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Full text of "Württembergische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte"

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WÜETTEMBEEGISCHE 




IX TBBBIHDUVO MIT 

öf ü VPRFJ1 Ff K iiiST m ummi ii m m «berschwjibbi, »ei wCanFJU. ALmTiiimEREH ii 
uiintiiAi, m mttuma vsuu rüt ms wuerkii. feiiih dm iei 8ülcii6aiii» iiisRiHiniKiui 

HBBAUSUEÜEBBK. 
TO* »VI 

Z. STATISTISOfi-TOPOOBAPHIBOEBV BUBSAÜ 

^AHF(GANG VI. 

1883. • 



stutnart. 

W. KOHLHAMHER. 
188». 



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Druck von W. Kohllutininer in Stiittguit, 



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I n Ii a 1 





Seit« 




V 




VII 


Zwei GedirJite dfx Ii. Jahr/iundcrlft zur Gefrkichte der Grnfeu rnn Wirtemherg. Mit^ctheilt 






1 


(jrraf WUhtlm von Äfi>erg ah Krieger und Hofmann in Neapel. Von Oborfttidienrath 






6 


Eigenhändiges Schreiben den Herzogs Ulrich von Württemberg an Kai/er Maximilian I. 






10 


Aua den Lebenserinnerungen von Äuiiujt T.uäu ltj Tfcy/« /if * . iMitgeth. v. Direktor Dr. v. K i e c k e 


11 


Nene Wirteinlergica (P. Stäün, (n-filiinliti- Wurtteiubeiifi 1. 1. Boffert, Die liiftorifLhcn 






21 


Die ur/prungliche Verfaffung des Schwabi/chen Bundes. Von Dr. F. Wagner, Obt'rlehrer 






81 




90 




Anatekien zur GrfrJiirhie der Liifratur in Schwaben. 2. Aus Gräters Nachlaß. Von 






103 


Das Uuthi'ilharl,i:i( s^j'-ßj - im Küritanhi rglß hen FürfUnlinufc muh fehler t/ef liü htlic/icii Ent- 






161 


Mittheilungen der Aiißalfen für vaterländifc/ie Gefehichte und Alterthumskunde. 




Vom K. ftatilViI'ch-topoKrapliifclicn Bureau. 




Aus dem Protokoll der fiinflcn Bcrathung des Uedaktions-Ausfchuffes .... 


265 


WflrttcmbcrKifche Gefcliichts-Uteratur vom Jahr 1882. (Nebft einigen Nachträgen 






265 




271 


Verein fir innrt and llt«rthoin ia ['lai nnd Oborrrbwabei. 




Die Lage der Dinge zwifchen Bodenfee und Hier in der königslofen Zeit vor 1273. Von 






22 




23 




27 




29 


Oefehichte des Theaters in Biberach von 1686 an bis auf die Gegenwart. Von Dr. L. F. 






229 


Sitziniii'^hKriclde 45. 141. 296 




45 


lif'icjh:i) zur Gefehichte Oberfchwabens aus dem Archiv des Gcrinanirchen Mufeum» in Nilrn- 






126 


Münßtrjhidlfn. Vortraij von Diakonus K 1 e ni in, (Inhalten in der Vereinsverfainmliinjj vom 






131 


Warum erwarb Lim die Herrfchuft Helfenßeiny Von Diakonus K lern in in GcisliDgen . . 


i;(6 




137 




Bemerkungen eu det» Orts- und Ferfoneunamen der Codices Traditionum Weingartenßum im 




JV. Bande des Wirt. Urkundenbuchs. Von Oberamtsantt Dr. Buck in Ehin^^en 223. 281 



496910 



»elte 

Jitiilruffc Eur Gtfchichte von GeisUntfen und Umijef/end. I. Spitzenberg umi Micholsbcig. Von 



Jiar eil/pur f/ifch Khruug-Buechlin von anno 1474—Iti04. Mitgethcilt von Dr. Gicfel . . . 2811 
Hefolution zur Feier den Sieg« hei Peteniardein von 17 Iii nus der ßädti/chen Begiftratttr in 

Riedlingen. Mitgetheilt von C. Setz 2115 

WarttenbergiMer illcrtbiiiivtrein ii Statt^art. 

ÄHtiinihung des Iti/met-ktijhlls bei Isny. \ I'infclTdr Di', raulua 4<> 

Dil'. Wiui<lri(mülde der Kirche zu Kentheim bei Calw. Von Pfarrer K. ilochftetter in 

Fii('kenli.iulcn 47 

Freiherr Berchtold von falkenßein, Abt von St. Gallen 1^41~1^7Ji, und die nachtpeislichen 

Vertcandtfchaftsheziehungen desfelhen. Von ProfelTor Dr. G.Meyer vonKnonau. &0 

Die Namen un/trer „irelfcheti Dorfer*'. Von Ohcrnmt^arzt Dr. Blick in Ehingen .... 54 
M' irtemhtrtjifchc.s L'rkuudt'nbuth. llLTausgf^elK-'n von (U-ni K. Staat;<arclii\' in 8tiittj^art. 

Vierter Ijaiul. .■^tutl^-urt 1083 :>7 

Die wurttembergijchen Schlöjfer und Burgen um das Jahr ICtX). Vortrag im Stuttgarter 

Alterthumsverein von Arcbivrekretär Dr. Schneider 105 

Kleinere Mitlheilungen. Zu Peter von Koblenz. Von Prof. Dr. A.W inttcrl in in Stuttgart 112 

Zufammenhünße der Mitglieder und Freunde dcK M^ürlf. AUerthumsverein/i 112. 272 

Fromme Stißungen Graf Ulrichs des Vielgeliebten. Von ArchivlckrctiCr Dr. Sehneider 263 

Georg Raihgeb. Von Dcmfclben 263 

Nachträge und Berichtigungen zum Necrologium Elracenae 263 

liftorifeiitr Vereii für im WtrtteniWr^iTrk« l'nnkea. 

Die Gefchichte &'ul:bn,'ha a.fK. und Sefimitlflfttd.s bix ;»>/i Jnhr 1761, zur hiindcrt|:ihrit;cn 
Feier der Vereinigung der llt-rrl'clial't Limpurg;- Schinidclfeld mit Würltcuibcri;, vur - 
getragen auf dem Schloß Schroidelfeld den 28. Oktober 1881 von Pfarrer Schmid 

in Siilüh.ich a./K 58 

Eine unbekannte Schmidelfelder Urkunde, Mitgetheilt von Archivrath Dr. Kaufmann in 

Wprthi.im 21 

Zum Siegel Konrads von Schmidelfeld v.J. l:ii2. Von Dr. Fflrft Friedrich Karl von 

nobcnlohc-Waldenbu rg-Schillingsfllrft 71 

Urhtndenforfchung und Münzkunde. Von Obcrprazeptor Häßler in Hall ...... 72 

Denktniil dix (irnfru ■loligiiii von If'>hi'nli)/ir, [- lll.'J. K. Fidicin'-j Horüiiirdier Cliruiiik 

mitgetheilt von Dr. Fiirft Hohenlohe 73 

Wärttemberger auf der Bamberger Akademie und üniitrfHät von UHH—1803. Von Lyzcal- 

profelTor Heinrich Weber in Bamberg 74 

Zur G.fvhirhte der K>ir,ß in Vr„nhm. Von rf:inor Boffert in Biiclilingen 80. 262 

Jii/chof Heinrich von Bamberg und feine Vcrwandtfchaß mit Konrad von Schmidelfeld. Von 

Pfarrer Boffert 142 

Die Reiherhalde bei Morfiein 1570—03. Von Demfelbcn 146 

Dns Thifrhnd hei Wclsheim. Von Freiherrn M. vom Holtz in Alfdorf l.'iB 

.Xoch riinniil Wrin.-hcn/ läT 

Zur Gefchichte der Burg Bebenburg. Von Pfarrer Boffert 158 

Drinijendf Bitte 160 

IJexe}i}iruzt'ße aus dem Fränkifchen. Von .Amtsrichter P.Beck in Ravensburg . . 247. 304 

Die Uerkunft Bifchof Siegfrieds von Speier. Von Pfarrer Boffert in Bäcli linken . . . 253 

Dtr Letzte von Morßein. Von IHinlelben 262 

BericJä über das Vereinsjahr ISü^'—üJ. Von Häßler • . . 310 

Regißer 313 



ßSK DES JAHRS 1888. 



ianuar 9. Seine Majoftat der Küdi> prOfTiiet die btäDtivverlauiinlung mit nachl'tuhender Thronrede: 

l-icbc Gelrcue! 

Ich trete ia Ihre Mitte, um äio zum Beffinn des Landtags trcuodlich willkommen zu 
iMißen. 

Die in Act orfton H;(Ifto des abgelaufenen Jahres gfhfgtcn Hoffnungen auf ein reiches 
Errttjahr iiud It-ider nur in venuindertem Mafi« in £rflUhing gegangen. Regnorifche Wit- 
terung', Hagelfcbaden vnd UBberfcbwenuniiiigen luibeD die L«iidtrirtbrcb«ft feibwer betroflbiu 
Bernndfrs empfindlich war der j^crinf^c Weiiiertraj; und der an völligen MiCwacbs gren- 
zende Auafal) bei einem üauptafthruogsmittel des Landes. Zur Uoterftiltzung der Noth- 
Inenden, weteben Ich Meine lebbafle Tbdliuibnie snwende, wird Ton Hefoer Regierung 
ancb femcrlün geA lielicn, was die Verb&ltldir« gel'tatten. 

Wifhti^'c iinil unifaiVemk- Voilagcn werden im Laufe der Wahlperiode Ihrer Be* 
rathung und hel'chiuUt'aA'ung untcritellt werden. 

Oer Entwurf de« Hauptfloametats (ttr die nichAea awei Jahre wird Iboen alsbald 
zugehen. Ein ZnfthuB aus dem Keffvcrmrifren, tlt^r auf Grund der Erfahrnnfrcn höher be- 
reebnete Ertrag einiger Landeafteuero und die vermehrte Zuweifung an Ueichsfieuern 
waehen ee mOgWeh, den Staatsbedarf ebne ErbOhnng der befteheaden and ohne Einfllbnng 
neuer Steuern zu decken. Nur bei den Notariatsfporteln werden, im Zufaunnenlian;,' mit 
einer ohnedies vorzunehmenden KeviUon des b«treffenden Gefetses, Aenderuugeu in Antrag 
kommen, welch« doen mUIgen Mebrertrag in Aueflelit ftelleD. 

Ihrer Prüfung follen ferner untcrftellt werden: ein Entwurf, welcher bexw^ekt, 
einige Htranieltiinmun^pn tlis nefifzcf* snicr die Steuer aus Kapital- und BerufHeinkommcn 
zu Guniten derjenigen zu andern, weiche unterlaiTene oder unrichtige Angübeu des Hin- 
kommeoa ans freien Stücken naebbolen oder erglrara; der Entwurf einer neuem Fener- 
iniVhordnung, eine Gefctzesvorlage wogen der Koften der Stellvertrotnnp von Beamten, 
welche Mitglieder der Ständeverrammlung find, und die bei Eröffnung des letzten Land- 
tags anfekQndigt«n OeretEMentwUrfe rar Durebfllbrang ein^ vollftftndigmi Organifatlon 
der evau^'eiirchen Kircht-ngemi-inden uud nur B«golttDg der ttetroffeadeo Fraguu für die 
kaibolifche Kirche des Landes. 

Pnrck Erriditung einer mit der PoftTenraltong an verlmideadmi SpaiktCfo Ml die 
Anfammlung von ErfparailTea aaeb in kleineren Einlagen unter GewMhrleiftang den Staate 
ermöglicht worden. 

Geretzeaentwürie über die Zwangsenteignuog, über landwirthfchaftlichea Nachbar- 
reehti Qbw Felderbereintgnng und — anlleblieCend hieran — Uber BewUßumig»' und Eni» 
wXffernngsanlagen, fowic d.Ts WalTerrecht im Ganzen find in Vorhoreiturifj begriifen. 

Ani dem Gebiete der Gemeinde- und Bczirkaverwaltnng lind Vorlagen beabfichtigt, 
dmren Aniarbeitung unter Benützunir der voibandenen wertbvoHen Vorarbeiten begonnen hat 

Hicbei werden die für diefe Oefetzfieliung von .Mir fchon früher bezeichneten Grund- 
gedanken einer felbitiindigeren Entwicklung des Qemeindelebens und einer erweiterten 
Tbellnabme der Angehörigen dei Oberamtsbezirks an delTen Verwaltung snm Anidrnek 
gelangen. 

Neben diefor neuen Ordnnn;^ der \ f i ' nltuii^ wird die Wciterfühmng der Reform 
der VerfaIVung, insbofondere biuriuiitiich der Zuunimenletzung der ätiodeverfammlung, eine 
der wlebtigften Aufgaben Heiner Begierung bilden. 

GraO« und bedeatangsroile Arbdteu find m, welche «n Sie herautreten. 



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^ i Chronik dos Jahrs löb^i. 

Qrq8 und blflibeml wir l .uicU Aa- \ < r lit uCt lein, tla.s üiv /ich um das Wohl nnferea 
Beliebten Würltemliorfrs dmdi linc rlin KeiiiirfnilTcn iiud VVünlVhtn des Landes ent- 
Iprcchcndc Erlulliing ihrer Autgabcn erwerben worden. DalS dies Ihrem patriuti(cheD Üiaa 
«od Ihrer Blnfvbntig im ZuCammenwirken mit Heiner Kegiomi« unter Gottes gnSdij^ 
Beiftand gelingen wird, irt Mein ziiverficlitlicheB VertTkoeB. 

Ich erkläre den I^ndtag fllr orüffoet. 

Die gewählten Mftfrltedcr der Kummer drr Atiffi-nnJnctpn Ix ficlicn . iiiri lili.-l'.neh 
des am 27. lebruar in zweiter Stichwahl gewählten Abgeordneten fllr llerreuberg, Schult- 
heiß Sdiarar — txa 

21 AngeitOrlgeii der Landespartei ... mit :>U330 abgegebenen Stimmen, 
28 , , DeutTchen l'artei . . . 56G97 

Ii • , Liniiea „31454 

11 « • Volkspartei 21 7.sr. , 

1 Wilden Uil? . , 

(Staat-iauzciger S. l.'il f.) 
Die Ständeverrammtnoi^ wird am IR. Januar bis xom 88. Mirx vortagt 

Januar. Erfolgreiche Samuhiugen im ganzen Lan'd, wie überall iui Ueiih und bei den DeuU'ehcn 
im Ausland, für die treberfeliwemmten am Rhein. 

Mirz 28. — April 3. Seine Majcftrit der König verweilt in licbenhaulen. 

Marz 31. HeUbroaa wird wieder Garnifonsltadt durch den iünsug eines Uatailiuns des 4. infaii- 
teriereciment« in die oeuerbaute Kafernc. 

April 21. f. Das 1. Ulanonregiment König Karl feiert lein 2lKtj:^ll^i^'t s ileltehen. 

Mai 14. In Milnfingon wird die vom 14. Dt^eiubcr 1882 auf dielen Tag vei (V!io!»tTic \ iLi le Jubel- 
feier des .Müniinger Vertrags in Anweienlieit von Vortrclero des btnaisuiiniitcrinnis, der 
Stäsdeverfiimmlung etc. feftiieb begangen. 

Mai 17. — luni I. Seine Majcftiit dvr K rii^ v, rwoilt Sur Rekonvaleseons von einem A>it3. April 
andauernden Lungenkatarrh in Bebenhauten. 

Mal M. Diu Beekh7ehe Papierfabrik in Paamdau wird vom Feuer zernttrt 

Jnni StinD Majert/it der König begibt Sich zum SommoraiifenthHit nach Friediichshafen, wo- 
hin Ihre Uajeftät die Künigin am ä Juli reist, ihre Miü^^^^^" erhalten dort am Vi. Juli 
den Befneb des Kaifers. 

Mi 8. 10. Verheerende Hagelwetter fchädigen aablreiehe Gemeinden Im NeeknrthaJ, Bemsthai, 

Küchcrth.'jl, auf dum SchurwaM, diT Alb. 
Juli 28. An Stelle des am 22. In Taraip verltorbencn KriegsuiiniHcra v. Wiin<lt wird tieneral- 

major v. Steinheil zum Departementsclief des Kriegswefens ernannt. 
Auguft 6.-22. Seine Mrijcltilt der Kanl^ weilt in Bebenhaulen. 
Aufuft 13.-15. Die dcutfche geologil'chc üelelli'chaft tagt in Stuttgart. 

Aifiitl 21. In Itottenburg wird, wie am Sonntag xuvor in allen katholifehen Gemeinden dos 

Landes mit folenneui Gottesdienfk, das ÖOJühri^ PrießeijnbiUlum des Landesbifehofs 
Dr. V. Hefele fcfllieh begangen. 

In den Volksi'cbulen des Landes wird da« Turnen ab regelmSßigcr Unterriehts- 
gegenftand elogefährt 

Sapimnber 28. In Vertretung Seiner Mnieltift de? Königs wohnt Seirn' KAni^'lirJu- Tlnheit Prinz 
Wilhelm der in groUartigl'ter Weife in Anwclenheit des Kallers, des Kronprinzen und 
vieler dentfeher FUrften und Heerfllbror vtfrgenommenen Einweihung des Nlederwalddenk- 

mals bei Rttdcsheim an. 

Sapteabsr 26. f. Das Cannftatter Volksfeft wird erftmals nicht als landwirthl'chaftiicbes Haupt* 
feik, dafür nach dem Vorgang feiner Ülteften Vorgänger von 181S If. mit SebllferftecbeD, 
Beieuchtang des Neckars etc. begangen. 

Olttober 23. Ihre M;i jertatin der König und die Königin treffen von Friedrichshafen in Stuttgart ein. 

Nsvember 7. in Gmünd wird an Sielle des verllorbcneu Oberamtsptlegers Miller der Uektor des 
Reallyseums Klaus mit 91S1 von S698 abgegebenen Stimmen anm Landtsgsabgeordoeten 

- ivrildt. 

November 9. Seine Majeitat der König begibt Sich zum WiDteraufeuthalt nach Sau Uewo. 
Mmmbsr IB. Die 4u<.iJ;ilni^e Cedilehtidsfeier der Gobnrt Martin Luthers wird, wie im ganxen 

Reieli, in allen ev.-in^elit'chcn Gemeinden des Landes, voran der Hanptftadt, der UniverlitSta- 

fiadl und den alten UeichslMdton» aufs fultlicbfle begangen. 



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Nekrolog des Jah» ISUÜ. 



VII 



NtVMlber 16. Pns ITnfthcalcr in .Stiift<rart Avirrt, nacfififtn rs während der Sninmrr- und Herbfl- 
moaate, hauptl&chlich zum Zweck grOüercr l'eueriicherhut, mit eiaeni Aufwand von ca. 
440000 «4t unifebaiit worden, wieder «rSffnet. 

NevMber 21. Tn IleidcnlKlin wird eine von Murlok crbnate katliolUflbe Kirahe eiDgoweiht, ebenfo 
am 30. in WaderalBogen die von Berner erbaute. 

NiramlMr 30. Die von Seiner Mtgeftit dem KOnig den Infanteriereginieaterii Nr. 119, 190, 124 
fßr 2U()jähriges, Nr. 121 und 126 riir lOOj.^liriges Begehen vcriielienoa Sikolarfolllieilblllder 
werden den Truppen unter militärifchen Feierlichkeiten (ll)ergeben. 

Wiederliulte Mord- und Kaubanfalle in verlchlcdenen Tbeilen de« Landes, auch in 
der LudeBhaoptftadt, verbreiten weithin dn Oeflihl der Uvßelieiliett Unter den Oegen» 
initteln gegen die Gefahren, welche hauptfTichlich von dcni .irbeit<)U>8 amherzichenden Volk 
drohen, ift die eben jeUt vollzogene EröffnuDg einer nArbeiterkolonie" aaf dem su diefem 
Zweek Ton einer Gefelirebnft «ageknnften Donrnhof OA. Snolfrnii sn erwihn&n. 

Im laufendt n Winh'rlwUljJ.ihr find an der I^nde'^iinivt rfität 1217 Stvulircnde imma- 
triculirt: die höebrte bi« jetzt in einem Winierfemefter erreichte Frequenz der Hochfchale. 

OMrember 9. In Sefadneberi; bei Manibronn wird eine, nn Stelie dee niten Waldenrerkirchteins, 
von Leins erb.iute romanifche Kirciic eingeweiht. 

Deiember 16. Zu Arco in Sil<1tirnl ftirbt L K. H. die Herzogin Marin Amalie, die am.24. Dezbr. 
1865 gebüine Tochter des Herzogs Fbilipp von Württemberg K. H. 

Ein von Ihrer Uijeftit der Ktetgin geftifletee EhrenseieheB Ar weibliehe Dlenftp 
boten, wolnlir hni piifem T-ptiratind mehr a!'« 2:') Jahre in Einer F.imilie tren gedient halMO, 
kann erftmals an 4Uli Bewerberinnen aus dem Lande erthcilt werden. 



1 

NLKBOLOa DES JAIEB 1883. 



Jinnar 8. E£ttngen. Dr. Onlt. Ad. Rieeke, ehem. Sebnlidirerfeniinar^Bektoir, LeodtagMbge- 

ordncter i te. 

, id. Bei Borkum in der Nordfee durch den Untergang dca auf der Fahrt von Hamburg 
nach Neu* York begriffenen DetnpfSm Cimbria die OeTchwIfter Augufte , Kathinka 
und Georg Kummer von Biberach, erltere bekannt «1$ «die fehwibifebenSiogrflgd'. 

, 24. .Stuttgart, v. Huber, OberKindesgerichtsrath. 

„ 24. Ulm. Eduard Lc übe, Kommerzienrat}!, vorm. Vorftand der Handelskammer in Ulm. 
Fdtmw 3. Ludwigebnrg. Chriftian .Schwt tik, vorm. Rektor der Realanftalt dafelbft 

, lOi ilcidelber^. Arlütf Lev i, Obcrkirclieororfteber, Oemeinderath, Vorftand der ICt. 

Kirohengemeindc in Stuttgart. 
, 11. Kircbhefm n. T. Wiih. Qadpp, ▼orm. Oymnafial» nnd Semlnar-ProfeHbr. 
„ ir> l.aufTen .1. N. Otto v. Seeger, Generalmajor im EhreninTalideokotpi. 
20. Stuttgart. Jtti. V. Klett, Obcriandesgerichtsrath. 
1. Reutlingen. G. Rnpp, Benrath, Erbauer des SeMoffea Liebtenitetn ete. 
4. Eßlingen. Frhr. Fr. W. v. Wangen heim, Oberft a. D. 

12. .Stuttgart. Georg Qntbrod, Kaufmann und Gemeinderath etc. 

13. Tübingen. Dr. Adelbert v. Keller, TrufelTur der gormanifchcn und romanifehen 
Littcratur, I'r.tfident des Littenirifehcn Vereins etc. 

TtH>i!ifren, Dr. Viktur v. Brnn?, rnrm. I^rofcfTor iler Chirurgie. 
GrUnhof-Stettio. Tiiilipp < hr. c I i e r , Prof., Entomolog. (Geb. zu Steinheim a. d. M. 
10. April 1806.) 

April ■' .Stuttgart. K.irl Wüli. Triedr. v. Neck er, Direktor bei der K. Doiiiiinendirektion. 
, 7. Stuttgart Dr. Mnriz Kapp, vorm. rrofcITdr der neueren Philologie in Tübingen. 



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18. 



■Zt. 



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VIII 



Nekrolog de« Jahr« ld83. 



Aprfl 7« Akra an der GoldkOfte in WeftafrUi«. Hsrm. FrXtorliis StotIgaTt, InQ^tor 
der Basier Mi(ßon*ferellfoliarL 
» 17. Uhu. Frhr. Voris y. GennDingcn, Laiidg«rieht8-PrKfldent, Mitglied der K«innier 

der StandcBherren. 

. 18. TUbio^n. Dr. Joli. Georg v. Scli.Hrer, Torm. Landgericbte-Prftfideiit. 
, 28. Stuttgart Guft. v. Halin, Oberforftratli a. D. 
Mkl 10. Roßwag. Val. Stre 1)6 1, Pfarrer und Betirks-Sdiulinfpektor. 
, 24. Wien. Hu»;o \ . s o Ii ! n y e r OberHÜlenteMUkt im K. K. GenerallUb (WOrttemberKer), 
im Zweikatnpt' cr/choITen. 
Jani 8. Lndwigsbnrg. Oberuedisinalrath Dr. O. v. Seef er, vom. Kreiemediiiiniratli. 
H ' 5. Stuttgart. Friedr. Fedi i er, voim, Rankier, T,an<ltag8- und Fariamcnts-Ahf^cordn. etCi. 
„ 17. Stuttgart. WUb. KrUger, Profeffor am Konli^rvatorinm fUr Mufik, Hofpianift. 
Jtttt 8. "Stuttgart Dr. Enil Knll, Floaoxrafh, ord. Mitgl. des K. ftatiftirch-topograpb. Bnrean. 

(Kuli war in CrailBtieim als Solin eines Schullcbrers 20. April 1824 geboren, ftudirte 
in Tllbingen die Kameralwiirenfchaft 1843—47, war 1851 -ö."! KaiDeralamtsbach- 
halter in SchulTenried, hierauf Revifor bei der K. Oberrechnangakammcr, ward« 
1864 Sekretär, 1868 AflblTor, 1878 Rath am K. ftatift-topogr. Bureau.) 
„ 10. Stuttgart. Julius v. Abel, Oberbaurath. 
« 22. Tarafp. Theodor v. Wandt, Generallieutenaut, Knuguniniftor. 
, 88. Uink Karl d*Anibty, Rittmeiftar a. D., Fabrikant. 
Aafuft 13. Obcnulürf. Marceil v. Hin der, Stadtpfarrer, Senior der kath. Dekaae des Lande«. 
^ 19 Ulm. Friedr. v. Hopfengärtner, OberftabsarBt 
a 87. Stattgart Albert Effieh, HofdomKnenrath a. D. 
Seplbr. 14. Ludwigebiirg. Prälat Dr. th. Albert v. Hauber. (n'neralfuiierintendcnt 

. 19. Stuttgart. Georg Ad. v. Straub, Obermedisinalratb, ProfelTor aad Obertbiei^ 
arzt a. D. 

„ 26. Stuttgart Wilh. W.igner, Kcchtiianwalt, Direktor des WQrtt Kreditveiretn«. 
Oktbr. 14. Berg-Stuttgart Friedr. Neuner, ehem. Hoft?ärtni»r, Badiiefitzs-r. 

. 17. Stuttgart Dr. Cbriltoph Schwab, vorm. Profeffor um Katharinen ititt 
Norbr. 8. Stuttgart. Dr. JoIim Haidien, Medlslaalrath, Apotheker, Yorftand dea Statt- 

{^artcr Vcrfchflncrurij^svercins ete. 
Dezbr. ä. Stuttgart Friedr. v. Schmidt, K. Bau- und Qaitendirektor. 

« ISi. Stuttgart Bdnr. r. Maar, Oberft a. D. 

« „ Hall. Frbr. Karl Ueinr. v. Stetten-Büchenbach, Oberft a. D. 
„ 16. Wetlhfim bei Tttbingen. Emil Fcuerlein, Pfarrer, Schrifll'teller. 
, Sl. Ladwig.sburg. Dr. Lndw. Aug. V. Waafer, vonii. Reg^eruDgsvizcdirektor, Landtags» 
abgeordneter etc. 
21. Stnüjr.Trt. Dr. Karl TI a a s , Pfarrer a. D., Schriftfteller. 
, 22. Stutt^jart Friedr. Wirth, ehem. llofebenift. 

« 88. Ulm. Gnitav Bin der, Rektor des Realgymaafiama und der RaalaoOtalt. 
, 88. Stattgart Karl Hoffmann, Vertagabuohblndler. 



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Zvrai Miohte des 14. lahrhunderis zur MehioMa der Grafen 

von WllrttembergO. 

Ki^etlwitt TOD Arcbivmth StSlio. 



ie im Foigonden gedrnrkten, nnferes WinTenfl biwlier noch nicht voröffent- 
licbtcu beiden Gedichte ftchcn in einem, heutzutage der Stadtbibliothek zu Lindaa 
gebörigen, nrrprünglieh ftift-kemptifehen Papiercodex auB der sweiten Hiltte des 
15. JuhrbondertB (1476), deffen Zarendniig nach Sttittgait der großen Oeffilligkdt 
der Lindauer Stadtrerwaltting, ?o\\\v de s dorti^^en Herrn Stadtbibliothekars, penf. 
Pfarrers Iihoinwald, verdankt wird. Dor ^Mnze Codex ift, inshefondere auch foincm 
lnl):ilte n;\('li , penan boOchrieben im JnhrcBbcricht dt s liiftorifehen Kreisvereins 
von Schwaben und Neiiburg für lÖtiO, Augsburg 18()7 S. 7 ff., ferner ira Anzeiger 
für Rnade der dentTolieii Vorzeit fid. ID. 1872, Sp. 302, fowie kSrzer in WOrtt. 
Jahrb. 1864 S. 251 ff. Aaeh find Partieen deJTelben am erfteu nnd dritten Orte» 
ittsbefondere fBr die Gefchichte Württembergs wertbvolie Ton Chr. Friedrieb v. StiUin 
an letzterem Orte. veröfTcntlicht worden. 

Beide Gedichte find iu der, iin Mitttlalter fo beliebten fog. leoninilVIien 
Yersart abgefaßt, und dali dies gleichzeitig mit den Begebenheiten, über welche 
fie beriebten, gefchdien fei, dürfte wobl nicht aireifethaft fein. Wer hätte wohl 
aneb inshefondere das weit bedeutendere erße Qedieht fpSter noch gefertigt, da 
Graf Eberhard der Krlanchte bereits nach einigen Jahren alles, was ihm feine 
Feinde abgenommen, wieder zurückerwarb! 

Das eriVe (iedicht, auf Blatt 125, 121) der IIa i Ii Irrift verzei<'lmet, befteht 
aus 84^nietrifcU zum Theil wenig gelungenen VerlLu und bezieht Heb, wie fcboD 
angedeutet , anf den Reichskrieg gegen Graf £t>erbard den Erlanchten von WUrtr 
temberg yom Jahr 1310 ff., fiber welchen insbefoitdere Chr. Friedrieh von Stalin 
Wirtembergifche Gefchichte 3, 121 ff , fowie die oheiä angeführten, in den Württ 
Jalirhüchern zum Alidriuk pfhr.Tfdtten Xacljrielifrn zu vernrletrhen lind. Mnfere 
Kenutoiffe üImt dielVn Krie^' find im Allgemeinen fehr dürftig nnd fo Inid dieie 
Verfe, welche uns freilich durch keine korrekt geichricbcnc Handlcbrilt überliefert 
worden ßml, lebon als weitere BefUitigung bisher bekannter, nur von wenigen alten 
Qndlen beriehteter Thatfaeben nieht ohne Werth. Allein He entkalten auch manche 

Zfige zur Gefchichte des KrieircR, die bisher nicdit bekannt W:iren, H» niinuMitlieli 
Ober die Mitwirkung der Reutlingcr. deren Tlditit^keit im Einzelnen jedoch, wie die 
folgenden Anmerkungen steigen, bUwelJeu, was die Oerüichkeiten betrifft, nicht 

*) Ver^.: Denkvwfe bei nlttelalterltebeii Gefehfelittfebrelbeni, gefauiiMlt von If. Oefter*. 

)cy, in ForfrhiiTigi^n zur DiMitrclicn CcfcMrhte XVIII, 19-^, und duii: UelMT ' DoRkTerA im 
Mittelalter %'oa Dietrich König. £beoda &5d— 576. 

WStttWik. Vtarta^aliraliafte im. 1 




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2 



StSlin 



genügend gedeutet weite kean, ioäam Iber diejenige Graf Ulriebe ron Helfen- 

ftein, Graf Gotfrieds von Töbinfyeo-Böblingen, Gmfinds. Aach Aber Befifi, ins- 
bcrondcro wohl aucli Lebeiisbefitz und fonftigre Vorbinduni^cn des württCDibergifcben 
GrateDbaufcs in diefer Zeit wird unfere Kenntnis rtwas erweitert, Abweichungcu 
TOD den ronftigen Leberlieferungen lludcu Heb faft keioe vor, auf eine unbedeu- 
tende Verfcfaiedeiibeit binßcbtlidi einer Tegeabeteiebnnng wird in Anmerkung SO 
Ungewiefen. 

Der VetfaiTer des Gedichts nennt Ticb felbft in .Stropbc 7G und 77 Trflt- 
wein; allem nach war p\n Reichsftädfcr and zwar ohne Zweifel ein Eßlinger, 
indem er dicfe Stadt bcfondcrs vcrherriicbt. Noch im Beginn des Itj. Jahrhunderts 
erfcbcint ein Dion^fius Treytwein als Elßlingcr Thorfcbrciber und Cbronift. Wie es 
fcbeinti febloA das Gedicht ttrfprüuglicb eben mit Strophe 76 nnd 17, und worden 
die folgenden Strophen erft Ijilter hinangefftgt, fei e» nnn von demfelben oder einem 
andern Dichter (vergl. auch Anm. 37). Oerade diefe letzten Verfe enthalten nur Be- 
gebenlicit'-Ti, welche fonft fiir das Jahr 1312 bezeu{:t find, während die Hegeben- 
heiten der crftcn größeren iiülfte des Gedichts fünft, foweit fie ficb überhaupt 
erwähnt finden, Hir 1311 berichtet werden. Die Yertragsurkunden allerdings, gemäß 
dmen fieb dne BeilM wirttembergifcher StKdte, wie Stattgart, Lconberg n. f. w^ 
die nach in dem erden Tbeile des Gedicbts genannt werden , an das Reieb nnd 
meill auch an Eßlingen ergaben, find erft vom Mai bis Augaft 1312 datirt, allein 
es Hißt fich denken, das urkundliche Datum fei cl)en das der lolennen Ausfertigvng 
des Dokuments und das Verhältnis fei fcbon frülier be^'riindet worden. 

Bei der Kichtigftellang des Textes, welche nicht nur wegen der bereits 
hervorgehobenen Mangelhaftigkeit der Handfchrifty timdem aneb in Folge der dich- 
terlfoben Schwülftigkeit des Stils nidit ganz leiebt war and manebem Zwdfel Raum 
lilit, bat Herr ProfelTor Dr. Winttcriin freundliclift Beihilfe gcleiftet, wie aacb Herrn 
Diakonus Klemm in Gcisling^en fiir eini^re Mittheihinp:cn g:edankt wird. 

Dnn zweite Gedicht, auf Blatt 12d verzeiehnet und durili anderweitifre 
Mittheilungen zur württcrobcrgifchen Gefchicbte, towie zur 8elilaebt bei Sempaeh 
Tom erfteren getrennt, beÜleht aus 16 Verfen. Es bezieht lieh auf die Schlacht bei 
Dsffingen von Jahr 1388 (vergl. Chr. Friedrieh von StiQin, Wirtemheigirehe Ge- 
febiebte 3, 344 (f.; P. F. Stalin in der Befondcren Beilage des WOrtt. Staatsan* 
Keigcrs 1879 Nr. 18) und beanfprucbt keine befonderc gefcbiebtliche Bedeutung, docb 
kann bemerkt werden, daß aneb hier, wie nneb den befferen Quellen, der 23. fnieht 
der 24,] Auguft als der Sclilaclittag angegeben wird und daß die, freilich in ande- 
ren Quellen noch höher angegebene Verluftliftc der Städter wohl übertrieben i(L 

1. 

1 Jus fuerat tale, cedit ad jus irniveriale 
Com eaftri marii fraetlt fitnnl a reice duris 
Actcnus inrict» StnfCkg&rten nomine dicta, 

Eßlingen innct.t nunc eft per fecula cnncts. 
5 Waybiingen dura belli« fnit ruitura 
Et torüm nori bellh ftaN-ant rniturL 
Firiiiiiis [''''"'• '] est fart.i , rjni.i fvni rc^ia jjarfa 
Lcwuntnirg villa poputus quiqiie vivit in illa, 
EiHngen cnnetas fertar rine crlmiBe fimetiu. 
10 Eßlingen novit, pactnm Nyffcn quia novit 

Cives, quid dicat fors et eoomittero pedetrieat'J. 

''1 Bei diori.'r, nrlicrlinh vcrdnrbencn Stelle follto das zweite ^.novjt" viellcfclit ,vovit" 
beißen, zumal d». auch lonü das gleiche Wort tou Dichter in die/er Weife faHt nie wieder- 



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Zwei Qodicltte des 14. Jahrhunderts. 



3 



Rottonberg') villa, dcgenfes actcnus (in) Hill, 

Hos EGIingcnfcs viccriint priuiitus enfea. 

Prr Ku'tlingonfes *) qiiia frangitnt virtbua enfiifl, 

16 Grieiiingcn *) prima per cos tcndcbat ad yma. 
Ru-t!infrcn fnrtrs eivc» virtiitc choortes 
Ad Uorain^) diixcrunt, iotus pUurea perierunL 
JvB^ngon *) IV«ete ruft tu vallnuKtue eoaeta 
Actenus iovictos por ei vi ? nunc benedictos. 

20 Nürtingen^) fracta ruit in eineremqae redacta 
Civibui invieÜB Batliogeo nomine diefia. 
Heydeek *) cverfa manet in cinerctnque reverfk 
Per eivcs pucros Rirtliugcn robore dtiros. 
Caftruro fublimc Lu'chtenftcin») nunc ruit yme 

So Per civcs, duros frcgerunt agminc muros. 

(»ryffcnftain ") muri, qiuiravts fnerant bene dort, 
Ilüs fubduoti lunt eivibns undiquc rupti. 
'iMingeo ioneta BOteiapaeb ") eft Arne enneta. 
Civihiis invictifl a rege poli herrdirtis 

30 Uoruuberg'*) eft fraot» quia frcgit fortia pacta, 
Caneti« ridnls bine fubjaeet ipfa rainia. 
Novit latrones Bafek'^ et vU^iUones 



holt wird; der Sinn der BteHe wSre dann etwa: ureü df« Stadt Neuffen (? dres Nyffcn) den 

ÜBterwcTMiri^isvcitiMf,' gelobt liat, f.) weif. Kriiitie:''". was da« OefcUek fegt und — ? 
Hotlienberg OJL Caunltatt \ crgl. Auui. 12. 
') £s febeint ,Ta*tlingeurea* au fteh«i, waa Jedoeb dem Sinne nach eine uunftflicbe 

Lesart ist. 

'j (iii' Itcutlingcr ficli auf Markgröningen geworfen h.'ltten, ift lehr unwalirfchcin- 

Hch, auch kommt diefe« im litiiteren Verlaufe des UeSicbts noch ficher ervähiit vor. tHo IcOnnton 
einen Streirziig in die Gegend jenfeits der Alb geioacht haben, WO ja die Grafen von Berg-Sebelfc- 
lingcn Verbündete Graf Kberbards waren nna die alt wflrttemb^'grnningifohe Unrg Grieningon 
tOA. Riedlingen), deren GeAjhichte uro diefo Zeit zicndich dunkel Ift, damals an Graf Eberhard 
in Begebung gel'tanden iiaben mag. 

*) Rohr O.A. Stritfgart, delTen Gncliiclitf iclifalls uui diefe Zeit nicht foffrtelit, das 
aber erft l|i;iti-r in i-i^.'Htlirli wli» ttriiilicr^iiclu-n Üi'.!!/, kam, kruintr bei einem Zuj; der lÜMitlintri-r 
|»gcn die öinttgarler Gegend immertiin Gegenitaiid eines Angritts gewelun lein, allein iwifchon 
Qrieningen (OA. Medingen) und das a'i.sbald folgende Jungingea paUt es nicht gut binedba, ee aralt 
wobt ein abgegangener oberfchwäbifeher Ort diefea Namens gemeint i'oin. 

■) Jnngingen, hohenaolier. OA. Heebingen, nur einige Stunden von Beutlingen entfernt, 
konnte gleichfalls von diefer Stadt aua Qbenogen worden fein; an Jnnglqgen OA. Ulm ift 
weniger zu denken. 

') Die Verbrennung Niirting«na in diesem Kriege ift ein wiehtigeree, dnreb foiiJtig« 

Quellen nicht bezeugtes F'reignis. 

''i Nacli Wirt, l rkundcnbuch 2, K)S wird in ilrv <ii'^»'tiil von riiilünt^i n, ( ))ierftetten, 
Groß- Klein- Ln'^l'iiiij.'eu, Ocdcnwablftetten, Urtcn der OtH-räuiter Keuiiingen und Miluilugcn , ein 
tu 18. Jahrhundirc irwähnter, jetzt nicht mehr zu cruiittelnder BtirgHtz Ilaidek vcrmuthet. 

*) Jm Jaln- 1389, nach dem Städtekrieg, wurde Lidttenfteln (OA. JULentlingen), in deilen 
Beßts fielt Rentlingen gefetit hatte, von WOrttenberg ala ein ofTenea Haue und liehen ange» 
i^vOChOD, dürfte fomll fchon älterer Lehensbefitz den gräflichen Ilaufes gewefen fein. 

Im Jahr 1331 war Albrccbt von Grciffcnftein (abgeg. Burg bei Uokellingcn OA. Reut- 
lingen) wiirtti-mbergifchLT Lamirii liu r zu CannOau, und fo mag fein Gefehleebt Im Jabr IUI 
bereits /aini wilrttcmbcrgiuhcn l-^'ltensadel gehOrt haben. 

") liic auch fonft, aber ohne genauere Zeitangabe, berichtete Zerft'irnng des württem- 
bergifchen Krbbegräbnilles zu ßeutcisbacli (UA. Schorndorf ) dilrfte auch nach den vorliegenden 
Verfen, welche hier wohl nur von Begebcnbeiteo des .lahr.s 1311 Ijaechen (f. Vorbemerkung), 
in diefes Jahr zu i'etaen Tein und wie die genannten Städte, auch Beutelabach fieh an daa Reich 
md Eßlingen ergeben haben. 

•*} Da 1 nl'" iidf Oertlichkcit dieses N'ntncns iiiflit aiiftiiidliar ilt und iirivnittt.'Il)ar vor- 
her BentelHliacli pciiaiii.i Hurdi', i;t i\)v .\titialinif \ iuUfiL-lii iiiclit gauz nuzuliilllg, i's Ici Motcnbcrg 
rtatt liorciilicr;^ zu lolVn, drr Xanu- lics immittribar unter «1er Burg Wirtemberg g(.U'>(iMi« ti iiereila 
Anm. 2 geuaunten Ortes; die beideu fcuileu wären d.inn fo zu deuten: die Rothenberger feien 
zncrft von den Feinden Eberhards nur beficgt, als fie dann aber den mit ihnen gefchloflenen 
Vertrag nicht gehalten, fei ihr Ort auch noch zerftört worden, und swar fei beides im Jahr vor 
der Einnahme der über dem Ort thronenden Stammbnrg gefchehen. VlWgl. anch die bei Stilin 
a. a. 0. S. 130 Anm. 1 gedruckte QneUeofteile: civitatei iuiperii deftrnxerunt oppidum in Monte 
rubro prope areem Wirtemberg anno 1810 [irrig ftatt 1311]. 

''1 iifi l '* l'ir r n firln rrn Anliattspunkt für die Detitung Vaihingens, ob die jt f/.ifje 
UA.bladt oder duä Tiarrdorf AO.Ämts Stuttgart gemciut fei, gibt die l'uulüge bekannte Ge- 



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4 



V*hingen'*) inncta comiti per i'ectila cnncta. 

Spitzenbeiig;**) ftravft oome« Vlrtea«, fupemvft 
86 Küchen'*) pre*1iftns Holfenftiin nomine dirt««. 

'lülhlitaiB") ninri facti Amt muri"; niituri 

Per oomtlto ibrlcm OotfridH*) robore forten. 

Et comea intendit nirhfenl'cr^*") funimain*')^ {Mpendii 

Hec ex terrore magno iimul atqne timoro. 
40 Si GanmodflnfM In nmribni*^ ordine cenfea, 

Behorndorf pacta tulit ipHus onfo coacta. 

Walthufen **) capta fofforibua nndique franta 

Est per foflbres, Gamundia colit honores. 

Backnane**) dioata fertur nunc fiibpeditata 
46 Winfperg inricto Conrado nomine dirtn. 

Bicbesberg") capta naoc eft, [V iaoij fecerat acta (? apta] 

Vtaibat iavtcias de Whillparf nonln« dtetva. 

Marckpach**) prcciara comiti fine ntiminc cara 

Civibus elt capta, comiti Hne nomine capta {? raptaj. 
SO Atperg") aftralts moiM altior Imperfali« 

Gru ningen**) innctua nnnc eft per tcmpora cmMtu. 

£[d] jacet in cella qui fnxit duicia mella 

PstI feutella, victua per fortia bella 

Eft in Tiac«lla «laaAis per bella novella. 
55 Omnia caftolla frcj^ertint dnr.i duclla, 

Mnrantur mella cumitis fervente patella, 

Ek Aia llnella (?) fitfeantur per na]« bdla. 



fehichte diefer Orte aiebt; Graf Konrad von Vaihingen erfeheint alierdinga aia Theilnebner dea 
Kampfes ^gen Graf Eberhard, doch ift nicht Ücher, daß er die Stadt Valbfniren !m Jahr 1811 

noch befeffen, da fie 1339 nn^^ öttin^irrhem Bcfit/, an Württemberg kam T' ii 1: i:> nirlit zu er- 
mitteln, allein nicht weit von der UA.Stadt Vaihingen bei Oberrioxingcn beUinl ach einlt eine 
Bur^ Tufeck od' i T imV i ' lA.Befcbr, Vailiingen S. 212). So Uvlii: lieh vielleicht annehmen, 
es liege hier ein .Srhreibl'ehler der Hanilietiritt vor: Hulük itatt Tufek, und der äinn der 
Stelle fei : Tufek habe Räuber und Leichengräber kennen gelernt und bleibe dem Oralen wn 
Vaiblageo — der Abnlieb vie einige andere der geoannten Tbeilnebmer am Kampfe gegen Eber- 
hard sasngreifen ▼erftaBdeo — für alle Zelteii verbunden. 

'*) und ••) Spitzenber^ und Knolicn (DA. riei;<linf;en) früher helfen ftcinifchc Burgen 
bezw. bcfeltigte Orte, waren feit dem Jahr 1^01 württeiubergilch; die Theilnabme eines Uelten- 
fteillMr Grafen am Kriege gegen Graf Eberhard ift im Allgemeinen auch fonft bezeugt. 

") Die damaligen Rerren ZavelftefaiB (OA. Calw) And nieht lieber bekannt; im Jabr 
1842 foll ee von Pnnl von Gllltlingen an GOts von Tflbingen verkauft wotdea fein. 

Dem VersmaS nfolge follta Aalt dea xwettan ,mnri* ein «bfflbigea W«rt, wl« 

„nunc', ItehiTi. 

I l ies ift der auch fonft ala Thcilnehmer am Kriege und zwar in der Elgeitliobaffc 
eines Hauptmanns der Eßlingor bekannte Graf Gotfried von TUbingcn-Boblingen. 

*°) Burg Biehtenberg, dereinft auf dem Oftlicben AaalSoler des Afperga gelegen, war im 
Jahr 1906 mit Afperg von Graf Ulriob von Tübingen- Afperg, einem Gefebwifterkind dea elten 
genannten Gotfried, an Graf Eberbard verkaoft worden: bei der Uebergabe Leonberga an 
Eßlingen und das Keich im Jabr 1812 ward« belUmmt, dafi diefe Bnig gebrocben and niebt mebr 

gebaut werden fülle. 

*>) Ob nicht „fummo'' zn iciVn «od IQ ylerrore" in besieben? In diafen Fall irSn naeh 
„Biebteoberg" ein Semikolon am Platze. 

**) Bier ift ein Wort nlebt tn entziflbni, den BnehHaben nach wir» etwa «mnarinibm* 
an lafen; ob vielleicht in der Vorlage der Ilandfchrift ,in m.iribu8", ,in acribus", ftand? 

»•) Waldhaufen OA. Welzheim, am Wege von Gmünd naeh Schorndorf, war Uingft 
wflltlembergifcher Hefitz. 

") Uarknang ergal) lu h laut Urkunde vom 28. Aiigiift 1B12 an Eßlingen und das Reicb^ 
nach iinfercr Quelle liegt die Annahme nahe, Konrad von Weinsberg, der kaiferliche Heerführer 
in diefem Kriege^ bebe vom Kalfer aar Belohnang fUr feine Leiflnngrn die titadt ttbertaffea er- 
halten , doeb wiire dtea dann onr gamc vorübergehend gewefen. üebrlgene liSC Heb die Stelle 
anehvon einer einfachen Uebergabe an Konrad (im gewöhnliehen militärifehen Sinne) VwAebefl. 

**) licichenberg, OA. Backnang, damal» Icit einiger Zeit wUrttembergifch. 
Mailiach OA.Stadt, auch nach anderen Quellen im Jahr 1311 zerftört. 

*') und Dio Barg Afperg wurde aacb anderen Quellen zufolge gleichfliUla im Jabr 
1811 lerfiOrt. das benaebbaite llark^ningeo ergab lieb dem Belebe, WMebem meh der Atfvtg 
hilto verbleiben foUen. 



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Zwei eadiolite des 14. JAhrhoiMlerta. 



5 



Aenh miHenh tHeeafia eorpore ObriftI 

Bifl fex mlmis") iino cives tarn fortiter IM 

60 Septeais Junyque calondis teupore Mtif 
Wirtenberf eaftr» pu^nabaBt TMbi» ifUs 
Tercentumqne quidem et hoftes fubcubuere **), 
Quidam funt c«pfi plures raorifudü fubacti, 
Banjrie eapte volitant trunco iatts apte. 

66 Son eomitem ^tra^^t Eberbardoin^ qei Aipervvft 
Qaataor indg^es Koinano nomine rege«, 
BAdulfoa priinu», Adolfua et eece reoandu 
Terdui Albertbus, Balnilem ertt qttoqiie qmirtae*'). 
WirtcBiherg: cnftnim rubliino nitobat ut aftrvni, 

70 Nunc eft calTatiim de civibua anicliilatuna, 
In Julio neofe**) Wiiteinberg frangitur rafei 
KSIingen dicta bona manllo fit beoadletl, 
Cives invicti vivant intua beaedicti. 
Per mundi curfun] tondaot onm nomine**) rurfum, 

76 lies fanotum il.uivi n bcnedicat firmitcr, amen. 
Cnus fepcrat iftos verlus nomine Tni'twein, 
Tru'twtiin nomine verfas iltus fecerat aoua. 
WUnrabarg**) eaAnmi, qnod marle enlaet aftram, 
Civitius t ft captum fub foleo (?) luce coactmn. 

80 Id Hayo meofe Ramfe** oaTtrnm frangitur ecüe 
diribu« litvtetts Eflibgen noadne dietü, 
Mn.lhufen"' cnpta manet urba armisqne coacte 
Civibua ioviotic ounc et femper benediotis. 
Qei fbtt in beUie GrOnitnjgea*^ tempore rebellis. 

II. 

1 Ab incarnato milleno centnm trip![icJeto 

£t octogiota cum octo dmuiuerato 

Cornea pugnavit, Ten dno vSUm Ufenvit 

Wirtemberg dictus, qui tunc fnerat bencdictuB, 
5 Floren« nt oardos cui nomcn est Eberfaarda«, 

Btnvil ttn oobUee qnnin dvee bnpeikte«. 

Haoe pngiuun mgaam fiietun JUmns prope WUam, 



**) Di« Stelle ift verdorben, ei fehdnt nach «bia" »eonoiaie'' oder »oomiane* an ftebeo, wae 
aber keinen Sinn gibt Da nnn ISII ah da» Jahr der Bej^enbeit feftftebt, da ferner wenfgftens 

denkbar ift, daß <lii' ZifTcr VT der Vorlage der ITandfrlirift irngerweife ata .co" gelefen wurde, ntid da 
endlich die rinrctii LihiiiiK r^'i* se x niiiius nim' filr ^underiiii' hei den Vcrremacbern jener Zeit nichu 
AiiiTülligc-ü hat, To wurde jene Koiijekliir (il)en in dt'ii Text gt'JY't^t, obgleich bei derMbea mit der 
Länge und Kürze der Silben etwaa gewaltlam vtjifalucn weiden muß. 

'°) Nach anderen Quellen begann die Belagerung des ScblolTes Württemberg am b. Mai 
Idll und fand aa 22. d. M. ein Aoefall aoa der Barg fli^. weleber an 400 Leuten dea Grafen 
dae Leben koftete. Anf letzteren Kampf werden auch dlefe Zeilen anfpielcn , nur wfirde fieb 
aaeb ftnen VII kaU'Tidis .lunii ~ 2ö. Mai Kampftafj eigtlien. 

*') Die Stelle ift nicht deutlich; K. Heinrich war das vierte Keicbsoberhaupt, luit dem 
Graf Eberhard iv Kittpf gerieth , daß er ihn jedoch frllber einmal überwunden habe oder, was 
wohl allein angenommen worden könnte, feinen Truppen auvor in diefem Kampf eine Schlappe 
btfgebracfat bebe, ift wenigsten» niekt bekannt 

**) Nach anderen Quellen am 23. d. M. 

■*) Wohl richtiger: ,cum numinc": mit Gottes Hilfe. 

**) und ' ) die IVlten Weißenburg auf dem Bopfer t)ei .Stuttgart und die Burg Rems 
(Bemseck bei Neckarrems, UA, Waiblingen) wurden anch nach andereu Quellen im Jahr 1Ö18 
TOB dea Fdnden Graf Eberhards serftOrt 

*•) Am 10. Mai 1812 hatten die EBUnger Ihr Feldlager vor HflUbanfea OA. Cannftatt 

(St.Hlin 12;* Anm. 2). 

"l Diel'er nietrilcli kauui zu rcchtfertifri'nde Ilexatrifiter, nach wcl' In m ,;ine Kortfetzung 
de« Gedichts weggebliebcD lüin luuß, dlirfto Hch auf den Dichter bexiehen, der vielleicht im 
kaiferlichen Heere vor Markgröningen lag, um W«leb* letrtei» Stadt flbcifeoa, fowell Jbnft iNh 
kaant, ein eigeiUUober Kampf nicht Ijtattfaad. 



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6 



H 0 y (1 



Corruont ifti roy'*) v!fj;iTia Bariholomei, 
Sed comitis filiua com illo tunc UJdalricas 

10 Ag^lTiiB hoftes viriUter atqno perp«ffbi 
Et cx hnc mortem fic luens ntiqnc forteoi, 
Lndwici fiorem B«vari reliqueos uxorem 

Ex eaqne liliniD magnsnliiiitm atqoe beoignua 
N« c non nepotem, nt hec et alia notcm, 

11 la bys noo tarda« DomioanB et hos Eberbardns. 

• ♦ * 

Nach dierem Gedichte kommt ein anderes von gleicher Gr^ ober einen 
Bnuid za Konftanz im Jalir 1398, worauf die Notizen fol^^en: 

Anno domioi MCCf'II« Jiulei fuertnit occifi et comhiifti am Deckerberg 
propc villam Tettingen Tcbloßberg et magna mortalitas polt in fecundo anno 
circa feTtam Mathie. 

Item lüino domioi M*GCO*II« renit terrei motas magnns in Appriii. 
Daran reihen fich weitere über Bege1>eobei(cu der 60er Jahre des 14. Jahr» 
liiinder(s. Die Nachricht einer Judeiiverl)roiiiiuug an der Teck im Jahr 1302, forait 
die crfte Judenverfolgung im heutij^en Wiirttc raberg, ift luil'eres Willens fonft nirjrends 
überliefert. Üali das herzoglich teckilchc Kirchheim Iciion feit älterer Zeit ein Sitz 
von Jaden war, geht übrigens daraus hervor, daB di'efelbeii im Jahr 1329 hier eine 
Sehlde hatten (OA.Berebr. Eiiebheim S. 153). Die fragliche Jndenverfolgtiig feblteßt 
fich vielleicht an die große an, welche fich im Jahr 1298 von Franken und Bayern 
nach Oefterreich wälzte und über 100 000 Juden hingerafft haben foll (H. Grätz, 
Gefchichte der Juden, YH, Leipzig 1803, S. 27C). Speziell vom Jahr 1302 ift fonft 
allerdings keine Judenverfolgung bekannt. 



Graf Wilhelm von Afperg als Krieger und Hofmaiin in NeepeL 

Ton Oberftudlenrath Dr. W. MtjA im Stattsart. 



Das Gefehleebt dar Qnfea von Afperg, belcanntlidi ein Zweig des Tübinger 
Pfalsgrafenbaitfes. ftarb fchon im vierzehnten Jahrhundert aus. Ea hatte weder das 

Stammgebiet, von welchem es feinen Namen trag, noch die Stadt und Barg Beil- 
ftcin, auf die es fich fchließlieh zuritek<?e70fren, hin zuletzt behaupten können; beides 
war kaufwcife an das Haus Württemberg übergcf^auiren. Von 1340 ab verliert fich 
jede Spur von Sproflen dicfes Gefchlcchts in der Heimat. Aber vua den drei Brüdern, 
welche Beilftein rerltanft hatten, taucht der mittlerOi Wilhelm, nnvermuthet wieder 
auf im Königreich Neapel. 

Dort war Robert von Anjon nach langer friedlicher Regierung 1343 
geftorben nnd der Thron feiner janiren Enkeltochter Johanna anheimgefallen. 
Diefc lebte mit einem Vetter nm dem unpjaiilVLen Zweip^'e der Anjou's Namens Andreas 
in einer freudlofen Ehe, welcher die nächtliche ErdrolVelung des Gemahls am 20. Auguft 
1845 ein jfthes Ende bereitete. Sein Eltorer Bruder König Ludwig von Ungarn 



**) Ks iVhcint „rcgi" zu ftelien, allein clics gibt keiMn rechten Sinn, während : .es gehen 
jene Schaldigea [<L Ii. die Eberhard feiadlichen Anereifer, tun nobiles qaam eives] &u Gründe", 
ganx im Sinne dei den wfirttenbergifchen Grafen firoandliohea DiolitBri üagL 



Qraf Wilhelm tob A^wg in KeaitoL 



7 



klagte Johanna ala AttMfterin oder dooii Mitfohaldige bei dem Kord «n nod kam 
mit tinem Heer iumIi ünteritaUen» nm den Bmder n rSelieo. Der Zwiel^l der 

Adeleparteien macbte ibm die Erobernng leicht, nnd es blieb der jangen Königin 

bald nichts anderes mehr übrig als die Flacht in ihre GrafTchaft Provence (Janoar 
wohin ihr uRuer Gatte Herzog' Lndwig von Tarent nachkam. Aber 
kaum war der König von Ungarn in fein Land zurückgekehrt, fo regte (ich unter 
dem Adel und der Bürgerfchaft Neapels die Anhänglichkeit an das angeftammte 
FttrAenhaiM, snmal da die fremden KriegB?91ker flbd luunten« Jolumn« und ifcir 
Gemahl, der jetst «neb den KSnigatitel an^nommen, landeten wieder bei Neapel 
(31. Aaguft 1348) unter großem Jubel der Bevölkerung. Durch den Verkauf Toa 
Avig^on an <1pt» Papft und durch die aufopfernde Beihilfe des reichen Florentiners 
Niccola Acciaiurtli waren auch die Mittel befchafft worden, um 18 gennefifche Kriegs- 
fehiffe m uiietbeu und 128 Fähnlein deutrdter liciter in Sold zu nelimen Ob 
non Graf Wilhelm vonAfperg bei dem jungen Eönigspaar fchon vor dem 
Anfbrneh deefelben ans der ProTOnoe Dienfte nahm oder erft in I^imi fidi von 
ihm anwarben ließ, irt ungewiß; im letitem Falle bStte er wahrrcheinlich zu der 
Söldncrkompagnic des Herzogs Werner von ürslingen gehört, welche Acciainoli für 
Lndwig und Johanna r.n gcwinnm wußte *)> nachdem fic früher auf unganlcher 
Seite geftandeo. Ludwig von Tarent bcfeftigte zuerft feine Herrfchaft in der Stadt 
Neapel felbft, dann wandte er fieb naeh Apulien, wo viele Städte nnd Borgen in 
Feindeshand waren ; lange belagerte er das als ehemalige Saracenenkolonie aas der 
Staufen zeit bekannte Luccra*), aber der Statthalter des Königs Ton Ungarn, welchen 
die Italiener Corrado Lnpo nannten — er war deutfchen Stammes nnd In^ ß wnbr- 
fcheinlich Wulfort — , fammeltc ein Kutfatzheer auf feiner Burg Goglioiiefi füdweft- 
lich von Termoli. Um nach Lu(2cra zu kommen, hatte diefes Beer ein gebirgiges, 
Ton vielen GewüBsrn darcbzogeneB Teirain an pafilren. Ludwig von Tarent ver* 
Aiehte ihm den Weg zu veriegen doreh eine Abthellvng devtfeber SlHdner. Als 
deren Ffthrer nennt der Chronikfchrciber Domenico von Gravina den Werner von 
Ürslingen nnd einen italicnifchcn Baron, den Palatino von Altamura, der Florentiner 
Matteo Villani dagegen ftellt an die Spitze diefer Schaar den Grafen von Minnrbino 
(Minervino) und den „conte di Sprech tedesco"*), worunter ohne Zweifel unfer Graf 
Wilhelm von Afperg verftanden werden mnA. Der Wideri^meh beider Beriobte 
mildert ßeh tnfofem um ein Gi^a, als der Palatino von Altaranra nnd der Graf 
von Minorbino idcntifch find; nur was den dentfchen Führer betrifft, gehen die 
heiderrdtigen Angaben aufeinander. Wir werden wohl dem Gravina, web hcr mitten 
in dielen apulifLlieu Kriegsliegehcnbcitt n zum Theil als Augenzeuge Aand, Hecht 
geben und annehmen müßen, jener Deutfche fei Werner von Ürslingen gewefen. 
Dem Villani ift wahrfchcinlich eine Verwechslang mit einer iwdem PaUverlcgung 
begegnet» bei welcher der Graf von Al^»erg eme Bolle l^ielte, wie wir gieieh fefaen 
werden. Corrado Lnpo nmgieng die ihm entgegengefchickte Heercsabthcilnng, be- 
freite liueera von dem Belagemngaheer nnd fetste (leb in Foggia feft. Lndwig von 



') TaDfaui, Niccola Acciaiuoli (Firenze 1863) p. 215. 
*) Uatteo YiÜMii, Crooica ed. Dragomanoi 1, 26. 

*) TUlanl U e. p. 45 ff. Domtetel de Ckavlna ebronleon fn der Raecolt« di varte «ronlehe . . . 

di NapoH 3, 262 ff. Die Benennung Nocera dei Saraceni bei dem erftercn darf nicht zu der 
Meinung verleiten, als fei Nocera dei Pagani zwifchen Neapel und Salerno gemeint. Nach dem 
ganzen Znfammcnhang hat Villani nichts Anderes im Angc als Lacem und Gravina nennt an- 
iweUeotig .ciritatem Luceriae in Capitanata" als den belagerten Plati. 
«) Oisviaa p. 273. Villani p, 47 t 



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Hoyd 



Tarcnt aber Ava^^te es nicht langer, licli mit din ftarkcn Streitkräften der Ungarn 
in Apalieu zu mefleq and zog Heb ailmählich wieder nach Neapel zurück > 

Emntbigt dardi den Rfioksiig des neapolifanifcben HeereSf dann durah den 
Vemth Werners von Urslingen, mit delTen Uebertritt fleh die Zahl der deiitfeheii 
Söldner auf Seiten der Ungarn wefentlieh vcrftärktc, und endlich durch die Ankunft 
des Woiwotlen Steplan von Siebciibiiiycn mit neuen Hilfstrupiicn hrfrliloß Corrado 
Lupo im Frülijubr 134'J zum Angriff überzugehen nnd rückte über licnevciit gegen 
Neapel vur. Ludwig von Tarent fandte ihm über 500 Manu entgegen, um ihm den 
Oebirgsübergang inderGi^nd der herihmta candiniA&en Fiffe [Ibreitigsn, machen. 
Zwei Dentfebe ftanden an der Spitae diefer Sehaar, welehe Grarina n<i(Mmes de 
Allergo et Bnmberlingerins^ nennt "O- Vom zweiten derfelben wiflen wir nichts 
weiter zu fagen, i\h daß er noch im Jahr 1:^57 mit 200 Söldiierii im Dieiift T^udwigs 
von Tarcnt zu .MilTiiui Ttaud^); der erlte il't unfer Graf Wilhelm von Al'perg. 
Sehr mit Unrecht behauptet Villani, der von diei'em Corps gar nicbls weiß, die 
Ungarn haben auf ihrem Zng keinen Widerstand gefunden^), vielmehr verthcidigten 
Ludwigs dentfebe Söldner den dureb einen Graben nnd Pfablwerk befedigten Eng- 
paß tapfer nnd gaben ihn nur nach hartnäckigem und blutigem Kampf den Ungarn 
preis, welche nun über Arpaja (cafale Arpadii), Arien/o (Bnrgum Argcntii), Cancello 
und Acerra fengend und brennend in die Terra di Lavoro vordrangen. Zwifchen 
Averfa und Neapel bei dem Dorfe Mclito, nur vier Miglien von der Hauptftadt, 
kam es zu einem Zofammenftoß zwifchen den bdden Beeren (6. Juni 1349). Die 
Kiiegsknnft der großen dentfefaen fiandenfShrer, des Hersogs Werner von Urslingen, 
des Grafen Konrad von Landau und Anderer, die dem ungarifchen Beer zur Seite 
ftanden, wußte die nnbefonnen vorftiinnendcn neapolitanifrlien Barone in ein Netz 
zu verwickeln, aus welchem zu entrinnen Icliwer war ';. Mit den nieiTtcn derfelben 
gerieth auch der „conte di Sprech tedefco'* d. h. Graf Wilhelm von Afperg, 
einer der wenigen Dcutfcben, welche im ncapolitanifcbcn Heer Icommandirten , in 
Gefangmfebaft, wurde aber wieder loegelalfoi, ii^ieh ohne Waffen nnd Ftwd*). 

Zum ClUck für Ludwig von Tarent verfolgten die Ungarn ihren Sieg nicht. 
Den in ihrem Sold ftchcnden deutfchen Banden war GelderpreiTong und Plünderung 
das Hauptaugenmerk : naehdem fie das Land aufsgefangt. zogen fie nordwärts ab. 
Als die Ungarn fich von ihnen verlaÜen faheu, witheu iie nach Apulien zurück 
und ihre Sache gerieth ins Stoeken, bis ihr König Ludwig noch einmal periuulich 
In Unteritalien erfishien (Frfil^abr 1350) nnd das I«nd von einem Heer zum andern 
unter ftets wachfendem Anhang Hegreich durchzog. Endlich gelang es der papftliohen 
Kurie, die fleh von Anfang an in den Streit der Könige einzumifehcn gefacht, doch 
noch einen Ausgleich herbeizuführen, welcher beiden auferlegte, da» Land zu ränmen, 
biH der Papft darüber endgiltig entfehieden hUtte, ob Johanna fehuldlo^ iei oder 
nicht j fiele der Spruch zu ihren Guniteu aus, fo follte Tic mit ihrem Manu dati 
Königreich NeapeÄ wieder an. lieh nehmen dfirfen und blos 300000 Goldgulden 
Kriegslcoften dem Gegner zahlen, im andua Fall follte das Reich dem Ungarn« 
ItSnig gehören. Im Begriff, auch das Ideine Littoral nm Neapel her, welches ihm 
die Fortfehritte des Feindes übrig gelalTen, zu räumen und vorerft in Gaeta Anfent» 



•) Graviua p. 27y, Viliani p. 49. 

Ghravii» p. 85& 
«) Tanfani 1. c. p, 117. 
*) Villaoi p. 55. 

•) Onvina 864-<8. Villaoi pw 66—68. 
•} Villani p. 57. 58. 



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OraC Wilhelin tob Afperg in Neapel. 



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halt VBL nehmen, verfügte daa neapolitanifehe Konigspanr nooh am 1. Oktober zvl 
Plecida*), daA die Anmahlang aller Gehalte, wddie anf die Stenern angewiefim 
ftien, Aupendirt werden Tolle. Diefes Dekret führt ans wieder anf UDfem Lands- 
mann zarQck. Denn es befagt, ein/t*r dem Grafen Wilhelm von Afperg (ge- 
nerofo Gnillehnu eomiü de Afpcrcb) lollc fein Oelialt i jirovifio) aus den eini^ehenden 
Steuern forrgczalill werden. Hatten noch die Kriogsercigniffe, bei wciclien wir den 
Grafen betheil^t fahen, eben n&glfiokliefaen Verlauf genommen , fo fcblag dodi 
der Köidg die treuen Dienfle dcefelben hoch an, am To hSher ah er mit Werner 
von Urelingen gegontbeilige Erfahrungen gemacht, und fo forgte er denn aus befon- 
dercr Dankbarkeit dafiir, daii es dem Fremden, der damals wenigrteu» noch keine 
eigenen UcHtzuBgen hatte, nieht an den Mitteln zum f.elicnsunterhalt fehle, l'eber- 
baupt lüheint der Künig an ihm Gefallen gcfnndeii m haben; denn das Prädikat 
„focioe nofter" in der Urkunde beweist, daß der Graf in die nähere Umgebung des 
Hofee gesegen war. 

Die Abwefenheit des Königspaars aus Neapel dauerte nur wenige Monale; 
durch Vermittlung des Papftes kam ein Friede zu Stande, laut deflen der König 
von Un^^arn feine Anfprüche auf Neapel aufgab; die fremden Garnifonen zogen nach 
und nach ab uud es traten verhältnisniäfiig ruhigere Zeiten ein; Ludwig von 
Tarent konnte fogar daran denken, mit Hilfe einer ftarken einheimifchen Partei 
die Infel Sizilien wieder den Aragoniern au entreifien, wesbalb er dne Zeit lang 
(24. Dez. 1356 bis 30. Aug. 1357) in Meflina Hof hielt. Er Harb aber, ohne diefea 
Ziel erreicht zu haben, im Mai 1362. Noch in diefcr friedlicheren Periode war 
Graf Wilhelm von Afperg um den König als „focius collateralis" nnd folgte dem- 
felbeu auch nach Meflina. Dort ^eigt iieh die letzte Spur von ihm, indem wir in 
einem königlichen Diplom vom 30. März 1357 unter den Zeugen feinen Kamen 
(Gnillermue oomes de Af^rtb) leTen; auf einem andern, das der Eönig am 8. Sept*- 
1854 in Neapel aasftellte, hatte er numittdbar neben d«n bertthmten Walter von 
Brienne, Herzog von Athen, und dem bekannten provengalifcben Baron Raimond 
de Baux untcrfehricben: Gnitielmns eomes de Afperg, theotonieus de Alamania*), 
Seine fitelluiig inucrhalb der Ariftokratic des Königreichs wurde frewiß nieht wenig 
dadurch befeftigt, daii er iich mit Elii'ubeth, Tochter des Grafen von Triearico 
ans dem Haufe Sanfeverino, verband, wdebe in erfter £he mit Tommafo d'Aquino, 
GrafiNi von Loreto, verheiratet gewefea war nnd eine halbe Baronte gemeinfam 
mit einem Sohn erttes Bhe befaß'). Ob er fclbft die Graffcbaft bekam, welche ihm 
der König verfprochen, fteht dahin: unterdclTen bczo^ er Revenuen ans den QefiUleni 
welche in der Handelsftadt Gaeta von Waaren erhulien wurden*). 

Dati Graf Wilhelm von Afperg je wieder nach Deutfcbland zurückkehrte, 
ifl nnwabrfeheinlieb; noch weniger wird man annehmen dürfen, daii die im liehten- 
tbaler Nekroleg als geftorben anfgefQbrte Gräfin Elifabeth von Afperg*) identifob 
fei mit der Elifabeth von Banfeverino, die er geheiratet Was aus dem Bruder 
Wilhelma, Johann ^ geworden, der von 1340 an gleichfalls nioht mehr in wfirttttn- 

') Kegeft bei Minicri Hiccio, Stadl Aoriei Ai* foTeleoll An^olnl dell* arehivio della regia 

Moea di Naixili (Nap. im?.) p. 33. 

^) l>icfe beiden Urkunden fteben bei Biicboo, Nouvelle« recberches hil'toriquca sur la 
priBoipaati Araa«aife de Horie I, 1. i». 88 not. II, 1. p. 14S. 

•) Minieri Ricclo, Notizie tratte du 1)2 iTjriftri Angioini (Nnp. 1S77) p, 130. Aminirafo, 
Fantiglio nobili Mapoletane 1, Iö7 (dicfus letztere Bucb ift luir nicht zixr Hand, ich verdanke das 
Gltat den Arcbiworftaod in Neapel, Herrn Bartolonuneo Capaffo). 

*) Minieri Ri'ccio, Notizi« p. 130 f. 

•) »ciMDDat, Viadicia« Uteradae 1, 171. 



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10 Schreiben des Herzogs Ulrich yon Württemberg an Kaifer Maximilian I. 

bergifehen Uikimden geoannt wird, vretü man luefeL Kamn wird er ea fdo» eher du 
Sohn gleichen Namens, der bei dem zweiten Zug Karls IV. nach Italien (1368 — 69) 
in des Kaifers Umt^ebung erfcheiiit, kftilVrüdie Urkunden mit noteneichnet und fttr 
geleiTtete Dienlte mit taafend Goldgulden belobut wird'). 



Eigenhändiges Schreiben des Herzogs Ulrich von Württemberg 

an Kaifer Maidiidliaii 1.^ 

Hitgetlieilt von ArchivfekrctMr Dr. Schneider. 

Aller gnediltcr kaifer, mein vudcrtbenig vtid gantz willig dinft feiend eiwer 
kKtferildieii maieftatt alaeitt stiaor berait AUcrgnediAer herr, mich langt an, wi 
ich gegen dwer maieftatt dargeben fei, ale folt ieh auf eiwer mt lalTen ballen oder 

ftraiffcn vnd eiwer mt an ienn leib Tnderften m befcliedigen ; will mich gedäneken, 
ich rte deslialb in vngnad gegen eiwer mt. Aller irnediftor herr, \ch kg alfo darza, 
mitt ziehten vor eiwer mt zafcbreiben , wer das von micr htxt, der leigt mich an 
als ain verzweifelter verreterifcber gots boswicht, er fei wer der woii, dan ich bin 
all mein tag mitt folliehen b<^en ftncken nie vmgangen, vnd wann ieh fehon virwar 
wift, das mier eiwer mt Awerlich vngnedig wer, fo woltt ieh doeh daifor fein, fo 
weitt mier mein hals raieht, Tnd difelb vognad nitt nnfehcn; kint ich nitt mer, fi» 
wolltt ich diM'li treilich warnen. Aber di gofs bitswicht, di fo gar fchantlich an 
mier gcfani haben, di haben all lern uiiliaug an dcri'clhcu land artt, kinden das 
halten vnd ftraiifen wol zurichten; dau ly willen wul, das kain weg ift, damitt fy 
eiwer mt hochcr gegen mier bewegen mögen, wan darmitt. Di morderei vnd ver- 
retend ift nitt aaMsngrinden, darmitt da« boewichts rolck mitt mier vmgeL Ieh wais 
aeh wol, das fi gatt firderer bei eiwer mt haben; fy haben fei vnd cer vergelTen, 
▼nderfteuds alfo nauB zutrucken. Allergnedifter her, ich wais, das ain große pratick 
verbanden, das fich meine widerwertigrcn in ainer großen anzal zufamcn verbnnden 
haben vnd mich vndcrften wollen zuiberziehen , land fich ach mercken, fi wollen 
mich lants vcriagen. Allcrgnedißcr herr, nun will ich mich dcrmas dargcgen fchicken, 
daa menidklieh foU fehen, das ich mich nitt gern will reriagen lalTen; allain eiwer 
mt las mieh nitt TerTagen vnd fei mier ain gnediger herr. Wan dwer mt etwae 
▼on mier gefagt wlrtt, eiwer mt zaig daOelbir mir r an; kan ich dan nitt gat ant- 
wnrt darzu geben , fo las dan eiwer mt her üi eichen ^) vnd tbie raier was mier 
laid fcy. Mein hantt. Datum Stiitgart uf freitaj!: nach der tasnacht [3. Maerz]. 
Eiwer kail'erliülien niaieftatt armer vudertiieuiger diuer 

Vlrieh hertzog zn Wirttenberg etc. 
AnfTebrift gleichfalls von des Hersogs Hand): 
Dem aller dnrchicichtigiftcn grosnieclitigcn hcrn Maximilion, 
romifchen kaifern, meinem allcrgnediften lierren zn aicrner hantt. 

Bemerk tni^ von gleichzeitiger Hand: enntfuhuldigang ftraiffttug auf den 
kaifer. 1514. Wirtenberg. 



< Bohroer Hubcr, Itegdten Kaifer Karls IT. Kr. 4647 (?}, «678 (?), 46W» 4701, 4718, 
4731, 4721, 4728, 4730, 4737, 4741. 

') Unter Akten der vordcröfterrcichifchen Rcfperung in das K. Staatsarchiv gekommon. 
Uie Originalität wird bewiefea dunob das noch aurgedrückte Pctrchaft des Herzogs, die Eigen- 
Jitndigkoit durch die Bemerkung „mein hantt" und ibirch die VcrgUi'c'huqgmltMbtea Uatorfohriftea. 

*) Sich ralch bewegen; vergl. Laudftrcicher (SchinoUer). 



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Aas den UbonseriRnomngeR von Auguft Ludwig Reyfcher. 

Veicl. TittteQuImlitft« IT S. 16 £ 



iYülijiüir 1846. 

Die nationale Bewegung des Jahres 1848 kam nicht ganz unerwartet 
und unvorbereitet. Nicht blos die doiitfchen Gelclirtcu-Verfammlungen unterhielten ge- 
wißermaßen ein Band der Gemeiiifauilceit, wenn Ichon zunächft auf wilTenfchaftlichen 
Gebieten, auch die Laudtagsmitgiicdcr benachbarter deutTcher Staaten waren hin und 
wieder aafammengetreteD, um ßdi Aber eine glddunillige Bkiitiiiig ibrer Thätigkeit 
an Terftftndigen. Die Vorginge in HannoTer und Scblenrig-Hoincin wedkten den 
nationalen ni danki n aufs neue. Auch in Preußen liepann es fich zu regen. Der von 
Friedrich Wilhelm IV. mitfdrt des Patents vom 3. Fet»ruar 1857 berufene Vereinigte 
Landtag, an lu;h eine ielir unpenüfrcnde Schöpfung', führte doch die Bewegung vor- 
wärts, als der crfte Schritt zu einer den ganzen preußiCchen Staat urofalTeuüüu Ite- 
prftTentation Mit dem 1. Jiü 1847 begann unter &er Redaktioii von OetTinua 
in den Baffermann*rdien Verlag die DeutfcBe Zeitung zu erfeheinenf irddie 
dam beflämmt fein foDte, daf^ GefüLl der Gemeinfamkeit und Einheit der deutfchen 
Nation m unterhalten und zu ftiirken , insbefunderc zur Verwirklichung des großen 
Gedankens eines allpemeinen nationalen Kechts in Deutfchland beizutragen. Mit 
großem Erfolg griff die Zeitung fofort in die deutfchc Bewegung ein und es gelang 
ihr bef<mdeti| die Nothwendigtuit emes Vorangehens der Krone Preußen in da deutichen 
Sache bei vielen zur Ueberzeugung zu bringen. 

Am 10. Oktober 1847 verfiunrndten iich zu Heppenheim wieder einzelne 
füddeutfehe Abgeordnete, neben ihnen auch II a n fe m a n n und MevifCen aus Preufsen. 
Man befchättigte fich dort mit der zu erftrcbeudcn Einheit Deutfehlands und mit 
der Berufung einer Nationalvertretung. Selbd der Vertraute des Königs 
von PreuAeot General v. Radowitz, fpracb in einer Denkfchrift vom 20. November 
1847 *) offen von dem »traditionellen Nihilismus des dentA^en Bundes* und IQgte bei: 
„Durch alle GemQtber zieht die Schnfucht nach cineman innerer Gemdnfcbait wachfenden 
Deutfchland. das nach außen mächtig und geehrt, nach innen erhaben und einig fei; 

il't diefes noch iauuer der populärftc und gewnitigfte Gedanke, der in unferem 
Volke lebt, ja iH der einzige, der noch außerhalb und über den Parteien (lebt, 
der einzige, dem die GegenTätze des Stammesunterfchieds, der kirddichiin Scheidungen 
und der politiTcben DolcMnen fieh noch untarordnen; er ilt daher auch dar efaizige, 
auf weldiem noch eine feile Staats- und Lebensordnung zu finden ift." 

^Vift thatlos und machtlos aber der Bundestag der deutfdien Bewegung 
gegeaübeiftand, hat wolü niemand heiler gefcliildert als der badifche Staatsminifler 

*) In dierem Shm twfrrflßta Rcyfeber das Patent in dem XI. Baad der Zntfehrift für 
dMitr«li«8 Recht 8. im 

*J Bado Witz, D«atrobl«id und Friedrich Wilhelm IV. Uamburg 184S. & 89 f. 



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AlM den Lebenserinnorungcn 



und firmiere Bandestagagefandte Freiherr t. Blittersdorff in dem fpftter verdiRmt- 
licliten Schreiben vom 16.Desember 1847^): „Wu man das Auge in DeutTcbland bin- 

wondvt erblickt man ein reges Leben in guter oder fchlimmcr Richtung, ein freilich 
uitüt (?rfulglofos Streben, Neues zu fchaflen, uai den Bedürfniffon der Gegenwart ab- 
zuhelftiu ; in Privat- uuU uflentliclien Vereinen, in KongrelTea und Verlammlungea von 
Berolliii&chtlgten der Staaten und fpezidler Aduii^Ulrationen, in Berlin, Leipzig, Dreaden, 
HaBbit]^ Ldbecjc, Kiel und wie die Städte alle heißen, ttberall, flberall wird vonge- 
meinramen Angelegenheiten Deutfchlaiida gehandelt, — nur nicht in Frankfurt, wo 
die Bevollniäditigtcn dw Fürftrii tafren. uui die liiiirlicli einkommenden, in dOftem 
Kaii/Ieien geferti^^ten luftruktionen über auJieroidentlirlie Gegeuftünde zu deiltillireu und 
ai:j weüien Dunlt m der lletorte hinausrpa/ieren zu lalVen.* 

Am 5. Februar 1848 beantragte der Abgeordnete Baffermann in der zweiten 
badifchen Kamma eine Bitte «n den Grofiherzog: dahin wirken za wollen, daß dmrch Ver> 
tretung der deutfchen StSndekammern am Bundestag ein ficheres Mittel zur Erzielung 
gemeinfamer Gefetzgebung und einheitlicher Natioualeinrichtungen gefchaffen werde. 
Tu der Begründung diefes Antrags am 12. Februar Sußerte er unter anderem: „Die 
Gerchichte wird es trauernd erzählen, daß, nach deutlcher Einheit zu flreben, dem 
Einen fir nnprahtifch, dem Andern für Verbrechen galt Ab«r dieTe Zeit ift &ber^ 
wunden. Wae AHen klar, ill auch dahin gedrungen, wo man leider oft dann erft 
fehen will, nachdem man diejenigen verfolgt hat, die es vorher gefehen. Auch die 
Kabinette verfclilief^en Heb dem 'Rtif nach P'inlieit nicht uiehr. und wer eine Hoffnung 
nährt für die deutiVlie Zukunft, der knüpft Tic an die jetzigen Burticbtingen für Ge- 
meiuramkeit.'' — Der Antrag begegnete einem lebhaften Wiederhall in ganz Deutieh- 
land. Bevor aber noch io d^ badifchen Kammer darttber Bericht erftattet war, trat 
die franzörifche Revolution ein (23.— -24. Februar 1848) und gab auch der 
deutfchen Bewegung einen wefentlich anderen Oiarakter*). Von den gebildeten Kreifen, 
welche fie Iiis daliin fai't au.sfeliliefdich getragen hatten, theilte l'ie fich den MaQen 
mit und nichts, auch niciit die Throne, fchieneu ihr widerftehcn zu können. Die 
nächften Gefahren drohten von aul^en, einmal von dem gehobenen franzöfifchen National- 
gefühl, das wie zur Zeit der erfteu Republik über die Grenzen auszubredien drohte, 
dann aber von Seiten der Grofimädite Rußland, Oefterreich und Preußen, wdche fo 
eben noch Rath gepflogen hatten, wie die rchweizerirchw Eidgenoffen in ihren durch 
den Sonderbundskrieg angebahnten glücklichen Reformen zu behindern fein niüchten. 
Der Zuftand der ünficherheit Deutfclilniids bei feiner Bnndesverfaflung lieli fich nicht 
todtfchweigen. Es galt die Bewegung iortgefetzt auf die nationalen Ziele hinzulenken, 
de, wo möglich, innerhalb der gefetzlichen Schranken zu halten. 

«Der Sturm, der in die Zeit gebhren itt, hat diepolitifchen Znßtnde Deutlbh- 
lands in ihrer ganzen unfeligcn Geftalt, Allen erkennbar, blos gelegt. Es ift nöthig, 
in diefer bewegten Zeit, daä Deutfchland gerttftet da ftehe, nicht um herauszufordern, 

') Kiniges aas der Happe des Freiherrn von BHttersdorff, Mainz 1849. 8. 08. 

*) Ein Extrablatt des Schwäbifclicn Merkur vom 2H. Februar 1848 verbreitete in 
Wüitteuibiirp: zturft «üo Xarhricliten: Paris den 24. Februar, Palais Royal und die Tuilerien Ond 
vom Vulk gttiiomiut'ii ; dvv König Ludwig Philipp ift luit leiner Familie gcflQchtct, Es ift ein« 
proviforifche Regierang eniaant. — Strafibnrg den 27. Februar 8 Uhr Nachmittag!«. Telegraphlfelie 
Botfcliaft. Paris den 25. Febnnr. Der Minifter des Innern an die Hprrcri Pi-.irt ktt ii . Die repn- 
blikanifchc Regierung iA konitiluirt. Die Nation wird berufen werden, der Konititution ihre 
Sanktion in geben. Sie haben die nOCbif»en Maßregeln nu ergreifen, nra der Regiemng dte Mit- 
wirkung der Bevßlkeriirifr hihI ilu- öffiMit'ii fio I'iifir y.n HoIkth. r!c!>rn .'^ii' mir fo frhnol! als mö;^- 
lich Nachricht Ober die Stiuimung der GcniQther und tbeilen äie mir die von Ihnen gemachten 
Verffiguogen mit. 



Toit Anguft Ladwig Reyfoher. 



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gewiß aber zu Schutz und Schirm fein« r Hrenzen. Allein es foll die Hüftung anlegen, 
den wunden Fleck auf der Bruft. Jetzt (bm fchmerzt er tief und es thut Noth, 
daß er rafcU geheilt werde." — Po hcL'um (ine Adrefle, welche »tu -i. März 1848 
von Ludwig Ulilaud einer gioUeu Vcrluinmluug von Profcflbren, Üurgern und ätu- 
direnden hn akndemifchen Bcdthaiu m Tabingen vorgelegt und fctfort mit 1 102 Unter- 
fdiriilen bedeckt vmde. Zar Gefcbiehte diefer AdrelTe theüt Reyfeher, defflen Auf- 
zeichnungen wir nun vollftändig und wörtlich geben, folgendes mit: „Auch in Tübingen 
war feit dem Ausbruch der fianzölin hen Revolution die Einwohnerfchaft ohne Unter- 
fchied der Stände aufgeregt durch tlt n Gedanken, wie fchutzloa und zerfahren wieder 
einmal Deutfchlaod den äußeren und innere u Feinden gegenüberftehe. Eines Morgens 
kam ProfelTor Volz zu mir, nm m flberlegen, was gefchehea foffi». Ich fchlug vor^ 
zu Uhland zu gehen > der in NShe wohnte, um ihn zu manhiireii, den Offiaat» 
liehen Wünfchen in einer fchriftlichen Form Ausdruck zu geben. Eine Adreffe, blos 
von der Univerfität ausgehen'!, wie fic Ij^ lfi in der fchleswig-holfteinifchen Sache auf 
dem W»^g der Cirkulation zu 8tand gebracht worden, war jetzt nicht mehr am Platz. 
Man niuiite anderen Einwohnern gleichfalls Gelegenheit geben, theilzuacbmen. Auf 
imferen Wunfeh erldftrte fich Uhland bereit, die AbfaOhng einer AdtelTe an deo ftia- 
difdwn AusrchiiA zu ftbemehmen, welche Ta^ darauf einer allg^einea YerfammloDg 
?orgel^ werden Tollte. Fallati, der eben am Haas verftbergieng, wurde herauf 
rufen, andere Kollegen. Schräder, Hang, Hoff mann, gefeilten fich hinzu nndauB 
vereinigten wir uns folgende Wünfche in die AdrelTe aufzunehmen: 

1. Ausbildung der GefamtverfalTung Deutfchlands im Sinn eines Bundesilaats mit 
VoHnfeftrelimg dmreh ein deotidiea Parkmait am Bundestag; 

2. Einflttimng der Yolksbewaffinung zur Sicherftellang gegen einen mdglichen 
iuifleren Feind; 

3. Preßfreiheit gcmnfl §. 2^ der württeml>ergirchen VerDalAmg; 

4. Vereins- und Verlammlungsrei ht ; 

5. Oefi'entlichkeit und Mündlichkeit der Rechtspflege; 

6. Seftttändigkcit der Gemeinden und Bezirkskorperfchalten; 

7. Revifion der Verfallung unter Herftellung einer ungemifcht aus VeikswaMen 
hervorgehenden Abgeordnetenkamm^. 

^Diefe Antrüge ^Yaren hegleitet von der Bitte an den rtändifchen Ausfehuß, 
die uuverweilte Einl)erufung des Landtags zu veranhillV n, damit durcli das ordentliche 
Organ des Landes die Wünfche des Volks bcrathen und an die Regierung gebracht 
wflrden. ,Auf die Verbefferung der Zuftände Mnzuw lr ken', bemerkte Uhland am 
BcbluA, ,dazn f^mt jetzt nicht lediglich die gute Gelegenheit, das Gifen zu fchmieden, 
fo lange es glüht, es drängt da/u vor allem ein Zwicfpalt des öiTentlichen Gewiflens, 
das feine Löfung verlangt, eint? Forderung der Volksehre. welelie Befriedigung lieifcht. 
Einem Volk, das von der heiligen I'Hicht durilidiungen ift , feinem vielgel'ährdeten 
Boden nicht eine Spanne weiter entreißen zu lallen, mangelt die Sicherheit, daß es 
nicht als willenlofes Werkzeug diploroatifcher Verwicklungen die Waffen ergreife; ver- 
Tagt ift Ihm das begnftemde Bewiifitfein, ffir eine auch politifch würdige Stellung unter 
den gefitteten Völkern mit Gut und Blut einzutreten'. Die Adreffe, welche von mir 
als Vorfitzendem noch an demfelben 'lag nach Stiittf^art aliLicfchickt und zugleich als 
,erftes Produkt der freien Preffe' in die W'elt gelandt wurde, machte grulkn Ein- 
druck nicht blos in Württemberg, fondern auch im übrigen Deutfchland , wozu der 
Name*'Uhland mächtig beitrug. 

, Andere Einehen folgten nach und nnn erldiien nnmitbelbar aus dem Kabinet 
des KOnigs folgende gedruckte Bekanntmachung: ,Warttembergerl Die grollen Weltr 



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14 



Ans den L«beii«eriBiiCfrttDgeB 



begebenheiten , deren Wirkungen für uniVr Land, inwii' für unfor proftes pemein- 
fchaftliches Vaterland nicht zu Überlehen find, haben die griilite Aufregung hervor- 
gebracht In diefem euUcheideoden großen Augenblick tpricht euer Künig zu Seinem 
tnaen Volk. Befrihrt auch jetxt wieder «um echt detttfichMi Cbankter, feft in dem 
Vertrauen in die gdtiüche Vorfehni^t doen Allmacht und Weisheit das Schickfal der 
Völker lenkt, treu gegen eure Regierung und Verfaffung, die eure Rechte und Eigen- 
thnm befrhützt. Rulie. Ordnung und Geliorfam vor dem Gefetz ift die hfMligfte und 
nothwendigfte Pflicht, Reichen wir unfereu dcutfcheu Brüdern die Hand; wo unfrem 
deutTchen Vaterland Gefahr droht, werdet ihr Mich an eurer Spitze fehen. Segen 
tinfrem Vaterlandf Heil mid Rohm für ganz Deuticfalaiidl^ 

«Diefe Worte befriedigte nicht Auch als auf eme warme Eingabe des ftkn- 
difchen Ausfchulles die provirorifche Refeitigung der Cenfur und die Einberafimg 
der Stände zugefagt wurde, beruhigte Hch die öffentlifhc Meinung nicht; man fah zu- 
nächft der Bildung eines neuen Minii'teriums entgegen und wünilhte , dal] die Re- 
gierung nach dem Vorgang von Baden, Hellen, Naflau und Bayeru für ein deutfches 
Parlament rieh ausTprechen möchte. Dabei gab fich grolks Mißtrauen gegen Rnftland 
und g^en den dentfchen Bundestag kund. Vei^ebens, dafi dieTor, durch das An> 
wachfen der Bewegung gedrftngt, in einer Bekanntmachung vom 1. März 1848 ver- 
fprach, allem aufzubieten, um gleich eifrig für die Sicherheit Deutfchlands nach auficn, 
wie für die Forderung der nationalen InterrfTen und des nationalen Lehens im Innern 
zu forgeu. Niemand glaubte mehr an lolche allgemeine, im Widerfpruch mit der 
ganzen bisherigen Bundesthätigkeit Hebende Zußcherungen. Auch der Bundesbefehlufi 
Yom S. März 1848, wodurch den Bandesitaaten geftattet wurde, die Preflüreihät unter 
Garantien elnznfftbren, befriedigte nicht Es wurde verlangt, daß Tämtliche Ausnahrae- 
berchlüITc von 1819 bis 1834 außer Anwendung gefetzt, daß das Militär auf die Ver- 
faffung beei<ligt und ülerall rtaatsbürgerliche Gleichberechtigung, ohne ünterfchied der 
Beligiou und der Stande, eingeführt werde. In diefem Sinne wurde am 9. März eine 
nene von ProfefTor Fallati verfaßte Eingabe im Tübinger Reithaus befcblolTen, welche 
an die Kammer der Abgeordneten gerichtet war, und fo fehr fie auch durch ener- 
gifchen Ton und Inhalt die erfte llberbot, doch von einer großen Anzahl Einwohner, 
wiurnnter manche Profeflbren und andere Stealsdicncr, gutgeheißen wurde." 

Nach einem vergeblichen Verfueh. ein Miniftcrium Varnliüler zu bilden, beauf- 
tragte am 9. März der K(»nig die bisherigen Onpontionsniänner II tun er, Pfizer, 
Duvernoy und Goppel t mit der Leitung der Julliz, des Kirchen- und Schul- 
wefens, des Innern und der Finanzen, während die Miniiterien des Kriegs und der 
auswärtigen Angelegenheiten einflwol^ noch den Grafen von Sontheim und von 
Beroldingen anvertraut blieben. 

Wie im vorigen Talir in Fdlge der damaligen Tlieuernng der liCbensmittel, 
fo tieng es aber jetzt in Tübingen in der unteren Stadt wieder /.u gäliren an. Man hörte 
bereits von „Theilen", von „riünderu- i'prechcn. Daneben verbreitete fich wenige 
Tage nach der Aendemng im Miuifterium hlitzfchncll das GerQcht: Die FVanzofen 
kommen Uber den Rhein. Nach amtlichen Depcfchen von Sub Tollten diefelben bereits 
in Rottweil ftehcn. Dem Stadtdirektor Strölin, welcher ^( vniier dicfe Nachrichten 
auf der Straße mittheilte, gab letzterer den Rath, ficli, wie bei dem Krawall im Jahre 
vorher, der UnterOüt'/ung der Studenten zu vcrfichern. Diefer erzählt weiter: 

„Ich erbot mich ihm dabei an die Hand zu gehen und erfuchte, mit Billigung 
des Stadtdirektors, einige vorübergehende mir bekannte Studenten, m den beAichteren 
IRrthfchalten sn verinreitai, daB denfelben Abend, d. h. eine Stunde l]p&ter, äne Ya* 
Ounmlnng vor dem Univorfilätahaufe fein werde. Ich gieng darauf zn BÄtor Geh* 



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Ton Aoguft Ludwig BeyCdier. 



15 



rioger, Profelfor der katholtfidiea Tbedogie, und zu.Profeffi>r Volz, um Ge von 
dem Vorgang ai unterriditeo. Yols 0 niir voil&ttfig zu, daß er im Fall einer 
Aufforderung der Studenten 1)ereit fein werde, ficli wieder ') an ihre Spitze za Hellen. 

Als ich darauf zum UniveiTitiltshauro kam, waren bereits die Studenten vor deinfelbea 
in großer Zahl verlammelt. Da der Üektor nocli nicht anwel'end war, lo hielt ich 
einftweiieu eine Anlpracbe an diefelben, worin ich die Wahrheit der Gerüchte in Frage 
(teilte, aber den Stndierenden doch tm erwägen gab, ob fie nicht für alle FUIe, wie 
vergangenes Jahr, der Stadt ihre Dienlle anbieten und den Profeffor Volz, ihren da^ 
maligen Anführer, erfuchen wollten, diefe Stelle wieder zu übernehmen. Der Vorfchlag 
fand allj2;emeiiien Beifall, und ehe noch Volz abgeholt war, hegann die akadcniifche 
Jugend fchon, l'icli in Züge zu ordnen. Pechkränzo wurden angezündet, die Bürger- 
garde rQckte auf. Der Rektor kam endlich auch uad billigte, wie der Sta^Udirektor, 
alles was gefchehen war. 

«Nun feilte ich aber auf den WunTdi des Bdctors nach Stuttgart reiren und 
die Bitte um Verabreichung von SchießwaflFen an die Studenten bei dem Minifterium 
perfönlicli unterftützen. Die gleiche Bitte hatte foeben der Stadtvorftand für die 
Bürj^erfchaft geftellt. Ich wollte mich nicht fträubcn, bat mir aber aus, daß der Fecht- 
meifter Kai'tropp und ein Student (Abel) als Vertreter der Studierenden mich begleiten. 
Wir machten uns fofort in einer Extrapoftchaife auf deu Weg, konnten aber alsbald 
gewahr werden, wie lawinenartig die Einbildung das Gerlteht von dem Ftanaofim-Ein- 
fall vergröflerte. Anf der erften Station zu DettenhauTen erkundigte (ich der Schult- 
heiß während des Wechfelns der Pferde, wie es in Tübingen ftehe? Gut, antwortete 
ich, worauf er vcrfetzte, foeben habe ein Fulirmann die Nachricljt gebracht, daß os 
in Tübingen brenne, und in Luftnau läute aiau Sturm. — Derlelbe hatte wohl das 
durch die brennenden Pechkrän2c beleuchtete Univerlltätshaus beim KacUhaufefabreo 
noch geMen und das Abendgelftute für Sturmglocken gdi^ — Als ich mit mehien 
beiden Begleitern 12 Uhr in Stuttgart ankam, meinte dner derfelben, wir 

Tollten uns fogleich bei dem Minideriuni melden. Ich wies jedoch hin auf die all- 
gemeine Ruhe in den Straßen Stuttgarts, des andern Morgens werde es Zeit genug 
fein, untere liitt*i vorzutragen. Und fo war es auch. Die Minifter hatten zwar die 
gleiche Nachricht von dem llheiuüberguuy der Franzofen durch Depelchen von ver- 
fdiiedenen Seiten, aueh von der Gefandtfchaft in Karlsruhe, erhaltea, doch waren die 
von dem badifchen Kriegsminifterium bis Kehl ansgeTchickten Dragoner zorOc^cgekehrt, 
ohne einen Feind gefehen zu haben. Audi wir hatten keinm anderen Beweis als die 
oberamtlichen Nachrichten; aber zu gleiclier Zeit mit uns waren von einer Anzahl 
württeud)ergircher Städte Deputationen in Stuttgart, um gleichfalls ^Vaiie^ zu erbitten, 
und es fchien uumuglich, alle Gefuche zu befriedigen. ludeilen uuterftützte der neue 
Departementsehef des Innern, Staatsrath DuTernoy, das Gefnch d« Univerfittt bei 
dem Kriegunmifter, und diefer, fowie der ihm ad latus beig^bene General v. Miller 
legten uns eine Aifenallifte Aber entbehrliche Waffen vor, worunter 500 Karabiner 
noch das Befte waren, was man uns anbot. Während meine Begleiter nach Lud- 
wigsburg eilten, um die .VusriiPtung in Kniiiinng m nehmen, kehrte ich zu meinem 
Berufe nadi Tübingen zurück, unterwegs noch vielen Flüchtenden begegnend. 

,In Tttbingen Mb/tt war alles m Bewegung und doch vergleichsweife ruhiger 
geworden. Studenten und ProfeJToren, Eandworker und Weingürtner «wrzierten, dieTe 
meift mit Senfen bewaffnet, zum Schutz des Herdes gegen die Eindringlinge, welchen 



') Ein früherer Offizier. 
*) Wie im vortgea Jahr. 



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Aus den Lobenserinnerungen 



noch in d«r Nacht ein Trapp StndmiteD unter der AnfOhnii^ vcm Toi« «ntgegen- 

marfchirt war. Von Mäonem und Frauen der Stadt Rottenburg als Retter eingeholt 
und bewirthet, vcrlirrtclitcii die jinipen Leute die Nacht in dtilci jubilo in den Wirths- 
hAufern und kehrU;n des andern Morgens, nachdem die bis Horb vorg( fchnbenen Toftt^n 
wieder eingezogen waren, theUweire mit (chweren Köpfen in die Univerfitätsltadt icu- 
rfick. Nftdunittags Teranftaltete ich mit dem Rektor nnd anderen Kollegen eine Zu* 
flunmedkmilt mit den Studierenden im Univerßt&tBhanre, um fie zu ermahnen, ^e 
Vorlerungen nicht zu unterbrechen und ihre Schieß- und anderen mUitftriTdieu Uehungen 
auf die Freiftimdcn zu verle-ren'*. 

Der Franz ofcnlärm von 1848 ill unaufgeklärt geblieben; mtrUwürdig 
dabei war jedenfalls die Thatfache, daß gleichzeitig auch auf dem jenfeitigen Khein- 
nler diefeibe Panik wegen eines Efaifalle der DeutTchen entftanden ift „Die gute 
Folge hatte die Anfrüttlung der DeutTchen von ihrer vermeintlichen Sicherheit, daß 
die nothwendige Einigung Deutfchlands auch vom militärifchen Gefichtepunkte aus 
Irlirnri r in das Auge gefußt wurde. Die ,Bürperweli r' freilich, wozu von dem 
Marzniiniftcriuin fofort Einleitun^^ getroffen ward, zeigte Hch bald als ein ungenügendes 
Schutzmittel und wurde fpäter, nachdem die Zeiten wieder ruhiger geworden, weil den 
Bürgern felbft ttftig, unter Zuftironmng der Stände tu Grahe gebracht*. 

^ntltveilen hatten fleh am 5. M&rz 1848 51 MAnner aus Preuflen, Bayern, 
Württemberg ^) , Baden, Heflen, IJaiTau und Frankfurt , meift Mitglieder von Sinde> 
kammem, in Heidelberg verrnmmelt nnd ihre cinftinnni^e Ueberzeugnnp pregen eine 
Einmifchung in die VerfalTnn^^siindeningi u benachbarter St«aten (Frmilvreirh. Schweiz), 
zugleich aber ihre Anlicht dahin ausgefprochen : eine nach der Vuikszaid gewühlte 
Nationalvertretung Tei unaufTchiebhar, fowohl zur Befeitigung der nüchlten inneren 
und ftnfleren Gefahre, wie zur Entwicklung der Kraft und BIflthe deutfchen National' 
lebens; die Regierungen wären auf das Dringendfte anzugehen, fobald als möghch das 
gefammfe deiitfrhc Vaterland und die Throne mit diefem kräftigen Scliutzwall zu 
umgeben. Endlich wurde einem AusIchuÜ von Heben Mitgliedern der Auftrag hinter- 
laHen, hinPichtlich der \Vaiü und der Einrichtung einer angenielTenen Natioualvertretuag 
Antrtge fOr eine gröfiere Verfammlung dmtfcher Ifflbiner vormberäten und die Ein- 
ladung SU diefer Verfammlung zu beforgen. 

Dicfer Siebener- Ausfchuß ') erließ darauf am 12. Hirz 1848 eine Einladung 
auf den 30. März nach Frankfurt zur Berathnn^' der Gnindlagen einer nationalen 
deutfchen Parlamentsverfairnng, vorbehä!tli( h der lunliernfung einer konftitnirpnden 
KaUoDalverfammlung durch die mit \ ertrauensmännern verCtärkten Bundesbehördeu. 
Die Einladung zu jener Verlaromlurg, dem Vorparlament, war gerichtet an alle 
gegenwärtigen oder früheren Theilnehmer von Stände- od«- Tonltigen geTetzgebenden 
Verfammlungen ; auch füllte eine beftimmte Anzahl von Spczialeinladungen an andere 
durch das Vertrauen des dentlVlim Volks ntiscjezeichnetc Mrmner erlalTen werden*). 

Auch der lUindestau war jetzt wieder mit einem Schritt entgcgengekouinien, 
indem er am 9. März den alten deutfchen Reichsadler als Wapjten und die Farben 
dM alten Reichqianiera : fchwarz, roth, gold als Faiben'des dentrchen Bundes 
erklärte, beides zur Bekräftigung der ^^Einheit DeutTchlands*. Bedeutramer war die 
Aufforderung der Bundesverikmmlung an üämtliche Bundesregierungai vom 10. März: 

') Vergl. jetzt Bunz, Der Franzofenfeiertag 184« 8ani<tag den 25. März. Ueutlingen 1880. 
*) Ans WiMleiibav iBabftlbndere: Bantlfn, Baroliet, Beoher, FMaoti lUdwlU, BOner, 
Sobirtikhardt, Wieft, Witzt mnnr. 

*) Darunter Friedrich Körner. 

*) Verhawilniigea det dentfeben PartaneDte. 1. Lieferung. PraakfiiTt 164B. 



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Ton Augaft Ludwig Keyfoher. 



Männer des allgemeinen Vertrauens, und z^var für jede der 17 Stimmen des engeren 
Bundestags einpn, alsbald mit dem Auftrag nach Frankfurt abzuordnen, der Bundes- 
verfammlung und deren Ausfchüffen zum Behuf der Vorbereitung der Bevifion der 
Buödesverlall'uug mit gutachtlichem Beirath an die Hand zu gelten. Von Württemberg 
wurde U bland als Vertrauensmann berollmiicbtigt und am Vorabend feiner Abreife 
von T&bingen nocb mit einem Fackelmg begrOflt. 

Eine Einladung von Oefterreicli nnd Preaüen an ihre BundesgenofTen zu einem 
Kongreß in Dresden auf den 25. März wurde überholt durch die Aufftände in Wien 
und Berlin vom 13. und. 18. desfelbeu Mouats. Am 21. März erließ der König von 
Preußen die vielverfprcchende Prnklaniation : „Deutlr Idand ift von innerer Gährung 
ergriffen und kann durch äußere Gefahten von mehr als einer Seite bedroht werden. 
Bettung ans diefer doppelten dringraden Gefiihr kann nur ans der innigften V«r- 
eimgnng der dentibhen Fttrften und Völker unter Einer Leitung herrorgehen. 
Ich übernehme heute diefe Leitung für die Tage der Gefahr. Mein Volk, das die 
Gefahr niclit fchcut, wird mich nicht verlaflen und Deutfchland wird (ich mir mit 
Vertrauen aiifchliefien. Ich habe die alten deutfcben Farben angenommen und mich 
und mein Volk unter das ehrwürdige Banner des Deutfchen Reichs geftclil ; Preußen 
gebt fortan in Deutfebland auf. " „ Die rettende That, fcbreibt Re} fcher, die hiernach 
TOD dem prenBifcbai Thron auagehm fotlte, ward durch die Tbatfaeben, welche vorher- 
giengen und fie begleiteten, vor allem aber durch den Mangel an Feftigkeit in dem 
Charakter des Königs \\m ihre hohe Bedeutui^g gebracht; ja es zeigt« ndi, d;iß der 
König durch den plötzlielien Urafchwung feiner politifchen Gefinnung und den thea- 
tralifchen Umzug, welcher denfelben nach dem Rath des Minirteriums Arnim kund- 
geben follte, in den Augen des Volks und des Auslandes eher mloren als gewonnen 
hatte. Gleichwohl ließen es (ich viele der heften Männer nicht blos in PrenAen, fon- 
dem auch im übrigen Oeutftbland nicht nehmen, daß da.i preuSifche Staatsoberhaupt 
an die Si)it7.e des gcmeinfamen Vaterlandes zu berufen fei. Zuuadift aber war aller- 
dings der AuL'enblick der nationalen Erhebung für die Einheit mögiichft zu benützen, 
diefe Emhcit vorerft in einer komtituirenden Nationalverfammlung herzuTtellen und 
diel^ die Entfdiddung Aber die uea» Orginifatimi DentfdilaBds zu ttberlaflRe». Die 
Hauptaniisabe des VorparlameiitB (ollte es eben fdn, die Benifiing efaier foichea kon- 
ftitaireoden Nationalverfammlung zu erwiiken.'' 

An dem Vorparlament nahm auch Reyreher Theil; er berichtet dartlber: 
„Ich hatte meine kleine Luile. welche vor wenigen Monaten ihre Mutter 
verloren hatte und nun zur Großmutter Dahlmann nach Bonn gebracht werden 
foUte« bis Mainz begleitet. Dort traf ich Abends bei Tifch luftUig mit Paftor 
Jflrgens ans Braunfdiweig zufammeUf den ich 1846 bei der Germaniften-VerTammlung 
in Frankfurt kennen gelemt hatte. Wir wurden eingeladen, an einer in demfclbcn 
(ladhof ITtattfindenden Znfammenkunft einer Anzahl von rheinifchen Notabeln theil- 
zunehmen, die auf der Reife zum Vorparlament begriffen waren. Unter dem Vurlltz 
von Jürgens wuide die Frage befprochen, was wohl in Frankfurt gefchehen werde und 
WOfBr man (ich dort ausfprechen Tolle? Die Redner aus Rheinpreußeu glaubten als 
felbltverlUndlidi annchuMm zu dürfen, daß die rsddeutfchen Staaten nadi dem Vor^ 
bild des Zollvereins mit den norddeutfchen Staaten in eine engere Verbindung treten 
und Preußen ein für allemal an die Spitze ftcllen würden. Ich machte aufmerkfam: 
fo einfach möchte die Sache doch nicht ablaufen ; die Herren dürften fich darauf ge- 
faßt halten, daß die Republik an den Pforten der I^aulskirche anklopfen werde. Ich 
felbUt, fiihr ich fort, glaube zwar nicht, dai^ mau Tie hereinlalTen werde; aber gut 
machte es immerhin ftin, wenn die rhdnifchen MitgUeder mit einem feilen Programm 

WlttMaa. VtaftaUAnlwfta M89. S 



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18 



Am d«a LebMuarlaatnivgeii 



für die konftittitionelle Monarchie l intrctco würden. Jürgens litii hierübiu abftimiiien 
und mit Ausnaiiiue von Raveaux aus Köln und \S'oiendouk aus DülToIdorf, welche 
fich nicht binden wollten, votirten alle Anvefenden (etmt 20) in diöfeui Sinn. 

•Dee «ndern Tags rcUofl ich mieb den Rh^lftadern auf der Fahrt nadi 
Frankfurt an. Ich dachte dort von der Oallerie aus den Verhandlungen zu folgen, 
erhielt aber kurz nach meiner Ankunft von zwei Seiten Einladungskarten zur Tlieil- 
nahme iind konnte mich daher ala Mitglied der Verfamnihing betrachten. Mein vor- 
maliger Lehrer, nun Tübinger Kollege und Kauzler, v. Wächter, iorderte mich auf, 
an einer VerfaiDmliing der Schwaben theilzuuehmen; ich hatte mich aber bereits 
memen Beiregef&hrten fDr eine Zkirammenkmift im Gafthof zum Schwanen sn- 
gefagt, woran fich auch andere eben angekommene Mit^^ieder aus den beiden HeflTen 
betbeiligtcn. Karl Vogt aus Giesen begann mit einer lebhaften Bede, worin er 
drei Forderungen an das den folgenden Tag zu eröffnende Vorparlament ftclltc: 1. diefea 
Yurpurlament folle eine proviiorii'ciie Regierung für Deutfchland eini'etzen, i. lieh 
permanent erklären und 3. den Bundestag auflöfen. — So rafch war meine Bemerkung 
Tom vorigen Abend Aber rq^blikaaifche VerlUche vahr geworden. — Als fich memand 
entgegenretzte, warnte ich vor m wdl gehenden Antrigen, welche eine Spaltung 
in der bevorflehenden Verfammlung hcrbeiffllirpn und den moralifchen Erfolg derfelben 
gefährden könnten. Das Vorparlament, fagte ich, fei nur eine berathende Verfammlung 
von Mfinnem, die hauptfachlich aus den nachftgelegenen deutfcheii Staaten lieh zu- 
fammeDgefuudeu hätten (aus gauz Oeiterreich war uur ein Junger Mann, Dr. Wiesuer, 
erfcbiimen). Ein Mandat vom Volk habe die Verfammlung nicht und fie kSnneihm 
daher anch keine inoviTorifche Begierong nulnrlegen. Eine folche Regienmg wttnle 
vorausfichtlich in dem größten l%eil von Deutfchland keine Anerkennung finden. Woher 
füllte dann die cinpcfetzte Regentfchaft die Macht und die Mittel nehmen . um fich 
Geliurfani zu verfchatrea? Auch der Antrag auf Permanenz der Verfammlung fei uo- 
praktifch; denn wold nur wenige MitgUeder feien auf längereti Bleiben eingerichtet; 
aber andi abgefehen binvon, wflrde die Vtf&mmlang in ihrer Zitfornmenfetsang be- 
ftftadig wechfeln. Denn mit derfelbeB Berechtigung, wie die gegenwirtig vorhandenm 
Mitglieder, köimte noch eine nicht ^.u berechnende Anzahl weiterer Mitglieder eintreten« 
Waa endlich den Rundestag betretYe, fo fei diefes zwar kein wünfchenswertlies InMtut; 
aber vorerft exiftire er noch, und man follte ihn benützen, um eine konllituirende 
Verfammiuug iierbeizuführen , welche geeignet wäre, eine endgiltige YeriaiTuug füi' 
DeatfcUand n befchUeOen*). 

i,KaQiD hatte idi unter vidfeltiger ZoIÜmmuiig geendigt, fo kam Wftchter, 
um aus Auftrag der Schwaben die Anwefenden sn ehaer Vorbefprechung flir den Abend 
in den Weidenbufch einzuladen, was angenommen wurde. Gleieli darauf eilte auch 
Stemanu, Mitglied der in Heidelberg gewAhltcn Siebener-Kfunminion herbei, um 
anzukündigen, daii der Bundestag ioeben in feiner Gegenwart zugefagt habe, 
die Wahl einer konftitvireaden Kationalverfammlnng anzuordnen. 
Nur fei der 9fterreichiAdia Gefandte dagegen^ die Yerfammlung fchon auf den 1. Mai 
einzuberufim , weil bis dahin die Wahlen wegen der nöthigen Vorbereitungen nidit 
überall beendigt fein können; man möge den Zufammentritt auf den 15. Mai feftfetzeTi. — 
Kr liatte auch Recht; die Nationalverfamiulung konnte, oligleich auf den l Mai vom 
Bunde berufen, wegen der unvollendeten Wahlen fogar erft am 2U. Mai erüüuet werden. — 
Soweit hatten aUb fchon die Piiludiea des Vorparlaments den Bundestag gebracht! 



') Aa obfg« KoalroveriberiaMrtfargetti, G«ftfeMiiedMd«ntlbl*n YttMai^iwiika 
bU Dctenbw 1M8 Ablh. 1 S. wo dl«r«lb« la daer TSM» hvMwt ift. 



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T«B Aagvft Ladwiff lUyCohw. 



19 



Die Nachricht erregte n'^türlich großen Jubel und ohne über die VogtTchen Astrige 
Wuttr »u fprecheu, trennte man fich und Rienyr zum Mittagcncn. 

„Abeuds war Yorbefpr echung mi Weideubulch. Vogt präi'idirtc und aU> 
fiigleich «bentfchte GiiftaT v. Struve die YerftaMBlung nit den «mSästnSMSbn 
Aatiigen: 1. Aufbetmiig des flehenden Heeres Ton Soldaten mid Terlblundniiig 
desfelben mit der Bttrgerwehr, 2. Aufh^Dg des Heeres tod Beamten und Erretsung 
derfelben durch eine wohlfeile, aus frpigewlihlton Volksmännern beftehende Regierung, 
3. AbfchafFung des Heeres von Steuern. — Es war kaum möglich, Ober folche An- 
träge im Emlt zu reden; doch ließ Ticli Struve nicht abhalten, diefelben folgenden 
Tags dem in der Paalskircilie mrammelten Torpnxlanient in fibergeben. Hier luden 
fie «lefa von Aehraran Seiten UDterftflUnng. Am Ende aber wurde doch anerkannt, 
daß die nAclifte Aufgabe des Vorparlaments eine Berathnng dsrttber fei, in welcher 
Weife am heften eine deutfche krinftituirendr Verfammlung zu bilden Yinrr . und nm 
d. April auf den Antmir von Hoiroii uns Manidjeim ausgefprochen, dall man die Be- 
icUttßoahnie Ober die kuattige Verfaffung emzig und sUein der vom Volk zu wählenden 
VerlkmmluDg zu iberlaitett Mbe. Dem Bnndestag «urdo swiur in der Debatte QM 
nütgeHpielt, doch wurde er meht fofbrt, wie die repttbliksnifcfae PwrtM wdlte, ge(li»rengt, 
fondern demfelben noch die Bemfüng des deutfchen Parlaments nach Frankfurt a./M. 
ÜberlalTen; — nur follc er fich von den AusnnlimebefchlülTen von 1819 u. f. W. los- 
fagen und die Männer aus l'einer Mitte entiernen, welche dabei und bei deren Aus- 
führung mitgewirkt hätten. Diefem Veriangen einer Purifikatiuii des BundeS" 
tags, wie allen anderen Wftnfchen der VerTanunlaiig in An/ehung der Wahlen sa 
dem Ptriement, in Betreff der Anfsahmo des Hersogthnma Schleswig und der 
Provinzen Oft- und Weftpreußen in den Bund, ferner hinnditlich der Kommunikation 
mit einem Ausfchuffe von 60 Mitgliedern ') , welcher bis zun» Zulamnientritt der 
konftituirendpH Vf'rfammlung die Rundesverfammlung bei Wahruug der nfttioualea 
loterefl'eu beratheu follte, wurde entfprochen.* 

£ine einheitliche Neubikiung Deutfchlauds war nidit fo leicht auf friodlichrai 
Wog hsrbeimlilhren; 86 fouvertno Regierungen, worunter a Großmichte, titflen fleh 
sieht nit Einem Schlag unter Einen Hut bringen oder gar befeitigen. Ebenfo wenig 
war zu erwarten, daß Oefterreich und Preußen geneigt fein werden, fich ein für alle- 
mal gcgenfeitig unterzuordnen. Und doch ftriiubte l"ich auch wieder das vaterlandifche 
Gefühl dagegen, ein einiges DeutfcMand ohne Oeiterreich oder ohne Preußen zu 
gründen. Als Dahlmann den au Pich vortrefflichen und von ihm wuhlbegründeten 
Entwurf der 17 Vertranensminnw am Bundestsg «t Xhido April 1848 feinem Schwimm:- 
fohn Beyfcher mittheilte, antwortete diefer: „Alles fchlhi und gut, aber das Erbkaifer- 
thum werdet ihr nicht dttrchfetien*. — Und nun wieder wördiefa nach den «Erin* 
neruDgen~ : 

,Ich fagte dies nicht aus Abneigung gegen den Vorfchlag, wühl aber im Hinblick 
auf die allerorts entgegeuftebenden Schwierigkeiten, im Hinblick auch auf die Erfahrungen 
im Vorparlament Ich hAtie deshalb damals ancii der Wahl des Oherhanpts der 
Nation nur für eine kürzere Periode den Vonnig gegeben, wie auch die Heidelberger 
Siebener-K oinmifllon vorgefchlagen hatte, und zwar dachte ich dabei an eine Wahl durch 
den gefammten Reichstag, Staatenhaus und Yolkshaus, nicht blos an eine Wahl') durch 

*) Denniar von WarttsnbMiigera: Albart Sobott, Mufthsl, Medt, Widitar. 

