. 1897. Ko. US. 
p. 1133—1135.) 

Eymard, L. et Oarin, H.. Les eaux de Versailles. (Rev. d’hygiine. 1897. No. 8, 9. 
p. «76—698, 8*0-831.) 


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Neoe Litteratur, 


379 


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Vol. II No. 20. p. UM— Ulk) 

Hol*. Des Trink wasser von Mets and Umgebung. (Arch. f. Hygiene. Bd. XXVIII. 1897. 
Heft 2. p. 1 OS— 187.) 

Jegnnow, M., Bakterien- Gesellschaften. Eigenheiten der Schwefelbakterien der Fonteinen- 
platte. (Centrelbl. f. Bakteriologie etc. IL Abt 1896. No. 28/24. p. 739—752.) 
Wittlin, J , Examen bactdriologique des eeax thermeles delBaden (Suisse). (Annel. de 
microgr. 1897. No. 9. p. 381 — 884 ) 


Nahrungs- und Genußmittel, Gebrauchsgegenstände. 

Goltz, Znr Muskelauswahl für die Trichinenschau. (Zeitsehr. f. Fleisch- n. Milchhygiene. 
1896/97. Heft 1. p. 1—4.) 

Kieckh&fer, Zur Differentialdiagnose der Rinderfinnen. (Zeitschr. f. Fleisch- n. Milch- 
hygiene. 1896/97. Heft 1. p. 9—10.) 

Leiatikow, Ceber Zweck und Nutzen der Fleischschau. (Verhandl. u. Mitteil. d. Ver. 

f. ff. Gesundheitspfl. in Magdeburg. 1896. p. 112 — 118.) 

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(Brit. med. Journ. 1896. No. 1874. p. 1608 — 1604.) 

Rohr. Zum Kapitel der Rinderfinnen. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene. 1896/97. 
Heft 1, p. 10 ) 

Rottig, P., Ueber den Wert der bakteriologischen Milchuntersuchung. [Inaug.-Diss.] 
8°. 22 p. Halle 1896. 

Vaughan, V. C. u. Perkins, G. D., Ein ln Eiscreme und K&se gefundener giftprodu- 
zierender Bacillus. (Arch. f. Hygiene. Bd. XXVII. 1896. Heft 4. p. 308 — 327.) 


Straßen. 

Wittlin, J., De l’action de Tarrosage sur la teneur en germes des poussieret des rues. 
(Annal. de microgr. 1896. No. 10. p. 401 — 414.) 

Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belekten Natur. 

Krankheitserregende Bakterien und Parasiten. 

Ducor, P. y Maladies produites par Ies Champignons parasite.s. 8°. Parts (J. B. Bail- 
lifere et fil») 1896. 2,50 fr. 

Galli-Valerio, B, Immnnitk e resistenza alle malattie. 16°. 226 p. Milano (Man. 

Hoepli) 1897. 1,50 £. 

Jaccoud, De l’£fiologie dans les maladies microbiennes. Dualisme et dyschronisme. 

(Journ. d’hygikne. 1896. No. 1054. p. 577 — 580.) 

Xiqnel, P , Laboratoire de diagnostic des affections contagieuses de la ville de Paris. 

(Annal. de microgr. 1896. No. 10. p. 424 — 429.) 

Reid. 8t. G., Bacteriological diagnosis. 8°. 64 p. London (Bailli&re, Tindall and Cox) 
1897. 2 sh. 6 d. 

Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Mensehen. 

A. Infektion Alhjemeinkrankheüen. 

Chvostek. F., Ueber die Verwertbarkeit postmortaler bakteriologischer Befunde. (Wien. 

klin. Rundschau. 1896. No. 49. p. 1143—1155) 

Deutsches Reich. Vorschriften, betr. die gesundheitspolizeiliche Kontrolle von See- 
schiffen. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundb.-A. 1897. No. 6. p. 137 — 148.) 


Malariakrankheiten. 

Craig, Ch. F., Recent advances in our knowledge concerning tbe malarial organism. 

(Med. Record. Vol. II. 1896. No. 19. p. 664—670.) 

Hehir, P„, The haematozoon of malaria and its discovery in water and soil. (Lancet. 
Vol. II. 1896. No. 22. p. 1514—1518.) 


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380 


Naue Litteratur, 


Exanthein&tische Krankheiten. 

(Pocken [Impfung], Flecktyphus, Masern, Röteln, Scharlach, Friesei, Windpocken.) 

Atkina, £. B. M., Case of measles complicated with pneumonia followed by scarlet 
fever and diphtheria. (Lancet. Vol. II. 1896. No. 22 p. 1528.) 
v. Körösi, J., Die statistischen Beweise des Impfschutzes. (Pest. rood. -chirurg. Presse. 

1896. No. 46—49. p. 1089—1094, 1118—1125, 1157— 1143, 1161—1165.) 

Meinel. Zur hundertjährigen Gedenkfeier der ersten öffentlichen Kuhpockenimpfung. 
(Arch. f. ö. Gesundheitspfl. in Elsaß-Lothringen. Bd. XVII. 1896. Heft 3. p. 161 
— 165.) 

Pfeiffer, L., Die Kirtland’schen Abbildungen der geimpften Variola und der Vaccine. 

(Munch, med. Wchschr. 1896. No. 49. p. 1210—1212.) 

Riiel, Zum hundertsten Jahrestage der ersten Schutzpockenimpfung. Vortrag. (Sonder- 
abdr. a. d. Krrspdzbl. d. Vereins d. Aerzte im Reg. -Bes. Merseburg u. im Heraogt. 
Anhalt.) 8°. 22 p. Halle 1896. 

Sacquepee, E., Etüde sur la flore bacterienne du vaccin. 8°. Lyon (A. Storck) 1896. 

2,50 fr. 


Cholera, Typhus, Ruhr, Gelbfieber, Pest 

Arnaud, O., Recherches sur l f 6tiologie de la dysenterie. 8°. 48 p. 

Banks, Ch., Meteorology and cholera. (Indian med. Gaz. 1896. No. 11. p. 399—401.) 
Berry, H. P , An outbreak of typhoid fever in a provinzial town — its probable cause. 

(Lancet. Vol. II. 1896. No. 23. p. 1697—1598.) 

Bertin, G., La fi fevre typhoide k Nantes. 8°. 59 p. 

Bormans, A., Deila azione agglutinativa doll’ urina dei tifosi sul bacillo di Eberth. 

(Riforma med. 1896. No. 274, 275 p. 579—681, 590—592.) 

Capaldi, A. u. Proakauer, B. , Beiträge zur Kenntnis der Säurebildung bei Typhus- 
bacillen and Bacterium coli. Eine differential - diagnostische Studie. (Zeitschr. f. 
Hygiene u. Infektionskrankh. Bd XX1I1. 1896. Heft 3. p. 452—476.) 

▼ Düring, E. f Zur Pestfrage. (Dtsche med. Wchschr. 1897. No. 7. p. 111.) 

Gomes da 8ilva, J , A epidemia de peste bubonica em Macau. Relatorio. 8°. 124 p. 

9 Diagr. Macau 1895. 

Mewiua, Beitrag zur Verbreitungsweise des Typhus abdominalis. (Zeitschr. f. Hygiene 
u. Infektionskrankh. Bd. XXIII. 1896 Heft 3. p. 497 — 512.) 

Pagel, J., Historisch - geographische Bemerkungen über die Beulenpest. (Berl. klin. 
Wchschr. 1897. No. 6. p. 129—130) 

Scotland. Diseases. Regulation* of the Local government Board for Scotland, dated 
November 7, 1896, as to Cholera, Yellow fever and plague. London 1897. 1 d. 

Stern, R. , Diagnostische Blutuntersuchungen beim Abdominaltyphus. (Centr&lbl. f. 
innere Med. 1896. No. 49. p. 1249 — 1254.) 

WundinfektionBkrankbeiton. 

(Eiterung, Phlegmone, Erysipel, akutes purulentes Oedem, Pyämie, SeptikKmie, 
Tetanus, Hospitalbrand, Puerperalkrankheiten, WundOtolnis.) 

Blumenthal, F., Klinische und experimentelle Beiträge zur Kenntnis des Tetanus. 
(Ztschr. f. kliu. Med. Bd. XXX. 1896. Heft 5/6. p. 538—549.) — Derselbe, Er- 
widerung auf die Bemerkungen von C. Brunner zu diesem Aufsätze. (Ibid. Bd. XXXI. 
1897. Heft 3/4. p. 373—379.) 

Infektionegeschwülste. 

(Lepra, Tuberkulose [Lupus, Skropbulose], 8yphilis [und die anderen venerischen 

Krankheiten].) 

B&bes, V. u. Proca, G., Untersuchungen über die Wirkung der Tuberkelbacillen und 
Über gegenwirkende Substanzen. (Zeitschr. f. Hygiene u. Infektionskrankh. Bd. XXIII. 
• 1896. Heft 3. p. 331—379.) 


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Neue Litteratur. 


381 


Grosim&nn, K., On the causation of leprosy and the ex t ent of its occurrence in Europe. 

(Brit. med. Journ. 1896. No. 1875. p. 1631—1634.) 

Höffel, Vortrag über die Prostitutionsfrage. (Areh. f. ö. Gesuudbeitspfl. in ElsaB-Loth- 
ringen. Bd. XVII. 1896. Heft 3. p. 180 — 188.) 

Honcali, D. B . Sur l'existence des levures organisäes dans les sarcomes. IV. memoire 
»nr l'etiologie dans cancer. (Annal. de microgr. 1896. No. 11. p. 449 — 461 ) 

Diphtherie und Kroup, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie, epidemische Genickstarre, 
Mumps, Rückfallsfieber, Osteomyelitis. 

Camas, E., De la persistance des germes dans la transmission de la diphterie. 8°. 

Lyon (A. Storck) 1896. 2 fr. 

Mackenzie, W. L , The causation of diphtheria. (Sauit. Journ. Glasgow 1896. No. 33. 
p. 479—492.) 


ß. Infektiöse LokalkrankhtiUn. 

Haut, Muskeln, Knochen. 

Dubrenilh et Beille, Les parasites de la peau humaine. De l’Encyclopddie des aide- 
memoire. Petit 8°. Paris (Masson &. Co.) 1896. 2,50 fr. 

Stadler, Zur Aetiologie und Behandlung der Trichorrhexis nodosa. (Münch, med. 
Wchschr. 1896. No. 48. p. 1185.) 

Atmungs- und Verdauungsorgane. 

Vicentini, F., Bacteria of the sputa and cryptogamic flora of the mouth. Transl. l>y 
E. J. Sutter and others. 8°. London (Bailli&re, TindAll & Cox) 1896. 

7 sh. 6 d. 


V ordauungsorgane. 

Hebert, Recherches cliniques et bact^riologiques sur les angines 4 bacille de Fried- 
laender. 8°. Paris (Soc. d’Edit. Scient.) 1896. 2,50 fr. 


Augen und Ohren. 

Deneffe. L’ophtalmie granuleose devant le conseil provincial de la Plandre orientale. 

(Bullet, de l'acad. royale de med. de Belgique. 1896. No. 9. p. 586 — 619 ) 

Fröhlich, B., Anatomische Untersuchung einer Vaccine-Erkrankung des Lides. (Arcb. 
f. Augenheilk. Bd. XXX111. 1896. Ergäuzungsheft. p. 131 — 188 ) 


0. Kntozootische Krankheiten. 

(Finnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oestruslarve,’ Ascaris, 
Anchylostomum, Trichocephalus, Oxyuris.) 

Bellei, J., Einige Fülle von Filaria medinensis. (Fester med.-chir. Presse. 1896. No. 48. 
p. 1143—1145.) 

Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Mensehen und Tieren. 
Maul- und Klauenseuche. 

Bussenios u. Siegel, Der gemeinsame Krankheitserreger der Mundsencbe der Menschen 
und der Maul- und Klauenseuche der Tiere. (Dtsche med. Wchschr. 1897. No. 5, 6, 
p. 65—68, 91—98.) 


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382 


Nene Lltteratur. 


Krank hei teerregende Bakterien and Parasiten bei Tieren. 

Säugetiere. 

A. Infektiöse All gerne irücrankheiten, 

Lilly, Wie sind unsere Viehställe in baulicher Hinsicht zur Verhütung nnd Bekämpfung 
von Seuchenkrankheiten einzurichten? (Fühling’s landwirtschaftl. Ztg. 1896. Heft 23. 
p. 141—745.) 

Nachweisung über den Stand von Tierseuchen im Deutschen Reiche am 80. November 
1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundb.-A. 1896. No. 80. p 947—980.) 

Stund der bösartigen ansteckenden Krankheiten unter den Haustieren in Dänemark im 
3. Vierteljahr 1896. (Veröffontl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1896. No. 49 p. 929.) 
Stand der Tierseuchen in Rumänien im 3. Vierteljahr 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. 
Gesundh.-A. 1896 No. 60. p. 949.) 

Wirbellose Tiere. 

Giard, A., Sur le parasitisme des Monstrillidme. (Compt. reud. de l’acad. d. scienc. 
T. CXXIII. 1896. No. 20. p. 836 — 839.) 


Schutzimpfungen, künstliche Infektionskrankheiten, Entwlcke- 
lungshemmnng und Vernichtung der Bakterien. 

Allgemeines. 

Beyer, Th., Ueber Wäscbedesinfektion mit dreiprozentigen Schmierseifenlösungen und 
mit Kalkwasser. [Inaug.-Diss] 8*. 39 p. Leipzig 1896. 

Ehrlich, P , Zur Kenntnis der Antitoiinwirkung. (Fortschr. d. Medizin. 1897. No. 2 
p. 41—43.) 

M&riotti-Bianchi, G. B. t Contribnto alle stndio dell* azione del aiero di sangue di 
animali non trattati contro i microrganismi ed i loro prodotti tossici. (Annali d'igiene 
sperim. Vol. VI. 1896. faac. 4. p. 449 —465.) 


Diphtherie. 

de Croly, 0., Sur la disparition de la toxine diphterique inject^e dans le sang. (Arch. 

de pbarmacodynamie. Vol. 111. 1896. No. 1/2 ) 

Perini, E., Deila immunitä contro la difterite conferita con la somministrazione del siero 
aotitossico per la via gastrica, sottocutanea e endovenosa. (Riv. d’igiene e sau. pubbl. 
1896. No. 24. p. 981—994.) 

Steinmeyer, H., Die Darstellung von Farbstoffen, Arzneimitteln and Diphtherie serum 
etc. in den Farbwerken zu Höchst a. M. vorm. Meister, Lucias & Brüning. (Mtsbl. 
f. öffentl. Gesundheitspfl. 1897. No. 1. p. 1 — 12.) 

Andere Infektionskrankheiten. 

Adam, J., Puerperal fever treated by antistreptococcic serum, followed imxnediately bj 
enteric fever; recovery. (Brit. med. Journ. 1896. No. 1878. p. 1826 — 1826.) 

Beck, M , Ueber die Kombination der Tuberkulinkur mit der Kreosotbehandlung (Charite- 
Annalen. Jahrg. XXI. 1896. p. 816 — 841.) 

Cenci,P., Caso di tetano traumatico guarito con la antitossina Tizzoni. (Riforma med. 
1896. No. 296. p. 844—846.) 

Frank, G., Was haben wir von dem Behring’ sehen Tetanusantitoxin zu erwarten? Nebit 
Bemerkungen zur Pathogenese und Therapie de» Tetanus. (Zeitschr. f. prakt. Aerzte. 

1896. No. 23. p 747—752.) 

Gordon, A K., A case of scarlet fever treated by anti-streptococcic serum. (Laucet. 

1897. No. 1. p. 34—85.) 

Harc , E. Ch. , Technique of Haffkine’s method of preparing fixed cholera vaccin«. 
(Indian med. Gaz. 1896. No. 11. p. 402 — 407.) 


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Neue Litteratar. 


383 


Haller, J., Ueber experimentell« Blennorrhoe im Auge neugeborener Kanineben, sowie 
Erfahrungen Ober die Kultur des Gonococcns. (Charite- Annalen. Jabrg. XXI. 1896. 
p 874—905.) 

Keatinge, H. P. and Buffer, K. A., A case of snake bite treated with antivenomous 
sernm. (Brit. med. Journ. 1897. No. 1879. p. 9—10.) 

Xelaidites, C. E., Traitement prophylactique de la plripneuraonie contagieuse des boeufs. 

(Gaa. m6d. d’Orient. 1896 No. 19. p. 291—294.) 

Law, B. R , A case of acute septic general peritonitis with septic metritis treated by 
antistreptococcic serum; recovery. (Brit. med. Journ. 1897. No. 1879. p. 11.) 
Lothes, Ist bei den heutigen Erfahrungen über Nutzen und Wirkung des Tuberkulins 
eine zwangsweise Impfung mit Tuberkulin für die den Körkommissionen vorzuführen- 
den Zuchtstiere anzustreben? Referat. (Berl tierärztl. Wchschr. 1897. No. 2 
p. 18—15.) 

K&r&gliano, E , La sieroterapia nella tubercolosi : conferenza e note raccolte da A Crotto. 

8°. 107 p. Milano 1897. 2 £. 

Phisalix, C , Proprictes immunisantes du slrum d’anguillule contra le venin de vip4re. 

(Compt. rend. de l’acad. d. scieuc. T. CXXIII. 1896. No. 26. p. 1805 — 1808.) 
Schweiz. Instruktion, betr. die Ausführung der Tuberkulin-Impfung beim Rindvieh. 

(Veröffentl. d kaiserl. Gesundh.-A. 1897. No. 2. p. 28 — 29.) 

Tanrat, C., Action du nitrate d’aminoniaque sur l’Aspergillue. (Compt. rend. de l’acad. 

d. scienc T. CXXIII. 1896 No. 22. p. 948-950.) 

Vogel, Zur Behandlung des Starrkrampfes beim Pferde mit Tetanus-Antitoxin (Behring). 

(Berl. tierärztl. Wchschr. 1897. No. 1. p. 4 — 5.) 

Verein, A., Sur la peste bubonique (s4ro-th4rapie). (Annal. de TInstit. Pasteur. 1897. 
No. 1. p. 81—93.) 


Inhalt. 


Origtamlmittoilangen. 

Benaley, S. K,, Tiro forms of Distomum 
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Dtisngowtti, J., Zar Frage „Ueber das 
Verhalten dee Diphtherieheilaerumi bei 
der Filtration durch das Cbamberlaod’sche 
Filler“. (Orig.), p. 333 

Heydenreich. L., Emphysem der Leber. 
(Orig.), p. 305. 

Kaksntov, A., Ueber Immunisierung gegen 
Tuberkulose mittels Tuberkeltoxins. 
(Orig.), p. 817. 

, Zur Frage über das Verhältnis der 

natürlichen Immunität sur künstlichen. 
(Orig.), p. 881. 

Boncali, D. B., Ueber den gegenwärtigen 
Stand unserer Kenntnisse über die 
Aetiologie des Krebses. (Orig.), p. 318. ; 

Ucke, A., Ein Beitrag zur Epidemiologie 
des Erysipels. (Orig.), p. 811. 

Bakteriologische und paraaitologische 
Kongresse. 

Bchlaefke, W. } Bakteriologisches aus dem 
Bericht über die 25. Versammlung der 
Ophtbalmologiscben Gesellschaft so 
Heidelberg 1896. (Orig.), p. 889. 


Axenfeld, Th., Beitrag zur Aetiologie 
der Bindehautentzündungen, p. 340. 

— — , Ueber mildere und gutartige 
metastatische Augenentzündung, sowie 
Über doppelseitige Thrombose bei all- 
gemeiner Sepsis, p. 843. 

Darier, A., De l’importance de la th^ra- 
peutique locale dans les indo-chorioi- 
ditea infectieuses , sympatbiques et 
autres, p. 843. 

Fuchs, E. , Ueber Pilzrasen auf der 
Bindehaut, p. 342. 

Gelpke, Th., Ueber den Erreger des 
akuten epidemischen Augenkatarrhs 
(Sch well ungakatarrb), p. 342. 

Leber, Th., Ueber die Pathologie des 
Trachoms, p. 341. 

Nieden, A., Ueber die Anwendung des 
Emmerich-SchoU’schen Krebsserum» 
und des Formols bei inoperablen 
AugengescbwÜlsten, p. 839. 

Pflüger, E , Ueber Keratitis paren- 
chymatosa, p. 343. 


Referat«. 

Ariola, V., Note intorno agli Elminti del 
Museo Zoologico di Toriuo, p. 861. 


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384 


Inhalt. 


Ariola. V., Sopra alcani Dibotrii e salla 
cltissificazione del genere Bothriocepha- 
1ns, p. 362. 

Atkina, E. B. M., Case of mcasles com* 
plicated with pneumonia followed by 
scarlet fever and diphtheria, p. 353. 

Bonge, R. und Trantenroth, A., Smegma- 
uud Tuberkelbacillen, p. 353. 

Boläris et Bourges, Tuberculose miliaire 
aigue de la mere; infection tubercnleuse 
intra uterine du foetns vertäue par Tin- 
oculation, p. 356. 

▼. Bangem, Freiherr, Die Bedeutung der 
Mischinfektion bei Diphtherie, p. 346 

Jacobi. A., Diploposthe laevis, eine merk- 
würdige Vogel tänie, p. 360. 

Klepp, Noch einige Betrachtungen über 
angeborene Tuberkulose, p. 355. 

Leichtenstern, 0., Akute Miliartuberkel 
der Haut bei allgemeiner akuter Miliar- 
tuberkulose, p. 357« 

Lungwiti , Einiges Über Tuberkulose, 
p. 354. 

Marks, P., Noch einmal die Schweine- 
seuchen, p. 359. 

Montefutco, A., Del modo di comportarsi 
del bacillo delle difterite solle sostanze 
alimentarie, p. 352. 

Mutschler, L., Das Arewasser bei Bern. 
Ein Beitrag zur Kenntnis der Selbst- 
reinigung der Flüsse, p. 344. 

Poppert, Ueber Eiterung durch keimfreies 
Catgut, p. 358. 

Schuchardt, Einige Untersuchungen Über 
das Vorkommen von Tuberkelbacillen 
in der Butter, p. 354. 

Bicolla et P&lmieri, H6r6dit4 de la tuber- 
culose, p. 356. 

Willach, Eine Ursache der multiplen em- 
bolischen Nephritis (weißen Fleckniere) 
der Kälber, p. 359. 

Williams, Rinderseuche auf Jamaica, 
p. 360. 

Wolff, Bruno, Ueber die Tuberkulose des 
Eierst ocks, p. 857. 

Zurakowski, Einiges über den Hauptkanal 
bei Bielany, p. 845. 


üntersuchungsmethoden, Instrumente etc. 

Fraenkel, C , Ueber den Wert der Widal- 
schen Probe zur Erkennung des Typhus 
abdominalis, p. 362. 

Haedke, Die Diagnose des Abdominaltyphus 
und Widal's serumdiagnostisches Ver- 
fahren, p. 362. 

Schutzimpfung, künstliche Infektions- 
krankheiten, Entwickelungshemmung und 
Vernichtung der Bakterien etc. 

Bernsten, M , Praktische Erfahrungen mit 
der Schutzimpfuug gegen Schweinerot- 
lauf, p. 375. 

Bieudonnd, A„ Ueber Diphtheriegift-neu- 
tralisierende Wirkung der Serumglobuline, 
p. 869. 

— — , Ergebnisse der Sammelforschung 
über das Diphtherieheilserum für die 
Zeit vom April 1895 bis März 1896, 
p. 370. 

Jensen, C. 0., Vieheinfuhr und die Taber- 
kulinprobe, p. 374. 

Niemann, F., Ueber Tuberkuloseheilserum, 
p. 373. 

— — , Zur Desinfektion von Wohnräumen 
mittels Formaldehyds, p. 376. 

Passini, F., Versuche über die Dauer 
der antidiphtheritischen Schutzimpfung, 
p. 368. 

Report of the medical Superiotendents 
upon tbe use of antitozic serum in the 
treatment of diphtheria in tbe hospitals 
of the board during the year 1895, p. 372 . 

Roux, Sur la peste bubonique et »on 
traitement par le sdrum antipesteux, 
p. 367. 

Silber, Salubrol, ein neues antiseptisches 
Streupulver, p. 876. 

Soerenien, Versuche mit Serumthempie bei 
j Diphtherie im Blegdamsspitale in Kopen- 
hagen. Mitteilung II. Versuche mit fran- 
zösischem und dänischem Serum, p. 369. 

Verein, A., Sur la peste bubonique (s4ro- 
thermpie), p. 365. 

Corrigendum, p. 377. 

Neue Litteratur, p. 878. 


Kiummanaschtt Buchdruckerei (Hermann Pohle) in Jens. 


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Bakteriologie, farasitenkonde i Mektionskranklieiten. 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Paras itenkunde. 

In Verbindung mit 

Gei Rat Prot Dr. Leuckart, Geh. MM Prof. Dr. Loeffler 

bi Leipzig und in Greif. wild 

Professor Dr. R. Pfeiffer 

in Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. TTiil'OTorm in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer in Jena 
XXI. Band. -o- Jena, den 30. März 1897. -O- No. 10 . 

Freia für den Band (28 Hummern) 15 Hark. — Jährlich erscheinen xwei Bände. 

Menu alt regelmä/tige Beilage die Inhalt» über lichten der 11 Abteilung dtt CentralilaUei. 

Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde" richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige 
Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Aufsätxe ent- 
weder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das 
Manuskript schreiben zu wollen oder spätestens nach Empfang der ersten 
Korrekturabxiige direkt an den Verleger, Herrn Gustav Rischer in Jena, 
gelangen zu lassen. 


Original - Mittheilungen. 

Nachdruck verboten. 

Beiträge zur Pathogenese des Soorpilzes. 

[Aus der Universitätskinderklinik zu Breslau.] 

Von 

Dr. Max Steiner 

aas 

Prag. 

Mit 1 Tafel. 

Während über das biologische Verhalten des Soorpilzes und seine 
Stellung zu deu bis jetzt bekannten Gruppen der Mikroorganismen 
eine reichhaltige Litteratur vorliegt, bestehen Uber die pathogene 

EnU Abt. XXI. Bd. 25 


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386 


Max Stainer, 


Wirkung desselben bei Tieren nur wenige und noch differente An- 
gaben. Der vielfach citierte Satz: „bei intravenöser Injektion findet 
man den Soorpilz in allen Organen“ dürfte aus der Arbeit von 
Klemperer 1 ) aufgenommen worden sein. Nach den Beobachtungen 
dieses Autors, der über die Art und Weise, wie er seine Experimente 
machte, nichts näheres schreibt, fanden sich in den Organen der 
binnen 24 — 28 Stunden verendeten Kaninchen die Zeichen der Mycosis 
generalis, wie sie Grawitz bei Injektionen der Schimmelpilze be- 
schrieb. In Schnitten von Nieren eines Kaninchens, das infolge einer 
Injektion mit Soorpilzen zugrunde ging, sollen durch Färbung mit 
Methylenblau Fäden nachweisbar gewesen sein. 

Grawitz’) machte gleiche Versuche an Kaninchen und Hunden 
von verschiedenstem Alter und injizierte intravenös in steigender 
Dosis bis 20 ccm einer Aufschwemmuug von Soorreinkulturen in 
1 Proz. Kochsalzlösung ohne jeden Erfolg. Als Erklärung seiner 
negativen Resultate giebt Grawitz an, daß erstens ein Teil der 
Soorpilze in der umgebenden WArtne des Blutes und durch das stete 
Cirkulieren desselben zugrunde gehe und zweitens, daß der gesunde 
Tierorganismus sich der Pilze durch die Nieren wieder entledige, da 
sie stets bei frühzeitig vorgenommener Sektion in dem der Blase ent- 
nommenen Harn nacbgewiesen werden konnten. 

Die letzte experimentelle Arbeit über den in Rede stehenden 
Gegenstand stammt aus dem Jahre 1895 von Stooss*). Dieser 
verwendete zu seinen Versuchen teils eine Aufschwemmung von Soor 
in 2 ccm sterilisierten Wassers, teils 1 */» — 2 ccm Bouillonsoorkulturen 
und injizierte in die großen Ohrvenen der Kaninchen. Eine Anzahl 
der Versuchskaninchen, deren Alter nicht genau angegeben ist, ging 
binnen 4 — 6 Tagen zugrunde, ein anderer Teil überstand den Ver- 
such. An den zugrunde gegangenen Tieren fanden sich bei makro- 
skopischer Besichtigung vorwiegend in den Nieren, geringer an Zahl 
im Herzen (2 mal), Mesenterium und Peritoneum parietale, kleine, 
weiße Knötchen, aus denen Stooss den Soorpilz herauszüchten 
konnte, und die durch Zerzupfen ihre Zusammensetzung aus mannig- 
fachen Zellformen erkennen ließen. Nach der Konfiguration mußten 
letztere als dem Soor zugehörig betrachtet werden. Hefezellen und 
Fäden waren nicht vorhanden. Letztere konnte Stooss auch bei 
Gramfärbung in keinem der histologischen Schnitte nachweisen. 
Er beschreibt die mikroskopischen Befunde in der Niere folgender- 
maßen: Meist an Stelle der Glomeruli gruppieren sich in dichten 
Haufen jene Elemente, welche als dem Soor zugehörig angesehen 
werden müssen. Jedoch überschreiten dieselben die ursprüngliche 
Ausdehnung der Glomeruli meist bedeutend und die Abgrenzung 
gegen das umliegende Nierengewebe ist keine scharfe. Den Sitz der 
Soorelemente vermutet Stooss in den Kapillaren des Gefäßknäuels, 
da sich auch einzelne derselben in dem die Harnkanälchen um- 
spinnenden Kapillarnetze erkennen ließen. 

1) Klemperer, Central bl f. klin. Med. 1885. No. 50. 

2) Grawits, Virchow*« Archiv. Bd. 70. p. 123. 

3) M. Stooss, Mitteilungen aus Kliniken und med. Instituten der Schweiz. 

IKL Beihe. Heft 1. 1895. 


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Beitrüge zur Pathogenese des Soorpilses. 


387 


Zu meinen eigenen Versuchen verwendete ich Kaninchen und 
Hunde von verschiedenem Alter und Körpergewicht, und als Injektions- 
flüssigkeit eine quantitativ möglichst gleichartige Aufschwemmung 
von Soorreinkultur in 0,6 Proz. Kochsalzlösung. Ich injizierte Dosen 
von 1 ccm entsprechend 1 kg Tier in die Ohrvene bei kleineren, in 
die V. jugularis oder andere zugängliche Venen bei größeren Flüssig' 
keitsmengen. 

Alä Versuchstiere verwendete ich einerseits junge 600—1000 g 
schwere, andererseits alte 1000—3000 g schwere Kaninchen. Daß 
der Soorpilz nicht für alle Kaninchen, selbst bei Injektion großer 
Mengen pathogen ist, kann ich bestätigen, möchte sogar nach den 
Ergebnissen meiner Versuche weiter gehen und hinzufügen, daß, je 
älter und je kräftiger ein Tier, um so weniger Bedingungen bei ihm 
vorhanden sind, der Soormykosis zu erliegen. 

Die Erscheinungen, welche bei den für den Soorpilz empfäng- 
lichen Tieren im Verlaufe der Zeit von der Infektion bis zum Tode 
eintreten, sind bereits von Stooss geschildert. Ich möchte nur 
dazu bemerken, daß ich bei einer größeren Anzahl der Versuchstiere 
Paresen der Extremitäten, meist der hinteren, beobachten konnte. 
Ein Termin, wann der Exitus nach der Infektion eintritt, läßt sich 
nicht angeben. Derselbe variirt zwischen 5 — 10 Tagen und hängt 
wahrscheinlich davon ab, welche Wachstumsbedingungen der Pilz im 
Tierorganismus findet Die makroskopischen Befunde bei den an den 
Folgen der Injektionen zugrunde gegangenen Tieren waren sehr ver- 
schieden. Während die schneller verendeten Kaninchen, und das 
waren zumeist die jüngeren, von Soorknötchen geradezu übersäte 
Organe darboten, zeigte sich bei jenen, welche längere Zeit am Leben 
blieben, die allgemeine Mykose nicht so schön ausgeprägt. Im Gegen- 
sätze zu den Angaben von Stooss fand ich die weißen Knötchen, 
aus denen sich der Soorpilz stets in Reinkultur berauszüchten ließ, 
fast in sämtlichen Organen, und zwar in nicht sehr großer Anzahl 
in der Leber und Milz, relativ häufig und zahlreich dagegen in der 
Magen- und Dannwand, besonders am Blinddärme, bei einem Kaninchen 
auch auf verrukösen Exkrescenzen des Endokards. Dort, wo ich die 
Knötchen mit bloßem Auge nicht sehen konnte, ließen sich die durch 
den Pilz hervorgerufenen Veränderungen histologisch in schönster 
Form nachweisen. Dies war besonders beim Centralnervensystem 
der Fall. 

Angaben von Stooss und Heller 1 ) gaben mir Veranlassung, 
auch über meine histologischen Befunde zu berichten. Ich benutzte 
die W eigert’sche Fibrinfärbungsmethode, teils mit, teils ohne Nach- 
färbung mit Lithionkarmin. In sämtlichen Schnitten konnte ich 
Hefezellen und Mycelien mit dieser Methode nachweisen. Die Faden - 
entwickelung geht, wie sich aus den histologischen Befunden erschließen 
läßt, in den Organen junger Kaninchen viel rascher vor sich, als dies 
bei der Züchtung des Soorpilzes auf künstlichem Nährboden der 
Fall ist. 

Hatte Stooss io der Schilderung des Nierenbefundes Gewicht 

1) A. Hella r, Centralbl. f. klm. Med. 1896. p. ISS. 

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388 


Max Steiner, Beiträge zur Patbogenese des Soorpilzes. 


darauf gelegt, daß die Emboli sich scharf au der Rinde abgreozeu, 
so sprechen meine Präparate dagegen. Oie Lokalisation des Soors 
in der Niere ist keine begrenzte. Rinde wie Mark sind in gleicher 
Weise erkrankt. Bei einem Bunde, bei dem es mir unter besonderen 
Bedingungen geglückt war, eine Soorinfektion zu erzielen, ergab sich 
ein überraschender Befund insofern, als die Soorknötchen in über- 
wiegender Menge im Nierenmarke saßen. Die Nieren selbst sind 
mannigfach verändert Normale Stellen variieren mit solchen, in 
denen die normale Konfiguration nicht zu erkennen ist und Blutungen, 
Exsudation und Nekrose vorwiegen. An Stelle der Glomeruli sieht 
man kleinzellige Infiltrate, die über das Gebiet des Glomerulus hinaus- 
gehen und mitten drin oft in sehr großer Menge den Soor in Form 
von Hefezellen und Fäden. Vielfach sitzen Soorfäden zwischen den 
absteigenden Kanälchen, auch hier stets von einem Kranz von Rund- 
zellen umgeben, an einzelnen Stellen in kleinen Gefäßen. Wieviel 
bei dem Nierenbefunde als direkte Folgeerscheinung auf den Soor 
selbst oder auf die, durch denselben bedingten mechanischen Störungen 
zu beziehen ist, läßt sich nicht ohne weiteres entscheiden. Eine Er- 
scheinung aber kann ich als direkte Wirkung des Soorpilzes 
aus meinen Befunden auch an den Präparaten anderer Organe mit 
Sicherheit bezeichnen, nämlich die kleinzellige Infiltration 
um die Soorkolonieen herum. Während Heller aus einzelnen 
seiner Befunde es noch freigelassen hatte, ob er die Reaktion des 
Gewebes mit Leukocytenauswanderung auf den Soor selbst oder auf 
die immer letzteren begleitenden Kokken beziehen solle, so ergaben 
meine Präparate, wie die des Nierenschnittes (Fig. II) oder Gehirn- 
schnittes (Fig. III), einen sicheren Beweis dafür, daß der Soorpilz 
allein kleinzellige Infiltration hervorruft. 

Die reichliche Aussaat des Soors im Herzen (Fig. IV), welche 
schon makroskopisch wahrnehmbar ist, erfolgt, wie die histologischen 
Bilder zeigen, von kleinen venösen Gefäßen aus. 

In der Leber siebt man neben Stellen, an welchen die kleiu- 
zellige Infiltration bei Mangel an deutlich entwickelten Fäden vor- 
herrscht, andere, in denen mit Soorelementen gefüllte Venen direkt 
in kleinere oder umfangreiche Rundzelleninfiltrate auslaufen. Im 
Darm (Fig. V) lokalisieren sich die Embolien teils subserös in den 
Follikeln, teils in der Mukosa selbst. Auch in der Milz (Fig. VI) 
und im Gehirn (Fig. I), die Stooss in seinen Versuchen als frei von 
Soorembolien erwähnt, ließen sich zahlreiche Herde histologisch nach- 
weisen, in denen die Fadenform vorwiegt. Im Gehirn sind die 
Knötchen in reicher Anzahl Uber die Hemisphären verteilt, die 
größeren in der Höhe der Seiter Ventrikel. Das Rückenmark wurde 
nicht systematisch untersucht. Die Schnitte aber, welche ich gesehen 
habe, waren von Soor nicht frei. 

20. Januar 1897. 


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A. Ucke, Ein Beitrag zur Epidemiologie des Erysipels. 


389 


Tafelerkl&mng. 

Fig. I. Schnitt durch das Großhirn eines Kaninchens. Vergr. Zeiß Oc. 2. Obj. A. 
Fig. II. Schnitt durch die Miere eines Kaninchens. Vergr. Zeiß Oc. 4. Obj. A. 
Fig. III. Schnitt durch das Gehirn eines Kaninchens. Vergr. Helcbert Oc. 4. 
Obj 3 

Fig. IV. Schnitt durch den Herzmuskel eines Kaninchens. Vergr. H e i c h e r t 
Oc 4. Obj. 3. 

Fig. V. Schnitt durch den Dünndarm eines Kaninchens. Vergr. Zeiß Oc. 2. 
Obj A. 

Fig VI. Scflnitt durch die Mils eines Kaninchens. Vergr. Reichert Oc. 2. 
Obj. 3. 


Nachdruck verboten. 

Ein Beitrag zur Epidemiologie des Erysipels. 

Von 

Dr. A. Ucko, 

Ordinator am Warschauer Ujasdow-Militärhospital. 

(Schluß.) 

Nachdem nun die Streptokokken im Staube der Ventilations- 
öffnungen gefunden waren, legte ich mir die Frage vor, wie sie in 
die Krankensäle ihren Weg gefunden haben konnten? Auf dem Plane 
der Heizvorrichtung überzeugte ich mich, daß die Netze die unteren 
Oeffnungen für die Abfuhr der verbrauchten Luft verdeckten, und 
war es daher ohne weiteres klar, daß der Staub auf denselben aus 
der Luft der Krankensale stammte. 

Es tauchte nun die Frage auf, ob nicht auch in den unter der 
Decke angebrachten Eingangsöffnungen für frische Luft irgendwo 
Streptokokken nachweisbar wären? Allein die in dieser Richtung an- 
gestellten Untersuchungen ergaben ein negatives Resultat. Da für 
die Untersuchungen der letzten Reihe der leitende Gedanke darin 
lag, daß die Streptokokken aus den Röhren des Heiz- und Ventila- 
tionssystems stammen konnten, so wurden zugleich Staubproben aus 
den in Hof und Garten aufgestellten Ventilationsschachten auf An- 
wesenheit von Kettenkokken geprüft; in der That ließen sich die- 
selben auch da nachweiscn. Daraus geht nun hervor, daß die ubi- 
quistischen Kettenkokken auch mit dem Staube au die Schachte ge- 
langen können, daß jedoch die Möglichkeit eines Importes der Kokken 
durch das Röhrensystem der Heizung bis in die Luft der Kranken- 
säle auszuschließen ist. 

Da das in Frage stehende Heizsystem nur regelrecht bei herme- 
tisch geschlossenen Fenstern und Thüren funktioniert, so konnte der 
Weg mit dem Staube durch etwaige offene Fenster mit Sicherheit 
ausgeschlossen werden. Das infektiöse Material konnte somit nur 
durch Kranke oder das Wartepcrsonal importiert worden sein. 

Auf die nähere Erörterung der Frage nach der Herkunft des 
infektiösen Virus werde ich später noch einzugehen haben, und will 
ich jetzt zu einer weiteren Reihe vor Versuchen übergehen. 


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390 


A. Ucke, 


Die andere Abteilung, die ich der Untersuchung unterzog, war 
die Ohrenabteilung, die sich in einer vor 3 Jahren neu aufgebauten 
Holzbaracke befand; in derselben waren nie Erysipelkranke oder 
-rekonvalescenten placiert gewesen, wohl aber Rekonvalescenten von 
verschiedenen anderen Erkrankungen und eine Weile auch Phthisiker. 

Im Laufe dieses Jahres gingen aus der Ohrenabteilung 8 Fälle 
von Erysipel hervor. Als ich mich zur Entnahme der Staubproben 
wandte, wurde mir auch hier ein Bett gewiesen, das die meisten Er- 
krankungsf&lle geliefert hatte; auf den Fensterschiengen des diesem 
Bette zunächst gelegenen Fensters fand ich reichlich Staub, in welchem 
ich die Anwesenheit von Streptokokken nachweisen konnte ; dieselben 
fand ich auch in der Ventilationsöffnung eines Kachelofens wenige 
Centimeter über dem Fußboden, auch unweit des vorerwähnten Bettes. 

Die Untersuchungen in der Augenabteilung hatten ein negatives 
Resultat ergeben, z. T. vielleicht, weil nur eine geringe Zahl von 
Proben geprüft wurden, z. T. aber auch, weil dieselbe mit Oelfarbe 
gestrichene Wände besitzt, die einer sehr gründlichen Desinfektion 
nach jedem einzelnen Erkrankungsfall unterworfen worden waren. 

Nachdem nun das Vorhandensein von virulenten Streptokokken 
im Staube des Hospitals erwiesen war, drängte sich mir die Frage 
auf, von wo dieselben herstammen könnten. Schon im Prodromal- 
stadium dürfte ein Erysipelkranker zur Propagation des Virus bei- 
tragen, ohne daß wir es in Händen hätten, dem vorzubeugen; gar 
nicht selten geht der Gesichtsrose ein akuter Schnupfen oder eine 
Angina voraus, denen weder Patient noch Arzt größere Aufmerksam- 
keit schenken. Ein nicht geringer Prozentsatz dieser Erkrankungen 
der Schleimhäute der oberen Luftwege ist, wie Lingelsheim 1 ) 
gezeigt hat, durch Streptokokken bedingt, die bei einem gewissen 
Grade von Virulenz und, falls sie eine Eingangspforte in die Lymph- 
bahnen der Haut finden, unter Umständen zu Erysipel führen. Das 
Sekret stellt somit bei diesen Erkrankungen ein nicht ungefährliches 
Material vor, das durch Niesen, Räuspern, Husten, Schnauben und 
Spucken nur allzu leicht in die Luft, auf den Fußboden oder auf 
andere Gegenstände gelangt, austrocknet, verstäubt wird und ge- 
legentlich zur Infektion führt. Schreitet das Erysipel in der Haut 
weiter fort, so bietet wohl der Kranke zunächst für die Umgebung 
keine Ansteckungsgefahr, da selbst der seröse Inhalt der Blasen 
bei bulbösem Erysipel keine Streptokokken enthalten soll, wenn es 
nicht gerade zur Allgemeininfektion kommt, wobei die Kokken durch 
den Schweiß und andere Se- und Exkrete ausgeschieden werden 
können ’). Dagegen liefern die Kokken in der Periode der Haut- 

1) 1. c.j vergl. auch: Kurth, Beiträge zur Kenntnis des Vorkommens der palho- 
genen Streptokokken im menschlichen Körper. (Berl. klio. Wochenschr. 1889- No. 6 ) 

— D. Biondi, Die pathogenen Mikroorganismen des Speichels. (Zeitschr. f. Hyg. 
Bd. II. 1887. p. 194.) — M. Kirchner 1. c. 

2) Sudakow, Ueber die Ausscheidung von pathogenen Mikroorganismen durch 
den Schweift. (Wratsch. 1898. No. 25. [Russisch.] (Streptokokken im Blute und SchweiB 
bei Erysipelkranken). — v. Noorden, Ueber das Vorkommen von Streptokokken im 
Blute bei Erysipel. (Münch, med. Wochenschr. 1887. No. 3. p. 33 — 36.) — Norton 
Whlthey, Notes on the blond-changes in Krysipelas. (Phil. med. Times. 1883. H. X.) 

— Pfuhl, Ein Fall von Allgemeininfektion mit Streptokokken infolge von Haut- 
erysipel. (Zeitschr. f. Hyg. Bd, XIL 1892.) 


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Ein Beitrag zur Epidemiologie des Erysipels. 


391 


abschilferung, die seit Alters her mit Recht gefürchtet wird, nicht 
geringe Quantitäten infektiösen Materials, da, wie es Eiseisberg 1 ) 
gelang, nachzuweisen, die Epidermisschuppen Streptokokken ent- 
halten. 

Doch kennen wir außer dem Erysipel noch eine ganze Anzahl 
„Streptokokkeninfektionen“ , die zuweilen in ganz außerordentlich 
hohem Grade zur Weiterverbreitung virulenten Materials beizutragen 
imstande sind. An die Rose schließen sich zunächst die verschiede- 
nen Formen der progredienten Eiterung in den Geweben an, die an 
die Lymphgefäße und Lymphspalten gebunden sind, bald als Lymph- 
angitiden und Phlegmone *) bald als Peritonitiden 8 ) , Pleuritiden, 
Meningitiden 4 ) oder Synovitiden 5 ) auftreten, zuweilen aber in Septi- 
kämie und Pyämie 8 ) übergehen. 

Bei dieser Gruppe von Erkrankungen bleibt das infektiöse Agens 
meist wohl im Körper, wenn es nicht durch operative Eingriffe an 
die Außenwelt gelangt. 

Von weiteren Erkrankungen dieser Art sind wohl die gefähr- 
lichsten, von unserem Standpunkte aus betrachtet, diejenigen der 
Schleimhäute der Luftwege, von denen die Anginen 7 ) bereits Er- 
wähnung gefunden haben, an die sich Bronchitiden und Pneumonieen 8 ) 
eng anschließen. In naher Beziehung zu dieser Gruppe stehen auch 
die Mittelohreiterungen 9 ), die auch auf Streptokokken infektion be- 
ruhen können. Hieran schließen sich die Mischinfektionen, unter 


1) v. Eiseisberg, Nachweis von Erysipelkokken in der Laft chirurgischer 
Krankenzimmer. (L an genheck ’s Arch. 1887. Bd. XXXV. H. 1. p. 1 — 17.) 

2) Gar re, Zur Aetiologie akut eitriger Entzündungen. (Fortschr. d. Med. 1885. 
Bd. III. No. 6. p. 165.) — J. Rosen b ach, Mikroorganismen bei den Wundinfektions- 
krankbeiten. 1884. — Passet, Ueber Mikroorganismen der eitrigen Zellgewebsent- 
zündung des Menschen. (Fortschr. d. Med. Bd. III. 1885. No. 2 — 3 p. 83.) — Hoff», 
Fortschr. d. Med. 1886 p. 75. — Zuckermann, Ueber die Ursachen der Eiterung. 
(Centralbl. f. Bakt. 1887. No. 17. p. 497.) 

3) A. Fraenkel, Ueber peritoneale Infektion. (Wien. klin. Wochenschr. 1891. 
No. 13 — 15.) — E. Bnmm, Zur Aetiologie der septischen Peritonitis. (Münch, med. 
Wochenschr. 1889. H. 3. — Ref. Banmgarten’s Jabresber. 1889. p. 23.) 

4) Netter, Recberches sur les moningites suppurdes. (France m£d. 1889. 
No. 69.) 

5) F. Krause, Ueber akute eitrige Synovitis (akute katarrhalische Gelenkent- 
zündung) bei kleinen Kindern und Uber den bei dieser Affektion vorkommenden Ketten- 
coccus. (Berl. klin. Wochenschr. 1684, No. 43.) 

6) Brieger, Ueber bakteriologische Untersuchungen bei einigen Fällen von 
Puerperalfieber. (Charite-Annalen. 1888. p. 189.) — E. Bumm, Ueber die Aufgaben 
weiterer Forschungen auf dem Gebiete der puerperalen Wundinfektion. (Arch. f. Gyn. 
Bd. XXXIV. 1889. H. 3.) — A. Baginsky, Zwei Fälle von Pyämie bei Säuglingen. 
(Virch. Arcb. Bd. CXV. 1889- p. 460) — v. Eiseisberg, Nachweis von Eiter- 
kokken im Blute als diagnostisches Hilfsmittel. (Wien. klin. Wochenschr. 1890. 
No. 38. p. 731.) — C. Parascandolo, Contribusione alla etiologia della piemia. 
(La Riforma med. 1894. No. 213.) — Pfister, Beitrag zur Lehre von den sep- 
tischen Erkrankungen. (Langenbeck's Arch. Bd. XL1X. 1895. No. 3.) 

7) v. Lingelsheim, I. c. 

8) Finkler, Ueber Streptokokkenpneumonie. (Verb. d. Kongr. f. innere Med. 
1889. p. 411.) — Pruddon and Nortbrup, 8tudes on tbe etiology of the pneu- 
mony complicating diphtheria in children. (The Amer. Journ. of tbe med. Science. 
1889.) 

9) A. Scheibe, Mikroorganismen der akuten Mitte loh rer krank ungen. (Zeitscbr. 
f. Ohrenheilkunde. Bd. XXVII. 1889 H. 3 ) 


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392 


A. ücke, 


denen die Streptokokkeninfektionen bei Phthise 1 ) eine hervorragende 
Rolle spielen, da bei diesen das Sputum nicht selten kolossale Mengen 
hochvirulenten Materials birgt ; bei Scharlach a ) und Diphtherie spielen 
dieselben schon eine geringere Rolle, da die Kranken stets einer strengen 
Isolation unterzogen werden. Ohne die Krankheiten erschöpfen zu 
wollen, bei denen der Streptococcus eine Rolle spielt, möchte 
ich nur noch erwähnen, daß sie auch bei Endocarditis *) wiederholt 
gefunden worden sind, sowie im normalen Scheidensekrete bei ge- 
sunden Schwangeren oder bei Wöchnerinnen 4 ); endlich hat Netter 5 ) 
ihre Gegenwart auch im Speichel gesunder Individuen konstatiert. 

Nachdem wir nun gefunden haben, daß eine große Anzahl kranker 
und selbst gesunder Menschen Träger virulenter Streptokokken sein 
können, interessiert uns auch das Schicksal derselben in der Natur, 
soweit sich dasselbe aus ihren biologischen Eigenschaften auf Grund 
unserer jetzigen Kenntnisse ergiebt 

Daß die Streptokokken ihre Lebensfähigkeit beim Eintrocknen 
vollkommen bewahren, beweisen einesteils die wiederholt gemachten 
Befunde in Luft und Staub, andererseits direkt darauf gerichtete 
Versuche von Hart mann, die in dieser Hinsicht keine Zweifel 
übrig lassen 6 ). Virulenz und Lebensfähigkeit der Streptokokken 
gehen dagegen beim Wachstum auf künstlichen Nährboden schnell 
verloren 7 ); erst Petruschky 8 ) hat uns gelehrt, die Virulenz 
der Kulturen zu erhalten, durch Konservieren derselben im Eisschrank, 
wobei offenbar Entwickelung und Vermehrung sistiert. Eigene Be- 


1) C. Spengler, Ueber Lungentuberkulose und bei ihr verkommende Mlsch- 
infektionen. (Zeitsehr. f. Hyg. Bd. XVIII. 1894. H. 9. p. 348.) 

2) IIeubner u. Bahrdt, Zur Kenntnis der Gelenkeiterung bei 8ch*rUcb. 
(Berl. kiin. Wochenschr. 1884. No 44.) — Fraenkel und Freudenberg, lieber 
Sekund&rinfektion bei Scharlach. (Centralbl. f. klin. Med. 1885- No. 45.) — E. Klein, 
Proceedings of the Royal Society of London. Vol. XLII. 1887. — Raskin, Die 
Aetiologie der wichtigsten Komplikationen des Scharlachs. (Wratsch. 1888. No. 37 — 44 ) 
[Russisch.] 

8) A. Weichsel bäum, Wien. med. Wochenschr. 1885 No. 41 n. Centralbl. 
f. Bakt. Bd. II. 1887. No. 8. — Philipowicz, Wien. med. Blätter. 1888. 
No. 22—23. 

4) Czerniewsky, Zur Frage von den puerperalen Erkrankungen. (Arch. f. 
Gynaek. Bd. XXXIII. 1888. — Rurguburn, Zur Bakteriologie des Vagi na) sekretes 
Schwangerer. (Arch. f. exper. Path. u. Pharmak. Bd. XXX. p. 463.) — L. Burck- 
bardt, Ueber den Einfluß der Scheidenbakterien auf den Verlauf des Wochenbettes. 
(Arch. f. Gynaek. Bd. XLV. 1894. H. 1 p. 71.) — DÖd erlein, Ueber das Ver- 
halten pathogener Keime zur Scheide. (Deutsch, med. Wochenschr. 1895. No. 10.) 

5) Netter, Prdsence du Streptococcus pyogfene dans la salive de sujets sains. 
(Balletin m6d. 1888. T. II. No. 59; auch Biondi, Zeitschr. f. Hygiene Bd. II. p. 194 
—238.) 

6) ▼. Eiseisberg, Nachweis von Erysipelkokken in der Luft chirurgischer 
Krankenzimmer, (L an ge n b e c k ’s Arch. Bd. XXXV. 1887. H. 1. p 1 — 17.) — 
M. Solnwjeff, Bakteriologische Untersuchungen des Staubes in Zeughäusern von 
Krankenhäusern. (Wratsch. 1895. No. 12.) [Russisch.] — Nicola »er u. Guaroieri, 
Göttinger hygieti. Institut. — H. Hartmann, Ueber die Aetiologie von Erysipel und 
Puerperalfieber. (Arch. f Hyg, Bd. VH. 1887. H. 2. p. 156.) 

7) E. Bumra , Zur Aetiologie der septischen Peritonitis. (Mttnch. med. Wochenschr. 
1889. H. 3.) — F. Widal, Etüde snr l'infection puerperale, la phlegmasie alba dolens 
et r6rysipfele. Paris [Steiuheil] 1889. 

8) J. Petruschky, Ueber Konservierung virulenter Streptokokkenkulturen. 
(Centralbl. f. Bakt. Bd. XVU. 1895. No. 16. p. 651.) 


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Ein Beitrag zur Epidemiologie des Erysipels. 


393 


obachtungen, sowie die Angaben von Knorr 1 ) machen es mir 
wahrscheinlich, daß mit dem Wachstum der Kulturen eine Degene- 
ration der Einzelindividuen statt hat, die sich sowohl morphologisch 
als auch im Verluste der Lebensfähigkeit und Virulenz kund giebt. 
Wenn Emmerich*) anzunehmen sich berechtigt sieht, daß die 
Streptokokken auch in der freien Natur sich zu vermehren imstande 
sind, so müssen wir zu der Ueberzeugung kommen, daß die Erhaltung . 
lebenskräftiger und virulenter Streptokokken in der Natur durch 
Trockenheit und Kälte begünstigt wird. Vielleicht spielt diese Eigen- 
schaft bei dem Umstande mit, daß die Erysipelerkrankungen in der 
kalten Jahreszeit häufiger beobachtet werden, als in der warmen 8 ), 
doch gewiß nur in geringem Grade, da unzweifelhaft die öftere Ge- 
legenheit zu den sog. Erkältungen schwerer in die Wagschale fallen 
muß. 

Ist somit die ubiquistische Natur der Streptokokken als erwiesen 
zu betrachten, so ist leicht ersichtlich, daß wir uns im gewöhnlichen 
Leben kaum vor ihnen zu schützen imstande sind, außer durch all- 
gemeine hygienische Maßregeln. Behufs Einschränkung der Propa- 
gation virulenten Materials in der Natur ist das Publikum zu belehren, 
mit den Sekreten , namentlich des Respirationstractus, vorsichtiger 
umzugehen. Im Hospital aber wird unsere Aufgabe dahin gehen 
müssen, jeglichem Verdacht auf stattgehabte Streptokokkeninfektion 
nachzuspüren , durch genaue bakteriologische Untersuchungen den 
Herd zu ermitteln und denselben durch ausgiebige Desinfektion zu 
beseitigen. Dazu würde sich eine Isolation aller Streptokokkenin- 
fektionen aus sämtlichen Abteilungen in besonderen Krankensälen 
empfehlen, wobei die Diagnose nach Möglichkeit auf bakteriologische 
Prüfung basiert sein sollte. 

Nachtrag. Die Untersuchungen wurden in der ersten Hälfte 
des Jahres 189ö ausgeführt und abgeschlossen, so daß Marmorek’s 
neues Kulturmedium (Annales de l’Institut Pasteur I. IX. Juillet. 
p. 546), das vielleicht einen elektiven Nährboden für Streptokokken 
darstellen dürfte, nicht zur Verwendung kommen konnte. Die 
interessanten Beobachtungen von Koch und Petruschky (Zeitschr. 
f. Hyg. Bd. XXIII. p. 477), denen es gelang, die Inkongruenz der 
Virulenz der Streptokokken für Tier und Menschen nachzuweisen, 
können nur als Bestätigung dessen dienen, daß bereits kulturell nach- 
gewiesene Streptokokken im Staube selbst bei fehlender Virulenz 
für Tiere, als für den Menschen gefährlich angesehen werden 
können. 

23. Januar 1897. 

1) Knorr, Experimentelle Untersuchungen über den Streptococcus longu». 
(Zeitschr. f. Hyg. Bd. KUI. 1893. p. 425 ) 

2) Emmerich, Mitteilungen über die im Jahre 1887 im hygienischen Institute 
zu München aasgeführten bakteriologischen Untersuchungen. (Münch, med. Wochenschr. 
1888. No. 18, 19 n. 20.) 

3) Hirsch, Handbuch der hist.-geogr. Path. II. Aufl. 1888. Abt. II. p. 281 


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394 


O. Bujwid, Diphtheriebacilleo in einem Harnsedimente. 


I Nachdruck verboten. 

Diphtheriebacillen in einem Harnsedimente. 

Von 

Prof. Dr. 0. Bujwid 

in 

Krakau. 

Aus einer Harnprobe, welche mir zu Untersuchung gesandt 
wurde, ist es mir gelungen, Diphtheriebacillen zu kultivieren, welche 
aber eine sehr schwache Virulenz besaßen, indem 1 ccm der 2-tägigen 
Kultur bei einem Meerschweinchen nur starke örtliche Symptome 
(Hautnekrose) zur Folge hatte. Die Bacillen waren ganz charak- 
teristisch, auf dem erstarrten Bouillonserum üppig wachsend, mit 
charakteristischen, bimförmigen Endigungen und ausgeprägter Seg- 
mentation. Das Kind, von dem der Harn genommen worden ist, litt 
an Nierentuberkulose; es wurden Tuberkelbacillen mikroskopisch 
mittels eines an einem Meerschweinchen angestellten Versuches fest- 
gestellt. Wodurch die Diphtheriebacillen in den Harn gelangten, ist 
mir unbekannt; der Harn wurde in einem „reinen“ Glase gesammelt, 
in eine mit Wasser ausgespülte Arzneiflasche gegossen und im La- 
boratorium nach 12-stündigem Stehen untersucht. 

18. Febr. 1897. 


Nachdruck verboten. 

Ueber den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse 
über die Aetiologie des Krebses. 

[Aus dem Institute für klinische Chirurgie an der K. Universität 
zu Rom, Prof. F. Dur ante.] 

Von 

Dr. D. B. Boncall, 

Hilfs&rzt an der chirurgischen Klinik zu Rom. 

(Schluß.) 

Aber noch mehr: während man von allen Seiten behauptet, daß 
die Degenerationen genau die von den Verteidigern der Coccidien- 
Theorie für parasitisch gehaltenen Formen reproduzieren, ist keiner 
von den Gegnern imstande gewesen, uns eine einzige Figur zu zeigen, 
welche auch nur von fern die Form reproduzieren könnte, welche 
von den Verfechtern der Coccidien-Theorie für parasitisch gehalten 
werden, und es auch wirklich sind. Und wenn der eine oder andere 
einige Formen aufgewiesen hat, die den am meisten beweisenden und 
von den Verteidigern der Coccidien-Theorie als unzweifelhaft para- 
sitisch nachgewiesenen Figuren ähnlich sind, so hat er in dem 
Eifer, überall Degenerationen zu sehen, wirklich parasitische Zell- 


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D B. Roncali, CJcber den R«genwArti i 'Qn Stand unserer Kenntnisse etc. 395 


einschlüsse für Degenerationen genommen, welche mit denen der 
Gewebe nicht die geringste Verwandtschaft hatten. Wenn wir einen 
Blick auf die fünf Tafeln der Arbeit von Fabre Domergue und auf 
die acht der sorgfältigen Monographie von Pianese werfen, so er- 
staunen wir darüber, daß trotz dem besten Willen diese Autoren 
nicht imstande waren, eine einzige Figur darzustellen, die morpho- 
logisch den von Foä, Soudakewitsch, Russell, Vedeler und 
vielen Anderen abgebildeten uud beschriebenen echten Parasiten ähn- 
lich wäre. 

3) Die dritte Periode der Geschichte des Krebsparatisismus kann 
man, wenn der gewagte Vergleich erlaubt ist, das Schisma weniger 
erwählter Geister von dein allgemeinen Coccidienglauben nennen. 

Diese Periode beginnt mit den Arbeiten Russell's im Jahre 
1890, dauert fort und schließt mit denen von Banti und Nissen 
im Jahre 1894. Russell beschrieb die Erzeuger des Krebses als 
runde, homogene, durchaus strukturlose, von einem hellen, sich 
schwach färbenden Raume umgebene Körper, welche in Gruppen von 
mehreren Individuen im Gewebe liegen, sich ebensowohl innerhalb 
der Leukocyten, als in den Zellen des Tumors oder mitten im Binde- 
gewebe vorfinden und sich durch Knospung fortpflanzen, wie die 
knospentreibenden Pilze Nassili’s. Banti fand dieselben Körper 
bei der Paget’schen Krankheit, ohne ihnen irgendwelche genetische 
Wichtigkeit zuzuschreiben, und Nissen endlich isolierte aus dem 
Blute einer Krebskranken Blastomyceten, machte Reinkulturen und 
erklärte sie für die Verursacher des Krebses. 

4) Die experimentellen Untersuchungen Sanfelice’s über die 
pathogene Wirkung der Blastomyceten in Bezug auf die Aetiologie 
des Krebses und meine histologischen und experimentellen Studien 
über die Gegenwart dieser Wesen in den Adenocarcinomen und 
Sarkomen bezeichnen den Eintritt in das vierte und letzte Stadium 
der Geschichte des Parasitismus des Krebses, oder in die Blasto- 
mycetenthcorie. 

Am 31. Januar 1895 sagte Sanfelice, er habe einen Blasto- 
myceten aus Knötchen in der Umgebung einer Inokulationsstelle an 
einem Meerschweinchen isoliert; die Parasiten, nach einer ihm eigenen 
Methode gefärbt, waren im Aussehen den aus dem Krebs beim 
Menschen als Coccidien beschriebenen sehr ähnlich. 

Am 20. Februar desselben Jahres erschien meine erste Arbeit 
über die Gegenwart von Blastomyceten in den Adenocarcinomen des 
Ovariums, in der ich innerhalb der Zellen des Tumors eigentümliche 
Parasiten beschrieb und abbildete, von denen ich zum ersten Mal 
mit Hilfe meiner und Sanfelice’s spezifischen Färbungen, durch 
chemische Reaktionen und durch den Nachweis der morphologischen 
Identität mit den von Sanfelice in den Geweben des Hundes ex- 
perimentell reproduzierten darthat, daß sie vegetabilischen Ursprungs 
seien und zu der Klasse der organisierten Fermente gehörten. Ferner 
bewies ich nach Darlegung des parasitischen Ursprunges der Adeno- 
carcinoine des Ovariums, mit den Beschreibungen und Abbildungen 
veischiedener Autoren in der Han I, daß nicht einer, sondern alle von 
den verschiedenen Autoren als Coccidien o ler Blastomyceten beim 


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396 


D. ß. Rone ali f 


Krebs beschriebenen Körper sämtlich nur die Charaktere von Blasto- 
myceten aufweisen, und hielt mich so für berechtigt, zu schließen, 
daß alle Autoren wirklich Parasiten gesehen, aber alle, mit Ausnahme 
von Russell, Banti und Nissen, sich in der Einordnung in die 
Klasse der Parasiten, zu welchen diese Zelleinschlüsse gehörten, ge- 
irrt hatten. In darauf folgenden Arbeiten bestätigte ich die noch an 
anderen Adenocarcinomen und mehreren Sarkomen beobachteten 
Thatsachen, beschrieb dieselben Formen auch aus den Metastasen 
und studierte die besondere Art der Degeneration dieser Parasiten 
in den Adenocarcinomen an jenen stark lichtbrecbenden Formen, die 
ich in meiner dritten Arbeit beschrieben und abgebildet habe. 

Ferner gelang es mir, aus der Metastase eines Sarkoms der 
Mamma, aus einem Epitheliom der Zunge und aus einem Adeno- 
sarkom ries Kolons dieselbe Form vou Blastomyceten zu isolieren, die 
ich, wegen ihrer eigentümlichen Art, in den Geweben des Meer- 
schweinchens zu degenerieren, Blastom yces vitro-simile de- 
generans benannt habe. 

Nach Veröffentlichung meiner ersten Mitteilung berichtete Sau- 
felice in einer Reihe von wichtigen Arbeiten über die ferneren Re- 
sultate seiner Untersuchungen über Saccharomyces neoformans, 
und zeigte, daß dieses Ferment bei Meerschweinchen diffuse Infektion 
hervorbringt, wodurch Tumoren in verschiedenen Organen entstehen, 
welche mehr durch enorme Anhäufung der parasitischen Formen, als 
durch Gewebselemente gebildet werden, bei Hunden dagegen lokali- 
sierte Tumoren und Metastasen in verschiedenen Organen, welche 
nach ihrem Bau denen des Menschen sehr ähnlich sind. Sanfelice 
hat gefunden, daß dieses Ferment beim Meerschweinchen sich durch 
die Blutbahn überall hin verbreitet, den Tod nach kurzer Zeit her- 
vorbringt und wenig Reaktion in den Geweben erregt, während das- 
selbe Ferment bei Hunden lokale Infektionsprozesse veranlaßt, in 
denen die Parasiten sehr spärlich Vorkommen, die Reaktion der fixen 
Elemente der Gewebe dagegen sehr bedeutend ist. Ferner fand er, 
nach seiner dritten Arbeit über die pathogene Wirkung dieses Fer- 
mentes auf verschiedene Thiere, so auf die Milchdrüsen der Hunde, 
„Haufen von dicht bei einander liegenden, oder in von Bindegewebe 
umgebene Stränge angeordneten Zellen, welche an den Bau einiger 
Carcinome und Sarkome erinnern“. Endlich konnte Sanfelice fest- 
stellen, daß die Blastomyceten beim Meerschweinchen in den neu- 
gebildeten Geweben sehr zahlreich, beim Hunde dagegen sehr spär- 
lich sind, und daß sich ihr Sitz niemals in der Mitte der Neubildung, 
sondern an deren Peripherie befindet, wie man es beim Menschen 
beobachtet. Er hat ferner bemerkt, daß in den Lymphdiüsen die 
Follikularstränge mit Elementen von demselben Aussehen gefüllt 
sind, wie die die Hauptmasse des Tumors bildenden Zellen, und daß 
die metastatischen Knötchen der Nieren aus denselben nebeneinander 
liegenden Zellelementen bestanden, welche sich in den Tumoren der 
Brustdrüse vorfanden. Derselbe Autor sagt: „Eine an zwei Milch- 
drüsen mit demselben Ferment inokulierte Hündin starb nach zehn 
Monaten an Kachexie und zeigte an diesen Drüsen Geschwülste von 
epithelialer Natur“. Endlich gelang es Sanfelice aus Uterus- 


ioogle 


Ueber den gegenwärtigen Stand unserer Kenntuhse über die Aetiologie etc. 397 


und Lippenkrebsen des Menschen und Epitheliomen des Ochsen, 
Blastomyceten in Reinkultur zu isolieren, die sich als pathogen er- 
wiesen. 

Maffucci und Sirleo studierten die pathogenen Eigenschaften 
eines Fermentes, das sie Saccharomyces niger nannten, und 
sagten, die durch dieses Ferment bei Tieren hervorgebrachten Lä- 
sionen hätten zwar eine Neigung zu regressiven, und nicht zu pro- 
gressiven Phase, zeigten aber doch die Charaktere von Neubildungen, 
und nicht von rein entzündlichen Prozessen, die von den gewöhn- 
lichen Granulationsgeweben abwichen. 

Diese Untersuchungen sind sowohl von experimenteller, als von 
histologischer Seite bestätigt worden. Auf dem Gebiete des Experi- 
ments isolierte K aha ne Blastomyceten des Uteruskrebses; Curtis 
erhielt aus einem Myxosarkom ein Ferment, das er Saccharo- 
myces subcutaneus tumefaciens nannte, und das, Tieren ein- 
geimpft, ganz ähnliche Tumoren hervorbraclite, wie die beim Menschen, 
aus denen es isoliert worden war; Corselli und Frisco fanden in 
einem menschlichen Lymphom ein für Hunde pathogenes Ferment, 
mit dem sie bei diesem Tiere einen ähnlichen Prozeß hervorbrachten, 
wie der beim Menschen gewesen war, und Pianese endlich erhielt 
aus Epitheliomen der weiblichen Brustdrüse für Tiere pathogene 
Blastomyceten. Auf histologischem Gebiete ergaben sich Bestätigungen 
von Aievoli, D’Anna und Bi nag hi bei den Epitheliomen und 
von Rossi Doria bei dem infektiösen Puerperalsarkom und dem 
bösartigen Deciduoma. 

Infolge des Studiums der hier angeführten Untersuchungen glaube 
ich, daß man eine genetische Verbindung zwischen Blastomyceten und 
bösartigen Neubildungen nicht in Abrede stellen kann, und zwar aus 
folgenden Gründen: 1) wegen der morphologischen Beweise, auf Grund 
des Studiums der Histologie der Tumoren; 2) wegen der gelungenen 
Isolierung der Fermente bösartiger Neubildungen beim Menschen, 
welche das Studium der biologischen, morphologischen und pathogenen 
Eigenschaften dieser Mikroorganismen zum Zwecke gehabt hat; 
3) wegen der Inokulation der aus ihrer Umgebung isolierten Blasto- 
myceten auf Tiere, welche die Reproduktion bösartiger Neubildungen 
bei Tieren bezweckt hat. Aus diesen drei Beweisführungen haben 
sich Thatsachen ergeben, welche man in folgenden Sätzen zusammen- 
fassen kann: 

1) In den bösartigen Neubildungen des Menschen und der Tiere 
findet man im Protoplasma der Zelle und im Bindegewebe Körper, 
welche nicht von den Zellen herstammen, sondern den tierischen Ge- 
weben fremd sind (Roncali, Sanfelice, Rossi Doria, Aie- 
voli, D’Anna, Binaghi). 

2) Diese Körper sind morphologisch identisch mit den sog. Coc- 
cidien, welche von verschiedenen Autoren in den Zellen von Epithe- 
liomen und Sarkomen eingeschlossen gefunden worden sind (Ron- 
cali, Sanfelice). 

3) Diese im Krebs gefundenen Körper sind auch morphologisch 
identisch mit den Blastomyceten, die man in den Geweben der zum 
Experiment benutzten Tiere antreffen kann, wenn diese mit Rein- 


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398 


D. B. Roncali, 


kulturen von organisierten Fermenten inokuliert worden sind (SanJ- 
felice, Roncali). 

4) Diese Körper widerstehen konzentrierten Säuren und Al- 
kalien auf dieselbe Weise, wie die Blastomyceten, welche in den 
Geweben der Tiere infolge von Inokulation subsistieren können 
(Roncali, Sanfelice). 

5) Diese Körper finden sich weniger gewöhnlich in den bösartigen 
Neubildungen; ausnahmsweise in anderen pathologischen Prozessen 
(Sanfelice, Roncali). 

6) Diese Körper sind in den Neubildungen des Menschen auf 
bestimmte Oertlichkeiten verteilt; man findet sie an der Peripherie 
des ueugebildeten Gewebes, also wo Wachstum stattfindet, nicht in 
der Mitte des Gewebes, wo der Zuwachs aufgebört hat, und wo man 
nur in Degeneration befindliche Elemente antriflt. Ferner ist ihr Sitz 
entweder im Zellprotoplasma, oder zwischen den Bündeln des Stütz- 
gewebes, und ausnahmsweise im Kern, und diese Umstände schließen 
einerseits die Zufälligkeit des Vorkommens dieser Körper aus und 
beweisen auf der andern Seite die enge Beziehung zwischen ihnen 
und der Neubildung (Roncali, Sanfelice). 

7) Diese Körper reagieren auf eine spezifische Farbungsmetbode, 
die man auch an Reinkulturen aus den bösartigen Neoplasmen des 
Menschen und der Tiere erhalten kann (Hakane, Sanfelice, 
Curtis, Pianese, Corselli und Frisco, Roncali). 

8) Bei Untersuchung dieser in Reinkulturen aus bösartigen Tu- 
moren von Menschen und Tieien erhaltenen Köiper hat man ge- 
funden, daß sie Blastomyceten sind und daß sie bei der Inokulation 
in die Zellen der pathogenen Gewebe und zwischen die Fasern des 
Bindegewebes eindringen, wobei sie dieselben Formen von Zellein- 
schlüssen reproduzieren, die sich in den Tumoren des Menschen und 
der Tiere finden , aus welchen diese Blastomyceten in Reinkultur 
isoliert worden sind (Sanfelice, Curtis, Corselli und Frisco, 
Roncali, Maffucci und Sirleo). 

9) Diese in Krebszellen eingeschlossenen Köiper geben die Re- 
aktion der Cellulose auf dieselbe Weise, wie die Blastomyceten in den 
Geweben der Tiere, in die sie durch Inokulation von Reinkulturen 
gelangt sind, und dies bildet einen neuen Charakter, der sie von 
Degenerationsformen unterscheidet (Binaghi). 

10) Die Läsionen, welche einige Blastomyceten bei den zum Ex- 
periment benutzten Tieren verursachen, sind verschieden, je nach der 
Spezies, zu der das Tier gehört, und wenn man allmählich auf der 
zoologischen Stufenleiter aufsteigt, findet man, daß die Säugetiere der 
höheren Klassen (Hunde) weniger empfänglich iür die Infektion mit 
diesen Blastomyceten sind, als die der niederen (Meerschweinchen, 
Mause, Kaninchen, Ratten u. s. w ). Denn während einige Blasto- 
myceten bei den niederen Klassen Infektionen und zerstreute Herde 
hervoi bringen, erzeugen dieselben Blastomyceten bei den höheren 
Klassen nur an den Impfstellen isolierte Herde, und während sie sich 
bei den niederen Klassen sehr zahlreich in allen Teilen des Orga- 
nismus vorfinden, sehen wir sie bei den höheren in den Tumoren die- 


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Ueber den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse über die Aetiologie etc. 399 


selbe Verteilung annehmen, die wir an den eingeschlossenen Körpern 
in den Tumoren des Menschen gefunden haben (Sanfelice). 

11) Einige Blastomyceten bringen bei den Versuchstieren Läsio- 
nen von wesentlich neoplastischem, nicht von entzündlichem Cha- 
rakter hervor (Sanfelice, Roncali). 

12) Bei höheren Säugetieren (Hunden) können gewisse Blasto- 
myceten, wenn sie inokuliert werden, an der Impfstelle eine Neubildung 
hervorbringen, welche sich dann auf dem Lymphwege in verschiedene 
Organen fortpflanzt und das Tier durch Kachexie tötet (Sa n fei ice). 

13) Endlich können gewisse Blastomyceten, wenn sie in Rein- 
kultur in die Milchdrüse einer Hündin inokuliert werden, die Bildung 
von Neubildungen von epithelialer Natur veranlassen (Sanfelice). 

Dies sind bis heute nie Resultate unserer Studien über die 
Aetiologie des Krebses; ich denke, viel ist gethau worden, aber viel 
bleibt noch zu thun übrig. 

Man hat allerdings einige Arten von einer bestimmten Klasse 
von Parasiten gefunden, welche, wenn sie Tieren inokuliert werden, 
unter Teilnahme der fixen Elemente desjenigen Gewebes, in dem sie 
sich lokalisiert haben, Tumoren hervorbringen, die nach ihrem Ver- 
lauf und Ausgang, besonders beim Hunde, eine gewisse Aehnlichkeit 
mit denen des Menschen haben; aber es sind noch keine mensch- 
lichen Tumoren. 

Man muß auf dem experimentellen Wege weiterschreiten und 
den morphologischen ganz aufgeben, um zur Lösung des 
Problems zu gelangen. Die Morphologie war imstande, uns zu sagen, 
daß in den bösartigen Neoplasmen des Menschen Zelleinschlüsse von 
parasitischer Natur Vorkommen, welche die Chemie und die Kulturen 
dann als Fermente nachgewiesen haben, und dies war ein großer 
Schritt; zur Lösung des Problems über die Aetiologie der bösartigen 
Tumoren bedarf es noch der experimentellen Reproduktion echter 
Neoplasmen mittels der Blastomyceten, und dieses Resultat wird man 
erst erreichen, wenn man mit den aus dem Neoplasma 
einer bestimmten Tierart isolierten Blastomyceten in 
Tieren derselben Art dieselben Neoplasmen hervor- 
gebracht haben wird. 


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400 


B. Schfirm&yer, 


Nachdruck verboten. 

Eine Abänderung des automatischen Gasabschlusses 
beim Verlöschen der Flammen an Brütschränken. 

Von 

Dr. B. Schfirmayer 

in 

Hannover. 

Mit 1 Figur. 

Die Koch’sche Vorrichtung, einen Hebel so aufzuhängen, daß 
er beim Verlöschen der Flammen des Thermostaten herabfällt und 
einen Hahn schließt, ist eine äußerst praktische Erfindung. 

Durch ein zufälliges Vorkommnis überzeugte ich mich aber, 
daß der in Rede stehende automatische Verschluß illusorisch werden 
kann. 

Für gewöhnlich sitzt der abschließende, mit dem Hebel ver- 
bundene Hahn direkt vor den Flammen. (Eine Metallspirale liegt 
so in der Erwärmungszone eines der Brenner, daß jene sich aus- 
dehnt und auf diese Weise mittels einer kleinen Nase den wagrecht 
liegenden Hebel [womit der Hahn geöffnet ist] in der Höhe hält. 
Löscht die Flamme aus, daun verringert sich beim Erkalten des 
Metalles die Biegung der Spirale, die Nase weicht zurück, der Hebel 
fällt herab; hierdurch schließt der Hahn, die Flammen verlöschen.) 
Nun kann aber der Fall eintreten, daß einer der als Zwischenleituug 
dienenden Gummischläuche schadhaft wird; das Gas entweicht, die 
Flamme löscht aus, aber das Leuchtgas strömt weiter aus und erfüllt 
nach und nach den ganzen Raum. Da Dauerbrennöfen fast in jedem 
Arbeitszimmer nötig und daher verwendet sind, so kann eine Ex- 
plosion schon hierdurch entstehen. 

Hiernach liegt ein Nachteil in der üblichen Anbringung des 
automatischen Verschlusses direkt vor den Gasflammen, den das 
unten schematisch abgebildete Modell umgehen soll. 

Man verbindet mittels Bleirohres (7) die metallene (Cr) Röhre 
der Gasleitung an der Wand mit dem einen Ende der Röhre AA. 
Hier sitzt sofort der automatisch verschließbare Hahn. Mittels 
Gummischlauches wird die Leitung zum Thermoregulator und zwischen 
den übrigen eventuell eingeschalteten Zwischenapparaten hergestellt. 
Vom Thermoregulator führt, wie gewöhnlich, wieder ein Schlauch zu 
dem die Brenner tragenden Rohre ( BB ). Der Hebel CC hat eine 
entsprechende Biegung, so daß er an der genannten Spirale, wie 
üblich, aufhängbar ist. 

Bei etwaigem Schadhaftwerden der Zwischenleitungen zwischen 
metallischem Gasrohr der Leitung und den Brennern findet nach 
Verlöschen oder Kleinerwerden der Flammen sofort der Abschluß an 
der Eintrittsstelle des Leuchtgases statt. 

Das Wesentliche der hier vorliegenden Abände- 
rung ist also die Anbringung des sclbstthätigen Ver- 


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Eine Abänderung des automatischen Gasabschlusses etc 


401 


Schlusses im metal- 
lenen, also im dauer- 
hafteren Teile der 
ganzen Leitung. 

Selbstverständlich kann 
durch Verlängerung der 
Rohre des Modells und 
Anbringung von Krüm- 
mungen ein besseres An- 
passen an lokale Verhält- 
nisse erzielt werden. Bei 
Neuanlagen wird das Gas- 
rohr der Hauptleitung bis 
in die Höhe des Rohres 
AA, vielleicht auch win- 
kelig gekrümmt bis nahe 
an dasselbe herangeführt, 
so daß nur ein ganz kur- 
zes bleiernes Verbindungs- 
stück (F) nötig ist. 

Da nach angestellten 
Versuchen die Spirale in 
2—5 Minuten den Hebel 



losläßt, so kann nur sehr 
wenig Leuchtgas entwei- 
chen, was auch passieren 
mag. 

Herr P. Altraann, 
Berlin NW., Luiseustr. 52, 
hat in sehr gefälliger 


O Wandrohr der Gasleitung. 
V Bleirohr zur Verbindung. 
AA Unteres Rohr, mit Hahn > 
und Hebel CC 

BB Oberes Rohr mit Brenner ( 
und Spirale * 


durch Schläuche 'mit 
dem Thermoregulator 
verbunden. 


Weise und in dauerhafter Form für mich den kleinen Apparat her- 
gestellt, der sich vorzüglich bewährte Durch Anbringung einer blau- 
brennenden Flamme ist das Ganze noch brauchbarer geworden. Es 


fällt die Rußbildung bei hoher Flamme weg, bekanntlich ein Um- 


stand, der häufig zum Verlöschen der Brenner mit Cylinder und 
heller Flamme führt. Sodann bedeutet diese Aenderung (für ein- 
fachere Thermostate) den Fortfall einer Verschlechterung der Zimmer- 
luft und der unangenehmen Bildung von Wasserdampf. — Obwohl 
die nichtleuchtenden Brenner einen breiteren Flammenkegel besitzen, 
so verbrauchen dieselben doch nicht mehr Gas, trotz gesteigerter Heiz- 
kraft. Sie lassen sich sehr wohl auf ein Minimum (Durchtritt des 
Gases nur durch das Notloch des Thermoregulators) einstellen und 


wie üblich regulieren. 


Der Preis dürfte sich auf ca. 25 M. belaufen. 


1. März 1897. 



En«. Abt. XXI. Kd. 




402 


Paul Cerfon taine f 


Nachdruck verboten. 

A r propos | d’une note de M. Askanazy sur la Trichinose. 

Pur, 

Paul Cerfontaine,' 

Chef des travaux k l'institut Zoologique de Li&ge. 

" Ä la suite de recherches entreprises, en vue d’älucider quelques 
questious, restäes jusqu’ alors, controversäes dans l’histoire de l’ivo- 
lution de la trichine, j’ai publi4 une note intituläe , Kontribution 
ä l’fitude de la Trichinose“. 

Dans cette note qui a paru, accompagnäe d’une planche double, 
dans les Bulletins de l’Acadämie Royale de Belgique, au mois de 
Mai 1 893 1 ), et dans les Archives de Biologie*), j’ai demouträ les 
faits suivants: 

1) Des trichines adultes päuätrent dans les tissus 
de l’höte. 

2) Ces trichines immigräes sont des femelles fä- 
condäes. 

3) Beaucoup de ces trichines se trouvent dans le 
Systeme lymphatique. 

Dans le „Centralblatt für Bactäriologie und Parasitenkunde“ 
vol XV, parut une note präliminaire de M. Askanazy, datäe de 
Königsberg 13 janvier 1894, et intituläe „Zur Lehre der Tri- 
chinosis“. 

Dans cette note, M. Askanazy, expose sommairement les rä- 
sultats de ses expäriences, sans mentionner ma publication parue 
sept mois auparavant. 

Dans son travail in extenso’), M. Askanazy, cherche ä 
ätablir par diffärents passages: 

1) Qu’il avait commencä ses expäriences longtemps avant la 
publication de sa note präliminaire; 

2) Qu’il n’ avait pas, mäme au moment oü parut sa note prä- 
liminaire, connaissance de mon travail, paru ä l’ätrauger; 

3) Qu’on ne peut considärer les räsultats, auxquels il est 
arrivä, comme une simple confirmation des miens*). 

Je ne veux nullement contester ces diffärents points, mais je ne 
puis m’empächer de protester, d’abord quand M. Askanazy dit, 
k la page 51 de son mämoire in extenso: 

„Was oben aber als besonders bedeutungsvoll her- 
vorgehoben wurde, daß die große Zahl der Darm- 


1) Bulletins de l'Acad. Roy. de Belgique. S6rie 8. Tome XXV. 1893. No. 5. 
pp. 454 k 488. 

8) Archive» de Biologie. T. XIII. 1893. pp. 125 k 145. 

3) Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und für klinische Medizin. 
Bd. CXLI. 1895. 

4) Je ne puis reproduire ici ces diffärents passages, cela donnerait trop d’extension 
A cette revendication. 


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A propos d’une oote du M. Askanazy sur la Trichinose. 


403 


t rieh inen sich in die Lymphgefäße der Darm wand ein- 
bohrt, hat Cerfontaine gar nicht bemerkt. Er erwähnt 
nichts von einer Lagebeziehnng der Darratrichinen 
in der Darmwand zu deren Lymphgefässe“, et en second 
lieu, quand il donne, abstraction faite du reste du texte, la citation 
suivante: 

„I n Bezug auf diese Feststellung sagt er: Ces faits 
plaident singuiierement en faveur de cette hypoth&se, 
d’aprös la quelle le systöme lymphatique servirait 
imm6diatement ä la dissömination deserabryons dans 
l’fecouomie.“ 

En ce qui concerne le premier point, \1. Askanazy eüt pu lire, 
ä la page 470 des Bulletins de l’Acadömie de Belgique, les lignes 
suivautes que je transcris textuellement: 

„Cependant, avant de passer au chapitre suivant, je tiens ä 
appeler encore une fois l’attention sur les trois faits essentiels qui 
constituent la base de ce travail: 

1) Des trichines adultes p6n&trent dans la paroi 
intestinale et s’avancent jusque dans le mösent^re. 

2) Ou trouve des trichines imraigröes dans le Sy- 
steme lymphatique, nous en avons rencotitrees dans 
les plaq ues de Peyer et dans les ganglions m6sent6- 
riq ues. 

3) Toutes les trichines que nous avons trouvöes 
dans les tissus, sont des femelles fäcoudöcs, dont 
l’oviducte est bourrö d’oeufs en voie de döveloppe- 
:nen t.“ 

Et page 487 dans les conclusions: 

10) „Comrae nous avons reucontrö des femelles dans 
les plaques de Peyer et dans les ganglions m6sent6ri- 
ques, il est öminem men t probable que c’est normalc- 
rnent le Systeme lymphatique qui intervient dans la 
diss6mination des embryons. Ceux-ci passent ensuite 
dans les vaisseaux sanguins, arrivent dans le r6seau 
capiilaire et ne cheminent ä travers le tissu cellulaire 
proprement dit, qu’aprös avoir traversö la paroi des 
capillaires par une sorte de diap6d6se. u 

Et page 469: „La figure 8, nous montre une coupe 
transversale de l’intestin, passant par une plaque de 
Peyer; trois follicules sont coup6s, a, b, e et dans 
chacun d'eux l’on aperqoit des trichines, qui encore 
une fois, sont toutes des femelles. 

En suivant la s6rie des coupes ou peut a’assurer de 
la präsence de deux trichines dans le follic ule «, six 
dans le follicule b, et cinq dans le follicule e.“ 

Je crois avoir insist6 suffisamraent, dans les passages ci-dessus, 
sur la localisation des trichines adultes par rapport au syst&me 
lymphatique, et sur le röle de ce systöine lymphatique dans la dis- 
Änination des embryons, pour que M. Askanazy ne puisse pas 

*«* 


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404 Cerfontaine, A propos d’une note de M. Askanazy sor U Trichinose. 


dire que je n’ai absolument pas remarqud ce fait important que la 
majoritd des trichines intestinales pdndtrent dans les vaisseaux lym- 
pliatiques de la paioi intestinale et que je ne dis rien de la position 
qu’ occupent les trichines intestinales dans la paroi de l’intestin par 
rapport aux vaisseaux lymphatiques de cette paroi. 

En ce qui concerne le second point, je me permettrai de tran- 
scrire le passage suivant, de la page 480 de mon travail: 

,.J’ai exposd plus haut les differentes opinions qui 
rdguent sur la question de la diesem in ation des em- 
bryons ä travers l’organisme. Les uns font intervenir 
le systöme lymphatique, d’autres les vaisseaux san- 
guins, enfin les auteurs recents, pensent que c’est 
principalemen t ä travers le tissu cellulaire que se 
fait la dissemination. 

Dans la figure 7 de la planche, nous constatons 
la pr6sence de trichines dans un ganglion mdsentd- 
rique; la figure 8 nous montreun nombre consid6rable 
de trichines femelies fecond6es, dans une plaque de 
Peyer. 

Ces faits plaident singulierement en faveur de cette 
hypothese, d’apres la quelle le Systeme lymphatique 
servirait imm6diatement ä la dissdmination des e m - 
bryons dans reconomie. 

Les embryons mis en liberte dans les plaques de 
Peyer et dans les ganglions mdsentdriques, peuvent 
passer ais6ment dans les vaisseaux lymphatiques et 
arriver dans le trouc intestinal. Celui-ci . . .“ 

M. Askanazy en ne citant que la phrase sus-mentionee, met 
en evidence le mot hypothese. 

Je me permettrai de faire remarquer que dans mon texte com- 
plet ce mot hypothese se rapporte aux opinions 6mises par roes 
predecesseurs, et que les faits nouveaux, dtablis par mes recher- 
ches sout autant de preuves qui tendent & faire passer ä l’6tat de 
fait etabli cette ancienne hypothese. 

A differentes reprises, M. Askanazy insiste sur ce point que 
l’on ne peut consid6rer sa publication comme une simple confirmation 
de mes r6sultats, 

Mon travail a paru sept a huit mois avant la note pr61iminaire 
de M. Askanazy, deux ans environ avant son travail d6finitif, et 
les r6sultats principaux de mes recherches etaient les suivants. 

1) Des trichines adultes p6netrent dans la paroi 
i n tes tinale. 

2) Ces trichines immigrees sout des femelles fd- 
condees. 

3) Le plus grand nombre de ces trichines immigrees 
se trouvent dans le systdme lymphatique. 

Ces trois faits essentiels ont dtd coufirmds par les recherches de 
M. Askanazy. 


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M. Askantity, Berichtigung der Bemerkungen P. CerfonUineV 


405 


Je me plais ä eonstater que l’auteur est arrivö a un resultat 
de plus, par ce qu’il a pu exarainer des animaux ayant survöcu ä 
Pinfection plus longtemps que le rat qui m’avait servi d’ objet 
d’ätude. 

II a pu trouver des larves libres et comme il a rencontrö des 
embryons dans les vaisseaux lymphatiques et daDs un ganglion mö-sen- 
terique, il a fourui une preuve de plus en faveur de l’an- 
cienne hypothöse d’apräs laquelle la systäme lymphatique ser- 
virait immädiatemeut a la dissämination des embryons dans l’äco- 
nomie. 

La prioritä s’etablit non par la date ä laquelle sont comtnencäes 
les recherches, mais par la date ä laquelle les rdsultats sont livrös 
ä la publicit^. 

En consäquence je revemlique la prioritä ou sujet de la döcouverte 
des fait8 ätablis par la publication que j’ai faite dans les Bulletins 
de l’Acadämie et dans les Archives de Biologie plusieurs tnois avant 
l’apparition de la note präliminaire de M. Askanazy. 

Liäge, le 28 däcembre 1896. 


Nachdruck verboten. 

Berichtigung der Bemerkungen P. Cerfontaine’s 

Von 

Privatdozent Dr. M. Askauazy 

iu 

Königsberg i. Pr. 

Durch die Liebenswürdigkeit der Redaktion dieses Central blattes 
erhielt ich einen Abzug der vorstehenden Bemerkungen Cerfon- 
taine’s und nehme Veranlassung, auf dieselben wenige Worte zu 
erwidern. Ich kann mich kurz fassen, da ich meinen Auseinander- 
setzungen auf p. 60 und 61 meiner Arbeit in Virchow’s Archiv. 
Bd. CXLI, auf welche ich hiermit verweise, nur wenig hinzuzufügen 
habe. Zunächst betone ich, daß es mir ferugelegen hat, die Priorität 
der Publikation von Cerfontaine zu bestreiten; ich habe an der 
erwähnten Stelle nur hervorgehoben, daß ich unabhängig von 
ihm und ziemlich gleichzeitig auf Grund eines viel 
reichhaltigeren Materiales und, wie ich hier noch hinzu- 
setze, in ein wandsfreierer Weise das Eindringen der 
weiblichen Darmtric hinen in die Darmwand bewiesen 
habe. Die Thatsache selbst, daß die weiblichen Danntrichinen sich 
in die Darmwand einbohren, habe ich vor Cerfontaiue be- 
obachtet; ich habe mich mit der Publikation aber nicht so beeilt, 
wie Cerfontaine, der seine Ratte am 7. Februar 1893 sezierte 
und im Mai desselben Jahres bereits die Resultate dieser Beobach- 


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406 


M. Askanazy, 


tung in einer gedruckten Arbeit vorlegte. Meine experimentellen 
U ntersuchnngen beziehen sich auf einen Zeitraum von ca. 4 Jahren. 
Cerfontaine hat sich damit begnügt, das Vorhandensein vou 
weiblichen Darmtrichinen in der Darmwand und Mesenterialdrüse 
einer einzigen, auswfitts trichinös infizierten, toten Ratte festzustellen 
und darf sich füglich nicht wundern, wenn Geisse 1 ) ihm den Ein- 
wand n acht, „daß das Eindringen der Trichinen in die Gewebe nach 
dem Tode der Ratte erfolgt ist.“ Gerade diesem Einwande suchte 
ich seiner Zeit aus eigenem Antriebe zuvorzukommen und habe daher 
noch dem lebende Tiere entnommenes Material zur Untersuchung 
h eranzogen, ehe ich zu einer Veröffentlichung meiner Befunde schritt. 
Daß ich auf diese Weise die Priorität der Publikation verscherzte, — 
non dolet. Unter allen Umständen muß ich es aber als eine falsche 
Behauptung bezeichnen, weun man schlechtweg sagt, ich hätte die 
Befunde Cerfontaine’s „bestätigt“. Denn ich konnte bei meinen 
Untersuchungen unmöglich etwas „bestätigen“, was meines Wissens 
noch niemand beobachtet hatte. Auch werden sich die Leser beider 
Arbeiten leicht davon überzeugen, daß meine experimentell fest- 
gestellten Ergebnisse erheblich über den Befund Cerfontaine’s 
hinaus gehen. Endlich sind meine Resultate gegen die Einwände 
geschützt, denen die Angaben Cerfontaine’s begegnen mußten. 
Der Autor hat z. B. auch jetzt noch nicht die Gelegenheit benutzt, 
um die an ihn gerichtete Frage zu beantwoiten, ob sein Unter- 
suchungsmaterial mit der nötigen Vorsicht entnommen und in Cel- 
loidin oder Paraffin gut eingebettet war, Dinge, die für die Beurtei- 
lung der Befunde von ausschlaggebender Bedeutung erscheinen. 
Angesichts der Möglichkeit solcher Einwände und der Abfertigung, 
die seine Angaben durch Geisse erfuhren, wird Cerfontaine zu- 
geben müssen, daß seine Arbeit leicht klanglos — wenigstens bis 
zum Tage einer besseren Beweisführung — zum Orkus hätte hinab- 
sinken können, wenn meine gleichzeitigen Untersuchungen sie vor 
diesem Schicksal nicht bewahrt hätten. Hat doch bereits Pagen- 
stecher*), worauf mich Herr Medizinalrat Dr. Huber in Mem- 
mingen nach dem Erscheinen meiner Arbeit aufmerksam zu machen 
die Freundlichkeit hatte, bei Trichinose viele Darmfollikel gesehen, 
die in einer Detritusmasse 3 bis JO weibliche, befruchtete Darm- 
trichinen enthielten 1 

Im einzelnen protestiert Cerfontaine nun gegen 2 Punkte: 

1) Gegen meine Behauptung, daß derselbe in den Lymph- 
gefäßen der Darmwand keine Darmtricbinen bemerkt hat. Diese 
Behauptung halte ich natürlich aufrecht, denn der Leser ersieht aus 
den von dem Autor angeführten Citaten (wie auch aus der Original- 
arbeit), daß Cerfontaine die Darmtrichinen nur in den Pey er- 
sehen Plaques und einer Mesenterialdrüse auffand; diese Organe sind 
aber auch dann noch keine Lympbgcläße, wenn sie kurzweg als 
„Systeme lymphatique“ citiert werden. 

1) Deutsch. Archiv f. klin. Med. Bd. LV. 1896. p. 154. 

1 ) Bisher habe ich die Originalarbeit noch nicht erhalten können. 


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Berichtigung der Bemerkungen P. Cerfontaine’s. 


407 


2) Meine Behauptung, daß die „alte Hypothese“, nach welcher 
der Lymph- bezw. Blutstrom die jungen Trichinen forttragen sollte, 
auch nach Cerfontaine’s Befunden eine Hypothese blieb, während 
ich sie zur gleichen Zeit zur Thatsache erhob, muß ich ebenfalls 
aufrecht erhalten. Die von Cerfontai ne seinerseits neu gemachte 
Beobachtung von dem Vorkommen der Darmtrichinen in Pey er- 
sehen Plaques und einer Mesenterialdriise beweist den Export der 
jungen Embryonen auf dem Wege des Lymphstromes keineswegs mit 
Sicherheit, selbst wenn man das Vorhandensein junger Würmer in 
den Gekrösdrüsen in Betracht zieht. Und das bat Cerfontaine 
wohl auch gefühlt, wenn er es nur als „dminemment probable“ be- 
zeichnet, daß der lymphatische Apparat die Embryonen verschleppt. 
Wie will Cerfontaine diese Frage aber auch durch eine Beob- 
achtung entscheiden, in welcher das Tier 3 bis 4 Tage nach der 
Fütterung starb und die Muttertrichinen noch gar keine geburtsreifen 
Jungen enthielten ! Wenn ich aber nachwies, daß 1) die weiblichen 
Darmtricbinen in die Lymphgefäße der Darmwand (Zotten, Schleim- 
haut, Submucosa) eindringen, daß 2) neben ihueu freie Embryonen 
im Lumen der Lymphgefäße liegen, daß sich 3) in den Lymphgefäßen 
sämtlicher Darmwandschicbten und in den Mesenterialdrüsen freie 
Embryonen vorfinden, so dürfte damit der unwiderlegliche Beweis 
erbracht sein, daß der Lymphstrom die junge Brut der Trichinen 
fortführt. — Bezüglich der weiteren Ergebnisse muß ich auf meine 
Arbeit verweisen. 

5. Februar 1897. 


Original-Referate aus den Sitzungen gelehrter Gesellschaften. 

Gesellschaft russischer Aerzte. Sitzuug am 31. (19.) Dezember 1896. 

Zur Frage über den Selbstschutz des tierischen 
Organismus gegen bakterielle Infektionen. 

Von 

Ür. A. J. Kondratleff. 

Gegenwärtige Mitteilung dient zur Ergänzung meiner ersten 
Arbeit (Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie. 
Bd. XXXVII. 1896 und Wratsch. 1896. No. 4 — 7. [Kuss.]), in der ich 
bewies, daß man aus den Nebennieren und der Milz des normalen 
(für Tetanus empfänglichen) Pferdes einen Stoff darstellen kann, der 
weiße Mäuse gegen eine unbedingt tödliche Dosis des Tetanustoxins 
mit solchem Erfolg zu schützen vermag, daß 50 Proz. der vergifteten 
Tiere am Leben bleiben. Im verflossenen Jahre habe ich mich viel- 
fach bemüht, weitere Darstellungsmethoden dieses Stoffes auszuarbeiten, 


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408 


Original-Referate aus den Sitzungen gelehrter Gesellschaften. 


da die früheren nicht als vollkommen genügend betrachtet werden 
konnten. Als eine der besten Methoden erschien von Anfang und bis 
jetzt das Extrahieren der zerkleinerten Organe mit wässerigem 
Glycerin (Infundieren im Laufe von 4 Tagen), mit nachfolgendem 
Ausfällen des im Vakuum kondensierten Extraktes durch das 5 fache 
Volumen 95 Proz. Alkohols. Nach ungefähr 6 Stunden wird die 
Flüssigkeit abfiltriert und der Niederschlag durch 2 — 3 maliges Um- 
schütteln mit 95 Proz. Alkohol ausgewaschen, wobei er jedesmal 
filtriert wird. Aus dem darauf getrockneten Niederschlag wird eine 
12 Proz. wässerige Lösung bereitet 

Sehr interessant erscheint der Umstand, daß die Methoden des 
direkten Ausfällens der Tetanus- und Diphtherieantitoxine und Toxine 
(L. Brieger und Boer. Zeitschr. f. Hygiene. Bd. XXI) mit nur 
unbedeutenden Veränderungen auch zur Darstellung unseres Stoffes 
sich als brauchbar erwiesen. Einen besonderen Erfolg verspricht das 
Ausfällen mit Chlorzink und mit einer Mischung von Chlorkalium und 
Chlornatrium (in letzterem Falle bei 30 — 37 0 C). Man muß jedoch 
die Organe durchaus mit schwach alkalischem Wasser (0,01 Proz. 
NaHO) extrahieren und die Chlorzinkverbindung in einer 0,1 -proz. 
NaHO-Lösung lösen. 

Obgleich diese Methoden ein wirksames Produkt liefern, so sind 
sie doch insofern mangelhaft, als es schwer ist, die giftigen Salze 
vollständig zu entfernen. In den mißlungenen Probeflüssigkeiten, die 
ich durch Ausfällen mit Alkohol oder Chlorzink erhalten hatte, gelang 
es mir, die schützende Wirkung bedeutend zu verstärken, indem ich 
dieselben aufeinanderfolgend der entgegengesetzten Behandlung unter- 
warf, d. h. indem ich die ersteren mit Chlorzink, die letzteren, nach 
Kondensierung im Vakuum, mit Alkohol ausfällte. 

Hieraus sieht man, daß die wirksamen Eigenschaften des be- 
treffenden Stoßes häufig deswegen nicht zur Geltung kommen, weil 
sie durch alle möglichen schädlichen Beimengungen (Eiweißstoffe, 
Salze) maskiert werden und daß man durch Verbesserung der Dar- 
stellungsmethoden uoch vieles zu erreichen hoffen kann. 

In meiner ersten Arbeit (1. c.) hatte ich schon erwähnt, daß 
weder die verschiedenen von Issajeff angeführten Stoße, noch das 
Spermin (Poehl, Loewy und Richter) beim Tetanus die Wirkung 
äußern, welche dem schützenden Stoff eigentümlich ist. Zu einem 
ebensolchen negativen Resultat führte mich die Prüfung der Versuche 
von Freund und Grosz (Centralbl. f. innere Med. 1895. No. 38 
und 39; 1896. No. 19) in Bezug auf Histon und Albumosen. Daher 
muß ich bei der Meinung beharren, daß der schützende Stoff mit 
keinem der bekannten chemischen Körper eine Aehnlichkeit darbietet, 
vielmehr nach seinen Eigenschaften den Enzymen am nächsten steht; 
dieser Umstand, sowie die gleiche Extraktionsmethode, nähert ihn in 
chemischer Beziehung sehr den Antitoxinen und Toxinen des Tetanus 
und der Diphtherie, die von Brieger ebenfalls aus der Gruppe der 
Eiweißstoffe endgiltig ausgeschlossen sind und die entweder zu den 
Enzymen oder zu Stoffen „von in der Chemie noch unbekannten 


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Original-Referate aus den Sitzungen gelehrter Gesellschaften. 


409 


Atomgruppierung“ gehören (Brieger und Boer 1. c. und Deutsche 
raed. Wochenschr. 1896. No. 49). 

Auf Grund dieser chemischen Verwandschaft der drei Stoffe: Toxin, 
Antitoxin und des schützenden Stoffes, den ich vorläufig der Kürze 
wegen Atoxogen benannt habe, möchte ich mir erlauben, eine 
Hypothese über das Wesen der Unempfänglichkeit bei Tetanus hier 
aaszuführen, die ich in Ermangelung einer einigermaßen befriedigenden 
Theorie der Unempfänglichkeit, als (zeitweiliges) Schema, das die 
Möglichkeit einer Orientierung in dieser komplizierten Frage bietet, 
angenommen habe. 

Ich nehme in Uebereinstimmung mit Courmont und Doyon 
(Comptes rendus de la Soc. de Biol. S6rie IX. Vol. V. 1893. p. 294) 
an, daß das Tetanusgift beim Eindringen in den tierischen Organis- 
mus mit irgendwelchen Eiweißstoffen des Zellprotoplasmas aller oder 
einiger Organe (Lymphsystem, Nebennieren, vielleicht Leber) eine 
ungiftige Verbindung eiugeht, die nach dem Inkubationsstadium in 
zweifacher Weise zerfallen kann: entweder wird von dem Eiweiß das 
Gift abgespalten, das ins Blut Übertritt und das Nervensystem ver- 
giftet, oder es werden ungiftige Produkte abgespalten und zwar bei 
den empfänglichen Tieren ein Antitoxin, bei den von Natur unempfäng- 
lichen andere ungiftige Verbindungen. 

Einer ebensolchen Verbindung mit den Eiweißstoffeu des Proto- 
plasmas, mit nachfolgendem Zerfalle dieser Verbindungen sind auch 
die dem Toxin chemisch nahestehenden Stoffe — das Antitoxin und 
das Atoxogen fähig. Mit dem Eiweißmolekül können mehrere Mole- 
küle aller dieser drei Stoffe gleichzeitig oder einzeln eine Verbindung 
eingehen. Die Gegenwart des Atoxogens in demselben (das im ge- 
sunden Organismus immer vorhanden ist) und noch viel mehr des 
Antitoxins (folglich auch die künstliche Einführung des einen oder 
des anderen Stoffes in den Körper) befördert in ähnlicher Weise wie 
die Fermente jenen Verlauf der Reaktion, wobei das Gift in Antitoxin 
(oder andere ungiftige Produkte) übergeht. 

Von diesem Standpunkte lassen sich alle möglichen Fälle von 
Intoxikation mit Tetanusgift leicht erklären, während die Antitoxine 
als Endprodukte der in den Zellen abgelaufenen Reaktion erscheinen, 
die erst der Ausscheidung ins Blut und später einer gänzlichen 
Elimioirung aus dem Körper unterliegen. Die Eiweißstoffe, die an 
dieser Reaktion teilnehmen, werden natürlich erschöpft, vielleicht 
zum Teil verbraucht und zu ihrer Restitution bedarf es einer gewissen 
Zeit. Deswegen wird der Organismus nach einer jeden Einführung 
des Giftes für eine Zeitlang empfindlicher demselben gegenüber als 
der normale Organismus, obgleich das Blut um dieselbe Zeit sogar 
einen großen Ueberfluß an Antitoxin besitzen kann. 

Die nach Ueberstehen der Tetauuserkrankung auftretende aktive 
Immunität ließe sich durch einige spezifische Veränderungen der 
Eiweißkörper erklären, die nach ihrer Verbindung mit den Toxinen 
entstehen. 

Auf die anderen toxischen Erkrankungen, wie z. B. die Diphtherie, 
kann diese Hypothese erst dann ausgedehnt werden, nachdem wir 


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410 


Allgemeine Infektionskrankheiten 


uns auf empirischem Wege von der Fähigkeit des Atoxogens, auch 
gegen andere Toxine zu schützen, überzeugt haben, was ggcb meinen 
noch nicht beendeten Versuchen über Diphtherie an Meerschweinchen 
sehr wahrscheinlich ist 

Die Frage über die Infektionsformen, darunter Cholera und 
Typhus, muß ich jedoch einstweilen offen lassen, da ich mich mit 
diesen Erkrankungen nicht beschäftigt habe, indem ich nur behaupte, 
daß der Vorgang der Immunisierung sich auch hier ausschließlich in 
den Zellen und nicht in den Flüssigkeiten des Körpers vollziehen muß. 


Referate. 

Schoen, E., Ergebnisse einer Fragebogenforschung aut 
tropen hygienischem Gebiet (Arbeiten aus dem Kaiser- 
lichen Gesundheitsamt. Bd. XIII. Heft 2.) 

Schoen hat die letzten Berichte, welche infolge der in der 
deutschen Kolonialgesellschaft vor einigen Jahren unternommenen 
Sammelforschung über Akklimatisation und Tropenhygiene noch nach- 
träglich eingegangen wareu — etwa 50 an der Zahl — zusammen- 
fassend bearbeitet. Ueber das früher eingegangene Material ist von 
Sehe Hong und Be low berichtet worden. Die Schoen 'sehe 
Arbeit ist wegen der vorurteilsfrei geübten Kritik und der ausgiebigen 
Benutzung der allgemein zugänglichen Tropenlitteratur für die Be- 
arbeitung der Fragebogenantworten wertvoll, giebt aber nichts wesent- 
lich Neues. Immer mehr zeigt sich, daß die Infektionskrankheiten 
oder, ganz allgemein gesprochen, die parasitären Krankheiten unter 
den sogenannten Tropenkrankheiten die Hauptrolle spielen, und daß 
die Reihe derjenigen für die Tropen charakteristischen Krankheits- 
bilder, welche rein klimatischen Einflüssen zugeschrieben werden 
müssen, sich je mehr lichten, je weiter unsere Kenntnisse auf diesem 
Gebiete fortschreiten. 

Die Besprechung Schoen ’s erstreckt sich auf Java, den Ma- 
layischcn Archipel, Britisch Indien und Ceylon, Melanesien und Po- 
lynesien, Sau Thom6, einige tropische und subtropische Gebiete 
Amerikas, Egypten und Syrien, [Südafrika, Neuseeland und Tschifu 
(China). Noch t (Hamburg). 

Rulni, G., Contributo sperimentale allo Studio del con- 
tenuto batteriologico di un teatro cbirurgico. (La 
Rif. med. 1895. No. 266, 267.) 

Daß die Gefahr der Luftinfektion selbst in eiuem chirurgischen 
Lehrsaale, in welchem durch die Studierenden der Staub in viel- 
facher Weise aufgewirbelt und die Luft in steter Bewegung unter- 


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Puerperalfieber. — Osteomyelitis. 


411 


halten wird, keine große ist, ist eine bereits bekannte Thatsache. 
Da aber trotz der glänzeuden Resultate der Asepsis durch zahlreiche 
Untersuchungen im Staube der Operationssäle die bekannten Eiter- 
erreger, wie Staphylo- und Streptokokken, wiederholt nachgewiesen 
wurden, unternahm es R., nach den Ursachen dieser auffallenden 
Erscheinung zu forschen. Er untersuchte zu diesem Bebufe die Luft 
des chirurgischen Operationssaales in Bologna mit Zuhilfenahme der 
Uiquel’8chen Filter, welche aus zwei Schichten Rohrzucker be- 
stehen, in denen die mit der Luft passierenden Keime zurttckgehalten 
werden. 

Auch bei diesen Versuchen ließen sich Staphylokokken und 
Streptokokken nachweisen, doch übten dieselben auf Versuchstiere 
entweder gar keine oder nur minimale pathogene Wirkung aus und 
nahmen auch trotz verschiedener Züchtungsmethoden und wiederholter 
Tierpassage keine nennenswerte größere Virulenz an. 

R. schließt aus seinen Versuchen, daß im Staube der chirur- 
gischen Operationssäle wohl pyogene Mikioorganismen enthalten sind, 
jedoch in einem hohen Grade von Virulenzabschwächung, und daß 
hiermit die Gefahr der Ansteckung und Wundinfektion nicht an der 
Luft, sondern lediglich an den Händen des Operateurs haftet. 

Kamen (Czernowitz). 

Rossl-Dorla, T., Ueber die lokalen und allgemeinen In- 
toxikationen als prädisponierende Ursache derPuer- 
peralinfektionen. Beitrag zum Studium des patho- 
logischen Wochenbettes. [Aus der geburtshilflichen und 
gynäkologischen Klinik der K. Universität in Rom.] (Münch, med. 
Wochenschr. 1896. No. 51 u. 52). 

Die zahlreichen Widersprüche über die Aetiologie und Prophylaxe 
der Wochenbettinfektionen lassen sich nach Verf. dadurch erklären, 
daß man das Verhalten des Organismus dem Infektionsprozesse gegen- 
über zu wenig berücksichtigt. Die häufigste und wichtigste Schädigung 
der normalen Widerstands- und Schutzkräfte sind die Intoxikationen, 
und zwar können dieselben allgemeiner oder lokaler Natur sein (Bak- 
terientoxiue, Alteration des Stoffwechsels, der autitoxischen Funktion 
u. s. w.). Der natürliche Schutz des Organismus den Wochenbett- 
infektionen gegenüber besteht vor allem in der bakterienfeindlichen 
Wirkung der Vaginalsekrete, in der Integrität der Epithelbekleidung 
und in der Vitalität der einzelnen Zeilenelemente der Wände und 
der Nachbarteile des Genitaltraktus. Die Entfernung der Sekrete 
oder eine Schädigung des Epithels muß daher vermieden werden. 
Das wichtigste Mittel zur Verhütung von Wochenbettiufektionen 
ist die Prophylaxe der Heteroinfektion, d. h. der Infektion von 
außen, und dazu genügt aseptische Behandlung. 

Dieudonnü (Berlin). 

Mircoli. S., Osteomieliti piogenetiche sperimentali. (La 
Rif. med. 1895. No. 284, 285.) 


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412 


Meningitis. — Omen*. 


M. hat unabhängig von Lex er und schon vor ihm Unter- 
suchungen Uber die Fähigkeit der Staphylokokken, auch allein, ohne 
Hinzutritt anderer Mikroorganismen, Osteomyelitiden zu erzeugen, 
angestellt. Verwendet wurden hierzu junge, im Wacbstume begriffene 
Tiere, von welchen die Hälfte an Sepsis einging, ein Viertel lokale 
Erscheinungen an Stelle der Injektion zeigten und das zweite Viertel 
typische Knochenerkraukungen aufwies. Die Schwere dieser letzteren 
schieu mit der Menge des injizierten Giftes in Zusammenhang zu 
stehen. Auch das Tier schwächende Einflüsse schienen für die Ent- 
stehung und Grad der Erkrankung von Bedeutung zu sein. Bei 
geringeren Gaben des Virus kam es zur Entwickelung eines schlei- 
chenden chronisch -entzündlichen, mit Hypertrophie des Knochens 
verbundenen Prozesses. Kamen (Czernowitz). 

Hanse, C., Beobachtungen über die Gebirn-rückenmarks- 
seuche der Pferde, Meningitis cerebrospinalis epi- 
demica. (Berl. tierärztl. Wochenschr. 18%. No. 61.) 

Ref. hat in dieser Zeitschrift bereits wiederholt über Arbeiten der 
Borna’schen Krankheiten (Johne, Siedamgrotzky, Schlegel) 
berichtet. Die vorliegenden Mitteilungen beschäftigen sich ebenfalls 
mit dieser Pferdekrankheit in Sachsen. Verf. hatte als dort beschäf- 
tigter Tierarzt Gelegenheit, eine gauze Reihe der beobachteten Fälle 
selbst zu sehen. Die Arbeit bespricht die Erkrankung mehr vom 
klinischen Standpunkte aus und zählt die ausführlichen Kranken- 
geschichten der Einzelfälle auf. Interessant war uns, daß Verf. die 
fraglichen Kokken auch im Blute der Pferde gefunden haben will. 

Auf Grund der klinischen Beobachtungen glaubt Verf. mehrere 
Varietäten der Krankheit annehmen zu sollen, und zwar beobachtete er 

a) Erkrankungen, welche mehr durch die Anwesenheit des Trans- 
sudats verursacht sind, und bei welchen zu Lebzeiten mehr Unruhe- 
erscheiuungen, besonders Muskelkrämpfe, beobachtet wurden. 

b) Erkrankungen, welche mehr durch das Vorhandensein paren- 
chymatöser Veränderungen bedingt sind, und bei welchen zu Lebzeiten 
besonders Depressionserscheinuugen, und nur diese, auftreten. 

c) Erkrankungen, welche anfänglich durch das Vorhandensein 
eines Trans-udats bedingt sind, bei welchen sich daun nachträglich 
parenchymatöse Voi Änderungen einstellen, und bei denen daun dem- 
entsprechend zu Lebzeiten anfänglich Cnruhecrscheinungen und 
Krämpfe, sodann erst später Depression vorhanden sind. 

Wenn Verf. weiterhin die Maßnahmen zur Tilgung der Seuche 
bespricht, so können diese im wesentlichen nur prophylaktisch sein. 
Die angewandte Therapie war die symptomatisch-exspektative, ihr 
Nutzen ein problematischer. 0. Voges (Berlin). 

Vulpius, Ueber primäre Ozaena 1 ary n go- trache a I is. 
(Dtsche med. Wochenschr. 1897. No. 5.) 

Bei einer Patientin, welche mit doppelseitiger eiteriger Mittelohr- 
entzündung zur Behandlung kam, fand sich außerdem eiteriger 


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Druse. — Tierische Parasiten. 


413 


• 

Katarrh der Schleimhäute der Nase, des Nasenrachenraumes, des 
Kehlkopfes und der Trachea; dabei bestand der charakteristische 
Geruch der Ozaena, namentlich besaß auch der Atem intensiv diesen 
Geruch. Bei bakteriologischer Untersuchung der aus dem unteren 
Kehlkopfabschnitte ausgewischten Sekretborken und des Eiters aus 
der Nase und dem Nasenrachenraume fanden sich die von Löwen- 
berg bei Ozaena nachgewiesenen großen Diplokokken 1 ) fast aus- 
schließlich und nahezu in Reinkultur in dem erstgenannten Unter- 
such ungsmaterial. Verf. hält zwar die ätiologische Bedeutung dieses 
Mikroorganismus für Ozaena noch nicht für erwiesen, glaubt jedoch 
in dem beschriebenen Falle mit Sicherheit nach der Krankheits- 
geschichte annehmen zu dürfen, daß es sich um eine vom Kehlkopfe 
und der Luftröhre ausgegangene Erkrankung gehandelt hat und führt 
Beispiele aus der Litteratur an, in denen ebenfalls die Ozaena sich 
nicht nur in der Nase, sondern auch in tieferen Abschnitten der 
Atmungswege entwickeln. K übler (Berlin). 

Grözinger, Vermutliche Uebertragung der Druse durch 
die Begattung. (Deutsche tierärztliche Wochenschrift. 1896. 
No. 19.) 

Bei zwei Stuten verschiedener Besitzer, die von einem Hengste 
gedeckt waren, welcher erst kurz zuvor die Druse überstsnden hatte, 
fand G. übereinstimmend Abscesse vor an und in der Nähe der Ge- 
schlechtsteile und an den Schenkeln, die dicken, gutartigen Eiter 
enthielten. Verf. glaubt, daß hier eine Uebertragung des Drusen- 
kontagiums durch den noch kranken oder mindestens eben erst ge- 
nesenen Hengst stattgefunden hat. Der Eiter wurde leider auf das 
Vorhandensein von Druseustreptokokken nicht untersucht, so daß die 
Vermutung G.’s, zumal es sich hier doch nur um eine sehr unge- 
wöhnliche Form der Druse handelt, völlig in der Luft schwebt. 

Deupser (Deutsch-Lissa). 

knoll, Ueber Demodex phylloides suis (Csokor) beim 
Schweine. (Zeitschrift für Fleisch- und Milchhygiene. 1896. 
Heft 8.) 

Bei einem geschlachteten und gebrühten Schweine fand K. in 
der Haut zahlreiche Herde von der Größe eines Hirsekorns bis zu 
der einer halben Linse, welche hell durchschimmerten, nur wenig über 
die normale Haut hervorragten und ziemlich scharf abgegreuzt waren. 
Als Inhalt zeigte sich ein weißer Brei, in welchem sehr zahlreiche 
Exemplare von Demodex phylloides vorhanden waren. 

Auffallend war hierbei, daß im vorliegenden Falle vorzugsweise 
die Haut der inneren Schenkelflächen am Uebergang in die hintere, 
untere Bauchwand ergriffen war, während sonst Rüssel, Hals, Unter- 
brust, Flanken, Bauchhaut und erst zuletzt die Innenfläche der 
Schenkel Lieblingssitze der Acarusräude des Schweines sind. Auch 

1) Vtrgl. diese Zeitschr. Bd. XVI. p. 658. 


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414 


Tierische Parasiten« 


waren die lokalen Erscheinungen sehr gering und ähnelten den beim 
Menschen durch die Balgrnilben erzeugten Comedonen, während sonst 
beim Schweine, ähnlich wie heim Hunde, ein pustulöser und ulceröser 
Ausschlag die Folge ist. Deupaer (Deutsch-Lissa). 

Körntet, J. Contribution a l’ätudc du trypanosome de 
matnmifäres. (Annales de l’Institut Pasteur. X. 1896. No. 12.) 

Das Vorkommen von Trypanosomaformon im Blute verschiedener 
Tiere, wie Frösche, Vögel, Hamster und Ratten ist eine schon lange 
bekannte Thatsache. Ucber den Entwickelungsgang dieser durch ihre 
Formen sehr charakteristischen Flagellaten sind wir namentlich durch 
ilie schönen Untersuchungen von Danilewsky genauer unterrichtet. 
Während sie aber im allgemeinen als harmlose Schmarotzer bei den 
oben genannten Tieren auftreten, mehren sich neuerdings die Beob- 
achtungen , daß zu dieser Parasitenfamilie auch solche Glieder ge- 
hören, die für ihre Wirte äußerst schädlich und verderblich werden. 
So wurde eine in Indien vorkommende Krankheit der Pferde, Kamele 
und Maulesel, die Surrs durch Trypanosomen bewirkt und nach der 
interessanten Veröffentlichung von Dr. Bruce ist die Ursache der sog. 
Tsö tsö-Kraukheit ebenfalls in einer Trypanosoma art zu suchen. 
Einen weiteren Beitrag nach dieser Richtung liefert die vorliegende 
Arbeit von R. 

In dem Blute eines an „Dourine“ erkrankten Hengstes fanden 
sich reichlich Trypanosomaformen, die auf gewisse Tiere 
übertragbar waren und damit ein schätzenswertes Material zu experi- 
menteller Forschung boten. 

Die morphologischen Verhältnisse dieser im Pferdeblute auf- 
gefundenen Trypanosomen sind genauer beschrieben und durch Ab- 
bildungen veranschaulicht. Sie ähneln nach dem Autor den von 
Levis und Chalachnikow im Blute der Ratten, und von 
Griffit Evens im Blute der surrakranken Pferde etc. gefundenen, 
jedoch sollen sich mehrere durch biologische Merkmale von diesen 
unterscheiden. 

Eine Kultur ist dem Verfasser trotz aller Mühe nicht gelungen 
weder in Serum empfänglicher Tiere (z. B. des Hundes wie Chalach- 
nikow angiebt), noch in anderen in Frage kommenden Nährmedien. 

Bei der Uebertragung auf andere Tiere erwiesen sich die Kalt- 
blüter (Natter, Eidechse, Frösche) und Vögel (Hühner, Tauben, 
Sperlinge, Fledermaus) gleichmäßig unempfänglich. 

Bei den zum Versuch benutzten Saugetieren zeigte sich, daß 
Meerschweinchen durchaus unempfänglich, von den Ratten nur ein 
bestimmter Bruchteil und zwar in verschiedenem Maße empfänglich 
war. So blieben von 30 geimpften Ratten 9 völlig unberührt, 7 er- 
lagen der Infektion und bei 14 bewirkte die Impfung verschiedene 
Grade der Krankheit. 

Sehr empfänglich dagegen waren Mäuse (weiße sowohl wie graue), 
Kaninchen und Hunde. Dies zeigte sich schon in der Leichtigkeit der 
Uebertragung. Die geringste Wunde mit einem Tropfen oder gar 


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Tierische Parasiteu. 


415 


Bruchteil eines injizirten Blutstropfens in Berührung gebracht, ver- 
mittelt die Infektion. Ebenso wirkten natürlich die subkutanen, in- 
travenösen oder intraperitonealen Injektionen. Aber es war nicht 
einmal eine Verletzung nötig. So genügten bereits vier Tropfen 
parasitenhaltigen Blutes, in den Conjuuktivalsack eingebracht, um die 
Krankheit zu erzeugen. Dagegen war die Injektion von dem Ver- 
dauungskanal aus stets erfolglos. Der Krankheitsverlauf ist verschieden 
nach der Tierart. Doch handelt es sich im allgemeinen immer nur 
um eine Blutinfektion mit tödlichem Ausgang. Besonders ausge- 
sprochen ist dieselbe bei der Maus, bei der Ausstrichpräparate er- 
halten wurde, io denen die Trypanosomen an Anzahl die roten 
Blutkörperchen weit überragen. Den von Danilewsky beschriebenen 
Teilungs- und Entwickelungsgang der Tiere zu beobachten ist Verf. 
nicht gelungen. 

Die Dauer der Krankheit, die, abgesehen von den erwähnten Aus- 
nahmen, stets tödlich verlief, betrug bei Mäusen durchschnittlich 11 
— 15 Tage und beim Kaninchen 1—4 Monate. Während sich aber 
bei Mäusen bis wenige Stunden vor dem Tode keinerlei Krankheits- 
symptome bemerken ließen, boten Kaninchen und Bunde ziemlich 
gleiche Veränderungen, wie unregelmäßiges Fieber mit plötzlicher 
Exacerbation, beträchtliche Störung des Allgemeiubefindens und starke 
Gewichtsabnahme, bedeutende Dilatation der Gefäße mit nachfolgendem 
Oedem resp. Exsudat in die Leibeshöhle. 

Der Nachweis der Parasiten im Blut gelang leicht und jederzeit 
bei den infizierten Mäusen, jedoch nicht ebenso gleichmäßig bei 
Kaninchen und Hund. Vielmehr handelte es sich bei diesen Tieren 
um ein intermittirendes Auftreten, ohne daß jedoch dabei eine Beziehung 
zu der Fieberbewegung zu erkennen war. Wurden kranke Kaninchen 
getötet, so fanden sich die Parasiten in der Milz, in den Augen- 
flüssigkeiten, auf den Schleimhäuten, an Stellen lokalisierter Oedeme, 
aber niemals im Knochenmark. (Im Gegensatz zu den Trypanosomen 
bei anderen Tieren wie Hamster und Vögel.) Bemerkenswert ist die 
hervorragende und konstante Beteiligung der Seh- und Geschlechts- 
organe an den lokalen Veränderungen, die sich bei ersteren als schleimig- 
eitrige Conjunctivitis mit nachfolgender Erkrankung und selbst Zer- 
störung des Bulbus, bei letzteren als ödematöse Schwellung und se- 
kundärer Ulceration der Schleimhäute resp. äußerer Bedeckung zeigt. 
Hinzu gehört noch, daß beim weiblichen trächtigen Tier Abort ein- 
rritt. wobei indessen im Fötus keine Parasiten gefunden werden. 
Bezüglich der weiteren Einzelheiten sowie der mitgeteilten serothera- 
peutischen Versuche muß auf das Original verwiesen werden. Hier 
mag nur betont werden, daß vom Autor Impfversuche bei Eseln und 
namentlich Pferden nicht gemacht worden sind. Wenn der Autor 
mit Rücksicht auf die krankhaften Veränderungen an den Geschlechts- 
teilen seiuer Versuchstiere und die ebenfalls eine Erkrankung der 
Geschlechtsorgane darstellende Affektion seines Ausgangstieres (Hengst 
s. oben) den Gedanken nahe legt, daß sein Trypanosomen vielleicht die 
Ursache der „Dourine“ darstellen, hätte mau diese Uebertragungs- 
versuche umsomehr von ihm erwarten dürfen, als er es ebenfalls 


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416 


Tierische Parasiten. — Uotersuchungsmethodeo, Instrumente etc. 


unterlassen hat, andere dourinekranke Pferde auf Trypanosomen zu 
untersuchen. Immerhin aber kann diese Mitteilung als Anregung auf- 
gefaßt werden, dieser Frage einmal näher zu treten. 

Frosch (Berlin). 

Blanchard . R. , Le Davainea madagascariensis ä la 
Guyane. (Bull, de l’Acad. de mödecine. Seance du 12 janvier 
1897.) 

Als der Verf. das Genus Davainea geschaffen hatte, zeigte 
sich, daß mit Ausnahme einer einzigen Species alle Vertreter der 
Gattung Parasiten der Vögel waren. 

Die abweichende Art war Taenia madagascariensis Da- 
v&ine. Sie wurde zuerst beobachtet in Mayotte (Comoren), und zwar 
bei zwei Kindern, später fand man sie auch auf der Insel Mauritius 
und in Bangkog. 

In jüngerer Zeit ist nun auch eiueDavainea ausManis java- 
nica und eine zweite, Davainea contorta Zscbokke, ausManis 
pentadactyla bekannt geworden; die Sonderstellung der D. rnada- 
gascarieusis Davaine fällt somit dahin. 

Die von C. W. Daniels aufgestellte Art D. demerariensis 
aus einen) erwachsenen Eingeborenen von Guyana ist nach den Unter- 
suchungen des VerPs. mit I). madagascariensis zu identifizieren. 

Das Vorhandensein der letzteren in Guyana, sowie an den schon 
erwähnten Orten läßt auf eine allgemeinere Verbreitung derselben 
in den Tropen schließen. 

D. madagascariensis Davaine befällt Erwachsene sowohl 
als Kinder, Weiße sowohl als Eingeborene. Ihr Zwiscbenwirt ist ver- 
mutlich ein Insekt, wahrscheinlich Pluri plane ta (P. orientalis, 
americana etc.). E. Riggenbach (Basel). 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 

HlerocKSs. Const. X., Studien zur Frage der Beeinflus- 
sung der Färbbarkeit von Bakterienmaterial durch 
vorhergehende Einwirkung bakterienschädigender 
Momente. (Archiv f. Hyg. Bd. XXVIII. Heft 2. p. 163.) 

Verf. setzte sporenhaltiges und sporenfreies Bakterienmaterial 
verschiedenartigen chemischen und physikalischen Eingriffen aus und 
stellte hierauf den Einfluß fest, welchen diese Behandlungsweise auf 
die Färbbarkeit der betreffenden Objekte ausgeffbt hatte. 

Die verwendeten Bakterienarten waren: Bacillus mycoides, 
Bacillus subtilis, Trommelschläger, eine bei 56° C gezüchtete 
Thermophilenart, Typhus- und Diphtberiebacilleu. 


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l'utersuclmngsm«t)ioden, Instrumente etc. 


417 


Nachdem das an sterilen Deckgläschen angetrocknete Bakterien- 
material der Einwirkung der betreffenden bakterienschädigenden 
Reagentieu verschieden lange Zeit (10 Minuten bis 24 Stunden) aus- 
gesetzt worden war, wurde mit den gebräuchlichen Farblösungen — 
wässrige resp. Anilinwasserfuchsinlösung — gefärbt. Dabei stellte 
es sich heraus, daß trockene und feuchte Hitze auf die Färbbarkeit 
der Sporenbildner und ihrer Dauerformen mit Anilinwasserfuchsin- 
lösung erhöhend eingewirkt hatte. Für die Färbbarkeit mit wäss- 
riger Fuchsinlösung waren nur Bac. subtilis und mycoides zu- 
gänglicher geworden. Chlor- und Bromwasser erhöhten ebenfalls die 
Färbbarkeit des Materials mit Anilinwasserfuchsinlösuug, führten 
jedoch eine geringere Zugänglichkeit für wässrige Fuchsinlösung 
herbei. Während Bromdämpfe sowohl auf die Badllen, als auch auf 
die Spo ren zerstörend einwirkten, waren nach Behandlung mit Chlor- 
gas die Sporen und Bacillen des Bac. subtilis und der Trommel- 
schlägerform leichter färbbar als vorher. Formaliu und Jodjodkalium- 
lösung ließen das Material unbeeinflußt und Sonnenlicht setzte die 
Färbbarkeit der Subtilis bacillen und -Sporen etwas herab. 

Die Typhusbacillen erlitten durch Behandlung mit Chlorgas eine 
geringe Herabsetzung ihrer Färbbarkeit mit wässriger Fuchsinlösung, 
Bromdämpfe zerstörten auch hier das Zellprotoplasma. Im übrigen 
konnte eine Beeinflussung der Färbbarkeit von Typhusbacillen nicht 
erzielt werden, auch nach Gram wurden sie stets entfärbt 

Bei den Diphtheriebacillen äußerte sich die Einwirkung der ge- 
nannten bakterienschädigenden Momente im wesentlichen in Quellungs- 
erscheinungen, sowie in lückenhafter, vielfach blasser Färbung. 

Vogel (Hamburg). 

Kißling, Ein einfacher Thermostat für Finnenunter- 
suchungen und Mitteilung eines Versuches über die 
Lebensdauer der Schweinefinneu in frischem und 
gepökeltem Fleische. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene. 
1896. Heft 8.) 

Dieser Apparat besteht aus einem Kompressorium mit einer 
oberen 10—12 mm und einer unteren nur 2 mm dicken Scheibe. 
Die zu untersuchenden Finnen werden zwischen die Gläser gebracht 
und einem gelinden Drucke ausgesetzt. Das Kompressorium steht 
in einer Glasschaie, die bis nahe an die obere Fläche desselben mit 
Wasser gefüllt ist Diese wiederum steht in einem Bleibecken, welches 
sich auf dem zu erhitzenden Kupfertischchen befindet. In dem Blei- 
beckeo und in dem Kupfertischchen befinden sich kongruente Oeff- 
nungen für das Spiegellicht, in dem letzteren noch ein Loch für den 
Thermometerhalter. Das Kupfertischchen hat mit Ausnahme der für 
die Heizung bestimmten Stellen dicke Asbestbekleidung. Zwei Ab- 
bildungen bringen die Zusammensetzung dieses kleinen Apparates zur 
Anschauung. 

Die Versuchsreihe über die Lebensdauer der Schweinefirmen be- 
stand darin, daß von einem starkfinnigen Schweine ein Vorderschenkel 

Erato Abt. XXI hi. 27 


i 


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418 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 


in freier Luft aufgehängt (Monat Februar), ein Hinterechenkel dagegen 
mit Kochsalz in der gewöhnlichen Weise gepökelt wurde. Hierbei 
ergab sich, daß nach 13 Tagen im frischen Fleische alle Finnen noch 
lebten, während im Pökelfleische von 100 Parasiten 99 abgestorben 
waren. Nach ferneren 5 Tagen waren im gepökelten Fleische sämtliche 
Finnen tot, während im frischen von 6 Parasiten noch einer am Leben 
war. Erst nach weiteren 10 Tagen, im ganzen also nach 28 Tagen, 
waren auch im frischen Fleische alle Finnen abgestorben. Diese Ver- 
suche sind von großer Wichtigkeit, weil, wie Ref. schon in diesem 
Centralbl. wiederholt hervorgehoben hat, die Entwertung des Rind- 
fleisches im gekochten Zustande, die bis jetzt noch bei einem Finnen- 
funde stattzufinden hat, einen großen Verlust für den Verkäufer ein- 
schließt. Deupser (Deutsch- Lissa). 

Kabitz, Ein leicht herstellbarer Thermostat für Finnen- 
uutersucbungen. (Zeitschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene. 1896. 
Heft 8) 

Da bei der Untersuchung geschlachteter und finnig befundener 
Tiere und bei der Beurteilung gewisser Abtötungsverfahren für 
tierische Parasiten notwendig eine Untersuchung auf einem erwärm- 
baren Objekttisch vorgenommen werden muß, so ist jede Konstruktion 
einer einiachen und billigen Vorrichtung mit Freuden zu begrüßen. 
K. macht uns mit einem solchen Thermostaten bekannt, der einfach aus 
einer etwa 2 mm dicken Kupferplatte besteht, die an dem einen Ende 
in der Breite eines Objektträgers umgebogen ist in einem Abstande, daß 
sich bequem ein Objektträger samt Deckglas darunter hin- und her- 
schieben läßt. Ferner befinden sich 2 übereinanderliegende Löcher in 
den Metallplatten, von denen durch das eine das Licht auf das Präparat 
fällt, während das andere das Hin- und Herschieben des Objektes 
erlaubt. Eine dritte Oeffnung in der oberen Platte dient zur Ein- 
schiebung eines Thermometers zur Temperaturmessung, während zwei 
an beiden Seiten angebrachte, senkrecht zur Platte stehende Schienen 
die Anbringung eines Asbestpappschirmes erlauben, der den Kopf des 
Untersuchenden vor der Ausstrahlung der Lichtquelle schützen soll. 

Eine kleine Zeichnung macht die ganze billige Einrichtung schnell 
übersichtlich. Deupser (Deutsch- Lissa). 

Hanau, A., Ueber einen bequemen Behälter für einzelne 
Mäuse oder Ratten. (Fortschr. d. Med. 1897. Nr. 2.) 

H. beschreibt einen Behälter, der die Reinigung möglichst er- 
leichtert und selten erfordert, sowie dem Geruch vorbeugt, und zwar 
bündelt es sich um einen sog. Kartoffelsieder oder Salatkorb; der- 
selbe ist ein 12 cm hoher und 25 cm im Durchmesser besitzender, 
also flach-cylindrischer Korb, aus cirkulär horizontal verlaufenden, 
verzinnten, eng aneinander stehenden Eisendrähten zusammengesetzt. 
Der Bodeu besteht aus dem gleichen Material, nur laufen die Drähte 
konzentrisch. Oben ist der Korb mit einem Deckel aus Blechrand 
und Drahtnetz geschlossen, unten hat er vier 1 cm höbe Drahtfüße. 
Der Korb wird auf einen einfachen Zinkteller gestellt, welcher einige Cen- 
timeter breiter ist und einen 3 cm hoch aufgebogenen Rand hat ; in diesen 


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Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungkhemmuug etc. 419 

kommt feiner Sand. Die Tiere werden ohne Watte u. dergl. in den 
Käfig gesetzt und in einem warmen Zimmer gehalten. Eine Des- 
infektion ist durch Auskochen oder mit Karbolsäure leicht möglich. 

Hugo Laser (Königsberg i. Pr.). 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 

Oerland, Die Bekämpfung und Verhütung der Seuchen 

in Hildesheim. (Hygieu. Rundschau. Jahrg. VII. 1897. No. 1.) 

Die vorliegende Publikation des Verf.’s verdanken wir dem Um- 
stande, daß der Autor gebeten wurde, seine interessanten, auf der 
Septemberversammlung 1896 des deutschen Vereins für öffentliche 
Gesundheitspflege gebrachten Mitteilungen weiteren Kreisen zugäng- 
lich zu machen. Als Senator und Polizeidirektor der Stadt Hildes- 
heim hält sich der Verf. verpflichtet, auch die hygienischen Be- 
strebungen der Neuzeit in seinem Amtsbezirke durchzuführen, denn 
„es ist auch das Amt der Polizei, die dem Publikum oder dessen 
einzelnen Schichten drohenden Gefahren abzuwenden.“ Die praktische 
Durchführung der Bekämpfung und Verhütung von Seuchen bildet 
aber den Gegenstand der Zeilen dis Verf.’s. In der breiteren Aus- 
führung seines Themas bespricht Verf. 

1) zunächst die Maßnahmen zur Bekämpfung und 

2) alsdann die zur Verhütung der Seuchen. 

Für die Durchführung des ersten Punktes liegen bestimmte, 
hierorts wohl als bekannt vorauszusetzende Gesetzesvorschriften vor. 
Verf. knüpft an dieselben an und beschreibt die praktische Durch- 
führung dieser Verordnungen in den verschiedenen Einzelfallen. Es 
werden da behandelt die Anzeigepflicht, Behandlung der an Infek- 
tionskrankheiten Verstorbenen und die Desinfektion. Besonders der 
letzteren ist ein großer Raum gewidmet und die Handhabung der- 
selben durch die städtische Desinfektionsanstalt eingehend behandelt. 
Der zweite Abschnitt, welcher von der Verhütung der Krankheiten 
handelt, bespricht 

1) die Verhütung bestimmter Krankheiten, 

2) die Isolierung der Kranken, 

3) allgemeinere Vorbeugungsmaßnahmen. 

Als besonders wichtig wollen wir dabei hervorhebeu, daß Verf. 
sich selbst in uneigennützigster Weise an die Spitze der diese Be- 
strebungen ausführenden Kommissionen gestellt und seine Thätigkeit 
nicht bloß auf nachweisbare Aufgaben beschränkt hat, sondern durch 
Spezialuntersucbungen von Häusern, Brunnen, Wohnungsverhältnissen 
ganz außerordentlich segensreich gewirkt hat. Diese gute That ist 
aber auch von der Bürgerschaft in hervorragender Weise anerkannt 
worden, so daß das Publikum selbst durch Anträge, Meldungen etc. 

»i* 


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420 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 


diese Bestrebungen Gerland’.s gefördert hat. Fast nie ist es zur 
Anwendung von Zwangsmaßnahmen gekommen. Dieser Umstand 
dürfte die schönste Belohnung für die Mühen des Verf.’s sein, wird 
doch dadurch der Beweis erbracht, daß es sehr wohl gelingt, im 
guten fast jede hygienische Aenderung zur Ausführung zu bringen. 
Verf. giebt endlich eine Uebersicht über die Mortalität in den ver- 
schiedenen Jahren. In der That scheinen die Bemühungen von Erfolg 
gekrönt gewesen zu sein, überall macht sich ein Sinken der Zahlen 
bemerkbar, auch die Cholera vermochte nicht festen Fuß zu fassen. 

0. Voges (Berlin). 

Schattenfroli, üeber das Vorhandensein von baktericiden 
Stoffen in den Leukocyten und deren Extraktion. 
(Münch, med. Wocheuschr. 1897. No. 1.) 

Verf. sucht in einer vorläufigen Mitteilung die Theorie Buchner’s, 
daß die Alexine Produkte der Leukocyten seien, durch den Beweis, 
daß sich baktericide Stoffe aus den Leukocyten extrahieren lassen, 
zu erhärten. Nach Einspritzung von Aleuronatbrei und spatere In- 
jektion von physiologischer Kochsalzlösung in die Bauchhöhle von 
Meerschweinchen bezw. Brusthöhle von Kaninchen, verschaffte sich 
Sch. leukocytenhaltiges Exsudat. Die wiederholt gefrorene und auf- 
getaute Flüssigkeit zeigte eine außerordentlich baktericide Wirkung, 
welche die des nicht gefrorenen Exsudates bei weitem übertraf. 
Ebenso gelang es durch Erwärmen, inaktiviertes Exsudat wieder 
aktiv zu machen, wenn es mit sorgsam durch Auswaschen von 
etwaigen anbängeuden Alexineu befreiten Leukocyten zum Gefrieren 
und Auftauen gebracht wurde. Von diesen iu Lösung gebenden 
baktericiden Stoffen wurden Choleravibriouen fast gar nicht beeinflußt, 
sehr energisch dagegen S t a p by lococcu s pyog. aur. und Bac- 
terium coli. Verf. stellt die weitere Untersuchung über diese 
merkwürdige Erscheinung in Aussicht. Trat bei diesen Versuchen 
(besonders leicht beim unverdünnten Kaninchenpleuraexsudat) Ge- 
rinnung ein, so wirkte zellbaltiges Exsudut stets geringer baklericid 
als zellfreies. Verf. nimmt an, daß in diesem Falle aus den Leuko- 
cyten mehr Nährstoffe, als baktericide Körper extrahiert werden. Im 
verdünnten und daher nicht gerinnenden Exsudat bleiben die Leuko- 
cyten lebend und scheint es also darauf anzukommen, daß die Zellen 
möglichst unversehrt extrahiert werden. Die Einzelheiten dieser 
Experimente werden vom Verf. später im Zusammenhänge mitgeteilt 
werden. 

Jedenfalls muß schon nach diesen Mitteilungen irgend ein Zu- 
sammenhang der extrahierten baktericiden Stoffe mit den bei der 
Immunität auftretenden als äußerst fraglich hingestellt werden. 

Marx (Berlin). 

Ehrlich, Zur Kenntnis der Antitoxin Wirkung. (Fort- 
schritte der Medizin. Bd. XV. 1897. No. 2.) 

Verf. weist in einem sehr interessanten Versuche nach, daß zum 
mindestens ein Toxalbumin durch sein Antitoxin unschädlich gemacht 
wird, mit sicherem Ausschlüsse jeder etwa anzuuehmenden Zcllthätig- 


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Schutzimpfung, künstl Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 421 


keit Ehrlich ging von der Thatsache aus, daß Ricin im extra- 
vaskulären Blute ebenso wie itn lebenden Tiere eine eigentümliche 
Gerinnung hervorruft, indem es die roten Blutkörperchen zusammen- 
ballt und niederschlägt. Es wurden im Versuche 6 Röhrchen mit 
10 ccm einer Mischung gefüllt von 95 ccm physiologischer Kochsalz- 
lösung, die mit 0,5 Proz. citrouensaurem Natron versetzt war, dem 
5 ccm Kaninchenblut zugesetzt waren. Aus einer solchen Mischung 
fällen 1 ccm 2-proz. Ricinlösung die Blutkörperchen prompt aus. 
E. versetzt 1 ccm dieser Ricinlösung mit 0,3, 0,5, 0,75, 1,0 und 
1,25 ccm halbverdünntem Antiridnserum. Probe I verhielt sich wie 
das Kontrollröhrchen, bei 0,5 und 0,75 ccm Serum war die Gerinnung 
verzögert und bei 0,75 ccm nicht vollständig Nach 24 Stunden 
stellte sich schließlich noch im Röhrchen, mit 1,0 ccm Serumzusatz, 
spurweise Ausfällung ein. Dieselben Ricin- und Antiricinmisehungen 
wurden nun im Tierexperiment geprüft. Von diesen 6 Mischungen 
wurden 6 Mäusen 0,4, 0,5, 0,6, 0,7 und 0,8 ccm injiziert. Maus 1 
war nach 18 Stunden tot, Maus II nach 30 Stunden. Maus III zeigte 
mäßige Infiltration, die übrigen blieben gesund. Der Tierversuch be- 
stätigt also die aus dem Reagenzversuch zu ziehenden Schlüsse. 

Hiermit ist wenigstens für das Ricin der strikte Beweis erbracht, 
daß sich Gift und Gegengift direkt chemisch beeinflussen. 

Marx (Berlin). 

IMchet, Ch., Propriötös immunisantes du sörum de chien 
injectö avec du sörum d'anguille. (La Scmaine mödicale. 
1897. p. 30.) 

Om ein Kaninchen zu töten, genügt die Injektion von 0,1 ccm 
Schlangenserum. 1 ccm desselben Serums bringt beim Hunde zwar 
nur vorübergehende Erscheinungen hervor, aber nach dessen Wieder- 
herstellung besitzt sein Serum immunisierende Eigenschaften gegen 
Schlangenserum. R. hat dieses durch Versuche an Kaninchen sicher- 
gestellt. Ahlefelder (Charlottenburg). 

Merleux und Niemann . Ueber A n tistrept okkenserum. 
(Berl. klin. Wochenschr. 1896. No. 49.) 

Die Verff. berichten über neuere Tierversuche, welche den Schutz- 
wert der von ihnen gelieferten Antistreptokokkensera beweisen sollen. 
Und zwar wird dem Serum „Lyon-Vaise“ unter den drei geprüften 
Serumsorteu der größte Schutzwert vindiziert. Leider sind sämtliche 
Versuche wieder nach dem sehr unzuverlässigen Verfahren Mar- 
morek’s angestellt worden, indem die Infektion der vorbebandelten 
Tiere mit stark verdünnten Kulturen geschah. Hierbei bleiben, wie 
Ref. gezeigt hat, stets auch Kontrolltiere am Leben und man hat 
nie eine Garantie, daß vorbehaudelte Tiere, welche am Leben bliebeD, 
auch wirklich infizierende Keime erhalten haben. Ein deutliches Bei- 
spiel für die Richtigkeit dieses Eiuwandes liefert sogleich Tab. I der 
Verff. Während nach Angabe derselben die „tödliche Dosis“ (übrigens 
ein bei Infektion mit lebenden Keimen an sich schiefer Begriff. Ref.) 
des verwendeten Streptococcu s Viooooooo ccm betragen soll, 
bleibt gleich in der ersten Versuchsreihe ein mit 1 / I00 „„„ ccm, also 


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422 Schatzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelongshe nmung etc. 


dem 100-fachen dieser Dosis infiziertes Kontrolltier am Leben. Es 
ist kaum verständlich, warum die Verff. keinen einzigen Versuch mit 
der vom Ref. als viel sicherer empfohlenen Wundinfektion der Ka- 
ninchen am Ohr angestellt haben. Ehe nicht gegen diese Art der 
Infektion oder gegen die Injektion viel größerer Kulturquantitäten 
ein sicherer, regelmäßiger Schutz durch Vorbehandlung mit 
dem Serum erzielt werden kanu, ist nach allen bisherigen Erfahrungen 
an eine therapeutische Wirkung desselben gar nicht zu denken. 
Ref. kann daher die Versuche der Verff. keineswegs als beweiskräftig 
anerkennen. Petruschky (Berlin). 

Borneniann, B., Ueber das Antistreptokokkenserum (Mar- 
morek). (Wiener klin. Wochenschr. 1896. No. 51.) 

Verf. stellte im staatlichen Institute für die Herstellung von 
Diphtherieheilserum zu Wien (Prof. Pal tauf) Versuche über die 
Schutzwirkung verschiedener „Antistreptokokkensera“ an, und zwar 
prüfte er einige Serumproben von Marmorek, ferner normales 
Pferde- und Menschenserum und schließlich Seruraproben, die Verf. 
von 2 durch ihn selbst vorbehandelten Tieren, einem Pferde und 
einem Esel, gewonnen hatte. Zur Infektion wurde ein Strepto- 
coccus benutzt, den Verf. von Marmorek erhalten hatte; der- 
selbe zeigte anfänglich letale Wirkung auf Kaninchen erst in der 
Dosis von 0,01 ccm; durch Passagen wurde die Virulenz für Ka- 
ninchen so weit gesteigert, daß 0,0001 ccm in 2 Versuchsreihen töd- 
lich wirkte, während von 2 mit 0,00001 ccm infizierten Tieren das 
eine am Leben blieb. Es handelte sich also, wie Verf. selbst hervor- 
hebt, um einen nicht maximal virulenten Streptococcus, dem 
gegenüber die etwaige Wirksamkeit der Streptokokkensera besonders 
deutlich hätte hervortreten müssen. Als infizierende Dosis verwendete 
Verf. in der Mehrzahl der Fälle 001 ccm, was gegenüber den in 
den Arbeiten von Marmorek und Aronson verwendeten Dosen 
zweifellos als Vorzug anzuerkennen ist. 

Was nun die Ergebnisse anlangt, so fällt dem Verf. selbst die 
Ungleichmäßigkeit derselben auf, die übrigens ein bei allen 
Experimenten an Kaninchen nicht gut zu beseitigender Uebelstand 
ist. Während die Mehrzahl der vorbehandelten Tiere starb, blieben 
einzelne am Leben, und zwar — am augenfälligsten bei den Ver- 
suchen mit Marmorek’ s Serum — nicht immer die mit den größten 
Dosen vorbehandelten. Die mit normalem Pferde- und Menschen- 
serum vorbehandelten Tiere erlagen sämtlich der Infektion, wenn auch 
zum teil erst nach 5—6 Tagen. Verf. meint daher anfänglich, daß 
dem Serum Mamorek’s „wenn auch nicht ein Immunitätswert, der 
zur therapeutischen Verwendung ausreichte, so doch eine gewisse 
spezifische Wirkung zukorarae, welche anderes und normales Serum 
nicht besitzt.“ Später korrigiert Verf. die Aeußerung dahin, daß der 
„anfänglich noch konstatierbare Wert von etwa 1 : 900 oder 1:500 
durch den schließlichen Tod der Versuchstiere, welcher an einer 
akuten Streptokokkeninfektion erfolgte, imaginär wurde.“ 

ln den Versuchen mit den vom Verf. selbst gewonnenen Serum- 
sorten blieben mehrfach die mit den größten Dosen (0,1 — 0,5 ccm) 


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Schutzimpfung, ^k&nstl. Infektionskrankheiten, Kntwickelungshemmung etc. 423 


vorbeliandelten Tiere am Leben, jedoch auch wiederum nicht alle mit 
0,5 ccm vorhehandelten Tiere. 

Die wichtige, wissenschaftliche Frage, ob sich überhaupt eine 
durch Serum übertragbare, spezifische Immunität gegen Streptokokken- 
infektion erzielen läßt, kann auch durch diese Arbeit noch nicht als 
entschieden gelten, da die Ergebnisse durchaus noch innerhalb der 
bei solchen Kaninchenversuchen möglichen Schwankungen liegen. Zu 
wünschen wäre bei allen ähnlichen Versuchen eine Erweiterung 
und Ergänzung in der Richtung, daß statt der unfruchtbaren Ver- 
suche mit minimalen Serumdosen viel häufigere Versuche mit 
größeren Dosen gemacht würden, bei denen verlangt werden 
kann, daß die vorbehandelten Tiere sämtlich und regelmäßig 
am Leben bleiben, wenn die Versuche überzeugend wirken sollen; 
ferner die Benutzung einer größeren Anzahl von gar nicht behan- 
delten Kontrollieren, namentlich bei allen mit S ubcu tan i n fe k t ion 
angestellten Versuchen; schließlich die Hinzuziehung der Wundin- 
fektion am Ohr, welche bei Streptokokkenversuchen am Kanin- 
chen immer noch die relativ weitaus sicherste und dabei im Krank- 
heitsverlauf übersichtlichste Infektionsmethode ist. 

Bezüglich der praktischen Frage, ob eine Verwendung von 
„Antistreptokokkenserum“ am Menschen bereits empfohlen werden 
Kann, liefert auch diese Arbeit wieder den Beweis, daß die bisherigen 
Versuche noch nicht entfernt eine Unterlage dafür bieten. Von der 
Anwendung der bereits im Handel erschienenen Präparate von „Anti- 
streptokokkenserum“ zu therapeutischen Zwecken am Menschen kaun 
daher nur abgeraten werden. Petruschky (Berlin). 

KoUe, Exper imenteile Untersuchungen zur Frage der 
Schutzimpfung des Menschen gegen Cholera asia- 
tica. [Aus dem Institut für Infektionskrankheiten in Berlin.) 
(Dtscli. med. Wochenschr. 1897. Ko. 1.) 

In früheren, z. T. gemeinsam mit Pfeiffer ausgeführten und 
in dieser Zeitschrift veröffentlichten oder referierten Arbeiten hat der 
Verf. den Nachweis erbracht, daß eine aktive Immunisierung des 
Menschen gegen Cholera, sei es durch Ueberstehen der Krankheit, 
sei es durch Verimpfuug von abgetöteten aber lebenden Cholera- 
kulturen möglich ist, daß es dabei aber nicht zur Bildung von Anti- 
toxinen, sondern zur Entstehung spezifischer bakterientötender Schutz- 
körper kommt. Die vorliegende Arbeit bringt neue Beobachtungen 
über den Grad und die Dauer der in solchen Fällen eintretenden 
Immunität, sowie über den Erfolg der verschiedenen Immunisierungs- 
verfahren. 

Kolle immunisierte 3 Personen nach Haffkine's Verfahren, 
indem er ihnen zunächst l / lt 24-stündiger, durch Chloroform abgetöteter 
Choleraagarkultur, 5 Tage später die gleiche Menge lebender, sehr 
virulenter Vibrionen und weitere 6 Tage darauf ‘/ 8 Kultur desselben 
Virus in die Rückenhaut einspritzte; 11 andere Personen erhielten nur 
lnial '/io Agarkultur, welche in Bouillon aufgeschwemmt (auf 1 ccm 
Bouillon ca. 2 mg Kultur) und eine Stunde lang auf 56° C erhitzt 
oder Chloroformdämpfen ausgesetzt war; endlich wurde 3 Personen 


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424 HihntsimpluuK, kUn&tl. Infektionskrankheiten, Kntwickelungshemmung etc. 


*/ 1 „ Kultur eingespritzt, welche ebenso wie in den zuletzt erwähnten 
Fällen behandelt und dann 4 Wochen aufbewahrt war. Bei allen 
Versuchspersonen entstanden trotz der geringen verabreichten Kultur- 
mengen sehr schmerzhafte Infiltrationen an der Einspritzungsstelle und 
Fieber, doch dauerte diese Reaktion nur 2—3 Tage. 

Haffkine’s Beobachtung, daß der Schutz der von ihm 
immunisierten Personen gegen die Cholerainfektion sich vom 5. Tage 
nach der Einspritzung einstellt, gegen den 20. Tag den höchsten 
Grad erreicht, dann allmählich abnimmt, aber auch nach Jahresfrist 
noch nachweisbar ist, konnte Kolle auf Grund des Experiments be- 
stätigen. Um die baktericide Fähigkeit des Serums der Versuchs- 
personen zu ermitteln, spritzte er nach Pfeiffer’ s Vorgang Meer- 
schweinchen von ca. 200 g Gewicht abgemessene Mengen des Serums, 
welche durch Mischung mit Bouillon auf 1 ccm gebracht wurden, 
in Mischung mit 1 Oese, d. i. der 10-fach tödlichen Dosis Cholera- 
agarkultur in die Bauchhöhle und stellte dann 20 Minuten bis 1 Stunde 
später an der mittels Glaskapillaren gewonnenen Peritonealflüssigkeit 
fest, ob darin noch bewegliche Vibrionen oder Zerfallsprodukte von 
solchen vorhandeu waren. Es ergab sich, daß das Serum von 16 Ver- 
suchspersonen vor der Immunisierung einen Grenzschutzwert von 0,1 — 
0,75 besaß, d. h. erat in Mengen von 0,1 — 0,75 ccm im Meerschweinchen- 
körper eine Vernichtung der Vibrionen vermittelte. Die 17. Versuchs- 
person hatte einen Grenzschutzwert von 0,02; Kolle vermutet, daß 
hier eine dem betreflenden Herrn unbemerkt gebliebene Infektion 
gelegentlich bakteriologischer Arbeiten mit Choleravibrionen voraus- 
gegangen war. Nach der Immunisierung hatte das Serum bei allen 
Personen bedeutend stärkere baktericide Eigenschaften. Vom 6. — 
10. Tage wurden Grenzschutzwerte von 0,002 — 0,01 (das Serum von 
6 Personen wurde nicht untersucht), vom 10. — 20. Tage vou 0,00015 — 
0,01 (Serum von 2 Personen nicht untersucht), vom 21. — 30. Tage 
von 0,001 — 0,0075 (9 Sera nicht untersucht), im 2. Monat von 0,0002 — 
0,006 (9 Sera nicht untersucht) gefundeu. Nach 12 Monaten fanden 
sich für die Sera von 7 Versuchspersonen Grenzschutzwerte von 
0,01 — 0,03, während bei 17 nicht behandelten Kontrolpersonen die 
Grenzschutzwerte zwischen 0,1 und 0,75 schwankten. 

Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Versuche Kolle’s ist die 
Wahrnehmung, daß die Art des Immunisierungsverfahrens für den 
Erfolg gleichgiltig zu sein scheint. Die niedrigsten Grenzwerte von 
0,00015, 0,00025, 0,0003 und 0,00075 wurden bei 4 Personen er- 
reicht, welche mit einer einmaligen Einspritzung abgetöteten 
Kulturmaterials behandelt waren. Hiernach können die Choleraschutz- 
impfungen wesentlich vereinfacht werden ; es bedarf dazu nicht mehr 
der immerhin nicht unbedenklichen lebenden Vibrionen ; vielmehr ist 
die Immunisierung mit abgetötetem Material ausführbar, das an einer 
Centralstelle hergestellt und von dort versendet werden kann. 

Kolle tritt für weitgehende Anwendung von Choleraschutz- 
impfungen in Indien ein; in Deutschland sei das Verfahren weniger 
notwendig, weil hier nach den in der letzten Epidemie gewonnenen 
Erfahrungen eine Choleraprophylaxe mit anderweitigen wirksamen, 
aber in Indien nicht gleich leicht durchführbaren Maßregeln möglich 



Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelangshemmung etc. 425 


ist. Gleichwohl kann auch in Deutschland für bestimmte Personen- 
gruppen, wie Flößer u. dgl. die Anwendung von Schutzimpfungen von 
Vorteil sein. Kühler (Berlin). 

Xaragllano, E., La siero-terapia nella tubercolosi. (La 
Bif. med. 1896. No. 18, 19.) 

Vortrag, gehalten am 17. Januar 1896 in der medizinischen 
Klinik in Genua, in welchem M. die gegen seine Serumtherapie vor- 
gebracbten Einwürfe zu entkräften trachtet und in welchem er zu- 
gleich mitteilt, daß sein Serum vielen einheimischen und fremden 
Aerzten zur Verfügung gestellt wurde, deren damit erzielten Resultate 
seine Erwartungen sogar übertreffen sollen. Kamen (Czernowitz). 

De Reszi. E.. Süll’ azione del siero Maragliano. (La Rif. 
med. 1896. No. 8.) 

De R. prüft dieses Serum an 22 Kranken seiner Klinik in Neapel 
in den verschiedensten Stadien der Tuberkulose. Die Injektionen 
wurden genau nach Maragliano’s Vorschrift gemacht, d. h. in den 
ersten 10 Tagen 1 ccm jeden zweiten Tag, in der zweiten Dekade 
dieselbe Quantität täglich, in der dritten und weiterhin täglich 2 ccm 
Serum. Bei 3 Kranken mit schweren Symptomen wurden zwei- bis 
dreimal in Zeiträumen von 3—8 Tagen je 10 ccm Serum auf einmal 
injiziert. 

Bei 10 Kranken trat eine Besserung, bei 5 Stillstand, bei 7 
Verschlimmerung des Prozesses ein. 

Die Zahl der Bacillen im Auswurfe wurde vermehrt in 6, ver- 
mindert in 13 und blieb sich gleich in 3 Fällen. 

Die Injektionen wurden im allgemeinen gut (? Ref.) vertragen; 
bei 68 Proz. (1 Ref.) der Behandelten traten jedoch in der Umgebung 
der Injektionen Lymphdrüsenschwellungen auf, welche jedoch nicht 
sehr schmerzhaft gewesen sein sollen und nie in Eiterung übergingen. 

Bei 2 Kranken stellte sich eine vorübergehende Albuminurie ein, 
bei einem dritten, dem 10 ccm auf einmal injiziert wurden, trat 
Nucleoalbumin im Harne auf. 

Trotz alledem empfiehlt de R. diese Methode zur weiteren 
Prüfung, welcher Ansicht Ref. aus dem Grunde nicht beipflichten 
kann, als aus dem Berichte des Autors ersichtlich ist. daß eine 
Besserung (welche übrigens auch ohne eine spezifische Behandlung 
unter dem Einflüsse der bei solchen Fällen immer eingeleiteten 
roborierenden Behandlung nicht selten eintritt) nur bei den leichteren 
Fällen wahrgenommen werden konnte, die Bacillen in keinem Falle 
zum Verschwinden gebracht wurden und Ref. schließlich das Auf- 
treten von Lymphdrüsenschwellungen in so zahlreichen Fällen und 
Albuminurie in 9 Proz. derselben nicht sehr empfehlend findet für 
die Anwendung dieser Methode bei kachektisch herabgekommenen 
Individuen. Kamen (Czernowitz). 

WIeber, Desinfektion durch Formaldehyddämpfe. (Ztschr. 
f. Medizinalbeamte. 1897. No. 2.) 


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426 


Nene Litteratur. 


W. berichtet über 3 Versuche der Zimmerdesinfektion, in denen 
die Barthel’ sehe Formaldehydlampe zur Verwendung kam. 

Als erstes Versuchsobjekt dienten an Seidenfäden angetrocknete 
Miizbrandsporen, als zweites tuberkulöses Sputum, welches auf steriler 
Glasschale dOnn ausgestrichen war, als drittes Diphtherieraembranen, 
die indes nur wenige Diphtheriebacillen, jedoch zahlreiche Strepto- 
kokken enthielten, und ebenfalls auf sterilen Glasplatten ausgebreitet 
wurden. 

Nach den von W. erzielten Resultaten scheint die Zimmerdes- 
infektion mit Formaldehyddämpfen, wenigstens mit der Bart hei- 
schen Lampe, in Frage gestellt zu sein. W. hebt auch noch da? 
wohlgerechtfertigte Bedenken hervor, daß es in der allgemeinen Des- 
infektionspraxis gar nicht möglich sei, ein Zimmer in der Weise ab- 
zuschließen, daß die Dämpfe vollständig in demselben verbleiben. 

Hugo Laser (Königsberg i. Pr.). 


Corrigendum. 

Auf p. 199 Zeile 19 von unten (dies. Centralbl. No. 5) ist „Barbagallo* 
R a p i s a r d i “ statt „Barbagallo-Rasipiardi“ zu lesen. 


Neue Litteratur 

iu»ammence*iL’lU von 

San.-Rat Dr. Arthuk WCrzburg, 

Bibliothekar im Kai*«rl. (iesundhiriUamte in Berlio. 


Allgemeines über Bakterien und Parasiten. 

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der Zeit von ihrer Eröffnung am 10. Februar 1896 bis zum 1. Oktober desselben 
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Morphologie and Systematik. 

Vaillemin. P„ Les HypostomactSes, nouvelle famille des Champignons parasite#. (Extr. 
d. Bullet, de la soc. d. seienc. de Nancy. 1896.) 8*. 55 p. 1896 

Biologie. 

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Beijerinck, M. W., lieber die Einrichtung einer normalen Buttersänregärung. (CentreJM. 
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Fermi, C-, Ueber die vermutliche Toxicität der Enzyme. (Dtsche raed. Wchscbr, 18?6. 
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Hanriot. Sur un nouveau ferment du saug. (Compt. rend. de la soc. de biol. 1896- 
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Neue Litteratnr. 


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Cirkulatiönsorgane. 

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Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen und Heren. 

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430 


Neue Litteratur. 


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Fraenkel, C., Der Siegel’sche Bacillus der Maul* und Klauenseuche. (Hygien. Rund- 
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Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Tieren» 

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Wchschr. 1896. No. 60. p. 693—696.) 

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Stand der Tierseuchen in der Schweis im 3. Vierteljahr 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. 
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Vollere, Lector C. O. Jensen-Kopenhagen Gber Vieheinfuhr und die Tuberkulinprobe. 
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Tierheilk. 1897. Heft I. p. 73—78.) 

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(Rotlauf, Schweioeseuche, Wildseuche.) 

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Neue Litteratur. 


431 


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(Compt rend. de U soc. de biol. 1897. No. 1. p. 14 — 17.) 

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Johne, Zur Porkosanfrage. (Dtsche Ztschr. f. Tiermed. Bd. XXII. 1897. Heft 6. p. 415 
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432 


Inhalt» 


Inhalt. 


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Roncali, D. B , Ueber den gegenwärtigen 
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logie des Krebses. (Orig.) [Schluß], 
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Schärmayer, B. , Eine Abänderung des 
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löschen der Flammen an Brütachränken. 
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des Erysipels. (Orig.) [3cbluß], p. 389. 

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gelehrter Gesellschaften. 

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rienaia ä la Ouyane, p. 416. 

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Kn oll , Ueber Demodex phylloides suis 
(Csokor) beim Schweine, p. 418. 

Mircoli, 8., Osteomieliti piogenetiche speri- 
mentali, p. 411. 

Rossi-Doria, T., (Jeher die lokalen und 
allgemeinen Intoxikationen als prädispo- 
nierende Ursache der Paerperalinfektio- 
neu. Beitrag xum Studium des patho- 
logischen Wochenbettes, p. 411. 

Rouget, J., Contribution ä l’^tude du try- 
panosome des mammifferes, p. 414. 

Ruin! , G. , Contributo sperimentale allo 
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teatro chirurgico, p. 410. 


I Schoen, E , Ergebnisse einer Fragebogen* 
forschung auf tropenhygienisebem Gebiet, 
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V ulpius, Ueber primäre Osaena laryngo- 
tracbealis, p. 412. 

Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 

Hanau, A., Ueber einen bequemen Behälter 
lür einzelne Mäuse oder Ratten, p. 418. 

HierocUs, Const. X , Studien zur Frage 
der Beeinflussung der Färbbarkeit von 
Bakterienmaterial durch vorhergehende 
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mente, p. 416. 

Kabitz, Ein leicht herstellbarer Thermostat 
für Fionenuntersuchungen, p. 418. 

Ri/sling, Ein einfacher ThermosUt für 
Fionenuntersuchungen und Mitteilung 
eines Versuches Ober die Lebensdauer 
der 8cbweinefinnen in frischem und ge- 
pökeltem Fleische, p. 417. 

Schutzimpfung, künstliche Infektions* 

krankhaften, Ent Wickel ungshemmung und 
Vernichtung der Bakterien etc. 

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kokkenserum (Marmorek), p. 422. 

Ehrlich, Zur Kenntnis der Antitoxinwir- 
kung, p. 420. 

Gerland, Die Bekämpfung und Verhütung 
der Seuchen in Hildesbeim, p. 419. 

Kolle, Experimentelle Untersuchungen xor 
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gegen Cholera asiatica, p. 423. 

Maragliano, E., La siero - terapia nells 
tubercolosi, p. 425. 

Merieux u. Niemann, Ueber Antistrepto- 
kokkenserum, p. 421. 

De Renzi, E , Süll’ azione del siero Mars- 
gliano, p. 425. 

Riohet, Ch. , Propri4t4s immunisantes da 
sörum de chien injectd avec du serum 
d'anguille, p. 421. 

Schattenfroh, Ueber das Vorhandensein 
von baktericiden Stoffen in den Leako- 
cyten und deren Extraktion, p. 420. 

Wieber, Desinfektion durch Formaldehyd- 
dämpfe, p. 426. 

Corrigendum p. 426. 

Neue Litteratur, p. 426. 


t iciunuumkche buchdrucktsrei (Uenaauu 1‘ohleJ ta Jena. 


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Bakteriologie, Parasitenknnde n. MektionskraiiMen. 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Parasitenkunde. 

In Verbindung mit 

Gel Rat Prof, Dr. Lenclart, Geh. Med.-Rat Prof. dp. Loeffier 

ln Leipzig un d lu Grelfcwald 

Professor Dr. R. Pfeiffer 

in Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. Uhlworm in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer in Jena 
XXI. Band. Jena, den 6. April 1897 . -o- No. 11/12. 

Preis für den Band (26 Hämmern) 16 Mark. — Jährlich erscheinen iwei Bände. 

Hierzu alz rtgelmSfsige Beilage die InhaUtübereichtcn der II. Abteilung det Centralblattei . 


Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige 
Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Aufsätxe ent- 
weder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das 
Manuskript schreiben xu wollen oder spätestens nach Empfang der ersten 
Korrekturabxüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, 
gelangen xu lassen. 


Original- Mittheilungen. 

Nachdruck verboten. 

Bakteriologischer Befand bei einem Leberabscess. 

[Aus dem hygienischen Institut der Universität Freiburg i. B.] 

Von 

Otto Korn, 

Assistenten am Institut 

Sowohl bei den sog. idiopathischen Lebcrabscessen, als auch bei 
denen, die dysenterischen Ursprunges sind, wurden bisher bei der 
bakteriologischen Untersuchung des Absceßeiters Resultate der ver- 
schiedensten Art erhalten. 

Während Kartulis 1 ) bei den ersteren durch Kultur in 6 von 

1) Kartulis, Zar Aetiologie der Lebsrabscessc. (Centrbl. f. Bakt. Bd. II. p. 745. 

tttt» Abu XXI. 114, -8 


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434 


Otto Körnt 


9 Fällen Mikrokokken (Staphylo coccus pyogenes aureus), 
in allen übrigen niemals Mikroorganismen vorfand, konstatierten 
Kruse und Pasquale 1 ) unter 9 untersuchten idiopathischen Leber- 
abscessen in 6 Fällen teils Staphylococcus pyogenes aureus 
und „typhusähnliche Bacillen“, teils Bacillus pyocyaneus und 
Streptokokken (letztere jedoch nur einmal). 

In einer zweiten Untersuchungsreihe fand Kartulis*) unter 

10 Fällen ebenfalls durch Kultur einmal den Staphylococcus 
pyogenes albus, viermal den Staphylococcus pyogenes 
aureus und fünfmal keine Bakterien. 

Wenn schon bei den idiopathischen Leberabscessen die Befunde 
derart variierten, so ging das Untersuchungsergebnis bei den dysen- 
terischen Leberabscessen noch weiter auseinander. 

Veillon und Jayle 6 ) fanden in dem dysenterischen Absceß 
eäter, der zwar anfangs steril gewesen sein soll, nach 4 Wochen ein 
mit dem Bacterium coli sowohl in biologischer als morphologischer 
Hinsicht identisches Stäbchen. 

Auch Councilman und Lafleur 4 ) fanden in einem gleichen 
Fall den „Colon bacillus“, ebenso A. Fränkel 5 ) nach Choleli- 
thiasis. Kruse und Pasquale 6 ) züchteten außer Staphylo- 
coccus pyogenes aureus, Staphylococcus pyogenes al- 
bus, Bacillus pyocyaneus und Streptokokken (letztere jedoch 
nur in 3 Fällen) auch „typhusähnliche Bacillen“, während bei 6 
dysenterischen Fällen nur einmal Keimfreiheit des Eiters zu kon- 
statieren war. 

Ebenso gelang es Pan ein i 7 ) in 3 Fällen von dysenterischem 
Leberabsceß, typhusähnliche Bakterien zu isolieren. 

Zu dem gleichen Resultate kommt Bernd t 8 ) bei einem nach 
Typhus entstandenen Leberabsceß. 

Alleinstehend ist der Befund eines Kapselbaciilus von E. Wick- 
lein®) bei chronischem Leberabsceß. 

Von Kartulis ,# ) wurden nur 4 von 11 Fällen dysenterischen 
Leberabscesses mittels Kulturverfahren untersucht und dabei einmal 
der Bacillus pyogenes foetidus, einmal Staphylococcus 

1) Kr uso u. Pasquale, Untersuch, über Dysenterie u. Leberabsceß. (Zeitschr. 
für Hyg. o. Inf. Bd. XVI. p. 1 ) 

2) Kartulis, lieber tropische Leberabsc. u. ihr Verhältnis tur Dysenterie 
(Vircbow’s Arch. Bd. CXVI1I p. 97.) 

3) Veillon et Jayle, Prcsence du Bact. coli commune daus un abscis dys- 
entfrique du foie. (La semaioe med. 1891. Mo. 2.) 

4) Councilman and Lafleur, Amoebic Dysentery. (The Johns Hopkins 
Hospital Reports. Baltimore 1891. Vol. II. No. 7—9 eit. n. Kruse u Pasquale t 

5) A. Fränkel, Ein Fall von Leberabsceß im Gefolge von CbolelitMasis. 
(Deutsch, med. Woehenschr. 1891. p. 1811.) 

6) Kruse u. Pasquale, Unters, über Dysenterie u. Leberabsceß. (Zeitschr 
f Hyg. Bd. XVI. p, I.) 

7) Partei ni, Alcuni caso di ascessi del fegato etc (La Rif. med. 1893. p. 95—39) 

8) Bern dt, Protoxoen in einem Leberabsceß. (Deutsch. Zeitsehr. f Cbir 
Bd. XL. 1 u. 2.) 

9) E. Wicklcin, Chronischer Leberabsceß, verursacht durch einen Kapselbacillos 
(Centralbt. f. Bakt. Bd. XVIII. p. 425.) 

10) Kartulis, Zur Aetiologie der Leberabscesse etc. (Ceutrbi. f. Iiakt. Bd. II 
p. 745 ) 


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Bakteriologischer Befund bei einem Leberabsceß. 


435 


pyogenes albus gefunden, während zweimal die Nährmedien steril 
blieben. Streptokokken wurden von Kartulis nie nauhgcwiesen, 
während Zancarol 1 ) meistens Streptokokken vorfand und mit 
diesem Streptokokken haltenden Eiter Infektionsversuche mit Erfolg 
ausführte. 

Babes und Zigura 1 ) fanden dem Rotzbacillus ähnliche 
Stäbchen und konnten mit diesen Mikroorganismen wiederum Abscesse 
erzeugen ; allerdings waren die von den genannten Autoren unter- 
suchten Leberabscesse in der Mehrzahl nicht dysenterischen Ursprungs, 
sondern mit einer ulcerösen Enteritis des Colon ascendens ver- 
gesellschaftet. 

La v er an 3 ) teilte in der Sitzung der Soci6t6 mddicale des 
höpitaux de Paris vom 1. Dez. 1893 zwei Fälle von aus tropischen 
Gegenden stammenden, chronisch verlaufenen Leberabscessen mit, in 
denen der Eiter sich als steril erwies; über einen gleichen Fall be- 
richtet Petit*) in der Sitzung vom 12. Jan. 1894. In der Sitzung 
derselben Gesellschaft vom 11. Jan. 1895 referierte Achard 6 ) über 
einen dysenterischen Absceß der Leber, in dem gleichfalls jegliche 
Mikroorganismen fehlten. 

Von einem areolären Leberabsceß mit Streptokokken und Staphylo- 
kokken berichtet Oettiuger ß ) in obigem Verein am 21. Dez. 1894. 
Noch zu erwähnen wäre der Befund, den P. Kaufmann 7 ) machte : 
er züchtete aus dem Eiter des Abscesses den Bacillus endo- 
tnetitridis, der wie Bact. coli wachsen soll. 

Nasse 8 ) wiederum erhielt aus einem wahrscheinlich dysen- 
terischen Leberabsceß neben Staphylokokken die verschiedenartigsten 
Mikroorganismen. 

Auf die Frage der Mitwirkung von Amöben und Protozoen bei 
Bildung der Leberabscesse, denen einzelne Autoren (Kartulis 9 ), 
Darbney 10 ), F. Grimm 11 )) das Hauptgewicht beilegten, während 
andere (Zancarol 1 *), Babes u. Zigura 13 ), Berndt 14 ), D. 
Nasse 8 )) ihnen keine oder nur eine untergeordnete Rolle in der 
Aetiologie der Leberabscesse zuschreiben, will ich nicht näher ein- 


1) Zancarol, Pathogenie des abcös du foie. (Rev. de chir. T. XIII. 1893. 8.) 

2) Babes u. Zigura, Etüde sur I'entäro-höpatite suppuräe endcmique. (Arch. 
de med. experimentale et d’anat. pathol. Tome VI. 1894. p. 862.) 

3) Centralbl. für allgem. Pathol. u. path. Anat. Bd. V. p. 1011. 

4) Centralbl. für allgetn. Pathol. u. path. Anat. Bd. VI. p. 833. 

5) Centralbl. für allgem. Pathol. u. path. Anat Bd. VII. p. 567. 

6) Centralbl. für allgem. Pathol. u path. Anat. Bd. VII. p. 168. 

7) Citiert nach Plügge, Die Mikroorganismen. III. Aufl. p 432. 

8) D. Nasse, l/eber einen Amöbenbefund bei Leberabscessen, Dysenterie u. 
allgem. Nosocomialgangräu. (Langenb. Archiv. Bd. XLI1I.) 

9) Kartulis, lieber tropische Leberabscesse nnd ihr Verhältnis zur Dysenterie. 
(Virch. Arch. Bd. CXVIIC. p. 97.) 

10) Darbney, A contribution to the study of hepatic abscess. (The Amer. Jour- 
nal of the roedic. Sciences. 1893. Rof. Deutsch, med. Wochenschr. Bd. L. 1894. p. 69.) 

11) F. Grimm, Ueber einen Leberabsceß u. einen Lungenabsceß mit Protozoen, 
langenb. Arch. Bd. XLVIII. 1894) 

12) Zancarol, Pathogenie des absefcs du foie. (Rev.de chir. T. XIII. 1893. 8.) 

13) Babes u. Zigura, siehe Anm. No. 2. 

14) Berndt, Protozoen in einem Leberabsceß. (Deutsche Zeitscbr. f Chir. Bd. XL. 

1 u. 2.) 

28 * 


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436 


Otto Korn, 


gehen und nur vorausschicken, daß solche in unserem Falle nicht 
gefunden wurden. 

Die anamnestischen und klinischen Daten des zu beschreibenden 
Falles, welche ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Geheimrat 
Bäum ler verdanke, mögen in Kürze mitgeteilt werden: 

Hermann K., 42 Jahre alt, Kaufmann, mit 6 Jahren Typhus, sonst 
stets gesund; im Jahre 1878 ging Pat. nach Padang (Sumatra), dort 
litt er in der ersten Zeit öfters an Fieber, das aber nach Gebrauch von 
Chininpillcn bald schwand. Im Februar 1895 wurde er plötzlich von 
heftigem Fieber befallen und ging deshalb auf Rat des Arztes nach 
Fort de Kock in ein kälteres, gleichmäßigeres Klima. Dort besserte 
sich sein Zustand, nach 14 Tagen war das Fieber gehoben und er 
kehrte nach Padang zurück. 

Nach einem halben Monat stellte sich das Fieber wieder ein; 
dazu gesellten sich Schmerzen in der Leber; er ging deshalb für 
2 Monate nach Fort de Kock. Dort besserte sich im ersten Monat 
sein Zustand nicht, „weil der Arzt ihn auf einen Leberabsceß be- 
handelte“. Er wandte sich an einen anderen Arzt, der ihm China- 
tinktur gab. Nach 4 Wochen wieder fieberfrei, kehrte er nach Hause 
zurück. Hier zog er sich eine Lungenentzündung zu, nach deren 
Verlauf das Fieber anhielt. Er ging wieder nach Fort de Kock, wo 
sich aber dieses Mal sein Zustand nicht besserte, sondern sehr ver- 
schlechterte. Das Fieber wurde stärker, der Kräfteverfall immer 
größer, so daß er beschloß, dem Rat des Arztes zu folgen und sich 
nach Europa zu begeben. Die Reise ging, abgesehen von einigen 
Fieberanfällen, gut von statten. Auf der Strecke zwischen Basel und 
Freiburg wollte er sich niederlegen, als er von einem starken Husten- 
anfall ergriffen wurde und dabei eine große Menge mit Eiter ver- 
mischten Blutes entleerte. Er unterbrach daher die Reise und suchte 
das Spital auf. Am 25. Nov. 1896 Aufnahme in das klinische Ho- 
spital zu Freiburg. 

Notizen über den Status und Verlauf: 

Pat. ziemlich abgemagert Gesichtsfarbe blaß. Zunge trocken 
und rissig. 

Thorax: Lungengrenze rechts auf der sechsten Rippe; links ist 
das Herz von der Lunge überlagert; absolute Herzdämpfung fehlt. 
Hinten links reicht die Lunge bis zur zwölften Rippe, rechts beginnt 
an der achten Rippe ein Gebiet tympanitischen Schalles; derselbe 
reicht bis in die Axillarlinie. Ucber demselben ist das Atmen ab- 
geschwächt vesiculär. Im übrigen ist das Aterageräusch vesiculär 
mit teilweise verschärftem Exspirium und vereinzelten Rasselge- 
räuschen. 

Die Leber überragt den Rippenbogen in der Axillarlinie um 2 
Fingerbreite, in der Medianlinie reicht sie bis zum Nabel, nach links 
bis zur Mamillarlinie. Auf Druck ist sie etwas empfindlich. 

Beim Husten entleert Patient im Laufe des Tages ungefähr 
400 ccm einer blutig-eitrigen Masse, die geruchlos ist und sich mikro- 
skopisch aus lilut und zerfallenden Eiterkörperchen bestehend erweist. 

Eine Milzdämpfung ist nicht nachweisbar. Im Laufe der fol- 
genden Tage wird die anfangs noch mit Blut vermischte, expektorierte 


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Bakteriologischer Befund bei einem Leberabsceß. 


437 


Masse allmählich rein eiterig ; in derselben sind keine Amöben, keine 
Tuberkelbacillen, nur vereinzelte Kokken, einige Charcot’sche und 
Häminkrystalle nachweisbar. 

Das Allgemeinbefinden bessert sich; Patient expektoriert nur 
noch wenig schleimig-eiteriges Sputum und verläßt am 19. Dez. 1896 
die Klinik. 

Am 24. Dez. 1896 tritt er wieder ein mit der Angabe, daß er 
vom 21. Dez. an wieder Fieber bekommen und am 23. Dez. bei einem 
plötzlichen Hustenanfall eine reichliche, blutig-eiterige Masse ex- 
pektoriert habe. 

Die Untersuchung ergiebt den Rand des rechten Leberlappens 
5 Finger breit unter dem Rippenbogen. 

Der tympanitische Schall hinten rechts geht in der Axillarlinie 
in Dämpfung über. Am 27. ist eine Milzdämpfung nachweisbar. Von 
Ende Dezember an tritt höheres Fieber auf. Patient hustet viel uud 
hat starken blutig-eiterigen Auswurf. 

Das Allgemeinbefinden verschlechtert sich. 

Am 20. Jan. 1897 wird Meteorismus, Ascites uud Oedem kon- 
statiert. Herztöne sehr schwach. Am 24. Jan. Hämoptoe. Exitus 
am 26. Jan. 

Die Sektion ergiebt ausgedehnte Verwachsungen der Abdominal- 
und Thoraxorgane ; besonders ist die Leber mit der unteren Zwerch- 
fellfläche verwachsen. In beiden Lungen fiuden sich zahlreiche, ältere 
verkäste und frische miliare Tuberkel. 

Im rechten Leberlappen ist ein kindskopfgroßer, abgekapselter 
Absceß. Eine Perforationsöffnung in die Pleurahöhle oder Lunge läßt 
sich nicht nachweisen. 

Im Darm finden sich unterhalb der Ileocöcalklappc mehrere 
Geschwüre mit scharfem, wallartigem Rand, von denen einige ziem- 
lich tief sind, während andere graues Granulationsgewebe zeigen. 
Weiter unten befinden sich einige alte Narben. Der Proc. vermi- 
formis ist normal. 

Die weiteren Sektionsbefunde ergaben nichts Wesentliches zur 
Beurteilung des Falles. 

Leider waren mir die Darmgeschwüre nicht mehr zugänglich, 
als die Untersuchung des Absceßeiters vorgenommen wurde, so daß 
der eventuelle Nachweis des Zusammenhanges dieser Geschwüre mit 
dem Leberabsceß in bakteriologischer Hinsicht nicht geführt werden 
konnte. 

Die Untersuchung des Absceßeiters ergab im Ausstrichpräparat 
die Gegenwart von einzelnen Stäbchen und Streptokokken, wobei mir 
die verschiedene Form, die die Streptokokken zeigten, auffiel. Bei 
der Färbung nach Gram waren nur die Streptokokken in ihrer ver- 
schiedenen Form sichtbar. 

Auf den angelegten Agarplatten waren nach 12 Stunden gelbe 
Kolonieen zu sehen, und nach weiteren 12 Stunden kamen etwa 16 
Streptokokkenkolonieen zum Vorschein. Auch hier bestätigte sich 
die schon im Ausstrichpräparat gemachte Beobachtung, daß zweierlei 
Formen von Streptokokken in dem Eiter vorhanden waren; einmal 
bestanden die Kolonieen aus langen Ketten von kleinen Kokken, so- 


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438 


Otto K orn, 


dann waren noch Kolonieen aufgegangen, die in bedeutend kürzeren 
Verbänden angeordnet und größer als die ersteren waren , ein Be- 
fund, den auch Kruse und Pasq uale *) im Jahre 1893 in Aegypten 
machten. 

Was nun die zahlreichen gelben Kolonieen anbetrifft, so be- 
standen dieselben aus Typhusbacillen ähnlichen Stäbchen, die bisher 
aus dem Eiter von Leberabscessen noch nicht isoliert wurden und 
die mit keinem der in der Litteratur beschriebenen, gelben Farbstoff 
produzierenden Bacillen vollständig übereinstimmen. 

Es dürfte deshalb angezeigt sein, eine kurze Beschreibung ihrer 
morphologischen und biologischen Eigenschaften zu geben. 

Mikroskopisch bietet sich der Bacillus je nach dem Nährboden 
und dem Alter entweder als kurzes dickes Stäbchen, etwa doppelt 
so lang als breit dar, in 3 Tage alten Agarstrichkulturen hat er 
durchschnittlich eine Länge von 2 — 5« und eine Breite von 0,4 — 0,6;/; 
die Enden sind abgerundet. Sehr oft sind die Stäbchen zu mehreren 
dicht nebeneinander gelagert. 

Er läßt sich mit den gebräuchlichen Anilinfarben schon in der 
Kälte färben, jedoch nicht nach Gram. 

Im hängenden Tropfen konnte eine geringe Beweglichkeit und 
manchmal ein Auswachsen zu längeren Fäden konstatiert werden. 
Die Geißelfärbung uach der Loeffler’schen Methode fällt nega- 
tiv aus. 

Der Bacillus wächst schnell, am besten aerob; das Temperatur- 
optimum liegt bei 28— 30° C; aber auch bei gewöhnlicher Zimmer- 
temperatur findet ein üppiges Wachstum statt; bei 40° C wird das 
Wachstum fast vollständig sistiert, auch findet bei dieser Temperatur 
keine Pigmentbildung statt. 

Auf der Gelatineplatte ist das Wachstum wenig charakteristisch; 
nach 24 Stunden bilden sich rnnde, gelbliche Kolonieen, die granu- 
liert sind und in der Tiefe wie an der Oberfläche das gleiche Aus- 
sehen haben. Die Gelatine wird sehr schnell verflüssigt, so daß dicht 
besäte Platten schon nach 24 Stunden, weniger dicht besäte nach 
2—3 Tagen ablaufen. Bei fortschreitendem Wachstum behält die 
Kolonie das warzige, granulierte Aussehen bei, indem die Zone um 
dieselbe herum immer mehr verflüssigt wird ; dann tritt stärkere 
Pigmentbildung ein, während der Rand der Kolonie allmählich Zer- 
klüftung zeigt. 

In Stichkultur wird die Gelatine ebenfalls schnell verflüssigt, 
indem sich zuerst eine trichterförmige, trübe Verflüssigung bildet, 
auf der eine ockergelbe Haut von Bakterien schwimmt; oft schon 
nach wenigen Tagen ist die ganze Gelatine verflüssigt und stellt dann 
eine trübe, gelbe Flüssigkeit dar, auf deren Grund ein hellgelbes 
Bakterienkonglomerat sich befindet. 

In Strichkultur findet auf Agar schon bei Zimmertemperatur, 
mehr noch bei 30°, ein intensives Wachstum statt; schon nach 12 
Stunden bildet sich ein erhabener, glänzender, eidottergelb gefärbter 


1) Krujt«. Fasq&ile, Untersuch, über Dysenterie und Leberebsccfl. (Zeitschrl 
f. Hyg Bd. XVI. p. 1.) 


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Bakteriologischer Befund bei einem LeberabsceB. 


430 


Belag, der am Rande in Hellgelb übergeht und nicht schmierig ist 
das Kondenswasser ist anfangs klar und erst nach wenigen Tagen 
findet darin ein intensives Wachstum statt. 

Auf Kartoffeln wächst der Bacillus in Form eines dicken , er- 
habenen und wenig ausgebuchteten Belages, der glänzend und von 
leuchtend gelber Farbe ist. Nach mehreren Wochen nimmt die gelbe 
Farbe einen braungelben Ton an. 

Sporenbildung konnte nicht beobachtet werden; ebenso findet 
keine Gasproduktion statt. 

Ganz charakteristisch ist das Verhalten des Bacillus zur Milch. 
Schon nach 2 Tagen scheidet sich die Milch bei ruhigem Stehen 
im Brütschrank (30°) in zwei Schichten, eine molkenartige obere 
QDd eine normale untere, ohne daß eine Koagulation der Milch 
erfolgt. Nach 3 Tagen ist der ganze Kolbeninhalt in eine molken- 
artige trübe, gleichmäßige Flüssigkeit verwandelt, die nicht faden- 
ziehend und von der Konsistenz eines dünnen Sirups ist; auf der- 
selben schwimmt das in der Milch vorhandene Fett in scheinbar 
unveränderter Form. Die Farbe nimmt mit der Zeit immer mehr 
einen gelben Ton an und die anfangs schwach alkalische Reaktion 
wird immer mehr alkalisch; nach mehreren Wochen bildet dann die 
Milch eine gelbe, schwach fadenziehende, ölige Flüssigkeit. 

Sämtliche Kulturen entwickeln nach einigen Tagen einen ganz 
spezifischen, an Fußschweiß erinnernden Geruch. 

Das Pigment ist, wie die meisten gelben und roten, von Mikro- 
organismen produzierten Farbstoffe, in Wasser unlöslich, leicht löslich 
in Alkohol, weniger leicht in Schwefelkohlenstoff und Chloroform. 

Durch Natronlauge nimmt das gelbe Pigment eine rote, durch 
Schwefelsäure eine blaugrüne Farbe an. 

Endlich wäre noch über die pathogene Wirkung dieses Bacillus 
zu berichten. 

Zunächst wurden 3 Mäuse mit je */« ccm, l /» und l U» ccm 
einer dreitägigen Bouillonkultur subkutan injiziert; in den ersten 

2 Tagen blieben sämtliche Mäuse anscheinend vollständig gesund, 
wurden dann am dritten Tage krank und verendeten am gleichen 
Tage unter heftigen tonischen Krämpfen. 

Die inneren Organe zeigten keine wesentlichen Veränderungen, 
wohl aber hatte sich an der Injektionsstelle ein baselnußgroßer Absceß 
gebildet, dessen Eiter neben wenigen der injizierten Bacillen in allen 

3 Fällen sehr große Mengen von Streptokokken enthielt. 

Schon nach der dritten Uebertragung büßten die beschriebenen 
Bacillen einen Teil ihrer pathogenen Wirkung ein, so daß mit ihnen 
(subkutan Mäusen injiziert) nur noch Abscesse hervorgerufen 
werden konnten, die alle den gleichen, oben erwähnten Befund von 
Streptokokken neben den injizierten Bacillen ergaben; eine andere 
Art von Streptokokken, wie in dem Eiter des Leberabscesses, konnte 
nicht konstatiert werden ; die Abscesse gingen in dieser zweiten Serie 
von Fällen nach kürzerer oder längerer Zeit in Heilung über. 

Sehr bald aber verloren die Bacillen auch ihre Eigenschaft, 
Abscesse hervorzurufen, und wurden von Mäusen subkutan, von Meer- 
schweinchen intraperitoneal und subkutan in ziemlich großen Quan- 
titäten reaktionslos ertragen. 


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440 


Lndwig Kamen, 


Das Gleiche gilt von einem Gemisch der Bacillen mit den aus 
dem Leberabsceß isolierten Streptokokken. 

Wurden die Streptokokken allein injiziert, so äußerten sie über- 
haupt keine pathogene Wirkung; auch verloren sie beim Züchten in | 
Bouillon mit Zusatz von ameisensaurem Natron die anfangs be- 
obachteten verschiedenen Formen, und gingen in mittelmäßig lange, 
kleinkuglige Ketten über, übereinstimmend mit den von Kruse und 
Pansini 1 ) erhaltenen Resultaten über die morphologische Ver- 
änderlichkeit der Streptokokken. 

Der auffallende Befund, daß sich nach der Iujektion der be- 
schriebenen Bacillen in Reinkultur und unter Anwendung aller Vor- 
sichtsmaßregeln stets große Mengen von Streptokokken in dem 
Absceßeiter vorfanden, und daß die Streptokokken allein nicht 
pathogen wirkten, legt den Gedanken nahe, ob nicht durch die 
Bacillen zunächst ein locus minoris resistentiae geschaffen wurde, und 
ob nicht erst dann in Symbiose die Streptokokken zu ihrer vollen 
Wirkung kommen konnten; der gleiche Vorgang wäre auch bei der 
Bildung des Leberabscesses , von dem die Untersuchung ausging; 
wohl möglich, indem die Bacillen die durch die Geschwüre veränderte 
Darmwand passierten, sich in der Leber fixierten und nun eine für 
die Streptokokken günstige Angriffsstelle darboten, um so mehr als 
Streptokokken der verschiedensten Form nach Kruse und Pas- 
quale*) sowohl, als auch nach unseren Erfahrungen, wenn nicht 
ständig, so doch häufig, wenn auch vielleicht nur vorübergehend, im 
Darm vorzukommen pflegen. 

Freiburg i. B., den 15. März 1897. 


Nachdruck verboten . 

Ein weiterer Fall von typhöser Meningitis, 

Von 

Regimentsarzt Dr. Ludwig Kamen 

in 

Czernowitz. 

Mit einer Tabelle. 

In meiner im Januar 1890 in der „Internationalen klinischen 
Rundschau“ erschienenen und im Ceutralblatt für Bakteriol. und Paras. 
Bd. VII. referierten Arbeit „Zur Aetiologie der Typhuskomplikationen“ 
habe ich einen Fall von tödlich verlaufenem Typhus, welcher mit 
Meningitis kompliziert war und in welchem es mir geiaug, den Nachweis 

1) Kruse u. Pansini, Untersuchungen über den Diplococeus pneumoniae und 
verwandte Streptokokken. (Zeitschr. f. Hyg. u. Inf. Bd. XI. 1891.) 

2) Kruse u. Pasquale, Untersuchungen über Dysenterie und LeberabsceB. 
(Zeitschr. f. Ryg. u. Inf. Bd. XVI. 1894.) — Alessaudro Pasquaie, Vergleichende 
Untersuchungen über Streptokokken. tXiegler's Beitrüge zur path. Anat. u s. allgem. 
Patbol. Bd. XII. Heft 3 ) 


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Ein weiterer Fall von typhöser Meningitis. 


441 


zu liefern, daß als Erreger der Meningitis in diesem Falle einzig und 
allein der Typhusbacillus anznsehen wäre, beschrieben. Ich schloß 
meine Arbeit mit folgenden Worten: 

„4. Alle diese Erwägungen zwingen uns daher in diesem Falle, 
den Typbusbacillus als den Erreger der Meningitis anzuer- 
kennen, die man nun mit Recht als typhös bezeichnen 
kann und die ich unter die fibrinös-eitrigen Entzündungen 
einreihen möchte. 1 * 

Im Jahre 1891 beschrieb in No. 210 der Riforma medica „Prof. 
Sil va l ) einen Fall von Typhus, während dessen Verlaufes Erscheinungen 
von Gehirnreizung (Konvulsionen ’) auftraten und in welchem es gelang, 
aus den peripheren Partieen der Großhirnrinde (Centralwiudungen) 
Typhusbacillen in Reinkultur zu züchten. Der Fall von Vincent, 
über den sich auch Stühlen (w. u.) sehr reserviert ausspricht, ist 
mir ebenfalls nicht näher bekannt. 

Hingegeu sind noch folgende genau untersuchte Fälle von typhöser 
Meningitis beschrieben worden uud mögen hier deren Kranken- 
geschichten kurz rekapituliert sein: Der Fall von Dr. Ivau Honl*). 

Am 7. Juni 1892 wurde im pathologisch-anatomischen Institute 
des Prof. Hlava in Prag die Leiche eines 21-jährigen Weibes ob- 
duziert, welche von der Irrenanstalt mit der Diagnose: „Sub insultu 
epileptico“ dahin übergeben wurde. Es fand sich sich ein großer Milz- 
tumor, am Ende des Ileunis sechs bereits gereinigte typhöse Geschwüre, 
vor. Das Gehirn zeigte sich nach Entfernung der harten Hirnhaut von 
einem reichlichen eitrigen Exsudate bedeckt, in welchem sich keine 
Kokken, sondern ausschließlich Stäbchen vorfanden, den Typhusbacillen 
morphologisch durchaus ähnlich. Auf den verschiedensten zu den 
Kulturversucben aus der Milz und dem meningealen Exsudate ver- 
wendeten Nährböden als: Gelatine, Kartoffelgelatine wie Agar wuchs 
ein völlig identischer Mikroorganismus, welcher, nach den bekannten 
Methoden geprüft, sich als echter Typhusbacillus erwies. 

Derselbe Verfasser erwähnt einen weiteren analogen, von Enrico 
Monsi und Tito Carbone beschriebenen Fall 8 ), in welchem 
die ei trig- fibr i n öse Meningitis unzweifelhaft durch den 
Typhusbacillus erzeugt war. 

Im Jahre 1893 teilt uns Hintze 4 ) einen mit einer starken 
hämorrhagisch - eitrigen Pachy- und Leptomeningitis komplizierten 
Typhusfall mit, in welchem sich durch die bakteriologische Unter- 
suchung des Exsudats nur der Typhusbacillus nachweisen ließ. 
Hintze schließt seine Arbeit, in welcher weder mein Fall noch die 
übrigen zwei Fälle erwähnt werden, mit folgenden Worten: 

„Es mag deswegen hier dieser Fall, welcher meines Wissens den 
ersten Befund von Typhusbacillen in eitriger Meningitis darstellt, 


1} Complicasione letale rara del tifo abdominale. 

2) O pyogenich olastnostech bacilla tyfoveho. [Heber die pyogenen Eigenschaften 
de» Typhusbacillus.] (Verhandlungen der böhm. Akademie für Kunst und Wissenscb. 
io Prag. Jahrg. 11. Nr. 21.) [Böhmisch.] 

3) La Riforma med. 1893. 

4) Ueber die Lebensdauer und die eitererregende Wirkung des Typhusbacillus im 
menschlichen Körper. (Central bl. f. Baku und Paras. Band XIV. 1893. Nr. 14.) 



442 


Ludwig Kameo, 


besonders hervorgehoben werden. Ich glaube somit nach ge- 
wiesen zu haben, daß der Typhusbacillus 


3) eitrige Meningitis erzeugen kann.“ 

ich glaube kaum besonders hervorheben zu müssen, daß uicht 
Hint ze, sondern mir das Verdienst gebührt, den ersten bakteriologisch 
genau untersuchten Fall von typhöser Meningitis mitgeteilt und somit 
den Begriff der typhösen Meningitis als solchen auf feste Füße ge- 
stellt zu haben. 

Den fünften Fall finden wir in der Mitteilung von Quincke 
und Stühlen 1 ) beschrieben. Er betraf einen Arbeiter, welcher am 
31. Juli 1893 ins Krankenhaus mit Typbus atifgenommen wurde und 
daselbst uach Hinzutritt von meniugitischen Erscheinungen am 5. August 
starb. 

Die Sektion ergab: „Eitrige Cerebrospinal- und Pachymeuingitis. 
Die ganze Hirnoberflache besonders hinten mit einer ziemlich dicken 
Lage gelben Eiters bedeckt.“ Im Darme charakteristischer Befund. 
Eine mikroskopische Untersuchung der Pia mater wurde nicht aus- 
gefübrt, auf den mit dem eitrigen Exsudate beschickten Gelatine- 
platten wuchs jedoch nur eine Art von Mikroorganismen, welche sich 
durch weitere Untersuchungen mit echten Typhusbacillen identifizieren 
ließen. 

Auch Stühlen, welcher nur den Fall Hintze kennt, meint, 
es läge gar kein Grund vor zu bezweifeln, daß in seinem Falle der 
Typhusbacillus der Erreger der Meningitis gewesen sei und man dürfe 
nunmehr nicht nur im klinischen Sinne, wie früher, sondern auch im 
anatomischen Sinne von einem Cerebraltyphus sprechen. Er schließt 
mit den Worten: „Jedenfalls wird mau diese Erkrankung wörtlich 
als Meningitis typhosa, zu bezeichnen berechtigt sein“ 
und spricht somit eine Ansicht aus, die ich schon vier Jahre vor 
ihm und nahezu mit denselben Worten (siehe die eingangs citierte 
Stelle) als eine unumstößliche Thatsacbe festgestellt habe. 

Schließlich erwähnt Honl*) noch zwei von Tictine*) und Balp 
beschriebene einschlägige Fälle von eitrigen Meningitiden bei Typhu» 
mit analogem bakteriologischen Ergebnis und schildert Kühnau 4 ), 
dessen Arbeit mir als die neueste denselben Gegenstand behandelnde 
Publikation bekannt ist, eine typhöse Meningitis, deren Verlauf und 
der dabei gemachte pathologisch-anatomische und bakteriologische 
Befund mit jenem meines ersten und zweiten, weiterhin zu schildernden 
Falles außerordentlich übereinstimmt. 

Wenn nun auch durch meine und die im Vorhergehenden 
geschilderten Untersuchungen anderer Autoren der Begriff der 
typhösen Meningitis als solcherhin reichend begründet erscheint, sind 

1) Zur Pathologie des Abdominaltyphus. 2 lieber typhöse Meningitis. Von L. 
A. Stühlen. (Herl. klin. Wochenschrift. 1894. Nr. 15.) 

2) Ergebnisse der allg. Pathol. und pathol. Anat. des Menschen and der Tiere. 
111. Abt. Meningitis. (Separatabdruck.) 

3) Coutributiou k 1’ etude des mlningitide* et des abscfes produit» per le bacille 
de la tifevre typhoide. (Arch. de med. experim. et d’Anat. pathol. VII. 1894 ) 

4) Zur Kenntnis der Meningitis typhosa. (Beil. klin. Wochenschrift. 1896 Nr. 25.) 


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Ein weiterer Kall von typhöser Meningitis. 


443 


weitere Untersuchungen zur Erhärtung dieses Begriffes sehr wünschens- 
wert und es gereicht mir deshalb zum besonderen Vergnügen über 
einen, meinem ersten ganz analogen zweiten Fall, dessen Kranken- 
geschichte ich im Folgenden kurz wiedergeben will, zu verfügen. 

Infanterist Itzig Reifler vom 41. Infanterieregiment erkrankte 
Anfang April 1896 mit allgemeinem Unwohlsein, Kopfschmerz und 
Stuhlverstopfung. Dieser Zustand verschlimmerte sich allmählich, es 
trat Fieber hiuzu und wurde schließlich die Abgabe des Mannes an 
das hierortige Truppenspital, welche am 12. April erfolgte, notwendig. 
Daselbst wurde hohes Fieber am Abend (40,4 °C), mäßiger Milztumor, 
leichte Bronchitis und angeblich seit zwei Tagen anhaltende Stuhl- 
verstopfung konstatiert. Nach Verabreichung von drei Dosen Calomel 
4 0,5 g erfolgten mehrere dünnbreiige Stühle, welche in den nächsten 
Tagen das charakteristische Aussehen der typhösen Stühle annahmen. 
Der Verlauf war bis zum 25. April ein regelmäßiger und milder, der 
allgemeine Zustand des Kranken ein befriedigender. Die Temperatur 
fing an, vom 23. April zu fallen und war demnach ein günstiger Aus- 
gang der Erkrankung in Aussicht, als schon am 26. April die erstere 
neuerlich austieg, um am 30. April die Höhe von 41,3° C zu erreichen. 
Der Kranke wurde unruhig, delirierte anfangs heftig, wurde schließlich 
am 28. April bewußtlos, es traten deutliche Zeichen von Meningitis, 
als: leichte Nackenstarre, verminderte Reaktion der Pupillen, fort- 
währendes Deckenzupfen u. s. w. auf und erfolgte schließlich am 2. Mai 
der Tod. 



/*• ** stow /»/^ 


Die Sektion wurde am 3. Mai, 28 Stunden post mortem gemacht. 
Von den wichtigen und interessierenden Veränderungen fand man 
folgende vor. 

Großer akuter Milztumor. 


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444 


Ludwig Kamen, Ein weiterer Fall von typhöser Meningitis. 


Im Dünndärme bis auf 50 cm oberhalb der Ileocoecalklappe und 
im Coecum zahlreiche gereinigte, schorflose typhöse Geschwüre. 
Schwellung der benachbarten Mesenterialdrüsen. Die weiche Hirnhaut 
getrübt, am Scheitel überdies stellenweise durch eine bei 3 mm dicke 
Schicht eines grünlich-gelben fibrinös-eitrigen, zum Teil von kleinen 
Hämorrhagieen durchsetzten Exsudates von der Gehirnmasse abgehoben. 

Sowohl aus der Milz, als auch aus dem Exsudate wurden Aus- 
strichpräparate angefertigt und Kulturen auf schief erstarrtem 
Glycerinagar nach der von Banti 1 ) zuerst beschriebenen, aber, wie 
es scheint, gleichzeitig mit ihm auch schon von Anderen “) erfundenen 
und geübten Methode angelegt. 

Weder in den Milz- noch Exsudat-Ausstrichpräparaten fanden 
sich andere Mikroben vor, als Stäbchen von der Gestat der Typhus- 
bacillen. Ebensolche fanden sich auch, zum Teile auch mit Vakuolen 
versehen, in Gehirnschnitten und zwar zwischen den Fasern des fibrin- 
reichen Exsudates in ganz analoger Weise, wie ich dies bei meinem 
ersten Falle beschrieb. 

In den Agarröhrchen wuchsen sowohl aus der Milz , als auch 
aus dem Exsudat außerordentlich lebhaft bewegliche Stäbchen von 
der Form der Typhusbacillen mit Tendenz zur Bildung langer Fäden 
in Reinkultur, welche die Gelatine nicht verflüssigten, in der Traubert- 
zuckergelatine kein Gas produzierten und auf der Rosenkai toffel einen 
schwach gelblich gefärbten Belag bildeten. Ich muß bemerken, daß 
ich das Verhalten in der Traubenzuckergelatine für eines der wichtig- 
sten Unterscheidungsmerkmale zwischen Typhus- und Colonbacillen 
halte, da mir unter den vielen von mir untersuchten Kulturen der 
letzteren Art noch nie eine unterlaufen ist, welche in dieser Gelatine 
kein Gas produziert hätte. 

Auch in der Bouillon konnte man weder in den ersten 24 Stunden, 
noch auch später Gasbläschenbildung wahrnehmen. Milch wurde 
nicht koaguliert. 

Schließlich habe ich auch noch das Elsner’sche Verfahren be- 
hufs Differentialdiagnose zwischen dem gezüchteten Typhusbacillus 
und dem Bacterium coli in Anwendung gezogen und zwar mit der 
Abänderung, daß ich daß Jodkali in momentaner Ermangelung von 
Kartoffelgelatine der gewöhnlichen leicht alkalischen 10 °/ # iger 
Nährgelatine zusetzte. Merkwürdigerweise zeigten die Typhus- 
bacillen auf der so präparierten Nährgelatine trotz wiederholter Ver- 
suche gar kein Wachstum, während die Co I ikultur ganz gut gedieh, 
was schon immerhin als Beweis für die Verschiedenheit beider Arten, 
die übrigens ohnehin durch ihr sonstiges Verhalten hinlänglich er- 
wiesen war, angesehen werden konnte. Die kurz darauf mittels 

Kartoffelgelatine mit Jodkaliumzusatz vorgenommene Prüfung beider 
Kulturen bestätigte nicht nur deren Artverschiedenheit, sondern auch 
die Brauchbarkeit dieser Methode zur Differenzierung der betreffenden 
Bakterienspecies. 

1) Banti, Eine einfache Methode, die Bakterien auf dem Agar und dem Blut- 
serum zu isolieren. (Centralbl. f. Bakt. u. Paras. Bd. XVII. 1896. No. 16.) 

2) Orosglick, lieber Agar- und Blutserumplatten in ReAgenzg Usern, (Central’ !, 
f. Bakt. u. Parts. Bd. XVII. 1896. No. 23.) 


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Mark W. Richardson, Die Diugnose von Typhuskulturen etc. 


445 


Aus alledem ist wohl zur Genüge ersichtlich, daß hier ein neuer- 
licher Fall von typhöser Meningitis vorlag und daß diese als eine 
echte Metastase des typhösen Giftes aufzufassen sei, was mich mit 
einer um so größeren Genugthuung erfüllt, als meine erste diebezüg- 
liehe grundlegende Mitteilung zum Teile skeptisch aufgenommen, zum 
Teile auch unbeachtet gelassen wurde. 


Nachdruck verboten. 

Die Diagnose von Typhuskulturen vermittelst getrock- 
neten Typhusserums. 

[Aus dem Laboratorium des Massachussets general Hospital, 
Boston, ü. S. A.] 

Von 

Mark W. Richardson, M.D. 

Die Thatsache, daß das Serum von Typhuskranken selbst nach 
dem Trocknen die spezifische Reaktion von Pfeiffer hervorbringt, 
ist schon von Widal u. A. beobachtet worden. 

Ferner ist dieses Vermögen noch nach mehreren Monaten fest- 
gestellt worden und seine Dauer ist wahrscheinlich unbegrenzt. 

In diesem getrockneten Serum sah der Verf. ein passendes Mittel, 
um in dauernder Form dies wichtige Mittel aufzubewahren, um 
typhöse und mit ihnen verwandte Organismen voneinander zu unter- 
scheiden. 

Das Verfahren war folgendes: Bei der Autopsie eines an Typhus 
Gestorbenen wurden dem Herzen ungefähr 60 ccm Blut entnommen. 
Dann ließ man das Serum sich von dem Koagulum scheiden. 

Während des Lebens hatte das Blut eine deutliche Typhus- 
reaktion ergeben und diese batte nach dem Tode nicht abgenommen. 

Darauf goß man das Serum auf gewöhnliches Filtrierpapier und 
ließ es an der Luft trocknen. 

Dann wurde 1 l i qcm des Papiers in */s ccm von reiner Fleisch- 
brühekultur eines 24 Stunden alten Typhusbacillus eingebracht. 
Nach 5 Minuten wurde ein Tropfen der Mischung zwischen Objekt- 
glas und Deckgläschen mikroskopisch untersucht und zeigte die 
typische Reaktion: Verlust der Beweglichkeit und Zusammenkleben 
der Bacillen. 

Mit diesem Serumpapier prüfte der Verf. 20 Kultureu des 
Typhusbacillus, alle von ganz verschiedener Herkunft. 16 
stammten von Sektionen vou Typhuskranken, 4 wurden nach der 
Methode von Elsner aus Typhusstühleu isoliert. 

Ferner wurden auch 15 Kulturen des Colonbacillus, eine 
des Bacillus pyogenes foetidus und eine des Mäusetyphus 
untersucht. Alle Kulturen wurden genau auf dieselbe Weise behandelt, 
also >/* qcm Papier in 1 / t ccm einer 24 Stunden alten Fleischbrühe- 
kultur nur 5 Minuten lang eingelegt. 


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446 


Leo Zupnik, 


Infolge davon reagierten die 20 Typhuskulturen positiv, während 
auf B. coli, pyogenes foetidus und dem Mäusetyphus keine 
Einwirkung eintrat. 

Dus Serumpapier wird nun seit 3 Monaten von dem Verf. an- 
gewendet und es ist noch keine Abnahme seiner Kraft bemerkbar. 

Das Papier kann in gewöhnlichen kleinen Flaschen aufbewahrt 
werden wie Lackmuspapier und ist jederzeit zum Gebrauche bereit. 

Eine einzige Typhusautopsie liefert eine große Menge von Serutu- 
papicr. 

Natürlich ist die Stärke jedes Serums verschieden und muß in 
jedem Falle festgestellt werden. Mit dem vom Verf. gebrauchten 
Papier waren 5 Minuten zur Hervorbringung der Reaktion reichlich 
genügend. In anderen Fällen kann die Reaktionszeit länger oder 
kürzer sein. Dies muß durch Probieren herausgefunden werden. 

Boston, 13. Februar 1897. 


Nachdruck verboten 

Ueber die praktische Verwendbarkeit der MäusebacilleD, 
insbesondere des Loeffler’schen Bac. typhi murium 1 ). 

Von 

M. U. C. Leo 2upnib, 

an der k. k. deutschen Universität in Prag. 

Der Gedanke, Feldmäuse durch Seuchen zu vertilgen, wurde 
zum ersten Male von Dr. G. Joseph 2 ), Dozenten am landwirt- 
schaftlichen Institute zu Breslau, geäußert. Der Pilz „Favus“, welcher 
sich seiner Ansicht nach allein dazu eignet, soll von favus kranken 
Menschen auf die unbeschädigte Haut (denn kranke und verunstaltete 
Mäuse werden von ihren Genossen getötet) gefangener Feldmäuse 
übertragen und mittelst eines Leinwaudläppchens einige Tage lang 
befestigt werden. Die nach dieser Frist freigelasserien Mäuse über- 
tragen die Krankheit, welche ins Bindegewebe biueingreift, auf ganze 
Tausende von Genossen. Der Nachteil des Mittels liegt jedoch darin, 
daß die Krankheit ganze Wochen dauert, und inzwischen vernichten 
die Mäuse, besonders wenn sie in grosser Zahl vorhanden sind, schon 
in wenigen Tagen die Feldfrüchte bis auf den letzten Halm. 

Keine wesentliche Besserung in dieser Richtung brachte der von 
Quincke isolierte, für Mäuse pathogene „Favus herpeticus“, 

1) Im Aufträge des Landes- Ausschusses von Galizien habe ich iro bakteriol. Institute 

des Herrn Prof. Dr. J. Szpilman Untersuchungen über mfiusever tilgende Mittel ange- 
stellt. Die betreffende Publikation wurde unter d. T. : „Tepienie myszy za pomoca 
bakteryi chorobotwörczycb‘‘. gr. 8°. 46 p. Lemberg 1896. veröffentlicht. Hier 

möchte ich auf die in der erwähnten Arbeit wenig berücksichtigte praktische Ver- 
Wendung der Mäuseseuchebacillen im allgemeinen und des Loeffler’schen Bacillus 
im speziellen aufmerk»am machen. Dementsprechend werden nur die Versuche hervor« 
gehoben, welche mit der erörterten Frage im Zusammenhänge stehen. 

2) Der Landwirt 1882 


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Ueber die praktische Verwendbarkeit der Mlusebacilleo etc. 


447 


und der zum ersten Male von Nicolai er genauer untersuchte 
„M ä u s e • F a v us“. Abgesehen davon, daß die späteren Untersuchungen 
von Elsenberg die Richtigkeit der Qu incke’schen Anschauungen 
über die Verschiedenheit des Favuspilzes stark zweifelhaft machten, 
und daß die von Boer die Identität des Mäuse-Favus mit dem 
menschlichen bewiesen, daß ferner heutzutage die Unität des Favus- 
pilzes fast allgemein angenommen ist 1 2 * ), hat der Favuspilz als 
mäusevertilgendes Mittel die Hoffnungen getäuscht. Der Mäuseplage 
gegenüber stand man wie zuvor ratlos. Alle die zahlreichen Mittel, 
die von verschiedenen Seiten empfohlen und verwendet wurden, ent- 
sprachen größtenteils den Anforderungen nicht, welche ein gutes, 
mäusevertilgendes Mittel innehaben muß, und zwar einer schnellen Aus- 
rottung der Mäuse und völligen Harmlosigkeit für andere Tiere und 
Menschen. 

Außer den von L o eff ler *) und Kornauth*) in diesem Blatte 
aufgezählten Mitteln: cyliudrische Löcher, Rauchmaschinen, Schweine- 
eintrieb, Umackern der Felder und Töten der zum Vorschein kommen- 
den Mäuse, Phosphor- oder Strychnin-Pillen und Wolfsmilch — kommen 
auch zahlreiche andere giftige Körper und mechanische Maßregeln 
zur Verwendung. 

In Frankreich, Spanien und Portugal wird nahezu ausschließlich 
die Meerzwiebel (Scilla maritima Lin.), welche für die Nagetiere 
schou in kleinen Mengen giftig ist, gebraucht. In anderen Ländern 
werden Arsenstürkepillen, mit Mehl zu Teig verarbeitetes Baryum- 
carbonat, zuweilen auch Kampher, Calciumchlorid und Teer 4 5 ) ver- 
wendet. 

Aber gegen giftige Körper im allgemeinen treten mit größter 
Entschiedenheit sowohl ausgezeichnete Naturkenner 6 ), wie auch er- 
fahrene Landleute auf. Die letzteren behaupten direkt, daß mit 
Giften nur Apotheker und Kaufmänner ein gutes Geschäft machen "). 

Aus diesen Gründen werden auch von Vielen Gifte verworfen 
und die Zuflucht zu mechanischen Mitteln genommen. Manche raten, 
die Felder mit Wasser zu überschwemmen, andere sie vermittelst einer 
mit langen Nageln bedeckten Walze aufzuwühlen, andere wiederum die 
Stoppel zu verbrennen, und Mäuse vermittelst Hunden zu töten. Es 
fehlt auch nicht an solchen, die gegen alle aufgezählten Mittel miß- 
trauisch sind und sich nur durch den Anblick ermordeter Mäuse zu- 


1) Der IV. Kongreß der deutsch, dermatol. Gesellschaft zu Breslau im Jahre 1894 
bat »ich darüber nahezu einstimmig geäußert. 

2) lieber Epidemieen unter den im hygien. Institut gehaltenen Mäusen, und über 
Bekämpfung der Feldroausplage. (Centralbl. f. Bakt. Bd. XI. p. 129.) 

8) Die Bekämpfung der Mäuseplage mittels des Bac. typhi muriurn. (Centralbl. 
f. Bakt. Bd. XVI. No. 3.) 

4) Der Teer hat sich als vorzügliches Mittel gegen Ratten erwiesen. Wird er 
sorgfältig in alle Löcher hineingegosseu, so verlassen die Ratten schon in wenigen 
Minuten ihre Schlupfwinkel und können bequem mit Hilfe von Hunden getötet werden; 
»lle f wenn auch uur teilweise mit Teer begossene, gehen iu einigen Stunden zu Grunde 
Bas Gebäude ist jedenfalls frei von der Rattenplage, denn sogar die ausnahmsweise am 
Leben gebliebenen Ratten verlassen es und flüchten sich in ein anderes. 

5) Brehm, Tierleben. Bd. II. p. 338. 

6) F. Müller, Wien, landwirtschaftl. Zeitung. 1883 p 414 


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448 


1 j e o Z u j> n ! k 


friedenstellen lassen. Sie empfehlen aufs wärmste Fallen und Katzen, 
welche sie als das einzige Mittel nennen *). 

Nicht unerwähnt sei hier die durch Hatzinger*) empfohlene 
Handlungsweise, an die Mäuseausrottung nicht dann erst zu schreiten, 
wenn die Felder von Mäusen wimmeln, sondern die eventuelle Mäuse- 
plage im Frühjahre im Auge zu haben und die verhältnismäßig ge- 
ringe Zahl der Schädlinge durch öfteres Umackern der Felder 
und die dadurch erzielte Einwirkung atmosphärischer Einflüsse, wie 
Kälte und Feuchtigkeit, gegen welche Mäuse sehr empfindlich sind, 
. u vertilgen. Diese Methode gewinnt an Bedeutung, wenn man be- 
denkt, daß seitens mehrerer Forscher beobachtet wurde, daß Mäuse 
bei anhaltendem Unwetter zu Grunde gehen und daß ihnen anderen- 
falls eine außerordentliche Fortpflanzungsfähigkeit zukommt. Nach 
Ritze nis-ßos 3 ) kann ein Mäusepaar unter günstigen Bedingungen 
in einem Jahr über 200, nach Brehm 4 ) und Danys z 5 ) über 350, 
nach Rüdiger*) sogar Uber 20000 Nachkommen um sich versammeln. 
Hatz in ge r’s Verfahren hat demnach einen hohen prophylaktischen 
Wert, kann jedoch dann, wenn Mäuse schon zur Plage geworden 
sind, nicht in Verwendung kommen. 

Wie dagegen die anderen aufgezählten Mittel zu beurteilen sind, 
belehrt in geradezu vorzüglicher Weise der „Bresl. landwirtschaftl. 
Verein“, der im Jahre 1883 dem Erfinder eines verläßlichen mäusever- 
tilgenden Mittels 1000 M. bot; obwohl die dazu erwählte Kommission 
362 Mittel und 17 Methoden einer genauen Untersuchung unterworfen 
hatte, konnte sie niemandem den Preis zuerkennen, und der Verein 
sah sich gezwungen, seine Aufforderung zu wiederholen und den Preis 
auf 2000 M. zu steigern. Diesmal galt jedoch die Aufforderung direkt 
den Aerzten und Naturforschern, von welchen man, der von Dr. Joseph 
geäußerten Hinweisung zufolge, einen für die Feldmaus (Arvicola 
arvalis) spezifischen Infektionserreger verlangte. 

Und diesmal blieb auch der Erfolg nicht aus. 

Im Jahre 1892 berichtete Prof. Dr. Loeffler 7 ) über einen neuen 
für Mäuse pathogenen Mikroorganismus, der sich zur Vertilgung der- 
selben vortrefflich eigne. 

Kurze Zeit darauf machte Dr. Laser (19) eine Veröffentlichung 
über einen für Versuchstiere pathogenen Bacillus, ohne ihn jedoch 
als mäusevertilgendes Mittel anzugeben. Durch die oben erwähnte 
Publikation Loeffler ’s aufmerksam gemacht, hatte er Versuche 
über die Virulenz des neu entdeckten Krankheitserregers für Mäuse 
und andere Tiere angestellt (20), welche ihm die Ueberzeugung ver- 
schafften, daß dieser Mikroorganismus zur Mäusevertilgung benutzt 
werden könne (21). Seit dieser Zeit sind über zwei Jahre vergangen 

1) Ibidem. 1886. p. 260. 

2) Ibidem. 1882 p. 150. 

31 Tierische Schädlinge und Nützlinge. Berlin 1891. 

4) L. c. 

5) MaUdies contagienses des animaax nuisible*. p. 8 Paris 1895. (Sep -Abdr. 
ans Annal. de la Science aitronomique. 1885 fase. 1.) 

6) Wien, landwirtschaftl Zeitung 1892. p. 737. 

7) Die Zahlen beziehen »ich auf die Littcratur. 


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Ueber die praktische Verwendbarkeit der Mäusebaciilen etc. 


449 


und nichts mehr wurde meines Wissens nach zur öffentlichen Kennt- 
nis gebracht. 

Im folgenden Jahre wurden wir über einen neuen, für Mäuse 
pathogenen, durch J. Danysz in Paris entdeckten Mikroorganismus 
durch R. Danguy (22), Professor der Landwirtschaft, benachrichtigt. 
Näheres über den Krankheitserreger finden wir in einer diesbezüg- 
lichen Publikation von Danysz (23). Es soll ein pleomorpher Bacillus 
sein (un bacille le plus sauvent court et gros, rnais prdsentant des 
formes tres variöes et dissemblables), welcher sich zwischen 18” — 
20° C schnell und üppig entwickelt. In Agar und Gelatine, in 
letzterer langsamer, bildet er runde Kolonieen, welche, wenn sie 
zusammenfließen, einen schmutzig grauen (d’uu gris sale) ins Gelbliche 
pielenden Belag bilden. So viel über seine Morphologie. Er ist 
pathogen für Feld-, Wald- und Hausmäuse, nach M. Kou ritzine 
auch für Zieselmäuse; ferner für Haus- und Wanderratten. Für 
letztere, welche sich aus der Krankheit erholten, erzeugte Danysz 
eine, durch subkutane Injektionen gestärkte physiologische Abart, 
die er als „Virus No. II“ bezeichnete. Feldmäuse sollen dem „Virus 
No. I“ in 12, Hausmäuse dagegen in 20 Tagen erliegen. 

Endlich wurde von Mereshkowsky (24) aus Zieselmäusen 
ein Mikroorganismus isoliert, welcher nach Laboratoriums- und Feld- 
versuchen (25) Feld- und Hausmäuse binnen 12 Tagen sicher tötet. 

Im Gegensatz zu den drei letzten, für Mäuse spezifischen Krank- 
heitserreger, mit denen Versuche nahezu ausschließlich durch ihre 
Entdecker angestellt wurden, ist der Loeffler’sche Bacillus Gegen- 
stand vielfacher Untersuchungen seitens anderer Forscher geworden. 

Zweckmäßig erscheint mir die Einteilung der in Rede stehendeu 
Versuche in die der Arbeitszimmer und die der Felder. 

Die Ergebnisse der ersteren Versuche stimmen fast gänzlich mit 
denen von Loeffler überein: 

Lüpke *) ist zwar zu stark abweichenden Resultaten gekommen, 
indem er angiebt, daß bei Darminfektion nur schwächere Individuen 
binnen 15 Tagen zu Grunde gehen, stärkere dagegen sowohl unter 
den Feld- wie Hausmäusen sich von der Krankheit erholen, ja sogar 
derart immunisieren, daß eine spätere subkutane Infektion, von einer 
leichten lokalen Reaktion abgesehen, ohne Erfolg bleibt (2); bei 
allen Anderen aber haben die Versuche zu entgegengesetzten Ergeb- 
nissen geführt. 

Strauch (5) fand, daß die infizierten Mäuse der Krankheit * 
spätestens in 19 Tagen erliegen, wobei Hausmäuse mehr widerstands- 
fähig sind als Feldmäuse. 

Die Versuche von Kornauth (13) bestätigen im vollen Maße 
diejenigen von Loeffler. Da er auch bei Feldversuchen zu günstigen 
Resultaten gelangt ist, spricht er sich entschieden für die Verwendung 
des Infektionsstoffes gegen Mäuseplagen, indem er sagt: „Im ganzen 
sind die Versuche als sehr gelungen und der Wert des Bacillus 


1) Ich stütze mich auf Laser, der die Meinung äußert (Fütterungs versuche mit 
dem Bacillus der Mäuseseuche. [Laser, Centralbi. f. Hakt. Bd. XIII. No. 20]), daß 
den Artikel im ,,Stuttgart. Neuen Tagebl.“ Lüpke geschrieben habe. 

Erste AbU XXI. Bd. 29 


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450 


Len Zupnik. 


typhi murium als Mäusevertilgungsmittel sichergestellt zu be- 
trachten“ (p. 111). 

Lu nkiewicz (12) schreibt dem Mikroorganismus eine hohe Be- 
deutung zu, wenn es sich um Vertilgung der Feldmäuse handelt, spricht 
ihm jedoch dieselbe gänzlich ab bei der Verwendung gegen Haus- 
mäuse, die ihn seiner Ansicht nach völlig schadenlos mit der Nahruug 
einnehmen können. Die vermittelst Kadaver infizierten Mäuse geben 
zwar, jedoch in geringer Zahl und nach langer Frist, zu Grunde. 

Im Gegensätze hierzu behauptet Mereshkowsky (15), von 
welchem ausschließlich Hausmäuse verwendet wurden, daß diese 
Krankheit unbedingt für alle Mäuse, die von der injizierten Nahrung 
gefressen haben, tödlich sei, aber in manchen Fällen dauert die 
Krankheit sehr lange, und zwar über 2 Monate. Endlich gelangt 
auch er zu dem Schlüsse, daß der Loeff 1 er’sche Bacillus mit 
Erfolg zur Mäuseausrottung benutzt werden kann. 

Derselben Ansicht sind auch Palrairski (17), der Leiter der 
bakteriologischen Untersuchnngsstation in Warschau, und Sempo- 
lowski (18), deren Versuche mit den Loeffler’schen überein- 
stimmend sich gestaltet haben. 

Zu anderen Ergebnissen führten die Feldversuche. 

Die Mäusevertilgung, welche in Thessalien im Jahre 1892 unter 
persönlicher Leitung von Loeffler unternommen wurde, gab den 
Loeffler’schen und amtlichen Mitteilungen (3) gemäß befriedigende 
Resultate, denn der durch Mäuse verursachte Zerstöruugspro/.eß hörte 
binnen 8—9 Tagen auf. 

Dagegen behauptet die englische Kommission (14), deren 
Vorstand in Thessalien der Sache nachforschte, die Erfolge seien 
übertrieben worden und der Bacillus habe als mäusevertilgendes 
Mittel keinen Wert. Ihre Einwände sammelt die Kommission in 
folgenden 3 Punkten; 

1) Das Mittel ist zu teuer; die Vertilgungskosten überwiegen 
oft an Größe den durch Mäuse verursachten Schaden; 

2) der Krankheitserreger tötet nur die Gattung Arvicola 
arvalis, ist jedoch für andere Mäuse unschädlich; die seuchen- 
artige Verbreitung der Krankheit im Freien ist noch nicht genügend 
erforscht; 

3) der Iufektionsstoff bewährt seine Virulenz nur 8 Tage hin- 
durch, läßt sich also bei, anhaltendem Unwetter nicht anwenden. 

Gute Resultate hat Sniadowski (16) erhalten, aber seine Ver- 
suche sind so klein und oberflächlich, daß man sie eigentlich un- 
erwähnt lassen kann. 

Die Vergleichsversuche, welche mit Hilfe der preußischen Re- 
gierung im Hannoverschen Kreise durch Dr. Abel (8) mit dem 
Bacillus typhi murium — und durch Wasmuth (9) mit 
seinem Saccharin-Strychnin-Hafer, das mittels der Kretschmar- 
schen Gewehre f ) in Mäuselöcher gebracht wurde, angestellt worden 
sind, gestalteten sich für die Wasmuth’sche Methode außerordent- 

1) Hölzerne Apparate, welche es ermöglichen, das Gift tief in die Löcher zu 
bringen, um es auf die»e Weise für andere Tiere unzugänglich zu machen. 


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lieber die praktische Verwendbarkeit der Mäusebacille» etc. 


451 


lieb günstig, weil auf vergifteten Flächen die Mäuse sehr schnell zu 
Grunde gingeD, und iu demselben Jahre nicht mehr zum Vorschein 
kamen, während der Loeffl er’sche Bacillus, obwohl er anfangs gute 
Resultate versprach, uach einigen Wochen einen Mißerfolg zu ver- 
zeichnen hatte, da das Feld nach dieser Frist wie zuvor von Mäusen 
wimmelte *). 

Keine befriedigenden Erfolge erhielten ferner Zmujdowicz (10) 
bei seinen Versuchen im Kaukasus, und Timofiejew (11) hei denen 
in der Muhaniscben Wüste. 

Als sich im Jahre 1894 in Ostgalizien und Bukowina große 
Mengen von Mäusen zeigten, wurde zur Vertilgung derselben der 
Loeffler’sche Bacillus ohne Erfolg angewendet. 

Im Gegensatz dazu gestalteten sich die Versuche des sächsischen 
und österreichischen Ackeibauministeriums derart erfolgreich, daß das 
erstere sich entschloß, Landleuten den Krankheitserreger kostenfrei 
zur Verfügung zu stellen. 

Werden die Versuche der Laboratorien und Felder kritisch ver- 
folgt, so sieht man, daß ihre Ergebnisse stark voneinander abweicheu. 
Die ersteren lassen im Bac. typhi murium ein tüchtiges mäuse- 
vertilitendes Mittel erkennen und stimmen fast gänzlich mit den 
Loeffler’schen überein, die letzteren dagegeu machen den Wert 
des iufektionsstoffes zweifelhaft und weichen von den thessalischen 
Versuchen in hohem Maße ab. 

Der Grund zu diesen Differenzen liegt nicht nur darin, daß „si 
duo faciunt idem, non est idem“, wie es Loeffler erklärt, aber er 
ist in erster Linie in den verschiedenen Bedingungen, die ich unten 
im Zusammenhänge mit einigen Thatsuchen eingehend zu besprechen 
beabsichtige, zu suchen, unter welchen die Verwendung des Bacillus 
einerseits in Arbeitszimmern und andererseits auf Feldern zustaude 
kommt. 

Bei Versuchen, die ich angestellt habe, kamen folgende Mäuse- 
arten zur Verwendung: Feldmäuse, Arvicola arvalis und Mus 
agrarius, Hausmäuse, sowohl graue als weiße; ferner Hamster *), 
für welche jedoch weder der Loeffler’sche, noch der Mikroorganis- 
mus vou Dauysz, ohne Rücksicht darauf, ob die Infektion per os 
oder subkutau erfolgte, sich pathogen zeigten. 

1) Hs ist unbegreiflich, wie man mit diesen beiden, prinzipiell so verschiede- 
nen Mitteln Vergleichsversuche anstellen konnte. Giftige Substanzen sind als M&use- 
vertilgungamittel schon a priori unbedingt zu verwerfen, denn sie vermögen entweder 
auf direktem oder indirektem Wege, und zwar durch Mausekadaver, sowohl Tiere, denen 
in der Landwirtschaft oder im Haushalte eine hohe Bedeutung zukommt, wie auch 
Menschen zu Grunde zu richten. 

3) Die durch Hamster verursachten Schäden sind sehr bedeutend, denn sie haben 
gewöhnlich einige Kammern, jede mit 4 Quart Getreide vollgestopft) in Thüringen z. B. 
findet man Leute, die sich wenigstens zur Sommerszeit ausschließlich damit beschäftigen, 
Hamster anfzusuchen und ihre Vorräte zu sammeln. Der Pfeiffer 'sehe Bac. pseudo- 
tuberc. soll sie bei Darminfektion in 3 Tagen töten, (Geher dio hacilläre Pseudo- 
tuberkulose bei Nagetieren. Leipzig 1889.) Will man sie zu Versuchen haben, so 
empfiehlt »ich folgendes Verfahren: Im Felde wird ein großes Wa^sergetäß angebracht; 
das Wasser wird mit starkem Strome in das schräge Loch (Hamster haben noch ein 
»eukreebtere*) gegosscu Bald kommt der überraschte Hamster zum Vorschein uud bleibt 
«inen Augenblick, den man auszunutzen verstehen muß, verlegen stehen. Gr muß rasch 
Nacken gefußt werden. 

29* 


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452 


Leo Zupnik, 


Dank der vom galizischen Landesausschuß für Versuche erhaltenen 
Subvention konnten große Mengen von Mäusen angeschafft werden. 
Anfangs wurden die Tierchen in gläsernen Gefäßen, späterhin mit der 
Zahlzunahme in großen, hölzernen, von innen mit Blech beschlagenen, 
zur Hälfte mit Erde gefüllten und mit Drahtnetz bedeckten Kästen auf- 
bewahrt, wo sie 10—14 Tage vor der Verwendung beobachtet wurden. 

Die zu Versuchen bestimmten Mäuse wurden nach dieser Frist 
aus den Behältern berausgenommen und in Käfige gebracht. Der 
Boden der Käfige wurde mit Sand bestreut; in eine Ecke derselben 
wurde ein Baumwollklumpen, der Mäusen als Schlupfwinkel dienen 
sollte, in eine andere zwei Gefäßchen für Nahrung und Wasser an- 
gebracht. Damit sollte die möglichste Reinheit erzielt werden, die 
unbedingt nötig ist, wenn man einwandsfreic Versuche haben und alle 
Fehlerquellen vermeiden will, welche Fäulnis des Substrates, sei es 
durch direkte Infektion mit den bei derselben beteiligten Mikro- 
organismen, sei es durch die von Zersetzungsprodukten bewirkte Dis- 
position für Krankheiten mit sich bringt. Im Freien leben ja Mäuse 
in gesunden Verhältnissen und dieselben sollen ihnen möglichst ge- 
schaffen werden. — Tagtäglich bekamen sie frisches Wasser, wobei 
sich herausstellte, daß die Käfige höchst unpraktisch waren, denn beim 
Oeflnen derselben wurde den Mäusen, insbesondere den Hausmäusen, 
eine gute Gelegenheit zum Entschlüpfen geboten. Deswegen wurden 
bald die Käfige durch breite, ca. 20 cm hohe, mit einem Drahtnetze be- 
deckte Glasbüchsen ersetzt. Mit Hilfe einer Eisenzange konnte mau 
die Wasser und Nahrung führenden Gefäßchen bequem wechseln und 
die Tierchen, falls das Innere schon zu sehr beschmutzt war, in ein 
reines Gefäß übertragen. In eine solche Glasbüchse wurden in der 
Regel nur 4 Mäuse gebracht, und falls der Versuch mit einer größeren 
Anzahl angestellt wurde, sind sie immer zu 4 verteilt worden. Das 
minderte die Gefahr, welcher kranke Individuen seitens ihrer gesunden 
Genossen ausgesetzt waren und erlaubte, die Tierchen schärfer zu 
beobachten. 

Als Infektionsstoff, sowohl für Infektionen per os, wie subkutane 
Injektionen, sind in der Regel Bouillonkulturen nach 24- oder 
48-stündigem Aufbewahren bei Bruttemperatur verwendet worden. 
Nur in speziellen Fällen, wenn es sich um Lösung gewisser Fragen 
handelte, kamen mit sterilem Wasser verdünnte Agarkulturen zur 
Benutzung. 

Mit der erwähnten Bouillonkultur wurden Hafer, Leinsamen oder 
Brotbröckchen begossen und für 24 Stunden jenen Mäusen, bei denen 
eine Infektion per os eintreten sollte, als ausschließliche Nahrung 
vorgelegt. Nach dieser Frist wurde der Infektionsstoff entfernt und 
durch gewöhnliche Nahrung ersetzt; subkutan behandelte Mäuse be- 
kamen gewöhnlich 0,1 ccm eiuer solchen Bouillonkultur, wurden 
immer in ein besonderes Gefäß versetzt und mit einer nicht infizierten 
Nahrung gefüttert. 

Die durch die Krankheit getöteten Mäuse wurden anatomisch 
untersucht, wobei aus ihren Organen, überwiegend aus der Milz und 
Leber, Kulturen angelegt wurden: Bouillonkulturen bei Bruttemperatur, 
Gelatine und Zuckergelatinestichkulturen bei Zimmertemperatur. 



lieber die praktische Verwendbarkeit der Mäusebacillen etc. 


453 


Da es mir unmöglich war, in den Besitz des Infektionserregers 
von Laser und Mereshkowsky zu gelangen, war ich gezwungen, 
die Untersuchungen auf den Loeffler’schen Bacillus und das „Virus“ 
von Danysz zu beschränken. 

Der erstere wurde von der Firma „Schwarz lose Söhne“, 
Berlin, bezogen und bakteriologischen Untersuchungen unterworfen. 
Zur Morphologie und Biologie des Loeffler’schen Bac. typhi 
muri um möchte ich noch folgende Einzelheiten hinzufügen: 

In einer 1-proz. Zuckergelatine entstehen bei Zimmertemperatur 
längs des Stichkanals kleine, runde Pünktchen, die sich am dritten 
Tage bemerkbar machen und von nun an sehr langsam fortwachsen; 
nach einem Monate sogar ist nur ein 2—3 mm breiter Streifen zu 
bemerken, der aus kleinen, schon makroskopisch oder bei schwacher 
Vergrößerung zu sehenden Pünktchen gebildet wird. Es kommt da- 
selbst zu reichlicher Gasentwickelung. Schon am 3. Tage sind bei 
genauer Betrachtung längst des Stiches kleine Gasbläschen zu be- 
merken, die sich rasch vergrößern und sich gewöhnlich dicht am Stich- 
kanale lagern. 

In einer alkalischen Bouillon entwickelt sich der Mikroorganismus 
bei 37° C sehr üppig: nach 24 Stunden kommt es zur starken Trü- 
bung, Bildung eines weißlich - gelben Bodensatzes und eines zarten 
Häutchens, welches leicht zu Boden fällt. Nach ungefähr 4 Wochen 
wird die Bouillon klar; ihre Reaktion bleibt alkalisch, während die 
neutrale einer Zuckerbouillon, wie es aus Loeffler’schen Unter- 
suchungen bekannt ist, in eine sauere übergeht. In Zimmertemperatur 
geht die Entwickelung langsamer vor sich. 

Auf Glycerinagar kommt es bei Bruttemperatur zur Bildung einer 
weißlichen Auflagerung, die nichts Charakteristisches bietet. 

Ueber 3 Monate alte Kulturen, glcichgiltig, ob es Gelatine-, 
Agar- oder Bouillonkulturen, ob sie durch diese Zeit bei Brut- oder 
Zimmertemperatur auf bewahrt waren, haben stets ihre Entwickelungs- 
fahigkeit und Virulenz für Mäuse eingebüßt. Ich glaube, daraus den 
Schluß ziehen zu können, daß der Bacillus keine Dauerformen bildet, 
die ich auch bei mikroskopischer Betrachtung niemals zu Gesicht 
bekommen habe. 

Der Mikroorganismus von Danysz wurde aus dem Institut 
Pasteur, Budapest, bezogen. Das „Virus No. I“ bestand aus einem 
Gemenge von Bacillen und Kokken. Nach dem Passieren durch 
Mäusekörper blieben aus dem Gemenge nur Stäbchen, welche mikro- 
skopisch und makroskopisch in Gelatinezuckergelatine und Bouillon 
dem Loeffler’schen Bacillus ähnlich waren. Dasselbe war auch 
der Fall mit dem „Virus No. II“, dessen Originalkultur eine nahezu 
reine Züchtung der erwähnten Stäbchen zeigte. 

Da es sich um einen Vergleich der Virulenz beider Infektions- 
stoffe und um die Entscheidung handelte, welchem von ihnen der Vor- 
zug bei der Mäusevertilgung zuerkannt werden darf, wurden die 
Versuche unter nahezu gleichen Bedingungen vorgenommen. 

Was den Infektionsstoff selbst anbetrifft, so wurden nur in den 
ersten Versuchen Originalkulturen verwendet, in allen folgenden da- 
gegen die erste, aus den Organen der durch die Seuche getöteten 



454 


Leo Zupuik, 


Tierchen hergestellte Bouillonkultur. Ich wollte damit die Ab- 
schwächung der Virulenz, die das Kultivieren außerhalb des Körpers 
stets mit sich bringt, vermeiden. Um die Sicherheit zu gewinnen, 
daß die Infektion mit dem richtigen Mikroorganismus stattgefunden 
hat, wurde die in Rede stehende Bouillonkultur, wie auch alle anderen 
aus den Organen angelegten, mikroskopisch untersucht; wenn sie eine 
Reinkultur aufwiesen, wurde aus derselben auf Gelatine und Zucker- 
gelatine verimpft und 0,1 ccm einer resp. zwei Mäusen subkutan 
injiziert. Daraufhin erst wurde die Bouillonkultur zur Darmiofektion 
verwendet. Die raakro- und mikroskopische Untersuchung aller auf 
gebräuchlichen Nährböden heranwachsenden Kulturen der ersten und 
zweiten Generation, samt der bakteriologischen Durchforschung des 
Blutes und der Organe der nach 24 Stunden zu Grunde gegangenen, 
subkutan behandelten Mäuse, gaben vollkommen hinreichende Auf- 
schlüsse über die zur Darmiufektion gebrauchte Bouillonkultur. 

Die Zahl der Versuchstiere war für beide Krankheitserreger 
beinahe dieselbe. Mit dem Lo effler 'sehen Bacillus wurden 314, und 
zwar 286 Arvicola arvalis, 22 weiße und 6 graue Hausmäuse, 
— mit dem Mikroorganismus von Danysz 318, und zwar 296 Ar- 
vicola arvalis, 14 weiße und 8 graue Hausmäuse infiziert. 

Die in der angegebenen Weise durchgeführten vergleichenden 
Untersuchungen ergaben, daß der Bacillus typhi muriuui a I > 
Mäusevertilgungsroittel dem Müuseseucheuerreger 
von Danysz unbedingt vorzuziehen ist, indem die Durch- 
schnittszahl der Krankheitsdauer bei Feldmäusen beim ersteren 10 l ). 
beim letzteren dagegen 14 Tage beträgt. Da der Bacillus von Laser 
zur Mäuseausrottung nicht verwendet wird und der von Meresh- 
kowsky Feldmäuse später, weil angeblich in 12 Tagen (was noch 
einer Bestätigung bedarf) tötet, ist heutzutage der Loeffler’sche 
Bacillus als der beste Mäuse vertilger zu betrachten. 

Jetzt drängt sich die Frage auf, wie eigentlich die Mißerfolge 
bei den Feldversuchen zu erklären sind, und eine zweite Frage, mit 
der ersten im Zusammenhänge stehende: Wie soll der Bac. typhi 
murium, wie überhaupt alle Mäuseseuchenerreger im Freien ver- 
wendet werden? 

Durch einen Versuch, der ganz was anderes erforschen sollte, 
wurde ich auf diese Umstände besonders aufmerksam gemacht. Ich 
wollte nämlich Aufschlüsse darüber bekommen, ob man die patho- 
gene Wirkung des Loeffl er 'sehen Bacillus seinen giftigen Stofi- 
wechselprodukten, oder aber der Invasion der Mikroorganismen in 
die Gewebe zuschreiben sollte. Zu diesem Zwecke wurde in einem 
größeren Kölbchen eine Bouillonkultur hergestellt und durch 3 Wochen 
im Brutschränke stehen gelassen. Nach dieser Frist wurde sie mehr- 
mals bis zur vollkommenen Durchsichtigkeit durch mehrschichtiges 
Fließpapier und Baumwolle filtriert, auf einen , /*‘P rozent 'f? en Gehalt 
an Karbolsäure gebracht und durch 5 Tage bei Zimmertemperatur 

1) Die verhältuUmüBig kürzere Inkubation*- und Krankheitaseit, die gewöhnlich 
14 Tage beträgt, sei durch die gesteigerte Virulenz des Infektionsstofies, der Hunderte 
von Malen von Mftuseo zu Mäusen verimpft und stets in erster Generation verwendet 
wurde, erklärt. 




Ueber die praktische Versend btrkeit der M&u$ebaciii«n etc. 


455 


stehen gelassen. Während dieser Zeit hat sie nichts von ihrer Klar- 
heit eingebüßt. — Die geringe Anzahl von Mikroorganismen, welche 
bei derartiger Filtration in der Flüssigkeit gewiß zurückblieb und 
aus der Luft hineingekommen ist, könnte demnach durch das lange 
Einwirken von Karbolsäure als abgetötet, oder wenigstens in der 
Entwickelung gehemmt und stark abgeschwächt angesehen werden. 
Jedenfalls konnte man hoffen, daß, falls die Stoffwechselprodukte des 
Bac. typhi murium giftig sind, sie viel schneller ihre tödliche 
Wirkung entfalten würden, als die event. noch lebensfähigen, in sehr 
geringer Zahl vorhandenen Bacillen. — Die Flüssigkeit wurde fol- 
gendermaßen verwendet: Durchtränkte Brotbröckchen wurden 4 weißen 
Mausen für 24 Stunden als ausschließliche Nahrung gegeben; außer- 
dem 0,1 ccm einer und 0,2 ccm einer anderen Maus subkutan in- 
jiziert. Zur Kontrolle wurde einer Maus 0,2 ccm einer sterilen 
1 /*‘ proz. Karbolsäurelösung unter die Haut gebracht. Am 6. Tage 
land ich eiue, am 7. die zweite der subkutan mit Flüssigkeit be- 
handelten Mäuse tot; die Kontrollmaus blieb dauernd gesund. Die 
anatomische Untersuchung ergab hochgradige, für den Bac. typhi 
murium typische, pathologische Veränderungen der Organe. Das 
Blut zeigte reichliche Mengen des Loef fler’schen Bacillus, das 
Kulturverfahren gab gleichfalls positive Resultate. Da dabei sämt- 
liche per os infizierten Mäuse dauernd gesund bliebeu, unterlag es 
keinem Zweifel, daß der Mikroorganismus und nicht seine Toxine die 
Tierchen zu Grunde gerichtet hat. Die invasive Wirkung des Bac. 
typhi murium war somit sichergestellt. Gleichzeitig aber wurde 
mau auf die Abhängigkeit der Inkubationszeit und des Zustande- 
kommens einer Infektion von der Menge der in den Körper gebrachten 
Krankheitserreger aufmerksam gemacht. Dieselbe Menge, also 0,1 ccm 
einer Bouillonkultur des Loef fler’schen Bacillus, tötet ja subkutan 
infizierte Mäuse in der Regel binnen 24 Stunden; in unserem Falle 
dagegen, wo die Zahl der Bacillen in der Flüssigkeit eine sehr ge- 
ringe war, brauchte dieselbe Menge 7 Tage, um die Tierchen zu töten. 

Die Thatsache, daß die längere oder kürzere Inkubationsdauer, 
der frühere oder spätere Tod, von der Anzahl der Krankheitserreger, 
welche in den Organismus gelangen, abhängig ist, ganz gleichmütig, 
ob es sich um spontane, oder experimentell bewirkte Erkrankungen 
handelt, und ob die Infektionsstoffe durch ihre Stoffwechselprodukte, 
oder invasiven Eigenschaften pathogen wirken, läßt sich schon bei 
rein theoretischen Erwägungen a priori einsehen. Für experimentelle 
Krankheiten wurde dies beispielsweise schon von Pasteur für die 
Inkubationszeit der Tollwut erforscht, und speziell für Mäuseseuchen 
bemerkt Kornauth (13), daß die Menge der Bacillen, welche zur 
Infektion dienen, von großer Wichtigkeit sei, „denn für eine gelungene 
Infektion ist eine gewisse Menge Bacillen, resp. des Infektionsstoffes 
notwendig.“ — Es wurde also einerseits festgestellt, daß die Läng<> 
der Inkubationszeit zur Menge des verwendeten Infektionsstoffes im 
direkten Verhältnis steht und andererseits von Kornauth bemerkt, 
daß ein zu stark verdünnter Infektionsstoff wirkungslos bleibt. — 
Weder das eiue, noch das andere wird jedoch bei der praktischen 
Verwendung der Mäuseseuchenerreger berücksichtigt. 



456 


Leo Z up ni k , 


Auf diese Umstände durch den oben erwähnten Versuch auf- 
merksam gemacht, sah ich mich nun veranlaßt, eine Versuchsreihe 
anzustellen, die Anhaltspunkte darüber geben konnte, inwiefern die 
Inkubationsdauer und das Gelingen einer Infektion von der Menge der 
Krankheitserreger abhängig sei. Zu diesem Zwecke wurden originelle 
Agarkulturen des Loeffler’schen Bacillus in verschiedenen Ver- 
dünnungen zu Darminfektionen und subkutanen Injektionen verwendet. 
Eine Kultur wurde in einem Liter sterilen Wassers gut verteilt und 
durch mehrschichtiges Fließpapier mehrmals filtriert. Eine zweite 
wurde in derselben Verdünnung, jedoch nicht filtriert, verwendet; 
eine dritte mit 300 ccm, eine vierte mit 100 ccm sterilen Wassers 
versetzt. Mit diesen Flüssigkeiten gut durchtränkte Brotbröckelchen 
wurden Mäusen auf 24 Stunden als ausschließliche Nahrung vor- 
gesetzt. Die Ergebnisse bringt die folgende Tabelle zur Veranschau- 
lichung. 


Verdünn. 

Darmini ek tion 


Subkutane Injekt 

i on 

der 

Kultur 

Zahl 

der Verendet am 

Mäuse 

Durch- 

schnitt). 

Zahl 

der 

MKnse 

Meng© des 
Infektion» stoffe-. 

| Verödet 

SOI 

Sehr 

8 Ar vic. | 


1 Arv. »r. 

0,1 ccm 

1 9. Tage 

starke 

arval. , 


1 »» *> 

0,2 „ 

8. .. 

1000 ccm 

8 Arvic. 8 , 8., 8., 9., 12., 
arval. IS., 13., 19. Tag.- 

1 

11,25 

2 |i M 

1 »» ♦> 

0,1 ccm 

Eine kleine Oese 
derselben unver- 

8. r 
i * r 

300 ,. 

6., 9., 10,10., 11., 
” 12., 12., 19. Tage 

10,88 

2 »» >• 

dünnten Kultur 
0,1 ccm 

3. 

100 ., 

5., 6., 6., 6., 7., 
8 ” 7.. 7., 8. Tage 

6,50 

2 »f M 

0.1 „ 

2 ,, 


Die mit der filtrierten Flüssigkeit per os infizierten Mäuse blieben 
während der ganzen dreimonatlichen Beobachtung vollkommen gesund; 
dasselbe war auch der Fall mit den oben erwähnten 4 weißen Mäusen. 
Die Durchschnittszahlen der beiden folgenden Versuchsreihen sind 
einander fast gleich, die letzte Zahl weicht dagegen von ihnen stark 
ab. Am schärfsten treten die Unterschiede bei subkutan behandelten 
Mäusen hervor. 

Ich glaube somit zu folgendem Schlüsse berechtigt zu sein: Die 
Inkubationsdauer der K raukheit ist von derMengeder 
infizierenden Mikroorganismen stark beeinflußt und 
die Infektion bleibt ohne jeweilige Wirkung, wenn nur 
eine sehr geringe Zahl d er I u f e k tionserreger in den 
Körper gelangt. 

Wie ist nun das Letztere zu erklären? Für die Annahme, daß 
die geringe Anzahl von Mikroorganismen keine hinreichende Toxin- 
menge bildet, deren Einwirkung auf die Darmwand eine Invasion in 
die Blutgefäße ermöglichen würde — giebt es keine Anhaltspunkte, 
da der zuerst erwähnte Versuch es klar gemacht hat, daß die 
Stoffwechselprodukte des Bac. typhi murium für Mäuse un- 
giftig sind. Wir müssen daher zur mikrobiciden Kraft des Blutes 


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Ueber die praktische Verwendbarkeit der Mäusebacillen etc. 