») Das K r!)k niferthum boRirwortete die Mehrheit der 17 Vertraucnsminner btim 
finndMlaf. In deu Vurwort zu dein i'einer Zeit rielleichk zu we«ig beachteten Yarfaffungt-Kat- 
wurf der ktatm werde (vcrn DeUaaim} die Hofliitteg aeigefpiroehei, daS DeotHeUaada eintiMidi^ 
tiger fVr/lenratit dem Partaaienl, .der groien MafverAumnluig an FninkAiit M,fK^* gldeb b«i 



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20 Ani üvn Iieb6iiBeriBn«rDiig«ii ^» Augoft Ludwig B«yf4A«r. 



die 1 nrnlesK L'imiDi^cii, naeli dem Projekt der Siebencr Koinmifl'ion. Die pedodifch 
ftatttiudeiKle W alil hütte allerdings die Zuftäude immer noch unfertig gelaffen, fie hätte 
den Kampf um die Oberherrfehaft nicht ein fflr allero«l befeitigt Aber, — fo fduen es 
mir damals, — Oefterreieh und Preafien hätten ßch vielleicht bei der nachherigen 
Wahl dos Reichsverwefers eher gefügt , wenn die Krone nur vorübergehend auf das 
eine oder d.'i,'^ andere IIaii]it nbertnmen worden wäre. Die Organifation DeutIVlilands 
hätte einriwtilin Furtichritte umeheu können, namentlich hätte fich die Kriegsver- 
faffung verbelTeiii lafl'eo und wäre es möglich gewefcn, die geiueiurame Vertretung 
dem Ausland gegenüber einzafiUiren. Wenn audi nur die materiellen InterelTen, durch 
Aufhebung der Zollfdiranken im Innern, durch einheitliche GeTetagebung in Benig 
auf Mafi und Gewicht, durch gemeinfchaftliche Ordnung der Schienenwege und anderer 
Verkihr.saiiftalten , bedadit worden wären, fo hätte dies allein fchon einen fchönen 
Preis der' vorangegangenen Bewej^ung und l incn Kitt zwifthen fl»^ii bis dalün lofe 
verhundenen Staat eu gebildet, und es wäre um lo fchwieriger geweien, zu der alten 
bundeataglichen Ordnung zurQckankehren. Der PartUnilariamus und die djuaftifchen 
Anfprttche waren mehr gefchont, aber ße wären vidleicht fiberwunden worden *)** 

Als um die Mitte des April 1848 die Wahlen zu der konftitnirenden 
Wationalverfamnilunc: in Frankfurt lierbeikamen. erhielt Iteyfcher an« mobroren 
Wahlbezirken (Oebrin^'i n. Vaibingen, Mergentheini) zn^fleich Zufchrift^n mit der Auf- 
forderung, dort alK Bewerber aufzutreten. Er folgte der Einladung des Wablkomite 
fltr den Wahlkrefo Vaihingen-Maulbronn-Leonberg und f^ch in mdureren TtttiMat' 
lungen offen Ober die Aufgaben des Parlaments und gegen den fo eben anag^nrodienen 
Hecker'fchen Aufftand in Baden. „Außer dem tollen Muth der Einen, fagte Be}Tcher 
am SeblnTi einer Rede in der Kirche zu T^it/in^'cn, \t\ die Entmuthigunii,' der Anderen 
zu tadeln. L li wcili wohl, woher die T'nrube und die Beforgnis kommt. Wenn Ge- 
fetz und Obrigkeit wanken, an was foU lieh der friedliche Bürger haften, welchem Ar- 
bdt Bedürfiiis \(t ? Manche wAnfchen, es wäre wieder, wie es war vor zwd Monaten. Allein 
man vergeflb nicht, was vir in der letzten Ztit gewonnen hab«a und was fBr die 
VolksTache noch zu gewinnen ift Umfonlt wird nichts errungen. Ohne Kampf kein 
Sie":! r>ie Freiheit iTt in gutem Zug und aurh die Ordnung werden wir behaupten, 
wenn wir kräftig' zulaininenftehen. Ks ift eine Zeit der Entwicklung, wie fie niemals 
in Deutichland da geweCen. Das Volk felbft trügt die Schuld, wenn der Augenblick 

fehe» ZnraniDenirite efneo deatrehen Fitrften feiner Waltl als «rbliehes Rciehsobeflianpt sur 

Aniialime /ufdlncn \v. v(Ii. Dn^'o^reii war iiielir für die den alk-ii GewnluiluMfcn entriirt'clicmle 
Wahl oincs überliaupts auf Lebenszeit dur Tri nz Albert, Ueniahl der Küoi^in von England, in 
reiner Kritik de» fintwiirr» der Sfebenzebner, fowio anninglicli «ach der Prini von PrevAoi», 
der Jefadgc Kaifcr. Vergl. Springer, Leben Dahlmanns II 8. 22 IT. 

T^i in Hpransgcbi i- Ift nicht bekannt, ob Reyfcher, als er obif^t-s JVhrieb, vieHeicht 
der Worte (Jüctlie« bei Kckerinann, Gcfprächo 3 Aufl. III S. 185 fich erinnerte: „Mir ift nicht 
hinge, daß Dciitrcbland nieht eint venle; anf(ne gntea OMmflStea nad kttnlligen Eifenbabnea 
werden fchon das Ihripr thiin. Vor allem alier fei i;s eins in Liebe tintcreinandor! nnd immer 
fei es eins gegen den auswärtigen Feind. Es Tel eins, da£ der dcutfcbe Thaler und tirofchen im 
gsaam Reiche gleichen Werth habe; eins, daB mein ReifekolTer dnreh alle SS Staaten nngeOffhet 

pMiriifii kiiiiiic. ft'I vinf, (laß iIit rtäiitifclip ncifojiaß eines weimarifelien BQrgors von den 

iirensbeamtcn eines großen Kacbb&rütaats nicht Hir onzuliUiglich gehalten werde, als der PaS 
eines A velSndere. Es fd von Idud nnd Aaeiaad nater deotfeben Staaten überall kdne Rede 

mehr. Dcutfchland fei ferner eins in Ifnfi und Gewteilt, In Handel nnd Wandel, und hnndert 
ähnlichen Dingen, ä\e icli iii< ht all(> nennen kam inid map:. — Wenn man nlicr denkt, die Einheit 
Dentfchlands befteho darin, daß das ichr grobe Reich eine einzige große Iteildenz habe, und dafi 
ilicfc eine große HeOdeni, wie snm Wohl der Bntwioltinnff eimdhMr groier Talente^ fo nnoli lom 
Wohl der groien Halft des Yolln gereiehe, fo Ut maa in Irrüinm.* 



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Neae Wirtemb«rgioa. 



21 



mftanit oder ndfibrandit wird. Faffen vir alfo Vertrauen zur Sache, die vir wollen. 
Selbft die Trauer und Sorge in dgenem Henra, laffen Sie uns getroft und verjflngt 
der Zukunft entgeg«! gehen!" In dem heiüeu Walilkantpf unterlag jedoch Keyrcher, 

uhgleidi von mehr als 3 000 Wählern unterllützt, den» demokratifcheii Gegenkandidaten 
Fetzer von Stuttgart, welchen der neue Vorftand des Juftizdeparteiucnts Friedrich 
Körner in einem Schreiben an den Stadtrath Efiig in Leonberg empfohlen hatte. 
Dies gab die yeranlaOung zu dem „offenen Sendfchreiben* au ßömer, worin diefer 
daran erinnert wurde, wie feiir er felÜt, folanger nocb Oppofitioiisfaiirer geweTen, jede 
Einmifchung der Minifter in die Wahlen getadelt und bekämpft liabe. Eine Antwort 
darauf ift nicht erfolgt. 

Reyfcher hat den Durchfall bei der "Wahl nach Franldurt zuerft fchmerzlich 
empfunden. In den iüiniierungen jedoch fchreibt er fi)äter: ^loh hatte t% perfönlich 
.nicht zu bedauern, den Frankfurter Kämpfen fern geblieben zu fein. Vielleicht wäre 
meine Geduld und meine reizhan GeAindhdt den oft unerquicklichen und aufreibenden 
Verhandhingen nicht gewadifen gewefen. Alle Parteien fdiienen es ja in ihrem lU' 
tereffe zu finden, das Ende hinauszuziehen. Die Form des Reichs, welche doch die 
Hauptfachc war, wurde erft zuletzt berathen, nachdem das ausfQhrliciie ünindrechtS" 
gefetz befchlolTen und verkQndigt war." 



Neue Wirtembergictt. 

1. P. Fr. Stsllin, üefchichto Württembergs. Erfter Hand. Krito Hiilfte. {Üi» 
]M8b) OoOw, Psrflwi 1868. Wir fthli«fi«n vm dem Urtbril dos trefllidien GefeUohtfohrdben 
von Kaycrn, Si, i. liiizler — 'AdUuv^ 1882, Beil. 358 — an: „Mit Fleiß niul Kritik Iiat 
St alles ge£amiu«U und geprüft, was die letzten üi Jobre ber an Beitrügen zur württemb. Gu- 
Ashielite an» Tagealiebt trat; «tif Grand diefes reieben Material», auf Grund des vSteirlieben 
Werkes und auf Grund eigenen Quellenftudiums bietet er uuä eine Gefchichtc Württemberg», 
welche, dem Andenken feines Vaters gewidmet, diefoa aufs wUrdigl't« ehrt; wie verjüngt tritt 
uns der alte Stalin entgegen, denn wiewohl der engere Rahmen des neuen Buchs nicht mehr 
diafelba AasfBiirliellkeit gÖAattete, konnten doch vit lc (Grundlagen des alten Werks beibehalten 
werden, d.izti aber kommt, daß audi die Darftolluiig iIl'h Solinos PniniiiciialinliLlikrit mit iler 
des Vaters nicht verkennen läßt. Wir kOnncn nur wuufchen, daß das buch lo vortretflich wio 
begoaaea au«li fortgeTetit werd«*. 

2. Gu/tav Boffcrt, Die hi )"t nri fch on Voroiuc V(tr dem Tribunal der 
Wiffeafchaft. Heilbronn, Ueuninger 1S83. Eine würdige Abfertigung der VorwQrtc, welche 
da« 8elirifle1i«D: IN0 Terrltorialgefelilebte md Ibre Bereefatipnig tod Dr. G. Haag gegen die 
deutichen Gefchichts- und Alterthumavereine gefcliloudert hat. Will die ^^Mufii^t- Wirü iilchaflt 
noch mehr als bisher — fo gar wenig Ol es nicht gewefen — von den Vereinen Gewinn wichen, 
fo mOgen ihre Vertreter mehr als in der Kegel gefchieht an der Vareli»thitiKk«ii lieb betbeiligen, 
das wird NieauMd lieber fein, als den „Dilettanten, Hottenramnleni aad Filsniebern*, velob« 
bla j«tat oft alleiB die Coftea der Unterbaltong au tragmi babeo. 







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92 



Verein 

filr 

KimR imd AHMHium in Ulm «ad OberCohwiben. * 



Luge der Dinge zwirehea Bodenfee uud Iiier in der königgloreu Zeit 

TOT ISIS. 

Von O. Meyer tob Knonsn, ProMIbr an der Unlverfltlt Zürich. 

Dadui-ch d»Ü in der St Galier Kiofterchronik des Ohriftiai Kudümeiaer') 
ia einrai Abfcbnitte Qber di« BeMangcn des Abtes B^chiold von F«I]ieiift«in m 
den Gegenden am jeafeitigen Bodenfeeufer ralfcblich geleren wurde, Bifcbof Eberbait 

Ton Konftanz und Abt Borchtold hatten Geleit gegeben „über fee imz an das waiTer, 
dem mon fprichet die 11% während die Handfchriften ganz deutlich fclircibcn: „die 
Ilr" — , hat lieh bisher die Darftellung der Jiuftände Südfchwabens einige für jene 
r<mft siemlich unerhelite Zeit nicht unwichtige Geßchtspunkte entgehen laiTenO« 
Schon dn Blick an! die Ibnrte xdgt, wie gut fidi mit den Worten d«r unteD dn- 
gerttckten Textrtelle die Nenniing des Rid-nördlich fließenden Iller-Flufle« als Oftgrenze 
des Geleitbezirkes, in der Geltung eines Terrainabfchnittes, eignet , während die III, 
der Vorftriberger ilebeiifli)fi des Rheines, gar keinen Platz in der Situation haben 
könnte. 

BlTcbof Eberhart und Abt Berchtold, zwei einander höchit ähnliche gewaltige 
Herren kriegerifcher Art, hatten mit eincelnen Unterbrechungen Aber felir verfchiedeoe 

Fragen, etwa während onee Jahrzehntes, von Eberhards Wahl, 1248, an, lieh heftig 

befehdet, mit geirtlichen und weltlichen Mitteln fich und ihren gegenreitigcn ünter- 
thaneu verderblichen Krieg gemacht; aber mit 12öb und vollends 1259 tritt nicht 
nur ein friedliches Verhältnis, fondern geradezu ein mit der Zeit immer enger werdende 
Einverftändnis, durch die Einficbt in die GemeinTamkeit der IntereflTen^ ein, eben jenes 
VerbUtois, von dem Knchimeifter da redet^. 

Die Zuftftnde in Südfchwaben in der königslofen Zeit gewinnen durch Kudii- 
meitler's Notiz eine höcbd bemerkenswerthe Beleuchtung. Die Graffchaften Eemptan, 
Eglofs. Leutkirch-Zeil , und wolil Hurli die Grafengewalt im alten Argengau waren 
durcli Friedrich II. för das Reich erworben worden; aber nach der Vemichtnniar der 
Reichsgewalt füchten nun die angrenzenden Territorialgewalten die allgemeine Ver- 
irirrung für diefe Oebiete fidi so Nutse zu macben. Einerfeits griffen die beiden an- 
gefebenften geiftlichen Fflrften am Bodenfee, ?oa Senftanz und yon St. GaUeii, ein 



•) Vcrgl. meine nenc Aui>g«be in den „St. Oaüer Gefcliirhtpfjutllen" (V. Abtheil., oder 
Hefk XVIII der MitthciluDgen des hift. VcrelnB za 8t. Gallen 1881), c. 27, p. 79, mit o. 135. 
Die ganze Stelle lieifit: ..Kun was ze den zitcn aidgonüß bifchof Ebcriiart von Konftenz und unfer 
lirrr di-r apt, und waront die gewaltig uiub den bodeuJew, und warcnt als fjcwaltig, da« fi ge- 
lait gabent aber l'co unz an das wafl°er, dem man fprichet die Ilr, won es was dehain kiing bi 
den Bitm*. 

») So auch StÄHn: Wirtemb. Gefch., Bd. III. p. 15. 

') Yergl. meinen Exours I. zu Kuchimeifter Ober die Beziehuogeo swircbcn Konitans 
and St. Oallea In diefer Zeit (die Glii«Mio|iftib«i Angaben find Ibeilweire hOdift uafioher) p. 356^ 



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Solineidert SoUo£ &ttok bei BlAubeuren. 



38 



und Torgten in der von Kuchimeirter charakterifirten Weife Ittr den öfientiicbea Frieden, 
för di« SMherhcit von Handel und Wandel, an die liier, wdehe fiftUch das K»* 
fbmn Kondtanz gegen die Augsburger Diüzefe begrenzte. AndererfeiU aber waren ancb 
die Grafen von Montfort eifrig darauf aus, (ich die Grafenrecht« im Argeogau, wo 
fie ohnehin BeHizer des ungleich größeren Theiles von Grund und Boden waren, an- 
zueignen, tbatUchlich fich io den Genuß derfelben zu fetzen So jedoch ergaben lieh 
notbwendig, fpeziell zwifcbeu ihnen und dem GottesbauTe St. Gallen, Kouflilite, um 
ft» mehr, ala Abt Berditald andi fdion ohne das im Bheintiialo mit den Hontfortem 
Streit hatte, dort die Bug Blattea am linlnQ Ofer, vorzfli^ nur Wacht gegen 
FekUürch, erbaute*). 

Von Abt Bpt rbtold a Politik jenfeits dea Bodenfees fpringen insbcfondt rc noch 
zwei Punkte in die Augen. — Kritlich mußte die Burg des Gotteshaui s am Zuranimeu- 
iuuie der beiden Argen-Flülle auf den uralten Klüi'ttirbelltzuugea im Argoiigau, Neu- 
RwwDSbmg, weldie in Berclitold's Regieviuigueit, durdi den Ted des Beichsminifterialcn 
Heintich von Bavensburg, nach 1266, dem Klofter ledig wirde, den Werth einer 
Wichtigeo militarirchen PoHtion gewinnen*). Zweitens aber ließ ficU Abt Berchtold 
noch in feiner letzten Lebenszeit, 1271, von den Bürgern von Lindau zu einem Herrn 
nehmen, da kein König da war, und fali da zu Gericht, freilich mit üblem Ausgan«e, 
indem ihn die Landauer, aufgebracht durch feine Härte, gefangeu icUlcu und ihn 
eift nach V<f bandhingen ledig UeDen^ 

Aber nach Abtfierehtold's Tode, ab eins Doppelwabl im Klofter 1972 St. Gallen 
rchwfichte, als das Reich in Rudolf 1273 einen thatkräftigen und dabei auf den Yor- 
theil des eigenen Haufes eifrig bedachten König erhielt, änderte fich die Lage völlig, 
und es ift fehr bezeichnend, daß die Montforter in dt.in fpiUeren Kriege, der von 
Mitte 1272 bis Frühling 1274 zwifchen beiden Aebt«n uud ihren Aithängern waltete, 
befenders anch Nen-Ravenaburg zun Zide ihres AngrUfea machten*). 



Sehloß Rnck bei Blaubeuren. 
Von Arcbi vfBkretSr Dr. Schneider. 

Auf dem Amlinfer dea HoeliftnUly am welebw fich die Ach nnd dann mit 
ihr die Blan faemmwinden mnB, aof dem Rndcenberg, Ift noch ein kellerartlgee Ge- 
wölbe erhalten, der letzte Reft des Scblofles Ruck ^). Oer niedere Hügel , auf dem 

es lag. macht gegenüber dem auf der andern Seite der Blau r;iirfMiden iJiirenfcbloire, 
einft llohen-Oerliiuifen genannt, nicht den Eindruck, daß hier die für die riofchichtc 
Blaubeurens wichtigfte Burg ftand. Die Gründung des Kloftcrs Hlnubenrcu, nn 
welches erft der Ort (ich anlehnte« dnrch Tübinger Grafen tot 1100 lillt in die 
Zeit, da die alten GangrafTehaflen (loh vollende anfloeten nnd die hoheitlichen Rechte 
nicht mehr an die Würde, fouderu an den Befitzftand fich knüpften. Der Gaugraf war 
ohne Zweifel auf Gcrhanfen gefeffen^f die Grdndnng dee Kloftorg nnd das Erltehen 

<) Vfli^. Baunami; Di« GaagrafTeliafloii iia wtrteniharglfobeB Sehwahon, p. 48 «ad 49. 

•) Kiichimriftcr: c. 27 a. E. (p. 81, worzu n. 137). 

*) L. &, c. 20 (p. Üi—bi^ woaa n. 82, Towie ia a. 135 auf p. 79). 

*) L. e., e. 89 (p. 106, wora n. 17B). 

•) L. c, 34 (p. 1^2 und 133, wn^.u n. 211). 

Die älteßo Fom ift Bagge, Rucke, dio wahrfcheinUchTte Ableitung die von der Form 

dos Berges. 

*) BaumanB, Zur fchwabifchen GrafeBg«rehiobte in diefen Heften I, 78 wo auch nlt 
dar IxaditioD Aber die in keiner Urkunde vorkonuaeodeB Qrafen von Back gebroclien Ut 



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84 



Sohn oider 



der Stadt HlMuheuron imier tfibingifclier Herrfchaft lielion den Schwerpunkt ttflob 
dorn Sclilofle Kuck verlegen. Hier, in iitimittelbarer XiiJif^ Stadt, auf dem Häcken 
zwilVhcn Ach- und tihtnthal hält fich ini Jahr 1181 I'falzgraf Hiig« II. von Tübing-en 
auf; bei ihm bcfiodea Heb u. a. ein ilerzog und acLt Grafen und Herreu ein 
Bewoifl, daJI der kleine Hügel nieht unbedentende Binme trug. Hier faüen, arkimdlidi 
von etwa 1175 an, Minidterialen der Grafen Ton Tttbingen, die Herren von Biudk 
ab Vogte von Blanbevren*); Cie bekleideten zit^^lcich das Amt der TmehfelTen.') 
Noch in der letzten Urkunde, die ein Tübinger Pfalzfrraf für Blaubeuren nusdellt, 
der Ulrichs des Scherers von 12r)7, zeugen A(lbertuj*) Dapifer i» Kuggc, U(eiQriciie) 
Welzo (de liUgge), Anshalmus de Kugge noilites"). 

Um diefe Zeit kam Kuck mit den Burgen Gerhanfen und Blaueiiftcin, der 
Stadt Blaubeuren und anderem durch Erbfcbaft^) an die Grafen von Helfenftein 
Sie moBten diefen BeCitz fchon 1303 an Oellerreieb Terkiafen, erhielten ihn aber 
fogleioh wieder als Leben aafgetragen. Aneh io konnten fie ibn nicht halten; 1387 
finden wir ihn an Las von Landau, dann an Heinrich Kayh, 1392—1413 theil- 
wcife an die Stadt Ulm verpfändet, und naelidem oin Verkanf au Burckhardt von 
Ellerbach von 1440^) aus unbekannten Gründen nicht rechtskräftig geworden war, 
führten 1442 angeknüpfte Verhandlungen zum Verkauf an Graf Ludwig von Württem- 
berg (7. Jannar 1447), der dann auch am 12. Jnli 1447 die dlterreiehifche Belehnnng 
erhielt Oiefee LehensTerhaltnii beftand, obgleieh Oefterrodi 1893—1692 da» Lehen 
für heimgefalleu erklärte and 1630—32 und 1634—48 in Befita nahm, bis cum Jahr 
1806, in welchem Württemberg die Oberhoheit erhielt. 

In wüittemluT^ifcher Zeit wnr Riuk, uoM von Anfang an, Amtswohnung 
der Obervögte. Der am 11. Nov. 14!>i von Kitter Jörg von Rech berg bei feiner 
Beftallnng zum OberamtmaDO von Blaubeuren ausgeftelltc ßevers nennt als Befold- 
ungstheil „den Siti in Rnekh md Oerhnfea vnd die hynatz, fo vnntzher ain ampt- 
mann rngenerlieh tu gemeltem SleA vnd Ampte genoffen hat". OaÜ febon damals 
zn diefer ,^bynutz" wegen der häufigen Abweleulieit der Obervögte der Gehalt für 
einen cipcncn Wächter und wehren der fchwicrigen Bcifchalfnng des Waflers ein 
Efel gebüren, ergibt fich aus dem Revers delTelben Oberamtmanns vom 11. Nov. 
1498, in dem er, da er von nun an nur auf des Untervogts Begebren etwas zu 
fehaiFen hat, auf Erd und Wächter verzichtet. Das Holt fBr Schloß Bnck, wie auch 
Gerhaufen, hatten, wenn die Herrfehaft oder der Obenrogt Hof darauf hielt oder 
nur Wächter darauf fa^en, die Soldner von Afeh, Berghiilen und Sappingen im berr^ 



Wirt. U. B. U, 209. 
*J 1. c. II, 178. 271. 

V> «• Ul> ^77. Sehmld, Oefeh. der Pf^. von TQhfiife» 8. 179. 

•) Scbmid 1. c, S. 198, Orlg. iiu St.Arcliiv. 
») Kcrler, Gefell, der Gr. v. Helfonftein S. 29. 

*) In ileu ächmidfclien Koliektaneen dco StArcbivs findet lieh die uiucr uubukauQt«u 
Quelle entDOinoieae, lehr «nwabrrchcinliche Notiz, daß Bock von den Tübingern an das Kloftnr 
Blaubeuren gekonim«i| von dief«m aU Ziagenftail beofitit nnd dann an die HelfenAeioer fiber- 
laHen worden fei. 

•) Kaeb da«r aus eineiD alten Bllerbaeber Bepertorivm gesogenen Votb vldimiren Borger» 

ueifter und Rath von Dm 1411 oiiion IIolfcnfteintT Kaufbriff für üurckliaid vun Ellerb-^fli imi 
das Schloß timrUaufeu, Schluß Itugg, Stadt und Schloß Blaubeuren mit Zugebür von 1440, Donners- 
tag nach PanR Bekehrnng. B. von Ellerbaeh erfehefnt 1489 und 1168 als LehentrXger etner 
beManfteinifcbcn Hubo zu Leipbvim. Vergl. über ihn OA.B. Laupheim S. 112. 

'0) Diefe!) und die foigeoden Daten ohne besondere Quellenangabe find den Akten im 
St. Archiv entnommen. 



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SehloA Bnek b«i BUnbimreii. 



S5 



fdiftfUioheD Wald la haaen, die dortigen Maler zn faliren; das nothigu Stroh, wenn 
«8 ta Ringingeii oder im Gerhanfer Amte gekauft wurde, mvJkem die AugefaSrigeD 
des letito«ii auf Ruek fobaffen 

Von dem ongefiilircn Aeußereo des Schlöffe» am Ende des 15. Jahrhuaderte 
haben wir Kunde dadurch, daß es auf einem der bihlifchcn Bilder des Hochaltars 
im Blaubeurer Klofter im Hintergrund angebracht ift. Das Hauptbauwerk der vier- 
eckigen Anlage fubeinen drei Thiirme gewefen zu lein, der grüßte und fefteUc anf 
der uordwellKelieii, ein kleinerer auf der flld6Midien — beide rnnd — und der 
Tiereekige Bingangatliorai auf der nordöftliclien Ecke. ZwiCelien den drei Tfaltmiea 
und der rüdweftlichen Ecke befanden fifh, einen Hof cinfchlioßend, die übrigen 
Ränrolichkoiteu '-). Ein aiirLhaiiliches ßild feines Innern gewinnen wir aus Herzog 
Cbriftophs Zeit. Iäö3 war (Jraf Sehiiftian von Helfenflein Obervogt, derfelbe, 
der nach dem Naumburger Konvent die Aagsburger KoufelTion mitunterfcbrieben. 
fir wollte (tek auf Book du BadfltilUda bauen lallbn; den Plan dazu begutaebteto 
der bmogliehe Baumdfter Albreeht Tretfeb. Diefer Plan tmgi den GrundriJt des 
ern;en Stocks (Erdgefclioß) des ganzen Schloffes. Der Einfrift ift an der N. 0. Ecke 
(die X. Seite ifl gegen die Stadt gekehrt) durch den Wächterthunn. Er fiilnt in 
den recht inner Hoff im Schloß, in defl'en Mitte eine Linde fteht und der nach 
der N., W., und S. Seite durch Bauten ahgelchloffen ift; in der Mitte der 0. Seite, 
wo der höbe anffteigeude Fellen etwas erbrochen werden muß, foU das Badftüblein 
mit Vorgemaeb Platu finden. An der 'S. Seite befindet fieh neben dem Eintritt ein 
Bacboff mit ainer Hütten bedeekbt, dann die Kuebin im Hoff, das Kncbinlluble, das 
Zeugbauß zu dem Hnltz, ain offeus Hofflin und an diefem, auf der N. W. Ecke das 
ober gwelb im thurn und nin Loch hinab in die vnndor gfengnus. Am Thnrm führt 
vom Hof aus eine Treppe Iq das obere Stockwerk. Auf der W. Seite i'ebließen 
fleh an ain bänr fanghaiiß, der KoßlUli zu 7 Pterchen. Die S. W. Ecke bildet 
ain gmaob cum bew. Daneben befinde fieh naeb S. die Speiliebamer, dann ain 
fofaen grau gwelb darin allerlay gerumpel ligt Aueh anf der S. Seite fBbrt Tom 
Hof aus eine Treppe empor. Betreffs der GröfienverhiltnilTe iH der Umfang des 
Mauerwerks für die Badftuhe mit K iniTuer bei einer Höhe von 12 und einer Dicke 
von 2 Sehiih auf 108 Schuh angciiüinmc«. Im oberen Stockwerk (der Haupttbnrni 
hatte wohl zwei) befanden fich, wie aus dem 1üo4 nach des Grafen von Hcll'eulteiji 
Tod dureh den Yizekauuler HieronjmuB Gerbardt aufgenommenen Inventar erflebtiieh 
ift, tm Herrengemnch, der Fraumi oboes Gemaeh, eine Erkerftube, je mit einer 
Kammer, des Herrn Kammer, der EdeMeiite, der Knechte, der Mägde Kammer und 
eine Kammer auf der Luchen (Wächterthurm); außerdem die Dürnitz. 

Herzog Ludwig ließ die Stelle eines Blauhearcr Ohervo^'f.s län2:crc Zeit un- 
befetzt. Daher Vtefahl er 1581 Ruck dein Forftraeirter Zangennieiftcr , um deffen 
Mietbzins zu erl'pareu, als Wohofitz einzuräumen. Zwar beantragte der Uotcrvogt 
Kienlin, da das Vogtamt aliein rerfeh^ ihn felbft zum mindeften die unm Sebloffe 



") LagwbMh T. 1526. Spiter wird HobenKwbaiifeii als Site d«B Forftnitifters b«Mieli««t) 

1552 vrthnt (in ToJctur dort, bald iTaraiif nur noch ein Forftkueclit. FMc 'J. IVftc, Btaui ulri iii, 
auf dem ilerianfcheD Bild von ISIaubeuren buch oben auf dem BlaufeUeo, war wutil nie bcwultubar. 

**) Das BUd seift Einxelhelt«!! von fo eigenthllinReheni Charakter, daß es ebne Kwdfel 
wenigHtens den Typus des Baues richtig ausdrückt. In Folge Mangels an rerfpcktive frla-int 
jedooh die N. u. 0. üett« zuiamiaenbäDgcnd als N. Seite darzuftellcn, To daß der EingangsUiuru 
In der Mttle derfelben ftebt, wftbrend er nach dei» fugleich zu befcbreibenden Oraodiifi die H. O. 
Ecke bildete. Aebniich fcheint ein kteinwet Bau, der swifdMi» Eingaagip imd 8. 0. Thum in 
leben Uk, der & Seite aoMgehOveii. 



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36 



Sehneider-, SeUofl Rnek Im Blaubeareo. 



gehörigen Güter genießen zu laffen; denn der Forftmeifter hat „uff dem Obern- 
fcfaloß Gerhaaflcn fda hienor feine Vorfahren g^wonth, vnd er auch noch Tiewtige- 
tags fein rechte liebaufluug, die auch dem vorft gar gelegen, dargegen Huckli vf 
der freyen Bnrfcbt, vnd detnfelbeu cntlc|;cn fein folle) gar guctc gclegcoheit, als nauilich 
bei deo 6 Janftürdt Ackers mit etslichen gerttdo vergettena zu nieiBen, wddie 
bUlher nnr ein flioAgeender Yorftknecbt, weil er Vorßmdfter b der Statt gewontii, 
genolTeu. So hat er aach dafclbflten mit dem WalTer guete Odegenheit, das er vf 
Kuckh mit fchwcrcm rnfteii brinfTPii niijeffe." Der Herzog entfchied jedoch, der 
Forftmeifter folle auf Ihuk ziebeii, die Güter folleu getheilt werden. Der Voirt 
ließ dm Hau» reparireu ulfo^ daü feines Erachteos diesmal iccin fernerer Mangel 
an dem Hana erfeheinc. Aber bald klagte der Forfimeifter, daß er WalTerpferde bravebe, 
wie ße den Obarrügten gehalten worden feien, am das Waffer in'a Hans an flbren, 
Efel zum Tragen deflUben nnd ein kleine« Weiuwägelein, weil man von der Stein- 
riegel und Felfen wagen mit anderen Wägen und Karren niebta auf das Sebloß 
bringen könne. 

15ÖG zieht wieder ein Obervogt, Cbriftopb von Degcnfeld, auf Kuck. Noch 
1689 in dem Revers des EL F. von Neipperg findet lieh als Bweehtigung, das Sdiiofi 
Raek fammt dazn gebSrigen Sefaeoern nnd Stallnngen mit ganiem Begriff an be- 
wohnen und den rauhen Berg mit Qarten am !>i'hIoß und die Rfelswiefe za nutzen. 
Aber fehon der Nachfolger des Ch. von DegcnlVld , K. von Lainingen, fclieint es 
nicht mehr bezogen zu haben'" und It'iH kaufte der Olwrvogt Melchior v. Reicban 
die fpätere Buwinghaafcnfche ßehaufung in der Stadt ob dem Eitterbronneni vorn 
an der GafliBf bintM an der Stadtmauer gelegen (das jetzige Oberamt?), die 1679 
vom Hereog sn einer Amtswohnung erworben wurde. Nach Oeltingers Landbnch 
wohnt übrigens ßeichaus Kachfolgcr, St. Ileele, 1624 wieder auf linck. Darob 
das Leerftehen wurde das Schloß vollends verwahrlost und die Noth des .10 jährigen 
Krieges richtete es zu Grunde. Auf Belchluß der öHterrcichifehen Kegierung ließ 
es 1636 der Untervogt C. KnoU etwas reparireu. Sofort aber brachen durch Armut 
und Uunger getriebene Leute wieder ein, Tbürcn, Fenftcr, Oefen, Scblöffer ti. a. 
wurden derart verderbt und zerfeUagen, daß die Wiederberftellung 1000— IfiOO iL 
erfordert hätte. Um wenigftens etwas zu retten, wurden die Oefen abgebrochen; 
audi der öfterreiehifcbe Obervogt bezog die Bnwingbaufenfebe Behaufung. Nicht ein- 
mal ein Wächter wunle mehr angefteltt ; die 2f5 fl., die der Obervogt für einen 
folchon erhalten hatte, wurden geftriehen. Doch erhielt der Untervogt die Weil uog, 
da zur Zeit die Mittel zur iieparutur des Schloiles nicht vorhanden, folle er es 
wenigftens gegen Wind und Wetter fehittzen, damit es niebt ganz irreparabel ge« 
maeht werde. Als naeb dem Frieden Württemberg wieder Yon Blanbenren Befits 
uabm, erbot fich 1(349 I. A. Schott von Bürt/endcin , das Amthaus, weiches einge- 
gangen und ziemlich verwiiftet. auf feine Kdrtcn wieder nusbeflbrn zu laffen, daß 
er darin wohnen könne. Er wurde zwar als Ohcrvugf an^'cnomnien , aber aus der 
Wiedcrherftellung von Schloß liuek Icheint nichts geworden zu lein. Denn 1065 
erhielt der Kapitän I. 0. Schmid, der wegen des Gerttehtes, daß die Oefterreieber 
Blanbeuren bedrohen, dorthin gefchiekt worden war, den Befebl, das herzogliohe 
Berghaus Ruck, auf deffen Erhaltung der Untervi.<,^t jährliob 10 fl. zu verwenden 
hatte''), mit einer Rotte Musketiren oder mehr zu befeizen, meldete aber, es habe 

*^Zlm Koosept seiner Beftallnnir (1596) ifl eine Bebaafong Terl^roolm und Back «ait 
ZofebOr geftrlchen. 

**) Doch ift wohl nnr Ottterganuß gemelat. 

") OA,Befcbr. S. 130. 



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KoTRl»e«k, Du Ltndgwldit im Stadalhof. 



97 



iuijdechtc Thüreo, iei überall» bauHillig uud nur von eiuciu Forrtknocbt bewoliut. 
1668 gmriedi «s fogar in Fdge Fener?«rwft1irloftuig durch das Weib des Forftknecbto 
in Bnod. Trotidem erfobetnt « nodi einmal alt bemAot 1717^99 lebte dort 
Frans Ignatius von Gemmingen, der, bei Heraog Eberhard Ludwig in Ungnade 

gefallen, Rm-k ad dies vitao ans:evviefcn bekommen hatte. Er ließ 6 Stoben und 
Kamiiienj. tVruer Stalle. Keiler, eiu liluonien- und zwei Wurt^g'ärtlein oben im Scbloß 
uud eine neue ijcheuer im untereu Hot mit einem Aufwand vou 1500 il. lierftelien, 
von denen ihm nach langer Bitte 1789 600 il. etfetat wurden. 1780 faß wieder 
ein Foillkneobt darin'*). 

Da aber Rnck feine Bedeutung ala Borg lüngft verloren hatte, und die 
7!! einem privaten Gel)ranch nngünUtige Lage und BefibatTonlieit es nicht wobl vpr- 
wertiieu ließ, wurde es 1751 an den herzoglicbcii Kircheurath um 750 fl. verkauft 
und abgebrochen. Die Steine wurden zum Kirubcobau in Oerhanfett verwendet '^). 
Jetet erft Terfehwindet Back gaD« ana den Peftallnagen nad Rererfen der Obervögte ; 
W. H. von Rotbkireh wird 1754 wegen »fgangen^ Genaffes dea 8cbl9£leiDa Rock 
entfchädigt. Aber noch 1792 «rfcbeinen im öUerreichifelien T^benabrief tttr Henog 
Lodwig Engen die ^Feftin" Oerhaufea, Back and Blaaenftein. 



Das Landgericht im 8tadelbof. 

Von C. A. Kor II bock. 

Das Landgcrii'bt im Stadelbof wird mehrfach mit dem Stadelbof felbft in 
eine Verbindung gebracht, die der Wirklichkeil nicht entfpricbt uud eine kurze £r- 
laoterung geftatten dürfte. 

In Banmanna Abhandbmg Iber die Orafon Ton Raok (VierteUahrafa. 1878 
S. 84 f.) liest man, daO Kaifer Ludwig den Stadelhof mit dem Landgericht im Jahr 
1331 dem Grafen Berthold v. MarOefffn-Oraisbacb gegeben habe, von d^m diefe 
Stücke auf unbekanntem Wege an die Kinder des Heinrich liaycr von Nordliugen 
uud au Kourad HuiiUlul^ vou Ulm gekommen feien. Diefe bUrgerlicbeu Befitzer 
b&tten diefdben 1860 an den Grafen Ulridi von HdfenAeni verkauft, der 1861 von 
Kaifer Kart IV. damit belehnt worden fei. 

Auncr Zweifel (Reg. boic. 6, 364) ift die Uebertragung des Landgerichts 
im Stadelbof durch Kaifer Ludwig an den Grafen Rcrtbold von Marfletten al« Kciclis- 
vogt und Pfleger von Ulm, uud daß Letzterer auch im Befitz des .Stadelhofe war, 
erhellt aus Nachfolgendem. In welcher Beziehung dagegen die Kinder eines Heinrich 
Hajw von Ndrdlingen aad ein Konrad HandfoÜ von Ulm sa dem Landgericht im 
Stadelhof geftandoi habea folleo, dürfte fchwer an erklSren fdn, nnd bembt diefe 
Angabc offenbar aaf einer VersvecL^lung mit dem Stadelbof oder vielinclir mit dem 
Meierhof im Stadelbof, auch das Erblelien im Stadelbof genannt, einem Hofgut von 
54 Morgen, welches vom Reich zu Uehen gicng. Dableibe bildet noch beute ein 
abgefcbloileoe« Befitztbnm mit eitiigcu Gebäuden und eiuem Garten am Weftende der 
Btadi DieferMeierbof im Stadel hof wurde nach den öffentlichen Büchern (alteKaaf- 
brlefe 855) im Jahr 1854 von Kaifer Kari IV. dem Lnitprand ArlapnSj Bürger an Ulm, 



") Ebendafelbft. 

") £bendaf«)lbfl. Die Abbildung dea Schloffes vor dem Abbrach, die nach dem geo- 
giaiMlUi«« litxikoa ▼«« Sehwabni (Ühn 1800) anf dem Blavbeurer Batbhaai rafbewahit wufde, 
IM fiah oMit aafledw. 



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38 



Koriibe«k, D«i Landgericht im filadelliof. 



verfetzt jilf^ f.clicii «K-h UtMcliK. n5*> hpleliiit Karl IV. die Gebrüder Haus, Luitprand 
und KomaU Arlapn» uud die lüiider des Hoiiiricli Mayer von Xördling'eii mit deni 
Meierhof im Studelhof und 1360 verkaufen Kuurud iiundfuü von Ulm und Ueinricii 
Mayer als Pfleger der genannten Kinder den Meierbof im Stedelfaof an Graf Ulrich 
▼on Helfeuftein. 

Weiter erwähnen die öffentlichen Büctu r vom Jahr 1348 eine Beftätigung 
Karls IV. in Betreft' der Verfctzung, „die Grat Hortliold von Nytien dorn Peter 
Strölin von Ulm an dem Stadelliof g:ethan", und von lüöt» eine AnfhiJTerung der 
PfandraniDie anf den iStadelhof nm limiderl Mark Silhcr durch Karl iV. zu Guuftcu 
des Grafen Ulrieh von Helfenftoin (vergl. Böhmer, Acta Imper. & 577, 853, 862). 

Hier iCt alfo nirgends ron einem Landgericht die Bede. Aueh SUUin 
(3, 278) fprieht nur von dem Rtadelliuf „feit kurzem Reiehserblehen des Grafen Ulrich 
von Helfonftciii an der Sfcllu des nachberii^cn Wcinhofs". Dng:oerPn bcrnlit letztere 
Ue/eiiliniutg uut ciucai Miltvcritiindnis, ^yclchcs auf Dietrich (Befchreibuog von Ulm 
S. 178) zurückzufübrcD lein dürfte, wo es heißt: 

^Per 8taddbof war nach Uikonden von 1848—1354 n. f. w. der jetzige 
Weinbof mit Einfcbluß des rndweftliehen Tbcils, wo nan die HSnfer Lit A. 
87—91 ftehen. Er wurde öfters auch (Urknnden von 1389—1421) fchlechthin 
der Hof ^'cnnmit. In diefeni Stadtlliof wurde das Land^rericht ^elialtcn." 
Dic'lV DarfteJlung fand fchon Ihm Miller (Ocfchiehte der NValTcrwcrkc S. 9) 
Bcanftaudung, weii die Identifizirung dcK .Stadelliofü mit dem Weinhof ebenfo lehr 
der Gefchichte wie der Tradition widerftieitet, wornach, wie jeder Ortskundige 
weifi, dtefer «Hof nichts anderes war als der die Icaiferiiche Pfals einfehliefiende 
Königshof. Der Stadel hof aber lag bekanntlich am Fofie des Weinhofs, war, wie 
erwähnt, ein kaiferliohes Ilofgut und umfaßte in feiner Aundehnung die Gegend des 
Meiorlinfs und der Fifeher- und Hümpferpane rinfehließlit'h des Spielmannsbrunnen 
bis vur dag Glöeklcrthor. Wo alfo von dem Landgei ielit im Stadelhof die Rede ift, 
kann der Sitz dcsfelbcn nach dem Wortlaut doch wohl nur innerhalb diefes Bezirlis 
gefucht werden,^ was felblltverütftndlich anderweitige geriobtliebe Verbandlungen auf 
den Weinhof nicht aosfdilieflt. Von landgeriehfiiebeB Verhandlungen aber in den 
Jahren 1348 und 1854 kann fiberlianpt iceine Bede fein, weil das Landgeridit au 
jener Zeit ruhte. 

Eine andere Darftellnng gibt Jiii^'or (V\m im Mittelalter S. 2ö6): 

„Kinc erhöhte Bedeutung gab dem Laudvogt von Ulm die Erneuerung 
des Landgerichts im Stadelhof durch Karl IV. In den nach Rudolphs Tod 
hereinhreehenden Unruhen war dasfelbe ginzlich in Veiyelfeiibeit gmtben. 
• Viele FSrften und Herren hatten Heb von dem Kaifer felhfl, wie es fcheint, Frei- 
briefe gegen dasfelbe sn vcrfcliaflV n gewußt, und fo kam es in Zerfall. Indeffen 
trugen das zitr Ablialtnnjr des Landgerichts diencntlc, innerhalb des HofraumB, 
in welchem der alte l'alalt ftaiid, lior^ende Oebäiidc. der Stadelhof genannt, 
einzelne Bürger zu Lehen, Karl iV. felbft hatte es au den Gefchlechter Heinrich 
Mayer von Nördlingen als erbliches Beicbsleben gegeben. Im Jahr 1360 finden 
wir den Gefchlechter Konrad HnndfnH von Ulm und die Kinder Heinrich 
Mayers vun Nördlingen im Befitz desfelben." 

Diele Ausführung- ift, wie man ficht, lediglich eine Fortfetzun«,' des nnprercgtcn 
Mißvcrl'iäiiduifles mit einigen weiteren Zuthaten, wobei nur zu knnftatiren Ideibt, 
daß das (iebäudc, wefches den Kaiferu hei ihrer Anwefenheit hier zum WohuHtz 
diente, die Pfals, nach Eduard Kaneh und anderen QaeUen fchon im Jahr 1314 in 
den eigenthttmlichen Belils der Familie Strölin übergegangen war, die im Jahr 



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Beck, Eine Reimeliroiiik Ton Ldpheim. 



29 



ISÖO eiiit u rnilmu dnmit vornahm (Dietrich S. 71). Foi hm liicfi dasrelhc der ätrülin» 
hof and ^vü! lo im Jaiir läOG von den Ströliii ;in die Stadt verkauft; aber za keiner 
Zeit waren die Mayer und llundt'iiü damit bolrlint. 

Die weitern Erwägungen, wcU-he Jäger und Baiiinann an die vermeintliche 
IdLnflielie ErwerbuDg: mit dem Stnddhof verbundener Rechte durch den Grafen Ulrich von 
HelfenfteiD knGpfen, glaube ich nach Vwerwahnten auf lieh bernbea lalTen zu dflrfen. 
Nur einen Punkt möchte ich kurz berühren. Nach Baumann war die Graffchaft, 
die wir ^in der Bürs" nennen, dureli die anfrebliehe Uelehnung von 13GI wiedct" 
in den Belitz eines FTelfenftciner« p:elaiij?t, der aU Inhaber der GraitVliaft Gerhaufen 
fomit das ganze Diiiingcr Erbe wieder iu leiner iiand vereinigt habe. Einer roleheu 
Belehniing dürften aber fchon die ältem Anf^rüebe der gieiehfalls mit den Diiiingcr 
Ifonfe verwandten Grafen von Wirlemberg entgegenfteben, die zu keiner Zeit auf 
ihre, von 1250 datirenden Keehte verzichtet hatten. Dies erbellt aus ihrem Friedena* 
vertrng^ mit der Stadt Tin) vuni Jalir 1391 fKorrcTp.-Bl. 1877 S. 57':i, in weli-hem 
als ausdrücklicher Belehwcrdopuukt der (irafen auffi:<Ttihrt ift: „daß die \on Ulm 
Schweighofen ahgebroebeu auU in ihre Stadt geführt, du Wirtcnibcrg die Herberge 
mit dem Stab geben feilet Das Herbergerecbt der Ulmifcben Reicbsvogte in Sdiweig- 
hofen beruhte nemlich auf dem Herkommen, daß der Vogt bei feiner Anwefenhcit 
in Ulm feinen öerirbtsritz auBerhalb der Stadt in der jenfeitB der Donau gelegenen 
Vorftadt SchweiglmiVn hatte, wofelbft niuli feine Herberge war. die mit dem von 
Ulm an«:eordneten Abbruch diefer V<jrliadt verfchwand. So erklärt attcU Jäger 
(99—103) l*unkt IX des Fncdcnsvcrtrags von 1391. 

Faßt man das Befnltat des Vorftebenden zufammen, fo ergibt Heb, daß 
weder die Bfayer von NSrdtingen noeb die Handfnll von Ulm in irgend welehen 
Bexiebnngen zn dem I^andgericbt im Stadelhof ftanden, und daß auch den Grafen 
von Ilelfeuftein aus der käuflichen Erwerbung de8 Meierhofs und ihrer ßclehnung 
damit keine Inndgericlitliehen oder Graflchaflsreehtc erwnclifon konnten. Ebenfo 
widerflreitet die Ideutifizirung des Stadelhofs mit dem Weinliof, dem vormaligen 
Kunigshof, der Gefchichte; was aber den Sitz, die Wirkfamkcit und die Zufammen* 
fetKang des 1361 meuerten, und bald darauf fVr immer verfchwindenden Land- 
gerichts im Staddhof betrifft, fo befchränkt Heb unfer Wiffen, foviel mir bekannt, 
auf die gelegenheitliche Bemerkung Marchthalers, daß die letzten Sitzungen des 
„Stadelgericbts" auf der KathsrtulK' iu V\m ftatfjjel'iinden hätten. 

Ich geftatte mir vorfti>iienric \"«>!ircii mit dem Wtinfche. daß fie zu ein- 
gehenderer Erwägung und zur Hcrielin^ung einer Darftcllung Ai laii geben niiigen, 
die trotz ihrer zweifelhaften Berechtigung Heb in die Gefcbicbte dnfnhrtc. 



Bine Belmchronlk vom Lelphelm. 

Von ABtnichtor P. Beek io Ulm. 

Zn den anfehnlicheren Beßtznngen der ehemaligen Reidisftadt Ulm gehörte 
das 4 Standen von derfelben entfernte, ebmifalls an der Donau gelegene Städtdien 

Lei p he im, von delTen einfti^^em Ausleben mit Mauern, Thürmen und Thoren, fowio 
mit dem ftattlieben anf einer Anlu'Ilie oh der Donau ^^ele.^encn Schlöffe einige liUbrelie 
dar? Clir. Kilian und Merlan in Kupferftieh gefertigte Aoncbten uns eine Vor- 
Iteliung geben. DaAelbe kam aber crft am 7. Februar 1453 durch Kanf an Ulm; 
vordem war es eine eigene Herrfcbaft mit eigenem aus 3 Börgermeiftcru und 



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80 



Beek 



9 Ricliteru beitelieudem Ratbe, welchen es bernacb aacb noch beibehielt; uud gehörte 
im XIV. Jftbilittiiderte dem nlehtig^ Gefcfaleelite der OSffiii} v. GnlTeiiftadt, wddie 
es dann an die Grafen r. Württemberg rerkAnflen; Chraf Ulridi Irat es bieranf 
alsbald an Ulm käuflicli ah. Von alten Zelten lior führte es auch ein eigenes Wappen, 
einen filbernen Schild mit einem Qoerbalken, in welchem 3 goldene Sterne find. — 
In die erfteu Zeiten der Ulmer Herrfrhaft fiel der unfcligc Bauernkrieg, in welchem 
L. keine geringe Bolle fpiolte, aber rcblimui wegkam. Im November 1524 zogen Scharen 
▼on bewalbeten Banero ans dem Hier*» Roth* nnd Bibwtbal, ans dem Bnrganifchen 
und weiter ans Oberfehvaben in die Gegend von L, deffen Einwobner, dnreh die 
neue Lehre etwas wirre gemaebt, nnter AnfUbrnDg ihres der Reformation zagethanen 
Pfarrers Hans Jakob Welte v, Ulm, eines wilden .Starrkopfes, mit den Hanern '^f'.- 
meinfame tiaclie und l'ogar ihr Weiehhiid zum Hauptquartier der anfriihierirchcn 
Bewegung machten. Nur kurze Zeit trieben fie aber ihr Unwefenj der gewaltige 
Banen^jörg kam ikaea anf den Eah nnd feblug He nm 4. April bei Ia aufo 
Hanpty wobfä fiber 2000 Bauern sttTammengelianen» gegen 1600 in die Denan ge- 
i^rengt nnd Tide gefangen wurden L. felbft mußte ßeb bald aof Gnade and 
Ungnade ergeben; uud Webe wurde mit andern Riidelaführem hingeriehfet (zu vgl. 
Kachricht von H. J. Webe, I. er. Pfarrer in L. zum lieftcn der durch Wetterlchiag 
nnd Krankheiten verunglUckteu Lcipheimer, Ulm 1794 von Prof. M. Georg Veefen- 
meyer 8.)> Im 30 jährigen Kriege hatte das ßtädtcben wiederliolt fchwer zu leiden; 
nnd aneb in den napoleonfehen RriegsliSafen blieb es Tom Kriegsnngemacb nieht 
unt»erilbrt; 1802 kam es mit Ulm an Bayern nnd blieb bei diefem, ali Ulm 1810 
württembergifch werden mufite; heute ift es ein au dem großen Verkebrswegc Ulm — 
Mnnrhen gelegenes einfaehca, aber regfames freundlii-lx's I>andftädtchen , welches 
iMiiiiifills Muf eine reiehbewejj'te Vergaugenbeit zurlicklchaueu kann. Scbon alte 
iNuciiriciiteu preifen es als eine „feine Landfladt an der Donau"; und Ib ift es wohl 
erklirlieby daß es aneb einen Singer geAinden bat; ein foleber ift fein langjähriger 
(Ton 1696— 17S}7), nm das Gemeinwefen boebverdlenter P&rrer M. Job. Wilhelm 
Diez von Ulm (geb. 1669| f 1787), welcher 1725 eine bis jetzt niemals gedrnckte, 
originelle, mit Unrecht verfehollene Ikrehreibung von Leipheim in Verfen gegeben 
bat und welchem wir uunniehr bezüglich Leipbcinis weiterer Scbickfale das Wort 
lafleu wülleu. Es ift dies eine der fcbon feit dem Mitlelaltcr üblichen Orts- 
beibhreibnngen in gebandwer Rede, welebe, wenn de aneb auf poeUfebee Verdienft 
wenig oder gar Iteinen Anfjtmeb haben, doch für die KnltargeiTcbiebte niebt ebne 
Wertb (Ind. 



Lobred« der Stadt Lei p heim «./D. 
fai gebaadener Bede woUmelnaid aa^efelst von Vfanwt Diez Im Jall 179S. 

Ein trengvfiimter Frmnid, ein nngehenclieU Lieben 

Beüehlet T, ciplirimB Lob zu etlirh Zeilen an, 
Worauf die Wahrheit hier in Einfalt hingefchrieben 
Was mdir die That beiengt ab Mnnd und Feder kam. 

Der Name Leipheim wird fehl Alterdtnm bewdfe» 

Li b ha in fchriebs ehmals Hch nach alter dentfcher Art, 
Du denkil man wird biemit ein Venus-Wäldlein preifen, 
Darb verdaauote Bronft niid Sehand getrieben ward. 



■) Nodi jetst trigt dar 8eiiaap1ati dm KampH» dw Maaten d«s TedtenMdei, der Ab« 
baa^ TOB wdebaa aoa viele Baaera in ^e Doaan gai^rsogt Warden, dsn der «MoidAUeeht*. 



Eine BmmeliToiiik tob Leiphebn. 

Und wie wenn auch: Ift (hn-n kein Heid in dir gewefon? 
War Deine Grenze ftet« von Aberglauben leer? 
80 wir« Leipheim doch warn Dienft Gott «uorlefaD. 
Ein Lob w«nti*i GOteen t^eiob damals gefcbebon wii*! 

Jedoch mich treibet nicht, auch diefes zn geftattra 
Hier Zollt die Kefidciu der BUrgerliebe lein, 
Hier follte Lieb und Fried, Eiatrucht uud Treu fioh galten 
Daran der Stifter fpntAt: „Hier ift der Liebee^Hayn*. 

Es Hegt di« liebe Stadt am gro6eo Donanftrande 

Am J^trom der Ffirft nni\ ITaiiiit Knr*)i»;i'M S(r«"incn heiS^ 

äu durch das Taradies der höchrtcn Kaiforlande 

Gana /llberbell und febnell von Weft* naek Often flealtt 

Die fehwangVe £dcna-l-*luth bringt dulilcatü Fiicho, 
Der filrft-piaifiriich Forit, der Alten-Waffer See 
Schickt aller Wildpret Art aufs niedlichfte zu Tifrhe 
•Schwein, Hirfche, Hafen, Huhn, AntvOgel, Schncpli ii, Heb. 

VoQ Fircben langet man die größten Both und Lachfen 
Forellen, Treufclien, liceht, Karpf, Otter, Biber, Aal, 
Ihi/., Schleyen, Grumit^lu. Krt-b», im Wahle Tiiciis und DacbÜBB, 
Wildliatzeu und im Feld die Lerchen ohne ZahU — 

Der licbhVIiftc lYofpelct auf Wiefoti, Riiclie, Wälder 
Auf Ocrtvr deren mau mind^ft achtmalzehcn zählt, 
Auf Oirtmt fchöaer Art, auf heekenlofe Fdder 
Das machet Leiphalms Luft for andern ansmnrlhlt. 

Kings um den Anmuths Plaiv. cnl Iptingen frifche Quellen 
Dadurcli Urli Aug und Mund, ja felbft das Herz erquickt, 
lüin Bach aus Benkenthal will fich hiozu gofeUeu 
Der anf dem Hilhlenba« die RäAer irSbt oad drOeki 

Etn «roblgebaate« Schloß mit eigaer Manr nod Graben 

Steht als das Haupt empor und fchwebet auf der 8tad^ 

Davon wir Oberiiand, Befehl und Gnade haben, 

Wo Leiphelm Rath und Schatz, Hand, Ohr und Äuge hat. 

üieht fern von diefer Burg kann man die fYeiung fchauen 
Wo kalferliche Huld auf ganie hundert Jahr 

Vor tmvcrfeh'nem Mord den Schutzhof ließ erbauen 
Damit unfchuldig Blut entkäme der Gofalir. 

Hierinnen in die Pfarr und Forfthaus eingefchloOiBa 
Wofelblt man fehr bequem und luftig einlogirt, 
L ud wann ein Flüchtling hat den Schutz genau felrofltei 
Wird er ia'a freie Feld beim EinlaS ansgeflihrt 

Ilii^ian rtöCt der .Spitiil, lin pfalz-ncuburgifch Lehen, 
Wovon hernach Bericht ertheilet werden kann 
Neblt dem QeAagnisthurm wohl angelegt zu fehen 
Da wird dem arnwa Volk die Rerberg anjQuedian. 

Der Tempel Gottes fteht auf einem ftarken Grunde 
Ein hoher ftcinen Thurm fcliaiit in da« weite Land, 
Die Wächter find verpflicht' zur Tag und Nacktes Stunde 
Mit allem Fleiß an fehn anf Wetter, Hsgel, Brand. 

Die Klrohe felber whrd drei StammgewOlbe weUim 

Mit Pfeilern wolilgeftiUzl : vir, Ii il :i>r heller Chor . 
Ein klinftlicher Altar wo Chrirtenfeelen ipeileu 
Hb TanJItebi wo mn tilft Gott aam Bürger tot. 



Beek 



Fin frfiörios Orgelwerk, dti^ Aluiul fti-het 

Wumit man Uottea Uuhm und Ehrenpruiis erhebt 
Wov«o 4er Chriften Hers snr Andacht wird erhöbet 
Wodwoli der Lobgefeng aanrotbig wird belebt. 

Dies Gotteshaus war crft St. Vito anvertrauet 

Ein eifern Ofen wärmt die leichte äacriftey 

Die EfntJipbia ijod zierlieb Mfgebauct, 

Von Send und Hannerftein ond rarer Sebrlft dabei 

Zwei Sehtilea find suaXehft bei dfefer Gotleaftltte 

A!lwo mnn pflanzt iind pi(ȧt die Hoffnung hrfTrpr Zeit. 
Man lehrt Latein und Dcatfcb, man rechnet in die Wette, 
Man treibt daa ChrifteBthutn, den Fleifi und Ehrbarkeit 

Diu UelJ'er- Wohnung liegt am Thor zur Abendfeit«n 
HU Oirten und ProO>ekt bequemltdi fituirt 

Und die Stadtffhreiberci ilt fclion von altoii Zelten 
Zu Leiplieiiii an dem Mriikt gi-bant nn<l aul^refühit. 

Du Rathbaua ziert den Mariit, dafelbll hält man Gerichte 
Und vor dem obem Thor ift Kirchhof und Kapell 
Die einft St. Diepoldd war, die Geld und viele FMIehte 
AUjftlirlioh riehtig zieht als heiUge GeffllP. 

Am ohcrn Thor und Maur liegt auch der Schützengraben 
Kebft einem Scbützeuhaus von Wind und Kugeln frei, 
Da die Erfahrenfte die fünfte Uebmng haben 
Da man aafehaoen kann ohn alle Fnrobt nnd Sehen. 

Ganz Lcipheini ift beqnem und ordentlich gebauet 
Die Stadt ift rethf peviort, die Gaffen ziemlich breit. 
Die Vorftadt tu von Nord nach Stlden aufwürts fchauet 
Bedeekt da« grOne Thal hi febSnller Uebikhkeit 

Zu End derfeiben liegt der Bnrgbcrg wob! erhaben 

Ganz rund und frei am Bach befondors aufgeführt, 
Darunter fonder Streit ein großer Held begraben 
Der in dem Altcrthuo lieh liOchftens meritirt. 

Jedoch wir mQffen nun den höhern Ruhm bewjüiren 

Den Leipbeim bei lieh trügt: mein Leipheim ift der Ort 

Wo die Kelipion und alle niriulu-ii.slohrcn 

4Sich gründen nnveruicngt auf tiottcs reines Wort. 

Das KvanijC'Iium l)ra< li hier mit hi-IInn Lichte 
Durch Gottes Gnad iierfür, da L im die Uorgenröth' 
Kaum hier nnd da erbliclct, war fehon daa ADgellehto 
Den Henen hier entdeckt nnd vor dem Volk erhMit. — 

Hier war das Sakrament in l>ciikrlci Gcftallcn 
Vom rfarrer lliua Jakob Weh zu allererft ertheilt, 
Daliero naa ▼on Ulm daflTeibe an erhallen 
Zu Pferde nnd in Fuß in Haafen hergeeilt. 

Diea war der thenre Mann der in der HSrteer Orden 

Im fratizon Srhwahenland mr'.* Evangelium (1525) 

Don crftcn Platz erhielt, da er enthauptet worden 

Mit fRlüebUeheiD BetUcht — doeh bleibt Ib» Krön nnd Rnhm. 

Die Kirehe, fo Torbin Altlre nnd Knpellen 

Ver fclii« (lentlieh enthielt und milde Stift gebracht 
Wollt' Gott KU /einem Fcur nnd Herde nun bcftelien, 
Er hat» snm Qnadenfaal und Wahrbdta-Plata gemaeht. 



Eine Beimchronik vou LeipheUu. 



Dnrcli ncunzeha Planer Ji;it foin Wort fich ausgebreitet 
Und maocbe Seel ger&hrt aus Satana Tyrannei 
Zu IfrMlU Brnnn und lautrem Troft gdntet 
Von IlnfterDU zum Uelit and Gotte« Yntertren. — 

Avoh oeuii und dreißig ßod Dtaeoni gewefen. 

Die Gottes Ackorwerk beliiilfliMi fnit-jcfilhrt, 
Durch deren Dienft er fich ein Uäuiieiu au8erle£«n 
So ihme FMIeltte bringt, wie iSeb'e vor ihm geblilirt — 

Dw bohc Obrigkeit war erft der edlen Gußen, 
Wovon ilir Gruft und Stauim SOeb in der Kirche haf^ 

Sic liabcn L f i p b <• i m * TJnhm zu größerii Hcli bt-fiiCen 
• Mauv, Thur tiinl 'H1111111 gclübtt, das Stadt-ilecht angelchafft^ 

Die Frivilogiea vom Kailer aoagebeten, 

Die Jiiiiidiktion gleich Ulm bieher gebraoht 

Und dann an Wilrttcmburg verkauft and abgetreten, 

Worauf ficli Ulm den Ort sunt Kigentham gemacht (1453). 

Dns Stadt-Recht liabt^n wir vor nun 400 Jahren (1^30) 
Von liailer Ludwigs Unad und auch das Uochgcricht (1327) 
Die hob« Herrlichkeit bat Leipbeim ni bewahren 
Dies- nnd Jenfelt« dee Stroms wie altes Redit aasfprieht 

Der grüne Ulmen-Raum |^bt Leipheim Schutz und SebatlMi 
Die»* Kk'inod Scfnvaht'iilaTKl-» faßt (liefe Perl' in fich 
Durch dellen hohen Itath kann »icd und Uecbt Heb galten 
Daß TmM wäfart nnd Gott ans fegnet mildigUeh. — 

edier Ober*Togt verwest die hohe Stelle, 

Er fuhrt Regalien die fonft kein andrer hat, 

Er fpricbt und gibt Befehl, verwaltet die Geßllo 

Er vindicirt genau die GrSnze unferin Staat. 

£s ift der fcbön« Furft demfclben übergeben 

Darinnen er fttr fleh Jagt, treibt, klopft, Itellt nnd fehielt 

Kr führet die Vogtei zu Ricilliuim am Ii daneben, 
So als ein hohes T.ch'n gar vieles in lieh fchließt. 

Im Ratli «nd Sta(U<;frif'ht 3 Rilrfrprmt'ifttT fitzen. 
Der Herr StJidtlchreiber w(>hnt nehlt noch 1> Kiitbcn bei, 
Da pfleget man das Wohl xu Ibehen und na fcbfllnea, 
Da llbet man das Reeht nnd bäh anf PoHiei. — 

Von da bcftcllct man die Pfleger und Verwalter 
Der Treben, des öpitala, der Ärmuth und was mehr 
Von Stadtbedienten flnd; wobei Gott feibft Erhalter 
Und Oberpfleger ift zu /eines Namens £br'. — 

fit Viti Kirehenpfleg belorgt mit allen Krlften 

Die hcilifTC Gr>brln', crtfic-ilet S'nld und Frurlit. 
Die Almos-I'ficg bedenkt mit treueiteo Ucfchäftou 
Die Armen, deren Notb fle absnhelfen fncbt 

Der Stifter Abficbt war, daß zwei von hier ftudiren 
Auf Univerfltät; daß niemand betteln foll; 
Daß armen .TtiTi^'ri rn, die ilcb ebrbarlich aufTühren, 
Die Auslteur werd j<eri'icht ZU ilirem GIftck und Wohl. 

Wozu neblt Diepold's Öiift die Opfer angewiet'en 
Wovon der Bnrgerfobaft nnd Fremden Vieles trifft 

TTernaeh wird der Spital nach Würden hnehgeprinfen 
Das milde Uuttesbaus, der alteu UüÜen SüU. (lätiö^. 
WOfttsniK Vl«i<«ynbisb«a« 18». 



Beek 



Darin genießen iltetB die Bürger gute rfrtUuie, 
Da reicht man IHenft und Bllf den Annen In der Slndt, 
Da thettt man jftbrUcfa aus ein rcichcH Brod-Ucfpcnde 
So Jeder der nur kommt gleich an empHuigen hat. 

Es ift ein f'^incr V>:iu vcrwnhrrt nnJ umfcliloCoii 
Wo ehioals eine Kirch und Kirchendiener war, 
Demfetben f Jl vorlüngll manch* Stiftung zngeflvüen 
Haa bringet Zehnt ni^ Otllt vm vielen DOrfera dar. 

Solch Kirchlein ift vor jetzt <iic IIciIk rg fremder Amen 
Da luivK «nd wafelti-n fio ; di-r Krankt' wird vci pflegt. 
Da können lle nach Wunfeh auf gutem .Stroh crwanuen, 
Worauf ein eigener Mann genaue Anfßcht trXgt. 

Die Stabs-Oericbtabaikeit vor ein und andern Orten 

Gehöret ihme ssn, hat felbTten Holz und Feld; 
Die Zinfe laufen ein, er xiehct hier iimi durtcn 
Zn feinem Eigcntlinm viel fehönes haare» (Seid. 

Viel Uüofcr fteh'n ihm la, viel llOfe, Mähder, MUhleu, 
Und andVe Ornndftflek mehr, hie da und in der Fem*; 

I'ic frroCe Drinaiiliri'u!; uiit .lochen, I.ilm n<.d t)i«len 
(iehörel unircr ÜtaiU als Kigcntlmuies Herrn. 

Diu .Stadt hat auch den Zoll, die Straßen zu paffiren, 
D.18 Klofter Elch in gen muß auf dem Markus-Mahl 
Den Pfarrer fambt noch mehr von nnferm Ort traetirea, 
Weil Leipheim ihme fich enrielen liberaii 

Als einft ein Herr von (5 ü fi tit n Zi hciit m Thjilfingeu 
Dem Gotteahau» vermacht mit dicfcm Vorbehalt: 
Daft man fllr alle GIEß foll jährlieb Seelmeit fitagen 
Und die dazu gehört, bewirilieo dergeftalt 

Die gaase Stadtgemeiade zählt 1500 Seelen, 

Wovon mriTi unWelorfTt rifht rhir Jytttrln ficlit, 
Es darf der Hunger hier kein iMIrgerkinde (lUillen, 
Weil man mit Rath und That au helfen ift bemüht 

Drtri Schulen lind in flor und kann um eOich Qrofchea 

Ein jeder Chrill fein Kind in Gottesfurcht und Ehr' 
Befördern, zu dem Zweck fo ift aucli niclit crlofchea 
Die Liebe fo dies Geld fllr Arme litlV-rt iar. 

Vor Alters war der Markt St. Viti weit gepriefen« 
Die Woll und andre Waar gleng (bderweir herein, 

N.u lidi iiip wnnl auf Tlra der .Jahrmarkt angewiefea, 
Dagegen zweimal hier alljÄhrlich Miirkte lein. 

Die Nahniii;: ift l>i-i uns it] ciiuiii IoIcIkti .Stande 

Daß wei tiur llcißig iit, Gott fiirchi t und iparen wird, 

An diefcm Ort fleh uihrt als kaum In einem Lande^ 

Bean fpricbt man: wen OoU Hebt, wird naeh Leipheim gefilhrt 

Das Feld ift .lifo gut, daß es in dreien Jahren 
Wohl viermal Früchte trägt und wird doch leicht gebaut, 
Maa wird kaum einen Mann fo arm er ift erfahren, 
Dem aicht anm weniglteu ein Herreogut vertraut 

Die Viehzucht ifl fo ftark, daß ficbenhuiidert Rinder 
Auf uofrc Uieder frctiri, wir litnu rnirli Ji dcrmann 
Gras, Heu und Kraut genu^ eiuiauunelt und nicht minder 
Saarkraut und Sehweiaodeifch aaeh Wuafoh vencehren kann. 



Eine Reimchronik von Leipheim. 



85 



Der ftarke nopfenbnti') mit feiiun fchlAiiken Reben, 
Der iinTcr Lciphciin rin^ps umltecket und beziert, 
Kann uf gsrioge Hfili die reidifte Antbent gaben, 
Wovon man in Fremd yiel bundsrt Oentnar flUiit 

Kr gicbct Oeift und Kraft dein alten denticbra Biere, 
VV(M!iirch lie gniC iinil ftark tintl tapfer •worden find, 
l>er Wein ilt nur ein (ialt im deutichen Lands Reviere, 
Dag«igen ift das Bi«r eb «ebtoB LandMkfaid. 

Der Flnebi wSebst mehr als tonft tn nnirer loekem Erde, 

Kr klüid't nns und die Welt in gute I^einwand ein, 
Die hier wird subereit't mit aller Zubehürde, 
Daß Hfinfer und Geworb' damit befchlagcn foia. 

Von Herren wilTen wir zwar nicht gar viel zu tagen, 

Es nähret Jeder fich von der Profeffion, 

Die ihnic fein Beruf und Oriliiuti(j: aufj,'« fnifren 

Und dicfer llerrenl'tand hat vor i'ndt Khi' und liuhm. 

Der Leineweber find bei dreiiiig über hundert, 

Die iluratlicb Heifter And nnd wirken Kaufmanns Stilckf 

Fal't i'liirrli das ganze Jahr Tind wcfTen man firh wundert^ 
Sie •Äiehtiii baares (!<*ld woclicnllirli zuiiick. 

Zwei Weia-, fechs liierwirth linil das gause Jahr verfeheu, 
Zween Bader knnftbetobt, drei Flfeher whlgeabt, 

Nenn Scluiftcr ftets parat uti.l riolion I!;irk-tM- l'^elien 

Mit gutem Brod zu Dieiil't, >lici Sfini'iiicr ilmi lieliebt ^ « 

In Nutz und Kunftbarkeit, die auch die Fremde kennen. 
Zwdif Metzger fchlaehten ble waa una am heften febmeokt 

Der Kriimer könnte ich auch etlii^be dir nennen, 
Mit Maurer, Zimmcricut lind wir gar wolil bedeckt. 

Kin Glaier dienet ans, xweeu äattler nnd ein Gerber, 
Vom Ackerbau emtbrt lieh maneher wohl allein, 

Kin Unter nnd dain fünf Sclmciil. r und ein Fürbcr, 
Wie denn zwoen Hafner auch und zwccn Oelinüller foin. 

Kin Silbor-Kilnftler der mit ftinor Ktirtft und tflückon 
Uns weit und breit berühmter Jawtjiicr, 
Ein Zoller, ein Stadtbot, äpiellent die uns erquicken 
Hit (ieigen und Hautbois; auch i^feifen maciit man hier. 

Kin (Iroli- AliiunVuicr, ein Forft- und nul/.rfrwultcr 
lind ein gej'chworncr Mann, ein Kunlt-tfcometra, 
Vier Wiebter bei der Naeht, QamOeder, Weimhalter, 
Zweou Todtengriber find aebft awel Hebammen da. 

Drei SrhldlTtr und drei Srhmid, zwei Nagelt'rlnuiil. zwei Binder, 
Vier Wagner und bienebft zween Müller, dann zuletzt 
Kin Dreher nnd am Feld ein Ziegler und ein Sehinder, 
So find wir iedenMIs mit Allem wohl befetit 

Die Stadtthor blcibon niolit von Waclten unbcftellet. 
Weil man lieh anuoch fteta vou alten Zeiten hur 
Krinuert daB man oft den Feind aurfleiigeprellet 
Indem «r w<M wfiibr die tapfre Gegenwehr. 

Im drcißigj.'Uir'gen Krieg war Loipheim Furcht und Sehreeken 
Der Nachbarn, weil es fich bcfonders herzhaft erwiea, 
Parteien mui3ten fich vor diefem Platz vciTtcckcn 
Da ßeh des Kaife» Volk drdmal abwelfen ileS (16SSt). 

') Durch den Hopfen hatte fich Leipheim febon von Alters her einen Namen «rworlien. 



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86 



Ofterdlnger 



Darüber endlichen der Feind fieh Tu entrUHet (16di)^ 
Daß er mit aller Macht die Kache nntcmahni. 
Mein Leip hei tu jämmerlich verheeret und vorwüftet, 
Dafl «B dureh fianb und Brand um viele Woblfabit kun. 

Tni letzten fchworen Krieg hat Gott fclbft ihnvh die Feind« 
Uns vor dem Feind geicbützt, daß er vor dem Uuin 
Gans iranderbur bewaliit di« fliniDtliebe Gemeinde 
Und pldtilieb feine* Wege obo Sebadeu ng dahin (17M). 

Wir zweifeln g^riebfalls nicht, daß hier vor alten Zeiten 
Viel WiclitSf^rs priHipliet),' '\rcil Moii rdicn, Vieh «nd Thier 
Manch rare lloidonmiinz entdeckt und folche Leuten 
Ans Tagedieht dargeftellt ran grOBellen USflr. 

Pie Lente And aTlhier gar hoflidi und befehoiden, 

AU man kaum anderwärts an grofien Orten weißt, 

Gutherzig tind Ixriit zti dienen gern mit Freuden, 

So claü uian's vvulil mit Keeht das liebe Lcipht iin lioißt. 

Damit will Leiphcims Freund Tein, Lcipheims Lob befchliefion, 
Hit Wnnfeb dafl Leipheims Gott ihm ftets zugegen fei. 

Er lalTc Gnad und Heil auf alle Stände flicncn 
Und lege felbft fein Lob vor feinem Thron ihm boil 



Oefchiehte des Theaters in Hitterach von 1680 uu bis ftuf die Gegenwart. 

Von Dr. L. F. Ofterdinger. 

Kein Tlieil des liciligen römifclien dentfclien Reichs war in fo gar viele, 
zum Tbcil folir klciiio Ilerrfoliaften zerfpliüert als der lehwübileiie Kreis. Das 
ilcrzogthum Württemberg, die Markgiaffchaft Baden, die öftcrreieLifchen Laude, 
die Grafrcfaafteu, oeben einer Menge ritterfcfaaftlieber Herrrebaften machten mit 
den gefnrfteten Bisthümeni, Reicbspralatnren, Stiftern nnd den Reiehaftädten die 
grSflte Mannigfaltigkeit aus, welche notliwcndigerweife auf die Lebensart und den 
Charakter rler Kiuw-tiliner den .größten Riiiflnn .iiisiiben mußte. 

AVürttenilicrt^ war der grüble .Staat im icbwiibilcheD KrcilV" und hatli; ciiu" l'chr 
merkwürdige GefehicLtc hinter fich. Das Volk war puritanilcii gcliiiut, leierte des- 
wegen keine Voikafefte und hielt Heb von den glänaenden Feften d« Hofes fo fem 
als muglich: die Hof-Redonten, die Opern, SehanJ^iiele und Ballete, welehe meiftena 
von fremden KUnftlern aiugefBhrt wurden, fibten auf das wGrtterobergifehe Volk 
keinen Kinflnß am. 

G:ni/. ;m(l(Ms war es in dfn iibrifr<^n Theilen Hcliwabcns: die kirehiiehen 
Feftc waren ioJir ott — wie z. Ii. der Weingarter Blatritt — wahre Volksfefte. 
Die Myftericnl^iele (oder nach J. Grimm riebtiger Mifterieulpiele d. h. minifteria, 
geiftiicbe, gottesdienftlicbe Handlungen) waren in vielen Orten, im Crebraach und es 
entwickelten fich aus ihnen in S'fädfen und Dörfern bald die Volks-Konuidien. 
Faftnacht wiinTe nllgomein durch Ahiskcraden nud Faftnaebtalpiele Ton allen Kon» 
felfionen mit lidniiderer Viuliolie gefeiert. 

Bei dielen Vergiiiigungcu waren die licichsrtädto meiltens die Mittelpunkte, 
wobei aber jede Stadt wieder ihre SpexialitSt hatte. Dwn wenn auch Faftnacht 
überall und unter allen Ständen gefeiert wurde, fo behielt hier doch Rott weil 



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.Ocfcbiehlfl de» ThcAtarB in Bih«r«eb. 



87 



vor allcD anderen den Vorrang. Wenn ebenfo in den Kloftem, Städten und Dörfcru 
MyHerienfpiele and Komödien von Sebfilern, Bürgern nnd Bnnero anfgefttbrt irnr* 
den, fo that Heb hier am meifteu die freie Reicbsftadl Biberach hervor: denn von 
den frübcftcn Zeiten bis /.um Jahr 1788 wurden hier Myfterienl^ielc aufgeführt; 
vom Jahr 1655 an hat man Nachrichten von Schiilerfchaufpiden und vom Jahr 1(580 
an war eine ftändigc Kooiöiliantengefellfcliafl gebildet von ehrbaren Handwerkern, 
mit zunftartigen Eiuricbtungen, mit einer Lade, flerberg und Schilde. Aul diele 
Art entftand in Biberacb ein ftehendea dentfches Volkatbeater, das lieh fehr wefent- 
lioh nnterrcheidet von den faft gleiohalten Hoflbeatem, denen aber das dentTche 
EleoMmt fehr abbanden ,i,'cknmmrn war. 

Die Gefchichte eines ftüiidigen Theaters liictct in kuittirliiriorin her Hinfieht 
viel Intereffe, befonders worm dio Leitim;,' - wie liier - mciftens in ^-iucti Händen 
war und Heb an derlelbcu Männer bctheiiigten, wie der Dichter C. M. Wieland und 
der Hnfiker J. ff. KneehL Jener hob das Bibemeber Theater fo fehr, daß os in 
der Oefchiehte einen Namen fieh verfehaffke; diefer wnrde dnrch das Theater in 
Biberaeb veranlaßt, fleh mit der Oper m befaffen. 

C. M. Wieland war 27 Jahre alt, ab er Senator in Biherach und 
ihm dort die Direktion des Theaters Hhertrasfen ward. Schon in der Schweiz 
int<>rrnirtü ihn das Theiiter, wo er mit der AckernianniVhen Theatergeieliichaft in 
nähere Beziehungen trat, wclciic Heb noch fpäter fortfetzten. Im Jahr 1756 fcbricb 
«r für diefelbe dae Drama Johanna Ciray, das anerft in Winterthnr am 20. Joli 
1756 aufgeführt wnrde. Da dies in Biberach bekannt war, fo erwartete man von 
Wielands Direktion etwas Außergewöhnliches. Um dicfem Wunfche zu cnlfprechen, 
iiherfetzte und bearbeitpto Wieland für das Hiberacher Tlieiürr ..den Stur in** von 
Shakefpparp , wolrher ITllO in Bihoraph irefrehon wurde Dor lit ifali, den diciV s 
Schaufpiei in Hiherach fand, war die VeraidalVuug, daß Wieliuid 22 Stücke Siiake- 
l^iearei nberfetate nnd dadurch Dentfditand mit dea Werken des groflen Briten 
bekannt machte. In Biberadi aber wnrde Shakef^eare fo popuISr, daß auf den 
dortigen Brettern viele Stücke faft vollftändig zur Aufführung kamen, ja daß logar 
von Schülern „IJamlet" mit der Todtengräberfrone — foweit Wiehuul diilVlbe 
üherletzt hat — aufgeführt Avnrd. So wurde Biberach der (>rl. wo ni;iii Stucke von 
Sbakefpeare zucrft in Dcutfchlaud auf dem Theater vorgeführt, von wo aus der 
Sinn fGr Sbakefpeare ausgicng, von wo aus ein Mitglied des BIberacher Theater» 
nnter dem Namen C. F. Abt mit feiner Frau aoasog und namentlieh in Norddentfeh- 
laad das Intereffe für Shakefjjearc weckte. 

Gerade weil Biberaeh eine kleine Stadt ift, fo zeigte fich die Wirknnj; des 
Theater.< viel iVliürler, als in einer großen Stadt, und anrli desvvesren bietet die 
Gefchiclitc des dortigen Theaters viel Intereffe dar. Im vorigen Jahrlmudert, wo 
das Theater in Biberach in der böcbrteu BlQte ftand, hat es keine Familie wohl 
gegeben, von der niobt wenigftens Ein Mitglied auf der Bühne aufgetreten i(l. 
Daß dadurch ein Reiclithum von Kenntniffcn unter die Bürgerfchaft gebracht wurde, 
wird Jeder natürlich finden. Bekanntfchaft mit der Literrttnr wnrde dnrch da-s 
Theater mehr verbreitet, als jetzt durch reifende Vorlefcr, und i'oefie wurde in 
Biberach Gemeingut; hatte Biberach ja fchon vor Wieland an dem Maler Klau- 
flügel einen Theaterdichter, und findet man jetzt noch ans früheren Zeiten Gedichte, 
welche dnrch Form nnd Inhalt fich ansaeiehnen. Die vielen mjthologifchen Per- 
fönen, welche anf dem Theater erfchienen, verbreiteten die Kenntniffe der Mytho« 
logie, nnd manche Schmiedsfraa hieß manchmal ihren Ehegemalil Vulkan und 
nahm es gar nicht nliel, wenn man fie mit der Frau des Vulkans verglich. 



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38 



Oft«rdipger 



Dafi dadnreh der Sinn für die Kann; geweckt wurde, ift felbftverfmindlieb; 
namentlich zeiclmete ficb Biberach aus durch fein Kunf^gewcrhe im Allgemoinen 

und wieder in Spezialitäten: im Anfmij:? diefes JaLrhundcrts blühte dort die Fabri- 
kation der Puppen in Volkftracbten, iicutc noch dio der Spielwaaren in Blccb, der 
fehönen Vögel mit natürlichen Federn, der Traganttiguren u. f. w. Daß aber die 
höhere Kunlt nicht zarUckblieb, ift bekannt; die vielen Künftler, welche in Bibcracb 
geboren wurdeo, trugen der Stadt den Namen einer KfinMerßadt ein. 

Die Akten des Biberacher Theaters (iod nach Terfohiedenen Ölenden zer- 
ftreut worden: die wichtigften, nemlich drei Bände Mannfkripte, befitzt Herr Seifen- 
fjihrikant Dollinger in Saulpran, wcirhcr ans einer alten Biberacher Schaufpielcr- 
familio ftammt; zwei Bände Maiuil'kripte hatte ich von Herrn ( onditor Robert 
Langer d. Aclt. in Biberacb erhalten. Einzelne Papiere über das Biberacher Theater 
Tertraute mir der feitber 7er(ltOTbene Bortenwirker Adolf Lieb »n^ welcher ßch grofle 
Verdienfte um das Biberachw Theater erworben hatte und ebenfalls ans einer alten 
Biberacher Scbaufpielerfaniilic frniiiinto. Herr Kaufmann Enderie in Biberach hatte 
die GSte, mir viele Theaterzettel niitzutheilen. 

Im Jnni 1880 befuchte mieh Herr W. Frieckc in Bremen, der eifriire 
Forfchcr der Gctchichte des deutfchen und befoudcrs des Bremer Theaters. Der- 
selbe wollte fich naeb Herkunft des erftcn Bremer Theater -Direktors 0. F. Abt 
(J. D. Dettenrieder) und nach deffen Frau Felidtas geb. Knecht erkundigen. Zum 
Oliuk kniinfc iili ihm alle Auskn: tt l- iv ji imd ihm auch da« Haus in Ulm zeigetti 
in wekliem Abt ;^a'horen nnd da« liaudwcik iVincs Vaters lernte, und in welchem 
fein Bruder und i'pätcr iVin Sohn — erffer E\ic — das Handwerk ntistibtc. Dafiir 
bat Herr W. Frieckc von Bremen aus mir viele Notizen über Abt und dellen Frau 
mitgethellt, welche ich im V. Kapitd benfitzt habe. 

Allen diefmi Herren fpreohe ieh für die Uberale Weire, mit der de mir das 
rei^e Material zur Benfitznng ttberliellen, hiemit meinen verbindlichen Dank aus. 

I. Osldilclile der borgerlieheo Komldiantoii'AefenMhtft In Blkmdi ralw der DlrdtÜMi 

v«R Rauch usd Lhi^s. 

Anf dcui Marktplatz in nihcrnrli wnrticn von drn frUhcfton Zriiiti ;in Li-* /.uiri .TaJir 17f*H 
raOlOQsrpiclc atifgcflihrl, nebenbei aber wnrdcD bald nach dem wcitphitlilelien Frieden von 
Schal ern unter Anffieht dneB Lehrers Sebauf^ifd« gegeben. So finden lieh in den Raths- 
pxotokollen : 

1. ,A. 1655 d. ü. Aug. erhielt Uaoa Ulrich Heß, evangelifcher Ilechcn-Scliuliueirter 
alDifer, die Magiftraflfehe ErtaabnOB, die ComOdie von der Dorothea ete. an Sonn' und Feier- 

tMgtn aurriihron zu dOrfcn." 

2. 1655 d. 22. Oclbr. bekam Herr M.ngiftcr Ranmcr, Evangelilclier Priiceptor 
allhier, die magiftratliche Licenz, mit Tcincr .Schuljugend eine Comödie auf der Schlachtinezig 
avffBhreu zu dörfcn." 

3. ^A. 1056 bekam Ilans Ulricli n> C, Kvangclilclicr Rcclien-Schulmetün iIIl Erlanlmüß, 
ein ScbaoTpiel auffttbrcD zu dürfen, Jodocli zum Iczteu malil, weilen folchu binkUnitig nur denoo 
Latehiifdien Prieeptoriba« sngeftanden werden foHen." *) 

') Von Itjö'jliis zuni.Jalii 1858 wimle in den obom Räumen des Sehlaclitliaufes Theater 
gt-fpiolt. Iii ktztviiii ,ialir wutdr da- neue StAdttbeater eröffnet am S l>(v.LiiilKr umi /.w.xr von 
einer fremden I heateigeieihchaft, und am 15. Mai JS">0 hctrnt znm erltenm«! die bürgerliche 
Theater-Gefell fcbaft, welche firb jetzt dramatilcher Verein liii das neue nnd fehönc Stadttbeater. 

*) Nach (jr, Los (Beitrüge zur Gefeliichte der ehemaligen Keirhsriadt Kiberach 1876 
8. 8BB) rollen fchon frOher iti Kibcrach .Schaufiiiele aufgeführt worden fein, es heißt dort: ,lra 
Jahr 1660 erhielt dar «vangelifehe RecbenmeiAer Haaa lllrich Heß vom Magirtrat die Erlaabnia, 
an Sonn- und Fefttagen eine KomOdfe zu l^felen. Dm erfte Stilclc, das nnfgefrdirt wurde, hatte 
di'ii Titi l : Dorothea, eine Tragfldie. Has Tt.r.Ttcr w.ti- rin Snnl im alrcii Znclitlian«, dem jetzigen 
.S( iilaclitliaus; da» Eintrittsgeld betrug einen Kreuzer die Tetfon, Anno lljö2 am 27. September 
wiir.li einem fremden KonKfoiantea ertaubt hier su fpielen, doch follte er bloa 1 Kreaser nefainen 
ali Eiatrittageid". 



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Oefcbiohte 4«i Tbeators in Biberaeh. 



39 



Hit dem Jahr 1686 TDreinigten lieh aebtzchn Itürgov, welcbe beiden KirnfbOfionen ange- 
hörten, zu einer fcften Gefcllfchaft , uro zn gowiJTcn Zeiten dos Jali.cs Scliaufpielc aufzufnhren. 
Za diorcin Zweck wurden Statuten cntworfon, dieTelboD dem Magiftrat vurgelogt and von Uun 
gebilligt Der Anfang derfelbcn lautet: 

^Zu WiflTea: demnach Hch zur Ausilbung guter Sitten und Tagenden, aueb der Jv^endi 
frtwo! il<'ri'n Kiiernung, als höflich - Hefchcidenheitiiclicr, Bilioiztcr Ifod-Art Angewöhnung, 
unterlchicdlicher Kcdlich- und Ehrbarkeit — Liebendun, Uurgcr (owol Evangclil'ch — als Catho- 
lifeben Tbolln au gewiffen Jabre«-Zeiten, erliobo, aneb BeiderTeits Religionen ntebt — nacbthetitge 
Comoed- und Tragoodien zit fpiclcn, znlVunnit'n Vcrircrrlircliaft : al* Hml zur Ik'fTiTer Aufnahme 
derfelben löblichen Verhalte», und damit alles in crbarcr Aufrichtigkeit und Uefcheidenheit daher 
gehe, nachfolgende Pnaeten und Lohr-Sitze aufgeriehtet, und beftftadtg an halten, fovol mit 
Mund und Hand, alt deres eigenen Unterfebrift und Pitfebaft gelobet, ▼erfprodieD und befti- 
tigt worden." 

Die nun folgenden Statuten find in Kehn Artikel abgefaßt und handeln vom Direktor, 
der jedes Jahr neu gewühlt werden füll, von dclTen Einfluß auf die Gefcllfchaft. Geflraft foll 
werden jedes Mitglied, welches nicht regelmäßig bei den Proben t rr( li( in( , oder der feine Rolle 
nicht vullftändig lernt, welcher flucht oder vesirt, wer unnüthige Keiigiuns- und Streitfragen 
aufbringt oder difpntirt Zuletst wurden BeMmmungen getroffen über die Anfbahne neuer Mit- 
glieder und über den Austritt aus der Gcfellfcbaft 

Diele Statuten blieben die Grundgcfetzc der Gefcllfchaft bis zur Auflüfuug der freien 
Reicheftadt Doch wurden von Zeit zu Zeit neue Zufätze Uber die Verwaltung, über das Direk- 
torium u. f. w. gemaebt, wodurch die Gefcllfchaft fich immer mehr au einer Zunft ausbildete. 
Die mciften Acnilornn^t'n nbcr, wcIoTk' lUircli die 2eitvorbIitniffe geboten wurden, fanden mit 
dem Anfang des achtzehnten Jahrhunderts ftatt 

Im Jahr I68lt wurde aum erften einjährigen Direktor «erbeten, Creorg Ludwig 
Rauch') P. L. ('., lies Inm'ni Kaili.s iiml Aiinthckor". P.i die Cel'idirrliafr mit diefem Direktor 
sufrieden %var niui man cinfah, daü in der Verwaltung eine Stetigkeit nüthig fct, wurde mehrere 
Jahre Rnucli ji des Jahr neu erbeten, fo daß die jSbrIiche Wahl nur eine Fonnaütitt blieb. Nach 
Kauoh» Abgang im Jahr 17(K> 2s. Nfiv, wurde daher beftimmt, daß der Direktor nicht mehr alle 
Jahre, fondem auf Lebenszeiten oder bis zu feiner Refignation gewählt werden folle. Erfter 
lebenslänglicher Direktor wurde «Ucrr Eitel Matthäus von Lupin Uoeh-Meritirtcr Uerr Stadt- 
ammaDD.* Derfclbe begleitete diefe Stelle bi» Anfang dea Jahres 1729. 

Eine weitere Neuerung fand unter der Direktion Lupin's ftatt, ncndith die Krrichtiiiig 
einer zweiten Qeiellfchaft: die Katholiken waren in der Gefellfchaft von Anfang in der Minder- 
aabl und fehlten anletrt TollftSudig; theils weil damalt in der Stadt weniger KaflioiPteit ala 
Proteftaaten lebten, tbeila weil jene ihre Pairionsfpiclc hatten, vielleicht auch weil Ae'DbrektO- 
ren nur Proteftanten wan'?i. Dn aber unter den kaUiolirelien Hfirgrorn mehrere waren, welche 
Luft und Talent in lieh fühlten, l'o vereiuigtcu lieh mehrere Kathulikcu zu einer eigenen kalho- 
lifehen Qefellfchaft In Jahr 1735 kau ein Yeqrleldi awifcben beldea Gefielircbaften wegen der 
Benittsnng des Lokals und dea Inventars zu Stande. 

Die alte Gefcllfchaft hieß uuu nicht mehr die „Gemeinfame", fondern die ,evangelircbe 
bargerlicbc" und die neue die „katholirche bOrgcrli ehe Komedianten- Gefell fehafi*. 
Beide lebten bis zur Auflöfiin;: der Pieii lisftruit in Eintracht neben einander, untcri'tOtzten (ich gegen« 
feitip^, namentlich bei der Mufik, aber aneb dadurch, daß Mitglieder der einen tierellfohatlt Bollen 
bei der andern Ubernaluuen. 

DaterLoplii» Dirdction wurde beftiniit, daS flr die Beforgung der Kallb — „Lade" ^ 
ein Mit^'lic<l iiml ein Pevifor erwählt werde und daß die Abhiining der Rechnung nach jeder 
Vorllcliung erfolgen folle. Ferner wurde ausgemacht, daß die Mitglieder i-egelmääig in der 
..Herbeige* fieb irerCammeln feilen, um fieb Dber aefellfehafte* und TheaterwAngelegeaheiten au 
unterhalten. Endlich wurde beftimmt, dafi in die gemcinfchaftliche KalTe die Eintrittsgelder bei 
der Auibahme eines Mitgliedes, die Strafen und die Einnabnten bei einer Aufführung fiielieo feilen. 
Daon wurde noch beftimmt, daß berumziehende KomOdiantoD das Tbeatw bealilaea dtlrfen, mußten 
aber fUr jede VorAellmig vier Gulden in die Ealfe beiahlen. Au dw KalFe wurden die Garde- 



<) Diefer Georg Ludwig Rauch war der Urgroßvater des Dichters C. M. Wieland (vergl. 
C. M, ielands Leben und Wirken In Sebwaben und der Sebwela von Ofterdinger, Reilbronii 



*) Als Herr von Lunin das Direktorium Obemahm, waren 8 ordentliefae GefeHTehafti* 
MUgHeder. 




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40 



Oftcrding^er 



robOi die Einrichtung des Theaters und die Gage der fpiclendeo ordentliche» Mitglieder bezahlt, 
welehe fttr jedM Spiel einen Golden betrog. 

II. fieCchiohte der evangelilchen bOrierlicben Komödianten-Gelelltcbait in Biberach 
uiiter der DirekÜM wh Rekter Adam. 

Als yachfolgcr des Herrn von Lupin wurde am 25. M%rz 1729 der Rektor an der 
cvangolifchcn latetniiVhen Schnlp, Mripriftcr .T or c in i ,\ «i Ada in als Direktor «ler ovangelifchcn 
KomCdianteDgeTolirchaft crwiihlt und von dem Magil'trat bcitiitigt Dcrlclbo verwaltete diefe 
Stdle bie so Mnen Ted (t4. Mai 1740) und worde von d«r «Wbticben Compagole ohne Ent- 
geld SV Grab t'Ctrapcn." 

Adam') kam 1702 vou Ulm aus als Kektor nach Biberach, galt als «in „ausnehmend 
gefehfckter und beliebter Schnlmann, der auch die Stelle a}a Oeiftliefaer an der St Nlkolai- 

Kapellr vrrfati nnil (ich aiirli fonft im I^iiiüpcn f,'f!n auclu-n ließ')." In der damaligen Z«'if i'i- 
regte es in Biberach koinea Auftand, daß Adam, obfcbun er Gciftlicber war, der Stelle eitles 
KomftdfantendirektorB mit Eifer vorftand, nicht einmal, als er mehrmalen felbft als Schanfpieler 
auftrat. Adam hielt fehr auf Onhiiing: die Vci lammlnngcn wurden in der „Herberge-' regel- 
mäßig gi lialten, all« Mitglieder niuGten crfrlieiiu'n. Dir Kniiiöiiii'n/.el(cl wurden zuerft im Mann- 
fkript, ipüter iui Druck vorthciit uud vultitiindig in ein Bueli uingi tragen, To daß von nun an die 
Akten der Gefelirchaft vollftändig vorhanden find. Eine halbe stunde vor Anfang der KonOdie 
wui-de (!!(< l^nhne wOflbet, was dorck einen Tronnlcr, der durch die HauptftmfieD der Stadt ^«nf, 
aogexeigt wurde. 

Da die Sebanlpieie, welche damals anfgefllbrt worden, Tiefe Perfonen erforderten, fo 

fuclite Adam jüngere Lentc /.u j^cwiniicn , iv i'lfhe er mit viclcni l'lciß zu Scliaufiiit'Urn liri an- 
bildetc. Diefelben waren nicht Mitglieder der Gel'elifchaft, luDdem lluudea in der Stufe als 
Lehrjungen oder Gefeilen, während die ordentlichen Hitglieder Meifter vorfteiiten; daher Jene 
keine oder nur kleine Honorare aus der KalTe erhielten. Mit kurzen Unterbrechungen wurde 
dasl'elbe Stück zwei bi.s viermal gegeben. Die Stücke hatfin rniwcdcr gar keine FrauenroUeo, 
oder wenn folche vorkamen, wurden fie ininier von Miunn rii ^cfpielt, l'o wurde die Rolle der 
Lueretia, fogar die der Venus von M.liinerD vorgeltellt. 

Dil' Stücke, welche unter Aflanis Direktfu iinu .iiilVft'nInt wurden, zeigen rcrlit dtnitlich» 
wie lieh das 8chauipiel in Biberacli nu3 den Mylterien iieraiia entwickelte, denn die roeiften 
Stileke waren aoa der Kiretaengefehiehte, mit einer flift onglaHbllehen Menge von Perfonen. 
Man iialitii keinen Anftatid, wenn damals auf flnii T!iI)(Ma< lu'r Tliuafrr Ojitt Vater, Chriftus, Engel 
nnd Teufel neben heidnischen Göttern und allegorlfchen Figuren, wie die Tugend, der Keid, die 
HofliiTt« Barmherzigkeit, Luft, Feuer, Erde n. f. w. von ehrfamen Bihrgern und Handwerkern 
darge(kellt wurde! 

Der Einfluß, welcher durch englilphe und holländifche Schaufpieler, fowic durch fahrende 
Schüler in Deutfchland aungefibt wurde, tritt ftark zu Tage, wie man aus den Rollen der Scharf- 
richter, Pickelhiiringe, Studenten, luftige Perfonen, ftiokender Tabak u. f. w., fuwie au» den 
Stücken l'elbft erfehen kann. Das letzte .Stück, welches unter Adams Direktion p^fgcben wurde, 
ift Titus Andronicus, welches dreimal au Faftuacht 1740 und i'püter noch mehrmals ge- 
geben wurde. Diefee StRek ift niekt daa von Sbakefpeare bekannte, vielmekr ift ee ein vor- 
fl)akorpearc-irc!u"? Tranf'rlfnfl , welches in Kiiprlaiid In-Iidit «ar, daß immer wieder neu 
bearbeitet wurde, fogar von Sliakefpcare relbft.') Durch cogllfche IvomOdiauten kam eine frühere 
Bearbeitnng naeh Dentfohland, In der fo viele blutige Greoel und OrflSlichkeiteo vorkommen« 
daß es unbcgreiflieh ift, wie (ieh eine folehe Tragddie fo lange in England und Dentfchland bat 
halten können. 

Ana dem Blaberigen erfleht man, daß unter der Direktion Adams fich das Komödianten- 
wcfcn in Biberach — freilich fehr langfam - weiter bilcictc und daß hierin ein weiteres Ver- 
dicnft Adani» befand. Di>-^ ficht man am beftcn, wenn die StQoke nitgetbeilt werden, welche 
unter Adams Direktion antgcfiihrt worden find; 

I. Am ISL Oktober 1731 Ift auf Begehren des T. Berm Pfarrpflegen Wollfena agirt 
worden: Der römifche Feldoberft Placidas, oder der von Gott bekehrte En- 
ftacbias. Mit einem Nachlpicl. 

Adam nntarfcbrieb fich: Magifter Jerimiaa Adam, Ullnenfis, Sekolanim Bectorj 
Mioifl. Candldatns et h. t Oomoedfarum Dfreetor. 

«) (JcMiirhte der Keforiiiation in P.ilu iadi. niberacli 1817. S. 152. 

') Gel'cbichte der doutl'chen Schaurpielkunlt vou Eduard Devrient. Leipziir lüii} L 

8. 162 f. 



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Oefchichto des Thoators in Biberach. 41 

Im Stfick fpiolen 29 Perfonen, nnter dmen befand (Ich ('hrillns, die zwei Kaifcr 

Trajanns itnt! Adri.m, <\rr T'i<-kp!hnrin{r, ein Tnlkf^Tiier und der IFi nkcr. Das Nachfpiel war ein 
Scbüfcrltitck mit zwei ächäl'crinnen, lianswurJt, Tranlchel, lein Weih, mit dem Teufel und einem 
wilden Nann. 

Tl. Am 26. und 2^. Dec. 1731 ift agirt wor'l<Mi der vprfi»! rrte und von Gott 
bcfchUzte David, es fpielen in diefem ätttck 37 Perfoncn, darunter König Saul, JonaUuui, 
kOnlglieber Prinz, Mnrob irad Miebal, kfinigliche Prinsefllnnon. Oberft David, Feldherr Abner, 

Stallmcifter Döry, Kricgsoffi ziere, Kainnicrdicncr, Oberpripltcr und Pricftcr, deren Fradttl Und 
Khldwri Propheten nnd Kinder, ein Page de» Jnii.itJi.Tn und der Freund Davide, Eliel. 

III. Am 25. und 26. Febr. wurden der rüroifchc Feldobcrfter Placidus 
gegt^tea. Dm Naobl^le! war: Der blinde Veit, wöbet 11 Perfonen fpielien. 

IV. An W^naehteu 1733 wurde die Miirterin Dorothea dreimal, je von 24 

Perfom'n ^rc^obpti, nnffr denen lieh der Kailer Öiokletian befand: in ditiVni Stück kommen 
die vericbicdencn Alter, das Kinds-, Jüngling»:, Mannes- und Greii'en-Alter, als Perlonen vor. 

V. An Faftnaebt 1T84 ift gegeben worden: Stephiai Steinigung nnd Panii 
Bckolirung. Äußer Cbrirtus, Paulus, stepbamis, Joliamioe, Petrus kommen auch Engel, OeiAer 
nnd Furien vor. Im (tanzen traten 41 Perl'onen auf. 

VI. An Weihnachten 1784 wurde viermal Kvina von 39 Perfonen agirt. 

VII. An Faftuacht 1735 wurde dreimal der KOnig von Schweden (Karl XII.) von 
17 Perfonen gegeben. In dil iVrn Stürk fpieltc der Direktor Ad;ini als Großvezicr. 

VIII. An Wcibnncbten 17cl5 iit die Trag(>die von denen im Leben, Leiden und 
Tod rtandbaften Chriftenbekenaern und lf»rtyrern Polynoetus nnd N»rkn« 
von 28 l'i rfoüon gegeben worden, nnter denen vorkommt: Pnn, Nqitan, Cupido, ein Engel, die 
Ewigkeit und das Verhängnis. 

IX. An LiehtmeS lind Faftoacht 1736 i(i von 87 Perfonim die ConOdle von der 
fiegenden ('hriftenlieb gegeben worden. 

In diefem Stück kommen die zwei Ltnuber Kips und Kaps, die zwei Einfiedler Jul'tua 
und Fidelis und die zwei Tugiuden Spes uud Conftantia und der Ainkendo Tabak als Per- 
fonen vor. 

X. Am und 28. Dez. 1736, dann wieder am 11, Jan. 1737 wurde nsirt von 51 
Perfonen der wundert hätige Prophet 1^1 ias. Keben dem Propheten kommen vor ein 
Skribent, 4 Propheten, Kinder, Momu», Studtofn« nnd Lncifer. 

XI. An Lichtmeß und Fafitnacbt 1737 wurde von 33 Perfonen die Bekehrung der 
Sachfen zum Chriftcnthum gegeben. 

XII. Am 18. Juli 1737 wurde getpiell r.nm hochzeitliehen Ehrenlei't des Herrn Hol'piU-il- 
pfleger Gottlieb Gaupp: die KomOdie von dem kenfcben, regierenden und vermihlten 
Jofcph und zwar von 25 l'crfonen, unter dcnrn rin Inftijrpr T>ienev und ein luftiges Kammer- 
mädchen vorkommen. Dein StUck gieng ein Prolog vorauH, worin zwei Hngende Perfonen, 
aemUdi Hamos und Prologne, ein Redner nnd die zwei Enengel Gabriel nnd Raphael (^pleiten. 

XIII. Während der WeihnachtHfeiertage 1737 wurde 4 mal, von 23 Perlon« n aufgeführt: 
der verkehrte und wieder b ek eh r tc j Ii d t f rli e König ManalTe. Nelnn deuj König 
Manafle und deffen Gemahlin und dem König von Babel crfchien in buntem Gcmifch der Kron- 
prlns, Uofmeiller, Kansler, der Lndfer, Engd, die CtottesAireht, die Tiqpend und der Geniiw 
des Kanaffe. 

XIV. Auf Fal'tnaeht 1738 ift mit 32 Perfonen aufgeführt worden: die heilige Mär- 
terio Catbartna. Unter den Perfonen kommt vor: der KMfer'Hudmlns nnd fein Hof, swei 
Teiini, drei Engel, Kerkernieifter, Henker, die göttUdte Raohe, d» Tod, eine Heerfran, ein 
Meermann und der Perfidus. 

XV. Anf Weflmnehten 1788 ift 8 mal von 97 Perfonen agirt worden: die heilige 
Märterin Chriftine, wobei auftritt der Katfer Diodetian mit feinem Hof, swei Engel, Lndfer, 
Hoifart nnd Neid. 

XVI. Auf Lichtmeß und Fai'tnacht 1739 wurde dreimal gegeben: der ficgreichc 
und verliebte KOnig Alexander von 88 Perfonen. Außer dem Kdnig, ftiner Geliebten, 
zwei I'rinzofrinnfn, vier Prinaen nnd seinen Oberften erfchien die Venns, Cnpido, Jupiter, Pluto, 

Mars und Neptun. 

XVII. Am 7. April 1780 ift zu Ehren de« Horm Bnrgermeifter von Ganpp nnd den 

Herrn Spitalpflegers von Hillorn von 14 Perfonen gegeben worden: der König von Pcrficn, 
wobei zwei fingeode Perfonen nitfpielten. Dem äUidc felbft folgte ein Kacbipiel von den 



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42 



Oftcrdinger 



irrenden l> i c b c tt w i- i b e r n, mit 10 Perfouen. Datfelb« febeint «ine Lokal^ffc mit Anfplcluilg 

aaf Bibcrachcr Ge^c^i^ lid n zu foiti. 

XVIII. Auf Weihnachten 1739 uud UchtmcU 174U wurde Laurentius von 2» 
Perfonw i;efe1>eii. 

XIX. Auf Faltn;icht 1740 das letzte Sttick unter Adams Direktion dreimal 
gegeben, neinlich da» gräßliche htüok Titas Andr ODiCtts. Zur Beruhigung de« Publikam* 

folgte das Nacbfpiel der Nafentanz. 

III. fiafoUeliU t» •v«ii|«IIWien borgerlichen KomädiantengelellfcHaft untnr dw OlrfMfM Hüni 

von Löwen in den Jahren 1740—1748. 

Bald nach Adamn Hinfcheidcn wurde von der „Contpagnie" l.co von Löwen als 
Direktor erbeten und vom Senat evangelifchen Antheils heftätigt. I^ic alten Statuten blieben 
bofteh«iif dagegen waren durch die Zeiten neue Zunitze und zum Theil eine neue Bedaktion der» 
fclben nofliipr frcwordon, In- aliri i i ."t ,ini 7. Nüv 1747 t rtdgiltig feftgefctzl wurden. Der 
Aufwand war jetzt uemlich, wa.s I^ekovation und Ciarderohc anbelaugt, ein ganz anderer ge- 
worden, fo daß entweder fehon damals die 6erellfe]ia(t Seholden hatte, oder folcbo in Anafiebt 
Aanden; daher mußte für (im VieHetc Fin.mxwirthfchaft gifnrfrt werden, welche die Einnahmen 
und Ausgaben geoau kontrolirtc und welche Dir die ächuldca einen Tilgungsplan fefteuiltcllcn 
hatte. Man halte auf diefe Art eine größere Anzahl von Beamten nOthfg und fctste deswegen 
einen lebenslänglichen Direktor, einen Kundirek(or oder erl'ten Vorftela i. /.wci weitere Vorfteher 
and einen Unchlialter ein. Der Direktor war der eigentliche Intentlant, der erlte Vorfteher delTen 
Stellvertreter, zugleich aber der UegilTciir; die Jübrlirb neu gewählten Vorflcher halten das KalTen- 
wefen unter fich, und der Iluclilialtrr iiiuGto alle einxelnen Verhandlnngea au Protokoll bringen 
und dem Dirtkt»i alle Vorkomniniire mittheilen. 

lu (lieler Teriode wurden zwar auch noch viele Stücke aus der heiligen Uefehichte 
gogelien, doch waren die meiften StQeke der Profiingerehichte entnommen, in denen aber hlaUg 

redlt viele ATifpiehmgen auf Stellen di s ;»!ten Teftameutes vorknmt n. 

Diu Mufik lieng an eine gröliei'o Uoile xu i'pielun, anfangs noch l'ebr bci'cheiden, nahm 
aber mit jedem Jahr an Bedeutung xn. Znerß befrand fie in einem Duett, das naeh der Nullk 
im Orchefter von zwei Miinncrn vor dem Prolog gefangen wurde; l'pätcr wurden zwifchcn den 
einzelnen Akten Duette aufgeführt und zuletzt am Anfang oder Knde eine Art äingfpiei gegeben. 

Im Prolog traten meiftena allegorfrche oder mythologilche Figuren auf. Ei« Naehfptel 
folgte Jeder Tragödie. Da aber in denfeiben hiiufig .Vurpieiungen auf Biberachi i 1'* i rrmlirlikeitcn 
vork.Ttiict) nnd der Hinimi' inanrlntnl ctwn"^ 711 ili-rli n l'n wurde ctD befoiiilerer Zufatz /n «leii 
Statuten gemacht, lautend: ^Aucti ibllen um t;hrirtiichen Kiirbarkeit willen alle ärgerliche Nat:ii- 
fpiele fo viel möglich nntorlalTen werden. Seite es aber der Zeit und Etwan das Stilek nicht 
zulaffen, Solchi* pnr aiiffziihchi'ti tin'l abznthiin, f« ."^nücti l'olche fo eingerichtet werden, daß fie 
nicht wieder diu Ehre Uuttc^, noch zum Acrgcrnis des Nilchften gereichen, Sondern alle grobe 
Zotten, Pofien, Dlndliche nnd Parqaiilantifche Beden, freche oder unerbnbte Auftfig in Kleidern 
gänzlich abgefehaflfet bleiben; So fich aber Einer diß fahle verfehlen folte, fo folto er naeh Be- 
finden darum sur gebührenden Straff gezogen werden". 

Eine eigenthnmiieh« Beftlmmung, welche damals gegeben wurde, ift folgende: „Weiten 
dnnn nun die Gefelifchaft von vielen Jahren her, mit Ilöchftem Scliadeu und noch Theil weiß er- 
fahren müßen, daß zwei Wirth welche als GefellMinffrr in der rompi;.'iiie Ptchcn, viellen Ver- 
druß, Lneinigkeit und Zwytracht, auch fogar Theilungen und Spaltungen vcrurfacbt haben, dan 
fobaid lieh in der Oempagnie nur das OetinglYe ay^ßert oder seiget, Co hAngen Geh fogleich an 
einen Wirth Einige, welche de>! Andern (»egenfheil und Forn<le Außmachen und atilT dieCvc Arth 
aus einer friedlichen, zwey feindfcciige Uefelifchaftcn erwachßcn, defiwegen ift vor Gut und 
Nlltxiiefa angefehen worden, nieht leichtlieh awey Virthe anfbnnobmen, anfier Verffeherunf, daß 
fie fich w ohl miteinander wüiileu Px-tragen können, und wäre Weclißelsweyß der Jahie^iia^^ l>e\ 
Ihnen zu halten. Aufier diefem aber Jedem frey i'teheu iolio, zu dielem oder jenem aulf einen 
Tranek z« gehen.* 

Die bedeutendftc Neuerung in diefor Periode ift, daß StBeke aufgeführt wurden, in 
welchen nirhr Frauenrollcn als fnitier vorkamen, we!rhe Anfniir«i nur zum kleinen Tbeil> beim 
Schluß dieler Periode aber alle von Fraueiuimmern gegeben wurden. 

Aber noeb in einer andern Beziehung ift die Zeit, In weloher Löwen Direktor des 

TluMter« war, merkwürdig. l*m immer eine pehrtrigc Au''wahl von Theaterftilckcn zu haben, 
wur«le l'chun von Adam darauf gefehen, daß eine Tbeaterbibiiothek angelegt werde, wozu er 



Qefohiehto det Theateri in Biberaoh. 



43 



/elbrt mclircre (jflelieiike rnnrlito. Diefc wurde unter Lüvvcn fohr vennelirtj ihciis mit gcürucktcn 
Sehanl^telm, tli«il» dureb Abfebrißeiii vrom ooeh «lao Sammlnng tob Msfikalien kam. Hanehe 
Schanfpiele, welche lloli aber in der Uibliutliek fandon, kon.'itcn niolit iroi^elirn ^\< ii1on, weil fio 
entweder xu altiuodilcb waren, oder wuil lie aus irgend dncut Grund llfir eins Biburachcr Theater 
nicht als pafTend gvftinden wordon. Deswegen hatte Tehon Adam an manchen StQeken Aender- 
tingen gemacht, fo daß fie dann gegeben werden konnten, unter L(»wen9 Direktion fand fich aber 
ein Mann, welriier für das Biberacher Theater neue Stücke fcbriebi oder alte Stücke, welcJio 
ihren IJrrprung von den ongtiffbcn oder holMndifchen Komödianten hatten, «inarbeitete. Diefer 
war Johaitn Martin Klan f ! ll ( I, Maler und Bürger in Biberaob. Br warte 4ie 
Kniiipagnic anfgenomm^n flvn 11. Jan. 17.30. Im J;i!n- 171^? am H. T.tn. wurde er von der gc- 
iaramten Kunipngnie zum bucbhalter erwählt Im Jalir 17.m trat er aus der Compagnie; im 
loljBendea wieder ein nnd wurde zum Inl^pektor erwühlt, mit dem Rang meh de« XICeften Vov- 
frchi>r, und mit der neftinimung, daß er nicht aMn .lahro neu gewählt und nicl»t mit .indem 
Acmtern belaftet werden dürfe. Im Jahr 17.'>9 verlaugt^i er i'uine Entlafl'uDg, welche er aucli erhielt. 

Im Jabr 1748 legte Leo von LOwen da» Direktorium nieder, waa er mit dem Bewnltt- 
fefii thiin koTiiUc, daC die ("IrlVIin-liaft iiml ila^ Tlicnfcr unter ihm firh fdir gehoben hatte, WjU 
am beßcn aus Bachfulgcndem Verzcicbnia der aufgeführten Schau fi>iele erllchtlich ift. 

1. Am 2t. and S8. Dex. 1740 und am 3. und 6. Jan. 1741 wurde gegeben der von 
Gott geliebte und von dem Teufel verführte, endlieh aber zu Gott wieder be- 
kehrte Lybertinus, mit einem Prolog, welcher von 9 Perfouen aufgeführt wurde, unter denen 
2 Engel, Charou, Pluto, die Barmherzigkeit, Feuer, Waffer, Luft und Erde erfchcincn. Daa 
Banptftüek erforderte 87 Perfvnen, worunter xwei Sänger. Die wenigen FrauearoUen wurden 
von Männern gegeben. 

Der Prolog und das Stück leitift ift von Klautlilgel (wie ca iu dcu Akten heißt) koiu- 
penirt worden, wofür er von der Kompagn'^ 1 fl. 80 kr. Honorar erhielt. 

2. Am 2-, 14. hihI 1(5. Febr. ITH ift gefpielt der Königlirtu> Malii. r, mit '22 l\'r- 
Ionen, unter denen vor dem Aktua zwei Singende auftreten. Dielea Schaufpiel ift von Klau- 
ilUgel nach einem Altem Stück bearbeitet and hatte fieben Fnuicnrollen, wovon feeha von 
Minnern gefpielt, die Hebte aber, die Prinzeflln Siplira, zum orltenmal von einem IThiaentlmmer 
gegftben wurde, ncralich von der .lungfrau lleginc X eil er. 

3. Am 15. Auguft 1711 ift zum Hochzeitlichen EhrenfelTt des Uerrn Direktors Leo von 
LOwen von 2S Perfonen gegeben worden: der verfolgte David. In diefem Stilek kommen 
»wel Prlnzeffinnen vor, welche aber von M.'innern dargcftellt wurden. 

4. Am 21. Dezember 1741 wurde aufgefüliit: die Ueifc zweier Brüder nach der 
ewigen Seligkeit, das Stück hat S5 Perfonen, worunter keine Frauenrollen, dagf^pen erfebienen 
Lucifcr, Satan, Bcliall, V.iliiiUa's der Toilt. A\v göttliche llache, Engel und eiu .SIiuKut. Als 
Verfuffer dicfe« Stückea wird KlauÜugel angegeben, irclehcr dafür 3 il. Honorar von der Korn- 
pagnie erhielt 

b. An Weihnachten 1742 wurde von 18 PerfoDeD Bertalfns und Ansbcrta mit 
einem Nacbi'piel von dem alten KamiDfeger anfgefQbrt Die FranenroUen wurden alle 
von Hftnnem gefpielt. 

6. An Lichtmeß und F.Tftnacht 174.'J ift gegeben worden die verliebte Marginia, 
mit einem N :\ i- h fp i i< K bei criterm fpielten 17 und bei letaterm 11 PerfoDfcn. Die FrauenTOlico 
wurden durch Männer dargeftellt. 

7. Am 86: and 9& Dezember 174S and am Ift, ond SO. Januar 1744 III von 48 Perfonen, 

worunter 7\vpi nnjicnilf Fn^rc!, ,^'i-i;(>Tii'n \voT(lrn die Koniffdir- von rlem Mann Gottes M'ifc. Die 
meiftcn FrauenroUcn wurden von Miinnern gefpielt, unr Jungfer Regina Xeller ftelltu die Sara 
tind Jungfer Jaliana Xeller die Miriam nnd Providentia vor. Der Verfaffer diefes Stfiekea ift 
KlattHHgel und erhielt dafür von der Gcfelirchaft 3 H. Honorar. 

5. Am 18., 20. und 25. Februar 1744 wurde von Perfonen gegeben: die keufche 
nnd großmflthlge SelbftroOrderin Lnrretia. In diefciu Stück kommen vier Frauenrollen 
vor, worunter die Hauptrollen (die der Lucretia, Cornelia nnd Valeria) von Männern und nur 
eine Kebenrnlle von Regina Xcllfr i^r^'ebcii ^^■llr(le. 

Bei den beidcQ letztern Autlührungen diefea Stückea folgte eiu Nachlpiel der oiufika» 
11 f ehe Ulle, wobei feeba Perfonen an fpielen hatten. 

9. Am 2'!. Tin'l '.."^ Dezember 17l4, uu<l .im l.und H. .T.miiai nnd wieili r ;mi '2, l'Vbntnr 1745, 
alfo im ganzen fünf mal hinlereinauder, wurde derBethleheroifchc Kinder niurd gegeben. 
Diefea Stuck itt von RlauflRgel, welcher von der Kompagnie dafßr ab Honorar 8 iL bekam. Es 
nnlerfeb^t fi«b von fdneo früheren Tragödien dadureh, daß die Hufik «inen grofien Theil darin 



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Oftording er, Gcfchichic des Theaters in Ribcrach. 



einnimmt: es fpieltcn 25 Pcr'jaen, wozu nncli 13 fingende Perfonen kamon. Die roeiften Fiauen- 
rnlK n, wie die Maria, S.i Hagar und Reln ct n wnrdcn von Mrinnern gegeben. Nur die Salome 
gab Ucgina XcUer. D.ia Kind Jcfua wurde von einem \Hc'rtelj:ihrigen Knaben, Namens Georg 
Dollingier, dftrgvftellL 

Die Julian« Xeller b«tte unter den SiDfeoden zirei Bollen: die gffttliehe Liebe und die 

Gereohtigkeit. 

lOi Am 2. und 4. MSn 1745 wurde gegeben der verwirrte Siel lianirehe Hof oder 

der König Karl. Auch dieiV» Stück ift von KlauAiigel neu , komponiert ' : er erhielt dafilr 
2 fl. Es kommeo in diefem ÜtÄck drei Fmiienroilen vor, wovon eine von der Uegina Xeller 
gegeben tvnrde. Unter den Perfonen waren dieamal nnr zwei Singende. 

U. Am 12. Auguft 1745 ift auf ,das von Ililler- und Guterniannirchcs Hochzeitliche 
f>hrei)fi'J"t af.'irt-' \vnij(>n: dir u n 1 1- ni r ii r k t c und wifrler crliijljfi' Unfchnld oder die 
triumphir ende getreue I-icbe". Dicicfi .Stück wurde (ür dielen Eiircntag von Klanfliigel 
v«rfaBt, wolflr er von der Kompagnie 3 IL Bonorar eriiielt. 

Das Stllck hrprann mit ciiKT Art SinirfiM'i"! ^.Tnufikrtlifrlior .Spart"), in welchem f«)lgpn(lf" 
PerfuDen vorkommen, Jupiter, Pluto, Unfchuld, Neid, Miliguntt, Gerechtigkeit, Vergnügung, Ehre. 
Dann fo1f»te dae eigentiiche Sebanfpiel, daa Perfonen ans gar verrebledenen Zeiten nnd fehr ver- 

fcliif'li'iiL'n Natioii;ilitäti'M bringt, fo daß dicfelbcn aufgefllhrt werden follcn: Policarpus, Kuni;; in 
Albanien; (iellmund und Hircan, zwei Kriniglichc Prinzen, liillibcl, Herzog von SaHane. 
Polixnna, Getlmnnds Gemahlin. Sciimor ein Prinz, .\gabla; eine PrinzclTin; Ifinenie, Gefimundi 
Tochter; Ginan und Arnct, zwei albanifche liäthe: Kamillo; Achmet ein Edelknah, Tankredo 
Sarmatifclicr Prinz. Dhü Quichotte, ein närrifcher Hilter. S.tn<'!i(i]i:itiz;i, fein Dii tit r : 2 Prieftcr; 
Brungaüe, ein Bauer, Thcophraftw«, ein Doktor; Kupido; Ziegenbein, ein Kaminfeger; Ircnmlc, 
ein Banrcn-MSdle. 

Die PrauenroUen wurden von Kiauenzimmern gegeben, mit A««nn!imp der Prinrin Kndimii,), 
welche ein Mann gab. Dann fpielten dabei zwei Liebhaber, welche nicht zu der Gerelirchaftgchr>rtcn, 
nemlleh Priedrieb liayer, der bei der Kanxlef angefkellt war, und ein Patrieier, Herr Jnilinua 
Heinrich von Hillem, tvcldirr r|>äu r lli h \m\ iVw Ci-rrlHchaft' als ihr Direktor Verdlcnfte erwarb. 
Derfelbe trat als der Prinz Saliuior und als Kupido auf. 

19. Am S7. nnd 28. Deanmber J745 nnd nm 6. Januar 1746 wnrde der Fall dei 
Menfebnn gegeben, welches ftark an die Myfterien erinnert. Die Pcrfoncn find: der Mcnfch, 
Gott, Oehorfam, zwei Enprl. rhriftuf». Parmlierzif^kcit. Mofcs, die Sünde, das ncwilTen, der Zorn 
Gotted, der Ungehorlam, die Vernuuli, Lucitor, batau, ikdial, die Gottleligkeil, der Tod. 

IB. Am IL, 88. und 84. Februar 1746 wnrde wieder das StOck von Klauflflgei: die 
unterdrückte und wieder erhnhfr Unfchnld gegeben. Der ninnknüfrhe Thcil war dcr- 
felbe wie früher, das eigentliche Schanlpiel aber wurde verändert, namentlich wurde Don (Quich- 
otte, Sanobopanfa, der Kaminfeger Ziegenbein weggelaffen. Dagegen wurde ein Naebl)>lel nem- 
lieh Jean Heim von 7 Perfonen bcigefti^'r. 

14. Am 26. und Dezember 1746 und am 2. uud G. Januar 1747 ift gegeben worden: 
der durch die fchlechto Mntterzueht zur BOlle verdammte Graf Antipav. Das 
8t6ck ift wic<ler von Klauflflgei verfaßt, w«)für er von der Gefelirchaft vier Gulden und fOnfzehn 
Kreiut r Houoiar erhielt. Eine Art Singfpiel von 8 Perfonen gicng dem Schanfpicl voraus, in 
welchem ( hriftu«, ein Pharifaer und Schriftgclehrter vorkommen. Im Schaufpiel fpielten 18 Per- 
fonen. Alle weibliche Rollen wurden von Frauenzimmern gegeben. 

V\ Am 2., 9., 14. nnd 15. Februar 1747 ift von 20 Perfonen die acjrvptifchc 
Olympia gegeben worden, der ein äiagfpiel Andromeda vorausgieng. Ein Nacbfpicl von 
9 Perfonen folgte, nemlieh von de» Harleqnine fingen dem Kind. Die wciblieben Köllen 
wurden alle von Fraucri^iiniiurn ;^egebcn. 

16. Am 26. und 28. Dezember 1747 uud am 1. nnd 6. Januar 174Ö wurde die afi atifehe 
Banif» ron 29 Perfonen aufgeführt Diefem Scbanfpiel gieng bei awei AufRihrungen das Sing- 
fpiel Andromeda voran. 

17. Am 2., 5., 22. und 27. Februar 1748 wnrde gegeben der Erzzaubercr D. Johann 
Fauftus in einer Bearbeitung von Klaufliigel, fiir die er von der Gefelifchaft 4 Gulden Honorar 
erhielt Das Tranerfpiel Jobannes Fault ift wobl ein urdeutfche.« , kam .aber während des 
30 jähii^ri'n Kricprs .nnf dns cnglifche Tlieatcr nnd wurd<' dtiri^ii cnirlilV'u- nml lioIläHiIilVIu- Kohk")- 
diantcn wieder nach Deutfchland gebracht. Der Bearbeitung diefee Stückes von klautlUgel mag 
alfo ein englifehea oder hollflndifebee Sehaul)piel an Qmnde gelegt fein, wie man aua manehen 
PpiTdtun, wio iler Pirkcni.lnii;,' tnnl <lci ftinkcndc Tabak, i iTrlicn kann. Die Perfonen, welche 
hier auftreten, find : Dr. Jobaones Fauftus; Wagner, delTcn Famulus ; Theopbiln« ; Johannen ; 




8{tzungsb«riohto. fiittew 



45 



drei Baronen; Reinhnnlu-* ; Höribcrtiis; Maxinülianus; Scbaftiiin; Florius; ein Schwarzk&oiUer; 
awei Diener; ein Nachbar; ein Wirth; der Pickelhäring; Frit»; Fratz; zwei Engel; Helena 
(von Jnngfiran Keginn X«Uer g«g«b«n)} Veltot; I^dfler; Vephirtopliolc; Vizlebnzle; ftink» 
ender Tnbnk. (FortCeUnng folgt.) 



Sf tBungs berlelite. 

Sitzung vuuj ö. Januar 1883. NacLdeiu Dr. Leubc einige Goldmtinzen, die in Ber- 
nnrlagen gefunden worden, rorgeseigt hatte, fprmchen der Vorlluuid Baziug Uber den Ortsnamen 
Stein, KaiTter Kornbeck über dn^ T.:ind^erielit t» Stadelbof in Cln und Konfervntor Badt Aber 
Oefen nnd ihre Bedeutung im Mittelatter. 

Sltsung vom 2. Febrnnr 1888. Ale ordentliebee Mi^ied wird nnlj|enonnn«B Ob«r- 
ftabsarzt Dr. Rcifctie^^^'cr in Noii rim. Ein Steinbeil, (it fcliLtik des Garnironspfarrera Bilünger 
wird vorgezeigt. Der KalTicr Kornbeek trägt hierauf die Jabrcsrecbnoog vor, fie ergibt einen 
gHaftigen Stund der KnO*« und ea wird dem Kadier unter Worten des Danke Dieharge ertiieilt. 
Sodann Uelt Diakonne Klemm von Geislingen einen Vortrag: Münftcrlliidien. 

Sitzung vom 2. März 1883. An eingegangenen Gcfcbonken werden vorgelegt: von 
J. G. Goldlchmid ein Kriegstiegel, aus dem NachlaB des Rechtsanwaltes Vogel ein Kaufbrief 
von 1732, und von Pfarrer SeufTer in Krlingen Abfchrinen von 3 Urkunden von 1384, 1387 u. 1412. 
Dibllothekar Müller crl'tattet umfaflenden Ikiidit iibi r die literarilclun Eiiil.'iufo, «laiauf furioht 
Konfervator Bach über Uluiifche Bauwerke, und A. Wechsler berichtet Uber eine zur Sage vom 
Rattenflnger von Haneln anfgeftellte nenere Anfidit 



Bitte, betreffend die Ort«f!:ercbielite der Bezirke des Donaukreifes. 

Mein Aufruf zur Mitwirkung bei dem gcmelnaUtzigen Werk der ueoen Bezitka- und 
Ortsbefehreibang in dem von K. *(tatift.*topogr. Bureau kerauigegeben«nBneh: »Da« KOidgreiek 

WUrtküibtr^- ift auch in Obcrfchwabcn nicht wirkungslos verhallt. leli liabe deliiiehr gerade 
von dorther ganx befooders SMhireiche und werthvolle firgXnsungen und Nachtrüge zu den bis» 
herigen Oberamtebefdireibnngen erhalten , wofttr leb Torllndg aueh an dlefer Stelle henlicben 
Dank ausfprcchc. Aber noch zeigen meine Sammlungen fUr die Oberämter des Donaukreifes, 
diion BtlVIin iliuii^' durch Memminger und Genoffen größtentheils 40 bis faft &) J.ihn; .ilt ifl, 
bedauerlicliti Lücken. So wende ich mich auch auf diefem Wege nochmals an alle Gei'chichUi- 
firenode In den erwibnten Bezirken, inebefondNo die Benren GeiftHeben, mit der ergebeoften 
.Bitte, was fie an Bericlitigungi n uiifl Krgänziingen zu i}n betr. Oberaintsbefchrctbuiigcn gefam- 
uielt haben oder jetst beim Durchgeben derfelben uotiren mögen, mir im Laufe der oächlten 
Monate rar Verwertbnng für die nene Landeabefdiretbnng gefllligit zugehen lalTeo an wollen. 
D.i indeß, wie fich immer wieder licrausrtellt, unlere Obemmtsbefchreibungen leider weit nicht 
in allen Gemeinde-, Pforr- uud Schul-Bibliothekcn /ich finden, erlaabe ich mir fUr di^enigen 
Herren, wetehe, von diefer Quelle abfehend, bemerkenswerthe nenere Data ans ihren Orten 
(Kirchenbau, Kirchenrertauratiun, Schloßbau, Denkmäler etc.) einsufenden dleQflte haben wollen, 
das Jahr des Erfcheinens lU'v Ix tr. OA.Befchrcibunf^Lii als den tcrminus a quo ftlr fulclic Ein- 
fendungen aui neuerer Zeit hier beizufetzen. Münfingen lb2ä. Ehingen Iti'äi. Uiediingen 1»27. 
Sanigan 1889. Blaubeoren 1890. Waldfee 1834. Üim 1886. BaveaBbnrs 18861 Bibetaek 189?. 
Tettnang 1838. Wangen 1841. KIrobkein 1842. GeislIngMi 1848. LevtUroh 1848. Göppingen 
1844. Laupheim lö56. 

K. ftatirt.-topogr. Bureau, 80. Hin 1888. 

J. Hartmann, Prof. 



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WfirtteDibergifcher Alterthumsvereiu iu Stuttgart 



Avsg^rftbnng des R8ni«rkftft«11f( liel 

Diofclbo fand auf Staatskoftcn Itatt in dn cirten Hälfte des» Monate September 
1882 UDter lieitung des Loindeskuurervators und des Kuftos der K. Sta&tsrammluog 
vaterlftndiTcher Altwtbftmer. DieTes Kuftell, eines von den Ideineren, liegt eine fdiwache 
halbe Stunde Öftltch der Stadt Isaj bei dem "Weiler Burgwang auf der fug. Betmauer'), 
dnem den Blick in etwa fieben Thiiler eroflfnenden , fohon von Natur leicht zu ver- 
theidigenden Moräncnhüf^el, Nur an der Siidfeite nnifite derfi'lbc durcli oiiicn künft- 
Hchen Graben vom iibi i;,u'ii Enli cicli ln?;getrennt werden, lonit zeigt er überall natür- 
liclie Steilräuder, denen blos an einigen Stellen noch künftlich nachgeholfen werden 
mußte. Gegen Often fftUt der Hügel gar hoch und fchroff in das Argenthal ab, und 
der Flufi ffieflt unweit des Hflgels raufchend dahin, während die Nord- und Weftfeite 
uiri)iiii);j;!ic1i mit Lei* hti^^kcit unter Wafler gefetzt werden konnte. Die Höhe des 
Hügi'ls über (Ut öltfcitc, d. i. der ArLienfeitt' , beträft 12—14 ni, über den anderen 
Seiten 5— (> 111. Aul dielt ni A hon durch feine iiuiienverhaltnifle beherrl'chenden Hügel 
wurde das Kalteil, der natürlichen Form des Hügels fich unpailend, in länglichem Fünfeck 
errichtet Die Iftogfle Seite gegen Oden, gegen die Argen hin, mißt 83 die gegra 
Sadm 51 m, gegen WeAen 47,70 m, gegen Nordwelt 33, und gegen Norden 23 m, 
alA) betrug der Umfang der Kaftellmauer gegen 238 m. Ad der am meiften gi^fihrdeten 
Siidwcftecke trat dann ein vierecki'.'er Thurm von etwa 4 Va m Seitculiinge fchinnend 
hinaus. Die rin^;sum laufende Mauer hatte die bedeutende Dicke von 2 m. Vor der 
Mauer zeigten lieh Rcftc eines geniürtelten Umganges, der oline Zweifel au der Kante 
des Hügels durch Pallifaden gefdifltst und umgehen war. Innerhalb der Bingmauer 
fanden fidi keinerlei Spuren von Hauerwerfc, dagegen unweit der Mitte der Sttdfeite 
dn 6,70 m tiefer, oben runder, unten quadratifcher und mit Holzdielen ausgefütterter 
Brnnnenfchacht, in den fich von Often her durch einen hölzernen Deuchel WafTer cr- 
goli. Die Ringmauer felbft Iteftand ans Findlinirs- oder Tufflteinen mit viel Mörtel, 
war aber nirgends mehr gut erhalten, an verl'chiedenen Steilen logar ganz ausgebrochen. 
Am höchften ftand noch der Thurm an der Sttdweftecke, ntmlich nodi einige FuB hoch. 
Im Kallel! fanden wur kaum ein paar Si^elerdefcherben und unbedeutende Kifenrefte, 
aher ziemlich vide römifche Kupfennttnzen, freilich oftmals bis xur Unkenntlichkeit 
Terroftct. 

Nach Ikltiinmung derfelben durch den Vorftand der k, Staatsfamndung, Herrn 
Prof. Dr. Seytler, gehen die Typen der lleverfe der Münzen nicht über 250 — 260 n. 
Chr. zurück und iaflen vermuthen, da£ die Grundlage des Baues aus fpäter Zeit, aus 
der Mitte des dritten Jahrhunderte, flammt. Befelzt war derfelhe bis Ende des 4. Jahr- 
hunderts. Die 1. kenntliche Münze datirt 260^270, die letjste 364—378. Die be- 
ftimmbaren Stücke find: Claudius II. (268—270), Probus (276—282), Theodora, 
zweite I'rau des Conftantius Ohlorus (305—306), Conftans L (337—360)» Valens 



*) ZaUreiohe Betbaaw = Betbus, woraus die VolkMtymologie BetmaiMr gamaeht 
hmti in der Vorderrebweis. 



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Hochrt«tier, Di« Wandgemild« der Kirch« zn Kmflieim bei Cftlw. 47 

(364 — 378). Neben (liefen Auflclihuj gebenden Mün/iunden iit das Isnyor Kal'tell 
höchft wichtig wegen feiner von den bisher bei uns in Württemberg aulgcdecicten rüm. 
Kaftellen (tark abwetcheDden Anlage. Nehven wir die Limeskaft^e, z. B. das M 
Mainhardt« das vor ^igen Jahren b^nntUch gleicbfSalls auf Staatskoften auf- 
gedeckt und vennell'en wurde, fo Ipringt der UnterTchied fofort in die Augen. Das 
Mainhardter Kaftell ift bedeutend größer, hatte 193 m äußere LSnge bei 142 m 
Breite und war ganz regelmäßig angelegt, mit Kckthürmen und doppelthürmigen 
Thoren verfehen, aber (eine UmfalTungsmauer 1,20 — 1,25 m breit, wogegen das viel 
kleinere bei Isny eine fiingmauer in der Dicke von 2 m befaß. Im Mainbardter 
Kaftell lehnte (ich die ÜmfaUüngsmauer als Futtermau» an einen hinter ihr rings 
umlaufenden Erdvall; hier am Isnyer Kaftell ftand die Mauer frei und hatte yor (ich 
einen geraörtelten Wandelgang. Die Mauer am Mainhardter Kaftell hatte jedenfalls 
eine bpfclieidenc Höhe, dio am Isnyor kann dagegen ihrer unteren Dicke nach etwa 
auf 30 Fuß angenommen werden. i>ie Anlage nähert fich fehon ganz merklich dem 
mittehUtcrlichen Burgcnfydem , wofelbft eine gewaltige Ringmauer alles hoch und 
drohend unifchlofl, wie vir z. Bw an dem alten WftreherTchlol} hei Wäfdienbeuren noch 
wohl erhalten fehra. Innerhalb des Hainhardter Kaftdls higen f«mer fteineme Bauten, 
bcfonders das Pi it i -nm, in Isny nichts dergleichen. Die Mainhardter Mfinzin gehen 
nur bis Alexander Scvi iub C222 — 234), die Isnyer bis Krtifer Yalen«; (364-;J78); letz- 
leres muß allu etwa 150 Jahre läntrer von den Tütmern beletzt gewefen fein. Es war 
gewiß, als es noch wehrhaft war, außerurdeutlich lelt. In feinem Innern wohnten die 
Soldaten wohl nnter Zelt«i oder leichten Bokhaiai&ai. An der Südfeite find noch 
fchwadie Spnnm eines aweit^ Grabens. 

Das fog. Fifc her bauschen, ','2 Stunde nordweftlich der Stadt Isny, ein 
dem Isnyer Kaftell ähnlicher verrdianzter Moränenhügel, auch auf dem linken Ufer 
der Argen und in einer Lage, die unter Waller gelVt/t werden konnte, war vielleicht 
auch eine römiiche Anlage. Ueherhaupt ii't auzunelaaon, daü die ilömer, nachdem fie 
(ich aus dem ^gentlichen Württemb^g zurfickgezogen und den Bhetn zur Grenze 
gemacht hatten, die ArgenHnie als die letzte und ftirkfteVerbindungSr und Vertheidig' 
ungslinie zwifdum Bodenfee und Allgftuer Alpen noch am Ungften fefthidten. 

£. Paulus. 



Die WandgemiUde der Kirche zn Kentheim hei Calw. 

Die kk-ine Kirche ad S. Candi<luu) im NagoUUhal, an der Straße von Calw nach Nagold 
|{elegeii uitd zum Weiler Keutheiiu, Parocliic ZaveirtciD gehörig, birgt einen Keichthiim von alten 
Wudgemäldcn. Urlpnlnglich romauifch, bat fie in der frÜhgotWfehen Zeit Venlnderungen erlitten, 
nanienUich wunlc das Schiff gegen Wetten beinahe um da» Doppelte verlängert und iin ( iltcu ftatt 
des urfpr{inKlit !i('ii Thurms ein Thurm angehaii» , ^^ (■!(]ler hreitfr ift, als das Schifl*. Die Länge 
des url'prünglichen Schitls betrügt 7,80 lu, die Verlängerung 7,lü ui, allb die ganze Länge nahezu 
15 m. Die Breite dei Schiffes betriigt 6,73 m. Dagegen Ut der Thurm 7,40 m Irnit 

I. Wandgemälde im Scliiff. 

Wir treten von der äiidfeito durch den Iclcinen romattilchcu Eingang mit horizontalem 
ThOrftara in das Schilf ein und erblicken saf der nördlichen Wand 2 Rethen von WandgemlUden 
WhvT ciii.'indir. Sie reichen in der Höhe vom Boden nicht ganz bis zu V» der Wnndhöhe und 
in der Länge vom Chor etwas über V» der Wandfläche. Von der Ucbcrtünchung, welche fie 
frSher hedeoicte, wurden fle 1840 befreit Die Bilder der oberen Uethe i'tellen die Leidcnsgefchicbte 
bis zur Kreustngung dar, in der untern Beilie ifit die Ereo^aragang, Grabt^^g und Aufer^ 



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HoohfUtUr 



Hebung gemalt. Die Felder, durch fchwarze Linien getreont, Xind 1,50 nt hoch und 1,20 tn 
brett^ in d«r nntoni BtilM «twM bre!t«r. Di« f anse Ansdebnaiii; betrlgt etw» 10 nt. 

Obere Reihe: Bild 1 ift nicht /.n i rkciimn. 

2. JefoB in Getbremane mit den 3 JOngern. Jcrua in dunklcin Kleid und grünem Überkleid 
kniet and Mit äSa HSvde betend empor. Er ift, wio auch anf den folgenden Bildern, olme Bart 
Vor ihm fchlaftn r*cht8 die B Jünger, swei mit frauenartigem Gcficht Htzen, der dritte ii^'t iViiieo 
Kopf in den 8chooß des erften. Von oben reicht eine Hand einen Gegenßand berab, der aber 
nicht 2u erkennen ift. 

3. Der Verrath. Vom Befchauer aoa linka ftdit eb Jünger neben Jefai, recbts sunäcblt 
Judas, denfcD Gcfieht gut wbalten ift, d*nn noch ein Kriegsknecht Jefas felbft legt feine Hake 
Hand anf die Bruft. 

4. JefiM vor Filata«. Jefoe, beide HSnde auf der Bntft, mit dem Oberleib etwaa ssurück- 
grlin^'L'n, ficht zwlfeben »vei Xriegekneehlen. Bedita Atat Pliattta mit fdiui^igem Panier anf 

einem Stuhl. 

5. Die Verrpottang. JeAia^ ein wahres Jammerbild, beide Hftnde mit der flachen Seito 

gegen einander haltend, die Vorderfüße nach Innen gedreht, Iteht zu-ifchen zivei KllegBkneehtM. 
Der eine derfelbcn gibt ilun einen Fußtrift. Der FuC ift am Knio nnfh unten gebog'on. 

6. Die Geißelung. Links Utihl ein Kriegükuecbt mit erhubener liuthe. Der Kriegsknecht 
reebta ift nicht fo dentlieL AnlTallend find bei beiden Kriegsknechten die fchlanken FflDe. 

7 Die Kreuztragung. Jefu.s hat den ISngeieD Kreosbalbea vor ßcb, den kttraeiren 
hinter dem KUcken. LUnter ihm geht ein Aiann. 

9. Zvef Ftaoen. Das Uebrige ift niebe zu erkennen, 
Untcro Ri'ilio: Bilil f) ift niclii zu erkennen. 

10. Nur der Kopf von Jefus und eine Terfon vor ihm, welcbo etwas niederer fleht oder 
kniet, ift fichtbar. 

11: Jefus am Kreuz. Eine Frau umfaßt das Kreuz, rechts fteht Johannes. 

12: Kre uzabnahme. Daa Krens ift frei. Zwei Perfooen mit Heiligenfcheinea halten 

Jefum in den Ariuvn. 

13. Grablegung. Jefus ift fchon im Grabe, das der Länge nack gematt ift. Der Kopf 
von Jefus ift noch außerhnlh de-? Grabes. Hinter dem Grab ftohen 8 Perfonen, von welchen die 
gegen unten ftehende ihre beiden Arme jammernd erbebt 

14. Anferftehung. JeAii »na dem offenen Grabe auffteigend. Zu beiden Selten Je ehi 
anbetender Engel. Ecehts kommen zwei Frauen aum Grab. 

15. NoeC übertüncht. 

Die untere Reihe ift Ibhr verblaßt, die obere ift belTer erhalten. 

Ilotho (Die Malcrfchulc llubri ts v;iii Eyck nebft deutfehon Vorgängern und Zcitgcnoffen) 
fa^t iilH;r (liefe WandpcmfiWt» : Ihn' h lilankcn i-twas prfrlfu-un^rcnin l'ifjurpn, der noch treffliche 
Faltenwurf l»ei harmonifch holltir l-'arbung, hagere Glieder, Zeichnung und Stellung der fchmalen 
gendlinlgien Binde, die gioBon FOße und di« cumThell febarfe Bewegung, Qberbaapt die Merkmale 
eines verderbenden älteren und noch nicht geftandcaei) neuen Styls deuten anf dio sweit« Uftlfte 
des 13. Jahrhunderts. 

Ueber der Lmdensgefebtchto lief noch eine Reihe von Qemllden bin, welche ohne 

Zweifel die Gebnrtsgefchichte Jefu darftcllton. Denn da.s erftc Feld, das allein aiirf:i<1i ckt iff, 
gerade an der Empore, zeigt uns die Verkündigung der Maria. Der Engel ift nurh gut erhalten. 
Sein Angefleht ift gegen den Befchauer gerichtet, fciue dunkelfarbigen Flügel ftehen vertikal, 
wie beim deutfchcn Adler. Die rei liti- Hand ftreckt er gegen Marl i aus, die linke häli ^ : u li- 
band ohne Schrift. Der Kopf der Maria ifl verblaßt, das grüne Kleid mit dunklcin Obcrklt id ift 
noch deutlich. Zwifchen ilcm Kngel umi Maria fleht ein Gefäß. — Zwilchen diefer obern lieilie 
von fibertaaehten GemSiden und awircben der Leidensgefchicbte Muft ein Baad von über Eck 
geftellten Vicreckrn, welche in der iMacnnalo von oben nach llaton getbeilt, halb grilU} halb 
fcbwara Xind and etwa die GrOtle eines c^uartblattcs haben. 

2. Wandgemälde im Chor. 
Vom Schiff treten wir durch den fpitzbogigcn Triumphb«igen in den Chor. An der 
1,16 n breiten Leibung des Trinmphbugens find noch Spuren von GemSiden. Der viereckige 
Chor innerhalb des Thurmcs hat ein Tonnengewölbe in der Achfo des Seliiffea. Er mißt im Innern 
6 m im Qtiadr.it und hat «cpen Often und Süden je ein Ifhiglich viereckige«! FenO^r. Der franTC 
Chor ift mit Wandgemälden bc<ieckt Die oberen Gemälde im Tonucngewölbe find übermalt und 
daher lotcbt erkennbar, haben aber dnrdi die ITeberaalnng verloren, fo daft ihr Alter nicht fleber 



Die Wudgcutlde der Kirche la Keath^ bei Calw. 



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m tieMmM» ift. Wilhelm hott (Knnft-Topographle Deutfehlsnds) Tetst JTe In die zweite HAlfte 

•des 13. Jalirhunderts. Dcrannrh iviirilcn fic, aus diTlelben Zi it ftrimrnrn, "vvio dir- T.i'id' Ti^f^dVhichte 
im Öcbiff. — Di« unteren Uemäldu an den vier Wänden de^ Cliora i'ind i'o verblalit, daß maa 
beim erftev AabBek kanm OemMde erlcenat und erft nach Ungerem Betraebten ein VerftlndiAi 
davon bekommt Dieüe werden wohi in da» 16. Jahrhundert geboren. 

Die Gemilde im Tonnengewölbe des Cbora, 

Im Ilalbkrele gegen Often ift das erfte Opfer gemalt Abel und Kaln bringen knieead 

(1( in nerrn, der in der Mitfc /.wilclien beiden tlinint, ilirc Opfer dar, Abel » in T amm, E;iln eine 
Onrbe, Abel als Jüngling ohne liart, Kain mit xweiUiailigcni Bart, in weißem Kluid und mit 
rothen, langen and fpitsigen Schuhen. Hinter jedem Bruder fteht ein BSnmehen mit 8 Aelten. 
Zuifclion hciflcii tA riiriftn^, wi-irlicr in ,],■:■ .■ilti-rm 7rit an ilcr .Sti'llc des Vaters gemalt wurde. 
£r erbebt die Jieelitu legacud gegen Abel, die Linke legt er auf die Bruit. £3 fiellt dies Gemälde 
nicht, wie bfehcr ') angonoromeo wurde, den Tflnfer Johannes mit dem agnns Dei und M ofea mit 
den Gcfetztafeln v .r. M.h Opfer von Abel und Kain findet fich auch fonft in ähnlicher Weife, 
fo als Skulptur an der Kanzel zu Wcclifclburg in Saclifen. Abel in K< ntbeim ift dem Abel in 
Wcchfclburg fchr ähnlich. iS. das Uild von Abel in Wcchfelbnrg bei i.tibke, KunftgAfcUichtc). 
Im Halbkreis gegen Welten, alfo über dem Triumphbogen ift die Verkündigung der Itarla. 
Rechts Maria mit dunklem Oberkleid um! trt tbt ni IVitcrkldd. Der Kngcl fcliwpht vnn T.inks f^cgcn 
Maria hin und erhebt den Zeigfinger der rcclitcn Hand. Beide halten ein Spruchband, aber ohne 
flebrift; diefe fdieint Sbermalt HHifer Maria und dem Engel ift Je ein Bünmehen mit 8 Aelten. 

In der Wölbung ift das Knde der Weltzeit durch den thronnuli u Chriftus auf doppeltem 
Itcgcnbogen lllcfekiel 1, 28) d:tr.i:»'l'icllt. Kr fräfrt ein weißes Kleiil uml ilui^klfn Maiitfl, \u Kli. r 
auf den Schultern und auf den I'iilien liegt. \ oui Muud oder eigentlich vom Kreiiznimbu» gehen 
zwei blaue Sehwerter aua, welche auf dem grOoblauen Gmad nicht Hark hervortreten. Das 
Schwert ge<rer fite Hcrlih' ift et'.vns kür/.er, als gegen die Linke wäre m<5i;li( li, daf! urlprüng- 
lich ein Lilieuftengel nach der Keclitea des Herrn ausgieug, wie fünft bei dem throneudeu 
CfaHftue, fo z. B. auf einem Wandgemälde, das früher in der Kapelle zu WUrzbach unweit 
Kentheim war inul in t incr Photographie erhalten ift. Ans dem Lilicnftongcl könnte bei der 
Uebermalung ein Schwert geworden fein. Die rechte Hand ift zum Segnen erhoben, die Unlie 
iß unter dem Handgelenk etwas gegen den Leib zurflckgebogen, wie abwehrend. Das Gefleht 
mit blondem Haar und zweitheiligeui Bart ift ziemlich vcrbl.ißt. Das ganze Bild wird von einem 
großen Medaillon, umrahmt. Auf dt n vier Ecken des Gewölbes find in kleinen Med.aillons die 
yier Symbole der Evangcliften, je mit einem Spruchband, aber ohne Schrift. Der Engel in der 
füdweftliehen Ecke ift fehr fchlank und fcheint zu knieen. Er hat dn welOes Kleid mit ikiblgen 
Qucrftroifen, zwifchen wi l( h« n rnnde Flecken, wie Atip-n frf^mnlt find. In der f&dSftHehea Ecke 
ii't der Lüwe, tu der nordüftiichen der Adler, in der nordvveftlichen der Stier. 

Die Gemälde im C h o r q u a d r a t. 

Die fehr verblaßten Gemälde find der Kircbengcfehichtc entnommen. Auf der nörd- 
lichen Wand find 8 Bilder, welche fich auf den h. (Jeorg beziehen. Im erften Feld über der 
fpUzbogigeo SaknTtcilhilre ift eine Mauer mit einem Eingang, an welchem '2 Säulen flehen. Vor 
dem Eingang fteht eine Perfon mit einer Kiotn . Das 7\M :tp Feld zeigt den Kampf mit dem 
Drachen. In der Mitte der h. Georg auf weißem Pferd, links oben ein Engel, welcher etwas in 
der Hand bSlt, wabrrehetnilcb den Helm. Reehts oben die Königstochter. Im dritten Feld licht 
man citi ffrofit"« ll.id, auf welches ein Mann fr^'Ucchtrii ift, inif dem Mnrkvu auf ilciu rioilcn. Ks 
ift der b. Georg, der in ilmlicher Weite an der Georgenkirche zu Tübingen in Stein ausgchauen 
III Reehts Iteht ein Mann mit langen fpitzigen Sehuabelfebuhen. Ueber diefem Feld Ift eine 
Spur von Minusketfchrilt, davon noch golefen wwden kann: «und mar*. . . Es mag alfo ge* 
heilien haben: kämpf und rnarkr. 

Auf der {ifUichen Wand lind 2 Eelder, zwifchen welchen das Fenfter in der .Mitte ift. 
Auf dem erften Feld ift ganz verblallt eine Perfon, welehe etwas zu tragen feheint oder in ge- 
beugter, betender Stellung dafteht. Da» zweite Feld zeigt 4 Pcrfoncn: rechts ein Bif Imf tuit 
blauem Unterkleid und gelbem Obcrkleid. £r kniet und hält üch mit feiner linken Hand an 
iSrinen NiSdioftftab. Die awette Perfon fteht neben dem Bifehof und &b^ die 2 weiteren 
Perfonea tob dem Bifehof zurOeksubalten. Diefe zwei mit langen i^^ittlgen Seknhea fehreitea 



') Sendfchrcibcn von GrUneifen an Kugler. Knnfthl. 1840. 
WOittemb. ViertcljAbrshefto um. 



4 



60 



HoehYtetter« Die WandgAmlMe der Kirohe so Kentheim bei Calw. 



gegen den Bil'cbof heran, der vordere mit einem häßlichen GcJjcht, der hintere eine Lanze in 
der rechten Hand haltend. 

Auf lU r Hidlichcn Wand find ebcnfallä zwei Frldor und dazwilVlion das roiifdr. Das 
er/te Feld gebürt zu dem vorigen Bilde und seigt die Ermordnog des bilchoi». Diefer liegt am 
Boden. Seine mehr ia die Breite als in die Hohe gehende BifehofsnOtze, fowte feta Gefleht 
find leieht zu erkennen. p]in Mann mit einem Hut Acht ihm gegeiiiibt r iiml flluht mit einer 
Lanze ffr^ni lU-n Hals des Hiffhof-«. rMeftr erhebt den Zeigfinger der linken Hand gegen feinen 
Mürder. Zwilclitiu beiden find 2 l'erlonen, die eine weist mit der linken Ilaiid warnend nach 
oben und fucht mit der rechten Hand die Lanze zurückzuhalten. Die andere Perfon mit hä/1- 
Hchem Geliebt Icbcint Freude an dem Tod de* Birchufs 7,11 liahen Zu den Häupten des Bil'cliofi 
rteht noch eine Periun. Wer ift wohl dicfer Birchot? Kiinute es Bifcbof Adalbert von Prag 
fein, welcher 997 in Preußen durch einen Lanxenftieh den Ilirtyrertod erlitt? — Das aweit« 
Feld auf der Südfeife zci^t die Krenziginifj einer Jiinp^fran. Sic lifingt mit ansfjefp.mnten Armen 
an einem Galgen und ift von den Lenden herab mit einem Tuch bekleidet. Außeriialb de« 
Galgen.s, gegen den Triamphbngen , fteht ein Kann mit einer Krone auf dem Hanpt und mit 
blauem Gewand. Er deutet mit der Hechten nach der Jungfrau; die Linke legt er auf die 
Bruft, wie überralcht von dem Anblick. Inncrlialb des Galgens Iteht links ein Mann, der leine 
Bände wie anbetend gegen die Jungfrau erhebt. Rechts fchrcitet ein Mann von der Jungfrau 
weg auf den König zu, blickt aber rückwärts nach der Jungfrau. Zu dicfem Bild gehört viel- 
leicht das weitere BiW, weleties- anf der einen renfu'vw.tndnng zu fehen ift und die Enthatiptnng 
einer Perion darzultellcn Icheint. Konnte die Jungfrau vielleicht die h. Margaretha fein, welche 
bei der «ehnton Chrtftcnverfolgrung unter DioUetlan als Ibjihrig snerlt an einen Galgen anf> 
gehäii^rt, aller «irder abgenommen und fpfifer eTithnuptot wurde? YieHrirbt ftcht dies Gemälde, 
wenn es die h. Margaretha darftellt, in einem Zufammeohang mit einem Grabftetn, welcher außen 
an der Sfldfeite der KIrehe lehnt. In der Mitte desfelben ift eine Knnkel mit Spindel eiogebaaen. 
Von der verwitterten Minuskeifchrift ift nur noch lesbar: anno dorn. MOOCC . . ** obiit maiiproii 
Es konnte dies eine Bargft-au von Schloß Zavellltein gewuieu fein. 

Auch auf der Weftfeite des Chora an den fehmalen Seiteniwinden dea Triumphbogens 
find Wandgemälde, welche aber bia Jetzt nicht eabrithrelt find. 

3. WnidiMlMe «if Amt talenMta dar Kirohe, 

Stellen wir uaa vor die Sfldfeite der Kirche, fo fehen wbr 6 fchmale Fcnfierehen xien- 

!ir!i nahe nm Dach. l»ic 3 erften vom Tlninne her mit Rundbogen pehnren der urfprunglichcn 
Kirche an; unter dem mittleren derfolbcn ift eine eigenthilmliche viereckige Oeffoung, welche 
aalten 0,4 m tm Quadrat mifil, fich *taacb Innen abfcbrllgt und mit einer Weite von 0,15 m durch 
die Wand hindurch geht. Im Innern ift die üeffnung durch die jetzt dort ftehende Kanzel ver- 
deckt. Das vierte and ruuflc Fonftercben gehört der fpftteren Verlängcrug der Kirche an. Ueber 
diefen 9 Fenftereben ift der Reft einer Umrieiefehniing mit rother Farbe. Sichtbar ifi noch etat 
Kopf und der rechte Arm, welcher einen Mantel auszubreiten fcheint. 

Auf der nördlichen Außenfeite der Kiniie, gc^en die Straße, ift nahe nm Thurm 
eine Kreuzigung Chrifti. Zu jeder Seite des Kreuzes Itehen 2 Perioncn. Rechts fleht zunäcbllt 
dem Kreuze eine Perfon, welche fich die Thrftnen abwifeht, daneben eine andre mit grolem 
Ileiligcnfchüin, wahrfcheinlich Johannes. Die l'erfoneo links find nicht mehr fo dentßelk Diefea 
Qemtilde mag aus dem 15. Jahrhundert ftammen. 

Endlldi fehen wir auf der Nordfeite der Kirche an der Sakttftei, welche an den Thurm 
angebaut ift, zwei in Stein pehaitene Knjifr an di u In iden Enden des Dachgefitnfes. Diefe, fo- 
wio das Kreuz auf dem Giebel des Schiffs bilden den einzigen arcbitektouifcbca Schmuck des 
XIrdilelbe. 

Frickenhanfen. E. Boehftetter. 



Frelheir Berelitold tob Falkenftelii^ Abt m St. QaUea 1214—1873, vnd die 
naehweisliclien TerwandtCisliaflBbeilehiiii^D desfelbeii. 

Von G. Meyer von Enonan, PnkfeHbr an der Univerfittt ZOrieb. 

In der SpesialdarftdluDg des Königreichs Württemberg Tenuifit nutn anf- 
feilender Weife an der in Fnge kommenden Stelle bei der AufÜbrang dee frai- 



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Meyer von Enonau, Freiherr Berchtold von Falkenftein. 



51 



lieirlicben Hanfes Pulkenftein im Schwar/wald die Erwähnung des wnhrrcbeinlich 
mmeift hervorragenden Gliedes diofes GclVMocfitrs') . niul fo dürfte woLI hier der 
Platz fein, auf Berchtold. den Aht von .St. (Jalleii im l.'>. Jalirliiimlert, nachdrück- 
licher hiDzaweifcD, und iwixr nicht fo fchr auf feine Tiiätigkcit in St. Gallen — 
das gehölt in die Geieliicbte der Gebiete, die nachher zu den nord5ßlicben Tbeilen 
^ der febwetserifehen EidgenoITenrebaft snfanimenwncbren , fondeni auf feine Stell* 
nng zu anderen — zumeift fdbwibifclien Adclshäufern. Ein ganzes Syftem rer- , 
waudtrcliaftliclier liezichungcn zu wichtigen Dynaftrn^crchlophtern läßt fich nemlich 
um dcu Aht Berchtold, als Mittolpiinkt dcf-felbcn , mit urkandlieben BeweiTen oder 
wenigfteuH mit nahezu urkoudlicber Sicheibeit auffteilen. 

Die noch in ihren Bellten impolante Borg Falkenftein bei Scbramberg, welche, 
durch ihre Beftimmnog ale Zaflaehteort dee Herzogs Emft II. 1030, fehon weit 
früher gefcbichtlich erkennbar geworden id, fteht in naher Beziehang zu der un- 
weit, nur drei Viertelftunden fudlich, auf nunmehr badifchem Territorium, gleichfalls 
in anfebnlichon Trümmern liegenden Burg Ramftein. Die Fnlkenfteiner fcbeinen 
ein Aft de« Ramfteiuer Gelchlechts gewefen zu fein; denn der Widder auf drei Hügeln 
im Sebilde, das Wappenbild der Falkendteincr, weist deutlich genug auf da« ftreit- 
bare Thier hin, an delTen Namensbexeicbnung der Name der Barg Ramftein anklingt*). 
Anfierdem beweifen eben die hier nachher noch zu beleuchtenden Verwandtfchafte- 
verhUltnilTe des Abtes Berchtold diefe nahen Beziehungen zwifchen beiden Burgen. 

Aus einer Jahrzcitftiftun^' des Abtes, vom 12. Juni 1257, welche wahrfcheiiilii^b 
mit deflen Gefandtfcbaftsreife zu König Altuus X. von ivai'tilien in Yerbindoug Uelit, 
jkennen wir dieNameudes Eltcrnpuares, Eigilwart und Junta^), und die Urkunden 
der Wartenberger lehren, dafi Berchtold'e Kntter hUehft wahrfcheinlicb diefem am 
oberAen Laufe der Donau anfiiirigen frdherrlichen Hanfe angehörte. Denn Kacbi- 
meifter nennt für Berchtold einen „öhen von Wartenberg"*), und der Aht ftlhft 
erwähnt V2')X in einom nn feinen .Sachwalter nach Rom frcrielitctcn Rriefe den 
„avuncuius uoltcr C. de Wartinberc"*). üiefer „C." kann nun al»er kein anderer 
gcwefenfein, als der fchon von 1215 an urkundlicb genannte Konrad (der Aeltcre; von 
Wartenberg, Bruder Heinricb's (dee Aelteren), welchen der Abt, 1248, gleichfalls als 
„▼ir nobilis Heinriensde Wartinberc, avonculus fuus*^ nrknndlieh anffBhrt^: Konrad, 
Heinrich, Junta wnren augenfehetnlicb Gefcbwifter. 



') IJcfi liitiliuirj,' (U's Oberamts Obemdorl', p. 293, wo bei Hrhramheri; rltr H'irg 

Falkenl'tcin gedacht, aber bcigetiigt ifl: ^liie Ileireu von l:'%ikunficiQ Hud feit 1273 bekannt", ohne 
Xrwihnung d«i Abtes 3erchtoIcL 

*) Vergl. meine neup An''|:f;^Tn. ,\,.y CafiH fanoti Clalli .N-bthcilung: ,Süwe Cafus (bs 
Chrirtian Kacbimei/lter* (üt Uallil'che UerchicbtsqucIleD, ed. U. Meyer von Kuooaa, lieft V., oder 
llitklieilongen tnr ▼ateriindireheo Gtofcliichte vom bittorircbon Vcrüine in St Oalleii, Heft XVIII, 
1881), p. 42 und 25: n. 45, p. 40 und 41: n. 72 Die Wichtigkeit d^^i Alttes Berchtold Iflr 
3t. Galleo und die Gebietu fildlich vom lUiein und Bodeofee tritt eben in Kucliimeilter's h(M3hft 
verliBUeher Schilderung la Tage, und fo ^ erwcife ich durehans anf ineinea einllSHeben Kommen« 
•fkr so der hier genannten Edition. 

») Wartmanu UrkundiiilKi(>)i der Abtei St. (Jallen, Theü III, Nr. ÖSft: .Hcitliohiiis, 

Dei gratia abba« TaDcti Galli in aaniverfariia pareutuui fuuruni, Egilwarti l'ciiicvt et Junte-*. 

W^fea der Beife vengL bei Kuchimdfter, p. 47 und 48: n. 83. 

*) In c, 33 (p. lOH und 109), wozu die lirörterungen in n. 183 und 184, welche an 
Baomaon*» Urkunden und Kegoiton der Wartenberger, im Freiburgcr DiOcefan-Archiv, Bd. XI 
p. 145 ff. anknQplen. 

") In Wartmann's Theil Iii, Anban^' Nr. 31 (vargL Aber diereo Brief de« Abtes ExcttrS I 
zu Kucbimeirier, p. 3öi: n. 17 und p. 8öö: n. 30}. 

*} In Hr. 26 ^ BamBam^fdiea Begeftea 



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6» 



Meyer Ton Knonaa 



Doch diefe Beweife fBr die Rezielmngen za den Freiherrn von Wartenbeig 
werden die Brücke zn neuen Theilen des Verwandtrcbaftskreifcf^ öberhnnpt. — 
Erftlich erklärt fleh L'ine Rundcsg-enoffenrcliat't des Abtes mit einem olfäßifohon geiulichcn 
FUrften, dem 1260 /m ätraiiburg erwäblteu Uifebof W aitbcr, im logenannten Bellam 
WaltheriftniiiB, wo der Abt 1261 im Joli ond Dezember nach tnkandlidbeD Zeagniffen 
an diefeii Straflbnrger Angek^iaihciten fleh bethdUgtef moA aae TenrandtfchafUieheii 
Rfickßcbten; denn Kucbimeidter erzählt Ton dem Bifchof — ^was der burtig von 
ßeroltzegg" — . daß derfelbe „och an unfern herren den apt warb: wo!i der was 
fin mäg" , nnd diefe MaglVbaft fcbeiut durcli die Wartenbcrger Beziehungen be- 
diugt gewei'eu zu fem, da auch ein „C. de Wartiuberc, cauuuicos eccleHae (Argen- 
tinenfiB)'' doreb Bifebof Walther 1262 als noonfaiigiiineiu Amb* beieiehnet wird'). 
Zweitens aber wurde 1272, als Abt Berebt<rfd geftorben war, da böfer Zwiel^lt im 
Klofter und noter MiniDtcrialen und Bürgern wegen der Nachfolge (lob erhob, von 
der einen Partei, welche des Vei ftorbenen politifche Tradition fortzafetzen gedachte, 
ein Verwandter (lesfelbeii in fler Peifoii des Heinrich von Wartenberg erwählt, 
welchem die Gegner eben aus iJaß gegen Abt Bercbtold» Andenken in Ulrich von 
GGUingen einen Qegenabt Tetiten: »Do walten die andren her Bainiieben von Wartea- 
berg; nnn hatt der von Wartenberg die beilVen knr ander den herrMi in dem doßer; 
do hatt der von Güttingen den grSflern gnnft von dioiftmannen und an den bnrgem 
und an allen dingen, und was davon, wen der von Wartenberg mag was Abt 
Bertholt?:, und fi der als vaft über nött batt; do vorcbtent fi, er tet es iu oob" — 
berichtet Kuchimeifter^). Heinrich aber war ein äobn des älteren Heinrieh, alfo 
ein Bradersfohn der eben genannten Junta, demnaeh ein Vetter Alit Bercbtold's"). 

DaB ferner Glieder des Haui'e» Ramfteiu hier hereinzuziehen find, kann 
naeb dem anfangs Bmerltten nieht fibwrafdien; nnr mn£ gleich Ton Anfang an 
beigefügt werden, daA die VerwandtTd^aftsberidivngen fped^ fUr Abt Berobtold 

nicht auf der gemeinfaroen Abftammunfr der Ramftciner nnd der Falkenftciner, 
fondern wieder auf Vermittlnng , durch die Warienberger in erfter Linie, zu be* 
ruhen fcheinen. Albreeht von Kamftein war uemlieh, nach L'rkimden — feit 1246 — 
zu fchließen, unter Abt Berchtold Propft, vereinzelt auch Portner, za St. Gallen 
und wnrde, naiAdem er am 3. Oktober 1258 zum Idxten male als foleher genannt 
wurde, durch Bercbtold's thätiges Eingreifen Abt von Beicbenan, wie Knchimeifter 
Tagt: „Nun wns do ain bropft hie der hiefl Albrecht, nnd was bfirtig von Ramflain, 
nnd was uiifers hrrren des aptes mflmen fnn, dem warb er do iinib die aptic"'"). 
Aber dieier Abt Albreeht von Reichenau Iiatfr rlnr Wartenbergerin zur Mutter, 
wie man aus Euebimeil'ters Worten: „Alfo tiir des von Wartenberg und Iin tail 
nffer der ftatt .... and abt Albreeht von Ow, der was finer mämen Am, wart 
lins tails* — über die Beziehungen Albrechfs sn Heinrich von Wartenberg, naeh 
delTen Wahl 1272, wohl rehUetfen darf, ohne daS zwar eine genanere Einittgong in 



') Die Stelle in Kuchiineirtcr in c. 22 (p. 64, wozu n. lOG, fowie n. 183 a. E., auf p, 
llü, wo Bauinann'8 RegeAen, Nr. 44, wegen der UrknndenAelle von 12ü2 berangesogen itl). 
•) In e. 84 (p. 116-121). 

') Nack der Erdrtennf in n. 196 (p. ISl) sn Kaohimeifter geftsMet lldi das 8«Ii«nia 

folgendermaßeii: 

Heiiirieh der A<dtere. JanlM. 

Abt Heinrleh. Ebnz von Wartenberg. Abt BerehtoM voa Felkenfteta. 
(^ . . . flz frater ipflus electi") 
•■) Id e. 16 a. K. (p. M\ y/om n. TS mit deo arkandlldMa BeweUSw). 



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Freiherr Bercbtold toq Falkenfltein. 



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dM GofiBbleebteTylleiii nSglidi wite*'). — Und ebrafo Terbietet ßeh eine Vermutbnng 

über die Verwandtfchaftsgrade dw beiden Aebte, welche das Bkw Kanifteln dem 
Kloßer St. Gallen gab, desRamo von Ramft ein, welcher von 1274 an als Gegen- 
abt Ulrich's von Göttingen, 1277 bis 1281 als alleiniger Alit dem Gotieshaufe vorftand, 
und des Heinrich von iiamltein, welcher von 1301—1318 das Klofter leitete. 
Wem* BnBO einmal , 1281 » eine geiuwe ffinweifimg auf fein VttbiUnifl za dem 
BMohenaaer Abfe Albreeht m geben feheint, fo ift wob! darauf kein Oewidit m 
legen, wenn auch andererfeits Rumo wohl vielleicht Albrecht nahe ftand*^. Aehnlidi 
ift von Heinrich nnd deflen Bruder Diethelm „der hieß drr von Ulme, und was 
der ain pfaffe": fo ipricht Knchinieifter von diefotu „rector pairochiaiis ercieriae in 
Ulnia'' — nar das zu fageu, daÜ ße jedenfalls erft einer nächftfolgenden Generation 
naeh Abt Albrecht angehörten — 

IndclTen nicht nur Adelsgefchlechter von dem im engeren Sinne des Wortes 
fehwibifeben Boden, fondem «och folehe ane den nonntebr fehweiserifeben TerritorieD, 
theils aa8 fchwäbiTcbein, tbols ans borgnndifohw Gebiete, ftMiden mit dem Falken- 
fteiner Abte in Verbindang. 

Einmal war AbtBerchtold dem freiherrltchcn Ocfchlechte der von Bußnang 
im Thurgao, welches von 1226—1239 St. Gallen den trefflichen Abt Konrad ge- 
geben hatte, nahe verknüpft. Durch den Brudor diefes Abtes Konrad, Heinrich 
von Grießenberg, hatte fich von den Freiherrn von iiuünang die Linie der von Griemen- 
be rg abgezweigt, und der eine Sobn diefee Hdnrieh, Albreeht, wurde 1269 nrknndllch 
dnreh Benditold ab „eonfangnineui nofter" henrorgeboben'^); anob noch Abt Heinrieb 
von Ramftein nannte 1302 in einer Urkunde Albrecht's Bruder Heinricli und 
dcITen Sohn Littold, alfo Oheim und Neffe neben einander, feine lifbin öhemin"'*J. 
Aber auch Kuchioieifter hebt di«'f'» Verwandtfchaft wieder hervor, indem er fagt, 
daß Abt Berchtold, als er I:^4ö oder 1249 gegen den Bifchof von Konl'tauz, aller» 
dingt ohne Erfolg, den Grafen Kraft I. von Toggenburg als Bnndesgcnoflcn ge- 
winnen wollte, an Kraft ,lin mftmen, die was ?on Bnibumg, ze ainem eliohen wib 
gab^: eine ganz zutreffende Angabe, da ja der Verwandte des Grieftenb^gers als 
fdoher auch mit den Bußnangem verknfipft war^^. 

Im Weiforeii aber war das Haus Faikenrtfin in Berchtold's Zeit auch mit 
dem gräflichen Haulc Welfchneticn bürg verlehwiigerf, ohne daß lieh jedoch für 
Berchtold felbft unmittelbar die Beziehung zu dem in Frage kommenden Bande 
der VwAiiiwIgerangea feßftelleB Ufit Matdiias von Neuenbui; beliebtet nemlidi, 
wo er den Bifchof Heinrieh III. von Bafel anerft in fmne Gefehiohtsersahlnng ein- 
flieht, den ^filtas Ulrici eomitls Novicaftri", daß derfelbe neben drei Brüdern — 
Ton Nidau, von Straßhcrg^, von Aarherg — auch viele .Sc'h\vertern f^ehaht habe: 
«datas dominidde Toggenburg, de Falkinftein, de Rötellein, de Begensberg, de 



") In Kaohimeilter'B c. 84 (p. 122: wosa d. 199). 

*■) VergL wegen dei AiudniekB „bridSr* In Wattnam» n. 102S, to n. S17 «n Kuehi' 
meifter, p. 136 und 137. 

») Vergl. in n. 307 aaf p. 181, fowie die ciUrto Stelle in KucbimeUter's c 71 (p. 302). 
'*) In Wartmanna n. 982, woxn n. 64 sa p. 38 bei KucUmetfter. 

la Wartiuanns n. 1138. 

Tn Kiichimeil'ter's c. 11 (woz« n. f>4 zn p. 29). Allerdings lieg^t es nnn nahe, mit 
Zeller-Wci'UmUller, Uelchichte der Burg und Herrfcbaft Grießenborg, im Jahrbuch fiir fchweiscr« 
ifehe Gefeliiebte, Bd. VI, p. 8 a. 1 «oiwtehmeii, Abt Berchtold's Matter Junt.^ fei gciadesn 
eine Frr v )n PuOmiig gewelta; allel« dto obea «rBitartmi Beziehungen sn den Wartenbe^rn 
find beiltir belegt. 



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54 Back 

Grandifono, cx qoibas malte progenies proccflerunt"'^). Da wir hier Berolitold's Mutter 
fchon für das frcibcrrlichc Hnu« von Wartenlierg in Anfprnch f!:enommon haben, 
können wir Rcrclitold Tclhrt niclit in diefe „proj^enic«'' mitciiirccJineu. Wohl aber 
ist durcb Kuchuueilter bezeugt, dub aiicli Berclitold lelbfl durcb jene Heirat einer 
Welfdineoenbnrgerin naeh FalkenAein mit dw dnreb Matthias Ton Neaenbnrg be- 
seiehneteii Verfcliwigernngsgrappe in Znfanmenhaikg ftand. Denn als Abt Bereh- 
told 1270, als ßundesgenoOe des Grafen Rudolf von Tlnbsburg — deA fpäteren Königs 
— gegen jenen Basler Bifcbof Heinrich III., der 1262 - 1274 dem Bisthum vorftand, 
zu Felde lui?, da hatte „der von ]\üttelon - des bifcbofs mag und unfers berreu 
des aptes^ den Bifebof vorher gewarnt, den kriegsmächtigen Abt nicht zu reizen: 
der Warner mui2 einer der Söhne der mit Konrad Ton RStteln TermSbiten Griün 
▼on Welfehneaenbnr^f gewefen fein, entweder Walther, oder Otto, oder Ltttold, welche 
drei Brüder fchon 1262 als Ueberlobende ihres Vaters urkundlich genannt werden. 
Auch Kuchimciftor kannte alfo den Freiherrn von Rütteln als Verwandten fowohl 
des Wellchneuenhurgcrs als des Falkenfteiners'*). — 

Neben allen dielen Beziehungen des geiftlichen Freiherrn von Falkenftcio, 
der anf dem St. Oaller Abtftnhte Taß, zu giifUehen und freiherrlichen Hitufern ftebt 
endlich auch noch eine swar nvr durch KttchimeiHer bezengte, aber gewifi glanb> 
würdige Vcrbindmig mit elntm Keichsminifterialen. Der rhrnnift meldet: ,Es waS 
och bi den ziten ennct fews gefeiVen ain dicnftmnn; der hieb (Um- von Knvonspnrg 
her Hainrieb, und was unfers herren des aptes mnmenfini"; mit ihm erlolVh. nicht 
lange nach 1260, der Ravensburger Zweig des uriprünglit Ii weiiiiVhen, dann ftautifcheu 
Dienftmanncngefcblecbtes von Aiftegen<LiüweniJial-Banmgarten. Seine verwandt- 
febalUiehe Besidiung ta Abt Berditold war wohl durch feine Motter, Dieto's von 
BaveoBburg Gemahlin, vermittelt'^). 

Abt Berchtold von Falkenftein ift der bedeutendfte Mann unter den Achten, 
welche das Gotteshaus dt s heiligen Gallus von jenfeits des Rheines emptieng, und 
in feinen vcrwandtiVhaitlicben Verbindungen treten die engen Beziehungen der 
Adeisfcreife des diesfeitigcn und des jeofeitigen Gebietes auf das Iclarfite so Tage. 



Die Namen unferer ,,welfchen Dörfer*'. 

Bekanntlich find die im OA. üdaulbroun liegenden Doiicr Pinache, Serres, 
Groß- und Klein-Yillars, Corres, fowie Peronfe Im OA. Leonberg von piemon* 
tefifcben Waldenfem, die an Ende des 17. und an Anfang d«» 18. Jabrbanderts in 
Wirtemberg einwanderten, gegründet worden. Es ift auch nicht unbekannt, daß 
diefe Ortsnamen nichts anderes als die Namen der Hoim;it(lörfer der Eingewanderten 
find. So wenig ihrer auch lind, deuten Tie doch fchiui ganz kenntlich die geo- 
graphifche BefcbafTenbeit der welfchen Heimat an, wie wir gleich feben werden. 



") In Hilberts Ausgabe (BOhmer: Fontes remm GernaiitcaniiD , Bd. IV) anf p. 154. 

Vcrgl. Jiit'zu ineinen Artikel im Anzeiger für Icliweizerifchc Gefehichtc, 1881: Nr. 2 p. 880, fowie 
in n, 164 a. K. fhi'i Kiirhimeifter • p. IfX)), daß vielleicht ;uk1i Eborhart I. von Lnpfen, wclphetn 
Abt Bcrchtoki 127U in der Ballcr Fehde das St. Galicr runncr anvertraut hatte, durch Kcgcns- 
b«g*febe VoraifUltti^ den Atrt» vwfdiwlgwt war. 

•*) Kuchim<'i('tpi's Stelle in c. 30 (p. 97 und OR, wozu n. löTy wi'prn tlns von INitteln). 

'*) Die Stelle in c 20 (p. 51, wozu o. 91 , Kunicift nach gefälligen Mitthellungen von 
Dr. Baanaan). 



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Die I^'amcn unfcrer j,welfchcn Üörl'cr^. 



55 



Unrere Namen ßnd frtncofifir^ denn die Heimatdörfer tragen mehr itiilienUch klin- 
gende Namen. 

Es find dies ohne Zweifel die Dörfer Perofa, Pinasca, Villar, Serre bei 
Pinarolo, wofelbi't heute noch Waldcnfer wohnrn. Wo das Mnfterdorf zn Corres 
liegt and wie es in Wirklichkeit heiät, weiß icli nicht. Es wird aber wohl iu der- 
felben G^{:end zn fiicben fein, wo die andern liegen nnd ebenfo wie jene eine mehr 
italioiifehe Form Meten. 

1. Pcroufe, Perofa ift = Petrofa, Steinneh, Feldcht, denn die Endnng 
ofa hat kollektive Bedentang. Das t fallt in vielen rem. Mundarten vor t aas, fo- 
wohl in franzöfifchen, als italienilVlien , dalier franz. pierre — petra, im Patois der 
franz. Schweiz pera, welclies aueii ein Kollektiv Perey = petretuui kennt. Dann 
piem. p6ra, pem nnd ladinlTeh (Qaderathal) pem. Eän frans. Pwonfe im pagua 
BitnrieenfiB iüel a. 1360 la Paerofe, der Montpeyronz vw Zeiten Mona petrolnt. 
Du Gange Gloflar. f. v. „Jollia", Valefins Not Gall. p. 275. Die Kollektivend nng 
-osa, -Tisa iff felbft dein Ncugriechifchen nicht fremd, wie z. B. dio Ortsnamen Sj)artüfa 
von fpartu (Ginllter = gineertretam) and Sterüsa t. ftera (filix = filectam, Famacb) 
dartbun. 

2. Pinaehe ane Italienifchem Pinasea, wie franz. breteehe ans berteeea, 
Anamaeby ans Anamasdi a. L w. Es ift niebt die Endnng «aebe = ap, wie etwa in 

Oatnaebe = Ganiapitim a. dgl. Der Ortsname Pinasca kommt in Obcritalicn mehr- 
faili vor. Er ift von piiiii« (Ficlite) abzuleiten, wie Bedola.sco von hetala (Birke), 
Roverasco von rovere (rohur, Eiche), Vitizasea von vitex (Ke ufchlamraftrauch) u. f. w. 
Vgl. Flechia, Di alcunc forme de' nomi locali dell Italia luperiore p. G4'). 

3. Serres, Serre von fena, meid ':=■ fera, was in den romanilbben Mundarten 
cianAmi bedeutet, bald im Sinne von Sehlenfe, bald in dem von Thalriegel nnd 
Klamm. Tn der That liegt nnkr S. „an einem Abhang gegen ein Trockentbalclien* 
<^A.Befchr. Afaulbr. 287. Schon früh wird in Frankreich eitt'^ Cuvhn Terra pronannt. 
rardeflus, Diplomata II. p. Im Val d'Aofte ein Sarrc, alt Sarro. Meni. et 
Docum. de la Suiile romane tom. XXX p.. 552. Unweit iServalle, Sarravalie. ib. 
tom. XXXn p. 378. 485. Ein altes Sana b. Nonantola. Hnratoti, Antiq. Ital. 
tom. y. p. 437. Dasfelbe beiBt in anderen Urknnden z. B. ibid. II. p. 187 n. 27S 
Serra. Serra montis and Serra vallis kommen ebenfo oft vor. Erfteres z. B. Mura- 
tori III. p. \\!'>2, letzteres aoeli hei ^fiir. IV. p. 289. Silion eine Urkunde von 994 
fagt: ascendit per ipla via de ipfa fena us(pie in iplae petrae priori fincf. 
Mar. a. a. 0. IL p. 1035. Ein Hof bei Campil in Welichtirol beißt ebenfalls 
S^res ferra. Vgl. Alton a. a. 0. p. 62. Eine Serra, Sierra b. Bevers (Gran- 
bttnden). FBr die frans. Sohweis vgl. Gatfehe^ Ortsetyra. Forfehnngen I. p. I5&. 

4. Villar 8, Villar vom lat. villare Weiler. Ein franz. Villiers heißt alt 
Villar. Guerard, Polyptyqae de l'abbö Irminon tom. I. p. 59. Ein Villare Fulcardi bei 
Sufa (Piem.) nennt eine Urk. bei Murat. a. a. 0. I. p. 342. Vgl. dazu Gatfchet 
a. a. 0. p. 97. 211. 274. Im ladinit'chen Gebiet fowie im eigentlichen Italien jeu- 
felts des Po konnte ich jedoch dicfes Wort bis jetzt nicht finden. 

6. Corres. Herr Fleebia in Tarin, dieerfte Aatorltftt Italiens in dieTem Fach, 
hat die Güte gehabt, mir brieflich mitzatbeilen, dafi nach feiner Anficht hinter Corrte 
wabrfcheiDUch das in Obcritalicn mehrfach vorkommende Correggio, Corrigio, Cnrreg< 
gio, Cnreggia, Correzzo, Correfe, nnd zwar znnäcbft in der Form Gorr6zz ftecken werde. 

') Anders Herr Dr. RäHgor, der Vcrfaffer von ..Ncu-Hon^'ftett, Gcfchichte und Sprache 
einer Waldcnfcrkolonie in Wllrttcnibcr^" Tii.ni^iur.nldilTiTtiitioTi, (oi'ifswiild wiMcbcr !'ina«Te 

fcbrcibt und dies aus Pinaticum berlcitut, einer analugun Bildung mit iierbaticum, frz. iierbagc. 



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Bnek, Di« Kahmii unferer ^welfehen Dörfer*. 



Leider Iiat er bislang nicht Muße gefunden, die alten Formen dicfe.'; Ortsnamens 
zu uüterfucben, um über die Etymologie desfelben ficheru AuiYehluii gebcu zu künucn. 
Es bleibt mir daber uicbts übrig, als meine eigene UDmaßgeblicbc Meinung vorzu- 
tragen. Hnratori Tagt a. a. 0. II. p. 169: unter corrigio, corrigia, miindaiilicb cnora ver- 
ftebe nan Erht^bnngen, die ans dem Wafler ragen. Das flimmt zn der Tbatfacbe, daß 
der Name am nntern Po, wo feit Jabrbunderten Ucberfcbwemmungen zu den alUHplichen 
Erfcheinnngrn prcliörcn, gerade dicfcs Appellativ verhältnismäßig oft vorkommt. Z. B. 
anno 938 ein Torto in Corrigia bei Adria Mur. a. a. 0. III, p. 737, dann cben- 
falls in ObcritalicQ a. 1180 Corrigium Gaminctae, Corrigium Trebatii, Corrigium 
de LagoBculo Mar. a. a. 0. II. p. 176. Eine Cnrtis eonrigia um Ferrara Mar. II. 
p. 176. Bin eorrigittm de Lanaitbo Mar. 2, 175 a. f. f. Sollte diefea eorriginm nicbt 
am Ende, trotz des nngleicben Genus, dasfelbc Wort mit correggia, Riemen fein, aus 
corinni . Leder? E-^ Hejrt gewiß nabc, Lruulftrcifen Riemen 7n nennen, da wir ja 
tliatliic'lilicli „in ]J i c II) c II , in den Kieme n iic k trii" als Fluinameii liaben. Hiervon 
der langen, rcbumleu Figur. 8o können ja jene aus dem WalTer ragenden Er- 
bSbongen, die in Italien corrigia belAen, lange, riemenförmige Streifen darftellen.O 

In den bel^rocbenen Kamen beben wir alfo ein felligea Gelände, eine Klaafe 
und einen Fichtenwald, wdlcbe das ßerglaud andeuten, Ibdann einen länglicben Ort 
(Corres bcftebt nur ans einer Straße 0 A.P.efflir. 274.) und oinen. Weiler, worane 
Heb eine artijjc I?erg?nndr( liaft mit Staffage zur.iiiiiiHMilcue« liibt. 

Nachtrag. In xNr. 247 und 248 der „A.A. Ztg." Somnar 1882 findet ficb 
eine Erkläning von Corres, welcbe richtig fein wird, nämlicb ans Queyras, alfo Patois: 
Körrae, Korree, Com». Queyras felbft ift, was der Artikel niebt anf&brt, das alte 
Quadratio, regelrecht gebildet müßte es alfo Carres lauten. Ein franzofifcbes Cor- 
röze lautete ;ilt Curretia (fliiviiisl V;iles 1. e. p. 100. 8n fcliiefit man ohne die ur- 
kundlichen Formen leicht neben die Sriiuibe! Für andere italicnifubc Corres mag 
meine, refp. Flecliia s Krkläruug iuiim rhin rieiiti^^ iVin. 

AU Anhang folge uuck eine kleine l'lauderei über die fünf wehchnaiuigen bclnilthciüen 
jener DOrfer. (Das 1wiiAeh1»ar(Q ScbOneoborg nehmen mrir vohl mit fiitem Fug binin.) 

1, Har.ll kann dreierlei Herkunft haben. Entweder a) von Rlilfranz. bar.il, räCclien, 
und dann ift ca ein äpitxuamo; oder b) von fQdfruuc bar»ll, barallba, äpeltcnzann, und dann il't 
es ein nrfprilnglioher Lokalnamo, wie wir deren Ja auch haben (Amhag, Hager, Zanner); oder 
c) €s ift Baral aus Beral entl'tandcn, ein Nttn«, der .ils Herallus in den Urkunden oft vorkommt, 
und dann ift es ein urfprünglicber Vorname, aus deutfchom Bervald. Bcralius wird Barallns 
wie feniculua ftidfr.mz. fanunillet. 

2. Bonnet ift entweder aus dem in Frankreich bekannten Heiligennamen Bonitus ent* 
ff rm (Ii II r tincli \% alii A hr hilii'lier eine Koleform dr« verkürzten Nauu n Bonifatius. Letzterer 
wird in Jcliwäbilelicm Munde Buuc, in frau^ünicheiu Bunne. Wie unfer Bauer aus Bone die 
Ko/efonn ßonde maebt, f« der fninsefifehe aus Bonne einen Bonnet. 

H. Herttior, Erbe, ift Icfrht zn verftehen. 

4. M o 0 d o u ifl ein durch Aphürcfe »m Raiuioud gebildeter Name, dem das KufefufBx 
•on angehängt ward. Ans Raimond naebt der franzefifche Banor Hondet, Hondin, Hondon ete., 
wie er ans Nicolan.'« einen Colct, aus Matthis, Maltis einen Thilfot (— Matthissotus) macht oder 
unfer Bauer aus Katharina (Kathrcin) eine Tiirein, aus Mattliias einen IbehB, aus Baimund einen 
Munde und das ganze Deutfchland aus Johannes einen Hans. 

fii. VInf on ift eine ICofeform aus Vineeutius, die Endung entltu wird abgeworfen, ^ 
Kofecndung -on angoh.^ngt Man findet ancli Vinson p;( A brieben. So find z B. Marcon aus 
Marcus, Jacon aus Jacubuf», Jeannon aus Johannes, Picrun aus Petrus gebildet, gouau wie pouton 
(kleine BrBeke), ans pon^ mosson {i^ moncon) au mons (montio, mäa), 

Ebingen a7D. Dr. Back. 

') VergL bei Da Cttage eorrigia (modus agil}. 



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67 



WirCemberglAskes Urknndenbneh. 
HcFAUsgcgebon von dem K. StafttB«tebiy io Stuttgart. 
VUvtor Baad. Stattgart im 

Das fehnlidittf Zeiten etwaa nngeduldig gewordene Verhmftn «ller m 

den Quellen gehenden Freunde der Taterländifchcn Gefchiclite ift gcftillt: der vierte 
Thcil des UrlanKlcnbuch», ein ftattliclier Band von XXIV, 550 und wieder LXXVI, 
zufamnien f)50 Seiten groß (Jiinrt, liciit vor niifä. Die Urkundenreihe fclber wird 
allerdings nur um 12 Jabre, von I2i 1—1202, durch 287 Urkunden im üaupttext 
and 33 im Nachtrag weitcrgeHlbrt. Oasn kommen aber 140 Naebträge tn den drei 
erften Bänden des monnmeotalen Werks und zabllofe beflemngen zn ebendenfelben, 
welche für jeden Urtliellsfähigen keinen .Schatten aaf den hochverdienten Begründer 
und orfti'ii II» rausgeber des Urkundonbnchs, Eduard v. Kaiislcr, werfen. iViiioni loi^- 
fnmcn gelehrten Nachfolger, P. Stalin, aber uns fehr zu Dank verpflichten. Eiifilich 
bringt ciu Anhang noch, wie der crUtc und zweite Band das Korn burger und daa 
Reiehenbadter Scbenknngsbnch, fo jetst zwei Weingarter Codioes aus der 2. Hälfte 
des 13. Jabrbnnderts, wornacb ans der znm Tübinger Jnbiläum 1877 nitgetbeilte 
Anfang verlän^lich gemacht hat. Das Mciftc find natttrlirh anch in diefcm Bande 
noch Klnfti rurkuiutcn : der Zahl nach vciT<'}i\viii(it ii d;T;^ofi:en fnft die Urkunden ans 
und von Eßlingen (4), Hall (2), Hohenlohe ( S i, Udliciiitmiton (2), Limpurg (2), Ulm (4), 
Wirtemberg (5). Aber wie viel Landes-, Orts-, Gefchlechter- und Zeitgofchiehtc ift 
in jenen kl(Üterlieben Dokamenten entkaüenl Wie wird das namentiieb aach dem 
fßnften Bach der neaen Landesbercbreibang in gnte kommen! 

Was aber die Behandlung des Stoib tietrifft, fo wicdiihnlen wir am liebflen 
die Worte, mit welchen Chr. Fr. Stiilin vor elf Jahren den dritten Band, feinem 
Freund und Mitarbeiter Kausler ein Denkmal fetzend, angezcifrt hat (Schwab. Krön. 
1872 S. 393): „Die Sammlung hat gegenüber den meiften ühnlit hen anderer IJinder 
den Vorzug, daü fic für den bctretteoden Zeitraum den auf die ganze Landfchaft 
besBgUchen Urkundenvorratb in Heb vereinigt. Wo onr irgend Originale dw Ur- 
kanden sa erlangen waren , fmd dicfe und keine fpäteren Kopien dem Abdruck in 
Grunde gelegt. Auch find die geographifchen Namen mit einer Genauigkeit erklärt, 
wie nichl leicht in ahnlirhoTi Werken. Sollten auch jetzt noch einige Urkunden 
fehlen, ei< küimon mir \vi>iii;Lce lein. Ein fo prächtig ausgeftattctts'^ — hier erlnnbpn 
wir uns nur im Hinblick auf einige neueftc Veröffentlichungen anderer Archive bei- 
sufügen: leider der Siegelabdrficke ganz entbehrendes „Werk ttbt die befte An- 
riefanngskraft auf das nocb fehlende Zcrftrente, welches in kBnitigen Bänden nach- 
getragen werden kann, um dann überhaupt unfer betreffendes WilTen für alle Zeit 
fo gat wie voUftändig abzofcbiiefien." J, H. 



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58 



Hiftorifcher Verein für das Wärttembergifche Franken. 



Die GefflUclite SuhbaebB «./IL und Sthnidelfelib bis nun Jalir t78t> 

d«T Vaieiaigong dw Heirfchaft LimpuivSdiiDidelfctd mit WOrtteDbeiVi 

▼onrelniren 

auf den 8«bto£ Schiiiid«tf«ld dea 28. Oktober 1881 von Pfamr Sehmid In Solxbadi t^/K, 

Da es iiQiDer von loterelTe ift, in die Zelt unferor Väter zurückzublicken, fo 
erlauben Sic mir zur Fficr des lioutipen Tages Ihnen die Cefchichtc Sulzbachs 
und SchniidelfelUs bis in die Zeit vor 100 Jahren vurzuführcn, l'owtMt ich He 
in der KQrze der Zeit aus den hiefigen Kirchenbüchern und einigen andern Quellen 
(OA-BeTchreibung von (iaildorf nnd Frefcher, Berehreibting LimpargB) zarammenzuftdlen 
vennocbte. 

Ton 

Die GeTebidite SafadMidis zeigt fich von den Mteften Zeilm ber mit der Ge- 
fcbichte der Herrfchaft Limpurg-Schmidelfeld aufe engfte verknöpft. Der Name ttnfnres 
Ortes Sttizbach (Sulczpach) oder, wie is urfprünglich hieß, K lelnfulzbach wird 
zum erftenmal ruiter dem riulirilVlien Kaifer Iliiniich II. als Grenzort des "Waldes 
Virngrund genannt ; es hi^' auf der Grenze des Herzogthunis Oftfranken und Schwaben, 
gehörte jedoch noch zu dem erftcren. Schmidclfeld, in den alten Urkunden Smidel- 
fdd (Smidilfeld), anch Snüdcvelt genannt, fcheint der Sitz eines alten Adeli^rdilechts 
gewerra zu fön, deffen Glieder unter den kaiferlicben Reichsminifterialen des Hoben- 
ftaufifcben Hofs genannt werden. So finden wir einen Sigfrid von Schmidelfeld 1172 
im Gefolge des Kiiifers Friedrich BarbaroHa. Hfi4 einen Konrad bei Heinrieh VI., 
dtni Soline des Harbarofl'a, in Piacen/a und aulier einer Jnta de Suiidevold. welche 
Güter an das Andreasftift zu Wimpfen abtritt, und einem Walter de Smidelleld, der 
1231 ab Zeuge in einer Urkunde des Bifchofs Hermann von Würzburg auftritt, er> 
lebeint vom Jabr 1324— 45 in Urkunden 22 mal abermato ein Konrad vonScbmidel- 
feld unter Kaifer Friedrich U. und feinen Söhnen, K5nig Heinrich VlI. (fp&ter abge- 
fetzt) und Konrad IV. , theils als Urkundenzeil ge theils als Schiedsrichter, bald als 
Rath (eonliliarius) bald als Truehfeß (dapifer) lei s zu Worms oder Speier, zu Nürnberg, 
VYürzburg oder Hall, einigemal auch im Lager 1238 vor Brescia, 1242 bei Worms. 
£s war das die Zeit, wo unter den Hohenftaufen das Ritterthum in feiner fchönften 
BlOte ftand und in unferem Franken- und Scbwabenland Bm^ an Burg Heb reihte. 
Da war alfo auch unfer Schloflberg mit einer ftolzen Bitterburg gekrönt^ und wie 
manchmal niogen in jenen bewegten Zeiten die Herren von Schmidelfeld mit ihren 
Knappen zu Ritterfpiel oder ernftem Kampf ausgezogen fein! Mit dem Krlöfehen des 
edlen Staufcngefchlechts (cheint jedoch auch der Steru unferes Gefchlechts gefunken, 
ja völlig untergegangen zu fein. 

Uebrigens varen die Herrfchaftsverhältnifle in diefen alten Zeiten febr getbeilt 
So befafi das Klofter Ellwangen ums Jahr 1200 GeMe in Sulzbach, ein Lehen auf 



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Sehmid, Qetoliichte 8alzbMbi> a./K. und Schmidelfeld» bi« 1781. 60 



dem Sdilofi ond aolter maiicben Gflteni in der Umgegend auch foMe ia Aich en rein, 
Haslach, Hohenberg und Uhlbach; ebenfo hatte das KlofterUurrhardt btezurn 

Jalir 1414 drei Güter zu Haslach und An thefl an den Zehnten zu Aichenrein, Haslach, 
Müblenberg und Uhlbach ; endlich finden ^irin Alt- oder Altenfchmidelfcld, 
einem Ort, der feinem Namen nacli iiodi älter ift, als das Schloß, nicht bios die Grafen 
von Oettingen bis zum Jahr 1357, iuadern aucli einen Herrn von Münkheint bis 1488 
als BefiUer. In deffen Nähe Ibheint der Ort Altenberg am Hopfenbach, wo nm UOO 
dn Omtlnd«r Bürger Konrad ein Gut bebß, fchon frOhe abgegangen za fein. 

Nach dem Abtreten des letztgenannten Konrad von Schmidelfeld verfchwindet 
Schloß und Borf faft ein Jahrlnindert lang aus der (Tefchichte. Erft 1330 finden wir 
Sulzbach eine Zeitlang im Hellt/, der Brüder Lutz und Albrecbt von Hohenlohe, 
die, da die Hohenlohe TourL in der Gegend keine BcHtzuDgen hatten und ihre Mutter 
eine OrSfin von Oettingoi war, es als mltteHiclieB Erbe tiberkommen haben mochten, 
fo dafi die Vemuthung nahe liegt, die auch (bnft in der Gegend befonders in Krans- 
berg begüterten Grafen von Oettingen mndifen die Erben der ausgeftorbenen Herren 
von Schmidelfeld gewefen fein. Im Anfang des folgenden Jahrhunderts aber kommen 
die von Hall mehr und mehr lieraiifrückenden Schenken von Limjjurg, die fchou 
13Ö7 mit Kransberg lieb in Aitfchmidelfeld angekauft und 1380 auber vielen andern 
Gfitem der Gegend von Ellwangen Aichenrain, Haslacfa, Hohenberg und Uhlbach 
erworben, auch 1414 die Rechte von Mnnrbardt dnrch Kauf an ßch gebracht hatten, 
in den Berit/, von Sulzbach. Nach dem Abfterben des letzten männlichen Zweigs der 
"Holienloli! riT iiheim- und Speokfeldifchen Linie, des edlen Jnhnnn von ILilienlohe, k;nn 
nemlich der Ort mit der Herrfcliaft Spcckfeld als freies Eigenthum an delVen Schwäger 
und Erben, Schenk Friedrich IIL und Gral Leonhard von Kafteli, und wurde von 
1414 an gemeinfchaftlicfa von diefw beiden Hinfem befeffni, bis im Jahr 1446 aneh 
die Kallelirche Hilfte durch Kauf an Limpurg abergieng. Das Schlofl S ch m i d el f el d 
aber fchcint viel früher in den Befitz der Limpurger gekommen zu fein; denn in 
einer alten Urkunde heiOt es von der Zeit 1376 — «6, da der Limpurgirdie Befitz nnter 
der Vormundfchuft zweier Herren von Eecliberg itand: ^zu derfelbigen Zeyt ift der 
namen der Herrfchafl von Lympurg vergellcn und aus Gedechtnuß kommen unnd die 
güter der Herrfchafi't verkauft worden, ohn die Scblöfler Lympurg und Schroydelfeldt". 
8ei*8 nun, daß die Limpurger fksh mit den Oettingen in das Erbe der Herren von 
Schmidelfeld thwUten, oder daß das Schlofi, falls die Grafen von Oettingen die alleinigen 
£rben waren, unter Schenk Friedrich IL um 1335 als Mitgift feiner Gemahlin Imagina, 
einer Gräfin von Oettingen, an die Limpurger kam, jedenfalls wnirde Schmidelfeld ftets 
zu den älteften Bel'itzungen der I.impiirger pprechnet. Im Jahr 1441 \^'urde das Öcliloß 
famt den oben genannten Höfen und von 1445 an auch das ganze Dorf Sulzhach bei 
emer Thellnng des Limpurgifchen Befitzes von Limpurg und Spedcfeld getrennt und 
nnter Schenk Eonrad IV. mit Gaildorf, wo die Herren zu Limpurg, „des heiligen 
Bränifchen Reichs Erbfchenken und Semperfreien", wie (le Geh nannten, vor kurzem 
cril ihren Sitz aufgefchlagen hatten, zu einer Herrfchnft vereinigt, tritt nber auch 
jetzt wieder zuniLchfl in den Hintergrund. Hatten fclion die kriiftigen Städter, welche 
von Uali, von Gmünd, von Lim her fich gelauimeit und im grimmigen Städtekrieg 
die Burgen des Adels, darunter aneh die nahe Kransburg (eig. Kransberg) auf dem 
Heerberg, von Gmnd aus zerftdrt, dem fetten Schmidelfelder SchloB nichts anhaben 
können, fo hinterläßt nun auch der Bauernkrieg, der tber ein Jahrhundert l)^ter 
in der Gegend in hellen Flammen ausbricht, keine nennenswerthe Spur. 

Die Kirche in Sul/.bach mit ihrem malTiven Thurm, die unftreitig um (liefe 
Zeit bereits vorhanden ii't, hat zwar au dem heiiigen Michael einen kräftigen 3chutz- 



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60 



Sehmid 



patron, aber fie hat kein fo wunderthätiges Marionbild von feinem Alahaftcr, wie die 
Kapelle auf dem Hei rborg; darum bleibt auch Tic zunächft im Dnnkel, während die 
Sciiaren der Wuüfaiirer, die Freigebigkeit der Limpurger Grafen und die Kunftfertig- 
kdt zeitgenöfllTcliai Ibtoiei nnd fifldftbiiitaerei fidi mgetlM^ d«r Xifche ftiif 
dem Heerberg suwenlen. 

Von 1557 18S3. 

Erft mit dem Jalir 1557, d. h. genau zu der Zeit, da die voiiiemlich durch 
Brenz verbreitete cvangclil'chc Lehre von Hall her, begünftigt vuu den Limpurger 
Grafien Chriftof lU. und Heinrich I., den Urureokelii des genaoDten Schenken Konrad 
in der Q^end Wvradi &fit, b^nnt wieder fttr Sdilofl und Dorf ein bedeut&mcrer 
Zeitabfchnitt. In diefem Jahr nemlich wird Schmidelfeld Rcfidenz eines Zweigs 
der rjmpurger Herren. Zwar waren diefelben von jelier darauf bedacht gewefen, ihren 
Belitz auf jede Weife zufammeazuhaiten und zu vennehren, und es war ihnen dies 
auch bisher nicht übel gelungen ; befonders war es ?;ur Tradition im Haufe geworden, 
durch Yerforgung der jüngeren Brüder mit geitUichen, namentlich Domherrenilellen 
in Ellwangen, Bamberg, Wftrzburg^ Strafflmig u. a. 0. den BeOtz inSgliclift uagetlieilt 
zu erhalten. Gleichwohl war es fehon 1441, wie oben angedeutet, zu ein» Theihing 
der Ilerrfchaft und damit zur Trennunpr in die Linien Linipurg-Gaildorf und Limpurg- 
Spcekfeld p;ekommen, und da nun mit der Eiiiführunf^ der Refomiatiou Po viele Klöfter 
und ötifte eingiengen und der oben pemiiute Verf()r^'un^^'^an^?wefi für eine evangelifch 
gewordene Familie felhrtverftändlich ubgei'chnitten war, io darf uns bei einem kiuder- 
reichen Haus, wie es damals das Limpurgirche war, eine neue Thdlung nicht wunder- 
nehmen. So tbeilten denn im befagten Jahr 1567 die zwei Söhne Wiibelms IIL von 
Limpuig-Gaildorf, Chriftof HL und Heinrich L, die Herrfchaft derart unter (Ich, 
daß jener die Herrfchaft Gaildorf mit der Hälfte der Stadt, dicfer die andere Hälfte 
derfelben und die Herrfchaft Schmidelfeld — fo benannt von unferem zur Refidenz 
gewählten Schloß — erhielt Zu diefer Herrfchaft gehörte auüer Sulzbach und Laufen 
noch Bröckingen, Kiefelberg, BIftnftor Tamt der Mühle, Elitendorf, GroMtdorf, Amt 
und Fledten Weldieim fiunt allei WeQem und Hdfmi. 

Doch ehe wir den geTcfaichtlicben Faden weiter verfolgen, (leben wir einen 
Augenblick ftill nnd fehen uns ein wenig um in Sulzbach nnd Schmidelfeld, wie es 
damals wnr. 

Auf dem fchöngcfurniten Schlohberg l'teht ringsum von einem tiefen Graben 
umgeben das alte, geiAumige SchloA mit swm Portalen gegen Morgen nnd Abend, 
auf welebe Zugbrüdien zufOhren, viellddit erweitert durch den Schenken HeinricJi, 
delTen Wappen und Namenszug mit der Jahreszahl 1Ö81 am abendlichen Thor ange- 
bracht ift. Das Ganze überragt ein uralter hoher Thurm, bis 1719 ein EUwangifches 
Lehen, deffen Gemäuer 10 Fuß dick ift. Da wohnt die gnSdige Herrfchaft, der 
hochwoblgeborene Herr, Herr Heinrich L, der als evangelifcher Landesherr 
die Konkordkmfermel unterzeichnet hat, und nach delTen Tod im Jahr 1685 fein zuerit 
don geiftlicfa^ Stand gewidmet« Bruder Herr Johann IIL, Herr sw Limpurg, 
des h. Römifchen ReichsErbfchenk und Semperfrei, und diehochwohl- 
^reborene Frau, Frau Eleonore, Freifrau (oft auch , Gräfin") zu Limpur^r, 
geborene ( i r il f i n z u Z i m ) » e r n , Witwe des berühmten kaiferlichen Gen era Is La za rus 
von Schwendi, und mit ihr ihr Hofltaat und Hof gc finde, ein edler und ehren- 
fefter Junker, Hans Ludwig, Edler von Hall, der hochachtbare Sekretär, der Kammer- 
diener, die Kammermagd, der Koch, der Jftger, der Hund^junge, der die Kflcheumagd 
hehmtet, der Bnrgmaim Jakob Moll, der Hofbedc Stoffel Fieln], der Hoffdmeider Stoieil 



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Oefchicbte Sulzbacbs a./K. und Schmidelfelda bis 1781. 61 

Knaus, die Befchließerin , der Kühhirt und der nobelfte Yom Gefinde, der Reitjunge 
Ileiuricli Bart, der in l-cfoiKlerer Gunft bei der Gräfin zu ftehen fcheint; denn als 
ihm eine Tocliter pcboren wird, gewinnt er aulier der gnädigen Frau noch deren 
Freundinj die Frau Gräfin Elifabeth, Grafen Eberhard zu Tübingen hocbgeborue 
GonahUi, zu GeTfttter. Nach einiger Zeit erwdtert (ich. der Hofllkut und «ir finden 
anterdeni «hum wolübeAellten Hofineilter, Enftaddiu von Eltendiofenf mien ehren' 
feften Hausvogt, einen achtbaren Schreiher, einm Hofgärtner, einen Waidmann, einen 
Zwifkineifter. mit der Zeit fogar einen Hauptmann und reifige Knechte. Im Zufaramen- 
liang damit darf man wold annehmen — die VerhältnilTe legen es wenigftens nalie, 
wenn aucli keine iichere Kunde darüber vorliegt — daß um diefe Zeit nach und nach 
die weiteren Häufer auf dem Schloß, die fpftter unter dem Namen eines Amtbaufes, 
Jftgerhaofes» PftchterhauTes, Bandhaures (nicht „Badhanres' cfr. OA-Befehr.) aufgefllfart 
irardm, gebaut wurden. Jedenfalls aber fällt in diefe Zeit, nemlicb in das Jahr 1594 
und 1595, die Erbauung der .Schloßkirche. Sie wurde aus den eigenen Ciefällen 
der Gräfin Eleonore gebaut und enthielt Ichöne Bildhauer- und Stuccatururbeiten, 
letztere befonders an der Kan/el, den Emporen und der Decke mit einer Menge gut- 
gemachter Wappen. Dazu kam ein prächtiges Grabmal, das fich Schenk Jobann und 
reine GenuthUn Eleonore noch bei Lebzeiten von dem Bildhauer Hans Werner aus 
Nfimberg hatte fetn» UJTen. Der Chor, der gegen die Hegel nadi WeTten itand, 
enthielt einen Altar mit einem Altargemälde, welches die Einfetzung des h. Abend- 
mahls vorftelltc Eine Eigenthümlichkeit desfolbrn war, daß der Maler dreien von 
den Apofteln die PhTfiognomic Luthers, Melanchthons und Brenz's gegeben hatte. 
Einen Vergleich mit dem berühmten Heerberger Altargemälde von Bartholomäus Zeit- 
htom konnte « frdUcli nidit auahaUen. Auch die Orgeü war em Kunftwerk fflr die 
damalige Zeit Em Blinder, Konrad Sdiott von Stuttgart, hatte fie 1610 verfertigt und 
fügenden Rom darauf gelhtzt: 

Konradus Scliott, der nichts ^fieht. 
Dies Orgelwerk hat zugericht't; 
Die Hlode noAteD die Augen Mo. 
Gott fei Lob, Preis und Ebr jdlebt! 

Bald wurde denn auch em dgener Organift Ihr die Kirche angelteUt 
vergoldeter Abendmahlakelch, an deflen Fuß die Wappen und die Namoiaaflge von 

Johann und Eleonore angebracht find, ift nebft Patenc noch vorhanden. 

Steigen wir auf dem fteilen, ungeräumten Weg vom Schloß hinab in das 
Dorf, das fich in das enge Eisbachtbal hinein aui»brcitet, lo finden wir ums Jahr 
1600 noch lange nicht to viele Hftufer, wie heutzutage; derEiabacli und fehle Neben- 
hiehe hiclien fich nngoiirt ihren Weg durch das Dorf; olue Zweifel führte fchon 
damalfl em langer Steg dem Dorf entlang. Je am Ende des Dorfe erheben Heb zwei 
hervorragende Gebäude: draußen im Kocherthal die Mahl- und f»ägmühle, welche 
die llerrfcbaft 1587 um die für die damalige Zeit bedeutende Summe von 3 100 fl. 
von einem Privatuianu kauli uud dem Müller oder Herrenmüiier Marx Emer zum 
Betrieb übergibt, nach hinten auf emem Hügel die Kirche mit dem plumpen Thurm, 
der gegen daa damals noch Umnere Schiff der Eirdie vollends ftarlt ablUdit; tta 
Seite fleht das Pfarrhaus, worin der »wohlerwürdige" Pfarrberr von Sulzbach 
und Schmidelfeld , M. Joachim Hornung, vorher Pfarrer in Haßfelden, bis 1558 
waltet. Wann er nach Rul/bach gekommen, ift nicht lieber bekannt, vielleicht 155G. 
Als ein Freund und (iefmüungsyeuoüe von Brenz war er wolü der erfte, der in Suiz- 
bach das Wort Gottes im evangeliTchcQ Sinn verkündigte. Da er erblindete, gab er 
lft57 »drey geiftliche Ehglieder In Gebetsw^ß an die heyUge eynige Gottheit Oott 



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68 



Sehmld 



Vatter Sohn uml hcvli^eii (je}Tt Kcftpllct umb Widerbrinirnnfr reines Gefichts' zu 
Nürnberg heraus, die im iolgeudeii Jahr eine zweite Auflage erlebten und von Wacker- 
nagel in der gräfl. Bibliothek za Wernigerode erft wieder entdeckt, wegen ihres dichter- 
ifdien Gehalts in rdner Bibliographie zur Gefchichte des deutfchen Kirchenlieds im 
16. Jahrhundert ausfQhrlich dem Titet nadi aiifgefafart werden (auch in Gödekcs 
Grundriß der Li». GeAhidite I, 183 ift Horimng erwähnt). 

Nach vorangeltellu m Motto Jef. 35: ,Zu derilelbigen Zeyt weiden der Blinden 
Augen aufgetan^, beginnen die Lieder: 

L Erbarm dich mein, o Herre Gott u. (. w. 
II. 0 Jeftt Ghrift, Erlöfer mein n. f. w. 
in. Kommt hejlger Geyft, du hdchfter Hort o. f. w. 
Unter dem letzten Lied Tteht: 

Omnia fl pcrdas, Chriftum fcrvare nemento; 
AmilVo Cbrifto nemo beatus erit — 

d,-li. Wenn Da aneh alles Tsrlisrf^ gedenk »nr an CbHAo an bleiben; 
Hiensnd wird gtOeklieb Mb, wenn er den Heiland TorUert 

Es fcheint, daB der edle Hann fein Geficht nidit wieder wlangt hat. Sein 

Nachfolger ift M. Franz Kagius von Baden, der das von jenem begonnene Werk 
evangelifcher Predij^t lurtret/te. Er hat über 30 Jahre an der Gemeinde prcwirkt, 
hat die Koncordienformel unterzeichnet und ift im Jahr l'iSR lieini^et;augen. Auf 
ihn folgen in kürzeren Zwii'chenräumen die M. M. Johauu Keichard, Daniel 
Blumen haner und nach Bemovirung des als exM (Verbannter) bezeichneten, nur 
wenige Monate im Amt ftehenden Midiad Piftorius Johannes Saur, die nadidn» 
ander in den Jahren 1588, 1597 und 1606 das erlle Ehe-, Tauf- und Todtenregifter 
anlogen und von denen der h tztere der üenieinde bis in fein hohes Alter 27 Jahre 
lang bis 1633 voriteht. Er wie ieine „tugendrciclie Hausfrau Eflher dürfen noch 
im Frieden von hinnen fahren. Unter ihnen allen wirkt offenbar als ein treuer und 
lieber Gdülfe der „erbare* Schulmeifter Johann Konrad Mentlin(MAndIin). 
Sdn TÖchterldn Eleonore ift das erlke Kind, das im Tanfregifter vwzeichnet ift, und 
die Frau Gräfin hebt es aus der Taufe. Er unterrichtet die Kinder v. n Miehaelis 
bis Ollern im Katechismus, Lefen, Schreiben und etwas im Rechnen und liiilt Schule 
bis ins hohe Alter, wo er im November 1629 gar l uut entfchläft in dem Herrn 
wie fein alter Pfarrherr offenbar bewegt fich ausdrückt. Aul dem freien Platz am 
Fufle des Pfenbergs fteht das ftattUche, IcOrzlich erft duriJi Brand zerlt5rte Forft» 
haus; da wohnt der „erenhafte* Herr Wilhelm Horkbeimer, Umpurg-Scbmidel- 
feldifcher Forftmeifter. Schon fein Vater gleichen Namens hat das Amt bekleidet 
und er felber genießt nicht nur kraft feines Amtes, fondern auch vermü^'e feiner ehren- 
haften Perionliclikeit {'<•> fehr die Liebe und das Vertrnuen der Gemeinde, daß er mit 
feiner »erbaren und tugendlamen" Hausfrau — ich Tage zu viel — von der 

halben Pfarrgemeinde ta. Gevatter gebeta» wird. 4S Jahre tUkt er im Ami, Us or, 
gewiß Tiel betrauert, im Jahr 1642 das Zeitliche f^^et GegenQber aber in der 
Vogtci wohnt noch eine Bauptperfon des Dorfs, der nerenvöTte* Vogt von 
Sulzhach und Amtsvogt von Schniidelfeld, Herr Stefan Schultheiß, 
ein Pfarrersl'ohu von Hirfchhorn, der in hoher Gunlt bei der iltrrfchalt fteht und 
von 1597—1633 den welllichen Stab über Sulzbacii fchwingt. Er und der ehrbare 
Sohuhneifter belltzen das Vorrecht, daß ün Taufbuch angegeben wiid, in welchem 
Ztichttt des Thiarkreires, ob im Schützen od«* im Krebs odw im Steinbock, ihre 
Kinder geboren find. Der Amtsknecht ift Veit Vogehnann, der Heiligenpfleger IQchel 
Hir£di; als «G^chtsmann* — ohne Zweifel der primitive Anüguig zu dem elirenwefthen 



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Qefchichto Salzbacbs a./K. und Schmidelfelds bis 1781. 



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Richter^, J^ter Oemeinderathskollegium — erfcheint der Bauer Cuw^ Schin und 
Sebaftian Klein. Nenne ich dazu noch Marcell Emer den Sä?- und Walkraüller, Jerg 
Schreier den Schmied, Melchcr Schreier den SrbrHnpr. MpIcIkm Sc hncider den Weber, 
Hans Fahr den Maurer, David llainer den Zimmermann, Wiiiieliu Pfifter den Schufter 
und vor allem den Bäder, den Sulzbach von jeher gehabt bat, Barthel Wagner, fowie 
den einzig»! Krämer Jerg Kratser, der ßdi die Frau Harrer zur Gevatterin gewonnoi 
hat, in deffen Laden man jedoch veder Zucker noch Kaffee noch Tabak damals h&tte 
finden können: fo find damit fo ziemlich alle Perfonen von Stand, von Würden und 
von Titel anctegehen. Dip andern alle, wie de auch heißen mögen, die Schwarz, die 
Ziefrler, die ()tter))a( li, die Wagner, die Bart, die Börret, die Engel, die Forftner und, 
um auch einige abgegangene Namen zu nennen, die FauTer, die Mangold, die Hieber, 
die Fugger, die Raa — fie alle ohne Zveifel Bauern ^ find ohne Titel aufgeführt; 
aocli zingt noch kein grimmiger «Bär* feine Tatze, kein befchwingter „Adler" feine 
Klaue, keine „Krone'^ glänzt auf blankem Schild. Zwar gibt es unzweifelhaft im Dorf, 
eine Schenke zu einer Zeit, da Luther und feine Nachfolger fo viel über den deutfchen 
Teufel, Saut genannt, zu klagen Imben; aber fie ift noch nicht von Bedeutung, der 
Schankwirth ift noch kein Würden- uud Titelträger des Dorfe. 

Schauen «hr uns nun außerhalb des Fleok^M um, fo zeigt fich toq der 
Mehrzahl der jetzigen Hdfe noch keine Spur; es gibt noch keinen BrOnfisr- 
hof, fiaieihof und Neftelberg, kein Freihöfle, keine Frankenreute, kein Nebenfiflck, 
kein Oechfen-, kein Uägeles-, kein Grauhöfle. keine Engelsburg und kein Neii1iorlRf1i» n; 
auch von Kohlwald findet licli nnr in zwei Namen, dem Theyß Fiexei luid dem 
Wilhelm Schufter, eine Spur; alles audere budeckt noch der Wald. Dagegen häufen 
in Hohenberg die Sehwartz, dieGaukel und die Sdüipf, in Altenberg die Geutner 
— die Burg auf dem Altenberg ift liagft in Trttmmer gegangen — ia Hafel oder 
Hafelhof die Grau, die Schwarz und die Eichelin, auf Aichenrain und Millenberg 
(Möblenberg), zwei herrfchaftliehen Höfen von 481 Morgen, die Vol'» und die Vnsrt^i- 
mann, die Zeller und die Hof, in L' Ii Ibach die Kühnleiu und die Schübeliu, iu 
Altenfchmidelfeld die Karg, die Geßwein, die Heberlin uud Ziegelen. Um 
noA ete paar bekannte Namen zu mamw, fo finden fich die JIger damals tat dem 
Heerberg, die IViedmann in GerenlMimn, die Unfried auf dem Herrmhof in 6ant«i- 
trald; denn die Pfarrei erftrcckte Heb damals m'cht nur über die ganze Laufener 
Pfarrei mit Kibgart CRflbgarten) und Wengi'n, fondern auch über Voratsweiler (Vor- 
hardsAveilcr) Ciantenwald, Gerenbrunn, Imniersberg (tlieilweife) und Säghaldeu und hatte, 
nach der Zahl der Geburten zu i'chlieüen, eine Seelenzahi zwifchen 1200 und 1400, 
wie heutzutage. 

Das Begimoit, das die Schenken nnf dem Sdiloß ansttbtrai, trug allem nach 

einen patriarchalilchen Charakter an fieli; denn nicht nnr bei i'i ti D amten, audi 
fonft finden wir fie gar manchmal als Taufpathen eingetrapen und He felieinen das um 
fo eher übernommen zu haben, als fie immer wieder kinderlos waren. Denn nach 
dem Tode Johanns deu 3. März 1608, dem feine Gemahlin Eleonore am 23. Au- 
guft 1606 nach kinderlofer Ehe vorangegangen war, hatte fein Brudersfohn Schenk 
Karl VL die Herrfchaft fiberkommen imd fich mit Maria Orifin zu KaAel Terehelicht, 
tvar aber am 30. April 1631 gleicbfiüls ohne Leibeserl)cn verftorben und am 8. Juni 
in der Schloßkirche beigefetzt worden, worauf abermals fein Brudersfohn, Schenk 
Chriftiau Ludwig, verm&blt mit Sufanne Freifrau von Polheim und Wartenberg, 
die Kegierung antrat. 

Und wie Itand es, fragen wir, mit den Unterthanen? So viel fich aus 
den Kirchenbüchern errtthen Mt: nicht Obel. Zwar kommen immer auch Ehen Tor, 



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64 



Beta m id 



wo die Braut den bräutlichen Ehrenkranz nicht tragen darf (xuwxcii; -j^vo:) and 
in « iiicm befonders fchweren Fall muß die Braut in einer ^fchwarzcn Hauben" vor 
den Aliar treten; aber im Ganzen find die Fälle nicht gerade hautig und ein un- 
eheliches Kind, das niclit durch die nachtolgende Ehe legitimirt würde, findet ficli 
gar nicht, und da Sittlichkeit und Wobirtaad im großen und ganzen genommen immer 
bei einander wohnen, auch noch kein Jude im herrTchaftlich«! Gebiet (Ich blicken 
laffm und den Bauer ausfaiigen darf, fcheinen die Leute verhältnismäßig in guten 
Vermögensumftänden gewefen zu fein. Allein gegen das Ende des Zeitraums mehren 
fleh die vorehelichen Geburten autfrtllend und man fielit fidi srenntbiiit, die Kirchen- 
buße einzuführen, wobei die Schuldigen an 3 Sonntagen ölVentlich vor den Altar ge- 
ftellt und erft nach abgelegter Beichte abfolvirt werden. Doch auch die göttliche 
Strafe fttr die etnreifiende Unfittlichkeit füllte nicht ausbleiben. Schon war das Wetter, 
das wie ein vemiehtaider Gewitterfturm flb«r die Gegend bJnfahren foUte» drohend 
am Himmel aufgezogen dei ii wir leben, wie der limpurgifche Hauptmann und feine 
reifigen Knechte fchon nuri en.-itlien ließen, in Kriegszeiten, in der Zeit des 
fcbrecklichett dreißigjährigen Kriegs. 

T«n mi-tm. 

Zwar hatte derfelbe fiihon längfl: begonnen und fogar bereits 16>-16 Jahre 
gedauert, hatte Heb aber bisher hl der Gegend wenig oder kaum fi)ürbar gemacht. 
Aber jetzt war der heldenraQthige Schwedenköni? (inftav Adolf bei liützen gefallen; 
die großen fchwedifchen Generale aus feiner .Schule, ein Baner, ein Torftenfon, ein 
Wrangel, waren noch nicht aul dem Plan; die Kaiferlichen waren 1634 bedeutend in 
der Uebermacht und dr&ngten die Schweden aus Bayern nach Schwaben hinein, und 
als die evangdifche Stadt Ndrdlhigen Widerltand leiftete, wurden Streifkorps zum 
Fouragircii in die Umgegend, fo auch ins Limpurgifche, gefandt. Wie fchrecklich 
diefe Kurjis. befunders die wilden Kroaten, p;ehaiist haben, davon höre man den Bericht 
des treiilierzigen Seuflerlin, der feit dem Jahr 1633 das Amt eines Pfarrers von 
Sulzbach und Hofpredigers von Schmideifcld bekleidete. Er fchrcidt: „Den 9. Au- 
gttft ift unter Elend in diefer HetffcAaft redit angegangen; denn dabeede kaiferifehe 
und fchwedifdie Armeen fich genShert und von denfelben Aarke Partheien heran- 
gegangen, auch mit Morden, Sengen, Brennen, '-'i' leii. liiudien und Plündern mehr 
als barbarifch gehaufet , liat nicht nur jrnadi^'e Ilerrfclialt und derl'ellien Officianten, 
geiftliche und weltliche, fondern aiuh die l nterthanen fich mit der Fhi( lit faivirt 
Da dann einer da, der andere dort hinaus, wo er vermeint ficher zu fein, gekuffen, 
das Leben zu retten, habe ich vor meine Ferfon mich, als kein Menfch mdir im 
Dorf war, nacher Schorndorf zu meinem gnftdigen Herrn und dann femer nacher 
Weinsperg und Heilbronn zu Weib und Kindern nothAvouIig begeben und neben 
andern Predigern der ITerrfchaft Limpurg und andern fad ein Vierteyahr aufgehalten, 
bis wir etwas ficher nach Haus haben reifen können." 

Flanelle machten im größten Dickicht der Wälder und in abgelegenen Klingen, 
befonders im Komburgcr Wald, Verliacke und hielten Heb mit ihi'em Yieh dafelbll 
verborgen an£ Mit um fo größerer Wuth fiel das wilde Eriegsvolk Über altes her, 
was noch anzutreffen war. Das Schloß wurde rein ausgeplündert, die Häufer ent- 
weder ausgeraubt oder in Brand gefteckt, die Kirchen nmthwillig verderbt, die Un- 
filücklirhen. die von den T-nnionfclion ereilt wurden, vielfach m Tode ^^emartet. So 
wurde ein vifc4jähriger SchmidcU'cldii'cher, damals fchon zur Pinlie yeret/.ter Sekretär, 
Sebafbian Schweicker, der bei feinen 70 Jahren nicht mehr entrinnen konnte, mit 
einem Sdiweinfpieß wie ein Eber erftochen und nachher famt dem blutigen Spieß ge- 



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Gefehichte Sulzbachs &./£. und Scbmidelfelds bis 1781. 



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fimden. Der BuigenonftM' von SuläMdi, Hans Ocker 60 J«lire alt, mirde anf der 

Flacht von den Kroaten ereilt und vom Pferd herabgefchoflen. Die alte SchulüK ifters- 
witwe. R3 Jahre alt. wurde von ihnen zucrft furelitbar gefchlagen, hernach vulleiuis 
erftochen. Der iMüller von Liuifen wurde auf dem Feld erhafcht, jämmerlich geprügeit 
und gerüttelt, hernach ihm der Uals halb abgelchnitten, der Kopt in den Kocher ge- 
lloBen, irieder herausgezogen und endlicb voUaids todtgerchlagen. Ein dljähriger 
Oreis wurde fo lang« gemartert^ bis ihm die Augeu ans dem Kepf heraualiiengen und 
er unter den Händen (Vi!! er Peiniger verfchied. Ein anderer wurde in einen Back- 
ofen pclcpt und durch ein vomen angefchürtes Feuer langfam geängftot und ^'clu aten, 
auch fo todt im Hackofen gefunden. Andere wurden auf andere Weife hiogemordet. 
8o weit der im Original leider verloren gegangene Bericht beutferlins. 

Da die Schwedm am 29. Augnfb infolge der Unbefonnenbeit Herzog Bembards 
Ton Weimar treta verzweifelter O^nenwdir bei Mdrdlingen befiegt wurden, dauerte das 
Elend um fo länger, bis der Winter etwas mehr Sicherheit bracht«. Als die Ein- 
wohner, darunter auch der Pfarrer, alluiahhch zurückkehrten, trafen Tie das Land 
verwüftet, die Häufer, die Scheunen und die KelU-r, Ibweit ile noch vorhanden waren, 
leer, die tiewerbe lagen darnieder, der Winter war vor der Thür. 

Kein Wunder, dafi eine Hungeranoth auibraeb, und auf den Hunger folgte die 
Peft, wobei grolle braune Beulen an den Menfchm aufiubren. Furchtbar war die 
Ernte, die der fahle Pcftreiter unter den Mcnft hen hielt. Starbeu fchon 1634 94 Per« 
fönen, mehr als das Dreifaclie vuu fünft, i'o fticg 1635 die Zahl par auf 2lB. das 
Siebenfache, darunter 132 über 20 .Tahro. Den Höhepunkt erreichte die Seuche im 
September, wo faft Tag für Tag bis zu G oder 7 Perfonen begraben wurden. Auch 
im folgenden Jahr Ilarben noch 72 Perfonen, vornehmlich Erwachfene, und felbft im 
Jalur 16S7 war bei 41 Geworbenen die Nachwirkung noch Ipflrbar. Erft in den darauf 
folgenden Jahren fank die Zahl der Yerftorbenen wieder auf die DurchrdinittBiahl 
herunter; aber fie fowohl wie die Zalil der Geburten weist unverkennbar auf eine 
bedeutende Abnahme der Bevölkerung. Bis auf die Hälfte war fie zufammenc:cfphtnolzen, 
und wenn auch die folgenden Jahre ziemhch ruhig verliefen, erholen konnte lieh das 
Land doch nicht; die Truppendurclizüge und ficherlich auch die Kontributionen wieder- 
holten ßch, wie die je und je im Ott geborenen SoldatenUnder beweifen, bfe zum 
Jahr 1646 inuner wieder; ums Jahr 1650 mdlich hebt fich wieder die Seelenzahl 
auf V» der früheren, und erft anno 1090 etwa i(l die vor dem Krieg vorhandene 
Ziffer wieder erreicht. Eben daher treten fo ziemlich dicfelben Namen wieder auf; 
manche allerdings find ganz verfchwunden , der ntuen luids wenige. So taucht für 
den Krämer Kratzer der Krämer Peter, für den Müller Emer der Herrenmüller Störrle 
auf; in Suhsbach IteUoi ßch um die Mitte des Jahrhunderts die Windmfiller, die Hamm, 
die Di»i, in Altlchmkleliield die KronmQller, im GutTcbenböfle ein Leonhard Hor- 
lacher, im KohlwaU, der Och allmählich mehr bevölkert, die Köcher und die Hagele, 
in Haslach die Köger ein. Jetzt treffen wir in Sukhach auch den erfton „W^ürth", 
Leoniiard Stiefel; er ift zugleich Heiligenplkger ; ohiif* Zweifel führt er in feiner 
Wirthfchaft fchon den Branntwein, das üiftwafler, das der dreißigjährige Krieg uns 
gebracht hat und das don hemmziehmiden Soldatenvolk To mundet Nach ihm flgurirt 
der Hof beek Leonhard Schwarz als Würth, und tritt bald als der ober Wirth anf, wihrend 
Hans Hftgelin neben ihm als der unter Wirth erfcheint. — So ftabil aber im Ganzen 
das Element der Burgerfchaft ift, fo reich und ralch ift mcift der Wechfel unter den 
herrfcliaftlichen Beamten. In kurzer Zeit iiAis,ini Ticli die Vij-^te Dettinger, Scheffner, 
liült und Link, bis ums Jahr IbTü gar ein Herr von Adel, der „wohledel völt 
nnd großge&chte" Herr Gottfried HOltsl von Sternftein den Vogtftuhl ein- 

WlillMi. ▼ItrtaUabnfcalU IMI. C 



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66 



Sehmid 



nimmt und nnnmriir /um Amtmann, zuletzt zum OTioramtmann aufftcij^t , >valirend 
fchon zuvor der lu»chaehtbare Sekretär in einen „wohleüelvölten groüachtbar und hoch- 
gelehrten" Geheimen Rath und Kanzleidirektor fogar mit dem Titel Exccllenz fich 
venronddt und nur der „ehrenvöfte* Forftmeifter Karl Horkheimert der letzte 
männliche Sproß feines uralten Gefchlechts und berühmter Wundarzt, und naell ibm 
Georg Leonhard Marltaller feinen Titel „Forftmeifler" beibehält. 

Wir leben übrrhniipt in einer Zeit großer Höflichkeit. Der einfache Bürger 
ift ftets ehrfam und beicheiden , feine Hausfrau tugendlam , nach Umltaudeu grund- 
tugcndfam, ein Gerichtsmann oder ein lleiligenptieger ehrenhaft und vorgeacht, ein 
»Balbyrer" ehreuhaft, acMbar andkuDlIreich; von den Beamten ifte vorhin erwShnt; 
ihre Frauen oder Ehelieblten lind edel odw wohledel, viel ehren- und tugeii(1rei(h. 
So fchrcibt theilweifc der fchon erwähnte „wohlehrwürdige, großachtbme umi lioch- 
golehrte'' Hofprcdiger riiriflof Scufferlin, der über die fchwerfte Zeit, 3.") Jalire lang, 
bis 1(>68 als ein wiihl mit Iie«:ht „treueifrigwachium " bezeichneter Tlarrherr der Ge- 
meinde vorfteht, und nach ihm vcrftehts noch viel ceremoniöfer fein Nachfolger Jo- 
hann Heinrich Califiua, auaWoUau in Schieden gebürtig, der, von der Herzogin 
von WQrttemberg erbeten, aus Manfter am Neckar hieher berufim mtd und von 
1669—85 das hiefige Pfarramt bekleidet Wortreich und fchreibfelig erhebt er rieh 
in feinen Kiiitriigen manchmal bis zu poetifcben Ergünen Da er bei der HcniVhiift 
in liolier (iuiift lUdit, wird er von ihr lübö als Superintendent und Hofprediger nach 
Gaildorf berufen. Sein Sülm Philipp iieinrich Califius, der in üfterreichifchen Dieuften 
bis zum Oberft (tieg und in den Fieihermftand unter dem Namen von KaUfdi erhoben 
«urde, hat zum Andenken an eine diemalige Lebensrettung aus den Wellen des 
Kochers eine Stiftung von 100 fl., die fogenannte CaUnusfche, gemacht, wovon der 
Zins noch jetzt jährlich an feinem Namenstag, dem 1 . Mai, an die Armen ausgetheilt 
wird. Das Andenken «hs verdienten ScutTerliii ehrte die Herrfchaft damit, dal» ße 
feinen öolm Johann Georg Seulln iiu, fiülieren Vikar fciucs alten Vaters, 1685 
vom Helferat Gaildorf bidier berief, wo er 9h&e fchon nach drey&hriger 'Wirkfiim^ 
keit (larb. 