457 


Zuflucht nehmen und uns den Anschauungen von Büchner (26} und 
Sczckely und Szana (27) anschließen. Der erstere hat gezeigt, 
daß das Blut seine bakterientötende Wirkung verliert, wenn es mit 
besonders großer Menge von Mikroorganismen versetzt wird; einer 
großen Aussaat gegenüber verhält es sich ganz anders, als einer 
kleineren gegenüber. Auch nach den beiden anderen Autoren be- 
steht ein Zusammenhang zwischen der Menge der Mikroben und 
der Intensität der entwickelten mikrobiciden Kraft des Blutes. 

Wie sich auch die Sache erklären ließe, ist es jedenfalls streit- 
los, daß der Menge der infizierenden Mikroorganismen bei praktischer 
Verwendung der Mäusebacillen die größte Bedeutung zukommt. Aus 
diesem Grunde soll als Nährboden für Mäuseseucbeerreger derjenige 
gewählt werden, in welchem die verhältnismäßig größte Anzahl von 
Mikroorganismen zur Entwickelung gelangt, und ferner soll der In- 
fektionsstoff nicht oder nur schwach verdünnt werden. 

Diesen Anforderungen entsprechen flüssige Nährböden, vor allem 
die Bouillon. Da Bouillonkulturen nur schwach verdünnt werden 
können, höchstens zehnfach meiner Ansicht nach, so sollen zum Kulti- 
vieren nicht Eprouvetten, sondern Fläschchen mit 50 oder 100 ccm 
Bouillon verwendet werden. Die Fläschchen können entweder Baum- 
wollepfropfen haben, welche nach dem Verimpfen tiefer eingeschoben 
und mit einer Paraffinschicht übergossen werden — oder die Baum- 
wollepfropfen können nach dem Verimpfen durch sterile Korkpfropfen 
ersetzt werden. 

Dabei kommt aber noch eine andere Schwierigkeit in Betracht: 
die größere Bouillonmeuge und die zulässig nur schwache Verdünnung 
des Infektionsstoffes steigern in bedeutendem Maße den Preis des- 
selben. In vielen Fällen, überhaupt in jenen Ländern, in welchen 
die Bevölkerung arm ist, werden die Landleute aus diesem einzigen 
Grunde auf den Infektionsstoff verzichten müssen, auch dann, wenn 
sie fest überzeugt sein würden, daß das Mittel zur Mäusevertilgung 
das beste sei. Von den Ein wänden der englischen Kommission 
ist derjenige, die Kostbarkeit des Infektionsstoffes betreffend, der 
auch seitens der Kommission vor allen anderen hervorgehoben wurde, 
allein stichhaltig. — Das Uebel Ist jedoch überall dort, wo eine 
Tierarzneischule vorhanden ist, sehr leicht zu beseitigen, indem man 
die Bouillon aus dem Fleische jener Tiere bereiten läßt, die an nicht 
infektiösen Krankheiten zu Grunde gegangen sind, oder getötet 
wurden; ferner kann der Peptongehalt des Nährbodens vermindert, 
event. ganz ausgeschlossen werden. 

Als Köder muß jenes Produkt bevorzugt werden, welches einer- 
seits verhältnismäßig die größte Menge von Mikroorganismen zu ent- 
halten vermag, und welches andererseits von Mäusen sehr gern ver- 
zehrt wird. Nach meinen Versuchen leisten das beste aus weißem, 
nicht sauerem Brote bereitete Brotbröckelchen. Nicht entschältc 
Getreidekörner sind gänzlich zu verwerfen, denn die Schalen, an 
welchen die Bacillen haften, werden von den Tierchen entfernt; — 
entschälte leisten nicht viel Besseres, ohne Rücksicht darauf, ob sie 
in der bakterienhaltigen Flüssigkeit nur kurz, oder bis 24 Stunden 
gelassen werden, ob sie nach dieser Frist naß, oder erst nach mchr- 


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458 Zupnik, Uoher die praktische Verwendbarkeit der Mäusebacillen etc. 

stündigem Trocknen verabreicht wurden. Heutzutage wird der von 
Mereshkowsky empfohlene Roggenmchlteig hoffentlich das Beste 
leisten. 

Die epizootische Verbreitung der Krankheit im Freien wird, 
meiner Ansicht nach, wenigstens beim Lo eff ler’ sehen Bacillus und 
dem „Virus“ von Danysz, überschätzt. Ich habe in Käfigen und 
Glasbüchsen, in welchen kranke Tierchen eine lange Zeit verweilt 
haben und daselbst verendet sind, ohne die Gefäße im geringsten zu 
reinigen, gesunde Mäuse wochenlang gehalten und dabei nur in sel- 
tenen Fällen eine Infektion bemerkt. Im Freien sind die Verhält- 
nisse für eine derartige Infektion noch ungünstiger. Deswegen sollen 
auch die Mäuselöcher aufs sorgfältigste beschickt werden. Zu der- 
selben Beobachtung ist auch Mereshkowsky (25) gekommen, indem 
er sagt „die Verbreitung der Infektion ist unmittelbar von der Menge 
des ausgestreuten Teiges abhängig, bezw. wird durch letztere un- 
mittelbar bedingt“ (p. 182). 

Jetzt ist es leicht erklärlich, warum die Mehrzahl der Feld- 
versuche mit dem Loeffler’schen Bacillus sich ungünstig gestaltete : 
In Arbeitszimmern werden gewöhnlich nicht verdünnte Bouillon- 
kulturen verwendet und die experimentellen Tiere werden gezwungen, 
von dem Infektionsstofle zu fressen, — während das letztere im Freien 
unmöglich ist, und der Infektionsstofl stark verdünnt wird. 

Die Feldversuche, welche ich mit Berücksichtigung aller dieser 
Thatsachen in Galizien angestellt habe, gaben vollkommen günstige 
Resultate. 

Prag, 26. Januar 1897. 


Litteratnr. 

1) F. Lo eff ler, Ueb. Epidemieen unter den im hyg. Inatit. gehaltenen Mäusen und 
über Bekämpfung d. Feldmausplage. (Centrbl. f. Bakt. Bd. XI. 1892. No. 5.) 

2) Lupke, Stuttg. neues Tageblatt 1892. 

3) F. Loeffler, Die Feldmausplage in Thessalien und ihre erfolgreiche Bekämpfung 
mittels des Bac. typhi murium. (Centrbl. f. Bakt. Bd. XII. 1892. No. I.) 

4) Sniadowski, O zarazku tyfoidalnym myszy. (Rolnik. Bd. L. 1892. p. 116. 

5) Strauch, Der Landwirt. 1892. No. 79. 

6) F. Loeffler, Zur praktischen Verwendbarkeit des Mäusebacillus. (Centrbl. f. 
Bakt. 1893. Bd. XIII. No. 20) 

7) C. Kornauth, Die Bekämpfung von Mäuseplagen durch den L o e ff 1 e r 'sehen 
Bacillus. (Centrbl. f. gesamt. Forstw. 1893.) 

8) Abel, Landw. Zeitung des Ilamb. Correspond. 1893. 

9) Wasmuth, Hannoversche land- und forstw. Zeitung 1893. 

10) W. Zmujdowicz, Ziemledielczeskaja Gazeta. 1893. No. 31. 

11) S. Timofiejew, Ibidem. 

12) L u i) k i e w i c z , Beitrag zur Biologie d. Bac. typhi murium und seine Virulen* 
gegen Feld- und Hausmäuse. (Centrbl. f. Bakt. Bd. XV. 1894- No. 22.) 

13) C. Kornauth, Die Bekämpfung der Mäuseplage mittels des Bac. typhi murium. 
(Ibidem Bd. XVI. 1891. No. 3; Oesterr. Ungar. Zeitschr. für Zuckerind, und Landw. 
Bd. XXII. p. 193.) 

14) Wien, landw. Zeit. 1894. p. 783. 

16) 8. Mereshkowsky, Zur Frage üb. d. Virulenz d. Loeffler’schen Mäusetyphus- 
Bacillus. (Centrbl. f. Bakt. Bd. XVI. 1894 ) 


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Vincenzo Dianure, Ueber entozoische tuberkulöse Neubildungen. 459 


1#*) Sniadowski, Wien, landw. Zeit. 1894. p. 274. 

17) Palmirski, Tgpienie myszy zarazkiem tyfu*u mysiego. (Dodat. do „Gaz. 
Roln.“ 1895.) 

18) Sempoiowski, Pr6by z tyfusem mysim. (Gaz. Roln. 1896. p. 26.) 

19) H. Laser, Ein neuer für Versuchstiere pathog. Bacillus. (Centrbl. f. Bakt. Bd. XI. 
p. 184.) 

20) Fütterungsversuche mit d. Bac. d. Mäuseaäucbe. (Ibid. XIII. No. 2(0 

21) — — Ueb. d. prakt. Verwendbarkeit des Bac. d. Mäuseseuche. (Ibid. Bd. XV. 
No. 2.) 

22) M. R. Danguy, Agrieulture nouvelle 1893. No. 18. 

23) J. Danysz, Maladies contagicuses des animaux uuisibles. (Ann. de la Science 
agTonom. Bd. I. 1895 ) 

24) S. M eres hko wsk y , Ein aus Zieselmäusen ausgeschiedener und zur Vertilgung 
v. Feld- resp. Hausmäusen geeigneter Bac. (Centrbl. f. Bakt. Bd. XVII. p. 742 ) 

25) - — Feldversuche angestellt zur Vertilg, d. Mäuse mittels des aus Zieselmäusen 
ausgeschiedenen Bac. (Ibid. Bd. XX. 1896. p. 85 u. 176.) 

26) Büchner, Untersuch, über die bakterienfeindlichen Wirkungen des Blutes und 
Blutserums. (Arch. f. Hyg. Bd. X. 1890.) 

2?) Szekely und Szana, Experiment. Untersuch, über die Veränderungen der sog. 
mikrobiciden Kraft des Blutes. (Dieses Centralbl. Bd. XII. 1892. p. 61.) 


Nachdruck verboten. 

Ueber entozoische tuberkulöse Neubildungen. 

Mitteilung 

von 

Dr. med. Vincenzo Diamare 

in 

Neapel. 

Mit 4 Figuren. 

Auf der Conjunctiva einer Thalassochelys caretta be- 
obachtete E. Canton ') einige Neubildungen, welche charakteristische 
Trematodeneier enthielten. Er gab jedoch keine Nachricht über ihren 
Bau, sondern stellte nur Hypothesen über den Wurm, der die Eier 
gelegt hatte, auf. 

In vielen inneren Organen von Thalassochelys caretta. die 
wir von einander unabhängig sezierten, fanden vor 2 Jahren Prof. 
Monticelli und ich knotenartige Cysten, welche die Eier Canton’s 
enthielten. Da die Knötchen wie kleine deformierende, miliäre An- 
eurysmen an den Gefäßen der Darm- und Magenserosa lagen, so ver- 
mutete ich, daß die Eier von einem im Blut lebenden Wurme her- 
stammten. In der That fand ich bei der Sektion im Lumen eines 
starken Astes der Arteria coeliaca, der zum Pankreas geht, einige 

1) E. Canton, An acconnt of some parasitic ova found attached to the con- 
junctiva of the tnrU's eyes. (Quart. Jonrn. of Microsc. Sc. Voi. I. 1861.) Es scheint 
jedoch, daß Hannover (Das Anne. 1852 p. 1*2) diese Eier schon vor Canton be- 
obachtet hat. 


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460 


VIneenxo Diamart, 


kleine Distomen. Da ich Exemplare und mikroskopische Präparate 
an Monticelli abgegeben hatte, beschrieb dieser 1 ) den Parasiten 
unter dem Namen Mesogonimus constrictus, indem er ihn mit 
einem unvollkommen entwickelten Distomiden identifizierte, den schon 
Leared s ) im Jahre 1862 im Herzen dieses Cheloniers gefundeu hatte. 

Ich will hier kurz den Bau der die Eier des Mesogonimus 
constrictus enthaltenden Neubildungen, dieser merkwürdigen zoo- 
parasitischen Neoplasmen beschrieben, und einige epikritische Be- 
merkungen hinzufügen. Die Lage und Gestalt der aneurysmatischen 
Knötchen der Gefäße der Darmserosa ist in Fig. 1 dargestellt. Sie 
fanden sich auch in der Muscularis und Submucosa, hatten auch die 
äußere Kapsel der interrenalen Körper besetzt {und in sehr großer 



Fig. 1. Gefalle der Darmscrosa, durch dariu verkommende Eier von Mesogooi- 
mua constrictus deformiert. Sektionspräparat. Zweifache VcrgröHeruug. 


Zahl das Pankreas, wo sie sehr klein waren und deutliche Cirrhose 
hervorbrachten. 

Ein Durchschnitt durch die Serosa an der Stelle eines Knötchens 
zeigt, daß es sich um eine Neubildung handelt, welche die Gefäßwand 
eingenommt hat; sie ist äußerlich fibrös, innerlich von netzförmigem 
Aussehen und enthält zahlreiche Alveolen, von denen jede eine Riesen- 
zelle mit vielen blasigen, meist peripherisch liegenden Kernen um- 
schließt. In jeder dieser Zellen befindet sich ein Ei des Distomeu. 
(Fig. 2.) 

Man könnte fast sagen, diese Knötchen glichen Riesenzellen- 
sarkomen. 

Bisweilen dagegen findet man um das Ei herum nicht eine 
einzige Zelle, sondern kleine mehrkeruige Masseu, vielleicht in Teilung 

1) F. 8. Monticelli, Di uti ematoxoo delia Thalassochelys caretta. (Internat. 
Monatsüchr. f. Anat. u. Physiol. BÖ. XIII. 1896. Heft 4 Taf. VII.) 

2) Leared, Deacriptiou of au uew parasite fouud in tbo heart of the edible 
turtle. (Quart. Jouru. of Microsc. Sc. Vol. II. 1862.) 


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Heber entozoische tuberkulöse Neubildungen. 


461 



Fig. 2. Peripherischer Teil eines aneurysmatischen Knötchens der Darmserosn. 
Von einem mit Haemac&lcium und Eosin gelärbten Präparate, cg Rieseuzellen, na Eier. 

DD 

Z e i fi — , Caro. luc. Nachet. 

3 

begriffene Riesenzellen, wie man sie bei der Bacillentuberkulose be- 
obachtet hat *). 

Gewöhnlich enthält die Peripherie der Knötchen Alveolen mit 
vollständigen Riesenzellen und neugebildete, mehr oder weniger große 
Kapillargefaße; gegen das Centrum aber ist das netzförmige Binde- 
gewebe zerrissen, altcriert, es hat sich darin eine Höhlung gebildet, 
mit nekrotischer, fibrinös körniger, oder Schollen bildender Substanz 
gefüllt, worin meistens eine große Zahl gewöhnlich leerer, entstellter, 
verkrüppelter Eier liegen. 

Ferner bemerkt man in den Knötchen einige Follikel, die größer 
sind als die anderen und ein charakteristisches Aussehen zeigen: sie 
sind begrenzt von einer Art schlatfer, fibröser, zuweilen mit runden 
Zellen infiltrierter Kapsel, welche eine äußere Zone bildet; die innere 
Zone besteht aus vieleu kleinen, plasmodischen, mehrkernigen Massen, 
welche auf seltsame Weise um die von dem Ei eingenommene Mitte 
augeordnet sind. Zwischen diesem und der Zone der kleinen Riesen- 
zellcn findet sich fast konstant eine mehr oder weniger bedeutende 
Menge nekrotischer Substanz (Fig. 3). W ahrscheinlich steht die selt- 
same Anordnung und der Teilungszustand der Riesenzellen im Zusam- 
menhänge mit dem centralen nekrotischen oder uekrobiotischen Prozesse. 

Ich bemerkte bisweilen in den nekrotischen Centren die Gegen- 
wart sehr vieler Granulationen, welche Kernfarben stark annehmen, 
der Eosinfärbung aber ganz widerstehen; dagegen färbt Eosin die 
Centren selbst lebhaft rot*); vielleicht handelt es sich um eine be- 
sondere Erscheinung von Karyorhexis. 

1) E. Metschnikoff, L^ons sur Ia pathologie eomparöe de l'inflaromation. 
Paris 1892. 

2) Viele Autoren sprechen von käsigen Produkten in helminthischen Neubildungen; 
vielleicht bandelt es sich nur uro einen Schein. Ebstein und Nicolai er [Beiträge 
zur Lehre von der zooparasitären Tuberkulose. (Virchow’s Archiv. Bd. CXVill 1889. 
p. 432 — 445. Taf. XIII— XIV)] haben bei Haudcn (in der Niere) durch deu Embryo 
eines Nematoden hervorgebrachte Tuberkel beobachtet, welche von einer äußeren, fibrösen 
und einer inneren epitheloiden Zone gebildet wurden, die bisweilen Phasen von granulo- 
adipöser Degeneration und Koagulatiou*nekrose zeigten, aber keine käsige Degeneration. 
Ebenso habe auch ich bei T h a l a s 8 o c b e 1 y a keine käsige Substanz angetroffen. 


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462 


Vincenzo Diamare 



mc cg 

Fig. 3. Tuberkel aus einem Knöt- 
chen des Pankreas. Von einem mit 
Haemacalcium und Eosin gefärbten Prä- 
parate. cg Zone der Riesenzellen, mc 
centrale nekrotische Masse, na Ei (im 
Durchschnitt), zf fibröse, von runden 
A 

Zellen infiltrierte Zone. Z e i ß ^ . 



rd 

Fig.^4. Riesenzelle mit einer zu- 
sammengeschrumpften and bereits an- 
gegriffenen Eihülle und tröpfebenartigen 
Ueberresten von EihUllen im Innern. 
Von einem mit Hämatoxylin und Eosin 
gefärbten Präparate. cg Riesenzelle, 
fh fibröses Bindegewebe, rd tröpfchen- 

F 

artige Ueberreste, na Eier. Zeiß ^ , 
Cam. luc Nachet. 


Bei Betrachtung eines Schnittes 
durch das Pankreas bei sch wacher Ver- 
größerung erhält das Auge den Ein- 
druck einer Miliartuberkulose. Das 
Parenchym ist ganz bestreut mit Knöt- 
chen und Tuberkeln, wie die vorhin an- 
geführten (Fig. 3), deren fibröse Zonen 
entweder sehr dünn oder stark infil- 
triertsind, gleichsam eine lymphogra- 
nulöse Zone, wie im Bacillärtuberkel. 

Die Submucosa des Darmes ist 
mehr als die Serosa mit Tuberkeln 
durchsetzt, die in geschlängcltea 
Ketten verlaufen, wie die Gefäße, in 
denen sie sich entwickelt haben. 

Auch im Inneren der stärkeren 
Gefäße des Mesenteriums findet man 
eine Neubildung mit tuberkulösen 
Follikeln und Eiern, welche zum gro- 
ßen Teil das Lumen verschließt, ohne 
jedoch ihre Form zu verändern. 

Miura 1 ) bemerkte an ento- 
zoischen menschlichen Tuberkeln, daß 
die Eier bisweilen ihre natürliche 
Gestalt nicht zeigten, indem sie oft 
leer und zerbrochen waren. Dies 
habe ich sehr oft in den Neubildun- 
gen bei Thalassochelys beob- 
achtet und bin imstande, eine Er- 
klärung dafür zu geben. Man findet 
nämlich in allen Knötchen Riesen 
zellen, welche leere und zerdrückte, 
oder auch abgeriebene und in kleinste 
Stückchen verwandelte Eierschalen 
enthalten, welche wie Tröpfchen mit 
der charakteristischen, citronengelben 
Farbe sich von der Farbe der Zelle 
abheben (Fig. 4). Mehr nach außen 
findet man in den großen Knötchen 
Stellen, deren dichtes, fibröses Binde- 
gewebe mit diesen Resten bestreut 
ist, indem die Plasmodien wieder 
resorbiert worden sind (Vernarbungs- 
phase der Neoplasmen oder ihrer 
Teile). Es handelt sich ofienbar um 
eine starke zerstörende Einwirkung 
der Plasmodien auf die Eier, deren 
Embryonen verdaut worden sind. 


1) Miura, Fibröse Tuberkel, verursacht durch Parasiteueier. (Virchow’» 
Archiv. Bd. CXVI. 1889. p. 310—317 Taf. VU.) 


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Ueber entozoische tuberkulöse Neubildungen. 


463 


Ia dem einzigen von La u 1 a n i 6 *) beschriebenen Falle von 
entozoischer Tuberkulose (übrigens dem ersten histologisch unter- 
suchten) ist der Ursprung der Granulome festgestellt, wahrend in 
anderen Fällen nur Hypothesen aufgestellt wurden, weil die Be- 
ziehungen der Neoplasmen zu den anliegenden Geweben entweder 
nicht aufgesucht wurden, oder sich nicht gut bestimmen ließen -). 

Im Falle von Laulaniä handelt es sich um Tuberkel, die in 
der Lunge von Hunden durch Eier und Embryonen von Strongylus 
vasorum infolge von Thrombosen von Endzweigen der Lungenarterie 
hervorgerufen worden waren. Der Autor unterschied darin drei Zonen, 
wie im iufektiösen Tuberkel, unter der Annahme, die epitheloideu und 
Kiesenelemente stammten von der Intima des Gefäßes ab (Endo- 
arteritis proliferans), und es bestehe ferner eiu doppelter Bildungs- 
typus der Neoplasmen in Bezug auf die Gefäße, ein endogener und 
exogener, wie Kiener bei der infektiösen Tuberkulose annimmt. 

In unserem Falle, bei Thalassochelys, entwickeln sich die 
tuberkulösen Neubildungen in den Gefäßen, wie in dem Falle von 
La ul an i£, aber die Epithelioidzone fehlt beständig, und die Zone 
der Riesenzelleu der Tuberkel (Fig. 3) ist nach Entwickelung und 
Aussehen charakteristisch, wie es auch im allgemeinen der Bau der 
aneurysmatischen Vorsprünge ist (Fig. 2). Hier kaun man auch 
nicht von einem doppelten Fonnationstypus sprechen, wie es Lau - 
lanid in seinem Falle thut, denn die Neubildungen entstehen immer 
im Inneren der Gefäße, indem sie die Stelle der Gefäßwand einnehmen. 

Obgleich ich genetische Phasen der Riesenzellen nicht habe be- 
obachten können, so scheint es mir doch, daß unsere Kenntnisse von 
der Histogenese des Tuberkels im allgemeinen sich seit Laulaui6’s 
Zeit (besonders durch die Arbeiten von Yersin und Metschnikoff) 
zu sehr geändert haben, als daß man seine Ansicht über den Ursprung 
der Tuberkelelemente noch für richtig halten könnte. 

Ohne mich in einer vergleichenden Untersuchung zwischen den 
anderen bekannten Fällen von entozoischer Tuberkulose mit dem 
unseligen von Thalassochelys über die Unterschiede und histo- 
logischen Eigentümlichkeiten zu verbreiten, bemerke ich nur in Be- 
zug auf die tuberkulösen helminthischen Neubildungen, welche beim 
Menschen von Otani 1 2 3 ), Yamagiwa 4 5 ) und Miura 6 ) beobachtet 
worden sind, festgestellt das Mesogonimus Wester mau ni 
ein üämatozoon, (da es sich auch in dem Falle von Miura um 

1) M. Laulauiti, Sar une tuberculose parasiuire du chien et sur la pathogeuie 
du follicule tuberculeux. (Compt. rend. de l'Acad. des sc. de Paris. T. XC1V. 1882. 
p. 49 — 52) und Sur quelques affections parasilaires du pournon et leur rapport avec la 
tuberculose (Archive« de Phys. norm. etc. Paris 1884.) 

2) Ebstein und Nicolai er (Beiträge zur Lehre u. *. w.) nehmen als Hypo- 
these den endolymphatischen Ursprung ihrer Granulome an, und versichern, niemals eine 
Beziehung zwischen ihnen und den Blutgefäßen beobachtet zu haben. 

8) Otani, angeführt von Yamagiwa (s. u.), welcher dessen Beobachtangen 
vollst&ndig mitteilt. 

4) Yamagiwa, Ueber Lungendistomenkrankheit in Japan. (Virchow's Archiv. 
Bd. CXXVII. 1892. p. 446 — 456.) und Beitrag zur Jackson’schen Epilepsie. (Ebenda. 
Bd. CXIX. 1890. p. 447—460. Taf. XI) 

5) Miura, Fibröse Tuberkel, verursacht durch Parasiteueier. (Ebenda. Bd. CXVI. 

p. 310—817.) 



464 Vincento Dinmare, Ueber entoaobche tuberkulöse N eubildungen. 


diesen Distomiden [La voran und Blanchard 1 )] handelt), daß 
ihre endovasale Entstehung, ebenso wie bei Thalassochelys, 
gewiß annehmbarer ist als die endolymphatische, welche, mit Zweifel, 
von allen obengenannten Autoren angenommen wird.) 

Ueber die Fälle von zooparasitischer Cirrhose, sei es an Tieren, 
nach Virchow, Z waardemaker, Cazin, Meguen, sei es beim 
Menschen, nach Kartulis (Schistosomum haematobium)*) 
und Yamagiwa (Mesogonimus Westermauni) giebt es keine 
genauen histologischen Einzelheiten. Eine Abbildung, die Kartulis 
von einem Schnitte durch die Leber eines mit Bilharzia Behafteten 
giebt, laßt vermuten, es handle sich um fibröse Tuberkel, und auch 
hier folge die Cirrhose, wie im Pankreas von Thalassochelys, 
auf ausgedehnte Tuberkulisation des Organs. 

Die Pathologie ist schon allzu reich an Beobachtungen und 
Thatsachen, zu welchen die Pseudotuberkulosen durch fremde Sub- 
stanzen, die Gegenwart und das Verhalten von Riesen- und Epitheloid- 
zellen bei verschiedenartigen, besonders Resorptionsprozessen gehören, 
als daß ich zum Schlüsse sagen sollte, die Existenz dieser helmin- 
thiseben Tuberkulosen bestätigt immer mehr die ausgezeichnete 
reaktive Bcdeutuog des Tuberkels (was Übrigens nicht neu ist), wie 
in letzter Zeit von Metsch n ikoff s ) bestimmt und deutlich vor- 
getrageu worden ist. Doch ist in dieser Beziehung zu bemerken, 
wie sehr meine Beobachtungen über die Wirkung der Plasmodien in 
den Granulomen von Thalassochelys mit denen Zusammen- 
treffen, welche Metsch n ikoff über die infektiöse Tuberkulose und 
verschiedene audere Vorgänge von intracellulärer Verdauung von 
Bakterien angestellt hat. 

Infolge dieses, wie es auch mit der Phagocytentheorie bei 
der Entzündung stehen möge, bin ich gezwungen, zu behaupten, 
daß eine Kritik 4 ) der Ansichten Metschnikoft’s über die Be- 
ziehung zwischen Wirt und Parasiten unrichtig ist Vor allem 
ließe sich leicht beweisen, daß der Tuberkel eiue viel häufigere ento- 
zoische Neubildung ist, als mau glaubt, und daß man leicht ver- 
suchen könnte, einen gewissen Teil der am besten bekannten soge- 
nannten Helminthencysten (nach ihrer Genese oder nach ihrem 
Wesen) zu den tuberkulösen Formen zu rechnen. Aber es möge 
genügen, hier daran zu erinnern, daß mau eine These, wie die gegen 
Metschnikoff aufgestellte (daß nämlich die Parasiten 
durch ihren Wirt beschützt und ernährt, und nicht 
geschädigt werden), nur dann aufrecht erhalten könute, wenn 
man schon lauge auf dem Gebiet der Pathologie bekannte Dinge 

1) Laveran et Blanchard, Tr&itd des hematozoaires. Les vera da sang. 
PaiU 1895.) 

2) Kartulis, Ueber das Vorkommen der Eier des Distomum haematobium 
Bilbi. in den Untorleibsorganen. (Virchow’s Archiv. Bd. XCIX. 1885. p. 139 — 145. 
Taf. IV. Fig. 1—4.) 

3) Metschnikoff, Ueber die phagocytäre Rolle der Tubcrkelriesenzelleu. 
(Virchow's Archiv. Bd. CX11L. 1888. p. 63 — 94. Taf. IV — V und Le<;«>ns sur la path. 
comp, de l infiammation. Paris 1892.) 

4) Mingazzini, Kicerche aul parassitismo, (Kicerehe falte nel laborat. etc. 
Roma. Vol. 111. Fase. III. 1893. p. 205—219.) 


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Stefan ▼. Ratz, Ein neuer Bandwurm der Katze. 


465 


unbeachtet ließe [und die entozoischen Neubildungen für einen von 
der Einkapselung von Fremdkörpern verschiedenen Vorgang er- 
klärte; in diesem Falle allein, scheint mir, könnte man behaupten, 
die Nekrose und Nekrobiose der Elemente einer entozoischen Neu- 
bildung sei der Ausdruck eines Vorgangs, welcher für 
sich selbst darnach strebt, das Leben des Parasiten 
zu begünstigen (kurz gesagt, ihm Ernährung oder 
Lebensvorräte zu bieten, die der Wirt auf seine 
eigene Rechnung bereitet), denn Jedermann weiß, daß dies 
einfach Phasen, Endzustände solcher Neubildungen sind, mögen sie 
nun durch ein Bakterium, einen Wurm, durch ein Korkstückchen 
(v. Schrön) oder ein B’ragment einer Austernschale (Cornil und 
Toupet) hervorgerufen worden sein. 

Nachtrag: Ich hatte seit 1895 meine Lntersuchungen be- 
endigt, deren Monticelli in seiner genannten Arbeit Erwähnung 
thut, und vorliegende Mitteilung war schon abgegaugen, als mir das 
letzte Heft der Transactions and Proceedings of the New Zealand 
Institute. Vol. XXVIII (1896) zur Ansicht kam, wo Dr. A. Park, 
unter der Bezeichnung Animal and vegetable parasites associated with 
the production of neoplasm in cattle and sheep, eine Arbeit über Knöt- 
chen veröffentlicht, die durch Association von Spiroptera reticu- 
lata mit Tuberkelbacillen oder Actinomyces hervorgerufen werden. 
In dieser Note wird von einer Beobachtung Dr. Ruffer’s, dem Park 
seine Präparate abgab, berichtet, die mit meinen Beobachtungen über 
die pbagocytäre Wirkung der Riesenzellen in den helminthischen 
Granulomen im Einklang steht. In der That schreibt Ruffer an 
Park: ‘Tn some of the section one could also see large giant cells, 
which were distinct filled with all kinds of debris, which were pro- 
bably bits of Embryos, or even of adult worms, which these giant 
cells had taken into their interior killed and digested.” 

Zool. Stat. in Neapel, 1896. 


Nachdruck verboten. 

Ein neuer Bandwurm der Katze. 

[Aus dem pathologischem Institut der Königl. ungar. tierärztlichen 
Akademie zu Budapest.] 

Von 

Prof. Dr. med. Stefan von Ritz. 

Mit 3 Figuren. 

In der ersten Auflage seines klassischen Werkes über die Para- 
siten des Menschen hat Leuckart 1 ) die in den Gedärmen des 
Hundes vorkommende Taenia cucumerina, sowie die in der 
Katze schmarotzende und damals noch für eine eigene Art gehaltene 

1} Die P.rositen des Menschen, 1. Auti&ge. Bd. I. p. 400. 

Erst* Abt. ZZI. B4. 30 


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466 


Stefan ▼. Ru tz, 


Taenia elliptica mit Hinblick auf ihre Entwickelung zu den 
Cystoidee» gezählt, und da die Form und anatomische Struktur 
dieser Bandwürmer sich von jeuer der übrigen Tänien wesentlich 
unterscheidet, hat er für sie eine eigene Gattung mit der Benennung 
D i p y 1 i d i u m aufgestellt. 

Nach seiner Beschreibung ist es für die Dipylidien charakteristisch, 
daß sie an beiden Seiten rändern der Proglottiden je 
einen Porus genitalis aufweisen, und daß sich diesem ent- 
sprechend an jeder Seite Ausführungsgänge der männlichen und weib- 
lichen Geschlechtsorgane befinden, indem diese, mit Ausnahme des 
Uterus, sämtlich paarig sind. Charakteristisch ist auch das Rostellura, 
welches keulen- oder eiförmig ist und mehrere Reihen Haken trägt, 
welche statt des Wurzelfortsatzes eine scheibenförmige Basis besitzen 
Die doppelschaligen Eier kleben nach Entwickelung des Embryos zo 
größeren Gruppen zusammen, so daß in den Taschen des Uterus 10 
— 25 Eier zu finden sind. 

Leuckart hält demnach nicht nur die paarigen Geschlechts- 
organe, sondern auch das Rostellum und die rosendornähnlichei 
Haken, sowie das gruppenweise Vorkommen der reifen Eier im Uterus 
für charakteristisch für die Dipylidien, was dann ausschließt, daß 
die in Pflanzenfressern schmarotzende und mit zwei Poris genitales 
versehenen Bandwürmer zur Gattung der Dipylidien gezählt werden 
können, wie dies Rhiem versuchte. 

Auf Grund anatomischer und histologischer Untersuchungen zeigte 
es sich später, daß zwischen Taenia cucumerina und Taenia 
elliptica keine so wesentlichen Unterschiede konstatirbar seien, 
daß sie es motivirten, dieselben für selbständige Arten zu betrachten, 
denn sie zeigen bloß hinsichtlich der Größe Unterschiede, indem die 
in dem Darmkanal der Katze schmarotzenden Exemplare 
in der Regel bedeutend kürzer sind, als die im Hunde 
vorkommenden. Nach Vornahme vergleichender Untersuchungen 
nahm später auch Leuckart 1 ) den Standpunkt Göze’s an, indem 
er schon in der zweiten Auflage seines erwähnten Werkes die in zwei 
verschiedenen Wirten vorkommenden Bandwürmer für identisch er- 
klärte und unter der gemeinschaftlichen Benennung Taenia cucu- 
merina abhandelte. Wir kannten demzufolge als Vertreter der 
Gattung Dipylidium bloß den, schon von Linn6 erwähnten und 
Taenia cucumerina oder Dipylidium caninum benannten 
Bandwurm. 

Neuere Forschungen, welche wir in dem im Jahre 1893 erschienenen 
Werke von Diamare*) über die Dipylidien zusammengefaßt finden, 
haben unsere bisherigen Kenntnisse wesentlich erweitert. 

Sonsino fand im Jahre 1889 in Egypten in dem Darmkanal 
des Megaiotis cerdo einen kleinen Bandwurm, welchen er unter 
dem Namen Taenia echinorrhy ncoides beschrieb. Auf Grund 
genauer Untersuchungen gelangte später Diamare zu der Ueber- 
zeugung, daß dieser von Sonsino beschriebene Wurm zu den 
Dipylidien gehöre. 

1) Die Parasiten des Menschen. 2. Auflage. 1881. Bd. I. p. 842. 

2) 11 genere Dipylidium Lt. Napoli 1893. 


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Eia neuer Bandwurm der Ratze. 


467 


ipylidiura echinorrhyncoides ist bedeutend kleiner als 
die vorige Art (7 cm lang), der Scolex ist rhomboid, das Rostellum 
walzenförmig mit 16 Reihen wenig gebogener Haken versehen, 
charakteristisch ist es ferner, daß auch die das Rostellum in einge- 
zogenein Zustand deckende Hülle am Basalteile Haken trägt. Die 
Beschreibung der Geschlechtsorgane ist mangelhaft, weil Dia mar e 
bloß ein einziges Exemplar zur Verfügung hatte, es ist somit noch 
nicht bestimmt, ob die Eier in den Taschen des Uterus gruppenweise 
oder vereinzelt angeordnet sind. 

Im Jahre 1891 fand Diamare in Neapel, Dr. Pasquale aber 
1892 in Alexandrien in den Gedärmen der Katze (Felis catus 
domestica) eine dritte Bandwurmart, welche den Namen Dipy- 
lidium Trinchosii erhielt. Es ist die kleinste der bisher be- 
kannten Arten (2ö mm lang). Der Scolex rundlich, die Saugnäpfe 
etwas erhoben, das Rostellum verhältnismäßig groß, zweiteilig und 
zwar der obere Teil sphärisch, der untere aber trichterartig geformt. 
Auf dem oberen Teile sind 80 größere Haken, welche in 4 Reihen 
gruppiert und von verschiedener Größe sind ; am größten sind die in 
der obersten Reihe befindlichen, am kleinsten die Haken der untersten 
Reihe. Der Hals ist sehr kurz, die vorderen Glieder linienförmig, 
die übrigen bedeutend größer. Es ist sehr charakteristisch, daß die 
Geschlechtsorgane sich schon im zweiten Gliede zeigen und im zehnten 
Gliede ihre volle Entwickelung erreichen, während wir bei den übrigen 
Dipylidien die Geschlechtsorgane erst im weiter zurückliegenden Teil 
der Strobila finden. Der Porus genitalis ist bedeutend höher als die 
Mitte des Lateralrandes. Der Cirrusbeutel gleicht einem gewundenen 
Darme und mündet über der Vagina. Das Receptaculum semiuis ist 
bimförmig; das Ovarium besteht aus zwei dichten Lappen; der 
Dotterstock ist sphärisch; in den Uteruskapseln befindet 
sich nur je ein Ei. 

Im Jahre 1892 entdeckte Dr. Pasquale in den Eingeweiden 
der Katze noch eine Art, welche Diamare nach dem Entdecker 
benannte. 

Das Dipylidium Pasqualei ist 20 cm lang, der Scolex kegel- 
förmig, die Saugnäpfe kreisrund, das Rostellum länglich, walzenartig, 
gegen das Ende zugespitzt, und befinden sich darauf 16 Reihen 
Haken, deren Durchschnittshöhe 0,007 mm, Breite aber 0,008 mm 
ist. Die Vorderglieder sind linienförmig, die hinteren dagegen, iu 
welchen die entwickelten Geschlechtsorgane sichtbar sind, viereckig, 
die abgelösten reifen Glieder aber lanzenförmig. Der Porus genitalis 
befindet sich Uber der Mitte des Lateralrandes; der Cirrusbeutel ist 
klein, kurz, etwas gebogen, und die Oefihung desselben in der Rich- 
tung der Vagina, welche ein wahres Receptaculum seminis bildet. 
Das Ovarium ist ästig, der Dotterstock zweilappig; die Uterus- 
kapseln enthalten bloß ein Ei. Die Längsstämme der Wasser- 
gefäße sind sehr geräumig. 

Setti 1 ) fand im Dünndarm einer aus Erythraea stammenden 

1) Dipylidium Gervais» n. ip. e qualche considorazione sui limiti specifici nci 
c«»todi. (Atti della Societk Ligustrica di Scieuza Natur, e Gaogr. Anno VI. Genova. 
1893. Pasc. II.) 

26* 


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468 


Stefan v. Ratz, 


Genettkatze (Gene tta tigriua) ebenfalls eine Dipylidiumart, 
welche 1 — 4 cm lang und ca. 1 mm breit ist. Der Scolex ist klein 
(die größte Breite beträgt 0,25 mm), das Rosteilum walzig-kugelförraig 
und darauf erbeben sich 8 — 12 Reihen dorn&hnlicher Haken in der 
Durchschnittsgröße von 10 /<. Die Form der Proglottiden ist ver- 
änderlich, die reifen Glieder sind etwas breiter als lang, der Längs- 
durchmesser der letzten Proglottiden ist größer, so daß sie Kürbis- 
kernen ähnlich sehen und an der Beite je einen auflallend langen Cirrus 
tragen. Die Geschlechtsorgane erreichen ihre volle Entwickelung 
3 mm von dem Scolex, in der 30. Proglottis. Die Hoden nehmen 
den mittleren Teil der Proglottis eio. Die Vasa deferentia sind nahe 
dem Vorderrand in zwei Knäulen sichtbar. Der Cirrusbeutel ist ge- 
bogen , ziemlich ausgebuchtet und ragt daraus ein langer Cirrus 
(0,5 mm) hervor. Das Ovarium liegt zwischen den Hoden und unter 
dem Cirrusbeutel. Die Uteruskapseln enthalten nur je ein Ei. 

Die Hauptcharakteristik dieser neuen Art, welche Setti, der 
Entdecker, Dipylidium Gervaisi benannte, sind die veränderliche 
Zahl der Hakenreihen des Rosteilums und die auffällige Länge des 
Cirrus. Am nächsten steht sie Dipylidium Trinchesii, ist 
aber auch von diesem durch die Form des Rostellums und die An- 
ordnung der Geschlechtsorgane wesentlich verschieden. 

Diamare erwähnt noch Dipylidium genettae aus dem 
Zibettiere (Viverra genetta) und Dipylidium Monticelli, 
welche sich im Londoner British Museum befindet und bei Gelegen- 
heit der Euphratexpedition gesammelt wurde. Diese Formen be- 
trachtet Diamare selbst für solche, welche noch weitere Forschungen 
erheischen, so daß von der Gattung Dipylidium derzeit eigentlich 
bloß 5 Arten genauer bekannt sind. 

Am 2. März 1892 fand ich bei der Sektion einer im Verdachte 
der Wutkrankheit stehenden Katze im Dünndarme, in Gesellschaft 
von Taenia crassicollis einen Bandwurm, dessen Untersuchung 
mich davon überzeugte, daß derselbe zwar zum Genus Dipylidium 
gehört, sich aber von Dipylidium caninum (oder Taenia 
elliptica) wesentlich unterscheidet, weil sie am Rosteilum bedeutend 
mehr Haken trägt als Dipylidium caninum. Anfänglich schrieb 
ich diese Erscheinung einer unregelmäßigen Entwickelung zu, denn 
wie bekannt, sind hinsichtlich der Größe, Form und Anordnung der 
Haken manchmal bei ein und derselben Art wesentliche Verschieden- 
heiten wahrzunehmen. Es war mithin anzunehmen, daß auch an 
dem Rosteilum von Dipylidium caninum mehr und anders ge- 
stellte Hacken sein können, als man gewöhnlich daran bemerkt. 

Von dem erwähnten Zeitpunkt an fand ich jedoch in den Gedärmen 
der Katze zu wiederholten Malen denselben Bandwurm, teils für sich 
allein, teils in Gesellschaft von Dipylidium caninum oder 
Taenia crassicollis und gelangte zu der Ueberzeugung, daß dies 
eine selbständige Art sei, deren Merkmale beständig sind, und deren 
Form, sowie anatomische Struktur von jener der bisher beschriebenen 
Arten in mehrerer Hinsicht wesentlich abweichen. 

In größerer Anzahl fand ich diesen Bandwurm für gewöhnlich 
nur im rückwärtigen Teile des Dünndarmes, zweimal erschien er aber 


ogle 



Ein neuer Bandwurm der Katze. 


469 


auch im Mastdarme, und zweimal im Magen in je einem Exemplar. 
In den Mastdarm gelangte er sicherlich mit dem Darminhalte und, 
falls der Wirt weiter lebt, würde er wahrscheinlich entleert worden 
sein ; in den Magen aber mochte er infolge Brechreizes aus dem 
Duodenum gekommen sein. Sein eigentlicher Aufenthaltsort ist somit 
er Dünndarm. 

Im entwickelten Zustande ist dieser Wurm 12—20 cm lang. 
Das Vorderende dünn, fadenförmig (0,288 mm), der Scolex klein (im 
Querdurchmesser 0,352 — 0,432 mm) und kugelförmig. Das Mittel- 
stück der Strobila bedeutend breiter (1,4— 1,6 mm), gegen Ende aber 
aufs neue verschmälert. Das Rostellum erscheint im gestreckten Zu- 
stande 0,112 mm lang, einem stumpfen Kegel gleich; der Basalteil 
ca. 0,112 mm breit, in der Mitte aber ist das Rostellum 0,96 mm 
breit, von hier an verschmälert es sich ein wenig und endigt in einer 


abgerundeten Spitze. Auf dem Rostellum befinden sich zahlreiche 
Haken, welche in 12—13 Reihen so gestellt sind, daß sie von der 
Basis gegen die Spitze des Rostellums in diagonaler Richtung regel- 
rechte Reihen bilden. Die Spitze des Rostellums ist hakenlos. Die 
Haken gleichen Rosendornen, indem sie aus einem hakenartig ge- 
krümmten, dornähnlichen Gebilde bestehen, welches sich aus einem 
länglichen, flacheu Basalteil senkrecht erhebt. Der Basalteil (Fuß- 
Scheibe) der Haken wird also durch eine längliche, flache, am 
Vorderende etwas aufgebogene, an beiden Enden verjüngte Platte 
«ebildet, deren unteres Ende beinahe so dick ist, wie die Breite des 
Basalteiles, nach aufwärts aber sich etwas verschmälert und in einer 
wenig gebogenen Spitze endigt. Die Länge des Hakens beträgt 
höchsten zwei Drittel der Länge des Basalteiles; seine Höhe ist am 
größten gegen das hintere Hakenende, welches nach vorn zu all- 
mählich abnimmt. Die Größe der Haken ist sehr verschieden, am 
größten sind die der Spitze zunächst gelegenen, welche 14 n 



Fig. 1 


Fig 1. Scolex von Dipylidium Cbyieri. 

Fig. S. Rostellum (sUrk vergrößert) von Dipylidium Chyzeri. 


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470 


Stefan v. Rat*. 



lang und ca. 5,5 n breit sind ; die der Basis zunächst stehenden aber 

sind kleiner. . . , . . . 

Der Hals ist 0,88—1,20 mm lang und der ganze Körper besteht 
aus 144—160 Proglottiden. Die vorderen Glieder sind linienformig 
und ungefähr 0,32 mm lang. Die in der Mitte der Strobila befind- 

liehen sind nahezu 
etwas quadratisch 
(1,4 mm breit und 
1,6 mm lang), der 
vordere Teil der Pro- 
glottiden ist jedoch 
etwas schmäler als 
der mittlere, welcher 
— dem Porus geni- 
talis entsprechend — 
sich verdickt. Der 
rückwärtige Teil der 
Proglottiden ist brei- 
ter , daher kommt 
es, daß die Lateral - 
ränder der Strobila 
schwach gezahnt er- 
scheinen. Die voll- 
ständig entwickelten 
Proglottiden, in wel- 
chen also die Ge- 
schlechtsorgane be- 
reits ihre volle Reife 
erlangten, sind ihrem 
Längendurchmesser 
entsprechend ausge- 
dehnt und beiläufig 
doppelt so lang als 
breit. Die letzten, 
bezw. die bereits reife 
Eier enthaltenden, 
oder abgelösten Glie- 
der aber sind 4,5 mm 
lang und 0,70—0,75 
mm breit , walzen- 
förmig und gewöhn- 
lich leicht gelblich 
gefärbt. 

Von den Geschlechtsorganen fallen zunächst der Cirrus- 
beutel und das Vas deferens auf, und zwar nahe am Rande der 
Proglottiden, so, daß diese vom 85.-86. Gliede an schon gut wahl- 
zunehmen sind; dagegen sind die Hoden mehr hinten, die weiblichen 
Geschlechtsorgane aber erst beiläufig in der Mitte der Strobila zo 
erkennen. Bei einem kleinen Exemplar sind in ungefähr 58—60 Pro- 
glottiden die entwickelten Geschlechtsorgane und in den 5 — 6 letzten 
Gliedern reife Eier sichtbar. 


Fig. 3. Proglutti* von Dipylidium (Jhyieri: 
ca I.ängsstJfmme des Waasergefaflsystems; v Vas deferens; 
cb Cirruabemel ; pg Porus genitalis; va Vagina; r« Re- 
ceptaculum seminis; oo Ovorium ; >d Scbalendrüse; dt 
Dotterstöcke ; A Hoden. 


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Ein neuer Bandwarm der Katze. 


471 


Der Porus genitalis (Geschlechtskloake) (Fig. 3 pg ) liegt 
vor der Mitte des Lateralrandes, d. i. näher zum Kopfende der Pro- 
glittis. Bei solchen Proglottiden, in welchen schon entwickelte Ge- 
schlechtsorgane wahrnehmbar sind, finden wir zuweilen an beiden 
Seiten je eine kleine, kugelförmige Papille, welche infolge der An- 
schwellung des Cirrusbeutels entsteht Dagegen ist bei vollständig 
reifen, folglich schon entwickelten Eier enthaltenden Proglottiden, be- 
sonders aber bei den abgelösten, welche von den Eiern walzenförmig 
aufschwellen, blos eine, der Geschlechtsöffnung entsprechende Ver- 
tiefung zu sehen. 

In dem Sinus genitalis mflnden die Gänge der Geschlechts- 
organe, also einerseits der Cirrusbeutel (Fig. 3 c6), andererseits 
die Vagina (Fig. 3 va). Der Cirrusbeutel ist von beträchtlicher 
Größe (250— 260 /« lang und 120—130/« breit), in der Mitte konkav, 
an beiden Enden, besonders an dem gegen das Vas deferens gelegenen 
Teile, verschmälert, so daß er demzufolge eine birnfömige Gestalt 
annimmt; im gewundenen Zustande liegt in ihm das Ende des Vas 
deferens, d. i. der Cirrus, von welchem oft ein kleiner Teil außerhalb 
des Porus genitalis bleibt. Besonders ins Auge fallend ist dies bei 
solchen Proglottiden, deren Lateralrand durch den Cirrusbeutel auf- 
geschwollen erscheint. Hinter dem Cirrusbeutel liegt das mehrfach 
verschlungene Vas deferens (Fig. 3 v), welches gegen das Vorderteil 
des Gliedes bogenförmig hinzieht. Die Hoden (Fig. 3 h ) sind rund- 
liche Gebilde, welche die Mitte des Proglottis einnehmen und ver- 
mittelst eines ltöhreunetzes mit dem Vas deferens Zusammenhängen. 

Die Vagina (Fig. 3 va) läuft als röhrenförmiges Gebilde vom 
Sinus genitalis bis zur Mitte, bezw. bis zum Hinterteil der Proglottis, 
geht inzwischen in eine spindellörmige Anschwellung über, das 
Keceptaculum seminis (Fig. 3 rs), wird sodann abermals 
röhrenartig, und von deu eiförmigen Schalendrüsen umschlos- 
sen (Fig. 3 sd ), welche acinöer Struktur ist, worauf sie vor dem 
Dotterstock (Fig. 3 sd) endigt. An beiden Seiten der Vagina 
sehen wir das flügelartig ausgebreitete und aus Drüsengruppen be- 
stehende, ästige Ovarium (Fig. 3 ov), während der Dotterstock — 
ein aus mehreren unregelmäßigen Lappen bestehendes Gebilde — 
vor der Schalendrüse Platz findet. 

Die Längsstämme der Wassergefäße (Fig. 3. ca.) laufen in Form 
von Röhren an den Lateralrändern der Proglottiden hin, wogegen die 
Querstämme so angebracht sind, daß sie au der Verbindungsstelle 
der Proglottiden, d. i. an der Grenze zweier, einanderfolgenden 
Glieder hinlaufen und in der Nähe der Längsstämme anschwellen, 
gegen die Mittellinie der Proglottis aber sich verschmälern. 

Den Raum zwischen den Wassergefäßstämmen und den Drüsen 
nimmt der Uterus ein, welcher, so lange er leer ist, in Form eines 
netzartigen Gebildes zwischen den Hoden erscheint, wenn er jedoch 
mit befruchteten Eiern angefüllt ist, so schwellen seine Taschen an, 
und infolge des hierdurch verursachten Druckes verkümmern die 
übrigen Geschlechtsorgane immer mehr, so zwar, daß in deu letzten 
reifen, bereits abgelösten Proglottiden bloß der in Atrophie befindliche 
Cirrusbeutel, die Röhren des Vas deferens, die Vagina und das 



472 


Stef&n v . Ritz, Ein neuer Bandwurm der Katze. 


gleichfalls verdünnte Receptaculum seminis zu erkennen, dagegen die 
Hoden, Ovarien u. s. w. kaum wahrzunehmen sind. Die einzelnen 
Ausläufer des UteruB wandeln sich dann gewissermaßen in Kapseln 
um, welche jedoch nur je ein Ei enthalten. 

Die Eier sind gerundet, 52—53 fi groß, die darin befindlichen 
und mit 6 Hacken bewaffneten Embryonen aber haben eine Größe 
von 42 /u und sind von einer doppelten Schale umgeben. Die 
Stellung der Embryonalhaken ist zweierlei Art, inwiefern sie entweder 
in dem einen Pole in einem mit der Basis gegen die Schale des 
Embryo gerichteten Dreieck gruppiert sind, oder aber zu zweit quer 
in der Nähe der Schale beiderseits, zwei hingegen zwischen diesen 
gleichsam horizontal angebracht sind. 

Aus dieser Beschreibung erhellt, daß der von mir gefundene 
Bandwurm sich so wesentlich von Dipylidium caninum unter- 
scheidet, daß er mit demselben gar nicht verwechselt werden kann. 
Viel näher aber steht derselbe den von Diamare beschriebenen 
Formen. Die meiste Aehnlicbkeit zeigt der in Rede stehende neue 
Bandwurm mit Dipylidium Pasqualei, daß er aber auch mit 
diesem nicht identisch sei, das zeigt sich sofort, wenn wir letzt- 
genannte Art mit der eben beschriebenen Form eingehend vergleichen. 
Durch die Vergleichung sind folgende auffallende Abweichungen fest- 
zustellen : 

1) Das Rosteilum von Dipylidium Pasqualei ist läng- 
lich, walzenförmig, stark zugespitzt, — dagegen ist 
bei dem von mir beschriebenen Bandwurm das Rostel- 
lum kegelförmig, an der Spitze abgerundet. 

2) An dem Rosteilum von Dipylidium Pasqualei be- 
finden sich 16 Reihen von Haken, welche sich in 
abwechselnden Querreihen an einander schließen, 
die Haken sind klein, breiter als lang, die Länge 
der Haken ist übereinstimmend mit der Länge des 
Basalteiles; — an dem Rostellum der eben beschrie- 
benen neuen Art dagegen befinden sich 12 — 13 Reihen 
von Haken, welche in der Richtung der Diagonale 
regelmäßige Reihen bilden; außerdem ist selbst der 
kleinste der Haken größer, als die Haken von Di- 
pylidium Pasqualei, wogegen ihre Breite kaum der 
Hälfte des Längsdurchmessers entspricht, und die 
Län ge des eigentlichen Hakens blos zwei Drittel der 
Länge des Basalteiles ausmacht. 

3) Die reifen Proglottiden von Dipylidium Pasqualei 
sind fast quadratisch, die reifen Glieder der neuen 
Art dagegen länglich. 

4) Der Cirrusbeutel der neuen Art ist von bet räch t- 
licher Größe, bimförmig, und die Längsstämme der 
Wassergefäße überragend, wogegen der Cirrussack 
von Dipylidium Pasqualei bedeutend kleiner ist und sich 
nicht bis zu den Längsstämmen der Wassergefäße 
ers treckt. 

5) Bei der neuen Art sind die Längsstämrae der 


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Marion Dorset, Crjstal formation in coltnre media. 


473 


Wassergefäße kaum breiter als die Quergefäße, bei 
Dipylidinm Pasqnalei dagegen auffallend breiter. 

Alle diese Abweichungen sind so augenfällig und charakteristisch, 
daß ich darnach entschieden schließen muß, es sei das von mir unter- 
suchte Dipylidium mit dem von Diamare beschriebenen Di- 
pylidium Pasqualei nicht identisch. Demzufolge wünsche ich, 
dasselbe als neue Art, unter dem Namen Dipylidium Chyzeri 
in die ungarische Fauna einzufahren. 

. 19. Febr. 1897. 


Nachdruck verboten. 

Grystal formation in culture media. 

A reply to Drs. Nowak and Ciechanowski. 

B r 

Marion Dorset, M.D., 

Assistant in Biochemie Laboratory, U. S. Department of Agricalture. 

I regret that I am called upon to occupy the space of this 
Journal with a subject which it seems to me has already been fully 
explained. However, Drs. Nowak and Ciechanowski, in their 
article in No. 18/19. Vol. XX. 1896, of this journal, entitled, “Ueber 
Krystallbildung in den Nährmedieu” which has just come to my hands, 
have so failed to understand my former note as to crystal formation 
in culture media by Bacillus pyocyaneus, that a short ex- 
planation seems necessary, although their misinterpretation of my 
Statements is so evident that I am inclined to attribute it to the 
possibility of their not being thoroughly conversant with English. 

First of all, 1 would call attention to the fact that I did not 
deny, as Drs. Nowak and Ciechanowski seera to have under- 
stood, in my former communication, that other bacteria than Ba- 
cillus pyocyaneus may produce crystals in culture media, but 
made the Statement that, “when agar cultures of any bacillus have 
become considerably dried out we may notice crystals of the mineral 
salts present, but in the case of Bacillus pyocyaneus the 
crystals form before any drying has taken place’’. From this the 
most natural inference would be that 1 had used freshly prepared 
agar tubes, for it is difficult to conceive old agar tubes which have 
not dried to some extent. In my former note I also mentioned the 
fact that Bacillus pyocyaneus liquefied gelatin and that crystals 
were deposited in the medium after it had reached the liquid state. 
It was hardly necessary to note that the gelatin cultures were grown 
at the room temperature. Agar and bouillon cultures were grown 
in the incubator at the ordinary temperature (37,5° C). 

Now a glance at the above Statements and a comparison of them 
with those of Drs. Nowak and Ciechanowski is quite interest- 
ing. I will quote a sentence from their note of Nov. 5< h , 1896. 
It is follows: „Wie gesagt, war die Erscheinung bei allen Arten und 


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474 


Allgameiues Über Bakterien etc. 


Abarten sehr konstant und üppig, vorausgesetzt, daß die betreffende 
Kultur auf der genannten alternden Agarportion angelegt worden 
war.“ As is easily seen the above quotation is a complete con- 
firniation of what I bave stated in my original article, for the con- 
dition of crystal forraation by other bacteria, upon which Drs. Nowak 
and Ciechanowski lay especial stress is exactly the one I have 
myself urged, viz., that for other bacteria to produce crystals in agar. 
the agar must be old, or in other words dried to some extent. The 
fact that they have observed crystals in cultures of Bacillus coli 
communis is unimportant, for although they have obtained a crystal 
formation in these cultures within 1 — 2 weeks they have, according 
to their own Statements, used for this purpose, old, and consequently, 
partially dried culture media. Drs. Nowak and Ciechanowski 
did not give their experience with cultures on liquid media. I bave 
fouud crystals on the sides of tubes and hanging from the surface 
growth of Bacillus pyocyaneus, in ordinary fresh peptonized 
beef brotb, kept in the incubator for five days, and with paraffined 
plugs to prevent evaporation. 

In conclusion, I would state that the early formation of crystals 
in freshly prepared agar was, in my experiments, so constant that I 
regard it as a characteristic of the Bacillus pyocyaneus. I 
have not observed that other bacteria produce crystals in freshly 
prepared media in a short time, but only when the culture media is 
old and, therefore, partially dried. Should other bacteria be found, 
however, which have this property the fact that it is a characteristk 
of Bacillus pyocyaneus would remain, just as the faculty of 
coagulating milk will remain a characteristic of the bacillus of hog 
cholera, however, many other varieties of bacteria may be found to 
possess the same property. 

Washington, D.C., January 7 th , 1897. 


Referate. 

Flügge, C., Die Mikroorganismen. Mit besonderer Be- 
rücksichtigung der Aetiologie der Infektionskrank- 
heiten. Dritte, völlig umgearbeitete Auflage. Leipzig (F. C. 
W. Vogel) 1896. 

„Endlich ist der „Neue Flügge“ erschienen“, diesen Beruhigungs- 
seufzer hat wohl gar Mancher ausgestossen, als er die neue Auf- 
lage des Lehrbuches in die Hand bekam. Wenn uns heute der 
Auftrag zu teil geworden, das Referat über dieses Werk für 
das Centralblatt zu übernehmen, so könnten wir eigentlich nichts 
Besseres thun, als in den obigen Freudenruf einzustimmen. Eine 
Empfehlung eines solchen Buches im landläufigen Sinne erscheint 
geradezu absurd, so werden auch wir uns dieser Pflicht entbinden 


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Allgemeines über Bakterien etc. 


475 


können und glauben, daß es wohl keine bessere Empfehlung für ein 
Buch giebt, als die Mitteilung der Thatsache, dass die Auflage bereits 
vergriffen ist, und zwar eher vergriffen, ist als der Recensent Zeit und 
Gelegenheit fand, eine Recension zu schreiben. Doch seien ein paar 
Worte gestattet. Für medizinische Autoritäten, welche ein Votum 
als Dogma annehmen, daß „an der Bakteriologie nichts dran sei; 
da sei immer dasselbe, immer eine Gelatineplatte und eine Maus und 
eine Platinöse, und das sei kein wissenschaftliches Arbeiten“, für solche 
Leute ist das Buch allerdings schwerlich geschrieben, und auch die, 
welche in nosoparasitischen Ideenkreisen eine schützende Zufluchts- 
stätte suchen vor den mit immer unwiderstehlicherer Gewalt auf sie 
einstürmenden Fundamentalbeweisen bakteriologischer Wissenschaft, 
werden schwerlich mit besonderem Wohlbehagen die Errungenschaften 
der Bakteriologie studieren oder auch nur lesen wollen. Aber glück- 
licherweise ist dieses Häuflein nur gering und täglich mehren sich 
die Fahnenflüchtigen und Ueberläufer. „Wer die Bakteriologie fort- 
dauernd ignoriert“, so sagt auch Flügge, „für den werden die jüngeren 
Mediziner bald in einer Sprache reden, die er nicht mehr versteht 
und vergeblich wird er später versuchen, die verlorene Fühlung mit 
der modernen Wissenschaft wiederzugewinnen.“ 

Die moderne Wissenschaft sieht aber in den Bakterien die 
Ursache der mannigfachsten Infektionskrankheiten und seit dieses 
von den namhaftesten Forschern anerkannt, ist auch die Bedeutung 
der Bakteriologie eine ganz andere geworden. Flügge’s Lehrbuch 
ist hier wie kaum ein anderes Buch imstande, uns von der Wahrheit 
dieser Ansicht zu überzeugen und wer das Buch in diesem Sinne 
studiert, wird es nicht ohne Vorteil für sein Wissen und seine An- 
schauungen in die Hand nehmen. 

Seit dem Erscheinen der zweiten Auflage hat die Bakteriologie 
Riesenfortschritte gemacht. Die Erfolge der Koch 'sehen Cholera- 
prophylaxe, die Einführung der Asepsis, das Studium der Giftwirkung 
der Bakterien im Körper von Tier und Mensch , der Einfluß der 
Körpersäfte auf die Bakterien, die Zurückweisung der Cellulartheorie 
in die ihr gebührenden Schranken und der glänzende Ausbau der 
Wirkungsweise humoraler Elemente, das sind Marksteine nicht nur 
in der Bakteriologie, sondern in der gesamten modernen medizinischen 
Wissenschaft. AU diese Errungenschaften, die Frucht vieltausendfacher 
Arbeit weniger Jahre, galt es in der neuen Auflage zu berücksichtigen. 
Dieser Fortschritt in der Disziplin giebt sich dann auch schon in 
dem Umfang des Werkes, welcher fast auf das Doppelte gewachsen 
ist, zu erkennen. 

Eine wesentliche Aenderung muß noch erwähnt werden. Die 
neue Auflage hat Flügge nicht selbst geschrieben, er hat nur die 
Durchführung einheitlicher Leitung übernommen, für die Ausarbeitung 
sind verschiedene Forscher gewonnen, und zwar Frosch, Gotschlich, 
Kolle, Kruse und R. Pfeiffer. 

Die historische Entwickelung der Lehre von den Mikroorganismen 
verdanken wir Gotschlich in knapper, aber erschöpfender Form 
und unter Wahrung einer glänzenden Ausführung werden wir mitten 
in die Sache hineingeführt. Es folgt die allgemeine Morphologie der 


476 


Allgemeines Ober Bakterien etc. 


Mikroorganismen von Kruse und Frosch. Wie schon in den früheren 
Abschnitten sind nicht bloß die Bakterien, sondern auch die Schimmel- 
und Sproßpilze eingehend berücksichtigt. Sehr willkommen dürfte 
das Kapitel über Protozoen sein. 

Die allgemeine Biologie verdanken wir Kruse und Gotschlich. 
Dieser Stoff gehört an sich mit zu den interessantesten Kapiteln der 
Bakteriologie, die Autoren haben es verstanden, ihn auch zu einem 
gern gelesenen zu machen. Vorkommen und Fundorte der Mikro- 
organismen behandelt R. Pfeiffer. In diesem Kapitel wird das 
Problem der Pettenkofer’schen und Koch’schen Theorie über 
die Ausbreitung der Bakterien in bester Weise gelöst, und kanm 
hätte eine geeignetere Persönlichkeit gefunden werden können, die 
in diesen Dingen mehr persönliche Erfahrung verbunden mit tiefster 
Sachkenntnis gehabt hätte. 

Die Methoden der Untersuchung verdanken wir Kolle. Dieses 
Kapitel ist sehr erschöpfend behandelt und was vom größten Vorteil 
ist, die empfohlenen Methoden sind vom Verf. und auch wohl von 
den meisten Bakteriologen erprobt und als die besten befunden 
worden. Außerordentlich das Verständnis erleichternd wirken die 
zahlreichen Abbildungen der einschlägigen Apparate. Damit schließt 
der erste allgemeine Teil des Werkes. Der zweite Teil ist für die 
Systematik reserviert. 

Frosch behandelt die Systematik der Faden- und Sproßpilze, 
Kruse die der Streptothricheen. 

Die einleitenden Kapitel über ein System der Klassifikation be- 
handelt Kruse, es folgen die Mikrokokken von Frosch und Kolle, 
die Bacillen bespricht Kruse, die Beschreibung der Spirillen ver- 
danken wir R. Pfeiffer, die Systematik der Protozoen hat endlich 
Kruse übernommen. 

Es möchte manchem der zweite Teil durch die Aufzählung der 
unendlich vielen, zum Teil noch dazu sehr selten gefundenen Bakterien 
etwas zu weitschweifig erscheinen. Zum Lesen mögen manche Kapitel 
wie die über Luft- und Wasserbakterien allerdings etwas ermüdend 
sein, aber irgendwo muß doch einmal eine vollständige Sammlung der 
Arten sein und da dürfte dieses Werk denn doch in erster Linie in 
Frage kommen und besonders für den, der sich mit den einzelnen 
Arten etwas eingehender beschäftigen will, dürfte die in dem Werke 
gewählte Ausführlichkeit sehr willkommen sein. 

Es hätte ja für das Gelingen des Ganzen vielleicht Vorteil ge- 
habt, wenn einzelne Spezialgebiete, wie pyogene Kokken, die Tier- 
infektionskrankheiten u. a. m. von „Spezialisten“, d. h. von denen 
bearbeitet wären, die durch jahrelanges Studium auf diesem Spezial- 
gebiete der Bakteriologie ganz besonders zu Hause sind. Aber es 
muß fraglich erscheinen, ob dadurch nicht die Darstellung eine mehr 
subjektive je nach der jeweiligen individuellen Auffassung des Ein- 
zelnen geworden wäre und dieser Fehler ist glücklich vermieden und 
die Darsteller der verschiedenen Kapitel haben sich auch in die ihrem 
speziellen Arbeitsgebiete ferner liegenden Stoffe mit solcher Vorzüg- 
lichkeit und Gründlichkeit hinein gearbeitet, daß selbst der Spezialist 
einer Bakterienart — denn so weit ist ja die Arbeitsteilung bereits 



FUUchvergiftuog. 


477 


in dem Spezialfach Bakteriologie gegangen — die Einzelvorträge mit 
vielem Genuß lesen wird. 

Doch genug des Lobes. Das Buch ist vergriffen. Hoffentlich 
erleben wir bald eine neue Auflage, wenigstens nach einem kürzerem 
Intervall, als ihn das Erscheinen der jetzigen zeitigte. In der Bak- 
teriologie drängt eine Thatsache und eine Entstehung die andere. 
Ein Buch, das heute neu ist, ist schon morgen veraltet. Ein Lehr- 
buch soll aber aus dem Wulst der Tageslitteratur den wahren all- 
gemein anerkannten Kern herausschälen. Jeder Tag kann und wird 
neues bringen, so darf man sich freuen, daß die Auflage nicht zu 
groß bemessen ist und darf hoffen, daß in nicht allzu ferner Zeit eine 
neue Auflage eine neue Blütenlese aus den bakteriologischen Pflanz- 
stätten bringen wird. 

Der edle Wettstreit der verschiedenen Mitarbeiter, nur das 
Allerbeste zu bieten, hat auch die Reaktion mitgerissen, die äußere 
Ausstattung bildet einen würdigen Rahmen für den reich kolorierten 
Inhalt. O. Voges (Berlin). 

Günther, Carl, Bakteriologische Untersuchungen in 
einem Falle von Fleischvergiftung. (Archiv f. Hyg. 
Bd. XXVIII. Heft. 2. p. 146.) 

Zu Pfingsten 1896 erkrankten in mehreren Ortschaften der Proviuz 
Posen eine größere Anzahl von Personen, welche sämtlich von Fleisch- 
waren aus einer und derselben Bezugsquelle gegessen hatten, uuter 
Leibschmerzen, Erbrechen, Durchfall etc. während ein 47 -jähriger 
Knecht St. kaum 24 Stunden nach dem Genüsse solcher Fleischspeisen 
gestorben war. 

5 — 6 Tage nach dem Auftreten dieser Erkrankungen begann 
Verf. die bakteriologische Untersuchung einer größeren Reihe mit 
der erwähnten Epidemie im Zusammenhänge stehender, an das hy- 
gienische Institut in Berlin eingesandter Objekte, welche um die ge- 
nannte Zeit zum Teil schon in starke Fäulnis übergegangen waren. 
Aus im ganzen 10 eingelieferten Proben (Mageninhalt, Urin, Leber, 
Herzfleisch uud Milz von der Leiche des St., sowie Tierfleisch, Tier- 
blut, Leberwurst, Blutwurst und Knackwurst) isolierte G. 15 Bakterien- 
stämme, deren morphologisches, biologisches und kulturelles Verhalten 
er einem genaueren Studium unterzog. Hierbei stellte es sich heraus, 
daß drei aus der Leber resp. Milz der Leiche des St. gezüchtete 
Bakterienarten mit dem von Gärtner gelegentlich einer Fleisch- 
vergiftungsepidemie im Jahre 1888 isolierten Bacillus enteriti- 
dis identisch waren. 

Von den wichtigsten Eigenschaften der G.’scben Stämme sei her- 
vorgehoben, daß sie lebhaft bewegliche Stäbchen vorstellten, welche 
— wenn von Gelatinekulturen stammend — nach der Färbung ein 
gefärbtes Mittelstuck und ungefärbte Enden erkennen ließen, daß sie 
ferner Traubenzucker uuter kräftiger, Milchzucker unter sehr geringer 
Gasbildung zersetzten, und in Trauberzuckerbouillon ebenso gut auae- 
rob wie aörob, in Milchzuckerbouillon dagegen nur bei unghindertem 
Zutritt von Sauerstoff kräftig gediehen. In Bezug auf Tierpathogenität 
konute Verf. volle Uebereinstimmuug seiner Kulturen mit dem Ba- 


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478 


Typhus. — Maul- und Klauenseuche. 


eillus enteritidis Gärtner konstatieren. Mäuse und Meer- 
schweinchen erlagen leicht der subkutanen sowie der Infektion per os. 
Von 3 Kaninchen, welche mit den fraglichen Kulturen subkutan ge- 
impft wurden, blieben zwei gesund, während das dritte nach 3 Tagen 
starb. Fütterungsversuche an einem Hunde blieben erfolglos. Aus 
den inneren Organen der eingegangenen Tiere konnten die verimpften 
Kulturen, auch wenn die Infektion vom Darmkanale aus erfolgt war 
wiedergewonnen werden. , 

Die übrigen von G. aus dem eingesandten Untersuchungsmateriale 
gezüchteten Mikroorganismen verteilen sich auf die Gruppen des 
Bacterium coli, der Proteus- Arten und der Fäulnisbakterien. 
Außerdem wurden große nicht pathogene Kokken und das Bacte- 
rium Zopfii isoliert. Vogel (Hamburg). 

Stern, R. , Diagnostische Blutuntersuchungen beim 
Abdominaltyphus. (Centralblatt für innere Medizin. 1896. 
No. 49.) 

Stern berichtet über die Ergebnisse seiner Blutuntersuchungen 
bei 13 Typhusfällen und einer Anzahl Personen, die gesund waren 
oder au anderweitigen Krankheiten litten. Es wurde das W i d a 1 'sehe 
Verfahren angewandt, um die Typhusparalysine — Verf. hat den 
von R. Pfeiffer und W. Ko Ile vorgeschlagenen Namen acceptiert 
— im Blute nachzuweisen. Bei sämtlichen Typhusfällen zeigte das 
Blut die spezifische Veränderung, allerdings einmal am 14. Tage 
der Krankheit noch nicht, sondern erst am 16. Tage. Da Stern 
auch Sera von Nichttyphuskranken fand, die bei der von Widal 
vorgeschlagenen Verdünnuug von 1 : 10, die Paralysinwirkung zeigten, 
so hält er es für angebracht, schwächere Konzentrationen des Serums 
heranzuziehen, um so mehr als er fand, daß Serum von Typhuskranken 
noch in Verdünnung von 1 : 100, ja 1 : 1000 wirkte. Normales Serum 
zeigt bei solchen Verdünnungen nie Paralysinwirkung. Zum Schlüsse 
seiner Arbeit äußert sich Stern über die klinische Verwendbarkeit 
der Serodiagnostik beim Typhus abdominalis dahin, „daß positive Er- 
gebnisse — unter Berücksichtigung der mitgeteilten Erfahrungen über 
die Wirkungen des normalen Serums — eine wichtige Unterstützung 
der klinischen Diagnose liefern“. Negativen Resultaten dagegen wird 
man in der ersten Zeit der Krankheit eine ausschlaggebende Be- 
deutung nicht zuerkennen dürfen, da die Reaktion nach Widal’s 
Erfahrungen noch am 6. Tage, nach der meinigen ausnahmsweise 
sogar noch am Ende der 2. Woche fehlen kann. In zweifelhaften 
Fällen ist danach die Untersuchung bei negativem Ausfall öfters zu 
wiederholen. W. Kolle (Berlin). 

Bussenius und Siegel, Der gemeinsame Krankheitserreger 
der Mundseuche der Menschen und der Maul- und 
Klauenseuche der Tiere. (Deutsche med. Wochenschr. 1897. 
No. 5 und 6.) 

Dieselben, Zur Frage des Bacillus der Maul- und Klauen- 
seuche. (Ebenda. No. 8.) 

Fränkel, C., Der Siegel’sche Bacillus der Maul- und 
Klauenseuche. (Hyg. Rundschau. 1897. No. 4.) 


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Maul- und Klauenseuche. 


479 


Nachdem Bussenius und Siegel unlängst (vergl. Referat in 
dieser Zeitschr. Bd. XXI. S. 289) eine ausführliche Zusammenstellung 
früherer auf klinischen Gesichtspunkten begründeter Angaben über 
den Zusammenhang der Maul- und Klauenseuche der Tiere mit 
menschlichen Erkrankungen gebracht haben, veröffentlichen sie nun- 
mehr (1) ihre eigenen an Menschen und Tieren angestellten Versuche. 
Sie übergehen hierbei ebenso wie in der eben erwähnten Abhandlung 
die Frage, wie das klinische Bild dieser Krankheit beim Menschen 
abzugrenzen ist. Nach den früheren Mitteilungen Siegel’s und 
einigen kurzen in der in Rede stehenden Arbeit enthaltenen Krankheits- 
beschreibungen würden gleichermaßen alle leichten mit Bläschen- 
ausschlag im Munde verbundenen Erkrankungen , insbesondere die 
Aphthen der Kinder, wie auch die tödlich endigenden skorbutartigen 
Erkrankungen Erwachsener fortan hierher bezogen werden dürfen, ja 
selbst das Heer der fieberhaften mit Herpesbläschenausschlag im 
Munde einhergehenden Erkrankungen würde herein bezogen werden 
können. Die also entstehende vollständige Unsicherheit wird recht 
augenfällig gekennzeichnet, indem die Verff. 3 von Ebstein be- 
schriebene angebliche Erkrankungen beim Menschen, bei denen ihr 
Bacillus nicht gefunden war, als „nicht ganz eindeutig“ bezeichnen. 
Mit demselben Recht würden sie auch die gesamten 1600 Fälle ihrer 
Zusammenstellung anzweifeln können. Indessen beanspruchen die Verff. 
aus jenen klinischen Berichten zunächst nur eine Stütze für den 
bakteriologischen Beweis, den sie nunmehr erbracht zu haben glauben. 
Die veröffentlichten Ergebnisse sind in der That zum Teil augen- 
fällig genug, um solches wahrscheinlich zu machen. Sie bestehen 
1) in dem Nachweis, daß der blutgemischte Speichel eines „schwer 
an Maul- und Klauenseuche erkrankteu“ einjährigen Kindes ein Kalb 
und 2 Hühner bei Einspritzung in den Rachen erkranken ließen, 
ersteres an typischer Maul- und Klauenseuche, letztere an einer Blut- 
überschwemmuug mit den typischen Bacillen; 2) daß der von einem, 
dem Bilde der Maul- und Klauenseuche ähnelnde Krankheitserschei- 
nungen darbietenden und dann gestorbenen Kranken gewonnene 
Bacillus ein junges Kalb nach Verbitterung erkranken und binnen 
4 Tagen sterben ließ. Die aus diesem JKalbe wieder gezüchteten 
Bacillen ließen auch weiterhin größere Tiere erkranken. „Dieser 
Bacillus zeigte nicht nur mikroskopisch, sondern auch kulturell eine 
bemerkenswerte Aehnlichkeit mit dem von Siegel veröffentlichten 
Bakterium.“ Daß die dadurch zur Erkrankung gebrachten Tiere 
Erscheinungen der Maul- und Klauenseuche gezeigt hätten, wird nicht 
berichtet. 3) Bei Versuchen mit der ursprünglichen Siegel’schen 
Kultur entstanden gelegentlich „Krankheitserscheinungeu, die an die 
bei Maul- und Klauenseuche der Tiere bekannten Lokalsymptome 
erinnerten.“ 4) Es fanden sich die Bacillen auch im Speichel von 
2 anderen Kindern. Die bis hierher erwähnten Tierversuche bemängeln 
die Verff. selbst, da die Pathogenität, wahrscheinlich wegen des Alters 
der Kulturen, wechselnd war. 

Außer diesen zu menschlichen Erkrankungen in Beziehung stehenden 
Kulturergebnissen wird über das Auffinden der Bacillen bei 13 er- 
krankten und einem selbst infizierten Stück Rindvieh und zwar an 



480 


Maul* und Klauenseuche. 


4 verschiedenen Orten berichtet. Die Bacillen fanden sich im Speichel, 
Blut und (1 mal) Bläscheninhalt. Die Reinzüchtung erfolgte zunächst 
auf Plattenaussaaten und auf dem Umwege der unmittelbaren Aussaat 
in Bouillon, wobei der Bacillus angeblich bald andere Bakterien über- 
wucherte (Anreicherung). Ueber die Menge der jedesmal vorhandenen 
Keime ist nichts mitgeteilt. 

Da die Verff. außer stände sind, für ihre Bacillen Merkmale 
anzuführen, mit deren Hilfe sie unter den Mikroskope oder in der 
Kultur von dem allverbreiteten und angeblich sehr ähnlichen Bact. 
coli zu unterscheiden sind, so können die bis zu diesem Punkte 
mitgeteilten Ergebnisse immer noch zur Entscheidung der Frage von 
der Ursache der Maul- und Klauenseuche nicht verwertet werden. 
Der Schwerpunkt ihrer Untersuchungen liegt in den mit 3 Kulturen 
verschiedener Herkunft an 3 Kälbern und einem Schwein angestellten 
Impfungen, wobei 1 oder 10 ccm Bouillonkultur verfüttert wurdeu. 
Diese Tiere erkrankten binnen 2 — 6 Tagen teils mit Blasen an der 
Nase, Geschwüren an der Oberlippe und auf dem Zahnfleisch, teils 
auch mit Schwellung und Blasenbildung an den Klauen. Ob Fieber 
auftrat, ist nicht berichtet. Die in 2 Fällen von Tierärzten vor- 
genommene Untersuchung der kranken Tiere kam zu dem Ergebnis, 
daß die Erscheinungen der Krankheit solche oder „ähnlich denen“ 
waren, welche bei der Maul- und Klauenseuche Vorkommen. 

Hiernach würde die charakteristische Eigenschaft und der Unter- 
schied des fraglichen Bacillus von den Formen der überall anzu- 
treffenden Gruppe des Bact. col i darin bestehen, daß er bei Schweinen 
und Kälbern nach Verfütterung das Krankheitsbild der Maul- und 
Klauenseuche erzeugt. Es fragt sich nun, wie weit das letztere als 
charakteristisch gelten kann und ob nicht etwa Kulturen anderer 
Formen jeuer Gruppe ähnliche Krankheitserscheinungen erzeugen 
können. Diesem Bedenken haben die Verff. insofern Rechnung ge- 
tragen, als sie Bact. coli verschiedener Herkunft von gesundem 
Kot und aus diarrhöischen Stühlen Erwachsener und Kinder auf 
etwaige Pathogenität durch Verfütterung bei großen Tieren prüften. 
Die infizierten Tiere reagierten niemals. Doch ist damit die Frage 
nicht erledigt So könnte, z. B. der von Gaffky und Paak be- 
schriebene Bacillus der Friedeberger Fleischvergiftung als näher zu 
prüfender Konkurrent hier ins Feld geführt werden. Wie mißlich 
es ist, mit den oft wenig augenfälligen Erscheinungen der Maul- und 
Klauenseuche die Diagnose zu stellen, haben die Verfi. alsbald nach 
ihrer Veröffentlichung erfahren müssen, indem in No. 3 der Berliner 
tierärztlichen Wochenschrift 1897 durch Furtuna die Entdeckung 
eines anderen Bacillus der Maul- und Klauenseuche durch den Veterinär- 
inspektor Starcovici in Rumänien berichtet und gepriesen wurde. 
Indem sie (2) diese Veröffentlichung besprechen, kommen sie zu dem 
Schluß, daß dieser neue Bacillus, welcher jener Mitteilung gemäß die 
Seuche erzeugt, mit dem ihrigen vorläufig nicht gleichzusetzen sei. 
Doch genügt ihnen die Thatsache zu dem Ausspruche, daß es jeden- 
falls interessant ist, „daß nunmehr auch von anderer Seite ein 
Bacillus als Erreger der Maul- und Klauenseuche angesprochen 
wird und somit unsere Befunde bei der menschlichen und tierischen 
Maul- und Klauenseuche eine gewisse Bestätigung erfahren ‘ 



Maul- und KUuenseuch«. — 'tierische Parasiten. 


481 


Bei solcher Sachlage ist die Veröffentlichung C. Fränkel’s (3) 
besonders dankbar zu begrüßen, die es unternimmt, an dem so groß 
und scheinbar geschlossen aufgeftthrten Beweisbau schwache Puukte 
zu zeigen. F. führt folgende Bedenken ins Feld. Einen dem Siegel* 
sehen gleichenden Bacillus fand er bei der Untersuchung von 30 zum 
Teil frisch erkrankten Rindern in der Nähe von Halle nur 2 mal und 
zwar nicht in den von Siegel erprobten Fundstätten, sondern in 
der Milch und im Dickdarmschleim. Zum Vergleich diente ihm eine 
von Siegel überlassene Reinkultur, von welcher er übrigens angiebt, 
daß sie, wenn auch zur Gruppe des Bact. coli gehörig, sich ohne 
allzu große Schwierigkeiten auf der Gelatineplatte durch ihr Wachstum 
vom typischen Bact. coli unterscheiden ließ. Tierversuche wurden 
damit nicht angestellt. Von weiteren Untersuchungen an erkrankten 
Tieren schreckte F. die Thatsache ab, daß er einige Male in den 
frischen Blasen kranker Tiere überhaupt keine Mikroorganismen fand. 

Außer diesen eigener Erfahrung entstammenden Bedenken führt 
F. als Warnung zur Vorsicht an, daß die Verff. selbst ihren Bacillus 
nicht mehr bei fortgeschrittener Erkrankung finden konnten und daß 
auch andere Forscher ihn nicht fanden. Da auch bakteriologische 
Unterschiede des Bacillus von den Vertretern der allgemein ver- 
breiteten „zudringlichen“ Coligruppe nicht gegeben seien, müsse mit 
der Möglichkeit gerechnet werden, daß der Siegel’sche Bacillus nur 
ein sekundärer Mikroorganismus sei. Bezüglich der 4 oben erwähnten, 
scheinbar völlig gelungenen üebertragungsversuche bei Tieren erinnert 
F. an die Täuschungen, die bei der Erforschung der Ursache der 
Vaccine vorgekommen sind, indem Spuren des echten Impfstoffs mit 
den Kulturen übertragen wurden. Eine derartige Möglichkeit er- 
scheine auch hier nicht ausgeschlossen. Ob diese Einwände berechtigt 
seien, werde sich unschwer entscheiden lassen, indem mit Hilfe der 
Reinkulturen des Siegel’schen Bacillus „in völlig seuchenfreier Zeit 
und Gegend, in bis dahin unbenutzten Ställen und durch die Hand 
völlig unverdächtiger Untersucher“ die entscheidenden Tierversuche 
angestellt werden. Daß diese erlösende That der erste Schritt bei 
den nunmehr von den Behörden des Deutschen Reichs und Preußens 
beabsichtigten Untersuchungen über das Wesen der Seuche sei, ist 
auf das dringendste zu wünschen, denn ebenso sehr, wie mit Frankel, 
dem Entdecker des Bacillus, die endgiltige Anerkennung zu wünschen 
ist, muß erhofft werden, daß bis dahin alle weiteren, unzweifelhafte 
Thatsachen nicht bringenden Beweismittel zurückgehalten werden, 
insonderheit die auf klinische Befunde gestützten Angaben von 
Uebertragung der Seuche auf den Menschen. Diese stellen nach 
Ansicht des Ref. einen der zweifelhaftesten Beweise dar; sie erregen 
schon jetzt in vielen Fällen unbegründete Besorgnisse und werden, 
wenn der Bacillus etwa endgiltig abgelehnt werden müßte, das Konto 
des Mißtrauens, welches für die Bakteriologie schon aus so manchen 
ähnlichen Gründen nicht unberechtigt herangewachsen ist, abermals 
erheblich belasten. Kurth (Bremen). 

Neumami, GL, Sur la Filaire de l’oeil du cheval. (Revue 

v6t6rinaire. 1897. F6vr. No. 2. p. 75.) 

Erat. Abt. MI. Hd. si 


ogle 



482 


rnter&uchangsmethoden, Iustrumeme ete. 


Seit langer Zeit bat man im Auge von Pferden, Eseln und Maul- 
tieren Nematoden der Filariaart untersucht. Sie sind besonders 
häufig in Ostindien. Diese Nematoden waren von Kennedy als 
Ascaris pellucidus, von Anderson als Filaria equina 
und von Davaine als Filaria, der Filaria equina sehr nahe- 
stehend, bezeichnet. Grassi hielt sie für identisch mit den Filarien 
des menschlichen Auges und hat den Namen Filaria inermis 
vorgeschlagen. Verf., der 13 Filarien des Auges der Pferde zu unter- 
suchen Gelegenheit hatte, giebt eine Beschreibung mit Abbildungen 
und schließt, daß sie nichts anderes sind, als eine junge Form von 
Filaria equina. Während in der Bauchhöhle des Pferdes die 
Weibchen überwiegend sind (unter 23 Filarien 1 Männchen) (Deup- 
ser), hat Verf. auf 13 Filarien des Auges 5 Weibchen und 8 Männ- 
chen gefunden, und er glaubt daher, daß das Auge nicht günstig für 
die Entwickelung der Weibchen ist. 

B. Galli-Valerio (Mailand). 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 

Ferrand, Iieaction agglutinante dans un cas de sep- 
tiedmie grave sans bacille typhique. (La Semaine medi- 
cale. 1897. p. 30.) 

F. teilt folgende zusammen mit Theoari gemachte Beobachtung 
mit: Ein W einreisender, 20 Jahre alt, wurde mit deutlichen Typhus- 
erscheinungen eingeliefert. In der Achselhöhle fand sich eine Drüsen- 
schwellung, ausgehend von einer Stichverletzuug des Zeigefingers der 
linken Hand. Das Serum hatte keine Spur von agglutinierender 
Wirkung, weder sofort noch nach Aufenthalt im Brütofen. Die 
Drüsenschwellung machte eine Incision notwendig, welche nur blutig- 
seröse Flüssigkeit entleerte. Die Fortdauer der Typhuserscheinungen 
veranlaßte F. und Th., nochmals eine Serumprüfung vorzunehmen, 
welche diesmal ein positives Resultat ergab, also die agglutinierende 
Wirkung des Serums deutlich zeigte. Eine weitere Prüfung ergab 
wieder ein positives Resultat. Nach der Sektion ließen sich aus der 
Milz Streptokokken in Reinkultur züchten, die Diagnose: Schwere 
Septikämie, bestätigend. F. und T h. glauben aus ihrer vorstehenden 
Beobachtung schließen zu dürfen, daß dieser allerdings sehr seltene 
Fall, wenn auch die Methode Widal's nicht mißkreditiert, so dock 
eine gewisse Reserve auferlegt, die Bedeutung der Methode für die 
Diagnose unbedingt anzuerkennen. 

Ahlefelder (Charlottenburg). 

Widal et Sicard, La rdaction agglutinante sur les bacil- 
les morts. (La Semaine m6dicale. 1897. p. 38.) 

Die Thatsache, daß die abgetöteten Bacillen unter gewissen Be- 
dingungen ihre agglutinierende Eigenschaft behalten, ist von W. und 


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L'ntersuchungsmethoden, Instrumente etc. 


483 


S. dazu benutzt worden, um die Widal ’sche Reaktion zu einer für 
die praktische Anwendung geeigneten zu gestalten. Die Ergebnisse 
ihrer Untersuchungen sind folgende: Setzt man die Bouillonkulturcu 
des Eberth’schen Bacillus höheren Temperaturen von 70—120° 
aus, so haben sie zum Teil ihre Eigenschaft, sich agglutinieren zu 
lassen, verloren. Wenn man die Kulturen dagegen während einer 
halben bis dreiviertel Stunden einer Temperatur von 57—60° aus- 
setzt, so haben die Kulturen fast alle ihre Empfindlichkeit der Serum- 
wirkung gegenüber bewahrt. Besser noch, als durch Hitze, geschieht 
die Abtötung durch gewisse chemische Reagentien und hier steht vor 
allem voran das neuerdings in den Handel gebrachte Formalin. Fügt 
man zu 150 Tropfen einer 1 — 2 Tage alten Typhuskultur, die aus 
einzelnen sich bewegenden Bacillen besteht und keine Pseudo- 
ablagerungen zeigt, einen Tropfen Formalin hinzu, so werden die 
Bacillen getötet, bleiben aber sonst unverändert („restent comme 
embaumös, fixös dans l’ötat oü l’antiseptique les a surpris“) und be- 
halten vor allem ihre Empfindlichkeit gegenüber der Agglutinations- 
reaktion vollkommen durch Wochen hindurch. 

Man braucht also uur statt der frischen Kulturen im Labora- 
torium mit Formalin behandelte Kulturen aufzubewahren, um sie im 
Falle einer notwendigen Typhusdiagnose verwerten zu können. Die 
Reaktion mit einer nunmehr frisch angefertigten Kultur kann dann 
am folgenden Tage uoch vorgenommen werden. 

Ahlefelder (Cbarlottenburg). 

Rönon. N6cessitö d’examiner les cultures avant l’ad- 
dition du sörum dans la recherche de la räactiou de 
Widal. (La Semaine mödicale. 1897. p. 38.) 

R. macht besonders darauf aufmerksam, bei Ausführung der 
Widal ’schen Reaktion die Entstehung der Pseudoanhäufungen zu 
beobachten. Dieselben entstehen leicht bei einige Tage, selbst bereits 
24 Stunden alteu Kulturen. In einem Falle, den R. anführt, hätte 
eine solche Verwechslung beinahe zu einer falschen Diagnose geführt. 
R. hält in jedem Falle die genaue mikroskopische Prüfung einer der 
10 Tropfen, welche man zufügen will, für durchaus erforderlich. 

Ahlefelder (Charlottenburg). 

Klcolas, Apparition du pouvoir agglutinant dans le 
särum de sujets traitös par le s6rum an ti dip h törique. 
(La Semaine mödicale. 1897. p. 37.) 

N. hat Untersuchungen darüber angestellt, ob die agglutinierende 
Wirkung des Serums sich zur Diagnose der Diphtherie verwerten 
lasse. Das Ergebnis war ein negatives: Die Agglutinationserscheinung 
zeigt sich nicht bei nicht mit Serum behandelten Diphtherischen. 
Wohl aber zeigt sich die Reaktion sehr deutlich, sobald man Serum 
von mit Antidiphtherieserum behandelten Kranken benutzte. Die 
Reaktion erschien am folgenden Tage nach der Seruminjektion, fand 
sich aber nach 2—4 Wochen nicht mehr vor. 

Ahlefelder (Charlottenburg). 

st» 


484 


Untersuchungsmethoden, Instrument« etc. 


Arloing, Distribution de la matiöre agglutinante des 
microbes dans le sang et quelques autres humeurs 
de l’organisme. (La Semaine m6dicale. 1897. p. 38.) 

A. giebt als Resultat seiner Forschungen an, daß das Blutserum 
im höchsten Grade die agglutinierende Eigenschaft besitzt. Es folgen 
hierauf in absteigender Ordnung: die seröse Flüssigkeit subkutaner 
Verletzungen, Lymphdrttsenflttssigkeit, Galle und Leberparenchym- 
serum. A. stellt dann noch eine Hypothese auf über die Herkunft 
der agglutinierenden Substanz, ohne aber einen Beweis für erstere 
zu bringen. Die agglutinierende Substanz hat danach ihren Ursprung 
in der spezifischen Schädigung. Nur ist es dann sonderbar, daß am 
Orte der Schädigung die Substanz sich nicht angehäuft vorfindet 
A. erklärt diesen Widerspruch damit, daß der Ort der Schädigung 
einen Hauptbestandteil der agglutinierenden Substanz produziere, 
welch letztere dann im Blute ihre hauptsächlichste Wirkung entfalte. 

Ahlefelder (Cbarlottenburg). 

Widal et Sleard, La mensuration du pouvoir agglutinatif 
chez les typhiques. (La Semaine mödicale. 1897. p. 69.) 

Bei ihren weiteren Untersuchungen über das Maß der aggluti- 
nierenden Kraft gelangten W. und S. zu einigen interessanten Ergeb- 
nissen. Ä Zunächst teilen sie ein Verfahren mit, um eine für den 
Praktiker geeignete Ausnutzung der Widal 'sehen Erfindung za 
ermöglichen. Es genügt danach, einige Tropfen Blut aus der Finger- 
kuppe der Patienten in einem sterilen Röhrchen aufzufangen , zu 
verschließen und an das nächste Laboratorium zu schicken. Es ist 
dann noch möglich, die qualitative und quantitative Probe zu machen. 
Weiterhin haben W. und S. während des ganzen Verlaufes der Typhus- 
fälle Kurven angefertigt, die die Stärke der agglutinierenden Kraft 
wiedergeben. Es ergiebt sich daraus, daß letztere in keinem Ver- 
hältnis steht zur Schwere der Erkrankung. Nur wurde ein mehr 
oder weniger rapides Sinken der agglutinierenden Kraft während der 
Rekonvalescenz beobachtet. Einmal geschwächt, kann sich die Agglu- 
tinationsfähigkeit des Serums noch längere Zeit, Monate und selbst 
Jahre, auf dieser Höhe erhalten. Ahlefelder (Charlottenburg). 

Coormont, Röpartition de la substance agglutinante 
dans l’organisme des typhiques. (La Semaine m6dicale. 
1897. p. 69.) 

Ueber die Verbreitung der agglutinierenden Substanz im Körper 
hat C. bei der Sektion von 7 Typbusleichen Untersuchungen an- 
gestcllt. Die größte agglutinierende Kraft entwickelte das Blut des 
Herzens, der Lungen, der Niere, der Thyreoidea und des Ovariums, 
und zwar ist die Agglutinationsfähigkeit des Blutes dieser Organe 
gleich stark wie beim Lebenden. Das Blut der Leber und der Milz, 
der Galle und der Mesenterialdrüsen zeigt geringere oder keine 
Agglutiuatiousfähigkeit. Die serösen Flüssigkeiten zeigen starke 
agglutinierende Eigenschaft. Ahlefelder (Charlottenburg). 

Kolle, Zur Serodiagnostik des Typhus abdominalis. 
[Aus dem Institute für Infektionskrankheiten in Berlin.] (Dtscbe 
med. Wocbenschr. 1897. No. 9.) 



Unttrsuchungsmethoden, Instrumente etc. 


485 


Bei der Verwertung der spezifisch agglutinierenden Eigenschaft 
des Blutserums von Typhus- oder Cholerakranken auf die entsprechenden 
Krankheitserreger in vitro (Paralysinwirkung. Pfeiffer) zu diagno- 
stischen Zwecken ist die Virulenz der Kultur zu berücksichtigen, da 
wenig virulente Kulturen durch das Serum weit stärker beeinflußt 
werden, als virulente. Da nämlich auch normales Serum, besonders 
bei wenig virulenten Kulturen, in Verdünnungen von 1 : 10 bis selbst 
1:15 in manchen Fällen einen agglutinierenden Einfluß ausübt, ist 
namentlich die Beschaffenheit des Nährbodens und die davon ab- 
hängige Lebensfähigkeit der Bacillen für den Ausfall der Probe von 
Bedeutung. „Es sind also . . . drei Kautelen bei allen Versuchen mit Im- 
munserum im Reagensglase, ebenso wie bei den Tierversuchen, zu berück- 
sichtigen: Virulenz der Kulturen, Beschaffenheit der Nährböden und 
Kontrollversuche mit normalem Tier- oder Menschenserum. Bei Ver- 
nachlässigung dieser Kautelen kann man leicht zu folgenschweren 
Irrtümern gelangen, zumal dann, wenn nicht eine genaue Fest- 
stellung des unteren Grenzwertes der Reagensglaswirkung 
des zu untersuchenden Serums vorgenommen wird.“ 

Nur bei der Berücksichtigung dieser Kautelen Bind nach Ansicht 
des Verf.’s mit der W idal’schen Reaktion unzweideutig positive 
Resultate zu erzielen. C. Fraenkel, Stern und Grünbaum, 
welche allein bisher die Kautelen zum Teil angewendet haben, erhielten 
bezüglich der klinisch-diagnostischen Brauchbarkeit nicht so günstige 
Resultate, wie andere Untersucher. An 2 Krankheitsfällen im In- 
stitute für Infektionskrankheiten, deren Typhusuatur durch Rein- 
züchtung der Bacillen aus den Roseolen in einem und aus den Darm- 
entleerungen im anderen Fall erwiesen wurde, ergab die Prüfung 
des Serums unter den angegebenen Voraussetzungen kein anderes 
Resultat, als bei Prüfung normalen Menschenserums erhalten wurde. 
Die serodiagnostische Prüfung des Blutes in vitro 
blieb bis zum Beginn der dritten Krankheitswoche 
erfolglos und ermöglichte erst in der Rekonvalescenz 
die nachträgliche Diagnose. Aber auch bei einigen Rekon- 
valescenten von Typhus fand R. Pfeiffer eine spezifische Paralysin- 
wirkung des Serums nicht, obwohl dasselbe im Tierkörper eine stark 
spezifisch-baktericide Wirkung entfaltete. 

Hiernach hält Verf. die Widal’sche Probe nur bei unzweideutig 
positivem Ausfälle für diagnostische Zwecke verwertbar; d. b. die 
genau festzustellende Grenze der Paralysinwirkung muß bei Dosen 
des Serums liegen, wo sie au normalem Serum erfahrungsgemäß 
niemals beobachtet wird, z. B. bei Verdünnungen von 1:30 und 
weniger. Negativer Ausfall der Probe berechtigt nicht dazu, das 
Bestehen des Typhus auszuschließen. Statt des Irrtümer ermög- 
lichenden Verfahrens von Widal empfiehlt es sich, die zwar zwei- 
deutige, aber zuverlässigere genaue Titrierung der Serumproben in 
Bezug auf Paralysinwirkung anzuwenden. Kubier (Berlin). 



486 Schutzimpfung, kirnst!. Infektionskrankheiten, Kntwickelungshemxnuag etc. 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 


WIttlln, Ueber die Einwirkung der Sonnenstrahlen auf 
den Keimgehalt des Straßenstaubes. [Aus dem bakterio- 
logischen Institute der Universität Bern.] (Wiener klin. Wochenschr. 
1896. No. 52. p. 1229.) 

Im hygienischen Institute zu Bern hat der Verf. unter Tavel's 
Leitung Versuche über die Einwirkung der Sonnenstrahlen auf den 
Keimgehalt des Straßenstaubes angestellt. Unter Berücksichtigung 
der einschlägigen Litteratur sucht Verf. die Fragen zu beantworten: 

1) Welche Wirkung üben die Sonnenstrahlen auf Bakterien aus 
uDd bis zu welchem Grade macht sich diese Wirkung im Staube 
geltend? 

2) Hemmt das Berieseln die Wirkung der Sonnenstrahlen und in 
welcher Weise wird durch dasselbe der Keimgehalt des Staubes be- 
einflußt? 

Die zu den zahlreichen Versuchsreihen benutzten Bakterienarten 
waren: 

Bacillus coli, Bacillus typhi, Staphylococcus aureus, 
Vibrio cholerae, Bacillus pyocyaneus, Bacillus an- 
thracis, Tyrothrix tenuis Duclaux. 

Der Ausfall der Experimente entspricht den wohl schon zu er- 
wartenden Ergebnissen. Verf. stellt zunächst fest, daß die Sonnen- 
strahlen auf die im Straßenstaube befindlichen Bakterien im hoben 
Grade bakterientötend wirken. 

Das Berieseln des Straßenstaubes wirkte indes bakterien vermehrend 
und hinderte auch direkt den desinfizierenden Einfluß der Sonnen- 
strahlen. Verf. verwirft auf Grund dieser Versuchsergebnisse daher 
die Berieselung des Straßenstaubcs und fordert auf, andere Methoden, 
wie sie in England, Amerika oder Frankreich im Gebrauch sind, zu 
prüfen und eventuell in Anwendung zu ziehen. 

O. Voges (Berlin). 

Ibrana, F., Contributo alla cura del tetano traumatico 
con le injezioni ipodermiche di acido fenico (metodo 
Bacelli). (La Rif. med. 1896 No. 62.) 

Ein 25-jähriger Araber in Monastir (Tunis) wird durch einen 
Stein an der linken großen Zehe in der Nähe des Nagels verletzt 
und verbindet die Wunde mit Spinneweben, welche mit Erde sehr 
verunreinigt waren. Infolge großer Schmerzen in der Zehe wird die 
Spinnewebe entfernt, die Wunde mit Urin gewaschen und mit etwas 
Kalk und Schweinsblase verbunden. Am 12. Tage nach der Ver- 
letzung die ersten Zeichen von Tetanus, welche rasch sich bis zum 
vollständigen Bilde des Tetanus steigerte!). Am 15. Tage Amputation 
der Zehe, täglich drei Injektionen mit Karbollösung nach Bacelli. 
Heilung nach 16 Tagen von dem Beginne der Injektionen gerechnet. 


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Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Kntwickelungshemmung etc. 487 


Dieser Fall ist der fünfte, welchen S. unter dem Einflüsse der 
Karbolinjektionen heilen sah ; doch möchte er einen wesentlichen Ein- 
fluß auch der rechtzeitigen Amputation des verletzten Gliedes zu- 
schreiben. Kamen (Czernowitz). 

Jacob, Ein in Heilung übergegangener, mit Antitoxin 
behandelter Fall von Tetanus. (Dtsche med. Wochenschr. 
1897. No. 6.) 

Am 15. Tage nach einer Verletzung der Schulter durch einen 
Pistolenschuß erkrankte ein 14 Jahre alter Knabe mit Tetanus; das 
Krankheitsbild war bereits Tags darauf stark und vollkommen aus- 
geprägt. Am 3. Krankheitstage Injektion von 5 g Tetanusantitoxin 
Behring an 5 Stellen der rechten Rumpf hälfte. Nach der Ein- 
spritzung nahmen die Krankheitserscheinungen nicht mehr zu. Wieder- 
holung der Einspritzung am 8. Krankheitstage, am 10. Krankheits- 
tage deutliche Wendung zum Besseren. Innerhalb weiterer 4 Wochen 
allmählich fortschreitende Genesung. Schädliche Wirkungen des Serums 
wurden nicht beobaehtet. Kübler (Berlin). 

R«x, Behandlung von Pferden mit Tetanusantitoxin. 
(Zeitschrift für Veterinärkunde. Jahrg. IX. No. 1.) 

Zwei Fälle. Das erste Pferd wurde gesund, der zweite Fall endete 
letal. Das Tier war hochgradig erkrankt, trotzdem ließ sich noch 
ein Einfluß des Antitoxins erkennen. 

Matthias (Berliner tierärztl. Wochenschr. 1897. No. 4). 

Jährling. Ausbruch der Tetanussymptome 24 Stunden vor In- 
jektion des Mittels. Rapider Verlauf. 5 g Antitoxin hatten keinerlei 
Wirkung. Trotz des unglücklichen Ausganges plädiert Verf. für 
Weiteran Wendung des Mittels, da im vorliegenden Fall der ungewöhnlich 
rapide Verlauf den Ausgang schon nach 24 Stunden herbeiführte. 
Buchdrucker (Berliner tierärztl. Wochenschrift). 

6-jährige hochtragende Stute belgischer Abkunft litt bereits 
8 Tage am Starrkrampf, die Symptome waren hochgradig. Nach 5 g 
Antitoxin Besserung, Stillstand und Neigung zum Rückschritt, zweite 
Injektion von 5 g Antitoxin, langsame, aber glatte Heilung. 
Siedamgrotzky (Deutsche tierärztl. Wochenschr. 1896. No. 52). 

Leichterer Fall von Tetanusausbruch 24 Stunden vor Anwendung 
des Antitoxins. Allmähliche lytische Besserung. 

Bcus (Zeitschrift für Veterinärkunde. 1896. Dezember). 

Leichterer Fall. Ausbruch der ersten Symptome 4 Tage vor In- 
jektion des Serums. Allmähliche Heilung im Verlauf von 3 Wochen. 

0. Voges (Berlin). 

Preusse, Die Ergebnisse der in den Jahren 1895 und 1896 
im Regierungsbezirk Danzig ausgeführten Malleln- 
impfungen. (Berliner tierärztliche Wochenschrift. 1897. No. 5.) 
Verf. ist bereits bekannt durch seine Bestrebungen, dem Mallein 
Eingang in die tierärztliche Diagnostik beim Rotz zu verschaffen, 
ln seiner neuesten Publikation berichtet er über Malleiuimpfungen 
in den verflossenen beiden Jahren in der Gegend von Danzig. 


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488 Schutzimpfung, kÜnst). Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


Die Impfungen sind von dem Autor selbst mit einem selbst her- 
gestellten Präparat gemacht, ln der Regel werden abends Tem- 
peraturmessungen vorgenommen, gleich darauf wird Maliein nach 
sorgfältiger Desinfektion in das Unterhautzellgewebe der Halsgegend 
injiziert, am nächsten Tage werden die Temperaturmessungen um 6, 
8, 10 und 12 Uhr wiederholt, so daß die letzte Messung 15 Stunden 
nach der Impfung stattfindet. In dieser Weise wurde in verschiedenen 
Beständen vorgegangen, in denen Rotzfälle vorgekommen waren. 

Der erste betrifft 42 Pferde eines Gutes W., Kreis Danziger Höhe. 
Bei 0 Pferden trat eine erhebliche und typische Reaktion ein. sämt- 
liche Tiere erwiesen sich bei der Obduktion als rotzkrank. Ein Tier 
fieberte bereits vorher, daher war die Temperaturkurve nicht maß- 
gebend, auch dieses hatte den Rotz. Die übrigen Pferde reagierten 
gar nicht oder unerheblich (unter 1,5° Differenz). Ein Pferd hatte 
eine völlig atypische Reaktion gezeigt, indem die Temperatur schnell 
umll,6 0 in die Höhe gegangen war, binnen 6 Stunden jedoch wieder 
um 1,7° fiel. Alle diese Pferde wurden ebenfalls getötet, sie erwiesen 
sich frei von Rotz. Verf. giebt von jedem einzelnen Tier ein kurzes 
übersichtliches Obduktionsprotokoll. 

Die zweite Lokalisation von Rotz betraf ein Gehöft des Kreises 
Danziger Niederung. Hier war bei 2 Pferden Rotz festgestellt. 
20 weitere Pferde und ein Fohlen wurden den Malleloimpfungen 
unterworfen. Die Messungen ergaben, daß 9 Pferde typisch und 
erheblich mit Differenzen von 1,5° und darüber reagiert hatten, ein 
Pferd hatte mit 1 0 Differenz reagiert. Zwei der verdächtigen Tiere 
hatten bei der Obduktion Rotz, daraufhin wurden 5 weitere ver- 
dächtige getötet, bei zweien derselben konnten Veränderungen rotziger 
Natur nicht gefunden werden. Es wurde daraufhin von weiteren 
Tötungen Abstand genommen und eine Impfung von Malleln erneut. 
Die 3 Pferde, welche bereits vorher reagiert hatten, zeigten wieder 
Temperatursteigerungen von 2,1, 2,2 und 1,6°. Alle 3 Tiere hatten 
bei der Obduktion Rotz, die Diagnose wurde durch mikroskopische 
Untersuchung und Meerschweinchenversuche vollauf bestätigt. Die 
Tiere, die nicht reagiert hatten, wurden während der Dauer eines 
Jahres genau beobachtet, ein Fall von Rotz konnte nicht festgestellt 
werden. Ein Fohlen einer rotzkranken Mutter hatte auch bei ;der 
Sektion keinerlei Anzeichen, die auf das Vorhandensein von Rotz- 
bakterien hindeuteteu. Auch bei dieser Gruppe werden die Sektions- 
protokolle mitgeteilt. 

Eine weitere Krankheitsgruppe betraf den Pferdebestand eines 
Hofbesitzers H. in G. Kreis Dirschau. Von 38 Pferden erwiesen sich 
4 als rotzkrank, 6 als rotzverdächtig. Durch Sektion konnte die 
Diagnose bei allen 4 ersten Tieren bestätigt werden. 

Interessant war die Herkunft dieser Erkrankungen. 1886/87 
hatte auf dem Gehöft Rotz geherrscht. Von 42 Pferden mußten 
17 wegen Rotz getötet werden, eins erlag spontan. Trotz dieser 
hohen Erkrankungsziffer wurde nur Sperre verhängt und diese bereits 
nach 6 Monaten aufgehoben. Bis zum Jahre 1895 wurden weitere 
Rotzfälle nicht bekannt. Dann erkrankten mehrere Pferde und ebenso 
gingen verschiedene Tiere ein. Der Besitzer unterließ die Anzeige, 


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Schutsimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelangsbemmung etc. 489 


erst von Nachbarn wurde die Behörde auf diesen Seuchenherd auf- 
merksam gemacht. Außer den 4 getöteten Pferden wurden nunmehr 
noch weitere 7 getötet, von denen 5 Botz hatten. Da eine andere 
Einschleppungsmöglichkeit vom Verf. ausgeschlossen wird, nimmt er 
eine 10-jährige Latenz an. Die Testierenden 27 Pferde wurden nun 
mit Malleln geimpft, die Impfdosis des frischen Präparats betrug 0,5, 
ein Fohlen erhielt 0,4. 17 Pferde hatten Reaktionen, die Uber 

1,5° C hinausgingen. 2 Tiere reagierten unregelmäßig, die übrigen 
gar nicht. Auf Ministerialanordnung wurde der ganze Bestand ge- 
lötet. Von den reagierten hatten 15 Rotz, bei 2 Tieren wurde nichts 
Verdächtiges gefunden. Ein Pferd derjenigen Gruppe, die nicht 
reagiert hatte, hatte ebenfalls Rotz, die übrigen waren frei. Es 
waren somit von 38 Pferden 25 rotzkrank, die Erkrankungen be- 
trafen die sämtlichen Ackerpferde, frei waren nur die Kutschpferde, 
die Jährlinge und 1 Fohlen. 

Im Jahre 1896 hatte Verf. nur einmal Gelegenheit, das Mallein 
itnzuwenden. Der Seuchenherd konnte nur dadurch entdeckt werden, 
daß der Besitzer der Pferde ein rotzkrankes Tier auf einem Markt 
abzusetzen versucht hatte. Dieses Tier hatte, wie auch durch die 
Sektion bestätigt werden konnte, typischen Rotz. Eine darauf an- 
geordnete Untersuchung des 11 Haupt betragenden Pferdebestandeg 
ergab 3 rotzverdächtige Tiere, die Sektion bestätigte auch hier die intra 
vitam gestellte Diagnose. Bald darauf erkrankte ein noch nicht vor 
allzu langer Zeit neu gekauftes Pferd, daraufhin wurden mit ministe- 
rieller Genehmigung der Rest der Tiere, 6 Pferde, geimpft, ein Fohlen 
wurde, weil zu jung, nicht geimpft. 

Die Dosis betrug 0,7 ccm. Sämtliche Tiere reagierten und 
mußten daher als rotzverdächtig angesprochen werden. Der Antrag 
auf Tötung der Pferde wurde abgelehnt und eine erneute Impfung 
angeordnet. Die erste Impfung war am 19. Mai gemacht, die folgende 
wurde am 21. August an allen Tieren auch dem Fohlen ausgefübrt. 
Jedes Tier erhielt von dem etwa 2 — 3 Monate alten Mallcl'npräparat 
0,6 ccm, das Fohlen 0,3. Nur 1 Pferd reagierte nunmehr noch 
typisch, 4 Pferde reagierten unerheblich, eins und das Fohlen gar 
nicht. Verf. hielt trotzdem die Pferde mit Ausnahme des Fohlens 
auf Grund der ersten Impfung für rotzkrank. Auf Verlangen des 
Besitzers, der in seinem landwirtschaftlichen Betriebe durch die 
Sperre schwer geschädigt wurde, wurde dann entgegen dem ursprüng- 
lichen Verhalten des Ministeriums die Tötung aller Tiere vorgenommen. 
Das Pferd, welches reagiert hatte, hatte neben älteren Rotzknoten, 
ganz frische Eruptionen , bei den übrigen Tieren fanden sich nur 
altere rotzige Veränderungen, die Rotzknoten waren vielfach in Ver- 
kalkung übergegangen, in den Respirationsschleimhäuten fanden sich 
nur alte weiße Narben. Verf. glaubt deshalb, daß die rotzigen 
Prozesse daher als abgeheilt angesehen werden müssen. In diesem 
Sinne müßte dann also anerkannt werden, daß das Malleln in diesen 
Fällen trotz des scheinbaren Mißerfolges sich als ein diagnostisches 
Hilfsmittel par excellence erwiesen hat und bei dem eigentümlichen 
Ausfall der zweiten Impfung seine volle Schuldigkeit gethan hat. 
Das Fohlen hatte keinen Rotz, im übrigen waren, wie die Zahlen 


490 Schutzimpfung, kiiustl. Infektionskrankheiten, Entwickelungsbemnuing etc. 

lehren, sämtliche Pferde des ganzen Bestandes vom Rotz befallen. 
Es folgen in der Abhandlung wieder die Obduktionsbefunde. 

In seinen Schlußbetrachtungen über die Erfolge der Malleln- 
impfungen kommt Preuße zu dem Ergebnis, daß von 86 geimpften 
Pferden 47 mit Temperaturen über 1 0 C reagiert haben, davon waren 
38 rotzkrank. Nur 2 derselben hatten Temperaturerhöhungen von 
1 — 1,5° C, die übrigen dagegen mehr. Unter den 9 Pferden, die 
bei der Obduktion keinen Rotz zeigten, hatten 6 Temperatur- 
differenzen von mehr als 1,5° C, keine solche von 1 — 1,5° C. Unter 
den ersteren befanden sich 2 Pferde mit atypischen Reaktionen, so 
daß der Mißerfolg nur 8,5 Proz. betrug. Trotz negativer Reaktion 
waren rotzkrank nur 2 Pferde, da eines derselben bereits bei der 
Impfung fieberte, fällt dieses fort, es resultiert daher nach dieser 
Richtung hin nur ein Mißerfolg. Die zweite Impfung entsprach dort, 
wo sie gemacht wurde, dem Obduktionserfolge. Verf. hält Heilungen 
von Rotz für sehr wohl möglich, ob indes diese durch das Maliern 
beeinflußt werden können, scheint Ref. trotz der Ausführungen 
Preuße’s doch noch zweifelhaft. Absichtlich hat Verf. bei den Er- 
gebnissen der Mallelnimpfungen nur die Fieberreaktion als ausschlag- 
gebend bezeichnet. Andere Symptome, wie lokale Geschwulst an der 
Injektionsstelle, Traurigkeit und Niedergeschlagenheit, verminderte 
oder aufgehobene Freßlust, Schüttelfröste, Muskelzittern, Trägheit in 
den Bewegungen, welche von Nocard unter dem Sammelbegriffe der 
organischen Reaktion zusammengefaßt werden, will Verf. nicht als 
für Rotz ausschlaggebend anerkennen. Endlich beklagt sich Verf. 
darüber, daß noch immer nicht dem Maliern die nach Meinung des 
Autors zukommende Anerkennung von Seiten der verschiedensten 
Forscher zu Teil geworden ist und beruft sich da auf die analogen 
Experimente mit dem Tuberkulin. Wenn wir auch mit dem Verf. 
dem Mallein ein möglichst gütiges Schicksal herbei wünschen möchten, 
schon allein im Interesse der Sache, der Rotzdiagnose, so stehen doch 
die Ergebnisse mit Tuberkulin und Mallein noch nicht auf einer 
Stufe. Dort Tausende von Impfungen, hier noch eine immerhin spär- 
liche Anzahl. Glücklicherweise, darf man sagen, kommen wir nicht 
in die Lage, solche Zahlenreihen von Rotzimpfungen aufmarschiereo 
lassen zu können. Wir werden uns mit unserem definitiven Urteil 
daher einstweilen noch etwas in der Reserve halten können, wobei 
wir aber nicht unterlassen wollen, auf eine möglichst intensive Prüfung 
des Mallei'ns hinzuweisen, überall dort, wo die Anwendung des Mittels 
geboten erscheint. Jeder derartige Beitrag ist darum willkommen 
und die Bemühungen des Verf.’s sind in diesem Sinne eine wertvolle 
Bereicherung unseres Wissens über die MalleTnwirkung als Diagnosti- 
cum beim Rotz der Pferde. 

Nur die eine Thatsache muß auffallen, das wiederholte Auftreten 
von primären Rotzknoten in den Lungen ohne anderweitige Ver- 
änderungen rotziger Natur. Es läßt sich hier der Verdacht nicht 
von der Hand weisen, daß es sich dabei gar nicht um Rotz handelt, 
sondern um Knötchen, die einen Strongylns beherbergen, ein Vor- 
kommen, auf welches Schütz besonders binweist, und was gewiß 
schon in einer großen Reibe von Fällen zu Irrtümern Veranlassung 


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Neue Litteratur.. 


491 


gegeben hat Verf. wird wohl in Zukunft nicht umhin können, diesen 
Dingen ganz besondere Aufmerksamkeit zu Teil werden zu lassen. 
Ref. fQrchtet fast, daß dann die Ergebnisse nicht ganz so wie seither 
ausfallen werden. O. Voges (Berlin). 


Neue Litteratur 

auummeageitellt von 

San.-Rat Dr. Arthub Wchzburg, 

Bibliothekar Im Kaiterl. Gesundheitsamt« in Berlin. 


Unter8uchung8methodeD, Instrumente u. s. w. 

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Inhalt. 


Inhalt. 


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Dorset, Marion, Crystal formation in cul- 
ture media. (Orig.), p. 473. 

Kamen, Ludwig, Ein weiterer Fall von 
typhöser Meningitis. (Orig), p. 440. 

Korn, Otto, Bakteriologischer Befund bei 
einem LeberabsceB. (Orig.), p 433. 

R4tz, Stefan ▼., Ein neuer Bandwurm der 
Katze. (Orig.), p 465 

Richardion, Mark W., Die Diagnose von 
Typhuskulturen vermittelst getrockneten 
Typhusserums. (Orig.), p. 446. 

Znpnik, Leo, Ueber die praktische Ver- 
wendbarkeit der Mfiusebacillen, insbeson- 
dere des Loeffler’schen Bac. typhi mu- 
rium. (Orig.), p. 446. 

Referate. 

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Krankheitserreger der Mundseuche der 
Menschen und der Maul- und Klauen- 
seuche der Tiere, p. 478. 

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und Klauenseuche, p. 478. 

Flügge, C., Die Mikroorganismen. Mit be- 
sonderer Berücksichtigung der Aetiologie 
der Infektionskrankheiten. 3. Aufl., p. 474. 

Fränkel, C , Der Siegel’scbe Bacillus der 
Maul- und Klauenseuche, p. 478. 

Günther, Carl, Bakteriologische Unter- 
suchungen in einem Falle von Fleisch- 
vergiftung, p. 477. 

Neumann, G., 8ur la Filaire de l’oeil du 
cheval, p. 481. 

Stern, B., Diagnostische Blutuntersuchun- 
gen beim Abdominaltyphus, p. 478. 

Unteriuchungimethoden, Instrumente etc. 

Arloing, Distribution de la matifere agglu- 
tinante des microbes dans le sang et 


quelques autres humeurs de l’organistne, 
p. 484. 

Conrmont, IWpartition de la substance ag- 
glutinante dans l'organisme des typhiques 
p. 484. 

Ferrand, Rcaeiion agglutinante dans un 
cas de septic4mie grave Sans bacille 
typhique, p 482. 

Kollo, Zur Serodiagnostik des Typhus ab- 
dominalis, p. 484. 

Nicolai, Apparition du pouvoir agglutinarit 
dans le serum de sujets traitds par le 
serum antidiptath^rique, p. 483. 

Rdnon, Ndcessit^ d’examiner les cultures 
avant l’addition du sirum dans 1» 
recherche de la riaction de Widal, 
p. 483. 

Widal et Sicard, La r4action agglutinsnte 
sur les b&cilles morts, p. 482. 

— — t La mensuration du pouvoir aggla* 
tinatif chea Jes typhiques, 484. 

Schutzimpfung , künstliche Infektions- 
krankheiten, Entwickelungshemmung und 
Vernichtung der Bakterien etc. 

Ihr&na, F-, Contributo alla cura del tetano 
traumatico con le injeiioni ipodermiche 
di acido fenico (metodo Bacelli), p. 486 

Jacob, Ein in Heilung Übergegangener, 
mit Antitoxin behandelter Fall von Te- 
tanus, p. 487 

Freusse, Die Ergebnisse der in den Jahren 
1896 und 1806 im Regierungsbesirk 
Danzig ausgefübrten Maileinimpfungen, 
p. 487. 

Rex, Behandlung von Pferden mit Tetanus- 
antitozin, p. 487. 

Wittlin, Ueber die Einwirkung der Sonnen- 
strahlen auf den Keimgebalt des Strafen- 
staubes, p. 486. 

Neue Litteratur, p. 491. 


Fronmannsche BochdrucSeret (Hermann Fohle) In Jena. 


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Bakteriologie, Parasitenhmde n InMunsbnlttiRiiBu 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Paras itenkunde. 

In Verbindung mit 

(Ml Rat Prot Dr. Lencfcart, Gelt. led.-Rat Prot Dr. Loeffler 

ln Leipzig und in Greifswald 

Professor Dr. R Pfeiffer 

ln Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. Uhlworm in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer ln Jena. 

XXI. Band. -®- Jena, den 34. April 1897 . -o- No. 13/14. 

Preis für den Band (86 Hämmern) 15 Mark. — Jährlich erscheinen zwei Bände. 

Hierzu alt regelmä/aige Beilage die Inhaltiübcr lichten der II. Abteilung dei CentralblaUet. 


Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten - 
künde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige 
Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Aufsätze ent- 
weder bet der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das 
Manuskript schreiben zu wollen oder spätestens nach Empfang der ersten 
Korrekturabxüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , 
gelangen zu lassen. 


Original- Mittheilungen. 

Nachdruck verboten. 

Zur Kenntnis des Pestbacillus. 

Von 

Dr. Iludolf Abel, 

Privatdozenten and Assistenten am hygienischen Institut za Hamburg. 

Seitdem die Pest vor drei Jahren in mehreren ostasiatischen 
KQstenplätzen aufgetreten ist, müssen wir in Europa, auch in Deutsch- 
land, mit der Möglichkeit rechnen, daß sie bei unseren reichen Han- 
delsbeziehungen zu den pestbefallenen Gegenden gelegentlich zu uns 
eingeschleppt wird. Mit der Ausdehnung der Pest auf einige ost- 
indische Häfen im letzten Jahre ist die Gefahr natürlich noch ge- 
stiegen. Vorderhand ist nur eine Verschleppung auf dem Seewege 

En» Abt. XXI. Bd. 82 


498 


Rudolf Abel, 


zu befürchten, auf dem ein direkter Verkehr zwischen unseren großen 
Hafenstädten und den infizierten Orten Asiens besteht Die Gefahr 
eines Eindringens auf dem Landwege droht nicht so unmittelbar, 
denn weite Strecken hat die Pest noch zu durchmessen, ehe sie an 
unsere Grenzen gelangt, und wenn sie dieselben unter Umständen auch 
schnell durcheilen kann, so scheint sie doch vorläufig wenigstens auf 
diesem Wege noch keine Fortschritte zu machen. 

Der Lage entsprechend berücksichtigen die bisher gegen das 
Eindringen der Pest getroffenen Maßregeln nur die Einschleppung 
der Seuche auf dem Seewege, geben Vorschriften für eine gesund- 
heitspolizeiliche Kontrolle der aus verseuchten Häfen stammenden 
Schiffe und schließen bestimmte Waren, an denen der Pestkeim haften 
könnte, von der Einfuhr aus. Doch müssen wir immerhin bedenken, 
daß vielleicht in nicht ferner Zeit auch an den Landgrenzen, zumal 
nach Osten zu, gegen einen Einbruch der Pest anzukämpfen sein wird. 

Für die prophylaktischen Maßnahmen gegen die Pest ist es nun 
ein großer Gewinn, daß der Erreger der Seuche bekannt ist. Wie 
die ganze moderne rationelle Choleraprophylaxe auf die Kenntnis des 
Choleravibrio, seiner Lebenseigenschaften , seiner Verbreitungs- 
weise aufgebaut ist, so muß und wird die Prophylaxe der Pest sich 
nach den Eigenschaften des Pestbacillus gestalten. Welche 
Gegenstände einer Pestübertragung verdächtig sein können, welche 
Art der Desinfection für infizierte Objekte zu empfehlen ist, welche 
Vorsichtsmaßregeln die Allgemeinheit und der Einzelne beim Nahen 
der Pest zu befolgen hat, diese und viele andere Fragen werden ein- 
fach zu beantworten sein, wenn der Pestbacillus genau bekannt 
sein wird; ganz abgesehen sei davon, welche Bedeutung eine bakte- 
riologische Diagnose durch Nachweis der Pestbacillen in klinisch 
zweifelhaften Erkrankungsfällcn für die Prophylaxe haben kann. 

Leider sind vorläufig unsere Kenntnisse über die Eigenschaften 
des Pestbacillus nur sehr lückenhafte. Der eine seiner beiden 
Entdecker, Kitas ato, hat außer einer zwar inhaltreichen, aber 
kurzen und im Original wenig bekannt gewordenen Publikation in 
Form einer vorläufigen Mitteilung nichts über seine, in den seither 
verstrichenen 2 l /i Jahren doch wohl fortgesetzten Untersuchungen 
bekannt gegeben. Der andere Entdecker des Pestbacillus, 
Y er sin, hat von vornherein die Frage der Serumherstellung zur 
Heilung und Immunisierung zu eingehender Bearbeitung erwählt. In 
seinen Abhandlungen so wenig, wie in den anderen bis vor 6 Wochen 
erschienenen Arbeiten, unter denen sich von deutscher Seite nur 
eine von Zettnow publizierte befindet, sind für die Prophylaxe der 
Pest verwertbare Angaben, wenn man die Mitteilungen über die 
Serumwirkung und einige Notizen über morphologisches und kulturelles 
Verhalten der Pestbacillen ausnimmt, niedergelegt. 

Diese Lücke in unserer Kenntnis des Pest bacillus auszufüllen, 
dürfte mit eine der Hauptaufgaben der nach Indien entsandten Pest- 
kommission sein. Da aber noch Monate vergehen können, ehe Berichte 
derselben eingehen werden, so erschien es zweckmäßig, sofort wenig- 
stens einige orientierende Untersuchungen anzustellen. Zumal für Ham- 
burg, als dem der Pesteinschleppung am meisten ausgesetzten deutschen 



Zar Kenntnis des Pestbacillas. 


499 


Hafen, mußten sie von Bedeutung sein. Es wurde mir daher vom 
hygienischen Institut daselbst der Auftrag, derartige Untersuchungen 
auszufQhren und gleichzeitig durch ein genaues Studium des Pest- 
bacillus die zur Stellung einer Diagnose in verdächtigen Fällen 
nötige Kenntnis desselben zu erwerben. Im Hamburger hygien. 
Institut selbst die Untersuchungen vorzunehmen, war nicht angängig, 
weil dessen provisorische Unterbringung in gemieteten Räumen nicht 
die Beobachtung aller der Vorsichtsmaßregeln zuließ, die beim Arbeiten 
mit einem so gefährlichen Organismus, wie der Pestbacillus es 
ist, zu ergreifen sind. Dank dem liebenswürdigen Entgegenkommen 
des Herrn Geh. Rat Loeffler in Greifswald war es möglich, in 
dessen Institut unter Beobachtung aller Kautelen die erforderlichen 
Versuche anzustellen. 

Wenn ich mir erlaube, die Resultate dieser Untersuchungen kurz 
mitzuteilen, so bewegt mich dazu die Annahme, daß bei der Spärlich- 
keit der bisherigen Erfahrungen über den Pestbacillus Mitteilungen 
betreffs seiner Eigenschaften allgemeinerem Interesse begegnen werden. 
Ich verkenne dabei durchaus nicht, daß meinen Untersuchungen not- 
wendig Mängel anhaften. Die zu ihrer Ausführung verfügbare Zeit 
betrug nur vier Wochen, ein Zeitraum, der nicht genügen konnte, um 
alle Untersuchungen, z. B. die über die Lebensdauer der Pestbacillen 
unter verschiedenen Verhältnissen, zum vollständigen Abschlüsse zu 
führen. Daneben liegt aber naturgemäß auch die Gefahr vor, daß 
die Versuche, welche hier im Laboratorium mit mehr oder weniger 
lange Zeit auf künstlichen Nährböden fortgezüchteten Kulturen ange- 
stellt werden, andere Resultate geben, als mit frischen, eben aus 
dem Körper des Pestkranken isolierten Bacillenstämmen angestellte. 
Nun erschien aber im Verlauf und zur zweiten Hälfte nach Abschluß 
meiner Versuche eine Arbeit von Wiltn, der in Hongkong während 
der Epidemie von 1896 an frischem Kulturmaterial Untersuchungen 
über die Pest machte. Soweit W i 1 m gleiche Fragen mit mir be- 
arbeitete, sind die erhaltenen Resultate ähnlich; es ist danach zu 
erwarten, daß meine übrigen Ergebnisse gleichfalls wenigstens ap- 
proximativ auch für frische Pestkulturen zutrefien und damit prak- 
tische Bedeutung beanspruchen können. 

Ich schicke im Folgenden eine Darstellung der Untersuchungen 
und ihrer Ergebnisse voran und schließe daran in gedrängter Kürze 
ein paar Bemerkungen über die Diagnose der Pest, ihre Verbreitungs- 
weise und ihre Prophylaxe. 

Als Ausgangsmaterial für die Untersuchungen dienten zwei aus 
dem Institut für Infektionskrankheiten zu Berlin von Herrn Dr. K o 1 1 e 
freundlichst überlassene Kulturen von Pestbacillen. Die eine Kultur 
gehört einem Bacillenstamme an, der 1894 in der Hongkong-Epidemie 
v on Kitasato isoliert und in den letzten Jahren im Institut für 
Infektionskrankheiten fortgezüchtet worden ist. Die andere Kultur 
entstammt einem in London während des Monats Oktober 1896 vor- 
gekommenem Pestfalle. 

Beide Stämme wurden in allen Versuchen nebeneinander be- 
nutzt Nur eine Anzahl der Desinfektionsversuche wurden ausschließ- 
lich mit der zweiten Kultur vorgenommen und ebenso alle Tierver- 

32 * 


ogle 



500 


Rudolf Abel, 


suche, weil erstens nach Angabe des Herrn Dr. Rolle die erstge- 
nannte Kultur nur sehr geringe Virulenz besitzen sollte und weil 
zweitens auf Wunsch von Herrn Geheimrat Loeffler die Zahl der 
Tierexperimente möglichst eingeschränkt werden mußte. Bis auf sehr 
geringe Differenzen in der Resistenz gegen Desinfektionsmittel war 
das Verhalten beider Kulturen so außerordentlich übereinstimmend, 
daß füglich von einer getrennten Besprechung der mit beiden er- 
haltenen Ergebnisse Abstand genommen werden darf. 

Bei der Anstellung der Versuche wurden alle erdenklichen Vor- 
sichtsmaßregeln beobachtet. Ein besonderer, unter Verschluß ge- 
haltener Raum wurde für dieselben bestimmt. Das Füttern der 
Versuchstiere, das Aufspannen und Verbrennen der Kadaver, die 
Desinfektion der als Käfige dienenden Steinguttöpfe wurde von mir 
selbst besorgt. Alle benutzten Nährsubstrate, auch die steril ge- 
bliebenen, wurden sorgfältig aufgekocht, ehe die sie enthaltenden 
Gefäße gereinigt wurden. Beim Herstellen mikroskopischer Präparate 
wurde die abtropfende Farblösung uud das zum Abspülen dienende 
Wasser in Sublimat aufgefangen, das zum Trocknen benutzte Fließ- 
papier verbrannt. Kurz, jede Möglichkeit eines Entschlüpfens leben- 
der Bacillen wurde ausgeschlossen. 

Wenden wir uns nun zur Beschreibung der morphologischen 
und kulturellen Verhältnisse des Pestbacillus. 

Bezüglich der Gestaltsverhältnisse konnte die von allen Unter- 
suchern beobachtete Vielgestaltigkeit der Bacillen bestätigt werden. 
Man findet von kurzen Formen an, deren Längsdurchmesser ungefähr 
dem auf 1 ft zu beziffernden Querdurchmesser gleicht, alle Ueber- 
gänge bis zu großen Bacillen, deren Länge das Vier- bis Fünffache 
der Breite beträgt. In älteren Kulturen sieht man selbst noch 
längere Formen, deren Dicke auch etwas größer sein kann, derart, 
daß man anscheinend fremde Bacillen vor sich hat, während doch 
eine Fortzüchtung die Reinheit der Kultur ergiebt. Entsprechende 
Formen fanden sich auch in einer von Herrn Kr 41 in Prag freund- 
lichst übersandten Kultur mir unbekannter Herkunft. Die kurzen, 
fast kokkenförmigen Stäbchen sind am zahlreichsten in Kulturen auf 
sehr günstigen Nährböden. Man bemerkt z. B. auf Agarkulturen, 
wenn sie bei 37° wachsen, derartige Stäbchen zahlreich und oft zo 
vier bis sechs in kurzen Kettchen so hintereinander gelagert, daß 
ihre Erscheinung an Streptokokkenketten erinnert In flüssigen 
Substraten findet man die Bacillen zu noch längeren Ketten, bis zu 
zehn und zwölf Elementen ausgewachsen. Die einzelnen Bacillen 
pflegen hier etwa zwei- bis dreimal so lang als dick zu erscheinen 
und lassen meist eine geringe spindelförmige Aufschwellung in der 
Mitte erkennen. Auffallend ist an diesen Ketten, daß die Bacillen 
selten zu mehreren in gerader Reihe hintereinander liegen, sondern 
daß sie vielfach in scharfem Winkel an den Trennungsstellen gegen- 
einander abgeknickt sind. Längere Ketten zeigen oft mehrere scharfe 
Abbiegungen, die man ja zwar bei anderen Bakterien auch wahr- 
nimmt, die aber in Kulturen der Pestbacillen niemals vermißt werden 
und im Verein mit der Spindelform der einzelnen Bakterien wohl 
als eine Eigentümlichkeit der Pestbacillen hervorzuheben sind; za 


3gle 



Zur Kenntnis des Pestbacilla*. 


501 


ihrer Untersuchung eignen sich ungefärbte Präparate besser, als 
gefärbte. 

In alten Kulturen und auf schlechtem Nährboden nimmt man 
zwischen den Stäbchenformen mit abgerundeten Enden oder statt ihrer 
abweichende Bacillenformen dar. Es erscheinen elliptische oder runde 
Gebilde, bisweilen von beträchtlicher Größe, an kleine Hefezellen er- 
innernd , auch wohl Clostridium artige Gebilde (ohne Spore). 
Solche, besonders im ungefärbten Präparat monströs erscheinende 
Formen, nehmen sich ganz eigenartig aus, wenn sie in Bacillenketten 
zwischen normal geformten Stäbchen auftreten. Schon Yersin hat 
gleich in seiner ersten Abhandlung solche „renflements en boule“ 
beschrieben. 

Die Pestbacillen sind vollkommen unbeweglich. Wenn Kitasato 
ihnen „very little movement 11 zuerkennt, so hat er sich wohl durch 
Molekularbewegung täuschen lassen. 

Die Färbung der Bacillen gelingt leicht mit allen üblichen 
Bakterienanilinfärben ; bei Anwendung der Gram’schen Methode 
halten die Bacillen die Färbung nicht fest, sondern tingieren sich in 
der Kontrastfarbe. Nimmt man die Färbung mit nicht zu stark 
tingierenden Lösungen vor, so bemerkt man, daß an vielen Exem- 
plaren sich die beiden Pole des Stäbchens stärker färben, als die 
Mittelpartie, welche dann, ähnlich wie bei den Hühnercholerabacillen, 
als helle Lücke erscheint Stärkere Farblösungen, z. B. Karbol- 
fuchsin, ergeben die Lücke nur bei nachfolgender Abspülung mit 
Alkohol, wie schon Zettnow bemerkt. Uebrigens gelingt es durch- 
aus nicht immer, die Polfftrbung zu erzielen, in Kulturen z. B. färben 
sich die Bacillen oft ganz gleichmäßig. 

Die von Kitasato und Yersin beobachtete Bildung von 
Kapseln seitens der Bacillen kam mir nicht zu Gesicht, auch in 
den Ausstrichen aus Tierorganen und in Kulturen bei Anwendung 
der Loeffler’schen Geißelbeize, mittels welcher Zettnow als 
Kapseln gedeutete Hüllen darstellen konnte, nicht. 

Besondere Aufmerksamkeit wurde der Sporenbildung zuge- 
wendet. Unter keiner der gewählten Temperaturbediugungen und 
auf keinem Nährboden konnte Sporenentwickelung, oder auch nur ein 
Ansatz dazu, wahrgenommen werden. 

Die Kultur der Pestbacillen gelingt auf allen gebräuchlichen 
Nährsubstraten. 


Auf der Gelatineplatte bilden sie, bei 22° gezüchtet, schon 
nach 24—48 Stunden für das unbewaffnete Auge erkennbare, rein 
weiße oder gelblichweiße Kolonieen, welche in der Tiefe der Gelatine 
rundlich, an der Oberfläche flach, wenig erhaben erscheinen und selbst 
da, wo sie unbehindert durch benachbarte Kolonieen sich entwickeln 


können, nicht viel größer, als gut stecknadelkopfgroß werden. Eine 
Verflüssigung der Gelatine bewirken sie nicht. Mikroskopisch sind 
die Kolonieen zuerst grau, bald aber braun gefärbt. Sie besitzen einen 
Band und eine mit dem Alter an Stärke zunehmende Körnung, wie 
man sie bei ähnlichen Kolonieen anderer Bakterien kaum jemals jso 
ausgesprochen sieht; die vorzüglichen Photogramrae von-'ZelTn pwp, “ 
lassen diese Körnung sehr deutlich erkennen. Überflächljclver^MöifteeiLa //j 

AÄSSt 


502 


Rudolf Abel 


schieben manchmal einen feinen Saum ringsum am Bande vor, ohne 
sich jemals so weit auszubreiten, wie die Kolonieen der Bacillen aus 
der Typhusgruppe es thun. 

Im Gelatinestrich entsteht eine trockene weiße, etwas ins Gelb- 
liche spielende Auflagerung, die nichts Charakteristisches außer der 
mikroskopisch wahrnehmbaren starken Körnung zeigt Im Gelatine- 
stich tritt in der ganzen Ausdehnung des Stiches Wachstum ein, an 
der Oberfläche bildet sich rings um den Stichkanal eine flache Auf- 
lagerung. 

Auf Agar bildet der Pestbacillus glasige, kreisrunde Kolonieen, 
die erst tautropfenartig erscheinen, sich schnell vergrößern und, bei 
Körpertemperatur gehalten, bereits nach 24—48 Stunden ihre stärkste 
Ausdehnung, d. h. höchstens Linsengröße erreicht haben. Sie zeigen, 
wie auch die Gelatinekulturen häufig, leichtes Irisieren der Ränder. 
Die Kolonieen in der Tiefe des Agars sind scharfrandig, rund, stark 
gekörnt, bieten aber nichts Charakteristisches. Auf schrägem Agar 
ausgesät, konfluieren die Kolonieen; die Bakterienmasse ist zäh, etwas 
fadenziehend. Das Kondenswasser der Agarröhrchen wird ohne 
Häutchenbildung getrübt. 

Y er sin hat schon darauf aufmerksam gemacht, daß manchmal 
zwischen den einzelnen Kolonieen auf Agar auffallende Größenunter- 
schiede zu bemerken sind; ueben klein bleibenden Kolonieen ent- 
wickeln sich sehr große. Dieselbe Beobachtung machte Wilm. Ich 
konnte ähnliche Unterschiede beobachten und wie Wilm feststellen, 
daß fortgezüchtet die großen Kolonieen wieder große Kolonieen geben, 
während von kleinen wieder kleine und große Kolonieen aufgingen. 
In Bezug auf die Richtigkeit der Behauptung Yersin’s, die großen 
Kolonieen enthielten Bacillen von verringerter Virulenz, konnten Nach- 
prüfungen nicht angestellt werden. Ein Unterschied zwischen den 
Abkömmlingen der großen und kleinen Kolonieen in ihrer Resistenz 
gegen Karbolsäure war nicht wahrzunehmen. 

Glycerinagar leistete als Substrat nicht mehr als Peptonagar. 

Loeffler’sches Blutserum, ebenso schräg erstarrte Ascites- 
flüssigkeitgeben einen guten Nährboden ab; doch war das W’achstum 
auf Serum, trotzdem Kitas ato es für das üppigste erklärt, nicht 
besser als auf Agar. 

Auf Kartoffeln entwickelte sich bei 37° ein geringer weiß- 
grauer Rasen. Auf gekochten Rüben blieb das Wachstum sehr mäßig. 

Als sehr charakteristisch wird das W’achstum der Bacillen in der 
Bouillon geschildert. Es soll dem des Strept. pyogenes ähneln; 
am Grunde der klar bleibenden Bouillonröhrchen bildet sich ein flockiger 
oder krümeliger Bodensatz, der auch hier und da au den Glaswänden 
anliegt. Derartiges W’achstum wurde oft, aber nicht immer beob- 
achtet. Nicht selten trat diffuse gleichmäßige Trübung der Röhrchen 
unter Entwicklung eines flockigen Bodensatzes ein. Der Grund für 
diese Verschiedenheit scheint wesentlich an der Art der Besäung zu 
liegen. Ueberträgt man ein Stückchen vom zähen Ueberzug einer Agar- 
kultur oder einen Seidenfaden mit angetrockneten Bacillen in Bouillon, 
so sinkt das ganze eingebrachte Material zu Boden und von dort aus 
findet die Vermehrung statt. Schüttelt man die typisch gewachsenen 


ogle 


Zur Kenntnis des Pestbacillus. 


603 


Kulturen um, so trübt sich die Bouillon in wenigen Stunden diffus 
und bleibt so. Ein Tropfen solcher diffus getrübten Bouillon in 
neue ausgesät, giebt in dieser wieder gleichmäßige Trübung. Es 
handelt sich also einfach um die Art der Verteilung der eingebrachten 
Bacillen, ob man Streptokokken-ähnliches Wachstum oder diffuse Ent* 
Wickelung durch die ganze Bouillon erhält. Kolle giebt an, beob- 
achtet zu haben, daß ein Zuckergehalt der Bouillon immer die letztere 
Art der Entwickelung bedingt ; doch habe ich auch in solchem Substrat 
die andere Wachstumsweise bemerkt. In älteren Bouillonkulturen 
liegt oft eine dicke Bakterienschleimmasse am Boden, die dort fest- 
haftet und mit dem freien Ende beim Schütteln des Glases sich zopf- 
artig emporwirbeln läßt. Vereinzelt wurde die Bildung eines Deck- 
häutchens oder eines Schleimringes an der Berührungsstelle von 
Oberfläche und Glaswand konstatiert. 

Als bestes Substrat für die Pestbacillen wird von Yersin und 
W i 1 m 2- proz. alkalische Peptonlösung mit 1 Proz. (W i 1 m) oder 1 
—2 Proz. (Yersin) Gelatinezusatz empfohlen. Ein besseres Gedeihen 
der beiden zur Verfügung stehenden Peststämme in diesem Medium 
gegenüber der gewöhnlichen Nährbouillon aus Pferdefleisch ließ sich 
nicht feststellen, im Gegenteil mußte eher der Bouillon der Vorzug 
gegeben werden. Gewöhnliches Peptonwasser gab dieselben Resultate 
wie das mit Gelatine versetzte. 

In Milch schien eine geringe Vermehrung des Bacillus statt- 
zuhaben, ohne daß Gerinnung eintrat. Kolle sah in Milch keine 
Vermehrung erfolgen, Wilm dagegen Gerinnung zustande kommen. 

Ueber sonstige Wachstumsverhältnisse des Pestbacillus wurde 
Folgendes festgestellt. Die günstigste Wachstumstemperatur ist eine 
solche von ca. 37° C. Nicht wesentlich schlechter kommt der Bacillus 
aber bei 22 — 24° fort. Bei 15° ist das Wachstum verlangsamt, doch 
ist auf Gelatine immerhin nach 3 — 4 Tagen die Entwickelung von 
Kolonieen wahrzunehmen. Selbst bei Temperaturen zwischen 8 und 10° C 
wurde vom sechsten Tage an auf der Gelatineplatte Wachstum 
konstatiert, das langsam Fortschritte machte. 

Der Bacillus wächst sowohl aörob als an aörob, und zwar bei 
Abschluß der Luft höchstens unwesentlich langsamer. Gasbildung 
in zuckerhaltigen Substraten wurde nicht beobachtet. Indol bildete 
sich in Bouillon- und Peptonwasserkulturen nicht Lackmusbouillon 
neutraler Reaktion war bereits nach 24 Stunden durch das Wachs- 
tum der Bacillen stark gerötet und blieb während der drei Wochen 
der Beobachtung rot. Riech- oder Farbstoffentwickelung kam nirgends 
zur Wahrnehmung. Auch in nicht neutralen Medien kommt der 
Bacillus fort. Eine Bouillon, die so sauer war, daß sie 10,5 ccm 
*/i o N. — NaOH auf 100 ccm zur Neutralisation erforderte, war noch 
ein guter Nährboden. 

Ueber die Lebensfähigkeit des Bacillus in Kulturen ist nur so 
viel zu sagen, daß die Abimpfung von 5 — 6 Wochen alten Agar- und 
Gelatinekulturen sofort und reichlich anschlug. 

Gehen wir zur Frage der Tierpathogenität über, so sollen 
die Pestbacillen bekanntlich für alle kleineren Versuchstiere, Tauben 
ausgenommen, pathogen sein und sie in wenigen Tagen unter dem 



504 


Rudolf Abel, 


Bilde einer Septikfimie mit starker Reaktion an der Impfstelle 
töten. 

Es wurden sieben Tiere mit folgendem Erfolg geimpft, alle von 
Kultur II: 


Meerschw. subkutan — Serumkultur t nach 8 Tagen 

„ intraperit. — 0,5 ccm Bouillonkultur f nach 3 Tagen 
„ intraperit. — Agarkulturaufschwemmung f nach 4 Tagen 

sssr } i sä* 


gas { sä* 

Ssri - *•—«- { l sä e sc 

Alle Tiere, bis auf eine Feldmaus, gingen ein, und zwar etwas 
langsamer, als es nach den Angaben von Yersin und Wilm bei 
Verimpfung frischer Kulturen der Fall ist, trotzdem sehr beträchtliche 
Kulturdosen zur Infektion verwendet wurden. Die Virulenz der 


f nach 3 Tagen 
f nach 6 Tagen 


Kultur war also fraglos herabgesetzt Besonders schien sie für Feld- 
mäuse gering zu sein. Eine Feldmaus blieb am Leben, die andere 
starb 3 Tage später, als die mit gleicher Menge geimpfte Hausmaus. 
Das kann wohl an einer größeren natürlichen Resistenz der Feldmäuse, 
aber auch daran liegen, daß die Kultur wiederholt den Organismus von 
Hausmäusen passiert hatte und für diese besser in ihrer Virulenz 
adaptiert war. Nach dcu Angaben von Yersin, Calmette und 
Borrel gelingt es leicht, durch wiederholtes Passierenlassen der 
Bacillen durch den Körper von Exemplaren derselben Tierspecies für 
diese letztere sie virulenter zu macheu, während sie gleichzeitig für 
andere Tierspecies nicht virulenter werden. Jedenfalls hat der Tier- 
versuch ergeben, daß auch Feldmäuse pestempfänglich sind, also Pest- 
verbreiter werden können. 


Die intraperitoneal geimpften Meerschweinchen erlagen schneller, 
als das subkutan infizierte. 


Versuche zu einer Infektion von Tieren per os wurden nicht ge- 
macht. Damit sie gelingen, muß die Kultur nach den vorliegenden 
Angaben stark virulent sein, eine Bedingung, welche die zur Verfügung 
stehende Kultur nicht erfüllte. 


Die geimpften Tiere ließen bis zum letzten oder vorletzten Tage 
vor ihrem Tode Symptome einer Erkrankung nicht erkennen, dann 
wurden sie weniger lebhaft und saßen zusammengekauert in einer 
Ecke. Die Haare sträubten sich, die Augen wurden trübe, die Atmung 
beschleunigt. Die Freßlust nahm ab. Unter zunehmender Benommen- 
heit der Tiere, die schließlich auf äußere Reize nicht mehr reagierten, 
trat der Tod ein, ohne daß vorausgehende Krämpfe, wie Yersin und 
Wilm sie beschrieben, beobachtet werden konnten. 

Bei der Sektion ergab sich bei allen subkutan geimpften Tieren 
an der Impfstelle ein ausgedehntes gallertiges, manchmal mit Fibrin- 
fäden durchsetztes Exsudat, das hin und wieder leicht blutig gefärbt 
war, wenig Eiterzellen, aber zahllose Pestbacillen enthielt. Bei den 
intraperitoneal infizierten Meerschweinchen fand sich eine sehr reich- 
liche Eiteransammlung in der Bauchhöhle, deren sämtliche Organe, 
namentlich Darm , Uterus und Nebennieren stark injiziert und mit 
einzelnen Hämorrhagieen durchsetzt waren. Der Eiter war dick, zäh. 


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Zur Kenntnis des Pastbacillns. 


505 


fadenziehend , von graugrüner Farbe und geruchlos. Er enthielt 
massenhaft Eiterkörperchen und Pestbacillen. 

Bei den subkutan geimpften Tieren waren die nächst der Impf- 
stelle gelegenen Drüsen geschwollen und gerötet, die ferner gelegenen 
nicht oder in geringerem Grade affiziert. Stark war die Lymphdrüsen- 
sch welluug bei dem Meerschweinchen, das 8 Tage nach subkutaner 
Impfung erlag. Eine eitrige Schmelzung entzündeter Drüsen wurde 
aber nur einmal, nämlich bei der nach 6 Tagen eingehenden Feld- 
maus beobachtet ; der weiße rahmige Eiter der auf mehr als Erbsen- 
größe geschwollenen Drüsen enthielt massenhaft Bacillen, Ausstriche 
glichen ganz den Bildern, welche Präparate aus vereiterten mensch- 
lichen Pestbubonen geben. In den geschwollenen, aber nicht ver- 
eiterten Drüsen der anderen Tiere fanden sich zwar immer Bacillen, 
aber nur in mäßiger Menge, vor. 

An Veränderungen der inneren Organe wurden außer den schon 
erwähnten, bei intraperitonealer Impfung eintretenden, beobachtet: 
Geringe Vergrößerung von Leber und Milz , in beiden Organen fast 
stets kleine gelbgraue, höchstens miliare Herdchen in großer Anzahl. 
Sonst fiel nur der Blutreichtum der Lungen und die dunkle braun- 
rote Färbung des Herzblutes auf. 

Die Pestbacillen fanden sich außer am Orte der Infektion auch 
septikämisch durch den ganzen Körper verbreitet. Meist waren sie 
aber wenig zahlreich im Blute vorhanden, höchstens zu einigen 
Exemplaren pro Gesichtsfeld. Innerhalb von Leukocyten wurden sie 
nur ausnahmsweise gesehen. Ihrer Gestalt nach glichen sie den in 
Beinkulturen und den in Gewebsausstrichen pesterlegener Menschen 
gesehenen Organismen; ihre Züchtung gelang stets mit Leichtigkeit 
und sofort in Reinkultur. 

Des weiteren wurde die Widerstandsfähigkeit der Pest- 
bacillen gegen Austrocknung untersucht In dieser Hinsicht 
lagen bereits Versuche von Kitas ato vor. Derselbe trocknete 
Buboneneiter vom Menschen an Deckgläscben und bewahrte diese bei 
28 — 30° C auf. Aussaat in Bouillon gab nach 1 — 36 Stunden Wachs- 
tum, nach länger als 4 Tagen nicht mehr. Beim Experimentieren 
mit Serumkultureu erhielt er sehr ähnliche Resultate. W i 1 m , dessen 
Angaben erst nach Abschluß der Versuche bekannt wurden, trocknete 
Reinkulturen auf Deckgläschen au und hielt sie bei 29 — 31°. Nach 
4 1 / j Tagen ergab Aussaat in Bouillon kein Wachstum mehr. „Im 
Exsikkator zeigte sich der Bacillus unter deuselbeu Verhältnissen nach 
3 Stunden nicht mehr lebensfähig.“ 

In den eigenen Versuchen wurden Reinkulturen (Bouillon-, 
Agar-, Serumkulturen) oder pestbacillenhaltiger Eiter aus der Bauch- 
höhle von Meerschweinchen an verschiedenen Objekten und zwar an 
Deckgläschen, Seiden-, Baumwoll-, Wollfäden, Leinwaudfetzen, Stücken 
Von Rindshäuten und an steriler Erde angetrocknet. Auch wurden 
Organteilchen pesterlegener Tiere, Leber und Milz, in etwa erbsen- 
großen Stücken eingetrocknet. In regelmäßiger Folge wurden täglich 
Amsaaten der betreffenden Materialien vorgeuommen. 

Es ergab sich bei diesen Versuchen zunächst , daß die Art der 
Austrocknung von Bedeutung für die Lebensdauer der Pestbacillen 



506 


Rudolf Abel, 


war. Erfolgte die Trocknung bei Temperaturen von ca. 35® im Brut- 
schrank oder von ca. 20® im Exsikkator über Schwefelsäure, die Auf- 
bewahrung bei 16—20° im Zimmer an lichtgeschütztem Platze, so 
waren die Bacillen bisweilen schon nach 2, spätestens nach 3 Tagen 
zu Grunde gegangen, einerlei an welchem Materiale sie angetrocknet 
worden waren. (Mit Organstückchen und Hautfetzen sind derartige 
Versuche nicht gemacht worden.) Ging die Trocknung aber im 
Zimmer bei 16—20° an dunklem Orte vor sich, so blieben die Bacillen 
viel länger am Leben, und zwar hing ihre Lebensdauer ab von der 
Beschaffenheit des Materials, an dem sie angetrocknet worden waren. 
An Deckgläschen blieben sie 6—9 Tage (Eiter und Kulturen) atu 
Leben, nur einmal in vier Versuchsreihen waren selbst nach 14 Tagen 
noch lebendige Bacillen nachweisbar, später aber nicht mehr. An 
Fäden verschiedener Art, Leinenstückchen und in Organteilchen ein- 
getrocknet, waren die Bacillen aber noch nach 30 Tagen lebendig; 
ob noch länger, konnte nicht geprüft werden, da die Versuche ab- 
gebrochen werden mußten. Der Umstand, daß man in den letzten 
Tagen an den ruhig in der Bouillon liegenden ausgesäten Fäden hier 
und da von einander isolierte Bakterienschleimhäufchen statt des an- 
fangs, in den früheren Versuchstagen, sich bildenden Bacilleurasens 
aufschießen sah, scheint darauf hinzudeuten, daß die Zahl der lebens- 
fähigen Bacillen in starker Abnahme begriffen war; wann sie auf 
Null herabsinken wird, muß dahingestellt bleiben. 

Aus den Versuchen geht hervor, daß forciertes Austrocknen 
unter Anwendung von Temperaturen über 30° oder lebhaft wasser- 
entziehender Medien wie konzentrierter Schwefelsäure den Pest- 
bacillus stark schädigt und bald seiner Lebensfähigkeit beraubt. 
Langsames Eintrocknen bei niederer Temperatur schadet weniger. 
Aber selbst bei gewöhnlicher Raumtemperatur beeinträchtigt ihn 
schnelles Austrocknen, wie es am Deckgläschen erfolgt, wesentlich 
stärker als das langsame Eintrocknen an Geweben und in Organ- 
teilchen. Es sei dabei erwähnt, daß Fäden , Leinen- und Körper- 
gewebe stets in den ersten Tagen nach der Infektion zwecks schnel- 
lerer Trocknung mehrfach umgelegt wurden und auch nach höchstens 
24—48 Stunden vollkommen trocken erschienen. 

Die erhaltenen Zahlen geben mit denen Kitasato’s und Wilm's 
verglichen, befriedigende Uebereinstimmung. Die beiden Autoren, 
welche in dem heißen Klima von Hongkong arbeiteten, haben die 
Trockenproben bei 28 — 31 0 konserviert und dabei Ziffern für die 
Lebensdauer der Bacillen erhalten, die (bis zu 4 und 4 1 /, Tagen) 
nur um wenig höher sind, als die von mir nach Trocknung der 
Materialien bei 35° beobachteten. 

W i 1 m sah die Bacillen im Exsikkator schon nach wenigen 
Stunden untergehen; ganz so deletär war der hier beobachtete 
Einfluß der Kxsikkatortrocknuug zwar nicht, aber doch ganz unver- 
kennbar vorhanden. Der Nachweis, daß die Bacillen, bei 16—20° 
eingetrocknet , länger lebensfähig bleiben , als nach den bisherigen 
Angaben zu erwarten war, lehrt, daß wir in unserem Klima wenigstens 
eine schnelle Zerstörung der Pestbacillen durch Austrocknung in Ge- 
websstoffen u. s. w. nicht erwarten dürfen. 


jgle 



Zur Kenntnis des Pestbacillus. 


507 


An frischen Häuten, deren Einfuhr aus pestverseuchten Häfen 
verboten ist, angetrocknet, konnten die Bacillen bis zum zehnten Tage 
entdeckt werden. Diese Versuche sind nicht ganz einwandfrei; da 
eine Sterilisierung der Hautfetzen vor der Infektion durch Waschen 
und achttägige Aether-Alkoholbehandlung nicht erzielt worden war. 
Es ist denkbar, daß noch nach dem zehnten Tage lebende Pestbacillen 
vorhanden waren, die aber ahgeschwftcht waren, im Wachstum hinter 
den anderen Organismen zurückblieben und deshalb nicht nachweisbar 
waren. 

Ueber die Einwirkung des Sonnenlichtes auf die Pest- 
bacillen wurden, trotzdem die Jahreszeit ungünstig war, einige Ver- 
suche angestellt. 

Fein verteilte Bacillen aus Bouillonkultur auf Deckgläschen ge- 
bracht, waren bereits nach einer Stunde Besonnung bei Temperatur- 
Steigerung auf 30° abgestorben. Dunkel gehaltene Kontrollgläschen 
gaben nach 24 Stunden Wachstum. Dickere Ausstriche von Agar- 
kulturen vertrugen 3 l / 2 -stündigo Besonnung bei 30°. Als in einem 
Versuche die Gläschen am nächsten Tage wieder exponiert werden 
konnten, war nach weiteren 4 Stunden Besonnung Abtötung erfolgt. 
Es erhellt aus diesen Versuchen, daß auch die Sonne unseres Klimas 
die Pestbacillen vernichten kann, wozu sie dieselben aber natürlich 
länger oder in weniger geschützter, mehr isolierter Lage treffen muß 
als die südlichere Sonne. In Hongkong sah Kitasato die Bacillen 
in Buboneneiter an Deckgläschen eingetrocknet nach 3— 4-stündiger 
Besonnung, Wilm sie in Reinkulturen an Deckgläschen nach 4-stün- 
diger Belichtung durch die Sonne zu Grunde gehen. 

Versuche über die Widerstandsfähigkeit der Pestbacillen gegen 
trockene Hitze liegen noch nicht vor. EigeneVersuche ergaben, 
daß bei 100° in einer Stunde die an Deckgläschen angetrockneten 
Bacillenmassen aus Agarkulturen zu Grunde gegangen waren. Eine 
halbe Stunde Erhitzen auf 75° genügte nicht, eine Stunde Erhitzen 
auf 75° nicht immer zur Vernichtung der Bacillen. Einstündiges Er- 
hitzen auf 50° tötete die Bacillen nicht ab. 

Hinsichtlich der Resistenz gegen feuchte Hitze sind schon 
von mehreren Autoren Angaben gemacht worden. Kitasato be- 
merkt, daß Bouillonkulturen bei 30 Minuten langem Erhitzen auf 
80° und in wenigen Minuten bei 100° getötet waren. Yersin, Cal- 
niette und Borrel sterilisieren Bacillenaufschwemmungen für Im- 
munisierungszwecke durch einstündiges Erwärmen auf 58°. Wilm 
citiert als das Ergebnis von Versuchen (eigenen?), daß Reinkulturen 
durch eine Temperatur von 58° in einer Stunde, von 80° in 20 Mi- 
nuten, von 100° in 10 Minuten vernichtet werden. Die letzte Zahl 
ist auffallend hoch, wenn man bedenkt, daß Milzbrandsporen im 
Durchschnitt 3 — 5 Minuten lang lOOgradigen Dampf ertragen können 
und stellt wohl nicht die Minimalzahl dar. Wahrscheinlich sind die 
Versuche mit größeren Kulturmengen, die sich erst langsam im Dampfe 
auf 100° erwärmten, angestellt worden. Ebenso ist einstündiges Er- 
wärmen auf 58® wohl nicht als die Minimalgrenze für die Einwirkungs- 
dauer dieser Temperatur zur Erreichung der Abtötung anzusehen, 
weil sonst Yersin und seine Mitarbeiter länger ihre zur Immuni- 



508 


Rudolf Abel, 


sierung bestimmten Kulturen auf diese Temperatur erhitzt haben 
würden, um sicher zu sein, daß auch der letzte Keim darin abge- 
tötet war. 

Demgemäß fallen auch die in eigenen Versuchen erhaltenen 
Grenzzahlen etwas niedriger aus; sie lassen sieb in folgender Reihe 
zusammeDStellen : 

Bei 100° (Dampf) nach 1 Min. Abtötung 


80° 

70° 

60" 

50° 

50» 


5 
10 

mehr als 10 
30 
60 


bald Abtötung, bald nicht 
Abtötung 


Behle Stämme gaben identische Resultate. Die Versuchsanord- 
nung war derart, daß gut entwickelte Bouillonkulturen in Kapillaren 
aufgesaugt und darin in ein auf die gewünschte Temperatur erhitztes 
Wasserbad oder in den Dampfstrom gebracht wurden. Die Kapillaren 
und ihr Inhalt nehmen augenblicklich die Temperatur des umgeben- 
den Mediums an. Zur Aussaat wurden die Kapillaren mit Sublimat, 
Alkohol und Aether äußerlich desinfiziert, in Bouillonröhrchen ge- 
worfen und zersplittert. Versuche mit Erhitzen von Bouillonkulturen 
in Reagenzröhrchen gaben ganz aualoge Resultate. 

Agarkulturen, Kartoffel-, Milch- und andere Kulturen hatten 
nach 5 Minuten Aufenthalt im strömenden Dampfe stets ihre Lebens- 
fähigkeit eingebüßt. 

Von chemischen Stoffen, welche als Desinfektionsmittel 
Verwendung finden, wurden Karbolsäure, Karbolschwefels&ure und 
Lysol, Sublimat, Kalkmilch und Chlorkalk, Forraalin und arsenigsaures 
Natron, letzteres aus besonderen Gründen, bezüglich ihrer Einwirkung 
auf die Pestbacillen Versuchen unterworfen. Die Anordnung der Ei- 
periniente war verschieden. Teils wurden gut entwickelte Kulturen 
auf schrägem Agar geprüft, welche, mit dem Desinfektionsmittel be- 
gossen, bestimmte Zeit mit ihm in Berührung blieben. Nach Ab- 
gießen des Desinfektionsmittels wurde eine Oese Kulturbelag von der 
am dichtesten entwickelten Partie in reichlicher Menge Bouillon aus- 
gesät Zur Kontrolle auf etwaige hemmende Wirkung der dabei mit- 
übertragenen Menge des Desinfektionsmittels erhielt eine gleiche 
Menge Bouillon Zusatz von 5 gleich großen Oesen des Desinfektions- 
mittels in der angewandten Konzentration; in diesen Kontrollen trat 
stets Wachstum ein. Zum Teil wurden üeckgläschen mit frisch in 
dicker Schicht angetrocknetem Eiter oder Agarkulturmaterial in 
das zu prüfende Mittel gebracht, nach verschiedener Zeit herausge- 
nommen, in sterilem Wasser abgespült und in Bouillon ausgesät 
Stets wurde darauf Acht gegeben, daß die aufgetragene Eiter- oder 
Kulturschicht sich nicht losgelöst hatte. Bei mehreren Desinfektions- 
mitteln wurden noch andere der üblichen Prüfungsmethodeu ange- 
wendet, bei einigen wurde auch die zur Entwickelungshemmung ge- 
nügende Konzentration festgestellt. War nach 24stündiger Einwirkung 
Abtötung nicht erfolgt, so wurde der Versuch abgebrochen, weil 
Konzentrationen und Mittel, welche bis dahin nicht gewirkt haben, 
praktisch unbrauchbar sein dürften. 


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Zur Kenntnis des Peatbacillu». 


509 


Mit Karbolsäure hat Kitasato schon Versuche angestellt. 
Er versetzte 2— 3-tägige Bouillonkulturen mit 1 /„ */ 4 , 1 Proz. Karbol- 
säure. V» un d i U Proz. gaben nach 1 Stunde Wachstum, nach 
2 Stunden nicht mehr. 1 Proz. nach 1 Stunde gab Abtötung. W'ilm 
sah 5-proz. Karbolsäure nach 5 Minuten Reinkulturen au Seidenfäden 
vernichten. Eigene Versuche lieferten folgende Werte: 1-proz. Kar- 
bolsäure: Agarkulturen nach 6 Stunden lebensfähig, nach 24 Stunden 
bald abgestorben, bald nicht, nach 48 Stunden vernichtet. Deck- 
gläschen mit Eiter und Agarkulturausstrichen nach 1 Stunde lebens- 
fähig, nach 2 Stunden abgetötet. 5-proz. Karbolsäure: Agar- 
kulturen nach 10 Minuten, Bacillen aus Agarkulturaufschwemmung 
an Deckgläschen nach 5 Minuten abgetötet. — Diese Zahlen scheinen 
zu den von Wilm gefundenen zu stimmen. Kitasato fand größere 
Empfindlichkeit der Pestbacillen, weil er an fein verteilten Organismen 
in Bouillonkulturen experimentierte. 

Karbolschwefelsäure, deren Wirkung auf Pestbacillen noch 
nicht erprobt war, wurde durch Mischen von roher Schwefelsäure 
und roher Karbolsäure ää unter Einstellen in ein Kühlgefäß her- 
gestellt. 1-proz. Lösung tötete Agarkulturen in 10 Minuten, Pest- 
bacillen, in Eiter an Deckgläschen angetrocknet, in 2 Minuten ab. 
0,2- proz. Lösung vernichtete Agarkulturen in 10 Minuten noch 
nicht, aber in 30 Minuten. 

Ueber die Wirkung des Lysols sind in der Litteratur An- 
gaben nicht vorhanden. 1-proz. Lösung vernichtete Agar- 
kulturen in 30 Minuten, Pestbacillen in Eiter auf Deckgläschen in 
5 Minuten. 0,2- proz. Lösung tötete Agarkulturen noch nicht 
sicher in 24 Stunden ab. Der Unterschied in der Wirkung beider 
Konzentrationen ist kolossal, aber durch 2 Versuchsreihen bestätigt 
worden. 

Mit Kreolin wurde von mir nicht gearbeitet. Wilm giebt 
an, daß 5-proz. Lösung Pestbacillen, in Reinkulturen an Seidenfäden 
angetrocknet, in 5 Minuten vernichtet. 

Sublimat ist von anderer Seite noch nicht erprobt worden. 
Es zeigte sich, daß 0, 1-proz. Lösung Agarkulturen in 10 Minuten, 
Pestbacillen, in Eiter an Deckgläschen angetrocknet, in 2 Minuten 
abtötete. 0,02-proz. Lösung vernichtete Agarkulturen innerhalb 
1 Stunde. 

Die gleichen Konzentrationen mit Zusatz von 0,5 Proz. Kochsalz 
gaben keine stärkere Wirkung. Entwickelung fand noch statt in 
Bouillon mit einem Zusatz von Sublimat 1 auf 100000 Teile Bouillon; 
bei 1 : 50000 blieb dieselbe aus. 

Mit Kalkmilch hat Kitasato, wie es scheint an Bouillon- 
kulturen, experimentiert. Er fand bei 1 Proz. und 2 Stunden Ab- 
tötung, 1 / s Proz. und 2 Stunden spärliches Wachstum, 3 Stunden 
Abtötung. Eigene Versuche ergaben folgende W r erte: Bouillon- 
kulturen, so stark mit 20-proz. Kalkmilch versetzt, daß die Mischung 

1 Proz. Kalkmilch enthielt, waren nach 1 Stunde nicht, jedoch nach 

2 Stunden zu Grunde gegangen. Agarkulturen, mit gesättigtem Kalk- 
wasser übergossen (0,13 Proz. Ca(OH) 3 ), hatten nach 1 Stunde ihre 
Entwickelungsfähigkeit verloren, unter Einwirkung 50 -proz. Kalk- 


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510 


Rudolf Abel, 


wassers (0,06 Proz. Ca(()H) s ) aber selbst nach 24 Stunden noch nicht. 
An Deckgläscben in Eiter ein getrocknete Pestbacillen wurden von 
Kalkwasser mit 0,09 Proz. Ca(OH) 2 -Gehalt nach 2 Stunden noch nicht, 
aber nach 24 Stunden abgetötet. — Ein Vergleich zeigt, daß die für 
Bouillonkulturen erhaltenen Zahlen mit denen Kitasato’s ungefähr 
übereinstimmen. Reinkulturmaterial an Seidenfäden angetrocknet ist 
W i 1 m zufolge nach 10 Minuten in 5-proz. Kalkmilch abgestorben. 

Chlorkalk vernichtete in 1-proz. Lösung Agarkulturen iu 
30 Minuten, Bacillen in Pusteiter an Deckgläschen in 5 Minuten; iu 
0,2- proz. Lösung Agarkulturen in 2 Stunden. 

Einige Versuche mit Formalin gaben nicht besonders günstige 
Resultate. Eine Bouillonkultur, mit 0,44 Proz. Formaldehyd (d. b. 
1,1 Proz. Formalin) versetzt, enthielt nach 3 Stunden keine lebenden 
Bacillen mehr; bei 0,22 Proz. Formaldehydgelialt waren die Bacillen 
nach 3 Stunden noch lebendig. — Wurden auf den in das Röhrchen 
schauenden Teil des Wattebausches vou Agarkultureu 3 Tropfen 
Formalin gegossen, so waren bei luftdichtem Abschluß die Bacillen 
nach 3 und 17 Stunden noch entwickelungsfähig, nach 48 Stunden 
nicht mehr. — In eine Flasche von 2 Liter Inhalt wurden 0,8 ccm 
Formaldehyd gebracht (2 ccm Formalin, Flasche leicht angewärmt) 
unter luftdichtem Abschluß der Flasche in dieser aufgehängte 
Deckgläschen mit Pesteiter enthielten nach 2 Stunden noch lebende 
Bacillen, nicht mehr nach 24 Stunden. 

Mit arsenigsaurem Natron wurden deshalb Versuche ge- 
macht, weil Lösungen dieser Substanz zur „Arsenizierung“ der 
frischen Rindshäute in Indien Verwendung finden, um Insektenfraß 
an denselben zu verhüten. Es war von Interesse, zu wissen, ob 
neben der Trocknung und Besonnung der Häute auch das Behandeln 
mit arsenigsaurem Natron zur Vernichtung etwa an ihnen haftender 
Pestbacilleu mitwirken kann. Die Konzentration der zur Arsenizie- 
rung benutzten Lösungen ist unbekannt; sie werden durch Verdünnen 
einer ca. 4-proz. Stamralösung hergestellt, wie ein Hamburger Sach- 
verständiger, der solche Lösungen exportiert, mitteilte. Jedenfalls 
werden wohl nicht stärkere, als höchstens 1-proz. Lösungen gebraucht 
— Bouillonkulturen mit Zusatz vou 1 Proz. waren nach 1 Stunde 
abgetötet, solche mit Zusatz von 0,1 Proz. nach 2 Stunden noch 
nicht. Deckgläschen mit Pesteiter waren nach 1 Stunde Einwirkung 
0,5- proz. Lösung noch bacillenhaltig, nach 25 Stunden langem Liegen 
frei von entwickelungsfähigen Bacillen. Agarkulturen waren von 
0, 5-proz. Lösung nach 25 Stunden noch nicht sterilisiert. Da die 
Häute nur kurz in die Lösung eingetaucht werden, ist eine Ein- 
wirkung des Desinficienz auf die Bacillen nicht zu erwarten. 

Eine letzte Versuchsreihe endlich beschäftigte sich mit dem 
Studium der Lebensdauer des Pestbacillus in Wasser. Die 
Resultate Wilm’s wurden erst nach Abschluß der Untersuchungen 
bekannt. Er fand Pestbacillen in destilliertem Wasser 20 Tage lang, 
in Leitungs- und Brunnenwasser (200 ccm •+- */ a Agarkultur) 16 Tage 
lang, in Seewasser (bei gleichem Zusatz) 6 Tage lang nachweisbar. — 
In eigenen Versuchen wurden steriles destilliertes Wasser, steriles 
Leitungswasser und uicbt sterilisiertes Leitungs wasser mit Pestbacillen, 


ogle 



Zur Kenntnis des Pestbacillns. 


511 


und zwar zu je 50 ccm mit einer Oese Agarkultur versetzt. Prüfungen 
durch Aussaat von je 1 ccm nach 10 und 20 Tagen ergaben, daß 
die Pestbacillen noch nachweisbar waren. Ueber 20 Tage hinaus 
die Prüfung fortzusetzen, war wegen des nötigen Abschlusses der 
Arbeiten nicht möglich. Das nicht sterilisierte Greifswalder Leitungs- 
wasser, welches mit in diesen Versuchen benutzt wurde, führt etwa 
30 Keime pro Kubikcentimenter. Wie Kontrollversuche zeigten, fehlten 
darin Bakterien , mit welchen die Pestbacillen hätten verwechselt 
werden können. Da die Pestbacillen reichlich eingeführt wurden, so 
war für sie die Konkurrenz mit den wenig zahlreichen Wasser- 
bakterien wohl nicht schwer. Bakterienreichere Wässer mit Pest- 
bacillen zu versetzen, wurde unterlassen, weil die Schwierigkeiten 
der Herauszüchtung der Bakterien zu bedeutend schienen und weil 
eine Identifizierung etwaiger als Pestbacillen an gesprochener Mikro- 
organismen durch den Tierversuch notwendig gewesen sein würde, 
die Infektion weiterer Versuchstiere aber wegen der Gefahr einer 
Pestverbreitung vermieden werden sollte. 

Soviel in kurzen Worten über die Resultate meiner Unter- 
suchungen. Sind dieselben auch notwendig wegen der kurzen für 
ihre Erarbeitung verfügbaren Zeit unvollständig geblieben und werden 
sie durch eingehendere Untersuchungen, zumal an frischen Kulturen, 
manche Modifikationen erfahren, so lassen sie doch, zusammen* 
gehalten mit dem schon früher Bekannten und letzthin von Kolle 
und Wilm über den Pestbacillus Publizierten, manche Schlüsse 
für die Beurteilung der drei oben gekennzeichneten Gesichtspunkte 
zu; sie sind verwertbar für die bakteriologische Diagnose, 
für die Kenntnis der Verbreitungs weise der Pest und 
für die Maßnahmen zu ihrer Verhütung. 

Zur Vermeidung einer Pesteinscbleppung ist eine sichere Dia- 
gnose verdächtiger Fälle unerläßlich. Ausgebildete typische Pest- 
erkrankungen scheinen nun zwar klinisch unschwer richtig erkennbar 
zu sein. Vielfachen Beobachtungen zufolge verlaufen aber gerade 
die ersten Fälle von Epidemieeu entweder so foudroyant, daß sich 
die charakteristischen Drüsenerkrankungen infolge des schnell ein- 
tretenden Todes gar nicht entwickeln, oder so milde, daß die wochen- 
lang sich binziehenden Erkrankungen gar nicht als Pest imponieren. 
Hier tritt die bakteriologische Diagnose, die zur größeren Sicherheit 
natürlich auch in klinisch ausgesprochenen Pestfällen Anwendung 
linden wird, in ihr Recht. 

Nach den Angaben in der Litteratur (Kitasato, Yersin, 
Wilm) sind bei Pestkranken ziemlich regelmäßig Pestbacillen im 
Blute vorhanden, ebenso wie sie sich bei jedem pestinfizierten Tiere 
im Blute finden. Das Blut wird also das geeignete Material sein, 
in dem man auf Pestbacillen fahndet, während andere Gewebsteile, 
z. B. Buboneneiter, schon weil er nicht immer gebildet wird und 
Körperexkrete , wie Faeces, die nach Wilm oft Pestbacillen ent- 
halten, wegen der Inkonstanz des Vorhandenseins der Bacillen, wegen 
der Schwierigkeit ihrer Identifizierung u. s. w. seltener oder nur bei- 
läufig Untersuchungsobjekte abgeben werden. Nur der Harn kommt 
noch in Frage, worüber weiter unten. Interessant ist die Mitteilung 



512 


Rudolf Abel, 


Kitasato’s, (laß bei Rekonvalescenten noch 3 — 4 Wochen nach 
Ablauf der Infektion Pestbacillen im Blute zu finden sind ; es besteht 
demnach einmal die Möglichkeit, aus dem Blutbefund selbst eine 
abüelaufene Pesterkrankung noch zu diagnostizieren und zweitens die 
Gefahr, daß auch Pestrekonvalescenten noch selbst nach Desinfektion 
ihres äußeren Menschen zur Seuchenverbreitung beitragen köunen. 
Angaben W i 1 m ’s, auch über das Vorkommen der Bacillen im Harne, 
sprechen in gleichem Sinne. 

Nun sind bei der Blutuntersuchung auf Pestbacillen zwei Punkte 
zu berücksichtigen , die praktische Bedeutung haben. Ad 1 : Die 

Bacillen können im Blute außerordentlich spärlich Vorkommen. 
Ad 2: Sie können mit anderen Bakterien, besonders Streptokokken 
und umgekehrt diese mit ihnen, verwechselt werden. 

Daß die Bacillen manchmal sehr vereinzelt im Blute Pestkranker 
Vorkommen, wird von allen Untersuchern betont Eine größere Gruppe 
von ca. 60 Bacillen sah Zettnow z. B. in Präparaten Kitasato’s 
nur einmal. Dieser selbst fand in 28 Fällen dreimal Pestbacillen 
nicht vor, zwei andere angebliche Pestfälle, in (lenen er sie vermißte, 
stellten sich später als andersartige Erkrankungeu heraus, ein Beweis, 
daß in Epidemiezeiten nicht jede Erkrankung Pest ist, die zunächst 
als solche erscheint. Trotzdem genügte Y e r s i n in den ersten Fällen, 
welche er der Serumbehandlung unterwarf, die einfache mikrosko- 
pische Blutuntersuchung zur bakteriologischen Diagnose, auch W i 1 m 
empfiehlt sie, obwohl sie nur in 77 Proz. der Fälle positive Resultate 
gab, und wir dürfen annehmen, daß fast immer diese Methode zum 
Ziele führen wird, wenn man nur eine größere Zahl von Präparaten, 
sagen wir mindestens zehn, auf das Vorhandensein der Bacillen unter- 
sucht. Eine Kontrastfärbung der Bacillen, durch die sie leichter 
auffindbar würden, ist leider nicht bekannt, da sie der Gram’schen 
Färbung nicht zugänglich sind. 

Um nun aber auch für diejenigen denkbaren Fälle sicher gestellt 
zu sein , in welchen die Bacillen zu spärlich im Blute vorhanden 
sind, als daß sie selbst bei sorgfältigem Durchmustern vieler Prä- 
parate gefuudeu werden könnten, werden wir allemal der mikro- 
skopischen Blutuntersuchung auch noch die kulturelle folgen lassen, 
weil sie die Verarbeitung größerer Blutmengen als jene erlaubt und 
damit die Chancen für das Auffinden der Bacillen erhöht. Wilm 
erreichte durch sie in 81 Proz. aller Pestfälle positive Befunde. 

Zu demselben Resultate führt die Ueberlegung des Umstandes, 
daß Pestbacillen in Präparaten mit anderen Bakterien zu verwechseln 
sein können. Hätte mau die Pestbacilleu im Blute immer in ausge- 
sprochener Stäbchenform , 2 — 3 mal so lang als breit, mit abgerun- 
deten Euden und mit zentraler Lücke färbbar vor sich, so würde 
man aus dem mikroskopischen Befunde sofort Pest diagnostizieren 
können , denn ihnen ähnliche pathogene Bakterien sind sonst im 
menschlichen Blute bei keiner anderen Affektion gefunden worden. 
Aber die Pestbacillen zeigen im Blute oft kurze kokkenartige Formen, 
liegen in streptokokkenähnlichen Kettchen hintereinander, kommen 
auch mit Streptokokken vermengt im Blute vor (Aoyama) und 
können mit ihnen, speziell wenn sie vereinzelt erscheinen, leicht ver- 
wechselt werden. Streptokokken sind aber bei verschiedenen Affek- 


ogle 



Zur Keootuis des Pestbucillus. 


513 


tionen im Blute gefunden worden. Es ist wohl denkbar, daß schwere 
Streptokokkenseptikämieen bei der bakteriologischen Untersuchung 
foudroyante Pestfälle Vortäuschen können. Hier wird man sich durch 
Anwendung der Gram 'sehen Färbung, welche die Streptokokken, 
nicht aber die Pestbacillen annehmen, helfen. Da aber auch andere 
unbekannte Mikroorganismen Irrtilmer veranlassen können, so ist es 
von diesem Gesichtspunkte aus ebenfalls nötig, daß eine kulturelle 
Biutuntersuchung die mikroskopische kontroliert. 

Ueber die Möglichkeit eines Hineintragens pestähnlicher Bakterien 
von der Haut des Kranken in die Blutpräparate zu sprechen, ist unnötig. 
Durch die Wahl einer geeigneten Blutentnahmestelle (Ohrläppchen, 
nicht Finger) und gründliche Reinigung derselben vor der Entnahme 
ist diese Verunreinigung zu vermeiden. 

Die Blutkulturen sind auf Medien anzulegen, welche erstens eine 
möglichst schnelle Entwickelung des Pestbacillus zwecks Beschleu- 
nigung der Diagnose und zweitens ein möglichst charakteristisches 
Wachstum behufs leichter Erkennung geben. Beide Bedingungen 
sind schwer miteinander zu vereinigen. Die Kolonieen auf Gelatine 
zeichnen sich aus durch ihre eigenartige starke Körnung, brauchen 
aber zu lange Zeit zu ihrer charakteristischen Entwickelung. Es 
wird am besten sein, Agarkulturen auzulegen und bei 37° zu be- 
brüten. Obwohl auf diesem Substrat das Wachstum wenig Charak- 
teristisches hat, so unterscheiden sich doch die Kolonieen bald z. B. 
von Streptokokkenkolonieen und entwickeln sich ferner sehr schnell. 
Daneben würden Bouillonkulturen herzustellen sein. In Bouillon kann 
eine große Menge Blut ohne Schwierigkeit ausgesät werden. Die 
Bacillen vermehren sich bei 37° schnell und bilden Ketten, welche 
durch die Form der einzelnen Glieder, die scharfen Abbiegungen und 
die Unbeweglichkeit zwar nicht von allen anderen Mikroorganismen 
leicht zu unterscheiden sind, deun es giebt ähnlich sich verhaltende 
Saprophyten, aber doch einigermaßen charakteristisch für die Pest- 
bacillen sind. Eine bipolare Färbung der Bacillen ist nicht immer 
za erwarten. 

Mit dem gewonnenen Kulturmaterial auf Agar oder in Bouillon 
sind sofort Tierversuche anzustellen. Subkutane Impfungen an 
Mäusen, intraperitoneale an Meerschweinchen mit soviel Kultur- 
material, als an einer Nadelspitze hängen bleibt (Ko Ile), können 
in einem oder wenigen Tagen ein Resultat haben. Wegen ihrer ge- 
ringen Empfänglichkeit für etwa mit vorhandene Streptokokken werden 
sich hervorragend Meerschweinchen zu solchen Impfungen eignen. 
Sollte nach Analogie anderer septikämischer Infektionen der Tier- 
körper als Reinkulturapparat dienen können, worüber noch Erfah- 
rungen fehlen, was aber sehr wahrscheinlich anzunehmen ist, so 
könnte man getrost mit unreinen Kulturen impfen. 

Außer der Herstellung von Präparaten und Kulturen nebst 
Impfung mit den letzteren empfiehlt es sich, Tiere direkt mit größeren 
Mengen von Blut zu infizieren. Auf einen Erfolg wird mau bei An- 
wesenheit auch nur weniger Bacillen rechnen können, da anscheinend 
sehr geringe Mengen zur Auslösung einer Infektion genügen, wie es 
jä bei anderen Septikämieen auch der Fall ist. Eventuell könnte man 

Eni« 4M. XXI. B4. M 


agle 



514 


Rudolf Abel, 


eine Vermehrung der Bacillen durch Bebrütung eines Quantums Blut 
ohne Zusatz während 10 — 12 Stunden bei 37° erreichen und damit 
besseres Material zur Herstellung von Präparaten, von Kulturen und 
zur Tierinfektion erhalten. 

Ist der Blutbefund bei mikroskopischer Untersuchung negativ, so 
empfiehlt es sich nach Wilrn auch, den Urin zu untersuchen, der 
nahezu immer Eiweiß und Pestbacillen enthält. Die keimfreie Ent- 
nahme von Harn ist schwieriger, als die von Blut. Die Blutunter- 
suchung wird daher meist leichter zu beurteilende und einwaudsfreiere 
Resultate geben und deshalb vorzuziehen sein. Die Urinuntersuchung 
würde ganz wie die Blutuntersuchung durch Mikroskop, Kultur und 
Tierversuch durchzuführen sein, bedarf daher keiner weiteren Erläu- 
terung. Auch im Urin finden sich bisweilen während der Rekon- 
valescenz noch Pestbacillen wochenlang, was für eine Diagnose post 
festum und für die Pestverbreitung zu beachten ist. 

Wo es angeht, wird man gern Buboneneiter, sei es spontan ent- 
leerten, sei es durch Punktion gewonnenen, untersuchen, da in ihm 
die Bacillen niemals fehlen. 

Natürlich läßt sich der Modus procedendi in der Anordnung 
der Untersuchungen noch weiter variieren. Nur die praktische 
Erfahrung kann lehren, welche Art des Vorgehens sich am besten 
bewährt. Hier handelte es sich darum, nach unseren jetzigen 
Kenntnissen einen Kriegsplan für die Diagnose im Ernstfälle zu 
entwerfen. 

Die Verbreituugsweise der Pest ist uns nur im allgemeinen 
bekannt. Es spricht viel dafür, daß der Infektion durch äußere 
Wunden, seien sie auch sehr gering, eine bedeutende Rolle zukommt. 
Aoyama hält nach Beobachtungen in Hongkong diesen Weg für den 
betretensten, schon Griesinger giebt Beobachtungen wieder, weiche 
in diesem Sinne verwertbar sind. Die mehrfach nach Sektions- 
verletzungen vorgekoinmenen PesterkraukuDgen sind entsprechend zu 
deuten. Neuerdings wissen wir durch die Entdeckung des Pest- 
bacillus, daß bei Tieren eine Infektion von Verletzungen der Haut 
aus künstlich auszuführen ist. Welcher Prozentsatz der Erkrankungen 
auf diesen Infektionsmodus zurückzuführen ist, wird die exakte Be- 
obachtung von Epidemieen zeigen. W i 1 m nimmt an, daß weitaus 
die Mehrzahl aller Erkrankungen in Hongkong vom Verdauungs- 
traktus ihren Ursprung nahmen. Es ist sicher, daß eiue Infektion 
auf dem letzteren Wege möglich ist. Für die Infektion per os kommt 
neben allen möglichen, durch Zufälligkeiten infizierten Nahrungs- 
mitteln, auf denen sich, wie Wilm an Früchten und Gemüsen kon- 
statierte, die Bacillen mehrere Tage halten können, das Wasser in 
Betracht. In diesem kann der Pestbacillus, wie Wilm’s und 
meine oben angeführten Versuche klarstellen, sich längere Zeit, jeden- 
falls mehrere Wochen lang, halten. Wilm will sogar in drei ver- 
dächtigen Brunnen Pestbacilleu nachgewiesen haben. Eine InfektioD 
durch Vermittelung der Respirationsorgaue ist nur ausnahmsweise 
möglich. Die erforderliche Trockenheit, die ihm gestattet, mit dem 
Staube in die Luft sich zu erheben, kann der Pest baciilus, wenn 
überhaupt, doch nur sehr kurze Zeit ertragen. Es ist auf diesem 


Google 



Zar Keuntois des Pestbacillas. 


515 


Wege eigentlich nur im geschlossenen Raume, durch Einatmung etwa 
von Kranken beim Niesen expirierter, in der Luft fein verteilter 
feuchter Pestbacillen, eine Infektion denkbar. 

Der Kranke selbst, und wie es scheint, seine sämtlichen Se- und 
Exkrete enthalten den Pestbacillus. Die ganze Umgebung des 
Krauken, alles, was mit seinen Absonderungen in Berührung ge- 
kommen ist, muß also als infektiös betrachtet werden. Ebenso sind 
auch Rekonvalescenten noch fähig, die Krankheit zu verbreiten. Im 
Urin von Pestkranken konnte Wilm noch 4 — 6 Wochen nach Ablauf 
des ersten akuten Fieberstadiums die Bacillen finden, im Blute aus 
den Bindegewebsschwellungen von Bubonen ebensolange, ja einmal 
sogar 10 Wochen lang, nachweisen, wenn auch häufig in abgeschwächter 
Virulenz. 

Außerhalb des Organismus kann sich der Pestbacil lus unter 
günstigen Bedingungen, d. h. an dunklen und feuchten Orten, jeden- 
falls lange Zeit lebensfähig erhalten. Bei seiner Anspruchslosigkeit 
in Bezug auf den Nährboden, denn selbst Kartoffeln und Rüben 
ermöglichen in geringem Grade sein Wachstum, bei seiner Fähigkeit, 
in Temperaturen von 8 — 10°, wie sie den größten Teil des Jahres bei 
uns herrschen, zu gedeihen, ist es wohl denkbar, daß er, auch in 
unserem Klima, außerhalb des menschlichen uud tierischen Organismus 
sogar sich zu vermehren imstande ist. Wie weit er dabei eine 
Konkurrenz mit anderen Bakterien siegreich durchzufechten vermag, 
muß mangels geeigneter Untersuchungen dahingestellt bleiben. 

Von schädigenden Einflüssen, welche den Pest baci 11 us in der 
Außenwelt treffen können, siud uns zwei wirksame Faktoren bekannt, 
die Trockenheit uud das Licht. Schnelle Austrocknung verträgt der 
Bacillus sehr schlecht, wie alle bisher angestellten Versuche zeigen. 
Daß er aber durch Austrocknung unter allen Umständen in so kurzer Zeit 
vernichtet wird, wie Kitasato und Wilm es wollen, in maximo 
etwa in 5 Tagen, möchte ich nach meinen Versuchen bezweifeln. Da 
der Pestbacillus unter natürlichen Verhältnissen nicht au Deck- 
gläschen, auch nicht im Exsikkator und, bei uns wenigstens nicht, 
bei Wärmegraden von etwa 30° antrocknet, vielmehr au Stoffen, 
welche zur Herstellung vou Kleidungsstücken dienen, an Erde und 
dergl. bei mäßiger Temperatur, so entsprechen die mit letzteren 
Gegenständen von mir angestellten Versuche wohl eher den praktisch 
vorkommenden Bedingungen. Ihre Resultate zeigen aber, daß doch 
wohl Wochen mindestens vergehen können, ehe die Pestbacillen der 
Wirkung des Austrocknens unterliegen. In unserem Klima wenig- 
stens ist also auf ein schnelles Zugrundegehen der Pestbacillen an 
trockenen infizierten Objekten nicht immer und sicher zu rechnen. 
Weit energischer ist die W'irkung des Sonnenlichtes, das auch in 
unseren Breiten sicher schon in wenigen Tagen die Bacillen der 
Lebensfälligkeit beraubt. 

Von einer Anzahl Waren, deren Einfuhr aus pestverseuchten 
Häfen vorläufig untersagt ist, darf mau wohl annehmen, daß sie 
lebensfähige Bacillen nicht mehr enthalten können. So betreffs der 
rohen Rindshäute, welche ein- oder sogar zweimal unter wieder- 
holtem Umwenden in der Sonne so stark getrocknet werden, das sie 

33 * 


agle 



516 


Rudolf Abel, Zur Kenntnis des Pestbacillus. 


sich krümmen. In ihnen sind jedenfalls nicht nur von außen beran- 
g ('brachte Pestkeime abgetütet, sondern auch die im Gewebe vor- 
handenen, falls das Fell von einem pestkranken Rinde stammen sollte. 

Eine bedeutende Rolle für die Verbreitung der Pest kommt 
empfänglichen Tieren au. Hinsichtlich der Ratten und Mäuse ist 
dieselbe bekannt; Wilm stellte fest, daß auch Schweine, vielleicht 
durch Verzehren der genannten Nager, sich spontan infizieren, 
Yersin behauptet das Auftreten spontaner Erkrankungen auch für 
Rinder, und wahrscheinlich kommen bei der vielseitigen Patho- 
genität der Pestbacillen hier auch noch andere Tiere in Betracht 
Fliegen (Yersin), vielleicht auch Ameisen und andere Insekten 
können Pestkeime verschleppen. 

Die Prophylaxe der Pest muß, da die Krankheit in vielen 
Fällen vom Verdauungstraktus ausgeht und durch dieselben Medien 
wie die Cholera, z. B. durch das Wasser, verbreitet werden kann, 
der Choleraprophylaxe analog gestaltet werden. Die Aehnlichkeit 
im Verhalten der Erreger beider Seuchen gegenüber äußeren Ein- 
flüssen erlaubt noch unmittelbarer, das, was für die Bekämpfung der 
einen sich bewährt hat, auch bei der Verhütung der anderen zur An- 
wendung zu bringen. Welcher Art die zu treffenden Maßnahmen im 
einzelnen sein müssen, das darzulegen, ist hier nicht der Ort. Ein- 
zelne Abweichungen sind für die Prophylaxe der Pest aber doch er- 
forderlich. Es ist zu berücksichtigen, daß für die Pestverbreitung 
nicht nur die Darmentleerungen der Kranken, sondern auch alle an- 
deren Ex- und Sekrete des Körpers, da sie Bacillen enthalten können, 
verdächtig sind ; daher ist auch für ihre Desinfektion zu sorgen. 
Ferner können Wunden der äußeren Haut Eingangspforten für die 
Infektion abgeben. Die öffentliche Hygiene wird nur die Aufmerk- 
samkeit auf diese Möglichkeit der Infektion lenken und dem einzelnen 
Individuum überlassen müssen, sich in Pestzeiten durch Sauberkeit 
gegen diese Ansteckungsmöglichkeit zu sichern. Des weiteren kann 
die Pest im Gegensatz zur Cholera auch durch kleine Säugetiere, die 
an ihr spontan erkranken, verbreitet werden. Es ist daher nötig, 
auch auf Erkrankungen dieser Tiere zu achten und z. B. auf Schiffen, 
welche aus Pestgegenden kommen, außer auf Erkrankungen des Men- 
schen auch auf solche unter den an Bord nie fehlenden vierfüßigen 
Passagieren, Ratten und auch Mäusen, ein Augenmerk zu richten. 

Von Desinfektionsmaßnahmen verspricht die Anwendung der 
Dampfdesinfektion schnellen und vollen Erfolg, weil die Pestbacillen 
im Dampfe leicht zu Grunde gehen. Unter Umständen kann man 
auch trockene Erhitzung auf 100° eine Stunde lang heranziehen, 
während die Wirkung der Austrocknung im Verein mit Besonnung 
weniger exakt in ihrem Effekt zu beurteilen ist, und nur bä 
langer oder sehr starker Einwirkung Garantien für Erfolg liefert 
Von chemischen Desinfektionsmitteln empfehlen sich Sublimat in 
0,1-proz., Karbolschwefelsäure, Lysol und Chlorkalk in 1-proz. 
Lösung als gut und schleunig wirkende Mittel; Karbolsäure ver- 
wende man nur in 5-proz. Lösung, denn schwächere Konzentra- 
tionon sind nicht zuverlässig genug. Formalin scheint nicht be- 
sonders wirksam zu sein. Kalkmilch nehme man, zumal wenn man 



R o u cali , Mikrobiologische Untersuchungen über einen Tumor des Abdomens. 517 

nicht frisch gebrannten Kalk zur Bereitung benutzen kann, nicht in 
zu starker Verdünnung, jedenfalls stärker als zur Abtötung der gegen 
sie viel empfindlicheren Choleravibrionen. Kielwässer von Schilfen 
wandte man durch den Kalkmilchzusatz unter Durchmischen wenig- 
stens in 3-proz., womöglich in 5-proz. Lösungen um. 

Ueber die prophylaktische Wirkung des Pestserums ist zur Zeit 
noch weniger als über seine heilenden Effekte ein Urteil möglich. 
Weitere Verfolgung verdienen die von Ko Ile begonnenen Versuche, 
wie gegen Typhus und Cholera auch gegen die Pest Menschen mit- 
tels Injektion abgetöteter Bacillen aktiv zu immunisieren. 
Hamburg, den 5. April 1897. 

Litter&tur. 

1) Kitmato, Prelirainary notice of the bacillus of bubouic plague. Hongkong 1894. 
July 7. 

2) Yer sin, La peste bubonique k Hongkong. (Anu. de l’lnst. Pasteur. 1894. p. 662.) 

3) — — Calmette et Borrel, La peste bubouique. Deuxifeme note. (Ebda. 
1895. p. 589.) 

4) — — Sur la peste bubonique. (Ebda. 1897. p. 81.) 

6) Aoyama, Mitteilungen über die Pestepidemie im Jahre 1894 in Hongkong. (Mit- 
tet!. der Kais, japan. Universität zu Tokio Bd. III. 1895. No. 2.) 

6) Lowson, Notes on the plague in China. (The Lautet. 1895. July 27.) 

7) Zettnow, Beiträge zur Kenntnis des Bac. der Bubonenpest. (Ztschr. f. Hygiene. 
Bd. XXL p 165.) 

8) Kölle, Zur Bakteriologie der ßeulenpest. (Dtsch. med. Wochenschr. 1897. No. 10. 
p. 146.) 

9) Wiltn, Ueber die Pestepidemio in Hongkong im Jahre 1896. (Hygien. Rund- 
schau. 1897. No. 5 u. 6. p. 217 u. 285.) 

10) Veröffentl. des Kais. Gesundheitsamte». 1897. p. 133 u. 149. 


Nachdruck verboten. 

Mikrobiologische Untersuchungen über einen Tumor 
des Abdomens. 

[Aus dem Institute für klinische Chirurgie an der Köoigl. Universität 
Rom. Direktor: Prof. Francesco Durante.] 

Von 

Dr. D. B. ftoncali, 

Hilfsarzt für den Lehrstuhl für spezielle demonstrative pathologische Chirurgie. 

I. 

Im Verlaufe meiner Versuche zur Isolierung der Blastomyceien 
der menschlichen Neubildungen ist es mir gelungen, eine Art von 
Ferment zu erhalten , welches eines gewissen Interesses wohl nicht 
entbehrt ; ich bekam es in Reinkultur aus einer bösartigen Geschwulst, 
die in der chirurgischen Klinik meines Lehrers, des Prof. Durante, 
beobachtet worden war. Es handelte sich um eine Frau, die an pri- 
märem Adenocarcinom des Colon transversum und descendens litt, 
das sich auf das Omentum majus und auf das Mesenterium verbreitet 
hatte. Ich will hier nicht von der bedeutenden klinischen Wichtigkeit 


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518 


D. B. Roocali, 


des Falles und von der äußerst kühnen Operation sprechen, welche 
Prof. D u ra n te ausführte, denn ich werde dies in einer bevorstehenden 
anderen Arbeit über diesen Gegenstand thun, sondern will an dieser 
Stelle nur etwas über die mikroskopischen und mikrobiologischen Befunde 
angeben, die mir, besonders die letzteren, von einiger Wichtigkeit zu 
sein scheinen. Als die Neubildung dem Netz und dem Mesenterium der 
Peritonealhöhle, zugleich mit ungefähr 35 cm des resecierten Colons, 
an dessen Schleimhaut sich noch zwei andere Tumoren befanden, ent- 
nommen worden war, wurde sie in Sublimatgaze eiugehüllt und zur 
Untersuchung in das Laboratorium gebracht. Der Tumor des Netzes 
und des Mesenteriums wurde in drei Teile zerschnitten, der erste zur 
frischen Beobachtung, der zweite zur histologischen Untersuchung, der 
dritte für Kulturen. Mit den Tumoren des Colons stellte ich keine 
mikrobiologischen Untersuchungen an, weil ich, auch wenn es mir 
gelänge, ein positives Resultat zu erhalten, niemals gewiss sein konnte, 
daß die darin angesprochenen Fermente wirklich von denen abstammten, 
die sich in den neugebildeten Geweben, und nicht von denen, die sieb 
sehr wahrscheinlich im Darme befanden. 

II. 

Als ich mit einem ausgeglühten Messer die Schnittfläche des Tu- 
mors des großen Netzes, des Mesenteriums, oder eine der Geschwülste 
des Colons abschabte, beobachtete ich au dem so erhaltenen Safte 
unter dem Mikroskope Folgendes: 

1) Runde oder ovale oder unregelmäßig gespaltene Massen von 
verschiedener Größe, von der eines Leukocyten an bis zu der einer 
Riesenzelle, mit glasartiger Brechbarkeit. Sie wurden in allen 
Richtungen von Furchen durchzogen, welche entweder netzförmig, oder 
in bald regelmäßigen, bald unregelmäßigen konzentrischen Kreisen 
verliefen, oder bald gerade, bald wellige, von der Mitte nach dem 
Umfang gerichtete Strahlen zeigten. An der Peripherie von vielen 
dieser lichtbrechenden Körper hingen ein oder zwei runde, ebenfalls 
lichtbrechende Körperchen fest. Von dem Körper anderer ging eine 
Art bisweilen verzweigter, ebenfalls lichtbrechender Hyphen aus. 
Mehrere dieser Körper waren vollkommen rund, in ihrem Mittelpunkte 
befanden sich schwarze Körnchen; andere endlich stellten runde, 
stark lichtbrechende Körper dar, aus einem, zwei, drei oder mehreren 
konzentrischen Kreisen vou gleicher Dicke bestehend und im Centrum 
schwarze Körnchen enthaltend. Kurz das Aussehen dieser licht- 
brechenden Massen in diesen Tumoren ist auffallend verschiedenartig. 

2) Neben diesen äußerst zahlreichen Körpern fanden sich voll- 
kommen sphärische oder ovale Elemente von der Größe eines roten 
Blutkörperchens, von deneu einige mit hyalinen, doppelt konturierten 
Kapseln versehen waren, mit einem oder mehreren lichtbrechenden 
Halonen und homogenem Protoplasma ; andere zeigten hyaline KapselD 
und homogenes Protoplasma, mit einem oder mehreren lichtbrechenden 
Körnchen im Centrum; andere waren ganz ohne Kapsel; noch andere 
endlich besaßen eine sehr zarte Kapsel, oder excentrisch liegendes, 
die Kapsel berührendes Protoplasma. Manche dieser Formen zeigten 
ein oder zwei an ihrem Körper festhaftende Knospeu. 


ogle 



Mikrobiologische Untersuchungen über einen Tumor des Abdomens. 519 


3) Außer den beschriebenen Formen zeigte die mikroskopische 
Untersuchung im trockenen Zustand zahlreiche Zellen von epithelialem 
Aussehen, von cyündrischer Gestalt, mit körnigem Protoplasma und 
großem Kern, ferner spindelförmige Zellen, ebenfalls mit großem Kern 
und vom Aussehen sarkomatöser Elemente, sowie sehr zahlreiche rote 
und weiße Blutkörperchen. 

Der der Schnittfläche der in Colon enthaltenen Tumoren entnommene 
Saft zeigte unter dem Mikroskop dieselben Bestandteile, doch waren 
hier die sphärischen Körper von parasitischer Natur und die stark 
lichtbrechenden Massen zahlreicher, als in den Tumoren des Mesen- 
teriums und des Netzes. Nach dieser Untersuchung des frischen 
Saftes unterwarf ich diesen einer weiteren Prüfung, indem ich das 
auf dem Deckgläschen eingetrocknete Präparat mit der Flüssigkeit 
von Zeitei und mit der von Ehrlich färbte, wie man bei gewöhn- 
lichen Bakterienfärbuugen verfährt, und beobachtete zahlreiche Blasto- 
myceten, isoliert oder in Gruppen, größtenteils rund, einige mit einer 
lichtbrechenden Kapsel und homogenem Protoplasma, das sich rot 
oder violett gefärbt hatte, jenachdem das Präparat mit Karbolfuchsin 
oder mit Gentianaviolett gefärbt worden war. Außerdem sah ich, 
daß die lichtbrechenden Massen sich gar nicht färbten. Darauf 
machte ich einen anderen Versuch : Ich nahm ein Stück des Tumore 
des Mesenteriums und des Netzes, von ungefähr 5 cm Größe, und 
schloß sie in eine sterilisierte Petri’sche Kapsel ein, welche 56 Stunden 
lang im Thermostaten bei 37° C gehalten wurde. Am vierten Tage 
nahm ich von dem Safte dieser Stücke, untersuchte ihn mikroskopisch 
und sah, daß die nicht degenerierten Blastomyceten an Zahl bedeutend 
zugenommen hatten, und daß viele von ihnen Knöspchen an ihrem 
Körper angehaftet trugen, sich also offenbar im Zustande der Ver- 
mehrung befanden. Diese Tbatsachen brachte ich noch deutlicher 
zur Erscheinung, wenn ich den Saft auf die oben angegebene Weise 
färbte. 

Als ich mich so der parasitischen Natur dieser Körper versichert 
hatte, wollte ich untersuchen, ob die glasartigen Massen das Resultat 
der Degeneration von Blastomyceten seien. Ihre Aehnlicbkeit mit 
den von dem Saccharomyces lithogenes Sanfelice und mit 
den durch Blastomyces vitro simile degenerans in den 
Geweben der Versuchstiere hervorgebrachten Massen hatte mich fast 
von ihrer parasitischen Natur überzeugt, aber dennoch hielt ich es 
nicht für unnütz, zur Stütze meiner Annahme die chemischen Reaktionen 
anzuwenden. In der That sah ich, daß diese lichtbrechenden Massen 
in einer gesättigten Lösung von Kali oder Natron bestehen blieben, 
daß sie sich in einer vierprozentigen Verdünnung von Salz- oder Sal- 
petersäure ohne Aufbrausen lösten, und daß sie mit einer vierzig- 
prozentigen Verdünnung von Schwefelwasserstoff (Scbwefel)säure nach 
ihrer Auflösung an ihrer Stelle nadelförmige Krystalle zurückließen, 
die denen des Gypses sehr ähnlich waren. Dieselben Erscheinungen 
traten auf, wenn man den genannten Alkalien und Säuren die Massen 
unterwirft, welche der Saccharomyces lithogenes und der 
Klastomyces vitro-simile degenerans in den Geweben von 
Tieren erzeugen, denen deren Reinkulturen inokuliert worden sind. 



III. 

Die histologische Untersuchung zeigt, daß das feinere Gewebe 
der innerhalb und außerhalb des Colons gelegenen Tumoren aus 
verästeltem Bindegewebe besteht, durch welches in großer Menge und 
symmetrisch geordnet polymorphe, größtenteils cylindrische, unvoll- 
kommen entwickelte Epithelien zerstreut sind. Wir stehen vor einem 
Adenocarcinom, einem echten, infizierenden Papillom. An einigen Stellen 
des Tumors ist das Bindegewebe sehr sparsam und das Stroma ist in 
diesem Falle auf das bloße Gefäßnetz reduziert; es besteht aus endo- 
thelialen, stark lichtbrechenden Elementen mit homogenem Protoplasma 
und eiförmigem, sich stark färbendem Kerne. Von den oben beschriebenen 
Bindegewebsverzweigungen anastomosieren einige miteinander und 
bilden so cystische Höhlungen. An der Peripherie des Tumors findet 
man sehr grobfasriges und dem Schnitte starken Widerstand leistendes, 
begrenzendes Bindegewebe, mit großem, eiförmigem, an chromatischer 
Substanz sehr reichem Kerne. Von diesem Grenzbindegewebe -gehen 
Fortsätze von fibrösem Gewebe nach dem Inneren der Tumoren 
ab, die sich mit ihren Enden mit einander verbinden und weite 
Räume oder Alveolen bilden. Diese Alveolen bilden nach allen Seiten 
geschlossene Höhlungen und sind mit polymorphem, großenteils 
cylindrischem Epithel ausgekleidet; von ihren YVänden gehen die oben 
beschriebenen Bindegewebsverzweigungen aus. 

Auf den Verästelungen des Bindegewebes und an den Wänden 
der cystiseheu Höhlungen liegen schichten weis die spezifischen Elemente, 
welche die Neubildung zusammensetzen. Die Schichtenbildung ist 
bald einfach, besteht also aus einer einzigen Lage von reihenweise an- 
geordueten palissadenartig gestellten Zellen, bald mehrfach, und kana 
doppelt, dreifach, vierfach u. s. w. sein. Diese hier beschriebenen, 
palissadenförmig auf den Verzweigungen und auf der Oberfläche 
der Cystenwände stehenden Zellen haben einen großen, feinkörnigen, 
cylindrischcn Protoplasmakörper und einen runden oder ovalen, an 
chromatischer Substanz sehr reichen Kern. Bei starker Vergrößerung 
findet man, daß die Kernmembran an keiner Stelle unterbrochen ist, 
daß der Kern die Farbstoffe stark annimmt, und daß sein Chromatin 
in kleinen Blöcken von verschiedener Größe zusammengebäuft ist, 
welche entweder im Centrum des Kerns, oder im Centrum und 
an der Peripherie liegen. In wenigen Zellen befindet sich der Kern 
in Karyokinese, in sehr vielen dagegen in Hypochromatolyse. Die 
Elemente des Tumors nähern sich morphologisch einigermaßen den 
Zellen, welche im Normalzustände die Schleimhaut des Colons, und 
denen, welche die Lieber kühn 'scheu Drüsen auskleiden. 

Was die Morphologie der Parasiten in den Geweben des Tumors 
betrifft, so habe ich dem bei der Untersuchung des frischen Objekts 
Gesagten nichts hinzuzufügen; in Hinsicht auf die Lagerung dieser 
Parasiten ist die ungeheure Menge der Blastomyceten geradezu er- 
staunlich. Wenn man die Schnitte bei sehr geringer Vergrößerung be- 
trachtet, bieten sie den Anblick einer Fläche, in welcher dicht neben 
einander rundliche Körper liegen, die einen diamantartigen Glanz 
ausstrablen. In diesen Geweben sind die Parasiten zum größten Teil 



Mikrobiologische Untersuchungen über einen Tumor des Abdomens. 521 

degeneriert, aber in den jungen Teilen der Neubildung, also an der 
Peripherie, siebt man auch zahlreiche Formen von nicht degenerierten 
Blastomyceten, die auf die spezifischen Färbungen sehr gut reagieren. 
Der Sitz dieser Parasiten, besonders der degenerierten Formen, ist 
das Centrum der Papillen. Bei einem Horizontalschnitte durch den 
Tumor sehen wir eine außerordentlich große Zahl von größtenteils 
runden Körpern von der Gestalt einer Rose oder Gänseblume vor uns, 
welche von einem centralen, sehr stark lichtbrechenden Teile, dem 
oder den degenerierten Blastomyceten, und sehr zahlreichen, kranz- 
förmig um diese lichtbrecheude Centralpunkte regelmäßig und 
konzentrisch angeordneten Zellenreihen von epithelialem Aussehen 
gebildet werden. 

Man findet die degenerierten Parasiten auch zwischen den Fasern 
des Bindegewebes, das die Stütze der Papillen bildet, sowie auch 
zwischen jenen Fasern, aus denen die das Neoplasma umhüllende 
Kapsel besteht. In dieser Kapsel kommen jedoch die Parasiten in 
sehr beschränkter Zahl vor. Die jugendlichen Formen haben, wie 
gesagt, ihren Sitz in den jungen Teilen des Tumors. Hier findet man 
meistens die kleinen oder runden Formen, mit chromatischer, licht- 
brechender Kapsel und homogenem, intensiv gefärbtem Protoplasma. 
Man sieht auch sehr wenige Formen mit hyaliner, achromatischer 
Kapsel und einfachem oder doppeltem Umriß, sowie Formen in den 
verschiedenen Phasen der Vermehrung durch Knospeubildung. 

IV. 

Nachdem ich durch die chemische Prüfung und durch die Unter- 
suchung des frischen Objekts, wie oben beschrieben, die Ueberzeugung 
gewonnen hatte, daß sich in diesem Tumor zahlreiche Blastomyceten 
befanden, wollte ich versuchen, ob es gelänge, sie im Zustande der 
Reinheit zu erhalten, wie dies mir in anderen Fällen geglückt war. 
Zu diesem Zweck machte ich mit einem ausgeglühten Messer mehrere 
Schnitte iu die verschiedenen Teile der Geschwülste des Netzes 
und des Mesenteriums, schabte aus jedem Schnitte ein wenig Saft, 
und brachte es in eine Glasröhre, welche ein wenig mit Zucker und 
Säure versetzten destillirten Wassers enthielt. Auf diese Weise brachte 
ich von dem Safte des Tumors in 60 Röhrchen, die ich bei 37° C 
in den Thermostaten verschloß. 

Acht oder zehn Tage nach dieser Operation beobachtete ich eine 
weißliche Schicht an der Oberfläche von 47 von diesen 60 Röhrchen, 
und fand im hängenden Tropfen, daß sie aus großen runden oder 
ovalen Zellen bestand, welche von einer feinen, lichtbrechenden Membran 
umgeben waren und homogenes Protoplasma mit einem, zwei, vier 
und mehr lichtbrechenden Körnchen enthielten. Mehrere dieser Zellen 
waren in Knospung begriffen, und von einigen gingen Fäden von 
verschiedener Länge aus, bald einzeln, bald verzweigt, bald gegliedert; 
alle zeigten die Charaktere von Hyphen. Als ich mit der Platinnadel 
Plattenkulturen machte, fand ich, daß sich nur eine einzige Art von 
Ferment entwickelt hatte, und es war leicht, Reinkulturen zu er- 
halten. 

Die morphologischen und physiologischen Eigenschaften dieses 


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522 Roncali, Mikrobiologische Untersuchungen über einen Tumor des Abdomens. 

Ferments und sein Verhalten in den Geweben der Meerschweinchen 
(sie sind für dieses Tier pathogen und verursachen den Tod nach 
16 — 30 Tagen) veranlassen mich, es für in jeder Beziehung dem 
Blastomyceten ähnlich zu halten, den ich aus einem Epitheliom der 
Zunge und aus den Metastasen in den Achseldrüsen eines Sarkoms 
der Mamma isoliert habe. Dieses Ferment ist also der Blasto- 
myces vitrosimile degenerans. 

Die Thatsache, daß ein und dasselbe Ferment auB drei ihrem 
Sitz und ihrer Natur nach so verschiedenen Tumoren isoliert wurde, 
wie das Sarkom der Mamma, das Epitheliom der Zunge und dieses 
Adenocarcinom des Colons, des Netzes und des Mesenteriums ist 
von einiger Bedeutung und verleiht meiner Annahme einigen Wert: 
es sei nicht unmöglich, daß derselbe Blastomycet, je nachdem er das 
Bindegewebe oder das Epithel reizt, eine Geschwulst des Bindege- 
webes oder des Epithels hervorbringe. Man kann auch nicht da- 
gegen anführen, die Isolierung des Blastomyces vitrosimile 
degenerans aus den genannten Neoplasmen sei etwas Zufälliges, 
von Verunreinigung der Luft, der Kulturböden Herrührendes, da ich 
von Dezember bis Mai des Schuljahres 1895/96 *) 38 Versuche zur 
Isolierung von Blastomyceten aus bösartigen Neubildungen ausgeführt 
habe, welche in der chirurgischen Klinik des Prof. Durante vor- 
gekommen und operiert und mir von den Kollegen an römischen 
Spitäler übergeben worden waren; niemals ist bei diesen 38 Ver- 
suchen irgend eine Verunreinigung zu beklagen gewesen. 

Die von mir bei diesen Untersuchungen angewendeten Methoden 
sind schon in meiner vorläufigen Mitteilung über die Morphologie 
und Biologie des Blastomyces vitrosimile degenerans 
und in der gegenwärtigen Arbeit angegeben worden. Mit dem Safte 
eines jeden Neoplasmas pflegte ich drei Kolben, von denen jeder un- 
gefähr 460 g saurer, zuckerhaltiger Flüssigkeit enthielt, und gegen 50 
dieselbe Flüssigkeit enthaltende Probiergläschen zu beschicken, und 
da die Zahl der Tumoren 38 betrug, so beträgt dies im ganzen 144 
Kolben und 1900 Probiergläser. Nun habe ich niemals eine Ent- 
wickelung erhalten, außer in den Fällen, in denen es gelang, die 
Blastomyceten zu isolieren a ). Meine letzten Resultate sind unter 
38 Versuchen 34 mal negativ und 4 mal positiv ausgefallen , wobei 
ich 3 mal den Blastomyces vitrosimile degenerans und 
einmal aus einem Myxosarkom, das ich von dem Kollegen Dr. Rosa 
erhalten hatte, einen Blastomyceten isolierte, dessen biologische 
und morphologische Eigenschaften mir ihn als ein Oidium zu er- 


1) Rone ali, Sopra particolari parasiti rinvenuti in un adeno-carcinoma (papillomi 
infettante) della ghiondola ovarica. (II Policlinico e Anualei de Micrographie. 1895 .) — 
Roncali, I Hlastomiceti negli adeno-carcioomi doll' ovario [2* memoria.] (Bollettinc 
della R. Accad. medica di Roma and Centralblatt iür Bakteriologie and Parasiteo- 
künde. 1895.) 

2) Roncali, Di un nuovo blastomicete isolato da un epitelioma della lingoi 
e dalle metastasi ascellari di un sarcoma della ghiandola inntmnaria. patogeno per gii 
anitnali e molto simile per il suo particolare modo didegeuerare nei tissuti delle 
cavie »1 Sacharomycea lithogenes di Sanfelice. — Contribato all* etiologi* 
dei neoplasmi maligni. [Vorläufige Mitteilung.] (II Policlinico (S. C.] und CentralbUt; 
für Bakteriologie und Paraaitenkunde. 1896.) 



Johnston, Ueber dcu Gebrauch von Im Wasser aufgelösten trockenen Blute etc. 523 


kennen geben. Ueber die pathogenen Eigenschaften dieses Blasto- 
myceten kann ich noch nichts angeben. 

Daß der aus diesen Neoplasmen isolierte Blastomyces vitro- 
simile degenerans nicht von Verunreinigung der Nährböden 
durch von der Luft herbeigeführte Keime herrührt, sondern von eben 
jenen Blastomyceten abstammt, die wir in den Tumoren und in be- 
sonderer Menge in dem hier besprochenen Adenocarcinom des Colon 
haben Vorkommen sehen, läßt sich offenbar aus folgenden Thatsachen 
schließen : 

1) Daß ich in den Geweben der mit Reinkulturen des Blasto- 
myces vitrosimile degenerans inokulierten Meerschweinchen 
dieselben stark lichtbrechenden Massen angetroffen habe, die in den 
Geweben der Neoplasmen des Menschen beschrieben wurden; 

2) daß ich gesehen habe, daß diese glasartig lichtbrechenden 
Massen, welche in den Geweben des Meerschweinchens gefunden 
werden, mit Alkalien und Säuren dieselben Reaktionen geben, wie die 
in den neoplastischen Geweben des Menschen vorkommenden licht- 
brechenden Massen ; 

3) daß ich besonders in den Geweben von Meerschweinchen 
habe feststellen können, daß die Massen von glasartiger Brechbarkeit 
von den Blastomyceten abstammen, weil man den ganzen Bildungs- 
breis dieser Massen verfolgen konnte, wie dieser Degenerationsprozeß 
bei den Blastomyceten beginnt und zustande kommt. 

Ueber die Wichtigkeit dieses Ferments für die Genesis unseres 
Adenocarcinoms des Colons, das sich auf Netz und Mesenterium aus- 
breitete, werde ich ausführlich in einer bald erscheinenden Arbeit 
über diesen Gegenstand sprechen, worin ich den klinischen Teil ein- 
gehend behandeln werde. 


Nachdruck verbaten. 

Ueber den Gebrauch von im Wasser aufgelösten 
trockenen Blute für die Serumdiagnose des Typhus. 

Von 

Wyatt Johnston, M. D., Montreal, 

Bakteriologie des „Board of Health der Provinz Quebec* 1 . 

Ein Artikel von Pfuhl in einer der letzten Nummern des „Cen- 
tralblatts für Bakteriologie (20. Januar 1897) bezeichnet den Gebrauch 
einer wässerigen Lösung frischen oder trockenen Blutes als eine neue 
und brauchbare Methode, die Serumprobe beim Typhus anzuwenden. 
Es werden fünf Fälle erwähnt, bei denen diese Probe erfolgreich von 
ihm angewendet wurde. 

Die Angaben Herrn Professor Pfuhls, die guten Resultate dieser 
Methode betreffend, kann ich bestätigen, da ich seit September 1896 
mich beständig mit derselben beschäftigt habe, in welchem Monat ich 
als der Erste diese Modifikation der Widal’schen Probe beschrieb. 
Auf meine Empfehlung hin wurde damals die Methode vom „Board of 


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524 


Wyatt Johnston 


Health of the Province of Quebec“ als Basis einer kostenlosen öffent- 
lichen Anwendung der Typhusdiagnose eingeführt. Dieser „Board of 
Health“ ist das erste Gesundheitsamt, welches eine öffentliche Diagnose 
dieser Art für Typhus anwandte. Widal und Sicard hatten schon 
vor meiner ersten Beobachtung gezeigt, daß Lösungen von zwei Tage 
lang getrocknetem Blut eine Reaktion ergeben und daher das Prinzip 
aufgestellt, welches von mir benutzt wurde; praktisch angewandt 
wurde dieses Prinzip von ihnen nicht. Es ist mir seitdem ebenso 
wie Widal gelungen, ohne jede Schwierigkeit die Typhusreaktion 
mit Blutproben zu erzeugen, welche seit 6 Monaten getrocknet waren. 
In der Zeit zwischen dem 17. September 1896, dem Datum meiner 
ersten Mitteilung, und dem Erscheinen von Professor Pfuhl’s Artikel 
hat die Methode, Lösungen von getrocknetem Blut anzuweuden, viel- 
seitige Prüfungen bestanden, nämlich von dem „Medical Department of 
the United States Army und dem United States Marine Hospital Service,“ 
dem „Ontario Board of Health“, den öffentlichen Gesundheitsämtern 
von New York, Chicago, St. Louis, Minneapolis, New Orleans, 
Philadelphia und anderen Städten. Soviel ich erfahren konnte, sind 
die Erfolge dieser Proben im ganzen zufriedenstellend ausgefallen, 
indem man mit trockenem Blute ungefähr dieselben Resultate erzielte, 
wie mit flüssigem Serum und außerdem fand, daß ersteres leichter zu 
beschaffen und zu versenden ist, als letzteres. Natürlich gestattet 
seine Anwendung nicht, den Grad der Verdünnung mit derselben 
Genauigkeit festzustellen, als dies beim Gebrauch der Serummethode 
möglich ist, wenn man auch annähernde Resultate mit dem Hämo- 
meter erhalten kann. 

Ich möchte hinzufügen, daß die Methode bisher noch nicht in 
der jüngst erschienenen deutschen medizinischen Litteratur erwähnt 
wurde, und es ist daher ganz verständlich, daß die praktische An- 
wendung derselben Prof. Pfuhl unbekannt war. Das, was er in 
betreff der Vorzüge, wässerige Lösungen als Mittel zu benutzen, die 
roten Blutkörper zu entfernen und so die Reaktion deutlicher zu 
machen, sagt, kann ich vollkommen bestätigen. Offenbar hat er die 
Frage ganz unabhängig und in einer von der meinen verschiedenen 
Weise aufgenommen, indem er als ursprünglichen Zweck die Ent- 
fernung der roten Blutkörperchen betrachtete, während ich in meinem 
Falle mehr Gewicht darauf legte, die Beschaffung und Versendung 
der Musterproben soviel als möglich zu vereinfachen. 

Die Prüfungsmelhode, die ich bei einer Zusammenkunft der 
„American Public Health Association“ am 17. Sept. 1896 in Buffalo vor- 
führte (New York Medical Journal. 31. Oct. 1896), war einfach die, 
daß ich einen getrockneten Blutstropfen in Wasser auf löste, und einen 
Tropfen der so erhaltenen Lösung mit einem einer Bouillonkultur von 
Typhusbacillen vermischte. Die durch diese Methode bei mehr als 
500 Untersuchungen von mir und Dr. D.D. McTaggart erzielten 
Resultate waren sehr zufriedenstellende. Diese Ergebnisse erschienen 
teilweise in dem „British Medical Journal“ vom 5. Dez. 1896. 
Längere Auszüge unserer Arbeiten brachten auch „La Semaine 
mödicale“ und „La Presse m6dicale“. In einem am 7. Jan. 1897 
vom „Board of Health for the Province of Quebec“ herausgegebenen 


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lieber den Gebrauch von im Wasser aufgelösten trockenen Blute etc. 525 


Rundschreiben und in der Märznummer des „Montreal Medical Jour- 
nal“ haben wir einige weitere Einzelheiten, die Wirkung von Blut- 
lösungen auf Typhuskulturen betreffend, veröffentlicht, wobei wir fest- 
stellten, daß man am besten abgeschwächte und bei Zimmertemperatur 
erhaltene Stammkulturen benutzte, um die besten Ergebnisse mit 
Blutlösung zu erhalten. Man gebraucht die aus diesen Stämmen 
nach einem Wachstum von 24 Stunden bei 37° C bereitete Kultur zur 
Probe. Dies thut man deswegen, weil Blutlösung eine größere Neigung 
zeigt als Blutserum bei gesunden Personen, Agglutination mit viru- 
lenten Kulturen hervorzubringen. Diese Neigung fällt bei Anwendung 
abgeschwächter Kulturen fort. Wir halten eine genaue Feststellung 
des Verdünnungsgrades bei Diagnosen nicht für nötig. Sie stört die 
Einfachheit der Technik und hat nicht viel zu bedeuten, wofern 
nicht der Virulenzgrad der Kultur ebenfalls konstant bleibt. 

Wir.finden, daß abgeschwächte Kulturen dem Typhusblute gegen- 
über weniger empfindlich sind, als virulente. Wir haben ferner ge- 
funden, daß die körnige Zerstörung, weiche bei Pfeiffer’s Tier- 
experiment vorkommt, weit eher bei Blutlösung, als bei Blutserum 
von derselben Stärke auftritt. So zeigte sich in gewisser Hinsicht 
die Blutlösung wider Erwarten augenscheinlich wirksamer, als das 
Serum. 

Wir haben die Reaktion auch als Mittel gebraucht, um Typhus- 
bacillen auf mechanischem Wege von unreinen flüssigen Kulturen, 
welche von Faeces u. s. w. stammten, abzusondern, indem wir die 
Kulturen durch ein Sieb gehen lassen und die Klümpchen zum Ge- 
brauch zurückbehalten, welche auch mit dem Mikroskop herausgesucht 
werden können. Um gute Resultate zu erhalten, dürfen die Typhus- 
bacillen nicht gar zu spärlich vorhanden sein. Es wird später über 
diese Isolierungsversuche ausführlich berichtet werden. 

Getrocknetes Blut von Impfcholera ergab gute Cholerareaktionen, 
wenn wir es mit Wasser befeuchteten (New York Medical Journal. 
30. Nov. 1896). 

Eine Immersionslinse ist nicht nötig, um die Reaktion zu be- 
obachten. Wir finden, daß man mit auf Papier getrocknetem Blute 
bessere Resultate erzielt, als mit auf Glas getrocknetem, da das Gerinsel 
am Papier klebt und die Lösung klar bleibt. Das am besten ein- 
zuschlagende Verfahren ist, daß man einen von einer Haarröhre auf- 
gesogenen Wassertropfen eine oder zwei Minuten lang auf der Blut- 
kruste unbeweglich stehen läßt. Eine Oese von der so erhaltenen 
Lösung wird dann von der Spitze des Tropfens genommen und mit 
einer Oese der Kultur vermischt Dr. McTaggart hat gefunden, 
daß man, wenn die Reaktion sich langsam oder unvollständig ent- 
wickelt, dieselbe dadurch beschleunigen kann, daß man das Deck- 
gläschen von dem hohlgeschliffenen Objektträger abhebt und einen 
weiteren Tropfen von der Blutlösung hinzufügt. Wir benutzen ge- 
wöhnlich Lösungen, die soweit verdünnt sind, daß sie dem Tropfen 
nur einen schwachen Farbenton geben. Wo die Reaktion stark aus- 
gebildet ist, ist sie selbst bei Lösungen von 1 : 100 noch nachweisbar. 

Bei einer Anzahl von Fällen, die klinisch dem Typhus ähneln, 
aber unter negativen Blutreaktionen verlaufen, haben wir das Auf- 



526 


Berichte des Herrn Prof. Dr. Koch etc. 


treten einer sehr ausgeprägten Reaktion mit dem Colibacillus 
bemerkt. 

Die Vorzüge, welche der Gebrauch von getrocknetem Blut ge- 
währt, sind sehr groß für einen Distrikt, wie die Provinz Quebec, 
welche sich über 200 000 englische Quadratmeilen erstreckt und nur 
teilweise bewohnt ist. 

Montreal, 3. März 1897. 


Nachdruck verböte n. 

Berichte des Herrn Prof. Dr. Koch über seine in 
Kimberley gemachten Versuche bezüglich Bekämpfung 
der Rinderpest 1 ). 

[Kap der Guten Hoffnung, Agrikulturdepartement.] 
Rinderpest. 

Dr. Koch’s Experimente in Kimberley. 

Im Nachstehenden veröffentlichen wir die beiden ersten Berichte 
Prof. Koch’s an den Sekretär für Landwirtschaft in Kapstadt über 
seine Untersuchungen betr. Feststellung eines Verfahrens gegen die 
Rinderpest 

Kimberley, 9. Dez. 1896. 

Geehrter Herr 1 Hiermit beehre ich mich , Ihnen Rechen- 

schaft abzulegen über meine Tbätigkeit bezüglich Untersuchung der 
Rinderpest. 

Am 5. d. M. in Kimberley eingetroflen, inspizierte ich zuerst 
mit Dr. Turner und Dr. Edington, Mr. Hutcheon und 
meinen Assistenten die Grundstücke der Victorian Compound, welche 
Hr. Hutcheon als sehr geeignet für eine wissenschaftliche Versuchs- 
station empfahl. Der Platz schien mir vorzüglich geeignet für meine 
Untersuchungen. Er liegt ungefähr 2 Meilen von Kimberley ab und 
da er durch eine Einzäunung von der ganzen Umgebung abgetrennt 
ist, so bedarf es nur der Errichtung einiger Behausungen, um die 
Versuchstiere in geeigneter Weise unterzubringen. Das Haus, welches 
auf dem Grundstück steht, enthält einen größeren und erhellten Raum, 
welcher für Laboratoriumsarbeiten benutzt wird. 

Nach Rücksprache mit genannten Herren und speziell auf Ver- 
anlassung des Dr. Edington begab ich mich noch am selben Abend 
in deren Begleitung nach der Untersuchungsstation von Dr. Edington 
nach Taungs- Eisenbahnstation, währenddem Hr. Hutcheon in 
Kimberley blieb, um die Ausrüstung der Versuchsstation, sowie den 
Ankauf der Tiere zu besorgen. 

Am anderen Morgen besah ich mir das Laboratorium in Taungs, 
mit besonderer Berücksichtigung der allgemeinen Arrangements, sowie 
der Versuchstiere. Von letzteren ist eines in der Nacht vom 5. zum 

1) üebersetzt an» dem „Agricultural Journal“ vom 14. Jan. und 18. Febr. 1897* 


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Berichte des Herrn Prof. Dr. Koch etc. 


527 


6. Dez. verendet, nachdem dasselbe, Hm. Dr. Edington zufolge, 
23 Tage zuvor an Rinderpest erkrankte; zwei weitere waren krank. 
Die Autopsie, welche gleich darauf von Dr. Edington vorgenommen 
wurde, ergab, daß das Tier sehr wahrscheinlich einer sekundären 
Infektion, welche von den Mandeln ausging, erlegen war. 

Kurze Zeit nach dieser Untersuchung post mortem, verendete 
noch eines der beiden kranken Tiere, welches ebenfalls sogleich von 
Hm. Dr. Robertson seziert wurde. Hierbei wurden die charak- 
teristischen Erscheinungen von Rinderpest in einem verhältnismäßig 
frühen Stadium erkannt Von beiden sezierten Tieren wurden Blut 
und Schleim, sowie Stückchen von inneren Organen gesammelt und 
aufbewahrt, zum Teil feucht, zum Teil trocken. Im Laufe des Nach- 
mittags untersuchten wir 5 Tiere, welche von Kafir Kraals — im 
Westen der Eisenbahnstation Taungs gelegen — eingebracht wurden 
und von denen eines frisch erkrankt schien. Letzteres wurde an- 
gekauft und eine beträchtliche Menge Blut aus der linken Drosselvene 
zu Versuchszwecken entnommen. 

Ara 7. Dez. fuhr ich nach Taungs-Stadt, wo eine große Anzahl 
kranker Tiere mir gemeldet wurde. 

Jedoch war kein einziges Stück in der Stadt zu sehen, da alles 
Vieh von den Einwohnern in die Berge getrieben wurde. Reg.- 
Veterinär Soga teilte mir mit, daß die Bewohner von Taungs schon 
nahezu 20000 Stück Vieh an der Pest verloren haben und den Rest 
ihres Bestandes, um denselben zu retten, weit weg trieben. — Ich. 
kehrte infolgedessen sofort nach der Dr. Edington’schen Versuchs- 
station zurück. Das Tier, welches wir gestern kauften, wurde sofort 
geschlachtet und seziert. Die Organe zeigten die charakteristischen 
Erscheinungen der Rinderpest. Von diesem Tiere wurde ebenfalls 
Material zu Untersuchungs- und Infektionszwecken genommen. Nach- 
dem ich mir noch einige Fälle von vorgeschrittener Rinderpest be- 
sehen und nur Schleim von einem frisch erkrankten Tiere zurück- 
behalten hatte, kehrte ich noch in derselben Nacht nach Kimberley 
zurück. 

20 Rinder, 20 Schafe und 20 Ziegen wurden inzwischen ange- 
kauft. Von diesen wurden 8 Rinder mit dem von Taungs gebrachten 
Material infiziert, und zwar in der Weise, daß kleine, mit dem In- 
fektionsstofi getränkte Schwämme auf die Nasenlöcher gelegt wurden, 
nachher wurde auch das Maul mit demselben Schwamm überstrichen. 

Zur Ueberwachung der Tiere, sowie des zur Pflege angestellten 
Personals, blieb Hr. Henning auf dem Compound (Gutshof) und 
wird auch fernerhin daselbst sich aufhalten. 

Die Ausstattung des Hauses nebst Zubehör ist heute schon soweit 
fertig, daß ich morgen mit der Einrichtung des Laboratoriums be- 
ginnen kann. Ich hoffe, daß letzteres bis Ende der Woche oder zu 
Anfang nächster Woche fertig sein wird ; bis dahin werden danu die 
infizierten Tiere soweit vorgeschritten sein, daß ich mit den Unter- 
suchungen beginnen kann. 

Im Hinblick auf die günstigen Bedingungen bezw. Verhältnisse 
des Victorian Compound beabsichtige ich, meine Forschungen so 



528 


Berichte des Herrn Prof. Dr. Koch etc. 


lange als möglich hier fortzusetzen und werde ich deshalb einstweilen 
in Kimberley verbleiben. 

Nach allem, was ich bis jetzt von dem Uebel in der Kapkolonie 
gesehen habe, kann ich ohne Weiteres behaupten, daß die unverfälschte 
Rinderpest hier vorliegt. 

Was die von Dr. Edington gefundenen und kultivierten Mikro- 
organismen betrifft, konnte ich bis dato zu keinem definitiven Entschluß 
gelangen. Die mit diesen Kulturen vorgenommenen Infektionsversuche 
scheinen mir nicht beweisend und ich muß deshalb meine Ansicht noch 
zurQckhalten, bis ich persönlich Versuche mit denselben vorgenommen 
habe. Zu diesem Zwecke übergab mir Dr. Edington freundlichst 
einige von diesen Kulturen ; außerdem that er alles während meines 
Aufenthaltes in Taungs, was meinen Forschungen förderlich sein 
konnte, was ich hier dankend anerkenne. Ferner bin ich den übrigen 
Herren, welche mir vom Departement überwiesen wurden, zum größten 
Dank für das freundliche Entgegenkommen verpflichtet, insbesondere 
Hrn. Dr. Turner, welcher in jeder Hinsicht für unsere Wohlfahrt 
aufs herzlichste besorgt war. 

Ich hoffe, daß durch die Mithilfe dieser Herren meine Arbeiten 
glatt vorwärtsschreiten werden und hoffe, Ihnen in Bälde wieder be- 
richten zu können. gez. R. Koch. 

Der 2. Bericht, datiert Kimberley, 3. Jan. 1897, nach Auf- 
führung der für Laboratoriumsarbeiten und mikroskopische Unter- 
suchungen gemachten Vorkehrungen, fährt wie folgt weiter: 

Von den kleineren Versuchstieren sind Schafe und Ziegen unter 
der Veranda längs den Stallungen untergebracht, und 2 Hunde sind 
ebenfalls unter der Veranda längs der Rückwand des Hauses an- 
gebunden. Vögel, Kaninchen, Mäuse, Meerschweinchen und Schweine 
sind längs der Stallmauer untergebracht, einige auch unter einfachen 
Wetterdächern. 

Unter letzteren ist auch ein Esel und ein Maultier; währenddem 
ersteres Tier zu Versuchen dient, so wird letzteres auch zum Be- 
spannen der Roll- und Kippkarren zum Wegfahren des Dungs und 
der Tierleichen verwandt. Diese Wagen laufen auf Schienen an den 
Stallungen und Wetterdächern vorbei durch das nördliche Thor hin- 
durch nach einem ca. 500 Yards entfernten Hügel, auf dessen Gipfel 
sich eine Grube befindet (30 Fuß lang, 10 Fuß breit und 10 Fuß 
tief), in welche die Leichen und der von denselben herrührende 
Unrat hineingeworfen wird. In der Nähe dieser Grube steht eine 
Art von Wetterdach, unter welchem Autopsieen vorgenommen werden, 
liier werden auch die dazu uötigen Instrumente u. s. w. aufbewahrt. 
Um möglichst viel Licht während der Bearbeitung der inneren Organe 
zu haben, werden diese Untersuchungen in dem Raume zwischen 
Grube und Wetterdach ausgeführt. Die in die Grube versenkten 
Leichen werden in erster Linie mit gebranntem Kalk bestreut und 
nachher mit Erde überdeckt. 

Einige von den Versuchstieren sind in offenen boxes, andere in ge- 
schlossenen Ställen mit doppelten Dächern, Fenstern und auf der bereits 
erwähnten Veranda untergebracht. Wir beabsichtigen in Zukunft über 
die Tiere derart zu disponieren, daß wir alle Tiere, welche sich von 



Berichte des Herrn Prof. Dr. Koch etc. 


529 


der Rinderpest erholt haben und solche, mit welchen noch keine Ver- 
suche angestellt worden sind, getrennt voneinander außerhalb des Hofes 
halten, während diejenigen, an welchen gerade experimentiert wird, 
in unseren offenen Stallen innerhalb des Hofraumes zu stehen 
kommen. Sobald die letzteren eine Temperatursteigerung aufweiseD, 
das erste Symptom der Krankheit, so entfernen wir dieselben sofort 
in die geschlossenen Stallungen, aus welchen die Fäkalien und die 
sonstigen Verunreinigungen nicht hinausgeraten können. Mit Hilfe 
dieser Vorsichtsmaßregel hoffe ich, jede spontane Infektion vermeiden 
zu können. Der einzige Fall dieser Art, welcher bis jetzt vorkam, 
betrifft ein Tier, welches an einem freien Platze neben dem von der 
Krankheit zuerst befallenen stand und an Diarrhöe litt zu einer Zeit, 
wo die Ställe noch nicht abgetrennt waren. 

Die verschiedenen Tiere werden von einem gut instruierten Personal, 
welches unter der Oberaufsicht der Herren Henning, O’Donoghue 
und Phillips steht, mit aller Vorsicht besorgt, so daß eine Ueber- 
tragung der Krankheit möglichst vermieden wird. Die Temperatur- 
messungen werden in einer Weise vorgenommen, daß die Möglichkeit 
jeglicher Uebertragung sozusagen ausgeschlossen ist. Dank den Be- 
mühungen der Herren Hutcheon etc. ist für alles, was für die 
regelmäßigen Funktionen sowie den richtigen Unterhalt des Etablisse- 
ments nötig ist, aufs beste gesorgt. 

Um weitere Untersuchungen über Rinderpest zu machen, war uns 
in der Nähe von Kimberley zweimal die Gelegenheit geboten. Durch 
die Gefälligkeit des Herrn Roberts, Oberkommissionär für die 
Rinderpest in Bloemfontein, konnte ich am 20. Dczbr. in Begleitung 
meiner beiden Assistenten die Tafelkopfarm besuchen, welche im 
Oranje-Freistaat ungefähr */ 4 Stunden von dem sog. Freetown Gate 
liegt. Unter einer Herde von 120 Köpfen befanden sich ungefähr 
23 pesterkrankte Tiere in den verschiedensten Stadien. Durch die 
Erlaubnis des Eigentümers wurden 2 im Sterben liegende Tiere ge- 
tötet und von Herrn Henning gleichzeitig mit einem anderen in- 
zwischen verendeten Tiere seziert. Die Obduktion ergab, daß zwei 
dieser Fälle schon älteren Datums waren, währenddem der dritte, 
noch jüngeren Datums, genau den Typus der Rinderpest aufwies. 
Von den lebenden Tieren sammelten wir den von Nase und Maul 
tropfenden Schleim und von den toten Galle und Blut Wir be- 
hielten auch einige Stückchen von Organen für mikroskopische und 
Inokulationszwecke zurück. 

Am 29. Dez. ging ich ein zweites Mal nach dem Freistaat unweit 
des Grenzwalles. Der Eigentümer benachrichtigte uns, daß er seit 
Ausbruch der Krankheit, am 13. Nov., 33 von 66 Tieren verloren habe. 
Ich untersuchte ein in der vorhergehenden Nacht verendetes Tier und 
fand, daß dasselbe alle Symptome der Pest aufwies. Unter dem 
lebenden Bestand waren Patienten in allen Stadien. Aehnlich liegen 
die Verhältnisse auf Olifants Dam Farm, welche nicht weit von oben 
genanntem Platze entfernt liegt. Hier soll die Krankheit zuerst am 
12. Dez. aufgetreten sein und bis jetzt 40 Opfer von einer Herde 
von 140 Tieren verlangt haben. Vier Stück waren in den letzten 
12 Stunden gestorben und 10 erkannten wir als krank. Eine 

Ent« Abt. XXI ad. 31 


ogle 



530 


Berichte d«s Herrn Prof. Dr. Koch etc. 


Obduktion des zuletzt verendeten Tieres zeigte in prägnanter Weise 
an den Organen die durch die Pest hervorgerufenen pathologischen 
Veränderungen. Wir nahmen dann von demselben Tier noch etwas 
Blut mit zur weiteren Untersuchung. Abgesehen von dem za 
Forschungszwecken bestimmten Material, boten diese beiden Be- 
suche auch ein interessantes Studium der Natur, Verbreitungsart und 
des Verlaufs der Krankheit. Bei unserer letzten Fahrt waren wir in 
Begleitung des Herrn Fenn, Chef der Grenzpolizei, dessen liebens- 
würdigen Beistandes speciell bei den Obduktionen ich hier dankend 
gedenke. 

Unsere Impfversuche gingen bis jetzt hauptsächlich darauf hinaus, 
eine wirksame Methode zu linden, den Keim der Krankheit aof 
gesunde Tiere zu übertragen, die früher angewandten Methoden waren 
nicht stichhaltig. Dieselben bestanden darin, daB man Sekrete von 
kranken Tieren, wie z. B. Nasenschleim, Augensekret, selbst Entleerung® 
aus den Eingeweiden in die Nasenlöcher einreibt oder vermittelst 
Haarseilnadeln unter die Haut einführt. Auf diese Weise war das 
Resultat entweder unsicher in seinen Folgen oder die Krankheit war 
von Anfang an durch hinzugetretene Sepsis kompliziert, dadurch, dai 
septisches Material mit infiziert wurde. Die Richtigkeit dieser Auf- 
fassung bestätigte sich auch durch meine eigenen Erfahrungen. Wie 
bereits in meinem früheren Bericht erwähnt, brachten wir das In- 
fektionsmaterial auf die Nase und auf die Schleimhäute des Maules. 
Die Wirkung dieser Methode war, daß von 8 mit von Taungs her- 
gebrachtem Material infizierten Tieren nur eines, welches später der 
Ausgangspunkt von einer Reihe von Versuchen wurde, die Krankheit 
in sich aufnahm. Von der zweiten Kategorie von Tieren, welche mit 
Schleim von Tafelkop infiziert wurden, trat die Krankheit ebenfalls 
nur bei einem von 3 Tieren auf. Unter Berücksichtigung der bei 
früheren Epidemieen gemachten Erfahrungen wurde ich gewahr, da£ 
es ein weit besserer Modus der Infektion sein würde, Blut subkutan 
einzuspritzen. Denn wenn Blut während der frühen Stadien der 
Rinderpest genommen wird, enthält es keine septischen Stoffe, sonders 
nur den Ansteckungskeim der Rinderpest. Diese Annahme hat ach 
bis jetzt als vollständig gerechtfertigt erwiesen. Wir haben 5 Tiere 
in die Wamme mit defibriniertem Blut geimpft; alle, ohne Aas- 
nähme, erkrankten nach einer Inkubationsdauer von 3—5 Tagen. Vier 
von diesen Tieren sind, wie durch Autopsie festgestellt, der eigent- 
lichen Rinderpest erlegen. Eins derselben erholte sich von einen! 
sehr schweren Anfall und dient jetzt zu Immuuisierungszwecken. 

Ich bezwecke durch diese Bluteinspritzungen von einem Tiere 
zum anderen eine Serie von Infektionen zu gewinnen, welche mir nenes 
Material zu meinen Untersuchungen liefern. Es wird am zweckmäßigste! 
sein, wenn wir mit zwei Serien arbeiten: 

1) Mit Material von Taungs; 

2) mit Material von Tafel Kop. 

Um diese Versuche mit möglichst wenig Kosten durchzuführe», 
werden wir in jeder Serie nur ein Tier auf einmal infizieren. 

Versuche mit von an Rinderpest verendeten Tieren berrührend« 
Galle wurden ebenfalls gemacht, indem letztere unter die Haut eio- 



Berichte des Herrn Prof. Dr. Koch etc. 


531 


gespritzt wurde. Ich wurde hierzu veranlaßt dadurch, daß früher schon 
von den Farmern im Freistaate ein Gemisch von Galle und Blut oder 
anderer Flüssigkeiten öfters angewandt wurde, auch durch den Um- 
stand, daß ich in der Galle in den meisten Fällen ein Bakterium 
kulturell vorgefunden habe, welches laut Beschreibung mit dem von 
Simpson in Calcutta entdeckten und als specifisch für die Rinder- 
pest erklärten Mikroben übereinstimmend ist. Alle diese Versuche 
mit Galle hatten negative Resultate. 

Wir sind infolgedessen berechtigt zu sagen, daß die Galle den 
AnBteckungskeim der Rinderpest nicht enthält und Simpson’s 
Bakterium nicht als der Erreger der Rinderpest angesehen werden 
darf. 

Alle Bemühungen sowohl mikroskopisch als auch kulturell einen 
spezifischen Mikroorganismus im Blute zu finden, waren bis jetzt er- 
folglos. Es gelang mir auch nicht, dieses spezifische Bakterium unter 
den Mikroben, welche im Nasenschleim oder anderen Schleimsekreten 
und in den Eingeweiden enthalten sind, herauszufinden. Meine Unter- 
suchungen in Bezug auf die Entdeckung der Ursache der Rinderpest 
werden selbstredend fortgesetzt, aber das Hauptgewicht muß auf das 
Ausfindigmachen eines Verfahrens gerichtet sein, durch welches man 
in den Stand gesetzt ist, den Virus derart abzuschwächen, daß man 
ihn als ein Verhütungsmittel an wenden kann. — In dieser Absicht 
haben wir andere für Rinderpest weniger empfängliche Tiere geimpft 
und zwar am 14. Dez. wurden vorgenommen ein Kapschaf, ein Merino- 
schaf, eine Angora- und eine Kapziege und mit Rinderpestblut 
injiziert. Diese Tiere zeigten keine auffallenden Merkmale, aber sie 
hatten alle nach einer Inkubationsperiode von 2 — 3 Tagen die für die 
Rinderpest spezifische Temperatursteigerung. Eine zweite Impfung am 
17. Dez. bei einer Ziege, einer Angora, einem Merino- und einem 
Kapschaf hatten denselben Effekt Nachdem somit der Beweis geliefert 
ist, daß durch Einspritzungen von Rinderpestblut eine Art von leichter 
Rinderpest in den genannten Tieren erzeugt werden kann, infizierten 
wir am 27. Dez. in zweiter Linie zwei weitere Ziegen, Angora, Merino 
und Kapschafe. Die Terapcratursteigerung, welche hier ebenfalls kon- 
statiert wurde, zeigt deutlich, daß es möglich ist, die abgeschwächte 
Rinderpest im Körper von Schafen und Ziegen fortzupflanzen. 

Nach ein oder zwei weiteren Impfversuchen werde ich versuchen, 
den so erhaltenen Ansteckungskeim der abgeschwächten Krankheit 
auf gesundes Rindvieh zu übertragen. Aehnliche Versuche werden 
auch an Antilopen, Schweinen, Eseln, Maultieren und Hunden gemacht. 

Ferner beabsichtige ich, die Empfänglichkeit für Rinderpest an 
allen den Tieren zu prüfen, welche hierzulande nicht allein der Krank- 
heit unterworfen, sondern auch zur Verschleppung beitragen können. 

Mit Rücksicht hierauf halte ich es auch für geboteu, Kameele 
anzuschaffen, um deren Immunität gegen Rinderpest endgiltig fest- 
zustellen. Nebenher werden wir noch versuchen, ob durch irgend 
welche Mittel, z. B. auf chemischem oder physikalischem Wege, 
Rinderpestblut zur prophylaktischen Impfung nutzbar gemacht werden 
kann, d. b. ob dasselbe sich zu einem Impfstoff verarbeiten läßt. 

Eine Gelegenheit, die bis jetzt in Südafrika gegen Rinder- 

84 * 


ogle 



532 


Bericht« dea Herrn Prof. Dr. Koch etc. 


pest gebräuchlichen Impfungsniethoden zu prüfen, war bis jetzt noch 
nicht geboten, aber ich werde später im gegebenen Moment infizie- 
rendes Material denjenigen Tieren einimpfen , welche zuerst mit 
Galle behandelt wurden, um zu sehen, ob letztere irgend welchen 
Schutz bietet oder nicht. Gelegentlich eines Besuches im Freistaat 
bemerkte ich, daß alle Tiere einer Farm als Schutzmaßregel mit 
Knoblauch („Knoflook“) in die Wamme injiziert wurden, aber ohne 
günstiges Resultat. Auf einer anderen Farm wurde eine Mischung 
von Karbol und Petroleum dem Vieh verabreicht, aber auch diese 
Maßregel war nutzlos. 

Andererseits giebt aber jedermann, der mit den Verhältnissen 
längs der Freistaatgrenze im Kimberleydistrikte vertraut ist, gerne zu, 
daß die angeordneten Einschränkungen ihren Zweck vollständig er- 
füllt haben. 

Auf der einen Seite der Grenzlinie waren 4 Wochen hindurch 
mehrere Farmen von der Rinderpest schwer heimgesucht, während- 
dem die Continental Farm jetzt noch frei von dem Uebel ist. 

In Bezug auf den von Dr. E ding ton gefundenen Rinderpest- 
mikroben erwähne ich noch, daß Dr. Edington mir am 28. Oez. 
eine auf Bouillon gezüchtete Kultur übergab, von welcher er in meiner 
Gegenwart zwei Reagensgläser mit demselben Nährboden weiterimpfte. 
Nachdem ich mich überzeugte, daß die Kulturen in letzteren rein und 
reichlich gewachsen waren, inokultierte ich am 31. Dez. ein gesundes 
Tier mit jeder dieser Kultur und werde Ihnen später über die betr. 
Wirkung berichten. 

Außerdem möchte ich noch hervorheben, daß eines von den 3 Tieren, 
deren Autopsie in Taungs vorgenommen wurde, an Texasfieber litt, 
was wir am nächsten Tage bei der Untersuchung des Blutes fest- 
stellten. Um bei unseren Versuchen, jeglichen Irrtum, welcher durch 
die Kombination der Pest mit dem Texasfieber entstehen könne, zu 
vermeiden, machen wir es zum Prinzip, bei jedem zu Infektions- 
zwecken verwandten Tier das Blut mikroskopisch zu untersuchen. 

Wir haben die Erfahrung gemacht, daß die Südafrika-Rinderpest 
in manchen Punkten von den Beschreibungen anderer Beobachter 
differiert. So z. B. sind die Exantheme und diphtheritisartigen Ver- 
änderungen auf den Schleimhäuten des Maules und auf dem Gaumen 
nur wenig auffallend, währenddem die pathologischen Veränderungen 
in den Eingeweiden eher stärker sind. So haben wir bei drei 
unserer postmortalen Untersuchungen fibrinöse, blutige Auskleidungen 
der Darmwäude konstatiert Diese bestanden aus zusammenhängenden 
Massen von 1 Yard Länge, welche wurstähnlich die Formen da 
Wände der Eingeweide annahmen und einen engen Kanal mit dünn- 
flüssigen Exkrementen umgaben. Diese Massen bestanden aus los- 
gelöstem Epithelien des Verdauungstraktus, einer festen, fibrinartigen 
Substanz und Blut 

Ueber die Ursache dieser Differenz, ob dieselben den klimatischen 
Einflüssen oder der spezifischen Rindviehart zuzuschreiben sind, kann 
ich noch kein Urteil abgeben. In allen anderen Punkten indessen 
stimmen die Symptome der Krankheit mit denjenigen der richtig® 


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Berichte des Herrn Prof. Dr. Koch etc. 


533 


Rinderpest vollständig Qberein, so daß die Identität keinen Zweifel 
mehr aufkommen läßt. 

Die bei der englischen Epidemie von Burdon-Sanderson 
gemachte Beobachtung, daß der Anfang der Pest durch eine jedem 
anderen Symptom um einige Tage vorangehende Temperatursteigerung 
erkannt werden kann, bestätigte sich bei jedem einzelnen in unserer 
Versuchsstation behandelten Fälle. Diese Thatsache ist von außer- 
ordentlicher Wichtigkeit, nicht allein für die Forschung, sondern auch 
für die Praxis, da auf diese Weise die Gefahr der Krankheit schon 
zu einer Zeit entdeckt werden kann, wo noch keine Entleerungen 
stattfinden und das Tier die Krankheit noch nicht weiter verbreiten 
kann. Sign. R. Koch. 


Weitere Berichte von Prof. Koch. 


Wir geben nun noch den 3. und 4. Bericht von Prof. Koch, 
von denen der letztere speziell Aufschluß über die Schutzimpfung 
giebt. 

Kimberley, 31. Januar 1837. 

An den 

Sekretär der Landwirtschaft. 


Kapstadt. 

Ich beehre mich, Ihnen im Nachfolgenden über den weiteren 
Verlauf meiner Untersuchungen zu berichten. In meinem letzten 
Bericht erwähnte ich, daß ich 2 Rinder mit Dr. Edington’s Kul- 
turen impfte, welche nach Letzterem die Mikroben der Rinderpest 
enthalten sollten. Indessen, da beide Tiere innerhalb 3 Wochen weder 
eine Temperatursteigerung noch andere Krankheitserscheinungen 
zeigten, so wurde ich zur Ansicht geleitet, daß diese Mikroorganismen 
die Krankheit gar nicht erzeugen konnten. Aber es blieb immer 
noch zu beweisen übrig, ob die geimpften Tiere noch für die Rinder- 
pest empfänglich waren. 

Zu diesem Zweck impften wir dieselben auf die gewöhnliche Art 
mit Rinderpestblut mit dem Ergebnis, daß am 4. Tage eine Temperatur- 
steigerung, wie solche bei allen derart geimpften Tieren nie ausblieb, 
eintrat. Sie zeigten auch hernach die typischen Erscheinungen der 
Rinderpesterkrankung. Es kann also kein Zweifel mehr sein, daß 
diese Tiere durch die Impfung die Krankheit in sich aufnahmen und 
ich fühle mich deshalb veranlaßt, besonders zu erwähnen, daß 
Dr. Edington’s Mikroben nicht die Ursache der Rinderpest sind. 

Die Impfversuche an Schafen und Ziegen wurden bis zur 7. Ge- 
neration fortgesetzt und um zu sehen, ob die hervorgerufene Krankheit 
wirklich Rinderpest war, impfte ich eine junge Kuh mit dem Blute 
einer Angoraziege der 2. Generation. Es entstand Rinderpest, aber 
obgleich der Verlauf der Krankheit kein leichter war, so erholte sich 
dennoch das Tier und befindet sich wieder in voller Gesundheit. 
Dies gab Anlaß zu der Annahme, daß die vorhergehende Passage 
durch Ziegen die Krankheit im Rindviehkörper etwas mildern kann 
und ich infizierte dementsprechend 4 Rinder von einer Ziege, Angora, 
Merino- und Kapschaf, nachdem der Virus 5 mal diese Tiere passiert 
hatte. Diese 4 Tiere wurden alle gleichzeitig nach einer Verhältnis- 



534 


Berichte de« Herrn Prof. Dr. Koch etc. 


mäßig sehr kurzen Inkubationsperiode von der Krankheit befallen, 
3 davon erlagen nach 7—8 Tagen. 

Der Verlauf der Krankheit der beiden mit Merino- und Kapschaf- 
blut geimpften Tiere war so heftig und die pathologischen Läsionen, 
wie durch die post mortale Untersuchung festgestellt, von so schwerer 
Natur, daß sich mir die Ansicht aufdrängte, der Krankheitsstofl 
werde beim Durchpassieren des Schafkörpers nicht abgeschwächt, 
sondern im Gegenteil virulenter. 

Die Hoffnung, daß Schafe zur Gewinnung eines Impfstoffes ge- 
braucht werden können, erwies sich also durch meine Versuche als 
illusorisch, aber andererseits scheint es nicht unmöglich, daß die bei 
diesen Tieren konstatierte Virulenz auch einen höheren Grad von 
Immunität bewirkt, als wenn man solche von natürlicher Infektion 
ableitet; diese Tiere können also für Immunisierungszwecke wertvoller 
sein. Das mit Blut von einer Angora geimpfte Rind zeigte nur 
während 5 Tagen eine hohe Temperatur mit kaum nennenswerten 
diarrhöischen Entleerungen und bat bald wieder seine volle Gesund- 
heit erlangt. Ein mit Blut von einer Kapziege geimpftes Tier, das 
von Haus aus schwach war, ist eingegangen; bei der Obduktion faDd 
ich jedoch, daß sowohl im Magen als auch in den Eingeweides die 
pathologischen Veränderungen viel weniger aufgetreten waren als bei 
Impfungen mit Schafblut. 

Durch diese Beobachtungen halte ich es für wahrscheinlich, daß 
das Rinderpestvirus, nach einer wiederholten Passage durch Ziegen, 
thatsächlich, aber langsam abgeschwächt wird, und ich beabsichtige 
deshalb meine Versuche nach dieser Richtung fortzusetzen. Da keines 
dieser kleinen Wiederkäuer erlag, hielt ich es für ratsam, eines für 
genauere Untersuchungen zu töten. Ein Merino, welches eine besonders 
hohe und charakteristische Temperaturkurve hatte, wurde ausgelesen, 
und bei der Autopsie bemerkte ich, daß, während der Magen kaum 
etwas Abnormes aufwies, der Dünn- und Dickdarm und von letzterem 
das Rectum besonders entzündet waren. Die auf den Schleimhäuten 
der Nase sichtbaren Veränderungen waren ebenso wie diejenigen der 
in demselben Stadium der Krankheit getöteten Rinder. Diese Versuche 
erklären zur Genüge die ganz verschiedenen Typen der Rinderpest- 
erkrankung bei Schafen und Ziegen. Viele Farmer sind der Ansicht, 
und dies hatte ich selbst auf Rinderpestfarmen im Freistaat gesehen, 
daß diese Tiere mit erkrankten Rindern weiden können, ohne selbst 
Rinderpest zu bekommen, währenddem andererseits berichtet wurde, 
daß die Pest in Schaf- und Ziegenherden erst in großer Zahl aufgetreten 
war, nachdem dieselbe unter den großen Tieren aufgehört hatte. Meiner 
Ansicht nach empfangen Schafe und Ziegen zuerst die Krankheit in 
einer so milden Form, daß sie nicht diagnostiziert werden kann, 
und wird dieselbe erst dadurch virulenter, daß sie innerhalb dieser 
Tierkörper fortgepflanzt wird. Dann werden die Symptome natürlich 
deutlicher und in manchen Fällen nimmt die Krankheit selbst ein 
letales Ende. 

Um das Rinderpestvirus durch Chemikalien abzuschwächen, 
machte ich folgende Versuche: Ich mischte Rinderpestblut mit 
Glycerin in verschiedenen Konzentrationen sowie mit Phenol und 



Berichte des Herrn Prof. Dr. Koch etc. 


535 


spritzte die Mischungen subkutan ein. Da keine Rinderpesterkrankung 
hierauf erfolgte, so kann es immer noch zweifelhaft erscheinen, ob 
gerade das Glycerin einen destruktiven Einfluß auf das Virus ausübt, 
ein Umstand, welcher um so bemerkenswerter ist, als durch dasselbe die 
meisten Impfstoffe, besonders die Pockenlymphe, nicht zerstört, sondern 
konserviert werden. Nach einiger Zeit spritzte ich virulentes Rinderpest- 
blut ein und diese zweite Einspritzung rief nach der gewöhnlichen 
Inkubationsperiode die eigentliche Rinderpest hervor. Die mit Phenol 
behandelte Kuh blieb indessen gesund, und es ist nicht ausgeschlossen, 
daß die erste Einspritzung einen immunisierenden Einfluß hatte. Ich 
wiederholte deshalb dieses Experiment und hoffe bald bestimmte Re- 
sultate zu haben. Da destilliertes Wasser die roten und weißen Blut- 
körperchen zerstört, woraus ich schloß, daß es auch den Ansteckungs- 
keim der Rinderpest unschädlich macht, verdünnte ich Rinderpestblut 
mit dieser Flüssigkeit im Verhältnisse von 1 : 20 und injizierte hier- 
mit ein Tier, welches die Symptome der Krankheit zeigte, allerdings 
etwas später wie gewöhnlich; aber der Verlauf der Krankheit war 
nicht weniger heftig und schließlich auch letal. Um festzustellen, 
wie weit die Verdünnung zu geschehen hat, ohne eine Infektion zu 
verursachen, verdünnte ich frisches Rinderpestblut mit der sog. 
physiologischen CINa-Lösung (0,6 Proz.) im Verhältnis von 1 : 500 
und injizierte 1 ccm von dieser Mischung. Trotz der gewiß geringen 
Infektion, das Tier erhielt 1 / 500 ccm Blut, entstand doch Rinderpest 
in genau derselben Zeit, und es zeigten sich ebenso bösartige Sym- 
ptome, wie bei jenen Tieren, welche 10 ccm, also die öOOfache Dosis 
erhielten. 

Ein sehr bemerkenswerter Versuch war folgender: Ich trocknete 
10 ccm Blut bei der mäßigen Temperatur von 31 0 C während 
4 Tagen, und nachdem ich solches zuvor aufgelöst, injizierte ich damit 
ein Tier. Dasselbe blieb vollkommen gesund, und ich kann deshalb 
ruhig annehmen, daß die Austrocknung selbst während eines so 
kurzen Zeitraumes das Rinderpestvirus unschädlich macht. Dies ist 
hochwichtig für die Farmer, und ich beabsichtige deshalb, ähnliche 
Versuche mit anderen Substanzen zu machen, besonders dem Felle 
und den Fäkalien, um zu sehen, welchen Einfluß das Trocknen hier- 
auf ausübt. Das so getrocknete Blut bietet indessen keinen Schutz 
gegen Rinderpest, denn das betr. Rind wurde doch bei Einspritzen 
von frischem Blute bald krank. Von allen bis jetzt auf der Ver- 
suchsstation erkrankten Tieren haben sich vier erholt 

Letztere sollten zu Immunisierungszwecken dienen, aber bevor ich 
weiter ging, war festzustellen, ob solche Tiere wirklich gegen neue 
Infektionen geschützt waren. Ich impfte deshalb mit Rinderpest- 
blut zwei „geheilte“ Tiere und ein frisches mit dem Resultate, daß 
letzteres an Rinderpest starb, währenddem die beiden anderen nicht 
das geringste Symptom der Krankheit zeigten. Auf diesen Beweis 
der Immunität hin nahm ich dem stärkeren der beiden Tiere eine 
größere Menge Serum und injizierte 100 ccm davon einem frischen 
Tiere. Nachdem dasselbe am nächsten Tage mit */* ccm Rinderpest- 
blut subkutan injiziert worden war und während 6 Tagen gesund 
blieb, wurden ihm eine größere Dosis von 1 ccm injiziert Ein anderes 



536 


Berichte des Herrn Prof. Dr. Koch etc. 


Tier wurde mit einer Mischung von Serum und Blut geimpft, welche 
die Nacht über im Eisschrank aufbewahrt wurde. Dieses Tier zeigte 
ebenfalls während den darauf folgenden Tagen nichts Auffälliges und 
wurde dann am 7. Tage mit einer größeren Menge Rinderpestblut 
injiziert. Beide Tiere widerstanden der zweiten Injektion ohne 
irgendwelchen Nachteil. Dies beweist klar, daß das Serum von 
immunen Tieren einen gewissen Schutz bietet. Wie lange diese 
Immunität andauert, ist noch festzustellen. Andere Tiere als Wieder- 
käuer wurden nicht für Rinderpest empfänglich befunden. Bei 
Schweinen ist die Möglichkeit einer Infektion nicht ausgeschlossen. 

Kimberley, 10. Febr. 1897. 

In meinem letzten Bericht hatte ich bereits Gelegenheit, festzu- 
stellen, daß durch Injektion von Blutserum von Rindern, welche sich 
von der Pest erholt haben, ein gewisser immunisierender Einfluß auf 
gesunde Tiere hervorgerufen werden kann. 

Diese immunisierenden Eigenschaften sind indessen nicht sehr 
groß, denn 100 ccm von solchem Serum sind nötig, um ein Tier 
gegen eine Injektion mit einer kleinen Dosis Rinderpestblut zu 
schützen. Eine solche Immunität ist ihrer Natur nach bloß passiv 
und wird nur kurze Zeit anhalten. 

Als Schutzimpfung im großen läßt sich solches Serum nicht 
verwenden, aber durch Immunisieren mehrerer Tiere während 14 Tagen 
mit einer Mischung von Serum und virulentem Rinderpestblut ge- 
langte ich soweit, daß sie selbst eine Injektion von 20 ccm Rinder- 
pestblut — das 10 000- fache Quantum einer schon letal wirkenden 
Dosis — Widerstand leisteten. 

Hieraus schließe ich, daß die Immunität dieser Tiere eine viel 
höhere ist und ich glaube, es ist eine aktive Immunität gleich jenen 
Tieren, welche die Rinderpest überstanden hatten und sich erholten. 

Es ist besonders wichtig, daß 20 ccm von diesem Serum zum 
Immunisieren eines Tieres genügen, 1 1 genügt also für 50 Stück 
Rind. 

Ich werde nun weiter untersuchen, ob 

1) diese Immunität in einer noch kürzeren Zeit zu erlangen ist, 

2) ob eine kleinere Dosis Serum genügen wird, 

3) ob eine einmalige Einspritzung als genügend sich erweist 

Eine zweite, ebenso wichtige Thatsache ist die, daß man mit 
Galle von an Rinderpest gefallenen Tieren gesunde Tiere immun 
machen kann. In diesem Falle genügt eine einmalige subkutane 
Einspritzung von 10 ccm. 

Diese Immunität setzt am 10. Tage ein und ist von solcher 
Wirkung, daß selbst nach 4 Wochen 40 ccm Rinderpestblut ohne 
Schaden eingespritzt werden können. Ich schließe daraus, daß die 
so erzielte Immunität eine „aktive“ ist. 

Die lokale Wirkung einer Injektion ist bloß eine harte, etwas 
mit Schmerz verbundene, faustgroße Anschwellung, welche im Verlauf 
von einigeu Wochen nach und nach verschwindet, vorausgesetzt, daß 
die Galle nicht schon zersetzt war, wie dies bei Rinderpest- 
erkrankungen Vorkommen kann. 


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Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 537 

Unter solchen Umständen kann sich ein Absceß bilden, welcher 
indessen dem Immunisationsprozeß nicht nachteilig ist. 

Diese beiden obenerwähnten Thatsachen überzeugen mich, daß 
die Rinderpest in verhältnismäßig kurzer Zeit aaszurotten ist, wenn 
diese Methoden in die Praxis übersetzt werden. 

Die Serumimmunisierung kann da angewandt werden, wo es 
darauf ankommt, von infizierten Bezirken solche Landstriche, welche 
noch intakt sind, innerhalb einer breiten Zone von einander zu trennen, 
in welchem alles Vieh mit dem Vaccin geimpft werden soll. 

Die schutzwirkenden Eigenschaften der Galle werden in infizierten 
Bezirken außerordentliche Dienste thun. Nahezu jeder Fall von 
Rinderpest liefert eine größere oder kleinere Menge von Impfstoff für 
solche Tiere, die noch gesund sind. 

Ich kann nur empfehlen, diese Bekämpfungsmethoden bald mög- 
lichst zu veröffentlichen und bin fest überzeugt, daß dadurch täglich 
Tausende von Tieren gerettet werden können. Der Modus operandi 
ist in beiden Fällen sehr einfach, es wird aber dennoch gut sein, 
wenn Tierärzte und andere Personen hierin unterrichtet werden. Ich 
bin dazu bereit, einen Instruktionskursus auf der Versuchsstation in 
Kimberley zu erteilen. 

Ich halte es für meine Pflicht, Sie darauf aufmerksam zu machen, 
daß die Errichtung ähnlicher Laboratorien, wie zu Kimberley, in den 
verschiedenen Teilen des Landes sehr von Nutzen sein würden. 

gez. R. Koch. 


Referate aus bakteriologischen und parasitologischen 
Instituten, Laboratorien etc. 


Hiquel, Laboratoire de diagnostic des affections con- 
tagieuses de la ville de Paris. (Annales de Micrographie. 
1897. p. 7—11.) 

Der erste Jahresbericht des neu errichteten Pariser städtischen 
Laboratoriums ist nun erschienen. In einer Sitzung des Conseil muni- 
eipal vom 5. April 1895 wurde die Errichtung des Laboratoriums be- 
schlossen und die dazu nötige Summe von 10000 Frcs. bewilligt. 
Am 1. Juli bereits konnte den Pariser Aerzteu durch öffentliche Be- 
kanntmachung angezeigt werden , daß sich das Laboratorium zur 
unentgeltlichen Untersuchung diphtherieverdächtiger Fälle bereit er- 
kläre. In einer zweiten Sitzung vom 26. Oktober wurde den Aerzten 
auch für anderweitige Untersuchungen auf Infektionskrankheiten (Typhus, 
Tuberkulose etc.) das Laboratorium zur Verfügung gestellt und die 
wichtige Anregung gegeben, daß kein Kind, das Diphtherie überstanden 
hätte, die Schule besuchen dürfte, ohne ein Zeugnis des Laboratoriums, 
daß es von Diphteriebacillen frei sei. Am 16. April 1896 wurde 
dieser Beschluß vom Präfekten des Seinedepartements offiziell an- 
geordnet 


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538 


Nervensystem und Infektionskrankheiten. 


Zur Ausführung der Untersuchungen werden den bctr. Aerzten 
sterilisierte Metallkästchen zugesandt, die 2 Röhren sterilen Pferde- 
serums, ein Glasrohr zur Bergung evtl. Pseudomembranen, 2 sterile 
Wattetampons, um Nasen- und Rachenschleim zu gewinnen, enthalten. 
Die Art der Serumgewinnung, das Vorgehen bei der Untersuchung, 
die durch zwei Bakteriologen geschieht, ist in dem Bericht näher 
beschrieben, ebenso die Schwierigkeiten geschildert, die der Unter- 
suchung auf D.B. durch vorhergegangene Gargarismen in den Weg 
treten können. Vom 14. Juli 1895 bis 30. Sept 1896 wurden im 
Laboratorium 3683 Untersuchungen auf D.B. gemacht, 1559 mit posi- 
tivem Befunde. 

Von Kindern, die Diphtherie überstanden hatten, wurde 131 mal 
Material untersucht, 30,5 °| 0 mit positivem Befunde. In 24 unter 
54 Fällen nach einem Monat , während des 2. Monates nur 10 mal 
von 48; 1 mal vom 2. — 6. Monat. 

Von anderen Untersuchungen wurden (Ende 1895 bis Nov. 1896), 
268 verschiedene Untersuchungen gemacht, darunter 226 mal aaf 
Tuberkulose. Vage des (Berlin). 


Referate. 

Piccinlno, F. e Crimaldi, A., Coutributo allo Studio dell’ 
influenza del sisteina nervoso nelle infezioni. (La 
Riforma med. 1896. No. 11 und 12.) 

Die Frage über den Einfluß des Nervensystems beim Zustande- 
kommen der Infektion kann durch die darüber veröffentlichten Arbeiten 
bis jetzt uoch nicht für entschieden betrachtet werden, da diese Ver- 
suche einesteils unvollkommen sind, andere wieder den Mangel auf- 
weisen, daß sie an wenig widerstandsfähigen Tieren angestellt wurden, 
welcher Umstand das Zustandekommen einer Infektion auch ohne 
Mitbeteiligung des Nervensystems zuläßt. 

Die Verff. wählen zu ihren Versuchen die tuberkulöse Infektion 
der gegen Tuberkulose refraktären Hunde vor der Vagotomie. Von 
den 8 zu den Versuchen verwendeten Hunden wurden 2 mit tuber- 
kulösem Sputum gefüttert, 4 subkutan injiziert, und 4 (darunter 2 
der zweiten Serie) in den Pleuraraum. 

Die Tiere der zweiten Serie zeigten immer nur einen lokales 
tuberkulösen Affekt, bei keinem der Tiere zeigten sich hingegen, 
nachdem sie teils nach der Vagotomie unter den bekannten Erschei- 
nungen eingingen, teils noch vorher getötet wurden, Spuren einer 
sonstigen tuberkulösen Erkrankung. 

Es scheint demnach, daß die natürliche Immunität der Hunde- 
lunge gegen Tuberkulose nicht von dem trophischen Nerven derselben, 
sondern von einer im ganzen Organismus verborgenen Schutzenergie 
abhängig sei. Kamen (Czernowitz). 


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Bakterien und Wasser. 


539 


Holz. Das Trinkwasser von Metz und Umgebung. (Archiv 
f. Hyg. Bd. XXVIII. Heft. 2. p. 103.) 

Metz wird durch zwei schon von den Römern benutzte, bei der 
Stadt Gorze entspringende Quellen, die Bouillonquelle und die Quelle 
von Parfondval, im wesentlichen mit Trinkwasser versorgt. In die 
im Jahre 1865 in Betrieb genommene, ein Rohrnetz von 27,5 km 
umfassende Leitung sind außerdem die Quellen von Scy und Lessy 
aufgenommen. 

Seit Januar 1892 untersuchte Verf. fast allmonatlich Proben des 
Metzer Leitungswassers chemisch und bakteriologisch und konnte 
feststellen, daß stets gleiche Mengen vou Chlor und Salpetersäure 
vorhanden waren, während die Gehalte an Kalk, Magnesia, Schwefel- 
säure und organischer Substanz, sowie auch der Keimgehalt sich 
häufigen Schwankungen unterworfen erwiesen. Der Wechsel in dem 
Gehalte an unorganischen Bestandteilen läßt sich vielleicht auf die 
in den verschiedenen Jahreszeiten zwischen sehr weiten Grenzen 
schwankende Ergiebigkeit (15000 bis herunter zu 3000 cbm in 
24 Stunden) zurückführen, während Verf. die unzulängliche Fassung 
der nickt überdachten und ollen daliegenden Bouillonquelle für die 
wechselnden Gehalte an organischer Substanz und Bakterien verant- 
wortlich macht. Die Lage dieser Quelle läßt zweifellos eine gelegent- 
liche Aufnahme von Schmutzwässern zu und Verf. bezeichnet daher 
eine einwandfreie Fassung derselben als unumgängliche Notwendig- 
keit. 

Verf. untersuchte des weiteren das Wasser einer großen Zahl 
von Quellen und Brunnen in und um Metz und unterzog, wo es 
irgendwie möglich war, auch den Bau und die Umgebung der Ent- 
cahmestellen einer genaueren Besichtigung. 

Metz liegt in der Juraformation. Der auf dem rechten Mosel- 
ufer zu tage tretende „Lias“ ist im allgemeinen arm an Quellen, 
deren Wasser fast ausschließlich durch Kesselbrunnen gefördert wird. 
Diese erwiesen sich zuweilen in einwandfreier Weise gedeckt, oft 
aber auch nur mit schlecht schließenden Holzdeckeln und Brettern 
überdacht. 

Das Wasser dieser Formation war durchweg hart, zuweilen reich 
an Gyps, enthielt oft viel Chlor und Salpetersäure und, wenn ver- 
unreinigt, auch salpetrige Säure. 

Die von der Mosel und Seille umflossenen Diluvialschichten sind 
reicher an einem in den unbewohnten Gegenden einwandfreien Wasser. 
In dem bewohnten, ganz außerordentlich durchlässigen Terrain des 
Sabloner Beckens dagegen, wo an bestimmten Orten seit Alters das 
gesamte Kehricht von Metz abgeladen und zum Düngen verwendet 
wird, erfährt dieses Wasser eine starke, durch eine bedeutende Er- 
höhung des Gehaltes an festen Bestandteilen, an Chlor, Salpetersäure 
und Schwefelsäure, zuweilen auch an salpetriger Säure sich doku- 
mentierende Verunreinigung. 

Die reichlichen Grundwassermengen des Alluviums wurden vom 
Verf. ebenfalls untersucht. Die gewonnenen Ergebnisse weisen bei 
vielen in diesen Schichten angelegten Brunnen auf eine starke Ver- 
unreinigung von außen her hin. 


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540 


Furunkulose. — Retinitis septica. 


Das linke Moselufer besteht aus der fUr die QueUenbilduug ganz 
besonders geeigneten Doggerformation, in welcher ja auch die gegen- 
wärtig zur Wasserversorgung von Metz dienenden Quellen entspringen. 
Da3 hier sich vorfindende Grundwasser kann als hygienisch voll- 
kommen einwandfrei bezeichnet werden, und dürfte bei einer Er- 
weiterung der Metzer Wasserleitungsanlage wohl in erster Linie in 
Betracht kommen.; Vogel (Hamburg). 

Gangitano, F., S tafilococcoemia da furuncolosL (La Rif. 
med. 1896. No. 112 und 113.) 

Verf. beschreibt einen Fall, wo ein kleiner Furunkel der linken 
Wange zum Ausgangspunkt einer schweren, binnen 3 Tagen zum Tode 
führenden Sepsis wurde. In allen Organen fanden sich Staphylokokken- 
herde, auch in den Brustdrüsen der nahezu bis zu ihrem Tode stillenden 
Frau. Trotzdem befand sich der 10 Monate alte Säugling ganz wohl, 
was wohl als Beweis dafür angesehen werden könnte, daß die Staphylo- 
kokken durch die Verdauungssäfte unschädlich gemacht werden. 

Kamen (Czernowitz). 

Goh, K., Beiträge zur Kenntnis der Augen Verände- 
rungen bei septischen Allgemeinleiden: sog. Reti- 
nitis septica, gutartige metastatische Entzündung, 
doppelseitige marantische Thrombose 1 ), (v. Graefe’s 
Archiv für Ophthalmologie. Bd. XLIII. p. 147—200.) 

Es ist nötig, bei den Retinalveränderungen bei Sepsis die sog. 
„Retinitis septica“ (Roth) und die „metastatiscbe Reti- 
nochorioditis“ prinzipiell voneinander zu trennen; bei der ersten 
Form sind sowohl klinisch wie auch anatomisch keine akuten Ent- 
zündungserscheinungen vorhanden, denn diese einfachen septischeo 
Netzhautblutungen entstehen nicht durch lokale Bakterienansiedelung, 
sondern sind ein Ausdruck der allgemeinen Blutzersetzung und wahr- 
scheinlich toxischer Natur, indem durch die Blutzersetzung entweder 
die Kapillaren leiden, ihr Endothel erkrankt und damit Gelegenheit 
zur Diapedese geboten wird, oder auch indem sich in den venösen 
Bahnen marantische Thrombenbildung einstellen kann, so- 
wohl in der Retina als auch in den Chorioidea. Doch ist eine solche 
Thrombose jedenfalls nur ausnahmsweise die Ursache septischer Netz- 
hauthämorrhagieen, da für gewöhnlich Zeichen stärkerer Stauung 
fehlen. 

Dagegen läßt sich vermuten, daß solche Thrombose auch die 
Entstehung einer metastatischen Entzündung durch die gesetzte Cir- 
kulationsstörung begünstigen kann; besonders bei der doppelseitigen 
Form ist an diese Vermittelung zu denken. Die häufige Doppel- 
seitigkeit der metastatischen Ophthalmie erklärt sich demnach teils 
aus der Engigkeit der Netzhautkapillaren, teils aus der durch solche 
Gerinnungen bedingten Disposition. 

Demgegenüber ist die Ansiedelung von septischen 
Mikroorganismen im Auge, wenn bis zum Tode genügend 


1) Vergl. hierau da» Referat Axenfeld. Bd. XXI. p. 343. 


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Tuberkulose. 


541 


lange Zeit bleibt, stets von Entzündung, meist von ausgesprochener 
Eiterung gefolgt. Nur ausnahmweise wird diese so gering sein, daß 
ophthalmoskopisch ein der Retinitis septica ähnliches Bild bestehen 
bleibt; anatomisch ist jedoch auch in solchen Fällen die Entzündung 
deutlich festzustellen, ohne daß nach einigem Bestehen die Mikro- 
organismen in den metastatischen Herden noch nachweisbar zu sein 
brauchen. 

Bemerkenswert ist im zweiten der mitgeteilten Fälle die lockere 
diffuse Infiltration der Chorioidea, als eine bisher noch nicht be- 
schriebene Erscheinung bei hämorrhagischer Sepsis; sie ist vielleicht 
eine Folge der deutlichen Stase in den Aderhautgefäßen und ihren 
Lymphscheiden. 

Bisher ist nicht sicher nachgewiesen, daß auch ohne Ansiedelung 
von Mikroorganismen, nur durch die cirkulierenden Toxine eine zur 
Erblindung oder zum ausgedehnten Zerfall einzelner Teile führende 
Entzündung oder Degeneration im Auge entstehen könnte. Für 
ausgesprochen eitrige, endogene Prozesse, ganz besonders einseitige, 
ist dieser Entstehungsmodus völlig abzulehnen. 

Differentialdiagnostisch kann der Befund von Blutungen und 
weißen Flecken insofern von Bedeutung sein, als er bei unbestimmt 
fieberhaften Erkrankungen weit eher auf Sepsis, als auf Meningitis, 
Miliartuberkulose, sowie Typhus deutet, und auch bei chronischem 
Verlaufe auf die richtige Fährte führen kann. 

Sch laefke (Cassel). 

Pluder F. und FIsclicr W., Heber primäre latente Tuber- 
kulose der Rachenmandelhyperplasie. (Arch. f. Laryngo- 
logie und Rhinologie. BJ. IV. 1896. p. 372.) 

Unter 32 untersuchten Fällen von Rachenmandelhyperplasie (dar- 
unter 28 Kinder) fand sich 5 mal ausgeprägte Tuberkulose des Ge- 
webes = 16 Proz. Das makroskopische Aussehen der operativ ent- 
fernten Rachenmandel ließ nichts Abnormes erkennen, nur im ge- 
färbten Präparat ist das Erkennen der Tuberkulose auch ohne Mikroskop 
schon durch die Ungleichmäßigkeit der Färbung möglich, da die 
Tuberkelherde viel schwächer koloriert erscheinen, als das umgebende 
normale lymphoide Gewebe. Alle Fälle haben das Gemeinsame, daß 
die Tuberkel sich nur in derMucosa, d. b. im lymphoiden Gewebe, 
fanden, niemals in der Submucosa. ferner daß überall Bacillen in 
spärlicher Menge gefunden wurden, und zwar nur in den kranken 
I'artieen, niemals im Epithel oder in gesunden Lymphfollikeln. Deut- 
liche Verkäsung fand sich nicht in allen, sondern nur in der Hälfte 
der Fälle; Riesenzellen waren stets vorhanden. Nasen- und Rachen- 
schleim waren immer bacillenfrei. 

Nach diesen und früheren Untersuchungen kann die vorliegende 
Form der Tuberkulose nicht mehr als etwas Seltenes aufgefaßt werden. 
In obigen Fällen ist die Tuberkulose als latent und primär zu be- 
zeichnen, da die Patienten, abgesehen von dem Symptomenkomlpex der 
gewöhnlichen Hyperplasie, wie geschwollene Halslymphdrüsen mäßigen 
Grades, keinerlei klinische Erscheinungen zeigten, die auf tuberkulöse 
Infektion hätten hindeuten können. Verff. pflichten der auch schon 


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542 


Tubeikulose. 


von Dieulafoy ausgesprochenen Meinung bei, daß der Inspiralions- 
strom der Infektionsvermittler ist. W. Kempner (Berlin). 

Schmidt, Hodentuberkulose. (Zeitschrift für Fleisch- und Milch- 
hygiene. 1897. Januar.) 

Bei einem zweijährigen Bullen fand sich Tuberkulose beider 
Hoden. Das Tier wurde daraufhin geschlachtet, die Sektion bestätigte 
die Diagnose. Es konnten auch Tuberkelbacillen nachgewiesen werden. 
Im übrigen Körper fand sich nur eiu erbsengroßer käsiger Herd au 
der linken Lunge. Verf. nimmt an, daß hier ein Fall von primärer 
Hodentuberkulose vorliege. 0. Voges (Berlin). 

Grunert, C., Beiträge zur Tu berk ulose der Bindehaut. 
(Archiv f. Augenheilk. Bd. XXXIV. p. 99 — 112.) 

Den von R. Denig zusammengestellten 72 Fällen (s. Referat 
Bd. XIX. p. 233) fügt Verf. einen neuen hinzu. 

Ein hereditär belasteter 27-jähriger Buchdrucker bemerkte 1892 
ein kleines Knötchen im oberen Lid , das 1893 operativ entfernt 
wurde, aber bald recidivierte ; 1894 nochmals operiert, gebrannt und 
geätzt, aber ohne Erfolg. 1895 folgender Status: starke Schwellung des 
linken Oberlides, die Haut gerötet, glatt und faltenlos, Lidspalte 
verengt. Auf der Conjunctiva tarsi des unteren Lides, nach der 
Uebergangsfalte zu, befinden sich 2 Knoten von länglicher Form, 
parallel zum Lidrande, von opaker roter Farbe, an die froschlaich- 
artigen Trachomkörner erinnernd; Konsistenz derselben weich. Auf 
der Innenfläche des leicht zu ektropionierenden oberen Lides wechseln 
knötchenförmige Bildungen, Promineuzen, die teils an Granulationen, 
teils an spitze Kondylome erinnern, ab mit oberflächlichen und tiefen 
ulcerösen Defekten, die mit schleimig-eitrigen, aber leicht abwisch- 
barem Sekret bedeckt sind, ohne speckigen Grund. Dazwischen 
sieht man strangförmige oder strahlige Narben. Die Massenhaftigkeit 
dieser durchweg kleinen Unebenheiten mit ihrer dunkelroten Farbe, 
Undurchsichtigkeit und zum Teil harten Konsistenz, steht im auf- 
fallenden Gegensätze zu dem Aussehen der Veränderungen des unteren 
Lides. Im übrigen ist der Bulbus intakt. 

An der linken Schläfe, 1 1 / 2 cm vom äußeren Lidwiukel entfernt, 
befindet sich eine pfenniggroße, rote Stelle der Haut, in deren Mitte 
ein kleiner Defekt mit geschwollenen, unregelmäßigen Rändern liegt; 
dieses Geschwür besteht schon seit 1 ’/s Jahren. Linke präaurikulare 
Drüse geschwollen. Die Sputumuntersuchung ergiebt Tuberkelbacilien. 

Die Knoten des unteren, sowie Tarsus nebst entsprechender Con- 
junctiva des oberen Lides werden entfernt, ebenso das temporale 
Ulcus. Die Untersuchung der excidierten Gewebsteile ergiebt typische 
Epitheloidtuberkel mit Riesenzellen in geringer Anzahl und deutlicher 
Verkäsung, außerdem Tuberkelbacilien. Impfexperiment von positivem 
Resultate. 

Die Heilung erfolgte in befriedigender Weise; nach 2 Monaten 
war das Allgemeinbefinden gut und kein Recidiv aufgetreten. 

Die Conjunctivaltubcrkulose, sowohl des vorliegenden als der 
sonst veröffentlichten Fälle ist wohl als auf ektogener Infektion be- 



Tuberkulose. 


543 


ruhend aufzufassen und deshalb von den tuberkulösen Erkrankungen 
der inneren Teile des Auges (Iris, Chorioidea u. 8. w.), bei denen die 
endogene Infektion in Frage kommt, zu trennen. Für die Behaup- 
tung Rh ei n’s, daß als häufigste Gelegenbeitsursache für die Infektion 
der Conjunctiva das Reiben des Auges mit der Hand anzusehen sei 
(was auch daraus hervorgehe, daß vorzugsweise das rechte Auge be- 
fallen werde), bildet der obige Fall insofern eine Bestätigung, als der 
linkshändige Patient am linken Auge erkrankte und sich durch Kratzen 
auch auf der linken Schläfe ein tuberkulöses Hautgeschwür erzeugte. 

Schlaefke (Cassel). 

Ronneherger, Einiges über die durch die Tuberkulose 
der Rinder verursachten Schäden. (Zeitschrift für Fleisch- 
und Milchhygiene. Jahrg. VII. Heft 5.) 

Der Autor konstatiert zunächst, daß auch in dem Jahre 1895 
die Prozentzahlen der Tuberkulosefälle wiederum in allen preußischen 
Schlachthäusern eine Zunahme erfahren haben und kommt zu dem 
Resultate, daß, wenn dagegen nicht bald und energisch wirksame 
Maßnahmen getroffen würden, die Rentabilität der deutschen Vieh- 
wirtschaft vollständig in Frage gestellt werden muß. Er berechnet 
dann unter Zugrundelegung der von ihm als Schlachthofdirektor von 
Weißenfels auf dem dortigen Schlachthofe beobachteten Verhältnisse 
die Zahlenwerte für Preußen und zwar 

I. die Versuche durch die Fleischschau, 

II. die Verluste durch Verfall der Tiere. 

Die Verluste durch die Fleischschau betragen nach ihm jährlich 
2,5 Millionen Mark. 

Durch Verfall infolge von Tuberkulose und ohne Eingreifen der 
Fleischbeschau stellen sich die Verluste in dem gesamten preußischen 
Rinderbestande auf 90,68 Millionen Mark Wert. Das sollte denn 
aber doch wirklich zu bedenken geben, zumal wir im Tuberkulin ein 
Mittel besitzen, um diesen Ausfall an Einnahmen zu vermeiden. 

0. Voges (Berlin). 

Reissmann, Der jetzige Stand unserer Kenntnisse und 
Anschauungen von der Gesundheitsschädlichkeit des 
Fleisches tuberkulöser Tiere. (Hyg. Rundschau. Jahrg. VI. 
1896. No. 18-21.) 

Den vorliegenden Gegenstand als Thema für eine umfangreiche 
Arbeit zu nehmen, ist ein Unternehmen, welches au sich schon Be- 
wunderung für die Geduld und Arbeitskraft des Autors erzwingen 
muß, der Verf. hat es aber verstanden, die bis ins Riesenhafte ange- 
wachsene Litteratur über diese Dinge nicht bloß zu sammeln und 
sorgfältig zu berichten, sondern sie auch in ein gefälliges Gewand zu 
kleiden, so daß jeder gern uud mit Interesse den Ausführungen 
desselben folgen wird, zumal die praktische Thätigkeit Reissmann ’s 
dafür bürgt, daß alles das besonders hervorgehoben wird, was auch 
praktische Bedeutung besitzt Verf. leitet seine Arbeit ein mit einer 
historischen Uebersicht. Die ganze Streitfrage für und wider die 


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544 


Tuberkulose. 


Infektiosität des tuberkulösen Fleisches wird in sehr anschaulicher 
Weise geschildert. Das Resultat ist, daß im Fleisch Tuberkelbacillen 
Vorkommen können und zwar auch in hinreichender Menge und von 
der notwendigen Virulenz, um eine Infektion hervorzurufen. Diese 
Tuberkelbacillen sind indes nicht bloß für eine einzige Tierart pathogen, 
sondern gleichzeitig für verschiedene und was praktisch das wichtigste 
Ergebnis ist, die Möglichkeit wechselseitiger Uebertragung der Tuber- 
kulose zwischen Tier und Mensch vom Verdauungskanal aus, steht 
außer allem Zweifel. Damit entstand aber weiterhin die Frage nach 
der Häufigkeit der Tuberkulose beim Vieh, besonders beim Rind und 
Schwein. Reissmann weist an der Hand der verschiedenen Schlacht- 
hausstatistiken dann auf die ganz enorme Ausbreitung der Tuberkulose 
unter diesen Tiergattungen hin, Zahlenwerte, die noch bedeutend 
anschwellen, wenn wir die mittels Tuberkulin gewonnenen Tuberkulose- 
statistiken zu Hilfe nehmen. Die Arbeit beschäftigt sich dann mit 
den durch den Genuß tuberkulösen Materials verbundenen Gefahren 
und wird betont, daß der Genuß des Fleisches tuberkulöser Rinder 
einige Gefahr darbietet, diese Gefahr ist jedoch sehr gering, da durch 
die verschiedenen Manipulationen, die mit dem Fleische vorgenommen 
werden, bevor wir es zu essen pflegen, in der Regel die lebenden 
Tuberkelbacillen vernichtet werden. Größer sind schon die Gefahren, 
die durch den Genuß roher, von tuberkulösen Kühen stammender 
Milch bedingt sind. Man hat sich indes veranlaßt gesehen, auch die 
relativ untergeordneten Gefahren, die mit dem Genuß tuberkulösen 
Fleisches verbunden waren, zu beseitigen. Verf. geht daher des 
weiteren auf die Vorschläge ein, die von verschiedenster Seite gemacht 
sind, um hier vorbeugend zu wirken. Es werden da nacheinander 
die Beurteilungsgrundsätze von Gerlach, Johne, Eber-Johne, 
Oster tag und Stich er besprochen. Auf Grund der Ansichten 
dieser Autoren haben dann auch die Regierungen der verschiedensten 
Länder zu der Frage Stellung genommen. Es werden daher weiterhin 
auch die Wortlaute der Regierungserlasse sowohl der verschiedenen 
deutschen Bundesstaaten, wie auch aller der außerdeutschen Staaten, 
in denen Gesetze über diese Frage bestehen, mitgeteilt. Wir sehen 
überall die größte Mannigfaltigkeit in der Handhabung der Gesetze 
wie in der Beurteilung der Dinge. 

Diese Bestimmungen noch durch eigene Ratschläge zu vermehren, 
hat Verf. unterlassen und das wohl mit Recht, denn alle Verordnungen 
sind nur ein Notbehelf, bedingt durch die große Ausbreitung der 
Tuberkulose unter Schweinen und Rindern. Wir sind jetzt glücklicher- 
weise durch das Tuberkulin in die Lage versetzt, diesen Uebelständen 
von der Wurzel aus zu Leibe zu gehen, und da Regierungen und 
Landwirte einig sind in der Unterdrückung der Tuberkulose der 
Scblachttiere, so wird ja hoffentlich der Tag nicht fern sein, wo alle 
Verordnungen gegen tuberkulöses Fleisch überflüssig geworden sind, 
aus dem einfachen Grunde, weil letzteres nicht mehr vorkommt Da 
wir aber einstweilen mit diesem Faktum rechnen müssen, so sei 
jedem, der sich für die Fragen interessiert, die Reissmann’sche 
Arbeit warm empfohlen, sie bietet auch nach mancher anderen Rich- 


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Tuberkulose, — Parotitis. — Masern. — Pocken. 545 

tung hin viel Anregendes und Belehrendes, so daß wir dem Autor 
für seine mühsame Sammelforschung nur danken können. 

0. Voges (Berlin). 

Winter, Muskeltuberkulose beim Schwein. (Zeitschrift für 
Fleisch- und Milchhygiene. 1897. Januar.) 

Der Verf. beschreibt in seiner Abhandlung einen Fall von Muskel- 
tuberkulose beim Schwein, eine immerhin seltenere Erkrankungsform. 
Das betreffende Schwein war wegen generalisierter Tuberkulose zur 
Vernichtung bestimmt, von Tuberkulose waren betroffen die Unter- 
kiefer- und Gekrösdrüsen , Leber, Lunge, Milz, Lymphdrüsen der 
Niere, Euterdrüsen, Brustfell und der zweite Lendenwirbel. 

Als das Tier zwecks der Fettgewinnung im Rohrbeck’schen 
Apparat abgeschält wurde, fand man in der Muskulatur in der 
Gegend der 5. Rippe tuberkulöse Herde. In Schnittpräparaten 
wurden spärliche Tuberbacillen nachgewiesen. 0. Voges (Berlin). 

Jlarcuse, Parotitisepidemie. (Dtsche med. Wochenschr. 1897. 
No. 2.) 

In den nördlichen Stadtteilen Berlins herrschte zu Beginn des 
Jahres 1897 eine ausgedehnte Epidemie von Mumps. In einzelnen 
Schulklassen war jedes dritte Kind erkrankt, und scheint die Krank- 
heit vorzugsweise durch die Schulen verbreitet worden zu sein. Das 
Inkubationsstadium dauerte im einzelnen Falle ca. 14 Tage, worauf 
eine meist leichte Erkrankung ohne größere subjektive Beschwerden 
und mit nur 1—2 Tage dauerndem Fieber folgte. In manchen 
Fällen kam es jedoch zu sehr heftigem Fieber und großen, aus- 
gedehnten Lymphdrüsenschwellungen. 3 mal beobachtete Verf. Ver- 
eiterung der tiefer liegenden Lymphdrüsen, auch hörte er von Fällen, 
in denen es zu Vereiterung des Nervus facialis und zu Speichelfisteln 
kam. Die Krankheit befiel hauptsächlich Kinder, verschonte jedoch 
auch Erwachsene nicht. Kübler (Berlin). 

Barbier, Bact6riologic de la rougeole. (La Semaine m6di- 
cale, 1897. p. 37.) 

B. berichtet über die Ergebnisse bakteriologischer Untersuchungen 
von 10 Masernfällen. Das Blut wurde steril befunden; fanden sich in 
den Kulturen Mikroorganismen, so erwiesen sich dieselben als Haut- 
parasiten. Unter 37 Impfungen von der Konjunktivalschleimhaut 
wurden 31 mal ein dem Diphtheriebacillus analoger Mikroorga- 
nismus gefunden, 9 mal in Reinkultur, 7 mal mit anderen Bakterien 
vereinigt. An der Mund- und Nasenschleimhaut wurden meistens 
Streptokokken gefunden. Ahlefelder (Charlottenburg). 

v. Düring, Blatternmortalität in Konstantinopel. (Dtsche 
med. Wochenschr. 1897. No. 5.) 

Nach den Registern der Administration sanitaire, deren Zahlen 
jedoch hinter der Wirklichkeit noch Zurückbleiben, starben in Kon- 
stantinopel bei einer auf 1 Million Einwohner geschätzten Bevölkerung: 

Enu Abt. XX t. M. 85 


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546 


Pocken. — Aktinomykose. — Carcinom. 


1. Märe bin Ende 
im Jahre 1887/88 

Febiuar 
11 864 

alten Stil» 
Personen, 

davon 

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Blattern 

659 

„ „ 1888/89 

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355 

Zusammen 

107 139 





2988 


In Konstantinopel geschieht viel für Durchführung der Impfung, 
doch sind die Vorurteile dagegen beim niedrigen Volk, namentlich 
bei den Griechen und Levantinern, sehr verbreitet. Obligatorisch ist 
die Impfung nicht. Die Schwankungen in der Blatternmortaütät 
erinnern an die aus der Zeit vor Jenner überlieferten Statistiken 
europäischer Städte. Auf ein Jahr mit hoher Sterblichkeit, in welchem 
vermutlich besonders die jüngeren Jahrgänge durchblattert werden, 
folgen mehrere weniger stark betroffene Jahre, bis die Zahl der 
pockenfähigen Kinder infolge der Geburten derart zunimmt, daß die 
Seuche wieder erheblicher um sich greifen kann. 

Kübler (Berlin). 

Galli-Vnlerio, B., Actinomicosi e pseudoacti n om i cosi. A 
proposito di un caso osservato nell* uorno. (Gazzetta 
degli ospedali e delle cliniche. 1896. No. 149.) 

Bei einem Mann, der an Aktinomycosis des Unterkiefers litt, fand 
Verf. den Pilz gleich kleinen Rosetten von Fäden und ohne Kolben. 
Diese Rosetten glichen ein wenig denjenigen von Streptothrix 
madurae. Aber in vielen Untersuchungen konnte Verf. auch Kolben 
in Haufen von Körnchen finden. Dieser Fall mit einer anderweitigen 
Untersuchung konnte als Pseudoactinomycosis bezeichnet werden. Eine 
sichere Diagnose zu stellen, ist sehr wichtig, weil die Pseudoaktino- 
mycosen mit Kalium jodatum nicht heilbar sind. 

B. Galli- V alerio (Mailand). 

Williams, Roger, Die zunehmenden Erkrankungen an 
Krebs. (Nach einer Mitteilung der Berl. tierärztl. Wochenschr. 
1897. No. 6.) 

In England wird konstatiert, daß der Krebs fortwährend zu- 
nimmt. 1840 starben 2786 Menschen an Carcinom , 1 : 8646 der 
Gesamtbevölkerung; 1 : 129 der Gesamtsterblicbkeit, 177 von 1 Million 
Lebender. 1894 verursachten krebsige Erkrankungen 21422 Todes- 
fälle, d. b. 1: 1403 der Gesamtbevölkerung, 1:23 der Todesfälle 
überhaupt 713 pr. Mille Lebender. In 50 Jahren trat demnach eine 
Vervierfachung auf, was bei keiner anderen Krankheit beobachtet 
wurde. Umgekehrt fällt die Tuberkulose stetig. W. glaubt dieses 
Verhalten begründet in der Zunahme des nationalen Wohlstandes; 
schlummernde Krebskeime sollten durch zu gute Ernährung geweckt 
werden. Besonders wird übermäßiger Fleisch genuß angeschuldigt, 
beträgt doch in England pro Kopf und Jahr der Fleischkonsum 
126 Pfd. O. Voges (Berlin). 


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Tierkrankheitcü. 


547 


Friedberger, Franz, und Fröhner, Eugen, Lehrbuch der spe- 
ciellen Pathologie und Therapie der Haustiere. Vierte 
verbesserte uud vermehrte Auflage. Bd. I, II. Stuttgart (Ferdi- 
nand Enke) 1896. 

Es kann an dieser Stelle unmöglich unsere Aufgabe sein, die 
zwei umfangreichen Bände des Werkes eingehend zu beschreiben, wir 
beschränken uns auf die in Teil 11 besprochenen Infektionskrank- 
heiten, denn nur diese dürften für die Leser des Centralblattes von 
größerem Interesse sein. Das Kapitel „Infektionskrankheiten der Tiere“ 
umfaßt rund 500 Seiten und wenn wir gleich unser Gesamturteil 
vorweg nehmen wollen, so ist die Beschreibung derselben eine Muster- 
leistung allerersten Ranges, die sobald nicht übertroffen werden dürfte. 
Die beiden Autoren haben es verstanden, der ätiologischen und bak- 
teriologischen Seite ganz besonders gerecht zu werden, wie ein roter 
Faden zieht sieb als Leitmotiv der eine Gedanke durch jede Ab- 
handlung „die Bekämpfung der Seuchen durch Unterdrückung der 
Ursache derselben.“ Dieser vornehme Standpunkt gereicht dem Ganzen 
zu schönster Zierde und bilden die einzelnen Aufsätze jeder für sich 
eine köstliche Gabe, die gewiß jeder, der auch nur einigermaßen den 
Standpunkt der Verff. zu würdigen weiß, mit größtem Interesse lesen 
und studieren wird. Im gegenwärtigen Moment, wo noch alles in 
vollster Gärung ist, ein Buch über Infektionskrankheiten zu schreiben, 
ist gewiß nicht Jedermann gegeben, aber die Autoren haben es 
meisterhaft verstanden, die Spreu von dem Weizen zu scheiden und 
bringen nur das, was als allgemein giltig anerkannt ist, dem Leser 
zu Gesicht. Dabei ist aber auch selbst die jüngste Litteratur nicht 
zu kurz gekommen, um so wertvoller ist das Ganze, wodurch einem 
vielseitig empfundenen Bedürfnis in würdigster Weise abgeholfen ist. 
Was wird denn alles abgehandelt? 

Septikämie und Pyämie, malignes Oedem, Petechialfieber, Pferde- 
druse, Hundestaupe, bösartiges Katarrhalfieber der Rinder, seuchen- 
artiges Verwerfen, Ruhr, Rotlauf und Schweineseuchen sowie all die 
anderen Erkrankungen an hämorrhagischer Septikämie, Rauschbrand, 
Pferdeinfluenza und Brustseuche. Ausgezeichnet ist das Kapitel über 
Tuberkulose und nimmt naturgemäß mit den breitesten Raum ein. 
Es folgen fernerhin Aktinomykose, Stomatis pustulosa contagiosa der 
Pferde und die diphtheritischen Krankheiten der Haustiere; Soor, 
Tetanus, Rotz und Lungenseuche, Beschälseuche, Bläschenausscblag 
der Pferde und des Rindviehs reihen sich weiterhin an. Grösseren 
Umfang nehmen die Kapitel über Milzbrand, Wut, Maul- und Klauen- 
seuche und Pocken ein. Augenblickliches Interesse erregt das Kapitel 
über Rinderpest. 

In einem Anhang werden kürzer seltenere oder ausländische 
Krankheiten berücksichtigt, hierher gehören Texasfieber, Carceag der 
Schafe, Wechselfieber, Scharlach, Cholera, Fibris recurrens, gelbes 
Fieber, Maseru, Cadeiras-Krankheit, Beri-Beri, Bradsot der Schafe, 
Proteosi, Milk Sickness, afrikanische Pferdepest und Pferdesterbe, 
Karassan, Akpaipek und schwarzer Tod. 

Wir möchten uns veranlaßt fühlen, über manche Kapitel ein- 
gehender zu berichten, aber womit da anfangen und wo aufhöreu? 

36 * 



548 


Trichinose. 


Eins ist uns aufgefallen. Die große Neigung der Autoren, die Bak- 
terien der hämorrhagischen Septikämie als identisch aufzufassen. 
Praktisch hat das in der That viele Vorteile. Dennoch konnten die 
Verff. nicht auf Grund des vorliegenden Materials diesen Schritt 
wagen. Damals, als die Zeilen geschrieben wurden, mußten die ver- 
schiedenen Pathogenitätserscheinungen davon abhalten , eine weit- 
gehende Identität anzunehmen, wenn wir selbst nun auch die Un- 
haltbarkeit dieses Differenzierungsmerkmals darthun konnten, haben 
wir uns dennoch vor dem letzten Schlüsse gehütet. Neuere Unter- 
suchungen des Ref. lassen sogar bestimmte Differenzierungsmerkmale 
erkennen, so daß der Standpunkt der Autoren in dieser Frage doch 
nicht unumstößlich erscheint 

Kaum ist das Buch erschienen, ist es aber schon überholt von 
den Ereignissen des Tages. Die Tuberkulinfrage ist in ein neues 
Stadium getreten, wir haben das Porcosan kennen gelernt, sowie ein 
Mittel zur Immunisierung von Schweinen gegen Schweineseuche von 
Perroncito Die Bornasche Krankheit ist in ihrem Wesen mehr und 
mehr erkannt. So kommt es, daß, trotzdem das Buch eben erschienen, 
dennoch vieles in demselben vermißt wird. Die Bakteriologen arbeiten 
schnell, darum müssen auch die durch sie zu Tage geförderten Lehren 
schnell erweitert werden. Wir möchten den Autoren vorschlagen, 
das Kapitel Infektionskrankheiten ganz von dem übrigen zu trennen 
und in kleineren Auflagen erscheinen zu lassen, die den Vorteil 
hätten, daß sie öfters erscheinen könnten. Dem Gros der Leser dürfte 
das gewiß nicht unwillkommen sein. 

Aber vorläufig ist ja die neue Auflage noch neu, wir möchten 
jedem Bakteriologen raten, sich möglichst eingehend auch mit dieser 
interessanten Lektüre zu beschäftigen. Wer das Buch einmal in die 
Hand genommen hat, wird nicht die Zeit bereuen, die das Studium 
dieser interessanten Materie erfordert. 

Die Eleganz der Darstellung sowie die äußere Ausstattung tragen 
beide nicht unwesentlich dazu bei, den Eifer zur Lektüre zu erhöhen. 

0. Voges (Berlin). 

Simon, SelteneTrichinosis. (Zeitschrift für Fleisch- und Milch- 
hygiene. 1897.) 

Verf. registriert als seltenes Vorkommen, daß sich die Trichinen 
in zahllosen makroskopisch sichtbaren Verkalkungen bis zu 1 mm 
groß fanden. Diese Verkalkungen lagen in der kontraktilen Substanz 
der Muskelfasern und besaßen Spindelform. Durch Säurezusatz 
ließen sich die Trichinen selbst nicht nachweiscn. Man hatte die 
Trichinenform für Finnen gehalten. 0. Voges (Berlin). 


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l'ntersuchuDgsmcthoden, Instrumente etc. 


549 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 

Guthnianii, H., Ueber die bakteriologische Dialgnose 
der Diphtherie. [Aus der bakt. Abteilung des Laboratoriums 
der med. Klinik Straßburg i. E.] (Inaugural-Diss.) Straßburg i. E. 
1896. 

Nach allgemeinen Bemerkungen über die Wichtigkeit der bakterio- 
logischen Diagnose der Diphtherie, insonderheit bei den leichten 
Formen der Erkrankung, berichtet Verf. zunächst über die an der 
med. Klinik geübte Methode des Nachweises. Wegen mancher 
Schwierigkeiten in dem Gebrauch und bei den Ergebnissen der bis 
dahin üblichen Kultur auf einer größeren Anzahl Röhrchen mit 
schräg erstarrtem Loeffler’schen Serum habe man sich dort, um 
den Vorteil der Plattenaussaat zu gewinnen, eines Gemisches von 
Blutserum und Glycerinagar bedient. Dieser Nährboden habe sich 
als der beste bewährt. (Demgegenüber ist zu betonen, daß die Her- 
stellung fertiger Platten mit Loeffler’s Serum nach den von 
C. Fraenkel gemachten Angaben sowohl bequemer und zuverlässiger 
ist, als auch bessere Züchtungsergebnisse bietet. Ref.) 

Verf. berichtet sodann über 48 also untersuchte Krankheitsfälle, 
bei welchen jedesmal die klinische Diagnose „Diphtherie“ gestellt und 
Membranteilchen zur Untersuchung gelangt waren. Hier ist nur 
4 mal der Nachweis der Diphtheriebacillen nicht gelungen. 

Zu erwähnen ist noch, daß Verf. den Unterschied der echten 
von den sogen. Pseudodiphtheriebacillen auf Grund der Verschieden- 
heit des Aussehens ihrer Kolonieen auf Glyeerinagar glaubt feststellen 
zu können, insofern die erstcren wesentlich dürftiger wachsen. Doch 
trete dieses Zeichen erst nach mehrtägiger Kultur deutlich hervor. 

Kurth (Bremen). 

Loesch, M., A., Contribution au diagnostic de la tuber- 
culose par la tuberculine. [De la Section pathologo-anato- 
mique de l’Institut Imperial de mödecine expörimentalej (Archives 
des Sciences biologiques. T. IV. 1896. No. 5. p. 483 ff.) 

Verf. lenkt eie Aufmerksamkeit des Lesers auf diejenigen Ver- 
änderungen im Blute normaler und mit Tuberkulose infizierter Tiere, 
welche sich bei denselben nach den Tuberkulinimpfungen einstellen. 
Die zahlreichen von ihm an Kaninchen und Meerschweinchen zwecks 
Studiums der Blutveränderungen angestellten Versuchsreihen werden 
eingehend mitgeteilt. Die nachfolgenden Schlüsse aus demselben 
dürften von allgemeineren Interesse sein und seien daher hier in 
Kürze mitgeteilt. 

Durch die Einspritzungen von Tuberkulin wird im Blute eine 
Veränderung hervorgerufen, welche sogar ausgesprochener ist, als die 
durch dieses Mittel bedingten Teroperaturänderungen , die wir als 
diagnostisches Hilfsmittel zu gebrauchen gewohnt sind. Man beob- 
achtet nämlich bei tuberkulösen Tieren 2—4 Stunden nach der ln- 


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530 ^chutsmiptuDg, künntl. Infekti<*nskraukheiteu, Entwickeluogshemmung etc. 

jektion eine Verminderung der weißen Blutkörperchen, dies tritt bei 
gesunden Tieren nicht ein. Bei gesunden Tieren ist 24 Standen 
nach der Impfung die Leukocytose bis zum Maximum gestiegen, 
bei tuberkulösen Tieren tritt dieses erst nach 2 Tagen ein. 

Beim Maliein greifen ähnliche Verhältnisse Platz. 

Ob sich diese Beobachtungen für die Praxis, wenn auch nur 
bei schwierig zu beurteilenden Einzelfällen, bewähren werden, wird 
wohl erst eine weitere Beobachtung zeigen können. 

0. Voges (Berlin). 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 


Mariottt-Blancki, U. B., Contributo allo Studio dell’ azione 
del siero di sangue di animali non tratti contro i 
microoganismi i loro prodotti toxici. (Annali d’igiene 
sperimentale. Vol. VI. 1896. Fase. IV.) 

Verf. prüfte die antitoxische Wirkung des normalen Serums von 
Hunden, Hühnern und Katzen gegenüber dem Diphtherie- und 
Tetanusgift. Am wirksamsten erwies sich hierbei das Hundeserum 
gegenüber dem Tetanusgift, im allgemeinen waren aber die giftzer- 
störenden Wirkungen sehr schwach und es gelang nur, den Tod der 
Versuchstiere im Vergleich zu den Kontrollieren etwas hinauszu- 
zuschieben. Heilungen wurden überhaupt nicht beobachtet. Außer- 
dem konnte M. mit größeren Dosen von normalem Hunde- und Katzen- 
serum die Pfei ffer’sche und die G r u b e r 'sehe Reaktion, allerdings 
nur in sehr beschränkten Maßstabe, hervorrufen. 

Dieudonn6 (Berlin). 

Nakagawa, Professor Kitasato’s Anticholeraserum. 
British Medic. Journal. 1896. 18. July.) 

Der Assistent am japanischen Institut für Infektionskrankheiten, 
D. Nakagawa, macht eine kurze Mitteilung über die Herstellung des 
Choleraserums von Kitasato. Tiere werden mit steigenden Dosen 
von Cholerabakterien immunisiert. Das Serum wirkt dann baktencid 
und außerdem auch antitoxisch, weil nämlich 0,2 ccm des Serums, 
gemischt mit der tödlichen Dosis des Giftes, das eine abgetötete 
20 tägige Cholerabouillonkultur darstellt, und mehr das Gift un- 
schädlich machen. Ueber Kontrollversucbe mit normalem Serum wird 
nichts berichtet 

Referent möchte hierzu bemerken, daß der unbefangene Leser aus 
der Darstellung von Nakagawa den Eindruck gewinnen muß, als 
ob hier neue, von Prof. Kitasato gefundene Thatsachen mitgeteilt 
würden. Bei der Wichtigkeit dieser Angelegenheit hätte Referent 
gern eine Bemerkung in der Mitteilung Nakagawa ’s gesehen, daß 


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Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickeluogshemmang etc. 551 


Kitasato die im Berliner Institut für Infektionskrankheiten in jahre- 
langer Arbeit ausgeführten Immunisierungsversuche nur wiederholt 
hat, z. T. allerdings nur scheinbar, ohne die nötigen Kontrollversuche 
angestellt zu haben. 

Die therapeutische Wirksamkeit des so gewonnenen Choleraserums 
soll dann durch Zahlen bewiesen werden : Die Mortalität von 270 Fällen 
während der Behandlungszeit, von denen 193 injiziert wurden, hat 
51,1 Proz. betragen. Von den 193 behandelten Fällen, die nach den 
Angaben sämtlich keine akuten Vergiftungsbilder boten, sondern 
protrahierte Krankheiten waren, starben 63, also 33 Proz. Diese 
Zahlen sprechen nach Erachten des Referenten nicht gerade für die 
Wirksamkeit der Serumbehandlung. Es wird bei der Cholera über- 
haupt schwer sein, aus der Statistik feste Anhaltspunkte nach dieser 
Richtung zu gewinnen, da die leichten und leichtesten Cholerafälle, 
z. T. nur durch die bakteriologische Untersuchung entdeckt, das 
statistische Bild nach dieser oder jenen Seite zu ändern ver- 
mögen. Denn die Auffindung solcher Fälle und Ueberführung in das 
Krankenhaus ist unter verschiedenen äußeren Umständen sehr ver- 
schieden schwierig, und daher zahlenmäßig ungleich. 

W. Kolle (Berlin). 

Creseiinaiino, S., Tubercolosi lari ngu- polmonale curata 
col siero Maragliano. (La Rif. med. 1896. No. 67.) 

Die vorliegende Mitteilung bringt die Krankengeschichte eines 
32 Jahre alten, reichen Gutsbesitzers mit deutlichen Zeichen einer 
Kehlkopf- und Lungentuberkulose, welche unter lokaler Behandlung 
mit Milchsäure und Injektionen von Maragliano ’s Serum in Heilung 
überging. Tuberkelbacillen waren vor der Einleitung des Verfahrens 
im Auswurfe spärlich enthalten. Kamen (Czernowitz). 

Lothes, Ist bei den heutigen Erfahrungen über Nutzen 
und Wirkung des Tuberkulins eine zwangsweise Im- 
pfung mit Tuberkulin vorab für die den Körkommis- 
sionen vorzuführenden Zuchtstiere anzustreben? 1 ) 
(Berliner tierärztliche Wochenschrift. 1897. No. 2.) 

Mit vielem Interesse haben wir den lehrreichen Artikel des Verf.’s 
gelesen. Der Autor, der sich persönlich bereits Verdienste um die 
Einführung des Tuberkulins, als des zur Zeit besten Mittels zur 
Erkennung und weiterhin auch zur Bekämpfung der Rindertuberkulose 
erworben hat, tritt warm für weitere Anwendung des Mittels ein, 
wobei er sich im wesentlichen auf die Erfahrungen von Bang und 
Eber wie auch auf das Urteil des Berner Kongresses stützt. Ref. 
hat jüngst Veranlassung genommen, das gesamte in der Litteratur 
verstreute, diesen Gegenstand betreffende Material in einer bei Fischer, 
Jena erscheinenden Broschüre, „Bekämpfung der Tuberkulose beim 
Rindvieh“, zusammenzustellen. Das Resultat dieser Studie spricht 
ganz außerordentlich für die Anwendung des Tuberkulins. Wir 

1) Referat, erstattet in der Generalversammlung des landwirtschaftlichen Vereins für 
RheinpreuHen au Zttlich am 29. September 1896. 



552 Schutzimpfung, künstJ. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


können daher dem Verf. nur voll und ganz beipflichten, wenn er für 
eine Zwangsimpfung der anzukörenden Stiere eintritt, und sind erfreut, 
daß dieser Antrag von der Generalversammlung des landwirtschaft- 
lichen Vereins für Rheinpreußen einstimmig angenommen wurde. 
Allein für die Ausrottung und Vernichtung der Tuberkulose hat 
dieser Beschluß höchstens ganz minimale Bedeutung und die darauf 
verwandte Mühe dürfte sich kaum lohnen, denn das läßt sich wohl 
nach den bisherigen Erfahrungen sagen, daß schon binnen Jahresfrist 
die neuen Stiere mit ziemlicher Gewißheit tuberkulös geworden sind, 
angesteckt durch die den gleichen Stall teilenden Kühe und Rinder. 

Will man handeln, so nehme man den Besen und kehre zunächst 
den eigenen Stall aus, das scheint denn doch naheliegender, als ein 
paar Zuchtstiere zu impfen und viel Lärm über Grenzsperren zu 
machen, wie es jetzt in manchen agrarischen Kreisen so sehr an der 
Tagesordnung ist Will man sanieren, so hat jeder Landwirt gewiß 
vollauf mit der Sanierung des eigenen Wirtschaftsbetriebes zu thun. 
In dieser Auffassung handelt auch unser Landwirtscbaftsministerium, 
und das mit Recht. Gewiß wird Verf. in seinen bisherigen in dieser 
Richtung unternommenen Bestrebungen nicht erlahmen, dann wird 
er auch bald den Dank ernten und uns über die Ausrottung der 
Tuberkulose der Rinderbestände Rheinpreußens berichten können, ein 
Unternehmen, bei dem die Stierimpfungen nur den geringsten Bruch- 
teil ausmachen werden. O. Voges (Berlin). 

KraSouchkine , Les vaccinations antirabiques ä St. P£- 
tersbourg. Rapport annuel du Service de traitement 
pr6ventif de larage ä l’lnstitut Imp6rial de m6decine 
experimentale. (Archives de3 Sciences biologiques publie par 
l’Institut Imperial de mödecine experimentale ä St. Petersbourg. 
Tome IV. No. 5.) 

Im Jahre 1895 suchten 397 Personen Hilfe in dem Petersburger 
Impfinstitute. Ein Teil wurde zurückgewiesen, da keine Gründe zur 
Behandlung Vorlagen, bei einer Person bestand schon Wasserscheu, 
so daß hier auch von der Behandlung Abstand genommen wurde, 
und schließlich entzog sich ein Teil der vollständigen Behandlung, so 
daß im ganzen bei 269 Personen die Paste ur’sche Schutzimpfung 
durchgeführt wurde. Von diesen Personen waren 12 von Wölfen, 
9 von Katzen und die übrigen von Hunden gebissen. Der Prozentsatz 
der Todesfälle stellte sich auf 0,4 Proz., wenn von 2 Fällen abgesehen 
wird, bei denen noch, ehe die Behandlung zu Ende war, Rabies aus- 
brach. Ferner wurden im Institut 531 Tiere zur Beobachtung auf- 
genommen, 25 zur sofortigen Tötung und 16 zur Schutzimpfung. Von 
diesen Tieren waren 502 Hunde, 25 Katzen, 1 Pferd, 1 Kuh, 1 Wolf 
und 1 Eichhörnchen. Marx (Berlin). 

Strskemiosky , J. J., Ein Fall von pseudomembranöser 
Augenbindehautentzündung, hervorgerufen durch 
den Loeffler’schen Bacillus und geheilt mit Behring’ s 
Heilserum. (Wratsch. 1897. No. 6. p. 161.) [Russisch.] 

Es wird ein Fall von Diphtherie der Bindehaut beider Augen bei 


8chutaimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 553 


einem 14-monatlichen Kinde beschrieben, bei dem der Prozeß einer 
lokalen Behandlung (Abwaschung mit 0,02-proz. Sublimatlösung, gelbe 
Praecipitalsalbe, kalte Kompressen) nicht weichen wollte, sondern auf 
die Hornhaut Übergriff; dagegen reinigten sich die Konjunktiven in 
2 Tagen vollkommen von den Membranen, als am 5. Tage der Be- 
handlung dem Kinde 10 ccm Behring’s Diphtherieserum No. II 
subkutan appliziert worden war. In den Membranen waren zuvor 
Loe ff ler’scbe Bacillen nacbgewiesen. Keine anderweitigen Erschei- 
nungen von Diphtherie. Infektionsmodus ließ sich nicht aufklären. 
An der Hand von 43 in der Litteratur beschriebenen Fällen von 
Konjunktivaldipbtherie, die mit Behring’s Serum behandelt wurden, 
kommt Verf. zum Schluß, daß diese Art Therapie durchaus zu em- 
pfehlen ist, aber nur, wenn im Sekret Diphtheriebacillen nachgewiesen 
sind und der Prozeß auf lokale Behandlung nicht zurückgeht. Beim 
Vorhandensein einer Miscbinfektion ist auch dann noch ein Mißerfolg 
möglich. Das Serum verhindert das Uebergreifen des Prozesses auf 
die Hornhaut, resp. die Infektion des anderen Auges, wenn nur eins 
affiziert war. Ist jedoch in der Hornhaut schon eine Nekrose zustande 
gekommen, dann nützt auch das Serum nicht, da diese einer Infektion 
mit Staphylo- oder Streptokokken ihren Ursprung verdankt. 

U c k e (St. Petersburg). 

Bach, L., Bakteriologische Untersuchungen über den 
Einfluß antiseptischer Ueberschläge auf den Keim- 
gehalt des Lidrandes und Bindehautsackes. (Archiv 
f. Augenheilk. Bd. XXXIV. p. 69-73.) 

Vorliegende Arbeit bildet die Fortsetzung und Bestätigung 
früherer Untersuchungen des Verf.’s (vergl. Referat in Bd. XXI. 
p. 170). Kurz vor Beginn des Versuches wird Lidrand und Binde- 
hautsack mit einem harmlosen Bakterium infiziert, dann auf Agar- 
platten in der Weise abgeimpft, daß mit der Platinöse mehrmals 
über die untere Uebergangsfalte und die innere sowie äußere Lid- 
winkelgegend hingefahren wurde; bei der Untersuchung des Lidrandes 
wurde die Oese mehrmals über den unteren und oberen Lidrand 
hingestrichen. Gleich darauf wurde mit Ueberschlägen begonnen, 
indem ein Wattebausch, welcher mit den antiseptischen Lösungen 
(Sublimat 1 : 3000 und 1 : 1000, Hydrarg. oxycyanat 1 : 1000) getränkt 
und nicht ganz ausgedrückt war, auf die geschlossenen Lider gelegt 
und während 7— 8 Stunden alle s / 4 Stunden erneuert wurde. Hierauf 
geschah die Abimpfung. Verf. erhielt folgende Resultate (+ = Ver- 
mehrung, — = Verminderung): 



Sublim. 1 ; 3000 

Sublim. 

i:iooü 

Hydr. oxycyan. 

Kontrollversuch 


+ 

— 

+ 

— 

+ 

— 

+ 

— 

Bindehautsack . . . 

1 

5 

1 

4 

0 

8 

1 

6 

Lidrand . 

2 

4 

1 

4 

0 

9 

3 

8 


Eine Sterilität des Lidrandes wurde nur in einem Falle erreicht. 
P>e Herabminderung, welche bei dem angewandten Verfahren zwar 
in der Mehrzahl erzielt wurde, glaubt Verf. aber prompter und 
sicherer durch mechanische Reinigung der betreffenden Teile herbei- 


554 Schatzimpfang, kilnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


führen zu können, speziell im Bindehautsack werde die Keimzahl 
am promptesten, sichersten und schonendsten durch den Lidschlag 
herabgesetzt Mit diesen Schlußfolgerungen findet sich Verf. in ge- 
wissem Gegensatz zu den Ergebnissen Franke ’s, über welche in 
Bd. XXI. p. 554 referiert ist Schlaefke (Cassel). 

Franke, E., Weitere Untersuchungen Uber Asepsis und 
Antisepsis in der Augenchirurgie 1 ). (v. Graefe’s Archiv 
f. Ophthalm. Bd. XLIII. p. 111—126.) 

Verf., welcher sich speziell gegen die Bach’schen Schluß- 
folgerungen wendet, bestätigt auf Grund erneuter und erweiterter 
Untersuchungen seine früher schon mitgeteilten Resultate, die er 
selbst folgendermaßen zusammenfaßt: 

Die beste Methode der keimfreien Herrichtung des Bindehaut- 
sackes besteht in der Vereinigung der mechanischen Reinigung mit 
nachfolgender Bespülung mittels eines antiseptischen Mittels. Für 
geeignete Fälle genügt vielleicht die einfache Ausspülung mit einem 
Antisepticum. 

Bei Anwendung des Sublimats empfiehlt es sich nicht, über 
stärkere Lösungen als 1:5000 resp. 1:10000 hinaus zu gehen. 

Wir sind aller Wahrscheinlichkeit nach imstande — und dafür 
sprechen sowohl die Ergebnisse der Desinfektion am Menschen, als 
auch die Versuche auf schräg erstarrtem Agar — im Bindehautsacke 
oberflächlich sitzende Mikroorganismen zum Teil zu töten, zum Teil 
in ihrer Entwickelung zu hemmen. 

Eine gleiche Wirkung kommt der 0,6-proz. NaCl-Lösung nicht zu. 

Aus diesem Grunde empfiehlt sich — soweit man nicht trocken 
zu operieren imstande ist — auch während der Operation eine 
gemäßigte Anwendung antiseptischer Lösungen. 

Schlaefke (Cassel). 


Neue Litteratur 

zusammen gestellt von 

San.-Rat Dr. Arthur Würzburg, 

Bibliothekar Im KtUerl. Gesundheitsamte ln Berlin. 

Unterenchungsmethoden, Instrumente etc. 

Grünbaun, A. B., Note oo the smegma baclllus; its diagnosüc iraportance and iU ctli- 
tivatiou. (Lancet. 1897. No. 2. p. 98—89.) 

Morphologie and Systematik. 

Shipley, A. E. , Epitheliom of tapeworms and fiukes (Science progreas. 1896. p. TS 
—St. 


1) Vergl, hierzu die Referate in diesem Centralblatt: Marthen, Bd. XV. p. 127. 
— Franke, Bd. XV. p. 128. — Bach, Bd. XVI. p. 869. — Derselbe, Bd. XXI. 
p. 170. — Lachowici, Bd. XVII. p. 806. 


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Neue Litteratur. 


555 


Biologie. 

(Gärung, Fäulnis, Stoffwechselprodukte u. s. w.) 

Buscalioni, L., Sulla presenza di sostanze amilacee (amilodcstrina ?) uel Coccidium ovi- 
forme Leuck., e sull* affinitk di quest’ organismo con altri parassSti dell’ uorno e degli 
anim&li. (Malpighia. 1896. p. 685 — 550.) 

Corbett, L. and Phillips, 6. , The pseudo - diphtheria bacillus. (Journ of pathol. and 
bacteriol. 1896. Dec.) 

Gilet, J. X., The dUtribution and life-history of Dochmius duodeualis. (Indian med. 
Gaz. 1896. No. 19, p. 468—469.) 

Remlinger, P. et Schneider, G , Contribution k l'etude du bacille typbique. (Annal. de 
1* Instit. Pasteur. No. 1. p. 55 — 66.) 

Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. 

Luft, Wasser, Boden. 

Tl&gge, C., Ceber die Beziehungen zwischen Flußwasser und Grandwasser in Breslau, 
nebst kritischen Bemerkungen über die Leistungsfähigkeit der chemischen Trinkwasser- 
Analyse. (Ztschr. f. Hygiene. Bd. XXII. 1896. p. 445 — 474.) 

Sendtner, R., Erwiderung auf die Abhandlung von C. Flügge : „Die Beziehungen zwischeo 
Flußwasser und Gruodwasser in Breslau.“ (Ztschr. f. Hygiene u. Infektionskrankh. 
Bd. XXIII. 1896. Heft 8. p. 613 — 515.) Antwort von G. Plügge. (Ibid. p. 516.) 

Nahrangs- and Genafimittel, Gebrauchgegenstände. 

Leiitikow , Ist das Fleisch der zum Genüsse für Menschen geschlachteten Hunde der 
Trichinenschau zu unterwerfen? (Ztschr. f. Fleisch- u. Milchhygiene. 1896/97. Heft 6. 
p. 85—87 ) 

T. Zajontachkowski, A., Bakteriologische Untersuchungen über die Silbergase nach Dr. 
B. Cred4. (Cqntralbl. f. Chir. 1897. No. 8. p. 67—60.) 

Beziehungen der Bakterien nnd Parasiten zur belebten Natur. 

Krankheitserregende Bakterien und Parasiten* 

Charrin, A., La moelle osseuse et l’infection. (Compt. rend. de la soc. de biol. 1896. 
No. 83. p. 1042-1043) 

Krankheitserregende Bakterien nnd Parasiten bei Menschen. 

A. Infektiöse AUgemeinkrankhciten. 

Malariakrankheiten. 

Fichera, P., II risanamento delle Campagne rispetto alla malarla, alla agricoltura, alla 
colonizzazione. Libri 7 d’ ingegneria sanitarla e d* idraulica agricola. Vol. I. 8*. 
1166 p. con 5 tavole. Milano 1897. 27,60 M. 

Walflh, J. H. T. , A brief historical sketch of tbe parasite of malaria. (Indian med. 
Gaz. 1896. No. 12. p. 433—436.) 

Ezanthematische Krankheiten. 

(Pocken [Impfung], Flecktyphus, Masern, Rdteln, Scharlach, Friesei, Windpocken.) 

Coste, X. , Une petite Epidemie de variole k pouss4es intermittentes ; contribution k 
1* 4tude des fikvres Eruptives dites k rechutes et k recidives. (Rev. de m4decine, 1896. 
D6c. p. 946—978.) 

Frosch, Notiz zu den Bemerkungen des Herrn Dr. Landmann zur Impfstofffrage. 
. (Dygien. Rundschau 1897. No. 5. p. 254 — 256.) 

Hübner, Vf . , Entstehung u. spezifische Heilung der Pockenkrankheit ohne Narben. 

gr. 8°. 28 p. Leipzig (Otto Weber) 1897. 1,50 M. 

Xorteweg, P. C., Knkele opmerkingen naar aanleiding eener epidemie van scarlatina. 
(Nederl. tijdschr. v. geneesk. 1897. No. 5. p. 167 — 178.) 


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556 


Neu« Litter&tar. 


Landmann, Bemerkungen aur Impfstofffrage. (Hygien. Rundschau. 1897. No. 5. p. 249 
—264.) 

Voigt, Ueber centrifugierte Lymphe. (Allg. med. Central-Ztg. 1897. No. 1. p. 1 — 2.) 

, Ueber den jetzigen Stand der vaccinalen Serumtherapie. (Allg. med. Central- 

Ztg. 1897. No. 6. p. 47—49.) 

Wilhelmi, Impf-Erfolge und Impftechnik. (Allg. med. Central-Ztg. 1897. No. 4. p. 35 
—87.) 

Cholera, Typhus, Bohr, Gelbfieber, Pest 

Cantlie, J. , Retnarks on the treatment of bubonic plague. (Brit. med. Journ. 1897. 
No. 1888. p. 249—261.) 

Charrier et Apart E., Recherche de la rfioction agglutinante per la methode de Widal 
dans les humeurs d'un embryon de trols mois ex pulst* p&r une malade atteinte de 
fifcvre typhoide benigne. (Compt. rend. de la soc. de biol. 1896. No. 86. p. 1108 
—1106.) 

y. Düring, 35., Zur Pestfrage. (Dtsche. med. Wchschr. 1897. No. 10. p. 168.) 

Fiessinger, Ch., Contre la peste. Reglements sanitaires au XVII. sihde. (Janus. 1896. 
sept./oct. p. 99 — 103.) 

Fraenkel, E. , Zur Widai’schen Serumreaction. (Münch, med. Wchschr. 1897. No. 6. 
p. 107—109.) 

Solle, W., Zur Bakteriologie der Beulenpest. (Dtsche. med. Wchschr. 1897. No. 10. 
p. 146—148.) 

Manson. F. , Recent investigatious ou bubonic plague. (Practitioner, Jan. 1897. p. 21 
—28.) 

Faul M. E. , Notes on an abortive attack of typhoid fever in a patient who had pre- 
viously suffered from that disease. (Lancet. 1896. Vol. II. No. 26. p. 1809 — 1810.) 

Scheffer, J C. Th., Ueber die Widal’sche Serumdiagnose des Typbus abdominalis. (Bert, 
klin. Wchschr. 1897. No. 11. p. 223—225.) 

Steinach, 8. , Ueber die Bedeutung des Verkehrs mit Baumwolle im Hinblick auf die 
Pestepidemie in Indien. (Wiener klin. Wchschr. 1897. No. 6. p. 124 — 126.) 

Tome*, A., The first case of plague in Howrah. (Indian med. Gas. 1896. No. 12. 
p. 447.) 

Ungarn. Verordnung des Ministers des Innern , den Schute gegen die Eioschleppong 
uud Verbreitung der Cholera betr. Vom 16. September 1894. (Veröffentl. d. kaiserl. 
Gesundh.-A. 1897. No 6. p. 96—99.) 


W undinfek tionekrankheiten. 

(Eiterung, Phlegmone, Erysipel, akutes purulentes Oedem, Pyfimie, Septikämie, 
Tetanus, Hospitalbrand, Puerperalkrankheiten, Wundfäulnis.) 

Cheatle, G. I«., C&ses of Streptococcus infection. (Lancet. 1897. No. 1. p. 24 — 27.) 
Roiii-Doria, T., Ueber die lokalen und allgemeinen Intoxikationen als prädisponierende 
Ursache der Puerperalinfektionen. (Münch, med. Wchschr. 1896. No. 61, 62. p. 1261 
—1264, 1301—1804.) 

Vagedes, Zwei seltenere Fälle von Septichämie. (Charite-Annalen. 1896. Jahrg. XXI. 
p. 842—849.) 


Infektionsgefich Wülste. 

(Lepra, Tuberkulose [Lupus, Skrofulöse], Syphilis [und die anderen venerischen 

Krankheiten].) 

Albani, A., Conferenza sullo specifico delJa tubercolosi polmonare. Roma 1897. 0,60 £. 
Auftreten der Lepra in Rufiland. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesnndh.-A. 1897. No. 9. 
p. 212—213.) 

Lepra im Kreise Memel. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesnndh.-A. 1897. No. 10. p. 283.) 
Steinhoff, A., Die natürliche Behandlung u. Heilung der Tuberkulose (Lungenschwind- 
sucht). 2. Aufi. gr. 8°. III. 89 p. Berlin (Hugo Schildberger) 1897. 1,60 M. 

Touton, Ueber Provokation latenter Gonokokken. (Centralbl. f. Gyn&kol. 1897. No. 2. 
p. 41-42.) 

Unterberger, B. , Lungentuberkulose und ihre Behandlung speziell in Haus-Sanatorien. 
(8t. Petersb. med. Wchschr. 1896. No. 49, 60. p. 435 — 489, 445 — 449.) 


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Neue Litteratur. 


557 


Diphtherie und Kroup, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie, epidemische Genickstarre, 
Mumps, Rückfallsfieber, Osteomyelitis. 

Carlsen, J. , Outlines of the history of diphtheria io Denmark and Germany. (Janas. 
189«. Livr. 1, 2. p. 48, 161— 175.) 

HAkonson-H&nsen, M. K. , Die Diphtherie in Norwegen mit besonderer Rücksicht auf 
die Verbreitung derselben durch die Volksschulen. (Ztschr. f. Schulgesundheitapfl. 
1897. No. 1. p. 19—20.) 

Lexer, E., Die Aetiologie u. die Mikroorganismen der akuten Osteomyelitis. (Samml. 
kl in. Vortr. N. F. No. 173.) gr. 8°. 40 p. m. Fig. Leipsig (Breitkopf & Härtel) 
1897. 0,75 M. 

Peters, E , Diphtheria and pseudo-diphtheria bacilU. (Journ. of pathol. and bacteriol. 
1896 Dec.) 

Smith, A. H., The essential nature of croupous pneumonia. (Med. Record. 1897. No. 1. 
p. 1-8.) 

B. Infektiöse I skalier ankheüen . 

Haut, Muskeln, Knochen. 

Kuhnt, Eine Endemie Ton Pemphigus neonatorum. (Ztschr. f. Medizinalbeamte. 1896. 
No. 22. p. 687—688.) 

"Vogel, Pemphigus neonatorum. (Ztschr. f. Medizinalbeamte. 1896. No. 22. p. 688 
—689.) 

Nervensystem. 

Bernabeo, G., Le cause predisponenti alle localizzazioni batteriche nel cervello. (Annali 
d'igiene sperim. Vol. VI. 1896. fase. 3. p. 351 — 408.) 

Bocei, Panoftalmite, exenteratio del bulbo, meningite cerebro-spinale da diplococco dl 
Fraenkel. (Arch. di oftalmol. 1896. Sett., Ott.) 

Atmungsorgane. 

Guarnaccia, Rlcerche batteriologiche suila rinite caseosa. (Arch. ital. di laringoi. 1896. 
Ottob.) 

V erdauungBorgane. 

Ramond, F. et Faitout, P., Angiocholecystite k bacille d’Eberth. (Compt. rend. de la 
soc. de biol. 1896. No. 35. p. 1130—1132.) 

. Harn- und Geschlechtsorgane. 

Mandl, L., Zur Kenntnis der Vaginitis gonorrhoica. (Mtsscbr. f. Geburtsh. u. Gynäkol. 
1897. Heft 1. p. 24—34.) 

Augen und Ohren. 

Dobczynski, Beitrag zar Verbreitung und Bekämpfung der kontagiösen AugenentzUndung. 

(Dtsche med. Wchschr. 1897. No. 10. p. 158 — 160.) 

Epidemie von follikulärer Bindehautentzündung im Waisenhaus zu Judenau (Nieder- 
österreich). (Oesterr. Sanitätswesen. 1897. No. 1. p. 2 — 6.) 

Fischer, Eine Hühnerlaus als Fremdkörper in der Cornea. (Münch, med. Wchchr. 1897. 
No. 5. p. 112—113.) 

Hirschberg, J., Ueber die Körnerkrankheit in Ost- und Westpreußen. (Berl. klin. 

Wchschr. 1897. No. 10, 11. p. 197—199, 231—288.) 

Hitschmann, R., Ein Fall von luetischem Primäraffekt der Conjunctiva. (Wien. klin. 
Wchschr. 1896. No. 52. p. 1232—1234.) 

Kirchner, M., Die Bekämpfung der Körnerkrankheit (Trachom) in Preußen. (Berl. klin. 
Wchschr. 1897. No. 9, 10. p. 179—182, 206—209.) 

C. Entoxootiärhe Krankheiten. 

(Finnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oestrnslarve, Ascaris, 
Anchylostomum, Trichocephalus, Oxyuris.) 

Tenholt, Die Ankylostomiasis unter den Bergleuten. (Ztschr. f. Medizinalbeamte. 1896. 
No. 23, 24. p. 713—724, 753—759.) 


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558 


Neue Litteratur. 


Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Keuschen und Tieren. 

Milzbrand. 

Le Dantes, F., La bactdridle charbonneuse. 8° Paris (Qaathier-Villars & fils) 1897. 

2,60 fr. 

Aktioomykoee. 

Crookshank, E. M., Actinomycosis and M&dura disease. (Lancet. 1897. No. 1. p. 11 
-18.) 

Gasperini, G., Nuovo ricerche suil’ actinomicosi sperimentale. (Annall d’igiene sperim. 
Vol. VI. 1896. fase. 4. p. 476—482.) 

Tollwut 

Verbreitung der Tollwut im Deutschen Reiche im Jahre 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. 
Gesundh.-A. 1897. No. 6. p. 128 — 129.) 

Maul* und Klauenseuche. 

Furtuna, J. 8t., Die Entdeckung des Bacillus der Maul- und Kl auenseuche. (Bert 
tierKrztl. Wcbschr. 1897. No. 3. p. 27 — 28.) 

Jungen, Beitrag zum Wesen der Maul- und Klauenseuche. (Berl. tierürztl. Wcbschr. 

1896. No. 63. p. 629.) 

Lyding, Zur Fernhaltung der Maul- und Klauenseuche, (lilustr. landwirtschaftl. Ztg. 

1897. No. 4. p. 28—29 ) 

Oldenburg. Herzogtum Oldenburg. Bekanntmachung, betr. Abwehr der Maul- und 
Klauenseuche. Vom 4. August 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1897. No. 6. 
p. 94—95 ) 

Verbreitung der Maul- und Klauenseuche im Deutschen Reiche im Jahre 1895. (Ver- 
öffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1897. No. 2. p. 32 — 83.) 

Krankheitserregende Bakterien and Parasiten bei Tieren. 

Säugetiere. 

A In/ektiöu AUgemcinJmmkheitm. 

Kühnau, Zur Abwehr der Viehseuchen-Eioschleppungen aus dem Auslände. (Central- 
Ztg. f. Veterinär-, Viehmarkt- u. Schlachthof-Angeleg. 1897. No. 2. p. 9 — 12.) 
Nachweisung Uber den Stand von Tierseuchen im Deutschen Reiche am 31. Dezember 

1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1897. No. 1. p. 9—11.) 

Röckl, Die Tierseuchenstatistik im Deutschen Reiche von 1886 — 1895. (Dtsche tierirztl. 
Wchscbr. 1897. No. 5. p. 86 -36.) 

Stand der Tierseuchen in Frankreich im 3. Vierteljahr 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. 
Gesundh.-A. 1897. No. 4. p. 81—82.) 

Stand der Tierseuchen io Ungarn im 4. Vierteljahr 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Ge- 
sundh.-A. 1897. No. 6. p. 128.) 

Tuberkulose (Perlsacht). 

Kühnen, Dio Tilgung der Tuberkulose in Deutschland. (Milch. -Ztg. 1896. No. 61, 62. 
p. 814—816, 881.) 

Müller, Zur Bekämpfung der Tuberkulose des Rindviehs. (Ztschr. f. d. landwirtschaftl. 

Vereine d. Groiih. Hessen. 1896. No. 52. p. 441 — 448.) 

Prophylaxie de la tuberculose bovine d’aprös les travaux de H. Nocard. (Rev. acientif. 

1897. No. 2. p. 88—42 ) 

Schmidt, Ein Fall von Hodentuberkulose beim Rind. (Ztschr. f. Fleisch- u. Milch- 
hygiene. 1896/97. Heft 4. p. 73.) 

Winter, Ein Fall von Muskeltuberkulose beim Schweine. (Ztschr. f. Fleisch- u. Milch- 
hygiene. 1896/97. Heft 4. p. 72—78.) 

Krankheiteo der Vielhufer. 

(Rotlauf, Schweineseuche, Wildseuche.) 

Babes, A. u. Starcovici, C., Experimentelle Untersuchungen Uber den Rotlauf und die 
Schweineseuche. 6. internst. tierXrztl. Kongreß Bern. (Berichte n. Verband!. Bern 
1896. p. 646—652.) 


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Neue Litteratur. 


559 


Lorenz, Schutzimpfung gegen den Hotlauf der Schweine (ein neues Verfahren). (Beri. 
tierärztl. Wchacbr. 1897. No. 10. p. 109 — 110. — Dtsche tierärztl. Wchschr. 1897. 
No. 11. p. 91—92.) 


Schutzimpfungen, künstliche Infektionskrankheiten, Entwioke- 
lungshemmnng und Vernichtung der Bakterien. 

Allgemeines. 

Epstein, F., Zur Frage der Alkoholdesinfektion. (Ztschr. f. Hygiene u. Infektionskrankh. 
Bd. XXIV. 1897. Heft 1. p. 1—21.) 

Heymans, J. F. et Masoin, P , Action antitoxique de l’hyposulfite de soude vis-ä-vis 
des dinitrilee normaux. (Annal. de 1’Instit. Pasteur. 1897. No. 2. p. 160 — 176.) 
Kätner, B., Ein 8terilisator für den praktischen Arzt (Dtsche med. Wchschr. Therap. 
Beil. 1897. No. 10. p. 18—14.) 

Merz, H., Untersuchungen über Gallicin, ein neues Präparat der Gallussäure, seine anti- 
bakteriellen Eigenschaften und seine therapeutische Verwendung in der Ophthalmo- 
logie. gr. 8°. 89 p. Aarau (Sauerländer & Co.) 1897. 1,20 M. 

Ung&ner, L., Les accidents des sörothärapies. 8°. Paris (Soc. d’ddit. scientif.) 1897. 

3 fr. 

Diphtherie. 

Dreier, W., Die Serumbehandlung der Diphtherie im St. Wladimir’schen Kinderhospital 
in Moskau im Jahre 1895. 6. Kongreß russischer Aerzte. (St. Petersb. med. Wchschr. 
Beil. 1897. p. 8.) 

Kretz, B., Der Dampfsterilisator des staatlichen Institutes für Erzeugung von Diphtherie- 
heilsernm in Wien. (Oesterr. Sanitätswesen. 1897. No. 9. p. 67 — 72.) 

Tirard, N., Diphtheria and antitoxin. 8°. London (Longmans & Co.) 1897. 

7 sb. 6 d. 

Zagari e C&labrese, Tossina ed antitossina difterica. 8°. 114 p. Torino 1897. 8 £. 

Andere Infektionskrankheiten. 

Cnmznins, W. A., Case of puerperal septicaemla treated by antistreptococcus serum, with 
recovery. (Brit. med. Journ. 1897. No. 1885. p. 393 ) 

Davies, H. B., Treatment of malignant tumours by mixed toxins. (Lancet. 1897. No. 7. 
p. 488 — 439.) 

Hamburg. Bekanntmachung, betr. die Tuberkulinimpfung der den Quarantäne-Anstalten 
angeführten Rinder. Vom 12. Februar 1897. (Amtsbl. 1897. No. 25. p. 71 — 72.) 
(Veröffentl. d. kaiserl. Gesuudh.-A. 1897. No. 8. 175.) — Bekanntmachung, betr. 

die Ausführung der Tuberkulin- Impfung der Rinder in den hiesigen Quarantäne- 
Anstalten für seewärts eingefühttes Vieh. Vom 13. Februar 1897. (Ibid. p. 82.) 
(Ibid. p. 175—176.) 

Hesz, E., Ueber den Wert des Tuberkulins in der Rindviehpraxis. 6. internet, tierärztl. 

Kongreß Bern. (Berichte u. Verhandl. Bern 1896. p. 283 — 833.) 8 9 . 

Koch, B. , Ueber neue Tuberkulinpräparate. (Dtsche med. Wchschr. 1897. No. 14. 
p. 209—213.) 

Moorhead, T. H., A case of acute puerperal septic intoxicatlon treated with antistrepto- 
coccus serum \ recovery. (Brit. med. Journ. 1897. No. 1882. p. 204—205.) 

Nocard, E., Ueber den Wert des Malleins als diagnostisches Hilfsmittel bei Rotzverdacht. 
6. internal, tierärztl. Kongreß Bern. (Berichte u. Verband!. Bern 1896. p. 227 
—234.) 8°. 

Pope, F. M., Four cases of enteric fever treated with antitoxic serum. (Brit. med. 
Journ. 1897. No. 1888. p. 259—260.) 

Bol6, Albuminurie gTavidiquo avec accfes 6clamptiques. Injections sous-cutan^es massives 
de slrum artificiel. (Presse m6d. beige. 1897. No. 4. p. 25 — 27.) 

Tommazoli, II metodo dei lavacri dell* organismo coi sieri artificiali applicato contro le 
dennatosi autotossiche e tossiche. (Giorn. ital. d. malatt vener. e d. pelle. 1897. 
No. 6.) 

Wittlinger, 0., Experimentelle Beiträge zur LösnDg der Porcosaufrage. (Berl. tierärztl. 
Wchschr. 1897. No. 7. p. 74—76.) 


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560 


Ioball. 


Inhalt. 


Originalmitteilungen. 

Abel, Budolf, Zur Kenntnis des Pest- 
bncillas. (Orig.), p. 497. 

Berichte des Herrn Prof. Dr. Koch über 
seine in Kimberley gemachten Versuche 
bezüglich Bekämpfung der Rinderpest. 
(Orig.), p. 5SS. 

Johns ton, Wyatt, Ueber den Gebrauch von 
im Wasser aufgelösten trockenen Blute 
für die Serumdiagnose des Typhus. 
(Orig.), p. Bi3. 

Boncali , D. B. , Mikrobiologische Unter* 
suchuogen über einen Tumor des Ab* 
domeos. (Orig.), p. 517. 

Baferate aus bakteriologischen und para- 

sitologischen Instituten, Laboratorien eto. 

Miguel . Laboratoire de diagnostic des 
affections contagieuses de la ville de 
Paris, p. 637. 

Referate. 

Barbier, Bactäriologie de la rougeole, 
p. 646. 

▼. Düring, Blatternmortalität in Konstau- 
tinopel, p. 545. 

Friedberger, Franz u. Frdhner, Eugen, 

Lehrbuch der speziellen Pathologie und 
Therapie der Haustiere, p. 647. 

Galli-Valerio, B., Actiuomicosi e pseudo- 
actinomicosi. A proposito di un caso 
osservato nell' uomo, p. 646. 

Gangitano, F., Slafilococcoemia da furun- 
coiosi, p. 540. 

Goh, K., Beiträge zur Kenntnis der Augen- 
Veränderungen bei septischen Allgemein- 
leiden: sog. Retinitis septica, gutartige 
metastatische Entzündung, doppelseitige 
marantische Thrombose, p. 540. 

Grunert, C., Beiträge zur Tuberkulose der 
Bindehaut, p. 542. 

Holz, Das Trinkwasser von Metz und Um- 
gebung, p. 539. 

Marcuze, Parotitisepidemie, p. 645. 

Piccinino, F. e Crimaldi, A. , Contributo 
allo Studio dell* Influenza del sistema 
nervoso nelle infezioni, p. 538. 

Finder, F u. Fischer, W , Ueber primäre 
latente Tuberkulose der Rachenmandel- 
hyperplasie, p. 541. 

Reissmann , Der jetzige Stand unserer 
Kenntniase und Anschauungen von der 
Gesundheitsschädlichkeit des Fleisches 
tuberkulöser Tiere, p. 543. 


Bonneberger, Einiges über die durch die 
Tuberkulose der Rinder verursachten 
Schäden, p. 543. 

Sohmidt, Hodentuberkulose, p. 642. 

Simon, Seltene Tricbinosis, p. 648. 

Williams , Roger, Die zunehmenden Er- 
krankungen an Krebs, p. 646. 

Winter, Muskeltuberkulose beim Schwein, 
p. 645. 

Untersuchungamethoden, Instrumente etc. 

Guthmann, H , Ueber die bakteriologische 
Diagnose der Diphtherie, p. 549. 

Loesch, M. A„ Contribution au diagnostic 
de la tuberculose par la tuberculine, 
p. 549. 

Schutzimpfung, künstliche Infektions- 
krankheiten, Entwickelungshemmung und 
Vernichtung der Bakterien etc. 

Bach, L., Bakteriologische Untersuchungen 
über den Einfluß antiseptischer Ueber- 
schläge auf den Keimgehalt des Lid- 
randes und Bindeh&ntsackes, p. 553. 

Crescimanno, 8., Tubercolosi laringopol- 
monale curata col siero Maragliano, 
p. 651. 

Franke, E , Weitere Untersuchungen Ober 
Asepsis und Antisepsis in der Augen- 
cbirurgie, p. 554. 

Kraiouchkine, Les vaccinations antirabiques 
ä St. Pdtcrsbourg. Rapport annael da 
service de traitement prdventif de la 
rage k lTnstitut Impärial de mddecine 
experimentale, p. 552. 

Lothes, Ist bei den heutigen Erfahrungen 
über Nutzen und Wirkung des Tuber- 
kulins eine zwangsweise Impfung mit 
Tuberkulin vorab für die den Körkom- 
missionen vorzufübrenden Zuchtstiere an- 
zustreben?, p. 551. 

M&riotti-Bianchi , G. B. , Contributo allo 
studio dell’ azione del siero di sangae 
di animali non tratti contro i miero- 
organismi i loro prodotti toxici, p. 650. 

Nakagawa, Professor Kitasato’s Anti- 
clioleraserum, p. 550. 

Strshexninsky, J. J., Ein Fall von pseudo- 
membranöser Augenbindehaut - Entzün- 
dung, hervorgerufen durch den Loefller- 
sehen Bacillus und geheilt mit Behring’* 
Heilserum, p. 652. 

Neue Litteratur, p. 654. 


Krnmmaaniehe Buchdruckerei (Hermann Pohle) la Jeaa- 


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J 



Bakteriologie, Parasiteatamde n. Infekriooskrankheilen. 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Paras itenkunde, 

In Verbindung mit 

GeL Hat Prot Dr. Lenckart, Gelt. M-Hat Prot. Dr. Loeffier 

ln Lelpriff und ln Greifirmld 

Professor Dr. R. Pfeiffer 

in Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. TThlworm in CasseL 

Verlag von Gustav Fischer in Jena 
XXI. Band. -<*- Jena, den io. Mai 1897. No. 15/16. 

Prell für den Band (88 Hämmern) 18 lerk. — Jährlich erscheinen zwei Binde. 

Hierzu ah regelmäftige Beilage die Inhaltsübersichten der II Abteilung det Centralblatte». 


FHe Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde" richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige 
Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Aufs&txe ent- 
weder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das 
Manuskript schreiben xu wollen oder spätestens nach Empfang der ersten 
Korrekturabxüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, 
gelangen xu lassen. 


Original -Mittheilungen. 

Nachdruck verboten» 

Die Rindermalaria in der Campagna von Rom. 

(Synonyme: Texasfieber, Hämoglobinurie in Rumänien und 
FLnland, Hämatinurie in Sardinien und im Agro Romano.) 

[Aus dem hygienischen Institute der Universität Rom.] 

Von 

A. Celli und F. S. Santori. 

Mit 1 Tefel. 

Die Züchter wissen recht gut, daß die schweizerischen oder 
schweizerisch- lombardischen und die holländischen Kühe, wenn sie in 
den Agro Romano versetzt werden, erkranken und sogar sterben 

Ent* Abt. XXI. W. 36 


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562 


A. Celli and F. 8. Santori, 


können, und zwar an einer Krankheit, welche durch Fieber und 
blutigen Ham gekennzeichnet ist und daher im Volksmuude „Blut- 
pisse“ heißt. So wurden z. B. in der letzten Zeit zwei Herden von 
Milchkühen, von denen eine nach Tor di Quinto, die andere nach 
Pratica di Mare eingeführt wurde, fast vollständig aufgeriebeo. 
Im Gegensatz hierzu verhalten sich die Rinder der einheimischen 
Rasse dieser Krankheit gegenüber, deren Natur bis heute noch so 
wenig erkannt ist, daß sie mit der hämorrhagischen Septikämie und 
speziell mit dem Milzbrand verwechselt wird, refraktär. 

Indessen bemerkte an den Rindern, welche in unserem städtischen 
Schlachthause geschlachtet wurden, der Direktor desselben, Professor 
Nosotti, daß die Milz der Rinder aus der römischen Campagna 
häufig geschwollen war, und er vermutete, daß es sich hier um 
Malaria handele. Desgleichen fand Dr. Santori, daß von 9 Milzen, 
welche wegen Verdachtes des Milzbrandes zur Untersuchung gelangten, 
7 Stück in ihren roten Blutkörperchen endoglobuläre Parasiten ent- 
hielten, wie sie bei der fieberigen Hämoglobinurie der Rinder in 
Rumänien (Babes), in Texas (Smith und Kilborne), in Pinland 
(Ali Krogius und v. Ilellens), in Sardinien (Sanfelice und 
Loi) und in Hamburg (Weisser und Maassen) beschrieben wurden. 
Derselbe Dr. Santori bestätigte auch durch Vornahme von Blut- 
untersucbungen die auf die gleiche Krankheit lautenden klinischen 
Diagnosen, welche der Tierarzt Dr. Vale n tini in einigen Kuhstälkn 
unserer Stadt gestellt hatte. 

Im Herbste vergangenen Jahres trat in einer Herde von un- 
gefähr 100 Kühen aus der Lombardei, welche im vorhergehenden 
Winter in das Gebiet von Cervara versetzt worden waren, eine 
Seuche auf, von der alle oder doch beinahe alle großen Tiere er- 
griffen wurden, und welche mit Abmagerung und Verminderung der 
Milchproduktion verbunden war. Einige, nämlich 20 Stück, er- 
krankten schwer mit fieberiger, akuter Anämie, die in einigen der 
11 Fälle mit tödlichem Ausgang mit Hämoglobinurie verbunden war. 
Bei einigen der stärker erkrankten Tiere trat Verstopfung ein, bei 
anderen Diarrhöe, welche sogar blutig sein konnte. Die Krankheit 
dauerte im allgemeinen 5 — 6 Tage, in den schwersten Fällen sogar 
nur 36 Stunden. 

Der Verlauf der Temperatur war ungefähr so, wie in dem durch 
nebenstehende Tabelle veranschaulichten Falle: 


Tag and Monat 

Temperatur 

morgens | 

abends 

SO. XII. 

39,2 

40,0 

a» „ 

40,1 

40,5 

2*. 

41,0 

41,0 

23. „ 

39,6 

39, 5 

24 „ 

39.4 

40,0 

25. „ 

38,4 

38,4 

26 

37,4 

Tod 



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Die Rindermal*rift in der Canpagoft von Korn. 


563 


Der Tod trat unter Kollaps und einer Temperaturerniedrigung 
unter die Norm ein. 

Von den jungen Tieren wurde nur ein Kalb von der Krankheit 
ergriffen. Von ihr wurden auch nicht einmal die lombardischen Kühe 
verschont, welche schon seit langer Zeit sich in jener, auch in Bezug 
auf die menschliche Malaria höchst ungesunden Gegend aufhielten. 
Nicht ergriffen von der Krankheit wurden indessen die einheimischen 
Rinder. Anfangs Winter traten einige Recidive ein, wozu der oben 
in der Tabelle dargestellte Fall mit tödlichem Ausgange gehört. 

Prof. Nosotti, welcher diese Kühe behaudelte, gab ihnen, in 
der Voraussetzung, daß es sich um Malaria handele, Chinin. 

Um die Diagnose der Krankheit sicher zu stellen, wurde uns 
am 8. November eine große Milz, mit dunkelroter und weicher Pulpa, 
von einer tags zuvor gestorbenen Kuh eingesandt. Wir fanden darin 
dicke und lange Bacillen, wie die des Milzbrandes. Bei eingehenderer 
Prüfung fanden wir indessen in den roten Blutkörperchen gefärbte 
Körper, welche uns dazu veranlaßten, den Milzbrand auszuschließen, 
welcher fälschlicherweise durch Bacillen des ersten Stadiums der 
Fäulnis vorgetäuscht wurde, und wir wurden auf den richtigen Weg 
zur Erkennung der wahren Ursache der Krankheit, welche wir nun 
näher studieren wollen, geleitet. Das Material , auf welches sich 
unsere Untersuchungen stützen, waren 2 Kühe, welche genaßen, 2 ge- 
storbene Kühe und eine geimpfte Kuh. 

1. Untersuchung des frischen Blutes. 

Vor allen Dingen müssen wir hier genau unterscheiden zwischen 
den wirklichen Parasiten und pseudoparasitären endoglobu- 
lären Körpern. 

Th. Smith 1 ), welchem wir eine sehr genaue und sehr inter- 
essante Arbeit über das bereits erwähnte Texasfieber verdanken, 
beschrieb im Innern der roten Blutkörperchen, in Fällen von vor- 
geschrittener, durch dieses Fieber veranlaßten Anämie, ein kleines, 
nur bei stärkerer Vergrößerung sichtbares, dunkeles Körperchen, das 
in heftiger Bewegung und Ortsveränderung innerhalb desselben roten 
Blutkörperchens begriffen war. Er war dazu geneigt, diesen Befund 
als eine Wirkung der Anämie anzusehen, gab aber doch auf dem 
Wege der Hypothese zu, daß das Körperchen das erste Lebensstadium 
des endoglobulären Parasiten darstellen könnte. Wir können indessen 
diese Hypothese ausschließen, daMnrchiafava bereits dieselben 
Formen auch in dem Malariablute beobachtet hat, und wir selbst 
haben sie im Blute gesunder Tiere (Meerschweinchen) und von 
Kaninchen und Hunden gesehen, welche an Krankheiten gestorben 
waren, die sicher nicht die roten Blutkörperchen betrafen. 

Es ist Sache der normalen und pathologischen Histologie des 
Blutes, die Entstehung und die Natur dieser Körperchen zu erforschen; 
wir wollen sie nur deshalb erwähnen, damit sie nicht mit einigen der 
wirklichen endoglobulären, parasitären Körper verwechselt 
werden. 

1) LittercIurTerieicbnis siche weiter hiuten. 

36 » 


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564 


A. Celli und P. S. Santori, 


Diese zeigen sich uns meist in zwei Typen, nämlich: 

A) als bewegliche Formen mit Ortsbewegung. Sie 
sind nur 1 — 1,6 (i groß und daher die kleinsten Formen des Ent- 
wickelungscyklus des Parasiten. Ihre Gestalt ist rund, oblong, stab- 
förmig verlängert, eiförmig oder auch bimförmig (Fig. 1 — 7, 8 — 11, 
12 — 14). Sie kommen entweder einzeln oder zu zweien oder dreien 
(Fig. 8 — 14) in einem und demselben Blutkörperchen vor. Sie haben 
das Vermögen, das Licht zu brechen und heben sich daher deutlich 
auf dem Grunde des roten Blutkörperchens, welches seine natürliche 
Färbung bewahrt, ab. Sie nehmen mit mehr oder minder großer 
Schnelligkeit bei ihren Ortsveränderungen innerhalb des Blutkörper- 
chens diese oder jene Gestalt an. Ob sie auch Kontraktionsbeweguogen 
ihres Plasmas unterworfen sind, ist zweifelhaft Hört ihre Bewegung 
auf, so erscheinen sie ganz rund und oft besitzen sie auch ein centrales 
Pünktchen. Hierdurch und durch ihre meist periphere Lage unter- 
scheiden sie sich von den Vakuolen des roten Blutkörperchens. Von 
den vorbererw&hnten pseudoparasitären Körperchen unterscheiden sie 
sich durch die bedeutendere Größe, stärkeres Lichtbrechungsvermögen 
und mannigfachere Gestalt. 

Die Figuren 1 — 7 stellen ein und dasselbe Körperchen in seinen 
Bewegungen dar. Ganz ähnliches gilt von den Figuren 8 — 11 und 
12—14, welche 3 Körperchen in einem und demselben Blutkörperchen 
in ihren aufeinanderfolgenden Bewegungen zur Anschauung bringen. 

Wir konnten diese Formen allein oder zusammen mit den folgenden, 
in dem Falle experimenteller Infektion, welcher einen sehr gutartigen 
Verlauf hatte, beobachten. Es würde dies mit dem, was Smith 
beobachtet hat, übereinstimmen, nämlich, daß sie vorwiegen bei leichten 
Infektionen mit chronischem Verlaufe. 

B) als bewegliche Formen mit amöboider Bewegung. 
Diese sind 2 — 3 mal größer als die vorhergehenden und besitzen ein 
so abgeschwächtes Lichtbrechungsvermögen, daß man sie innerhalb 
des roten Blutkörperchens mit dem Auge suchen muß, und wenn 
dieses, wie es oft vorkommt, abgeblaßt ist, sind sie nicht leicht zu 
sehen, während die vorhergehenden durch ihr Lichtbrechungs vermögen 
in die Augen springen. Die amöboide Bewegung kann lebhaft sein, 
wie an den kleineren Formen der Fig. 15 — 33, oder auch träger, 
wie bei den großen Formen der Fig. 34 — 45. Die einen wie die 
anderen Figuren zeigen die respektiven verschiedenen Bewegungs- 
phasen ein und desselben Körperchens, welches lange Zeit hindurch 
unter dem Mikroskope beobachtet wurde. In einigen der Bewegungs- 
phasen (Fig. 24, 25, 26) kommen Formen zum Ausdruck, welche an 
die von Smith geschilderten und mit dem Namen Pyrosoma 
bigeminum belegten erinnern; jedoch kann diese Erscheinungsform 
vorübergebend sein. Die wirklichen Formen von Pyrosoma sind 
selten klein (Fig. 46, 47), meist groß (Fig. 48, 49), kommen einzeln 
oder zu zweien vor und könuen in der Mitte des angeschwollenen 
Teiles, mitunter auch an dem Ende des zugespitzten Teiles ein 
Körnchen besitzen. 


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Die Rindermalaria in der Cftmpagna von Rom. 


565 


Man kann diese bimförmigen Gestalten entweder als ein sehr 
langsam amöboides Bewegungsstadium oder auch als ein besonderes 
Stadium in dem Entwickelungscyklus des Parasiten auffassen. Für 
die erste Auffassung spricht der Umstand, daß manche von ihnen, 
wenn das Blut längere Zeit unter dem Mikroskope beobachtet wird, 
eiförmig oder rund werden (Fig. 50, 51), während sie andere Male, 
nachdem sie lange Zeit hindurch und ohne Veränderung ihre Gestalt 
bewahrt hatten, verschwinden, gerade so, als ob sie innerhalb des 
roten Blutkörperchens untergegangen wären. 

C. Reproduktionsformen. Welches die Beziehungen der 
obenbescbriebenen Formen zu einander sind, was für ein Cyklus sich 
abspielt, und ob eine Beziehung zwischen dem Cyklus der Entwickelung 
des Parasiten und dem Cyklus der Fiebererscheinungen oder einer 
anderen klinischen Manifestation besteht, das können wir mit Sicherheit 
nicht angeben. Und so sind wir auch durchaus nicht im klaren über 
die Art und Weise, wie die Vermehrung vor sich geht. Die Unter- 
suchung der Organe läßt uns, ebensowenig wie bei der Malaria, Ver- 
mehrungsformen zu Gesicht kommen. Die Beobachtungen, welche 
wir am kreisenden Blute Vornahmen, sind zu gering, als daß sie die 
Lösung des so dunklen Problems herbeiführen könnten. In den 
schwersten Krankheitsfällen beobachteten wir in Blutkörperchen im 
frischen Zustande, welche anscheinend normal waren, einige große 
Körnchen (Fig. 52 — 56), welche entweder zusammengehäuft waren oder 
einander nahe lagen und unter dem Mikroskope lange Zeit ihre voll- 
kommen runde Gestalt bewahrten und unbeweglich blieben, oder nur 
wenig ihre Lage veränderten. Ob wir es aber hier mit wirklichen 
Sporen zu thun haben, oder ob wir uns Degenerationsprodukten des 
roten Blutkörperchens gegenüber befinden, das können wir nicht ent- 
scheiden. 

2. Untersuchung des Blutes nach der Färbung. 

Nachdem das Blut durch Eintrocknen an der Luft fixiert und 
dann 10 — 20 Minuten lang mit einer Mischung von gleichen Teilen 
Alkohol und Aether behandelt worden ist, leistet das Methylenblau 
(Loeffler) oder Hämatoxylin und Eosin, wie bei dem Malariablute, 
sehr gute Dienste. Man erblickt alsdann meist zwei Substanzen, von 
denen die eine mehr, die andere weniger gefärbt ist. Häufig sind 
die rundlichen Formen, in Gestalt einer 8, und jene mit unregel- 
mäßigen Konturen, bisweilen mit gefärbten Pseudopodien versehen. 
In einigen kann man ein stärker gefärbtes Korn, welches vielleicht 
die Bedeutung eines Kernes hat, sehen. Selten sind frei im Plasma 
liegende Formen. Dieser Befund ist dem bei den Malariaparasiten 
des Sommer- Herbst-Fiebers vollkommen ähnlich. 

Außer diesen parasitären Formen bemerkt man besondere Fär- 
bungen der roten Blutkörperchen, auf welche so vortrefilich Smith 
die Aufmerksamkeit gelenkt hat. Es handelt sich da nämlich um 
rote Blutkörperchen, welche meist größer sind, als es gewöhnlich der 
Fall ist, blaß aussehen und besetzt sind mit verschieden dicken, in 
Methylenblau sich färbenden Körnchen, die bei anderen nicht para- 


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566 


A. Celli und F. S. S&ntori 


sitären Anämieen der Rinder Vorkommen und als pathologische Ver- 
änderungen neu gebildeter roter Blutkörperchen gedeutet werden 
müssen. Wir können diese Deutung auch schon deshalb bestätigen, 
weil wir dieselbe Erscheinung bei einer eigentümlichen Anämie der 
Schafe, die indessen durch Bakterien hervorgerufen wird, beobachtet 
haben. 

Können die runden, gleichmäßig großen und wenig zahlreichen 
Granulationen, welche man in den Blutkörperchen von normaler Größe 
findet, als Sporenhaufen gedeutet werden, und entsprechen sie den 
großen Körnchen, welche man, wie bereits gesagt, im frischen Zustande 
des Blutes beobachtet? Es ist nicht möglich, dies zu entscheiden. 

3. Kulturen. 

Die Kultureu des krankhaften Blutes Bind immer, mochten de 
nun von lebenden oder kurz vorher gestorbenen Tieren angesetzt 
werden, negativ ausgefallen, obgleich alle möglichen in der Bakteriologie 
am meisten gebrauchten Nährböden verwendet wurden. 

4. Einimpfungen von Blut. 

Wir haben Versuche angestellt mit Meerschweinchen, Kaninchen, 
Mäusen, Ratten, Katzen und Hunden, aber immer mit negativem 
Resultate. Manchmal trat der Tod der Tiere ein, z. B. bei einem 
Hunde und verschiedenen Meerschweinchen, sogar bei 3 aufeinander- 
folgenden Uebertragungen in einer Reihe; aber im Blute trafen wir 
nichts an, als die gewöhnlichen, oben genannten pseudoparasitären 
Formen, so daß man zu der irrtümlichen Auffassung gelangen könnte, 
die Krankheit sei in jenen Tieren wieder hervorgerufen worden. 

Ein positives Resultat erhielten wir bei einem weiblichen, noch 
saugendem Kalbe mit einer 9-tägigen Inkubationsdauer. Die Krankheit 
dauerte vom 31. Dezember vorigen Jahres bis zum 26. Januar dieses 
Jahres. In dieser Zeit traten unregelmäßige Temperatursteigerungen 
bis 40 — 40,5° C ein, und niemals zeigte sich Hämoglobinurie. Der 
Verlauf der Krankheit war derartig milde, daß sie ganz unbeachtet 
geblieben wäre, wenn nicht die Temperatur gemessen und das Blut 
untersucht worden wäre, in welchem man immer die kleinen Körper 
mit ihren Ortsbewegungen und jedesmal auch, anscheinend ohne 
Regelmäßigkeit und ohne Beziehung zum Fieber, die größeren amöboid 
beweglichen oder bimförmigen Körper sehen konnte. 

Um die wahre Bedeutung der voraufgehenden Beobachtungen zu 
erkennen, ist es nötig, daß wir das einmal zusammeustellen, was uns 
von diesen bekannt ist. 

5. Parasitenvorkommnisse in den roten Blutkörperchen 

der Rinder. 

Babes in Rumänien hat hierüber die ersten Untersuchungen 
angestellt. Fassen wir das Interessanteste und am sichersten Be- 
gründete seiner verschiedenen Schriften ') zusammen, so haben wir: 

1) Sur l’hömoglobinurie baetörienne du boeuf. (Acad. des Sciences 1888 und 1890. 
18. April und 5. Mai.) — Die Aetiologie der seuchenbaften Hämoglobinurie des Rindes. 
(Virchow’a Archiv. Vol. CXV. 1889.) — Bemerkungen über die seuebenhafte Hämo- 
globinurie des Kindes. (Verbaudl. d. X. internat. med. Kongr. 1890 — 91.) 


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Die Rindermalaria in der Campagna von Rom. 


567 


Eine akute Krankheit mit Fiebererscheinungen, welche im Sommer 
auftritt, 4 — 7 (im Mittel 5) Tage dauert, von einem beinahe anhaltenden 
Fieber von 40—41 0 C und am zweiten oder dritten Tage von Hämo- 
globinurie begleitet ist, welche in Fällen mit tödlichem Ausgange nie 
fehlt Die Krankheit befällt die erwachsenen Rinder, verschont aber 
die einheimischen Rassen, und richtet 50 Proz. der befallenen Tiere 
zu Grunde. Bei der Autopsie findet man eine akute Schwellung der 
Milz, Hämorrhagieen in der Niere, den Wandungen des Magens und 
des Darmes. Ikterus fehlt. In gefärbten Präparaten sieht man in 
den roten Blutkörperchen kokkenartige Parasiten (Hämatokokken ?) 
einzeln, zu zweien und mehr (2—3 Paare) in einem und demselben 
Blutkörperchen. Die Entwickelungsphasen des Parasiten konnte der 
Verfasser nicht verfolgen; er konnte aber durch Impfung die Krankheit 
von Rind zu Rind und, allerdings nur auf 2 — 3 Generationen, von 
Kaninchen auf Kaninchen übertragen. Von dem Blute erhielt er selten 
Kulturen von Diplokokken verschiedener Größe. Mit diesen Kulturen 
rief er eine Krankheit hervor, bei welcher ein hämorrhagisch-ödematöses 
Exsudat des Peritoneums und in diesem Exsudat, ausnahmsweise jedoch 
auch in den roten Blutkörperchen, viele Parasiten auftraten. Verf. 
hält daher seine Kultur- und die Impfversuche nur für wahrscheinlich 
gelungen. Er vermutet, daß man es hier mit einer Ucbergaogsform 
zwischen Bakterien und Protozoen zu thun habe, mit Wesen also, die 
zur untersten Klasse der Protozoen, welche in Bezug auf Form und 
Entwickelungscyklus (?) den Bakterien nahe steht, gehören. 

Er erkannte an, daß wenn hier vielleicht auch nicht dieselbe 
Krankheit vorläge, es sich doch sicher um eine solche handelte, 
welche dem von Smith 1 ) beschriebenen Texasfieber außerordentlich 
nahe steht. 

Diesem sehr genauen und außerordentlich scharfrichtigen ameri- 
kanischen Forscher verdanken wir die wichtigsten Arbeiten über 
unseren Gegenstand. 

Th. Smith hat durch eine Reihe von Arbeiten ein bewunderungs- 
würdiges Werk über das Texasfieber, welches die Rinder in einem 
großen Teile der Vereinigten Staaten heimsucht, geschaflen. Er 
unterscheidet zwei Formen derselben, nämlich: 

A. Die akute Form, welche im allgemeinen im Sommer auf- 
tritt. Sie wird durch beständiges Fieber, akute und bedeutende 
Anämie und Hämoglobinurie, welche in dem größeren Teile der 
Fälle mit tödlichem Ausgang eintritt, gekennzeichnet. Bei der 
Antopsie bemerkt man eine akute Schwellung der Milz, Stasis 
der Galle, Hämorrhagie in den Nieren und gelblich-rötliche Färbung 
derTubuli contorti derselben. In den frischen roten Blutkörperchen 

l) Prelimioary observation» on tbe mieroorgauism of Texas fever. (The med. 
News. 1889. 4. Des.) — On changes in tbe red blood-corpuscles in the pernicions 
aoaernia of the Texas cattle fever. (Transactions of the Association of American 
Physicians. September 1891.) — Die Aetiologie der Texasfieberseuche de» Rindes. 
(Centralbl. f. Bakterie!. Bd. XIII. 1893.) — (Unter Mitwirkung von F. L. Ktlborne.) 
Investigation» into tbe nature, causations , and prevention of Southern cattle fever. 
(Kighth and nintb annual reports of the Bureau of animal industry. Washington 
1893.) 



568 


A. Celli und F. S. Santori, 


sieht man blasse protoplasmatische Massen mit amöboider Bewegung 
und manchmal auch mit großen Pseudopodien; sie kommen häufig in 
bimförmiger Gestalt und zu zweien vor und werden nach dem Ab* 
sterben rund. Nach Färbung gewahrt man außer diesen Parasiten 
rote Blutkörperchen, mehr oder minder mit Granulationen beladen, 
welche sich mit den kernfärbenden Substanzen färben uDd auf eine 
Karyolyse in den jungen roten Blutkörperchen zurfickzufQhren sind, 
die in Beziehung zu der Anämie und der Zerstörung des Blutes durch 
die endoglobulären Blutkörperchen steht. 

B. Die chronische oder leichte Form. Sie tritt im 
Herbste auf, kann ganz unbemerkt sich abspielen, ist von wenig Fieber 
begleitet, und eine Hämoglobinurie tritt bei ihr nicht auf. Die 
Parasiten sind kaum bimförmig, sondern vielmehr rund, klein wie 
Kokken und kommen meist isoliert vor. 

Diese Krankheit verschont das junge einheimische Rindvieh. 
Sie läßt sich durch Einimpfung von Blut von Rind zu Rind derselben, 
für die Krankheit empfänglichen Rasse, experimentell übertragen, und 
natürlicher Weise findet die Uebertragung durch die Zecken (Ixodes 
bovis) statt. 

Der Verf. bestreitet die Behauptung von Paquin, daß sie 
sich durch Einimpfung von Blut bei Schafen, Hunden, weißen Ratten 
und selten auch bei Kaninchen, Katzen und Schweinen hervorrufen 
läßt. Er bringt die Parasiten, welche er mit dem Namen Pyrosoma 
bigeminum belegt, mit denen der roten Blutkörperchen bei der 
Malaria des Menschen und der Tiere in Beziehung und kommt zu 
dem Schlüsse, daß diese Rindermalaria sich nur in den Gegenden 
entwickeln kann, wo das Klima mild ist. 

Ein Schüler von Babes, Starcovici 1 ) hat versucht, zwischen 
den Arbeiten seines Lehrers über die genannte Hämoglobinurie und 
eine analoge Krankheit (Carceag) der Schafe einerseits und den 
meisterhaften Beobachtungen Sraith’s andererseits einen Vergleich 
anzustellen. Er will ein neues Genus Babesia mit drei Varietäten 
(Pyrosoma bigeminum, Babesia bovis und Babesia ovis) 
aufstellen und hält daran fest, daß zwischen diesen dreien Verschieden- 
heiten bestehen. Er giebt sich alle mögliche Mühe, diese Unterschiede 
in der Inbukationsdauer, in der klinischen Form, in Bezug auf die 
Sterblichkeit, die Hämoglobinurie, die anatomisch-pathologischen Ver- 
änderungen, die Form der Parasiten und die Uebertragbarkeit der 
Krankheit zu finden. Aber diese Unterschiede, mag man sie nun 
einzeln oder in ihrer Gesamtheit nehmen, sind alles andere als dazu 
hinreichend, ernstliche Varietäten der Parasiten aufzustellen. Lassen 
wir einmal für jetzt das, was sich auf die Malaria der Schafe be- 
ziehen kann, bei Seite, so sind wir wirklich in Bezug auf die Hämog- 
lobinurie von Babes und das Texasfieber von Smith nicht im- 
stande, weder vom klinischen oder anatomisch-pathologischen Stand- 
punkte aus, noch von dem der Aetiologie und Epidemiologie aus, 

1) Bemerkungen Qber den durch Bebes entdeckten Blutparasiten und die durch 
denselben hervorgebrachten Krankheiten, die seuchenhafte Hämoglobinurie des Riude» 
(Babes), das Texasfieber (Smitb) und den Carceag der Schafe (Babes). (Ceutralbl. 
i. Bakteriol. Bd. XIV. 1893.) 


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Die Riniermnlaria in der Campagnn von Rom. 


569 


irgendwelche wesentliche Unterschiede zu finden. Die Klassifikation 
von Starcovici kann daher, bei dem gegenwärtigen Stande unserer 
Kenntnisse, nicht angenommen werden. 

Ali Krogius und v. Hellens 1 ) haben eine endemische Hä- 
maturie der Rinder der tiefgelegenen und sumpfigen Gegenden Fin- 
lands untersucht. Die Beschreibung, welche sie von der Krankheit 
und den endoglobulären Parasiten geben, stimmt vollkommen mit den 
äußerst genauen Beobachtungen der vorher genannten Autoren überein. 
Sie selbst geben zu, daß die von ihnen gefundenen Parasiten wahr- 
scheinlich (und wir können sagen: sicher) die gleichen sind, als die 
von Babes und Smith beschriebenen. 

Sanfelice und Loi*), welche die Hämatinurie der Rinder in 
Sardinien, wo diese Krankheit ziemlich verbreitet ist, untersuchten, 
schließen aus dem anatomisch-pathologischen Befunde und der mikro- 
skopischen Untersuchung des Blutes, aus den Impfversuchen und den 
Versuchen, die Krankheit der Rinder zu übertragen, daß zwischen 
dieser Hämatinurie, dem Texasfieber und der Hämoglobinurie in 
Rumänien und Finland eine Identität besteht. 

Weisser und Maassen 3 ) haben an dem Schlachtvieh, welches 
von Nordamerika aus in Hamburg eingeführt wurde, dieselbe Infektion 
diagnostiziert, welche von Smith beschrieben wurde. Sie kommen 
auch auf die Klassifikation von Starcovici zu sprechen, erklären 
aber, daß sie nicht mit Sicherheit entscheiden können, ob sie zu 
Recht besteht. 

Es muß daher Wunder nehmen zu sehen, wie ein so genauer und 
kompetenter Forscher, wie Kruse 4 ), sie annimmt und in ein sehr 
schätzenswertes Lehrbuch aufnimmt Er betrachtet diese endoglobulären 
Parasiten der Rinder als pathogene Amöben und nimmt an, daß sie 
sich durch Teilung vermehren. In Wirklichkeit ist indessen die 
amöboide Bewegung, wenn sie vorkommt, sehr langsam, der Fort- 
pfian/.ungsmodus ist nicht bekannt, und alle Analogieen drängen uns 
dazu, sie vielmehr unter die Hämosporidien einzurangieren, von denen 
sie eine besondere Abteilung zwischen denen der Vögel und denen 
des Menschen bilden. 

Die vergleichende Parasitenlehre des roten Blutkörperchens erlaubt 
uns heutzutage eine Malaria der Frösche und Reptilien, eine wenigstens 
von 3 Parasitenvarietäten (Taube, Lerche, Eule) hervorgerufene Malaria 
der Vögel und eine von wenigstens vier Parasitenvarietäten (Quartana, 
leichte Tertiana, bösartige Tertiana, Quotidiana) verursachte mensch- 
liche Malaria zu unterscheiden. Diesen verschiedenen Typen der 
Malaria muß ohne Zweifel auch jene der domestizierten Säugetiere, 
und speziell der Rinder, hinzugefügt werden 5 ). 

1) Des hotuatozoaires de rh&noglobinurie da boeaf. (Arch. de med. exp. 1894.) 

2) Soll' etiologia della ematinuria dei bovini in Sardegna. (Mod. looiatro. Anno VII. 
1895.) 

8) Zar Aetiologie des Texasfiebers. (Arbeiten aus dem K. Gesundheitsamte. 
Bd. XI. 1895.) 

4) C. Flügge, Die Mikroorganismen. 3. Auflage. 1896. Bd. II. Systematik der 
Protozoen. 

5) In Bezug auf die anderen Haustiere haben wir Folgendes: 

a) Beim Schaf hat Babes bei der in Rumänien Carceag genannten Krankheit einen 
Parasiten gefunden, welcher dem der RindermaUria nahe steht, in der Regel aber seltener, 


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570 


A« Celli und F. 8. Santori, 


6. Welches sind die Beziehungen zwischen derMalaria 
fdes Menschen und der Rinder? * 

Bei beiden haben wir eine Zerstörung der roten Blutkörperchen 
und daher eine akute Anämie; bei beiden kann Hämoglobinurie ein- 
treten. Diese ist indessen auch bei den Rindern alles andere als 
konstant; sie kommt nur in einigen der schwereren Fälle vor; die 
Zerstörung der Hämatien ist dann lebhafter und bewirkt dann so eine 
pernieiöse Hämoglobinurie, welche vollkommen der beim Menschen 
beschriebenen ähnlich ist. In Anbetracht des nicht konstanten Vor- 
kommens dieser Krankheitserscheinung ist der Name Hämoglobinurie 
nicht zutreffend und kann zu Irrtüraern Veranlassung geben, weil man 
dieses Anzeichen abwartet, um die Diagnose zu stellen und so viele 
Fälle dieser so beklagenswerten Krankheit auch der skrupulösesten 
Beobachtung sich entziehen. 

Der Parasit der Rindermalaria bildet indessen niemals schwarzes 
Pigment und daher keine Melanämie; er ist in dieser Beziehung der 
Sommer-Herbst-Varietät des Parasiten, mit rapidem Entwickelungs- 
cyklus, ohne Pigment bei der bösartigen Malaria des Menschen, ver- 
gleichbar. 

Auch die amöboide Bewegung ist niemals so lebhaft, wie bei den 
kleinen Plasmodien. Außerdem bemerkt man noch innerhalb der 
Grenzen des roten Blutkörperchens eine so aktive Ortsbewegung, wie 
sie im Blute bei der menschlichen Malaria nicht vorkommt 

Eine andere analoge Beziehung besteht darin, daß auch die 
Rindermalaria von Tier zu Tier übertragbar ist, indessen nur innerhalb 
derselben Rasse, und nicht auf Tiere einer anderen Rasse oder Species. 
In dieser Hinsicht stimmen unsere Beobachtungen mit denen von 
Smith und Sanfelice und Loi überein, stehen jedoch in Wider- 
spruch zu denen von Babes, welcher ein Opfer der allerdings leicht 
möglichen Täuschung wurde, der auch wir anheimfielen, als wir die 
Meerschweinchen in Reihen starben sahen und die oben beschriebenen 
Körperchen in ihrem Blute fanden, welche wir später als Pseudo- 
parasiten erkannten. 

Auch der anatomisch-pathologische Befund zeigt eine Analogie 
zwischen der Malaria des Menschen und der Rinder. So hat in der 
That Dr. Dionisi 1 ) ganz analoge Veränderungen in den Nieren, 


kleiner und runder ist und im allgemeinen isoliert innerhalb der roten Blutkörperchen 
vorkommt (Ac. des siences, «oüt 1892). Bonome hat bei einer parasitären Iktero- 
hämaturie ein Amöbosporidium beschrieben (Virchow’a Archiv. Bd. CXXXIX, 
1895). 

b) In Bezug auf das Pferd haben die französischen Tierarzt« Pierre im Sudan. 
Dupuy in Senegambien, Berard in Tunis wichtige Beobachtungen in klinischer Be- 
ziehung gemacht, lassen indessen in Bezug auf die Parasitenfrsge viel oder alles an 
wünschen übrig. (Recueil de mdd. v£t£rin. 1888—95.) 

Bei einem Jagdhunde (Bracke-Pointer), der in den Rieselfeldern der Lombardei er- 
krankt war, haben Piana und Galli-Valerio einen endoglobulären Parasiten beob- 
achtet, welcher in einem Stadium mit dem Pyrosoma bi ge in in um identisch war. in 
einem anderen 8tadium mit den lebhaftesten amöboiden Bewegung wie der Malariapara»i: 
begabt war. (Moderno zooi&tra. 1895.) 

1) Supplemente al Polidinico. Anno III, V. XIV. 1897. 


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Di« Rindermalaria in der Campagne von Rom. 571 

der Milz und der Leber gefunden, wie sie Bastianelli *) bei der 
Malariah&moglobinurie des Menschen beschrieben hat. Wie in dieser 
haben die Parasiten nach dem Tode ein mehr gleichmäßigeres Aus- 
sehen, als diejenigen, welche während des Lebens gefärbt wurden, sie 
zeigen indessen keine besondere Ix>kalisation in gewissen Organen 
{Gehirn, Milz, Knochenmark, Leber) wie bei der menschlichen Malaria. 
Die roten Blutkörperchen, welche Parasiten beherbergen, kleben an- 
einander, ein Verhalten, welches auch an die menschliche Malaria 
erinnert, indem auch bei dieser die physikalischen Eigenschaften, 
besonders die Elastizität der roten Blutkörperchen eine bedeutende 
Veränderung erleiden. Es tritt eine Zusamraenhäufung von viel- 
kernigen Leukocyten, von Lymphzellen und einkernigen weißen Blut- 
körperchen wie bei der Hämoglobinurie bei der menschlichen Malaria 
ein. Ikterus fehlt. Eine hämoglobinämische Degeneration fehlt, und 
in diesem Verhalten besteht eine andere Charakterverwandtschaft mit 
der Malaria des Menschen, bei der niemals diese Degeneration beob- 
achtet worden ist. 

Ein andere Analogie ist durch die örtlichen und zeitlichen Be- 
dingungen gegeben, unter welchen diese beiden Krankheiten auf- 
traten. 

Was die geographische Verbreitung anlangt, so wissen wir, daß 
die Rindermalaria bis jetzt in Europa in Rumänien, in Bulgarien, im 
Südwesten von Rußland, im Südosten von Ungarn, in Finland, in 
Italien (Sardinien und Agno Romano) und in Amerika im fünften Teile 
des Territoriums der Vereinigten Staaten, d. h. in den Staaten des 
Südens, endemisch ist. Es ist indessen sehr wahrscheinlich, daß sie 
auch in anderen Regionen herrscht, ohne daß sie bereits erkannt ist, 
und wo sie vielleicht mit anderen Seuchen, z. B. dem Milzbrand, 
verwechselt wird. Perroncito*) z. B. hat sie in Sardinien für eine 
Proteusinfektion (Proteosis?) angesehen. Sicher ist, daß viele Fälle 
ohne genaue Blutuntersuchung, oder weil man auf die Hämoglobinurie 
wartet, nicht zur Beobachtung gelangen. Wenn erst die Untersuchung 
des Blutes sich als Kriterium für die Diagnose weiteren Eingang 
verschafft haben wird, wird man genauer die geographische Verbreitung 
dieser Krankheit der Rinder feststellen können, von der wir wissen, 
daß sie in Niederungen, sumpfigen Regionen und in den Monaten des 
Sommers und des Herbstes auftritt, gerade so wie die Malaria des 
Menschen. 

Endlich vervollständigt die Wirkung des Chinins, welches sicher 
einen günstigen Einfluß hat, das Bild der Analogieen zwischen den 
beiden Arten der Malaria. Es versteht sich von selbst, daß dieses 
kräftige Fiebermittel in den hohen Dosen verabreicht werden muß, 
welche den beim Menschen angewendeten entsprechen, und zwar pro- 
portional dem Körpergewicht der Tiere und ihrer Blutmenge, welche 
sterilisiert werden soll. 

1) Le emoglobinurie da malaria secondo i recenti stadi. (Annali di medicina 
navale. 1896.) 

2) Vergl. Sanfelice und Lot (Loc. cit) 


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572 A - Celli u F. S. Santorioi, Die BiodermaUria in der Campagna von Boro 


7. Schlußfolgerungen. 

In der römischen Campagna kommt eine Krankheit der Rinder 
vor, welche charakterisiert ist durch eine akute Anämie mit Fieber- 
erscheinungen und von einem endoglobulären Parasiten hervorgerufen 
wird, welches hauptsächlich in zwei Formen auftritt. Die eine davon 
kennzeichnet sich durch eine Ortsbewegung des Parasiten innerhalb 
des roten Blutkörperchens, die andere durch amöboide Bewegung. Der 
Parasit kann auch die Form einer Birne annehmen und zu Doppel- 
wesen vereinigt sein, daher der Name Pyrosoma bigeminum von 
Smith, ein Name indessen, welcher nur ein Durchgangsstadium in 
dem bisher noch nicht aufgeklärten Entwickelungscyklus des Parasiten 
andeutet 

In einigen schweren Fällen ist die Krankheit von Hämoglobinurie 
begleitet, indessen ist diese keine konstante Begleiterscheinung und 
mitunter auch nicht einmal häufig festzustellen, so daß der Name 
Hämoglobinurie oder Hämatinurie der Rinder nicht geeignet ist, diese 
Krankheit zu charakterisieren. 

Eine schnelle und genaue Diagnose wird durch die Untersuchung 
des Blutes ermöglicht, und durch sie kann man Fälle konstatieren, 
welche sich sonst der Beobachtung entziehen würden. 

Es handelt sich hier um eine Krankheit, welche im wesentlichen 
mit jenen, welche anderwärts bei den Rindern bekannt sind und 
untersucht wurden, nämlich mit der Hämoglobinurieseuche in Rumänien 
(Babes), mit dem Texasfieber (Smith, Kilborne, Weisser, 
M aussen), mit der Hämoglobinurie in Finland (Ali Krogius, 
v. Heltens), mit der Hämatinurie in Sardinien (Sanfelice, Loi), 
identisch ist. 

Zieht man die oben genannten klinischen und von den Parasiten 
abgeleiteten Charaktere, den anatomisch-pathologischen Befund, die 
Uebertragbarkeit von einem Tier auf das andere, aber innerhalb 
derselben Art und Rasse, ferner die Umstände, daß die Krankheit 
sich nur in den Malariagegenden und Malariamonaten entwickelt, und 
die erfolgreiche therapeutische Wirkung des Chinins in Betracht, so 
kann man sie geradezu, der größeren Deutlichkeit wegen, als Rinder- 
malaria bezeichnen. 


Tafelerklärung. 

Fig. 1 — 14. Bewegliche Formen mit Ortsbewegung. Fig. 1 — 7 ein und dasselbe 
Körperchen in Bewegung; Fig. 8 — 11 und 12 — 14 drei Körperchen, in Bewegung inner- 
halb eines roten Blutkörperchens begriffen. 

Fig. 15—45. Bewegliche Formen mit amöboider Bewegung. Fig. 15—33 kleiner», 
Fig. 34—45 größere Formen. 

Fig. 46 — 49. Bimförmige Form. 

Fig. 50 — 51. Ruheformen. 

Fig. 52 — 56. Granulaformen (Sporulation?) 


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Ctnlnilli/iilf nur, ivrfnijir . Ihr. / 11,1 XXI 


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E. Marz, Experimentelle Untersuchungen über Körperdesinfektiou. 573 


Nachdruck verboten. 

Experimentelle Untersuchungen über allgemeine 
Körperdesinfektion durch Actol (nach Crede). 

[Aus dem Institut für Infektionskrankheiten in Berlin.] 

Von 

E. Marx, 

Assistent am Institut. 

Im Juni vorigen Jahres suchte ich kurz nach der Veröffentlichung 
Cred6’s und Beyer ’s „Silber und Silbersalze als Antiseptica“ 
festzustellen, ob in der That durch subkutane Darreichung von Actol 
eine allgemeine Körperdesinfektion zu erreichen sei, wie es nach den 
Mitteilungen Cred6’s möglich erschien. Nachdem mittlerweile vielfach 
die Cred6’schen Silbersalze geprüft und für gut und brauchbar als 
lokale Antiseptica befunden sind, halte ich es für zweckmäßig, die 
Protokolle über die oben erwähnten Untersuchungen zu veröffentlichen, 
da auf die Frage der allgemeinen Körperdesinfektion, welche doch 
gerade eine so bedeutungsvolle ist, bisher, soweit wie mir wenigstens 
bekannt, von keiner Seite eingegangen wurde. 

Ich bemerke im voraus, daß sich meine Versuche ausschließlich 
auf die Prüfung einer eventuellen Fernwirkung beschränkten. Ich 
hatte keine Untersuchungen über den Desinfektionswert von Actol 
und Itrol angestellt, da mir die Arbeit von Cred6 und Beyer so 
exakt und einwandsfrei erschien, daß ich alles sofort als richtig 
annahm, was mittlerweile auch besonders durch die Untersuchungen 
von Meyer 1 ) bestätigt ist. 

Ich bediente mich ausschließlich des milchsauren Silbers, und 
zwar in 1-proz. Lösung. Dabei bemerkte ich, daß Dosen von 0,02 
aufwärts stets leichte tagelang anhaltende Temperatursteigerungen 
hervorriefen. Bei erheblichen Dosen (0,04 — 1,0) war die Injektions- 
stelle schmerzhaft und kam es ziemlich häufig zur Nekrose, welche 
bei geringeren Dosen stets ausblieb. Die Schmerzhaftigkeit der In- 
jektion und nachfolgende Temperatursteigerung wurde auch bei einem 
Kinde bemerkt, dem 0,005 Actol in einen kalten Absceß injiziert 
wurde. Es reagierte mit einer Temperatur von 38,2° und lokalen 
mäßigen Schmerzen. — Um festzustellen, ob sich im Körper von dem 
subkutan gegebenen Silbersalze soviel löst, daß das Serum in eine 
antiseptisch wirkende Flüssigkeit verwandelt wird, wurde zunächst 
folgende Versuchsreihe gemacht. 

7 Meerschweinchen wurde 0,03 — 0,04 Actol pro 100 g Tier subkutan 
gegeben. Nach 10, 30, 40 und 50 Minuten bezw. 1, 2 und 3 Stunden 
wurden diese Tiere mit 1 / 3 Oese einer virulenten Cholerakultur intra- 
peritoneal geimpft. Da die Choleravibrionen äußerst empfindliche 
Bakterien Bind, konnten dieselben gut als Testobjekte dienen. Tritt 


1) Central bJ Alt für Chirurgie. 1897. No. 3. 


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574 


E. Marx, 


wirklich eine von Credö vermutete allgemeine Körperdesinfektion 
ein, so war mit Sicherheit, wenn nicht ein Abtöten der Vibrionen, so 
doch wenigstens eine langdauernde Wachstumshemmung zu erwarten. 
Beides läßt sich sehr leicht durch Entnahme von Bauchexsudat und 
Prüfung desselben feststellen. 

Das Resultat war, daß die Tiere prompt, wie die Konirolltiere, 
der Infektion erlagen und die Wacbstumshemmung der Vibrionen 
keine energischere and länger andauernde war, als wie sie stets im 
gesunden Tierkörper durch normales Serum und Zellthätigkeit hervor- 
gerufen wird. 

Von zwei Tieren möge das Protokoll hier angeführt werden. 
Das eine ist, wie zu ersehen, 40 Minuten, das andere 3 Stunden nach 
der Silberdarreichung mit Cholera infiziert. 





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Experimentelle Untersuchungen Uber allgemeine Körperdesinfektion durch Actol. 575 


Ferner wurden einige Versuche mit Milzbrand an 3 Meerschweinchen 
angestellt. Dieselben erhielten pro 100 g Tier 0,03 bezw. 0,04 Actol. 
5, 30 Minuten und 3 Tage nach der Silberdarreichuug wurden sie 
mit je */» Oese Milzbrand infiziert, der sie prompt nach 3 Tagen, 
wie das Kontrollier, erlagen. Es wurden im ganzen Körper Milzbrand- 
stäbchen und -fäden gefunden mit Ausnahme an der injektionsstelle 
und deren Umgebung. 

Da nun io diesen Versuchen stets die Infektion nach der Silber- 
darreichung erfolgt war, erübrigte noch zu prüfen, ob das Resultat 
ein anderes wäre, wenn das Actol erst gegeben würde, wenn ein 
septikämischer Prozeß bereits vorläge. Es wurde deshalb noch fol- 
gender Versuch angestellt 

Zunächst wurde in einem Vorversuch an einer Serie von 10 Meer- 
schweinchen festgeatellt, daß frühestens 36, spätestens 40 Stunden 
nach der Milzbrandimpfung (es war ein anderer Milzbraud, als der 
vorher benutzte) die Bacillen im Blute auftraten, also eine Septikämie 
bestand. Im Versuch wurden 4 Meerschweinchen mit Milzbrand 
infiziert. No. 1 erhielt nach 36 Stunden 0,04 Actol pro 100 g Tier, 
No. 2 dieselbe Dosis nach 39 Stunden. No 3 und 4 dienten zur 
Kontrolle. Ca. 50 Stunden nach der Infektion waren sämtliche Tiere 
gestorben. Es fanden sich bei den mit Actol behandelten Tieren 
auch in diesem Fall an der Injektionsstelle keine Milzbrand bacillen, 
welche sonst im ganzen Körper naturgemäß verbreitet waren. Also 
auch in diesem Versuch zeigte es sich, daß zwar keine allgemeine 
Körperdesinfektion durch die Actolgabe eingetreten war, wohl aber 
eine ganz hervorragende lokale baktericide Wirkung zu Tage trat 

Hiermit schloß ich jedoch meine Versuche noch nicht ab, sondern 
wollte noch prüfen, ob sich nicht in dem Serum von mit Actol be- 
handelten Tieren außerhalb des Tierkörpers baktericide oder entwick- 
lungshemmende Eigenschaften, wenn auch in geringem Mnße, aber 
deutlich erkennbar, nachweisen ließen. 

Der erste Versuch war nicht gerade ermutigend. Es wurde eine 
Agarplatte mit normalem Kaninchenblute beschickt und eine zweite 
mit dem Blute eines Kaninchens, dem 5 Tage vorher 0,02 Actol pro 
100 g Tier dargereicht waren. Beide wurden mit einer Aufschwemmung 
von Staphy lococcus pyogenes aureus geimpft. Es zeigte sich 
absolut keine Wachstumsdifferenz. Wenn nun auch die Annahme, 
daß in diesen 5 Tagen das Actol schon ausgeschieden sein kann, wie 
aus den Milzbrandversuchen ersichtlich, nicht zutrifft, so wurde der 
Kontrolle wegen auch in folgenden Versuchen Blut geprüft, welches 
kürzere Zeit nach der Silbereinverleibung entnommen worden war. 

10, 30, 45 und 60 Minuten nach einer Actoldarreichung von 
0,036 pro 100 g wurde einem Kaninchen Blut entnommen und mit 
diesem Blute Agarröhrchen beschickt Dieselben wurden ebenso wie 
mit Blut von gesunden Kaninchen beschickte Agarröhrchen mit 
Staphylococcus pyogenes aureus geimpft. Auch hier zeigte 
sich keine Wachstumsdifferenz zwischen den einzelnen Blutagarröhrchen 
des mit Actol behandelten Tieres und kein entwickelungshemmender 
Einfluß im Vergleich mit den Kontrollröhrchen. 



576 


E. Marx, 


Damit noch nicht genug, ließ ich ein Kaninchen eine halbe Stunde 
nach der Actoldarreichung (0,04 pro 100 g) verbluten, um Serum zu 
gewinnen. Mit diesem Serum wurden mehrere Versuche angestellt. 

Einmal wurde ein solches Serumröhrchen ebenso wie ein Röhrchen 
mit normalem Kaninchenserum mit Choleravibrionen geimpft Von 
5 zu 5 Minuten wurde im hängenden Tropfen das Verhalten der 
Vibrionen geprüft. Auch hier konnte kein besonders entwickelungs- 
hemmender Einfluß des Serums des Silbertieres festgestellt werden, 
sondern es hemmte sogar das Serum des nicht behandelten Tieres etwas 
stärker, wie das des behandelten, geringe Differenzen, wie sie bei ver- 
schiedenen Tieren stets zu finden sind. Dann wurde das Serum noch 
in der Weise verwertet, daß Serum und Choleravibrionen Meer- 
schweinchen intraperitoneal eingeführt wurden. Die Meerschweinchen 
gegen die Infektion zu schützen, gelang selbstverständlich nicht. Die 
von Zeit zu Zeit erhobenen Befunde des Bauchexsudats des Tieres 
entsprachen dem Befunde des Kontrolltieres, welches Vibrionen und 
Serum eines nicht behandelten Kaninchens intraperitoneal bekommen 
hatte. Beide Tiere starben in der folgenden Nacht 

Der Rest der noch vorhandenen Serumröhrchen des Silbertieres 
wurde mit Staphylokokken und Streptokokken geimpft Sie waren 
ein guter Nährboden für dieselben und unterschieden sich in nichts 
von gewöhnlichen Serumröhrchen. 

Die Untersuchungen schloß ich damit ab, daß ich versuchte, 
chemisch Silber im Blute nachzuweisen. 

Einem Kaninchen, dem 0,04 Actol pro 100 g Tier verabreicht 
waren, entnahm ich nach 50 Minuten aus der Carotis 30 ccm Blut, 
dasselbe dampfte ich ein und veraschte es dann. Der Rückstand 
wurde sorgfältig zerrieben und dann dreimal mit verdünnter Salpeter- 
säure ausgezogen. Der Auszug wurde eingedarapft und mit Wasser 
aufgeuommen. Er gab keine Silberreaktion, so daß auch dieser 
Versuch beweist, daß kein Actol im Blute cirkulierte. 

Schließlich möchte ich noch eiuige theoretische Punkte, welche 
mir von Wichtigkeit erscheinen, besprechen und einige Betrachtungen 
anstellen, durch welche ich zugleich zu überzeugen hoffe, daß die von 
mir angestellten Versuche, in der Art, wie sie gemacht sind, als ein- 
wandsfrei gelten können. 

Aus der Thatsache, daß bei den an Milzbrand trotz Silber- 
darreichung gestorbenen Tieren die Injektionsstellen sich stets keimfrei 
erwiesen, erhellt ebenso wie aus dem Umstand, daß bei größeren 
Actoldosen Nekrosen auftraten, daß bei diesen Tieren zum mindesten 
ein Teil des Silberpräparates lokal liegen geblieben sein muß. Trotzdem 
halte ich diese Versuche nicht für wertlos, denn daß eine Resorption, 
sei es von Actol oder dessen Komponenten, überhaupt eintrat, beweisen 
die langanhaltenden Temperatursteigerungen. Diese Versuche sollten 
aber darüber orientieren, ob es ratsam und aussichtsvoll ist, Menschen 
mit subkutanen Actoldosen zu behandeln. Nun sind diese Actoldosen 
so uugeheucr große (0,02 — 0,04 pro 100g Tier!), daß, wenn auch nur 
ein kleiner Bruchteil resorbiert wird, dem Meerschwein mehr Silber- 
salz einverleibt würde, als einem Menschen bei häufiger Darreichung 
minimaler Dosen zu applizieren wäre, denn eine Dosis von 0,04 Actol 


ogle 



Experimentelle Untersuchungen über allgemeine Körperdesinfektton durch Aetnl. 577 


pro 100 g Tier würde beim Menschen vom Durchschnittsgewicht von 
60 kg 24 g Actol entsprechen! 

Daß die gegebenen Dosen in der That ganz enorme waren, erhellt 
auch aus folgender Betrachtung: 

Silbersalzserumlösungen von 1:80000 wirken nach Beyer noch 
entwickelungshemmend auf Staphylokokken, also mindestens ebenso 
auf den viel diffizileren Chol era vibrio. Die Gesamtblutmenge pro 
100 g Meerschwein kann höchstens 8 Proz. betragen, mithin 8 g Blut. 
Für diese 8 g Blut (die Serummenge ist demnach sogar noch geringer) 
wäre also um eine Lösung von 1:80000 herzustellen 0,0001 Actol 
nötig. Die injizierten Dosen betrugen meist das 300 — 400 fache, so 
daß, falls im Tierkörper eine Lösung im Serum, wie im Reagensglas, 
stattfände, eine deutliche Wirkung bei den angewandten Actoldosen 
mit Sicherheit hätte eintreten müssen. Ich gab grundsätzlich so hohe 
Dosen, da ich von vornherein annahm, daß nicht die ganze Menge 
Actol unzersetzt im Tierkörper zunächst sich erhalten und dann im 
Serum lösen würde, wohl aber mindestens ein so geringer Bruchteil, 
wie es der 300 — 400 ste Teil der injizierten Dosis ist. Ich schließe 
aus den Versuchen, daß diese Annahme nicht richtig war, sondern, 
daß das injizierte Actol entweder unzersetzt liegen bleibt, oder, was 
mir am wahrscheinlichsten ist, sehr schnell in seine Komponenten 
schließlich zerlegt wird. Daß Actol nicht gelöst in der Blutbahn 
kreist, geht wohl evident aus dem Versuche, das Silber chemisch im 
Serum nachzuweisen, hervor. Genügt ein Zeitraum von 50 Minuten, 
wie er in diesem Fall zwischen Silberdarreichung und Serumentnahme 
lag, nicht, um auch nur Spuren von Actol im Blute cirkulieren zu 
lassen, so müssen, falls überhaupt Actol sich unzersetzt im cirkulieren- 
den Blute und Serum bei subkutaner Darreichung lösen kann, die 
Lösungsverhältnisse sehr langsam sein, so daß die Verdünnung von 
Actol im cirkulierenden Blut eine so unendliche wird, daß sie für die 
Praxis ganz wertlos erscheint. 

Nun möchte ich daran erinnern, daß Actoldosen von 0,02 aufwärts 
stets bei Tieren Temperatursteigerungen hervorriefen, bei einem Kinde 
war sogar schon auf die Dosis von 0,005 nach einer Stunde die 
Temperatur fieberhaft erhöht. Diese Temperatursteigerungen sprechen 
meiner Ansicht nach dafür, daß im Organismus sehr schnell eine 
Zerlegung des Actols in Silber und Milchsäure erfolgt und zuuächst 
Milchsäure resorbiert wird, während das Silber, welches ja im Serum 
weder chemisch noch biologisch sich nachweisen ließ, sehr lange 
unresorbiert liegen bleibt. Daß die bei der Zerlegung des Actols 
abgespaltene Milchsäure in der That genügen würde, um Temperatur- 
steigerungen hervorzurufen, läßt sich leicht nachweisen. Einem Meer- 
schweinchen wurde ungefähr entsprechend dem molekularen Ver- 
hältnis zwischen Silber und Milchsäure im Präparat die Hälfte der 
sonst meist gebrauchten Actolmengen an Milchsäure injiziert, nämlich 
0,02, einem anderen 0,01 pro 100 g Tier. Beide Tiere reagierten 
prompt mit Temperaturerhöhungen um 1 °, wie aus der Tabelle er- 
sichtlich ist. Bei den gleichen Dosen Kochsalz betrug die Temperatur- 
steigerung nicht mehr als 0,5°. 

*«* AM. XXI. #d. 37 


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578 


£. Marx, Experimentelle Untersuchungen über Körperdesinfektion. 


Ich bin der Ansicht, daß sowohl aus den Versuchen, wie aus den 
obenstehenden Betrachtungen mit Sicherheit hervorgeht, daß eine 
Lösung von Actol im cirkulierenden Serum, wie sie zu einer allge- 
meinen Körperdesinfektion nötig wäre, nicht stattfindet, und daß es 
überflüssig war, etwa noch empfindlichere Bakterien, als es die Cholera- 
vibrionen sind, wie z. B. Diplococcus Fraenkel, als Testobjekte 
zu benutzen. 


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nachm. 

37,9 

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nachm. 

nachm. 

37,5 

600 g 


4 Uhr 


500 g 


4 Uhr 


0,1 Milchsäure 


nachm. 

38,3 

0,06 Milchsäure 


nachm. 

38,0 

(0,02 pro 100 g) 


6 Uhr 


(0,01 pro 100 g) 


6 Uhr 




nachm. 

38,7 



nachm. 

38,1 



8 Uhr 




8 Uhr 




abends 

38,7 



abends 

38.3 



10 Uhr 




10 Uhr 




abends 

39,0 



abends 

38,5 



8 Uhr 

I 



8 Uhr 




morgens . 

37,6 


1 

morgens 

37,9 


Daß Actol aber ein ganz hervorragendes Antisepticum ist, be- 
weisen die beiden Milzbrandversuche. In dem ersten war es für die 
Injektionsstelle und deren näherer Umgebung ein sicherer Schutz 
gegen die überall hingeschwemmten Milzbrandbakterien, in dem zweiten 
leistete es noch mehr, da es imstande war, im Organismus dort, wo 
es durch die Injektion eingeführt worden war, eine milzbrandvernich- 
tende Wirkung zu entfalten, ein Erfolg, der wohl zu weiteren Ver- 
suchen am Menschen, wenn es gilt, örtlich begrenzten, durch Mikroben 
hervorgerufenen Prozessen zu begegnen, auffordern muß. 

Wenn demgemäß nach meinen Versuchen Actol auch nicht die 
strengste Anforderung erfüllt, welche Credd an ein ideales Anti- 
septicum stellt, nämlich den ganzen Körper zu desinfizieren, so ist 
sein Wert doch ein sehr bedeutender, da es allem sonst gerecht wird, 
was man nur von einem Antisepticum fordern kann. Es ist nur zu 
wünschen, daß ein so hervorragend keimtötendes, dabei anscheinend 
so absolut harmloses Antisepticum , welches nun auch schon viele 
Prüfungen in der Praxis gut bestanden hat, immer mehr in den Kreisen 
der praktischen Aerzte und Chirurgen zur Geltung kommt 

4. April 1897. 



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O. Casngrandi u. P. Barbagallo, Ueber diejKultnr von Amöben. 579 


Nach druck verboten. 

Ueber die Kultur von Amöben. 

[Aus dem Laboratorium für Zoologie tmd vergleichende Anatomie der 
k. Universität zu Catania.] 

Von 

Dr. 0. Casagrandi und Dr. P. Barbagallo. 

I. Die verschiedenen Arten der zur Verwendung gelangten 
Nährböden. 

§ 1. Untersuchungen anderer Autoren. 

Schon seit langer Zeit spricht man von der Kultur von Amöben. 
Balsamo-Crivelli und Maggi l 2 * ) t welche als Nährböden Eiweiß 
mit oder ohne Zusatz l°/ 000 — 1°/ 00 iger Karbolsäure empfahlen, 
erreichten die Entwickelung einer Amöbe, welcher sie den Namen 
Autoamoeba al bum in is beilegten. Ganz gleiche Untersuchungen 
wurden in letzter Zeit von Rina Monti*) vorgenommen, welche 
sich einer Lösung von Eiweiß (2 Teile) in destilliertem Wasser (l Teil), 
oder von Eiweiß (2 Teile) in durch 1°/ 00 'ge Karbolsäure angesäuertem 
Wasser (1 Teil) bei 14° C bediente. Sie erhielt, nach ihren Angaben, 
gute Resultate und zwar nicht allein mit der Autoamoeba albu- 
m i n i s , sondern auch in Bezug auf andere , unter diesen mit der 
Arnoeba vulgaris, welche sie in ihren Nährboden einimpfte. 

Auf die Versuche von Balsamo-Crivelli und Maggi folgten 
solche von Cunningham a ), welcher Amöben aus dem Darme in 
sterilisiertem Kuh- und Pfenlemist zu kultuvieren suchte uud nicht 
nur sein Ziel vollkommen erreicht zu haben, sondern auch zu gleicher 
Zeit beobachtet zu haben glaubte, wie sich die Amöben aus Tricho- 
monaden entwickeln. Dies ist schon an und für sich absurd, und 
außerdem zeigten die Untersuchungen von Grassi*), welcher die 
Kulturversuche nachmachte, nicht einmal, sondern hundertmal die 
Ungenauigkeit der Cun n i n g h am 'sehen Beobachtungen. 

Kartulis 4 5 ) glaubte nach seinen Kulturversuchen von Amöben 
einen passenden Nährboden für ihre Entwickelung gefunden zu haben, 
indem er sterilisierten Strohinfus (20 — 30 g frisches Stroh 15 Min. 
lang in zwei Liter Wasser gekocht, darauf filtriert und sterilisiert) 
anwendete. Als er nun in diesem Nährböden Faeces mit Amoeba 
coli einimpfte und sich Amöben entwickeln sah, glaubte er, daß diese 
letzteren dieselben wären, welche er eingeimpft hatte. Jedoch wurden 
diese Untersuchungen von Kartulis, welche in größerem Maßstabe 

1) Henri, del R. Istitufo Lombardo. Serie II. Vol. III nnd IV. 1870 — 71. 

2) Bollettino scientifico. No. I. Paria, Marzo 1895 und Arch. Ital. de Biologie. 
1895. p. 174. 

8) Qaarterly Joarn. microscop sc. Vol. XXI. 1881. 

4) Atli della Soc. Ital. di sc. natarali. Vol. XXI. 1882. 

5) Centralbl. f. Bakt. Bd. IX. 1891. No. 11. — Zeitschr f. Hyg. u. lofektiontkr. 
Bd. XIII. 1893 

37 * 


580 


O. Casagrandi und P. Barbagallo, 


von Kruse und Pasquale 1 ) und darauf von uns selbst*) wieder- 
holt wurden, vollkommen hinfällig, obgleich Vivaldi 3 ) sie wieder zur 
Geltung zu bringen versucht hatte, indem er, unter Erzielung 
besserer Resultate, ein Dekokt von Heublättern, welches schwach 
alkalisch gemacht, filtriert und sterilisiert wurde, verwendete. 

Die Gründe, weswegen Kruse und Pasquale die Unter- 
suchungen von Kartul is als inexakt bezeichneten, was wir auch selbst 
bestätigen konnten, waren die, daß in diesen Infusionen von Stroh 
und Heu, oder von Pferdemist, sobald als Pepton, Blutserum, 
Bouillon etc. hinzugesetzt wurde, sich Amöben entwickelten, welche 
genau dieselben waren, die in dem Stroh- oder Heuinfus beobachtet 
werden konnten, wenn derselbe bei gewöhnlicher Temperatur in freier 
Luft sich selbst überlassen wurde, d. h. also die sogenannten Heu- 
und Strohamöben. 

C. O. Miller*) kam auf den Gebrauch von Infusionen zurück 
und benutzte mit Vorliebe Infus von neutralisiertem Hanf, Bouillon, 
wie er zur Herstellung der Nährgelatine Verwendung findet mit Zu- 
satz von 2—4 Proz. Wasser und */, proz. Glycerin und von einem 
kleinen Stückchen Sehne für jedes Gefäß, und desgleichen auch Heu- 
infus mit */, Proz. Traubenzucker oder */ 5 Proz. Milchzucker. In diesen 
Nährböden behauptet er nun, auf aseptische Weise die Entwickelung 
von Protozoen erzielt zu haben, und will uns andererseits auch glauben 
machen, daß man nach seinen Methoden auch parasitische Arten 
kultivieren könnte. 

Celli und Fiocca 5 ) war es schon vor Miller gelungen, 
einen Nährboden zu finden, in welchem die Amöben kultiviert und 
die einzelnen Formen isoliert werden konnten und später 6 ) machten 
sie bekannt, daß dieser Nährboden zu 5 Proz. aus Fucus crispus 
bestand, welcher mit kohlensaurem Natron alkalinisiert und vorschrifts- 
mäßig im Dampfofen sterilisiert worden war, ein Nährboden, welcher 
auch von uns uns 7 ) mit gutem Erfolge angewendet wurde. 

In der Folge bedienten sich Piccardi 8 ) und darauf Perroucito 
und Bosso 9 ) für die Kultur der Amöben mit Erfolg des Agars, und 
kultivierte Beyerinck 10 ) in demselben Nährboden zwei Formen von 
Amöben, von denen er eine auch in Gelatine von Malzextrakt züchtete, 
und von der er vermutete (wir sehen freilich nicht ein, mit welchem 
Rechte), daß sie identisch mit der Amoeba coli sei. 

Endlich glaubte in allerletzter Zeit Schardinger 11 ), einen neuen 
Nährboden für die Kultur dieser Wesen gefunden zu haben, indem 

1) Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskr. Bd. XIV. 1894. 

2) Boll. dell’ Acc. Gioenia di ec. naturali di Catania. Seduta dcl 24. Nov. 1895 

3) Kiforma medica. Anno X. 1894. No. 238. 

4) Central bl. f. Bakt. Bd. XVI. 1894. No. 7. 

5) Kiforma medica. Anno X. 1894. No. 38. 

6) Atmali d f Igiene sper. Vol. V. 1898. Heft 2. — Centralbl. f. Bakt. Bd. XIX. 
1896. No. 14 — 15. 

7) Loc. eit 

8) K. Accad. di med. di Torino. Sod del 14. Die. 1894. 

9) R. Accad. di med. di Torino. Sed. del 29. Nov. 1895 und 10. Genn. 1896. 

10) Centralbl. f. Bakt. Bd. XIX. 1896. No. 8. 

11) Centralbl. f. Bakt. Bd. XIX. 1896. No. 14 — 15. 


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Ueber die Kultur von Amöben. 


581 


«r zu dem alten Heu- und Strohaufguß zurückgriff, dem er 1 Proz. mit 
kohlensaurem Natron neutralisierten und sterilisierten Agar zusetzte. 

Dies wären die hauptsächlichsten, von den verschiedenen Autoren 
augewendeten Kulturmethoden, wenn wir von den Versuchen von 
Auerbach 1 2 * 4 ), Leidy 5 ), Gruber*) absehen wollen, denen man 
noch andere anreihen könnte, wie z. B. Kreide mit einer physiologischen 
Kochsalzlösung getränkt, welche von Riva*) vorgescblagen wurde, 
und auf welcher er die Entwickelung von Amöben und Trichomonaden 
erhalten haben will. 

§ 2. Eigene Untersuchungen. 

Da wir einen geeigneten Nährboden für die Entwickelung der 
Amöben suchten, haben wir zu diesem Zwecke flüssige und solide 
Nährböden probiert, indem wir alle Stoffe berücksichtigten, welche 
von den verschiedenen Autoren vorgeschlagen worden waren. 

a) Flüssige Nährböden. In den Infusiouen von Heu und 
Stroh ä la Kartulis, Vivaldi, Miller, in den Dekokten der 
Faeces äla Cunningham, in dem Hanfinfus Ala Miller, in dem 
nicht erstarrten und verdünuten Eiereiweiß ä la Monti etc., in allen 
diesen entwickeln sich Amöben, daran ist gar nicht zu zweifeln. 

Indessen, wie Celli und Fiocca 5 ) richtig bemerken, können 
die Kulturen in diesen Infusionen in der Amöbologie nicht einmal 
jenen geringen Wert haben, wie die Bouillonkulturen vor der Er- 
findung der K o c h 'sehen Methode in der Bakteriologie haben konnten. 
Der Grund davon ist ein doppelter. Der eine liegt in der schwierigen 
Sterilisation des Mediums, der andere in dem Impfmaterial, welches 
im allgemeinen unrein ist 

Was die Sterilisation anlangt, so ist es eine auch von Celli und 
Fiocca festgestellte Thatsache, daß ein Aufenthalt der Nährböden 
in dem Ofen von einer Dauer von 15 Minuten nicht genügt, um diese 
wirklich als sterilisiert ansehen zu können, selbst, wenn man die 
Sterilisation öfter wiederholt. 

In Bezug auf die Unreinheit des Impfmaterials besteht, wenigstens 
bis heutzutage, kein Zweifel, daß es doch niemals gelingt, irgend- 
welche Verunreinigung zu vermeiden 6 ) , welches auch das flüssige 
Medium sein mag, das man zur Einimpfung von Material benutzt, und 
mag es auch so rein als möglich sein. So kommt es, daß bei der 
ersten Impfung in irgendwelchem Infus oder Dekokt es sehr selten 
gelingt, nur eine gegebene Protozoenform sich entwickeln zu sehen, 
und es kommt selten vor, daß man nicht zusammen mit dieser 
Bakterien vorfände. Wir haben unter den verschiedenen Hunderten 


1) ZeiUcbr. f. wiss. Zoologie. Bd. VII. 1856. p. 391. 

2) lost. Water Rhizopods of North-America. 1879. 

8) Zeitscbr f. wiss. Zoologie. Bd. XLI. 188Ö. 

4) Lavori dei Congressi di medicina internet. IV. congresso tenuta a Roma 
oel 1891. 

ß) Loc. cit. 

6) Miller behauptet, eine aseptische Methode zur Isolierung der von ihm 
kultivierten Protozoen gefunden zu haben Da er jedoch bisher dieselbe nicht be- 
schrieben hat, können wir an unserer hier ausgesprochenen Ansicht nichts Indern. 


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582 O. Casagraudi uud P. Barbagallo, 

von Impfungen, welche wir mit Material von der verschiedensten 
Herkunft Vornahmen, nur ein einziges Mai die Amoeba spinosa 
sich allein in reiner Kultur entwickeln sehen, und zwar in alkalisch 
gemachter und lange Zeit hindurch sterilisierter Hanfbrühe. Im 
übrigen haben wir Amöbeu und Ciliaten, Amöben und Flagellaten, 
Amöben und Pilze, Amöben und Blastomyceten sich zusammen ent- 
wickeln sehen. Wir wollten daun, nach diesen ersten Impfungen, die 
Protozoenformen, welche sich entwickelt hatten, isolieren, indem wir 
sie auf andere, reine , noch jungfräuliche Nährböden überimpften ; 
allein es ist zwecklos, hier alle die von uns zu diesem Zwecke an- 
gestellten Versuche zu schildern, Thatsache ist, daß bei der Mehr- 
zahl der Fälle keine absolute Isolierung erreicht wurde. 

ß) Feste Nährböden. Das Eiereiweiß nach B a 1 s a m o - 
Crivelli und Maggi uud nach Mouti oder auch, wie wir es an- 
gewendet haben, nach Schenk, leistet, wenn es ordentlich nach der 
TyndaU’schen Methode sterilisiert, mit Pepton versetzt und durch 
kohlensaures Natron alkalisch gemacht worden ist, für die Kultur 
der Amoeba albuminis und manch anderer Amöben, welche in 
dem umgebenden Medium leben, z. B. der Amoeba guttula, 
der Amoeba arborescens, vortreffliche Dienste. In einzelnen 
seltenen Fällen kann man damit auch Kulturen erhalten, welche von 
anderen Amöben, nicht jedoch von Bakterien, frei sind. Später jedoch, 
wenn das Material der Kultur älter wird, können trotz der vorher- 
gegangenen Sterilisation andere Amöben auftreten, unter diesen selbst 
die Auto amoeba albuminis. 

Sehr mangelhaft erweisen sich auch alle Nährböden, welche mit 
den obengenannten Infusionen als Basis hergestellt und mit Gelatine 
oder Agar, von anderen ganz zu schweigen, fest gemacht worden 
sind, denn diese enthalten oft selbst das Material zur Verunreinigung 
der Kulturen , wie es im allgemeinen im Folgenden nachgewiesen 
werden soll. 

Was den von Perroncito 1 ) verwendeten Agar-Agar anlangt, so 
hat er in Bezug auf die oben erwähnten Nährböden den großen Vorteil, daß 
er nicht selbst, wenn er gut sterilisiert wurde, imstande ist, die 
Nährböden mit anderen Protozoen zu verunreinigen. Andererseits 
jedoch hat der Agar-Agar, so wie er gewöhnlich in der Bakteriologie 
zur Verwendung gelangt, die unangenehme Eigenschaft, daß er ein 
außerordentlich geeigneter Nährboden für die Eutwickelung der Bak- 
terien ist, so daß es uns bis jetzt nicht gelingen wollte, in Agar eine 
reine Amöbeukultur zu erzielen. Ja noch mehr, cs scheint sogar, 
daß die Amöben in ihm einen sehr kurzen Lebcnscyklus haben, denn 
sie encystieren sich sehr schnell, und die Cysten vermehren sich, 
wenn sie in andere Nährböden versetzt werden , verhältnismäßig 
schwierig. 

Viel besser ist der Fucus crispus zu 5 Proz., wie ihn Celli 
und Fioeca*) anwendeten. Es hat dieser Nährboden, wenn er ge- 
hörig alkalisch gemacht worden ist, folgende Vorteile. Er läßt keine 

1) Loc. dt. 

2) Loc. dt. 



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Ueber die Kaltar von Amöben. 


583 


starke Entwickelung von Bakterien zu und gestattet den Amöben, 
ihren Lebenscyklus in einer viel länger dauernden; Zeitperiode zu 
vollenden; er zeigt sich geeignet für das Ueberleben der Cysten der 
Amöben und für ihre Entwickelung, und endlich ist es bei einiger 
Geduld möglich, in demselben die Kultur einer einzigen Amöbe zu 
erhalten, ohne daß mit der Zeit diese sich verunreinigte. 

II. Ueber die Reaktion des Substrates und die Notwendigkeit 
des Vorhandenseins organisierter Materie in demselben. 

Nachdem wir nun bereits festgestellt haben, welches die besten 
Nährböden für die Kultur der Amöben sind, wollen wir jetzt ver- 
suchen, einige Thatsachen genauer festzustellen, welche sich auf das 
Kulturmedium beziehen, in dem die Amöben leben sollen. 

In Bezug hierauf müssen besonders zwei Verhältnisse in ge- 
höriger Weise aufgeklärt werden, nämlich: Welches muß die Reaktion 
des Kulturmediums sein, wenn es für die Entwickelung der Amöben 
geeignet sein soll? Und ferner: Welche Beziehungen existieren 
zwischen den Amöben und den verschiedenen Arten von Wesen, 
welche sich in den Kulturen der Amöben selbst entwickeln? 

§ 1. Reaktion des Kulturmediums. 

Die Reaktion des für die Amöben bestimmten Kulturmediums 
gehört nicht zu den am besten aufgeklärten Verhältnissen. Haben 
wir doch gesehen, daß es richtig ist, daß sie im allgemeinen zu 
ihrem Leben ein alkalinisches Medium nötig haben, und doch be- 
finden sie sich recht häufig in einem Medium von neutraler, ja sogar 
saurer Reaktion. 

Betreffs dieses Punktes sind wir an der Hand zahlreicher Be- 
obachtungen zu folgenden Resultaten gelangt: 

1) Die Amöben, mögen sie nun als Parasiten auftreten oder 
nicht, leben sehr gut in einem mäßig alkalischen Medium, indessen 
können sie fast ganz gleich gut in einem solchen von neutraler 
Reaktion leben. 

2) Ein stark alkalisches oder saures Medium ist meistenteils 
für die Entwickelung der Amöben wenig geeignet, weil sie leicht 
darin absterben und degenerieren. Wir sagen „meistenteils“, denn 
die Amöben können sich auch an derartige Nährböden anpassen. 

Es ist in dieser Beziehung merkwürdig, wie ein saures Medium, 
das alle oder einen großen Teil der Amöben tötet, welche in einem 
alkalischen Medium leben, doch geeignet für die Entwickelung ganz 
derselben Art von Amöben werden kann, wenn diese erst in einen 
weniger alkalischen oder neutralen Nährboden versetzt wurden. Es 
handelt sich in diesem Falle um die Erscheinung einer wirklichen 
Anpassung , wie sie übrigens auch bei anderen Protozoen, welche 
keine Amöben, sondern z. B. Ciliaten sind, beobachtet worden ist *). 

Man beachte dabei, daß dies nicht nur bei nicht parasitischen, 
sondern auch bei parasitischen Amöben vorkommt, z. B. bei der 


1) Hafk Ine, Aon. de l’Institut Pasteur. 1890. p. 363. 


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584 


O. CasRgrandi und P. Har ha gallo, 


Ämoeba coli. Diese letztere trafen wir lebend und sich bewegend 
im diarrhöischen menschlichen Stuhlgang von saurer Reaktion, 
ferner in einem Falle in gleichfalls saurem Rectuminhalte von einer 
Katze, welche mit amöbenhaltigen, dysenterischen, alkalisch reagieren- 
den Faeces geimpft worden war. 

Wahrend also in Bezug auf die Reaktion des Kulturmediums 
für die Amöben auf der einen Seite gilt, daß eine alkalische besser 
ist, so ist es auf der anderen Seite nicht ausgeschlossen, daß diese 
sich an Medien verschiedener Reaktion anpassen. 

§ 2. Anwesenheit organisierter Bestandteile. 

Bei den praktischen Versuchen, die Amöben in den mannig- 
fachsten Nährböden zu kultivieren, ist es besonders ein Umstand, 
welcher vor allen anderen die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, näm- 
lich die große Schwierigkeit, welche sich einer Trennung der Amöben 
von den anderen Lebewesen, die sich mit ersteren zusammen in 
denselben Nährböden entwickeln, entgegenstellen. Es scheint diese 
Erscheinung auf einige Beobachter einen derartigen Eindruck ge- 
macht zu haben, daß sie (wenigstens in -einigen Fällen) zu der Ver- 
mutung gelangten, für die Entwickelung der Amöbeu sei in Kultur- 
boden die Anwesenheit besonderer organisierter Körper notwendig. 

Wir teilen hier mit, zu welchen Schlüssen wir in betreff der 
Beziehungen zwischen Amöben und anderen Protozoen , zwischen 
Amöben und Bakterien, zwischen Amöben und Hyphomyceten, zwischen 
Amöben und Blastoinyceten gelangt sind. 

o) Die Protozoen in den Amöbenkulturen. Von 
Protozoen, welche sich in den Kulturen der Amöben entwickeln, 
kommen Flagellaten und Ciliaten vor. Sie stammen natürlich von 
Keimen her, welche zufällig in die Nährböden gelangt sind, oder 
zusammen mit dem Materiale, welches die Amöben enthielt, einge- 
impft wurden. Das Leben dieser Protozoen ist von dem der Amöben 
vollkommen unabhängig. In einigen Nährböden, z. B. indemFucus 
crispus von Celli und F io c c a entwickeln sie sich eine gewisse Zeit 
lang mehr oder weniger üppig, allmählich aber verschwinden sie 
dann. In anderen Nährböden dagegen, z. B. in den Infusionen, 
zeigen sie eine außerordentlich üppige Entwickelung und sind im- 
stande, nicht vorher zu verschwinden, als bis die Amöben ihren Ent- 
wickelungscyklus vollendet haben. 

Davon indessen abgesehen, haben wir niemals, wenn Amöben 
und andere Protozoen zusammen in den verschiedenen Nährböden 
vorkamen, irgendwelche Beziehungen der einen zu den anderen wahr- 
genommen. Weder verschlingen die Protozoen die Amöben, noch die 
Amöben die Protozoen, wie klein auch die einen den anderen gegen- 
über sein mögen und umgekehrt, während es doch bekannt ist, daß 
die parasitischen Amöben (Amoeba coli) Trichomonaden und lebende 
Megastomen verschlingen können. 

Wir wollen indessen hiermit durchaus nicht den Amöben der 
Kulturen die Eigenschaft absprechen, es unter anderen Bedingungen 
ebenso zu machen. 


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Ueber die Kultur von Amöben. 


585 


ß) Die Bakterien in den Aniöbenkulturen. Man 
kann wohl sagen, daß es unmöglich ist, eine Amöbenkultur zu 
haben, ohne daß man zu gleicher Zeit sich Bakterien darin entwickeln 
sieht. Auch diese leiten ihren Ursprung her von solchen, welche 
zufällig in den Nährboden gelangt sind, oder zugleich mit dem Impf- 
material, von dem man weiß, daß es niemals rein ist, eingeimpft 
wurdeu. Soweit es uns scheint, ist auch das Leben der Bakterien, 
gleicherweise wie bei den Protozoen, vollkommen von den Amöben 
unabhängig, da sie, gleichgiltig, ob letztere vorhanden sind oder 
nicht, in dem Nährboden wachsen und sich vermehren. In betreff 
der Beziehungen der Amöben zu den Bakterien ist es jedoch eine 
sichergestellte Thatsache, daß die ersteren mit großer Leichtigkeit 
die letzteren verschlingen, wenn sie ihuen begegnen. Und dies gilt 
sowohl für die nicht parasitären Amöben, welche sich in Nährböden 
zusammen mit den Bakterien entwickeln, als es auch tür die para- 
sitären Amöben (Amoeba coli) in jenem Nährboden, welchen der 
menschliche Darm bildet, zutritft. 

Dieser Zusammenhang zwischen Amöben und Bakterien hat nun 
einige Forscher, sagen wir beinahe, dazu veranlaßt, eine Amöben- 
Bakterien-Symbiose in den Kulturen und im Darme anzunehmen. 

Wir können indessen vom Standpunkte einer Amöben-Bakterien- 
Symbiose, welcher Art sie auch sein mag, den Bakterien keinerlei 
Bedeutung beimessen, und zwar deshalb, weil einerseits in den Kul- 
turen die Amöben vollkommen unabhängig von den Bakterien leben, 
ja sogar im entsprechend alkalisch gemachten Fucus crispus 
zu 5 Proz. sich von ihnen trennen lassen und eine Vermehrung und 
Vollendung ihres Lebenscyklus genau so zeigen, als wenn die Bak- 
terien vorhanden wären, und weil andererseits kein Zweifel mehr 
darüber obwaltet, daß die Amoeba coli im Darme keine besondere 
Alteration hervorruft, sondern dort lediglich als Commensale lebt, 
d. b. sich also in keiner Weise an der Hervorrufung katarrhalischer 
oder anderer Erscheinungen beteiligt, welche statt dessen von den 
Bakterien herbeigeführt werden. Im Gegenteile, die Amoeba coli 
frißt auch hier die Bakterien, genau so, wie sie es in den Kulturen 
macht, aber es ist ganz klar, daß sie diese Art der Nahrung nicht 
nötig hat, wie daraus hervorgeht, daß sie im sterilisierten und also 
bakterienlosen Eiter der Leber lebt und gedeiht, was häufig genug 
konstatiert worden ist. 

y ) Die Pilze in den Amöbenkulturen. Daß die Hypho- 
myceten in den Kulturen der Amöben keine Bedeutung haben, ist 
zu augenscheinlich, als daß es sich lohnte, darüber zu diskutieren. 
Es ist leicht verständlich, daß sie für ihre Entwickelung einen ge- 
eigneten Boden finden, und wenn hier und da ein Pilzelement von 
einer Amöbe verschluckt wird, so ist dieses nicht als eine aus- 
wählende pbagocytäre Handlung seitens der Amöben aufzufussen, 
sondern lediglich der Gefräßigkeit dieser letzteren zuzuschreiben, 
welche sie bei jeder sich ihnen darbietenden Gelegenheit bethätigen. 

<f) Die Blastomy ceten in den Amöben-Kulturen. 
Auch für die Blastomyceten würden wir ohne weiteres zu dem näm- 
lichen Schlüsse gelangt seiu, wenn nicht einige Beobachter großes 



586 


O. Cti&grandi und P. ßurbag&llo, 


Gewicht auf das Vorhandensein von Fermenten io den Nährböden, 
in denen eine bestimmte Amöbenform kultiviert werden soll, gelegt 
hätten (Beyerinck, Gorini 1 ). 

Wir möchten darauf hinweisen, daß, wenn die Anwesenheit 
irgend einer beliebigen Form von Saccharomyces in einer Amöben- 
Kultur beobachtet wurde, und es für manchen Beobachter unmöglich 
war, eine Trennung beider zu bewerkstelligen, oder wenn beobachtet 
wurde, daß die Anwesenheit des Saccharomyces die Entwickelung 
der Amöben zu begünstigen schien, dieses von größerer Bedeutung 
zu sein scheint als es in Wirklichkeit ist. Nach weiteren, zweck- 
entsprechenden, sorgfältigen Uebertragungen gelingt es nämlich mit 
etwas Geduld und in allerdings nicht gerade kurzer Zeit, reine Kul- 
turen der Amöben zu erhalten. 

Wir kommen also zu dem Schlüsse, daß die Beziehungen, welche 
zwischen den Amöben und den verschiedenen Lebewesen, mit denen 
zusammen sie in den Kulturen oft ein gemeinsames Leben führen, 
bestehen, nicht so enge sind, wie es nach einigen Beobachtungen 
gewisser Autoren den Anschein haben könnte. 

Alle diese Wesen müssen als wirkliche und eigentliche Verun- 
reinigungen der Kulturen angesehen werden , gegen welche die 
Amöben ihre makrophagocytären Eigenschaften bethätigen, aber nicht 
mehr und nicht weniger, wie jedem anderen, ganz beliebigen Detritus 
gegenüber. 

UI. Knltivierbare und nicht kultTvierbare Amöben. 

Bei Anwendung der verschiedenen Kulturmethoden, welche wir 
oben besprochen haben, konnten wir die Entwickelung zahlreicher 
Amöben beobachten. Es waren dies folgende: 

1) Durch Impfungen mit Faeces von gesunden Individuen, diar- 
rhöischen oder dysenterischen Stuhlgängen, mochten sie nun allein 
dieAmoeba coli enthalten oder nicht, haben wir in einer ziemlich 
großen Anzahl von Fällen eine Entwickelung der Amoeba spinös a, 
verschiedene Male von der Amoeba guttula, in selteneren Fällen 
von einer Amöbe erhalten, welche alle Eigenschaften der von Kar- 
tulis irrtümlich als Amoeba coli beschriebenen Stroh- und Heu- 
amöbe besaß. Ein einziges Mal erhielten wir die Amoeba oblonga, 
die Amoeba viridis (sp. nova ?) und die Amoeba foliata 
(sp. nova?). 

2) Durch Einimpfung von Blatta- Exkrementen, welche die 
Amoeba blattarum (ßütschli) enthielten, bekamen wir die 
Entwickelung einer Amöbe, welche der Stroh- und Heuamöbe ähn- 
ich war. 

3) Eine Einimpfung schlammigen Wassers ergab die Entwicke- 
lung der Amoeba guttula, Amoeba nudosa, Amoeba 
diffluens, Amoeba arborescens, Amoeba gracils 
Amoeba spinosa, Amoeba oblonga. 

4) Nach Einimpfung mit feuchter Erde von ungesunden Lokali- 

1) Cenlralbl. f. Bukt., Bd. XIX. 1896 No. 90. 


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l’eber die Kultur von Amöben. 


587 


täten entwickelten sich die Amoeba guttula, Amoeba spinosa 
und Amoeba arborescens 

5} Nach Einimpfung von Bierhefen auf Gypsblöckchen erhielten 
wir Kulturen von der Amoeba guttula und der Amoeba spi- 
nosa. 


Diese Ergebnisse führen uns zu dem wichtigen Schlüsse, daß 
es in der That eine Anzahl von Nährböden giebt, in denen man die 
Amöben, welche ein freies Leben führen, züchten kann. Es gelingt 
dies aber nicht mit denjenigen Amöben, welche eine parasitäre 
Lebensweise führen und den Faeces der Individuen, in denen sie 
hospitieren, entnommen werden oder auch mit denjenigen, welche 
folgende beiden, den niedrigeren schmarotzenden Protozoen gemein- 
samen Eigenschaften besitzen: 

1) Mangel einer kontraktilen Vakuole (wie bei allen niedrigeren 
parasitären Protozoen); 

2) Vorkommen einer mehrkernigen Cyste. 

Diese Eigenschaften fehlen den Amöben, welche in den oben- 
genannten Nährböden kultiviert werden können, auch wenn sie mit 
Faeces eingeimpft werden, welche die Amoeba coli enthalten, und 
obwohl vielleicht einige von ihnen, wie z. B. die von Celli und 
Fiocca isolierte Nilamöbe und manche andere von uns isolierte, 
mit dieser eine Aehnlichkeit besitzen können. 

Wir wollen uns nicht weiter auf die Amöben, welche Kartulis 
und Vivaldi in den Dekokten von Stroh und Heu kultivierten, ein- 
lassen, ist es ja doch jetzt allbekannt, daß sie mit der Amoeba 
coli nichts weiter gemeinsam haben als den Genusnamen: Amoeba. 
Kruse und Pasquale, welche die Kulturen von Kartulis nach- 
machten, konnten sich davon überzeugen, daß die vermeintliche 
Amoeba coli von Kartulis nichts weiter ist als die Strohamöbe, 
und dieses Resultat entspricht vollkommen der Wirklichkeit. Es 
wäre daher nur logisch, wenn man nicht weiter auf diesen Kulturen 
in dem Dekokte von Heu und Stroh bestehen wollte, und wenn 
sich alle davon überzeugten , daß in diesem sich alle möglichen 
Amöben entwickeln, nur nicht die eine ohne kontraktile Vakuole und 
mit mehrkerniger Cyste, nämlich die Amoeba coli. 

In ganz ähnlicher Weise tritt in den Kulturen von Piccardi, 
welche von uns nacbgemacht wurden, in der That nicht eine Ent- 
wickelung von Amoeba coli ein. Im übrigen sagt dieser Autor 
am Schlüsse seiner Arbeit selbst, daß es noch nötig wäre, in den 
Amöbenkulturen festzustellen, welche vou diesen Protozoen nur un- 
schädliche Gäste des Menscheu seien, und welche imstande wären, 
krankhafte Veränderungen hervorzurufen, d. h. also, es wird implicite 
zugegeben, daß der Autor nicht imstande gewesen ist, sich darüber 
Aufklärung zu verschaffen, ob und welche Amöben sich entwickelt 
hatten. 

Wir wollen ferner darüber hinweggehen, mit welcher Leicht- 
fertigkeit einige Autoren Amöben, welche gar nichts mit der Amoeba 
coli zu thun haben, mit dieser dennoch identihzirt haben, obgleich 
auch nicht die geringste Aehnlichkeit in Bezug auf die Eigenschaften 


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588 o. Cft»agr*ndi u. P. Barb&g&lio, Ueber die Kultur von Amöben. 


zwischen beiden bestand. Wir erwähnen hierzu nur die Amoeba 
zymophila von Beyerinck, welche der Autor für möglicherweise 
identisch mit Amoeba coli hält, ferner die sog. Amoeba coli 
von Schardinger. Wir wollen darüber keine Worte verlieren, es 
genügt, die Beschreibung der Amoeba zymophila von Beyerinck 
zu lesen, Beine Figur zu betrachten, um einzusehen, daß zwischen 
ihr und der Amoeba coli überhaupt gar keine Beziehung besteht. 
Es genügt ebenso bei Schardinger zu lesen, daß seine Amoeba 
coli nichts weniger als eine polygonale. Cyste hat, um zu begreifen, 
daß dieser Autor die erste beste Amöbe, welche ihm unter die Augen 
kam, für eine Amoeba coli genommen hat. 

Daß alle diese Amöben, welche sich in den Kulturböden ent- 
wickeln, wirklich an ein freies Leben gewöhnte und nicht parasitäre 
Amöben sind, geht daraus hervor, daß es nicht möglich ist, sie nach 
Einführung in das vorher für das Gedeihen der Amoeba coli vor- 
bereitete Rectum einer Katze in den Faeces von mehr als 1, 2, 3 Tagen 
im beweglichen Zustande anzutreffen; und daß ferner, wenn man den- 
selben Tieren unter denselben Bedingungen die betreffenden Cysten- 
formen eingiebt, die Amöben, selbst wenn sie sich entwickeln, sich 
nicht für längere Zeit beweglich erhalten. 

Ganz gleiche Versuche wurden von Fiori 1 ) mit gesunden und 
an Enteritis erkrankten Menschen ausgeführt und brachten die gleichen 
Resultate. Er beobachtete in der That, wie die verschiedenen Amöben, 
welche von Celli und Fiocca isoliert und kultiviert wurden, wenn 
sie im Cysteuzustande gesunden Individuen eingegeben wurden, deren 
Darmkanal passierten, ohne sich zu entwickeln. Wurden sie dagegen 
in gleicher Weise einem an Enteritis erkrankten Individuum ein- 
gegeben, so zeigten sie sich in den Faeces alle zusammen, mit In- 
begriff der aus dem Nilwasser isolierten und der A. coli gleichenden 
Form, nur kurze Zeit lang beweglich. Die letztere erschien in der 
That 2 — 7 Tage hindurch in den Faeces beweglich und erreichte in 
diesem Zustande im günstigsten Falle den 18. Tag. 

Die Amoeba coli, im Gegensätze dazu, entwickelt sich, wenn 
sie im Cystenstadiura vom Menschen verschluckt wird , wie es 
Calandruccio 1 ) gethau hat, zusammen mit Faeces im Darme und 
erhält sich dort, und wenn sie sich dort in Fällen von gewöhnlicher 
Enteritis fiudet, bleibt sie in den Faeces beweglich und zwar solange, 
bis dieselben breiig werden. 

Untersucht man aber das Schicksal der Amoeba coli in dea 
Kulturen, indem man sich dabei des hängenden Tropfens bedient, so 
sieht man, daß sie sich ganz und gar nicht entwickelt 

Man beobachtet in der That, daß die nicht encystierten Amöben 
sich bald abrunden und nach 8 — 10 Stunden (selten später) zerfallen, 
und daß die encystierten Amöben, wenn sie nur einen Kern besitzen, 
degenerieren, ihren Inhalt nach Zerreißung der Cyste austreten lassen 
und zerstreuen, ohne dabei irgendwelcher Amöbe den Urspruug zu 

1) Anusli d'Igiene sperim. Korn». Vol. VI. 1896. p. 46?. 

t) Atti Acc. Gioenis sc. um. Cstsni«. Serie IV. Vol. II. 1889 — 90. 


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Sigismund Robertson, Ueber Objektträger- und Deckglashalter 589 

geben. Sind die Cysten vielkernig, so blähen sie sich allmählich auf 
und nehmen oft geradezu ungeheure Dimensionen an; dann platzt 
die Cyste und aus ihr fließt der Inhalt ebenfalls heraus, ohne irgend 
eine Amöbe entstehen zu lassen. 

Indessen kann man hier die Frage aufwerfen: Entwickelt sich 
nur die Amoeba coli nicht in den Kulturen, oder gilt dies auch 
für andere aus den Faeces gewonnene parasitische Amöben? 

Um auf diese Frage eine Antwort zu geben, impften wir in die- 
selben Nährböden auch Exkremente von Dlatta, welche die Amoeba 
blattarum (Bütschli) im encystierten und nicht encystierten 
Zustande enthielten. Wir wählten diese Amöbe, weil sie wegen ihrer 
ungeheuren Größen Verhältnisse und genau bestimmten Eigenschaften, 
falls sie sich kultivieren lassen sollte, mit außerordentlicher Leichtig- 
keit und Sicherheit würde nachweisen lassen. 

Wir haben jedoch beobachtet, daß diese Amöbe dasselbe Schicksal 
erleidet, als die Amoeba coli, indem die nicht encystierten Formen 
sich bald abrunden und zerfallen, die encystierten in diesem Zustande 
in dem Kulturmaterial verharren , bis sie degenerieren , bersten und 
verschwinden. 

Wir können also zum Schlüsse sagen, daß es sicher ist, daß die 
parasitischen Amöben, welche aus den Faeces gewonnen werden, sich 
in den Kulturen nicht entwickeln; wohl aber entwickeln sich im 
Gegensätze dazu in ihnen die Amöben, welche gewöhnlich ein freies 
Leben führen, mit einer kontraktilen Vakuole versehen sind und viel- 
kernige Cysten bilden. 


Nachdruck verboten. 

Ueber Objektträger- und Deckglashalter. 

[Aus dem hygienischen Institut von Prof. Hueppe der deutschen 
Universität in Prag.] 

Von 

Sigismund Robertson, 

Assistenten des Institutes 
Mit 2 Figuren. 

I. Ueber einen neuen Objektträgerhalter. 

Außer dem Abel’schen Objektträgerhalter (Centralb). f. Bakt. 
1895. p. 782) hatte man in der bakteriologischen und mikroskopischen 
Technik keine geeignete Vorrichtung zum Halten von Objektträgern 
und Manipulieren mit denselben. 

Man half sich mit gewöhnlichen Stahlpincetten aus, die nur ein 
sehr unsicheres und unsauberes Handhaben gestatteten. Die Mängel 
einer derartigen Manipulation erwiesen sich am deutlichsten bei Er- 
wärmen von Objektträgerpräparaten mit Farblösungen, wie es z. B. 
bei der Färbung auf Tuberkelbacillen der Fall ist, bei der man häufig 
der größeren Oberfläche halber den Objektträgern vor den Deckgläschen 


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590 


Sigismund Robertson, 


den Vorzug giebt. Diese Lösungen müssen beliebig lange erwärmt 
werden können, der verdunstende Teil muß leicht ersetzt werden 
können, um die Bildung festhaftender Farbringe zu verhindern, die 
Lösung darf nicht abtropfen, um ein sauberes Arbeiten zu ermög- 
lichen. Der Halter muß den Objektträger ganz plan einstellen und 
leicht, aber sicher bewegen lassen, damit während der Behandlung 
mit verschiedenen Reagentien der Objektträger seine ursprüngliche 
Lage nicht verändert. Der Halter muß auch ein ruhiges und nicht 
fortwährend zu beobachtendes Erwärmen gestatten. 

Mit Berücksichtigung aller dieser Faktoren habe ich einen ent- 
sprechenden Halter konstruiert, der einerseits sich in der Hand be- 
quem und leicht halten läßt, andererseits auf ein beliebiges Stativ 
faingelegt und ohne weiteres erwärmt werden kann. 



Der Halter besteht im wesentlichen aus einer pincetteartigeo 
Zange, deren gabelförmige Vorderenden, behufs Erzielung eines ge- 
raden Sitzes und sicheren Haltens des Objektträgers an ihrer Innen- 
seite, mit in der Längsrichtung verlaufenden Vertiefungen oder 
Nuten versehen sind, während die Zangenschenkel von einem Führungs- 
Stück umgeben sind, um das Oeffnen und Schließen derselben in stets 
gleicher Ebene zu ermöglichen. Der Halter ist aus einem Stücke 
konstruiert, die Federkraft wird durch eine spiralförmige Biegung 
erzeugt. Sowohl an den Längsseiten der Schenkel, als auch an der 
hinteren Biegungsstelle der letzteren sind Vorsprünge in Form 
scheibenförmiger Platten von gleichem Durchmesser angebracht, 
welche als Auflagepunkte dienen und den Halter samt dem gefaßten 
Objektträger stets in gleicher Entfernung von der Fläche des Arbeits- 
tisches, sowie auch in paralleler Lage mit demselben erhalten und 
hierdurch das Arbeiten wesentlich erleichtern. Dabei ist es ganz gleich- 
giltig, mit welcher Seite der Halter auf dem Arbeitstische aufliegt, 
denn das angestrebte Resultat tritt auf jeden Fall ein. Die scheiben- 
förmige Platte, die an der Feder selbst angebracht ist, kann als 
Basis für den vertikalen Stand des Halters in seiner ganzen Längs- 
richtung dienen und somit ein Abtropfen des Wassers vor dem 
Trocknen der Präparate bewerkstelligen. 

Der Halter wird aus Metalldraht vernickelt oder versilbert her- 
gestellt und ist für Objektträger verschiedener Dimensionen anzuwenden. 

Der Halter wird von der Firma Franz Hugershoff, Leipzig, 
physikalisch-chemisches Institut, in tadelloser Ausführung für den 
Preis von 2,75 M. geliefert; das Muster ist geschützt (D. R. G.-.M. 
No. 71072). 


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Ueber Objektträger- und Deckgljuhalter. 


591 


II. Ueber einen verbesserten Deckglashalter. 

Die bis jetzt im Gebrauche befindlichen Deckglaspincetten nach 
dornet sind bereits in verschiedenen Modifikationen erschienen. Je 
nach der Ausführung sind dieselben jedoch noch mit einigen Mängeln 
behaftet, die sich bei genauer und sauberer Ausführung der Deck- 
glaspräparate recht fühlbar machen können. Hauptsächlich bei kom- 
plizierten bakteriologischen Färbemethoden, wie die Geißel- oder Sporen- 
farbung, muß der ; Deckglashalter allen durch diese Manipulation 
geforderten Bedingungen entsprechen. Das Deckgläschen muß einen 
absolut unbeweglichen und dem Arbeitstische parallelen Sitz haben, 
darf durch die Pincettenarme nicht zu stark gepreßt werden, denn 
dadurch entsteht das Absplittern bezl. Brechen derselben, darf bei 
den mannigfaltigen Bewegungen mit der Pincette, Erwärmen, Ein- 
tauchen in verschiedene Reagentien, Abspülen mit Wasser, etc., seine 
Lage absolut nicht verändern, geschweige herausfallen; den über- 
einander sich kreuzenden Armen darf keine horizontale Verrückung 
gestattet sein. 

In Anbetracht dessen habe ich eine Pincette konstruirt, die ge- 
eignet erscheint, die vorher erwähnten Uebelstäude zu beseitigen. 

Als Basis dient die übliche Form der Cornet’schen Halter, be- 
steht also im wesentlichen aus einer gekreuzten Pincette, deren einer 
Schenkel aber am Ende schwalbenschwanzförmige Hörner besitzt, die 
in ihrer Innenseite mit Längsvertiefungen versehen sind, um bei 
rechtwinkligen Deckgläsern einen geraden, festen Sitz und einen 
rechtwinkligen Angriff zu erzielen. Von den beiden sich kreuzenden 
Schenkeln, die sich mittelst Einschnitten behufs Führung gegenseitig 
übergreifen, besitzt der untere eine besonders breite Auflagefläche, 
mit welcher das Instrument auf den Arbeitstisch gelegt und das ge- 
faßte Deckglas mit letzterem stets in paralleler Lage erhalten wird. 
Zwischen den Hörnern befindet sich eine ebene Fläche, auf welcher 
die Ecke des Deckglases zu liegen kommt und von dem anderen Ende 
des anderen Schenkels erfaßt wird. Das Deckglas erhält also, wie 
erwähnt, einen sehr sicheren Sitz und wird behufs Erleichterung des 
Arbeitens, infolge des rechtwinkligen Angriffs der Hörner stets in der 
ihm erteilten Lage erhalten. Beim Einstellen des Deckglases legt 
man es zuerst auf die oben erwähnte ebene Fläche, läßt es von dem 
oberen Schenkel festhalten und schiebt es zwischen die Hörner hinein. 
Bei diesem Handhaben findet ein Brechen der Gläser nie statt. 



Das Instrument wird gleichfalls bei der Firma Franz Hugers- 
hoff, Leipzig, in tadelloser Ausführung hergestellt, für den Preis 
von 1,65 M., das Muster ist geschützt (D. R. G.-M. 71076). 

Ende März 1897. 



592 


Rudolf Kraus, 


Xachdnuk verboten. 

Ueber Antikörper in der Milch. 

[Aus dem staatl. Institute für Herstellung von Diphtberieheilserum 
in Wien. Leiter: Prof. R. Paltauf.] 

Von 

Dr. Rudolf Kraus, 

Assistenten am Institute. 

P. Ehrlich hat in seiner Arbeit (1) über Immunität durch Ver- 
erbung und Saugung nachgewieseu, daß die Antitoxine des Ricin, 
Abrin und der Tetanusbacilleu durch die Milchdrüse immunisierter 
Tiere ausgeschieden werden. Außerdem konnte Ehrlich mit der 
Milch säugender Mäuse, welche mit abgeschwächten Schweinerotlauf- 
bacillcn immunisiert waren, Junge immunisieren. Ehrlich bemerkt 
allerdings, daß in diesem Falle möglicherweise nicht die Antitoxine 
durch die Milch ausgesebieden werden, sondern das immunisierende 
Agens. Den Beweis für die Ausscheidung der oben angeiübrten Anti- 
toxine durch die Milchdrüse erbrachte Ehrlich dadurch, daß von 
normalen Eltern abstammende Junge, welche von immunisierten 
Müttern gesäugt wurden, passiv immunisiert werden und daß die Milch 
imstande ist, analog dem Serum der gegen Ricin, Abrin und Tetanus 
immunisierten Tiere die Giftwirkung aufzuheben. 

Die weiteren Arbeiten von Brieger und Ehrlich (2), Brieger 
und Cohn (3) Ehrlich und Wassermann (4) beschäftigen sich 
neben theoretischen Fragen mit der chemischen Darstellung der 
Diphtherie und Tetanusantitoxine und stellen die Milch als eine 
möglicherweise ergiebige Quelle für die Gewinnung dieser Anti- 
toxine hin. 

Hierbei bestimmte Ehrlich, daß der Gebalt an Antitoxinen in 
der Milch zu dem im Blute bei immunisierten Tieren im Verhältnis 
von 1:15, 1:20, 1:30 steht. 

Bezüglich des Vorkommens der Antikörper gewisser Bacillen in 
der Milch immunisierter Tiere ist bisher keine Angabe bekannt ge- 
wesen. Nach den Arbeiten von Ehrlich war es von vorn herein 
wahrscheinlich, daß auch die Antikörper sowie die Antitoxine durch 
die Milchdrüse ausgeschieden werden. 

Um die Antikörper der Typhusbacillen, der Choleravibrionen und 
des Bacterium coli in der Milch nachzuweisen, habe ich Versuche 
an immunisierten Ziegen angestellt und über erstere bereits kurz in 
die Sitzung der K. K. Gesellschaft der Aerzte vom 4. Dezember 1896 
berichtet '). Das Vorhandensein dieser Antikörper in der Milch wurde 


1) Achard (5) batte am 31. Juli in der Societi des hßpitaux eine Mitteilung gemacht, 
daß er bei einer am Typhus erkrankten Wöchnerin mit der Milch Agglutination be- 
kommen hat, die Milch von 6 anderen Wöchnerinnen gab ein negatives Resultat. 

Diese Angabe habe ich erst nach meiner Demonstration erfahren. 



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lieber Antikörper in der Milch. 


593 


mit denselben Methoden konstatiert, wie sie fürs Serum angegeben 
worden sind. Es wurde mit der Milch der Versuch im Peritoneum 
der Meerschweinchen nach Pfeiffer gemacht, es wurde das Agglu- 
tinationsvermögen nach Gr über im hohlen Objektträger und in vitro 
geprüft. 

Mit der Milch der mit Typhusbacillen seit 6 Monaten immu- 
nisierten Ziege konnte schon bei Zusatz von 0,002 g (kein Grenzwert) 
zu der einfach letalen Dosis von Typhusbacillen im Peritoneum des 
Meerschweinchens das Phänomen des körnigen Zerfalles und die Auf- 
lösung der Typhusbacillen erzeugt werden. Die Milch besitzt ferner 
ein dem Blutserum analoges Agglutinationsvermögcn. Dasselbe wurde 
sowohl im hohlen Objektträger als auch in der Eprouvette geprüft, 
ln der Eprouvette wurde das typische Bild durch den Keimgehalt der 
Milch insofern gestört, als derselbe bei der Bruttemperatur eine leichte 
diffuse Trübung zur Folge hatte und eine nur teilweise Agglutination 
Vortäuschen konnte. 

Durch diskontinuierliches Sterilisieren der Milch bei 60° gelang 
es, dieselbe soweit zu sterilisiereu, daß die Reaktion ebenso typisch 
und klar ausfiel, wie mit dem Blutserum. Die Bestimmung des Ag- 
glutinationsvermögens der Milch ergab folgende Werte: Die ver- 
gleichende Bestimmung des Blutserums dieser Ziege ergab einen Wert 
von 0,0003 ccm, die Milch wirkte in Verdünnungen von 0,0016 ccm. 
Diese Differenz in den Werten im Blute und in der Milch dürfte darin 
ihre Erklärung finden, daß die Ziege sehr wenig Milch gab, daher 
die Antikörper weniger verdünnt wurden, als es bei der gewöhnlichen 
Sekretion der Fall ist Dieselben Resultate konnten wir mit der Milch 
der mit Coli und Choleraleibern immunisierten Ziegen erhalten. 

Die Choleraziege, welche seit 4 Monaten immunisiert wird, hatte 
ein Serum, welches in Verdünnungen von 0,003 ccm wirksam war, die 
Milch hatte einen Agglutinationswert von 0,03 ccm. Dieses Verhältnis 
1:10 zwischen Blut und Milch werten dürfte dem von Ehrlich und 
Wassermann für die Antitoxine aufgestellten sich nähern. Da die 
Milchsekretion dieser Ziege eine der Norm entsprechende ist, ist es 
auch wahrscheinlich, daß die Ausscheidung der Antikörper durch die 
Milchdrüse eine analoge ist, wie die der Antitoxine. 


Litterstur. 

1) P. Ehr lieh, Zeitschrift für Hyg. Bd. XII. 

2) Brieger und Ehrlich, Zeitschrift für Hyg. Bd. XIII. 

3) Brieger und Cohn, Zeitschrift für Hyg. Bd. XV. 

t) Ehrlich ond Wassermann, Zeitschrift für Hyg. Bd. XVIII 
fi) Acbard und Beussode. Societc raedicale des hSpiuux. Ref La Semain« 
mcd. 1898. 


Ente SM. XXI. Be. 


38 


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594 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologUchen Instituten etc. 


Original-Referate aus bakteriologischen und parastto- 
logischen Instituten, Laboratorien etc. 

Nachdruck verboten. 

Institut für Infektionskrankheiten in Berlin. 

Weitere Untersuchungen über Schweineseuchen 1 ). 

Von 

0. Voges 

in 

Berlin. 

Durch die Untersuchungen Behring’s, Pfeiffer’s, Ehr- 
lich ’s u. s. w. wissen wir, daß die nach dem Ueberstehen bestimmter 
Infektionskrankheiten bedingte Immunität dadurch im Körper des 
Genesenen zustande kommt, daß in den Gewebsflüssigkeiten der 
immunisierten Individuen Stoffe, sogenannte „Schutzstoffe“ auftreten, 
die, vor dem Ueberstehen der Krankheit nicht vorhanden, später das 
Individuum vor jeder neuen Attaque ein und desselben schädigenden 
Agens mit bestem Erfolge zu schützen imstande sind. Ja diese 
Schutzkörper verleihen nicht bloß dem einen immunisierten Wesen 
diese Widerstandsfähigkeit — Immunität — , sondern sie machen, mit 
dem Blutserum dieses Individuums auf jedes neue an sich empfäng- 
liche zweite Individuum übertragen, auch dieses gegen eine nach- 
folgende Infektion immun. Das heißt also mit anderen Worten: 
„W 7 ir müssen in den im Blute und anderen Flüssigkeiten des mensch- 
lichen oder tierischen Körpers aufgespeicherten Schutzstoffen das bei 
dem Zustandekommen der Immunität wirksame Prinzip annehmen. 
Es ist dabei vor der Hand für unseren Zweck völlig gleichgiltig, in 
welcher Weise diese Schutzsera wirken , ob etwa bakteriengiftzer- 
störend, d. h. also antitoxisch (Behring, Ehrlich u. A.), oder 
Bakterienleiber vernichtend, bactericide (Pfeiffer, Kolle u. A.). 

Man hat versucht, diesen Vorgang — das Entstehen der Immu- 
nität — künstlich nachzumachen, und in der That ist das auch mit 
den verschiedenen dazu ersonnenen Methoden bei den verschiedensten 
Infektionskrankheiten gelungen, ja dort, wo das Experiment gelang, 
hat man sogar mit besserem Erfolge gearbeitet wie die Natur, d. b. 
also wir können die Bildung und Anhäufung der Blutschutzstoffe in 
wirksamster Weise erzeugen. Ich hatte mich nun während einer 
mehrjährigen Arbeitszeit bemüht, das Problem zu lösen, auch für die 
Bakterien der hämorrhagischen Septikämie eine Immunität zu er- 
zeugen. Das Resultat dieser im größten Maßstabe durchgeführten 
Versuche habe ich jüngst in Bd. XXIII der Zeitschrift für Hygiene 
und Infektionskrankheiten in meiner größeren Publikation : „Kritische 
Studien und experimentelle Untersuchungen über die Bakterien der 
hämorrhagischen Septikämie und verwandter Arten“ niedergelegt. 
Ein Originalreferat ist von mir auch in dieser Zeitschrift erschienen. 

X) Berliner tieriritliche Wochenschrift. 1897. No. 15 n. 16. 


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Original-Referate ans bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 595 


Ich batte den Nachweis geführt, daß es mit den seither gebräuch- 
lichen Methoden nicht gelingt, eine solche als spezifisch anzusehende 
Immunität gegen diese Bakterien zu erzielen. 

Diese Versuche konnten damals aus äußeren Gründen an Schweinen 
selbst nicht ausgeführt werden , es war daher immer noch der Ein- 
wand möglich, daß bei dieser Tiergattung wesentlich andere Verhält- 
nisse Platz greifen, zumal in der Litteratur bekannt geworden ist, 
daß diese Tiere beispielsweise gegen Hogcholera in Amerika mit Erfolg 
gefestigt worden sein sollen. Ich habe nun versucht, diese letzte 
Lücke wenigstens teilweise zu ergänzen. 

Im Institut brach unter den zu anderen Zwecken benutzten 
Schweinen eine Seuche aus, die, von außerhalb eingeschleppt, nach 
und nach sämtliche Tiere des Bestandes befiel. Wie die Obduktion 
der gefallenen Tiere zeigte, handelte es sich um eine Epidemie, die 
durch den Schweineseuchenbacillus hervorgerufen war. Die Virulenz 
desselben für Schweine war eine mäßige. Ich konnte dabei persön- 
lich die schon anderweitig gemachten Beobachtungen bestätigen, daß 
das unbewegliche Bakterium sich nicht bloß in deu Lungen festsetzt, 
sondern auch im Darm die schon in meiner früheren Arbeit erwähnten 
Veränderungen hervorruft. Der pathologisch-anatomische Befund giebt 
somit nicht absolute Sicherheit Uber die Art der Infektion. Die Art 
der Verteilung der Bakterien betreffend, konnte ich feststellen, daß 
in mehreren Fällen im Blute der gefallenen Tiere überhaupt keine 
Bakterien vorkamen. Es mag dabei unentschieden bleiben, ob sie 
aus demselben bereits verschwunden waren, oder ob es während der 
ganzen Krankheitsdauer nur zur lokalen Bakterienansiedelung ge- 
kommen war. Ich stelle nur die Thatsache fest, daß nicht in jedem 
Falle eine Septikämie da zu sein braucht und dieses wird besonders 
dann nicht der Fall sein, wenn, wie ja auch in unserem Falle, die 
Bakterien sich nur einer mäßigen Virulenz erfreuen, die den natür- 
lichen Widerstandskräften des Blutes nicht Stand halten können. 

Diese Widerstandsfähigkeit des Organismus, welche ich in meiner 
früheren Arbeit mit dem Namen „Resistenz des Organismus“ be- 
zeichnet habe, kann sogar so ausgesprochen sein gegenüber den leben- 
digen Giftzellen der Bakterien, daß wir bei Obduktion trotz sorg- 
samsten Suchens nirgends lebende Bakterien finden. In dieser Hin- 
sicht konnte ich einen ganz ausgezeichneten Fall untersuchen. Nach 
längerem Kranksein verendete das betreffende Tier, nachdem es bereits 
stark abgemagert war. Da die Tiere in den letzten Tagen weder 
fressen noch saufen, entsteht eine hochgradige Austrocknung des 
ganzen Körpers ; dieser mumienhafte Zustand erinnert lebhaft an die 
analogen Verhältnisse bei Choleraleichen. Bei der Untersuchung der 
Organe des betreffenden Tieres fand sich eine leicht vergrößerte Milz 
und eine völlige Atelektase der einen ganzen Luugenhälfte — Vor- 
gänge, welche auf die Anwesenheit des Bacillus der deutschen 
Schweineseuche binzudeuten schienen. Weder in Kulturen von Lungen, 
Milz, Blut, Darm, Leber und Drüsen, noch auch in den mit diesen Sub- 
straten angestellten Tierversuchen konnten indes Keime nachgewiesen 
werden. Die Platten bliebeu steril, die Tiere — Kaninchen, Mäuse, 
Tauben — gesund. Dennoch batte während des Lebens eine aus- 



596 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 


gesprochene Erkrankung an Schweineseuche bestanden. Wir müssen, 
um den Fall zu verstehen, uns vergegenwärtigen, wie der Ablauf der 
Infektion, wie ich ihn bereits früher schilderte, vor sich geht. leb 
konnte damals schon den Nachweis erbringen, daß die die Resistenz 
bedingenden Kräfte des Körpers die Fähigkeit haben, eine gewisse 
Menge von Bakterien zur Auflösung zu bringen , wobei es sich um 
ähnliche Vorgänge handelt, wie bei der Vernichtung der Cholera- 
oder Typhuskeime (Pfeiffer, Kolle) im immunen Tierkörper. 
Sind diese Bakterien aufgelöst, so werden aber die in ihren Zell- 
leibern aufgespeicherten Substanzen, sei es in Lösung oder in kleinste 
Teilchen zerfallend, frei. Diese Produkte sind aber für den tierischen 
Organismus ganz außerordentlich toxisch, genügten doch schon die 
in wenigen Milligrammen Bakterien leiber enthaltenen Giftmengen, ein 
Meerschweinchen tödlich zu vergiften. Dieser ganze Vorgang ist bei 
den auf baktericider Basis beruhenden Immunitäten an die Wirkung 
der Immunsera gebunden. Aber auch beim nicht immunen Tier 
können bis zu einem gewissen Grade die für die nicht vorhandenen 
Immunkörper einspringenden Resistenz bedingenden Momente, welche 
ja die natürliche Abwchrquelle und somit auch einen Teil der natür- 
lichen Immunität bedingen, diese Bakterienvernichtung besorgen. 
Dieser Vorgang scheint aber eng an die jeweilige Virulenz der 
Bakterien gebunden zu sein, derart, daß die beiden Faktoren im um- 
gekehrten Verhältnis zu einander stehen, d. h. also, daß die natür- 
lichen Schutzmittel desto wirksamer werden, je unvirulenter die be- 
treffende Bakterie ist. 

In unserem vorliegenden Falle waren aber, wie schon bemerkt, 
die die Epidemie bedingenden Bakterien nur mäßig, N.B. für Schweine 
virulent. Mithin war es wahrscheinlich geworden, daß die natürlichen 
Abwehrkräfte genügend Wirksamkeit besaßen , um die Vernichtung 
des relativ schwachen Feindes ins Werk zu setzen. Wie der schon 
mitgeteilte Obduktionsbefund ergab, ist ihnen dieses in der That bis 
zur Vollendung gelungen, denn auch Schnitte beispielsweise der 
atelektatmchen Lungenpartieen und der Milz ließen keine Keime — 
also auch keine nur abgetöteten, mehr erkennen. 

Das Tier hat mithin die Infektion glücklich überwunden, aber 
noch die toten Bakterien blieben die Sieger in dem interessanten 
Kampfe, denn ihren nunmehr mit voller Kraft einsetzenden Zellgiften 
erlag der ohnedies schon geschwächte Organismus , denn ein Mittel, 
diese zu paralysieren etwa durch Antitoxine oder dergl., hat ja, wie 
ich bereits früher nachwies, der Organismus nicht. Die bei der Ob- 
duktion gefundenen pathologischen Veränderungen entsprechen damit 
völlig unseren Erwartungen, der interessante Kampf zwischen Bak- 
terien und Körper giebt uns eine plausible Erklärung für die bakterio- 
logischen Befunde. 

Die kleine, aber äußerst lehrreiche Epidemie hat uns somit mit 
zwei interessanten Dingen bekannt gemacht, einmal der wechseln- 
den Verteilung der Bakterien im Körper und den 
großen Schwankungen in ihren Zahlenmengen, und 
zweitens mit der Erklärung für den Ablauf einer Er- 
krankung ohne Eingreifen der die Immunität bedingen- 


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Original-Referate aas bakteriologischen und parasitologischeu Instituten 'etc. 597 


den Momente. Und in letzterer Hinsicht darf wohl als wahr- 
scheinlich angenommen werden, daß das Tier hätte noch gesunden 
können, wenn die Vernichtung der Keime etwas schneller vor sich 
gegangen wäre, bevor die Menge der Giftzellen eine solche das Leben 
des Schweines bedrohende Anhäufung erfahren hätte. 

Mitten in diese kleine Epidemie fiel ein Fall von Schweinepest, 
der rasch letal verlief. Bei der Obduktion fanden sich die Lungen 
intakt, der Darm aber war fast in toto erkrankt, das Epithel in 
großen Massen abgelöst, die Schleimhaut im Zustande stärkster trüber 
Schwellung, ein Bild, das manche Aehnlichkeit mit einem Cbolera- 
darm bot. Im Ausstrich der Darmschleimhaut fand ich eine Rein- 
kultur von massenhaften Bakterien der Schweinepest, ausgezeichnet 
durch wenn auch nicht allzu lebhafte Beweglichkeit. In dem Be- 
streben, die Erreger der verschiedensten Schweineseuchenarten als 
ein und denselben Keim aufzufassen, mußte diese Einzelbeobachtung 
von Schweinepest während des Bestehens einer Schweineseucheu- 
epidemie außerordentlich zu gunsten der Unitätstheorie passen. 
Allein das Schwein war erst jüngst vom Rummelsburger Markt ge- 
kauft und cs ist offenbar, daß das Tier die Bakterien bereits mit- 
gebracbt hatte, als es eingestellt wurde. Daß die Krankheitsdauer 
nur kurz war, geht daraus hervor, daß nur ganz frische Verändc- 
derungen Platz gegriffen hatten. Es ließ sich deshalb annehmen, 
daß die Kultur einen ziemlichen Grad von Virulenz besaß, zumal es 
auch gelang, aus dem Herzblut des Schweines die betreffenden Bak- 
terien zu züchten. Ich beschloß deshalb, ein bis dato völlig gesundes 
Schwein, welches bereits seit Wochen im Institut in einem unver- 
seuchten Stalle eingestellt war, mit diesen virulenten Bakterien der 
Schweinepest zu immunisieren. Das Immunisierungsprotokoll ist im 
Original einzusehen. 

Die Injektionen wurden subkutan gebracht, es stellte sich nach 
jeder Einspritzung eine lokale Geschwulst ein, welche etwa die Größe 
einer Wallnuß bis die eines Hühnereies hatte. Im Verlauf von 
mehreren Tagen verkleinerte sich dieselbe allmählich, um wieder ganz 
zu schwinden. Durch die Injektionen wurde das Allgemeinbefinden 
der Tiere in keiner Weise getrübt, die Futteraufnahme erfolgte stets 
und gleichmäßig. Das Gewicht konnte bei dem vorsichtigen und all- 
mählichen Vorgehen ungestörte Zunahme zeigen. Die Reaktion, welche 
auf die Injektionen folgte, zeigte sich, abgesehen vom lokalen Be- 
fund, vornehmlich in der Fieberbewegung. Es trat bald nach der 
Einspritzung eine Steigerung der Temperatur ein, die immer mehrere 
Tage anhielt. Dieses Fieber beeinträchtigte aber, wie schon bemerkt, 
in keiner Weise den übrigen Gesundheitszustand des Tieres. 

Die Reaktionen ließen erwarten, daß sich im Blute ebenfalls 
Veränderungen abspielen müßten, welche in der Bildung von Schutz- 
stoffen im Serum ihren Ausdruck finden, sehen wir uns daher die 
darauf bezüglichen Untersuchungen an. 

Die erste Blutentnahme erfolgte 12 Tage nach der ersten In- 
jektion, nachdem das Tier bereits längere Zeit die Reaktion über- 
wunden hatte und in seinem Gewicht bedeutende Zunahme zu ver- 
zeichnen gewesen war. 


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598 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischeo Iustituteu etc 

Das Blutserum wurde sofort nach seiner Abscheidung ohne weitere 
Zusätze verwandt. Für die Titrierung desselben bevorzuge ich die 
Mischlingsmethode — ein Verfahren, welches, wie ich bereits früher 
nachwies, einzig und allein imstande ist, uns vor mannigfachen schweren 
Irrtümern und Trugschlüssen zu bewahren und welches, falls es positiv 
ausfällt, uns die beste Gewißheit giebt, daß wir es auch wirklich 
mit spezifischen Schutzstoffen zu thun haben. 

Für die Praxis kommt es nur darauf an, daß die immunisierten 
Tiere vor der Infektion mit lebenden Keimen geschützt sind, oder mit 
anderen Worten, daß das Blutserum der Immuntiere imstande ist, 
den Tod der Tiere gegenüber einer Infektion mit lebenden Keimen 
zu verhindern. Das „Wie“ des ganzen Vorgangs ist dem Schweine- 
besitzer ganz gleichgiitig, kann daher füglich für uns erst in zweiter 
Linie in Frage kommen. Ich habe daher die Versuchsanordnung so 
gewählt, daß ich Meerschweinchen Serum mit Kulturen frischer leben- 
der Schweinepestbakterien gemischt in die Bauchhöhle einimpfte und 
den F.rfolg abwartete. 

Die benutzte Kultur war die nämliche, wie sie zur Immunisierung 
des Schweines verwandt war. 

In meiner früheren Arbeit habe ich schon darauf aufmerksam 
gemacht, daß nicht jede Kultur geeignet ist, als Titrekultur zu dienen. 
Man soll sich daher erst eine solche heranzüchten. Meine Kultur 
war nun derartig virulent, daß mit Sicherheit und in jedem Fall eine 
Oese, welche etwa eine Menge von der Größe eines Stecknadelkopfes 
faßte, den Tod von Meerschweinchen von 200 — 300 g innerhalb 
24 Stunden berbeiführte. Für die Titrierungen soll man immer mit 
Multiplis arbeiten, das mindest zulässige Maß ist die doppelt tödliche 
Dosis. In der Serumdosis darf man nicht gut über 5 ccm hinaus- 
gehen. Die Gründe für diese Art des Vorgehens habe ich früher 
auseinandergesetzt und verweise daher auf meine oben schon ge- 
nannte Arbeit. 

Wenn Analogien erlaubt wären, so hätte man hoffen dürfen, daß 
wir bereits durch eine einmalige Injektion starke Immunität erzeugen 
könnten, ein Experiment, welches der geistreiche, aber bisher nur 
allzusehr verkannte Ferran zuerst mit F.rfolg bei Cholera ausführte, 
welches nach ihm von den verschiedensten anderen Forschern er- 
weitert und bestätigt ist. Die früheren Tierexperimente, die wir an- 
gestellt hatten, wirkten in diesem Sinne zwar nicht ermutigend, indes 
auch die Gewinnung der Cholera-Antikörper von Tieren ist zeitraubend, 
während dieses beim Menschen glatt vor sich geht auf Grund einer 
einzigen Impfung mit kleinsten Mengen von Cholerakeimen. Unsere 
Hoffnungen sollten sich nicht bestätigen. Aus den im Original nach- 
zusehenden Experimenten geht die Unwirksamkeit des Serums her- 
vor. Aber auch fortgesetzte Injektionen und mehrfache Reaktionen 
vermochten an diesem negativen Resultate nichts zu ändern. Man 
hätte ja die Injektionen noch weiter fortsetzen können, das scheiterte 
aber in meinem Fall an äußeren Gründen und dann hätten etwa 
später noch eintretende Erfolge auch praktisch keinen Gewinn ge- 
bracht, da der Landwirt nur dann ein Verfahren gebrauchen kann, 
wenn es einfach und möglichst wenig kostspielig ist. Unser 



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Original-Referate ans bakteriologischen und parasito logischen Instituten etc. 599 

Schweineimmunisierungsversuch bestätigt uns nur das eine, was wir 
früher mannigfach an den verschiedensten Tieren beobachten konnten : 
„Eine Immunität, welche sich in der Anwesenheit von 
Schutzstoff en im Blute immunisierter Tiere ausdrückt, 
ist nach den seither bekannt gewordenen und von uns 
geprüften Methoden nicht zu erzielen, und die Hoff- 
nung, durch Erzielung von Scbutzsera einen aus- 
sichtsvollen Kampf zur Unterdrückung und Verhin- 
derung von Schweinepest und wahrscheinlich auch der 
übrigen Arten der hämorrhagischen Septikämie er- 
zielen zu wollen, erweist sich bis heute als durchaus 
trügerisch. 

Es ist ja bedauerlich, solcher praktisch ja in der Regel ziemlich 
bequemer Hilfsmittel beraubt zu sein , aber ich kann nur wieder 
betonen, was ich schon in einer früheren Arbeit, die sich mit dem 
Rotlauf beschäftigt, ausführte, daß es gelingen muß, auch mit den 
übrigen prophylaktischen Maßnahmen auch Schweineseuchen und selbst 
den als so besonders bösartig hingestellten Rotlauf vertilgen zu können 
und zu müssen. Aber dazu fehlt leider noch vieles und darum auch 
der Notschrei nach Schutzimpfungen. Man hat mir vorgehalten, daß 
alle prophylaktischen Maßnahmen vergebens waren. Jawohl! Auch 
die Choleraprophylaxe hat fast 100 Jahre im argen gelegen und 
heute? Aus diesen köstlichen Koch 'sehen Lehren könnte mancher 
lernen und dürfte dann sicher nicht vor den viel harmloseren Schweine- 
seuchen zurück zu schrecken brauchen. Aber bis die Koch 'sehen 
Vorstellungen erst soweit Allgemeingut geworden sein werden, daß 
auch der Landwirt ihnen volles Verständnis entgegenbringt, wird es 
wohl noch gute Weile haben und einstweilen stehen wir noch unter 
den Zeichen der Impfungen. 

So ist es denn auch verständlich, wie unsere Landwirte, die ja nur 
der Dolmetsch der Lehren und Ideen ihrer fachmännischen Berater 
sind, begierig nach jedem Impfstoff greifen und wenn ein solches Mittel 
noch dazu den Vorzug hat, ein „Geheimmittel“ zu sein, so kann es 
sicher sein, einen großen Kreis williger Abnehmer zu finden. 

Als ein Geheimmittel müssen wir auch die Empfehlung eines 
neuesten Mittels von Perroncito und Bruschettini bezeichnen. 
Ich würde gemäß meinem früher schon vertretenem Standpunkte es 
nicht für nötig erachtet haben, diesem Geheimmittel meine Beachtung 
zu schenken, bevor nicht die Verff. berichten, was ihr Mittel ist und 
so eine Beurteilung desselben gestatten, wenn nicht weiteste Kreise 
sich mit demselben beschäftigt hätten und sogar in unseren Land- 
tagsverhandlungen eine Debatte dieses Mittel zum Gegenstand 
gehabt hätte. Ich habe mir daher das im Handel käufliche 
Mittel besorgt. Das Präparat wird begleitet von dem folgenden 
Schreiben : 

„Vaccination präventive dans le choKra ou pneumo-ent6rite des 
porcs. 

La pneumo-entörite ou chol6ra des porcs qui fait des dpouvan- 
tables ravages pour l’agriculture du monde entier, a 6t6 objet d’6tudes 


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600 Original-Referate aus bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 


particuliers d8ns nötre laboratoire k fin de trouver un nioyen sür de 
döfense pour s’opposer k cette terrible infection. 

Aprös de nombreux essais hous avons reussi a pröparer un 
vaccin qui a 6t6 dejä essayö nombreuses fois avec complet succes. 

Ce vaccin est maintenant prepare dans la section bactöriologique 
de nötre Laboratoire sous Ja direction de 1’ un de nous (Dr. Bra- 
sche ttini), pour ötre mis k disposition de tous ceux qui voudront 
1’ adopter. 

Le vaccin est pröparö sous forme liquide et la dose pour cbaque 
animal est de 3 ccm ; chaque dacon renferme la dose necessaire pour 
vacciner 3 animaux. 

Condition absolue pur le succös de la vaccination c’ est d’ injecter 
les porcs parfaitement sains, 1’ injection faite aux animaux dejä atteints 
par la maladie est inutile. 

Es folgen Angaben über die InjektionBmetbode. 

Paris 20. novembre 1896. 

Prof. E. Perron cito. Dr. A. B rusche ttini. 

Als weitere Mitteilung findet sich in der Litteratur, soweit sie 
mir zugänglich war, noch ein in der deutschen tierärztlichen Wochen- 
schrift von Perroncito (2) an Lydtin gerichteter Brief, aus dem 
wir Folgendes entnehmen können: 

„Seit geraumer Zeit arbeitete man in meinem Laboratorium, um 
genau die Rolle zu bestimmen, welche die verschiedenen, durch mehrere 
Forscher beobachteten Mikroorganismen bei den Infektionskrankheiten 
der Schweine spielen, die als Hogcholera, Schweineseuche, Schweine- 
pest u. s. w. bezeichnet werden. Nach zahlreichen Experimenten, 
weiche mit Schweinen, Kaninchen und Meerschweinchen angestellt 
wurden, haben wir gesehen, daß die oben bezeichneten Krankheiten 
alle auf die Wirkung einer und derselben Species von Mikroorganismen 
zurückgeführt werden können. Als wir nach einem besonderen Ver- 
fahren den Mikroorganismus der Hogcholera gezüchtet hatten, gelang 
es uns, die krankheitserregende Wirkung desselben zu verstärken und 
mit demselben nach , und nach alle die Erkrankungsformen an den 
Tieren zu erzeugen, welche als Schweineseuche bisher bekannt ge- 
worden sind. Nachdem dieser mehr wissenschaftliche als praktische 
Punkt festgestellt war, haben Herr Dr. Bruschettini und ich uns 
bemüht, eine praktische und vor allem ökonomische Schutzimpfungs- 
methode zu finden. Ich habe nunmehr das Vergnügen, Ihnen anzu- 
zeigen, daß unsere Hoffnungen vom besten Erfolg gekrönt waren. 
1500 Schweine sind bereits geimpft und mehrere von einem infizierten 
Ort nach dem anderen versendet und dort monatelang untergebracht 
worden. Sie haben die Lungen und Baucheingeweide von Schweinen, 
welche an infektiöser Pneumoenteritis gestorben waren, verzehrt und 
alle sind gesund geblieben. Von 1500 Impflingen haben wir nur 
einen verloren. Sie werden uns fragen, warum wir unser Verfahren 
nicht veröffentlichen. Wir sind hierzu nicht in der Lage, weil wir 
annehmen müssen, daß unser Verfahren auch gegen andere Infektions- 
krankheiten brauchbar ist. Wir haben die Versuche für uns bereits 
begonnen und wenn wir nur noch einige dunkle Punkte hinsichtlich 


X: *■.; . 



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Original- Referate ans bakteriologischen and parasitologischen Instituten etc. gQl 


der Immunität für verschiedene Infektionskrankheiten aufgeklärt 
haben werden, soll die vollständige Veröffentlichung unserer Arbeiten 
erfolgen. — Folgen persönliche Mitteilungen. 

Das ist alles, was an Mitteilungen von P. und B. bis jetzt von 
mir in der Litteratur gefunden werden konnte. 

Es sind nun einige Beobachtungen bekannt geworden, die andere 
üntersucher mit dem Mittel angestellt hatten. 

Gas per (3) beschreibt den Impfstoff als eine schwarzbraune syrup- 
artige, schwer bewegliche Flüssigkeit, welche stark nach Aether riecht. 
Beim Erhitzen auf 60—65® C tritt wie bei flüssigem Blute Gerinnung 
ein. Zeitige Elemente konnten nicht gefunden werden, doch gelang es 
mittels der Teich mann 'sehen Häminprobe Häminkrystalle nach- 
zuweisen. Verf. glaubt daher es mit einem Blute zu thun zu haben, 
dessen morphologische Elemente durch ein Chemikalium aufgelöst 
seien und nimmt an, daß das neue Schutzimpfungsverfahren auf dem 
Boden der Behring’schen Blutserumtherapie steht und nur gewisse 
Modifikationen in der Technik der Herstellung getroffen sind. 

10 Mäuse, welche mit abgestuften Mengen des Mittels vorbe- 
handelt wurden, erlagen nach 10 Tagen einer Infektion mit Schweine- 
seuchebakterien , selbst die Maus, die, auf das Gewicht berechnet, 
1000 mal mehr bekommen hatte, wie die Schweine bekommen sollen. 
Das Mittel wurde im übrigen gut vertragen. 

Willach (4) fand in zwei einen Monat aufbewahrten Fläsch- 
chen eine große Anzahl roter und weißer Blutkörperchen. Makro- 
skopisch sonst dieselben Merkzeichen wie Casper. Mikroskopisch 
sah er Schweineseuchebakterien, dieselben wuchsen jedoch nicht 
auf Gelatine und Agarplatten, dagegen nach längerer Zeit auf 
Kartoffeln. 

Von den von Willach geimpften Mäusen starben einige, bei der 
Sektion fand man die ovoiden Schweineseuchebakterien. Die über- 
lebenden Mäuse erlagen 18 Tage später einer Infektion mit Schweine- 
bakterien. Immunität wurde also auch hier nicht beobachtet. Da- 
gegen stellte W. die wichtige Thatsache fest, daß das Mittel lebende 
Schweineseuchebakterien enthält, welche pathogen (NB. nur für Mäuse 
nachgewiesen Verf.) waren. 

Ich komme nunmehr zur Besprechung der verschiedenen Arbeiten. 

Zunächst die Mitteilung Perroncito’s, daß man den Hog- 
cholerabacillus durch „besonderes Verfahren“ so züchten kann, 
daß er alle bekannten Erscheinungen der hämorrhagischen Septikämie 
machen kann. Diese Thatsache ist richtig. Verf. hätte sich die 
Mühe aber sparen können , das war schon längst bekannt und ist 
bereits in meiner früheren Arbeit gebührend gewürdigt worden. Das 
Verfahren, um dieses zu erreichen, braucht auch gerade kein „be- 
sonderes“ zu sein, das ganze Geheimnis besteht nur darin, durch 
Tierpassagen die Virulenz zu erhöhen. Das dieses nichts Neues ist, 
wird jeder wissen, der die Arbeiten von Petruschky über Strepto- 
kokken, Pf elf fe r- Kol le Cholera und Typhus, Voges hämor- 
rhagische Septikämie u. a. mehr bis dato verfolgt hat."'^Tr habe« 
dabei auch immer betont, daß die Virulenz jeweilig ahjgVÖnWeP nord 
für die eine bestimmte Tierart angezüchtet werden^Mnjy^'ist mir 


Li 



602 Original-Referate ans bakteriologischen und paraaitologischen Instituten etc. 


sogar gelungen, ihn nacheinander für mehrere Tiere (HUhnercholera 
für Hühner und Meerschweinchen) virulent zu machen. Perroncito 
giebt daher eine ganz willkommene Bestätigung meiner früheren 
Arbeiten. 

Wenn Perroncito aus dieser Thatsache aber den Schluß zieht, 
daß alle Schweineseptikämiebakterien identisch seien, so habe ich mich 
seither wohl gehütet, diesen Sprung ins Ungewisse mitzumachen, ich 
glaubte mir eine größere Reserve auferlegen zu sollen, wenn ich sagte, 
daß allerdings manches für die Identität der verschiedenen Arten 
spricht, und daß wir mit den seitherigen Methoden nicht imstande 
sind, eine unanfechtbare Differentialdiagnose durchzuführen. 

Mein diesbezüglicher Standpunkt ist leider in mehrfachen Refe- 
raten meiner Arbeit nicht gebührend gewahrt worden und man hat 
geglaubt, daß ich Unitarier sei. Davon bin ich auch damals noch 
ein gewaltig Stück Weges entfernt gewesen. Seitdem habe ich mich 
weiter mit dem Problem beschäftigt und bin schon jetzt in die 
zwingende Notwendigkeit versetzt, eine Differenzierung der Arten 
durchführen zu müssen und auch durchführen zu können, und ich 
hoffe bald Gelegenheit zu haben, auch über diese Dinge berichten zs 
können. Nur das eine will ich heute betonen, daß Perroncito mit 
seinen Bestrebungen, eine Unität festzustellen, im Unrecht ist. 

Damit aber entstehen die Fragen: Gegen welche Bakterien im- 
munisiert Perroncito-Bruschettini’s Mittel? Und zweitens, 
Wie sollen wir uns praktisch zu der Ausführung der Schutzimpfung 
stellen gegenüber den verschiedenen Seuchen? 

Angenommen, das Mittel bewirkte eine Immunität gegen Schweine- 
seuche, so ist damit alsdann noch nichts gegen Schweinepest und 
Hogcholera gethan. Nun aber wissen wir, daß jedes dieser Bakterien 
für sich alle Erscheinungen machen kann, die das andere machen 
kann. Weder im Leben durch die klinischen Beobachtungen, noch 
post mortem durch die Sektion läßt sich fiststellen, an welcher Seuche 
das Tier eingegangen ist, und wir müssen erst Reinkulturen haben, 
um eine Differentialdiagnose, wie ich sie demnächst vorschlagen 
werde, stellen zu können. Inzwischen verstreicht die Zeit, der ganze 
Stall ist verseucht und die Folge ist alsdann, daß wir mit unseren 
Schutzimpfungsmitteln zu spät kommen. Dadurch wird der Nutzen 
der Schutzimpfung denn doch sehr beschränkt, wenn man nicht eine 
allgemeine Zwangsimpfung einführen will, dazu rechtfertigen aber 
die Verluste, die durch die Schweineseuche bedingt sind, nicht; und 
andererseits scheitert das vorerst noch an dem Kostenpunkte. 

Es ist daher jede auf dem Prinzip der Immunisierung beruhende 
Schutzimpfung bei Schweineseuchen von vornherein ziemlich ausge- 
schlossen. Natürlich kann es Einzelfälle geben, wo die Ausnahme 
gerechtfertigt erscheint. 

Ich glaube aber annehmen zu dürfen , daß in der Praxis im 
allgemeinen derartige Bestrebungen noch recht viel Schwierigkeiten 
machen werden. — 

Casper und W illaeh haben an Mäusen experimentiert und 
dabei negative Resultate erhalten. Wir würden den Darstellern des 
Mittels Üurecht thun, wollten wir aus derartigen Experimenten irgend- 


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Original-Referate aas bakteriologischen and parasitologiscben Instituten etc. 603 


welche Schlüsse ziehen über den Wert des Mittels in Bezug auf den 
Zweck, für den es bestimmt ist. Es sind ja die Mauseversuche ganz 
interessant an sich, damit aber ist auch ihr Interesse erschöpft, und 
es muß mich Wunder nehmen, warum niemand von den Autoren mit 
Schweinen gearbeitet hat. Nur allein die an diesen Tieren ange- 
stellten Versuche haben Berechtigung. 

Was das Mittel selbst betrifft, so kann ich im allgemeinen die 
Ansichten von Casper und Willach bestätigen. Es ist ein rot- 
braunes, syrupartiges, stark nach Aether riechendes Präparat, welches 
in meinen Untersuchungen indes keine zeitigen Elemente des Blutes 
enthielt, wohl aber mikroskopisch Bakterien von dem Aussehen der 
Schweineseuchebacillen. Die Teich m an n 'sehe Probe fiel auch 
bei mir positiv aus. Kulturen in den gebräuchlichen Nährboden 
schlugen fehl, ebenso blieben die an der Schwanzwurzel geimpften 
Mäuse gesund. 

Um nun auf die Natur des Impfstoffes eprechen zu kommen, so 
lassen sich darüber ja nur Spekulationen anstellen, die überflüssig 
sind. Die Ansicht von Casper, daß es sich um modifizierte Serum- 
therapie handelt, kann ich nicht teilen, schon aus dem einfachen 
Grunde nicht, weil kein Serum imstande sein dürfte, einen länger 
dauernden Schutz zu verleiben und die Schweine doch mindestens 
1 Jahr geschützt sein müßten. Serum macht kein Fieber, unser 
Mittel aber macht Fieber, wie wir gleich noch sehen werden. Das 
Vorkommen von Bakterien im Blute, die Fieberwirkung desselben und 
vieles andere lassen darauf schließen, daß die Verff. ihr Mittel iu 
der Weise herstellen, daß sie die Kulturen im Blute wachsen lassen 
oder aber, daß das Blut solchen Tieren entnommen ist, die mit 
Schweineseuchebakterien infiziert waren — entnommen kurz vor 
dem Tode in der Agone. Wir würden mit dieser Ansicht wenigstens 
alle Erscheinungen erklären können. Neu ist dieses Mittel allerdings 
auch nicht. Schon die Franzosen haben derartige Experimente ge- 
macht. Pfeiffer teilte mir analoge Versuche mit und auch ich 
hoffe bald an anderer Stelle über solche Blutimpfungen berichten zu 
können. 

Doch das sind alles nur Spekulationen, die uns nicht weiter 
bringen. Prüfen wir die Wirksamkeit des Mittels am Schweine selbst. 
Nur das kann den Ausschlag geben. 

Ich habe zwei Schweine für meine Versuche verwandt, das eine 
geimpft mit der einfachen Dosis, das andere mit zwei Dosen. 

Wie aus den im Original einzusehenden Temperaturkurven her- 
vorgeht, reagieren die Schweine (auch das Schwein, welches nur eine 
Dosis von 3 ccm bekommen hatte) auf die Impfung mit einer sich 
auf mehrere Tage erstreckenden Fieberbewegung. Die Temperatur- 
höhe ist aber nicht beunruhigend, das allgemeine Wohlbefinden auch 
nicht wesentlich gestört. Freßlust und Verdauung bleiben wie sonst. 
Auch die Gewichtszunahme scheint wie sonst ihren normalen Fort- 
gang zu nehmen, soweit man von zwei Schweinen Schlüsse ziehen 
darf. Notabene erinnere ich daran, daß in meiner Einspritzungs- 
flüssigkeit lebende Keime nicht aufgefunden werden konnten, es ist 
möglich, ja wahrscheinlich, daß mit den Willach’scheu Präparaten 
andere Folgen verknüpft gewesen wären. 


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004 Original-Referate aas bakteriologischen nnd parasitol ogiseben Instituten etc. 


Nach unseren obigen Auseinandersetzungen müßten wir annehmen, 
daß im Blutserum unserer behandelten Schweine nach Ablauf der 
Reaktion Immunkörper nachzuweisen wären. Da ich nicht wissen 
konnte, welche Bakterien Perroncito und Bruschettini bei 
ihren Experimenten in Händen gehabt hatten, zog ich es vor, das 
Serum gegen verschiedene Bakterienarten zu titrieren. Ich prüfte 
seine Wirksamkeit gegen Kulturen von Schweineseuchen und Schweine- 
pest, die beide von mir selbst isoliert waren, ferner gegen Hogcholera 
von Salmons und Swineplague aus derselben Ursprungsqueile. Es 
war notwendig, die Kulturen erst auf den gewünschten Virulenzgrad 
für Meerschweinchen, welche zur Titrierung verwandt werden sollten, 
zu bringen. Nachdem dieses geschehen und bei allen die Virulenz, 
welche seit den früheren Versuchen, wo sie einmal schon maximal 
gewesen war, ganz bedeutend nachgelassen hatte, auf eine solche 
Höhe gebracht war, daß eine Oese Kultur von Stecknadelkopfgröße 
sicher tödlich wirkte, konnte ich zur Prüfung der Sera schreiten. Die 
Serummengen können dabei leider nur bis zu 5 ccm bemessen werden, 
da sonst bereits andere Faktoren eingreifen, welche den Ausgang in 
unnötiger Weise beeinflussen können. 

Nun das Resultat. 

Ich glaube mich kurz fassen zu können. Ziehen wir die logische 
Konsequenz aus unseren Experimenten, so zeigt sich, daß das Serum 
absolut unwirksam ist, das beißt aber mit anderen Worten: 

Das von Perroncito-Bruschettini hergestellte und 
in denHandel gebrachte Schutzmittel gegen Sch weine- 
seuche verleiht keine Blutimmunität bei Schweinen. 

Man hätte mir noch anraten können, daß ich direkte Impf- 
und Fütterungsversuche an meinen schutzgeimpften Schweinen hätte 
anstellen müssen, oder daß ich die immunisierten Tiere dadurch 
einer Infektionsgefahr aussetzte, daß ich sie mit Kranken in einen 
gemeinsamen Stall einsperrte. 

Das Letztere ist von vornherein ausgeschlossen, denn ich weiß 
ja nie, an welcher Art der Bakterien der hämorrhagischen Septikämie 
die Tiere jeweilig erkrankt sind. 

Wer da ferner nicht weiß, wie leicht unsere natürlichen wie 
künstlichen Kulturen durch die verschiedensten Umstände in ihrer 
Virulenz für die eine oder andere Tierart abgeschwächt werden, wird 
leicht dort immune Tiere sehen, wo von Immunität auch nicht die 
geringste Spur vorhanden ist. Ich habe z. B. literweise Schweine- 
seuchebakterien an Schweine verfüttert und ebenso ungeheure Mengen 
von Hühnercholerabacillen Hühnern per os beigebracht, ohne daß 
diese Tiere auch nur die geringsten Erscheinungen zeigten. Zu der- 
artigen Experimenten bedarf es vor allen Dingen virulentesten 
Materials, dazu reichten aber meine Mittel nicht aus. Aber ich 
möchte glauben, daß es unschwer gelingen muß, jedes mit dem 
P er ron cito- Bruschettini 'sehen Mittel geimpfte Schwein prompt 
mittels Schweineseuchenbakterien zu töten. 

Trotz Perroncito ’s Anpreisungen kann ich somit meine früheren 
Thesen auch heute noch aufrecht erhalten, und unwiderlegt ist mein 
damaliger Satz: „Es giebt bis jetzt keine Blutimmunität gegen die 


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Original-Referate aas bakteriologischen und parasitologischen Instituten etc. 605 


Bakterien der hämorrhagischen Septikämie“, und ich kann Casper 
auch heute noch beipflichten, wenn er am Schlüsse seiner Arbeit sagt : 
„daß Voges Recht bat, wenn er für die Bekämpfung der Schweine- 
seuchen von der Serumtherapie nicht allzuviel erwartet“. 

Aus Ungarn liegen ebenfalls Berichte Ober Schutzimpfungs- 
methoden vor. 

Andreas Fuchs nahm das Blutserum von erkrankten 
Schweinen, verdünnte es mit Wasser und tötete die Keime durch 
Karbolsäure. Dieses Präparat wurde zu Schutzimpfungen eingespritzt, 
30 Proz. der schutzgeimpfen Tiere starben Bpäter an Schweineseuche. 

Stefan v. Tis za nahm das Herzbeutelserum von frischen 
Kadavern der an Schweineseuche eingegangenen Tiere, filtrierte es 
durch Leinewand und verdünnte es mit 3 Teilen Wasser. 1 — 2 ccm 
dieser Flüssigkeit wurde Schweinen ein gespritzt. Die späteren Ver- 
luste durch Schweineseuche betrugen 29 Proz. Hierzu Folgendes. 

Beide Autoren nehmen giftiges Material und zwar nur in äußerst 
geringen Mengen. Bei Tisza enthält das Präparat sogar noch 
lebende Keime. Ich habe früher bereits eingehend nachgewiesen, 
daß es auf diese Art nie gelingt, Immunität des Blutes der Impf- 
tiere zu erzielen. Der Erfolg, 29 resp. 30 Proz. Verluste, spricht 
denn auch für die Richtigkeit meiner Anschauungsweise. Ich glaube, 
daß wir keine Veranlassung haben, uns noch fernerhin mit diesen 
Präparaten zu beschäftigen. 

U g h e 1 y i arbeitete mit Blutserum solcher Tiere, die die Schweine- 
seuche Uberstanden hatten, und zwar mit zwei Arten derselben. 

In einer Versuchsreihe benutzte er das Serum der geheilten 
Tiere, im anderen Falle impfte er die geheilten Tiere nochmals mit 
Schweineseuchebakterien und wurde das Serum erst dann gewonnen, 
wenn auch diese Erkrankung vorüber war. 

Bei diesen Versuchen stutzte sich der Verfasser auf die Annahme 
der Anwesenheit von Schutzstoffen im Blutserum seiner geheilten 
Schweine. Damit befindet er sich aber in einem vollständigen Irrtum, 
denn ich glaube sattsam genug bewiesen zu haben, daß bei Tieren 
verschiedenster Art auch nach Ueberleben einer vielfachen Infektion 
nicht die leiseste Andeutung von dem Vorhandensein von Schutz- 
stoffen im Blute besteht Wenn man trotzdem mit derartigem Blute 
gewisse Wirkungen erzielen kann, so beruht das auf anderen Faktoren, 
die hier nicht in Betracht kommen. Somit kann ich die Schutz- 
wirkung der Sera Ughelyi’s nicht anerkennen. Ist aber aus diesem 
Grunde schon das ganze Verfahren aussichtslos, so weiß jeder, der 
auch nur über einige selbständige Erfahrungen in den Immunisierungs- 
fragen verfügt, daß es überhaupt ein Unding ist mit Serum einen 
dauerhaften Impfschutz zu erzielen. 

Die interessanten Untersuchungen Behring’s und seiner Mit- 
arbeiter haben neuerdings auf diese Thatsachen wieder gebührend 
aufmerksam gemacht Die Schutzstoffe des fremden Serums 
werden nur allzubald wieder ausgeschieden. Das Individuum ist 
dann nach wie vor empfänglich. 