Bei der Herrschaft war im Laufe des Jahrhunderts gar manche Veränderung 
eingetreten. Der oben erwähnte Schenk Chriftian T.ndwig, der lfi31 die 'Regicriing 
angetreten liattc, liattt- am 19. Mai 1650 das Zeitliche trefegnet und war l'amt feiner 
4 Jahre zuvor verllorbenen Gemahlin in der Schlolikirche beigefetzt worden. Da 
auch er kinderlos war, folgte ihm fein jüngerer fimder Johann Wilhelm. Ur^ 
l^r&nc^kh von feinem Oheim Karl flatt feines Siteren Bruders teftamentarirch cum 
Nachfolger eingefetzt, war er feiner Zeit trotzdem auf die Seite gefetzt worden, um 
fo mehr, als er damals in kaiferlichcn Dienften Gardekommandant bei Waneiiftein war. 
Als er hierauf bei den Schweden Kriegsdienfte genommen hatte, war er vom Kail'er 
zum Heiclisieind erklärt und nach erfolgter Begnadigung 163y mit der liaiben Herrfchaft 
Schmidelfeld belehnt worden. Jetzt etSt 1660 trat er das Gane an. In fdiier Ehe 
mit Marie Juliane, Giilfin zu Hohoilohe, wurden ilun 7 Kinder gdboren; vier Halben 
jedodi in zarter Kindheit und wurden in der Schloßkirche beigefetzt. Als er fdbfb 
am 7. Mai IG.'i.') verfrhied, hinterließ er feine Witwe mit drei unmündigen Kindern, 
einer noch nicht i^elmrenen 'rneliter Sofie Eleonore und zwei Söhnen Philipp 
Albert und Wilhelm Heinrich, vüu wtlchen der erftere vermählt mit Dorothea 
Marie, Gräfin von Hohenlohe- Langenburg, 1682 ftarb, ohne Kinder zu hinter- 
lalTen, während der andere durch feine Hdrat mit Elifabethe Dorothee, einziger Erb- 
tochter des Gaildorfer Schenken Wilhelm Ludwig, nach dem Tode feines Bruders noch 
einmal die ganze Herrfchaft Limpurg-Gaildorf-Schmidelleld unter ßch vereinigte. AU 



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Gcfcbichte Salzbachs a./E. und BcbmidelfeldB bis 1781. 



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auch er noch jung im Jahr 1C90 Oaib und nur Töchter hinterließ, fiel durcb eioeil 
Erbvergleich das Amt Schmidelfeld dem Schenken Vollratli von Limpurg- 
Speckfeld-Sonthcim zu, der die oben genannte Schweftir der beiden letzten 
Schenken geheiratet hatte und als der letzte Zweig des ganzen Liiupurgifchen Manns- 
(tamms am 19. Auguft 1713 zu Oberfontbeim ftarb. So war Schmidelfeld feit IG'JO 
keine Beßdenz mehr, und nur- die zu Welzheim yerftorbene verwitwete alte Gr&fin 
Marie Juliane wurde nodi 1695 neben ihrem Gemahl Johami Wilhelm in der SdiloO- 
kirche beigefetzt 

Der Verluft des Hofs und der nieiiten Iloilitjamten , von denen wir nur 
noch den jetzt aufs SdiloH gezogenen Amtmann, damals wieder tiwa adligen 
Herrn, Friedrich von Olnhaufen, und den Forftmeifter Schreiber, fowie 

fortan für die Güter einen Beftänder und einen Schweizer finden, wurde in Sulzbach 
unftreitig zuniidift als ein Verhift empfunden. 

Die rit'Lncning war frcilicli \äu<i\\ keine patriarchalilche mehr gewelVn. Die 
ilöfe, auch diu kiemen, zogen i'ich, wie das in der Zeit Ludwigs XIV. von Frankreich 
kaam anders zu erwart«i ift, von ihr«i Unterthanen in ihre eigene Hofherrlichkeit 
lurttck und feierten oft genug auf Kelten derfelben lippige HoffeTbe; die Jagdlieb- 
haberei des Hofs war ohiMdem für den Landbaa nicht förderlich. Aber doch hatte 
namentlich der Gowerbsmann von der Hoflialtung manchen Nutzen, und auch die Armen 
verloren an der Herrfchaft eine nicht unbedeutende Stütze, vollends wenn ein fo edler 
Süin He befeelte, wie das bei der fchon erwähnten, von Schmidelfeld flammenden 
Gräfin Sofie Eleonora, Gemahlin Yollraths in Oberfontheim, einer &x>mmen Dichterin, 
der Fall war, die dafelbft ein Waifenhaus für die Limpurger Lande nach dem Mufter 
des Franckefchen in Halle ftiftete, und von der vielleicht noch manche alte geftiftt te 
Bibel in den IläuPern hier vorhanden ift. Gleichwohl fcheint niaii ficli in Sul/liach 
bald über den Verlurt des Hofs erhoben zu haben. Von Krie^^snötiien und Kriegs- 
laTten blieb man im ganzen verfchont. Melac und Montclar, die franzölUtheu Mord- 
brenner, die 1688 und |689 in der Plnlz, in Baden und WOrttemberg fo greulich 
gehaust haben, kamen zwar in eine bedenkliche NAbe, nach Schorndorf uimI nach 
Backnang; doch haben bekanntlich die tapferen Schornditrfer Weiber fie ordentlich 
heimgcrchickt. Auch der fp.inifrhe Erbfolgekrieg, der 1701 zwifchen Oefterreiih und 
Frankreich ausbrach und in dem hekanntlirh Prinz Eugen dio Franzofen gehörig 
klopfte, brachte hie und da Einquartierung und 1703 lugar die erlte Kekrutirung. 
Es worden 50 Mann im Limporger Land auegehoben; aber als fie unter ihrem Haupte 
mann, Forftmeifler Schreiber von Sulzbacb, in NOmberg pr&fentirt und Exerzier- 
verrucli mit ihnen gemacht wurden, fand man fQr belTer, fie wieder heim/u A Ii icken 
und yelchultes Soldatenvolk dafür einzuftellcn. Uebrigens wurde aus den „AusIVliünern" 
eine Landniiliz als eine Art Landjäperkorpö [beilüdet, weshalb wir je und je in den 
Büchern auf einen Limpurger Dragoner oder Musketier itunen. im ganzen aber hatte 
man IHedlidie Zeiten; auch den nebenj&hrigen Krieg fpürte man In der Gegend kaum. 
Dazu fdieinen gute Jahre dem Landmann ordentlidi aufgeholfen zu haben; befonders 
war die Einfülaung der Kartoffel von hohem Werth. Wcdd kamen auch harte, lang- 
andauernde Winter, wie in den dreißiger und arhtzi^'er Jahren, daß die Bäume er- 
froren und da.s Futter auf einen fabelhaften ['rei.s Itie;,'. Ja 1771 trat eine fo fehwere 
Theurung ein, daß der öcheHel Kernen im Aprü zu Hall 30 Ü. {(&f^Q 30 lL!j koftete 
und die armen Leute Hch von mit Mildi angemachten WieTenkriuteni nShrten. Doch 
das waren zum Glfick Ausnahmen; die befleren Jahre überwogen doch bei weitem. 



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68 



Belimid 



Auch das Holz, an dein unfcre Gcpcnd fn reich war, bekam mit der Zeit 
eiuen viel höheren Werth, l'rüher hatten die Holzhauer gleicbfam zum Zeitvertreib 
ganze StSmiae neben ihrer Arbeit zu Afche yerbrannt War ein StMiiin> etwa in eine 
Klinge gefallen, fo ließ man ilin ein&ch li^n und Torfaulen; wamra follte man Üdi 
auch bcmülien, waren dodi 100 tannene Stämme nur 7—8 fl. werth? Das wurde jetat 
anders, feit die Holzflößerei auf dem Kocher für die Saline Hall in Betrieb kam und 
vollends Icit der Holzfclilittenweg vf iii .NMtelwrtld aus ins Württembergifche eröffnet 
wurde. Auch die Veriertigung der HoUwauren, der Schachteln, der Schaufeln, der 
Joche, der Waunen, der Schindeln, der Pfähle und dergl., fowie die Kohlenbrenner» 
für die alten Hflttenwerke AbtagmOnd und KSnigabronn kam um diefe Zeit, um die 
Mitte des vorigen Jahrhunderts, befonders in Kohlwald, in AufTchwung. Ebenfo irarde 
in Suizbach eine Zeitlang eine Glasfchmelzerei betrieben. 

Das alles brachte ziemlich reichlichen VcrdienPf. Was Wunder, wenn der 
Bauer ualiag, au der Stdle feines bisherigen verbreiterten und ft rohbedeckten, oft 
nur aus Blöcken gebauten llaul'es Hch eine bequemere und dauerhaftere Wohnung aus 
Stein mit Segelbedachnng su bauen, und bei Gel^oihdt, bei Hochaeiteii und Kind- 
taufen, an Kirchweih und in der Martinenacht, freilieb weder zu fdnem noch der 
Seinigen Beften, etwas drauf gehen licü, auch den Wein nicht fparte, mochte er gläch 
etwas fauer fthmeoken, weil er gewöhnlich aus der nächften, reichlich mit Reben be- 
pflanzten Get'end lie/.ugen wurde. Kanten Fel'ftiif,'e lieraii, fo waren das immer auch 
Erntetayc iur den Bäder Simon Flurer oder Albrecht Stiefel; denn da lieh der Bauer 
Tarnt feinei' Ehehftlfte nach altem Herkommen lieb zur Ader, glaubte dann aber auch 
den Verlnft des edlen Bluts durch eine am fo reichlichere Uahlzeit nnd guten Trank 
möglichfl errctzen zu müQen. Auch in der Kleidung UeB fieh der Bauer nicht fchlecht 
finden. Nahmen fich iVhon die Mädchen ini( ihren langen, feidcnen, hochfarbigen 
Bändern und die lUirlVhe mit iliren Dc^'en an der rieite hei den Hochzeiten nicht übel 
aus, fo war der Bauer in feinem Icliwarzen, mit viel Falten verfeheuen, grün ausge- 
Cchlagenett Bock und die B&nerin in ihrem fdiwanen, rdchgefaltetcoi StaataUeid, wenn 
es zur Kirche gioig, geradezu eine ftattliche Erfchi^nang. 

Und in die Kirche gicng der Limpur^u r Bauer von jeher fleißig, wenn gleich 
die vielen Klagen fiber das gottesläffrrliclie Fhtclien, Spielen und Zechen einen be- 
denklichen Schatten auf H in ( hrilteutbuni werfen und das einreibende Wirthshauslebeu 
im wt-lentliclien den Grund m der ipäteren Verarmuog legte. Freilich fu fchUmme Bei- 
fpiele, wie fie der Kohlhans von Falfchengehren oder der Oberwirth Hirtt hier lieferte» 
waren zum Glttck feiten. Jener war, „wie er ein öffentlicher Epicurer gewefen, der 
in kein Kirchen und Predigt kommen, in viel Jahren zu des Herrn Tifch gar nicht 
gangen, auch foiift ^eltbet hat wie ein Huiul und Sau, alfo auch wie ein Hund und 
Sau begraheu'' ^v()^ien. Diefer (fcheints ein vorübergehend Herein]ü;ezogener) hatte 
„wegen greulicher Gottesläfterung nach eingeholtem Univerfitätsgutachten auf lang- 
wierige harte G^ingmiO dflfenüich Kirehenfanfl thun mUffen**. Doch hatte mau Grund, 
fall jedes Jahr hei Brautleuten die KirehenhuBe anzuwenden, einzdne fogar wegen 
d4^pelter Schandthat des Landes zu verweifen. So (treng war die Herrfchaft. 

Die Herren, die iu den iiächflen hundert Jahren nach Aufliebung der Refidenz mit 
der Aullif lit über die Siitenzucht und mit der Führung des Pfarramts betraut waren, 
fmd Johann Friedrich Schupparth von Hall, vorher Pfarrer in Obergroningen, 
der nadi acht Jahren 1696 ftarb, nach ihm Johann Georg Köhler, gleichfalls 
von Hall, der fdion ein halb Jahr zuvor als verheiratheter Subftitut oder Vikar des 
alten Pfarrers hier Dienflc leiftete und nach 47 jähriger Whrkbmkeit 78 Jahre alt 
hier verfchied. £r hat bei einer Benovirung dar hiefigen Kirche im Jahr 1711 eine 



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Qefobicbto SalzboohB a./JC. und Sohmidelfelda bis 1781. 



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hölwrne Ehrentafel für den xweiten evangelifchea Püairer Kagiiu liiere die aber jetzt 
TÖUig xeriUleii ift, viederherltdien und darauf folgende Reime fetsen klTen; 

Vergiß, o Sulzbach, nicht der alten Lehrer dein, 

Die Sanr und Scufferlin und Kag gewefen fein. 

S'ii' h.ilien alle drei bei 90 Jahr dich g'lehrt 

Und bat durch Eagen dir Gott roiaea Wort bcichcrt. 

D«r SOJUHg Rj4«ff, d«r dich fehler anfrleb gar, 

Zeigt dir von SotiffLilin, w.i« ftlr chi Jammer war. 

Drum als uan dlefc Kirch und Tafol renovirt, 

Sehrleb die« den drei m Ebr'n d«n danftlt trener fflrt. 

Sein Adjunkt nnrt Nachfolger 1 743 war Theodor Andreas 1 1 o i n r i c h 
Marius, Pfarrensfohn von Müüfter. Da allem nach die Kirchemenovation nur unvoll- 
rtSndig gewefen und die Kirebe namenfikft zu engräuniig war, fieng er 1754 an, das 
Schiff der Kirche ans f)rcim11igen Beitrftgen neu aufbauen zu toffen; da aber Streitig' 

keiten darüber in der Gemeinde enlftanden, zog er fich davon zurück und die 
Kanj^loi in Oberloiitliein» übernahm die Volloiiduiig des Werks, wobei die von Wengen 
Hell am iän^^den biegen die deshalb umgelegte lurchonftinier wehrten. Als Marius 
17ÜÖ nach Elchach befördert wurde, folgte ihm der letülu Uofprediger, der den Ueber- 
gang Sulzbachs an HVfirttemberg erlebte, Johann Heinrich Neidhardt, welcher 
bis 1792 hier Terblieb. 

Wenn irgend etwas, fo aeigt die Vergrüücruag der Kirche, wie die Bevöl- 
kerungszahl der Pfunrei in Fcdge des Heb verbreitenden WohUtands gewachfen ift. 
Es ift die Zeit, wo unter Ucbtung der Wilder ringsum die kleinen Höfe vom 

Neftelberg und Bayerhöfle bis hinüber nach der Engelslnirp und \ i! trlachen er- 
ftehf'n und Sul/liadi durdi Verleihung dreier JaJirniärkte 1761 und 1775 zum Markt- 
flecken erhüben wird. So tauchen denn feit dem Anfang' des Jahrhunderts auch neue 
Namen auf, in Sulzbach Müller Schäfer, W^agner llinderer, liufbeck Neultel, Krämer 
Gfcheidle and nachdem feit den vierziger Jahren das obere und untere UVirthshaus 
in einen ,|BSren* und eine „Krone* fidi verwandelt hat, B&renwirth Scbwarz, dann 
Ammon und Kronenwirth Frank, vor allem aber der erfte foge nannte Scliult- 
heiß Wolfgang Heinrich Heunifch und fein Sohn nnd Narhfoltrer (jeorg l'liiliiii). 
Sodann treffen wir nocli in Altfehmidelfeld die Kunz und Kngel, in iialel und Hohen- 
berg die Ilurlacher, in kolilwuld die Wagner, die Wizmann, die Bohu, im Ncilelberg 
die Wahl, im Bayerhi^ die Bayer. Vor allem aber darf Ein Name nicht vergelTen 
werden: der Schulueifter Albrecht Grftninger und fein Sohn Johann 
Philipp. Sic haben mit einander etwa von IGOn an die Schule ungefähr 90 Jahre 
lan«? als- .,treii-arheitfame Lclirer" und zwar nicht blos Wiiiter.^^ wU' in den nu irten Orten, 
Amdern unter gnädiger Beifteuer der Herrfchaft aueh Sommers wenigltens an 2 Tagen 
in der Woche gehalten, nachdem ihnen ein Collmann, ein Moll und Kilenmann 
im Amt vorangegangen waren. 

Amtmänner waren es unter der Limpurg- Soiillieimrchen Uerrl'tlmft noch 
drei: Vollrath Friedrich Kübel, der 25 Jaiiru bis zu feinem Ende zu Schmidelfeld 
Im Amt blieb und delTen Grabfteln am Eingang in die Sakriftei-Kircbenthflre in die 
Kudie eingemauert ift, Georg Friedlich Lodter, ein Mann, der nach der Religion 
nidit viel fragte und, wie das in den Zeiten des Rationalismus bei den Gebildeten je 
und je vorkam, feine Kinder ohne S'ang nnd Klang Naehts bei FackelH hein beerdigen 
Heß, und Jobann Vollrath Müller, der bald nach der Uebergabe un Württeml^erg 
in melancholifcher Seeleuitimmung feinem Leben durch einen Sclmü ein Ende muclite. 



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Schmid, Gcfchichto Sulzhach» a./K. und Scbmidclfelds bis 1781. 



Im alten Forfthaos (liigtgen finden wir in dem letzten Sclnnidelfclcler For ftmeifter 
zu Sulzbach noch eine ehrwürdige Geftalt, ähnlirli w'w der alte Horkhoinior; es ift 
der edle Georg Friedrich Ilörnpr, •/iijrlpirli KriegskaÜier und lioiclisUdiLiünfpoktor. 
Er hat als ein Zeichen i'eiucs kirchliclieit Sitius Ichon in jungen Jahren eine Abend- 
tdftlilskanne in die Kirche gediftet, hat unter anderem im Jahr 1739 eine feiner 
Tdchter, Jobanne Hdene JnUane, an den Kantor Schubart in Oberfontheim verheiratet, 
welche die Mutter des bekannten Dichters Chrillian Daniel Schubart geworden, 
und ift, nachdem er 50 Jahre im Amt geftanden, als ein achtzigjähriger Greis 
1765 m feiner Ruhe cingegantjen. Auf ihn foljjtc unter Verlegung des WohTifitzes 
auf das Schloß Jakob Friedrich Georgii und Johannes Schott, Oberförfter zu 
Schmidelfeld. 

Mit der Herrfchaft felbft gicng es in der niu liften Zeit durch manche Wand- 
lungtm hindurch. Da Schenk Vellrath ohne inünnliche Leibeserben ftarb und nur 
fCuif Töchter hinterliefl, fo entftand Aber die Erbfchaft ein Streit. Manche, unter 
anderen auch der König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, glaubten Ani^rQche 

zu haben und der letztere, thatkrüftig wie er war, licfi fthnti 4 Tage nach Vellraths 
Tod am 23. Aug. 1713 an allen Orten, fuicli auf ScIimideltVld, die preunirchrn Adler 
anheften, im Dezember ein Bataillon I'nuhen in Gaildorf tinriicken und im Januar 
1714 Stadt und Acmter fich huldigen. Doch kam ein gütlicher Vergleich zu ftande, 
die Preufien sogen wieder ab und die Limpurgifchen Erbtöchto' wurden in ihre Bechte 
eingefetzL Diere Telbfl aber konnten auch nicht fo bald unter fich einig werden. 
Einftwcilen bradi man, da man voraus annahm, Schmidelfeld werde bei dem Vorhanden- 
fein fo vieler Erben wieder Uefidonz eines Landesthcils werden, das veraltete Schloß 
mit dem feften Thtirmo bis auf eine gpwilTe Höhe ab und bantp 1739 und 40 ein 
anfehnlicbes modernus Schloß, von dem wir leider jetzt nur noch die dürftigen Ueber- 
refte yor uns haben. Erft 1774 kam die Landestheilung zu ftande. Die Herrfchaft 
Limpurg- Sontheim- Schmidelfdd mit Sulsbach (ausgenommen Haaladi, Oedirenhöfle» 
Grauhöfle, Gutfchenhof und Bayerhöfle, die zu Sontheim - Gröniogen gehörten)» 
Laufen und Geifertshofen fiel durchs Loos der freilich längft verllorbenen älteften 
Erbtochter Vollraths, Wilhelminc Sofie Eva, vereholichtor Gräfin von Prö- 
fing, und ihren Nachkommen zu, von diuen übrigens auch nur nuih die ver- 
witwete Wild- und Rheingräfin zu Salm-Grumbach, Juliane Franziska 
Leopoldine Therefie, lebte. Sie hat im Sommer t775 einige Monate auf dem 
Schloß zugebracht und unter anderen in mehreren die Kifdmibufie betreffenden 
Verordnungen ihre Regenten furforge betbSti 't ift aber fchon im November des- 
felbon Jahrs ^rerforlien. Ilue ferhs Söhne und riel)eii Töchter, die ferne von der Herr- 
fciiaft aufgewaclil'en waren und daher kein IntorelTe an ihr hatten, verkauften fie im 
Jahr 1781 an Württemberg, das damals unter dem bekannten Herzog Karl Eugen 
Itani» um die Summe von 37SO0O fl. Der Kauf kam am 26. Oktober zu (tande und 
Württemberg ei^priff am 2, November Belitz davon. Die Herzoge von Württemberg 
führten fortan den Nebentitel „Graf und Herr zu Limpurg-Sontheim-Schmidelfeld. " Das 
crfto Kind, das in Sulzbach nach der Ucbergabe des Amtes Schmidelfeld an die Her- 
zoglich-Württcndur^ifche Dejmtation den C. Nnv. 1781 dem Waniu iniiacher Johann 
Sturm geboren >Mirde, ward „zum devoten Andenken und zu Ehren des Herzogs 
Karl Karolina getauft und die Wöchnerin bekam 6 fl. Gratial in die Wochen. 

Wie es nachmals mit dem Schloß und der Schloßkirche gieog, daß man es 
aus Abneigung gegen den Pietismus nicht dem Bürgcrmeifter Hoffmann von Kornthal, 
fondem ff^ter dem Oberfb von PleOien ttberliefi und aus deffen OantmaiTe an die G»« 



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SobnüdelfeldibbM. 



71 



meinde verksofte, diefe fdblt aber es in die ffinde der Juden brachte, die das Scbloß 
bis auf den derzeitigen geringen Beft abtrugen, die Kirche donolirten und in eine 

Brauerei venvandolten, die Gruft plünderten und nach der Volksfage den Fluch einer 
alten Orafin oriüllcnd fo^^ar die Gebeine den Berg hinabwarfen: das alles ifk Ihnen 
irohlbekannt. Wen möchte das uicht au das Wort des Dichters eriuuero : 

Ach wie nichtig, ach wie flüchtig 

Sind der Menfclicn Sachen! 
AUea, alles, was wir fehen, 

Das nnß fallen «ad T«rgelieal 
Wer Gott hat, bleibt ew^ rtaben. 



Eine unbekannte 8chniidelfelder Urknnde. 
Mitgethoilt von Archivr.uh Dr. Kaufmann in Weitheini. 

1212. 14. Januar. Ilall. Konrad von ächmidolfeld verzichtet gegen leinen Verwandten, 
Bifchof Heinrich Ton Bamberg, auf die Vogt«! in Therlire. 

Ego Conradus de SmidelneU Tenore prercntium notnm facio vniucriis, qiiod de bona || 
et gratuita mea uoluntate Qb renerentiain vencrabilis dominj mej Uehtrici Babin || bcrgenns 
EIccti et Confanguinci mei omni jnfeodationj obligationj fluc iiirj, quod habaiin || Adnoeitta de The- 
riffe*) et eins attiaentiis, que EcolcHc Babinbergcnli nofcitur attinere, || renuntiatO omiiino, per 
prefentps tut» ad hoc obligans, quod decetero ipfam noii inpctain, uec me de ea ticl eins per- 
tinentiis aiiqiiatenua intromittani. Ad cuius rei certitudi Ii Dem et cautelaui habundaiitem yrcruns 
Itiill feriptnm fleij et Jlgttil mel »bore com || nmnbj. Actam apad Hallis Anno domii^ in*.ce.xHi. 
Meofe Januario in Ortnna EpipIiMnie. 

Die Urkunde, bisher im hochfürftlicben Archiv zu WcrtheiiD, il't durch die Gnade Seiner , 
Doreblaaeht des Farften von Löwenftein-Rofenbeig dem Verdn fhr W. F. als Gefchenk flber- 
lalTen worden. An der Urknnde hängt noch ein kleines BruchftQcic vom Siegel Konrads von 
Schmidelfeld, auf dem ein Stück eines Schrigbalken, darauf S LUien, au fchen ift. (Siehe 
die nächftfolgeDde Einfcodusg.) G. B. 



Zum Sietiel Koiirads von Sihmideltehi v. J. 1^42. 

0. T. V. Hefiier definirt die Heroldsllücke als „Zcrhrini^' ein«'?^ ^^cliildi's oder 
Plazcs in verfchiedene Farben, mittelft Abgrenzung derielbeii duicli geiadu oder gc- 
bc^ene Ljnien", und fügt bei, „nach diefer Definition können Ivugeln, Hinge, Schindeln, 
Kreuze und derartige Figurai nicht hieher, fondern raülTen zu den kOnftlichen 
Figuren gerechnet werd^. 

Nicht feiten kommen aber auf mittelalterlichen Siegeln Wappen mit Herolds- 
ftücken vor, welche mit küiiftlirhen Figuren, wie die obigen (auch mit Blumen, Blüttem, 
Arabesken, heraldifchen Lilien und Sternen) belegt find. 

Bei Blafonirung derartiger Wappen ift es oft fchwer, bei Tereinzelten Exem- 
plaren Ton Siegeln aoageftorbener Familien fogar unmOglidi', Tic her zu beftimmen, 
«as integrirender Theil des betreffendai Wappens und was nur viUkib'liche i^hragiftifche 
YeräeniBg oder Damaecirung war. 



') Bifchof Ikiuridi von R.imberg, zuvor Propft von Aachen, ftammt von Hilvcrskeim, 
d. h. Piilf ringen bad. Amts Täubt rlMrchofshciin, und führt auch den Namen de Cathan, Camtania. 
Uobcr feine Verwandtfchaft mit Kourad von Schmidelfeld fpäter. 

ThLiiiTt-, Tberesi, BeoedlktlnerkloOer iwifdiea HaOfurt und Sehweinfart. üffennann 
Epise. )Viroeb. 802 ff. 



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Bdunidelfflld. W«iiiibarg. 



Im Zweifel möchte ich in den nieiften Füllen belegter Hcrdldsftiicke diefe 
Figuren lür willkürliche Verzierungen halten, oder für fphragiftilche Beizeichen, wie 
es in manchen FUlen nachgewieTen werden kann. So z. B. find die glatten 8 Feldcar 
(oben miß nnd roth und nnten blau) des im SebanmbergYchen Wappen auf einem 
Sig. IV. A 1. Eberhard's v. J. 1 300 ') mit 1 Stern , 5 Roren und 3 Lilien damas- 
cirt; auf einem Sip. IV. A I (iraf Friedricirs von Beichlingen, v. J. 1260 find die 
weih und rotlien Streifen des Wapiiens mit Arabesken ver/iert; auf dem 8ig. IV. A 1 
des Grafen iiupert von Kaftel v. J. 1224 find die weißen und die reihen Felder des 
qnadxirten SdiAdes mit Kugeln (Hofen?) und mit fdirlgai Krauen ausgefüllt^. 

Auf einem domekTchildftonigen Sig. IV. A 1 führt (Merlach von Linne*), i J. 
1321 ein Wappen mit 3 Fruchtgarben (2. 1) mit dfiem mit 8 Techsblättrigcn Rofen 

belegten Schildhaupt, wogegen auf einem Siegel aus dem Ende 
des 14. Jalu'hunderts das 8childliaui)t ledig erlchcint; auf 
einem gleichartigen mittelalterlichen Sig. IV. A 2 der von 
Befie ilt der Schragbalken im geftreiften Schilde, der auf 
fpftteren Siegeln ledig erfcheint, mit einer Rofen-Gnirlande 
belegt 

Die 3 Lilien auf dem Schrägbalken im Wappen auf dem 
neben abgebildeten Siegel IV. A 2. Konrad's von Schniidel- 
feld, V. J. 1242, könnten daher wohl auch nur eine fphrag- 
iftifdie Venderung, Dämasdrung, fein*). 

F.-K. 



Urkundenforrchung und Münzkunde. 

Die Arbeit Boffert« in der Archivalifchcn Zcitfchrift von Lflher B.md VII »Aug dem 
Wcinsberger Archiv für die Zeit von 1415—1448" handelt hanptnirlilich von Konrad von Wein»' 
berg, dem Erbkiimnicrcr unter din Knifcrn Sigmund, .Mhrocht II. nnd Friedrieh III. Diefer 
K. V. VWinsbci;,'. licißt ea dort, habe in feiner EigenfchaCt als Krbk:imiiu'r«-r nicht nur die Rech- 
nungen tidiren, KciLliültcuem eintreiben niiiflen u. dgl., fundciu liabc berondcis dem bcdürfnis- 
retehen Kidfer Sifoinnd Ofken nnth ndt feinen eigenen Mitteln nniigebolfen. DnfDr habe er aoBer 
der Pfandfchaft auf Zölle n. a. auch iVit H.'^l 'Iii- .ranze Verwaltung der Miin/.cii vnn Bafel, 
Frankfurt und Nürdlingcn bekommen. „Fortan trugen, CAhvt B. fort, die Münzen Jener drei 
Milnsftitten wahrfehelnlieh das Wappen yon Weinsberg". 

Daß diefer letzte .Satz vollftändig richtig und nur da« Wort ,wa!ii iVIieinlich" zu ftreicben 
ift, dafür haben wir, wcuigfteus fUr die Frankfurter MOnzftätte, den voUi'tändigen Beweis in 
einer Frankfurter Dukato, die, im Frühling 1882 in Hainbardt gefunden, jetzt in unfcrcr Mflns* 
faramlany ift; 



<) Abgebildet unter Nr. 171 m. neuen Sphragiftiiclicn AphorismoD, 1882. 
*) .\bgcbildet I. «. Hr. 29«. 

') Kin im 15. Jahrhundert crlofchenos Gefchlcclll. 

') Bei diefer Gel^^nheit theilt die Hedaktion gerne naehütebeade ihr «igeg«i|g«ne 

Empfehlung mit: 

Abbüdnofen aittelaltei^cher Siegel nach diplomatifch getreuen Zeichnm^pm find wold 

in jeiler xylographifchcn Anftalt zu erbalter. Ilinfre^'en find Holzfchnittc nach Orij^nal'Steglihl, 
wie nach guten AbgUffen und Tbotographieu nur da zu bekommen, wo in diefer elgantbOai- 
liehen, fehwlerigen Branehe fehon viel and maAergiitig gearbeitet worden ift. Allen IVeimdeii 
der Sphragiftik kann ii li in diefer Bezielinnj^ , fowohl wa» akkurate und ftylvollc Arbei^ alt 
was prompte Ausführung und billige Pruife betrifft, die xy lographifche Anftalt des Hem 
Eduard Ade In Stuttgart, Sennefeiderftrafle €8, an« lant^älirigcr Bifiümmg befkeas empfehleo. 

Dr. FOrft Bohealohe. 




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Hohenlohifchos Denkmal, 



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Der Avers zeigt das Bild dea guten Hirten und die Umfchrift: MONE(ta) . NO(v») . 
FRANCFD (francofordenfis). 

Zwifchen den Ftlßon des guten Hirten aber ift das Woinsberger Wappen mit den 

3 Schilden angebracht. 

Der Revers hat den Reichsapfel in einem von einem Dreieck durcbfchnittencn Dreipaß 
und die Umfchrift: FRIDRICVS . ROMAN(orum) . IMP(erator) t- 

So ftimmt das Ergebnis von Boffert« Urkundenforfcliung in erfreulichfter Weife mit 
dem Zeugnis nnferer HUnzc flberein. Häßler. 



Denkmal des Grafen Johann Ton Hohenlohe, t 1*12. 



Am 24. Oktober 1412 
kam es am Kremracr-Dammc, 
in der Mark Brandenburg, 
zum Kampfe zwifc-hen dem 
Burggrafen Friedrich VI. 
von Nürnberg (Zollern) und 
den Pommern, infolge deffen 
die Letzteren fich zurück- 
zogen. 

An diefem Kampfe hatte 
der Burggraf perfonlich 
theilgenommen. Von den 
fränkifcben Rittern in fei- 
nem Gefolge wurde unter 
Anderen auch Graf Johann 
von Hohenlohe (der Letzte 
der Linie in Uftcnbeim und 
Eutfee, zu Speckfeld) in 
der Schlacht getödtet. 

Friedrich, welcher ihren 
Verluft tief betrauerte, ließ 
fie zn Berlin in der Kirche 
des grauen Kloftcr», ganz 
in der Nähe feines Kefidcnz- 
fchloßes, beftatten und ehrte 
ihr Andeuken durch from- 
me Denkmäler, von welchen 
wir das des Grafen Johann 
hier in Abbildung mittheilcn. 

Es ift eine hölzerne, öVa Fuß hohe und 4 Fuß breite gemalte Tafel, welche 
bei der in den Jahren 1842/45 erfolgten Jlenovation der Klofterkirche ausgebeflcrt 
worden ift und an dem Vorbaue, durch welchen man, von der Klofterftraßc aus, 
die Kirche betritt, ihren Platz erhalten hat. 

Aus E. Fidicin*s Berlinifcher Chronik mitgethcilt von F.-K. 




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Weber 



WttrMeniberger auf der Bambergcr Akademie nnd ÜnlTerllt&t tob 1648-1808. 

Von LyzealprolV'flur Ileiuiich Weber iii Bamberg. 

Der Wiuifcli des kgl. württembergifchen ftatiftifch-topographifchen Bareau's, 
„es möchten in» Intcrefl'e der vaterläudifchcn GcrehicLte alle Württemberger, welche 
aaf fremden Uuivcrntäten ftudirt haben, ans deren Matrikeln ziifammcngcrtcllt wer» 
den*, gab die VeranlalhiDg m der nachfolgenden Arbeit, welche mogliclift genau 
nach dem Vorbild der gleichartigen Arbeit Baniok'a fiber die Unirerntat Strafibaig 
angelegt ift. 

An die Stelle der alten beriilunten Bamberger Domfchule die im Lauf der 
Zeit ihren T.ehrplan bedeutend rofluzirt hatte, war im Jahr 1580 die nach der Norm 
des Konzils von Trient eingeritlitete Seminarfehule getreten, gegründet von Fürft- 
bifcbof Ernft von Mengersdorf, welche die Lelirgegenftäude des Gymnafiums nebft 
Philofophie and Theologie nmfaflte. Im Jahr 161 1 wurde diefe Schule den Jefuiten fiber- 
geben, nnd im Jahr 1648 erhielt die Anftalt durch die Bemnhnngen dea Fürftbifohofe 
Melchior Otto Volt von Salzburg die zn einer Akademie, einer öfFentlichen Hochfchule, 
uothwendigen kaiferliehfn und ]täpftlii Ikmi Pri\ ilej;ien. Die Academia Ottonania, welche 
am l, Sept. ir>48 fe'urlii li erölliiot wurilc. uinf;iI»o wio siHe von den Jefuiten geleitete 
Schalen die fiinl' Jalireskiiri'ü Jutiiiia . ucdia, i^bprcnia, Graiiiiri.dica , Poetica oder 

Hamanitaa nnd fibetorica, dann drei Jahre fBr PhilofophiC; I^ogica, Phynea, Heta> 
phyliea, nnd Tier Jahre fiir Theologie nebft dem Icanonifchen Recht In diefer 

Formation dauerte die Akademie fort bis zum J. 1735, wo die Academia Ottonania 
darch die Munificenz dcz Fürftbifcliof>i Friedrich Karl von Srliünborn fich allmählich 
sar Univerfitfi«! Ottoniann-Fridpriciana » ntt'altcte, indem zuuäclift einic-e ProfelToren 
der RechtswiiVenfc-haft angcftcUt wurden, welchen von 1770 an i'ich eine nicdizinifche 
Fakultät anfchlofL Bei der Aufhebung der UniTerfität Im Jahr 1803 zahlte die 
theologifehe Fakultät vier ProfeCToren, die jnriftifche fünf ordentliche und zwei ander- 
ordcntlii'ho. die medizinifche fcchf« ordentliche und zwei außorordentliehe, die philo- 
fophifche fünf ordentliche und einen nnßerordentlichen ProTelTor. 

iSu lnn5;e die Anftalt innerlialb der Grenzen der Akademie Inli befand, 
peluirto aurli die Mittel lebnle vollkommen zum Organismus derlelben, welche Zuge- 
Lürigkeit dadurch ihren Ausdruck fand, daß fchon die Schüler der Poetik und der 
Rhetorik (Ich in die Matrikel eiazdehnetoi* Vom Jahr 1749 an find die Poeten 
meiütens ron der Haud ihres Profeffors oder des Syndicus eingetragen. 

Unordnungen in der Immatrikulation ergaben fich bei der Erweiterung der 

Akademie zur Univcrfität. Die Profcfl'oren der Jurifiprudttaz weigerten lieh, den 
Kektor des .Tefiiitt'nk<illri^s. der nach der Stiftunjr^^urknndf* auch Kector Acadcmiae 
war, als ihren Voriland anzuerkennen und ftellten im Jalir 17-ltj Ik-I dem Fiirftbirdiof 
den Antrag, für ihre Zuhörer eine eigene Matrikel errichten zu dürfen, welcher 
freilioh abgewiefen wurde. Auch In der Folgezeit» ab die UniTerfitit im Jahr 1773 
einen eigenen Rector Magnillena in der Perfon eines Oomkapitolars erhalten» wieder- 
holen lud) die Aufforderungen an die Profeflbren der Medizin und der Jurisprudens, 
ihre Zuh5rer zur Immatrikulation anzuhalten» aber nicht immer mit Erfolg. 



^^ Uclicr diele nnfl die fulgcndon Formationen der Bainberger Schulen liehe meine 
Schrift: p<4(>l'chichU: der gelehrten i>chulen im Iluchitift Bamberg von 1007—1803" im 42. ii. 43. 
Jahre*b«rteht de« Bamberger bUtoriMieii Vweitw, 1879 und 1880. 



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Wfirttombergnr »vf der B«nberger Univerfitit 



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Diu Matrikeln') liegen vor io zwei Bändeo: 

1. Hatrieida Akademiae Ottoniaaae a R"« et HI"« Imperialte Eedefiae Bam- 
bergenfia Epifcopo S. R. Imperii Prineipe Heldiiore Ottone ex antiqniHiofia 

faiuilia Voit a Salzburg Batubcrgae fundatae et* erectae Kai. Sept. Ao 
MDCXT.Vlir, fub R. P. Riquino Ooltgens S. .T. Rocforo M:i?nifi(>o et R. P. 
Joanne Strcinio 8. J. Canccllaric Diefrr Bninl jri lit las /.um J. 17rin T)4 
incl. und eutbiilt auf 219 Blättern gegen ilOOO Namen, alle cigciibaudig 
eingezeichoet, mit der oben ervrSbnlen AnsDabme, die Poeten rem J. 1749 
an betreffend. 

2. Matricola Univerfitatis Bambergenfis continnntH Anno MDCCLIV, qui fuit 
a fundata Anno lfi48 Acaderaia centefirnus fextns. Diercr IJand cntbält 
auf Seite 1 — 61 über 20Ü0 Namen, dann den Bcrit lit iilicr die Ncu;;('Oaltiin» 
der üniverlität im Jabr 1773 nach der Aufhebung des Jefnitenordens, von 
Seite 93—172 wieder über 2000 Namen. In diefem Band lind die Ein« 
seiebnottgen der einzelnen Jabre alle, aneb der böberen Fakultäten, Ton 
Je einer Hand; erft mit dem Jabr 1801 beginnen wieder die eigenbändigen 
Einzeichnungen. 

Aus dirfm iK'idrn Bünden find die folgenden Auszüge j^'pmaobt. — Außer- 
dem cxiftiren nf>cb die lureriptionsliftcn dnr tlieologilcben Fakultiit von 1<)S:! — 177B, 
der philoiopbiiVhen von 1648—1803, und des Gymnafiunis von 172»i~lS03. Von 
den AktMi der juiidtiTeben and mediiinireben FaknltSt fand Heb weder bier, nocb 
in Wfirebnrg, wobin 1803 mebrcre Profefforen der betreffenden FakullSten rerretzt 
wurden, noeli in ^liinelicn die geringfte Spur. Aus di<Tcn und den oben angeführten 
Gründen ift dns Verzeichnie der Jorispradenz and Medizin ftndirenden Wttrtteniberger 
wobl nicht komplet. 

Was die Auszüge Iclblt betrifft, fo bemerke ich, daß ich nur foklie Namen 
aufgenommen, deren Zugehörigkeit zu dem jetzigen Württemberg zweifellos teltfteht. 
Einige zweifelbaile Namen find am Scbluß angeffibrt. 

Einer befonderen Begründung bedarf es, daß ieb die rielen HariaerallenfeB 
fKr WilrttNnberg in Anl^racb nebme nnd ße mit Mergentbeimenfes identifisire. Daa 
geographifch - ftatiftifche Lexikon von Ritter fuhrt „Marienthal" auf in der Rheinpfalz, 
in I'raunndiwei^. H in Preußen und zwar in den Regierungsbezirken Stettin, Küni^^s- 
bcrg, Polen. Breslau, Frankfurt. Potsdnm, 2 in Sachfen (Kreis Zwickau und ein 
Cifterzienferinncnklofter). Auf keinen dicler Orte können die Mariaevallculls uulerer 
Ifatoikel bezogen werden, weil Heb nirgends eine daranf bindentende gcographifcbe 
Bel^mmnng findet, nud weil die meiften jener Orte proteiUntifeb find, wübrend die 
Akademie nnd Univerfität Bamberg ftrcng den katbolircbes Charakter wabrte* Oa- 
gpfron ift zu berüf Uriehtigcn, daß Mergentheim heute noch in dem ganzen an- 
ftolicndcn ( »elifenfurter Gäu „Mergenthal" heißt. Fin Bamberg benachbartes Dorf 
Merkendorf wird in den Aufzeichnungen des Jefuitcnkollegs „Mariendorff" genannt. 
Das Wftrzburgifcbe Dorf Harienbronn hieß ehemals amtlich nud jetzt nocb im Volka- 
mnnd „Hergerbrann". Mebrere ava Markt-Scbeinfeld gebfirtige Kandidaten nennen 
fich in der Matrikel Mariae-Seheinfcldcn.se.s; daa ehemalige Eloßer bei IJnßfiirt, wclcbea 
nach der Karte des Herzogthums Oftfranken von Spruner im .lahr 820 Marcburg- 
hufcn hieß, heißt jetzt Marienburghaufen. Das alles wird die l^mpreftilfnn?: von 
Mergenthal in Marientbai, Mariaevallis, erklären. Dicfe Konjektur wird aber zur 



^ Der Inhalt dar Matrikclo ift «iagebend befprooh«» in mdner ob«n citiTteD Schrift 
pag. 414 ff. 



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Weber 



vollen Gewißheit dnrdi nibere Bczrichnting v<m MHriacv<')llciin8 Franco bei Nr. 46 
nnd ad Till» er am Fraxico bei 70 und 72 und dun-li die Notiz vom Jahr 
1727, daß ein Kandidat der Akademie in da» Seminarium oidinis Teutouici Mariae- 
vallcnfe ciagetrcten fei. Audi die verhültuisinäliig gioiie Zabi der Mariaerallenfes, 
26, mit den S3 MergentheimenfeB im Gunzen 49, fldmmt sn der BeT^lkerungsziffer 
der Stadt Oafl die Einen den Namen überfeteen. Andere nur die lateinifelie Endnog 
anliitngeiD ')> '^a^ hiefigen Matrikeln zahllofe Analo^Mcn. 

Die dem Xamen gewöhnlich cigonhiiiuii;^: t»(>iti;or('t7.fe Bezeitdimin^ dives, 
modiocris etc. Iic/icht fich auf die /ahliin^sfiihi^^kcit, bezüglich wclclicr die .Statuten 
von 1646 beltimnien: Kobilis, cum inlcribitnr^ dat 1 iL Dives 10 Pfd. Mediocrcs 
ö Pfd. Panpen» gratiii inferibvotoi. Haeo pecani& didbibnatnr in Unirerlitatis 
panpernm et pioB ussb. 

Die meiften Kandidaten lieferten Oiniind, ncnilieb 52, Mcrgcntheim, wie 
bemerkt, 49, Ellwangen 40. Diefc Zahlen, die faft ausfcbließlicb auf die Zeit vor 
1773 kommen, alfn auf die Zeit, da Jefuiten an der Akademie lehrten, fprechen um 
fo ehrenvoller für den wiflenfchaftlichcn Uuf der biellgeii liocbfehule, als die Mergent- 
beimer Würzburg, die EUwaoger and Gmäuder Dillingeu und Ingoliltadt viel näher 
hatten , wo Lehricrifte defldben Oidena wirkten, liefern alfo mit den nng^eb videa 
Weftpbalen, Eicbsfeldern, Egerländern nnd Klfäßern (Hagenan), die in fiambem; ihre 
Studien gemacht, den UcwcIb, daB der Baf der Bamberger Schule lieb weit Aber 
die Grenzen hinaus erAreicte. 

AbkürMi^M: D> divei, HeiL mediocrw P. pavper. 

1C49. 1. Benignus Hofer, Elvae. Log. Med. 6. Deo. 2. F. Angelus Hebenftreit, 

ord. Cifterc. ProftifTii» in ychönthal. SS. Thcol. Stml. 1«61. 3. .T(.,iiiin s Kiiftacliius Poth 
Mariacvall. Log. 14. Xbri.s. I). 1658. 4, .Joanne» Oorp'us Bufcli, Mariacvall. Log. Med. 
1608« 5. Laurentius Ulrich, Mariacvall. l.of^. V. 1664. 6. Andrea» Simon Klvac. , Med. 
hogt 7. M. Joannes Sebaftianus Schwartz, Mariacvall. SS. Theol. Stud. Med. 1({G>>. 8. 
Joannes Cafparus Stumpf'f, jM;uiacvall. Log. Rninb. F. lOG". 0. Joannes Bitck, Mariac- 
vall. r. 10. Gcurgius Baur, Maiiaevail. iMg. P. 11. Joannes Ocorgius Moyrcr, Maiiao- 
▼alt. Log. P. 12. Joonnoa Bnrckhardus KOnIg, Camnnd. tuey. Log. Med. 13. Leonardas 
Ccrvns, AmiiVli.nis. Lo}^. P. IM'h It r.ifiiai iis Zorn Ibersheim., l'oct.n. P. IfiTO. 
Juauaes KuTtachius Ueiohart, Log. Mai-iacvall. P. 1673. IG. Joes Martinas Krank, 
Biering. Phys. Med. 1684. 17. Joes Michael Ramniingcr, Log. Sner. Dcggingcn. Med. 
18. Scbaftianus Henriens ITandcl, Nicrofuliu. Bbetor. Med. 1685. Ii). Joannes Georgias 
Knanpp, D^ggingcn. Khetor. Med. 20. Joannes Petrus Handel, Nicrofulin. I'oeta, Med. 
1688. 21, Joannes riiriftopliornH Bnckli, Gaiunndianua Snev. 'Ilieolog. Atb titnio Med. 
t6M. 98. Joannes Hartmann, Gamund. Suev. Log. Med. 4. Julii. 28. Fricdoricus Bletzger, 
Gainnnd. Sucv. L-.;:. Mnl. 19, Julii. 16»8. 24. Ouilieluius Krafft, Flvar Suev. Med. Phys. 
1604. 25. Jacubus Jgnarius Stür, LIvac Lug. 1), 1698. 2G. Philippus Wingert, Gamund. 
8ttev. Log. Med. 1699. 27. Joannes Mfller, Ehingan. Suev. Phys.P. 98. Jaeobus Wacbt- 
bauer, Aiiitzcll. Al-t.iiis. Loi,'. V. 29. M.iltlii.i* Kucliinj^, Fhinganns. Phy.«. P. 1701. 
30. Joannes Joaephus Pfeffer, Mcrgentbcim. Log. Med. HOS. 31. Joannes Cbriftupborus 
Stahl, Oamnnd. Suev. Pbys. Med. 32. Joannes Bapt. Scbleeht, Oaainnd. Snev. Pbys. Med. 
1705. 83. Gcorgius Adamus Mclkcl, Mariacvall. Log. Med. 84. Joannes Ant Wandel, Gamund. 
Suev. Log. Med. 3:"). Joannes Mich. Fi leb er, Gamund. Sucv. Log. Med. 36. Joannes 
Horn, Buckau. Sevus. {'.) Pocta. P, 170«. 37. Joannes Jaeobus Pfiftcr, Oaniund, Swt. 
Physu Med. 3a Philipus Jofepbns Mayer, Neobns. Suev. Phys. Med. 1TO7. 80. Joannes 

') Wie a. B. die beiden Margetb Nr. 79 und 1dl. Nachdem alle dicfe Konjekturen 
niedei^fcfarieben 'waren, finde ich eine neue Beftittigung In HOno, Lex. topogr. des firSnIc. Kreifes» 
Frankfurt und Leipzig 1747, wo pag. 211 Mergenthcini idcntifch mit Mergenth.il, Morgethe, 
Marienthal, Maricnhcim, gefetzt iTt. Vi^^I. .uirli Bundichub geogr. Lex. von Franken, Ulm 1801, 
III. Ö64. (S. OA.Befchr. Mergentüuiui S. 3bi. Ecd.) 



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Wflrttambergw mtf der Bamberger Uvlrerfitlt. 



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Petrus Zeller, Snpv. Gamuiid. Log. Med. 40. Joannes Andreas Kolbenfchlag, Mariae- 
vall. Log. Med. 4L Georgiiis Petrus BreuUel, Mariaevall. Log. Med. 1708. 42. Joannes 
Godefridua Stellwag» H«rsenth«iiB. Lof. ll«d. 48. Antonius Debler, Gamnnd. Khetor. 
Med. 44. Joannes Fcrdinandiis G-inb, O.unnnfl. Siirv. Mnl. Rfi. 45. Joannes Sebaftianus 
Kolb, 6»oiuud. Suev. Bhetor. Med. 40. Augultious Maximiiianiis Lindtner, MariaevaU. 
Fraoeo. Lof. D. 47. Jofepfaas Antonias Geifer. Bivae. Snev. HetaphyficeB anditor. 

Med. 1710. 48. Joannes Mcndlc, Gamund. Siav. I.ng. Med. 49. Antuiiius Molitor, Suev. 
EWac. Med. Log. SO. Joanne« Georgiaa Mehor, Gamnnd. äaev. Log. Med. öl. Jofepbaa 
Wezel, SueTua Gamnnd. Log. Med. 1711. 52. Joannes Geoigfna H adalon, Elvae. Snev.TheoL 
Med. 63. Joannes Jofcphua Stickl. Elvac. Suev. Theol. P. 54. CJiriftopliorus Pfeiffer, 
Elv.is. Suev. Vhy*. Studiofus. .Med. 1712. 55. Jofcphus Molitor, Elvac. öucv. Theol. Med. 
56. Leunarüua Wo ober, Suevus Gauiund. Med. Log. 57. Damianua Michael Seelmann, Mer- 
geathrin. Log. P. 58. Jofephna CSiriftophorns Sartori ua, Mergentheiin. Log. P. 59. Joanoea 
Jacobus Sporer, Gamnnd. Suev. Theol. Mr-fl. 1713. 6*>. Franciscus Antonius Mayhöfcr, Suev. 
üamund. iater Med. Poeta. 1714. 61. Joannes Conradus Stadler, Mergentheim. Tbeol. Med. 
68. Joatmea Tobiaa Sehedel, Oamand. Suot. 63. Beatna Joannea BaptJfta Scfa weitaer, Rotten- 
burg. Suev. Med. I.oi;. ITIö. f'4. Gcnr^ni.s A<l;iiniis Pollak, Logicua Mergt nfheini. Mtfl. 65, Jo- 
annen i^anciacns Petrna Haupt, Spcciosa%'all. Med. 66.Joa3Dea ChrUtophorua Jofephus Roth, 
HariaevalL Poebk Med. 1716. 47. Qnintna Bartholomaeva Letehenftengel, SS. Theol. Stitd. 
Elvac. Suev. P. 68. Jofcphus Melchior Rinderer, Elrae. Suev. Log. Med. 1717. 69. Antonina 
Abt'le, Elvac. Snev. Med. 70. Georgius Bartbolomacns Wörncr, MariaevaU. ad Tuberam 
Franco. Med. lilH. 71. Joannes Mieh.acl Stollwaag, MariaevaU. Log. 1710. 72. Joannea 
Jaeobita Kngler, MariaevaU. Franco ad Tnberam. 88. Theolog. Stud. Med. fortunae. 78. Joannea 
Cafparns Huber, Rottwil. Suev. Med. 74. Joannes Kicolaus II über ich, IgcrCcheio). Kliotor, 
P. 1780* 76. Georgias Jofephus Cfaririianua Jäger, MariaevaU. Log. Med. 1721. 76. Georgius 
SebaManna Stranbenmiller, Elvae. Saov. Phya- Med. 77. Joannea Pbilippna Sollar, Niero- 
fnlm. Phys. Med. 78. Pliiiippiis Petrus Fifchcr, Gamund. Suev. MdL I.o;?. 70, Joanne» Jo- 
fephna Marquetb, MariaevaU. Log. Med. 1^. 80. Andreas Miblmaior, Gamund. Suev. 
PÜlofoph. Mag. Med. SS. Theol. Andit. 81. Joannes Antonina Doli, Oanrand. Saev. SS. Theol. 
Aadit. 82. Joannes Fridericus König, Elvac. Suev. U)g. P. 1724. 83. Franciaeva BaKhalhrua II l r 1 1 i- 
kofer, Sncvo GaiiiiirKl. Med. 1725. 84. Francisens Jofepbus Banmhauer, .<?t!evo-Ganiuntl. Lug^ 
Med. b5. Joauues Gt-urgius Wagner, Sucvo-Gamund. Log. Med. 86. Joannes Jacobus üii feit- 
ntllor, Suev. Gamund. Log. Med. 87. Joaaaea Muntarbi, Suev. Oamand. P. 88. Geor^^na 
Doroinicns Jitpcr, Merfrcntheiin. l.o<r. Med. 89. Joannes Jacohijs Gcnilc, Suevo - Gamund. 
Log. 3Ied. 90. Joannes Fcrdinandiis Weikbmann, Suev. Gamund. Log. Med. 1726* 9L Fran- 
«beoa Aegidiaa Bmer, Gamnnd. Snev. Metaphys. Stad. Med. 92. Joanoea Wagner, Saev. 
Cainunil. Log. Stud. Med. 93. Laurentius Gacndie, Gamund. Siu v, Log. Stud. Med. 1727. 
94. Joannes Hem-icus M olitor, Klvac Pbys. Med. 94. Joannea Cbrirtophonis Winekler, Elvac. 
Phys. P 1799. 96. Jofephna Antonina Kayfer, Gamnnd. Snev. SS. Thoolog. primt Anal Andh. 
Med. 97. Jofepbus Ignatius Klockhcr, Elvac. Suev. SS. Theol. primi anni Aud. Med. 98. Jo- 
annea Balthafar Zimmcrle, Llvar. Suev. SS. Theol. )uinii anni Aud. Mi'(L 99. .\iitoiiius .Schlecht, 
Gamund. Suev. SS. Thuoi. primi auui Aud. Med. lOU. VVoiigauguä •Subal'uanus Jeger de 
Jegeraberg, Lof. Gamnnd. Snev. PraeuoMlia. 101. Donlnicua Balimhaner, Log. Suev. Ga- 
mtind. Med. 1730. H>2. Joannes St ein heiler, J. U. Studios. Gamund. Snev 103. Jacobus 
Mihlmayr, Gamund. Suev. J. U. Stud. Med. 104. Joannes Evangelifta UOrnner, Gamund. 
Suev. Log. Med. 10&. Joannen Georgiua Chriftianna Falekner, Mergentheim. Med. Bhet. 
106. Arnoldus Jofeiihus Wilhelmus Falekner, Merf^entlu im. MeiL 1731. 107. Fridericus 
Jofcphua Kolb, Gamund. Suev. TheoL Med. Petrus Bummas, Gamund. Snev. Theol. 
17S8. 109» Joannea Debler, Snev. Gamnnd. Log. Med. 110. Joannes SebaAlanna Eicbinger, 
Mergentheim. Log. Med. 1738. III. Franciscus Xaveriua Jofephus Straubeuniiiler, Elvac. 
MetnphTs. Med. 112. Rochus Vetter, Gnmnnd. Suev. P. I.o<r. Iir5. runraiius Jofeiilm.? Antonius 
Springer, Mergeathdm. Log. 1734. 114. Jofephus Udalricus Bcucdicius Stadler, Mergent 
8S. Tbedl. Aud. P. 115. L, Joanne» Petraa Mlaotto, Log. Mergentheiou P. 116. Joannea 
Fr-mcisctis Mezel, MariaevaU. Log. P. 1785. 117. Philippus Adamus Antonius Veit, Mergent- 
heim. Log. P. 1737. 118. Balthai'arus Xaveriua Cordan, Elvac. Suev. Theol. P. 119. Joannes 
Salver, Elvac. Snev. Tbeol. Med. 1788. 190. Franc. Ant. Hersog, TheoL primi anni, Wfl. 
Suev. Med. 12L Joannes Jacobus Hirfchm ii 1 1 e r , Suevogamund. Theol. S V. 1739. 122. An- 
tonius Soller, Nicros-ulm. Med. Pueta. 1740. 123. Franciscua Jofcphus Geiflcr, Elvac Suev. 
TheoL P. 1741. 124. Franciaona Leonardua Sutor, Elvae. Sner. TImoL P. 17dl. 1S6. Joannea 



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Weber 



Tliomas Heim, Mariaevall. P. 126. LitdovJene Vtttis DictoticuH Pfau, Mariaevall. Log. P. 
1743. 127. l-'ranciscu8 Antonius Stumpfle Elvac. Sucv. Tli'ol. .Suni P. 128. .loanru'» Ohri- 
ftopLorus Kieub üf fer, Lciuzcll. iSuvv. Log. 129. Antonius Gcorgius Streblc, Nicrofulm. 
Ued. Log.? 1744. 190. Fntnciseiu Coroln» OaSeaTeit, Metsphye. Hergenüieim. Paap. 1746. 
13]. Franciscus Xavcrius VVa^'ni i-, 8ul\ r.i^rinmnd. .SS. Theo!. Stud. Med. IHo. \"2. Joannes 
Adaniua Dies, Muriaevali. Lugicus. Med. 174^. 133. Antonius Alojrfiu« ätonislaus Zenshofer, 
Elvae. Suevns. Med. 134. Joannee llicbael Mettmann, Ketiler. Soer. Med. 185. Ftandeent 
Jofephus Villinger, Uotwil. Suev. 3 tiac condit. 104tf. 13tj. Joannes Ant. Patr. Steinbacher, 
Klvac. Saev. Ued. S. 137. Joannes Jakobua Uuchleicbter, Mocheaberg. äeer. Med. 8. 
1750. 138k Joannes Antoaltu Wann er, Med. S. Theologiao Aud. Elvac Suev. 189. Joaanei 
CaliKiruaEnnDe r t, Mariaevall. Log. Med. 140. Jacobua Petrus Wilibaldua Kirchmayer, Mergent- 
heiin. Log. Med. III. .Joanne? Di hier. Log. Suevog.inmnd. P. 1761. 14.3, Joannes Ign. 
Melchior Brccheumacker, pro 2 do anno Thcol. Elvac. Suev. Med. 143. Joannes Leonardas 
WeidiDann, Snerogamiind. Poeta. Med. 1751. 144. Georglua Jaeobne Brich, Meffentbeim. 
LofT. ? 145. Fcrdinandus Mariette, Kupfercell. Poeta. li.ifJ. 11*5. .loannes Andreas Nezel, 
Uamund. Suev. Jur. auditor. i;&4* 147. Joannes Jacubus Montarbii, Suevo'GeinUad. Lug. 
148w Cafparufl WeitmaDB, SneyO'Gemfind. Log. 176S. 149. Jofephae KOhler, Nierofnlm. Poeta 
1759. 150. Jolcphus Bcuedictus Borrraann, Mergcnthcim. in annum 3 tium Audit. Tneol. 151. 
Franciscus Ludovicu9 Margetb, Mergeotbeim. in ann. 3tiani Aud. Tbeol. 152. Petrus Antonias 
Hecker, Mergentheim. Tbeol. I. annt. 153. Joannes Oswaldus König, Mcrgeatheim. Thcol, 
1. anni, 154. Francisoui B an lu an u, Elbang. Poeta. 1760. 155. Kufcbius Slatthaeus Handel, 
M.nriaevall. ITö.l. l-'-G. Tliaddaeus Yccfer, Elvac. .'^iiev. .Saccrdos, Juris Cand. 157. Jatnbu.? 
Ignatius liicliardun iStchIc, Elvac. Sucv. Juris Caud. 158. Ignatius Antonius Frucb, Elvac. 
Bnev. Jur. Cand. 159. Francieeos Ignatiiie Kilber, Seboentbal. hug. 176§. 160. Frandeens 
1-3 ve nag, Mcrgcntheiin. Jur. Cand. IGl. Joannes Vitalis Cludius, Marienthal. Jur. Cand. 
1771. 162. Aloyfius Em er, Elvac. Soev. Tbeol. 1772. 162. Balthalar Emmert, Elvac. TheoL 
1778. 164. Joanne« Bapt Do b 1er, WalTeraliing. Snevne. Jnris pnbl. et ean. nat et fevd. Audlt. 
lij.5. Jol'ephua Spref Her, Uothenbae. Sucv. ini'titutionum Cand. P. 1779. 1C6. Gcorgius Braem, 
Ellwang. JnAit,, jnr. naL et cau. Cand. 17H2. Iü7. Franciscus Michael Diets, Mergentheim. 
Andit Inetitnt. 1785. 168. Ignatius Strecker, K.ipfenburg. Suev, in Imum annum InAlt, 
Jus. nat. et Jus. ean frequcntans. 169. Joanne? Xep. .Schrorf, GOttingenns Hegojus, Inftit, 
Pandect. et Jur. can. Stud. 1788. 170. Fridericus Hechdolff, Elvac. Suev. Theol. Andit. ITSft. 
171. Franciscus Bodeufobatz, Koiuburg. Poeta. 172. Franciscua Xaverius Merrerlchmitt, 
Elvae. Suev. Jur. Cand. 1798. 178. Jofepbn« Sei bold, ReiebeDbaeenfifl ,aua den (SeMlttdifeben 
Oebictr", Jur. Cand. 174. Antonius Angr lo, C.miliurg. Log. 1798. 175. Xavcrius Wöhr, Elvac. 
Suüvuä. Jur. Cand. 179&. 176. Baltbafar Stciuhard, Coniburg. Pbys. Cand. 178«. 177. Jo- 
fephui Aloyfina Diemer, EUvae, Jar. Cand. 178. Jofepbn* Antonia* Eggerth, DondorC 
(Donadorf?) Soer. Jur. <^ih1. 1801. 179. Jofephoe Weigand, Harekelahaim. 



1'iii!>^'e HikI nicht mit Sicherheit al^ Wjirttemttergcr za Iteftimmen, da gieteUankeiide 



Orte i'ich auch in Bayern, beztehangsweife Baden finden. Ho: 
1984 Leonhardos Pendl HIrfebav., poeta. — 1685 Joanne* Philippus Lipp Rottonbnrg, ftud. 

mor. Med. -- 1714 Frauci.'^cus .Vntnnius Sperl Erfing. Log. Med. — 1714 Franciscus Maximi- 
iianus Sperl Erfinp. Mcil. - 1721 Vinccntius Nicolau.^ Erone Hriir. Theo). Moil. — 1743 
Joannes Franciscus Xaverius Ucz Waldftoottcnfis. J. U. stud. Med. — l(ö2 Fridericua 
Reinbard Wolifigenß* (WOfllngen) Poeta. 

So vielleicht noch mehrere. ') 

Mit dem allgemeinen Ausdruck Sucvus und dgl. lind bozoichuet und deshalb ebenfalls 
nleht beftimnbar: 

17U7 Jofephus KiMninicu-* rTummel fucv. Log. Med. 

1710 Joannes Marti aus Truckenmiiler foev. Log. Med. — 1740 Antonis Schedel faev. Ilum.? 
— 1801 Aloy* Kieoingcr, HedisiBer ans Sebvaben. 10. Dei. 



■) Aiitrniiiis Dthler Gamund. Nr. 43 ftammt naeh Vergleidniog mit feineii HaaeB*. 
vettern l'ub. üx. m und 141 aua Sebwlib. OmOnd. 



Abele, A. C9. 
Angele, A. 174. 



Alphabediches Regiiter. 

Haumann, F. Ib-i. 
baumiiaucr, D. 101. 



I !?ruimlKnitT, F. J. 84. 
1 Baur, G. lU. 




• 



WflrttanberfW «vf der B»iiibergw Valverfitll. 79 



Bechdolff, F. 170. 


Horn, J. 36. 


Pfiftcr, J. J. 37. 


Bletzger, F. 28. 


Hoernner, J. E. 104. 


PoUak, G. A. 64. 


BodcnfchaU, F. 171. 


Bubcr, J. C. 73. 


Poth, J. E. 3. 


Bomm», G. 108. 


Haberich, J. N. 74. 




Borrinann, J. B. 150. 


Karomingur, J. M, 17. 


Braciu, G. 166. 


Jaetrer, G. D. 88. 


Ueicbart, .1. E. 15. 


Brechenmactier. .T. Jg. M. 142. 


G. J. Chr. 75. 


Kicch, J. 9. 


Brendtsl, G. t. 41. 


Jeger de Jegersberg, W. ä. 100. 


Ilinderer, J. M. 68. 


Brieh, G. J. lAt 




Roth. J. Cb. J. 66. 


Backh, J. Hir. 21. 


Kayfer, J. A 9C. 




BvTcb, J. a. 4. 


Kienttülfer, J. Gh. 128. 


Salvcr, J. 118. 
Sartoriut, J. Ch. 58. 




Kilber, F. J. 159. 


Cervus, L, 13. 


Kirchmayer, .1. 0. W. 140. 


Schede!, J. T. 62, 


Gludius, J. V. 161. 


Kloclclier, .1. J. 97. 


Schlecht, A. 99. 


Ctirdaii, B. X. 118. 


Knaiipp, ,1. G. 19. 


J. B. 32. 




Koching, M. 29. 


Schroff, J, N. 169. 


Ihibler, A. 13. 


Kolb, F. .1. 107. 


Schuaitz, .1, S. 7. 


, J. ioy. 


n J. ä. 45. 


Schweitzer, B. J. B. 63. 


- J. ui. 


KolbeoTelilag, J. A. 4a 


Seelmann, D. M. 87. 


Diemer, J. A. 177. 


Köhler, J. 149. 


Scibold, J. 178. 


Dies (DitiU), F. M. 167. 


Künig, J. B. 13. 


Simon, A. 6. 


, J. A. 183. 


„ J. F. 82. 


Soller, A, 123. 


Döbicr, J. B. 164. 


, J. 0. 158. 


„ J. Ph. 77. 


Doli, J. A. 81. 


Kraflt, G. 24. 


Sporer, J, J. 59. 




Kngler, J. J. 72. 


Spreßler, J. 16,"). 


EggerUi, J. A. 178. 




Springer, C. J. A. 118^ 


KiehhifTcr. J. S. 110, 


Lavenag. F. 160 


Stadler, J. 0. Gl. 


Eiufi, A. 162. 


LcichcDlUcDgel, V. U, 67. 


• J. ü. B. 114. 


, F. A. 91. 


Lindtner, A. M. 46. 


Statil, J. Cb. 81. 


Enmert, B. ig3. 




Stehle, .T. .T. R. 157. 


, J. C. 139. 


Madalon, J. G. 52. 


Stcinbacber, J. A. P. 136. 
Stehibard, B. 176. 




Mariette, F. 145. 


Fmlckner, A. J. W. IOC 


Marqiieth (Margctli), F. L. 181. 


Steinhcilor, J. 109. 


. J. a. Cb. 105. 


J. J. 73. 


Stcllwag, J. Cr. 42. 


Flfoher, J. M. 85. 


Mayer, Ph, J. 38, 


J. M. 71. 


Ph. P. 78. 


Mayliöfer, F. A. 60. 


Stiekl, J. J. 53. 


Frank, .T. M. 16. 


Mflkot, n. ..\. .<)a. 


SU'Jr, .1. J. 25. 


Fnieb, J. A. 158. 


Mendie, J. 48. 


Straubenmüler, F. X. J, III. 




Hefferfehniltl, F. X. 178. 


n G. 8. 76. 


(Jrinb, J. F. 44. 


Mottiuaun, J. M. 134. 


Stroblc, A. G. 129, 


Gaffenveit, F. C. 130. 


Meyrer, J. G. 11. 


Strecker, J. 168. 


Getger, J. A. 47. 


Mei«!, J. P. L. 11«. 


Stiinipfr, J. K. 8. 


Oeislcr, F. J. 123. 


MibluaTer f m.^ir), A. 80. 


Stiiinpfle, F. A. 127, 


Oendlc (Gaendle), J. J. 89. 


J. 103. 


Sutor, F. L, 124. 




Miller, J. 27. 






Minctto, L. J. P. 118. 


Ulrieb, L. 6i 


ÜJiodcl, E. M. 155. 


Molitor A. 49. 




J. P. 20. 


B J* Öd» 


Yoefer. Tb. 156. 


n 8. H. 18. 


, J. A. 84. 


Veit, Ph. A. A. 117. 


Ilartmann, .T. 22. 


M<>l>r, H. 1. 


Vetter R 112 


Haupt, J. F. P. 65. 


Muntarbi (Montarbii), J. 87. 


ViliinEer. F. J. 185. 


fiebenftrelt, iL 


, J. J. 147. 


Henkor, P. A. 152. 




Wachtbauer, J. 28. 


Heim, J. Th. 125. 


Nelier, J. G. 50. 


Wagner, F. X. 131. 


H«rrintofer, F. B. 83. 


Nezol, J. A. 146. 


r J. 92. 


Herzog, F. A. 120. 




J. G. 85. 


Hirrehnuller, J. J. 86. 


Pfaa, C. Y. D. 126. 


Wandel, J. A. 34. 


« J. J. 121. 
Bodaetehter, J. J. 137. 


Pfcflfer, J. J. 30. 


Waoner, J. A. 138. 
WdekhnaQO, J. P. 90. 


Pfeiffer, Ch. 94. 



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80 



fioff«rt, Zur 0«(Uiieht« itr Kimft in Frankob 



Wcigan<i, .1. 179. 

Weidmann (WeittiuaDu), C. 1^ 

„ j. u m, 

Wezel, J. 51. 
Wingert, Pb. 2C. 



Ami-ichstiaafcn Ii. 
Amtsell 28. 

Bieringen 16i> 
BocbM 86. 

Deggingcn 17. 19. 
ItoDsdorf 17& 

Eldngen 97. 99. 

EJIwangen 1. 6. 24. 25. 47. 49. 
52. 63. 64. 56. 67. 68. 69. 
76. 88. 94 95. 97. 98. III. 

118, im. 12.S. 1-24. 127. 133. 
KSr,. 138. 142. 154. 16ß. 157. 
löb. 162. 163. 166. 170. 172. 

im m. 

QmUnd 12. 2L 22. 23. 26. 31. 
83. 81 8». 87. 89. 43. 44. 
4&. 4a BOl 5t. 56. 59. 80. 



WinckhT, .1. Ch. 9öw 
Woclier, L. 5t>. 

Wöhr, X. 176. 
WOn«r, G. Bb 7a 



iofHIw Moh d«fl HilmlBtrtM. 

«2 7R. 80. 81. 83. 84. Ki. 
66. 87. 88. 90. 91. 92. 9^ 
96. 99. loa 109. 108. 104. 
107. 108. 109. 112. 121. 131. 
141. 143. 146. 147. 148. 
GOttingen 169. 

HohoDberg 187. 

Iganbflltn 14 74 

Kapfenborg 168. 
KombuEg 17L 174. 176. 
Kiipr«nw11 145. 

Lelnsell 128. 

MnrkclsliL'ini 17!). 

Uergonthcim (Mariaevallis) 3. 
4 5. 7. 6. 9. la II. 15. 80^ 
88. 40. 41. 42. 46. 57. 68. 



Zeller, J. P. 39. 
Zenahofer, A. A. St. 133. 
Z1iDin«rle, J. B. 98. 
Zon, C 14 



61. 64. 66. 70. 71. 72. 75. 
79. 88. 106. 106. 110. lia. 
It4 115. 116. 117. 195. m. 

130. 132—13!). HO. U4. IM. 
151. l.'>2. m 166. m 161. 
167. 

Neokarfidm 18. 30. 77. 128. 188. 

149. 
Nmhaitsea 88. 
N«ul«r 184 

Rdebenbfteh 178. 

Rothenbach 165. 
Bottenbarg 63. 
Bottweil 73. 135. 

8«b5nUMl 8. 66. 158. 

WalRandfingoB 164. 
Wen IMi 



Znr Gerehlflitp <Ier Kuult in Franken. 

1. Im Jahr 1497 beAdUto Graf Kraft von Hohenlohe Matbea ZiiomermanD von Herrea- 
thlerbaeh zu reinen Werkineilt«r.- Sein Gehalt betrug jährlich: 4 Malter Korn, Tueb n einem 
2Wt.itacht n Winterro^k und eine Kai>pi' in der SonncnfaitjL-, vun Kathcdra Tctri 22. rebraarbis 
St. Galli U",. Okt. tiifil. 2\ Pf., von St. (lalli bis wiedrr Kathcdra Petri 10 Pf. Von den Werken 
Halbes Ziniiueriuanus ift bis jetzt nichts bekaoot. Aber, daß er bei (iraf Kraft viel galt, und 
daß Kraft daniif bedacht war, mit Hilfe von ZinoenDaiiii das Bangewerice in der Graffdtaft 
zn heben und eine feftere Verbindung drirtihon zu fcluifTen, fchcint eine weitere Nntiz zu bc- 
weifca. Im J»br 1499 ftiftete Graf Kraft eine ßruderfchaft der Zioimerleute in der gansen Graf- 
febaft, welelie auf 8t. Hargaratentag ibren Jahrestag in d«t PfarrUrebe su Herreatliierbaelt 
ftiern folltc. (Dicfc Notizen, welche ich fchon vor mehreren Jaln-L-n gLratinnL'lt, leider olino Quellen- 
beleg, habe leb wabrfobeinlich aus dem Befcbeidbncb Herrn Krailta in dem gem. llausarcbiv 
sa Oehringcn). Die GrOnditng der Bradorfehaft hatte fleher nicht nor kirebliehe Bedeatong; 
AI» Haupt der ßruderfchaft dürfen wir ohm; Z\voifcl Mathcs Zimmermann anl'elicn. Denn nur 
fo erklärt fich die W.ihl von Herrenthierbacli, eine« kleinen ITarrdOrfleins oline X'erkeiir. Aller- 
dings lag Uerrentbierbacb ziemlich im Mittelpunkt der alten Grafi'chafl zwiioiien üehringen, 
IngetiIncMif Wdkenheim, Kirehberg (damals TerpOsdet), Laagwbugt Waldeabnrg, alter die 
Pfarrkirche vat zlcnilii^h jung'on Datums, die von BilMnpr^hach oder Ettenh.nifen waren jeden- 
falls älter und bedeutender und hatten die Grafen cbcnfo zu Patronen, wie Herrentbierbach, 
wShreiMl die Kirehfttie der beaaebburten Orte in andern Hindtn waren. Aber HenenthitrbMli 
war die Heimrt des grlflichen Werkmeifters. O. Boffert 



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81 



Die Mfprlhigliche Verfaflung des SehwSbifolieii Bundes. 



Von Dr. F. Wagner, Oberletew am K. FrIedr.-Wini.-O^Dafiatt in BttrUn. 



Nachdem vielfach Icbon Uber die Grllndung des Schwäbifohen Bundes^) gehaDdelt worden 
Ift, dflrfite die HoffliaDg, dief» Frag« eadglltig Wien sn kteoea, ohne AufBodang neuen lla(«riali 

(vielleiclit über den Reichstag von 14S7) ^infztifjeljen fein. Ahcr :im Ende ift ps, da jrdcnfaüa 
der AbfchluiS des Bundes nur als letztes Glied einer langen Eatwicklungsrcibe zu betrachten ift, 
wenn sneli niebt gleicbgiltig , To doch ideht «Webliefilieh wiebtig, ob der Oraf Haag von Wor- 
denborg, Bcrthold von Mainz oder der rfimifche König Maximilian den Anftoß dazu gegeben 
habe. Ea ift mindeftcns ebenlb nothwendi^, an der Hand des urkund liehen Materials die inneren 
Verhältni/fe des Bundes klar zu icgcu, um Ober die Bedeutung dcsfelben ffir die Entwick- 
lung der HeichsverfniTung ein Urthcil zu gewinnen. In der nachfolgenden Studie wird nicht nur 
d33 bei Datt und KlQpfel vorliegende j^fdrncktc Material VL-rworthct, fondem et worden anok 
noch die umfangreichen Sammlungen des Bamberger Archivs herangezogen 'J. 



Die Grundlage, auf dor Graf Haag von Werdenborg mit vieler Noth und Mflhc den 
Bund zu Stando brachte, war weder neu noch ungewöhnlich. Es gibt unter den 34 Artikeln 
des erften Bnndesbriefes wohl fchwerlich einen, der Hch nicht in diefer oder jener der früheren 
lUttet^ oder Städtecinungen meift wOrtlich nachweifen ließe. Aber wenn auch die einzelnen Be- 
llimmungen durchaus dem üerkommen entfpraehen und fich in den SondoiblltniiiilTon allmriblich 
normativ ausgebildet hatten, fo verrätb doch die Zulammenfaffang einen l'chöpferi leben Geift. 
ZaDicbft war es nen und boehwiehtig, daB Adel und Bürger, die Heb fooft fchrolf geong gegea- 
Uberftanden, für längere Zeit fich nicht zur Durchführung einer Fehde gegpn einen genicinfamen 
Bund, fondem som Schutz des Landfriedens verbanden. Sodann machten die Ritter denjenigen 
BefebaftldteB, mit denen fle in Einang traten, das Zngeftindids der Gleiehberechtignng in Bczng 
auf Organifation, Aufnahme neuer Mitglieder, Austragalgericbtc und Beaterecht. Feiner wurde 
d.is Recht der Selbfthilfe, das fogar im Frankfurter Landfrieden (wenn auch befchränkt) noch 
anerkannt worden war, hier durchaus aufgehoben. Und wenn fonft bei derartigen Einungen nichts 
fiblicher war als eine Anzahl von Auanabmeo in ftatnlrcn, fo fehlen He hier anfangs volll^ndig. 
Bei den früheren einfeitigen StädtebUndnifTen war es nach und nach iibtieh geworden, den mäch- 
tigeren und größeren Bundesgliedern mehr Stimmen einzuräumen als den minder bedeutenden; 
bior rtefaen dagegen allo daander gtoicb. DaH olne fo ftarke Vereinigiiog ki Stande fein mußt»» 
ein ganz anderes Heer aufzubringen als die früheren Ritterbünde oder St.tdtecinnn;rcn, lii'gt auf 
der Hand. Daher bezeichnet diefer Schwäbifcbe Bund, fo wenig er in Bezug auf einzelne Yer- 
faffungsbeftimmungen ans dorn damals Obliohen Rahmen boranstiitt, doch gleich bei fohier Ent- 
ftehung einen wcfentlichon Fortfehritt Man könnte ihn als den Verfuch bezeichnen, der zer- 
rilTonen Landfchaft Schwaben auf föderativem Wege eine den Landfrieden durch «nfebnlicbe 
Machtmittel fichernde Organifation zu fchaffen, wie lle benachbarte Gebiete auf dem Wege terri- 
torialer Znfammonfaming borelts gefunden hatten. Damit ift eine Anlehnung an das Vorbild der 
Schweiz angedeutet, und wenn keine FUrften Aufnahme gefniiden hatten, möchte die Entwicklung 
des föderativen Elements eine den dortigen VerbältniiTen cntfprcchcnde geworden fein. Freilich 
Iconnte man, da gerade die Stidto dnrch den Antrieb der Bitterfebaft gewoBnea werden follton 
und diefc bcfrmclcren Werth auf den Anfrhlufi all« i l". l[w:ihifchen Reiehäft.liide legten^), die 
Färften nicht ganz bei Seite drängen. Aber urrprtluglich war es nur ein Defcarivb&ndnis der 



') Vgl. darüber Vicrteljahrsh. Ii, \i26 flf., — hinzu kommt meine Abhandlung: Die Auf- 
aahme der Frflnkifchen Hobenzollem in den Schwäbifchen Bund, Progr. d. K. Friedr. - Wllh.- 
Gjrmn. tu Bertio 1880. 

*) Ausführlicher habo ieb darllbor Roehoafobaft abgelogt in den Forfcb. anr douticbeo 
Oefcb. Jahrg. 1882 Heft 2. 

*) Datt de pace imperii paUioa p. S80. 

Wailleml>.TiMtteUahnli«fto 1888. ^ 



I. 




82 



Wagner 



Rlttcrgefellfchaft vom Gcorgcnfchilde und einer Anzahl fchwäbifclier Städte zu gegen Teitiger 
HMfeleiftuDg bei Vergewaltigung und AngrifTeo. Und io felbAäuaig traten die beiden vertrag* 
febliefienden Faktoren neben einander, daß die Rlttcrgerellfehaft neben den allgemeinen Ein» 

richtungen, die fic mit den Städten ziigleicli annalnn, noch ihre von früher her befteljemUn be> 
fondeieu anfror ht erhielt. Sie fühlte wohl, dali lle, um nicht zu viel von ihrem EinflulTc zu 
verlieren, uii't recht einig lein mUlTe. Daher behielt Tie auch ihre Eiotbeilung in 4 Kantone mit 
je cjaem Hauptmann nnd einigen Mtben an der Sfitui M*) vnd fo writ Iberwunden war die 
Abneig:unf^ der Stände «r<*fT<'neif»nndcr doch noch nirht, dnß jeder einzelne Rilter fich im Bunde 
mit den Stiidteo i'tehcud gefühlt hätte; nur als Korporation waren Ae mit jenen in eine Eiausg 
getreten, welehe^ von wenigen Beftfutunngen abgefehen, eher einer Fortfetzang und Erweiterung 
ihres alten DündnilTes als einer Neubildung' älinlicli fall. In Folge dcITcn wurden auch alle Prä- 
laten , Grafen und Bitter , die dem Schwäbifcliea Bunde fich anicbloffen, einen diefer Kantone 
zugetheilt, ja felbft die Stidte in darfolben Weifo gegliedert '). FrOfaer hatte die OeorgenftUM- 
gefellfcbaft neben den HaupÜentea der einzelnen Kantone 7 Rätlie und einen gemeinen HanpC- 
mann grehaM; ftatt deren wurden n«n 9 beftiuinit, trufiikiii bii der Vicrüiciltinfr Sferade die 
Wahl vuii Ü lUlhun eiuige ächwiurigkeit verarfachle. Außerdem mußten die Käthe uunuiohr 
fchwörcn, nicht daa einfeitige Intereffa ihres eigenen Standen, fondern das Oemeinwohl beider 
StSlnde zu fördern. Darauf bofchräuktoii fich im wcfentlifhen die Neuerungen. — Diefer feft 
gefugten und feit Jahrzehnten wirltfameo und bewährten ürgauifatioo gegenüber mußten aucti 
die fitftdte daran denken, lufammeninfaalten und ale Korporation aufzutreten. Hau flndet nieiit, 
daß bei ihnen eine Ubnliche Sonderverbindung zu Slande imkoninion wäre, weiiV'ftLtis fcliUii 
außer dem Hauptbriefe, den lie ebenfo wie die Ititter ausrtellteo, anderweitige Urliundeo, durch 
velftli« fie fleh unter einander verpflichtet bitten. Deren bedurfte es auch wohl weniger, da (!e 
in der That von ihren gemefn&nMtt JCSmpfen auf dL-u Reichstagen her nn ein leidlich feftes Zu- 
fammonhftltoD gowOhnt waren. Die zahlreichen IteJoiuleieii .•^t.'idfetaj^e , welclio während der 
Dauer des Bundes abgehalten wordeu ilud, zeugen auch ohucdies vuu dem lebhai'teD Gefühl 
eines gemeinfamen Interefl'ea. 

Es ifl alfo nicht eigentlich ein Rnn<l vieler kleiner Kinzelexiftenzen , die ohne ihn ihr 
Dalcin nicht &u friften vermocht hätten, nicht eine dem Staatsgedanken verwandte Idee, die 
hier vttwirkHcbt worden wÄre; fondern der SchwMbifehe Bund ift anfllnglieh nur die nieht einmal 
fehr enge und feftc Verliin luuf,' zweit i an und fih firli leben.'il.'ihigcr Faktoren, welche durch einen 
augenblicklieben Nothftand vcranlaÜt Heb au einander anleimen, um Fruiit und Flanken gcmeinfam 
ra vertbeidigea. Dabei ift gleich von vom berein eine xeitlldhe BefchrSukang ins Auge gefallt 
wonlcn: nur fo lange die Grundlage, anf der man den Bund ei rid^ti-te, der Frankfurter 10jährige 
Landfrieden, dauerte, fchien man zufammenhaiten zu wollen. Als nun diefer Landfrieden in 
einen ewigen verwandelt wurde, war man weit entfernt, dem entfprechcnd nun auch den Bund 
filr immer abzufchließcn; im Gegentheil, man verkürzte bei der erften Krneuerung die Dauer der 
Verpflichtung auf 3 Jahre. Dies alles itewei.Ht, wie die Buiidesinitglieder rrllut nicht ficher dar- 
über waren, ob Uire Intereflcn lehr lange gemeinlam lein und ob der Hund ihren Bedilrfuiflcn 
«itfprecben wOrde. Alfo war «ueh der Abfehlni} diefer Veririndnng, wie alie Staatsbandlungen 
der damaligen Zeit, mehr eine Befricdigunfr I«(kalei InterelTen und zeitweiliger VerhiHtriifTe als 
ein Aufgeben kleiner Ueficbtspunkte zu tiuuftcn eines größeren üansen, der Landfcbatl oder 
des Vaterlandes; dah«r ift auch das Harkten nnd Feilfehen nm die Rechte und Pfilehten in dem 
neuen Bündnis fehr begreiflich. Ks bedurfte der ganzen Klugheit des Grafen Haug von Werden- 
bergt 0<B Dach längeren Verhandlungen eine Verftändignng darüber herbcizufflbren. Das endlich 
an Stande gebrachte Bundesftatnt trägt den Stempel diefer feiner Kntftcliuug au fich: es 
ein Kom])romiß, dcfl*en Beflimmungcn nicht durchweg klar und deutlirh waren, fo dalt 
fp:iter mehrfache Interpretationen m<thx\ endi',' wurden; auch find die AbmJtchunpen keinesweg:» 
fo voiiftjindig, daß nicht nach und nach noch mannigfache Ergänzungen hätten hinzugefügt 
werden mtlSm. Seinem Hauptinhalte nach aerfftllt diefes Inftrumout in Artikel Aber Enndea« 
behOrden, deren Unterhalt, Abfkinmnng, Verpfliditung snm Amtsgehdmnis; Ober Ansträgnl- 



') Während friiiitr nur :i Kautone erwähnt worden, fciieint 1482 eine Erweiterung der 
Gefclifchaft, welche eine nenr Kinthcilung in 4 Kautone nothwendig macbte, erfolgt an Jbin. 
Pfifter Gefch. Schwabens V, 281. Würdinger II, 12L 

») feberlingen, Lindau, Ravensburg, rhillendorf, Wangen, Isny gehOrten anm KantOn 
Hegan und Bodenfee; Ulm, Biberach, MemmingeD, Kempten, Leutkirch, Kaufbeurcn, Giengen zum 
Kanton an der Donanj NOrdlingcn, Dinkolsbühi, Gmünd, Hall, Aalen, Bopfingen zum Kanton 
an d« u> Ivooher; Reutlingen, Weil und Eßikigen aum Kanton an Neckar. — K. Banaarehiv 
zu Berlin. 



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Die arfprGlQglicho VorfairuDg de» Bchwäbirchen Bandes. 



88 



geri ch tc bei Streitigkeiten der Bundcamitglicder unter einander; Uber gcgonfciti^o Hilfe 
bei Gericbtarerliandlongcn , äti-citigkoiten, Fehden niit Ni{ Iittiiitf;1ict1ciri ; über die Dauer des 
Bandes; Über Aufnahme neuer Mitglieder. Im Fulgendoii Juli nach dicfcn Gefichts- 
pmdcteD Abriß der BundcsvorfalTung vcrfucht werden*). 

Dem Grundcharakter <Us HuinK s gemäß war die Leitung desfelben eine dualiflifchc*). 
Die4 Kantone der ItittergelelUchatt wiihlten einen gemeinen Hauptmann, dem gleichberechtigt 
ein TOD den StBdten gewihtter snr Seite ftand. FOr den Fall, daA fie nneins wareoi entAibied 
das Loos. Sie hatUn eine adtniniftr.itivo und exekutive Gewalt, abir nicht ohne belondere Kr- 
mftcbtigung eine miliUirii'che. Demzufolge beriefen Ae die Bundeaverfamulungcn, nahmen die 
Klagen Ober BefehHdlgung der Baadeaint^leder entgegen und forderten Genugthuung ron den 
Feinden, elio gegen diefclbcn eingclcli ritten wurde; auch dea Cenfus bereiteten Hc vor. Somit 
wohnte ihnen nicht die hßchftc Gewalt im Bunde bei; fie waren nur die Yorfitzendcn der ent* 
feheidenden Behörde, des Bundearathcs. Zu diefem wählte der Adel i) Mitglieder, ebcnfo 
viele die StAdte. Zum Hauptmann oder Mitglrede des Bundesraihes lionntc derjenige, welcher 
fi-'iher vcrfcliworcn liatte als Srln'eilsi iditer .iiif/jitreten , nicht f;e\v;ihlt werden: die einzige Be- 
Jcmaukung dea paiFiveu Wahlrechtes. Die Zahl der Bundesräthe lollte fteta auf der feftgefetzten 
Hobe erhalten werden; wenn durch Tod, Kranklieit oder an« anderen Urfaelien eine Lfleke ent- 
ftand, WUT In« liinnen Mnnatsfrift an^ziifnllen. Da aber ilielV Aetuter blo9 jU'elegentlirli verwaltete 
Nebcnftcllungcn waren, durften die Kitter wie die BUrger an ätcllc eines verhinderten Mitgliedee 
dnen andern Abgefandten mit gleichen Seebten abordnen. Haaptlente nnd Rfltbe batten eidlieb 
zu <::elt)l]en, das Wohl des Ganzen zu beriickfichtigen, und mußten fUr die Bunde«gcfcl)äftc ihrer 
fonfUgea Verpflichtungen rnthobcn werden. Entziehen füllte fich dicien Ehrenämtern keia Ch)- 
wihlter. Die Kompetenz des Bundesratiies war eine theils bcrchlicßende, theils richterliche. Er 
hatte Uber fehleontge Bundeshilfe, Verhandlungen mit anderen Mächten, Vertheilung der Bundes- 
laftOD, Aufnahme niMier Mitfjlioilpr ans dem A<lel oder den Stiidteii Jmit Ausnalinie ilei- ^l'iirften, 
fuW'tuiiiUigcn herren oder mächtigen communen") zu befinden und aus ihm wurdeu die Schieds- 
gerichte zur Beflegang dw binerea Streitigkeiten von den Parteien beftellt; atia Ihm wurden 
anrh die Gefandlcn entunmiricn. Wenn Stimineiii;!eicliluit lierrfchte, cntlVhieden die Ilaiiptleuto 
und, wenn auch dicfu ilch nicht einigen konnten, das Loos. Uebrigena trat fehr häutig iütter- 
Cdiaftarath nnd StSdterath karlenweife gefondert zn Beratiiungen inlaDmen; ja vielleicht war 
es Regel, daß fie getrennt verhandelten und fich über ihre BcfchliltTe nur Mittlieilungen macliten. 
— Wenn die« ichon fehr an die deutfehc Keichsverfalfung anklingt, Ib wird loan ilch den 
dritten Faktor, die Bandetverfammlung (.Manung oder Mannung) durchaus nach dem Halher 
eines Iteichstagos, wie er lieh tlainals eben ausbildete, vorzultellen liaben. Da traten die Ilanpt- 
leute {.xler audi kaiferlielie KomtiiiiTarien) mit I'ropofitionen auf; man befpraeh diefelben inner- 
halb der Kurien Blinke j, verfaßte darauf eine Antwort, aus der dann ein Abfchied hervorgieng. 
Die Einzelheitwn der Verhandlangen nnd Abftimmungen entiieben fleh der Keontds; aueh die 
Berechtigung zur Theiln.-ihme ItiCt (ich de^ Näheren nicht feftflellcn. Nur die eine Bemerkung 
ifl erlaubt, daß die Städte bei diefer allgemeinen Verfammluug fUmuitlich durch ihre Botfcbaften, 
die an« mehreren Hitgliedern befteben konnten, vertreten waren. Zar Kompetenz diefer Ver- 
fanimiiitij; ;;eli«iite ilie Aufnahme der oben ausgenommenen Fürften, fürftmiilSigen Herren und 
mächtigen Kommunen, die Berrhlußfairung Über die eigentliche Kriegaerklärung, ätultung der 
BnndeskoBtingente nnd Geldbewilligungen. — Wenn die beiden Sinke einer Bandeeverfammtong 
Ach nielil veriulodigen konnten, fo wurden AusfchülTe gebildet (z. B» ein Obmann, der im Notb- 
fall dureli ilas Lodm liefrimmt wurde, nehTt fcehsi Beifitzcrn), (lenen die KntfeheidtHig (ibertragen 
wurde. Wie für den Hundesrath galt auch für diefe Verfamnilung das Gebot itreugüer Ver- 
fcbwiegenbeit — Oefters worden auch befoadere Kitter^ oder StUtetage abgehalten. — Die 
KoAen, welebo durch das Zttfamaentreten diefer KOrperrehaften vemrCaeht worden, hatte jeder 
Stand für Heb zu tragen. 

Anfier diefen gomeinfamen BnndesbehOrden gab ee für Ritterftbalt wie f&r Stidte noeh 
befoadere ftändifchc Orgaue. 

Während das Bnodesftatut in Bezug auf die leitcn<lcn Behörden fich auf die allernoth- 
wendigften Beftimmnogen befchränkle, fo daß manche fich aufdriingende Frage unerledigt bleiben 
muß, regelte es dagegen das Verfahren bei Schlichtung der Strcidgkeiten xwifchen den Bundes- 
mitgliedern bis in alle Einselheiten biaein. Kein Wnnder: jene Bofkimmnngen batten nur ein 



') Dabei iit der l'ext bei Datt S. 281 ff. bouützt worden. 

') i reilich „foiien foilieh unfer hanptlemt von an« biddfeHa geordnet ati ain Mann 

baifiea und fein'. Datt S. m 




84 



fchwachcs Torbild in der Organifation der ^icorgenfchildgefellfchaft; dicfc finden iioh in allen 
FOrfteo-, AUels-, ätäiitebUaduiü'eu der damaligen Zeit; jene konnton fich erlt aus Erfahrung und 
BedOrfial« entwiekeln; dlefe lagen ber^ rekh «ntwickelt T»r. Von grSAter Wlcbt%k«it wano 
Mdc Punkte; nnf zweckmäßige Organilatlori wie auf krSfUgO Baildliabnilg äu Friadeat in 
Innern mußte die Stärke dc3 Bundes gegrüudct werden. 

Im Keclitä verfahren galt der Grundfatz: actor rei forum sequitur d. h. der Klüger geht 
vor die OerichtaAIUe des Beklagtoo. Hatto alfo da Mitglied der Rlttorrehaft Klage gegen eine 

Stadt 711 erbeben, fo biklcto fich das Schiedsgericht derart, daß der Ohinann von dem Kläger 
aus den Bnudesrathsmitgliedera der Städte (eiofchl. des Hauptmanns) gewählt and dann von 
bdden Parteien gleteh viel Edfitier gegeben wnrden. Beim ungeltebrten Fklle worde der Ob- 

mann aus den Ritterfdiaftsräthen entnommen. Der Obmann letzte binnen MonatsiVift einen 
Termin zur Verhandlaog ao. Qegcn den erfolgton Rcchtsfpruch wurde nnr dann die Berufung 
ingelalTen, wenn die damit unzufriedene Partei vor dem Obmann einen Eid ablegte, daß fie, 
nicht um die Sadie in verfchleppen, fondern aus GewilTensriutli die A))pcllation ergtiflb nnd daß 
fie im Falle abormalipfcr Ziirdckweihin^ der Gegenpartei die durch die Ik-nirnnf? verurfachten 
KoIWa erftatten würde. Bei den ätädccn mußte die Mi-^jorität des Käthes dielen Eid fchwöreo. 
Celder verritb Icelne Andeatong , irobin die Appellation au richten war. — Von diefem docb 
immerhin außerordentlichen Gerichtsverfahre n waren ausgefchluITcii; die Klapen pepen die Ilinter- 
l'ailen, die Klagen auf Grund von Schuld fcbeinen, ferner Brbl'treitigkcitcn, Lehen- und gciftliche 
Saehen; diefe alle blieben dem gemeinen Reebt nntonrorfen. Wenn da« Looe fehon bei dem 
ZwiefiKilt der Behörden zu entfcheiden hatte, fo findet es auch liier eine natürlich fehr befchränkte 
Anwendung. Bei den Beftimmungon Uber die Beftellung eines Obmanns konnte es Jeiolit zum 
Streit darüber kommen, wer Inhaber eines Gutes oder wer Kllger bezw. Beklagter M. Die 
Entfcheidung diefer allerdings wichtigen Vorfrage wurde einem neuen Schiedsgericht, beftehend 
ans einem Ohniann und gleich viel Beifitzorn von beiden raiteien, ühcrtriigen. Diefer Olimann 
nun iollte dadurch bcl'tiuiuit werden, daJB jede Partei drei IManner .vorfchtug; konnte man lieh 
Ober Iidoen Obmann aue diefer Lille vereinigen, fo beltimmCe dae Looe, wdehe Partei aoe den 
van dfir Gegenpartei vnrf^efehfagenen drei Männern den Obmann zu w.'ilrlen Jifitte. Diefe Rei- 
fpiele werden geniigcn, um zu zeigen, theils dali die GerichtsverfalTuug des Bundes doch ähnlich 
nnbehilfUeh ift, wie die politifebe, tJielle daß man fich dabei noch ganx auf dem Boden dei 
deutlchen Rochtos bewegte. Ein Artikel war ausdrücklich gegen die Anwmdung ^frönibder 
oder außlendifcber geirtlirher oder weltlicber" Uecbte gerichtet; es wird dabei fowohl an die 
Velungerichte wie an rOmifehes Hecht, vielleicht aueb an die Anf^rllcho der kaiferllchen t^d- 
gerichte, welche die Neigung hatten ihren Spreti>re! niögliehft weit auszudehnen, zu denken feto. 
Aber niebt blos die reelitliehen Deziebiiiifren ikr Mitglieder unter einander, fimdern aueh dio- 
jenigeu zu Nichtmitgtiedcrn luchte man wonigitens in einigen Punkten zu regeln'). Hierher ge- 
borten die Beftimmungen, daO anch Fremden „an l»ilHgea Enden*' nach dem Gtttbefinden der 
Ilauptleuto nnd Bundesräthe Elir und Kcrh} ;jewf(hrt werden, ferner daH bei fremden Schieds- 
geliebten kein Bundesmitglied gegen das andere ftehcn, endlich daß 2üemaud im Bunde die An- 
fprüehe eines Fremden gegen Bnndesverirandte anfnebmen oder an fick bringen Tollte. Odeit 
durfte nur mit Bewilligung der Baoptletite an gOtlicken Verkandtangen den Bnndesfeinden b«- 
wUligt werden. 

Ein freundliches Einvernehmen unter den Mitgliedern des Bundes füllte ilch dadorob 
beknnden, daS fie einander gegen Feiode belftOnden, als wenn es ihre eigene Saefae wSre; an- 

uäelii't bei plützliehen Ueberfällcn nnd Befch.ädigungen, auf fiifchcr That mit ganzer Macht, wie 
der Landfriede bereite vorfcbrieb. War dadurch die Verhinderung eines Unrechtes nicht ge- 
lungen, fo hatte der Hanptnann, deffen StandusgonolTe befehiUligt worden war, Clenugthuung sn 
verlangen; wenn diefe verweigert wurde, fo befcbloß der Bundosrath über die zu ergreifenden 
MaCre':feln, erließ eine .»Vblaf^e, ordnete, vergeltende Peutezflgc an, belagerte den Feind, Itellte 
fiir diu gefchädigten oder bedrohten Hundesverwandten .Schutzmannfchaftcn auf oder bcfuld den 
fortdanemden „tlglicken Krieg**. Erft wenn ans foleher Febde fiek ein größerer Krieg tu ent- 
wickeln drohte, mußte die Bnndcsverfaniinluni; zur l'efehlnßfalTiinf,' darüber einberufen werden. 
Febde wie KriugsfUhruug gefchah auf Buudeskultcu, bis der Bundcsratb die Genugthuung für 
enreleht erachtete. Die eroberten fiebiOlTer wie die gemaekten Gefangenen ftanden d«n Bunde 
an. Wikrend anf dielb Weife anareidiend Ittr den Sebuta und die Siokerbeit der elnaetaiea Ißi* 



3 Der betreffende Artikel bei Datt ift nur zn yeritehen, wenn man anf Klflpfel Urkunden 
. fiAwib. Bandes (Vergriff da Aynung) h 1. xnrfiokgeht. 



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Die arfpranglichc Yerfailang des Sohivibifohen Bande«. 



85 



glieder geforgt tn Mn rchien, lag es Iclbftredcnd ntclit in der AbHcht der BegrOnder, deofelben 
bei AngrifFskriepen Flilfo zw ItM'ftfn; ditiV -irtvinuhm man vieiraehr auf eigene Gefahr. 

Zu den liefonduren Verptiichtungen, weiche der Bund auferlegte, gehörte onn noch, 
daß kein Mitglied Leute mit EägvnglltBn im SMmIs wmI 8eMm ndiiDM dnrfle, obne d«ft ildk 
diefelben dem Buinlo verpflichtet«"!!, fl.i fnnft einfeifipc Lafteu ftlr den letzteren eDtftanden wären. 

Die Dauer de« BundcsrerhältniHes wurde zunäebft, dem Frankfurter Laudtrieden out- 
l^ehend, anf 8 Jahre (1488—96) feftgvfetxt Starb ein MttgKed tot Ablauf diefer Zeit, fo 
blieben r i-^^r Krben iiiul Riclitsnarlifdlfrt r mit der ganzen lebenden und todten IlinterlalTenrchaft 
dem Bande für die Ableitung der Bundespflichtea haftbar} infolge deffen durfte auch während 
der Bandesdaiier kdae Verfeblecbterung der ErbmaOb rorgenonmen werden, um etwa auf diefe 
Weife den Anforderungen des Bundes in Bezug auf Kriegs- < Ir: c 1 Ihilfe zu entgehen. — Selbft 
nach Ablauf der Vertragszeit verfiirncben fieh die Mitj^lieder in allen den Saclien, die bereits 
während des Beftehcns des Bundus anhängig gewefeo waren, gegenleitige Hilfe zu gewähren, 
während von vornherein in allen vor dem Bdtritt warn Bande aofgooonnnenen Hindaln Att(k>raeh 
lof Bunde^hilfo nirht erhoben werdm rlnrflc. 

Neu aufgenommene Mitglieder hatten fioh auf aUe diefe Beftimmungen feierlich za 
THplUahlw. ^ 

n. 

Diefe Grandaflg« einer Bondeeverfaflhng bndorfteo befonden deswegen fehr bald einer 

Erweiterung, weil ein drittes Element den im Bunde Aehenden Kittern und Bfirgern beitrat, die 
Fflrften, welche an der W.ihl der Bundcsbebördcn keinen Antheil hatten, nnd auf die fich die 
Bei'üuiuiutigen über die ächiudsgorichtc niclit ohne weiteres anwenden ließen. Aber auch £r- 
klärnng anklarer aad Abänderaog aoleidlicber Artikel ftellteo fieli roTeh ab notharend% honuUf 
da bei (1cm mflhfameTi KnmprnniiO rwifr hen Adel und Städten manche Vcrftändiicrurig der Zukunft und 
Erfahrung hatte vorbehalten bleiben mliflen; eben deshalb fehlte auch anianglich eine Reihe voa 
AatAbmogabeftinittinngea gtoslieh, namcntlleb Uber die Art and Weife, wie Kriegn* and Geld- 
koftea aufzubringen und zu vertbcilen wären, — 

Jeder beitreteade Ffirft fchloß feinen befonderen Vertrag mit .dem Buode ab} er gab 
etne Verfebretbang and erblelt einen Reyers, die darebnae einander entl^ireeben bis aaf eiara 
gleich näher zu erwähneudon Punkt. Eine Verglei^ang diefer Dokumente mit dem oben cr- 
Av.'ibnten Bundi'^rfalut. ei trilit eine große Aehnliehkeit EM-ifeben beidt n. Nur beftellten die Fflrften 
im uiltiiQ Anfang nicht eine den Bundcshaupiluuteii und ihren liäthen gleichgeordnete Behörde; 
diefe Notbweadigkeit oiaehte neli erft nach einiger Zeit fühlbar. Dagegen fdieint der Uaiftaad 
zu fprechcn, d.iC Wirtembergr, Oefterrcirh, Brandruburg fnglcich bei ihrem Eintritt ihren llofmeifter 
bezw. Laadvogt oder Uaiiptmann ncblt U edlen üäthen dem Bande nominirten, gewilTermalien als 
ihre Vertreter ia Boodesfacbeo. Bioe genanere Betraehtong ergibt aber, daß diefe ftirftliehen Ter' 
trauerispi rfotii n zunächft nur zur H( rcfzung der Au8traf;sj;i riehte, deren früher erwähnte Bo- 
ftimmungen auch auf die FUrftcn Anwendung fanden, beiUmmt waren. Erft am ir>. Januar 1489 
ftellte der Band einen Rorers aaa, der anch deo fllrAKchen Hoflneiftern die Befugnis gab, den 
Bundesrnth zufamnicnztibcrufcn und an dem BcfchlulTc tibcr die zu leiftcnde Hilfe theilzunehmeo. — 
A I: in I^ezug auf den ffi^ilit bon Kriej; lu rrA litc eine gewilTe Ungleichheit, wähn-nd d'r" BiTtimm- 
ungen iibcr das Nacheilen bei friiciicr That den allgemeinen entfprachen. Es l'taml ncmlich den 
BandesbehSrden nicht en, die Beffcellnng «Snve beKcMg groBea bkgamaeht voa dea IHrAeo an 
fordern; fondern p3 wurdi> ^■ertrnp'»mrifiip feft^efetzt, daß Wirtoniberg, Ocfterrcicb, Br.nndcnburg 
je IW Rcingo auf eigene Kofteu und eigenen Schaden in diefem Falle zu fcbickcn hätten. Be- 
merkeaewerth ift naa, da< der Band in feinem Rererfe fleh swar aoeh sor Abfeadoag Toa 
1(10 Reidgen verpflichtete; aber es folltc dies auf Koften desjenigen Ffirften gefchehen, dem die 
Hilfe geiciftet worde. DemgemüA oebmen nun aber auch die Fttrften in ihren VerCobreibongen 
ein größeres Beatereeht für lieb ta Anfpraeb. — Beim groian Kriege ororde die Hilfeleffkang 
Oefterreichs und Wirtcuibergs zunäebft aaf 300 Mann zu Roß aad 8000 ao Fuß beftimmt; follte 
die» erftc Gebot nicht ausreichen, fo verpflichteten He b die Ffirften mit ganzer Macht zuzuziehen 
und zwar immer auf eigene Koften. Brandenburg vermied eine ausdrückliche BcfUmmuog Uber 
die Hobe der Hilfe (vielleicbt des FaBvolks wegen, dos die Markgrafea flets gern dareb Reiflge 
erfetzt haben) und befebränkte fich .luf die Zuficherung, mit feiner ganzen Maclit helfen zu wollen. — 
Ausdrücklich bedangen ßch die Fürftcn auch aus, daß, wena „Rätbo, Dieoer oder Zugewandte** 
Im! einem Bandesitriege ihre Lehea aaffagea mQflTeo,' nieht eher Friede gefebloiren würde, als bis 
diefe alle ihre Lehen zurQckerhaltcn hätten. — Der TTauptunterfcbied zwifchen dem Bundesftatut 
and den Vortrigaa mit dea Fttrften berahte aber doraaf, daß beidea TertragfchUefiendea Parteien 



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86 



Wagner 



(las Reclit vorljolialton Miel), BiinflnifTc mit anderen Tli-ichsftänden zu fcliHcßcn; dalu'i waren fie 
nur gehalten, dem anderen Ibeite den Zutxitt offen zu erhalten; beliebte ee diefem nicht, der 
Avfliahine des oeuen Bnndmmitgliedes zoinMiniDeii, fo folUe in dem nenea Verhittai« ein« Ktaaf«! 
ausdrücklich bei'agcn, daß Hilfe gegen das altere Bnndcsmitglied nicht gcleiftct würde. Auf diefc 
Weife wurde allerdings eine fcfte Schranke zwifchen dem Adel und den Städten einerfeits und 
den FUrften andercrfcits aufgerichtet. Jene bildeten gewifl'erniaßen einen engeren Bund, zu dem 
die ]<tstereii irar in ein luft^ l^nniUsvorlKiltnis traten. Zuniichft bildeten nun auch die Fflrdben 
zufamnipn keine Korporalion, die fich den beiden anflorcn rumli sftämloM (gegenüber zufammen- 
gefchloHen hätte ; fondern wie jeder FUrft durch eine belondere Vi-rfehrtibung die Einung mit 
d«m Bonde ai)g«reh1oireB hatte, fo blieben fle aaeb einander fremd gegenüber Heben. Ei nrar 
das Verdienfl Brandfiildirtrs, auf das Mißliche dfelVr Lage aufiuerkfam gouiiulit und allmfililitli noch 
befoodere Bundesvertrüge unter den FQrllen folbft zum Abfehluß gebracht zn haben. Gleich 
bei dem Eintritt in den Band hatten die brandenbrngireben lUttfae ihn Anficht dabin geXnfierl^ 
daS ea gnt fein wdrde, wenn der Kaifer den dem Bunde beitretenden Fiirften befehle nichts Feind- 
fcIigCB gegen einander vorzunehmen, auch die Feinde der andern Fürften nicht zu ui\terftfltzen ; 
denn „wiewol ewr yeder" fchrieben fio, „mit den prelaten, grafen, freyen, Ritterft haft und Steten 
jm pund wernt, fo werdt doch ir furftcn und hcm einander nichts vcrpflicht". Znn.tchft wurde 
ein folches Schutzbündnis zwifchen Tyrol, Wirti nilu ru' t; ! Ih amlt nlnir^' anffji'n'cliti t : auch der 
Bund gab eine Erklärung darüber ab, daü jeder der autgenouiuienen Ftlrlten den andern aus» 
düfleUieli anagenommen habe. Diefea Verfalltids mehr d«< Hifitranene als Vertraaena Inderte 
fich etwas, als die wachfende Gefahr von Baiern htn- anf dem Bumlostagc zu Gmünd zu näherer 
Vereinigung xwang. — Aber aueb dann behielt fich jeder Fürfc neu eintretenden Standcsgeaoffen 
gegenüber die Freiheit feiner PoHtiit Tor. Sehr beaeiehnend dafQr tft die Haltnng Brandenburgs 
bei der Aufnahme des Erzbifchofs von Trier. Man nahm Anftoü an den Worten di'S Bundes- 
inltruments: , daran (an der bundesroäßigea Haltnng) ans auch nit liin'lern noch jrren foil kain 
andere puntnuß noch verfchreibung", and woHte blos auf Grand des I.4tndrrieden8 den Vertrag 
abfchließen; denn man fürchtete bei Vnvieklangen Triers mit Köln und Berg zu frflhertn 
Verbündeten in eine fchit fc Ln^T<' 'i' Icommen. — Di'- \ fT (ik eine all;;* moine VerlTtändigung 
zwifchen den BundcsfQrften herbcuutuhrcn, dauerten im Jahrv libi) fort, obne daa erfehnte Ziel 
an erreiehen. 

Was nnn die Yertrctunp der FÜrftcn auf den Bnndestapren anbetrifft, fo orfrliii-nen fic 
entweder perfönlich oder fchicktcn meift mehrere bevollmächtigte Käthe, welclie diu Bundesbo- 
feUDflb oft nnr auf Rinterfi ebbringen annahmen. Ein liemlieh anfehauliehea Bild der Ver« 
handlungen bietet ein Bericht des brandcaliurglulRn LandhofmcifCers Hans Fnchs vom Tage zu 
Ulm im September 1490 (Bamberger Archiv). Er meldet, die übrigen Oirftlichcn Küthe (2 von 
Mainz, 1 von Baden, 3 vom Bifehof an Angabarg, 2 von Wtrtentbcrg) und er feien von Bnndes- 
hanptleuten und -riitlien auf daa Rathhaus eingeladen wordou; zucrft fui ein Schreiben des 
Grafen Hang — lui feiner üriferrn Abwefenheit vertrat ihn gewölmlicli fein Bruder — verlefen 
worden, dann feien als königliche KummilTarien Ulrich von Freundsberg und Hans Jakob von 
Bodman mit einer verfiegelten Inftraktlon aufgetreten, welehe swar verlefen worden fei, von 
welcher man aber aiif»drllcklich keine Ahfchrift gegeben habe. Darauf fei rmfrapfo frelialten 
worden; die mainziichcn Käthe hätten um Bedenkzeit gebeten, um fich mit den andern Abge- 
ordneten der Fiirften beratben an kennen; dies fei gefehehen; er felbft £bi zum Spreeber der 
fUrftlicbcn Käthe erkoren worden und habe den Bnndeshauptlcuten und -rüthen den gefaßten Be- 
fchloä nebfl den Grtlnden mitgetlteiit. Darauf hin litten dieJ'e eine Deputation von 3 Hit^edem 
in die Radisfitube der {KrlUichen Kurie gefcbieitt, um weiter über die Sachen zu verbandeln. Er 
habe ihnen aber jede weitere Bcfprechung als unnöthig abgefchnittcn und die nofTnimir aasge- 
fljrochen, die andern ."^f.tndc wilrtlen die Sache als eine allfreuu-ine anerkennen nmi (iie CehiiiTigkeit 
eines ablehnenden Beicbeides dem Künig gegenüber nicht auf die eine oder die andere Kurie 
willen, Kaeh einigem Hia> und Hmrraden habe er das aueb dnrehgefettt — Die BefeUiUTe, 
welclie in den Abfchied aufgenomtnen wurden, waren alfo ftets KompromilTe der drei Stände. 

Die Weiterentwicklung der Bundeavcrfaffung, welche in den Akten zum Unterschiede 
von den mit den ebselnen Fttrften abgefebloflbnen Vertrügen .die groß Verainnng* heifit, ge- 

fchali in folgenden Punkten. Der Artikel, daC kein Eundeirnitglied bei fremden Seliiedsgerichfen 
gegen ein anderes ftehen foUtc, erregte bei dem Adel Unzufriedenheit, da er feine Freunde auÜei'- 
balb des Bundes niebt bd Beebtstagen verladTen wollte. Auf fein Andringen lieBen die Stidt« 
diefe Beftimmang fallen. Sodann vcrurfachte der Artikel, welcher die Entlelieiiiung Uber die 
Vorfrapp. wer Kläpor und wer Beklat^ter fei, regeln feilte, Bcfchwerdcn, fo daß eine Aendernng 
durchaus uuthwendig wurde. Ks war darüber zu Ucwaltthätigkeiten gekommen; deUhalb wurde 



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Die urfprilngliohe YerfalTaDg dra Schwäbifchen Bundes. 



87 



aiiädrikktich von neuem verbot« n. Gewalt mit Gewalt zu veri:;eltoa; vülmehr follto der Bcfcbädigte 
Klage darüber bei feinem Hauptmann erheben; diofor wurde verpflichtet, die Qewalttbat ohtic 
SXamen rdckgiingig ssu machen und binnen 9 Tagen einen Termin sa reditEeher Entfcbeidung 
an7,iilVtzcn. Wir fldi dem BflÜrAle <U-i Hauptmanns etwa nicht fugen wollte, war mit Ililfe aller 
Bundesgenoflen dazu ?« zwingen. Wenn dor Wabi IpiiKh /u Ungunften der f,'ow.'iItth;{t{gen Pärtci 
ausfiel, hatte diefe nicht nur dem Bunde eine öirate zu zalilen, fondem auch die Zehrungskofteu 
fttr des HMptnam vod dte Beiflber tn tragen. Sollten die RUhe der Fibfteo oder die Haapi- 
leittc der Adcisknntone fich in Verfolgung einer folchen Streitfacho fäumfp bcwcilcn, fo hatten 
die Bundcshauptlcute rits iu Strafe xu nehmen und felber dem lilagenden Theilc zu feinem Hechte 
m yerhetfett. — DaB die Sebiedsgerlchta ihren Zweek Tddeebt erHillten, erfiebt man daraas, 
dafi Klagen über zunehmende Unnchcrluil im Biiniksgibiete laut wuidi'n. Znv Bcfrlileunigung 
de» KeebtfprecbeQfl entichloß man Ach endlich, ilatt der erJl zu beftimmeiKK n Schiedsrichter ein 
für alle mal 9 Bandearlehter, 8 at» Jeder Knrie^ ciBnifetien. Aber die Khigou Uber Gewaltthaten 
uriedcrhoUen fich nach wie vor; man erließ deshalb 1493 eine neue Inftruktion, die übrigens 
wenitr Nptie? enthielt. Wciiii ncniliVh die f^uwalttliäfi^e Partei Ibr Urtrcclit nicht :tif>rkanntc, fo 
wurde wieder ein Schiedsgerielit au» 8 Milglitsdeio, je vier von den ftreitendeu i'artcicn, einge- 
letat, wdebes endglltig den Handel enifoUed, Ton dellsn Erkenntnis eine AppeUation siebt ftatt» 
fand. Konnten fich die 8 Schiedsricliter (Iber eine Sentenz nicht einij^cn, fo durfte jede Partei wieder 
3 vorfchlagcn, aus denen ein Obmann, eventuell durch das Loos, zu beftioinicn war; deJTen Aus- 
fpraeb war entfeheldend. Verior die Partei, welebe snr Gewalt gefebrltten war, den Proveß, fo 
verfiel fie iu die uLlii ci w.'ilinfen KoftLti, — Als Deklaration einer frOliLren Bofliramnng winde 
feftgefetst, daß kein Mitglied ein anderes weltlicher Sachen wegen vor einem geiltlioben 
Oertehte belangen follte. 

Ferner winde die Befiigni» der Hauptleute, l>iinde9tage einberufen zu dürfen, dahin 
befchranki. ilaC iu mit AttSDabme dringender FjUle dabei an die Zuftimmnag des Bundesratbes 
gebunden i'uiu i'olUeri. 