Eine Schwein soll monatelang geschützt sein, das leistet aber 
kein Serum, es mag sein welcher Art und alle 14 Tage oder 4 Wochen 


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000 Original- Referate aas bakteriologischen and parasitologischeo Instituten etc. 


einen Tierarzt kommen zu lassen, um erneute Impfungen vornehmen 
zu lassen, ich glaube, dafür siud unsere Landwirte nicht zu haben, 
denn da kostet der Impfschutz bald mehr, wie das ganze Schweis 
wert ist. 

Impfungen aber mit Serum auszuführen, das absolut unwirksam 
ist, wie das von Schweinen, die Schweineseuche überstanden haben, 
kann nur als Absurdität bezeichnet werden. 

Wenn wir diese harten Urteile fällen mußten, so sind wir uns 
wohl bewußt, daß wir den Autoren damit keine Freude bereiten. 
Aber ich glaube eine volle Berechtigung dazu zu haben. Es giebt 
zur Zeit wohl wenige Leute, die über eine so reiche experimentelle 
Thätigkeit in Bezug auf dieses Gebiet verfügen wie ich ; daß mir dies 
möglich war, verdanke ich allein dem übergroßen Entgegenkommen 
des Herrn Geheimrat Koch. Man hat aber gerade deswegen eine 
gewisse Berechtigung, von mir ein Urteil in diesen Dingen zu ver- 
langen. 

Ich glaube, jeder, der die Arbeiten über meine zahlreichen Ex- 
perimente mit Verständnis gelesen hat, wird mir gewiß zugeben, daß 
das Problem der Immunisierung gegen die Bakterien der hämor- 
rhagischen Septikämie ein ganz außerordentlich schwieriges ist 

Ob sich bei diesen Seuchen eine Immunität erreichen läßt er- 
scheint mir nach dem heutigen Stande der ganzen Frage als äußerst 
zweifelhaft, das Eine aber darf ich wohl bestimmt behaupten: „Mit 
unseren heutigen Methoden gelingt es nicht eine echte Blutimmunität 
bei den verschiedenen Erkrankungen an den Bakterien der hämor- 
rhagischen Septikämie herbeizuführen.“ 

Unsere Landwirtschaft erleidet jahraus, jahrein nicht unbe- 
deutende Verluste durch diese Krankheiten; ein wirksames Schutz- 
impfungsverfahren wäre in manchen Fällen sehr zu wünschen. Es 
sollte mich freuen, wenn es gefunden würde, aber ich muß verlangen, 
daß alle die Bedingungen erfüllt sind, die ich in meinen Arbeiten als 
unerläßlich bezeichnet habe. Ehe das nicht der Fall ist, haben wir 
keine Veranlassung, unseren Landwirten irgend ein Mittel zu empfehlen. 

Auch die Schwcinescuchen lassen sich noch durch viele andere 
Mittel bekämpfen. Reinlichkeit, gute Behausung, Wartung und Pflege, 
und nicht zuletzt möglichste Isolierung, haben sich dort, wo sie 
rationell durchgeführt sind, auch bis heute noch als die besten 
Abwehnnittel gegen Seuchen bewährt. 

Soweit die Mitteilungen. 

Den Schluß bildet ein Litteraturverzeicbnis der citierten Arbeiten. 


Referate. 

Bernabeo, G., Sulla conservazione della vitalitä e viru- 
lenzadello pneumococco diFraenkel e dello strepto- 
cocco di Fehleisen. (La Rif. med. 1896. No. 21.) 

Aus Anlaß einiger Experimente mit dem Fraenkel’scben Diplo- 
coccus hat Verf. diplokokkenhaltiges Kaninchenherzblut in kleinen 



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Pneumonie (Wasser-Diphtherie). 


607 


20 cm langen Glasröhrchen von 5 mm Durchmesser, aufbewahrt, in 
der Weise, daß die Röhrchen knapp an den Enden der Flüssigkeits- 
sftule zugeschmolzen wurden und daher nur diese enthielten. Behufs 
leichteren Zuschmelzens waren dieselben an einem Ende in eine Spitze 
ausgezogen, an der Grenze zwischen dem 2. und 3. Drittel hingegen 
etwas verengert. Die gefüllten Gläschen wurden direkt in einem 
dunklen Orte aufbewahrt, dessen Temperatur im Winter -+* 5°, im 
Sommer -f- 30° C erreichte. 

Bei der bekannten Kurzlebigkeit dieses Mikroorganismus war der 
Autor nicht wenig überrascht, als er bei Entnahme des in dieser Weise 
durch ca. 6 Monate aufbewahrten Blutes darin lebende und virulente 
Pneumokokken vorfand. In derselben Weise gelang es ihm, Strepto- 
kokken durch 10 Monate lebend und bei (wenn auch etwas abge- 
schwächter) Virulenz zu erhalten. 

Als Grund für diese auffallende Erscheinung glaubt B. die richtige 
Alkalinität des Nährbodens, Ausschluß der Einwirkung von Luft und 
Licht und ferner den Umstand ansehen zn können, daß, da die Röhrchen 
nicht vorher in den Brutofen gestellt wurden, keine so rapide Ver- 
mehrung der Kokken eintrat und hierdurch eine Alteration des Nähr- 
substrates verhindert wurde. Kamen (Czernowitz). 

Nicollc, Ch. et Hubert, M. A., Les angines ä bacille Fried- 
läuder. (Ann. de l’Inst. Pasteur. T. XI. No. 1.) 

Seit November 1894 werden in Rouen alle pseudomembranösen 
Aflektionen bakteriologisch untersucht. Unter mehr als 1600 Fällen 
fanden Verff. den Friedländer’schen Bacillus 6 mal in Rein- 
kultur und in 2 Fällen mit dem Diphtheriebacillus vergesell- 
schaftet. 

Bei den durch den Friedländer’schen Bacillus allein ver- 
ursachten Anginen kann man eine chronische und eine subakute 
oder akute Form unterscheiden. Jene dauert mehrere Monate, diese 
bis zu einem Monat. Die Symptome sind bei beiden gleich. Ohne 
allgemeine Erscheinungen und ohne nennenswerte örtliche Störungen, 
als in manchen Fällen Kitzel und geringe Schmerzhaftigkeit , bilden 
sich auf den Tonsillen, einige Male auf den Gaumenpfeilern oder auf 
der Pharynxwand 1—5 mm große, weiße oder gelbliche Punkte in 
verschiedener Anzahl. Selten fließen sie zu einigermaßen größeren 
Membranen zusammen. Sie haften der Schleimhaut sehr fest an und 
kehren nach künstlicher Entfernung ziemlich schnell zurück. 

Die Richtigkeit der bakteriologischen Diagnose gründen Verff. 
auf Schnittuntersuchungen der Membranen in 2 Fällen und die Ge- 
winnung von Reinkulturen in allen Fällen. Die Reinkulturen wurden 
in systematischer W'eise auf die bekannten Eigenschaften der Fried- 
länder’schen Bacillen hin io Kulturen und Tierexperiment unter- 
sucht. Des längeren verbreiten sich Verff. über die Wirkung der 
aus den verschiedenen Fällen gezüchteten Kulturen auf eine Reihe 
von Zuckerarten. Bei den diesbezüglichen Experimenten folgten sie 
der Versuchsanordnung G r i m b e r t ’s. Eine Kultur vergärte Glukose, 
Arabinose, Raffinose, Dulcit, Dextrin, Mannit, Maltose, Saccharose, 
Galaktose und Laktose; die anderen fünf außerdem noch Glycerin. 


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608 


Diplococcus and Biudehautkaiarrh 


Drei der Kulturen koagulierten die Milch nicht, obwohl sie Laktose 
umzusetzen imstande waren. 

Versuche, mit den Reinkulturen künstlich Pseudomembranen zu 
erzeugen, schlugen fehl. Fritz Basenau (Amsterdam). 

Nicolle, C. et Hubert, A., Note sur un öchantillon de bacille 
de Friedländer, isol4 de la vase de la Seine. (Ann.de 
l’Inst Pasteur. T. XI. No. 1.) 

Durch Zufall gelangten Verff. dazu, aus dem Schmutz der Seine 
den Friedländer'schen Bacillus ebenfalls zu isolieren. Die nähere 
Untersuchung ergab, daß diese Kultur auf Grund der morphologischen 
und kulturellen Eigenschaften der Gruppe der im vorigen Referat 
erwähnten fünf Anginakulturen nahe steht, insbesondere auch, was 
ihre Gärwirkung anbetrifft. Die Kultur erwies sich indessen insofern 
abweichend, als daß sie auch in großen Dosen für ältere Mäuse nicht 
pathogen war. Eine etliche Tage alte Maus ging allerdings unter 
den typischen Erscheinungen zu Grunde. 

Fritz Basenau (Amsterdam). 

Gliford, H., Der Fraenkel'sche Diplococcus als häufiger 
Erreger des akuten Bindehautkatarrhs. (Arch. f. Augen- 
heilkunde. Bd. XXXIV. p. 134-138.) 

In 40 Fällen von typischem, akutem Bindehautkatarrh fand Verf. 
in Omaha, Nebr., niemals den Week 'sehen Bacillus, sondern in 
allen, außer in einem, den Fraenkel’schen Diplococcus mikro- 
skopisch, in 12 von diesen auch kulturell, und zwar meistens in Rein- 
kultur, immer in überwiegender Mehrzahl. Uebertragung eines kleinen 
Sekretpartikelchens, in dem sich massenhaft typische Kapselkokken 
fanden, auf die eigene Bindehaut rief am nächsten Morgen beim Verf. 
einen akuten Bindehautkatarrh hervor, in dessen Sekret massenhaft 
Kapselkokken nachzuweisen waren; auf '/»'P roz - Agar wuchs eine 
Reinkultur von dem F raen kel’schen Diplococcus. Uebertragung 
von dem Sekret des Verf. auf die Bindehaut seines Assistenten er- 
zeugte erst nach 48 Stunden eine Pneumokokkenconjunctivitis von 
milderem Verlauf. Spätere Impfungen auf die eigene Bindehaut 
blieben steril, so daß eine gewisse Immunität eingetreten zu sein 
scheint. 

Mit Reinkulturen gelang es Verf. ebensowenig wie Axenfeld, 
einen Bindehautkatarrh zu erzeugen, wohl aber mit anaäroben Kul- 
turen, die nach Büchner auf Serumagar gezüchtet waren. 

Die Pneumokokkenconjunctivitis ist nach G.’s Beobachtungen 
keineswegs eine ausschließliche Kinderkrankheit; die Hälfte seiner 
Fälle kam bei jungen Erwachsenen vor. Die Inkubationsdauer in 
den natürlichen Fällen scheint ungefähr 48 Stunden zu sein, bei den 
Impfungen betrug sie zweimal 48, einmal 22 und einmal 72 Stunden. 
Ob diese Entzündung durch eine außergewöhnliche Augenvarietät des 
Pneumococcus verursacht wird, ist fraglich; in den mikroskopi- 
schen Präparaten schienen die Glieder der Diplokokken nicht so aus- 
geprägt lanzettförmig zu sein, als bei den aus Empyemeiter ge- 
wonnenen. Sch laef k e (Cassel). 


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Pe»L 


609 


Lowson, J. A., The epidemic of bubonic plague in 1894. 

Hongkong (Noronia & Cie.) 1895. 

Der Verf., welcher in seiner Eigenschaft als Medizinalbeamter 
uud Leiter des Seuchenhospitals zu Hongkong inmitten der Ereig- 
nisse des Sommers 1894 an hervorragender Stelle sich befand und 
während dieser ganzen Zeit neben der Krankheitsbewegung auch die 
allgemeinen gesundheitlichen Verhältnisse im Auge behielt, hat über 
seine Erfahrungen einen ausführlichen amtlichen Bericht an den 
Generalarzt der Kolonie erstattet, aus welchem Folgendes besonders 
hervorgehoben zu werden verdient. 

Die Kenntnisse über das Wesen der Pest waren bei Ausbruch 
der Seuche nur dürftig, da eine nennenswerte Litteratur darüber 
nicht bestand. Hinsichtlich der mutmaßlichen Quelle der Einschleppung 
wird zunächst festgestellt, daß als solche wohl sicher Canton anzusehen 
ist, woselbst die Seuche seit Februar 1894 herrschte und welches 
mit Hongkong in regstem Verkehr steht. Es langen etwa 11000 
Passagiere wöchentlich zu Schilf von Canton an. In Pakhoi, wo die 
Seuche allerdings seit 20 Jahren endemisch ist, waren uni jene Zeit 
keine Erkrankungen bekannt geworden. Die Annahme, daß die 
Uebertragung von Canton her schon am 2. März erfolgt sei — an 
welchem Tage unter Beteiligung von 40000 Kulis aus Canton eine 
große Prozession in Hongkong stattfand — lehnt Verf. entschieden 
auf Grund der Sterblichkeitsziffern ab, vielmehr berechnet er 
nach der Zahl der täglichen Todesfälle den Ausbruch der Seuche 
auf die erste Woche des Mai. Daß zu Hongkong ein so hef- 
tiger Ausbruch erfolgte, lag an den ungünstigen gesundheit- 
lichen Zuständen, welche die Seuche dort wie ein Strohfeuer auf- 
tiammen ließen. Nichtsdestoweniger sei durch die Summe aller 
Beobachtungen in diesem Sommer die Pest eines großen Teiles ihrer 
Schrecknisse entkleidet. Bei vorsorglicher Gesundheitspflege könne 
kein civilisiertes Land zum Herd der Seuche werden. Dies zeigten 
insbesondere die günstigen Erfahrungen an jenen Oertlichkeiten 
Hongkongs, wo die europäische Reinlichkeit aufrecht erhalten wurde. 
Mit der nun folgenden Krankheitsbeschreibung stellt sich Verf. voll- 
ständig auf den Boden der bakteriologischen Thatsachen, welche 
unter seinen Augen von Kitasato im Juni 1894 im Kennedy town 
Hospital (Entdeckung des Bacillus am 14. Juni) ermittelt wurden: 
„Die Bubonenpest ist eine spezifische und ansteckende fieberhafte 
Krankheit, gekennzeichnet durch die Anwesenheit eines bestimmten 
Bacillus, welcher zunächst die Lymphbahnen befällt“ 

Von den besonderen ungünstigen Verhältnissen zu Hongkong 
werden iu erster Linie die chinesischen Wohnungen erwähnt 
welche von Schmutz starren. „In einem solchen Wohnraume gesellt sich 
zu einer dicken Lage von Staub, alten Lumpen, Asche und Scherben der 
Kot und gärende Urin von Tieren und Menschen, die dort einträchtig 
hausen.“ Bei 30—40 Bewohnern eines solchen Raumes kommen auf 
den einzelnen weniger als 150 Kubikfuß Luft; dabei handelt es sich 
oft um Kellerräume ohne Fenster. Die vorhandenen Kanäle sind undicht 
gebaut, im Querschnitt viereckig und verstopfen sich oft. Die Nah- 
rungsmittel waren weniger verdächtig, das Leitungswasser sogar vor- 

Enu Abt, XXI. Bd. 39 


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610 Feit. 

züglicb. Jedoch bestanden noch eiue Anzahl schlechter Bronnen. 
Einen erheblichen Anteil an der Seuchenverbruitung mißt Verf. sodann 
den öffentlichen Abtritten bei. Er führt Beispiele an, wo rund um 
solche herum Pestfälle aufgetreten waren, ja er behauptet, daß, wenn 
man die schwerstbetroffenen Stadtteile in den Stadtplan einzeichnete, 
man damit zugleich die Lage dieser Abtritte erhielt. Ein Einfluß 
des Klimas war nicht festzustellen : in Cantou herrschte die Pest zur 
trockenen, in Hongkong zur Regenzeit. 

Die Uebertragung kann durch den Kot, das Blut und den Eiter 
der Erkrankten erfolgen. Im Speichel und im Erbrochenen wurden 
die Bacillen bis jetzt nicht gefuuden. Die beiden häufigsten Wege 
der Ansteckung sind das Eindringen in die Atmungsorgane und in 
kleine Hautwunden. In letzterer Hinsicht ist der Mangel jeglicher 
Fußbekleidung bei den niederen Chinesen besonders verhängnisvoll. 
Die Inkubation dauert zumeist 3—6 Tage, kann aber bis zu 9 Tagen 
sich hinziehen, wie in dem Falle eines gesund in das nicht verseuchte 
Gefängnis eingelieferten Mannes nachgewiesen wurde, der am 9. Tage 
der Haft erkrankte. 

In den ersten 'lagen nach Ausbruch der Seuche, als die Maß- 
regeln zur Bekämpfung noch sehr unvollkommen und die Einwohner 
selbst ratlos waren, wurden vielfach wahre Schreckensbilder angetroffen. 
So fanden sich in einem dunklen Kellerraume 3 Schwerkranke neben 
einem Toten hilflos auf ihrem Lager. Die abergläubische chinesische 
Bevölkerung mied furchtsam die europäischen Aerzte. 

Die Diagnose ist bei frischen Fällen nicht immer leicht, solange 
nur allgemeine Krankheitserscheinungen vorhanden sind. Das 
Fieber steigt schrittweise und erreicht zumeist erst nach 12—36 
Stunden die erste Höhe (104— 106° F = 40— 41 °C). Ein Schüttel- 
frost geht nicht vorher. Die höchstbeobachtete Temperatur war bei 
einem Kinde 108,8° F (== 42,5° C). Bleiben Fieber und Drüseu- 
schwellung nur gering, so sind Verwechselungen mit der gewöhnlichen 
Lymphadenitis wie auch umgekehrt der letzteren mit Pest möglich. 
Im allgemeinen war die Drüsenschwellung 24 Stunden nach 
Beginn des Fiebers deutlich und zeigte sich zumeist an den 
Leistendrüsen. Dies war auch bei den Erkrankten des mit 
gutem Schuhzeug versehenen Shropshire-Rcgiments der Fall. Danach 
wäre die Drüsenerkrankung anders, als die bei der Lymphangitis auf- 
zufassen. Außer diesen verdienen besonders die Mesenterialdrüsen 
Beachtung. Bei sorgfältiger Untersuchung finden sich unter denselben 
schon anfangs eine oder mehrere deutlich vergrößerte. Selten kam es 
vor, daß eine Drüse, nach mehrtägigem Bestehen geringer Vergrößerung, 
plötzlich stark anschwoll. Der Ausgang in Vereiterung ist die Regel; 
im chinesischen Krankenhause, wo nie geschnitten wurde, fanden sich 
unter 45 Kranken 34 mit aufgebrochener Drüseneiterung. Nach den 
Angaben des Verf.’s scheint die Abstoßung der Drüsen als Ganzes 
dabei nicht selten vorzukommen. Erscheinungen von Seiten des 
Gehirns kommen in 4 verschiedenen Formen vor, nämlich als Koma, 
Delirien, Apathie und Krämpfe. Das Blut ist dünnflüssiger, die 
roten Blutkörperchen legen sich nicht so schnell zur Rollenform 
aneinander. Die Mundschleimhaut ist stets trocken, die Zunge 


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P»st. 


611 


zeigt bald einen dicken Belag. Mitunter findet sich Mandel- 
anschwellung; dann sind auch stets die Halsdrüsen vergrößert. Das 
meist gallige Erbrechen tritt frühzeitig auf; es wird durch die 
vom Verf. regelmäßig im Beginne der Erkrankung geübte Kalomel- 
behandluog sehr gemildert. Gegenüber der zumeist bestehenden 
Verstopfung sind frühzeitige Durchfälle von günstiger Vor- 
bedeutung. Atemnot ist eine regelmäßige Begleiterscheinung. Die 
Flaut ist trocken, brennend heiß, ohne Ausschläge. Die fast bei 
allen Chinesen an Füßen, Händen und Gesicht vorhandenen erbsen- 
großen, roten Flecke waren Stiche der Insekten, die trotz aller Maß- 
regeln im chinesischen Krankenhause in Schwärmen auftraten. Bei 
den Pestkranken macht überhaupt schou die geringste Hautverletzung 
derartige Flecke. Echte Karbunkel der Haut wurden nicht beobachtet. 
Hautblutungen kamen unter 450 untersuchten Fällen 23 mal zur 
Kenntnis. Wo irgend möglich, wurde seitens des Verfi’s die Diagnose 
durch den Nachweis der Pestbacillen im Blute gestellt, 
welches unter den erforderlichen Vorsichtsmaßregeln an der Finger- 
kuppe durch Einstich mit der Hälfte einer Stahlfederspitze entnommen 
und als Färbepräparat verarbeitet wurde. Es müssen mindestens 
6 Präparate angefertigt werden, da die Bacillen zumeist nur vereinzelt 
vorhanden sind. 

Auf diese Weise wurden in der letzten Hälfte der Epidemie 
über 80 Proz. der Fälle diagnostiziert, darunter 2 erst nach dem 
Tode. Einmal wurde das aus der Milz punktierte Blut benutzt. Bei 
zweifelhaften Drüsenschwellungen erfolgte die Blutentnahme aus der 
Drüse selbst durch Punktion oder Einstich mit einem Tenotom. (Es 
scheint, daß sich der Verf. die Gefahr der Verwechslung mit anderen 
Bacillen, die gelegentlich in solchen Präparaten mit unterlaufen, nicht 
genügend klar gemacht hat. Kontrollversuche durch Züchtung des 
Blutes sind nur ganz ausnahmsweise angestellt worden. Kitasato 
warnt bekanntlich davor, die Diagnose nur durch das Farbepräparat 
zu stellen. Ref.). 

Der Pestbacillus wurde im Blut in allen Körperteilen, besonders 
reichlich in den vergrößerten Drüsen und in der Milz, gefunden, gegen 
Ende der Epidemie in geringerer Menge, als zu Anfang. Er konnte 
zumeist noch 3 Wochen nach Beginn der Erkrankung nachgewiesen 
werden, mitunter auch noch bis zur 6. Woche hin. Die Entlassung 
der Kranken erfolgte erst dann, wenn keine Bacillen mehr gefunden 
werden konnten. Im Blut stellte sieb der Bacillus zumeist als Diplo- 
coccus, infolge stärkerer Färbung der Pole, dar, ebenso bei Ent- 
nahme aus den Drüsen zu vorgerückter Krankheitszeit, während er, 
zu Anfang der Krankheit aus der Drüse gewonnen, gleichmäßig ge- 
färbt war. Versuche an Meerschweinchen, Kaninchen, Ratten und 
Mäusen bestätigten die Ergebnisse Kitasato’s. Hunde starben 
nach Lowson’s Ansicht nicht von selbst an der Pest, denn es 
wurden während der ganzen Epidemie keine Kadaver derselben in 
den Straßen gefunden. 

Folgende Krankheiten können zu Verwechselungen Anlaß geben : 
Malariafiebcr, Lympbangitis mit Leistendrüsenschwellung, Halsdrüsen- 
schwellungen und fieberhafte Darmerkrankungen. 

S9* 


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612 


Pe«t. 


Hinsichtlich der Prognose erklärt Verf. bündig, daß^sichere 
Zeichen für eine gute Prognose nicht vorhanden seien, wohl aber 
viele für eine schlechte. Außer der schon erwähnten Calomelbe- 
handlung weiß Verf. kaum irgend ein Erfolg versprechendes Mittel 
anzuführen. 

Bei der Leichenöffnung fand sich stets eine vergrößerte Milz, 
von meist weicher Beschaffenheit, letzteres jedoch nicht in dem Grade 
wie bei Malaria, ferner zumeist Schwellung der Pey er 'sehen Drüsen- 
haufen und seltener der Solitärfollikel. Fast regelmäßig waren die 
Gekrösdrüsen vergrößert und zeigten oft in ihrer Umgebung dieselbe 
serösblutige Durchtränkung des Gewebes, wie die äußeren Drüsen. 
Pneumonie kam selten vor. Hirnhäute und Gehirn waren stets blut- 
reich. Außerordentlich auffällig war in der Rekonvalescenz die 
Verminderung der Lebenskraft der Gewebe. Schnitt- 
wunden blieben oft tagelang unverändert. Die Bubonen brauchten 
meist 1 — 3 Monate bis zur Heilung. Oft lag die völlig abgestoßene 
Drüse inmitten der Eiterung. Frühzeitige Eröffnung der Drüsen- 
eiterung ergab die besten Erfolge. Vor allem wurde der Hebung der 
Körperkräfte Sorge gewidmet. Bei der mongolischen Rasse wurden 
nicht selten Keloidgeschwülste bei der Vernarbung festgestellt. In 
seltenen Fällen erfolgte nach mehrtägigem Benommensein schnelle 
Genesung. 

Von den Todesursachen kam nicht selten plötzliche Herz- 
lähmung im Anschluß an geringe Körperanstrengungen zur Beobachtung, 
ferner allmählich zunehmende Herzschwäche mit Lungenödem , Er- 
stickung durch ausgedehnte Entzündungen der Halsgegend, wobei die 
Tracheotomie zumeist unausführbar war, seltener große Blutungen 
aus den Lungen und aus den von der Eiterung betroffenen großen 
Schenkeladern, endlich hin und wieder Pyämie. 

Von den bekannt gewordenen Erkrankungen endeten tödlich: 
von 2619 Chinesen 93,4 Proz., von 11 Europäern 18,2 Proz., von 
10 Japanern 60 Proz., von 13 Indern 7,7 Proz. Die große Sterblichkeit 
der Chinesen erklärt sich aus der mangelnden ärztlichen und körper- 
lichen Pflege. Die genesenen Fälle waren zumeist von Anfang an in 
Behandlung gewesen. Die größere Sterblichkeit des weiblichen Ge- 
schlechts war dadurch bedingt, daß die Frauen in den ungesunden 
Wohnungen sich dauernd aufhielten, während der Mann denselben 
während der Arbeit fern blieb. 

Von den Maßnahmen gegen die Verbreitung der Seuche 

seien folgende hervorgehoben. Es wurden sorgfältige Bestim- 
mungen zum Schutz des Pflegepersonals erlassen und keine Aus- 
gaben für besondere Reinlichkeit und Körperpflege desselben ge- 
scheut. In den Freistunden mußten die Wärter möglichst weit vom 
Hospital entfernt sich aufhalten. Für die Wäscher und Desinfektoren 
wurde das Tragen von Respiratoren vorgeschrieben. Der Verf. be- 
dauert, daß er nicht regelmäßig die Entfernung der Gesunden aus 
den angesteckten Häusern habe erreichen können. Gleich zu Anfang 
der Seuche, am 11. Mai, wurde das Hospitalschiff „Hygieia“ in die 
Nähe des Ufers gebracht und zunächst mit den Kranken des chine- 
sischen Hospitals Tung Wah, darauf mit den Europäern und Ja- 


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Rotz. 


613 


panern belegt. Es bewährte sich, besonders auch während der Re- 
konvnlescenz, vorzüglich. Nach der am 15. Mai entdeckten Flucht 
des größten Teils des Pflegepersonals wurden nur mit großer Mühe 
ueue Hilfskräfte gewonnen. Unter diesen sind insgesamt nur 3 Todes- 
fälle vorgekommen. Krankenbesuch in den Hospitälern durfte nur 
in Begleitung von Polizisten und für 5 Minuten erfolgen, wobei Be- 
rührung der Kranken verboten war. Wer Angehörige selbst zu 
pflegen wünschte, mußte sich uuter die Wärterschaft aufnehmen 
lassen und allen dafür gütigen Vorschriften nachkommeu. 

Hinsichtlich der schmutzigen chinesischen Hütten war leider nur 
für einen Stadtteil die Niederreißung zu erreichen; ein Orkan im 
September leistete hierfür weitere gute Dienste. Auf Grund eigener 
bakteriologischer Versuche tritt Verf. entschieden der Angabe Yer- 
s i n ’s entgegen, welcher im Erdboden ungiftige Pestbacillen gefunden 
haben will. Er selbst fand den Pest bacillus in 1—20 Zoll Tiefe 
niemals, wohl aber eine ähnliche, in der Kultur jedoch unterscheid- 
bare Art. Ein günstiger Einfluß der erst teilweise fertiggestellten 
Kanalisation in Gestalt geringerer Ansteckung der abgeschlossenen 
Häuser war nur andeutungsweise erkennbar. 

Verf. führt zum Schlüsse eine Reihe von Vorschlägen zur gründ- 
lichen Verbesserung der gesundheitlicheu Verbältnisse^Hongkoogs an, 
unter welchen die Forderungen der allgemeinen Kanalisation, der 
regelmäßigen Straßenreinigung und der Schließung sämtlicher Bruunen 
hier hervorgehoben seien. 

ln einem Anhang ist ein für europäische Leser belustigend 
wirkender Aufruf der chinesischen Behörden zum Kampf gegen die 
Seuche mitgeteilt, der von abergläubischen Ansichten voll ist. (Der- 
findet sich wörtlich übersetzt in der Deutschen medizinischen Wochen- 
schrift 1897 No. 12.) Daß es auch in China hygienisch dämmert, 
geht aus der Aufforderung hervor, „reinigende Substanzen in die 
Brunnen zu schütten, in welche die schmutzigen Stoffe toter Ratten 
von den Kanälen her gelangt seien“. Doch sind die hierbei ge- 
nannten reinigenden Stoffe noch keineswegs als wirkliche Desinfektions- 
mittel anzusehen. Kurth (Bremen). 

Busehke, Ueber chronischen Rotz der menschlichen 
Haut nebst Bemerkungen über die Anwendung des 
M allein beim Menschen. (Archiv für Dermatologie und 
Syphilis. Bd. XXXVI. Heft 3.) 

In der Abhandlung beschreibt Verf. einen Fall von chronischem 
Rotz beim Menschen, der sich auf eine Extremität lokalisiert hatte. 
In der Litteratur existieren bereits 4 ähnliche Fälle, welche von 
Beriner resp. Hallopeau, Jeanselme und Neisser beschrieben 
sind. In allen Fällen war der Verlauf ungemein chronisch — ein 
Fall bis 6 Jahre. Auffällig war das Auftreten von intramuskulären, 
subkutanen und subperiostalen Abscessen. Endlich war allen ge-* 
meinsam die Lokalisation im Gesicht am Naseneingang. 

Die Diagnose „Rotz“ ist nicht so einfach zu stellen. B o n o in e 
unternahm es als erster, das Malleln als diagnostisches Hilfsmittel 
sowie auch therapeutisch in Anwendung zu ziekeu, Bon o me kou- 


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Kotz. — Aktioomyko&e. 


statierte seinerzeit heftige Reaktion schon auf kleine Dosen, itn Ver- 
laufe der Behandlung schwächte sich die Wirkung ab, gleichzeitig 
schritt Besserung einher. 

Auch Verf. beabsichtigte das Mallei'n bei seinem Patienten zu 
verwenden. Da sich indes die Beschaffung desselben verzögerte, so 
wurde zur Operation geschritten. Als später der Impfstoff beschafft 
war, wurde Patient nach der Operation verschiedene Male mit ver- 
schieden großen Dosen geimpft. Reaktion trat nicht ein. Pat. er- 
schien auch nach 18 Monaten noch als aesund. Erwähnt mögen noch 
die Schlüsse sein, die Verf. aus dieser Beobachtung ziehen zu können 
glaubt. 

1) Es giebt neben den au und um die Nasenschleimhaut sich 
lokalisierenden Fällen von chronischem Rotz mit meistens multiplen 
Herden im Körper einen auf eine Extremität lokalisierten Rotz. 

2) Die aus den Rotzneubildungeu hervorgehenden RotzgeschwQre 
haben an sich wenig oder gar nichts Charakteristisches, sie gleichen 
fast vollkommen Geschwüren, welche aus syphilitischen Neubildungen 
entstehen. 

3) Die Diagnose wird gestellt durch die bakteriologische Unter- 
suchung, und zwar das Straus ’sche Verfahren der intraperitonealen 
Impfung, was aber auch dahin zu ergänzen ist, daß die aus dem 
Hodeneiter gewonnenen Bacillen durch Färbung und Kultur mit Rotz- 
bacillen zu identifizieren sind (cf. die Arbeit von Kutscher, 
Zeitschrift für Hygiene. Ref.) 

4) Das Mallein ist möglicherweise auch für den menschlichen 
Rotz als diagnostisches und prognostisches Mittel verwertbar. 

5) Therapeutisch ist bei ganz lokalen Herden oder auch bei 
multiplen Herden, wenn sie einer radikalen Therapie zugänglich sind, 
eine Exstirpation im Gesunden, Verschorfung mit dem Paquelin, wo- 
möglich in Blutleere ausgeführt, indiziert. 0. Voges (Berlin). 


Ransom, W. B., A case of actinomycosis of the orbit, 
with a summary of seven other cases of actino- 
mycosis. (British Medical Journal. 1896. No. 1852.) 
Fairweatter, The progress and treatment of a case of 
actinomycosis commencing in the vermiform ap- 
p endix. 

Beiträge zur Kasuistik des Actinomyces mit zum Teil seltenerer 
Lokalisation. Krankengeschichte und Behandlung sind genau an- 
gegeben; desgl. in dem Falle von Orbitalerkrankung der Obduktions- 
befund. Beachtenswert ist in diesem vielleicht, daß der wahrschein- 
liche Ausgang der Erkrankung von einem schlechten Zahn, da ein 
Kanal zwischen der Orbita und dem Zahnfleisch des Oberkiefers sich 
vorfand, sowie ferner die Ausbreitung des Prozesses von der erkrankten 
rechten Orbita längs des Sehnerven auf Großhirn und Kleinhirn. Die 
in ersterer Publikation summarisch gegebenen anderweitigen Fälle 
betreffen verschiedene Teile des Gesichts, des Halses und Nackens, 
sowie zwei Perityphlitiden. Frosch (Berlin). 


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Tierische Parasiten. 


615 


Rapisarda, 0., Contrihuto alla casistica d e 1 1 * anchilo- 
stomo-anemia. (La Rif. med. 1896. No. 95.) 

Die hier gegebene Krankengeschichte betrifft einen Schwefel- 
arbeiter, welcher während des Aufenthaltes auf der internen Klinik 
in Catania über 800 Anchylostomen in den Stuhlgängen entleerte. 
Der Hämoglobingehalt war auf 30 Proz., die Zahl der roten Blut- 
körperchen auf 1 500000 gesunken. Die Behandlung mit Thymol 
und Filix mas brachte vollständige Heilung. 

Kamen (Czernowitz). 

de Quervain, Ueber Fremdkörpertuberkulose des Peri- 
toneums bei unilokulärem Echinococcus. (Centralbl. für 
Chirurgie. 1897. p. 1.) 

Verf. schildert einen bei einem 19-jährigen Patienten beobachteten 
Fall, der wenige Wochen nach Ruptur der Cyste zur Operation ge- 
langte. Es werden die genaueren makroskopischen und mikroskopi- 
schen Befunde der Erkrankung beschrieben, die der bacillftren Tuber- 
kulose sehr ähnlich erscheinen. Die Knötchen — bei der Operation 
wurde ein kleines, Knötchen enthaltendes Netzstück entfernt — be- 
stehen aus Riesenzellen, epitheloiden Zellen und kleinen Rundzellen, 
im Centrum findet sich ein deutlich erkenntliches Stück Echino- 
coccusmembran; manche größere Knötchen zeigen Verkäsung. Qu. 
hält diese Art der Fremdkörpertuberkulose für gutartig, da sie sich 
nicht anders verhält, wie jede aseptische Fremdkörpertuberkulose. 

W. Kempner (Berlin). 

Kratter, J. und Böhmlg, L., Ein freier Gehirncysticercus 
als Ursache plötzlichen Todes. (Beiträge zur pathologischen 
Anatomie und zur allgemeinen Pathologie. Bd. XXI. p. 25 — 42. 
Taf. III.) 

In dem medizinisch wie zoologisch in gleichem Maße Interesse 
bietenden Aufsatz berichtet Kratter über den pathogischen Befund 
bei der Obduktion eines plötzlich verstorbenen dreizehnjährigen 
Knaben. Als Todesursache mußte die Gegenwart eines freiliegenden 
Blasenwurms im dritten Ventrikel betrachtet werden. Die Blase 
besaß Größe und Gestalt eines kleineren Vogeleies, sie verlegte voll- 
kommen den Eingang zum Aquaeductus Sylvii. Der Tod ist an Hirn- 
druck, bei hochgradigem, durch den Fremdkörper veranlaßtem 
chronischem Hydrocephalus internus eingetreten. Ueber den Modus 
der Infektion ließ sich nichts ermitteln. Es wird an Hand der 
Litteratur der Nachweis erbracht, daß freie Gehirncysticerken nicht 
allzu selten zur Todesursache geworden sind , allerdings in den 
meisten Fällen erst, nachdem sich längere Zeit zuvor mehr oder 
weniger schwere Krankheitserscheinungen eingestellt hatten. Außer 
vom pathologischen und forensischen Gesichtspunkte aus verdient 
der beschriebene Fall auch Beachtung wegen der selten vorkommenden 
Lokalisation des Parasiten im dritten Gehirnventrikel. Die Selten- 
heit des Vorkommens von Finnen im dritten Ventrikel und ihre 
relative Häufigkeit in der 4. Gehirnkammer erklärt Kratter durch 
anatomische Verhältnisse. Die Sylvi’sche Wasserleitung gestattet 


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GIG 


üntersuchuDK&metbodon, Instrumente etc. 


dem Cysticercus bis zu einer gewissen Entwickelungszeit deu Uebcr- 
tritt vom dritten in den vierten Ventrikel, während sich einer weiteren 
Wanderung das geringe Lumen des centralen Rückenmarkskanals 
hindernd entgegenstellt. 

Der plötzlich eintretende Tod mit schweren Erscheinungen in 
den letzten Stunden bei einem Patienten, der vorher nur geringfügige 
Krankheitssymptoroe gezeigt hatte, findet seine anatomische Be- 
gründung zum guten Teil in der Annahme einer rein mechanischen 
Druckwirkung der Finnenblase auf die Vena magna Galeni nahe 
ihrem Eintritt in den Sinus rectus. Diese Druckwirkung kann all- 
mählig oder plötzlich durch Verschiebung des freiliegenden Fremd- 
körpers eingetreten sein. In beiden Fällen wird der ganze oder teil- 
weise Verschluß der Vena magna durch Unterbindung des Blutab- 
flusses eine rasche Zunahme der Flüssigkeitsansammlung in den tie- 
hirnventrikeln bedingen; die Stauung wird ihrerseits wieder den 
plötzlichen Tod unter Hirndruckerscheinungen hervorrufen. 

Die helminthologische, durch Böhmig ausgeführte Untersuchung 
ergab für den betreffenden Blasenwurm eine selten beobachtete Miß- 
bildung des Scolex. Derselbe setzte sich traubenförmig aus einer 
größeren Zahl von Bläschen zusammen; die Traube befestigte sich 
durch einen Stiel an der Innenfläche der Blascnwand. Wenn anch 
Haken und Saugnäpfe an keiner Stelle des Gebildes entdeckt werden 
konnten, so sprach doch die Buckelung der äußeren Blasenfläche und 
besonders die Histologie der Blasen wand deutlich für die Cysticercus- 
natur des vorliegenden Gebildes. Es dürfte, nach Böhmig, vielleicht 
nicht unmöglich sein, zwischen dem beschriebenen Blasenwurm und 
gewissen Formen racemoser Cysticerken einen Zusammenhang zu 
finden. Durch Sprengung und Rückbildung der Blasenwand hätte 
der geschilderte Cysticercus racemosus Aussehen erhalten 
können. F. Zschokke (Basel) 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 


Siegert, Ueber die Bedeutung der Widal’schen Serum- 
Diagnose für die Lehre vom Typhus abdominalis des 
Kindesalters. (Münch, med. Wochenschr. Id97. No. 10. p. 250.) 

Da der Typhus abdominalis im Kindesalter oft gänzlich von der 
Norm abweicht, so ist für dessen Differentialdiagnose das Widal- 
sche Verfahren von ganz besonderem Werte. Die Zuverlässigkeit 
dieser Serumdiagnose wurde auch in der Straßburger Kinderklinik 
bei allen Fällen von Typhus abdominalis der letzten Zeit ohne Aus- 
nahme bestätigt. Besonders interessant sind darunter zwei Beispiele. 
Es handelt sich um Brüder im Alter von 9 1 /* und 10V, Jahren, 
welche im Verlaufe weniger Monate in der Kinderklinik zur Behand- 
lung kamen. Der erstere war mit der Diagnose Perityphlitis in die 
Klinik geschickt worden, wo er 4 Tage mäßig hohes Fieber bei sehr 


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Untersuchungsilietboden, Instrumente etc. 


617 


frequentem, kleinem, niedrigem Puls und hartnäckige Obstipation 
zeigte. Angesichts des nun folgenden Krankheitsbildes: Ganz un- 
regelmäßig remittierendes Fieber bei stets ganz kleinem, niedrigem, 
frequentem Puls, vergrößerte Inguinaldrüsen, andauernde Stuhl- 
verstopfung und Fehlen aller subjektiven Beschwerden, lag der Ge- 
danke an eine Tuberkulose der Mesenterialdrüsen resp. Retroperi- 
tonealdrüsen am nächsten. Zur Typhusdiagnose fehlten alle für diese 
Krankheit charakteristischen Symptome. Typhus war daher trotz 
der Anamnese: 14 tägige fieberhafte Erkrankung mit Obstipation; 
wegen des Befundes bei der Aufnahme, des behaupteten akuten Ein- 
setzens der Erkrankung und wegen des beschriebenen Verlaufes aus- 
geschlossen worden. 

Bei dem anderen Bruder hatte man in Anbetracht der Anamnese 
und der Roseola-ähnlichen Flecken am Abdomen bei der Aufnahme 
zunächst die Wahrscheinlichkeitsdiagnose Typhus abdominalis gestellt. 
Indessen entsprach in der Folge der Verlauf der Kurve dieser Krank- 
heit nicht. 

Ebenso, wie sein Bruder, zeigte auch er hartnäckige Obstipation, 
Schwerhörigkeit, sowie kleinen, sehr niedrigen und weichen Puls und 
ebenso fehlte ein Milztumor und die Roseola vom 9. Behandlungstage 
an. Dagegen stellte sich jetzt bei subnormaler Temperatur eine 
größere Anzahl meningitischer Symptome ein, wobei wiederum gegen 
Meningitis tuberculosa der Fieberverlauf, die fehlende Nackenstarre 
und vor allem die vorübergehende Albumosurie und Albuminurie 
sprach. 

Erst das Wi dal 'sehe Verfahren brachte Klarheit: Mikroskopisch 
wie makroskopisch waren 1 / ls , l l 60 und l / 100 durchaus positiv. 

Nunmehr wurde angesichts der Aehnlichkeit beider Krankheits- 
bilder nach Verlauf von 6 Wochen auch das Serum des 
jüngeren Bruders untersucht und auch hier noch ergab sich die 
Gruber’sche Reaktion bei */ tt> und l / 50 absolut positiv. 

Nach diesen Beobachtungen empfiehlt Verf. in allen Fällen, wo 
die Diagnose zwischen fieberhafter Obstipation, Pneumonie, Meningitis, 
tuberkulöser Peritonitis oder Typhus schwankt, das Widal’sche Ver- 
fahren anzuwenden. Deeleman (Berlin). 

Jez, V., Ueber die Bedeutung der W;idal’schen Sero- 
diagnostik. (Wiener med. Blätter. 1897. No. 3.) 

Verf. benutzte zu seinen Untersuchungen 24 Stunden alte Typhus- 
kulturen in Bouillon, die stets zuvor im hängenden Tropfen auf ihre 
Lebensfrische und Beweglichkeit untersucht wurden. Das Blut wurde 
durch Einstich des Ohrläppchens mittels der zu dem Hower 'sehen 
Hämoglobinometer gehörigen Pipette entnommen und zur Gerinnung 
stehen gelassen. Gleichzeitig legte er dem Patienten ein Empl. 
cantharid.auf eine beliebige Körperstelle, wodurch er nach 9 — 10 Stunden 
eine mit viel Serum erfüllte Blase bekam. Das Serum wurde dann 
mittels P r a v a z spritze in kleine, sterilisierte Eprouvetten gegeben. 
Er stellte so zwei Serumsorten her, eine aus dem Blut direkt, 
eine andere aus der Blase; uud zwar eine Serie vom gesunden 
Menschen, die andere von einem in der 3. Woche stehenden Typhus- 


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UnterouchaogamethodeD, Instrumente etc. 


kranken. Zur Prüfung nahm er die 24 Stunden alten Typhusbouillon- 
kulturen, die im Thermostat bei 37° und die in der Zimmer- 
temperatur gewachsen waren. 

In beiden Fällen war die Bouillon gleichmäßig getrübt und die 
Bacillen zeigten unter dem Mikroskope sehr lebhafte Bewegungen. 
Er stellte nun 8 Mischungen her: 

1) Typhusbouillonkulturen aus dem Thermostat + Typhusserum 

aus dem Blute. 

2) Typhusbouillonkulturen aus dem Thermostat -+■ Typhusserum 

aus der Vesicansblase. 

3) Typhusbouillonkultur aus dem Thermostat -f- normales Blutserum. 

4) Typhusserum aus dem Thermostat Normalserum aus der Blase. 

Ferner machte er noch 4 solche Mischungen mit Typhusbacillen- 
kulturen, die bei Zimmertemperatur gezüchtet wurden. Das Verhält- 
nis von Serum zu Typhuskultur war = 1:10. 

Die Versuche führten zu dem Ergebnisse, daß die Temperatur, 
in welcher die Bacillen gezüchtet werden, keinen Ein- 
fluß auf die Resultate der Widal’schen Probe ausübt 
und ferner, daß das Blutserum ganz ähnlich wie Serum 
aus der durch Emplastr. cantharid. erzeug ten Blase 
wirkt. 

Er prüfte nunmehr die serodiagnostisebe Reaktion bei folgenden 
Krankheiten : 

1) Pneumonia crouposa 3 Fälle, 

2) Perityphlitis 1 Fall, 

3) Bronchitis infectiosa 2 Fälle, 

4) Typhus abdominalis 4 Fälle, 

5) Meningitis tuberculosa 1 Fall, 

6) bei gesunden Menschen. 

Als Serum benutzte er dazu das aus der Blase gewonnene. Er 
kam dabei zu dem Resultat, daß manche Normalsera auf die Typhus- 
bacillen in Bouillou in der Weise wirkeu, wie das W idal für Typhus- 
serum als charakteristisch bezeichnet, ln Fall 1 — 3 erhielt er stets 
negative Resultate. In den 4 Fällen von Abdominaltyphus fiel die 
Reaktion positiv aus. 

Verf. führt nun den interessanten Fall von Leptomeningitis 
tuberculosa aD, wo am 2. Tage des Spitalaufenthalts die Widal’sche 
Reaktion ganz unzweideutig positiv ausfiel: In mikroskopischen 
Präparaten wurde nach einer ’/< Stunde keine Bewegung der Typhus- 
bacillen mehr gesehen, und überall waren sie in Häufchen zusammen- 
geballt. Die nach 24 Stunden untersuchten Serum-Typhusbouilloo- 
gemische zeigten ganz klare Flüssigkeit uDd am Boden 
waren größere und kleinere Flocken und Häufchen 
deutlich sichtbar. Kontroll versuche waren negativ. Die Ansicht, 
daß es sich somit eventuell um eiuen Meningotyphus handeln könne, 
wurde durch die ObduktioD widerlegt, welche lautete : Leptomeningitis 
basilaris tuberculosa; Hydrocephalus internus acutus; Tuberculosis 
apicis pulmonum bilateralis; Nephritis parenchymatosa chronica; 
Hydronephrosis dextra. 

Er kommt im Hinblick auf seine bisherigen Erfahrungen und die 


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Unter snchan£*methoden, Instrumente etc. 


619 


diesbezüglichen Beobachtungen von Achard, Beusaude, Stern, 
Breuer, Gruber u. a. zu dem Schlüsse, daß 1. die Widal'sche 
Reaction kein verläßliches Symptom des Abdominal* 
typhus darstellt, 2. daß die Serumreaktion keine 
strenge Spezifität besitzt. Deeleman (Berlin). 

Conrmont, Paul, Repartition, formation et destruction 
de la substance agglutinante chez les typhiques. (La 
Semaine mddicale. 1897. p. 105.) 

Bei 9 zur Sektion gelangten Typhusfällen hat C. die agglutinie- 
rende Kraft des Blutes und der verschiedenen Organsäfte gemessen. 
Er fand, daß im cirkulierenden Blute das Maximum der agglutinierenden 
Substanz aufgespeichert war. Thyreoidea und Ovarium schienen ohne 
Einfluß auf die Substanz zu sein. Die äußeren Sekretionsdrusen, wie 
die Nieren, scheiden die Substanz in wechselnden Mengen aus. Leber 
und Milz zerstören große Mengen. 

Ahlefelder (Charlottenburg). 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 

Behring, E., Antitoxintherapeutische Probleme. (Fort- 
schritte der Medizin. 1897. No. 1.) 

I. Vermeidung der Üblen Nebenwirkungen des Diphtherieheil- 
serums. Zur Vermeidung der bekannten Nebenwirkungen konzentriert 
B. jetzt das Serum durch Ueberführung in feste Form, nachdem sich 
herausgestellt hat, daß das hochwertige Diphtherieserum, welches 
durch Höhertreibung der Immunität der serumliefernden Tiere ge- 
wonnen wurde und bis zu 600 Einheiten im Kubikcentimeter enthielt, 
nicht genügend haltbar ist. Die trockenen Präparate sind in Wasser 
leicht löslich und enthalten kein Konservierungsmittel. Der Mindest- 
wert von einem Gramm solcher Präparate ist — 5000 Antitoxinein- 
heiten. Besonders für die Immunisierung von diphtheriebedrohten 
Menschen bieten dieselbe große Vorteile. Zur Einspritzung von 
250 Einheiten wären von oben genanntem Präparat nur 0,05 g not- 
wendig, die, in mehreren Kubikcentimeter Wasser gelöst eine Flüssig- 
keit abgeben, von der Behring überzeugt ist, daß sie von der Neben- 
wirkung des Serums völlig frei ist 

II. Die Verteilung und Ausscheidung des Diphtherieantitoxins 
hei gesunden Tieren und beim Menschen, nebst Bemerkungen über 
immunitätverleihende Antitoxinwirkung. — Behring hat bekannt- 
lich stets den Standpunkt vertreten, daß das dem menschlichen Körper 
durch Einspritzung des Diphtherieserums zugeführte Antitoxin als 
solches unverändert in der Säftemasse cirkuliert, ohne an irgend- 
welche Körperbestandteile gebunden zu werden. Durch höchst exakte 
Versuche an verschiedenen Tieren konnte Behring feststellen, daß 


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620 Schutzimpfung, künsti. Infektionskrankheiten, kotwickeluogsheinmung etc. 


das Blut normaler Tiere, denen Diphtherieserum eingespritzt war, 
tagelang unverhältnismäßig viel mehr Antitoxine enthielt, als es hätte 
enthalten können, wenn etwa das eingespritzte Antitoxin sich gleich- 
mäßig im ganzen Körper verteilt hätte. 

Außerdem gelang es ihm, nachzuweisen, daß das Antitoxin vom 
4. Tage an beginnt aus dem Blute zu verschwinden und daß nun- 
mehr der Harn und die Milch der betreffenden Tiere antitoxinhaltig 
wurden* Auf dieselbe Weise konnte, wie Behring mitteilt, auf 
der H e u b n e r’schen Klinik festgestellt werden, daß bis zu 3 — 4 Wochen 
nach der Injektion von Diphtherieserum beim Kinde noch eine gewisse 
Menge Antitoxin im Blute nachgewiesen werden kann, nachher aber 
nicht mehr. Bei intravenöser Injektion des Antitoxins trat der Zeit- 
punkt, in dem das Blut den höchsten Antitoxingehalt aufwies, früher 
ein, bei intrastomacbaler oder intrarektaler Einverleibung war über- 
haupt eine Resorption nur dann zu konstatieren, wenn Verletzungen 
der Schleimhaut Vorlagen. Nach Behring geht also die ganze sub- 
kutan injizierte Antitoxinmenge in das Blut des injizierten Individuums 
über, ohne an irgend einer Stelle des Körpers eine chemische Bindung 
(z. B. mit Zellen) einzugehen. Ueber eine neue Terminologie zur 
leichteren Uebersicht über die gewonnenen Versuchsresultate ist das 
Original einzusehen. 

III. Die Verteilung des Diphtheriegiftes und des Tetanusgiftes 
ira tierischen Organismus. — Hier konnte Behring feststellen, daß 
eine um so größere Menge des injizierten Giftes im Blute der injizierten 
Tiere nachzuweisen ist, je stärker empfindlich die betreffende Tierart 
gegen das betreffende Gift ist So konnte nach Knorr bei den wenig 
tetanusgiftempfindlichen Kaninchen nur sehr geringe Mengen Tetanus- 
gift iro Blut wieder aufgefunden werden, bei sehr tetanusgiftempfind- 
lichen Meerschweinchen dagegen erschien bei starken Vergiftungen 
fast die ganze Menge im Blute wieder. Ebenso verhielten sich bei 
Versuchen Wernicke’s gegenüber dem Diphtheriegift das empfind- 
liche Meerschweinchen und die unempfindliche Maus. 

H. Kossel (Berlin). 

Dzlerzgowski, S., lieber den Gehalt an Antitoxin in den 
Körperflü ss igkeiten und den einzelnenOrganen gegen 
Diphtherie immunisierter Pferde. (Archiv für experi- 
mentelle Pathologie und Pharmakologie. Bd. XXXVIII Heft 34.) 

Die Untersuchungen bilden eine wertvolle Ergänzung der oben 
referierten Behring 'sehen über passiv immunisierte Tiere. D. hat 
es sich zur Aufgabe gestellt, bei den aktiv immunisierten Tieren die 
Lokalisation des Antitoxins im Körper zu studieren, um eventuell 
daraus Schlüsse auf die Bildungsstätte des Antitoxins ziehen zu können. 
Die Resultate waren kurz zusammengefaßt folgende. Den höchsten 
Gehalt an Antitoxin wies das Blutserum und seröse Flüssigkeiten auf, 
wie z. B. der Inhalt des Graaf 'sehen Follikels und das seröse Muskel- 
infiltrat an der Injektionsstelle des Giftes. Von den Organen ent- 
hielten am meisten Antitoxin die Nieren, dann in absteigender Reihe 
Ovarium, Nebennieren, Speicheldrüsen und Lymphdrüsen, Leber, Milz, 
Schilddrüse, Muskeln, Rückenmark, Gehirn und Knochenmark. Den 


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Schutzimpfung, künsti. Infektionskrankheiten, Kntwickelungshemmung etc. 021 


geringsten Gehalt an Antitoxin zeigten die weißen und roten Blut- 
zellen. Im Herzmuskel war mehr Antitoxin vorhanden, als im Körper- 
muskel. Der hohe Gehalt der Nieren an Antitoxin kommt nach Verf. 
dadurch zustande, daß diese die Ausscheidung des Antitoxins besorgen, 
was sich auch darin zeigt, daß der Harn antitoxinhaltig wird. Nach 
Verf. wird das Antitoxin wahrscheinlich durch Oxydation aus dem 
Diphtheriegift gebildet, wofür der hohe antitoxische Wert der serösen 
Flüssigkeit an der Injektionsstelle des Giftes spricht, welcher dem 
des Blutserums gleichkommt. Die sichere Feststellung des Ortes der 
Antitoxinbildung bleibt nach Verf. weiteren Untersuchungen Vorbehalten. 

H. Kossel (Berlin). 

Krumbein. R., Der Einfluß des Heilserums auf dieDiph- 
therie. (Inaug.-Diss.) Jena 1895. 

Die sehr sorgfältige Zusammenstellung enthält die Ergebnisse 
der Heilserumbehandlung in 62 Fällen, welche in der Zeit von August 
1894 bis April 1895 auf der medizinischen Klinik zu Jena unter 
Stintzing’s Leitung zur Beobachtung kamen. Da die meisten der 
in dieser Frage in Betracht kommenden Gesichtspunkte in derselben 
Weise behandelt und erledigt sind, wie bei zahlreichen anderen in- 
zwischen aus Krankenhäusern veröffentlichten Arbeiten, so 
genügt es, hier folgende Zahlenangaben anzuführen. Von 120 aus 
der Zeit von 1891 bis Juli 1894 beobachteten Diphtheriefällen starben 
33,3 Proz., und zwar von den ersten 60 : 40 Proz., von den letzten 
60: 26,7 Proz., dagegen von den 62 mit Heilserum behandelten 
20,9 Proz. Die Häufigkeit der Tracheotomie sank von 53,3 Proz. 
auf 25,9 Proz, die Sterblichkeit der Tracheotomierten von 53,6 Proz. 
auf 43,7 Proz. Von den in den ersten 3 Krankheitstagen mit Heil- 
serum Behandelten starben 14,7 Proz., von den später Behandelten 
35,7 Proz. 

Die bakteriologische Diagnose wurde 50 mal gestellt, und zwar 
sowohl durch Färbepräparate, wie mittels der Kultur, letzteres in 
mehr als 36 Fällen. — Nachteilige Wirkungen der Einspritzung 
wurden 2 mal festgestellt, nämlich ein schnell wieder verschwindender 
Hautausscblag und ein Streptokokkenabsceß an der Impfstelle. 

Kurth (Bremen). 

Smirnow. 31. G. A., D’une antitoxine artificielle de la 
diphthörie. (Archives des Sciences biologiques publicös par 1* 
Institut imperial de mädecine experimentale de St. P6tersbourg. 
Tome IV No. 5.) 

Unter diesem Titel bringt Smirnow weitere Untersuchungen 
über die Erzeugung von „Antitoxinen“ durch Elektricität. Er hat 
sich bemüht, eine Versuchsanordnung zu schaffen, die eine sichere 
Ausbeute von „Antitoxin“ bei jeder Elektrolyse von Diphtheriegift 
gewährleistet. Er hat sich davon überzeugt, daß die Menge des An - 
titoxins, welches sich am positiven Pole bildet, in direkter Abhängig- 
keit steht von der Dauer der Zeit, während welcher das Diphtherie- 
gift der Einwirkung des an diesem Pole entstehenden Chlors ausge- 
setzt ist. Sein Verfahren ist jetzt folgendes ; Er elektrolysiert das 


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622 Schutzimpfung, künatl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


Diphtheriegift zunächst mit Zusatz von 0,5 Proz. Kochsalz unter An- 
wendung von Kohlenelektroden. Nach 7 Stunden ersetzt er die Kohlen- 
elektroden durch silberne, um das Chlor auszuscheiden und wiederholt 
die Elektrolyse nach einigen Stunden, nachdem er Alkali zu der 
Flüssigkeit am positiven Pole hinzugesetzt hat. Ferner bringt er 
unterhalb des positiven Poles einen Wattebausch an, um den Teil 
der Flüssigkeit, welcher sich „entre les extr6mit6s des deux Mectrodes“ 
befindet und der gewöhnlich giftig bleibt von der übrigen Menge ab- 
zutrennen. 

Das auf diese Weise mit Sicherheit zu gewinnende „Antitoxin“ 
entfaltet seine Wirksamkeit noch bei vorgeschrittener Infektion der 
Meerschweinchen mit Diphtheriebacillen, zu einer Zeit, wo das Serum 
seinen Dienst bereits versagt. 12 mitgeteilte Experimente an Meer- 
schweinchen sollen dies beweisen; 10 behandelte Tiere bleiben am 
Leben, zwei Kontrolltiere, von denen eins allerdings eine 6 mal so 
große Dosis als die behandelten bekommen hat, starben. 

Ueber die Natur des Vorganges, welcher aus dem Toxin das 
„Antitoxin“ macht, glaubt S., daß das „Antitoxin“ nicht durch eine 
spezifische Wirkung der Elektricit&t entsteht, sondern durch gegen- 
seitige chemische Einwirkung der organischen Substanzen der Bouillon 
und der Produkte der Elektrolyse der zugefügten Salze. L'&ntitoxine 
n’est que du poison oxydd on hydroxyle. DasmagfürdasSmirnow’sche 
„Antitoxin“ stimmen; für das, was man sonst unter Antitoxin ver- 
steht, dürfte es jedoch noch nicht erwiesen sein. Jedenfalls unterscheidet 
sich das Smirnow’sche „Antitoxin“ von denjenigen Körpern, welche 
wir mit Behring Antitoxine nennen, so erheblich, daß es zur Ver- 
meidung von Irrtümern dringend wünschenswert wäre, wenn Smirnow 
seinem Produkte einen anderen Namen gäbe. H. Kossel (Berlin). 

Blcel, A., Sugli ottimi risultati dell’ intubazione nel 
crup, dopo l’uso del siero antidifterico. (La Rif. med. 
1896. No. 22.) 

Verf. bestätigt die vorzügliche Wirkung des Heilserums bei 
gleichzeitiger Intubation. Von 9 Fällen, die er so behandelt hat, 
genasen 8, 1 starb. Die Intubationsdauer wurde unter dem Einflüsse 
des Serums von 120 auf 28 — 68, im Mittel 53 Stunden, abgekürzt. 

Kamen (Czernowitz). 

Abba, II primo anno di cura col siero antidifterico a 
Torino. (La Rif. med. 1896. No. 125.) 

Das Jahr 1895 war das erste, in welchem das Diphtherieserum 
ohne Unterbrechung angewendet werden konnte, da es in hinreichender 
Menge von mehreren inzwischen in Italien errichteten Instituten ge- 
liefert wurde. Der Einfluß dieser Behandlungsmethode auf die Sterb- 
lichkeit an Diphtherie erhellt aus nebenstehender Tabelle. 

Die wesentliche Verminderung der Sterblichkeit an Diphtherie 
ist wohl kaum auf etwas anderes, als auf die Wirksamkeit des Serums 
zurückzuführen und erreichte sie einen so hohen Grad trotz des 
Umstandes, daß die Serumtherapie nur in ca. 65 Proz. der Erkran- 
kungen in Anwendung kam. Dieselbe geschah in einigen Fällen auch 


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Schutzimpfung, kiiustl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmang etc. 023 



l"; 

Allgemeine ! 
. Mortalität 

An Diphtherie gestorben: 

Jahr 

in o/o der uiigem. 
Sterblichkeit 

in °/«o der 
Bevölkerung 

in O/o der 
i Diphtheriefälle 

1888 

7*30 

*.4 

0.58 

69,3 

1889 

737* 

1.6 

0,58 

63,0 

1890 

7337 

1,* 

0,28 { 

61,1 

1891 

7313 

1.9 

0,43 

67,6 

189* 

700* 

1,6 

0,37 

56,3 

1893 

7013 

1.7 

0,37 

41,9 

1894 

69*1 

1,6 

0,35 

42,1 

1888—1894 

mittel 

7*56 

1,7 

0.8» 

•V,,9 

1895 

7154 

M 

0*2 

81,8 


mittels Applikation per rectum, da, wie die Versuche von Chaute- 
messe und Ra nie 11 o ergaben, diese Art der Anwendung der sub- 
kutanen Einverleibung vollkommen gleichwertig ist. Das Serum wird 
zu dieser Applikationsweise mit etwas lauwarmem Wasser verdünnt. 
Es empfiehlt sich auch, '/* Stunde vorher das Rectum mittels eines 
Klysmas zu reinigen. Kamen (Czeruowitz). , 

Timaschew, S. M Resultate der Serumtherapie der Di- 
phtherie in der Kinderklinik der Dniversi tat Tomsk. 
(Wratsch. 1897. No. 5. p. 125—132.) [Russisch.] 

Nach einer Analyse der Daten der laufenden Litteratur, die für 
und wider die Serumbebaudlung der Diphtherie sprechen, führt Verf. 
an, daß auf dem Diphtheriekongreß in Kasan, im August 1896, wo 
Landschaftsärzte als Delegaten von 14 Wolgagouvernements auwesend 
waren, über 15000 mit Serum behandelte Diphtheriefälle berichtet 
wurde; dabei stellte es sich heraus, daß, dank dieser Therapie, die 
Mortalität von den gewöhnlichen 50 Proz. auf 15 Proz. gesunken war. 
Daher sprachen sich auch sämtliche anwesenden Aerzte für die Serum- 
behandlung aus. 

Ferner berichtet Verf. über 58 Injektionen von Serum aus dem 
Institute für experimentelle Medizin in St. Petersburg, 18 mit Beh- 
nng’s Serum und 9 Injektionen Aronson’scheu Antitoxins. Der 
Vorzug wird den ersten beiden Präparaten gegeben, während Aron- 
son’s Antitoxin ungleich in seiner Wirkung, häufig Exantheme nach 
sich zog. Die Diphtheriediagnose wurde in jedem Falle durch das 
Mikroskop, womöglich durch die Kultur, bestätigt, ln 12 Fällen 
wurden die Kulturen noch an Meerschweinchen auf ihre Virulenz 
geprüft und dabei stellte sich das interessante Faktum heraus, daß 
iu 5 Fällen, wo die Rachenerkrankung sehr schwer war, die Kulturen 
für Meerschweinchen sich wenig virulent erwiesen (0,1— 0,2 ccm einer 
2-tägigen Bouillonkultur waren nicht tödlich). In einem anderen 
Falle, wo die lokalen, sowie die Allgemeinsymptome nur schwach 
beim Kinde ausgesprochen waren, war die Kultur für Meerschweinchen 
lußerordentlich virulent (0,05 ccm war für ein Meerschweinchen von 
300 g Gewicht tödlich). Dies Gift wurde zur Immunisierung von 
Pferden behufs Darstellung von Serum von Dr. Butjatin ausgenutzt.. 
Verf. zieht daraus den Schluß, daß man aus den Lokalerscheinungen 


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624 Untersuchungsmethoden etc. — Entwickelungshemmung der Bakterien etc. 

den bezüglichen Fall nicht beurteilen kann, denn bei schwach aus- 
geprägten Lokalerscheinungen kann schwere AUgemeininfektion vor- 
handen sein und von solchen Fällen könne Propagation sehr virulenten 
Materials vor sich gehen l ). 

Was die Dosierung anbetrifft, so wurden Kindern unter 1 Jahr 
so viel 100 I.-E. appliziert, als das Kind Monate alt war, von einem 
Jahre an nie unter 1000 L-E. mit einem Male. Zuweilen war eine 
Wiederholung der Injektion nötig. Trat die Behandlung zeitig ein, 
so sank die Temperatur meist in 20 — 30 Stunden zur Norm, mit 
parallel gehender Pulsverlangsamung und schnellem Rückgänge des 
lokalen Prozesses. Weder Kollapse noch Nephritiden kamen zur Be- 
obachtung. Sonst beschränkte sich die Therapie auf Gurgelungen 
mit 3-proz. Borsäurelösung. Zu spät eingelieferte Fälle verliefen 
wechselnd, meist lytischer Temperaturabfall und verzögerte Rekon- 
valescenz. 

Die beobachteten Fälle wurden in 2 Rubriken untergebracht: 

1) Belege auf Mandeln, Rachen und im Pharyngonasalraum: 


Bis za 1 Jahr 

S 

Kranke 

1 Todesfall 

33, SS 

Pros. 

Mortalität 

Von 1 — 5 Jahren 

16 

ii 

3 Todesfälle 

*0,0 

»» 

i* 

„ 5 — 10 „ 

18 

it 

3 „ 

16,66 

t* 

tt 

„ 10-15 „ 

11 

tt 

1 Todesfall 

9,09 

t» 

i» 

über 15 „ 

8 

»» 

1 

19,5 

*» 

t 


65 

Kranke 

9 Todesfälle 

16,36 

Pros. 

Mortalität 


2) Mitergriffensein des Kehlkopfes und der Trachea. 

Bis su 1 Jahr 4 Kranke 3 Todesfälle 75 Pros. Mortalität 

Von 1 — 5 Jahren 8 „ 5 „ 62.5 ,, „ 

12 Kranke 8 Todesfälle 66,6 Pro*. Mortalität 

Die große Mortalität der ersten 5 Lebensjahre in der ersten 
Rubrik erklärt sich daraus, daß die Kinder meist spät in Behandlung 
kamen. 

16 Fälle der ersten Rubrik ohne Mischinfektion liefen in Ge- 
nesung aus. Von 29 Fällen, wo Diphtheriebacillen -f- Kokken *) ge- 
funden wurden, gingen 3 mit Tod aus; von 10 Fällen — Diphtherie- 
bacillen -f- Streptokokken — 6 Todesfälle. 

Von den 8 Todesfällen der zweiten Rubrik waren 6 .Mischinfek- 
tionen mit Streptokokken. 

Von den 12 Fällen der zweiten Rubrik : 8 tracheotomierte, davon 
7 mit letalem Ausgange. 

Ein Fall verdient besonderes Interesse : ein Knabe von 5 Jahren 
wird wegen Stenose bei Larynx- und Trachealdiphtherie tracheotomiert, 
erhält 2 mal 1000 I.-E. Serum und verläßt am 12. Tage gesund die 
Klinik; nach weiteren 10 Tagen wird er mit einem Recidiv wieder 
eingeliefert, tracheotomiert und erhält wiederum 1000 I.-E. Serum; 
bis zum 3. Tage scheinbare Besserung, dann treten Lähmungen 

1) Mir scheint der Umstand, daß ein Virus für den Menschen wenig, für ein Tier 
hocbvirulent sich erweist, nsch den Erfahrungen von Koch und Petruschky über 
Streptokokken, auch für die Sernmthcrapie bei Diphtherie bedenkliche Konsequenten in 
»ich su bergen, da wir ein hochwertiges Serum fBr Tiere produeieren können, welches 
für den Menschen vielleicht sehr minderwertig ist (Ref.). 

*) Wahrscheinlich Staphylokokken su verstehen (Ref.), 


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Schutzimpfung, knnstl. Infektionskrankheiten, Cntwickelungshemmung etc. 625 

peripherer Nerven ein und gegen Abend Exitus letalis infolge von 
Herzparalyse. Temperatur nicht über 37,5, Puls 108 — 126 in der 
Minute. 

Die Durchschnittsmortalität beläuft sich hier auf 25,3 Proz. Von 
3 Fällen postdiphtheriseber Lähmungen werden 2 mit tödlichem 
Ausgange näher geschildert. 

Schmerz an der Injektionsstelle wurde 27 mal, Exantheme 38 mal 
beobachtet; letztere meist von geringer Ausdehnung mit Jucken und 
Temperatursteigerungen bis 38,5°. Den Grund des Auftretens von 
Exanthem sieht Verf. in einer besonderen Empfindlichkeit des 
Kranken, während das Serum an sich unschuldig sein soll. Auch in 
2 Fällen von Diphtherie bei Masern sab Verf. guten Erfolg von der 
Serumtherapie. 

Er spricht sich zum Schlüsse sowohl für die therapeutischen, 
wie für Präventivimpfungen aus. Ein Fall soll den W ert der letzteren 
illustrieren. In einer Familie, Mutter und 4 Kinder, erkrankten 
2 Kinder an Diphtherie; die Mutter und ein gesundes Kind werden 
geimpft (200 I.-E) und bleiben gesund; das nicht geimpfte Kind 
erkrankt schwer an Diphtherie. Ucke (St. Petersburg). 

Koch. ß.. Ueber neue Tuberkulinpräparate. [Aus dem 
Institut für Infektionskrankheiten.] (Deutsche med. Wochenschr. 
1897, No. 14.) 

Es ist bekannt, daß eine Immunisierung bei Tuberkulose nur dann 
eintritt, wenn zahlreiche Tuberkelbacillen, wie bei Miliartuberkulose 
und Meerschweinchentuberkulose, sich schnell im ganzen Körper ver- 
breiten und mit den lebenden Geweben in Wechselwirkung treten. 
Dm eine künstliche Immunität zu erreichen, mußten daher Verhält- 
nisse angestrebt werden, die den eben geschilderten möglichst ähnlich 
sind. Nun sind aber die Tuberkelbacillen in unverändertem Zustande 
für Immunisierungszwecke nicht brauchbar. Es gelingt nicht, lebende 
oder abgetötete Tuberkelbacillen in einigermaßen größerer Menge vom 
subkutanen Gewebe, von der Bauchhöhle oder der Blutbahn aus, zur 
Resorption zu bringen. Die toten Tuberkelbacillen verursachen, sub- 
kutan injizirt, Eiterungen. Wenn sie auch in der Bauchhöhle von 
Versuchstieren besser resorbiert werden und Koch auf diese Weise 
deutliche Immunität bereits erlangte, so treten doch daneben stets 
umschriebene Entzündungen mit ihren Folgen ein. Somit suchte 
Koch nun die Tuberkelbacillen durch chemische Eingriffe re- 
sorbierbar zu machen. Durch Behandlung derselben mit verdünnten 
Mineralsäuren oder starken Alkalien in der Siedehitze gelang es 
zwar, sie so zu verändern, daß sie in toto vom subkutanen Gewebe 
aus in größeren Mengen langsam, aber vollständig resorbiert wurden. 
Jedoch wurden irgendwelche Anzeichen von Immunität nicht erzielt. 
Nunmehr suchte Koch, unter Verzicht auf die Gesamtmasse der 
Tuberkelbacillen, resorbierbare Bestandteile aus denselben zu 
extrahieren und diese für Immunisierungszwecke zu verwerten. 
Zunächst versuchte er es mit einer Glycerinextraktion, welche zur 
Auffindung des Tuberkulins führte. Die Eigenschaft desselben, 
daß es, in sehr geringer Menge subkutan beigebracht, bei tuberkulös 

tnu Abt. XXL HA. 40 


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626 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelangsbemmung etc. 


erkrankten Menschen und Tieren eine charakteristische Reaktion 
auslöst, macht es zu einem wichtigen diagnostischen Hilfs- 
mittel zur Erkennung der Tuberkulose in den frühesten Stadien. 
Zumal zur frühzeitigen Diagnose der Rindertuberkulose (Perlsucht) 
wird es heute in den meisten Kulturstaaten verwandt. Weiter er- 
wies sich das Tuberkulin auch zur Behandlung der Tuber- 
kulose von Wert. Nach jeder Tuberkulinreaktion tritt bis zu 
einer gewissen Grenze eine unverkennbare Besserung des tuberkulösen 
Prozesses ein. Leider erlischt jedoch bei Fortsetzung der Reaktionen 
— oft vor der vollkommenen Heilung — allmählich die Reaktions- 
fähigkeit und die Wirkung des Tuberkulins, so daß schließlich eine 
vollkommene Immunisierung gegen dasselbe eintritt und monatelang 
anhalteu kann. Nach Wiedereintritt der Reaktionsfähigkeit muß man 
dann die Behandlung mit Tuberkulinreaktiouen bis zur weiteren 
Besserung fortsetzen. Die Immunität ist eine reine Toxinimmunität, 
aber keine bakterielle. Nach langen, mühsamen Versuchen gelang 
es Koch endlich, wirklich bakteriell-immunisierende Prä- 
parate aus den Kulturen der Tuberkelbacillen darzustellen. Zuuächst 
stellte er ein Präparat durch Extraktion der Tuberkelbacillen mit 
1 / 10 Normalnatronlauge dar. Er ließ die Tuberkelbacillen, in der 
Lauge gut verteilt, 3 Tage lang bei Zimmertemperatur unter öfterem 
Umrühren stehen, filtrierte die über den Kulturmassen stehende 
Flüssigkeit durch Fließpapier und neutralisierte schließlich. Die so 
erhaltene klare, schwach gelblich gefärbte Flüssigkeit war nicht ganz 
frei von Tuberkelbacillen. Sie enthielt so viel davon, daß in einem 
gewöhnlichen Deckglaspräparat 5—10 Bacillen im Gesichtsfeld zo 
sehen waren. Dieselben lagen stets einzeln, nie in Haufen. Es 
handelte sich dabei nur um sicher abgetötete Tuberkelbacillen, da 
Koch durch Vorversuche bereits festgestellt hatte, daß Tuberkel- 
bacillen in l / 10 Normal natronlauge schon nach 10 — 15 Stunden ab- 
gestorben sind. Das Präparat wurde, weil es ein alkalisches 
Extrakt war, der Kürze halber als T. A. bezeichnet. — Das T. A. 
machte in kleinen Dosen ganz ähnliche Reaktionen, wie Tuberkulin, 
nur waren dieselben von etwas längerer Dauer und die Reaktions- 
fähigkeit blieb länger erhalten. Vor allem erwiesen sich die damit 
erzielten Erfolge als beständiger, als die mit Tuberkulin erhaltenen. 
Leider bildeten sich aber bei einer gewissen ziemlich hohen Dosis 
Abscesse, die völlig steril waren und somit nur durch den Gehalt 
des Präparates an toten Tuberkelbacillen bedingt sein konnten. Da 
nun dadurch, dass bei einer gewissen Dosis des T. A. regelmäßig 
Abscesse eintraten, erwiesen war, daß eine Immunisierung gegen die 
in ihrer Form erhaltenen Tuberkelbacillen bei subkutaner 
Applikation nicht zu erwarten ist, so versuchte Koch jetzt, die Re- 
sorption durch mechanische Zertrümmerung der Tuberkel- 
bacillen herbeizuführen. Schon vorher hatte er gefunden, daß die 
Tuberkelbacillen 2 eigentümliche chemische Körper — ungesättigte Fett- 
säuren — enthalten. Dieselben bilden eine zusammenhängende Schicht 
im Körper des Tuberkelbacillus, schützen ihn gegen Eingrifle 
von außen und bewirken, daß seine Resorption schwer vor sich geht. 
Diese Hülle galt es zu zerstören. Koch zerrieb deshalb 


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Schutzimpfung, kflnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmaug etc. 027 

gut getrocknete Kulturen im Achatmörser lange Zeit hindurch mit 
dem Achatpi9til. Um etwa unzerstört gebliebene Tuberkelbacillen 
noch zu entfernen, verteilte er die gewonnene Substanz in destilliertem 
Wasser uud centrifugierte sie, bei 4000 Umdrehungen in der Sekunde, 
'/* — *U Stunde lang. Er erhielt so eine von Tuberkelbacillen 
freie obere weißlich opalisierende, klare durchsichtige Schicht und 
einen fest anhaftenden, schlammigen Bodensatz. Indem er nun den 
Testierenden Bodensatz immer wieder trocknete, im Mörser 
zerrieb und centrifugierte, verwandelte er zuletzt die ganze Masse 
der Tuberkelbacillenkultur in eine Reihe vollständig klarer Flüssig- 
keiten. Es stellte sich nun heraus, daß nur die erste Flüssig- 
keit sich von den folgenden wesentlich unterscheidet, 
die darauf folgenden aber unter sich nicht unter- 
schieden sind. Koch nannte daher die oberste Schicht nach 
dem ersten Centrifugieren : Tuberkulin 0 = T. O., während er 
den nach dem ersten Centrifugieren gebliebenen und weiter ver- 
breiteten Tuberkulin-Rest als T. R. bezeichnete. Der T. R. ent- 
hält die in Glycerin unlöslichen Bestandteile der Tuberkelbacillen. 
T. 0. dagegen enthält die in Glycerin löslichen Teile und steht 
somit in seiner Eigenschaft dem T. A. (Alkalisches Extrakt) sehr 
nahe, nur daß Abscesse ausgeschlossen sind. Während T. O. ge- 
ringe immunisierende Eigenschaften hat, wirkt T. R. entschieden 
immunisierend. Macht es auch bei Tuberkulösen, bei zu großen 
Dosen, Reaktion, so ist doch seine Wirkung unabhängig von diesen 
Reaktionen. Koch suchte nun die Reaktionen bei Anwendung des 
T. R. möglichst zu vermeiden. Er bemühte sich, den Kranken durch 
allmähliche Steigerung der Dosis, und zwar so schnell als möglich, 
aber auch mit möglichster Schonung, für größere Dosen des Mittels 
unempfänglich zu machen und ihn so gegen T. R. und somit auch 
gegen die Tuberkelbacillen selbst, zu immunisieren. Ein Mensch, 
welcher gegen T. R. immunisiert ist, reagiert, auch wenn bei der 
Immunisierung Reaktionen vermieden sind, nicht mehr auf große 
Dosen des gewöhnlichen Tuberkulins und des T. O.: also ist er 
gegen alle Bestandteile der Tuberkelbacillen immunisiert. — 

Wenn T. R. seine volle Wirkung entfalten soll, müssen aller- 
dings eine Anzahl Bedingungen erfüllt sein. Einmal dürfen nur 
hochvirulente und möglichst junge Kulturen verwandt werden. Das 
Trocknen darf nur im Vakuumexsiccator vorgenommen werden. 
Alle chemischen Eingriffe sind zu vermeiden. Die zu verarbeitenden 
Kulturen, sowie das fertige Präparat sind vor Licht zu schützen. 
Die Kulturen müssen sofort, nachdem sie vollkommen trocken ge- 
worden sind, verarbeitet werden. Die Trennung von T. R. und T. O. 
gilt nur dann als ausreichend, wenn das vollkommen klare T. 0. 
mindestens 50 Proz. der festen Substanz aufgenommen hat. Die 
Flüssigkeiten sind behufs Konservierung mit einem Zusatz von 
20 Proz. Glycerin zu versehen. Man macht die Injektion, wie beim 
Tuberkulin, auf dem Rücken mit einer gut sterilisierbaren Spritze. 
Die Flüssigkeit enthält in 1 ccm 10 mg fester Substanz und ist 
für den Gebrauch durch Verdünnung mit physiologischer Kochsalz- 
lösung — nicht mit Phenollösuug — auf die erforderliche Dosis zu 

40 « 


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628 Schatsimpfuug, küustl. IufektionskrAiikheiteij, Eutwickelungshemmung etc. 


bringen. Man beginnt mit ‘/&oo ro 8- Sollt® eine Reaktion eintreten, 
so verdünnt man noch mehr. Die Einspritzungen werden ungefähr 
jeden zweiten Tag unter so langsamer Steigerung der Dosis vorge- 
nommen, daß höhere Temperatursteigerungen, als um ‘/» Grad, mög- 
lichst vermieden werden. Etwaige Temperatursteigerungen, die durch 
die Injektion bedingt sind, müssen vollkommen geschwunden sein, 
ehe von neuem injiziert wird. Koch stieg gewöhnlich bis 20 mg 
und hörte, wenn auf diese Dosis keine Reaktion erfolgte, auf oder 
injizierte nur in größeren Pausen. 

Nach seinen Versuchen an Tieren fand Koch, daß die volle 
Immunität etwa 2 — 3 Wochen nach der Applikation größerer Dosen 
eintritt. Die Behandlung des tuberkulösen Menschen soll man nicht 
zu spät beginnen. Im Anfang giebt man so kleine Dosen, daß von 
ihnen noch keine nennenswerte Immunisierung zu erwarten ist Erst 
bei größeren Dosen, 0,5 — 1,0 mg, treten unverkennbare Wirkungen 
der Immunisierung ein. Somit hat ein Kranker, der nur noch wenige 
Monate voraussichtlich zu leben hat keinen Nutzen von T. R. zu 
erwarten. Ebenso eignet es sich nicht für Tuberkulöse mit sekun- 
dären Infektionen, namentlich durch Streptokokken u. s. w. Kranke 
dieser Art, bei denen die Temperatur über 38° hinausgeht, sind 
nur ausnahmsweise für diese Behandlung geeignet. 

Bei Lupuskranken erreichte Koch ausnahmslos eine bedeutende 
Besserung; viele Fälle konnten als geheilt entlassen werden. Die 
örtliche Reaktion blieb sehr gering. Bei Phthisikern nahm nach 
wenigen Tagen die Menge des Sputums ab und versiegte schließlich 
ganz, wobei auch der Befund der Tuberkelbacillen aufhörte. Die 
Rasselgeräusche über den erkrankten Lungenpartieen schwanden und 
das Dämpfungsgebiet verkleinerte sich. Die Kranken nahmen von 
Anfang an im Gewicht zu. Die täglichen Temperaturschwankungen 
um einen Grad schwanden und die Temperatur wurde allmählich 
normal. Koch schließt seine Arbeit mit den Worten: „Etwas 
Besseres läßt sich in dieser Hinsicht nicht darstellen, und was über- 
haupt mit Tuberkelbacillenkulturen zu erreichen ist, das muß mit 
diesen Präparaten zu erreichen sein.“ 

Das Präparat wird auf Koch’s Veranlassung im Großbetrieb 
von den Farbwerken Lucius und Brüning in Höchst a. M. her- 
gestellt Deeleman (Berlin). 

Sinclair Cogliill, J. G., Sequel of a case treated by Koch’s 
tuberculin with the results of the necrosy. (The 
Lancet. 1895. Nov. 16.) 

Im Mai 1891 berichtete Verf. ausführlich über 10 Fälle von 
ausgesprochener Lungentuberkulose, die 16 Wochen hindurch im 
k. Nationalhospital für Schwindsüchtige zu Ventnor erfolgreich Dach 
Koch ’s Methode behandelt worden waren, und zwar unter der be- 
ständigen Kontrolle einer großen Anzahl außer aller Verbindung mit 
dem Krankenhause stehender Aerzte. Die Fälle sind seitdem unter 
fortwährender Beobachtung geblieben und häufige Berichte über die 
Fortdauer der Heilung eingetrotfen. Von den 10 Patienten befinden 
sich augenblicklich acht nach Verlauf von mehr als 4 Jahren durch- 


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Schutzimpfung, kilnstl. Infektlcm.krknkheitcn, Ktitwickeluugsheminutig etc. 629 


aus gesund und gehen ihren Geschäften nach; einer derselben dient 
seit fast 3 Jahren in der k. Leibgarde zu Fuß. Der in jenem Be- 
richte unter No. 7 aufgefQhrte Kranke starb 18 Monate nach seiner 
Entlassung an einem Rückfälle der Koprostase, die zur Unterbrechung 
der Tuberkulineinspritzungen zwischen dem 19. und 31. März 1891 
genötigt batte. Der Tod hatte nichts mit Tuberkulose zu thun. 

Der übrig bleibende Fall, No. 10 jenes Berichtes, war sozusagen 
nur unter Protest und auf das inständigste Flehen des Kranken der 
Tuberkulinbehandlung unterworfen worden, da der beide Lungen 
umfassende tuberkulöse Prozeß so akut, so fortgeschritten, so aus- 
gedehnt und der Allgemeinzustand so ungünstig war, daß eine Bes- 
serung vollständig ausgeschlossen schien. Nach seinem Austritte aus 
dem Krankenhause schlug der Geheilte seinen Wohnsitz in Ventnor 
auf und blieb so unter fortwährender eigener Beobachtung des Verf.’s, 
der ihn von Zeit zu Zeit bis zu dem ganz plötzlich durch Herz- 
lähmung am 17. Nov. 1894 eingetretenen Tode untersuchte. Die 
Sektion wurde nach 18 Stunden gemacht, und es ist höchst inter- 
essant, den Befund derselben mit den Angaben jenes Berichtes über 
das während und nach der Tuberkulinbehandlung Beobachtete zu 
vergleichen. 

Patient war ein 45-jähriger, 1,65 m großer, 52,5 kg wiegender 
Mann mit strumöser Diathese und schon 3 Jahre krank; der starke 
fortwährende Husten dauerte schon 2 Jahre und die Nachtschweiße 
1 Jahr. Blutspeien war nie beobachtet worden. Täglich wurden 
ungefähr 2 Unzen dickes, grünlich-gelbes, münzenförmiges, reichlich 
bacillenhaltiges Sputum ausgeworfen. Abends erreichte die Tem- 
peratur 38 • C, morgens war sie subnormal. Der Harn hatte ein 
spez. Gewicht von 1022, bildete einen leichten Bodensatz von Schleim 
und enthielt eine Spur Eiweiß. P. 102, R. 25. Von seiten der 
Lunge konstatierte man Abplattung beider Spitzen über und unter 
dem Schlüsselbeine, links mehr als rechts. Rechts war vorn der 
Perkussionsschall bis znr dritten Rippe abgeschwächt, Ezspirium 
verlängert, Stimmresonanz verstärkt und unter dem Schlüsselbeine 
entferntes amphorisches Atmen. Hinten war der Schall an der Spitze 
vermindert, das Exspirium verlängert und der Stimmball bis zur 
Spina scapulae verstärkt. Ueber der linken Lunge war vorn absolute 
Dämpfung bis zur dritten Rippe und Abschwächung des Schalles bis 
zur fünften Rippe. Lautes oberflächliches, cavernöses Atmen mit 
Pectoriloquie bis zum unteren Rande der dritten Rippe und feuchtes 
Rasselgeräusch über der ganzen Lunge. Hinten war absolute 
Dämpfung an der Spitze und in der Fossa supraspinata, wo auch 
amphorisches Atmen, aber ohne Rasselgeräusche zu hören war. 

Die erste Einspritzung von 0,001 Tuberkulin wurde am 27. Dez. 
1890 um 10 Uhr morgens gemacht. Um 9 Uhr abends hatte die 
Temperatur ihren höchsten Stand mit 39,2 erreicht; P. 116, R. un- 
verändert; Husten stärker, Auswurf sehr schleimig, 3 Unzen in 
24 Stunden, Harn nach dem Abkühlen flockig, mit Phosphatnieder- 
schlag, alkalisch, spez. Gew. 1020. Hinten über der ganzen linken 
Lunge hört man knisterndes Geräuch ; am 29. Dez. war dieses Knistern 
wieder verschwunden, und Patient gab an, in den letzten 24 Stunden 


030 Schutzimpfung, kfinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelnngfthemmang etc. 


weniger ausgeworfen zu haben als in den letzten 2 — 3 Monaten. Die 
Menge der Bacillen hatte dagegen zugenommen. Nach 9 Tagen fand 
sich, daß Patient 2 kg an Gewicht verloren. Da ein Gewichtsverlust 
bei 7 von den 10 Behandelten beobachtet wurde, kam Verf. auf die 
Vermutung, die Dosis Tuberkulin möchte noch zu hoch sein, und er 
minderte sie nun so weit herab, daß nur eben noch eine Reaktion zu 
stände kam; dieser Vorsicht schreibt er den Erfolg seiner Behand- 
lung zu. Am 19. Jan. 1891 war der Verlust wieder eingeholt und 
von da an nahm das Gewicht stetig zu. Am 8. Febr., nach der 
fünften Einspritzung von 0,003, wurde feuchtes, beim Husten ver- 
stärktes Rasseln über der ganzen rechten Lunge vorn und über dem 
oberen Drittel hinten konstatiert; in der linken Lunge hörte man 
vorn Rasseln über der Basis und Reiben um die unteren Grenzen 
der Vomica; hinten war an der Spitze Rasseln zu vernehmen. Fast 
in allen Fällen wurde nach der Einspritzung das zeitweilige Auftreten 
von eigentümlich oberflächlichen, kleinen, trockenen Knistergeräuschen 
beobachtet, die den Eindruck machten, als ob die Pleura hyperämisch 
oder das Lungengewebe unmittelbar darunter irgendwie afflziert wäre. 
Ebenso ließen auf das Bestehen einer von der Tuberkulose unab- 
hängigen Nebenaffektion die nach den ersten stärkeren Einspritzungen 
häutig beobachteten Schmerzen in den Gliedern, im Bauche und im 
Kopfe schließen. 

Bis zum 14. April hatte Patient 22 Einspritzungen — die stärkste 
von 0,065 g — und im ganzen 0,4625 g Tuberkulin erhalten; die 
stärkste Reaktion (40,3 0 C) war am 8. Jan., nach Einspritzung von 
0,002, beobachtet worden. Am 16. April, wo Patient entlassen wurde, 
wog er 58,5 kg, fühlte sich wundervoll gebessert, hatte keine Nacht- 
schweiße, hustete leichter und weniger, aber immer noch bacilleu- 
haltig, hatte ausgezeichneten Appetit; Verdauung und sonstige 
Funktionen regelmäßig. Da Patient in Ventnor wohnen blieb, wurden 
die Einspritzungen noch einige Male fortgesetzt, bis die normale 
Temperatur keine Reaktion mehr nachwies. Die feuchten Rassel- 
geräusche klärten sich allmählich auf und die übrigen physikalischen 
Anzeichen deuteten darauf hin, daß nur die kleinere Vomica an der 
rechten Spitze ganz trocken, die größere an der linken aber noch 
feucht war. Der Husten beschränkte sich auf den Auswurf von 
6 — 8 münzenförmigen Sputis des Morgens. Alle 3 Monate stellte 
sich Patient zur Untersuchung ein, wo jedesmal das Fortbestehen 
der Bacillen konstatiert wurde. Patient benutzte beständig einen 
Respirator mit Guayakol, Eukalyptol und Chloroform; auch nahm er 
zeitweilig Kapseln mit 5 Tropfen Guayakol, die, wie er sagte, seinen 
Atem verbesserten. Am 13. Nov. 1894 wurde Verf. gerufen und fand 
Patienten stark dyspnoisch, Puls und Spitzenstoß fast verschwunden, 
Herzstöße sehr schwach; eine Mixtur aus Aether, Chloroform, Digitalis-, 
Sumbul- und Chinatinktur brachte Besserung, aber am 17., 1 Stande 
nachdem Verf. ihn in gutem Befinden getroffen, legte er plötzlich die 
Hände auf die Schultern seiner Frau und verschied. 

Bei der nach 18 Stunden von den Uospitalärzten vorgenommeneu 
Sektion fand man den Körper ziemlich gut genährt, die rechte Lunge 
adhärent und die Pleura in ihrer oberen Hälfte stark verdickt; linke 


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Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelun^shetninnn^ etc. ß31 

Lunge in den zwei oberen Dritteln adhärent, mit kleinen Ver- 
wachsungen an Pericardium und Diaphragma; doch konnte die 
Lunge ohne Zerreißung des Gewebes aus dem Brustkasten heraus- 
genommen werden. Der ganze linke Oberlappen bildete eine Hohle 
mit dicker fibrinöser Kapsel, die mit einer pyogenen feuchtwandigen 
Membran ausgekleidet war. Der Mittellappen war mit dem oberen 
verwachsen, und auch ganz ausgehöhlt; die Höhlen standen nicht in 
Verbindung mit einander, sondern öffneten sich jede in einen Bronchial- 
ast. Die rechte Lunge enthielt einen mit dicker fibrinöser Kapsel 
umgebenen käsigen Herd, und das ganze obere Drittel bildete eine 
Höhle mit äußerst dicker fibrinöser Wandung, die innere Bekleidung 
war fast trocken und zeigte keinen Eiter; eine kleine Bronchial- 
verzweigung öffnete sich in die Höhle. Beide Lungen waren an der 
Basis hypostatisch kongestioniert und enthielten einige zerstreute 
Käseherde. Das Herz war äußerst klein, anämisch und dünnwandig; 
die rechte Seite war erweitert und voll Blut; die Klappen waren 
ganz gesund. 

Wenn man die bei diesem Kranken vor der Behandlung durch 
kompetente Beobachter festgestellten Symptome, die Erscheinungen 
während der Behandlung und den Zustand nach derselben mit dem 
Sektionsbefunde zusammenhält, so kann man wohl kaum daran 
zweifeln, daß der Stillstand einer so ausgedehnten akuten Lungen- 
tuberkulose der vorsichtigen Tuberkulinbeibringung zuzuschreiben ist. 
Dieser Fall hat den Verl, in seiner von Anfang an gehegten Meinuug 
bestärkt, daß das Tuberkulin mächtige therapeutische Wirksamkeit 
besitzt, wofern es nur verständig und vorsichtig in einer den je- 
weiligen Umständen angepaßten Dosis zur Verwendung kommt. 

Sentifion (Barcelona). 


Johne, Zur Porcosanfrage. (Dtsche Zeitschr. f. Tiermedizin u. 
vergl. Pathologie. Bd. XXII. Heft 6. p. 415 ff.) 

Als die Farbwerke Friedrichsfeld-Mannheim das Porcosan in den 
Handel brachten und durch Reklamen empfahlen, hatte Ref. sofort 
eine Untersuchung über dasselbe angestellt und seiner Zeit Uber den 
Ausfall derselben berichtet. Diese Mitteilung bringt bereits alles, 
was andere Autoren nach uns ebenfalls fanden, aber keiner der 
Letzteren erwähut unsere Arbeit, obwohl sie doch in einer Zeitschrift 
publiziert ist (Zeitschr. f. Hygiene u. Infektiouskrankb.) , die doch 
wohl Anspruch darauf erheben dürfte, wenigstens von wissenschaft- 
lichen Bakteriologen gelesen zu werden. Nach uns hat Deupser 
sich mit dem Porcosan beschäftigt, ferner liegt ein Gutachten der 
k. preuß. technischen Deputation für das Veterinärwesen vor. Letz- 
tere hat allerdings bereits meine Untersuchungen gekannt und ist 
das Urteil derselben sicher auch durch meine Beobachtungen gestützt 
worden. Heute ergreift Johne in derselben Frage das Wort. Seine 
Ausführungen unterscheiden sich in mancher Hinsicht von den 
uuserigen, die aber auch ihm unbekannt geblieben zu sein scheinen. 
Ich hatte den Nachweis erbracht, daß das Porcosan lebende virulente 


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532 ‘Schutzimpfang, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmang etc. 

Rotlaufkeime enthält. Johne findet den Impfstoff steril. Das ist 
möglich, denn die Keime können bereits abgestorben sein. Der starke 
Glycerinzusatz , welcher dem Porcosan eigen ist, wirkt außerdem 
außerordentlich entwickelungshemmend. Agarkulturen gehen daher 
häufig nicht an, Bouillonkulturen ebenfalls nicht, und zwar einmal 
nicht, sobald größere Mengen des Porcosans und damit des entwicke- 
lungshemmenden Glycerins zugesetzt werden, andererseits aber nicht, 
wenn die unter so möglichst ungünstigen Lebensbedingungen dahin- 
siechenden Rotlaufkeime nicht in eine ihnen optimal zusagende Nähr- 
bouillon gebracht werden. Nur solche Bouillon ist geeignet, wo die 
Bakterien mit größtmöglichster Ueppigkeit wuchern. Ich habe nach 
diesen Grundsätzen selbst neueste Proben des Porcosans (die sich 
durch hellere Farbe unterscheiden) untersucht und nur die alten 
Befunde bestätigen können, die Anwesenheit lebendiger Rotlauf- 
keime. Der letztere Umstand ist aber für mich ausschlaggebend und 
schließt eine größere Anwendung in der Praxis aus aus Gründen, die 
ich in meiner Arbeit bereits auseinandergesetzt habe. Johne bat 
dann mit Porcosan an Mäusen experimentiert und die Angaben von 
D e u p s e r bestätigt, daß bei den Laboratoriumstieren durch Porcosan 
keine Rotlaufimmunität eintritt. Diese Thatsache ist an sich ja ganz 
beachtenswert und ihre Feststellung ganz interessant, sie beweist aber 
absolut gar nichts für die Immunisierung bei Schweinen, und wenn 
mich nicht andere Bedenken veranlaßten, würde mich dieser Umstand 
nicht von Schweineimmunisierungsversuchen abhalten lassen, welche 
allein nur entscheidend sein können. Uns mangelte seiner Zeit das 
Material, doch hoffe ich in Bälde diese Frage entschieden zu haben. 
Herr Johne nimmt vielleicht Veranlassung, ebenfalls in dieser 
Richtung zu experimentieren, sein sachverständiges Urteil dürfte 
alsdann wohl in erster Linie mit berechtigt sein, einen rechten 
Urteilsspruch über Wirksamkeit oder Unbrauchbarkeit des auch heute 
noch als Geheimmittel behüteten Porcosans zu fällen. 

O. Voges (Berlin). 


Schaeffer, R., Ueber Katgutsterilisation. [Vortrag, gehalten 
in der Berliner medizinischen Gesellschaft.] (Berliner klinische 
Wochenschrift. 1896. No. 30 — 34.) 

Es dürfte den Anschein gewinnen, als ob eine Sterilisation des 
von den Chirurgen so sehr beliebten und vielseitig gebrauchten Katguts 
bereits dann genügend sei, wenn es gelungen ist, die Eitererreger, 
also gemeinhin Staphylokokken und Streptokokken, abzutöten. Diese 
Forderung erscheint nicht allzu schwer erfüllbar, allein die Praxis bat 
gelehrt, daß damit nicht genug gethan ist, besonders wenn man be- 
denkt, aus welchem Material das Katgut hergestellt wird, und vor- 
nehmlich seitdem V o 1 k m a n n einen letal endenden Krankheitsfall mit- 
geteilt hat, bei dem Milzbrand vorlag, der nur durch an dem Katgut 
haftende Milzbrandsporen entstanden sein konnte. Die Forderung 
nach einer vollständigen Desinfektion muß nach diesem Vorgänge als 
selbstverständlich bezeichnet werden, und so hat man sich bemüht, 


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Schutzimpfung, künstl Infektionskrankheiten, Entwickelnng&liemmung etc. 033 


diesem^ Wunsche der Chirurgen nach Möglichkeit gerecht zu werden. 
In diesem Bestreben bedeutete die Arbeit von Saul einen ganz be- 
deutenden Fortschritt, indem sie eine Methode brachte, durch die in 
bequemer Weise selbst Milzbrandsporen in wenig Zeit abgetötet 
wurden. Unabhängig von Saul hatte sich unser Verf. gleichzeitig 
mit dem Problem der Katgutsterilisation beschäftigt; eine Nachprüfung 
der Saul’schen Arbeit lag für ihn daher recht nahe. Dabei mußte 
er aber erfahren, daß das Verfahren von Saul lange nicht das 
leistete, was sein Erfinder von ihm versprochen hatte. 

Einmal hatte S. nur wenig resistente Sporen zu den Versuchen 
benutzt, dann aber hatte er die alte Geppert’sche Vorschrift ver- 
absäumt und nicht für Entfernung des Desinficiens aus den Nähr- 
medien gesorgt. Unter Innehaltung der Kautelen konnte Verf. die 
Angaben Saul’s nicht bestätigen, das Saul’sche Verfahren genügte 
nicht, um Milzbrandsporen zu töten. Indes bildete die Saul’sche 
Idee für den Verf. die Veranlassung, seinerseits neue Versuche in 
diesem Sinne anzustellen und zwar mit anderen Mitteln. Es wurden 
geprüft : 

1) Formalin, 

2) , Kalium aceticum, 

3) antiseptische Zusätze. 

Dabei kam es darauf an, einmal in möglichst kurzer Zeit mit 
möglichster Einfachheit eine Keimfreiheit auch in Bezug auf Bakterien- 
sporen beim Katgut zu erreichen, dann aber durfte durch die Be- 
handlung die Haltbarkeit und Festigkeit des Katguts nicht beein- 
trächtigt werden. 

Wir müssen es uns hier versagen, ausführlicher auf die ausge- 
dehnten und zeitraubenden Versuche des Verf. einzugehen, die Resultate 
sollen aber kurz mitgeteilt werden. Formalin tötete entweder die 
Keime nicht sicher ab, oder aber, war die Einwirkung desselben lange 
und intensiv genug, so wurde die Haltbarkeit desselben herabgesetzt. 
Es ist daher praktisch unbrauchbar. Etwas brauchbarer erwies sich 
das Kalium aceticum, entsprach aber doch nicht allen praktisch zu 
stellenden Forderungen. Es wurden daher Antiseptica verschiedenster 
Art zum verdünnten Alkohol gesetzt und deren Wirkung bei höheren 
Temperaturen geprüft. Diese Methode führte unter Benutzung des 
Sublimats zum Ziel, d. h. also, es gelang die absolute Sterilisierung 
des Katguts unter gleichzeitiger Erhaltung seiner Widerstandsfähig- 
keit, Verf. hat nun einen eigenen Apparat konstruiert, in dem die 
Sterilisierung vor sich gehen soll. Er ist ähnlich, wie bei Saul nach 
dem Prinzip der Kondensierapparate eingerichtet, so daß er fast ohne 
Verlast arbeitet. Genaue Beschreibung und Abbildungen geben eine 
gute Vorstellung von der Konstruktion. Die Desinfektionslösung ist 
folgende : 

Alcohol absolutus 85 cbm 

Aqua dest. 15 „ 

Sublimat (ohne Kochsalzzusatz!) 0,5 g. 

Nach 15 Minuten langem Kochen ist die Desinfektion voll- 
ständig. 


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ß34 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten etc. — Neue Littcrztur. 


Verf. zählt als Vorteile seines Verfahrens auf: 

1) Die Desinfektion schafft möglichst absolute Keimfreiheit 

2) Die Haltbarkeit des Katguts wird nicht im geringsten ge- 
fährdet. 

3) Die Sterilisation nimmt alles in allem 30 — 40 Minuten in 
Anspruch. 

4) Der Apparat ist so billig (15 M.), daß sich seiner Anschaffung 
auch für die private Praxis keine Hindernisse in den Weg stellen. 

Der Apparat ist zu beziehen laut Mitteilung des Verf.’s in der 
Glaswarenfabrik von Käbler und Martini, Berlin , W ilbeltn- 
straße 50. 0. Voges (Berlin). 


Neue Litteratur 

zubammenge» teilt von 

San.-Rat Dr. Arthur Würzbürg, 

Bibliothekar Ira Kaiscrl. Gesmidheitsjunte in Berlin. 


Morphologie und Biologie. 

de Magalhäes, P. 8., Observation» sur le dermatobies. (Bullet, de la soc. zoolog. de 
France. 1896. No. 8. p. 178—179.) 


Biologie. 

(Gärung, Fäulnis, Stoffwechselprodakte u. s. w.) 

Fiori, T. t Sulla vita delle amebe nell* intestino dell* nomo sano e malato. (AtinaÜ 
dMgiene sperim. Vol. VI. 1896. fase. 4. p. 467 — 473.) 

Beziehungen der Bakterien und Parasiten znr nnbelebten Natur. 

NahrnngB- nnd Genn&mittsl, Gebrauchsgegonstände. 

Günther, C., Bakteriologische Untersuchungen io einem F.lle von Fleischvergiftung. 
lArch. f Hygiene. Bd. XXVIII 1897. Heft * p. 146—16*.) 

Sachten. Verordnung der Kommistion für das Veterinärwesen, betr. die einfinnig-a 
Sehlachttiere. Vom *4. Oktober 1896. (Veröffentl. d. kaiscrl. Gesundb.-A. 1897 
No. S. p 42—43.) 

Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. 

Krankheitserregende Bakterien nnd Parasiten. 

Msffncci n. 8irIeo , Weitere ezperimentelle Untersuchungen über einen pathogene» 
Blastomyceten. (Centralbl. f. allg, Patbol. u. patbol. Anat. 1896. No. 24. p. 977 
— 985.) 

8anfelice. F , Süll' azione patogena dei blastomiceti. Memoria teraa. (Annali d'igier* 
sperim. Vol. VI. 1896. fatc. 3. p. 265—292.) 


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Neue Litter&tur. 


635 


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p. 1110—1111.) 

STocht, lieber die Handhabung der gesundheitspoliieilichen, der Abwehr der Einschlep- 
pung fremder Volksseuchen dienenden Kontrolle der Seeschiffe bei verschiedenen 
Staaten. (Arch. f. Schiffs- u. Tropen-Hygiene. Bd. 1. 1897. Heft 1. p. 21 — 39.) 
Ungarn. Verordnung des Ministers des Innern , die Anzeigepflicht der Aerzte bei 
Infektionskrankheiten betr. Vom 8. Dezember 1894. (VeroffentJ. d. kaiserl. Gesund- 
heits-A. 1897. No. 4. p. 80.) 


Malari&krankheiten. 

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Gar. 1896. No. 12. p 488—443 ) 

Saussol . Prophylaxie de la variole datis les ^coles primaires, inaternelles et cr&ches de 
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W un dinfekti on skrankheiten. 

(Eiterung, Phlegmone, Erysipel, akutes purulentes Oedem, Pyämie, Septiklmie, 
Tetanus, Hospitalbrand, Puerperalkrankheiten, Wundfäulnis) 

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Jahrg. XXI 1896. p. 346—361.) 

Neufeld, F.. Treten im menschlichen Blute nach Überstandener Streptokokkeukrankheit 
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InfektionBgsscb wflla te, 

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Diphtherie und Kroup, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie, epidemische Genickstarre, 
Mumps, Rückfallsfleber, Osteomyelitis. 

Bernheim, J., Ueber die Rolle der Streptokokken bei der experimentellen Mischinfektion 
mit Diphtheriebacillen. (Arch. f. Hygiene. Bd. XXVIII. 1897. Heft 2. p. 188 — 145.) 
Dennig, Beitrag zur Kenntnis der Diphtherie. (MUnch. med. Wchschr. 1897. No. 6. 
p. 133—134.) 

Montefuseo, A., Del modo dl comportarsi del bacillo deila difterite solle safttanze ali- 
meutarie. (Annali d’igiene k per im. Vol VI. 1896. fase. 3. p. 426—446.) 

Mya, 0., Ueber die Initialphase der diphtherischen Infection. (Wien. med. Blatter. 
1896 No. 69, 63. p. 819-820, 836—838.) 

Ungarn . Verordnung des Ministers des Innern, die Unterdrückung der Diphtherie betr. 
Vom 21. Desember 1894- (Veröffentl. d. kmiserl. Gesundh.-A. 1897. No 6. p. 119 
— 121 .) 


Pellagra, Bori-beri. 

Pellagra. Concors! a premi per cucine economiche, forni ecc. (Bollett. di notix. agrar 
1896. No. 41. p- 617—522) 

8poneer, M. H., Notes on beri-beri as observed at the Seatnen's hospital, Greenwich. 
(Lancet. 1897. No. 1. p. 30—32.) 

Andere infektiöse Allgemeinkrankheiten. 

Gilbert, A. et Fonrnler, L„ Le bacille de ia psittacose. (Compt. rend. de la soc. de 
biol. 1896. No. 3*. p. 1099—1102.) 

Bkinner, W W., Corsicsn fever. (New York med. Journ. 1896. Vol. II. No. 24. 
p. 776—779.) 

Williams, D.. A note on the glandulär fever of cbildbood. (Lancet. 1897. No. S. 

p. 160—162.) 


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Nene Litteratur. 


537 


B. Infektiöse Lokalkrankfieiten. 

Hunt, Muskeln, Knochen. 

Leichtsnstern, 0., Akute Miliartuberkel der Hnut bei allgemeiner akuter Miliartuber- 
kulose. (Münch, med. Websohr. 1897. No. 1. p. 1 — 3.) 

Sabouraud, B , La seborrhee grasse et la pelade. (Aonal. de l'lnsül. Pasteur. 1897. 
No. 2. p. 134—159.) 


Nervensystem. 

Wolf, 8., Ein Beitrag zur Aetiologie der circnmscripten Meningitis. (Berl. klin. Wchschr. 
1897. No. 10. p. 200—202.) 


Augen nnd Ohren. 

Berger, E , Considdratlons sur In contagiositd du trachome dans les diverses races. 
(Rev. gdndr. d'opbtalmol. 1896. Ddc.) 

Marder, Keratitis acuta infectiosa. (Bert, tier&rztl. Wchschr. 1896. No. 53. p. 628 
-629.) 

Salomon, M., Die Bsk&mpfung der Körner-Krankheit (Trachom) in Preußen. (Dtsclie 
Medizinal-Ztg. 1897 No. 17. p. 164—165.) 

Van der Btraeten, A., A propos de quelques cas de coojonctlvite pseudo-membraneuse. 
(Presse med. beige. 1896. No. 52. p. 409 — 412.) 

C. Kntoxootuche Krankheiten. 

(Finnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oestruslarve, Ascaris, 
Anchylostomum, Trlchocephalus, Oxyuris.) 

Blanchard, B., Le Davainea madagascariensis k la Guyana. (Bullet, de l'acad. de mtid. 
1897. No. 8. p. 34 — 38.) 

Qalgoy, 0., On the prevalence of ankylostomiasis in St. Lucia and its treatment. (Brit. 
med. Jonrn. 1897. No. 1882. p. 200—202.) 

Krankhelteerregende Bakterien nnd Parasiten bei Menschen nnd Tieren. 

Milzbrand. 

Schmidt, J,, Milzbrand beim Pferde. (Dtsche tierärztl. Wchschr. 1897. No. 4. p. 29 
—30.) 


Rotz. 

Verbreitung des Rotaes (Wurmes) der Pferde im Deutschen Reiche im Jahre 1895. 
(Verödend, d. kaiserl. Gesundh.-A. 1897. No. 4. p. 80—81.) 

Tollwat. 

Raseri, E , Morti per idrofobia in Italia nell’ anno 1895. (Riv. d’igiene e san. pubbl. 
1897. No. 3. p. 109—110.) 

Maal- und Klaaenienche. 

Koch, A., Letale Maul- und Klauenseucbelklle. (Oesterr. Mtsschr. f. Tierheilk. 1897. 
No. 1. p. 1—7.) 

Krankheitserregende Bakterien nnd Parasiten bei Tieren. 

S&ugetiere. 

A. Infektiöse AUgememkrankheitm. 

Aegypten. Maßregeln gegen die Einschleppung von Tierseuchen. Vom 1. Dezember 

1896. (Verödend, d. kaiserl. Gesnndh.-A. 1897. No. 6. p 99 — 102.) 

Nachweieung Uber den Stand von Tierseuchen im Deutschen Reiche am 3t. Januar 

1897. (Verödend, d. kaiserl. Gesundh.-A. 1897. No 6. p. 126 128.) 


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638 


Nene Litteratur. 


Queensland. Gesetz, betr. die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen. Vom 
22. Juli 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1897. No. 6. p. 123 — 126.) 

Stand der Tierseuchen in Bosnien und der ILisegowina im 3. Vierteljahr 1896. (Ver- 
öffentl. d. kaiserl. Gesundh -A. 1897. No. 2 p. 33.) 

Uebersicht über die Verbreitung der ansteckenden Tierkrankheiten in Oesterreich wäh- 
rend des 4. Vierteljahres 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1897. No. 5. 

p. 102—108.) 

Tuberkulose (Perlsucht). 

Klopp, Noch einige Betrachtungen über angeborene Tuberkulose. (Ztschr. f. Fleisch- 
u. Milchhygiene. 1896/97. Heft 4. p. 67 — 69.) 

Kühnau, Tuberkulose-Tilgung. (Central-Ztg. f. Veterinär-, Viehmarkt- u. Schlachthot- 
Angeleg. 1897. No. 5. p. 33—36.) 

Leray, La tuberculose chez les animaux dam» ses rapports avec la tuberculose humaiue. 

(Ga*, d. höpit. 1896. No. 146. p 1425 — 1434.) 
ßonneberger, Einiges Über die durch die Tuberkulose der Kinder verursachten Schäden 
(Ztschr. f. Fleisch- □. Milchhygiene. 1896/97. Heft 6. p. 89—90.) 

Krankheiten der Wiederkäuer. 

(Rinderpest, Lungenseuche, Texasseuchc, Genickstarre, Kuhr und Diphtherie der Kälber, 
Rauschbrand, eutoaootisches Verkalben). 

Babea, V. u. Starcovici, C., Bemerkungen über den Parasiten der Hämoglobinurie und 
über die parasitäre lktero-Hämaturie des Schafes. 6. internal, tierärzti. Kongreh Bern. 
(Berichte u. Verhaudl. Bern 1896. p. 553 — 556.) 

Koch, Ueber die Rinderpest in Südafrika. (L)t>ehe tierärzti. Wchscbr. 1897. Ko. 10. 
p. 83— 84 ) 

Lungenseucbe des Rindes. Berichte über die Erfolge der in den einzelnen Ländern 
angewendeten Tilguugsmaflregeln. (6. internet, tierärzti. Kongreß Bern. 1895, 1896. 
p. 3—170.) 

Krankheiten der Einhufer. 

(Typbas, Influenza, Beschälkrankheit, Septikümie, Druse.) 

Anhalt. Verfügung, betr. die seuchenartige Gehirn-Rückenmarksentzündung der Pferde. 
Vom 17. Dezember 1896. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1897. No. 2. p. 26 
-27.) 


Krankheiten der Vielhufer. 

(Rotlauf, Schweineseuche, Wildseuche.) 

Hecker, Zur Reform der Schweineseuchen -Verhütung. (Illustr. landwirtschnftl. Ztg. 
Wochenbeil. 1897. No. 3. p. 10.) 

Krankheiten der Nagetiere. 

Delbanco, £., Ueber die Pseudotuberkulose der Nagetiere. (Beitr. z. patliol. Anal. u. 
». «11g. Pathol. Bd. XX. 1896. Heft 3. p. 477—512.) 

C. Kntozootische Krankheiten. 

(Finnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oestruslarve, Ascaris, 
Anchylostomum, Tricbocephalus, Ozyuris.) 

Brauer, F., The oestrid of the Indian elephant bred. (Entomol. montbl. Magaz 1897. 
Jan. p. 13.) 

Morot, Ch., Un cas de cysticercosc bovine exclusivement pulmonaire. (Recneil de med. 
v^tdriD. 1897. No. 2. p. 43—46.) 

K&illiet, A., Sur la prltendue oeenrrence de l’ankylostome de l’homme dans l’intestin 
du cheval. (Compt. rend. de la soc. de biol. 1896. No. 35. p. 1132 — 1135.) 

Simon, Ein interessanter Fall von Trichinosis beim Schwein. (Ztschr. f. Fleisch- u. 
Milchhygiene. 1896/97. Heft 4. p. 74/75.) 


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Neue Lltteratur. 


639 


Schutzimpfungen, künstliche Infektionskrankheiten, Entwicke- 
luugskeinmiuig und Veruichtung der Bakterien. 

Allgemeines. 

Liebert, Welche Personen eignen sich zur Ausbildung als Desinfektoren auf dem Lande ? 

(Ztschr. f. Medizinal beamte. 1897. No. 4. p. 127 — 128.) 

Möller, F. J , lieber die Einwirkung des elektrischen Stromes auf Bakterien. (Centralbl. 

f. Bakteriologie etc. 11. Abt. 1897. No. 4/5. p. 110 — 118.) 

Ungarn. Verordnung des Ministers des Innern, die Beschaffung von Dampf-Desinfektions- 
apparnten durch die Städte und Gemeinden betr. Vom 16. April 1894. (Veröflentl. 
d. kaiserl. Gesundh -A. 1897. No. 10. p. 223.) 

— — ( Verordnung des Ministers des Innern, die Dampf- Desinfektion betr. Vom 
3. Oktober 1894. (Veröflentl. d. kaiserl. Gesundh -A. 1897. No. 10. p. 223.) 
Wittlin, J., Les rayons lioeutgen exercent-ils uue action quelconque sur les bactcriesV 
(Anual. de microgr. 1897. No. 12. p. 514 — 515.) 

Diphtherie. 

Kats, G., Einige mit Berum behandelte Fälle von Diphtherie in Selidowka. (Eshene- 
deluik. 1896. No. 25.) [Russisch.] 

Mollard , J. et Regand, CI., Contribution k l’ctude experimentale des myocardites. 
Lesions du myocarde dans l’iutoxication aigue par la toxine dipbtirlque. i Annal. de 
1’lnatit. Pasteur. 1897. No. 2. p. 97—133.) 

Andere Infektionskrankheiten. 

Foth, Die Beurteilung der Malleiureaktion und die Bedeutung der Malleiueinspritsungen 
als veterinärpolizeiliche Maßregel. 6. Internat, tierärstl. Kongreß Bern, (berichte u. 
Verhandl. Bern 1896. p. 247—253.) 8°. 

Jameson, J. 8., Chronic (septic) discharge treated by antistreptococcus serum. (Brit. 

med. Journ. 1897. No. 1882. p. 203—204.) 

Mecklenburg-Schwerin. Landespolizeiliche Verordnung, betr. die Impfung des au» deu 
skandinavischen Ländern auf dem Seewege oingeführten Rindviehs mit Koch'schem 
Tuberkulin. (Keg.-Bl. 1897. No. 8. p. 63.) (VerÖffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1897. 
No. 8. p. 174.) 

Niemann, F. , lieber Tuberkulosebeilserum. (Münch, med. Wchschr. 1897. No. 3. 
p. 59—61.) 

Nordheim, Behandlung eines starrkrampt kranken Pferdes mit Behring’scbem Tetanus- 
Antitoxin. (Ztschr. f. Veteriuärkunde. 1897. No. 2. p. 72 — 75.) 

Roux, £., Sur la peste bubonique. Essais de traitemeut par le s£rum autipesteux. 

(Bullet, de l'acad. de mäd. 1897. No. 4. p. 91 — 99.) 

Sheild., A. M. t Remarks ou a case of recurreut sarcoma of the mammary gland treated 
by Coley’s fluid. Witb a fatal resolt. (Brit. med. Journ. 1897. No. 1882. p. 193 
— 194) 

8trebel, M., Die Schutzimpfungen gegen den Rauscbbrand. Statistik über die Schutz- 
impfungen und deren Resultate. 6. internet, tierärztl. Kongreß Bern. (Berichte u. 
Verhandl. Bern 1896. p. 416—443.) 8°. 

Tuberculin, Ou tbe use of — . (üatch experim. staden of tbe Massachusetts agricult 
College. 1 b96. Bull. No 41. 27 p.) 

Ulm, Ein Fall von Tetanus, behandelt mit Tetanus-Antitoxin. (Dtscbe tierärztl. Wchschr. 
1897. No. 7. p. 54.) 

Wagenheuser, Tetanus und Tetauus-Antitoxin. (Wchschr. f. Tierheilk. u. Viehzucht. 
1897. No. 2. p. 14—16.) 


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640 


Inhalt. 


Inhalt. 


Or iginaimi Heilungen . 

Casagr&ndi, 0. und Barbagallo, P., üobcr 
die Kultur von Amöben. (Orig.), p. 579. 

Celli, A. u. Santorini, F. 8., Die Rinder- 
malaria in der Campagne von Rom. 
(Synonyme: Texasfieber, Hämoglobinurie 
in Rumänien und Finland, Hämatinurie 
in Sardinien und im Agro Romano). 
(Orig.), p. 561. 

Kraus, Rudolf, lieber Antikörper in der 
Milch. (Orig.), p. 592. 

Marx, £., Experimentelle Untersuchungen 
über allgemeine Körperdesinfektion durch 
Actol (nach Credä). (Orig), p. 573. 

Robertion, Sigismund, lieber Objektträger 
und Deckglashalter. (Orig.), p. 589. 

Original - Referate aus bakteriologischen 
und parasitologischen Instituten, 
Laboratorien etc. 

Voges, 0., Weitere Untersuchungen über 
Schweineseuchen. (Orig.), p. 594. 

Referate. 

Bernabeo, 6., Sulla conservasione della 
vitalitä e virulensa dello pneumococco 
di Fraenkel e dello streptococco di Fehl- 
cisen, p. 606. 

Buschke , Ueber chronischen Rota der 
menschlichen Haut nebst Bemerkungen 
über die Anwendung des Mallein beim 
Menschen, p. 613. 

Fairweatter, The progress and treatment 
of a caso of actinomyoosis commencing 
in the vermiform appendix, p. 614. 

Oifford, H., Der Fraenkel’sche Diplococcus 
als häufiger Erreger des akuten Binde- 
hautkatarrhs, p. 608. 

Kratter , J. u. Böhmig , L., Ein freier 
Gehirncysticercus als Ursache plötzlichen 
Todes, p. 615. 

Lowson, J. A., The epidemic of bnbonic 
plague in 1894, p. 609. 

Ricolle, Ch et Hebert, M. A , Note sur 
uu ächantillon de bacille de Friedländer, 
isolä de la vase de la Seine, p. 607. 

— , — , Les angines ä bacille Friedländer, 
p. 608. 

de Quervain , Ueber Fremdkörpertuber- 
kulose des Peritoneums bei unilokulärem 
Echinococcus, p. 615. 


Ransom, W. B., A case of actinomycosis 
of the orbit, with a snmmary of seven 
otber cases of actinomycosis, p. 614. 

' Rapisarda , 0., Contributo alla casistica 
deir auchilostom-anemia, p. 615. 

Unterauchangsmethoden, Instrumente etc. 

Courmont, Paul, Repartition, formation et 
destruction de la snbsUnce agglutinante 
ches les typhiques, p. 619. 

Jez, V., Ueber die Bedeutung der Widal- 
schen Serodiagnostik, p. 617. 

Siegert, Ueber die Bedeutung der Widal- 
sehen Serum- Diagnose für die Lehre vom 
Typhus abdominalis des Kindesalters, 

| p. 616- 

Schutzimpfung, künstliche Infektions- 
krankheiten, Entwickelungshemmung und 
Vernichtung der Bakterien etc. 

Abba, 11 primo anno di enra col siero 
antidifterico a Torino, p. 622. 

Behring, B., Antitoxintherapeutische* Pro- 
I bleme, p. 619. 

Dzierzgowski, 8., Ueber den Gehalt an 
Antitoxin in den KörperflQssigkeiten nnd 
I den einzelnen Organen gegen Diphtherie 
immunisierter Pferde, p. 620. 

Johne, Zur Porcosan frage, p. 631. 

Koch, R., Ueber neue Tuberkulinpräparate, 
p. 625. 

Xrumhein, R. t Der Einfiufi des Heilserums 
anf die Diphtherie, p. 621. 

Ricci, A., Sngli ottimi risnltati dell* intu- 
basione nel crup, dopo l’uso del siero 
antidifterico, p. 622. 

Schaeffer, R.. Ueber Katgntsterilisation, 
p. 632. 

Sinclair Coghill, J. G„, Sequel of a cs»e 
| treated by Koch’s tuberculio with the 

! necropsy, p. 628. 

Smirnow, M. 0. A., D'one antitoxine arti- 
ficielle de Ja diphtb^rie, p. 621. 
Timasohew, 8. M.. ResulUte der Serum- 
therapie der Diphtherie in der Kinder- 
klinik der Universität Tomsk, p. 623. 

Heue Litteratur, p. 634. 


Hnmnuumtchc liuchdrackerei (Hermaou fohle) tu Jene 


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Bakteriologie, Parasitenkiie o. IofektiooskraiikleiteiL 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Paras itenkunde. 

In Verbindung mit 

GeL Rat Prot Dr. Lenckart, Geh. Med.-Rat Prot Dr. Loeffler 

Io Leipzig und tu Greifrwald 

Professor Dr. R. Pfeiffer 

ln Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. TJlxlworm in CasseL 
Verlag von Gustav Fischer ln Jena 
XXI. Band. Jena, den 29. Mai 1897. -o- No. 17/18. 

Praia für den Band (26 Hämmern) 15 Mark. — Jährlich erscheinen zwei Bände. 

Hicrvu als rtgämäftigt Beilage die Inhaltsübersichten der II. Abteilung des Centralblattes. 

Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige 
Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Aufsätze ent- 
weder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das 
Manuskript schreiben zu wollen oder spätestens nach Empfang der ersten 
Korrekturabzüge direkt an deti Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , 
gelangen zu lassen. 


Original - Mittheilungen. 

Nachdruck verboten. 

Zur Morphologie der Malariaparasiten. 

Von 

Dr. Hans Zlemann, 

Marine-Stabs&rst. 

Mit 1 Tafel von Prof. B. Zettnow. 

Im Folgenden gestatte ich mir, zu dem in No. 18/19. Bd. XX 
dieser Zeitschrift veröden tlichten Aufsatze „Ueber Blutparasiten bei 
heimischer und tropischer Malaria' 1 einige wesentliche Ergänzungen 
zu geben. Die Kenntnis jenes Aufsatzes wird dabei als bekannt 
vorausgesetzt. 

Wir sahen, daß man bereits auf der Höhe des Fieberanfalles, 

Ent. AM. XXI. Bd. 41 


642 


H&ds Ziemano 


bezw. im Fieberabfalle bei einer heimischen Tertiana die Jagend- 
formen der Malariaparasiteu erkennen kann. In nach unserer Methode 
gefärbten Präparaten bemerkt man innerhalb der roten Blutzellen die 
zart gefärbten Plasmaleiber der jungen Parasiten und innerhalb der 
letzteren, meist aber in ihrer Peripherie scharf konturierte, meist 
rundliche Gebilde, z. T. oder ganz umgeben von einer helleren achro- 
matischen Zone (Hof), Fig. 1. 

Nach dem Vorgänge von Mannaberg nannte ich damals die 
Gebilde Kernkörper und Kern. Im Folgenden will ich nur von 
chromatischer und achromatischer Kernsubstanz sprechen. Bei den 
ovalen Chromatinkörpern der Kernsubstanz war der längste Durch- 
messer durchschnittlich l 1 /* /<, der Querdurchmesser 1 p lang. 

Eine feinere Struktur innerhalb des Hofes, z. B. ein Liningerüst, 
habe ich bis jetzt nicht entdecken können. Mehrfach habe ich mich 
nicht sicher von dem Vorhandensein einer achromatischen Zone über- 
zeugen können (Fig. 2). 

Nachträglich stellte sich übrigens das extraglobuläre Vorkommen 
von jungen chromatinhaltigen Parasiten, die eben den Mutterkörper 
verlassen, als nicht so selten heraus, wie ursprünglich angenommen 
wurde. — Die damalige Angabe, daß der Parasit nach dem Eintritte 
in die rote Blutzelle bald eine gestreckte oder gebogene Form an- 
nimmt, bestätigte sich bei den späteren Untersuchungen. Nur waren 
die entstandenen Riug- oder Halbringformen meist viel größer, als 
die entsprechenden Jugendformen der tropischen Malaria, wie ich sie 
bei Fällen aus Kamerun, Loanda und Mohammerah (Persien) be- 
obachtete. 

Wenn wir ferner sahen, daß bei dem wachsenden Parasiten die 
chromative Kernsubstanz ihre kompakte Form verlieren kann, etwa 
bei Beginn der Pigmentbildung, so ist das dahin zu ergänzen, daß 
diese Auflockerung sowohl früher als auch später auftreten kann. 
Man sieht dann die chromative Kernsubstanz mit einer kleinen 
helleren Stelle in der Mitte oder mit feinen kurzen Einbuchtungen 
an der Peripherie, bezw. als längliches, unregelmäßig konturiertes 
Gebilde mit 1 — 2 unregelmäßig gestellten Spalträumen, die vor- 
wiegend in der Längsrichtung verlaufen (Fig. 4, 5, 6, 9, 11) *). 

Auf die Angabe, daß der chromative Teil des Kernes als der 
mit mehr vitalen Eigenschaften versehene dem Parasiten auf seinem 
Wege durch den roten Blutkörper immer voranzöge, ist vielleicht 
weniger Wert zu legen. Die Entscheidung dieser Frage unterliegt 
zu sehr dem subjektiven Ermessen. 

Bereits früher sahen wir, daß schon im Jugendstadium des 
Parasiten sich zwei Chromatinklümpchen finden können (Fig. 7). Es 
wurde damals unentschieden gelassen, ob es sich um zwei Parasiten 
handele, deren Plasmaleiber verschmolzen, oder vielleicht schon um 
den Beginn einer vorzeitigen, später zu schildernden Kernteilung. 

Nach den letzten Untersuchungen handelt es sich um Ab- 
schnürungen von dem ursprünglichen Chromatinklümpchen. Man 

1) Wegen Erklärung der Chromitln-Flgnren vergleiche euch 
immer TafelerltKrang. 


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Zur Morphologie der MalarUpArasiten. 


643 


sieht z. B. an ringförmigen Parasiten kompakte Chromatinklümpchen, 
die sich in die Länge gestreckt haben 1 ). Es können dann Ein- 
schnürungen entstehen, worauf die entstandenen Teilstückchen von- 
einander allmählich abrücken. Von einem der neu entstandenen 
Chromatinklümpchen kann sich dann wieder ein neues Stück ab- 
schnüren. Die Abschnürung kann übrigens auch gleichzeitig an zwei 
Stellen erfolgen, so daß drei Teilstücke entstehen (vergl. Fig. 6, 8). 

Mehr als 2 — 3 Chromatinklümpchen habe ich bei den Jugend- 
formen der heimischen Tertianparasiteu nicht gefunden. Die Größe 
der abgeschnürten Chromatinklümpchen war verschieden. Bald waren 
sie sehr viel kleiner, als der ursprüngliche Chromatinklumpen, bald 
ihm in der Größe gleichkommend. Einmal sah ich in einiger Ent- 
fernung von dem ursprünglichen Chromatinklümpcheu zwei äußerst 
kleine dicht nebeneinander liegen, jedes umgeben von einer schwach 
ausgebildeten, stärker lichtbrechenden, achromatischen Zone. Es ist 
also möglich, daß die achromatische Zone, die den alten Chromatiu- 
klumpen umgiebt, sich auch bei den erwähnten Abschnürungen be- 
teiligt. Die Bedeutung dieser bereits im Jugendstadium 
der Parasiten vorkommenden Abschnürungen von 
Chromatin lasse ich vorläufig noch offen. 

Im allgemeinen waren diese Bildungen bei heimi- 
scher Tertiana aber seltener als bei Kameruner Ma- 
laria, wo ich bei Siegelringformen manchmal bis zu vier Chromatiu- 
klümpchen fand. 

Bei heimischer Tertiana fand sich die chromative Kernsubstanz 
ziemlich oft excentrisch gelegen, wie ohne Zusammenhang mit dem 
übrigen Parasitenleibe. Eine Verbindung wird natürlich existieren. 
Nur gelang die Darstellung durch Färbung noch nicht. 

Bei dem wachsenden Parasiten sieht man die Chromatinauflocke- 
rung am deutlichsten erst, weun er dreiviertel oder ganz er- 
wachsen ist. Indes kann man weniger hier von neugebildeten Chro- 
matinstäbchen sprechen, als von Körnchen und sehr kurzen, krummen, 
feinen Fädchen, die zusammengeballt dicht nebeneinander liegen und 
eine ungefärbte Zwiscbensubstanz zeigen. 

Von einer regelmäßigen Gruppierung konnte man im allgemeinen 
nicht sprechen. Die erwähnten Körnchen sind vielleicht nur als 
der optische Ausdruck vom Querschnitte der Chromatiufädchen zu 
betrachten. 

Nachzutragen ist das oft ziemlich verschiedene 
Verhalten des Pigmentes. Man sieht manchmal Formen, 
wenigstens in meinen Fällen, bei denen das Pigment äußerst wenig 
entwickelt war, während in anderen Fällen ziemlich reichliche Pigment- 
entwickelung sich zeigte. Es ist das vielleicht wichtig, denen gegen- 
über zu oetonen, die unter anderen auch aus der verschiedenen 
Pigmententwickelung bei den Tertian- und Quartanparasiten ein 
differentialdiagnostisches Moment herleiten. So sah ich, wenn auch 
nur einmal, einen Parasiten mit bereits ziemlich vorgeschrittener 
Kernteilung ohne eine nachweisbare Spur von Pigment. 

1) Vergl. Fig. 37 bei Kamerun- Parasiten. 

41« 


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644 


H ans Zieoiau u, 


Der erwachsene, jetzt mehr rundlich gewordene Parasit füllt das 
entfärbte, geblähte, rote Blutkörperchen manchmal nur zur Hälfte, 
in der Mehrzahl der Fälle aber größtenteils aus. Das Chromatin 
zeigt in diesem Stadium nicht mehr ganz die intensive Färbung, wie 
bei den jungen Parasiten. Die Zahl der gebildeten Körnchen und 
Fädchen war nicht auszumachen, da sich die einzelnen Teilstücke 
nicht voneinander trennen lassen. Manchmal fand man die von der 
Chromatinsubstanz innegehabte Zone bis zu etwa 1 / g vom Volumen 
des erwachsenen Parasiten einnehmen. Vergleiche auch die Chroma- 
tinsubstanz bei Fig. 12, 13, 14 mit der bei Fig. 1. 

Uebrigens sieht man zuweilen auch bei ganz er- 
wachsenen Parasiten das Chromatin noch in der Form 
eines nur äußert wenig an der Peripherie und im 
Centrum aufgelockerten Klümpchens. 

Leider können Photogramme die Auflockerung nicht so zeigen, 
als farbige Abbildungen. Bei Figur 12 z. B. muß man die Lupe 
nehmen, um eine Andeutung der im Präparat sehr deutlichen Auf- 
lockerung zu sehen. In dem Original-Phot, ist sie auch deutlicher. 

Ein gesetzmäßiges Verhalten in Bezug auf das Vorrücken der 
Chromatinsubstanz oder des Kerns überhaupt nach dem Centrum des 
Parasiten habe ich bei Eintritt der Kernteilung nicht entdecken 
können. Es schien vielmehr die Kernteilung auch in der Nähe der 
Peripherie des Parasiten beginnen zu können. 

Ueber den Zeitpunkt der Kernteilung ist zu sagen, daß man sie 
einige Stunden vor, während und nach dem Fieberanfalle finden kann. 

Die meisten der in Teilung befindlichen Formen 
findet man aber bei heimischer Malaria zweifellos im 
Frost und Beginn des Hitzestadiums. 

Mündlichen, mir zu teil gewordenen Mitteilungen nach kann man 
sogar 11 — 12 Stunden vor dem Anfalle ausgebildete Kernteilungs- 
figuren sehen. Dicht vor demselben glaube ich einigemal eine deut- 
liche Verminderung der Parasiten im peripheren Blute beobachtet 
zu haben. 

Betrachten wir nun den Vorgang der Kernteilung selbst. Wir 
gehen aus von einem vollkommen erwachsenen, ziemlich oder völlig 
rund gewordenen, endoglobulären Parasiten mit noch zerstreutem 
Pigment. Wir denken uns sein Chromatin als ein ziemlich dicht zu- 
sammengeballtes Häufchen kleiner Körnchen oder äußerst kurzer, 
krummer, scheinbar vollkommen unregelmäßig gelagerter Fädchen, 
umgeben von einer breiteren oder schmäleren, manchmal kaum an- 
gedeuteten helleren Zone (Fig. 12, 13). Man bemerkt dann in ent- 
sprechenden Präparaten, wie das Chromatinhäufchen von einem ge- 
wöhnlich unregelmäßig verlaufenden, ungefärbt bleibenden Spalt 
durchsetzt wird. Derselbe teilt die Chromatinmasse in zwei manch- 
mal verschieden große Hälften (Andeutung in Fig. 14). Die ent- 
standenen Teilstücke rücken dann noch weiter voneinander ab (Fig. 15). 

Da ich anfangs mehrfach ziemlich regelmäßige, schleifenförmige 
Figuren zu bemerken glaubte, die an die bekannten Figuren der 
Karyokinese erinnerten, glaubte ich zuerst mit Roma- 


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Zur Morphologie der M&lariaparasiteo. 


645 


nowsky eine karyokinetische Teilung bei den Tertian- 
parasiten annehmen zu müssen. Häufige Nach- 
prüfungen zeigten, daß die Verhältnisse nicht so 
kompliziert sind. Man vermißt die typische, gesetzmäßige Längs- 
spaltung der Chromatinfibrillen, das Auftreten von Polkörperchen etc. 

Man sieht manchmal die entstandenen Chromatinhälften in Form 
zweier Kreise oder in Form ganz unregelmäßiger Figuren, denen die 
an der Peripherie hervorstehenden Chromatinkörnchen und Fädchen 
ein gezacktes Aussehen verleihen. Fast immer ist im Innern der 
entstandenen Chromatinhälften ebenfalls eine deutliche Auflockerung 
zu bemerken. Wie bereits gesagt, kann die Photographie das nicht 
wiedergeben. 

Der Kontur der manchmal um das Doppelte vergrößerten roten 
Blutzellen ist in diesem Stadium meist noch zu sehen. Hintereinander 
oder gleichzeitig sieht man die entstandenen Chromatinbälften sich 
wieder teilen (Fig. 16), vergl. die Tafelerklärung. 

Man sieht dann 3, 4, 5, auch 6 aufgelockerte Chromatinfiguren, 
ziemlich gleichmäßig über den ganzen Parasiteuleib zerstreut. Wenn 
die Kernteilung dieses Stadium erreicht hat, scheint in der Mehr- 
zahl der Fälle eine mehr oder weniger auftretende Verdichtung der 
einzelnen Chromatinfiguren zu erfolgen. 

Man sieht dieselben als mehr oder weniger unregelmäßig geformte, 
weniger aufgelockerte, intensiv färbbare Klümpchen, meist mit Ein- 
buchtungen an der Peripherie (Fig. 17), oder auch wohl als dicke, 
fädige, leicht gekrümmte Gebilde, die sich in die Länge gestreckt 
haben (Fig. 18, 19). 

Häufiger bemerkt man an letzteren kleinere, leicht bogenförmig 
verlaufende Abzweigungen nach den Seiten hin und gabelförmige 
Figuren an den Enden. Man erhält so zuweilen deutliche dentritische 
Verzweigungen. Auf der Tafel ist eine solche Figur nicht vorhanden. 

Die Verteilung der achromatischen Zone des Kernes um diese 
Gebilde schien nicht immer gleichmäßig. Stellenweise konnte man 
gar keine entdecken. In Fig. 16, 17, 18 ist sie ziemlich deutlich 
stellenweise. 

Es scheint übrigens zu diesen Bildungen auch kommen 
zu können, ohne (laß die chromatische Kernsubstanz 
des erwachsenen Parasiten sich nennenswert aufge- 
lockert hat, einfach durch Proliferation derselben. 

Mögen nun die entstandenen Chromatinfiguren mehr das Aus- 
sehen von unregelmäßig geformten, am Rande oft eingebuchteten 
Klümpchen oder von den geschilderten dentritiseben Verzweigungen 
haben, in jedem Falle treten Abschnürungen von Chromatiusubstanz 
auf. Die neu entstandenen Teilstücke können wiederum Abschnü- 
rungen zeigen. Man sieht dann manchmal 3—4 kompakte, mehr oder 
weniger rundliche Chromatinklümpchen nebeneinander liegen, durch 
einen dickeren oder dünneren Verbindungsfaden von Chromatin- 
substanz noch miteinander in Verbindung stehend (Fig. 20 rechts seitlich). 
Zuletzt lösen sich die Verbindungen und es entstehen nacheinander, 
z. B. 8, 9, 10 etc., einzelne Klümpchen, z. T. deutlich umgeben von 
einer achromatischen Zone (Fig. 21). Selbst in diesem vorgeschrit- 


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646 


Hans ZiemiDD, 


tenen Stadium ist der Kontur des roten Blutkörpers oft noch sichtbar 
(Fig. 22). 

Das Pigment habe ich einige Male noch bei bereits ziemlich 
vorgeschrittener Kernteilung über den ganzen Parasitenleib verteilt 
gesehen (Fig. 23 und 24). 

Im allgemeinen konzentriert es sich früher oder später nach der 
Peripherie oder mehr nach dem Centrum des Parasiten (Fig. 25 und 
26). Diese Zusammenballung ist eine einfache mechanische Folge von 
dem Druck der sich stetig vermehrenden Kerne. Die Chromatin- 
klümpchen, die sich nicht weiter teilen, haben im allgemeinen eine 
regelmäßige, rundliche oder etwas ovale Form. — In der früheren 
Arbeit waren 16 Kerne angegeben als höchste von mir beobachtete 
Zahl. Ich sah später bis 20. 

Die Lagerung war auch im Endstadium durchaus nicht immer 
eine regelmäßige. Einige Male wurden auch Parasiten beobachtet, 
deren Kernteilung vollendet schien, und die bloß 10 ChromatiD- 
klümpchen um das Pigment herumgelagert aufwiesen (Fig. 21). 

Es scheint also auch die Zahl der Kernteilungs- 
figuren nicht mit Sicherheit zur Unterscheidung 
etwaiger verschiedener Parasitenarten herangezogen 
werden zu können. Die neugebildeten Chromatiuklümpchen zeigen 
auch bei vollendeter Kernteilung oft verschiedene Größe (Fig. 26). 

Erst im allerletzten Stadium der Kernteilung sah ich feine Ein- 
kerbungen des Parasitenleibes, z. B. Fig. 25 und 26. Die fertig ge- 
bildeten Chromatinklümpchen sind in der Mehrzahl der Fälle um- 
geben von einer deutlich achromatischen Zone, an die sich ihrerseits 
wieder der meist sehr zarte, schwach gefärbte Plasmaleib des jungen 
Parasiten anschließt. Die Bildung der letzteren ist damit vollendet. 
Ihr Aussehen entspricht jetzt schon dem in ihrem jüngsten endo- 
globulären Stadium (Fig. 26 und 1), und kann man in geeigneten 
Präparaten deutlich ihren Austritt aus dem Mutterkörper verfolgen. 
Andeutung in Fig. 21. 

Vorher lockert sich der Zusammenhang der jungen Parasiten. 
Damit ist die Teilung des Parasitenleibes und des Kernes vollendet. 
Wir haben damit eine Vielzellbildung, wie sie O. Hert- 
wig 1 ) beschreibt. Die Kernteilung selbst ist meiner 
Meinung nach am ehesten als amitotisebe bez. direkte 
Kernvermehrung (Kernzerschnürung nach O.Hertwig) 
aufzufassen. 

Soviel ich weiß, hat bis jetzt kein anderer Be- 
obachter einen d erarti gen E n t w ickel u ngsga n g des bei 
heimischer Tertiana sich findenden Blutparasiten 
beschrieben. Mit der geschilderten Auffassung unterscheide ich 
mich von Mannaberg und Romanowsky. Ersterer nimmt, wie 
ich schon früher auseinandergesetzt, bei den wachsenden Parasiten 
zuerst eine Auflösung des Kernkörpers, dann auch des Kernes an, 
worauf die neuen Kernkörper, bei mir Chromatinklumpen genannt, 
im Plasma auftauchen sollen. 

1) 0. Hartwig, Die Zelle and die Gewebe. Jen* 1892. p. 187. 


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Zur Morphologie der Mal&riApar&siten. 


647 


Romanows ky spricht von karyokinetischer Teilung der Parasiten. 
Nach unseren Ausführungen läßt sich dieselbe nicht halten. — Schon 
früher ist auseinandergesetzt, daß die jungen Parasiten nach dem 
Austritt aus dem Mutterkörper sich scheinbar nicht lange frei im 
Blutplasma aufhalten, sondern daß sie möglichst bald die roten Blut- 
zellen befallen. 

Chrom atin lose, ganz junge, extraglobuläre Parasiten habe ich 
bis jetzt nicht mit Sicherheit konstatieren können. Die Unterscheidung 
von eventuellen kleinen Farbstoffuiederschlägen dürfte auch nicht ganz 
leicht sein. Man bemerkt in unseren Präparaten zuweilen auch 
chromatin- und pigmenthaltige Parasiten von ein Drittel bis der halben 
Größe der roten Blutzellen, ohne eine Spur von umgebendem Proto- 
plasma einer roten Blutzelle (Fig. 10). Wenn früher gesagt wurde, daß 
diese Formen ihr Dasein voraussichtlich entweder einer Auswanderung 
aus den roten Blutzellen oder mechanischen Insulten verdanken, so 
ist möglicherweise auch eine frühzeitige Nekrose desinfiziert gewesener 
roter Blutkörper zur Erklärung dieser freien Formen heranzuziehen. 
Das Vorhandensein von Pigment spricht jed enfalls für 
eine stattgehabte Verbindung zwischen diesen Para- 
siten und derSubstanz infiziert gewesener roterBlut- 
zellen. Auffallend war ih re meist rundliche oder ovale 
Form. Eine Weiterentwickelung dieser chromatin- 
haltigen, freien Formen konnte jedenfalls bisjetzt im 
gefärbten Präparat nicht festgestellt werden. 

Betrachten wir jetzt die sterilen Formen der Parasiten bei 
heimischer Tertiana. Bereits F. Plehn 1 ) hat in seinen ätiologischen 
und klinischen Malariastudicn angenommen , daß unmöglich alle 
Parasiten zur Fortpflanzung kommen können. An einer ent- 
sprechenden Reihe von Präparaten mit Chromatin- 
färbung können wir jetzt direkt den allmählichen 
Untergang der Chrom atinsubstanz beweisen. Gehen wir 
z. B. von einem erwachsenen, pigmentiertem, rundlich gewordenem 
Parasiten aus mit einem Häufchen stark gefärbter, dicht zusammen- 
liegender Chromatinkörnchen bez. kurzer krummer Fädchen, Wir 
sehen dann, wie die Chromatinmasse auseinander weicht. Die räum- 
liche Ausdehnung derselben wird, wahrscheinlich durch Wasserauf- 
nabme, größer, während gleichzeitig ein äußerst feinbröckeliger Zerfall 
stattfindet. Die achromatische umgebende Zone kann dabei noch 
vollkommen erhalten sein. Schließlich kann das Chromatin eine staub- 
förmige Beschaflenheit annehmen, während gleichzeitig seine Färb- 
barkeit immer mehr abnimmt. Zuletzt sieht man nur noch die helle 
achromatische Stelle des Kernes, bis auch diese verschwindet. 
In Fig. 29 soll links oben die feinkörnige, durch einen beinahe 
queren Spalt durchsetzte Masse das Chromatin darstellen. Die 
beiden dunklen Punkte oben sind zusammengeballtes Pigment. In 
Fig. 30 ist alles Chromatin verschwunden. Gleichzeitig nimmt die 
Färbbarkeit des Parasitenleibes ab, während das Volumen desselben noch 
zunehmen kann. Man sieht dann Formen, welche bis um das 3-fache 

1) Berlin 1890. 


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648 


Hans Ziemann, 


das Volumen eines normalen roten Blutkörpers übertreffen. Bemerkens- 
wert erscheint, daß gerade in diesen sterilen Formen das Pigment 
oft bedeutend stärker entwickelt ist, als in dem Durchschnitt der 
chromatinhaltigen erwachsenen. Während das Pigment der letzteren 
in meinen Präparaten mehr körnchenartige Beschaffenheit zeigte, hatte 
das Pigment der erstercn oft das Aussehen brauner, bis 1 j.i langer 
Stäbchen (vergl. Fig. 17, 23, 30). 

Bei den der völligen Auflösung nahen Formen sieht man das 
Parasitenplasma als eine zerfließende, nur noch äußerst schwach ge- 
färbte Masse, deren Konturen sich nicht mehr feststellen lassen. 
Einige der Pigmentstäbchen sind manchmal schon herausgetreten aus 
dem Parasiten. Schließlich bezeichnen nur noch einige mehr oder 
weniger zusammengedrängt liegende Pigmentstäbchen die Stelle, wo 
einst ein Parasit gewesen, bis auch diese von den Leukocyten auf- 
genommen werden. An dieser Stelle mache ich erneut auf 
meine schon in Frankfurt a. M. auf der Naturforscher- 
versammlung geschilderte Beobachtung aufmerksam, 
wonach die freien, sterilen, meist mit reichlichem, 
stark be w eglich em Pi gmen t versehenen Formen eine 
rundliche Form annebmen, ebenso die sich von jenen 
ab sehn ürenden Teilstücke 1 ). Ebenso zeigten auch 
meine neueren Beobachtungen bis jetzt, daß nur die 
chromatinlosen, also sterilen Formen von den Leuko- 
cyten aufgenommen wurden. 

Wenn Nachprüfungen die Richtigkeit dieser Beobachtung be- 
stätigten, wäre also eine künstlich hervorgerufene Leukocytose zur 
Bekämpfung der Malariaparasiteu voraussichtlich irrationell. Auch 
während der Kernteilung kann man den oben geschilderten Schwund 
des Chromatins bemerken, derart, daß während der eine Chromatin- 
klumpen sich auf die früher geschilderte reguläre Art teilt, ein anderer 
die staubförmige Auflösung zeigt, die wir bei den steril werdenden 
Formen beobachteten. Zwar scheint auch bei den letzteren eine An- 
deutung von Kernteilung vorzukommen, indem die staubförmige 
Chromatinmasse von einem Spalte durchsetzt wird und die so ent- 
standenen Teilhälften voneinander abrücken (Andeutung in Fig. 29). 
Indes zu einer Konzentration des Chromatins bez. weiterer Kernteilung 
scheint es nicht mehr kommen zu können. Die Untersuchungen über 
diesen Punkt sollen noch fortgesetzt werden. Außerdem bemerkt man 
zuweilen, namentlich bei leichten Recidiven, jüngere chromatin- und 
überhaupt kernlose, endoglobuläre Parasiten, die durch den Mangel 
an Chromatin sich als unfähig zur Fortpflanzung erweisen. Daß diese 
Formen von Anfang an kein Chromatin gehabt haben, ist nach den 
früheren Darlegungen kaum anzunehmen. Wahrscheinlich verdanken 
sie ihren Ursprung jüngeren Parasiten, deren Chromatin schon nach 
der Kernteilung des Mutterkörpers eine schwache Entwickelung zeigte, 
und das später ganz verschwand. Meinen früheren Darlegungen über 
die Geißelkörper bei heimischer Tertiana habe ich bis jetzt nichts 
hinzuzufügen. So oft ich auch Geißelformen im lebenden Blute be- 

1) O. Israeli Lieber den Tod der Zelle. (Berl. kliu. Wchschr. 1897. No. 8.) 


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(jmtt'nlhJutt /' ftaktrriolw/ir Afn,J. BtLXXI. Tu/’ V. 




Ueber die Heilkraft des antipneumoDischen Serums. 


665 


unterstützt wird dieser Begriff durch die Thatsache, daß diese letzteren 
gar nicht nachweisbar sind in höchst virulenten Bakterienbouillon- 
kulturen, welche, indem sie sich im ganzen menschlichen Organismus 
verbreiten, allgemeine Infektionen hervorrufen können. 

Die Untersuchungen von Herrn Prof. De Giaxa und die m ei- 
nigen z. B., welche von Beifan ti bestätigt wurden, stellen für den 
höchst virulenten Streptococcus diese Thatsache unbestreitbar fest. 


Von der Ansicht ausgehend, daß bei den von mir der ersten 
der oben erwähnten Gruppen eingereihten pathologischen Zuständen 
die betreffenden Heilmittel bloß die Toxinwirkung bekämpfen sollten, 
wurde Herr Prof. Behring dazu geführt, Diphtherieheilserum dar- 
zustellen, welches, wie bekannt, ein hohes spezifisches, antitoxisches 
Vermögen gegen die vom Diptheriebacillus gebildeten Toxine 
besitzt und in der Behandlung der Diphtheritis die erfolgreichste 
Anwendung findet. Ebenso wirksam hat sich das analoge Mittel in 
der Behandlung der Tetanuskrankheit erwiesen. 

Damit nun andererseits das spezifische Serum seine Heilwirkung 
bei jenen Krankheiten entfalte, bei welchen die betreffenden pathogenen 
Bakterien sich im ganzen Organismus ausbreiten , muß dasselbe 
„antibakterischer“ Natur sein, d. h. das Serum soll diese Krankheits- 
keime töten, oder wenigstens ihre weitere Entwickelung verhindern, 
bezw. hemmen. 

Die fibrinöse Pneumonitis des Menschen ist, wie bekannt, eine 
Infektion, bei der das spezifische Bakterium (der Pneumococcus) 
durch den Blutstrom den ganzen Organismus zu überschwemmen 
neigt, was aber bloß in den letal endenden Fällen gelingt, und 
namentlich nur dann, wenn, ausser sehr seltenen Ausnahmen, bei 
welchen das Bakterium sich ziemlich rasch verbreitet, der Infektions- 
verlauf gewissermaßen vorgeschritten ist. Wird aber unter die Haut 
des Kaninchens der virulente Pneumococcus in einer tödlichen 
Dosis eingespritzt, so findet man ihn im Blute schon nach wenigen 
Stunden vor. Als ich demselben Tiere eine minimale Dosis, kaum 
genügend, die Kaninchen sicherlich io 4 — 5 Tagen zu töten, gab, 
konnte ich durch kulturelle Untersuchung den Pneumococcus 
stets 12 — 18 Stunden nach der Einspritzung finden. 

Nach dem, was ich bei den Pneumoeoccuskulturen in vitro 
beobachtete, darf ich behaupten, daß die Toxine, welche eventuell 
der Pneumococcus wälirend der Infektion ausscheiden kann — 
vorausgesetzt, daß er dieselben bildet — keine große Bedeutung 
haben. 

Zu sehr glänzenden Resultaten gelangte ich in meinen sämt- 
lichen Versuchen nicht, die ich zum Zweck, die Toxinbildung zu 
realisieren, durchführte. So z. B. brachte ich in Glaskolben, */, bis 
1 1 Bouillon enthaltend, das Herzblut von Kaninchen, welche an In- 
fektion durch bockvirulente Pneumokokken zu Grunde gegangen 
waren. Diese Bakterien ließ ich sodann lange Zeit hindurch im Brut- 
ofen bei 35° C sich entwickeln: da fand ich, daß die ursprüngliche 
Toxicität der zur Kultur angewendeten Bouillon um höchstens 1 mal 


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666 


Nicola Paue, 


zunahm. Eine Bouillon z. B., welche, in die Ader des Kaninchens 
in einer Dosis gleich 4 p. 100 des Körpergewichts eingespritzt, das 
Versuchstier tötete, entfaltete dieselbe Wirkung, wie eine Dosis 
ca. 2 p. 100 Körpergew. gleich, nachdem der Pneumococcus gedieh 
und man vor der Einspritzung so lange wartete, bis seine Lebens- 
fähigkeit wegen Alters ausgelöscht war. Mit einer ursprünglich nicht 
so toxischen Bouillon erhielt man noch geringere Resultate. 

Wegen dieser geringeren Toxicität des Pneumococcus und 
andererseits wegen der von mir schon oben erwähnten Neigung des- 
selben, sich im ganzen Organismus zu verbreiten, ist es ganz natürlich, 
daß das spezifische (antipneumonische) Serum „ antibakterischer“ 
und nicht antitoxischer Natur sein soll, um dem Pneumococcus 
entgegenzuwirken. Gerade diese Eigenschaft besitzt das Serum, 
welches von gegen die Pneumokokken immunisierten Tieren stammt ’). 

Dasselbe besitzt keine antitoxiscbe Wirkung, was eben aus der 
Thatsache hervorgeht, daß die immunisierten mehr als die nicht- 
immunisierten Kaninchen für intravenöse Einspritzung der Bouillon- 
kultur empfänglich sind, in welcher des Alters wegen der Pneumo- 
coccus seine Lebensfähigkeit verloren hat: d. h. die immunisierten 
Tiere sterben durch eine kleinere Dosis als diejenige, welche die 
Kontrolltiere tötet. 

Da es mir gelang, vor einigen Monaten aus einem Esel und aus 
einer Kuh, bei welchen ich allmählich im Laufe eines Jahres und 
mehr einen hohen Immunisationsgrad erzielte, ein hoch heilkräftiges 
Serum zu erhalten, so setzte ich die Versuche mit experimenteller 
Serumtherapie fort, und beabsichtigte ich somit die Resultate mit 
denjenigen zu vergleichen, die ich im Laufe der letzten drei Jahre 
mit dem autipneumonischen Kaninchenserum erreichte; gleichzeitig 
nahm ich mir vor, weitere Untersuchungen meinen früheren 2 ) über 
die Wirkungsweise des Serums selbst beizufügen. 

Der von mir in sämtlichen Versuchen angewendete Pneumo- 
coccus ist hochvirulent, d. h. das Kaninchen von jeder beliebigen 
Größe und jedem Körpergewicht, welchem subkutan eine Dosis gleich 
dem 20. Teile von Vioooooo ccm einer 20 — 24 Stunden lang bei 
35° C entwickelten Bouillonkultur eingespritzt wurde, ging am 
4. — 5. Tage, ausnahmsweise am 6., zu Grunde. In dieser tödlichen 
Dosis, welche wir minimal-tödliche Dosis nennen können, auf 
flüssigem Agar mit */, p. 100 Traubenzucker ausgeführt, um Platten- 
kulturen zu erhalten, fand ich spärliche Diplokokken, da in sämt- 
lichen Proben die Zahl der Kolonieen zwischen 9 (Minimum) und 34 
(Maximum) schwankte. 

Die Kulturbouillon wurde stets mit destilliertem und sterili- 
siertem Wasser verdünnt (1,0 ccm bis 000,1 ccm Kulturbouillon in 

1) Die Litteratur über die von den verschiedenen Autoren und von mir zur 
Immunisierung der Tiere gegen den Pneumococcus benutzten Methoden» und ferner 
die Über die Serumtherapie bei der pneumonischen Infektion, wurde von mir scbon 
in früheren Schriften angegeben (Rivista clinica e terapeutica. 1892. — Atti del XI Coogr. 
intern, di mediciua. — Rivista clinica e terapeutica 1896). 

2) Rivista clinica e terapeutica. 1896. 


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Ucber die Heilkraft des antipDeamonischen Serams. 


667 


1000 ccm Wasser); den Versuchstieren wurde stets eine genau ge- 
messene Menge einverleibt. Um eine größere Genauigkeit zu er- 
reichen, wurden zuletzt die Kontrollkaninchen inokuliert; nach der 
Einspritzung stellte ich mit den gleichen Dosen, die den Tieren ein- 
verleibt worden waren, eine oder mehrere Plattenkulturen fertig. 

Das von dem Esel oder von der Kuh entnommene antipneumo- 
nische Serum, nach Einspritzung in die Obrenrandadern der Kanin- 
chen in genügender Dosis, zeigte dieselbe Eigenschaft wie das Ka- 
uinchenserum: d. h. es schützte die genannten Tiere vor der Ein- 
wirkung einer mehrmals tödlichen Pneumokokkendosis, die sogar wenige 
Stunden vor der Seruminjektion subkutan eingespritzt worden war. 
‘Wenn z. B. das Heilserum 3 Stunden nach der Pneumokokkeninjektion 
eingespritzt wurde, so sank die Temperatur des Kaninchens, welche 
um 1 0 C und zuweilen noch mehr aufgestiegen war; am nächsten 
Tage war der Zustand des Tieres ganz normal, ausgenommen eine 
geringe Gewichtsabnahme (100 — 200 g), welche nach einigen Tagen 
zu schwinden pflegte. Fand die Seruminjektion nach längerer Zeit 
statt, d. h. 6 Stunden nach der Pneumokokkeninokulation, so wurden 
die Kaninchen ebenfalls gerettet, häufig aber blieb eine örtliche In- 
fektion zurück (Absceß), die übrigens stets zur Heilung kam. Wenn 
die Seruminjektion 12 Stunden nach der Pneumokokkeneinverleibung 
vorgenommen wurde, fehlte die lokale Infektion nie, und häufig ging 
das Versuchstier wegen diffuser Infektion zu Grunde, deren Verlauf 
sich aber länger als bei den Kontrollkaninchen hinzog. 

Als man endlich das Heilserum nach längerer Zeit — 18 bis 
24 Stunden nach der Pneumokokkeneinverleibung — noch einspritzte, 
so ging die Mehrzahl der Versuchstiere, wenn auch sehr spät, zu 
Grunde. Bei denjenigen, die nicht starben, bildeten sich ausgedehnte 
Unterhautabscesse , welche langsam heilten — in 30 bis 40 Tagen 
mindestens. 

Die stärkste Heilwirkung war die des Eselserums, so daß 
0,75 ccm desselben in die Ohrader eingespritzt stets das Kaninchen 
rettete, welchem 30—60 Minuten vorher eine Poeumokokkendosis 
wenigstens 20 mal größer als die minimale tödliche Dosis subkutan 
eingespritzt worden war. Das gleiche Resultat erzielte ich mit 1 ccm 
des wirksamsten antipneumonischen Kaninchenserums. Das Kuh- 
serum erwies sich schwächer; um das eben erwähnte Resultat zu 
erreichen, mußte ich davon 1,5 ccm einspritzen. 

Aus meinen weiteren Untersuchungen, die ich anzustellen hoffe, 
wenn ich den Immunisationsgrad dieses letzteren Tieres zu einer an- 
sehnlicheren Höhe im Verhältnis mit dem Eselserum gebracht habe, 
wird sich ergeben, ob die geringere Wirksamkeit des Kuhserums 
von ungenügender Immunisation oder von besonderen Zuständen 
ihres Organismus abhängt. 

Mit den obengenannten Dosen des antipneumonischen Serums 
und der Pneumokokken kam bei den Kaninchen keine nennenswerte 
krankhafte Erscheinung vor; als man aber eine etwas größere Pneumo- 
kokkendosis anwendete, z. B. 100 mal die minimale tödliche Dosis, 
machte sich meist eine lokale Infektion (Absceß) bemerkbar, die aber 
nicht sehr intensiv war, und über welche die Versuchtstiere völlig 


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Nicola Pad«, 


siegten, spätestens nach ca. 30 Tagen. Nach Einverleibung einer 
Pneumokokkendosis um 20000 mal größer, als die minimale tödliche 
Dosis, gingen die Tiere meistens zu Grunde, der Verlauf war aber 
stets langwieriger als bei den Konfrontieren. 

Stieg man mit der Serumdose noch mehr, so zeigte sich eine 
stärkere Wirkung gegen die Pneumokokken. Wenn ich z. B. 3 ccm 
des antipneumonischen Eselserums, dessen Wirksamkeit die schon 
angeführte war, in die Ader von Kaninchen einspritzte, welche 30 
bis 60 Minuten vorher Pneumokokkendosen bis 20000 mal die mini- 
male tödliche Dosis erhalten hatten, so wurden die Versuchstiere 
stets gerettet, häufig fehlte sogar das Unterhautzellgewebeödem, 
welchem dann ein mehr oder weniger ausgedehnter Absceß nach- 
folgte. 

Bei den obenerwähnten Reihenversuchen — in welchen das 
Serum 3—6 — 12 — 18— 24 Stunden nach der subkutanen Pneumokokken- 
injektion in die Ader der Kaninchen eingespritzt wurde — erreichte 
ich die besten Resultate, als ich die geringsten Pneumokokkendosen 
(10 — 20 minimale tödliche Dosen) und relativ große Serummengen 
anwendete, d. h. 3 mal die Menge, welche sich wirksam erwiesen 
hatte, bei dem Kaninchen 20 tödliche Dosen von Pneumokokken, 
30— 60 Minuten vorher eingespritzt, völlig zu neutralisieren. 

Diese Quantität war, wie ich schon bemerkte, folgende: für das 
Eselserum 0,75 ccm; für das Ka nin ehern s erum 1,0 ccm; für 
das Kuh serum 1,5 ccm; — ich muß aber hinzufügen, daß, gemäß 
der Zeit, seit der das Serum dargestellt war, es nötig war, die be- 
treffende Menge größer zu gestalten, um dieselbe Wirkung zu erzielen. 

Das Serum, welches in meinen Versuchen während der Monate 
Dezember 1896 und Januar und Februar 1897 am wenigsten von 
seiner Heilkraft einbüßte, war das Eselserum. 

Dieses Eselserum, bei Zimmertemperatur und im Dunkeln auf- 
bewahrt, hat nach 3 Monaten eine Abnahme um ungefähr die Hälfte 
seines ursprünglichen antibakterischen Vermögens bei den Kaninchen 
gezeigt. Das Trikresol, welches, um es aseptisch zu erhalten, in einer 
Menge von 0,25 p. 100 hinzufügt wurde, hat dessen Heilkraft gar nicht 
verändert, so daß ein Unterschied gegenüber den Kontrollversucheu, 
welche mit Serum ohne Trikresol angestellt worden waren, nicht 
zum Vorschein kam. Das Kaninchenserum hat gegenüber demjenigen 
des Esels in geringerem Grade seine Heilkraft behalten. — Nach 
3 Monaten war der Verlust an Heilkraft beim Kuhserum größer. 

Während die Einspritzung von antipneumonischem Serum in die 
Ader, wie wir gesehen haben, sich sehr wirksam gegen den P n e u m o - 
coccus erweist, ist die subkutane Injektion verhältnismäßig viel 
schwächer in ihrer Wirkung. Thatsächlich ist es nötig, um das 
Kaninchen bei einer Pneumokokkendosis nicht größer, als die minimale 
tödliche Dosis mit gleichzeitiger Seruminjektion zu retten, eine Dosis 
einzuspritzen, welche wenigstens 3 mal größer ist, als die, welche, 
durch die Ader eiugespritzt, 20 tödliche Dosen diese Bakterien völlig 
unschädlich macht. 

Die Ursache eines solchen Unterschiedes konnte man wahrnehmen 
aus dem, was stattfand, als die intravenösen Einspritzungen einige 


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Ueber die Heilkraft des aotipneumoaischen Serums. 


669 


Stunden nach der Pneumokokkeneinverleibung vorgenommen wurden, 
d. h. es konnte sich erklären durch die Thatsache, daß das Serum 
sich langsamer verbreitet, wenn es unter die Haut injiziert wird, als 
durch die Ader. 

Um einen direkten Nachweis dieser Thatsache zu liefern, habe 
ich 3 ccm Serum gleichzeitig subkutan mehreren Kaninchen ein- 
gespritzt, sodann während der nachfolgenden 24 Stunden und in 
bestimmten Zwischenräumen in gleicher Weise jedem Tiere 20 töd- 
liche Pneumokokkendosen injiziert. Das Resultat bestätigte meine 
Vermutung, denn sämtliche Kaninchen zeigten 6 Stunden nach der 
Seruminjektion gar keine Störung, auch wenn ich das Eselserum 
anwendete, welches, wie wir sehen werden, am langsamsten auf sub- 
kutanem Wege wirkt. Die geringe Heilkraft des antipneumonischen 
Serums, wenn es unter die Haut eingespritzt wird, hängt davon ab, 
daß, bevor es im ganzen Organismus diffundiert ist, die Pneumokokken 
sich schon genug vermehrt haben und durch den Blutstrom schon 
ihre Ueberschwemmung beginnt. Und, vice versa, hängt die hohe 
Heilkraft des direkt in das Blut eingespritzten Serums von der 
Schnelligkeit seiner Diffusion ab. 

Bei der pneumonischen Infektion des Menschen (fibrinöse Pneu- 
monitis) gestalten sich die Verhältnisse viel günstiger als bei dem 
Kaninchen, da die Heilwirkung des Serums sich vermittelst der sub- 
kutanen Injektion zeitig entfaltet; denn, wie schon gesagt, die Pneumo- 
kokken finden sich im Blute der letal geendeten Fälle (seltenere 
Vorkommnisse ausgenommen) nur wenige Stunden (höchstens 1 Tag) 
vor dem Tode. 

Jedenfalls wird man beim Menschen, wie beim Kaninchen, stets 
am sichersten die günstigen Erfolge haben, je frühzeitiger die Serum- 
therapie angewendet wird, möge die einzig von der Pneumonitis 
herrührende Krankheit auch noch so schwer sein, man wird sicher 
immer den Exitus vermeiden können, wenn man das Heilserum zeitig 
und in wirksamen Dosen einspritzt. Dies wird völlig bestätigt durch 
die 23 Pneumoniefälle, welche ich mit meinem antipneumoniseben 
Serum, unter I.eilung meines hochverehrten Lehrers, Hrn. Prof. De 
Renzi, in der 1. med, Klinik der hiesigen Universität bis heute 
behandelt habe. 

Von diesen 23 Fällen, bei denen die Infektion am schwersten 
war, kamen nur 2 nicht zur Genesung; bei denselben wurde die Ein- 
spritzung in den letzten Lebensstunden ausgeführt, d. h. bei einem 
während des Agoniestadiums — 6 Stunden vor dem Tode, bei dem 
zweiten, bei welchem außerdem noch Arterien- und Nierenerkran- 
kungen (interstitielle Nephritis) bestanden, 24 Stunden vor dem Tode. 


Bringt man den Pneumococcus von der hohen, obengenannten 
Virulenz in das Blutserum des normalen Kaninchens, so erhält man 
nach 20—24 Stunden bei 35° C eine üppige Kultur. 

Das Serum zeigt sich dann gleichmäßig trüb und die Pneumo- 
kokken sind von sehr gut entwickelten Kapseln umhüllt, welche in 
Trockenpräparaten — auf Deckgläschen und während */* Minute 


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670 


Nicol« Pme, 


durch wässerige Gelatineviolettlösung gefärbt — eine schöne Rosa- 
färbuog darbieten. Bringt man aber denselben Pneumococcus in 
antipneumonisches Kaninchenserum, so bildet sich eine mit sehr 
eigentümlichen Merkmalen behaftete Kultur, d. h. nach 20 — 24 Stunden 
entwickelt sich bei 35° C ein dünnes, derbes, grauweißes Häutchen, 
welches am Boden des Serumreagensglases sich niedersetzt l ) ; es 
wächst stets fort bis zum 3. Tage, und wird mehr oder weniger breit 
nach der Breite des Reagensglases. Das Serum bleibt ganz klar und 
das Häutchen wird nur dann deutlich beobachtet, wenn man das 
Reagensglas stark umschüttelt, indem es vom Boden emporsteigt und 
schwimmt, ohne zu zertrümmern. 

Die mit diesem Häutchen verfertigten Deckgläschentrockenpräpa- 
rate zeigen, daß es aus eingekapselten Pneumokokken zusammen- 
gesetzt ist, welche durch eine amorphe Substanz verbunden sind, 
die sich mit dem Gentianviolett schwach färbt. Die Kapsel eines 
jeden Pneumococcus ist kleiner und färbt sich weniger deutlich 
als die ebenerwähnte, welche in den Kulturen des normalen Kaninchen- 
serums angetroffen wird. 

Das antipneumonische Kaninchenserum hat also die Eigenschaft, 
die Pneumokokken zu „agglutinierend infolgedessen können sich die 
letzteren nicht so frei vermehren wie im normalen Serum, sondern 
es haftet der eine auf dem anderen. 

Eine identische Eigentümlichkeit wurde schon für das Serum 
der gegen den Cholerabacillus (Bordet, Isaöff, Pfeiffer, 
G ruber) und gegen den Typhusbacillus immunisierten Thiere 
(Pfeiffer), und auch für das Serum der Typhuskranken (Widal) 
beschrieben. 

Die agglutinierende (verklebende) Eigenschaft des anti- 
pneumonischen Kuhserums ist ganz identisch mit der des anti- 
pneumonischen Serums des Kaninchens; nur daß das Häutchen ein 
üppigeres Wachstum zeigt, infolgedessen es unter gleichen Verhält- 
nissen dicker, breiter und gelblich erscheint. 

Etwas verschieden ist die Entwickelung des Pneumococcus 
im Eselserum. Hier bildet sich zwar kein Häutchen, aber ein sehr 
dünnes, mit bloßem Auge kaum wahrnehmbares Flöckchen am Boden 
des Serumglases. Wenn das Serum 10 — 15 Tage hindurch bei 35° C 
im Brutofen gehalten wird, bilden sich allmählich noch andere 
Flöckchen, so daß man nach ungefähr 20 Tagen einen bemerkens- 
werten Niederschlag beobachten kann. Die mit einem Häutchenpartikei 
verfertigten, zweckmäßig gefärbten Deckgläschentrockenpräparate zeigen 
unter dem Mikroskope eingekapselte Pneumokokken, der eine dem 
anderen anhaftend, welche identisch sind mit denjenigen der Häutchen, 

1) Im Vergleich mit den Serumstichproben mit sehr virulenten Pneumococcus 
habe ich andere ausgeführt, mit nicht ebenso virulenten Pneumokokken (wenig virulent), 
welche, den Kaninchen subkutan eingespritst, nur Absceß herbeiführten, nnd sogar 
ohne jede Spur von Virulenz, da ich dieselben mehrere Jahre hindurch in Gelatine im 
Zustande des saprophytischen Lebens aufbewabrt batte. Diese sämtlich verschiedenen 
Pneumokokken erwiesen sich im Serum desto entwickelungsunfähiger, je niedriger Ihr 
Virulenzgrad war, so daß der ganz harmlose Pneumococcus sich weder in dem 
antipneumonischen, noch in dem normalen Serum entwickelte, selbst wenn er in groBer 
Menge zugesetzt worden war. 


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Ueber die Heilkraft des autipneumonischen Serams. 


671 


die sieb im antipneumoniseben Kaninchenserum und Kuhserum bilden. 
Diese langsame Entwickelung des Pneumococcus in dem anti- 
pneumonischen Eselserum gleicht gewissermaßen der Entwickelung im 
normalen Eselserum, worin diese sehr spärlich und langsam vor sich 
geht. Auch hier wachsen die Pneumokokken zusammen verklebt 
Die Agglutinicrung und die Spärlichkeit in der Eutwickelung der 
Pneumokokken sind aber größer im ersteren. 

Der verschiedene Agglutinierungsgrad beider Sera wird deutlich, 
wenn dieselben mit Kaninebenserum oder mit Bouillon verdünnt 
werden. Fügt man z. B. zu 1 Teil normalen Eselserums 2 Teile 
Bouillon, so wird die Agglutinierung gehemmt, und der Pneumo- 
coccus entwickelt sich in dieser Mischung üppig. 

Die Lebensfähigkeit der Pneumokokken aus der Kultur im anti- 
pneumonischen Serum erhält sich lange Zeit, ganz gleich, von welchem 
Tiere es herstammt. 

Wenn man vergleichende Verdünnungen dieses Serums in gewöhn- 
licher Bouillon oder in normalem Kaninchenserum untersucht, in 
welchen man die Pneumokokken kultiviert, so merkt man, daß die 
Agglutinierung allmählich verschwindet und in verschiedenem Ver- 
hältnisse, je nach der verschiedenen Tierspecies, von der das Serum 
stammt; unter gleichen Umständen verschwindet sie viel rascher im 
normalen Kaninchenserum als in Bouillon. 

Die Ueppigkeit der Kultur wächst mit dem Grade der Ver- 
dünnung, bis man endlich fast keine makroskopischen Unterschiede 
gegenüber den normalen Kulturen wahrnimmt; mit Hilfe des Mikro- 
skops kann man aber Diplokokken beobachten, die zu 2 — 5 und mehr 
zusammensteben. Sie erinnern dann an die Anordnung der Diphtherie- 
bacillen in Präparaten aus Bouillonkulturen. Aber auch solche 
Diplokokkenhäufchen, die letzten Rückstände des Agglutinierungs- 
vermögens des Serums, verschwinden, wenn letzteres einen bestimmten 
Verdünnungsgrad erreicht hat. 

Aus meinen Versuchen gehen folgende extreme Grenzen der Ver- 
dünnungen hervor, bei welchen jede Spur der Bakterienagglutinierung 
völlig verschwand : Bei dem antipneumonischen Kaninchenserum 
die Verdünnung 1:15 in Bouillon und 1:5 im normalen Kaninchen- 
serum ; bei dem der Kuh die Verdünnung 1:25 in Bouillon und 
1 : 9 im normalen Kaninchenscrum; bei dem de3 Esels 1:30 in 
Bouillon und 1:12 im normalen Kaninchenserum. 

Vergleichen wir nun diese Zahlen mit denen neben der Heilkraft 
der 3 Sera, so ergiebt sich am deutlichsten, daß die Heilkraft in 
einem Serum mit schwachem Agglutinierungsvermögen stärker sein 
kann und vice versa, wie z. B. bei dem antipneumonischen Kaninchen- 
serum im Vergleich mit dem Kuhserum. 

Andererseits, da das normale Eselserum, wie eben gesagt, ein 
deutliches Agglutinierungsvermögen besitzt, welches so wie das nor- 
male Kaninchen- und Ochsenserum keine Wirkung gegen den Pneu- 
mococcus in meinen Versuchen entfaltete, auch dann, wenn es dem 
Kaninchen 1 — 24 Stunden vor der Einverleibung einer minimalen 
tödlichen Dosis dieser Bakterie eingespritzt wurde, so darf man ent- 
schieden jede Beziehung zwischen Agglutinierungsvermögen und Ein- 


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672 


Nicol* Pane, 


Wirkung des antipneumonischen Serums gegen den P neumococcus 
im Tierorganismus ausschließen *). 

Einen bemerkenswerten Unterschied erblickt man in den Resul- 
taten, wenn, nachdem wir in der oben geschilderten Weise vermittelst 
intravenöser Injektion die Dosis des antipneumonischen Kaninchen-, 
Kuh- und Eselserums, welche imstande ist, die Kaninchen zu retten, 
denen man vorher eine subkutane Pneumokokkendosis, 20000mal 
größer als die Dosis letalis minima, eingespritzt hatten, be- 
stimmt haben wir dieselbe Serumdosis subkutan, nicht als solche, 
sondern mit denselben Bakterien innig vermischt, injizierten. 

Dieser Unterschied, der in meinen sämtlichen vielen Versuchen 
beständig war, besteht darin, daß während die Kaninchen, welchen das 
antipneumonischo Serum in einer Dosis, sogar kleiner als jene, die 
vermittelst intravenöser Injektion dieselbe Wirkung entfaltete, einge- 
spritzt wurde, z. B. 1 ccm, nicht zu Grunde gingen und ferner gar 
keine krankhaften Erscheinungen zeigten, bloß daß das Körpergewicht 
leicht sank*), während im Gegenteil, die Kaninchen alle starben, welche 
das Kuh- und Eselsheilserum bekamen. Mit anderen Worten: das 
antipneumonische Kaninchenserum wirkt viel mehr in direkter Weise 
auf die Pneumokokken im Unterhautzellgewebe als in indirekter Weise 
durch den Blutstrom. Die antipneumonischen Kuh- und Eselsera 
wirken auf den Pneumococcus durch den Blutstrom mehr auf 
indirekte, als in direkter Weise. Was das antipneumonische Esel- 
serum anbetriflt, so war der Unterschied ein sehr großer, denn 3 ccm 
desselben, dem Kaninchen durch intravenöse Infektion herge- 
bracht, rettete die Versuchstiere von der durch eine subkutan ein- 
gespritzte 20000mal tödliche Pneumokokkendosis herbeigeführten In- 
fektion, während, als ich die 3 ccm Eselserum mit einer lOmal 
kleineren Pneumokokkendosis vermischt subkutan einspritzte, es zu 
einer sehr schweren Infektion, mit ausgedehnten subkutanen Abscessen 
verbunden, kam, welche meistens nach 10 — 15 Tagen, d. h. 5 — 10 
Tage später als bei den Kontrolltieren, letal endete. Eine mäßige 
örtliche Infektion (subkutaner mittelgroßer Absceß) blieb auch nicht 
aus, wenn die Pueumokokkendosis viel kleiner, z. B. 20 mal größer 
als die Dosis letalis minima war. 

In der Wirkungsweise des antipneumonischen Esel-, und in 
geringerem Grade auch desgleichen Kuhserums gegen den Pneumo- 
coccus erblicken wir eine sonderbare Thatsache, welche unsere 
bisherigen Begriffe über die Sera der immunisierten Tiere förmlich 
umgestaltet. Wie bekannt, lautet dieser Begriff axiomatisch, so daß 
solche Sera gegen die spezifischen zu ihrer Darstellung angewendeten 
Bakterien in direkter Weise, d. h. wenn das betr. Serum und die 

1) Das Agglutinierungavermögen dos Serums von gegen den Cholera- und T j- 
phusbacillus immunisierten Tieren ist von G r u b e r mit der antibakterischen (bakterici- 
den?) Wirkung desselben auf den gleichen Bacillus im Tierkörper in Zusammenhang gebracht 
worden; die Grub e r’sche Theorie aber wurde von R. Pfeiffer und W. Rolle 
(Centralblatt für Bakteriologie etc. Bd. XX. 1896. No. 4 u. 5) als unbegründet erwiesen. 

2 ) Als ich in einer Reihe von 1 ccm antipneumonitisches Kanincbenserum, welchem 
vorher in vitro 20 000 — 200 000 tödlicher Pneumokokkendosen xugesetst waren, ein- 
spritste, so beobachtete ich bei bis *u 60 000 Dosen stets keine deletäre Wirkung. Mit 
größeren Dosen merkte ich eine inkonstante Wirkung, die aber häufig gleich Null war- 


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Zar Morphologie der MalariaparAsiten. 


649 


obachtete, konnten bis jetzt keine Präparate mit Färbung der Geißeln 
erzielt werden. Eine Nachprüfung der Angaben Sacharoff’s, der 
die Geißelbildung bei den Blutparasiten der Vögel durch eine Störung 
der karyokinetischen Zellteilung erklärte, war daher bis jetzt bei den 
Geißelformen der heimischen Tertiana unmöglich l ). 


Betrachten wir jetzt die Parasiten der Kamerunfieber. In der 
früheren Arbeit konnten, da mir damals eine wirksame Kernfärbe- 
methode noch nicht zu Gebote stand, die feineren Strukturverhältnisse 
noch nicht gegeben werden. Mittlerweile stand auch neues Beobach- 
tungsmaterial zur Verfügung. 

Angenommen, es handelt sich um einen Fall von Quotidiana, 
der noch nicht mit Chinin behandelt ist. Wir bemerken dann im 
Fiebcranfalle, namentlich nach Eintritt des Hitzestadiums, manchmal 
eine ganz außerordentliche Anzahl endoglobulärer Parasiten, oft 8 und 
noch mehr in einem Gesichtsfelde. Dieselben sind meist von ver- 
schiedener Entwickelung. Man bemerkt ganz kleine, lebhaft amöboid 
bewegliche, blasse Scheibchen, die jeden Augenblick von der Scheiben- 
in die Ringform übergehen. Letztere entsteht durch Verdünnung des 
Parasitenplasmas in der Mitte, so daß die Substanz des roten Blut- 
körpers bindurchschimmert. Gerade die Bildung dieser ganz 
charakteristischen äußerst winzigen Ringelchen schützt 
am besten vor der Verwechselung mit den eigenartigen 
Bildungen, wiesiedurchZusammenziehungdesStroma 
in den roten Blutkörpern zu weilen auftreten. Letztere 
sind durchschnittlich auch größer, meist rund oder 
oval, größtenteils bedeutend schärfer konturiert und 
viel weniger beweglich. Uebrigens wurde die amöboide Be- 
weglichkeit der jungen Kamerunparasiten von mir anfangs auch unter- 
schätzt. Pigment zeigen sie in diesem Stadium nicht. Helle, bläschen- 
förmige Stellen, die den Kern darstellten, habe ich in diesem Jugend- 
stadium der Parasiten im lebenden Blute nicht mit Sicherheit ent- 
decken können. Die Schnelligkeit der amöboiden Bewegungen würde 
das auch erschweren. Diesen in der Mehrzahl auftretenden Formen 
verdankt der gegenwärtige Fieberanfall sein Dasein. Außerdem be- 
merkt man größere Formen, deren Durchmesser bis etwa */ 3 Durch- 
messer eines roten Blutkörpers entsprechen kann. Bei ihnen findet 
sich oft schon eine deutliche Ansammlung eines äußerst feinen, staub- 
förmigen, braunroten Pigments in der Peripherie, welches eine mole- 
kulare Beweglichkeit zeigen kann. Die amöboide Beweglichkeit scheint 
indes im Durchschnitt nachgelassen zu haben. Auch sie können vorüber- 
gehend Ring- oder Siegelringform zeigen. Zuweilen, durchaus 
n ich t immer, si eh t man bereits im ungefärbten Prä- 
parat innerhalb der größeren Formen eine kleine 
helle, bläschenförmige, runde oder ovaleStelle, in die 

1) Io Paria, im Institut too Professor Golgi, entdeckte ich bei S von 5 Nachti- 
gallen Blutparasiten, bei denen das Chromatin ganz ähnliche Verhältnisse zeigte wie bei 
den Parasiten der heimischen Tertiana. Sogenannte Sporulationsformen worden nicht 
gesehen. Eine Mitteilang darüber bleibt Vorbehalten. 


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650 


Hans Ziem ad d , 


kein Pigment hineinragt, nnd die als Kern aufzu- 
fassen ist. 

Bei einem Recidiv von Kameruner Quotidiana beobachtete ich 
in Wilhelmshaven in diesem Stadium auch einigemal Geißelformen, 
genau von demselben Aussehen und derselben Beweglichkeit, wie sie 
in Lehe beobachtet wurden. Nur schienen sie durchschnittlich um 
ein Drittel bis die Hälfte kleiner zu sein. Zugleich erschienen einige 
größere, endoglobuläre, runde Formen, die etwa 1 L — */s des scheinbar 
nicht vergrößerten, etwas abgeblaßten roten Blutkörpers erfüllten, von 
hyalinem Aussehen und mit außerordentlicher Beweglichkeit des 
ziemlich reichlichen stäbchenförmigen Pigments. 

Sie entsprachen vollkommen den in Lehe beschriebenen 
endoglobulären, zu sterilen, freien Sphären werdenden Formen. Nur 
schienen auch sie durchschnittlich um die Hälfte bis */> kleiner als 
die entsprechenden Formen der heimischen Tertiana zu sein. Später 
gelang es auch , im gefärbten Präparat diese Formen wiederzufinden 
und so den vorausgesagten Mangel an Chromatin zu beweisen *). 

Halbmonde und Ovale am ersten Fiebertage waren ebenfalls schon 
bei 2 Recidiven sichtbar. Nach den Befunden einiger Italiener sollten 
dieselben erst einige Tage nach dem Fieberausbruche auftreten. Das 
oft sehr reichliche Pigment war meist in der Mitte konzentriert. Von 
einer Anordnung in Achterform, wie sie Mannaberg io seiner 
Monographie über die Malariaparasiten beschreibt, habe ich mich 
nicht überzeugen können. Mir erschien die Anordnung der braunröt- 
lichen Pigmentstäbchen meist als eine vollkommen unregelmäßige. Nie- 
mals ging jedoch die Konzentrierung so weit, daß klumpige Zusammen- 
ballungen stattfanden, wie bei den Kernteilungsfiguren der Parasiten 
bei heimischer Malaria. Einigemal lag das Pigment mehr nach dem 
einen Pole des Halbmondes zu. 

In wenigen Fällen war noch gar keine Konzentrierung des Pigments 
nach der Mitte zu eingetreten. Die Kontur der Halbmonde war stets 
eine ziemlich scharfe, aber nie eine doppelte. Dieselben waren bald 
frei, bald noch umgeben von einer schmalen Zone des entfärbten roten 
Blutkörpers. Einigemal sah man nur noch die bereits früher be- 
schriebene, feine, bogenförmige Linie, welche an der konkaven Seite 
die Schenkel des Halbmondes verbindet und die als Rest des ent- 
färbten roten Blutkörpers aufzufassen ist. Eine Bewegung der Halb- 
monde und ihres Pigments habe ich bis jetzt nicht entdecken können. 
Eines geheizten Objekttisches habe ich mich bis jetzt allerdings nicht 
bedienen können. Die Länge der Halbmonde betrug durchschnittlich 
8 — 10 ft, ihre Breite 2—3 fi. 

Bei den Ovalen waren die Verhältnisse dieselben, abgesehen von 
ihrer bereits durch den Namen ausgedrückten anderen Gestalt. 
Einigemal näherte sich ihre Form beinahe der Form der freien 
Sphären. 

Voraussichtlich findet ein allmählicher Uebergaog dieser Formen 
ineinander statt. 

1) Im früheren AafsaUe werden auch gröftere Formen geschildert. 


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Zar Morphologie der Malsriaparasiten. 


651 


Befund der Kamerun-Parasiten am gefärbten Präpa- 
rate (Kernfärbung). 

Wir nehmen den oben erwähnten Fall einer Quotidiana an, 
Präparat angefertigt bald nach Eintritt des Hitzestadiums. Wir be- 
merken dann in den roten Blutzellen eine Anzahl von ganz jungen 
Parasiten. Das Chromatiukorn erscheint als kompakte, meist rund- 
liche oder ovale Masse von einem durchschnittlichen Durchmesser 
von * */ 4 fi, zum Teil umgeben von einer bald mehr, bald weniger deut- 
lichen, hellen, achromatischen Zone (Fig.32 r.). Manchmal kann man über- 
haupt nicht mit Sicherheit von einer solchen sich überzeugen (Fig. 31 r.). 
Das Volumen der Chromatinmasse ist wie bei den jungen Formen 
der heimischen Tertiana Schwankungen unterworfen, ist aber, wie 
aus der Zahlenangabe hervorgeht, durchschnittlich um die Hälfte 
kleiner im Durchmesser. Der größte Durchmesser des ganzen Para- 
siten beträgt in diesem Stadium etwa 1 — l 1 /, ft. Derartige jüngste 
Formen habe ich im freien Zustande bei Kameruner Malaria bis jetzt 
noch nicht beobachtet. Sie werden aber sicherlich Vorkommen. 

Im allgemeinen sind aber im gefärbten Präparate derartige mehr 
kompakte Formen des Jugendstadiums selten (Fig. 31). 

Durch das Trocknen der Präparate an der Luft kommen die 
Parasiten zur Ruhe und verharren nun in der schon früher beschrie- 
benen charakteristischen Ringeichenform (Fig. 31 u. 321.). Der Durch- 
messer der kleinsten beträgt 1 1 / 9 — 2 ft. An irgend einer Stelle des 
Ringes bemerken wir das Chromatinkörnchen in der Form , wie es 
oben beschrieben. Es kann aber auch innerhalb des Plasmaringes 
liegen. Eine excentrische Lage, wie wir sie bei heimischer 
Malaria ziemlich oft sahen, scheint weniger häufig 
vorzukommen. Der Kontur der Ringelchen ist meist 
entschieden eine schärfere, wie bei den weicher und 
verschwommen gezeichneten heimischen Parasiten 1 ). 
Pigment ist in diesem Stadium noch nicht zu sehen. Die Färbbar- 
keit des infizierten roten Blutkörpers ist noch unverändert. Sehr 
häufig sind Doppelinfektionen (Fig. 31, 32 etc.), seltener schon 
3 fache. Einmal beobachtete ich eine 4fache Infektion eines roten 
Blutkörpers. Bei den Doppelinfektionen kann man häufig 
eine verschiedene Entwickelungsstufe der Parasiten 
bemerken. Ob hier das rote Blutkörperchen zuerst von einem 
Parasiten infiziert ist, erst später von einem zweiten, der infolge- 
dessen noch jünger und kleiner erscheint, oder ob der eine Parasit 
das Wachstum des anderen beeinträchtigt hat und daher die Wachs- 
tumsdifferenzen kommen, ist wohl kaum von Wichtigkeit. 

Manchmal bereits in diesem sehr jugendlichen 
Stadium, noch öfter, wenn der größte Durchmesser 
der Parasiten etwa 2 1 /, ft erreicht hat, sieht man, wie 


1) An den Fig. 8t — 34 giebt die Reproduktion des nicht entfernt 

• o wieder, wie das Or iginal p b otogr. Die C h r o m a t i n k ö r ner in 
Fig. 31 sind etwas kleiner, die Ringe zarter and schirfer kontariert 
zu denken, ln Figar 31 ist Chromatin and Protoplasmaleib nicht 
getre nn t. 


652 


Ha ds Ziemtnn, 


das Chromatin sich in die Länge streckt (Fig. 321. u. 36) 
und in der Form ei nes ger ad en oder leicht gekrümmten 
Stäbchens. Infolgedessen erscheintauch der schmale Parasitenleib 
in die Länge gezerrt. Das Chromatinstäbchen kann dann bis za 
2 l /j ft lang werden (Fig. 37). In entsprechenden Präparaten sieht 
man 1 — 2 Einschnürungen in dem Chromatinstäbchen. Wenn die 
Einschnürung weiter geht, findet ein Zerfall des Chromatins statt in 
3 Chromatinkörnchen. 

Der Zerfall in 2 Körnchen ist bei weitem der häufigste. All- 
mählich rücken die Teilstücke immer weiter voneinander ab. Schließ- 
lich können die 2 Chromatinkörnchen sich einander gegenüber liegen 
in der Ringfigur (Fig. 34). Den häufigsten Befund stellten bei 
Parasiten mit 2 Chromatinkörnern Hufeisenformen 
dar, deren Ende eingenommen war je von einem Chro- 
matinkorn (s. Fig. 33 r. u. 35 unten). 

Neben den Ringformen sieht man, wenn auch seltener, auch etwas 
unregelmäßigere Formen. 

Im gefärbten Präparat behält der wachsende Parasit auch jetzt 
noch durchschnittlich die Ringform. Nur wird der PlasmariDg 
selbst etwas dicker. Schließlich sammelt sich das Plasma an einer 
Stelle des Ringes noch mehr an, so daß Siegelringformen entstehen. 

Wie mit den frühzeitigen Abschnürungen des 
Chromatins, ergiebt sich auch darin eine Parallele zu 
den entsprechenden Formen bei heimischer Tertiana, 
daß der Kern meist im Verlaufe der von der Haupt- 
masse des Parasitenleibes ausgehenden zierlichen 
Halbring figur liegt (Fig. 38, 39). In der Stelle mit stärkerer 
Ansammlung des Parasitenprotoplasmas kann sich jetzt schon eine 
geringe Menge des bereits bei Untersuchung des lebenden Blutes be- 
schriebenen äußerst feinkörnigen Pigments finden. In manchen Präpa- 
raten ist aber davon noch keine Spur zu sehen. Statt dieser Siegel- 
ringformen findet man auch wohl rundliche oder in die Länge ge- 
streckte, letztere manchmal mit unregelmäßig gelappten Fortsätzen 
des Parasiten plasmas in die Substanz des roten Blutkörpers. Da 
das Chromatinkorn bei den größeren Formen auch etwas angewachsen 
ist (der Durchmesser beträgt jetzt etwa 1 /<), sind diese größeren 
Parasiten der Kameruner Malaria von gewissen kleineren, jüngeren 
Parasiten bei heimischer Tertiana kaum oder gar nicht zu unter- 
scheiden. Eine Vorstellung dieser größten, von mir im peripheren 
Blute überhaupt gefundenen Parasiten der Kameruner Malaria wird 
man am besten aus Figur 38 und 39 gewinnen. Eine Auflockerung 
ist zuweilen schon zu sehen. 

W T enn die Parasiten diese Größe erreicht haben, verschwinden 
sie aus dem peripheren Blute, um in inneren Organen ihre weitere 
Entwickelung durchzumachen. Nur 3 mal sah ich im frischen Blut 
endoglobuläre Formen von der halben Grösse des roten Blutkörpers, 
scheinbar nur mit 6 — 8 Kernen. Punktionen der Milz, blos um etwa 
Kernteilungsformen zu finden, vorzunehmen, konnte ich mich, wie schon 
früher ausgefübrt, nicht entschließen. Die Gemütsstimmung 
der Kranken war meist eine ängstliche, und hätte ihr Allgemeinbefinden 


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Zur Morphologie der Maiarimparasiten. 


653 


zu sehr darunter gelitten. Außerdem betrachtete ich den Eingriff als 
nicht immer ganz unbedenklich. Andererseits stand Sektionsmaterial 
nicht zur Verfügung. Wichtig ist vor allem das Verhalten der Halb- 
monde und Ovale im gefärbten Präparat. 

Bereits auf der Naturforscherversammlung in Frankfurt a. M. 
1896 sprach ich aus, daß ich die Halbmonde nicht als aktive Para- 
siten, fähig zur Fortpflanzung, auffaßte, da sie manchmal bei voll- 
kommen normaler Temperatur und bei relativem Wohlbefinden ge- 
funden wurden. Die damalige Vermutung hat sich be- 
stätigt. Die Halbmonde und Ovale sind als sterile 
Formen aufzufassen, da in einer großen Reihe von 
Präparaten dieselben trotz Anwendung der sonst 
immer wirksamen Kernfärbung das Chromatin durch- 
aus vermissen ließen. 

Dem Einwurf, daß bei diesen vielfach als Dauerformen aufgefaßten 
Parasiten die Kernsubstanz möglicherweise ein anderes Tinktionsver- 
mögen zeigte, setze ich folgende, wenn auch vorläufig nur vereinzelte, 
Beobachtung entgegen. 

Bei einem Oval mit noch ziemlich zerstreutem Pigment sah ich 
deutlich in der Mitte der Figur eine kleine, feinkörnige, allem An- 
schein nach verkümmerte Chromatinfigur, ganz ähnlich wie bei den 
oben geschilderten, absterbenden Formen bei heimischer Malaria. 
Wenn diese Beobachtung sich noch häufiger bestätigen sollte, so er- 
gäbe sich eine weitere interessante Parallele zwischen den sterilen 
Formen der heimischen und tropischen Malaria. In meinem früheren 
Aufsatze sprach ich bereits aus, daß die Segmentation der Halb- 
monde, wie sie von Mannaberg beschrieben ist, voraussichtlich in 
Parallele zu setzen wäre zu den Abschnürungen kleiner, runder Stücke, 
die bei den großen, freien, sterilen Formen der heimischen Tertiana 
sich finden. Immerhin bieten die Halbmonde und Ovale insofern noch 
manches Unerklärte, als sie trotz längerer Chinintherapie sich im 
Blute finden können, ohne ihre Form zu verändern, um schließlich 
scheinbar spurlos zu verschwinden. Die freien Sphären und Geißel- 
körper, die sich gleichzeitig finden können, zeigen zuletzt eine Zer- 
bröckelung der Form, worauf die Trümmer von den Leukocyten auf- 
genommen werden. Auch die scharfe Konturierung unterscheidet die 
Halbmonde von den übrigen Malariaparasiten. 

Oft können die Halbmonde, wie schon im früheren Aufsatze aus- 
einandergesetzt, nach Ablauf eines Fiebers noch längere Zeit im Blute 
sichtbar sein und den einzigen Befund bilden. 

Herr Kollege A. Plehn hält in dem ersten Hefte des neuerdings 
erschienenen „Archiv für Schiffs- und Tropenhygiene“ in diesem Falle 
eine Chinintherapie für irrationell. 

Wie oben dargethan, habe ich die Halbmonde 
von vornherein als sterile Formen aufgefaßt.. Wenn 
ich trotzdem in diesem Falle an jedem 3. Tage Chinin gab, so gab 
ich es gewissermaßen prophylaktisch, da ihre Gegenwart meiner 
Meinung nach oft als der Ausdruck einer latenten Infektion zu be- 
trachten war. Uebrigens fanden sich einigemal auch 
deutliche Störungen des Allgemeinbefindens, wenn sie 


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654 


U ft d i ZiemftQD, 


den einzigen Befund bildeten. Es ist also sehr gut 
möglich, daß in inneren Organen sich noch fortpflan- 
zungsfähige Parasiten gefunden hätten. 

Wenn manalso überhaupt in einem so mörderischen 
Klima wie in Kamerun eine Chininprophylaxe bis zu 
einem gewissen Grade für angezeigt hält, so ist sie es 
erst recht in diesem Falle, wenigstens an Bord, wo 
häufiger ein Klimawechsel stattfindet. 

Die im Verhältnis zu früher ganz außerordentlich verminderte 
Häufigkeit der Recidive bei meinen Fällen spricht ebenfalls für meine 
Annahme. 

Ueber die Kameruner Halbmonde im gefärbten Präparate ist noch 
zu sagen, daß sich nur die Randzone gut färbte. Dann kam eine 
weniger gut gefärbte Zone, nach dem Centrum zu, wo das Pigment 
meist lag, eine durchschnittlich vollkommen ungefärbte. Im übrigen 
ist der Beschreibung im Präparat aus lebendem Blut nichts hinzu- 
zufügen. 

Eine solche Beschreibung der K ernverh&ltnisse 
bei den Parasiten der tropischen Malaria von dem 
jüngsten Stadium an ist, Boviel ich weiß, bisher über- 
haupt noch nicht gegeben. 

Bei der Schilderung unseres Blutbefundes waren wir ausgegangen 
von der Annahme eines Falles von Quotidiana, bei dem nach Eintritt 
des Hitzestadiums das Blut entnommen. Einige Stunden später waren 
in den mit der Kernfärbemethode untersuchten Fällen die größeren 
endoglobulären Formen meist fast ganz aus dem Fingerblut ver- 
schwunden, während die jungen Formen, die dem letzten Anfalle ihr 
Dasein verdanken, bei weitem Uberwogen. Einmal waren übrigens, als 
bereits das Schweißstadium eingetreten war, fast nur größere endo- 
globuläre, und nur sehr wenig kleinere zu sehen. 

Andererseits wurden einmal am 2. F'iebertage einige Stunden vor 
dem Anfalle bereits eine beträchtliche Anzahl jüngerer Parasiten neben 
älteren gefunden. In der Regel herrschten dann größere Formen vor. 

Leider standen noch nicht genügend Falle zur Verfügung, um 
schon jetzt mit Sicherheit sagen zu können, daß die Kameruner 
Quotidiana durch 2 verschiedene Parasitengenerationen bedingt wird. 
Herr Kollege A. Plehn, dem ein reiches Krankenmaterial zur Ver- 
fügung stand, nimmt 2 Parasitengenerationen an. — Bei Febris irre- 
gularis liegen die Verhältnisse noch komplizierter, wie schon früher 
aaseinandergesetzt. 


In dem vorliegenden Aufsatze ist an verschiedenen Stellen auf 
die außerordentliche Variabilität der Malariaparasiten in ein und dem- 
selben Falle hingewiesen worden. Alle Versuche, allein aus 
dem verschiedenen morphologischen Verhalten der 
Malariaparasiten die Berechtigung zur Aufstellung 
verschiedener Schemas herzuleiten, sind daher mit 
großer Vorsicht aufzunehmen. Wie wir sahen, ergeben sich 
selbst manche Parallelen zwischen den Parasiten des Kamerun- und 
des heimischen Malariafiebers. Eine Identität der beiden Formen soll 



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Zur Morphologie der Malariaparasiten. 


655 


damit gewiß nicht behauptet werden. So ist z. B. auch das Auftreten 
von Halbmonden bei heimischer Tertiana bis jetzt noch nie von mir 
beobachtet worden. 

DemEinwurfe, daß ich möglicherweise selbsteinem 
Irrtum bei meiner Darstellung unterlegen durch un- 
bewußt willkürliche Konstruktion und Aneinander- 
reihung der Kernteilungsfiguren möchte ich Folgendes 
entgegenhalten. 

Die ganze Entwickelung der heimischen Tertian- 
parasiten ist an 2 ausgewählten Präparat en dargelegt 
worden. Aus dem einen derselben, welches bei Beginn 
des Froststadiums einer heimischen Tertiana dupli- 
cata entnommen war, ließ sich allein die ganze Ent- 
wickelung zeigen. 

Da3 2. Präparat, entnommen bei dem letzten Fieberanfalle einer 
leichten Tertiana duplicata (Becidiv), sollte hauptsächlich zur Ver- 
unschaulichung der sterilen Formen dienen. Alle übrigen Präparate 
zeigen durchaus dieselben Verhältnisse. Die Färbemethode, durch 
welche die obigen Resultate gewonnen wurden, soll demnächst mit 
den Untersuchungen über ihre Verwendbarkeit bei anderen Mikro- 
organismen veröffentlicht werden. 

Zum Schlüsse erfülle ich die überaus angenehme 
Pflicht, Herrn Professor Zettnow für die seltene 
Liebenswürdigkeit, mit der er mich durch Wicke und 
Ratschläge in jeder Weise unterstützt, vor allem 
aber für die geradezu meisterhaften Photographieen 
meinen tiefsten, herzlichsten Dank auszusprechen '). 

Die Reproduction konnte nur einen Teil der Details der Original- 
photogramme wiedergeben. 

Eine Wiedergabe der Präparate in farbigen Abbildungen bleibt 
noch Vorbehalten. 

Berlin, 1. April 1897. 


1) Die Tafel »teilt die io Kupferätzung ausgeführte Wiedergabe einer au» einzelnen 
Kopien auf Celloidinpapier zusammengestellten Bildergruppe dar j auch bei dieser besten 
Art der Vervielfältigung büßen die Figuren an Zartheit ein. Bei der großen Anzahl 
der Bilder mußte der Kostspieligkeit wegen von einer Benutzung der Trepative bei der 
Aetzung abgesehen werden. Aus diesem Grunde sowohl als auch weil einzelne Stellen 
des Präparates fllr die photographische Aufnahme sich wenig eigneten, da die ver- 
schiedenen Farben des Parasiten für die Platte von gleicher Wirkung waren, erscheinen 
eine Anzahl von Figuren wie die No. 12, 18, 20, 24 und 35 als wenig ihrem Zweck 
entsprechend; farbige Abbildungen allein würden in diesem Falle die richtige Vor- 
stellung geben. Zettnow. 


656 


Hans Ziemann, Zur Morphologie der Malarinparasiten. 


Tafelerklirung 

Fig. 1. Endoglobulärer Parasit. Jüngstes Stadium. Achromatische Zone ziemlich 
deutlich ausgesprochen. Am untersten Rande des ovalen Chromatinkornes. 

Fig. 2. Parasitenleib etwas gewachsen. Achromatische Zone nicht ausgesprochen. 

Fig. 3. Junger Parasit. Von dem mit achromatischer Zone umgebeneu Chromatin- 
korn geben eine zartere und eine stärkere Ringfigur aus. Im ungefärbten oder gewöhn- 
lich gefärbten Präparat würde man glauben, dafi man 2 Parasiten vor sich hätte. 

Fig. 4. Ringfigur stärker and unregelmäßiger. Das Chromatiu zeigt Andeatung 
einer Einschnürung. * 

Fig. 5. Die Chromatinfigur zeigt in der Mitte einen Defekt. Beginnende Pigment- 
bildung des Parasiten. Der Defekt im Original besser zu sehen. 

Fig. 6. Verzweigter Parasit mit gelappter, dreiteiliger Chromatinfigur. Achromatische 
Zone ziemlich deutlich. Wenig Pigment. j 

Fig. 7. Ringfigur mit 2 Chromatinkörnern, letztere von verschiedener Größe. 

Fig. 8. Parasit mit 3 Chromatinkörnern. Deutliche achromatische Zonen. Noch 
kein Pigment. Unteres Chromatinkorn mit seitlicher Einschnürung. 

Fig. 9. Pigmentierter halberwachsener Parasit, mit zarteD, schleifenartigen Figuren, 
die vou der Hauptmasse ausgehen. Beginnende Differenzierung des Chromatins. Rote 
Blutzelle bereits etwas gebläht. 

Fig. 10. Freier, ovaler, etwa halberwachsener Parasit. Sehr deutliche achroma- 
tische Zone. Starke Pigmentierung. 

Fig. 11. Endoglobulärer, halberwachsener, zart pigmentierter Parasit. Das Chroma- i 

tlnkorn mit deutlicher beginnender Einschnürung. 

Fig. 12. Vollkommen erwachsener, stark pigmentierter Parasit. Rote Blutzelle 
beträchtlich vergrößert und abgeblaßt. Volumen der Chromatinfigur beträchtlich ver- 
größert. Dieselbe zeigt deutliche Auflockerung. Achromatische Zone ausgeprägt. 

Fig. 13. L Chromatinfigur etwas iu die Länge gestreckt. Noch weiter gebende Auf- 
lockerung, bei 12 und 13 im Original besser. 

Fig. 14. Vergrößerte abgeblaßte rote Blutzelle, nur zu etwa */ 6 von dem Parasiten 
erfüllt. Chromatiu noch stärker aufgelockert wie in 13. Achromatische Zone. 

Fig. 15. Teilung der Chromatiufigur. Achromatische Zone des Kernes noch 
sichtbar. 

Fig. 16. 4 Chromatinfiguren. Die beiden links und unten kompakt. Die untere 

derselben mit deutlichen Einschnürungen. Die beiden rechts noch stark aufgelockert, 
dicht nebeneinander liegend, im Photogramm von zu samm en geballtem Pig- 
ment schwerer zu trennen. 

Fig. 17. 4 kompakte Chromatinfiguren, z. T. mit deutlicher achromatischer Zone. 

Feine Einbuchtungen an den Konturen. Kote Blutzelle noch deutlich sichtbar. 

Fig. 18. 5 Chromatinfigureu, z. T. in die Läuge gestreckt mit deutlichen Ein- 
schnürungen, z. T. mit achromatischer Zone. Rote Blutzelle abgeblaßt uod vergrößert. 

Fig. 19. Figur ähnlich wie 18. 

Fig. 20. Kernteilung weiter vorgeschritten. Die Abschnürungen sind noch uicht 
vollendet. Vergl. die Chromatinfigur rechts seitlich. 1 Chromatinkorn schon fertig ge- 
bildet. Pigment noch zerstreut. Substanz des roten Blutkörpers schon zerstört. 

Fig. 21. Kernteilung fast ganz vollendet. Die beiden rechts seitlichen Chromatin- 
körner hängen noch etwas zusammen. Unten and oben sieht man bereits 2 deutlich 
ausgebildete junge Parasiten mit Chromatin, achromatischer Zone und zartem Plasmaleib. 
Pigment als kompakte formlose Masse in der Mitte konzentriert. Kote Blutzelle ver- 
schwunden. Bemerkenswert, da sich hier scheinbar nur 10 juuge Parasiten bilden. 

Fig. 22. Vorgeschrittene Kernteiluug. Pigment bereits größtenteils iu der Mitte 
konzentriert. Kontur der roten Blutzelle noch angedeutet. 

Fig. 23. Kernteilung schon etwas weiter vorgeschritten. Pigment noch zerstreut. 

Rote Blutzelle uicht mehr sichtbar. Rechts oben 3 scharf konturierte, fertig gebildet* 
Chromatinklümpcben 3 künftiger junger Parasiten. Links seitlich und rechts unten Ein- 
schnürungeu der Chromatinfigureu. 

Fig. 24. Aehnlich wie 23. Zahl der Chromatinklümpchen vermehrt, z. T. mit 
sehr deutlicher achromatischer Zone. Pigment noch zerstreut. Rote Blutzelle i. O. noch 
sichtbar. Neben derselben stark gelärbte Blutplättchen. Dieselben zeigen bei 
unserer Methode ein ähnliches T 1 n k t i o n s v o r möge n wie die Kerne 
der Leukocyten und das Chromatin der Parasiten. Die Unter- 
suchungen Uber diesen bemerkenswerten Punkt werden noch fort- 
gesetzt. 



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Giovanni Memmo, Beitrag sur Kenntnis der Aetiologie der Tollwat. 057 

Fig. 25. Kernteilung fast vollendet. Man siebt oben, links und rechts sehr deutlich 
die fertig gebildeten Parasiten. Das Pigment ist rechts oben und unten in 2 größeren 
formlosen Haufen konzentriert. Einkerbung des Parasitenrandes beginnt. 

Fig. 26. Kernteilung vollendet. Einige Chromatinklümpchen hängen noch etwas 
zusammen. Die Gestalt der jungen Parasiten ist deutlich zu sehen. Das Pigment ist 
links unten konzentriert. 

Fig. 27 und 28. Störung der Kernteilung. Die Chromatinfiguren hier zu stark 
angedeutet, erscheinen im Präparat nur als schwach gefärbte feinkörnige Massen. 

Fig. 29. Als Chromatiu ist links oben die von einem queren Spalt durchsetzte 
feinkörnige Masse zu betrachten. Im Präparate ist die Färbung nur schwach ausge- 
sprochen. Die beiden dunklen Gebilde oben sind außergewöhnlich dicht zusammenge- 
balltes Pigment. 

Fig. SO. Vollkommen sterile, runde Form. Chromatin nicht mehr nachzuweisen. 

Fig. 31 — 39 stellen die Parasiten bei Kameruner Malaria dar, soweit sich ihr 
Entwickelungsgang überhaupt im Fingerblut verfolgen ließ. Halbmonde und Ovale 
konnten leider nicht mehr gegeben werden, da sie nicht mehr Platz auf der Tafel ge- 
funden hatten. 

Fig. 31. Doppelinfektion. R seitlich jüngstes Stadium der Kameruner Parasiten. 
Chromattn und Protoplasmaleib im Original. Photographie und Präparat deutlich ge- 
trennt L Ringfigur. Chromatin von unten anhaftendem Protoplasma nicht getrennt, 
erscheint daher zu groß. 

Fig. 32. R Jugendstadium. Am unteren Rande des Chromatinkorn achromatische 
Zone, am linken Rande Protoplasmaleib. L Ringfigur. Chromatin gekrümmt mit An- 
deutung von Einschnürung. 

Fig. 33. Doppelinfektion. R Hufeisenform. 

Fig. 34. Ringtignr mit 2 Chromatinkörnern. Im Original schärfer und zierlicher 
gezeichnet. 

Fig. 35. Oben achromatische Zone links seitlich vom Chromatin sehr deutlich. 
Unten Hufeisenform. 

Fig. 36. Chromatin in die Länge gestreckt mit Einschnürung. Achromatische 
Zone. Andeutung von Pigmentbilduug in der Ringfigur. 

Fig. 37. Chromatin in die Länge gestreckt, darüber als zarter Bogen des Proto- 
plasmaleib. 

Fig. 38. L U das runde Chromatinkorn. Andeutung der achromatischen Zone. 
Im Parasitenleibe oben verdünnte Stelle. 

Fig. 39. Doppelinfektion. Rundliche, bezw. ovale Chromatinfigur, zeigt gegenüber 
den Jagendformen Zunahme des Volumen. 

Vergrößerung lOOOfacb. Zeiß’scher Apparat 


Nachdruck verboten. 

Beitrag zur Kenntnis der Aetiologie der Tollwut. 

[Aus dem hygienischen Institute der Universität Rom.] 

Zweite Mitteilung. 

Von 

Dr. Giovanni Memmo. 

Hit 1 Tafel. 

In einer früheren Mitteilung *) habe ich berichtet, wie es mir 
nach vielen vergeblichen Versuchen gelungen ist, einen pathogenen 
Blastomyceten aus der Gehirnsubstanz von 6 Kaninchen, die an fixem 


1) Beitrüge zur Aetiologie der Rabies. (Ceotralbl. f. Bakteriol. u. s. w. Bd. XX. 

18S6 Kr. 6 u. 7.) 

Erste Abt. XXL Bl. 4S 


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658 


Giovano 1 Uammo, 


Virus gestorben waren, und aus dem Gehirn eines an Tollwut ge- 
storbenen Knaben zu isolieren. 

In dem weiteren Verlaufe meiner Untersuchungen habe ich ganz 
denselben Mikroorganismus, immer mit den nämlichen kulturellen 
Eigenschaften und dem gleichen pathogenen Vermögen aus anderen 
an fixem Virus gestorbenen Kaninchen und aus 4 der Tollwut ver- 
fallenen Hunden isoliert. Von den 4 Hunden hatte ich 2 mit dem 
Gehirne eines am 27. Juli 1896 im Hospitale des St Antonius an 
Tollwut verstorbenen Individuums geimpft und 2 waren unserem 
„Institute gegen Tollwut“ zur Untersuchung übersendet worden. 

Die Untersuchung und die Entwickelung der Kulturen des 
Blastomyceten in Nährböden stossen auf bedeutende Schwierigkeiten. 
Die Kulturen, welche mit soliden Nährböden angesetzt werden, bleiben 
absolut steril, gleichmütig, ob die Nährsubstrate alkalisch oder sauer 
Bind. Auch die pathogenen Blastomyceten Sanfelice’s wachsen 
sehr schwer in soliden Nährböden, wenn sie zum erstenmale aus dem 
tierischen Organismus isoliert werden. Es empfiehlt sich daher, die 
Versuche mit flüssigen Nährböden anzustellen, und zwar erwies sich 
am passendsten Bouillon mit Weinsteinsäure und Glykose, in welchem 
die Acidität nur ein ganz wenig stärker ist, als diejenige, welche die 
Gehirnsubstanz im normalen Zustande besitzt. Einen höheren Grad 
von Acidität vertragen die Blastomyceten nämlich nicht. Die Ent- 
wickelung geht langsam vor sich. Anfänglich bleibt die Bouillon 
vollkommen klar, und erst nach einigen Tagen beobachtet man den 
Beginn der Entwickelung des Mikroorganismus. Mit der hier ange- 
gebenen Kulturmethode habe ich in den genannten Fällen eine Ent- 
wickelung der Blastomyceten in reiner Kultur aus der cephalo- 
rhachitischen Flüssigkeit, der Gehirnsubstanz und aus dem Humor 
aqueu8 erbalten. Ich konnte ihn ferner aus dem Stroma der Parotis, 
aus dem Speichel, aber niemals aus anderen Organen und dem Herz- 
blut isolieren. Nach meinen Erfahrungen, welche auch durch die 
histologische Untersuchung von Schnitten durch die Medulla des an 
der Tollwut verstorbenen Knaben bestätigt werden, halte ich es für 
am zweckmäßigsten, um eine Entwickelung des Blastomyceten zn 
erhalten, kleine Stückchen der Arachnoidea und der Pia von der 
Medulla oblungata in angesäuerte Bouillon zu säen. Die Isolierung 
gelingt nicht immer, auch schon deswegen nicht, weil bei dem 
Sammeln des Untersuchungsmateriales leicht eine Verunreinigung 
stattfindet. In dem Virus der Straßen kommen andere Mikroorganismen 
vor, welche sich schneller entwickeln und daher über unseren Blasto- 
myceten die Oberhand gewinnen, unter ihnen besonders das Bact 
coli; in Bezug auf den Virus der Laboratorien scheint es mir, als 
ob der Organismus, welcher an eine ausschließlich parasitäre Lebens- 
weise gewöhnt ist und sich an ein besonderes Gewebe angepaßt hat, 
sich schwer dazu bewegen läßt, saprophytisch auf unseren Nährböden 
zu leben. 

Ganz die gleichen Schwierigkeiten traten mir auch bei meinen 
Experimenten mit den Tieren entgegen, die ich mit reinen Kulturen 
des Blastomyceten impfte. 

Gleichzeitig stellte ich Kulturversuche, unter Herstellung der 


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Beitrag zur Kenntnis der Aetiologie der Tollwat. 


659 


gleichen Bedingungen und Anwendung derselben Methoden, mit 10 
gesunden Hunden und 20 teils gesunden oder an anderen Infektionen 
gestorbenen Kaninchen an, jedoch ohne Resultat; die Kulturen zeigten 
sich immer negativ. Ebensowenig konnte ich eine Spur des Blasto- 
myceten entdecken, wenn ich mehrere Tage hindurch die Tuben mit 
saurer Bouillon offen ließ, oder wenn ich den Staub meines Zimmers 
untersuchte. 

Die morphologischen und kulturellen Eigenschaften unseres Blasto- 
myceten habe ich bereits in meiner ersten Mitteilung beschrieben. 

Bei meinen Tierversuchen verwendete ich reine Kulturen des 
von mir isolierten Blastomyceten, von deren Reinheit ich mich durch 
Herstellung von Platten überzeugte. Es ist wohl nicht nötig zu be- 
tonen, daß ich niemals die Bouillon einimpfte, in welchen ich das 
Untersuchungsmaterial gesät hatte, sondern immer erst, wenn eine 
Entwickelung des Blastomyceten darin festgestellt wurde, Agarplatten 
herstellte (durch Weinsteinsäure leicht angesäuert) und mich immer 
einer Bouillon- oder Agarkultur der 3. oder 4. Generation bediente. 

Als Versuchstiere dienten mir Meerschweinchen, Kaninchen und 
Hunde. Die Meerschweinchen impfte ich in die Bauchhöhle und die 
Kaninchen unter die Dura mater. Von den 35 Hunden, welche mir 
bisher zu meinen Experimenten dienen mußten, impfte ich, um den 
möglichen Kritiken und leicht eintretenden Infektionen aus dem Wege 
zu gehen, nur 4 unter die Dura mater, ich zog es vielmehr vor, die 
Impfungen in das Unterhautbindegewebe oder in die vordere Augen- 
kammer vorzunehmen, oder mit einer Impfnadel die Schleimhaut des 
Zahnfleisches oder der Zunge anzustechen. 

Ich habe meine Untersuchungen in 4 Reihen eingeteilt, von 
denen bei jeder ein von einem anderen Falle isolierter Blastomycet 
zur Verwendung gelangte: 

1. Reihe. Blastomycet, isoliert von einem an fixem Virus gestorbenen 

Kaninchen. 

2. Reihe. Blastomycet, isoliert von einem an Tollwut gestorbenen 

Knaben. 

3. Reihe. Blastomycet, isoliert aus einem tollen Hunde. (Die 

Tollwut war künstlich durch Einimpfung von etwas 

Medulla eines wutkranken Mannes hervorgerufen.) 

4. Reihe* Blastomycet, isoliert aus tollen Hunden. 

Die in den Unterleib geimpften Meerschweinchen zeigen nach 
11 — 20 Tagen Parese der hinteren Gliedmaßen ; die Paralyse nimmt 
dann an Intensität und Ausbreitung zu, und nach 24 Stunden sterben 
die Tiere unter einigen klonischen Konvulsionen. 

Die Krankheit läßt sich auf ganze Reihen von Tieren übertragen, 
wenn man immer wieder Impfungen des folgenden Tieres mit einer 
Emulsion der Gehirnsubstanz des vorher gestorbenen Meerschweinchens 
vornimmt 

Von den Kaninchen, welche unter die Dura mater geimpft 
werden, entgeht ein Teil der Infektion, der andere zeigt am 3. bis 
11. Tage Parese des hinteren Körperteiles, welche fortschreitet, so 
daß die Tiere, wenn sie zum Laufen veranlaßt werden, auf die Seite 

42 * 


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660 


Giovanni llemmo, 


fallen und die Gliedmaßen nacbschleppen. Später ergreift die Paralyse 
auch die vorderen Extremitäten und nach 1—2 Tagen sterben die 
Tiere. 

In den ersten beiden Versuchsreihen gelang es mir nicht, die 
Krankheit von Kaninchen auf Kaninchen zu übertragen ; in der 
3. und 4. Versuchsreihe erhielt ich eine solche reihenweise Ueber- 
tragung mit progressiver Abnahme der Krankheitsdauer. 

Die Hunde fangen im Mittel nach 30 — 60 Tagen an abzumagern, 
und einige legen eine gewisse Beißsucht an den Tag, gehen leicht 
auf Personen und die Eisenstäbe der Käfige los, oft so, daß sie sich 
das Maul verletzen. Sie nehmen keine Nahrung an, bekommen Er- 
brechen und sondern reichlich Schaum ab. Es tritt Parese der 
hinteren oder vorderen Gliedmaßen ein mit Erscheinungen von Astasie 
und Abasie. Die Paralyse schreitet dann weiter vorwärts und dehnt 
sich aus; das Tier liegt am Boden wobei der Unterkiefer lediglich 
seinem eigenen Gewichte nachgiebt und nach ungefähr 48 Stunden 
tritt der Tod ein. In manchen Fällen geht der Paralyse eine be- 
deutende Abmagerung des Tieres voran. Die Krankheit kann in 
einer Reihe von Hund zu Hund übertragen werden, indem man zu 
den folgenden subkutanen Injektionen jedesmal eine Emulsion der 
Gehirnsubstanz des gestorbenen Tieres verwendet. Ich bin in der 
1. Versuchsreihe bereits bei der 7. Uebertragung angelangt. 

In einigen Fällen habe ich eine Uebertragung von den gestorbenen 
Hunden auf Kaninchen versucht, der größte Teil der Kauinchen 
widerstand indessen der Infektion, einige aber starben nach Verlauf 
verschieden langer Zeiträume unter bedeutender Abmagerung. In 
einem Falle starb ein Kaninchen nach 20 Tagen mit den charak- 
teristischen Symptomen der experimentellen Tollwut. 

Dies wären die von mir beobachteten Thatsachen, über welche 
ich hier getreulich berichtet habe. 

In allen Fällen habe ich eine vollständige Sektion der Tiere vor- 
genommen. 

Bei den Meerschweinchen habe ich keinen Einfluß auf das Peri- 
toneum der Eingeweide und der Bauchwand und auch keine patho- 
logischen Veränderungen der Drüsen oder der Organe des Unterleibes 
beobachtet 

Bei den Kaninchen zeigte die Dura mater an der Impfstelle ihre 
normale Beschaffenheit und niemals habe ich meningisehe Exsudate 
angetroffen. 

Bei den Hunden zeigte das subkutane Gewebe keine Reaktions- 
erscheinung an der Impfstelle, und auch der Darm und die Organe 
des Thorax und des Abdomens wiesen keine pathologische Ver- 
änderungen auf. 

Auch eine bakteriologische Untersuchung fand in allen Fällen 
statt, indem Kulturversuche in alkalischen und sauren, festen und 
flüssigen Nährböden mit der Substanz des centralen Nervensystemes, 
der Milz und dem Herzblute angestellt wurden. In keinem Falle 
trat eine Entwickelung der bekannten pathogenen Mikroorganismen 
ein. Die Kulturen vom Herzblut und von der Milz blieben sogar in 


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Beitrag zur Kenntnis der Aetiologie der Tollwat. 


661 


flüssigen, angesäuerten Nährböden immer steril. Dagegen entwickelte 
sich der eingeimpfte Blastomycet in seiner Kultur lediglich in den 
Tuben, in welchen Gehirnsubstanz zugleich mit Stücken der Pia mater 
oder in manchen Fällen auch etwas der cephalorhachidischen Flüssig- 
keit eingeimpft worden war. Bei der bakteriologischen Untersuchung 
der mit meinen Kulturen geimpften Tiere stieß ich auf dieselben 
Schwierigkeiten wie bei der Isolierung der Blastomyceten der tollwut- 
kranken Tiere, ja bei den ersten Versuchstieren waren die Versuche 
sogar vollkommen resultatlos, indem es mir überhaupt in keiner Weise 
gelingen wollte, den eingeimpften Blastomyceten zu isolieren. 

Zum Schlüsse will ich noch bemerken, daß ich Meerschweinchen 
und Kaninchen auch mit anderen pathogenen und nicht pathogenen 
Blastomyceten geimpft habe, aber niemals erhielt ich ein ähnliches 
klinisches Bild oder einen anatomiBch-pathologischen Befund, wie bei 
den Versuchen mit meinem Blastomyceten. Bei Hunden waren die 
Resultate der Impfungen mit pathogenen Blastomyceten (neoformans, 
Sanfelice) recht verschieden. 

Ist denn nun auch wirklich der von mir isolierte Blastomycet 
das ätiologische Agens der Tollwut? 

Wenn wir die hierher gehörige Litteratur Revue passieren lassen, 
so finden wir nur sehr wenig Beobachter, welche von bacillären 
Formen sprechen (Mottet und Protopopoff, Bruschettini); 
bei dem größeren Teile der Arbeiten machen wir statt dessen stets 
die allgemeine Bemerkung, daß als wahrscheinliche Urheber der Toll- 
wuth beständig Formen beschrieben werden, welche nach ihrer Größe 
und nach ihrer morphologischen Erscheinung zu den Blastomyceten 
gestellt werden können. So sagt Gibier, daß die Mikroorganismen, 
wenn man sie bei schwacher Vergrößerung betrachtet, sowohl in der 
cephalorachidischen Flüssigkeit als in der Emulsion der Gehirnsubstanz, 
an der Seite eine Knospe zeigen und in großer Zahl eiförmig, ein 
wenig verlängert, wie die Bierhefezellen, erscheinen. Foll spricht 
gleichfalls von kleinen Granulis und sagt, daß diese dunkelviolett 
gefärbt bleiben, wenn man die mit Weigert’schen Hämatoxylin ge- 
färbten Schnitte mit Ferrocyankalium oder mit Oxalsäure (San- 
felice’s Methode für die Blastomyceten!) entfärbt. Er sagt von 
diesen Granulis, daß sie in einer Höhle eingeschlossen liegen, welche 
ungefähr den Durchmesser einer Myelinfaser haben, und deren histo- 
logische Natur er nicht genau angeben kann, vielleicht könnten sie 
die von Di Vestea beschriebenen Körperchen vorstellen. Rivolta 
giebt zu, daß seine Coccobakterien rein pflanzliche Elemente sein 
können, sie sind schon bei schwachen Vergrößerungen sichtbar, zeigen 
dunkle Ränder, helle Höfe und einige scheinen in ihrem Inneren 
Kokken zu beherbergen. Um sie in den Schnitten sichtbar zu machen, 
wendet Rivolta dasselbe Färbungsverfahren an, durch welches er 
das Coccobakterium des Epithelioms des Menschen und der Tiere zur 
Anschauung bringt. An eine gewisse Analogie mit den Parasiten des 
Krebses denkt Di Vestea, wenn er von eiförmigen, doppelt kon- 
turierten Körperchen, mit lichtbrechenden Körnern im Inneren spricht. 
Heutzutage sind viele der Parasitenformen, welche früher als Coccidien 


662 


Giovanni Memmo, 


angesehen wurden, nach den Arbeiten von Sanfelice als Blasto- 
myceteu erkannt worden. 

Ich habe Schnitte durch das Rückenmark des Knaben, welcher 
im Hospitale des St. Spiritus an Tollwut gestorben war, und von 
dem ich den Blastomyceten isolieren konnte, nach Sanfelice ’s 
Methode behandelt. Auf dem durch das Safranin bewirkten rosa- 
farbenen Untergründe (s. Fig.) haben sich stark violett gefärbte, 
runde oder schwach elliptische, von einem klaren Hofe umgebene 
Gebilde ab. Ihrer Größe, ihrem Ansehen nach, muß man sie für 
Blastomyceten halten, die aber ohne die doppelte Färbung von den 
normalen und degenerierten Gewebselementen nicht zu unterscheiden 
wären. Und schließlich konnte Ferran durch die Isolierung und 
Kultivierung dieser Formen, die lediglich auf die Morphologie ge- 
gründeten Angaben bestätigen und wenn er auch über die Natur 
derselben nichts sagt, so läßt Spinelli doch durch die Beschreibung, 
die er von ihnen giebt, sie als Blastomyceten erkennen. Geradezu 
von Blastomyceten spricht aber Grigorieff in seiner neueren Arbeit 
über die Parasiten der Tollwut, sowohl in dem Virus der Straßen, 
als in dem Virus der Laboratorien. 

Ein anderer Umstand, welcher zu gunsten der Auffassung des 
Virus der Tollwut als Blastomycet spricht, ist der, daß das Gehirn 
und das Rückenmark den Hauptsitz des Virus bilden; beide zeigeu 
aber nach Hammarsten ein saure Reaktion, und gerade die Blasto- 
myceten leben lieber in sauren Nährböden. Die bisher beschriebenen 
pathogenen Blastomyceten bilden, wenigstens in unseren Nährboden, 
keine giftigen Produkte und die Tollwut ist sicher nicht der Typus 
einer vorwiegend durch Toxine veranlaßten Krankheit (Gamaleia). 

Ich will indessen mich nicht weiter bei derartigen Betrachtungen 
aufhalten und kehre wieder zu den Resultaten meiner Untersuchungen 
zurück. 

Ich kann nicht annebmen, daß der von mir von den an Tollwut 
erkrankten Tieren isolierte Blastomycet nur ein nebensächliches 
Vorkommnis ist, da er in so vielen Fällen ganz verschiedener Her- 
kunft gefunden wurde. Für Marx 1 ), welcher dieses glaubt, diene 
diese meine zweite Mitteilung als Antwort. Die Kontrollversuche, 
welche ich anstellte, waren sehr zahlreich und fielen immer negativ 
aus. Ein Blastomycet, welcher erst nach 7 — 8 Tagen in reiner 
Kultur auf flüssigen Nährböden wächst, kann nicht accidentell sein. 
Die Nährböden sind zwar ihm angepaßt, das ist wahr, aber sie ver- 
hindern nicht die Entwickelung anderer Organismen, wie sie im 
Gegenteil ja leider nur zu oft Platz greift. Ferner ist der Blasto- 
mycet lediglich aus Tieren isolierbar, die an Tollwut erkrankt sind 
und nicht etwa aus jedem beliebigen anderen Tiere. Und wäre er 
wirklich nur accidenteller Natur, so verstehe ich nicht, von seinem 
pathogenen Vermögen ganz abgesehen, weshalb er dann bei den Ver- 
suchen, ihn von Tieren zu isolieren, welche infolge von Einimpfung 
reiner Kulturen desselben Blastomyceten gestorben sind, so viel 

1) E. Marx, Kritische Bemerkungen tu den Arbeiten Aber die Aetiologie der 
Lyssa von Memmo nnd Bruschettini. (Centralbl. f. ßakteriol. 35. Nov. 1896. No. 33.) 



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Beitrag sar Kenntnis der Aetiologie der Tollwut. 


663 


Schwierigkeiten bereiten sollte, Schwierigkeiten, welche genau ebenso 
groß sind als diejenigen, welche man bei dem Aufsuchen desselben 
in den tollkranken Tieren hat. Warum findet man ihn nicht mehr 
an der Impfstelle, noch in den anderen Organen, wie es doch bei den 
bisher beschriebenen pathogenen Blastomyceten der Fall ist, sondern 
lediglich im centralen Nervensysteme, dem Sitze des Virus der Toll- 
wut? Ich glaube es ist nicht der MQhe wert, in eine Diskussion 
aber die Hypothese einzutreten, nach welcher der Blastomycet das 
Virus der Tollwut ein pathogenes „Etwas“ mit sich schleppen soll, 
ein „Etwas“, welches zwar auch in unseren Nährböden leben, der 
mikroskopischen Beobachtung aber nicht zugänglich sein soll. 

Die Impfungen der Meerschweinchen und Kaninchen mit reinen 
Kulturen hatten immer den Tod der Tiere zur Folge und zwar mit 
einem klinischen Bilde, welches in Bezug auf die Inkubation und den 
Verlauf, dem der experimentellen Tollwut analog ist. Bei den Hunden 
konnte ich in einigen Fällen die klinische Form der rasenden Toll- 
wut, in anderen Fällen den von Celli und Marino Zuco be- 
schriebenen Typus der aufreibenden Tollwut beobachten. Häufiger 
kam der klinische Typus der paralytischen Tollwut vor. Die Kaninchen 
widerstehen zum Teile der Infektion, und bei ihnen gelingt es nicht 
immer, die Krankheit reihenweise zu übertragen. Es sind dies also 
die Schwierigkeiten, welche sich mir zur Zeit entgegenstellen: Das 
Vorwiegen der paralytischen Tollwut bei den Hunden und die nicht 
beständige Empfänglichkeit der Kaninchen der Wirkung der Blasto- 
myceten gegenüber. 

Bisher weiß man noch nicht, worauf man die Verschiedenheiten 
der klinischen Formen, wie sie die rasende Tollwut und die paralytische 
Tollwut darbieten, zurückfübren soll. Sicher spielen hier die Re- 
aktions- und die Widerstandsfähigkeit der Tiere eine Rolle dabei, 
denn von 2 Hunden, welche ganz gleichmäßig mit dem Virus der 
Tollwut geimpft wurden, beobachtete ich bei dem einen die typische 
Form der rasenden und bei dem anderen das Bild der paralytischen 
Tollwut. Nach Celli und Marino Zuco steht die Verschiedenheit 
der klinischen Form in Beziehung zu der Modifikation, welche da3 
Virus bei seinem Uebergang von Tier zu Tier erleiden konnte; und 
der Nachweis der Tollwut des Hundes, wie man ihn beim Kaninchen 
auszuführen pflegt, schließt auch in dem Falle, daß er negativ aus- 
fällt, nicht aus, daß der Hund von der paralytischen oder aufreibenden 
Tollwut befallen gewesen ist. Wie also ein Virus durch Uebertragung 
von Tier zu Tier modifiziert werden, und bei den Hunden eine para- 
lytische Form der Krankheit hervorrufen und bei den Kaninchen 
ohne jede Wirkung sein kann, so könnte man ganz analoger Weise 
auch in Bezug auf die paralytischen Formen, welche ich vorwiegend 
bei den Hunden erhalten habe und in Bezug auf die teil weisen 
negativen Resultate bei den Kaninchen annehmen, daß der Uebergang 
von dem tierischen Organismus auf die künstlichen Nährböden den- 
selben Einfluß auf das Virus ausgeübt habe, als die Uebertragung 
von Tier zu Tier. 


664 


Nicola Pane, 


Die Untersuchungen über die Tollwut, einer Krankheit, bei 
welcher eigentlich alles in ein geheimnisvolles Dunkel gehüllt ist, 
sind langwierig und schwierig. Indessen glaube ich doch zur Zeit 
zu folgendem Schlüsse berechtigt su sein: Aub dem Nerven- 

systeme des Menschen und von Tieren, welche an 
Tollwut erkrankt waren, konnte ich einen neuen 
pathogenen Blastomyceten isolieren, welcher im- 
stande ist, nach langer Inkubationszeit die Tiere zu 
töten (Meerschweinchen, Hunde, Kaninchen) unter Symptomen 
einer Krankheit, welche der Tollwut gleicht und vor- 
wiegend paralytisch ist 1 ). 

Tafelerki&rong. 

Fig. 1. Kultur des Blastomyceten in saurem Agar (12 Tage alt). 

Fig. 2. Kolonie auf saurem Agar, nach 2 Tagen. (Obj. No. 4 ; Oc. No. 3) 

Fig. 3. Schnitt durch das Rückenmark eines an Tollwut gestorbenen Knaben. — 
Färbung nach der Methode von Sanfelice. (Obj, Leits 0,3 mm; Oc. No. 3.) 

Fig. 4. Blastoraycetenformen, welche sich in 9 Tagen in saurem Bouillon mit 
Gehirnsubstanz eines tollen Hundes entwickelt haben. (Obj. No. 8; Oc. No. 3.) 


Nachdruck verboten. 

lieber die Heilkraft des aus verschiedenen immuni- 
sierten Tieren gewonnenen antipneumonischen 
Serums 2 ). 

(Aus der bakteriologischen Abteilung der I. med. Klinik der 
K. Universität zu Neapel). 

Von 

Dr. Nicola Pane, 

Privatdozenten der med. Pathologie. 

Die pathogenen Bakterien , welche den Tierkörper angreifen, 
können in zweierlei Weise ihre deletären Wirkungen entfalten : ent- 
weder durch die von ihnen in großer Menge ausgeschiedenen toxischen 
Produkte, in welchem Falle sie meist bloß in einem bestimmten 
Körperteile sich vermehren, aus welchem dann die Toxine auf den ganzen 
Körper übergreifen (Cholera, Diphtheritis, Tetanus u. s. w.), oder sie 
mehren sich in sämtlichen Geweben, ohne aber nennenswerte Toxin- 
mengen zu bilden. Im letzteren Falle sind hauptsächlich die Stofl- 
wechselprodukte der unzählbaren in die Gewebe durchgedrungenen 
Bakterien, welche den Zellenchemismus intensiv stören, die Ursachen 
der Veränderungen der Formelemente des Organismus. 

Man kann also den Mechanismus dieses Krankheitsprozesses auch 
ohne jede Spur von Toxinen, im engeren Sinne, wohl begreifen; 

1) Die ausführliche Abhandlung wird so bald als möglich in den Annaii dlgieoe 
Sperimentale erscheinen. 

2) Aus einem am 14. März d. J. in der med.-chir. Akademie zu Neapel ge- 
haltenen Vortrag. 


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Ueber die Heilkraft des antipneumonischen Serams. 


673 


Bakterien zusammen in dasselbe Tier eingespritzt werden, am 
kräftigsten wirken, kräftiger jedenfalls als in indirekter Weise, d. h. 
wenn das betr. Serum und die Bakterien gesondert in den Tierkörper 
injiziert werden. 

Thatsächlich liegen die Verhältnisse anders, wie wir gesehen 
haben. Hätte ich die Wirkung des antipneumonischen Kaninchen- 
serums allein konstatiert, so hätte man dagegen nichts einwenden 
können, wenn ich die Wirkung als eine baktericide aufgefaßt, ent- 
sprechend der Theorie von R. Pfeiffer in seinen Untersuchungen 
über das Serum von Tieren, welche gegen Cholera- und Typhus- 
bacillus immunisiert waren , aufgestellt wurde. Als logische 
Folgerung der baktericiden Theorie hätte ich für die pneumonische 
Infektion auch die Richtigkeit des anderen Begriffes annehmen 
sollen, welcher heutzutage namentlich bei den deutschen Autoren 
herrscht, nach welchem das Serum von Tieren, welche gegen ein 
bestimmtes Bakterium immunisiert waren (I mm unser um), iD ge- 
nügender Dosis in normale Tiere injiziert, imstande sei, eine pas- 
sive Immunität gegen dasselbe Bakterium zu bewirken, d. h. eine 
bloß von der Anwesenheit des Immunserums herrührende Schutzvor- 
richtung des Organismus. 

Dagegen spricht aber auf entschiedenste Weise die eigentümliche 
oben geschilderte Wirkung der antipneumonischen Esel- und Kuhsera. 

Wovon hängt nun die Verschiedenheit der Wirkung dieser beiden 
Sera im Vergleich mit dem antipneumonischen Kaninchenserum ab? 

Mehrere Untersuchungen stellte ich an, um dieselbe zu bestimmen, 
und ich glaube behaupten zu können, daß sie unzweifelhaft von der 
verschiedenen Schnelligkeit abhängt, mit welcher im Kaninchenkörper 
die Schutzvorrichtung gegen die Pneumokokken infolge der spezi- 
fischen Einwirkung der verschiedenen Sera sich einstellt. Diese Schutz- 
vorrichtung bildet sich rascher nach der Einspritzung von antipneu- 
monischem Kaninchenserum als nach der Einspritzung von Kuh- oder 
Eselserum aus; daher kommt es, daß im ersteren Falle, wenn die 
injizierte Dosis keine große ist, die Pneumokokken die nötige Zeit 
zu ihrer Entwickelung nicht finden, was eben in dem zweiten Falle 
nicht vorkommt. 

Der folgende Versuch, den ich 3mal wiederholte, um mich von 
der Beständigkeit des Resultats zu überzeugen, ist eine klare und 
unzweifelhafte Bestätigung dieser Thatsacbe. 

Drei kräftige Kaninchen (Gewicht 1600 — 1800 g) bekamen je 
5 ccm antipneumonitischen Kaninchenserums, und dann gleichfalls 
subkutan, aber in eine andere Körperstelle, eine Pneumokokkendosis 
100 mal größer als die Dosis letalis minima, und zwar so, daß 
dem einen Versuchstiere dieselbe 1 Stunde nach dem Serum, dem 
zweiten 2 Stunden und dem dritten 6 Stunden nachher eingespritzt 
wurde. Gleichzeitig wurde bei weiteren drei Kaninchen dieselbe 
Dosis von antipneumonischem Eselserum, und dann nach resp. 
1 — 2 — 6 Stunden die gleiche Pneumokokkendosis injiziert. Die drei 
ersten Versuchstiere wiesen keine bemerkenswerte pathologische Ver- 
änderung auf; von den letzteren drei zeigte jenes keine Störung, 
welches den Pneumococcus 6 Stunden nach dem Heilserum er- 

EnU Abt. XXL BdL 43 


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674 


Einar Lönnberg. 


hielt; bei den anderen zwei machte sich eine Infektion geltend mit 
letalem Ausgang, bei dem nach 6 Stunden injizierten Tiere mit der 
seltenen Aasnahme, daß bei drei Kaninchen dieser Versuchsreihe, bei 
welchem die Pneumokokken 2 Stunden nach dem Heilserum ein- 
verleibt wurden, Heilung Btattfand. 

Aus dem Gesagten ergiebt sich nun ganz deutlich die Schluß- 
folgerung, daß das antipneumonische Serum im Tierkörper keine 
direkte unmittelbare Wirkung gegen die Pneumokokken entfaltet, 
Bondern die gleichen Verhältnisse bewirkt, welche während der Im- 
munisationsvorgäoge sich einstellen, mit anderen Worten : „die Serum- 
einverleibung bewirkt im Organismus einen Zustand aktiver Im- 
munität, weicher sich im Tierkörper während des Immunisationsvor- 
gangs einstellt, und sich nur durch die Schnelligkeit und den gerin- 
geren Grad seiner Intensität unterscheidet. 

Was den Mechanismus dieser Immunität anbelangt, so muß ich 
hier betonen, daß ich in einer, von mir schon erschienenen Schrift 
manche Thatsachen schilderte, welche mich dazu geneigt machten, 
der phagocytären Met sch nikoff’schen Theorie eine sehr beträcht- 
liche Rolle zuzuschreiben. Diese sollte aber hier eine spezifische 
Bedeutung haben, d. h. insofern, daß die Leukocyten einen Stoff aus- 
scheiden können, welcher dem Organismus bloß gegen die Pneumo- 
kokken Schutz liefern kann, da das antipneumonische Serum keine 
Wirkung gegen andere Bakterien (z. B. die Streptokokken) entfaltet 

Neapel, den 10. April 1897. 

Nachtrag. Die oben mitgeteilten Ergebnisse wurden dann im 
hiesigen Universitätsinstitute für Hygiene vor einer nach meinem Ver- 
langen von dem Herrn Präsidenten der „Medizinisch-chirur- 
gischen Akademie zu Neapel“ ernannten Kommission (deren 
Mitglieder die Herren Professoren L. Armanni, V. de Giaxa und 
G. Boccardo waren) experimenrell dargclegt, welche die betreffende 
Relation zusammenstellte (s. Atti dell’ Accademia medico-chirurgica 
di Napoli. 1897.) 


Nach druck verbeten. 

Beiträge zur Phylogenie 
der parasitischen Plathelminthen l ). 

Von 

Dr. Elnar Lönnberg, 

Dosenten der Zoologie an der Kgl. Univcrstit Upsala. 

Mit 4 Figuren. 

Die Cestoden haben wahrscheinlich ein ziemlich großes phylo- 
genetisches Alter, da sie aber in geschlechtsreifem Zustande immer, 
mit Ausnahme von Archigetes appendiculatus (Ratz), der 

1} Vortrag, gehalten in der zool. Sektion d. nzturwiaaenach. Geaellach. za Cptzit, 
den 19. März 1897. 


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Beiträge zur Phylogeoie der parasitischen Plathelminthen. 


675 


sekundär entstanden ist, an die Wirbeltiere gebunden sind, können 
sie nicht älter als diese sein. Die tiefgreifenden Abänderungen von 
den freilebenden Plathelminthen, Anpassungen und Reduktionen, die 
sie durcbgemacht und gelitten haben, deuten auf hohes Alter hin. 
So thut es auch die Begrenzung verschiedener Cestodengruppen auf 
besondere Klassen oder Ordnungen von Wirtstieren. Tetraphylliden 
und Tetrarhynchiden schmarotzen in Haien und Rochen; Pseudo- 
phylliden (Bothriocephaliden) leben im Darme von Knochenfischen oder 
von fischfressenden Säugetieren (und Vögeln); Ichthyotäniiden , die 
den Tetraphylliden am nächsten verwandt sind, werden in Teleostiern 
und Amphibien gefunden. Die Vögel haben ihre eigenen Tänien, wie die 
verschiedenen Gruppen von Säugetieren die ihrigen haben. Man kennt 
verhältnismäßig große Exklusivität der Bandwürmer gegen ihre Wirts- 
tiere, Umstände, die auf eine gewisse Altertümlichkeit verschiedener 
Species von Cestoden hindeuten. Dafür spricht z. B. das Auftreten 
von nahe verwandten oder identischen Cestoden in verwandten Wirts- 
tieren, wie Ptychophysa (Taenia) Michaelseni Lönnberg 
im Darme von Canis azarae von den Magalbäesischen Gegenden 
und Ptychophysa (Taenia) canis lagopodis (Abild- 
gaard) im Darme vom Schneefuchs aus der arktischen Region 1 2 ). 
Es ist mehr als wahrscheinlich, daß jene bei der Einwanderung 
vom Norden her in der Pliocänzeit mit den Caniden nach Süd- 
amerika hineingekommen ist. Ein anderes Beispiel, das für diese 
Frage von Wert sein mag, ist das Vorkommen von Bothrio- 
cephalus (Abothrium) rugosus Rudolphi, sowohl im marinen 
Gadus callarias als auch in Lotta Iota der Binucnseeen. Da 
dieser Bandwurm bei manchen marinen Gadiden, wie Brosmius u. a., 
nicht angetroffen wird, und sich sehr exklusiv verhält, scheint 
dies dafür zu sprechen, daß B. rugosus ein Schmarotzer in der 
Quappe in der Zeit geworden ist, als dieser Fisch dem Dorsche 
biologisch und physiologisch näher stand als jetzt und mit ihm 
sekundär ins Süßwasser hineingekommen ist. 

Die jetzigen polyzoischen Bandwurmstrobilen sind natürlich aus 
monozoischen Formen hervorgegangen. Die noch jetzt existierenden 
monozoischen Cestoden können aber kaum als Stammformen der 
polyzoischen angesehen werden. 4 Gattungen*) von solchen mono- 
zoischen Cestoden sind ziemlich gut bekannt. Von diesen treten zwei 
als Parasiten im Darme phylogenetisch alter Fische auf, nämlich 
Gyrocotyle (= A mphiptych es) in der Chimaera und in 
dem Callorhyncbus und Amphilina im Acipenser. Diese 
sind wahrscheinlich beide ursprünglich, weichen aber in mehreren 
Hinsichten von den echten Cestoden recht sehr ab. Gyrocotyle 
ist durch das Erwerben von Haftorgauen an beiden Körperenden, 
das Trichterorgan am Vorderende und das Acetabulum am Hinter- 
ende, unfähig geworden, sich weiter zu entwickeln. Welchen Platz 
Caryophyllaeus einnimmt, ob er primär oder sekundär monozoisch 

1) Hambarger Magalhäesischer Snmm eireise, Cestoden bearbeitet von Einar 
Lönnberg, Hamburg 1896. 

2) Eine fünfte Ligula proglottis Wagener (« Wageneria Monticelli 
ans Scymnu» lichia ist eine „Species inquirenda“. 

43 * 


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676 


Einar Lönnberg, 


ist, läßt sich nicht so genau beantworten, obwohl ich für die erstere 
Ansicht geneigt bin. In Bezug auf die Geschlechtsorgane und den 
Skolexbau scheint er aber eine ziemlich abgesonderte Stellung einzu- 
nehmen, so daß seine Verwandtschaftsverbältnisse zu den wahren 
Gestoden noch dunkel erscheinen. Archigetes appendiculatus 
(Ratz) ist aber ein deutliches Beispiel eines sekundär monozoisch 
gewordenen Cestodentieres. Es stellt nämlich eine geschlechtsreif 
gewordene Larve dar 1 ). Welches sind aber die Vorfahren dieser 
eigentümlichen Form? Es giebt Umstände, die dafür sprechen, daß 
Archigetes eine gewisse Verwandtschaft mit den Pseudophylliden 
(Bothriocephaliden) besitzt. Die Lage und Form der Bothrien von 
Archigetes, die Mehrzahl der Gefäße und die Gestalt der Eier 
desselben erinnern sehr an entsprechende Teile der Bothriocephaliden. 
Auch das Vorkommen im süßen Wasser, wo mehrere Bothrio- 
cephaliden ihre Entwickelung durchmachen und ihre Wirte finden, 
scheint für einen solchen Zusammenhang zu sprechen *). 

Wenn nun die jetzigen „Cestodariae“, wie die monozoischen 
Bandwürmer von Monticelli benannt worden sind, nicht als Stamm- 
eltern der echten „Cestodes“ betrachtet werden können, muß man 
den gemeinsamen Ursprung weiter zurück in der Entwickelungsserie 
suchen. Die Cestoden werden im allgemeinen als Nachkommen von 
Trematoden angesehen und auch in seinem neulich erschienenen Buche: 
„Systematische Phylogenie der wirbellosen Tiere“ läßt Haeckel den 
Cestodenast des Stammbaumes aus dem Trematodenast hervorsprießen. 
Aehnliche Ansichten werden auch in verschiedenen Handbüchern und 
Abhandlungen ausgesprochen. Die Trematoden selbst werden von 
Haeckel von rhabdocölen Urformen hergeleitet Nach meiner 
Auffassung ist es besser, die Aeste und Zweige des Stammbaumes 
der parasitischen Plathelminthen in anderer Weise zu rangieren. 

In manchen Beziehungen ähneln die Trematoden den Tricladen 
recht. Das Gastrokanalsystem der ersteren kann leicht als aus 
demjenigen der letzteren hervorgegangen gedacht werden, und zwar 
durch Verschiebung der Mundöffnung nebst Pharynx längs dem 
vorderen medianen Darmast zum vorderen Ende des Körpers. Eine 
solche Verschiebung könnte als für die parasitische Lebensweise 
nützlich erklärt werden, besonders wird dies deutlich in solchen 
Fällen, wo der Mundsaugnapf (oder Näpfe) für die Befestigung des 
Tieres eine mehr oder weniger hauptsächliche Rolle spielt Da 
nun sowohl bei den Tricladen, also bei den Trematoden, die Ge- 
schlechtsöffuungen meist in einer gewissen Entfernung hinter den 
Mundöffnungen liegen, ist es wahrscheinlich, daß die Verschiebung 
der Mundöffnung nach vorne einen Einfluß auf die Lage der Geschlechts- 
Öffnungen ausüben muß, so daß auch diese gleichzeitig nach vorne 
mitgerückt werden. Dies bewirkt wieder eine Umlagerung der Ge- 
schlechtsdrüsen und ihrer Gänge, so daß sie hinter ihre Oeffnunges 
zu liegen kommen. Dieser Umlagerung folgen axiomatisch andere 
Veränderungen, wie z. B. die Konzentration der bei den Tricladen 

1) Schon das Auftreten eines geschlechtsreifen Cestoden in einem Inrertebrateo 
ist etwas Anomales. 

2) Die andere Cestodengruppe, die Süßwasserbewohner infestiert, die lehthvo- 
täniiden, haben nichts mit Arcb igetes gemeinsam. 


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Beiträge zar Phylogeoie der parasitischen Plathelminthen. 