Als eine febr anffallende Beftimmnng mnO noeh erwähnt werden, daß der Bund gegen 
^ne Geldentfchädigiin^ mächtige Kommunen oder Städte, ohne ßa fönolleb ab BondesmitgliedMr 
anzuerkennen, in Kechtsgenieinfcbat't aufzunehmen gewillt war. 

Krftftfger als die Kafiregeln sum Sehnte des Landflrfedens warm die Beftimmungra, 

welelie s<^'o''i' ''''' aiineien Feiiide gerichtet w.-iren. Ijetracliten wir alfo das Kricgswefen de.s 
Bundes. — Gleich anfangs war eine Matrikel aufgeftellt worden und diefe hatte der Vereinigung 
nenn Freunde zngef&brt and den Feinden Befpekt eingeflößt. Als 1. Aufgebot folUen IS 000 Haan 
zu Fuß und 1200 Iteinice ^eftcllt werden; das 2. Aufgebot bildeten 6(n)<) Mann Infanterie nnd 
7(XI Pferde .; da« Aufp'l)i)t lieftand aus der gofaiiimlcn Macht aller IJundesmitglieder. Das 
Uunde»heer hatte der Bundcsruih (je nach Befund der Sachen ganz oder ttieilweile) auf Antrag 
dos Befebldigten aufxubieten. Gefehah dies, fo battea die Bandeimitglioder aneb das nOthige 
Kriegsgcräth, als Wagon mit Ketten und Hakcnbüchfcn zu einer Wagenburg, fowie das erforder- 
liche GefcbUtz zu fteilen. £s war dies die fogenannte große Hilfe, die immer nur zu Feldzügen 
verwendet woide nnd natflriieh aneb nur für kflnsere Zelt snfanmengebalten werden konnte. 
Ueln-ij^ens erachtete man diefe Maelit. als eiri Kriej; mit I3aierii drobte, iinrli ijelit fllr ausreichend und 
da ßch mittlerweile der Bund durch Aufnahme neuer Mitglieder vcrftärkt hatte, fo wurde eine 
aweite Matrikel auf 14000 (oder 19600) Mann Fußvolk, 2340 Pferde mit einer entl^reehenden 
Anzahl Wagen (750) zu einer Wagenburg geftellt. Als Ilauptbannor wurde die St. Georgsfabne 
gewählt. Ucber Air«riirfuii<,' der J>treit%va!?en , fowie über die zu ftellcnde Artillerie wurden bc- 
fondere Beftinimtingen crialR-n. lÄn zweites Aufgebot wird hierbei nicht erwähnt, wohl aber 
von neuem eingefoiiArft, daB Im Nothfallc mit der ganzen Macht Ililfe zu leiftcn fei'). — Mit diefen 
ftattlichen Zahlen ftinnnt frcilifli die Effcktivftärkc des Bundesbeerey, aln es wiiklieh einmal ins 
Feld rückte, nicht ganz. Da waren nur Ö 794 Mann zu Fuß, 1 üöl Pferde und ÜÖ7 Wagen geftellt 
worden. Allerdings ift dabid nieht feftsaftdlen, ob niebt die Koottogente, welebe Maximilian als 
Erz1u r/,.i;^ von Oefli;rreich mul Btindesmitglied, fowie Markgraf Friedrich von Prandenhurp, zu- 
fällig damals Ueicbsfeidherr, zu fteilen hatten, bei den Ueiobsttoppen (die in der Stärke von 
0«. 10000 Ibna Infanterie, 2800 Pflsrtoi nebft «t. 700 Wagen sum Bandesfaeere Aiefien) nlt- 
garaolinet RaA» Immerfaia war diefe Krieg sntaefat, wenn aodi an Volhihligkait bei den damaligen 



•) Siehe die Angaben darüber bei Wflrdinger KriegSgefcb. von Baiern u. f. w. II, 160. — 
Auch die Anmerknng a. a. 0. ift zu vergleichen, aus der Ilcb z. B. ergibt, dafi der Bifcbof 
von AuRRbur^' itatt HiKi Mann zu Fuß nnd 00Pfeitl«n (diefe üehie Veranlagong bei KlO]^ I, 61) 
nur 270 bezw. iU geftellt liatte. 




88 



fcblectat geordaeteo VerbältoiireQ niemals zu denken war, eine nomcrircli bedeutende. Ueber 
d«n inoemi Werth wM man MBSoh meht la lioeb urtblsilra dOrf«ii. — Eine dritte Matrikd 
vnrde vereinbart, als der Bund mit der Pf.ilz in Streit gerieth. D* follten nur 9000 Mann zu 
Fuß mit 1 S40 Pfcrdi^n Aufgebracht werden'). Es kotmte aber wepen pritliphon Austrag" ^Iit 
Sache unterbleiben, l^ine vierte Kriegamatriliel , welche aiu hi. Juli li^l zu Uotlieoburg a. d. 
Tauber in Stande kam, fbrdarte UOOO Hano n Fuß, 3500—4000 Bdfige, 971 Wagen, 24 Stein* 
btichfen und 5S FcMfchlangcn*), — Wie von vornherein in Ausficht fjonnramen war, nicht immer 
die große Hilfe zu bewilligen, fo wurden auch zuweilen kleinere Truppenkörper, melur in der Ab- 
Aelit den 0«ign«r sn fehweken als anivgreffen, anfgeAellt; e« irnrden i. B. einmal 800 Reiflge, 
von denen cHc BiindeHfilrftun (Tyrol, Wii f. i-g, Brandcnburi?) je ^2, Ritterftliaft und StSdtc 
die übrigen zu Itellen liattcn, in Ulm poftit t ') Eine Tolcbe Hilfe nannte man eine eilende oder 
ilraifende Rotte. Derart wird aneh der Zuzug gewefen fein, den der Stidtebaaptmann dem Adel 
in der Fehde mit den armen Ireuten von Kempten fcbickte*). — Dagegen hält di(^ Mitte zwifehen 
der profipn Ililfo und finor ftreifcnden Rotte diejenige neeresaufftdlurp, welche dem Erzbifehof 
von Mainz bei i'eiuer Fehde mit der Pfälz iu der Stärke %'un 2 000 Mann zugel'agt wurdet). 

Anfllnglicb befohriakten Heb diefe Bel^mmnngen auf die Oeftelluog von Seifigen and 
Fnßvolk fowie der Wagen zum Auffeldagen einer Wagenburg, die feit den ITiifntpnkriegen be- 
liebfj und durch Albrecht Achillea als beinahe unentbehrlicher taktifcher Bel'tandtbeil in die 
dsmallge KriegfDhmng anfgenomroen worden war. Die Reffigen Hellte mdft der Adel^, (^ter 
nach der Aufnalmie der Fiirfton im Verein mit diefen. Noch wurde diefe Waife fo entfchieden 
vorgezc^en, daß z. B. dem Markgrafen Friedrieb von Brandenburg freigeftellt wurde, an Stelle 
von je 500 Hann zn Fn£ 100 Pferde m febieken*). Die AnnUftong nnd Kriegatnebtigkeit dee 
Fußvolks war häufig fo mangelhaft, daß laute Klagen floh erhoben. Den Städten, die neben 
den Fiirftcn den größten Thoil ftelltcn, mnßtc fo»ar einmal angedroht werden"!, wenn fie nicht, 
wie der Adel es doch tbue, kriegsgeObte Leute iu3 Feld /teilten, werde mau auf ihre Kofteu — 
denn SpaifiNnkcttsrHekfichten veranlaOten fie eben das billigfte md natflrlieli alfo nntnnglidifte 
Material anzuwerben - andere Truppen anwerben und die nntOchti-'i^i >fannfeliAften in die 
Heimat öntlalTen. Und Graf Bberhard der Aelterc von Wirtemberg luacbto es geradezu zur 
Bedlngong flir die üebernalune der Oberfeldbermwllrde, daA man ,gnt genietet und irol eraeugt 
leut" fchicke'*). Man fall fieh deshalb genöthigt, auch nähere Beftimmungen iilier die Auarflftung 
zu treffen. 2nerft wurde nur ganz allgemein verfügt, dafi die Fußkneohte mit Qoller und Kreba 
sn yerfehea feien"); fpäter wurde erglnsend befehlofl^ '*), daA die HandbOehrenfchOtien anfier* 
dem ein gutes Schwert und eine eiferne Haube, die Lanzenträger und Hellcbardiror") wonigftcns 
eine ciferno Haube haben rollten. Auch wird aundrflckiich hinzui^efiigt, daß die Schützen ent- 
weder mit einer BQchie laaiiut dem nötliigen i'ulver und Blei oder mit einer Armbrnlt nebit 
PMlen an^erflftet ftin follten. — Die AasrOflang nnd Taugiiebkeit der Reiflgea vM nirgends 
bemängreit. — Dagegen machte die imtocr wichtiger werdende Artillerie befondere Beflimm- 
ungen notliwendig. Die erl^ Matrikel hatte ße ganz außer Anfatz gelaffen; aber fchon die 
zweite fUtte diefe LflcAe ans. Wie die Stidle anr GeiMIuni; von Reifigen wenig herangesogen 
wnrden, fo trat hierbei der Adel ganz in den Hintergrund. Die ganze Laft der Befcbaffung der 
Gefehötzftaeke (nicht aber der Monition) fiel auf die FQrften und die Städte. Je eine Uaupt- 
bOdife (wohl den S«bai|iAnetien, die Kngdn von 70 Pfil. Akolea, glefohnfitellen), feilen Tyrol, 
Brandenbuq;, Wlrtembetg, ütan, Angsbwg, Hemmingen and HUrdUngen ßdlen; die Znbl der 



0 Kiapfel I, 82. — Stälin Wirt. Öefch. III, 633, wo freilich nur 1 690 Pferde angegeben 
werden. — WUrdioger a. a. 0. II, 15i ftlltxt lieh wohl auf Klüpfei, wenn er 1 800 Pferde angiebt 

*) Sic fehlt bei KlUpfel I, 114. Doeb findet He ilch bei Baader Kriegs- und Harfch- 
ordniingon des Markgrafen Friedrien von Brandenburg (3[>. Jahresbericht des hift. Ver. f. Mittel- 
franken S. 16). — Auch meldet Markgraf Friedrich feinem Bmder, da£ er lOOORinfige an IMIen 

rerfprochen hätte. Arch. f. öfterr. Gefcb. VII, 117. 

■•j Kliipfel I, bi 
') Klilpiel I, 128. 
') Kliipfel I, 166. 
n Wiirdiofer 2, ^ 11 

*) Doch wird andi ein reifiger Zug der Stidte 14Slt bei den Bllftnngca gegen Fnok- 
releb erwibnt. KlUpfel I, 184. Vgl. au«b 1, 128l 

•) Klüpfei I, 82. 

•) KlUpfel I, 122. 
'*) Kliipfel I, 114. 
") Klüpfei I, 92. 
>*) Kläpfel I, 115. 

») Ueber den Datttfehled der i,4ii«ller and Belld»ardlrer* Tgl. Wttrdingtr U, 976. 



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Die arrprflngliche YerfalTaDg des Schfräbifchon Bunde«. 



89 



Gefchützo (QnartoTiR odrr Kartli.innen wnd Schlang^cn) wird nicht iifiher lipftimmt. Die Koften 
der Bddieimug durch die BilchrenmeUler fowie die liorbeiicbalTuDg des Fulvert waren genteiB' 
ikme Laften. Der Adel Tab fidi dann genOthi^ den SUdten daa attf Mnen Tlieil entfallend« 
Pulver abzukaufen*). — Für den Pro vi. int iKorn, Vieh, Wein) fowie fflr di«' n5tliig:fn Qc- 
fpanne hatte jedes BandeBmitgUed felbft xu TorgeD*). — Daa Abzeieben, das die Bundes* 
trnppen kenntlich machte, war eHa rothes Breox In weißem Felde"), während dM Haupt» 
banner die Georgsfahnc war. — Eottenmeifter und Hauptlente beflellten 4Ie ^nzelncn 
Bundesmitg^liedcr fclbfl, während der obcrfto Foldbauptmann fowie die ihm tugeordnctoii 
Rä t he von der BundesverXammlong gewählt wurden. Jenem hatten auch die einzelnen Uaupt- 
1e«to für die JHmn «Im FeHmgea den SId de« OetKMrfaan abiolefen*). 

Die Vertbeilunfc de*" gemeinfamen Koften war vor rornlnsrein eine fehr fchwierigc 
Aufgabe, und kaum fpricht irgend ein anderer Umftand fo fehr ttkr die allgemein anerkannte 
Notbirendigk^t etnee folehea Bunde« aU der, dafi derfelbe Adel, der in den Beiehiangelefai^ 
heiten einer Befteneninf^ auf daa außerftc widcrftrebte, und diefelben Städte, welche trotz aller 
Wohlhabenheit nur mit großer ttOhe zur Zahlung geringer Steuern an den Kailer au bewegen 
waren, fleh endUeh doeh aneh In diefem Funkte verMndigten. Frellfeh maehten dl« SflUlte, 
nacbdeiu der Adel mit der Ordnung feiner inneren GeldverhältnilTe iluicn voranj^egangen war 
und auch dabei fich wieder an die F.inrichtungon der Gcorgenfchildgcfelllchaft Hch angelehnt 
batte% anfange den Anfpruch, daü die andere Partei */* der gemeinfamen Koften traguu füllte'); 
dne FovdeiraQg, welebe natllrlieli mtt Knwda Mf die belfere Veradgenalage der Stidte nicht 
nur zurflckgewiefen, fondern atich mit ebenderfelben feitcns des Adels beantwortet wurde. AI» 
man Hch auf diefer Grundlage nicht vergleichen konnte, verlangte die Rittcrfchaft, daß die Städte 
«Ii Maßftab für ihre T«ran1«gan|r, ebenfo gnt wie fie felbft es gefhan, den Dordifehnilt Utrer 
jahrlichen Kinnahnie, anH welchen Titeln fie immer fließe, berechnen lalTen und anj^eben. Es mag 
dtefes Verfahren von Anfang an den Stftdteo wenig gefallen haben, einmal weil ficb dabei ohne 
Zweifel ihre größere LeUtongsfähigkelt herausftellen mußte, fodaai» aber, well keine Stadt ßeb 
gern weder von ihren StandesgenoATen noch gar vom Adel in ihren Hanshalt MidE«n ließ. Des- 
halb wurde diefer Vorfcltlag auch nur auf ila» beliebte Ilinterliehbringen angenommen, das fonft 
bei Bundeaberathuogcn, wo die titädtc vollen Antheil an Sitz und Stimme hatten, naturgemäß 
viel feltener vorkoumt'X «I« bei den Befebstagem. Aneli wnrden allerlei Sehwlerigk^n vor- 
gefchatzt, wie z. B. dafi das PeftenerungsfyAom In den ^-inzelnen htftdton vcrfcbicdcn fei, infofem 
in einigen die liegende Uabe nur halb fo hoch beftcucrt werde wie das fahrende £igentbum; 
dennoeb aber trat man der Sache dadorch Ibfort dnen fiebrftt näher, daO man einen Weg ans- 
mittelte, wie die Ciefaiamteinnahmo aller Städte zufammen fedtgcftellt werden künne, ohne die 
YerfaUtoiffe der einzelnen preiszugeben. £« follten 3 Urnen oder Gefefairre aufgeftellt werden; 
ffie ehe fflr die Tanfeode, die zweite Ar die Hunderte, die dritte fllr die FVnMge, nnd die Ge- 
fandten der Städte follten dann vor zwei Mitgliedern der zur Elnfehitaung der Städte gewählten 
Fiinfcrbehnrde in jede Urne fo viele Frbfen einlegen als die Summe ihrer jährlichen Einkünfte 
nach Abzug der Laib?edinge und Zinfen (d. h. der zur Verzinfung der ftädtifchen Schulden 

') KlUptel I, 12^. 82. 
») Klüpfel I, 87. 

*) KlUpfel I, 92. 115. — Die Städte fiengen auch fcbon an ihre Truppen zu uniformiren. 
Klüpfel I, 69. Vgl. Wilrdinger IL SOG. 

*) KIflpfel I, 115. — WAnrend der erften Bundesperiode waren Graf Ilaug v. Werden- 
berg (Klfipfel I, 88) nnd Graf Eberhard Wirtemberg (Klüpfel I, 114) oberfte Feldhauptlente 
ttlr die große llilfo. — Fih kleinere Unternehmungen werden genannt P.ornhard v. Wefternach 
(Klüpfel I, 29) und Willielm Marfchalk v. Aiiffshnr^ (KUipfol 1, 135), wenn diej'er nicht etwa 
bio» Hauptmann des fiädlil'chen Kontingents war. Ilauptleute der ftädtifchen Truppen werden 
mehrfach iKlüpfei 1, Gl>. 71. iU) erwähnt, während der Kitter £gIoff v. Bietbeim (Klüpfel I, 12b) 
wohl Feldhauptmann der Adelsicoatingente war. 

»J Klüpfel I, 21. S3. 

«) Klüpfel I, 27. 

^ Klfipfel I. 2^ wird ausdrAcklich heftimnit: Ttcm würde 'Ici rfp'tbnlrn in handlung 
der fach ichts bej:fegueu, darauff iy uit weren gcferHf^et, dalTi dann u.ujuu ..ath uugcvarlich 
gewalt haben und nicht auf hin ter fi c hb r i ii e n lenden u. f. w. 

") die Städte zuweilen Anleihen machten, bei denen iie an Stelle der Zinfcn ein 
Leibgedinge zahlton, beweist folgender (im Archiv des Germ. Muf. in Nürnberg beruhender) Be- 
richt Der Hauptmann auf dem Gebirge Konrad von Wirsperg fchreibt d. d. Dinftag n. Jakobi 
(89. Juli) 150Ö an den Markgrafen KaOmir tr. Brandenburg: Es haben BQrgcrmeifter und Rethe 
snm Hofe zwen irer Batefreandt mit Werbung zu mir gefcfaickt und zu verften geben, daß fie 
In diefen Kriegslaufften eine große fchwere Sebald angefallen und nit in Vermögen fein, die To 
eylend w ider zu bezalen .... Ein alter hvagßt .... wolte ine 810 goMen lejhmi sa leyofedinfl^ 
jerUch 81 gülden davon zu geben u. L w. 



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90 



BoTfort 



nWUgM Gdder) betrage, «damit das yegUeher ftfttt ir venMgen nnd «raut alfo vesluiltea 

büb*. Die ahn ermittelte Sntiimc follto nhi*r fo Innjjo als Arat^^i^olioimnis bctracliti't werden, bis 
entweder ein Vergleich mit dciu Adel za Stande gckouiuicn w.'lrc udci-, wenn das nicht zu ermög- 
Kohen fei, bto der andere Ktond inch IMne Venn«feB8veTlilllnid% dargcle^'t habe. — Nachdem 
man ficli (ibur duffs Vi'rfahren geeinigt hatte, (rat cino neue Mcinnngsverfrhicdenheit daiflbcr 
hervor, ob die Stiftungen (Spitäler, KlöAer (, w.) auch bel'teuert werden Tollten oder nicht. 
Dia ttldto ArihdKeD fleh fehr dagegen und berehloObn erft jede für floh sn flbcricgcn, ob man 
floh sOChifenfaUs auf eine Bclaftung des dritten oder vierten Theils der Eiiikünfic jener Kor- 
porationen finlaffen oder lieber eine Paufchfuronic dafTu huAvn follc. Schließlich ftand man aber 
doch davuu ab und befolgte das Beifpiel des Adels: man beiteuerte den ^'ollen Ertrag. Die 
Vergleiebnng de» Vermögens der beiden vertngfofalfeflenden Stiode fHhrte sn dem Befchlufle, 
daC die genieinfamen Koften von jcili'ni zur Hälfte f^t tmiren werden Inlltcn. Dabei mnCten fleh 
tlbrigen« die Städte noch ganz anders aul'trcngcn, als es bei den Anfchlägen im Reiche zu ge- 
Asheben pflegteu Während dort 4 pro mille fehon unleidlfeh gefbnden wurde, war hier der Adel 
mit der angebotenen Beftcucrung von '/» pro centum nicht zufrieden, fondtin es muGttn Hcli 
die Städte zu einem ganzen Prozent verfteben. Doch wird diefe Veranlagung wohl nur ein Maximum 
bedeutet haben; es finden fleh venigftenfl keine Belege dafür, daß im Bunde rt^geUuSßige Steuer- 
betrJige von den Städten irezahlt worden wären, aus denen fich eine ftets bereite KaATe gebildet 
hätte. Sondern es wiinie viL-imebr tlie Kinrielitiinpr t^efrofTi n, daß atiflaiifotiilc Koften von einer 
Stadt (uieiit Ulm) vorlchuliweile gedeckt und dann pro rata vertheiit wurden. Dagegen fcheint 
der Adel allerdbigs ctn Aerarinm befelTen m haben. Wenigfteas deuten die Beftlmmnngen Ober 
die Strafgelder'), v\-e!rhe die iiei den allgemeinen Kittertagen ohne Entfchuldigung fehlenden 
Mitglieder zu zahlen hatten, fon-io die Schnelligkeit, mit der die Summe ftlr das von den Städten 
SU liefenide Pulver depontrt irnrde*), auf ftots bereite Goldmittel hin. Bei der yertbeilnng ge- 
nieinfamer Koften kam es wohl vor, dalJ der eine von beiden SU'indcn mehr vorgerelmlTen hatte, 
als auf ihn entfieP). Atwr das wird, da die Zurückcrftattung fchwer m erlangen war, nur 
ansnahuiBweire gefchehen Mn. — Heber die HSbe der jährlichen Ausgaben findet fleh in düefera 
Zeitabrchuitt (1488/95) nur diu eine Notiz, daß die Städte im Hechnungsjahr 1489. 90 3 604 Gulden 
aiisg;ef;el)en haben. Den H.inpttlH il diefer Siimine mochten die Koften iles niedcrlSndifeben Feld- 
zug«, zu welchem die Hundesltadle öu Heilige und 200 Fufikncchtc geiehickt hatten, bilden. 

So mrwiicb» allmihlieb ans innerer Kothwendigkcit dne Totlftändige Organiihtton des 
Bnndesi, wdohe freilich noeh keinen Abfeblufi aeigle, deDfelben aber Immer teiftongsfllhifer machte. 



Zur Reutiinger Todtenlille. 

Jacobfen hat in feiner Schrift ilbcr die Keutlinger Schlacht am 14. Hai 1377, Leipzig, 
Veit u. Cie. 1888, auch die Todtenlifto aus dem BeutHnger Priviicgienbnch unter Veiigleiebung 

der Chroniften rorgfaltig herznftellcn verfuchf und derfelbcn einen erklärenden Kommentar bei- 
gegeben. Im Folgenden gebe ich einige Berichtigungen von Jacobfen's Angaben, fowie einige 
neue Daten, wo Jacobfen mit einem non li(|uet abfehließen mußte. 

Der dritte unter den Gefallenen, Oraf Hans von Sch*vart^cnberg iit jt di nf t!ls nieht 
von Schwarzenberg:: DA. Fr(udenft.idt, wie Jacobfen will, dmr gab e? nie Kdlr. Itie tlrafen 
von Schwarzenberg in Franken, Vorfahrun der jetzigen Fürlten, treten erft im Ifi. Jahrhundert 
unter diel'em Namen auf. Da die Lesarten swifchen Sebwarsenberg und Sohwarsenburg varSren, 
fo wird f^talin Reelit babi ii, \m im er Co af Hans für einen Grafen von Schwarsburg anfishti 
Graf Uana von Schwarzburg erfcbeint urkundlich z. B. 13ö9 8. Februar, 

III der ftarke Prozentrats der Franken in der Tndtenlifte ans den Besiehungen Eber- 
hards des Grciocrszu Franken durch frinc tl. maUliii Elif. von Iii mieberg zu erklären, fo nehmen wir 
noch hinzu, daß die Schwarzburger Ende des 14. Jahrhnmlert'i in Franken Erwerbungen zu machen 
fuchtcn. Gerhard von Schwarzburg war 1.372 -1400 Bifchof von Würzburg. Um 1394 erwarben 
Jobaoo von Sebwantbnrg nnd fein Sohn GOnther Neubaus und Brauneek OA. Uergentheim. 



•) Klflpfel I, 23. 

») Kliipfel I, 129. 

*> Kläpfel 1, 140. 163. 



Zu Reutlinger Todteolifte. 



91 



Nr. 3. Götz Sclioder von Wind^hcim, der als Götz Weißenheim durch UhUnd fich 
im Volksmuixl eingcbflrjrert hat, f:ohiirte der Fnmilic der Sdioilpr an welche zu Erkenbrechts- 
hofen und Uberntief nördlich von Windsheim faßen. In der Todtenlifte gibt die Bezeicbnaog 
von WlndalMdia wte 0«g«id an, ans w«lfili«r er ftamnto, nleht 4«n BnrglHs. 

Nr. 11. D(>r Vende ein Frank, Ttitfor, cfr. Nr. 4 unter den Kncriitcr: des Fenden dei 
Ritters Koeebt von Franken, ift eine fchwer fertzuAellende Perfon. In dem fonXt für frftnkifofae 
QefoUecbteii^reldclite anegieblgen Ldienbueh Bifebois Andrea« von Wanbarg, Arebfr f. UBterfr. 
Band 24 findet er fich nicht, auch nicht in den liegefta boica, noch in W. F. 

Dagegen laßt fleh das in Wtlrzburg anfäßigo Minifterialengefehlecbt io den Moa. boica 
ep. Wirceburg. Band 87 ffl nachwciren. 1259 errcheint Herold Phend« L c. 87, S87. Engelhard 
Vendo Ift 1886 Hifchof Ottos Schultheiß in Würzburg, Er wohnte «anter doii Brittcrn'- ; 1.116 
ift er Ritter. Eiiif A. >'i iidtn erfchcint als Nitnnn im Kloftor Oerlachsheim 13r.l, Zeitfchr. für 
den Oberrhein 2ti, Hb. Kaum anzunehmen ift, daß ihr äitz Vendebach Kirchfembacb bei MarkterU 
baeh ift, wo wiriElieh ritterlieb« Herren faflen, eflr. daa Begiftnr an den Honnmenta ZoUeirana, 
fowte Miirk, Kloftcr neil^bronn 2, ,^23 f. 

Nr. 15. Benz Kowb von Ilohcnftein ift aatUrUcb ein Kayh. Benz Kayh findet fleh 
aneb s. K genannt OA.Befebr. Kfirtingen 198. 188. Sein Sita Ift weder Bobenft«to bei Bellff- 
heiro, noch bei rim, nodi lu i Kdttwoil, fonderii TTolionrtLin bei Obwftetlen OA. llllafiqgeii, worttber 
die OA.Befchr. ManAagen S. 201 genagfam Auekanft gibt. 

Nr. 16. Hans von Rndenberg wellt Jaeobfen nach Bfidsaberg in der Nibe von Alten- 
ftcig oder di-utlichur: Gemeinde Cresbach OA. Froiuicnftadi, allda Heber hat die OA.Befchr. 
Stuttgart Ht clit, wcnu de uns fagt: Hans von ]irrrdi:uii>n. genannt von R&denberg> d. b. Bteden- 
bcrg, Amt Stuttgart, fiel 1377 in der Schlacht bei Keiitlingen ä. I2d. 

Nr. 18. Seifried von VelUngber« lieher der In der OA.B«fbbr. Bat! 1886 at» Seiftiad 
▼OB Vellberg, genannt von Pfahlheim, aufgefilhrte. 

Nr. 20. Konrad der Kyfcr und 38 Konrad der Kifer von Sebloßberg. Hier begegnet 
Jaoobfen da» eigeathlhBlfebe Verfehea, daß er den 8ehlo0berg bei Dettin^ Im EraeUial OA* 
Uraoh fiicht, dns itini von dem Gang der Eri'I;;iiifrt' vor dt r Reiitlinprer Schlacht her bekannt war, 
während er ganz richtig die OA.Befchr. Kirctibeim S. 182 zitirt. E« ift relbftverftändlieb der 
Sehloßberg bot Dettingen im Laatertbal OA. Kircbbefm gemeint Zn den Ktfem von Tleftmbaob 
ift an vergleichen OA.Befchr. Kirehheim S. 183 ff. 

Nr. 21. Walter von ItulR'iifels, dvifcn Hfim.'it Jaeohfen am rebfrlingcr See fucht, ift 
wohl eher ein Übcipfälzer von lluljeufcU LauUguiicitt i'arsbürg in der Übiriifalz. Bedenkt man, 
daß die Herzoge von Baiem neben Eberhard den Städtckrieg eifrig betriobcii, dann fich ans 
dem iCamiif /.nrikkzogen , f. Jarobfcn 8. fo wird es walirfcheinlich, daß ftri^tlnftige Bitter 
aus dem bairil'cben Heer fieb an Eberhard anfchloßen. S. Nr. 24 und 25. 

Nr. IIS. Sebarbe von Bembanfen. Die Sebarben, Soharreo ftanmen nrTprllnglidi von 
Scbamhaufen OA. Stuttgart, OA.Befchr. Stuttgart S 217. 

Kr. 24 und 2&. Seifried und Heintz Waier. Jacobfon lagt: .Beide Waler habe ich 
nirgends Innbriagen IcOnnen*. Dem Mann kann geholfen werden. Albert der Waller erfehdnt 
1350, Reg. boic. 8, 224. Kraft der Waler zu Harburg verpfändet 1383 die Burg Schwabegg bei 
Mindelheim an Ulrich den Waler. Reichere Notizen (Iber die Walor bieten die Oettingifchen 
Mateiialien, f. das Regifter dort. Sie find offenbar auch aus dem bairifchen Heere zu Eberhard 
abergetreten. 

Nr. 26. Ziittolmaan oder Zittelnann ftlen au ZitaiebauTen OA. Nttrting«D, f. die OA^r 
Befohr. NUrt. S. 227. 

Nr. 26. Albert ▼. Hilter. Jaeobfea; Dfefer war nirgenda bbanbringen. Riller, alt 

Kilchwilor und Kilwiler, fUdlich von Ilccbingt n unweit .Tungingon. Albert ift viellcirht der Vater 
Heinrichs von Küler gen. AffenfcbmaU, OA Jlefchr. Balingen S. 324, deflen Sohn Melchior Probft 
in Denkendorf war 1431 ff. 

Nr. 33. Endres von Geislingen wird wobl nach Q. üA. Balingen, oder in die Oberamta- 
ftadt Geislingen, jedenialls nicht nach Geislingen OA. Hall gehören. Klemm denkt an einen Vor- 
fahren des Andrea« Weekhcrlin, Pflegers in Geislingen. Wcckherlin gabs dort urkundlich fchon 1412. 

Nr. 39. Wolfflen von Jungingen, Herrn Wolffen Sohn Ton J.» lieber nicht von J. OA. 
Ulm, wie Jacobfcn meint, fondern von J. preuß. OA. Hcchingcn, wo auch die heiiien Hoch- 
meifter de« Deutfcbordens Konrad von Jungingen 1393 — 1407 und Ulrich 1407-10 herftammea, 

Nr. 41. Heiarieh der Hager. Jaeobfen: Diefea Namen babe leb nirgenda finden kOmen. 
Die OA.nefelir. Kirchheim f^. ITiI belelirt uns, daß die Hager ein Zweig der Späthen find, was 
zur Todtenlifte trefflich i»afit, wo dem Heinrieh Ma^r unmittelbar Walter Späth von Eheftettea 



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92 



Boffert» Zar Rcutlinger TodtenUrte. 



vorangeht Die lUlger voa Neeltwlunireii wmn ein Zve^ der ZittolaiMii, OA.Be/ehr. Nllrtliig«! 
8. 179. m 

Nr. 48, Den Münch von Hainftadt facht Jacohr«« in Kreenheinftetten, der Heimat 
AbraiiAms a St. Clara, h;i<l. Amt MLlikiiHli, das aber im über dccimationis Hoenftetten heißt 
Es ift entweder Hainftadt bei BucIh ii auf di in Odenwald odm- TlainftafU an rli-r MilmUng bemfek; 
der Münch wird 2U den München von Uulcnberg gehören, waa für H. bei Kuchen Ipricbt 

Nr. 44. Seifried Rafe, nseb anderer Lraart BiA oder Paff, ein Fraalce von Erbaeli. 
Dieren f'irlit .Tarohfen in Eidbach OA. Mergentheim , was JedonfalJs falfch ift Eb wird wohl 
ein Dienltmann der Schenken von Erbach mit dem Zunamen Pfaff fein, welchen s. B. auch ein 
Zweig der Herren von Seekendorf fBhrte. 

Nr. 45. Ilormanu von Kaitiibach lies Raibach. Die von Raibach (Reibach) waren 
Lebenalento der Grafen von Wortheim cf. Afchbach, Grafen von Wertbeim 1, 880. Baibaeh liegt 
im Großhcrzogthura Hcflcn wcflllich von Hüchft im MtimlingthaU 

Nr. 47. Kuii/ von ii.dekaim von dtui Odenwald, deJUw Heimat Jacobfim aiigeode 
fand, ift von llottini^in liei Buchen (bad.), ctr. W. F. 7, 170. 

Nr. 4U ilt wohl Urnhofen richtiger als Fronhofen; die v. Urcnhofen faiien in Auem- 
hofen bei Uffeaheim. Dmdi fehlt: ein Fraak, wie fonft gewObnlieb. Fronliofen dagegen ilt 
fehwibifch. 

Nr. 50. Vülklcn von Krutheim hat mit den alten Edelhcrrcn von Krautheim nichts 
an fhun. Er gehSrt anr DienftmannenAimllie der Senmen , worflber die 0A3efebr. Kflnselaan 

an vergleichen ift in. 348. 

Nr. 52. Hans Lutzboltz von Winßhcim ein Franke. Hier muß irgend ein Fehler fteckeo. 
I.ut/.boltz Ift eine Unforra. Ift etwa zu Icfcn Külhola W. F. 0, 74, 87? 

Nr. 55. Kunz liillgrin von Limpaeh ein Franke nach .Tacobfen von I.imb.ich OA. Gcra- 
bronn, dai^ aht r dem Zweli^ di>r Herren von rr?»i!«»bcim mit di vn Zutiaiiifn LMlrre gehörto. Xach 
W. F. 7, 237 waren ilie i'itgrimc bei Buchen aul dem Odenwald xn H.-iule. Es ift allo ilcher 
an UmlMMfa awifebcn Meebaeh und Bneben au denken, wo die Rejrmannfebe Karte auch die 
Raine eines SchlolTes auftrri<<t. 

Nr. üG. Hermann von Buenilein wird ein Herr von V'ohouftcin OA. Hall fein. Wäre 
die Lesart Baenftein, Pafeheim bellte beaeiigt, fo müßte man an Baebenltein OA. KQnzeleaa denken. 



Nr. 57. Stcinftdd jedenfalls Kochcrfteinsfcld. Lehren fteinsfcld hatte keinen Ortsadel. 



Nr. 60. Hans El'ol von Lor a& dem Kuent«inger tal deutet Jacobfen auf Lahr etwa« 
Itldlieb von der Kinzig, daher im Kuontstnger tai. Die weitere Umgegend der Heimat Hans Efels 

dflrfite damit richtig getroflen fein. Aber von Lahr, der b.idifchen Amt^ftadt, kann Kfel nicht 
ftammen, denn da* dortige BihTcrhiK^Ii ki imt keine Efcl als Bürger Mmir- Ztitfchrlft fiir dein 
Oberrhein baud 8 8. 47. Auch i(t Lahr immerhin 22 km von der Kinzig entt'ernt. Ebonfo ift 
mir die Vom Kneatzioger tal fißr Kinzigtal verdlehtig. Man fagt nie: JaglWr, Neekarer, 
Rheincr, Mttrgrcr etc. Thal, .«(br r das Lcnninger, das Urachor Thal nach einem Ort. alfo wird 
das Kucntzinger Thal das Thal von Kenziugen fein, das Thal der Eli&o, 14 km füdlich von 
Lahr. In der Ntbe von Kenziugen kann ich einen Konrad Efei naebweifen. Derfelbe liefafi 
1453 einen bndifchcn Lehenshof zu Mundingen Amt Emmendingen. Zeitfrhr. für den Oberrh. 8, 
S. 478. Leider reichen meine Quellen nicht hin, um dort in der Üegeod nooh ein Lor nach- 
zuwelfen, es dürfte fich alter dort wohl noch die Spur einet folchen Edefflt««« anfRnden tagen. 

Bei den Knecht« n m nd Nr. 5 zu lefen fein Girutz Hyt ut/. und Xi. G mit dtr Auge- 
buigcr (■) " Mr"- und riufius: Vrba<di ftrjtt Erbach. Wäre an Krharh zu denken wie Nr. 44, fo 
würde bei liauJou der Zufatz gciues Franken" nicht fehlen. Zu den Herrn von Urbach cfr. OA.- 
Befebr. Sehorndorf S. 169. 

Dif> chir^f RoCprci-liunj^ der Todtcnlil'to zeigt, wie viol f^utcs Material iinrorc Oberarots- 
btifchrcibungen bieten, die in ihrer Gefammtheit noch viel tü wenig bekannt und benQtKt And. 
Aneb febeint es fleh au emi)fehlen, wenn die Faebgelebrten fn feleh gediegener Weife, wie 
Jaonhrvns Schrift es thut, fich mit Ereignifl'en und Urkunden Iu ff li.'iftipcn, die tief in topo- 
grapbifchos und lokalbiftorifchea Detail hineinfahren, daß fie dann zur flcheren FeMellnag de« 
Detaili die Hilfe der hlftnrifchen Vereine in Anfprneh nehmen, nm weiter zn komroeo. Wohl 
mülTen die hiftorifehen Vereine vielfach fich mit minutiöl'en Fragen .abgeben, welche in den Augen 
der hohen WilTcnfc liaft lo itiv^' wiltere Beaohtung beaafprncben kfinnon, aber «wenn dit* K^niire bau'o^ 
haben die Kärrner zu thun". G. Koffert 




98 



Die Herkunft Bifchof Ottos des Heiligen von Bamberg. 

Von Plarrer Q.Borrert 



Im Folg«Dden bedeutet OA.B. die Berchreibung der Oberamtsbezirke, herausgegeben vom tiaL' 
tojMigraplnrchen Bureau in Stuttgart. W. U. WOrttmnberg. Urkundcnbuch Band 1—8. 
W. F. Zeitfcbrift des hiftor. VeraiDS tat wütttemb. FrukeB B»nd 1— la 

Die fierknnft Bifchof Ottos von Bamberg (1103—1130), des Apoftels der - 
Pommern, Ift immer noch ein Räthiel. Trotz der trefiliL-Iien Diflertation Volkmanns 
de Ottone I episc. Bamberg. Königsberg 18r>0 und der umfaffendeu liiographie 
Ottos von Fr. Xav. Sulzbeck Kegsb. 1805 hat Muck in feiner Gelcliichte des Kl. 
HeilsbroDu, einer überaus fleißigen StoffTaminlung, der es aber an kritifcher Durch« 
«rbdtuig feUt, die Behauptaog aufgeftellt (Btfnd 1,9): ee unterliegt keinem 
Zweifel, daß Otto weder ein bairtfcher Herzogs- oder Qrafenfohn noch 
ein fchwäbifcher Edelmanns- oder Bürgcrsfohu, fondern ein fräukifcher 
Edelmanns'folm ift. Diefe kecke Rchaiiptunc: fordert eine neue Prüfunpr auf Grund 
delleu, was wir über Ottos Fainilic und ihre Bcfitzungcn wiffen. Alkidiugs bat 
neuerdings Seefried in der Atigsburger Poftzcituug Nr. 83 flf. (Separatabdruck im 
Verlag der literar. Anftalt r, Hnttler Augsburg 1880) ttnCere Firage aaoli onterAicbt, 
indem er von der BelUKong H tftelbacb, nach der fieh Ottos Brader Friedrieh nannte, 
ausgieng und darzathun fuchte, es fei damit Mifchelbach, Pfarrei Pleinfeld, im ur- 
fprüoglich fchwäliifrlicn Gau Sunlafcld (an der fcli w ä hi fch eu Rezat) gemeint, ift 
dabei aber auf irrige Baliiien gerathen. Die nat lirtchcudc 1 ^nterfucbung geht darauf 
aus, als die Heimat Ottos das heutige Württemberg fcftzuf teilen; wenn es 
aneh fehwer gelingen will, den Ort ganz aweifelloe naehaaweifen, dürfte fie doeh 
ilber einaelne l^atfacben nenes Licht verbreiten. 

Die vita Ottonis von £bbo, der vielleicht zur Familie der Ebbonen von 
Mer«renthcim-WermutRbanfrn zu zahlen ift W. F. 0, ?,?,[>. 10, lüti f., berichtet: Ex 
provincia Alamannoruni beatus Otto generofa ftitpe er i)arentibu8 fecundara carnem 
liberis oriundus fuit pntre Ottone et matre Adel heida naucupata. Jaffe bibL 
rer. Genn. 5, 590. Der Bivale Ebbos, Herbord, berichtet in feinem dialogae: Oito 
beatiflimifii ex Bneria dnzit originem. Parentea equidem (^aä, patrem dieo ae 
matrem, nobilitate magis quam divitiis clamemnt Nam ingeuui couditione 
fammis principibus pares erant, fed opibus imparcs Jafit 1. c. 5, ^24. Der 
Priefliuger Biograph Ottos fagt nur ganz kurz: Otto ex religiofa et nobili Suevorum 
profapia oriundus. Mon. Germ. 12, 1, 1. 

Es ftcbt alfo unbedingt feft, daß die Heimat Ottos in Schwaben zu fvchen 
ISL Seine Eltern Otto und Adelheid geborten zum Stand der ingenni und xwar tn 
• einer Familie, die zwar keinen weit aoBgedehnten Hausbefitz hatte, aber zu den 
herrorragendften Familien Beziehungen haben und wohl gar mit ihnen in Bluts- 
verwandtfchaft ftehen mußte. Es ift fonft reblccbterdings undenkbar, daß Herbord 
bei aller Ueberfchwäng;lielike!t in der ►Scbildcrnn'; feines Helden von deffen Eltern 
hätte lagen können: „ingcuui couditione fummis principibus pures erant". 



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94 



Boffert 



Diefc Worte müOen am To mehr ins Gewicht foUeo, als der niani^^o Befits der 
Familie fcharf liorvorgelioben wird. Dazu ftimmen volirtiiiuii^' die Worte, womit 
der Pommcrnlicrzog VVratislans Otto feinen Edciu vorCtclU: :ilt:i, iit iida relatione 
didicimub, a vor um et proavoram ejus linca nativitutis. Muu. Germ. 12, SOI. 
Das weist darauf, daß die Abüen Ottos eine hohe Stellung eingenommen hitton. 
Dem Vater war wohl die vomebme Abkunft and Verwandtfcbaft, aber aar ein ge* 
ringer Befits geblieben. Znr Erklarang des letztem Uroftaads mag die berühmte 
beneficentia et liberalitas dienen, ut, quamvis teuni uterentur ro familtari, alioe malis 
preJTos homincs adjuvare femper ftuderent. IJerbord 1, 1. 

Was der Kubm der Wohltbätigkeit und Freigebigkeit für den Grundbcfitz 
eines edeln Haufcs zu bedeuten hatte, zumal wenn diefelbe Hand in Hand gieng 
mit Fehdeoy io die Otto« Vater rerwiekelt gewefen fein dürfte (»allos malui preflToe 
hottines adjavare"), HÜt fieb leieht denken. Fielen doch die letzten Lebensjahre 
von Ottos Eltern in die unruhige Zeit K. Heinrichs IV. und feiner Kämpfe mit 
Rudolf von Schwaben 1077 ff Denn Otto zog um 1080 naeh Polen, wie Köpke 
and Volktiiann mit Keclit auiielnnen. Damals aber waren Teiue Kitern fodl. Otto 
und feine Brüder Friedrich und Liutfried, Cod. liirlaug. pag. äö, müü'cii damals 
noeb üsbr jung, Otte ca. 18—20 Jahre alt gewefen fein. Wenn Berengar t. 8nh- 
baeh E. Heinrieh IV. bei der Ernennang Ottos tarn Bifebof in Bamberg im Zorn 
tber die Zurückfetzung von Kandidaten ans edeln, blühenden Häufem anruft» Herl». 1, 7, 
Ebbe 1, 8: Qnisnam oft illc bomo, <piem n(i])is episcopnm doftinas; ncseimuü, ncque 
quis neque unde orfus fit, fo küiinen diele zorniiren Worte iierbords Aiisfage nicht 
widerlegen. Sie find vullftaudig begreiflich aus der Lage, in der iieh die drei 
Brttder nach der Eitern frühem Tod befanden. Die Verhaltniffe, welche Otto nöthigten, 
als Sehnlmeifter nach Polen zu «eben, weil fein Brnder I^iedrieh ihn nur wenig 
zur Vollendung feiner Sttidien unterriüt/.en konnte, mußten aach die beiden andern 
Brüder bcftimmen, lieh dem utTeutlielien Lelien ferne tu halten, und dies nm fo 
mehr, wenn der Vater au den Kämpfen der damaligen Zeit zum Schaden feines 
Hanfes betbeiligt war. 

Jay wann Ottos Bmder Friedrieh damals Mon in Miftelbaeh hd Bayrrath 
fall, fo liegt es no4^ näher, ansnnehmen, daB Berengar yon Solzbaeh zwar mit der 
Familie nicht ganz unbekannt war, aber durch perfönlichcs Mißverhältnis zu dem 
Miftelbacher fieb zu jenen Worten des l'nmuthg hinreißen Heß. Die Nähe von Snlz- 
tiaoh und Aliftelbaeli maebt derarti^je Jie/ielningen nicht unwabrlVIieinlieh. Doch f. u. 

Um nun Ottos Heimat und Herkunft aus Schwaben näher bcftimmen za 
können, mQiTen wir feine und feiner Brfider Befitzungen zufammenitellen und die 
fieb datans ergebenden Anknapfnngspankto fttr etwaige FamilienverUndnngmi prifen. 

In erlter Linie kommt hier in Betracht 

1 . AI buch. 

Ebbo heripbtet von Oitu: Ecclefiaiu juxtii Albuch hcrcditarin fibi jure pro- 
priam eideo) monafierio (6t. Michael in Bamberg) cum duabu» ceeleriis aliis donavit 
ob memoriam videlieet hil parentomqne fiioram inibi corpore qoiesomiüani. JaS& 
L e. 6| 604. Der Wortlaut Ebbos laüt es nicht gans nnsweifelhaft, ob das Klofter 
St Miehael oder die jf^efebenkte Kirche die Grabftütte der Eltern Bifchof Ottos ift. • 
Gegen jenes fpricht der Uniftaiul, daß die Todtcnbücber von St. Miehael Ottos 
Eltern nieht nennen, während feine Brüder Friedrieli und Liutt'ried darin aiifireRihrt 
Tiud. Auch Sulzbeck ift der Auüciil, doli Otloü Eltern in der Kirche juxta Albuch 
ihre Gcabftitte gefunden haben. Wahrfeheinlieh flbeiigab Otto diefe Kirshe an das 



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Die Herkauft Bifcliof Ott<M des Heiligen tob Bamberg. 95 



KL St MtclMd, um das Grab feiner Eltern nntcr dem Scbutz des Kloftcrs gcfchützt 
zu wilTeu. Aber wo ift die Kircbe joxto Albucb? Die Verfuche Oefterreichers, den 
Ort bei Miitelbach am Bodenfee zu fucheii, und Sulzbccks, Albncb mit Albeck 
OA. Ulm Tin identifixiren, find uur aus UnkeunJuis der Geograpbie Württembergs zu 
erklüreu. Der Albuch ift beute nocb ein ganz bcftimmt begrenzter Bezirk. Nach 
der OA.B. Qmftnd (norere vSrttemb. Oberamtsbefcbreibaogeii find anSerbalb Wfirttein- 
bei^ viel sn wenig belcannt) & 306 iini6fi( der Albnob die Hobe der Alb zwlTcben 
Lauter, Koeber und Brenz, dem Xordabfall der Alb und der alten Straße von 
Bübmcnkircli nnd Steiubeim OA. Heidenbeim. Auf diefer Iloclifläcbe gibt es nur 
2 ältcvQ Pfarreien: St. Bartbolomäi in dem alten Lovbenhart und Steiulieim mit dem 
BeiuaiucQ am Albucb. Wäre die von Ebbo befcbriebenc Kircbe eine von beiden, 
fo hätte er wobl nicbt jnxta, fondern in oder faper Albnch befcbrieben. Der Wort- 
laut reheint anch darauf hinsnweifen, dafi die beiden andern an St. Mittel ge^ 
fehenktcn Kircbcn Filialkircben der crflcn waren. Das triiTt aber bei Bartbolomäi 
auf keinen F;ill /n. An die Kircbe zu Steinbcim Iiat Cafpart in feiner fcfaSnen 
Arbeit über die Urheimat der Zäbringer W. \'ierteljalirsh. 3, 12.") iredacht. 

Die Klage Bilebof Eberhards 70u Bamberg bei Kourad Iii. und Herzog 
Friedrioh von Schwaben vha Unterdrilekong feiner Ifinifteiiaien dnreh B^inger 
von Albeekrchien ihm aaf Steinbeim, wo die von Albedl: begütert waren, sn weifen. 
Allein fchon das IJrkundenregeft Heg. ho'w. 1, 18.5 weist auf das Ries. Dort nennt 
der Bifcbof von Bamberg Sii:fried von Ziswiii^^en. Konrad von Balf^heiin, Konrad 
und Beringcr von Ni5rdlin;,'t'u als i'eine Miiiil'terialcn. Neben Bcriugcr von Albcek 
klagt B. Eberbard über Konrad v. Hictfeld. 8tcicbele batte deswegen die Urkunde 
auf Deggiugen im Ries, das E. Heinrich II, an Bamberg gefebenkt, bezogen. Bisth. 
Angab. 1147. Durch die Urkunde K. Konrads vom 4. Februar 1147, welebe 
Stumpf Betcbskanzlcr 3, 137 gibt, ift die .Sache klar geftellt. K. Konrad nimmt 
auf Bitten B. Eberhards die bambergifcben Miniftcrialen aus S'ebwäbifch Rbätien 
Ignebrand v. Guolniarshoven , Alagia und ihre Kinder, Siegfried v. Cifewiugen, 
Knnrnd v. Balgbcim, Konrad und Beringcr v. Nordelingen u. A. in feinen Scbntz. 
Kourad v. liietfeld hatte, unterftützt von Beringer von Albeck, geltend gemacht, er 
habe diefe Mtnißerialen von Bamberg sn Leben erhalten. Allein fein eigener Oheim 
dMttmua), GottCUed v. Nfirnberg, zeugte wider ihn. K. Konrad beftellt nnn Heisog 
Friedrich v. Staufen zum Scbutz für diefe bambergifcben Miniftcrialen. 

Gegen Steinbcim fpricbt weiter der UniTtand, daß es urfpninglicli 2 Kirchen 
hatte (inferior W. U. 3, 424), die Pfarrkirche aber war bifcböflich augsburgifches 
Lehen. W. U. 2, 379. 

Die Orfesbeftinmivttg jnsta Albach bei Ebbo weiet eher auf den Nordabhang 
des Albnehe ala auf die Hohe. Hier haben wir 4 alte Ffiurkircben: EIFingen, 
Lautern, Mügglingen, Heabaeb. An EJUngen hat H. Bauer in der OA«B. Aalen 

S. 124 ;L'i'f]rieht. 

StilltVicd war ihm in diefor Annahme gefolgt (Kl. Heilsbronn S. VH). 

Dagegen fcbeint zu fpreeiien, daß die von Otto an Bamberg gefchenkte 
Kirche 2 Fillalkirohen hatte, wae ebenfo die Kirchen von Läutern und Högglingen, 
welche Orte sum Befitz der Pfalzgrafen von Dillingen gehörten, ansfcblieflt Dar 

gegen paßt Ebbos Wortlaut „cum duabus ecclefiis aliis" vortrefflich zu Heubach, das 
Filialkirchen in Bargau und Obcrbübin^jen liattc. Die Kirche in Pleubaeb ffammt 
noch aus romanifcher Zeit. Den Namen der xwifcben Hcultaeh und Bartbolomäi ab- 
geganiireueii Burg Micbelftcin auf dem Albucb wage ich nicbt auf urfprünglichen 
BeTitz des Klofters auf dem Micbaelsberg zurQckiultthretty von dem ße firflb an die 



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96 



Grafen von Octting:on Sbergangen fein mußte. Gr, Ludwig g-ibt 1343 den 31. Mai 
Michclftcin an Würzburg za Leben gegen einen halben Hof und den halben Wein- 
zebnten zu Weikersbeim. Dagegen iil zu bemerken, daß der Patron der Kircbe za 
ObeiMbiogm St WcIimI ift. 

Balten wir an Henbach feft, To dllrfte zu beaebten fein, 1. daß die toh 
Otto gerdienktc Kircbe feilT Erbbefitz war, 2, daß feine Eltern dort ibr Be- 
gräbnis fanden. AJfo wird hier der Mittelpmikt ihrer allodialen Gftter sn 
fachen lein. 

Sodann fehen wir ans unter den in der anmittelbareu XacLbarrcbaft be- 
g;!iterten edeln Familiiai nm. "l^ellcicht gelingt es doeb einige Anhaltspunkte Inr 
die FeftlMlnng des Gefeblechtes, d<nn Otto angehörte, anfsußnden. In näcbfter N8he 

von Heubach begegnet uns Konrad v. Böbingen, Sohn der Kicbinza TOB Spj^inberg, 
der dem Haufe Wirtembei t: uii lit ferne ftand. H. Bauer mit feinem feinen gcncalogifebcn 
Spürfinn zäblt diefen Kot rad von Bebingen, der nm 1120 gelebt haben muß, zu 
der Familie, die wir weniije Jahrzehnte uaebher unter dem Namen der Grafen von 
Helfcnftein kennen. OA.B. Gmünd S. U2. Cod. Hirf. & 46. 53. Zeitfohrift £ir 
wfirttemb. Franken 7, 396 IL 

Znrällig möchte es fein,' daß im Cod. Hirfang. Biehinsa v. Spianbeig, die 
lUedericb CA. Urach an Hirfau verkauft, und der nicht genannte Bifcbof Otto von 
Bamberg, wcklier ] 120 Kimbach CA. Mergentheim von Hirfau kaufte, W. U. 2, 365, 
unmittelbar aufeinander folgen S. 46. 

Ein zweiter Aukuüpfunggpuukt wird uuh für Ottos Familie durch die Notiz 
im Cod. Hirlang. 8. 87 geboten, wornaeh Guta, die Witwe Ifangolds von Rordorft 
IS Hnbeii zu Forft bei Effingen an Hirfan fehenkt. 0A.& Aalen S. 320. Der 
Sohn diefes Mangold, der Gatte TTiltruds v. Kirchberg, begabt das Klofter Zwiefalten 
in Ifiniugen (Fi'-'linL'cn Gr. und Kl. OA. Göppingen) mit einem reicbpn Belitz. Bertold 
Zwif. M. G. VJ, llö, 20 ff. Ihn und leinen Bruder trefleu wir lüi>2 in der Schcnk- 
nngsnrkuude Werners v. Kircbheim und feiner Mutter liichinza, W. U. 1, 297. Zu 
Esslingen aber b^bt Konrad t. Wirtembeig mit feiner Gemahlin Hadwig e. 1100 
auch das KL Blaubenren. St81. 2, 488. Sehr dunkel ift die Naebricbt bei Ortlieb, 
wornaeh Liutold v. Acbalm dem Sohn feiner Ii a c fter WilUbirg» Graf Werner von 
Grüuiugen, Eningen abtrat, M<in. Germ. 12, 7.'), 10, welche!» dicfer an Hirfau gab. 
Cod. Hirl. Ü4. Ift da.s niclit eher 0( iVbingt n ÜÄ. Rottenburg, das zum Aebalmifcben 
Belitz beffer paßt? Diefes hcibt freilich Eskingcn, Cod. Hirf. S. 38. Wenigftens 
maofat die Umgebung, in der lintfried t. Eskingen in einer Verhandlnng, Höflingen 
betreffend, auftritt, letzteres wabrfcheinlieh. Der Befiti der Grafen TOtt Sordorf, 
wie der Grafen von Achalm in Efllngen und Forft OA. Aalen würde lieh leicht er- 
klären, wenn Giita, die Gattin Mangolds I. und die Großmutter Liutolds von Achalm, 
dem Haufe der Grafen von Dilliugen ontfltamniten, welche in der ganzen Oc?:cnd 
reich begütert waren, wie die Sliftungsurkuude des Klofters Anhäufen beweist und 
in dem nahen Laaterburg eine Hauptburg befaßen, nach der ficb der Pfalzgraf 
Adalbert 1128 comei pälatinus deLntnrbnreb nannte. W. U. I, 376. Geborte doch 
Forft auch zu den Orten, welche die Dülinger dem Kloßer Anhäufen 1143 über 
gaben. W. U. 2, 18. 

Damit find wir auf die Frage geführt, ob zwifeben dem Haufe der Grafen 
vou Dilliugen und der Familie Ottos, die, weuu auch Heubach ihre Heimat nicht 
wäre, doch jedenfalls am oder auf dem Albuch die Grafen von Dilliugen zu Nach- 
barn hatte, keine nSberen Begehungen beftanden. Wir mfiffeo antworten: ja, wenn 
die Familie Diepolds ton Giengen und Bapotoa ron Gbam-Vobbnrg vom Banfe der 



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Die Herkunft BUohof Ottos des Heiligon tob Bamberg. 



97 



Grafen von Dillingon licrffammpn. In dirfcni F;ill würd** llrli crftlicli erklären, wie 
Otto gerade l'eioen Weg nach Polen ;<en(immen, als iLni die Mittel zur Forffptz'ing- 
feiner Studien felilteu, um dort als Lehrer bald reiche Mittel aud Ehren zu gewin- 
nen. Aach VoUunftu findet ee ani&llMid, daü Otto, der 18— 20jährige JüDglingi 
rein ine Biene hinein ebne Mittel, ohne Unterftfitnnng nnd Empfeiilnng nacli Polen 
gegangen fein folUe 1. c. S. 7. Er glaubt, daA Otto int Qefelge eines hohen Geift* 
liehen dorthin gegangen fei. Nälier liegt, an eine IJnterrtiitzung dnrcli den Pfalz- 
grafen Rapotn von Vohburg, den Solm des Grafen Hapoto v. Cham (gefi!!™ bei 
Huhenmölfen 1080), zu denken. Diefer ftaad in hohen Ehren bei dem Bölimcn- 
furlkn Bretlslaw, dem Sdiwicgerrater des Pelenberzogs Wladielaw Hermann, und 
bekam von ibm jKhrlioh 160 Jt Riesler, Baiern 1, S. 559. Weiter liat fehon Stilin 
2, 357 die EhebUnduifle zwifchen dem Grafenhaufe von Berg und dem polnifchen 
Fürftenhaufe auf Ottos Einfluß zurückgeführt; um fo berechtigter wird die Annahme 
erfeheitien , daß Otto die Ehe zwifchen Diepold von Vohburg-Oham , Markgrafen in 
dem ^iordgau, dem tiohue des Markgrafen Diepold von Giengen, mit der Polin 
Adelheid (f 2G. März 1127) rermittelt babe. 

Ana Beziehungen von Ottos Familie an den Maikgrafen im Nordgan, die 
fidi auch von Giengen nennen , würde ßeh der fp&ter cn beQ[)reehende Beßlx der- 
felben in Mirtclbaeh bei Baireuth leichter erklären lafTen. Ebenfo würden die frühen 
Beziehungen Ottos zu dem fränkifeben Kaiferbaufe — Otto muß Judith, die 
Schwerter Heinrichs IV., dodi wohl gekannt haben, als er i1e Wladielaus Hermann 
zur Gemahlin empfahl — durch Verkehr und Zul'ummeubaug mit Ka{)ot() und Die- 
pold Ton felbft fieb ergeben. Diepold geleitete Judith nnd&domoTon Ungarn, ihren 
Verlobten, ttber die bairifehe Grenze, als in Ungarn Krieg ansbraeb, Bieder 1, 480. 
Die Stellung Rapotos, des Vaters nnd Sohnes, bei Heinrich IV. ift aus Giefebrechte 
deutfcher Kaifergcfcbichte bekannt Aber find denn di( Markgrafen von Giengen 
und ihre .Stammesvettern von Ch iin und Vohburg Seliwabeu und nielit vielmehr 
Baiero, wie liiezler auuimmt r Giengen lullen fie nur als Fuldaer Lehen befeHen 
haben und lieh naeh diefem bloBen Lehenabefitz doeh von Giengen nennen ? * Wie 
foUte aber Fnlda einem in weiter Entfernung angefelTenen Banfe ein Leben, das in 
Folge davon fchwer zu fchirmen war, übertragen haben? Der durch die Trad. 
Faid. ed. Dronke S. 141 c. ß3 Fieber geftellte Fuldaer I.chensbefifz der Markgrafen 
von Giengen-Vohburg crkliirt fich, wie fchon Bruuner, .Jahresbericht für Sehwabrn- 
Nenbnrg loG3— 64 S. 21 erkannt, nur, wenn fie dort ftarken Allodiulbefitz hatten. 
Diefer ift aaoh niknndlich ganz ficher. 1180 gibt Diepold ron Vohbnrg die Vogtd 
Ttm Gfinzburg an Hangold von Wdrtb sn L^en g^n Abtretung eines Hofes in 
Sontheim OA. Heidenheim. Königsdorfer, Gefeh. des Klofters zum heil. Kreuz in 
Donauwörth 1, 56. Das von Diepold von Vobburg geftiftete Klofter Reielieiibaeh, 
Landg. Nittcnau in der Oberpfalz, begabt er 1135 mit reichem Bellt/ in Steinheim 
Landg. Höchftädt Mon. Boic. 27, 12, Küdlingen oder Riedlingen, württ. 0A.-8tadt, 
Riedhaufen und Binswangen OA. Saulgau 1. c. Giengen liegt wie Steinheim mitten 
im HerrfdAafksbeziric der Grafen von Dillingen, Warum foll aueb Diepold von Dil« 
lingen (f 955) nnr einen Sohn Ricbwin gehabt haben, oder wird diefer ausdrOekUeh 
als einziger bezeichnet? Sind aber die Diepolde von Giengen Nachkommen Dic- 
polds von Dillingcn, dann nndi ilirc Stammesveftcrn Rapoto von Cham und fein 
gleichnamiger Sohn, der Tfaizgraf von Vohburg, von denen dann anzunehmen ift, 
dali iic am Aufaug ded 11. Jahrhunderts, fei es durch Erbfchaft, fei es durch kaifer» 
Bebe Begabung, jene Befitzungen im Often Bai^s erhielten. Nach den Annales 
Wettenbofoni belehnte K. Heinrieh II. die Grafen von Vohburg mit der Markgraf» 

WOrttnb. VlaittU Anh«ft« 1«8. 7 



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98 Borrert 

feliaft Bnrgaa, eine kecke Fiktion, wie Brnnner Jnbresb. f. Schwab. Kenb. 1863/64 
8. 18 fagty aber möglicherweife entliült (liclc Angabe doch einen birtoi-ifehen Kav, 
nemlicb den, daß der Burgau benachbarte Zweig der Grafen von Üi)ling:eii . ' 
fpäteren Vohbnrger, durch K. Heinrich II. begrabt wurden und zwar mit der Grof- 
fchaft Cham, zu der i'päter durcli Heirat Voiiiturg kam. Gegen dcu Urfprung der 
GrafcD von Gieugcn-Cbam-Vobburg vou den Dillingero liefie fleh geltend maclien, 
was die Annales Aagullani Perta Mob. 5, 127, StSlin 1, 495 von dem Streit Bifcbof 
Hdnriebs von Aogabnrg mit einem Grafen Oietpald ond feinem Sobn Rapoto 1069 
um eine Graffebnft borirhtcn. Der Sobn den Grafen Dicfpald, Hapoto, griff de» 
Bifchofs Burg Mautii liirii^a d. h. McrcIiiTig: an, aber die Baiern, welche Kapntns 
Gefolgsleute waren, wurden von den Augsburgern gefclilagen. Daraus zieht liie^ler 
den Schluß, daß Dietpald und liapoto Uaicrn waren. Aber der Wortlaut fagt das 
kelneewege, fondeni nur daß Baien Bapotos feqnacee ipewefen. Im Gegentheil 
febeint der AnnaliA awifelien Hapoto und den Baiern, feinen Gefolgsleuten, lo 
QBterfehäden. Wir möchten diefen Dietpald als den gemeinrchaftlichcn Stammvater 
Dietpalds von Gieng:pn und Rapotos von Clmni und zugleich als Nachkommen Diet- 
palds TOD Dilliugeu aul'ebcu uud die (^encaiogie folgendermußeu geftalten: 

Hubald vun Dillingeu 

Dietpald I. JCanegold. B. Ulrich 

t 10. Aug. 9u5. V. Augsburg. 



Ricbwin ? Diitiial l FI, 

nx. Hnd«eard ■ . 

Bistb. Aiigsb. '3, 55. ' 



Metp.!!«! V. Giengen 1057 linpoto v. Cli;uii 

gefallen 1078 Refallen 1081». 

ox. Llutgard, Tochter — — — — 

Bertholds von Zäbrmgen Pf»»»«'- lifP«t« v.\ ohburg 

t la Miir/, 1119. "t" 



Dietpald v. VoUburg, Cbaw 1091 
t 8. April 114« 
vt 1. AdeOieid v. Pol«« 

Zum Gefchleeht der Grafen von Dillingen dürfte auch Hartmaun, Graf 
V. Gerbaufen bei Blaubouren, gehören. Auf defl'en Zufammenhang mit den Dil- 
lingern weist das nahe »Söflingen, wo die TruchrrlTm der Dillinger faßen. Dürfen 
wir die Gleichung Giengen-Nordgau-Cham-Voldnirg-Dillingen als gefiebert anuebmen, 
dann wird es nicht mehr als zu gewagt erfcbeiucu, wenn wir annebmeu, Uerbord 
Mi m feiner ftberfcliwitnglicb erfeheinenden Au«fage, dalil die Familie Ottos ihrer 
Geburt, wenn auch nicht dem Reiehtbnm nach den fnmmis principibos gleichgekom- 
men fei, denn doch etwas berechtigt gewefcn, da ein noch nicht aufgehellter Zu- 
Himincrdiang von Ottos Familie mit dem reichen Rapoto von Ch;vni, welchen man 
eben zu den lummis principibus rechnete, uns wabrfcbeiulicb geworden. Vgl. 
Gicfcbr. d. Kaifcrz., 4. Aufl. 3, 1155. 

Haben wir bei vorftehender Unterfaohnng nns von Heubach nach Sfldoften 
gewendet nnd find anf die Grafen von DUiingen geftolien, fo wenden wir nns nim- 
mcbr nach SBdwefteni wo faft unmittelbar die Heimat des ftaufifcben Hanfes, 
Wäfchonheuren , angrenzt. Hier fällt fohon die Aelinlichkcit der Faniüionnamen 
zwifcheii (»ttoa Haufe und dem der .Staufer ins Auge: Otto, Friedrich uud Otto. 
Freilich ift die Kette io der Stammreibe der Familie Ottos zu kurz, um daraus 



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Die Herkunft Bifcbof Oitoa des Heiligen von Bamberg. 



90 



einen Hciieru Schiaß zu nehon. Weiter ift gans über illen Zwt ift l oilialien die 
Vcnvaiidtfchaft der Staiifer mit den Grafen von Berg. Bifcbof Diepald von l'aHiin, 
t HiHl, lieilit bcftimmt de fanguine intperialis propaginis ortns, An5<bert liii't. de 
expcd. Friedr. S 106, f. Stäl. 2, 3G1, uud fein Nachfolger und Bruder Mangold de 
femine regis I'ez thes. 3 c, 523, Stüh 2, 230. Nun bat Stalin die anffallende 
reheioang, d«B drei TScfator Heinriol)» 1. tob Berg (leb in den fernen Slavenlindem 
mit dortigen Herzogen verehelicbten, nenilich Salome mit dem Polenbcrzog Boleslaus 
Krammaul, Hicbinza um 1110 mit Wladislaw v. Böhmen, Sophie nach 1113 mit 
dem Herzog Otto v. Mähren, auf die Thätigkeit unferes Otto und feine bedeutende 
Stellang am polnifcben Hofe, an den er auch 1124 wieder gerufen wurde, zurück- 
geführt. Daraus fchlicßt Stalin ficher mit Recht auf mancherlei, wohl auch verwandt- 
fehaftliehe VerhSltniiTe, in denen Otto mit den Qrafen ron Berg genanden L e. 2, 357. 

Iß Otto wirlclich der Ehevermitticr für Salome, die fich wafirrcheinlieh 
laerft verehelichte (um 1110), fo wäre fchlechtcrdiugs nicht einzufeben, warum Otto 
gerade auf eine ihm fern und fremd go^reniiberft( liendc Familie , deren Töehter er 
niclit genauer kannte, aufmerkfam geworilcn iVin füllte. Es i'cbciut um der Zufam- 
uieuhaug zwifchen dem Haufe vom Albueb refp. Hcubacb und v. Berg ebenfo feft- 
aoftehen, wie der Ton Berg nnd Sfanfen. IHe beiderfeitigen BesidiuDgen zn den 
Grafen von Berg fcbeinen aber anch d«i Znraramenbaiig der Familie Ottos mit den 
Stanfern zu verbürgen. 

VieHeiebt läßt fieli (lafiir noch ein weiteres Moment preltend machen. Otto 
V. Bamberg war in feiner Jiifrei.d vertraut mit dem Klnl'tei Wihburj^. denn fo liest 
Jaffü ganz richtig ftait Wirzburg. Dem dortigen Abt Ileiuricb, der fputer Erzbifchof 
?on Polen (Onefeu) geworden fein foU wofür fireilieb jeder nrkundliche Anhalts- 
punkt feblt, fo ungeAicbt auch Ebbos Naehrieht 1, 2, 8 klingt, war Otto fehr befrenn- 
det, fidelilTimu adhaefit famulatu cf. Ebbo 1,3; Volkmann 1. c. S. 7. Zum Dank 
für die gaftliehe Aufnahme, die er dort frefunden, gründete er dort einen Spital. 
Und diefes Wilzbarg bei Weißenburg im Nordgau lltand unter dem Schirui der Stau- 
fer, wenn auch immerhin möglich ift, daü lie den Scldrm erft von Diepold von 
Vobbnrg, dem Markgrafen im Hordgau, ererbt hatten. 

Die beiderfeitigen AnsTagen Aber Ottos Familie und das Staufer Haus; vor- 
nehme Geburt uud verhältnismäBig geringe .Mittel uud Lebensftellung, wie wir fie für 
Ottos Haus bei E)>bo untl Herbord und für das StanferHaas bei Stalin 2, 229 zu- 
fammengefiellt tiuden, fiinimen vortrefflich überein. 

Offenbar war mau fich zu Herbords Zeiten in Bamberg nicht mehr klar 
Uber die Art und Weife der Yerwandtfchaft von Ottos Eltern mit den vornehmen 
OrafenbSufem, die wir der Reihe naeb an uns vorfibergeben ließen. Darum braucht 
Herbord eben den allgemeinen Ausdruck „fummis priucipibus parcs crant", 
aber dcrfelbe gibt kein Recht, Herbord anzuklagen, er habe in der Weife der Pane- 
gyriker den Mund zu voll genommen. 

2. Die BefitsuDgen im Qlemsgau und Umgegend, sunäehft in den 
Oberämtern Leonberg und Böblingen ete. 

Eine aweite Gruppe von Erbbefits der Familie Otto treffen wir im Glems- 
gan. Der Codex Hirfaug. berichtet S. &5: Friedricus frater epifeopi Babenbergenfis 

<) la das dar Blfehof Heinrich, der in Oeraeinfebaft mit einem Bifcbof Eberhard dem 
Bifehof Rapert von Bamberg zwei dort gellohleno goldeuo Kreuze wieder im Auftrag Hcnsog 
Lndiftlau? ron Polen und feiner Gemalilin Jnditl), irelelie fie gekauft hatten, überbrachte? Lang 
Reg. boif. 4, 733. 



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100 



Bofferi 



dedit nobis babam et dimidiam in Tilla Altbeim juxta Radingen (Druckfebicr Ar 
Randingen) fita. Liutfried fiafer ejus dedit in Sdiafhufeu predium. Daß hier an 
keinen andern Hifchof von Bamberg und feine Hriider Friedrich nnd Liatfried zu 
denken ilV; als an Ottü und feine Brüder, ergibt ilch 1. daraus, daß Ebbo ausdräck- 
lieh einen Friedricli ab Bruder Ottos oenot, 8. daH die Bamberger Nelirologien 
nne gerade die Namm Ton 2 Brüdern Ottos, Friedrieb nnd Lintfried, geflorben als 
Mönch (zu St Hiobael in Bambeii;?) au 18. Febr. JaM, bibliotb. rer. Genn. 5, 669, 
erbalten haben. 

Der Befitz der beiden Brüder in Altheim und Scbafhaufen wird wolil Erb- 
gut fein, (Im« nrrprünglicb zufammen gehörte und zwifchen den RHidern Friedrieb 
und Liutfried getheilt wurde, während Otto die Güter am AUhk Ii bekam. 

Friedrieb, der ültcfte unter den 3 Brndcm und nacli dem Tode der Eltern 
das Faniiiieubaupt, wie aus Ebbus Darftelluug beivorgeht, fcheukte, wie die obeu 
angefltturte Stelle fagt, iVa Huben in Altheim bei Benningen (Kandingen) OiL Leon- 
berg. AIA^ ift bentantage abgegangen nnd lag 1—2 km weMieb von Bennungen 
gegen Malmsbeim. Altheim, nicht zu verwcchfeln mit Altheim CA. Horb, das wabr- 
fcheinlich Cod. Hirf. 34. 35 gemeint ift, kehrt noeli mehrmals wieder: 1. fehcnkt 
ein Dietrich, den icii für identifch mit Dietrieii von ^^'eill.sberg und Aicbbaufeu, 
Askebufen W. U. 2, 140, Cod. iliri'. 16 und für den Bruder Wolframs von 
Weinsborg -Bebenbnrgf den Stifter des Klofters Sobonthals halte, in Aliheim dn 
praedinm an Hirfan 1. e. 8. 68. N&beres darttber in einer befonderen Unto-Aiehnng 
über diefe Herren von Weiosbeig W. Vjb. 5, 299. Nur darauf fei noch hingewiefen, 
daß aiub zwifchen den Herren von ^^■i^tenbcrg und Weinsberg ein Zufammenhaug 
beftandeu haben muß. 2. war Werner von Merklingen 0.4. Leonberg dort begütert 
1. c. S. 88. Merklingen gehörte zum altcalwifcbcn Uausbefitz. Auch bei der Ver- 
folgung der Ahnen der Weiusborger wird man anf einen Znfammenhang mit den 
Grafen von Calw gefUfart, wovon wir hier Akt ndimen. 8w Bertolf von Waltorf und 
fein Bruder Erpho geben in Altheim eine halbe, in dem nahe gelegenen Ihingen 
(Ihinger Hof CA. Lconberg) 3 Huben, wo ihre Mutter Liutgart fchon 1 ' ^ Huben 
früher gegeben hatte. Diefe Brüder find ohne Zweifel die Röhnc Ikrtolds von 
Waltorf, des Schwiegerfohns Sigebotos von iiuxingeu (liiexingeu Ober-, Uuter- 
OA. Vaihingen), deffen Schwager Wolfram von Glattbach der Vater oder Großvater 
der obengenannten Weinsberger fein wird. lintgart ift die Tochter Sigebotee. Die 
Herren von Glattbaoh OA. Vaihingen find dem Calwer Haufe ebenfo snsnwdfen, 
wie die Herren von Roßwag OA. Vaihingen und Grötzingen hei Pforzheim. (Vgl 
Anfelm Graf v. Forehheim und Anfelm von Glattbacli.) Daß diefe älteren Herren 
von Glatthach Freibcrren, nicht Minifteriaieu der Grafen von Caiw-Vaibiogen Und, 
ergibt ficb aus dem Cod. Hirf. S. 46. 

Aus der vorftehenden Unterfnclmng über Altheim gewinnen wir allerdings 
keinen nnmitteibaren wdteren Aaffcblnfl für Ottos Familie, aber wir fehen fie wiedw 
in Besiebnng an Familien, die einem der vornehmfiten Hänfer des hentigw WBrttero- 
bergs, dem Hnufc der Grafen von CSelw, nahe ftehen maßten. Erinnert fei noch 
daran, daß die Staufer in dem nahen Malmsheim begütert waren. W. U. 2, 2öC. 

Wenden wir uns zu dem Ort, wo der zweite Bruder Bifchof Ottos dem 
Kl. Hirfau eine Schcnkiinp machte, zu Schaf liaufen OA. Böblingen. Hier erhielt 
Kl. Hirfau 1. eine halbe Uube von einem n ich iinlickanntcn Burkhard 8. 48, viel- 
leicht von ijtaiiffenberg, alfo einem Augebörigen des Calwer Haufes, 2. eine halbe 
Hube von dem Presbyter Endcdf von Merklingen 1. oben Altheim 1. e. 68, 3. den 



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Die Herkunft BÜohoC Otto» des HeUig«!! voa Bamberg, 



101 



Kirobfatz von 3 Terfohied«ii«]i Gebern; und hier ift eiii Pank^ der Ar nnfere gerne 
Unterfaohnng von grofler Bedeoteng Üt 

Aaf dem Wcf,' des Taufe lies erhielt Hirfau von Conrad von Boote Is- 
bach 8 Hu^ioii in Dr>ffin-r]L nine in Schnfhaufen, l'/s in Heimerdingon OA. Leon- 
berg und Vi der Kirche zu H('bafhaufeü i. c. S. 97, von Adelwig von Nid- 
lingea (abg. bei Stein und Göbrichen bad. Amts Pforzheim) die halbe Kirche 
nnd eine UüMe etc. nnd von Woppelln Fon Plieningen OA, Sintigart V« der 
KIrefae and eine Mflhle 1. e. SL 98. Damit find mt anf einen interelTanton Boden 
geführt. Beim Vertrag der Gattin Konrads von Beutelsbach, Werndrnt, mit Hirfan 
erfcheinen als die erflen anter den Zen<;^en die Nidlinger Adelwig und Arnold, und 
die Bernhanfen Ädelbert und Rirthilo. Bernhaufeu liegt unmittelbar bei Plieningen, 
die beiden Familien Bcrnhaufen und PUeningeD find eine und diefclbo. Man ver- 
gleiche L c. 8. 61: Adalbertns de Bernbufen dedit daas bubas ad Horwe (abg. bei 
Knitb OA. Stattgart) und Sw 66 Birthilo filioe Uatfridi de Blieningen dedit hnbam 
unam ad Horwa, fodann S. 75 Swigger presbyter de SittdeUIngen emit duas bttbae 
in Vtichshufen (abg. bei Degerloch), terciam in Horwa mit Swigger frater Marquardt 
de Blieningen dedit .... in Töffingeu. S. C6 Wolfram de Bernhufen, S. 68 Adal- 
bertns pre»hyter de Blieningen cum fratre fuo Wolframmo. Wir lernen alfo einen 
Birthilo, Liutfrieds von Plieningen Sohn, kennen, nnd einer diefee Oefcblechts, 
Woppelin fKofeform für Wolfhim, eSr. Wolfram toh Bembanfen 1. e. S. 66) bat Be- 
fitinngen eben in Sebafbanfen, wo wir Liotfried, den Bruder Ottos, beg&tert finden. 
Was Hegt näher rtl^ rüefe fieiden Liutfriede ffir identifch zu halten? Von Seiten 
der fic-hor fef^ftelienden Hefitzungen dor Familie Ottos in Altheim und Schafhanfen 
ftebt diefer Auuabrae keinerlei Schvriengkeit entgegen. Im Gegentheil die Befitz- 
ongen der Bemhaufen Plieningen in Ditzingen OA. Lconberg S. 66 und Döffingen 
OA. Böblingen S. 75 ftimmen Tortreinieb daaa, LiotfHed, Ottos Bmder, für einen 
Herrn Yon Ptimiingen anaafeben. 

Aber nun die fich damit erbebenden SehwieriglLeltett: 1. Untfried, Ottos 
Bruder, ift Möntli. LintfnVd von Plieningen hat wohl nicht nnr einen SoJin Bir- 
thilo, fondern mehrere, von denen die zahlreieb im 12. Jahrhundert auftretende 
Familie der Plieuingeu-Bernhaufen rtammt. Dieles Bedenken il't febr leicht zu 
bellen. LiutfHed, der Bmder Ottos, war jedenfalls bei tmnm Sehenknng an Hirfan 
noeb niebt ins Klofter getreten, fonft bieße er fieber flrater Uatfriedes in Oed. Hirf. 
efr. Beginboto frater noftcr S. 61. 67 ff. Ee bat nicht das mindcfto Bedenken, an- 
ztmehmen, daß T.iutfried erft in feinem Alter nach der Sitte der Zeit ins Klofter 
eintrat. 01i er joner Liutfried ift im Klofter St. l'aul zu Worms, dor Klofter Keichen- 
bacb begabte, das Tochterklol'ter von Hirfau, wobei dann unzuuehinen wäre, daß 
er ^a fp&ter naeb St Micbaelebeig bei Bamberg übergcdeddt ift, mag dahin ge- 
bellt fein. W. U. 3, 407, 411. 2. Da« febwerfte Bedenken erweckt die Frage, 
ob die Herren von Plieningen -Beridiaufcn Edcdfreie gewefcn oder Minifterialen. 
Von den im 13. Jahrhundert auftretenden Mitgliedern der Familien von Bernhaufen- 
Plieningen ift letzteres ficher, al rr aucli von den für uns in Betraebt kommenden 
Herren aus dem 11. nnd 12. Jahrhundert? Die OA.B. Stuttgart i>. 116 nimmt das 
von den Herren von Bernbanren unbedingt an, fiber die Plieningen fpriebt fie ficb 
niebt ans. Anf den erften Bliok feheint Stalin 2, 375 Not 1 einen nnwiderlegliehen 
Beweis dafür aas dem Chronicon Sindelfingcnfe ed. Haug S. 5 beizubringen. Nadl 
dieCbr Chronik gab Wilcha d. h. Wiltrud von Bouillon, die Gattin Adalberts von 
Calw, ihrer Fnkelin Uta, Herzogin von Schauenburg, der Gemahlin Welt> IV., als Mit- 
gift verfcbiedene Güter, darunter auch Plieningen, ultimo eadem Wilcha Haiurlco 



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102 



Bof fürt, Die Herkunft Bifchof Ottos dea Heiligen von Bamberg. 



iinperatori minifteriales in Bcrncluifon et ceteros omnes vendidit. Damit fdieint 
anfere Annalinio der Identität Liiitfrieds von PlitMiinpen-BcriiIiaurcn mit dem Rnidcr 
Ottos einen totitliclien Sclda;? m empfangen. Denn wenn irgend etwas feftlteht, 
fo ift es die freie Geburt Ottos und feiner Brüder. Aber find denn diefe Aagabcn 
des Sindelfingcr Chronirten glanMiall? Daü Uta die dort genannteD Gitter als 
Mitgift erhalten baben lE9iiiite, ift seitlieli febleohterdioga iinmSgiiefa, Wfltnid ftarb 
1093, Uta 119G. Uta war kanm älter als ihr Geroahl, der 11 15 geboren war, denn 
er ftarb TG Jalire alt 1101 Vtn kann liöolirtens wie Weinsl)er{,', fo aucli andere 
Calwifciiü Güter (in der Stuttgarter Gegend) von ihrem Vater Gottfried ererbt haben. 
Und doch finden Heb neben Weif noch 1140 freie Herren Wolfram und Dietrich 
in Weinsberg, die wir m den Seitenverwandten der Oalwer rechnen. Gehoi wir 
den fieberen Weg ond fragen die Urkunden. Um 1090 erfcbeioen die erftmi Herren 
TOn Bernhaafen, Voimar Qttd Rudolf, in dem berühmten Bempflingcr Vertrag, Mon« 
Germ. S.S. 10, 76, zwifchen den Herren von Sleitdorf (Schlaitdorf OA, Tübingen) 
und Werner von Lintorf (OA. Kirchheim). Von den Herren von Rlcitdorf nimmt 
die OA.ß. Tübingen S. 470 ohne Weiteres an, fie feien tübingilchc Val'allen, und 
fetzt fleh damit in direkten Widerrpmoh mit dem Keichenbacher Scbenkuugäbuch, 
wo 1088 Albericb von Sl^tdorf anadrfidElieb als Uberae conditionis beaelchnet wird 
W. U. 2, 894. In der Denkendorfer Stiftnngemrkunde 1142 erfcbeinen Wolfram 
von Bembaufen und Hugo von Plieningen unter den nobiles und zwar vor Reinald 
von Ciiftordingen. der nach der wahrfcheinlich klingenden Vermuthung F'f. Cnfparts 
in Kufterdingen zur Familie der Herren von Urslingen, der fpäteren Herzoge, ge- 
hört, über deren freien Stand nicht der leifefte Zweifel beftelieu kann. Gehen wir 
aber vollende snrQdc auf die oben angefUirte eigentlielie TbeUnng des Kirebfatiea 
in Scbafbanfen. Wir haben gefunden: die HSlfte desfelben geh6rte den Herren 
von Nidlingen, 'A Konrad von Beutrisb.ieb, V* Wolfram von Plieningen. Dieter 
Befitz ftamratc zweifellos aus einer Hand und war urrprün^rlioh Eigenthnm jener 
Familie, die wir im f'odex Hirf. als Iferren von Nidliiiiren licnnen lernen. Sie 
hatten die Hälfte. Werndnit, die Gattin Konrads von Ueutelsbach, war wahrfchein- 
lioh eine Sohwcfter Adelwigs von Nidlingen and braohte ihrem Gatten Vt des Eirdi- 
Iktzes Bu Sdiafbaufen als Morgengabe tn. 

Für diefes Verwandtfchaftsverhältnis fpricht L daH Adelwig nnd fein Sohn 
Arnold von Nidlingen als die erften unter den Zeugen im Vertrag der Werndrut 
von 15enteishaeh mit Kl. Ilirfan erfcheinen. Cod. Hirf. S. 97. 2. Die Befitznnp:en 
der lieuteltsbaelier in der Nähe von Nidlingen, Öaldingcn-SöUingen, Berghaufen, 
Sahaeh (wohl bei Maulbronn), Cod. Hirt 96. 97 finden dareb diefe Verwandtfehaft 
ihre EiUärnng. (Behlnß folgt) 



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108 



Analekten zw Gefchiohte der LHaratur in Schwaben. 



2. Aus Gräters Nachlali. 

Nach flehenden 13rief lies Profeffurs der KarUrchule (fpäter de« Oymaaliums) Fried rieb 
Chrfftlan Frau« an Friedrich David Giritsr «ntnetnae ieb dem snf nnfei« Offentlieheii 
BibliotliL'k beu;i1irtL>n Nachlafle (Jrätcrs, Er mag des Abdrucks werth /ein nicht nur wegen 
einzelner iuterellauter Notizen, londero vor allem, weil er durch feinen Galgenhumor ein Icln ndi^cs 
Doknmant fÖr & Stimmnun der Qmftfb» Mok d^retieiter Aufbebung der Alcademio ilt. Ich 
gebe die nOfblgea erklirendea Notlaen« 



erhalten hier die durch UK Elirmann ■) verlangten Bruch/tacke c-Iner FuldaTchen Biographie, 
welche leb gerne su einem Ganzen ausgearbeitet hätte, wenn uiciit die allgeiueinen und 
bcfonderen Troublen mich daran verhinderten. Der alte wOrdige Pfarrer Maft*), tob 
w ildii-ni ii li B< incikungcn verlangte, fchicktc mir die Beylagc ^iirilrk. Irh zweifle nicht, 
daü Uiü FetertuD auch einige Bej'träge darzu geben konnte: allein da er von den £in- 
gebnngen feiner Laune fahr abbingt, and feine AmtHehen Pretinde eine Klage ttbex feine 
Unttiäti','kcit filhriMi Co wi>]fe ich mir die Milhe nicht geben, (jinc i-'ehlbitte lu lliuil, be- 
ioadcrs da Euer Wühlgeb. mit der EiurUcknog dieler Nachiicht eilen. 

*) Der die* fatalis der hoeh bertthntten Hohen-Carlfr-Sehiile rOekt mit RIefonfehrhteii 
heran (d. 9. Apr. werden die Kamine der Akad. Küche zum letztenmale rauchen), aber 
was aus uns werden werde, ift noch nicht entfchieden. DaU wir, bis auf anderwürtige 
Anftellung, auf Pcnllon gcJozt werden, ift gewiß: ob aber mit ganzer Befoldung oder 
lieht, darüber wird noch gelMttea. Maaebe unfrer Finanz-Männer drohen mit BerabfeBOag 
nofrcr bishcrij^i n Pefoldungcn; wenn wir ntir nicht auch diolitcn, laut zu werden. Nnr 
sween von uns^} (und gerade find diefe zu Tübingen nicht beliebt j haben l.uft, lieh nach 
Tübingen verpflansen an laffeo; wir ibrigoo werden durch allerley Coovenieaaen i>eftlnunt, 
zu Stuttgart zu blcibrn. Aber faft alle Acmter, tm welchen vir nfpiriren k^ltiiitiii, find 
— o traurige ÖatiafacUon für Lehrerl — von uoferu Schülern befest. Die Verlegenheit 
wiebCt dareb die tlnana-Vorwirmng und die KriogaseiteB. Nach Abxug unfrer Colinen, 
welche fohon anderswo anguftellt lind, würden wir (Ibrigcn jiihrlich 15 000 fi. Befuldungen 
sieben. DieÜ ift nun freylich eine Summe, mit welcher manche ganze Uohel'chule beliehen 
mnS; indeflcn ift He geringe in liioiicbt auf den ehemaligen Aufwand: denn die Unter* 
haitung der Ak.ulcmio koftctc jährlich nicht weniger als lOSlKHJ H.. folglich mehr als 
Göttingen. Wird man nicht lagen, wir verflUnden die Kiinft, mit reoltt groUeni Aufwand 
recht wenig auszurichten? Unfero Druckerey"), welche, vornomtich durch Bauern- Kalender 
BBd dcB Naehdrneh dea göttlieben Worta, einen jShrliehen reinen Gewinn von Biebr bIb 
4O0O fl. abwarf, winl nfirhftens im Anfftreinb vprki^uft wrri!on. .Schon haben einisc 
6000 fl. dafür angeboten. Die Akadeiuil'chen Gebäude find, lagt man, wegen ihrer Ver- 
bindung mit dem neuen Seblofi aar Hof-KQche, Hof-Caoditorcjr, Wohnungen der flof* 
bedienten, Kcilfchulen etc. beftimiut. In den Sälen, welche von Krklärung der I'andektea 
wiederhallen, werden binnen 2 Monathen Pferde wiebern. Die£ thut wehe leibi't mir, 
der ich doch nie ein Freund des loljtituts war, feit dem ich dea Innre deffellM» kennen 



') Ilt lichcr kein anderer als der geographifche SchriftTteller Thcujthil Friedrich E., der 
1788— töOü in äta^^art lebte. Von feiner Fran Marianne, geb. Brentano, der bekannten Schrirt- 
fMlerin, finden fleh mehrere Briefe an GrSter in deiTen Papieren. 

*) Ftilda's Mitarbeiter am dcutfchen .Sprachforfeher. Ueber die fragliche „Boylage" fo» 
wie über die Bruchftiicke der Fnldailchen Biographie fehlt mir jeder weitere Anhalt 
») Kecht draftifch J. F. Cotta; f. Schillers Iii i. lu echfel mit Cotta, St ito ■{<>. 
*) Wegen des allgemeinen Inhalts der folgenden Zeilen d&rf ich wohl kurzweg auf 
Wagners Gefch. d. b. Carla-Sehule verweifen; wegen der pecuaiXren Aogatten insbefonder« i. daC 



8tBttg«rt 25. Fbbr. 9L 



Euer Wohlg^i'bornen 



Iirg.-Bd., S. 81 ff. 



") Wer ila.s iViii kann, wird ichwer zu ermitteia üsitt. 
«) Ueber diefe L Wagner 11 8Ö& und 890. 




104 Fifcber. Analekten xur Qefixhtohte der Literatur in Schwaben. 

gelernt habe. — Zween nnfrer Collegen, welche Anslämler find, Baz^) und Dan/.*), Iiabcn 
Wink erhalten, auswärts ihre YerfurgiiDg baldmöglichft zu fachen ; Ae verliebren dardnrch 
ihre nahen Ausrichten aur Kegieraags-Raths-Stellen, die He nntcr dem verdorbenen Herzog 

RiedmQllcr, der Ihnen durch die Gcfchichte der W un der h o f 1 5 e aus den Frei- 
burger Bcyträgen and dem Journal von und fQr Teutfchland bekandt Ü't, wird al» Kath. 
Hof-C*plm snrilkberafen, und di« bisherigen KnÜt. Hof-Prediger gehen in fbre lUafter 
znritk. Wir bedauern bofondere den vortreflicben Werkndfter, welcher nn Nereebeim 
keine Freunde sarfikgelaOen hei*). 

Wtten mtar dtefea onnngeneibnien Revolntionen hVr* Ich nicht auf, mit der gewohnten 
TerehrQDg «v ivfu 

Euer Woblgebomen gehorfamfter Dr Franz. 

Ans einem weitem nritf von Franz an GrSter, d. d. 13. Nov. 1795, der abfclmftlich 
fich am leiben Orte befindet, fonTt aber nicbta intereilaDtea bietet, entnehme ich folgende Stelle: 
«Peterfens Penfloii^jahr ift nun nu Ende» er verlangto wieder in fnn A,mt ehtgefest 
sn werden: aber feine Bitte wurde nbgefebingeni nnd nur feine l'cnfion auf 6 Monate ver- 
längert. IndelTcn bleibt ihm doch, we^en df<i pewfjlinlirlicn WHliMfpruch« awoer anf ein* 
ander folgenden Regierungen, einige ilutruuug zur Wieder-Kiniczong." 

Diefe Noth f ft Infofem interefliMit, nie neteee WiflTene von einer aeitwelligen Penlionierang 

Peterfeus als Bibliothekars bisher niclits bekannt war, das Aufhören feiner Stellung als Lehrer 
der Carlsfchnlo aber lieb von felbft vcrfteht; nach dem, was Wagner II 378 ff. 386 S. pnblieiert, 
liitte Peterfen in letaterer Stellung gar keine PeDfiou bezogen. — Salvu meliorit 

Stnttgnit. Hermann Pifeber. 



') B.1Z war aus Regensburg; nach Aufhebung der Akademie follte er feinen Oehalt von 
l(KX) fi. bis auf anderweitige Vcrforgnng behalten, f. Wagner II 381 uud 387; 1795 wurde er 
LegnÜonsratb. 

*)DanB war ans Gedern im Darmftädtifcbcn. Ueber die WiderwArtigkeiten, in welche 
ihn feine 1x92 gehaltene Rede Ober die aOebrechcn und YorzOge der deutfeben Keichsverfairnng' 
nach der Aufhebung der Akademie brachte, f. Wagner II 167—160 nnd 3f<2— .t?!, fowie eben- 
dort 383 und 3b7. Er wurde 1796 Hofgericbtsaflenbr, 1797 Regicrung^ratli und 1808 Lehens« 
referent. — Franz felbl't, um das hier anzufügen, wurde nucli IT'.U l'rdffiror am Stuttgarter 
Obergyronafinm, JHIS Reefor, t 1828. Es trafen alfo bei kfriiKin dir drei die weitgehenden Be- 
fttrdltnngL'n Frari/A'n>( ein. 

*') über den ganzen Handel Wcikmcifier Mhft in IVinor ^Geffhiphtn der ehemaligen . 
katbolifehen Hofkapclle in Stuttgart votj 17:^3—1797", J-^tiresAlirift für riieolojfle und Kirchen- 
recht der KathoHken, Bd. VI, ä. 458-567, belbndera &5i ff. - Joh. Ev. iUedmfUler, geb. 
1786, Pfarrer in AltftenSHn^n 1784 (t 1817), znvor fehon Hofkaplao in Stntteart, wurde wirk- 
lich 1794 Oberhofkaplan, gieng aber bald auf feine Pfarrei zurück. Ueber ihn i. Werkmeifter 
a, a. Ü. S. .553 ff.; das 8, und 18. Heft von Oafpar Kuefs Freiburger Beiträgen, wo die (lefchichte 
mit der Hoftie (die doch nicht nnbekannt gewefen fein mufl) berichtet lein rull. itnad mir nicht 
zu Gebot, und in den mangeibattea Ucgiftern des Journals von und für Teutfehiand habe ich 
nichts gefunden. — So vollftändig, wie Franz fagt, war übrigens der Wechfel nicht. Im Wirt. 
Adreßb'ich auf 1794 find Hofpicdiger: Juh. Gg. .Müfel, B. M. Werkmeifter, Ulrich Mayr (zu 
Lndwigsburg) , Firmne Bleibimhaus, Wilh. Mercy, Gorgonius Frey, I.ndw. Albrecht; charakteri- 
flrter fiofluiplan: Abbö Baccoff; in dem von l79b erscheinen: Jiledmilller als Ober-Hof kaplan; 
tit Bofkaplane: Mtffel (herzogl. Beichtvater), Blelbimhane, Frey (xu Lndwigsburg) , Albrecht; 
als Flofvicnrii: Anton Reis, Ign. Pfiftor, Piter Wiehn. Mayr wurde von Lmiwij; i^tifim pen- 
Tiüniert, vmi Friedrich Eugen ^^ieder .in der kailml. Hofkapelle angcftellt; ziemlich dasfelbe 
war mit Mercy und mit Werkmeifter der Fall: <ler ]et/t(>ro gieng wirkllek 1794 all Pen/loniT 
nach Meresheim, bis zu feiner Zorllckberufung im Juni 1795. 



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WürtteDibergircher Alterthumsverein iu Stuttgart 



Die wflrttembergifchen SchlölTer und Burgen um das Jahr 1600. 

Vortrag im Stuttgarter AlterttramsTereiu voti ArcliivfckrctKr Dr. Schneider. 

So wiclitig' es für die Tnpngrnpliio und Gpr(^hi("hte eines Laiide« ift, deflen 
Bcftand an Scblöüern und liur/jeii klar zu legen und deren EntOohcn und Vergehen 
zu verfolgen, fo fehr wird die Voiflellung, welche wir uns von einer beftimuiten 
Zeit entwerfen, dareb Vergeg^wärtigang der Schlölfer and Burgen dee Landes an 
Anfchantiehkeit gewinnen. Sind docb diefelben nicbt nur für das landTeliaiUiehe 
Bild Bedingungen der Äbwecbslnng und Lebendigkeit, fondem anch als Hauptpunkte 
für territorialen Befitz bezüglieh der Organifation des Landes von ?:rößtcr Bedeutung. 
In den ffirftlicbcn Sph!ölTern nnd Bnrf^en, foweit He nicht zur Bciiützuni? für die 
Herrfcbaft relbft aufgcipart lind , baben die biiberen und niederen Beamten für 
Staatsverwaltnng, Finauzwefen und Forftkultnr ihren Sitz. 

Als befondere wiebtiger Zeitabfcbnitt für anferm Fnnkt erfebeint die swdte 
Hälfte des 16. und der Anfang dee 17. Jahrhunderte, fewohl weil im Verlaufe des 
17. Jahrhunderts das Ausrchcn des I^andee vielfach verändert wurde, als auch weil 
in der genannten Zeit der Trieb nach genauer Fertfetziiug des BefteluMiden bei den 
Regenten Württembergs ficli belonders lebhaft zeigte. Auf die Schlöffer und Burgen 
der Herrfchaft Württemberg befchränkt ficb denn aucb unfere Leberficht 

Den Heraogen Cbriftoph, Ludwig nnd Friedrieh lag daran, die Reehte des 
Fiekus feßniftellen nnd fo ordneten fie alle drei Erhebungen Aber die Gefalle an. Da 
nun diefe Gefälle an beftimmten ßefitz fich knüpften, fo ift nat&rlich, daß die amtlichen 
Berichte neben den Städten und Orff* ' üfN^ii die herzoglichen Schlöffer nnd Burgen, 
die fei bftgen offenen wie die nls TA^lien weggegebenen, befondera herückficbtigen 
muMeu. Damit irt fubuu die wicbttge Tbatfacbe ausgefprochen, daß diefe Schlöffer 
nnd Bargen, gleiebTiel ob'nooh bewohnbar oder nicht — alfo aueh die BnrgfitiUle 
— faß Doeh mehr als Gf^nßände, auf denen gewiife Oereehtigkeiten nihCmi, in 
Betraeht kamen, denn als für fieh nutzbares Eigenthum. Und daraus wird fich uns 
aneb von vornherein die Vennnfbiing ergehen, daß das Scbickfi) eines herrfchaft- 
lichen HaufeH, wenn flemfelljeii uieht gerade durch nothwendige praktifche Zwecke 
feine Erhaltung gewübrleiftet war, vielfach davon abbieng, ob ein nennenswertbes 
mnkommen mit ihm ▼erbundes war od«r blieb. Der ZiAn der Zdt konnte die 
Bum Theil nnT^wSftlich feheinend^i Hauern der Burgen nnfares Laiides nur zer- 
malmen, wenn di m nfcblicbe Gleicbgiltigkeit für diefelben nidlt dareh die Gefthr 
des En^ehens handgrciflieher Vortheile zu ihrer Bewahrung angcfpornt wurde. 

Wo Nutznießungen mit einem Schloß oder einer Burg vou Alters her ver- 
bunden waren, werden fie gerne als Befoldungstbeile für die Beamten der Gegend 
ausgefetzt oder mit Zugchör, namentlich GütergeuuB und Frohnrochten, ihnen als 
Wohnung und Haupteinkommen angewiefen. 

Solche Burgen dagegen, von denen ansgefagt wird, daß Tie kein Einkommen 
haben oder daß ihre Gerechtfame unbekannt feien, werden in der Kegel als bau- 
fällig oder abgegangen bezeiehnet Aehniicb ift bei Lehen mit ihrer alten Ab- 



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106 



Schneider 



greazangr die Erlwltiing des ScUolfes darcb di« Verbradnngr mit dem übrigen Kom- 
plexe ^'efontlich bedingt. 

Wio laiifrc ficli, trotTidoin fclion '.m Iß, Jahrbinidort licrrfchaftliche Rechte 
auf hpftimmtc Hcziijjo nicht von der urfprmif^lichen Verliiiiduiig abhängig waren, 
doch die Yoriteilung des alten rechtlichen Verbäitnin'es erhalten hat, zeigen Wend- 
ungen wie die, dnß nun Sohlofi HellenHein die Herrrcbaft Heidenheim fammt der 
Vogtei Henbaeb und dem Bargfuül Borraßeln gehöre, fowie die ThntTaebe, daß 
bin /um Anfang diefes Jahrhunderts in den Sdterreichifchcn Lehenebriefen als wefent- 
lichü Beftniulthcile der ITerrfehaft Blaulicurcn die laogft abgegangenen Burgen Ger- 
haofen, lüuk und Hlauenftcin genannt werden. 

Auf der andern Seite haben Lal'tcn, die auf einem BeHtzthum ruhten, deui- 
felbcn frühzeitigen Untergang gebraefat: das ScblolUeia so Ober-Urbach z. B. liefen 
die Beflteer im 16. Jabrbnndert, weil eine jährUeke Grfilt von 20 fl. darauf ftand, 
verfallen; und — wenigftens nach den Berichten der bersogliehen Beamten gab 
das Ocffnungsrecht, das Württemberg in der alten Burg zu Neippcrg hatte, die Ver» 
anlalTuug, diefelbe abgehen /ti lalTen und dahinter ein neues Schloü za bauen. Fflr 
die Zerftürung der Burgen ift darum der Mangel an zugehörigem Einkommen noch 
im 16. und 17. Jahrhundert von beinahe ebenfo großer Bedeutung, wie die Gewalt- 
tbfttiglLelfen in den Kiiegen, nnter denen da» Land in leiden hatte; und fo «eigt 
ans aneh ein Ueberbliek um das Jahr 1600 fchon eine Menge von BorgdSllen und 
von baulofen Bargen, die Ticb aus dem Mittelalter und der wüden ZerftGmngiwnäi 
des Bauernkrieges glücklich heriiherfrcrcttrt hatten. Der 30jährige Krieg war mdir 
den Scblöflero in den ätädtcu und ürtfchaiten gefährlich, 

Wondeo wir ma nun lar UeberlTchl der vflrttcmbergirehen SeblOffar Qod Burgen 
um 1600, wobei der Kürze wegen i$M fclimi in den Oberaintsbclchrcibungcn Eotlialtcnc nur in- 
foweit .•»iifTi-nilii t werden foll, a!« es zur \\ i \ i ilirt;indiginig des Bildes nrithi«^ ift Wir bcf^ionen 
Bit der Gegend vun Stuttgart, und da fallt nun vor allem dua urft kurzlich umgebaute Schluß 
hl die Attgco utt Ksnxl«len, Thiergarten, Balihsns, HOble, Pflfterei, Lvft- nnd Schießbftnfem, alles 
■dt einer Mauer umfangen. (Bericht von 1582). 

Auf 4eii Höhen aber, welche die Stadt umgeben, leben die alten Burgen nur noch 
tbeilwüfe in der EriDDeranp fort: die Weißenburi; und da« nlt abf^egsuKen Qeminer oberhalb 
llolir.irker iKohrcck ) wci^dcn neben dem L <■ h r n b ii h cl aiif iK iu lu imw i p IfiKl als Burg- 
ft^le im .Stuttgarter Forl'tbezirk — übrigens in l'rivatbeiltK — genannt. Die Burgl'iäüo Frauen- 
berg, Bernhan fen, Ronlanden, Plieningen, Rohr, Kuith, Seharnlianfen, Worniz* 
häufen find kaum dem Namen nach brkannt. tn Cannftatt findet ficli nur noch ein kleines 
attt^H Tläusk'iii in (Kr ^'ll^ftadt, ein wcni;; ntif unem Bühel mit einem trockenen kli itn-ii f'räblcio, 
die Burg genannt, io vor vielen Jalneu mit einem Schlüßleiu bei'etzt gewel'en fein möchte, — 
die totste Spur der Burg Brie. Auf dem Rothenbeiir fteht nocb, nach Hencog mriolu JUlekkelur 
ins Land wieder aufgebanf, das Staiiwur« 1il >f? WürttPTnberg mit feiner rlrrifarhcn Mauer und 
feinem tiefoo Graben. Drüben litzt ein Burgvogt — lv>54 I'hili|)|> von Giiltiingen — jährlich 
mit 69 A. befoldet nnd im Gennffe eine« WeingflTtlein«, das der vorige Bnrgvogt gemacbt nnd 
das 160t zwei Morgen betrügt nel)en etlichen Kgarti ii. Tiot/.drui !'< hou 15.")! die zwei W.'iclidr, 
welche der Herzog zu verhalten hatte, abgefchafl*i wurden, waren die der Burg zuftehendea 
Beehte, Yorao die Befetmng dareb die BDrger von Bothenberg in Eri^riftuften , im I^ufe der 
Zeit dem nöthigcn Anfwan<l gegenüber fo werthlos, daß der materielle Hintergnnul fiir ihre 
Erhaltung fehlte, obghich fie von den Hliirnien des SOJährigeo Krieges wenig berührt wurden 
lolltc Ein Burgftall befindet Hch in Sclianbach. 

Ein Orthan« des Landes dagegen, was damals noeli eine gebrinehllehe Beuiehmiag 
war, d. h. eines der erften iit.d bedeutendfteii , tritt uns, wenn wir uns dem (?:iite zu- 
wenden, in Leon borg entgegen. Das Schloß mit den zur hcrrl'chaltlicheo Verwaltung nüthigen 
Bauten, der RelleroiamtsbehanfuDg, Kelter, Kornkaften, Keller, Bindhans, Marftall ftellt einen 
abgefcblolTencn Wohnort innerhalb der Stadt dar, ähnlich wie da>! Sliittgarlur \u\i\ andi^ro 
SehlOHer, eine Form die ebenfo bequem als sweckinäßig für Yerwaltnng und etwaige Yei-tbcidjg- 



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Die württembergifcben ScblOfler und Baryon um dM Jahr 1600. 



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mg erlflbelnt Im Amt Lsonborg ftebtin Helmsbeim das mächtige Steinhaus auf dem höiAlkan 

Punkt dos Orts, ein fpätroinanifchc* Schloß atis <!em 13. Jahrhundert, das nun der üntcrvogt 
im Jahr 1604 mit befunderer Betrieitignng einen fchöncn Komkafteu aeanen konote. WQrttem- 
bergUbhe Ldieiialeate befitaen da* Sehiflßleiv mit dem von einer alten Bnrp ftammeadeo Tburme 
im Dorfe Mönshcini, dan f?oMoC zu D i t zii) f^c ti und d.\^ v.n ITcTnminfrpn. 

Gehen wir weiter nach Böblingco, To IMt der rtattlicbe Bau des ScblolTeB, für 
iretdiet das Amt die Wieitter m fteltea bat, abnen, daS es noeh lasfe beftehen wird, ^ft 
ein UebHofeaufenthalt des Ilei-zogs Chriftoiih, hat es in feinem Besdrk einen anfebniichen Baum- 
und Grasparttn und uiiis Jahr W») auf ausgereutetem Weinberge eine Kultur von Maulbeer- 
bäumen. Zu Ehningen inid die bviden weggclichcncn Soiilößlein noch mit WalTergräbcn um- 
geben. — Das Sebloft in Herrenberg III fcbon banlos, folite alier nocb 1564 in Dach und 
Fach und Wänden crtialten werden, weil nicht tax rathen, es abgehen zn lalTen. Das Amt flcllt 
einea TbQrmer und drei Wächter und liefert das Holz für diefelbeo. Neuerbaut ilt das Lebens- 
üddof an MOtatneea; der Hkiknirobe Boiffbll so Mtfnehberf Ift an ebem Komluillen ein- 
feridltet und zu Rohrau zeigt Gemäuer die alte BuTf^ an. 

Indem wir dem Scbönbacb sueileo, feben wir in Waldenbuch das von Herzog Chriitopb 
«rbaete Ja^dfebloli, Von einem Waldvogt bewobat, mit Handhans, Stall, Seltener, die alle anf 
die HtTrlchaft warti;n. Für den Fall ihres Kommens i(l Wein und Frucht darein i^elegt und 
auch im Waffeririaht'n Iii ein Vorrath von Fifchen fflr die TToffialtung. Auf der Höhe des 
Schönbuchs liegt das Sohiüßlein gleichen Nauieaa mit Marüall iiad Scheuer, mit Graben und 
Zwinger verfehen, anr Hofhaltung, anrb Legwng von Heu und Stroh gebraucht und von einem 
Burgvogt bewohnt, wahrend in der Behaufung davor der TIofmeiKer fit/.t. 1G04 wird es „eum 
blauen Müncb" genannt, fpäter ift ihm der Name I^nficdel geworden. Der Burgvogt nießt den 
SehloBgraben, aueh das Weingtrilein Tarnt den andern BebftOcken wie aaeb den Zwinger Tarnt 
den drei Fifcliw eiliern. Nur w enn dur llerzu;; im Schloße oder in Tübingen das lloflager hat, 
muß der Burgvogt die Nothdurit an Fifchoa zur Hofhaltung daran» liefern. Das Obft der za- 
gehorigen Güter — 160B 861 filmri — wird fleißig geddrrt und dem herzoglichen Keller naeh 
Tübingen abgeliefert 

In TnbtTigon TelbTt ift das alte ITaizgrafenfchloß durch die Herzoge Ulrich und 
Cbriltuph lu einer der ftärklten Feftnngcii des Landes geworden, fo dafi im Jahr 1624 der 
OberinQwktor der Feftnngen Priedrich BOoklin von BOcklinsan, wett die Stadt nahe dabd Iteg^ 
25 Mann ft.Hndi^p Rpfatzung mit Proviant auf '/a Jaln fiir genHgend erachtet. Dazu mußte 
Doch die Stadt zwei Wächter erhalten, was um i'o nothwendiger war, als auf dem Schloß 
rom 16. Ms 18. Jabrhnadert mit knraer Unterbreebnng das bedentendfte FulTwmagMdn des 
Lande-* var. Der Bau, zu dcfTen WciterfFlhrung gerade in unfercr Zeit Herzog Friedrich 
eine Menge von Steinen bertMifchaffen ließ, hatte viel gekoftet und trug nichts otn; kaum 
daB der Hanptmann den Wall Ammt Graben hinter dem Seblofl und LQwenglrtiehi (wo 
Herzog Chriftoph feine Löwen gebaltnn)« wie auch beide Kammerzeu bei dem Eingang und 
hinter dem ScliIoC zur Befoldun? atigrcwieren erhalten konnfe. Im olietiial!{.'on Amte Ttibiogcn 
liegt daä bebciibauülcLe Schlüßleiu liui'uek, und von Burgi'iälluu werden iu uui'erer Zeit ge- 
nannt: der sn Jettenbnrg, Bodelabaafen, Andeek auf dem Farrenberg, wo 1604 noeh 
alt Gemäuer mit Boh vcrwachfen zu fehrn, der auf dem Stöffelberp^, fo im S't.'idtclirtcfr zer- 
riffen, die alte Burg zu Oferdiogen, die laut Bericht von 1604 erft kürzlich auf den Boden 
abgebroeben wurde, nm aus deren Höh das Holabaos auf der Bldehe ta TflUngen hennfteliett, 
eta Beweia, daß fie bis daliin nielit im felilccbteften Zuflande war. 

Im Bezirke der Alb fehen wir den foften Hoheuneuffen, den die von Graben ftetten 
und Weiler aas den berrfebafUiehen Wildern bebolaen mQflMn. Auf die Weifte des Bargberga 
läßt der Burgvogt bis zu 20 Stück rindhaftes Vieh und 14—16 Böcke und Gaifcn treiben. Du 
Schloß zu Urach ift durch zwei W.'Jcbter, welclie die Stadt erhält, befetzt; in der Hflhe rasrt 
die noch wohl erbaute Feite Uühüuuiach. Zu Pfullingen fleht das Schloß mit Mantali, 
Pfifterei, Scheuer, Thorbana, Graben, vom Keller bewohnt, der Herrfeimft anr Yerfllgaag. Aof 
Acbalm Htzt ein Burgvogt mit 30 fl, jilliriichem Gehalt und vorfcbicdcncn Nutzungen, worunter, 
wie bei vielen Burgen, eine befundere Weide fiir Efel, welche gehalten werden mlUTen, um das 
oben fehlende Waflbr hinanfknfeballbn. Doeh ift die Borg febon gar doekira; der Boden den 
Burgberges felir fcbleclit und der Gedanke wird erwogen, ob man nieht Heber einem ordent> 
lieben Bauersmana das Auwefen als Lebensgut ftberlaflen wolle. 

Aocb das SohlOlil^ Liebtenfteln mit Marftall und Sehener ift, obwohl noch Ton 
einem Porllknecht bewohnt, mit dem Bau in ziemlichem Abgang. Dagegen wii 1 lai Jagd- 
ÜBbifißiein Grafeneek mit Sebener and Marftall, gleiohfalU vom Forlikneebte bewohnt, hi 




108 



Schneider 



gutem Stande erhalten.. In Mflnfingen fteht noch das Schloß, aber von niemand boirobnl^ 
mit Hondsbebaurung und Stallnng; daran ift ein neuer Fruchtkaften. Auf Hohen- Wittlingon 
Atzt ein Burgvogt, bereit im Nothfalle Vertheidiger cinzulalTen. Aber das Einkommen des 
SchloOes befteht nur aus wenigen Wiefun; es hat Ach von dem Brand des Jahres lö76 nicht 
recht erholt Vom F.uipfltall Seeburg wäre da« 1582 noch allda ftehcndc Steinwerk zu Ge- 
bäuen SU gebraueben; den au Grabenftettcn verdecken IleckeD und Dornen. In Qenkingen 
Ift ^ niete wertliM OenMiMr, «in seniiteM, waftet Werk, und dar alte Bni^lUII auf Hobee- 
gcnkingcn ift mit Holz Tcrwachfen. — Anrh driilipn üher der Alb zu Reichenftein ift ein 
alter Burgrtall im Dorf, und im heutigen Hobenzollcrn hat SteinbUlben 1601 noch ein altes 
vaA ein neam Schlöfilefn, Helehiogen einen abgegangenen serrifltaen Bingftall. 

Indem wir uns dem Oftrande der Alb zuwenden, fehen wir unten im Donautbale die 
ziemlich wohl erbaute Burg Rottonaoker, Sits eine« Vogte«, und ftoßen in der Blaubeurer 
Gegend auf mehrere Burgen. Da ift znerli das (tolse Hohengerhaufen, jetzt RufenfchloB 
genannt, fchon längft freilich ziemlich zerfallen, aber doch noch 1562 vom Porftmeifter bewohnt, 
1554 weiiigftens durch Wächter und TLorwart mit jrtlirlirlicn 12 fl. bcfchlitzt, dann einem Forft- 
knocht angewiefcD, fllr den aber fchon 10t>2 gebaut werden mußte, daß er fiob in der abgebenden 
BuTf; notbdiirftif halten konnte. Tiefer liegt, dnreb die Elan Tom Bnfenrehlofi getrennt, die Ar 
die Gcfchichtc Blanbeurens wichtif^ere KurpRiirk, Iiis zum Anfang- des 17. .Talirliuntlerfs Amts- 
wohnung des Obervogtca, dazwifchcn hinein, 158U, des ForltmeiAera. Auf Wächter und Thor- 
wart werden Ton der herzoglichen Rentknmnier ann 36 II. rerwendet. Bnek neigt in nnferer 
Periode mit feinen 3 Thürmen, feinem von einer Linde befr' i i ' n Schloßhof, mit Einritt, Erker, 
Damitz, Verließ und Stall flir Pferde nnd WafTcrclel trotz der kleinen Ansdebniiog ein hübfches 
Bild mittelalterlicher Bnrganlagc. Die dritte Ibgcnannte Fefte bei Blaubeuren, der Blauen- 
ftein, 1582 auch Blauhäuslcin genannt, lag ohne Z^veitCl auf dorn Fd/en Uber dem Blautopf; 
von Alters her nur ein Wachhäuslein, da«* fchon ab alt und abgegangen bezeichnet wird. 

Dazu fcheint ein altes iiauslein zu gehören, das zwilchcn den hohen Fellen unfern vom Blauen- 
fteln nnanginglieh daliegt nnd deebalb nngebant bldbt Dem Spital Blanbenren gehffrt ab 
Lehen von Oerterreirh die gut erlialtene (.5 1 ci ßcn bu rg; dem Ucili^ren zn Seificn der alte zer- 
fallene Burgßall bei Weiler, 1601 Denzelburg, gewöhnlich GQdzoI bürg genannt. Der Lautcr- 
ftein in Amt Blanbenren ift fohon 1582 ein nergangenes SehlOfitdn, IMngft niebt mehr bewohnt; 
nnt ftehcn noch die Mauern, doch ifc ein Theil von ihnen eingefallen. 

Weiterhin in Heidenheim fteht wieder ein Orthaus des Landes, Schloß Hellenftein, 
wohl erbaut und gerade in anfcrcr Zeit von Herzog Friedrich, der x. B. im Sommer IGOO hier 
refidirte, fchr vcrfchönert. Ea wird von einem Tliorwart und zwei Wächtern bewacht, von dein 
Oberpfleger der Herrfchafl Ilcidenheim bewohnt. Sonftipe SchlOffcr des Bezirks find Falken- 
ftein und die fchon baufällige E fei »bürg; als Forftbehaufung fUr einen reiHgen and fuß- 
gebenden Forftkneeht wird der Bnigftall IrrmanDtweiier verwendet, ans dem Bniifftall 
Gnffenbere: ift frhon 15*^2 nichts 7n erlfifen, fo wcni^ wie aus dem Manen\'erk des Burg- 
ftalls IlUrben, in welchem derer von Hürbcn Pfarrkirche fteht, oder aus dem zu Aufhäufen, 
deflbn Graben mit flfchwalTer der Obtir])fleger sn Heidenheim genießt Der Rofenftein ift 
fehon 1S82 ein altee Gemäuer. 

Wir kehren in das Albvorland zurück: das Sclilüfi zu Nürtingen mit Fruchtkäften, 
Stnllnngcn und aller Zugehör fammt Viehbans ift die Herrfehaft mit Haupt- nnd fchließenden 
Oeblnen sn erhalten fchuldig. Im Amte befinden fich als Lehensgfitcr das Schlüßlcin zu Ober- 
enfingen, mit Mauer, flral/en, Zt:£;lnil(ke vrohl erbaut, und da^ alte SrMi'ißlrin zn Neuon- 
haus, das mit einem WalTergraben umfangen ift. Zu Plochingen ilt 1ÜU4 ein alt Burgftallj 
feil ror Jahren ein altee Sehlofi allda geftanden fein. 

Der Kirrhhcimer Bezirk ift retcli nn Ihivfren nnd Sehl^ffcrn. Daf Seliloß in der 
Stadt ift von Herzog Chriftoph neuerbaut und mit Knechten verfchen. Auf die alte Burg weist 
Boeh 1604 der BuTgftall jenfeit« der Lanter mit einem WndTergraben fimnat einem Viehbane 
nnd Wafehbäuslein in einem Garten, fo ummauert, der Schloßgarten genannt; und noch ift die 
Erinnernng wach, daß das ßcbäu, fo drauf geftanden, Jetzt zu Bodelshofen ftehe. Im SchlofiTo 
zu Wendlingen mit Kaften und Keller, Scheuer, Backhaus und Schweincftall wohnt ein herzog- 
licher Amtmann; desgleichen in Woiihcim, wo (Ibrigens ein Heil des .SehloiTe!^ als Kornkaften 
benutzt wird. Zu Neidlinpcn fteht ein Itattliches Schloß, rinj^i'nm mit WalTer^^raben in l mit 
anderen Gebäueu. Zu Sulz bürg wird da« Bergfchlößchen von den Herren von Späth als 
LebenetrUgem bewohnt. Da» Schloß Gntenberg oder Baldeok Ift 1688 bin anfe Hanerwerk 
.ausgebrannt. Als l?nrg!tJine werden der Wielandftein nnd Wuelfteiu bei Oberlenningen, der 
Hahnenkamm bei Bifllngen, dann Aiehelberg mit wenigen mdera, Lichteneok, Wind- 




Die württemberglfchen SchlölTer und Burgen am das Jahr 1600, 109 



eck, E ik (1 n!) e r fji'nannt; die Teck trägt ein Gcinliuer, das niolits uidir nutz ift, dabei ein 
HirtcohäualeiQ , denn fic wird zur Viehweide beotttatti und zu Kofiwäldou foü laut Bericht 
T«a 1604 yor llain»g«denkeit auf dem BQfael, den man Bargftail nennt, ein 8ehl00l«in go- 
ftanden fein. 

Zu Göppingen ifl das Schloß erft von dem bauluffigen Herzog Cltriftoph neu her- 
gcAelit. Dtir iiuL e u I ta u f en hat 1601 nach ilattlich Mauerw-ork riogaum, und lieritug Friedrich 
fobeiut, wie einit Herzog Christoph nnd fpftter mebrere Ffir/ten flek mit den Gedanken getragen an 
hatten, ihn wieder aufzubauen: wenigftena hat er ihn laut Ikrieht von 1604 befichtigt. Um diefe 
Zeit ii^ das tiras iiu Zwinger des SoliluOee um 1 fl. an den ächultbeiiSeo, die Weide des äcbloß- 
bergs nm 10 IL an die Ctometnde Hohenfitanfen Terpaebtet Unfern von Beintngen in einem 
Hßlzlein, Zillcnhardt genannt, hat es 3004 die Aiizeig eines gleiehfani runden Grabeua ; ift 
alles mit Bäumen, Hecken, Doroea verwachfeni der Obervogt von Göppingen bat ea zum Jagen 
imM. Bei Bon fahrt der Efetepfad an demalten Oemiuertnid den Gliben von Hohenlandagkr. 

Im Gebiet der Rems fteht das Schloß zu Schorndorf fanmt den vier runden TbOnNM 
dabei, mit allem Begriff nud Zngehrtr; das zu Waiblingen, vom Amtmann bewohnt; TOO 
Bargltälien der zu Ueutelsbach mit ilariicm Xhurui, Keiuseck mit allem hohem Gemüuer. 
In der Welsbdmer Chsgend fteht daa Lorchifebe fleblOAlein Leineek, delTen Banlaft das Klofter 
trflgt, wahrend es jährlich nur um 1 Pfund ^ SphilHng vcrmicthet worden kann, fo daß es fchon 
1583 Tohr in Abgang ift. In bewohnbarem Zuftande il\ daa Lobeaarcbloß WaldenTtein, wobl- 
gebaut flnd d!e an Alfdorf. 

Wir richten den Bliek wieder weftwärfs, wo zu Winnenden das 1604 Schloß genannte 
Amtshaufl der benoglicbeu Beamten gleich am obcrn Thor und au des Heiligen Kapelle gelegen 
Uk; Dicht w«it davon der Bargftail BOrg mit dnem alten Thurm, wUueod alle Quaderftetn« 
der Mraem an dem Wallbau gen Schorndorf geführt worden And. 

Indem wir auf der reehten Seite des N'erkar« bleiben, triH uns In Marbach auf der 
Stelle des heutigen Oberamtsgerichts das Sciiluli mit Pgl'terei und Stallung entgegen; es ift fchuu 
1568 etwas alt und an eCHehen Orten baafSUig und wird, Arndt es nicht der Ohervogt befitst, 
zu der Herrfchaft Frfhhten, Wein u. dergl. gebraucht. Zn WolffMden ift 1604 noch etlich 
Gemäuer voa einer alten Burg; das Plitzlcin innerhalb dclTolbeQ nicßt der iforrtknecbt au einem 
Aoker und rdeht davon den gewObnIieben Novabehnten. 

Im altehrwürdigen Schloflo zu Reichenberg fitxt fchon in unferer Periode ein Forfl- 
mciftor; von den beiden andern ftattlichcn SchlOflern der Gegend ift Ebersberg von 1606 an 
nicht mehr wflrttcnibcrgifches Lehen, wahrend Oppenweiler, noch 1558 ab Eägenthnm de« 
Herren von Sturmfeder bezeichnet, 1604 als Lehen crfcheint. — Bei Murrhardt ift der alt ab- 
gebrochene Burgftalt Hunnenburg, daraus, wie W^i behauptet wird, das Kloft-T Minrhardt 
gebaut fein foil. Auch an dem zcrriÜ'enen Burgfialle zu Oedendorf hat Württemberg ab Be- 
fitser des Kloftera Murrhardt das Beeht aaf twti Drittbeile. Zu Beilftein Ift daa Sehloi, 
Langhans genannt, 1601 fchon ein alter Burgftall, zu dem die Schloßbrtleke Ptihrt. Noch 1582 
wurde in dem abgegangenen Schloß der große Weinkeller für die Weine der Kellerei benutzt 
und in dem Gebftns, mit dem er Überbaut war, lagerten deren leere Fiffer. Dnd weiter lorOek, 
1554, war das Schloß zwar in Abgang, aber mit guten Mauern vcrfehcn; droben waren gute 
GeflUigaiffe, nnd Herzog Chriftoph billigte den Vorfchlag der Rentkammerrätbe, Meifter Jocb.ani 
(Joaebim Meyer von Kirchheim) gelegentlich nach diefem Orthaus des Landes fehen an laffen, 
«od befahl zn unterfuchen, ob man nii lit einen Forltknecht btofetzen kOnaOi Denn die GeilLlle 
waren nicht unbedeutend, und die Weiler auf dem Wald waren pfliehtig, wenn die Herrfchaft 
das Schloß bewohnen ließ, das Holz zu liefern, Herzog Chriftoph und vielleicht auch Herzog 
Ludwig febdaen etwas für die Erhaltang des Scbioffes getbao an haben, nnd dadnidi «Uefai 
wird die Behauptung in Hattler? Topographie, die in die Oberanitjberchreibung übergegangen 
ift, veranlaßt wurden fein, diele Herzoge haben iu Bcilltcia ein neues Schloß gebaut, das in 
den Kriegezeiten des 17. Jabrbnnderts seritOrt worden fei. In den gleicbadtigen Beriehten wird 
wenigftens ausdrücklich nur von dein einen SchlulTe gefprochcn. — Zu Lauffen ift das alte 
Schloß, welches vor Jahren die Obervögte bewohnt hatten, im Inbau fcblccht, fo daß fchon 
Herzog Chriftoph angefangen hatte, ein neues zu bauen. Doch kam es nur zum Neubau voa 
Saften nnd Keller, die 1582 der arfprUnglichen Bcftimmung gemäß das bcuo Schloß genannt 
werden. Bald nacldur wird c<? nur als der Neubau bezeichnet. Bedeutender ift die alte Burg 
im Neckar, in siemlichcm Bau, Sitz des Untervogt« ; von den Alten wird berichtet, daß zu diefer 
Barg Stadt nnd Amt Lauffen gehöre. — 6«Uofl Wetniberg liegt vom Bwenikziege her wfift 
nnd wird 1604 als abgegangen bezeichnet Noch 1582 wird der Keller genannt, im dem herzog- 
liche Weine gelagert werden; ttber dem Keller wurde noch ein Dacbwerk erhalten, das aber 




110 



Schneider 



fortwährfml IxTfhildfgt wurclo <\nrrh Storno, dio von dorn rirbranntcn Ociiiänor hei ,ih fielen. 
Sooft war kein Hoiswerk mehr da. Zwar hatte Uersog Clirifcoph 1554 bofoblcn zu erwägen, 
ob nidit ein Bnndbans «niebtet werden kOnae, damit «llmfenuieb das Sdiloft vieder in Oebia 
gebracht werden könnte, aber der Plan blieb unau»geluhrt. — Im Amte Weinsberg tUbt daa 
ebenfalls von Herzog Cliiirtoph erbaute Ja^'iDi.iui; oder Sehlößleia Bührlngs weil er, während 
da« alte Schlößicin dafelbft, 1551 an Maueru ^anz baufällig, 1604 ein wUft liegender BurgAall 
ift. — Zu Nenenftadt wird das von Herzog Chrilloph erbaute Schluß für die Herrfch.aft auf- 
behalten; noch ]5r)3 li.ittf der Oberamtmann , der jetzt ein Amtshaus ii.it, <l:ia altp Schloß mit 
Ringinaaem bewohnt. — Pas %>cblofi in Möckmühl ift dem Untergang geweiht: 1604 Iteht es 
noch, aber Ibbon 1659 werden die Koften berrorgdioben, die anf die Wafferfuhr gehen and 
]r)P3 ift diefe Wohnung des Obcramtin.inns zivmlifh ^aiinUIif;; .iiif Befehl wird nichts gebaut, 
nur die Daohung erhalten; der Keller iit mit der Hcrrfchaft Wciuen belegt. lua Amt liegt 
Widdern, febon 1558 ein alter Burgftall genannt; ScUoB Domeneelt var ▼o« 1000 an einige 
Zeit württembcrgifch. 

Wir aberfchreiten den Neckar und wenden ans dem äfaromberg zu. Zu Bracken» 
beim ift 1604 dem wohlerbaaten Scliloß die Kellerei iokorporirt mit einem fein i^-ittlichen jähi» 
liehen Einkommen ; ea enthält Frucbtkafiten und Keller, während das alte Schloß, an delTeu Stelle 
es trat, noch 1552, kurze Zeit vor feinem Abbruch, als Nebenge1):niil(' ciiuii Marftall i,'efiabt 
hatte. Bei Rleingartach zeigen lüOt etliche veltigia, daß einschloß oder Ueb.1a, die Lein bürg 
allda geftaoden. Blankenborn IJt 1604 ein uralt, Tenrlüen, aber f«ft GemSaer, WUfte and 
Wildnis lind wird fammt einem venraehfenoD Wiefenftück dabd dem Forfkkaeebt ron Eibeni* 
ba.ch zur Bcinutzung fibcrlaOTcn. 

Im jetaigen Oberamt Haulbronn ift daa Bergfcbloß Sternenfela fammt Garten, Halden, 
Weingarten, W.nldern und Zugehör wohl erbaut; es ift einem reifigen Knecht, der den Forft 
bereitet, als Wohnung angewiefen. Als Burgftälle werden 1C04 Freudenfteia, Dürrmenz 
(IjCfTeirtetz) und Lomersheim genannt. — Zu Befigheim und Bietigheim werden 1004 
die Amtswohnnngen der VOgto als SchlölTcr aufgeftihrt. — Dem bis heute ftehcnden SchlOßleia 
zu Kleiningershf 5m ilr<(1itir in iinfpior Zeit VerwalirioAinr', indem die Erben der 1599 ge- 
ftorbeaeQ Anna Maria Nothhatt Schreinwerk und Bcttgcwand mitnahioen und das Gebäude leer 
(kehen KeSen, bla es 1007 wieder efnen Lebenatriger aafbahm. — Dan Seblofi ra Saebfen« 
hoiJK Im vniint 1582 und IGO-l ein Obervogt; l)ei Saehfenlieim-I' nterroberg lict^t ein bis an das 
Geatäuer gar abgegangenes Schloß, 1582 die Eyferburg genannt. Zu Sersheim ftcht in 
deuMbea JAx% ein Sebloß mten im Dorf mit Yorbof, Sehener, Stillen and drei Viertel Bann* 
gartODf im Gaaias auf 500 fl. haar Geld gefchätzt. Den Garten hat feither der Scbultheifi zum 
Amt genolTt'n gegen 2 Pfund 15 Schillinge. Auch im Schloß zu Vaihingen wohnt der Ober- 
TOgt; den Thorwart und den Thiirmer bezahlt der Herzog, die Wächter die .Stadt. Im Amte 
liegen die Bargftftlle Efelsburg, Taufeck, Itoliwaag. — Das Schloß zu Gröningen, 
das die Stadt mit 2 Wächtern vorfieht, ift Wolinuns des Vogts. Zwei Selnifi weit von der 
Stadt auf hohem licrg ift ganz verfchwunden die S chlii ff elbnrg, aus deren Steinen, wie 
1004 die Sage gdit, die Herren von Wihrttemberg das Sehloß GrOdogen gobant babea. In der 
Nälie ragt der Aspct :: rnjiDr, der unter feinen Gebäuden aneli ein Bergfchloß trägt, während 
der zugdtOrige Marftall im Dorf Uoterasperg iicli befindet Das Schloß mu£ reich ausgeftattet 
gewefen Mn; denn all es im dreißigjährigen Kriege mit vielen herrlichen HobiKen and dem 
IVnebtkaAen abbrannte, wird der Schaden auf tiber 50 0*10 fl. gefchätzt — 1604 ftefat zu Bif- 
fingen ein alt .Schloß, das jetzt Maierliof ift, und zu Oßweil Ift das alte Gemäuer der Holder- 
burg fo dick, daß aut der Zarg lwoI Mann neben einander hurumgehen können; vor wenig 
Jabrea wurde von dem beütsenden Bauern eine neue Behaol'nng in die Burg iiineingebaat. 
Bloße Fruchtfchfltte ift lß04 der Ptng'talt r.n Hoheneck; nur an einem Ort wird dazu das 
Dacbwerk erlialten, während 15b2 noch ein Kornkaueu darauf gebaut*.war und 1551 ein Schloß 
«rrchcint, in dem Konücallea, Bindhane und Keller ficb befinden. — Ein LehenefehloS ift an 
Hartaneck. 

Im nördlichen Schwarswaid, den wir jetzt betreti>n, fteheu 1604 zu Neuenbürg zwei 
BeMOflRsr aebenafauader. Das neue bewohnt der Obervogt, das sweite SehloA hinter dem neaon 
wird als KomkaTVen verwendet. Der Kirfchengarten am Schloßberg wird eben jetzt auf IVfelil 
den Hcrxops tax einem Tliiergartcn zugerichtet Das .ilte SchloA wurde in der Folgezeit während 
dtis dreißigjährigen Kriegs durch einen droben gelegenen baj'crifohen Fähnrich abgebrannt, daa 
neue vor folehem Uuglttck mit Leib- und Lebensgefahr, wenn auch ziemlich banloa, erhalten. 
Als Burgftälle bei Neuenbürg werden Stranbcnhard nn ' \Vi'l k enbnrp fjPTjannt. Das 
äeblofl mit Speicher zu Schwann wird 1605 der Landfchaft iiikuipurirt. Zu Kudmersbach 



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Die irttrUembergircheii 8eM6ir«r und But]^ um du Jalir 1600. III 



ifl das Schlnf? mit Xchcnhnns, Scheuer und Garten, fti( 1G02 \vürtt(>iiibergifch, dem Amtsknecht 
und nulinervogt zur Wolinimg angewicfen. — In Wild bad iit 1604 eine Scliloßbchaulung ÜLtot 
Saalf KeUwr und 8«hwdfib«d; fehon 1564 1(1 tXr die Herrfehaffc ein« BabanAuif vorbebaKen, 
wrihrcnd der Vogt feine eigene bezogen hat. — Ob der .Stndt Uehcnz eil fitclit ein altes ab- 
gegangenes Scbloß; 160:1 wird Mauerwerk und hoher Tburm dcITelben erwähnt; in der Nähe ift 
ela alC sernifen Hanenrerk, Pinken berg mit Namen, daa ron efaem SehloB oder einer BehauArag 
ftamnu. Im Hirfchaner Bezirk crfchcint das alte baufällige Scblöfilctn zu Slam m heim, die 
. Wohnung dea k'orftkneclit«, and die vcrfchleii'tcn BurgCtälle Wal deck, bei der Dicke, aaf 
dar Galibnrgr, die beiden letzteren in de» Knechts ron Stammheim Hnt — Daa Scliloß zn 
Calw illt iGOi zum Bin ; t i ^^Lwoiilm. l')52 ift fohon kein Bur^'iaß mehr droben; es geht ab 
nnd wjire mit dfin F.iiibaiieit, luniliilicii Stie;:cn zu uiaolicn, nntliweiidi^' zu eilr.ilten; auch 1554 
wird geklagt, daü an Stiegen Mangel Ici; lonlt fei es ein ziemlich Haua mit einem guten Kern; 
Joehnm Werkneifter foilte auf des Reraog* Befehl damaeb fehea. Ififlft ift ea gar in Abgang, 
nur von einem Wäelitcr l>clVt7;f, während die von T.ilw fchtihlig lind, zwei zu verhalten; ITjOO 
werden drei ThUrme erwähnt und ein Gärtchen innerhalb des SchiolTes. Die Beheizung, zu 
weieher die Stadt einen Bnrgvogt oder Borgßiß rerpiUcfatet ift, ift ISngft in eine Leiftnng von 
12 Klaftern für den Vogt verwandelt. — Au< Ij ifu die Burg ZaveU'tein war das Amt pAicbtig, 
das Holz zu liefern und zwei Wäcliter zu ftcllcn , was 1604 gegen 75 JPfund 10 Schillinge ab- 
geDOmmM erfcheinU Damals ift daa Bergfchloß mit Oräbon, OKrten, Haiden nm 42 fl. an Anftatt 
Wdnnann verliehen, der jeducli nur das Thorhänslcin bewohnt. Da* Schloß folbft ift IÖ54 an 
Mauerwerk, Thann, Kern u. dpi. put, der Einbau aber ift abgegangen. Um (liefe Zeit wurde 
es einem Herrn von Breiteubach verliehen; 1582 ift der Jägermdfter Jordan von Breitenbacb 
LebenatrSg»; es febeint aber kaum, daß das Innere aosgebelTert wurde, obgleleb das 8elil<^ 
wohl erbaut genannt wird. — Zum HerpfchlrttJ Fautsbcrg gehörte einft das Xeuweller Amt, 
deßen Orte jetzt der Kellerei Calw einverleibt find. Verfchiedene Verfucbe, es als Lehen zu 
Terwertben, fchingeo fehl. Denn febon 1664 ift es nit boeb Schatz werth, bloe «in Hünslefn, 
darin Hch ein Maicr bchcifcu mag, und liat nur noeh wenige OUter. 1583 ift es in Unbau und 
Abgang; doch bewohnt die Bcliaufung drinn noch 16(^ der Forftkneeht der Neuweiler Hut. 
Zu Aitenburg und zu Homberg ift 1552 Oem&uor von den auch 16<)4 gleich dem zu MOtt- 
lingen bekannten BurgftjlUea SU frlicn. — Das Schluß in Wildberg, das lül8 durch Feuer- 
verNvahrI<>riirip abbrannte, war vorher in ;r>ifein Zuftande, mit Graben riiipsuin und großem 
Schlotjgartcn; Beholzung und funftige Frohnen halte das Amt zu leiften. — bchloü Altcnfteig, 

1603 von Baden gekaoft, ift 1604 der Herrfehaft Warttenberff an «{gen mit deilialben Fraikeit, 
Ilerrliclikeit, 7u|;,'elu"i iin;;en und Gerechtigkeit, wie Inlrhes mit Mauern, Zwingel, Graben, auch 
anderem Ucbäu geringe umfangen. Die Untcrthanen lind fcbuldig, aus ihren eigenen WiUdem 
das Schlofi zn bebolzen und Steine, Sand , Kalk gegen ziemlieh EOisn und IViBken in Frobm sa 
fuhren. Nicht weit vom Schloß (Iber die Nag<dd hinüber liegt ein BurgAall oder fchlocht Ge- 
mäuer zum Thurn; dabei das Thurner Feld, dc/Tcn Zehnton vor Jahren zu Egeobaufea einge- 
zogen wurde. Bei Simmcrsfeld ift von der BurgSchiltoch oder Schilteekl604 noch ehi wenig 
der Augenfchein und ein gar fchlcchtes Gemäuer erhalten. - Da.-* .Seliloß zu Nagold bewohnt 
ISS^ der Obervotrt: Stallt und Amt mnÜ eH beholzen uml zwei Wiiehter ftelleri. 1004 wohnt 
aber ichon der Obervogt in der Stadt, doch genießt er die Garten und Zwingeihöfe des SchloiTe-s, 
— Zn Haiterbaeh ift die Barg tat der Stadt 1004 Komhans. — Im neaen Amt Prendeoftadt 
fteht IGfil das Schloß zu Rodt und cllieh (teTn.Huer der IToheburp bei ITallwangen. lui Amte 
Dornftetten ift von den Burgftälkn Tanacnberg und Pfalzgrafenwciler Gemäuer zu feken. 

DaeBergfehlofi Albeek l^eiSuts bewolmei568 der Obervogt. Esiftalemlieb erhalten, 
zwei Wächter find in der Herrfehaft Kuften aufgeltellt. 1604 werden das reiche Einkommen 
nnd die vielen Frohngercchtigkeiten des Schlofl'es erwähnt, das eines der feftefton des Landen 
var. Seinen Todesftoß erhielt es, nm dies, da es unbekannt fcheint, gelegentlich anzuführen, 
iu Jahr 1647. Damals brannten durch Hochgewitter und Kinfchlag Scheuer nnd Stallungen ab 
und das Ucbrige ruinirten die während des Krieps droben liegenden Soldaten dermaßen, daß 
ein Schaden von 3000 fl. entitand. — Das Schloß Marlchalkenzimmcrn mit umgebendem 
WaJTergraben wurde 1598 von Wllrttemberg gekaoft Lehen Und die Sddomir an Bternack, 
Hofenfeld, Barthanfen (jetit Liebfenegg). Der Bargßali Iratiagen hat 1604 noch 
Steinmanern. 

Im Sefaloffe so Balingen wohnt der Obervogt; Wiehter werden nioht gehalten; doeh 

wird im 17. Jahrhundert ein Keiterhans als danebenftehend erwähnt Die Schalksburg ift 

1604 ein alt abgegangen Schloß; die Frohngorechtfamc Und feit 50 Jahren in jährliche 3 Schil- 
linge FQnferwährung für jeden Pflichtigen verwandelt, da Herzog Gturiftopb befcblolTeD lutttt^ 




113 



Petor TOD Koblens. ZnCiMiiiD«iikflnfte der llitgliMler vai I^nde. 



da« b&ttijUIige Sohlofi in Abgaag geben zu lalTciu löGO erfoheint der Bargftall mit Hof und 
Oriben von Hanera nmrangen. 

In der Stadt Tnttlingen Aeht neben dem neuen Frnehtkartcn ein gar «Itea Schloß; 
158i bewohnt es der Obervogt; 1604 ift es baulus, innerhalb feiner Umfairnngsmancrn ilt ein 
Gußngnia, ein Pulverthiirmlein und ein Keiterhäuslein. Ueber die Stadt erhebt iich das Berg- 
fchluß Honburg. Rs illt fehr alt und ungelegen; 15M wohnt ein Einfp/iuniger, IBflS ein Ein- 
fpänniger und Burgvogt droben, wahrfchcinlich um 1(>00 wird es Sitz des Obervogts. Daß die 
BoBburg in der Folgezeit während des dreißigjährigen Krieges als Fe^tuDg beoiitzt wurde, hat 
der Stadt TatCliog«ii, die Ae belierrfdieii Tollte, «her gefehadet; deiis 16S4 beriehtet Friedrieh 
BOcklin von Böcklinsau, fie fei alfo befchaffen, daß rnnti faft allerorten hineinlteifjeii iinrl die 
Manitton fcbior nicht ficber verwahrt werden könne. Genannte BurgftaUe de« Amtes lind: Lupfen, 
Belfenberg, Wefferbarg; »aeb foll fleh 1004 alte« GemSner ned Keller einer Burg Schal* 
loa anf Tuttlinger Markung beBnden. 

Berückfichtigen wir noch das fürftliche Schloß Hohentwiel und im heutigen Baden 
das alte und neue Schloß zu Hornberg, das in nnfercr Periode die württembcrgilchen Vögte, 
und das zu Schiltacb, welches der 'Forftmcifter bewohnt, fo find wir mit anfereui Uundgang 
zu Ende. Er ift zwar etwas lang geworden; dafür lind wir aber an mehr als CO SchlöfTcru 
and Burgen, die iiir die ÜedUrfuilTe der Uerrfcbaft oder als Amtswohnungen der bcrzoglicben 
Baamten verwendet worden, an gegen SM wOrttembergirchen LdtensfeblOFem, 8 so bloßen Kora- 
kfllten umgewandelten .SchlöITcrn und etwa 100 ilarnaln bekannten BurKftälKn vorbeigekommen. 

Zum Schlufi ift noch kurz auf die Queilen hinzu weifen, welche diefer DarfteUung an 
Grande Hegen. Es find, wie fehon im Anfang angedeutet, wefentlfeh Berichte der hercogliehen 
Untervögte und Forftmcifter, befonders die aof einen Erlaß vom 21. Juni 1604 cingeliinfi inn. 
Da diefe Berichte fich auf das dem Herzoge von Wrntteintui': Zuftilndige befchränken und 
hierin offenbar ausführlicher find, als die fonft frlialtt:ten, iu ilt es uns möglich, über den Be- 
Aand an ScblölTern und Borgen um 1600 ein anfdiaolieheres Bild au erhalten, als es fflr die 
anmittelbar folgende Zeit das Landbnrh von iP>2i gewährt» das aar ein febr koiaer Annug von 
im Jahr 1623 verfertigten Berichten zu lein fcheint 



Die K. fiffpntl. Bil)IiotlH'k liofitzt im dx!. hift. fol. Nr. 'AC, .'ine im Jährt- 177n von 
Karl Emft Gottfried Kuhn, Modift zu Urach, verfertigte Zeichnung der Kuiuen der Karthaufe 
GüterAein. Darauf findet fioh ein GewOlberrhlaßfteio abgebildet mit einem von einem Engel 
gehaltenen Schilde, welcher das Zeichen des I'etcr von Koblenz (üi der Figur 70a) trägt. Es 
kann nicht (Ibcriafchen, den urachcr Baiimciftcr in Gntcrftein thätig tu finden, rtie Baugefchicbte 
des Klofters iit aber zu wenig bekannt, uio irgend eine nähere Yerniuthiing über diefe Thätig- 
kelt m erlanben. Ob fich der Stein niebt in Güterltein od« Uraeb aoeh anilGnden liefleY 



ZuHammenkünfte der Mitglieder und Frennde des Wfirtt. AlterthnmsTereins. 

1889 November 11. Vortrag von Hm. ProfelTor Dr. Ulli er: Neue Unterfnehttogen 

über Bömcrftraßen in OborfchwHbcn. 

Desember 9. Vortrag von Hrn. FrofefTor Dr. Paulus Uber die alten Wandmalereien in 
linirttemberg. 

l>H;i Januar 27. Vorträge l. von Hrn. Oberbaurath von Egle über römifchcs MaueV' 
werk; 2. von Hrn l'rofelTor Dr. Paulus flfn r das Rünicrkai'tell in l-'ny (fiLhc obon J*. 46). 

Februar "^4. V ortrag von Hrn. Arciiiviekretär Dr. Sehn ei der über die württemb. 
fiehldflfin und Burgen um daa Jabr 1600 (flehe oben 8. 96 lt.), 

April 28. Vortrag von Hrn. Profeffor Dr. flermana Fi f eh er Uber Gefohiehte und 
Geograpiiie des fchwäbifcbea Dialekts. 



Kleinere Mittlieilungen. 

Zu Peter von Koblenz, 
(f. Klemm Wflrttemb. Banmeifter und Bildhatter eto. 8. lOB, Nr. ISA). 



A. Wiatterlin. 




113 



Verein 

fllr 

Kunft und Alterthum in Ulm und Oberfcbwaben. 



CtolbUfilile des Thealera Sb BlberMh tob 1686 an bis «of dl« Qe^eBwart. 

Ton Dr. L. F. Öfter ding er. 
(Foxtfetrang.) 

IV. leMMIe ler evMfelHebiii KenNiwieniifenMmfl vmi Mire 1748 m Me n C. M. WUlaiit 

Abgang von Biberach im Jahre 1769. 

Die Periode von 1748 bis 17G9 ift ftlr die Gefcliiclitt; flcs Biberaclicr Theater» die er- 
eignisreich fte: das Dirokturiuiii wecliielle vieltaclt, weil die Fiuatizfn der Gel'elliciiait lehr in 
Unordnang geriethcn, die AnzAhl der Mitglieder deSwegen fehr abajiliiii and luletat su befttreiiteii 
war, daß fich die Gelelllchaft ganz atiflOfe. In kUnütlerifcher Beziehung hob ficb das Theater 
gerade in diefer Periude Xebr bedeutend, mehrere Hitglieder xeigten bedeutendes Talent, und 
einige tbuteii fieh mif aueUiidirdieii Theatern feiir hervor. Dadaroh irnrde das Publikon Co 
hcranpozogen, daß es Oefehmaclt an j?iifen Stiicktii fich atK-ifrnote. Die Miifilc blieb nlebl aitrlleir, 
und die weiblichen Bollen wurden in der Regel nur von Frauen gegeben. 

Naoh L0weM Abgang wurde 1748 der Kanxleivenralter Johanoes von iffliem ') snm 
Direktor erwSblt und vorn MDgiftrat beftütigt Derfelbe nahm Ach Anfangs der Gefelirehaft mit 
Eifer an; namentlich fuchtc er gute Stticke zur DarAelliintr zu brin^'pn und bemühte lieh den 
BektorDoll*) zu feiner Unterrtiiuuug zu gewinnen, welcher uucli 17^ zum Vi^cilirektor gewühlt 
wnrde. Aber tiotz der neuen OrganifatioB , welobe anter Löwens Direktion ine Leben trat, 
cntAandcn Schulden , deren Heimzahlung bei den kleinen Einnahmen nnd liei den vermehrten 
Aasgaben der Gefelirehaft fchwer wurde, und welche dem Direktor allerhand Unauuebmlicb- 
icdtea »aehten. Daher legten Johannes von Hiilem and Rektor Doli in Jahr 17Ö8 ihre 
Stetleo nieder. 

Die Gefellfdiaft, welche jetzt nur noch 8 Mitglieder hatte, fpielte ohne Direktor unter 
Klaaflfigcis') Infpektion weiter. Derfelbe hofte die FInansen an regeln nnd das Ganse wieder 

in Ordnung %n bringen, was ihm aber nicht gelang. „Nachdem die Evangclifche Comödiantcn- 
gefellfebaft wegen stark angewachfenen Pa(n%'is eine Zeitlang ohne Direktorio belltanden, indem 
fioh Herr Kanxlciverwalter Johannes von Hillern unfercr nicht mehr angenommen, To haben die 
acht Mitglieder der Gefelllchaft, dieweilen eins und die anderen Unordnung. einzureißen begunte, 
zu Vorhetijrnnf»^ der^Jeichen Vorfrittenheiten mit gnädigem Confens Eines Hochlöblichen Evange- 
lifcben Horgermeiltcramts als Direktoren angelegentlicbfl erbetten Herrn Hefpital Syndikus 
WeehOler, wetebo- dann aadi, nachdeB wir ihm die Artlind ad perinftiandnni Oberfehiekt, nnferem 
Pe'!' LratiHzirl, Aob Ibgleicii (17. Jan. 1763) id aOTeit^ien TergoOgen mit Rath nnd That 
angeDummcD." 

Doch aueh unter diefer Direkflon beffeiten fleh die Fbianien nleht nnd WeohCler legte 
feine Stelle als Direktor nieder. Deßwegcn wählte die Gefellfciiaft einftimmig den Id rni JuAin 
Heinrich von Hillern, welcher ein großer Freund des Theaterwefens war und ein paarmal auf dem 
Biberacher Theater gefpielt hatte *), zum Direktor. Als diefe Wahl vom Senat .ipprobirt werden 

') Johanne« von Hillern wurde 1760 Burgerraeiftcr und ftarb Ichncll 176j. Es ift dies 
derfelbe, weieher mit Wieland lietVeuudcL war und der in zweiter Ehe die fchüne Cateau zur 
Frau hatte, wegen deren das Verhältnis Wielands mit JnUe von fiondeU ficb autlOste und welche 
die jüngere Scnwefter der Sophie von La Roche geb. Gnteraann von Guteibofen war (vergl. 
Oflerdinger a. n. O. MC, 154, ih;ji. 

*) Wietand wurde als Knabe von diei'em Rektor Doli unterrichtet und der Knabe machte 
auf feinet) Lehrer nnd dedTeo «Ann Eheliebfte* ein groBes lateinifehea Gedieht (vergl. Ofterdinger 
a, a. 0. 2Ü). 

*) In den Akten heißt es: .,1m Jahr I7ö2 bat Herr Klauflilgel Mahler die Jafbektlon 
geführt und augiac ftabnlum quafi purgandum nnteninmuion". 

*) J. H. von Hiilem l^ielte am 12. Au^mit 1743 und am 2.. 22., 24. Februar 1746. An 
diefen Tagen wurde „die unterdrückte und wieder erhöhte Unfebuld, oder der albanifcbe Prins 
Genmund** von Klauflilgel (vergl. oben S. 4 t) gegeben. J. H. von Billem war damals noeh ein 
jnn>,'er .Menfeli, iler erft l^iiter verfehiediMie .\euiter erhielt; in feinem Alter (1791) wurde eraum 
Burgcrmeiiter erwfttilt, ein Amt, das er nur ein Jahr begleitete. 

wactisMb^ Tleit«D«Misfle 8 



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114 



Ofterdiiig«r 



folltc, refolvirtc am 19. SopL 1755 derfelbe: „wird die getroffene Wahl approbirt nnil vi i le 
Herrn Direktori von HUIern, dio Eomödianton in belTero Ordnung und Rcrpcktsbezeugun^' an- 
nldtoD, rekonniftiMnTt.* 

Im Jahr 1760 Icffte lüllcni A^'* Dircktoritini nicilur. D;is Aktenftilck vnm 7. Jan. 17(il, 
welches diefe Keflguation und eine neue Wahl anzeigt, beiBt: ,llcrr AmtaburgcrmeiAer Jubann 
Yoa BUIeni propontren wlo dttB Herr StodbuntnMtt SnMa H«iiirieli von Billorn da« ««tther bi> 
löhlifher Kv.iii^'clilVlior Kaniödiantcnf,'irfllfcbaft geflilirtL- Iiiri-klonam rellgnirf, i-in folglich an 
delTen Statt ciu andere» hiesn taugliches «Subjektam zu erwählen und behörig au inftniiren fey." 

pSefol 8a|{e Herrn K«inl«(v«rwslt«r WteUnd d«« Direktorian der Evangelischen 
Komödiantcngerdllcliaft per DeoTetnm Magiftratus Evangelici auffetragen, und demfelben recom< 
mandirt wcnlon, Solches zum Beften und Aufnahme des hieligen evangelifchen Comödienwefens 
anzunehmen, auch derselbe zu gonaueiter Handhabung guter Ordnung und der a Magiftratu 
Evangolico eonfirnilrteii GefellfehaltUTtikel allen benWfgtea Obrigkeitlichen UDterAllsiinff vei^ 
fiebert feyn • 

Als Wieland zum Theaterdirektor gewählt wurde, wußte er, daß feine Landsleute 
etwas aii8ergew0hn1iehee von ihm erwarteten. Er hatte febon in der Schweix awei Rahnenftneke 

hrrjuisjrt'iT' -^on, neuiÜch I.;ii1y .Johanna (Jray und die ('Irnientin^' von runctt.T, Diirrh erfteres 
wurde er mit der berühmten AckermannTchea Schaurpielcrgelelircbatl in Wintcrrhur und Zürich 
bekannt, betfaeOigte fich anoh bei den Proben, welcbe dnnale flir Johanna Gray gi^halten wurden, 
und fetzte die Bekanntfchaft mit diefer Gefellfchaft in Bern fort. Bald nach feiner Ankunft 
t» Biberach zeigte er für das Theater ein großes InterelTe und befuchte fleißig die Trüben. 

Man glaubte in Biberach, Wieland werde feine zwei Tragödien auffuhren laffen und 
man hätte fie fehr gerne unter feiner Direktion gefehen. Allein Wicland war 1761 nicht mehr der, 
welcher er war, als dirlV Stticko von ilim ht rii Iji id t wurden, und dann war er viel zu befcheiden, 
als daß er diele Werke als etwas Außerordentliches aotaii. Und doch wollte er etwas Außer- 
ordentiicbee darftellen und fo verfiel er auf ein Stück von Shakefpeare. Für das Perfonal des 
Iiib* r.irhi»r ThraftTS glaubte er, daü unter alK n slinkpfpc-ar» 'iVlu n tlicatralifchen Wc^rken der 
Sturm am beften paße. Deßwegea wurde derfclbc von ihm ins Ucutfche überfctst, wuraut die 
Sollen anagetheilt und viele Proben veranftaltct worden. Endlieb wnrde der Stnm im Biberaeher 
Theater mit großem Beifall aufgeführt ' ). 

So groß der Beifall war, welchen Wieland in feiner Vati-rftadt fand, lo waren in der 
Uefellfehaft durch die >^chuldcn gar vielorlei Unannehmlichkeiten, da niemand diefelben bezahlen 
wollte; es nahn die Anzahl der eigentlichen Mitglieder der Gefellfchat'i: ; Zunit imnu r inthr ab: 
zwar waren frennj? S]>i(Kin1v dn, rilUin von (liefen wollte Niemand als wirklichen .Miri;lie<l ein- 
treten, weil kein Theilnelimer an den achuiden betheiligt fein wollte, deßwegeu ftand die Auf- 
lOAing der Qerelirehaffc In Ansfieht, vefihalb Wieland den evangelirehen Haglftrat bat, „man 
möchte ihm das rfmiMilietidireklorium großgünftij^ wirrler nlmrlinirn", worauf (Kr Magriflrat am 
16. Dcc. 1761 folgendes Uefolutum faßte: „folle Uerr Stadtammann von llillcm dicfes Direk- 
toriuni anxnnehmen erfnebt werden, and demfelbea zngleieh Vollniaeht ertbeilt feyn, eine belfere 
Einrichtung; unil iliii eli^firiK^ii^e Reform des dicßfeitigen ComöJicnwefens, allenfalls nach dem 
£xepipel und Mufter dcrjeuigon, welche die Herrn Catbulifche» bei dem Ihrigen vorgenommen, 
zu maehen." 

Herr J. H. von Hillera Obernahm aber das Direktorium nicht fogleich, und fo wurde 
an Wedinachten 17GI un«! an Faftnacht 1762 ohne Direktoriiun ^a fpielt. Im Mai 1762 hraehton 
zwei Bürger beim Magiltiat vor: „daß die Bärgerkomödiautengciellfchaft zeither in ziemliche 
Schuhten auf 97 Golden und 15 Kreaier gefisllen. t*nd da Ihnen der ROMewirth Handmanu die 
(lefelirchaft nebft gedachtem ihme f<-Iiiil(lip-ii Kajiital aufKekfiinligt und binnen einem Vieiteijalir 
bezahlt werden wolle, Sie aber fovicl tield nirgends aufzutreiben wiffen, als wolten bie ge- 
horfamft fupplieirt haben, Ihnen mit einem Darleihen ex Cklfa an die Hand zn geben." 

^AIs nun ein Ilochlöblich - Evangclifcher Magifirat über dicfes Anbringen keine 
Uefolntion absngeben gorubote, der Weiß-Uoßwirth aber auf feiner Bezahlung obnabwcichlich 
bptiarrcte, fonerirennete fieb die ganze Gefellfebaftond liefle, nach Bebindigung derer 
I.aili i), ."^chlnflel, Kleider und famtlicher I'aramenten dem t'redilori über, wie er zu feiner Be- 
aahluog gelMugea möchte und könnte." Diefer wandte ileb hierauf an Löbliches StadtrAmmann 

') In Biberach w.ir da.» l'iildikuni fein- ^'i-ipannt auf ein Stück von Shakefpearc und 
CS war, als der «Sturm* gegeben wurde, das Theater voUftändig befetzt, daher die Theater- 
Kaffe eine für Biberach und die damalige Zeit gute Einnahme hatte. Bei anderen Stücken war 
die Einnahme im Dnrebfchnitt M Gniden, als aber der Ȋtarm" gegeben wurde, betrug die Ein- 
nahme 60 Qnlden 20 Kreuser, 



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Gefcbichte des ThMten ia Biberach. 



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Amt nnd flllirtc rliefifalls fflrmliVhc Klage, endlich aber er rtn Löblich •Evangclifcho 

Burgermoirter-Amt mit der weitem Anzeige: „daß das kathuliiclje Komoedien-Direktorium diefe 
8«liiild aasloren woHe, In fo fern man die Laden, SeblB6el eto. an dufelbe biergegeo tuAelleu 
wi'rdi!.- Darauf wmdc der Kreditor an den vom Evanpcliffhcn MajciCtrat am 15. Dezetiilnr 17G1 
ala Direktor erwählten Stadt •Ammaoa von Uillern gewiei'eo. JDiei'er enilcblufi Heb jetst crlt 
(«n 6» ThA I7<t2) das „befohwerltebe Direktorfnm wieder zn flbernehmen und einftwreilen dem 
Uoßwirth Ilandinann diu eingeklagte Schuld ,ex proprii«* baar zu bezahlen". Damit war «war 
eine Verlegenheit vor der Hand befeitigt; allein eine ordentliche Gefellfchaft war nicht mehr vor- 
handen und es hatte daa Anfehen, „daß daa KomOdien-iäpielen Evangelifcher Seite gar eingeteilt 
werden mafite". Unter diefen Verhältniflen verellligten fich vier Bürger, wclclio Ikli bestrebten 
mit tinermfldcteni Fleiß, Eifer und Sorgfalt unter AnfilTirung ihres Direktoris diefem beynahe 
ganz zexfalldoen KomOdia WoTea wioderuna aufzuhelfen, die vurhaudeneo Schulden zu tilgea und 
fn gnten Stwd herwtftelleD. ^Olelohwie *ber die von Heilige« Wejuiehten 1702 ble Faftniebt 
1767 hcy gewöhnlicher Spielzeit faft Jedesmal vorgefallont' fclir kalte Witterung verurfachet, daß 
kaum die aufgewendete Korten ecbeben and fomit von der vorhandenen Schuld nur wenig zu- 
rVckbeieahlt werden kennte und diefelbe 1787 noeh 72 Gniden betrug, deren AUBbrang ihnen 
{^(len vier Bilrgeru) nm fo fchwcrvr fallen wollte, ala fio diefe Schuld nicht vcrurfachen hatten 
and dannenbero ihnen in die Länge nicht zugcmuthet werden könne, immer forthin unentgeltlich 
nitaul)>lelen nnd neben vieler ZeitverHiumniis auch noch ihr eigen Geld zuzufezen, gleichwolen 
aber das gewöhnliebe Spielen gar einzuftellon nicht wohl räthlichen, vielmehr dem Evangelifebem 
Wei^n f" hiinpflich wftrc: alfo hat man dann bey foloh vorgewalteter der Sache Bewandfamcr 
keia anderes Mittel melir übrig gefehen ala ßcb an einen allhierigen Hochlöblioben Evaugelifcben 
HagUtrat an we^en und Hoehdeafelbeo »11 folehee fubmiffeft vorsntragen und tn aberlaffen 
wie und was Art diesfalls geholfen werden könnte und möchte" ? 

Ala die Eingabe der vier Bürger, welche allein noch das Theaterwcfen vortraten, an den 
Hagiftrat gelangte, hatte diefelbe u Wieland einen bedeutenden FOrfpreefaer, welcher endlieh au 
7. Desember 1767 folgendes Refolutum Inclyti Magiftratus Evangelici durchfetzte: 

«1. Werde den» zeitigen Herrn Directori des Comödien Wefens, Evangelifcben Antbeile, 
Henrn Senntori von Hillem, lllr die, auf deOen Anfrechterhaltuog und möglichrtc Aufnahme bis- 
her rOhmlichA verwendete befonderc MQbwaltung und Sorgfalt die magiftratllche Danknehmigkeit 
ht^mit zng-cfielicrt und demfelben folches fcniers de melimi rt^commandirt Und Inclytus Magiftratus 
Evangelicus consideratia confiderandis Hich bewogen linden, dem bewandten dermaligen UmMnden 
mch imninirenden ginsliehen Zerfall dee dlfifbitlgen KemOdien Wefena mTornikommen, fo Jblle 

2. Der dem Herrn Direktori von Hillcrn, lant der ad acta p^enommenen Berechnung 
de4 Status activi des EvongeliTchcn Kumödien-WeXens, annocb gebührende Kapital-Keft ad zwey 
Und Siebentig Gniden demfelben Ton LOblieh-ETnni^ifeber Halfen auabesahlt, fomIt hiedurch 
diefe bisher auf der Evangelifcben Schanfpieler-Gefellfchaft alhicr gehaftete Schuld nbgetilgt, 
hingegen den Zinfl davon, wie auch den zu Löblichen Stadtrecbnerey fehnidlgen Uaoszinß abza- 
Tllhren, Selbiger Selbft AborlalTen; fibrigens aber 

3. gedachter K\ an^thielicr Schaufpieler-Qefelifchaft ein Expectanz-Decret, vermüt;e 
deßen Selliise fflr kfiiiHif; Heilige Weynachtcn anno 1708 tind Türohin zu L\vi,L;en Zeiten als 
Ueichsltadt Biberachilche o Mcilter - Sängern Evangelifcben Antheila erklärt 
nnd angenommen werden, itogöllellt werden." 

Die crftc Sorfrc des crnaiititeii Direktor? \var, die alten ordentlichen ^litplicder, \ini\ da 
^▼on dtefen nur wenige noch Übrig waren, neue zu gewinnen. Die Ansfiobt Muil'terringur zu werden, 
'wirkte fehr vortbeiihnft, fo dafi bald mehr ordentlicbe Mitglieder da waren, als an Irgend einrr 
früheren Zeit. J. H. von Hillern war ein großer Freund der MuHk, gab lieh daher viele Miilie 
diefplbe zu beben, was 'ihm audi vorzüglich gelang, fo daß aus diefer Schule l'ogar ein großer 
Heifter hervorgicng. Singfpiele wurden von da an vielfach gegeben und inm Theil von Biberaehcm 
'gediehtet und komponirt. 

Wenn Jlillerti tnanelimal MuHk r.iibraelite, wo fie naeh dein jetzigen Oefchmack nicht 
hinpaßte, fo läßt liuh dies durch die damalige Zeit und die Vuriiclie dcä rublikiiuis für Mufik 
entfchnldigeo. Dai grOfite Verdiwft erwarb lieh aber J. H. von Hillern um das Biberachor 
Theater dadurch, daf; er den Rath Wieland?" vielfach befolgte und denfelbcn veranlaßte den 
Proben beixuwobnen; ein Auftrag, den Wieland recht gerne annahm, den Spielenden vielfach 
■Unfeanlebt ertbeltte und das Publikum wie die Sebaolbieler fo febr emporbmehte, daß noeh lange 
nach fcineui Abgang von Biberaeh gruCe Sdiaui^eie gegeben werden konnten, an welche Jleb 
grOfiere Theater erft viel fjpäter wagten. 

Zum Ollek war Wietnnd mit der Ueberfiatiiuf des Sbafcefpenre fertig, fo dali es an 



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116 



Oft«Tdiiiger 



Aaswahl nicht fcMeti konnte und die Werke SbakefpearM '} neben verAiliiedMMni fnonOfifoli«!! 
Stücken von nan an häufig gegeben wurden. 

V. Utktr «inllO NUllieder de; ßibfrachcr Theater? hiis dc-n ^ahrpn \7\9^ttW9. HtM tlMM 

Verzeichnis der in dieier Zeil gegchrnrn Stücke. 

Als die Stürme, welche die bürgerliche evaDgelia-tto Komödiantengefeiirchail faß bia 
nur Auflsrang gebnekt b«b«o, gUeklldi vorOber waren, erreichte dfefdbe bald eine bedeatend« 

Höhe: div Zahl dir (ndentlichon Mft^'liedt'r war bald g^rÖfSer, als in früherin Zeiten nnd untWT 
der Gefelirchaft entwickelten fich Talente, welche es möglich machten, daß clalllfcbe, pamentlieb — 
WM tfannle fai Deotfcbland redit feiten wnr — 8bake())e«Te'febe Stücke sofgefObit werden konn- 
ten und die Publikum an denfelben Gefcbmack hatte. 

Die groGc Liebe, welche Direktor von Ilillurn für dio Mnllk hatte, war die Veran- 
lalTung zu einer Vcrbk^lTci uug und Vergruüleruag des Orcbefters. Die Meilterfünger-GerellTcbaft 
wollte Ihren neuen Titel würdig führen nnd die Mitglieder Übten fleh fldfiig im Gefiing: man 
liflrtc daher in diefcr Zeit auf dem Theater in Bihcrnch S-Inger xm\ Sängerinnen, welche ant 
großen Bühnen Tich hätten zeigen können. Um dae ächanfpiel erwarb Wieland ilch grüße 
Verdienite, er erfUilen regehnlBlg bei den Proben, gab Untnrrieht hn Deklamfanen, gab Aaleitanf 
znr Kenntnis der Literatur und unterrichtete einzelne Mitglieder in den Sprachen. Es lag ihm 
viel daran, junge Angehörige der ordentlichen Mitglieder bei den Yorftcllungcn zu verwenden, 
wodurch frOhxeitig eine Liebe Ar das Sefaani^iel entltand, und wenn ein junger Biberaeher avf 
die Wanderfchaft zog, um fich in feinem Handwerk auszubilden, verHiumte er keine Gelegenheit 
auswiirtif^e Theater zu bcftichen nnd dabei zu lernen. Dadnrcli cntftanden eigentliche Schsn- 
fpielerfamilien , wie die Familien Dollingcr, Gull, llandmann, Ilerrlinger, Knecht, Lieb, Kudbart, 
Sdielle, Werner n. (. w., deren Mitglieder es zam Theil zn einer MefAerfebaft brachten nnd von 
denen noch viele bis auf die neucften Zeiten mit Erfolg fpielten. 

Den großen Einfluß, welchen Wieland bleibend auf das Biberaeher Theater ausübte, 
er/lebt nan ans der Wahl der anfgefllhrten StOeke: eiaflUlebe Stileke« namentlEeh von Sbakei^are 
wurden von den Mitgliedcn) gerne Refiiielt und vom Publikum mit Beifall aufgenommen. Das 
rtdfe Spiel, welches bisher Mode war, wurde durch das wahre lebendige Leben, durch ein 
Uilbendes Gefilhi erfetzt nnd Sollen wie Plekelhäring, Cktlumbine, Hailekni n. f. w. verfehwanden 
naob nnd nach ganz von der Bühne. 

Unter diefen Uroftanden ift es natürlich, daß einzelne Mitglieder der Gerelirchail fich einen 
Namen auch außerhalb Biberachs erworben haben. Unter diefen ift zuerft zn bemerken Johann 
Daniel Dettunriedcr, welcher ilch als Schaufpielcr unter dem .tngenommcnen Namen Karl 
Friedrich Abt eine Beillbmthcit erwarb. Dcrfelbe war in Ulm am 29. .Sept, 1733 geboren, 
befuchte als junger Mann das GymnaHuro feiner Yaterftadt, wo er fich auszeichnete. «Später 
erlernte er bei fehieni Vatw das BSehfennaebefhandwerk und wanderte auf dearelben. Im 
.T.ilir ITCtS ftarb in Biberach der evangelifche Bfiohfeiima< lier .Johann Chriftian .lung und der 
junge Dettcnrieder kam, nachdem er die Witwe Jungs geheiratet hatte, an delTen Stelle'). Er 
zeigte in Biberaeh Talent als Sehaufpieler und benutzte mit großem Eifer die Ünterweifungen 
Wieland's. Jm Jahr 17G2 gieng er von Biberach fort, weil feine Ehe nicht glUckllch war, kam 
znm Schaufpieldirektor Leppcr und fpielte nntcr dem angenommenen Namen Abt in Bafel, Stvafi- 
bürg, A.achcn u. f. w. namentlich feine Lieblingsrolle den ..Tartüffe". In diefer Stellung geflel es ihm 
aber nicht lan^^e, und er kehrto deshalb wieder zu feiner Frau nnd zu feinem Bandwerk zurück. 

Zur damaligen Zeit machten unter den Bibci achcr Schanfpielcrn zwei Familien Knecht 
bcfonders Auflehen. Da« Haupt der einen Familie war Sebaftian Knecht (geb. den Ii. Febr. 
1710, t am 15. Jonl 1?76), der CUrarg war nnd swet Sehne und ebenfovld Tffehter hatte^ 
welche alle auf dern Biber.ichcr Theater mit Eifer fpielten. Die zwei Söhne traten fehon als 
Knaben auf} der iiltero igeb. Sl. Okt. 1745) bildete fich zu einem guten Sehaufpieler aus und da 
er — wie fein jüngerer Binder — Uebe nnr Mnfik nnd eine Tehdue Stimme hatte, Ib wurde 
er vielfach bei Singfpielen verwendet. Der jüngere Bruder fpielte nur als Knabe. Die zwei 
Schwefiem entwickelten bald groües Talent fUr das Theater: die eine war £lifabeth Felicitas 

■) Yergl. Zur Gefchichte der deutfchen Shakefpeare-Besrbeltnng Twa 6. nkr. Tlnek« 

im lalirbuch der Shakcfpoare-Gcfcllfchaft XVII. Bd. S. 83. 

'■') E-t ift d.^ran zu erinnern, dali uaeh dem wc-I"lpli;ilifchen Frieden Tii'im i ir Ii eine 
paritätifche Heichsl'tadt erkl.irt wurde, in Folge dclTcß die Aemter mtigliehlt gleich nach den 
beiden KonfelTionen verthciit wurden, und ebenfo mußten gewilTe Ge\verbc gloiehviele Meiller 
haben f fo daü x. B. nur ein proteftantifcher und ein katholifcher BüdiXenmaeher in der, Stadt 
fieh biederlaObn durfte (vergl. Olterdiuger a. a. 0. 8, Itf), 



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0«fdiidite dM ThMtan In BÜmtmIi. 



117 



(geb. 18. Dez. die andere Anna Cbril'tiaa, welche wohl ebenlb bedeutend, wie ihre 

Mnreflor war, deren Gaben aber nur Biberaeli bekaanl blieben. 

Eüfabctli F cli ci tas Kn ech t und Dcttcnrfcder ernteten auf dem BIberachcr 
Theater am meinen Beifall und ''«ijle bewunderten gegenl'oitig ihre Talente, £o dafi fie bald in 
einander verliebt wurden. PlOtelieh verfeliwand {1745) Felieita* md sncb tämgm Zeit such 
Dettenrieder. Beide gierigen zum Pfarrer Brecliter in Schwaigern , um fich nach gerirlitlicher 
Sebeidung trauen zu iaffen. Da aber der Scheidungsproaeß Heb hinauszog und JTelicitaa Tcltwer- 
■flthig wur^e, fo giengen beide mit einander nneh Hamburg, wo er anter den Kamen Karl 
Friedrich Abt und als ikITen Braut unter dem Namen Felicitas Dingerlir - I i der Acker- 
mannfchen Gefelllchaft Aufnahnao Tüchten, was auch gelang, da fie von C. M. Wieland'), 
welcher Tchou vud der Schweiz her mit die/er Gei'ellfcliaft iu Vcrbiuduug bheb, bel'undera em- 
pfolilen waren. Sie blieben aber hier niobt lange tmd giengon wahrfeheiBlieb wieder naeb 
Sebwaigem, um fich, da der ScheidnngsprozeB jetzt gerichtlich beendigt war, trnn'n zu lalTen, 
Von da Icamen de zu Anton Berger, der damals als „Springer und Balletmeifter'' bekannt war. 
Im Jahr 1707 (rennte lieb das Ehe^r, fle gieuf nadi GMtingeo, wo ffe nnter dem Kamen 
Felicitas Abt vielen Beifall fand und wo es ihr nicht an Bewunderern fehlte*). Jni folgenden 
Jahr waren beide Ehegatten wieder bei£unaen und Xpielten bei der Oelellfcbait von Starke in 
Jena; alt fieb diefe QefellliBhaft aber bald wieder andVite, ertlehtete Abt no«h fm fefben Jabr 
eine eigene neue Gefellfchaft. Die bedenteadHen Mitglieder derfelben waren neben i'einer Fraa 
die Schumann, Sepp und Freiwald. Frau Abt war durch ihre gefSlligL- Bildung, durch iliro An- 
lage zu tragilvbea Köllen, durch ihr Feuer und durch ihre Deklamation die ätütze dieler Gefell- 
Jbbaft^ welche fleh aber 1769 auflöste. 

Abt wollte nun mit feiner Frau zu der Koch'fchen Gefellfchaft nach Berlin, wurde aber 
dort nicht angenommen. Deßwegen giengcn fie nach Wien, erhielten aber dort nur unbedeutende 
Rollen nnd bald Ihren Abfebied. Sie errichteten avn wiedmr eine nene Oefetirebeft, mit der Ite 
im Jahr 1770 in AiiTpach, Bayreuth, Erlangen, Erfurt, Eifenach und Coburg Ipicltcn, Im Jahr 
1174 alTocirten Tie fich mit Uadarne Schröder nnd errichteten im Haag die erfie deutfcho 8chaa> 
/piclergefellfehaft Als aneh dIefe fleh anflOste, fpielte Frau Abt wieder in Qottingen; er trat 
in Jahr 1778 eine Reife an, welche er mit vielem Humor in einer eigenen Schrift befchrieb*). 

Damals hatte Abt als Theater-Unternehmer und Sobanfpieler einen fu bedeutenden Uuf, 
da£ Dslberg mit ihm im Herbft 1778 in Unterhandlungen trat, um Abt und dcITen Gefellfchaft 
für das Mannheimer Theater zu gewinnen. Doch führten diefl» sn keinem Kcfultat 

In der Folge leljten beide Eheleute iv-<"!()i- lieilanimen, waren im Mftrz t77f» in Mflnfter 
und im Hai in Gotha, wo Frau Abt am lU. Mai den Hamlet und am 12. Mai die Gräfin Waltron 
mit groSem BeiMi (ipielte'). 

Till Jrilir 1780 kam Abt mit feiner Frau nnd den MuHliem Romherg nach Bremen. Hit der 
mnflkalifcben Kunft der Letztern füllte die Frau Abt Schaufpielgefang und recitative Deklamation 
Tnrbindeo. Die nttfebaldige Benennung aOoneert* belbitigte alle Schwierigkeiten. Einige fpnnifehe 

") Wieland wurde in der Schweiz mit der Ackeimannfchpn Gi felircliart bekannt, welche 
deffen Trauerfpiel: Lady Gray oder der Triumph der Religion am 'Ji». Juli 17.')6 aufführte (vergl. 
Wielands Werke IV. äupplcmcntband 8 m Ofterdingcr a. O. 8. 114 und I2i Noto 12). 

*) Die Oedidite^ in welchen Frau Abt von ihren Bewunderern — befOBderi* in Göttingen 
md Bremen — gefeiert wurde, And Tebr zahlreich. Ein folebes ift in ncaerer Zeit wieder ge- 
dmekt worden, daa amn Verfall einmi JugendgenoJIbn Ooethes bat, und delTen Sdiinß luer 
folgen mag: q y^^,,],^fi^i d„ hcrrfch't in unfern Hemea 

Wir bringen gern Dir Opfer dar, 

Mit Dtdnem Klageton, mit Deinen feinen Sebemen 

Bezwäng ft Du den Barbar. 

Und fchildert Dich mit wehmutlivollom Ton 

Der alte \ ator einft dem wißtiegicrigcn Sohn, 

So fagt er ihm: Sie war das Wunder ihrer Zeit 

Und 4»ieite fflr die Ewigkeit! 

(ITeinrich Leopold Wagner, Ooetbes JngendArennd, Herauegegeiben von Erleb Sdimidt 
2 Aufl. Jena 1879 S. l.'>3-ir)li. 

*) Der Titel (lieiVr Schrift belEt: Abt*« nnempindfame, doeb febr empfindliebe Reife 
durch die Vorpoften von Kroatien. 

*) In der Schrift: Unparteifche Gefchichtc des Gothaifchen Theater«. Mannheim 1780. 
beUüt es S. 61: Noch eine Seltenheit miifi ich anfuhren : im Hay 1779 kamen Herr und Hadame 
Abt mim Befoebe Udler nnd Madame Abt — ftaunt ihr kritifchen Korfaren — fpielte den Hamlet 
am 10. Hai und am 12. die Gräfin Waltron. Wenn der Gofchmack de^ liicßgen Publikums ge- 
lAatert genug ift, fo bat Hadame Abt die Bolle des Hamlet sOUlich guipiult, Ana eiu fo ftarfea 
ApplandUfement habe ieb Ton keinem Parterre in meinen Leben gmiOrt. 



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118 



Ofterdiiiger 



Winde «nf dem BOrfenAial küiiftlicb (^ordnet und etil fditDiiQklofeir Toriiang, der von eisfl^ 

jDgcndtheater entlehnt war, bildeten bald die Bühne, auf welcher Abts Gattin erfchien and in 
wenigen Melodramen als Phonisbe , Ariaflne, Media u. f. w. dicfelbe allgemeine Bewunderung 
fand, die dicfe Teltene i^ütiiUcrin bdondcis in dielen ihren Talenten fo angemelTenen Rollen bis- 
b«r alleatlMlben elngeei-Dtet hatte. Gleich einem «Itktrifchen Strom fetzte ihr fipial die ftill- 
gUmmeade Neigung filr Schnufpielo in Flatiitiien. Vergnügen diofor Art lieb öfters zu verfchalfen 
wurde ailgenieiner Wunfeh. Abts biederes Wefen ge£el den bieder denkenden Bremern, feine 
nnnt«i« Unlerhnltnngagtbe, fdne Aitigkdt verfehafften Ibm bald Zutritt bei CMnnnrn und Fnnwieii. 
Er begriff fchtiL'H die Vortheilo, die für ilin aus einem folchen Dürft nacli Srhaurpie!gcmi2 auf- 
blühten, ebenfo fchnell Tetzten die Verehrer der KunTt Tich nunmehr, Uber die bisherigen Be- 
d«nkliebkejten btmreg, und Abt erbieK di« Erianbni« dM Swntn, eine Schaubahne an erriditea. 
Die Reitbahn wurde dazu eingerichtet Abt, der felbft keine Gefelifcbaft hatte, verband Uch 
nnn mit dem zweiten Wäfer, der mit den Seinigen in Emden fpielte, nnd im Rerbft (10. Okt. 1780) 
eröffnete Abt feine Bühne in Bremen. Frau Abt nahm damalt wenig Antheil an diefen Vor- 
(tellungen, um To uieiir aber im folgenden Jahr, wo fie zweimal die Holle des Hamlet Ubernahm. 
Die Gefell fchaft beftand aus 90 Peribn«D und durfte während, der Herbftmonate wOehentliob 
drei Vorftellungea geben. 

Der Aufentbalt fai Snmtm war fii dutrlKlieb, dad Abt ait Mner Frau im Wfnter 
(1781 — 1782) eine Riiff; nach Schwaben machen konnte; fie gieng nach Biberach, wo fie — Ihr 
Vater (1775) und der ältere Bruder waren einftweilen geftorben — bei ihrem jüngeren Bruder, 
weleber ein gefoblekter Chirurg war, in der größten Stille lebte. Da die erfte Frau Abts, wie 
delTcn Stieftochter noch in Riberach lebte, fo biolt er fleh in (kr Gtjrend von Ulm auf. Dort 
lebte als Bfiebfenmacber Aäo Bruder, weleber nach der Flucht Abts von Biberacb deffen Sohn 
an ßeh nahm nnd ibm Mn Handwerk tebrte. Einmal gicug Abt nach Ulm, um feinen Bruder 
zu bt-fuchen, traf ihn aber nicht an» wobl aber feinen eigenen Sohn. Mit diefem nuterUelt er 
lieh längeri^i Zeit, ohne Hrh zu erkennen tu pcbon '). 

Nach (iiel'em Befuch in Schwaben giengen Tie mit ihrer Gt-felll'chalt nach Pyrmont, wo 
fle den Sommer aber /pieltea. Hier maetiien fle fehleehte Oefebifte. In einem Gediebt «m 
dem Stegreif an den ^^titherzigen Fttrftcn von Waldeck fngtc er, nur hundert FÜebfe kümitmi ihn 
ans Pyrmont sieben und er erhielt wirklich fünfzig Dukaten. 

Kua gieng das Paar oaeb Gdttingen, die Frau trat noch einigemal, fehon febwer krank, 

auf, mußte aber bald abtreten. Die Erlaubnis zu fpielen w ar zu Kmle iinkl der Prorektor Koppe 
verftattete dem Ab( nicht xwei Tage mehr, um feiner Fr&a die Augen zu fcbließen. Er mußte 
mit feinen Kindern von feiner fterbenden Gattin Abfcbied nehmen nnd fie fremden Binden 8ber> 
laden. Sie wollte die Schaufpieler noch einmal Ammtlich uro fich fehen: .denn" fagte He «es 
könne nützlich fiir fiR lein, wenn He fehen, was wahres Sterben fui". !Ind In der Tliat benützte 
fie diele Gelegenheit, die feierlich« iet£te Lebenafcene ihnen rUhreud, eiudnieksvoll und uuvur- 
gefllleh au machen. IKe war von der Schwindfucht anm wahren Gerippe abgesebrt und ftarb 
fchon zwei Tage nach ihres Mannes Abreife, «m 17. September 1783 und ftmd ihre Ruheftitta 
in des berühmten Käftners Familiengrufl. 

Zum letaten mal, aber nicht mehr mit der alten Frende, grtUite Abt fein liebes Bremen, 
das nun keinen Ri-iz mehr für ihn hatte. Kr begann feine Vorrteüungen am 1. Oktober mit Meißners 
aJohann von Schwaben". Seine GefellTcbaft war awar recht gut und das Theater war beiTer 
befiiebt als im Tortgeb Jahre, aber er hatte fdue Feliiätas verloren und fühlte, daß nun fthie 
ganze Glückfeligkeit dahin fei. Nicht« konnte ilin über (liefen Vcrluft tröften, und der Gram 
fohwachte ihn bald To febr, daß er weder Effen noch Trinken bei fiph behalten konnte. Manchmal 
i'pielto er zwar uucli, aber niclit mehr wie fonft. Endlich blieb er gauz zü Haufe. Als Paftor 
Vogt ihm das Abendmahl reichte, das er von diefem verlangt hatte, gefchah dieß in Gegenwart 
faft aller Schaufpieler, die fich uro das Lager des Sterbenden verfammelt hatten. Nachmittags 
nm 2 Uhr am 20. November 1783 ftarb er, hatte ein feiir feierliches Leichenbegängnis und fand in 
der KloOeilcircbe feine letite Rnheftitte. Es geht die Sag«, fein Sarg fei auf den des Printen 
von Conti oiK-r <1( » Jnngcn Richelieu zu ftehen gekommen, reliri^ens machte (liefe Sage cben- 
fowenig hifturifcheu Werth haben, aU die, daß er wegen eines Mordes oder eines Duelles habe 
aus Jena ilQebten mtlllbn. 

Nach Abts Tod Obemabm Syndikus von EelldBK, welcher von Anfang an eine Ilaupt- 
Mtae des Bremer Theaters war, die Leitung den Gauen. Der BuebtaHndler FOrfter und der 



■) Diefer Sohn Johann Jakob Dettenrieder wurde ein febr gefebiekter Bfielifenmacher, 
fctste das Gefebüft feiaea Onkels in Ulm fort and lebte noeb im AnfiMf der dreifiiger JAbre. 




OeCohiolit« dea Tbeftton in Biberadi. 



119 



K«iiliBaira Dflrrbedror boten fielt freiwHHir n Tornitindeni der dr«i Kind«r ao. Ali AM« Lejebnant 

ans dem Bette gehoben wurde, entdeckte man in einer Unterweftc, die er nicht abgelegt hatte, 
bandert LuulaUor eingenäht, und heroach fand fich DOeh in feinem Koffer ein Beutel mit 200 Tbalern. 
Den Tag oaob friner Beerdigung wurde Etnilia Oalloti gegeben and dAinit eine Todtenfeler fflr 
Abt md Mne Fran rerbunden; der Ertrag fiel feinen Kindern zu. 

Abt und fe'ne Frau werde« immer als liedoutende Sehanspieler gelten, welrhe durch 
Talent und gute Schulung in Verbindung mit ZuitgenuiTen das Theaterwefen in Dentfchland zu 
aiaer bedeaitendaii Höbe empor gebraeht haben'). 



*\ Wieland ffiracli fleh fiber Fran Abt immer anorkenneDd ans, über ihn hat ilch aber 
mit der Zelt feine Anfu-ht ^^eändert. So fchrieb er von Biberacb am 2ß. Oktober 1768 an Riedel: 
•A pvopoa TOD Bsnu Abt, den ie(i vor etaigen Jahren wohl gekannt» fein«* in der That au»' 
nebmenden Gaben fDr*8 Tbeater wehren hochgcrcbätzt, und Teine« warmen edelmflthfgen 

bi'i Zinn KiithnfiaBmus freundfehaftliVIien IlerzenH we^en fjeliebt habt ! — — Kennen Sie gewiffe 

freie B e ii r t h e i I u n p e n (i b e r die S t a r k i f e Ii e H c Ii a u Ip 1 c 1 c r - 0 o fc 1 1 f c h a f t ? Ich 

habe He ^'elei'Lii , und der VerfaiTer, obgleich ein l'Iwixh warmer Kopf, fchcint mir Genie, Ge- 
fcbmack, Witz und die Gabe, lebhaft zu fchrciben, zu haben. Ich fohe daraus, daß Abt anßer> 
ordentlich zu Jena bewundert worden. In der That erwartete ich von ihm, daß er ein vortreflT* 
lieber Schaufpieler werden wOixle. Aber wie ging es denn zu, daß er jetzt fo ungldckUoh t/t? 
Was ift aus der Starkifchen SehaulMeler^erellfchaft geworden ? Recht nahe geht es mir, diefen 
Hann, der nnfer Garrik an wwden filhig ilt, in n niederfcblagenden Uuutündcn zu wilTen. 
Und doeh wollte Ich nm feines decidirten Talents för*a Theater wiücn (ob er fich gleich crft 
diircli eine Reilie von rngliieksläHen dazu detcrminirt hat, cujus rei ego ipse suasorfui) nicht gerne, 
daß er davon wej^känie. Aber daß er Chef einer guten GefellJchaft würde und dabei fein Glück 
fo Riit ^sii^ Ackerinaiiu maelien niorlite, das wollte ich. Ich einpIVl.lc ilm Ilinen, mein Frcnnd 
auf M Belte. Umn Sie für ihn, wafi bie können; ich hoffe fHr lein iierz, welches ich immer gut 
gekannt habe, gut fagen ZU können. Ein allzu entinilialtifches Hirn war der einzige wirkliche 
Fehler, den ich an ihm gekannt habe, tind diefen Fehler liat er TonnOlhen^ nm ein <;utcr Schau- 
Meier tn lein. Sein Sie fo gütig, ihm gelegenheitUch ein Kompliment von mir sti melden, und 
ihm zu fagen, daß ich, fobutd er Zeit dazu hat, eine umftändlicbe, fchriftliche Nachricht von 
feinen neueften Abenteuern erwarte." (Auswahl denkwürdiger Briefe von C. M. Wieland, 
Benuugegeben von L. Wicland. Wien IRI:"^ I. '223—224.) 

C. A. Böttigrer fheilt naeh Erz.iblun>?en Wielands Aber Abt und drlTeii I>aii folgendes 
mit: Kill fj;L\villVr I'etti urii'der aus I lm, ein Pj(l(lil'enl[)anner, der eine lUii hreiilpanners W'ittwe 
in Biberaeli gelieira;liet liatte, ein Frauenzimmer öchul'ier (Namens Kudliartj, lii r iti Baris ije- 
wefeii WUT lind Cailin fpieien gefehen hatte - er machte in der ganzen Gegend die iiiediii-liften 
Fraaeufohube und Pantoffel — waren die Hanptactevr« beim Bflrgerfcbanfpiel in Biberacsb, als 
Wieland ans der Sdiweht dahin znrBk kam nnd als Stadtfefcretir und onterfter Senator die Anf> 
ficht über diefes Sehaurpiel bekam. Es waren nendirh fonft in den meil'ten fcliwabilVhen Ileichs- 
flAdtcn eigene Korporatiouen vua Schauiijielern, die iius Bürgern und BQrgcrmiidchen bcftanden 
und jahrlieh bi i ^'ewiflTen Gelegenheiten ungefähr in der Manier fpielten, wie ."^h ikelprare Pyra- 
mns und lliislie aufführen liißt. Die Sache ftand unter Autficht des Maj^iltrats und hatten alle 
niö;clii he Krelitui.tfligkeit. Wiebind wollte nichts Gewöhnliches aufftlhren laflon und fo verfiel 
er darauf den iStunn von Slinkefpcarc zu bearbeiten. Dies gab ihm die erfte Idee zur 
üeberfetzung des ganzen Shakefpcare." 

«Die Tochter des Ghimrgen Knecht in Biberacb fpielte in diefem Stßck eine Mympbe; 
sur Miranda aber hatte de nicht Stimme genug. Von dieler Zeit bekam Jungfer Kneent änen 
nnwiderftchlichen Ilan;:: r.nm Theater <Diefe ErzHhlung enthält einifre rnrielitigkeitcn, welche hier 
verbelTert wurden, Yi.r itehetidc Stelle aber konnte nieht verbeffert werden und es muß deß- 
wcgen — um MiriveritaniluiUi n vnr/jib,LMeii — bemerkt werden, daß Felicitas Knerht auf dem 
Biberacher Theater lehon autirat, al» Wielaud noch in der Schweiz war. Er kam erit Kndc Mai 
1760 nach Biberach zurück und der -Sturm" wurde erft im September 17öl aufgelKihrt. Die 
Knecht aber trat zuerft im I>ezbr. llit'.i allerdings im Antonius in einer Nelu-nroll«! auf; dagegen 
fchon im Februar I7<»0 fpielte fie in der verliebten .Marginis die Ilaiiptrollu. Die Zaire fpielte 
ITe auf der fiiberaeher Bflhne im Febrtiar 1768. Im Deaember 1763 und Juni 1764 hat He 
wieder in der Alzlm die Hauptrolle.), den der oben erwXbnte Dettenrieder, der mit feinem Ebo- 
tenfel zu Haufe rcc)>t fchleeht lebte (He hat ihn eigfntlii b :iU einen Jungen Bnrfclien ^'ekapert) 
und in Jungfer Knecht verliebt war, zu unterhalten wu' tr. Bald Ijdelte fuj in einem Ti ivattheater 
die Alzira von N'oltaire und triiiunie waclieiiil und lelilafi'ud nur von den tudifu (n'uiilTen 
theatralifcher Darftelhingen. — Endlte!! « ntiiianr. lieh ein (Virmiiehes l.iebeBVerhältuiß zwitelicn 
Dettenrieder und der .Jungfer Knecht, mn \\el(l>es Wieland wohl wußte, da fie ihn zu ihi-em 
Vertrauten gemacht hatten. Ks wurde vcrabre let, daß die Knecht davongehen, ihr Liebhaber 
mehrere Monate fpilter nachfolgen follte, nm allen Verdacht eines EinverftündnilTes zu vermeiden. 
So gefehah's. Ihre Flucht machte kein Auffehen. Die Matronen hatten «inen folchen Schritt 
von dem fchaufpielthörichten Mädchen Ulngft erwartet. Aber de* Horm Bflehfenfpannera Ent- 
weichung, der feine Frau mit zwei Kin lert; fit/.Mi ließ, orre^'te alkc u -in in T iwilb n, felbtt gegen 
Wielaad, der iich nur dadurch zu helfen w niUe, d aß er felbit auf liefe üan ll in;^ wacker fchimpfto 
nad ttäne völlige l'DwillVidieit verficherte. 

DieCe war zum Theil bcgriiuder, und Wieland wußte wirklich einige Jahre nicht 
was ans Beiden gewurden war. Endlich erhielt er einen Brief von Herrn Abt, worin diefor 
«lemltoh rUthi'ethaft feine Qefehiobte errirtben lieÄ und feinen Kindern in Biberaeh durch WieUuid 



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120 



Öfter diogor 



Zur Zeit, als noch Dottenriedcr und Felicitas Knecht auf dem Biberacher Theater fpielten, 
war ein naher Verwandter der let2«ren namentlich bei dem Orchefter fehr IhiÜg. Es war dicß 
der Kmntor und Koilaborator Johann Oeorg Knecht, welcher Höh als eifriger Meifterfünger 
HSMiehnete und gerne Gefan^rollen übernahm (geb. 15. Mai 1T22, geft. 18. März 1783). Derfelbe 
hatte zwei Söhne, welche Tchon als Knabeu im Thiatui .luftraton. Dit Sltort; Solin, geboren 
30. September 1752, wurde vom Theater- Direktor von Htlicrn aus der Taufe gehoben und hatte 
- naeh dtofem den Nauen JnftlQ Heinrfoli. 8«Im Matt« md €h«6amlter waTen in ihrer Jngeod 
eifrige Mitfpieler und es war dnhcr kein Wunder, daß Juftin Heinrich fchon als Knabe aufdi m 
Theater auftrat. Schon in feinem IL Jahre kompouirte er daa Singfpiel zur Feier des 
Httbertalrarger Friedens nnd fang in denfelben am 7. nnd 9. Jani 1768. PrOber fehon konponirte 
er Arien uml kleine Iiiftrunient.'iirtiicke, fo daß L^r dio .Viifnierkfaiuki-if Wis^liinds erregte. Zu 
weiterer Ausbildung gab Letzterer dem jungen Manu Unterricht, namentlich in italienifcher Sprache, 
tbat llberbanpt viel fOr ihn nnd blieb ibni bia zn Ende Mnee Lebens ein wohlwollender nennd« 

J. B. Knecht wurde in feiner Vaterftadt fchon in feinem 19. Lebensjahr als Präzeptor 
und Orffanift .niKeftfllt , fp.'iter wurde er Miifikdirekt^ir und bcJiielt diefe Stelle bis zu feinem 
Tod, mit Ausnahme der kurzen Zeit von lt>ü7 — IbOi), in der er Direktor der königlichen Hof- 
nrafik te Stattgart war. Er komponirte nnd diehtete flir das BJbwaeber Tbeater, namentlleb an 
Feflvorftcllntigcn, Prologe, dann eine Reihe von Singfpielen und Opern, dit^ frcilioli kaum .mfler 
Biberach bekannt wurden. Seine Hauptverdienftc beftehen in feinen theoretifchcn Werken Ober 
Hnflk nnd in der Bearbeitanf von Choralbaeliern. ütn feine Vaterftadt machte er iiefa bei der 
Heransgabe des lüberacher Gefangbuches felir verdient. Zu 1)euierken ift noch, daß Knecht 
durch Wielandfl Oberon fo entxttckt wurde, daß er die fünf erften Gefäuge in Muflk fetzte, 
was Wieland A> Tebr (rente, daS er ibm dafflr ein Faß Rheinwein anm Oefehenk madite *> 

Die großen Fortfchrlttei, welobe das Biberacher Tbeater in diefer Periode maebta, «ir^ 
fiebt man um duttflichften, wenn man die aufgcfOhrtcn StUcke betrarhtet. Diefc find: 

1. Am 24, Oktober 1748 hat man dem Hochadeligcn, Streugen Hcriti Georg von Hillcrn 
sa Ehren den weftfilifchen FUrften Eberhard aufgeführt nnd ift folebea am 38. d. M. . 
noehnals agirt worden. Das StQck erforderte 20 Perfonen; beim Prolog wirkten vier Perfonen mit. 

2. Am 26. und 2ä. Dezember 1748, und am 6. Januar 1749 ift der ficilianifehe 
Alexander von 45 Perfonen anfgreflDbrt worden. 

In dicfem StUck crfelieiut ein Henker, der Tod, das Echo, Amor fwelrhen der jüngere 
Bruder Wielanda fpielte), die Granfamkeit, die Zufriedenheit, die Gerechtigkeit und Unfobuld. 

8. Am 18., 18, und 21. Fe^ar 1719 ift Mal rata von 36 Perfonen a|prt und bei 
den zwei letaten AatfUhningen ift da» Naeh^^d von den 8 Lampen von 18 Perfonen ge« 
fpiolt worden. 



Unterftatzung zu fchicken verfprach. Jungfer Knecht hatte lieh wirklich mit Ihm kopuliron lalTen 
und war die beilanrunsf^wiitdipe Sklavin ihres Unholdes geworden, der fie aufs AldVheulichftc 
tyrannilntf, den lle ulier aus üroCmuth nie vcrlaflen wollte. Sie hatte zwei Kinder von ihm. Er 
fpieltc nur eine Rolle gut, den rartulTe von Muliere, i'unlt war or ein Wirrkojit und ein lehr 
fchlechtes Subjekt. Sie feÄ'elto Alles durch ihre Kumt und Natur, durch ihr leelenvolles Auge 
und ihre Silberftimaie. Sie war nicht fchuu, aber unbelchreiblich anmuthig. — Als Wieland nach 
Erfiirt verfetat wurde, war Frau Abt die Göttia des Tages. Sie hatte in Weimar gefpieit and 
der RersoiHn anlleroraentlieh gefkllen. Man glaabte allgemein, fle fei ein entfUhrles Fk-inieta 
.IIIS dem Ttcich. Ihr edles Wefen rechtfertigte aiefen Verdacht und Wieland ließ Jedermann gpm 
in dieieui Irrthum, lir Tab lie hier in Weimar nur h L'Age lanj;, als Tie mit der Vcr/weiniing 
rang, in die lu- die abrcheuliche Lage mit ihrem Henker von Mann gelliirzt hatte. Am letzten 
Abend, wo üu bei Wieland zu i'ii'ch war, fchildcrtc fie ihr Elend io herseergreit'eud, daß W ielands 
Frau felbft mit überwallendem Gefiild zuerUt den Vorfchlag that, He im Haufe zu behalten und 
als Schwriter z\i behandeln. Aber die Abt wollte doch ihren ^ann, den fie flbrigens wie die 
HOilc haute, nicht im Elend verfchmachten laßfen. Sie hielt tiir eine Strafe ihres Vergehens, 
an diefen Jebendisen Leichnam cefelTeU «i feio. Sie fchlos Wielanda Anerbieten groi mO tbi g ant." 

Veber Abt und feine nan finden fieh Naebriehten in folfenden Werken; Beitrige nr 
Lebensgefchichtc des .Schaufiiiclers Abt 1781. - Erfch nnd Gmbers Kncyklopädie I. Theil 
S. 1. — Allgeiueiner .AnzeiKer der Deutfchen. 1819 Nr. 27. — Chronologie des Deutichen Theaters 
von Schmid. 177;'> - A. Weyermanns Nachrichten von Gelehrten Wtd Kioftlom M» Ulm. 
II. Theil S. 1. — Hausleutners Schwab. Archiv I, 425 ff. 

Das Bildnia der Frau Abt beündet fleh im Gothaer Theaterkalender fQr das Jahr 1780. 
In Bremen wurde am lö. Oktober 1B80 der Hamlet gegeben, cur Erinncruag an die Zeit, wo vor 
100 Jahren Abt dort das Theater einrichtete^ Zu diefer Feier hat Herr W. Frleeke, welcher 
Jicb um Erforfclinng der Gefchichte des Bremer Theatern fo viele Verdienfte erworben hat» obJges 
Bildnis der Frau Abt neu photographiren laflfen. 

''•i Ueber Juftus Heinrich Knecht vergl. Erfif^fl Gefchichte von Wtirttemberg Anhang 
S. 37 und G. Luz Beitrüge zur Gefchichte der Keichsltadt Biberach. Biberacb 1»76 S. 394. 




a«fchiclite dfls TbMten in Biberaob. 



121 



4. Am IS. and 97. Mai 1749 ift von SS QrieleBdeit ond von 9 fingead«a P«rfoa«B 

gegeb^ ti V. irdfTi : d p r ve r wirrte Zu fta nd (1 e s r f5 mi f ch cn U c i c h es nnd di e 1? »• t r u c k u n g 
der Kirche. Die Zeit diefes Stttekes ift dio Konrunlios. Außer dem Kaifer EonftantiD und 
feiner Pamitle, rdnen FeMhenii, Ifiniften and BXtben kommt io diefem St9ek ein Scbnimeifter, 
fchwäbifcho Baaern und Bauernmüdchen, Lucifer, Bclial und Beelzebub u. f. w. vor. Die flngenden 
Perfonen find: der gemeine Mann, TheologQa, Tod, Politicoa, Philofophne, Änima ConAantina, 
Hercules, Fama und Engel. 

b. An Widlmaditaii 1749 ift die erblrmliobe ZarftOrnng Jarnfalem auf^- 
fllhrt worden. 

6. An FaTtnacbt 1750 iit die Braut Chrii'ti gel'pielt worden. 

7. Ab WethDaoliCen i7fiO iA der röniirelie Kai f er Otto ai^rt worden. 

8. An Faftnaoht 1751 ift av^effllirt worden dea Gltteka Probir/tein oder der 
verwirrte Ltebesfoldat. 

9. Am S7., 98. Desember 1751 tnd am 1., 6. Januar 1799 ift der verkanrte, kenfehe» 
regirende und wit dor ^^cfundenc Jofeph aufgeführt worden. 

10. Am 2., 10. und 15. Februar 1752 ift von 18 Perfonen aufgeführt worden: der 
reiche, hochmUthige und geftttrate KrdfQS oder der verliebte, ftumme Prlna. 
Ein Prolog wobei drd Perfonen, Fortuna, Neid und Kapido «nftrateat und ein Naeb4ilel: Herr 
ron SottenwiU. 

11. Am 26., 27.und 2ä. Dezember 1752 und am 1. und 6. Januar 17Ö3 iit von 36 ipiclendea 
und von b Ihgenden PwAmen gegeben worden: der dnreb /eine Qemahltn Ifabell anr 
Abgotterei vorführte ifraotitlfebe Kdnig Abab. 

12. Am 2., 12. und 19. Januar, 24. Februar, cndHch am 1. und 6. März 1753 wurde einem 
Hocbidblichen Evangelifchen Magiftrat zu Ehre gegeben der gänzliche Untergang de* 
Ahabitifchen Stammea. Diefes Stück erforderte 33 Perfonen, worunter 13 Knaben waren. 

Am 94. Februar, am 1. und 6. Win wurde noch ein Naclifiiicl : „der FlockoiifcbriMbor- t^eguben. 

IS. Am 26., 27. und 23. Dezember 1753 wurde dio neu verfertige Tragödie : Theodofiua 
von 89 Perfonen gegeben. Anderdem fpielten im Prolog nocb 9 Perfonen. 

14. Am 9l, 19., 81. und 98. Febrnar 1764 ift von 84 Perfonen anfgeftbrt worden, daa 
blutige, doch tnuthif^c Pc^ii ßci den beiden letateo AnÜßlbnnigen wurde Naob^dd 

daa gedemüthigto Wcilicrregimunt ;;igcben> 

15. Am 26., 27. und 28. Dezember 1751 und am 6. und 13. Januar 175Ö wurde der 
fromme jfldifebe KOnig Hifkia« von 35 Perfonen g^ben. 

IG. Am R., 11. 12. und 13. Februar 1755 ift f,'eK''^H'n worden : der tyr.mni fclie Kaifer 
Nero. Diefes StUck wurde von 39 Perfonen aufgefilhrtj außer Nero und feinen Verwandten 
kommen Jaden, CbrUten, Heiden, ein ScbarfHobter, die bOlHfeN Pbantafie, daa GewilTen, die 
Baebe, Megära, Syrenen etc. vor. An den letzten 3 Tage«, an denen daa Stflek gegeben wnrde^ 
kam ^ Naehfpiel; der I rofch mit 8 Perfonen dn/n. 

17. Aiu 26., 27. und 2^. Dezember 17Ü5 und nm 1. und 6. Januar wurde gegeben: dio 
Bekehrung der Saebfen anm Cbriftentbnm. In dielbm Stfldc leiten 31 Perfonen; 
neben Karl dem Großen trat anrh die Circe auf; im Prolog fpielten f» Perfonen. 

18. Am 2. und 25. Februar und am 2. und 11. März 1756 wurde das widerliche ätUck 
Titna Andronikna mit einem Prolog anfiseAhrt, tu welehem verkommt: Pinto, (kedalltaa, 
Suspicio, Lasn'via, Cfiaron, Silvia, Nidariu», Minos, R.iil.iman, Aftaroib, QjtttemaiAt, HollenlHttil. 
Diefem Stflek folgte ein NaeMpiel: der galante Arzt. 

19. Am 97. nnd 98. Dezember 1756 und am 1. und fli. Janaar 1757 worde mit eniem 
Prolog nnd Interludiuni von 29 Perfonen aufgeführt: Kaifer Heinrich Auceps. 

• 20. Am 2., 7., 21., 22 nmi 21. Februar IT'iT wurde das von KIanfliif,'el bearbeitete 
StUok: der durch Ichlechtc Mutterzucht zur Hölle verdammte Graf Antipas 
wieder aufgeführt. 

21. Am 2G., 27., 28. Dezember 1757 und am G. Januar 1758 wurde mit einem Prolog 
von 4 Perfonen, einem Interludium von 13 Perfonen, unter denen 7 I^naben waren, und einem 
Epilog vonS Perfonen danStttek der verkehrte und wieder bekehrte jQdifebe KOntg 
Manaffe von 22 Perfonen anfKcfdbrt 

98. Am 2, 6., 7. und 9. Februar 1758 wurde gegeben die fpanifche Zigeunerin. 
Daa StQ^ (^elt in Spanien, dodi waren nnter den 96 Mitl^ielenden auch Hars nnd Gnpido. 

23. Am 26., 27., 28. Dezember 1758 und am 1. nnd 6. .lanuur 1759 ift gegeben worden: 
die Märtyrer Folyenktea and Vanocbua. Unter den fpielendea Perfonen trat anerft 



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122 



Öfter dinger 



Dettenrioder nls Polyeuktes und anter den flagendeo derfetbe «)• KapUo «uf. Im Q«n«ii 
wirkten in diefem Stflck 31 Perfooeo. 

84. Am a., 24., 26. I^brur uod am 1. Min 1769 .wurde gcgebm: König Knrl XIL 
König von Schweden, mit einam MnchQdel: Hnrleqnint Hocliseit Im Hnnptßlick l)^ielte 

Dattenric der als Kart XII. 

25. Am 26., 27., 28. Dexuuiber 1759 und am 1. und 6. Januar 1700 wurde gegeben die 
aagiaekfeelige Liebe swifchcn der Königin Clenpatr» nnd dem Triunyir 
Actaniua. In diereio Stiirk fpicHcn zum erftenmal Fei i ci tas Kn echt und Dettenrieder 
zulammen, jene gab die Altcria und diefer den Auguftua und Veatidiua. 

S6. Am 8^ lU 18^ 19., 81. vnd 85. Fobraar 1740 wurde die Terllebte Hnrglnls 
gcpf'hen. Die ^M-irsinia' fpiclto F. Kticolif tnul „Irenian" Dettenriedor, fo daß beidf Mum ficb 
in den erlten Köllen zeigten. Da die/es ätflck „wider Belieben und Willen dos Direkturia zum 
fpielen erwUdt und von der Gefenfebaft aufgefQhrt* ward«, fo refigoirte Herr J. H. tob BiHvni 
auf du Direktorium. 

27, Am 15. Juli 1760 Ift Jn \ höcbft erfreuten BArgermeiHtorwahl Ihre Hoch- und 
Wohlgeboren Herrn Johann von IliUuiu von einen gerammten Evangelirchcu Bürgerlichen Ko- 
mÖdianten^efellfehaft ohne Direktorinni aufgeführt" und am 17. d. M. wiederholt worden: die 
unterdrilfkte und wieder erhöhte Unfehnld oder die triumphireade getreue 
Liebe, von KlaufiUgel. 

as. Im Desember 1760 ward« ohne IMrektoriom da« Stdek von KtauiOgel: der ver> 
kehrte und wifiler hekchiti' Lybertinu«; 

29. im September 1761 unter der Direktion des Kanzleirerwalters Wioland der 
8tnrm oder der erftauniiche Schiffbrneh von Sbakefpoare mebrmalen gegeben. 

Den Prinzen Ferdinand gab Dvttcnrieder, die Hirand h.'itte E. Felicitas Unecht geben 
foilen, da aber Wieland ihre Stimme für dicfe Rulle zu fchwach hielt, fo übernahm lic die der 
Iris. Neben Dottenrieder zeichnete fich als Sehaufpieler der Schuhmacher J. Werner ganz befon- 
dera ans; auf feinen Wanderungen befuchte er vorfchicdenc iluatcr, namentlich die in Paris, 
derfj'lbi' öbeinahm die Rolle des Antonio. Ein anderer Schuhmacher Jakob Rudli.^rt nbornahin 
die Rolle des KOnig« Alonfo. Wieland fuchte denfelbeu deßwegen heraus, weil er Itlr diefe 
Bolle einen ungelenkigen Henfehen haben woilte, der das Zwerebfell dea PnbUkttina «nfa ange- 
ncbi; ir rrchüttert«, was ihm dareh fein Talent fehr hörbar nnd pathetirek an gihnen voll- 
kommen gelang. 

80. Am 86. Desember 1761 und am 6. Januar lf68 wurde der Toehter*lIord 
Jephta ohne Direktorium gegeben. 

31. An Faftnacht 1762 iftdorvorliebtcAlcxander ohne Direktorium gegeben worden. 

32. Am 27. und 2H. Dezember 1762 und wieder am 6, und 10. Januar 17G3 wurde unter 
der Direktton J. B. von Hillern gegeben: Timantea und Dircea, oder die Stärke der 
ehlichen Liebe. Im Stück wirkten 8 fpieleode uod 11 iingende Perfoaen, Außerdem erforderte 
das loterlndium 11 Pcrl'onen. 

83. Am 8., 8., 14., 16. und 17. Febmar 1768 wurde die Voitaire*fehe Tragödie Zaire 
nrit einem iDtcrludimn nnd einem Njk lif])!. ! : di r vtrw.indelte Bauer aufgeftlhrt- 

äl. Am 6. Juni 1763 wurde in Biberach wogen des Hubertsburger Friedens ein Frcuden- 
und Dankfbft gefeiert. In allen Kirchen war Gotteadienft, am Abend wurde viel gefehodTen, 
bankettirt und einige ll:1ufer waren illniniiiivt. Am 7. und 9. Juni war Theater: es wurde ein 
Singfpiel und nachher die Tragi-Koniödie das durcii die g^Utlichc Vorficht zu Schanden 
gemachte Vertrauen auf die Sternkuiift gegebeu. Den Text des Singfjiieles foll Wieland 
eigens zu diefem Feft gedichtet haben. Die Muftk war vi.ni ll jiihrigeu J. 11. Kir oht, welcher 
die Rulle >ler Germania halte. AuC. r diefem fangen noch vier Knaben die Hullen dea Cupido, 
der Concordia, Providentia und Irene. 

86. Am 86.. 87., 88. Desember 17«3 nnd am 6. Januar 1764 wurde aufgeführt Alalre, 
mit einem Interludiuui: die .\ u f ii :i !i m i der .luden in Mexico. 

B6. Ava 2., 13. Februar und am 5. und 6. Uirz 17ti4 wurde Polyeuktes und 
Neanbua, oder die ftand haften Chriften von 34 Ferfonen gegeben. Diefem wurde 
eine Pantomime angehängt, w.is beim Publikum groften BelChil fknd, fo daB derartige Spiel« 
in der Folge noch oft aufgeführt wurden. 

37. Am 26., 27. und 28. Dezember 1764 und wieder am 6. Januar 1765 wurde von 
fieben Perfoncn Daniel in der LOwengrube aufgefilhrt. 

38. Am 2., 7., 18., 19. Tind 21. IVbruar 1765 wurde mit tiiur Pantomime aufgefilhrt: 
Arminius oder die wahre Abbildung des Uafi'es und der Liebe. 



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OeÜBliiehte de» TWton in ffibenwli. 



123 



39. Am l». Aagui't 17tiö wurde zu Bezeogung ihrer wahren l'reudti uud DcvotiuD 
Uber die «ntor dem 80. Juli auf Herrn von Zell einmtttbig auagefsUeoe Bflrgermciflterwahl von 
einer allhicflg EvangeHfchcn Komödiantcn-Gcfclirebaft aufgefttbrt etaeKomOdie: Heiiirie,)i der 
Vogler. Mit einem Singspiel mit 3 Perfoneo. 

40. Am 86., S7., 28. Desember 1765 «iid 7. Juuar 1766 wmde dleTra|{Mie: VI adle* 
laue KOnig yon Ungarn gegeben; 

41. am 6., 10., 11. and 12. Februar 1766 daa Luflfpiel: Der bald laftige, bald 
traarige Auftritt de« BnrÜns und Hansfrarfts, mtt einem Nachfpiel „die Bauers* 
Kirehweyb" aufgetuiirt, 

42. Aui 2G. , *J7. uiitl 99. Dezember 17(jfi uiul am C. Januar 17G7 wurde mit einem 
Interludium gegeben: Barn well und Milwuud. Daa luterludium hatte folgende Perronen: 
Niekel, Stepbe, Mailitfebreicr, AratmanD, Kaminteger und Mobr. 

43. Am 5. und 24. Februar nndjim 2., 3., 5. März 1767 Munk- mit einer Paotomfene 
oud einem Singlpiel gegeben: Die Bekehrung derSaehfen zum Chriltcnthum.. 

4iL Am 96., SS. Desember 1767 und am 7. Januar 1768 wurde gegeben: Der ftrenge 
Hersog Ludwig. 

4&. Am 2., 11., 16. uad 18. Februar 1768 wurde aufgenihrt Attiliua Begulua, 
Bur^ermelfter sti Bom nod etn 5aebfpie1: Dae arabifehe Pnlrer oder alle Oold« 

macher find BetrOger. 

46. Am 26., 27., 28. Dezember 1768 und am 6. Januar 1769 wurde aufgeffihrt: 
Sophonisbe, oder der unglückliche Ausgang einer thOrichten Liebe. Sophonisbe 
war Königin von Wedb-Kumidien, Gemahlin des Syphax, Asdrubals von Karthago Tochter. lo 
der Handlung traten auf Scipio und Lälius, Ma(Tini(T;i, Köuij,' von Oft-Xumidicn , frflhcr mit 
Sophonisbe verlobt, Juba, Uamilkar, Kupido, Theophraitus, Jörgle uud Jokele, im Gaozen 31 Per- 
CiNien. Vier Rollea wurden von Raaben geißelt Dae StSek hatte yIm- Akte, Akt 1 9, II 8, III 6 
vad IV 8 Scenen. 

47. An Fai'tnacht 1769 ift gegeben worden Antonius und Cleopatra. Der Theater- 
settel beifit: ..Mit gnädiger Bewilligung einer hoben Obrigkeit wird die allbier au Biberach verbürgte 

Komödianten- und Mcirterfänger-Gerelirchafl evangelifchen Antheils den 2. Februar Abends 5 Uhr, 
den 6. und 7. Februar Nachmittags 1 Uhr und 9. Februar HC} Nachmittags 3 Uhr in ihrem ge- 
wöhnlichen Schauplatz eröffnen und auf fulchem in gebundener Hedensart ein Trauerfpiel, 
betitslt: die von dem fchmeichelnden GlUcke anfangs begUnftigte, durch erwUlten Sclbitmurd 
aber graufam gcendiKte Liebe des Köm. Triiimviri Maici Antonii und der Sp^ypt Königin 
Cleopatra auffahren." Uas ätück haUe 3 Akte, Akt 1 15, U 16 und Akt III 21 Scenen. Dem Stfick 
folgte daa Lnik/^el Braba«, dae von Knaben ani^Ahrt wurde*). 

VL Gelchichte der evangelilchen Komödiantengelelirchaft vom Jahr 1769 bis zum Jahr 1783. 

Im Februar 1769 erhielt Wieland die Vdkati.m als erftcr ProfefTnr der Phüofopliie an 
der UniverfitSt Erfurt mit dem Titel eines kurtuaiuzilVIteu Kegierungsratlis. Diwa vvar für Biberach 
ein noch nicht dagewefenes Ereignis: die melftes Einwohner fahcn jetzt erft ein, welch ein be- 
rühmter Hann der Stadtfchreiber geworden war und bildeten Cu-h .tnf ihren I^andsmann nicht 
wenig ein*). Kein Wunder, da£ jeder Biberacher, der auf Bildung Anfpruch machte, die Werke 
Wielandi ssd deflVm Uoberretsung des Shakel^re ftudirte. Letstere fsnd bei des Ißtgliedcm 
des Theaters fowohl, als auch beim Publikum befondern Heifail, und man wird keine andere Sf.idt 
in DeutTchland finden, in der verbältnismäßig die dramatifchen W^erko des großen Britten fo 
bekannt waren, ats damals in Biberaeli. Der Wiinfeb war daher aligemeio, diefe Sehanl^lele anf 
der Büliiic zu i'ehen, nur fah m.m die vielen Schwierigkeiten recht wohl ein, namentlich fehlte 
es an einem Mann, der Heb getraute ein Stück von Shakcfpcarc fiir das Biberacher Theater ein- 
snrfohten. Doch war d.i8 Verlangen fo groß, daß zuletzt doch diefe Schwierigkeiten überwunden 
wurden. Der „Sturm" war fchon früher (1761) von Wieland fllr die Biberaoher Bilhne bearbeitet 
und auf derfelben gegeben. M.in virAiclite (1771) alfo die As Stück Sbakcfp^res ohne Wielands 
Leitung aufzufahren; ein VerAich, der beim Publikum großen Beifall fand, fo daß uocb in dem- 
fetbes und dem folgenden Jahr «Nacbetb* viermal gegeben wurde. Im Jahr 1773— 1774 ward« 



') Es war dies das letztemal, wo Wieland Üeh am Biberacher Theater betbeiUgte^ 
denn am 16. Mal 1768 verließ er feine Vaterftadt, am ße nie mehr in fehen. 

") Oftcrdingcr a. a. 0. S. 234. f. u. S.245 vergl. C. M. Wielands Entlaffung aus den Dienften 
feiner Yaterftadt, in dun Vicrteljahresheftcn für Wiirttcmbergifche Gefchichte und Altertbums- 
künde Jahrgang 1878 IV. Heft 8. 888 C 





124 Ofterdinger 

wiMkr viermal .Hamlet* von evwgeHliElieii 8elMinna«beii an^efllliTi') Bald datinf (1714) 

würfle von der pvanjjelirrhcn KonDÜdieDgefellfcliaft „Othello* dreimal f^egeben. Demfelben folgte 
noeh in demfelben und folgenden Jahr , Romeo und Julia", und wnrde auch diefes Stfiök vier» 
mal gcfBbea. Im Jahr 1775 wurde drefnia] gtfiridt «Wie ei eneh fällt* Von da aa raht» 
Shnkefpcarc bin ziitn .Talir 1782, wu Jn-inial .diu beiden Veronerer" anfgeflihrt wnrdaa. ftt 
folgenden wurde wieder .Macbeth" viermal gegeben. 

Daneben worde die dentfobe Uterator nfebt vemaehllSIgt, man fncbte gute Stfieke Ar 
das 'Dioatt-r and fand mehr als man aiifan^'8 ^laiilite. ütitt'V duntclbätt fiutd fioh bald BmtHa 
Galotti, Wfklie luU i^roßt'ifi Bolfatl (17^1) (ircinial t^of^fbcn wurde. 

Faft ■idni Jahre nach Wiclauiii» Abgang führte J. H, von Biltern noch die Direktion 
des Biberacher Theaters. Am 16. Jannar 1779 legte er dJe Direktion nieder, naehdem er ttSt 
20 Jahre diefes Amt mit Aufopfening durch viele Schwierigkeiten Tiindtirf^hj^efllhrt tmd die Ge- 
fellfchaft febr gehoben hatt«. An feine btelle wurde von der Gefeilfohaft Senator Röhrborn 
gowiblt nnd vom Senat «mit VergnQgen beftltlft vnd demfelben alle Alllftens nnd UnterftOtsaag 
SRigeraf,'t". Rnlirliorn hafte im riiifjang mit Wieland ein groCes InterelTe an der deutfchen Literatur 
gewonnen, war verwandt mit Sophie von La Roche*) nnd kam durch die/c in die Wartbaufer Ge- 
fbllfehaft, wodntdi er fleh immer mebr atuWldete und an dem Kom^^iendfrdEtor TollftSndig paßteb 
Leider legte er bald fein Amt nieder, weil er wegen der Wahl eines Stiukes ilch nicht mit der 
Gerellfchaft vertraffcn konnte. In den Akten heiCt es: .nachdom an Oflern 1782 löbliche Evangelifcho 
KoiuüdiantengefelUchaft Jlch Jel'üivirt hatte, auf bevorfteiiende Heilige Wcyhuachtcn das bekannte 
gute Stück Agnes Bernaaerin anfitnfMiren, nnd folehea Ibrem Direktom T. Herrn Senator 
Kt'iiirborn anzeigten, fo wnUt«» diefcr es nicht zugeben, fondern verlangte, daß Sie uiu anderes 
von Ihme vorgeichlagcnes Stück auftUhren lollten; da nnn dkfe auf ihrem Vorfats beharrten 
nnd daa vorgefebfagene Bttlek niobt annehmen -wollten*), fo refignirte Heir Senator BAbrbora 
fein bey zwey Jabren frefilbrfes Direktorium, worauf LöM. Gerenfebaff obbefag^tc? Stück, die 
Agnes Bernaaerin, doch, und zwar ohne Direktorio aufgeführt, nacbbero aber auf den Uerbfi 
gedacitten JabrM rwt einem BoeblObKelien lla^ftrat den damaligen Herrn lieendaten, naeb- 
beirlgen Doet. Jnria Georg Ludwig Stecher zu ihrem Hurra Direktem bekommen.' 

Stecher flbemahm daa Direktorium erlt im Anruft 1783, tbcils wegen andrer Dienll- 
arbtoiten, thcils weil die Gcfelifchaft ihm noch eine bufuudcre VorAellung zu Ehren veranftalten 
woIHa^ nnd fo fpielte die Gefellfchaft noch einige Zeit ohne Direktor. 

Die Vorftellungcn, welche zwifchcn 1719 und 178!? gegeben wurden, find: 

1. Am 26., 27., 28. Dez. 176'J wurde aufgefDhrt: Die Jagdluft Heinrichs des 
Vierten, KOnige von IVsokreleh. 

2. Am 21., 2G. und 27, Febr. nnd G. Mai 1770 wurde <,'eßeben: Das graufame Ver- 
fahren des Kaifer Neronia gegen feine Gemahlin Octaviam, famt einem Nachfpie), 
betitelt die Faftnacbtelnft 

Wegen nahrungslofcr und theurcr Zeit wurde das KoniOdiofpicIcn vor H. Weihnachten 
1770 und Faßnacht 1771 von dem Direktorio eingeftellt, obgleich dasfelbe von hoher Obrigkeit 
nicht verboten worden war. 

3. Am Ift. Ang. 1771 wurde „an Ehren Herrn Bnrgermeifter von Zell und deßen Fraa 
Gemahlin, wegen der unterm 25. JtiH c. zu Brakenheim iVyorlich vollzogenen Hohen Vermählung* 
aufgeführt: Der Schiff bruch oder die verzauberte Inful mit einem Prolog, in welchem 
drei Mitglieder der Gefellfehatt and einem Bpilogo, in weldiem die Jnno die Jungfer von Sebmlda- 
feldea, die Iris, Geres, Annir, und S SchSfor junge Knaben fpiciten. 

4. Am 26., 27., 28. Dez. 1771 und am 6. Jan. 1772 wurde gegeben: Uaobeth von 
8bakel)|ieare. 

5. Am 2.Ö Febru.ir 1772 und am 2., 3. und 6. März ift aufgeldhrt worden: Die tilrkifehe 
Trenlofigkeit oder Mahomed II un<I Irene: mit einem Nacbfpiel: Don Baando de 

Colibradus oder Ariuutli und UutTarth. 

*) Der naebherige KomOdiendirektor nnd fpütcrc BUrgerraeifter der Reichaitadt Georg 
Ladwlg Stecber fpielte in diefen Stfick als König Claudius. 

*) Sophie von La Roche ließ Hch im Jahr 1769 von dem Maler Langenbeck malen 

und fchenktc diefes Bild bei ihrem Abgang Ton Warthanfen dem Senator Rübrbom. Diefes 

Bild Ift jetzt in meinem Bcfitz. 

') I»ie (iriinde, wtlelie liührboiii veranlaflfn ge^^en die .ViilYührung diefes Stflckes zu 
fi-in, finden l'ich nieiit in (b-n Ar-ton; dagegen exiitiite in lüiu^raeh die Sage, es fei Agnei« Bem- 
aucrin die Tochter c-inea Biberacher Barbierers gewcfeu; Röhrborn habe in diefem SlQck 
Anfpielungen auf Felicitas Knecht, vcrehlichtc Abt geflinden, Uebrlgeoa ward« diefea Traner* 
lfm auch noeh fpäter mit vielem Beifall aufgeführt, 



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CMbbiohte des Theaters in Biberaoh. 



125 



6. Am 26. und 28. Dez. 1772 and am 1. und 6. .Tan. 1773 wurde anfgefilhrt: Don Juan, 
oder das klftgliehe Ende eines verl'tockten Atheifteo. DiePerfonen in diefem Stück 
find: 1. Doo Jaao, Sohn des Doa Lanh. fi. Donea Elvira, dei Don Jaaa Gemahlin.- 8. Don 
Carlos und 4. Don Alvonfo, zwei Brilrler der Elvira. 5. Don I.niils, Vater des Don Juan. 

6. Charlotte und 7. Hathurine, zwei Bauernmüdchen. & Peter, ein Bauernbarlcb. 9. Gui'mannn 
and 10. Skaoarell, beide in Dienft der Elvira. 11. «n Bettler, lt. Vtoletl, Page und 18. Ragotin, 
Bedienter des Don Juan. 14 Sonntag, ein Kanfmann. Ib. Raufdcgcn, ein Spion. 16. Ein Gefpenft. 
17. Die Bildfäule des Kommenfhura. Dazu fpielen noch l'i .fingende Pcrfonen", welche find: 
1. Chriftas, 2. ein Prie/ter, B. «in l'bariiäcr, 4. ein Sckriftgelehrter, 5. ein Jnd, 6. oio Gärtner, 

7. die Gerechtigkeft, 8. der Tod, 9., 10., 11^ 12. Arbeitw*). 

7. Am 22., 23. und 24. Febr. 1773 wurde anfpcflllirt: Der wahrf-i^cnde Ehemann 
oder das Gefpenft mit der Trommel, nebft einem muflkalifchen Zwilcbenlpiel: Die Liebe 
auf den Laad. Bri letzterem ^»leiten vier Perfonen, nenlloh «Ine Sehaol]piel«rin nnd drei 
KMban*}. 

8. Am 1., 3., 8. und 17. Jani 1718 wurde von evangelifcben Schulknaben aufgefQbrt. 
Carolas, KOnig von Schweden. Diefei StOelc fclieiiiit ein« Uebmrbeitung einea bakuntpa 
Sohaurpiels su fein; ea erforderte 4ö Perfonen, worunter ander d«m Genial von Kberacb nodi 
vier Genien, die Thalia, Providentia und JuAltia vorkommen. 

9. Am 27./28. Duz. 1773 und am G. Jauuar 1774 wurde von cvangelifchcn tichulk nahen 
geQ[>idt and aufgefnhrt: „Hamlet, Prinz von DSnemarfc, einStflek von Shakefpeare." 

10. Am 2., 15. und 17. Febr. 1774 ift von der evangelifchen Komödie-Gefeltfcliaft auf- 
geführt worden: Othello, der Möhr von Veuedig, mit einem iSachTpiel der blinde Bock, 
letaterei Adelten 6 Knaben. 

11. Am , 27. und 2S. Dez. 1774 und am Jan. 1776 Winde aofgeflbrt BonOO 
und Julie, aebft einem Nacbfpiel die Inful der Buckligen. 

12. Am 34. nnd 2a Febr. nnd 3. MStk 1775 wurde daa Shakefpcarirehe Stflek „Wie 
ea ««eh ».'efallt" aufgefllhrt. 

13. Am 26., 27. und 28. Dez. 1775 und am 1. und G. Jan. 1776 wurde aufgeführt: Der 
fichrifche Prinzenraub oder Kunz von Ka uf 1 u itgun*) mit einem Nachfpiel die 
Rerrfehaft der Weiber. 

14. Am 1-2. und 19. Febr. 1776 wnrde gegeben: Die verwegen anternommen« 
nnd glücklich durchgefezte Betrügerei des Scarpius. 

16. An 20. and 22. Febr 1776 wurde noeh gegeben: Der anbefonnene Ballgeber 
OlittBurlin genannt. 

16. Am 26. und 2& Dez. 177Ö und am 1. Jan. 1777 wurde aufgeflibrt: Graf Monlo 
oder die Belohnung der Tugend nnd Frenndfehaft 

17. Am 27. and 80. Dez. 1776 nnd am 6. Jan. 1777 wurde weiter auffea-fülirt: Dariaa 
oder das Ende der perXifchen Monarchie, und nach demfelben das LuXtTpiel «der 
dankbare Sohn." 

18. Am 6. nnd 11. Febr. 1777 ift aufgefBbrt worden: Die Treulofigkeit oder 
Jacklo nnd Jarico, ond ein LaftCplel: 0«r Bettler oder e« irt inner beffer, wann 

man gut ift. 

19l An 10. und 18. Februar 1777 wurde ani){efllbrt: Der adelige Bürger von 
81 JPtefoBett* 

80l An 36., 27. und 29. Dez. 1777 wurde gegeben Faufta, oder die treulole 
Oemablin and lieblof« Atiefnntter, ein Trauerfplel in Verfeo. 

21. Am 80. Dez. 1777 und ferner am 1., 6. und 8. Jan. 1778 ward« VOn 88 Behol- 
kiadero aufgefllhrt: Graf von Walbron, oder die Subordination. 

22. Am 2. und 26. Febr. 1778 und wieder am 3. März desfelbcn Jahres wurde von 13 
Perfonen gegeben: Richard der Dritte, Pro tektor von England. Bicbcd Ift ca bener* 
ken, dai diefes Stück mit dem von Shakefpeare nicht zu vonvechfeln ift. 

23. Am 24. Febr. und &. Märs 1778 wnrde von 12 Pcrloncn aufgeführt: Der dank- 
bare Kaafnsnn. 

21 An 26., 27. ond 28, Den. 1778 ift aafgeftbrt worden: Ifaltapba nnd Zeangier 



') Die MuTik Ml von J. B. Kneebt herftannen. 
•y Daa ZwUUiea4>lel «die Uebe anf den Lande" ift von J. H. Kneeht, 
*) Kunz von KaufTungcn war viele Jdne in Biberaeb «in febr beliebtes Stttok und er- 
hielt ßch bis 1826 auf der BUhue. 




126 Baffert 

85. An 2., It, 16. und M.Fe1ir. 1779 innde gcfsben: 8opbi« oder dar feraefcte 

FOra 

. 26. Am 26., 27. und 2». Dez. 1779 und am ö. Jan. ITbo wui-de aufgeführt: Wikenfon 
ond Waadrop. 

27. Am 23. Mai un<l 1. Juni 178'^ iff aufpcfnlirt \\<iri1in; Der verflUmtc Friedcii 

3ö. Am 28. Dez. lim il't gegeben worden: Die Körner in Dcutfc bland. 
■■ S9. Am 1., 8., 6. uod 8. Min 1781 wurde gegeben: Eduard III. Sohn £d«ard» 
IL, noch minderjährig, PriBt and erkllrt er Thronfolger von England, nHeiaen 
Maehij^: die Juden. 

80. Am 26., 27. und 28. Dez. 1781 ift «ufgeflihrt worden: ein Trsuerrpiel Emili» 
Galotti von Lorring. 

.31. Am 2., 12. nni\ 14. Febr. 1782 ifr mnfakUge LuftrjMel: Durimetz oder die 
Einquatirnng der Franzofen aufgeführt worden. 

8S. Am 23. und 25. Apdl ond am tffteo Mai 1782 ift ohne Direktor! Agnes Bern« 
anerln gegeben worden. 

S3. Am 26., 27. aud 28. Dea. 1182 Ut von einer cvaiigelifchen Scbaufpielcr - Cef«ll- 
fehaft anfgeAlhrt worden: Die beiden Veronefer von Sbakefpeare. 

Ri. Am 21 F< br. und um 3., 4. uod 6. Märt 1788 Ift aufgefthrt wordoo: daeTraoer^ 
fpiol Macbeth voa Sbakefpeare. 

35. Am 14. und 15. Aag. 1788 ift dem WoUgeborenen und Hoebgelebrten Berrn Dr. 
Georg Ludwig Stecher als neu erwählter Stadtamann und Komödie-Direktor zn Ehren aufgeführt 
worden: Der Freund des König» Guftav Adolf Walwais und AdelhaidL', mit einem 
Prolog, in welchem Jupiter, Merkur, Ganymed und .^Jünglinge vorkommen, neblt einem Epilog, 
fa vdohem alle Aeteovs als Biberaeber Bürger auftreten nnd in dem dne Stimme und der 
Geniu.^ von Biberach erfcheinen. l'rolog und Epilog Wtttdoi befonders fflr diefe AnffObronf, 
.wabrfcbeinlicb von J. H. Knecht, gedichtet. (Schluß folgt.) 



B«gefteii TOT Gefehichte Oberfcliiralieiis 
am dem Aiditr de* gennanifehen Mufennw in NOmbe^. 