677 


zahlreichen Dottergänge zu zwei, wie bei den Trematoden. Wenn 
man nämlich annimmt, daß die Keimstöcke einer Tricladenform nach 
hinten wandern, so daß sie schließlich eine solche hintere Lage ein* 
nehmen, wie der Keimstock der Trematoden, müssen natürlich die 
Dottergänge mitgezogen werden, indem die vorderen sich allmählich 
verlängern müssen. Die Dottergänge werden auf diese Weise wie 
zusammengeschoben und dann folgt eine Zusammenschmelzung zu je 
einem Hauptdottergang jederseits von selbst. Eine andere sekundäre 
Veränderung zeigt sich in dem Verlängern des Leitungswegs zwischen 
dem Ootyp und der äußeren Geschlechtsöffnung. Es ist nämlich zu 
bemerken, daß bei der Lageveränderung der Geschlechtsorgane vom 
Tricladentypus zum Trematoden typus zwei Momente sich unterscheiden 
lassen, nämlich a) das Zurückschieben der Geschlechtsdrüsen und 
b) das Vorwärtswandern der Geschlechtsöffuungen. Beide sind vom 
Vorwärts wandern des Pharynx abhängig, weil derselbe den Platz der 
Drüsen einnimmt und dieselben zuerst zur Seite und nachher nach 
hinten schiebt und weil die Geschlechtsöffnungen dem Pharynx auf 
einem gewissen Abstande folgen. Die Drüsen und die Oeffnungen 
wandern somit in entgegengesetzten Richtungen und wenn sie sich 
nähern, werden natürlich die Leitungswege, d. h. die Ovidukte, ab- 
gekürzt. Wenn sie sich aber begegnet haben und die Drüsen wieder 
weiter nach hinten wandern und die Oeflnungen nach vorn, verlängern 
sich die Ovidukte nicht wieder, sondern diesmal der distal vom Ootyp 
gelegene Abschnitt, d. h. das Endstück der Vagina und das Atrium 
Femininum, so daß diese Teile die verlängerte Vagina des Trematoden- 
typus hersteilen, welche ja auch die Funktion eines Uterus über- 
nommen und durch zahlreiche Windungen sich vergrößert hat. Da 
aber der Uterus der Tricladen, wenn ein solcher auftritt, zwischen 
dem Ootyp und der äußeren Geschlechtsöffnung gelegen ist, auch wenn 
er eine gestielte Aussackung der distalen Vagina darstellt, fällt er 
natürlich in dem entsprechenden Bezirke ein, der bei den Trematoden 
zwischen dem Ootyp und der äußeren Geschlechtsöffnung liegt und 
einer als Uterus fungierenden Vagina gleichkommt. Ein solcher Va- 
ginaluterus der Trematoden ist somit als eine Folge der Verlängerung 
des weiblichen Leitungswegs zwischen dem Ootyp und der äußeren 
Oeffnung aufzufassen. Da der Raum für die Eier durch die Ver- 
längerung und die sekundär entstandenen Windungen dieses Vaginal- 
uteringanges (besonders bei den Digenea) 1 ) sich so bedeutend 
vergrößert hat, brauchen sich keine Aussackungen zu bilden. Solche 
Hoden sich auch nicht bei den Trematoden, sondern die Autoren, die 
von solchen Blindästen sprechen, haben sich täuschen lassen, wie von 
Braun*) hervorgehoben ist Wenn jetzt die Vagina eine neue 
Funktion als Uterus übernommen hatte und von Eiern gefüllt 
war, wurde natürlich auch gleichzeitig der Weg der Spermatozoen 
bei einer sekundären Begattung mehr oder weniger gesperrt. Es 
wäre dann möglich, daß zum Ausbessern dieses Uebelstandes der 
Laurer’sche Kanal erworben wurde und vielleicht könnte sein Ur- 
sprung von einem Receptaculum seminis, das sekundär eine äußere 

1) Bei mehreren Monogenea ist dieser Abschnitt sehr kurz, so dafi bei ihnen 
die Verhältnisse mehr direkt mit denjenigen bei gewissen Tricladen Ubereinstimmen. 

2) Klassen u. Ordnungen d. Tierreiches. IV. 1, A. p. 726. 


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678 


Einar Lönnberg, 


Oeffnung bekommen hätte, hergeleitet werden. Auf diese Weise ließe 
sich das Fehlen eines L au rer’schen Kanals bei gewissen Digenea 
und sein blindes Enden bei anderen (Aspidogaster) erklären. 
Freilich wird der Laurer’sche Kanal von vielen Autoren mit der 
Cestodenvagina und der Vaginaluterus der Trematoden mit dem 
Uterus der Cestoden 1 ) homologisiert. Gegen eine solche Deutung 
spricht aber erstens die Lage dieser Gänge. Der Vaginaluterus der 
Trematoden und die Vagina der Cestoden haben in den meisten 
Fällen eine entsprechende Lage mit der männlichen Geschlechts- 
Öffnung zusammen, der Laurer’sche Kanal, sowie auch der Cestoden- 
uterus (wenn dieser eine Mündung hat) öffnen sich aber anderswo 
und von der männlichen Geschlechtsöffnung gewöhnlich weit entfernt. 
Wenn man daher eine solche Homologisierung vornimmt, muß man 
also annehmen, daß wenn z. B. der Trematodentypus der ursprüng- 
lichere wäre, der eine weibliche Leitungsweg vom männlichen weg- 
gewandert wäre und der andere dahingekommen. Dies scheint aber 
kaum annehmbar. W'eiter ist zu bemerken, daß die Oeffnuug des 
Cestodenuterus, wenn eine solche vorkommt, immer sekundär auftritt, 
und darin liegt eine große Verschiedenheit von der Trematoden vagina. 
Ein Versuch zur Erklärung der Abstammung der Cestodenvagina wird 
unten gegeben. Die Aehnlichkeit zwischen den uterinen Verhältnissen 
bei den Tricladen und Trematoden kann auch so ausgedrückt werden: 
Bei beiden wandern die Eier vom Keimstock immer in derselben 
Richtung und in einer entgegengesetzten Richtung zu derjenigen der 
Spermatozoen distalwärts gegen die äußere Geschlechtsmündung, 
auch wenn sie zeitweise in einer Uterusaussackung verweilen. Bei 
den Cestoden verhält es sich aber ganz anders. Bei ihnen werden 
die Eier vom Keimstock weiter proximalwärts in einen besonderen 
Uterus geschoben und setzen in derselben Richtung sozusagen, in 
welcher die Spermatozoen gekommen sind, ihren Weg fort. 

Die Geschlechtsorgane der Trematoden sind freilich mehr kon- 
zentriert, als diejenigen der Tricladen, indem jene gewöhnlich nur einen 
Keimstock und 2 Hoden aufweisen. Da aber diese Verhältnisse bei 
den Plathelminthen ziemlich viel zu wechseln pflegen und es z. B. 
auch Trematoden giebt, die mehr als zwei Hoden, oder auch gelappte 
oder reich verästelte Hoden besitzen, ist nicht soviel Wert darauf zu legen. 
Auch der Keimstock der Trematoden kann gelappt oder verzweigt 
sein. Die Verhältnisse des Darmsystems und des Uterus scheinen 
deshalb wichtiger zu sein. Da auch die jetzigen Tricladen dem 
Parasitenleben in gewissen Fällen nicht abgeneigt sind, scheint es um 
so annehmbarer, daß der Ursprung der Trematoden unter den Vor- 
fahren der Tricladen zu suchen ist. Andererseits kann es aber nicht 
geleugnet werden, daß der einfache Darmapparat von Gastero- 
stomum und vielleicht auch Aspidogaster auf rbabdocöliden- 
artige Vorfahren hindeutet. 

Nachdem die mutmaßliche Abstammung der Trematoden er- 
örtert worden ist, wollen wir zu derjenigen der Cestoden übergehen.. 
Ich muß hier gleich gestehen, daß es mir unwahrscheinlich vor- 


1) lieber die verschiedene» Theorieen des Leu rer’schen Kenels siehe Braue 
1. c. p. 75* ff. 


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Beiträge zur Phylogenie der parasitischen Plathelminthen. 


679 


kommt, daß die Vorfahren der Cestoden Trematoden gewesen sind. 
Beide sind einer parasitischen Lebensweise angepaßt, haben sich aber 
in ganz verschiedenen Richtungen ausgebildet. Die Cestoden, die am 
meisten ausgebildet sind, nehmen die Nährstoffe osmotisch auf, haben 
deshalb das Darmsystem vollständig wegreduziert. Die Trematoden 
dagegen, sogar auch die Entoparasiten, ernähren sich durch Aufnahme 
von den zu verdauenden Stoffen, Flüssigkeiten oder Körpern oder 
beiden in einem Darmsystem, das sehr gut entwickelt ist und in 
gewissen Beziehungen durch die Ausstattung mit Mundsaugnapf, stark 
muskulösem Pharynx und Oesophagus sogar weiter hervorgeschritten, 
als dasjenige der Turbellarien ist. Es läßt sich nicht gut denken, 
daß Tierformen für die eine besondere Lebensweise so spezialisiert wie 
die Trematoden sind, in eine andere Richtung einschlagen würden, 
da sie doch wie die entoparasitischen Trematoden unter ganz denselben 
Bedingungen, wie die Cestoden leben. Auch wenn man den Ursprung 
dieser Klassen als sehr weit zurückverlegt sich denkt, so müssen sie 
doch schon von Anfang an getrennt gewesen sein; denn auch wenn 
die anatomische Organisation nicht so weit spezialisiert war, haben 
schon die Urformen der beiden Klassen verschiedene Wege für die 
Entwickelung eingcschlagen und waren scharf biologisch differenziert, 
indem die Urahnen der Trematoden in allen Zeiten als eigentliche 
„fressende“ Parasiten ihren Darm benutzt und denselben an das Para- 
sitenleben angepaßt haben, wogegen die Ureltern der Cestoden ziem- 
lich unmittelbar zu der osmotischen Ernährungsweise übergegangen 
sein müssen, weil ihr Darmsystem weniger entwickelt war. 

Es ist aber nicht nur das Darmsystem der Trematoden, das be- 
sonders angepaßt ist. Sie haben auch spezialisierte Haftorgane etc., 
die für das Trematodenleben nützlich sind, deren Umwandlung aber 
in solche, wie die Bothrien oder Bothridien der Cestoden fast un- 
denkbar sind. 

Die Genitalsysteme der Trematoden und Cestoden sind sehr ver- 
schieden, nicht nur durch die Zahl der Hoden, sondern vor allem 
durch die Verhältnisse der weiblichen Leitungswege. Der Uterus der 
Trematoden ist nur ein Teil der Vagina, der für die Eiaufnahme 
weiter entwickelt ist. Bei den Cestoden ist aber der Uterus ein selb- 
ständiges Organ jenseits des Keimstockes von der Vagina gerechnet. 
Die Eier gehen also, wie schon oben auseinandergesetzt ist, bei den 
Trematoden immer distalwärts vom Keimstock gegen die äußere 
Vaginalöffnung, bei den Cestoden aber in entgegengesetzter Richtung 
weiter proximalwärts, nachdem sie fertig gebildet sind. Diesem Cestoden- 
uterus entspricht also natürlich nicht der als Uterus fungierende 
Abschnitt der Trematodenvagina. Der Uterus der Cestoden wird auch 
bisweilen mit dem Laurer’schen Kanal der Trematoden homologisiert. 
Diese Auffassung scheint aber mehr durch eine oberflächliche Aehn- 
licbkeit in Bezug auf die I-age hervorgerufen zu sein, als durch eine 
wirkliche Homologie begründet. Der Uterus der Cestoden ist ent- 
weder blind geschlossen oder mit einer vollständig sekundären Oefl- 
nung versehen, und wenn überhaupt eine äußere Oeffnung vorkommt, 
bricht dieselbe erst recht spät durch, wenn der Uterus sich mit reifen 
Eiern zu füllen beginnt. Eine solche Uterusmündung tritt übrigens 
hauptsächlich nur bei einer Gruppe, nämlich bei derjenigen der 


680 


Kinar Lönnberg, 


Bothriocepbaliden, auf und bei den anderen Cestoden, also bei der 
Mehrzahl, öffnet sich der Uterus ganz einfach durch das Bersten der 
Körperwand, was natürlich auf keine eigentliche Uterusmündung zu- 
rückgeführt werden kann. Wenn also der Laurer’sche Kanal schon 
vom Anfang an als ein offener Kanal angelegt wird und also der 
blind endende Laurer’sche Kanal gewisser Trematoden sekundäre 
Erscheinungen darstellt, wie ja mehrere Autoren meinen, dann ist es 
ja klar, daß dieser Kanal nicht mit dem Cestodenuterus homolog 
sein kann, da die Entwickelung dieser Organe in gerade entgegenge- 
setzter Richtung vor sich gegangen ist. Wenn aber auch der Laurer’sche 
Kanal sekundär seine äußere Oefiuung erworben hat, erscheint die 
Aehnlichkeit mit dem Cestodenuterus allerdings viel größer, ln 
solchem Falle last sich der Laurer’sche Kanal vielleicht am besten 
auf ein Receptaculum seminis, das eine dorsale Mündung bekommen 
hat, zurückführen (vgl. oben). Dies läßt sich desto leichter thun, weil 
am inneren Ende des betreffenden Kanals häutig ein solches Organ 
noch existiert. Aber auch in diesem Falle sind der Laurer’sche 
Kanal und der Cestodenuterus in mehreren Beziehungen einander recht 
unähnlich. Jener mündet in den Keimgang oder Dottergang hinein, 
verbindet sich aber immer mit den übrigen weiblichen Leitungswegen 
in einem Bereiche, der zwischen dem Keimstock und der Schalen- 
drüse gelegen ist, wogegen der Cestodenuterus jenseits der Schalen- 
drüse, vom Keimstock gerechnet, anfängt. Uebrigens, wenn auch die 
Mündung des Lau rer 'sehen Kanals sekundär sei, ist dieselbe jedoch 
besser und durchgehender entwickelt, als diejenige des Cestoden- 
uterus, da beinahe alle Trematoden, denen ein Laurer'scher Kanal 
zukommt, denselben mit äußerer Oeffnung versehen haben, und zumal, 
wo eine solche fehlt (Aspidogaster) dies wiederum sekundär er- 
scheint. Die Derivation des Cestodenuterus aus einem Laurer ’seben 
Kanal, sowie auch die Homologisierung dieser beiden stößt also auf 
bedeutende Schwierigkeiten. Ueber die Abstammuug des Cestoden- 
uterus wird weiter unten gesprochen. 

Die Uebereinstimmung der Geschlechtsorgane der Trematoden 
und Cestoden ist also nicht so groß, daß sie die Abstammung der 
einen Klasse von der anderen als Erklärungsgrund fordert. 

Die Knospung oder Strobilatioo, wie sie bei den Cestoden vor- 
kommt, ist auch den Trematoden ganz fremd. Für Tiere, die eine 
solche Organisation, wie die Trematoden besitzen, mit verhältnismäßig 
ziemlich fester Haut und mit wohl differenzierten Organen ohne Meta- 
merie scheint ja Vermehrung durch äußere axiale Knospung unnatür- 
lich. Wenn es nicht so wäre, daß äußerliche Knospung gegen die 
Natur der Trematoden ist, würden ja die überaus günstigen Nah- 
rungsverhältnisse des Parasitenorganismus leicht dahin führen, wie die- 
selben sicherlich zu der Strobilation der Cestoden mitgeholfen haben. 

Aus allen diesen Ursachen kann ich nicht Trematoden als Ur- 
ahnen der Cestoden annehmen. 

Es ist sogar möglich und nicht unwahrscheinlich, daß die Cestoden 
älter als die Trematoden sind. Ein Verhältnis, das u. a. darauf hin- 
deutet, ist die Thatsache, daß die Selachier, die eine der ältesten 
Vertebratengruppen darstellten, eine besonders stattliche Liste von 
CestodeDSchmarotzern aufweisen, dagegen aber an entoparasitischen 


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Beiträge zur Phylogeuie der parasitischen Plathelminthen. 


681 


Trematoden außerordentlich arm sind, indem nur sehr wenige Dis- 
tomiden ihnen eigen sind. 

Wenn der Trematodenursprung bei den Cestoden geleugnet wird, von 
welchen Formen würden sie dann abstaramen? Ich meine, daß dieRhabdo- 
cöiiden und ihre Vorfahren einen Aufschluß hierüber geben können. 
Es ist leichter zu verstehen, daß ein Gastrokanalsystem, das wie das- 
jenige der Rhabdocöliden schwach ausgebildet ist, sich wieder rück- 
bilden könnte als ein kompliziertes, wie dasjenige der Triclnden und 
Trematoden. Die Erfahrung über die schmarotzenden Rhabdocöliden 
wie Graffillaund Anoplodium zeigtauch, daß bei solchen Formen 
der Pharynx klein und reduziert ist. Die erwähnten Gattungen sind 
doch nur Schmarotzer bei marinen Evertebraten und haben deshalb 
keine so durchgreifende Reduktion erfahren, wie die Parasiten, be- 
sonders Entoparasiten in Vertebraten, um sich an das neue Leben 
anzupassen, durchgehen müssen. Die Geschlechtsorgane der Cestoden 
ähneln in vielen Beziehungen denjenigen bei gewissen Rhabdocöliden 
recht sehr. Unter den Rhabdocöliden ist die Gattung Alaurina mit 
follikulären Hoden, getrennten Keim- und Dotterstöcken versehen. Bei 
den Alloiocölen treffen wir auch follikuläre Hoden, getrennte Keim- 
und Dotterstöcke wie bei den Cestoden, und die letzterwähnten können 
auch gelappt oder sogar „selten teilweise verzweigt“ 1 2 * * ) sein. In aller 
Hauptsache stimmt dies mit den Verhältnissen bei den Cestoden, ob- 
wohl jedoch die Urcestoden wahrscheinlich auch follikuläre Keim- 
stöcke gehabt haben, die später durch Verkürzung der einzelnen 
Keimgänge zu den jetzigen fingerförmig geteilten sich konzentriert 
haben. Daß etwas Aehnliches sich in der phylogenetischen Entwickelung 
der Cestoden abgespielt hat, wird dadurch wahrscheinlich gemacht, 
daß derselbe Vorgang bei Amphiptyches ontogenetisch auftritt, 
wie von Spencer’) und mir 8 ) gezeigt worden ist. Eine Teilung 
des Keimstockes in mehrere Follikel ist aber eine Veränderung, die 
ziemlich leicht vor sich gehen kann, so daß eine derartige Verschieden- 
heit geringfügig ist. 

Wenn wir weiter die Uterusbildungen der Rhabdocöliden und 
Cestoden miteinander vergleichen, werden wir bald finden, daß beide 
von dem Tricladen - Trematodentypus abweichen, daß aber der Uterus 
der Cestoden ohne größere Schwierigkeiten auf eine solche Grund- 
form, wie diejenige der Rhabdocöliden sich zurückführen läßt. Nicht 
alle Rhabdocöliden besitzen einen Uterus, bei denjenigen aber, die 
mit einem solchen versehen sind, stellt er nicht einen Abschnitt der 
Vagina dar, oder mit anderen Worten, er liegt nicht auf dem Wege 
zwischen dem Keimstock und der weiblichen Genitalöffnung einge- 
schoben. Eine eigentliche lange Vagina wie bei den Cestoden existiert 
bei den Rhabdocöliden nicht, sondern ihr Keimstock sitzt gewöhnlich 
mit einem kurzen Keimgang dem Atrium genitale an. Bisweilen ver- 
einigen sich die Dottergänge mit dem Keimgang, bisweilen münden 
sie direkt ins Atrium hinein, so daß die Keimzellen erst im Atrium 

1) L. von Gr aff, Monographie der Tarbellarien. 1. Rhabdocoelida. p, 381. 

2) Spencer, The anatomy of Amphiptyches urna (Grabe and Wagner). (Trans. 

R. 8oc. Victoria. 1889.) 

8) Anatomische Studien über Skand. Cestoden. 1. K. (Vt. e Akad. Handl. Bd. XXIV.) 


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682 


Einar Lönn b erg, 


von Dotter umgeben werden. Die Befruchtung der Keimzellen durch 
die Spermatozoen findet auch häufig im Atrium statt. Das be- 
fruchtete und von Dotter umgebene Ei kommt jetzt vom Atrium 
in den Uterus hinein und wird da mit einer Schale versehen. Denkt 
man sich nun jetzt, daß sämtliche Organe und Ausfflhrungsgäuge 
weiter in das Innere des Körpers bineingerückt werden und von der 
Genitalöffnung entfernt und das Atrium genitale als eine Folge hier- 
von verlängert und in einen Vaginalgang ausgezogen, so erhält man 
dieselben Verhältnisse, wie sie sich bei den Cestoden wahrnebmen 
lassen. Daß die Vagina der Cestoden auf eine ähnliche Weise ent- 
standen ist, wird dadurch bestätigt, daß ihre Wand, wenigstens diejenige 
des distalen Teiles, vollständig denselben Bau wie die äußere flaut 
besitzt und in dieselbe ohne sichtbare Grenze übergeht Durch diese 
Hervorstellung glaube ich, die Uebereinstimmung und Aehnlichkeit 
der Geschlechtsorgane der Rhabdocöliden mit denjenigen der Cestoden 
dargelegt und die Derivation der letzteren von den erstereu verständ- 
lich gemacht zu haben. 

Die Vagina der Cestoden und diejenige der Trematoden sind 
homolog insofern, als sich beide auf die verlängerten äußeren Teile 
der weiblichen Leitungswege resp. Atrium zurückführen lassen. Ihre 
Mündung mit der männlichen Geschlechtsöffnung zusammen macht 
dies noch deutlicher. Da also die vereinigten Geschlechtsöffnungen 
bei allen übrigen Plathelminthen, wenn sie nur fiächenständig sind, 
als ventral bezeichnet werden, müssen per analogiam auch bei den 
Cestoden die Geschlecbtsöffnungen ventral genannt werden (wenn 
flächenständig). Wenn nun der Uterus der Cestoden auf der entgegen- 
gesetzten Seite eine Oeffnung erworben hat, ist diese selbstverständ- 
lich dorsal 1 ). 

Die ungeschlechtliche Fortpflanzung gewisser Rhabdocöliden 
durch Knospung scheint zuerst der Strobilation der Cestoden sehr 
unähnlich, weil die Knospen, wenn sie noch mit der Amme in 
Verbindung stehen, neue Knospen erzeugen. Nachdem aber eine 
Arbeitsteilung eingetreten ist, so daß das Vorderende (Skolex) eine 
festhaltende Funktion übernommen hat, die Knospen (Proglottiden) 
dagegen sich auf das Produzieren von Geschlechtsorganen konzentriert 
haben, wird eine Veränderung der früheren Ordnung leicht verständ- 
lich a ), weil die Proglottiden alles Material zum Aufbau der Geschlechts- 
organe brauchen, und wenn nun die sekundären Knospungsprozessc 
der Knospen wegfallen, wird die Aehnlichkeit mit der Strobilation 
klar. Es kann also gesagt werden, daß, von dem Gesichtspunkte der 
Amme betrachtet, die Knospung bei den Rhabdocöliden der Strobilation 
ähnelt, um so mehr, weil in beiden Fällen die Amme ihre eigene 
Größe nie verringert, sondern nur an ihrem Hintergründe die neue 
Knospe hervorsprießen läßt. Es ist auch zu bemerken, daß bei den 
ältesten Cestoden die Knospung anders vorgegangen ist als bei den 
phylogenetisch jüngeren. Dies kann man daraus schließen, daß bei 

1) Nicht ventral wie Matz meint und nach (?) ihm Braun. 

2 ) Die verschiedenen Verhältnisse und Funktionen der Rhabdocölidenknospen and 
Cestodenproglottiden treten desto schärfer hervor, wenn man bedenkt, daß jene gar 
Veine Geschlechtsorgane produzieren, was die einzige Aufgabe dieser ist. 


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Beiträge zur Phylogeme der parasitischen Plathelminthen. 


683 


den noch jetzt lebenden phylogenetisch ältesten Bandwürmern der 
Selachier die Knospen, d. h. Proglottiden, sehr früh sich ablösen und 
zwar ziemliche Zeit bevor sie noch geschlechtsreif sind. Man kann 
deshalb per analogiam annnehmen, daß bei den ersten Cestoden die 
Verbindung der einzelnen Proglottiden nicht so stark war und die 
Begriffe der Strobila, wie sie jetzt ist und damals war, sind ziemlich 
verschieden. Wenn aber die Verbindung der Proglottiden nur lose 
war, trat die Aehnlichkeit mit der Knospung der Turbellarien besser 
hervor. Der spätere innigere Zusammenhang der Proglottiden hängt, 
wie auch die Entwickelung kräftigerer Haftorgane, von der ver- 
schiedenen Ausbildung des Darmes der Wirtstiere ab (vgl. unten). 
In der Spiralklappe der Selachier können auch freie Proglottiden, die 
keine Haftorgane besitzen, ohne Gefahr herumkriechen, wie sie es 
auch thun. Die Verhältnisse im Darme höherer Wirbeltiere sind da- 
gegen nicht so günstig. Die Gelenke der Strobilakette mußten sich 
deshalb besser zusammen fügen, so daß sie nicht früher sich ablösten, 
als sie ihr Leben als Geschlechtsindividuen durchgemacht hatten, 
also ausgelebt hatten und nur Behälter reifer Eier darstellten, die 
entweder in einzelnen Stücken oder kurzen Kettenstummeln abgingen. 
Auf diese Weise wurde die Verbindung der Proglottiden mit der Ent- 
wickelung des Stammes immer inniger, bis daß schließlich wie bei 
Ligula sogar die äußeren Grenzen der einzelnen Proglottiden gänzlich 
verwischt wurden. Wenn die ersten Urcestoden in das Darmsystem 
der Wirtstiere hineinkamen, hatten sie natürlich keine Sauggruben. 
Die Entstehung dieser Organe am Vorderende des Körpers ist aber 
leicht verständlich. Wenn die Tiere durch Muskelbewegungen herum- 
krochen, geschah dies wie gewöhnlich durch Hervorstreckung und 
Ausdehnung der vorderen Körperenden, und wenn nachher bei der 
Zusammenziehung das Hinterende nachgeschleppt werden sollte, 
drückten sie die Vorderspitze kräftig gegen die Unterlage. Durch 
den hierdurch erzeugten Reiz wurde leicht bei einem so plastischen 
Tier wie einem Plathelminthen eine anfangs freilich ganz schwache 
Sauggrube entwickelt, die gar keine umgreifende Umgestaltung der 
Gewebeschichten des Körpers brauchte, um funktionsfähig zu sein 
und gute Hilfe bei den Bewegungen leisten. Da aber ein Entoparasit 
nicht auf einer freien Fläche herumkriecht, ist eine ähnliche Bildung 
auf der dorsalen Seite beinahe gleich nützlich und kann auf ähnliche 
Weise hervorgerufen werden, auch wenn man nicht die Korrelations- 
verhältnisse zu Hilfe nimmt. Wenn jetzt also die erste Anlage der 
Bothrien entstanden ist, entwickeln sich diese selbstverständlich rasch 
weiter , bis zwei mehr oder weniger blattförmige (ein dorsaler 
und ein ventraler) Bothridien gebildet sind, die dieselbe Form wie 
diejenigen des heutigen Echinobothrium gehabt haben mögen. Bis 
jetzt spielten die Bothridien sowohl als ihre ursprünglichen Anlagen 
hauptsächlich bei der Bewegung eine Rolle, wie sie auch noch bei 
den Diphylliden, Tetraphy lüden und Tetrarhynchiden es thun, was 
man leicht beim Studieren von lebenden Tieren dieser Familien be- 
obachten kann ‘). Wenn aber die Cestoden zu dieser Entwickelungs- 

1) Dies« Auffassung ist «och von Pintner in »einer „Erklärung des Tetra* 
rhynchenrüssels“ (Biol. Centralbl. Bd. XVI. 1896) näher präzisiert. 



684 


J. Ch. Huber, 


stufe gelangt waren, spaltete sich der Weg der Weiterentwickelung 
in zwei verschiedenen Modifikationsrichtungen. Die eine von diesen, 
die von den Vorfahren einer Gruppe recenter Cestoden umfaßt 
wurde, tendierte dahin, die zweibl&ttrigen Bothridien direkt zu eigent- 
lichen Haftorganen umzuwandeln. Auf diese Weise haben die Stamm- 
eltern der heutigen Bothriocephalen durch Verstärkung und Speziali- 
sierung der Muskulatur der ursprünglichen Bothridien, die gar nicht 
von den angrenzenden Körperteilen differenziert waren, sowie auch 
durch Verengung des Lumens derselben ihre spaltförmigen Bothrien 
herbeigeschafft. (SchiuB folgt.) 


Nachdruck verboten. 

Zur Geschichte der Trichinose. 

Von 

Med.-Rat J. Ch. Huber 

in 

Memmingen. 

Es wäre gar nicht Übel, wenn die neuesten Trichinenforscher sich 
mit der klassischen Litteratur des Gegenstandes vertraut machten, 
ehe sie zu ihren mühevollen und bisweilen undankbaren Untersuchungen 
vorschritten. Zu den Klassikern des Faches der Trichinologie rechne 
ich in erster Linie die Pathologen F. A. v. Zenker und R. Virchow, 
die Zoologen R. Leuckart und H. Alex. Pagenstecher. Das 
sind die großen Propheten im trichinologischen Kanon; daß außer 
diesen Männern auch Rupprecht, Fiedler, A. C. Gerlach und 
J. Kühn Bedeutendes geleistet haben, wird nicht zu bestreiten sein ; 
von Ausländern wäre in vorderster Reihe zu nennen Joannes 
Chatin, dessen Monographie: La Trichine et la Trichinose zu den 
besten Leistungen gehört und manche neue, besonders praktisch 
wichtige Gesichtspunkte bringt. 

Hier ist e3 zunächst meine Absicht, auf eine wertvolle, ganz 
klanglos zum Orkus (wie Herr Dr. Askanazy citlert) hinabgesunkene 
Beobachtung Pagenstecher’s hinzuweisen, deren rechtzeitige 
Kenntnis manchem Forscher einen geraderen Weg gebahnt hätte. Es 
handelt sich nämlich um die Wanderungen der weiblichen Trichinen 
in der Darmwand , über welchen Punkt in den letzten Jahren fast 
gleichzeitig und unabhängig voneinander Cerfontaine und Aska- 
nazy unter Zuhilfenahme der neuen Untersuch ungsmethoden wichtige 
Forschungsresultate publiziert haben. Auch Geisse, ein Schüler 
des Professor Arnold Heller zu Kiel hat in dieser Richtung ge- 
arbeitet, ohne daß es ihm gelang, die Funde Cerfontaine’s zu 
bestätigen. — Die fragliche Stelle bei Pagen Stecher lautet also: 
„Beim Kalbe habe ich eine beachtenswerte andere Weise des Vor- 
ganges gesehen, welche für die Darmtrichineu bisher noch nicht 
beobachtet worden zu sein scheint. In einer großen Strecke des 



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Zur Geschichte der Trichinose. 


685 


Dünndarms schienen durch die Darmwand vorzüglich an der der 
Mesenterialbefestigung abgewandten konvexen Seite der Schlingen 
zahlreiche gelbe Fleckchen durch, welche so dicht standen, daß kaum 
auf die Länge einiger Linien keins gefunden wurde, im Durchschnitt 
aber 10 Stück auf einen Zoll Darm kamen. Diese Fleckchen erwiesen 
sich als Infarkte von Darmfollikeln von etwa 0,5 bis 1 mm Durch- 
messer, eiterig gelb-grünlicher Färbung und bröcklicher Konsistenz. 
In den verfetteten Residuen des Vereiterungsprozesses lagen meist 
drei oder vier, in den kleinsten Infarkten auch wohl nur eine, in den 
größten bis gegen zehn weibliche Trichinen. Sie waren mit Eiern 
und Jungen gefüllt, aber tot, und in mehr oder weniger fortgeschrit- 
tener Verfettung begriffen. Bei einigen war noch die ganze Organi- 
sation deutlich, bei anderen umschloß die Haut außer einer Anzahl 
ebenfalls toter sehr dunkel konturierter Jungen nur noch aus dem 
Zerfall der Organe entstandene feine Moleküle, bei anderen lagen 
Reste der Haut in stark geringelten Stücken bei bröckligen Klumpen 
dunkelrandigen amorphen Fettes. Der Inhalt der Follikel ließ sich 
in den Darm drücken , und es fanden sich einigemal innerhalb des 
Darms Trichinen in Klumpen , welche deutlich als früherer Inhalt 
solcher Follikel erkannt werden konnten. Es war seltsam, daß alle 
Trichinen, welche unter diesen Umständen noch erkennbar geblieben 
waren, sich als Weibchen erwiesen. Sie waren sehr groß, eines nahezu 
3 mm lang, bei 0,05 Breite. Es ist bekanntlich gar nichts Seltenes, 
den verfetteten Resten anderer Helminthen oder ihrer die einstige 
Anwesenheit jener verratenden Eier in solchen eingedickten und ver- 
änderten Exsudaten innerhalb der Gewebe zu begegnen und das end- 
liche Resultat der Muskeltrichinen ist wenigstens ein ähnliches.“ — 
Von großem Interesse ist auch das von Chatin nachgewiesene 
Vorkommen von Trichinen in den Därmen der von Amerika impor- 
tierten Würste. Da das gediegene Buch des französischen Forschers 
in Deutschland kaum verbreitet sein dürfte, will ich die betreffende 
Stelle hier mitteilen: „Parmi les viandes de provenance amöricaine, 
Boumises a l’examen du laboratoire de micrograpbie instituö au Havre 
par M. le Ministre de l’agriculture et du commerce, se trouvait un 
lot consid6rable (8000) de „boyaux de porc“, dout l’expertise fut 
pratiqu6e suivant la technique habituelle. Des öchantillons ayant 6t6 
prölevös sur tous les morceaux contenus dans les füts, l’dtude micro- 
scopique ddcela une particularitd, que les notions classiques ne per- 
mettaicnt pas de soupgonner; dans l’dpaisseur des parois intestinales 
(tuniques celluleuse et tunique musculeuse) se montraient d’lnnoro- 
brables Trichines aux divers stades du ddveloppement. Quelques-unes 
prdsentaient encore l’dtat embryonnaire ou du moins ne semblaient 
l’avoir que lög&rement ddpassd, car si eiles offraient ddjä l’dbauche 
manifeste de la bouche et du tube digestif (celui-ci apparaissant 
sous l’aspect d’ une bandelette axile et granuleuse) eiles conservaient 
ndanmoins, dans la configuration geudrale du corps, la forme lancdo- 
Ide, qui caractdrise cette pdriode de 1’ Evolution ; d’autres dtaient 
mieux ddveloppdes, plus grandes, non enkystdes ou simplement entourdes 
d’une masse cellulo-granuleuse. Mais, ddtail dont l’importance ne 
saurait 6tre rudconnue, la plupart des Trichines se trouvaient protegdes 


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686 


E. S. London, 


par des kystes normalement constituös et nettement encbässds dans 
les tuniques intestinales.“ 

Ich glaube dieses Citat geben zu mQssen, da weder in den 
Sch m i d t’schen Jahrbüchern noch in Virchow-Hirsch’s Jahres- 
bericht die geringste Notiz von Chatin’s Arbeit genommen wurde. 

Litter&tor. 

Pagen Stecher, H. Alex, Die Trichinen. 2. Auf]. 1866. p. 89. 

Chatin, Joannes, La Trichine et la Trichinose. Avec 11 plan ch es. 91 p. 
Paris 1883. 

Askanazy, Virchow's Archiv. Bd. CXLI (1895), und Centralblatt f. Bakteriologie. 
Bd. XXI. 1897. No. 10. 

Cerfontaine, ibid. ; ferner Bullet, de 1' Acad. rov. de Belgique. S£rie 3 Tome XXV. 
1893. No. 5, und Archiv de Biologie. 1893. Tome Xlll. p. 125 ff. 


Nachdruck verboten. 

Schnelle und leiohte Methode zur Bereitung des 
Nähragars. 

[Aus der Abteilung f(lr allgemeine Pathologie des Kaiserl. Institutes 
für experimentelle Medizin zu St. Petersburg.] 

Von 

E. S. London 

in 

St. Petersburg. 

Die bakteriologische Technik hat schon laugst danach gestrebt, 
eine Methode zur Bereitung des Nähragars auszuarbeiten, welche die 
Möglichkeit böte, mit Hilfe unserer gewöhnlichen, in jedem Labora- 
torium vorhandenen Vorrichtungen leicht und schnell diesen Nähr- 
boden in reinem und durchsichtigem Zustande zu gewinnen. Die 
bis jetzt vorgeschlagenen Modifikationen *) der üblichen Gewinnungsart 
des Nähragars konnten nicht zum allgemeinen Gebrauch gelangen, 
weil sie gegen diese oder jene der erwähnten Forderungen verstießen. 
In Anbetracht dessen halte ich es nicht für unnütz, das Verfahren 
zu beschreiben, welches wir in letzter Zeit im Laboratorium des 
Herrn Prof. S. M. Lukjanow an wenden. 

Im Folgenden will ich die einzelnen Momente dieser Prozedur 
mit Angabe der Dauer eines jeden derselben, in Minuten ausgedrttckt, 
wiedergeben. 


1) ai A. Fraonkel, Bakteriologische Mitteilungen. I. Teil. (Zeitscbr. f. klin. 
Medizin. Bd. X. 1886. Heft 5 u. 6.) — b) J. L. Stutz, A rapid method of making 
mitrient Agar-Agar. (Bull, of the Johns Hopkins Hospital. III. No. 24. p. 92; Bei. 
in Centralbl. f Bakteriologie etc Bd. XVI. 1894. p. 543). — c) M»i Bleisch, Eio 
Apparat zur Gewinnung klaren Agars ohne Filtration. (Centralbl. f. Bakteriologie etc. 
Bd. XVII. 1895. p. 360.) — d) Carl S. Haegier, Zur Agarbereitung. (Centralbl. 
f. Bakteriologie etc. Bd. XVII. 1895. p. 558 ) — e) Leo Zupnik, Zur Agarbereitunfj; 
(Centralbl. f. Bakteriologie etc. Bd. XVIII. 1895 p. 202.) 


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Schnelle und leichte Methode zur Bereitung des Nähragars. 037 

1) Man gießt 1 1 Fleischwasser in einen Kolben, wägt darauf 
5 g Kochsalz, 10 g Pepton und 15 g Agar ab, fügt dieselben zum 
Fleischwasser hinzu und rührt um. Während dieses Vorganges wird 
Wasser im Autoklaven erwärmt. In Summa 5 Minuten. 

2) Der Kolben wird in den Autoklaven gebracht. Man läßt die 
Temperatur desselben bis 130° C steigen. Dann wird der Dampf 
allmählich herausgelassen und, nachdem die Temperatur bis auf 
100° herabgesunken ist, der Kolben entfernt. Währenddessen wird 
heißes Wasser durch den Di akonow 'sehen Apparat filtriert. In 
Summa 15 Minuten. 

3) Man gießt die Flüssigkeit aus dem Kolben in das oberste 
Reservoir des Diakonow 'sehen Apparates und filtriert unter Be- 
nutzung einer Wasserstrahlluftpumpe. In Summa 10 Minuten. 

4) Wenn das Filtrieren beendet ist, wird der flüssige durch- 
sichtige Agar aus dem unteren Reservoir des Diakonow’ sehen 
Apparates in einen Kolben gegossen und neutralisiert. In Summa 
3 Minuten. 

Der Nähragar ist noch ziemlich flüssig und zum Verteilen in 
Reagenzgläser tauglich. 

Dauer der ganzen Prozedur 33 Minuten. 

Der Diakonow 'sehe Apparat kann für unseren Zweck voll- 
ständig durch eine sehr einfache Vorrichtung ersetzt werden. Ein 
gewöhnlicher Kolben wird mit einem Kautschukpfropfen mit zwei 
Oeffnungen versehen. Die eine derselben erhält einen Trichter, auf 
dessen Boden man ein Stückchen Gaze legt, dann etwas Glaswatte 
und zum Schluß eine Schicht feinen Sandes aufträgt. In die zweite 
Oeffnung des Pfropfens wird eine gebogene Glasröhre eingeführt, 
durch welche man den Kolben mit der Wasserstrahlluftpumpe in 
Verbindung setzt. Selbstverständlich kann das Filtrieren durch 
Aenderung des Vakuumgrades beschleunigt oder verlangsamt werden. 

Die oben angeführte Schnelligkeit des Filtrierens wurde bei 
Herabsetzung des Luftdruckes bis auf 46 cm Quecksilbersäule er- 
reicht. 

2. April 1897. 


Referate. 

Kohn , B a k teriologische Bl u tun tersuch ungen, insbe- 
sondere bei Pneumonie. [Aus der inneren Abteilung des 
städtischen Krankenhauses am Urban in Berlin.] (Dtsch. med. 
Wochenschr. 1897. No. 9.) 

Verf. erhielt bei Blutuntersuchungen in Fällen von Sepsis stets 
positiven bakteriologischen Befund; so fand er bei einem Kranken 
mit Endocarditis ulcerosa acuta bei Blutaussaat auf einer Platte 200 
Kolonieen von Streptokokken und einzelne von Staphylokokken. Von 


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688 


Bakterien im Blut«. — Diphtherie. 


3 Fällen subakuter und chronischer Endocarditis ergab nur einer, 
der mit Thrombophlebitis kompliziert war, ein positives Resultat, 
6 Staphylokokkenkolonieen auf 2 Platten. Der Bakteriennachweis im 
Blute mißlang bei Fällen von Erysipel, Phlegmone, Icterus febrilis, 
paroxysmaler Hämoglobinurie, chronischer Leukämie, Pseudoleukämie, 
akutem Gelenkrheumatismus uud einer der Aphthenseuche ähnlichen 
Krankheit. Bei Unterleibstyphus wurden 2mal unter 8 Fällen Stäb- 
chen gelunden, deren Natur jedoch nicht bestimmt festgcstellt werden 
konnte, ln einem Falle von Pyämie mit Gelcnksymptomen fanden 
sich 6 Streptokokkenkolonieen auf einer mit Blut beschickten Platte. 
Unter 32 Fällen akuter fibrinöser Pneumonie gaben 7 Todesfälle 
positiven, 18 Heilungsfälle negativen Erfolg; positiv war das Er- 
gebnis bei 2 Heilungsfällen, von denen der eine mit Pneumokokken- 
empyem, der andere mit Pneumokokkenabscessen kompliziert war; 
in 3 Todesfällen war das Ergebnis negativ, davon betraf der eine 
einen Potator, in einem anderen handelte es sich nach der bakterio- 
logischen Untersuchung der Lunge wahrscheinlich um Infiuenzapneu- 
monie In 2 weiteren Todesfällen mit ebenfalls negativem Ergebnis 
erfolgte der Tod nicht durch die Krankheit selbst, sondern durch 
ein sekundäres Streptokokkenempyem. Bei den Todesfällen mit 
Pneumokokkenbefund wurden die positiven Resultate z. T. schon 24 
und 48 Stunden ante mortem erzielt. Verf. vertritt auf Grund seiner 
Befunde und anderer in der Litteratur mitgeteilter Untersuchungen 
die Ansicht, daß beim Auftreten der Pneumokokken im Blute die 
Prognose der Pneumonie ungünstig zu stellen ist, und daß als Ur- 
sache des Todes in solchen Fällen eine Pneumokokkensepsis ange- 
nommen werden muß. Kflbler (Berlin). 

KUhnau, W., Ueber Mischinfektioneu mit Proteus bei 
Diphtherie der Halsorgane. [Aus der mediz. Klinik des 
Hru. Geheimrat Käst in Breslau.] (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. XXXI. 
H. 5 u. 6.) 

Mischinfektionen bei Diphtherie sind eine bekannte und heute 
wohl auch dem praktischen Arzte ganz geläufige Erscheinung, bilden 
sie doch nach den interessanten Untersuchungen Beh ri n g’s etc. 
den Grund dafür, daß das Diphtheriserum in manchen Fällen den 
Tod der Diphtheritiskranken nicht zu hindern vermag. Die ver- 
schiedensten Mikroorganismen können sich aber auf dem durch den 
Diphtheriebacillus vorbereiteten Boden ansiedeln. Bisher sind 
als solche bekannt: 

Streptokokken, 

Staphylokokken, 

Pneumokokken, 

Micrococcus y (Barbier), 
Pseudodiphtheriebacillus, 

Diplokokken (Diplococcus y Bernheim), 

Coli ähnliche Bacillen (Chaillon und Martin), 

Bacillus curtus (Silberschmidt), 

Bacillus salivalis (Pasteur) u. a. 

Verf. beobachtete in der mediz. Klinik zu Breslau eine Reibe 


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Perityphlitis. — Bronchopneumonie. 


689 


von Diphtheriefällen, die sich als ganz außergewöhnlich schwere Er- 
krankungsfonneu zeigten und auch letal endeten. Die ausführlich 
mitgeteilten Krankengeschichten belehren des genaueren über Einzel- 
heiten. Alle mitgeteilten Fälle waren durch Miscbinfektionen kom- 
pliziert und zwar durch den Proteus. Die Infektion mit Diphtherie- 
bacillen und Prot eus stellte eine echte Mischinfektion bezw. Doppel- 
infektion dar. Das Krankheitsbild, welches dadurch erzeugt wird, ist 
auch bei Tieren ein viel schwereres als das, welches jeder einzelne 
der beiden Bacillen erzeugte. Von den beiden Krankheitserregern 
hielt sich der Diphtberiebacillus überwiegend lokal, während 
die Kurzstäbcheninfektion die Organe überschwemmte. Die Protokolle 
der zahlreichen Tierexperimente, auf Grund deren diese Thatsachen 
gewonnen wurden, sind ausführlich beigegeben. 

Versuche, eine gegenseitige Beeinflussung der beiden Bakterien 
in Kreuzstrich oder auf dünnen Agarmembranen experimentell dar- 
zuthun, führten trotz vieler Bemühungen zu keinem eindeutigen Er- 
gebnis. O. Voges (Berlin). 

Apolant, Eduard, Ueber das gleichzeitige Vorkommen 
von Angina und Perityphlitis. (Therap. Monatshefte. 
1897. Heft 2.) 

Es ist bekannt, daß oft sichere Fälle von Perityphlitis Vorkommen, 
bei denen eine Erklärung für die Entstehung der Krankheit nicht zu 
finden ist. Das zufällige Beobachten eines Falles von Perityphlitis, 
bei dem gleichzeitig Angina follicularis bestand, veranlaßt A., in jedem 
Falle von Perityphlitis auch den Hals zu untersuchen, auch wenn 
keine Beschwerden in dieser Beziehung vorhanden sind, dabei fand 
er mehrmals das Zusammentreffen beider Krankheiten, so daß er es 
als möglich hinstellt, das die Angina bisweilen den Eingangsort der 
Infektion darstellt und die Entzündungserreger sich dann da an- 
siedeln, wo schon ein Reiz vorhanden ist, wie vielleicht bei Perityph- 
litis ein solcher durch eine vorangegangene Kotstauung hervorge- 
rufen wird. Hugo Laser (Königsberg i. Pr.). 

Heunler, Bronchopneumonies infantiles dues aubacille 
de Pfeiffer. (La Semaine mödicale. 1897. p. 38.) 

M. giebt Bericht über die bakteriologische Untersuchung von 
10 Fällen von Bronchopneumonie bei Kindern. Als Erreger fand sich 
in allen Fällen der von Pfeiffer im Jahre 1892 beschriebene 
Influenzabacillus, welcher teils aus der Lunge, teils aus dem 
Venenblut isoliert wurde. Die genaue Bestimmung des Bacillus ist 
dadurch leicht, daß er nur auf Blutnährböden fortkommt. 

Sechs Fälle, welche frisch zur Beobachtung gelangten, schlossen 
sich deutlich an eine herrschende Influenzaepidemie an. 

Befallen wurden Kinder im Alter von 1 — 3 Jahren, teils primär, 
teils nach einer Angina, teils bei Gelegenheit der Masern. Die Unter- 
suchung stellte fest, daß der Bacillus Pfeiffer immer der pri- 
märe Infektionserreger der Bronchopneumonie war. 

Ahlefelder (Charlotten bürg). 


690 


Pneumokokken. — Pleuritis. — Tuberkulose. 


Marcantonio, A., Contributo alle lesioni extrapolmonali 
dello pneumococco. (La Rif. med. 1896. No. 4.) 

M. schildert folgenden klinischen Fall: 

Ein 71-jähriger Mann erlitt vor Jahren durch Sturz eine heftige 
Contusion der rechten Schulter, welche ihm noch lange nachher bei 
bestimmten Bewegungen Schmerzen verursachte. Einige Jahre darauf 
Erkrankung an kroupöser Pneumonie, Dach Ablauf derselben Hinzutritt 
einer enormen eiterigen Entzündung des rechten Schultergelenks, Tod. 
Im Eiter Pneumokokken iD Reinkultur. 

Der Fall dürfte darauf hinweisen, daß der Pneumococcus sich 
während einer durch ihn verursachten Infektion mit Vorliebe in trau- 
matisch prädisponierten Organen ansiedelt, was übrigens schon Z a b b i 
experimentell nachwies, indem es ihm gelang, Pneumokokken- Arthritiden 
auf die Weise zu erzeugen, daß er nach vorheriger Reizung von Ge- 
lenkhöhlen die Versuchstiere mit Pneumokokken infizierte. 

Kamen (Czernowitz). 

SIredey, Pleurösie purulente due au Bacille de Fried- 
länder. (La Semaine mödicale. 1897. p. 68.) ' 

S. berichtet über eine Beobachtung, wo er bei einom Kranken, 
der an einer Pleuritis purulenta infolge einer gangränösen rechts- 
seitigen Pneumonie zu Grunde gegangen war, in dem Auswurf sowohl, 
wie in dem durch Punktion gewonnenen Eiter den Friedländer- 
schen Bacillus nacbgewiesen hat, nicht aber der Koch 'sehe Ba- 
cillus noch der Pneumococcus vorhanden war. 

Ahlefelder (Charlottenburg). 

May, Ferdinand, Zur Tuberkulosestatistik in Bayern. 
[Vortrag, gehalten in der Sitzung des ärztlichen Vereins München 
am 3. Februar 1897.] (Münch, med. Wocbenschr. 1897. No. 10. 
p. 254.) 

Der Vortragende bat es unternommen, an der Hand des vom 
Kgl. bayr. Staatsministerium herausgegebenen Generalberichtes über 
die Sanitätsverwaltung im Königreich Bayern, eine besondere Tuber- 
kulosestatistik für dieses Land anzufertigen. Er wurde dazu angeregt 
durch Mitteilungen, welche der Direktor des Kaiserlichen Gesundheits- 
amts, Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Dr. Köhler auf der 
Versammlung des Vereins für öffentliche Gesundheitspflege in Stuttgart 
im Herbst 1895 gelegentlich der Diskussion über Voiksheilstätten für 
Lungenkranke gemacht hatte. Nach diesen Mitteilungen treffen in 
Deutschland bei einer Zusammenstellung ohne Altersunterschied un- 
gefähr 10 Proz. aller Todesfälle auf Tuberkulose. Dagegen stirbt von 
den im erwerbstätigen Alter von 16 — 60 Jahren sterbenden Personen 
etwa der dritte Teil an dieser Krankheit. Aus der Zusammenstellung 
des Vortragenden selbst ist zu ersehen, daß von 706346 io den Jahren 
1889 — 1893 überhaupt in Bayern Gestorbenen 90055 = 11,84 Proz. 
der Tuberkulose zum Opfer fielen. Dieses Verhältnis schwankt io 
den einzelnen Jahren nur um ein geringes zwischen 11,19 Proz. beim 



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Tuberkelbacillen. 


691 


■weiblichen Geschlecbte im Jahre 1893 und 12,59 Proz. beim männ- 
lichen Geschlecht im Jahre 1890. In den Jahren 1889—93 gingen 
in Oberbayern allein 17881 Menschen an Tuberkulose zu Grunde 
Ferner demonstriert der Vortragende an einer Kuryentafel wie, im 
Vergleich mit den Übrigen Todesursachen, die Linie der Tuberkulose 
die aller übrigen Todesursachen um ein Bedeutendes überragt. Eine 
Zusammenstellung der Todesfälle von Infektionskrankheiten zeigt, daß 
die Sterblichkeit an Tuberkulose (auf 100000 Personen 309,75) sehr 
viel größer ist, als die Summe der Todesfälle an allen übrigen In- 
fektionskrankheiten (auf 100000 Personen 191,6). 

Berücksichtigt man das erwerbsfähige Alter, so haben von 168 615 
in Bayern in diesem Alter während der 5 Jahre Gestorbenen 62642, 
also 37,15 Proz., die Tuberkulose als Ursache. Von den 90055 in 
derselben Zeit an Tuberkulose Gestorbenen standen 62 642 = 69,54 Proz. 
im Alter von 16 — 60 Jahren. Mithin sterben rund 70Proz. 
aller Schwindsüchtigen im Alter der eigentlichen Er- 
werbsfähigkeit. 

Zum Schluß weist der Vortragende an der Hand des letzten 
Berichtes der hanseatischen Versicherungsanstalt auf den großen Wert 
der Volksheilstätten hin. Bei den im Jahre 1895 aus der Heilbe- 
handlung Entlassenen 404 Personen war der Erfolg des Heilverfahrens: 

1) Ein sehr guter, d. h. ein solcher, daß Spuren der Erkrankung 
Dicht mehr wabrzunehmen sind, bei 9,15 Proz. 

2) Ein guter, d. h. ein solcher, bei dem zwar noch Spuren der 
Krankheit wahrnehmbar, diese aber so gering sind, daß der Betreffende 
sich wieder im vollen Besitze der Erwerbsfähigkeit befindet und bei 
angemessener Lebensführung und Beschäftigungsweise dieser Erfolg 
lange Dauer verspricht, bei 28,7 Proz. 

3) Ein nicht vollkommener, doch aber ein solcher, daß der Be- 
treffende wieder erwerbsfähig ist, bei 34,8 Proz. 

Es haben mithin durch den Aufenthalt in der Anstalt 72 Proz. 
ihre Erwerbsfäbigkeit wieder erlangt. Deeleman (Berlin). 

Henke, F., Beitrag zur Frage der intrauterinen Infek- 
tion der Frucht mit Tuberkelbacillen. (Arbeiten aus 
dem pathologisch-anatomischen Institute zu Tübingen, heraus- 
gegeben von Baumgarten. Bd. II. 1896. Heft 2. p. 268.) 

Die Sektion eines 4 Tage post partum gestorbenen ausgetragenen 
Kindes einer tuberkulösen Mutter ergab eine doppelseitige Pneumonie 
mit frischer fibrinöser Pleuritis (in den Fibrinbelägen zahlreiche 
F r a e n k e 1 'sehe Pneumokokken). Nirgends ließen sich makroskopische 
Knötchen nachweisen. H. verimpfte ein etwa erbsengroßes Stück 
einer makroskopisch unverdächtigen Bronchi&ldrüse vom Lungenhilus 
einem Meerschweinchen unter die Bauchhaut. Nach 37 Tagen wurde 
das Tier getötet. Schon äußerlich waren die stark vergrößerten 
Inguinaldrüsen zu fühlen, an der Impfstelle fand sich ein kleines 
Geschwür mit harten Bändern und käsigem Grund. Die Sektion 
ergab außer 3 kleinen Käseberden in den Bauchdecken in der Nähe 
des Geschwürs mit zahlreichen Tuberkelbacillen central verkäste 

41 * 


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692 


Pseudolupus vulgaris. 


Inguinaldrüsen. Die Serosa des Peritoneums zeigte nur vereinzelte 
Knötchen, das Netz war stark verdickt und von Tuberkeln durchsetzt 
Auch die Milz enthielt Knötchen mit Tuberkelbacillen. In der Leber 
sind Knötchen mit Sicherheit nicht nachzuweisen, Lungen und Nieren 
sind frei. Die periportalen und sternalen Lymphdrüsen sind ge- 
schwollen und enthalten reichliche Tuberkel mit Bacillen. Das Meer- 
schweinchen zeigte also das typische Bild der Impftuberkulose; eine 
accidentelle Infektion der Impfwunde hält H. für unwahrscheinlich, 
eine spontale Tuberkulose des Tieres nach dem geschilderten Sektions- 
befund für ausgeschlossen. 

Von der verimpften Bronchialdrüse konnten keine histologischen 
Schnitte angefertigt werden, eine weitere kleine Bronchialdrüse hin- 
gegen, in Serienschnitte zerlegt, zeigte weder Tuberkel noch Tuberkel- 
bacillen, auch der mikroskopische Lungenbefund war negativ. 

Nach dem Ausfall des Impfversuchs, der leider nur an einem 
Meerschweinchen angestellt ist, scheint es dem Verf. wahrscheinlich, 
daß in den Bronchialdrüsen des 4 Tage alt gewordenen Kindes 
lebende Tuberkelbacillen sich befunden haben, und daß die Tuberkel- 
bacilleu durch kongenitale Uebertragung in den kindlichen Körper 
gelangt sind. Besondere Bedeutung verdient obige Beobachtung nach 
H.’s Ansicht deshalb, weil es ihm gelungen ist, in einem Falle von 
chronischer Tuberkulose der Mutter mit großer Wahrscheinlichkeit 
den Nachweis des Debergangs der Tuberkelbacillen auf das Kind zu 
erbringen und die Anwesenheit desselben in den Bronchialdrüsen, 
dem Prädilektionssitz der latenten Tuberkulose auch im Kindesalter, 
festzustelleo. Die bisher beobachteten Fälle kongenitaler Tuberkulose 
waren fast alle solche, wo es sich um Miliartuberkulose der 
Mutter oder seltener um tuberkulöse Endometritis handelte. Trotz 
dieser vereinzelten und jedenfalls nicht ganz sichergestellten Be- 
obachtung giebt H., ein Anhänger der Baumgarten 'sehen Hereditäts- 
lehre, der Vermutung Raum, daß bei ausgedehnten Untersuchungen, 
auch in Fällen chronischer Tuberkulose, „die Fälle kongenitaler Ueber- 
tragung der Tuberkelbacillen nicht mehr bloß als pathologisch-ana- 
tomische Curiosa anzusehen wären, sondern als Beispiele des häufigsten 
Modus der Erwerbung der Tuberkulose beim Menschen“. Es würde 
dann nach seiner Ansicht zu der von Honl (Ref. Centralbl. Bd. XVUL 
p. 721) vorgeschlagenen Aeuderung des Eberth’schen Satzes: „Der 
Mensch erbt die Tuberkulose nicht, er erwirbt sie nur“ in: „Der 
Mensch erwirbt zwar die Tuberkulose, aber er erbt sie auch“ der 
Zusatz erlaubt seiu: und zwar ist das Letztere das Gewöhnliche. 

W. Kempner (Berlin). 

GUehrlst, T. C. and Stokes, William Royal, The presence of 
an Ol'dium in the tissues of a case of pseudo-lupus 
vulgaris. (Bulletin of the Johns Hopkins Hospital. Vol. VII. 
No. 64.) 

Verfl. berichten über eine Hautkrankheit, als deren Erreger sie 
ein Oldium ansehen. Patient, 33 Jahre alt, hatte seit 11 Jahren 
einen Ausschlag, der am linken Ohre begann und anfangs ganz un- 


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Pseudolupus vulgaris. 


693 


bedeutend war. Der Ausschlag verbreitete sich langsam, indem die 
vorher befallenen Stellen heil wurden. Nach 5 Jahren erreichte der 
Ausschlag die Wange und setzte sich von dort aus langsam auf die 
Augenlider und die Nase fort. Dann begann er immer schneller und 
weiter über den Körper sich zu verbreiten, ohne dem Patienten 
übrigens besondere Schmerzen zu verursachen. 

Bei der näheren Untersuchung und Behandlung des Patienten 
ergab sich, daß es weder Tuberculose noch Lupus vulgaris sein konnte. 
Schnitte durch die befallenen Hautteile zeigten eine Hypertrophie 
der Epidermis, in welcher zahlreiche scharf begrenzte Abscesse zer- 
streut waren. In einigen Schnitten waren in den tiefer liegenden 
Teilen des Coriums tuberkelähnliche Knoten sichtbar. In den Ab- 
scessen befanden sich sehr zahlreiche runde und ovale Zellen, die 
10 — 20 fi im Durchmesser hatten. * Viele dieser Zellen trieben 
Knospen, batten eine doppelt konturierte Membran und zeigten zu- 
weilen Vakuolen im Innern der Zelle. Meistens lagen diese Zellen 
einzeln, zuweilen aber auch in Gruppen. Der Inhalt der Zellen be- 
stand aus granuliertem Protoplasma, das sich leicht färben ließ. In 
den zahlreichen Schnitten wurden nur sehr wenig Riesenzellen ge- 
funden, in welchen hie und da die betreffenden Oldien eingeschlossen 
waren. 

Mehrere Kulturen wurden vom Eiter und von den inneren Teilen 
der Haut angelegt. Das Old i um zeigte in den Kulturen dasselbe 
Bild wie in den Schnitten, nur waren zuweilen kurze Mycelien an 
den Hefezellen sichtbar. In den Kulturen wurden ferner Oxalat- 
krystalle gebildet. Das Ol di um wuchs am besten auf Glyceriuagar 
und Kartoffel. Nach 7 Tagen erschienen auf der Oberfläche dieser 
Nährböden zahlreiche graue Kolonieen, die später weißlich und ge- 
körnt wurden. Charakteristisch war auch die Bildung einer Membran, 
die die ganze Oberfläche des Nährbodens überzog. Die Kulturen 
gediehen auch auf Gelatine, Würzegelatine, Agar, Bierwürzeagar, in 
flüssiger Bierwürze etc. Gelatine wurde nicht verflüssigt und nicht 
Gas wurde entwickelt. 

Tierexperimente, direkt mit der zu untersuchenden Haut an- 
gestellt, ergaben negative Resultate. Mit Reinkulturen des betreffen- 
den Organismus wurde ein Hund in die Vene geimpft und nach 
2 Monaten getötet. Die Obduktion ergab zahlreiche erbsengroße, 
hellgelbe Knoten auf der ganzen Bauchwand. Dieselben Knötchen 
setzten sich bis auf die Lunge fort Sie waren regelmäßig, rund 
und hoben sich deutlich von dem normalen Lungengewebe ab. 
Sehnitte durch die Lunge zeigten zahlreiche Knötchen und keine 
Kavernen oder käsige Zonen. Die Bronchialdrüsen waren vergrößert, 
ln Ausstrichpräparaten und in den Schnitten konnteu Verff. zahl- 
reiche Oldienzellen nachweisen, die sich im Körper des Hundes also 
bedeutend vermehrt haben. Aus den Organen des betreffenden 
Hundes wurden Reinkulturen des Oldiums gewonnen. Ein Lungen- 
kuötchen wurde einem Meerschweinchen in die Bauchhöhle gebracht. 
Es entwickelte sich an der Infektionsstelle etwa nach 1 Monat ein 
Absceß; der Eiter enthielt zahlreiche Oldienzelleu. Eine Reinkultur 



094 Osteomyelitis. — Lepra. 

wurde ferner subkutan am Halse einem Pferde injiziert und ver- 
ursachte auch hier einen großen Absceß; aus dem Eiter wurden dann 
wieder Reinkulturen gewonnen. 

Die ausführlichen Resultate der Tierexperimente werden Verff. 
in der weiteren Publikation erörtern, die vorläufige Mitteilung muß 
sich auf das Wenige beschränken. 

Lydia Rabinowitsch (Philadelphia). 

Lexer, E., Experimente über Osteomyelitis. [Aus der 
Chirurg. Klinik des Prof, von Berg mann- Berlin.] (Archiv für 
klinische Chirurgie. Bd. L1II. Heft 2.) 

Der schon durch mehrere Arbeiten auf dem Gebiete der experi- 
mentellen Osteomyelitis bekannte Autor berichtet über Versuche mit 
abgeschwächten Kulturen von Staphylokokken und Streptokokken 
an jungen Kaninchen. Spritzt man solchen Tieren kleine Mengen 
solcher wenig virulenten Kulturen in die Ohrvene, so stellen sich bei 
den jungen Kaninchen, welche nicht einer akuten Septikämie er- 
liegen, — und es ist das die Mehrzahl, — chronische Veränderungen 
an den Knochen ein, die eine weitgehende Aehnlichkeit mit gewissen 
Osteomyelitisformen beim Menschen bieten. Wohlgelungene Zeich- 
nungen des Verf.’s geben ein Bild dieser Veränderungen, welche uns 
Knochenauftreibungen, Sequesterbildung und Eiteransammlung in den 
pathologischen Hohlräumen vor Augen führen. Die an den Knochen 
durch die injizierten Bakterien, welche mikroskopisch oder kulturell 
stets wieder in den Krankheitsherden nacbgewiesen wurden, hervor- 
gerufenen Zerstörungen waren nach Ausweis der Zeichnungen oft 
sehr hochgradige. Auch in den Gelenken zeigen sich häufig chronische 
Eiterungen. 

Da an den erkrankten Knochen keine Dispositionsmomente, etwa 
durch Bruch oder Schlag etc., geschaffen wurden, so sind Lexer's 
Untersuchungen eine weitere Stütze für die klinische Auffassung von 
der Entstehung von ähnlichen chronischen Krankheitsprozessen beim 
Menschen, und dürfte aus diesem Grunde allgemeine Beachtung bieten. 

W. Kolle (Berlin). 

Sack, Arnold, Was ist Zaraath (Lepra) der hebräischen 
B ibel? (Arch. f. pathol. Anatomie u. Physiologie u. f. klin. Medziin. 
Bd. CXLIV. Supplementheft. p. 201 ff.) 

Bisher nahm man an, daß die Zaraath der Alten identisch sei 
mit der Lepra. Diese durch Jahrhunderte sich hinziehende An- 
schauung der Gelehrten wird vom Verf. einer erneuten Prüfung und 
Kritik unterzogen, und glaubt derselbe den Beweis geliefert zu haben, 
daß diese Krankheit nicht identisch mit der Lepra oder Elephan- 
tiasis graecorum sei, sondern daß man darunter eine Trichophytie 
und zwar den Herpes tonsurans verstehen müsse. 

Da muß man staunen, daß gegenüber einer solchen Krankheit 
solch drakonische Mittel angewandt wurden. 

O. Voges (Berlin. 


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Lepra. — Infektion n. Zahnoperation. — Rauschbrand. 695 

Kllngmüller und Weber, Untersuchungen über Lepra. [Aus 
der medizinischen Universitätsklinik in Halle a. S.) (Dtsch. tned. 
Wochenschr. 1897. No. 8.) 

Um die Frage, ob und ev. auf welchen Wegen die spezifischen 
Leprabacillen den Körper des Kranken verlassen, zu prüfen, unter- 
suchten die Verff. bei einem Falle von Lepra mit makulösem Exan- 
them und anästhetischen Störungen alle Se- und Exkrete, Blut, Haare, 
Haut chuppen. Haut und den Inhalt künstlich erzeugter Blasen. In 
dem sowohl alten anästhetischen als frischen Flecken entnommenen 
Blute wurden nach Verbesserung der Untersuchungsmethode in jedem 
Präparate Bacillen , meist außerhalb der Zellen liegend , gefunden, 
ebenso gelang der Nachweis, allerdings unter großen Schwierigkeiten, 
in dem Inhalt von durch Vesikantien oder den Thermokauter künstlich 
erzeugten Blasen, ferner in Hautschuppen, welche von den Flecken 
unter Vermeidung jeder Blutung oder reaktiven Rötung oberflächlich 
abgekratzt wurden. An mit Hämatoxylin gefärbten Schnitten von 
der erkrankten Huut des Oberarms waren die Hornschicht und die 
M a Ipigh i’scbe Schicht atrophisch, die Papillen abgeöacht. Die 
Lederhaut war mäßig infiltrirt ; die Infiltrationen lagen meist in dem 
nur noch in Resten vorhandenen Fettgewebe und rückten dicht bis 
an die Haarbalgschciden heran; sie bestanden aus kleinen, stark 
gefärbten Ivuiphoiden und größeren, weniger stark gefärbten längs- 
ovalen Zellen. Typische Riesenzelleu wurden nicht bemerkt. Bei 
Färbung auf Bacillen waren die infiltrierten Stellen von solchen dicht 
durchsetzt, die Stäbchen lagen meist in Gruppen oder Garben, ge- 
wöhnlich parallel nebeneinander, in der Regel innerhalb der Zellen; 
weniger zahlreich waren die Bacillen im Stratum papillare zu be- 
merken; auch in der äußeren Haarwurzelscheide und sogar in der 
Epidermis, hier allerdings niemals gruppenweise, sondern stets einzeln 
gelagert, waren die Leprakeime vorhanden. Endlich gelang auch der 
Nachweis im Schweiße. Die Befunde wurden von C. Fraenkel be- 
stätigt. Kühler (Berlin). 

Apolant, Eduard, Ueber Infektion einer Zahnoperations- 
wunde. (Therap. Monatshefte 1897. Heft 2.) 

A. veröffentlicht einen Fall einer Infektion einer Zahnoperations- 
wunde, der an und für sich nichts besonderes an sich bat, indes 
nur zeigt, daß von jedem Punkte des Körpers aus, an welchem eine 
Wunde ist, eine Infektion stattfinden kann. Es wurde eine Extrak- 
tion wegen Wurzelhautentzündung ausgefübrt; am nächsten Tage trat 
Thrombose der Vena saphena dextra und dann auch sinistra auf. 

A. nimmt an, daß bei der Extraktion infektiöse Stoffe in den 
Kreislauf gekommen sind und den Prozeß hervorgerufen haben. 

Hugo Laser (Königsberg i. Pr.). 

Hauch, Rauschbrand bei Schafen. (Wochenschr. f. Tierheil- 
kunde. 1897. No. 2.) 

Verf. beobachtete 1895 eine Rauschbrandepidemie bei Schafen, 
der 30 Stück zum Opfer fielen. Die Tiere zeigten die Erscheinungen, 


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696 


Botryomykose. — Xeros«. 


wie sie auch das Rind hat, und waren meist weniger als 24 Stunden 
krank. Von den Schafen fand Cebertragung auf Rinder statt. 

0. Voges (Berlin). 

Fröhner, Generalisierte Botryomykose beim Pferde mit 
Lungenmetastasen. Jodbehandlung. (Monatshefte für 
Tierheilkunde. Bd. VIII. No. 4.) ; 

Zwecks Prüfung der Einwirkung des Jodkaliums auf Botryo- 
myces wurde ein Pferd behandelt, welches an Botryomykose der 
Samenstränge, der Haut, der Lymphdrüsen und Bauchmuskeln er- 
krankt war. In etwa 4 Monaten erhielt das Tier im ganzen 325 g 
Jodkalium, nach einer längeren Pause in 1 1 / 4 Monat 210 g jodsaures 
Natrium intratracheal. Nach der Einspritzung entstand regelmäßig 
Husten. Das Tier wurde sehr ungeduldig bei den Impfungen und 
mußte wegen eines Unfalls getötet werden. 

Bei der Obduktion fand F., wie er erwartet hatte, generalisierte 
Botryomykose mit Metastasen in den Lungen und mykotische Peri- 
carditis. Die Bauchdecken enthielten mehrere Höhlen mit erweichtem 
Inhalte. Die Bauchorgane waren normal. In Pleura und Lungen 
erbsen- bis wallnußgroße derbe Knoten. Botryomyces konnte in 
allen Veränderungen mit Sicherheit festgestellt werden. 

Da die Herde zum Teil ganz frisch waren, war die Annahme 
gerechtfertigt, daß in diesem Fall die Jodtherapie bisher erfolglos 
gewesen war. O. Voges (Berlin). 

Peters, Ueber das Verhältnis der Xerosebacillen zu 
den Diphtheriebacillen, nebst Bemerkungen über 
die Conjunctivitis crouposa. (Dtsch. med. Wochenschr. 
1897. No. 9.) 

Der Aufsatz stimmt mit den unter gleichem Titel in den Sitzungs- 
berichten der uiederrbeinischen Gesellschaft für Natur- und Heil- 
kunde zu Bonn abgedruckten und in Band XX. p. 595 dieser Zeit- 
schrift referierten Vortrag des Verf.’s wörtlich überein. 

Kübler (Berlin). 

Schimmelpfeimig, IV, Ueber eineu Fall von infantiler 
ConjunctivalxerosemitKeratomalacie. (v. Graefe’s Arch. 
f. Ophthalmologie. Bd. XLI1I. p. 41 — 55.) 

Bei einem Kind, das an Brechdurchfall gelitten und dadurch in 
seiner Ernährung stark heruntergekommen war, bestand am rechten 
Auge neben Conjunctivalxerose ein bereits perforiertes Hornhautge- 
schwür, auf dem linken nur eine ausgesprochene Xerosis der Con- 
juuetiva im Lidspaltenbezirk, während die Hornhaut bis auf eine zarte 
Trübung in der unteren Hälfte unversehrt war. Das Kind starb bald 
an einer hinzugetretenen Pneumonie. Aus dem anatomischen Befund 
ist hervorzuheben: am Bindehautepithel starke Verdickung, Nekrose 
und Verfettung der obersten Schichten, Verbreitung und zapfenförmige 
Wucherung der tiefsten Schicht; am Hornhautepithel nahe am Limbus 


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Tierische Parasiteu. 


697 


eiDe Strecke weit deutliche Nekrose io seiner oberflächlichsten und 
tiefsten Schicht, während eine intermediäre Zone noch Zellen mit färb- 
barem Kern enthielt; außerdem an dem mit perforiertem Ulcus be- 
hafteten Auge Veränderungen, wie sie bei schweren septischen pro- 
gressiven Geschwüren von Lebe rund vonUhthoff und Axenfeld 
beschrieben sind. Die mikroskopische Untersuchung auf Mikroorga- 
nismen ergab große Massen von Kokken, während Stäbchen an Zahl 
ganz, zurücktraten. Es sind deshalb wohl die Kokken mit der Ne- 
krose in ursächlichen Zusammenhang zu bringen. Da die Mikroorga- 
nismen nirgends in Gefäßen nachweisbar und die Hauptveränderungen 
oberflächliche waren, so darf mit Sicherheit geschlossen werden, daß 
die Infektion eine ektogene war, wobei die schwere Allgemeinerkrankung 
den Kokken den Boden vorbereitet hatte. — Kultur- und Irapfver- 
suche wurden nicht angestellt. Schlaefke (Cassel). 

iJalli-Valerio, B., Note parassitologiche. (Moderno Zooiatro. 
1897.) 

Verf. hat einige parasitologische Untersuchungen, besonders die 
geographische Verteilung einiger Arten in Italien betreffend, zusammen- 
gestellt. Die Arbeit hat also nur ein örtliches Interesse. Zu be- 
merken sind: 

1) Actinomyces lacertae Terni. Auch vom Verf. in Knötchen 
der Leber von Lacerta agilis untersucht; 

Sä) Cysticercus fasciolaris Rud. Im Darme von Accipiter 
nisus oder Falco tinnunculus; 

3) Bothriocephalus n. sp.? Im Darme von Squalius cave- 
danus; 

4) Heterakis papillosa Bloch. Im Darme von Phasianus 
versicolor und Ph. cholchicus x Lady Amersth.; 

ö) Trichocephalus nodosus Rud. Im Darme von Mus mus- 
culus. Neu für Italien; 

6) Trichosoma longicolle Rud. In der Schleimhaut der 
Ingluvies von Phasianus versicolor, Ph. argentatus, 
Ph. cholchicus x Lady Amersth.; 

7) Filaria labiato papillosa, Aless. (?). Larven in Gefäßen 
der Zunge von einem Ochsen ; 

8) Sarcoptes mutans Kob. et Lanq. Im Phasianus ver- 
sicolor. B. Galli-Valerio (Mailand). 

Plntner, Th., Studien über Tetrarhynchen nebst Be- 
obachtungen an anderen Bandwürmern. II. Mitteilung. 
(Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wiss. Wien. Abt. I. Bd. CV. 1896.) 
Die Arbeit bringt die Beschreibung einer Tetrarhynchenlarve aus 
dem Magen von Heptanchus nebst Bemerkungen über das Exkre- 
tionssystem verschiedener Ceatoden. 

Die Beschreibung der Larve ist insofern von hohem Interesse, 
als der Verf. darin ein bis jetzt unendecktes Kanalsystem schildert, 
dessen Bedeutung zur Zeit noch vollständig unbekannt ist. Ueber 


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698 


UntersacbungsmethodeD Instrumente etc. 


den beiden Exkretionsgefäßen der Tetrarhynchenlarve nämlich be- 
merkte der Verf. einen äußerst zartwandigen Kanal, der vom hinteren 
nach dem vorderen Körperende verläuft, hier einen weiten Bogen be- 
schreibt und ähnlich wie die Exkretionsstämme nach der Receptaculum- 
wand umbiegt. Dieser Kanal ist nicht geschlängelt, noch parallel- 
wandig, wie die Exkretionsgefäße. Vielfach entsendet er kleine blind- 
endigende oder wieder in ihn zurücklaufende Seitenkaoäle. Von den 
unregelmäßig gebauten Wandungen springen plasmatische Platten und 
Leisten in das Lumen ein und teilen dasselbe in viele einzelne 
maschige Hohlräume. Im Skolex ordnen sich die Wandzellen in etn 
plasmareiches Epithel an. Hier teilt sich auch der Hauptkanal in 
zwei Aeste. 

Das ganze rätselhafte Organ könnte man eher als einen Strang 
weniger zarten Parenchyms auflassen, der in seinem Gesamtverlaufe 
den Ausdruck eines allseitig abgegrenzten Kanales darbietet 

Aus den Bemerkungen über das Exkretionssystem anderer Cestoden 
sei noch hervorgehoben, daß das Wassergefäßsystem der Finnen von 
Taenia solium und saginata aus zwei übereinanderliegenden 
Kanalwerken besteht, die sich durch charakteristische Merkmale leicht 
voneinander unterscheiden. Das innere ist stets dichotom verästelt; 
seine Kanäle endigen nie blind und sind meist parallelwandig. Das 
oberflächliche Gefäßsystem dagegen löst sich in ein lakunäres Netz 
auf, dessen Kanäle unregelmäßige Lumenweite haben und vielfach 
blind endigen. 

Der Charakter der exkretorischen Gefäße, speziell der Haupt- 
stämme, der Cestoden besteht im vollkommenen Fehlen dendritischer 
Verzweigungen, in strenger Dichotomie bei Teilungen, parallelen 
Wandungen und epithelartiger Anlagerung der Zellen von der Paren- 
chymscite an die glashelle Cuticula. 

Zum Schluß hat der Verf. noch r.achgewiesen, daß die Ausfuhr- 
röhrchen der Flimmerzellen nicht als Spalten im Parenchym, sondern 
als Teile der Trichterzellen selbst angesehen werden müssen. 

E. Riggenbach (Basel). 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 

Uhlenhnth, Beitrag zur Serumdiagnose bei Typhus abdo- 
minalis. (Deutsche militärärztliche Zeitschrift. 1897. (Heft 3.) 
Die Nachprüfung der W i d a 1 ’scben Reaktion wurde auf folgende 
Weise angestellt: Nach Anlegung eines kleinen Längsschnittes an einer 
Fingerkuppe wurden etwa 5 ccm Blut in einem sterilen Reagensglas 
aufgefangen. Nachdem die so gewonnene Blutmenge etwa l 1 /, St 
bei Zimmertemperatur gestanden hatte, wurden daraus etwa 2 ccm 
Serum gewonnen. Die Reaktion wurde angestellt 1) im hängenden 


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Unteriucbungsmethoden, Instrumente etc. 


69 » 


Ttopfen, 2) durch Zusatz von Serum zur fertigen Bouillonkultur 3} 
durch gleichzeitigen Zusatz von Typhus Typhusbakterien zu steriler 
Bouillon. Als einfache und zugleich sicherste Methode ergab sich 
die Untersuchung im hängenden Tropfen, ln 15 Fällen wurde die 
Reaktion positiv gefunden. Von den betreffenden Patienten stand 
einer am 5. Krankheitstage des Typhus; einer war in der 3. Woche, 
je einer am Anfang der 4. bezw. 5. Woche; ja einer stand am Ende 
der 3. bezw. am Anfang der 4. Woche der Rekonvalescenz; je zwei 
waren in der 6. bezw. 7. Woche und einer in der 9. Woche nach der 
Genesung. Einer befand sich sogar im 8. Jahr nach der Genesung. 
(Nach 7 Jahren haben bisher nur Widal und Sicard die Agglutina- 
tion noch feststellen können). Dagegen hei die Reaktion in einem Falle 
3 Jahre nach der Erkrankung und in einem Falle 11 Jahre nach der- 
selben negativ aus. Bei 16 Kontrollfälien, bei denen eine frühere typhöse 
Erkrankung auszuschließen war, fiel die Reaktion durchweg negativ 
aus. Es waren dies je ein Fall von akutem Gelenkrheumatismus, 
kroupöser Pneumonie, Diphtherie, Phthisis pulmonum, Furunkulose, 
acuter Bronchitis, Pleuritis und Erisypel, sowie je 3 Fälle von Laryn- 
gitis acuta und Masern. Außerdem wurde dazu das Serum von 2 
vollständig Gesunden verwandt. De e lern an (Berlin). 

Werneek de Aquilar, Ueber Fibrinbildung bei den ver- 
schiedenen an atomi sehen Produkten der Tuberkulose. 
(Arbeiten aus dem pathologisch-anatomischen Institut zu Tübingen, 
hrsg. von Baum garten. Bd. II. 1896. Heft 2. p. 245.) 

Zweck der vorliegenden Arbeit war es, an der Hand von ein- 
schlägigen, der menschlichen Lunge entlehnten Präparaten gegenüber 
der Ort h’schen Dualitätslehre den von Baumgarten vertretenen 
Grundsatz der Unitätslehre näher zu prüfen, daß alle tuberkulösen 
Gewebsprodukte die Kombination eines proliferativen und exsudativen 
Vorganges sind, der lediglich in den Mengenverhältnissen dieser beiden 
Faktoren allerlei Schwankungen zulasse. An erster Stelle wurden 
mehr oder weniger reine Miliartuberkel, disseminierte sowohl als kon- 
fiuierende untersucht und hierbei neben der natürlich vorherrschenden 
Proliferation seitens der fixen Gewebselemente auch das diesem unter- 
geordnete Moment der entzündlichen Exsudation mit aller Deutlich- 
keit nachgewiesen. Der Nachweis der fibrinösen Exsudatiou wurde 
durch die Weigert 'sehe Fibrinfärbung erbracht, die Präparate 
wurden mit Boraxkarmin vorgefärbt Zur Vergleichung mit den Pro- 
liferationstuberkeln wurden auch rein exsudative Prozesse, wie die 
der sog. käsigen Pneumonie, mit herangezogen. Angesichts der dar- 
gelegten anatomisch-histologischen Thatsachen ist der Grundsatz von 
dein Bestehen nur quantitativer und gradueller Unterschiede als be- 
rechtigt hinzustellen. Bei jedem durch den Tuberkelbacillus 
ins Leben gerufenen Prozeß ist das proliferative Moment, das durch 
die Einwirkung des Bacillus auf den Zellkörper ausgelöst wird, sowie 
das exsudative beteiligt, welches durch die Einwirkung der Lebens- 
thätigkeit der im Gewebe sich vermehrenden Bacillengruppen auf die 
Gefäßwände hervorgerufen wird. Mengenverhältnisse und Virulenz 


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700 Schutzimpfung, kttnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


der eingedrungenen Bacillen bedingen allerdings weitgehende Unter- 
schiede. Gut gezeichnete Tafeln veranschaulichen die Untersuchungs- 
befunde. W. Kempner (Berlin). 

Honseil, Ueber Differentialfärbung zwischen Tuberkel- 
bacillen und den Bacillen des Smegmas. (Arbeiten aus 
dem pathologisch-anatomischen Institute zu Tübingen, heraus- 
gegeben von Baumgarten. Bd. II. 1896. Heft 2. p. 317.) 

Gegenüber den Angaben G r e t h e ’s (Centralbl. f. Bakt. Bd. XX. 
p. 189), der zur sicheren Entfärbung der Smegmabacillen in Tuberkel- 
bacillenpräparaten die Methoden von Weichsel bäum (Entfärbung 
und zugleich Nachfärbung mit konz. alkohol. Methylenblau) oder von 
Czaplewski (Entfärbung mit Fluorescinmethylenblau, Nachfärbung 
mit konz. alkohol. Methylenblau) vorgeschiagen, empfiehlt H. an der 
Hand eines konkreten Falles, in dem auch die beiden eben citierten 
zu versagen schienen, als sicherste, wenn auch nicht neue Methode: 
Karbolfuchsinfärbung in der gewöhnlichen Weise, Abspülen und Ab- 
trocknen, Einlegen in Säurealkohol (Alkob. absol. 97,0 HCl 3,0) für 
10 Min., Abspülen und Nachfärben mit halb mit Wasser verdünn- 
tem alkoholischen Methylenblau. Verf. weist ferner darauf hin, daß 
Smegmabacillen verschiedener Herkunft sich verschieden bezüglich 
ihrer Widerstandsfähigkeit gegen Alkohol u. s. w. verhalten; die be- 
schriebenen Resultate gelten nur für die resistentesten Formen. 

W. Kempner (Berlin). 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 

Büchner, H., Die Bedeutung der aktiven löslichen Zell- 
produkte für den Chemismus der Zelle. (Münchn. med. 
Wochenschr. 1897. No. 12. p. 299.) 

Ebenso wie der Morphologe die einzelnen Bestandteile der „Zelle“ 
als besonderes Objekt des Studiums betrachten muß, so muß auch 
die physiologische Untersuchung der einzelnen Zellbestandteile all- 
mählich gesondert in Angriff genommen werden. Diese Untersuchung 
darf sich nicht nur auf die morphologisch als etwas Spezifisches sich 
charakterisierenden Zellbestandteile erstrecken, sondern namentlich 
auch auf die morphologisch nicht weiter differenzierbaren gelösten, 
flüssigen Bestandteile des Zellinnern. Wie vor 100 Jahren 
die Synthese der Zelle das Wichtigste war, so ist es jetzt die Analyse. 

Eine sichere Methode, um in den Besitz unveränderter Zellsäfte 
zu gelangen, fand nun Ed. Büchner im hygienischen Institut zu 
München. Er gewann den Zellsaft von niederen Pilzen, insbesondere 
Hefezellen, durch mechanische Zerreibung der letzteren, event. unter 


ächutsimpfuug, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 701 


Beimengung von Sand. Dann wurden die zerriebenen Zellen bei einem 
Druck von 400 — 500 Atmosphären ausgepreßt. Er gewann so bei 
Bierhefezellen eine klare, häufig opalisierende, gelbe Flüssigkeit von 
Hefegeruch und schwach alkalischer Reaktion, die über 10 Proz. 
feste Bestandteile, worunter sehr reichlich Albumine, enthielt. Hier- 
aufhin ließ Prof. H. Büchner durch Dr. M. Hahn auch Bakterien- 
zellen, d. h. Massenkulturen von solchen, dem neuen Auspressungs- 
verfahren unterwerfen. Es zeigte sich für Tuberkulose und Pyo- 
cyaneusbacillen , sowie für Choleravibrionen, daß auch aus diesen 
durch das genannte Verfahren klare, gelbliche Flüssigkeiten von 
schwach alkalischer oder neutraler Reaktion erhalten werden können, 
die beim Erhitzen Albumingerinnsel ausscheiden. Hiermit war das 
Vorhandensein von echtem gerinnbaren Albumin in den Zellsäften 
festgestellt. Ed. Büchner fand nun weiter, daß der absolut 
klare, von lebenden Zellen freie Preßsaft alkoholische Gährung zu 
bewirken vermag. Vergoren wurden durch ihn Rohrzucker, Trauben- 
Frucht- und Malzzucker, dagegen nicht Milchzucker und Mannit, die 
auch durch lebende Bierhefe nicht vergoren werden. Mithin ist nicht, 
wie man bisher annahm, die lebende Hefezelle selbst, d. i. die or- 
ganisierte Struktur derselben, als Träger und Erreger der Gärwirkuug 
unentbehrlich, sondern die Gärwirkung geht aus von einer im plas- 
matischen Zellsaft offenbar gelösten Substanz. Diese, vorläufig als 
Zymase bezeichnete Substanz ist jedenfalls ein aktives, gelöstes Zell- 
produkt von Eiweißnatur, wobei die Aktivität darin begründet ist, 
daß die Substanz selbst bei bloßem Aufbewahren des Preßsaftes ohne 
sinnfällige chemische oder physkalische Veränderungen in einen un- 
wirksamen inaktiven Zustand übergeht. Nach den Untersuchungen, 
welche ferner R. Rapp im selben Institut anstellte, erscheint es 
wahrscheinlich, daß die Zymase von den lebenden Hefezellen ausge- 
schieden wird und daß der Gärungsvorgang dann, wenigstens zum 
großen Teil, unmittelbar außen an der Peripherie der Hefezelle erfolgt. 

Mit Pasteur können wir zwei ganz verschiedene Kategorieen 
von Lebensbedingungen für die fakultativ anäeroben Gärungserreger 
unterscheiden: 1) Günstige Lebensbedingungen — Vollgenuß des 
Sauerstoffs — Konzentrierung der gesamten Zellenergie auf rascheste 
Neubildung lebender Substanz und schnellste Vermehrung und Zu- 
rücktreten der Gärungsfunktion, Ausscheidung keiner nennenswerten 
Mengen albuminhaltiger Zellsäfte. 2) Ungünstige Lebensbedingungen 
— teilweiser oder gänzlicher Sauerstoffmangel u. s. w. — Aus- 
scheidung von Bestandteilen des Zellinhaltes. Enthält dabei bei den 
gärungsfähigen Saccharomycesarten die umgebende Flüssigkeit gärungs- 
fähigen Zucker, so wird nun dieser durch Zymase vergoren und aus 
der Spaltung des Zuckermoleküls resultiert ein Euergieüberschuß, 
welcher Produkte der gärenden Zelle im Sinne einer erhöhten 
Leistungsfähigkeit zu beeinflussen vermag. Zum Schluß weist Verf. 
noch auf die Analogie seines Befundes bei Tetanus aus dem Jahre 
1873 mit jenem der Zymase hin. Nach ersterem ist das Toxalbumin 
des Tetanus nicht ein außerhalb der Bakterienzelle gebildetes-ß&rtrags- 
produkt, sondern verflüssigte in bestimmter Weise modifiziert»/ pjäfs'C 
matische Substanz des Tetanusbacillus. / \»ip//' 



702 Schutzimpfung, kUnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemroung etc. 


Jüngst hat H. Kossel in Berlin den Beweis erbracht, daß in 
übereinstimmender Weise auch das Diphtheriegift als ein Ausscheidungs- 
produkt der Diphtberiebacillen zu betrachten ist. 

Somit sind die spezifischen Toxine der Bakterien 
nicht Gärprodukte, sondern selbst mit Gärkraft be- 
gabte oder wenigstens aktive Produkte der spezi- 
fischen Bakterienzelle. Deeleman (Berlin). 

Telsier et Gulnard, Influence de la diäte et de l’inani- 
tion sur les effets de certaines toxinesmicrobiennes. 
(La Semaine mädicale. 1897. p. 67.) 

T. u. G. haben durch eine größere Versuchsreihe festgestellt, 
daß Tiere durch Aushungern und Nahrungsentziehung einen größeren 
Widerstand gegen die Wirkungen der Bakterientoxine zeigen als 
andere. Die Versuche wurden mit Pneumonie- und Diphtheriebacillen 
an Hunden gemacht. Auch das Sektionsergebnis wies bei Hunden 
ersterer Gattung weit leichter pathologisch - anatomische Veränderungen 
nach, als bei gut genährten. Zeigten sich bei den vorbehandelten 
Tieren die ersten durch die Gifte hervorgebrachten Funktionsstörungen, 
so war von diesem Zeitpunkt an ein langsames Vorschreiten der 
Krankheitserscheinungen nicht mehr zu konstatieren. 

Ahlefelder (Charlottenburg). 

Darbyshire, A case of tetanus treated with Tizzoni’s 
antitoxin; recovery. (The Lancet. 1897. Febr. 6.) 

Dieser im Krankenhause für Seeleute zu Greenwich zur Be- 
obachtung gekommene Fall betraf einen 13-jahrigen Knaben, der sich 
einen rostigen Nagel in den Fuß getreten hatte, 14 Tage darauf 
merkte, daß er den Mund nicht recht aufmachen konnte und erst 
5 Tage später ins Krankenhaus gebracht wurde, ohne Krämpfe ge- 
habt zu haben. Fs war nur Steifigkeit in den Kinn- und Halsmuskeln 
vorhanden. Die Wunde war teilweise vernarbt und reaktionslos. Es 
wird 8-stündlich 0,70 Bromkalium und 0,35 Chloralhydrat verabreicht. 
Da am 3. Tage leichte Krämpfe in den Armen auftreten, wird 1,35 
Tizzoni’s Serum in die Bauchwaud eingespritzt, worauf die Krämpfe 
häufiger und schwerer wurden. Unter 4-stündlichen Cbloralhydrat- 
gaben (0,70) und nach 4-maliger Einspritung von je 0,35 Serum wird 
allmählich Besserung erzielt und der Kranke nach 38 Tagen gesund 
entlassen. Nach Verf.’s Ansicht ist die Heilung eher dem Chloral- 
hydrat als dem Serum zuzuschreiben. Sentifion (Barcelona). 

DobczynskI , Das Diphtherieheilserum in der klein- 
städtischen und Landpraxis. (Dtsch. med. Wochenschr. 
1897. No. 6.) 

Abgesehen von 2 Fällen günstigen Aasgangs, in deren einem 
die Diagnose auf Diphtherie zweifelhaft war und in deren anderem 
eine ungenügende Menge Serum (250 I.E1) angewendet wurde, und 
außer einem Todesfälle, in welchem auf Andringen der Angehörigen 



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Schateimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Eotwickelang>hemmung etc. 703 

«och in letzter Stunde bei dem bereits sterbenden Kinde eine Serum- 
-einapritzung gemacht wurde, hat Verf. 11 diphtheriekranke Kinder 
mit Heilserum behandelt. Ein schwerer Fall, in welchem bereits bei 
Beginn der Behandlung die Erscheinungen der Sepsis bestanden, 
endete tödlich, die übrigen nahmen einen günstigen Ausgang. 
19 Kinder wurden immunisiert, davon soll 1 nach Angabe der Mutter 
'wenige Tage nach der Einspritzung eine leichte Diphtherie durch- 
gemacht haben, die anderen blieben gesund. Als einzige Nebener- 
scheinung beobachtete der Verf. bei den Immunisierungen ein von der 
Einspritzungsstelle ausgehendes Erythem; nach Angabe der Angehö- 
rigen waren auch in einigen anderen Fallen Erytheme aufgetreten. In 
den geheilten Krankheitsfällen fiel die regelmäßig unter Schweißausbruch 
eintretende schnelle Besserung des Wohlbefindens auf, weniger rasch 
verschwanden die Rachenbeläge. Eine bakteriologische Diagnose 
konnte mit Rücksicht auf die weite Entfernung der zunächst erreich- 
baren Untersuchungsstelle in keinem Falle gestellt werden. 

Kübler (Berlin). 

Ylickers, H. A., The local treatment of diphtheria with 
sodium hyposulphite. (The Lancet. 1896. June 6.) 

Verf. will mit 3 — 4-maligem Aufpinseln einer Mischung von 
gleichen Teilen reinen Glycerins und einer gesättigten wässerigen 
Natriumhyposulphitlösung auf die diphtheritischen Ausschwitzungen 
und die entzündete Schleimhaut, neben der dem Fall entsprechenden 
Allgemeinbehandlung, recht befriedigende Erfolge erzielt haben. 

SentiGon (Barcelona). 

Voges, 0., Der Kampf gegen die Tuberkulose des Rind- 
viehs. Jena (Gustav Fischer) 1897. 

In der 82 Seiten umfassenden Schrift sind nur 52 dem eigent- 
lichen Thema gewidmet, während 30 Seiten Regierungserlasse über 
die Beurteilung des Fleisches tuberkulöser Rinder und über die An- 
wendung des Tuberkulins bei der Bekämpfung der Rindertuberkulose 
enthalten. 

Sehr eingehend (23 Seiten) ist die Bedeutung des Tuberkulins 
als Mittel zur Erkennung der Rindertuberkulose erörtert und auch 
gleichzeitig die Litteratur über diesen Gegenstand ziemlich vollständig 
wiedergegeben. Ebenso werden die Versuche mit Tuberkulin und die 
für die Diagnose der Rindertuberkulose erzielten Resultate übersichtlich 
zusammengestellt. Des weiteren erörtert dann der Verf. die Frage der 
Vererbung und der Bedeutung der Disposition für die Bekämpfung 
der Rindertuberkulose, wobei man ihm hinsichtlich der Disposition, 
die gar keine Bedeutung haben soll, doch nicht zustimmen wird. Im 
letzten Teile beschäftigt sich die Schrift auch mit Angabe anderweitiger 
Maßnahmen zur Bekämpfung der Rindertnberkulose, wie solche schon 
seit Jahren in tierärztlichen und landwirtschaftlichen Zeitschriften und 
in Versammlungen häufig erörtert sind. Hervorgeboben werden: Tren- 
nung der Futterkrippen und des Jaucheabflusses, gesundes Warteperso- 


704 Schutzimpfung, künatl. Infcktiinskrankheiteu, Entwickelungshemmung etc. 


nal, Trennung der gesunden und der reagierenden Tiere, Abkochung 
der Milch tuberkulöser und tuberkuloseverdächtiger Tiere vor der Ver- 
wendung, ferner Einrichtung einer „Centrale“ zur Tilgung der Tuber- 
kulose, Sperrung der Grenzen gegen die Einfuhr tuberkulöser Tiere etc. 
Schließlich betont der Verf. mit Recht, daß man ohne Zwangsmaß- 
nahmen bei der Tilgung der Tuberkulose im Inlande nicht aus- 
kommen wird. 

Da die Schrift fUr Laien bestimmt sein soll, so wäre eine Kürzung 
des ersten Teils und dafür eine übersichtlichere und eingehendere 
Bearbeitung des zweiten Teils erwünscht gewesen, zumal der Verf. 
bei vollständiger Berücksichtigung der tierärztlichen Litteratur — die 
Arbeit des Referenten scheint ihm entgangen zu sein — noch manchen 
weiteren Rat hätte erteilen können. Einzelne Unrichtigkeiten, wie sie 
bei der Stellung des Verfassers als Arzt zu entschuldigen sind, 
können vielleicht bei einer zweiten Auflage berichtigt werden. 

Von dem Standpunkte, daß jede Arbeit, welche sich mit der Be- 
kämpfung der Rindertuberkulose beschäftigt, von Nutzen sein kann, 
wenn sie nur gelesen wird, wünschen wir auch dieser die nötige Ver- 
breitung in den Kreisen der Landwirte. Die gemachten Ausstellungen 
werden dabei dem beabsichtigten guten Zwecke nicht besonders 
hinderlich sein. Der letztere, die Landwirte über Maßnahmen für 
die Tilgung der Tuberkulose und besonders über die Bedeutung der 
Tuberkulininjektion zu belehren, kann jedenfalls mit der Schrift er- 
reicht werden. Sch n eid em ü h 1 (Kiel). 

Wittllnger, Experimentelle Beiträge zur Lösung der 
Porcosanfrage. (Berlin, tierärztl. Wocheuschr. 1897. No. 7. 
p. 74 ff.) 

Gelegentlich einiger Studien über Rotlauf habe ich in meiner in 
der Zeitschrift für Hygiene und Infektionskrankheiten, Jahrg. 1896, 
erschienenen Arbeit „Fraxis und Theorie der Rotlauf-Immunität“ bereits 
auch zu dem Porcosan Stellung genommen und konnte dort ausführen, 
daß dasselbe keinen Vorzug vor anderen bisher bekannten Rotlauf- 
immunisierungsmethoden darbieten kann. Trotzdem hat sich dieses 
Mittel in die Praxis Eingang zu verschaffen gewußt, hauptsächlich 
wohl aus dem Grunde, weil das Iramunisierungsgeschäft auf eine 
Impfung beschränkt ist. Die Fabrik, welche das Mittel im Handel 
vertreibt sowohl wie auch der Erfinder des Porcosans haben sich 
indes immer noch nicht bequemt, die Darstellung des Mittels zu 
publizieren, obwohl längst von verschiedensten anderen Seiten darauf 
hingewiesen ist, daß es sich um nichts weiter, als durch Glycerin 
konservierte Rotlaufkulturen handelt 

Wir stehen somit auch heute noch einem Geheimmittel gegen- 
über, da sollte ich meinen, daß es eine Ehrenpflicht aller rechtlich 
denkenden Tierärzte sei, dieser Geheimniskrämerei nicht unnötigen 
Vorschub zu leisten, und wenu die Firma überhaupt beansprucht, daß 
ihr Mittel geprüft und angewandt wird, wäre in erster Linie eine 
Mitteilung derselben Uber die Zusammensetzung des Porcosans not- 
wendig. Es ist wahrlich Zeit, daß mit dem Vertrieb von sogenannten 


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Schutzimpfung, ktinstJ. Infektionskrankheiten, £ntwickelungshemmung etc. 705 


Geheiimnittelu endlich einmal aufgeräumt wird. Doch dieses nur 
nebenbei. Da das Porcosan einmal Eingang gefunden hat und be- 
sonders von seiten der Landwirte Beine Anwendung gefordert und 
auch durcbgeführt wird, ist auch die exakte Wissenschaft gezwungen, 
den Wert des Mittels zu prüfen, und dieses sollte nicht nur im 
Laboratorium geschehen, sondern Hand in Hand damit auch in der 
Praxis. Wenn Verf. einen Beitrag in letzterer Hinsicht liefert, soll er 
darum aus diesen Gründen nicht unwillkommen sein. 

Das Paste ur’sche Verfahren konnte den Verf. bei früheren 
Experimenten nicht befriedigen, das Lorenz’sche Mittel war — 
worüber auch Lorenz sich in seinen Abhandlungen immer beklagt 
— wegen der Schwierigkeit der Serumherstellung nicht erhältlich, so 
entschloß sich denn W. vor 9 Monaten, das Porcosan zu gebrauchen. 
Er hat daher in 10 Gehöften, in 8 verschiedenen Ortschaften, in 
denen sämtlich, wie alljährlich, so auch 1896 der Rotlauf grassierte 
und bedeutende Opfer gefordert hatte, 225 Tiere ohne Impfverluste 
und mit anscheinend auch gutem Immunisierungserfolge immunisert. 
Im Folgenden kurz einige Daten über die Gruppenimpfungen. 

1. Versuch: 

In einem Bestände waren 2 Schweine, wie amtlich festgestellt 
wurde, an Rotlauf eingegangen. Der Rest bestand aus 3 Schweinen. 
Davon war eins bereits schwer, das zweite leicht krank, das dritte 
wohl noch im Inkubationsstadium. Verf. impfte alle 3 Tiere. Auf- 
fallenderweise besserte sich das Befinden der kranken, daß sie genasen. . 
Indes 2 Monate darauf starb das erste Schwein an Brust Wassersucht 
(? Ref.). Verf. schreibt dazu wörtlich: „Meiner Ansicht nach haben 
alle 3 Schweine an Rotlauf gelitten, welcher infolge der Impfung 
gebessert war.“ (Wenn man berücksichtigt, daß das Porcosan nur da- 
durch wirken kann, daß die in demselben vorhandenen Rotlaufkeime 
eine Reaktion auslösen müssen, so muß man sich doch wundern, wie 
der Verf. so etwas schreiben konnte. Wir dürfen eher annehmen, 
daß trotz der Injektion des Porcosans die Tiere am Leben blieben. 
Ref.) 

2. Versuch: 

Bei einem Besitzer ist nach amtlicher Sektion ein Schwein an 
Rotlauf eingegangen. Der Rest, 6 Stück, im Alter von 3 — 6 Monaten, 
wurde geimpft. Zwei der Impflinge fraßen einen Tag nach der 
Impfung schiecht uud bekamen rote erhabene schmerzhafte, Uber den 
ganzen Körper verbreitete Quaddeln, welche nach 3 Tagen wieder 
schwanden. (Backsteinblattern I Ref.) Sämtliche Tiere blieben gesund. 

3. Versuch: 

In einer Molkerei waren von 70 Stück Schweinen bereits 18 an 
Rotlauf krepiert. 19 gesunde und 1 schwer krankes wurden geimpft. 
Das Letztere ging ein. Von den übrigen Tieren erkrankte keins, 
während von den nicht geimpften in den bisher nicht desinfizierten 
Stallungen mehrere eingingen, so daß auf Verlangen des Besitzers 
der Restbestand von 19 Stück geimpft wurde; von da ab hörten die 
Verluste an Rotlauf auf. Von den 38 Impflingen hatte auf die 
Impfung selbst kein einziges Tier reagiert. 

Emu Abu XXI. HA. 45 


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706 Schutzimpfung, küustl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmnng etc. 


4. Versuch: 

Nach amtlicher Feststellung von Rotlauf wurde ein Restbestand 
von 19 etwa 3 Monate alteD Schweinen geimpft. Erfolg : keine Impf- 
reaktion, keine ferneren Verluste an Rotlauf. 

5. Versuch : 

Rotlauf durch Sektion amtlich festgestellt. Impfung von 4 
Läuferschweinen und 7 sechs Wochen alten Ferkeln. Erfolg wie bei 
Versuch 4. 

6. Versuch: 

Nachdem Verf. bei 2 Schweinen Rotlauf konstatiert hatte, wurde 
ein fettes 8 Monate altes Schwein und 2 starke Läuferschweine ge- 
impft, von 3 Koutrollschweinen ging eins an Rotlauf später ein. Die 
Impflinge blieben stets gesund. 

7. Versuch: 

Impfung von 100 Schweinen im Alter von 6 Wochen bis 6 Mo- 
naten. Denkbar schlechteste Stallungen, seit Jahren grassierte Rotlauf 
auf dem Gehöft Bei keinem Tier Impfreaktion, alle blieben vom 
Rotlauf verschont, während auf dem nur durch Lattenverschlag ge- 
trennten Nachbargehöft nach wie vor Rotlaufverluste eintraten. 

8. Versuch: 

Nach Feststellung von Rotlauf werden 22 Stück Schweine im 
Alter von 3 — 4 l / s Monaten geimpft. Erfolg: Reaktionslosigkeit, keine 
weiteren Rotlaufverluste, trotzdem diese in den Nachbargehöften Vor- 
kommen. 

9. und 10. Versuch : 

Zwei zusammenliegende Gehöfte. Impfung von 8 und 12 Tieren. 
Erfolg : Verhältnismäßig starke Impfreaktion. Die größere Hälfte der 
Tiere fraß 2 — 3 Tage nach der Impfung schlecht resp. gar nicht; 
Verkriechen in der Streu; über den ganzen Körper verbreitete Urti- 
caria. Nach 4— 5 Tagen Genesung. Weitere Erkrankungen blieben aus. 

Von 22 5 Tieren erkrankten 10 Proz. an Backsteinblattern (so 
darf man wohl sagen. Ref.). Todesfälle sind an Rotlauf bei den ge- 
impften Tieren weder infolge der Impfung, noch später infolge Spontan- 
infektion von Rotlauf nicht beobachtet Verf. ist, wie das ja auf 
Grund seiner Versuche ganz verständlich erscheint, mit dem Resultat 
derselben sehr zufrieden und beabsichtigt dieselben in noch größerem 
Maßstabe fortzusetzen. Gegenüber den anderweitig beobachteten un- 
günstigen Ergebnissen betont er, daß bereits über 800 Versuche Be- 
richte mit günstigem Erfolge vorliegen. 

Verf. betont endlich noch, daß der Rittergutsbesitzer Modrow- 
Neuguth 325 Schweine ebenfalls mit bestem Erfolge geimpft habe. 

Ref. möchte sich an dieser Stelle auf die einfache Wiedergabe 
des Inhalts der Arbeit des Verf.’s beschränken, betonen will ich aber 
schon jetzt, daß ich mich nicht mit allen Punkten einverstanden er- 
klären kann, ich hoffe Gelegenheit zu haben, in nächster Zeit um- 
fassend auf dieses interessante Thema zurückzukommen. 

0. Voges (Berlin). 


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Schutzimpfung, kQnstl. Infektionskrankheiten, Ent«rickelungsh e mmung etc. 707 


Stono, Report of a case of malignant uterine tumor 
treated by the toxins of erysipelas and Bacillus 
prodigiosus. (Medical Record. 1896. Nov. 21.) 

Eine 42-jährige, anscheinend ganz gesunde Frau, Mutter von 
9 gesunden Kindern, das jüngste 8 Jahre alt, bemerkt im Mai 1895, 
daß ihre Regel wochenlang anhält, stellt sich aber erst anfangs 
November zur Untersuchung, weil ihr den ganzen Oktober hindurch 
täglich Blut abgegangen war. Verf. findet bösartige Veränderung an 
der Vaginalportion und zieht Prof. Allison hinzu, der die Diagnose 
bestätigt und am 12. Nov. die Ausschabung des Uterus und Ampu- 
tation der Cervix vornimmt, wobei die hintere Lippe ausreißt und 
die vordere mit der Schere abgetragen wird. Die starke Blutung 
wird mit Thermokauter und Chlorzink gestillt. Die mikroskopische 
Untersuchung von ungefähr 100 Schnitten durch Prof. Lavender 
ergiebt Spindelzellensarkom, während die New Yorker Pathologen 
Buxton und Durham angesichts zweier Schnitte erklären, daß es 
sich um Epitheliom handelt. Bis zum 24. Nov. schien alles gut zu 
gehen; da trat plötzlich eine profuse Blutung auf, die sich am 28. 
und 29. Nov. sowie am 1. Dez. wiederholte und die Kranke so 
herunterbrachte, daß der Tod als nahe bevorstehend angesehen wurde. 
Die Untersuchung ergab knotige Infiltration beider Ligam. lat. Da 
«ine Operation durchaus untbunlich erschien, wurde am 4. Dez. mit 
Einspritzungen von unfiltrierten Toxinen von Erysipelkokken und 
Bacillus prodigiosus begonnen und allmählich von 3 bis zu 
17 Tropfen gestiegen, ohne daß eine andere Reaktion zu Tage trat, 
als etwas Schweiß und Besserung des Schlafes und Appetits. Die 
Ausscheidungen aus dem Uterus waren fortwährend reichlich und 
höchst übelriechend. Am 21. Dez. wird dann eine Einspritzung von 
19 Tropfen in die Scheide gemacht, statt wie bisher zwischen die 
Schulterblätter. Nach 20 Minuten trat eine so starke Reaktion auf, 
daß das Leben der Frau in Gefahr schwebte und erst am 2. Jan. 
eine neue Einspritzung von nur 3 Tropfen in den Scbeideneingang 
gemacht werden konnte. Vom 21. Jan. an werden auf Anraten von 
Ooley filtrierte Toxine eingespritzt. Die Absonderung hatte fast 
ganz aufgehört, es waren keine Knoten mehr in den breiten Bändern 
zu konstatieren und die Amputationsflache war in schneller Heilung 
begriffen. Die Einspritzungen wurden bis zum 6. März noch 27mal 
wiederholt, dann unterbrochen und nachher wieder aufgenommen. 
Am 4. Mai wurde vollständige Heilung festgestellt und am 31. OkL 
durch eine neue Untersuchung glänzend bestätigt. Habe es sich nun 
um Sarkome oder Epitheliome gehandelt, der Erfolg ist jedenfalls 
wunderbar; es ist bisher der einzige Fall eines Unterustumors, der 
durch Toxine geheilt worden ist. Sentifion (Barcelona). 

Conrmont, A, Le sörum de Marmorek n'immunise pas le 
lapin contre le streptocoque de l’6rysip61e. (La Se- 
maine mödicale. 1897. p. 93.) 

Eine Beleuchtung zu den negativen Erfolgen, die bisher mit dem 
Marmorek 'sehen Streptokokkenserum beim Menschen erzielt worden 

45 * 


708 Schutzimpfung, kiinst). Infektionskrankheiten, Entwickelungsbemmung etc. 


sind, giebt C. durch die Wiedergabe einiger hierzu aDgestellter Tier- 
versuche. Spritzt man einem Kaninchen 10 Min. nach der Serum- 
behandlungintravenös oder intraperitoneal Streptokokken ein, die direkt 
vom menschlichen Erysipel herrühren, so ist das Resultat ein völlig 
negatives, vielmehr konnte beobachtet werden, daß in diesem Falle 
die Versuchstiere durchweg noch früher starben, als die nicht mit 
Serum behandelten Tiere. Man muß also annehmen, daß das Serum so- 
gar eine gewisse Disposition geschaffen hat. C. schließt hieraus, daß der 
von Marmorek benutzte Streptococcus nicht der Strepto- 
coccus des menschlichen Erysipels gewesen ist. 

Ahlefelder (Charlottenburg). 

Fiirbringer und Freyhan, Neue Untersuchungen über die 
Desinfektion der Hände. [Aus dem städtischen Kranken- 
hause am Friedrichshain in Berlin.] (Dtsch. med. Wochensehr. 
1897. No. 6.) 

In einer Besprechung der in den letzten beiden Jahren erschie- 
nenen Arbeiten von Ahlfeld, Vahle, Koblanch und Poten 
kamen die Verff. zu dem Schluß, daß zur Sterilisierung der Hände 
die Behandlung mit Seife, Bürste und den gebräuchlichen Desinfek- 
tionsmitteln nicht ausreicht, daß jedoch bei Zuhilfenahme von Alkohol 
die Hände vollkommen keimfrei gemacht werden können. Die ab- 
weichenden Ergebnisse Leedbam Green ’s erklären sich nach An- 
sicht der Verff. durch die von jenem Experimentator gewählte Ver- 
suchsanordnung; sie halten namentlich die künstliche Infektion der 
Hände mit Reinkulturen für bedenklich. „Solche Experimente ent- 
fernen sich viel zu weit von den Verhältnissen der Praxis, als daß 
sie ohne weiteres als Maßstab für die Beurteilung derselben verwertet 
werden dürfen.“ Die Verff. sind überzeugt, „daß man bei der 
Inunktion der Kulturen in die Hände die Bakterien dermaßen tief in 
die zahllosen Schlupfwinkel, insbesondere auch in die Haarbälge und 
die spiraligen Schweißkanäle einzutreiben vermag, daß selbst eine 
nachträgliche Verätzung der Haut sie nicht insgesamt abtöten kann.“ 

Der Zweck der nunmehr vorliegenden Arbeit der Verff. war, die 
Fragen zur Entscheidung zu bringen, ob auf ein dem Alkohol fol- 
gendes Antisepticum mit Vorteil verzichtet wird, und wie die Alkohoi- 
wirkung theoretisch zu erklären ist. 

In den Versuchen wurde der Keimgehalt der Hände teils durch 
Kultur in Nährbouillon bei Brüthitze, teils durch Kultur in Fleisch- 
wasserpeptongelatiue bestimmt. Die Nährböden waren regelmäßig 
durch Vorversuche auf ihre Leistungsfähigkeit geprüft. Die Gelatine 
erwies sich für das Wachstum der Nagelschmutzbakterien am meisten 
geeignet, wenn sie eine beim Neutralisieren bezw. Alkalescieren schon 
wahrnehmbare Opalescenz zeigte. Zur Beseitigung der Desinfektions- 
mittel wurden die Hände vor der Abimpfung mit aseptischem Wasser 
gründlich ausgelaugt; die Prüfung des Keimgehalts bezog sieb nicht 
nur auf einen Finger; vielmehr wurden die Uuternagelräume gründ- 
lichst ausgeräumt und die ganze Hautfläche mit dem Hölzchen ab- 
gekehrt. 


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Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 709 


Durch eine Reihe von Versuchen wurde zunächst die bereits 
anerkannte Thatsache von neuem bestätigt, daß ein längeres Bürsten 
mit Seife und kaltem Wasser allein zur Desinfektion der Hände nicht 
genügt ; auf den Gelatineplatten wuchsen nach solchem Verfahren 
stets zahllose Kolonieen; bei Verwendung von heißem Wasser war 
das Ergebuis etwas besser; jedoch gelang dabei eine vollkommene 
Sterilisierung nur in 1 unter 11 Versuchen. Ein Bürsten mit heißem 
Wasser ohne Seife hatte unbefriedigenden Erfolg; dagegen gelang 
die Sterilisierung in 5 von 22 Versuchen, wenn 3 Minuten nach der 
Behandlung der Hände mit heißem Seifenwasser eine Waschung in 
Karbolsäure (3 Pros.), Lysol (1 Proz.) oder Sublimat (1 0 / m ) von 
3 Minuten Dauer angeschlossen wurde. 

In weiteren 24 Versuchen folgte der Heißwasserseifenwaschung 
eine Behandlung mit 90-proz. Alkohol und zwar je 6mal 1, 3, 5 und 
9 Minuten lang mit dem Erfolg, daß 1 bezw. 4, 4 und 6mal Keim- 
freiheit erzielt wurde. Das Ergebnis wurde nicht etwa dadurch vor- 
getäuscht, daß die Keime in den Falten der durch den Alkohol ge- 
schrumpften Haut zurückgehalten waren; denn in 5 Versuchen, in 
denen von der einen Hand unmittelbar nach der Alkoholbehandlung, 
von der anderen erst nach 5 — 15 Minuten langem Erweichen der 
Haut mit heißem sterilisierten Wasser abgeimpft wurde, erwiesen sich 
beide Hände als steril. Durch Behandlung mit Seifenwaschung, 
Alkohol (3 Minuten) und Lysol (1 Minute) wurden 7mal (Bouillon- 
züchtung), durch Seifenwaschung, Lysol (2 Min.) und Alkohol (3 Min.) 
lOmal (Bouillonzüchtung) Keimfreiheit erzielt, dagegen wuchsen bei 
der letzteren Anordnung in 3 von 6 Versuchen auf der Gelatineplatte 
3, 8 und bis über 500 Kolonieen. 

Auf Grund vorstehender Versuche konnte die Frage, ob die Be- 
handlung mit anderen Desinfektionsmitteln neben dem Alkohol ent- 
behrlich ist, noch nicht entschieden werden. Die Verif. suchten 
daher zuverlässigere Grundlagen für die Beurteilung durch gesonderte 
Desinfektion des Nagelscbmutzes zu gewinnen. Die in geeigneter 
Weise entnommenen etwa senfkorngroßen Schmutzteile wurden mit 
Nadeln einigermaßen zerteilt bezw. zerfasert und dann mit kleinen 
Metalllbffeln von Schale zu Schale und in die Nährmasse übertragen. 
Bei Behandlung mit 0,5-proz. Lysol (3 Min.) und Ausspülen mit 
sterilem Wasser wurde 5mal wesentliche Keimverminderung (19—180 
Kolonieen) erreicht, in 5 anderen Versuchen ein Wachstum von 
mehreren Hundert bis über 1000 Kolonieen beobachtet; bei gleichem 
Verfahren mit Sublimat (2 °/oo) blieben die Platten 3mal steril, in 
8 anderen Versuchen wuchsen 1 — 80 Kolonieen. Bei Behandlung 
des vorher angefeuchteten Schmutzes mit Alkohol (3 Min.) wurden 
in 20 Versuchen mit 90-proz. Alkohol 9mal Sterilität, lOmal ein 
Wachstum von 1 — 30, lmal von 154 Kolonieen beobachtet; 70-proz. 
Alkohol erzielte 3mal Sterilität, 4mal erhebliche Keimverminderung 
(5 — 44 Kolonieen), 2mal ungenügenden Erfolg (250 bis mehrere Hundert 
Kolonieen). Für 50-proz. Alkohol ergab sich 2ma! 0, 5mal 1 — 60, 
2mal mehrere Hundert Kolonieen, für 25-proz. Alkohol lmal 10, lmal 
mehrere Hundert, 2mal zahllose Kolonieen. Zweifellos hat also 


710 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


Ahlfeld den Alkohol mit Recht als ein ausgesprochen 
baktericides Mittel für die Mikroorganismen des 
Händeschmutzes bezeichnet Noch bessere Resultate 
als der Alkohol hatte jedoch die 2 °/ 40 Sublimatlösung. 

In 20 Versuchen wurde der Nagelschmutz lOmal mit 90-proz. 
Alkohol (2 Min.) und demnächst mit Lysol (8 Versuche) oder Subli- 
mat (3 Min.) und ebenso oft mit denselben Mitteln in umgekehrter 
Reihenfolge behandelt. Im ersten Falle wuchsen bei Verwendung 
von Lysol 4mal 0, 2mal 3, je lmai 52 und etwa 200, bei Verwendung 
von Sublimat je lmal 0 und 2 Kolonieen, im anderen Falle bei An- 
wendung von Lysol je lmal 0, 1, 2, 6, 13, 20, 80 und über 300, bei 
Anwendung des Sublimats 0 und 38 Kolonieen. Die Verff schließen 
daraus, daß einer der Behandlung mit anderen Desinfek- 
tionsmitteln vorausgeschickten Behandlung mit Alko- 
hol günstige Sonderwirkungen zukommen. Sie möchten 
jedoch auch weiterhin die Kombination mit nachfolgenden anderen 
Antisepticis nicht aufgeben. Wenn Ahlfeld trotz Verzicht auf 
andere Antiseptica bei nicht länger fortgesetzter Alkoholbehandlung 
sogar noch bessere Resultate erzielt hat, als die Verff., so erklären 
diese das mit der Versuchsanordnung Ahlfeld’s, welcher den 
Keimgehalt stets nur durch Bouillonzüchtung, niemals durch Gela- 
tinekulturen ermittelt habe. 

Die Verfl. halten die fettlösende Wirkung des Weingeistes nicht 
mehr, wie Fürbringer früher annahm, für die wesentlichste Ur* 
sache des Alkoholeinflusses; denn einmal ist die antiseptische Wir- 
kung des Alkohols durch ihre Versuche bestätigt, sodann ist ein 
ähnlich günstiger Einfluß mit anderen ebenfalls fettlösenden Mitteln, 
wie Aether und Chloroform, nicht zu erzielen. Dennoch legen sie 
nach wie vor Wert auf das Vermögen des Alkohols, Fette zu lösen, 
die Epidermisschuppen zu beseitigen, mit W T asser sieb zu mischen 
und am besten von allen Mitteln einzudringen und zu netzen. Sie 
fassen ihre Ergebnisse in den folgenden Sätzen zusammen: 

1) der Alkohol wirkt bakterientötend; 

2) er bahnt durch seine Eigenschaft, Fett zu lösen und mit 
Wasser sich zu verbinden, sich nicht nur selbst den Weg, sondern 
auch den nachfolgenden Desinfieientien durch Bewerkstelligung der 
erforderlichen Adhäsion ; 

3) er löst die oberflächlichen Hautschuppen mit dem anhaftenden 
Schmutz einschließlich der Bakterien und schwemmt sie ab. 

Kühler (Berlin). 

Paul, Th. und Krönig, B., Die gesetzmäßigen Beziehungen 
zwischen Lösungszustand und Wirkungswert der 
Desinfektionsmittel. (Münchn. med. Wochenschr. 1897. 
No. 12. p. 304 ) 

Die Arbeit enthält Bemerkungen zu der Abhandlung von 
Scheurlen und Spiro in No. 4 dieser Wochenschr. (1887). Letztere 
Autoren berichten darin Uber 2 Quecksilberverbindungen, das Queck- 
silberäthylchlorid und das Quecksilberäthylsulfat, denen eine ganz 


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Schutzimpfung, künstl Infektionskrankheiten, Entwickelungsbemmung etc. 711 


außerordentlich starke desinfizierende Wirkung aut Milzbrandsporen 
zukommen soll. Alle bisher bekannten chemischen Desinfektions- 
mittel sollen dadurch weitaus an Wirksamkeit übertroffen werden, 
denn noch in einer Verdünnung von 1 : 10000 wurden durch sie 
Milzbrandsporen im Moment der Berührung getötet. Da das Queck- 
silberäthylchlorid nach Scheurlen und Spiro eine noch stärkere 
desinfizierende Wirkung haben sollte, als das Quecksilberäthylsulfat, 
so stellten Paul und Krönig die Nachprüfung mit diesem Mittel an. 
Sie kamen ihrerseits zu dem Resultat, daß das genannte Mittel in 
der Verdünnung von 1 : 1500 erst nach 9-stündiger Einwirkung eine 
erkennbare Wirkung auf Milzbrandsporen hat. Es bildet danach das 
Quecksilberäthylchlorid keine Ausnahme von der von Paul und 
Krönig selbst gefundenen Gesetzmäßigkeit, daß im allgemeinen 
Metallsalzlösungen, in denen das Metall Bestandteil eines komplexen 
Jons und infolgedessen die Konzentration seines Jons sehr gering ist, 
nur eine äußerst schwache Desinfektions Wirkung ausüben. Die ab- 
weichenden Resultate Scheuerten ’s und Spiro’s werden auf 
deren Versuchsanordnung zurückgeführt. Sie setzten zu je 10 ccm 
der Lösung eine Plantinöse filtrierter Milzbrandsporenemulsion von 
2-tägigen, bei 36° C gezüchteten Agarkultureu zu, schüttelten, über- 
trugen nach verschiedenen Zeiten eine Platinöse davon in flüssiges 
Agar und gossen davon Platten, welche sie bei 36° hielten. Da nun 
bei einer derartigen Versuchsanordnung jedesmal eine geringe Menge 
der Desinfektionslösung mit auf den zur Auskeimung benutzten 
Nährboden übertragen wird, so genügen schon äußerst geringe 
Mengen eines mitübertragenen Desinfiziens, um die durch das Des- 
infektionsmittel geschwächten Bakterien an der Entwickelung zu 
verhindern. Deeleman (Berlin). 

Ahlfeld , Die Heißwasseralkoholdesinfektion und ihre 
Einführung in die allgemeine Praxis. [Aus der Univer- 
sitäts Frauenklinik in Marburg.] (Dtsch. med. Wocheuschr. 1897. 
No. 8) 

Verf. weist die Ein wände, welche von anderer Seite gegen die 
von ihm empfohlene Heißwasseralkoholdesinfektion der Hände und 
gegen seine Begründung dieses Verfahren erhoben worden sind, zu- 
rück und giebt ausführliche Anweisungen für die Einführung des 
Verfahrens bei den Hebammen und den praktischen Aerzten. 

Kübler (Berlin). 

v. Zagontsehkonskt , Bakteriologische Untersuchungen 
über die Silbergaze nach Dr. B. Credö. (Centralblatt für 
Chirurgie. 1897. No. 3.) 

Meyer, Carl, Zur antiseptischen Kraft der Cred6’schen 
Silbersalze. (Ibidem.) 

Credtf, Itrol (Arg. citric.) als Antisepticum. (Centralblatt 
für Chirurgie. 1897. No. 8.) 

Beyer, Silbergaze als Verbandstoff. (Ibidem.) 


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712 Schutzimpfung, kün»tl. Infektionskrankheiten, Cutwickelung»hemmung etc. 

Pilger. Ueber die Silbersalze Itrol und Actol (Credö) 
und ihre Anwendung in der ärztlichen Privatpraxis. 
(Münchener medizinische Wochenschrift 1897. No. 6.) 

Z. stellt in 18 Thesen seine Untersuchungen über Silbergaze zu- 
sammen. Gr spricht derselben jeden bakterientötenden Effekt ab, 
beschuldigt sie sogar, Keime zu enthalten. Die von Credö an- 
gegebene „sterile Zone“ existiere nur scheinbar, da sieb aus derselben 
Bakterien züchten lassen. Er behauptet, daß gewöhnliche und sogar mit 
Kokken imprägnierte Gaze oder Löschpapier denselben Effekt der 
„sterilen Zone“ auf einer infizierten Platte hervorbringen. 

Gegen diese Untersuchungen wendet sich B., der Z. verschiedene 
Widersprüche nachweist. Besonders geht B. auf die Behauptung Z.’s 
ein, daß die Silbergaze nicht steril sei. Er habe sie stets, so wie 
sie aus der Fabrik kam, steril befunden, läßt aber die Möglichkeit 
offen, daß Z. ein altes Präparat der Gaze gehabt hat, aus welchem 
nach den früheren unvollkommenen Methoden der Silberimprägnation 
das Silber ausfallen könne. 

In ausführlicher und wissenschaftlicher Weise hat M. die antisep- 
tische Kraft der Silbergaze Credö’s geprüft. Er faßt seine Resultate 
in folgenden Sätzen zusammen: „Der von mir benutzte Staph. pyog. 
aur. wird in einer Itrollösung 1 :4000 erst nach 46 Minuten, in einer 
Actoilösung 1:2000 nach 30 Minuten abgetötet. Bei Eiweißgehalt 
der Silbersalzlösung ist die bakterienvernichtende Wirkung eine noch 
langsamere. Milzbrandsporen wachsen, nachdem sie 5 resp. 7 Tage 
in gesättiger Itrollösung, resp. 3 Tage in Actoilösung 1 : 1000 gelegen, 
noch aus. Die Wachstumshemmung findet bei nicht sporenhaltigem 
Material (Staph. u. Pyocyan.) bei einem Silbersalzgehalt des Nähr- 
bodens von 1:20000 (Ascitesbouillou) resp. 1:10000 (Blutserum) 
statt. Milzbrandsporen wachsen im Blutserum, dem Actol bis zu 
einer Konzentration von 1 : 10000 hinzugesetzt worden ist, noch zu 
Fäden aus und bleiben daun längere Zeit lebensfähig. Es stehen 
Actol und Itrol in puncto Wachstumshemmung dem Sublimat in Eiweiß- 
nährböden nahe, während dieses in wässeriger Lösung eine unendlich 
mächtigere antiseptische Wirkung entfaltet, als die Silbersalze“. 
Interessant ist die Mitteilung, daß verschiedene Provenienz von 
Kokken total verschiedene Resultate ergab. Teils keimten Kokken 
aus Silberlösung noch nach 40 Minuten aus, teils waren sie schon 
— wie s. Z. Beyer berichtete — nach 5 Minuten abgetötet. 

In Bezug auf die Einzelheiten dieser sorgfältigen Arbeit sei ebenso, 
wie bei den vorher besprochenen, auf das Original verwiesen. 

Credö spricht seine Befriedigung über die Resultate M.’s aus, 
vorzüglich über die Bestätigung der antiseptischen Wirkung in 
eiweißhaltigen Medien, und tritt nochmals warm für die Anwendung 
dieser ungiftigen und wirksamen Salze ein. 

Pilger preist enthusiastisch die Silbersalze als das hervor- 
ragendste und harmloseste Antisepticum, das alles andere verdrängen 
muß. Er wendet die Salze bei allen chirurgischen und Geschlechts- 
leiden, bei puerperaler septischer Endometritis, bei Ohreiterungen etc. 
an. Einige Krankengeschichten sind mitgeteilt. 


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Neue Litteratur. 


713 


Aus dem Mitgeteilten ist wohl der Schluß zu ziehen, daß sich 
die erste Mitteilung Credö’s und Beyer’s bestätigt hat, und Itrol 
und Actol unter den zahlreichen Antisepticis eine hervorragende Rolle 
einnehmen. Referent vermißt jedoch in allen Mitteilungen eine Be- 
stätigung oder Nachprüfung der von Credä angenommenen Fern- 
wirkung im Organismus und durch Einführung derselben vermutlich 
hervorzurufenden allgemeinen Körperdesinfektion. Gerade durch 
diese Wirkung würden den Präparaten die ganz exceptionelle Stelle 
eingeräumt werden müssen, wie sie ihnen wenigstens anfangs Credd 
doch eingeräumt wissen wollte. Referent möchte hier vorläufig mit- 
teilen, daß es ihm nie gelungen ist, weder durch eine einer Infektion 
vorausgehenden noch folgenden Silberdarreichung den Tod der be- 
handelten Tiere zu verhindern oder zu verzögern, noch konnten im 
Serum von behandelten Tieren antiseptische Wirkungen beobachtet, 
bezw. Silber chemisch nachgewiesen werden. Marx (Berlin). 


Neue Litteratur 

xusammengesteUt ron 

San.-Rat Dr. Arthur Würzburg, 

Bibliothekar im KalterL Gesundheitsamt« in Berlin. 


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(Carl Gerold's Sohn) 1897. 1,80 M 


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Neue Litteratur. 


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1897. No. 5, 6. p. 217—234, 285—300.) 

Ziemke. E., Zur 8erumdiagnose des Typhus abdominalis. (Dtsche med. Wchschr. 1897. 
No. 15. p. 234—239.) 


W undinf ek tionskrankhei te n. 

(Eiterung, Phlegmone, Erysipel, akutes purulentes Oedem, Pyämie, Septikämie, 
Tetanus, Hospitalbrand, Puerperalkrankheiten, Wundfäulnia.) 

Babßs, V., La septictimie muqueuse. (Ballet de l’acad. de mid. 1897. Mo. 7. p. 174 
—180.) 


Infektionsgeach Wülste. 

(Lepra, Tuberkalo» [Lupus, Skrofulöse], Syphilis [und die anderen venerischen 

Krankheiten].) 

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Wchschr. 1897. No. 13. p. 193-195.) 

Graxianow, P , Die Syphilis im Oonv. Minsk. (Westn. obstscbestw. gigijeni, sudebu. 
1 prakt. med. 1898. No. 8.) [Russisch.] 

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gigijeni, sudebn. i prakt med. 1896. No. 9.) [Rassisch ] 

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(G. Csrre & C. Naud) 1897. 8 fr. 

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No. 4. p. 268—872.) 


Diphtherie und Kroup, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie, epidemische Genickstarre, 
Mumps, Rückf&llsfleber, Osteomyelitis. 

Abba, P., Statlstica della difterite a Torino dnrante i! 1896. (Riv. d’igiena e san. 
pubbl. 1897. No. 6. p. 234—132.) 

▼. Dnngem, E., Die Bedeutung der Mischinfektion bei Diphtherie. (Beitr. s. ptthol. 
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l'Instit. Pasteur. 1897. No. 8. p. 938 — 941.) — Metchnikoff, E , Rdponse k la nota 
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Sehnlta, Zur Epidemiologie der epidemischen Genickstarre. (Dtache med. Wchschr. 
1897. No. 14. p. 221 — 932.) 


Pellagra, Beri-berL 

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B. Infekt löte Lokalhrankheüen. 

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des eSets vaso-dllatateurs produits par la pneumobacilline. (Compt. rend. de la soc. 
de biol. 1897. No. 6. p. 158—169.) 

Harn- und Geschlechtsorgane. 

Nicolaysen, L„ Deber Bakteriurie bei Enuresis diurna. (Dtache med. Wchschr. 1897, 
No. 13. p. 195—196.) 


Augen and Ohren. 

Brandenburg, G., Ueber die Granulöse und ihre Verhütung. (Hjrgien. Rundschau. 1897. 
No 6, 7. p. 273—286, 367—368.) 

Eener, H , Die Verbreitung des Trachoms in Ungarn und das behSrdliche Vorgehen 
gegen dasselbe, gr. 8°. 69 p. m. 1 Karte. Stuttgart (Enke) 1897. 2 M. 

v. Kobylecki, Das Trachom als Volkskrankheil und seine Bekämpfung durch den Staat. 
(Zlschr. f. Medixinalbeamte. 1897. No. 3. p. 48 — 65.) 


C. Kntozootüche Krankheiten- 

(Finnen, Bandwürmer, Trichinen, Echinokokken, Filaria, Oestruslarve, Ascaris, 
Anchylostomum, Trichocephalus, Oxyuris.) 

Depied, La „Lucilia hominivorax“ au Tonkin. (Arcb, de mid. na vale. 1897. No. 2. 
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Ebenen, J. H , Over echinococcus der longen. (Nederi. Tijdschr. v. geneesk, 1897. 
No. 9. p. 831—845.) 

Gundelach, Cysticercus cellulosae in der Hilx. (Ztschr. f. Fleisch- n. Milchhygiene. 
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Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Menschen und Tieren. 
Hanl- and KUaenseache. 

Btusenius u. Siegel, Kann die Maul- und Klauenseuche des Viehes auf den Menschen 
übertragen werden? (Ztschr. f. klin. Med. Bd. XXXII. 1897. Heft 1/2. p. 147— 187.) 
Tan Niesten, Das Kontagium der Maul- und Klauenseuche (Aphthenseuche). (Berl. 

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Stutuer, A, Zur Maul- und Klauenseuchefrage. (Dtsche landwirtachafU. Presse. 1897. 
No. 14. p. 114.) 


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718 


Neue Litteratur. 


Krankheitserregende Bakterien und Parasiten bei Tieren. 

Säugetiere. 

A. Infektiöse Aügtmtinkrankheüen. 

Hamburg. Bekanntmachung, betr. die Ordnung für die Hamburgischen Quarantäne- 
anstalten für seewärts ankommendes Vieh. Vom 23. Oktober 1896. (Amtsbl. 1897. 
No. 192. p. 605—608. — Veröffenll. d. kaiserl. Gesundb *A. 1897. No. 8. p. 174 
— 175.) 

Nachweisung über den Stand von Tierseuchen im Deutschen Reiche am 28. Februar 
1897. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesuudh.-A. 1897. No. 10. p. 225 — 226.) 


Tuberkulose (Perlsucht). 

Ledainche, E., Fräquence et distribution geographique de la tuberculose des bovides. 

(Rev. de la tuberculose. 1897. No. 4. p. 301 — 810.) 

Voges, 0., Der Kampf gegen die Tuberkulose des Rindviehs. [Aus dem Institut für 
Infektionskrankheiten Berlin.] gr. 8°. 82 p. Jena (Fischer) 1897. 2 M 


Wirbellose Tiere. 

Dugg&r, B. M., On a bacterial disease of tbe Squash-bug, (Bull, of the Illinois State 
Labor of natur. hist., ürbana 111. IV. 1896. p. 340.) 

Gi&rd, A , Sur le parasitiame placentaire des Monstrillidae. (Compt. rend. de la soc. 
de biol. 1897. No. 5. p. 137—138.) 


Schutzimpfungen, künstliche Infektionskrankheiten, Entwleke- 
lungshemmung nnd Vernichtung der Bakterien. 

Allgemeines. 

Bolin, E., Ueber die Desinfektionskraft des Sanatols. (Hygien. Rundschau. 1897. No. 7. 
p. 384—344.) 

Delä&rde, A , Note sur le pouvoir antitoxique de l’antipyrine. (Compt. rend. de la soc. 
de biol. 1897. No. 8. p. 213—214.) 

Engel, W., Weitere Mitteilungen über quantitative Verhältnisse verschiedener EiweiB- 
arten im Blutserum. (Arcb. f. Hygiene. Bd. XXVIII. 1897, Heft 4. p. 334 — 343.) 

Hahn, M., Ueber die Steigerung der natürlichen Widerstandsfähigkeit durch Erzeugung 
von Hypeileukocytose. (Arch. f. Hygiene. Bd. XX VIII. 1897. Heft 4. p. 312 — 333 ) 


Diphtherie. 

Ganghoftier, F. f Die Serumbehandlung der Diphtherie. (Handb. d. spex, Therap. ino. 
Krankh., hrsg. v. F. Penzoldt u. R. Stintzing. 1. Suppl.-Bd. Heft 1.) gr. 8°. 
V, 76 p. Jena (G. Fischer) 1897. 2 M. 

Roahanaky, W., Zur Wirkung des Antidiphtherieserams auf die gesunde und kranke 
Niere. (Bolnitschn. gas. Botkina 1896. No. 86.) [Russisch.] 

8harp, G., The action of the products of the organism of diphtheria on the heart muscle 
of the frog (Rana tempor&ria). A preliminary note. (Journ. of anat. u. physiol. 
Vol. XXXI. 1897. Part. II. p. 199—201.) 

Andere Infektionskrankheiten. 

Bordet, J., Contribution h l’^tude du serum antistreptococcique. (Annal. de ITnstit. 
Pasteur. 1897. No. 3. p. 177—213.) 


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Neue Litteratur. 719 

Suchner. H., Zu Robert Koch’s Mitteilungen Uber neue TuberkulinprKparate. (Berl. 
klin. Wchschr. 1897. No. 15. p. 328—323.) 

Calmette, A., Sur le venin des serpents et sur l'emploi du slrnm antivenimeuz dans la 
therapoutique des morsures venimeuses cbez l'homme et cbez les animauz. Quatrifeme 
memoire. (Annal. de l’Instit. Pasteur. 1897. No. 8. p. 214 — 287.) 

Deutsches Reich. Bestimmungen, den Vertrieb von Tuberculinum Kochii betr. (Berlin, 
Bayern, Sachsen, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Braunschweig, Schaumburg-Lippe, 
Lippe, Elsaß- Lothringen). (Veröffentl. d. kaiserl. Qesundh.-A. 1897. No. 14. p. 808 
-—80».) 

Höfling, E , Ein Fall von Tetanus traumaticus, behandelt mit Antitoxin. (Dtsche med. 
Wchschr. Therap. Beil. 1897. No. 8. p. 22.) 

Jessipow, N., Ueber die Wirkung der Blutentsiehung auf die chemische Zusammen- 
setzung des Blutes und auf die Immunität des tierischen Organismus gegen Cholera. 
(Medicinsk. pribawl. k morsk. sborn. 1896. Sept.) [Russisch.] 

XtQStig, A. u. Oaleotti, G., Versuche mit Pestschutzimpfangen bei Tieren. (Dtsche med. 
Wchschr. 1897. No. 15. p. 227—230.) 

M&ksutow, A., Ein Versuch, durch Tuberkeltozin Immunität gegen Tuberkulose hervor- 
zurufeu. (Wratsch. 1896. No. 51.) [Russisch.] 

Sachsen- Weimar. Ministerial- Bekanntmachung, betr. Abänderung der Bestimmungen über 
Aufbewahrung und Abgabe des Tuberculinum Kochii. Vom 17. Dezember 1896. 
(Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1897. No. 9. p. 197.) 

Bobernheim, Die Immunisierung gegen den Vibrio der Cholera asiatica. Zusammen« 
fassendes Referat. (Hygien. Rundschau. 1897. No. 4 — 7. p. 161 — 168, 235 — 248, 
800—307, 344—356 ) 


Inhalt, 


Originalmitteilungen. 

Huber, J. Ch , Zur Geschichte der Trichi- 
nose. (Orig.), p. 684. 

LÖnnberg, Einar, Beiträge zur Phylogenie 
der parasitischen Plathelminthen. (Orig.), 
p. 674. 

London, E. B., Schnelle und leichte Methode 
zur Bereitung des Nähragars. (Orig.), 

p. 686. 

Memmo, Giovanni, Beitrag zur Kenntnis 
der Aetiologie der Tollwut. (Orig.), 
[Zweite Mitteilung], p. 657. 

Pane, Nicola, Ueber die Heilkraft des aus 
verschiedenen immunisierten Tieren ge- 
wonnenen antipneumonischen Serums. 
(Orig.), p. 664. 

Ziemann, Hans, Zur Morphologie der 
Malariaparasiten. (Orig.), p. 641. 

Referate. 

Apolant, Eduard, Ueber das gleichzeitige 
Vorkommen von Angina und Perityphlitis, 
p. 689. 

Apolant, Eduard, Ueber Infektion einer 
Zahnoperationswunde, p. 695. 


Fröhner, Generalisierte Botryomykose beim 
Pferde mit Lungenmetastasen. Jodbehand- 
lung, p. 696. 

Galli-Valerio, B., Note parassitologiche, 
p. 697. 

Gilchrist, T. C. and Stokea, William 
Royal, The presence of an Oi’dium in 
the tissues of a case of pseudo-lupus 
vulgaris, p. 692. 

Hauch, Rauschbraud bei Schafen, p. 695. 

Henke, F., Beitrag zur Frage der intrau- 
terinen Infektion der Frucht mit Tuberkel- 
bacillen, p. 691. 

| Klingmüller und Weber, Untersuchungen 
über Lepra, p. 695. 

Kohn, Bakteriologische Blutuntersuchungen, 

| insbesondere bei Pneumonie, p. 687. 

Kühn&u, W , Ueber Miscbinfektionen mit 
I Proteus bei Diphtherie der Halsorgane, 

p. 688. 

I Marcantonio, A., Contributo alle lesioni 
extrapolmonali dello pneumococco, p. 690. 

May, Ferdinand, Zur Tuberkulosestatistik 
in Bayern, p. 690. 

i Meunier , Bronchopneumonie» infantiles 
oues aubacille de Pfeiffer, p. 689. 



720 


Inhalt. 


Laxer, E., Experimente Ober Osteomyelitis, 
p. 694. 

Peterf, Ueber du Verhältnis der Xerose- 
beeilten su den Diphtheriebacillen, nebst 
Bemerkungen Uber die Conjunctivitis 
crouposa, p. 696. 

Piatner, Th., Studien Uber Tetrarhyncben 
nebst Beobachtungen an anderen Band* 
Würmern, II. Mitteilung, p. 697. 

Back, Arnold, Was ist Zaraath (Lepra) der 
hebräischen Bibel? p. 694. 

Sehimmelpfennig, W., Ueber einen Fall 
von infantiler Conjunctivalxerose mit 
KeratomaUcie, p. 696. 

Biredey, Pleuräsie purulsnte due au Bacille 
de Friedlander, p. 690. 

Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 

Honsell, Ueber Diflerentialfärbung «wischen 
Tuberkelbacilleti und den Bacillen des 
Smegmas, p. 700. 

Uhlenhuth, Beitrag zur Serumdiagnose bei 
Typhus abdominalis, p. 698. 

Werneok de Aquilar, Ueber Fibrinbildung 
bei den verschiedenen anatomischen Pro- 
dukten der Tuberkulose, p. 699. 

Behutximpfung , künstliche Infektions- 
krankheiten, Entwickelungshemmtwg and 
Vernichtung der Bakterien etc. 

Ahlfeld, Die IleiBwuseralkoboldesinfektion 
und ihre Einflihrnng in die allgemeine | 
Praxis, p. 711. 

Beyer, Silbergaze als Verbandsstoff, p. 711. 

Bnehner, H., Die Bedeutung der aktiven | 
löslichen Zellprodukte für den Chemismus ; 
der Zelle, p. 700. 


Courmont, A., Le slrum de Marmorek 
n’imtnunice pu le lapin contre le strepto* 
coque de l’lrysipkle, p. 707. 

Credd, Itrol (Arg. citric.) als Antieepticum, 
p. 711. 

Darbyahire, A case of tetanus treated with 
Tizzoni» antitoxln, recovery, p. 709. 

Dobcxynski , Du Diphtheneheilserum in 
der städtischen und Laudpraxis, p. 720. 

Fürbringer und Freyhahn, Nene Unter- 
suchungen über die Desinfektion der 
Hände, p. 708. 

Xeyer, Carl, Zur antiseptischen Kraft der 
Credd’schen Silbersalse, p. 711. 

Pani, Th and KrÖnig, B., Die gesetzm&üigen 
Beziehungen swischen Lösungszustand 
und Wirkungswert der Desinfektions- 
mittel, p. 710. 

j Pilger, Ueber die Silbersalze Itrol und 
Actol (Crede) und ikre Anwendung in 
der ärztlichen Privatpraxis, p. 712. 

Btone, Report of a case of malignant uterine 
tumor treated by the toxins of erysipelas 
and Bacillus prodigiosus, p. 707. 

Teisier et Guinard, Infiuence de la diöte 
et de l’inanition sur les effets de cer- 
talnes toxines microbiennes, p. 702. 

Voge«, 0., Der Kampf gegen die Tuber- 
kulose des Rindviehs, p. 703. 

Wickera, H. A., The local treatmeDt of 
diphtheria with sodium hyposulphite, 
p 703. 

Wittlinger, Experimentelle Beiträge xur 
Lösung der Porcosanfrage, p. 704. 

▼. Zagontlchkonski, Bakteriologische Unter- 
suchungen Uber die Silbergaze nach Dr. 
B. Crede, p. 711. 

Neue Litteratur, p. 719. 


Promouurasche Huchdruckerei (Hermann Fohle) la Jena. 


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Bakteriologie. Parasiteokmuie i MektinnskranlftiRitRii 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Parasitenkunde. 

In Verbindung mit 

Gen fiat Prot Dr. Leockart, Gell Mei-Bat Prot. flr. Loefflor 

ln Leipiig nnH in Greifswald 

Professor Dr. R. Pfeiffer 

io Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. UWworm in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer in Jena 
XXI. Band. Jena, den 9. Juni 1897. Xo. 19 . 

Frei« für den Band (26 Nummern) 16 Hark. — Jährlich erscheinen zwei Bände. 

Hierzu alt regelmä/sige Beilage die Inhaltsübersichten der II. Abteilung des Centralblattet. 

Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde" richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige 
Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Aufsätxe ent- 
weder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das 
Manuskript schreiben xu wollen oder spätestens nach Empfang der ersten 
Korrekturabxüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena , 
gelangen xu lassen. 


Original - Mittheilungen. 

— Nachdruck verboten. 

Heber Flagellaten (Trichomonas) in der Lunge eines 
Schweines bei lobulärer Pneumonie. 

[Aus dem pathologischen Institute in Marburg.] 

Von 

Dr. J. Wleting, 

Assistenten am Institute. 

Bei der im hiesigen Institute vorgenommenen Untersuchung der 
(, rgane eines 4-monatigen Schweines, das 14 Tage lang die Er- 
scheinungen einer Lungenaffektion dargeboten hatte, wurde außer 
hochgradigem Oedem der Bauchwand, Stauungsleber und blutreichen 
Nieren an den Lungen folgender Befund erhoben: 



722 


J. Wieting, 


Ueber beide Lungen verbreitet fanden sich kleinere und gröfsere 
konfluierende lobulärpneumonische Herde von fester Beschaffenheit, uater 
der Pleura gegen die uormal ; lufthaltigen oder etwas geblähten Partieen 
als etwas eingesunkene, blässere oder hier und da auoh mehr gerötete 
Gebiete zum Vorschein kommend; auf dem Durchschnitt zeigten sie ein 
blafa-rötlich-graues oder mehr graues, nioht deutlich granuliertes, ziem- 
lich homogenes Aussehen mit meist noch erhaltener Andeutung der 
Läppchenzeichnung. Diese Herde safsen vorwiegend an den peripheren 
Teilen, besonders den Rändern der Lungen ; beide Oberlappen a ber waren 
vollkommen infiltriert und zu derben grauen Läppchen umgeirandelt» 
Von den Schnittflächen der Herde war eine trüb-gelblich-graue Flüssig- 
keit von Eiterkonsistenz zu gewinnen. Die Bronchen waren bis zu den 
Hauptästen hinauf mit schleimig-serösem Inhalt gefüllt. 

In einem frischen Abstriche aus einem der Herde fielen schon bei 
schwächerer Vergröfserung lebhaft Bich bewegende Organismen 
etwa von der Gröfse eines weifsen Blutkörperchens auf, 
und bei genauerer Untersuchung zeigte sich, dafs die- 
selben Gebilde in allen jenen Herden in gröfserer oder 
geringerer An z ahl* ve rtrete n waren, in einem Gesichtsfelde 
(bei Leitz Obj. 7, Ocul. 1) bis zu fünf und mehr Exemplareu; an 
anderen Stellen waren sie weniger reichlich und bedurfte es mehrerer 
Abstriche, um nur einige wenige zu entdecken. Dabei konnte festgestellt 
werden, dafs namentlich in den grauen derber infiltrierten Stellen, so vor 
allem in den Oberlappen, die Ausbeate besonders gering war; am reich- 
lichsten war dieselbe in den Randpartieen der Herde, an den Uebergaogs- 
stellen in dos gesunde Gewebe. In mäfsig reichlicher Menge fanden sie 
sich ferner in dem die Bronchen ausfüllenden serösen Inhalte, wenig 
zahlreich auch in den gesunden Lungenpartieen, hier auch wohl aus den 
Bronchen Btammend. 

Die Bestandteile der abgestriohenen Flüssigkeiten bildeten vornehm- 
lich kleinere und gröfsere, oft mehr kernige Leukocyten, zum grofsen 
Teil in fettigem Zerfall begriffen, ferner rote Blutkörperchen, Alveolax- 
und Bronchialepithelien , einzelne 8täbohenbakterien, freie, duroh den 
Zerfall entstandene Fetttröpfchen, und dazwischeu schossen jene Gebilde 
in lebhaftester Bewegung hindurch. Diese war zumeist in den frisch, 
etwa 5 Stunden nach dem Tode des Wirtes untersuchten Präparaten so 
lebhaft, dafs Einzelheiten kaum unterschieden werden konnten : In rascher 
Reihenfolge verliefen Wellenbewegungen einer undulierenden Membran 
von einem Ende zum andern, und zwar stets entgegen der Bewegung* - 
richtung; der Leib war dann oft langgestreckt oval, wenn sie sich 
zwischen den Formelementen des mit 0,6-proz. Kochsalzlösung verdünnten 
Saftes hindurohwanden. Waren die Tierchen etwas zur Ruhe gekommen, 
so liefe sich deutlich erkennen, wie an dem etwa 16 — 20 y langen und 
5 — 6 y breiten Leibe 2 — 4 nach der Spitze sich verjüngende Geifseln 
lebhaft hin- und herschwangen; diese waren stets mindestens so lang 
wie der Körper, manchmal länger, so dafs sie riiokschwingend häufig das 
andere Ende des Körpers überragten und hier das Vorhandensein gleicher 
kürzerer Apparate vortäuschten. Die Schwingung der Geifseln geschah 
stets nach der Seite der undulierenden Membran und wieder zurück. 
Ihr Sitz entsprach nie genau dem vorderen Körperpol, sondern war stets 



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Uebsr Flagellaten (Trichomon&a) in der Longe eines Schweines etc. 723 

etwas seitlich in einer kleinen Ausbuchtung, und zwar an der etwas 
mehr gewölbten Körperseite. Bei annähernder Ruhe des Tierchens war 
nämlich seine Gestalt nicht ganz oval, die eine Seite verlief etwas weniger 
stark konvex als die andere und war dnrohaus scharf begrenzt. An der 
mehr konvexen Seite, die am einen Ende in jener Grube die anscheinend 
von der Basis aus geteilten, aber öfters verklebten Geifseln trug, ver- 
liefen auch ausschliefslich die mehr oder weniger lebhaften obenerwähnten 
Wellenbewegungen der undulierenden Membran, und zwar stets von vorn 
nach hinten über den ganzen Zellleib. Das hintere Ende lief in einen 
stiftartigen Protoplasmafortsatz aus, der manchmal ziemlich scharf ab- 
gesetzt war, oft auch allmählich in den Körper üherging; das Ende war 
bisweilen lang fadenförmig auBgezogen und konnte dann Geifseln Vor- 
täuschen, in anderen Fällen war es mehr abgestumpft. Das Protoplasma 
des Leibes war feinkörnig, ohne Vakuole und sohlofs zumeist feine 
Körner und gröbere rundliche, hellglänzende Körperchen ein, die wohl 
Nahrungsmaterial darstellen dürften ; bisweilen waren diese stark licht- 
brechenden Körperchen in einer Reihe entlang dem undulierenden Saum 
gelagert. Waren die Tiere dem Absterben nahe, so verliefen die Undula- 
tionen äufserst langsam, am Rande wurden lange, fingerförmige Fortsätze, 
erzeugt durch stärkere lokale Kontraktionen der Membran, ausgestreckt, 
die nach dem Ende zu in schwache Erhebungen ausliefen, ohne dasselbe 
zu erreichen. Der Körper wurde schliefslioh rundlich, bisweilen etwas 
eckig, die Geifseln wenig deutlich, einmal erschienen sie in der Achse 
des rundlichen Körpers gradlinig gestreckt zu einem Faden verschmolzen. 
Nun erst wurde mehr dem Kopfende zugelagert ein nicht sehr grofser 
Kern mit hellglänzendem Kernkörperchen deutlich, der durch Zusatz von 
Sublimateisessig noch mehr hervortrat, während die Geifseln unsichtbar 
wurden . 

Die Widerstandsfähigkeit der Tierchen war nicht gering: Nach 
36 Stunden konnten noch ebenso lebhafte Exemplare gefunden werden 
wie zu Beginn der Beobachtung, und selbst die hochgradige Zersetzung 
durch Fäulnisbakterien konnte ihnen wenig sichtbaren Schaden thun ; 
nach 48 Stunden (bei Zimmertemperatur) waren die meisten abgestorben 
und dann bisweilen sohwer von den zahlreichen weifsen Blutkörperchen 
zu unterscheiden ; am dritten Tage war kein lebendes Tier mehr zu sehen. 

AbstTiohpräparate, die mit Sublimat fixiert waren, zeigten die Unter- 
schiede zwischen Leukocyten und Flagellaten derartig verwischt, dafs mit 
Sicherheit kein Tier als solches zu erkennen war. Auch an Sohnitt- 
präparaten (ans Formol oder Sublimat), die zur Feststellung der Lage- 
verhältnisse der Flagellaten angefertigt wurden, soheiterte eben diese 
Absicht an der Unmöglichkeit des sicheren Wiedererkennens der Tiere. 
Im übrigen ergab sich das histologische Bild der lobulären Pneumonie, 
ähnlioh wie beim Menschen. 

Auf Agaragar wuchsen aus Abstrichen der Lungenherde auBer 
Kolonieen von unbeweglichen Stäbchen und dicken Kettenkokken, die 
wohl als Verunreinigungen anzusehen waren, weitere Kolonieen von kleinen 
Kokken, anfangs von jenen fast überwuchert, dann rein gezüchtet, die 
mikroskopisch und im Aussehen der Kulturen ganz dem Staphylo- 
cocous pyogenes aureus gliohen, auch an Meerschweinchen lokale 
Eiterung erzeugten, 

46» 


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724 J- Wietiog, Ueber Flagellaten in der Lunge eines^Schweinee etc. 

Es bandelt sich demnach um eine Flagellatenart, die der Tricho- 
monas vaginalis sehr ähnlich, wenn nicht mit ihr identisch ist. 
ln Bezug auf die Einzelheiten der Morphologie dieser letzteren ver- 
weise ich auf die von Marchand (dies. Centralbl. Bd. XV. 1894. 
p. 707) gegebene Beschreibung und Abbildung. Eine Abweichung 
scheint nur in der Länge der Geißeln vorhanden zu sein, die in 
meinen Präparaten anscheinend immer länger waren als der Körper 
der Tiere. 

An Schnittpräparaten, die nach Weigert gefärbt wurden, 
fanden sich in großer Menge in den Herden, sowie auch in den mit 
zellreichem Inhalt gefüllten Bronchen, Diplokokken, die ganz 
das Aussehen des Fraenkel - Weichsel ba um’schen Diplo- 
coccus lanceolatus hatten. Sie lagen zerstreut über das ganze 
Gewebe, vereinzelt oder zahlreich, oft längere Ketten bildend; in den 
gesunden Particcn wurden sie vermißt; nur ganz verschwindend selten 
sah man eine andere Bakterienform, kurze Stäbchen, oder etwas 
dickere Kokken. Daß die Diplokokken in den Kulturen nicht an- 
gingen, ist bei dem lebhaften Wachstum der Verunreinigungen nicht 
zu verwundern. Sehr wahrscheinlich ist aber die pneumonische 
Afiektion durch diese Diplokokken hervorgerufen. Die Rolle der 
Flagellaten würde sich demnach auf eine sekundäre Ansiedelung be- 
schränken. 

Die enormen Mengen weisen wohl auf eine Vermehrung innerhalb 
des einen nicht ungünstigen Nährbodens bildenden Organs hin, wenn- 
gleich keine Teilungsformen gesehen wurden, wie Marchand sie be- 
schreibt. Jedenfalls beschränkte sich das Vorkommen der Flagellaten 
keineswegs auf die kleineren Bronchen , in deren Inhalt sie weit 
seltener gefunden wurden, als in dem infiltrierten Parenchym, be- 
sonders der Randpartieen. 

Für das Vorkommen von Flagellaten bei Menschen und Tieren, 
das meist als sekundäre und ziemlich unschädliche Invasion, bisweilen 
aber auch als krankheitserregend aufgefaßt ist, finden sich in der 
Litteratur mannigfache Belege *). Weniger zahlreich sind die Beobach- 
tungen der Parasiten in den Lungen, und hier sind es meist gan- 
gränöse Herde, aus denen sie mit dem Sputum innerhalb der putriden 
Dittrich’schen Pfropfen entleert wurden. Neuerdings hat Grimm s ) 
einen Fall mitgeteilt, wo sich in je einem Absceß der Leber und der 
Lunge (auch im Sputum) Flagellaten von über 50 fi Größe fanden, doch 
ist über ihre nähere Beschaffenheit weder aus der Abhandlung, noch ans 
den Abbildungen etwas Bestimmtes zu entnehmen; zweifelhaft erscheint 


1) Die Litteratur findet sich in M. Braun, Die tierischen Parasiten des Menschen 
Würzburg 1895, zusammengestellt. Hinsuzufügen sind noch die Fälle von Schür* 
tnayer, Ueber das Vorkommen von Flagellaten im Darmkanal de» Menschen. (Centralbl. 
f. Bakt. Bd. XVI11. 1995); ferner Miura, Daselbst. Bd. XV. — Dock (ef. eod. loe.), 
Flagellat«* protozoa in the freshly passed urine of man. (The Medical New». 1894), und 
Rata, 11 trichomonas in patologia. (Bif. med. 1896). sowie Janowski, Ueber 
Flagellaten in den menschlichen Faeces und ihre Bedeutung für die Pathologie. (Zeit- 
schrift. f. klin. Med. Bd. XXXI 1897. p. 442.) 

2) F. Grimm, Ueber einen LeberabsceB und einen Lungenabscefi mit Protozoen. 
(Verhandlungen d. dtschn Gesellsch. f. Chir. 28. Aug. 1894.) 


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Lönnberg, Beiträge zur Phylogenie der parasitischen Plathelmiothen 725 

auch die Angabe, daß beide Abscesse in den „so entfernten und un- 
gleichartigen Organen wie Lunge und Leber“, unabhängig von ein- 
ander entstanden sein sollen. Besser beobachtet sind die Fälle von 
Schmidt 1 ), der im Auswurf, und post mortem in der Lunge, 
Flagellaten beobachtete, die er als Trichomonas pulmonalis 
bezeichnet, und die ganz der Trichomonas vaginalis glichen; 
hervorzuheben ist ihre kurze Lebensdauer (sie starben nach 30 Min. 
außerhalb des Körpers), sowie ihr Vorkommen ausschließlich innerhalb 
der D ittrich ’schen Pfröpfe, im ersteren Falle bei einer Aspirations- 
pneumonie nach Carcinoma laryngis (lobuläre Pneumonie mit geringer 
Erweiterung der Bronchen, ohne Gangrän), im zweiten Falle in 
Bronchektasieen, die anscheinend im Anschluß an eine Pleuritis ent- 
standen waren (Pfröpfe im stinkenden Sputum), im dritten Falle bei 
einer fieberhaften Lungenaffektion nach Verschlucken eines Knochen- 
stücks. Es können also Flagellaten außer bei Gangrän und Bronch- 
ektasieen, auch bei anderen Lungenaffektionen, und zwar bei allen 
den Prozessen, die zur Bildung Di ttrich 'scher Pfröpfe führen, Vor- 
kommen. Dafür, daß auch ohne diese die Parasiten vorkommon 
können, würde die diffuse Ausbreitung über das Lungengewebe in 
unserem Falle sprechen, wenn es sich auch hier um ein Vorkommen 
beim Schweine handelt, dessen Lebensweise die Aufnahme der Para- 
siten besonders begünstigen dürfte. 


Nachdruck verboten. 

Beiträge zur Phylogenie 
der parasitischen Plathelminthen). 

Von 

Dr. Elnar Lönnberg, 

Dozenten der Zoologie an der Kgl. Universtät Upsala. 

Mit 4 Figuren. 

(Schluß.) 

Diese Veränderung der als Bewegungsorgane fungierenden 
Bothridien zu Haftorganen steht ohne Zweifel in gewissem Zusamm- 
enhang mit der Organisation des Darmes des Wirtstieres. In der 
Spiralklappe der Selachier konnten und können die Schmarotzer 
sich hin und her bewegen, ohne zu befürchten, gleich herausgetrieben 
zu werden. Im Darme der Teleostier aber, denen eine solche Klappe 
fehlte, mußten die Cestoden sich härter und besser festheften, um über- 
haupt da bleiben zu können. Die Anpassung in dieser Hinsicht kann 
man auch deutlich bei den verschiedenen Formen wahrnehmen. 
Ptychobothrium(Bothriocephalus)belones,ein Bewohner 


1) A. Schmidt, Ueber parasitäre Protozoen (Trichomonas pulmonalis) im Aus* 
wurf. (Münch, med. Wochenscbr. 1895. No. 51.) 


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726 


Elitär Lönnberg, 


des geraden Darmes von Rhamphistoma betone, hat besonders 
große und kräftige Bothrien. Viele Bothriocephalen, wie B. puncta- 
tus, infundibuliformis u. a. wählen die Appendices pyloricae zu 
ihrem Aufenthaltsort, wahrscheinlich weil sie da eine ruhigere Lage haben, 
als im Darme selbst. Abothriumrugosum verschafft sich ein sekun- 
däres Haftorgan, weil die Bothrien ihm nicht genügen, indem er in 
den Pylorusanhängen den vorderen Teil des Körpers hinter dem 
Skolex, der abortiert, mächtig auftreibt und dadurch wie eingeknöpft 
wird. B. plicatus bohrt die Darmwand des Wirtes durch und 
bildet in einer besonderen Cyste oftmals einen ähnlichen Knopf, 
aber mit Beibehaltung von Skolex und Bothrien. Andere Bothrio- 
cephaliden, denen auch die Bothrien zu schwach gewesen waren, habtu 
andere Haftorgane erworben. Der Schmarotzer im Darme des Po- 
lyp terus trägt Haken am Vorderende des Skolex, weshalb Monti- 
c elli ihm den neuen Namen Anchistrocephalus gegeben hat. Der 
Bandwurm inCentrolophuspompilius.Amphicotyle, wurde 
mit je einem Acetabulum auxiliare am Hinterende der Bothrien 
ausgestattet, das wohl als die transformierte hintere Partie derselbe» 
aufzufassen ist. Die stärkste Entwickelung der Bothrienmuskulatur 
können jedoch die Solenophorineen aufweisen und sie müssen sicher- 
lich im Darme der Boiden gut ausgerüstet sein. Bei der Gattung 
Bothrimonus Duvernoy (Disymphytobothrium Diesing = 
Diplocotyle Krabbe 1 ) haben sich die Bothrien zu rundlichen, vor- 
wärts gerichteten Saugnäpfen konzentriert, die augenscheinlich sehr 
muskulös und kräftig sind und die außerdem miteinander verbunden 
sind, wodurch sie besser als Haftorgane wirken können. Mit Rück- 
bildung der Bothrien hat Tricuspidaria vier dreispitzige Haken 
erworben, die sowohl als Bewegungs- als auch als Haftorgane fungieren 
können. Bei Schistocephalus und Ligula dagegen brauchen 
die Haftorgane nicht so kräftig zu sein, weil diese Tiere schon 
während des larvalen Lebens, das sie in der Bauchhöhle von Fischen 
durchmachen, so weit entwickelt sind, daß sie nur kurze Zeit im 
Darme des definitiven Wirtes zu verweilen brauchen. — 

Cyathocephalus, der in manchen Beziehungen den Bothrio- 
cephaliden ähnelt, z. B. durch den Besitz einer sekundären Uterus- 
öffnung, könnte vielleicht von einer Bo thriocephalus- ähn- 
lichen Form hergeleitet werden. Mau könnte sich dann entweder 
denken, daß die Bothrien sich terminal zu einem vereinigt hätten 
oder wahrscheinlicher, daß die terminale Sauggrube gleichzeitig mit 
dem allmählichen Schwund der Bothrien aus der beweglichen Skolex- 
spitze nebst einer solchen kragenförmigen Bildung, wie diejenige, die 
man z. B. bei Bothriocephalus infundibuliformis findet, 
hervorgegangen wäre. 

Als Haftorgane sind die zwei blattförmigen Bothridien jenes Ent- 
wickelungsstadiums, das noch von Echinobothrium repräsentiert 
wird, nicht genügend. Die erwähnte Gattung, die solche Saugblätter 
noch hat, mußte deshalb in anderer Weise sich festheften und hat 


1) Vgl. Monticelli, „Sul genere Botbrimonus Davoruoy*'. (Boll. soc. oit 
Napoli. An. IV.) und „Note elmintologiche.“ (Monit. zool. ital. 1892.) 


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Beiträge zur Phylogenie der parasitischen Plathelminthen. 


727 


für diesen Zweck lange, kräftige Haken am Skolexhalse und an der 
Spitze des Skolex erworben. Die zwei blattförmigen Bothridien, die 
zwar als Haftorgane nicht ausreichend waren, leisteten doch als 
Bewegungsorgane guten Dienst. Sie konnten aber besser, d. h. 
beweglicher werden, indem jedes Bothridium sich in zwei teilte. 
Dies geschah auch bei den Vorfahren der Tetraphylliden, und man 
kann diese Spaltung darauf zurückführen, daß, wenn die Diphylliden 
auf eine Fläche krochen, sie abwechselnd den linken und den rechten 
Teil eines Bothridiums hervorstreckten. Hiervon entstand ein Streben, 
die beiden Hälften jedes Bothridiums unabhängig von einander zu 
machen, was ja verhältnismäßig leicht durchgeführt werden konnte. 
Die jetzt entstandenen Tetraphylliden spezialisierten die Bothridien- 
muskulatur und differenzierten sich und ihre Bothridien in ver- 
schiedenen Richtungen, wodurch ein Reichtum von Formen entwickelt 
wurde. Die Tendenz, die Bothridien immer beweglicher zu machen, 
führte zur Entwickelung von Bothria pedicellata, wie sie am 
meisten typisch bei Anthobothrium auftreten. Bei diesem sind 
die gestielten Bothridien ganz glatt, ohne Hilfsorgane irgendwelcher 
Art für die Befestigung, sie sind also ziemlich schwach. Bei 
Echeneibothrium werden die außerordentlich beweglichen Bothri- 
dien mit Querleisten versehen, wodurch sie besser anhaften, und 
außerdem kann das Tier einen Teil des Bothriums unabhängig von 
dem andern benutzen. Bei Phyllobothrium sind die gekräuselten 
Bothridien schon kräftigere Haftorgane, wozu kommt, daß wenigstens 
in gewissen Fällen Hilfswerkzeuge in der Form von sekundären Saug- 
n&pfen sich entwickeln. Sekundäre Hilfsorgane treten aber in ver- 
schiedenen Formen bei vielen Tetraphylliden teils als sekundäre 
Saugnäpfe, teils als Haken auf. Jene sind in einfachster Form nur 
vertiefte Abschnitte des Bothridiums, die nach und nach mit Muskeln 
besser versehen werden, so daß sie schließlich spezialisierte Saug- 
näpfe mit radiärer Muskulatur darstellen. Die gradweise Entwicke- 
lung zeigen uns die Arten der Gattung Monorygma Diesing. Bei 
Monorygma perfectum P. J. van Ben. ist der vordere Teil — 
es ist beinahe immer der vorderste Teil, der für das Anhaften sekundär 
bewaffnet wird, weil dies am meisten zweckmäßig ist, ist er aber 
z. B. schon mit einem Saugnapfe ausgestattet, so kann sich noch 
ein solcher in der Mitte oder am Hinterende ausbilden 1 ) — durch 
eine Querleiste vom übrigen Teile des Bothridiums abgeschieden. 
Bei M. chlamydoselachi mihi ist dies kaum weiter gegangen, 
aber bei M. e 1 e g a n s Monticelli führen die Bothridien je einen deut- 
lichen apikalen Saugnapf. Im ersten Stadium stellt also Mono- 
rygma kaum mehr als ein Anthobothrium mit durch je eine 
Querleiste geteilten Bothridien dar. Bei Orygmatobothrium 
Diesing sind die ursprünglich Anthobothrium - ähnlichen Bothri- 
dien mit je zwei Acetabula auxiliaria versehen. Die Aehnlich- 
keit mit der primitiveren Form ist doch jedenfalls so groß, daß 
P. J. van Beneden sowohl Monorygma als Orygmato- 
bothrium Anthobothrium benannte. Wenn die Bothridien 


1) Aehnlichea ist auch von Pintner 1. c. (Biol. Central bl.) ausgesprochen. 



728 


Binar Lönnberjr, 


mit Haken bewaffnet sind, so können diese verschiedener Gestalt 
sein. Onchobothrium besitzt in jeder Bothridie je zwei scharf 
gekrümmte rosendoruförmige Haken, Galliobothrium je der 
schlankere längere Haken und schließlich hat Acanthobothriam 
je zwei gabelförmige Bildungen, also vier Spitzen in jeder Bothridie. 
die aber zu zweien durch einen gemeinsamen Griff vereinigt stad 
Diese hakentragenden Formen haben nicht nur solche Waffen, wie 
die oben beschriebenen, sondern ihre Bothridien sind außerdem oh 
durch Septen geteilt und mit sekundären Saugn&pfen versehen 
Acanthobothrium coronatum (Rudolphi) van Ben. ha! 
sowohl Haken als Septen und Acetabula auxiliaria. Dieser Band- 
wurm ist also außerordentlich wohl ausgerüstet, seine Bothridien 
sind sehr beweglich, und er ist imstande, sich tief in die Schleim- 
haut des Wirtes einzubohren; er ist somit eine der höchstentwickeltes 
Formen dieser Richtung. Wenn wir aber noch einmal zu der 
An thobothri um gruppe zurückkehren, so können wir uns denkeo, 
daß die sekundären Saugnäpfe sich mehr und mehr entwickeln, so 
daß sie als Fixationsorgane vollständig und allein genügen, obwohl 
die Muskulatur der Bothridienblätter sich auch entwickelt hat und 
sich von dem übrigen Teile des Skolex differenziert. Wenn dann die 
Parasiten mehr stationär werden und also die Bothridien als Be- 
wegungsorgane nicht mehr brauchen, können diese reduziert werden, 
so daß schließlich nur die weiter ausgebildeten sekundären Salz- 
näpfe bestehen bleiben. Es ist anzunehmen, daß die kugelförmiges 
Saugnäpfe z. B. von Tetrabothriuni maculatum Olsson 1 ) 
solche Bildungen sind, und dasselbe gilt von Tetrabothriuni 
(Diploboth rium , Subgenus) simile P. J. van Ben. und T. (D.) 
affine Lönnberg. 

Dies kann weiter geführt werden, so daß man die Saugnäpfe von 
Ichthy otaenia Lönnberg mit solchen Acetabula auxiliaria der 
Tetraphylliden homologisiert und obwohl diese Gattung den Tetra- 
phylliden viel näher steht, als den wahren Tänien der höheres 
Wirbeltiere könnte man doch auch auf diese die Homologisierung 
ausdehnen. Pintner hat (I. c.) die Wahrscheinlichkeit dieser Auf- 
fassung hervorgehoben und sogar als Rudimente der früheren Haft- 
scheiben die Oehrchen bei Anoplocephala perfoliata (Goeze) 
gedeutet. Bei Prosthecocotyle Monticelli *) findet sich an jedem 
Saugnapfe je ein „tubercoletto“. Diese „tubercoletti“ sind an der 
Außenseite jedes Saugnapfes gelegen und scheinen mir sehr passend 
als Rudimente von übrigens schon wegreduzierten Bothridien aufgefaßt 
und erklärt werden zu können. Prosthecocolyte wäre dann eine 
Zwischenform zwischen einer ursprünglichen Monory gm a -ähnlichen 
Form und den echten Tetrabothrien mit kugelförmigen Saugnäpfe® 
und wird jedenfalls wahrscheinlich am besten nur als ein Subgenus 
unter Tetrabothriuni einrangiert. Es giebt aber noch andere 
Cestoden, die Bildungen aufweiseu können, welche als Rudimente 

1) Der Begriff Tetrabothriam scheint noch nicht ganz klar za Nein, UeskziS 
ist es besser, die Speciesnamen ausauschreiben. 

2) Monticelli, NoU intorno a due forme di Cestodi. (Boll. mus. soob) Törin« 
1892. 


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Beiträge zur Fhjrlogenie der parasitischen Plathelminthen. 


729 


von Bothridien gedeutet werden können. Eine solche Art ist D i n o - 
bothrium septaria aus Isurus(Lamna) cornubicus, beschrieben 
von P. J. von Beneden 1889 *). Dieser eigentümliche Cestode hat 
4 große flache Bothridien und am Vorderende dieser je ein kleines 
Acetabulum. Jederseits von jedem von diesen Saugnäpfen kann man 
einen kleinen Ausschuß wahrnehmen, welche zusammen für jedes 
Acetabulum eine halbmondförmige Bildung darstellen. Es sind dies 
Bildungen, die ich für Bothridienrudimente halte. Um dies zu erklären, 




Fig. 4. 


Die Figuren sind schematische Darstellungen der 
weiblichen Geschlechtsorgane: 1) von einem Tridaden, 
2) von einem Trematoden, 3) von einem Rhabdocöüden 
und von einem Cestoden (Sagittalschnitt). 

ks Keimstock, d Dotterstock, dg Dottergang, s Schalen- 
drüse, Ic Laurer’scher Kanal, v Vaginalöffnung, ka mut- 
maßliche Lage des Keimstockes nach dem Zurückwandern, 
v Lage der weiblichen Geschlechtsöffnnng, nachdem die- 
selbe mit Verlängern der distalen Teile nach vorn gerückt 
ist , dg Lage der Dottergänge , wenn der Keimstock 
zurückgewandert ist, u Uterus. 


kann man aber nicht eine Monory gm a- ähnliche Form als Ausgangs- 
punkt wählen. Es giebt aber tetraphyllide Cestoden, die nicht nur am 
Vorderende der Bothridien, sondern auch in der Mitte derselben einen 


1) S. J. van Beneden, Deuz Cestodes nouveaux de Lamna cornnbica. (Bull. 
Aca'i. Belg. 3. 8dr. T. XVII.) 

1892 beschrieb Monticelli aus demselben Wirt einen Bandwurm, den erCerato- 
botbrium xanthocephalum nannte, den ich aber für identisch mit Beneden 's 
Di nobothrium halte, da die Abbildungen, die er giebt, daraufhindeuten. Monticelli 
spricht von „due appendici a forma cornetti“, die für seine Art charakteristisch sein 
sollten, diese finden sich aber auch auf van Beneden 's Figuren und sind anch von 
ihm beschrieben. 


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Turbellaria rhabdocoela 


730 Lönnberg, Beiträge zur Phylogeide der parasitischen Plathelminthen. 



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van’t Hoff, Eine schnellere Methode der bakteriologischen Plattenzählung. 731 

Saugnapf tragen, wie z. B. A nthobothrium musteli P. J. van 
Beneden = Orygmatobothrium versatile Diesing. Denkt 
man sich jetzt, daß dieser centrale Saugnapf sich allmählich ver- 
größert, verliert der Bothridie alle Bedeutung und wird deshalb 
reduziert, so daß nur die erwähnten „cornetti“ bleiben. Eine solche 
Erklärung wird dadurch gestützt, weil, wie ich konstatiert habe, die 
großen Bothridien von Dinobothrium gleich wie die kugelförmigen 
Saugnäpfe von Tetrabothrien gebaut und mit sehr starker radiärer 
Muskulatur versehen sind. 

Die Tetrarhynchen sind noch nicht erwähnt worden. Ihre Bo* 
thridien sind von ganz ursprünglicher Tetraphyllidennatur. Dagegen 
haben sie ja in ihren vier Rüsselapparaten ein sekundäres und sehr 
kompliziertes Haftorgan erworben. Sie haben sich also ziemlich 
früh von den anderen Tetraphylliden abgezweigt. Im Frühling 1887 
hörte ich Professor Tu 11b erg in seinen zoologischen Vorlesungen 
die Theorie aufwerfen, daß die Rüsselapparate aus Acetabula auxi- 
liaria herzuleiten wären. Natürlich vollständig unabhängig hiervon 
und mit voller Priorität, da die erwähnten Vorlesungen nicht 
publiziert worden sind, hat Pintner wieder dieselbe Theorie 
aufgestellt (Biol. Centralbl. 1896. 1. c.), weiter entwickelt und, wie 
es mir scheint, sehr gut bewiesen, ich verweise deshalb auf diese 
Arbeit hier. 

Die oben kürzlich hervorgehobenen Theorieen könnten vielleicht 
in einem hypothetischen Stammbaum nebenstehender Konstruktion zu- 
sammengefaßt und ausgedrückt werden. 

16. April 1897. 


Nachdruck verboten. 

Eine schnellere und quantitativ bessere Methode der 
bakteriologischen Plattenzahlung. 

Von 

Dr. H. J. van’t Hoff 

in 

Rotterdam. 

Mit 1 Piyur. 

Wie bekannt, ist die jetzt wohl allgemein gebräuchliche Methode 
der Plattenzählung diese, daß die Bakterien enthaltende Flüssigkeit 
im Reagensrohr mit Gelatine gemischt und aus diesem auf die Platte 
ausgegossen wird. 

Diese Methode hat aber zwei nicht unbedeutende Nachteile, und 
zwar, daß erstens die Bakterien mit der Gelatine innig vermischt 
werden und also nur ein geringer Bruchteil dieser als Oberflächen- 
kolo nie en auf den Platten wachsen. Es wird dadurch nötig, die 
Platten vollkommen zur Entwickelung kommen zu lassen, was wenigstens 


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732 van’t Hoff, Eine schnellere Methode der bakteriologischen Plattenzählung. 


4—6 Tage dauert. (Man sieht nämlich bis 7 Tage die Anzahl sich 
noch vermehren.) Zweitens aber ist diese Methode Oberhaupt nur 
dann eine quantitative, wenn man auch die im Reagensrohr zurück- 
gebliebene Menge Gelatine zählt und als Rollröhrchen behandelt, was 
immer seine Schwierigkeiten hat. 

In den letzten zwei Monaten wende ich nun eine andere 
Methode an, die, neben zahlreichen Kontrollversuchen mit der vor- 
hin beschriebenen, die besten (oder doch viel bessere) Resultate 
liefert. 

Bei meinen Wasseruntersuchungen tropfte ich nämlich das be- 
stimmte Quantum Wasser (ungefähr 1 / 6 ccm) 1 ) auf die Platte, die 
vorher mit Gelatine beschickt worden war, welche darin zur Erstar- 
rung gebracht worden ist. Auf die Mitte dieser festen Gelatinemasse 
wird nun das Quantum Wasser getropft und nach Zudecken der 
Platte durch Drehung und Schiefhaltung so breit als möglich zer- 
streut. Das Wasser läuft, wenn die Gelatine recht fest erstarrt ist, 
ganz gut, und in kurzer Zeit ist ungefähr ein Drittel der Oberfläche 

damit benetzt (oder sogar die 
Hälfte). Die Kolonieen entwickeln 
sich auf diese Weise ganz selb- 
ständig und entfernt von einander, 
nur beachte man, daß möglichst 
das Wasser nicht an den Rand 
läuft. Auf diese Weise ist die 
Benetzung derart: 

Diese Methode bietet zwei 
große Vorteile, welche besonders die 
bakteriologische Analyse braucht, 
nämlich ein schnelleres und zugleich vollkommeneres, quantitatives 
Verfahren. 

Auf der Platte wachsen natürlich auf diese Weise nur Ober- 
flächenkolonieen und so ist man in der Lage, schon nach 
2, höchstens 3 Tagen das ganze Quantum Kolonieen zur Entwickelung 
kommen zu sehen. Die Zählzeit wird auf diese W eise sehr abgekürzt. 

Quantitativ ist diese Methode auch empfehlenswerter, weil hier 
nichts im Reagensrohr zurückbleibt, da dieses ganz unnötig ist. 

Auf diese Weise ist es mir jetzt möglich, nach 2 Tagen viel 
bessere quantitative Resultate zu erhalten, wie sonst nach & — 6 Tagen, 
was für die Filtrationskontrolle von großem Wert istl 

Im Durchschnitt fand sich eine um 5 — 10 Proz. grössere Bakterien- 
zahl pro ccm im Vergleich mit der älteren Methode. 

Daß hier nur die aeroben Arten wachsen, thut bei der Filtra- 
tionskontrolle gar nichts zur Sache; die streng anaöroben 



1) , / e ccm geben ungefähr 10—13 Kolonieen. Die Platten heben 15 cm Diameter. 
Aach mit l / g ccm Wasser gelingt dieselbe Methode. Reinkulturen lege ich auch auf 
diese Weise an. Weitere Vorteile sind noch, dafi 

1) Wenige Gelatine genügt (6 — 7 ccm) ; 

2) Filtrationsfehler schon nach 12 — 20 Stunden naebgewiesen werden können; 

S) zu starke Verflüssigung beseitigt wird, da die Zähldauer kürzer ist; 

4) die unangenehme Differenz zwischen Oberflächen- und tiefliegenden Kolonieen autbert. 


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S. Ciechanowski, Krystallbildung in den Nährmedien. 


733 


Arten wachsen bei der anderen Methode auch wenig oder gar 
nicht, weil immer Luft in der Gelatine ist. 

Gern möchte ich diese Methode den Herren Kollegen empfehlen 
und ihre Resultate näher erfahren. 

30. April 1897. 


Nachdruck verboten. 

Krystallbildung in den Nährmedien. 

Eine Antwort an Hrn. Marion Dorset, M. D. 

Von 

Dr. 8. Ciechanowski, 

Assistenten am Institute für pathologische Anatomie zu Krakau. 

Es ist von Dr. Nowak und mir keineswegs übersehen worden, 
daß Hr. Marion Dorset ebenfalls eine Krystallbildung in den 
teilweise ausgetrockneten Nährmedien bei verschiedenen 
Bakterienarteu konstatiert und in seiner ersten Mitteilung deren Er- 
wähnung thut. In unseren Beobachtungen stand jedoch die Krystall- 
bildung in keinem Zusammenhänge mit dem Austrocknen des Mediums, 
was wir ausdrücklich in folgendem, von Hr. Marion Dorset leider 
nicht berücksichtigten oder möglicherweise nicht recht verstandenen 
Satz hervorgehoben haben: „Es lag nahe, die Erscheinung mit dem 
Austrocknen des Nährmediums in Zusammenhang zu bringen ; sie war 
aber auch noch dann zu konstatieren, wenn der alternde Agar mit 
gleichalteriger Bouillon derselben Provenienz aufgefrischt worden 
war. Aus dem Grunde sind wir geneigt, anzunehmen, daß die be- 
treffenden Nährmedien . . . von Hause aus eine abweichende chemische 
Zusammensetzung besaßen. 1 * (Vergl. dies. Centralbl. Bd. XX. p. 680.) 
— Daraus ist zu ersehen, daß das Austrocknen der Nährmedien 
in unserem Falle nicht als eine Ursache der Krystallbildung gelten 
kann. Die Erscheinung war augenscheinlich an eine gewisse Bouillon, 
welche zur Bereitung dos Agars diente, und deren Teil im Eis- 
schranke, mit Kautschukkappe geschlossen, auf bewahrt wurde, 
innig gebunden. — 

Dieselbe Erscheinung habe ich aber zufälligerweise wieder vor 
3 Wochen zu beobachten Gelegenheit gehabt. Diesmal trat sie in 
ganz frischem Agar und in frischer Bouillon in den Sta- 
phylococcus-, Anthrax-, Coli- und Typhuskulturen nach 
4 — 7 Tagen auf. (In Gelatine war nicht geimpft.) Aus dem Grunde 
bin ich überzeugt, daß diese Krystallbildung doch hauptsächlich von 
einer zufälligerweise abweichenden Zusammensetzung unserer Nähr- 
medien abhängig war. — 

Indem ich damit von weiterer Polemik Abstand nehme, danke 
ich Hrn. Marion Dorset für die unserer Notiz geschenkte Aufmerk- 
samkeit und der geehrten Reaktion dieses Blattes für gefl. Aufnahme 
dieser Zeilen. 

Krakau, am 11. April 1897. 


734 


Bakterien im Wasser. — Typhös. 


Referate. 


Massone, Studio s u i vibrioin delle acque del porto di 
Genova. (Rivista d’Igiene e Sanitä pubblica. 1897. No. 4 u. 5.) 

Choleraähnliche Vibrionen aus Meerwasser sind bisher nur von 
Russell, Fokker und Cadeddu isoliert worden. Massone 
untersuchte das Hafenwasser in Genua in der üblichen Weise unter 
Zusatz von Pepton in Menge von 1 Proz. zu 200 ccm Wasser und 
Bebrütung bei 37 °. Er konnte fünf verschiedene Arten von Vibrionen 
auffinden und rein kultivieren, die er genau beschreibt. Alle ver- 
flüssigen die Gelatine, zwei geben Indolreaktion, zwei nicht, eine nur 
nach Zusatz von Nitrit. In den am stärksten verschmutzten Partieen 
des Hafens waren die Vibrionen am zahlreichsten. Durch Cholera- 
serum wurden sie nicht agglomeriert. Bei der Aebnlichkeit mancher 
der gefundenen Vibrionen mit dem Choleravibrio hält es Mas- 
sone für möglich, daß früher Verwechslungen vorgtkommen sind 
und daß z. B. die von Nicati und Ri et sch 1885 aus dem Hafen 
von Marseille isolierten angeblichen Cboleravibiionen Angehörige der 
so stark verbreiteten und zahlreichen Wasservibrionen gewesen sind. 

Rudolf Abel (Hamburg). 

Capaldi und Proskauer, Beiträge zur Kenntnis der Säure- 
bildung bei Typhusbacillen und Bacterium coli. 
(Zeitschr. f. Hyg. u. Inf. Bd. XXIII. p. 452.) 

Die Verff. suchten, die Lacktnusmolke als Vorbild nehmend, Nähr- 
substrate herzustellen, durch welche eine leichte Unterscheidung des 
Typhusbacillus und das Bacterium coli auf kolorimetrischem 
Wege crieichbar wäre. Sie ersetzten zunächst die Lackmuslösung 
durch andere in der Acidimetrie gebräuchliche Indikatoren, machten 
jedoch hier bei die Erfahrung, daß gerade die gegen Säuren empfind- 
lichsten Präparate, wie Rosolsäurc, für eine Unterscheidung der 
Kulturen in Molke auf Grund des Aciditätsgrades unbrauchbar waren. 

Andererseits wurde der Versuch gemacht, die Molke durch eine 
Lösung chemitcb genau charakterisierter Köiper zu ersetzen, welche 
den zu differenzierenden Bakterienarten günstige Wachstumsbe- 
dingungen gewährte, und ihnen damit die Möglichkeit zur vollen Ent- 
faltung ihres Säurebildungsveimögens gab. Bei der ersten größeren 
Versuchsreihe gingen die Veiff. von einer Stammlösung aus, welche 
pro Liter enthielt: 2 g Asparagin, 2 g Magnesiumsuifat, 5 g Cit- 
ronensäure, 2 g Monckaliumphosphat und 0,2 g Chlorcalcium. 
Diese Lösung wurde lür sich allein oder unter Zusatz der verschieden- 
artigsten Kohlehydrate und mehrwertigen Alkohole, sowie auch unter 
Ersatz des Asparagins durch andere Amido- und durch Ammo- 
niumverbindungen, und endlich unter mannigfacher Variierung des 
Mineralsalzgebaltes zur Züchtung von Typhutbacillen und von Bac- 
terium coli verwendet. Die Versuche ergaben, daß auf den meisten 
dieser Nährlösungen das Bact. coli kräftig und unter starker Säure- 


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Typhus. 


735 


Produktion gedieh, daß dagegen die Typhusbacillen in keinem Falle 
günstige Ernährungsbedingungen fanden. Dem Bact. coli genügten 
nicht allein alle verwendeten amidartigen, sondern noch besser die 
Ammoniumverbindungen als Stickstoffquelle, während für die Typhus- 
bacillen der in solcher Form dargebotene Stickstoff unverwertbar 
blieb. Die Verff. leiten aus diesem Verhalten den wichtigen Schluß 
ab, daß beide Bakterienarten nicht, wie vielfach behauptet wird, 
identisch 6ein können. 

Bei den Bemühungen, ein für das Wachstum der Typhusbacillen 
günstiges Nährmedium zusammenzustellen, kamen Eiweißkörper, und 
zwar vor allem die Peptone, als Stickstoffquelle zur Verwendung. Da- 
bei konnte die interessante Thatsache festgestellt werden, daß die 
Typhusbacillen in einer 2-proz. Witte’sches Pepton und 0,1 bis 
0,2 Proz. Mannit enthaltenden Lösung ohne weiteren Zusatz kräftig 
und sogar üppiger gediehen als das Bact. coli. Weiter ergab sieb, 
daß die das Wachstum der Typhusbacillen begünstigenden Bestand- 
teile des Witte’schen Peptons in dem nicht dialysierbaren Anteile 
desselben enthalten waren. Als wichtigstes Ergebnis dieser Unter- 
suchungen ist jedoch hervorzuheben, daß die Verf. in einer 2-proz. 
Lösung von Witte’schem Pepton + 0,1 Proz. Mannit eine Nähr- 
flüssigkeit zusammengestellt haben, „auf welcher die Typhusbacillen 
nach ca. 20stündiger Bebrütung bei 37° eine positive, d. b. saure 
Reaktion hervorrufen, während die Kulturen des Bacterium coli 
nach dieser Zeit noch die anfängliche schwach alkalische Reaktion 
aufweisen“, und daß dieses Verhalten bei einer größeren Reihe von 
Typhus- und Colikulturen der verschiedensten Herkunft stets das 
gleiche war. 

Weitere eingehende Studien über den feineren Mechanismus dieser 
Reaktionen, sowie über die Verwendbarkeit der beschriebenen Nähr- 
böden zur Klassifikation der Co Harten und besonders zu einer Diffe- 
rentialdiagnose zwischen diesen und den Typhusbacillen schließen die 
interessanten Untersuchungen der Verff. ab. Vogel (Hamburg). 

Horton-Smith, On the occurrence of typhoid bacilli in 
the urine of patients suffering from typhoid fever. 
(The Lancet. 1897. Febr. 13.) 

Verf. schienen die bisher veröffentlichten Befunde von Typhoid- 
bacillen im Harn nicht recht zuverlässig, besonders in den Fällen, wo 
sich dieselben schon in der ersten Woche der Krankheit gezeigt haben 
sollen; eine Verwechselung mit Bacterium coli commune wäre 
nicht ausgeschlossen. Darum untersuchte er den Harn von 8 Typhoid- 
kranken in den verschiedenen Stadien der Krankheit (im ganzen 
61 Untersuchungen) mit Beobachtung der nötigen Vorsichtsmaßregeln 
und legte Plattenkulturen, sowohl mit dem ganzen Harn, als auch 
mit dem Filterrückstand an. Die Identität der Typhusbacillen wurde 
festgestellt durch das Vorhandensein von Geißeln, durch das Fehlen 
von Gaseutwickelung und Milchgerinnung und durch die Reaktion 
gegen das Blutserum der Typhuskranken. In keinem der Fälle konnte 
H. die Bacillen in den Anfangsstadien der Krankheit finden und hält 
deshalb den diagnostischen Wert der Harnuntersuchung auf die 


736 


Gonorrhöe. 


Bacillen im Typhoid für gering. Wichtig ist dagegen der Umstand, 
daß bei der Desinfektion der Harn ebensogut wie der Stuhl berück- 
sichtigt werden muß. 

Als H. obige Mitteilung in der K. med.-chir. Gesellschaft zu 
London machte, bemerkte D u r h a m , daß er das Wi d a 1 'sehe Ver- 
fahren nicht so verlässig gefunden, wie er erwartet, und daß es 
wünschenswert wäre, dasselbe in allen bakteriologisch als Typhoid 
erkannten Fällen zu prüfen. Sentifion (Barcelona). 

Heimau, A further study of the biologyof the gonococcus 
(Neisser) with contributions tothe technique: a paper 
based on the morphological and biological exami- 
nation of exudates in cases of chronic Urethritis. 
(Medical Record. 1896. Dez. 19.) 

Verf. teilt seine weiteren Untersuchungen über den Gonococcus 
mit und faßt das Ergebnis seiner Experimente in folgenden Sätzen 
zusammen: 1) Bei der Untersuchung von Hamröhrenausscbeidungen 
ist die Anwendung der Centrifuge nicht nur die bequemste Methode, 
sondern sie giebt auch die besten und zuverlässigsten Resultate. 
2) Der von Hammer verwendete Nährboden aus eiweißhaltigem 
Harn und Glycerinagar erwies sich nicht so günstig als das Blut- 
serumagar. 3) Die fraktionierte Sterilisierung des Serums sollte länger 
als 6 Tage fortgesetzt werden und dann sollte man nach einer Pause 
von 2 — 3 Tagen nochmals 3 Tage hintereinander sterilisieren. 4) Als 
flüssige Nährböden für den Gonococcus sind zu empfehlen: Gärungs- 
bouillon und flüssiges Blutserum, Dunham’s Peptonlösung und 
flüssiges Blutserum sowie Nährbouillon und flüssiges Blutserum. 
5) Im ersten dieser drei flüssigen Mittel konnte der Gonococcus 
noch nach 51 Tagen gezüchtet werden. 6) Centrifugierter und 
bei Zimmertemperatur feucht gehaltener Trippereiter enthielt nach 
48 Stunden lebendige Gonokokken, wie die Kultur ergab. 7) In auf 
Leinwand geschmiertem Trippereiter war der Gonococcus morpho- 
logisch nach Gram ’s Methode auf dem Deckglase noch nach 49 Tagen 
uachzuweisen. 8) Aus auf Glas getrocknetem Eiter war der Gono- 
coccus nach 29 Tagen noch mittels Deckglaspräparat zu Anden. 
9) Zur Auffindung des Gonococcus bei chronischer Urethritis läßt 
sich nur die Züchtungsmethode empfehlen. 10) Bei 34 Untersuchungen 
von Tripperfäden mittels der Gram 'sehen Methode allein wurde der 
Gonococcus nur 7 mal gefunden. 11) Bei 61 Untersuchungen von 
Tripperfäden mittels beider Methoden war das Ergebnis positiv in 
13 Deckglaspräparaten und 74 Kulturen. 12) Um Sekret und Fäden 
zur Aussaat zu bekommen, muß man wenigstens 2 Harnproben ent- 
nehmen, eine, die die Harnröhre ausspült und eine, die das Sekret 
aus dem unteren Ende der Harnröhre und der Prostata enthält. 
13) Die Harnröhre kann Gonokokken enthalten, die für den Träger 
jahrelang unschädlich bleiben, aber zu jeder Zeit bei einer anderen 
Person akuten Tripper hervorrufen können. 

Senti&on (Barcelona). 



Tuberkulose. — Knoten im Darme. — Stomatitis. 


737 


Riehe, H6r6dit6 et tuberculose. (LaSeraaine mddicale. 1897. 
p. 132.) 

R. vertritt die Ansicht, daß die Infektion mit Tuberkelbacillen 
weniger durch eine direkte Uebertragung des Krankheitserregers 
stattfindet, als vielmehr die Tuberkelbacillen einen für ihre Weiter- 
entwickelung disponierten Körper verlangten. Stoffwecbselunter- 
suebungen, die R. im Verein mit C h a r r i n an neugeborenen Kindern 
Tuberkulöser anstellte, scheinen diese Ansicht sehr zu bekräftigen. 
Unter anderen fanden R. und Ch., daß der Urin der betreffenden 
Kinder auf Kaninchen toxische Wirkungen äußerte. Betreffs der 
weiteren Einzelheiten der interessanten Untersuchungen sei auf das 
Original verwiesen. Ahlefelder (Charlottenburg). 

WUlach, Zur Aetiologie der eiterig käsigen Knötchen 
des Rinderdarmes. (Dtsche tierärztl. Wchschr. 1896. No. 11.) 

In der Submucosa des Dünndarmes vom Rinde fand Drechsler 
vor ungefähr 20 Jahren Knötchen, die nicht tuberkulöser Natur waren, 
wie man irrtümlich angenommen hatte, sondern die durch eine 1 mm 
lange Nematodenlarve hervorgerufen wurden. Nach ihm sind häufiger 
solche Befunde gemacht worden (Saake, Ströse) und immer wurden 
neben Eiterkörperchen und Zerfallsmassen Nematodenlarven entdeckt 
In dem Falle von Ströse handelte es sich um eine Ankylosto- 
m umlarve, während Saake in den meisten Fällen den Drecbsler- 
schen Nematoden fand. W. untersuchte nun eine ganze Anzahl dieser 
von den Fleischern als „pickelig“ bezeichneten Därme und kommt 
zu dem Schlüsse, daß es sich um eine einheitliche Ursache nicht 
handelt. Er fand teils Nematodenlarven, teils aber auch Distomen- 
entwickelungsformen , und zwar solche von spitzovaler und blatt- 
förmiger Gestalt, mit Mund- und Baucbsaugnapf. Sie waren stets 
in größerer Anzahl anzutreflfen, aber stets allein, nicht mit den 
Nematodenlarven vergesellschaftet. W. glaubt, daß es sich hier 
ebenso wie bei den Lungen- und Leberknötchen des Pferdes um 
einen embolischen Prozeß handelt, indem die Parasiten durch die 
Blutbahn ihre Verbreitung finden. Die Entwickelungsgeschichte dieser 
Parasiten konnte Verf. aber auch nicht klarlegen und meint, daß die 
Gegend und die Fütterungsart von Einfluß auf das Fehlen oder Vor- 
handensein gewisser Arten sein müsse. 

Vom sanitären Standpunkte aus will W. mit Recht die pickeligen 
Därme von der Verwendung als Wursthülle ausgeschlossen wissen. 

D e u p s e r (Deutsch-Lissa). 

Levi, Amadeo, Ueber Stomatitis aphthosa. (Wien. med. Blätter. 
1897. No. 4.) 

Um den Infektionserreger der Stomatitis aphthosa zu finden, be- 
obachtete Verf. 8 Fälle dieser Krankheit unter den Patienten der 
Abteilung für Kinderkrankheiten der allgemeinen Wiener Poliklinik. 
Er konstatierte bei 4 Fällen den Staphylococcus pyogenes 
aureus, bei 2 Fällen den Staph. pyog. albus und ein Oldium, 
wahrscheinlich 0. albicans. Streptokokken, wie Klein, Le- 
rn aistre u. A., fand er bei keinem seiner Versuche. Ebenso ge- 

Entt Abi. XXL Bi. 47 


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738 


Daruat&ulim. 


lang es nicht, weder bei direkter Untersuchung, noch mittels Kulturen, 
den von Stooss beschriebenen, dem Pavel’schen Diplostrepto- 
coccus der Peritonitis ähnlichen, Diplostreptococcus zu 
finden. 

Tierexperimente, welche er auschloß, stellte er folgendermaßen 
an : Er impfte bei einigen Kaninchen unter der Schleimhaut der 
Zunge und der Lippen das direkt von den drei ersten an Stomatitis 
erkrankten Patienten und von den drei Kulturen erhaltene Material 
ein. Eine den Aphthen ähnliche Erkrankungsform hervorzurufen, ge- 
lang ihm dadurch nicht. Fieber (38,5 — 39 °) trat bei den Tieren 
zwar ein, wich jedoch nach 24 Stuuden wieder. Die lokale Unter- 
suchung ergab lediglich eine Zahnfleischentzündung. Die Schwierig- 
keit, die Krankheit bei Tieren hervorzurufen , erklärt er durch die 
verschiedene Reaktion des Kinder- und Tierspeichels. Er glaubt, wie 
Monti, daß im Munde der Kinder, infolge schlechter hygienischer 
Zustände oder infolge von Erkrankungen, Zersetzungsprozesse statt- 
finden, welche einen für die Entwickelung eines Infektionserregers 
günstigen Boden bereitem Er nimmt schließlich infolge seiner Unter- 
suchungen an, daß dieser Infektionserreger mit besonderer Wahrschein- 
lichkeit in den pyogenen Staphylokokken gegeben sei, die, wenn sie 
die besonderen, oben erwähnten Zustände nicht finden, wirkungslos 
bleiben können. Aus diesem Grunde geben vielleicht auch die Tier- 
experimente keine positiven Resultate. Deeleman (Berlin). 

Caseiani, Die Ausscheidung des Sch wefeläthers durch 
den Harn bei der Stypsis, bei verschiedener Er- 
nährung und beim Gebrauch von Chlorür und natron- 
haltigen, als Abführmittel angewandten Mineral- 
quellen. (Dtscbe med. Wochenschr. 1897. No. 16.) 

Die Darmfäulnisprozesse, welche die Bildung aromatischer Ver- 
bindungen bewirken, sind seiner Zeit von Bau mann bei der Ent- 
stehung der Phenyl- und Indolgruppe auf die Reaktionseigenscliaften der 
Mikroorganismen zurückgeführt und nachgewiesen. Dieselben müssen 
deshalb auch in Betracht gezogen werden, wenn man das Vorhandensein 
aromatischer Verbindungen im Harn erklären will, worauf auch die 
Arbeiten von Müller, Bienenstock, Kuhn undJakowsky hin- 
weisen, bei welchen angegeben wird, daß die Eiweißstoffe durch die 
mittels Bakterien bewirkte Zersetzung aromatische Körper abspalten, 
die teils im Darme bleiben und durch Faeces abgeführt werden, teils 
nach der Absorption in den Harn gelangen. Auf diese Thatsache ist 
das Bemühen vieler Forscher, den Grad der Darmfäulnis aus der Menge 
des im Harne befindlichen Schwefeläthers zu bestimmen und durch 
Verminderung der Quantität derselben eine Rückwirkung auf die 
Darmfäulnis verursachen zu können, zurückzuführen. Neben mannig- 
faltigen Desinfektionsstoflen , die bei diesen Versuchen angewendet 
worden sind, ist auch die Wirkung von Marienbader, Karlsbader und 
Montecatini Mineralwasser berücksichtigt worden. Durch eine Reihe 
von experimentellen Untersuchungen über die Wirkung der Des- 
iufektionsstoffe auf die Darmflora hat sich der Verf. von der geringen 
Macht dieser Stoffe, den Mikroorganismen gegenüber, überzeugt; ein 


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Maul- und Klauenseuche. 


739 


günstiges Resultat wurde aber erhalten bei Anwendung chlorür- und 
natronhaltiger Wässer von Montecatini als Abführmittel. Mit der 
Abnahme von Mikroorganismen und toxischen Produkte wurde zu- 
gleich die Abnahme der Toxicit&t des Harns und der Faeces wahr- 
genommen. Um die Wirkung der Wässer von Montecatini auf die 
Bildung des Schwefeläthers und die darauf womöglich folgende Be- 
einflussung der Darmfäulnis zu erzielen und genau zu studieren, 
wurden mehrere Versuche an gesunden und an habitueller Verstopfung 
leidenden Individuen unternommen. Dabei wurde die Kost und die 
Dauer des Wassergebrauches einer besonderen Berücksichtigung unter- 
zogen. Die erhaltenen Resultate veranlassen den Verf., folgende 
Schlüsse zu ziehen: 

1) Die täglich ausgeschiedene Menge des Schwefeläthers ist nicht 
konstant, die Schwankungen sind nicht allein von der Darmfäulnis 
abhängig. 

2) Die Kost besitzt einen relativen und auch nicht konstanten 
Einfluß auf die Darmfäulois, und somit auch auf die Ausscheidung 
des Schwefeläthers. Die Fäulnisprozesse im Darme sind von der 
Kost unabhängig, es ist anzunehmen, daß in dieser Beziehung dem 
Gehalte des Darmes an Mikroorganismen eine größere Bedeutung 
zuzuschreiben sei. 

3) Die Hartleibigkeit bedingt nicht immer die Vermehrung des 
Schwefeläthers im Harn. Die Autointoxikation ist keineswegs auf die 
Zunahme des Schwefeläthers zurückzufübreu. 

4) Beim Gebrauch von Chlorür und natronhaltigen Wässern 
nimmt der Schwelelätber im Harn ab, die Abnahme steht im direkten 
Verhältnis mit der Dauer des Gebrauches. Robertson (Prag). 

Van Niessen, Das Cout&gium der Maul- und Klauen- 
seuche (Aphthenseuche). (Berl. tierärztl. Wochenschr. 1897. 
No. 8 u. 9.) 

Die sehr ausführliche Abhandlung wird eingeleitet durch eine 
Mitteilung über die Vorschriften zur Entnahme von Untersuchungs- 
material von maul- und klauenseuchekranken Rindern. Nach den 
vom Verf. angegebenen Grundsätzen hat er sodann bei verschiedenen 
räumlich und seitlich getrennten kleineren oder größeren Seuchen- 
herden Material zu eigenen Untersuchungszwecken entnommen und 
kommt bei den mit diesen Dingen angestellten Experimenten zu dem 
Ergebnis, daß die Maul- und Klauenseuche durch einen Bacillus 
verursacht werde, der sowohl in den erkrankten Geweben und Sekreten 
wie auch im Geifer und in der Milch vorhanden ist. Diesen Bacillus 
konnte Verf. nicht bloß in Gewebsschnitten in der Umgebung der 
Bläschen und in ihrem Inhalt mikroskopisch nachweisen, es gelang 
auch die Kultur, ln einer größeren Reihe von Abbildungen werden 
die Einzelheiten genauer erläutert. Verf. nennt sein Gebilde M ik ro - 
phyton aph t h o n öseos. 

Als ein guter Nährboden erwies sich Fleischbrühe, die aus mensch- 
lichen Placenten hergestellt war. In einer Anmerkung bemerk! Verf.: 
„Ich verwerte für Kulturen von spezifisch bisher lür den Menscheu 
als pathogen angesehenen Mikroorganismen, so der Syphilis, Gonorrhoe 

47 * 


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740 


Maul* and Klauenseuche. — Tierische Parasiten. 


und neuerdings der Lepra Fleischbrühen, die ich analog der Rinds- 
bouillon aus menschlichen Placenten herstelle.“ 

Ref. bat nicht unterlassen, diesen Satz zu citieren, um die Art 
der Arbeit des Verf.’s zu charakterisieren. Um aber auf den eigent- 
lichen Inhalt der Arbeit zurückzukommen, so fehlt es trotz der Länge 
derselben auch nur an einem einzigen Beweise dafür, daß der vom 
Verf. beobachtete Mikroorganismus auch der Erreger der Maul- und 
Klauenseuche ist. Von einer Wiedererzeugung von Maul- und Klauen- 
seuche mit Reinkulturen einer späteren Generation seines Mikrophyten 
ist vom Verf. nichts berichtet Ein einziger an einer Ziege ange- 
steilter Versuch scheint eher das Gegenteil zu beweisen. 

So wird uns denn der Autor es durchaus nicht übel nehmen 
können, daß wir nicht eher an die ätiologische Bedeutung seines 
Mikroorganismus glauben mögen, bevor nicht den bekannten Koch- 
schen Forderungen Genüge geschehen ist. 0. Voges (Berlin). 

Jüngers, Nochmals die Maul- und Klauenseuche. (Berl. 
tierärztl. Wochenschr. 1897. No. 7.) 

Verf. hat schon früher (Berl. tierärztl. Wochenschr. 1896. No. 53) 
über Beobachtungen bei Maul- und Klauenseuche der Rinder be- 
richtet. In seiner heutigen kurzen Mitteilung führt er aus, daß In 
aseptisch aufgefangener Flüssigkeit der frischen Bläschen keinerlei 
Bakterien enthalten sind und nur die von ihm früher schon be- 
obachteten und beschriebenen kleinen Körperchen gefunden wurden, 
die er daher als die Erreger der Maul- und Klauenseuche betrachtet 
wissen will. 

Diesen reinen Bläscheninbalt hat Verf. in größeren Mengen ge- 
sammelt und filtrierte dann. Das körperebenfreie Filtrat erzeugte 
keine Reaktion, wurde hingegen die unfiltrierte Flüssigkeit Tieren in 
die Maulschleimhaut eingestrichen, so erkrankten sie nach 3 — 5 Tagen 
sämtlich an Maul- und Klauenseuche. 

Verf. zählt die von ihm beobachteten Gebilde zu den Protozoen 
und zwar in die Ordnung der Coccidien. Endlich teilt Verf. noch 
mit, daß er auf dem Wege sei, ein Verfahren zu finden, die An- 
steckungsfähigkeit energisch zu bekämpfen. Im Interesse der Land- 
wirtschaft wäre ihm das zu wünschen. 

Die Schlüsse, die Verf. aus seinen Beobachtungen zieht, erscheinen 
Ref. indes etwas gewagt. Von den bekannten Koch 'sehen Forderungen 
ist höchstens die erste und diese auch nur sehr dürftig erfüllt Daß 
die unfiltrierte Bläschenflüssigkeit die Erreger der Aphthenseuche 
enthält, ist längst bekannt, ob diese Erreger aber in den vom Verf. 
beobachteten Körperchen bestehen, ist bisher durch die Experimente 
des Verf.’s unbewiesen. Die Forderung, mit Reinkulturen die Maul- 
und Klauenseuche zu erzeugen, erscheint auch heute noch als voll- 
berechtigt, ist aber leider bis jetzt keinem einzigen Forscher gelungen. 

O. Voges (Berlin). 

Ostertag, Ueber das Vorkommen der Rinderfinnen und 
die Verwertung des Fleisches der finnigen Rinder 
in den größeren norddeutschen Schlachthöfen. (Zeit- 
schrift f. Fleisch- u. Milchhyg. 1896. Heft 6, 8 u. 12.) 



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Tierische Parasiten. 


741 


Diese umfangreiche Zusammenstellung ist das Ergebnis einer 
Umfrage an die tierärztlichen Leiter von 38 näher benannten nord- 
deutschen Schlachthöfen. Es handelte sich darum, genauere Daten 
über die Häufigkeit der Rinderfinnen, aber ihre Verteilung im Körper 
und über die Verwertung des Fleisches zu erlangen. Die einzelnen 
Schlachthöfe sind nach ihrer geographischen Lage zusammengestellt 
mit Ausnahme von Berlin, welches vorangestellt wurde, weil es keinen 
örtlich beschränkten, sondern einen mehr universellen Auftrieb aus 
den meisten Provinzen, mit Ausnahme der westlichen, besitzt. Leider 
fehlt am Schlüsse eine znsammenfassende Uebersicht der gewonnenen 
Ergebnisse und es sind die einzelnen Mitteilungen nur lose aneinander 
gereiht, so daß hier nur dieser oder jener Punkt berührt werden kann. 

Was zuerst das Vorkommen anbelangt, so schwanken die Prozent- 
sätze sehr, nämlich zwischen 2,91 Proz. (Neiße) und 0,018 Proz. 
(Bannen). Hier spielen aber neben der Herkunft der Tiere auch die 
Art der Untersuchung eine große Rolle, was sich z. B. im Scblacht- 
hofe zu Dresden auffällig zeigte, wo der Prozentsatz der finnigen 
Rinder sofort um 0,17 stieg, als auch die äußeren Kaumuskeln durch 
je einen ergiebigen Schnitt in den Kreis der Untersuchung gezogen 
wurden. Man wird wohl nicht fehl geben, wenn man als Durch- 
schnittszahl für das Vorkommen der Rinderfinnen 0,3 Proz. annimmt, 
wie sie auch in der That beinahe Berlin erreichte (0,204 Proz.) mit 
seinem erstaunlich großen Material (933146 Rinder) im Jahre 1896), 
die zumal aus den verschiedensten Gegenden stammten. Die Zahl 
für Berlin wird sich sicher auch noch etwas erhöhen entsprechend 
den oben angeführten Erfahrungen auf anderen Schlachthöfen, wenn 
nicht nur wie bis jetzt die inneren Kaumuskeln allein angeschnitten, 
sondern wenn auch die äußeren und das Herz genau untersucht 
werden. An diesem Prozentsatz beteiligen sich nun merkwürdiger- 
weise die Rinder nach ihrem Geschlecht und Alter nicht gleichmäßig, 
sondern es läßt sich im großen und ganzen sagen, daß an Zahl 
männliche Rinder und Jungvieh gegenüber den Kühen vorherrschen, 
obgleich ein stichhaltiger Grund nicht anzaführen ist. 

Aus den Mitteilungen über die Verteilung der Finnen im Rinder- 
körper läßt sich auch keine Gesetzmäßigkeit ableiten. Es geht nur 
soviel aus denselben hervor, daß unter den infizierten Prozentsätzen 
sich einfinnige, schwach- und starkfinnige vorfinden, daß die Lieb- 
lingsstellen der innere und äußere Kaumuskel und da3 Herz sind, 
daß aber bei gewerbsmäßigem Zerlegen öfters auch noch an anderen 
Stellen Parasiten gefunden wurden (Nacken-, Beckenmuskeln). 

Bei der Verwertung des Fleisches handelt es sich vorläufig noch 
um den Koch- oder Pökelzwang, teilweise auch um den Verkauf des 
rohen Fleisches unter Deklaration auf der Freibank. Am besten 
wurde das Fleisch roh verwertet, z. B. in Ohlau mit 0,40—0,45 M. 
per Pfd., während im allgemeinen eine große Abneigung gegen ge- 
kochtes und gepökeltes Rinderfleisch beim Publikum besteht und da- 
her bei diesem Modus gewöhnlich nur */ 4 — */ s des wirklichen Wertes 
gerettet wurde. So bezahlt z. B. der Pächter der Kocbanstalt in 
Berlin für das Pfund rohes, finniges Rinderfleisch 0,20 M. 

Gerade der letzte Punkt bedarf noch eingehender Forschungen 


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742 


UntersuchangsmetbodeD, Instrumente etc. 


und praktischer Verbesserungen und wird neben der Prophylaxe durch 
richtige Behandlung de« Abtrittsdüngers und der kostenfreien Be- 
handlung bandwurmkranker Menschen von seiten der Regierung oder 
der landwirtschaftlichen Vereine, viel dazu beitragen, Nationalver- 
mögen zu erhalten. Deupser (Deutsch-Lissa). 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 

Stern, Richard, Ueber Fehlerquellen der Serodiagnostik. 

(Berl. klin. Wocbenschr. 1897. No. 11. p. 225.) 

Die nach kurzer Zeit schon so zahlreichen Publikationen über 
die Verwendbarkeit der Serodiagnostik für die Typhusdiagnose zeigen, 
wie sehr die praktische Bedeutung derselben allenthalben geschätzt 
wird. Die Arbeit Ster n’a, welche auf eine Anzahl von Fehlerquellen 
der Serumdiagnose aufmerksam macht, deren Nichtbeachtung zu 
Trugschlüssen führen kaun, verdient eingehende Besprechung. 

Nachdem man erfahren hat, daß auch normales Serum in gewissem 
Grade agglutiniert, ist es bei Anstellung der Reaktion wichtig, zu wissen, 
welche Konzentration von Serum Nichttyphöser noch Agglutination in 
der zur Prüfung dienenden Typhuskultur hervorruft. Die Kulturen 
verhalten sich hier jedenfalls verschieden, da erwiesenermaßen mit der 
Virulenz der Kultur bei Cholera wenigstens und demnach wahrscheinlich 
auch beim Typhus die Resistenz gegen die agglomerierende Wirkung 
eines Serum steigt; doch fand Stern das Verhalten mehrerer Kulturen, 
darunter auch solcher, die Widal benutzt hatte, ziemlich gleich. Die 
Agarkulturen sollen nicht über 20 Stunden, können aber auch 8 — 12 
Stunden alt sein. Ein Kontrollpräparat muß zeigen, ob die Auf- 
schwemmung nur isolierte, gut bewegliche Bacillen enthält. Stern 
schwemmt eine schräge Agarkultur je nach Größe mit 10 — 15 ccm 
Bouillon auf und glaubt dadurch genügend gleichmäßig beschaffene 
Suspensionen zu erhalten. Zur Blutentnahme dient ihm die Finger- 
kuppe und die Kapillarpipette eines Gowers’scben Hämoglobinometers, 
in welch letzterer auch die Serum- und Suspensionsabmessungen vor- 
genommen werden. Die Mischungen von Serum und Kultur werden 
bei 37 0 gehalten, weil dabei die Reaktion schneller eintritt. Das 
Urteil, ob Agglutination eintritt oder nichi, rät Stern nach der mikro- 
skopischen statt der makroskopischen Prüfung zu fällen. Denn sie 
ist empfindlicher, weil sie Aenderungen in der Beweglichkeit der 
Bacillen, eben beginnende Häufchenhildung erkennen läßt, sie tritt 
auch schneller ein. Der Ausfall der makroskopischen Reaktion hängt 
noch von einer Reihe variabler Faktoren ab, die von der agglutinierenden 
Wirkung des Blutserums unabhängig sind: von der Wacbstumseuergie 
der benutzten Kultur, der Qualität der verwendeten Bouillon und bei 
mäßigen Serumverdünnungen von der baktericiden Wirkung des Blut- 
serums. Zur mikroskopischen Reaktion braucht man, ein weiterer 
Vorteil, nur wenig Serum. 



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L'ntersudiungsmtthoden, Instrumente etc. 


743 


Das Optimum der Agglomerierung wird frühestens nach 6 — 8 Stdn. 
erreicht. Der Zeitersparnis halber hat Stern aber die Zeitgrenze für 
die Beobachtung auf 2 Stunden fixiert und die Verdünnung des Serums, 
welche nach dieser Zeit noch deutliche Agglutination erkennen laßt, 
als Maß angenommen. Es bedeutet also ■/.. B A , ==> 500, daß das 
untersuchte Serum in der Verdünnung 1:500 innerhalb zwei Stunden 
noch deutlich wahrnehmbare agglutinierende Wirkung ausflbt, in 
stärkeren aber nicht mehr. 

Das Blutserum von 70 Menschen, welche weder an Typhus litten, 
noch angeblich gelitten hatten, wurde auf diese Weise untersucht. 
20 mal gab 10 fache Verdünnung Agglutination, 5 mal in diesen Fällen 
noch 20 fache und 2 mal sogar noch 30 fache Verdünnung spnrweise 
Reaktion. Bei 40facber Verdünnung wurde bisher keine Wirkung 
beobachtet, wenn die Beobachtungsdauer nicht länger als 2 Stunden 
war. Bei Ausdehnung derselben auf 6—8 Stunden wurden selbst noch 
in öOfacher Verdünnung Spuren bemerkbar. Stern beobachtete einen 
Fall von Meningitis, in dem das Blutserum, genau nach Widal ’s Vor- 
schrift mit Verdünnung 1 : 10 untersucht, die Diagnose auf Typhus 
ergeben hätte. Er vermutet, daß ein von Jez beschriebener Fall von 
tuberkulöser Meningitis, der als Typhus nach der Serumreaktion im- 
ponierte, ebenso gelegen bat. Ein Fall von F e r ra n d , Streptokokken- 
septikämie, der positive Serumreaktion gab, kann vielleicht eine Misch- 
infektion mit Typhus gewesen sein. Eine von Pick beobachtete Er- 
krankung imponierte weder im Leben, noch bei der Sektion als Typhus 
trotz starker agglomerierender Wirkung des Serums; doch ergab die 
bakteriologische Untersuchung die Anwesenheit von Typhusbacillen 
im Darme. 

Bei 19 Typhuskranken, die Stern untersuchte, war A 2 immer 
50 — 100, also wesentlich höher als bei Nichttyphösen, 6 mal 100 — 
500, 3mal 500 — 1000, lmal 1000 — 5000. In vier Fällen, welche 
zwischen Ende des zweiten und Anfang des dritten Monats nach 
Krarkheitsablauf untersucht wurdeu, war A 2 500 — 5000. 

Ein Kranker mit A, = 1000—5000 bekam ein Recidiv, nach 
dessen Ablauf A s = ca. 5000 war. Trotz des hohen Agglutinieruugs- 
vermögens war ein Recidiv eingetreten; das spricht dagegen, daß 
Agglomerierungsvermögen und Immunität miteinander zu thuu haben. 
Konstante Beziehungen zwischen der Stärke der Agglutinationsfähigkeit 
und der Schwere der Krankheit ergaben sich nicht regelmäßig, nur 
in einzelnen Fällen. 

Kurz zusammengefaßt, ist es ratsam, bei Ausführung von Sero- 
diagnosen des Typhus zuerst die Grenze der Wirksamkeit normalen 
Serums auf die Kultur festzustellen, die mikroskopische Untersuchung 
der bei 37° aufbewahrteu Proben vorzunehmen und eine bestimmte 
Zeit als Beobachtungsgrenze ein für allemal innezuhalten. 

Will man statt Serum Blut verwenden, so muß man berück- 
sichtigen, daß das Volumen der roteu Blutkörperchen 20 — 60 Proz. 
beträgt; dies ist abzurechnen und dann auch die Verdünnungszahl 
auf den Prozentgehalt des Serums, als des wirksamen Stofles, zu be- 
ziehen. Auch bei Verwendung angetrockneten Blutes ist auf die 
quantitativen Verhältnisse Bedacht zu nehmen, es sind bestimmte 


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744 


UntersuchaDgsmethoden, Instrumente etc. 


Mengen Blut einzutrocknen und in abgemessenen Mengen Flüssigkeit 
aufzuschwemmen. 

Eine Fehlerquelle für die Diagnostik liegt in der schon mehrfach 
beobachteten Erscheinung, daß bisweilen in den ersten Tagen oder 
auch wohl ganz die Entwickelung des Agglutinierungsvermögens aus- 
bleibt. Die Untersuchung ist daher, wenn negativ, zu wiederholen. 
Spricht die klinische Entwickelung der Krankheit für Typhus, so 
kann ein negativer Reaktionsanfall nicht sicher dagegen sprechen. 

Weiter ist eine Fehlerquelle dadurch gegeben, daß Monate und 
Jahre nach überstandenem Typhus das Serum agglutinierende Eigen- 
schaften behalten kann. In selbst nach ganz leichten Erkrankungen 
und ohne jede sichtbare Erscheinung einer Infektion können agglo- 
merierende Stoffe auftreten. Dann ist es möglich, daß späterhin eine 
typhusähnliche Erkrankung nach dem Blutbefunde als Typhus gedeutet 
wird. Natürlich liegt diese Möglichkeit nur für einen kleinen Teil 
aller Fälle vor. Hier wird auch wohl durch genaue quantitative 
Messungen noch manche Aufklärung zu gewinnen sein; erhebliche 
Zunahme des Agglutinierungsvermögens z. B. wird für eine frische 
Infektion sprechen.] Rudolf Abel (Hamburg). 

Scheffer, Ueber die Widal’sche Serumdiagnose des Typhus 
abdominalis. (Berl. klin. Wochenschr. 1897. No. 11. p. 223.) 

Scheffer fand, daß bei der von Widal empfohlenen Verdünnung 
des Serums 1 : 10 auch Sera Nichttyphöser agglutinierend reagierten. 
Er benutzte daher stets eine Reihe von stärkeren Verdünnungen, er- 
hielt damit in 21 Typhusfällen positive Resultate und sah Typhus- 
sera bis zu 1:50, in 4 Fällen sogar 1:100 reagieren, Sera nicht 
nicht von der Dauer der Krankheit und der Schwere des Falles allein 
Typhuskranker aber stets bei 1 : 20 versagen. Die Differenzen in 
der Stärke der Agglutinierungserscbeinungen schienen im allgemeinen 
abzuhängen. Entsprechend Widal’s Angaben, der die Stärke der 
Reaktion in der Rekonvalesceoz abnehmen sah, gaben 2 Sera 29 
und 30 Tage nach der Entfieberung erst bei 1:25 deutliche Flocken- 
bildung. An 2 Fällen wird die Brauchbarkeit der Methode für die 
Diagnose dargelegt. Eine Mischinfektion mit Diphtherie in 2 Fällen 
störte das Agglutinierungsvermögen des Blutserums nicht Die Re- 
aktionen wurden makroskopisch im Reagensglase verfolgt 

Rudolf Abel (Hamburg). 

Tan Oordt, Zur Serodiagnostik desTyphus abdominalis. 
(Münch, med. Wochenschr. 1897. No. 13.) 

Verf. nahm die Nachprüfung des Widal’schen Verfahrens an 
11 Fällen vor, bei denen die Diagnose Typhus klinisch vollkommen 
feststand. Die Kranken standen zwischen dem 7. — 54. Krankheits- 
tage. Die verwandten Typhusbouillonkulturen waren 12—24 Stunden 
alt. Die mikroskopische Untersuchung ergab 9 mal ein positives, 
2 mal ein undeutliches Resultat. Die makroskopische Untersuchung 
fiel einmal, entsprechend dem Resultate bei der mikroskopischen, 
undeutlich aus. Sie war positiv 2 mol bis 1 : 30, 1 mal bis 1 : 40 und 
2 mal bis 1 : 50. In 3 Fällen war sie bei 1 : 15 noch positiv, aber bei 
1 : 30 schon negativ ; in 1 Falle war sie bei 1 : 30 positiv, aber bei 



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Untorauchuagsmethoden, Instrumente etc« 


745 


1 : 50 negativ. Einmal fiel sie bei 1 : 10 positiv und erst bei 1 : 30 
negativ aus. Ein negatives Resultat ergab sich mit dem Serum eines ge- 
sunden Mannes, einer an kroupöser Pneumonie (Streptokokken-Pneumo- 
kokkeninfektion) erkrankten Frau, sowie eines an remittierend-inter- 
mittierendem Fieber leidenden Mannes in derselben Versuchsanordnung. 
Gleicherweise wirkte das Exsudat einer fieberhaften, hämorrhagischen 
Pleuritis nicht agglutinierend auf 12-stündige Kulturen ein. Ferner 
hat Verf. aus der Milzpulpa eines an Cerebrospinalmeningitis ver- 
storbenen Mannes einen, je nach der Art des Nährbodens, an Länge 
und Dicke sehr wandelbaren Bacillus gezüchtet, der nach Vorkultur 
in Peptonkochsalzglykoselösung und Wachstum auf Salzsäurekarbolagar, 
in der Zuckeragarstichkultur, sowie in anderen zuckerhaltigen Nähr- 
böden Gas bildete, während er diese Eigenschaft nach raschem Wachs- 
tum auf den Elsner’schen Nährböden einbüßte. Dieser Bacillus ver- 
hielt sich bei der Serumprobe insofern eigenartig, als auf Zusatz einer 
Oese Typhusserums sich im hängenden Tropfen sofortige Agglutinie- 
rung zeigte, während die makroskopische Reaktion bei etwa */, 0 Ver- 
dünnung nicht positiv zu nennen war. Derselbe Versuch mit dem Serum 
des Kranken ausgeführt, das Typhusbacilleu in jeder Versuchsanord- 
nung agglutinierte, zeitigte einen völlig negativen Erfolg. Obwohl also 
klinische, anatomische und bakteriologische Diagnose hier Typhus 
abdominalis sicher ausschließen lassen, war doch deutlich positive Re- 
aktion noch bei 1:40 vorhanden. Mithin hat entweder das Serum des 
Mannes an sich eine abnorm hohe Agglutinationsfähigkeit oder aber 
das Serum müßte durch die Erreger der Meningitis bez. der gleich- 
zeitigen Endocarditis in diesem Falle eventuell auch durch Misch- 
iufektion beeinflußt sein. Eine absolute differentialdiagno- 
stische Bedeutung d ürfen wir daher gerade bei zweifel- 
haften Erkrankungen mit meningitischen Symptomen 
derReaktion bei Verdü n n un g des Serums von 1:40 noch 
nicht beimessen. Untersuchungen mit dem Urin Typhuskranker, 
welche Verf. noch anstellte, fielen jedesmal negativ aus. 

Deeleman (Berlin). 

Grlinbaum, A., Ueber den Gebrauch der agglutinieren- 
den Wirkung von menschlichem Serum für die Dia- 
gnose des Abdominaltyphus. (Münch, med. Wochenschr. 
1897. No. 13. p. 330.) 

Verf. untersuchte serodiagnostisch 8 Typhusfälle, wovon bei 7 
die Diagnose klinisch vollkommen feststand. 14 Blutserumproben, die 
am 5., 8., 10., 11., 13., 17., 19., 20., 21., 26., 27., 33. (2 Proben) und 
41. Krankheitetage entnommen waren, bewirkten rasche und starke 
Agglutination der Typhusbakterien. Ferner wurde das Serum von 
32 gesunden und anderweitig erkrankten Menschen auf das Verhalten 
gegen Cboleravibrionen und Typhusbacillen geprüft. Es stellte sich 
heraus, daß auch das Serum solcher Personen in konzentriertem 
Zustande (ca. 50-proz. Lösung) sehr häufig starke agglutinierende 
Wirkung ausübt. Von 10 Serumproben gesunder Personen, welche nie- 
mals Typhus durchgemacht hatten, agglutinierten nur 6 die Typhus- 
bakterien nicht einmal spurenweise, 4 Proben wirkten agglutinierend, 
3 davon sogar sehr kräftig. 6 von diesen Serumproben wurden auch 


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■Untersuchuugsmetboden, Instrument« etc. 


mit Choleravibrionen geprüft, wobei 3 ein negatives Resultat lieferten, 
wahrend eine von den 3 positiv reagierenden Proben sehr kräftige 
Wirkung ausübte. Von 13 Blutserumproben von Kranken, die früher 
keinen Typhus durchgeniacht hatten, wirkte nur eine nicht auf 
Typhusbacillen, 6 mal tratschwache, 6 mal starke Reaktion ein. Auf 
die Choleravibrionen wirkten 7 von 18 geprüften Krankenseruioorteu 
gar nicht, 4 davon schwach und 7 stark. Unter den letzteren be- 
finden sich auch die beiden Seruuiproben von Typhuskranken, die 
daraufhin geprüft worden sind. Unter den Serumsorten von Kranken 
fanden sich also die agglutinierenden ebenfalls in beträchtlich über- 
wiegender Zahl. Besonders auffallend war die intensive Wirkung 
des Blutserums sowohl auf Typhusbacillen, als auf Choleravibriouen, 
die anscheinend ebenso rasch und vollständig war, wie die des Serums 
von Typhuskranken bei Gelbsucht. Dagegen brachte das Serum von 
einem Falle ausgebreiteter Phthisis mit hohem Fieber gar keine 
Reaktion auf Typhusbakterien hervor; auf Choleravibrioneu reagierte 
es stark. In allen Fällen, wo die Person, bezw. bei Neugeborenen 
die Mutter, in früherer Zeit Typhus durchgemacht hatten, wirkte das 
Serum auf Typhusbacillen agglutinierend, 2 mal schwach, 4 mal stark. 
Auf Choleravibrioneu wirkten diese Proben 4 mal nicht, lmal schwach 
und 1 mal stark. 

Systematische Untersuchungen bezüglich der Verschiedenheit 
des Verhaltens der Sera bei fortschreitender Verdünnung ergaben, 
daß in allen Fällen das Serum der Typhuskranken mindestens 32fach 
verdünnt, d. i. in ca. 30-proz. Lösung angewendet werden konnte, 
ohne seine deutliche agglutinierende Wirkung auf Typhusbacillen bei 
einer Einwirkungsdauer von 30 Minuten einzubüßeu. Meist konnte 
die Verdünnung noch viel weiter getrieben werden. Dagegen zeigte 
sich keine einzige Serumprobe anderer Herkunft wirksam, wenn die 
Verdünnung über das 16 fache hinausging. Meist erlosch die Wirkung 
des Serums viel früher, so daß es schon in 4- und Sfacher Verdünnung 
binnen 30 Minuten Agglutination nicht mehr herbeizuführen imstande 
war. Auf Grund seiner Beobachtungen empfiehlt Verf., das Serum 
zu diagnostischen Zwecken immer in ca. 33facher Ver- 
dünnung oder 3-proz. Lösung anzuwenden. Bezüglich der 
Zeitdauer stellt er den Satz auf: Wenn die Reaktion binnen 
30 Minuten deutlich ausge bildet ist, haben wir einen 
Fall von Abdom i n a 1 ty phu s vor uns. 

Deelemau (Berlin). 

Fraenkel, C., Weitere Erfahrungen über den Wert der 
Wi dal 'sehen Probe. (Deutsch, med. Wochenschr. 1897. No. 16.) 

Verf. berichtet auf Grund von 28 neuen positiven Befunden über 
seine im Laufe der letzten Monate gesammelten Erfahrungen hin- 
sichtlich der Leistungsfähigkeit und der Grenzen der W id al’schen Re- 
aktion. Am besten bewährten sich für die mikroskopische Untersuchung 
ganz junge, 6 — 8 Stunden lang bei Brutwärme gewachsene Bouillon- 
kulturen. Die Benutzung von mehr als 24-stündigen Kulturen wird 
als geradezu fehlerhaft bezeichnet. Auch tote, sowie durch Er- 
w&rmuog auf 60° oder Behandlung mit Formalin ihrer Lebensfähig- 
keit beraubte Bacillen sollen nicht verwandt werden. Denn, wenn 


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Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 


747 


auch bei solchen Mikroorganismen Agglutinierung eintritt, so 
fehlt doch ein lehrreiches Stück der Untersuchung: die Immomili- 
sierung der Stäbchen. Hinsichtlich Herkunft, Alter und Viru- 
lenz der Kulturen ergaben sich keine Unterschiede. Die Entnahme 
von Blut durch Einstich in die Fingerkuppe soll beibehalten werden. 
Denn einmal zersetzt sich Serum nicht leicht, andererseits würden 
einige etwaige unberufene Keime durch die Typhusbacillen sofort in 
den Hintergrund gedrängt. Untersuchungen mit getrocknetem 
Blut gaben kein befriedigendes Resultat. Verf. löste das auf sterilem 
Filtrierpapier, den Wandungen des Reageusröhrchens oder dem Boden 
steriler Glasschiilchen angetrocknete Blut nach bestimmten Zwischen- 
räumen in abgemessenen Mengen steriler Bouillon auf und untersuchte 
sodann. Da jedoch hierbei der quanti tati ve Wirkungsgrad des 
Serums meist nicht mit Bestimmtheit rekonstruiert und ermittelt 
werden kann, so empfiehlt sich deshalb das Verfahren nicht. 

Was die Ausführung der Reaktiou betrifft, so nahm Verf. in der 
letzten Zeit lediglich die mikroskopische Beobachtung der Serum- 
wirkuug im hohlen Objektträger vor. Indessen sind, wenn man so 
das makroskopische Verfahren entbehren will, bestimmte Vorsichts- 
maßregeln nötig: „Man mischt zunächst ein Tröpfchen des Serums mit 
einer gleichen Menge der Bouillonkultur und uutersucht mikroskopisch. 
Bleibt jetzt die Häufchenbildung aus und zeigen die Stäbchen sofort, 
wie nach einer Stunde, noch unveränderte Beweglichkeit, so daß die 
Blutkörperchen rücksichtslos durcheinander geworfen werden , und 
sich am Rande reiche Scharen der in Schlangenlinien ihren Weg 
ziehenden Bacillen ansammeln, so ist das Ergebnis zweifellos ein 
negatives.“ Indessen darf man hieraufhin doch nur — in der 
Regel — das Bestehen eines Typhus ausschließen, da die Reaktion 
im Beginn der Erkrankung auch fehlen und erst im weiteren Verlauf 
derselben eintreten kann. Fällt dagegen die Reaktion bei der Ver- 
mischung eines Tröpfchens Serum mit einer gleichgroßen Menge 
frischer Typhusbouällon positiv aus, d. h. werden die Stäbchen 
sofort oder im Verlauf von 1—2 Stunden unbeweglich und ballen 
sich zu Haufen zusammen, so berechtigt dieser Befund noch zu keinem 
Schluß und macht eine weitere Prüfung nötig. Denn auch das Serum 
gesunder oder nicht an Typhus erkrankter Menschen übt zuweilen 
agglutinierende Wirkungen aus. Da diese jedoch meist nicht den 
Umfang der durch Typhusblut hervorgerufenen erreichen, so müssen 
vor allem auch die quantitativen Beziehungen genau berück- 
sichtigt werden. In dieser Hinsicht besitzt das Serum Nicht- 
typhöser starke agglutinierende Fähigkeiten oft bei 1 : 10, zu- 
weilen bei 1 : 20, während bei 1 : 30 eine schwache spezifische Wir- 
kung die Ausnahme ist. Für das Serum Typhöser fand Verf. die 
Grenzen des Agglutinierungsvermögens zwischen 1 : 100 und 1 : 200, 
unter Umständen auch bei 1 : 1000 und 1 : 6000. Einem zweiten 
Mangel des W. 'sehen Verfahrens, der sich geltend machen kann, wenn 
bei Typhuskranken die Leistungsfähigkeit des Blutes diejenige Nicht- 
typhöser nicht oder nur unwesentlich übertritft, legt Verf. weniger 
Bedeutung bei. Es handelt sich hier um große Ausnahmen, denn er 
fand bei gesunden Personen bisher erst 4 mal Agglutinierungsvermögen 
bei 1 : 10. 


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748 


Untersuclmogsmethoden, Instrumente etc. 


Dagegen fand sich , daß selbst in Gemischen von gleichen 
Mengen Serum und Bouillonkultur die klassische Form der 
Reaktion, wo in wenigen Augenblicken die sämtlichen, vor- 
her lebhaft beweglichen Stäbchen immobilisiert und zu scholligen 
Haufen verklebt werden, nur auftritt, wenn es sich um Typhusblut 
handelt. 

Ferner kann nun auch bei Blut von Gesunden, Typhösen und 
anderweit Erkrankten öfters die Erscheinung auftreten, daß infolge 
der baktericiden Fähigkeit des Blutes, die Stäbchen sofort 
nach dem Zusatz des Serums in gestaltlose, krümelige Bröck- 
elten und Häufchen verwandelt werden, die weiterhin völlig ver- 
schwinden und sich in der umgebenden Flüssigkeit auflösen. Mit 
Rücksicht auf das Vorkommen der Agglutinine im Blute nicht an 
Typhus Erkrankter und das der baktericiden Substanzen 
hier wie dort, geht deshalb Verf., wenn bei gleichen Teilen Serum 
und Bouillonkultur das Resultat ein positives war oder die rasche 
Verwandlung der Stäbchen in eine amorphe Masse eintrat, folgender- 
maßen weiter vor: „1 ccm einer frischen Typhusbouillonkultur wird 
mit */» o ccm, d. h. mit einem Tröpfchen Serum gemischt, daß eine 
Pipette liefert, die in 1 ccm gerade 50 Tropfen faßt. Nach An- 
fertigung eines Präparates für die Untersuchung im hohlen Objekt- 
träger fügt man ein zweites, ebenso großes Tröpfchen Serum hinzu, 
untersucht wieder und läßt endlich noch 3 Tropfen aus der Pipette 
in das Reagensglas fallen, so daß also der Reihe nach Verdünnungen 
von 1:50, 1 : 25 und 1 : 10 entstehen. Tritt die Agglutinierung 
noch bei 1 : 50 ein, so stellt man die Diagnose auf 
Typhus, ebenso wenn sich ein positives Ergebnis erst 
oder doch erheblich deutlicher bei 1 : 25 zeigt. Miß- 
erfolge hat Verf. bei diesem Verhalten bisher nicht wahrgenommen. 
Hiernach bleibt bei positivem Befund noch eine einzige eventuelle 
Fehlerquelle, ln Fällen, wo sich die agglutinierenden Fähigkeiten 
des Blutes bei Typhus weit über die Dauer der Erkrankung oder 
Rekonvalescenz hinaus erhalten , kann gelegentlich einer anderen 
späteren Affektion leicht wieder Typhus vorgetäuscht werden. Verf. 
fand Fälle, wo das Agglutinierungsvermögen selbst nach 3 1 /* Jahren 
noch bei 1 : 25 oder 1 : 50 sich erhalten zeigte. Einer seiner Zuhörer, 
der vor 13 Jahren Typhus durchmachte, hat z. Z. W. R. — 1 : 20. 
Diese Mängel der WidaPschen Reaktion lassen sich jedoch bei ge- 
eigneter Versuchsanordnung auf ein so geringes Maß zurück- 
führen, daß die Ergebnisse in der übergroßen Mehrzahl der Fälle 
verwertbar sind. Deeleman (Berlin). 


Achard, Passage de la proprietö agglutinante ä travers 
la placenta. (La Semaine mödicale. 1897. p. 85.) 

A. berichtet über eine Reihe von Versuchen, die, an Meer- 
schweinchen angestellt, die Fähigkeit der agglutinierenden Substanz, 
von der Mutter auf den Fötus überzugehen, darlegen. Nur fand sich, 
daß die agglutinierende Eigenschaft beim Fötus in abgeschwächtem 
Grade vorhanden war. Ahlefelder (Charlottenburg). 


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Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 


749 


Xennier, Du sörodiagnostic dass un cas de tuberculose 
aiguö et de fiövre typhoide associ6es. (La Semaioe 
roödicale. 1897. p. 121.) 

M. giebt Mitteilung über einen Fall von Serumdiagnostik, der 
dadurch besonders von Interesse war, daß der Patient, ein Knabe 
von 8 Jahren, mit den Symptomen einer frischen Lungentuberkulose 
aufgenommen wurde. Erst als sich nach einigen Tagen Roseola- 
flecken zeigten, machte man eine Serumprobe, die einen positiven 
Erfolg hatte. Die Autopsie ergab eine allgemeine Miliartuberkulose, 
und die bakteriologische Untersuchung der Milz, Pleuraexsudat etc. 
wies die Anwesenheit des Typhusbacillus nach. 

Ahlefelder (Charlottenburg). 

RoIofT, Kombination der Weigert’schen Fibrinfärbung 
mit der Färbung auf Tuberkelbacillen. (Arbeiten aus 
dem pathologisch -anatomischen Institute zu Tübingen; hrsg. von 
Baumgarten. Bd. II. 1896. Heft 2. p. 261.) 

Um Tuberkelbacillen und Fibrin, bezw. nach Weigert färbbare 
Bakterien, in den gleichen Schnitten differenziert zur Anschauung zu 
bringen, empfiehlt R. folgende Methode: 

Die Schnitte (am besten Celloidinschnitte aus Alkoholmaterial) 
werden 24 Stunden im Brütschrank mit Ziehl’s Karbolfuchsin ge- 
färbt, mit Ebner’scher Flüssigkeit entfärbt, mit 70-proz. Spiritus 
abgewaschen und kommen dann auf mehrere Stunden in essigsaure 
Vesuvinlösung (Kahl bäum). Dann werden sie in Wasser und 70-proz. 
Spiritus ausgewaschen, auf den Objektträger geklebt und nun, wie 
gewöhnlich, nach der Weigert’schen Methode gefärbt, wobei nur 
darauf zu achten ist, daß man das Anilin- Xylol recht lange einwirken 
läßt, weil sonst die Zellkerne blau gefärbt bleiben, anstatt, wie es 
beabsichtigt ist, braun zu erscheinen. Ist die Differenzierung ge- 
lungen, so sind die Kerne braun, Fibrin und die entsprechenden Bak- 
terienarten blau und die Tuberkelbacillen leuchtend rot 

U W. Kempner (Berlin). 

GBrtner, Ed., Verbesserung an Injektionsspritzen. (Wiener 
med. Wochenschrift. 1897. No. 2.) 

Da oft infolge Eintrocknens des Spritzenkolbens eine sofortige 
Benutzung der Injektionsspritze unmöglich wird, so bat Verf. einen 
für alle Spritzengattungen zu verwendenden luftdicht schließenden 
Kolben erfunden, derselbe soll auch allen Anforderuugen antiseptischer 
Art vollkommen entsprechen. 

Am Endteil der Kolbenstange befindet sich der Bund, welcher 
die Verlängerung für Aufnahme der Ringe und Scheiben, sowie für 
die Mutter trägt. Die Ringe sind so konstruiert, daß sie in jeder 
Temperatur, auch nach jahrelangen Pausen gut, funktionieren. Der 
Ring ist aus Stahl, Silber, Email u. s. w. und besitzt einen Ein- 
schnitt, welcher im Winkel von 45° gegen die Spritze gestellt ist. 
Derselbe ist nur so breit, daß der Ring, wenn er in das Rohr ein- 
geschoben wird, dasselbe beinahe schließt. Infolge seiner federnden 
Eigenschaft hat er das Bestreben, sich zu öffnen und schließt somit 


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750 Schutzimpfung, kQnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmang etc. 


immer hermetisch an der Rohrwand. Wertvoll ist ferner, daß der 
Kolben leicht auseinander genommen werden kann und eine gründliche 
Reinigung selbst durch kochendes Wasser verträgt, ohne sich zu ver- 
ändern. Deeleman (Berlin). 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 

Wassermann, A., Experimentelle Beiträge zur Serum- 
therapievermittelst antitoxisch undbaktericid wir- 
kender Serumarten. (Deutsche med. Wochenschi. 1897. Na 17.) 

Verf. knüpft au einen von Lazarus, R. Pfeiffer und ihm 
selbst bewiesenen Satz an, daß ein Choleraserum, das den gesunden 
Organismus in minimalsten Quantitäten vor der Infektion zu bewahren 
vermag, im kranken Organismus uach einer gewissen Zeit die Fähig- 
keit verliert, die lebenden Krankheitserreger zu töten. Er experi- 
mentierte mit dem Serum von Tieren, die er gegen den Bacillus 
pyocyaneus immunisiert hatte. Mit diesem Serum lassen sich 
sowohl zu gleicher Zeit antitoxische und baktericide, als auch aus- 
schließlich baktericide Funktionen erzielen. Verf. wirft nun die Frage 
auf, wie sich lebende Uakterien und Gift im Organismus verhalten, 
wenn das Serum erst einige Zeit nach der Intoxikation resp. Infektion 
zur Anwendung kommt, also nicht mehr zum Schutz, sonders 
bei den bereits erkrankten Tieren angewandt wird. 

1) Zuerst stellte er Heilversuche mit antitoxischem Serum an 
kranken Tieren an, die mit Pyocyaneustoxin vergiftet waren. Er 
vermochte schwer vergiftete Tiere mittels Zufuhr von antitoxischem 
Pyocy aneusserum zu retten. Diese lebensrettende Wirkung ist eine 
dem antitoxischen Serum spezifische, da die gleiche Menge Serums 
von einer normalen, nicht gegen das Pyocyaneusgift immunisierten 
Ziege keine Heilwirkung ausübte. Bezüglich der zeitlichen Verhält- 
nisse ist bemerkenswert, daß die spezifische Heilwirkung gegen das 
Gift noch eintrat, wenn bereits mehr als die Hälfte der seit der 
Intoxikation bis zum Eintritt des Todes nötigen Zeit verflossen war, 
und die Tiere bereits sehr krauk waren. Hinsichtlich der Dosis ergab 
sich, daß die 10-fache immunisierende Dosis bei der Intoxikation mit 
der 3— 4-fachen Dosis certe letalis von Pyocyaneusgift ausreicht, 
um deutliche Heilwirkung zu erzielen. 

2) Weiter suchte Verf. die Heilungsfahigkeit der Infektiou mit 
lebenden Py ocyaneusbacilleu mittels des baktericiden Serums zu 
bestimmen. Die Heilungsresultate waren hier viel ungünstiger, als 
bei der Intoxikation. Es blieb nur eiu Tier am Leben, das ca. 
1 Stunde nach der Infektion in Behandlung genommen war, während 
alle übrigen der fortschreitenden Infektion erlagen. Es ergab sich, 
daß nicht der Mangel an baktericiden Substanzeu die Heilung un- 
möelich machte, sondern, daß, gegenüber dem gesunden Tier, der 


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Schutzimpfung, kiinstl Infektionskrankheiten, lüntwickelungbliemmung etc. 751 


Organismus des kranken die im lieberschuß vorhandenen baktericiden 
Kräfte des Serums nicht mehr verwerten konnte. 

3) Heilversuche, die gegenüber der Infektion mit lebenden Pyo- 
cya neuskulturen mittels eines Serums angelegt waren, das gleichzeitig 
antitoxische und baktericide Substanzen enthielt, führteu zu dem- 
selben Resultate. 

Es ergiebt sich somit, daß gegen das Pyocyaneusgift der Orga- 
nismus zwar viel schwerer zu immunisieren ist, als gegen lebende 
Bacillen, daß sich indessen gegen dasselbe leichter und länger Heil- 
wirkung erzielen lassen, als gegenüber der Infektion. Demnach 
scheinen die antitoxischen Kräfte des Immunserums im vergifteten 
Organismus leichter inre Wirkung gegenüber dem Toxin ausüben zu 
können, als die baktericiden Körper im infizierten Tiere gegenüber 
den Bakterien. Die Heilwirkung des antitoxischen Serums bei der 
Pyocyaneuskrankheit ist eine viel begreuztere, als die des Diphtherie- 
antitoxins. Das Pyotoxin wirkt nur lebensrettend, wenn die ver- 
giftende Dosis nicht mehr als etwa die 4-fache Dosis letalis betrug. 

4) Die Frage endlich, ob im Stadium der beschriebenen Infektion 

der Organismus baktericide Körper zu aktivieren vermöge, oder ob 
dies im gegebenen Augenblick nur für eine bestimmte Art der Fall 
sei, beantwortet Verf. folgendermaßen: Der unter dem Einfluß einer 
Infektion für die Ausnützung einer Art baktericider Substanzen un- 
fähig gewordene Orgauismus kann eine andere Species baktericider 
Stoffe trotzdem noch zur Heilung verwenden und bei möglichst 
gleichstark gewählter Infektion kann diese Schädigung desselben bei 
der einen Affekt ion früher als bei der anderen eintreten. Verf. 
betout zum Schlüsse nochmals, daß die Therapie der Intoxikation 
mittels antitoxischen Serums bedeutend bessere Resultate giebt, als 
die der Infektion mittels baktericiden Serums, und daß der Immuni- 
sierungswert eines Serums durchaus noch keinen Rückschluß auf den 
Heilwert gestattet. Deeleman (Berlin). 

Liebmaun, Studien Uber das Koch’sche Tuberkulin. [Aus 
dem Bürgerspitale zu Triest.] (Archiv f. path. Auat. u. Physiol. 
u. f. klin. Med. Bd. CXLIV. 1896. Supplementheft. p. 123 ff.) 

Bereits iu einer früheren Arbeit hatte sich der Verf. mit vor- 
liegendem Gegenstände beschäftigt; seine damaligen Ausführungen 
sind indes von H. Kossel angegriffen worden. In der vorliegenden, 
sehr umfangreichen Schrift kommt Verf. erneut auf das Thema zurück 
Seine Aufgabe war, festzustellen, daß bei tuberkulösen Tieren nach 
Injektionen von Tuberkulin eine Mobilisierung der Tuberkelbacillen 
stattfände. 

Verf. hatte zu diesem Zwecke zwei Möglichkeiten ins Auge ge- 
faßt. Einmal konnte man eine große Menge von Tieren tuberkulös 
machen, darauf injizieren und an deu Getöteten das Blut untersuchen, 
oder man konnte die tuberkulös gemachten Tiere konsequeut be- 
handeln, nach jeder Injektion das Blut untersuchen und so den 
ganzen Krankheitsverlauf verfolgen und die Blutbefunde von der 
Erkrankung bis zum spontan erfolgenden Tode notieren. Verf. wählte 
den letzteren W T eg. Zu deu Versuchen wurden Kaninchen und Meer- 


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752 Schutzimpfung, künsil. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


schweinchen benutzt, das Impfmaterial stammte von menschlichen 
Organen. 

Die Arbeit zerfällt in zwei Hauptabschnitte. Im ersten Teile be- 
spricht Verf. die Blutbefunde. Das möglichst sorgsam entnommene 
Blut wurde auf Deckgläschen gestrichen und diese alsdann gefärbt 
und durchmustert Die Methode ist genau angegeben, auf eine 
Wiedergabe derselben können wir hier wohl verzichten. 

Das Tuberkulin wurde zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen 
steigenden Dosen injiziert. Nach Injektionen von 0,02 ccm für Meer- 
schweinchen, 0,03 ccm für Kaninchen fanden sich nach den Angaben 
des Verf.’s Tuberkelbacillen in den Blutpräparaten. Die Tuberkulin- 
dosen wurden bis zu 100 mg gesteigert. Die Blutuntersuchungen 
waren positiv in Bezug auf den Befund an Tuberkelbacillen 24 bis 
48 Stunden nach den Injektionen. Verf. beobachtete oft Degenerations- 
formen. Viele Bakterien waren überhaupt nicht mehr imstande, 
den roten Farbstoff der Säure gegenüber zu behaupten, sie erschienen 
blau gefärbt und sahen oft gar nicht wie Bacillen, sondern wie 
Körnchen aus. Trotzdem hält Verf. auch diese Gebilde für Tuberkel- 
bacillen. 

Die Verbreitung der Tuberkelbacillen betreffend, will Verf. die 
Wahrnehmung gemacht haben, daß bei der systematischen Unter- 
suchung des aus dem lokalen Geschwüre an der Infektionsstelle her- 
vorquellenden Eiters unter dem Einflüsse der Koch 'sehen Behandlung 
eine Vermehrung der Tuberkelbacillen statt hatte, derart, daß sie 
häufiger auch zu Haufen zusammen lagen. 

Die Anzahl der auf den Blutpräparaten beobachteten und vom 
Verf. als Tuberkelbacillen angesprochenen Gebilde war eine relativ 
spärliche, sie war um so größer, je höher die Virulenz des Impf- 
materials war. Es sei jedoch bemerkt, daß auch bei nicht mit 
Tuberkulin behandelten tuberkulösen Tieren im Blute Tuberkelbacillen 
beobachtet wurden; in dem einen mitgeteilten Versuche machte sich 
nur ein quantitativer Unterschied bemerkbar, derart, daß beim Kontroll- 
ier der positive Befund nur 4 mal, beim Tuberkulintier 31 mal gelang. 
Der Versuch ist indes nicht als einwandfrei zu betrachten, da das 
Tuberkulintier ein trächtiges Weibchen war, welches im Verlauf des 
Experimentes Junge warf, dadurch waren die Verhältnisse kompliziert. 

Im übrigen konnte Verf. aber ebenfalls die Möglichkeit der 
Heilung der äußeren tuberkulösen Affektion feststellen. 

Die zelligen Blutbefunde gestalteten sich schwieriger und ver- 
wickelter. Deutlicher und ausgesprochener war nur die Vermehrung 
der eosinophilen Zellen. 

Im weiteren Verlaufe der Arbeit sucht Verf. nach den Gründen 
für das vermehrte Vorkommen von Tuberkelbacillen im Blute; seine 
Ausführungen gipfeln in dem Satze, daß das Tuberkulin eine für 
Tuberkulosebacillen positive chemotaktische Substanz enthält. 

Die Beweise für diese vom Verf. aufgestellte Hypothese sind 
jedoch nicht auf gut fundierte Experimente gestützt und steht daher 
diese Annahme auf ziemlich schwachen Füßen. Das ist aber um so 
bedauerlicher, als Verf. auf diesen Satz ein ganzes Gebäude von 
Hypothesen aufbaut, um womöglich alle Erscheinungen, die bei diesen 


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Schutzimpfung, kUostl. Infektionskrankheiten, Entvrickelungsberamung etc. 753 


Vorgängen Vorkommen, zu erklären. Bei der Ausführung der Stich- 
probe verläßt ihn denn auch gleich seine Hypothese beim Lupus, 
eine Thatsache, die doch den Verf. hätte zum Nachdenken auffordern 
sollen. 

Der zweite Teil der Arbeit behandelt die Untersuchung der Ge- 
webe und bringt makroskopische und mikroskopische Obduktions- 
protokolle. Verf. teilt darin mit, daß er die Koch 'sehen Angaben 
in keiner Weise bestätigen konnte und schließt sich den hinlänglich 
bekannten Baum garten 'sehen Ideen an. Damit schließt dann die 
Arbeit. 

Wenn wir in einem Referate unmöglich auch nur einigermaßen 
auf die ganze Streitfrage eingehen können, so wollen wir doch nicht 
alles rückhaltslos anerkennen. Ref. hat in einer die Rindertuberkulose 
betreflenden Arbeit jüngst ebenfalls zu dieser Frage Stellung nehmen 
müssen und mußte die vom Verf. beobachteten üblen Einflüsse als 
bei den Tuberkulinimpfungen der Rinder nicht zu Recht bestehend be- 
trachten. Dafür sprechen die Tausende von Impfungen, die täglich 
noch in größerem Maßstabe gemacht werden. Daß derartige Dinge 
auch nicht zu befürchten sind, dafür bürgen die kleinen Dosen, die 
zu den Impfungen verwendet werden. Verf. aber arbeitete mit ganz 
kolossal massiven Dosen, Dosen, die die höchsten beim Menschen an- 
gewandten erreichen, ja sogar uoeb übertreffen. Und dieser Umstand 
bedingt einen ganz außerordentlich prägnanten Unterschied zwischen 
Theorie und Praxis. Daß bei letzterer die Mobilisierung der Tuberkel- 
bacillen nicht eintritt, dafür dürfte die Autorität R. Koch ’s ein- 
stehen, der noch in seiner jüngsten Publikation in präzisester Weise 
gegen diese Vorstellungen auftritt und, gestützt auf Erfahrungen bei 
ein paar Tausend Fällen die Ungefährlichkeit der Tuberkulinimpfung 
betont. 

Ref. möchte glauben, daß diese Ausführungen R. Koch ’s immer 
noch mehr Bedeutung verdienen, als die für die Praxis nicht zu Ver- 
gleichen zulässigen Experimente des Verf.’s, denen noch dazu der 
große Fehler au haftet, daß eine Züchtung der Bluttuberkelbacillen in 
keinem einzigen Falle gelang, weder im Reagensglas noch im Tier- 
körper, so daß selbst Verf. die Frage zu ventilieren für notwendig 
hält, ob denn seine Gebilde auch lebendige Tuberkelbacillen gewesen 
seien, eine Frage, auf die ein striktes „Ja“ auch von ihm nicht ge- 
antwortet werden kann. 0. Voges (Berlin). 

Calmette, A., Sur le venin des serpents et sur i’emploi 
du s£rum antivenimeux dans la thdrapeutique des 
morsures venimeuses chez l’homme et chez les ani- 
maux. (Annal. de l’Inst. Pasteur. T. XI. No. 3.) 

ln einer Reihe von Abhandlungen, welche seit 1892 in den 
Annalen erschienen sind, beschrieb der Verf. seine Untersuchungen 
über die Schlangengifte und die neue Methode der Serotherapie den 
Schlangenbissen gegenüber. 

Seit einem Jahre werden große Quantitäten des Schlangengift- 
seiums in dem Pasteur’ sehen Institute von Lille hergestellt. Dieses 
Serum wird aus den Pferden gewonnen, welche gegen die heftigsten 

Brate Abt. XXI. Bi. 48 


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754 Schutzimpfung, kün&t). Infektionskrankheiten, Entirickelungshenunung etc. 


ScblaDgengifte immunisiert sind, und seine positive Wirkung ist heut- 
zutage durch viele Versuche an Tieren und Menschen sichergestellt. 

In erster Reihe spricht der Verf. über seine Versuche, die er in 
Gegenwart der König), englischen mediz. Kommission mit Kaninchen 
vorgenommeu batte, und welche beweisen, daß die Serumbehandlung 
die Tiere in kürzester Zeit gegen das Schlangengift resistent macht, 
und daß die heilende Wirkung des Serums auf den Organismus der 
toxischen Wirkung des Giftstoffes gegenüber bedeutend überlegen ist. 
Das Serum erzeugt eine erhebliche Resistenzerhöhung der Zellen den 
Giften gegenüber und sogar, wenn das Gift bereits in die Blutbabn 
eingedrungen ist, ist das Serum imstande, den Tod zu verhindern. 

In der Folge bespricht der Verf. die Beobachtungen verschiedener 
Aerzte, die eine Serumbehandlung bei Menschen, die von Schlangen 
verschiedener Gattung gebissen wurden, vorgenommen batten ; so bei 
Naja tripudians, schwarzen Naja von Guinea, Bungarus 
coeruleus Bothrops lnnceolatus, Naja haje, und welche 
ergeben, daß, trotz des verschiedenen Ursprungs der Gifte und trotz 
der in manchen Fällen verspäteten Serumbehandlung die Wirkung 
desselben eine äußerst günstige war und auch bei Anwendung recht 
großer Mengen des Serums wurde nicht die geringste negative Re- 
aktion desselben wahrgenommen. 

Daraus läßt sich schließen, daß angesichts der statistisch nach- 
gewiesenen Zahlen der durch Schlangengifte jährlich zu Grunde 
gehenden Individuen, 22000 Menschen und 66000 Haustiere, die 
Serumbehandlung einen äußerst wichtigen kurativen Faktor aufweist. 
Auf eine Veröffentlichung in den Annalen vom Jahre 1895 deutend, 
empfiehlt der Verf. die Anwendung des Serums auch Skorpionen- 
giften gegenüber, denn obgleich das Gift der Arachniden den 
Schlangengiften durchaus nicht identisch sei, was die Reaktionser- 
scheinungen und die Acidität der ersteren gegenüber der Alkalität 
der letzteren zur Genüge beweisen, hat sich doch die Serumbeband- 
lung durch zahlreiche Versuche als sehr günstig bestätigt. 

Um mit Sicherheit die antitoxische Wirkung des Schlangengift- 
serums zu bemessen, müssen nicht nur die verschiedenen Reaktions- 
eigenschaften der Gifte in Rechnung gezogen werden — Eigenschaften, 
welche mit denjenigen der bakteriologischen Toxine durchaus nicht 
identisch sind — , sondern auch die respektive Empfindlichkeit der 
Tiere den Giften gegenüber und das Gewicht der Tiere selbst. Dazu 
ist erforderlich, die Dosis des trockenen Giftes in destilliertem Wasser 
gelöst zu bestimmen, welche genügend erscheint, um innerhalb 
15 — 20 Minuten ein Tier zu töten. Diese Dosis ist selbstredend von 
dem Ursprung des Giftes selbst abhängig. 

Als Gegendosis wendet man diejenige Anzahl Kubikcentimeter Anti- 
toxin — immer intravenös injiziert — an, welche sich im Laufe der 
Versuche als eine vollkommene Immunität erzeugende Menge erwies. 
Die toxische Einheit wurde hierbei auf 1 g Tiergewicht berechnet, 
also ein Serum, von dem 1 ccm ein 2 kg schweres Kaninchen immuni- 
siert, enthält 2000 antitoxische Einheiten. Das im Institute von Lille 
hergestellte Serum besitzt in 1 ccm mindestens 1000 antitoxische 
Einheiten; für tropische Länder werden auch Serumpraparate von 


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Schutzimpfung, künstl. Infektionskraukheiten, Entwickelungshemmaug etc. 755 


4OC0 und mehr antitoxischeu Einheiten hcrge&tellt. Das Serum 
laßt eich beliebig laug aufbewahren, ohne seine volle Wirkung ein- 
zubüßen, enthalt auch kein Phenol. Die Dauer der Immunität bei den 
Tieren ist lediglich von der Menge des Impfstoffes abhängig. Die 
Dauer der Immunität der durch Serum allein behandelten Tiere ist 
lange nicht so groß wie diejenige, welche durch die Anpassung der 
Tiere durch allmählich erhöhte Dosen der Giftinjektion erzielt wird. 
Selbstredend kommt auch hier die respektive Empfindlichkeit der 
Tiete in Betracht. Die Immunität trächtiger Tiere wird auch teil- 
weise auf die Nachkommenschaft übertragen. 

Es ist unzweifelhaft, daß die lokalen UDd allgemeinen Intoxikations- 
erscheinungen, durch Bisse verschiedener Schlangen verursacht, keine 
-vollkommene Identität aulweisen. Hauptsächlich sind die Verletzungen 
der Viperiden durch staike Nierenblutungen charakterisiert, was bei 
den Colubriden nicht der Fall ist. Was aber die Identitätannahme 
berechtigt, war derjenige Versuch, bei welchem die Gifte der Viperiden 
15 Minuten lang in physiologischer Kochsalzlösung oder 5-proz. 
Karbolsäurelösung auf 70° erwärmt und daraufhin dem Tiere inji- 
ziert, die vorher erwähnten Hämorrhagieen nicht mehr hervorriefen. 
Zugleich gelingt es gegen Viperidengifte vollkommen immune Tiere 
zu erhalten, sobald dieselben vorher gegen die zehnfach tödliche Dosis 
der Colubridengifte immunisiert wurden. 

Was die chemische Natur der Schlangentoxine anbetrifft, so sind 
darüber schon einige Forschungen seitens mehrerer Gelehrten aus- 
gelührt. Sehr lehrreich und ausführlich sind die Arbeiten von 
M. C. Martin in Sydney, welcher in den Giften vom australischen 
Pseudechis zwei Toxalbumine isoliert habe. Das eine Toxalbumin 
ist nicht dialysierbar, koagulieit bei 82° und verursacht allein die 
Zersetzung der roten Blutkörperchen und Hämorrhagieen; das zweite 
ist dialysierbar, nicht koagulierbar und bildet das Gift der Nerven- 
zellen. Diese Beobachtungen stimmen mit denjenigen des Vetf.’s über- 
ein. Von Salzen und Albuminen befreites Toxin giebt die Biuret- 
reaktion, mit dem Millon’schen Reagens entsteht eine leichte 
Trübung, die Xanthoproteinreaktion wird nicht erhalten. Die toxische 
Wiitkung dieses reinen Giftes ist eine äußerst heftige; 0,01 mg intra- 
venös injiziert tötet ein 2 kg schweres Tier innerhalb 20 Minuten. 
Das Cbamberland - Filter läßt das Toxin ohne weiteres passieren, 
ohne cs zu verändern. Die Beobachtungen anderer Forscher, wie 
Marmier, d’Arsonval, Charrin, Pbisalix, Bertrand er- 
wähnend, erklärt der Verf., daß die Wärme je nach den Temperatur- 
gradeu eine gewisse Verändeiung der Gifte bewirkt, welche auch im 
Verhältnisse zu ihrer toxischen Wirkung steht. Die in der W r ärme 
widerstandsfähigsten Gifte sind auch die heftigsten, einige werden 
schon bei 80 0 abgeschwächt, andere verlieren ihre toxische Wirkung 
erst durch einstündiges Erwärmen bei 100“. Die Erwärmung ver- 
ursacht keine Bildung von Vaccinen aus den Giften. 

Durch alle diese Thatsacben glaubt der Verf. ein für allemal 
die Wirksamkeit und hervorragende Nützlichkeit seines Mittels be- 
wiesen zu haben. Das Antitoxin ist also bei Bissen von verschiedenen 
Schlargengattungen anzuwtnden, gleichfalls bei den durch Skorpione 


756 Schutzimpfung, kfiustl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmuog etc. 


verursachten Verletzungen. Zum Schlüsse beschreibt der Verf. den 
Modus der lokalen Wundbehandlung und bittet alle diejenigen, die in 
den Besitz von Schlangengiften gelangen sollten, dieselben in luft- 
trockenem Zustande dem Institute Pasteur in Lille (Nord- France) 
behufs weiterer Nachforschungen gefälligst übersenden zu wollen. 

Robertson (Prag). 

Richet, Du mäcanisme de l’action antitoxique du s&rum 
de chien immunis6 au moyen de s6rum d’anguille. 
(La Semaine m6dicale. 1897. p 132.) 

R kommt auf seine Untersuchungen über die toxische Wirkung 
des Schlangenserums auf Kaninchen zurück (La Semaine niAiicale, 
1897. p 30). Durch seine weiteren Experimente suchte er der Frage 
näher zu treten, wie die Immunisierung des Hundeserums durch das 
Schlangenserum zu stände kommt. Als Ergebnis seiner Unter- 
suchungen stellt er den Satz auf, daß das Hundeserum eine chemische 
Neutralisation der toxischen Eigenschaften des Schlangenserums za 
bewirken imstande sei; denn bei Mischung von Hundeserum mit 
Schlangenserum im Reagensglasc verlor letzteres sofort seine giftige 
Eigenschaft. Ahlefelder (Charlottenburg). 

Riecke, E., Ueber die keimwidrigen Eigenschaften des 
Ferrisulfats. (Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. Bd. XXIV. 
Heft 2.) 

Auf Veranlassung und durch Vermittelung der Deutschen Land- 
wirtschaftsgesellschaft in Halle wurde der Verf. mit der Prüfung der 
desinfektorischen Kraft des Ferrisulfats menschlichen Entleerungen 
gegenüber beauftragt. Das Präparat, ein schmutzigweißes Pulver 
von stark saurer Reaktion, zersetzt sich teilweise in wässeriger Lösung 
(1:9—10) unter Abscheidung von Eisenoxydhydrat. Da dieses Prä- 
parat noch 4 Proz. freier Schwefelsäure enthält, so konnte die keim- 
widrige Wirkung desselben teils auf die Metallverbindung, teils auf 
die Säure selbst zurückgeführt werden. R. erwähnt hierbei die Be- 
obachtungen und Ergebnisse verschiedener Forscher, wie Koch, 
Kitasato, Behring, Köhler u. s. w., die über die antiseptische 
Wirkung der Schwefelsäure, sowie der Eisensalze allein gearbeitet 
und erwiesen haben, daß die Schwefelsäure für sich als energisches 
Desinficiens für solche Bakterien erscheint, die ihrer Widerstands- 
fähigkeit nach, den Typhusbacillen und Choleravibrionen gleichkoinmen, 
während man dasselbe aber von Eisensalzen allein nicht im gleichen 
Maße behaupten kann, obgleich sie eine stark desodorierende und 
bindende Eigenschaft besitzen. 

Nachdem das Präparat auf seine Keimfreiheit mit positivem Re- 
sultate untersucht wurde, ist die Wirksamkeit desselben Typhus- 
und Cholerabakterien gegenüber geprüft Es wurden 5°/ UÜ Ferri- 
sulfatlösu ngen hergestellt, durch Vermischen gleicher Teile Cholera- 
und Typhusbouillonkulturen mit 10 # / ao Ferrisulfatlösung. Nach 
bestimmten Zeiten wurden Uebertragungeu von 3 — 4 Oesen auf sterile 
Bouillon gemacht; diese wurden wiederum verschieden lang im Brut- 
schränke aufbewahrt 


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Schutzimpfung, küustl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 757 


Die bei den Uebertragungen steril gebliebenen Röhrchen wurden 
nachträglich mit den betreffenden Kulturen infiziert und es wurde 
wahrgenommen, daß die bei der ersten Impfung übertragene Menge 
Ferrisulfats die Nährfähigkeit der Substrate durchaus nicht beein- 
trächtigt und auch keine entwickelungshemmende Wirkung ausübt. 
Diese Versuche, wie die mit einer 2 1 /, °/ 00 Ferrisulfatlösung, bei 
Anwendung von Glycerinagar für Typhus- und 1 °/ 00 Kochsalzpepton- 
wassers für Cholera als Uebertragungsnährboden ergaben eine erheb- 
liche desinfektorische Wirkung des Präparates. Die aufgestellten 
Tabellen erwiesen für Typhusbacillen und Choleravibrionen bereits 
nach einem Aufenthalte von 2 Min. in einer 2 1 /, °/oo Ferrisulfat 
lösung kein Wachstum mehr; die Typhuskeime allein erfahren nach 
einer halben Minute eine Wachstumhemmung. 

Um die Wirkung dieses Mittels bei Gegenwart infizierter mensch- 
licher Entleerungen zu prüfen, wurden 24 Stunden alte Typhus- und 
Cholerakulturen mit physiologischer Kochsalzlösung aufgeschwemmt 
und mit teils frisch gelassenem, teils älterem Kot und Urin von ver- 
schiedener Reaktion vermischt. Dabei wurde auf eine analoge Weise 
verfahren und mit 2 l /*°/oo Ferrisulfatlösung gearbeitet. Die Ver- 
suchsreihen ergaben auch unter diesen Umständen sehr günstige 
Resultate, denn schon nach 1 Min. ist die Lebensfähigkeit der er- 
wähnten Mikroorganismen durch das Mittel aufgehoben. Der Verf. 
glaubt auch auf Grund einiger anderen Versuche zu der Behauptung 
berechtigt zu sein, daß sogar schwächere Konzentrationen, z. B. eine 
1 °/ 00 Lösung die gleiche Leistungsfähigkeit den erwähnten Organismen 
gegenüber besitzt. 

Daß die desinfektorische Kraft nicht allein der Schwefelsäure 
zukommt, beweisen zur Genüge die Arbeiten von Stutzer und 
Rurri, welche 0,03 °/oo Schwefelsäure als geringste Menge zur 
Tötung von Cholera- resp. Typhuskeimen angeben, während man bei 
diesen Versuchen mit O,UO25°/ o0 und 0,00125 °/ 0 Schwefelsäure zu 
thun hatte. 

Zuletzt wurden Versuche mit einer Mischung von pulverigem 
Ferrisulfat und Torfmull angestellt, um zu erfahren, ob der des- 
infektorische Wert des letzteren erhöht wird, wie es auf Zusatz von 
Säuren der Fall ist. Es wurden die Versuche den anderen analog 
ausgeführt, also auch mit Faeces und Urin. 

Die erhaltenen Resultate bestätigten vollkommen die vorerwähnte 
Annahme, daß das Torfmull durch Zusatz von Ferrisulfat eine erheb- 
liche Zunahme seiner Desinfektionskraft erlangt, denn bei Anwendung 
von 2 Gewichtsteilen Torfmull -f- I Gewichtsteil Ferrisulfat wurden 
die in den Fäkalien enthaltenen Typhus- resp. Cholerakeime spätestens 
nach 2 Min. abgetötet. Der Zusatz von Ferrisulfat zu dem Torfmull 
erweist sich im großen viel vorteilhafter als derjenige von Säuren, da 
das Salz sich mit beliebigen Mengen Mull vermischen läßt, während 
die Absorptionsfähigkeit des letzteren den Säuren gegenüber eine 
relative und dadurch begrenzte ist. Fraglich ist es aber, ob es der 
Technik gelingt, eine äußerst innige Durchmischung des Torfmulls 
mit Ferrisulfat zu bewerkstelligen. Robertson (Prag). 


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758 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Eutwickelungshemmung etc. 

Heymans, J. F. et Xasoin, P., Action antitoxique de l’hypo - 
sulfite de soude vis-ä-vis des dinitriles norraaux. 
[Rösumö fait par les auteurs d'un mömoire p3ru dans les Mömoireä 
couronnös de l’Acadömie de mödecine de Belgique, 1896, et dans 
les Archives de Pharmacolynamie. Vol. III. 1896.] (Annales de 
PInstitut Pasteur. T. XI. No. 2.) 

In der Reihe der normalen Nitrile von der allgemeinen Formel 
CN — (CH,),, — CN sind die vier ersten Homologen und zwar das 
Oxalsäurenitril = CN — CN 

Malonsäurenitril = CN — CH, — CN 

Bernsteinsäurenitril = CN— CH, — CH,— CN 

Brenzweinsäurenitril =» CN — CH, — CH,— CH, — CN 

heutzutage bekannt und untersucht. 

Die toxische Wirkung, die hier ins Auge gefaßt wurde, ist die- 
jenige, welche durch das Eindringen der Nitrile in die Blutbahn 
ausgeübt wird, und die dadurch verursachte allgemeine Reaktion 
auf den Organismus. Das einzige Mittel, welches jetzt gestattet, 
eine toxische Wirkung zu messen, ist die Feststellung der Thatsache, 
in welchen Mengen das Gift vorhanden sein muß, um die Lebens- 
funktionen derart zu vermindern, daß eine weitere Existenz unmöglich 
gemacht wird. 

Es war vorauszusehen, was auch die Versuche bewiesen, daß 
die Nitrile als Homologe auch eine dementsprechend toxisch ähnliche 
Wirkung besitzen; man kann also durch Vergleichung ihrer absolut 
tödlich wirkenden Mengen ihre relative Giftigkeit bemessen. Diese 
letzte wurde bei 3 Gruppen von Wirbeltieren festgestellt: Amphibien, 
Säugetieren und Vögeln, und wurde pro kg Tier in der Anzahl Milli- 
gramme Nitrils ausgedrilckt, welche genügen, um eine absolut tödliche 
Wirkung auszuüben. 

Die angestellten Versuche ergaben, daß die toxische Wirkung 
eiues und desselben Nitrils von der Art der Tiere abhängig sei, und 
daß diese Abhängigkeit vom Tiere bei allen Nitrilen eine ver- 
schiedene sei. 

Die Intoxikationserscheinungen der Nitrile besitzen einen ähn- 
lichen Charakter. Am schnellsten wirkt das Oxalsäurenitril (1 Minute 
nach der subkutanen Injektion) dann folgt das Malonsäurenitril 
<10—16 Minuten nach der intravenösen Injektion); noch langsamer 
wirken das Bernsteinsäurenitril und Brenzweinsäurenitril. Nach der 
Injektion einer absolut tödlichen Dosis der beiden letzteren folgen die 
Intoxikationserscheinungen erst nach mehreren Stunden und der Tod 
tritt erst nach einigen Tagen ein. 

Eingehend wurden die Intoxikationserscheinungen des Malon- 
säurenitrils bei Kaninchen studiert. Man unterscheidet zwei Phasen : 
erste bedingt durch Atmungsbeschleunigung und beträchtliche Er- 
weiterung der Atmungsbewegungen, zweite, durch Atmungsverringerung, 
Verminderung des Pulsschlages und Lähmung. Worauf die eigentliche 
toxische Wirkung des Malonsäurenitrils zurückzuführen sei, ist nicht 
ohne weiteres erklärlich. Die Verff. vermuteten entweder eine teil- 
weise Bildung einer Art leicht resorbierbarer Additionsprodukte des 
Nitrils mit der lebenden Zelle unter womöglich nachträglicher Spal- 



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Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten, Entvrickeiungshemmung etc. 759 

tung in die äußerst giftigen Komponenten, oder eine vorgängliche 
Spaltung des Nitrils ohne Bindung, unter Freiwerden des einen oder 
beider Cyanradicale. Deswegen kann man seine Wirkung mit der- 
jenigen des Oxalsäurenitrils und Cyankaliums vergleichen, worauf 
auch die hier wahrgenommene Rhodanreaktion im Harn zu erklären 
sei, dieselbe, welche seinerzeit von Lang bei Cyankaliumvergiftungen 
konstatiert wurde. 

Diese Umsetzung als Leitmoment benutzend, haben die Verff. 

die Wirkung des Natriumthiosulfats = vermutet, denn 

die Rhodanverbindungen sind im Verhältnis zu den Cyanverbindungen 
als ungiftig zu betrachten. 

Durch eine Reihe von Versuchen beweisen die Verff., daß die 
antitoxische Wirkung des Thiosulfats den Nitrilen und hauptsächlich 
dem Malonsäurenitril gegenüber eine vorbeugende und auch heilende 
ist. Von dem Standpunkte ausgehend, daß die Wirkung des Thio- 
sulfats rein chemischer Natur sei, und .dadurch eine Molecular- 
umsetzung anzunehmen sei, haben sich die Verff. bei ihren Versuchen 
Normallösungen bedient Um zu erfahren, ob die antitoxische Wirkung 
des Thiosulfats durch die Verbindung selbst bedingt sei, oder ob 
der Organismus durch die von ihm verursachte Umsetzung des Thio- 
sulfats soweit widerstandsfähig den Giften gegenüber wird, daß sogar 
eine Art von Immunität anzunehmen sei, welche auch beim Ver- 
schwinden des Thiosulfats aus dem Organismus hinterbleibt, wurden 
mannigfaltige Versuche angestellt. Dieselben ergaben, daß die Resistenz 
oder Immunität, verursacht durch eine subkutane Injektion des Thio- 
sulfats, um so länger dauert, je größer die Mengen des injizierten 
Salzes waren, zugleich aber braucht die größere Dosis mehr Zeit, um 
von dem Organismus abgeführt oder umgesetzt zu werden. Es wurde 
auch bewiesen, daß der Harn nach der Injektion Thiosulfat enthielt 
und um so mehr, je größer die angewendete Dosis war. Die Immunität 
hört aber auch auf, sobald das Thiosulfat im Harn nicht mehr nach- 
weisbar ist. Die antitoxische Wirkung ist also lediglich auf die 
Gegenwart des Thiosulfats im Organismus zurückzuführen. 

Nachdem im Laufe der Versuche erwiesen wurde, daß 1 ccm 
einer Normal-Malonsäurenitrillösung die 4 — 5-fache tödliche Dosis für 
2 — 2,5 kg schwere Kaninchen beträgt, wurde geforscht, wie viel 
Kubikcentimeter Thiosulfat in Normallösung angewendet werden muß, 
um jeder Intoxikationserscheinung vorzubeugen. Man fand, daß 1,2 
bis 1,5 ccm Normal-Tbiosulfatlösung genügt, um die Wirkung von 1 ccm 
Nitril vollkommen zu neutralisieren. Zugleich stellte sich aber heraus, 
daß von 55 mg Malonsäurenitrit auf 1 kg Tier aufwärts dem Tode des 
Tieres auch bei Anwendung beliebig großer Mengen Thiosulfat nicht 
mehr vorgebeugt werden kann. Das Thiosulfat ist also nur bei 
dem Gebrauch der 9 — 10-fachen tödlichen Dosis Malonsäurenitril, 
wirksam. Durch andere Versuche stellen die Verf. fest, daß bei 
Anwendung beliebig großer Mengen Malonsäurenitril, selbstredend 
die 9— 10-fache tödliche Dosis nicht überschreitend, bei beliebiger 
Art der Einführung desselben, per os, subkutan oder intravenös 
und bei beliebiger Dauer und Heftigkeit der Intoxikation , man, 


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760 Schutsimplaag, kllostl. Infektionskrankheiten, Katwickelaagshemmung etc. 


Bobald der Atmungsprozeß nach der ThiosulfatiDjektion fortdauert, 
mit Hilfe äquivalenter Mengen des Salzes das Tier retten und jede 
Intoxikationserscheinung binnen 5 — 10 Minuten vollkommen zum Ver- 
schwinden bringen kann. 

Das Natriumthiosulfat ist also ein Antidotum oder Antitoxin, 
welches vorbeugend und heilend dem Malonsäurenitril gegenüber 
wirkt. Seine Wirkung kann, der Meinung der Verff. nach, mit der- 
jenigen der bakteriologischen Toxine verglichen werden; bemerkens- 
wert ist es auch, daß das Thiosulfat als Antitoxin anorganischen 
Ursprungs, mit den bakteriologischen Antitoxinen dasjenige gemein 
hat, daß es absolut ungiftig ist. Das Tier verträgt es bis auf 4 g 
pro 1 kg Gewicht. Da die Wirkung des Malonsäurenitrils erst nach 
einigen Minuten eintritt, durch die Resorptionszeit bezw. Abspaltung 
von CN bedingt, und die Wirkung des Thiosulfats nur durch seine 
Anwesenheit im Organismus stattfindet, so kann man mit Recht an- 
nehmen, daß ein Teil des Thiosulfats als solches, vor der toxischen 
und sogar während der tonischen Wirkung des Nitrits eliminiert wird, 
ohne in Reaktion zu treten, folglich ist 1,2— 1,5 ccm Normal-Thio- 
sulfatlösung 1 ccm Normal-Malonsäurenitril gegenüber als Reaktions- 
verhältniszahl zu groß zu betrachten. Dies wurde auch durch weitere 
Versuche bestätigt, wobei diese 1,2— 1,5 ccm allmählich in kleinen 
Mengen je 5 Minuten injiziert wurden, was zu dem Resultat führte, 
daß bei einer derartigen Behandlung 1 ccm Thiosulfat vollkommen 
genügte, um jeder Intoxikation vorzubeugen. Das Toxin und Anti- 
toxin in Normallösungen verhalten sich aber hier wie 1 Vol : 1 Vol. 
Der Prozeß geht quantitativ vor sich. 

Genau dieselben Resultate ergaben die Versuche mit Hunden und 
Ratten, wobei selbstredend die relative, für jedes Tier unwiderruflich 
tödliche Dosis nicht überschritten werden dürfte. Das letztere, bei 
allen Versuchen sich wiederholende Problem, suchen die Verff. auf 
diese Weise zu erklären, daß durch die Spaltung des Nitrils das 
freiwerdende CN-Radikal durch die Bindung mit einem nur verfüg- 
baren NaS-Molekül neutralisiert wird, während die übrig gebliebene 
Gruppe CH,— CN, die in geringen Mengen unwirksam erscheint, bei 
größerer Ansammlung eine toxische Wirkung gleichfalls ausüben muß. 
Diese Wirkung ist aber durchaus eine andere und die Tiere gehen 
erst nach 1 — ‘2 Tagen unter ganz verschiedenen Intoxikationserschei- 
nungen zu Grunde, als diejenigen, die ohne Thiosulfat behandelt 
wurden. 

Die Versuche mit Oxalsäurenitril und den anderen Nitrilen er- 
wiesen, daß auch hier das Thiosulfat eine antitoxiscbe Wirkung aus- 
übt; die einzuhaltenden Verhältnisse sind aber von den oben er- 
wähnten etwas verschieden, ebenso die Dauer und Heftigkeit der 
Reaktion. So z. B. bei Oxalsäurenitril, wo die tödliche Dosis auf 
13 mg pro 1 kg Tier berechnet wurde, genügte eine Injektion von 
0,03 ccm Thiosulfat 3 Minuten vor Einführung des Giftes, um das 
Tier zu retten. Die Intoxikationserscheinungen sind um so heftiger, 
je geringer die Menge Thiosulfat. Bei Anwendung von 1 ccm Thio- 
sulfat 3 Minuten vor Oxalsäurenitril-Injektion treten die Intoxikations- 
erscheinungen nicht mehr ein. Bei Erhöhung der tödlichen Dosis 



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Schntsimpfang, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 761 

des Nitrits muß auch die Menge Thiosulfats vergrößert werden, so 
z. 6. bei einer zweifach tödlichen Dosis müssen 2 ccm Thiosulfat 
l /s Minute vorher injiziert werden. Findet die Injektion des Nitrils 
aber vorher statt, so erweist sich diese Menge als ungenügend und 
das Tier geht binnen 10 Minuten zu Grunde. Unter diesen Um- 
ständen muß eine verhältnismäßig sehr große Dosis Thiosulfats an- 
gewendet werden, und nur bis zur Anwendung einer 4 — 5-fachen 
tödlichen Menge des Nitrils erhält man günstige Resultate. Sobald 
60 mg Nitril pro 1 kg Tier überschritten werden, gehen die Tiere 
unbedingt zu Grunde. Die Reaktion des Thiosulfats kommt nur dann 
zur vollen Geltung, wenn es vor dem Nitril in die Blutbahn oder die 
Gewebszellen eindringt, denn sobald das Toxin in mehrfach tödlicher 
Dosis in den Organismus gelangt, ohne sofort das Gegengift zu be- 
gegnen, ist seine Wirkung so rapid und heftig, daß der Tod trotz 
großer Mengen injizierten Thiosulfats häufig eintritt. Das Thiosulfat 
besitzt also auch dem Oxalsäurenitril gegenüber antitoxische Eigen- 
schaften, in geringerem Maße aber jedoch wie beim Malonsäurenitril. 

Diese hier, wie beim Malonsäurenitril begrenzte Wirkung des 
Thiosulfats wird von den Vertf. auch in dein Prozesse der Entgiftung 
selbst zu erklären gesucht, indem sie dem Organismus eine Ver- 
mittelungsfunktion überweisen, analog derjenigen der Schwefelsäure 
bei der Bildung von Aether aus Alkohol. Diese Vermittelung ist 
eben für den Organismus eine verderbliche, denn sie gestattet ihm 
keine gänzliche Regenerierung, wie es bei Schwefelsäure der Fall ist. 

Die Ergebnisse mit Bernsteinsäure - und Brenzweinsäurenitril 
erwiesen gleichfalls eine antitoxische Wirkung des Thiosulfats, aber 
lange nicht in dem Maße, wie bei den zwei ersten. 

In einer nächsten Arbeit wollen die Verff. beweisen, daß alle 
Schwefelverbindungen, welche leicht Schwefel abspalteu, eine anti- 
toxische Wirkung den Nitriten gegenüber besitzen. 

Robertson (Prag). 

Krause. Zur Kenntnis des Formaldebyds und der 
Barthel’schen Lampe zur Erzeugung desselben. (Monats- 
hefte für prakt Tierheilk. Bd. XII. Heft 5. p. 200—215.) 

K. untersuchte die keimtötende Wirkung des Formaldehyds, in- 
dem er mittels einer etwas modifizierten Barthel’ sehen Lötlampe, 
die einen ausgiebigen Sauerstoffzutritt ermöglicht, 98 Proz. Holzgeist 
mit einem spezifischen Gewicht von 0,80 verbrannte. In eine dicht- 
schließende kistenartige Vorrichtung wurden nun von außen hinein 
durch eine Oeffnung, in welche die Kappe des Brennrohrs genau 
paßte, die Formaldehyddämpfe geleitet. Von der Decke herab hingen 
an in Glasstäben eingeschmolzenen Platinösen die infizierten Seiden- 
fäden. Außerdem diente ein Thermometer zum Ablesen der Tem- 
peratur. Bei der von K. benutzten Lötlampe fiel die Anwendung 
eines Platinnetzes fort, wodurch der Anschaffungspreis erheblich ge- 
ringer wurde. Da ferner neuerdings der Fabrikant durch Vermehrung 
der Luftregulierungslöcher die Formaldehydausbeute noch erheblich 
vermehrt hat, so glaubt Verf., daß diese Konstruktion auch hin- 
reichen wird, um größere Räume zu desinfizieren, zumal bei der 


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762 ’Schatiimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 


Billigkeit des Methylalkohols ein kleiner Mehrverbrauch bei dieser 
Art der Konstruktion nicht in Frage kommen kann. 

Verf. prüfte nuu als Repräsentant derjenigen Bakterien, die 
kerne Dauersporen bilden, den Micrococcus prodigiosus, ferner 
die Milzbrandbacillen, nebst Sporen, den Bacillus der Geflügelcholera 
und des Schweinerotlaufes. Nach bestimmten Zeiten wurden Aus- 
saaten angelegt und Tiere geimpft, über deren Ergebnisse uns aus- 
führliche Tabellen berichten. Auch die Einwirkung der Formaldehyd- 
dämpfe auf Milben wurde studiert, indem in dem Versuchskasten 
auf einem kleinen Tischchen Borken, Acarus follicnlorum, 
Sarcoptes squamiferus, Dermatophagus equi und Der- 
ma toryctes mutans enthaltend, sowohl frei auf Objektträger, 
als in Leinwand verpackt, gelegt wurden. Auch Hautstücke von 
Hunden, die wegen Räude getötet waren, wurden als solche den 
Dämpfen ausgesetzt. Die Milben wurden sowohl vor als nach dem 
Versuch auf dem heizbaren Objekttisch auf ihre Lebensfähigkeit 
geprüft. 

Es ergab sich nun, daß Milzbrandbacillen schon nach 15 Mi- 
nuten bei 30 g Holzgeistverbrauch sicher abgetötet waren, die Bak- 
terien der Geflügelcholera und des Schweinerotlaufes schon nach 
8 — 10 Minuten bei 20 g Alkohol verbrauch. Der Micrococcus 

prodigiosus zeigte etwas mehr Widerstandsfähigkeit, indem er 
erst nach 30 Minuten mit einem Verbrauch von 25 g Alkohol, oder 
in 20 Minuten bei 50 g Alkohol seine Keimfähigkeit vollständig ver- 
loren hatte. Milzbrandsporen waren natürlich sehr widerstandsfähig. 
Bei 50 g Alkohol hatten sie erst in 2 Stunden, bei 100 g in l l / 4 Stunde 
und bei 200 g in 1 Stunde ihre Lebensfähigkeit verloren. 

Die Milben starben ziemlich schnell ab, so Acarus follicu- 
lorum nach 15 Minuten mit einem Alkoholverbrauch von 25 g, so- 
bald sie nämlich in Borken auf Objektträger oder in Leinwand ver- 
packt den Dämpfen ausgesetzt wurden, während sie in der intakten 
Haut eines wegen Räude getöteten Hundes noch nach 35 Minuten 
hei 50 g Alkoholverbrauch ihre Lebensfähigkeit beibehielten. Sar- 
coptes squamiferes verhielt sich ebenso. Dermatophagus 
starb erst nach 15 Minuten bei 50 g Alkohol, während Derma to- 
ryctes mutans um wenigsten widerstandsfähig war und schon 
nach 10 Minuten nach einem Verbrauch von 25 g Holzgeist abge- 
storben war. Hiernach scheint es also, als ob sich die Formaldehyd- 
dämpfe wegen der Leichtigkeit und Billigkeit ihrer Herstellung und 
der guten keimtötenden Wirkung zur Desinfektion im großen eignen 
würden. Hierüber können aber nur eingehende Versuche entscheiden, 
da es nicht angängig ist, aus den Versuchen mit Seidenfäden und 
kleinen, leicht durcbdringbaren Körpern einen Schluß auf ihre Wirk- 
samkeit bei der Desinfektion großer und oft sehr dichter und schwer 
durchdringbarer Massen zu machen. Deupser (Deutsch- Lissa). 



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Neue Litteratur. 


763 


Neue Litteratur 

EUMmmengMtellt von 

San. -Kat Dr. Abthuk Wgkzbuko, 

Bibliothekar tm Kaiaerl. GeauudbeiUamn> io Berlin, 


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Krankheitserregende Bakterien nnd Parasiten bei Tieren. 

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Krankheiten der Wiederkäuer. 

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Neue Littarator. 


767 


C. EntoxootUch* Krankheiten. 

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Schutzimpfangen, künstliche Infektionskrankheiten, Entwlcke- 
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und baktericid wirkender Serumarten, 
p. 750. 

Neue Litter&tur, p. 763. 


t (otuB.auD*chc Uuctulrockerei (UrruMU« l'uhle; iu Jm». 


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Bakteriologie, Paraälenkunde i iDfeklionskraiklieiteD, 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Paras itenkunde. 

In Verbindung mit 

Gel Bat Prof, Dr Lenctart, Gel Med.-Rat Prot. Dr, Loeffler 

ln LnlpilK und tu Greitewnld 

Professor Dr. R. Pfeiffer 

iu Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. TThlworm in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer ln Jena 
XXI. Band. ■— Jena, den 24. Juni 1897. -o- N®. 20 / 21 . 

Preis fax den Band (26 Nummern) 15 Mark. — J&hrlieh erscheinen zwei Bände. 

Hierzu als regelmtt/nge Beilage die Inhalt »-über eichten der II. Abteilung de* Centralblatte*. 


Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten - 
künde “ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebetie Bitte , etwaige 
Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Aufsätze ent- 
weder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das 
Manuskript schreiben zu wollen oder spätestens nach Empfang der ersten 
Korrekturubxüge direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena , 
gelatigeti zu lassen. 


Original- Mittbeilungen. 

Nachdruck verboten. 

Ueber die Pestepidemie in Formosa. 

[Aus dem hygienischen Institut iu Tokio.] 

Von 

Prot M. Ogata. 

Als nach amtlicher Mitteilung die Pest am 28. Oktober 1896 in 
der Hauptstadt Taihoku in Formosa abgebrochen war, erhielten 
Herr Yamagiwa und ich vom Erziehungsministerium den Auftrag, 
weitert; Forschungen über diese Krankheit anzustellen. Herrn 
Y a m a g i w a fiel die klinische und anatomische, mir die bakterio- 
logische Untersuchung zu. Wir reisten am 29. November vorigen 
Jahres in Begleitung meines Assistenten, Dr. Yokote, Yamagiwa’s 

CnU M.L XXI. Bd. iS 



770 


M. Ogata, 


Assistenten, Ur. Kannmori und eines Dieners von Tokio ab, und 
kamen am 10. Dezember in Taihoku an. An demselben Tage noch 
sezierte Herr Yamagiwa eine Pestleiche, von deren Blut, Lympb- 
drüsen und inneren Organen ich Deckglaspräparate und Platten- 
kulturen anfertigte, sowie Impfungen an Versuchstieren (Meer- 
schweinchen und Mausen) vornahm. Nachdem wir Uber 3 Wochen 
vorgenoinmen und Ende Dezember die Anzahl der Erkrankten Unter- 
suchungen sehr gering wurde, kehrten wir am 2 . Januar 1897 von 
Taihoku nach Tokio zurück, wo wir Mitte Januar ankamen. 

Was zunächst die Zahl der Pestkranken resp. der Todesfälle 
in Taihoku und den benachbarten Distrikten (Kirung und Tamsui) be- 
trifit, so betrug sie nach offiziellen Berichten vom 28. November 1896 
an bis Ende Dezember desselben Jahres im ganzen 132 (Ansässige 
105, Ureinwohner 27). Die Todesfälle betrugen 56,1 Proz. der Er- 
krankungen. Bei genauerer Nachforschung wurde aber fcstgestellt, 
daß Erkrankungen mit Todesfällen schon vor dem 28. November vor- 
gekommen sind, da viele Einwohner an akuten fieberhaften Krank- 
heiten innerhalb einiger Tage nach Erkrankung unter Diagnose von 
bösartiger Malaria gestorben und auch unter den Ureinwohnern seit 
Juni mehrere Todesfälle durch fieberhafte Krankheiten vorgekommen 
sind, die nach dem Urteil japanischer und chinesischer Aerzte wohl 
nichts anderes als Pestkrankheit sein konnten. 

Woher die Pest nach Taihoku eingeschleppt wurde, ob diese 
Krankheit schon vorher in Formosa herrschte oder ob sie von an- 
deren Orten, wie Anpin (Hafen von Formosa), Hongkong, Kanton 
gekommen ist, weiß man nicht sicher. Fast alle Eingeborenen be- 
haupten, daß die Pest früher dort nicht geherrscht bat, aber da 
dort viele Leute besonders erkrankte Mäuse und Ratten sehr fürchten 
und die Pestkraukheit geradezu Rattenseuche nennen, so ver- 
mute ich, daß hier schon früher die Pest geherrscht hat. 

Im April desselben Jahres herrschte die Pest in Anpin. Die 
Zahl der offiziell berichteten Todesfälle betrug bis Juni 45. Die 

Einschleppung von hier nach Taihoku ist nicht fcstzustellen. Ein 
Militärarzt Murakami hat aus Lymphdrüsen einer Pestleiche Ba- 
cillen kultiviert und der militärisch-medizinischen Schule in Tokio 
zugeschickt. Herr Dr. K. Oka da hat damit geiiauere Kultur- sowie 
Tierversuche ausgeführt und über seine Resultate im Oktober 1896 
in der medizinischen Gesellschaft zu Tokio berichtet, ferner in deren 
Zeitschriften viele Abbildungen des Pest bacillus und dessen Kulturen 
gebracht. Das Hauptergebnis der Untersuchungen über die Morpho- 
logie und pathogeneu Eigenschaften des Bacillus stimmen mit dem 
Pestbacillus von Yersin überein, aber nicht mit dem Bacillus 
von Kitasato. 

Viele Autoren halten den Pestbacillus von Kitasato und den 
von Yersin für identisch, aber in der That sind dieselben zwei 
ganz verschiedene Arten von Bakterien resp. Bacillen. Kitasato 
hat selbst in neuerer Zeit in der Zeitschrift der medizinischen Ge- 
sellschaft zu Tokio. Bd. XI. Heft 1 erklärt, daß sein Pestbacillus 
von dem Yersin 'sehen Bacillus ganz verschieden ist. 

Aoyama hat meines Wissens zuerst auf die Verschiedenheit 



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Ueber die Pestepidemie in Formosa. 


771 


des Kitasato’schen und Yersin’schen Pestbacillus aufmerksam 
gemacht (s. sein Manuskript in deD Mitteilungen der medizinischen 
Fakultät der Kaiserlich japanischen Universität. Bd. III. No. 2). 
Hierauf hat, wie oben zitiert, Oka da durch bakteriologische Unter- 
suchung die Differenz beider Bacillen festgestellt 

Es seien hier die Unterschiede beider Bacillen hervorgehoben 
dieselben sind folgende: 


Kit&s&to'acher Bacillus. Yersin’scher Pestbacillus. 

Fundort: 

Fast in allen Fällen im Blute der Selten im Blute, aber stets in ange- 

Pestkranken. schwül lenen Lymphdrüsen der Pestkranken. 

Färbung des Bacillus: 

Färbt sich nach der Gram’ sehen Entfärbt sich nach der Gr am 'scheu 

Methode. Methode. 

E ige n be w eg u ug des Bacillus: 

Vorhanden. Nicht vorhanden. 


Vorhanden. 


Kapsel des Bacillus: 

Oft vorhanden. 


Kolonie auf Agar-Agar: 

Kund, unregelmäßig, grauweililich, bei Weiß durchscheinend mit irisierenden 

durchfallendem Lichte bläulicher Glanz j Bändern, 
bei schwacher Vergrößerung Glas watte 
ähnlich. 

Bacillusform in künstlichem Nährboden: 

Sieht aus wie eine Kette einer Mikro- In Bouillon bilden die Individuen 

kokkenart. Ketten von kurzen Stäbchen, in Agar-Agar 

bilden sie kurze Stäbchen, aber selten 
schmale oder dicke. 


Stichkultur iu Agar-Agar: 

Entwickelt sich entlang des Stichkanals 
und giebt fast kein Wachstum auf der 
Oberfläche 

Bacillus im Blute der Versuchstiere: 

Bald reichlich, bald wenig. Meist mäßig lauge schmale Baeilleo 

zerstreut vorhanden. 


Beiläufig füge ich noch die große Differenz des ersten Berichtes 
(Japan, offizielles Blatt vom 31. August und 1. September 1894) und 
des zweiten Vortrags (Zeitschrift der medizinischen Gesellschaft zu 
Tokio) von Kitasato hinzu: 

1. Bericht. 

Im Blute, in angeschwoilenen Lympb- 
drüsen und anderen Organen findet man 
eine Art von Bakterium. 

Bei Impfung der Bacillen auf 
Versuchstiere sieht man selten 

Drüsenanschwellung; Mäuse, Meerschwein- 
chen, Kaninchen zeigen nach 2 Tagen 
Krankheitserscheinungen und sterben 
nach 2-5 Ta gen. 

Das Material zu unseren Untersuchungen in Taihoku war leider 
nicht so reichhaltig, als ich wünschte, doch habe ich im ganzen 

27 Pestkranke, inkl. Pestleichen, untersucht, d. h. 18 Kranke im 

Isolierhospital. Bei mikroskopischer Untersuchung des Blutes aus 

49* 


2. Vortrag. 

In angeschwollenen Drüsen der Pest- 
krauken fand er außer einer Art von 
Bacillus im Blute noch den Yer- 
sin’schen Bacillus. 

Bei Impfung der Bacillen auf 
Versuchstiere kommen stets oder in 
den meisten Fällen Drüsenanschwellungen 
vor; Mäuse sterben innerhalb 24 
Stunden. 


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772 


M. Ogfttft, 


der Fingerspitze der Pestkranken (19 — 65 Tage nach Erkrankung) 
und Kultur aus demselben auf Agar-Agar konnte ich keine spezi- 
fischen Bakterien finden; doch habe ich aus Geschwürseiter eines 
40 Tage vorher an der Pest erkrankten Patienten bei Impfung zweier 
Mäuse dieselben nach 3 — 4 Tagen sterben sehen. Aus dem Blute 
und den inneren Organen letzterer Mäuse habe ich den Pestbacillus 
rein kultiviert 

Von frisch exstirpierten Lymphdrüsen von 2 akuten schweren 
Pestfällen (das Exstirpiercn soll im Anfangsstadium therapeutisch 
oft gute Erfolge haben) habe ich mikroskopische Präparate und Kul- 
turen auf Glycerinagar hergestellt, sowie Impfung bei vielen Mäusen 
und Meerschweinchen vorgenommen; ich fand hier reichliche Pest- 
bacillen und ebenso habe ich aus exstirpierten Lymphdrüsen sowie 
aus dem Blute und den iuneren Organen der gestorbenen Versuchs- 
tiere Reinkulturen des Pestbacillus gewonnen. 

Bei 2 akuten schweren Pestfällen habe ich etwas Blut aus den 
Fingerspitzen genommen und mikroskopisch kulturell untersucht; ich 
fand hier bei einigen Pestbacillen im Präparate und es entwickelten 
sich auch einige Pestbacillen-Kulturen aus dem Blute in beiden 
Fällen auf Agar-Agar ; jedoch liefert das Blut von Pestkranken neben 
dem Pestbacillus noch Kolon inen eines anderen Bacillus, welche 
mikroskopisch den Kolonieen des Fraenkel’schen Pneuinonie- 
bacillus ähneln, aber sich nicht nach der Gram’schen Behand- 
lung entfärben. Bei Impfung des letzteren Bacillus auf zwei Mäuse 
blieben diese jedoch gesund. 

Im Blute eines an Pest schwer Erkrankten, welcher am 
nächsten Tage nach der Blutentnahme starb, fand ich keinen einzigen 
Pestbacillus, ferner lieferte die Impfung dieses Blutes auf Glycerin- 
agar keine einzige Kolonie eines Bacillus, während in gleichzeitig 
exstirpierten Lymphdrüsen reichlich Pestbacillen enthalten waren und 
bei Impfung derselben auf Agar-Agar sich reichliche Kolonieen von 
Pestbacillen entwickelten. Nach dem Tode der Kranken habe ich aus 
deren Lymphdrüsen, Leber und Milz direkt und auch indirekt aus 
Versuchstieren Reinkulturen von Pestbacillen gewonnen. Dagegen 
fielen Kulturversuche mit dem Herzblute letzterer Leiche sowie Tier- 
versuche negativ aus. 

Aus dem Blute und den inneren Organen von 3 weiteren Pest- 
leichen habe ich (bei der Sektion) einerseits mikroskopische Präparate 
hergestellt und Kulturversuche gemacht, andererseits bei vielen Ver- 
suchstieren damit geimpft, und habe aus allem diesem Materiale Rein- 
kulturen des Pestbacillus gewonnen. Eine der drei Leichen hatte 
bei der Sektion schon über 2 Tage gelegen. Im Blute und in den 
inneren Organen waren außer dem Pestbacillus noch ein dem 
Heubacillus ähnlicher Bacillus uud Stapbylococcus pyo- 
gen us aureus vorhanden. Bei 2 anderen Leichen, die nicht lange 
Zeit nach dem Tode seziert wurden, habe ich aus dem Blute uud der 
Milz außer dem Pestbacillus noch Kolonieen eines anderen Ba- 
cillus beobachtet, welche makroskopisch wie Tautröpfchen aussahen 
und nicht Uber einige Millimeter groß waren. Der letztere Bacillus 
war ein kurzes Stäbchen, welches Ketten bildete und nach Gram- 



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Ueber die Pestepidemie in Forraos*. 


773 


scher Behandlung nicht entfärbt wurde. Bei Impfung von dieser 
Kultur auf zwei Mäuse blieben beide Tiere gesund. 

Bei einer der zwei letzterwähnten Leichen habe ich auch den 
Urin und die Galle mikroskopisch untersucht, sowie von diesen auf 
2 Mäuse geimpft, und fand so in beiden Sekreten reichlich Pest- 
bacillen. Alle Versuchstiere starben nach 2 — 3 Tagen uuter cha- 
rakteristischen Pestsymptomen. In der Cerebrospinalflilssigkeit des 
dritten Ventrikels einer Leiche fand ich den Pestbacillus Dicht. 

Den von mir oben als Pestbacillus bezeichneten Bacillus findet 
man im Gewebssaft der angeschwollenen Lymphdrüsen und inneren 
Organe, zeitweise aber auch im Blute der Pestkranken. Derselbe ist 
ein mäßig kurzer, dicker Bacillus mit abgerundeten Knden, öfters 
bildet er auch runde mikrokokkenartige Gebilde. Form und Größe der 
Bacillen sind aber variabel; bald sind sie kugelig, bald bisquitförmig, 
bald lang, bald kurz, bald dick u. s. w. Die Färbung der Bacillen 
gelingt leicht mit Aniliufarbstoffen. Die beiden Enden der Bacillen 
färben sich dabei stärker als der mittlere Teil, ja es bleibt der 
mittlere Teil der Bacillen öfters ungefärbt, besonders bei Färbung 
mit Ribber t’ scheu Farbelösungen. Man sieht dabei auch oft 
Kapseln. Die Bacillen entfärben sich bei Anwendung der G ram- 
schen Methode. 

Sät man aus erkrankten Lymphdrüsen oder dem Gewebssafte 
auf Agar-Agar und stellt diese Masse dann in den Brütofen, so ent- 
wickeln sich innerhalb 24 Stunden reichlich weiße durchscheinende 
und am Rande opalisierende Kolonieen. Bei schwacher Vergrößerung 
zeigen die kleinen Kolonieen meist runde Form. Die Begrenzung der 
Kolonieen ist scharf. Die Kolonieen sind farblos und fein granuliert 
Die Ränder der mäßig großen Kolonieen sind nicht ganz glatt und 
das Centrum etwas dunkler als die Peripherie. Mit der Zeit erhebt 
sich die Kolonie bei weiterem Wachsen, dann sieht mau makroskopisch 
eine grauweißliche Farbe der Kolonie mit feuchter glänzender Ober- 
fläche auf dem Nährboden. Die reichlich vorhandenen einzelnen 
Kolonieen verschmelzen allmählich und bilden einen Ueberzug entlang 
der geimpften Strichlinie. Bei Berührung der Kolonieen mit Platin- 
draht zeigen dieselben eine schleimige, fadenziehende Eigenschaft, 
besonders bei älteren Kulturen. 

Bei gefärbten Präparaten dieser Kultur sieht man verschiedene 
Formen, je nach dem Alter der Kultur. Die Bacillen haben bald 
ihre ursprüngliche Form, bald sind sie inikrokokkenartig, bald bilden 
sie aus mehreren Gliedern bestehende Fäden. Es giebt auch Indivi- 
duen, die doppelt so dick oder lang sind als die ursprünglichen. 

Die Kolonieen auf Gelatinenährboden sehen ähnlich aus wie die 
auf Agar-Agar. 

Die Stichkulturen in Nährgelatine entwickeln sich bei einer 
Temperatur von 18—22° C nach einigen Tagen läugs des Stich- 
kanals als weiße Fäden. Mit der Zeit bilden sie hier zusammen- 
hängende oder isolierte runde Kolonieen. Auf der Oberfläche ist die 
Entwickelung stärker und erheben sich die Kolonieen über die Ober- 
fläche. Sogar bis zum Inuenrande des Reagensglases können die 


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774 


M, Ogata 


Kolonieen wachsen. Es tritt ferner bei der Entwickelung der Ba- 
cillen keine Verflüssigung der Nährböden ein. 

Auf gekochten Kartoffeln wächst der Bacillus im Brütofen 
nach einigen Tagen längs des Impfstrichs als erhabene weiße Linie. 

In Bouillon im Brütofen bilden die Bacillen 24 Stunden nach 
der Impfung einen flockigen Bodensatz und die darüber stehende 
Flüssigkeit enthält hier und da Flöckchen, aber keine starke Trübung. 
Bei mikroskopischer Untersuchung der Flöckchen sieht man meist 
aus kurzen Bacillen bestehende Ketten. 

In sterilisierter Milch entwickeln die Bacillen sich im Brütofen 
nach einigen Tagen; dabei findet keine Gerinnung statt. 

Auf erstarrtem Blutserum entwickelt sich der Bacillus wie 
auf Agar-Agar,’ aber die Farbe der Kolonieen ist nicht so weiß wie 
bei Agar-Agar. Verflüssigung der letzteren Nährböden tritt nicht ein. 

Die Versuchstiere (Mäuse, Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen, 
Katzen, Schweine) sterben bei Impfung mit dem Gewebssafte der 
Lymphdrüsen und der inneren Organe oder mit dem bacillenhaltigen 
Blute, sowie den Kulturen der Bacillen, meist nach 2 — 6 Tagen. 
Beim Schweine und der Katze erfolgt der Tod etwas später. 

Bei der Sektion sieht man blutiges Oedem an der Impfstelle, 
Vergrößerung und Blutung der Lymphdrüsen und auch stellenweise 
Blutung im Unterhautgewebe und in den inneren Organen. Milz und 
Leber sind in den meisten Fällen vergrößert und findet man oft 
weiße Pünktchen. In den Lymphdrüsen und inneren Organen findet 
man reichlich obige Bacillen ; auch findet man mehr oder weniger 
die Bacillen im Blute, aber nicht so reichlich wie in den Lymph- 
drüsen, der Milz u. s. w. 

Tauben, Hühner und Hunde verhalten sich beim Einimpfen der 
Bacillen refractär. 

Während unseres Aufenthalts in Taihoku hatte ich 6 tote Ratten 
zur Verfügung; zwei wurden mir von einem Arzte gebracht, zwei 
habe ich auf der Straße gefunden , eine weitere stammte aus der 
Kaserne und eine brachte ein Sanitätsbeamter. 

Der Arzt, welcher die beiden ersten Ratten brachte, erzählte 
mir, daß er dieselben von einem Chinesen, der die schwer erkrankten 
Ratten von der Straße entfernen wollte, erhielt Er hatte dem Chinesen 
gesagt, die Ratten mir zu übergeben, er erwiderte aber, daß diese beiden 
Ratten wegen der sog. Rattenseuche sehr gefährlich seien, da sie 
sehr leicht Menschen infizieren und deshalb zu entfernen seien. Nach- 
dem ihm aber der Arzt erklärt hatte, daß er ein jap. Arzt sei, und er 
sich keine Sorge zu machen brauche, falls er die Ratten ihm gäbe, er- 
klärte sich der Chinese einverstanden und er brachte dann die beiden 
Ratten in Zeitungspapier eingewickelt zu mir. Da ich beim Oeffuen 
des Pakets einige Flöhe auf den Tieren gewahrte, wurde die eine Ratte 
sofort wieder eingewickelt, die andere aber mit einer 1 pro mille- 
Sublimatlösung übergossen, wobei ca. 20 Stück Flöhe aufgefangen 
wurden. Diese Ratte hatte am mittleren Teile des Schwauzes eine 
reiskorngroße Kruste, bei deren Entfernung ein tiefes, mit Eiter be- 
decktes Geschwür sichtbar wurde. Die aus diesem Geschwüreeiter 
angefertigten Präparate ließen verschiedene Arten von Bakterien, 


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Ueber die Pestepidemie in Formosa. 


775 


(Bacillen und Mikrokobken) erkennen, darunter auch dem Pest- 
haci Iltis ähnliche Bacillen. Inguinal* und Achseldrüsen waren an- 
geschwollen und blutig imbibiert. In der Bauch- und Pleurahöhle 
fand sich reichlich blutige Flüssigkeit. Die Milz war aufs doppelte 
geschwollen, die Leber war blutreich hier und da mit kleinen Hämor- 
rliagien und Rissen. Die LuDge war blaß, das Herz mit Blut gefüllt. 
In den Inguinaldrüsen, sowie der Milz und Leber waren reichlich, 
im Herzblute mäßig reichlich Pestbacillen enthalten. Auch aus obigem 
Gewebssafte und dem Blute konnte ich Reinkulturen von Pestbacillen 
erhalten. Aus dem auf dem Schwänze befindlichen Geschwüre erhielt 
ich außer Pestbacillen noch Staphy lococcus pyogenes aureus. 

Als die zweite Ratte in sterilisiertes Wasser gebracht wurde, 
konnte ich 15 Stück Flöhe auffangen, bevor die Sektion stattfand. 
Der Sektionsbefund stimmt im großen und ganzen mit den bei 
ersterer Ratte gemachten Erfahrungen überein; ebenso die Unter- 
suchungen der übrigen vier Ratten. Eine der Ratten, welche mehrere 
Stunden nach dem Tode seziert wurde, hatte keine Flöhe mehr. 
Sieben Stück der im sterilen Wasser gefangenen Flöhe wurden nun 
zwischen zwei sterilisierten Objektivgläsern zerrieben und damit 
zwei Mäuse subkutan geimpft; eine dieser Mäuse starb nach drei 
Tagen. Bei der Sektion fand ich an der Impfstelle blutiges Oedem, 
ferner Schwellung der Inguinal- und Acbseldrüsen. Die Milz war 
vergrößert. In den Lymphdrüsen, Milz, Leber und Blut waren 
reichlich Pestbacillen enthalten, von welchen ich Reinkulturen her- 
stellte, die zweite Maus blieb gesund. 

Einige Meerschweinchen, welche ich von Tokio nach Taihoku 
mitgebracht hatte, und die ich im Laboratorium getrennt von den 
geimpften Tieren im Käfig hielt, gingen zu Grunde. Die Sektion der- 
selben ergab gleichfalls Pestbacillen. Auf welche Weise (ob durch 
Insekten oder durch das Futter, die Infektion stattfand, konnte ich 
uicht ermitteln. 

Meine bisherigen Beobachtungen über die aus Pestkranken, Pest- 
leichen und Pestratten kultivierten, für Mäuse, Ratten, Meerschwein- 
chen, Kaninchen und Katzen pathogenen, für Hunde, Hühner und 
Tauben refraktären Bacillen stimmen im großen und ganzen betreffs 
Form, Kultur und Pathogenität mit dem Pestbacillus von Yer- 
sin, aber nicht mit dem Bacillus von Kitasato überein. 

Meine Resultate sind, kurz zusammengefaßt, folgende: 

1) In den geschwolleneu Lymphdrüsen der Pestkranken und bei 
den Pestleichen (innere Organe und Blut) findet man stets bei Ver- 
suchstieren (Mäuse, Meerschweinchen, Kaninchen und Katzen) einen 
eine pestähnliche Krankheit hervorbringenden pathogenen Bacillus. 

2) Im Blute der Pestkranken findet man nicht konstant die 
Pestbacillen, selbst nicht bei schweren Fällen. 

3) Im Harne eines Pestkranken, in der Galle und dem Harne 
zweier Pestleichen habe ich ebenfalls den Pestbacillus gefunden. 

4) Der Pestbacillus scheint meistens von den Wunden aus 
durch Insekten, wie Flühe und Mosquito, verschleppt zu werden. 

5) In den Lymphdrüsen, Blut und inneren Organen der an Pest 
natürlich erkrankten oder künstlich infizierten Ratten findet man 


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776 


M. Ogata, Ueber die Pestepidemie in Formosa. 


stets den bei der menschlichen Pest ebenfalls vorkommenden Pest- 
bacillus. 

6) Die an Pestratten befindlichen Flöhe enthalten ebenfalls viru- 
lente Pestbacillen, die nach dem Tode der Ratten das Pestgift auf 
Menschen übertragen können. 

7) Im Blute, den Lymphdrüsen und den inneren Organen der 
Pestkranken und Leichen können außer dem Pestbacillus noch 
verschiedene andere Bakterien Vorkommen. 

8) Der Pestbacillus ist gegen Antiseptica sehr wenig wider- 
standsfähig: In 5-proz. Karbolsäure stirbt er sofort, bei 0,5-proz. 
Karbolsäure bleibt er noch 5 Minuten lebensfähig, aber nach 15 Mi- 
nuten ist er nicht mehr auf Nährböden zu kultivieren. In 1 °/ 00 Su- 
blimat lösung stirbt der Pestbacillus sofort, in 0,l # /oo Sublimat- 
lösung nach 5 Minuten. Nach 5 Minuten Einwirkung von gesättigtem 
Kalkwasser oder aufs doppelte verdünntem Kalkwasser ist der Pest- 
bacillus nicht mehr auf Nährböden entwickelungsf&hig. Direktes 
Sonnenlicht (Mitte Februar von Mittag an) tötete eine Agarkultur 
des Pestbacillus erst nach 4stündiger Einwirkung. 

9) In dem Boden der Pesthäuser habe ich den Pestbacillus 
(beim Impfen von Versuchstieren) nicht gefunden. 

Prophylaktisch sollte man bei Bedrohung durch die Pest- 
epidemie außer auf allgemeine Vorsichtsmaßregeln zunächst auf er- 
krankte oder verendete Ratten, Mäuse und Schweine achten, da diese 
Tiere stets vor den Menschen erkranken und sterben. Außerdem 
sollte man auf Insekten, wie Flöhe, die infolge der Abkühlung der 
verendeten Ratten diese Tiere verlassen und das Pestgift direkt auf 
den Menschen übertragen können, achtgeben. Auch Mosquitos oder 
Fliegen können von Pestkranken oder aus Sekreten derselben den 
Pestbacillus auf Menschen oder auf Nahrungsmittel übertragen. 
Es kann möglicherweise die Pest eigentlich (wie die Krankheitsge- 
schichte in Formosa lehrt) primär eine Rattenseuche sein, und 
dieses Tier die nächste Ursache zur Verbreitung dieser Krankheit bei 
den Menschen sein. Man sollte daher die erkrankten Tiere oder die 
Tierleichen sofort desinfizieren, resp. verbrenuen und eine Reinigung 
und Desinfektion der Wohnung, Kleidung u. s. w. ausführen, wenn 
man solcherweise erkrankte Tiere in seinem Hause findet, oder wenn 
möglich, sollte sofort die Wohnung gewechselt werden. Die Pest 
kranken sollten isoliert, und deren mit Sekreten und Exkreten oder 
Blut der Kranken verunreinigte Wäsche oder Gegenstände desinfiziert 
werden. Mit Pestkranken in Berührung kommende Aerzte, Wär- 
terinnen u. s. w. sollten die Hände desinfizieren. In solchen Gegen- 
den, in denen Fliegen, Flöhe, Mosquitos (in Taihoku das ganze Jahr 
hindurch) sich reichlich finden, sollten die Pestkranken nur unter 
Mosquitonetzen verweilen. Die Leichen oder mit Pestgift beschmutze 
Gegenstände würde man am besten verbrennen oder gründlich des- 
infizieren; desinfizierte Leichen sollten sehr tief begraben werden. 

Wäsche, Lumpen, Wolle u. s. w. , welche aus einer Pest- 
gegend kommen, sollte man natürlich ebenfalls grüudlichst desinfi- 
zieren. Schiffe, welche aus einer Pestgegend kommen, müssen 
natürlich inspiziert und der Quarantäne unterworfen werden. 


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Robert Behle, Ueber das Vorkommen von Scharlach bei Tieren. 777 


Zum Schlüsse fahle ich mich verpflichtet, Sr. Excellenz Herrn 
Qeneral von Nogi und Sr. Excellenz Herrn Mizuno, Direktor des 
Civilamtes, für gütige Unterstützung unseres Unternehmens unseren 
besten Dank auszusprechen; ferner möchte ich dankend des großen 
Eifers des Herrn Yokote bei unseren Untersuchungen gedenken. 
Tokio, 18. März 1897. 


Nachdruck verboten. 

Ueber das Vorkommen von Scharlach bei Tieren. 

Von 

Sanitätsrat Dr. Robert Belila 

Id 

Luckau. 

Aehnlich wie bei Masern l ) führen ältere Lehrbücher über Tier- 
krankheiten das Scharlachfieber auf. So wird z. B. unter anderen von 
Spinola in seinem Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie 
für Tierärzte (Bd. II. 1863. p. 56) diese Krankheit in einem beson- 
deren Kapitel besprochen. Er bezeichnet sie „als eine wesentlich 
fieberhafte, ansteckende, von einem namhaften Ergriffensein der Rachen- 
schleimhaut und den Erscheinungen der Bräune insbesondere begleitete 
Ausschlagskrankheit, welche in scharlachfarbenen (himbeerfarbenen), 
mehr allgemeinen, auf der Haut und Schleimhaut ausgebreiteten 
großen Flecken besteht und mit Abschuppung der Oberhaut endet. 
Obwohl Spinola auch die Existenz bei verschiedenen Tieren be- 
zweifelt und Verwechselungen mit dem Bilde des Rotlauffiebers für 
möglich hält, glaubt er doch, daß der Scharlach bei Pferden wirklich 
vorkommt. „Ich sah“, sagt er, „eine ganze Abteilung junger (drei- 
und vierjähriger) Pferde erkranken ; das ersterkrankte Pferd hielt ich 
für bräunekrank, überzeugte mich aber bald durch das Abweichende 
im Krankheitsbilde sowie durch die nachfolgenden Krankheitsfälle, 
daß ich es hier mit einer Ausschlagskrankheit zu thun hatte, in 
welcher ich den Scharlach anzuerkennen mich für berechtigt halten 
muß“. Nach diesem Krankheitsbilde schildert er Prodromalstadium, 
Symptome und Verlauf, Frösteln, frequenten Puls, Schlingbeschwerden, 
Röte der Augenlidschleimhaut, Nasenschleimhaut, Maulschleimhaut, 
namentlich eine Rötung der Seitenteile und Spitze der Zunge (Erd- 
beerzunge). Die gleichzeitig auf der äußeren Haut vor sich gehenden 
Veränderungen beim Pferd sind schwer für Auge und Gefühl erkennbar. 
Nach 3— 5-tägigem Bestehen der Rötung werden Haut und Schleim- 
häute blasser, es tritt Abschuppung ein, namentlich in größeren 
Strecken an den Lippen und der Nase. Das Fieber pflegt nach 
10—12 Tagen zu verschwinden. Als Anomalieen des Verlaufs nennt 
er Abweichungen des Fiebers, Pharyngitis, Laryngitis etc. Die Pro- 

1) Cf. meinen Artikel: Ueber das Vorkommen von Masern bei Tieren. (Centralbl. 
f. Bakteriol. Bd. XX. 1896. p. 561.) 


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778 


Robert Bebla, 


gnose bezeichnet er, abgesehen von hinzutretenden Komplikationen, 
nicht ungünstig. Von den neueren Autoren wird die Existenz des 
Scharlachs bei den Tieren beanstandet. Nach Friedberger und 
Fröhner ’) handelte es sich bei den früheren Beobachtungen offenbar 
um Verwechselungen mit Rotlauf, Petechialfieber und anderen roten 
Hautausschlägeu. Auch das neueste Werk auf diesem Gebiete, das 
Lehrbuch der vergleichenden Pathologie und Therapie des Menschen und 
der Haustiere von Schneidemühl’), welches in trefflicher Weise 
die Beziehungen zwischen Menschen- und Tierkrankheiten zusammen- 
stellt und eine wahre Lücke ausfüllt, spricht gleichfalls von Ver- 
wechselungen mit anderen Krankheiten. Sicher sind die diesbezüg- 
lichen Beobachtungen an Hunden und Katzen abzuweisen; wenn un- 
sere Stubenbaustiere scharlachempfänglich wären, so müßte bei diesen 
entschieden die Krankheit öfters auftreten, da ja zur Ansteckung bei 
scharlachkranken Kindern im Bett und in der Stube reichlich Ge- 
legenheit gegeben ist. 

Nichtsdestoweniger sind in den letzten Jahren wieder Ansichten 
aufgetaucht, daß bei manchen Tieren Scharlach vorkäme. Schneide- 
mühl sagt in dieser Hinsicht, ob die von Petro wski in den Kir- 
gisensteppen bei Rindern, Schafen und Ziegen beobachtete Infektions- 
krankheit mit dem Scharlach des Menschen identisch ist, bedarf noch 
erst weiterer Untersuchungen. Eine Zeit lang machte sich vor einem 
Jahrzehnt in England die Behauptung geltend, daß der Scharlach des 
Menschen durch die Milch von Kühen erzeugt und verschleppt werde a ). 
Klein wollte sogar einen Micrococcus scarlatinae sowohl 
beim Scharlachfieber des Menschen, als auch in der Milch und den 
Eitergeschwüren scharlachkranker Kühe und Kälber gefunden, kulti- 
viert und durch die Verimpfung der Kulturen dieses Micrococcus 
Scharlach erzeugt haben. Selbst in kondensierter Milch wollte er 
diesen Mikroben konstatiert und mit Erfolg auf Kälber und Mäuse 
verimpft haben. Diese Angaben sind jedoch von anderen Autoren 
nicht bestätigt worden. Kühe sind für den menschlichen Scharlach 
unempfänglich, wie dies zur Genüge erwiesen ist 1 2 * 4 * ). — Damit ist 
nicht ausgeschlossen, daß die Milch, besonders die ungekochte, aus 
Räumen, wo Scharlach herrscht, Trägerin der Infektion sein kann. 
Das ist mehrfach beobachtet 6 ). 

Die kritische Würdigung der genannten Beobachtungen zeigt, 
daß einwandsfreier Scharlach bei Tieren nicht existiert. Nichtsdesto- 
weniger möchte ich die Aufmerksamkeit auf ein Tier richten, das 
mehrfach zu roten Ausschlägen disponiert ist, das Schwein. In der 

1) Lehrbuch der speziellen Pathologie und Therapie der Haustiere. III. Auflage. 
Bd. II. p. 853. 

2) I. Lieferung, p. 60. 

8) Laure, Lyon medic. 1886. — Ernost Hart, Transaction of the International 
mddlcal Congreß. 1881. p. 391. — Benjamin, Recueil v4t. 1887. p. 408. — Pi- 
cheney, Annal. de Bruxelles. 1887. p. 653. 

4) Escherich, Münch, med. YVochenschr. 1889. p. 637. 

6) A. ßaginsky, Zur Verbreitung von Infektionskrankheiten durch den Genuß 

roher Milch. (Deutsche med. Wochenschr. Jabrg. 1886. p. 494.) — Krankheitstiber» 
tragung durch Milch von Dr. Fr. Dornblfitb. (Jahrbuch f. Kinderheilkunde. Neue 
Folge. Bd. XXXVI. p. 179.) 


Ueber das Vorkommen von Scharlach bei Tieren. 


779 


vorbakteriologischen Zeit bestand bekanntlich eine große Verwirrung 
unter den mit Hautrötung einhergehenden Allgemeinerkrankungen der 
Schweine. Unbestimmte Sammelbegriffe, wie Rotlauf, Milzbrand, Bräune, 
Typhus etc. herrschten vor. Erst durch die neueren exakten bakterio- 
logischen Untersuchungen von Loeffler, Eggeling, Schütz, 
Schottelius, Lydtin, Pasteur etc. wurden präzisere Krankheits- 
begriffe festgestellt. Danach ist auseinander zu halten: Stäbchenrotlauf, 
Schweineseuche und Schweinepest. Es entsteht die Frage, abgesehen 
von den mehr lokalen Hautrötungen, ob es nicht auch noch einen 
anderen roten Ausschlag bei den Schweinen giebt. Ich bin auf diese 
Vermutung gekommen durch folgende Beobachtungen: Gelegentlich 
einer i. d. J. 1886 grassierenden, hartnäckigen, sehr ausgedehnten, 
von Dorf zu Dorf ziehenden Scharlachepidemie wurde mir in der 
Familie des Bauers B. in Beesdau, wo mehrere Kinder Scharlach krank 
waren, mitgeteilt, daß auch eine Sau im Stalle dieselbe Krankheit 
durchgemacht hätte, sie wäre rot und sehr krank gewesen, schäle 
sich jetzt aber wie die Kinder. Ich unterzog das Tier einer Okular- 
inspektion, ganz deutlich sah ich die Oberhaut in großen Fetzen sich 
ablösen, besonders hinter den Ohren und an dem Bauch in den 
Dünnungen. Außerdem waren alle 4 Füße ödematös geschwollen. 
Es sei bemerkt, daß auf demselben Gehöft und in dem Dorfe sonst 
kein Rotlauf herrschte. — Während derselben Epidemie trat die 
Krankheit in dem Dorfe Schlabendorf ungemein heftig auf, kompliziert 
mit Gehirnerscheinungen. Die Mortalität war eine große. In der 
Familie des Tagelöhners S. starben innerhalb 4 Tagen 4 Kinder. 
Einige Zeit darauf erfuhr ich von dem Vater, daß auch seine beiden 
Schweine hintereinander gefallen seien, — sie wären auf der ganzen 
Haut rot geworden und nach 2 Tagen gestorben. Er gestand ein, 
daß er das Bettstrob, worauf die Kinder gestorben seien, nicht wie 
angeorduet, verbrannt, sondern in den Schweinestall zum Streuen ge- 
worfen habe. Sonst war von Rotlauf im Dorfe nichts bekannt. — 
Sodann fiel in dem Dorfe Zinkau in der Familie des Tagelöhners L. 
ein Schwein, welches unter großer Hitze am Körper ganz rot ge- 
worden war, zu derselben Zeit, als Kinder im Hause scharlachkrank 
waren. — Außerdem sind mir auch noch aus späteren Epidemieen 
verschiedene Einzelfälle von Schweinetod an „rotem Ausschlag“ in 
Häusern, wo der Scharlach herrschte, sonst aber im Dorfe eine Rot- 
laufepidemie nicht bestand, bekannt. Der Beweis, daß es sich in 
diesem Falle um Schweinescharlach handelte, ist selbstverständlich 
nicht erbracht; ich wollte nur das synchrone Vorkommen betonen. 
Gelegenheit zur Ansteckung ist dabei reichlich gegeben, denn das 
Futteranrichten, Kartoffelstampfen etc. geschieht auf dem Lande sehr 
häufig in demselben Raum, wo die kranken Kinder sich befinden. 
Auch Milch, die in der Stube gestanden hat, wird vielfach verab- 
reicht. Besonders die sogenannte dicke Milch ist auf den Dörfern 
ein beliebtes Schweinefutter. 

Die Frage, ob wirklich das Scharlachfieber auf Schweine über- 
tragbar ist, kann selbstverständlich nur experimentell gelöst werden. 
Es fragt sich, giebt es Anhaltspunkte für solche Tierimpfungen aus 
stattgefundenen Menschenimpfungen, ähnlich wie bei Masern? An 


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780 


Robert Behle, 


welchem Körperteil sitzt vor allem der Scharlach virus? An der 
Haut, an dem Mund- und Bronchialsekret? Im Blute? Die Schar- 
lachlitteratur giebt einige Mitteilungen, die jedoch nicht einwandsfrei 
sind. Darüber berichtet Murchison aus früherer Zeit. Was zu- 
nächst Hautschuppen und Hautsekret betrifft, so soll St oll durch 
Ueberimpfen von Epidermisschuppen in der Haut gesunder Kinder 
Scharlach erzeugt haben, ferner Harwood mit dem Inhalt von 
Bläschen, welche sich hei dem Ausbruch des Exanthems auf der 
Haut finden, Inokulationen vorgenommen haben, mit und ohne Erfolg. 
Bemerkt sei, daß bei geglückten Uebertragungen die Krankheit ebenso 
gefährlich auftrat als bei den auf natürliche Weise angesteckten 
Patienten. Miquel d’Ambroise impfte i. J. 1834 mit der Flüs- 
sigkeit von Hautbläscben, es entstand nach 30 Stunden eine Rötung 
um die Impfwunde, die 3 Tage lang zunahm, am 5. Tage verschwand. 
Er will damit in einzelnen Fällen vollständigen Schutz gegen Schar- 
lach erzielt haben. Außerdem liegen Beobachtungen vor über die 
Ansteckung durch Auswurf Scharlachkranker. Copland erwähnt 
einen Fall von Scharlach, der durch eine kleine Quantität vom 
Sputum eines an bösartiger Scharlachangina Leidenden hervorgerufen 
wurde. Eine sicher verbürgte Infektion durch Sekret aus der Mund* 
höhle und den Luftröhren rührt von Rupp recht her. Gelegent- 
lich einer Tracheotomie inspirierte derselbe mittels eines durch die 
Kanüle eingelegten Katheters bei Lufteinblasungen etwas Schleim, 
60 Stunden später erfolgte Angina, 78 Stunden später Schüttelfrost 
und anschließend Scharlachexanthem. Ueberimpfungen mit dem Blute 
lebender Scharlachkranker sind nicht bekannt geworden. Leube 1 ) 
zog sich bei der Sektion einer Scharlachleiche eine Verletzung am 
Zeigefinger der linken Hand zu, dem, von der lokalen Stelle ausgehend, 
ein Scharlach mit Abschuppung folgte, üeber die Frage, ob der 
Fötus von einer scharlachkranken Mutter durch den Blutkreislauf an- 
gesteckt werden kann, gehen die Beobachtungen und Ansichten aus- 
einander. Neuerdings hat Jürgensen >) einzelne dieser Fälle einer 
kritischen Besprechung unterzogen und die Schwächen der Beweis- 
führung in dieser Hinsicht aufgedeckt. 

Ich hatte Gelegenheit, im Sommer 1894 beim profusen Nasen- 
bluten eines im Floritionsstadium befindlichen scharlachkranken 
Kindes Blut zu sammeln und damit ein Ferkel zu infizieren. Ich 
machte bei diesem an der vorderen Bauchwand einen 5 cm langen 
Hautscbnitt und bestrich diese Wunde reichlich mit dem aufgefan- 
genen Blute. Am 4. Tage bildete sich eine Röte in der Umgebung 
derselben, die sich im Laufe des 5. Tages weiter ausbreitete und all- 
mählich die ganze Hautfläche ergriff. Die anfangs mehr punktförmige 
Röte wurde nach und nach zu einer diffuseo, besonders an den Ohren 
und Dünnungen. An manchen Stellen zeigte sich Miliaria. Dabei 
starkes Fieber, Diarrhöe, große Hinfälligkeit. Während bis dahin 
Maul- und Rachenschleimhaut intakt war, erkannte man am Anfang 

1} Leube, Spezielle Diagnose der inneren Krankheiten. Bd. II. p. 364. 

2) Jürgensen, Akute Exantheme. (Spezielle Pathologie und Therapie, herausg. 
von Nothnagel Bd. IV. UI. Teil. II. Abteil, p. 46.) 



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Heber das Vorkommen von Scharlach bei Tieren. 


781 


des 6. Tages noch eine heftige Entzündung der Maul- und Rachen- 
schleimhaut. Unter hoher Temperatur (40,6), profuser Diarrhöe, 
immer mehr zunehmender Schwäche ging das Ferkel am 7. Tage 
ein. Die Sektion ergab an einzelnen Hautstellen Petechien, Maul- und 
Rachenschleimhaut waren stark gerötet, die Halsdrüsen geschwollen, 
die Nieren stark hyperämisch etc. Die im Leben und nach dem 
Tode beobachteten Zeichen sprechen für Scharlach; zu einem cha- 
rakteristischen Abschuppungsprozeß kam es bei der heftigen Er- 
krankung und dem schnellen Tod nicht. Es bedarf weiterer experimen- 
teller Prüfung, ob in der That das Schwein für Scarlatina empfäng- 
lich ist Aehnliche experimentelle Erzeugung des Wundscharlachs 
könnte Licht werfen auf so manchen dunklen Punkt des sogenannten 
Wundscharlachs; die viel umstrittene Frage des Puerperalscharlachs 
ließe sich vielleicht dadurch klären. Es dürfte sich empfehlen, auch 
durch direktes Einpinseln von warmem scarlatinären Nasen- und 
Mundschleim in den Hals, durch Einimpfung von Epidermisschuppen 
unter die Haut, durch subkutane Einspritzung von scarlatinärem 
Blut aus dem Blütestadium etc. artificiell Scharlach bei diesem 
Tiere hervorzurufen. Ich halte diese Methode, auf derartige, empirische 
Weise durch direkte Uebertragung von Infektionsmaterial Tiere aus- 
zukunden, welche für die einzelnen Exantheme empfänglich sind, für 
wichtig. Es genügt nicht, nachzuweisen, ob die einzelnen Reinkulturen 
für dieses oder jenes Tier virulent sind, sondern darzuthun, ob da- 
durch das typische Bild der Krankheit erzeugt wird. Und das kann 
nur eintreteu bei Tieren, die überhaupt dazu disponieren. Vor allem 
wäre dieses Faktum wichtig für das Studium der Aetiologie des 
Scharlachfiebers. Man hätte in der That ein Tier zu Gebote, an 
dem sich die kultivierten Mikroben auf ihre Spezifität prüfen ließen. 
Auf dem Gebiete der Hautrötungen beim Menschen herrscht bislang 
eine große Verwirrung. Bei keiner Krankheit macht sich die Un- 
kenntnis des Erregers so fühlbar wie beim Scharlach in differential- 
diagnostischer Beziehung. Eine Reihe von Schizomyceten hat man in 
den letzten Jahrzehnten beim Scharlachprozeß konstatiert, Kokken, 
Bacillen etc. Besonders sind von den verschiedensten Forschern 
Streptokokken gefunden und als die spezifischen Mikroorganismen 
angesehen worden. Manche Autoren, wie Babes, Soerensen, 
A. Berger etc. haben von einer modifizierten Streptokokkeninfektion 
gesprochen, ausgehend von einer Angina etc. Diese Anschauung hat 
sich jedoch nicht allgemeine Anerkennung erworben; klinische und 
bakteriologische Bedenken stehen dagegen. Die Mehrzahl der Unter- 
sucher vindiziert den Streptokokken zwar eine wichtige, aber nur 
sekundäre Rolle, wie denn überhaupt immer klarer wird, daß der 
Scharlachprozeß im menschlichen Körper einen guten Nährboden für 
die Invasion und Entwickelung von eitererregenden, sepsiserzeugenden 
Mikroben darbietet. C. Brunner 1 ) hat neuerdings gelegentlich 
einer Besprechung des Wundscharlachs sehr eiogehend den Einfluß 
der Sekundärbakterien, besonders der Streptokokken, erörtert. Ohne 
allen Zweifel können Streptokokken ein täuschend ähnliches, klinisches 

l) Berliner klinische Wochenschrift. 1895. No. 82. 23. 25. 29. 30. 


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782 


D. B. Honcali 


Bild wie der Scharlach hervorbringen; ein Erythema septicum und 
toxicum braucht sich in nichts zu unterscheiden von dem Scharlach- 
exanthem, aber wo bleiben der typische Verlauf, die Kontagiosität, 
die massenhafte Erkrankung, die immunität und andere dem Schar- 
lach eigentümliche Punkte? 

Brunner fragt mit Recht, warum tritt bei so manchen schweren 
Streptokokken - Erkrankungen kein Exanthem auf? Der pyogene 
Streptococcus ist auch bei nicht scarlatinöser Angina nachge- 
wiesen. Kurz, um die Frage der Aetiologie hier nur kurz zu be- 
rühren, es hat den Anschein, daß der wahre Scharlacherreger nicht 
bakterieller Natur ist. Ich bin nach einer größeren Reihe von Unter- 
suchungen bei verschiedenen früheren und einer 1896/97 im Luckaner 
Kreise grassiereuden Scharlachepidemie durch wiederholte Beobachtung 
zu der Ansicht gekommen, daß die Erreger der akuten Exantheme 
protozoische Organismen sind. Danach glaube ich, daß die Scharlach- 
mikroben den niederen Mycetozoen angehörige Lebewesen darstelleo, 
von einem ähnlichen Entwickelungsgang, wie ich ihn bei der Klauen- 
und Maulseuche der Tiere für wahrscheinlich halte, — kleine hyaline, 
allmählich wachsende, sich kernende, amöboide und Ortsbewegung aus- 
führende, teiiungsfähige, bei der Reifung in punktförmige, winzige 
Sporenkeime zerfallende, in der Außenwelt ein Dauerstadium besitzende 
Orgauismen — deren Züchtung allerdings noch ausstcht. 

Luckau, im Mai 1897. 


Nachdruck verboten. 

Ueber die Behandlung bösartiger Tumoren durch In- 
jektion der Toxine des Streptococcus erysipelatis, 
zugleich mit dem des Bacillus prodigiosus, sowie der 
nach den Methoden von Eichet und Hericourt und 
nach den von Emmerich und Scholl zubereiteten sog. 
anticancerösen Serumarten, 

Experimentelle und klinische Beobachtungen. 

[Aus dem Institute für klinische Chirurgie an der K. Universität Rom, 
Direktor Prof. F. Durante.] 

Von 

Dr. D. B. lloncali, 

Assistenten am Lehrstuhl der demonstrativen speziellen chirurgischen Pathologie. 

Da Manche gegenwärtig mit viel Ueberzeugung von den günstigen 
Wirkungen der Einspritzungen von Toxinen, nach Coley und von 
Serumarten nach Richet’s und Hdricourt’s und Emmerich’s 
und Scholl’s Methode zubereitet, bei der Behandlung des Krebses 
sprechen, so halte ich es nicht für unzweckmäßig, das Thatsächliche, 
was von den verschiedenen Autoren bis jetzt für und gegen diese 


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Lieber die Behandlung bösartiger Tumoren etc. 


783 


Behandlungsweise vorgebracht worden ist, kurz zusammenzustellen. 
Die Idee, diesen Gegenstand zu behandeln, wurde mir besonders 
durch die Resultate Coley’s, zumal durch seine letzte Arbeit ein- 
gegeben: „Der therapeutische Wert der Toxine des Streptococcus 
erysipelatis und des Bacillus prodigiosus für die Behand- 
lung nicht operierbarer bösartiger Geschwülste“, welche im September 
1896 erschienen ist und worin über 160 Fälle von so behandelten 
Tumoren berichtet wird. 

Die Behandlung der nicht operierbaren bösartigen Neoplasmen 
durch Injektionen von Reinkulturen des Mikroorganismus des Rotlaufs 
oder seiner Toxine, entweder allein oder in Verbindung mit denen 
eines anderen Mikroorganismus in das Parenchym des Tumors, ent- 
sprang aus der Beobachtung der Heilung von Neoplasmen, welche in 
der Klinik infolge zufälliger Infektion mit dem Streptococcus 
erysipelatis vorgekommen waren. 

Ueber Fälle von Heilung durch zufällig auftretendes Erysipel 
berichten Busch 1 ) (multiples Sarkom der Gesichtshaut), Durante s ) 
(Sarkom des Rückens), Mosengeil 8 ) (Epitheliom des Ohres), 
Biedert*) (enormes Rundzellensarkom, den Mund, die Nase und 
den Pharynx umfassend), Bruns 5 ) (melanotisches Sarkom der Brust), 
Gersten 6 ) (rückfälliges Sarkom des Schenkels), Bull 7 ) (rück- 
fälliges Sarkom des Halses), Hutchinson 8 ) (wahrscheinliches 
Sarkom der Brust), Feuney 9 ) (Epitheliom der Nase) und Klee- 
blatt 10 ) (Neoplasma von unbestimmter Art). 

Wir kennen nur einen durch Injektion der Reinkultur von 
Streptococcus erysipelatis geheilten Fall einer Neubildung 
(Sarkom des Halses), über welchen von Kleeblatt 10 ) berichtet 
wird, und vier von Goley angegebene, wo das Toxin dieses Mikro- 
ben in Verbindung mit dem desBacillusprodigiosus eingespritzt 
wurde, und von dem seiner Zeit die Rede sein wird. 

Gegenüber 15 Fällen von radikaler Heilung (wenn man die zehn 
Fälle, bei zufällig hinzutretendem Rotlaufe, tür endgültig geheilt an- 
nehmen will, weil die Autoren ihre Fälle nicht weiter verfolgt haben), 
stehen zahlreiche andere Fälle, welche sich zwar unter dem Einfluß 
zufällig hinzugetretenen oder eingeimpften Erysipels vorübergehend 
einigermaßen modifiziert haben, bei denen aber doch nach mehr oder 
weniger langer Zeit ein Rückfall des Krankheitsprozesses wieder 
aufgetreten ist Die Fälle, welche infolge von interkurrierendem 

1) Basch, Berliner klin. Wochenschr. 1866. 

2) Dursnte, Indirizzo alla diagnosi chirurgica dei tumori. Koma 1876. — 
Trattato di patologia e terapia chirurgica generale e speciale. Roma 1896. 

3) Mo sengeil, Archiv f. klin. Chirurgie. Bd. XII. 

4) Biedert, Vorläufige Heilung einer au'gobildeten Sarkomwucherung an einem 
Kinderkopf durch Erysipel. (Dtsche med. Ztg. 1896.) 

5) Bruns, Beiträge zur klin. Chirurgie. 1886. 

6) G erster, Reports of New York surgic&l society. 1892. 

7) Bull, Annals of surgery. 1891. 

8) Hutchinson, Arch. of clinical surgery. 1892. 

9) F e n n e y , citiert von C o 1 e y. The treatment of malignant tumours etc 
(Amer. Journ. of med. sc. 1893.) 

10) Kleeblatt, Münch, med. Wochenschr. 1890. 


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784 


D. B. Rone all, 


Erysipel augenblicklich Besserung erfuhren, dann aber ihren Verlauf 
weiter verfolgten, sind folgende: 

Ein Lymphosarkom des Halses, welches sich infolge von hinzu- 
tretendem Gesichtsrotlauf um die Hälfte verkleinert hatte. Der 
Kranke starb am 11. Tage an Kollaps (Busch) 1 ). 

Ein nicht operierbares Sarkom des Halses, welches nach hinzu- 
tretendem Gesichtserysipel kleiner geworden war, fuhr später wieder 
fort zu wachsen (Busch) 1 ). 

Ein Epitheliom des Gesichts, welches nach einem interkurrieren- 
den Gesichtsrotlauf verschwunden war, trat bald nachher wieder auf 
(Hahn) 2 ). 

Ein Epitheliom des Gesichts, welches nach einem hinzugekommenen 
Anfall von Rotlauf aufhörte zuzunehmen. Der Träger dieses Tumors 
wurde aus dem Gesichte verloren (Mos engeil)*). 

Ein Epitheliom der Schläfengegend, welches nach dem Eintritt 
eines Gesichtserysipels verschwand, Von dem Kranken hat man keine 
späteren Nachrichten erhalten (Lusana) 4 ). 

Ein auf die Achseldriisen verbreitetes Epitheliom der Mamma, 
welches nach Eintritt eines Erysipels am Röcken fast ganz verschwand. 
Weitere Nachrichten über die Kranke fehlen (Stein) 5 ). 

Ein Sarkom der Unterkinnlade, das nach dem Auftreten eines 
Gesichtserysipels verschwand, aber später wieder von neuem wuchs 
(N, Platon) 6 ). 

Ein Epitheliom der Submaxillardrüse , sekundär nach einem 
Epitheliom der Zunge, welches nach Eintritt eines Erysipels ganz 
verschwand, aber bald von neuem auftrat (Pamard) 7 ). 

Ein Sarkom der Brustdrüse (?), welches nach einem Gesichts- 
erysipel verschwand, aber daun wieder zu wachsen begann (Deleus) 8 ). 

Ein Epitheliom der Temporalgegend, welches nach Eintritt eines 
Gesichtserysipels um die Hälfte abnahm, aber später wieder weiter 
wuchs (Dauchez)®). 

Ein ungeheures Lymphosarkom des Halses, welches nach erysipe- 
latöser Infektion des Gesichts bedeutend kleiner wurde, aber später 
sich wieder weiter entwickelte (Ricochon) 14 ). 

Ein Epitheliom der Mamma, welches sich nach Erysipelinfektion 
bedeutend verkleinerte, aber später weiter wuchs (Nee Isen) 11 ). 

Ein Epitheliom des Penis, bei welchem infolge eines aufgetretenen 
Erysipels des Skrotums alle Krebsmassen zerstört und vollkommen 


1) Busch, Berliner kliu. Wochenscbr. 1868. 

2) Hahn, Inauguraldissertation. Bonn 1870. 

3) Mosengeil, Arcb. f. klin. Chirurgie. Bd. XII. 

41 Lusana, Schmidt ’s Jahrb. 1870. 

5) Stein, Wratscb. 1882. 

6) Nelaton, Bull, de la Soc. de Chirurgie. 1870. 

7) Pamard, Bull, de la Soc. de Chirurgie. 1870. 

8) Deleus, Bull, de la Soc. de Chirurgie. 1870. 

9) Dauchez, L’Union mldicale. 1882. 

10) Ricochon, Qazette hebdom. 1885. 

11) Ne eisen, Rapide Wucherung und Ausbreitung eine Mammacarciooms ntcb 
zwei schweren Erysipclosfftilen von 15- resp. 10>tägiger Dauer. (Centralbl. f. Chirurgie. 
1884). 


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Ueber die Behandlung bösartiger Tumoren etc. 


785 


vernichtet wurden. Der Kranke starb später an Hämorrhagie durch 
die chirurgische Wunde (Weichei) 1 2 ). 

Ein Sarkom des Halses, welches nach einem Anfall von Erysipel 
verschwand, aber nach einem Jahre wieder erschien (Win slow)®). 

Ein rückfälliges Sarkom des Halses, das sich nach einem Rot- 
laufanfall verkleinerte, aber bald wieder weiter wuchs (Kleeblatt) 3 ). 

Ein Sarkom des Oberkiefers, das nach dem Eintreten eines Ge- 
sichtserysipels um die Hälfte kleiner wurde nnd bald darauf weiter 
wuchs (Powers und Dowd)*). 

Ein rückfälliges Epitheliom der Mamma, welches nach einer 
zufälligen Infektion mit Erysipelas bedeutend kleiner wurde und dann 
zu wachsen fortfuhr (Eliot) 4 5 6 ). 

Ein rückfälliges Epitheliom der Mamma, welches nach dem Auf- 
treten eines Erysipels kleiner wurde und dann zu wachsen fortfuhr 
(Morris) 8 9 10 ). 

Ein atrophisches Epitheliom der Mamma, dessen Ulcerationen 
vernarbten und von dessen Knötchen einige verschwanden infolge 
einer Infektion mit Erysipelas. Bald darauf entwickelte sich das 
Neoplasma weiter (Coley) 7 ). 

Ein Rundzellensarkom des Beckens, welches sich nach einem 
Anfall von Erysipelas besserte uud bald nachher sich schnell weiter 
entwickelte (Coley) 7 ). 

Ein Epitheliom des Halses, das nach dem Auftreten eines 
Erysipels um die Hälfte abnahm und dann wieder zu wachsen aufing 
(Daudridge) 8 ). 

Ein rückfälliges Epitheliom der Mamma, welches sich infolge 
eines Rothlaufanfalls besserte, aber bald wieder zu wachsen anfiug 
(Westbrook)*). 

Nun komme ich zu den Fällen, welche infolge der Einspritzung 
von Reinkulturen des Streptococcus erysipelatis gar keine 
dauernde Besserung erfahren haben. Der erste, welcher am Menschen 
diese Injektionen zur Heilung bösartiger, nicht operierbarer Neu- 
bildungen an wendete, war F e h 1 e i s e n 1 °). Er injizierte Reinkulturen : 
in einem Falle von multiplem Fibrosarkom der Haut, wobei er Re- 
duktion kleiner Tumoren und vorübergehende Besserung erzielte; in 
einem rückfälligen Epitheliom der Mamma, wobei er vollständiges 
Verschwinden der Geschwulst beobachtete (der weitere Verlauf ist 
unbekannt); in einem Falle von iutraokulärem Sarkom, wobei vorüber- 


1) Weichei, Inauguraldissertation. Berlin 1889. 

2) Winslow, London medical record. 1884. 

3) Kleeblatt, Münch, med Wochenschr. 1890. 

4) Powers und Dowd, New York cancer hospital records. 1880. 

5) Eliot (nach Coley), The treatment of malignant tamours by repeated etc. 
(Ainer. Journ. of med. sc. 1893.) 

6) Mo rris (nach Coley), The treatment of malignant tumours by repeated etc. 
(Amer. Journ. of med. sc. 1893.) 

7) Coley, Treatment of inoperable malignant tamours with the toxins of ery- 
sipelas and the Bacillus prodigiosus. (Amer. Journ. of med. sc. 1894.) 

8) Daudridge, citiert von Coley, 1893 

9) Westbrook, citiert von Coley, 1893. 

10) Fehl eisen, Erysipelas, Monographie. Berlin 1883. 

Erst« AbL XXI. Ed. 50 


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786 


D. B. Rnncali, 


gehende Besserung erfolgte; in einem Falle von Epitheliom der Brust- 
drüse, wo das Neoplasma sich um die Hälfte verkleinerte, die Heilung 
aber nicht eintrat; endlich bei einem rückfälligen Epitheliom der 
Mamma, wobei Erweichung des einen Knotens und vorübergehende 
Besserung stattfand. 

Die Versuche von Fehleisen wurden von anderen Beobachtern 
weiter verfolgt. So injizierten J&nike und Neisser 1 ) Reinkultur 
von Erysipelas in ein rückfälliges Epitheliom der Mamma, worauf 
Erweichung der Neubildung eintrat; aber die Kranke starb am vierten 
Tage an Erysipelas. Axel Holst 8 ) beobachtete nach Iujektion der 
Reinkultur in ein rückfälliges Epitheliom der Mamma Abnahme der 
Geschwulst, aber nach 4 Monaten wuchs diese weiter. Starr*) be- 
obachtete bei einem Epitheliom der Brustdrüse, das die Achseldrüsen 
ergriffen hatte, nach Inokulation von Erysipel das vollständige Ver- 
schwinden der Knötchen der Achselhöhle. Aber die Besserung war 
vorübergehend. Coley endlich injizierte in einem Falle von rück- 
fälligem, nicht operierbarem Sarkom des Halses, in einem Falle von 
rückfälligem Epitheliom der Mamma und in dem eines enormen Sarkoms 
des Schenkels und Beckens Reinkulturen von Erysipelas. Es erfolgte 
nach 4 Tagen der Tod des Kranken mit Sarkom am Halse, nach 
6 Tagen der Tod der Frau mit Epitheliom der Mamma an akuter 
Pleuritis, wahrscheinlich verursacht durch den Streptococcus 
erysipelatis und nach 2 Monaten an eitriger Peritonitis der Tod 
des Individuums, das an Sarkom des Schenkels und Beckens litt 


Diese im Grunde so wenig tröstlichen Resultate haben nicht nur. 
wie man erwarten sollte, die Kliniker von der Verfolgung dieses 
ganz unlogischen und besonders gefährlichen Weges nicht zurück- 
gebracht, sondern die entgegengesetzte Wirkung gehabt; so daß 
Coley 4 ), ohne die vorgekommenen Unglücksfälle, noch die Litteratur, 
oder die Behauptungen Kleeblatt’s und Neelsen’s zu beachten, 
welche angaben, ein Anfall von Erysipelas beschleunige nicht nur 
nicht die Heilung der Neubildung, sondern begünstige in den meisten 
Fällen die Verbreitung der neoplastischen Elemente über den Organis- 
mus mit äußerster Schnelligkeit, auch wenn es sich um sehr be- 
schränkte Tumoren mit langsamem Verlaufe handele, noch die von 
Jänike und Neisser, welche versichern, auf Injektion von Rein- 

1) J&nike und Neisser, Exitus letalis nach Erysipelimpfung bei inoperablem 
Mammscarcinoin und mikroskopischer Befund des geimpften Carcinoma. (Centralbl f. 
Chirurgie. 1884.) 

2) Axel Holst, Ein Fall von Carcinoma mamraae (Recidiv) mittels Erysipel- 
impfung behandelt. (Annales de l’Institut Pasteur. 1888 ) 

8) Starr, angeführt von Coley. 1893. 

4 ) Coley, The treatment of malignant tumours by repeated inoculations of 
erysipelas. With a report of ton original cases (The Amer. Jouru. of med. sc. 1894.) 
— Treatment of inoperable malignant tumours with the toxine of erysipelas and tbe 
Bacillus prodigiosus. (The Amer. Journ. of med. sc. 1894.) — The therapeuüc valae 
of the mixed toxines of the Streptococcus of erysipelas and Bacillus prodigiosus in the 
treatment o( malignant inoperable tumours, with a report of one hundred and sixty 
cases. (The Amer. Jouru. of med. sc. 1896.) 


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Ueber die Behandlung bösartiger Tumoren etc. 


787 


kulturen des Streptococcus erysipelatis folge fast immer 
chronische Intoxikation des Individuums, oder der Tod durch De- 
generation der Organe, besonders des Herzens: so daß Coley, sage 
ich, nicht nur in therapeutischer Absicht die Injektion der Toxine 
des Streptococcus erysipelatis ausführte, sondern zur Ver- 
mehrung ihrer Kraft, wie er sagt, noch die des Bacillus pro- 
digiosus hinzufügte, wodurch er ihre toxische Kraft bedeutend 
steigerte. 

Welche Bestimmtheit in den Angaben von Kleeblatt und 
Neelsen und in denen von Jänike und Neisser, und welche 
Unsicherheit in denen von Coley zu finden ist, wird vielfach dar- 
gethan durch die in unserem Institute erhaltenen Resultate, durch die 
Erfahrungen aller Kliniker, die bei der Behandlung bösartiger Neo- 
plasmen jene Methode versucht haben, uud durch genaue Prüfung 
er eigenen Arbeiten Coley ’s. 

Mit Uebergehung der Arbeiten Coley ’s, welche der letzteren 
vorausgegangen sind, da diese zum größten Teil eine Wiederholung 
der früheren ist und wir sie eingehender zu behandeln haben, so ist 
zunächst zu bemerken, daß dem Leser darin sogleich dreierlei auf- 
fällt: 1) die Unklarheit des Verf.’s bei der Exposition, 2) die Gering- 
fügigkeit der erreichten Resultate, 3) die Folgerungen aus der Arbeit, 
welche durch die so wenig zahlreichen und so wenig ermutigenden 
Resultate nicht gerechtfertigt werden. 

In dieser Arbeit sagt Coley, er berichte über 160 Fälle von 
bösartigen Neubildungen, die mit den Toxinen des Streptococcus 
erysipelatis in Verbindung mit denen des Bacillus pro- 
digiosus behandelt worden seien, in der That aber behandelt er im 
einzelnen nur einige Fälle, von denen er den größten Teil schon in 
seinen früheren Arbeiten besprochen hat, und nach Aufzählung der 
Arten der behandelten Neoplasmen wirft er folgende zwei Fragen auf: 
1) Bei welcher Art von Neubildungen ist der wohlthätige Einfluß der 
Toxine am deutlichsten ? 2) Ist dieser wohlthätige Einfluß auf die 
Tumoren dauernd oder nur vorübergehend? 

Die mit Injektionen der gemischten Toxine behandelten Tumoren 
lassen sich ihrer Art nach folgendermaßen gruppieren: Sarkome 94, 
wovon 52 rundzellige, 14 spindelzellige, 7 melanotische, 2 Chondro- 
sarkome, 8 Sarkome, bei denen der Zellentypus nicht angegeben wird. 
Epitheliome 63, darunter 31 der Mamma, 3 des Uterus, 4 des Os 
zygomaticum, 1 des Sternums, 4 der Zunge, 3 des Halses, 3 des 
Rectums, 2 der Lippe. Neoplasmen von ungewisser Natur 10. Außer- 
dem hat Coley mit den gemischten Toxinen behandelt: 2 Fälle von 
Tuberkulose, 1 von Keloid, 1 von Kropf, 1 Fibroangiom, 1 Fibrom 
und 1 Mycosis fungoides. 

Ueber die durch Injektion der gemischten Toxine in das Paren- 
chym sarkomatöser Geschwülste erreichten Resultate drückt sich 
Coley folgendermaßen aus: 

„Von den Sarkomfällen haben 45, also mehr als die Hälfte, 
größere oder geringere Besserung gezeigt; die größte Besserung zeigten 
die Spindelzellensarkome, die geringste die melanotischen. Unmittel- 
bar auf das Spindelzellensarkom folgt hinsichtlich der Besserung das 

so* 


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788 


D. B. Ronca 1 i , 


gemischte (Sarcoma sphaerofuso cellulare), dann das Rundzellensarkom. 
Das melanotiscbe und das Osteosarkom haben von den Toxinen sehr 
wenig Wirkung verspürt. In einer Reihe von 7 Fällen von mela- 
notischen trat bei 5 derselben nach der Anwendung der Toxine keine 
Besserung ein, während bei 2 eine geringe Veränderung zu bemerken 
war. Uebrigens ist zu bemerken, daß bei mehreren dieser Fälle vor 
dem Beginn der Behandlung die Tumoren mehrfach und die Krank- 
heit verallgemeinert war.“ 

„Beim Osteosarkom waren die Resultate etwas befriedigender. 
Viele Fälle zeigten leichte Besserung. Einmal wurde ein sehr großes 
Osteochondrosarkom anscheinend geheilt, und blieb so während eines 
Jahres, worauf ein Rückfall eintrat. Die weitere Behandlung brachte 
vorübergehende Besserung hervor, aber im ganzen trat Verschlimme- 
rung ein, und das Ende wird sicher unglücklich sein. Dieser Fall ist 
sehr wichtig wegen des Umfangs der ursprünglichen Geschwulst. Der 
Rückfall, nachdem der Tumor zuerst scheinbar geheilt war, beweist 
die volle Richtigkeit der Diagnose. 

„In einem F'alle von rundzelligem Sarkom des Halses von sehr 
schneller Entwickelung nahm die Geschwulst von der Größe einer 
Orange bis zu der eines Hühnereies ab, und zwar in einer W T oche 
und nach drei Einspritzungen von gemischten Toxinen. Eine weitere 
Abnahme wurde nicht bemerkt, und trotz großen Dosen von Toxin 
begann der Tumor schnell wieder zu wachsen, so daß er nach drei 
Monaten den Tod herbeiführte. In vielen von den anderen Fällen 
von Ruudzellensarkom war die Besserung sehr auffallend, aber nur 
in zwei Fällen von Rundzellensarkom ist ein guter Heilerfolg erreicht 
worden. 

„In einem Falle von (gemischten) rückfälligem Sarkom mit ovalen, 
runden und spindelförmigen Zellen sind die Tumoren verschwunden, 
der Kranke lebt jetzt noch und ist seit drei Jahren ohne Rückfall. 

„Die spindelzellige Varietät, obgleich sie nur geringen Anteil an 
der Zahl der Sarkomfälle hat, weist trotzdem das stärkste Verhältnis 
in der Zahl der glücklichen Fälle auf 1 ).“ 

Die von Coley bei der Behandlung der Epitheliome erhaltenen 
Resultate sind noch unsicherer und viel weniger ermutigend, als die 
bei den Sarkomen erreichten. In Bezug auf die Frage, die Coley 
sich vorlegt, ob diese Wirkung der Toxine wirklich heilbringend sei, 
oder nicht, drückt er sich so aus: „Offenbar können nur solche Fälle 
zur Beantwortung dieser Frage dienen, welche beträchtliche Zeit lang 
heil geblieben sind. Vier Fälle, die sämtlich von Chirurgen von un- 
zweifelhaftem Ruf für nicht operierbar erklärt worden wareD, und bei 
denen man die Diagnose durch mikroskopische Untersuchung bestätigt, 
sind seit 2 x ! t bis 4 1 / 2 Jahren nach der Behandlung ohne Rückfall 
geblieben. Man kann sie als sicher geheilte Fälle betrachten, den 
ältesten Fall kann man, streng genommen, nicht als durch das Toxin 
allein geheilt betrachten, denn bei ihm wurden lebende Kulturen an- 


1) Coley, The therepeutic T.Iue of mixed toxiae of the Streptococcus etc. (Amer. 
Journ. of med. sc. 1896). 


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Ueber die Behandlung bösartiger Tumoren etc. 


789 


gewendet. . . . Schon diese vier Fälle, bei denen man keine Hoflnung 
mehr hatte, sind mehr als hinreichend, um die Heilkraft des Strepto- 
coccus und seines Toxins zu beweisen. 

Endlich hält sich Coley auf Grund dieser vier endgiltigen 
Heilungen unter 160 Fällen von Neoplasmen, bei denen die gemischten 
Toxineinspritzungen angewendet wurden, für berechtigt zu dem Schlüsse, 
daß die gemischten Toxine eine antagonistische, spezifische Wirkung 
auf bösartige Tumoren ausüben, welche zur Heilung führen kann, und 
daß diese Heilwirkung sehr auffallend ist beim Sarkom, besonders 
beim Spindelzellensarkom, und daß außerdem diese Toxine in nicht 
operierbaren Fällen oder nach der ersten Operation angewendet 
werden, um Rückfälle zu verhüten, und daß die therapeutische 
Wirkung der Toxine um so auffallender ist, je energischer sie wirken. 

Es scheint mir ganz überflüssig, mich lange bei dem Beweise 
aufzuhalten, daß Coley auf beide Weisen aus den aufgezählten 
Resultaten zu den angeführten Folgerungen gelangen konnte. Wenn 
man die Resultate Coley’s selbst (4 Heilungen auf 160 Fälle) und 
die anderer Beobachter betrachtet, die zum größten Teil negativ aus- 
fielen und von denen viele Coley bekannt waren, wie kann man da 
von einem spezifischen Einfluß der Toxine auf bösartige Tumoren 
sprechen? Wenn sich ein Tumor unter dem Einfluß eines Toxins 
verkleinert hat, so bedeutet dies nicht, daß dieses Toxin eine anta- 
gonistische Wirkung und noch weniger, daß es eine Heilwirkung auf 
den Tumor ausübt. Höchstens kartn man sagen, dieses Toxin verur- 
sache eine Degeneration eines Teiles der Elemente der Neubildung 
und veranlasse dadurch ihre Verkleinerung. Wie es jedoch die 
Degeneration eines Teils der Elemente verursacht, reizt es andere 
zur Proliferation, und so kommt es, daß die Neoplasmen einerseits 
kleiner werden und andererseits sich durch die Wirkung des Toxins 
Uber die Organe verbreiten. Die Wirkung des Toxins ist also nicht 
heilend, sondern einfach zerstörend für den einen Teil und reizend 
für den anderen, und man kann sie mit der der Wiener Paste oder 
des Zinkchlorids vergleichen. 

Immer auf seine vier geheilten Fälle gestützt, zu denen der von 
Zoli gehört, und über den ich einige Bedenken habe, weil es mir 
nach der Erzählung des Kranken zweifelhaft scheint, ob es sich nicht 
eher um eine einfache Phlegmone des Halses gehandelt habe, als um 
einen wirklichen, echten Rückfall eines Sarkoms, macht Coley die 
Bemerkung: Die gemischten Toxine müssen immer, nicht nur bei nicht 
operierbaren Tumoren, sondern auch nach der Operation angewendet 
werden, um Rückfällen zuvorzukommen. Bei nicht operierbaren 
Tumoren kann jeder Versuch gerechtfertigt erscheinen, aber der Ver- 
such mit den Toxinen ist niemals gerechtfertigt, wie wir zeigen 
werden, denn wenn er auch eine örtliche Besserung hervorbrächte, 
würde er doch den Tod des Individuums durch chronische Intoxikation 
herbeiführen. Was soll man zu dem Gebrauch der Toxine als Vor- 
beugungsmittel sagen, während keine experimentelle Thatsache dazu 
berechtigt, während Coley selbst über einen Todesfall am 4. Tage 
nach Inokulation von Erysipelas, über einen anderen am 6. Tage 


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790 


D. B. Bon cali. 


□ach sehr wahrscheinlich erysipelatöser Pleuritis und über eineD 
dritten nach 2 Monaten an Peritonitis, wahrscheinlich durch Strept. 
erysipelatis erfolgten, berichtet, während wir endlich durch die 
Beobachtungen Kleeblatt’s und Neelsen’s wissen, daß das 
Erysipel die Ausbreitung des neoplastischen Prozesses verursacht und 
durch die von J ä u i k e und N e i s s e r , daß die Toxine Degeneration 
der Organe hervorbringen. 

Was die letzte Behauptung betrifft, daß die Toxine desto heil- 
kräftiger sind, je virulenter, also je toxischer sie sind, so beachtet 
Coley hierbei nur ihre lokale Wirkung, ohne sich um die allgemeine 
irgendwie zu bekümmern, welche die physiologische Widerstandskraft 
der Gewebe schwächt und sie zur Verbreitung des Prozesses geeignet 
macht. Aus allen diesem geht deutlich hervor, daß Coley glaubte, 
in dem menschlichen Organismus finde ein wirklicher Kampf zwischen 
den Toxinen des Streptococcus erysipelatis und dem Parasiten 
der bösartigen Neubildung statt, auf dieselbe Weise, wie wir auf den 
künstlichen Kulturböden einen Antagonismus zwischen verschiedenen 
Bakterien entstehen sehen. Aber der Mensch oder das Tier sind 
etwas ganz auderes, als ein Probierglas mit Agar oder Gelatine, und 
wenn auf Kulturboden die antagonistische Wirkung zwischen Bakterien 
nicht bezweifelt werden kann, so kommt diese Wirkung im Organismus 
nur in seltenen Ausnahinefällen zustande und unter ganz anderen 
Verhältnissen, als den von Coley angenommenen. 

Bei Untersuchung des Antagonismus zwischen verschiedenen 
Bakterien konnte ich mich überzeugen, daß der Kampf, den der 
Bacillus der Tuberkulose in vitro gegen einige andere Mikroroganismen 
führt, im tierisdheu Organismus nicht mehr stattfand ; bei tuberkulös 
gemachten Tieren entwickelten sich verschiedene Keime und brachten 
die Infektion auf dieselbe W 7 eise hervor, wie bei nicht tuberkulösen 
Tieren l ). 

Um sich diese Wirkung der Toxine auf Tumoren zu erklären, 
nimmt Coley seine Zuflucht zu dem parasitischen Ursprung der Neu- 
bildungen und sagt : Dieser Ursprung biete das rationellste Mittel zu 
jeder Erklärung, und fügt hinzu, wenn diese Theorie bewiesen sein 
werde, würde man verstehen, warum die Toxine nicht auf jede Art 
von Sarkom dieselbe Wirkung ausüben, denn diese verschiedenen 
Typen würden durch verschiedene Arten von Parasiten erzeugt. Wir 
wollen die Frage über den parasitischen Ursprung der Neoplasmen 
jetzt beiseite lassen, da wir bald darauf zurückkommen werden, und 
nur sagen, daß die Annahme verschiedener Typen von Parasiten für 
verschiedene Sarkomarten eine ganz in der Luft schwebende Hypo- 
these ist. 

Kann mir Coley vielleicht sagen, wie sich ein Rundzellen- von 
einem Spindelzellensarkom unterscheidet, wenn wir den Unterschied 
in der Gestalt der Zellen übersehen? Der klinische Verlauf des 
Tumors, der Ursprung seiner Elemente aus dem Bindegewebe und 


1) Kon cali, Süll’ azione reciproca dei prodotti solubili del Bacillus tubereulosis e 
di altrl microorganistni patogeni o non patogeni. (Anuali dell r istituto d'igicne sperimentala 
delia regia universitk di Koma. 1892.) 


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Ueber die Behandlung bösartiger Tumoren etc. 


791 


der endliche Ausgang in den Tod durch Verpflanzung des Neoplasmas 
in verschiedene Organe beweisen uns, daß zwischen beiden Typen des 
Sarkoms kein Unterschied vorhanden ist. Dabei berücksichtigen wir 
noch nicht, daß alle Gönner der Parasitentheorie der Neoplasmen 
darin übereinstimmen, daß nicht nur jede Art von Sarkom durch 
einen zu derselben Klasse von Wesen gehörenden Parasiten verur- 
sacht wird, sondern daß auch zu derselben Organismengruppe ge- 
hörende Parasiten bald Epitheliome, bald Sarkome hervorbriugen, je 
nachdem sie das Epithel oder das Bindegewebe reizen. 

Coley sagt, die wohlthätige Wirkung der Toxine sei leicht zu 
erklären, wenn man den parasitischen Ursprung der bösartigen Neu- 
bildungen annimmt, denn die Toxine töteten den Parasiten und 
brächten dadurch die Heilung zustande. Wenn man den parasitischen 
Ursprung der bösartigen Neubildungen annimmt, findet man die Er- 
klärung, warum die Toxine, auch wenn sie sich nicht als schädlich 
erweisen, doch unnütz sind. Die Resultate beweisen, daß unter der 
Einwirkung der Toxine die Neoplasmen meistens stationär bleiben, 
bisweilen kleiner werden, ausnahmsweise verschwinden; aber sowohl 
im Falle der Verkleinerung, als in dem des Verschwindens tritt oft 
nach wenigen Monaten und bisweilen nach einigen Jahren nicht nur 
die örtliche Vergrößerung wieder auf, sondern die Neubildung ver- 
breitet sich auf andere Organe und führt den Tod durch Metastasen 
herbei. 

Indem die Toxine den Vitalitätsindex der Gewebe herabsetzen, 
machen sie diese unfähig, dem Zudrang der Parasiten Widerstand zu 
leisten, und versetzen sie in einen solchen Zustand, daß die Parasiten 
sich in ihnen festsetzen und den primären Vorgang sekundär wieder- 
holen können. Der parasitische Ursprung des Krebses ist nach 
meiner Ansicht, und im Gegensatz zu der von Coley, der deutlichste 
Beweis für die Unmöglichkeit, daß dieser Prozeß durch Toxine ge- 
heilt werden könne. Uebrigens geben mir die Resultate vollkommen 
Recht. 

* * 

* 

Die Methoden Coley’s sind nicht nur in unserer Klinik nachge- 
prüft worden, sondern auch von Abbe *) in einem Falle von Sarkom 
der Temporalgegend mit Ausgang in Besserung, von Czerny 5 ) bei 
vier Sarkomen und vier Epitheliomen mit Ausgang des einen der vier 
Sarkome in Heilung (einstweilige Heilung, denn es ist noch zu kurze 
Zeit verflossen, als daß man eine endgiltige Heilung annehmen könnte), 
von Matagne 1 * 3 ) bei neun Epitheliomen und fünf Sarkomen, mit 
(einstweiliger) Heilung eines Epithelioms und eines Sarkoms, von 
Friedrich 4 ) in der Klinik von Thiersch in 13 Fällen von Epi- 


1) Abbe, Sarcoma of the skull, surgieally treated and by toxins. (Anaals of 
aurgery. 189G.) 

8) Caerny, Ueber Heilversuche bei malignen Geschwülsten mit Erysipeltoxinen. 
(Münch med. Wochenscbr. 1896.) 

3) Matagne, Gazette medicale de Lifegr. 1896. 

4) Kiedrich, The treatment of inoperable malignant tumours by means of 
bacterial product«. (Annals of aurgery. 1896.) 


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792 


D. B. Honcali, 


theliom und vier von Sarkom, mit negativem Resultate, und von 
Rep in 1 ) auch acht Sarkome, ebenfalls mit negativem Resultate. 

In unserer Klinik wurden unter Leitung des Prof. Durante 
mit von mir nach Coley’s Methode zubereiteten Toxinen Injektionen 
gemacht von Dr. Cassini in einem Falle von rückfälligem Sarcoma 
magnofuso cellulare der weiblichen Brustdrüse und von Dr. Campanini 
in ein nicht operierbares Fibrosarkom der Highmorshöhle und in 
noch ein anderes nicht operierbares Sarkom. Io einem dritten Falle 
von nicht operierbarem Sarkom der Fossa iliaca wurden die Injektionen 
von dem behandelnden Arzte ausgeführt, welchem Prof. Durante 
die Toxine zugeschickt hatte. Für die Beschreibung dieser Fälle 
verweise ich auf die Arbeit von Dr. Campanini*). 

Ich schicke die Beschreibung der von mir bei der Zubereitung 
der Toxine angewendeten Methoden voraus. Da ich mich in jeder 
Hinsicht an die Angaben Coley’s halten wollte, aus denen man er- 
sieht, daß die Toxine desto wirksamer sind, je stärker ihre toxische 
Kraft ist, so suchte ich mir äußerst kräftige Toxine zu verschaffen. 
Da ich wußte, daß ein Toxin desto wirksamer ist, von einem je 
virulenteren Mikroorganismus es hervorgebracht wird, so mußte ich 
mir einen möglichst virulenten Streptococcus verschaffen. Meine 
erste Idee war, aus Eiter einen Streptococcus zu isolieren und 
seine Virulenz durch den wiederholten Durchgang durch den Körper 
dafür empfänglicher Thiere zu erhöhen. Aber ich verwarf diesen Ge- 
danken bald wieder, weil ich zu lange Zeit gebraucht hätte, um zum 
Ziele zu kommen. 

Nun dachte ich an ein anderes Mittel. Da ich wußte, wie sehr 
das Substrat, auf dem die Bakterien leben, zur Steigerung ihrer 
Virulenz beiträgt, dachte ich daran, einen Streptococcus zu ge- 
brauchen, der lange Zeit mit dem Tetanusbacillus zusammen- 
gelebt hatte. Aus meinen Untersuchungen ist bekannt *), daß diejenigen 
Mikrobien, die eine gewisse Zeit lang auf Tetanotoxin gelebt haben, 
ihre Virulenz wiedergewinnen , wenn sie dieselben verloren hatten; 
wenn sie vorher nicht pathogen waren (Saprophyten), so erwirbt ihr 
Protoplasma die Eigenschaft, äußerst toxische Produkte abzusondern ; 
wenn sie schon pathogen waren, so nimmt ihre pathogene Kraft be- 
deutend zu, und wenn sie endlich für eine gewisse Tierart nicht 
pathogen waren, so werden sie es, nachdem sie auf Tetanotoxin ge- 
lebt haben. 

Diesen Gedanken, der mich sicher das Ziel hätte erreichen 
lassen, da er mir einen Streptococcus von höchster Virulenz ge- 
liefert hätte, ließ ich nach reiflicher Ueberlegung fallen, aus Furcht vor 
der außerordentlichen toxischen Kraft, den seine Toxine gewiß gehabt 
hätten. 

Aber indem ich von diesem Gedanken ausging, und da ich wußte, 


1) Repin, La toxithdrapie des tumeurs malignes. (Revue d. Chirurgie. 1895.) 

2) Campanini, Süll* azione curativa delle tossini nfe tumori maligni. (11 Poü- 
clinico [s. ch ] 1895 ) 

3) Kone all, Süll’ azione del veleno del Bacillus tetanl associ&to coi prodotti di 
coltura di alcuni microorganismi patogeni o non patogeni. (Annaii doll* istituto d'igien« 
sperimentale della regia Universität di Roma. 1895.) 


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Ueber die Behandlung bösartiger Tumoren etc. 


793 


daß das Diphterietoxin den Tetanigeonen sehr ähnlich, aber viel 
weniger wirksam ist, als letzteres, so war es logisch, anzunehmen, 
daß dieses Toxin auf die mit ihm in Berührung kommenden Mikrobien 
auf dieselbe Weise wirken würde, wie das Tetanustoxin l ) auf die- 
selben einwirkt. Infolge dieser Ideen benutzte ich zur Erzeugung 
dieses Toxins einen Streptococcus, den mein Freund Dr. Memmo 
aus Diphtheriemembranen isoliert hatte. 

Mit diesem Streptococcus impfte ich 8 Ballons, von denen 
jeder 400 g Flüssigkeit enthielt und hielt sie 8 Tage lang bei 37 0 C 
im Thermostaten. Nach Verlauf dieser Zeit impfte ich jeden dieser 
Ballons mit Bacillus prodigiosus und brachte diese Misch- 
kulturen wieder in den Thermostaten, wo sie wieder 8 Tage lang bei 
37 ® C blieben. Die Kraft dieses Toxins war so bedeutend, daß nach 
einstündiger Sterilisation bei 80° C, und nachdem ich mich vorher 
durch Injektion in Tiere von seiner Wirkung vergewissert hatte, die 
Einspritzung von ungefähr 0,1 ccm in den Tumor sehr schwere Er- 
scheinungen hervorbrachte, die uns einen Augenblick für das Leben 
des Kranken zittern ließen. 

Was die Heilung betrifft, so wurden mit diesem Toxin keine 
Resultate erreicht. Ferner haben wir uns überzeugen können , daß 
nicht nur örtlich die Anwendung dieser Injektionen keine Verkleinerung 
der Neoplasmen hervorgebracht hat, sondern daß sie sich auch als 
sehr schädlich für das Allgemeinbefinden der Kranken erwiesen haben, 
und daß in dem Falle des nicht operierbaren Fibrosarkoms der 
Highmorshöhle die Injektionen der Toxine nach Coley die Ursache 
der Verbreitung des sarkomatösen Prozesses auf verschiedene Organe 
gewesen ist. 

Und so mußte es in der That sein. Abgesehen von den Fällen 
von Radikalbeilung, die Kleeblatt und Coley angegeben haben, 
die aber niemand kontrolliert hat, und denen die Fälle von Fe h 1 e i se n , 
Axel Holst 2 ), di Abbe, Czerny, Matagne, Friedrich, 
Rep in und die aus unserer Klinik gegenüberstehen, lege ich mir 
die Frage vor: Wenn man ein mit einem malignen Tumor behaftetes 
Individuum vergiftet, also die anatomische und physiologische Wider- 
standskraft seiner Gewebe schwächt, wie ist es da möglich, daß diese 
Gewebe so kräftig reagieren können, daß sie das Verschwinden der 
Neubildung zustande bringen? 

Die Resultate sagen uns deutlich genug, daß wir mit diesem 
Heilverfahren nicht nur dem Kranken keine Erleichterung verschaffen, 
sondern ihren örtlichen und allgenieinen Zustand beständig ver- 
schlimmern. Die allgemeinen Zustände werden dadurch verschlimmert, 
daß wir durch die Vergiftung nicht nur eine wirkliche Zerstörung 
der roten Blutkörperchen, sondern auch eine Schwächung der Lebens- 
kraft der Gewebe und eine Verminderung der phagocytären Kraft der 
Leukocyten verursachen. Der örtliche Zustand wird dadurch ver- 
schlimmert, daß oft schnelle Vergrößerung des Neoplasmas eintritt, 

1) Roncili, Sopra la terapia dell’ infezione difterica coli’ antidifterina Koax. 
(II Policlinico, sesioue ehirurgica. 1895.) 

2) Axel Holst, Ein Fall von Carcinoma mammae (Becidiv), mittels Erjrsipel- 
impfung behandelt. (Centralbl. f. Bakt. u. s. w. 1888.) 


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794 


D. B. E o n c a 1 i , 


welche, wie in unserem Falle, bei dem nicht operierbaren Fibrosarkom 
der Highmorshöhle mit der Uebertraguug der Neubildung auf andere 
Organe endigt, wie es zuerst von Neelsen, Axel Holst, Jäneke 
und Ne iss er beobachtet wurde. Bei unseren Kranken batte das 
Sarkom, obgleich es groß war, kein Zeichen von Metastasen auf die 
Drüsen gegeben und nach ungefähr dreimonatlicher Behandlung mit 
den Co ley’schen Injektionen fanden wir bei der Sektion Ausbreitung 
des Prozesses auf Milz und Leber. 

Die Injektion der Toxine des Streptococcus erysipelatis 
allein oder in Verbindung mit denen anderer Mikroben in Leute, 
welche an Epitheliom oder Sarkom leiden, macht mir denselben Ein- 
druck, als wollte man Injektionen derselben oder irgendwelcher anderen 
Toxine zur Heilung der Tuberkulose, des Rotzes, der Aktinomyko« 
des Milzbrandes u. s. w. ausführen. Bei solchem Verfahren würden 
wir nichts anderes thun, als dem durch die sicher bestehende Krank- 
heit vergifteten Organismus in der Hoffnung, ihn zu heilen, eine zweite 
noch schwerere Vergiftung beibriugen, ohne zu bedenken, daß auf 
diese Weise eine Heilung unbegreiflich ist, weil sie nicht in einem 
Körper zustande kommen kanu, dessen Leukocyten geschwächt oder 
getötet sind. 

In den Iufcktionsprozessen, seien sie akut oder chronisch, tritt 
Heilung jedes Mal ein, wenn es dem Organismus gelingt, die Wirkung 
der Keime durch die Einwirkung der Phagocyten und der Gewebs- 
säfte zu paralysieren. Wenn nun diese Wirkung, statt zuzunehmen, 
vermindert wird, so muß als Endresultat sicher nicht die Heilung, 
sondern das Uebergewicht der Faktoren der Infektion und somit der 
Tod des Individuums als unmittelbare Folge eintreten. Dasselbe gilt 
für die bösartigen Tumoren, welche Produkte der Infektion durch 
organisierte Fermente sind; zu ihrer Heilung muß der Organismus 
mit allen seinen Kräften gegen die ursächlichen Keime reagieren 
können. 

In dem Falle des nicht operierbaren Neoplasmas der Highmors- 
höhle handelte es sich um ein an Bindegewebe sehr reiches Spindel- 
zellensarkom, kurz um ein echtes Fibrosarkom, welches niemals 
Neigung zur Weiterverbreitung gezeigt hatte. Die Injektionen des 
Toxins nach Coley brachten eine Verminderung des Zuflusses von 
Leukocyten nach dem Sarkom hervor, und dadurch, durch Ver- 
hinderung der Umbildung der Leukocyten in Bindegewebe, eine Störung 
der bindegewebigen Grenze, welche nach der Ansicht von Ruffer 1 ) 
und von mir*) dasjenige ist, was die Elemente der Neubildung zu- 
gleich mit den Parasiten verhindert, sich über den Organismus zu 
verbreiteu; denn die Greuzschieht von Bindegewebe stellt nichts 
anderes dar, als die phagoeytische Reaktion des Körpers gegen den 
Parasiten, den ätiologischen Faktor des malignen Tumors. So konnte 
das parasitische Element mit den Sarkomzellen in andere Organe 
auswandern, sich darin festsetzen und den primären Tumor, wenn 

1) Bouchard, Traitd de pathologie generale. M. Armand Raffer, Sar les po- 
rafites des tumeurs epitheliales malignes. Vol. II., Paris [Masson] 1886. 

2) Rune all, Sopra il sarcoma del p&diglione del orecchio. (Archivio italiaoo di 
otologia e laringotogia 1897). 


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lieber die Behänd] ung bösartiger Tumoren etc. 


795 


auch sehr arm an Bindegewebe, reproduzieren. So zeigten die Schnitte 
durch die Knötchen der Milz unseres Kranken, daß es sich um sarko- 
matöse, aus kleinen Spindelzellen bestehende Metastasen handelte, in 
den» man kein Bindegewebe sah und Leukocyten kaum andeutungs- 
weise vorkamen. 

Die Anwendung dieser Toxine ist aber nicht bloß aus den von 
mir angegebenen Gründen schädlich, sondern auch äußerst verderblich 
wegen der schweren Läsionen, die sie bei dem Individuum, dem die 
Injektionen gemacht werden, verursacht. Bei unserem Kranken folgten 
auf die ersten Injektionen, auch in kleinster Dosis, sehr starke Frost- 
schauer, bedeutende Temperaturerhöhung, Kopfschmerz, Erbrechen, 
Uebelkeit, Schwindel und allgemeine Abgeschlagenheit. Man mußte 
die Dosis nach der Sterilisation bedeutend verdüunen, um eine solche 
zu erhalten, die der Kranke vertragen konnte; wenn sie nur im ge- 
ringsten erhöht wurde, traten die oben angegebenen Erscheinungen 
wieder ein. Bei dem Gebrauch dieser Toxine habe ich die Erfahrung 
gemacht, daß im allgemeinen die Tiere, selbst die kleineren, wie 
Kaninchen und Meerschweinchen, den Toxinen besser widerstehen, 
als der Mensch. Währeud beim Menschen die Injektion von 0,1 ccm 
des so zubereiteten Toxine aber die oben angegebenen allgemeinen 
Erscheinungen hervorrief, war die Injektion von 5 ccm des Toxins 
nötig, um ein Meerschweinchen nach 48 Stunden zu töten, und zur 
Tötung eines Kaninchens in derselben Zeit brauchte man 6 ccm. Der 
wichtigste Punkt aber war, außer dem angeführten, die starke Ab- 
magerung unseres Kranken infolge der Anwendung dieser Toxine. Die 
Abmagerung war auffallend und fortschreitend und von bedeutender 
Anämie, oder besser gesagt, beträchtlicher Zerstörung der roten Blut- 
körperchen begleitet, wie es immer bei schweren Intoxikationen der 
Fall zu sein pflegt. Da alles dieses den Tod des Kranken herbei- 
geführt hat, waren wir imstande, die Wirkung der Toxine auch an 
den Eingeweiden sowohl makro als mikroskopisch festzustellen. So 
fanden wir bei der Sektion schwere Anämie aller Organe zugleich 
mit diffuser, fettiger Degeneration des Herzens, der Leber und der 
Nieren. Die Milz war vergrößert, zerreißbar und mit Knötchen von 
verschiedener Größe, Reproduktionen der Neubildung, durchsetzt. An 
den durch die Organe geführten Schnitten zeigt sich außer der starken, 
weit fortgeschrittenen Fettdegeneratiou der Zellen besonders in der 
Leber, und in den Muskelfaserzelleu des Herzens noch weitverbreitete 
Chromatolyse in den Kernen der Leber- und Milzzellen, was uach 
meinen Untersuchungen nichts anderes bedeutet, als einen der aus- 
gebildetsten Intoxikationsprozesse l ). Das Vorgetragene bestätigt also 
vollkommen die Beobachtungen von Nee Isen, Axel Holst, Repin 
und Anderen, daß die Wirkung der Toxine an dem Neoplasma keine 
Veränderung zum Besseren hervorbringe, sondern in den meisten 
Fällen den Tod des Krauken durch Degeneration der Organe, be- 
sonders des Herzens und durch Verbreitung des Tumors auf andere 


1) Roncali, Contributo itlto Studio delle infezioni consecutive alle fracture esposte 
sperimentale. Ricercbe iatologicbe e batteriologiche. 11. Voliolinic*, (8. C.) und Annales 
de micrographie, 1896. 


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796 B* Roncali, Ueber die Behandlung bösartiger Tumoren etc. 


Organe zur Folge hat. Dies ist der sicherste Beweis für den schweren 
Schaden, den die Therapie durch Bakterientoxine den Kranken ver- 
ursacht. 

Ich komme nun zur Anwendung der Serotherapie bei malignen 
Tumoren. Die guten Resultate, welche einige Autoren bei der Be- 
handlung einiger Infektionskrankheiten (Tetanus, Diphthcritis, Hunds- 
wut, Pneumonie u. s. w). durch das Serum gegen die zu bekämpfende 
Krankheit immunisierter Tiere erlangt haben, bewogen Rieh et und 
Iföricourt 1 2 3 4 ) die Herstellung eines anticancerösen Serums zu ver- 
suchen, durch welches Epitheliome und Sarkome geheilt werden 
könnten. 

Gewiß ist diese Idee, welche die Autoren veranlaßt hat, diese 
Art von Serotherapie vorzuschlagen und auszuführen, viel logischer 
und verständiger, als die, welche zur Toxitherapie geführt hatte. 
Rieh et und Höricourt gingen von der übrigens sehr richtigen 
Ansicht aus, die bösartigen Neubildungen würden an erster Stelle 
durch einen Parasiten hervorgebracht, und glaubten, ein anticanceröses 
Serum von Tieren erhalten zu können, in denen man eine Art von 
Immunisierung durch Inokulation des Saftes bösartiger Tumoren er- 
zeugt hätte. Sie verfuhren folgendermaßen: Ein von Röclus 
operiertes Osteosarkom des Beins wurde zerrieben, mit ein wenig 
Wasser gemischt, die Flüssigkeit durch Zeug filtriert und einem Esel 
und zwei Hunden injiziert. Auf diese Einspritzungen folgte keine 
Reaktion, und nach 15 Tagen entnahm man diesen Tieren Blut, um 
Serum zu erhalten, das zur Behandlung maligner Neubildungen dienen 
sollte. Dies ist das anticanceröse Serum von Richet und Höricourt. 

Die Autoren hatten nicht die Mittel, um Tieren Reinkulturen der 
Krebsparasiten zu inokulieren, und gingen von der im Prinzip, aber 
nicht in Wirklichkeit richtigen Ansicht aus, im Safte des Neoplasmas 
sei das Toxin des ätiologischen Faktors der bösartigen Tumoren ent- 
halten. So hofften sie auf irgend eine Weise durch Inokulation dieses 
Saftes eine Art von Immunisation der Tiere gegen Krebs zu erreichen, 
wodurch ihr Serum antitoxisch und folglich geeignet wurde, au bös- 
artigen Geschwülsten leidende Personen durch seine Inokulation 
zu heilen. 

Richet und Höricourt rühmen sich, mit ihrem auf die be- 
schriebene Weise zubereiteten Serum Erfolge erreicht zu haben, während 
G i b i er *) aus New York nach der Methode der französischen Autoren 
zwar einige Veränderungen der Größe bei einer Krebsgeschwulst des 
Halses und einem Krebs der linken Mamma beobachtet hatte, doch 
daran zweifelt, daß diese serotherapeutische Methode vollkommene 
Heilung hervorbringen könne. Salomoni 8 ), Ceci*), Pascale 5 ) 

1) Riebet et HÄriconrt, Traitement d' un cas de sarcome par la »erotherapie. 
1/ Union medicale. 1895. La s4rotberapie dans le traitement da cancer. La Slinaine 
m£dicale. 1895.) 

2) Gibier, Deila sieroterapia nell cancro. (Supplemente al Policlinico. 1895.) 

3) Salomoni, Discussione sulla aieroterapia nei tumori. (Atti del X Congresso 
della Societa italiana di chirurgia. 1896.) 

4) Ceci, Discuasione »ulla aieroterapia etc. (Atti del X Congr. etc. 1896 ) 

5) Pascale, Discussiouc sulla aieroterapia etc. (Atti del X Congr. etc. 1896.) 



H. J. van’t II off, Spirillum Maase'i* 


797 


und De Gaetano und Salviati 1 ) haben das Serum von Hunden 
benutzt, die sie gegeu bösartige Geschwülste immunisiert hatten und 
in Fällen von nicht operierbaren Epitheliomen und Sarkomen durchaus 
negative Resultate erhalten. 

Ich sagte, Rieh et und H6ricourt seien von einer im Prinzip, 
aber nicht in Wirklichkeit richtigen Idee ausgegangun. Der Gedanke, 
das Serum eines Tieres durch Injektion von Krebssäften so abzuänderu, 
daß es zur Heilung von Epitheliomen und Carcinomen dienen könne, 
ist im Prinzip sehr richtig, entspricht aber nicht der Wirklichkeit, 
denn dazu wäre es nötig, daß der Saft der Epitheliome und Carcinome 
eiue so große Menge von Toxin enthielte, so intensiv toxisch wäre, 
daß man hoffen könnte, seine Inokulation werde das Tier immunisieren 
und sein Serum wirklich antitoxisch machen. Nun wissen wir, daß 
man immunisierendes und heilendes Serum dann erhält, wenn die 
dasselbe liefernden Tiere vorher mit Sekretiousprodukten stark toxischer 
Mikroorganismen behandelt worden sind. Wenn das Sekretionsprodukt 
eines Mikroorganismus nicht stark toxisch ist, kann es kein wirksames 
heilendes und immunisierendes Serum hervorbringen. Wenn wir von 
diesem Grundprinzip der Serotherapie ausgehen, können wir die 
geringe, wenn nicht ganz fehlende Wirksamkeit des anticancerösen 
Serums von Rieh et und Hdrieourt leicht begreifen. 

(Schluß folgt.) 


Nachdruck verboten. 

Spirillum Maasei, 

eine neue cholera-ähnliche Art. 

Von 

Dr. H. J. van’t Hoff 

in 

Rotterd am. 

Im August vorigen Jahres wurde aus der Prise d’eau des Rotter- 
damer Wasserwerkes wiederholt eine neue Art von Spirillen von mir 
isoliert, deren Eigenschaften entschieden von denen der bisher be- 
kannten Arten verschieden waren. 

Die Isolierung war ziemlich schwer, da es nötig war, vom 
Wasser sofort Platten anzulegen, indem die Art bei Brühung des 
Wassers in Pepton verschwand. Die Kolonieen sind ganz rund und 
fast durchsichtig. 

Morphologisch zeigt die Art bisweilen zwei und mehr Schraubeu- 
gänge und kulturell ist sie leicht von den anderen Arten differenzier- 
bar durch ihre äußerst schnelle Verflüssigung der Gelatine, die eine 
noch schnellere ist wie bei Finkler und Prior. Schon nach 1 Tage 
ist der Stichkanal ganz verflüssigt. 

1) U« Gaetano e Sal vati, Disctmione solle sieroterapia etc. ( Aui dol X Coogr. 
etc. 1896.) 


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798 


J. W.jrUnd, 


Ihre Anlagerungen sind milchweiß, Milch wird nicht koaguliert 
und Bouillon nicht sauer. Auch bildet sie nur nach langer Zeit aut 
flüssigen Nährböden ein Häutchen. Der Stichkanal bleibt trübe. 
Gasentwickelung tritt nicht ein. 

Die Indolreaktion ist fast dieselbe wie beim Koch 'sehen Typus. 

Diu Spirillen sind kurz und dick, 1—1,15 /x. 

Eigenbewegung und 1—2 Cilien sind wahrnehmbar. 

Inwieweit sie dem Typus, den Spronck hier in Holland fand, 
ähnlich ist, ist mir nicht bekannt, nur scheint mir die Verflüssigung 
viel rascher und die langsame Hautbildung verschieden von diesem 
zu sein. 

Ihre Virulenz für Meerschweinchen wurde hier in Rotterdam 
nacbgewiesen. 

Obgleich durch diese die Abarten cholera- ähnlicher Spirillen 
wieder um eine vermehrt wird, schien mir die Mitteilung doch er- 
wünscht. 

Herr Kr 41 aus Prag war so freundlich, einige meiner Unter- 
suchungen über diese Art zu bestätigen, wofür ich ihm meinen besten 
Dank ausspreche. 


Nachdruck verboten . 

Desinfektionswirkung und EiweissMung 
chemischer Körper. 

[Aus dem Laboratorium von C. F. Hausmann in St. Gallen.] 

Von 

Dr. J. Weyland. 

Wenn man nach dem Vorgänge von Scheurlen und Spiro 
(Münch, med. Wochenschr. 1897. No .4), von Beckmann (Ceutralbl. f. 
Bakt. Bd. XX. p. 577) und von Paul und Krönig (ref. Münch, 
med. Wochenschr. 1897. p. 311) den Versuch macht, für die Wirkungs- 
weise der Antiseptica eine theoretische Erklärung zu geben, so er- 
scheint es mir, da jede Giftwirkung als eine Reaktion des lebeuden 
Protoplasmas mit den in Betracht kommenden Agenticu aufgefaßt 
werden muß, von Wichtigkeit, das Verhalten der antiseptischen 
Stoffe zu Eiweißkörpern, beispielsweise zu Blutserum, zu prüfeu, zumal 
es nach den neuesten Untersuchungen von 11. Büchner (Münch, 
med. Wochenschr. 1897. p. 299) erwiesen ist, daß die Bakterienzelle 
Eiweißstoffe enthält, die in ihrem chemischen Verhalten (Gerinnbar- 
keit) dem Serumalbumin sehr ähnlich sind. Man ist wohl berechtigt, 
zu folgern, daß Chemikalien, die im Reagensglas Eiweißlösungen sicht- 
bar verändern, auch das lebende Eiweiß der Bakterienzelle zum Ab- 
sterben bringen können, vorausgesetzt, daß die betreffenden Stoffe 
geeignet sind, auf osmotischem Wege in die Zellen einzudringen. 

Ueberblickt mau nun die Reihe der bakterienfeiudlicben Stoffe 
und berücksichtigt dabei das Verhalten derselben zu Eiweißlösungen, 



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Desinfektions Wirkung und EiweißfiUlang chemischer Körper. 


799 


so findet man, daß unsere gebräuchlichen energischen Antiseptica, 
worunter ich solche verstehe, welche Sporen abzutöten vermögen, 
gleichzeitig die Eigenschaft besitzen, Eiweiß zu fällen (gesättigte 
Karbollösung, Sublimat, Silbernitrat, Trikresollösung) und es läßt sich 
der Nachweis führen, daß bei diesen Körpern ein direkter Zusammen- 
hang besteht zwischen Desinfektionswirkung und Eiweißfällung. 

Von Karbolsäure ist bekannt, daß sie nur in konzentrierter 
wässeriger Lösung ein zuverlässiges Antiseptikum ist, während eine 
3-proz. Karbollösung Sporeu nicht abtöten kann. Entsprechend damit 
giebt 5-proz. Karbolwasser mit Eiweißlösungeu Niederschläge, 3-proz. 
dagegen nicht. 

Nun hat vor einiger Zeit Beckmann naebgewiesen, daß auch 
schwache Karbollösungen energisch baktericid wirken, wenn dieselben 
gleichzeitig Kochsalz enthalten. Zu ähnlicheu Resultaten war vor 
Beckmann schon Scheurlen gekommen. Nach Beckmann 
werdeu resistente Milzbrandsporen durch 1-proz. Phenollösung, wenn 
dieselbe 24 Proz. Kochsalz enthält, in 24 Stunden vernichtet, während 
eine kochsalzfreie Lösung auch nach 7 Tagen Sporeu kaum beein- 
flußt. Wie verhalten sich nun die Beckmann’schcn Karbollösuugen 
zu Eiweiß? 

Hier zeigt es sich in der That, daß auch schwache Phenol- 
lösungen Eiweiß fällen, sobald man einen entsprechenden Kochsalz- 
zusatz macht. Eine Lösung aus 1 g Phenol, 24 g Kochsalz und 
100 g Wasser ist imstande, Serumalbumin noch aus starker Verdünnung 
auszufällen. Wenn man geringere Salzzusätze macht, z. B. 12,6 Proz., 
so findet Fällung nicht statt und übereinstimmend damit hat Beck- 
mann mit solchen Lösungen auch keiue Sporentötung erzielt. 
Beckmann hat leider nur mit 1-proz. Phenollösungen gearbeitet, 
die nach meinen Beobachtungen ausschließlich bei sehr hohen Koch- 
salzzusätzen eiweißfällend sind. Vielleicht hätte die Untersuchung 
3-proz. Phenollösungen mit Chlornatriumzusatz den Zusammenhang 
zwischen Eiweißfällung nnd Sporentötung noch mehr aufgeklärt Eine 
reine 3-proz. Phenollösung wirkt nämlich, wie schon oben ausgesprochen 
wurde, auf Eiweiß gar nicht fällend ein, es genügt aber der Zusatz 
von nur 1 Proz. Kochsalz, um diese Lösung eiweißfällend zu machen. 

Außer Phenol lassen einige Quecksilberverbindungen Beziehungen 
zwischen Eiweißfällung und antiseptischer Leistung erkennen. Wenn 
man vergleichende Versuche über die Desiufektious Wirkung von Subli- 
mat, Quecksilbereyauid und Quecksilberoxycyauid anstellt, so kommt 
man zu folgenden Resultaten. 

Sublimat ist ein ausgezeichnetes, schlagfertig wirkendes Antisep- 
tikum und sein Verhalten zu Eiweiß steht damit in Einklang. Blut- 
serum ruft selbst in öOfaeher Verdünnung noch eine starke Trübung 
hervor, wenn es in 0, 1-proz. Sublimatlösung eingetropft wird. Diese 
Trübung wird verursacht durch die Bildung des schwerlöslichen 
Quecksiiberalbuminats. Quecksilheralbummat kann aber durch Koch- 
salz wieder in Lösung gebracht werden und es ist deshalb begreif- 
lich, daß Sublimatlösungen, die eine entsprechende Menge Koch- 
salz enthalten, auf Eiweiß nicht mehr fällend wirken. Daß aber 
kochsalzhaltige Sublimatlösungen einen großen Teil ihrer antibak- 


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800 


J. Weyland, 


teriellen Eigenschaft eiugeblißt haben (Versuche vou Scheuriet 
und Spiro), während doch Karbollösungen umgekehrt durch Koch- 
salzzusätze eine Steigerung ihrer baktericiden Wirkung erfahren, 
diese auffallende Erscheinung spricht wiederum deutlich für den Zu- 
sammenhang zwischen Eiweißfällung und Desinfektionswirkung. 

Eine dem Quecksilberchlorid chemisch nahestehende Verbindung 
ist das Quecksilbereyanid. Man war vorübergehend der Meinung, 
daß es einen Ersatz des Sublimates abgeben könnte. Diese Annahme 
beruhte auf einer Täuschung. Quecksilbercyanid steht thatsächlieb 
dem Sublimat in der Desinfektionswirkung weit nach, wenn auch die 
eutwickelungshemmende Wirkung auf Bakterien eine sehr bedeutende 
ist. Ich fand, daß Staphylococcus pyog. aur. durch Queck- 
silbercyauid 2:1000 nach 30 Minuteu noch nicht getötet wurde, 
während eine Sublimatlösung gleicher Konzentration schon in */, Mi- 
nute baktericid wirkte. Wiederum steht mit dieser relativ geringen 
antibakteriellen Leistung des Quecksilbercyanids das Verhalten des- 
selben zu Eiweißlösungen im Einklang. Eiweißlösungen werden näm- 
lich durch beliebig starke Lösungen von Quecksilbercyanid nicht 
verändert. 

Was das Quecksilberoxycyanid betrifft, so scheint sein Verhalten 
von besonderem Interesse. Dieses Präparat ist schon wiederholt als aus- 
gezeichnetes Antiseptikum gerühmt worden. Chibret und Boer 
machten Angaben, wonach es dem Sublimat gleichwertig sein müßte. 
Ferner wurde Quecksilberoxycyanid in neuerer Zeit durch v. Sicherer 
sehr empfohlen. Naofe selbst angestellten Beobachtungen steht die 
Desinfektionswirkung des Quecksilberoxycyanids zwischen derjenigen 
des Cyanids und des Chlorids. Wenn man die chemische Zusammen- 
setzung des Quecksilberoxycyanids in Betracht zieht, so sollte man 
von dieser Verbindung eine gleich starke oder wenigstens ganz ähn- 
liche Wirkung erwarten, wie vou Quecksilbercyanid, von dem es sich 
durch qualitative Reaktionen kaum unterscheiden läßt und dem es 
auch im prozcntischen Quecksilbergehalt ganz nahe steht, ln diesem 
Falle mußte das Verhalten des Körpers zu Eiweißlösungen von be- 
sonderem Interesse sein. Bei den einschläglichen Versuchen zeigte 
es sich, daß eine 0,5-proz. Quecksilberoxycyanidlösung mit einem 
älteren (sterilen) Blutserum allerdings nicht oder fast nicht 
reagierte. Dagegen war die Wirkung auf frisches Serum ganz auf- 
fallend. Wurden 15 Tropfen frisches Serum in 10 cm 0,2-proz. 
Quecksilberoxycyanidlösung eingetropft, so entstand sehr bald eine 
Trübung, die sich fortwährend verstärkte, bis sich nach l / t Stunde 
ein starker Niederschlag am Boden abgesetzt hatte. Diese Reaktion, 
welche in einer partiellen Fällung der Eiweißkörper des Serums 
besteht, gelingt auch in anderen Mischungsverhältnissen, jedoch ist 
obige Vorschrift zu empfehlen. 

Im Gegensatz zu Quecksilberoxycyanid verhält sich das einfache 
Cyanid auch gegen frisches Serum indifferent, es entsteht keinerlei 
Trübung. Aus diesen häufig und stets mit dem gleichen Resultate 
angestellten Versuchen ergiebt sich, daß sich Quecksilberoxycyanid 
von dem gewöhnlichen Cyanid durch das Vermögen, Eiweiß auszu- 


Dioitized hy f 


Desinfektionswirkung und'Eiweißfällung chemischer Körper. 301 


füllen, unterscheidet, womit seine stärkere antibaktericlle Wirkung 
eine Erklärung findet. 

Somit glaube ich nachgewiesen zu haben, daß das Desinfektions- 
Vermögen der Lösungen von Karbolsäure, von Sublimat und von den 
Cyanverbindungen des Quecksilbers in Beziehung steht zu der eiweiß- 
fällenden Eigenschaft dieser Lösungen. Wir dürfen daraus aber 
keineswegs den voreiligen Schluß ziehen, daß alle Stoffe, die energisch 
Eli weiß fällen, auch wirksame Antiscptica seien. Daß dies nicht der 
E'all ist, sehen wir z. B. am Alkohol und an der Gerbsäure. Mög- 
licherweise kommt hier die Eigenschaft der Chemikalien in Betracht, 
in sehr verschiedenem Grade zur Osmose, ohne welche wir uns eine 
Giftwirkung auf Bakterien nicht vorstellen können, befähigt zu sein 
oder es mögen andere nicht erkennbare Gründe vorliegen. 

Anschließend an die vorstehenden Untersuchungen über die 
Eiweißfällung der Desinfektionsmittel, von denen man sich nament- 
lich dann einen Nutzen für die Desinfektionslehre versprechen kann, 
wenn man an Stelle beliebiger Eiweißlösungen die ausgepreßten 
Inhaltsstoffe der Bakterienzellen, wie sie nach E. und H. Büchner 
gewonnen werden, als Reagentien für die antiseptischen Stoffe ver- 
wenden könnte, möchte ich noch kurz eine Frage streifen, die all- 
gemeineres Interesse haben dürfte, ich meine das im Vorausgehenden 
erwähnte verschiedene Verhalten des Quecksilberoxycyanids zu ab- 
gestandenem und zu frischem Blutserum. Bei der erstmaligen Be- 
obachtung dieser Reaktion wurde ich sofort än das ungleichartige 
Verhalten des frischen und des abgelagerten Serums zu Bakterien 
und Blutkörperchen erinnert und nachdem auch in einem Serum, 
das durch halbstündiges Erhitzen auf 55° „inaktiviert“ war, die 
Reaktion mit Quecksilberoxycyanid ausblieb, schien es, als ob diese 
Verbindung ein Reagenz bezw. Fällungsmittel für Alexine sein könne. 
Eine solche Reaktion wäre gewiß von großem Nutzen und es ist 
deshalb um so mehr angezeigt, eventuelle Einwände gegen den Wert 
derselben in Erwägung zu ziehen; man muß sich insbesondere die 
Frage vorlegen, ob nicht doch durch das Erhitzen des Serums eine 
Veränderung desselben zustande kommt derart, daß ein anderes 
Verhalten gegen eiweißfällende Agentien möglich wäre. In diesem 
Sinne angestellte Untersuchungen ergaben nun in der That, daß die 
im Blute gelöste Kohlensäure für das Zustandekommen der Queck- 
silberoxycyanidreaktion notwendig ist. Wird die durch längeres 
Stehen des Serums oder durch halbstündiges Erhitzen desselben ver- 
loren gegangene Kohlensäure nachträglich wieder ersetzt, so tritt 
von neuem Trübung mit Quecksilberoxycyanid ein. Dieser Versuch 
wird so ausgeführt, daß man vor Austellen der Quecksilberoxycyanid- 
reaktion zu 3 Volumina inaktiviertes Serum 1 Volumen gesättigtes 
kohlensaures Wasser setzt. Die alkalische Reaktion des Serums 
bleibt dabei bestehen. 


Wenn man nun berücksichtigt, daß Serum unter gleichen Um- 
ständen seine baktericide Wirkung und seine Reaktionsfähigkeit 

gegen Quecksilberoxycyanid verliert, daß aber letztere an die Blut--. 

kohlensäure gebunden ist, so wird geradezu die Vermutung aufg^f p j.\ 
drängt, daß auch die Schutzwirkung des Serums wenigstens Toi " 0 


Lr*ta Abt. XXL Bd. 







802 


K. K.shld«, 


mit dem Gebalt des Blutes an Kohlensäure in Zusammenhang zu 
bringen ist, sei es, daß die Kohlensäure als solche antiseptisch wirkt, 
sei es, daß bestimmte Stoffe des Serums nur bei Gegenwart von 
Kohlensäure ihre baktericide Wirkung entfalten. Vielleicht setzt sich 
auch die Schutzkraft des Serums zusammen aus der Wirkung der 
absorbierten Kohlensäure und aus der keimtötenden Eigenschaft der 
von den Leukocyten gelieferten Nukleine. Ich möchte an dieser 
Stelle daran erinnern, daß kürzlich Schattenfroh (Münch, tned. 
Wochcnschr. 1896. No. 1) den Gedanken ausgesprochen hat, daß 
vielleicht die im Blute wirksamen Substanzen und die aus den Leu- 
kocyten gewonnenen Stoffe nicht ein und dasselbe seien. 

Es erscheint also sehr wünschenswert, durch weitere Versuche 
klar zu stellen, ob resp. inwieweit die Kohlensäure bei der Schutz- 
wirkung des Serums in Betracht kommt. 


Nachdruck verboten . 

Differenzierung der Typhusbacillen vom Bacterium coli 
commune durch die Ammoniakreaktion. 

[Aus dem hygienischen Institut der Kaiserlichen Universität zu Tokio 
unter der Leitung des Hrn. Prof. Dr. M. Ogata.] 

Von 

Dr. K. Kashida. 

Petruschky hat zuerst darauf aufmerksam gemacht, daß man 
den Typhusbacillus kraft der stärkeren Säure des Coli- 
bacillus in der Lackmusmolke von dem letzteren unterscheiden 
kann. Zu demselben Schlüsse kam auch Wurtz, der einen festen 
Nährboden benutzte, der mit Laktose versetzt und durch Lackmus 
blau gefärbt war. Auf diesem Nährboden soll der Coli bacillus 
durch die bei der Vergärung der Laktose gebildete Milchsäure Rötung 
erzeugen, während der Typhusbacillus die blaue Farbe des Nähr- 
bodens nicht verändert 

Beide Autoren haben die Differenzierung beider Bacillen auf die 
stärkere Säurebildung der Coli arten begründet Im Folgenden gebe 
ich eine Methode der Differenzierung beider Bacillen durch stärkere 
Ammoniakbildung des Colibacillus nach einmal erfolgter Säure- 
bildung an, und zwar auf einem festen Nährboden, der außer Laktose 
noch Harnstoff enthält und durch Lackmus blau gefärbt ist. 

Da mir eine schärfere Differenzierung beider Bacillen wünschens- 
wert schien, suchte ich nach besseren Reagentien und verglich 
Phenolphthalein, Rosolsäure und Lackmustinktur. Bouillon sowohl 
als auch Nähragar wurdeu mit 2 Proz. Milchzucker versetzt, um 
durch die Vergärung desselben eine vermehrte Säurebildung durch 
den Colibacillus zu erzielen. Zu diesem milchzuckerhaltigen Nähr- 
boden wurde dann je eines der genannten Reagentien zugesetzt, und 
zwar wurde in den Nährböden, welchem Phenolphthalein oder Rosol- 



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Differenzierung der Typhusbacillen vom Racterium coli commune etc. gQ3 


säure zugesetzt war, durch verdünnte Alkalien eine Rötung herge- 
stellt. Hierbei beobachtete ich immer, daß der Colibacillus die 
gefärbte Bouillon unter Gasentwickelung entfärbte, während das bei 
dem Typhusbacillus nicht der Fall war. Um nun die Beschaffen- 
heit der Kolonieen genauer beurteilen zu können, goß ich auf gleiche 
Weise beschaffenen Nähragar in eine Petri’sche Schale aus, wobei 
der Colibacillus rote Färbung auf dem mit Lackmus gefärbten 
Nährboden erzeugte, während die mit Rosolsäure oder Phenolphthalein 
gefärbten Proben verblaßten. Die saure Reaktion verschwand aber 
uach einigen Tagen und machte einer alkalischen Reaktion Platz, 
welcher Wechsel noch nicht allgemein bekannt zu sein schien, der 
mit Lackmus versetzte Nährboden wurde wieder blau, und auf dem 
mit Rosolsäure anfangs rot gefärbten und dann durch Säurebildung 
verblaßten Nährboden kam wiederum die rote Färbung zum Vor- 
schein. Diese Färbung war aber nicht nur auf den Nährboden selbst 
beschränkt, sondern viele Kolonieen zeigten auch an sich intensive 
Färbung. Die blaue Färbung der Kolonieen trat auf dem Nährboden 
mit Lackmus, die rote Färbung derselben auf dem Nährboden mit 
Rosolsäure oder Phenolphthalein ein. Diese Veränderungen waren 
aber bei der Typhuskultur auf gleich beschaffenem Nährboden nicht 
zu sehen. 

Die Vermutung, daß diese alkalische Reaktion bei der Coli- 
kultur wohl durch Ammoniakbildung bedingt sei, veranlaßte mich, 
die Reaktion des Kondensationswassers aus dem Nährboden, daß sich 
an der inneren Fläche des Schalendeckels befand, zu prüfen. In 
der That war dieselbe alkalisch, auch der Grund de3 Nährbodens 
war deutlich ammoniakalisch. Hiermit ist nun ein Mittel an die 
Hand gegeben zur Differenzierung beider Bacillen, da die Reaktion 
uicbt nur Farbenveränderung des Nährbodens, sondern auch Färbung 
der Kolonieen bei Colikultur herbeiführt. Bei dem folgenden Ver- 
suche setzte ich zu genanntem Näbragar, welcher mit Laktose ver- 
setzt und durch Lackmus blau gefärbt war, noch Harnstoff, um durch 
diesen die ammoniakalische Reaktion hervorzurufen. Ich verfahre 
folgendermaßen : 

Der neutralen Nährbouillon wird l’/ 2 Proz. Agar zugesetzt und im 
Dampftopf gekocht, bis der Agar gelöst ist. Noch einmal wird auf 
die Reaktion geprüft und eventuell korrigiert, hierauf ein Stück Ei- 
weiß zugesetzt, das Ganze tüchtig geschüttelt, darauf eine Stunde 
lang im Dampftopf gekocht und dann filtriert. Zu diesem Filtrat 
werden dann 2 Proz. Milchzucker, 1,0 Proz. Harnstoff und 30 Proz. 
Lackmustinktur zugesetzt. Mittelst einer sterilisierten, 10 ccm hal- 
tigen Pipette wird das noch flüssige Agar in vorher steril gemachte 
Reagenzgläser verteilt und darauf 10 — 20 Min. im Darapftopf steri- 
lisiert. Damit ist die Herstellung meines Nährbodens fertig. 

Auf diesem Nährboden kam die gewünschte Reaktion ganz deut- 
lich zum Vorschein, und zwar trat die ammoniakalische Reaktion viel 
eklatanter und schneller auf als auf dem früheren Nährboden, welchem 
nur Milchzucker zugesetzt war. Dieser neu beschaffene Lackmus- 
agar mit Laktose und Harnstoff wurde gelöst und nach der Impfung 
des Colibacillus in eine Petri’sche Schale ausgegossen. Nach 

6 t* 


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804 Kashida, Differenzierung der Typhusbacillen vom Bacterium coli etc. 

der Erstarrung des Nährbodens wurde die Schale im Brütofen bei 
37° C belassen. Nach 16 — 18 Stunden ging die blaue Farbe des 
Nährbodens in die rote über, die durch Säurebildnng des Coli- 
b a c i 1 1 u s bedingt ist. Der Grund des Nährbodens war dabei süßlich- 
sauer. Die Reaktion des Kondensationswassers an der inneren Seite 
des Schalendeckels war ebenfalls die saure, woraus auch hervorgebt, 
daß die gebildete Säure zum Teil eine flüchtige sein muß. Nach 
24 Stunden wurde aber der Nährboden durch ammoniakalische Zer- 
setzung des Harnstoffes wieder blau gefärbt; auch die meisten tief- 
liegenden und oberflächlichen Kolonieen nahmen blaue Färbung an, 
die sowohl makroskopisch wie mikroskopisch deutlich zu beobachten 
war. Nun wurde der Grund ammoniakaliscb und es entwickelten sieb 
deutliche Salmiaknebel, wenn man einen mit Salzsäure befeuchteten 
Glasstab dem Nährboden nahe brachte. Das Wachstum des Typhus- 
bacillus auf gleich beschaffenem Nährboden steht aber dem des 
Colibacillus nach; er zeigte dabei keine Reaktion auf Lackmus 
und die blaue Farbe des Nährbodens blieb innerhalb 72 Stunden und 
noch länger unverändert. Auch blieben die Kolonieen farblos. 

Noch leichter konnte ich dieselbe Reaktion beobachten, als ich 
auf folgende Weise verfuhr: 

Verflüssigter Lackmusagar wurde gleich in eine Petri’sche 
Schale ausgegossen und nach erfolgtem Erstarren des Nährbodens 
der Colibacillus strichweise auf der einen Seite des Nährbodens 
und auf der anderen Seite desselben der Typbusbacillus geimpft. 
Diese Kultur wurde dann in den Brütofen gelegt. Nach 18 Stunden 
wurde die Colikultur selbst und deren Umgebung rot gefärbt. 
Nach 36 Stunden trat die rote Färbung noch deutlicher hervor und 
die betreffende Hälfte des Nährbodens wurde diffus rot, während sich 
auf der anderen Seite, wo die Typhuskultur angelegt wurde, keine 
Färbung zeigte. Nach 54 Stunden nahm aber die gerütete Coli- 
kultur wieder die blaue Farbe an, ebenso die Umgebung der Kultur. 
Der Geruch wurde dann ammoniakalisch und es konnten darauf 
Salmiaknebel erzeugt werden. Die Typhuskultur auf demselben Nähr- 
boden wuchs zwar mit der Zeit fort, aber es läßt sich bei derselben 
auch jetzt noch keinerlei Reaktion beobachten. Diese ammoniakalische 
Reaktion der Colibacillen einerseits und der Ausfall derselben bei 
der Typhuskultur auf der anderen Seite war nach 4—5 Tagen noch 
deutlich zu sehen. 

Da ich die oben erwähnten Farbenveränderungen bei wiederholten 
Versuchen beobachtet habe, kann ich dieselben behufs der Differen- 
zierung beider Bacillen empfehlen, um verdächtige Kolonieen zu 
unterscheiden. 



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Hans Ziemann» Nachtrag zur Morphologie der Malariaparasiten. 305 


Nachdruck verboten . 

Nachtrag zur Morphologie der Malariaparasiten. 

Von 

Dr. Hans Ziemann, 

Marine-Stabsarzt. 

Nach neueren Untersuchungen im Laboratorium des Herrn Prof. 
Dr. G o 1 g i zu Pavia haben sich meine Befunde auch bei zwei Fallen 
italienischer Tertiana durchaus bestätigt. 

Interessant ist, daß auch bei einem Falle von 
leichter Quartana, bei dem Prof. Golgi selbst die von 
ihm früher beschriebenen Quartanparasiten festge- 
stellt hat, sieb die Entwickelung des Chromatins, 
seine Teilung und das Auftreten steriler Formen iu 
ganz ähnlicher Weise vollzog wie bei den Parasiten 
der Tertiana. Abgesehen davon, daß nur bis zu 12 Kernteilungs- 
figuren zu entdecken waren, entsprachen die Bilder während der 
Kernteilung vollkommen den auf der Tafel dargestellten. Parasiten 
mit ziemlich vorgeschrittener Kernteilung waren bereits 5 Stunden 
vor dem Fieberanfalle in ziemlicher Anzahl zu sehen. 

Weitere Mitteilungen darüber, sowie über je bei Ra na escu- 
leuta, einem Kirschkernbeißer (Coccothraustes vulgaris), 
ferner bei Nachtigallen und Sperlingen gefundene verschiedene Blut- 
Parasitenarteu bleiben Vorbehalten. Unter den von mir hier im 
I^iboratorium demonstrierten Parasiten zeichneten sich besonders die 
des Coccothraustes durch eine ungeheure Proliferationsfähigkeit 
des Chromatins aus. Dieselbe war noch stärker wie bei den Para* 
siten des Kamerunfiebers. Der Vorgang der Kernteilung, das Auf- 
treten der sterilen Formen entsprach im allgemeinen stets dem auch 
bei den Malariaparasiten beobachteten. 

Pavia, im Mai 1897. 

Anmerkung. Nachträglich ersehe ich aus einer Anmerkung 
zu einer kurzen Mitteilung Prof. Grassi’s, Ueber die Parasiten 
der Malaria (Bd. VH. No. 13 dies. Centralbl.), daß er auch direkte 
Kernteilung dieser Parasiten annimmt. 


Referate. 


Penzo, B., Sulla influen za della temperatura nel processo 
infettivo inflammatorio. (La Riforma med. 1896. No. 137.) 
In einer vorläufigen Mitteilung giebt P. das Ergebnis seiner in 
der Weise angestellten Versuche, daß von den beiden gleichzeitig 
mit derselben Kultur von Eiterkokken infizierten Ohren eines Kanin* 


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806 


Entzündung. — Gelenkrheumatismus. — Diphtherie. 


chcns, das eine bei niedriger (8 — 11°), das andere bei erhöhter Tem- 
peratur (36 — 39°) gehalten wurde. 

Dieses Ergebnis lautet kurz dahin, daß der Eintritt der ent- 
zündlichen Erscheinungen bei Anwendung erhöhter Temperatur rascher 
erfolgt, der Verlauf ein kürzerer und gutartigerer ist, als bei An- 
wendung der Kälte, was wahrscheinlich auf die durch die letztere 
erzeugte geringere Widerstandsfähigkeit der Gewebe zurückzuführen 
wäre. 

Die mittels Exstirpation des oberen Halsganglions hervorge- 
rufene Lähmung der Vasomotoren modifizierte dieses Ergebnis in 
keiner Weise. Kamen (Czernowitz). 

Thirololx, Bacille du rheumatisme articulaire aign. 
(La Semaine raödicale. 1897. p. 93.) 

Th. beschreibt einen Mikroorganismus, den er in 2 Fällen von 
akutem Gelenkrheumatismus aus dem Blute gezüchtet hat. Derselbe 
erscheint als ein Bacillus mit geringer Eigenbewegung, anaerob, von 
pathogenen Eigenschaften gegenüber Meerschweinchen, nicht aber 
gegenüber Kaninchen, Mäusen und Hunden. 

Ahlefelder (Charlottenburg). 

Cobbctt, L., Contribution ä l’dtude de la Physiologie da 
bacille diphtörique. (Ann. de PInst. Pasteur. T. XI. No. 3 .) 

Die nachfolgenden Versuche sind bereits im Jahre 1894 begonnen 
mit dem Zweck, ein starkes, konstantes Diphtheriegift für Immuni- 
sierungszwecke herzustellen. Obgleich seit der Zeit die Präparation 
starker Toxine bereits anderweitig mit Erfolg in Angriff genommen 
ist, so glaubt Verf. doch, daß die Publikation seiner Erfahrungen 
noch nützlich sein werde. 

Der Diphthericbacillus kann in alkalischen und sauren 
Medien wachsen. Die Grenzen der Alkalescenz bewegen sich bis zu 
40 und 50 ccm Normalalkalilauge pro Liter. Die Säuregrenze spielt 
bis zu 6 und 13 ccm Normalsäure pro Liter. Bei letzterer Acidität 
gelingt aber bei dem großen Sauerstotfbedürfnis der Bacillen die 
Kultur nur dann, wenn man die Impfung in die oberste Flüssigkeits- 
schicht an der Gefäßwand vornimmt. 

Die Kulturen in alkalischer Bouillon werden nicht sauer, voraus- 
gesetzt, daß weder Zucker, noch andere Kohlehydrate oder Glycerin 
vorhanden sind. 

Der Grad der eintretenden Acidität in den Kulturen bängt von 
der Menge der vorhandenen Glukose ab und auch nach Verf. von 
der Integrität des sich auf der Flttssigkeitsoberfläche bildenden 
Häutchens. Ist dieses zerstört, so sollen die gebildeten Alkalimengeu 
geringer werden. 

Wenn ursprünglich 0,2— 0,4 Proz. Glukose vorhanden ist, so kann 
in einer Bouillon mit einem anfänglichen Alkaleseenzgrad von 5 — 6 N.A. 
pro Liter die Acidität zwischen 5—13 N.S. schwankend betragen. 
Die Kultur kann dann jedoch noch weiterwachsen und wieder alkalisch 
werden, wenn man sie vollkommen in Ruhe stehen läßt. Wird sie 
dagegen bewegt, so daß die Haut nicht mehr intakt ist, so soll das 


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I 


Diphtherie. — Tuberkulose. 


807 


Wachstum aufhören und die Kultur sauer bleiben. Ref. möchte sich 
hier die Bemerkung gestatten, daß er bei der Herstellung von Diph- 
theriegift in größerem Maßstabe in den Jahren 1895 und 1896 im 
hygienischen Institute von Prof. Förster den nachteiligen Einfluß, 
der durch die Zerstörung des Oberhäutchens auf die Alkalescenz 
und mit ihr auf die toxische Kraft ausgeübt werden soll, nicht hat 
konstatieren können. Im Gegenteil gelaug es uns gerade dadurch, 
daß wir durch Anschlägen gegen die Kolben die Häutchen tagtäglich 
zum Sinken brachten, ein mächtiges Wachstum und eine sehr hohe 
toxische Kraft zu erreichen. 

Nach Verf. ist bei Anwesenheit von 0,45 Proz. Glukose eine 
permanente Acidität zu erwarten. 

Die Roux’sche Durchlüftungsmethode hat sich auch nach den 
Erfahrungen Cobbett’s als ohne Einfluß auf die Rildung der al- 
kalischen Stoffe und der Toxine gezeigt. Die toxische Kraft hatte 
nach etwa 8 Tagen ihr Maximum erreicht. Die Bildung der toxischen 
und alkalischen Stoffe läuft in der ersten Zeit ungefähr parallel, als- 
dann kann also die Alkalinität als Maßstab der Toxicität dienen. 
Gegen die Mitte der zweiten Woche aber kann die toxische Kraft 
lallen, während die alkalische Reaktion noch stärker wird; später 
vermindert sich auch sie. 

Die alkalischen Substanzen lassen sich durch Destillation ge- 
winnen und besitzen keine schädlichen Eigenschaften für Meer- 
schweinchen. Ohne die Alkalescenz zu tangieren, kann man weiter 
durch Erwärmen die toxische Kraft aufheben. Alkalische und toxische 
Stoffe decken sich also nicht. Fritz Basenau (Amsterdam). 


Nocard, Le type abdominal de la tuberculose du cheval 
est d’origine aviaire. (Bull. Soc. centr. de m6d. v6t. 1896. 
p. 248.) 

Bekanntlich tritt die Tuberkulose beim Pferd in 2 Formen auf, 
als Lungen- oder Abdominaltuberkulose. Während bei der Lungen- 
tuberkulose der Befund des Bacillus der Säugetiertuberkulose ver- 
ständlich ist, ist die Angabe des Verf.’s befremdlich, daß er in einem 
Fall von Abdominaltuberkulose des Pferdes einen Bacillus isoliert 
hat, der, wenn auch nicht identisch, so doch dem Bacillus der Hühner- 
tuberkulose ähnlicher erschienen als dem der Säugetiertuberkulose. Die 
kulturellen Eigenschaften stimmten mit denen der Hühnertuberkulose 
überein, auch die Tierversuche an Kaninchen und Hühnern schienen 
dafür zu sprechen. Mikroskopische Organschnitte der mit diesem 
Bacillus infizierten Tiere zeigten einige Abweichungen vom gewöhn- 
lichen Befund, was Verf. auf die Passage des vermeintlichen Hühner- 
tuberkulosebacillus durch den Organismus des Pferdes zurückführen will. 

Nocard findet in obiger Beobachtung eine neue Bestätigung 
des von ihm bereits öfters vertretenen Standpunktes, dem auch die 
bekannten Arbeiten von Kruse und Pansini sich anschließen, daß 
nämlich zwischen der Säugetier- und Hühnertuberkulose verschiedene 
Uebergangsformen Vorkommen. W. Kempner (Berlin). 


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Lepra. 


Lardy, Lcpre atnoide. (L’acadömie de mßdecine. 18. aoüt. 1896.) 

L. demonstriert das Aktinogramm einer an Lepra alnoides 
erkrankten Hand und geht in seiner Besprechung in Uebereinstimmang 
mit Zambaco und im Gegensatz zu de Brun (cf. Centralbl. t 
Bakt. Bd. XXI. 1897. p. 285) von der Voraussetzung aus, daß 
A'inhuui nur eine Modalität der Lepra sei, namentlich weil der 
Nerv, cubitalis bleistiftdick zu fühlen war. Die Durchleuchtung 
der Ainhumringe gab bei erhaltenen Weichteilen das völlige Ver- 
schwinden der Knochen zu erkennen. W. Kempner (Berlin). 

Storch, E., Ueber den anatomischen Befund bei einem 
für Deutschland endogenen Fall von Lepra tuberosa. 
Zugleich ein Beitrag zur Frage nach den Beziehungen 
zwischen Aussatz und Tuberkulose. (Virchow’s Archiv. 
Bd. CXLVIII. 1897. p. 389.) 

Der in der Neiss er’ sehen Klinik zu Breslau beobachtete und 
sezierte Fall von Lepra tuberosa entstammte dem Mem eie r Kreise. 
Die sorgfältige Untersuchung sämtlicher Organe ergab außer der in 
vivo bereits konstatierten leprösen Erkrankung des Pharynx und 
Larynx lepröse Veränderungen in Leber, Milz, Hoden und Lytnph- 
drüsen. Den Prozeß in der Lunge hält Verf. für tuberkulös, geringe 
Anzahl und Anordnung der Bacillen, sowie der Befund von tuber- 
kulösen Riesenzellen schienen Lepra auszuschließen. Verf. ist gleich 
Hansen der Ansicht, eine fast absolute Immunität der inneren 
Organe — mit alleiniger Ausnahme von Leber, Milz und Hoden — 
gegenüber der Lepra anzunehmen (cf. den Fall von Doutrelepont 
und Wolters [Centralbl. f. Bakt. Bd. XX. p. 465], bei denen Verff. 
auf Grund der histologischen Untersuchung auch in Niere und Lungen 
lepröse Prozesse annahmen). 

Die eingehenden Betrachtungen, die Verf. an der Hand des ge- 
schilderten Falles hauptsächlich über die Unterscheidung der tuber- 
kulösen und leprösen histologischen Prozesse anstellt, werden in 
folgenden Sätzen zusammengefaßt: 

„Die Lepra und die Tuberkulose sind zwei chronische Infektions- 
krankheiten, welche nicht nur genetisch, sondern auch histologisch 
wohlcharakterisiert sind. Doch reichen zur Zeit weder die histo- 
logischen, noch bakteriologischen Untersuchungsmethoden aus, um in 
jedem einzelnen Falle Zweifel bezüglich der Diagnose zu beseitigen. 
Daher läßt es sich betreffs eines Teiles der bei Leprösen vorkomraenden 
visceralen Krankheitserscheinungen, welche vom rein histologischen 
Standpunkte aus allerdings der Tuberkulose zuzurechnen sein würden, 
noch nicht entscheiden, welchem von beiden Infektionserregern sie 
ihr Dasein verdanken. 

Der Bacillus leprae findet sich in den Lepromen intracellulär 
in solcher Menge vor, daß gerade hierin ein schwerwiegender Unter- 
schied gegenüber dem Tuberkelbacillus zu erblicken ist. 

Die bacillenhaltige „Leprazelle“ V i r c h o w ’s findet sich in allen 
sicher leprösen Herden und kommt niemals in den pathologischen 
Produkten irgend einer anderen Krankheit vor. 

Dagegen ist die Ilieseuzelle, welche Hansen ausschließlich den: 


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Meningitis. 


809 


Tuberkel zuerkannte, nur mit großer Vorsicht zur Stellung der Dia- 
gnose in der einen oder anderen Richtung zu verwerten. 

In der Verkäsung besitzen wir ein für die Tuberkulose differentiell- 
diagnostisch wichtiges Merkzeichen: doch ist auch ihr ein absoluter 
Wert nicht beizulegen. 

Die Streitfrage zwischen Unna und Neisser über die Lage 
der Leprabacillen läßt sich dahin beantworten, daß zwar die Mehr- 
zahl der Bacillen intracellulär liegt, daß aber auch nicht in Zellen 
eingeschlossene Bacillen, sowohl einzeln, als auch in Gruppen ge- 
legen, angetroffen werden.“ Kenlpner (Berlin). 

Wolf, Sldney, Ein Beitrag zu r A etiologie der cirkum- 
skripten Meningitis. [Aus dem Institut für Hygiene und 
Bakteriologie der Universität Straßburg]. (Berliner klinische 
Wochenschr. 1897. No. 10.) 

In der chirurgischen Klinik zu Straßburg kam ein Fall von 
Meningitis zur Operation und später Obduktion und lieferte das 
Material für die vom Verf. angestellten ätiologischen Untersuchungen. 
Die Krankengeschichte des Falles wird ausführlich mitgeteilt. Die 
pathologisch-anatomische Diagnose lautete : Alter Thrombus im rechten 
Sinus transversus und einer in denselben einmündenden Piavene mit 
centraler Erweichung ; cirkumskripte eiterige Pacby- und Leptomenin- 
gitis im Bereich der thrombosierten Vene; chronische Otitis media 
und chronische Entzündung des Processus mastoideus dexter ; frische 
katarrhalische Pneumonie; chronische käsige und schiefrige Herde. 

Bei der bakteriologischen Untersuchung des Eiters zeigten sich 
in den Ausstrichpräparaten, die mit Methylenblau, Karbolfucbsin 
und Gentianaviolett gefärbt waren, nur lanzettförmige Kokken mit 
deutlicher Kapsel. Der Färbung nach Gram waren sie zugänglich. 
Auf Gelatineplatten kein Wachstum, dagegen auf Agar und Bouillon. 
Die Reinkulturen waren für Mäuse und Kaniochen pathogen. Es 
handelte sich nach all den Prüfungen um eine im Eiter vorhandene 
Reinkultur von Fraenkel’s Pneu mococcus. 

Als Eingangspforte dieser Bakterien in die Hirnhöhle wird vom 
Verf. das Ohr angesehen, wo eine Otitis media entstand. Von hier 
aus kam es zu einer Pachy- und Leptomeningitis. 

Unter 174 Fällen ähnlicher Art, die Verf. aus der Litteratur 
zusammenstellen konnte, fand sich nur ein einziger Fall mit analogem 
bakteriologischem Befunde. 

Verf. glaubt daran festbalten zu sollen, daß die Cerehrospinal- 
meningitis nicht durch eine einheitliche Rakterienart (Meningo- 
coccus intracellularis Weichselbaum-Jäger) hervorgerufen werde, 
sondern daß auch die übrigen sonst beobachteten Bakterien eine 
meningitis auslösende Wirkung für sich entfalten können. Unter den 
174 Fällen fanden sich 

PneumODicoccus Fraenkel in 44,23 Pros, der Fülle 

Men ingococcus intracellularis 34,48 „ „ „ 

Staphy lococcus „ 3,45 ,, „ 


Streptokokken 

Bacillus pneumoniae Friedlind er 
Bacillns typbi abdominalis 
Bacillus Ne u m ann -Sch If f er 


„ 8,06 

„ 1 , 1 « 



1 


810 


Dysenterie. — Tumoren. 


Andere Bakterien 

B. coli, pyogenes foetidus, a$ro> 

genes m e n in gitidis , mallei in 3,8? Pros, der Fälle 

keine Bakterien t| 1,15 „ ,, „ 

Die Entstehung der Meningitis kommt nach Verf. sehr häufig 
durch Vermittelung der Tuba Eustacbii zustande, ein Teil der 
Fälle ist auch auf Blutinfektion zurilckzuführen. 

0. Voges (Berlin). 

Celli, A., Eziologia della Dissenteria ne’ suoi rap- 
porti col ß. coli e colle sue tossine. (Annali d’igiece 
sperimentale. Vol. VI. 1896. p. 204) 

Eine sehr wichtige Arbeit, in der Verf. nach genauer Unter- 
suchung der Arbeiten anderer Forscher über die Aetiologie der mensch- 
lichen Dysenterie eine ausgedehnte Beschreibung seiner Erfahrungen 
giebt. Die Schlußsätze dieser Arbeit sind folgende: 

1) Mit dysenterischen Entleerungen, mit B. coli von diesen 
gezüchtet mit einem Toxin dieses Bakteriums, kann man bei Fleisch- 
fressern eine experimentelle Dysenterie erzeugen. 

2) Bei Menschen mit Dysenterie kann mau keinen besonderen 
Bacillus züchten, aber unter den verschiedenen Schizomyceten findet 
man B. coli dysentericus, der die experimentelle Dysenterie bei 
Tieren erzeugt. 

3) Die dysenterische Infektion beim Menschen wird zuerst von 
einem Toxin dieses Bakteriums erzeugt, und die Darmgeschwüre sind 
von den pyogenen Bakterien des Darmes abhängig. 

4) Dieses Toxin kann eine pyogene, dysenterische oder maran- 
tische Wirkung haben. 

5) Mit fortschreitender Dosis von diesem Toxin können die Tiere 
widerstandsfähig gegen die marantische und dyseuterische Wirkung, 
aber nicht gegen pyogene Wirkung werden. Diese Widerstandsfähig- 
keit ist aber nur vorübergehend. 

6) Dieses Toxin kann man im Blute dysenterischer Menschen 
und Tiere finden. 

7) Die Toxine von B. Eberth und anderen B. coli sind von 
denjenigen des B. coli dysentericus nur bei dem verschiedenen 
Sitz der Darmverletzungen verschieden. 

B. Galli-Valerio (Mailand). 

Galli-Yalerlo, B., Nota preventiva sopra alcune neo- 
formazioni nodular i. (Moderno Zooiatro. 1896. Nov.) 

Verf., der seit 1893 und 1894, also vor Schütz, Olt u. A., 
Knötchen helminthologischen Ursprungs der Lungen und Leber der Pferde 
beschrieben hat, giebt in dieser vorläufigen Mitteilung die Beschreibung 
einiger anderer Knötchen. Einige, Sarkome, Krebse, die Tuberkeln 
glichen, eignen sich nicht zur Mitteilung in dieser Zeitschrift Die 
anderen sind: 1) Ein Fall von Pseudotuberkulose der weißen Ratte, 
der von Bacillen von 4 — 5 (i, färbbar mit Gram, verursacht ist 
Sie wachsen in Gelatine, die sehr langsam verflüssigt wird, und auf 
Agar-Agar bei 20°. 2) Ein Fall von Pseudotuberkulose des Schweines, 


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Fischkrankheiten. 


811 


schon in dieser Zeitschrift referiert. 3) Kleine Knötchen von Cocci- 
dium oviforme in der Leber eines Kaninchens. 4) Knötchen mit 
Riesen- und epitheloiden Zellen in der Leber eines Kaninchens, von 
Cysticercus pisiformis verursacht. 5) Knötchen des Darmes 
der Hühner , mit Riesenzellen und dem Kopfe von D a v a i n e a 
bothrioplitis. 6) Knötchen der Leber des Hundes, durch Eier 
von Distoma felin eum und truncatum verursacht. 7) Knöt- 
chen mit Riesen- und Epitheloidzcllen der Lungen einer Ziege mit 
einem Embryo von Strongylus rufescens (?). 8) Knötchen des 
Darmes von Fasanen, die Fibrosarkomen gleichen, von Larven des 
Heterakis verursacht. 9) Ein Knoten der Dura cerebralis eines 
Pferdes, einem Sarkom mit Riesenzellen gleichend und von Larven, 
wahrscheinlich von Filaria equina, verursacht. Dieser Knoten 
war schon 1890 von Prof. Adami beschrieben worden. 

B. Galli-Valerio (Mailand). 

Maurlzio, A., Die Pilzkrankheit der Fische und der 
Fischeier. (Zeitschr. f. Fischerei u. deren Hilfswissenschaften. 
Jahrg. IV. 1896. Heft 1. p. 76—80. Heft 2. p. 81-89.) 

Die Saprolegnieen sind gefährliche Feinde der jungen Fische und 
wohl die gefährlichsten der Fischeier. Untersuchungen auf breiter 
Basis wären namentlich von den biologischen Stationen zu unter- 
nehmen. Die Litteratur über diesen Gegenstand ist sehr zerstreut; 
namentlich Huxlev und Murray stellten sie möglichst zusammen. 

Unter der Saprolegnieenkrankheit haben nach des Verf.’s Ueber- 
sicht zu leiden gehabt : Rochen, Weißfisch, Gründling, Barsch, Squa- 
lius cephalus, Hecht, Gold- und Silberfische, Forellen und See- 
forellen, Nasen, Schleien, Coregon us arten, Aeschen. Doch befallen 
die Algen auch andere Wassertiere, wie Wassersalamander, Fluß- 
krebse, Frösche. 

Da die Beobachtungen zum Teil weit zurückreichen, so kann die 
Speciesbestimmung keine genaue sein. Es werden folgende Sapro- 
legnieen angeführt: Saprolegnia ferax und var. monoica, 
Achlya prolifera, Acht. Nowickii, Ach 1. racemosa var. 
atelligera, Achl. polyandra, Achl. stellata und Sapro- 
legnia hypogyna. 

Zur Vertilgung der Pilzvegetationen auf Fischen benutzte man 
Sublimat O l om , Magnesiumsulfat °/ 00 und Alkohol. Nach mündlichen 
Ueberlieferungen finden auch Kochsalz und Kupfersulfatlösungen mit 
Erfolg Anwendung. 

Verf. fand auf dem Fischmarkte wie in der Fischereizuchtanstalt 
stets kranke junge Fische und Fischeier. Dabei war es gleichgiltig, 
ob das in der betreffenden Anstalt benutzte Wasser einem natürlichen 
Wasserlaufe oder einer Leitung entnommen war, selbst reines Quell- 
wasser schützte nicht vor der Pilzinvasion. 

An den untersuchten Fischen waren namentlich die schuppen- 
losen Stellen des Kopfes, in wenigen Fällen auch die Augen befallen, 
bei der übergroßen Mehrzahl aber die Rücken- und Schwanzflossen; 
bei jungen Fischen schienen die Kiemen von der Infektion bevorzugt 


812 


ProtosoeDinfektion. 


zu sein. Manche Fische trugen ganze Algenkolonieen auf ihrem 
Kopfe, so daß sie grttn oder blaugrQn aussaben. 

Verf. nahm auch Infektion von Fischeiern vor; kamen zu ge- 
sunden Eieru nur ein oder einige befallene Eier, so war bald alles 
infiziert. 

Salzlösungen wirken in zweifacher Weise auf die Pilzvegetatkm 
ein. Entweder töten sie dieselbe durch einfache Wasserentziehung 
oder äußern sich spezifisch giftig. Giftig wirkende Stoffe darf man 
nicht verwenden, um nicht die niedere Fauna, vielleicht die Fische 
selbst zu schädigen. 

Zinksulfat und Kupfersulfat (1 — 0,5 g auf 1 1) ließ nach */ 4 bis 
1 / 2 Stunde langer Einwirkung keine neuen Kulturen mehr aufkommen. 
Magnesiumsulfat wirkte rascher bei etwa 2 g auf 1 1. Borsäure und 
Salicylsäure beeinträchtigten die Entwickelung des Pilzrasens nicht 
in erheblichem Maße. 

Chromverbiudungen und Wasserstoffsuperoxyd könnte man ver- 
suchsweise anwenden. 

Verf. redet eindringenden mykologischen Untersuchungen in dieser 
Hinsicht das Wort, ehe eine Fischepidemie von der Ausdehnung der 
englischen in den Jahren 1877—1882 mit zwingenderen Gründen 
spricht. E. Roth (Halle a. 8.). 

Rlxford, E. and Gilchrist, T. C., Two cases of protozoan- 
(coccidioidal-) infection of the skin and other Organs. 
(Johns Hopkins Hospital Reports. Vol. I.) 

, A second case of protozoan-infection. (Ebenda.) 

Verff. erstatten einen eingehenden Bericht über 2 Fälle einer 
Hautkrankheit, als deren Erreger sie einen Protozoen anseben. 

Im ersten Falle gelang es Verff., die eingehende Krankheits- 
geschichte sowie eine genaue mikroskopische Untersuchung der Ge- 
webe zu erhalten, auch Tierexperimente wurden im ersten Falle unter- 
nommen; der zweite Fall wurde weniger eingehend untersucht — 
Es ergiebt sich aus der Untersuchung, daß es eine allgemeine Proto- 
zoen-Infektion war. 

Die Krankheit trat bei dem 40 Jahre alten Mann erst am Halse 
auf und setzte sich sehr langsam weiter fort 8 bis 9 Jahre blieben 
die Knoten auf die Haut beschränkt, und erst dann wurden die be- 
nachbarten Drüsen angegriffen. 

Bis dahin fühlte sich Patient auch ganz gut. Die Knoten waren im 
allgemeinen denen bei der Tuberkulose ähnlich. 11 Monate nach der 
Infektion der Drüsen verschied Patient Die Obduktion ergab, daß 
besonders die Lunge, Leber und Niere angegriffen waren. Aber auch 
die anderen Organe, besonders die Geschlechtsorgane und die Lymph- 
drüsen, wurden von der Infektion nicht verschont Beide Augen waren 
zerstört. 

Histologisch waren die die Lunge durchsetzenden Knoten bis 
zum Verwechseln Tuberkulose -ähnlich. Nur enthielten die Knoten 
keine Tuberkelbacillen, sondern Protozoen. Coccidioides immitis, 
wie Verff. den Parasiten nennen, gehört zu den Gregariniden und 


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Protozoeninfektion. 


813 


zwar zu den Coccidien; der Parasit ist einzellig, besitzt 16 — 30 fj. 
im Durchmesser, hat ein granuliertes Protoplasma. Weder Kern 
noch Vakuolen konnten nachgewiesen werden; Coccidioides im- 
mitis vermehrt sich durch Schwärmsporen, das Protoplasma zer- 
fällt allmählich etwa in 100 kleine Schwärmsporen, die 1 — 2 /< im 
Durchmesser besitzen. 

Schnitte durch die Haut ergaben, daß die Parasiten sich be- 
sonders zahlreich im oberen und mittleren Teil der Lederhaut be- 
fanden, bei schwacher Vergrößerung konnten deren bis 50 in einem 
Gesichtsfelde gezählt werden. Die Epidermis war von zahlreichen 
Abscessen durchsetzt, welche den betreffenden Parasiten enthielten. Zu- 
weilen befanden sich die Coccidioides zellen zwischen den Epithelium- 
zellen. Der völlig entwickelte Parasit war nicht selten von einer 
doppelt konturierten Kapsel umgeben, wie es aus den zahlreichen 
beigelegten Mikrophotogrammen ersichtlich ist Der Parasit wurde 
in den Zellen selbst und zwischen den Zellen gesehen. Alle Ver- 
suche, Coccidioides immitis auf den künstlichen Nährböden zu 
züchten, erwiesen sich erfolglos. 

Einige Tierexperimente ergaben positive Resultate. Bei einem 
Kaninchen, das subkutan geimpft wurde, trat ein Absceß auf, der 
6 Monate angehalten hat. Der Knoten zeigte eine Verkäsung und 
enthielt zahlreiche Protozoen, unter welchen sich Knospenformen be- 
fanden. 

Der zweite Fall, über welchen Verff. berichten, schließt sich an 
den ersten eng an. Während der oben berichtete Fall aber chronisch 
war, verlief der zweite akut. In beiden Fällen war die Krankheit 
zerstörend; der erste Patient verlor beide Augen, die Nase und die 
Hälfte eines Ohres vor dem Tode. Im zweiten Falle war Patient 
33 Jahre alt, die Krankheit begann mit einem Ausschlag auf der 
Stirn; darauf folgten andere Knoten an der Haut; nach 2 Monaten 
wurden auch die benachbarten Lymphdrüsen angegriffen und bedeutend 
vergrößert. Die Kräfte des Patienten nahmen rasch ab, er litt an 
Schlaflosigkeit und nächtlichem Schweiße. 

Der Patient verschied 3 Monate nach dem Auftreten des ersten 
Ausschlages. Leider konnte in diesem zweiten Falle keine Obduktion 
ausgeführt werden und es bleibt deswegen unentschieden, in welchem 
Maße die inneren Organe angegriffen waren. Der Parasit, von den Verff. 
Coccidioides pyogenes genannt, unterschied sich von Cocc. 
immitis dadurch, daß er ein granuliertes Protoplasma mit zahl- / 
reichen Vakuolen in seinem Innern aufwies. Er hatte einen Durch- 
messer von 20—35 n und bildete mehr als 100 Schwärmsporen, die 
etwa einen 2 /i großen Durchmesser besaßen. Der Parasit scheint 
den Malariaplasmodien ähnlich zu sein. 

Pathologisch unterschied sich der zweite Fall der Protozoen- 
infektion dadurch, daß keine tuberkelähnlichen Knoten, sondern mehr 
akute Entzündungen auftraten, die eine schnelle Zerstörung der Ge- 
webezellen hervorriefen. 

In der Litteratur konnten Verff. nur einen einzigen Bericht über 
einen ähnlichen Fall finden; nämlich den von Wern icke in 1892 
in Buenos Ayres beobachteten Fall. Verff geben zu, daß es sich in 


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814 


Bothrioceph&los in Fischen. 


den von ihnen untersuchten Fällen vielleicht um denselben Parasiten 
handelt, den Wern icke gefunden hat. 

Der Arbeit sind zahlreiche, sehr schöne Photogramme beigelegt 
Lydia Rabinowitsch (Philadelphia). 

v. Linstow, Bothriocephal us Ligula Mod. ein gefähr- 
licher Fischparasit des Müggelsees. (Zeitschr. f. Fischerei. 
Jahrg. IV. 1896. Heft 5. p. 161-165.) 

Die Zahl der Fische, in deren Bauchhöhle man die großen Larven 
findet, ist beträchtlich; meistens sind es Süßwasserfische. Die Größe 
der Larven ist derjenigen der Fische angepaßt; bald findet man ein 
oder einige Exemplare in einem Fische, bald mehrere, nach Dieu- 
donnö sogar bis zu 20. 

Langsam wachsen sie heran, vom Fette lebend, das die Ein- 
geweide des Fisches umhüllt; am Ende des zweiten Jahres aus- 
gewachsen, sterben sie bisweilen im Fische und führen aach seinen 
Tod herbei; häufig aber durchbrechen sie, meist in der Nähe des 
Afters, die Bauchwand, um ins Wasser zu gelangen und können etwa 
eine Woche oder etwas länger im Wasser leben. 

Die Uebertragung in den definitiven Wirt, einen Wasservogel, 
geschieht dadurch, daß dieser einen eine Ligula beherbergenden 
Fisch frißt, worauf letzterer verdaut, die Ligula aber am Leben 
bleibt und im Darme des Vogels geschlechtsreif wird. 

Wasservögel sollen auch die frei im Wasser lebenden Würmer 
fressen, was andere Autoren bestreiten. 

Die Gefährlichkeit des Parasiten zeigte sich z. B. unter den 
Fischen des Etangs de la Bresse, wo in 7 — 8 Jahren hunderttausend« 
von Schleien und verwandten Fischen starben. 

In großen Fischen erreicht die Ligula eine Länge bis za 
80 cm. 

Die Entwickelungsgeschichte dieses Parasiten ist seit länger als 
100 Jahren bekannt. Damals wies bereits Abilgaard nach, daß 
die Ligula der Fische sich im Darme von Vögeln weiter ent- 
wickelt. 

Den Bo th riocephal u s Ligula fand man bisher nur bei 
Fleischfressern; ein angegebener Steinadler hatte wohl nur zufällig 
einen Ligula-haltigen Fisch verschlungen. Die Krähe ist wohl 
fälschlich aufgeführt. 

Was die Mittel anlangt, die Wurmseuche von den Fischen fern- 
zuhalten, so kommt es in erster Linie darauf an, die Vögel, welche 
mit ihren Exkrementen die Wurmeier in das Wasser bringen, fern- 
zuhalten. Viele derselben sind Bewohner des hohen Nordens und 
kommen nur als Wintergäste auf die einheimischen Gewächse. Auch 
ist bei großen Seen die Gefahr nicht so groß, da die ins Wasser 
gelangenden Wurmeier sich in der großen Wassermenge verteilen; 
von Forellen- und Karpfenteichen müßte man es sich zur Pflicht 
machen, derartige Vögel stets zu verjagen. E. Roth (Halle a. S.). 


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Untersuch ungern ethodea, Instrumente etc. 


815 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 


Ciruber, M., Beitrag zur Serodiagnostik des Typhus ab- 
dominalis. (Münch, med. Wochenschr. 1897. No. 17.) 

Obwohl die im Blute infizierter oder immunisierter Tiere auf- 
tretenden Agglutine spezifisch verschieden sind, so ist doch ihre 
Wirkung keine auf die betreffende Bakterienart streng begrenzte, so 
daß sie auch verwandte Arten, je nach dem Grad ihrer Verwandt- 
schaft, mehr oder weniger stark beeinflussen. 

Mit Rücksicht auf diese Thatsache ist zunächst die Konzen- 
tration des Serums und die Beobachtungsdauer genau zu 
beachten. Denn auch das Normalserum des Erwachsenen führt in 
der Regel Agglutination der Typhusbakterien herbei, wenn man es 
in höherer Konzentration oder längere Zeit hindurch darauf ein- 
wirken läßt. Die Agglutination wird ferner von der Temperatur 
beeinflußt. Bei Brutwärme tritt sie schneller und bei größeren Serum- 
verdünnungen ein, als bei Zimmertemperatur. Wichtig ist auch die 
Virulenz der benutzten Bakterien sowie Alter und Art 
der Kultur (vergl. unten). Da die Agglutine bei der Reaktion 
verbraucht werden, so ist, bezüglich der Zahl der Bakterien im Ver- 
hältnis zur angewandten Serummenge, ihre Wirkung um so schwächer, 
je geringer die Menge von ihnen ist, die auf das einzelne Bakterien- 
individuum trifft. 

Die makroskopische und mikroskopische Untersuchungsmethode 
sind beide dann gleich verläßlich, wenn man mit hochwirksamem 
Immunserum auf die Bakterien reagiert. An Empfindlichkeit 
ist die mikroskopische Methode der makroskopischen unendlich 
überlegen. 

Verf. hat Immunsera hergcstellt, bei denen er mikroskopisch 
noch bei 1 : 500000 Agglutination feststellen konnte. Da das Serum 
von Typhuskranken und -Rekonvalescenten verhältnismäßig arm an 
Agglutinen ist und somit keine rasche Präcipitation der Bakterien 
erfolgt, so muß man bei der makroskopischen Probe erst abwarten, 
in welcher Weise das Wachstum der Bakterien in der mit dem 
Serum versetzten Kulturflüssigkeit erfolgt Die Bouillon aber trübt 
sich bald früher, bald später, je nach der Qualität des Nährbodens 
und der Wachstumsgeschwindigkeit der ausgesäten Bakterien. Die 
Trübung kann ferner so schnell eintreten, daß dadurch die Reaktion 
ganz verdeckt wird. Verf. kommt zu dem Schlüsse, daß für die 
Typhusdiagnose allein die mikroskopische Prüfung zu 
empfehlen ist. Es sind indessen dabei u. a. folgende Kautelen zu 
beachten: 1) Man darf nur eine junge, höchstens 20 Stunden alte 
Agarkultur von Typhusbakterien verwenden. 2) Das schräg erstarrte 
Agar muß vor der Besäung mit den Typhuskeimen durch 2— 3-tägigen 
Aufenthalt im Brutofen getrocknet sein, weil sich sonst Bacillen* 
häutcheu bilden, die sich nur sehr unvollkommen verteilen lassen. 
3) Typhusbouillonkulturen sind ungeeignet, weil sich darin oft Häut- 


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816 


Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 


chen und Flöckchen bilden, die zu Täuschungen fahren können. 

4) Bei der Herstellung der Aufschwemmung muß die Kulturmasse 
aufs sorgfältigste mit der Bouillon verrieben werden, damit keine 
Klümpchen und Flöckchen Zurückbleiben. Die Dichtigkeit der Auf- 
schwemmung soll so viel als möglich bei allen Versuchen gleich sein 

— ca. 2 mg Vegetationsmasse: 1 ccm Bouillon. — Nach der Her- 
stellung muß die Aufschwemmung mikroskopisch untersucht werden, 
um sicherzustellen, daß die Bakterien isoliert und in Bewegung sind. 

5) Die benutzte Typhusbacillengeneration soll kräftig sein und leb- 
hafte Eigenbewegung zeigen. Indessen, damit sie wenig virulent ist 
und vom Typhusserum stark beeinflußt werden kann, soll sie lange 
auf totem Nährboden fortgezüchtet sein. 6) Als geeignete Serum- 
verdünnung empfiehlt sich die von Grünbaum vorgeschlagene 
ca. 3-proz. Lösung (==1:32). Verf. fand bei Zimmertemperatur und 
einer Beobachtungszeit von 1 / s — 1 Stunde dann niemals positive 
Reaktion, wenn es sich nicht um Typhus handelte. 

Bezüglich des klinisch-diagnostischen Wertes der Probe 
stellte Verf. Versuche darüber an, von wann das spezifische Agglutinin 
im Blute nachzuweisen ist und ob dieses Auftreten regelmäßig in 
einem bestimmten Stadium der Krankheit erfolgt. Er untersuchte 
36 Blutproben von 33 Patienten. 

Von 25 untersuchten Serumproben agglutinierten 3 in 50-proz. 
Lösung nicht. 17 Proben agglutinierten in dieser Konzentration sehr 
stark, 5 schwach. Unter diesen schwach wirkenden Proben rührten 
3 von sicheren Typhusfällen — 23., 10 und 8. Tag — her, während 
eine Probe von einem Typhusverdächtigen stammte und eine von 
einem Fall, wo die Diagnose auf Typhus durch den Krankheitsverlauf 
widerlegt wurde.- Von den 3 völlig negativen Proben rührten 2 von 
Nichttyphösen und eine von einem sehr leichten Typhusfall — 11. Tag 

— her. 

Unter Verwendung der ca. 3-proz. Lösung ergab sich nach den 
Krankheitstagen und dem Verlauf der Reaktion Folgendes: Die 
3-proz. Lösung agglutinierte in keinem der 3 Fälle, wo das Blot 
von Nichttyphösen erprobt wurde. Was die Serumprobe bei den 
klinisch sicheren Fällen anlangt, so ist die große Zahl der negativen 
Fälle (34,4 Proz.) bemerkenswert. Von 11 Serumproben von Kranken 
bis inkl. 8. Krankheitstag, agglutinierten nur 45,5 Proz.; dabei nur 
9,1 stark. Von den 9 Proben von Kranken vom 9. bis inkl. 
14. Krankheitstag reagierten 66,7 Proz.; dabei 22,2 Proz. stark. 
Von den 13 Proben aus der 3. und einer späteren Krankheitswoche 
waren 3 — vom 20., 23. und 25. — 35. Tag — negativ, während 
77 Proz. — davon 38,5 stark — agglutinierten. 

Von den Fällen, wo die Diagnose „Typhus“ vom klinischen Stand- 
punkte vollständig feststand, gaben unter 4 Proben vom 8. Krankheits- 
tage 3, unter 4 Proben vom 10. Krankheitstage 1, unter 3 Proben 
vom 11. Krankheitstage 1, und ferner die Proben vom 14, 20. und 
23. Krankheitstage, sowie eine der beiden Proben von der 4.-5. Woche 

— die Reaktion nicht. Bei dem Fall vom 14. und 20. Krankheits- 
tage wurde am 39. bezw. 74. Krankheitstage nochmals die Probe 


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UntersuchuDgsmethoden, Instrumente etc. 


817 


angestellt und enthielt nunmehr das Blut in beiden Fällen spezifisches 
Agglutinin. 

Somit kommt Verf. schließlich zu dem Ergebnis: Die Serum- 
probe ist zweifellos ein wertvolles Hilfsmittel zur 
Typhusdiagnose, jedoch nicht absolut verläßlich. 

Deeleman (Berlin). 

Spiegel, Zur Differentialdiagnose von Lepra und Tu- 
berkelbacillen. (Monatshefte für praktische Dermatologie. 
Bd. XXIII. 1896. p. 221.) 

Ein in der Klinik von Unna behandelter Fall mit Lepromen der 
Haut und später beginnender Lungenaffektion mit auf Lepra ver- 
dächtigem Sputum gab dem Verf. Veranlassung, den Leprabacillus 
und Tuberkelbacillus in Sputum und Organschnitten vergleichs- 
weise gegenüberzustellen. Obwohl von verschiedenen Autoren (cfr. 
die obige Arbeit von Storch) das Vorkommen von Lungenlepra ge- 
leugnet wird, schien es sich auch im vorliegenden Fall um wirkliche 
Lungenlepra, nicht etwa um eine zur Lepra hinzutretende Tuberkulose 
zu handeln, für welche weder hereditäre Belastung noch sonstige 
tuberkulöse Affektionen Anhaltspunkte gaben. Der Bacillenreichtum 
des Sputums, sowie die Lage derselben und ihr tinktorielles Verhalten 
sprachen für obige Annahme. S. betont, daß es sich auch in der 
That um Lungensputum, nicht etwa um Rachensputum handelte. 
(Noch überzeugender wäre der negative Ausfall von Impfversuchen 
au Meerschweinchen gewesen. Ref.). 

Da sich bisher außer den bekannten Unterschieden in Anordnung 
und im tinktoriellen Verhalten nur eine Verschiedenheit in Form 
und Größe beider Bacillenarten herausstellte, so versuchte S. dadurch 
ein Unterscheidungsmerkmal zu erhalten, daß er die Bacillen in 
„Cocco th rix form“ auflöste, analog den Versuchen von Lutz und 
Unna. Der Coccothrix leprae zeigte mehr eckige Biegungen 
gegenüber dem mehr geschwungenen Verlauf des Coccothrix 
tuberculosis, die einzelnen Körner waren dicker und größer als 
bei der Tuberkulose und mehr voneinander entfernt. 

Bezüglich der Technik ist zu bemerken, daß gewöhnlich fixiertes 
Sputum von Lepra und Tuberkulose auf den Objektträger gebracht, 
auf gleiche Weise gefärbt wurde. Zur Färbung diente Anilinwasser, 
dem Gentianaviolett oder Karbolfuchsin einzeln oder zusammen bei- 
gemengt war, oder Unna’sche polychrome Methylenblaulösung. Es 
wurde mit 30-proz. Salpetersäure entfärbt, in Spiritus abgespült und 
mit einer Lösung von Jodkalium und Jod, oder Jodkalium und Wasser- 
stoffsuperoxyd nachbchandelt. Einzelheiten der Färbung mögen im 
Original nacbgeseben werden. Diese Sputumuntersuchungen wurden 
an Organschnitten kontrolliert, und zwar an tuberkulösen Lungen 
und an lepröser Haut, die Säurebehandlung fiel hierbei weg, da sie 
ja nur zur Entfärbung der Saprophyten diente. Dieselben Unter- 
schiede, die beim leprösen und tuberkulösen Sputum auftraten, 
zeigten sich auch in den Organscbnitten. In der folgenden Tabelle 
stellt Verf. die Differenzen zwischen beiden Bacillen übersichtlich 
zusammen : 

Cnl* Abu XXL ad. 62 


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818 


Untersuchungsmethadea, Instrumente etc. 


1. Zahl der Bacillen: 

2. Lagerung der Bacillen : 

ft. Form der Bacillen: 

4. Knickungsstellen : 

6. Aussehen der Körner: 
6. Lagerung der Körner: 


Lep ra. 

Aeufserst reichlich in allen 
Organen u. Sekreten. 

In cigarrenbundihnlichen 
Haufen angeordnet, 

8tü bebenförmig, gerade und 
plump. 

Eckig. 

Grob. 

Weit auseinander liegend. 


Tuberkulose. 

Stets weniger zahlreich. 

Mehr vereinzelt; seltener in 
unregelmässigen Haufen. 
Fadenförmig , gebogen and 
fein. 

Rundlich. 

Fein. 

Nahe zusammenliegend. 


v\. Kempner (Berlin). 


Melnikow - Raswedenkow, Ueber das Aufbewahren patho- 
logisch-anatomischer Präparate. [Aus dem Museum des 
pathologisch - anatomischen Instituts der Kaiser!. Universität zu 
Moskau]. (Centralblatt für allgemeine Pathologie und pathologische 
Anatomie. Bd. VII. No. 2.) 

Da auch den Bakteriologen die Konservierung anatomischer 
Präparate interessiert, sei nicht verfehlt, kurz auf die Methode des 
Verf.’s aufmerksam zu machen. Sie besteht in Folgendem. 

1) Das zu konservierende frische Präparat wird mit reinem For- 
malin (40-proz. Lösung chemisch reinen Formaldehyds) behandelt, 
wodurch das Präparat zwar etwas eutfärbt wird, andererseits aber 
die histologischen Bestandteile desselben fixiert werden. 

2) Nach Entfernung des Formalius läßt man 25-proz. Alkohol 
einwirken, wobei die früheren Farbenschattierungen teilweise wieder 
zum Vorschein kommen. 

3) Ein vollkommen natürliches Bild der krankhaften Veränderung 
des Organes, mit allen charakteristischen Farbenbesonderheiten er- 
hält man nach schließlicher Ueberführung des auf obige Weise be- 
handelten Präparates in eine Lösung von Kali aceticum 30,0, Glycerin 
60,0, und Aq. destillata 100,0- 

Bei der Anwendung dieser Mittel und des ganzen Verfahrens 
kommt es sehr viel auf die Dauer und Art der Einwirkung an, um 
der jeweiligen Eigentümlichkeit des zu konservierenden Präparates 
Rechnung zu tragen. Das Einlegen ganzer Organe empfiehlt Veit 
weniger, mehr geeignet sind Stücke in mittlerer und kleinerer Größe. 

Die Präparate können späterhin in der 3. Lösung auch kon- 
serviert werden, in gewissen Fällen bevorzugt Verf. aber die Auf- 
bewahrung in einem gut schließenden Gefäße mit Glycerinleim. 

O. Voges (Berlin). 


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Schutzimpfung, kQnstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 819 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 

Auclair, J., Essais de s6roth6rapie experimentale anti- 
tuberculeuse ä l’aide du sang de poules trait6es. 
(Archives de m6decine experimentale et d’anatomie pathologique. 
T. VIII. 1896. p. 446.) 

A. sucht in seiner Arbeit, die aus dem Laboratorium von Graneber 
hervorgegangen, zu beweisen, daß Hühner der menschlichen Tuber- 
kulose gegenüber refraktär sind und daß das Serum von Hühnern, 
die mit lebenden Kulturen oder filtrierten Bouillonkulturen mensch- 
licher Tuberkulose behandelt wurden, keine Immunität bei Meer- 
schweinchen , die mit menschlicher Tuberkulose infiziert wurden, 
hervorzubringen imstande ist. Die Versuche des Verf.’s ergaben 
folgende Resultate: 

„Das Serum von mit menschlicher Tuberkulose behandelten 
Hühnern scheint keine nennenswerten antitoxischen Eigenschaften zu 
besitzen. 

Meerschweinchen, die mit diesem Hühnerserum vorbchandelt und 
mit Tuberkulose infiziert wurden, starben zu gleicher Zeit wie die 
Kontrolltiere. 

Hühner, die mit menschlicher Tuberkulose infiziert wurden, starben, 
ohne makroskopische noch mikroskopische tuberkulöse Veränderungen 
zu zeigen. 

Das Serum von Hühnern, die mit Bouillonfiltraten menschlicher 
Tuberkulose behandelt wurden, schien keine antitoxischen oder bak- 
tericiden Eigenschaften zu entwickeln. 

Meerschweinchen, die 4 — 5 ccm dieses Serums erhielten und mit 
menschlicher Tuberkulose infiziert wurden, starben zu gleicher Zeit 
wie die Kontrolltiere. 

Hühner, die mit genannten Filtraten wiederholt geimpft wurden, 
starben mit denselben Organveränderungen, wie die mit Bakterien- 
kultureu behandelten.“ 

Daß sich Hühner durch Fütterung mit menschlicher Tuberkulose 
infizieren lassen, ist eine bekannte, aber leider vom Verf. nicht be- 
rücksichtigte Thatsachc, so daß seine Immunisierungsversuche jedenfalls 
in dieser Hinsicht eine große Lücke aufweisen. 

W. Kempner (Berlin). 

Lannelongue et Achard, Sur l’immunitö des gallinacäes 
contre la tuberculose humainc. (Comptes rendus de 
i’acad6mie des Sciences. 1897. p. 883, söance du 26. Avril.) 

Daß sich Hühner der menschlichen Tuberkulose gegenüber fast 
gänzlich refraktär verhalten sollen, glauben die Verff. durch ihre 
Versuche zu bestätigen, die sie vorzüglich zu dem Zweck ausführten, 
ein Serum für die Behandlung der menschlichen Tuberkulose zu ge- 
winnen. Es zeigte sich, daß die Veränderungen, die bei Hühnern 

61 * 


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820 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


durch Verimpfung von tuberkulösem Material oder Reinkulturen 
hervorgebraeht waren, stets lokaler (tuberkulöser?) Natur waren und 
bis zu 26 Monaten bestanden, ohne eine Generalisierung des Prozesses 
zu veranlassen. (Den Verff. scheint die bekannte Thatsache entgangen 
zu sein, daß Hühner durch Fütterung mit menschlicher Tuberkulose 
infiziert werden können.) Dieselben Veränderungen wurden übrigens 
auch durch abgetötete Kulturen erzielt, die dann noch nach 6 Monaten 
ihre tinktoriellen Eigenschaften beibehielten, so daß man daran denken 
konnte, ob nicht vielleicht die lebenden Bacillen durch die Körpersäfte 
abgetötet werden. Die Bacillen erhalten sich im Huhn- und Tauben- 
körper nicht nur lebend, sondern auch virulent; um zu prüfen, ob 
die Lebensfähigkeit der Bacillen von dem Kontakt mit den Körper- 
säften abhängig ist, wurden mit tuberkulösem Material resp. Kulturen 
gefüllte Kapillaren, verschlossen und teilweise offen, unter die Haut 
von Hühnern und Tauben gebracht, und in verschiedenen Intervallen 
auf Lebensfähigkeit und Virulenz untersucht. Sowohl in den ge- 
schlossenen wie offenen Kapillaren waren die Resultate dieselben, die 
Bacillen blieben nicht nur lebend, sondern zeigten sich noch nach 
70—80 Tagen, in einigen Fällen sogar bis 130 Tage virulent. 

Ferner prüften Verff., ob das Blut immunisierende Eigenschaften 
besäße. Es wurde sowohl das Serum nicht behandelter als auch mit 
menschlicher Tuberkulose infizierter Hühner untersucht. (Von einer 
wirklichen Infektion der Hühner mit menschlicher Tuberkulose kann 
nach obiger Anmerkung des Ref. nicht die Rede sein; es bleibt also 
noch die Frage offen, ob nicht das Serum von Hühnern, die an 
richtiger Fütterungstuberkulose mit menschlicher Tuberkulose er- 
kranken, schützende Eigenschaften besitzt.) Meerschweinchen, die 
präventiv mit diesem Serum behandelt wurden, zeigten nach der 
Infektion, mit menschlicher Tuberkulose keine Abweichungen von den 
Kontrollieren. Diese negativen Resultate bestätigen die ebenfalls 
negativen Befunde Auclair’s, die in obigem Referat besprochen 
wurden. Erwähnt mag noch werden, daß Hühnerserum das Wachs- 
tum der Tuberkelbacillen auf Glycerinagar in keiner Weise beein- 
trächtigte. W. Kemp ne r (Berlin). 

Florentini, A. e Luraschi, €., I raggi di Röntgen applicati 
alla tubercolosi sperimentale. (Atti Assoc. medica Lom- 
barda. 1897. No. 1.) 

Verff. haben zwei Reihen von Erfahrungen gemacht: In der 
ersten Reihe wurden 6 Meerschweinchen I ccm TuberkelbouillOn- 
kultur in die Bauchhöhle geimpft. Drei von diesen Meerschweinchen 
wurden 8 — 7—4 Tage mit Röntgen-Strahlen behandelt; eines von 
diesen starb an Tuberkulose, die zwei anderen wurden nach 
68 Tagen mit den Kontrolltieren getötet. Alle waren tuberkulös, 
aber eines derselben hatte nur kleine Knötchen in den Inguinal- 
drüsen. In der zweiten Reihe wurden 10 Meerschweinchen mit 
Tuberkulosekulturen geimpft. Meerschweinchen No. 1, mit 1 ccm 
geimpft, wurde 31 Tage mit Röntgen-Strahlen und No. 2, mit 
*/, ccm geimpft, 10 Tage nach der Impfung 22 Tage behandelt. 
Die 8 Konfrontiere starben binnen 15—30 Tagen an Tuberkulose 


r 



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Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungsliemmung etc. 321 


No. 1, nach 53 Tagen getötet, zeigt Tuberkeln, No. 2 war 3 J / 2 Monate 
nach der Impfung noch am Leben. 

Verff. glauben, daß Röntgen-Strahlen die Widerstandsfähig- 
keit des Organismus vergrößern. B. Galli-Valerio (Mailand). 

Lemolne, Sterilisation de la pulpe vaccinale glyc6rin6e. 
(La Semaine mödicale. 1897. p. 113.) 

L. unterscheidet 2 Arten von Verunreinigungen, die die Glycerin- 
lymphe zeigt. Einmal solche, welche bei der Prftparierung natur- 
gemäß zugeführt werden, dann solche, die den Staphylococcus 
albus und ci treu s, welche gewissermaßen einen integrierenden 
Bestandteil der Lymphe bilden. Von diesen letzteren will L. die 
Lymphe durch Sterilisation befreien. Daß die Mikroorganismen um 
so eher abgetötet werden, je länger und um so höheren Wärme- 
graden sie ausgesetzt werden, ist wohl nichts Neues und daß die 
Lymphe bei dieser Prozedur ihre Wirksamkeit verliert, ist wohl schon 
längst festgestellt. Wie durch seinen Vorschlag, die Lymphe einer 
nicht höheren Temperatur als 30 — 37 0 durch 24 Stunden auszu- 
setzen, eine Sterilisation erreicht werden soll, ist ohne weiteres nicht 
ganz verständlich. Ahlefelder (Charlottenburg). 

Morris, M., Actinomycosis involving the skin and its 
treatment by iodide of potassium. (The Lancet. 1896. 
June 6. With coloured illustration.) 

Der Fall betraf eine 59-jährige Frau, die am 18. Nov. 1895 ins 
Marienkrankenhaus kam, weil die von ihr am 10. OkL zuerst beobachtete 
Geschwulst auf der linken Seite des Unterkiefers beständig zunahm 
und ihr viel Schmerzen verursachte. Die Geschwulst erstreckte sich 
vom Kiefer bis zum Mundwinkel und zeigte makro- und mikroskopisch 
die charakteristischen Kennzeichen der Aktinomykose; doch konnte 
Ober die Infektionsgelegenheit durchaus nichts ermittelt werden; 
die Kranke ernährte sich seit mehr als einem Jahre mit Nähen, war 
aber früher Hausmagd gewesen. Am 21. Nov. wurde die innerliche 
Behandlung mit Jodkalium begonnen, von dem 3 Mal täglich 1,0 g 
verabreicht wurde. In den ersten 3 Tagen nahmen die Schmerzen 
noch zu und die Absonderungen waren profus; dann aber ließen die 
Schmerzen nach, die Geschwulst wurde blässer und weicher und 
begann zu schrumpfen. Nach 10 Tagen fanden sich nur noch Spuren 
des Strahlenpilzes in dem spärlichen Ausflüsse und am 11. Dez., wo 
die Kranke der Londoner dermatologischen Gesellschaft vorgeslellt 
wurde, batte die Geschwulst um die Hälfte abgenommen, und die 
Schmerzen waren unbedeutend. Am 16. Dez. wurde die Dosis Jodkalium 
auf 1,33 und am 27. Jan. auf 2,0 dreimal täglich erhöht. Anfang 
Februar blieb nur noch eine Spur der Krankheit übrig und am 28. Mai 
war die Frau ganz gesund, nahm aber das Jodkalium noch weiter. 

Verf. macht darauf aufmerksam, daß die Strahlenpilzknoten mit 
Syphilis-Tuberkulose und Sarkoma verwechselt werden und giebt dann 
eine ausführliche Beschreibung der Krankheit mit besonderer Berück- 
sichtigung der Jodkaliumbehandlung. Prophylaktisch wird die Not- 


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822 Schutzimpfung, kiinatl. Infektionskrankheiten, Entwicklungshemmung etc. 


wendigkcit der Fieiscbscbau und gründlichen Kochens alles verdächtigen 
Fleisches betont und vor dem Kauen von Grashalmen sowie dem 
Benutzen von Stroh zum Reinigen der Zähne gewarnt. 

Sentiüon (Barcelona). 

Haberly, Dysentery and its treatment. With an account 
of six years’ experience in the Transvaal and Mata- 
beleland in the use of some varieties of Monsonia 
as the curative agent. (The Lancet. 1897. February 6 a. 13.) 

Die Ruhr wird durch ein spezifisches Gift, über dessen Natur 
man noch nicht im reinen ist, verursacht; dasselbe mag wohl ge- 
legentlich mit der Atemluft in den Körper gelangen, viel häufiger aber 
dient das Trinkwasser als Vehikel. Davon hat Verf. zwei exquisite 
Beispiele zu beobachten Gelegenheit gehabt; einmal 1891 als Arzt 
einer im Bau begriffenen Eisenbahnstrecke am Keipfluß in Transvaal, 
dem entlang etliche 15 Unterkontrahenten mit Kaffem arbeiteten. 
Beim Eintreten der ersten starken Regengüsse im September and 
Oktober fingen diese Leute sehr an Fieber und Ruhr zu leiden an; 
nur eine Partie von 60 Kaffern blieb ganz verschont, weil der betreffende 
Unternehmer streng darauf sah, daß seine Leute kein Wasser aus 
dem schmutzigen Flusse tranken, sondern es aus einem nahen Brunnen 
holten. Im vorigen Jahre, während des Matabeleaufstaudes, war Verf. 
Arzt bei der Bechuanaland-Grenztruppe. Da fiel ihm die zunehmende 
Zahl akuter Dysenteriefälle auf ; er ließ den Brunnen untersuchen, aus 
dem die Leute ihr Trinkwasser entnahmen, und es fanden sich nebst 
anderem Unrat eine gauze Anzahl toter Mäuse. Der Brunnen wurde 
gründlich gereinigt und desinfiziert und sofort nahmen die Ruhrfälle ab. 
— Für die Behandlung der Ruhr hat Verf. ein schnell und sicher 
wirkendes Mittel durch Zufall entdeckt. Im Juni 1890 sah er, wie ein 
Bekannter, den zwei Kollegen zwei Monate lang vergeblich behandelt 
und aufgegeben hatten, mit einem Schnaps, der mit Cognac und einem 
gewissen Kraute bereitet war, und von dem er 4mal je zwei Unzen 
nahm, ganz wiederhergestellt wurde. Das Kraut wollte man niebt 
verraten, stellte dem Verf. aber die fertige Tinktur zur Verfügung 
und so konnte er sich in 70 Fällen von der Wirksamkeit überzeugen. 
Schließlich gelang es ihm dennoch, herauszubekommen, daß es sich 
um Monsonia ovata handelte und eine nach den Regeln der brit. 
Pharmakopöe hergestellte Tinktur that wirklich dieselben Dienste. 
Verf. berichtet dann über 100 Fälle, in denen die Durchschnittsdauer 
der Behandlung bei den akuten Fällen 2,3 und bei den chronischen 
8,1 Tage betrug. Sentißon (Barcelona). 

Grunau, Vorläufige kurze Notiz über ein neues Schutz- 
mittel gegen den seuchenbaften Durchfall bei 
Kälbern. (Berliner tierärztl. Wochenscbr. 1897. No. 7,) 

Verf. klagt darüber, daß seit etwa 5 Jahren ein seuchenartig 
auftretender Durchfall bei Kälbern ganz außerordentlich im Zunebmen 
begriffen sei. 

Er wandte dagegen seit längerer Zeit als wirksamstes Mittel 
Injektionen von 10 ccm einer 2-proz. Karbolsäurelösung bei den 


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Schutzimpfung, kilnstl. Infektionskrankheiten, Entwickeluogsbemmung etc. 023 


Muttertieren während der Trächtigkeitsperiode an. Die Impfungen 
werden begonnen im 5. Schwangerschaftsmonat und in 14-tägigen 
Intervallen regelmäßig ausgeführt. 

Verf. geht dabei von Beobachtungen aus, auf Grund deren die 
Infektion der Kälber schon im Mutterleibe erfolgt Durch die Karbol- 
säure sollen die Erreger der Krankheit abgetötet werden. 

Das gleiche Verfahren will Verf. mit bestem Erfolg gegen den 
seucbenhaften Abort der Kühe angewandt haben. 

• O. Voges (Berlin). 

Oottsteln. A., Zur Kritik der Diphtherieserumbehand- 
lung. (Münch, med. Wochenschr. 1897. No. 7.) 

G. ist überzeugt, daß die seit der Einführung der Serumtherapie 
eingetretene Herabsetzung der Diphtheriemortalität nicht in ursäch- 
lichem Zusammenhang mit der neuen Therapie steht. Er siebt die 
Abnahme der Sterblichkeit als den Ausdruck eines gesetzmäßigen 
Verlaufes der gegenwärtigen Diphtherieepidemie an. Diese Auf- 
fassung sucht er durch nicht immer glücklich gewählte Beweismittel 
zu stützen. 

In der vorliegenden Arbeit macht er einen recht schwachen Ver- 
such, die Serumtherapie zu diskreditieren. Er unternimmt es, die 
günstigen Resultate, welche Funck in Brüssel mit einem von ihm 
hergestellten Serum erzielt hat, durch Hinweis auf eine Arbeit von 
Martini gegen die Serumtherapie zu verwerten. Martini hatte 
nachgewiesen , daß bei der Filtration des Diphtherieserums durch 
Chamberlandkerzen ein großer Teil der Antitoxine auf dem 
Filter zurückbleibt, daß sogar unter Umständen das Filtrat frei von 
Antitoxinen sein kann. Da nun Funck zu seinen therapeutischen 
Versuchen solches Serum verwendet hatte, welches das Chamber- 
land älter passiert hatte, so bleibt nach Gottstein nur die An- 
nahme übrig, daß die Erfolge Funck’s nicht auf das eingespritzte 
Serum zu beziehen waren, da es ja keine Antitoxine mehr enthielt. 

Hätte Gottstein die Angaben etwas näher geprüft, so hätte 
er sich sofort von der Grundlosigkeit dieses Einwandes überzeugen 
können. Er hätte nur eine Flasche Funck’sches Serum zu unter- 
suchen brauchen, dann hätte er gefunden, daß dasselbe trotz der 
Filtration zu den wirksamsten gehört, die in den Handel kommen. 
Es kommt eben nicht darauf an, ob man filtriert, sondern wie man 
filtriert, bei welchem Druck, mit welchen Kerzen etc. So hat neuer- 
dings Dzierzgowski 1 ) gezeigt, daß bei der Wahl geeigneter 
Cbamberlandkerzen das Serum durch die Filtration an Wirksam- 
keit absolut nicht Einbuße erleidet. 

Damit fällt der Gottstein 'sehe Einwand in sich zusammen. 

H. Kos sei (Berlin). 

D'Agnanno, A., Consid erazioni sulla sieroterapia nella 
difterite a prospoito di un caso di crup primario 
del laringe. (La Rif. med. 1896. No. 129.) 


I) Ceutralbl. f, Hakt. n. Parasiten*. Bd. XXI. No. 8/9. 


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824 Schutzimpfung, kUnstL Infektionskrankheiten, Enttrickelungshemmuog etc. 


Die Erfahrungen, welche der Autor bei der Behandlung der 
Diphtherie mit Heilserum gesammelt hat, machten ihn zu einem un- 
bedingten Anhänger dieser Heilmethode. 

Ein so behandelter Fall von Larynxkroup jedoch, welcher nur 
durch rechtzeitig ausgeführte Tracheotomie am Leben erhalten wurde, 
veranlaßt ihn zu der Warnung, die lokale und chirurgische Therapie 
zu vernachlässigen und spricht der Verf. daher seine Meinung dahin 
aus, daß die letztere gleichzeitig mit den Seruminjektionen geübt 
werden solle, da sie die Wirkung des Serums mächtig unterstütze. 

Kamen (Czernowitz). 

Brunner, G., Resultate der Serumbehandlung bösartiger 
Neubildungen. [Aus dem Laborat. f. allg. Pathol. a. d. kais. 
Univ. Warschau.] (Russ. Archiv f. Pathol., klin. Med. u. Bakterio- 
logie. Bd. H. 1896. Heft 5. p. 714.) 

Das Serum wurde von einem Hammel und einem Hunde ge- 
wonnen, die mit Filtraten von in steriler 0,7-proz. NaCl-Lösung ver- 
riebenen bösartigen Geschwülsten behandelt worden waren; dabei 
wird auf die Verwendung absolut keimfreier Geschwulstmasse Ge- 
wicht gelegt. Zur Behandlung kamen 4 Fälle von bösartigen Ge- 
schwülsten, und zwar: 1 Angioma plexiforme orbitae, 1 Scirrhns 
mammae, 1 Carcinoma mammae ulceratum und 1 Epithelioma faciei 
ulceratum. Der Erfolg beschränkte sich in allen Fällen auf Linderung 
der subjektiven Beschwerden, während eine Rückbildung der Ge- 
schwülste nicht zu konstatieren war. Die Beobachtungsdauer reichte 
bis zu 76 Tagen. Es werden folgende Schlußfolgerungen gezogen : 

1) Ein unter den nötigen Kautelen angefertigtes Serum zieht weder 
örtliche noch allgemeine schädliche Folgen für den Organismus 
des Patienten nach sich; 

2) dasselbe beeinflußt augenscheinlich weder den HC-Gehalt, noch 
die Zahl der geformten Elemente des Blutes; 

3) alle subjektiven Beschwerden, die in unmittelbarer oder mittel- 
barer Abhängigkeit vom Grundleiden stehen, schwinden unter 
dem Einflüsse des Serums, welches in dieser Hinsicht alle anderen 
Mittel übertrifft; 

4) die Oberfläche ulcerierender Tumoren reinigt sich und Blutungen 
werden geringer; 

5) die Wirkung des Serums hält 2—5 Tage an; 

6) das Serum wirkt unabhängig von der Stelle, wo die Injektion 
gemacht wird; 

7) auf das Wachstum der Tumoren ist kein Einfluß zu konstatieren. 

Ucke (St Petersburg). 

Abba, F., Orlandi, E., Rondell!, A., Saggio di esperienze 
sul potere filtrante dei terreni. Torino 1896. 

Im Monate März 1896 trat in Turin eine gemischte Kommission 
zusammen, welche die Aufgabe hatte, die Verhältnisse des die Wasser- 
adern, welche den Ursprung der Turiner Wasserleitung bilden, um- 
gebenden Boden zu studieren. Den Autoren wurde dabei die Auf- 
gabe zu teil, bakteriologische Untersuchungen auszuführen hauptsäch- 


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Schutzimpfung, kfinstl. Infektionskrankheiten, Entwickclungshcmmung etc. 825 


lieh zu dem Zwecke, um dis Filtrationsvermögen dieses Bodens zu 
bestimmen. 

Diese Untersuchungen wurden in der Weise durchgeführt, daß 
zunächst auf möglichst ebenem Terrain ein 40—50 qm fassender Raum 
mittels Brettern, welche von außen mit gestampfter Erde umgeben 
waren, abgesteckt und die Oberfläche dieses Raumes sodann mit ca. 
20 1 einer mit Wasser verdünnten verflüssigten Gelatinekultur des 
Bac. prodigiosus begossen wurde. 

Darauf wurde in den Raum Wasser aus einer nahen Tränke bis 
zu 10 cm Höbe eingelassen und auf diesem Niveau durch mehrere 
Stunden erhalten. Zu gleicher Zeit wurde einigemal auch das Wasser 
mit Farbstoffen gefärbt, welche die Lebensfähigkeit des Prodigiosus, 
wie vorausgegangene Versuche bestätigt hatten, nicht beeinträchtigen 
(Uranin, Eosin). 

Behufs Bestimmung des Zeitpunktes, wann der gewählte Mikro- 
organismus im Leitungswasser erscheint, wurde dasselbe am ersten 
Tage stündlich, an den folgenden 2 — 3 Tagen alle 2 — 3 Stunden 
untersucht. 

In allen 5 in dieser Weise angestcllten Versuchen konnte der 
Uebergang des Prodigiosus in das Leitungswasser konstatiert 
werden und war der Zeitpunkt, zu welchem dies geschah, abhängig 
erstens von der Beschaffenheit des Bodens bezw. dessen Zusammen- 
setzung. sowie von der Entfernung der Versuchsstelle von dem Wasser- 
lauf. Dieser Zeitpunkt schwankte zwischen l'/< und 42 Stunden, 
während die Farbstoffe ehestens in 75 Stunden wahrgenommen 
werden konnten. 

Um den Einfluß der meteorischen Niederschläge auf die Passage 
der Mikroorganismen zu prüfen, wurden zum Schlüsse 15 qm Wiesen- 
grund über einer Wasserader mit Prodigiosus unmittelbar vor 
einem Regenguß infiziert. Der Regen hielt ca. 24 Stunden an, doch 
erschien kein Prodigiosus im Leitungswasser. Zehn Tage darauf 
ein durch 25 Tage anhaltendes Regenwetter. Am 18. Tage desselben, 
also am 28. nach der Aussaat des Prodigiosus, gelingt dessen 
Nachweis im Leitungswasser. 

In dem infizierten Terrain war derselbe noch nach 3 Monaten 
und zwar in beträchtlichen Tiefen (2,20 — 3 m) nachweisbar. 

Kamen (Czernowitz). 

König, J. und Reinelt 5 . C.. Ueber die Reinigung von Sehmntz- 
wftssern durch Elektricitftt (Arcb. f. Hyg. Bd. XXVIII. 
Heft 3. p. 185.) 

Die wichtigsten der zur Reinigung von Schmutzwässern durch 
Elektricität bisher vorgeschlagenen Verfahren sind die von Webster 
und Hermite. Das letztere, das allerdings keine eigentliche Reinigung, 
sondern vielmehr eine. Desinfektion der Abwässer bezweckt, hat sich 
wegen dpr geringen Haltbarkeit der dabei in Anwendung kommenden, 
durch Elektrolyse gewonnenen chlorhaltigen Lösungen, wegen der 
verhältnismäßig geringen desinfizierenden Kraft derartiger Flüssig- 
keiten, besonders in nicht mehr ganz frischem Zustande und wegen 
der Unmöglichkeit, größere Kotballen aufzulösen und zu sterilisieren 


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826 


Neue Littcratnr. 


bei Versuchen im großen nicht bewährt. Die Verff. besprechen die 
an verschiedenen Orten mit diesem Verfahren gemachten Erfahrungen 
und aeben dann eine eingehende Beschreibung von Versuchen über 
die Wirkungsweise des Webster’schen Reinigungsverfahrens, für 
welche durch frühere, von anderen Forschern angestelite Unter- 
suchungen eine genügende Erklärung noch nicht gefunden worden 
war. Zunächst konnte festgestellt werden, daß bei der Elektrolyse 
von Salzlösungen ohne Zuhilfenahme von Oxydationsmitteln und 
unter Anwendung von Eisenelektroden sich oxydierende Wirkungen 
des elektrischen Stromes nicht äußern. Bei Anwesenheit von Chloriden 
löst vielmehr das an der Anode gebildete Chlor Eisen als Eisenchlorür 
auf, das am negativen Pol abgeschiedene Natrium zersetzt das Wasser 
unter Bildung von Natriumhydroxyd, durch welches dann wiederum 
eine Umsetzung des Eisenchiorürs in Ferrohydroxyd bewirkt wird. 

Wurde nun ein mit geringen Mengen Chlornatrium (0,5 — 1,0 g 
pro 1) versetztes Schmutzwasser elektrolysiert, so ergab sich im Ver- 
gleiche mit einer gleichzeitig ausgeführten chemischen Klärung durch 
Ferrosulfat und Kalk sowie durch Ferrosulfat und Natron, daß die 
Elektrolyse die gelösten organischen Substanzen und den gelösten 
Stickstoff etwas stärker vermindert hatte als die chemischen Fällungs- 
methoden. Die Verff. erklären dies dadurch, daß das bei der Elektro- 
lyse sich allmählich bildende und außerdem durch den entwickelten 
Wasserstoff in beständiger Bewegung gehaltene Ferrohydroxyd die 
Schmutzstofle des Wassers vollkommener in sich schließt, als die bei 
der chemischen Fällung mit einem Male entstehenden Niederschläge, 
und daß außerdem die bei diesen Methoden durch überschüssig zu- 
gesetzte Alkalien bewirkte Wiederauflösung der bereits gefällten Stoffe 
dort nicht in Betracht käme. In bakteriologischer Hinsicht wurden 
durch die Elektrolyse nicht so günstige Resultate erzielt, wie durch 
die chemische Fällung, doch weisen die Verff. ausdrücklich darauf hin, 
daß nach der ziemlich rasch erfolgenden Neutralisation der über- 
schüssig zugesetzten Alkalien auch hier wieder Bakterienwachstum 
eintrete. 

K. und R. kommen zu dem Schlüsse, daß das elektrische Reinigungs- 
verfahren nur dort zu empfehlen sei, „wo andere bessere Reinigungs- 
verfahren, wie die Berieselung ausgeschlossen sind, und wo eine billige 
Natur- (z. B. Wasser) Kraft zur Erzeugung der Elektricität zur Ver- 
fügung steht“. Vogel (Hamburg). 


Neue Litteratur 

zukammeogettelk von 

San.-Rat Dr. Arthur Würzbubg, 

Bibliothekar Im Kaicerl. Geaaadhaitumte ln Berlin. 

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Theiler, A. , Rinderpest in Süd -Afrika. (Schweiz. Arch. f. Tierheilk. 1897. Heft 2- 
p. 49—62 ) 

Krankheiten der Vielhnfer. 

(Rotlauf, Schweineseuche, Wildseuche.) 

Marks, P., Die Schweineseuchen und der beamtete Tierarzt. (Berl. tierärztl. Wchschr. 
1897. No. 11. p. 123—125.) 

Report, second, of the Departmental Committee appointed by tbe Board of Agriculturc 
to inquire into the etiology, patbology and morbid anatouy of the disoa»es classed a$ 
swiue tever. Fol. 26 p. London 1897. 

Swine fever. Etiology, p&thology, and morbid anatomy of. Second report of the Board 
of Agriculture Committee. London (P. S. King & Son) 1897. 3 d. 


B. Infektiöse Lokalkrankhexten. 

Hinrichsen, Ueber die Häufigkeit des Vorkommens tierischer Parasiten im Hoden^cL 
der Pferde, hierdurch verursachte pathologisch - anatomische Veränderungen an der 
Scheidenhaut des Hodens und über den mutmafiiicheu Zusammenhang dieser Parasiten 
mit den bekannten Exkrescenzen und anderen Wucherungen am Peritoneum der Pferde. 
(Arch. f. wissensch. u. prakt. Tierheilk. 1897. lieft 2/3. p. 180 — 186.) 

C. Enlozootische Krankheiten. 

(Finnen, Bandwürmer, Triehineu, Echinokokken, Filaria, Oestruslarve, Ascaris, 
Anchylostomam, Trichocepb&lus, Oxyuris.) 

Perroncito. E., Sul metodo di dislrusione dolle iarve d’estro (Gastrophilus equ{) nel 
ventricolo del cavallo. 8°. 31 p. Torino 1897. 1 £. 


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Neue Litteratur. 


831 


"Vögel. 

Hasa&ll, A., Check liftts of the animal parasit es of geese and pigeons. 8°. Washington 
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Lucet, A , Sur uno maladie splciale des dindonucaux: crise du rouge, entero-bepatite 
infectieuse (Theobald Smith), perityphlo-hcpatite „infectieuse“ ? (Ad. Lucet). (Kecueil 
de m&i. v^terin. 1896. No. 88. p. 728 — 734.) 


Schutzimpfungen, künstliche Infektionskrankheiten, Entwicke- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien. 

Allgemeines. 

Casper, M , Die Serumtherapie und ihre Bedeutung für die Veterinärmedizin. (Arcb. f. 
Wissenschaft! u. prakt. Tierheilk. 1897. Heft 2/3. p. 110—125.) 

Gley, E., Sur le moyen d'immuniser les chiens contre l’action anticoagulante de la 
peptone per une fnjection prAalable de sang de lapin. (Compt. rend. de la soc. de 
biol. 1897. No. 9. p. 243.) 

Scheurlen n. Bpiro, Die gesetzmäßigen Beziehungen zwischen Lösungszustaud und 
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Wassermann, A., Experimentelle Beiträge cur Serumtherapie vermittelst antitoxisch und 
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Diphtherie. 

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beige. 1897. No. 12. p. 89—91.) 

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Preußen. Erlaß des Kriegsministeriums, Medizinal-Abteilung, Anwendung des Diphtherie- 
Heilserums betr. Vom 30. Oktober 1896. (Dtsche militärärztl. Ztsehr. Amtl. Beibl. 
1897. No. 1, 2. p. 2, 9—13.) 

Wellt, 0. K., A case of diphtheria treated with antitoxin; subsequent death from acute 
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Zuppinger, Unsere Erfahrungen in der Serumtberapie bei Dipbtheritis im Jahre 1896. 
(Wien. klin. Wchschr. 1897. No. 10. p. 232 — 235.) 

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Fitspatrick, Oh. B., A preliminary note on the investigation and preparation of the 
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Hasard, Note sur un cas de guirison de morsure de serpent par le s£rum antiveuimeux 
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Koch's, Prof. Robert, Berichte über seine in Kimberley ausgeführten Experimentalstadien 
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Koch's, Dr., reports on experiments eonducted at Kimberley for diseovery of a eure 
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832 


Inhalt 


Inhalt. 


Originalmi Heilungen. 

Behla, Robert, Üeber das Vorkommen von 
Scharlach bei Tieren. (Orig.), p. 777. 

van’t Hoff, H. J., Spirillum Maasei (Orig.), 
p. 797. 

Kashida, K. f Differenzierung der Typhus- 
bacillcu vom Bacterium coli commuuo 
durch die Ammoniakreaktion. (Orig.), 

p. 802. 

Ogata, M. , lieber die Pestepädemie in 
Formosa. (Orig.), p. 769. 

Roac&li , D. B. , lieber die Behandlung 
bösartiger Tumoren durch Injektion der 
Toxine des Streptococcus erysipelatls, 
zugleich mit dem des Bacillus prodigio- 
sus, sowie der nach den Methoden von 
Richet und Hlricourt und nach den von 
Emmerich und Scholl aubereiteten sog. 
anticancerösen Serumarten. (Orig.), p. 782. 

Weyland, J. , Desinfektionswirkung und 
Eiwcittfälluog chemischer Körper. (Orig.), 
p. 798. 

Ziemann, Hans, Nachtrag zur Morphologie 
der Malariaparasiten. (Orig.), p. 805. 

Referate. 

Celli, A., Eziologia della Dissenteria ne’ 
suoi rapporti col B. coli e colle suc 
tossine, p. 810. . 

Cobbett, L , Contribution k l’ötude de la j 
Physiologie du bacille diphtcrique, p. 806. 

Galli-Valerio, B., Nota preventiva sopra 
alcune neoformazioni nodulari, p. 810. 

Lardy. Lkpre ainoide, p. 808. 

v. Linetow, Bothriocephalus Ligula Mon. 
ein gefährlicher Fischparasit des Müggel- 
sees, p. 814. 

Maurizio, A., Die Pilzkrankheit der Fische 
und der Fiscbeier, p. 811. 

Hocard, Le type abdominal de la tuber- 
cuiose du cheval est d'origine aviaire, 
p. 807. 

Fenzo, R., Sulla induenza della tempera- 
tura nel processo infettivo inflammatorio, 
p. 805. 

Rixford, E. and Gilchriet, T. C , Two cases 
of protozoan - (coccidioidal •) infection of 
the skin and otlier Organe, p. 812. 

, A second case of protozoan-infec- 

tion, p. 812. 

Btorob, E., Ueber den anatomischen Be- 
fund bei einem für Deutschland endo- 
genen Fall von Lepra tuberosa. Zu- 
gleich ein Beitrag zur Frage nach den 
Beziehungen zwischen Aussatz und Tu- 
berkulose, p. 808. 


Thiroloix, Bacille du rheumatisme articu- 
laire aigu, p. 806. 

Wolf, 8idney, Ein Beitrag zur Aetiologie 
der cirkumskripten Meningitis, p. 809. 

Untersuchungsmethoden, Instrumente etc. 

Gräber, IL, Beitrag zur Serodiagnostik des 
Typhus abdominalis, p. 815. 

Melnikow-Raswedenkow, Ueber das Auf- 
bewahren pathologisch-anatomischer Prä- 
parate, p. 818. 

Spiegel, Zur Differentialdiagnose von Lepra 
und Tuberkeibacillen, p. 817. 

Schutzimpfung, künstliche Infektions- 
krankheiten, Entwickelungshemmung und 
Vernichtung der Bakterien et«. 

Abba, F., Orlandi, E , Rondell i, A., Saggio 
di esperienze sul potere til tränte dei 
terreni, p. 824. 

Auclair, J., Essais de sdrothdrapie experi- 
mentale antituberculeusc k l'aide du sang 
de poules traitees, p. 819. 

Brunner, G., Resultate der Serumbehand- 
lung bösartiger Neubildungen, p. 824. 

D’Aguanno, A., Considerazioni sulla siero- 
terapia nella difterite a prospoito di un 
caso di crup primario del luringe, p. 823. 

Fiorentini, A. e Luraschi, C., I raggi di 
Röntgen applicati all» tubercolosi speri- 
mentale, p. 820. 

Gottstein, A., Zur Kritik der Diphtheric- 
serumbehandlung, p. 823. 

Grunan, Vorläufige kurze Notiz über ein 
neues Schutzmittel gegen den soucheu- 
haften Durchfall bei Kälbern, p. 822. 

König, J. und Remele, C., Ueber die Rei- 
nigung von Schmutzwässern durch Elek- 
tricität, p. 825. 

Lannelongue et Achard, Sur rimmunite 
des g&llinacdes contre la tuberculose hu- 
maine, p. 819. 

Lomoine, Sterilisation de la pulpe vaeei- 
nale glyc^rinee, p. 821. 

M&berly, Dysentcry and its treatment. 
With an account of fix years’ ex per ie nee 
in the Transvaal and Matabatotand in 
the use of some varieties of Konsouia 
as the curative agent, p. 822. 

Morris, M., Actinomycosis involving the 
skiu and its treatment by iodide of 
potassium, p. 821. 

Hone Litteratur, p. 826. 


Frommaansche Bucbdruckerel (Hermann Fohl«) ln Jetts. 


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Bakteriolo|ie, Parasilentamde i InfeklionskranklieiteD. 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Parasitenkunde. 

In Verbindung mit 

Gelb Rat Prof. Dr. Leuciart, Geil Med.-Rat Ptol Dr. Loeffler 

ln Lclpslg und ln Gicilannld 

Professor Dr. R. Pfeiffer 

in Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. Uhl worin in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer in Jena 
XXI. Band. -®- Jena, den 30. Juni 1897. No. 32 / 33 . 

Prell für den Band : 26 Kümmern ) 15 Hark. — Jährlich erscheinen swei Binde. 

Hierzu all rtytlmä/nge Beilage die Inhaltiiiber lichten der II. Abteilung det Centralblattet. 


Die Redaktion des „ Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde" richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte, etwaige 
Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Aufsätze ent- 
weder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das 
Manuskript schreiben zu wollen oder spätestens nach Empfang der ersten 
Korrekturabzüge direkt an den Verleger, Herrn Gustav Fischer in Jena, 
gelangen zu lassen. 


Original - Mittheilungen. 

Nachdruck verboten. 

Zwei chromogene Mikroorganismen der Mundhöhle. 

(Mitteilung aus dem Laboratorium der zahnärztlichen Universitäts- 
klinik (Prof. Dr. Arkövy) in Budapest.] 

Von 

Dr. Ärpdd R. v. Dobrzynleckl, 

k. u. k. Regimentwzt. 

Die große Zahl der in der Mundhöhle vorkommenden Mikro- 
organismen , deren noch ziemlich erheblicher Teil unbekannt ist, 
werden es rechtfertigen, wenn wir über die unten beschriebenen zwei 
chromogenen Mikroorganismen eine Darstellung geben, da durch ihre 

UtU US. XXI. M. 53 


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334 T> Dobrzyniecki, Zwei chromogene Mikroorganismen der Mundhöhle. 


Kenntnis die Arbeiten und Untersuchungen Ober die Mikroorganismen 
der Mundhöhle einen bescheidenen Beitrag erhalten dürften. 

Der Micrococcus lactericeus, wie unten erwähnt, wurde 
von Freund zuerst gezüchtet, kam öfters bei den bakteriologischen 
Untersuchungen in obigem Laboratorium zum Vorschein. Ueber diesen 
Mikroorganismus findet man ein Referat bereits vom Jahre 1894 im 
Centralbl. f. Bakteriol. etc. Bd. XVI. p. 640. Ich habe über eigene 
Beobachtungen, sowie einige Ergänzungen über die Biologie desselben 
zu berichten. 

Der zweite Mikroorganismus stellt eine bisher unbekannte Art 
vor. Ich dachte, ihn Bacillus luteus nennen zu dürfen. 