* Von G. Boffert 

Trotz feiner vcrliiiltnismäüigcn .luvend bel'itzt das germ. Mpfentn eine rciclie 
Anzabl vou Urkunden, wcicbc forgiäliig rcgcftirt find. Nüroberg mit feiuen Gold- 
fcblSgeni war lir das Pergament der altea Urkunden befonders gefiihrlieli nnd fnr 
Arebivdlebe befonden lockend. Kein Wander, daO ea in NQmberg geianc^i noch 
dne gnifie AnxaU Uiknndea, wenn auek meidt der Siegel beraubt, vor. dem Unter:^ 
Jganp: ZQ retten, wie es denn auch für 4 IleggbaeljLr l rkiindcn ans dem 13. Jahr- 
hundert möglich war. Die Württemberg betrefleiulcn lic^'d'ton der Urkunden des 
germanifcben iMureums habe ich bis zum Jubre IdTo (uiniutlich ausgezogen. Während 
Ar die nerdiiehe Hälfte dea Künigrcicbs nur wenige ürkonden fieh fanden, war 
Oberfekwaben siemliek reiek rertreten. Ja dae Urkundenarckiv des Rlofters Sieflen 
fiüieint ziemlich vollftändig im genn.-iniAlion Mnrcum fleh zu befinden. Nur Maugel 
an Zeit nöthigto mioli, mit dem Jahr 1373 ahzubrccIifMi. .Sidier fiiiflcu fioli dort 
noch weitere Urkunden von 1374 an Für die kurzen X;i( liweiiiiugcn der Orte 
maß ich um NacbHcht bitten, da mir für Oberfchwubcn nur das Wirt. Urkuuden- 
bnek, die Oberamtobefebreibnngen und die Zeitfekrift für den Oberrbein Band 1—31 
(O.Bb. Z.) tor Verfttgiing (landen ■)• 



*) Die 0, o, V, welrhc in den Originalen über den Vokalen fteben, mntten dleemal nooh 
naob denfelben gefetzt werden. 



4 iiiibjgltizecl by Goc^^le 



Regeßen cor O«ßehiohto OberfdiwalMiii. 187 

1. 

1271 FebruAr 9 Propft su Scburinrict<) uod D«kao su Buebowe*) als vom Bifobof 

vfio Oooftns beAellts Riebter ▼ertragen die Priotfn und Conrent sn Siefan mit dem Plebsn «t 

Bolftir/) welcher einige Rodungen bei „dem hoiligen Bruimon* beanfpriichte tintl (hiium das 
Klofter bedräagte, und Ijpreohea die Hodungen der Priurio zu. Zeugen: II. piebanus inSulgin*), 
Lndv. plebaeni ia Hoflhain*). H. minifter in Saigin. A. dictus Yandin*) Cvo. flrater fnns. Erster 
Eb. de Schiißlnriet Cvono de T.iplitenftein.*) Pii iiio. B. dirJus Hommaii. Ii. ;viitii(iuis minifter. 
Vol. dictua Grave C. dirtiis Hvok"!. 11. PiJYur") de Buohowe. IL cuprifaber. Vol. dietns 
Nvob.") Voi. liictus Latiran"). Ii. dictus Lochiler"). 

Die Drkande ift nur ein Entworf. Jüa Nnmen der tteiden Vermittler find not ndk 
Pnnliteil angedeutet Siegel hatte die Urlcundo nicht. 

*)Eberliard Maet. ORh. Z. 23, 59. *) Uuchnu, OA. Riedlingen. Dominikaner- 
Fnnenlcloiter OA. Saulgan. Lies Suczun. *) Bolftcru, OA. äanlgau. ") Saulgau. *) OA. Saulgau 

3 miniftpr Atnraann. •) ( i > 1 ViiiuIlii 1267 in den Acta Salciuitana, O.Rh. Zeitfchr. 31, 125. 
Fr. u. Bur. fratres filii dirti vsn.kn 12,j7, O.Kb. Z. 12, .ö7. Eine Fnndenfchmiede OA.Befrhr. 
Saulgau S. 177. *) Lichtcnftcin bei Nt-ulVa, Amt (iamertingcn. ") ülrirh ("onies Sohn Aib^ ll^ 
von Sulgen, W. U. 4, '244. ") Der ältefte der heute noch blähenden Familie Buck. *') Piltor 
f. W. U. 4, 2i»2. Nvob. lies Nuobcr, W. U. 4, 2J4. ") lies Lutiran von der Familie der 
L«utram-£rtingen. wohl zur Familie v. iiodte, de Foramine geliOrig. OJUt. Z. 81, B7. Stanm- 
fits Lodian bei Brcgenz, W. U. 4, 417. 

1999. Adeibeid, Aelitiflln in Bncbang», und der ConTent des Rloftere benrlranden, dnß 

die riiorin iird der Tonvcnt des Kloftcrs Hufen') (? daa Wort ift radirt) einen TTof gen Hufen 
bei der Stadt äuigen, welchen lle von Kluftor Buchau als Zinslehen gehabt, zujc&ckgcgeben mit 
der Bitte, ihn dem Kiofter in Svccfen zn verleihen, was geTohieht gegen Vt Pfd. Waobe jäbrliclu 
Zengen: Sigbotus prefati monafterii cinonicus iu< nun B. frater tavM. 
Siegel fehlen, doch lind 2 Inciliuncn vorhanden. 

*) £a fcheint daß die Annahme» daß da« bei Saulgau beftandene Klofter gau 
nach Sfefien verlegt ivorden Tei , eine Irrige ift. Das Hntterltlofter Haren lebeint 1399 noeb 

bcftanden zu haben. Nachträglich will mir ichcinei,, als ob an der radirten Stelle Slufen Hand. 
Dieler noch nicht ficher nachweisbare und fonfc SlufTen gcfchriubene Ort lag im Landkapitel 
Hurhau und hatte 1275 ein Fraiienkluiter, wie der über deeim. f reibt DiAi.-AxeIUT 1, ICA beweist. 
Auch VV. U. 3, 158 ift ficber Slutfen zu leren. 

3. 

13IS April IC Fr:',n Induiide, Ileru Weriilicrs J'el. Wirlliin von Denkingen') und ihre 
Söhne Jübans, i:.rul'te, Auiiwilu uud Weruber beurkunden, daß i'ie ihr Gut zu Ruttelingen *) und 
die Leute anfier- nnd innerhalb des Dorft mit allen Gütern, wie fie ee von dem Vogt von Heringen*) 
hergebrnrfit haben, um i^ä h. an Ludwig von Stadrfrnri'), Herrn Walters SuliM, verkauft haben. 
Bürgen: Uer C. vom Bacho'j Diet'oh der Dapher") und der Vogt, £ein Bruder, Gozze von Burle- 
dmgen^, Benxe von Sieh*), Eiwrhart von Taebufen*). Zengen: Her Ludewig von Stadeyan. 
Ul. v. Em'ichingen "*), H. fein Bruder. B. der Seholcr, Peter fein Bruder. £b. von Lovj^elm^'j, 
Ul. von ürundshain tind ander Int vil. Die Siegel der 4 Brddcr find abgenommen. 

1) Bad. Amt Ffullendorf. *) Riedlingen. *) Möhringen OA. Riedlingen. Conradus Ad- 
vocatns de Heringen 1289. OA.Bcfchr. Riedliugen 206. *) Stadion. Lud. u. Walter, O.Rh. Z. 23, 6«. 

3 Unbekannt. Um Dietriob. Üapfen, OA. Mttnlingen. ') in Uobenzullem. *) EeebtenlMn 
A. Ehingen. *) wolil zn lefen Tatliafen OA. Ehingen. '*) lies Bmerichingen d. k, EmerUnfen. 
*') LaupheiiTi. Xa-Ii der OA Pefflir. I.anphcini Ctarh der letzte H. V. Lanpbeim 1S8U. 8. III» 
") B. V, Grundsheiin, OA. Ehingen kennt die OA.Belchr. nicht. 

4. 

1332 April 11. Cnnrat gen.innt Egghnt von Muetrichiogen *), Eueneli, Cunratund Heinz, 
feines Bruders Söhne, Bllrger zu Mengen, verkaufen an Brunen von Hertenftcin ') und delTen 
Gattin Katharina ihr Gut zu Muctrichingen für 50 .Mark. Sie leiflen Gewahr an den l'rgger 
des Oatee, Ritter Cnnrad v. T.ovbcnbcrg''), den Vater der Katharina, und Hans, feinen Solin 

Siegel der Stadt Mengen. Zeugen: Cunrad v. Lovbenborg und fein Sohn Hans. 
Skgnl feblt. 

') Ein Eckhard von Muctorkingcn ift LS13 Tfandinhaber von Gütern in Büllteru. Mieter- 
kingen OA. SanIgau. OA.Belchr. Saalgan S. 217. £ckbart v. Berkach O.Rh. Z. 83, €2. *) In 
n«lMMuonen-fi%maringeD, L CAAildir. Biedüngnn 8. 177. *i Laubenberg woT 



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128 



Boffert 



IBM. Dezember 6. Brad«r Helorieh von Mioddbcrg*) KonnnendiaT nwl di« Brtlder 

des Dentfchordenshaufcs zu Alczhufen verkaufen mit Zuftimmnng Brnder Heinrichs von Tettingen *), 
LaiKlkoiiinuntlutrü in Ellaß und Burgund, Ihr Qnt su Hvetriebingen an das Franenklofter sn 
Uniei'u) Uerrn Jelu Cbrift zu Suzfun um 40 Pid. 

81g. Hein. v. Hindelberg und Helnrieh v. Tettingen. Zeugen: Her Ludwig v. Straßburg^ 
Leiitiirieftcr zu Alczhnfen, Her Nikolaus von Ucberlinfren, Priefter, Bruder Ulrich von HüdelbeiVf 
Bruder Heinrich von Schellcnbcrg, Bruder Ulrich von Klingenberg. Siegel fehlen. 

«) Mindelberg, Landg. Mindelbeim. O.Ith- Z. 24, 2G8, *} Tetünecn Kt Thurgau. Land- 
kommentfaor Hdnrieh Siflöd Mind«lbMg 1881 £ Z. f. 0. Kb. U, 868. 

6. 

1886 Jani 9. Abt Conrad und Convcnt des Klolters Weingarten beurkunden, daß fie 
an die durch Kloftcr Suzfun von Uaefen Kro«Ien>) «rkaafte Wiefe bei Salgen keine An^irflcb« 
aolier V< Pfd. Wachs jäiirlich haben. 

') Zu den Krocl, Krön-cl cfr. OA.Befchr. Snalgao S. 143. 178. 

7, 

1838 Mira 81. Hartnit v. Barlclltein ') nnd Hätao feine Wirthin verkaufen ihr Ciut zu 
Bi^(enwll«r, genannt da« Fund«ngnt*), an da« Ootteahans m Sneaftin mn oim iwei fechzig Pfd. hJ) 

ZtMiKcn: Ilk'in. Krot-I, Aiiimann zu Siilgen. riinrnt der Offenburgcr iririrh Kroo!, 
Wernber der Bilovinger") Ulrich Gunther';, Cunrat der Bilovinger. Sig. Hartnit v. Bartelftein. 
Siegel feblt 

') b. i Schcer OA. Saulgau OA.Befchr. S. 190. ») OA. Sautgau. ») f. Nr. 1 Anm, 8, 
efr. W. V. J. 3, 207. «) 60 - 2 = 58 Pfd. *) Patxicier in ViUingen Oüb. Z. 8» 117. •) B. Aat 
ü«b«rlingon. OJtli. Z. 6, 41t 

& 

1342 .\nfjnft S. Tlei tolt, Hermann, Rufli und El)f:ibctl), ncMiwifter, des Bertold Pfifters 
Kinder verzichten auf alle Anfprttcbe an ein Gut des Klolters tiuzfun, das ihr Vater an Bogeo- 
wllw baute, außer den 8 iiidiftni Kntsen. 

9. 

1848 Juni. Eberbart y. Knnfeg') vericanft an Klofter Snmn nah bei Aifgen der Stadt 

daa Gnt Swarzünbnch'), das er und fein Bruder nmb die Ihuehen") erkauft, \im 78 Pfd. 

Bürgen fcioe Brüder Ulrich nnd Bertold von KunXeg. Zeugen: Heinrich v. Burron*), 
lUtter, Betnrieh Kroei, Hartnit Kroel, Bndolf Kroel, Bnrkbart Kroel, OebtHder. Ulrlek und Mmm 

Kroel, auch Gebrüder wiler, Albrecht der Blafor, Hans Folau^gni Htinrich der Kneehti 

Wenüier der Geifler, liiirger zu Siilpen. S5(*f;;el ulj^erilTen. 

'j K.inig8egg, überh. Ulrich Bertold cfr. W. V.J. 3, 212. cfr. OA.Befchr. Waldfce 217. 
*) Sc)nv:trzonbach bei Saulgaa, *) Brach anbekannt. Bviion bei Heiligeabe^ oft. OA. Ried- 
lingen 118. OKfa. Z. 6» 411. 

10. 

1848 Hin 9. Hans der Steiger, Bürger s« Rav«Mbarg, und Elabeth feine Haotfhui 

verkaufen ihr Gut zu Furt') uf dem Buhel das weiland Staielie Son war, um 20 Pfd. weniger 
10 Behilling Couft. an Hans den Gntenmann. BUrge lein Schwager Bens der ITefTerfehmid. 

Siegler Fritz Holbein Stadtammann; Zeugen: Heinrieb der Wolf^^ger^), Wilhelm 
Hnmpl«, Rudolf von Xekenporrett*), Baa« Wem« und Bern in BOfen. Siegel t^lt 

') urobl OA. Baveiaburg. *) ürobl ein Ravemburger Bttrger. ^ OA. Tettoang. 

IL 

184li Juni 15. Vor Priedrtoli Holbaie» Studtanmann au Itaveneburg, klagt flaiw Baten- 

ruti') gegen Bruder Heinrieh v. Suzzen als Vertreter der freiftlichen Frawen zn Snzzen, welche 
ihm eine Wiefe zu Wulgenftadt'), die er und feine Frau von Cunrat Kroel feL ererbt, Utreitig 
Ibachen. Bruder Heiarieh beweift dureh Eid und Eldeshelfer, dafi dieWieAi dem KiofterSunen 
•le ffiaslehen vom Klofter Weingarten gehört 

Zeugen: Heinrich der Wolf egger, Wilhelm Uumpia, Ulrich im Hof, Ctiunrat Hypfeli, 
Ohnnrat und Jakob die Hmfter. Daa Siegel Holbaina fehlt 

'} Bettearente OA. Baveaibuqr OA.Befehr. Bav. 8. 90a *) Fnlgenftadt OA. Saulgau. 



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R«g«ftoii «ir Qefohiolito OberftliirabMU. 



129 



12. 

1318 Februar 6. Bifchof Ulrich von CoaTtanz inoorporirt dorn Klofter 8ie£cn fr. praedic. 
'orL 8. Ang. die Pfarrkireh« zn Siefen, wslehe blos KloAerantarthuwo dm Seeliorge leirtet, 
und der«ii Patmuitoreebt dM Ktofter bat» flir dm KloAe» TffeL 

18. 

April 22. Jolianti von Ryfcli.ioli, zu MnettnVhiiigi'n') pcfelTori. verkauft an das 
Klofter Süßen um 1 Pfd. h. und 1 Malter Koggen „die Wafferi in der breiten Wis und all die 
SvelUiui,« die zu den 14 Mancmad gehören, desgleichen „die WftflÜBxl in der tneffto WIa" la Huett* 
rlebiogcn. Zeugen: Heinz SlkJllwe^, Bflrger m 8algttii| Itel SdilhkoeebC v. Hnettriddogeii, 
Heinrich der Gcgginger'). 

'j Kefitz der Keilchach in Mictcrkingeu OA. Saulgau Icennt die UA.Befchr. tiaulgau 
8. 919 nicht. *) t. G. bad« Amt Mefiidreb. 

14. 

1349 .Inn! 19. Johann v. Ryfchach, gefelTtu zu Mtiettrichingon, .rudontn, feine ohelielje 
Wirthin, und Katharina, feine Tochter, vertaufchcn dem Gotteshaus su Snozzen, nahe bei änlgen, 
«ine Wiefe tu Mnettriehinfen In der Tnffenwie» eine Hanasnuid groll gegen «ine andere anter 
8ebvataach bei des Kckart bniolii 2 Mannsmad gruC. 

Zeugen: Uerr üeinrich von Bueron, Hitter, Uerr Nicolaus Dcgan zuSulgen, Rus, Heins, 
Ooaa die ScUIdkneebt, D«1« der Maierf dar Woimadinger vor Maettridien (fic). Oae 8i«gel 
Jdiaani von Rylielwcb feblL 

15. 

ca. 1350. (Datum fehlt). Mark. v. SchelleDberg von Kiüeiegg') der Aelteru gibt feiuu 
Tochter Grete zu Ravensburg In Humpfde Bao« den einfamea Haina Vogt von Sanerowe'), g«> 

felTen zu Luepolz^), zum L-hclichen Weib nnd als HausfttHier 10'» Tfil., ncmlich 2r^* Pfd. auf 
St. Gallen aäobftes Jahr, 'äß) i'fd. ein Jahr fpüter. Siegler und bürgen Doellenzer von Schellen- 
berg^X Johann den TmehraesBe von Walpurg*), Uta von Kunregg, der AeUwe'), ]M«polt von 
Lnt'ch^) fLiitrach?), Ulrich van Kbeisbcrg»), Ueli von Kunf«ggf Waltor von Knnfegg, Htm« 
V. Schellenberg von Lut'ch. Mark. v. Schellenbeig. 
Siegel fehlen. 

'j UA.H.irhr. ^Valdfcc S. 123. 187. OA.Befchr. Wangen S. 20+. *) OA. Tettnang S. 
OA.Befchr. löl. ") UA. Wangen OA.Befchr. S. 270. *) Tölzer v. Seh. OA.Berchr. Wangen S. 21^4. 
*) Johann der Gatte der Gräfin Katharine Tellg. OA.Uerehr. fiar. 8. 258. *) OA. Sanigao. 
') Unteraeb OA. Efaingenf •) fibeisberg O.Eb. £ 8, 319. 

IR. 

18&6 Juli 24. Hans der Offeaburgcr'} Conrad« fei. Sohn, verkauft an Brnder Bnrkart > 
Kegillin, Converfen an SvezAin, nnd deffen Sohn Peter Jauebert Acker am Weg von Salgea 

gen Suzfun um 16 Pfd. Stirbt der Vater vor dem Sohn und hinterhlßt der let/.tere keine Erbent 
fo fallen die 2"; Jaurtu rt an Kl. SnzAin. Zeugen: Wernhcr der GaiOer, Bertold LuelU, Cunrat 
Guttinger, Hainz Wiier. Sig. Hans Utfenburger, Das Siegel fehlt. 
•) C Hr. 7. 

17 

lltöO Juli 26. Hugo V. Kunfegge, Wille und Gefe, feine Sehweftern im Klolter Babstal, 
beorkonden, daß Johann von Ryrehaebe die tüffe irie, welebe er ihnen um 16 Pfd. h. verfetst 
batta, wieder aii.H>;eIo.st habe. 

') Habsthal Kl. im OA. Slgmaringea. 

18. 

1356 Juli 24. Jobann von Ryfchach vergleicht fleh mit Klofler Suezfun Ober alle ge> 
babten Streitigkeiten, iubefondere Uber 6 Maden Wiefen anter Swarsaeh'), die cu den Hof ge- 
hören, welchen die geilllichen Frauen von dem von Hornftcin*) erkauft, über einen Garten zu 
Huettrichingen in der ..byzuni" ') hinter der Frauen von Suzfun Scheuer und 2 Jauehert Acker 
gelegen zu Muettrichingen an dem mittein Steig. Johann v. Ryfchach erhält 1 Pfd. h., die „Qc> 
feilen' 5 Schilling Winkof vom Klofter. Zeugen: Hilprant der Furderer*), Amman zu Sulgen, 
Rudolf Kroel, Ital Krocl, Kudulf der Eck.>ler=), Bertolt der Frank«), Wornlier der GailTer. Sig. 
Job. V. Ryfchach, Her Johann v. Hurnitein, Her Flertnit v. Bartelftein. i>ic Siej^el fohlen. 

•) bei Saulgan. ^ pr. Amt tJif^uiaiiuijcn, W. U. 4, 282. •) f. Burk, t'lurnamenbuch 
8. 29. n Ut dan ein Förderer von Waldeck? £iB Farter bagfltort in Biukofen, W. U. 4, XXXVllI. 
*} UabekauBk ^ Aank alcar Amnebnrgar Name. 

V««tten».T|«it«Uahirinte IM. 9 



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130 



Boffert, Regeftm sar 0«fe1iioht» OberfclivabeDi. 



19. 

1356 April & Haoogn. Chna Wild, Bürger tn llamg«i Terkauft ao Klofter Srnflim 

Mn Gut zu TTcrhrpflitingcn '), welches Teints Schwager« fei. Haiaa OHea war, und daa CudBu 
Uerteai'teiQ baut, um lÜO Pfd. nnd 5 Tfd. 

Zettln; Frikk von ]fag«Dbiieh*), Cuna Sali, Bente Renti, B«Dti Bäte«, Albradrt Baabnv 

Cnnrail <lcr El»iii','i r ^i, ilcr Miiacli, Hans der rijiii^'LT, Ciinrad Alwig*), Clinrat flagnumil, Haioa 
der AUigei ut^' dem Ilua, alle su Maeogea. Sig. Stadt Mengea. 
Siecfl fehlt 

>) Ileriicrtiiitcon, OA. Saulgan. *) Magenbuch in HuheDSOllerD, cfr. OA.Befdir. Sanlga« 
S. 192. "j V. Kbiogea OA. Balingeo. *) f. VV. V. J. 4, 95. 

90. 

1%8 November 29. Bae« der Rolfterer*) verkauft an die Priorin itnd denCoovent an 
Sueffen 20 Jaiiciiert Acker auf dem Langenlü zu Wolferawiler *) im Dicngoew um 6'/t Pfd. 
BQrgcn: H:ins Gong von Fiil^ninft-iit ^1, Tleinrich Frocwin, Cunz Hagnow. Zeugen: Bue« der 
Kkttier*), Wuruber der GaiHcr, Uciiuatiu Sclil.iichwcg°), Guctiiig. 

Sig. Ital Kroevei, Amnann au Sufgen. 

•) OA. Saalgau. >) Wolfertsweller OA. Saulgau. *} OA. Saalgao. *) L Kr. la *) £ Nr. 18. 

21. 

1366 April 17. Clawes der Croewoel von Biberach verkauft feinem gnädigen Herrn 
Graf Hdnrieh von HontAni, Herrn au Tettnang, feinen Hof im Dorf aa Bolfter, den man nennt 

Bent^en dos Din;!?c1ors Hof, tim 70 Pfd. Zcn^zcii: (!ie veften Mannen Jakob von Rain'), Rud. 
Kifc (undeutlich) BUrger von Sulgen, Wcrnher der Gaiffer, Cbuiirat ßttttinger, Hans Lullio. 
Sig. CiawM Oroewel, Eytal Cioew«l| den man nennt den Ammann, Hains Qnder*). Siegel febln. 
*) aabeAimmt. •) OMJZ. 31, 21. 

22. 

1366 Augnft 28. Tettnang. Graf Heinrich von Montfort, Herr au Tettnang, verkauf! 
an das Klofter .Suefzcn den Huf zu Bolfter, den er von Katharina VOn Kicakoven ')i Bürgerin au 

Biberacii, gekauft nm 7n Pfd. D.n Sk;;L'i des Grafen fehlt. 
1) wohl llltzkofen OA. bigmaringcn, 

as. 

IflTO Oktober 89. Yor Graf Bnddf von Salz, Hofricbter so Rotwell bekennen Bena 

von Bnipfcrhain ') zu Dirbchain*) und ftin Sohn IVter, dnh fie gegen 2') Tfd. h. 1 Malter KfTTicn 
Hotwciicr Maß jiibrl. an Ueiiyick Älgess von Frulingen '*) juu. Bürger zu KotwetI au liefern haben. 

Die Leiltung haftet auf dea ScbaitheiSen Gut an Dirbebain ala Vonina. 

.Sig. das Hofgericht zu Bot weil. 

') OA. äpaichingen. *) wo? 

24. 

1371 April 18. Cunrat Tiirwalt, Chorherr und .'"^äntrci der St. Johanniskii i lie zu Konftana, 
Richter von Seitt-n di"* Papftes und de.s Abts zu St. H» im ich und St PctL-r, Scli.'itTnfr und Pro- 
kurator des genamiieu Abta, verzichtet auf daa Gtttlein zu tiiilgen au der obern 8chwarzbacb, 
das Johann Hohenberg '), Bürger an Snlgen, Hdai^eb Vebelherr sa kaufen gfgeben und daa vw- 
mt intiidi Leben desKioftera von 8t. Gallen feinfollte, wogegen die Frau dea Hohenberg Zeugnia 
abgelegt. 

Daa Siegel fbhlt. 

>) Homberg Amt Heiligenberg O.Rh. Z. 81, 13. 

2.'i. 

1373 Oktober 31. Drich von Kungfeg, Herrn Ulrichs Sobo von Kungfeg, gefelTea sa 
BetteTruti ■), und Walter v. Kungfegge, Bensen Sohn, verkaufen an KL SulTen alle Güter an Ilemkil') 

HTid doii Kilchf;)tz, nus{;enouimen .Iublin.<gut, eine llofflatt, welche der Herren von Salmannsweii 
Zin!>K'hcu ift, um 000 Pfd. Die Kirche foll bis zu leinem T*>d Ilcn Cuniad v. Bieboz? genießen. 
Bürgen; Ebert v. Kungfeg, Lutold v. Kuugfeg, lein Bruder gen. Ha(zeDt(irn *) , Erhard v. Kung- 
feg, Hains HnnlbiB, B. zu Ravensburg, Bena Grämlich, Bürger zu Büsdorf), Herman Rantze, 
Utz V. stunhuicn*), Bentse Muttcnhufer*) an Wintarftettea Siegel der Verktufer und 
ZeugOD fehlen. 

') lU'ttenreute f. Nr. 11. ») I. Heratsikilch , Heratskireh OA. .Saulgau, S. OA.Btichr, 
S. 194. *) OA.Befchr. Ravensburg S. 237. ') <)A.Befchr. Bavenaburg S. 245. *} OA. Waldfee, 
OA.Bercbr. 8. 199. «) Mittenhanfen OA. Ehingen, OAJefebr. 8. 181. OA. Waldfee. Winter» 
netten Sladt, nickt W. Dorf. 



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Jv 1 e m m , MAnfterf tudtfio. 



131 



26. 

1373 November 8. Katbsrtiui GrulUtin, lians Urufits Witwe, Bürgerin ^'.u Uebcrlingen, 
verkauft an Ki. Sußva ihr Gut zu Crfondorf) im Dieagow HDr 50 A. SJg. Uiin ächoUin'), CilDS 
Zan-), Andrea» KoUtai^J, Siegel fühlen. 

*) OA. a«ii1su. *) O.Rh. Z, 23, 2. *) O.Rh. Z. SS, 2. ') 0.10. 2. 23^ 8. 



S auf terft adle n* 
Vortrag von Diak.Kl«am, gehalten in der Veieliiaverfomnlaiv von 9. Febr. 18m 

L Das DeBkmal der Gmndfteinlegttng. 

Eine der erften Studieui mit deuen icb mich etnft noch tob weiterer Feme her 
io die Reihen der an der Erforfchnng unferes Httofters Tbätigen zu (lellen wagte, 

war eine folclie über das Denkmal der Grraudrteiniegung (Ulm Oberfcliwabcn Korr.- 
Blatt 1. 21 ff ). leb habe damals liinriclitlieh der flrcitigen Fi^nir, welche hinter 
dem kiiiet'iuloii Uiirgermcifter Ludwig Kraft ftelit und ihn hält, aus/iifi)liren vcrfiielit, 
daß ebeu kratt dielcr ihrer Haltung iiiutiiaDd anders als der Sebuti^patron des iiiirgür- 
meidterB In der Figur zu crkenncD fein liönne. Ich habe dann weiter dort aus 
Analogien gefeblolTen, dieTer SehatziMtron werde der dem Vornamen des fiilrger- 
mcifters entfpfecbende heil. Ludwig fein, deflTen Icöniglicbo Eigenfchaft mir in reinem 
goldgeftirnten grünen Mauttd zum Ausdruck gebracht fi liien '). Üer Annahme Preflels 
in feiner Fefirehrift (Uhu und fein Münfter S. lö— 21), dali vielmehr der erftc 
Pfleger dcü MüiU'tcM>> dargeftellt fein werde, habe icb nie llaum geben küuuen, weil 
die Stellung der Figur zu der des bürgcrmeifters hiezu durchaus nicht pafl'en will. 
Wehl aber habe ieh geglanbt, in dem der Figur beigeHigten mnden Schild, in dem 
von einer Art ^oek auffliegenden Adler, das Wappen des Gcrchlecbtes Stocker (mit 
Alauch) erblicken zu dürfen und habe mir fpätcr die .Sudie fo zurechtgelegt: diefes 
offizipMe Denkmal der Grundftcinlegung fei, weil der Brautthiire einverleibt, nicht 
etwa l'cbuu im Jahr 1377 feihlt entftanden, foudern ums Jahr 14U4, wo ein Kircheu- 
pfleger Claus .Stocker, Goldfchmid 138Ö, urkundlich erwicfcn ift, uutcr dclTen Amls- 
ilihrnng gefertigt nnd habe sum Hinwele darauf dclTen Wappen mit aufgenommen. 

Heute bin ieh uuu In der Luge, eine andere Deutung mitsntheilen, nicht 
als von mir gefunden, aber als von mir nach wohl entichuldbarem anfanglichem 
Widerftreben fehr wahrf'hcinlich frefuudfn. Der eigt iitliche Urheber und Entdecker 
ift Herr Oborpfarrer Ernit \\'eniitke in Loburg (i^ruviiiz Sachfen), dcffen große 
Sachkeuutuiti iu einer folchen 1 rüge genugfum crwiefeu fein wird, wenn ich anführe, 
daB er von Otte aum Bearbeiter einer neuen Auflage feiner Knnßarehäulogic de« 
Mittelatteru gewählt worden ift. 

Wernicke geht mit meiner einfdgen Ausführung vollkommen einig dario, da0 
der Dargeftcllte der Schutzpatron des BHrgermeiOors fei. Aber nun vermißt er an 
ihm (las uothweudigc Attribut des heil. Ludwig, die Kruae, und findet er an der 
Figur cm Kennzeichen, das keinem einfachen Heiligen zukomme, fuudern lediglich 
den gottlichen Perfonen, dann den Engeln nnd den Apoftein. Da« find die bloikn 
F&ße. Und wenn wir nnn einmal an diefen Kreis snfolge der R^eln mittelalter* 



') Bei dem zweiten, i)riv;it<Mi Denkmal der Grundfkeirilep:iing (am dritten fridlicht-n 
Arkadenpfcilcr) ftand der vun Lut^ Krall |fcftift«rto KrafUclio Altar. Uiefer war nacli Wcyer- 
mann, Neue Nachr. 8. 240, in der That unter andern Heiligea dem heil. Ludwig gewdhti aber, 
wie ei fcheinl^ nicht den KOnig, fondem den BiXiehof. 



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18S Kl« mm 

lieber Ikonographie gebunden find, wen anders könnten wir ans ihm berausgreifen, 
wenn wir daoebeD den Adler anffli^en feben, sIb — den Apoftel nnd £T«igeliften 
Jobannenl Auf ibn paßt beftens aneb die Kleidung der Figar. Sie bat, nach älteren 

ZeichnuTigcii, über rothem T'nterjrewnnd einen grünen mit goldenen Sternen befetzten 
Mnntel. Müller-Mothes (Illuftr. Ar< li. AVörtcrbtich 1, 77) nlier fagt über Johannes: 
Seine Kleidung ift rotb, mit einer blauen oder grünen Tuuica. Ferner pa£t zu 
Johannes, daß die Geftult unbärtig i(t Was für micb ein befondcrs durcblcblagender 
Grund ift, diefer Deutong beiznfidlen, ift das, daO lie aneb alle Sehwierigkeiten 
bezüglicb dea Tormeintlicben Wappens daneben beftens lost Jetst erft ift, was wir 
feither alle zu bemerken vergaßen, klar, weshalb der Schild rnnd gebildet ift. Es 
ift gar nicht eine Wappenfcbildform , es ift die Mcdaillonsform, wie fic gerade bei 
den Attriljuten der Evangelifteu fo häutig ilt. Wahrfclieinlioh irklärt (Irb auch aus 
der iieigabc dicfcs Attributs, welches zur unzweideutigen Giianikterilirung der Figur 
nothwendig war, dali dann dafttr tod dem Beifügen des Nimbus um dae Haupt dea 
Heiligen abgefehen wordett ift. Ob der 9imM befehSdigi» mebr rundlicbe Gegen^ 
ftand, von dem der Adler anfflt^, wirklich, wie Wcrnicke vcrnuitl t. ein Buch 
Torftellen Tollte und könnte, das allein ift mir noch nicht ganz Udler. E*; könnte 
eine Schriftrolle l'v'w, <]orli IVlieint mir dan überhaupt ein Nchenpunkt, der kuinen- 
fulis das Uebrige wieder in Frage Itelleu kann. Gerne inöclilc ich nun das Urtbeil 
berafener Porfeher darüber vemebmen, was He ron der neuen Anfftellung halten. 
Eine fehr fehwer, eher nie mehr an mlrätbfelnde Frage wird die werden oder bleiben, 
wie dann ein Ludwig Kruft da/u kam, mit einem heil. Johannes als Schutzpatron 
dargcftcllt zu werden, ol) (liofcr Joliniinns ft'in privater Schiitzlieili^'cr gewefcn ift, 
oder oh derfclbe etwa auch zum Münfter und delTcu Bau in einer befoudero Be- 
siebttDg noch ftaud'). 

II. Spuren eines ülteren ßanes am Münfter. 

Mit dem Denkmal der Ctiaudlleinkgung find wir eigentlich, wie erwähnt, 
an die Bmutthüre des HUnfters geftellt, wo das Denkmal in erneuerter Geftalt foll 
bald wieder aufgeftellt an feben fein. So mag denn wobl im nSefaften Zofammen- 

hang mit ihm eine andere Frage vor unfern Gelft treten, welche bcfonders die 
Fortale unferes Münfters betrifft, die: Ift etwas an der alten Ucbcrlicferung, daß 
die Bildwerke diefer Portale von der alten Pfarrkirche vor dem Franeuthor draußen 
ua die neue übertragen und ihr einverleibt worden fein follen, oder nicht i' Es ift 
aneb bierttber fobon viel rerbandelt, die Frage aber noeb keinetwega aar Bube nnd 
zum Abfebinü darum gekommen. Es ift aneb meinerfeita, wenn icb beute diefe 
Frage neu anrege, nicht fo gemeint, als ob ich felbft viel zur Entfcheidnng beitragen 
konnte. Hier müffen eigentliche Fachleute anprreifcn. Küultler hinrichtlieh der Frage 
des Stils !(nd der Gewänder, Architekten hinfi< litlieli der Frage der architektonifchen 
Gliederung und Geftaltung, die, wie wir gleich fchcn werden, ehenl'o lehr in Be- 
tracht kommt Aber ?ieUeieb( darf ieh mir doeh ettoubcn, gerade dw FaeUeuten 
einen Anftofl au eingehenderer Unterfnohnng dmreb diefe Anregung mit au geben. J» 
es wäre mein Wunfeh und Gedanke, daß doch in einem der nächftcn MUnftcrhlätter 
?on feiten unferer Bauhütte eine Aufnahme der Portale, ihrer Profile, Maßwerke u. f. w. 



') Die Familie Kraft hatte ihr Erbbegräbnis in einer an der Dominikancrkircbo angcbanteo 
Kapelle, die geweiht war in der Ehre des heil. Johannes. So konnte in der Sitzung Hr. Kauf- 
mann Konibcck mittbeilen (nach Fabri, f. Ulm Oberfdnr. 1870 8.40, 186B 8.41). Es dlifta 
hiemit die Frage definitiv entfchiedea /ein. 



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ManrierAudicn. 



133 



nnd eino Vergleicbang derfelbcn mit ähnlichen GliedcriiQgeii an den fibrigen Bau- 

theilcn möchte niitpotlieilt wenlcn unrl damit der Anfiinp g'omflrht zn niner folchen 
Bf'liaiuiliing des gan/cn (lobäiidcs, indem bei fo violem, wa8 über das Mtin(ter fchon 
verötlentiicht H\, doch, wie mir z. Ii. Prof. Lübke klagte, gerade in diefer Hinncbt 
bis jetst nooh To wenig gerdieben ift. 

' leb fiig«, gerade da« arcbitektonifebe Detail Tollte an den Portalen niber 
erforfcht werden. Denn das Nene, was ich beute Qber die obige alte Streitfrage 
geheu kann, ift iiiidit nar das, daß jetzt die Ucbertragunf^ der Portale auch noch 
durch einen andern Bericht als den Fabri's und zwar durch einen von ihm nnab- 
bängigen bezeugt wird, uemlich durch die Chronik eine» ungenannten, am Anfang 
dea 1& Jabrbnnderts fcbreibenden VerfalTers, welche Pfarrer Scnffer in den Verband- 
langen vnferea Vereins 1871, S. 81 reröffentlidit bat, nnd worin die betrefFenda 
Steile alfo lastet: „item in 1376 jar wardt die schone kircb zu alen heiigen vor 
der mauer Ulm zerllert und die Aeiuen bild ansgebauen, in dz ftettlin Ulm gefurt, 
alda ein neue kureh gehauen wordenn in der ehr unfer liehen frauen willen . urfach 
difer zerftcrung und vcreodcrung der kureben was der neyd zwifchen zwayeu furuomen 
bürgern." Es ift viel mehr noch wichtig, daß an mehreren der Portale, worauf Herr 
HÜnAerarcbitekt BoTch snwft anfinerltram gemacht bat, ProfiMdnngen Torlconunen, 
wie fie fonft am ganzen Mfiniter nicht sn finden feien, das eben nnd vortngswdfe 
an der BranttbSre; fodnnn daß namentlich an der ihr gerade entgcgongeretzten 
Tlrnre an der Nordfeite das l'ntnl felhlt an die gegliederten Theilc der Vorhalle, 
uamentlicli am Sockel und Geluus, keinen recht eutlprecbenden Anfcldiili hat, auch 
die Büduug dcä Mauwerk8 an dem Miltelpfeiler diefes Portals eine andere, etwas 
frUberMi Stil, als fonft das Mnnfter bietet, Teiratbende ift. Vielleiobt finden fieb 
bei näherer Unterftiehung dnreh die Sadirerftiindigen auch fonft noeh an den Portalen 
Sfmta, die weiter führen'). 

Teil fiir meinen Theil geAebe, daß ich die nicht ganz erhaltene Zahl an 
dem weltlichen Portal der Noidfeite nie anders als 1356 habe lelcu können nach 
der Form ihrer Ziffern und in ihr aala ein Zeugnis von der Herühcrnabme älterer 
Bantbeite gerade an den Portalen erblickt habe, nnd dafi mir der Einwurf von 
Herrn Oberlientenant v. Arlt (Viertel). 1878, S. 108 A}^ «« pafl"« «ler Stil der Ge- 
linder an den Bildern orft auf die Zeit gegen 1400, wohl einer frühem Annahme 
gegenüber ganz giltig erfeltcint, welelie die alte Pfarrkirche ins 13. Jalirlmndert 
liinant'riickcii wdUtc fHeideloll', Kniilt dts .Mittelalters S. 91), weniger aber getahr- 
iich einer iolclien lebon von i'reüel nahe gelegten AulYiiÜung, wonach eben an der 
alten Pfarrkirche nm 1356 rerfchönernde nnd febniftekende Aendernogen wären vor- 
genonmen worden, deren Hauptwerke man nnn bei der nei|,en wieder benfitit habe. DaA 
an der alten Kirche in der Zeit zwilchcn 1.362 und 1380 Veränderungen \ ir: . kunimcn 
find, welche nicht etwa nur ihre Stellung als Tfrirrkirche befrafm, lundern auch 
ihre haidiche Befehafteuheit, daß nemlieh nur Theilc ihres alten Beftandes um 1380 
noch Itandeu, reclit wohl alfo anläßlich der Belagerung Ulms durch Kaifer Karl 
1376 ihr Abel mitgefpieft worden Ain mSebte, das fcbeint mir ans Folgendem aneb 
an erbellen: 1362 hatte Adelheid, Betzen Barchen Witwe, Bttrgerin suUlm, mitZn- 
ftimmnng ihres Toeblermanns Peter Hnntfusa nnd ihrer Tochter Margaret eine ewige 

') Dia Steinmetszeickcu geben bis jetzt kchic ganz beltimmtc Löfung diefer Fragen, 
rnmerbin ift zu b«aeb(en, daS an d«n SeltenportaleD folebe voricomnen, w«Iehe fonft nieht 

nachgewiefen find am Müniter und thcilweifc fich als älttrtn PatntiH rliai akfcnflion , vcri?!. 
MÜDlterbl.'ittcr 2, S, 43, Nr. 76-86. Ich habe 13© dort in die Zeit von 1390—1430 eingureibt 
«egea der EntXtehungszeit der Portale des UUnlltrs. 



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184 



Elttmm 



Meß in Uiifer Fruucn Pfarrkirche zu Ulm zu dem Altar bei der erften Nchenthfire 
(d. h. doch wohl äcitenichiffstbüre), der in Ehre der h. Dreifaltigkeit und S. Peters 
und S. Paula geweiht ift» geftiflei 1990 aber, wo diereMeffe anf andere Gfiter verwieTen 
wird, heißt es von Ihr zngleieb, fie foUe fürbaß mit Willen dee BifBbdii Heinrieb 
zu Conftanz, des Abts Eberhard in der Reichenau und des Pfarrers T'lrich Geßler 
„uff der Hofflatt rit" Kirchhofs ennot (= jenfeits des) FeMes zu der alten Pfarr 
entweder in der Kapelle aller Heiligen oder auf dem Käroder (~ Beinhaas) he- 
gaugen werden". (Ulm Oberfchw. 1871, S. 4C. 57). Alfo richtlich itt der alte 
Altar mit der Nebentblre, bei der er (Und, aicbt mü» in Mhem Weife »i be» 
nfitaen, wob! aber fteb«i Tbeile, wie die Allerbeiltgenkapelle, die febon firHher un- 
trennbar mit der Kirche werden verbunden gewefen fein, norli ;iufrecht und wird 
der Gottesclieiift jetzt in ihnen gehalten. So erklärt fich zugleich am heften, daß 
man Ipäter die alte Frauenkirche geradezu auch als Allerheiligenkirche nnlelieu 
konnte, wie auch, daß ße neben dem MUnfter noch bis lö4ü fortbeßaod, wo nach 
Löfflera Ge(obichte der Feftnng Ulm S. 80 am 14. Oki bei Anrfieken des Heers Toa 
Eaifer Karl V. n. a. aneb „anfrer Frauen JLircbe'' >»It5rt wurde. 

Die Uebertragnng der Bildwerke und der ganien Pertale, welebe alfo den 
feit 1376 nicht mehr unverfehrt (lebenden Theilen der alten Pfarrkirche entnommen 
worden wären, nns Münfter erfolgte natürlieli erft, als der Hau desfelben zu den 
Portalen des Langhaufes vor<2:erückt war, alfo etwa um 1400—1420. Von Einem 
Portal aber möchte ich allerdings eine t'ulcho Uebertragung nicht glauben, wie auch 
Felix Fabri (le bei ibm ansfcblicßt, icb meine das Hauptpertal unter don Tborm. 
Das febeint mir doob Dimenflooen m baben, welebe ieb bei der alten Pfiirrkirehe, 
ancb WMin fie eine fchSne und große Kirche mit der Zeit geworden war, nicht vor- 
ausfetzen möchte. Ob etwa auch der Stil feiner Figuren einen Anhalt iribt. dai^felbe 
von den Seitenpnrtaleu zeitlieh um etwa 40 — 60 Jahre /.u iVlieidcu. muß ich wieder- 
um ganz den eiü-entlicbcn Kunftl'«»rfeheru zu betirthcilen libcrlaflcn '), 

Vielleicht aber darf icb hier etwas noch antngen über die Deutung der 
Bilder des Hauptportals, ieb meine natttrlieb die im Bogenfeld. Sie ftellen bekannt- 
lieb den Engelfturs, die Seböpfnng und den Sündenfall mit feinen Folgen dar, 

ftemjjeln alfo die Thurmhallo zu dem Paradies, das anderwärts, z. H. in Geislingen, 
als befonderer Anbau erfcheint. Nun aber hat Preffel in der Feftfchrirt nO f.) 
hervorgehoben, daß einige Unregelmäßigkeiten, Abweichungen vom bibiifchen Gang, 
in der Keihenfolge der Bilder vorliegen. Ueber die Abweichungen bezüglich der 
Tagewerke der Schöpfung habe ieb niebts au bemeiken. PrelTel bat aber als Ub^ 
regelmSßigkeit aacb da« berrorgeboben, daß in der Gefefaiebte des Sündenfalls und 
feiner Folgen zwifchen den ßild, das die That des Brudermordes, and dem, das 
die Verfluchung des Mörders duroli Gott darfteilt, eines, wie er hinzuretzt, zweifel- 
haften Sinnes eingefehoben fei, das _K »in in cuifiper Feldarbeit bei^-rittcn** darftelle. 
Als vergangenen Sommer das Portal bis oben eiugerüftet war, war es möglich und 
mir vergönnt, diefe Bilder ganz nab zu betra<Aten. Hiebei bat fleh nun eine toII- 
ftSndig befHedigende Lofung des Rätbfels argeben. Es i(t nicbt Kain in Feldarbeit 
begriffen darfreffellt, fondern er i(t begriffen in der Arbeit, feino» Braders Leicbnam 
möglichft iVliuell in der Erde zu vergraben. Dazu holt er fo aus mit der Hacke, 
und er ift bereits fo weit fertig, daß nur der Kopf und ein Fuß nocb sum Tbeii 



') £s finden Heb wohl nocb fonft am MQnltcr hin und her einzelne Steine, die als Baa- 
tbeii« einw fimheren Baaei erfebdnen. Dief« aber find wohl aar all wiltkommen«« Baumateiial 
verwendet und siebt voo der Bedeotuiig, wie die Portal« «nd {bn» Bildwerk«. 



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llttiiß«rftvdi«ii. 



185 



nnter dem Roden licrausfiplit. D;)s konnte und knnn man von nnten nns nicht lie- 
merkeu, weil das die Uildcrrcibeu fcbeideode, weit ausladende Gcfims den antern 
Tbeil des UUdes verdeckt. 

ni. Wer entwarf den Qmndplan snm HaQptthnrm? 

. Wir fteben vor der Vorhalle tmd betrachten die Bildwerke des Hanptportala. 

Unwillkürlich aber zieht es unfern Blick höber und böber hinauf. Der ganze, groB- 
artige Thnrmhan tritt uns vor Augen und damit wohl auch vor die Seele die Frag:c: 
Wer ift der Meifter. der dielen gewaltif^en kiihuen Gedanken ziierft g'cdacbt bat, 
der den Gruridplan diefcs in feiner Art einzigen Tburmes fdiuf und dann, mit der 
Anaffibning der nntern Theile Heb felbfl zu b^nügen gezwungen, es fpäteren 
Meiftem, den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten fiberlaffen mnflte, feine 
Grnndanlage dem Ziel entgegen und zum Ziele zu führen? 

Schon Preflel hat in der Fel'tiVtirift nahe gelegt, l lricli von Enfingen, der 
von 1392 — 1410 als der Meifters unteres Münl'ters ori'cheint, als den Hegriinder des 
llaopttburms zu erkennen, ich habe das durch Vergleicbung der 8teinmetzzeicbcn 
im 3. Heft der Müufterblätter näher zu belegen verfaobt und danach die Darlülellang 
in meiner Oefebiehte dee Mfinfterbans in den Vierteijabrebeften (1882, I— III) be- 
arbeitet. Gleichwohl dSrfle diefe Anfchaaung noch nicht als eine fo zweifellofe und 
fo allgemein acceptirte gelten, daß es nur Euleu nach Athen tragen hieße, wenn man 
noch einen neuen Beweisgrund für die Iticbtigkcit derfelben auffindet und vorträgt ')• 

Diefer neue Beweisgrund befteht darin, daü die Frauenkircbe in Eßlingen 
ganz die gleiche Grundanlage ihres Tburmbaues zeigt, wie das Müu(\er. Erft bei 
meinem letztmaligen BeAieh dort hat fieb mir das wie ttbwrafebend anfgedrSngt, 
daH ja hier T5]lig gleich, wie ea nrf^rftngiieh beim MQnfter ftand, die 2 Sftlieben 
Grundpfeiler des Thurnies ganz frei ins Langhaus hineingcftcUt (ind, fo daß man 
verfucbt ift, fie als Arkadenpfeilcr mitrnzählen, während die 2 andern Thnrmpfeilcr 
in der Aelife nnd im Zug tler wcftlichcn Wand des I.anghaufes fteheu und daher 
auch mit diefer in ein Ganzes verbunden erfclieiueu in Eßlingen ift noch beute 
der nntere Tbeil dee Tbnrmee in Folge diefer Anordnimg eine nach 3 Seiten ficb 
in hohen Spitzbogoi ine Langbana öfinende Halle, die eiosig in der weftKeben 
Bttekwand abgefchtoflen iA dnreh das Portal. Hier am Mtinftcr erwies (leb in niebt 
7.0 ferner Zeit diefer Grundgedanke des grundlegenden Meifters als nllzukühn ge- 
riacht Ks iniiüten feliuii 1404 die 2 feitliehcn Oeffnnngcn dureli Ausmauerung (Unter- 
laUruug) iu fefte tragende Wiiude verwaudelt werden. Hier gab eben auch die 
R8ckwand nicht fo viel Halt nnd Traglcraft wie in Eßlingen, wo iiber dem Portal 
eine gute Strecke hinauf fefte Wandnngen find, während am IfSnAer das hohe 
Hartinsfenfler hier noehmal« wdt hinauf alle tragende nnd sofammenbaltende Arbeit 
den Pfeilern zuweist. 

E« kann nun doeli wohl kein Zweifel fein: wenn in den Kirchen zweier 
Städte, die fo verbüudet und befreundet gewefen lind wie Lim und Eiilingen, ficb 
die gleiefae nnd doob nach den UmAänden genial Tariirte Grnndanlage findet, nnd 
wenn man weiß, dafi in beiden Städten ein nnd derfelbe Hmflemame vm die Zdt 
der beiden Thurmanlagen genannt ift, fo ift auch diefer Meifter der bcidcrfeits als 
der Hegriinder der Anlage anznfehende. In Eßlingen aber ifi Ulrich von Enfingen 
als der Anfänger des Tbormbaues fo gut wie urkundlich konftatirt. Denn er ift 



■} PkICbI hat fieh s. B. auck in der treAidien HttnAeraamaMr der Leipi. UhiAr. ZeUaag 
(Jan. 1868} nIebt tuod Uber die Frage aaigeiJ^roebeB. 



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1 36 Klemm, WarDm erwarb Ulm die Herrioliaft Helfenfteio ? 

1406—1408 als dort melirfaeh aDwefend genannt, 1408 kommen die Yerbandlvogen 

zum AbfcblaÜ, wodnrch das Ueberbanen einer noch beote anter der nordwcftlicbcn 
Ecke der Fraiicnkirrlie vnrbandenen Quelle, damit aiifh der Thurmbau anf der 
WeHfeite erniügliclit wird, und 1412 ift dann das vvtMtlii lie Ilanptportal unter dem 
Tbarm bereits genannt als die neue groiie Tbüre. Hieiiacii lit dann eben To Ticher 
derfelbe Uliieb Yon Enßngen der Heiüter der nm die ^eiohe Zeit begonnoien Thurm- 
anläge des Ulmer HttnAeis. Haflla hat alfo auch ganz recht gefehen, wenn er 
den von ihm mit A bezeiehneten, erften \md nlteßcn der vier vorhandenen Original- 
nufriiTe dos ]^^ün^te^tbu^ne« eben auf Ulriob den KirchenmeiÜker znrückgefiUirt hat 
(Heidcloff a. a. 0. S. 97, Aom.). 



Warnm enrirli üln die HeiTff«iMfl Heifenflefnl 

Es ift bekannt, daß die Kcicbsltadt Ulm im Jabr 1382 den Grafen Konrad 
und Friedrich v. Helfenfteio, Söhnen des Grafen Ulrich (X.) und der Maria, geb. 
Henogin v. Bosnien, 37 000 nngarifehe Goldgulden rorgeftreckt und ßdi dafttr den 
ihnen gehörigen Theil der Graffchafl, Geidingen mit Bug Hdfenftdn nnd Um- 
gegend, hat verpfänden laflen; daß ferner, nachdem die Summe fich auf 120000 Gold- 
gulden !rf^!'foip:ert hatte, die Grafen genötbigt waren, im Jahr 1396 diefen Herr- 
fciiaftstlieil käuflich au Ulm zu überlalTcn. Mau ift fcither geneigt, das Verfahren 
Ulms in dicfer Frage, zumal in finanzieller Hinficbt, mit mehr oder weniger uo- 
gttnftigen Aagen aosafehen. Man h5re, wie s. B. Gieß (II, 1, 152) fioh infort; 
„Der Eontrakt von 1382 ift ein ibiehea Meifterftfiek eines wnchmden Handaisftaats 
nnd die Sehlag auf Schlag folgenden Handlungen diefer Stadt fo fichtbar darauf 
angelegt, nicht ihr Kapital wieder zu bekommen, foiidern den einmal angehinenen 
Apfel franz zu verfchliDgen. daß keine Speeles facti i'<lie Ijckannte Streitfchrift Ulms 
von 17 IG gegen die Anfprüche von (jhurbaieru aut die Graffchaft Helfenfteio) dcn- 
feiben gans ta entrehaldiigen rennag." 

Das folgende Aktmftttek, wenn aneh rem flnansiellen V<Migeben gegen 
Helfenfteitt nichts fagend, dürfte dodi immerhin in dem Sinn gilnftig wirken, daß 
wir fehen, es war das Abfehen auf eine Erwerbiinj? von nelfenftein von feiten Ulms 
nicht nur dsB Thnn eiiie8 flandelsftants, aiieh iiidit etwa rein nnr geleitet von dem 
Interefle einer Ausdehnung der Machtfphärc; ca waren politifcii-militärifche Gelicbts- 
pttnkte fttr Ulm dabei mit im Spiel. Ja es mtHTen rchUefilieh nach demfelben, wenn 
eine Sehnld anf Ulm li^^en bleibt, die ihm TerbUndeten BeichsftSdte einen TheO 
derfelben tragen helfen. 

Das Aktenftiick, bi^^her, foviel ich weiß, jranz nnheknnnt f^ehliehen, ift einem 
inzwifehen verbrannten Codex der Stralibnrjrcr liibliotliek entnoniinen und verdcinkt 
feine Erhaltung einzig der Hand von Herrn Oberbibliotbekar ProfeiTor Dr. Kerler 
in Wird)urg, der Peamer Zeit gelegentlich eine Abfehrift daTon genommen nnd folcbe 
dem Unterzeichneten snr VerSiTentliebttng gtttigft ttberlalTen hat 

Dasfelbe lautet: 

[Ulm an Straßburgj. 

.Frirficlitipen wifeii bii'uiidfr guten frnmi tinrl citpunoßen . unfer [befunder] willig 
dieni't nnd grut-l^ zm aller tit von uns bciait voran . lieben frund . wir haben vemomeu, 
«16 dM ir willen babmt, villielit taefmd gueldeH Zin» i« koufenC (— d. fa. Kapitidi«ii 
ausznidhen , die znfammen ihnen 1 000 Oiildcn Zins dann frtigpn; boi 5% Zins alfo 
ao ÜOÜ Galdea — ) . nuen hant ir vor ziten villiclit wol gehört, wie wir uns der berrfobaft 



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Sebillingf Dr«i HezAnTerbrenniuigeD zu Ulm. 



137 



Hdfenfteln dwr^ mfer md geathn ftette nts ud «r» wllka nndenofen vnd In nnferii 

pcwalt bracht haben, wan (— • vre]]) dipfelb hpiTfchaft ein frilr!i fli"ß ift in Swaben dem 
land, das beid alle Xtettc undorhalb und oberhalb der Albe durch das fchlofi allew^o 
i^kw«ii konen vMgva . darnnb bitten vir neli gnr frflotlieh mit ernft nnd ▼lUfg, das ir 
nna zue dem gi^U für^lcrnt und uns das fucrbas dcnne andern luetcn gacnncn wollent . 
dllcht uch dcnne, daß ir die Itett zue uns M Itcberheit bedürfend oder han wollend, welich 
rtat uoTers bunds ir denn« irtfllend nnd die noh allerbeft gelegen were, ea wer© Eslingcn, 
Btttlingen, Boetwlle, Wile oder ander, die tdiwcnt wir tich wo) zc fctzent (— ucmitch zam 
Bfirf^en — ) . und wa«? inwem willen oder iuwer mainnng d.irionen fic, des lafTcnt una 
Aver früntlich antwürt wider wiflcn bi uniern mitbnrger Beringern, dem ouch wir gewald 
geben bnben mit innrer flirficlitlkirit daranb se redent . nnd tond oneli ans dnnn ftKoli 
nwcr liebe nnd dicnft, die -vrir mit -willon in allen fachen gern umb Inoh gedfenen treUen . 
geben an dem iunoentag fo man finget oculi anno domini 1384." 

Oeialingen. Diak. Klemm. 



Tn A?dpnbcr;^«>r« .Fpwer Spiegel" vom Jahr 1610, einem fehr feiten gewordenen RfIrhiHn, 
rteht wörtlich: Anno Chrifti 1580 im Februar vom 7. bifl auff 20. Julij Und am Kecker vnnd 
Rbeinftrom hnndert vnd ▼ierselm Znnberin vnd Hexen Terbrnnd worden, nie za Wnrsen (Wnnneh) 9, 

7.U Biberach 5, zu Kirch iT^iMitkirrlii 4-, zn Wanfifcn 0, zu Ißnr 3, z\i FiJTurh (Füßaeh l viin I 
Wol£a (Wolfneb) 11, su Horb vnd Rotenburg am necker 9, zu Treiburg (Freiburg?) vnd Itot- 
wefl 80, SU Ooftaitz (Konftanz) 11. Den 6. May, zu Uberlingen 8, an Knppenbetm 6, in der 
Wantzenaw 3. Zu Bnrga (lUirganV) Hexen, fampt einem Hexcnmeifter oder Driidenkönig, zu 
Kndti'tadt fHaftatt) t, vnd zu Baden .'). welche den McniVhcn, Viebe vnndQetreid auffdemFelde 
mit ihrem Teuffeiiichun Zauberwerk, groiTen fcbaden zugetiigt." 

Hnndert Jahre tjfltm bitte der Verfaffer diefer Znfammenftennng diefis dnreh eiaen 
Nachtrag wefentlich bcrcichom können, denn da? 17. .Tahrhnndert hat die ITexcnprozelTe mit 
blutigem Griffel in die Gefcbicbte mancher Städte und reiclisi'tjindifchen Gebiet« Oberfcbwaben« 
eingetragen. Die Stadt Saalgaa «. B. ließ raa 1660—1670 eine Hinriebtmg der andern 
fiilgen lind orwaib lieh dadnreh den Beinamen „Hexenftidtle.'' Aneb Ulm maebte eine Ana- 
nabme nicht. 

Der Rath diefer Stadt fiatte (vcrgl. Wflrttb. Jahrb. 1888 Seite 859) 1588 einer Perfon 

wegen, die man Hexerei halber gefänglich eingezogen, bei NQrnberg um gelehrten Rath gefragt 

nnd von letztgenannter Stadt zur Antwort erhalten: „weil auch fie fehon dergleichen Trntten- 
werk gehabt, aber nichts davon gehalten, auch bei ihren Theologen nnd Jurifien allemal im 
Bath gefunden, da6 ea keinen Grund habe, fondem ein lauterer Wahn fei, fo haben fie andere 
und bcAhwcrlicheres gegen folclie PcrAincr, wiewohT ihnen die Handlung auch fchwer unter 
Augen gewel'en und bei ihnen tUr hochlträflich geachtet worden fei, nicht gebandelt, denn dafl 
lie fie ibree GeliieteB nnd Obrigkeit Terweifcn laff'en.'' Dtelbe Beii]|»iel fand in Ulm keine Hneh' 
ahniung. Ja es l<0Titife 100 Jahre fpSter noch nicht diircligreifen, weil — nachdem die Aerzfe 
zu Ulm YerzauborungOD und tenflicbe £ingebuogen durch Arzneimittel und Stockpriigel zu heilen 
(bebten ^, die Oeilllieben gegen fie anftnten nnd bebanptctcn, diefe« Uebel kOnne nur dnreb 
Gebet gehoben werden. Ein einziger Mann, Hans Kraft, fp.'itorcr Biirgermcifter , der fich Qber« 
banpt durch eine hefTcie wilTenfehaftlichü Bildung vor Seinesgleichen aufzeichnete, hatte Kin- 
Hcht nnd Muth genug, eine Weibsperfon, die als liexc angeklagt und mm Tudc vcrui thcilt wurde, 
▼om Seheiterhaufen retten za wollen, aber feine Bemfibangen waren vergeblich. 



In der Bibliothek des Vereins filr Kunft und Aiterthurn in Ulm und Oherfchwaben 



befindet Heb ein ntTgichtbuch* vom Jahre 1594, da« bis lü3t>, alfo in einem Zeitraum von 43 
Jahren, nieht weniger als 149 Vernrtbeilungen sn Fener, Rad, Sehwert, Strang, Rnthenandianen 

mit I-andesverweifnng, ^niireiiftiiiiMeii" ii. dergl. enthält. Piefe Vei urtheilnngL'n finden Heh in 
da.'« Urgiehtbuch von vcrfchiedeaor Haud unter dem Namen „VcrkUnd-Zedel" in der Weife ein- 
getragen, wie ein hohes Oeriebt feine sn ßeeht erkannten Befehlflire mit den flreiwiiligen oder 
erprefiten GeftiüidiiilTen der Delinquenten, bevor letztere dem Meifter oder Scharfrichter zum 
StrafvoUsng ßbergeben wurden, dem Yerfaramelten Volke vom Batbhan/e aus vorlefen ließ. 



Drei JLexenTerbrennuiigen xa. Ulm. 
Von A. Sobilling. 




138 



Schilling 



Wir finden n«mUe1i die oft wfed«rketirend« Formel: alfo Tolle der Veilter den N. N. 

nach verlentttiTi"' ties frewonliolicn ^rlöcklins in dem thiirn hinilen, hcrfTir an den M.irkh zu difer 
verkandigiwg, imd volgenU hinaas fQr das Glöckblerthor uf dio BaaptTtatt fQ«r«o, uad dafelUftea 
nH den Sehwerdt in swey Stnkb Iiawen, daa der Kopf oder da» Raubt der Meiner nnd der 
Leib der grOfcr theil r*;ie und bleibe und To lang zu iino Richten füll, bie er konbtvoiu Leben 
cum todt. Da auch dem Meiftcr Mislingen foltc oder \snt(1i', fo uil ain Erfamor Ratbo, das an 
ime dem Meifter aiemand, wer der auch feie, band uulcgeit, Wundern das er in aJcwcg one 
belaidigt gelafen nnd {«halten werde bd AnS L«tb nnd Lebene. 

t Gnad Gott der feelcn. t 
Unter fiiintlirhon l-tO Urgichten ') intercffirten wich am inoiftcn die dreier Hex m, welche 
in den Jahren 1613, und lti2i zum Todo durch Srhwci t und Feuer verurtheilt worden ilnd. 
Dne hiebei angewandte UevielitaTerAibren, fowie die BekenntoiflTe dlefer 8 Hexen erfeben wir 
aus nachrtehcnden 3 Verkttndzettein, die ieh ana dem Urgiditbuoh in tnner Abfekrift kier 
wiedergebe. 

YerkQndt Zednl 
Cbatbarina RUeffin von Groß SuelTen zueni Sehwerdt vnnd Feür. 

Dicfe hicundcn Itchend Arme gcbundnc svoibs PerAmn mit Namen Catharina Uütniu 
von Großen Saeflen, welche Michel UucOen den bcckhen cttlich Jar zuor Ehe gehabt vnnd 
dafelbft gewohnt, vnnd im Monat Jnolo n^lUiin der Drfaeb kalb in bailt kommen, daC Sie in 
ermeltem Sicffm cira jungen IlUrdtonbuoben ein W( < klu n zu effcn ^'t-^i lu n, (iariUn r er eikrnnkht, 
inraafen hieuadcn widerumb vermeldt wUrdt. Diu hat auch in l'olchci ihrer Gcfvngnus, fowol 
in der gflete all» in der Strengen frag rundt rond ^etwilHg bekandt, da» afis lle vor 8 Jaren 
wegen begangnen Ebebmchs in Thum zu Gcyßlingen gelegen, der lai<lige Teuffe! zu ihr gcflingnua 
kommen, ihr luegemuetet vnnd bcgcrt, das fio die obcrgcbenedeite Drey Einigkeit, auch der 
gantzcn Chriftlicken Kirchen vnnd deren von Gott eingeleiteten glicdcr abfagcn vnnd dee Ckrift^ 
liehen Glaubens, auck Ihres TaaiF verleugnen i'olie, das ile danu darautT gethan, wie auch mit 
dem Laidigen Sath.m peineinfamet vnnd über dies Alles fleh mit rlcm in liic Iinml j^citianen Ver- 
fprechea ihmo zu Leib vnnd Seel, jcducb nach Außgang Acht Jarn, dergettallt gentzlich ergeben 
vnnd angefagt kalMS dan fle fleh an Allerlei SekSden vnnd verderbnng Ihres nf glteo Henfohens 
mit Zaubovcy vnnd rcrgifftungen gebrauchen IrifTi n ^vfi!lp, zu welrlKni Ende datm er der laidige 
Satban ihr nicht allein ein vergiifftea rulverlin zugei'tellt, damit äic Mcnlchcn vnnd Vieh Iblle 
Schaden tkuen, Sonden es f^ anch kurtz vor Ikrem gefänglichen einziehen Im LavbhOlsHn 
der Bftfc Feflndt au ihr kommen, vnnd fic belragt, ob fie kein Wöckhlin bey Ihr habe, Cw ilimo 
ein Laibiin fürgezaigt, Ihme dasfclbig gegeben, welches Er ein malil drey in der handt umge* 
wählt vnnd drei fchwartzo Knrnlin darein gethan vnnd Ihr widerumb zugeftellt, welches fio 
hernach obgemellten Roflbuebcn der in gedachtem LaubbOltslin gewelVn zu EITen ^iT^Lben, der 
anch alsbsld erkr.mkht in gcfalir Rines loliens kommen, vnnd darin Er nrnh ift. Itiiuiil dnnn 
fie Halcfikantin, wegen folch Ihrer verübten und oftormals iVeywillig bekaudter Maictitz vnnd 
abfdieOlieh auch erfcfarOekklieken MiS- vnnd Ubetthaten wider alt Göttlich -Gayft- vnnd Kayt. 
Kcchtcn geliandolt vnnd gethon, So haben meini- p. bLriu, die Eltern, r.urcrprmeiftcr vnnd 
Rbat vnnd Gericht mit Urthel «trecbt erkaut unnd gcfprochcu daa nach verledtung des gc- 
wOhnHcken OllNikhIins der Umytler die Halefieantin im Thum binden, herfBr ulTden Harekt 
ftiehren vnder oder filr die Cantzel z«i offner Verkündigung Ihrer grcülichen Mi/Tenthat ftcllen 
vnnd volgendts liinaus für daa Glöckhlers Thor vnnd aufl die haubtAatt fUehrcn, vnnd dafelbs 
mit dem Sehwerdt, A) lang zu Ir richten folle, das der Leib der größer unnd der Kopff kleiner 
fhail Ift, auch bis He kouibt vom Todt, hemaeh aber foll beedes der Kopf vnnd der Leib zue 
Afchen vethrandt, vnnd in ein flieffcnd waffer geworfen werden. Da auch dem Maifter mit der 
Maletikanlin Tollte Mialiagen, das Miemaudt handt anlegen folle. 

t Gaadt Gott der Seel. f 

AetuB Montags den 11. Oetober A. 1619L 



') Anra. d. Ilvd. I'nt.T don 119 ViTurthiMlton Hnd 111 Männer und 3S Weiber, 60 von 
Ulm und aus dem Uluier Gebier und 8«» Auswärtige, und zwar wurden verurtheilt wegen Mmds 
7, Todtfchlags 11, Kindsmords 9, Münzverbrechen 3, Raubs 7, wegen Diebftihls, l nt« ri( lil;i^uinK 
und Betrugs 78, BluU'cbando 7, Kotbzucht 8, Puljgamie 1, Ehebruchs 6, Unzucht 3, wider- 
natarlicher Unzuoht ^ KuppeW % Hexerei g, Urfehaebrudi 1 nnd wegen Samttelns «itf falfeha 
Brandbilefe 8. 



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Drei HoxeDTerbrennaogen sa Ulm. 



Terkfindt Z«tUl 
der Ann« Uebelliieriii od«r Jfill«rb wMtU» toh AafliAtifeii. 



Dir« U«iiiid«ii ftebende Am« i^bandne Weib« Perfotin, NMnen« Avoa ü«belhifliriii, JVtgtn 

Millers von AiifhaufiMi liiiKlcrlafTcnc wirltil) iff vcrdtM'hti^'i-n licxfnwLrlihH vnnd Z.inberey halben 
alber in Tbaro geilUertt worden, die bat nun in gOett- vnnd peinlicher frag Macbvolgeade «r- 
fehroddienllctae üb«ltluttten bekant vond usgcfagt all« HaioUiebca. 

Das (lo zn zwcycn underrchidllchen mahlen mit «iner ledigen llamw Perfon in nnehren 
satboo gehabt rnd ir Ehe mit ime gebrochen. 

Item das fie vngevahr vor 18 oder VJ Jam laider nß blodigkhcit hinder den bOfen feind 
geradno, dargeftalt, das er das erftcmal za Nachts in geftalt ires Manns zuc ir an ir bött 
koTTTnen, vrd ^cmcinfambo mit ir gehabt, nach fie gleich hinus uff ein wifen gefliertt, du fie Gott 
vnd ieinen werkbeo abfageu, dagegen fioh gegen ime Schreiben mUeren vund rolcbes mit irem 
idgaea bliiott, Co er Ir nf der Reobten Acbfel geoonmen) vad hab er Ir die haad felber geftert^ 
alda feye der Gruß TcnfTi I In tlnfm Seffel gefelTen, TOT welehem fie, nadi rerriobtea Aielieii, 
NiederfalleD vnnd ino anbetten müelTeo. 

Naeh foTeliem hab der ir da Salb, ein wuriz, auob ein Pnlverlln ge1>en, mit dem be> 
fdeb| daa Sie Leuth vnd Vieh damit verderben foll. 

So habe Ho Eines gar Armen gcfullen zn Uffhaufen jungen kind den todt zu elTen geben. 
Solchen armen Mann, flc noch ein anders kind , fo ein döchterlin, anch fchadbafTt genaebt Tand 
verderbt, dem fie obangedelltte falb, an dun fuos geftrichen, allfo das es noch nit forth kommen 
kdndc, dcme Sy gern wider gcholfTi'n lutte, (lann es fy lu-rfzüch erbarmet, E'^ liabo aber weil 
ea fo lang angeftanden, nit mehr lein könden vnnd d«?r bOfe feind nit haben wollen. 

Item, 9y 1i*1m I'mb alge«» Mann 8ebnltten gebaehen^ vnnd obangedelltte Pfiiferiin damnder 
gedion, allfo das er bnld gcftorben feyc. 

Zum Anfang difer fachen hab Sy zur Prob ir felber mit der falb zwey kOtzIin vnd 
ein GalO rerderbt, vnnd fonAen etnem Mann ta Anfhanfen aneb etn kQtalin do Ae ir band 
mit der falb gcfchmirbt, nachcr dem kiltzlin darmit Uber den ruckh gefahren vnnd alfo Ihme 
fchaden zugefiiogt, welches darumben getchehcn, das dcirdbcn wcib ir einmahl unhöflich ge- 
thon, allfo das fie ir nit hold gewcfcn fcye, derwegon Sie auch im Synn gehabt ime vnd feinen 
weih was Argt-s ond fohedlicha ndt der falb zuzefuegcn, Sie habu aber nit köadea mkoBunen, 
darfnr haltend das es vnnfer herr vnnd r.ott gewis nicht hab haben wollen. 

Item einem Hauren zu Aufhauien hab fie einen schönen goul fo ein falch gewefun ver- 
krilmbt, deme ff ebenmefffg mit d«r Mb geftrichen habe. 

Itzt nnprerp^trin Pnttrcn hnbf fy einmal oder r.wey Erdbeer pehracht, vnnd Ihme ein 
Ftilferlin darunter geftrOet, alfo das er Immerzue Krankh gewefen vnnd fchier nichts eHen kOoden. 

Deegleleben habe fie anch einem Gaul, ein fehn«, n« einem fteekhen, wie fie Pflegen, 
geben vollen, fo Ir aber nicht angangcn, welches auch der Allmcchti^«' \m rde vorliimk rt liaben. 

So habe fie auch in zweyen fleckben, nit weit Ton Aufhäufen gelegen, dem Vieh 
etlichmahl fchaden sngef&ogt, hab allwegen den weifen Steekhen, daran fie gangen vnd Ir der 
böfe feind geben, mit Irer Salb gefehmiert, vnd was fie dann darmit aagerOectt, daa (Ue ver- 
derbt geweft 

Item He hab etlichmahl ein Salb vnd Fiilferlin an ein Ander gerilcrtt, in ein höckhdorn 
geCeliütt, venneint, folehea affgehn einen bagel geben, vnd die fraebCen verderben Toll, feie aber 
nie angangen, allein Ainmal feie ein neliel nfpaiifren, alfo das es KlitzHiWn prhpn hnh. 

So habe fie einmal oder zwey zu Aufhäufen, auch im tbal gegen wifcnAaig, vf die 
Waiden das Palferiln das Vieh so verderben geftiOht, dann tr Andere weiber geholfen, fo Ao 
nit kenne. 

Item Sy habe Einem zu Aufhaufen zwejr kioder verdörbt, alfo das fie noch uff dife 
ftnadli weder Under fieh noch flir fieh kOnden. 

Einem Andern zu Auflaufen hab fie Auch ein kind verderben wollen, Seye Ir aber nit 
anf^an^ren, wch-h kind >rk'ichwoi feidtbero geftorbcn. Irer boift'awen kind bab Sie anch mit der 
Salb angcrtricltcn, alli'o das ca i'cbadbefit wurden. 

Im herbft fey es ein Jar geweibn, das fie in das Vdd gaogen, am Beitterweg hinder 
ein hAckh gefefen, vnd ein hagel gemacht, darfthcr fie dan etliche buoben befchrycn haben. 

Vnnd dan hat Sy auch bekannt, das fie die Zeithero fie fieh dem bcfen feind Ergeben 
geballt, mit dem hayligen Abendtmahl fo offt fiehs von dem, Pfarrer empfangen, vs anweifnnir des 
leidigen TcilfTfls, fu gröwlich vnnd orfcliriicklu uHrji nmbgegaugi'ii. das Sy wol ein vifl höhere 
vnd grOfere Straff verdient hette. Aber damit Ire Arme Seel noch möge erhalten werden, fo 




140 



Schilling, Drei HexcnrcrbronnuDgen zu Ulm. 



haben die herrn öltern, Bnrgenneiflcr Rhat vnd Gericht, Sie Anna Uebelhierin, Umb oberzelter 
erfehrock blichen vnd Qrewlichen Ucbelthntten wegen, weil fie mit derfelbigcn wider Alle Gött. 
Oftift. vnd Kayferliche Recht gchandtelt, Mit Crtbel vnnd Recbt erkndt vnd gorproehen, da« der 
Maiftcr nach erlaitiing dea gowonlichen GlOckhIins Hefa im thnm verfHegeo, 8y Uebelhörin darin- 
n»Mi bimlcn, volgendta hei-rür vndcr dii' Cantzi^l zu (lifer Verktininng Irer veraebten Uebelthatten 
und nach dericlbigcn binus zar haiibitiatt liieren, lle lebendig uil einen Scheitterhaufen fetzen, 
Ir efai 8Mk mit bulver u den hall« hcneklieii, damit fie d«fto b«lder Mncerieht werde, da- 
MbftWi He zu Afchen verbrennt, vnd hernacher in da lltefeadt waffer gevorfm wndea folL 



Diele birvnden ftt^hende Arme, pefanpiTje vnd gebnndnc Weibs Porfon, Namens Anna 
lig, Judens von NolIingcD i'eelig wittib, i'uni'lea iigeu Anna genant, li't bezfiebtigter Hexerey vnd 
Kaaberejr halben Alher lar gefiBnoldiitnB gebracht worden, die dan beroaeher hi gllefb 'vad 
Peinlicher frag, riachfolgcnde erfchrockhcnliche Uobclthaten bcknnt vnd vsfxefagt, das vor vielen 
Jabrn der bofe feind in gel'talt eines juogeo Moos mit Schwarzer lothoJ*end Klaiduog vnd sweyen 
GaidUtefen, Boekbenbelti genannt Ihr Im fetd begegset, nnd Sie damablen beredt, daa Ke fleib 
Ihme ergeben, Hott vnd fi-incni heyligon wurlt Abgornfri, diirauf fii; aurh der Teilfei getauft, 
bab Ihr etwas (Iber das haubt gegoiTeD, daa in die Augen geronnen, darzu gefprochcn, Ich taufe 
dieb Im Mdnem dei Teufel« Namen, bab ofit Unzucht mit Ihr getrQebcn, dargcgen aber Sie von 
Ihme, an 8 vnd l Bätzner boy 12 fl, Item ein gelb felblin zu Verderbung Hentfchen vnd Vieh 
empfangen, wie lle dan vol^ondt^ licrnaeh )i<Miaiinte Perfonen vaft alle darmit, eintwedoca an 
Ihrer gefondheit verderbt, oder gar umb das leben gebracht habe. 

In Köningen bab iHe einen Jnngen d(fehterKn voa */t Jahren allfe rerkrembt ynd sn- 
gericht, das es bald flirtif cinc<> Elenden jämcrlichcn Todt« fchmcrzlich geftorben. 

Zweyen Kindern zu Köllingen, einem döebterlin vnd Sölinlin, habe Sie dorcb aage- 
fohnirte Aepfd ▼ergeben wolleD, dabero da« VedÜR ein feleher Anbliekb worden, dae HentfebeD 
Augen nit bald ein folchcn Anbliekb an einem lobendigcTi Mintfchen gefchen haben, das aber 
feidhero Sie dife gebundne arme Weibs Ferfohn in gefenckbnus gelegen, T(»dt8 verfchiden. 

Zu befagtem Nöllingeo bab SU» ebunn Baaramaaa ^ Knepflin geben, daran Tic die 
Gelbin falb gi rtricheo, darmpb CT etkrUmbt worden, 8o üe der TrJaehea gethan, daa fle denfelbea 
nit hold gewefen feye. 

Item Sie habe Ihrer felbft Aigen Kind nit verfchont, fondern diefclbige mit einem 
JlmmerlieheB Todt blngeriebtet, dan Sie Ihrem Eltern Sohn, fo 13 Jahr alt worden, aaeb mit 
dcrfelhen Salb getödt. Item Ihrem andern vnd jtlngcrn Sohn, als Er ein Jahr alt geweft, mit 
dem Betlin in der wiegen erAöckbt, wie dann hicvon die deswegen verhörte Zcügon ollichcrmalTen 
anob Kundfebaft geben haben. Und ob üe glelehwol Aneb bekaat, dae Sie andere Perfobnen 
mehr jenimerlichen crwflrgt, So hat doch aber daffelbige weilen diejenigen Pcrfohncn, fo damuben 
gewuÄ nit mehr in I^ben, nit erfahrn, noch erweislich beygebracht werden mügen. 

Sonften hat fle auch bekant, das Sie nsgefahm, bey Ihm znfamenknnften , fo de 
▼nd Ihresgleichen gehalten, auch erfchicnen, dafelbften iVdchc gndomittcrcy vnd andere Zaubcrey 
verOebt vnd hewanrrf-n wie dersfleiclicii im gebrauch, vnd fünften mehr vertlcbt worden, dal'elhften 
Itinen Ihr oberftcr Telifel gebotlen, Sie füllen Alles verderben, was Sie köuden vnd mögen, haben 
anoh Tolluf an eflba vnd an trinekhen, allein kein brotb vnd Salta gehabt, daraf er Ihnen aaeb 
cm Sehwartz Pulver gehen, wclehcs war lie es in des Teufeln Namon. in die Itiff "^eftrewet, fo 
feye am morgen darnach ein grofer reif, Icliier eines Schuo dickhs gelegen, dardurch die waiden 
verderbt worden, darvon dae Vieh geftorben, oder fonften dnreh bngel vnd vngewitter fehaden 
gefeheben fe.v<'. 

Und ilan habe Sie, welebee vaft das allerfchreckbliobfte zu hören, zu Möllingen die 
Holtiam bey empfahung des Naehtmals, allzeit wider nS dem Hanl, wan Sie umb den Altar 

gangen, vnd den Keldl empfahen wollen, genommen, Mit dcmfelbonfo grcnclieh vnd erfchrocklion- 
lieh, das esi nit 7.n erzehii ii (.rrhandc It, fi lVd^te hernarher dem Sathan ptei;eiien, der fii' zerriflen 
bab, derwegen iie dan wol ein höhere vnd grölerc Itrat verdient bette. Dauiit aber dannucb 
Ihr arme See! erhalten werden mSehte, So haben die berm Eltern, Bnrgermeifter, Rath und 
Gericht Allhie, Sie Tillen Anna, nmb nbirzohltcr erfehrßckhiichen vnd grewlich^^n T'ebelthaten 
wllieo, vnd weil Sie mit deol'eiben wider Göttliehe GcifUicbe vnd Keyferliobea Rechten geiiandelt, 



Aetnm Freytags den 11. Juny Anno jeiß. 

t Gnad Ir Gott, f 



TerkOadt Zettel 



Anna Ilg Jndems zu Nölllngett wltdb, Sonften Ilgen Anna genant 




Bitaoagvberiohto. 



141 



mit Uith«i Tod Beeilt erksnt, rttä gel^roelmi, das iia«h ▼vrleitong des gewonllfilieii GlAekMInt, 

r1tT Meirtt-r Hrh in den Thum rrrfnopon, Sie Ilgen Ann» in dem Thnin biiulen, volgcndts hcrftlr 
vnder die Cantzcl, zu difcr Verkündigung vnd nach derfelbco hinaus für daa Glöckblcrs Thor 
uf di« liavbtftatt ft«i«n, dftfelbfteo fo fsog, bis du der Kopf der Kleiner vnd der Leib der 
gröter theil l'eye vnd Sie Küubt von Leben zum Todt, mit dem 8chwordt zu Ihr Richten, vol* 
gendte der £opf VDd Leib af eio Sobeicltcrhanfen gelegt vnd su Aiehea Terbrenat werden foUe. 

f (,«nad ihr Gült, f 
Aetem Freytags 26. Jamuuy A. 16SII. 



Aufrage, 

In der alten Rc i lit-^fprachc kommt im Erbrecht der AucilnKk wr: i-iciiL'hvtis tht'ilcn. 
Ho iii noch 1683 in «der Statt Ulm Uefatz und Ordnungen' S. 8—9 gefagt, wenn der Mann mit 
Hiaterlaining von frän nod Kindern JItirbt, fo follen diefe Hinterbliebenen .in Eicheln weife 
gleich erben und tbeilen", und «• kehrt dSefe Formel noeb Öfter« wieder. DaH nu dieres eichel- 

wcis niclit, wie vielfach angenommen worden war, ganz, vr»!!if^ (fierp«? ex asse) bedeutet, 
fondern tu gleiclien f heilen (erben nach Kijpfen), das wnrcJc Ichon v\>u Schuiid, Schwäb. Wörtcr- 
badi 8. 166 and von Grimm, Rechtsalterth. S. 480 erkannt, und es laiTen aaeb „der Statt Ulm 
(ieCntr. tind Ordnungen" dartlbfr keinen Zweifel, weil -m flem Ausdruck thoilen in Eicheln fteta 
noch das Sprichwort beigefügt ilt: „ata luanig Muud als manig l^fund', aber unerklärt ift noeli, 
anf welche Anfehaanng, welchen Brauch es sarOekinfUhren Ift, daß ein Theüen naeb Etcbeln 
ein gleichheitliche» Tlu ilen war. Galt etwa die Kirln l, die aiieh /mui Kartenbild gcvrordeil| ala 
Zähleinbeit, oder hat man dahinter uriprQuglich ein ganz anderes Wort zu faehenV 



SUxuitggbertekte. 

Sitzung vom ft. April 1888w Ale ordentUehea Mitglied wird aafgeaommen Kamerai» 

Verwalter Lanlchmann in Ulm. An Gefcheuken werden vorgelegt: vom K Staatsarchiv Band 4 
des Wirt Urkundenbuchs , vom K. Statiltifch - topograpbifoben Bureau die Berchreibung dea 
Oberamt* Kttnaelsau, von Oberbibliothekar Dr. Kerler in Wfirzbnrg Mittheiinngen Uber italicnifcbe 
Archive. Konfcrvator Bach zeigt die nun in einem dafür angcfchatTten Käftchen neu geordaetA 
]ffllft(amm1uiiK' des Vereins. Der Bibliothekar berichtet Uber literarilVlie Einlaufe. 

Sitzung vom 5. Mai 1883. Die Mi^lieder de« am 6. Mai hier tagenden Bedaktiooa- 
wiafehnffea beehrten den Verebt dareh Ihre Anwefenheit. An Stelle dea von hier wegitohenden 
Malen Bach wird Münfterbaumeifter ProfelTor Beyer zum Konfervator gewälilt Pfarrer Boffert 
von B-tchtinpren leitet die Bcfprechung: leincr Flugfehritt „Drei pia dealderia" ein, nad ea Werden 
nach eingehender Erörterung feine Thefen gutgeheißen. 

Sitzung vom 1. Jnni 1888. Ate Qefehenk wird vorgelegt von Hafenmadiener Stalb 

ebl auf Teck geiundener alter Schlaffel. Kaufmann Kornbeck ift von der Stelle des Kafllers 
znrOckgetreten , an feiner Stelle hat mit Genehmigung der Yerfammlung der bisherige Schrift- 
fahrer Dr. Leube das Kalfieramt Ubemommeü, and knm SohriftfOhrer wurde nan ProfelTor Knapp 
gewählt. TrofelTor Beyer gibt «nter Voraeigntif von Plänen «naflibrildie Mittheiinngen Ober d«i 
Fortbau des Manftertborm«. 



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148 



Hiltohiclier Vereiu für das Württembergiiche Frankeü. 



Bifckof Heinrich von Bamberg und feine V^erwandtrchaft 
mit Konrad tob SekmidelfeM. 

Von G. Boffert. 

In Potthalta Bifchofsverzeichnis ilt Bifchol Heinrich von Bjiinlu rfj (roj». 1242/57) 
als ein Uerr von Sclimidelfeld aufgeführt. Diefe Angabe beruht ofteiibui aui Uflermann 
cp. Bamberg S. 151 imd ilt fieher auf die 8. 71 mitgetbeilte Urkunde xurQckaiijillbreo, 
wdche Uifernuaiii mit falfcher Datinmg zitirt Die Blataverwandtfehaft Bifclutf Heturicbs 
mit Konrad von Srlmiidtlfcld ftelit nun unbedingt fefl. Aber der Zufanimenhang 
beider Familit-n, dw lVü\-]wi Heinriche und Konrads von Srhmidelfeld, ift dnnkel. Ueber 
Heinricli handelt Böhmer Kegeiti n 1198—1254 S. \ I. Er war VropiX in Aachen 
und erl'cheiut 1242 als protouotarius impcnalis aule zu C'apua. 1240 Icheakt er üüter 
an ScUierftadt (nicbt itehlierbach) auf d«n Odeimld an das Kloller Seligeiithal. 
Sebr anffftUend itt der Beiaame, den er in den Kroniken führt Hermann von Altaich 
berichtet: Heinrious de Camtania notanus imperatoris eligitur in cpiscopum Baben- 
bergeufem. Albertus IJohcinus nennt ihn: H. do Cathan. Böhnur denkt an die 
Möglichkeit, dali er der J232 zum Bilcliof von Catania erwählte Heinrich wäre. 
Heg. 734. Näher läge es in der Iränkilchen Heimat einen Ort zu fuchcu, nach dem 
er fidi genannt haben könnte. An die Ketterburg bei Mergentheim, fowle an einen 
ZaTamnienhaBg mit dem Hormann L und II. de Catena, der als kaiferlidier Hinifteriale 
erfcheint, 1191 zu Siena zwifchen Rupert v. Dürne, Arnold v. Hornberg und Walter 
V. Rioderbach, Stumpf. Reichskanzler 3, S. 703, 1195 Juli 3. Perugia al^ Senefcliall 
Herzog Philipps von Tu.srien, Fiokor, Forfdiungen 4, S. 231, llüo Jan. (iuazaga, 
Ficker 4, 232, 1 lüü Mai Arrezzo ebenlo Böhmer Reg. PhiL, 1220 Dez. 28., iicker 4,.325. 
1221 Jan. 4., PiTa, Dapifer 1. c. 4, 326, wage ich nicht zu denken. CSr. Gnilielmna de 
Gathena 1197 Des. 4., Ficker 4^ 249 oder foUte Wilhelm de Cathena noch identifch 
fein mit dem angefehenen Vogt Wilhelm von Wimpfen, dem Amtsvorfaliren Conrad 
Mönchs, Vogts in Wimpfen (f. unten) W. ü. 3, 289—422 f. Regifter W. F. 9, 307, und 
nun auch W. U. 4, 73, 74, 229, 4*59, was verfchiedene Umftändc nahem unmöglich 
erfcheiDen lalTen? Doch wird es nicht unwahrlcbeinlich erfcheinen kuauen, daü Plnhpp, 
durch feine Würzburger Vergangenheit veranlaüit, gerade einen Franken in feine oächTte 
Umgebung gesogen hfttte. Hermann war auch Graf v. Arrezzo, cfr. Ficker Forfieh- 
nngen 2, §. 313. 

Eher noch fcheint es mir möglich, den Namen Camtania mit C.indebona zu- 
fammenzudellen. Bei Afdibaeli. Grafen v. 'SYd tlu im 2. 2ö erfcheint 1212 ein Heinrich 
de Candebona neben Koiuad v. Llluikeiiu und «luiera Herren aus der Gegend der 
untern Tauber. Allcia crftUch find die Namen in den älteru Urkunden bei Afchbach 
hSchft unznverUUISg gedruckt, zweitens will es mir nicht gelingen, einen ähnlichen 
Kamen (Kentebach?) auf der Karte aufimfinden. Muß alfo der Beiname Camtania, 
Cathan noch als offene Frage betrachtet werden, fo find wir dagegen in der glück- 
lichen Lage, die Heimat BiCchuf Heinrichs ganz ficher nacliweilVn zu können, fobald 
wir die von Böhmer ungenau zitirte Urkunde bei tiudenus cod. diplom. 3, 673 nach- 



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Boffert, Bifehof Heinrich von Bamberg. 



143 



fchlagen. 1240 fcbenkt Heinrich v. Bilversheim, Propft zu Aachen, zum Andenken 
feiner Mutter Berthrad dem Kloftt-r Seligenthal alle feine Güter zu Schlierftadt. Die 
Urkunde fiepelt fein Bruder Konrad iMönch von Bilversheim. Das Siegel trägt die 
Umfchrift Ö. Cunradi Mouacbi advocati Winpiue. Bilversheim ilt Pülfriugen Amt 
TauberbifchoMdm. 

Konrad, dem Vogt von Wimpfen, beg^nen vir öfters in den Urkanden. 

1240 W. U. 3, 452. 1241 zeugt Konrad monachus de Bilversheim advocatus Wim- 
pinenfis und fein Schwieperfohn Eberliard. wahrfcheinlich der Bruder Arnolds von 
UlTenkeim und Stammvater der Herren vo« liülenberg, nicht der Mönche von Kofen- 
berg. ZeitfcUr. für den Oberrhein 4, 421 cf. 423. W. F. 9, 179 ftir Wasmod miles 
de ffiherckeim. 1241 (iegelt er die Urkunde Belreins von Efebbeig W. U. 4, 28 ff; 
124B finden wir ihn mit fdnem Bruder Bifchof Heinrich in Nfimberg, Beg. boie. 2, 339. 
1245 als Vogt von Wimpfen, Zeitfclu*. f. d. Oberrh. 11, 5G und 1245 Konrad, genannt 
Cliolbnet de Bilveikaiii. Bruder eines Reinhard, Wib. 2, 52, was wahrfcheinJich auf un- 
richtiger Lel'ung beruht und zu ielen ilt Colbner, cfi*. Zeitfchr. f. d. Oberrh. 4, 421, wie 
auch W. ü. 4, 97 liest, cfr. W. U. 4, 50. 

Weiteres Material über die Herren ven PQlfiriugen ift bis jetzt nicht zu gep 
Irinnen* Wahrlcheinlicfa dürfte die Urkunde, Zeitfchr. f. d. Oberrh. 10, 36, Uber den 
Yerkanf von 2 Huben in raifringen an das Kl. Bronnbach 1242 einigea Weittt« er- 
geben. Es war mir jedoch nicht möglich, eine Ablelirift derfelbon zu erlangen. Kaum 
hieher gehört Heinrich Stehelcr, Lehensmaon Konrads von Boeksberg, der einen manfus 
zu Pülfringen an das Klofter Bronubach verkauite. S. a. Zeitfchr. f. d. Oberrh. 9, 319. 

An die Stelle der Herreu von Bilveraheim treten wenige Jahre ^ter die 
MSndie von Bofenbcrg. Offenbar bat Konrad leinen 8its wenige Kilometer nach Sfid- 
weften, nadi Bofenberg bad. Amt Ofterburken vt rlegt. 1251 erfcheint im Teftament 
Konrads von Düren Monachus de Rofenberg W. F. 1^<47, 22. 1253 Konrad Monachus 
de Rofenberg Wib. 2, 60 1255 Dez. 23. vermaelite er dem Kl. Gerlachsheim 6 M. 
Weinberg in moute apud Kifehnc, Zeitfchr. f. d. Oberrh. 24, 302 und beftätigtc die 
Schenkung 1269 Dez. 19., 1. c. S. 297. Im Jahr 1270 ift er todt. Denn iu diefem 
Jahr 1. Mai ftiftete feine Witwe EUTabeth einen Hof zn Seckacb an das KL Seligen- 
thsL Ond. 3, 686. Ludwig Mönch von Bofenberg, der 1302 mit feiner Gattin Agnes, 
feinen Söhnen Konrad und Ludwig einen Hof in Seckach (Sshenlct, ift wahrfcheinlich 
der Sohn Konrads und der Elifahcth. Guä. 3, 731. Auf die weitere Gefchichte diefea 
(jerchlechls ift hier nicht näher ein/.ugelien. Man vergleielie Dambachers Arbeit, 
Zeitl'chr £. d. Oberrh. 9, 123, wo aber die ulteren Data fehlen. 

Zur felben Familie gehörten ohne Zweifei auch die Strmieline^ 1248 bitte 
Konrad Stmzz^a die Vogtei zu SdiUerftadt, Lehen dw ton Düren, an fanw Schwager 
Kourad von Wagmhufen verkauft und diefer an das Kl. Seligenthal. Im Teftament 
Eonrads von Düren 1251 erfcheint Struzzclin von Wilvenberg W. F. 1847, 22, ebenfo 
in der Urkunde desfelben, als er aus Amorbat h eine Stadt machte. Zeitfchr- f. d. 
Oberrh. 16, 26. 1289. 1292 tindet fich noch ein Struzzeliu iu Steiusfeld d. b. Kocher- 
(teinsfeld. OA.B. Neckarfblm S. 483. 

An der Identit&t Konrad Mönd» y. Bilversheim und Konrad Mönchs von Bofen- 
berg, alfo an der Herkunft Bifchof Heinrichs von Bamberg aus der GegMd von Tauber 
und Bauland wird niclit mehr zn /weifeln fein, wenn man die Befitzungen der FamiUe, 
die wir oben von der Gegend von Gerlachshcini bis Seekach und Schherbach fanden, 
zufammenhält. Aber damit haben wir für unl'ere iiauptlrage nuch nicht viel gewonnen: 
Wie ift Konrad von Schmlddfeld mit B. Heinrich verwandt? Vielleicht gelingt es, 
durdi diefe Frage wenigftens einiges neve Lieht Ar die Ftage nadi den Ur^cong 



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144 



Boffert 



der Beidiniimifterulen von Sdnoidelfeld zu gewinnei. Allerdings butn ich hi» nur 

einen Verfuch geben, denn das Material an Urkunden ift befchränkt. Sicher wird 
Band IV und V des Urkundenburhs und die OA.B. Ellwangen vidlkninmene Klarheit 
fchaffen. Doch habe ich den Mutli, dieicn Vcrfurh als eine Anre^un^' für Andere aus 
den Häiidcu zu geben, da ich nach AbrchluÜ meiner Furrdmugen lali, daii U. Bauer 
venigftens in einem Punkt, in der Annahme der Identität der Herren von Kranehes- 
berg, Kransberg OA. Gaildorf, und der BeiebsmimiterMen von Scbmidelfdd, mit mir 
übereinftimmt, cf. W. F. 1853, 114 6, 91. Ich Ua auf diefe Identität nicht durch 
den Prhluß von der unmittelbaren Nähe Kransbergs und der Gleichheit des Namens 
Konrad gekommen, wie Bauer, fondern auf einem Umweg. Icii gehe aus von der 
auffallenden Thatrache, daii von 1212 an Herren von Wagenholen mitten unter ii äuiiiichen 
Herren, ganz befondeis in Beaehong zum Gebiet der Herren von Dflren auftrelen. 
Zuerft wfcheinen 1213 Wolfram und Konrad v. Wagenhofen in der Urkunde Engel- 
hards von Weinsberg über ein Bockshi-igirches Leben in Scliönflialer Urkunden, W. U. 
3, 170. 267, ebcnfü 1234 Konrad v. Wagenhofen. W. U. 3, 3:39. 124S verkauft 
Konrad v. Wagenhofen, der lurorius (Schweftermann) des Kunrad Struzzelin, die Vogtei 
zu Scblicrl'tadt an Kl. Seligenthal. 1251 iit er wie Konrad Mönch von Hofenberg 
und Stmzielin von Wilvenherg Zeuge beim TelUmmit Konrada von Dflren. W. F. 
1847, 22, 1268 in der Urkunde Boppos von Diteberg-Dflren wieder mit K. Mönch 
von Rofenbeig. Wib. 2, 60. Die Heimat diefer Herren kann Wanshoven, heutzutage 
ein Theü von Boxberg, nicht fein, ehenfowenig Wagi-nhofen OA. Nercsheini, wie das 
W. U. will 2, 387, fondern wie Band 3, 170 riclitig gcftellt ift. Wagenliufen bei 
Wefthaufen OA. Ellwangen. Die unmittelbare Nähe von Weftliaui'en u»d Wagenhofen 
legt die Annahme nahe, dafi beide Gefchlechter, die von Wefthaufen und Wagenhofen, 
identUbb find. Die älteften Herren von Wefthaufen nennt das EUwanger Nekrologtnm 
W. y. H. 1, 808, 210: Heinrieb genannt von Baiersliofen und Diemar. Dem 12. Jahr- 
hundert gehört Bertold an, der dem Klofter Berchtesgaden, wo er Möneh wurde, 
Appert.shüfen fchenkte. Steichele, Bisthnm Augsburg 1136. 1147 lernen wir einen 
Wolfram, 1150 zwei Sifried, wohl Vater und Sohn, und einen Siboto v. Wefthaufen 
kennen. W. U. 2, 41. 3, 472. Die Reihe der Herren von Schmidelfeld beginnt 
1172 mit Sigfried, der mit Sifried dem jflngeren v. Wagenhofen identifcb fdn dflrfte. 
Ebenfo dürften Wolfram und Konrad von Wagenhofen 1212 mit Wolfram von Weft- 
haufen zufammenhängen, beide aber identifcb fein mit Wolfram und Konrad v. Kranches- 
perch 1215, cf W. F. 6, 9!, die ohne Zweifel zu den Schmidelfedem gehören. Einen 
Gottfried von Schmidelfeld bei Friedrich II. konnte ich nirgends finden. P. Stalin, 
Gefch. Wüi-ttb. I S. 443, cf. W. F. 6, 92 Nota. Dagegen erfchciut 1231 Walter von • 
Schmidelfeld 1231 hei Bifcbof Hermann von Wflrzburg. Mon. boic. 87, 241. 

Sind die Herren von Schmidelfeld ficher ftaufircheHtrfbeamte (dapifernofter 1242) 
W. F. 6, 93, fo auch die Herren von Wefthaufen vgl. die ürkundf von 1151 bei 
Stumpf, Reichskanzler .3, S. 143. (Stumpf verfetzt Tie nacb Wefthaulen bei Hildburg- 
haufen.) Der Zufanimenhang der Herren von Wagenhofen und Kranchesberg mit ih'ii 
Schmidelleldern würde nun die verwandüchaftliche Verbindung Kourads von Sehnüdel- 
feid mit Bifchof Heinrich von Bamberg annähernd erklärm. VieUeieht gelingt es 
aber, fle nodt fidierrar au&uheikm. Konrad von Schmidelfeld, welcher den gewefenen 
Frfl|lft von Aachen, nunmehrigen Bifchof von Bamberg, feinen coniknguineus nennt, 1(1 
ohne Zweifel der Sohn Konrads von Schmidelfeld, der ein Schwager Rotos von Rabens- 
burg und Konrada von Richenberg war, wie ficli aiLs der Urkunde K. Fricdriclis 
vom Februar 1224 ergibt elr. W. F. G, 92. Boto hatte aber uiciit nur 2 Schwcftera, 
deren Gattra (eine Borg bean^nichten, fooden auch einen Bruder Heiorieh cfr. IL h. 



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Bifchof Heinrich von Bamberg. 



145 



37, 185 Urk. v. 1211, nach dem etwa ein Neffe genannt fein kOnnte. Ei dDrflo di« 
Annahme nicht unwabrrcbeinlicb lein, daß die Mutter Heinrichs v. Bilversheim, Berth- 
rad, auch eine Frau aus dem Haus der von Rabensbui L' (boi Veits-IIöcblieim) gewefen. 
Konrad von Schmidelfeld und Ii. llciurich wären allo wirklich conranyuinei im vollften 
Sinn Utiä cuufm, Schweflcrröhne. Eonrad von Richeuberg für deu Vater Konrads 
aod HeinriebB von BÜTenheim sn kalten, wage ich nicht, obgleich Bndienberg nur 
wenige Stundoi von Pfllfriiigen gelegen ift, da der Beiname de Gamtania ehor anf 
einen de CSandebona ab Vater mnfen dflrfle. 

N, V. I.II r- 

Heinrieh. Boto. Bcrthr.id N. )i. N. Ii. 

h. Hein. v. CaodcboDS C. v. äcbini<lelfflld. Konr. v. Eiehenberg. 

B. Heinrich, Konrad 

V. Bilversheim. , 

Zu Pülfringen faß aber noch ein anderes Gefchlecht. !24l erfcheint ein 
Wasiuod miies de Bilverninekeim. Z. f. d. Oberrh. 4, 421. Wasmod ift Haustiaine bei 
den Herren v. Speckfeid. Da nun Schmidelfeld-Suizbach, als es an Limpurg gekommen, 
nnmer mit dem Spedtfelder Eibe Hand in Eand gieng, To dOrfte das aiif einen Uteren 
ZnfamnMmhang binweifen. War doch auch Snlzbaeh-Scibmiddfeld in den Händen der 
Linie Hobenlohe-UITenhcim-Speckfeld vereinigt. Obgleich es bis jetzt nicht möglich 
iit, die Kntflc Illing diefer Vereinigung zu erkUren, fo dürfte dodi bei Waamod von 
Bilverokeim die Unterruchung einfetzen. 

Hier mag noch eine kurze Zufammenftellung des die Herrn von Speckfeld 
betr^nden Matorials folgen. Von denfdben bat H. Bauer in feiner umficbtlgen 
Weife im 22. Jahreabericht für MitteÜirankett 186S 8. 95 S, gehandelt, aber daa ihm 
ftr die ältere Zeit zu Gebot ütehende Material liiI3t ficb aus den neueren Quellen- 
werken wfcfentlich erganzen. Der Stammvater des Gcfchlechts ift wohl Konrad v. NiuCaze 
1132 Muck, Gefchichte des Klofters Heilabronn, feine Söhne Wasniut und Adelbero 
(Albero) v. Niufaze 1169, Mou. hoic. 37, 93. Wasmut (Wasmund) hatte wahrfcheinlick 
feinen Namen von dem matterlichen Groflvater Wamnnnd t. UffenlMäm 1161 f. Bauer, 
1. c 101. Oder foHteWaamat v. Niufaze andUffBuheim einePerfon fein? Nach 1160 
maß Spedcfeld in den Befitz diefer Brüder gekomnien fein, denn fp&ter nennen fie 
fich nach diefem Sitz. 1 1 r)3 liatte das Klofter TQckelhaafen das ganze Dorf Speckfeld 
von einem Freien Gernod erworben, Reg. boic. 1, 211. 1180 crlclieinen die Hrüder 
Wasmut und Adelbero als lierrea v. bpetkfeld Mon. boic. 37, 13ö. Von 120ü er- 
fcheint ein zweiter Wasmut von Speckfeld. 1206 verzichtet er auf Brubbach (Brett- 
bach bair. Amt GerolzhofenX womit er von Herzog Bwthold v. Meran belehnt war. 
Reg. boic. 2, 23. 1213 Id. JuL wfcheint er als Zeuge Heinrichs von Bocksberg, 
Mon. boic. 37, 191 und 1215 mit feinem Sohne Konrad, W. F. G, 173. 1217 wollte 
er ins heilige Land ziehen und fcbenkte 17. Kai. Febr. dem Deutfchorden för Hch 
und feine Gattin (iertrud und leinen Sohn Konrad einen Hof in Neuzeuheim und alle 
feine Güter in ütVeuheiui mit Ausnahme von 2 Höfen und einer Wiefe, Bauer 1. c. 96. 
1222 22 Juli ift er wieder in der Heimat. Er zeugt mit feinem Sohne Konrad beim 
Vertrag Gottfrieds und Eonrads v. Hohenlohe mit dem Deutfchorden, W. U. 3, 137. 
1226 vor dem 27. Februar allein in dem Vertrag Konrads von Trimherg mit Würz- 
burg, Mon. boic. 37, 2!9 am 5. April für Klofter Hcüsbronn, Reg. boic. 2, 157. 
1226. 7. September trellen wir bei K. Heinrich in Würzburg Wasmut und feinen 
Sohn Konrad als Zeugen für Klofter Schönthal, W. U. 3, 199, 1227 Wasmut allein 
In einer Urkunde Bifchof Hermanna für das Klofter Eoraeh, Reg. boie. 2, 169« 

WllfttMtk.VtKM|JiAnliaae 1889. 

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146 



Boffert 



1229 fdiuldct ErzbiAiiof Siefifricd von Wasmut .^00 ff , Alliert von Allfchl und 
dem Pchcnkpn Konrad v. KliDgenbcrg Hn) JL Bülimer, Acta lelecUi 830. Diele Schuld 
Aanuut Ticher aus eiuer geineiui'amen Quelle und deutet auf Lefitz Wasuiuds in der 
GegMid swifdien Allfeld und Klingenberg, alfo der Gegend zwifchen Jagft, Tftaber 
und Mftiii. Wir verftehen, wamm 1241 dn Wesmud von POUriogeR auftritt Er ift 
ohne Zweifel KooradS Sohn. Wie die Spcckfeldcr zu Befltz auf dem Odenwald ^'t- 
kommen fein mögen, verrätb vielleicht der Name Adelberos v. Niufaze 11G9, der ein 
Urenkel Adelberos von Schlieritadt 1103 fein diirlte. Cdd. hirl". lol. 340. Auf den 
Zufamuienhang einer anderen Familie mit dielera Scblierltaiii tuhieii auch die Urkunden, 
W. U. 3, 300, 305. 4, 400. 1231 und 1232, vo Albero von Boffewag und feine BrOder 
als Herren von Schlierftadt, Albaro auch fdileclitweg als Herr von Sdilierftadt, er- 
fcheinen, eine Bezeichnung welche nur eine neue Beft&tigong itlr die alte Verbindung 
der Herren im Enzgebict (Clat(ba( h-HnOwag) mit dem Odenwald (Hirfehlanden) zu 
gehen Iclieint, f. Württ. Viert elj;ÜM>h. IHS'i R. 301. 1231 ift Wasiuut todt, fein 
Solm Konrad und deilen Oattin Kunigunde verkaufen würzburgifche und henuebergircbe 
Lehen an die Kirdie in Hddenfdd und geben dafür andere L^en auf, Reg. boic. 
2, 205. 1242 und 45 tritt Konrad mit 2 Söhnen Wasmnt und Gottfried au^ 
Wib. 3, 87. Hanf. 2, 305. Muck, Klofter Heilsbronn 2, 488. 12f>8 30. Juni er- 
fcheint Konrad v. Speckfeld zum letzten mal, Reg. boic. 3, 105. Seine Söhne Was- 
nuit und Gottfried finden fich !f?58 am 13. Jan. Reg. boic. 3, lO.ö, ein dritter il't 
.wahrl'cheinlich Ulrich, Kanonikus in Würzburg 1263 und 1271, Mon. boic. 37, 400, 
442. Wasmut kommt noch einmal 1263 vor, Gud. cod. dipl. 5, 708. Gottfried 1280. 
Hanf. 1, 336 und mit feinem gleichnamigen Sohn 12ä9, Wib. 8, 78. Hanf. 2, 279. 
Auf die letzten Herren TOn Speckfeld, Kraft, Kanomkns in Wanhurg 1339, 1340, Reg. 
boic. 7. 257, 275. Götz, Krafts Netfen und feine Gattin Margareta. 1339, 1340, 
i;5.')4 1". Bauer I. c, Heinrich und Peter, K<inrinikus in Würzhurp M. b. 44, 513, 514 
weiter eiu/-ug*jheu ilt keine Veranlaflung, da lur uns haupliacidich die Herren von Speck- 
feld im 12. und 13. Jahrhundert in Betracht kommen. 

FQr «eit^e Unterüüchungen dflrfte vielleidit das Siegel Konrads von 
Schmiddfeld das fich volllUndig an der Urkvade von 1240, Mon. boie. 37, 290 er- 
halten hat und offenbar mit dem Siegel an der oben S. 71 f. abgedruckten Urkunde 
identifch ift, von dem fich nnr ein Reft erhalten hat, in Betracht kommen. 

Es lei darauf hingewiefen, daß das Siegel der Herren von Weithaufeu im 
14. Jahrhundert eine Lilie mitten im Schild zeigt, wie mir ArchivafleflTor v. Alberti 
gätiglt mitgetheilt hat Im W. U. 4, 29 ilt das Siegel Konrads von Pttlfnngen-Bofen- 
bo^, Vogts von Wimpfen, hefchrieben. Eine genauere Vergleidiung des Siegels mit 
dem oben S. 72 mitgetheilten Konrads von Schmidelfeld möchte vielleieht eine ur- 
fprOngliche Aehnlichkeit des Siegelbildes nur in anderer Anordnung vermuthen laffen. 



Ble B«llierliaide bei Korftefn 1570—93. 

Nordwefklicli vom Schloß Morftein, einem da ftlteften Sitze der Herren von 

Crailsheim, zieht Jich ein kleines, flilles, enges Thälchen von dem Weiler Kleinforit 
an der JajrCt pejTPn Biinsbach nnd Oberfteinach bin. J^teil erheben fich die Berp- 
halden zu beiden Seiten, mit prächtigen alten Buchen beitandtn. Auf dem wei'tliehen 
Berghaug, gerade dem Schloß Morftein gegenüber, nillet feit alten Zeiten eine Kolonie vun 
Fifchrdhern (Ardea cinerea). Der fchflngezdchnete Vogel, der eine Höhe von 0,86 m 
erreicht, ift auf dem Rücken afcbgrau, einzelne (Überweise Fedem fidlen von der llitte 



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Die Hoilicrhaldo bei Uorftein 1570 — 93. 



147 



des Rfickens Aber ^ Flfigd bwunter, wihraid von Hintn'koiil än fehvarzer Feder- 

fchopf den langen Hals lierabwallt. Die Kolonie fteht, wie es fclieint, in Württerabefg 
nahezu einzigartig da. Zwar redet die Befcliieibuiip des Künigreiclis AVürltemberg 
1. Aufl. S. 288 auch von Iteiheikulouien bei Niirtingeii, nach der OA.B. Nürtingen 
aber S. 37 erfcheiueii i'ie dort zwar alljührlicii, aber jiur vurübergeiiead. Eine kolüine, 
die «Ahrfclieiiilicli von Horftein rtammt, ift unterhalb BÖlgenthal OA. Crailsbeiiii. Die 
neue Searbdtung des „Rönigreicbs WflrttNDberg* nennt audi Erfingen an der Jkma 
und den untern Neckar als Standort des Vogeb. Meines Wiffens ift der Beiberhorft 
am Neckar auf badifchom Ciebiet l)ei Dauchftein. 

V'on dem llürl't bei Morftein ziehen die Reiher Kocher und Ja«;ft auf- und 
abwärts, oll 10 SLauden weit vun ihrem Neft und iind überall in deu ihalerii als 
getthrlicbe Firdidiebe bdcuiDt, aber docb wegen ihrer Eigenartigkeit gerchont. Da- 
g^en findet Heb in der ganzen Gegend kern Stordi, dem gegenttber der Beiber fieg- 
reich fein Gebiet behauptet. Eine Befchreibung der Rciberhalde zu Morftein bat 
Fr, Weber in den Württemb. Jahrbüchern 1833, 2, S. 318 gegeben. 

Zur Gefchichtc diefer alten Kolonie bietet das Lagerbuch der Herren von 
Crailbheiui auf liomberg eiuuu luandifach intereffauteu Bettrag in einer Reihe vun 
Korre^ndouen der Herren tob Crailsheim mit dem Harkgrafen Georg Friedridt v(m 
Brandenburg-Ansbadi (1643—1603), einem gewaltigen Jäger, der in den Forften des 
Amtes Crailsheim große Hirfd^agden und Scbweinehatzen abzuhalten pflegte, l'ow'm 
mit dem Grafen Wolfg:ing von Hohenlohe (j KHO) aus den Jahren lö70 — 93. Wir 
geben im Folgenden den kurzen Inhalt dietes Briclwechlels wieder und bemerken nur 
voraus, duii Schluß Morftein mit aller Zugehör, auch mit der lleiherbalde, Leheu war, 
das die Herren von Craüaheim von Hohenlohe empfieugcu, wftkreud die Grafen von 
Hohenlohe Morftein und Thierberg den Kurffirften von Trier zu Leben aufgetragen 
hatten. (Seit wann? Der erfte vorhandene Trierifche Lehensbrief ift von Erzbifchof 
Jakob aus dem Jahr 1442, der erfte über Thicrbcr? von Erzbifchof Balduin v. 
Am 11. Mai iö70 fchreibt Markgraf (ieorg Friedrich an Albrceht und Sebaitiau von 
Crailsheim um etliche lieiger, da während feiner Reife nach „BoUeiur' die letztes 
Jahr OberTandtm Beiger durch zugeftandmen Unrath mducntheila umgekommen und 
verdorben feien. £r habe aber an diefem Wddwerk eine befondeffe Freude, und 
jetzt fei die Zeit, da man die Beiger „abzufteigen** pflege. Am 15. Mai antwortet 
Sebaftian v. Crailsheim, Amtmann zu Jagftberg. das Reigergeftände fei dmih Ver- 
fchickung und Verlrhenkun«? ftark gefchwächt. Das Gel'tände gehöre ihm nicht allein, 
fondern auch leinem Bruder Haus. Uubrigens wolle er für feine Perfou, fo viel ohne 
Zerftörung des Geftftnds mttgüdi fei, etliche nrfbhldt^ 

Im nIcUlen Jahr fdirieb Markgraf Georg Friedrich wiederum an SebafUan 
and Albredlt, aber fdn Sdireibeo fchlug einen andern Ton an. Er meldet am G. Mai 
von Stuttgart aus, er wolle ein eigenes Geftände oder Reigerbaus bei feinem Iloflaprer 
zu Onolzbach anlegen. Es fei lein gniidiges (ie Tin neu und Begehren, daU i'ie 
dem BrieCzeiger, Falkner Albrecht ^orthauier, etUcUe ö oder 6 junge Reiger, fo noch 
allerdings Uos, doch fo, daß man He fortbringen könne, zu einem Beigergcfiind 
uaterthin^ft und gutwillig zukommen lalTen, ße werden fich gutwillig und wUlfftbrig 
beweifen, damit des Markgrafen Reigerhaus in ein gutes Wefen komme. 

Am 12. Mai 1571 antworten Sebaftian und Han.s von Crailsheim diiii Mark- 
grafen, es fei wegen des guten und ftett;n Wettt rs eine gute Brut, wie viele Jahre 
nicht, aber die Jungen feien faft zumal und iciuieil flügge geworden. Daher fei zu 
beforgen, ße werden kerne fokhe Junge mehr bekommen können. Sie wollen diefelben 
fjfiAitr erfteigen i&flen und fdbft flberfdiidc^. Sollte man i'olche Bluttrelger iür das 



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148 



Boffert 



hearige Jihr nielit mehr bekommen« fo wdloi fie das nächfte Jahr flügge fchicken. 
Denn fie haben fchon zuvor dem Grafen Albrccht von Hohenlohe etUche ilQgge Beiger 
verfiirochen , welche Graf Philipp von Hanau zukommen /ollen. Diefe wollen fie in 
den nächden Tagen auslttigon iaircn und nach Neuenftein fchicken. 

Im Juli jagte der Markgraf bei Gerabronn. Am 24. Juli hatte der Mark- 
graf einen Hirfch gefangen vnd AihfAte ihn den Herren von Crailsheim zu. Er Utte 
lie felber mr Jagd an der Jagft eingeladen^ aber in der Eile fei es unterblieben. Er 
fchicke ihnen hiemit ein Wildbret, weil Tie je und allw^en guten Willoi haben (l^üren 
lalTen und dem Markgrafen Öftermals mit etlichen Reigern willfahrt. 

1572 30. April Onulzbacli. Markgraf Georg Friedrich drückt feine Dankbar- 
keit gegen Hanü und Sebaftiaii von Crailsheim aus, weil fle feinem gnädigen Geünnen 
etUcbe Jahre her mit jongen Reigern untertbftnig irillfiihrt haben. Weil nim die 
Zeit fei, die jmigen Beiger von den Geftinden au nehmen und abznfleigen, fo gelttge 
fein Gefmnen an fiCi diefelben wollen ihm zu »dem Lud", den er durchs Jahr damit 
habe, mit etlichen, foviel die Gelee^oheit gebe, wenn diefelben flägge und reif werdeUf 
wiederum beholfen lein. 

Die beiden Bruder antworten unterm 7. Mai, fie feien „erbietig'" und ent- 
fdUomBn, wm di» Zeit beifer hnbeikcRnme, etUche junge Beiger in UnterthSni^^t 
SU überfchicken. 