Micrococcus lactericeus. 

Diesen Mikroorganismus beschreibt Martin Freund in seiner 
Inaugural-Dissertation: „Ein Beitrag zur Kenntnis chromogener Spalt- 
pilze und ihres Vorkommens in der Mundhöhle“. Erlangen 1893. Er 
fand ihn im menschlichen Speichel einmal. Bei den oben er- 
wähnten Untersuchungen kam er zweimal in kariösem Zahnbeine und 
einmal in einer Zahnpulpe, welche an Pulpitis chronica gangraenosa 
erkrankt war, zum Vorschein. 

Die biologischen Verhältnisse sind folgende: Der Micrococcus 
bildet kleine, runde Zellen, die einen Durchmesser unter 1 fi besitzen. 
Die Anordnung der Zellen ist eine zerstreute, regellose. Die Zellen 
besitzen keine Beweglichkeit. 

In Bouillon geht das Wachstum langsam vor sich. Das Nähr- 
raedium wird etwas getrübt, nach 2 — 3 Tagen entsteht am Boden 
des Kulturglases ein körniger Satz, welcher eine lichte, ziegelrote 
Farbe besitzt Auf Gelatineplatten bilden sich nach 24 — 30 Stunden 
makroskopisch als staubartige Pünktchen wahrnehmbare hellrosa- 
farbige Kolonieen. Bei schwacher Vergrößerung zeigen die Kolonieen 
scharfe Grenzen, bräunliche, körnige Struktur und sind kugelförmig. 
Die Gelatine wird nicht verflüssigt. Aehnliches Wachstum ist auch 
auf den Agarplatten zu beobachten. 

In Stichkulturen auf Gelatine ist das Wachstum folgendes: Längs 
des Stiches entwickelt sich nach 30 Stunden ein heller, schwach 
gekörnter Faden, oben bildet sich nach 2 — 3 Tagen eine liebte, 
ziegelrote Auflagerung, die sich bis zur Glaswand ausbreitet. Ver- 
flüssigung tritt nicht ein. Auf schiefem Agar bildet sich dem Striche 
entlang ein ziegelfarbiger nasser Streifen von 3 — 4 mm Breite. Der 
Farbstoff dringt nicht in das Nährmedium ein. Auf Eiweiß bildet 
sich eine auf die Impfstelle beschränkte, ziegelrote, nasse Auflagerung. 
Aehnliches Wachstum findet auf Kartofleln statt. Die Kulturen sind 
monatelang übertragbar und gedeihen bei gewöhnlicher Zimmer- 
temperatur. — Bei Mäusen und Kaninchen, subkutan eingeimpft, 
entsteht weder eine lokale, noch eine allgemeine Reaktion. Der 
Micrococcus ist mit den gebräuchlichen Färbungsmethoden leicht 
zu färben, färbt sich auch nach Gram’s Methode. 


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Bh bes a. Pro ca, Beobachtungen über die Aetiologie der Maul- u. Klauenseuche. 335 


Bacillus luteus. 

Dieser Mikroorganismus kam einmal zum Vorschein bei Zahn- 
caries. Er bildet kleine unregelmäßige Stäbchen von 1,5 /i Länge. 
Die Stäbchen sind dicht nebeneinander gelagert und unbeweglich. 

ln Bouillon entsteht nach 30 Stunden eine leichte Trübung, in 
2 — 3 Tagen ist am Boden des Kulturglases ein gelber Satz be- 
merkbar. 

Auf Gelatineplatten entstehen gelbe, punktförmige Kolonieen, die 
erst nach 2 Tagen deutlicher sichtbar werden. Bei schwacher Ver- 
größerung erscheinen sie als runde, scharf begrenzte, körnige, gold- 
gelbe Kolonieen. In Stichkulturen entwickelt sich längs des Stiches 
ein blaßgelber Faden, oben eine gelbe, feuchte Auflagerung, die bis 
zur Glasröhrenwand sich erstreckt. Die Gelatine bleibt fest. Auf 
schiefem Agar entsteht in 43 Stunden dem Striche entlang ein gelber 
nasser Streifen, auf Eiweiß eine gelbe, nasse, auf die Impfstelle be- 
schränkte Auflagerung. Auf Kartoffeln findet ein ähnliches Wachs- 
tum statt. 

Die Kulturen sind monatelang übertragbar und gedeihen bei 
Zimmertemperatur. Die Nährmedien bleiben ungefärbt. Der Bacillus 
ist leicht zu färben mit den gebräuchlichen Farben, behält auch, nach 
Gram’s Methode gefärbt, seine Färbung. 

Bei Mäusen und Kaninchen subkutan eingeimpft, entsteht weder 
eine lokale, noch eine allgemeine Reaktion. 


Nachdruck verboten. 

Beobachtungen über die Aetiologie der Maul- und 
Klauenseuche. 

Vorläufige Mitteilung. 

Von 

Prof. V. Babes und Dr. G. Proca 

ln 

Bukarest. 

Mit 6 Figuren. 

L 

Die Maul- und Klauenseuche oder die Aphthenseuche ist eine 
akute, febrile, eruptive Krankheit, welche in mancher Beziehung den 
akuten exanthematischen Infektionen des Menschen an die Seite ge- 
stellt werden darf. Offenbar ist die Seuche auch auf den Menschen 
übertragbar, doch ist es fraglich, ob die von Siegel und Bussenius *) 
beim Menschen beschriebenen Fälle auf Infektion von Tieren zurück- 
geführt werden können. Es handelt sich hier wohl vielmehr um 


1) Bussenius, Arch. f. Laryngologie. 1897. Heft 1 und Bussenius-Siegel, 
Ptscbe med. Wochenschr. 1897. No. 4. 


68 * 


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836 


V. Bah es and G. Proci, 


eigentümliche Formen hämorrhagischer Infektion, wofür auch die 
Eigenschaften der von diesen Autoren aus dem Blute der Kranken 
und Gestorbenen gezüchteten Bakterien sprechen. 

Ohne hier in die Einzelheiten der erwähnten Publikationen' ein- 
zugehen, wollen wir nur betonen, daß wir auch im Verein mit 
Hrn. Starcovici ausgebreitete bakteriologische Untersuchungen über 
die Aetiologie der Seuche ausgefübrt haben, welche aber, entgegen 
einer von unberufener Seite erfolgten Publikation, noch zu keinem 
wissenschaftlich begründeten Resultate geführt haben, uns aber wich- 
tige Fingerzeige über die möglichen Fehlerquellen derartiger Unter- 
suchungen gegeben haben, welche zum Teil mit den zuletzt von 
C. Fraenkel 1 ), von Nocard und Chauveau 3 ), sowie von 
Kurth 3 ) betonten übereinstimmen. 

Was die Befunde von Siegel betrifft, so erlauben wir uns. 
Folgendes zu bemerken : 

1) Siegel hat im Jahre 18P1 4 ) bei einer epidemisch auf- 
getretenen hämorrhagischen Septikämie mit Stomatitis vesiculosa oder 
gangraenosa, deren Zusammenhang mit der Maul- und Klauenseuche 
nicht nachgewiesen werden konnte, einen kleinen oviden, unbeweglichen, 
Gelatine nicht verflüssigenden Bacillus beschrieben, welcher auch bei 
Kälbern, Schweinen und Tauben, sowie in einem einzigen Falle bei 
einer Kuh eine fieberhafte, schnell tödliche, hämorrhagische und 
eruptive Krankheit erzeugt hatte. 

2) Nach den unvollkommenen Untersuchungen Siegel ’s zu 
urteilen, handelt es sich um einen Repräsentanten der von uns auf- 
gestellten Gruppe, der die hämorrhagische Septikämie des Menschen 
verursachenden Bacillen, welche auch bei Tieren eine ähnliche Krank- 
heit hervorrufen, der aber nicht jene Charaktere besitzt, welche der 
Erreger der Aphthenseuche aufweisen müßte. Namentlich wollen wir 
Folgendes betonen: 

a) Der Bacillus Siegel tötet die erwähnten Tiere oft in 1 — 2 Tagen, 
während das Virus der Aphthenseuche bei denselben Tieren ge- 
wöhnlich erst nach etwa 4 — 5 Tagen Fieber und dann die ge- 
wöhnlich leichte Aphthenerkrankung hervorbringt. 

b) Der Bacillus Siegel wurde im Blote gefunden, während das 
Virus der Aphthen im Blute gewöhnlich nicht enthalten ist. (In 
zahlreichen Versuchen konnten empfängliche Tiere durch das 
Blut der gefallenen Tiere nicht infiziert werden.) 

c) Der Bacillus Siegel verursacht nach subkutaner Injektion 
eine Septikämie, während die natürliche Seuche auf diesem Wege 
gewöhnlich nicht erzeugt werden kann. 

d) Der Bacillus Siegel kann aus dem Bläscheninhalt gezüchtet 
werden, während aus dem Bläscheninbalt bei der natürlichen 
Seuche in der Regel keinerlei Bakterien herangezüchtet werden 
können. 


1) Hygien. Rundschau 1897- No 4. 

2) Soci4te v^terinaire Paris. 1897. 

3) Dies. Central». 1897. 

4) Siegel, Dtsche med. Wochenschr. 1894. No. 18, 19. 


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Beobachtungen Uber die Aetiologie der Maul- und Klauenseuche. 


3) Siegel schickte eine Kultur jenes Bacillus an das Breslauer 
hygienische Institut, und Kruse konstatiert, daß der gesendete Bacillus 
durchaus nicht der Beschreibung Siegel’s entspricht, indem derselbe 
1) beweglich ist, 2) ein Stäbchen darstellt, welches dem Bacillus 
coli commune sehr ähnlich ist, 3) auf Kartoffel rötliche Rasen 
bildet, 4) für Mäuse pathogen ist, was weder der Beschreibung 
Siegel’s noch dem Virus der natürlichen Seuche entspricht, welches 
für Mäuse nicht pathogen ist*). 

4) Es ist deshalb äußerst wahrscheinlich, daß Siegel anfangs 
mit verschiedenen Bakterien gearbeitet hat, zum Teil mit Fäulnis- 
bakterien, welche dem Coli commune nahe stehen, zum Teil 
wohl auch mit einem Bacillus der hämorrhagischen Septikämie des 
Menschen. 

In der That finden wir in den ersten Mitteilungen Siegel’s 
keinen ausführlichen, beweisenden Bericht darüber, daß derselbe bei 
aphthösen Tieren seinen Bacillus gezüchtet und identifiziert hätte. 
Es ist eben nicht genug, in irgend einer Krankheit einen dem Ba- 
cillus coli ähnlichen Mikroorganismus zu entdecken, um denselben 
ohne weiteres als den Erreger der Krankheit ansprechen und mit 
einem einigermaßen ähnlichen Bacillus identifizieren zu können. 

I>eider bringt uns auch die spätere, vielfach verbreitete Arbeit 
von Bussenius und Siegel kein einwandfreies Material. Auch 
diesmal betreten diese Forscher den ungewöhnlichen Weg, eine Krank- 
heit des Menschen, deren Identität mit der Seuche durchaus nicht 
bewiesen ist, zum Ausgangspunkte ihrer Untersuchungen über die 
Tierseuche zu machen und ihre Resultate ohne weiteres auf die Tier- 
seuche zu übertragen. 

Es ist deshalb auch nicht zu verwundern, wenn die Kälber, 
welche mit den Bacillen dieser Autoren geimpft werden, nicht nach 
4 — 5 Tagen an Aphthenseuche erkrankten, sondern schon am 4. Tage 
nach der Impfung an einer hämorrhagischen Septikämie zu Grunde 
gingen. 

In einein anderen Falle wurde das infolge der Impfung erkrankte 
Kalb geschlachtet, und fandeu sich im Blute die Bacillen Siegel’s. 
Endlich wird erwähnt, daß derselbe Bacillus auch bei der natürlichen 
Krankheit gefunden wurde, doch äußern sich die Verff. eben über 
diesen Bacillus äußerst lakonisch und behaupten bloß, daß derselbe 
mit dem vom Menschen gewonnenen identisch sei. 

Diese Behauptung ist nun entschieden zu bezweifeln, nachdem 
mittels der von Menschen stammenden Kulturen nicht ein einziges 
Mal an den empfänglichen Tieren eine der Aphthenseuche ähnliche 
Erkrankung erzeugt wurde, während behauptet wird, daß die Kulturen, 
welche von der natürlichen Aphthenseuche herstammten, die typische 
Krankheit verursacht hätten , welche aber nicht beschrieben sind. 
Es ist doch merkwürdig, daß die Autoren den Bacillus aus 6 ver- 
schiedenen Provenienzen, aber bloß vom Menschen, genau vergleichend 


l) Während der Drucklegung dieser Arbeit saudte H. Siegel auch an uns eine 
Kultur, deren Charaktere mit den vou Siegel-Bussenius beschriebenen überein- 
stimmen. 


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838 


V. Babes und G. Pro ca, 


untersuchten, es aber nicht für nötig finden, wenigstens einen von der 
Tierseuche stammenden Bacillus mit jenen zu vergleichen. Uebrigens 
wurde weder die Indolbildung, noch die Säurebildung derselben 
untersucht. 

Wir müssen noch besonders hervorheben, daß der von Bussenins 
und Siegel beschriebene Mikroorganismus eine einzige endständige 
Geißel besitzen soll, und daß derselbe auch nach längerer Krankheit 
aus Blut und den Organen gewonnen werden konnte. Der Bacillus 
verliert bald seine pathogenen Eigenschaften. 

Es ist demnach nicht auszuschließen, daß es sich hier um einen 
dritten Organismus gehandelt habe. Jedenfalls wäre es wichtig ge 
wesen, zu untersuchen, ob dieser Bacillus für Laboratoriumstiere 
(Mäuse, Meerschweinchen, Kaninchen) pathogen ist 

5) Ein einziger Umstand scheint auf den ersten Blick den 
ätiologischen Zusammenhang der gefundenen Bacillen mit der Aphthen- 
seuche zu beweisen, nämlich die gelungene Uebertragung der Krank- 
heit, besonders bei Verwendung von ganz frischen Kulturen. 

Aber eben dieses Beweisverfahreu ist nicht einwandsfrei, indem 
1) es möglich wäre, daß an ganz frischen Kulturen etwas vom eigent- 
lichen noch unbekannten Virus heften geblieben sei, 2) es nicht von 
der Hand zu weisen ist, daß statt der künstlichen die natürliche 
Krankheit trotz aller Vorsichtsmaßregeln bei den Versuchstieren auf- 
getreten sei. Wir besitzen namentlich vielfache Erfahrungen über 
diese Möglichkeit. 

In drei unserer größten Versuchsreihen konnten wir konstatieren, 
daß sowohl die Kontrolltiere als auch die infizierten Käiber fast zu 
gleicher Zeit an Aphthenseuche erkrankten. 

In einem Falle wurden 4 anscheinend gesunde Kälber angeschafft 
und in 2 verschiedene, ganz neue Ställe verteilt. 

Ein Kalb wurde mit Kulturen behandelt, während 3 Kälber gänz- 
lich isoliert gehalten wurden. Am 5. Tage zeigten sich bei dem 
infizierten Kalb ganz charakteristische Erscheinungen der Aphthen- 
seuche, als wir aber die übrigen 3 Kälber untersuchten, fanden wir 
an allen ähnliche Erscheinungen. 

In einem anderen Falle wurden 6 Kälber in 2 isolierte, seuchen- 
freie Ställe eingestellt; 4 davon wurden mit Kulturen behandelt. 
Bei 2 derselben trat nach 2 und 5 Tagen die Seuche auf, ebenso 
aber bei einem der 2 Kontrolltiere. 

Wir sind demnach in der Folge anders vorgegangen: wir ließen 
Kälber aus ganz seuchefreien Gegenden kommen, stellteu sie dann 
für wenigstens 10 Tage in seuchefreie Ställe ein und arbeiteten erst 
dann mit denselben, indem wir selbst dafür sorgten, daß niemand, 
welcher in letzter Zeit sich mit der Seuche beschäftigt hatte, zu den 
Tieren Zutritt erhalte, und indem wir immer einige isolierte Konfron- 
tiere übrig ließen. Diese Bedingungen wurden nun in den Versuchen 
von Bussenius und Siegel nicht erfüllt, so daß diesen Autoren 
sehr leicht dasselbe widerfahren konnte, was uns selbst wiederholt 
zugestoßen war. 

Wir wollen hier nicht in die Beschreibung unserer langwierigen 
bakteriologischen Untersuchungen eingehen und erlauben uns bloß za 


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Beobachtungen Uber die Aetiologie der Maul- und Klauenseuche. 


839 


konstatieren, daß wir eineD Bacillus, welcher jenem von ßussenius- 
Siegel entspricht, ebenso wie dem von C. Fraenkel, nur ausnahms- 
weise aus dem Speichel und den Organen der kranken Tiere heran- 
zilchten konnten, während wir häufig andere Bacillen, welche der 
Gruppe des Typhus-Colibacillus angehören, aus diesem Material 
erhalten konnten. Tiere, welche im Beginne der Krankheit geschlachtet 
wurden, hatten übrigens gewöhnlich sterile Organe und auch der mit 
größter Sorgfalt geprüfte Bläscheninhalt war in der Regel steril. 

Unter den von H. Starcovici und uns isolierten typhusähnlichen 
Bacillen waren namentlich 3 Arten häufiger, ein unbewegliches, im 
übrigen dem Colibacillus ähnliches, etwa 0,6 n dickes Stäbchen, 
welches bei Mäusen und Kaninchen selbst in kleinsten Dosen schnell 
tödliche Septikämie erzeugte, mit welchem aber bei für die Seuche 
empfänglichen Tieren bloß vorübergehendes Fieber erzeugt wurde, dann 
ein Bacillus, welcher in allem dem Bacillus coli entsprach (Größe, 
Färbung, Geißeln, Kulturen, Gärungsvermögen, Indolreaktion, Patho- 
genität u. s. w.), mit welchem aber anscheinend die typische Aphthen- 
seuche bei Kälbern erzeugt werden konnte, dann ein dritter typhus- 
ähnlicher Bacillus, welcher sich vom Typhusbacillus durch 
geringe Krümmung der Bacillen, durch etwas spärliche Geißeln, durch 
stärkere Braunfärbung in der Tiefe der Kulturen, durch reichlichere 
Kartoffelkulturen, durch energischere Vergärung von Zucker, besonders 
aber durch seine sehr ausgesprochene Pathogenität für Mäuse, Meer- 
schweinchen und Kaninchen unterscheidet Kleinste Dosen , selbst 
alter Kulturen, rufen nämlich ausgesprochene hämorrhagische, schnell 
tödliche Septikämie, öfters mit Bildung kleiner nekrotischer Knötchen 
in den inneren Organen, hervor. 

Besonders mit letzterem Bacillus hatten Hr. Starcovici und 
wir selbst zahlreiche Versuche an Mäusen, Meerschweinchen, Kaninchen, 
Tauben, Kälbern, Schweinen und Schafen augestellt, und konnten wir 
uns überzeugen, daß der Verfütterung, der subkutanen Impfung, der 
Einreibung in die scarifiziertc oder auch nicht verletzte Schleimhaut 
in der Regel bei den erwähnten kleinen Nagern eine schnell tödliche, 
hämorrhagische Septikämie, bei den größeren Tieren in vielen Fällen 
nach 2—20 Tagen ein Ausbruch der ganz typischen Seuche gefolgt 
war. Selbst als Starcovici mittels dieses Bacillus Kälber iu einer 
ganz seuchenfreien Gegend impfte, entwickelte sich in einigen Fällen 
nach ö Tagen die charakteristische Seuche. 

Natürlich konnten wir uns, namentlich gegenüber diesem letzten 
Versuche, nur schwer von dem Eindrücke befreien, daß wir es mit 
dem wahren Erreger der Seuche zu thun hätten. 

Jedenfalls aber ist unser Bacillus „Starcovici“ nicht mit 
dem Bacillus Bussenius-Siegel identisch; er besitzt mehrere 
Geißeln (wie der Typhusbacillus) und findet sich in frischen 
Kulturen nicht in Form von ovalen, kokkenähnlichen Gebilden, sondern 
als längere, dünne Stäbchen von etwa 0,3 — 0,5 fi Durchmesser, ge- 
wöhnlich noch etwas schlanker als die Typhusbacillen. 

In älteren Kulturen bilden sich oft längere, dickere, eigentümlich 
zugespitzte Gebilde. 

Der wichtigste Unterschied zwischen dem Bacillus Starcovici 


J 


840 


V. Bibel und G, Proei, 


und Bacillus Siegel ist die hohe Pathogenität des ersteren für 
Meerschweinchen und Kaninchen, während der Siegel’sche Bacillus 
bei Schweinen und Rindern eine tödliche hämorrhagische Septikämie 
bervorbringt, was der Starcovici’sche Bacillus nicht vermag. 

Wir haben noch gefunden, daß das Blutserum der infizierten 
Tiere hochgradig agglutinierende Eigenschaften (1 : 10 — 1 : 60) be- 
sitzt. In den so agglutinierten Gruppen werden die Bacillen kürzer, 
breiter und ganz blaß, nach Bunge (Geißel- und Kapselfärbung) 
nicht mehr blau, sondern rötlich gefärbt, ebenso erkennt man eine 
rötlich gefärbte Masse in der Umgebung der Bacillen, welche offenbar 
eben die Agglutination der Bacillen vermittelt. Die Geißeln sind an 
solchen Präparaten gänzlich geschwunden. 

Wir gedenken über dieses Verhalten, welches wir bei mehreren 
geißeltragenden Bacillen näher studiert haben, Weiteres zu veröffent- 
lichen. 

Trotzdem nun der Bacillus Starcovici durch das Blut mit 
demselben infizierter Tiere prompt zur Agglutination gebracht werden 
kann, ist das Blut der au Aphthenseuche erkrankten Tiere nicht 
imstande, in den Kulturen Agglutination herbeizuführen. Auch die 
Kulturen Siegel’« werden durch dieses Blut oder Serum nicht 
agglutiniert. Es ist dies unbedingt ein wichtiges Argument gegen 
die ätiologische Bedeutung der beiden Bacillen. 

Da wir voraussetzen müssen, daß die Aetiologie der Aphthen- 
seuche eine einheitliche sei, können wir ferner nicht zugeben, daß sowohl 
der Bacillus Siegel, als auch der Bacillus Starcovici die 
Aphthenseuche verursache, und müssen um so mehr der Befürchtung 
Ausdruck geben, daß beiderseiis nicht sorgfältig genug vorgegangen 
worden sei, und daß selbst in die angeblich einwandsfreien Versuche 
sich irgend ein Fehler eingeschlichen habe, da wir ja gesehen haben, daß 
bei Bussen ius-Siegel der vom Menschen und vom Tiere stam- 
mende Bacillus nicht sorgfältig identifiziert worden ist, daß die Ver- 
suche selbst nicht einwandsfrei sind und gewöhnlich nicht die typische 
Seuche, sondern eine andere, viel schwerere Krankheit hervorgebracht 
wurde, ferner daß der Bacillus Starcovici für Tiere pathogen 
ist, welche durch Einführung des natürlichen Virus nicht erkranken. 

Ohne uns übrigens endgiltig aussprechen zu wollen, glaubten 
wir uns infolge dieser Erwägungen doch berechtigt, unserem Forschen 
nach der Aetiologie der Seuche eine andere Richtung zu geben. 

II. 

Einem Kaninchen (dasselbe ist nach Friedberger und Fröh- 
n e r für die Aphthenseuche nicht unempfindlich) wurde die 3 Monate 
alte Bouillonkultur eines großen Coccus, welche aus dem Blaseninhalte 
eines aphthenkranken Kalbes stammte, injiziert. Das Kaninchen 
erkrankte nach 1 1 Tagen an Fieber und einer eigentümlichen Bläschen- 
eruption des Maules, des Zahnfleisches, der Konjunktivs, der Zitzen 
und der Analgegend. Die Bläschen waren zum Teil schon eiterhaltig 
und verbreiteten sich während einiger Tage auf den übrigen Körper, 
worauf die Eruption allmählich verschwand. 

Die betreffende Kultur wurde nun von neuem auf Tiere verimpft, 


Beobachtungen über die Aetiologie der Maul- und Klauenseuche. 


841 


aber ohne Erfolg. Nach Färbung der Präparate aus dieser Kultur 
mittels sauren Methylenblaus nach Fraenkel und dann mit Karbol- 
fuchsin, fanden sich hie und da citronenähnliche oder länglich ovale, 
blau-rötliche Gebilde von etwa 6—8 n Länge und 3—6 u Breite. 
Id der Mitte derselben sitzen etwa 0,8 n breite, längliche, glänzende, 
sporenähnliche Gebilde, so daß das Ganze den Eindruck einer ein- 
gekapselten Clostridium ähnlichen Spore macht 

Trotz aller unserer Bemühungen gelang es nicht, diese Gebilde 
zu isolieren und zu züchten, auch war es nicht möglich, durch wieder- 
holte Injektion aus der ursprünglichen Kultur einen ähnlichen Blasen- 
ausschlag hervorzurufen. 

Es gelang aber in der Folge ziemlich leicht, aus dem Speichel 
und dem Blaseninbalte frischer Fälle von Maul- und Klauenseuche, 
den Parasiten zu entdecken, welchem die erwähnten Sporen angehören, 
Leider aber wuchs derselbe lange Zeit bloß in Symbiose mit ver- 
verschiedenen , namentlich chromogenen Bakterien. So wurde er 
zuerst in Symbiose mit einem fluorescenten dünnen Bacillus gefunden, 
welcher sich vom Bacillus pyocyaneus bloß durch die mehr 
gelblich-grüne Färbung unterscheidet. Derselbe erzeugt selbständig 
gezüchtet mäßig eitrige Infiltration an der Infektionssteile 1 ). 

Der uns interessierende Mikrophyt entwickelt sich unter der 
Kolonie des fluorescierenden Bacillus in Form eines matten, fest 
adhärenten Häutchens, welches sich aber bald drüsig oder körnig 
erhebt und später einen ziemlich dicken, körnigen, Krystalldrusen 
ähnlichen, glänzenden, durchscheinenden Ueberzug bildet, etwa einer 
Kultur von Leuconostoc mesent vergleichbar. Aeltere Kulturen 
färben sich goldgelb. 

Alle unsere Versuche zur Isolierung des Pilzes blieben erfolglos, 
während der fiuorescierende Bacillus leicht isoliert wurde. Selbst in 
den kleinsten Kolonieen, in Glasschalen, findet sich im Centrum der 
Pilz in Form eines durchsichtigen Kornes, welches von einer etwas 
gewölbten, feinkörnigen Zone des Bacillus umgeben erscheint 

Unter dem Mikroskope erkennt man die Bacillen auch in den 
engen Maschen des Mycels des Pilzes, welcher Umstand wohl den 
hartnäckigen Zusammenhang des letzteren mit den Bacillen bedingt. 
— Die Isolierung des fluorescierenden Bacillus gelingt am leich- 
testen bei höherer Temperatur (über 30°), bei welcher anfangs der 
Pilz nicht wächst, oder auf nicht zuckerhaltigen Nährböden, auf 
welchen derselbe sich anfangs ebenfalls nicht entwickelt. Nach 
mehreren Ueberimpfungen akklimatisiert sich übrigens der Pilz auch an 
diese Verhältnisse. Leider fanden wir keinen Nährboden und keinerlei 
Verhältnisse, welche dem Pilze günstig, den begleitenden Bakterien 
aber ungünstig waren. Auf stark sauren oder stark alkalischen 
Nährböden entwickeln sich beide Mikroorganismen mehr oder minder 
gut. — Kartoffeln, Rüben, besonders Zuckerrüben, bilden namentlich 


1) Am besten wächst der Pils, wenn man im Beginne der Krankheit bei reich- 
licher Eruption Aphtheninhalt snnächst 24 Standen aaf Brotbrei bei Zimmertemperatur 
hält und hierauf auf eiue Agarserumsucker-Fläche ausbreitet, worauf schon in 2 Tagen 
die körnigen, durchscheinenden Kolonieen erscheinen. Gewöhnlich entwickeln sich die- 
selben sogleich mit den beschriebenen gelben Bakterien. 


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842 


V. Babe» und O. Proca, 


einen guten Nährboden. Nachdem der höhere Pilz Sporen gebildet, 
versuchten wir durch höhere Temperatur den fluorescenten Bacillus 

zu töten, aber so- 
bald dies gelang, 
konnte auch der 
zweite Pilz nicht 
mehr zum Wach- 
sen gebracht wer- 
den. In Symbiose 
hat der Pilz auf 
Babes-Petri- 
schen Agargelatine- 
schalen ein eigen- 
tümliches lappiges, 
in der Mitte grob- 
körniges Aussehen 
und zeigt bei stär- 
kerer Vergrößerung 
das in Fig. 1 dar- 
gestellte Gefüge. 

Io einem ande- 
ren Falle wurde der 
Pilz in Symbiose 
mit einem dicke- 
ren , etwas erha- 
benen , gelblichen, 
nicht verflüssigen- 
den Bacillus ge- 
funden , auch in 
diesem Falle konnte 
der Pilz vorüber- 
gehend auch allein 
zum Wachsen ge- 
brachtwerden. Na- 
mentlich wieder- 
holte Plattenkultu- 
ren führten zum 
Ziele, und erzielten 
wir nun reichliche, 
trockene, krystall- 
drusen&hnlicbe, 
weiße, später gold- 
gelbe Kolonieen, 
unter welchen die 
Gelatine einsinkt, 
ohne sich zu ver- 
flüssigen. Die Ko- 
lonie ist gewöhn- 
lich von einer etwas 
getrübten Gelatine 



Fig. 1. Peripherer Anteil einer 3 -tägigen Kultur auf 
Agar-Agar bei stärkerer Vergrößerung. Von oben nach unten 
erkennt man zunächst isolierte gekrümmte Stäbchen, hierauf 
eine Art Kapsel mit byphenartigen , strahlig angeordneten 
Fäden. Hierauf folgt ein grobmaschiges Netswerk, welches 
wieder gröBere, abwechselnd längere und kürsere terminale 
Fäden gegen die Peripherie aussendet. Die Enden derselben 
sind oft glasig gequollen. Endlich folgt eine feinkörnige 
Schicht des fluorescierenden Bacillus. 


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Beobachtungen über die Aetiologie der Maul- and Klauenseuche. 843 

umgeben. Die kleinsten Kolonieen sind kaum mit dem Nährboden in 
Verbindung und gleiten auf demselben hin und her. 

In 11 anderen Fällen entwickelte sich der Pilz zusammen mit 
einem gelben, verflüssigenden Kapselbakterium, wodurch makroskopisch 
und mikroskopisch Bilder entstehen, welche genau dem von Babes 
im Jahre 1886 und 1890 im Bakterienwerke Cornil-Babes be- 
schriebenen gelben Kapselbakterium oder Ascobacterium luteum 
entsprechen. In einigeu Fällen wurde das Kapselbakterium auch rein 
aus den Organen der gefallenen Tiere herangezüchtet 1 ). 

Unter dem Mikroskope erkennt man an den Kolonieen desselben 
auf Agar-Agar ein sehr kompliziertes Gefüge. Von dem im Centrum 
befindlichen Impfmaterial ausgehend, erstreckt sich ein Mycel von 
etwa 2 — 3 /< Dicke und von demselben gehen ringsum strahlenförmig 
Hyphen aus. 

Auf die Zone derselben folgt eine neue Myceliumschicht, von 
welcher in eigentümlicher Weise Hyphen ausgehen, welche durch 
alternative bessere und geringere Entwickelung eine spitzenähnliche 
Begrenzung zeigen. Am Ende der Hyphen, welche z. T. kolbig enden, 
findet man öfters gequollene, homogene, sehr lichtbrechende Formen. 

Auf Querschnitten der Kultur (Fig. 2) erkennt man in der Tiefe 
große kugelige durch Färbung körnig erscheinende Gebilde von 
10 — 30 fi Dicke (a). Dieselben sind wie bei manchen Blastomyceten 
in Form eines Netzwerkes angeordnet. Von denselben gehen gegen die 
Oberfläche zu Verzweigungen aus, welche zunächst aus immer kleiner 
werdenden Kugeln bestehen (6), von welchen endlich ovale Gebilde 
und dann längliche Gebilde, Fäden, ausgehen, welche zunächst 
knollige Knospen bilden, weiter gegen die Oberfläche hin sich ver- 
dünnen und Kapseln oder Schläuche bilden, in deren Innern eigen- 
tümliche bakterienähnliche Gebilde liegen. 

Ganz an der Oberfläche scheiden sich von den Endschläuchen 
ovale oder citronenförmige, sporenhaltige Gebilde (Clostridien?) ab. 
Die Dicke derselben entspricht jener der oben beschriebenen. 

Die schlauchartigen oder kapseligen Gebilde haben etwa den- 
selben Durchmesser von 3 — 5 fi. 

In Kulturen von 48 Stunden erkennt man nach Färbung mittels 
Beize und Karbolfuchsin die rötlich gefärbten Schläuche oder Kapsein 
aus einer hyalinen celluloseähnlichen Substanz bestehend. 

Im Innern derselben finden sich nun die in Fig. 3 abgebildeten 
bakterienähnlichen Formen, welche jenen entsprechen, die einer von 
uns (Babes) in unserem Lehrbucbe (Cornil-Babes, Les bact6ries. 
1886 und 1890) als Ascobacterium luteum beschrieben und 
abgebildet hat , und welches auch wahrscheinlich eine Symbiose 
eines höheren Pilzes mit einem gelben, verflüssigenden Kapsel- 
bacterium darstellt. Auch hier handelt es sich um eine Art Ver- 
zweigung oder Geflecht, welches von aneinandergelagerten großen 


1) Vielleicht gehört der von Unna und Tommuoli bei Ekzem gefundene 
Ascobaciilus citr e us (Monatshefte f. prakt. Denn). trotzdem bei demselben die 
höhere Pilzform nicht beschrieben ist und die Autoren demselben keinerlei pathogene 
Wirkung beilegen, zu derselben Gruppe, und haben vrir (Pro ca) in der That bei 
Ekzem eine hierhergehörige Pilzsymbiose gefunden. 


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844 


V. Babe 9 und;G. Pro ca, 


Kapseln gebildet wird, in welchen sich Kokken oder bacillenähnliche 
Gebilde entwickeln; neben derselben bestehen aber auch hier größere, 
protoplasmatische oder stark licht-brechende, knospende Formen. 

Wir finden namentlich ovale oder längliche Kapseln, nach außen 
ungenau umschrieben, in welchen rundliche oder ovale 1 u dicke 
Gebilde enthalten sind, welche fast ganz den Eindruck von Kokken, 
Diplokokken oder Streptokokken hervorbringen. Schon zu derselben 
Zeit finden sich in den Kapseln längliche, oft an den Enden intensiv 
gefärbte Gebilde kettenbildend, in welcher die Stäbchen in Längs- 
oder in Querreihen angeordnet sind, welche genau den Eindruck von 
Bacillen von 0,8 Dicke hervorrufen. Dieselben sind oft isoliert zu 
finden, mit einer breiten metachromatischen Kapsel umgeben. Wenn 


a 



Fig. 2. Querschnitt einer Zuckeragar-Agarkultnr des Pilses. Vergr. 400. In der 
Tiefe (a) erkennt man große granulierte, sprossende oder ein Netzwerk bildende Kugeln. 
Dieselben werden gegen die Oberfläche zu kleiner ( 6 ) und geben von hier gegen die 
Oberfläche zu Fäden oder Schläuchen aus, welche bakterienäbniiebe Gebilde enthalten 
und an der Oberfläche zu Clostridium -ähnlichen Formen zerfallen. 


diese Kapsel undeutlich ist, kann der Bacillus nur durch seine etwas 

g rößere Dicke und durch seine dickere Membran vom fluorescierenden 
acillus unterschieden werden, während derselbe dann dem erwähnten 
gelben Kapselbacillus vollkommen gleicht. 

In etwas älteren Kulturen sieht man schon nach 3 — 10 Tagen 
glänzende rundliche oder längliche sporenähnliche Gebilde im Innern 
der Kapsel sich bilden und hierauf durch Segmentierung der Kapsel 
frei werden (Fig. 4). 

In diesen Kulturen, besonders aber in etwas älteren, findet man 
nun im Innern des Schlauches oder der Kapsel eigentümliche größere, 
granulierte, stark färbbare, gegeneinander abgeplattete Kugeln von 


Beobachtungen über die Aetiologie der Heul- und Klauenseuche. 


846 



Fig. 6. 



Fig. 8. 




Fig. 8. 24-stÜndige Zuckeragar-Agarserumkultur, 800fache Vergr. Kerbolfucbsin 
und Metbyienblanbeize. Inmitten der Bacillen (des fiuorescierenden Bakteriums) findet 
man lange Kapseln oder Schläuche, bist! ros* gefärbt, in welchen die Streptokokken- 
ähulichen oder Bacitien-ähnlichen Formen liegen. 

Fig. 8 2-tägige und Fig. 4 10- tägige Kultnr. ln Fig. 6 haben eich im Innern der 
Kapsel glänzende sporenartige Gebilde entwickelt, in Fig. 5 sind die Kapseln in Clo- 
stridium-artigen Formen aerfallen. 

Fig. 6. 4 -tägige Kultur des Pilses in Symbiose mit dem fiuorescierenden Bacillus, 

letsterer in Form kleiner ovaler Bakterien. Der Pils findet sich in Form von Clostri- 
dium-ähnlichen Sporen, dann von knospenden oder verzweigten, zum Teil homogenen, 
stark lichtbrechendeo Zellverbänden, letztere zum Teil von einer breiten, heilen Kapsel 
umgeben, in welche, von den Zellverbänden ausgehend, Fortsätze ausstrahlen. 

2—10 fi Durchmesser. Dieselben wachsen in Form von Knospen 
aus, in welchen man oft eine Furchung derselben in 4 oder mehr 
Zellen beobachten kann. Von denselben gehen öfters feine strahlige 


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846 


V. Babes und Q. Pro ca, 


Fortsätze in die Kapselsabstanz ein (Fig. 6). Die beigegebenen 
Figuren stellen die verschiedenen in Kulturen gefundenen Formen 
des Parasiten dar. 

Ganz junge isolierte Kolonieen des Pilzes mit Karbolfuchsin ge- 
färbt, stellen sich als ein dichtes Geflecht von stark gefärbten, perl- 
schnurähnlich aneinander gereihten Kapseln von etwa 3—6 /< Durch- 
messer dar. Von den terminalen Kugeln gehen öfters wellige, zu- 
gespitzte, kurze Fäden aus. In ungetrockneten und ungefärbten 
Präparaten können letztere Formen nicht erkannt werden. 

Auf Kartoffeln entwickelt sich der Pilz ähnlich wie auf Agar- 
agar, unter dem Mikroskope erkennt man aber hier neben zahlreichen 
Bacillen eigentümliche, glasig glänzende Kugeln von etwa 4 — 8 u 
Durchmesser, Hefezellen ähnlich, au welchen öfters eine periphere 
Zone (vielleicht eine Kapsel) unterschieden werden kann. Oft hängen 
mehrere solcher Kugeln zusammen und seitlich aufsitzende kleine 
Kugeln machen den Eindruck von Kuospen. Die Kugeln zerfallen oft 
in je 4 gleich große Segmente. Diese Gebilde färben sich mit keinerlei 
Farbstoff, auch nicht durch Jod. 

In älteren Kulturen wird die Kolonie feucht und zerfließend. 

In Bouillon bildet sich geringe Trübung und ein dünnes Häut- 
chen, welches bald zu Boden sinkt 

An der Kultur kann Indolbildung konstatiert werden. — Milch 
wird durch die Kultur weder gesäuert, noch koaguliert. 

Tierexperimente. Weder intraperitoneale noch subkutane 
Inokulation am Rumpfe, noch Einreiben der Kultur in Schleimhäute 
erzeugen bemerkbare Veränderungen, während nach subkutaner In- 
jektion am Ohre des Kaninchens zunächst geringes Fieber auftritt, 
welches etwa nach 3 Tagen schwindet, während 5 — 6 Tage nach der 
Infektion an der Impfstelle und in deren Umgebung erbsen- bis 
haselnußgroße, wasserhelle, gelbliche Bläschen auf infiltriertem Grunde 
auftreten. Dieselben werden gewöhnlich in einigen Tagen eiterig, und 
nach Platzen derselben bildet sich ein flaches, öfters blutendes Ge- 
schwür, welches nach Bildung einer Kruste vernarbt. Manchmal 
wiederholen sieh aber die Eruptionen, während das tiefe Gewebe 
eiterig schmilzt oder selbst nekrosiert. Dieses Resultat wurde noch 
mittels Kulturen der 7. — 30. Generation erzielt, und zwar sowohl mit 
Kulturen des reingezüchteten Pilzes als auch mit Mischkulturen. Im 
letzteren Falle kommen dann auch die pyogenen Eigenschaften des 
fluorescierenden Bacillus mehr zur Geltung, während der nicht patho- 
gene gelbe Kapselbacillus die durch den Pilz erzeugten Veränderungen 
nicht modifiziert. 

Die pathogene Wirkung der Kulturen wurde durch Weiter- 
zücbtung und durch Durchleiten derselben durch Versuchstiere eigen- 
tümlich verändert. 

Zunächst wurde festgestellt, daß die Injektion in die Blutbahn 
nach 2—3 Tagen von Fieber und dann vom Ausbruch eines Bläschen- 
ausschlages, namentlich an den sichtbaren Schleimhäuten, gefolgt war, 
welcher Ausschlag bald zurückging. In anderen Fällen aber, nament- 
lich bei Verwendung von frischen Reinkulturen auf Kartoffeln, erzeugte 
die intravenöse Injektion sorgfältigst emulsierter Kulturen eine 


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Beobachtungen über die Aetiologie der Maul- und Klauenseuche. 


847 


eigentümliche hämorrhagische, schnell tödliche Krankheit, namentlich 
mit Hämorrhagieen der Darmschleimhaut, der Mesenterialdrusen und 
der Peyer’schen Plaques, darunter 2mal mit hämorrhagischen Ge- 
schwüren der Magenschleimhaut, welche Form einer bei uns be- 
obachteten malignen Form der Aphthenseucbe entspricht. 

Man kann aber auch mittels Kartoffelkulturen einen typischen 
Bläschenausschlag erzeugen, wenn man eine sehr geringe Menge der 
Kultur einimpft. 

Bei Mäusen verursacht die subkutane Injektion des Pilzes nach 
1 — 3 Tagen eine pnstulöse Eruption, welche nach wenigen Tagen 
abheilt. 

Bei Meerschweinchen erzeugt die subkutaue Injektion kleiner 
Kulturmengen nach 4 Tagen einen Absceß oder ein Geschwür, welches 
nach 6 — 10 Tagen heilt. 

2 Kälbern wurde eine Bouillonknltur des Pilzes in die skarifizierte 
Mundschleimhaut eingerieben, worauf nach 48 Stunden Fieber und 
hierauf eine umschriebene Blaseneruption, ganz ähnlich jener der 
natürlichen Krankheit, auftrat; leider entwickelte sich bei einem 
Kontrolltiere nach einigen Tagen die natürliche Seuche. 

4 Kälber wurden aus ganz unverdächtiger Gegend in ganz neue 
Ställe eingestellt und nach 8- tägiger Beobachtung 2 davon wie früher 
behandelt. Nach 4 Tagen trat bei denselben Fieber und charakte- 
ristischer Blasenausschlag, namentlich auf der Nasenschleimhaut, auf. 
Die Krankheit verlief gutartig. 

Auf ähnliche Weise wurden nun Schweine injiziert. 2 Schweine, 
welche zunächst 14 Tage in Beobachtung gehalten wurden und an 
ganz unverdächtiger Stelle eingestellt waren, wurden an skarifizierten 
Stellen des Rüssels und des Maules injiziert, bei denselben trat ohne 
nennenswerte Temperatursteigerung umschriebene Bläscheneruption 
auf, welche zu oberflächlicher, schnell heilender Geschwürsbildung 
führte. 

Von 2 anderen Schweinen, welche früher ohne Erfolg mit dem Sta r - 
covici’ sehen feinen Bacillus behandelt worden waren, wurde eines 
am Ohre, das andere an der Schleimhaut mit Pilzkultur infiziert. 
Das erstere Tier bekam nach 4 Tagen vorübergehende Temperatur- 
steigerung, während bei dem anderen Tiere nach 60 Stunden ge- 
steigerte Sekretion, Hyperämie und Bläschenbildung der Lippen- 
schleimbaut auftrat, welche in einigen lägen abheilte. Von diesem 
Tiere konnte durch Einreiben des Bläscheninhaltes ein anderes Schwein 
infiziert werden. Ebenso war die Uebertragung des reichlichen Mund- 
schleimes von einem Kalbe, welches durch die Impfung des Pilzes 
erkrankte, vom Ausbruch der typischen Krankheit gefolgt. 

Es wurden noch Schafe, Lämmer, eine Ziege, Eselfüllen, Tauben 
und Hühner, jedoch ohne Erfolg, geimpft 

Weiße Mäuse zeigen an Stelle der subkutanen Impfung eine 
oder mehrere Pusteln, welche sich bald mit gelber Kruste bedecken 
und abheilen. 

III. 

Es folgt demnach aus unseren Ausführungen, daß bei der Maul- 
und Klauenseuche sowohl von Siegel und Bussen ius, als auch 


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§48 B&bes u. Proc», Beobachtungen über die Aetiologie der Maal« u. Klauenseuche. 


von Starcovici und uns selbst mehrere Arten von Mikroorganismen 
gefunden wurden, welche der B. coli gruppe angeboren, und nach 
deren Impfung bei Kälbern die Seuche zum Ausbruch kam. Da es 
sich aber um verschiedene Bakterien handelt, indem dieselben durch- 
aus nicht in allen Fällen konstatiert wurden und da sich dieselben 
nicht so verhalten, wie es vom Erreger der Seuche vorausgesetzt 
werden müßte, ist es sehr wahrscheinlich, daß der Ausbruch der 
Seuche nach der Impfung ein zufälliger war oder auf einen Ver- 
suchsfehler zurückzuführen ist. 

Andererseits haben wir einen eigentümlichen Mikroorganismus 
bei dieser Seuche nachweisen können, dessen Stellung im System 
schwer zu bestimmen sein dürfte. Es handelt sich also vielleicht um 
einen höheren Pilz, wohl einen Ascomyceten, welcher eine sehr stabile 
Symbiose mit dem beschriebenen Bacillus bildet und infolgedessen 
die beschriebene eigentümliche Erscheinungsweise aufweist. 

Es kann sich aber vielleicht um eine eigentümliche Pilzform 
handeln, etwa dem von Babes beschriebenen Ascobacterium 
luteum vergleichbar (Cor nil-Bab es, Les bact6ri6s. 1887 u. 1890), 
und könnte dieselbe dann dem Ascococcus, vielleicht auch höheren 
Pilzen, etwa der Familie der Gymnoasci, deren niederste Form 
dieselbe darstellen würde, angereiht werden. 

Dieser Pilz wächst hauptsächlich bei niederer Temperatur auf 
zuckerhaltigen Nährböden, bildet eigentümliche, krystalldrüsenäbnliche 
Kolonieen und hat einen sehr formenreichen Entwickelungskreis, zu- 
nächst Schläuche oder Kapseln, in welchen Reihen von kokken- oder 
bacillenähnlichen Gebilden liegen, dann isolierte eingekapselte Stäb- 
chen, etwas größer als der Bacillus coli communis, dann 
Clostridium - artige Sporen, ferner größere, rundliche, protoplasma- 
tische Massen, Ketten oder massige, verzweigte Verbände bildend, 
endlich namentlich auf Kartoffeln glänzende, homogene Hefezellen. 

Die pathogene Wirkung des Pilzes ist höchst auffallend. Zu- 
nächst ist der Pilz wenig pathogen. Derselbe erzeugt bei Kaninchen, 
Schweinen und Kälbern nach Einreibung oder Verfütterung Fieber 
und nach mehreren Tagen eine mehr oder weniger umschriebene 
Bläscbeneruption. Durch Injektion in die Blutbahn erzeugt der Pilz 
allgemeine Bläscheneruption, namentlich an jenen Stellen, welche bei 
der natürlichen Aphthenseuche affiziert sind. 

Namentlich Kartoffelkulturen sind viel virulenter, indem sub- 
kutane Injektion am Rumpfe wohl auch unwirksam ist, Injektion in 
die Blutbahn oder ins Peritoneum von Kaninchen aber eine schnell 
tödliche hämorrhagische Septikämie auslöst, wobei namentlich Darm- 
bämorrhagieen und hämorrhagische Infiltration der P e y e r ’ sehen 
Plaques charakteristisch zu sein scheinen. Bemerkenswert ist noch, 
daß die Impfung mit geringen Mengen von Kartoffelkultur die 
Bläschenkrankheit, größere Mengen und an geeigneten Orten injiziert 
eine hämorrhagische Septikämie erzeugt, welche der malignen Aphthen- 
seuche ähnlich verläuft. 

Es entsteht nun die Frage, ob dieser Pilz mit der Maul- und 
Klauenseuche in irgendwelcher Beziehung steht? In Betreff dieser 
Frage wollen wir zunächst betonen, daß der Pilz in ö unter 8 unter- 


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L. Gussew, Eio Fall einer dreifachen Infektion des Organismus etc. 349 


suchten Fällen von Aphthenseuche aus dem Blaseninhalte und dem 
Speichel der erkrankten Tiere gewonnen werden konnte, während er 
nur lmal unter 11 untersuchten Fällen bei gesunden Tieren gefunden 
wurde. Der Umstand, daß derselbe aus dem Blaseninhalte gezüchtet 
werden konnte, ferner die spezifische Eigenschaft desselben, Fieber 
und eine Bläscheneruption auf entzündlicher Basis zu erreichen, be- 
rechtigte uns, diesen eigentümlichen Mikroorganismus näher ins Auge 
zu fassen. Es ist jedenfalls berechtigt, denselben auf seine Beziehung 
zur Aphthenseuche noch weiterhin zu prüfen, obwohl mannigfache 
Umstände sich dem Studium desselben entgegenstellen, so namentlich 
die Schwierigkeit, tadellose Versuche an Rindern anzustellen, ferner 
der Umstand, daß wir es mit einer äußerst hartnäckigen Symbiose zu 
thun haben, dann die große Variabilität der Form und der patho- 
genen Wirksamkeit desselben, sowie endlich die Schwierigkeit, den 
Pilz im Gewebe nachzuweisen (sowie verschiedene pathogene Blasto- 
myceten erscheint derselbe im veränderten Gewebe in Form hyaliner 
Kugeln, Kolben, Stäbchen und Körnchen, welche namentlich durch 
Anilin-Safranin-Jod dargestellt werden können, sowie verschiedener 
schwer identifizierbarer protoplasmatiscber Gebilde). Wir wollen des- 
halb zunächst diese vorläufige Beschreibung desselben als eines eigen- 
tümlichen Krankheitserregers veröffentlichen, und behalten uns vor, 
weitere Studien über den Zusammenhang desselben mit der Maul- 
und Klauenseuche folgen zu lassen. 


Nachdruck verboten. 

Ein Fall einer dreifachen Infektion des Organismus 
(mit Milzbrandbacillen, eitererregenden Streptokokken 
und Fraenkel's Diplokokken). 

[Aus dem pathologisch-anatomischen Institute der Universität 
zu Moskau.] 

Von 

st. med. L. Gussew. 

Mit 1 Figur. 

Am 8. Nov. 1896 erhielt das pathologisch-anatomische Institut 
der Universität zu Moskau aus der Kinderklinik des Prof. Filatoff 
die Leiche eines 10 Monate alten Mädchens, welches an Milzbrand 
gestorben war. Während der Sektion wurde eine mikroskopische 
Untersuchung des dem Herzen entnommenen Blutes ausgeführt, wobei 
man außer Milzbrandbacillen noch zwei Arten von Mikroorganismen 
fand: kleine, in Kettchen gereihte Kokken und an den Enden zu- 
gespitzte, in Kapseln eingeschlossene Diplokokken. Einige der im 
Blute gefundenen Kokken befanden sich ohne Zweifel innerhalb der 
Leukocyten. 

In Anbetracht dessen, daß an der Leiche des Kindes keine An- 

CnU AbL XXI. Bd. 54 


850 


L. Guisew, 


Zeichen von Fäulnis wahrgenommen wurden (die Sektion wurde 
36 Stunden nach dem Tode ausgeführt, außerdem war die Leiche 
an einem kalten Orte aufbewahrt worden), konnte man auf Grund 
der Untersuchung des Blutes die Voraussetzung machen, daß man es 
in diesem Falle nicht mit einer Entwickelung der Mikroorganismen 
infolge von Fäulnis nach dem Tode der Kranken zu thun hatte, sondern 
mit einer gemischten Infektion, welche bei Lebzeiten des Kiudes 
stattgefunden haben mußte. Das Interesse dieses Falles beruhte eben 
darin, aufzuklären, welche Arten von Mikroorganismen die gemein- 
schaftliche Infektion des menschlichen Organismus verursacht hatten. 
Auf Anregung von Pros. Dr. Kisch ensky untersuchte ich unter 
Leitung desselben diesen Fall sowohl in bakteriologischer, als auch 
in pathologisch-anatomischer Hinsicht. Deswegen sei es mir gestattet, 
auch au dieser Stelle Herrn Dr. Kischensky meinen aufrichtigsten 
Dank auszudrücken. Ebenfalls halte ich es für meine Pflicht, Herrn 
Prof. Filatoff meinen besten Dank abzustatten für die liebens- 
würdige Erlaubnis, die Krankengeschichte dieses Falles aus seiner 
Klinik zu benutzen. Die Krankengeschichte des verstorbenen Mäd- 
chens, vom Ordinator der Klinik, Herrn Moltschanoff, notiert, 
ist in Kürze folgende: 

Anna G., 10 Monate alt, wurde wegen eines Geschwürs auf der 
rechten Wange mit einer ödematäsen Schwellung der ganzen Wange 
und der rechten Seite des Halses am 5. Nov. 1896 in die Klinik 
aufgenommen. Die Kranke ist das jüngste (neunte) Kind. Sieben 
sind gestorben; zwei von ihnen an irgend einer Geschwulst am 
Halse (das eine vor 12 Jahren, das andere vor 1 Woche), wobei der 
Tod noch vor 1 Woche eintrat. Der Vater des Kiudes, 41 Jahre 
alt, Bürstenmacher, ist vollständig gesund; vor 20 Jahren hatte er 
Pustulam malignam anf der linken Wange. Die Mutter, 37 Jahre 
alt, ist gesund. Keine Anzeichen von Lues. Das Kind leidet seit 
seiner Geburt an Erkrankungen des Darmtraktus; täglich 2—3 flüs- 
sige, grünliche Stühle ohne Schleim. Andere Erkrankungen waren 
nicht beobachtet worden. 

Die gegenwärtige Krankheit begann am 2. Nov.: Auf 
der rechten Wange erschien eine kleine rote Papel, welche sich am 
folgenden Tage in ein Geschwürchen verwandelte; nachdem die 
Kranke es abgekratzt hatte, erschien an der Stelle desselben eine 
Pustel mit schmutzigem Boden. Zu gleicher Zeit erschien auf der 
rechten Wange eine ödematöse Schwellung, welche über Nacht die 
Hälfte des Halses einnahm. Eine bemerkbare Temperaturerhöhung 
fehlte. 

Status praesens. Die Kranke ist für ihr Alter gut ent- 
wickelt. Die Haut ist blaß, rein; die Schleimhäute sind roth. 
Panniculus adiposus und Muskulatur sind gut entwickelt. Das 
Knochensystem ist normal. Auf der rechten Wange befindet sieb 
ein kleines Bläschen mit dunklem Inhalt, ringsherum ein schmutzig- 
grauer Belag, von einem roten Rande umringt ; rings um diese Stelle 
fühlt man eine starke Infiltration. Die ganze Wange und die rechte 
Hälfte des Halses ist stark ödematös. Bei der mikroskopischen Unter- 
suchung des Inhalts des Bläschens konstatierte man Milzbrandbacillen. 



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Ein Fall einer dreifachen Infektion des Organismus etc. 


851 


Verdauungsorgane. Die Kranke wird nur mit der Brust 
gestillt und nimmt dieselbe gut. Am letzten Tage kam nach dem 
Stillen einige Male Erbrechen vor. Das Kind hat 7 Zähnchen; die 
Schleimhaut des Mundes und des Rachens ist normal. Der Bauch 
ist ein wenig aufgetrieben. Die Untersuchung der Leber und der 
Milz giebt nichts Abnormes, sie sind nicht vergrößert. 

Die Brustorgane sind normal; Puls 130, genügend fühlbar. 

Harn- und Geschlechtsorgane normal. 

Nervensystem. Die letzte Nacht schlief das Kind schlecht, 
ist eigensinnig geworden, schreit oft. Krampfanfälle, LähmuDgen, 
Störungen der Sensibilität sind nicht beobachtet worden. 

Verlauf der Krankheit 

Am 5. Nov. wurde um 12 Uhr mittags das Geschwür durch eine 
kreuzförmige, 1 */» cm tiefe Iucision aufgeschnitten und mit reiner 
Karbolsäure ausgebrannt. Das bei der Incision hervorgetretene Blut 
wurde mikroskopisch untersucht (35 Stunden vor dem Tode), wobei 
man keine Mikroorganismen fand. Das Kind will nicht mehr gut 
die Brust nehmen, nach dem Stillen kommt Erbrechen vor. Zwei 
flüssige, grünliche Stühle. Temperatur um 8 Uhr abends 37,2°. 
Die folgende Nacht verbrachte das Kind unruhig. 

6. Nov. An der Incisionsstelle ist die Infiltration weicher ge- 
worden, die ödematöse Schwellung jedoch hat nicht abgenommen. 
Temperatur um 9 Uhr morgens 36,6°. Neuer Verband und Aus- 
brennen der Wunde mit Karbolsäure. Zum Abend hin verschlimmerte 
sich der Zustand der Kranken, sie war sehr unruhig, der Puls wurde 
schwächer, die Respiration röchelnd und um 10 Uhr 30 Min. abends 
erfolgte der Tod. 

Die Autopsie, von Herrn Dr. Wlassoff am 8. Nov. am Morgen 
ausgeführt, erwies Folgendes: Kindesleiche mit blasser Hautfärbung, 
reichlichem Panniculus adiposus. Auf der Rückenfläche stark aus- 
geprägte Totenflecke. Das Zellgewebe der rechten Wange und der 
rechten Hälfte des Halses ist ödematös geschwollen. Auf der Haut 
der rechten Wange Spuren einer Schnittwunde mit angetrockneten, 
zusammengeklebten Rändern; in der Tiefe ist das Zellgewebe ödematös 
mit Biutergießungen. 

Thorax. Die Lungen sind lufthaltig. Die unteren Lappen 
derselben sind hypostatisch; die oberen anämisch. Die Muskelsubstanz 
des Herzens degeneriert. Keine Spuren von Blutergießungen. 

Bauchhöhle. Die Milz ist ein wenig vergrößert, schlaff, von 
roter Farbe; die Pulpa derselben hyperplasiert. Die Leber ist hyper- 
ämiscb, die Nieren dagegen anämisch. Im Darmkanale, außer kleinen 
begrenzten Blutergießungen an einigen Stellen der serösen Haut, 
nichts Abnormes. In anderen Organen sind keine Veränderungen zu 
bemerken. 

Schädelgewölbe. Starke Hyperämie der Pia mater und des 
Gehirns. In der Pia mater Blutergießungen. 

Diagnosis anatomica. Pustula maligna mala, Haemor- 
rhagia meuingum, Hyperaemia et Hyperplasia pulpae lienis, Anthrax. 

54 * 


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852 


L. Gnssew, 


Bakteriologische Untersuchung des Milzsaftes und 
Blutes aus dem Herzen. 

Die mikroskopische Untersuchung des auf Deckgläschen ge- 
strichenen, dem Herzen entnommenen Blutes konstatierte die An- 
wesenheit einer bedeutenden Anzahl von Milzbrandbacillcn und einer 
noch größeren Anzahl lanzettförmiger, inkapsulierter Diplokokken 
und in Kettchen gereihter Kokken. Eine geringe Anzahl der Leuko- 
cyten des Blutes enthielt sowohl diese, als auch jene Kokken. In 
noch geringerer Menge beobachtete man das Verschlingen der Milz- 
brandbacillen durch Leukocyten. Einige außerhalb der Leukocyten 
sich befindende Milzbrandbacillcn waren schlecht gefärbt, abgestorben. 



Dasselbe beobachtete man bei der mikroskopischen Untersuchung des 
Milzsaftes. 

H Sowohl aus dem dem Herzen aseptisch entnommenen Blute, als 
auch aus dem Milzsafte wurden Agarplattenkulturen auf Pet ri- 
schen Schalen zubereitet und in dem Thermostaten bei 37 0 auf- 
gestellt. 

Bei der mikroskopischen Untersuchung mit kleiner Vergrößerung 
dieser Schalen konnte man nach Verlauf von 24 und 48 Stunden 
nach der Aussaat drei verschiedene Arten von Kolonieen entdecken: 

Erstens, Kolonieen, die ftlr B. anthracis charakteristisch 
sind, wobei die mikroskopische Untersuchung der auf Deckgläschen 
gestrichenen und gefärbten Präparate aus denselben die Anwesenheit 
von Milzbrandbacillen konstatierte. Die Wucherung dieser Bacillen 
auf verschiedenen Nährböden ist ebenfalls für diesen Mikroorganismus 


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Eid Fall einer dreifachen Infektion des Organismus etc. 


853 


charakteristisch. Um die Virulenz der erhaltenen Milzbrandbacillen* 
kultur zu prüfen, wurde mit derselben (4. Generation) eine weiße 
Maus subkutan infiziert; das Tier kam ungefähr 40 Stunden nach 
der Ansteckung um ; aus dem Kadaver dieser Maus wurden Milzbrand- 
kulturen gezüchtet. 

Zweitens beobachtete man die Wucherung runder, kleiner, 
gelblichbrauner, körniger Kolonieen. Die mikroskopische Unter- 
suchung der auf Deckgläschen gestrichenen und gefärbten Präparate 
aus diesen Kolonieen ergab die Anwesenheit kleiner (zu 4 — 6), 
in Kettchen gereihter Kokken. Die Wucherung dieser Kokken auf 
verschiedenen Nährböden war charakteristisch für Streptokokken. 
Bei Zimmertemperatur erhielt man ein geringes Wachstum, und die 
Entwickelung der Kultur ging sehr langsam vor sich. In Bouillon- 
kulturen beobachtete man eine Entwickelung von in lange Ketten 
(zu 10 — 15) gereihten Kokken. Die gezüchtete Streptokokkenkultur 
(2. Generation) wurde in die Bauchhöhle einer weißen Maus und 
eines Kaninchens eingeführt; die Tiere gingen nach weniger als 
24 Stunden unter den Erscheinungen einer allgemeinen Infektion 
(Septikämie) ein. Aus den Kadavern dieser Tiere wurden Rein- 
kulturen von Streptokokken gezüchtet. 

Kolonieen der dritten Art waren dunkelbraun, von läng- 
licher Form, wetzsteinförmig. Solche Kolonieen befanden sich in 
tieferen Schichten des Nährbodens. Die mikroskopische Unter- 
suchung der auf Deckgläschen gestrichenen und gefärbten Präparate 
aus diesen Kolonieen ergab die Anwesenheit von Diplokokken, die 
wegen ihrer lanzettartigen Form und Färbbarkeit nach Gram den 
F r a e n k e 1 'sehen Diplokokken ähnlich waren. Aus ebensolchen Diplo- 
kokken bestanden auch die Kolonieen, welche sich auf der Oberfläche 
des Nährbodens entwickelt hatten; diese Kolonieen hatten schwach 
ausgeprägte Umrisse, eine Körnung au den Rändern und einen 
gleichsam dunkeln Kern. Diese Diplokokkenkulturen, nachdem sie 
auf eine schräge Agar-Agarfläche überpflanzt und bei 37 0 C gehalten 
worden waren, gaben ein den Fraenkel’schen Diplokokken charak- 
teristisches Wachstum; man erhielt gleichsam zarte Thautropfen. 
Die Lebensfähigkeit dieser Kulturen war sehr gering: man mußte sie 
jeden 2. — 3. Tag überpflanzen, sonst starben sie ab. 

Die von mir aus dem Blute gezüchteten Diplokokken repräsen- 
tierten scheinbar zwei verschiedene Arten der Fraenkel’schen 
Diplokokken. Für eine solche Voraussetzung spricht Folgendes: Die 
eine Art der gezüchteten Diplokokken entwickelte sich, wenn auch 
spärlich, auf Gelatine bei einer Temperatur von 25" C, dagegen 
erfolgte eine Wucherung der anderen Art nur bei 37°. Die Diplo- 
kokken der ersten Art waren ein weDig größer als die der zweiten. 
Uebrigens verschwindet dieser Unterschied bei den darauffolgenden 
Ueberpflanzungen. 

Bekanntlich sind die Pneumokokken in morphologischer und 
biologischer Hinsicht großen Veränderungen unterworfen: bald er- 
scheinen sie in Form von Diplokokken, bald sind sie zu Ketten ver- 
eint; die Größe einzelner Kokken unterliegt ebenfalls großen Schwan- 
kungen. Endlich können sie sich, nach der Meinung der meisten 


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854 


L. Guesew, 


Forscher, nur bei 37 0 C entwickeln, nach der Meinung anderer 
dagegen (Monti, Kruse, Pansini) 1 ) auch bei niedrigeren Tem- 
peraturen (22° und sogar 18° C). 

Die 4. Generation der erhaltenen Diplokokkenkultur wurde iu 
die Bauchhöhle einer weißen Maus und eines Kaninchens injiziert. 
Das Kaninchen blieb am Leben, die Maus dagegen kam nach 
60 Stunden um, wobei im Blute derselben lanzettförmige, in Kapseln 
eingeschlossene Diplokokken aufgefunden wurden ; von letzteren wurden 
ebenfalls Reinkulturen gezüchtet. 

Um aufzuklären, welchen Einfluß auf die Ansteckung des tierischen 
Organismus durch Milzbrand eine gleichzeitige Infektion desselben 
durch Fraenkel’sche Diplokokken ausüben kann, injizierte ich 
gleichzeitig Kulturen von Milzbrand und Fraen kel’schen Diplo- 
kokken in das Unterhautzellgewebe einer Maus. Die Maus kam 
40 Stunden nach der Impfung an Milzbrandinfektion um (folg- 
lich nach ebenso langer Zeit, wie auch die in früheren Versuchen 
augeführte Maus, welche nur durch Milzbrandbacillen angesteckt 
worden war), Fraenkel’sche Diplokokken dagegen wurden im Blute 
des gefallenen Tieres nicht aufgefunden. 

Mikroskopische Untersuchung der Schnitte aus ver- 
schiedenen Organen. 

Ein Teil der aus den Organen excidierten Stückchen wurde in 
eine Mischung von gesättigter Sublimatlösung und 5-proz. Lösung 
Kali bichromici gelegt, der andere in 45-proz. Spiritus. Die weitere 
Fixation der Stückchen war die gewöhnliche. Teils worden die 
fixierten Stückchen in Celloidin, teils in Paraffin eingeschlossen. Die 
F'ärbung wurde größtenteils nach Gram ausgeführt, in einigen Fällen 
jedoch wurden die Kerne vorher mit Karmin gefärbt. 

Untersuchung der aus der Karbunkelstelle excidierten 

Haut. 

Stellenweise sind die Zellelemente der Haut nekrotisiert, stellen- 
weise fehlt die Epidermis. Um diese Stellen herum bemerkt man 
eine stark ausgeprägte ödematöse Schwellung und die Erscheinungen 
einer Entzündungsinfiltration. Auf der Oberfläche der erhaltenen 
Epidermis bemerkt man Häufchen von Kokken, welche stellenweise 
durch Haarscheiden bis zu den nächsten Lymphgefäßen dringen. 
Alle diese Kokken lassen sich schlecht färben (nicht nur nach dem 
Gram 'sehen Verfahren, sondern auch mit einer schwachen Karbol- 
fucbsinlösung) uml sind daher schwer zu unterscheiden. Auf der 
Oberfläche der Haut sind keine Milzbrandbacillen. Dieselben trifft 
man in großer Anzahl in den Lymphgefäßen des Corium an. 

Die in der Klinik gemachten Incisionen und das Ausbrennen 
mit Karbolsäure haben augenscheinlich die histologische Struktur des 
ursprünglichen Krankheitsherdes stark verändert, denn den typischen 
Bau der Pustel konnte man in den Schnitten nicht beobachten. 


1) Flügge, Die Mikroorganismen. II. Teil. 1896. Die Hikrokokkea von 
Frosch und K o 1 1 e. 



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Ein Fall einer dreifachen Infektion des Organismus etc. 


855 


Die mikroskopische Untersuchung einer der sub- 
maxi Haren Lyraphdrüsen, die sich auf der Seite des Krank- 
heitsherdes befunden hatten, konstatierte, daß der größte Teil der 
Drüse nekrotisiert ist (man bemerkt einen stark ausgeprägten Zerfall 
der Kerne — Kariorhexis) ; außerdem ist die ganze Drüse von einer 
sehr großen Anzahl schlecht färbbarer Kokken und von einer be- 
deutenden Anzahl Milzbrandbacillen überfüllt. 

Die mikroskopische Untersuchung der Schnitte 
aus den inneren Organen erwies nur eine stark ausgeprägte 
Blutüberfüllung aller Organe (besonders der Milz) und eine trübe 
Schwellung des Epithels der Harnkanälchen der Niere; irgend- 
welche andere histologische Veränderungen konnten nicht aufgefunden 
werden. Außerdem kann man noch bemerken, daß eine recht große 
Anzahl der Zellelemente sich im Stadium der indirekten Teilung be- 
findet (das Kind ist 10 Monate alt), ln allen Organen befinden sich 
sowohl Milzbrandbacillen, als auch Streptokokken und Fraenkel- 
sche Diplokokken (gut färbbar). Milzbrandbacillen kommen in be- 
deutender Anzahl in allen Organen vor, am meisten aber in der Milz 
und in der Leber, besonders in den Kapillaren, weniger in Gefäßen 
größeren Kalibers. 

In den Häuten des Gehirns und des Rückenmarkes, welche sehr 
hyperämisch waren, beobachtet man eine bedeutende Anzahl von 
Diplokokken und Streptokokken, wobei die Mehrzahl dieser Mikro- 
organismen sich in Kapillaren befindet, viel weniger in Gefäßen 
größeren Kalibers. In den Gehirnhäuten sind die Kokken größten- 
teils gleichmäßig in den Kapillaren zerstreut, dagegen liegen in 
der Milz und in der Leber diese Mikroorganismen hauptsächlich in 
großen Haufen in der Milzpulpa und in den Blutgefäßen der Leber, 
wobei man im letzteren Organe um die Kokkenhäufchen herum an 
einigen Stellen nekrotische Leberzellen bemerkt. In den Nieren liegen 
die Kokken sowohl in Häufchen, als auch zerstreut in den Kapillaren. 

Das Verschlingen der Kokken durch Leukocyten des Blutes wird 
sehr selten beobachtet, noch seltener bemerkt man das Verschlingen 
der Milzbrandbacillen durch weiße Blutkörperchen. 

Zum Schlüsse dieser meiner Arbeit will ich noch auf die patho- 
logischen Eigentümlichkeiten, die in diesem Falle beobachtet werden, 
hinweisen und die Litteratur, die darauf Bezug hat, anführen. 

Bekanntlich erkranken Menschen an Milzbrand in den meisten 
Fällen durch Ansteckung vermittelst kleiner Hautwunden. Der 
menschliche Organismus ist für Milzbrand nicht besonders empfäng- 
lich, und diese Krankheit hat beim Menschen meist einen lokalen 
Charakter (Pustula maligna) ; dabei ist die Gefahr fürs Leben größer, 
wenn die Pustel sich auf dem Kopfe oder an dem Halse befindet 
(Mortalität 26,31 Proz., dagegen bei der Ansteckung durch untere 
Extremitäten nur 5,12 Proz. nach Nasarow)*). An Milzbrand er- 
krankte oder schon umgekommene Tiere sind der gewöhnliche In- 


1) Lubarsch u. Ostertag, Ergebnisse der allgemeinen Aetiologie der mensch- 
lichen und Tierkrankheiten. 1896. — Labarsch u. Frank, Der Milzbrand beim 
Menschen. 



856 


L. Gussew, 


fektionsherd für den Menschen. Daher erkranken daran gewöhnlich 
die Menschen, welche mit Materialien, die von an Milzbrand um- 
gekommenen Tieren stammen, zu thun haben. In unserem Falle 
vollzog sich die Ansteckung durch irgend eine kleine, wahrscheinlich 
wund gekratzte Stelle auf der Wange. Auch kann man mit großer 
Wahrscheinlichkeit annehmen, daß als Infektionsquelle jenes Material 
gedient hatte, aus welchem Bürsten gemacht wurden (der Vater der 
Verstorbenen war Bürstenmacher), und das von einem an Milzbrand 
umgekommenen Tiere stammte. Für diese letztere Voraussetzung 
spricht auch noch der Umstand, daß von sieben gestorbenen Ge- 
schwistern dieses Kindes zwei „an einer Geschwulst am Halse“ zu 
Grunde gegangen sind, und daß der Vater selbst vor 20 Jahren eine 
Pustula maligna auf der Wange gehabt hat. 

In unserem Falle handelt es sich um eine dreifache Infektion, 
nämlich mit Milzbrandbacillen, eitererregenden Streptokokken und 
Fraenkel’scben Diplokokken. Dafür, daß die Kokken in den Organis- 
mus des Kindes noch bei Lebzeiten desselben eingedrungen sind, und 
daß wir es folglich mit einem Eindringen dieser Mikroorganismen nicht 
nach dem Tode des Kindes zu thun hatten, spricht Folgendes: 1) An 
der Leiche des Kindes können keine Anzeichen von Fäulnis wahr- 
genommen werden; auch die mikroskopische Untersuchung bekräftigt 
dieses und 2) all die genannten Kokken wurden hauptsächlich im 
Blute entdeckt (größtenteils in Kapillaren), wobei auch in Leukocyten 
eingeschlossene Kokken vorkamen. Natürlich kann man die Möglich- 
keit nicht ausschließen, daß eine bedeutende Vermehrung der Kokken 
im Blute kurz vor dem Tode des Kindes (wie es Lubarsch und 
Frank bezüglich der Milzbrandbacillen beobachtet hatten) oder sogar 
in der ersten Zeit nach dem Tode, als die Leiche noch warm war, 
sich vollzogen hat. 

Es ist noch die Frage zu erläutern, aus welcher Stelle des Or- 
ganismus die Kokken ins Blut eindringen konnten? 

Nach den Untersuchungen einiger Forscher, darunter auch 
Baumgarten 1 ), spielen bei der Entstehung der Pustula maligna 
des Menschen zugleich mit den Milzbrandbacillen auch die eiter- 
erregenden Mikroorganismen (Staphylokokken, Streptokokken) eine 
Itolle ; folglich hat man es dabei mit einer gemischten Infektion zu thun. 
Von anderen Forschern wird die beständige Teilnahme der eiter- 
erregenden Kokken bei der Bildung der Pustula maligna in Frage 
gestellt. So z. B. fand K. Müller (Lubarsch und Frank) bei 
der Untersuchung von 4 Fällen der Pustula maligna nur Milzbrand- 
bacillen. Welchen Anteil auch die eitererregenden Mikroorganismen 
an der Bildung der Pustula maligna haben mögen, so ist doch auf 
jeden Fall das außer Zweifel, daß die Anwesenheit derselben in dem 
Inhalt der Pustel für den kranken Organismus nicht indifferent ist, 
da sie in den durch die Milzbrandinfektion schon geschwächten Or- 
ganismus eindringen und eine allgemeine Infektion bervorrufen können. 
Es ist höchst wahrscheinlich, daß in unserem Falle die allgemeine 
Infektion von eitererregenden Streptokokken sich eben durch die 


1) Baumgarten, Lehrbuch der patholog. Mykologie. II. 1890. 


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Elin Fall einer dreifachen Infektion des Organismus etc. 


857 


Pustel vollzogen hatte. Für eine solche Voraussetzung spricht der 
Umstand, daß eine bedeutende Anzahl der Kokken sowohl auf der 
Oberfläche der gewesenen Pustel, als auch in den tieferen Schichten 
und der nächsten Lymphdrüse gefunden worden war. Die schlechte 
Färbbarkeit der hier entdeckten Kokken, welche auf ein Absterben 
derselben hinweist, konnte auch durch das in der Klinik vorgenommene 
Beizen mit Karbolsäure bedingt werden. 

Die Besonderheit dieses Falles beruht darin, daß zugleich mit 
Streptokokken sowohl im Blute des Herzens, als auch in allen Organen 
F r a e n k e 1 ’sche Diplokokken aufgefunden worden waren. Daß 
Pneumokokken in einigen Fällen eine echte Septikämie hervorrufen 
können, darauf haben schon viele Forscher hingewiesen (Belfanti, 
Marchiafava, Bignani u. A.)‘), Aus welcher Stelle des Or- 
ganismus vollzog sich das Eindringen der Diplokokken in unserem 
Falle? 

Als der häufigste Ausgangspunkt für das Eindringen der Pneumo- 
kokken in die Blutgefäße dienen die Entzündungsherde in den Lungen, 
lu unserem Falle konnten aber keine entzündlichen Prozesse in den 
Lungen entdeckt werden. 

Andererseits findet man in der Litteratur keine Hinweise darauf, 
daß man in der Pustel Fraenkel’sche Diplokokken gefunden hätte, 
daher wäre es meiner Meinung nach sehr gewagt, vorauszusetzen, 
daß das Eindringen derselben ins Blut auf ebensolchem Wege, wie 
das Eindringen der Streptokokken sich vollzogen habe. Aus diesem 
Grunde bleibt uns nur übrig, anzunehmen, daß die Pneumokokken 
aus dem Munde oder aus der Nasenhöhle, wo sie zu jeder Zeit auf- 
gefunden werden können, eingedrungeu sind ; unter dem Einfluß ver- 
schiedener günstiger Momente, z. B. Schwächung des Organismus, 
können sie, höchstwahrscheinlich, virulent werden und infolgedessen 
auch eine allgemeine Infektion des Organismus hervorrufen. Das 
Eindringen der Diplokokken aus der Mundhöhle konnte ohne Zweifel 
der entzündliche Prozeß, der die ganze Wange eingenommen und der 
aller Wahrscheinlichkeit nach auch auf der Schleimhaut der Mund- 
höhle Veränderungen hervorgerufen hatte, begünstigen. 

30. April 1897. 


1) FlOg g e, l. c. 




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858 


D. B. Rone all. 


Nachdruck verbot** 

Ueber die Behandlung bösartiger Tumoren durch In- 
jektion der Toxine des Streptococcus erysipelatis, 
zugleich mit dem des Bacillus prodigiosus, sowie der 
nach den Methoden von Eichet und Hericourt ernd 
nach den von Emmerich und Scholl zubereiteten sog. 
anticancerösen Serumarten. 

Experimentelle und klinische Beobachtungen. 

[Aus dem Institute für klinische Chirurgie an der K. Universität Rom, 
Direktor Prof. F. Dur ante.] 

Von 

Dr. I». B. Koncali. 

Assistenten am Lehrstuhl der demoiuiLrativen speziellen chirurgischen Pathologie. 

(Schluß.) 

Wenn man Krebssaft, selbst in bedeutender Menge, unter die 
Haut von Tieren einspritzt, findet man, daß er durchaus keine toxische 
Wirkuug hervorbringt. Und so muß es sein: der Krebssaft, obgleich 
er die Sekretionsprodukte des ätiologischen Faktors des Krebses 
enthält, kann nicht toxisch sein, denn die Sekretionsprodukte der 
Parasiten, welche Epitheliome und Sarkome hervorbringen, nämlich 
die Blastomyceten, sind durchaus nicht toxisch. Die Experimente 
Sanfelice’s und die meinigen, welche mit toxischen Produkten von 
pathogenen, aus bösartigen Neoplasmen des Menschen und der Tiere 
isolierten Blastomyceten angestellt wurden, bewiesen mit Entschieden- 
heit, daß wenigstens in vitro die Sekretionsprodukte dieser Parasiten 
nicht die geringsten toxischen Eigenschaften aufweisen. 

Aus diesen Gründen können wir also sagen, daß die Serotherapie 
nach der Methode von Ri che t und H6ricourt für die Heilung 
bösartiger Tumoren keinen Wert hat, noch jemals haben 
wird, und daß es nach den ätiologischen Studien über den Krebs 
wenig wahrscheinlich ist, daß man zur Herstellung anticancerösen 
Serums von einiger Wirksamkeit gelangen könne. Aber ich will diese 
Betrachtung mit denselben Worten schließen, die ich am Ende eines 
Vortrags im Kreis der Naturforscher bei der italienischen geographischen 
Gesellschaft aussprach : 

„Vielleicht wird es uns niemals gelingen, den Krebs durch die 
Serotherapie zu überwinden, denn die Sekretionsprodukte der Blasto- 
myceten sind sehr wenig toxisch und also ungeeignet, Tiere zu im- 
munisieren und ihr Serum antitoxisch zu machen. Aber wir werden 
es sicher erreichen durch Vaccinationen, welche auf demselben Prinzip 
beruhen, wie die jetzigen Kuhpockenimpfungen, da der spezifische 
Faktor der Blattern sehr wahrscheinlich ein Blastomycet ist“ 1 ). 


1) Koncali, I formend Operand a danno dell* oomo e degli animali. Confer «es» 


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Ueber di« Behandlung bösartiger Tumoren etc. 


859 


Und nun noch einige Betrachtungen Ober die von Emmerich 
und Scholl * 1 ) erdachte Methode zur Heilung maligner Tumoren. 
Diese Autoren wollten die Toxicotherapie mit der Sero- 
therapie verbinden. Ihre Methode besteht in der Injektion sehr 
virulenter Reinkulturen des Streptococcus erysipelatis unter 
die Haut, von Schafen ; diese werden getötet, wenn sie im Begriff 
sind, der Streptokokkeninfektion zu erliegen. Dann entzieht man ihnen 
Blut, trennt das Serum von den festen Teilen und injiziert ersteres 
in das Parenchym des Neoplasmas. Dieses Serum ruft an der In- 
okulationsstelle ein Pseudoerysipel mit Temperaturerhöhung hervor. 
Emmerich und Scholl beobachteten, daß infolge dieser Injektionen 
die Sarkome leichter geheilt werden, als die Epitheliome. 

In der That aber heilt dieses Serum weder die einen, noch die 
anderen. 

Nachdem er festgestellt hat, daß der Krebs durch das Serum 
von Emmerich und Scholl durchaus nicht geheilt wird, sagt 
Petersen 1 * ), diesem Serum gebühre in keiner Weise der Name 
„Krebsheilserum“. 

Bruns 9 ) hat das Serum von Emmerich und Scholl an 
4 Epitheliomen, 2 Sarkomen und einem malignen Lymphom versucht, 
und konnte feststellen, daß diese Injektionen vom therapeutischen 
Gesichtspunkte aus keine Besserung hervorbriugeu, wohl aber dem 
Leben des Kranken sehr gefährlich werden können. 

Freymuth 4 5 ) gelangt ungefähr zu denselben Schlüssen wie 
Bruns. Außerdem hat er nach dem Gebrauch dieses Serums ein 
echtes Erysipel auftreten sehen und hält es darum für sehr gefährlich. 

Angerer 9 ) bat das Serum von Emmerich und Scholl an- 
gewendet und sich überzeugt, daß es keine spezifische Wirkung auf 
den Krebs ausübt; er fügt hinzu, die Behauptung jener Autoren, dieses 
Serum habe seine Krebskranken günstig beeinflußt, sei ganz grundlos. 

Reineboth 6 * ) wendete das Serum bei einem rückfälligen Epi- 
theliom der Mamma ohne den geringsten Vorteil au ; die Kranke starb 
4 Wochen nach Beginn der Behandlung. 


tenuta uei circalo dei naturalisti presso ia societk geografica italiaoa il 7 marzo 1896. 
(Annali di medicina navale. 1896.) 

1) Emmerich uDd Scholl, Klinische Erfahrungen Ober die Heilung des Krebses 
durch Krebsserum. (Deutsche med. Wochenscbr. 1896) — Kritik der Versuche des 
Herrn Prof. Bruns über die Wirkung des Krebsserums. (Deutsche med. Wochenschr. 
1895.) — Die Haltlosigkeit der kritischen Bemerkungen des Herrn Peter sen über 
Krebsheilserumtherapie. (Deutsche med. Wochenschr. 1896.) 

2) Petersen, Einige kritische Bemerkungen zur Krebsbeilserumtherapie etc. 
(Deutsche med. Wochenschr. 1895.) — Zur thatsfichlichen Berichtigung in Sachen des 
Krebsbeilserums. (Deutsche med. Wochenschr. 1895.) 

8) Bruns, Zur Krebsbehandlung mit Erysipelserum. (Deutsche med. Wochenschr. 
1895. 2 Aufsätze.) 

4) Freymuth, Zur Behandlung des Krebses mit Erysipelserum. (Deutsche med. 
Wochenschr. 1895.) 

5) Angerer, Zur Heilung des Krebses mit Erysipelserum nach Emmerich und 
Scholl. (Münchener med. Wochenschr. 1895.) 

6) Reineboth, Injektionen in ein Endotheliom mit Emmerich'schem Krebs- 

serum. (Deutsche med. Wochenschr. 1895.) 


860 


D. B. Roncali, 


Jaksch 1 ) endlich berichtet in einer sorgfältigen Arbeit über 
die Resultate, die er bei 5 Neoplasmen durch Injektion des Serums 
von Emmerich und Scholl erhalten hat. Diese Neoplasmen waren 
folgende : 

I. Diagnose: Sarcoma maxillae inferioris. 

II. Diagnose: Carcinoma mucosae oris in ichoratione. Carcinoma 
secund. glandui. lymphat. cervicalium lateris sinistri, progrediens ad 
basin cranii et colum nam vertebr. Compressio medullae cervicis. 

III. Diagnosis necroscopia. Lymphosarcoma glandularum lympb. 
multiplex. Lymphosarcoma nodulorum ventriculi et intestini multi- 
plex. Lymphosarcoma secundarium glandulae tbyroideae, bronchorum, 
hepatis, pancreatis et renum. 

IV. Diagnosis. Sarkom der Beckenfascie, mit multipler Geschwulst 
der Drüsen des Halses, Nackens und der Weiche. 

V. Diagnose: Lymphosarkom. 

Jaksch schildert ausführlich alle Erscheinungen, die er nach 
dem Gebrauch dieses Serums wahrgenommen hat, zeigt dessen W irkung 
auf die Blutmasse durch genaue Zähluug der weißen und roten 
Elemente und sagt, in 4 Fällen hätten die Injektionen nach Emmerich 
und Scholl keinerlei therapeutisches Resultat hervorgebracbt, und 
in dem einen lebensgefährlichen Kollaps hervorgerufen, wodurch ipso 
facto die Behandlung unterbrochen wurde. Endlich schließt Jaksch 
mit folgenden Worten seine wichtige, gewissenhafte Arbeit: 

„Ich halte es für ganz überflüssig, zu gunsten der Serotherapie 
eine Lanze zu brechen, denn sie wird sicher früher oder später zum 
Ziel führen, aber in Bezug auf das jetzt von Emmerich und Scholl 
zubereitete Särum muß ich sagen, daß seine Anwendung schwere 
Gefahren und bedeutende Beschwerden für die Kranken zur Folge 
hat, so daß ich mich bei der verhältnismäßig geringen Zahl von 
günstigen und der sehr großen von unglücklichen Fällen bewogen 
sehe, es am Krankenbette nicht mehr anzuwenden“. 

Auf Emmerich und Scholl läßt sich dieselbe Kritik anwenden, 
die wir gegen die von Fe hl eisen erdachte und von Coley weiter ge- 
führte Toxicotherapie ausgesprochen haben. Emmerich und Scholl 
injizieren ein an Toxin des Streptococcus erysipelatis 
äußerst reiches toxisches Serum, und nicht ein durch 
das Toxin dieses Mikrobiums modifiziertes, d. h. ein 
heilendes oder immunisierendes Serum; denn sie ent- 
nehmen es nicht dem gegen diese Infektion immuni- 
sierten Tiere, sondern einemTiere, welches im Begriff 
ist, dieser Infektion zu erliegen. Aus diesem Grunde bringt 
die Injektion des Serums von Emmerich und Scholl bei den 
Kranken mehr oder weniger dieselben Allgemeinerscheinungen hervor 
(entzündliche Reaktion an der Inokulationsstelle, Erhöhung der Körper- 
temperatur, schwere Symptome von Kollaps, Frostschauer etc.), welche 
von mir und Anderen nach der Injektion des Coley 'sehen Toxins 


1) Jsksch, lieber die Behandlung maligner Tumoren mit dem ErysipeUerum von 
Emmerich-Schöll. (Mitteilungen aus den Grensgebieten der Medisin und Chirurgie. 
Bd. I. 1896. H. 8.) 


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Ueber die Behandlung bösartiger Tumoren etc. 


861 


beobachtet worden sind. Der einzige Unterschied zwischen beiden 
Methoden besteht darin, daß bei der Methode von Coley der 
Mikroorganismus sein Toxin in der Fleischb rüh e der 
Kultur und nach Emmerich und Scholl im Blutserum 
des lebenden Organismus ab sondert. Welche der beiden 
Flüssigkeiten toxischer, also dem Leben des Organismus schädlicher 
ist, kann ich nicht sagen, denn ich habe das Serum von Emmerich 
und Scholl niemals in Händen gehabt. Aber wenn ich mich auf 
die Ergebnisse der Experimente, auch wenn sie von manchem ein 
wenig gemißbraucht worden sind, stütze, muß ich die Ansicht aus- 
sprechen, daß das Serum von Emmerich und Scholl sehr wahr- 
scheinlich toxischer ist, als das von Coley, denn bekanntlich sind 
die von einem Mikroorganismus im lebenden Körper abgesonderten 
Toxine viel toxischer, als die, welche derselbe auf unseren gewöhn- 
lichen Nährböden secerniert. 

In der modernen Therapie hat die Iujektion irgend eines Serums 
Dur den einen Zweck, die Leukocyten zur Sekretion der Alexiue 
(Büchner) 1 ) auzuregen, um einerseits das Toxin der Keime zu 
paralysieren, andererseits die Keime einzuhüllen und zu zerstören 
(Metschnikoff®), Sanarelli 3 ), Gabritschewsky *), Lung- 
hi n i 6 ), S a w t sc h e n k o 6 ) etc.). Diesen doppelten Zweck müßte die 
Serotherapie im Epitheliom und Sarkom haben. Können wir von 
einem Serum, wie das von Emmerich und Scholl, eine solche 
Wirkung erwarten? Gewiß nicht, denn niemals wird eine toxische 
Substanz einen Organismus zum Kampfe stärken können. Es wäre 
absurd, zu glauben, die Leukocyten würden durch die Vergiftung nicht 
zu Grunde gehen, sondern für den Kampf gegen den Parasiten ge- 
stärkt werden. 


1) Büchner, Münchener med. Wocbenschr. 1894. 

2) Metachnikoff, LY tat actuel de la question de t’immuoitc (Annale» de In- 
stitut Pasteur. 1894.) 

3) Sanarelli, Annalea de l’institut Pasteur. 1894 

4 ) Gabrit»chewsky, Du röle des leucocytes dans l'infection diplithöritique. 
(Annales de l’institut Pasteur. 1894 ) 

5) Lunghini, 11 Polidinico. (S. M.) 1895. 

6) Sawtichenko, citiert von Lunghini, II Polidinico. (S. M.) 1895. 


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862 


Vincenzo Diamare, 


Nachdruck verholen. 

Anatomie der Genitalien des Genus Amabilia (mihi). 

Mitteilung 

von 

Dr. Vincenzo Diamare 

in 

Neapel. 

Hit 8 Abbildungen. 

In einer kurzen Notiz 1 ) habe ich das Vorkommen eines sonder- 
baren Geschlechtsapparates bei einem Tänioiden (einem Parasiten des 
Phoenicopterus ruber) angegeben, welchem der englische Anatom 
Richard Owen*) wegen der seltsamen lamellenartigen Bildung der 
Seitenränder der Proglottiden den Namen T. la m eiliger a beigelegt 
hat. Owen unterschied an seinen Exemplaren den Skolex nicht, und 
an den Genitalien stellte er nur die Existenz zweier Penis an jedem 
Gliede fest, neben deren Basis die Eier angesammelt waren. 

Rudolphi 8 ) beschrieb vor Owen summarisch einen Tänioiden 
(Parasiten von Podiceps minor), dessen Körperform ganz der von 
T. 1 ameilig er a Owens entspricht. Rudolphi unterschied an 
ihm einen mit einem dicken Rostellum und großen Haken versehenen 
Skolex und nannte ihn daher T. macrorhyncha. 

W e d 1 4 ) fand später die Species Rudolphi’s wieder auf und 
beschrieb das Rostellum und die Haken genauer, konnte aber nichts 
von den Genitalien sehen, sondern schreibt: „Trotz mehrfach ange- 
wendeter Methoden, über den Sitz der Geschlechtsöflfnungen und des 
Penis Aufschluß zu erhalten, wollte es mir nicht gelingen, darüber 
ganz ins klare zu kommen“. Er fügt hinzu, längs der ganzen Stro- 
bila finde sich eine mediane Rhaphe, die auch von Owen bei T. 1 a - 
melligera angegeben wird, und die aus in der Mitte des Randes 
jedes Gliedes gelegenen Körperchen besteht, welche möglicherweise 
Genitalöflnungen hätten sein können. 

W e d 1 hat, wie wir sehen werden, eine der Seltsamkeiten dieses 
Cestoden zum Teil erkannt. 

Indem ich in meiner Note angab, daß die Anatomie der Ge- 
nitalien der T. lameliigera mir bewies, daß dieser T&nioide von 
allen bekannten Typen abwich, schlug ich die Bildung eines neuen 
Genus vor, das ihn mitumfaßte, der Amabilia, indem ich ver- 

1) V. Diamare, Note sul cestodi. (Bolletino della soc. di naturalisti in Napoli. 
Ser. L VoL VII. 1893. Faac. 1. 2. p. 9—13.) 

2) R. Owen, Description of a new species of tape- worin, T. lameliigera. (TransaeL 
zool. so eiet j. Vol. I. 1836. p. 885. tab. 41.) 

3) Rudolphi, Kntozoorum historia naturalis. Vol. II. P. II. p. 177 — 178. Fig. V. 
Amsterdam 1810. 

4) C. W e d 1 , Charakteristik mehrerer GröBenteile neuer Tänien. (Sitzungaber. der 
matb.-naturwissensch. KI. der kaiserl. Akad. d. Wissensch. zu Wien. Bd. XVIII. 1855. 
p. 5. Mit 3 Tafeln.) 


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Anatomie der Genitalien des Genas Amabilia (mihi). 


863 


sprach, später die Einzelheiten und die Beziehungen der einzelnen 
Geschlechtsteile auseinanderzusetzen. Dies thue ich hier und be- 
gleite die anatomische Beschreibung mit Abbildungen, welche, wenn 
auch größtenteils schematisch oder halbschematisch, die erhaltenen 
Präparate treu darstellen, besonders Durchschnitte von verschiedener 
Dicke in allen Richtungen. 

Ich verdanke die untersuchten Exemplare der Freundlichkeit des 
Prof. Monticelli, welcher mir schon im J. 1892 einige davon durch 
Prof. Ficalbi von der Universität Cagliari (Sardinien) verschaffte 
und andere in letzter Zeit als Nachfolger Ficalbi’s an dieser Uni- 
versität selbst sammelte. Sie stammen sämtlich aus dem Darme des 
Phoenicopterus roseus. Da sie kopflos sind, wie die Exemplare 
von Owen 1 ), so fehlt mir der sicherste Beweis, um hier mit Ent- 
schiedenheit behaupten zu können, daß die T. lam eil igera Owe n’s 
mit der T. macrorhyncha Rudolphi’s identisch ist, obgleich 
ich davon überzeugt bin. Trotzdem werde ich hier den Species- 
namen Owen’s gebrauchen, um nicht systematische Empfindlich- 
keiten zu erregen, in der Erwartung, daß ein späteres Autfinden des 
Skolex den Namen Owen’s für den von Rudolphi, als den älteren, 
aufgeben läßt. 

Die Glieder dieses Cestoden sind sehr breit, aber sehr kurz und 
zeigen an den Seiten, wie es Owen und Rudolphi gut beschrieben 
haben, lamellenartige Expansionen (Fig. 1); die Form der reifen 
und mit Eiern gefüllten Glieder ist in Fig. 2 dargestellt. 

Fig. 1. Geschlechtsreife Glieder von Ami* 
bilia lamelligera (Owen). Vergrößerung 


Um mehrfache Wiederholungen zu vermeiden, werde ich hier 
Seiten des Gliedes die den Lamellen entsprechenden Oberflächen 
(Fig. 3 u. 4, c, d), Ränder die breiten Oberflächen nennen, und die 
eine davon als Rückenfläche (welche, wie wir sehen werden, der 
Rückenfläche des Ovariums entspricht [Fig. 4, o]), die andere als die 
Bauchfläche bezeichnen (Fig. 4, b). Diese Benennungen werden 
durch den Text deutlicher werden. 


1) Owen spricht bei Beschreibung der Species nicht von dem Skolex , sondern 
sagt in seiner Diagnose: „Taenia incrassata, capite subgloboso, rostello cilindrico ob- 
tuso, collo nullo, articulis etc.“ Die Abbildung des ganzen Wurms, die er gegeben 
hat, gleicht ganz meinen kopflosen Exemplaren; sehr wahrscheinlich hat Owen die 
ersten Glieder für Köpfe gehalten, welche an der zusammengezogenen Strobila als in 
die folgenden Glieder eingesenkte Warzen erscheinen. 


Fig. 2. Glieder mit Eieru gefüllt, schwach 
aneinander hängend, welche sich am Ende der 
Strobila befinden; ihre Penes sind zum Teil aus 
den Genitalpapillen ausgetreten. Vergr. 1 */»• 
(Spiritusexemplar.) 




Fig. 1. 


Fig. 2- 



864 


Vincenzo Diamare, 



Fig. 3. Fig. 4 . 

Fig. 3. Eiu mittelst des Messer» abgetrenntes und von unteu gesehenes Glied 
(gefärbtes und in KanadabaUam aufbewahrtes Präparat) Vergr. 2. o DorsaJrand. 
b Ventralrand, c und d Seiten. Die Linie ab bezeichnet den Verlauf und die Lage 
des medianen Gefaties, das sich nach auffan in a und b eröffnet. Die Linie cd be- 
zeichnet den Verlauf der Canalee deferentes, welche sich an der Ventralfläche in geringer 
Entfernung von der Kreismuskulatur untereinander und mit dem Mediangeföße (a, 3) ver- 
einigen. Di« Pünktchen stellen die Gruppen von Hoden dar, welche jedoch die obere 
Schicht des Gliedes einnehmen (die untere bei der Stellung, in welche hier das Glied ge- 
bracht worden ist), während die C. deferentes sich zum grollen Teil in der unteren befinden. 

Fig. 4. Glied wie oben, in welchem man in der mittleren Schiebt zwischen den 
C. deferentes nnd den Hoden das Ovarium und den Dotterstock sieht (der dunklere, vor 
dem Ovarium liegende Fleck), welche in Fig. 1 weggelassen sind. Das Mediangef&Jl ab 
ist zum Teil als durchschnitten dargestellt, um diese weiblichen Drüsen besser zu zeigen. 


a) Männliche Organe. 

Eine erste Eigentümlichkeit der Genitalien der T. Israel iigera 
besteht darin, daß sie keine gemeinschaftliche Gescblecbtshöhle be- 
sitzen, worin die Ausfübrungsgänge beider Geschlechter endigen, wie 
es bei den Cestodcn die Kegel ist, so daß in einer Vertiefung zu 
jeder Seite des Gliedes nur die Tascbe des Penis mündet; man kann 

also sagen, daß sich hier 



eine bloß männliche Höhle 
vorfindet. Bei der Vor- 
streckung des Penis nimmt das 
Antrum das Aussehen einer 
Papille an (Fig. 5, p, p). Die 
Penes sind kräftig, mit vielen 
kleinen Haken versehen und in 
einer großen, konischen, leicht 
verengerten Tasche enthalten, 
deren anatomische Bestandteile 
ich in Fig. 5 halbschematisch 
dargestellt habe. 

Auf beiden Seiten findet 
sich in Beziehung zu jeder 

Fig. 5. Querschnitt durch eine 
Proglottide in der Gegend der Penis- 
tasche (halbschematiscb); pg, Genital» 
papille; p*v, aus der Scheide getretener 
Teil des Penis, bewaffnet; (#, Juitteres 
Gewebe der Tasche, in welches Fasern 
eindringen ( vielleicht von der Körper- 
muskulatur ausgehend); ra c, Kreismu»- 
keln; ml, Läng&muskein ; tp, eigenes 
Gewebe des Penis; ip. Inneres des 
Penis; es, männliche Samenblaee ; df, 
C. deferens; tnrp, Zuriickziehungsmu.- 
keln der Tasche des Penis. 



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Anatomie der Genitalien des Genas Amabilia (mihi). 


865 


Tasche ein großes Gefäß, welches die ganze untere Fläche des Gliedes 
durchläuft, indem es eine Zickzacklinie beschreibt (Fig. 3), und ein 
wenig wieder aufsteigend, ehe e3 in die Tasche der betreffenden 
Seite einmündet, eine mit Samen gefüllte, blasige Erweiterung zeigt 
(Fig. 5, v, s). So durchläuft ein einziger C. deferens im 
Zickzack die ganze Proglottis und verbindet die eine 
Tasche mit der anderen (Fig. 3 u. 4). 

Noch seltsamer ist das Verhältnis, welches dieses Gefäß an 
einer Stelle mit einem anderen, medianen Gefäße von gleichem oder 
kaum größerem Kaliber eingeht, welches es kreuzt, indem es die 
ganze Proglottide vom dorsalen zum ventralen Rande durchläuft und 
an beiden Rändern mit deutlicher Oeffnung nach außen mündet 
(Fig. 3 u. 4, Fig. 8 uvd). Diese Figuren zeigen, wie innig die Be- 
rührung ist. Aber, was noch auffallender ist, ich besitze zahlreiche 
Präparate, in denen mau beide Gefäße sich kreuzen sieht; sie ver- 
schmelzen und verbinden sich miteinander, so daß in den Frontal- 
schuitten der Glieder die Fig. 6 entsteht. 


Fig. 6. Verhältnis des C. deferens (d, d) mit dem C. 
vaginalis (na). Ans einem Frontalschnitte des Gliedes (schein.). 
Milchet */,. 



Diese enge Verbindung ist, wie man sieht, schon an sich selbst 
seltsam genug. Aber die Kommunikation der beiden Kanäle, indem 
sie sich kreuzen und in unmittelbarer Berührung befinden, ist um so 
auffallender, als, wie wir sehen werden, das dorso-ventrale Gefäß 
keine andere Deutung zuläßt, als die einer Scheide. Bei diesem 
Tänioiden fände sich also eine Kommunikation zwischen dem C. de- 
ferens und der Scheide. Ich werde später auf diesen Gegenstand 
zurückkoramen. 

Die kleinen, runden, ziemlich zahlreichen Hoden sind, wie es bei 
den Tänioiden der Vögel selten der Fall ist, mitten in der oberen 
Fläche des Gliedes in winzige Träubchen versammelt. 

Von ihnen gehen sehr feine, zusammenfließende Kanälchen aus; 
leider gelang es mir nicht, so aufmerksam ich auch Reihenschnitte in 
verschiedenen Richtungen untersuchte, zu entdecken, auf welche Art 
dieselben mit dem C. deferens in Verbindung treten. Diese und einige 
andere Lücken in der feineren Anatomie der Genitalien der Ama- 
bilia, auf die ich gelegentlich aufmerksam machen werde, rühren 
von der unvollkommenen Fixierung oder Erhaltung der Exemplare 
her, die ich untersuchen konnte.- 

b) Weibliche Organe. 

Aus dem Schema (Fig. 4) sieht man, daß in jedem Glied 
ein einziger medianer, weiblicher Drüsenapparat vor- 
handen ist, im Gegensatz zu der Doppelzahl der Penes. 
Dies bildet eine andere wichtige Charakteristik der A. lamelligera. 

Aus demselben Schema und aus der beiliegenden Konstruktions- 
figur (Fig. 8) ersieht man, daß das Ovarium mehr dem einen der 

Knte AM. XXI. 84. 65 


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866 


Vincenzo Diamare, 


Ränder, dem dorsalen (vergl. auch Fig. 4, o) genähert ist; beständig, 
in allen Gliedern, hält es sich an diesem Rand und in dieser Lage. 
Wie bei den Cestoden im allgemeinen besteht es aus zwei seitlichen 
Flügeln und einem kurzen, quer liegenden Verbindungsstücke (Fig. 8 og\ 
welches U-förmig gebogen, und dessen Konvexität gegen den Dorsal- 
rand gerichtet ist. Die Flügel bestehen aus langen, dünnen Aesten, 
welche vom Dorsalrande nach dem Ventralrande verlaufen, und (be- 
sonders die äußeren in Bezug auf die Achse des Gliedes) während 
ihres Verlaufs kurze dichotomische Verzweigungen bilden, die selten 
mit einander anastomosieren und in leichte, keulenförmige Verdickungen 
endigen (Fig. 8 cto). In Bezug auf die obere Fläche des Gliedes ist 
das ganze Ovarium leicht bogenförmig gekrümmt ■), und die Kon- 
kavität des Bogens ist nach der unteren Fläche des Gliedes gerichtet. 

Oberhalb und an den Seiten des anastomotischen Stückes (dorsal) 
schwellen die Flügel zu einem cul de sac an, und zwischen den An- 
schwellungen und deu Anastomosen entsteht ein Raum, über welchen, 
wie ich sagen werde, der Eileiter sich hinzieht, welcher sich nach 
oben richtet, um in den Uterus einzumünden. 

Der ziemlich umfangreiche, in viele längliche Lappen geteilte 
Dotterstock liegt vor dem Ovarium in einer etwas tieferen Schicht, 
und zwar in der Art, daß ein Teil davon, so zu sagen, durch die 
Endteile der Ovariumstiele verborgen wird (Fig. 4 und 8 vt). 

In einer mittleren Schicht zwischen dem Dotterstocke (cf) und 
dem Ovarium liegt der Schalendrüsenkomplex. 

Die weiblichen Drüsen liegen also in verschiedenen Schichten, 
aber sämtlich in der Richtung der Linie, welche die mittleren Punkte 
beider Ränder verbindet (Fig. 4 ab) und in der unteren Schicht des 
Gliedes anatomisch durch den Verlauf des großen Gefäßes bezeichnet 
wird, von dem ich vor kurzem sprach (Fig. 8 ca). 

Gegen das dorsale Drittel dieses Mediangefäßes löst sich ein 
Kanälchen ( ds ) ab, welches seinen Verlauf nach dem Dorsalrande 
nimmt, mehr oder weniger dicht an dem Gefäß anliegend, je nach 
dem Kontraktionszustande des Gliedes, und in ein längliches, gewun- 
denes, mit Sperma gefülltes Bläschen anschwillt (rs), welches seiner- 
seits in ein feines Kanälchen (es) ausläuft 2 ), welches vor dem Ovi- 
dukt ausmündet) (od). Ich werde später auf die Bedeutung dieses 
Gefäßes znrückkommen. 

Der Ovidukt (od) trennt sich von der Anastomose (of), weiche 
die Ovariumßügel verbindet und sich von oben nach unten, von dem 
dorsalen nach dem ventralen Rande wendet, nachdem er vorher die 
Mündung des vorhin genannten Kanälchens ( es ) und dann die des 


1) Die Krümmung ist verschieden, je nach dem Kontraktionszustande des Glied?* 

2) Es handelt sich um einen Kana], welcher von dem dorsoventralen Gefäß* 
ausgeht und sich mit dem Ovidukt in Verbindung setzt. Seine drei beschriebenen 
Abteilungen sind sehr deutlich in deu Gliedern, in denen das Sperma den genannten 
Kanal erreicht hat. ln den jüngsten Gliedern ist sein Kaliber ziemlich gleichförmig, weil 
das Sperma noch nicht deu mittleren Teil desselben bläschenartig ausdehnt. In den 
Gliedern, in denen der Uterus sieh stark entwickelt hat, findet man in ihm bisweilen 
Eier, welche vielleicht infolge von Atrophie des Ovariums, der veränderten Besiehnugen 
des Eileiters, oder der Erschlaffung seiner eigenen Endmuskulatur eingedrungcu sind (,mit 
einem Samenkanälchen vergleichbarer Teil [es]). 


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Anatomie der Genitalien des Genna Am&bilia (mihi). 


867 


langen und dünnen Dotterganges (vtd) aufgenommen hat. Nach 
dieser Mündung wendet sich der Ovidukt nach oben, geht durch 
den Schalendrüsenkomplex ( oot ) und legt den Weg in umgekehrter 
Richtung zurück, den er vorher gemacht hatte, indem er sich mit 
vielen Spiralen ( oas ) von unten nach oben wendet, vom ventralen 
zum dorsalen Rande über das Ovarium weggeht und in den Uterus 
ausläuft. 

Der Uterus (u) zeigt hier eine charakteristische Anordnung. Er 
bildet ein Netz mit großen Maschen, welches den ganzen zwischen 
der Körpermuskulatur liegenden Raum einnimmt und also, wie man 
sagen kann, sämtliche Geschlechtsdrüsen umfaßt. In den vollständig 
geschlechtsreifen Gliedern am dorsalen und ventralen Rande zeigt 
er dichtere (u*) und engere (w s ) Strecken, so daß zierliche, ge- 
wundene Bogen entstehen, welche sich mit den Bogen des gegenüber- 
liegenden Randes mittelst dünner, paralleler Züge in Verbindung 
setzen (<rn). 

Hier ist an die Stelle eines Netzes eine Bildung getreten, welche 
wir mit einem abgeplatteten Käfig vergleichen können (wegen der 
geringen Höhe der Proglottiden), in dem die Geschlechtsdrüsen ein- 
geschlossen sind. Der Ovidukt mündet, wenn er in die Höhe steigt, 
in der Mitte des dorsalen Bogens, unmittelbar unterhalb eines me- 
dianen Zugs (Fig. 8 sod). 

In den Gliedern, in denen der Uterus sich mit Eiern gefüllt hat 
und die Genitaldrüsen sich in vorgeschrittener Atrophie befinden, treten 
die Bogen nach Art von blinden Säcken hervor, vorzüglich an den 
Seiten (was Owen ’s Ausdruck erklärt „die Eier sind an den Seiten 
der Penis angehäuft“); die Züge, indem sie sic füllen, verbreitern, aber 
verkürzen sich. Durch diese Veränderungen im Uterus entstehen die 
Deformationen, welche die Endproglottiden der Strobila zeigen (Fig. 2). 


Fig. 7. Ein Ei der A. lamelligera, isoliert, mit 
der Kapsel aas einem Schnitte. (Nachet 5 / a .) 



Die etwas länglichen Eier haben eine dünne Schale, und jedes 
ist in eine feine, durchscheinende, spindelförmige Kapsel eingeschlossen 
( p ig- 7). 

Welches ist nun die morphologische Erklärung der Verbindung 
des dorso-ventralen Gefäßes ( va ) mit dem Ovidukt (od)7 

Offenbar bekleidet hier das Gefäß die Funktion der Vagina, indem 
es sich mittels des langen, gewundenen Kanals (Fig. 8 ds, rs, es) 
mit dem Ovidukt verbindet. Es handelt sich also um eine 
Vagina, die sich dorsal und ventral öffnet 

Man beachte hier, wie die seltsame Regel der männlichen Ge- 
nitalien auch die weiblichen beherrscht. Die beiden Peues sind nicht 
Eudorgane von zwei getrennten männlichen Geschlechtsapparaten, 
wie bei anderen Tänioiden (Üipylidium, Moniezia), sondern 
Endorgane eines einzigen C. deferens, welcher sich mit 
ihnen an jeder der beiden Seiten des Gliedes nach 
außen öffnet. 

65* 


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8G8 


Vincen zo D lamare, 


Auf ähnliche Weise finden wir hier eine einzige Scheide, 
welche sich nach beiden Rändern hin öffnet 1 ). 

Man sicht deutlich, daß in Bezug auf den allgemeinen anato- 
mischen Typus der Cestoden die Amabilia eine Form darstellt, in 
welcher sich tiefe Abänderungen finden. Unter anderem ist die enge 
Verbindung zwischen Canalis deferens und Canalis vaginalis an der 
Stelle, wo sie sich kreuzen ( uvd ), ein sehr seltsamer Umstand. Aber 
ich sagte ferner, daß zahlreiche Präparate eine direkte Kommunikation 
zwischen beiden Kanälen erkennen ließen. Dies bildet einen so neuen 
Befund, auch von dem Gesichtspunkte der vergleichenden Anatomie 
aus, daß ich, obgleich ich ihn, wie gesagt, an sehr vielen Gliedern 
gesehen habe, wegen des nicht vollkommenen Fixationszustandes der- 
selben, ihn mit einem Fragezeichen bezeichne, in der Hoffnung, besser 
fixierte Glieder untersuchen und dann erst mit Sicherheit entscheiden 
zu können. Dies war der Grund, der mich veranlaßte, die schon im 
Jahre 1893 versprochene Veröffentlichung meiner Untersuchungen Ober 
die Genitalien von Amabilia zu verzögorn. Ich hoffte, an einem 
tadellosen Materiale zu arbeiten, um die Frage endgiltig erledigen 
zu können. 

Da wir die Penes aus den Proglottiden austreten und ziem- 
lich lang gesehen haben (Fig. 1), ist es natQrlich, anzunehmen, daß 
sie die Vaginalporen erreichen können, welche an den Rändern liegen, 
um so das Sperma abzugeben. Wenn also durch fernere Unter- 
suchungen die vagino-deferentielle Kommunikation bewiesen würde, 
gewänne dann eine von der Immiss io penis unabhängige Be- 
fruchtung gleiche Wahrscheinlichkeit? 

So sehr ich mich endlich bemühe, mich an die nackten That- 
sachen zu halten, ohne Hypothesen aufzustellen, so stoße ich doch 
unwillkürlich auf die Frage, ob das seltsame Geschlechtssystem der 
Amabilia, morphologisch betrachtet, nicht die Folge der Ver- 
schmelzung von doppelten und typisch getrennten Apparaten ist, wie 
z. B. die von D i p y 1 i d i u m und M o n i e z i a ? 

Offenbar würden einige Besonderheiten dazu führen, Amabilia 
zu den Formen mit doppelten Organen zu stellen, in dem Sinne, 
daß sie sozusagen ein abgetrennter Ring von einer Kette ist, welche 
mit den Tänioiden mit einem einzigen Genitalsystcm beginnt und 
mit denen mit doppelten, getrennten Systemen endigt. Aber zwischen 
diesen und den anderen besteht eine bedeutende Lücke, welche viel- 
leicht durch die künftige Entdeckung mehrerer Zwischenformen aus- 

1) Di« mediane Rapbe, welche Owen (op. cit.) und Wedl (op. eil,) erwähnt 
haben, und welche läng» der ganzen Strobila sichtbar ist, wird offenbar durch die 
VaginamQndungen hervorgebracht. Ich brauche nicht hinzuznftlgen, daß Wedl, welcher 
nicht einmal die Penes sab, die Owen gesehen batte, die Raphe von Gescblechts- 
öffnuugeu herleitet, aber nicht sagt, ob von männlichen oder weiblichen, ob dies an 
beiden Rändern stattfindet, wie hier behauptet wird. 

Nach allem, was ich sagte, haben die folgenden Worte Owen's (ln denen seine 
ganze Kenntnis von den weiblichen Organen enthalten ist) „In tbese alone wer« ova 
perceptiblc whicli were aggregated near the base of the clrrhns, hut not confined In an 
ovary of any definite form ; the sides of the canal which tbey were about to traverw. 
were evidently glandular, and the ova are probably feenndated, as they pass througfa*' 
keinen Wert, denn der Kanal, welchen er erwähnt, Ist der Uterus, und er spricht 
offenbar von den reifsten Proglottiden, die im Begriff sind, sich abzulösen. 


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Anatomie der Genitalien des Genas Amabilia (mihi). 


869 


K 


Fig. 8. Rekonstruktion 
des weiblichen Geschlechts- 
apparates der Amabilia 
la me II i ge ra (O w e n), von 
unten nach oben gesehen. Die 
gegenwärtige Figur ist ange- 
fertigt durch Reduktion und 
Vereinigung der Zeichnungen 
aufeinander folgender Schnitte, 
die mit dem Mikroskop Na- 
chet, */., und der Camera 
luc. Nach et in größerer Höhe 
als der Objekttisch des Mikro- 
skops mit dem gans verkürzten 
Kohre nusgeführt worden sind. 
Alle Verhältnisse sind genau 
beibehalten; nur in dem Stück, 
«reiches dem Retraktorhuken 
entspricht, ist die Scheide ein 
wenig gedehnt worden, um das 
Keceptaculum seminia 
und den Oviduct sichtbar zu 
machen , welche sie verbirgt 
.in der natürlichen Lage, wenn 
man das System von unten 
betrachtet), a Dorsalrand des 
(•liedes. oh Ventralrand, oa 
Dorsalöffnung der Scheide, oh 
Ventralöffnung. ra Vaginu. 
da Samenleiter, n Becepta- 
:ulum seminis. et Samen- 
kanal. at Queranastomose des 
Ovariums (im Durchschnitt, 
im den Ursprung des Eileiters 
tu seigeu). og Verdickungen 
les Ovariums (cul de sac) 
m Durchschnitt, cto Keulen 
les Ovariums (viele wurden 
ffeggelassen , um die Figur 
licht undeutlich zu machen). 

* Dotterstock, vtd Dotterleiter, 
xf absteigender Eileiter, oot 
lotypus. oas aufsteigender 
Eileiter. sod Mündung des 
Eileiters in den Uterus. u 
Jterus (*»» Durchschnitt durch 
len Uteruszug, unter welchem 
Jorsalstück der Eileiter ein- 
nQndet; u* stärker verdicktes 
itfick des Uterusbogens; u a 
ngercs Stück, tru Uteruszug. 
Id Cau. deferens (rechtes 
UQck). da Can. deferens 
linkes Stück). nvd Verbin- 
tung der Vagina mit dem Can. 
leferens. mes Kreismuskeln 
les Körpers. 



870 


Vincenzo Diamare, 


gefüllt werden kann. Eine solche Entdeckung könnte uns auch eine voll- 
ständigere Erklärung der angeführten anatomischen Thatsachen liefern. 

Aus dem Gesagten ergiebt sich folgende anatomische Diagnose 
der Amabilia: Penis doppelt, Endorgane eines einzigen 
Vas deferens, welches im Zickzack das Glied von einer 
Seite zur anderen durchläuft. Die Testikel nehmen 
in Gestalt feiner Trauben die obere Fläche desGliedes 
ein. Die nur einfach vorhandene, fast gerade Vagina 
kreuzt sich (ventral) mit dem V. deferens, mit dem sie 
in innige Berührung tritt; sie öffnet sich in der Mitte 
der unteren Grenze jedes Randes. Ovarium einzig, 
median; Eierleiter einzig. Dotterstock viellappig mit 
langem Dotterleiter. Uterus ähnlich einem abge- 
platteten Käfig, die weiblichen Drüsen einschließend. 
Eier in einer spindelförmigen Kapsel enthalten. 

Bemerkungen. 

Die Morphologie des Geschlechtsapparates der Cestoden gewährt 
dem Studium noch viel Raum, denn die anatomische Anordnung der 
verschiedenen Teile bietet, wie schon Leuckart gesagt hat, be- 
deutende Verschiedenheiten dar. Als Beispiel kann Amabilia 
dienen. 

Varianten vom Grundtypus habe ich schon bei Dipylidium 
und Davainaea tetragona angegeben*), zu einer Zeit, wo das 
Schema von Leuckart in seinen geringsten Einzelheiten allgemeine 
Geltung hatte. Es ist freilich wahr, daß es zu dieser Zeit nicht an 
Beschreibungen von seltsamen Apparaten fehlte, nach denen man in 
einigen Tänioiden nicht einfache Variationen des Typus fand (wie es 
bei meinen Untersuchungen der Fall war), sondern nach denen die 
allgemeine, natürliche Mechanik ganz verändert worden war, mittels 
deren das Ei des Ovariums den Dotter erwirbt und sich mit der 
Schale umgiebt. Solcher Art war die Beschreibung de Filippi’s 
(Dav. tetragona) 2 ) und die später zu meiner Kenntnis gekommene 
von v. Linstow (Dav. struthionis) s ). Beide sind a priori zu 
verwerfen. 

Nachdem die Frage über den Uterus von Davainaea durch 
Fuhrmann wieder angeregt worden ist 4 ), muß ich darauf zurück- 
kommen, und werde es in einer späteren Mitteilung thun. 

Aber hier will ich bei der Sache bleiben und mir erlauben, die 
Gelegenheit zu ergreifen, um die Unrichtigkeit einiger mir gemachten 
Bemerkungen oder falschen Deutungen in Bezug auf die neuen von 
mir vorgeschlagenen Genera Amabilia und C o t u g n i a naebzuweisen. 


1) V. Diamare, Le funzioui dcll’ovario uclla Davainaea tetragona. Molin. 
(Itcndiconto della r. accad. delle scienze tisichc e inatem. Napoli. 1893. Fase. 8—12.) 

2) De Filippi, Ricerclie anatomicho cd istologiche sulla T. botrioplitis. (Atti 
della r. accad. dei Li nee i. Vol. VII. Roma 1892. Tav. 1 — 10.) 

3) v. Linstow, Zur Anatomie und Entwicklungsgeschichte der Tanien. (Arch 
i. mikrosk. Anatomie. Bd. XLH. 1893. p. 442 -459. Taf. XXVII— XXVIII.) 

4 ) O. Fuhrmann, Beitrag zur Kenntnis der Vogeltänien. (Revue suisse d« 
zool. T. IV. Fase. 1. p. 111—133. Tav. 4 . Geneve 1896 ) 


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Anatomie der Genitalien des Genus Amabilia (mihi). 


871 


So schreibt Stiles '), es sei ihm unmöglich, die beiden Tänioiden, 
die ich in die beiden Genera Cotugnia und Amabilia gestellt 
habe, von dem Genus Dipylidium zu unterscheiden; daher lasse 
er die beiden Genera nur aus Achtung für mich bestehen; er be- 
zeichnet sie als fraglich und verschiebt seine endgültige Meinung 
darüber bis nach der Veröffentlichung meiner weiteren Einzelheiten. 

Indem ich Stiles für die mir erwiesene Höflichkeit danke, 
muß ich doch erklären, daß mich sein Zweifel über die Güte der 
Genera überrascht, besonders wenn ich bedenke, daß ihm meine Ar- 
beit Uber das Genus Dipylidium jedenfalls bekannt war*), als 
deren logische Folge die Genera aufgestellt wurden. Und in der 
That, in Bezug auf Amabilia frage ich, ob zu der Zeit, wo ich 
das Genus vorschlug, eine besser charakterisierte Cestodengruppe, 
ein besseres Genus vorhanden war? Als ich gesagt hatte, daß die 
Speeies, welche es enthält, „doppel te Cir rhen, aber einen ein- 
zigen, medianen weiblichen Drüsenapparat 1 2 3 4 * besitzt, 
schien es mir und scheint es mir noch, daß ich einen sehr auf- 
fallenden und neuen Typus unterschieden habe. Ich hätte mit Stiles 
über die Notwendigkeit fernerer Einzelheiten übereingestimrat wegen 
der Seltsamkeit der Thatsache selbst (darum gebe ich sie hier), aber 
sicher nicht, um die Güte des Genus zu bestätigen. 

Wenn es Stiles unmöglich scheint, das Genus Cotugnia von 
Dipylidium zu unterscheiden, weil die zweifellos zu ihm gehörende 
Speeies, T. digonopora Pasq. doppelte männliche und doppelte 
weibliche Organe besitzt, so scheint er nicht bedacht zu haben, daß 
die Verdoppelung beider Geschlechtsapparate ein für viele Tänioiden 
gemeinschaftlicher Charakter ist, welche in allen anderen Punkten 
verschieden und darum gegenwärtig unter verschiedene Genera 
gestellt worden sind. Es handelt sich allerdings in dein Falle 
der T. digonopora um einen bewaffneten Tänioiden', wie auch 
die Di pylidi umarten bewaffnet sind, aber der Typus, die Anord- 
nung des Rosteilums und der Haken, sowie die allgemeine Körper- 
gestalt (abgesehen von einigen Eigentümlichkeiten der Genitalien) 
entfernen sie von Dipylidium und nähern sie dagegen den 
Tänioiden der Vögel im allgemeinen (besonders dem Genus Da- 
vainaea) auf dieselbe Weise, wie die Dipylidien durch die 
Charaktere ihres Rostellums und ihrer Haken, sowie durch die all- 
gemeine Körpergestalt und Beschaffenheit der Genitalien sich auf- 
fallend dem Genus Taenia (der Fleischfresser) nähern. 

Und in Bezug auf das Genus Cotugnia hätte ein aufmerk- 
sameres Lesen meiner angeführten Note und der Arbeit Monti- 
cclli’s®), Sonsino^) nicht sagen lassen, „ich hätte mit Unrecht 
zu diesem Genus die T. bifaria v. Sieb, gestellt, ohne zu beachten, 

1) C. W. Stil os, Tapeworma of poultry. (U. S. Department of agriculture 
Bureau of animal iuduatry. Bullet. No. XU. 1896. Jan.) 

2) V. Diamare, 11 genere Dipylidium Lckt. (Aui della R. Accad. di scienze 
fisicbe e matemat. Ser. II. Vol. VI. No. 7. Tav. I, II, III. Nftpoli 1893 ) 

3) F. S. Monticelli, Notizie di aicuue specie di Taenia. (Holtet, societk 
natura listi in Napoli: 8. I. Vol. V. 1891. fase. 2. p. 151 — 174. Tab. VIII. 

4) Sonsino, Di alcuni entozoi racculti in Rgilto, etc. (Monitor« zool. italinoo, 
Firenze. Anno VI, fase. 6, Giugno 1896.) 


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872 V. Diamare, Anatomie der Genitalien des Genus Amabilia (mihi). 


daß Monticelli sie als unbewaffnet beschreibt“. In der That habe 
ich bedingungsweise gesprochen „sie würde zum Genus Cotugnia 
gehören“, da Monticelli iu Uezug auf die Haken sagt: „Ich 
will damit nicht behaupten, daß sie ganz fehlen ; sie könnten viel- 
leicht vorhanden und meiner Aufmerksamkeit entgangen sein, da das 
einzige Exemplar mir keine sehr eingehende Prüfung durch Kom- 
pression gestattete.“ Diese Erklärung Monticelli's ist, wie man 
sieht, weit davon entfernt, um So nsino zur Ausstoßung der T. bi- 
faria aus dem Genus Cotugnia zu berechtigen. 

Was soll ich ferner von Morel 1 sagen 1 ), welcher schreibt „Zu 
Cotugnia sind nach Diamare zu rechnen: Taenia digono- 
pora, bifaria v. Sieb., lamelligera, lanceol ata Bloch, und 
crateriformis“? Dagegen habe ich durch eine historisch -kri- 
tische Untersuchung nachgewiesen, daß von allen diesen Species nur 
T. digonoporazu dem Genus Cotugnia gehört (bedingungsweise 
auch T. bifaria), und daß T. lamelligera den Typus des neuen 
Genus Amabilia bildet, und daß die anderen eutweder nicht 
doppelte Genitalorgane haben, oder wenn einige auch einen doppelten 
Geschlechtsapparat zeigen, und auch mit großem Zweifel (T. poly- 
morpha Kud.), trotzdem sie nicht zu dem Genus Cotugnia gehöreuü 

Neuerlich hat A. Jacob i in einer ira „Zoologischen“ Anzeiger 
abgedruckten kurzen Notiz (Diplopos the, eine neue Gattung von 
Vogeltänien. Bd. XIX. No. 505), für die T. laevis das neue Genus 
Diploposthe aufgestellt, welches er so charakterisiert: „Männ- 
liche und weibliche Keimdrüsen, Dotterstock, Scbalen- 
drüse und Uterus einfach; Leitungswege und Begat- 
tuugsw erkzeuge doppelt. Typus T. laevis, Dies.“ Was 
nun das Genus Amabilia betrifft, das ich, wohl gemerkt, schon iui 
Jahre 1803 für einen Tänioiden aufgestellt hatte, welcher sich 
genau iu demselben Zustande befindet, so schiebt es 
Jacobi mit folgenden Worten bei Seite: „Die von Diamare für 
Taenia lamelligera Owen aufgestellte Gattung Amabilia ist 
zu unvollständig beschrieben — angekündigte weitere Angaben blieb der 
Autor bisher schuldig — um T. laevis auf sie beziehen zu können.“ 

Offenbar hat Jacobi jene Geduld gefehlt, mit welcher mich 
Stiles beehrt hat, in Erwartung der Einzelheiten, die ich ver- 
sprochen hatte; aber er hat, wie man sicht, nicht bemerkt, daß die 
Diploposthe nach meinen, wenn auch kurzen Worten, die aber 
doch genaue anatomische Beobachtungen umfaßten, eine unnütze 
Schöpfung war. 

Kurz, die Diploposthe ist nichts weiter, als ein willkürliches 
Synonym des Genus Amabilia, und die T. laevis St. ist ent- 
weder die A. lamelligera selbst oder eine verwandte Art. 

Zoologische Station in Neapel, 1896. 


I) A. More II, Anatomisch • histologische Studien an Vogclt&uicti. (Areh. für 
Naturgeach., Ud. LXI. 1895. p. 81 — 103. Tav. 7.) 


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Arnold Jacob!, Amabilia und Diploposthe. 


873 


Nachdruck verboten. 

Amabilia und Diploposthe. 

Von 

Dr. Arnold Jacob! 

in 

Leipzig. 

Durch die Güte des Herrn Geheimen Bat Leuckart konnte ich 
Einsicht in den Korrekturabzug der vorstehenden Mitteilung 1 ) von 
Diamare nehmen, deren letzter Absatz mir Anlaß zu der folgenden 
Erwiderung giebt 

Als Diamare 1893 seine Gattung Amabilia aufstellte, kenn- 
zeichnete er sie mit nur zwei Merkmalen : doppelte Penes und ein- 
facher medianer Keimstock, eine Diagnose, welche Ober alle Fragen 
nach den anderen Hauptpunkten in der Organisation des betreffenden 
Cestoden schwieg. Solche naheliegende Fragen aber erheben sich 
nach der Ein- oder Zweizahl der männlichen Keimdrüsengruppe, der 
Vasa deferentia, der Vaginae und des Uterus. Was nun den Mangel 
an Geduld anlangt, welchen ich durch Veröffentlichung meiner Notiz 
im Jahre 1896 gezeigt haben soll, ohne weitere Kundgebungen des 
Autors abzuwarten, so möchte ich mir die Bemerkung gestatten, daß 
ein Zeitraum von drei vollen Jahren wohl hinreichend gewesen wäre, 
nm den Fachgenossen die versprochenen weiteren Mitteilungen über 
Amabilia vorzulegen. 

Auch dagegen muß ich mich verwahren, daß mein Genus Diplo- 
posthe „eine unnütze Schöpfung“ oder „ein willkürliches Synonym“ 
war, denn erstens bringt D i a m a r e ’s Diagnose schlechterdings keine 
„ganze Reihe von anatomischen Beobachtungen“, sondern ist, wie 
oben dargelegt, sehr kärglich damit ausgestattet, während die meinige 
alles das enthält, was zur unzweideutigen Kennzeichnung des Typus 
nötig ist. Zweitens aber fiel es mir nicht ein, durch die Aufstellung 
von Diploposthe die Amabilia Diam. „bei Seite schieben zu 
wollen“, sondern ich äußerte nur, daß es nicht angehe, die mir ana- 
tomisch genau bekannte T. laevis Dies, in das unvollständig be- 
schriebene Genus Amabilia einzureihen. Darum aber die Ver- 
öffentlichung meiner Ergebnisse bis zu dem unbekannten Zeitpunkte 
aufzuschieben, an dem Diamare vielleicht einmal weitere Mitteilungen 
geben würde, dazu hatte ich weder Lust, noch glaube ich, daß eine 
solche Beschränkung des freien Wettbewerbes unserer Wissenschaft 
förderlich sein kann. Hinzufügen will ich, daß meine spätere For- 
derung 2 ), Amabilia müsse eventuell Diploposthe weichen, 
sich auf § 23 der „Regeln für die wissenschaftliche Benennung der 
Tiere“, aufgestellt von der Deutschen Zoologischen Gesellschaft, stützt 
— Regeln, welche wohl Diamare als Echo der auch von ihm ver- 
tretenen radikalen Bestrebungen auf dem Gebiete der Nomenklatur 
anerkennen dürfte. 


1) Anatomie der Genitalien des Genns Amabilia (mihi) mit 8 Abbildungen. 

2) Zool. Jahrb. Abt. f. Anat. Bd. X. 1897. p. 3. 



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874 


W. Semeoovici und E. Marsino wskjr, 


Die ganze Diskussion über die Wertschätzung unserer beiden 
Genera wird meines Erachtens durch den thatsächlichen Inhalt seiner *> 
und meiner *) ausführlichen Mitteilungen in befriedigender Weise er- 
ledigt Die neuen und höchst überraschenden Befunde Diamare’s 
zeigen nämlich, daß Taenia lamelligera Owen und T. laevis 
Dies, keineswegs, wie jener annimmt, identisch, sondern trotz einer 
gewissen Einheitlichkeit im Bauplane und der gleichen Zusammen- 
setzung einzelner Teile wie des Cirrusapparates®) jede für sich so 
eigengeartet sind, daß ihre Unterbringung in zwei Genera nicht bloß 
gerechtfertigt, sondern für die systematische Gliederung der Vogel- 
tänien nach morphologischen Gesichtspunkten förderlich ist. 

Im Anschluß hieran möchte ich die Hoffnung aussprechen, daß 
Herr D i a m a r e durch Erlangung weiteren guten Materiales sich in 
den Stand gesetzt sehen möge, in nicht zu ferner Zeit den Helmin- 
thologen weitere Aufklärungen über die von ihm entdeckten Besonder- 
heiten der Amabilia lamelligera vorzulegen. 

Leipzig, Zoologisches Institut der Universität, 22. Juni 1897. 


Nachdruck verboten. 

lieber ein besonderes Verfahren zur Färbung der 
Bakterien im Deckglaspräparate und in Schnitten. 

[Aus dem pathologisch-anatomischen Institute der Universität 
zu Moskau.] 

Von 

W. Semenowicz und E. Marzlnowsky. 

Bei der Färbung von Präparaten nach der anzugebenden Methode 
erhält man eine deutliche Färbung der Mikroorganismen und der 
histologischen Gewebselemente. Diese Methode besteht in der vor- 
hergehenden Färbung der Präparate (der Deckgläser sowohl wie der 
Schnitte) mit der wässerigen Lösung des gewöhnlichen Karbolfuchins 
mit nachfolgender Färbung mit Loeffler’schem Methylenblau. Die 
Lösung von Karbolfuchsin besteht aus einem Teil einer gewöhnlichen 
konzentrierten Lösung mit zwei Teilen Wasser. 

Bei der Färbung von Deckglaspräparaten legen wir dieselben 
auf 2 Minuten in die angegebene Karbolfuchsinlösung, spülen in 
Wasser ab und färben in 3—4 Minuten mit Loeffler’schem Me- 
thylenblau nach. Bei der Färbung von Schnitten werden dieselben 
auf 4 — 5 Minuten in die Karbolfuchsinlösung gelegt und nach dem 
Abspülen in Wasser auf ebenso lange Zeit in Methylenblau. Hierauf 
werden die Präparate in der gewöhnlichen Weise mit absolutem Al- 
kohol, Oel, Xylol bearbeitet und in Kanadabalsam eingebettet. 


1) s. oben. 

*) 1. c. p. 1—20, Tab. I— II. 

3) So schlieft« ich wenigstens aus Di&mare's Fig. 8, da der Text keine Kimelheitea 
darüber bringt. 


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Ueber ein besonderes Verfahren znr Färbung der Bakterien etc. 


875 


Hierbei werden die Zellkerne and die Bakterien blau gefärbt, während 
das Zwischengewebe und das Protoplasma der Zelielemente rot oder 
rosa erscheinen. 

Die Vorzüge der vorgeschlagenen Methode bestehen darin, daß 
Bakterien, welche sich in Schnitten schlecht färben lassen, nach 
unserer Methode gefärbt, deutlich hervortreten. Auf diese Weise färbten 
wir Rotz-, Diphtherie-, Typbusbacillen, das Bacterium coli, 
N e i 8 s e r ’s Gonokokken, Pseudotuberkulosebacillen u. a. Bei der 
Färbung von Schnitten mit Strahlenpilz erscheinen die Kolben rot 
gefärbt, die Fäden blau. Bei Deckglaspräparaten gelang es uns 
sehr gut, Gonokokken, Pestbacillen (manchmal mit Kapsel), F raen - 
k e 1 ’sche Diplokokken (im Auswurfe sowohl wie im Blute) mit deut- 
lich hervortretender Kapsel, Rekurrensspirillen, Malariaplasmodien 
(sehr deutlich) zu färben. 

Eine interessante Besonderheit der von uns vorgeschlagenen 
Färbungsmethode besteht darin, daß bei der Färbung sowohl von 
Reinkulturen (z. B. der Typhusbacillen) wie auch von Präparaten 
aus Eiter (z. B. Rotzbacillen enthaltendem Eiter) einige Bakterien 
eine blaue und einige eine rote Farbe annebmen. Nach unseren 
Beobachtungen färben sich degenerierte Bakterien rot. 

Das Wesentliche des vorgeschlagenen Verfahrens besteht nach 
unseren Beobachtungen darin, daß bei der Färbung mit Loef fl er- 
schein Methylenblau nach vorhergegangener Färbung mit Karbol- 
fucbsin ein Verdrängen des letzteren durch das Methylenblau statt- 
findet, auch findet es in Bakterien und Kernen schneller statt, als in 
dem Protoplasma der Zellelemente und in dem Zwischengewebe. Da 
es bei der Färbung mit Methylenblau allein nicht gelingt, die Bak- 
terien so intensiv und so deutlich zu färben, so ist es augenschein- 
lich, daß das Karbolfuchsin in der Art einer Beize wirkt. Läßt man 
statt des Karbolfuchsins auf das Präparat 5 Minuten lang eine 5-proz. 
Karbolsäurelösung einwirken und färbt man es erst dann mit 
Methylenblau, so sind die Bakterien stärker gefärbt als bei einer 
Färbung mit Methylenblau allein. Aber eine deutlichere Färbung 
derselben wird bei der Verwendung von Karbolfuchsin erzielt. Somit 
muß man annehmen, daß auch das Fuchsin selbst als Beize wirkt 
(wie in der Loef fl er 'sehen Beize zum Zwecke der Geißelfärbung) 
obgleich die wichtigste Rolle der Karbolsäure zukommt. 

Dnser Verfahren hat Aehnlichkeit mit dem von Pick und 
Jakobsohn (Berlin, klin. Wochenschr. 1896) angegebenen. Aber 
diese Autoren benutzten eine Mischung von Karbolfuchsin mit einer 
alkoholischen Metbylenblaulösung und empfehlen ihr Verfahren zur 
Färbung von Deckglaspräparateo, vor allem zur Färbung von Gono- 
kokken. Beim Färben von Schnitten mit schwer färbbaren Bakterien 
(z. B. Typhusbacillen) mit einer Mischung von Karbolfuchsin und 
Methylenblau in dem von Pick und Jakobsohn angegebenen Ver- 
hältnis erhielten wir keine deutliche Färbung der Bakterien, wobei 
die Zellkerne entweder rot oder schwach gefärbt waren. 

Nicht unerwähnt wollen wir lassen, daß R. Schaeffer im Jahre 
1896 (Verhandl. der Deutsch. Dermatolog. Ges. 1896. p. 299) vor- 
geschlagen hat, Deckglaspräparate, und zwar vor allem Gonokokken 


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876 


D. Kischensky, 


io einer Karbolfuchsinlösung zu färben mit nachfolgender Färbung 
einer Aethylendiaminmethylenblaulösung. Dem genannten Autor ge- 
lang es nach dieser Methode außerdem noch folgende Mikroorganismen 
zu färben: den Streptobacillus ulc. molli, tetragenus und 
Fraenkel’s Diplokokken mit intensiv bervortretenden Kapseln. 

Bekanntlich hat P. Baumgarten (Zeitsch. f. klin. Med. 1885) 
in Chromsalzen fixierte Gewebe mit einer alkoholischen Fucbsinlösung 
unter nachfolgender Bearbeitung mit einer wässerigen Methylenblau- 
lösung gefärbt Hierbei färbten sich die Zellkerne rot, das Zwischen- 
gewebe und das Plasma hingegen blau. Bei unserem Verfahren er- 
hielten wir, wie oben gesagt, umgekehrte Resultate (Zwischengewebe 
und Plasma roth, Bakterien und Zellkerne blau). Dieser Unterschied 
in den Resultaten der Färbung hängt aller Wahrscheinlichkeit nach 
von den verschiedenen Fixierungsmethoden ab, denn unsere Präpa- 
rate waren mit Alkohol fixiert worden. 


Nachdruck verboten. 

Ein Verfahren zur schnellen mikroskopischen Unter- 
suchung auf Bakterien in Deckglas- und Objektträger- 
präparaten. 

[Aus dem pathologisch-anatomischen Institute der Universität 
zu Moskau.] 

Von 

Prosektor Dr. med. D. Kischensky. 

Das neue Verfahren, welches ich hiermit empfehle, dient sowohl 
zur Untersuchung von Mikroorganismen in Deckglaspräparaten von 
Reinkulturen, wie auch in Eiter, Blut, Harnsediment und Faeces. Es 
besteht in Folgendem: 

Zur Färbung von Reinkulturen der verschiedenen Mikroorganis- 
men in Deckglaspräparaten kann man eine schwache Karbolfuchsin- 
lösung (10 Tropfen auf 10 ccm Wasser) verwenden. Ein Tropfen 
dieser Farblösung wird auf die Oberfläche eines vorher sorgfältig ge- 
reinigten Deckglases oder eines Objektträgers gebracht und eine 
minimale Quantität der Kultur mit der Platinöse entnommen und in 
diesem Tropfen zu einer dünnen Schicht auf der Oberfläche des 
Glases ausgestrichen. Die folgende, und zwar letzte Manipulation be- 
steht darin, daß man das nach der oben angegebenen Methode ge- 
fertigte Präparat an der Flamme der Spirituslampe leicht erwärmt, 
aber nicht bis zum Glühen erhitzt. Wenn das Präparat an der 
Oberfläche der Deckgläser in einer dünnen Schicht ausgestrichen ist, 
so erfolgt das Austrocknen und zugleich die Fixierung in einigen 
Sekunden. Zugleich erscheinen die Bakterien intensiv gefärbt und 
sind zur mikroskopischen Untersuchung fertig. 

Zur Färbung der Bakterien im Eiter, in den Faeces, im Harn- 
sediment u. s. w. kann die oben angegebene Karbolfuchsinlösung ver- 



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Verfahren zur schnellen mikroskopischen Untersuchung auf Bakterien etc. 877 


wandt werden, doch gelingt die Färbung besser, wenn man ein Ge- 
misch von Karbolfuchsin und einer alkoholischen Lösung von Methylen- 
blau in dem von Jakobsohn und Pick (Berlin, klin. Wochenschr. 
1896. September) angegebenen Verhältnisse anwendet. Hierbei werden 
die Kerne der Zellelemente und die Bakterien blau, das Zellproto- 
plasma und der verschiedenartige Detritus rosa oder rot gefärbt, ln 
derartig gefärbten Präparaten erscheinen einige, augenscheinlich 
degenerierte Bakterien nicht blau, sondern rot gefärbt. Ueberhaupt 
muß man bemerken, daß bei der Färbung nach der angegebenen 
Methode manchmal die verschiedensten Abstufungen in der Farbe der 
Bakterien beobachtet werden. Einige von ihnen sind intensiv blau, 
einige schwach blau, andere wieder violett (infolge einer Verbindung 
von Methylenblau mit Fuchsin) und endlich einige rosa und sogar 
rot gefärbt. Bei einer gelungenen Färbung nach dieser Methode 
(wenn die Bakterien intensiv blau und anscheinend vergrößert aus- 
sehen) gelang es mir bei einigen beweglichen Arten (z. ß. bei den 
von mir im Mundschleim des Hübner gefundenen Spirillen) deutlich 
gefärbte Geißeln nachzuweisen. 

Die Vorzüge der vorgeschlagenen Färbungsmethode bestehen in 
Folgendem: Zur Fertigstellung der Präparate wird ein Minimum von 
Zeit verbraucht (*/ 2 — 1 Minute), 2) man erhält eine sehr deutliche 
Bakterienfärbung, wobei 3) der Grund des Präparates ungefärbt bleibt, 
oder höchstens sehr schwach gefärbt erscheint. Verwendung kann 
diese Methode vor allem finden bei der Untersuchung von Rein- 
kulturen der Bakterien, da sie eine sehr geringe Zeit beansprucht. 
Zweitens giebt diese Methode gute Resultate bei der Untersuchung 
von Sekreten und Exkreten des tierischen Organismus, z. B. des 
Speichels, Darmschleims, wobei die Bakterien sehr deutlich und klar 
hervortreten. Die Möglichkeit, bei beweglichen Bakterien die Geißel- 
fäden nach dieser Methode sehr einfach zu färben, sowie verschiedene 
Nuancierungen in der Färbung der Bakterien zu erhalten, bietet noch 
ein besonderes Interesse dieser Färbungsmethode und erfordert eine 
weitere Ausarbeitung derselben. 

Der Kern der beschriebenen Färbungsmethode besteht darin, daß 
die Bakterien und Zellkerne eine besondere Affinität zu den basischen 
Anilinfarben besitzen. Dank diesem Umstande erfolgt bei Erwärmen 
des Präparats mit der auf dem Deckglas ausgestrichenen Farbstoff- 
lösung und Bakterien (oder aus verschiedenem, baktcrienhaltigem 
Material) bestehenden Emulsion eine Aufnahme von Farbstoff seitens 
der Bakterien und der Zellen. Experimentell kann man es erreichen, 
daß das zu färbende Material und das Quantum der Farbe genau in 
der zur deutlichen Färbung der Bakterien nötigen Proportion ge- 
nommen werden. Der Fond des Präparates bleibt völlig farblos, indem 
die ganze Farbe zur Färbung der Bakterien und der Zellelemente 
verbraucht wird. Bei der Färbung mit der Mischung von Fuchsin 
und Methylenblau nehmen die Bakterien und die Zellkerne energischer 
den letzteren Farbstoff auf, während das Zellprotoplasma, die ver- 
schiedenen Arten von Detritus sowie einige Bakterienindividuen eine 
größere Affinität zum Fuchsin besitzen. 


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878 


Bakterien und Wasser. 


Referate. 

Jettmar, J., Die Wasserversorgung der Stadt König- 
grät z. (Zeitschr. f. Nahrungsmitteluntersuchung, Hygiene und 
Warenkunde. Bd. I. 1897.) 

Anläßlich des Projektes, Königgrätz mit Hochquellwasser zu ver- 
sorgen, unterzog Verf. (J.) eine Anzahl Brunnen der Stadt und Um- 
gebung, wie auch das Wasser der Elbe und Adler, welches als 
Trink- und Nutzwasser in Königgrätz verwendet wird, genauen 
chemischen und bakteriologischen Untersuchungen und erhielt dabei 
folgende Resultate: 

In Brunnen No. 13 3 4 6 6 7 

1320 1370 1070 1610 28 200 19 700 3416 Keime 

t t t t + 

pro 1 ccm, wobei bemerkt wird, daß das unter der Keimzahl stehende 
f zu bedeuten hat, daß zwar noch eine Anzahl Keime vorhanden 
war, aber weil die verflüssigenden Keime die Gelatine bereits pepto- 
nisiert haben, diese nicht mehr gezählt werden konnten. 

In den ersten 5 Brunnen wurden Micrococcus candicans, 
der grüngelbe Bacillus Eis enbergi, B. fluorescens lique- 
faciens, B. subtilis, Streptococcus albus und der nicht 
verflüssigende B. Titzianus diagnostiziert; 3 Arten wurden hin- 
gegen nicht diagnostiziert, und gehörten zu den verflüssigenden. — 
In einer der Gelatinekulturen des 6. Brunnens wurde Mucor mu- 
cedo (wohl aus dem unreinen Pumpenschafte herrührend) gefunden. 
In der mit der Probe des 7. Brunnens beschickten alkalischen Gelatine 
wurde eine rote Hefe (der roten Hefe No. 73 von Lindtner ähn- 
lich), dann Penicillium glaucum, B. fluorescens longus, 
B. mesentericus, ein Spirillum und noch 2 andere nicht näher 
bestimmte verflüssigende Bacillenarten gefunden. 

Im allgemeinen war die Zahl der verflüssigenden Keime den 
nicht verflüssigenden sehr überlegen und obgleich keine pathogenen 
Keime vorgefunden wurden, ließen sich fäulniserregende nach der 
Nencki 'sehen Methode nach weisen. Im Elbewasser waren pro 
1 ccm 475, bei Hochwasser bis 598 Keime, während im Wasser der 
Adler bis 1650 Keime pro ccm zu zählen waren. 

Welchen Wert ein unrationelles Filtrieren von Trink- und 
Nutzwasser hat, ersieht man aus dem Resum6 der Jettmar 'sehen 
Arbeit. 

Das Elbewasser enthielt vor der sogenannten „Filtration“ ein 
Maximum von 500—600 Keimen pro 1 ccm, während es nach der 
Filtration ebenfalls pro 1 ccm 21 920 Keime, also 40mal so viel auf- 
wies; somit hat sich das Wasser durch die Filtration scheinbar ver- 
bessert, in Wirklichkeit aber bedeutend verschlechtert. 

Wittlin (Lemberg). 

Wright, 8. H.. Report on the results of an examination 
of the water supply of Philadelphia. (National Academy 
of Sciences. Vol. VII. Third memoir.) 


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Bakterien und Wasser. — Tonsillitis. 


879 


Die Arbeit von W right stellt einen Beitrag zur Kenntnis der 
Systematik der Wasserbakterien dar. Verf. hat das W'asser des De- 
laware- und des Schuylkill-Flusses je 2—4 mal monatlich einer ein- 
gehenden chemischen und bakteriologischen Prüfung unterworfen. 
52 verschiedene Arten und Varietäten von Bakterien wurden aus dem 
Wasser isoliert; darunter befanden sich 2 Kokkenarten, 2 Clado- 
thrixarten und 46 Arten und 2 Varietäten von Bakterien. Einmal 
wurde ein Streptococcus isoliert, dessen Eigenschaften Verf. 
übrigens nicht näher untersucht hat. 

Weder Coli noch Typhusbacillus wurden im Wasser nach- 
gewiesen, obschon in Philadelphia die Typhusmortalität eine sehr 
hohe ist. 

Die zahlreichen von Wright beschriebenen neuen Arten von 
Wasserbakterien erwiesen sich für Mäuse, Kaninchen und Meer- 
schweinchen als nicht pathogen. 

Die Abwesenheit von Spirillen im Wasser ist gewissermaßen auf- 
fallend. Uebrigens wurde unlängst von Dr. Ab bot eine interessante 
Spirillenart, die viel Aebnlicbkeit mit Sp. Metschnikoff bat, aus 
dem Schuylkilwasser isoliert und genau beschrieben. (Journal of ex- 
perimental medicine. Vol. I. No. 3.) 

Für die nähere Beschreibung der verschiedenen von Wright 
isolierten Wasserbakterien müssen wir auf das Original hinweisen. 

Lydia Rabinowitsch (Philadelphia). 

Heddlins, A., Tonsillitis acuta durch Staphy lococcus 
aureus; Pleuritis exudatira metastatica etc. (Münch, 
med. Wochenschr. 1897. No. 18. p. 469.) 

Verf. bespricht einen Krankheitsfall, welcher mit einer Angina 
(Tonsillitis acuta) begann, woran sich sekundär eine Pleuritis an- 
schloß, deren Exsudat Reinkulturen von Staphylokokken ergab. Da 
die gleichzeitig vorhandene Pneumonie, die wohl schon zugleich mit 
der Angina begonnen hatte, zweifellos eine Diplokokkenpneumonie 
war, — es fanden sich in jedem Gesichtsfeld massenhaft und fast 
ausschließlich typische Diplokokken neben ganz wenigen Staphylo- 
kokken und Streptokokken — so mußte dieser Befund im Pleura- 
exsudat auffallen. Von der Tonsillitis bei Lebzeiten des Patienten 
Staphylokokken zu züchten, gelang nicht, da keine deutliche Absceß- 
bildung in der Tonsille zu konstatieren war und naturgemäß Züch- 
tung von dem in der Lacune sitzenden Sekret kein reines Resultat 
liefern konnte. Allerdings ergab, fügt Verf. hinzu, die, wegen der 
schnellen phlegmonösen Verbreitung auf das retropharyngeale Gewebe 
und den Oesophagus, vorgenommene Incision in der Gegend über der 
infiltrierten Baispartie neben vereinzelten kleinen Kokken fast aus- 
schließlich Staphylokokken, was bereits den metastatischen Ursprung 
der Pleuritis vermuten ließ. Den direkten Beweis für die Staphylo- 
kokkeninfektion der Tonsille etc. und damit auch für den Zusammen- 
hang dieser Erkrankung mit der Pleuritis lieferte erst die Sektion, 
bei welcher sich aus einem Absceß der linken Tonsille Reinkulturen 
von Staphylococcus py og. aur. ergaben. Deeleman (Berlin). 


4 


880 


Diphtherie. 


Mollard, J. et Kegaad, CI., Lösions du myocarde dans 
l’intoxicatioo aigue par la toxi ne diphtörique. 
Contributioo ü l’ötude experimentale des myo- 
cardites. (Ann. de l’Inst. Pasteur. T. XL No. 2.) 

Die Verff. haben es unternommen, durch experimentelle Versuche 
in die Pathogenese der Herzveränderuugen, die man klinisch unter 
dem Namen Myocarditis im weitesten Sinne zusammenfaßt, einzu- 
dringen. Ihr Bestreben war, die Rolle festzustellen, die Bindegewebe, 
Gefäße, Leukocyten und Muskelfasern beim Zustandekommen des 
pathologisch-anatomischen Bildes spielen. 

Obwohl Verff. es für außerordentlich wahrscheinlich halten, daß 
auch die Nerven Veränderungen erleiden, so war es ihnen bisher 
nicht möglich, auch auf diese ihre Untersuchungen auszudehnen. 

Es wurde experimentiert an Hunden, Meerschweinchen und 
Kaninchen, indem man denselben subkutan oder intravenös Diphtherie- 
toxine entweder einmal in größerer Dosis oder mehrere Male in kleineren 
Mengen einspritzte, um akute, subakutc oder chronische Veränderungen 
im Herzmuskel zu erzielen. Um das letztere zu erreichen, wurde 
auch einige Male Gebrauch von Diphtherieantitoxin gemacht. Das 
verwendete Toxin hatte eine derartige Stärke, daß 0,05 ccm pro kg 
einen Hund in 8 Tagen tötete. Der größeren Genauigkeit wegen 
injizierten Verff. nur das Diphtheriegift in wässerigen Verdünnungen 
von 1:10 bis 1:40. Es gelang nicht, die Krankheitsdauer länger als 
17 Tage hinzuzieheD. Entweder starben dann die Tiere oder blieben 
definitiv lebend. 

Makroskopisch konstatierten Verff. am Herzen in den akuten 
oder subakuten Fällen — die chronischen bleiben einer späteren 
Publikation Vorbehalten — endocarditische, pericarditische und myo- 
carditische Hämorrhagieen, Rötung und Verdickung der Klappen und 
im Herzmuskel blasse Zonen mit roten abwechselnd; oft sieht man 
gelbe Punkte, die auf Grund des mikroskopischen Befundes den 
Stellen stärkster Erkrankung entsprechen. 

Die feineren histologischen Untersuchungen führten zu folgenden 
Ergebnissen : 

Die diphtherische Intoxikation zieht stets und ständig Ver- 
änderungen des Herzmuskels nach sich. Die Muskelfaser wird in 
alien Fällen zuerst ergriffen und manchmal ist sie allein der leidende 
Teil. In der Regel sind aber die Faserveränderungen von einer mehr 
oder weniger stark ausgesprochenen, interstitiellen Leukocytose be- 
gleitet. Ist diu Krankheitsdauer infolge einer intensiven Vergiftung 
kurz, so sind die Abweichungen diffus. Lebt das Versuchstier aber 
länger als etwa 10 Tage, so findet man unter anderem mehr oder 
weniger ausgebreitete Stellen, an denen die Veränderungen der Muskel- 
fasern und die interstitielle Leukocytose ihre größte Höhe erreicht 
haben, Herde der stärksten Zerstörung. 

Die Läsionen setzen an der kontraktilen Substanz unter Trübung 
und Verwischung der Streifung zuerst ein. Später ergreifen sie den 
Kern und das Cyto-(Proto-)plasma. Es bilden sich Vakuolen und die 
Bindegewebspartieen werden erfüllt mit einer eigentümlichen homogenen 
Masse, die Verff. als aus der Faser herauä diffundiertes Muskelplasma 


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Tuberkulose. 


881 


auffassen und als „exsudat sarcodique“ bezeichnen will. Dieser Zu- 
stand kündigt den vollen Untergang der Herzmuskelzelle an. 

Gefäßveränderungen werden sehr häufig angetroffen, und die 
Muskelschicht der kleinen Arterien ist besonders in Mitleidenschaft 
gezogen. Die Prozesse an den glatten Muskelfasern sind denen an 
den Herzfasern vergleichbar und treten gleichzeitig mit ihnen in 
Erscheinung. 

In den akuten und subakuten Fällen (Lebensdauer der Tiere bis 
zu 17 Tagen) zeigt sich auch nicht die geringste Hyperplasie an den 
Elementen des Bindegewebes. Der einzige Vorgang von Bedeutung 
im Bindegewebe ist die Leukocytose. Die eintretende diffuse inter- 
stitielle Leukocytose im Herzmuskel ist aber nur ein Ausdruck der 
bei der Diphtherie stets vorhandenen allgemeinen Leukocytose. Die 
noduläre interstitielle Leukocytose entspricht den Herden der stärksten 
muskulären Zerstörung. Diese letztere ruft erst die Leukocytose 
hervor. Die Leukocyten resorbieren die Trümmer der Muskelfasern 
und die oben erwähnten muskelplasmatischen Exsudate. Verff. halten 
übrigens die von verschiedenen Seiten beschriebenen „embryonalen 
Zellen“ für nichts weiter als Leukocyten. 

Fritz Basenau (Amsterdam). 

Hanot et L£vy, L., Un cas de tubercule de la membrane 
interne de l’aorte. (Archives de mddecine experimentale et 
d’anatomie pathologique. T. VIII. 1896. p. 784.) 

Die Lokalisation eines Tuberkels auf der Aortenintima ist unseres 
Wissens in der Litteratur noch unbekannt, deshalb mag obiger Fall 
erwähnt werden. 

Bei einem Manne von 61 Jahren beobachteten Verff. im oberen 
Teile der Brustaorta zwischen zwei Interkostalarterien auf der In- 
tima ein stecknadelkopfgroßes Knötchen von grauer Farbe und 
derber Konsistenz, das leicht in das Gefäßlumen hineinragte. Die 
Schnitte zeigten, daß es sich um einen noch jungen Tuberkel im Be- 
ginne der Verkäsung handelte, Riesenzellen und Tuberkelbacillen be- 
stätigten den Befund. W. Kern pn er (Berlin). 

Straus, J., Contribution ä I’dtude expdrim.entale de la 
tuberculose par ingestion. (Nouveaux faits pour 
servir ä la distinction des bacilles de la tuberculose 
humaine et aviaire.) (Archives de mädecine experimentale et 
d’anatomie pathologique. Bd. VIII. 1896. p. 689.) 

In seiner letzten Arbeit hat der leider früh verstorbene Verf. 
einen neuen Beitrag zur Unterscheidung der Säugetier- und Hühner- 
tuberkulose geliefert. Es war bisher niemals versucht worden, syste- 
matisch durch Verfütterung beider Tubekulosenarten an Meerschwein- 
chen und Kaninchen die Unterschiede in den Krankheitserscheinungen 
zu studieren. 

In einer ersten Serie injizierte Verf. mittelst einer Schlundsonde 
Meerschweinchen mit einer reichlichen Aufschwemmung menschlicher 
Tuberkulose. Während der ersten Tage wurden die Tuberkelbacillen 
reichlich in den Faeces nacbgewiesen, verminderten sich allmählich und 

EnU Abt. XXI. Bd. ss 


882 


Tuberkulose. 


verschwanden gänzlich gegen den 8. — 10. Tag und waren im L&nfe 
ca. 1 Monats nicht wiederzufinden. Darauf erschienen sie von neuem, 
nicht vereinzelt wie früher, sondern gewöhnlich in wahren Knäueln 
bis zum Tode, der 6 — 12 Wochen nach der Infektion erfolgte; das 
Tier war bedeutend abgemagert und hatte 1 /, — l L seines Gewichts 
eingebüßt. Die Sektion ergab tuberkulöse Geschwüre im Coecum, 
Kolon und Eude des Dünndarms, Milz, Leber, häufig auch die Lungen 
zeigten Tuberkel. Es erhellt aus Gesagtem, daß in den ersten Tagen 
die Bacillen entleert werden, mit denen das Tier gefüttert ist, 
während die später in Haufen gefundenen den tuberkulösen Darm- 
geschwüren entstammen. 

Anders verhalten sich die Meerschweinchen der zweiten Serie, 
die mit HUhnertuberkulose gefüttert sind. Die in den ersten Tagen 
in den Faeces nachweisbaren Bacillen verschwinden bald und er- 
scheinen nicht wieder, ein Beweis, daß keine Darmgeschwüre auftreten. 
Die Tiere nehmen an Gewicht zu und zeigen, wenn sie nach 3 bis 
4 Monaten getötet werden, nur selten kleine Tuberkel am Coecum und 
Dünndarm, noch seltener findet man tuberkulöse Veränderungen an 
Leber, Milz und Lungen, in denen dann zahlreiche Bacillen nach- 
weisbar sind. Verimpft man derartige Organstücke an Hühner, so 
werden diese trotz Passage durch den Säugetierkörper tuberkulös. 

Beim Kaninchen sind die Unterschiede bei der Yerfütterung 
beider Tuberkulosearteu viel weniger ausgesprochen, die Tiere, auch 
mit beträchtlichen Dosen gefüttert, erkranken nicht, sondern nehmen 
an Gewicht zu. Tötet man sie nach 3—4 Monaten, so findet man 
im allgemeinen keine andere Veränderung, als mehr oder minder 
zahlreiche, kleine Tuberkel, die ausschließlich an zwei Teilen des 
Coecums, am Sacculus rotundus und am Processus vermiformis loka- 
lisiert sind. Bekanntlich sind diese beiden Stellen sehr reich an 
Lymphfollikeln, die unter der Schleimhaut eine beinahe fortlaufende 
Schicht bilden. 

Bef. vermißt eine Angabe, ob in den Faeces der mit Tuberku- 
lose gefütterten Kaninchen sich Tuberkelbacillen nachweisen ließen. 

Anhangsweise zählt Verf. 4 Versuche auf, in denen er Meer- 
schweinchen mit Rotz fütterte, da vielfach unter den Tierärzten die 
Ansicht herrscht, daß der Rotz bei Pferden durch Infektion durch den 
Digestionstraktus erfolgt. Die Versuche fielen sämtlich negativ aus, 
keines der Meerschweinchen erkrankte an Rotz; trotzdem hütet sich 
Verf., daraus Schlüsse auf die Erkrankung beim Pferde zu ziehen. 

W. Kempner (Berlin). 

Galli-Yalerio, B., Sopra due casi di tuberculosi nel cane. 

(Moderno Zooiatro. 1896.) 

Im ersten Fall fand Verf. einen dicken Belag epitheloider Zellen 
mit vielen Gefäß- und Tuberkelbacillen auf dem Brustfell bei einer 
Hündin, die bei einem tuberkulösen Manne gelebt hatte. Im zweiten 
Fall nntersuchte er eine Tuberkulosis des Bauchfells eines Hundes 
und fand viele Koch’sche Bacillen, deren Entwickelung vielleicht 
von einem Eustrongylus gigas, der ganz frei in der Bauchhöhle 
war, begünstigt wurde. Ein Igel, mit 1 ccm von Tuberkeln dieses 


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Tuberkulose. — Milzbrand. gg3 

Hundes in die Bauchhöhle geimpft, starb nach 5 Tagen ohne Ver- 
letzungen, aber mit vielen Tuberkelbacilien im Blute. 

B. Galli- Valerio (Mailand). 

LohofF, Ein bemerkenswerter Fall von angeborener 
Tuberkulose beim Kalbe. (Zeitschr. f. Fleisch- und Milch- 
hygiene. 1897. p. 163.) 

Die Sektion eines 3 Wochen alten Kalbes ergab folgenden Be- 
fund : Portaldrüsen vergrößert, mit stecknadelkopfgroßen grauen Ein- 
lagerungen durchsetzt, in der Lebersubstanz eine größere Anzahl 
erbsengroßer und kleinerer grauweißer Knötchen. Bronchialdrüsen 
und Mediastinaldrüsen sind geschwollen, derb und zeigen graue, knöt- 
chenförmige Einlagerungen. Im Herzmuskel ein haselnußgroßer, grau- 
gelblicher Knoten. In der rechten Niere ein erbsengroßes Knötchen, 
in der zugehörigen Lymphdrüse stellenweise Einlagerungen. Der 
mikroskopische Befund wurde durch den Nachweis von Tuberkel- 
bacillen in den pathologischen Produkten bestätigt 

Bemerkenswert ist in diesem Falle, daß, obwohl unstreitig das 
Tuberkel virus durch den gesamten Blutkreislauf (Herz- und Nieren- 
infektion) gewandert ist, doch die Bug- und Achseldrüsen sowie auch 
die Kniefaltendrüsen völlig intakt waren. Ferner zeigt der Fall, daß 
die tuberkulöse Infektion des lymphatischen Apparates sich beim 
Fötus erst sekundär an die Allgemeininfektion anschließt. Die tuber- 
kulöse Erkrankung der Portaldrüsen erklärt sich durch die auf dem 
Wege der Nabel vene erfolgte Leberinfektion, die Infektion der Mittel- 
felldrüsen durch die Erkrankung der vorderen Leberpartien, die der 
Bronchialdrüsen durch den tuberkulösen Infarkt des Herzens, die der 
renalen Lymphdrüse durch die infolge der Allgemeininfektion er- 
krankte rechte Niere. 

Verf. empfiehlt angesichts dieses Falles, auch bei Kälbern speziell 
die Organlymphdrüsen genau zu untersuchen. 

W. Kempner (Berlin). 

Gorini, C., II carbonchio nell' agro del basso milanese 
in rapporto colle concerie. (Giornale della R. soc. ital. di 
igiene. 1897. p. 130.) 

Verf. als Referent einer Kommission zum Zwecke der Erforschung 
der Beziehungen zwischen dem häufigen Vorkommen des Milzbrandes 
unterhalb Mailands und den Gerbereien dieser Stadt, sagt: 1) Der 
Milzbrand herrscht in der betreffenden Gegend schon seit langem 
cpizootisch. 2) Als Ursache ist die Verunreinigung der Riesel Wässer 
mit den Abwässern der Gerbereien anzusehen (der Milzbrand herrscht 
dort am heftigsten und meisten, wo die Abwässer zuerst hingelangen, 
und nimmt allmählich ab, je weiter entfernt die Orte von den 
Gerbereien liegen, während die Orte, die ihr Wasser nicht aus 
Gerbereien entnehmen, frei von Milzbrand sind). 3) Um eine Basis 
für die Ergreifung von prophylaktischen Maßnahmen zu gewinnen, 
drängte sich die Desinfektion der Häute in den Gerbereien, bevor 
dieselben in die Macerationsbäder kommen, auf. Von allen Des- 
infektionsmitteln das beste ist die Fluorwasserstoffsäure. Ein 48- 

56 * 


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884 


Nieren* and Uersleiden. 


ständiges Verweilen der Milzbrandsporen in 1 °/oo HF1 genügt, um 
ihre Entwickelungsfähigkeit aufzubeben. Stücke eines an Milzbrand 
verendeten Meerschweinchens nach 2-tägigem Verweilen in 1 0 / M HF1 
töteten nicht mehr Meerschweinchen. Aus diesen Versuchen schließt 
Verf., daß ein Einlegen der Häute in 1-67«. HFl-Lösung genügen 
würde, um alle anhaftenden Milzbrandkeime zu zerstören. 

B. Galli-Valerio (Mailand). 

Flcxner, Simon, A Statistical and experimental study 
of terminal infections. (The Journal of experimental medi- 
cine. Vol. I. 1896. No. 3.) 

Die vorliegende Arbeit führt uns die Erfahrungen vor Augen, 
welche Verf. bei der bakteriologischen Untersuchung bei Obduktionen 
von Fällen chronischer Erkrankungen gewonnen hat. 

Von den 793 Obduktionen, die in Johns Hopkins Hospital aus- 
geführt wurden, bezogen sich 255 auf chronische Nieren- und Herz- 
leiden. Bei der bakteriologischen Untersuchung ergaben 213 dieser 
Fälle positive, 42 negative Resultate. 

In 38 Fällen chronischer Nierenerkrankung konnte eine allge- 
meine Infektion nachgewiesen werden. Folgende Bakterien schienen 
dieselbe zu verursachen : Streptococcus in 16 Fällen, Staphylo- 
coccus aureus 4 Fälle, Micrococcus lanceolatus 6 Fälle; 
Gasbacillus 3 mal allein und 2 mal mit Coli commune zu- 
sammen; Gonokokken, Anthraxbacillus, Proteus mit Coli 
zusammen, Coli allein. Bac. capsulatus und ein Coccus — 
letztere je ein Mal. 

Fälle lokaler Infektion waren viel häufiger als diejenigen allge- 
meiner (127 Fälle bei Nierenerkrankungen). Die lokale Infektion 
wurde auch von den oben angeführten Bakterien verursacht, nur er- 
giebt sich aus der beigefügten Tabelle, daß hier häufiger mehrere 
Bakterienarten zusammen aufzutreten pflegten. 

In Fällen von Herzleiden konnte Verf. 48 mal eine sekundäre 
Infektion konstatieren, 14 mal lag eine allgemeine Infektion vor, die 
durch folgende Bakterien hervorgerufen war: Streptococcus 9- 
Fälle; Micrococcus lanceolatus 2 Fälle; S tap hylococcus 
aureus 1 Fall; Staphylococcus albus und Streptococcus 
1 Fall; Coli commune 1 Fall. 

In den übrigen 32 Fällen lag eine lokale Mischinfektion vor. 

Verf. schließt aus seinen Beobachtungen, wie außerordentlich 
wichtig es sei, bei menschlicher Obduktion stets eine bakteriologische 
Untersuchung vorzunehmen, und stimmt Osler bei, daß bei chro- 
nischen Krankheiten die Ursache des Todes oft eine sekundäre In- 
fektion sei. 

Verf. macht auch darauf aufmerksam, daß in vielen chronischen 
Krankheiten die sekundäre Infektion durch Toxine bildende Bakterien 
verursacht wird und der Erreger somit nicht leicht bei der Obduktion 
nachgewiesen werden kann. Um der Frage näher zu kommen, wo- 
durch eigentlich die größere Empfindlichkeit bei chronisch Kranken 
bedingt wird, hat Verf. einige Versuche über die baktericide Eigen- 
schaft des Blutes bei verschiedenen Kranken angestellt. 


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Keratitis. 


885 


Einer eingehenden Prüfung wurde bis jetzt nur Staphylo- 
coccus aureus unterworfen (Typhusbacillus und Bacillus 
Friedländer wurden auch untersucht). Flexner’s Versuche er- 
geben, daß normales menschliches Blutserum zerstörend auf Sta- 
phylococcus aureus ein wirkt; die größte Zahl der zerstörten 
Mikroorganismen war 29 000 in 4 Stunden und 21 000 in 6 Stunden. 

9 mal wurde das Blut von chronischen Kranken untersucht, nur 
in 3 dieser Fälle machte sich eine bakterienhemmende Wirkung des 
Serums geltend, wobei sich auch in 2 dieser Fälle bald das Allge- 
meinbefinden des Patienten besserte. 

Lydia RabinowitBch (Philadelphia). 

Charrin, Modifications cardiaques dues aux toxines. 
(La Semaine müdicale. 1897. p. 132.) 

Ch. berichtet über Untersuchungen über die Wirkung der Toxine 
auf die Herzthätigkeit. Er fand, daß die Bestandteile des Toxines, 
welche speziell die Störungen der Herzthätigkeit verursachen, in Al- 
kohol löslich sind und auf diese Weise von anderen Bestandteilen, 
so beim Pyocyaneus von denen, die die Enteritis hervorzubringen, 
leicht zu trennen sind. Ahlefelder (Charlottenburg). 

Greeff, Die Keratitis interstitialis (parenchy matosa) 
in ihren Beziehungen zu Allgemeinerkrankungen. 
(Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem Gebiete der Augen- 
heilkunde. Bd. I. Heft 8.) 

Die Keratitis interstitialis ist stets als der Ausbruch einer kon- 
stitutionellen Erkrankung des Körpers zu betrachten, am häufigsten 
liegt eine Syphilis hereditaria zu Grunde. Sie ist keine seltene Er- 
krankung; nach größeren Zusammenstellungen leiden etwa 1 / t Proz. 
aller Augenkranken an dieser Affektion. Immer ist der Uveal- 
trakt beteiligt, und man neigt jetzt zu der Ansicht, daß eine Uveitis 
vielleicht immer der Hornhautentzündung vorausgeht Außer der 
typischen giebt es in seltenen Fällen atypische Formen : die Keratitis 
punctata, die Keratitis annularis. Bei der Verteilung der Keratitis 
interstitialis nach den Altersklassen zeigt sich, daß sie in den ersten 
5 Lebensjahren noch selten, daß sie vom 6. — 20. Jahre beständig 
anwächst und dann wieder sinkt. Der älteste Patient war 38 Jahre 
alt. Besonders bemerkenswert ist ferner, daß diese Krankheit auch 
angeboren oder vielmehr intrauterin vorkommt. Sie befällt häufiger 
das weibliche Geschlecht als das männliche. Recidive sind nicht 
selten. Der Verlauf ist ein sehr langsamer, und meist werden beide 
Augen nacheinander befallen. Die Prognose ist aber schließlich eine 
relativ günstige, die Hornhäute hellen sich wieder auf, die Patienten 
erhalten noch eine leidliche Sehschärfe. 

Ist auch meist die hereditäre Lues die Ursache, so können doch 
auch andere Infektionskrankheiten und Stoffwechselanomalien eine 
solche Keratitis bewirken. Ist hereditäre Lues die Ursache, so ist 
meist nicht schwer, die Diagnose zu sichern, denn meist finden sich 
noch andere Symptome dieser Krankheit, am häufigsten Hutchin- 
son’ sehe Zahnform und Schwerhörigkeit ohne Befund. Erkrankungen 
der Extremitätenknochen, Rhagaden im Gesicht, glatte Atrophie des 


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886 


Cholecyititis. — Tierische Parasiten. 


Zangengrundes, Schwellung der Lymphdrüsen helfen die Diagnose 
sichern. Auch die allgemeine Konstitution und physische Entwickelung 
ist bei dieser Diagnose zu beachten. 

Nächst der hereditären Lues kommt die Tuberkulose bei der 
Aetiologie am häufigsten in Betracht, wenn auch die Ansichten über 
die Häufigkeit dieser Affektion noch sehr auseinander gehen. Bei 
den Fällen, wo weder Lu« noch Tuberkulose nachzuweisen ist, sucht 
man den Rheumatismus, die Malaria, Diabetes, Influenza, Erkrankung 
der Genitalien, chronische Hautkrankheiten mit der Entstehung dieses 
Leidens in Beziehung zu bringen, freilich finden sich auch Fälle, wo 
keines der angeführten Leiden nacbgewiesen werden kann. Auch 
bei Tieren ist diese Krankheit mehrfach beobachtet, so von Pflüger 
bei einer Ziegenberde, die an infektöser Agalaktie, einem mykotisch- 
rheumatischen Fieber, litt, wo von 30 Tieren nur 6 verschont blieben. 

Wenn es der ärztlichen Hilfe auch nicht möglich ist, die Krank- 
heit abzukürzen oder den Ausbruch am 2. Auge zu verhindern, so 
ist die Therapie doch imstande, die heftigsten Symptome zu mildern 
und interkurrenten Gefahren vorzubeugen. Feuchtwarme Umschläge 
pflegen die EntzündungserscbeinuugeD zu mildern. Solange Reizung 
der Iris besteht, ist die Pupille weit zu halten. Lassen die heftigen 
Entzündungserscheinungen nach, so empfiehlt sich die Salbenbehand- 
lung mit Massage. Außer mancherlei Vorschlägen zu operativen 
Eingriffen sind neuerdings subkonjunktivale Injektionen empfohlen 
worden, die Ansichten über den Wert dieser Methoden geben aber 
noch weit auseinander. Neben diesen lokalen Maßnahmen muß je 
nach dem Grundleiden der Allgemeinbehandlung besondere Beachtung 
geschenkt werden. F. Schanz (Dresden). 

Qutfnu, Infection biliaire k colibacille. (La Semaine me- 
dical«. 1897. p. 121.) 

Anschließend an einen von Lejars (Semaine mödicale. 1897. 
p. 103) mitgeteilten Fall von durch den Bacillus coli bedingten 
Cholecystitis, berichtet Q. über zwei solche Fälle. Steine wurden 
bei der Laparotomie nicht vorgefunden. Heilung trat nach Anlegung 
einer Fistel ein. Ahlefelder (Charlotten bürg). 

Galll-Valerlo, B., Nuove ricerche sui noduli epatici e 
osservazioni su alcuni noduli polmonari del cavallo. 
(II Moderno Zooiatro. Bd. V. No. 9.) 

Galli-Valerio berichtete in einer früheren Arbeit über Leber- 
knötchen der Pferde, welche durch die in den feinen Gallengängeu 
eingekeilten Distomeueier verursacht waren. Seit dieser Zeit hatte 
Verf. wieder Gelegenheit, ähnliche Leberläsionen zu untersuchen; 
außerdem erforschte er die Ursache der in den Lungen der Pferde 
vorkommenden ähnlichen Veränderungen und gelangte durch diese 
Beobachtungen zu folgenden Schlüssen: 

1) Neue Beobachtungen bestätigen es, daß in der Leber der 
Pferde die Embolien, welche durch Distomeneier in den kleinen Gallen- 
gängen entstehen, eine Knötchenbildung verursachen. 

2) In solchen Knötchen kann man bis 20 Eier des Distomum 
lanceolatum finden. 


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Tierische Parasiten. 


887 


3) Zu gleicher Zeit kommen verkalkte Knötchen auch in der 
Lunge vor, welche eine unbekannte Nematodenlarve enthalten. 

4) Die Lungenknötchen können bisweilen die Ursache einer 

falschen Rotzdiagnose bilden. St v. Ratz (Budapest). 

Plana, €1. P., Ricerce sulla morfologia della Simondsia 
paradoxa Cobb. e di alcuni altri nematodi paras- 
siti dello stomaco degli animali della specie Sus 
scrofa L. (Atti soc. ital. di scienze naturali. 1897. 3. Gennaio. 
Mit 7 Abbildgn.) 

In dieser Arbeit bestätigt Verf. einige der interessanten Unter- 
suchungen von Prof. Colucci (Ref. in dies. Centralbl.) über Si- 
mondsia paradoxa und giebt viel Neues über diesen Schmarotzer. 
Wie Colucci schon bemerkt hat, sind die Männchen, wie kleine 
Haarseile, unter der Mucosa des Magens festgestellt. Sie haben 
ein kurzes, dichtes und ein beiläufiges Spiculum. An den Rän- 
dern der Bauchoberfläche, angrenzend ans Spiculum, findet man 
5 Papillen an jeder Seite. Der Hinterkörper zeigt an der Bauch- 
oberfläche der Länge nach Erhöhungen. Männchen und Weib- 
chen zeigen am Vorderkörper 4 Papillen: 1 an der Rückenober- 
fiäcbe, 1 an der Bauchoberfläche und 2 an den Seiten. Vulva 
3 mm vom Munde an der Bauchoberfläche gelegen. Der Körperbau 
der Männchen und die Eier von Simondsia paradoxa sind 
den Spiroptera sexalata Molin. ähnlich. In den Cysten, wo 
die Weibchen von SimondBia paradoxa eingebettet sind, kann 
man oft den Vorderkörper einer Nematode, vielleicht vom Genus 
Gnathostoma Owen, finden. B. Galli- Valerio (Mailand). 

Plana, G. P., Osservazioni sul Dispharagus nasutus 
Rud. dei polli e sulle larve nematelmintiche delle 
mosche e dei porcellioni. (Atti soc. ital. di sc. naturali. 
1897. XXXVI. p. 1.) 

ln dieser sehr interessanten Arbeit, die von 21 Originalzeich- 
nungen begleitet ist, giebt Verf. eine gute Beschreibung von Dis- 
pharagus nasutus Rud. und eine vergleichende Beschreibung der 
noch nicht ganz entwickelten Exemplare von Dispharagus mit 
einigen Larven, die in M u 8 c a domestica undPorcellio laevis 
leben. Aus dieser Vergleichung schließt Verf., daß nur die in 
Porcellio laevis lebenden Larven als eine Vorstufe des Dis- 
pharagus nasutus zu betrachten sind. Verf. fand diese Larven 
nur bei Porcellio laevis, die mit an Dispharagus leidenden 
Hühnern lebten. Die Hühner lieben es sehr, Porcellio zu fressen 
und werden so von Dispharagus infiziert. 

B. Galli-Valerio (Mailand). 

Bosso, G., Elmintiasi cutanea dei cane. (Moderno Zooiatro. 
1897. p. 185.) 

Bei einer 5-jährigen Hündin hat Verf. eine Hautkrankheit, die 
durch Rötung, kleine Knötchen und Jucken charakterisiert war, unter- 
sucht. Mikroskopisch konnte Verf. in den Knötchen und in dem 


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888 Schutzimpfung, künstl. Infektionskrankheiten, Entwickelungshemmung etc. 


Blut Nematodenlarven von 315 —353 X 7—9 n watarnehmeö, die sehr 
wahrscheinlich von Filaria immitis stammten. 

B. Galli- Valerio (Mailand). 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 

Koger et Josu^, Action de certains Serums sur la moelie 
des os. (La Semaine mddicale. 1897. p. 131.) 

R. und J. berichten über ihre weiteren Untersuchungen, über 
deren erste Ergebnisse sie bereits früher (Semaine mödicale. 1897. 
p. 13) Mitteilung gemacht batten. Es handelte sich darum , die 
Frage zu entscheiden, ob die Veränderungen, welche durch die sub- 
kutane Injektion von Antidiphtherieserum auf das Knochenmark her- 
vorgebracht werden, von der Einführung des Antitoxins abhängen, 
oder als Wirkung eines fremden Serums aufzufassen sind. Die Ver- 
suche, die zu dem Zwecke mit nomalem Kaninchen- und Pferdeserum, 
mit Antitetanus- und Antidiphtberieserum angestellt wurden, scheinen 
indes doch nicht die Beweiskraft zu haben, die R. und J. ihnen zu- 
schreiben. Auch die normalen Sera zeigen eine Wirkung ähnlich 
der bei den früheren Experimenten beobachteten. Daß diese Wirkung 
bei dem Antidiphtberieserum in stärkerem Maße in die Erscheinung 
tritt, darin liegt nach Ansicht des Referenten noch kein strikter 
Beweis. Ahlefelder (Charlottenburg). 

Russell, II. L., Tuberculin inoculations for year 1896. 
(Thirteenth Annual Report of the Agricultural Experiment Station 
of the University of Wisconsin for 1896. p. 134—137.) 

Tuberkulin von dem Bureau of Animal Industry wurde bei 
162 Stück Vieh angewendet, 34 Stück wurden das zweite Mal 
inokuliert. 

Die Resultate sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt : 



Stück Vieh in der Herde 

Stück Vieh mit erfolgreicher 
Reaktion 


1 Jahr alt 
und darüber 

Unter 
1 Jahr alt 

Altes Vieh 

Junges Vieh 

Herde I Guernsey 

24 

10 

16 

0 

„ 11 beinahe eile 

30 

11 

1 

0 

„ III meistens 

19 

2 

1 (!) 

0 

,, IV Holstein 

21 

1 

4 

0 

„ V Native 

4 

0 

0 

0 

„ VI Yerseys 
„ I zum 2. Maie in- 

0 

5 

0 

0 

okuliert 

0 

5 

0 

0 

Total 

98 

34 

" 

0 


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SchutiimpfuDg, kflnstl, Infektionskrankheiten, Entwickelungsbemmung etc. 389 


Das Tuberkulin wurde nur als diagnostisches Mittel gebraucht. 
An einer anderen Stelle desselben Berichts sagt Russell l ), daß die 
Krankheit nicht weiter um sich gegriffen hat, wo das kranke Vieh 
von dem gesunden getrennt gehalten ist. 

In Herde I (Guernsey) wurden 34 Stück Vieh inokuliert und 
die Temperatur wurde 7 mal vor der Inokulation und 8 mal nach 
derselben abgelesen. Die Resultate waren folgende: 



stack vi«h 

Stack Vieh 

Stück Vieh 


in der Herde 

schwindsüchtig 

gesund 

1 Jahr und darüber 

24 

16 

8 

unter 1 Jahr 

10 

0 

10 


Die kranken und gesunden Rinder wurden separat gehalten und 
folgende Maßregeln vorgenommen: Der Stall wurde mit Lauge und 
warmem Wasser gescheuert und dann mit einer Auflösung von Leim 
und Wasser angestrichen. Tuberkulin wurde zuerst am 2. Januar 
gebraucht, am 12. Mai das 2. Mal. Drei der erkrankten Tiere er- 
hielten Aseptalin, und zwar zuerst 4— 5 g. Diese Injektion wurde 
3 wöchentlich gemacht bis 14. Mai. Dabei wurden die Dosen ge- 
steigert bis auf 12 g, zum Einatmen wurde Karbolsäure-Glycerin 
gegeben. Diese Behandlung war dem Vieh von großem Nutzen. 
Rüssel fand, daß die Rinder, welche zuerst mit Tuberkuliu ein 
positives Resultat gaben, auch das 2. Mal reagierten, obgleich eine 
physikalische Besserung stattgefunden hatte. 

Alle Kälber, welche von tuberkulösen Eltern abstammten, wurden 
bald nach der Geburt entfernt und mit pasteurisierter Milch ge- 
füttert. Diese zeigten keine Reaktion mit Tuberkulin. Russell 
meint, daß ein Teil der schwindsüchtigen Tiere zur Züchtung würde 
gebraucht werden können. 

L. H. Pammel (Jowa Agricultural College, Ames). 

Ranvicr, Du röle physiologique des leucocytes, k pro- 
pos des plaies de la cornöe. (Comptes rendns hebdomadaires 
des s&inces de l’Acad&nie des Sciences. T. CXXIV. 1897. No. 8.) 

R. polemisiert in dieser Arbeit gegen die von Metschnikoff 
für die Leukocyten aufgebrachte Bezeichnung, Phagocyten. Phago- 
cytose ist nichts für die Leukocyten charakteristisches, sondern die 
Funktion der Leukocyten ist eine ganz andere. Die Leukocyten 
dienen zur Ernährung. 

In künstlichen flachen Hornhautdefekten von Kaninchen sah Verf. 
nach 24 Stunden vom Rande ausgehend eine Neubildung des Epithels, 
welche sich dadurch auszeichuete, daß die Zellen ungewöhnlich saftig 
und groß waren. Dieselben waren so zahlreich und standen infolge- 
dessen unter einem solchen Druck, daß sie polyedrische Gestalt an- 
genommen hatten. Unregelmäßigkeiten der Wunde waren vollständig 
ausgefüllt mit so dicht liegenden Epithelien, daß dieselben Krebs- 


1} The restriction of tubercaloai* by Isolation and tbo use of affected animals for 
breeding pnrposea. (Ibid, p. 127 — 1S3.) 


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890 Schutzimpfung, kiinstl. Infektionskrankheiten etc. — Neue Litteratur. 

ncstern ähnlich sahen. In der Mitte des Defektes, der noch nicht 
völlig geschlossen war, fanden sich massenhaft Leukocyten, welche in 
dem schon mit Epithel bedeckten Teile der Wunde und den benach- 
barten Cornealgebieten spärlicher waren. Diese Leukocyten waren 
meist ganz hell, abgerundet, durch eine doppelte Kontur begrenzt 
und enthielten mehrere Kerne. Sie färbten sich denn auch schlecht 
oder gar nicht. Mit einem Wort, sie zeigten das Aussehen abgestor- 
bener Leukocyten. Vielfach hatten sie sich auch gänzlich aufgelöst 
und es lagen zahlreiche Kerne frei im Schnitt. Einfache Hornhaut- 
rißwunden ergaben dieselben Resultate. Aus diesem Befund an den 
Leukocyten und dem ungewöhnlich saftigen Aussehen des Epithels, 
welches als Zeichen einer äußerst reichlichen Ernährung gelten muß, 
schließt R., daß die Leukocyten ihr Protoplasma zur Ernährung des 
Epithels abgegeben hätten, denn sonst kann nichts die massenhafte 
Nahrungszufuhr, die stattgefunden haben muß, erklären. Die Zahl 
der freiliegenden Kerne scheint in Beziehung zu stehen mit dem 
Grade der Entzündung. Dafür spricht, abgesehen von den eben ge- 
schilderten Versuchen, der Befund an Schnitten einer Cornea, durch 
deren Epithel ein Metallfaden hindurchgezogen war. Auch hier 
fanden sich um den Faden herum massenhaft Leukocyten, von dem 
oben beschriebenen Aussehen und freie Kerne. 

Diese beschriebenen Erscheinungen sind ähnlich denen, welche 
man in der embryonalen Entwickelung sieht. Offenbar kommt es in 
den angeführten Beispielen zu einer ungewöhnlich energischen Lebptis- 
äußerung des Gewebes, welches sich durch Auflösen der Lymphzellen 
und Freiwerden der Kerne dokumentiert. Die Leukocyten, mit Nähr- 
stoffen beladen, dienen also dazu, überall dort, wo der Organismus 
intensiver Ernährung bedarf, und wo nicht der Blutstrom hingelangt, 
durch Abgabe ihres Protoplasmas andere Zellen zu ernähren. 

Dem deutschen Leser werden die hier referierten Thatsachcn 
nicht neu sein, sondern nur die Deutung derselben durch R. Wenn 
letztere auch recht ansprechend erscheint, so kann man sich doch 
nicht verhehlen, daß dieso Theorie durch das Mitgeteilte keineswegs 
bewiesen ist. Nirgends ersieht Ref. den strengen Beweis dafür er- 
bracht, daß thatsächlich Protoplasma von zu Grunde gegangenen 
Leukocyten in das Protoplasma der neugebildetcn Epithelzelle.n über- 
gegangen ist. Marx (Berlin) 


Neue Litteratur 

zusammengcitellt von 

San.-Rat Dr. Arthur Wcuzburg, 

Bibliothekar im Kauert. Oesuu4beit«aiate io Berlin. 

Allgemeines über Bakterien und Parasiten. 

Pouchet. G., Ractcriologie appliquco k U mddecinc legale. (Anna), d’hygiitne publ 1£9? 
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Neue I.ittenstor. 


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Trouessart et Duplouich, Sur la combinaison optique de M. Qavino et son adaptation 
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Krankheiten der Wiederkäuer. 

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Rauschbrand, entozootisches Verkalben). 

Curtice, C., The cattle-tick plague; preventive treatment. (Journ. of comparat. med. 
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Gmelin, Beitrag zur Kenntuis der infektiösen Nabelentzündung bei Kälbern und Fohlen. 

(Mtsschr. f. prakt. Tierheilk. Bd. VIII. 1897. Heft 6. p. 259 -278.) 

Gornez, J. L., Kstudio de la pleuroneumonia infecciosa en la especie cabria del E»tado 
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Uebersicbt über die Ergebnisse der im europäischen Rußland zur Bekämpfung der 
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Krankheiten der Vielhafer. 

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Dawson, Ch. F., The serum diagnosis of hog cholera. (New York med. Journ. 1897 
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Hoeline, Zur Bekämpfung des Rotlaufs durch Polizeimaßregeln. (Berl. tierärztl Wchscbr 
Beil. 8. p. 1—2. Beil. 4. p. 1—2.) 

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Bodin, E. et Almy, J., Le microsporum du chien. (Recueil de m4d. vct4rin. 1897. 
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Neue Litteratur. 


895 


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Inlialt. 


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zugleich mit dem des Bacillus prodigio- 
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Emmerich und Scholl zubereiteten sog. 
anticancerösen Serumarten. [SchluB.j 
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ein besonderes Verfahren zur Färbung 
der Bakterien im Dcckglaspräparate und 
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tus Itud. dei polli e sulle larve nemat- 
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Qu6nu , Infcction biliaire k colibacille, 
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Robio , G. , Elmintiasi cutanea del cane. 
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tion des bacilles de la tuberculose ha- 
maine et aviaire), p. 881. 

Wright, S. H., Report on tbe resulta of 
an examination of tbe water supply of 
Philadelphia, p. 878. 

Schutzimpfung , künstlich© Infektions- 
krankheiten, Entwickelungshemmung and 
Vernichtung der Bakterien etc. 

R&nvier, Du r6le physiologique des leaco- 
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p. 889. 

Roger et Josui, Action de certains s^rums 
sur la moelle des os, p. 888. 

Russell, H. L., Tuberculin inoculations for 
year 1896, p. 888. 

Neue Litteratur, p. 890. 


Frommuuuche BachdrucXord (Hermann Pohle) ln Jena, 


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Bakteriologie. Parasitenlnmde i, Mekfinnskrankhe i tRii 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Parasitenkunde. 

In Verbindung mit 

GbIl Bat Prot Dr. Leacfcart, Gel. Med.-Rat Frei. Dr. Loeffler 

tn Lelpsig und In GrelÄwsld 


ln Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. Uhlworm in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer ln Jena 
XXI. Band. Jena, den io. Juli 1897 . -o- No. 24/25. 

Preis für den Band (26 Nummern) 15 Mark. — Jährlich erscheinen iwei Bände. 

Hierzu alt regelmdfsige Beilage die InhalttübertichUn der II. Abteilung det CentralblatUi. 

Die Redaktion des „Centralblatts für Bakteriologie und Parasiten- 
kunde“ richtet an die Herren Mitarbeiter die ergebene Bitte , etwaige 
Wünsche um Lieferung von besonderen Abdrücken ihrer Aufsätze ent- 
weder bei der Einsendung der Abhandlungen an die Redaktion auf das 
Manuskript schreiben zu wollen oder spätestens nach Empfang der ersten 
Korrekturabzüge direkt an den Verleger , Herrn Gustav Fischer in Jena , 
gelangen zu lassen. 


Original -Mittheilungen. 

Nachdruck verboten. 

Ein Beitrag zur Morphologie und Biologie des Bacillus 
der Bubonenpest. 

Von 

E. Klein 

in 

London. 

Während des abgelaufenen halben Jahres habe ich eine Reihe 
von Untersuchungen über die Morphologie und Biologie des Bacillus 
der Bubonenpest angestellt, deren Resultate in manchen Punkten 
nicht ohne Interesse sein dürften. Der Bacillus, mit dem diese 

trat« Abi. UI. M. 57 


898 


E. Klein, 


Beobachtungen angestellt wurden, rührt von einem tödlichen typischen 
Pestfalle her. Dieser Fall ereignete sich in London im Oktober 1896, 
und betraf einen indischen Matrosen eines von Bombay im Port von 
London eingelaufenen Dampfers. 

Mehrere Tage, nachdem der Dampfer eingelaufen, erkrankte der 
erste, darauf ein zweiter und dritter Matrose. Die Patienten wurdet 
gleich nach dem Eintreten der Krankheit ins Spital gebracht uni 
isoliert, sowie das Schifi gründlich desinfiziert. Ein weiterer Fall 
von Pest konnte weder beim Schiffspersonale noch außerhalb desselben 
auch bei genauester Untersuchung eruiert werden. 

Der isolierte Bacillus entsprach in allen Punkten dem von 
Kitasato und Yersin beschriebenen Pestbacillus, und ist es 
nicht nötig, hier weiter auf dessen morphologische, biologische und 
pathogene Eigenschaften einzugeben. 

Die Punkte, die in den bis jetzt gemachten Publikationen nicht 
gehörig gewürdigt worden, und die mir von diagnostischer Bedeutung 
zu sein scheinen, so wie einzelne, dessen pathogene Eigen schäfte: 
gegenüber dem Meerschweinchen betreffende Beobachtungen will ich 
mir erlauben, hier zu beschreiben. 

1) Der Pestbacillus gedeiht recht gut auf Nährgelatine, die 
aus Rindsbouillon (nicht Infus), Gelatine 10 Proz., Pepton 1 Prtw 
Kochsalz 1 Proz. besteht, so daß man bei Oberflächenkulturen (ad 
der Platte oder schief erstarrten Röhrenkulturen), bei 20 — 21“ C 
bebrütet, die Kolonieen schon nach 24 Stunden mit dem bloßen Auge 
als kleine graue, rundlich-eckige Punkte wahrnehmen kann, Macht 
man nun Abklatschpräparate, trocknet, färbt und schließt in der 
üblichen Weise ab, so erkennt man bei Durchmusterung bei schon 
schwacher Vergrößerung, daß die Mehrzahl der Kolonieen eckig ist 
und aus kurzen ovalen Stäbchen — einzeln oder häufiger Doppei- 
stäbchen — zusammengesetzt ist. Bei stärkerer Vergrößerung und 
nach gutem Auswaschen sind die Stäbchen bipolar gefärbt. Hie und 
da erkennt man unter den kurzen Stäbchen ein oder das andere 
längere cylindrische, kurze Fädcben; im allgemeinen sind aber, wie 
gesagt, die Kolonieen eckig und aus kurzen Stäbchen zusammengesetzt. 
Nun finden sich aber unter der Mehrzahl solcher typischer eckiger 
Kolonieen vereinzelte runde oder ovale Kolonieen, die aus längeren 
oder kürzeren, geraden oder geschlängelten Fäden bestehen, und die 
einer ganz jungen Kolonie des Proteus vulgaris sehr ähnlich 
sind. Die Fäden sind entweder gegliedert, die Glieder ungleich laug, 
oder sie sind homogen, mehrfach verschlungen. Wenn man eine 
solche atypische Fadenkolonie, umgeben von zahlreichen typischen, 
eckigen und aus kurzen Stäbchen bestehenden Kolonieen, zuerst aa- 
trifft, wäre man ohne weiteres geneigt, die ersten als eine Veraa- 
reinigung zu betrachten; ich habe mich jedoch durch zahlreiche, 
wiederholt gemachte Plattenkulturen überzeugt, daß dem nicht so ist, 
sondern daß in Oberflächengelatinekulturen, 24—28 Stunden bc: 
20 — 21° C bebrütet, stets vereinzelte atypische Fadenkolonieec zu 
finden sind, und halte ich deren Gegenwart als für den Pest- 
bacilluB charakteristisch und für die Diagnose entscheidend. 

Später als 48 Stunden sind diese atypischen Kolonieen nicht 


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Ein Beitrag zur Morphologie uod Biologie des Bacillus der Bubooenpest. 899 


eicht zu erkennen, da dieselben sehr bald wie die typischen Kolonieen 
sich in kurze Stäbchen auflösen. Wie oben erwähnt, kommen auch 
unter den die typischen Kolonieen zasammensetzenden Stäbchen hie 
und da einzelne cylindrische und selbst fädige Bacillen als Ueber- 
gangsforraen vor. 

2) Von diagnostischer Wichtigkeit ist das Resultat der intraperi- 
tonealen Injektion von Meerschweinchen mit kleinen Dosen der Kultur 
des Pestbacillus. Die Injektion ruft Tod in 24 — 48 Stunden her- 
vor : dickflüssiges trübes peritoneales Exsudat, reichlich Leukocyten 
und charakteristische Ketten der Pestbacillen enthaltend; diese Ketten 
sind zuweilen von ansehnlicher Länge und zu Gruppen und Knäuel 
angeordnet. 

3) Bouillonkulturen, 2 — 7 Tage bei 37° C gewachsen, rufen bei 
subkutaner Injektion in die Leistengegend der Meerschweinchen in 
kleinen Dosen (‘/»o — */s ccm) den Tod in 48—72 Stunden hervor. In 
den meisten Fällen ruft eine solche Injektion keine Leistenschwellung 
hervor, doch findet sieb bei der Sektion peritoneales, dickflüssiges, 
trübes Exsudat von derselben Zusammensetzung wie bei der intra- 
peritonealen Injektion. Wenn jedoch nach der subkutanen Injektion 
der Bouillonkultur Leistentumor vorkommt — was das gewöhnliche 
Resultat nach der subkutanen Injektion von Pestblut, Pesteiter, Gelatine 
«der Agarkultur ist — so fehlt das peritoneale Exsudat. 

4) Bei dem nach der subkutanen Injektion rasch und typisch 
eintretenden letalen Ende — 48 bis 72 Stunden — der Meerschweinchen, 
zeigen die Lungen io der Regel bei der Sektion kaum etwas Abnormes, 
doch läßt sich durch die Kultur zeigen, daß die Pestbacillen auf der 
freien Oberfläche der Schleimhaut der Trachea und des Larynx vor- 
handen sind; bei solchem Kulturvorgehen muß man natürlich darauf 
achten, daß die Schleimhaut unverletzt bleibt und man nicht etwa 
Blut, das bekanntlich die Pestbacilleu enthält, zur Kultur mitnimmt. 

Wenn wegen der kleinen Dosis oder wegen Abgeschwächtseins 
der verwendeten Kultur der Tod über den 4. bis 9. Tag hinausge- 
schoben ist, so findet man bei der Sektion die Lungen stets mehr 
oder weniger erkrankt: von lokalisierten Hyperämieen und punktför- 
migen Petechien bis zu ausgebreiteten Hepatisationen und grauen 
nekrotischen Knoten. In mikroskopischen Schnitten durch die ver- 
änderten Partieen findet man je nach der Intensität der Veränderung 
die Bronchialverzweigungen bis in die Alveolen der Läppchen mit 
den Pestbacillen mehr oder weniger erfüllt, zuweilen wie damit in- 
jiziert, auch hie und da ein Blutgefäß mit Bacillen vollgepfropft. 

5) Meerschweinchen, die nach subkutaner Injektion mit virulenten 
Kulturen eingehen, zeigen in den meisten Fällen bei der Sektion das 
Duodenum entzündet, sein Inhalt schleimige Flüssigkeit. In dieser 
Flüssigkeit lassen sich die Pestbacillen nachweisen und bei der sub- 
kutanen Injektion in Meerschweinchen rufen sie die typische Krank- 
heit und den Tod hervor. 

6) Meerschweinchen lassen sich zu wiederholten Malen mit 
positiven Erfolgen infizieren. Benutzt man zur subkutanen Injektion 
subletale Dosen, so läßt sich immer der charakteristische Inguinaltumor 
und allgemeines Kranksein der Tiere hervorrufen, doch genesen sie 

57* 


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900 Klein, Ein Beitrag zur Morphologie und Biologie des Bacillus der Bubonerpesi. 

wieder, während der Tumor wieder rückgängig wird und ganz ver- 
schwindet, oder der Tumor vereitert, es bildet sich ein offenes Ge- 
schwür, das nach wenigen Tagen ganz heilt. Ich habe in solchen 
Experimenten dasselbe Meerschweinchen drei- und auch viermal mit 
subletalen Dosen lebender Kultur, deren Virulenz durch Kontroll- 
iere konstatiert wurde, infiziert, und habe dadurch bei jeder Injek- 
tion Inguinaltumor — mit reichlichen Pcstbacillen — sowie vorüber- 
gehendes Kranksein bewirkt. Solche Tiere wurden dann, 14 — 18 Tage 
nach der letzten Injektion, mit etwas größeren Dosen injiziert; die 
Tiere starben unter den typischen Erscheinungen und mit den 
charakteristischen pathologischen Veränderungen. Die Resistenz, die 
also nach wiederholter Injektion Bubletaler Dosen beim Meerschweinchen 
erzielt wird, ist kaum nennenswert, und steht dies im Einklänge mit 
den von Roux und Yersin gemachten Erfahrungen (Annales de 
l’Institut Pasteur 1895—1897). Damit stimmt auch die Thatsache 
überein, daß das Blut, resp. Blutserum von Meerschweinchen, die 
durch wiederholte Injektion subletaler Dosen lebender Kultur infiziert 
worden waren, kaum ein nennenswertes germicides Vermögen besitzt. 
Selbst 0,5 ccm des Blutserums obiger Tiere zu einer sonst letalen 
Dosis zugesetzt und einem gesunden Meerschweinchen unter die Haut 
gespritzt, verursacht die typische Krankheit und Tod geradeso, wie 
dieselbe Dosis von Kultur beim Kontrolltiere. 

7) Auch die wiederholte Injektion sterilisierter Kultur subkutan 
oder intraperitoneal dem Mtcisctlwginchen einverleibt, verleiht den 
Tieren keine namhafte Resistenz. \ 

Es wurden Meerschweinchen subkutan, oder intraperitoneal 5- und 
auch 6mal mit großen Dosen ( l / t , ■/„ selbst */, Kultur) durch Er- 
hitzen auf 62 — 65° C sterilisierter Aufschwemmung von Gelatine- 
und Agarkultur, auch mit großen Dosen sonst virulenter Bouillon- 
kultur, die vorher durch Erhitzen auf 62— 65° C x durch 10 Minuten 
sterilisiert worden waren, injiziert, und dann 14— iS Tage nach der 
letzten Injcktiou auf ihre Resistenz gegen eine sonst letale Dosis 
virulenter lebender Kultur geprüft. Ueber 60 Proz. der vorbereiteten 
Tiere starben wie das Kontrollier, die Minderzahl zeigten ausge- 
sprochenen Inguinaltumor und durch mehrere Tage allgemeines Krank- 
sein, erholten sich aber langsam wieder. Auch das Blut dete so vor- 
bereiteten Tiere batte kein namhaftes germicides Vermögen. ' 

Die intraperitoneale Injektion großer Dosen sterilisierter Kultur 
(bis ‘/a «»er Agarkultur) bewirkt keine Krankheit, und verhält siet 
daher der Pesthacillus in dieser Richtung verschieden von afr 
deren bekannten Mikroben (Cholera, Finkler, Colon, Typhus, Prodi- 
giosus etc.), die alle in bedeutend kleineren Dosen tödliche Peritonitis 
hervorrufen, wie ich dies in dieser Zeitschrift. Bd. XIII. No. 13 ge- 
zeigt habe. 

Die Angabe von Ko Ile (Deutsche med. Wochenschr. No. 10. 
1897), nach welcher die Injektion abgetöteter Kultur beim Meer- 
schweinchen eine hochgradige Resistenz erzeugen soll, ist mir nach 
meinen Experimenten ganz unverständlich. 

8) Auch bei dem mit natürlicher Resistenz begabten Kaninchea 
läßt sich durch wiederholte subkutane Injektionen großer Dosen 


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▼. Wasielewski, Ueber die Form and Färbbarkeit der ZelleiDSchlüsae etc. 901 


virulenten Materials kaum ein nennenswertes Immunisierungs- und 
germicides Vermögen beibringen. Ich habe Kaninchen 6mal binnen 
6 Wochen mit virulentem Materiale subkutan injiziert (das 6. Mal 
mit je 2 ccm einer virulenten Bouillonkultur, das 6. Mal mit 1 ccm 
des Saftes der Lunge und der Inguiualdrüsen eines in 3 Tagen an 
der Pest verstorbenen Meerschweinchens, die Flüssigkeit war mit 
Pestbacillen dicht erfüllt); 16 Tage nach der 6. Injektion wurde das 
Blut eines dieser Kaninchen auf dessen germicides Vermögen geprüft : 
0,5 ccm des Blutserums wurde einer letalen Dosis (*/,, ccm einer 
virulenten Bouillonkultur) beigemischt und einem Meerschweinchen 
unter die Haut gespritzt. Zu gleicher Zeit wurde einem Kontrolltiere 
dieselbe Dosis ( •/, 0 ccm) derselben Bouillonultur subkutan injiziert; 
beide Tiere starben in 60—72 Stunden an der typischen Krankheit. 

London, 10. Juni 1897. 


Ueber die Form und Färbbarkeit der Zelleinschlüsse 
bei Vaccineimpfungen 
(Cytoryctes vaccinae Guarnieri). 

[Aus dem hygienischen Institut der Universität Halle-Wittenberg.] 


Nachdem im Jahre 1892 Guarnieri-Pisa bei Variola und 
Vaccine das regelmäßige Vorkommen von Zellschmarotzern beschrieben 
batte, wurden seine experimentellen Untersuchungen wiederholt nach- 
geprüft und dabei stets die von ihm als Cytoryctes variolae 
und C. vaccinae beschriebenen Gebilde gefunden. 

Alle Untersucher, außer Massari undFerroni, stimmen darin 
überein, daß zunächst in den Zellen, welche dem Impfstiche anliegen, 
neben dem Kerne kleine, von einem hellen Hofe umgebene Körpereben 
auftreten, deren Gestalt anfangs kugelig ist und mit zunehmender Größe 
immer wechselnder und unregelmäßiger wird. Auch die Ausbreitung 
der Zellinfektionen auf die neu gebildeten Epithelzellen in der Um- 
gebung des Impfstiches wird gleichmäßig beschrieben. Dagegen weichen 
die Untersucher voneinander ab in der Deutung der Anfangsstadien 
und des Baues der Zellschmarotzer, sowie in der Schilderung von 
Vermehrungsvorgängen, welche neben der Zweiteilung Vorkommen. 

Auf Anregung von Geheimrat L. Pfeiffer- Weimar habe ich 
seit einiger Zeit Versuche mit Vaccinelymphe ausgeführt. Dieselben 
wurden im Winter 1893 im 2. anatomischen Institute zu Berlin be- 

t7 nn rinn konnten «hör erst, noch längerer Pftnse im Jahre IRQfi im 


Nachdruck verboten. 


Von 

Dr. r. Waslelcvrskl, 


Assistenzarzt 1. Kl. 
Mit 1 Tafel. 



902 


v. W as iele waki, 


Einige Beobachtungen, welche hierbei über Form und Färbbarkeit 
der Zelleinschlüsse gemacht wurden und welche z. T. frühere Be- 
obachtungen bestätigen, z. T. von ihnen abweichen, sollen in Kürze, 
nach einem Rückblick auf die bisherigen Veröffentlichungen, mit- 
geteilt werden. 

Bei der grundlegenden Bedeutung der wenig bekannten Arbeit 
Guarnieri’s (1892) erscheint es angezeigt, den Inhalt derselben, 
soweit er sich auf die Zclleinschlüsse bezieht, ausführlich wiederzu- 
geben. 

Guarnieri ging von Arbeiten aus, in welchen Van der Loeff 
(1886) und L. Pfeiffer (1887) unabhängig voneinander Protozoen 
im Inhalte der Pockenpustel beschrieben hatten, und untersuchte 
variolöse Haut und Schleimhaut, wovon ihm Leichenmaterial zur 
Verfügung stand. Die pathologischen Veränderungen beginnen in 
der Haut in kleinen Herden der Stachelschicht mit einer Vergröße- 
rung der Epithelzellen, deren Kern anfangs unversehrt bleibt. Da- 
gegen treten Veränderungen im Protoplasma auf, welche in der 
Peripherie der Zellen beginnen; zugleich bildet sich in der Umgebung 
des Kernes ein heller Raum, welcher bisweilen 2 /, der Zellen ein- 
nimmt und durchscheinend oder mit feinem Detritus angefüllt ist. 
Hierin liegen neben dem nach einer Seite gedrängten Kerne stets 
kleine, mit Boraxkarmin, Häroatoxylin, Safranin, Magentarot u. dergl. 
stark färbbare Körperchen. Diese besitzen eine wechselnde, mit ab- 
gerundeten Vorsprüngen versehene Form und schwanken in ihrer 
Größe zwischen dem Umfange eines Epithelzellkernes und eines 
Micrococcus. Da die Größe der Körperchen im geraden Verhält- 
nisse zur Ausbildung der Höhlung in der Zelle steht, ist es wahr- 
scheinlich, daß die größten Formen dem Centrum des Herdes ent- 
sprechen und mit dem Fortschreiten der Zellveräuderung an Volumen 
zunehmen. Die gewöhnlich zu 1 oder 2, selten zu 3 Exemplaren 
vorhandenen Körperchen bleiben gewöhnlich in einer bestimmten 
Entfernung vom Kerne, können ihm jedoch in seltenen Fällen auch 
anliegen und schmiegen Bich dann so vollkommen der Oberfläche des 
bläschenförmigen Kernes an, daß man auf ihre weiche, nachgiebige 
Beschaffenheit schließen kann ; noch seltener werden sie in einge- 
stülpten Nischen der Kernmembran gefunden, nie jedoch innerhalb 
der Kernhöhle. Sie scheinen aus einer homogenen, sich vom Centrum 
bis zur Peripherie gleichmäßig färbenden Substanz zu bestehen. 

Auch bei der Untersuchung der Schleimhautveränderungen am 
Pharynx und Larynx fanden sich, wenn schon weniger deutlich, die 
beschriebenen Körperchen in den Epithelien. 

Zur Kontrolle dieser Befunde impfte Guarnieri mit Vaccine- 
lymphe verschiedener Herkunft Schafe und Kaninchen in die Mamillen, 
sowie Schafe in die Lippenschleimhaut. Es traten stets gute Impf- 
pusteln auf, welche in einzelnen Epithelzellen Körperchen erkennen 
ließen, welche den in Variola beschriebenen ziemlich ähnlich waren. 
Die schnell auftretende Zellinfiltration in der Umgebung des Impf- 
stiches war jedoch sehr störend und veranlaßte G., in die lebende 
Kaninchenhurnhaut zu impfen. 

Mit einer kleinen lanzettförmigen, sehr scharfen Nadel, welche 


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Ueber die Form und Färbbarkeit der Zelleinschlfisae bei VaccineimpfuDgeD. 903 

tu kochendem Wasser sterilisiert wurde, brachte G. in der Mitte der 
Hornhaut, so oberflächlich wie möglich, die Fläche der Lanzette 
tangential zur Hornhautwölbung haltend, einen Stich an, indem er 
einen möglichst kleinen Epithellappen hochhob. In diese Art von 
Tasche führte er von neuem die Nadel ein, nachdem sie mit Vaccine- 
lymphe benetzt war. 

Nach 8 — 10 Stunden war die Hornhaut noch völlig durchsichtig, 
der Stich an der Oberfläche nur mühsam erkennbar. 

Nach 24 — 30 Stunden erkannte man am Einstich eine Verdickung 
des Epithels, welches sich ein wenig über die normale Krümmungs- 
linie der normalen Hornhaut zu erheben schien. Diese Verdickung 
erstreckte sich um den Impfstich bald kreisförmig, bald unregelmäßig 
über 2 oder höchstens 3 mm. Nach 40—50 Stunden verstärkten 
sich die erwähnten Erscheinungen, ohne daß (bei rigoroser Technik) 
atn Impfstich ein opaker Fleck sichtbar wurde. 

Die Epithelverdickung wuchs nach 60 — 70 Stunden und die Pro- 
minenz wurde besonders im Profil deutlicher. Indessen erkannte man 
oft in einiger Entfernung vom Impfstiche unregelmäßig zerstreute kleine, 
sehr durchsichtige Epithelerhebungen. Diese Eruption miliarer Punkte 
würde ohne besondere Aufmerksamkeit unbemerkt geblieben sein, wenn 
man nicht zur Beleuchtung der Hornhaut künstliches Licht angewandt 
hätte. 

Schon zu dieser Zeit bildete sioh am ImpfBtiche ein kleines Ge- 
schwür mit ausgezackten Bändern ; die Hornhaut trübte sich hier. 
Später griff die Ulceration auf die ganze Dicke des Epithels über und 
dehnte sich zuweilen auch auf die Hornhautlamellen selbst oub. Dann 
bildeten sich im Geschwürsgrunde nekrotische Fetzen und ringsherum 
ein opaker Hof, bisweilen auoh Hypopyon. Gewöhnlich begrenzte sioh 
die Nekrose und es entstand ein centrales Leukom. 

In verschiedenen Stadien untersuchte G. abgeschabte Epithel- 
zellen in Thränenflüssigkeit, welche er mit einem Kapillarröhrchen 
aus der unteren Augenlidtasche aufflng, im hängenden Tropfen. 

Das Epithel erschien meist granuliert und opak, so daß man 
nur schwer den Kern erkennen konnte. In manchen Epithelzellen 
war jedoch der Kern deutlich auf eine Seite geschoben, während sich 
auf der anderen Seite ein glänzendes, mit einem kleinen Stücke Bern- 
stein vergleichbares Körperchen befand, welches sich durch seine 
Farbe und Lichtbrechung deutlich von dem schmutzig-weißen Zell- 
protoplasma abhob. Bei 38—40° C auf dem Reich er t 1 sehen ge- 
heizten Objektträger bemerkte Guarnieri, daß diese Körperchen ihre 
Form veränderten. Ihre amöboiden Bewegungen waren sehr langsam, 
viel langsamer als diejenigen, welche man an den Malariaamöben in 
den roten Blutkörperchen des Menschen beobachtet. Die Beobach- 
tung dieses Phänomens war jedoch sehr schwierig, da das Proto- 
plasma der Epithelzellen auch in den günstigsten Fallen immer 
trübe i8t. 

Fügte man zum Präparat einige Tropfen methylenblauhaltige 
Thränenflüssigkeit, so färbten sich die oben beschriebenen Körperchen 
und nahmen eine abgerundete Form an. Vorteilhafter war es, die 


904 


v . Wasielewski, 


Hornhäute in Sublimatessigsäure zu fixieren und Serieuschnitte der 
Hornhäute zu untersuchen. 

Bei 4 — öOOfacher Vergröfserung fand er, dafs in den Epithelrändern 
der Verletzung wie in den neugebildeten isolierten Epithelien jede Zelle 
neben dem Kern stark gefärbte Körperchen enthielt Sie erschienen wie 
eingerahmt von einem hellen Raum, welcher im gefärbten Zellprotoplasma 
ausgehöhlt ist, und hatten die geringste Ausdehnung in den Zellen, welche 
am exceutrischsten von der Verletzung lagen, erreichten hingegen ihr 
gröfstes Volumen ( 1 / 8 — 1 / J der Epithelkerne) an den Rändern der Ulee- 
ration, wo der Prozefs am ältesten war. Es schien aus diesem Ver- 
teilungsgesetz deutlioh hervorzugehen, dafs die Verschiedenheit im Um- 
fange der Körperchen verschiedene Entwickelungsstadien darstollt. Bei 
Oelimmersion erkannte man, dafs sie einen deutlichen runden oder ovalen 
Kern besitzen, weloher sich intensiv mit den gewöhnlichen Hittein färbte. 
Das umgebende Protoplasma hatte recht verschiedene Formen und war 
rund, eiförmig, aber unregelmäfsig wellenförmig konturiert, „eine wahre 
und eigentliche Amöboidform“. In ihnen fanden sich häufig ein oder 
mehrere kleine Hohlräume, welche sich wie helle Bläschen in dem ge- 
färbten Protoplasma ausnahmen. 

G. beschreibt ferner zwei Vermehrungsarten dieser Körperchen. 
Erstens erfolgt dieselbe „unzweifelhaft durch Spaltung“ an oval ge- 
formten Individuen mit deutlicher und regelmäfsiger Pro toplas ma- 
begrenzuug. Hier ist auch schon der Kern eiförmig und zeigt häutig 
an beiden Polen 2 stärker gefärbte Punkte. Dreimal sah G. den Kern 
in 2 Hälften geteilt, welche an den Grenzen des Protoplasmas auseinander- 
gerückt waren und durch feine 8treifen einer fädigen 8ubstanz in Ver- 
bindung Btanden. Häufiger fand er Individuen mit 2 voneinander ent- 
fernt liegenden und völlig freien Kernen. In manchen derselben war 
keine 8pur von Protoplasmateilung nachweisbar, während an anderen im 
medianen Teile des Zellkörpers eine Querlinie verlief, welche mehr oder 
weniger deutlich die Spaltungsgrenze zwischen den beiden Tochter- 
elementen bezeichnete. 

Ferner sohien ein anderer Vermehrungsmodus duroh Gymnosporen 
zu bestehen. Nach 8 oder 4 Tagen fand man in der Nähe der Ver- 
letzung Elemente, in welchen der Kern eine unregelmäfsige Form an- 
nimmt. In einigen sah G. deutlioh die Figur eines kleinen Sternes, und 
dann erschien der Umfang des Protoplasmas wie gezähnt mit abgerundeten 
Erhebungen, welche regelmäfsig im Kreise gelagert sind. In manchen 
stiefsen die Radien des Kernes bis zur Peripherie des Zellkörpers, welcher 
dann wie der Durchschnitt einer geschälten Orange aussah. Bei ver- 
schiedener Einstellung schien dieser Anblick duroh ovoide, wenig färb- 
bare Sporen hervorgebracht zu sein, welche, im Centrum kreisförmig an- 
geordnet, sich mit ihrem kleineren Durchmesser berührten wie die 
Blütenblätter einer Gänseblume. Andere Male waren diese Sporen un- 
regelmäfsig angeordnet und bildeten eine Art maulbeerförmigen Körpers. 

Die derartig segmentierten Körper sind nicht von einer be- 
sonderen Cystenmembran eingeschlossen , sondern ihre Oberfläche 
liegt frei in der charakteristischen ausgehöhlten Nische des Zell- 
protoplasmas. 


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Ueber die Form aod Färbbarkeit der Zelleinscblüsse bei Vaccineimpfoogen. 905 


Wegen der geringen Größe und vielleicht nicht geeigneten Färbung 
spricht sich G. mit Reserve darüber aus, ob es sich wirklich um 
Sporulation handelt, besonders da er an frischen Präparaten, welche 
doch gerade die Keimbildung des Malariaplasmodiums so deutlich 
erkennen lassen, dieselben Gebilde nicht beobachten konnte. 

Gegenüber diesen Ausführungen Guarnieri’s behaupteten Mas- 
sari und Ferroni (1893), daß seine Deutung der Körperchen eine 
irrige sei. Sie wollen durch Reizung der Hornhaut mit Krotonöl, 
Osmiumdämpfen und Jodtinktur die gleichen Veränderungen hervor- 
gebracht haben und erklären: 

„Für uns ist es sicher, daß wir es eher mit interessanten patho- 
logischen Veränderungen zu thun haben als mit Parasiten, und wir 
glauben, daß die beschriebenen Körper zum größten Teil Zellkern- 
derivate seien, sowie daß es sich vielleicht in wenigen Fällen um 
Leukocyten handelt.“ 

L. Peiffer (1894) bestätigte jedoch die Beobachtungen Guar- 
nieri’s. „Es kommt (nach seinen vielfachen Kontrollversucben), dur ch 
rein chemisch wirkende Entzündungsreize keine Zellveränderung zu 
stände, welche so gleichmäßig die Impfstelle verändert und dabei die 
Kerne zunächst unversehrt läßt.“ Er deutet die von Guarnieri 
beschriebenen und von ihm selbst regelmäßig angetroffenen Zellein- 
schlüsse als Jugendform der Cysten, welche er 1887 als Monocy stis 
epithelialis aus dem Inhalt von Variola- und Vaccinepusteln be- 
schrieben hatte. Auf dem XI. internationalen Kongreß zu Rom im 
Jahre 1894 berichteten Guarnieri und M o n t i Uber die Ergebnisse 
weiterer Untersuchungen im Sinne der parasitären Natur der Zell- 
einschlüsse. 

Auch Ruffer und Plimmer (1894) sowie J. Clarke (1894) 
schlossen sich der Auffassung Guarneri’s an, die beiden ersten Au- 
toren unter der Reserve, daß sie keine deutliche Sporenbildung be- 
obachten konnten. Dagegegen beschrieb J. C 1 a r k e (1895) aus 3 Tage 
alten Impfstellen von der Meerschweinchenhornhaut, wo die Vorgänge 
schneller verlaufen sollen, besonders grosse Zelleinschlüsse mit steifen 
Fortsätzen an der Peripherie. Die Zelleinschlüsse sollen zum Teil 
eine periphere Körnchenschicht besitzen, manche von ihnen schließen 
Granula ein vom Charakter der Corps albuminoides der Coccidien. 
Bei stärkerer Vergrößerung sollen einzelne eine Struktur haben wie 
die (von CI. beschriebenen) Parasiten der cystischen Ureteritis. In 
einigen stark lichtbrechenden Zelleinschlüssen will CI. feine Mitosen 
gesehen haben. Die gleichzeitige Teilung in kleinere Partikel soll 
evident sein ; dies zeigen in vielen Fällen Kerne mit kleinsten Chromo- 
somen, vergleichbar denjenigen der Sporogonien der Sporozoen. An 
anderer Stelle beschreibt CI. Zelleinschlüsse mit einer centralen reti- 
kulären Zone, weichein stark lichtbrechende Segmente zerfallen können. 

v. Sicherer (1895) erzielte bei Verimpfung von frischer Kinder- 
lymphe dieselben Zelleinschlüsse in den Homhautepithelien und be- 
stätigte im wesentlichen die Angaben von Guarnieri und L. Pfeiffer. 
Eine wesentliche Erweiterung der Versuche nahm E. Pfeiffer (1895) 
vor, weicher neben Kaninchen- und Meerschweinchen- auch Ziegen- 
und Kälberaugen beobachtete und ferner eine größere Reihe von 


906 


v. Wasielewsk), 


Kaninchenhornhäuten der Einwirkung von Glycerin, Krotonöl, Osmium- 
säure und Höllenstein unterzog. An den Zelleinschlüssen bestätigt er 
die Anwesenheit der von Clarke beschriebenen peripheren Fortsätze, 
welche sich in den hellen Hof hinein erstrecken, ja nach seinen Ab- 
bildungen denselben durchziehen. Da er die Gänseblümchenformeo 
Guarnieri’s und die Cystenformen L. Pfeiffer nicht auffinden 
konnte, ist er der Ansicht, daß die Körperchen sich ausschließlich 
durch stetige direkte Weiterteilung vermehren. Die Reizungen mit 
anorganischen Stoffen verursachten nie das Auftreten ähnlicher Ge- 
bilde neben dem Zellkern. 

Wir sehen aus diesem Rückblick, daß seit Guarnieri’s Arbeit 
wesentliche Fortschritte in der Kenntnis der intracellulären Körperchen 
nicht gemacht worden sind. Die von L. Pfeiffer (1894) abgebildeten 
Cysten (Fig. 5 k— p) werden jetzt von ihm selbst nicht mehr zum 
Entwickelungsgang des Cytoryctes gerechnet 1 ). Ob die von Clarke 
beschriebenen Segmentierungsvorgänge innerhalb der Wirtszellen nor- 
male Vermehrungserscheinungen sind, scheint nicht völlig erwiesen. 
Mit noch größerer Vorsicht muß an die Deutung der im Stichkanal, 
zwischen den Epithelzellen und im Hornhautgewebe liegenden Zellen 
gegangen werden. Unsere geringen Kenntnisse der Degenerations- 
vorgänge schützen hier noch nicht genügend vor Irrtümern. Deshalb 
erschien es zunächst von Wichtigkeit, nach Methoden zu suchen, 
welche die Darstellung und das Studium der intracellulären 
Körper erleichtern. Erst nach genauerer Kenntnis derselben darf man 
hoffen, mit Aussicht auf Erfolg den weiteren Entwickelungsgang der- 
selben verfolgen zu können. Unter Benutzung der Erfahrungen, welche 
von den früheren Untersucheru, besonders von Guarnieri, mitgeteilt 
sind, bewährte sich bei den Versuchen folgende Technik, durch deren 
ausführliche Darstellung Nachuntersuchern Mißerfolge möglichst er- 
spart werden sollen. 

Geimpft wurde das Hornbautepithel bei Kaninchen und Meer- 
schweinchen, indem mit einem feinen, fast tangential zur Hornhaut- 
oberfläche, an dessen Spitze ein Tropfen des Impfmaterials haftete, 
eine taschenförmige Verletzung in der Mitte der Hornhaut angelegt 
wurde. Wenn man dann beim Zurückziehen das Messer anhebt, so 
wird dadurch das Eindringen der Lymphe in die Tiefe des ent- 
stehenden Spaltes erleichtert. Die Zerstörung der Epitbeloberfläche 
und der Hornhautlamellen wurde nach Möglichkeit eingeschränkt, 
weil hierdurch das Eindringen von Infektionserregern und Leukocyten 
vermieden wird. Bei den auf diese Weise erfolgten Impfungen an 
50 Kaninchen und 10 Meerschweinchen kam es nie zu Hypopyonbildung 
und nur einmal zu stärkerer Leukocytenanbäufung in der Umgebung 
des Impfstiches. Es ließen sich infolgedessen die Vorgänge am Impf- 
stich bis zum 21. Tage verfolgen, ohne die Störungen einer Leuko- 
cytenüberschwemmung, welche bisher die Untersucher hinderte, ältere 
Impfsticbe als vom 4. Tag zu benutzen. Ob dieser günstige Erfolg 


1) Der Verf., von welchem die betreffenden Zeichnungen herrQhrten, teilte »einer 
Zeit die Auffassung L. Pfeiffer’» (s. Pensoidt u. Stintaing, L Aud. Bd. L 
p. 223. Fig. 6). 


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Ueber die Form und Färbbarkeit der Zelleinschlüsse bei Vaccineimpfungen. 907 


der oben beschriebenen Ausführung des Impfstiches, dem Material 
(es wurden Glycerinvaccine der Impfinstitute zu Weimar und Halle, 
sowie frische Kinderlymphe benutzt) oder Zufälligkeiten zuzuschreiben 
ist, möchte ich nicht mit Sicherheit entscheiden. 

Besonders auffallend war, daß Impfung mit dem wasserhellen 
Inhalt eines Variolablftschen ‘), in welchem mikroskopisch und kulturell 
die Anwesenheit zahlreicher Streptokokken nachgewiesen werden konnte, 
nur in einem Fall nach 48 Stunden eine Trübung der Hornhaut im 
Umfang von mehreren Millimetern erzeugte, im übrigen aber bis zum 
9. Tag keine Entzündungserscheinungen hervorrief. — Weil der Impf- 
stich sich bei einiger Uebung am Kaninebenauge, welches stärker aus 
der Augenhöhle hervortritt und leichter fixierbar ist, mit größerer 
Genauigkeit ausführen läßt als beispielsweise am Auge des Meer- 
schweinchens, sind in der Mehrzahl Kaninchen zu diesen Versuchen 
benutzt worden. Die enukleirten Augen, bei denen eine Verunreinigung 
der Hornhautoberfläche mit Blut möglichst vermieden wurde, sind in 
toto fixiert worden, um Faltungen der Hornhaut zu vermeiden. Als 
Fixierungsflüssigkeiten sind Sublimatchromsäure (Sublimat, konzen- 
trierte wässrige Lösung 200,0 + Aq. dest. 250,0 + Acid. chrom. 0,5), 
Pikrinsublimat (konzentrierte wässrige Pikrinsäurelösung 1000,0 -f- 
konzentrierte wässrige Sublimatlösung 1000,0 -+- Acid. acet. glac. 
50,0 -4- Ag. dest. 2000,0) Pikrinessigsäure, Flemming’sche Lösung, 
Sublimat, Sublimatsalpetersäure (in heißer physiologischer Kochsalz- 
lösung gesättigte Sublimatlösung Salpetersäure 3 Proz. ää) angewandt 
worden. Das in Paraffin eingebettete Material wurde in Serienschnitte 
von 5 — 10 fi Dicke zerlegt. Zur Färbung dienten die gebräuchlichen 
Karmin-, Hämatoxylin- und Anilinfarben. Um die Cytory ctesformen 
von der Umgebung abzuheben, empfiehlt sich, wie schon E. Pfeiffer 
angab, die Anwendung der Hei d e nha i n 'sehen Färbung; zur Nach- 
färbung wurden Bordeauxrot, Säurefuchsin oder Orange benutzt. Noch 
bessere Bilder giebt die Färbung mit Alaunfuchsin, Entfärbung mit 
Kal. chromic., Nachfärbung mit Ehrl ich ’schem Hämatoxylin. 

Aufkleben der Paraffinschnitte auf dem Objektträger mit Eiweiß- 
glycerin. Entfernung des Paraffins mit Xylol ; Abspülen der Schnitte 
mit Ale. abs., Alk. 96-proz., Alk. 70-proz., Wasser. Färbung in 
Alaunfuchsin (Fuchsin 1, Alumen crudum 3,0, Aq. dest. 100,) 24 Stunden 
lang. Entfärben mit Kal. bichromic. (von einer */,-proz. Lösung 
wird unmittelbar vor dem Gebrauch eine Mischung mit gleichen Teilen 
70-proz. Alk. hergestellt, da sich nach längerem Stehen, besonders 
im Sonnenlicht, Niederschläge bilden, welche am Präparat leicht haften 
bleiben) unter dem Mikroskop, bis das Präparat mit Ausnahme der 
leuchtendroten Zelleinschlüsse blaßrosa erscheint; Abspülen mit Aq. 
dest.; Nachfärben mit Eh r lieh ’schem Hämatoxylin. 

Diese Färbung, welche besonders nach der Fixierung in Pikrin- 
sublimat sehr gut gelang, bietet den Vorteil, daß sich die Cytoryctes- 
formen leuchtend rot färben, während Zellkern und Protoplasma der 
Epithelien die Hämatoxylinfärbung annehmen : Die starke Rotfärbung 


1) Geb. San. -Rat Iii sei -Halle hatte die große Güte, mir diesen Inhalt noch am 
Tage der Entnahme zur Verfügung zu stellen. 


908 


f v. Wasielewski, 


der Cy tory ctes mit Alaunfuchsin darf nicht als eine spezifische Re- 
aktion betrachtet werden; die Methode, welche in einer früheren 
Arbeit 1 ) auf Veranlassung von Prof. O. Hertwig angewandt wurde, 
dient auch zur Darstellung von chromatischen Elementen in Karyoki- 
nesen und von Kerndegenerationsprodukten; ebenso widerstehen rote 
Blutkörperchen lange Zeit der Entfärbung, wennschon nicht in dem 
Grade wie die Vaccinekörperchen. Hieraus könnten Einwände gegen 
die Natur der Zelleinschlüsse erhoben und grade die starke Affinität 
zu Alaunfuchsin als Beweis für Ferroni’s und Massari’s Ansicht 
betrachtet werden, wonach dieselben als Zellkernderivate aufzufassen 
seien. Da aber häufig Cytoryctesformen in Zellen auftreten, dereD 
Kerne gar kein Anzeichen von Entartung zeigen, sich vielmehr ganz 
wie die gesunden Epithelkerne mit Hämatoxylin färben, wobei ihr 
unversehrtes Chromatinnetz deutlich hervortritt, so scheint dieser 
naheliegende Einwand nicht stichhaltig zu sein. Zur Unterscheidung 
von roten Blutkörperchen genügt die Nachfärbung mit wässriger 
Orangelösung, wodurch die Färbung der Cytoryctesformen nicht be- 
einträchtigt wird, während die roten Blutkörperchen einen gelben 
Farbenton annehmen. Auch bildet die intensive Schwarzfärbung der 
Zelleinscblüsse bei Heiden hain’scher Färbung ein leichtes Unter- 
scheidungsmerkmal von den roten Blutkörperchen, an welchem die 
Heidenhain’sche Färbung nicht haftet. 

Die Entwickelung des Cy toryctes vaccinae scheint im Horn- 
bautepithel des Kaninchens am 2. und 3. Tage nach der Impfung 
ihren Höhepunkt zu erreichen ; es gelang wenigstens weder früher noch 
später intracelluläre Formen — und nur diese sollen im Folgenden 
berücksichtigt werden — in der Umgebung des Impfstiches nachzu- 
weisen, welche nicht auch nach 48 Stunden schon vorhanden wären. 
Die Abbildungen sind sämtlich der Umgebung eines 60 Stunden 
alten Impfstiches entnommen. Hier schließen die sehr reichlich ver- 
mehrten und meist vergrößerten Epithelzellen in einem Umfang von 
1 — 2 qmm fast sämtlich einen Fremdkörper ein, während Leukocyten 
sowohl im Impfstich wie im Hornhautepithel vollständig fehlen. 

Die Größe der Zelleinschlüsse zeigt erhebliche Unterschiede und 
zwar liegen dicht am Impfstich die größten, am äußeren Rande der 
infizierten Zone die kleinsten Körperchen. 

Letztere haben die Gestalt einer Kugel mit einem Durchmesser 
von etwa 0,5 fi. Sie liegen entweder im Zellprotoplasma (Fig. 1, 2), 
können aber an den Zellkern heranrücken (Fig. 3), so daß sie schließ- 
lich die Kernhülle einstülpen (Fig. 4). Häufig, aber nicht immer, 
liegen die Kerne der infizierten Zellen in einer helleren Zone, welche 
sich in dem centralen, dem Kern anliegenden Protoplasma gebildet 
hat. Es wird wohl vorläufig unentschieden bleiben müssen, ob dieser 
Raum, der in fast allen Abbildungen wiedergegeben ist, durch Ver- 
flüssigung einer centralen Plasmaschicht oder durch Schrumpfung des 
Kernes bei der Herstellung des Präparats entsteht. Ist sie ausge- 
bildet, so liegen die Cytoryctesformen fast stets innerhalb derselben 


1) Die Keimsone in den OenitalschlKachen von Ascaris megtlocephtla. 
(Arcb. f. mlkr. Anat. Bd. XLI.) 


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Ueber die Form and Färbbarkeit der Zelleinschlüsse bei Vaccineimpfungen. 909 

VS 

neben dem Kern. Es kommt jedoch auch häufig vor, daß dieser Hof 
fehlt und dann liegen sie direkt zwischen Kernhülle und Protoplasma. 
Je mehr man sich dem Impfstich nähert, um so größer werden die 
Kugeln, welche einen Durchmesser von 3 « erreichen können (Fig. 7). 
Die Zahl so großer Kugeln ist jedoch beschränkt, da von der regel- 
mäßigen Kugelform sehr zahlreiche Abweichungen Vorkommen, sobald 
der Durchmesser des Vaccinekörperchen 1 fi überschreitet; dann kann 
ihre Gestalt eiförmig (Fig. 8), bisquitförmig (Fig. 9), unregelmäßig 
polygonal (Fig. 10 d) oder langgestreckt (Fig. 11) werden. Mit zu- 
nehmendem Wachstum wird die Form immer unregelmäßiger (Fig. 20 
a, b, c) und paßt sich offenbar ganz den Raumverhältnissen zwischen 
Kern und Protoplasma an (Fig. 14, 15), ja es wird schwierig, die Ge- 
stalt an dünnen Schnitten überhaupt festzustellen, da die Körperchen 
im Schnitt z. T. neben , z. T. auf oder unter dem Zellkern liegen 
und sich um denselben herumwinden (Fig. 16). Die größten Formen 
erreichen den Umfang der Epithelzellkerne; eine Länge von 5 — 8 u 
■wurde nicht selten festgestellt. Häufig kommt es vor, daß 2, 3 und 
mehr Körperchen in eine Zelle eindringen, wodurch dann weitgehende 
Form Veränderungen der Kerne hervorgebracht werden (Fig. 10 a, b, c, d); 
gelegentlich wird die Kernmembran so weit eingestülpt, daß der 
Fremdling mitten im Kern zu liegen scheint (Fig. 13). 

Im ungefärbten Zustande besitzen die Körperchen ein viel stär- 
keres Lichtbrechungsvermögen als Kern und Protoplasma. Sie fallen 
deshalb bei der Beobachtung ungefärbter Schnitte in Wasser durch 
ihren starken Glanz innerhalb der Epithelzellen auf. Im gefärbten 
Präparat beobachtet man zunächst einen ungefärbten und einen von 
diesem gleichmäßig eingeschlossenen, mit fast allen gebräuchlichen 
Mitteln färbbaren Teil. Die Frage ob der helle ungefärbte Hof dem 
■Cytoryctes angehört, oder von der Wirtszelle abgeschieden wird, 
ist schwer mit Bestimmtheit zu entscheiden, da sich häufig keine 
scharfe Grenze zwischen ihrem Außenrande und dem Zellprotoplasma 
erkennen läßt. Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, daß es sich um 
eine Bildung der Wirtszelle handelt, einmal weil sie stets in gleich- 
mäßig dicker Schicht den inneren Teil Uberkleidet, zweitens weil in 
manchen Präparaten, besonders in Zupfpräparaten, nach Fixierung in 
Flemming’scher Lösung und Konservierung in Glycerin, eine sehr 
dünne aber sich scharf abhebende Membran mit glatter Oberfläche 
sichtbar wird. Die im übrigen völlig homogen und strukturlos er- 
scheinende Randzone ') besitzt je nach der Größe des ganzen Körper- 
chens ungefähr l /« — V« des Gesamtdurchmessers, so zwar, daß sie 
bei größeren Formen verhältnismäßig dicker ist als bei kleinen. 
Während die Oberfläche dieser nicht färbbaren Schicht auch bei un- 
regelmäßigen Formen stets glatt und abgerundet erscheint, kann die 
gefärbte Partie viel unregelmäßiger geformt (Fig. 14, 16) sein, ja 
eine ganz höckerige Oberfläche zeigen (Fig. 17, 19). Mit den ge- 
bräuchlichen Karmin-, Hämatoxylin- und Anilinfarben färbt sich 
dieser Teil im allgemeinen etwas stärker als das Zellprotoplasma der 


1) Die Wiedergabe derselben ist auf der Tafel leider nicht in dem gewünschten 
Maße erreichbar. 



910 


v. Wasielewski, 


Wirtszelle, oft sogar, besonders mit Thionin, SafraniD, Methylgrün 
ebenso kräftig wie die Kernsubstanz; bei Biondi’scber Färbung 
nehmen die Körperchen ebenso wie Epithelkerne eine griine Färbung 
an. In einer Reihe von Präparaten gelang es bei Hämatoxylin-Eosin- 
färbung einen schmalen rosaschimmernden Saum an dem mit Hama- 
toxylin gefärbten Körperchen zu erkennen. Viel deutlicher heben 
sich die Körperchen bei Färbung nach der Hei den hain 'sehen Me- 
thode von ihrer Umgebung ab. Wenn die Schnitte, welche gerade 
bei dieser und der nächsten Methode nicht stärker als 5 /i sein 
sollten, 15 Minuten mit l 1 / J -proz. Lösung von Ferrid. Ammun. suff. 
gebeizt sind, Werden sie 24 St. in der feuchten Kammer mit l /s"P roz - 
Hämatoxylinlösung gefärbt und dann die Entfärbung mit der Beize 
am besten unter dem Mikroskop kontrolliert. Paßt man den Augen- 
blick ab, in welchem die ruhenden Epithelkerne eben entfärbt sind, 
so erhält man ein Präparat, in welchem die innere Zone der Cyto- 
ry des formen gleichmäßig schwarz gefärbt ist, während die äußere 
Zone farblos bleibt. Auf diese Weise läßt sich, besonders bei Nach- 
färbung mit einer Protoplasmafarbe (Orange, Bordeauxrot oder Fuchsin), 
ein gutes Uebersichtsbild über die Ausdehnung der Infektion in den 
Epithelzellen gewinnen. Geht man aber mit der Entfärbung noch 
weiter, so lassen sich an einem Teil der Zelleinschlüsse noch feinere 
Strukturverhältnisse auffinden. Während nämlich die kleineren 
Exemplare sich gleichmäßig entfärben und nur selten ein centrales, 
dunkler gefärbtes Korn, den angeblichen Kern Guar nie ri’s, ein- 
schließen, wie ausnahmsweise auch bei Hämatoxylinfärbung beobachtet 
wird, haftet der Farbstoff in den größeren unregelmäßig geformten 
Exemplaren an Körnchen verschiedener Größe in derselben Weise 
wie dies bei der Alaunfuchsinlösung hervortritt. Auch bei dieser 
gelingt es, bei weitgehender Entfärbung mit Fuchsin stark gefärbte 
Körnchen in den unregelmäßigen Cytoryctesformen nachzuweisen, 
welche sich bei Hämatoxylinfärbung besonders schön von dem blaß- 
blau gefärbten Teile des Körperchens abheben (Fig. 17 — 19). Bei 
genauerer Betrachtung kann man in diesem Stadium zwei Gruppen 
von Einschlüssen unterscheiden. In der ersten Gruppe (Fig. 17, 18, 19) 
treten Körnchen von ziemlich gleicher Größe in geringer Zahl (7—15) 
auf und verteilen sich auf der Oberfläche des Körperchens. Es hat 
sogar den Auschein, als ob sie in Vorsprüngen desselben liegen 
(Fig. 17, 19). In der zweiten Gruppe sind die Körnchen sehr zahl- 
reich und von ganz ungleicher Größe unregelmäßig über die ganze 
Oberfläche verteilt (Fig. 14, 15, 20 a, b, c). 

Es ist schwer, diesen Bildungen eine bestimmte Deutung zu geben. 
Nach ihrer Färbbarkeit und Größe könnten sie aus Chromatin bestehen 
oder Plasmaeinschlüsse darstellen, wie sie bei einer Reihe von Proto- 
zoen , besonders bei Sporozoen häufig Vorkommen (s. Sporozoen- 
kunde) '). Noch schwerer ist die Frage zu beantworten, ob es sich 
um normale Entwickelungsformen oder um pathologische Veränderungen 
des Cytoryctes handelt. Zwar darf der von Copeman (1894) er- 


1) v. Wasielewski, Sporozoenkunde. 
Zoologen. Jena (Gustav Fischer) 1896. 


Ein Leitfaden für Aerzte, Tierärzte nod 


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lieber die Form and Färbbarkeit der Zelleioschldase bei Vacciaeimpfungen. 911 


hobene Einwand, daß beim Kaninchen, einem für Vaccine nicht 
empfänglichen Tiere, die Parasiten unter anormalen Lebensbedingungen 
stehen, nicht zu hoch angeschlagen werden. Denn wenn es auch 
wirklich uicht zu einer Allgemeininfektion kommen sollte, so beweist 
der mikroskopische Nachweis, daß 6 Stunden nach der Impfung nur. 
wenige Zellen infiziert, nach 48 Stunden aber viele Hunderte von 
Zellen in der Dmgebung des Impfstiches mit den Fremdlingen besetzt 
sind, daß sie auch beim Kaninchen eine Zeit lang vermehrungsfähig 
bleiben. Dies wird ferner durch den Umstand bewiesen, daß, wenn 
man am 10. Tage nach der Impfung mit dem infizierten Hornhaut- 
epithel eine neue Impfung vornimmt, auch hier diese Zellinfektion 
erzeugt wird; ein Experiment, das nach kürzerer Zeit (48 St.) schon 
von E. Pfeiffer ausgeführt wurde. Nun liegt es nahe, die oben 
beschriebenen Veränderungen als Vermehrungsvorgänge zu deuten. 
Denn wenn auch auf eine Vermehrung durch Zweiteilung aus der 
beobachteten Bisquitform und Abschnürung geschlossen werden kann, 
so waren solche Bilder doch zu selten, um die vorhandene rasche 
Multiplikation der Parasiten zu erklären. Da ferner die Grüße der 
roten Körner der jüngsten Infektion ungefähr entspricht, wie ein 
Vergleich zwischen Fig. 1 und 17 zeigt, so läßt sich die Möglichkeit, 
daß wir es hier mit Vermehrungsvorgängen zu thun haben, nicht ganz 
von der Hand weisen. Vielleicht stellen leichte Differenzierungen, 
welche man auch an den größeren massiv gefärbten Körperchen bis- 
weilen bemerkt, Uebergangsformen dar. Es kommen Dämlich An- 
häufungen der stark färbbaren Substanz an der Oberfläche des 
Körperchen und dementsprechend eine fleckige Aufhellung im Inneren 
zur Beobachtung (Fig. 8). Falls die Ausbildung von Vorsprüngen 
wirklich etwas mit der Keimbildung zu thun hat, so könnte man 
darin ein Analogon zu der von Labbö beschriebenen Vermehrung 
von Halteridium einer Acystosporidie (s. Leitf., Fig. 60) er- 
blicken. Diese Deutung als Stadien der Keimbildung darf aber wohl 
nur für die erste Gruppe der Körnchenbildungen (Fig. 17—19) als 
zulässig bezeichnet werden, während für die zweite Gruppe (Fig. 14, 
15, 20 a — c) die Erklärung näher zu liegen scheint, daß es sich um 
Entartungsvorgänge handelt. Dafür spricht vor allem die ganz un- 
gleichmäßige Form und Verteilung der gefärbten Körnchen; immer- 
hin wird man sich auch hierüber nur vermutungsweise aussprechen 
dürfen. 

So lange es nicht gelungen ist, den völligen Entwickelungsgang 
der von Guarnieri als Cytoryctes vaccinae beschriebenen Ge- 
bilde innerhalb und außerhalb der Impftiere sicher zu stellen , wird 
man gut thun, die Fragen nach der Bedeutung und der Stellung 
dieser Schmarotzer offen zu lassen. Daß es sich in der That um 
Zellschmarotzer handelt, scheint durch die bisherigen Untersuchungen 
erwiesen zu sein und durch die vorliegenden Schilderungen über 
Veränderungen in der Struktur der Körperchen, mögen dieselben pro- 
duktiver oder degenerativer Art sein, eine neue Stütze zu erhalten. 
Vielleicht trägt diese Mitteilung dazu bei, daß auch von anderer 
Seite mit den beschriebenen Methoden das Studium der Variola 
und Vaccine, dieser zwar praktisch erledigten, theoretisch aber 



912 T - W&sielewski, Ueber die Form und Färbbarkeit der Zelleinschliiise etc. 


immer noch im Vordergründe des wissenschaftlichen Interesses 
stehenden Infektionskrankheiten wieder aufgenommen wird. 

Litteratnrveneichnia . 

1886 * A. van der Loeff, Weekblad van hat Nederl. Tijdschr. voor Geneeskunde. 

1886. No. 46. 

1887 — — , Ueber Proteiden in dem animalischen Impfangsstoffe. (Monatshefte für 
praktische Dermatologie. Bd. VI. No. 6.) 

* — — , Ueber Proteiden oder Amöben bei Variola rera. (Ebenda. Bd. YL 
No. 10.) 

L. Pfeifer, Ein neuer Parasit der Pockenproaesse ans der Klasse Sporozoa 
(Leuckart). (Correspondenzblätter des allg. ärztlichen Vereins von Thüringen. 

1887. No. 8.) 

* — — , Monatshefte für praktische Dermatologie. No. 10 n. 13. 

1888 * — — , Weitere Untersuchungen etc. (Correspondenzblfttter d. allg. ärxtl. Ver- 
eins von Thüringen. 1888. No. 11.) 

1891 , Die Protoaoen als Krankheitserreger. II. Aufl. Jena (Gustav Fischer) 

1892 Guis. Guarnieri, Ricercbe sulla patogenesi ed etiologia dell’ infexione vac- 
cinica e vaiolosa. (Archivio per le scienze mediche Torino e Palermo. Vol. XVI. 
1892.) 

1893 * J. Clarke, Med. Press and Circ. Vol. II. 1893. p. 233. 

E. Ferroni e G. Massari, Sulla pretesa scoperta del Guarnieri riguardo 
la infexioni vaccinica e vaiolosa. -Nota preliminare. (Riforma medica. No. 126.) 

1894 * J. Clarke, Brit. med. Journ. Vol. II. 1894. p. 869. 

* Copeman, Brit. med. Journ. Vol. II. 1894. p. 157. 

* G. Guarnieri, 8ui parasiti del valolo e del vaccino. (Atti dell’ XI con- 
cresso medico internationale Roma. Vol. II. 1894. p. 125.) 

* A. Monti, Süll* etiologia del vaiolo e solle localitaxione del virus vaiotoso. 
(Atti dell’ XI congresso medico internationale Roma. 1894. p. 128.) 

L. Pfeiffer, Behandlung und Prophylaxe der Blattern. Handbuch der speziellen 
Therapie innerer Krankheiten, herausgeg. von Penxoldt und Stint ting. Jena 
(G. Fischer) 1894. 

* Ruff er and Plimmer, Brit. med. Journ. Vol. I. 1894. p. 1412. 

1895 J. Clarke, A note on variola and vaccinia. (Transactions of the pathological 
society of London. Vol. XLVI, 1895 ) 

, The sporozoa of variola and vaccinia. (The Lancet. Vol. I. p. 139.) 

, Centralbl. f. Bakt. Bd. XVII. 1895. p. 800. 

E. Pfeiffer, Ueber die Züchtung des Vaccineerregers in dem Corneaepithel 
des Kaninchens, Meerschweinchens und Kalbes. (Centralbl. f. Bakt. Bd. XY1II. 
1895. No. 25.) 

v. Sicherer, Beitrag zur Kenntnis des Variolaparasiten. (Münchener medii. 
Wochenschr. 1895. p. 793 ) 

1896 * Vedelen, Vakcineprotozoen. Kristiania (Dot Steenske Bogtrykkeri) 1896. 

Die mit einem * bezeichneten Veröffentlichungen waren dem Verfasser nicht iu den 

Originalen zugänglich. 


Erklärung der Abbildungen. 

Sämtliche Abbildungen stammen aus der Umgebung eines 50 Stunden alten Impf- 
stiches. Die Hornhaut ist mit Pikrinsublimat fixiert worden; Fig. 1 — 19 sind einem 
Präparat entnommen, welches mit Alaunfncbsin-Hämatoxyliu, Fig 20 a, b, c einem 
2. Präparat, welches nur mit Alaunfucbsin gefärbt ist. Vergrößerung 1000; die Um- 
risse sind mit dem Abbe’ sehen Zeichenapparat gezeichnet. 

Fig. 1. Jüngste Zellinfektion durch 3 Parasiten, von denen der mittelste noch im 
normalen Zellprotoplasma liegt, während die beiden anderen im Begriff in die hellere 
Zone zu dringen, welche den Kern umgiebt. 

Fig. 2. Größerer Parasit, welcher noch zum größten Teil im Protoplasma der 
Wirtszelle liegt. 

Fig. 3. Junge Parasiten, welche nabe an den Kern gerückt sind und dessen Hülle 
einzubuchten beginnen. 

Fig. 4 — 7. Kuglige Parasiten von znnebmender Große, welche größere Nischen 
der KernhOlle hervorgebracht haben. 


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JA. Looss, Notizen zur Helminthologie Egyptens. II. 


913 


Pig. 8. Ovaler ParAsit mit großem hyalinen Hof; im Centrum beginnt die ge- 
färbte Substanz sich netzförmig anzuordnen. 

Fig. 9. Bantelförmiger Parasit (Vorbereitungsstadium zur direkten Teilung?). 

Fig. 10 a — d. Mehrlingsinfektionen verschieden großer und geformter Parasiten t 
welche den Kern der Wirtsseile deformieren. 

Fig. 11. Gestreckter unregelmäßig konturierter Parasit. 

Fig. 12. Großer Schmarotzer welcher den Kern der Wirtszelle breit drückt. 

Fig. 13. t , „ „ „ „ „ „ stark eingebuchtet 

hat, so daß er fast auf allen Selten vom Kern umgeben wird. 

Fig. 14 — 16. Große, unregelmäßig geformte Parasiten mit sehr zahlreichen Körn- 
eben verschiedener Größe (Degenerationsformen?). 

Fig. 17 — 19. Schmarotzer, deren rot gefärbte Substanz sich in Kügelchen auf der 
Oberfläche verteilt hat (Vermehrungserscheinungen?). 

Fig. 20 a — c. Große unregelmäßig geformte Parasiten mit ungleichmäßiger Körnung 
(Degenerationsformen ?). 


Nachdruck verboten. 

Notizen zur Helminthologie Egyptens. II. 

[Aus der medizinischen Schule Cairo.] 

Von 

Dr. A. Looss. 

Mit 10 Figuren. 

Durch meine anfangs Dezember erfolgte Uebersiedelung von 
Alexandrien nach Cairo sind die Versuche über die Lebensgeschichte 
des Anchylostomum duodenale derart unterbrochen worden, 
daß ich erst jetzt dazu komme, die Fortsetzung meiner früheren Mit- 
teilung *) zu publizieren. 

3. Die Lebensgeschichte des Anchylostomum duo- 
denale (Dub.). 

8. Die Uebertragung der Larven. 

Um die reifen Larven in ein Versuchstier zu überführen, galt 
es zunächst, sie aus ihrer bisherigen Umgebung möglichst rein 
auszuscheiden. Wie schon in der ersten Mitteilung erwähnt, hat 
eine Vermischung des eierhaltigen Kotes mit ungefähr dem gleichen 
Volumen pulverisierter, reiner Tierkohle den Vorteil, die Larven 
in nicht unbeträchtlich größerem Prozentsatz zur Entwickelung 
und zur Reife zu bringen, namentlich dann, wenn man die mehr 
oder weniger dicke und zähe Masse öfter umrührt, um so auch 
die in der Tiefe gelegenen Eier von Zeit zu Zeit dem Zutritte der 
Luft auszusetzen. Um nun die reifen Larven aus dieser Masse zu 
isolieren, hat sich mir folgendes Verfahren nach mannigfachen ver- 
geblichen Versuchen als das beste erwiesen. Man läßt, nachdem die 
Larven zu völliger Reife gelangt sind, die Kotkohlen masse (ich ver- 
wendete zur Zucht die bei den Bakteriologen gebräuchlichen Petri- 
schalen) an der Luft soweit trocknen, daß sich auf derselben eben 
eine dünne, aber feste Kruste bildet; dann füllt man die Schale bis 

1) cf. diese# Ceotralbl. Bd. XX. 1898. No. 24 . p. 863. 
c»u Abt. XXI. 84. 38 


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914 


A. Looss, 


zum Rande mit reinem Wasser und läßt dieses 10 — 20 Minuten ruhig 
stehen. Gießt man es dann unter leichter Bewegung der Schale in 
ein anderes Gefäß ab, so bemerkt man in ihm bei der Untersuchung 
mit der Lupe, außer feinsten Teilchen der Kotmasse, zahllose A nchylo- 
stomumlaryen, die sich lebhaft schlängelnd bewegen: sie sind 
aus der festen Masse in das darüber stehende Wasser 
ausgewandert. Dasselbe Verfahren läßt sich, wenn das Nähr- 
substrat erst wieder trocken geworden und seine feste Rinde erhalten 
hat, 6, 7 und 8 mal mit demselben Erfolg wiederholen, so lange noch 
lebendige und kräftige Larven vorhanden sind; eine auf die oben 
beschriebene Weise angesetzte Kultur liefert mir noch heute, nach 
2 Monaten, bei jedesmaligem Begießen, massenhafte, kräftige Larven '). 
Es gelingt auf diese Weise, wenn nicht alle, so doch den bei weitem 
größten Teil der vorhandenen Larven zu gewinnen. 

Die anfangs im Wasser suspendierten Tiere sinken nun allmählich 
zu Boden und nach 24 Stunden habet) sie sich alle daselbst auge- 
sammelt — mit ihnen aber auch die Mehrzahl der feinen Teilchen, 
die vom Wasser aus dem Kote aufgenommen wurden. Um eine noch 
weitergehende Reinigung zu erzielen, goß ich dann das trübe Wasser 
ab und ersetzte es durch neues, filtriertes; indessen ließen sich auf 
diese Weise, selbst bei 5 und mehrmal wiederholtem Waschen, die 
Larven doch nicht ganz von den noch anhaftenden Kotpartikeicben 
befreien, und gleichzeitig lieferten Versuche, die so präparierten 
Larven zu übertragen, ein sehr auffälliges, aber ungünstiges Resultat. 
Alle Versuchstiere zeigten, nachdem sie auch nur 1 oder 2 ccm der 
Flüssigkeit in Milch oder Wasser oder mit Brot und Früchten ge- 
nossen, unmittelbar darauf, höchstens aber 3 — 5 Minuten später leb- 
hafte Vomitusbewegungen, und in weitaus den meisten Fällen wurde 
dann auch der Magen völlig wieder entleert, die ganze Infektion 
somit illusorisch gemacht 

Es lag nahe, den Grund dieser Erscheinung in den nicht ent- 
fernten und mit übertragenen feinen Kotpartikeicben zu suchen, die 
möglicherweise eine ekelerregende oder direkt giftige Wirkung auf 
die Tiere ausübten; es galt also auch noch diese möglichst zu 
entfernen. Dies gelang vollkommen auf folgende Weise: Filtriert man 
die larven- und fremdkörperhaltige Flüssigkeit durch gewöhnliches, 
am besten etwas festes Fließpapier, so läuft zunächst nur eine an- 
fangs meist etwas trübe, später ganz klare Flüssigkeit durch; all- 
mählich aber stellen sich in dem Filtrat auch vereinzelte Larven ein. 
die sich aktiv durch das Papier hindurchgebohrt haben. 
Die Zahl dieser passierten Larven wird mit der Zeit immer größer, 
sie wird aber ganz enorm, wenn man das Filter, nachdem alte 
Wasser abgelaufen ist, längere Zeit (z. B. die Nacht hindurch) stehen 
läßt und es dabei nur durch Bedecken vor dem Austrocknen schützt. 
Gießt man jetzt aufs neue reines Wasser auf, so laufen mit diesem 
zahllose Larven ab, die sich während der Nacht durch das Papier 

1) Hieran anschließend will ich noch bemerken, daß es mir neuerdings Rellingen 
ist, die reifen Larven in Wasser viel Ifinger am Leben za erhalten, als ich früher (cf. 
dieses Centralbl. Bd. XX. 1896. p. 869) angab. Mit Hilfe des weiter unten su beschrei- 
benden Verfahrens in reines Wasser übertragene Larven sind zum weitaus größten 
Teile jetzt, nach beinabe 3 Monaten, noch vollkommen lebendig und krtftig. 


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Notizen zur Helminthologie Egyptens. II. 


915 


hindurcbgcbohrt haben und nun von dem Wasser abgeschwemmt 
werden. Läßt man dasselbe jetzt wieder einige Stunden stehen, so 
kann man das Verfahren wiederholen, bis alle Larven, soweit sie noch 
lebendig sind, passiert sind. Durch allmähliches Zubodensetzenlassen, 
Dekantieren und Zugießen frischen, filtrierten Wassers kann man dann 
den Reinigungsprozeß fortsetzen, bis allem Ermessen nach auch die 
aus dem Kot etwa gelösten chemischen Bestandteile entfernt und 
die Larven ohne Beimischung von Fremdkörpern in reinem Wasser 
enthalten sind. 

Seltsamerweise treten nun auch bei Anwendung dieses gereinigten 
Infektionsmateriales ganz ähnliche Erscheinungen an den Versuchs- 
tieren auf, wie ich sie oben geschildert. Allerdings kam es nicht 
so häufig mehr zu wirklichem Erbrechen, dagegen zeigten sich meistens 
die Vomitusbewegungen, und immer waren die Tiere direkt nach der 
Fütterung augenscheinlich unwohl, und es erfolgten sehr oft plötz- 
liche, diarrhoische Entleerungen. Es bleibt nach diesen Beobachtungen 
kaum etwas anderes übrig, als den Grund zu den geschilderten Er- 
scheinungen in den Parasiten selbst zu suchen und anzunehmeu, daß 
diese in irgend einer Weise reizend auf den Organismus des Wirtes 
wirken, und das namentlich dann, wenn sie in größerer Zahl vereint 
auftreten. Zunächst ist hierbei an die Möglichkeit zu denken, daß 
die jungen Würmer durch ihre lebhaften Bewegungen mechanisch auf 
die Magenschleimhaut wirken und den Brechreiz hervorrufen. Dann 
müßte derselbe aber umsomehr abnehmen, je größer das Quantum 
Nahrung ist, mit welchem eine gewisse Zahl von Larven aufgenommen 
wird, da die in diesem enthaltenen Tiere vielmehr verteilt werden 
und bei weitem nicht alle mit der Schleimhaut in Berührung kommen. 
Ich habe in dieser Hinsicht aber nicht den geringsten Unterschied 
in Bezug auf das Resultat bemerkt, gleichviel ob die Larven in ganz 
wenig oder in so viel Milch verabreicht wurden, als die Hunde nur 
immer in ihren Magen aufzunchmeo vermochten. Eine andere Mög- 
lichkeit zur Erklärung des auffälligen Erbrechens ist weiterhin die, 
daß die jungen Anchylostomalarven selbst oder die Flüssigkeit, 
in der sie enthalten sind, eine förmliche Giftwirkung auf die Versuchs- 
tiere ausüben. Daß es die Flüssigkeit nicht ist, beweisen wiederholte 
Versuche. Sehr viele Larven waren 6 und mehr Tage lang in wenig 
Wasser gehalten worden; dieses wurde dann vorsichtig abgegossen und 
den Hunden mit Milch vermischt gegeben : nie erfolgte eine Spur einer 
Reaktion. So bleibt nichts übrig, als den Parasiten selbst einen giftigen 
Einfluß auf den Organismus ihres Wirtes zuzuschreiben. Zu ganz ähn- 
lichen Folgerungen führen nun auch die Beobachtungen, die wir oft genug 
an Anchylostomakranken machen können. In manchen Fällen 
schwerer Anämie lassen sich trotz wiederholter Kuren nicht mehr als 
einige Dutzend Würmer abtreiben oder nach dem Tode im Darm auf- 
finden. Es ist hier kaum verständlich, daß allein der Blutverlust und die 
Verletzungen der Darmwand, welche die Parasiten ihrem Wirte zufügen, 
genügen sollen, eine so schwere Erkrankung hervorzurufen. Sicher ist 
es von vornherein nicht ohne Bedeutung, ob der in Frage kommende 
Kranke eine kräftige, oder eine kränkliche, schwächliche Persönlichkeit 
ist, welche den schädlichen Einflüssen der Parasiten nur geringeren 


916 


A. Looss, 


Widerstand zu leisten vermag. Selbst unter Berücksichtigung dieses 
Umstandes bleibt in vielen Fallen aber ein augenfälliges Mißverhältnis 
zwischen der Zahl der Würmer und der von ihnen verursachten Er- 
krankung bestehen, ein Mißverhältnis, welches darauf hinweist, daß 
bei der Entstehung der Anchylostomenanämie möglicherweise noch ein 
weiterer, bisher nicht genügend beachteter Faktor mitwirkt. Ich 
halte es für durchaus nicht unwahrscheinlich, ja beinahe für sicher, 
daß die Anchylostomen neben der Entziehung von Blut und neben 
der Verletzung der Darmwand noch eine Art Giftwirkung auf ihren 
Träger ausüben ; es liegt weiter die Vermutung nahe, daß hierbei das 
Sekret der großen, am Mundrande nach außen mündenden Kopfdrüsen 
eine Rolle spielt. Mit der Annahme einer solchen Giftwirkung von 
seiten der Würmer würde dann auch die von mehreren Beobachtern 
mitgeteilte Tbatsache eine gewisse Erklärung finden, daß Anchylo- 
stom u manämieen, selbst wenn die Parasiten radikal abgetrieben sind, 
und keine Neuinfektion möglich ist, nur schwer und langsam ausheilen. 
Ich denke in nächster Zeit nochmals auf diese Frage zurückzukommen. 

Als Versuchstiere benutzte ich zunächst Affen, da diese jedoch 
ein immerhin kostbares Material darstellten, sah ich mich bald nach 
eventuellem Ersatz um. Gleich der erste Versuch mit jungen, eben 
der Mutter entwöhnten Hunden gelang, und daraufhin verwendete ich 
von da ab als Versuchstiere in der Hauptsache Hunde. Auch junge 
Katzen sind imstande, die Parasiten eine Zeit lang zu beherbergen, 
ungewiß zur Zeit noch Meerschweinchen und Kaniucben, graue Ratten 
gaben in allen Fällen ein vollkommen negatives Resultat. Versuche 
an jungen Füchsen waren deshalb von vornherein aussichtslos, weil 
alle die, welche ich erhielt, eich bereits mit einem Anchylostomum 
behaftet erwiesen, das im erwachsenen Zustande nur sehr wenig, aber 
charakteristisch von dem des Menschen sich unterscheidet *), dessen 
Jugendformen dagegen von denen des Anch. duodenale absolut 
untrennbar sind. Besitzt so An chy los to m u m duodenale eine 
immerhin bemerkenswerte Anpassungsfähigkeit an andere als den 

1) Es hat diese Form dieselbe Große, wie Anchylostomum duodenale, 
auch genau den gleichen inneren Bau; vielleicht, daß es im ganzen nm ein geringes 
schlanker ist, als das letztere. Die Bursa dea Männchens ist etwas größer und breiter 
und besitzt einen ziemlich tief ausgeschnittenen Mittellappen. Die Rippen verhalten sieb 
genau wie bei Anchylost. duodenale, mit dem einzigen Unterschiede, daß die 
Hinterrippe jederseits in 2, statt wie bei diesem, in S Aeste ausläuft. Der auffälligste 
Unterschied liegt in der Bildung des Zahnapparates; während bei A. duodenale, 
die ventralen Zähne in 2 scharfe Spitzen auslaufen, zu denen sich der Mittelebene zu- 
gekehrt eine kleine buckelartige Auftreibung au der Basis der inneren Spitze gesellr, 
hat das Anchylostoma des egyptischeD Fuchses auf der Bauchseite jederseits S scharfe, 
fast gleich große Spitzen; außerdem ist hei ihm die Mundkapsel im ganzen etwas lang- 
lieber, als bei der menschlichen Form. Oh dieser Wurm mit einer der bereit» be- 
kannten Anchyloslo maarten zusammenfällt, kann ich aus Mangel ander einschlägigen 
Litteratur zur Zeit nicht sagen; gegen eine Identifizierung mit Anch. trigono- 
cephalum des europäischeu Fuchses und Hundes spricht die Beschreibung, welche 
Schneider (Monogr. d. Nematoden, p. 128, 137 u. 138) von dessen Mundkapsel 
giebt. Dieselbe soll wie bei Strong. cernuus gebildet sein; Beschreibung nnd Ab- 
bildung dieser letzteren passen aber absolut nicht auf das hier in Rede stehende Tier. 

Ich habe übrigens auch mit den Larven dieser Form Infektionsversuche an Hunden 
»»gestellt, und dabei trotz sorgfältigster Reinigung des Infektionsmateriaies dieselben 
Erfahrungen gemacht, wie bei A. duodenale. Sowie die Larven in größerer Zahl 
auf einmal aufgenommen waren, stellte sieb bei den Versuchstieren nach kürzester 
Frist Brechreiz uod meist auch thatsächliches Erbrechen ein. 


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Notizen zur Helminthologie Egyptens. II. 


917 


normalen Träger, so ist diese Anpassungsfähigkeit doch nicht unbe- 
schränkt. Die Infektion von Hunden und Katzen gelingt z. B. mit 
einiger Aussicht auf ausgiebigen Erfolg nur bei ganz jungen Tieren, 
die eben der Mutter entwöhnt sind, und selbst hier gebt noch ein 
ansehnlicher Prozentsatz der jungen Parasiten durch den Darm hin- 
durch, ohne sich in diesem festzusetzen. Dieses letztere Verhalten 
wird immer mehr zur Regel, je älter die Versuchstiere werden, und 
nach vielleicht 3 Monaten gelingt es kaum noch, eine oder die andere 
Larve zur Ansiedelung zu bringen. Ganz Entsprechendes geschieht 
während des Wachstums der Versuchstiere mit den durch die ersten 
Versuche übertragenen Parasiten. Sie werden allmählich wieder 
aus dem Darme entleert, ohne ihre vollkommene Entwickelung erreicht 
zu haben, und während man von den zuletzt überführten Würmern 
noch viele Exemplare an trifft, werden die älteren immer seltener, und 
es ist mir bis jetzt überhaupt noch nicht gelungen, die Tiere im 
Hunde bis zur Produktion von reifen Eiern zu bringen. Die größten 
Würmer, die ich bis jetzt erzielt, maßen ca. 8 mm, waren im übrigen 
aber durchaus normal gebildet. Auf Grund dieser Beobachtungen 
erscheint es mir etwas zweifelhaft, ob v. Rathonyi *), der die in 
den Bergwerken von Brennberg bei Oedenburg in Ungarn zur Arbeit 
verwendeten Pferde massenhaft mit Anchylostomen infiziert fand, 
thatsächlich das Anchylostomum des Menschen vor sich gehabt hat 
Der strikte Nachweis von der Identität beider Formen ist jedenfalls 
Dicht erbracht. Da aber auch die Belegschaft der Gruben in außer- 
ordentlich hohem Maße an Anchylostomiasis litt, mithin die In- 
fektionsgelegenheit für die Pferde in den Gruben eine sehr günstige war, 
so liegt andererseits auch eine gewisse Wahrscheinlichkeit vor, daß es 
sich bei den Pferden doch um Anch. duodenale handelte. Selbst 
in diesem Falle aber würden die Beobachtungen von Rathonyi’s 
doch nur das Resultat ergeben, so interessant dieses an sich zweifel- 
los ist, daß das Anchylostomum duodenale unter gewissen 
Bedingungen auch im Pferde sich ansiedeln und zur vollen Reife ge- 
langen kann. In einer notwendigen Beziehung zur Entwicke- 
lung des Parasiten, worauf v. Rathonyi vermutungsweise hin- 
deutet, steht das Pferd jedenfalls nicht 

C. Umbildung der freilebenden Larven zu den 
Geaohlechtstieren. 

Durch Leuckart’s Versuche mit Anchylostomum trigono- 
cephalum ist bereits genügend festgestellt worden, daß die jungen 
Larven der Anchylostomen in einem neuen Träger direkt zu den 
Geschlechtstieren auswachsen, daß also in dem Lebenscyklus des 
Wurmes weder ein Zwischen wir t, noch aber gar eine freilebende 
Zwischen gen eration auftritt, durch welche letztere die Entwicke- 
lungsgeschichte zu einer Heterogonie werden würde. Bekanntlich 
haben Lcichtenstern*) und neuerdings in Assam Giles*) ge- 

i) ▼. Rathonyi, Anchylostomiasis des Pferdes. (Deutsche medizin. Wochen* 
•ehr. 1896 No. 41. p. 655.) 

2) Leichte n stern, Weitere Beiträge xur Anchylostomenfrage. (Dtsch. medix 
Wochen sehr. 1886. No. 11, 12, 13 tt. 14.) 

3) Oiles, A report of an iuvestigation into the cause« of the diseases known 
in Assam as KiMa-AzAr and Beri*beri. 8hillong 1890. p. 67 ff. 


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918 


A. Loon, 


glaubt, durch ihre Zuchtversuche einen derartigen Entwickelungsmodus 
festgestellt zu haben. In beiden Fällen muß jedoch irgend eine 
Verunreinigung der Kulturen mit anderen Nematudenarten vorge- 
kommen sein: auf welche Weise, wird mit Sicherheit kaum festzu- 
festellen sein und ist füglich auch nicht von Bedeutung. Die frei- 
bleibenden Larven des Anchylostoma duodenale ver- 
wandeln sich, genau wie das Leuckart bereits für Anch. 
trigonocephalum festgestellt hat, in einen passenden 
Träger Uberführt, direkt, ohne Zwischenwirt und 
ohne Zwiscbengeneration, in neue Geschlechtstiere. 

Im Laufe dieser Umwandlung lassen sich 3 deutlich voneinander 
unterschiedene Stadien erkennen, die wir nach ihrem hauptsächlich- 
sten Charakter am besten als Stadium ohne Mundkapsel (I), 
Stadium mit provisorischer Mundkapsel (Mundbecher, II) 
und Stadium mit definitiver Mundkapsel (Gescblechtstier, 
III) bezeichnen können. 

I. Stadium ohne Mundkapsel. Die Larven des Anchy- 
lostoma erreichen während ihres freien Lebens bekanntlich eine Länge 
von 0,66 — 0,7 mm; ihre größte Dicke beträgt (ungefähr auf der Höbe 
des Oesophagusendes) 0,025—0,027 mm, das Kopfende hat 0,012 — 
0,013 mm Durchmesser. Der Oesophagus ist 0,16 mm lang und 
läßt noch deutlich die ursprüngliche Dreiteilung des Rhabditiden- 
ösophagus erkennen , wenn die einzelnen Abschnitte auch in ihrer 
Dicke weniger voneinander differieren und ganz allmählich ineinander 
übergehen. Der Zahuapparat des Bulbus ist vollkommen geschwunden, 
die vordersten Zellen des üarmrohres heben sich deutlich von den 
folgenden ab, dadurch, daß sie kürzer bleiben und in ihrem Inneren 
keine Körnchen abscheiden, auch sich so dicht an den Bulbus anlegen, 
daß sie eher zu diesem als zu dem Darme zu gehören scheinen. Sie 
repräsentieren die Anlage des späteren zeitigen Verschlußapparates 
am Ende des Oesophagus. Im ganzen setzt sich der Darm aus 
ca. 15 Reihen von Zellen zusammen; jede Reihe besteht aus 2 Zellen 
von ungefähr 0,028 mm Länge. Der After liegt 0,09 mm vor dem 
noch scharf zugespitzten Schwanzende *). Die Seitenlinie markiert 
sich äußerlich als ein in den Seiten des Körpers hinziehender, 0,003 mm 
breiter und streng parullelwandiger Streifen, der ein klein wenig 
über das Niveau der Haut hervorragt, hinter dem Kopfe unmerklich 
verschwindet und im Schwänze spitz zulaufend endigt. In seinem 
Inneren scheint ein außerordentlich feines Gefäß zu verlaufen , an 
dem aus ich einmal auch eine Verbindung mit dem Exkretionsporus 
beobachtet zu haben glaube. Unter diesem Streifen zieht im Inneren 
des Körpers ein 0,004 mm breites Band mit unregelmäßigen Rändern 
hin, in welchem kleine, körnige Kerne in unregelmäßiger Reibe un- 
geordnet sich erkennen lassen ; vielfach gesellen sich zu diesen Kernen 
mehr oder minder zahlreiche, fettartige Kügelchen, welche sich später 
so anhäufen, daß sie die feinen Kerne ganz verdecken. Der Exkretions- 
porus liegt 0,09 mm hinter der Kopfspitze; von ihm aus geht deut- 
lich ein sehr feines Gefäß erst senkrecht zur Körperwand nach innen ; 

1) In meiner ersten Mitteilung (dieses Centralbl. Bd. XX. 1896. p. 868) steht, als 
bei der Korrektur übersehener Druckfehler, 0,06 mm. 


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Notizen zur Helminthologie Egyptens. II.] 


919 


an dem Oesophagus angekommen, biegt es nach hinten um und zeigt 
dabei meist eine kleine, spindelförmige Erweiterung. ImJJUmkreise 
dieser Erweiterung erkennt man jetzt bereits eine grobkörnige Masse, 
welche eine kurze Strecke weit nach hinten sich fortsetzt, dann aber 
stets der Beobachtung sich entzieht. Es kann aber kaum einem 
Zweifel unterliegen, daß diese Körnermasse mit den weiter hinten, 
vor der Genitalanlage, gelegenen und daselbst bereits vonLeuckart 
bei den Larven des A. trigonocephalum aufgefundenen spindel- 
förmigen Zellen, den späteren HalBdrüsen, in Verbindung steht. Die 
Genitalanlage endlich liegt ein wenig hinter der Körpermitte und 
repräsentiert ein 0,015 mm langes, ovales Körperchen , das bereits 
aus mehreren (3 oder 4) Zellen zu- 
sammengesetzt zu sein scheint. 

Was nun die Weiterentwicke- 
lung dieser Larven anlangt, so dürfte 
zunächst zu erwähnen sein, daß sie, 
beim Hunde wenigstens, den Magen 
ziemlich schnell passieren und in 
den Dünndarm übertreten. Schon 
15 Stunden nach einer ausgiebigen 
Fütterung traf ich im Magen keine 
Würmer mehr an. Das Wachstum 
der jungen Parasiten geht in den 
ersten Tagen nach der Uebertragung 
nur sehr langsam vor sich, ja, 
eine Längen Zunahme findet im 
Anfänge überhaupt nicht, oder nur 
in sehr untergeordnetem Maße statt. 

Noch nach 4 — 5 Tagen (cf. Fig. 1) 
haben sie eine Gesamtlänge von 
0,65—0,7 mm, hingegen ist während 
dieser Zeit die Dicke auf der Höhe 
des Oesophagusbulbus auf 0,033— 

0,035 mm, am Kopfende von 0,012 
auf 0,02 mm gestiegen. Das Schwanz- 
ende ist durch Einschrumpfen nicht 
unbeträchtlich stumpfer geworden 
und hat nur noch eine Länge von 
0,045—0,05 mm. Der innere Bau 
hat sich während dieser Zeit nur 
unwesentlich geändert, dabei aber 
trotzdem ein anderes Gepräge er- 
halten. Am Kopfe ragen noch deut- 
lich als kleine Knötchen die früheren 
Papillen hervor, nur sind sie infolge 
der Verbreiterung des Kopfendes mehr an die Seiten getreten. Der Mund 
bat noch dieselbe Bildung, wie ehemals, die Mundhöhle tritt durch ihre 
lichtbrechenden Wandungen sehr scharf hervor. Der Oesophagus be- 
ginnt jetzt vollkommen deutlich erst am Ende der Mundhöhle (0,019 mm 
hinter dem Mundrande). Er hat wesentlich an Dicke zugenommen, 
vor allem aber ist die letzte Andeutung der ehemaligen Dreigliederung 



Fig. 1. Junges Anchylostoma am 
4 . Tage nach der Uebertragung. 

P Papillen des Kopfes, MH Mund- 
höhle, PÄPorus excretorius, NS Nerven- 
system, HDr HalsdrUsen, VZ Verschluß- 
zellen des Oesophagus gegen den Darm, 
OO Genitalorgane, A After, (ca. 190mal 
vergrößert.) 


920 


A. Looss, 


geschwunden. Er hat jetzt 0,01 mm, sein verdicktes Hinterende 
0,02 mm im Durchmesser, hat also durchschnittlich das Doppelte 
seiner anfänglichen Dicke erreicht. Seine Textur ist deutlich quer- 
streifig geworden. Die Zellen des Verschlußapparates am Ende des 
Oesophagus haben sich von diesem etwas isoliert, liegen aber noch 
vollkommen in der Flucht der Darmwand. Der Darm selbst ist 
weiter geworden infolge aufgenommener Nahrung; seine einzelnen 
Zellen heben Bich nicht mehr so deutlich voneinander ab, außerdem 
beginnt sich in ihrem Inneren bereits ein feines, bräunliches Pigment 
zu zeigen. Die Seitenlinie ist noch unverändert, hingegen sind die 
Halsdrüsen in ihrem dem Porus anliegenden Teile nicht unbeträcht- 
lich angeschwollen und fallen durch ihren stark 
körnigen Inhalt leicht in die äugen. Die Zellen 
selbst haben sich gegen früher wenig geändert. 
Anch an der Genitalanlage ist noch keine Ver- 
änderung zu konstatieren. 

An dem eben geschilderten Stadium machen 
sich nun ungefähr um den 5. Tag herum die 
Anzeichen einer bevorstehenden Häutung be- 
merkbar: unter der bisherigen, schwach ge- 
ringelten Haut zeigt sich eine neue mit tiefer 
und scharfer Hingelang. Gleichzeitig stellen 
sich aber am Kopfe wichtige Veränderungen ein, 
die zur Bildung der ersten, provisorischen 
Mundkapsel (Mundbecher Leuckart) hin- 
führen (Fig. 2). In der Umgebung der Mund- 
höhle, und zwar zuerst auf der Rücken- 
und Bauchseite, tritt je ein helles Bläs- 
chen auf, von denen namentlich das ventrale 
augenscheinlich ziemlich schnell wächst und in 
den Seiten des Körpers sich nach dem Rücken 
hinauf ausdehot. Schließlich vereinigen sich 
beide Blasen und es entsteht so im Umkreise 
der Mundhöhle ein hohler Ring, dessen Außen- 
fläche ziemlich regelmäßige Konturen, ungefähr 
in Form eines nach oben sich wieder verengern- 
den Bechers (Römers), besitzt. Durch die Achse 
dieses Hohlringes zieht die Mundhöhle mit der 
sie umgebenden faserigen Gewebsmasse hin- 
durch. Aeußerlich auf dieser Masse, und zwar auf der Rücken- und 
auf der Bauchseite, bemerkt man je eine kleine, spitzenartige Er- 
hebung, die erste Anlage der späteren Zähne des Mundbechers. 

Während sich dann die Mundkapsel zu ihrer definitiven Form 
ausgestaltet und eine erst ganz zarte, später dicker uod deutlicher 
werdende cbitinige Auskleidung erhält, zieht sich das die Mundhöhle 
bislang umgebende Gewebe immer mehr aus der Kapsel zurück, wo- 
durch zugleich die nunmehr deutlich gewordenen Zähne in den Grund 
des Mundbechers gelagert werden. Um den 7. Tag herum sind die 
Larven zur Häutung reif; die neue Haut ist unter der alten überall 
fertig ausgebildet; sie ragt durch den After bis an das Ende des 
zelligeu Darmes heran ; von der bisherigen Mundöffnung aus zieht die 



Fig. 2. Stadium aus 
dar Bildung des Mund- 
bacbers, ungefähr 5 Tage 
nach der Uebertragung. 

AM alter Mund, NM 
neuer Mund, DD dorsale, 
VD ventrale Oesophagus- 
driise. Die übrigen Bach* 
staben wie in Fig. 1. 
(5?8tnal vergrößert.) 


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Notizan zur Helminthologie Egyptens. II, 


921 


ehemalige Mundhöhle in Gestalt eines gestreckten, scharf konturierten 
und kaum noch von Gewebe umgebenen Stranges durch die Höhlung 
der neuen Mundkapsel hindurch in den Oesophagus hinein (Fig. 3). 
Auch in diesem erkennt man eine neue chitinige Auskleidung unter 
der bisherigen. Wird dann die alte Haut mitsamt Auskleidung des 
Mund- und Afterdarmes abgeworfen, dann erhalten wir das 

II. Stadium, mit provisorischer Mundkapsel (Mund- 
becher). Die Tiere haben, wenn sie dieses Stadium erreichen, be- 
merkenswerterweise immer noch fast dieselbe Länge wie am Ende 
ihres freien Lebens, meistens sogar noch eine etwas geringere; mit 



Fig. 3. Kopf der 
Larva vor der in das 
Stadium II überfübren- 
dcn iliäatUDg; 5 bis 
6 Tage nach der lieber* 
tragung. 

Z die Zähne des 
Mundbechers. Die alte 
Mundhöhle geht durch 
da» Lumen des Mund- 
bechers hindurch iu die 
Auskleidung des Oeso- 
phagus über, mit der 
sie bei der Häutung 
zusammen abgeworfen 
wird (5 7 8 mal vergr ) 



Fig. 4. 



Fig. 5. Mundbecher im 
Stadium II, von einer unge- 
fähr 9 Tage alten Larve. 

KDr eine feine Fasermasse, 
welche nach der Mündung der 
späteren Kopfdrüse hinzieht, 
BC Blasen, die ersten Anfänge 
der Bildung der definitiven 
Mundkapsel (Vergrößerung 
ca. 420.) 

Fig 4. Junges Anchylo- 
stoma im Anfänge des Sta- 
diums II. 

Buchstaben wie in den 
früheren Figuren. Die Genital- 
anlage weist auf ein entste- 
hendes Weibchen hin. (105- 
mal vergrößert.) 


anderen Worten: Das ganze erste Stadium ist nicht dem Wachstum, 
der Größenzunahme gewidmet, sondern allein den inneren Umformungen, 
besonders der Umbildung des Mundes. Die Larven haben am An- 
fänge des Stadiums II (Fig. 4) noch eine Länge von gewöhnlich 
0,66 mm und eine größte Dicke von 0,025 mm. Diese Dicke bleibt 
gleichmäßig durch den gesamten Vorderkörper, die Verschm&chtigung 
des Kopfendes ist also total verloren gegangen; erst von der Höhe 
der Genitalanlage an verjüngt sich der Körper ein wenig, der 
Schwanz läuft noch ziemlich spitz zu. Die bemerkenswerteste Eigen- 
tümlichkeit dieses Stadiums ist der chitinige Mundbecher (Fig. 5). 
Derselbe hat nach seiner vollen Ausbildung 0,04 mm im Qaerdurch- 
messer, ist also in der ersten Zeit nach der Häutung noch ziemlich 
ansehnlich gewachsen. Er hat im allgemeinen die Form der unter dem 


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922 


A. Loos», 


Namen Römer bekannten Weingläser, jedoch ist seine ventrale 
Seite im fertigen Zustande etwas flacher, die dorsale etwas stärker 
gekrümmt, so daß seine Oeffnung bereits deutlich nach der 
Rückenseite emporgewandt ist. Im Verein hiermit zeigt 

auch der Vorderkörper bereits deut- 
lich die für die erwachsenen Würmer 
so charakteristische Krümmung nach 
dem Rücken zu. Die Wandungen des 
Mundbechers haben 0,0025 mm im 
Durchmesser und verdicken sich ge- 
gen den Grund desselben bin auf das 
Doppelte. Im optischen Querschnitte 
zeigen sie eine feine radiäre Strei- 
fung. Im Grunde des Mundbechers 
sitzen die zwei Paare kleiner schar- 
fer Zäbnchen, eines der Bauchseite, 
das andere der Rückenseite ange- 
hörig; die Zäbnchen eines Paares 
stehen mit ihren Basen ziemlich 
nahe bei einander , während ihre 
Spitzen nach außen divergieren. 
Ihre Gesamtlänge beträgt 0,015 mm. 
Aeußerlich am Rande dieser Mund- 
kapsel liegen eine Anzahl von Nerven- 
endigungen in Gestalt sehr flacher 
Papillen; ihre Zahl ist schwer mit 
i5 Sicherheit festzustellen, beträgt aber 
allem Anscheine nach mindestens 4. 
In der Fortsetzung der Seitenlinien 
sieht man am Mundrande weiter ein 
papillenäh nlicbes Gebilde, das nach 
hinten zu mit einer undeutlich be- 
grenzten körnigen Masse in Verbin- 
dung steht und ohne Zweifel die 
Mündung der „Kopfdrüsen“ darstellt. 
Ein genaueres Eingehen auf den Bau 
des übrigen Körpers würde mich hier 
zu weit führen; ich will nur erwäh- 
nen, daß man im Inneren des Oeso- 
dium^if ' »’t/VSl 8ta " phagus jetzt deutlich die 3 Drüsen 

lum jä)? Ani»ge dfir Spiceift, a.b «eilige erkennt 1 ), die beiden subvenlralen 
muh, >u weicher »p«ter die Kippen bis eine kurze Strecke vor das Ner- 
der Bars» »ich heraasbiiden, (Vergrö- venb&nd, die dorsale bis ins Vorder- 
Heran)! e*. tos.) ende des Oesophagus reichend. Ihre 

Mündung ist jetzt noch nicht genau 
zu erkennen, liegt aber aller Wahrscheinlichkeit nach im Grunde des 
Mundbechers. Die Verschlußzeiien des Oesophagus haben sich deut- 

1) cf. hierzu die Arbeit von J ä g e rs k i öl d , Beiträge zur Kenntnis der Nematoden. 
(Zool. Jahrb. Abt. f. Anat. u. Ontog. d. Tiere. Bd. VII. 1894. p. 449) und meine Mit- 
teilung, Ueber den Bau des Oesophagus einiger Ascariden. (Dies. Cen treib!. Bd. XIX. 
1896. No. 1. p. 5 ) 



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Notizen zur Helminthologie Egypten». II. 


923 


lieh von diesem isoliert und ragen wulstförmig in das Lumen des 
Darmes hinein, das sie bereits gegen den Oesophagus abzuschließen 
vermögen. Die Zellen des Darmes haben sich beträchtlich vergrößert 
und zeigen auf ihrer Innenfläche einen deutlichen Cuticularbelag. 
Exkretionsporus, Seitenlinie mit Gefäß und Halsdrüsen sind sehr deut- 
lich, letztere mit ihrem stark körnigen Inhalt jetzt beinahe durch 
zwei Drittel der Körperlänge zu verfolgen. 

Mit dem Erreichen des Stadiums II beginnt nun vor allem die 
Entwickelung der Genitalorgane und Hand in Hand damit die Um- 
formung des Hinterendes bei den zukünftigen Männchen (Fig. 6). 
Während bei den Weibchen die Genitalanlage nach beiden Seiten 
gleichmäßig auswächst, wobei die freien Enden sehr frühzeitig schon 
nach dem Ausgangspunkte zurückgebogen werdeD, und während das 



Fig. 7. Anlage der defini- 
tiven Mundkapzel, ungefähr am 
12. Tage nach der Uebertra- 

gnng. 

ZA Anlage der großen ven- 
tralen Zähne, DB dorsale, 
VB ventrale Blase der Mund- 
kapselanlage. (ca. 190mal ver- 
größert.) 



Fig. 8. Mundkapselanlage 
um den 18. und 14. Tag herum. 

Die beiden Blasen haben 
sich zu einer einzigen großen 
Hoble (J/A') vereinigt und den 
Mundbecher mit vom Oeso- 
phagus weggedrängt. Auf der 
Bauchseite Anlage der Zähne 
( Z ). KR späterer Kopfrand. 
Die neue Haut ist auch bereits 
angelegt. [(Vergrößerung 190.) 


Hinterende seine bisherige Form beibebält, ist es in beiderlei Hin- 
sicht bei den Männchen gerade umgekehrt. Die Genitalanlage ver- 
längert sich in der Hauptsache Dach hinten und erreicht sehr bald 
den After. Gleichzeitig tritt dieser immer mehr winkelartig aus dem 
Profile des Schwänzendes heraus; während die Weibchen ungefähr 
von der Genitalanlage an nach hinten ganz allmählich sich ver- 
jüngen, behalten die Männchen ihre Dicke bis zum After ziemlich 
gleichmäßig bei, und erst hinter diesem fällt der Schwanz scharf ab. 
Nie ist übrigens dieser Teil dicker als der übrige Körper. Id ihm 
bildet sich nach und nach die spätere Bursa mit ihren Bippen aus; 
die Vorgänge, welche sich dabei abspielen, sind am lebenden Objekte 
schwer zu verfolgen und ohne Zuhilfenahme von Querschnitten kaum 
genau zu eruieren. Leider ist zur Zeit unter der egyptischen Sonne 
die Anfertigung von Schnitten nach unseren europäischen Methoden 
gänzlich unausführbar; es wird deshalb besser sein, die Schilderung 


924 


A. L 0 O 9 5 


der betreffenden Vorgänge bis auf eine spätere eingehendere Dar- 
stellung zu verschieben. 

Während die hier flüchtig skizzierten Vorgänge sieb abspielen, 
treten auch am Kopfe wieder Veränderungen auf, welche zur Bildung 




Flg. 9. Männchen Tor der letzten Blutung, 14 — 16 Tage alt. 

Der Tierkörper hat sieh völlig von der alten Haut (AH) losgelöst und etwas au- 
sammengezogen MB Mundbecher, AOe alte Oesophagusauskleidaug, dem Nundbecber 
anbingend. 8p Spiculum, MRSp lietractormuskeln des Splculums, die hier noch einen 
fast queren Verlauf haben, OZ großer Ganglienzellen komplex, von dem aus Nerven « 
den Rippen der Bursa gehen. (Vergrößerung 42.) 

Fig. 10. Weibchen auf demselben Stadium und eben so alt. Das Tier hat sich 
nicht zusamroengezogen und füllt die alte Haut fast ganz aus. Die alte Oesophagtw- 
auskleidung ist auch bereits gelöst und stark zusammeagefaltet. 

KHDr Kern der großen Halsdrüsen, AM Muskeln de* Afters. (Vergrößerung 41.) 


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Notizen zur Helminthologie Egyptens. II. 925 

der definitiven Mundkapsel hinführen (Fig. 7 und 8). Diese Ver- 
änderungen sind im Prinzip genau die gleichen, die wir bereits beim 
Uebergang in das Stadium II kennen lernten. Wiederum treten, 
diesmal zwischen Mundbecher und vorderem Oesophagusende , zwei 
Blasen auf, eine dorsale und eine ventrale. Die erstere, welche in 
Anbetracht der RUckwärtsbiegung der Mundöffnung kürzer ist, als die 
letztere, breitet sich allmählich nach den Seiten aus, greift daselbst 
um den Mundbecher herum und trifft schließlich mit der vorderen 
zusammen , wodurch wiederum ein ringförmiger Hohlraum entsteht 
Die Konturen desselben sind freilich nicht so regelmäßig, als die des 
früheren, vielmehr sieht man an den Stellen, wo später die verschiedenen 
Zähne stehen, erst kleine Hervorwölbungen, später Buckel oder Zacken 
erscheinen, welche sich Schritt für Schritt in die Zähne umbilden. Gleich- 
zeitig löst sich ganz allmählich die bisherige Haut vom Körper ab 
und zwischen ihr und diesem entsteht eine neue, welche vorn auf 
den Rand der sich bildenden definitiven Mundkapsel übergreift und 
daselbst den neuen Mundrand bildet. Auf diesem legen sich neue 
Papillen und neue Mündungen der Kopfdrüsen an dadurch, daß die 
zu den ursprünglichen Organen hinführenden Leitungen an Stelle der 
neu entstehenden einfach ihre Kontinuität aufgeben. Währenddessen 
gewinnt die neue Mundkapsel immer mehr an Ausdehnung und schiebt 
sich dabei zwischen Mundbecher und Oesophagus hinein, so daß diese 
immer mehr auseinanderrücken. Durch die Höhlung der neuen Mund- 
kapsel zieht, wie früher, die chitinige Auskleidung des Oesophagus, von 
einer immer dünner werdenden Plasmamasse umgeben, hindurch und 
vermittelt die Kommunikation des Mundes mit dem Verdauungsapparat. 

So bildet sich im Inneren der alten Hülle allmählich das Anchy- 
lostomuni in seiner definitiven Gestalt heraus (Fig. 9 und 10), und 
im gleichen Schritte löst sich auch sein Körper mit der neuen Haut 
immer mehr von der alten Umhüllung ab. Die Genitalorgane sind 
in der Zwischenzeit nicht unbeträchtlich gewachsen und zeigen in 
der Hauptsache bereits ihre zukünftige Anordnung. In der neuen 
Haut bemerkt man auch die Genitalöffnungen, beim Männchen unter 
der Haut des Schwanzendes die nunmehr fertig gebildete und zu- 
sammengefaltete Bursa mit ihren Rippen. Schließlich löst sich der 
Wurm ganz von seiner alten Umhüllung los und steckt nunmehr in 
derselben, wie in einer Scheide; an der alten, provisorischen Mund- - 
kapsel hängt als stark glänzender, unregelmäßig gebrochener Faden 
die alte Oesophagusauskleidung. Wird endlich die alte Hülle abge- 
worfen, dann hat das junge Anchylostoma seine definitive Gestalt 
erlangt und seine weiteren Veränderungen bestehen nur noch in einer 
durch die Ausbildung der Genitalorgane bedingten Größenzunahme. 

Diese letzte, im ganzen Leben also vierte Häutung, tritt um den 
14. oder 15. Tag nach der Uebertragung herum ein; die Tiere haben 
dann eine Länge von 1,9 mm (Männchen) bis 2 mm (Weibchen) und 
einen größten Querdurchmesser von 0,12 mm, bezüglich 0,13—0,14. 
Sie sind also im Verhältnis zu ihrer definitiven Größe von 13 bis 
L4 mm (?) und 10 mm (£) noch sehr klein und es erklärt dieser 
Umstand wohl zur Genüge die Thatsache, daß man den Jugendformen 
>is jetzt weder bei Autopsieen noch bei Abtreibungen begegnet ist, 
ganz abgesehen davon, daß sie auch wohl nur sehr selten und nur 



926 


P. F r o s c h.*, 


unter ganz besonders für eine Infektion günstigen Bedingungen in 
größerer Zahl nebeneinander auftreten werden. Gleichzeitig erhellt 
aus dem Geschilderten auch, daß die Entwickelung der Parasiten im 
Verhältnis außerordentlich schnell von statten geht. Wie schon oben 
erwähnt, sind die größten Individuen, die ich bis jetzt erzogen, ca. 
8 mm lang und sie hatten diese Größe in ca. 3 Wochen erreicht 
Da die Männchen zu dieser Zeit bereits fertiges Sperma in ihrer 
Samenblase enthielten (bei den Weibchen waren reife Eikeime noch 
nicht vorhanden), so dürfte die Annahme nicht ungerechtfertigt er- 
scheinen, daß die Würmer von der Uebcrtragung an 4 — 5 Wochen 
zur Erlangung ihrer Reife brauchen. Vorausgesetzt ist dabei , daß 
die Entwickelung im Menscben ebenso schnell von statten geht, wie 
im Hunde; da indes der Mensch der normale, der Hund nur ein 
künstlicher Träger des Wunnes ist so dürfte die Entwickelung in 
ereterem aller Wahrscheinlichkeit nach eher rascher als langsamer 
vor sich gehen. In dem egyptischen Sommerklima würden demnach 
unter günstigen Bedingungen innerhalb von 5 — 6 Wochen aus den 
abgelegten Eiern wieder neue, zur Produktion von Nachkommen fähige 
Würmer hervorgehen können. 

Zum besseren Verständnis der hier geschilderten Entwickelungs- 
vorgänge füge ich einige skizzenhafte Abbildungen der wichtigeren 
Phasen bei. Mit einer ausführlicheren Darstellung der Einzelheiten 
werde ich warten müssen, bis mir die Anfertigung von Schnitten 
möglich ist. 

Cairo, 10. Juni 1897. 


Nachdruck verboten. 

Zur Frage der Reinzüchtung der Amöben. 

Vorläufige Mitteilung l ). 

Von 

Prof. Dr. P. Frosch, 

Aesistenten am Institut für Infektionskrankheiten za Berlin. 

Obwohl in den letzten Jahren eine Anzahl von Arbeiten über 
die Züchtung von Amöben veröffentlicht sind, läßt sich doch nicht 
behaupten, daß die bei diesen Untersuchungen entstandenen strit- 
tigen Fragen bis jetzt als gelöst betrachtet werden können. Um 
welche Fragen es sich dabei handelt, wird jedem klar sein, der die 
Litteratur dieses Gegenstandes aufmerksam verfolgt hat. Es mag 
daher genügen, wenn ich, entsprechend dem Charakter dieser vor- 
läufigen Mitteilung, die springenden Punkte nur kurz skizziere, zumal 
eine genauere Inhaltsangabe der vorhandenen Litteratur sich in dieser 
Zeitschrift wiederholt vorfindet. 

Daß sich Amöben in den verschiedenartigsten pflanzlichen In- 
fusen vorfinden und darin vermehren, sowie daß man sie künstlich 


1) Die ausführliche, mit Photograinmen versehene Veröffentlichung erfolgt in der 
Keitachr. für Hjrg. u. Infektkr. 


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Zur Frage der Reinzticbtung der Amöben. 


927 


in solchen, z. B. Strohabkochung nach K a r t u 1 i s , züchten kann, ist 
schon lange bekannt. Es hätte daher der Benutzung fester Näbr- 
substrate nicht bedurft, wenn sich nicht damit die Aussicht verknüpfte, 
daß die Amöben auf den festen Nährböden vielleicht Kolonieen nach 
Art der Bakterienkolonieen bilden würden. Damit aber wäre in der 
Tbat ein Mittel gegeben worden, Reinkulturen der Amöben zu erhalten. 
Allerdings setzte diese Spekulation voraus, daß der feste Nährboden 
selbst den Amöben die Nährstoffe liefere, deren sie zu ihrer Er- 
haltung und Vermehrung benötigen. Dementsprechend sind denn 
auch Nährböden angegeben, von denen ich hier nur auf den alkali- 
schen Fucus von Celli und Fiocca hin weise, welche einen solchen 
spezifischen Nährwert für die Amöben besitzen sollten. 

Die Hoffnung, daß die Amöben Kolonieen bilden würden, hat sich 
nun nicht erfüllt, und selbst da, wo Andeutungen davon vorhanden 
sind, wie namentlich in der schönen Veröffentlichung von Beye- 
rinck 1 ), waren diese Amöbenkolonieen auf das innigste mit Bak- 
terien vermengt; jal durch die aufmerksame Beobachtung dieses 
Autors ist es sogar in hohem Maße wahrscheinlich geworden, daß 
grade die Bakterien in irgend einer Weise mit der Vegetation der 
Amöben innig verknüpft sind. Auch hat sich immer mehr heraus- 
gestellt, daß man von eigentlich spezifischen Nährböden nicht gut 
sprechen kann, da bald der eine, bald der andere dieser Nährböden 
versagte, während umgekehrt wiederum Beyerin ck 2 ) darauf aufmerk- 
sam machte, daß beispielsweise auf gewöhnlicher Gelatine Amöben- 
kulturen erhalten werden können. Während man also auf der einen 
Seite den Nährboden selbst als das Spezifische ansah, suchte die 
andere Richtung das ausschlagebende Moment in den Bakterien. Eine 
dritte, noch mögliche vermittelnde Richtung, die ebenfalls in der 
Litteratur vertreten ist, daß die Amöben sowohl von deu festen Nähr- 
böden als solchen, wie auch von den Bakterien mittelbar oder un- 
mittelbar leben können. 

Exakt bewiesen aber ist bisher keine dieser Anschauungen, eben- 
sowenig wie aufgeklärt ist, weshalb die erwähnten Nährböden in dem 
einen Falle versagten , im anderen vorzügliche Resultate ergaben. 
Der Grund hierfür ist leicht ersichtlich. Noch Niemand ist es ge- 
lungen 3 ), Aussaaten von Amöben auf die betreffenden Nährböden zu 
machen, ohne gleichzeitig lebende und entwickelungsfähige Bakterien 
mit zu überimplen. Darin aber liegt eine Fehlerquelle von prinzipieller 
Bedeutung. Denn sobald die Bakterien ausschließliches oder bevor- 
zugtes Nährmaterial für die Amöben bilden, bringt man ja gerade 
dieses Nährmaterial auf den zu prüfenden festen oder flüssigen Nähr- 
boden mit, und umgekehrt, sind die Bakterien indifferent, so hat man 
wiederum nicht die Möglichkeit durch ihre Ausschaltung dies zu be- 
weisen. Es kommt also alles darauf an, entweder einen Nährboden 
für die Amöben zu finden, auf dem sich Bakterien überhaupt nicht 
lebend erhalten können, oder aber die Amöbenaussaat von lebenden 
Bakterien zu befreien. Der erste Weg ist nicht exakt genug, der 

1) Dies. Zeitschr. Bd. XIX. 8. 

2) 1- c. 

3) Abgesehen von Ogata, dessen Angaben indesen Infusorien betreffen and bis- 
her noch nicht bestätigt worden sind. 



928 


P. Frosch, 


zweite wenig aussichtsvoll. Jenen Weg haben Celli und Fiocca 
betreten, wenn sie versuchten, durch starke Alkalescenz die Bakterien- 
vermehrung möglichst zu beschränken, ohne sie indes ganz aufheben 
zu können und die darin liegenden Fehlerquellen zu beseitigen; aber 
selbst wenn ihnen dies gelungen wäre, so hätten sie doch immerhin 
schon mit der Aussaat Bakterien auf ihre Platten gebracht und damit 
eine zwar geringe, aber doch immerhin vorhandene Quantität des 
eventuellen Nährmaterials den Amöben geboten. Deshalb ist der 
zweite Weg der bessere und beweisendere ; doch liegen nicht Mit- 
teilungen vor, aus denen sich erkennen ließe, daß jemand dies mit 
Erfolg versucht hätte. Trotz der Aussichtslosigkeit dieser letzteren 
Methode habe ich mich in meinen Versuchen gerade mit diesem 
Punkte befaßt und zwar mit Erfolg. 

Die Amöbenart, an der ich meine Versuche anstellte, stammt 
aus der Gartenerde und ist daraus sehr leicht erhältlich. Es ist eine 
schöne, große Amöbe; deren Größenverhältnisse gestatten, sie bereits 
mit schwacher Vergrößerung (Zeis s, Obj. AA) deutlich zu erkennen, 
so daß einzelne, geeignet liegende Exemplare leicht mit der Kapillare 
zur Herstellung von Kulturen nur einer Amöbenart gefischt werden 
können. Ich wilrde sie für identisch mit der Amoeba nitro- 
phila von Beijerinck halten, mit dessen Abbildung sie überein- 
stimmt, wenn sie sich nicht von derselben in gewissen Puukten unter- 
schiede, auf die ich in meiner beabsichtigten ausführlichen Veröffent- 
lichung zurückkommen werde. 

Als Maßstab für ihre Größe gebe ich den Durchmesser der Cysten 
= 12 /u, da diese ziemlich konstant sind, gegenüber der nach allen 
Richtungen sich stetig verändernden Amöbe. Die Amöbe selbst besitzt 
einen, von einem blassen Hofe umgebenen Kern, eine große, deutlich 
koDtraktile Vakuole, vermehrt sich durch Teilung, unter gewissen 
Umständen auch durch Sprossung und ist nach der Art ihrer Fort- 
satzbildung eine A. lobosa. Sie wächst nicht bei Körpertemperatur, 
wird aber nicht durch diese getötet. Dagegen vermag sie sich bei 
Abschluß von Sauerstoff zu vermehren, wenngleich sie unter diesen 
Verhältnissen eigentümliche, wie verkümmerte Formen aufweist. In 
einem gewissen Stadium ihrer Entwickelung kapselt sie sich ein und 
bildet Cysten mit deutlich doppelt konturierter, stark lichtbrechender 
Schale, in deren Innerem, stets ein wenig excentrisch gelegen, ein 
kernäbnliches Gebilde wahrgenommen wird umgeben von einem Kranz 
radiär gestellter Striche. Die Schale dieser Cysten besitzt, an drei in 
gleich weitem Abstande befindlichen Stellen kegelstumpfähnliche Ver- 
dünnungen von der inneren Wand ausgehend, welche mit der schmalen 
Basis an der äußeren Wand endigen, ohne dieselbe zu durchbrechen, 
so daß die Cystenkapsel an eine dreiteilige Fruchtkapsel erinnert. 

Ich habe diese Cysten zum Ausgangspunkt meiner Versuche ge- 
macht, nachdem mich namentlich gewisse färberische Eigentümlich- 
keiten zu der Anschauung gebracht hatten, daß sich diese Cysten in 
manchen Beziehungen analog den Bakteriensporen verhalten. Diese 
Idee ist fruchtbar gewesen; denn wenn auch den Cysten dieser 
Amöben keine so große Widerstandskraft gegen chemische Agentien 
innewohnt wie den Bakterien- oder Schimmelpilzsporen, so giebt es 
doch bestimmte Mittel, mit denen man gewisse nicht sporenbildende 


Digitlzed by Google 



Zur Frage der Reinzttchtuog der Amöbeo. 


929 


Bakterien völlig abtöten kann, gegen die aber die Cysten viel wider- 
standsfähiger sind. Um mir daher diese Mittel za Nutze zu machen, 
mußte ich die Amöben so züchten, daß sie nur mit diesen nicht 
sporenbildenden Bakterien vergesellschaftet waren, und dann die 
Cystenbildung abwarten. Dies macht keine Schwierigkeiten, wie später 
beschrieben werden wird und, nachdem es gelungen, habe ich die 
Cysten zusammen mit den ihnen anhaftenden sporenfreien Bakterien 
den verschiedensten Desinfektionsmitteln ausgesetzt, um nach vielen 
vergeblichen Versuchen endlich eine Gruppe von Körpern zu finden, 
mit denen sich die begleitenden Bakterien abtöten lassen innerhalb 
einer Zeit, in der die Cysten entwickelungsfäbig bleiben. Die Aus- 
führung der Versuche gestaltete sich so, daß die Cysten nebst Bakterien 
von der Platte aus in einer gewissen Menge des zu untersuchenden 
Mittels aufgeschwemmt wurden und dann nach bestimmten Zeiten 
von der Aufschwemmung Aussaaten gemacht wurden : 

1) in einer Anzahl Gelatinerollröhren, um die Bakterien Vernich- 
tung zu konstatieren; 

2) auf mehreren Agarschalen, zusammen mit einer kleinen Menge 
einer bestimmten, amöbenfreien Bakterien-Reinkultur. 

Es war also die Probe ad 1) die Kontrolle auf Bakterienver- 
nichtung, die Probe ad 2) die auf die Cystenbeeinflussung. 

Mit Hilfe dieses Verfahrens habe ich nun in der 20-proz. Lösung 
der wasserfreien Soda das gesuchte Mittel gefunden, welches bei 
durchschnittlich 72 — 74stündiger Einwirkung bei Zimmertemperatur 
den geschilderten Zweck erfüllt. Es sei hier darauf hingewiesen, daß 
die Versuche nur gelingen , wenn nicht sporenhaltige Bacillen oder 
Schimmelpilze resp. Hefezeilen zugegen sind, da diese eine größere 
Widerstandskraft besitzen als die Amöbencysten. Jedoch macht die 
Ausschaltung dieser bei der Anlage der Amöbenkultur keine Schwierig- 
keit. Ferner ist auf die Innehaltung einer bestimmten Temperatur 
Gewicht zu legen, da die Desinfektionskraft der Lösung sich mit 
der Temperatur ändert, wie ja bekannt sein sollte. Ein dritter 
Punkt ist das Alter der Cysten; ich habe geunden, daß ganz frische 
Cysten weniger widerstandsfähig sind, als ältere und habe daher zu 
diesen Versuchen stets Cysten von mindestens 14 tägigem Alter be- 
nutzt. 

Es bleibt hier noch nachzuholen, weshalb ich zur Kontrolle auf 
das Cystenwachstum in den geschilderten Versuchen, also zu Probe 2, 
stets eine bestimmte Bakterienkultur auf Agar benutzt habe. Vor- 
versuche hatten mir gezeigt, daß sich die betreffende Amöbenart in 
erstaunlich üppiger Weise unter gewissen Bedingungen auf unserem 
gewöhnlichen Laboratoriumsagar züchten ließ. Eine dieser Be- 
dingungen war, daß der Agar möglichst frisch, d. h. oberflächen- 
ieucht sein, eine andere, daß eine bestimmte Bakterienart in den 
Kulturen überwiegen mußte. Wurden z. B. feste Agarplatten ober- 
flächlich mit Amöben beimpft aus wäßrigen Lösungen , in denen sie 
sich namentlich an der Oberfläche sehr reichlich entwickelt hatten, 
so ließ sich leicht erkennen, daß die Amöben von allen den ver- 
schiedenartigen Bakterienkolonieen , die auf dem Agar entstanden, 
diejenigen einer bestimmten Bakterienart deutlich bevorzugten, indem 

Ent« Abt. XXI. IM. 59 


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930 


P. Frosch , 


sie sich in ihnen zuerst einnisteten und darin am schnellsten ver- 
mehrten. Bei dieser Vermehrung der Amöben innerhalb der llakterieu- 
kolonieen wurden die Kolonieen selbst immer unansehnlicher und ver- 
schwanden schließlich vollständig. Es blieb nur eine Trübung des 
Agars im Bereich der ehemaligen Kolonie zurück, die bei mikroskopi- 
scher Betrachtung fast ausschließlich aus Haufen dichtgedrängter 
Cysten bestand, während nur am Rande einzelne Amöben noch vor- 
banden waren. Mit bloßem Auge betrachtet ließ die Platte nach 
einigen Tagen deutlich erkennen, welche Kolonieen von den Amöben 
infiziert waren und welche nicht. Ich habe diesen Versuch vielfach 
wiederholt und sowohl Herrn Geheimrat Loeffler wie meinen In- 
stitutskollegen demonstrieren können; oft auch in der Form abge- 
ändert, daß ich über eine Agarplatte einen Bakterienimpfstrich mit 
Bakterien aus dieser Kultur zog und denselben nach seiner Entwickelung 
an einem Ende mit wenigen Amöbeu beimpfte. Hierbei ließ sich sehr 
schön das allmähliche, von den beimpften Enden aus erfolgende Ver- 
blassen und allmähliche Verschwinden des Impfstriches verfolgen, 
während die mikroskopische Kontrolle ergab, daß diese Auflösung 
des Impfstriches durchaus mit der Amöbenentwickelung korrespon- 
dierte. Die bei allen diesen Versuchen sich aufdrängende Vermutung, 
daß die Amöben sich von Bakterien ernährten und bestimmte Arten 
bevorzugten, hat sich nie bei der Nachprüfung mittels der oben ge- 
schilderten Methode bestätigt. Ich habe die von lebenden Bakterien 
befreiten Cysten auf eine ganze Anzahl von Bakterien ausgesät, die 
ich aus der Gartenerde neben den Amöben in üblicher Weise rein 
kultiviert hatte und habe dabei Arten gefunden , auf welchen die 
Amöben sich überhaupt nicht zu entwickeln vermögen, andere wieder- 
um , bei denen zwar eine Entwickelung stattfand , jedoch nicht sehr 
reichlich und nur langsam, und eine Art endlich, auf welcher sie 
ganz besonders schnell und üppig gediehen. Es ist dies dieselbe 
Art, deren Kolonieen mir in dem oben beschriebenen Versuche auf- 
gefallen waren und die ich später als Kontrolle auf das Cystenwachs- 
tum benutzte, wie oben angegeben. Die betreffende Bakterienart ist 
ein plumpes, an den Enden abgerundetes unbewegliches Kurzstäbchen, 
welches keine Sporen bildet, Gelatine nicht verflüssigt, bei Brut- 
temperatur sowie bei Sauerstoffabschluß nicht zu gedeihen vermag. 
Seine Vegetation auf Gelatine und Agarröhrchen erfolgt in Gestalt 
eines saftigen, weißlichen Rasens, der stark an das Wachstum von 
Kapselbacillen erinnert. Außer diesen und den erwähnten Erdbakterien 
habe ich noch einige pathogene Arten sowie verschiedentlich Hefen 
versucht, über deren Verhalten ich später berichten werde. 

Nach Auffindung der oben geschilderten Methode habe ich nun 
zunächst zu entscheiden versucht, ob alle die bisher für die Amöben- 
kultur als besonders geeignet empfohlenen Nährböden dies Prädikat 
verdienen. Ich verfuhr dabei genau so, wie oben angegeben, nur daß 
sich zu den beiden Proben noch als dritte die Aussaat auf den zu 
prüfenden festen oder flüssigen Nährboden gesellte. Ueber das Er- 
gebnis kann ich mich kurz fassen. Während in den mit meiner 
Bacillenart vorgeimpften Agarschalen die Cysten zu Amöben aus- 
keimten und eine reichliche Amöbenkultur in der Folge entstand, 


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Zur Frage der ReiazQcbtuog der Amöben. 


931 


war dies auf keinem einzigen der vielen von mir in Versuch gezogenen 
bakterienfreien Nährböden der Fall. Hierher gehörte der Fucus von 
Celli und Fiocca, der Beijerinck’scbe Agar für Nitritbildner, 
Würzegelatine, Heuinfusagar nach Schardinger, Kartoffeln, Kohl- 
rüben, Runkelrübenscheiben, pflanzliche Abkochungen und Lösungen 
aller Art, von denen ich nur Asparagin- und Glykogenlösungen her- 
vorbeben will, alles Nährböden, auf denen mit den Bakterien zusammen 
die Amöben stets üppig gediehen waren. Vor allem gehört der Agar 
dazu, den ich auf Grund gewisser Vorversuche als sehr geeignet für 
gewöhnlich immer benutzte und der sich zusammensetzt aus 
>/j g Agar, 

90 „ Leitungswasser, 

10 „ gew. alkal. Bouillon. 

Auf diesem hatte ich stets üppige Kulturen der Amöben er- 
halten, oft so üppige, daß sie sich polyedrisch gegeneinander ab- 
platteten und anscheinend nichts zwischen ihnen mehr Platz hatte. 
Immer aber waren, auch bei üppigster Amöbenvegetation, Bakterien 
nachweisbar. 

Mit diesen Versuchen war bewiesen, daß alle diese Nährsubstrate 
an sich gänzlich ungeeignet für die Kultur dieser Amöbe sind, und 
wenn ich auch nicht aus den Versuchen mit dieser einen Amöbenart 
den allgemeinen Schluß ziehen kann, so glaube ich doch, daß sich die 
Frage nach dem Nährwerte solcher festen oder flüssigen Substrate 
dahin verschiebt, ob dieselben den betreffenden Bakterien geeignete 
Existenzbedingung bieten, vorausgesetzt, daß diese Bakterien über- 
haupt mit ausgesät worden sind. 

Das Wachstum der Amöben erschien somit ausschließlich an das 
Vorhandensein der Bakterien gebunden, indes war die Möglichkeit 
noch vorhanden, daß auch die Stoffwechselprodukte der Bakterien 
oder die durch sie bewirkte chemische Veränderung des festen bezw. 
flüssigen Nährbodens das ausschlaggebende Moment bei der Ent- 
wickelung der Amöben sein könne. Ich habe diese Frage so zu 
lösen versucht, daß ich eine Anzahl verschiedener flüssiger Nähr- 
substrate mit meiner Bakterienart beimpfte, nach stattgefundener 
Entwickelung in verschiedenen Zeitabständen Proben entnahm und 
durch Filtration bakterienfrei machte. Auch auf diesen Filtraten 
trat keine Amöbenvegetation ein, so oft ich auch diese Versuche 
wiederholte. 

Bei dieser Sachlage bleibt nichts übrig, als aus den Bakterien 
selbst unter Vernichtung ihrer Körper auf irgend eine Weise geeig- 
nete Nährstoffe zu gewinnen, um bakterienfreie Reinkulturen der 
Amöben zu erhalten. Eine Reihe von Versuchen, meine Amöben auf 
abgetödteten Bakterien zu züchten, oder durch künstliche Verdauung 
oder Extraktion aus meiner Bakterienart solche Nährböden herzu- 
stellen, sind mir bisher völlig fehlgeschlagen, doch immerhin noch 
nicht aufgegeben. Hier mag genügen, mitzuteilen, auf welche Weise 
mir der Beweis geluugen ist, daß meine Amöbenart ausschließlich auf 
lebenden Bakterien sich zu vermehren vermag. Daß hierbei nicht 
alle Bakterienarten gleichwertig sind, weist ebenfalls darauf hin, daß 
diese Amöbe durchaus nicht ein Sapropbyt ist, der von jedem Ab- 

59 « 


f 

I 


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932 


Fried r. Hesse, 


fall zu leben vermag, sondern ein Lebewesen, das zu seiner Ernährung 
bestimmter lebender Elemente benötigt, die anscheinend nur im leben- 
den Organismus vorhanden sind. 

Cairo, 13. Juni 1897. 


Nachdruck verboten. 

Ueber die Verwendung von Nähragar-Agar zu 
Wasseruntersuchungen. 

Von 

cand. med. Frledr. Hesse 

in 

Heidelberg. 

In dem berechtigten Bestreben, zu bakteriologischen Wasser- 
untersuchungen die dem Auswachsen der Wasserkeime zu Koloniecn 
günstigsten Vorbedingungen zu wählen, wird gegenwärtig wohl all- 
gemein Nährgelatine und Züchtung bei Zimmertemperatur bevorzugt ')• 

Leider aber ist der Vorteil der Nährgelatine, daß sie uns über 
die Anwesenheit verflüssigender Keime Aufschluß giebt, zugleich 
ihr größter Nachteil insofern, als in dem Umfange der Verflüssigungen 
Keime nicht zu isoliertem Auswachsen kommen, und bereits ausge- 
bildete Kolonieen wieder verschwinden (selbst das Absaugen der 
Flüssigkeit ändert daran kaum etwas). Daher tritt bei Anwendung 
der Nährgelatine das unerwünschte Ereignis ein, daß bei Vorhanden- 
sein verflüssigender Kolonieen — und dies bildet in Wasserplatten 
die Regel — nach wenigen Tagen infolge der an Zahl und Umfang 
zunehmenden Verflüssigungen die Zahl der Kolonieen in den Platten 
anstatt zuzunehmen oder sich konstant zu erhalten, rapid abnimmt. 

Der Nähragar-Agar besitzt nun als Nährboden neben anderen Vor- 
zügen den, daß er nicht verflüssigt wird; daher lag es nahe, anstatt 
Gelatine zu Wasseruntersuchungen Agar-Agar zu benutzen. Letzteres 
ist sicher auch schon von vielen Seiten versucht, aber, wie es scheint, 
immer wieder aufgegeben worden, weil in Agar-Agar die Zahl der 
Kolonieen eine kleinere war als in Gelatine. Es mag ein Zufall sein, 
daß Versuche, die ich anstellte, dies dem Agar-Agar ungünstige 
Resultat selten oder nie, höchstens ein langsameres Auswachsen der 
Keime zu Kolonieen ergaben. Jedenfalls gewährt der Agar-Agar den 
großen Vorteil, die Platten wochen- und monatelang, bis zum Aus- 
wachsen des letzten in ibm keimfähigen Kleinlebewesens zu erhalten 
und am Schluß einer Uber einen langen Zeitraum ausgedehnten Unter- 
suchung die gesamten Versuchsergebnisse Überblicken und demon- 
strieren zu können. 


1) Vergl. A. Gär tu er, Die Dresdner Wasserfrage. (Qvgieu. Kundschau. 1897. 
No. 8 u. S) 


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Ueber die Verwendung von Nähragar-Agar su Wasseruntersuchungen. 933 

Da die von anderer Seite mit Agar-Agar erzielten ungünstigen 
Ergebnisse vielleicht z. T. sich aus abweichender Technik erklären, 
so gebe ich im Folgenden eine kurze Beschreibung des von mir und 
meinem Vater angewandten Verfahrens: 

Benutzt wurde nur 1 Proz. Nähragar-Agar, dessen Menge natür- 
lich in einem günstigen Verhältnis zur Menge des ihm zuzufügenden 
Wassers stehen muH, so daß die Konzentration nicht unter 0,9 Proz. 
berabsinkt. Ferner ist es bei Zusatz größerer Mengen (z. B. 1 ccm) 
Wassers nötig, das Wasser in dem Wasserbade, in dem die Agar- 
Agarröhrchen gehalten werden, auf 38—40° C vorzuwärmen. Anstatt 
keimreiches Wasser mit keimfrei gemachtem Wasser derselben Her- 
kunft zu verdünnen, ziehe ich es vor, dem Nähragar-Agar nur so 
kleine Mengen Wassers zuzufügen, daß ich womöglich nicht 
über ein paar Hundert Kolonieen in der Platte erhalte. Um von der 
Verwendung so kleiner Mengen etwa abhängigen Fehlern zu be- 
gegnen, werden stets mindestens 2 sich gegenseitig kontrollierende 
Platten angelegt. — Kalte Glasschalen — verwendet wurden 1,5 — 2 cm 
hohe Petri’sche Doppelschalen — sind im Brütofen vorzuwärmen. 

Um den Kulturplatten lange Zeit die Eigenschaften des Nähr- 
bodens zu erhalten, erscheint noch Folgendes nötig: Die Schalen 
werden nach dem Erstarren des Agars umgekehrt, so daß der Nähr- 
boden nach oben zu liegen kommt, und in dieser Lage aufbewahrt. 
Dadurch wird die Austrocknung des Agar-Agars verlangsamt, das 
Zutreten von Luftkeimen beim Oeffnen der Schalen verhindert, dem 
Ueberwuchertwerden der Nähroberfläche mit schnell wachsenden 
Keimen begegnet und die direkte Untersuchung der geschlossenen 
Platten unter dem Mikroskope ermöglicht. Um das schließlich doch 
unausbleibliche Austrocknen des Nährbodens weiter hinauszuschieben, 
stellt man nach 1 — 2 Wochen in das Innere der Doppelschalen kleine 
mit Wasser gefüllte Glasscbälchen, deren Inhalt man nach Bedarf 
erneuert. 

Bei Anwendung dieser Maßregeln ist der Agar-Agar der Gelatine 
entschieden überlegen, so daß man Gelatine nur zu benutzen braucht, 
wenn man das Verhalten beider Nährböden vergleichen oder erfahren 
will, ob, wieviel und welcher Art verflüssigende Keime im Wasser 
enthalten sind. 

Zwei von mir angestellte Versuche mögen das zu gunsten des 
Agar-Agars Gesagte illustrieren: 

In ein sterilisiertes Reagenzglas wurde eine Menge Dresdner 
Wasserleitungswassers aufgenommen und aus diesem in der Reihen- 
folge, wie die Platten bezeichnet sind, Wasser mittels steriler Pipette 
tropfenweise den Nährböden (10 Proz. Nährgelatine und 1 Proz. 
Nähragar-Agar) ‘) zugefügt. Die Zahlen in Klammern bedeuten An- 
zahl und Umfang der verflüssigenden Kolonieen. 


1) Beide Nährböden enthielten 1 Proz. Pepton; für Agar-Agar ist Zusatz von 
2 Proz. Pepton vorzuzieben. 


»f 


934 


Fried r. Besse, 


Tabelle I a. 

10 Pros. NÄhrgelatine bei Zimmertemperatur (15 — 20° C). Ausguß am 1L III. 1897. 



o 





Zahl 

der Kolonieen am 




5 

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— 









Platte) 

Plaue) 

Platte) 

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Platte) 


also 

auf 












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0 

21 

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122 

122 

122 

135 

126 

ai 

60 


d. L 1 Tropfen 
unter Weglas- 
sung der völlig 

0 


4j3 

7j6 

8j8 

8j0 

M 

LI 

6^0 

3J 


verflüssigten 












Platten 

— 

— 








1A 



Diese 4 Tabellen lehren Folgendes: 

1) Sämtliche Trinkwasserproben enthielten Gelatine verflüssigende 
Keime. 

2) Die Keime waren im Wasser ziemlich gleichmäßig verteilt. 

3) In den Gelatineplatten wnrde im Durchschnitte das Maximum 
der zählbaren Kolonieen nach 6—10 Tagen erreicht, in den Agar- 
Agarplatten unter denselben Umständen (Zimmertemperatur) nach II 
bis 15 Tagen, also erbeblich später. 


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Ueber di« Verwendung von Nfthragar-Agar au Wasseruntersuchungen. 935 


Tabelle Ib. 

1 Pros. N&hragar-Agar. Ausguß am 9. 111. 1897. 



Zöge fügte 






■Ü 3 

3. 1 4 , 

5. 

fi. 

Z. 

a. 

9. 

UL | 12. | 14* 

1 lt 

° E 

meoge 

Tage 1 Tage 

Tage 

Tage 

T«(t« 

Taue 

Ta«. 

Taue Tutte Tage 

Tage 


ll mji*. m 

L3 III. 

LA. III. 

15. 111 . 

LS, III. 

UL UI. 

13 HI, 20. III. [22. III. 

2 A. m. 


1} bei Zimmertemperatur (15 — 90° C) 


i 

1 Tropfen 

= 0*07 
ccm 

0 

2 

4 

ö 

8 

8 

9 

10 

10 

10 

11 

i 

y 

0 

1 

5 

ß 

2 

2 

8 

8 

8 

9 

9 

13 

„ 

0 

2 

4 

9 

8 

9 

9 

10 

12 

12 

12 

22 

2 Tropfen 

0 

4 

12 

n 

21 

23 

23 

22 

21 

29 

29 

24 

6 Tropfen 

0 

9 

23 

aü 

13 

12 

33 

39 

03 

31 

33 

»Iso auf lfi Tropfen 

0 

13 

60 

80 

90 

94 

108 

114 

1 22 

124 

123 

d. L auf 1 Tropfen 

0 

1*8 


8*0 

9,0 


10,1 

114 

12,2 

12,4 

12,8 


2] über dem Brütofen (28 — 25° C) 


5 

1 Tropfen 

0 

1 

3 

4 

4 

4 

4 

4 

4 

4 

4 

U 

•» 

2 Tropfen 

0 

1 

ß 

3 

6 

fi 

7 

7 

7 

7 

7 

13 

1 

8 

19 

21 

23 

23 

23 

23 

23 

23 

23 

23 

1 Tropfen 

1 

9 

23 

32 

33 

33 

31 

33 

33 

38 

33 

also auf 8 Tropfen 

2 

22 

31 

33 

33 

33 

13 

ZA 

ZI 

ZI 

u 

dai. auf 1 Tropfen 

0*8 

2*8 


SjO 


8*6 

9*1 

9*3 

9*3 

8J! 

9*0 


8} bei Brüttemperatur (37® C) 


3 

1 Tropfen 

1 

1 

2 

2 

2 

3 

3 

3 

S 

3 

3 

9 

„ 

0 

0 

1 

4 

4 

4 

4 

4 

4 

4 

4 

16 


1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

1 

13 

2 Tropfen 

0 

0 

3 

3 

3 

3 

3 

3 

3 

3 

3 

20 


1 

1 

Nährboden 












überwuchert 








also auf 5 Tropfen 

2 

2 

ß 

10 

10 

11 

11 

11 

11 

11 

11 

d. L auf 1 Tropfen 

<u 

0»4 

ii* 

2*0 

2x0 

2*2 

2x2 

2*2 

2*2 

2*2 

2*2 


4) In den Gelatineplatten ging die Zahl der Kolonieen nach Er- 
reichung des Maximums ausnahmslos infolge der Verflüssigungen der 
Gelatine zurück, und häufig war auch das Bild des erreichten Maxi- 
mums wegen der störenden Verflüssigungen unsicher und getrübt, 
während in Agar-Agar bei Zimmertemperatur derartiges nicht eintrat. 

5) Eine Verminderung der Zahl der Kolonieen in Agar-Agar trat 
— infolge Austrocknens des Nährbodens — nur in bei 25° C und 
37° C gehaltenen Schalen, z. T. erst nach 15 Tagen und um nur 
sehr wenige Kolonieen ein. 

6) Bei Brüttemperatur entwickelten sich in Agar-Agar sehr viel 
weniger Kolonieen als bei Zimmertemperatur, während für das Aus- 
wachsen der Keime Temperaturunterschiede von 18° C bis 24° C 
ohne wesentlichen Finfluß waren. 

7) Im Durchschnitte betrug die Höchstzabl der bei Zimmer- 
temperatur ausgewachsenen Kolonieen in den Platten bei Gelatine 
8,4 (bezw. 20), bei Agar 12,5 (bezw. 31,5). 


936 


Fried r. Heese, 


Tabelle Ha. 

iß Proz. Nährgelatine ; bei Zimmertemperatur. Ausguß am 2. IV. 1897. 
ZugefQgte Wassermenge = 0^5 ccm. 



Endlich wäre zu erwähnen, daß sich Brüttemperatur wohl zur 
Orientierung und in gewisser Einschränkung zu vergleichenden Unter- 
suchungen, bei denen selbstverständlich die Brüttemperatur dauernd 
in Anwendung zu kommen hat, eignet, nicht aber zu Versuchen, 
deren Zweck es ist, eine möglichst große Zahl der im Wasser ent- 
haltenen Keime zum Auswachsen zu bringen. Letzterem ist einer- 
seits offenbar die hohe Temperatur an sich, andererseits das hier- 
durch bedingte schnelle Austrocknen des Nährbodens entschieden 
ungünstig, und zwar wohl in dem Sinne, daß einzelne Individuen 
oder kleinere Individuenhäufchen im Wachstume zurückgehalten 
werden, während sämtliche Kolonieen, die aus demselben Wasser in 
Gelatineplatten ausgewachsen sind und von diesen in Agar-Agar- 


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(Jeher die Verwendung von Nähragar-Agar zu Wasseruntersuchungen. 937 


Tabelle Ub. 

10 Pros. Nühragar-Agar. Ausguß am 2. IV. 1897. 
ZugefQgte Wassermenge == 0,5 ccm. 





Zahl der 

Kolonieen 

am 



No. der 

4. 

5. 

6 . 

7. 

1 8 ’ 

9. 

11. 

16. 

Platte 

Tage 

Tage 

Tug« 

Tage 

Tage 

Tage 

Tage 

Tage 


5. IV. 

6. IV. 

7. IV. 

8. IV 

| 9. IV. 

10. IV 

12. IV. 

17. IV. 


1) bei Zimmertemperatur 


1 

2 

4 

5 

9 

13 

21 

23 

24 

3 

3 

5 

9 

13 

16 

22 

29 

35 

5 

7 

11 

11 

15 

22 

26 

31 

31 

7 

0 

2 

5 

12 

17 

21 

24 

25 

9 

2 

5 

6 

9 

13 

13 

15 

22 

11 

1 

9 

9 

13 

20 

26 

33 

38 

13 

4 

7 

10 

16 

19 

19 

25 

31 

15 

5 

6 

8 

13 

18 

18 

24 

25 

17 

4 

9 

» 

18 

24 

27 

41 

48 

19 

4 

6 

9 

13 

19 

28 

81 

32 

21 

2 

6 

7 

11 

18 

21 

24 

37 

auf 5,5 ccm 

34 

70 

88 

142 

199 

242 

300 

348 

also auf 
0,5 ccm 

3,1 

6,4 

8,0 

12,9 

18,1 

22,0 

27,3 

31,6 


2) über dem Brütofen (23 — 25° C) 


26 (1 ccm 

16 

33 

40 

42 

50 

52 

56 


Waeser) 

27 (0,5 ccm) 

14 

25 

32 

82 

89 

34 

84 


28 „ 

13 

20 

21 

25 

28 

30 

82 


auf 2,0 ccm 

43 

78 

93 

99 

117 

116 

122 


also auf 
0,6 ccm 

10,8 

19,5 

23,3 

24,8 

29,3 

29,0 

80,5 



8) bei BrUttemperatur (37° C) 


23 (0,6 ccm) 
2« 

26 „ 

5 

6 
1 

9 

11 

2 

10 

11 

2 

10 

11 

2 

9 

11 

2 

9 

11 

2 

9 

11 

2 


auf 1,5 ccm 
also auf 

12 

22 

23 

23 

22 

22 

22 


0,5 ccm 

4,0 

7,3 

7,7 

7,7 

7,3 

7,3 

7,8 



platten übertragen werden, in letzteren bei Brüttemperatur vortrefflich 
gedeihen. 

Dresden, 13. Juni 1897. 


938 


Eiterung. — Appendiciti». — Lepra- und Tuberkelbacillen. 


Referate. 

Phisalix, Sur quelques condition» favorisant l’infection 
pyocyanique. (La Semaine medicale. 1897. p. 75.) 

Ph. weist darauf hin, daß die durch den Bacillus pyocyaneus 
bedingte Allgemeinerkrankung, wie sie bereits von C harr in be- 
schrieben wurde, nicht immer mit genügender Sicherheit erkannt 
würde, da als einziges diagnostisches Merkmal des in Rede stehenden 
Bacillus dessen chromonomatiscbe Eigenschaft angesehen würde. 
Dieses diagnostische Hilfsmittel könne aber in vielen Fällen im Stiche 
lassen und man ist dann gezwungen, die Anwesenheit des Bacillus 
und damit dessen Beziehung zur Erkrankung aus anderen Merkmalen 
zu schließen. 

Gelegentlich einer Pyocyaneus- Epidemie bei Meerschweinchen 
fand Ph. besonders zwei die Aubreitung des Bacillus begünstigende 
Momente, indem einmal gewisse Aenderungen in der Fütterung, dann 
die Anwesenheit von Staphylococcus aureus die Ausbreitung 
des Pyocyaneus begünstigten. Ahlefelder (Charlottenburg). 

Achard etBroca, Bactäriologie de vingt cas d’appendicite 
suppuree. (La Semaine mödicale. 1897. p. 112.) 

A. und B. haben 20 Fälle von Appendicitis mit eitrigem peri- 
tonitischen Exsudat bakteriologisch untersucht. In 5 Fällen fanden 
sie den Bacillus coli in Reinkultur, 10 mal diesen Mikrorganismus 
mit anderen vereint, unter denen wieder der Streptococcus 
6 mal dominierend war. A. und B. kommen zu dem Schlüsse, daß 
der Bacillus coli von den anderen Mikroorganismen, mit denen 
er vergesellschaftet gefunden wird, in seiner Wirkung unterstützt 
wird. Ahlefelder (Charlottenburg). 

Unna, Der Fettgehalt derLepra- und Tuberkelbacillen. 
(Deutsche Medizinal-Zeitung. 1896. No. 99 und 100.) 

Nach Feststellung der Thatsache, daß der Leprabacillus eine 
nicht unbeträchtliche Menge Fettsubstanz enthält, war es eine natür- 
liche Folge, auch beim Tuberkelbacillus nach einer solchen zu 
suchen. Der nun auch von anderen Autoren erbrachte Nachweis ge- 
lang Verf. auf folgende Weise. Frische Glycerinagarkulturen des 
Tuberkelbacillus werden eine Nacht lang mit Fl emmin g’scher 
Lösung begossen gehalten, mit Wasser ausgewaschen und zeigeu sodann 
den Bacillenbelag tiefschwarz auf weißem Grunde. Bei Blutserum- 
kulturen hebt sich die schwarze Kultur nicht so deutlich auf dem 
gebräunten fetthaltigen Serum ab. Wiederholt man den Versuch mit 
einer Kultur, die 12 — 24 Stunden in kaltem Alkohol oder kaltem 
Aether aufbewahrt war, so schwärzt sich dieselbe fast ebenso stark, 
wie die frische, zum Zeichen, daß auch das Fett des Tuberkelbacillus 
durch kalten Alkohol und Aether nicht vollkommen extrahierbar ist 
Wird die Kultur jedoch vor der Osmierung in Alkohol oder Aether 


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Darmwnnd und Bakterien. 


939 


oder in einer Mischung von beiden gekocht, so erscheint die nach- 
träglich osmierte Kultur nicht schwarz, sondern bräunlich-gelb, lehm- 
farben. Die Gleichheit der bräunlichen Farbe bei allen genannten 
Extraktionsmitteln spricht nach Ansicht des Verf.’s für eine bloße 
Protoplasmafärbung; möglicherweise wäre sie auch auf einen nicht 
extrahierten geringen Rest von Fett zurückzuführen. 

W. Kempner (Berlin). 

Maklezow, J. J., Zur Frage der Durchgängigkeit der 
Darm wan d f ü r Bak terien bei Darmverscbluß. (Vorl. 
Mitteilung.) [Aus dem Kabinet der chir. Path. v. Prof. L. W. 
Orlow.] (Wratsch. 1897. No. 10. p. 277.) 

Verf. sucht auf experimentellem Wege die Frage zu entscheiden, 
welcher Grad von Alteration der Darmwandungen erforderlich ist, 
ilamit eine Auswanderung von Bakterien durch dieselben stattfinden 
kann. Zu dem Zwecke werden an Kaninchen eine Reihe von Ver- 
suchen angestellt: 1) ein 8 — 10 cm langes Stück des unteren Dünn- 
darmabschnittes wird mit dem Mesenterium in einen Gummikondom 
geschoben und mittels eines Gummiringes abgeklemmt; 2) die Un- 
wegsamkeit des Darmes wird durch Anlegen zweier Ligaturen um 
das Darmrohr 6 — 7 cm voneinander entfernt hervorgebracht, wobei 
das Mesenterium nicht leidet; Verletzungen von Gefäßen werden ver- 
mieden, die Ligaturen werden nicht stark angezogen, um nur Un- 
wegsamkeit und keine Nekrose herbeizuführen ; 3) es wird der After 
zugenäht, um Unwegsamkeit des Darmrohrs ohne Verletzung des 
Bauchfells zu erzielen; 4) der Einfluß der venösen Hyperämie wird 
durch Anlegen von Ligaturen an die Mesenterialgefäße geprüft, wo- 
bei nur eine Stauung in den Venen ohne Abschluß des arteriellen 
Zuflusses erstrebt wird. 

Nach einiger Zeit wird die Laparotomie ausgeführt und mit 
sterilen Wattetampons die Peritonealflüssigkeit resp. die Kondom- 
flüssigkeit aufgesammelt und in Gelatine- und Bouillonröhrchen auf 
Anwesenheit von Mikroben geprüft, darauf wird das Kaninchen mit 
Cbloroformdämpfen getötet und das Herzblut auf Gelatine und 
Bouillon verimpft. Außerdem werden Versuche mit gleichzeitiger An- 
wendung von Opium und Ricinusöl ausgeführt. 

Verf. kommt zu dem Schlüsse: 1) daß die Dannwand für Mikroben 
durchgängig wird, wenn sie makroskopisch nur die Zeichen einer 
venösen Hyperämie aufweist ; 2) daß im Mittel eine 22 stündige Kot- 
stauung für das Durchwandern der Bakterien durch die Darmwand 
genügt; 3) Opium verlangsamt bei künstlichem Darmverschluß das 
Durchdringen der Bakterien durch die Darmwand um das 2— 3 fache, 
01 ricini beschleunigt dasselbe um das Doppelte und mehr; 4) auch 
Störung in der Ernährung der Darmwand, wie sie durch Unterbindung 
der Mesenterialgefäße herbeigeführt wird, genügt, um Durchlässig- 
keit der Darmwand für Bakterien zu schatfen, doch tritt dieselbe 
langsamer ein als bei Darraocclusion. Auch hier wirken Opium und 
Ricinusöl in der oben erwähnten Weise. Ucke (St. Petersburg). 


940 Schutzimpfung, klinstl. Infektionskrankheiten etc. — Neue Litteratur. 


Schutzimpfung, künstliche Infektionskrankheiten, Entwick- 
lungshemmung und Vernichtung der Bakterien etc. 


Bach, Antisepsis und Asepsis in ihrer Bedeutung für 
das Auge. (Sammlung zwangloser Abhandlungen aus dem Geb. 
der Augenheilkunde. Bd. I. Heft 7.) 

Die Versuche, den Bindehautsaek durch Spülungen mit antisep- 
tischen Flüssigkeiten keimfrei zu bekommen, haben zu dem überein- 
stimmenden Resultat geführt, daß derselbe mit Sicherheit nicht keim- 
frei zu machen ist, und daß durch sanfte mechanische Reinigung der 
Bindehaut und etwas brüskere des Lidrandes bei gleichzeitiger Irri- 
gation auch mit indifferenten Flüssigkeiten mehr erreicht wird, als 
durch bloße Spülungen mit antiseptischen Lösungen. Verf. beschreibt 
die Vorbereitung des Auges zur Staroperation, wie sie jetzt an der 
Würzburger Augenklinik geübt wird, wo man nach diesen Prinzipien 
den Bindehautsack reinigt und als Spülflüssigkeit lauwarme physio- 
logische Kochsalzlösung benutzt. Bei 112 Extraktionen hatte man 
keinen Verlust durch Eiterung, und die durchschnittliche Heilungs- 
dauer betrug 10 Tage. Außer auf die Reinigung des Bindehautsackes 
wird vor allem darauf gesehen, daß die Instrumente peinlichst steri- 
lisiert sind, und daß keines in die Wunde gebracht wird, das mit 
dem Lidrand oder mit der etwa im Bindehautsack suspendierten 
Flüssigkeit in Berührung gekommen war. Die Gefahr einer nach- 
träglichen Infektion hält Verf. nach seinen Untersuchungen für gering. 

Auch bei infizierten Wunden ist von antiseptischen Verbänden 
und Umschlägen wenig zu erwarten, auch die subkonjunktivalen und 
intraokularen Injektionen von Sublimat hält er für wertlos. Nur von 
einigen Augensalben, Sublimatvaselin und Argentumnitricumvaselin, 
hat er eine sehr starke desinfizierende Wirkung beobachtet. 

F. Schanz (Dresden). 


Neue Litteratur 

xu»im menge» teilt von 

San.-Rat Dr. Arthur Würzburg, 

Bibliothekar im KjlIictI. Gesundheitsamt« ln Berlin. 

Allgemeines über Bakterien und Parasiten. 

Arbeiten auf dem Gebiete der pathologischen Anatomie und Bakteriologie aus dem 
pathologisch - anatomischen Institut zu Tübingen, hrsg. von P. v. Baumgarten. 
Bd. II. Heft 8. gr. 8°. III, p. 171—319 m. 1 Abbildg. u. 7 Utk. Taf. Braun- 
schweig (Harald Bruhn) 1897. 7 M. 

Doyen, E et Boussel , G. , Atlas de microbiologie , per les Drs. E, Doyen et 
G. Koussel, avec la collaboration de MM E. Chazaren et P. Rot hier, 
gr. 8°, avec 641 fig. Paris 1897 30 fr. 


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Neue Litteratur. 


941 


Unteranehangsmethoden, Instramente ete. 

Hesse, W., Ueber den Ursprung der in Kulturgläsero auftretenden Kohlensäure. (Arcb. 
f. Hygiene. Bd. XXVIII. 1897. Heft 4. p. 807—311.) 

Morphologie and Biologie. 

Green, E. E„ Coccidee of Ceylon. Pt. 1. 80 p. Iliustr. London (Duleu) 1897. 
Henneberg, W,, Beitrüge xur Kenntnis der Essigbzkterieu. (Centralbl. f. Bakteriologie 
etc. II. Abt. Bd. UI. 1897. No. 9/10. p. 223—828.) 

Morphologie and Systematik. 

Fischer, A., Untersuchungen über den Bau der Cyanophyceen und Bakterien, gr. 8°. 

IX, 136 p. m. 3 litli. Taf. Jena (Fiseber) 1897. 7 M. 

Zettnow. Ueber den Bau der groben Spirillen. (Ztscbr. f. Hygiene u. lnfektionskrankb. 
Bd XXIV. 1897. Heft 1. p. 72—92.) 

Biologie. 

(Gärung, Fäulnis, Stoffwechselprodukte u. s. w.) 

Blnmenthal, F., Ueber die Möglichkeit der Bildung von Diphtberietoxin aus EiweiB- 
körpern und auf Zucker enthaltendem Nährboden. (Dtscbe med. Wchschr. 1897. 
No. 24. p. 382—888.) 

Büchner, E. , Fortschritte in der Chemie der Gärung. Antrittsrede, gr. 8°. 23 p, 

Tübingen (Franz Pietzeker) 1897. 0,80 M. 

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— — , Ueber Schimmeipilzgäruog. (Ber. d. dtsch. chem. Gesellsch. 1897. No. 4. p. 454 
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Koch, A , Jahresbericht Uber die Fortschritte in der Lehre von den Gärungsorg&nismen. 
6. Jahrg. 1894. gr. 8°. VIII, 309 p. Brauoschweig (Harald Bruhn) 1897. 

9,60 M. 

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Bakteriologie etc. II. Abt. 1897. No. 9/10. p. 228—231.) 

Sanguineti, J., Contributiou ä l'ctude de l’amylomyces Rouxii de la levure chinoise et 
des moisissures ferments de l’amidon. (Annal. de l’lnstit. Pasteur. 1897. No. 8. 
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Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur unbelebten Natur. 

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1896 Aprile, Maggio, Giugno.) 

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Vom 28. September 1896. (VerÖffeutl- d. kaiserl. Gesundh.-A. 1897. No. 12. p. 274.) 
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de Freudenreich, E , Recherche» bact4riologiques sur le kefir. (Annal. de microgr. 
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Lavalle, A., Neuere Milch-Pasteurisier-Apparate in Dänemark. (Milch-Ztg. 1897. No. 8 
— 12. p. 116—118, 134—135, 146—148, 162—164, 179—181.) 

Wohnstätten. 

Dtunee, P. f Note sur la destruction d'un parquet par le Meralius lacrymans. (Bullet, 
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Beziehungen der Bakterien und Parasiten zur belebten Natur. 

Krankheitserregende Bakterien nnd Paraalten. 

Blumreich, L. u. Jacoby, M. Experimentelle Untersuchungen Uber Infektionskrankheiten 
nach Milzexstirpation. (Herl. klin. Wchschr. 1897. No. 21. p. 444—446) 


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942 


Neue Litte ratur. 


Germano, E , Die Uebertragung von Infektionskrankheiten durch die Luft. (Ztscbr. f. 
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Krankheitserregende Bakterien and Parasiten bei Menschen. 

A. Infektiöse Allgemeinkrankheiten . 

Eian thematische Krankheiten. 

(Pocken [Impfung], Flecktyphus, Masern, Bdteln, Scharlach, Friesei, Windpocken.) 

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Jahre 1895, nebst Anhang, betr. die Pockenerkrankungen des Jahres 1895. (Medis.- 
statist. Mitteil. a. d. kaiserl. Gesundh.-A. Bd. IV. 1897. Heft 8. p. 79 — 98.) 

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(Mediz.-statist. Mitteil. a. d. kaiserl. Gesundh.-A. Bd. IV. 1897. Heft 8. p. 93 — 117.) 
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Bericht, xnsammenfassender, Uber die Thätigkeit der von der kaiserlichen Akademie der 
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(Wien. klin. Wchscbr. 1897. No. 20. p. 465—468.) 

Foeriter, 0., Quantitative Untersuchungen über die agglutinierende und baktericide 
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Hygiene etc. Bd. XXIV. 1897. Heft 3. p. 500—529.) 

Hauser, Ph., Le choldra en Europa. 8°. Paris (8oc. d'ddit. seien tif.) 1897. 15 fr. 

Xühnau, Ueber die Bedeutung der Serodiagnostik beim Abdominaltyphus (Berl. klin. 
Wchschr. 1897. No. 19. p. 397—401.) 

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1897. No. 23. p. 491—493.) 

Papers relating to the outbreak of bubonic plague in India with Statement sbowing tbe 
quarantine and otber restrictions recently placed upon Indian trade, np to March 
1897. 110 p. Fol. London 1897. 

Penna, J., El cölera en la Republica Argentina. 361 p. avec carte et trac&. 8°. Badoos 
Aires (Peuser) 1897. 

Reineke, J. J., Der Typhus in Helgoland Im Jahre 1895. (Zeitachr. f. Hygiene etc. 
Bd. XXIV. 1897. Heit 3. p. 349—350) 

Widal, P. et Sieard, A.. Etüde sur la serodiagnostic et sur la rdaction agglotinaot« 
che* les typhiques. (Annal. de l’Instit. Pasteur. 1897- No. 5 p. 353 — 43S.) 

W undinfektion ekrankhoiton. 

(Eiterung, Phlegmone, Erysipel, akutes purulentes Oedem, Pyftmie, Septikämie, 
Tetanus, Hospitalbrand, Puerperalkrankheiten, Wundfäulnis.) 

Blumenthal, 7., Weiterer Beitrag sur Kenntnis des Tetanusgiftea. (Ztscbr. f. klin. Med. 
Bd. XXXII. 1897. Heft 3/4. p. 385—384.) 

Brunner, 0., Zur Kenntnis des Tetanusgiftes. Erwiderung an Herrn Dr. Blamenthal 
(Ztschr f. klin. Med. Bd. XXXII. 1897. Heft 1/8. p. 807—814.) 

Jacob, P., Ueber einen geheilten Fall von Tetanus puerperalis nebst Bemerkungen über 
das Tetanusgift. (Dtsche med. Wchschr. 1897. No. 24. p. 383 — 385.) 

Rote, E., Der Starrkrampf beim Menschen. (Dtsch. Chirurg. Hrsg. v. E. Bergmann 
u. P. Bruns. 8. Lfg.) gr. 8°. X, 625 p. m. 2 Fig. Stuttgart (Ferdinand Enke) 
1897. 18 M 

Zängerle, M., Ueber kryptogenetische Septicopy&mie. [Inaug.-Diss.J gr. 8°. 34 p. 

Kempten (in Komm. Kösel) 1897. 1,50 M. 


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Nene Litteratur. 


943 


InfektionsgeschwUlste. 

(Lepra, Tuberkulose [Lupus, 8krofulose], Syphilis [und die Änderen venerischen 

Krankheiten].) 

Hillebrecht, Skrophulose und Tuberkulose, ein einheitliches Krankheitsbild. er. 8°. 

23. p. München (Seit! Sc Schauer) 1897. 0,76 M. 

Kafemann, B , Die Tuberkulose in ihren Beziehungen zu den oberen Luftwegen, sowie 
ihre und des Lnpus Örtliche Erscheinungen. (Samral. awangl. Abhandl a. d, Oeb. 
d. Nasen-, Ohren-, Mund- u. Halskrankh. Hrsg. r. M. B r es g e n. Bd, 11. Heft 4. u. 6.) 
gr. 8°. 60 p. Halle (Carl Marhold) 1897. 1,80 M. 

Knorre, W., Ein Beitrag zur Frage über die Verbreitung der Tuberkulose unter den 
Marinemannscbaften des Kronstkdter Halens. (Ztschr. f. Hygiene etc. Bd. XXIV. 
1897. Heft 3. p. 361—372.) 

Nacciarone, V., Manuale delle maiattie veneree e sifilitiche. 16°. Mailand (Vallardi) 
1897. 3 £. 

Preußen. Ministerial-Erlasse, Lepra betr. Vom 19. u. 22. Januar 1897. (Veröffentl. 

d. kaiserl. Oesundh.-A. 1897. No. 20. p. 424.) 

Qusnu et Landel, Etüde d'un eancer du rectum k celluies muqueuses. Evolution patbo- 
logique du mucus et thforle parasitaire. (Annal. de microgr. 1897. No. 4. p. 145 

— 165) 

Sack, A., lieber die Multipiicitit des syphilitischen Primüraffektes. (Berl. klin. Wchschr, 
1897. No. 20. p. 425 — 417.) 

Storch, E, lieber den anatomischen Befund bei einem ftir Deutschland endogenen Fall 
von Lepra tuberosa. Zugleich ein Beitrag zur Frage nach den Beziehungen zwischen 
Aussatz und Tuberkulose. (Arcb. f. patbol. Anat. Bd. CXLV1II. 1897. Heft 2. p. 389 

— 423.) 

Diphtherie und Kroup, Keuchhusten, Grippe, Pneumonie, epidemische Genickstarre, 
Mumps, Rflckf allsfieber, Osteomyelitis. 

Anton, W., Die Diphtherie der Nase. (Klio. Vortr. a. d, Geb. d. Otologie u. Pharyngo- 
Rbinologie. Hrsg. v. Haug. Bd. U. Heft 2.) gr. 8°. 29 p. Jena (Fischer) 1897. 

0,80 M. 

Gray. Vf., Influenza. 8°. London (Lewis) 1897. 8 sh. 6 d. 

Neisser, M., Zur Differentialdiagnose des Diphtheriebacillus. (Ztschr. f. Hygiene etc. 
Bd. 24. 1897. Heft 3. p. 443—469.) 

Frochaaka, A„ Die Pseudodiphtheriebacillen des Rachens. (Ztschr. f. Hygiene etc. 
Bd. XXIV. 1897. Heft 8. p. 373—395.) 

B. Injtkti Sn Lokallcrankheütn. 

Halban, J., Ueber die Resorption der Bakterien bei lokaler Infektion. (Aus: Sitsungs- 
ber. d. k. Akad. d. Wies.) gr. 8°. 103 p. m. 2 Taf. Wien (in Komm. Karl Gerold's 

Sohn) 1897. 2 M. 

Nervensystem. 

Saits, J,, Balkare und absteigende Lähmung durch Pilzeinwanderung, (Dtsch. med. 
Wchschr. 1897. No. 19. p. 290-294 ) 

Harn- und Geschlechtsorgane. 

Melchior, X., Cystitis nnd Urininfektion. Klinische, experimentelle und bakteriologische 
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Bovsing, T., Kliniske og experimentelle studier over nrinorganernes infectiöse sygdomme. 

8°. Kopenhagen (Schubothe) 1897. 5 kr. 75 5. 

ßtini, J., Microbiologie de la eavite salpingo-utdro- vaginale k tous les kg es. 8°. Ul. 
Paris (Soc. d'cdit. scientif.) 1897. 4 ft. 

Augen und Obren. 

Koblnnck, A., Ueber die sogenannt« Spatinfektion der Ophthalmoblennorrhoe« neo- 
natorum. (Arb. a. d. Geb. d. Geburtsh. u. Gynlkoi. Festschrift, gewidmet Carl 
Rüge etc. Sep.-Abdr.) gr. 4°. 8 p, Berlin (Karger) 1897, 1,20 M. 


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944 


Inhalt. 


Andere infektiöse Lokalkrankheiten. 

Br&ult, J. «t Bonget, J., Etnde clinique et bactdriologique d’une pseudo-mycose observ^e 
^eu Algdrle. (Arch. de m4d. ezpdrim. 1897. No. 2. p. 129 — 143.), 

Krankheitserregende Bakterien and Parasiten bei Menschen and Tieren. 

'Rotz.' 

Remy, Ch., Morve chroniqae de l'homme. Observations, diagnostic, curabilit6, auto-in- 
oculabilite, transmissibilite. (Arch. de m6d. expdrim 1897. No. 2. p. 144 — 184.) 

Tollwut 

Pottevin. H., Les vaccinations antirabiques k l’Institat Pasteur en 1896. (AnnaL de 
l’Instit. Pasteur. 1897. No. 4. p. 386—841.) 

iMaol- and Klauenseuche. 

Deutsches Reich. Rundschreiben des Reichskanzlers, betr. die wissenschaftl. Erforschung 
der Maul- nnd Klauenseuche. Vom 10. April 1897. (Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 
1897. No. 21. p. 447—448.) 

Fraenkel, C., Weitere Erfahrungen über den Siegel’schen Bacillus der Maul- und Klauen- 
seuche. (Hygien. Rundschau. 1897. No. 11. p. 547 — 56l.)j 

Krankheitserregende Bakterien und Parasiten ibei Tieren. 

Säugetiere. 

A. Injektiöse AügemeinJcrtmlcheiUn. 

Nachweisung über den Stand von Tierseuchen im Deutschen Reiche am 80. April 1897. 

(Veröffentl. d. kaiserl. Gesundh.-A. 1897. No. 19. p. 413—416.) 

Regulations for tbe inspection and quarantine of animal» importcd from Canada into the 
United States. (United Stntes Department of Agriculture, Office of the Secretary. 
23. January 1897.) 8°. 3 p. Washington 1897. 


Inhalt. 


0 rigin al mi tteilun gen . 

Frosch, P. , Zur Frage der Reinzüchtung 
der Amöben. (Orig.), p. 926. 

Hesse, Friedr., Ueber die Verwendung von 
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(Orig.), p. 932. 

Klein , E. , Ein Beitrag zur Morphologie 
und Biologie des Bacillus der Bubonen- 
pest. (Orig.), p. 897. 

Looss , A. , Notizen zur Helminthologie 
Egyptens. II. (Orig.), p. 918. 

▼. Wasielewski , Ueber die Form und 
Färbbarkeit der Zelleinschlüsse bei 
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Referate. 

Aohard et Broca, Bacteriologie de vingt 
cas d'appendicite suppurde, p. 938. 


Maklezow, J. J. , Zur Frage der Durch- 
gängigkeit der Darmwand für Bakterien 
bei DarmverschluB, p. 939. 

Phisallx, Sur quelques conditions favori&aut 
l’infection pyocyanique, p. 938. 

Unna , Der Fettgehalt der Lepra- und 
Tuberkelbacillen, p. 938. 

Schutzimpfung, künstliche Infektions- 
krankheiten, Entwickelungshemmong und 
Vernichtung der Bakterien etc. 

Baeh, Antisepsis und Asepsis in ihrer Be- 
deutung für das Auge, p. 940. 

Neue Litteratur, p. 940. 


Frouuoaaatche Bachdruckerei (Hermaoa Pohle) io Jeus. 


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Bakteriologie, Parasitenkunde l MektionskranklieiteiL 

Erste Abteilung: 

Medizinisch-hygienische Bakteriologie und 
tierische Parasitenkunde. 

In Verbindung mit 

Ml Rat Prot Dr. Lenctart, Oft Hel-Rat Prof. Dr. Loeffler 

I» L*lp*g und In Oratownld 

Professor Dr. R, Pfeiffer 

ln Berlin 

herausgegeben von 

Dr. O. TThlworm in Cassel. 

Verlag von Gustav Fischer ln Jena. 

XXI. Band. Jena, den jr Juli 1897. No. 26 . 

Preis für den Band (86 Hämmern) 15 Mark. — Jährlich erscheinen swei Binde. 


Systematisches Inhaltsverzeichnis. 


L Originalmitteilungen. 

Abel, Zur Kenntnis des Pestbacillus. 


■m 

Askanaxy , Berichtigung der Bemer- 
kungen P. CerfontaineV 405 

Axenfeld, Ueber die chronische Diplo- 
bacillenconjunctivitis. Mit 1 Tafel. 1 
Babes u. Proca , Beobachtungen über 
die Aetiologie der Maul- una Klauen- 
seuche. 835 

Behla , Ueber das Vorkommen von 
Scharlach bei Tieren. 222 

Beijerinck , Amöbenkultur auf festen 
Substraten. lül 

Bensley , Two forms of Distomum 
cygnoides. Mit 1 Tafel. 328 

Berichte des Herrn Prot Dr. Koch 
über seine in Kimberlev gemachten 
Versuche bezüglich Bekämpfung der 
Rinderpest. 52Ö. 

Briischettini , Erwiderung auf den Ar- 
tikel von Dr. Marx, betreffend meine 
Untersuchungen über die Aetiologie 
der Hundswut. 203 

Ente Abu XXI. Bd. 


Buiicid, Diphtheriebacillen in einem 
Harnsedimente. 394 

Casagrandi u. Barbagallo, Ueber die 
Kultur von Amöben. 529 

Celli u. Santori . Die Inkubationsdauer 
des MalariafieDers nach der Behand- 
lung mit Blutserum von immunen 
Tieren. 49 

, Die Rinder malaria in der Cam- 

pagna von Rom. (Synonyme : Texas- 
fieber, Hämoglobinurie in Rumänien 
und Finland, Hämatinurie in Sar- 
dinien und im Agro Romano.) Mit 
1 Tafel. 5fil 

Cerfontaine, A propos d’une note de 
M. Askanazy sur Ia Trichinose. 402 
Cicchanoicski , Krystallbildung in den 
Nährmedien. 733 

Diamare , Anatomie der Genitalien 
des Genus Amabilia (mihi). 8(22 
— , Ueber entozoische tuberkulöse Neu- 
bildungen. 459 

o. Dobrxyniecki, Ueber Leptothrix. 225 
6 Q. 


946 


Register. 


r. Dobrxyniecki, Zwei chromogene Mi- 
kroorganismen der Mundhöhle. 833 
Dorset , Crystal formation in culture 
medio. 113 

Drossbach , lieber den Einfluß der 
Elemente der Cer- und Zircongruppc 
auf das Wachstum von Bakterien. 

5 1 

Dxierxgotcski , Zur Frage „Ueber das 
Verhalten des Diphtherieheilserums 
bei der Filtration durch das Cham- 
berland’sche Filter“. 333 

Engels, Ueber die Verwendbarkeit des 
Chrvsoidins bei der Choleradiagnose. 

• 81 
Fodor u. Eigier , Neuere Untersuch- 
ungen über die Alkalizität des Blutes. 

134. lfiü 

Frantxius , Einige Beobachtungen über 
die Wirkung der Röntgcn’schen 
Strahlen auf das Gift der Tollwut. 

2ßl 

Frosch, Zur Frage der Reinzüchtung 
der Amöben. 026 

Gussew. Ein Fall einer dreifachen Infek- 
tion des Organismus (mit Milzbrand- 
bacillen , eitererregenden Strepto- 
kokken und Fraenkel’s Diplokokken). 

819 

Hesse, Ueber die Verwendung von Nähr- 
agar- Agar zu Wasscruntersuchungen. 

932 

Heydenreich , Emphysem der Leber. 305 
van’t Hoff , Eine sonnellere und quan- 
titativ bessere Methode der bakterio- 
logischen Plattenzählung. 231 

— , Spirillum Maasei. 292 

Huber, Zur Geschichte «1er Trichinose. 

684 

Jacobi, Amabilia und Diploposthe. 823 
Janowshi, Zur Aetiologic der Dysenterie. 

KL 151/194. 231 
Johnston , Ueber den Gebrauch von 
im Wasser aufgelösten trockenen 
Blute für die Serumdiagnose «los 
Typhus. 523 

Jona, Die Schutzmittel des Organis- 
mus gegen die Blastomyceten. 112 
Kamen, Ein weiterer Fall von typhöser 
Meningitis. HD 

Kashida , Differenzierung der Typhus- 
bacillen vom Bacterium coli commune 
durch die Ammoniakreaktion. 802 
Keferstein , Ein neuer farbstoffbildender 
Micrococcus aus roter Milch. 122 
Kischensky, Ein Verfahren zur schnellen 
mikroskopischen Untersuchung auf 
Bakterien in Deckglas- und Objekt- 
trägerpräparaten. 820 

Klein, Ein Beitrag zur Morphologie und 
Biologie des Bacillus der Bubonenpest. 

897 


Kraus , Ueber Antikörper in der Milch. 

m 

Korn , Bakteriologischer Befund bei 
einem Leberabsceß. 433 

Ijetckowicx, Uelier den Entwickelungs- 
gang und die Einteilung der Malaria 
parasiten. 122 

Jjondon, Schnelle und leichte Methode 
zur Bereitung des Nähragars. OSO 
Lönnberg, Beiträge zur Phylogenie der 
parasitischen Fiathelminthen. 674. 

22a 

Loos s . Notizen zur Helminthologie 
Egyptens. II. 812 

Luxxalto , Mischinfektionen bei Lungen- 
tuberkulose des höheren Alters. 58 
Maksutow, Ueber Immunisierung gegen 
Tuberkulose mittels Tuberkeltoxins. 

311 

— , Zur Frage über das Verhältnis der 
natürlichen Immunität zur künst- 
lichen. 331 

Marenghi, lieber die Beziehung zwischen 
der Ausscheidung des Stickstoffes 
im Stoffwechsel des Pferde» und 
der Erzeugung des Diphtherieserum.«. 

250 

Markus feld, Ueber die Aetiologic der 
Trichorrhexis nodosa (Kaposi). 23») 
Marpmann, Mitteilungen aus Marp- 
mann's bakteriologischem Labora- 
torium in I^eipzig. 221 

de Martini , Zur Differenzierung der 
Diphtherie- von den Pseudodiphtnerie- 
badllen. 37 

Marx, Zur Kritik des „Wutbacillus“ 
Bruschettini’s. 

— , Experimentelle Untersuchungen über 
allgemeine Körperdesinfektion durch 
Actol (nach Credö). 523 

Memtno , Beitrag zur Kenntnis der 
Aetiologic der Tollwut. Mit 1 Tafel. 

657 

Ogata , lieber die Peatepidemie in 
Formosa. 2121 

Patte, Ueber die Heilkraft des aus 
verschiedenen immunisierten Tiere» 
gewonnenen antipneumonischen Se- 
rums. 604 

Pfuhl, Eine Vereinfachung des Ver- 
fahrens zur Serodiagnostik des 
Typhus. 52 

r. liätx , Ein neuer Bandwurm der 
Katze. 405 

Ilichardson, Die Diagnose von TTph Un- 
kulturen vermittelst getrockneten 
Typhusserums. 115 

Robertson , Ueber Objektträger und 
Deckglashalter. >_ 

Roncalt , Mikrobiologische Untersuch- 
ungen über einen Tumor de* Ab- 
domens. 512 


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Register. 


947 


Roncali , Ueber die Behandlung bös- 
artiger Tumoren durch Injektion der 
Toxine des Streptococcus erysipelatis, 
zugleich mit dem des Bacillus prodigio- 
sus, sowie der nach den Methoden 
von Richet und Höricourt und nach 
den von Emmerich und Scholl zube- 
reiteten sog. anticancerösen Serum- 
arten. 782. 8BB 

— , Ueber den gegenwärtigen Stand 
unserer Kenntnisse über die Aetio- 
logie des Krebses. 318. 304 

Sacharoff , Ueber die Rolle des Eisens 
bei den Bewegungs- und Degene- 
rationserscheinungen der Zellen und 
bei der baktericiden Wirkung des 
Immunserums. 285 

p. Schab . Beitrag zur Desinfektion von 
Leihbibliotheksbüchern. 141 

Schürmayer , Eine Abänderung des 
automatischen Gasabschlusses beim 
Verlöschen der Flammen an Brüt- 
schränken. 400 

Semenotcicx u. Marxiruncsky , Ueber 

ein besonderes Verfahren zur Fär- 
bung der Bakterien im Deckglasprä- 
parate und in Schnitten. 874 

Swnmonds , Zur Konservierung von 

Kartoffeln zu Kulturzwecken. 100 


Steiner , Beiträge zur Pathogenese des 
Soorpilze«. Mit 1 Tafel. 385 

Tictin, Zur Lehre vom Rückfalltyphus. 

129 

Ucke, Ein Beitrag zur Epidemiologie 
de« Erysipels. 311. 389 

Uschinsky , lieber Diphtheriekulturen 
auf eiweißfreier Nährlösung. 148 
Voqes , Weitere Untersuchungen über 
Schweineseuchen. 504 

Wasieleicski , Ueber die Form und 
Färbbarkeit der Zelleinschlüsse bei 
Vaceincimpfungcn (Cytoryctes vac- 
cinae Guarniern. Mit 1 Tafel. 901 
Weyland, Desinfektions Wirkung und Ei- 
weißfällung chemischer Körper. 708 
Wieting , Ueber Flagellaten (Tricho- 
monas) in der Lunge eines Schweines 
bei lobulärer Pneumonie. 221 

Zenonx, Ueber die Frage der Homologie 
der Streptokokken. IQ 

Ziemann, Zur Morphologie der Malaria- 
parasiten. Mit 1 TafeL 641 

— , Nachtrag zur Morphologie der Ma- 
. lariaparasiten. SQ5 

Zupnik , Ueber die praktische Verwend- 
barkeit der Mäusebacillen, insbeson- 
dere des Loeffler’schen Bac. typhi 
murram. 446 


U. Original-Referate aus bakteriologischen Instituten und den 
Sitzungen gelehrter Gesellschaften. 


Kondratieff, Zur Frage über den Selbst- 
schutz des tierischen Organismus gegen 
bakterielle Infektionen. 407 

Miquel, Laboratoire de diagnostic des 


affections contagieuses de la rille de 
Paris. 537 

Voqes , Weitere Untersuchungen über 
Schweineseuchen. 594 


HI. Zusammenfassende Uebersiohten. 

Roncali , Ueber den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse über die Aetiologie 
des Krebees. (Orig.) 318. 394 


IV. Pflanzliche Mikroorganismen. 


Allgemeines über Bakterien und 
andere pflanzliche Mikroorganismen. 

Flügge , Die Mikroorganismen. Mit 
besonderer Berücksichtigung der 
Aetiologie der Infektionskrankheiten. 
2* Aufl. 47 1 

Rosenbach , Inwieweit hat die Bakterio- 
logie die Diagnostik gefördert und 
die Aetiologie geklärt? 

Wittlin , Ueber die Einwirkung der 
Sonnenstrahlen auf den Keimgehalt 
des Straßenstaubes. 486 


Schriften zur Systematik und 
Biologie der Bakterien und anderer 

pflanzlicher Mikroorganismen. 

Abel , Zur Kenntnis des Pestbacillus. 

(Orig.) 492 

Axenfcld, Ueber die chronische Diplo- 
bacillenconjunctiritis. (Orig.) 1 
Bernabeo, Sulla conservazione deila 
vitaütä e rirulenza dello pneumococco 
di Fraenkel e dello streptococco di 
Fehleisen. 606 


60 » 


948 


Register. 


Büchner, Die Bedeutung der aktiven 
löslichen Zellprodukte für den Che- 
mismus der Zelle. 700 

Bunge u. Trantenroth , Smegma- und 
Tuberkelbacillen. 353 

Bussen i us u. Siegel , Der gemeinsame 
Krankheitserreger der Mundseuche 
der Menschen und der Maul- und 
Klauenseuche der Tiere. 478 

— — , Zur Frage de« Bacillus der 
Maul- und Klauenseuche. 478 

Capaldi u. Proskauer , Beitrage zur 
Kenntnis der Säurebildung bei Typhus- 
badlien und Bactcrium coli. ’ 234 

Casciani, Die Ausscheidung des 
Schwefeläther» durch den Harn bei 
der Stypsis, bei verschiedener Er- 
nährung und beim Gebrauch von 
chlorür- und natronhaltigcn, als Ab- 
führmittel angewandten Mineralquel- 
len. 238 

Giechanotcski , Krvstallbildung in den 
Nährmcdicn. (Orig.) 233 

Gramer , Die Aschcbcstandteile der 
Cholerabacillen. 1Ü3 

r. Dobrxyniecki , Ueber Leptothrix. 

(Orig.) 225 

— , Zwei chromogcne Mikroorganismen 
der Mundhöhle. ( Oriq .) 833 

Dorset, Crystal formation in culture 
media. (Orig.) 423 

Frankel , Der Sicgel’sche Bacillus der 
Maul- und Klauenseuche. 428 

Frantxius , Einige Beobachtungen über 
die Wirkung der Röntgen 'sehen 
Strahlen auf das Gift der Tollwut. 
(Orig.) 2fil 

Oelpke, Der akute epidemische Schwel- 
lungskatarrh und sein Erreger (Ba- 
dllus septatus). 213 

HicrocUs , Studien zur Frage der Be- 
einflussung der Färbbarkeit von 
Bakterienmaterial durch vorher- 
gehende Einwirkung bakterienschä- 
digender Momente. 418 

can’t Hoff, Spirillum Maasei. (Orig.) 

707 

Kashida, Differenzierung der Typhus- 
baci llom vom Bactcrium coli commune 
durch die Ammoniakreaktion. (Orig.) 

802 

Keferstein, Ein neuer farbstoffbilden- 
der Micrococcus aus roter Milch. 
(Origd 1 71 

Klein. Ein Beitrag zur Morphologie und 
Biologie des Bacillus der Bubonenpest. 
(Orig.) m 892 

L&mbJce , Bacterium coli anindolicum 
und Bactcrium coli anaerogenes. 281 
de Martini, Zur Differenzierung der 
Diphtherie- von den Pseudodiphtherie- 


badllen. (Orig.) 


82 


Massone, Studio sui vibrioni delle acque 
del porto di Genova. 734 

Rahe , Bacterium coli commune aU 
Krankheitsursache bei Tieren. 282 
Sacharoff, Ueber die Rolle des Eisen« 
bei den Bewegung» - und Degene- 
rationserscheinungen der Zellen und 
bei der baktericiden Wirkung des 
Immunserum«. (Orig.) 265 

Sanfelice , Süll’ azione patogena dei 
blastomiceti. 158 

Schierbeck, Ueber den Einfluß der 
Kohlensäure auf das Wachstum und 
die Toxinbildung der Diphtherieba- 
cillen. 1Ö5 

Spiegel, Zur Differentialdiagnose von 
Lepra und Tuberkelbacillen. 817 
Unna, Der Fettgehalt der Lepra- und 
Tuberkelbacillen. 938 

Zenoni, Ueber die Frage der Homo- 
logie der Streptokokken. (Orig.) lü 

Boden. 

Abba, Orlandi, Rondelli, Saggio di 
esperienze sul potere fil tränte dei 
terreni. 824 

Gibert, Les causee de la fifevre typhoide 
au Havre. 21 

Wittlin , Ueber die Einwirkung der 
Sonnenstrahlen auf den Keimgehalt 
de« Straßenstaube«. 4Sh 


Gebrauchgegenstände. 


Beyer , Silbergaze als Verbandsstoff. 

211 

Orede, Itrol (Arg. citric.) al« Antisepti- 
cum. 211 

Grasset, De la transmission de la scar- 
latine par l’interm&liaire d’unc lettre. 

22 

Marpmann , Mitteilungen au« Marp- 
raann’s bakteriologischem Labora- 
torium in Leipzig. (Orig.) 224 
Meyer, Zur antiseptischen Kraft der 
Orod^’schen Sübersalze. 211 

Opplcr , Zur Sterilisation elastischer 
Katheter mittels Fora uüdehvddÄ tu- 
pfen. 42 

Pilger, Ueber die Silbersalze Itrol und 
Actol (Cred£) und ihre Anwendung 
in der ärztlichen Ihivatpraxis. 212 
Poppert , Ueber Eiterung durch krim- 
freie« Gatgut. 9fiß 

r. Schab . Beitrag zur Desinfektion von 
LeihbibliothekBbüchern. (Orig.) Ul 
Schaeffer , Ueber Katgntsteriliaation. 

632 


r. Zagonts cMonski , Bakteriologisch* 
Untersuchungen über die Silbergazr 
nach Dr. B. CredA 211 


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Register. 


949 


Loft. 

Maberly, Dysentery and its treatment. 
With an account of six years’ ex- 
perience in the Transvaal and Mata- 
teleland in the use of some varieties of 
Monsonia as the corative agent. 822 


Nahrungsmittel. 


Aakanaxy , Berichtigung der Bemer- 
kungen P. Oerfontaine’s. (Orig.) 405 
Bay. Tubcrcular infectiousness of milk.üS 
Burat, üeber die Untersuchung der 
Milch auf Tuberkelbacillen. 70 
Cerfontaine , A propos d’une note de 
AL Askanazv sur la Trichinose. (Orig.) 

402 

Colbcrg , Ueber die unschädliche Be- 
seitigung und gewerbliche Ausnutzung 
von Tierkadavern und beanstandetem 
Fleisch in Schlachthöfcn durch den 
R. A. Hartman n 'sehen Extraktions- 
apparat. 41 

Kdrlmann , Fleischbeschau. 113 

ran Ermengem, Recherche« sur des cas 
d’aeeidents alimentaires produits par 
des saucissons. 13 

fiuUUbc.au, Die Verwendung des 
Fleisches tuberkulöser Tiere und die 
Gesundheitspflege. Ü2 

Uünther, Bakteriologische Untersuch- 
ungen in einem Falle von Fleisch- 
vergiftung. 427 

Kabit x , Ein leicht herstellbarer Thermo- 
stat für Finnenuntersuchungen. 41S 
Ke fer stein , Ein neuer farbstoffbilden- 
der Micrococcus aus roter Milch. 


(Orig.) 177 

Kraus, Ueber Antikörper in der Milch. 

(Orig.) 532 

Marjnnarm, Mitteilungen aus Marp- 
inann’s bakteriologischem Labora- 
torium in I .einzig. (Orig.) 274 
Monte fusco, Del modo di comportarsi 
dcl bacillo delle diftcritc sulle sostanze 
alimentarie. 352 

Ostertag, Ueber uas Vorkommen der 
Rinderfinnen und die Verwertung 
des Fleisches der finnigen Rinder in 
den größeren norddeutschen Schlacht- 
höfen. 710 

Reissmann, Der jetzige Stand unserer 
Kenntnisse und Anschauungen von 
der Gesundheitsschädlichkeit des 
Fleisches tuberkulöser Tiere. 543, 
Riesling, Ein einfacher Thermostat für 
FinnenuntersuchnngeD und Mittei- 
lung eines Versuches über die Lebens- 
dauer der Schweinefinnen in frischem 
und gepökeltem Fleische. 417 

Ronneberyer , Einiges über die durch 
die Tuberkulose der Rinder verur- 
sachten Schäden. 543 


Sehuchardi, Einige Untersuchungen 
über das Vorkommen von Tuberkel- 
bacillen in der Butter. 354 


Wasser. 

Abba, Orlandi, Handeln. Saggio di 
esperienze sul potero filtrante dei 
terreni. 824 

Äthins , Oase of mcasles complicated 
with pneumonia followed by scarlet 
fever and diphtheria. 353 

Bonhoff, Untersuchungen über Vibrio- 
nen und Spirillen. 238 

Coronado, Laverdneas en las aquas del 
Cerro. 33 

Oibtrl, Los causes de la fit* vre typhoide 
au Havre. 21 

Oorini , 11 carbonchio nell’ agro del 
basso milanese in rapporto colle con- 
cerie. 883 

Hesse, Ueber die Verwendung von Nähr- 
agar-Agar zu Wasseruntersuchungen. 
(Orig.) 932 

ran't Hoff, Eine schnellere und quan- 
titativ bessere Methode der bakterio- 
logischen Plattenzählung. (Orig.) 731 
— , Spirillum Maasei. (Orig.) 797 
Holi, Das Trinkwasser von Metz und 
Umgebung. 539 

Jettmar, Die Wasserversorgung der 
Stadt Königgrätz. 878 

König u. RemeU, Ueber die Reinigung 
von Schmutzwässern durch Elektri- 
cität. S25 

Maberly, Dysentery and its treatment. 
With an account of six years’ ex- 
pcricnce in the Transvaal and Ma- 
tabeleland in the use of some varieties 
of Monsonia as the curative agent. 822 
Massone, Studio sui vibrioni delle acque 
del porto di Genova. 734 

Nicolle et Hebert, Note sur un echan- 
tillon de bacille de Friedländer, isold 
de la vase de la Seine. 607 

Mutschler , Das Arewasser bei Bern. 
Ein Beitrag zur Kenntnis der Selbst- 
reinigung der Flüsse. 344 

Wright , Report on the results of an 
examination of the water supply of 
Philadelphia. 818 

Zurakoicshi, Einiges über den Haupt- 
kanal bei Bielany. 345 


Wohnung etc. 

Ruini , Contributo sperimeutale allo 
studio del contenuto battenologico di 
un teatro chirurgico. 410 

Niemann, Zur Desinfektion von Wohn- 
räumen mittels Formaldehyds. 376 
UcJce, Ein Beitrag zur Epidemiologie 
des Erysipels. (Orig.) 38!) 


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950 


Register. 


V. Tierische Parasiten. 


Adensamer, Ueber Ascodipteron phyl- 
lorhinae (n. g., il sp.), eine eigen- 
tümliche Pupiparenform. 35 

Ariola, Note rntorno agli Elminti del 
Museo Zoologico di Torino. 3ül 
— , Sopra alcuni Dibotrii e sulla classi- 
ficazione del genere Bothriocephalus. 

3fi2 

Askanaxy , Berichtigung der Bemer- 
kungen P. Cerfontaine' s. (Orig.) 4D5 
Behla, Künstliche Ueliertrugungen der 
Maul- und Klauenseuche auf Schafe. 

31 

Beijcrmck, Amöbenkultur auf festen 
Substraten. (Orig.) 101 

Bensley , Two forms of Dietomum cyg- 
noide8. ( Orig.) 320 

Blanchard, Le Davainea madagasca- 
rienbis a la Guyane. llfi 

Braun, Trematoden. 100 

Casagrandi u. Barbagallo , Ueber die 
Kultur von Amöben. (Orig.) 579 
Celli u. Santori , Die Inkubationsdauer 
des Malariafiebere nach der Behand- 
lung mit Blutserum von immunen 
Tieren. (Orig.) 40 

, Die Rindermalaria in der Cam- 

pagna von Rom. (Synonyme: Texas- 
tieber, Hämoglobinurie in Rumänien 
und Finland, H&matinurie in Sar- 
dinien und im Agro Komano). (Orig.) 

5ül 

— e Fiocca, Intorno alla biologia delle 
amebe. 290 

Cerfontaine , A propoe d’une note de 
M. Askanazv sur la Trichinose. (Orig.) 

402 

Colucci c Antone t Di un rarissimo 
parassita nematoideo ncllo stomaco 
ai cinghiale. 215 

Coronado, Laveräneas en las aquas del 
Cerro. 33 

Daniels, Taenia demerariensis (?}. 224 
Diamare, Anatomie der Genitalien des 
Genus Ainabilia (mihi). (Orig.) 802 
— . Ueber entozoische tuberKulöse Neu- 
bildungen. (Orig.) 452 

Frosch , Zur Frage der Beinzüchtung 
der Amöben. (Orig.) 920 

Oalli- Valerie , Nota preventiva sopra 
alcune neoformazioni nodulari. 810 
— , Note porassitologiche. 022 

— , Nuove ricerche sui noduli epatici 
e oseervazioni su alcuni noduli polmo- 
nari del cavailo. SSO. 

Huber, Zur Geschichte der Trichinose. 

(Orip.) 084 

Jaeobt , Amabilia und Diploposthe. 
(Orig.) 823 


Jacobi, Diploposthe laevis, eine merk- 
würdige Vogeltänie. 300 

Janowski , Zur Aetiologio der Dysen- 
terie. / Orig .) 194. 231 

Kabitx, Ein leicht herstellbarer Ther- 
mostat für Finuenuntcreuchungen. 4 18 
Knoll, Ueber Demodex phylloides suis 
(Csokor) beim Schweine. ’ 412 

Kratter u. Böhmig, Ein freier Gehirn- 
cysticercus als Ursache plötzlichen 
Todes. 015 

Lateran , Comment prend-on le palu- 
disme ? — 

Lautrie, A case of malarious fever. 212 
Ijeickowicx, Ueber den Entwickelung- 
gang und die Einteilung der Malaria- 
paraaiten. (Orig.) 122 

v. Linstote , Bothriocephalus Iigula 
Mon. ein gefährlicher Fischpannsit 
de« Müggelsees. 814 

— , Helminthologische Mitteilungen. 

m 

— , Ncmathelminthen. 102 

Lönnberg , Gestaden. liö 

— , Beiträge zur Phylogenie der para- 
sitischen Plathelminthen. (Orig.) OLL 

281 

Looss , Notizen zur Helminthologie 
Egyptens. IL (Orig.) 211 

Neumann , Sur la Filairc de Toeil du 
chevaL 481 

Nuyens, De Echinococcus tusachen Ums 
en rectum. 212 

Ogüvie, Further note on the treatmcni 
of tapeworm. 291 

Ostertag, lieber das Vorkommen *ler 
Rinderfinnen und die Verwertung 
des Fleisches der finnigen Kinder in 
den größeren norddeutschen Schlacht- 
höfeu. ^ 240 

Parona , Note intorno agli elminti del 
museo zoologico di Torino. £Ü 

Piatui, Ricerce sulla morfologia della 
Sünondsia paradoxa Cobb. e di al- 
cuni altri nematodi parassiti dello 
stomaco degli animali della specie 
Sus scrofa L. 887 

— , Osservazioni sul DispliAragus nasn- 
tus Rud. dei |>olli e sulle larve neinat- 
elmintiche delle mosche e dei porcei- 
lioni. 881 

Pintner , Studien über Tetrarhynohen 
nebst Beobachtungen an anderen Band- 
würmern. II. Mitteilung. 
de Queren in, Ueber Fremdkörpertuber- 
kulose des Peritoneums bei uniloku- 
lärem Echinococcus. Ü15 

Ramsarda , Contributo alla casistica 
dclT anchilostom-anemia. 015 


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Bcgistaf. 


961 


t. Ralhtmyi, Anchylostomiasis de» 
Pferdes. 292 

Rdtx, Ein neuer Bandwurm der Katze. 

(Orig.) 4455 

Rissting, Ein einfacher Thermostat für 
Finnenuntersuchungen und Mittei- 
lung eines Versuches über die Lebens- 
dauer der Schweinefinnen in frischem 
und gepökeltem Fleische. 417 

RLcford and Oilchriat , Two cases of 
protozoan - (coccidioidal-) infection of 
the skin and other Organs. 812 
— — , A second casc of protozoan- 
infection. 812 

Roncali, Ueber den gegenwärtigen 
Stand unserer Kenntmssc über die 
Aetiologie des Krebses. (Orig.) 318. 394 
Rouget, Contribution ä l’ötude du try- 
panosome des maminiföres. 414 
Rosso, Elmintiasi cutanea del canc. 887 
Hamburger Magalhaensische Sammel- 
reise. 1 00 

Sragliosi, Ueber einen seltenen Aus- 
gang der von der Taenia botrioplitis 
ira Huhndarm herbeigeführten Ver- 
letzungen. 35 


Stiles and HassaU, Tapeworms of poul- 
tiy. 345 ; 

Wasicletcski, Ueber die Form und 
Färbbarkeit der Zelleinschlüsse bei 
Vaccineimpfungen (Cytoryctes vac- 
cinae Guarniertk (Ortg ) 901 

Wieling , Ueber Flagellaten (Tricho- 
monas) in der Lunge eines Sen weines 
bei lobulärer Pneumonie. (Orig.) 721 
Willach , Eine Ursache der multiplen 
embolischen Nephritis (weißen Fleck- 
niere) der Kälber. 352 

— , Zur Aetiologie der eiterig käsigen 
Knötchen des Kinderdarmes. 737 
’/Äemann , Zur Morphologie der Malaria- 
parasiten. (Orig.) (ül 

— , Nachtrag zur Morphologie der Ma- 
lariaparaaitcn. (Ortg.) 805 

Zinn u. Jacoby, Ueber das regelmäßige 
Vorkommen von Anchyloetomum 
duodenale ohne sekundäre Anämie 
bei Negern, nebst weiteren Beiträgen 
zur Fauna des Negerdaruies. 215 
ZschokJce, Die Tänien der aplaccntalen 
Säugetiere. 223 


VI. Bakterien und andere Parasiten als Krankheitserreger 
bei Menschen und Tieren. 

a. Infektiöse Krankheiten im Allgemeinen. 


Briihmer, Eisenbahnhygiene. 114 

Flexner, A Statistical and experimental 
study of terminal infections. 884 
Gerlarul, Die Bekämpfung und Ver- 
hütung der Seuchen in Hildesheim. 

419 

Goldsehmidt, Organische Betriebe. 1 15 
Heinxerling, Anorganische Betriebe. 114 
Helbig, Hygiene der Phosphor- und 
Zündwarenindustrie. 115 

Kirchner, Grundriß der Militärgcsund- 
heita pflege. 280 

Koiulratieg, Zur Frage über den Selbst- 
schutz des tierischen Organismus 
gegen bakterielle Infektionen. (Orig.) 

407 

Martin, La prophylaxie sanitairc & 
Paris. 44) 

Piecinino e Orimaldi, Contributo allo 
Studio dell' influenza del sistema ner- 
voso nelle infezioni. 538 

Rotenbach, Inwieweit hat die Bakterio- 


logie die Diagnostik gefördert und 
die Aetiologie geklärt? ICC 

Roth, Medizinalstatistische Einleitung. 

114 

Scagliosi, Die Bolle des Alkohols und 
der akuten Infektionskrankheiten in 
der Entstehung der interstitiellen 
Hepatitis. 20 

Schaltenfroh, Ueber das Vorhandensein 
von baktericiden Stoffen in den Leuko- 
cyten und deren Extraktion. 420 
Schoen, Ergebnisse einer Fragebogen- 
forschung auf tropenhygienischem 
Gebiet. 410 

Tcisier et Otiinard, Influence de la 
difcte et de l’inanition sur les effets 
de certaines toxines microbiennes. 702. 
Weyl, Handbuch der Hygiene. 111 
— , Ueber Rhodan- und Cyanverbin- 
dungen. 115 

Zettont. Ueber die Frage der Homologie 
der Streptokokken. (Orig.) 10 


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952 


Register. 


b. Einzelne durch Bakterien und andere Parasiten hervorgerufene 
Krankheiten. 


Adenocarcinom. 


Aphthenseuche. 


Roncali, Mikrobiologische Untereuchun- 
gen über einen Tumor den Abdomens. 
(Orig.) 512 


A’inhwn. 

de Brun, L’Ainhum des auteurs con- 
stitue-t-il une entit6 morbide dißtincte, 
ou bien n’est-il qu’une modalite de 
la leprose? 285 

Lardy , Lfepre ainoide. 808 

Zambaco-Pacha , L’Amhum de« auteurs 
constitue-t-il une entite morbide 
distincte, ou bien n’cst-il qu’une mo- 
dalit/l de la leprose ? 285 


Babes u. Prora, Beobachtungen über 
die Actiologie der Maul- und Klauen- 
seuche. (Orig) 

Bussenius u. Siegel, Der gemeinsame 
Krankheitserreger der Mundseuche 
der Menschen und der Maul- und 
Klauenseuche der Tiere. 4ZM 

, Zur Frage des Bacillus der Maul- 
und Klauenseuche. 418 

Frünkel, Der Siegel 'sehe Bacillus der 
Maul- und Klauenseuche. 47» 


Appendicitis. 

Achard et Broea, Bactdriolo; 
cas d’appendicite suppurc 


pe de vingt 
i. <ös 


Aktinomykose. 

Fairieeatter, The progress and treatment 
of a case of actinomycosis commencing 
in the vermiform appendix. 614. 
Qalli- Vater in . Actinomicoai e pseudo- 
actinomicosi. A proposito di un caso 
osservato nelT uomo. 54h 

— , Note parassitologiche. 697 

Morris, Actinomycosis involving the 
skin and its treatment by iodide of 
potaasium. 821 

Ransom, A case of actinomycosis of the 
orbit, with a summary of seven other 
cases of actinomycosis. 614 


Anämie. 

Rapisarda, Contributo alla casisticadell’ 
anchilostom-anemia. Ü15 

Zinn u. Jacoby , Ueber das regelmäßige 
Vorkommen von Anchylostomum 
duodenale ohne sekundäre Anämie 
bei Negern, nebst weiteren Beiträgen 
zur Fauna des Negerdarmes. 215 


Angina. 

Ajtolant, Ueber das gleichzeitige Vor- 
kommen von Angina und Perityphlitis. 

689 

Nieolle et Hebert , Note sur un echan - 
tillon de bacille de Friedländer, isold 
de la vase de la Seine. 607 

, Les angines ä bacille Friedländer. 

«08 


Barb on ekrankhei t. 

v. Rdtx , Ueber die Barbon ekr&n khei t 
(Büffelseuche). 2Üä 

Botryomj r kose. 

Fröhner, Generalisierte Botryomykose 
beim Pferde mit Lungeninetastasen. 
Jodbehandlung. 

Bronchopneumonie. 

Meunier, Bronchopneumonie« infantile- 
ducs au bacille de Pfeiffer. fiSÖ 

Büffelseuche. 

v. Rdtx, Ueber die Barbonekrankhcit 
(Büffelseuche). 2Ü52 

Carcinom. 

Brunner. Resultate «1er Seruinbehand- 
lung liöaartiger Neubildungen. 824 

Nieden, Ueber die Anwendung des 
Emmerich -Scholl 'sehen Krebsserum- 
imd des Fonnols bei inoperablen 
Augengeechwülsten. 

Wilhams, Die zunehmenden Erkran- 
kungen an Krebt. 548 

Roncali, Ueber die Behandlung bös- 
artiger Tumoren durch Injektiou der 
Toxine des Streptococcus erysipelatk 
zugleich mit dem des Bacillus pn> 
digiosus. sowie der nach den Methoden 
von Riebet und Hcricourt und nach 
den von Emmerich und Scholl m* 
bereiteten sog. anticancerüeen ßerutn- 
arten. (Orig.) 182. S5& 


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Register. 


953 


honrali , Mikrobiologische Untersuchun- 
gen über einen Tumor des Abdomens. 
(Orig.) 51Z. 

— , lieber den gegenwärtigen Stand 
unserer Kenntnisse über die Aetiologie 
des Krebs«. (Orig.) 318. 324 


Cholera. 

Gramer, Die Aschebestandtoile der 
Cholerabacillen. 103 

Engels, Lieber die Verwendbarkeit des 
Chrysoidins bei der Choleradiagnose. 
(Orig.) 81 

van't Soff, Hpirillum Maasei. (Orig.) 222 
Rolle, Experimentelle Untersuchungen 
zur Frage der Schutzimpfung des 
Menschen gegen Cholera asiatica. 423 
Massone, Studio sui vibrioni delle acque 
del porto di Genova. 734 

Nakagawa, Professor Kitasato’s Anti- 
choleraserum. 5SÜ 

Potcell, Results of M. Haffkine’s anti- 
cholera inoculations. 39 

Siecke, Ueber die keimwidrigen Eigen- 
schaften des Ferrisulfats. 256 

Sacharo/f, Ueber die Rolle des Eisens 
bei den Bewegungs- und Degene- 
rationserscheinungen der Zellen und 
bei der baktericiden Wirkung des 
Immunserums. (Orig.) 265 


Cholera nostras. 

Pottien, Drei Fälle von Cholera nostras. 

200 


Conjunctivitis. 

Axcnfeld, Beitrag zur Aetiologie der 
Bindehautentzündungen. 34Q 

— — , Ueber die chronische Diplo- 
bacillenconjunctivitis. (Orig.) 1 
Gclpke, Der akute epidemische Schwel- 
lurigskatarrh und sein Erreger (Ba- 
cillus septatus). 213 

Gifford, Der FriinkeTsche Diplococcus 
als häufiger Erreger des akuten Binde- 
hautkatarrhs. 008 

Morax u. Bloch, Die Bakteriologie der 
verschiedenen Arten von akuter Con- 
junctivitis im allgemeinen und der 
akuten kontagiösen Conjunctivitis im 
l>esonderen. 102 

Peters, Ueber das Verhältnis der Xerose- 
bacillen zu den Diphtheriebacillen, 
nebst Bemerkungen über die Con- 
junctivitis crouposa. OOP 

Pichler, Zur Frage der diphtheritischen 
Bindehautentzündung. 24 

Scham, Zur Aetiologie der Conjuncti- 
vitis pseudomembran osa. 23 


Cystitis. 


Finekelstein , Ueber Cystitis im Bä 
lingsalter. 




Dakryocystitis. 

Boucheron, 84rothi' , rapie antistreptococ- 
dque dans les dacryocystitcs puru- 
lentes. 120 


Delirium. 

Babcock, A contribution to the study 
of acute delirium with especial refe- 
rence to its bacteriology. Report of 
a casc. 20 


Diphtherie. 

Abba, II primo anno di cura col siero 
antidifterico a Torino. 022 

D‘ Aguonno. Considerazioni sulla siero- 
terapia nella difteritc a proposito di 
un caso di crup primario del laringe. 

Behring, Antitoxintherapeutische Pro- 
bleme. 019 

Brieger u. Boer, Ueber die Toxine der 
Diphtherie und des Tetanus. 160 
Bujirid, Diphtheriebacillen in einem 
Hamsedimente. (Orig.) 304 

Cobbett , Contribution ä l’dtude de la 
Physiologie du bacille diphtürique. BOti 
Ouno, Zwei Jahre Diphtherieheilserum - 
therapie. 108 

Dieudonne, Ueber Diphtheriegift-neu- 
tralisierende Wirkung der Serum- 
globuline. 360 

— , Ergebnisse der Sammelforschung 
über das Diphtherieheilserum für die 
Zeit vom April 1895 bis März 1800. 

32Q 

Dobcxynski, Das Diphtherieheilscnun 
in der städtischen und Landpraxis. 

Z2Q 

v. Düngern, Freiherr, Die Bedeutung 
der Mischinfektion bei Diphtherie. 

346 

Dxierxgoicski , Ueber den Gehalt an 
Antitoxin in den Körperflüssigkeiten 
und den einzelnen Organen gegen 
Diphtherie immunisierter Pferde. 62Q 
— , Zur Frage „Ueber das Verhalten 
des Diphtherieheilserums bei der Fil- 
tration durch das Chamberland’sche 
Filter“. (Orig.) 333 

Fodor u. Bigler, Neuere Untersuchungen 
über die Älkalizität des Blutes. (Orig.) 

134. 186 

Gottstein, Zur Kritik der Diphtherie- 
serumbehandlung. 823 

Gothmann, Ueber die bakteriologische 
Diagnose der Diphtherie. 540 


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954 


Register. 


Klein, Report on certAin experimental 
proceduree in preparation of blood- 
serum with a view to protective in- 
oculation againat diphtheria. liiil 
Kimdratieff, Zur Frage über den Selbst- 
schutz des tierischen Organismus 
gegen bakterielle Infektionen. ( Orig.) 

407 

Krumbein, Der Einfluß des Heilserums 
auf die Diphtherie. £21 

Kiiknau , lieber Mischinfektionen mit 
Proteus bei Diphtherie der Hals- 
organe. 688 

Lökr , lieber Immunisierungsversuche 
gegen Diphtherie. 166 

Lncddeckens, Ueber Hvdrargyrum cya- 
natum bei Diphtherie. 120 

Makeutcnc, Zur Frage über das Ver- 
hältnis der natürlichen Immunität 
zur künstlichen. (Orig.) 331 

Marenghi, lieber die Beziehung zwischen 
der Ausscheidung des Stickstoffes im 
Stoffwechsel des Pferdes und der Er- 
zeugung des Diphtherieserums. (Orig.) 

25fi 

Mariotti-Iiianchi , Contributo allo Studio 
delP azione del siero di sangue di 
animali non tratti contro i micro- 
organisrai i loro prodotti toxici. 550 
Martin. La prophylaxio sanitaire ä Paris. 

40 

de Martini, Zur Differenzierung der 
Diphtherie- von den Pscudodiphthe- 
rienacillen. (Orig.) 8Z 

Mollard et Regaud, I/wions du myo- 
carde dann I’intoxication aigue par 
1 a toxine diphthlrique. Contribution 
h l’tftude experimentale des myocar- 
dites. 880 

Monte fusco, Del modo di comportarsi 
del bacillo delle difterite sulle sos tanze 
alimentarie. .352 

Müller , Untersuchungen über das Vor- 
kommen von Diphtheriebacillen in 
der Mundhöhle von nicht diphtheri- 
schen Kindern innerhalb eines großen 
Krankensaales. L59 

Nicolas, Apparition du pouvoir aggluti- 
nant dans les s^rum de sujets trait& 
par le atfrum antidipht&ique. 488 
Nicolle et Hebert, Note sur un <*chan- 
tillon de bacille de Friedländer, isolö 
de la vase de la Seine. 602 

, Les angincs ä bacille Friedländer. 

608 

Niemann , Zur Desinfektion von Wohn- 
räumen mittels Formaldehyds. 376 
Peters, Ueber das Verhältnis der Xerose- 
bacillen zu den Diphtheriebacillen, 
nebst Bemerkungen über die Con- 
junctivitis crouposa. 096 


Pichler, Zur Frage der diphtherischen 
Bindehautentzündung. 24 

Pluder, Ueber Rhinitis fibrinosa diph- 
therica. 101 

v. Ranke, Zur Scharlachdiphtherie. 22 
Report of the medical Su perin tendents 
upon the uee of antitoxic acnwi in 
tue treatment of diphtheria in the 
hospitala of the boarci during the vear 
1895 . 2*72 


Roger et Jogut, Action de certains s&mms 
sur la moelle des os. 

Rosenberg, A case of antitoxin poiso- 
ning. 10Ü 

Passini, Versuche über die Dauer der 
antidiphthcritiBchen Schutzimpfung. 

Sehanx, Zur Aetiologie der Conjuncti- 
vitis peeudomembranosa. 22 

Schierbeck, Ueber den Einfluß der 
Kohlensäure auf das Wachstum und 
die Toxinbildung der Diphtherieba- 
cillen. 105 

Smimow , D’une antitoxine artificielle 
de la dipht^rie. Ü21 

Soerensen , Versuche mit Scnimtherapi« 
bei Diphtherie im Blegdamsspitale m 
Kopennagen. Mitteilung II. Versuche 
mit französischem und dänischem 
Serum. 362 

Strsheminsky , Ein Fall von pseudo- 
membranöser Augenbindehaut - Ent- 
zündung, hervorgerufen durch den 
Loeffler sehen Bacillus und geheilt 

mit Behring’» Heilserum. 

Timaschew, Resultate der Serumthera- 
pie der Diphtherie in der Kinder 
kiinik der Universität Tomsk. t23 
Vschinsky, Ueber Diphtheriekulturcn 
auf eiweißfreier Nährlösung. «• «,• >•• < 

Wiehert , The local treatment of diph- 
theria with aodium hyposulphite. <06 
Vierhuff, Ueber die im Stadtkranken 
hause zu Riga gemachten Erfahrungen 
mit dem Bchring’schen Diphtherie 
heilserum. 101 

Druse. 

Gröxinger , Vermutliche Uebertrmgung 
der Druse durch die Begattung. iIj 

Seuchenhafter Durchfall bei 
Kälbern. 

Ortmau, Vorläufige kurze Notiz üb«» 
ein neues Schutzmittel gegen den 
seuchenhaftcn Durchfall bei Kalben . 

S2 


I 


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Register 


955 


Dysenterie. 

Celli , Eziologia dclla Disenteria ne’ suoi 
rapporti col B. coli e colle sue tossine. 

SH) 

Janowski , Zur Aetiologie der Dysen- 
terie. (Orig.) 88. lfiL 104. 234 

Maberly, Dysentery and its treatment. 
With an account of 8 ix yeare’ ex- 
perience in the Transvaal and Mata- 
beleland in the use of some varieties 
of Monsonia aa the curative agent. 822 


Eiterung. 

Achard et Bensaude, Sur la prösonce 
de la propriäte agglutinante dans le 

r lasma sangum et divers liquides de 
organisme. 32 

— et Broca t Bacteriologie de vingt cas 
d’appendicite suppuree. 938 

Axenfeld, Ueber mildere und gutartige 
rnetastatische Augenentzündung, so- 
wie über doppelseitige Thrombose bei 
allgemeiner Sepsis. 343 

Bach, Bakteriologische Untersuchungen 
über den Einfluß antiscptischerUeber- 
Hchläge auf den Keimgehalt des Lid- 
randes und ßindehautsackes. 553 
Bernabeo , Sulla conservazione della vita- 
litä e virulenza dello pneuraococco di 
Fraenkel e dello streptococco di Fehl- 
eisen. G06 

Bose et Delcxenne, De l'immunitö con- 
f«$ree par quelques substances anti- 
coagulantcs. 32 

Charrin, Modifications cardiaques dues 
aux toxines. 885 

Courmont , Le sörum de Marraorek 
n’iminunise pas le lapin contre le 
streptocoque de l’drysipfcle ZÜ2 

Drossoach , Ueber den Einfluß der Ele- 
mente der Cer- und Zircongruppe 
auf das Wachstum von Baktenen. 
(Orig.) 52 

von Düngern. Freiherr, Die Bedeutung 
der Mischinfektion bei Diptherie. 34G 
Ferrand, Röaction agglutinante dans un 
cas de septic&nie grave sans bacille 
typhique. 482 

Flcxner , A Statistical and experimental 
study of terminal infections. 884 
Ganaitano, Stafilococcoemia da furun- 
colosi. 540 

de Giaxa u. Pane, Beiträge zur Kennt- 
nis der Immunisierung von Kaninchen 
gegen Streptokokken. 1G4 

Goh, Beiträge zur Kenntnis der Augen- 
veränderungen bei septischen Allge- 
meinleiden : sog. Retinitis sentica, 
gutartige nietastatische Entzündung, 
doppelseitige marantische Thrombose. 


Gröxinaer, Vermutliche Uebertragung 
der Druse durch die Begattung. 413 
Gusaeic . Ein Fall einer dreifachen In- 
fektion des Organismus (mit Milz- 
brandbacillen, eitererregenden Strepto- 
kokken und Fraenkel’s Diplokokken). 
(Orig.) # 849 

Heddöus, Tonsillitis acuta durch Sta- 
phylococcus aureus ; Pleuritis exsu- 
dativa metastatica etc. 829 

Korn , Bakteriologischer Befund bei 
einem Leberabsceß. (Oria.) -433 
Ixinnelongue et Achard, Associations 
microbiennes et suppurations tuber- 
culeusee. GS 

Lemoine , Sterilisation de la pulpe vacci- 
nale glyc^rinfo. 821 

Levij Ueber Stomatitis aphthosa. 232 
Lexer, Experimente über Osteomyelitis. 

G94 


Mircoli, Osteomieliti piogenetiche speri- 
mentali. 411 

Niemann, Zur Desinfektion von Wohn- 
räumen mittelst Formaldehyds. 376 
Povpert, Ueber Eiterung durch keim- 
freies Catgut. 358 

Penxo, Sulla influenza della temperatura 
nel processo infettivo inflammatorio. 

805 

Phi8alix, Sur quelques conditions favo- 
risant l’infecuon pyocyanique. 938 
Ruini , Contributo s perimentale allo 
studio del contenuto batteriologico di 
un teatro chirurgico. 410 

von Schab, Beitrag zur Desinfektion von 
Leihbibliotheksbüchern. (Orig.) 141 
Schattenfroh , Ueber das Vorhandensein 
von baktericiden Stoffen in den Leu- 
kocyten und deren Extraktion. 420 
Silber, Salubrol, ein neues antiseptisches 
Streupulver. 32G 

Strsheminsky , Ein Fall von pseudo- 
membranöser Augenbindehaut - Ent- 
durch den 
imd geheilt 
mit Behring*« Heilserum. 552 

Ucke, Ein Beitrag zur Epidemiologie 
des Erysipels. (Orig.) 311, 389 
ron de Velde , Contribution ä l’immuni- 
sation des lapins contre le staphylo- 
coque et le streptocoque pyogönes 118 
Williams, The value of antistropto- 
coccic senim in the treatment of se- 
vere puerperal septicaemia. 121 
Vincent , Sur l’ötiologie et sur les 16s io ns 
anatomo-pathologiques de la pourri- 
ture d’höpital. 102 

Wassermann, Experimentelle Beiträge 
zur Serumtherapie vermittelst anti- 
toxisch und baktericid wirkender Se- 
rumarten. 750 


zündung, hervorgerufen 
Loefflerschen Bacillus 


956 


Register. 


Heudenreich , 
(Orig.) 


Emphysem. 

Emphysem der Leber. 

3QT» 


Epithelioma. 

Salxer, Ein Fall von Molluscum con- 
tagiosum an den Augenlidern. 162 

Erysipel. 

Courmont , Le s<5rum de Marmorek 
n’imraunise pas le Iapin contre le 
streptocoque de Törysipfcle. 202 

Merieux u. Niemann , Ueber Antistrep- 
tokokkeneerum. 421 

Roncali, Ueber die Behandlung bös- 
artiger Tumoren durch Injektion der 
Toxine des Streptococcus erysipclatis, 
zugleich mit dem des Bacillus prodi - 
giosus, sowie der nach den Methoden 
von Eichet und Höricourt und nach 
den von Emmerich und Scholl zube- 
reiteten sog. anticancerösen Serum- 
arten. (Orig.) 782* S5S 

Sterne, Beport of a case of malignant 
uterine tumor treated by the toxins 
of erysipelaS and Bacillus prodigioeus. 

707 

Ucke, Ein Beitrag zur Epidemiologie 
des Erysipels. (Orig.) 311, 389 


Hämoglobinurie. 

Celli u. Santori , Die Rindermalaria 
in der Campagna von Rom. (Syno- 
nyme: Texasfieber, Hämaglobinurie 
in Rumänien und Finland, Hämati- 
nurie in Sardinien und im Agro Ro- 
mano). (Orig.) ifil 

Hepatitis. 

Scagliosi, Die Rolle des Alkohols und 
der akuten Infektionskrankheiten in 
der Entstehung der interstitiellen 
Hepatitis. 2Q 

Hospitalbrand. 

Vincent, Sur l’&iologie et sur les 16sions 
anatomo-pathologiques de la pourri- 
ture d’höpital 1ÜI 

Influenza. 

Meunier . Bronchopneumonien infantiles 
dues au bacille de Pfeiffer. tfifl 

Iridochorioiditis. 

Darier, De l’importanoe de la thera- 
peutique locale dans les irido-chorioi- 
aites infectieuses, syinpathiques et 
autres. 313 


Fleischvergiftung. 

van Ennengem, Recherche« sur des cas 
d’accidents alimentaires produits par 
des saucissons. 19 

Oiinther , Bakteriologische Untersuch- 
ungen in einem Falle von Fleisch- 
vergiftung. 422 

Furunkulose. 

Qaw/itano, Stafilococcoemia da furun- 
colofii. 540 

Gastroenteritis. 

ran Ermengem . Recherchos sur des cas 
d’accidents alimentaires produits par 
des saucissons. 19 

Gonorrhöe. 

Heinum , A further study of the biology 
of the gonococcus (Neisser) with con- 
tributions to the technicjue: a paper 
based on the morphological and hio- 
logical examination of exudates in 
cases of chronic urethritis 230 


Iritis. 

SchuÜxe, Tuberkulöse Iritis mit Kera- 
titis parenchymatosa. 

Keratitis. 

Oreeff , Die Keratitis interstitiali» (pa- 
renchymatosa) in ihren Beziehungen 
zu Allgemeinerkrankungen. 
ron Hippel, Ueber Keratitis parenchy- 
matosa. Klin. Untersuchungen. 22 
Pflüger, Ueber Keratitis parenchyma- 
tosa. 343 

Schultxc, Tuberkulöse Iritis mit Kera- 
titis parenchymatosa. & 

Keratomalacie. 

Sch immelpfennig , Ueber einen Fall von 
infantiler Gonjunctivalxerose mit Ke- 
ratomalacic. f£*£ 


Keuchhusten. 

Ritter , Ueber den Keuchhusten. l£4 


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Register. 


957 


Kroup. 

Ricci, Sugli ottimi risultati dell’ intu- 
bazionc nel crup, dopo l’uso del siero 
antidifterico. 622 


Leistikotc, Versuche zur Gewinnung 
von Lungenseuchenlymphe durch Im- 
pfung von Kälbern. 36 

Malaria. 


Kuhpocken. 


Kämpffer, Kurze Mitteilung über eine 
Kuhpockenepidemie mit Uebertragung 
auf den Menschen. 287 


Lepra. 

de Brun, L’AVnhum des auteurs con- 
stitue-t-il une cntiUi morbide distincto, 
ou bien n’est-il qu’une modalit/* de 
la leprose ? 285 

Crocker, A promising treatraent for le- 
prosy. 292 

Glück, Kommt Lepra in Dalmatien 
vor? 26 

Hovorka ron Ztleras, lieber einen bis- 
her unbekannten endemischen I^epra- 
herd in Dalmatien. 26 

Impey, Handbook on Leprosy. 283 
Klingmüller u. Weber, Untersuchungen 
über Lepra. 695 

Koppel, Ueber die Verbreitung der 
Lepra und den Kampf mit ihr in 
den Haitischen Provinzen. 285 

Lae.hr, Lepra und Syringomyelie. 282 
Lordy, Lhpre ainoide. 808 

Sack, Was ist Zaroath (Lepra) der 
hebräischen Bibel? 6! >4 

Spiegel, Zur Differentialdiagnose von 
l^epra und Tuberkelbacillen. 817 
Storch, Ueber den anatomischen Befund 
bei einem für Deutschland endogenen 
Fall von Lepra tuberosa. Zugleich 
ein Beitrag zur Frage nach den Be- 
ziehungen zwischen Aussatz und Tu- 
lierkulose 8üß 

Unna, Der Fettgehalt der Lepra- und 
Tuberkelbacillen. 938 

Zambaco-Pacha, L’A'fnhum des auteurs 
constitue-t-il une entit** morbide di- 
stincte, ou bien n’est-il qu’une moda- 
lite de la leprose? 285 


Leukämie. 

Bonvicini, Riccrche batteriologiche e 
»perimentali sulla cziologia della leu- 
cemia nel cane e nel bue. 211 

Lungenseuche. 

Arloing, Bericht über das Pneumo- 
bacillin und seine Verwendung bei 
der Lungenseuche. 208 


Celli u. Santori, Die Inkubationsdauer 
des Malariafiebers nach der Behand- 
lung mit Blutserum von immunen 
Tieren. (Orig.) 49 

, Die Rinderraalaria in der Cam- 
pagne von Rom. (Synonyme: Texas- 
fieber, Hämoglobinurie in Rumänien 
und Finland, Hämatinurie in Sar- 
dinien und im Agro Romano). (Orig.) 

561 

Coronado, Laveräneaa en las aquas del 
Cerro. 33 

Lateran, Comment prend-on le palu- 
disme? 289 

Laune. A case of malarious fever. 212 
Ijttekowicx, Ueber den Entwickelungs- 
gang und die Einteilung der Malana- 
parasiten. (Orig.) 129 

Zieinann, Zur Morphologie der Malaria- 
parasiten. (Orig.) 641 

— , Nachtrag zur Morphologie des Ma- 
lariaparasiteu. (Orig.) 805 

Masern. 

Atkins , Case of measles complicated 
with pueumoniu followed by scarlet 
fever and diphtheria. 353 

Barbier, Bact^riologic de la rougeole. 545 
Ijiihr, Ueber Immunisierungsversuche 
gegen Diphtherie. IM 


Maul- und Klauenseuche. 

Babes u. Proca, Beobachtungen über 
die Aetiologie der Maul- und Klauen- 
seuche. (Orig.) 835 

Bussen ins u. Siegel, Der gemeinsame 
Krankheitserreger der Mundseuche 
des Menschen und der Maul- und 
Klauenseuche der Tiere. 418 

, Zur Frage des Bacillus der Maul- 
und Klauenseuche. 428 

, Zur Frage der Uebertragung von 

Maul- und Klauenseuche auf den 
Menschen. 289 

Behla, Künstliche Uebertragungen der 
Maul- u. Klauenseuche auf Schafe. 31 
Frankel, Der Öiegel’sche Bacillus der 
Maul- und Klauenseuche. 478 

Jüngers , Nochmals die Maul - und 
Klauenseuche. 74Q 

ran Stessen, Das Contagium der Maul- 
u. Klauenseuche (Aphthenseuche). Z32 


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958 


Register. 


Mäusetyphus. 

Zujmik , Ueber die praktische Verwend- 
barkeit der Mäusebad 1 len, insbeson- 
dere des Loeffler’schen Bac. typhi 
inurium. (Orig.) 44h 

Meningitis. 

Haast , Beobaehtu ngen über die Uehim- 
rückenmarksseucne der Pferde, Me- 
ningitis cerebrospinalis epidemica. 112 
Johne , Zur Kenntnis der seuchenartigen 
Cerebrospinalmeningitis der Herde. 

Kamen, Ein weiterer Fall von typhöser 
Meningitis. (Orig.) 44Ü 

Sigg u. Hanau , Beiträge zur Lehre von 
der akuten Miliartuberkulose mit an- 
hangsweisen Bemerkungen über Me- 
ningitis tuberculosa und die Ver- 
breitungsart einiger anderer krank- 
hafter Prozesse im Körper. 39 

Wolf, Ein Beitrag zur Aetiologie der 
rirkumskripten Meningitis. 809 

Milzbrand. 


Sympathische Ophthalmie. 

Abelsdorff , Zur Prophylaxe der sym- 
pathischen Ophthalmie. 

Osteomyelitis. 

Lexer , Experimente über OsteomvelitL. 

Mircoli, Osteomieliti piogenetiche speri- 
mentali. 111 

Ozaena. 

Vulpius, l 7 eber primäre Ozaena larvngo 
tracheulis. 112 

Parotitis. 

Marcuse, Parutitisepidemie. 

Aleeray et Walsh , Some notes on the 
bacteriology of mump*. ßü 

Pemphigus. 

Kuhnl, Eine Endemie von Pemphigus 
neonatorum. 

Vogel , Pemphigus neonatorum. 288 


Fodor u. Riyler, Neuere Untersuch- 
ungen über* die Alkalizität des Blutes. 
(OrigJ 13h m 

Uarth , lieber Milzbrand bei Schweinen. 

2 Dö 

Gorini , II carbonchio nelT aero del 
basso milaneae in rapporto colle con- 
cerie. Sö 

Gussmr, Ein Fall einer dreifachen In- 
fektion di* Organismus (mit Milz- 
brandbacillen , eitererregenden Strepto- 
kokken und FraenkePs Diplokokken). 
(Orig.) 849 

Niemann , Zur Desinfektion von Wohn- 
riiumen mittels Formaldehyds. 3Ifi 
r. Sr hob, Beitrag zur Desinfektion von 
l^eilibibliotheksbüehern. (Orig.) 111 
Silber , Salubrol, ein neues ontisepti- 
sches Streupulver. 37t* 

Willach, Milzbrand oiler nicht Milz- 
brand ? IM 

Molluscum contagiosum. 

Alueixe , Beitrag zur Kenntnis des 
Molluscum contagiosum der Lider. 22 
Salier, Ein Fall von Molluscum con- 
tagiosum an den Augenlidern. 1(12 

Nephritis. 

Willach , Eine Ursache der multiplen 
ein bol Lehen Nephritis (weißen Fleck- 
niere) der Kälber. 33Ü 


Peritonitis. 

Zenoni , Ueber die Frage der Homo- 
logie der Streptokokken. (Orig.) 10 

Perityphlitis. 

Apolant, lieber das gleichzeitige Vor- 
kommen von Angina und Perityph- 
litis. Ü82 

Pest. 

Abel, Zur Kenutnis des Pestbarillu*. 
(OrigJ 491 

Klein, Ein Beitrag zur Morphologie und 
Biologie des Bacillus der Bubonen pc*t. 
(Orig.) 

iMirson, The epidemic of bultonic plague 
in 1894. 609 

Ogala, Ueber die Pt*tepidemie in For- 
mosa. (Orig.) IfiÖ 

lioux, Sur la jjestc buboniqui et eon 
traitement par le *£rum antipesteiix. 

3ßl 

Yersin , Sur la poste bubonique (s£ro- 
tberupie). 3tx> 

Pleuritis. 

Hediläus, Tonsillitis acuta durch Stt- 
phylococcus aureus; Pleuritis exu- 
clativa metastatica etc. S7V 

Siredey, Pleur&ie purulente due au 
Bacflle de Friedländcr. tiU) 


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Register. 


959 


Pleuropneumonie. 

Storch , Die Pleuro - Pneumonie der 
Ziegen im Steinbacher Grunde. 105 

Pneumonie. 

Atkins , Oase of measles complicated 
with pneumonia followed by scarlet 
fever and diphtheria. 353 

Babcock , A contribution to the study 
of acute delirium with especial re- 
ference to its bacteriology. Report 
of a case. 20 

Bemabeo, Sulla conservazioue della 
vitalitÄ e virulenza dello pneumo- 
cocco di Fraenkel e ddlo strepto- 
coceo di Fehleisen. 606 

Oiffort, Der Fracnkel’sche Diplococcua 
als häufiger Erreger des akuten 
ßindehautkatarrhs. liüö 

Ousseic, Ein Fall einer dreifachen In- 
fektion des Organismus (mit Milz- 
brandbacillen, eitererregenden Strep- 
tokokken und Fraenkel’s Diplokok- 
ken). (Orig.) SU) 

Haiban, Beitrag zur Pathogenität des 
Friedlaender'schen Bae. pneumoniae. 

1D5 

Kobu, Bakteriologische Blutuutersuch- 
ungen , insbesondere bei Pneumonie. 

087 

Mariantonio , Oontributo alle lesioni 
extrapolmonali dello pneumococco. 

69Ü 

Meunier, Brouchopneumonies infantiles 
dues au bacille de Pfeiffer. 689 
Hicolle et Hebert, Note sur un £chan- 
tillon de bacille de Friedländer, isole 
de la vase de la Heine. 602 

, Ees angines i\ bacille Friedländer. 

608 

Patte , lieber die Heilkraft des aus 
verschiedenen immunisierten Tieren 
gewonnenen antipneumonischen »Se- 
rums. (Orig.) 604 

Sireäey, Plcuräsie purulente due au 
Bacille de Friedländer. <3)0 

Storch , Die Pleuro - Pneumonie der 
Ziegen im Steinbacher Grunde. 105 
Wieling , lieber Flagellaten (Tricho- 
monas) in der Lunge eines Schweines 
bei lobulärer Pneumonie. (Orig.) 221 
Wolf, Ein Beitrag zur Aetiologie der 
eirkumskripten Meningitis. 809 

Pocken. 

r. Düring , Blatternmortalität in Kou- 
stantiuopel. 545 


Kümpffer, Kurze Mitteilung über eine 
Kuhpockenepidemie mit Ueoertragung 
auf den Menschen. 287 

Lemoine, Sterilisation de la pulpe vacci- 
nale glycärinäe. 821 

Martin , La prophylaxie sanitaire ä 
Paris. 40 

Wasieletrski , Ueber die Form und 
Färbbarkeit der Zelleinschlüsse bei 
Vaccineimpfungen (Cytorvctes vac- 
cinae Guamient (Orig.) 9111 

Weber , Badania nad etyologia ospv. 
[Zur Aetiologie der Variola!] * 286 

, Nieprawidlowy rozwöj krosty 

przy szczepieniu ochronnem. [Ueber 
atypische Impfpustel.] ‘286 

Pseudoactinomykose. 

(Jalli- Valerio, Actinomicosi e pseudo- 
actinomicosL A proposito di un caso 
osservato nell’ uomo. 546 

Pseudo-Lupus. 

Qilehrist und Stokes , The presence 
of an Oidium in the tissues of a case 
of pseudo lupus vulgaris. 1192 

Pseudotuberkulose. 

dalli- Valerio , Nota preveutiva sopra 
alcune neoformaziom nodulari. 810 

Puerperalfieber. 

Ilossi - Doria , Ueber die lokalen und 
allgemeinen Intoxikationen als prä- 
disponierende Ursache'der Puerperal- 
iufektionen. Beitrag zum Studium 
des pathologischen Wochenbettes. 411 
Williams, The value of antistrepto- 
coccic serum in the treatment of 
severe puerperal septicaemia. 121. 

Rauschbrand. 

Böhm, Zur Technik der Massenimpf- 
ungen. 116 

Hauch, Kauschbrand bei Schafen. 695 
Strebei , Die Schutzimpfungen gegen 
den Kauschbrand. Statistik ül>er die 
Schutzimpfungen und deren Resul- 
tate. 39 

Retinitis septica. 

Ooh, Beiträge zur Kenntnis der Augen- 
veränderungen bei septischen Afige- 
raeinleiden : sog. Retinitis septica, 
gutartige metastatische Entzündung, 
doppelseitige marantische Thrombose. 

540 


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960 


Register. 


Rheumatismus. 

Thiroloix, Barille du rheumatiame arti- 
culaire aigu. 8ÜÜ 

Rhinitis, 

Müder , lieber Rhinitis fibrinosa diph- 
theriea. ltil 

Rinderpest. 

Berichte des Herrn Prof. I>r. Koch über 
seine in Kimberley gemachten Ver- 
suche bezüglich Bekämpfung der 
Rinderpest (Orig.) 52li 

Williams , Hinderseuche auf J amaica. 

3fi0 

Rotz. 

Buschke. Heber chronischen Rotz der 
menschlichen Haut nebst Bemerk- 
ungen über die Anwendung des M allein 
beim Menschen. bl3 

Preusse , Die Ergebnisse der in den 
Jahren 1895 und 189b im Regierungs- 
bezirk Danzig ausgeführten Mallein- 
impfungen. 487 

Straus, Contribution ü l’ötude experi- 
mentale de la tubcrculose par in- 
gestion. (Nouveaux faits pour servir 
a la distinction des bacillcs de la 
tuberculose hmnaine et aviaire.) 881 

Rückfalltyphus. 

Tic t in. Zur Lehre vom Rückfalltyphus. 
(Orig.) • llli 

Sarkom, 

Boncali, Ueber die Behandlung bös- 
artiger Tumoren durch Injektion der 
Toxine des Streptococcus erysipclatis, 
zugleich mit dem des Bacillus pro- 
digiosus, sowie der nach den Me- 
thoden von Eichet und H6ricourt 
und nach den von Emmerich und 
Scholl zubereiteten sog. antdcancerösen 
Serum arten. (Orig.) 782 

Scharlach. 

Äthins, Case of measlcs complicatcd 
with pneumonia followed by scarlet 
fever and diphtheria. 353 

Behla . Ueber das Vorkommen von 
Scharlach bei Tieren. (Orig.) 211 

Grasset, De la transmisaon de ln scar- 
latine par l’interm&liaire d’unc lettre. 

22 

v. Hanke, Zur Scharlachdiphtherie. 22 


Schlangenbiß. 

Cahnette, Sur le venin des serpents 
et sur l’emploi du alrum antiveuimeux 
dans la tnärapeutique des morsures 
venimeuses chez l’homine et chezje* 
ammaux. 153. 

Richet , Du ra&auisme de l’action anti- 
toxique du sörum de chien immuui«»' 
au moyeu de s6rum d’anguille. 75h 

Schweinerotlauf und Schweine- 
seuche. 

Brmstcn , Praktische Erfahrungen mit 
der Schutzimpfung gegen Schwein» 
rotlauf. 315 

Fodor u. Riyler , Neuere* Untersuch- 
ungen über die Alkalizitut des Blut**. 
( Ortg .) 13h läfi 

Johne, Zur Porcosanfrage. ü31 

Marks , Noch einmal die Schweine- 
sencheu. 359 

Voges , Weitere Untersuchungen über 
Schweineseuchen. ( Orig.) 594 

Wittlinger, Experimentelle Beit räge zur 
Lösung der rorcosanfrage. UM 

Schwellungskatarrh. 

( Jelpke , Der akute epidemische Schwel- 
lungskatarrh und sein Erreger (Ba- 
cillus septatus). 213 

Septikämie. 

Bailance and Abbott, A case of haemor- 
rhagic septicaemia treated by anti- 
streptococcus-serum. 12Ü 

Soor. 

Steiner, Beiträge zur Pathogenese de> 
Soorpilzes. (Orig.) 

Stomatitis. 

Leci , Ueber Stomatitis aphthosa. 737 
Syphilis. 

r. Hippel, Ueber Keratitis parenchy- 
matös». Klinische U n tersnch uiigen . 21 

Syringomyelie. 

Laehr, Lepra und Syringomyelie. 2Sl 
Tetanus. 

Bacon , Note» of u case of tetanu- ; 
recovery. 29*> 


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Register. 


961 


Behring, Antitoxintherapeutisehe Pro 
bleme. tili! 

— u. Knorr, Tetanusantitoxin für die 
Anwendung in der Praxi». Uli 

Biennald, Kin Tetann»fall, mit Behring’» 
neuem Antitoxin behandelt. ill 
Brieger u. Boer, lieber die Toxine der 
Diphtherie und de» Tetanus. ltiO 
Harbushire, A ca»e of tetanu» treated 
with Tizzoni’s antitoxin, recovery. 702 
Üirckerhoff u. Peter, Zur Behandlung 
des Starrkrämpfe« beim Pferde mit 
Tetanus-Antitoxin (Behring). 107. 118 
Oreemoord, Ca»c of traumatic tetanu« 
irented by antitoxin; recovery in threc 
weeks. 205 

Jacob, Ein in Heilung übergegangener, 
mit Antitoxin behandelter Fall von 
Tetanus. 487 

Ibra na, Contributo alla cura dcl tetano 
traumatico con 1c injezioni ipoder- 
iniche di acido fenico (metodo Bacelli). 

486 

Kondraticff, Zur Frage über den Selbst- 
schutz des tierischen Organismus ge- 
gen bakterielle Infektionen. (Orig.) T< )7 
Mac Eicon, Two cascs of tetanus treated 
by antitoxin. 29S 

Mariotti-Uianchi, Contributo allo studio 
dell’ azione del siero di sangue di 
animali non tratli contro i micro- 
organismi loro prodotti toxici. 550 
Melde , Ein durch da« Behring’sche 
Tetanusantitoxin geheilter Fall von 
Starrkrampf beim Pferde. 206 

Pike, A casc of tetanus from iieripheral 
irrigation ; recovery ; remarks. 205 
Rex, Behandlung von Pferden mit 
Tetanusantitoxin. 487 

Vogel , Zur Behandlung des Starr- 
krampfes beim Pferde mit Tetanus- 
Antitoxin (Behring). 200 

Willcmer, Ein mit BehringVchein Anti- 
toxin behandelter Tctanusfnll. 1 16 

Texasfieber. 

Celli u. Santori, Die Rindermalaria 
in der Campagna von Rom. (Syno- 
nyme: Texasfieber, Hämoglobinurie 
in Rumänien und Finland , Hiinia- 
tinurie in Sardinien und im Agro 
Romano). (Orig.). 561 

Tollwut. 

Brusrhettini, Erwiderung auf den Ar- 
tikel von l>r. Marx, betreffend meine 
Untersuchungen über dio Ai tiologie 
der Hundswut. (Orig.) 200 

Fodor u. Uiglrr, Neuere Untersuchungen 
über die Älkalizität des Blutes. (Orig.) 

1.84. 186 

Erste AbU XXI. Bd. 


Frantxius, Einige Beobachtungen über 
die Wirkung der Röntgen 'sehen Strah- 
len auf da« Gift der Tollwut. (Orig.) 

2 hl 

Krdiouchkinc , los vaccination» anti- 
rabuiues ä 8L Pütersbourg. Rapport 
annuel du Service de traitement i>rö- 
ventif de la rage i l’Institut Imperial 
de mödecine ex pöri mentale. 552 
Marx, Zur Kritik des „Wutbacillus“ 
Bruschettini's. (Orig.) 205 

Metnmo, Beitrag zur Kenntnis der Aetio- 
logie der Tollwut. (Orig.) 657 
Pouriale, Die Impfung zu Schutz- und 
Heilzwecken gegen die Wut. 4Ü 

Tonsillitis. 

Heddäut , Tonsillitis acuta durch Sta- 
phylococcus aureus; Pleuritis exsuda- 
tiva metastatica etc. 870 

Trachom. 

Leber, Uebcr die Pathologie de» Tra- 
choms. 341 

Trichinose. 

Askanaxy. Berichtigung der Bemerkun- 
gen P. Cerfontaine’s. (Orig.) 400 
Cerfontainc, A pro[»j» d’une noto de 
M. Askanazv «ur la Trichinose. (Orig.) 

402 

Huber, Zur Geschichte der Trichinose. 

(Orig.) (M 

Simon, Seltene Trichinosis. 5 t S 

Trichophytie. 

Rotenbach, Metier die tiefen und eitern- 
den Trichophytonerkrankungen und 
deren Krankheitserreger. 33 

Sack, Was ist Zaraath (Lepra) der 
hebräischen Bibel ? 604 

Trichorrhexis nodosa. 

Markutfeld, lieber die Aetiologie der 
Trichorrhexis nodosa (Kaposi). (Orig.) 

230 

Tuberkulose. 

Ascher. Die Volksheilstätten für Lungen- 
kranke. 74 

Auelair, Essais de sdrothürapie experi- 
mentale antituberculeusc a I'aide du 
sang de poules traitöcs. 810 

Bay, Tuliercular infectiousness of milk. 

63 

Bueqc, Ueber die Untersuchung der 
Milch auf Tuberkelbacillen. 70 
£1 


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«52 


Register. 


Bunge ii. Tranten rot h . Smegma- und 
Tuberkelbacillen. 3. >3 

Cadiot , Contribution ii l’ctudc de la 
tubcrculüfse des jictil.* uniimiux. bl 
Crcscimanno , Tubercolosi laringo-ix>l- 
monalc curata col siero Maragliano. 

551 

Deligiannis, aiuta Trj; xpov(a; 9-toioj; 

TW* TtVSUJACVWV. 22 

Dcnison, The microscopical proof of a 
curative process in tuberculosis; or 
the reaction to tuberculin evidcuccd 
by blood changea hitherto unrecog- 
nized. 72 

Diamare , lieber cntozoischc tuberkulöse 
Neubildungen. (Orig.) 150 

Dottris et Iiaurges , Tu bereu lose miliairc 
aigue de la mbre; infcction tuber- 
cuieuse intra-uterine du foetus verifide 
pur l’inoculation. 35b 

Dunteody, Iloree serum in consumption. 
Report of recoveries and improve- 
raents. 74 

Fiorentini e Luraschi, I raggi di Rönt- 
gen applicati alla tuberculosi speri- 
mentalc. 82D 

Fodor u. Itigler, Neuere Untersuchungen 
über die Alkalizitat des Blutes. ( Ortg .) 

134* 18b 

Galli- Valerio, Sopra due casi di tuber- 
culosi ncl eanc. s&2 

Goldschmidt u. Luxenburger \ Zur Tuber- 
kulose-Mortalität und -Morbidität in 
München. ül 

Gottstein, Pharynx und Gaumenton&ille 

I irimäre Eingangspforten der Tuber- 
kulose. ft) 

Grunert. Beiträge zur Tuberkulose der 
Bindehaut. 542 

G uillebeau, Die Verwendung des Flei- 
sches tuberkulöser Tiere und die Ge- 
sundheitspflege. ü2 

Hafner , Zur Frage der Tuberkulose- 
tilgung. 23 

Hanoi et Uvy , Uu cas de tuberculc 
de la merabrane interne de l’aorte. SSI 
Henke, Beitrag zur Frage der intra- 
uterinen Infektion der Frucht mit 
Tuberkclbacillen. tilLL 

Hohnes, The diawiosis of tuberculosi« 
frora the morpliology of the blood 
an original research with report 
of eases. 21 

Hänselt, Uebcr Differentialfarbung zwi- 
schen Tuberkclbacillen und den Ba- 
cillen des Smcgmns. 700 

Houck, Tuberculosis in a dog. Ü2 
Ing> aham, A criticism on the „guinea-pig 
test‘‘ for tu bereu loeis. 22 

Jcnsen, Vieheinfuhr und dio Tuberkulin- 
probe. 374 


Kle.pp. Feber angeborene Tuberkulose 
bei Kälbern. Hl 

, Noch einige Betrachtungen über 
angeborene Tuberkulose. 355 

Koch, Ueber neue Tu bork ul inprä parate. 

1 i-5 

Lannelonyue et Achanl, Association» 
microbicnnes et suppurations tul>er- 
culcuses. b»> 

, Sur I'iimminite des galliuactV* 

contre la tu bereu lose humaiue. S1U 
Laser, Ueber die Häufigkeit des Vor- 
kommens von tuberkulösen Hab- 
drüsen bei Kindern. iiä 

Ijeichtenstern, Akute Miliartuberkel der 
Haut bei allgemeiner akuter Miliar- 
tuberkulose. 352 

Liebmann, Studien über das Koch »ehr 
Tuberkulin. 

Lohoff, Ein bemerkenswerter Fall von 
angeborener Tuberkulose beim Kalbe. 

Loesch , Contribution au diagnostic de 
la tuberculose par la tuberculine. 543 
Lothes, Ist bei den heutigen Erfahrung n 
über Nutzen und Wirkung des Tuber- 
kulins eine zwangsweise Impfung mit 
Tuberkulin vorab für die den Kör- 
kommissionen vorzuführenden Zucht- 
stiere anzustreben ? 554 

iAizxatto, Mischinfektionen bei Lungen- 
tuberkulose des höheren Alters. (Orig.} 

Lungwitx , Einiges über Tuberkulose. 354 
Maksutoir, Ueber Immunisierung gegen 
Tuberkulose mittels Tuberkdtoxin^. 
(Orig.) 312 

Maragliano . La siero-terapia nella tuber- 
colosi. 425 

May, ZurTuberkulosestatistik in Bayern. 

tmu 

Meunicr, Du serodiagnostic dans un 
cas de tuberculose aigue et de fftvrc 
typhoide associdcs. 243 

Niemann, Ueber Tuberkuloseheilserum. 

321 

Nocard, Ja: type alKlominal de la tub*r- 
culose du cheval est d’origine aviairr. 

M»7 

IHccinino v Orimaldo . Contributo alle 
studio delP influenza del sistema ner- 
voso nelle infezipni. 53S 

Fluder u. Fischer, Ueber primäre la- 
tente Tuberkulose der Racnenmand« I- 
hvperplasie. 541 

de Quervain , Ueber Fremdkörpertuber- 
kuloec des Peritoueumg bei uniloku- 
lärein Echinococcus. 615 

Reissmann, Der jetzige Stand unserer 
Kenntnisse und Anschauungen von 
der Gesundheitsschädlichkcit de» Flei- 
sches tuberkulöser Tiere. 513 


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Register. 


963 


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Rieht, Htfrdditd ct tuberculose. 2 3Z 
Roloff, Kombination der Weigert’schen 
Fibrinfärbung mit der Färbung auf 
Tuberkelbacillen. 74*) 

Rondelli und Buscalioni, l’ebcr eine 
neue Färbungsmethode des Tuberkel- 
bacillus. JQ 

Ronncbcrger , Kinigcs ülier die durch 
die Tuberkulose der Rinder verur- 
sachten Schäden. 543 

Russell, Tuberculin inoculations for year 
lffflti. ... SSK 

Rutkotcski , Zur Einwirkung des Tubor- 
k iiloseserums Vicquerat’s auf Meer- 
schweinchen. TA 

Sairyer, Examining rectal mucus for 
tuberele bacilli, a useful diagnostic 
procedura. ZI 

r. Schah, Beitrag zur Desinfektion von 
Iseihbibliotheksbdchem. /Orig.) 111 
Schieck, Ueber die ersten Stadien der 
experimentellen Tuberkulose der Ka- 
ninchencornea, 00 

Schlesinger, Die Tuberkulose der Ton- 
sillen bei Kindern. *11 

Schmidt, Hodcntuberkulose. 542 

Schuchardt, Einige Untersuchungen 
über das Vorkommen von Tuberkel- 
bacillen in der Butter. 354 

Schultxe, Tulierkulösc Iritis mit Kera- 
titis parenchymatosa !iä 

Scmmer, Feber die Tuberkulose in Ruß- 
land und die Anwendung des Tuber- 
kulins als diagnostisches Mittel. 15 
Sico/Ia et Palmieri , Hcr&litd de la 
tiilierculose. 350 

Sigg u. Hanau. Beiträge zur Lehre von 
der akuten Miliartulierkulose mit an- 
hangsweisen Bemerkungen über Me- 
ningitis tuberculosa und die Ver- 
breitungsart einiger anderer krank- 
hafter Prozesse im Körper. 50 

Sinclair Coghill, Sequel of a case treated 
by Koch’s tuberculin with the nc- 
crosy. ti2S 

Spiegel, Zur Differentialdiagnoso von 
Lepra und Tulierkelbacillen. 817 
Spormann, Bemerkungen zur Behand- 
lung der Lungentuberkulose. 75 
Surmont ct Pridhomnu, La phtisie pul- 
irtonaire h Lille. £2 

Storch, lieber den anatomischen Befund 
I K-i einem für Deutschland endogenen 
Fall von Lepra tuberosa. Zugleich 
ein Beitrag zur Frage nach den Be- 
ziehungen zwischen Aussatz und 
Tuberkulose. 8Q8 

Strauss, Contribution ä l’etudo experi- 
mentale de la tuberculose par in- 
gestion. (Nouveaux faits j>our servir 


il la distinction des bacilles de la 
tuberculose humaine et aviaire.) 881 
Unna , Der Fettgehalt der Tuberkel- 
bacillen. 03H 

Vogts , Der Kampf gegen die Tuber- 
kulose de« Rindviehs. 703 

Werneck de Aquilar, Ucber Fibrin- 
bildung bei den verschiedenen ana- 
tomischen Produkten der Tuberkulose. 

Hilft 

Winter, Muskeltubcrkulose beim 
Schwein. 5-15 

Wolf), Zur Hereditätalehre der Tuber- 
kulose. 03 

— , Uebcr die Tuberkulose de« Eier- 
stocks. 357 

Tumoren. 

Brunner, Resultate der Serumbehand- 
lung bösartiger Neubildungen. KM 
Diamare, Ucber entozoische tuberkulöse 
Neubildungen. (Orig.) 45ft 

Courmont, Le söruin de Marmorek 
n’immunise pas le lapin contre le 
streptocoque de l’drysipöle. 707 
Galli-Valerio, Nota ’preventiva sopra 
alcune neoformaziom nodulari. 810 
Jona, Die Schutzmittel des Organismus 
gegen die Blastomyceten. (Orig.) 14Z 
Roncali, Ueber die Behandlung bös- 
artiger Tumoren durch Injektion der 
Toxine des Streptococcus erysipclatis, 
zugleich mit dem des Bacillus pro- 
digiosus. sowie der nach den Methoden 
von Richet und Hericourt und nach 
den von Emmerich und Scholl zube- 
reiteten sog. anticanceröscn Serum- 
arten. (Orig.) Z82 

— , Mikrobiologische Untersuchungen 
filier einen Tumor des Abdomens. 
(Orig.) 51Z 

Sanfelice, Süll’ azione patogenn dei 
blastomiceti. 158 

Stonc, Report of a case of malignant 
uterine tumor treated by the toxins 
of erysipelas and Bacillus prodigiosus. 

707 

Typhus. 

Achard, Passage de la proprietö aggluti- 
nantc ä travers la placcnta. 148 
Capaldi und Proskauer, Beiträge zur 
Ken nt ni« der Säurebildung bei Typhus- 
bacillcn und Bacterium coli. Z34 
Conrmont , Repartition , formation ct 
destruction de la substance aggluti- 
nante chez les typhiques. ttJLIi 

— , Rdpartition de la substance aggluti- 
nantc dans l’organisme des typhiques. 

484 


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61 * 


964 


Register. 


Ferrand, R&ction agglntinante dttl 
un caa de scpticdmie grave sang ba- 
cille trphlque. 182 

Fraenkei , Ueber den Wert der Widal- 
schen Probe zur Erkennung des» 
Typhus abdominalis. 3ß2 

— , Weitere Erfahrungen überden Wert 
der WidaTschen Probe. Uli 

Gibcrt, Les cbums de la fifcvre typhoide 
au Havre. 21 

ftruber, Beitrag zur Serodiagnostik de« 
Typhus abdominalis. 815 

Griinbaum , Ueber den Gebrauch der 
agglutinierenden Wirkung von mensch- 
lichem Serum für die Diagnose des 
Abdominaltyphus. 745 

Ilaedke, Die Diagnose des Abdominal- 
typhus und WidaPs serumdiagnosti- 
sches Verfahren, 352 

Ueydenreich , Emphysem der Lelx*r. 

(Orig.) 305 

Horton- Smith, On the occurrcncc of 
typhoid bacilli in the urine of patients 
suffering from typhoid fever. 135 
Jet, Ueber die Bedeutung der Widal- 
schen Serodiagnostik. Ü12 

Job m ton. Ueber den Gebrauch von im 
Wasser aufgelösten trockenen Blute 
für die Serumdiagnose des Typhus. 
(Orig.) 523 

Kamen , Ein weiterer Fall von typhöser 
Meningitis. (Orig.) 44Q 

Kashvla , Differenzierung der Typhus- 
bacillen von Bacterium coli comnuiue 
durch die Ammoniakreaktion. (Orig.) 

SB 

Kolle, Zur Serodiagnostik des Typhus 
abdominalis. 4SI 

Lembke , Bacterium coli anindolicum 
und Bacterium coli anaerogenes. 2S1 
Meunier, Du s^rodiagnostic dans un 
cas de tubcrculose aigue et de fievre 
typhoide assoeiöes. 719 

Niemann , Zur Desinfekt ion von Wohn- 
räuraen mittels Formaldehyds. 3Iü 
Van Oordt , Zur Serodiagnostik des 
Typhus abdominalis. 744 

Pfeiffer u. Kolle, Experimentelle Unter- 
suchungen zur Frage der Schutz- 
impfung des Menschen gegen Typhus 
abdominalis. Uh 


Pfuhl, Eine Vereinfachung des Ver- 
fahrens zurSerodiagnostik des Typhus. 
(Orig.) 52 

Renon , Ndceamte d’examiner les eulture* 
avant l’addition du s£rum dans la 
recherchc de la reaction de Widal. 

4K1 

Richarden, Die Diagnose von Typhus- 
kulturen vermittelst getrockneten 
Tvphusaerums. ( Orig J 445 

Rierke, Uel)er die keim widrigen Eigen- 
schaften des Ferrisnlfatx. 7 öd 

Sehe ff er, Uebo* die Widal’scbe Serurn- 
diagnose des Typhus abdominalis. 744 
Siegcrt , Ueber die Bedeutung der Widal- 
schen Serumdiagnose für die Lehre 
vom Typhus abdominalis de« Kindes- 
altere.' faltL 

Stern, Ueber Fehlerquellen der Sero- 
diagnostik. 242 

— , Diagnostische Blutuntersuchnngon 
beim Abdominaltyphus. 47S 

Uhlenhuth , Beitrag zur Scromdiagnose 
bei Typhus alxlominalis. 

Widal et Sicard, La reaction agglmi- 
nante sur les bacilles morts. 

, La mensuration du pouvoiragglu- 

tinatif chcz les typhiquee. 4S4 

Wundinfektion. 

Apolant, Ueber Infektion einer Zahn- 
operationswunde. 695 

Xerose. 

Peters. Ueber das Verhältnis derXerose- 
bacillen zu den Diphtheriebacillen, 
nebst Bemerkungen über die Con- 
junctivitis crouposa. Göü. 

Schanz, Zur Aetiologie der Conjunc- 
tivitis pseudoraembranosa. 22 

Sehimmelpfcnnuj, Ueber einen Fall von 
infantiler Conjunctivalxerose mit Ke- 
ratomalacie. 0Q6 


Zaraath. 

Sark, Was ist Zaraath (Lepra) der 
hebräischen Bil)el ? SU 


c. Durch Bakterien und andere Parasiten hervorgerufene 
Krankheiten einzelner Organe etc. 


Augen. 

Abelsdorff, Zur Prophylaxe der sym- 
pathischen Ophthalmie. 298 

Axenfrld , Ueber die chronische Diplo- 
bacillen oonjutictivitis. (Orig.) l 


AxenfeH , Beitrag zur Aetiologie der 
Bindehautentzündungen. 34ü 

— , Uel>er mildere und gutartige meta- 
statische Augenentziindung , sowie 
über doppelseitige Thrombose bei all- 
gemeiner Sepsis. 343 


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Register. 


965 


Bach , Antisepsis oder Asepsis bei Bul- 
busoperationen. 170 

— , Bakteriologische Untersuchungen 
über den Einfluß antiseptischer Ueber- 
schläge auf den Keimgehalt des Lid- 
randes und Bindchautsackes. 553 
Bach, Antisepsis und Asepsis in ihrer 
Bedeutung für das Auge. 910 

Darier , De l'importance de la th<?ra- 
peutique locale dans les irido-chorioi- 
dites infectieuses , sympathiques et 
autres. 343 

Diamare, Ueber entozoische tuberku- 
löse Neubildungen. (Orig.) 459 
Franke, Weitere Untersuchungen über 
Asepsis und Antisepsis in der Augen- 
chirurgie. 554 

Fuchs, Ueber Pilzrasen auf der Binde- 
haut. 342 

Heipke, Der akute epidemische Schwel- 
lungskatarrh und sein Erreger (Ba- 
cillus septatus). 213 

Gifford , Der Fraenkel’sche Diplococcus 
als häufiger Erreger des akuten Bin- 
dehautkatarrhs. üQ£ 

Goh, Beitrage zur Kenntnis der Augen - 
Veränderungen bei septischen Allge- 
mein leiden . sog. Retinitis septica, 
gutartige metastatische Entzündung, 
doppelseitige marantische Thrombose. 

540 

Greeff, Die Keratitis interstitialis (paren- 
chymatöse) in ihren Beziehungen zu 
Allgemeinerkrank ungen. 885 

Grünere, Beitrage zur Tuberkulose der 
Bindehaut. 542 

r. Hippel , Ueber Keratitis parenchy- 
matöse. Klin. Untersuchungen 22 
lieber, Ueber die Pathologie des Tra- 
choms. 341 

Morax u. Blach, Die Bakteriologie der 
verschiedenen Arten von akuter Con- 
junctivitis im allgemeinen und der 
akuten kontagiösen Conjunctivitis im 
besonderen. 1112 

Muctxe, Beitrag zur Kenntnis des Mollus- 
cum contagiosum der Lader. 22 
Neumann, Sur la Filaire de Poeil du 
cheval. 481 

Nieden , Ueber die Anwendung des 
Emmerich-Hcholl 'sehen Krebsserums 
und des Formols bei inoperablen 
Augengeschwülsten. 550 

Peters, Ueber das Verhältnis der Xe- 
rosebacillen zu den Diphtheriebacillen, 
nebst Bemerkungen über die Con- 
junctivitis crouposa. liÖli 

Pflüger , Ueber Keratitis parenchyma- 
töse. 343 

Pichler, Zur Frage der diphtheritischen 
Bindehautentzündung. 24 


Ranvier, Du röle physiologioue des leu- 
cocytes, ä propos des plaies de la 
cornöe. 889 

Salxer, Ein Fall von Molluscum con- 
tagiosum an den Augenlidern. 192 
Schanz, Zur Aetiologie der Conjuncti- 
vitis pseudomembranosa. 23 

Schimmelpfennig , Ueber einen Fall von 
infantiler Conjunctivalxerose mit Ke- 
ratomalacie. <i9(i 

Schultxe, Tuberkulöse Iritis mit Kera- 
titis parenchymatosa. üä 

Strsheminsky , Ein Fall von pseudo- 
membranöser Augenbindehaut - Ent- 
zündung, hervorgerufen durch den 
Loeff ler 'sehen Bacillus und geheilt 
mit ßehring’s Heilserum. 552 

Blase. 

Finckelstein, Ueber Cystitis im Säug- 
lingsalter. 3Q 


Blut. 

Arloing, Distribution de la matitVe ag- 
glutinante des microbes dans le sang 
et quelques autres humeurs de l'or- 
gamsme. 484 

Courmont, Reparation de la substance 
agglutimuite dans l’organisme des ty- 
phiques. 484 

Fodor u. Rigler, Neuere Untersuchungen 
über die Alkalizitat des Blutes. (Orig.) 

134, Ski 

Holmes, The diagnosis of tuberculosis 
from the morphology of the blood 
— an original research with report 
of cases. 21 

Johnston, Ueber den Gebrauch von im 
Wasser aufgelösten trockenen Blute 
für die Berumdiagnose des Typhus. 
(Orig.) 523 

Knoll, lieber Demodex phylloides suis 
(Csokor) beim Schweine. 413 

Rohn, Bakteriologische Blutuntersuch- 
ungen , insbesondere bei Pneumonie. Ü82 
Rolle , Zur Serodiagnostik des Typhus 
abdominalis. 4SI 

Lateran, Comment prend-on le palu- 
disme ? 289 

Letckowicz, Ueber den Entwickelungs- 
gang und die Einteilung der Mala- 
riaparasiten. ( Orig.) 12ii 

v. Sicherer, Chemotaxis der Warm- 
blüter - Leukocyten außerhalb des 
Körpers. 3& 

Stern, Diagnostische Blutuntersuchun- 
gen beim Abdominal typhus. 478 
liapisarda, Contributo alla casistica dell’ 
anchilostom-anemia. (»15 

Rougei, Contribution il l’ötude du try- 
panosorae des mammiferes. 414 


966 


Register. 


Widal et Sicard , La niensuration du 
pouvoir agglutinatif chez lee typhi- 
ques. 184 

Darm. 

Casciani . Die Ausscheidung des Schwe- 
feläthers durch den Harn bei der 
Stypeis, bei verschiedener Ernährung 
und beim Gebrauch von Chlorör und 
natronhaltigen, als Abführmittel an- 
gewandten Mineralquellen. 1118 

Celli , Eziologia della Dissen teria ne’ 
suoi rapporti col B. coli e colle aue 
tossine. 810 

Heydenreich , Emphysem der Leber. 

(Orig.) 3üä 

Lernbke , Bacterium coli anindolicum 
und Bacterium coli anaerogencs. 281 
Maklexou, Zur Frage der Durchgängig- 
keit der Darmwand für Bakterien bei 
Darm Verschluß. Ö3Ü 

Rabe , Bacterium coli commune als 
Krankheitsursache bei Tieren. 282 
Willach , Zur Aetiologie der eiterig kä- 
sigen Knötchen des Kinderdarmes 732 
Zinn u. Jiuoby, Ueber das regelmäßige 
Vorkommen von Anchylostomum duo- 
denale ohne sekundäre Anämie l>ei 
Negern, nel>st weiteren Beiträgen zur 
Fauna des Negerdarmes. 215 


Harn. 

Bujwid , Diphtheriebacillen in einem 
Harnsedimente. (Orig.) 391 

Casciani. Die Ausscheidung des Schwe- 
fehithers durch den Harn bei der 
Stypeis, bei verschiedener Ernährung 
und l>eim Gebrauch von Chloriir und 
natronhaltigen, als Abführmittel an- 
gewandten Mineralquellen. 238 

Horton- Smith , On the occurrence of 
typhoid bacilli in the urine of patients 
suffering from typhoid fever. 735 


Haut. 

Buschke, Ueber chronischen Kotz der 
menschlichen Haut nebst Bemerkun- 
gen über die Anwendung des Mallein 
beim Menschen. 613 

Gilchrist and Stoker, The pr»«ence of 
an Oidium in the tissues of a casc 
of pseudo limus vulgaris. £92 

Ktihnl, Eine Endemie von Pemphigus 
neonatorum. 288 

1 sich lenstem, Akute Miliartuberkel der 
Haut liei allgemeiner akuter Miliar- 
tuberkulose. 357 

Rosenbach, Ueber die tiefen und eiternden 
Trichophytonerkrankungeu und deren 
Krankheitserreger. 33 

Vogel , Pemphigus neonatorum. 288 


Galle. 

Quenu, Infection biliaire ä colibacille. 886 
Gefäße. 

Quenu, Infection biliaire ä colibacille. 886 
Gehirn. 

Kratter u. Böhtnig, Ein freier Gehirn- 
cysticercuß als Ursache plötzlichen 
Todes. 616 

Geschlechtsorgane. 

Hei man , A further study of the biolog)' 
of the gonoeoccua (Neisser) with con- 
tributions to the technique: a naper 
based on the morphologicul and bio- 
logical examination of exudates in 
caaes of chronic Urethritis. 136 

Schmidt , Hodentuberkulose. 512 


Herz. 

Charrin, Modifications cardiaques dues 
aux toxinea. 885 

Floxner, A Statistical and experimental 
study of terminal infectious. 88t 
Mollard et Raja ml, Ia*sions du uiyo- 
carde dann l’intoxication aigue ^»ar la 
toxine diptherique, Gontribution ä 
l’^tude experimentale des inyocardittw. 

Kehlkopf. 

Orcscimanno, Tubercolosi laringo-pol- 
monale curata col siero Muragliano. 551 
Vulpius, Ueber primäre Ozaena laryn- 
go-trachealia. 112 

Knochen. 

Mir coli, Osteomicliti piogenetiche speri- 
mentali. All 

Hoger et Jonic, Action de certains serum* 
sur la moelie des os. SS8 


Haare. 

Markusfeld , Ueber die Aetiologie der 
Trichorrhexis nodosa (Kaposi). (Orig.) 

230 


Leber. 

Galli- Valerie, Nuove ricerche sui nodul! 
epatici e osservazioni SU alcuni noduli 
polmonari del cavallo. 88Ü 




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Register. 


967 


Heydenrtich , Emphysem der Is-ls-r. 

(Orig.) 305 

Korn , Bakteriologischer Befund bei 
einem Leberabseeß. (Orig.) 433 
Scagliosi, Die Rolle des Alkohols und 
der akuten Infektionskrankheiten in 
der Entstehung der interstitiellen 
Hepatitis. 20 

Lunge. 

Crescimanno, Tubercolosi laringo-pol- 
nionale curata col siero Maragliano. 551 
Frökner, Generalisierte Botryomykose 
beim Pferde mit Lungenmetastasen. 
Jodbehandlung. liÜÜ 

Gaili - Valerio, Nuove riecrche sui noduli 
epatici e osservazioni su uli-uni noduli 
polmonari del cavallo. tSü 

L lieting, Ueber Flagellaten (Tricho- 
monas) in der Lunge eine« Schweine» 
bei lobulärer Pneumonie. (Orig.) 721 


Nieren. 

Ftexner, A Statistical and experimental 
study of terminal infection». 381 

Willach. Eine Ursache der multiplen 
emlwlisehen Nephritis (weißen Fleck- 
niere) der Kälber. 359 

Ovarien. 

Woiff. Ueber die Tuberkulose des Eier- 
stocks. 357 

Peritoneum. 

de Querrain, lieber Fremdkörpertuber- 
kulose de« Peritoneum« bei uniloku- 
lärem Echinococcus. 615 

Pharynx. 

Gottstein, Pharynx und Guumentousille, 
rimäre Eingangspforten der Tuber- 
ulose. 65 


Mund. 

Bruschrltini. Erwiderung auf den Ar- 
tikel von Dr. Marx, betreffend meine 
Untersuchungen über die Aetiologie 
der Hundswut. (Orig.) 203 

Dobrxgniecki, Ueber Leptothrix. (Orig.) 

225 

— , Zwei chromogene Mikroorganismen 
der Mundhöhle. (Orig.) K33 

Muskeln. 

Winter , Muskeltuberkulose beim 
Schwein. 5-15 

Nase. 

Plnder, Ueber Rhinitis fibrinosa diph- 
tberica. 161 


Nerven. 

Pieeiuinn e Orimaldi, Contribnto allo 
studio dell' iufluenza del sistema ner- 
voso nelle infezioni. 538 


Smegma. 

Bunge und Trantenroth, Smegma- und 
Tuberkolbacillen. 353 

Himsell , Ueber Differentialfärbung 
zwischen Tuberkelbacillen und den 
Bacillen des Smegma«. 7t iO 


Tonsillen. 

Gottstein, Pharynx und Ganmentonsille, 
primäre Eingangspforten der Tuber- 
kulose. 65 

Pluder u. Fischer. Ueber primäre latente 
Tuberkulose der Rachenmandelhyper- 
plasie. 541 

Schlesinger, Die Tuberkulose der Ton- 
sillen bei Kindern. 04 


Uterus. 

Stirne, Report of a case of malignaiit 
uterine tumor treated bv the toxins 
of erysipelas and Bacillus prodigiosus. 

ZQZ 


VII. Durch pflanzliche und tierische Parasiten verursachte 
Krankheiten der Tiere. 


Adensamer, Ueber Ascodipteron phyl- 
lorhinae (n. g., n, sp.), eine eigentüm- 
liche Pupiparenform. 35 

Ariola, Note intomo agli Elminti del 
Museo Zoologico di Torino. 361 
Arloing, Bericht über das Pneumo- 
baciflin und seine Verwendung bei 
der Limgenseucbe. 208 


Auelair, Essais de serothörapie experi- 
mentale autituberculeuse a l’aide du 
sang de poules traitöes. 811) 

Babes u. Proca, Beobachtungen über 
die Aetiologie der Maul- und Klauen- 
seuche. (Orig.) 835 

Behla, Künstliche Uelx-rtragungen der 
Maul- und Klauenseuche au f Schafe. 31 


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968 


Register. 


Behla, Ueber dag Vorkommen von »Schar- 
lach bei Tieren. ( Orig.) III 

Bensley, Two fornig of Distoraum cyg- 
noides. (Orig.) 320 

Berichte des Herrn Prof. Pr. Koch 
über seine in Kimberlcy gemachten 
Versuche bezüglich Bekämpfung der 
Rinderpest. (Orig.) 526 

Be nisten , Praktische Erfahrungen mit 
der Schutzimpfung gegen Schweine- 
rotlauf. 375 

Böhm, Zur Technik der Masaenimpf- 
ungen. Ilii 

Bonvicini, Ricerche batteriologiche e 
sperimentali sulla eziologia della lence- 
mia nel cane e nel bue. 211 

Braun, Trematoden. lßü 

Brusehettini , Erwiderung auf den Ar- 
tikel von Pr. Marx, betreffend meine 
Untersuchungen über die Aetiologie 
der Hundswut. (Orig.) 203 

Bussen tus u. Siegel, Per gemeinsame 
Krankheitserreger der Hundseuche 
der Menschen und der Maul- und 
Klauenseuche der Tiere. 478 

, Zur Frage des Bacillus der Maul- 

und Klauenseuche. 418 

, Zur Frage der Uebertragung von 

Maul- und Klauenseuche auf den 
Menschen. 282 

Cadiot , Uontribution ä l’ötude de la 
tuberculose de» petita animaux. 61 
Celli e Fiocca , Intorno nlla biologia 
delle amebe. 22Ü 

— u. Santori, Die Rindermalaria in 
der C'ampagna von Rom. (Synonyme: 
Texasfieber, Hämoglobinurie üi Ru- 
mänien und Finlana, Hämatin urie in 
Sardinien und im Agro Romano). 
(Orig.) üül 

Colucci e Amone , Pi un rurissimo 
parassita nematoideo nello stomaco di 
cinghiale. 215 

Dia mar c, Anatomie der Genitalien des 
Genus Amabilia (mihi). (Orig.) 802 
— . Ueber eutozoische tuberkulöse Neu- 
bildungen. (Orig.) 459 

Dieckerhoff u. Peter , Zur Behandlung 
des Starrkrampfes beim Pferde mit 
Tetanus- Antitoxin (Behring). 107. 118 
Fodor u. Rigler, Neuere Untersuchungen 
über die Alkalizitat des Blutes. (Orig.) 

134. 180 

Frankel , Der SiegeTsche Bacillus der 
Maul- und Klauenseuche. 418 
Friedberger u. Fröhner, Lehrbuch der 
speziellen Pathologie und Therapie 
der Haustiere. MI 

Fröhner, Generalisierte Botryomykose 
beim Pferde mit Lungenmetastasen. 
Jod behänd lung. 090 


Galli- Valeria , Note parassitologiche- 

— , Nota preventiva sopra alcune neo- 
formazioni nodnlari. 810 

— , Sopra due casi di tufereukwi nel 
cane. 882 

— , Nuove ricerche sui noduli epatici 
e OHservazioni su alcuni noduli polmo- 
nari del cavallo. 886 

Qarth, Ueber Milzbrand bei Schweinen. 

2Üß 

Oröxinger, Vermutliche Uebertragung 
der Druse durch die Begattung. 413 
Grunau , Vorläufige kurze Notiz über 
ein neu»* Schutzmittel gegen den 
seuchenhaften Durchfall bei Kälbern. 

&>2 

Guillebeau, Die Verwendung des Flei- 
sches tuberkulöser Tiere und die Ge- 
sundheitspflege. S2 

Hause, Beobachtungen über die Gehirn - 
rückenmarksseuche der Pferde. Me- 
ningitis cerebrospinalis epidemica. 112 
Hauch, Rauschbraud bei Schafen. 695 
Houck, Tuberculosis in a dog. 02 
Jaeobi , Amabilia und Diploposthe. 

(Orig.) 813 

— , Diploposthe laevis, eine merkwürdig»* 
Vogel tänie. 360 

Jensen, Vieheinfuhr und die Tuber- 
kulinprobe. 324 

Johne, Zur Kenntnis der scuchen artigen 
Ucrebrospinalmeningitis der Pferde. 

207 

— , Zur Porcosan frage. 031 

Jüngers , Nochmals die Maul - und 
Klauenseuche. 740 

Kabitx , Ein leicht herstellbarer Ther- 
mostat für Finnenuntersuchungen. 418 
Kämpffer, Kurze Mitteilung über eine 
Kuhpockenepidemie mit Uebertragung 
auf den Menschen. 28 j 

Klepp , Ueber angeborene Tuberkulose 
fei Kälbern. fil 

Knall, Uefer Peinodex phylloides suis 
(Csokor) beim Schweine. 413 

Kräiouchkine . Lee vaccinations antirabi- 
quee ä St. Pöterobourr. Rapport 
annuel du service de traitement pn - 
ventif de la rage ä (Institut Imperial 
de in6decine experimentale. 552 
Lannelongue et Achard , Sur Pünmtmitg 
des gallinacfeR contre la tuberculose 
humaine. 819 

Ixiveran, Comment prend-on le palu- 
disme ? 289 

Leistikotc , Versuche zur Gewinnung 
von Lungenseuchcnlymphe durch 
Impfung von Kälbern. 30 

lAebmann, Studien üfer das Koch sehe 
Tuberkulin. 251 


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Register. 


969 


>. Linstote, Bothriocephalus Ligula Mon., 
ein gefährlicher Fisch parasit dt* 
Müggelsees. 814 

— , Helminthologische Mitteilungen. 1QÜ 
— , Nemathelminthen. 109 

Ijohoff, Ein bemerkenswerter Fall von 
angeborener Tuberkulose beim Kalbe. 


[jönnberg, Cestoden. 


1Q9 


Jjoeach, Contribution au diagnostic de 
la tuberculose par la tuberculine. 549 
Looss , Notizen zur Helminthologie 
Egyptens. II. (Orig.) in 9 

Luthes. Ist bei den heutigen Erfahrungen 
über Nutzen und Wirkung des Tuber- 
kulins eine zwangsweise Impfungmit 
Tuberkulin vorab für die den Kör- 
kommissioncn vorzuführenden Zucht- 
stiere anzustreben? 551 

Lungteitx, Einiges über Tuberkulose. 554 
Mariotti-Bianchi, Contributo allo Studio 
dell’ azione del siero di sangue di 
aniinali non trattati contro i micro- 
organismi i loro prodotti toxici. 55Q 
Marks, Noch einmal die Schweine- 
seuchen. 559 

Maurixio, Die Pilzkrankheit der Fische 
und der Fischeier. 811 

Xeumann, Sur la Filaire de l’oeil du 
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degli animali della specie Bus scrofa L. 

887 

— , Osservazioni sul Dispharagus nasu- 
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lioni. 887 

PourtaU, Die Impfung zu Schutz- und 
Heilzwecken gegen die Wut. 4Q 
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Jahren 1895 und 1896 im Regierungs- 
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( Orig.) 465 

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Finnenuntersuchungen und Mitteilung 
eines Versuches über die Lebensdauer 
der Schweinefinnen in frischem und 
gepökeltem Fleische. 412 

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die Tuberkulose der Rinder verur- 
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Rosso, Elmintiasi cutanea dd cane. 887 
Rouget, Contribution 4 l’ätude du try- 
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1896. 8KS 

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sische. 109 

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der von der Taenia botrioplitis im 
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Simon, Seltene Tricliinosis. 548 

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poultry. 3fi 

Storch, Die Pleuropneumonie der Ziegen 
im Steinbacher Grunde. 105 

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mentale de la tuberculose par in- 
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tuberculose humaine et aviaire.) 881 
Strebet, Die Schutzimpfungen gegen 
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tate. 39 

Ketin, Zur Lehre vom Rückfalltyphus. 

(Orig.) 112 

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sation des lapins coutre le staphvlo- 
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Voges, Der Kampf gegen die Tuber- 
kulose des Rindviehs. 203 

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Schweineseuchen. (Orig.) 594 

Wieting , Ueber Flagellaten (Tricho- 
monas) in der Lunge eines Schweines 
bei lobulärer Pneumonie. ( Orig.) 721 
Willach, Eine Ursache der multiplen 
embolischen Nephritis (weißen Flcck- 
niere) der Kälber. 359 

— , Milzbrand oder nicht Milzbrand? 

lDti 


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970 


Register. 


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132 

Williams , Rinderseuehe auf Jamaica. 

m 

Winter , Muskeltuberkulose beim 
Schwein. 315 


Wüllinger , Experimentelle Beiträge zur 
Lösung der Porcosan frage. 201 

Zsc holde , Die Tänien der aplaccntalcn 
. Säugetiere. 29;; 

Zupnxk, Ucber die praktische Verwend- 
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dere des Loefflerischen Bac. typhi 
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Arloing , Distribution de la matifcre 
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et quelques aut res humeurs de l’or- 
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— , Bericht über das Pnetunobacillin und 
seine Verwendung bei der Lungcn- 
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Bag, Tubercular infcctiousness of milk. 

£3 

Behring , Antitoxintherapeutischc Pro- 
bleme. 610 

Beijerinck , Amöben kultur auf festen 
Substraten. (Orig.) 101 

Böhm, Zur Technik (1er Massenimpfun- 
gen. llß 

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löslichen Zellprodukte für den Chemis- 
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Buege, Ueber die Untersuchung der 
Milch auf Tuberkelbacillen. 70 

Bunge und Trantenroth, Smegma- und 
Tuberkelbacillen. 353 

Capaldi und Proskauer , Beitrage z.ur 
Kenntnis der Säurebildung bei Typhus- 
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Casagrandi und Barbagalto, Ueber die 
Kultur von Amöben. (Orig.) 570 
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Nährmedien. (örig). 233 

Colhcrg , Ueber die unschädliche Be- 
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von Tierkadavern und beanstandetem 
Fleisch in Schlachthöfen durch den 
R. A. Hartmann 'sehen Extraktions- 
apparat. 11 

Courmont , Röpartition de la substance 
ngglutinnnte dans Torganisme des 
tvphiques. 181 

— , Iu'partition, formation et destruction 
de la substance agglutinante chez les 
tvphiques. (ilö 

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eurative process in tuberculosis ; or 
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by blood changes hitherto unrocog- 
mzed. z2 


Oorsct, Crvstal formation in culture 
media. (Orig.) 123 

Engels, Ueber die Verwendbarkeit des 
Chrysoidins t ei der Choleradiagnose. 
( Orig.) 81 

Ferrand, R&iction agglutinante dans un 
cas de septic&nie grave sans bacille 
tvphiquc. 4SI* 

Fraenkel, Ueber den Wert der Widal- 
schen Probe zur Erkennung des 
Tvphus abdominalis. 362 

— , Weitere Erfahrungen über den Wert 
der Widal’schen Probe. 21h 

Frosch, Zur Frage der Reinzücht unc 
der Amöben. (Orig.) 820 

Gärtner, Verbesserung an Injektion- 
spritzen. 218 

G ruber, Beitrag zur Serodiagnostik des 
Typhus abdominalis. 815 

Grünbaum , Ueber den Gebrauch der 
aggli 1 1 i n i erenden W irkung von mensch- 
lichem Serum für die Diagnose de* 
Abdominaltyphus. 245 

Guthmann, Üebcr die bakteriologische 
Diagnose der Diphtherie. 518 

Haedke, Die Diagnose des Abdominal - 
tvphus und wJdal’s serumdiagnosti- 
senes Verfahren. M? 

Hanau, Ueber einen bequemen Behälter 
für einzelne Mäuse oder Ratten. 418 
Heinum, A further study of the biology 
of the gonococcus (Neisser) with con- 
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based on the morphological ana bio- 
logical examination of exudates in 
cas es of chronic urethritis. 736 

Hesse, Ueber die Verwendung von Nähr- 
agar-Agar zu Wasscnintcrsuchungen. 

Hierocles, Studien zur Frage der Be- 
einflussung der Färbbarkeit von Bak- 
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Einwirkung bakterienschädigender 
Momente. 416 

ran’t Hoff, Eine schnellere und quan- 
titativ bessere Methode der bakterio- 
logischen Plattenzahlung. (Orig.) 231 
Holmes, The diagnoeis of tuberculost- 
from the morphology of the blood 


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Register 


971 


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schen Tuberkelbacillen und den Ba- 
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Ingraham. A criticism on the „guinea-pig 
test“ for tuberculosis. 72 

Jen, Ueber die Bedeutung der Widal- 
«chen Serodiagnostik, 017 

Johnston, lieber den Gebrauch von im 
Wasser aufgelösten trockenen Blute 
für die Serumdiagnose des Typhus. 

(Orig) ' 523 

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Kaskida, Differenzierung der Typhus- 
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durch die Ammoniakreaktion. (Orig.) 

802 

Kisehensky, Ein Verfahren zur schnellen 
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Klein, Report on certain experimental 
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Kondratieff, Zur Frage über den Selbst- 
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gegen bakterielle Infektionen. (Orig.) 

M 

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von Schmutzwässern durch Elektri- 
eität. 825 

Krause, Zur Kenntnis des Formaldehyds 
und der Barthel '«chen Lampe zur Er- 
zeugung desselben. 701 

Leistikow, Versuche zur Gewinnung 
von Lungenscuchenlymphe durch 
Impfung von Kälbern. 36 

Locsch, Contribution au diagnostic de 
la tubcrculose par la tuberculine. 51!) 
(.ontlon , Schnelle und leichte Methode 
zur Bereitung des Nähragars. (Orig.) 

686 

Marprmann , Mitteilungen ans Marp- 
mann’s bakteriologischem Labora- 
torium in Leipzig. (Orig.) 224 
de Martini . Zur Differenzierung der 
Diphtherie- von den Pseudodiphthe- 
ricbacillen. (Orig.) 82 

Mclnikoie-Rasieedenkoir, Ueber das Auf- 
bewahren pathologisch -anatomischer 
Präparate. 818 

Heun%er, Du sörodiagnostie dans un 
ca« de tubereulose aigue et de fifevre 
typhoide assoeiäes. 74!) 


Nieolas, Apparition du pouvoir aggluti- 
nant dans le särum de sujets trait/-s 
par le sörum antidiphtärique. -183 
Van Oordt , Zur Serodiagnostik de« 
Typhim abdominalis. 744 

Oppler, Zur Sterilisation elastischer Ka- 
theter mittels Formaldehyddampfen. 

42 

Renon. Nöcessitö d’examiner les cultures 
avant l’additdon du särum dans la 
recherche de la röaetion de Widal. 483 
Rißling, Ein einfacher Thermostat für 
Finnen Untersuchungen und Mitteilung 
eines Versuches ülier die Lebensdauer 
der Schweinefinnen in frischem und 
gepökeltem Fleische. 417 

Robertson , Ueber Objektträger und 
Deckglashalter. (Orig.) 58!) 

Roloff, Kombination der Weigert'schen 
Fibrinfärbung mit der Färbung auf 
Tuberkelbacillen. 249 

Rondel li und Busealioni , Ueber eine 
neue Färbungsmethode des Tuberkel- 
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Riehardson, Die Diagnose von Typbus- 
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Typhusserums. (Orig.) 445 

Saurt/er, Examining rectal mucus for 
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proccdure. 71 

Srheffer, Ueber die Widalsche Serum - 
diagnose des Typhus abdominalis. 744 
Schürmayer , Eine Abänderung des 
automatischen Gaaabschlusses beim 
Verlöschen der Flammen an Brüt- 
schränkcn. (Orig.) 400 

Semenotricx u. Marxinowsky, Ueber ein 
besonderes Verfahren zur Färbung 
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Semmer, Ueber die Tuberkulose in Ruß- 
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Siegert. Ueber die Bedeutung der Widal- 
schen Serumdiagnose für die I «ihre 
vom Typhus abdominalis des Kindes- 
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Kartoffeln zu Knlturzwecken. (Orig.) 

100 

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I>epra und Tuborkclbacillen. 817 
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gen beim Abdominaltyphus. 478 
— , Ueber Fehlerquellen der Serodia- 
gnostik. 142 

Strauss , Contribution ä l’ätude experi- 
mentale de la tubereulose par in- 
gestion. (Nouveaux faits pour servir 
ä la distmetion des baculee de la 
tubcrculose humaine et aviairc). 881 


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972 


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t m 

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nante sur los bacilles morts. 482 

, La mensuration du pouvoir agglu- 

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t in ante & travers la placenta. 748 
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proprietc agglutinante «ans le nl«M 
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nisme. 32 

D’Aguanno, Considerazioni sulla siero- 
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m. 

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der Lungenseuche. 208 

— , Distribution de la mattere aggluti- 
nante des microbes dans le sang et 
quelques autres humeurs de l’orga- 
nisme. 48-1 

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kranke. 24. 

Auelair, Essais de sürothärapic experi- 
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sang de jmjuIcs traiOSea. 819 

Bach , Antisepsis oder Asepsis bei Bul- 
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— , Bakteriologische Untersuch ungen 
über den Einfluß an ti septischer Ueber- 
schläge auf den Keimgehalt de« Lid- 
randes und Bindehautsackes. 553 

— , Antisepsis und Asepsis in ihrer Be- 
deutung für das Auge. 010 

Bacon, Notes of a case of tetanus ; re- 
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Bailance and Abott, A case of haemor- 
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Behring, Antitoxin therapeutische Pro- 
bleme. öl 9 


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die Anwendung in der Praxis. 116 
Bcrriabeo , Sulla conscrvazione della 
vitalitä e virulenxa dello poeumococco 
di Fraenkel e dello etxeptococoo di 
Fchleisen. 60ö 

Befristen, Praktische Erfahrungen mit 
der Schutzimpfung gegen Schweine- 
rotlauf. 32h 

Beyer, Silbergaze als Verliandstoff. LU 
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neuem Antitoxin behandelt. L1I 
Böhm, Zur Technik der Massenimpfun- 
gen. 116 

Bornemann , Uel>er das Antistrepto- 
kokkenserum (Marmorek). 422 

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feröe par quelques substances anti- 
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lentes. 120 

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Diphtherie und des Tetanus. 160 
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lung bösartiger Neubildungen. 824 
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tikel von Dr. Marx, betreffend meine 
Untersuchungen über die Aetiologie 
der Hundswut. (Orig.) 

Büchner , Die Bedeutung der aktiven 
löslichen Zellprodukte für den Che- 
mismus der Zelle. 

Buschke , Ueber chronischen Rotz der 
menschlichen Haut nebst Bemerk un 
gen über die Anwendung des Mallein 
beim Menschen. 613. 

Calmette, Sur le venin des sorpents et 
sur l’eraploi du sdrum antivenimeox 
dans la tberapeutique des morsure* 
venimeuses chez l’homme et chcz les 
animaux. 253 

Gambier, Resistance des gennes bacte- 
riens ä la ehaleur sieche. 211 

Celli, Eziologia della Dissen teria ne: 
suoi rapporti col B. coli e colle soe 
tossine. 81 0 


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Physiologie du bacille diphtörique. 8Qö 
Colberg, lieber die unschädliche Besei- 
tigung und gewerbliche Ausnutzung 
von Tierkadavern und beanstandetem 
Fleisch in Schlachthöfen durch den 
R. A. Hartmann’schen Extraktions- 
apparat. 41 

Courmont , Le sörum de Marmorek 
n’immunise pas le lapin contre le 
streptocoque de l’örysipöle. |ß7 
— , Röpartition, formation et destruction 
de la substance agglutinante chcz Ich 
typhiques. filfl 

— , Köpartition de la substance agglu- 
tinantc dana l’organisme des typhi- 
ques. 484 

Orede, Itrol (Arg. citricj als Antisepti- 
cum. 711 

Orescimanno, Tubercolosi laringo-pol- 
monale curata col siero Maragliano. 55 1 
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prosy. 221 

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Darier. De l’importance de la thöra- 
pculique locale dans le« iridochorioi- 
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autres. 343 

Deligiannis, ÖepaatCa rrje jpovla« qpbiociüc 
tu* mcu|iov(i>v. 72 

Denison , The microscopical proof of a 
curative process in tuberculosis ; or 
the reaetion to tuberculin evidenced 
by blood changes hitherto unrecog- 
nized. 72. 

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des Starrkrampfes beim Pferde mit 
Tetanus- Antitoxin (Behring). 107, 118 
Dieudonne, lieber Diphtheriegift-neu- 
tralisierende Wirkung der Serumglo- 
buline. 222 

, Ergebnisse der Sammelforsehung 

über das Diphthci ioheilserum für die 
Zeit vom April 1895 bis März 1896. 3IQ 
Dobcsynski, Das Diphtherieheilsenim in 
der städtischen und Landpraxis. Z2Q 
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Dxierxgowski, Zur Frage ., lieber das 
Verhalten des Diphtherieheilserums 
bei der Filtration durch das Chainber- 
land’sche Filter“. (Orig.) 333 
— , lieber den Gehalt an Antitoxin in 
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zelnen Organen gegen Diphtherie im- 
munisierter Pferde. 620 

Edelmann, Fleischbeschau. 113 

Ehrlich, Zur Kenntnis der Antitoxin- 
wirkung. 420 

Ferrand, Röaction agglutinante dans 
un cas de scptic&nie grave sans ba- 
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Haffner, Zur Frage der Tuberkulose- 
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Rieroclis, Studien zur Frage der Beein- 
flussung der Färbbarkeit von Bak- 


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974 


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Momente. 416 

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Jacob, Ein in Heiluug ül>er gegangen er, 
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gegen die Blastoinyceten. (Orig-) 141 
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heitspflege. 280 

Klein , Report on certain experimental 
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zur Frage der Schutzimpfung des 
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Kondratieff , Zur Frage über den fitoibat- 
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von Schmutzwäaacrn durch Elektrt- 
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und der Bartherschen I^anipe *zur 
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auf dio Diphtherie. 621 

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des gallinae&s contre la tuberculose 
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Leist ikoic , Versuche zur Gewinnung 
von Lungenseuchenlymphe durch 
Impfung von Kälbern* 36 

Lemoine, Sterilisation de la pulpe vac- 
einale glycorinee. 821 

Liebmann . Studien über das Koch'sche 
Tuberkulin. 251 


Löhr, Ueber Immunisierung* versuche 
gegen Diphtherie. 166 

Locsch, Contribution au diagnostic de 
la tubereulose par la tuberculine. 549 
Lothes, Ist bei den heutigen Erfahrun- 
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mit Tuberkulin vorab für die den Kör- 
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stiere anzustreben ? 551 

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With an account of six years’ ex- 
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beleland in the use of soine varieties 
of Monsonia as the curative agent. 822 
Mac Eicon, Two cases of tetanus treand 
by antitoxin. 295 

Maksutotc, Ueber Immunisierung gegen 
Tuberkulose mittels Tuberkeltoxms. 


(Orig.) 311 

— , Zur Frage über das Verhältnis der 
natürlichen Immunität zur künst- 
lichen. (Orig.) 331 

Maragliano, La siero-terapia nella tuber- 
colosi. 125 

Mar eng hi. lieber die Beziehung zwischen 
der Ausscheidung des Stickstoffes im 
Stoffwechsel des Pferdes und der Er- 
zeugung des Diphtherieserums. 


(Orig) 


Mariotti-Bianchi, Contributo alle Studio 
delT azione del siero die sangne di 
animali non tratti contro i micro- 
organismi i loro prodotti toxicL 550 
Marks, Noch einmal die Schweine- 
seuchen. 359 

Martin , La prophylaxie sanitairc a 
Paris. 4Ö 

Marx, Experimentelle Untersuchungen 
über allgemeine Körperdesinfektion 
durch Actol (nach Creaö). (Orig.) 573 
Melde, Ein durch das Behring'sche 
Tetanusantitoxin geh Ȋlter Fall von 
Starrkrampf l>eim Pferde. 296 

Merieux u. Ä iemann. Ueber Antistrepto- 
kokkenserum. 421 

Meyer, Zur antiseptischen Kraft der 
Credö’schen Silberaalze. LU 

Morris , Actinomycosis involving the 
^ skin and ita treatment by iodidc of 
j potassium 82 

Mutschler, Das Arewasscr bei Bern. 
Ein Beitrag zur Kenntnis der Selbst- 
reinigung der Flüsse. 341 

Nakaaaica , Professor Kitasato’s Ant;- 
choleraseriim. 55C 

Nicolas. Apparition du pouvoir agglu 
tinant dans le s4rum de sujets tr*it«> 
par le söruin antidiphtherique. 48i 


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Register. 


976 


Sieden, Ueber die Anwendung des 
Emmerich-SeholTBchen Krebsserums 
und des Formols bei inoperablen 
Augengeschwülsten. :t3!> 

Niematm, Ueber Tuberkuloseheilserum. 

az3 

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mittels Formaldehyds. 326 

Oyata, Uel>er die I’oatepidemie in For- 
mosa. (Orig.) 7 09 

Ogilvie, Further uote on the treatment 
of tapeworm. 297 

Oppler. Zur Sterilisation elastischer Ka- 
theter mittels Formaldehyddainpfen. 

42 


Pane, Ueber die Heilkraft des aus ver- 
schiedenen immunisierten Tieren ge- 
wonnenen antipneumonischen Serums. 
(Orig.) 664 

Passini, Versuche über die Dauer der 
antidiphtheritischen Schutzimpfung. 

3öS 

Paul u. Krönig, Die gesetzmäßigen Be- 
ziehungen zwischen Lösungszustand 
und Wirkungswert der Desinfektions- 
n nttel. 710 

Pfeiffer u. Rolle, Experimentelle Unter- 
suchungen zur Frage der Schutz- 
impfung des Menschen gegen Typhus 
abdominalis. 11g 

Pike, A case of tetanus from peripheral 
irrigation; recovery; remark». 295 
Pilger, lieber die Silbersalze Itrol und 
Aetol (Crcdd) und ihre Anwendung 
in der ärztlichen Privatpraxis. 712 


PourtaU, Die Impfung zu Schutz- und 
Heilzwecken gegen die Wut. 40 
Powell, Besults of M. Haffkine’s anti- 
cholera inoculations. 32 

Preutse, Die Ergebnisse der in den 
Jahren 1895 und 1896 im Regierungs- 
bezirk Danzig ausgeführten Mallein- 
impfungen. 482 

c. Hanke, Zur Scharlachdiphthcric. 22 
Ranvier , Du röle physiologique des 
leucocytcs, ä propos des p Lai es de la 
curnfe 880 

v. Reitx., Ueber die Barbonekrankhcit 
(Büffelscuche). 209 

Reilhoffer , Ueber die Seifen als Des- 
infektionsmittel. 208 

De Jienxi, Süll’ azione del siero Mara- 
gliano. 425 

Report of the medical Superintendent« 
upon the use of antitoxic serum in 
tne treatment of diphtheria in the 
hospitals of the board during the year 
1895. 322 

Reuter, Die anlibakteriellcn Eigenschaf- 
ten cles Jodoformins und Jodoformnls. 

212 


Rex, Behandlung von Pferden mit Te- 
tanusantitoxin. 487 

Ricci, Sugli ottimi risultati delT intu- 
bazione nel crup, dopo l’uso del siero 
antidifterico. 622 

Richet, Du m^canisme de l’action anti- 
toxique du stimm de chien immunise 
nu moyen de sörum d’anguille. 256 
— , Propriötäs immunisantes du sörurn 
de chien inject^ avec du s4rum d’an- 


guille. 421 

Rtecke, Ueber die keim widrigen Eigen- 
schaften des Fcrrisulfat». " 756 

Ritter, Ueber den Keuchhusten. 1Ü4 
Roger et Jörne. Action de certains s4rums 
sur la moelle des os. läiS 


Roncali, Ueber die Behandlung bös- 
artiger Tumoren durch Injektion der 
Toxine des Streptococcus erysipelatis, 
zugleich mit dem des Bacillus pro- 
digiosus, sowie der nach den Methoden 
von Richet und Höricourt und nach 
den von Emmerich und Scholl zu- 
bereiteten sog. anücancerösen Serum- 
arten. (Orig.) 782, 858 

Rosenberg, A case of antitoxin poiso- 
ning. 162 

Rossi- Doria, Ueber die lokalen und 
allgemeinen Intoxikationen als prä- 
disponierende Ursache der Puerperal- 
infektionen. Beitrag zum Studium 
des pathologischen Wochenbettes. Hl 
Roth. Medizinalstatistische Einleitung. 

LH 

Roux. Sur la ueste bubonique et son 
traiteraent pur lc söruni ant ipesteux. 362 
Russell, Tuberculin inoculations for year 
1896. SSL 

Rutkotcski, Zur Einwirkung des Tuber- 
kuloseserunia Vicquerat’B auf Meer- 
schweinchen. 24 

Sacharoff, Ueber die Rolle des Eisens 
bei den Bewegung«- und Degcne- 
rationserscheinungen der Zellen und 
bei der bakterietden Wirkung des 
Immunserum». (Orig.) 265 

r. Schab. Beitrag zur Desinfektion von 
Leihbibliothelubüchem. (Orig.) 141 
Schaeffer, Ueber Katgutsterilisation. 632 
Schattenfroh, L eber das Vorhandensein 
von baktericiden Stoffen in den Lcuko- 
cyten und deren Extraktion. 420 
Schierbeck , Ueber den Einfluß der 
Kohlensäure auf das Wachstum und 
die Toxinbildung der Diphtherie- 
bacillen. 165 

Semmer, Ueber die Tuberkulose in Ruß- 
land und die Anwendung des Tuber- 
kulins als diagnostisches Mittel. 25 
v. Sicherer, Chemotaxis der Warm- 
blüter- Leukocyten außerhalb des 
Körpers. 38 


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976 


Register. 


Silier, Salubrol, ein neue« antiseptisehes 
Streupulver. 376 

Sinclair- Coakill, Sequel of a case treatcd 
by Koclrs tuberculin with the ne- 
cropey. 628 

Smimotc , I)’unc antitoxine artificielle 
de la diphtärie. 621 

Soerensen , Versuche mit Seruintherapie 
bei Diphtherie im Blegdamsspitale in 
Kopenhagen. Mitteilung II. Versuche 
mit französischem und dänischem 
Serum. 369 

Spormann. Bemerkungen zur Behand- 
lung der Lungcntuberculose. 7h 
Stone . Report of a case of malignant 
uterine tumor treated by the toxina 
of eryaipelas and Bacillus* prodigioeu«. 

707 

Strebei, I>ic Schutzimpfungen gegen 
den Rauschbrand. Statistik über die 
Schutzimpfungen und deren Resul- 
tate. 39 

Strsheminsky , Ein Fall von jieeudo- 
membranöser Augenbindehaut - Ent- 
zündung, hervorgerufen durch den 
Loeffler sehen Bacillus und geheilt 
mit Behring’s Heilserum. 552 

Suchannek, l eher Jodoformin und Jodo- 
formal. 217 

Teisier et (hiinard, Influence de la dftte 
et de l'inanition sur les effets de 
certaines toxincs microbiennee. 7U2 
Timaschetc. Resultate der Serumtherapie 
der Diphtherie in der Kinderklinik 
der Universität Tomsk. 623 

Ucke, Ein Beitrag zur Epidemiologie 
des Erysipels. (Orig.) 389 

mn de Velde, Contribution h l’immuni- 
sation des lapins contre le staphvlo- 
coaue ct le streptocoque pyogfcncs. 118 
Vier hu ff, Ueber die im Htaatkranken- 
hausc zu Riga gemachten Erfahrungen 
mit dem Behring’schen Diphtherie- 
heilserum. 167 

Vogel. Zur Behandlung des Starr- 
krampfes beim Pferde mit Tetanus- 
Antitoxin (Behring). 296 

Voges, Weitere Untersuchungen über 
Schweineseuchen (Orig.) 551 


Voges , Der Kampf gegen die Tuber- 
kulose des Rindviehs. 703 

Wassermann , Experimentelle Beiträge 
zur Serumtherapie vermittelst anti- 
toxisch und baktericid wirkender 
Senmiartcn. 750 

Wasieleuski , Ueber die Form und 
Färbbarkeit der Zelleinschlüsse bei 
Vaccineimpfungen (Cytoryctes vac- 
cinae Guarnien). (Orig.) 901 

Weber . Badania nad etyologia ospy. 

[Zur Aetiologie der Variola.] ' 286 

— , Nieprawidfowy rozwöj krosty przy 
szczepieniu ochronnem. [Ueber aty- 
pische Impfpustel.] 280 

Wcyl. Handbuch der Hygiene. 111 
— . Ueber Rhodan- und Cyanverbin- 
dungen. 115 

Weyland, Desinfektion* Wirkung und 
ß weißfällung chemischer Körper. 

(Orig-) 

Wirkers, The local treatment of diph- 
theria with eodium hvposulphite. 2tB 
Wiebor, Desinfektion durch Formalde- 
hvddämpfe. 11 & 

Wulemer, Ein mit Behring’achem Anti- 
toxin behandelter Tetanusfall. 116 
Williams, Rinderseuche auf Jamaica. 

Ml 

— , The value of antistreptococcic serum 
in the treatment of severe puerperal 
septicaemia. 121 

Wimin, Ueber die Einwirkung der 
Sonnenstrahlen auf den Keimgehalt 
des Straßenstau bes. 486 

Wittling er, Experimentelle Beiträge zur 
Lösung der Porcosanfrage. 3K 

Yersin, Sur la peete bubonique (s£ro- 
thdrapie). 365 

Xenoni , Ueber die Frage der Homologie 
der Streptokokken. li> 

r. ZayontscJikonski. Bakteriologische Un- 
tersuchungen über die Silbergaze nach 
. Dr. B. Cred6. 111 

Zupnik. Ueber die praktische Verwend- 
barkeit der Mäusebacillen . insbeson- 
dere dr* Loeffler’scheu Bac. typhi 
nuirium. (Orig.) 446 

Zurakowski , Einiges über den Haupt - 
kaual bei Bielanv. 345 


X. Bakteriologische und parasitologisoho Kongresse. 


Kondratieff. Zur Frage über den Selbst- 
schutz des tierischen Organismus 
gegen bakterielle Infektionen. (Orig.) 

m 

Miguel, Laboratoire de diagnostic des 
atfections contagieuses de la ville de 
Paris. 537 


Sehlaefke , Bakteriologisches au* d«n 
Bericht über die 25. Versamralune 
der Oph thalmologischen Gesellschaft 
zu Heidell»erg 1S96. (Orig.) 33ü 

Vogts, Weitere Untersuchungen über 
Schweineseuchen. (Orig.) 594 


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Autorenverxeichni*. 


an 


XI. Heue Litteratur. 


XII. Autorenveraeichniß. 


Abba 622. 824 

Abel, Rudolf 4SI 
Abelßdorff, G. 298 

AchMd'l?. 66. 148. BIS. 938 
Aden Rainer, Th. 36 
D’Aguanno 823 
Ahlfeld 711 _ ^ 

Apolant, Eduard 6 89. 696 
Anola. V. 36L 362 
Arloing, S. 208, 484 
Arnone, L. 216 
Ascher 14 
Askanazy, M. 406 
Atkins, E. B. M. 363 

Aiäfewf Theodor 1 , 34Ü, 343 

Babcock. W. L. 20 
Babee V. 835 
Bach 170 , 553, 940 
Bacon, R. A. E. 296 
Ballauce 120 
Barbagallo, P. 679 
Barbier 546 
Bav, J. Christian 63 
Behla, Robert 3L 777 
Behring 116. 619 
Beyer 711 

Beijerinck, M. W. 101 
Bensande 37 
Bensley R. R- 326 
Bernabeo, G. 606 
B ernsten, M. 376 
Beos 487 

Bienwald 112 

Blach, G. W. 162 
Blanchard, R 416 
Boer 160 
Böhm 116 
Böhmig. L. 616 
Bonvicmi, A. 211 
Bornemann, B. 43« 

Bose 37 
Boacheron 120 
Boarges 366 
Braebmer 114 
Braon, M. 109 
Brieger 16Ö 
Broca 238 
de Brno 286 
Brunner, G. 824 
Brußchettini, N. 203 

ür.u AbU XXI. Bd. 


Buchdrucker 487 
Büchner 700 
Buege 70 
Bujwid, 0. 394 
Bunge, R. 363 
BnscaUoni, L. 70 
Buschke 613 
Bus8enius 289, 478 

Cadiot 61 
Calmette, A. 763 
Cambier 21 1 
Capaldi 734 
Casagrandi, O. 679 
Casciani 738 

Celli, A. 49. 290 661. 810 
Cerfontaine, Paul 402 
Charrin 886 
Ciecbanow8ki 733 
Cobbett, L. 806 
Colberg 41 
Colucci, V. 216 
Coronado, El V. 33 
Courmont 484. 707 
Courmont Paul 619 
Cramer, E. 103 
Ciedö 711 

Crescimanno, o. oöi 
Crim&ldi, A. 538 
Crocker, H. R. 297 
Cuno 168 

Daniels 294 
Darbyshire 702 
Darier, A. 343 
Delezenne 37 
Deligiannis, K. P. 72 
Denison, Cb. 72 
Diamare, Vincenzo 469. »od 
Dieckerhoff 107. 118 
DieudonmS A. 369. 370 
Dobrzyniecki, Arpäd R. von 
Dobczynski 702 
Dolöris 366 
Dorset, Charles 473 
Drossbach. G. P. 67 
Düngern, Freiheir von 340 
Dunwody, J. A. 74 
Düring, von545 ^ 
Dzierzgowski, J. 333 
Dziengowski, S. 620 

Edelmann 113 

Ehrlich 420 


978 


Autorenverzeichnis. 


Engele, Walter 81 
van Ermengem 13 

Fairweatter 614 
Forrand 482 
Finckelßtein, EL 30 
Fiocca, R 280 
Fiorentini, A. 820 
Fischer, W. 641 
Flexner, S. 884 
Flügge, C. 424 
Fodor 184, 186 
Fraenkel, C. 862. 478. 746 
Franke, E. 554 
Frantzius, E. 261 
Freyhan 708 
Friedberger, Franz 547 
Fröhner 542. 696 
Frosch, P. 020 
Fachs, E. 342 
Fürbringer 708 

Gärtner, Ed. 240 

Galli-Valerio, B. 546. 607. 810. 882. 
Gangitano, F. 540 
Garth 20fi 

Gelpke, Th. 213, 342 
Gerland 119 
Giaxa, de 164 
Gibert 21 
GifFord, H. ßü8 
Gilchrist, T. C. 692. 812 
Glück 26 
Goh, K. 540 
Goldachmidt 62. 115 
Gorini, C. 883 
Gottstein, A. 823 
Gottstein, Georg 65 
Grasset 22 
Greeff 885 

Greemoord, T. P. 295 
Grüzinger 413 
Gruber, G. 815 
Grünbaum 245 
Gronau 822 
Grunert, G. 542 
Günther, Carl 472 
Guillebeau 62 
Guinard 202 
Gussew, L. 849 
Guthmann, H, 549 

Haase, C. 412 
Haedke 362 
Haffner, Eugen 23 
Halban, J. 105 
Hanau 50. 418 
Hanot 881 
Hassall, A. 36 
Hauch 695 
Hubert, A. 602. 608 
Heddäus, A. 829 
Heiroan 736 


Heinzerling 114 
Helbig 115 
Henke, F. 691 
Heese, Friedrich 932 
Heydenreich, L. 305 
Heyraans, J. F. 258 
Hieroclös, Const. X. 416 
Hippel, E von 22 
Holmes, A. M. 21 
Holz 539 
Honsell 700 
Horton-Smith 735 
Houck, Ulysses, G. 62 
Hövorka von Zderas 26 
Huber, J. Cb. 684 

Jacob 487 

Jacobi, A. 360. 873 

Jacoby, Martin 215 

Janowski, W. 88. 151. 194. 234 

Ibrana, T. 486 

Jensen, C. O. 374 

Jettmar, J. 878 

Jez, V. 612 

Impey, S. P. 283 

Ingraham, Ch. W. 22 

Johne 207. 631 

Johnston, Wyatt 523 

Jona, Giuseppe 142 

Jobu6 888 

Jüngers 240 

Kabitz 418 
Kamen, Ludwig 440 
Kaempffer 282 
Kashida, K. 802 
Keferstein, G. 122 
Kirchner, Martin 280 
Kischensky, D. 876. 

Klein 163, 892 
Klepp ÖL 355 
Klingmflller 695 
KnoU 413 
Knorr 116 
Koch, R 526. 625 
König, J. 825 
Kohn 682 

Kolle 115. 423. 484 
Kondratieff, A. J. 402 
Koppel 285 
Korn, Otto 433 
Krafouchkine 552 
Kratter, J. 616 
Kraus, Rudolf 592 
Krause 261 
Krünig, R 711 
Krumbein, R. 621 
Kflhnau, W. 688 
Kuhnt 288 

Laehr 282 

Lannelongue 66. 819 
Lardy 8Ü8 


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Autoren Verzeichnis. 


979 




Laser 6a 
Laveran. A. 289 
Leber, Th. 341 
Lawrie, E. 212 
Leichtenstern 357 
Leistikow 36 
Lembke, W. 281 
Lemoine 821 
Levi, Amadeo 232 
L4vy, L 881 
Lewkowicz, Xaver 129 
Leier, E. 694 
Liebroann 251 
Linstow, 0. von 199. 814 
Löhr 166 

Lönnberg, E. 199. 624. 225 
Loesch, M. A. 549 
Lohoff 883 
London, E. S. 686 
Loos, A. 913 
Lothes 551 
Lowson, J. A. 699 
Laeddeckens. F. 129 
Langwitz 354 
Luraschi, C. 829 
Luxenburger, A. 62 
Lozzatto, A. M. 58 


Maberly 822 
Mac Ewan, D. 295 
Maklezow, J. J. 939 
Maksntow, A. 317. 331 
Maragliano, E. 425 
Marcantonio 699 
Marcuse 545 
Marenghi, Giovanni 256 
Mariotti-Bianchi, G. B. 559 
Mark, E. 523 
Marks, P. 359 
Markosfeld, Stanislaus 239 
Marpmann 274 
Martin, A. J. 49 
Martini, L. de 82 
Man, E. 295 573 
Mandnowsky, E. 824 
Masoin, P. 258 
Massone 234 
Matthias 481 
Maurizio 811 
May, Ferdinand 699 
Mecray, P. M 68 
Melde 296 

Melnikow-Raswedenkow 818 
Memmo, Giovanni 657 
Merieai 421 
Meanier 689. 249 
Meyer, Carl 211 
Miquel 532 
Mircoli, S. 411 
Mollard, J. 889 
Montefasco, A. 352 
Morax, V. 162 


Morris, M. 821 
Müller, E. 159 
Maetze 22 
Matschier, L. 344 


Nakagawa 559 

Neumann, G. 481 
Nicolas 483 
Nicolle, C. 692. 698 
Nieden, A. 339 
Niemann 323. 326. 421 
Niessen, van 239 
Nocard 892 

Nnyens, B. W. Th. 215 


Ogata, M. 269 
Ogilvie, L. 292 
Oordt, van 244 
Oppler. 0. 42 
Orlandi, E. 824 
Ostertag 249 

Palmieri 356 
Pane, Nicola 164. 664 
Parona, C. 68 
Passini, F. 368 
Paul, Th. 219 
Penzo, R. 895 
Peter 192 
Peter, B. US 
Peters 696 
Pfeiffer 115 
Pööger, E 343 
Pfuhl, E. 52 
Phisalix 938 
Piana, G. P. 882 
Piccinino, F. 538 
Pichler 24 
Pike, G. B. 295 
Pilger 212 
Pintner, TL 692 
Pluder 18L 541 
Poppert 358 
Pottien 296 
Pourtalö, 49 
Powell, A. 39 
Prädhomme 62 
Preusse 482 
Proca, G. 835 
Proskauer 734 


Qu^nu 886 
Quervain, de 615 

Rabe 282 
Ranke, H. von 22 
Ransom, W. B. 614 
Ranvier 889 
RapLarda, 0. 615 
v. Rathonyi 292 
Ratz, St v. 209. 465 
Repaud, CI. 889 
Reissmann 543 

62 * 


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980 


Autorenverseichnis. 


Reithoffer, Richard 298 

Siegert 616 

Remels, C. 82h 

Sieg 59 

R4non 483 

Silber 376 

Renzi, E. de 4M 

Sirnmonds, Hl 100 

Reuter 217 

Simon 548 

Rex 487 

Sinclair, Coghill J. G. 628 

Ricci, A. 622 

Siredey 690 

Richardson, Mark W. 44h 

Smirnow, M. G. A. 621 

Riehe 732 

Spiegel 817 

Richet 42L TM 

Soerensen 369 

Riecke, E. TM 

Spormann 75 

Rigler 134, 186 

Steiner, Max 385 

Rissling 417 

Stern, Rieh. 478. 742 

Ritter, Julias 164 

Stiles, W. 3ß 

Rixford, E. 812 

Stockes, William Royal 692 

Robertson. Siegismund 589 

Stone 707 

Roger 888 

Storch 105. 808 

Roloff m 

Straus, J. Ml 

Roncali, D. B. 318. 394. 517. 782. 858 

Strebei, M. 39 

Rondelli, A. 70. 824 

Strsheminsky, J. J. 552 
Sachannek 217 

Ronneberger 543 

Rosenbach 33. 102 

Surmont 67 

Rosenberg, L. 160 
Rossi- Doria, T. 411 

Teisier 702 

Ros 80 , G. 887 

Thiroloix 806 

Roth 114 

Tictin, J. 129 

Ronget, J. 414 

Timaschew, S. M. 623 

Roux 367 

Trantenroth, A. 353 

Rnini, G. 410 
Rappel ULI 

ücke, A. 31L 389 

Russell, J_L L. 888 

Uhlenhuth 698 

Ratkowski 74 

Unna 938 

S&ch&roff, N. 265 
Sack, Arnold 694 

Uschinsky, N. 146 
van de Velde 118 

Salzer 162 

van't Hof£ EL J. 73L 792 

Sanfelice, F. 158 

Vierhuff 167 

Santori, F. S. 49. 561 

Vincent 107 

Sawyer 71 

Vogel m 296 

Scagliosi, G. 20. 35 

Voges, O. 594. 203 

Schab, von 141 

Valpins 412 

Schaeffer, R. 632 
Schanz, F. 23 

Walsch, J. J. 68 

Schattenfroh 420 

Wasielewski, von 901 

Scheffer 744 

Wassermann, A. 750 

Schieck, Franz 60 

Weber 286. 695 

Schierbeck, N. P. 165 

Weraeck de Aquilar 699 

Schimmelpiennig 696 
Schlaefke, W. 339 

Woyl 11L 115 
Weyland, J. 798 

Schlesinger, E. 64 

Wickors, H. A. 703 

Schmidt 542 

Widal 482. 484 

Schoen, E. 410 

Wieber 425 

Schuchardt 354 

Wieting, J. 221 

Schflrmayer, B. 400 

Willach 106. 359. 737 

Schultze, S. 65 

Willemer 116 

Semmer, E. 75 

Williams 360 

Semonowicz, W. 874 

Williams, John D. 121 

Sicard 482. 484 

Williams, Roger 546 

Sicherer, O. von 38 

Winter 545 

Sicolla 3M 

Wittlin 486 

Siedamgrotzky 487 
Siegel 289. 478 

Wittlinger 704 

Wolf, Sidney 809 


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Autoren Verzeichnis. 


981 


Wolff, Bruno 352 
Wol£ F. (i3 
Wright, S. H. 328 

Yersin, A. 365 

Zagontschkonski, von 211 


Zainbaco-Pacha 235 
Zononi, Constanze U) 
Ziemann, Haas 041. 805 
Zinn, W. 215 
Zapnik, Leo 446 
Zarakowski 345 
Zschokke, F. 293 


Corrlgendum. 

In diesem Centralblatt No. 84/28. p. 930 Zeile 22 von oben ist statt „nie“ 
„mir“ und p. 932. Zeile 1 von oben statt „Kairo“ „Berlin“ au lesen. 


Berichtigung. 

Die Verschiedenheit zwischen dem Passus: „ganze Reihe von 
anatomischen Beobachtungen“ auf Zeile 21 meines Artikels Ama- 
bilia und Diploposthe und dem Wortlaute Diamare’s: „ge- 
naue anatomische Beobachtungen“ (p. 872. Z. 39) erklärt sich daraus, 
daß mir nur der Probeabzug von D.’s Arbeit vorlag, nachträglich 
aber von mir unbekannter Seite jene Veränderung vorgenommen 
worden ist An den Thatsacheu ändert sich damit nichts. 

A. J a c o b i. 


Frommannschc Ituchdrarkcrei (Hermann Pohl«) In Jona 


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1. 5 2 5 0 


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