Der 6. Juli 1573 brachte aufs neue ein gnädiges Gefinnen des Markgrafen, 
die genannten Brüder von Crailsheim wollen ihm für feine Falknerei zu einigen jungen 
Vögeln, die ihm allererft zugekommen, etliche junge Beiger wie die letzten Jahre her 
zufchicken. 

Am 26. April 1575 ftellt der Markgraf von Stnttgart aas wieder das gnädige 
Gefinnm und Begehren an die Herren von Crail8h«m, feinem Falkenmeifter m dem 
vorhabenden Weidwerk einige Beiger (fc keine jongen, ungettbten, fondem filtoe) 
zu fdiicken. 

Am 3. Mai 1576 war der Markgraf za Neuftadt an der Aifch und liatte Luft 
mit Reigern zu „beißen", hatte aber augenblicklich Mangel an jungen Beigem. Die 
Herren von CraUeheim mögen, da f<dehe jetziger Zeit bei Morftein zu bekommen 
leien, dem Zeiger des Briefes etliehe mitgeben. Do: Ueberbringer mnüte aber leer 
abziehen. Erft am 24. Mai dankt der Markgraf Sebaftian v. Crailsheim für die jüngft 
nach Onolzbach übcrfandten Vögel, womit er ihm ein „fonder aiigenelim Gefallen" er- 
wiel'eu. Im folgenden Jahre belVMoß der Markgraf, feine Pieilicrhäufer verändern und von 
Onolzbach anders wolün verlegen zu lallen und hätte zu diefem Zweck gerne 20 bis 
24 junge Reiher auf einmal gehabt. Er fchreibt darum am 11. Mai an Sebailian 
nnd Hans von Cnulsheim, legt ihnen noch befonders ans Herz, dalQr zn forgen, daÜ 
unterwegs keiner verloren oder nmgebracht werde. Am 13. Hai antwortet Sebaftian, 
die Beiher feien längft flügge und mehrftentheils fchon ausgeflogen, aber er wolle 
nach MögUchkeit dienen. Nun bricht die Korrefpondenz in unferer Quelle mit einem 
male für 9 Jahre ab. Der Markgraf war 1678 nach Preußen gezogen, um die Ver- 
waltung des Herzogthums Preußen zu übernehmen, und kehlte erft nach 7 Jahren 
wiedw zurOck und war nun an autokratifchere Formen gewöhnt. Die Rdher waren 
eine begehrte Waare geworden, die verfchiedenflen hohw Herren fuchten folche ans 
Morftein zu bekommen, in der Nachbarfcliaft fieng man fie ab. >Vas bisher die Herren 
von Crailsheim geleitet, um den Markgrafen und Andere zu ehren, es mirde faft als 
Bccht und Gereclmgkeit, auf die man einen Anfpruch habe, betrachtet- Ja als die 
Herren von Crailsheim nun dagegen fleh wehrten, lieh fich der Markgraf von feiner 
Leideofdiaft ftr die Beibmjagd zu einer offmbar«! Beditsvoietzung und Gewaltthat 



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Die Reiherbalde bei Morrtein 1570—93. 



149 



Unreiflen. Die Herren vtm Craflsheim, Ende der 80er Jahre in fdnrierige Verhält- 

nifle gekommen, fahen fich durch widrige Umflände genöthigt, — die Herrrchaft 
Braunsbacli war ihnen requeftrirt , die Bürgerfchaft dort hatte fich gepen die Grund- 
herren aufgeleimt — Macht vor Kecht über fich ergehen zu InlTen und Hch mit Be- 
rufung auf ein kaiferlicbes Mandat ^u befriedigen, das der ^laikgrui uis ein blofes 
^ett Papier betraditete. Dies der Inhalt der felgaiden Korrefpondeni. 

Am 17. Juni 1586 fchreiben die Kammerr&tfae zn Onolzbacb an die beiden 
Brflder Hans und P 1 ftian, Markgraf Georg Friedrich habe von der PlalTenbnig ans 
(bei Kulmbach) befcililen, feinen Falkner nebft dem Wildmeifter von Gerabronn nach 
Morftein zu fchicken. Die Brüder mögen dem Markgrafen zu untorthilnigften Ehren 
den beiden Beamten gellatteo, die Reiger abzufteigeu. Darauf konnten die Herren 
Ton Crailsheim gutwflüg nidit eteg^en. Niramennebr Icemten Oe franden Beamten 
den Zutritt in den Reiherftand and Abnahme eher beliebigen Aanhl von VOgefai ge- 
ftatten. Sie hätten damit ihr freies Verfügungsrecht ans den Händen gegeben. 

Am 20. Juni antworten beide Herren dem Markgrafen, nicht den Kammer- 
räthen, die Vögel l'eien IVliun tlügge. fie fliegen aus, es fei unmöglich, fie aus dem 
Nefte zu nehmen. Sodann fei der Reilierftand feit etlichen Jahren ftark gefchädigt. 
Die benadibarten Herrltibsft«), Amderiieb Hctalobfr-Ltogenburg und die Hemii to& 
Yellberg, haben an Seen und GewAlTeni Hfltten angdegt, um die Räher beim Yitä^ 
frng abzufangen und wegzufchieAen, fogur in der Brütezeit, Wenn aber die Alten 
ausbleiben, fo gehe allemal ein ganzes Xeft zu Grunde. Auch fchaden Biichmarder, 
Eulen, Raben und andere Raubvögel den Eiern und den Jungen. So fei der Reiher- 
ftand dermaßen gefchvrächt, daß He Niemand geftatten können, weder für He noch 
fSat Benachbarte, die Reiher abzufteigen. Denn es fei zu befürchten, da£ die Befliß 
»attfltehm" und plOtsKcb das GeftBnd ganz verlaflen oder die viele hundert Jalne alte 
Kolonie allmählich in Abgang komme, und fo der Markgraf wie der Herzog von 
Württemberg der Luft, fo fie bisher mit ..Beißern" gehabt, verliindert und gefchmälcrt 
werden. D(M h haben fie dem Markgrafen, der jetzund aus Preußen in fein Fürften- 
thum zurückgekehrt fei, zu fonderbaren unterthänigften Ehren und Gefallen einen 
Verfuch machen nnd noch abfteigen laflen, was man an jungen Vögeln noch habe er- 
halten kduneut und fchidcen Memit zwSU. 

Die Anlegung von Vogelhütten durch Graf Wolfgang von Hohenlohe fcheint 
die ITerren von Crailsheim verftimmt zu haben. Sie unterließen einige Jahre, nach 
alter Gewohnheit ihm Reiher zu fchicken, was die durch religiöfe Differenzen ein- 
getretene Spannung noch vermehrte. Die Herren von Crailsheim waren nemlich 
Freunde und Befchützer der Flacianer, der eifrigften Bekämpfer der Konkordienformcl, 
«Ihrend Graf Wolfgang mit Jak. Andre&, dem Urheber jenw Formell au& innigfte 
befreundet war. Nun glaubte Grraf Wol^ng, von dem die Herrra von Crailshdm 
Morftein mit der Reiherhalde als Lehen empfangen hatten, einen Rechtsanfpruch er- 
heben zu können. Kr fchrieb am 0, Juni 1587 an die beiden Brflder Sebaftian und 
Hans, in dem Leheubuch des uralten Grafen Albrecht (f 1490) und des andern Grafen 
Albrecht (f 1557) ftehe bei Morftein bemerkt: geben jährlich 6 Raigel. Auch haben 
die Herren von Craileheim feinem Vater, Qnf Lndvig Kafhur, feine dem Orafien 
Eberhard zu Waldenbui^, dann Wolfgangs Bruder Albrecht (f 1576) nach Neuenftein 
nnd endUch ihm lelbft mehrere Jahre diefe 6 Reiger liefern laden. Die Entfchuldigung, 
daß durch das tägliche Schießen und Jagen des Markgrafen G. Friedrich und anderer 
dem Reigergeftänd großer Abbrucli gefchehe und alfo die Lieferung unmöglich fei, 
könne er nicht gelten laden, denn erftlich feien fie es als Leheusleute fchuldig, 
sireit«08 tamn 6 Beihar eine ib geringe Zahl, daß man ^ inmier noch bekommen 



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150 



Boffert 



könne. Am 14. Jnni mnde diefes Sdtreiben in Iforftein prftfentsrt, worttber die 

Brüder ein RccepilTe ausftellten. Am 3. Juli fandten die Brüder eine ausführlidie 
Antwort. Sic machten geltend, in alle» LoheTisbriefen, die fie nachgefucht, ft^he von 
den (1 Rfigern ("als einer Abgabe) kein Buchi'tabe. Auch fei eine folclie Abgabe bei 
Rittermannlehen nirgends gebräuchlich. Baucrulehen dagegen geben Gült-, Herbfl- 
nnd FkftaadtthflhDer. Dait Graf Wolfgang und feine Voreltern Reiger erhalten haben, 
fei auB freier Gutwilligkeit gefcheben. So haben die Herren von Crailsheini ihren 
Blntsfrenntkn , den Herren von Stetten, denen t. Vellberg zu Leofels und Vellberg, 
denpn v. AV(<lnurshimfon zu Amlisbagcn und Burlefchwafien , den Fuchfen von Dom- 
heiiii zu Neidt'iifels, den von Crailsheim zu Hornbeif^ und ErckenbrcchtShaufen und 
andern von Adel Reiger zugefchickt, wofür diefe als Gegengabe Hirlchu, Schweine, 
»Beher*, Wildbret, wie es das GHtek gegeben, verehrt haben. So feien audi S. Gnaden 
Voreltem mit Hitthcilnng des Wildbrets gegen die Herren von Graihbeim ganz mild 
gewefeu und haben fie auch auf ihre Jagden cingdaden; /.um Dank dafür habe man 
dann zu einer Zeit, da die Genäiide iiuch ftiukcr jirpwefpn, den Grafen die Reiher 
gefchickt. Jetzt aber werde den \'(ifj:elTi mit Seliieljen und Beißen von Gerahronn, 
Langenburg und Vellberg aus, auch an der Jagft und Büliler durch Hütten und andere 
Vortheile, heftig zugefetzt, To dafi es unmöglich fei, jetzt noeh wie frlih^ in die 
hundert Junge zn GeTchenken ausftdgen su laffen. 

Die Reiger feien in altv und neuer Zeit nach Ansbach, Stuttgart, Würzbuig 
gefchickt worden. Sebaftian und Hans haben den Grafen von Hobberg (?) und Hanau 
folch»» überreudet. und der Graf von Hanau habe nun ein eigenes Reiliergeltänd er- 
halten. Aber bei all diefen Herren fei von keiner Schuldigkeit die Rede. Auch habe 
Graf Wolfgang früher um Federn junger Reiher, auch um junge Dallen, fo in der 
Reigerhalde noch ausziehen, gebeten. Die Briefe beweifen, d«B Graf Wol^gang das 
nicht als jährliche Sc huldigkeit und Gült angefehen habe. 

Daß die Ueberfendung von Reihern jetzt unterlalTcn werde, hänjje mit der 
Srhwiiehuiif: des Geftänds durch das unaufhörliche öcideften, Beißen und Nachftellen 
zufainitien. Graf Wolfgang habe lelbft, folange er leine Hofhaltung zu Langenburg 
gehabt, etliche hdlzeme und fteinerne Hütten an die Seen zwifiehen liicheibadi und 
Bapoltshaufen zu diefem Zwedc machen lalTen. Die beiden Brttder haben nun etliche 
Jahre her die Reiger an ihrem eigenen Tifch und Mund gefpart. Doch wollen fie 
ans unlerthäniijer Gutwilligkeit, wn es möglich fei, einige junge Reiher fehicken. 

Hans lügt noch die Bitte um leinen Lehensbrief bei, der ihm vorentlialten 
werde, obgleich er längft. die Lebeusyüicht geleiftet. — Die Differenz mit Hohenlohe 
war nur vorflbergchend, am 29. Mai 1588 danken die gräflichen Bäthe zu Neuenftein 
illr 12 Beiher, wdche die Herren von Grailshdm Graf Philipp von Hohenlohe ver- 
ehrt haben. 

Unfere Quelle fpringt nun plötzlich über zum Jahr 1592. Markgraf Georg 
Friedrich war am 20. März 1592 auf der Jagd in Gerabronn. es fehlte ihm an Reihern 
zum „Bericht" feiner Falken. Daher begehrt er von Sebaltian von Crailsheim die 
Erlaubnis, durch feine Leute etliche (2 oder 3) Reiher vom Geftänd nehmen zu hUTen. 
Was der Marlrgraf wollte, war dentiich, aber Sebaftian machte Gebranch von don 
Bedit, wdche.s MißverftändniSe auf diefer unvollkommenen Erde haben, um Auffdinb 
zu gewinnen. Er fclireibt an den Markgrafen am gleichen Tag, es gebe noch keine 
Junge; fobald folche zu bekommen feien, wolle er und fein Bruder fie felbft abnehmen 
laflen und folche überfchieken. Tags darauf am 21. März war der Markgraf in 
Feuchtwangen, er klärte das Mißverftäudnis auf, nicht junge, fondeni ein paar alte 
Beiger wttnfche er zum .Vorlaß und Anbringen", die er «im Borlcht feiner Falken 



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Die Beiherhaldd bei Morftein 1570—93. 



161 



hedflrfe. SelialUaD foll dem markgriflidien Falkner geftatten, ein paar alte abaor 
fteigen nnd zu fangen. Die Antwort fehlt. Aber wenige Monate darauf verlangte 

der Harkgraf auch junge Thiere. Der Ton des Markgrafen ift kurz angebunden: 
,Unfcni Oniß ztivcr Lipbor, Gotreuer. Nadulom wir gern etliche "Reigcr haben wollten, 
alfo begeren wir in (inadcu hiemit an dich, du «(»Heft ctliclie in deinoin (ioftiind ab- 
nehmen IntTen und uui» diefelbeu zuTdiicken. Dm iiiid wir in Gnaden hinwieder zu 
eikennfoi geneigt** Dat Onolzbadi 4. JTnli 1692. Am b. antw<nrtet Sebaftian, die 
Jungen Beiger feien fdion abg^ogen. Doch woUe er fliehen laffen, ob noch ein NeÜt 
oder xwei Spätlinge vorhanden feien, denen die Alten weggefcboITon worden oder fonft 
umkommen, oder die von einer zweiten Brut ftnmmen. Ob ficb aber derfelben Gattung 
etwas befinde, fo werde es doch nicht über ein oder zwei Nefter feiu. 

Fortan fchreiVit nicht mehr der Mark^^raf felbft; 1593 im Frühjahr meldet der 
Kaltner von Werdetk, Hein. Seyfried, auf Bcfeld des Markgralea, äebaTtian folle dem 
Falkner S. f. Gnaden dn paar junger Reiger aus dem Geftind zur Abriditong dar 
Vögel gttnftig folgen lalTen. Am 29. Mirz antwortet Sebaftian , jraa das' Anfuehoi ^ 
von zwei jungen Tteigcrn hetreife, To fei noch keiner nansgefcblolfen'' und in der Halde 
zu bekommen. Am gleichen Tag hat der Kaftner wiederum ein Mißverftiindnis zu 
berichten, der Markp^raf heprebre nicht 2 ganz junge, fündera 2 feradigen Jahrs aus- 
geflogene oder in Ermaugluiig diefer 2 alte. 

Alsbald griff Sebaftian zur Feder und fchrieb an den Kaftner, die Reiher 
fden mitten in der Brot. Es fei Ton Alters Herkommen, daß in foldier Zeit niemand 
von feinen dgenen Leuten geltattet werde, in die Halde zu gdien, die Beibw zu 

verjagen und von den Eiern zu vcrftöbem, wodurch ein ganzer Haufe Jungen ver- 
derbt werde. Denn fobald die Eier erkalten, fterben fie in den Eiern oder Schalen, 
daß fie nit ..ausrcblitren '. Noch viel weniger köaue iu der lirutzeit Frenuleu Zutritt 
geftattet werden. Uebrigcns habe der Markgraf ein c'genes lieltünd nicht weit von 
Neaenhaas (Neuftadt) im Aifcbgrund, wo man folchee Tomehmen könne. Diefea 
Sebreiben, dem Hdi einige Berechtigung nidit abfprechen lißt, wirkte in Ansbach 
nicht fehr angenehm. Der Ritterhauptmann auf dem Odenwald, deflen Familie von 
verfehiedenen Seiten in liediiiugnis gebracht war, hatte pewapt. dem ^larkgrafen, der 
auj* dem Tler/Ofitlnini Treulien. dem Gebiet des gewallig gebieten<len ilochmeifters, 
dem Nachbarland der Sarmaten, ciiu:n ziemlich höher gefchraubten Kommandoton mit- 
gebracht hatte, etwas abzufdilagen. Das konnte ficb der Harkgraf nicht bieten lalTen. 
Am 20. Mai Abends 4>&t traf ein Befehl des Markgrafen in Genibronn ein, dem zu- 
folge ßch der Kaftner mit "Wolf Plümlein, dem Wildmeifler, einem Kaftenfchreiber 
und dem Falkner Bnrthel am 21. nach Morftein begaben nnd dem Vopt Peter Hoif- 
mann eröffneten, der Kaltner foll etliche junge Reiger zur Abrichtung der markgräf- 
lichen Falken auf dem (jelt^nd zu Morftein abnelmien lallen, könne er keine junge 
Bdher bekommen, fo folle man ein „Gericlit'^ über ein Nelt machen und einen oder 
zwei alte fkngen, wozu der Falkner Vogellein 0 und Anderes in feinem UFaidwefker*) 
mitbrächte. Im Nothfall folle man Gewalt brauchen. Hans v. Crailsheim machte 
die Rechte feines abwefenden Bruders Sebaftian an das Keilier^'eftänd geltend. Sie 
füllen nach deden Kin kkchr wieder kommen. Gegen gewaltl'ames Vorgehen berief er 
fleh aui üäü Kanimergerichtsmandat de non offendendo von 7. März 1Ö93, das die 
Herren von Crallabeim zum Schutz ihres Jagdrecbts erlangt hatten, drohte mit Klage 
beim Kaifer und beim Kammergericht. An fiimmdfobrt d«i 24. Mai kam Wolf 



») Schnüre, 
*) Jagdtafobe. 



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152 Bofferi, Die Reiberbalde bei MorHein 1570—93. 

Plömlcin. der TVildindder, auf GeheiA des Kaftncrs wieder vor das Thor von Morftdii. 
Die b«iden Brüder waren beirammen. Hans fühlte fich aber unwohl. Deswegen 
fchickten die HoiTen von Crailsheim ihren oftgebraucliten Sachwalter, Pf. Joh. Wemler 
von Orlach, ihrer PatioDatspfarrei, und Bernhard Ripperger, den reiOgen Knecht, vor 
das Thor. Plfimleiii legte ihnen den von OnoUbach gekommenen Brief vor, derfdbe 
lantete: 

Wilhelm Graf zu Mannsfeld und Edelherr zu Heldrungen. Unfern Gruß 
zuvor, Erbarer, Lieber befoiKier, Briefzoippr Barthel 1. F. D ') Falkner bat Be- 
fehl, Reiger, loviel er bekommen kann, zu Gerabronn abzufteigen, dazu Ihr 
ihm denn Leute und Gehilfen verordnen Tollt Und im Fall fich der Edelmann 
zue Morftein ihm, Barthel, folches zu verwehren geftehen Tollt, Tollt Ihr eine 
flarke genugfame Schaar mit Leuten bewehren und felhlt mit hinausziehen und 
ftark genug, dafi ers ohne V&hinderung des zu MorTtein verrichten könne, und 
da er fich je etwas untergehen wollte, Tollt Ihr Tolches alsbald F. D. unTerem 
gnädigftcn Herrn berichteti und nichts dePto weniger mit dem Reiger abfteigen 
fortfahren. Darin vollbringt Ihr F. D. uuleres gnädigileu Herrn gnädigde 
Meinung, welches wir £uch, dem wir mit Gnaden wohlgewogen, nit verhalten 
wollen. 

Dat. Onobsbach, 19. Mai 1&93. Wilh. Graf su Mannsfeld. 

Hier tritt die foroe majeure fo nackt als möglich hervor, de verfoindet Hch 

aber mit der LiTt. Der Markgraf bleibt im Hintergrund. Es ift nicht einmal Ticher, 
ob wirklieh das Schreiben der Ausdruck feines Willens war, und nicht fein übereifriger 
Diener zu weit ^'ieng. iMan will in MorTtein (iewalt üben und thut doch, -als gefchehe 
es auf braudenburgifchem Gebiet zu Gerabronn. Die Junker liefen antworten, 
ße glauben nicht, daß der Markgraf einen folchen Befehl gegeben, beriefen ßch auf 
das Icaiferlidie Mandat vom 7. Mftrs, fie hd Strafe der Acht bei ihrer Jagdgerechtig- 
keit ungeftört zu laflen; der Markgraf möge, wie früher allewegen, darum rchrnhen, 
dann wollten fie ihm etliche jünge Reiher abnehmen laflen. Darauf erklärte der 
Wildmeifter : Was darfs viel Mühe? Wann der Falkner keine Reger (lic) Inrittgt, fo 
muß er ins Loch. Was fragt der Markgraf nach den Mandaten? 

Was der WildmeiHer in Ausficht geftellt, gefchah am Samftag den 26. Mai. 
Morgens swifdien 5—6 Uhr wurde es hn JagftUial lebendig. Dw Kaftner, der Wild- 
mdfter, der Falkner mit ungefittur 90 Mann, mit Bttcbfen, 8k>ießen und Wehren be- 
waflhet, z(^en in die Beiherhalde. Die Herren von Crailsheim mußten vom Fendter 
ihrer Biir«? nun /ufehen, wie auf der jenfeitipcn Berghalde die Nefter abgefucht und 
etlu lie öu junge lleiher geholt wurden. Die Junker IVhickten einen Proteft, pegriirdet 
auf daü Kammergerichtsmandat. Der liaftner antwortete, was er thue, thue er uiclit 
IDr lieh, fondem auf Bef^l des Markgrafen. Niemand kfinne es ihm als einem armen 
Diener verdenken, daß er folcbem Befehl nachgefolgt. 

Jetzt Tuchtc man den Herren von Ctailshetm ihr Jagdrecht zu beflareiten. 
Als Sebalfian mit Teinen 2 Söhnen und Dienern an der Jagft jagte, kamen etliche 
80 Mann mit Seitengewehr, BilchTe, Sturmhut, Hellebarde, welche, geführt von 2 Streifern 
(Förftern), die Straße bei Sandelsbronn verlegten und gegen das Tchon vollendete 
Jagen proteftirten. — Am 30. Jnli kamen die MaikgriUlichen wieder an die Beiger- 
halde mit 13 Pferden und mit Banon, bliefen, fchrieen, fchoüen und jagten dafelbft. 
Damit fdiließt unfere QneOei ohne uns einen AufTchkii} Uber das Ende des Streites 
um die Reiherhalde und die Erledigung der BechtsfragMi zu geben. 



') Ihrer fUrrtlicbeo DurchJancht 



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JItl. Tom HoUz, Das Thierbad bei Welzheim. 1Ö3 

Im Jahr 1608 war der leidenrchaftUcbe Jäger Markgraf Georg Friedrich ge- 

rtorben. Die Regierung der Markgraffchaft Brandenburg-Ansbacb kam an die branden- 
burgifche Linie. Joachim Ernft, der neue Marlcgiaf, halte nicht die PaDionen feines 
Vorgängers. Ohne Zweifel kam es zu einer gütlichen FellHellung der Jagdgrenze 
der Herrn von Crailsheim. Und das kaiferliche Jßeichskammergericbt, deilen Hilfe 
die Helfen von GrailMm angeruien? Wem es Je ans fäner Lethargie tkSi empor^ 
gwaSt und m ^em Spruch gekommen war^ fo kam derfelbe m CfU. Es wird nicht 
gegen die damaligen Zeitverhältnifle verlloßen, wenn wir annehmen, daß eines Tages 
im f'rftrn Jalirzehnt des 17. Jahrhunderts ein Bote des Kammergerichts dem Burg- 
herrn auf Morfteiu ein großgefiegeltes, gewiditiges Schreiben übergab. Groß war der 
Botenlohn, fchwer die Kanzleitaxe. Begierig arbeitete lieh der Burgherr durch all 
die hngafhmigen Deduklitmen mit ihren Wenn nnd Aber. Wohl empfand er ein ge- 
wilTea B^gen, wie er liest» daß das Kammergoricht das angeftammte Red^ aneikennt, 
wie t B dem todten Markgrafen den Pelz wafcht, aber mit keinem Tropfen Waffen, 
viel weniger Kaiferzomes macht es denfelben naß. Und der neue Markgraf kümmert 
fich um die ganze Saclie nichts. — Ja, ja, die gute alte Zeitl 6. Boffert. 



Bas Thlerliad bei Welshelm. 

Von IVeliiemi IL vom Holte i» Alfdorf. 

In der Sttbe der jetsigen Oberamtaftadt Welzheim, im Leinthal, dftlieh des 

römifchen Grenzwalls, der jenfeits der Lein anf der Höhe vorüberzieht, befindet fieh 
ein Weiler, das Thierbad genannt, in früheren Zeiten ein bekannter und befuchter 
Badeort, der in der erftcn liiilfte des 17. Jahrhuudert.s in feiner größten Blüthezeit 
geftanden zu haben rchcint, denn au3 diel'er Zeit ftammen 2 Schriftchen')« welche beide 
die BeTcMhung desrelben aom G^jenüUind habon und sis denen »i «rtelien, von «deher 
Bedeutung das Bad damals gewefen ift. 

Das erfte der beiden Schriftchen ift betitelt Ferinae Welzheimoifes , d. i. 
gründliche Erforfchung von Natur, Eigenfchafteii und Hebrauch des heilfamen Wild- 
brunnens zu Wellzen, das Thier- oder Wildbad genannt, zu menniglichs nachrichtung 
beTchrieben durch Johannes Remmelin Phyfikus und Med. Dr. 1619. Das andere, 
ObferrationeB Ferinantm Weldieimenllum, d. i. fleißige Aufinerkung verbrachter Tugend 
und Wirkung des bmlfamoi Wildbiunneas zu Welzheim das Thiwbad genannt, durdi dien- 
felben, Augsburg 1628. Der VerfalTer Johannes Kcmmclin, Doktor zu Schorndorf gefeflen, 
hat es, wie er fagt, auf Deh genommai diefe Schrift^i zu fdurdben, weil nunmehr 



*) Daa UDS vuj liegende Exemplar diefer Schrifttio, beide liücliltiiu zufamiueugebuuden, 
Eigenthnm der K. Univernutsbibliothek TÜbbigen, gehörte feiner Zeit dem Namcnseistrag 
narli einem Dr. Peter WeißenlVe Jfi29 und trägt iiiif dini Titelblatt des erften Büchleins die 
Notiz „lit mir von meioem gnädigen Uerro, Herrn 8ehenk Carl verehrt Anno 1629" auf dem 
KireHeo ,Ift mir von metner piSdlfes OrSSn und Fna«D su Sdmidelfcld verdirt^. IH«f«r 
Dr. Weißenfcc war bei dem Prinzen hilius Fiit dridi von Württciidarf^ und delTcD Gemahlin Anna 
Sabina einer geb. Friaseirm von Bolftcio-Sondcrborg wahrfcheinlicb als I..eibmedika« io DienA^ 
geCfauidMi, AIn Sohn war Jlohaiin Jakob Weftenfee, Pfarrer in Vleehberg, welcher 1690 sn Stnis* 
bürg Theologie ftudirte, gehflrtig von Ileidenhelni , fein Enkel Philipp Heinrich Weißenfee war 
Prälat in Dcnkondorf. (Georprii, BioKrapli. GenealHi;,', BhUkr Seite 902 und rrefelier 234 n. «.) 
Ueber die Familie des YurtaÜ't'iä dor ächrii'teii konnte niclita Näheres iu Erfuhrnng gebracht 
werden, ein Johann AnaftaHns Remmelin too Ulm lladirte sn StraHbarg 1644 Philofophie, viel- 
leicht war Qeorg Ehrenrdcli RoBniMliD, Ua 1788 Prikt dM Stollen MonlMrdt, dn Sohn 
dee letzteren. 



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154 M. TomHoltz 

2 JTahie dsA er in diefe Gegend gekommen, in welcher er Tolchem heOfamen Wild- 
brunnen nicht weit entfelTen allbereits viele feiner PatientNi dahin venviefen, auch 
künftighin fo Gott Gnad und LcIkii verleihet, zu verweifen gedenkt, allda ihre Ge- 
fundheit zu erlangen, darum fie auch iiothwendig ausführlichen Bericht bedürfen. Das 
erfte Büchlein ift dem lieichserbfchcnken Carl Herrn zu Limpurg gewidmet, theils in 
reiner Eigenrchaft als Palron und .Scbutzherr, aia welchem gedachter WiMbmnnea 
eigeothfimlicb zutteht, theits auch «eü der VerfaflTer den Rdchserbfchenken als einen 
großen FVeund der WüTenfchaften , insbefonderc der Natur kennt, indem er erwähnt, 
in welch' überaus frhörnMn Stand deflen mit frhönen und ungewöhnlichen Pflanzen 
gefchraückter Schloligartcu zu Schmidelfeld ') ijch befinde, den er nebft allerlei Waid- 
und Jagwerk mit vielen ünkoften erhalten laffe. 

Da« zweite Bttchlein, eine Art zweiter Auflage des erftcn nebft 50 Kranken- 
gefchichte», deren der Verüafler mehrere Hundert hätte liefern können, itt der Gemahlin 
des Schenken Carl, der Fraaen Maria za Limpurg geborenen GrSfin von Caftell, ge- 
gewidmct. 11 Jahre fpäter 1028 gefchrieben und loU das erfte ergänzen, da dasfelbe 
vielfach lu-gehrt werde, indem in diefen Jahren fownhl die Gräfin und viele Standes- 
und Adeisperfonen , als auch viele andere Leute das Bad mit Erfolg belucht haben. 

Das Bad befchrcibt Remmelin folgendermaßen: 

«DleTer heilfame Wildbrunnen liegt in dem löblichen Herzogthom Wirtemberg^ 
einen ganz gerii^ Weg betfeits Weldidm, zwifchen der Stadt Schorndorf und 

S( hwübifch Gn)ünd, als von Wein, Gctraide und allen anderen Viktualien recht frucht- 
baren Orten, in einem fchönen, (locli nir!it irar tircßin Thal, durch welches das fifch- 
reiclie VVailer die I.ein fo ftark. dab es etliciie daran liefiende Säprmühlen zu treiben 
vermag, fließet, welches auth nächlt herum mit gar Icliuiietn itarken Taiiueuliolz, «loch 
nicht zu dick befetzt, fondem bequem (ich darin zu erTpazieren umgeben ift, welches 
theils das Beinhartzer, theils das mittlere Thum den Nammi hat 

Das Bad ift vor undenkHi hen Zeiten in Gebranch L^ekoramen^ und buchtet 
der gemeine !^Innn, daß folch' AVafler, als l'elhieer Orten nocti lauter Wildni;; war, von 
einem Thier t^efumlen worden fei Die Quelle fei mit einem rchöneti Geiuß und 
Brunncngerdiwell eiugefalTet und mit einer gar hübfcheu Hauben bedecket, das 
BadbauB von neuem erbaut, das Gaftbaus erweitert mit Badknediten auch andern 
Gehilfen wohl verTehen, desgleichen der Wirth wohl beftallet. Dabei itt auch das 
Gafthaus nicht nur fein groß und luftig, fondern auch fchön luftig und hell, mit einer 
Schlaguhr verfehen, damit die F.adL'ärte fich <lie Zeit verkürzen nnd in ihrer Badzeit 
fich darnach verhalten krmnen- Aueh il't es mit frinen vcrfchiedenen (leniachern fo 
ordentlich erbaut, daß jeder Badgalt lein Zuumer mit ausgertifteten ikttftatten finde. 
Die Kfiche fd weit und licht, In welcher jeder was ihm beliebe, kochen lattea küone, 
da die Gftfte fowohl ton dem Wirth als von and^ Leuten, welche Viktualien zu 
verkaufen dahin bringen, allerley auch guten Wein die 1 uUe um ein hilÜL'es Geld 
bekommen könnten. Auch habe der Wirth in feiner eigenen Behaufung eine Anzahl 
von fclinnen, hiftir;en und faubern ricntäcliern, die zur Vorftigung der Oäfte bereit 
feyen, und bis dato habe noch Nieuuiud mit lujg und Biliigkeit eine lleirhwerde geführt.^ 

') Siehe auch UA^Befchreibiin}; von Gaildorf und Pruftliers Gelcliichtc der Graffcbaft 
Limpurg II, 2Ö2, der Nähere» über da» .Schloß und Schloßkirche mit iVhOiicn Gemälden und Grab- 
milerD bringt; auch Schenk Carl und delTtn Gemahlin waren <lort beigcCetzt. 

') rr< f<-lii i f.ifit. es lei 14^S7 und It^H v.m einer Mcyerifchcn und Maurerifchen rarailie 
von Linipurg^erkauft.^claiualä Ici Ichon ein GeiundbaU dort gewefeu, die 2 Abhandlungen des 
Dr. Remmdhi feien sn foiaer Zdt fehr feiten geworden. Audi erwibot er» da£ aaeb dem 
Glanben der I.ctito die Quelle bei vorgeblichen FafcinntiooeD gute H(ttfe geeehafft habe» foll.. 
Siehe auch OAJkfolireibung von WeUbeim. 



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Du Thierbad bei Welzheim. 



löö 



In neun Kapiteln bd^richt nun der Verfadbr in mnrundlicher Wdfe die Natar 

und Eigenfchaften des Wildbrunnens und t rzählt von dem Urfprung des Waffers, von 
dem üntcrfcliicd dosfelben gocron ntidcios Wailor, von desfelbfn minerifclien Scblichen, 
die CS mit ndi führt , was der Minoren natürliclu' Wirkung iVi. deren Schlich diefes 
Wafler imt; die drei letzten Kapitel bandeln von dem (iebrauch des Bades mit den 
nötbigen Verhaltungsmaßregeln vor, wahrend und nach dem Badgebrauch, nntenttiTeht 
mit allerlei draftifchen Ansndmitteln und Resepten, neiftei» „Pnrgirtitnklein'', fo daB 
man wahrlich nicht in Verfuchiin}.' Kcräth einen danialigon Kurgaft zu beneiden, denn 
da kommen Kezopte vor, wie Nafenrälblin. davon in heede Nafloehor wie einer Linfen 
groß zu brau< hen, Wacli.stäfelin, davon je eines zwilcben den Kiefer und Backen zu 
legen, Schlafapfel, daran vor dem Sehlaleugehen , aach im Bett viel zu riechen^ 
Raucbpulver, Pnlver auf das Haupt zu ftreuen, ja fogar ein Oel in den Nabel zu 
trepfen sur Eröflbung des Leibs. In einem Punkt barmonirt Jedoch der Doktor mit 
der Jetztzeit, daß er dem Befticher des Bades den jedenfalls gutgemeinten Batb er« 
theilt, er möge fich neben guter Kleidung^ allerlei Leinwand, einem Sitzfchwamm, einer 
Sanduhr und anderen Requifiten mit einem fondcrlich guten Seekel mit Geld ver- 
forgen, damit er ja an Nichts Mangel leide. Am Schluil'e fulgt eine von dem Schenken 
Carl von Limpurg zu Schmidelfeld auf Gcorgii 1627 erlaflene detaillirte Badordnung 
in 10 Artikeh. 

Wann das Bad in Abgang gerathen, ift unbekannt, MatfhaeuB Merian fhnt 

desfelben 1643 in feiner Topographia Sueviae Seite 80 gelegentlich der Befdireibong 

der limpargTchen Stadt Gaildorf Erwähnung, und im Jahre 1655 befuchte es noch 
der herzoglich wirtembcrg, Generalfcldzcugmeifter deorg Friedrich vom Holtz, deflen 
Vater Georg Friedrich im September 101)7 an der Peft dalelbft geftorben war. 

Gegenwärtig unterl'cbeidet lieh der Ort, auf dem einige Bauern häufen, in 
nichts mehr von einem andern Bauernhöfe, und nach Ausfage eines alten Mannes 
dafelbft Toll das Hauptgebinde, yidleicht das fogenannte Herrenhaus, vor vielen Jahren 
abgebrochen und die Quaderfteine davon zu anderen Zwecken verwendet worden fän; 
die Quelle, die jedoch in fchlechtcr Faffung noch cxiflirt, wird bisweilen von Landleuten 
benützt. Nichts erinnert mehr an das wohl in kleinem Maßftah angelegt geweiene 
Bad, von dem wir uns ein annäherndes Bild machen küuiieti, wenn wir in Merians 
Topographie Schwabens (zwifchcn Seite 82 u. 83) die Abbildung des früher fo 
berühmten Sauerbnmnens zu Göppingra betricbten, weldier auf uns fchon den ESn« 
druck großer Einfachheit und Genfigfamkeit macht, um wie viel befcheideuCT maß 
erft das weniger bedeutende Thierbad gewefen fein. 

Bad -Ordnung 

deren in;iii i ti niil'iTcm TJiicrbad i>ei W f 1 7. h e i m nach zu j^fU'bcii. 

Wir Carl ilerr zu Limpurg, des Heiligen röraifchen Reichs ErbCcbcnk und Semper- 
frey ete. woII«ii und befehten ans fefner UrTadieii ernftlleh folgende Punkte dieflw In nnfere 
ITcrrfchaft pelcgenpn Orts und lindes, bei Vermoidnng Ungnad, auch angul.utir und 
anderer fitiafen, hohen und niederao Standeaperfonen, woher die anch Teien, so obferviren 
und hl Obaeht so haben. 

Erftlieh, wdl Gott ein Oott des FriedenB, ift es billig, daß Frieden Ja BniflViedea 

nicht allein in dem Herrn- udcr Gaftbane, Bad* Und VVirths- und andern H.lurom, fondem auch 
dem Hof und ganzen l<tziik lu mm fTchnUcn wrrdc, damit keiner dem andern niuthwiliig oder 
vori^tslich in dem Bad, Lorauiciit, bp;uiireii, auch bei Scliießen, Tänzen, Zechen mit ^Vort oder 
Werken iiberdriißig fcy weniger mit Injurien, Auefordeni, Wehntackm, entblOSeny oder was dergl. 
im Burgfrieden hochverbutent? Thätlichkciten mehr, Unfug anhebe, bei Straf 10 Qnideo oder 
nach Gei'talt des Yerbrechens, üab and Gttter, Leibes und Lebens. 



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156 H.TomHoltz, Du Thierbad bei Weliheim. 

Am Andern, weil in dem FiiefTen das liehe noflrnTiidifre Orhpt defto rifrigor verfchen 
wir unS| daß allo Badgältc rd 8onn- und Feiertagen, tiütt zu £lir und Dank und ihnen zu Nutz, 
lelbAm die fewffliiillebe Predti^en twfuelieo werden. Verbieten aber emftHdi allee Gotteellfteni, 
Fluchen, Schwnron, fcli.itKlbare Licderfingt-n, iinn«tliig yeilfen, ancli ftark, foliderKeb QlMbea«> 
fachen betreffcod difputircn, bei fchärfftcu Etufehen. 

Zum Dritten folie fieb keiner nnterJlehen , Jemanden am fdnem GemtiA oder Bad- 
Aell auszutreiben, veK jedem Badgaft feines Lofamcnts eines auf bcftelltcm Tennn, wenn das 
Bad einzubrennen anogerMfen wirc], angehet und ihm fclbi s richtig zu machen, zuftehet, allein 
wenn folches Gemach inner 14 Tagen nicht bezogen würde, mag es dem nächAen, der ea bedürftig 
oder begehrt, eing eräamt werden« Jedoeh foll der Erde die 14 Tage Zins zu bezahlen Tehnldig fejn. 

Zum Vierten gebieten wir auch, daß fich alle abfchculiche kranke I.put hpfondcren 
Orten fetzen und wann ihre Scliäden im Antlitz Ach wohl rcrbUUen, ihre Zttber nach ihnen nicht 
mehr so febraneben und was ans infieierten Orten kommt, ginzlloh abraTohaireo twd in dem 
Bad niebt zu dulden. 

Zum Fünften ift den Badgäfteu zu wiffen, daß fie ihr Bad Uorgens um 5 Uhr bis 
lOübr fertig haben feilen, wie aneh Kaebmittags toh 1 Uhr bis b ühr fleb darnach tn itehten 

haben, Krzeigt fich der Badknecht, der das Feuer an rechter Zeit eintrechcn') und das Bad- 
bauB bcfchließen folt, fruimfelig, fr» wird er auf Anzeig der Badgäftc mit ernftliolier Straf von 
unferem Vogt, der ein wachend Aug darauf habou i'uU, angelehen werden. Au Feiertagcu aber 
Ift erflt naeh der Morgenpredigt anzubrennen und Sonntags gar nicht, allein was febr ausgefchlngene 
Leute, die infigon Morgens vor der Kirrhe, doch mit bemeldem unfcies Vogt-» 'l iiVIbft Vorwiflen, 
Befehle der feiner Diakretiou und der Ferioneo Befcbaffenheit nach ala der die Erlaubnis zu 
erUieilen widen wird, tob dem warnen WalTer, dae Samfta; Abende anfgehalten wird, baden, 
deßwegen die unnÜUen WafchbSdw, foaderlldi Samftage hei itnnaebl|filger Strafb gtM etngeßelU 
Terbleibeo foUcn. 

Zum Sechften folic JedermSnnigiich inKflehe, Keller, ja aller Orten und Gelegenheit, 
ionderlich die Ehehalten recht liaiuleln, mit dem Fener gewahrfam umgehen, sQ leehtcr Zeit die 
Thttrcn befcbließen, vor dem KtllVl und Badbrunnen, weil bei (iem Perlinabrunnen auch gleich 
dabei vorUberflieilender Lein erwtlnfchtc Gelegeabeit nicht wafdien, oder mit unfaubern Gefcbirrcii 
darebi greifen, alles bei nnnaehliSiger Strafe. 

Am Siebenten ICt firh Na< ht7eif des unnöthigen Schießens zu enthalten damit Vn- 
gelegenheit verhiUct und waa LofungfchUlTe in Feuer> und Kriegsnöthen feycn, eilends Hilfe zu 
febaülBin erkannt werden. 

Fürs Achte und wofern, welches doch Gott gnädig verliüttn wolle, reiiersnoth oder 
ander weiter Zufall von Kriegsnoth oder niichtlichem Einbrechen gefchebcD folltc, foUeo Badgifte, 
Badkoecbte, Wirth und fein Gcßndc uud wer zugegen, einander treulleh heifpringen und Bettung 
ibaa helfen , auch in dergleichen MothAllen S oder 8 LoAingfehlUie geben tnid anihm Vegt am 
weitere Hilfe eilends ax incren. 

Es follen lieh auch zum Neunten die Badgalte fo gut fie können iViblt behölzeo 
vnd der Rerrfebaft HoMs lum Keffei unterbrennen enthalten, darob dann nnfere Badkoeehte ein 
fleifflig Auffehen haben nnd die firli defTen gebraueben anzuzeigen wilTcn werden. 

LetzUcb und zum Zehuten folle jeder Badgaft, was ihm von Bettlcinwand und allem 
Andern Übergeben worden« vor feinem Binwegrelfen nnferm Vogt wieder üefbm, bmt gebührenden 
Stubenzios und Brodgeld, wofern folches nicht wochentliili dem Radknecht ziigeftellt worden, 
goftaltfam diejenige, welche anfierhalb dem Herrn- oder Gafthaua wohnen thun follen, das Bad- 
geld tugendlich richten. 

Andere der Gäft Bcfchwcrlichkeiten wird auf Anbringen unfer Vugt abzufchaffen wifTen, 
mit dem Vorbehalt folche Punkte naeh der Zeit und andern UmfKnden zu Andern nnd mehren, 
wie e« uns dann nutz und gut anfehen wird. 

DaC nun dieS Obgefehrlebene alles trafer goldiger Will nnd Meinung wie aneb eruftlich 
darob g( haltt ii haben wollea, haben wir na mehren Bekrhltigong unfer Seoret-IoAegel su End 
Vordrucken lallen. 

8ignatam Sobnddelfeld, auf Qeorgi Anno 1827. 



*) eiatrechen, nitteihoehdentfefa = einfehieben. 



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IGT 



Noch einmal Weinsberg. 

Yergl. Wiirtt. Vicrtcljahrshefte 188L S. 287. 

1. Der Vertaner des Schriftcbens ^tieXcliic-lite d^r Stadt VVetnsberg und der Burg Weiber- 
tnm'*, Harr Prot. Dr. H erk tm Ebingen, verweilt gegen Herra Gfietlmers BehanptOBg VIertoy. lY, 
986: jener habo Wcinsbcrp lantlich von Wodansborg ableiten wolfen, auf die Schrift fclber und 
mochte der dort verAicbten Etymologie auf Gruad neuerer Forfchungcnnocb folgeodea beifögen : Du 
Wort wloe findet fleh heute noch in dem FrauennameB JUwine. Ale HnBcnlinniD hat ea die Bedentnag 

Freund, Gatte, Mann. Der ncfchlethtHname Tiaiihvoiii, dir ;iuc?j iu Weinslnji-f^ vnrkoiimit, muß 
vormals Traatwine gelautet haben, wofUr im Oberland der gleichbedeutende Trautmaoa vorkoiniut. 
Laatlleh «ogefehen verhielt« fieh demnach tHutwiae aalVaatweSn wie Wtnesberg au Weinaberg. 
Dagegen il't die Ableitung voti Winne = Wonne, wie CHlnthner will, fclion deshalb durchaus unftatt- 
haft, wt-it urkundlich Wirx^sherc Überall uüt einfaelMB n gefellrieben wurde und die Verdopplang 
dcsfclbeu uirgeuds Jkü iindet. 

Niebta defto weniger halte ieb, flhrt ^rr Heik fort, den Weinsberger Berg fOr dnett 
Wodansberg und erkenne in dem urkundlichen Wincaberc ^eine abHcbtliche Verketzerung von 
Wodanaberg* wie ich auf & 18 meines Schnftcbens des Näbei-en auseioandergeletst habe, oicht 
aber .eine Herleitung dea Namens Weinaberg voa Wodanaberg*, waa A. Gilnthner W. Viertel- 
Jahrsh. 1881 S. 28G mit LautgcrLtzan glaubt bekämpfen zu follcn, was aber doshalb niclit zutrifft, 
weil niigeuds behauptet wurde, daü zwifcbeu beiden eiu lautlicher Zufammenhang fei Die Gründe, 
weiche mteb an dtefnr Aimalime bewegen, die fleh aaMrlidi keinen wetteren Werth vindiciren mOehte 
und kann als den einer Hypothefc, finden Höh gleichfalb hl »einem Schriftchen, während ich die laut- 
liche Ableitung des Namens Wcinsberj^ von Wincsborp: — Fraiienberg. Weiberborg, Weibertreu, wie 
diefe ubcu ausgeführt wurde, als zwar durchaus neu, aber deshalb glcichwuhl alä uuwidcrlegt und, 
wie ich meine, auch als nnwiderleglich lelihalte. 

Dagegen ift ps plcicbfalls iinrirhtijr, daß ich jene Hypothefi' bloH datnit zn l'tiitzen ver- 
mochte, da£ der dem Weinsberger Burgberg gegenüber gelegene Berg der ächimudaberg') beiüt| 
wie man aoa dem gletehen Artikel Herrn Qnnthnera fchlieflen konnte, vielmehr habe ieh 8. 19 ff. 
meines mebrfacli genannten Schriflchens eine Reihe von Gründen aiifpezaliJf , «'clche mich ZJX 
der Annahme führten, daß der Weinsberger Berg einftens ein Wodansberg gewefeo, ebenfo 
wie Ieh Iti Wnnnenftein den Wodanaftein und in Wnnfidel im Fichtelgebirge Wodanafödel 
WodansHtz erkenne. Weiter führt Scberer im Archiv iUr Oelchichte und Alterthum liuch VII. 
S. 68 — 69 außerdem noch folgende Ortsnamen im Tit htelgebirge an, welche fflr den Wodansdienft 
zeugen: Wonfaß = WodanlTitz. Wonsgeliaig - Wudaii»gcUego. Wunau = Wodansan. Ingleichen 
Wuftuben und Wnnderbacb. Herkwfirdigerweife And am den Wnnnenftein hemm viele fremd- 
artig lautende FUimanipn, welche uns auch um den W^rin^berger Berg begegnen, und welche ich 
in gleicher Weile auch am Michelsberg gefunden habe, wie Lindach, mtberg und äcbnarreaberg 
n. a. Waa non biabefondere den Sehimmelaberg bei Weinsberg betiilR, fo Aubt Herr Oflnäner 
meine Erklärung damit zu entkraficti, daß er bcliauptet, das wcille KoG habe im Alihorhdeutfchen 
nicht Schimmel, fonderu blancros, im Angelfäcbf. der blaoca = blankes JUoß geheißen. Aber 
die Beadebnnng Wodan« als ScIiimmelTefier ift ledenfhila uralt and nicht erft In ehriftlielier Zeit 
avfgdkommen, and gewiß haben die Deutfchen fchon in einer Zeit, ans der wir keine fehiift- 
lichen AuRceichnnn^en haben, in der YulgArfpraehe ihre weifien Pferde nach dem aäohianner* 
ihrer Farbe Schimmel gcheiiien. , . . . , 

Wie ich nun im Weinsberger Berg, ebenfo im Wunncnftein, einen Wodansberg erkeana, 
fo erfcheint mir auch der Micbehl«erg bei Erackenheim als Wodansberg und wurde, wa? noch 
deutlich an den Säulen des heutigen chriltlichen Heiligthums erkennbar ift, zur Zeit der KOmer- 
herrfehaft «nf den TrOmmem dea Wodaneheiligfhnnis — eh rSmifeber Lnnatenpel auijim^Awpft' 
In gleicher Weife bin ieb mit Froiberrn von <>w auf Waebendorf ganz eiuverftanden , wenn er 
den Wurmlingerberg (Vierteljahrshefte IV, S. für einen Wodansberg, den Oeftetberg bei 
Tübingen für eben OAaraberg, Swertislooh für einen Inena dea 8ebwer^;«noffea des Zla, er- 
klärt und Tübingen flir Zinbingen, als den Ort bezeichnet, wo die Anhänger des Ziu faßen, 
der bekanntlich der Sohn Wodans ift. Der BnHen, an dem fich, wie an dem WurmUnger Berg, 
die Sage vom Schimmel reiter bis auf den heutigen Tag erhalten hat, war gewiA den Alemannen 



Anmerkungen der Redaktion. 
♦) Es wird weiterer Erliutening bedürfen, wie Winesberg, ex hypothen — FrauenbeiK 
eine «abfiehUiehe Verketzemng von Wodansberg ohne lautlichen Zufammenhang" fein kann. 
^ Der Berg bei£t 1860 utknndlicli Sehemeisberg ofr. OA.Berelir. MeokarX. S. 86fib 



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158 



Noeh eininal Wdiisberg. 



anch fo ein weithinfichtb.iros Heilif;t!iiiTii des Wodan, worüber z« vergleichen Dr. M. R, Bnck 
.Der Buffcn" S. 37 ff. Das aber haben alle diclo oben angcfliiirteii lieiligcii berge Schwabens uüt 
«iv«i<l«r gvoeioraiD, dat fia wi« natOriieli« BiefMaltire uotm ibrer Ungebmig durch ihr«a impo» 
Tanten Aufbau hervorragen und in weite Fernen fielitbnr And. Dooh blwKbar «od MUeiitliefa 
über den DraoheatOdter und Wurmringer ausführlicher ein andermal. 

2. Aus einem Brief von Dr. Back in Ehingen. 

Daß Weioaberg nicfat« mit Wodiui «u fcbaffen habe, ift xuxageb«ik Die Deutung dei 
Herrn Gflntbner In den Vlerteljahrtheften 1881 flw 387 aus wlane^ das die GIoITbd mit eauma, pallam 
wledargoben, ift aber gleichfalls nicht haltbar. Denn 1. bat nicht eine einzige Lefunf Wisnai- 
berg mit zwei '2. ii> der S-Genitiv in Ztilarnmenfetznupen zwiiei Grundwörter ganz un- 
gewöhnlich, zumal in der alten Zeit, und wo dielcr Genitiv an weiblichen SubUtaotivea je 
TOrkomni, tft «r auf awei GrundwOrterklaffsn befcbrlidU, nemlieh anf Baum- uod BaebBamen, 
an einem anderen Gnmdwnrte habe ich ihn, trotzdem ich Taulende von Kamen muftcrte, nie 
gefunden. Aber auch da, wo er vorkommt, iit «r eine nicht berechtigte Ausnahme. 3. Iii ea 
nlr bin jetxt naeh SOjShiigem Suoheii noeh afe g^angea, das Wort wbine, fo wenig als das 
gleichbedeutende wiinne, in irgend eineni Orts- oder Flurnamen zu entdecken, obwohl da.s zweite 
formelhaft in der Pbrafe «wunn und waid" anzAhligamal gebraucht ift. Der Ortsname Uimmel- 
wnine tlUt afebt daher, wtM er a) «a kOafUieh gemachter Nene ift mid b) hier wunae Im 
leWgea Sinne des Wortes gamtint Ut E« ift ein (Flauen-) Kloltername wie Himmelaprorti^ 
Ghtifigartrn n. d^l. mehr. 

Da fall alle Ortsnamen, dtireu erlter i'heil (das iiei'timmungawort) auf ein s codet, 
d. h. Im ftarlEea GenItiT fteht, dnrcb Perfonennamen belUuunt find, fo JA es aar rachgereeht, 
bei Weinsbcrp: znerft .in einen beftimmenden l^erfoncnnamcn z» denken, d. h. die Regel gelten 
au laffen und dann znzufeben, was dabei Vernünftiges herauskomme. Die älteften Belege lagen 
Wfttsberg. Das glelefat In der Form den Bergnamen Abilsbeiga, Egisbeignn, Affesberg, Boehes- 
berg, Rrahsberg, DeiueHlierg, Kbelsberg, Eburesberg, Uiigcsberg etc. Das I'eUiiumungswort er- 
Xcheint in drei fehl' alten fränkiicben Ortsnamen, im ON. Weinsheim (Pfalz), alt Winsheim, 
Wfnesheim (POrflemaan ONB' pag. 1G15), ebe^fo in Wineswilere (Pfalz), fcbwach deklintrt in 
Weinheim (b. LorU h), alt Winenhclm, in den uralten Flurnamen Winesfol und Winestal bei Hamcl- 
burg (Miilienhöir und .Scherer, Denkm.ller deutlcher P. S. 17i a. 777). Aber ,ineh in Bayern findet 
fleh ein Winesprunuiu, jetzt Weisbrunn (LG. Trosberg), feriiei bei Deluiuid eiu VVineabiki ^=bach), 
ein Wineswalde in Weftfalen. Dasfelbe Beftimmangswort findet lieh fehwaeh ddtliabrt Im ge* 
dachten Winenhcim; denn die gekürzten Schmetclu-IfonncD gehen bald nach der .S-, bald nach der 
K-deklination, je nach der Lause und der Geptlogcuheit der einzelnen Gegend j diefes Wines-, 
Wlneo- tft aW niebts anderes denn der Genitiv des Perfonennamens Wbno, weleher als Wfai 
(8. Jahrh.) im Codex Laure^theim. Nr. 2420, als Wino bei PardelTiis, Diplomata etc. Nr. 4D2, .ilä 
Oauine ebenfalls im Cod. Lauresbeim. Kr. 1301, als Wini in Uoldaits Cenlualcuverzeicbois von 
St Qallea n. C, w. vorkommt. Oerade anf frSnkifebem Boden kommt er aUb frOh und mehrfkeh 
urkundlich vor. Wamm Toll denn atfo Winsbcrg nicht Winesberg, Burg des Wino, fein, genaa 
wie Wines-tal, Wines-sol, Wines-prnnniu etc. da.s Thal, da.s Sol, der Brunnen eines Wino find? 
Es ift nicht nöthig, daü mau diefen Wino gerade für Weinsberg dokumcntarifch nachweist 
Gute nnr das als efaudgcs Krkennungszeieben »der als vollgiltiger Beweis fBr sinen PerfonM- 
namen, daß er jedesmal auch für den zutreAeudea Ort oacbgewiefba worden luuWi dann wire 
es um die Kamenanslegung übel beftellU 



Zur Gefchichte der liorg iiehenburc;. 

Ueber die Gcfchicke der Burg l?ebenburg berielitit die UA.Bcfchr. Gerabronn S. 198 
Einiges, was bei genauerer Nachforlchuiig nicht Itichhaltig fieh erweist.. Der alte Bergfried, 
der swifehen den Etfenbahnftationen Roth am See und Blanfeldcn dem Heilenden feinen Gruü 
zuwinkt, reizt immer aufs neue die Wißbegier. .Stammt er doeli lieber noeh ans iler Zeil der 
Staufer. Ueber die ilteften Herren von Bebenburg und ihre Identität mit den Herren v. Weins- 
berg t Wtirtt Vlerteljahrab. V, 802. Die I^Xteren Herren von Bebeobnrg vmrdisoten ehimal 
eine genauere UuterJ'i; t tm-, doch wird erft abzn^rarfen fein, ob das Wirt, l'i kundenbiich nicht 
eiaiges neue Liebt über die Frage nach dem Ürfprung und dem Verhältnis diefer Keicbsdieuft- 
mannen sn des alten Herren von Bebeoburg, weicke (ioher Edelherren waren, verbreitel; 



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Boffert, Zur OAfehielite d«T Burg Bebenbarg. 



151) 



Hier foll »In? Ocrrhifi; (]pv Striniinlmr^r <\en Gefchler-htn vnn 1380 1534 niif Ornnfl vmi 
neuew Matoriai, das oitie Forlchuiigsn-ile im Kreisarchiv Nflrnberg ergab, beleuchtet werden. 

leh greife Mer ein wenig weiter am, am eine bie jetst nnbrnwiitete Epifode an« der 
Zeit des 14. Jahrhunderts in ein hellerea IJrht zu ftellen. Wir Ichen die Burgjji'afen von NQro^ 
berg in glOcklicblter Weife ibr Uebiet durch üünfe ebenio nach Korden wie nach Ofien ausdehnen. 
Da« reiche Erbe der Grafen von Trnbendiogen itan fo in ihre Hlnde. Ganz befonders waren 
CS die Grafen von Hohenlohe, von deren Gebiet oio Stflek uui dm andere an die Burggrafflü 
iibi'i-piMi;,'. Der Gatte der bairilohfü Ilri/.n^r.-'tixlitf'r n»n dem Haule Ludwige de« Baiem war 
an bedeutende BedurfuiiTti gewühnt Ka war dies Graf Geriach. 

Er braaehte Geld. Hatto er 1871 WalTertrOdiDgcn and Andere« am S8000 Pfd. an die 
Burggrafen verkauft, fn M^^tc 1378 I'flVnhoim init l'ni^'i i;cnfl . das er ffir 24 IX)0 fl. ungarifch 
hingab. Als nun 1376 die Hinchäftadt Fcucbtwangon durch Karl i\^ ap den Burggrafen Friedrich vor- 
feilt wnrde, war TViedricb der nnmittelbare Grenznacbbarder Grafen ▼. Hohenlohe geworden, denen 
<lamals riailsht ira imr li gehörte. War früher und fpUter das Haus Hohenlohe in innigen Beziehungen 
zu den Burggrafen von Nürnberg geftandeu, fo beitand nun eine heftige äpaonang xwifcben Burggraf 
FrledrSeh ond den Grafen Kraft und GottiHed Hohenlohe, die ohne Zweifel mehrere Jabre dauert«. 
Alle Fdnde des Barggrafen unter den ritterlichen Herren fchloßcn Heb an die beiden Hoben- 
lohor an, während umgekehrt alle.s, vm.s mit di'ii Hohinloln rn /.erfatlen war, auf des Burggrafen 
Seite trat. Ungewdiiniich zahlreich find die Hichtigungen und Urfehden von geiangeaen ritter- 
Uehen''HerrBn aue jener Zeit, welche Banfblmann verOffentlieht hat 1B71 warn Waitw Gaplaii 
und Balklieimcr hc'i Crailsheim gefangen un<\ in N» titiiftLin ins Gefängnis gelebt worden, 
Uanf. 2, lOJ. 1372 gelobt Cuiu v. Wiefeub.ich, nicht mehr wider die Grafen iu-aft nnd Gott» 
fried va fein, ebeafo Hans RamMuer, Diemar v. Sebopfloeh , Hanf. 2, 98. 1, 465, 1873 Werner 
von Ippesheim, Hanf. 1, 467, 137.5 3 Gebrüder von Hiirlbacli und Ka» Cropf, Oehr. Arch. 
13)10 oder Anfang 1376 hatte der Burggraf und feine Mannen eine litedurlago roit großem Schaden 
▼or Ftechtwangen durch bobenlobifcbe VafaHen, Dietrich und Radiger Lefch, erlitten, Mon. 
Zoll. 4 S. 354, 86B. Darauf war der Burggraf vor Amlishagen gezogen und ii ii i t fe Feftc der 
Lefcheu cingonommn). Ja er nmß noch weiter ins Hohenlohifcho g<^7.of^m iVin und Nagelsbcrg 
nach rcbwcrem Kampf eingenommen haben. Denn aia beim Friedensvertrag der Grafen v. Uoheo- 
lohe mit dem Burggrafen verlangt wurde, daß die Grafen allen BMib, der derdi des Bnvggmibn 

Feinrlc in linlifnloliifchi' Srlilrnn-r •^diracht und dort verkauft ft*t , zurückgeben niüCten, wrirdc 
Kagelaberg ausgenommen, Mon. Zoll. 4, 38i). Das hat nur einen äinn, wenn dort der Barggraf 
felbft ErßUa geholt hatte. Die Annahme, daß e« vor Nagelsberg an heftigem Kampf swifehen 
beiden^Parteicn gekommen, beweist noch eine andere .Stelle aus den Mon. Zoll. 5, 145, wonach 
1384 Apel v. Sehanmberg Hchadenorfats erbült für den Verlust eines Heogftea, den er in des 
Burggrafen Dienft vor Nagelsberg erlitten; daß diefier Verlnft nicht ins Jahr 1384, fondem in 
Arühere Jahre fallt, beweist der Gegenfatz zum Verlnft vor Nagelsberg: „und bis auf den heutigen 
Taj»". Da» zeigt deutlich, daß wir das lUelit haUcn, dir beiden Data der Urk. 1377, 1384 in 
eine Zeit zu fetxen. Aus der Süline mit den Herrn von Kirchberg von 1377 ergibt lieh weiter, daß 
Baban von KIrcbberg und Konrad von KirehlMrg, hniggräflicher Amtmann in Fencbtwangen, 
die Grafen von Hohpnlohc in Pilaiifrlden n^crrhä>Ii;jt nnd Vieh und and(>re Hahe wc^i^etrieben 
hatten. Die ganze Fehde ift noch nicht genügend anfgehellt, weder Stälin noch Fifcher (Gelchiobte 
des Hanfes Hohenlohe) berühren fie. Sieher werden die Biehtigungen der Grafen von Hohenlohe 
mit Lupoid Kuchennieifter und Cunz v. Ellrichshaufcn und Hans von Seckendorf, fowie Burkhard 
und Fritx von Geichfendorf aus dem Jahr 1377 (üehr. Arch.) noch größere Klarheit geben. Aus 
den SQhnevertrSgcn mit den Lefcheo und Grafen von Hohenlohe, Mon. Zoll. 4, 354 f. 889 f. 
ergibt Heb, daß nt-ljLii den huhentoUfohen Vafallen v. Bachenftein und Stetten die Herren 
v. Bernheim tind Eckelin v. Gailingen als heftijrfte WideiTat Iier iks Burggrafen mit den Hohen- 
lobern, dagegen üaban von Wicfeuba^eh mit dem Burggrafen gemeiofctuiftliche Sache gemacht. 
Amllshagen folite nun des Burggrafen offenes Hans fein. Wie fiberans willkommen mnSte nnn 
dem llnr^Tf-'i afcti die Gcle^renhcit fein, /.wifchen Feuchtwnng'i'n nnd Amti'^hag'en zwei alte Burgen 
erwerben zu können, die eä ihm ermöglichten iu diefer Gegend immer fcftercn Fuß zu l'aiTenl 
Am 6. Desember 1880 kaufte Borggraf Friedrieh von Wilhelm v. Bebenbnrg die Feiten Beben* 
bürg und Gammcsfcld fowie Eibelftadt Landg. Ochfenfiirt (Unterfranken). Aber noch hatten die 
Herren von Hirfchhorn alte Anrechte au Bebenburg. Engelbard von iiiiXcbborn hatte Xcboa 
1357 von fehlem Schwager Engelhard von Bebenbnrg, Wilhelms Stiefbruder, deffen Theii erkuifk 
f. OA.Befolir. Gerabrono 18& Der Burggraf fand He 1387 .ab mit 5(>t)0 fl., Mon. Y.oW. 5. 199. 
Ein Drittel an P.obctdjurg war ahev al.-> Leibs^eding noch Hn') an Kafharinc von Klin^^cnftein, 
Gattin Konrads von Bebenburg und Witwe N. v. Uebfedel, verichriel>eu, deren Sohn eriter Ehe 




160 



Dringende Bitte. 



"Rapot 13f?8 zu Bcbci\bnrg Taß, Biirp^r.af Frioflripli vrrrrhrii.'b ilir daftir ein Leihgoding, Mon. 
Zoll. 6, 268. Unklar ift, mit welcbom Recht Hochbrand v. Hornburg vor 1381 za BebenburK 
fafi, Mon. Zoll. 5, 148. Da der Burggraf aaeh die etwa uf Bebonbnrg bafteodea Verbiadlidi- 
ktiteii Hochbrands abernehaten maßte, To feheiat es, d*B er voa Wilbehe v. Bebebbufg «bi 
Pfandrecht erhalten haHi>, 

Raum hatte der Burggrat das letzte Drittel erworben, da meldeten iicli neue Glieder 
der Bebeabarger Familie, nm die «Ite SteaMuburg soriidMvIiMfMi. Es irar die Witwe BHdolfl 
von Fcbcnbnrp, Katharina, und ihre Söhne Rudolf und Kngelhard, denen der Burggraf 5000 fl. 
Tcbuldig war; Tie erboten Tich die Burg flir 3000 A, zu abemebnen 15. hov. 14U5^ Mon Zoll 6^80& 
Der Kaaf warde «m 8S. Mira 1406 perfokt Die beiden ErRder feilten In Bebenbarg ÜO (L 
verbauen, Mon. Zoll. 6, 324 IT. und dem Burggrafen, der die Burg auch fUrdcr vom Ueich zu 
Lehen tragen foll, allezeit Wiederlöfung geftatten. Wann dicfcr Fall eingetreten, ift. nicht ficher 
zu bestimmen. Jedenfalls war der Burggraf 1440 wieder irn Belitz der Feite. Denn 1440 Dienftag 
nach Trinit. verkauft er das SchloB ao Kraft Ten Eoslingen, der 1000 fL daran Terbnnte» Kraft 
fuchti; ftMnen Hefitz in der Gegend zu vermehren. 1442 .S. Valcnt. kaufte er von Konrad 
von Prettacb, Pf. in Michelbach a. d. H., einen Hof zu Brettacb, 1444 Mont. nach Invoc. das Schlößchen 
s« Brettaeh and ^nen Hof dafelblt, der Fria v. Urhanfen gewefen , von Euebnrias Weimers* 
hänfen, ebi^nfo 21 fl. Zoll zu Wiefenbach und Heimberg von Kath. v. Vcinau, Gattin Tlniina? 
Aufbeimers. Von Kraft gieng fein ßefitz (Iber auf feinen Sohn Walter, feine TOcbter Margareta, 
Qattin'Sabans von Helmftadt, nnd Brigitta. Rabanv. Reimftadt verkaufte feinen Tbell an Beben* 
bnrg 14Ö5 an Karl Truchfefi um 2000 fl. und 250 Pfd. 1468 find Ebert und Nicolas v. Venningen, 
wahrfchcinlich Söhne der Brigitta v. Euslingen. im Mitbofitz von Bebenbur^. Sie erwarben 
1471 auch den Tbeil Walters von Enalingen. Wann nun die v. Venningen ihren Belitz an den 
Markgrafen rerSufierteo, Illßt fleb nicht feftftellea. Jedenfalls hatten Anfangs des 16. Jahr- 
ban(1ert9 die ITerren von Wolnicr<>hanfcn das Amt Rembcrp: tnno. Pen Schloßbau zu Bebenlnirr 
verkaufte Markgraf Georg 1&34 an den SchiüthciOeu Jakob Biquelin von Wiefenbach tßr läOü ä. 
Kr. ArdL NBmberg. Daß die Borg 1449 von den BotheBburgem aerftOrt wotden, wie die 
OA.Befchr. bebaaptal^ dafür fehlt Jeder Anbnlts^nkt. Klebt der Krieg, fondem der Zahn der 
Zeit hat die alte Bug gebrochen*)- G. Boffert. 



Dringende Bitte. 

Sollten, außer den nachltebcnd verzeichneten, noch weitere Wappenfiegel (oder 
Ikattohe Bildfiegcl, aber keine Portraltsfiegel) vor dem Jahre ISOO bskannt Üsiiii 
fo bitte lob, im InterelTe unferer deatfehen Siegelkonde, am gOtige Bezeichnung derfclben. 

Kupferzell, März 1Hh;{. Dr. Filrft Hohenlohe. 

Verzeiehni» von Wappen fiegeln aus dem XII. Jahrhundert. 



1157. Herzog Berthold IV. von Zäriogen. 
llfiO. Grnf Arnold von Lensbnrg. 

1163. Graf Rudolf von Kanisbeif^ »), 
1165. Graf Eniich von Leiningeo. 
1167. Oraf Cbnno von Lensbarg. 
1177. Graf Bertold von LechagemOnd. 

Heinrich von I.iehcnftoin. 
1185. Graf Ludwig von baarwerde. 

1185. Eberhard von Bberltein. 

1186. Otto von T.olidi'bnrir"). 
11Ö7. Oraf Albert von Klettenbcrg. 
1190k Graf H otlta von Oldenburg. 



1190. Herzog Adalbert von Teck. 

1191. Herzog Heinridi der Löwe von Baiern 

nn<l Sarhfon. 
1197. Herzog Matbeus von Lothringen. 

1197. Ilarfehall Herrand von WMon. 

1198. Graf Walram s i l. ncnbui^. 

1199. Graf Boppo vou Wei tbeino. 
1199. Caftelan Egidiua von Cona*). 
1174 if. Oraf Hartmaaa von Dilliagen. 
1179 flF. Graf Ltidwip vun Octtirigren. 
11 . . Graf Friedrich von Leiuingen. 
11 . . Oraf Poppe von Henneiwrg. 



') Bebenbarg, wo ein Heinrich Schenk 1393 faß Reg. boic. 10, 310, iSt ohne Zweifei 
io der Oberpfalz. 

*) Ob Wappen- oder Sicigelbildf 
*) Wohl Sicgclbild. 

BertebtlfKBg. Seite 72 Z. 10 lies: dveleokfebUdfOrmigen. 



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Das 

llntheilbarkeitsgeletz 

fm 

württembergi leben iüilteuhaufe 

naoh reiner gefohiohtliGhen Eniwieklung; 

Von 

Dr. jur. Albert Engen Adam. 
(Intitgiinil-IMirertatUm.) 



QaellATx und Xiit«vatuv. 

Kofer, Johanii Jakob. Tentfehei Staatoteeht ({nsberondere "XllL Theil. Leipzig, 1744). 
Hoffmann, Friedrich David (praefidc fiottfr. Dan. Iloftmann) Iliftoria et Job Unionis terri- 
torii Wurtenabergici. Tubicgae 1704» abgedruckt in Wegelin Thefauma rer. Suev.Too. iU. 

p. 456—459, 

Sattler, Chr. Friedr. Gefdiicbte WOrttenberga anter der Regiening der Grafen and der 

ricrzoßc. Tübingen 17r>7 iTf*."^. 
(Cotta, Chr. Fr.). Dem Andenken der Vereinigung Wirtcnborgs nnd meinen Mitbürgern ge- 
widmet am dreihnndertjftbrigen GedtehtniStage des Eberhardifehen Vertrage von Mßo- 

. fingen 1782. 

— - Oefchichte des Erft^eburtsrcclits im Hans Wirfenbcrg. Frankfurt und Leipzig 17ö(i. 
Breyer, Joii. Gottlieb. Elemcnta juris publici Wirtcnibcrgici. Ed. II. Tübingen 1787. 
Spittli I, Ludwig Timotheus. Sämnitliche Werke bwanagegeben von WAehter; ioebefondere ' 

MI. liand. Stnttfrart und TübiiiKen 1837. 
(Naft). Hiitorilchü Ausführung über da» Gefetz der Untheilbarkeit und dea Erltgebui-tsreciit» 

in dem Wirtembergifcben FUrftenbaofe. FraiAfnit aad Ltfpag 
B^yfcher, A. L. .Sammlung der wUrttembergifeben GeTetie. Stuttgart an4 TSbiagea 1888 £ 

Band 1—3. ütaatagrundgefetze. 
V. Pfirter, J. 0. GofcUebf« der VerfelTnng des Wirtembergifcben Hanfes und Lande», Heil- 

bronn 1^38. 

V. Stälin, riir. Fr. Wirtemborgifche Gefrhidih. Theil I~IV. Stiitt-,ut 1811— 1«7:{. 
Sc hülse, Hermann. Die Hausgefetzu der regierenden deutfehcn i-urltenhäufer. 3. liand. 
Jena 1883. 

Fricker, C. V. iin«] v. OofJIrr, Th. HrfcliirlitL- der VornifTniiu' Wnrftrinli.'i-;;s. Stiift-ait T^i'O. 
(Mit einem ßberllchtlicbcu ätammba um des w Ur Ituiubergii'cheu liaulcs, zu welchem 
Jedoeh bei Tabelie It zu bemerken ift, dafi der letxte SprolTe der Scblefifcbea Linie, 
Karl (^hriHtian Krdmann , nicht der 8ohn des Adminiftratora Karl Friedrieb, fondern der 
des Herzogs Chril'tian Ulrich gewcfen.) 

Stälin, l'aul Friedrich. Gcfchichte Württemlierg». 1. Band, J. Haltte. GoUia 1682. 

Akten des StXadifeben ArcfaiTe au Stuttgart 



Am 14. Dezfnibcr waren es 40() Jahre, daß die beiden Grafen Ehorli.iivl t!cr Aoltere 
und £berbard der JUngere von Württemberg anter Mitwirkung ihrer Prälaten und LandTchaft 
den bekannten Verhng an HQnfingen gefchloffen, wodurch Jle ihre beiden getrennten Landea- 
bilftea wieder vereinigt und die Untheilbarkeit des Landes flir aite Zeiten feftgertollt baben. 
irattlenibb TlnteUeknhfllla tSBS. 11 



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162 



Adam 



Eine eingehendere Befchäftiguij^; mit dieA m Haun^jefctz, welche diefer Äußere Anlaß nahe gelegt, 
hat den YerfalTer Uberzeugt, daß es abgcfebcn von iiutfniaoDS jetzt veralteter DiflTertaUon nicht bloß 
an «{bot snrammenhSiigeiideii Darftellnnfr der gefeUehtKohen Biilwtoklmif de« UndteillNurIceiU* 

grtiiKlfatzcs in Wllrtltfutnu-^ fehle, fondcm dnß auch die fich da und dort hierflber findenden 
AnlchauuugeD nicht immer die richtigen fein durften. IHefe Anficht, verbunden mit der Er- 
wägung, daß geriid» die frühere oder fpStere Etof&limDK dei Unthetlbarkeitsfruiidlktzes and 

fein mehr oder minder (Ircnges Fcfthalt<'n fUr diu Entwicklung des Steatafsdankens in Deutfch- 

I.iiul (Iberlianpt wie für die St.iat.^ffortliirhto dor ciTi/clnon Tfi rituricn von Rrnctcr Wiclitigkeit 
lind und darum ein bleibendes iulereiTc ciuüülieu, Itat die liier vurliegeudu Uuteriuchung veranlaßt» 



ift bekannt, anf weleliw W«ge der UMälnngBgnmdGifx in den dentTehen 
Ffirftenliänfern eingedraogen. Der Grnadrats der Erblichkeit d«r Reiolwwfirden war, 
bei den Graffcliafton frQber, bei den böberen Reicbsäntern jedenfalie am Anfange 
des zwölften Jahrhunderts anerkaimt; die Theilbarkeit war damit zwar nodi niebt 
gegohcn, fic fand indeß aach bald Eingang, und zwar wieder in den Graffcliaften 
zuerft — zumal in (Itnjenigen , welche nicht aus alten Gräfe« bezirken hedanden, 
fondcrn aus einer unznliininienhängcnden iieiüc thciU nilodialer, theili« Teudalcr iierr- 
fcbaften, Eber «elebe dem Eigentbfiiner mit der Zeit Grafenreebte TerlieheD worden 
waren. Zn den rein priratreektlicben Beriebungen des Grvndberrn waren bter gewiffe 
Sffentllcb-rechtliche ßefugnilTc getreten ; allein diefe Bentzongen wurden dadarcb nicht 
zu einem Amtsliczirk, fie hlieben vielmehr, was fie vorher waren, ein Aggrefjnt von 
patrinioninleii (irniKlherrfehafteit, deren nrnieinlamkcit und Einheit ledielieh in der 
Perfon ihres Hefitz-ers hcftand, einem zufälligen L'mftande, keiner rcchtliehen Noth- 
wcudigkcit. Gegen die Tlieilbarkeit foichcr Ilcrrrchaftcn ließ fich daher vom recbt- 
licben Standpunkte ans mit Grond niebtn einwenden. Das BeiO>iet diefer ncnerm Graf- 
fcliaften mit llirem privatrecbtlieben Ansgangapnakte wirkte aber anf die altm Grafen* - 
])ezirke, trotz deren rein öffentlich >redttlicben Beziehungen zvui Grafen als dem 
kniferliehen Heamten, mäehtig ein; man verprnfi die ftnafpreehtüche Hrrfhaffcnheit 
(icr r.rnfenfrewalt (und wollte Tie vergclVcn; , man warf flas Difuftput , dcllen Kr- 
triignille in erftcr Linie zur I^eftreitung der Verwaltungtkolteu de« (Jrafeuauites 
benimmt waren, ja man warf die GrafTchaft felbft, d. h. den Bezirk, fiber den der 
Graf nnr die BefagnilTe feines Amtes nnd keine Privatreebte anszniiben hatte, 
mit des Grafen iVivatvcrmogen zufanuiK ii, das — gleichviel oh liehen oder Allod — 
privatreehtlichen Charakters war, nnd kam fo dazu, die ganze MalTe als I'atrimoniiiin 
des Grafen nach den «-leiehen privat rech fliehe n nnindfätzcn ztt behandeln. Zwar 
wäre anch mit diefer privatreehtliclion AutTalVmii,' ein Vorzug der Erftgebnrt und 
Uugetiieiltlieit des liefitzthums wohl vereini>ar gewel'eu und das dcutfehc Lebenrecbt 
zeigte anflnglicb anch ratfebieden Neigung biexn. Allein die nenen gelehrten RStbe 
der Fürften, die in Bologna ihre Weisheit geholt, veraebteten das attebrwfirdige 
beimifchc IJecbt als barharifch und verhalfen liebt r dem von ihnen als Weltrecht 
verehrten römifehen l'cclit und dem von dielVni lieeintinnten loii^'^liardifelicn T.ehon- 
reehte f^n den dentfelien Höfen zur Anwendung und Oeltmif:. l>a aber ('orpus juris 
und liiljri feudoruni keine l'ntheilbarkeit der heredilas un<l keinen Vorzug der Erfl- 
gcburl kennen — wie denn anch der Italiener Albcricas de Kofeiate (an der von 
Seeger in feinen Abhandlungen ans dem Strafrecbte S. 3bl angefHbrtw Stelle) 
das Itccfat der Erftgebnrt ansdrficklieh als eine nltramontana conftietndo be- 
zeietinet - - fo erklärten die römiftdi gebildeten lieehtsgcl^irten aueh die deutfehen 
l'^ürftentliiinier für (heilbar. So knm es. dafi der Tlicilungsgrundfatz, früher felinn 
iu den Grallchaftcn cingedrungcu, feit der Mitte des dreizelinteu Jahrhunderts auch 



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Das Untheilbarkeitsgefetz im würit. Fürftenhaufe. 163 

in den großen ReiehsfBrftailtbGniern herrfchcnd wird. Welch unriiglictics Elend 
diefet Theilnngsunwefen über die deutfchen Färrtenhäufer wie über ihre Uotcr- 
thanen g:ebTacht, ifl; bekannt, und cbenfo bekannt, wie eine bcwiif^fe Reaktion da- 
gegen endlich eingetreten und fchließlieh zu der allgemeinen Auerkennunp: des 
UatbeUbarkcitsgruDdral^es geführt hat. (Vergl. Hermann Schulze, Das liecht der 
firftgebart in den dentfehen FttrftenbSnfern. Leipzig 1851 und delTelben Erb* und 
Funilimirecbt der dentfehen DynsAieen des Hittelatters. Halle 1871). 

In Württemberg giengcn die VerhältDilTe im Allgmeinen dcnfelhen Ent- 
wicklan?sg:aTig:. Doch ift das Bild, das ficli uns hier darbietet, im Ganzen ge- 
nommen ein viel erfreulieberes als wohl bei allen iihri;,^'!! deutfchen FürftenliHiifeni. 

Der Urfprung des württembergifcben Ilaufen ift in ein unaufhellburcs Dunkel 
gehallt. Ungewiß bleibt es, ob ihr GrafTcbaftsbezirk im Bemsthalgan gelegen (vgl. 
a F. Hang, Die IlteHte OrafTehaft Wlrttemberg^ als GangrafTehaft. Tfibingen, 1831} 
oder im Neekargan (rgl. Panl Stalin a. a. 0. S. 878), oder in Oberfobwaben im 
ErHgan oder benachbarten Gauen (vgl. C. F. Stalin II. S. 478 f., Paul StSlin 8. 321 f.), 
oder ob nicht vielmehr die Ahnen des württcnibcrgifchen Haufcs mr Zeit der alten 
Ganverfaffung noch einfache edelfreie Herren waren (Paul .Stalin S. *?70 f.), die 
erft, nachdem die Auflöluag der alten Grafenbezirke bereite begonoeu, durch Heirat, 
Kauf, Kriegsglück und kluge Beatttonng der politifeben VerhiltnUTe in den Belitz 
von folehen OrafTebaften und Grafitebaftstbellen, aneb anderen Herrfehafken, Gefallen 
und Kochten gelangt find. Es ift jedoch diefe Frage bier darum müßig, weil die 
Befitzungen der Grafen von Württemberg im dreizehnten Jahrhundert, da endlicb 
die fortlaufende Gefchichte des Ilanfefi anhebt, jedenfalls nicht aus einem alten zu- 
lammciiiiänirenden Kcichshezirk beftandeii, foudcrn (idi aus den niaiiiii j^lalli^^Ueii iiieht 
blus rechtlich und (undi, fouderu theilweife auch räumlich getrennten Hcrrfcliaften 
nnd Herrfehaftstbeilen safammenfetsten; nnanterbrodien wurden nene Stfieke dasa 
erworben, Ton Anfang an, wenn aneb feiten, einseines davon wieder weggegeben 
oder verpfändet; das fie Verbindende war lediglieli die l'erfon des Herrn. Diefes 
rechtliche Vcrliältnis findet ficli aucli äiifierlieh in der Hezeiehnung, im Namen aus- 
gedrückt r niemals werden die württeiiibergifehen Befitzungen fchleehtliin als (Jraf- 
fchaft Württemberg bezeicimet, vielmehr bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, d. h. 
während der ganzen Grafenzeit, von der GrafTcbaft Württemberg der Grafen von W. 
andere OrafTebaften, Rerrfcbaften nnd Zngebörongen nnterfchieden. (Vgl. lieyfelier 
a. a. 0. L Bd« S. 467. a F. StKlin III. 417. Wicbter, WQHt Privatrecbt I. Bd. S. 30. 
Sattler, Grafen IV. Fortf. Beil. 54. n. a.) 

So war es nicht anders rix erwarten, als dass in diefem Hanfe die Theil- 
fnrkeit des Territorinmfi von Anfang an ^'eübt worden. I'nd wirklidi niiili lilioi. 
am Kude des zwölften Jahrhunderts eine folche Tbcilung eingeleitet worden lein 
(Pttol SUUin S. 372 ff.), worüber indell genant Naebricliten fehlen; nur die Ab> 
iweignng einer oberfehwäbifeben Linie febeint ßcber. Wäbrevd aber diefe ober- 
fcbwäbifche, Grieninger Linie rafeh herabfank (C. F. Stalin III. 226. 717), beb ficb 
die niederfehwäbifche, nunmehr die einzige Trägerin des Namens Wiirdomberg, unter 
kräftigen Fürften immer mehr. Frühe Erkenntnis der wahren IntereiVen de«; Haufcs, 
nnterfliitzt von dem meift kleinen I'erfonalftande der Familie, liatre diele Linie lanee 
Zeit vor weiteren Tlieiluugen bewahrt. — Graf Ulricb mit dem Duunuii, mit dem 
erft die znfiimmenbängende Gefebicbte der Grafen von Wftrttemberg beginnt, war 
i* J. 1366 nnerwartet geftorben mit HinterlalTang zweier unmündiger Söhne, Ulrieb II. 
nnd Eberhard. Letzterer, von fpäteren rrefchichtsfehieihern «lUnflris, der Erlauchte", 
von den Zeitgenoffen weniger fobmeichelbaft «der Kocb'^ beigoiannt — „Kog" oder 



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164 



Adam 



„Gog" bedeutet muudartlich noch heute einen frrob( ii , un^orehlachten Gefellen 
(vor^'l. ,1. C. Sehmid, Si liwäb. Wörtoihiu-ir) — ■ war iTpf wenige Monate über 14 Jahre 
alt, da (ein älterer Bruder Ulrich im Scptemljcr 1279 noch im Jiinfrlin^rsaltor ftarb; die 
Frage wegen einer Tbeiluug de«> Landes hatte bis dahin noch nicht aufgeworfen 
werden köDDen. Ebenfo wenig aber wurde fie praktifch bei Eberhards drei Söhnen, 
da xar Zeit feine» Todes im Jahre 1325 der ältefle derfelben nnd deffen Solin bereits 
geftorb^ waren» der jOngfte aber als C9iorherr in Speier lebte, fo da£ allein 
dir zweite Sohn, Ulrifb III. als Regicrungsnaehfolger übrig war. Daß hier nicht 
bio8 der Zufall Württemberg vor Theilnnfr bewahrt hat, dioiVIl r- vielmehr bewuÜt 
vermieden wurde, — eben durch den Eintritt des entbehrlichen Nachgroborenen in 
den geiltlichen Stand, — geht aus der bekannten Acußcrung Eberhards des Er- 
lanebten in der Urkunde vom S5. Janaar 1321 berror: i^war aber, da vor got 
ty, das die herfcbaffl getallet wnrde a. f. w." (abgedmckt in Befoldi Docuinenta 
concernentia ecdefiam eolleg. dtnttgardienrem 1636 Fol. 9). 

Aas dlefer Stelle febeint zngleidi httirorzngchcn, difl Eberhard eine LandeaUieiltiof 

P.ir ein trauriges, aber gleichwohl unter Uinftänden unabwendbares Schickfal muß gehalten haben; 
dcun fünft hätte er bei feinem energifcbeD Wefcn die Abwendung diefes Mißgefchickes nicht dem 
lieben Gott allein aberlaflen, fondem felber /ein Haus vor folchcni UngKlck fichcr gcftellt, gerade 
To wie dies wenige Jahre zuvor (iraf Berthold von Henneberg in feinem Haufe gethoD. (Schulze, 
Itrclit iRt Erft^'cliiirt ^If»;. Aniin m^n muß fich hier wieder daran erinnern, daß die 
württenibergilchcn Herrlchatten von vorn herein kein organifch zufammcnhängcndes Oanzea 
bildeten, daß lieh die damalige Reebtaanfehaatnig nberhanpt fDr die Theilbarkeit aller Oraffebafteit 
ausfprach, und daß endlich Eberhard der Erlauchte, rcllift \*Lr;ti er Hir urlitlirli nioglidi go- 
halten, Heb der aligemeioen liechteilberzeaguDg durch ErloITung eines UntbeilbarkeitRgefetzes 
entgcgco Sil fetzen, dooh jedenfaile niebt bolfen durfte, eioe folche hanigefetiliebe Verfügung 
werde in der Folgezeit beachtet werden, zu einer Zeit, da felbft die fnerlieb/len Beiebtgefetie 
vor dazu gegeben fchienen, um Obertreten su werden. 

Erit nnUst Eberhards des Erlauchten Enkeln trat die Cefahr der Thcilnog 
an Württemberg ernftlich heran. Ulrich III. nemlich, Eberhards des Erlaachten 
Sohn, hinterließ bei feinem Tode im Jahre 1344 zwei Sohne, Eberhard den (jreiner 
nnd L'lricli Diefe beiden führlon die K<'f;itrang: nnfangs gemeinlchaftHch. Allein 
Ulrich fühlte fleh hei dciu wenig verträglichen Cliaraliter feines eigenmächtigen, ihm 
wobl aneh geiftig Uberlegooen Braden in diefem Verhültniire nie reckt glScklieb 
nnd drang daber auf Abtheilnng des gemeinfchaftlichen BefUses. Sein Bruder Eber- 
hard erklarte ßch aber damit keineswegs cinverftanden, ja vermochte jenen fogar 
dazn, dnH er iinteiiii 27. Oktolier 1352 verfprach . nie eine Theilung dos Landes 
begehren zu woUen, er verkiiii(h' es denn ein Jahr zuvor dem Ornfen Ulrich dem 
jüngeren von ilclfenftein oder, falls dies nicht müglicb, dem Grafen Ulrich dem 
älteren von Uclfenftein, und falls auch diea unmöglichi feinem Bruder Eberhard 
felbft Der Uuiftand, daü Eberbard die Tbeilung nicht geradexa abfcblog, ift 
ein neuer Beweis dafür (wenn es einea folchen noch bedarf), daA naeb der Beoht»- 
anrchauiing der Zeit der Anfprueb der Nachgeborenen auf Theilang des Territoriums 
för gefet/lich begründet galt, ein Ahftehen hievon lediglich auf ihrem guten Willen 
beruhte. Nun nahm im Jahre !.').')(; Oraf Ulric hs! von Württemberg Schwager, 
der eben genannte Graf Ulrich d. ü. von Helfenfteiu, mit feinem Vetter gleichen 
Hamens eine Tbeilung ihrer Befitanngen vor (C. F. StSlin III. 661). Schon diefes 
Beifpiel altein moclite auf Ulrich von Württemberg mächtig wirken. Dasu kam 
ittdefl noch ein weiterer Uinftand, wodureh fieli diefer feinem Bruder Eberhard 
befondcrfi zurückgefetzt fühlte, und der in der That für ihn kränkend war. Auf 
dem Keicbstage zu Nürnberg im lierbft des Jahres 1361 wirkte neuilicb Graf Eber- 



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Das üntheilbarkflitogefete im wflrtt. FttrAenhaufe. i 



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bftrd Ton Warttembo'g bd Kidfer Ktrl IV. fttr (ich und reine Naehkommeiii ihre 
Diener und ander ilir Mann vnd f^nte die bekannten Gericbtsprivilegien aas. In 
den beiden darüber nntenu 5. Oktober auggeftellten Urkunden war nun zwar Eber- 
hards und feiner Nacbkommen gedacht, des mitregierenden Grafen Ulrich aber mit 
keinem Worte Erwähnung gothan f Rattirr, Grafen I. Bei1n;rc 122. 12P. i. Dicfe Rück- 
fii'htslonf^keit cinerfeits, das von den Hclfenfteinern gefrelx'iie Hfifpicl andererfeits, 
dazu vielleiciit aucli die von SteiuhoiVr (Wirtcmbergifche Uhruuik Ii. liaud .S. 333) 
enrSbnte erkältende Anaeinanderfetznng zwircben beiden Brfidern mögen den Grafen 
DIricb dasa gebracht haben, dafi er j^t entrehieden auf eine Tbattheiloag des 
Landes drang. Eberhard antwortete jedoch auf diefes Anfinnen noth viel ent- 
fchiecieiier damit, daß er die IJiitlic feines Bruders gcfanp:eii fet/.te, fieli aller Städte 
und Burgen verficherte und diefellu-n fich alu drin Alleiiireircntcu huldigen ließ. 
Ulrich klagte hierüber freilich beim Kailcr. Allein auch hier konnte er feine Ab- 
ficbt nicht dorcbfetzen; hatte doch Karl IV. fünf Jahre zuvor die goldene Balle 
erlalTen, und war doch eine Hauptbeftimmung derfelbon die Einfttbrang der Un- 
theilbarkeit nnd des PrimogenitnrreiAtes in den Knrffirfientbflaiem. Trofx letzter« 
BefohrSnknng leigt dieTelbe immerhin, daß der Kaifer den weitgehenden Zer- 
fplitterungen der Territorien abgeneigt war (denn der Mißftand wep:rn Fiilimng der 
Kurftimme bei iretlieilfen Kurlanden hätte fich auch auf andere Weife bel'eiti^rcn 
lallen;. Jedentallü über konnte fich Graf Eberhard, der überdies bei Karl IV. per- 
fönlieb in Gnnft ftand (Stalin III. 286), auf diefen Vorgang nicht ohne Sehdn be* 
rofeo. Und To geTebab e» denn, dafl unter Yermittlnog des Kaifers am 3. Dez. 1361 
ftatt einer Landestheiluog Tielmehr das erfte Untbeilbarkeitsgefeta im wfirttem* 
bergifehen Fürftenhaufe r.n Staude kam, der fogenannto Nürnberger Vertrag. 

In dicfer „Richtung", wie fich der Vortrag felber nennt (abgedrnekt bei 
Reyfclier I. 4l)7), veriprechen lammtlichc damals lebende Herren von Würtleniberg, 
nemlich Graf Eberhard der Greiner, fein Bruder Ulrich IV. und Eberhards üoha 
Ulrich, mit einem feierlichen Eide, da£ lle keine Tfaeilang der Graffchaft zu WürtteoH 
berg nnd der dazu gebSrIgen Graf- nnd Rerrfcbaften, ihren Freiheiten, Rechten and 
Gewohnheiten von einander oder von ihren Erben jemaU mehr fordern wollen, and 
fetzen wörtlieh weiter feft: „Sunder wir wollen vud maynen, das die Hraffchafft za 
Wirtemberp: luit den vorgenannt iren Herlehefften, landon lenten vnd zugehornn'jpn — 
vngefundcrt vngeteilet vud vuczirbrochen bleiben vud heften iVillen firbas ewielielr'. 

Damit im Zulaanaenhange r«txt jeder der beiden Brüder ftir den Fall, daß er ohne 
ehelielte mBDoliebe Leib«wrb«D ftttrbe, den tuid«ren Bruder und deiren 89hm als AlleinerlMn in 

der ganzen Grafichaft Württemberg und den anderen dazu gehörigen Ilorrfchaftcn ein und ver- 
siebtet sugleicb auf jede «infeitige Veräußerung von Herrlcliaften und Hechten oder l'ebcrnahmc 
VOO Verbindlichkeiten irgend welcher Art (Lehens- unJ Bundcspflichtcn nicht auagcnummen) auf 
die gemeinfchaftliche llerrfchaft unter Lebenden oder von Todes wegen; das Vorgefallene foll 
verg:pfl"en und verziehen fein, die Kegierung von beiden Brfldcrn wieder gemein fchaftlich geführt 
werden nnd Friede und Freundfcbaft zwifchen denfelben, ibreu Rathen und Dienern herrfchen. 
Uebrlgens behStt fleh jeder der bdden Bruder einige StMdte und Feften so eigener VerwaHong 
vor, Eberhard acht, t'lricli mir zwoi; durli -vvcrtten die Nutznnrrcn fictluilt, luul d.i<; (tcfclz der 
Untbeübarkeit und Unveräußerlichkeit foll auch für diefe vorbebaltenen l'liitze gelten. Eudlicb 
waren Aber Tragung der Kriegskoften, Fora der gemelnfehaftlleben Kegierung, Ausfleuernag der 
Töchter, Erfüllung der gegen Böhmen übernommenen Lehenspflichten [f. u.) nähere ßcftinimuDgeB 
getroffen; die Lcihiirif: dfr T.cIumi folltp Craf l\bprhnrd allein, alicr in gcmeinfchalllichi-ra Namen 
vornehmen, feinem Bruder blieb nur lür gewide Falle ein Vorlclilagsrecbt Karl IV. ertlieilte 
diefem Vertrage unter» 17. Deaenber die kutferKebe BeftHt^ng. 

Nidit ohne Aufwendungen hatte diefes ZasA erreicht werden können: der 
Maklerlohn Karle IV. für Vermittlang der NQrnberger Richtang befland in der Auf- 



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166 



Adam 



tragdiig eini^'cr Leben feiten« der Grafen von Württemberg sn ihn als KSnig von 
Bdbmen; fie erfolgte nnlw dem gieiebra Tage^ wie die VermitUang zwireben den 
beiden Grafen. Ulrich von Württemberg aber bekam vom Kaifer anterm 4. Dezember 

diefclben (Terichtsprivilrgrien crtlipilt, die lein Bruder Eberhard unterm 5. Oktober 
erhnlti n , wie tlt im diefcr l'elbl^ in der Nürnberger Kicbtnng verfprocben batte, (icb 
hietür l)eini Kail'er zu verwenden. 

Diefe Nürnberger Ricbtnng ift alfo das erfte Gefetz, welches die Untheil- 
barkeit and UnTeränfierlicbkeit der württembergifeben Herrfchaften aaegefprocben 
hat, und «war ala dn daaerndes, für alle Zukunft giltigea Gefetz. Freiiieh wird 
von Reyrchcr (T. 47.) beitttuptet, daß Ulrich dnreh die NBroborgcr Richtung feine 
otwüigen Xiiclikammen zu binden nicht gefonnen gewefcn , und daß diefcr Ver- 
trag noch weniger der Xaelikonmienfchaft Eberhards gegenüber eine bindende Kraft 
befeileu. Ebeufo fagt C. V. 6t»\m (III. 2a~i), diefes llausgcfetz habe über die Ver- 
pflichtung, die darin feftgefetzten Gmndfiitze der Untheilbarkeit nnd Unveraaflerlieh- 
keit den Lande« auch anf fpfttere Gefcbleebter an Übertragen, keine Vorfebriften ent^ 
halten. Allein ich finde diefe einfcbrUnkeiidc Auslegung nicht begründet Zagegeben 
mag werden, daß ein bcftimmter vorübergehender Umftand zur SeliHoßung des Nüm- 
bererer Vertrnfjs ir< liÜMt hat, nemlioh der von Ulrich erhobene Aiifpnuli anf That- 
theilung und die Heldrjrnis, es möchte eine folche Theiliiii;r nach des kinderlofen 
Ulricitö Tode eint- Vcifclileudcruug feiuew Theiles au Ficmdc zur Folge haben. Wie 
wenig Gewicht aber der äußeren VeranlallUng einer Willenaerklärnngi eine» Gefetsee, 
bei deren Auslegung beizumelTen, ift bekannt Sehen wir nna dagegen doch die 
Worte de>? Vertrags felber an! In der ganzen Urkunde reden die beiden Grafen 
nicht blo8 in eigenem Namen, fondern (Jraf Elurliard vcrfprield für fieli und feinen 
Sohn und ihrer beider Erben. Or.if l lrich für ficli und leine (z. Z. noch 
mangelnden) Erben, daß fic eine Theiiung von einander fordern wollen von ihrem 
vorgenannten Bruder Ulrich, bezieh ung8 weife Eberhard, und feinen Erben nimmer 
fttrbaB ewiglich. Das heifit doch nichts anderes, als daß fowobl die beiden Brüder 
als auch deren Erben, für woldi^ in deren Namen alA> das Verfjpreehen abgraben 
worden, iiielit bloß von den beiden Brüdern, fondern auch von deren Erben die 
Tbcilung niemals follen fordern können, jcl/.f uielit tiiul in ;iller Zukunft nicht, oder 
noch genauer gcfagt: die den Verfrag fchließcnden Hrüder weder von einander noch 
von ihren gegeofeitigen Erben, und letztere ebenib weder von einander noch von den 
den Vertrag fchliefienden Brüdern. Vielleicht wird man dagegen nodi einwendm, 
die beiden Brüder hätten zwar je in eigenem nnd in ihrer eigenen Erben Namen 
disponirt, hätten fieh aber gerade dadurch nur der andern Partei nnd deren Erben 
gegenüber verpflichtet nie eine Tbcilung zu fordern , nicht aber verpflichteten fie 
hiezu die Erl)cn der einzelnen Partei unter fich; fo lange alfo Nachkomraen- 
fchaft von l»ciden Parteien am Eeben war, ftand der Vertrajr aufrecht, fobald aber 
die eine Partei und deren Nuclikonnueu auBgeflorbeu, — und diefer Kall wurde als 
demniehft eintretend gedacht und trat auch bereits fünf Jahre fpäter ein, — fo war 
die andere Partei nnd deren Nachkommen nicht mehr gebunden. Ich will die Mög- 
lichkeit einer folchen, freilich fall gar zu feinen Auslegung des Wortlaute s an fich 
nicht beftreiten. Allein ihr widrrfpridit doch vor allem das ganz Unbefriedigende 
ihres ErgcbnilTcs; denn wenn eine L.indestlieilung als ein Uebel erkannt ift, fo muß 
fie als ein Uebel crfchcinen, ob Tie erfolgt zwifchen Pcrfonen, die einen näheren, oder 
folchen, die den entfernteren gemeintchaftiichcn Stammvater haben; und doch wäre 
nach der eben vorgetragenen Auslegung nur den letzteren die Theilong verboten, 
den erfteren aber erlaubt gewefen. Diefer Andegnng widorf^ridit aber auch ~ und 



I 



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Dm UntheUburkeitegefets im wfirtt. Fttrfltanluuife. 



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diefer UmftaDd ift entfcbpidend — die bereits angezogene Steile der Urkunde, wo 
fortgefahren wird: Sander wir wollen ynd maynen das die OrafTchftlR sn Wirtem- 
berg — vngeTiindert vngetetlet vnd vnciirbrochen bleiben vnd beften Ailln firbas 
ewiolich. Denn dafl diefe Worte „wir wollen und meinen'^ eine Willcnsdispo- 
fition bilden und eine dauernde Verpflichtung für die Erklärenden und die dnrcb 
Civ Vertretenen cntiialten fnllen und nicht etwa Mos desiialb der Urkundf eiiiirt riu kt 
find, um die geläuterten pulitilcben und reciitlicbeu Änfebauungen der Vcrtruglcbiielser 
einer «rifibegierigen Nnebwelt niebl vonnentbnlten, dafür bürgt der Unftandi daß 
diefe Worte nicht in einer Abhandlang Aber die Pbilofopbie dea Staatsredites, fondern 
in einer Vertragsarkunde, einem Hausgefeta dentfeher Regenten ßeben, diifür bürgt 
weiter der Gegenfatz, in welchen fie zn den vorhergehenden Worten der Urkunde 
jiebracht find: „Wir Kberhart u. f. \v. Bekennen vnd tun kuut — daz wir — 
verfprochen haben — daz wir deheiue teil odir teüunge der Graffchatft W. — 
nymmer furbas ewicUcb gefordern oder getuu wollen odir füllen Sund er wir 
wollen vnd maynen u. f. w." Dafl hier der erfte Sata nicht ein rechtlidi bedeatangs- 
lofee Hernmreden über den Gegenitand enthält, ift anbeftritten. Dafi dann aber 
auch in dem ihm entgcgengeftellten /weiten Satz nur von Verpflichtungen die 
Rede frin kann, nicht von theoretifihen Erörterungen, ift nacli lo;^'ir(lieii Orimd- 
(atzen unbeflreitbar, der zweite Satz drückt dasjenige deutlicher pofitiv aus, was 
der erfte negativ gefaßt hat. Ift dies richtig, lo fleht ja in der Urkunde felbft 
mit größter Klarheit: wir wollen d. b. wir macheu es uns and den Unferen zam 
Qefets, dafl die Graffefaaft n. L w. angefondert, nngetheilt und anKcrbrochen bleiben 
und beftehen foll fernerhin ewig lieb. 

Daß dies jeden^ls aneh die AifTaffung Eberhards des Greiners und feines 

beim Vertragsfeh luffe mitwirkenden Sohnes Ulrich gewefen, zeigt deren fpätercs Be- 
nehmen deutlich. Schon fechs Monate nach dem Zuftandekommen der Nürnberger 
Richtung hatte Ulrich IV. in einem zu Stuttirart am 1. Mai l'M2 gefchlollenen Ver- 
trage feinem Bruder Eberhard die Aileinrcgierung des Landes überlaHeu, ihm 
andi feine bdden Im KImberger Vertrag noch vorbehaltenen Plätse übergeben 
and fleh nur den Einsag feiner Gefölle dareh eigene Beamte vorbehalten; in allen 
nicht ;;eünderten Punkten follte die Nürnberger Richtung in Kraft bleiben. Und als 
diefer Vertrag ein Jahr fpäter, wolil in Folfce neuer Mifihellii^keiten, vor den» kaifer- 
lichen nofprerichte zu Kottweil ^aut" nfVener freier Konigsftralie" — das Gericht ward 
fclblt in der letzten Zeit feines Befteheus unter freiem Uimniel an der oflenen Laud- 
ftrabe gehalten (vgl. Ruckgaher Gcfchichtc der Frei- und Reicbsftadt Rottweil II. Bd. 
1. Abth. S, 114) — nnterm da Jnni 1363 von beiden Brüdern beOStigt wurde, 
machte Ulrich den aasdrückliehea Zttfatx, daß fein Antbeil an Land und Leuten 
feinem Bruder dauernd verbleiben folle, übrigens nur, falls er, Ulrich, keine ehe- 
lichen Leibeserben hinterließe. 

El wmr Bemlidi — dies veräfent law aedi einiiia] befoiidcrs hervorj^dioben zu werden — 

nur ITntheilharkpit iim! UnverJltiflcrliehkeit des Landes, nicht die PritDOgonitur und nunientlich 
nicht die Einheit der Regicrungsgewalt in der Nürnberger Ilichtung fel'tgefetzt worden: nur 
getheilt follte von Jetzt sn nlebt mehr werden, gemeinfchaftlieb aber mochten die Je 
und je vorhandenen mehreren Grafen diu Kcffiernng auch fernerhin führen; die Nürnberger 
Richtung hatte ja auch Ober die Durchführung diefer Genieinfnuikeit nähere Befümmungen felhl't 
getroffen. In der Stuttgarter und Kottweiler Urkunde verzichtet nun Vkieh IV. nachträglich 
aoeb wif die ihm gebührende Theilnahme an der gcraeinfamen Regierang. Aber diefen Ver- 
zicht Tind füwett ift KL-yreliurn ntul Si.'iliii alleniin';^s •^nrnftimincn k-ifti'te er nur für 
ficb l'elbl't (oiodifii&irte ihn auch bereits wieder in der Ucbereinkuult vom 5. Juni 1305>; fUr feine 
Leibeserbeo dagegen, die er etwa noch bekommen kennte, follte diefer Venieht keinotweg« 



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Adam 



gelten und natfirlich noch viel weniger für « flrttenibergift lic Orrift n aus f< im s Hriiders Stannnc. 
Ks bildete ali'i» dicl'o swifcben den beiden BrUderu getrofTene Einrichtung (wodurch flbrigen« 
Dicht einmal zwifchen den BrUdern die Einheit der Regierungsgcwalt voimtündig durohgeAtliit 
waT| vergl. F. StüHn Iii. 288 f.), etwas Vorilbcrgchendes; eine Audebnang «of l^i&ter« Regenten 
war VOD vornberein gar aicbt ins Auge gefaßt worden. 

Naelidem fieh UMeh noch unterm 5. Juni 1366 einige BeHtzungcn wieder 
aoafchließlich hatte xarebeiden laffen, Aarb er bereits im folgenden Jahre ohne Kaeh< 

iLonmieii. Und nan ließ fein überlebender Brnder Eberbard in Ge- 
meinfchiift mit feinein Snlnie die oben gerannte T'rkimdc des Eott- 
wci! er 11 o t'^er icli ts du r ch das H üffrr rieht z u Würz luir .i: u nt c r m 22. A ugrnf t 
13tJi> lieftiitigen (C. F. Stalin III. 2'JO). Die Hottweiler Lirkuode aber enthält die Be- 
ftatiguDg des Stuttgarter Vertrages ron 1363« worin von Ulrich IV. auf die Regierung 
versichtet, im übrigen aber der NBrnberger Vertrag beftStigt worden ift. Wae konnte 
nun, nachdem Ulrichs Kegierungsvcrzicht durch feinen Tod werthlos geworden, die 
Ueftätigung der Hottweiler Urkunde anderes bezwecken , als die ßeftätigung des 
Nnrnherpror Vertrages, und wns war wietler nach ririchs IV. Tode vom Nürnberger 
Vertrag ülirrliaupt noch anwoidhar, als ciir/.i:; und ;illein (Ins darin auBgefprofhene 
Gcfetz der L utheilbarkeit und linverüuiieriiihkeit deh Laudeä V ludeiu alio Eiterhard 
und fein Sohn die Rottweiler Urkunde betätigen lieflen, erkannten fie die fort» 
dauernde Giltigkeit des in Nürnberg aufgehellten Untheilbarkeitsgefetices an, und 
fo dient das eigene fpiifcii' Verhalten dir heim Nürnlierger Vertrage mitwirken^ 
den I'erfonen zum Beweil'e dafür, daü die Nümlicrfrer Richtung allerdings erft- 
mals die Untheillinrkeit Württembergs als ein für alle Zeiten "jütiiTes (Jrund- 
gefetz ausgefprochen , daß durch jene atlerdingf» „über die Verpllichtuiig, diele 
Grundfätze auch auf fpätere GefchlecLter zu abertragen", Vorfchrifteu enthalten and 
daß insbefondere Graf Eberhard felbft das Beftehen diefer Verpflichtung (Er ihn und 
feine Nachfolger auch über den Tod feines Bruders hinaus nicht mifikannt hat: es ift 
alfo in der That fchon F^berhard der Greiner gewefen, der den gewaltigen Schritt 
geflian und die Untlieilharkeit und Unveräußerlichkeit des Landes für alle Zeiten 
als unabiinderlielies Geletz ausgelpmi licn hat. 

Der niichltc Schritt wäre nun gewefen, auch die gemciufchaftlicben 
Regierungen im Haufe WBrttembei^ ein fir aUemal abtnrefaaffen durch Feftfetsung 
des Graudfatses der Einheit der Regierangsgewalt. Allein fo glücklich war Württem* 
berg nicht; Eberhards Weisheit ruhte nicht immer auf feinen Nachf<dgern. Obwohl 
dem Nürnberger Vertrag die kaiferlichc Heftiitigung zu Thcil geworden, obwohl 
fünf Jahre früher die «goldene Bidle für die Kurfiirften die Uuthcilbarkeit der 
Kurlande allgemein reichsgcletzlich l'eftgeftellt hatte, obwohl auch andere dentfchc 
Fürlten für ihre Iläufer bereits mit ähnlichen Gefetzeu vorangegangen, ward die 
Nürnberger Richtung doch wieder umgeftoBen. Und He konnte es auch ohne eine 
Rechtsverletzung werden: die kaiferliche Konfirmation hatte Re nicht zum Reiohs- 
gefetz erlmben, fondern ihr eher den Karakter eines Privilegiums gegeben; fie war 
auch kein Landesgrundgeictz, und keine Stände waren da. die ilire Aufrecliterhaltung 
hätten fordern können und dürfen — denn aus den an <Ue Aeinter verfandten 
Schreiben, wie Hotlniann a. a. 0. p. 24 eines wiedergibt, läßt Tieh docli nicht 
eine Beftellung diefer Acmter als Garanten des Vertrages herauslcfen, — die Nürn- 
berger Riebtung war vielmehr bloß ein Hausgefetz, gegeben im InterelTe der Familie 
felbft; und wie fie durch Uebereinftimmui^ aller Betbeiligten war aufgerichti^ worden, 
f.) konnte fie auch in der Folge durch Uebercinftimniang aller Betheiligten wieder ab- 
getban werden. Dies bemerkt Keyfcher (a. a. 0. 1. & 4ö) mit vollem Hecht. Der 



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Dm UatbeUbarkeiUg<>relz im vürtt. FQrftenbaufn. 



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Nfimbcrger Vertrag war »Ko, wie in feinem Tnbalt nticb nicht volHcoinnien, To anoti be- 

zUglieli feiner Form iiidit unanfeclitbar: er ift angefochten, er ift umgel'toßen worden, 
und darum eben !iat or für WurttemlKTg nieht die Bedeutung orlaiifrt, die er nach 
Eberiiards des Greiners ftaatsmäTmifclien Ahfirhtcn hätte erlinltcn lolh n. 

Nach Ulrichs IS'. Tode hatte fein Bruder Eberhard die Kegierung allein 
weit^ geführt, und da er nnr von einem einzigen Naebkommw, Teinem Enkel Eber- 
hard deni Milden, aad diefer wieder nur ron einem einugen Sohne, Eberhard, fiber^ 
lebt wurde, fo war bis zu delTen Abwerben im Jahre 1419 eine Landeatbeilung yon 
felbft ausgefchlofTen. Nach dem Tode des Letzteren aber, den zwei Söhne Ludwig 
and Ulrich V, iiberlehtcn , mußte es fleh entfcheiden, ob auf der von Eberhard 
dem (iroiiicr gcfehaÜ'enen {irnudlMixc werde fortgebaut werden oder nicht. Zunäcbft 
fahrte die Mutter Henriette von Müinpelgard als Vormünderiu die Kegierung; erft 
im Jahre 1426 fibernahm Oraf Ludwig, 14 Jahre alt, diefe felbft. Ab fein jüngerer 
Bruder Ulrich das 20. Lebensjahr erreicht hatte, nnterwand (Ich diefer ebenfalle 
der Regierung, und beide Brfider führten fie nenn Jahre lang nach alter Familien- 
fitte und in Uebereinflimmung mit dem Nürnberger Vertrage gemetnfchaftlich weiter. 
Erfr nacltdcm rieb T'ln'ch zu Anfnng' des Jahres 1441 verheiratet hatte, verlangte 
er nach einer cij^cncü Hegieruug und trug darum bei feinem Bruder auf Landes- 
thciluug an. Die Mutter untcrftützte ihn darin; und leider fetzte auch Ludwig 
diefem Begehr keinen Wid<»fpriieh entgegen, fo fehr ihn das Interelfe dee Haofes 
und des Landes dasu bitte beftimmen follen, nnd fo fehr das in Nnrnberg errichtete 
HaUBgefetz feinen Widerfpruch gerechtfertigt hätte. Dndi von der Xiiniliorger Hiditnng 
war i^nr nicht mehr die Kedc: in den letzten atlitzi;:- .lahreti halte lieh keine Hele^cn- 
heit zu ihrer Anwenduncr jErpbntcii, und darüber war l'ie (elbft in VergelTenheit geratiien. 
Dagegen hatten im markgriiflich badifcheu Uaafc durch das ganze vierzehnte Jahr- 
hundert TboiluDgen ftattgefunden, ähnlich in Helfen nnd in dem den WUrttembergem 
naheftehenden werdenbergifchen Haufe (vgl. C. F. StiÜin III. 687, 488). Anhalt war 
erft noch im Jahre 1413 in vier Theile gefchnitten worden, nnd In der feit 18Ö6 
bereits abgetheiltcn Blaubeurer Linie der Grafen von nelfenftein (C 0.) bereitete 
fich eine abermalige im Jahre 1445 wirklieli diirrbgeführte Theilnrig vor; auch in 
dem griiflirli (■ittin;;irelicii il;Ulfo war kurz zuvor i'ine Theilinii; vorfrenonmien worden. 
Diefe in benachbarten Fürftenhhurerii ebenfo, wie in entfernteren, fort und fort ftatt- 
findenden Tbeilnngen fchienen nunmehr einen unnmftöfilieben Rechtsfats au beweifen, 
Yor dem lieh auch G-raf Ludwig yon Württemberg beugte. 

So fah denn der 23. April 1441 den erften Theilnngsvertrag; Graf Ludwig 
erhielt den Lnndestlieil xin Linken des Neckars, ('Irieh den r.in Kcchten. Doch 
wurde da^s Bnn<l der Znfammengehörigkeit nicht ganz zerriil'en. Zwar follte jeder 
Graf feine gefonderte Kanzlei haben, aber einige Befitzungen und iJcchtc, die Herr- 
fchaft Rcichenweiher im Elfa^ß und insbefoudere die Stadt .Stuttgart blieben ungetbeilt 
im gemeinfehafUichen Beßts, ScfalöITer und Städte follten jedem Bruder auch in des 
anderen LandesÜiell offen fein, Kriege gemeinfohaftlicb befcblolTen und geführt werden; 
keiner follte fich ohne des andern Willen In ein T'nndnis einlaflen, nichts ohne deflen 
Zuftimmnnc: vorn Lande verätißi ni oder verj^fäiiden, auch feinen l'nferthanen keine 
höhere Schätzung auflegen, l'elierdies hatte das gräfliche Brüderpaar l( hon unterm 
13. März 1441 in Bückficht auf die bevorftchende Thattheilung ein Freundlchafts- 
bfindnis nuter fleh gcfcblotfen und darin die Austragung von Irrungen durch die 
beiderfeitigen Räthe ▼erabredef. Ein Vorxug des Siteren Bruders beftand endlich 
darin, daß er allein die weltlichen lA'hen, freilich in ;:,'enieinf(]i;iftlichem Namen und 
nicht gegen feines Bruders Willen, leihen füllte. (G. F. Stalin Iii. 456.) 



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Adam 



Diefer Theilungsvcrtr.ig war znniehft auf vier Jafare gerdiloflen; naeh Ver- 
floß der erften Hälfte fol]te jeder Graf eine gegeofeiti^ Anatanfehung beider Uilflen 
verlangen können. Allein nach Vollzug der Trennung zeigte fioh fofort, daß die 

Tlipilungslinic mit gar zu wenig Rückficlit auf die Befchaffenheit der lieh er«?ehonden 
Hiilften gezogen war. Dalicr fol;^tc eine neue, zugleicli diircligreifcndere Theilung 
bereits unterm 25. Januar 144.; lu Xiirtin^M'^n. Hier blicltm nnveitheilt nur einige 
. — rerpfäudcte Befitzungen und der auf Trociilelfiugen erhobene Anfpruch (vgl. 
C. F. Stälin III. 688 f.j; fonft erinnerte nur der den beiderfeitigen Untertbanen wecbfel- 
feitig geftattete freie Zug an die alte Znfammengeböriglieit; der friibere Vonng 
Ludwigs in Verleihung der Lehen wurde jetzt auf die ellaflifchen Mann- und Lehen- 
rchaftcTi bcfeliränkt. Dieler zweite Vertrag war bleibend; er t-ntfehied cndgiltig 
über die Thciiung Württembergs. Beide Crnfen ('iicbt(Mi ,inf (iniiid defTelbcn noch 
im gleichen Jahre um bclchuung Je mit dem halben Lande und dem Blutl)auuü nach, 
und Kaifer Friedrieb willfalrte anftandsloa ibrer Bitte. — Von jetzt au zerßcl 
Württemberg in eine Uracher und in eine NenlFener oder Stuttgarter Unie. — 

Daß aber anoh diesmal in aller Freundfcbaflt die Tbeiluug vorgenommen 
worden, und daß anch nach derfelben daa brüderliche Verbältnia fortgefetzt wnrde, 
ergibt Heb unter anderem aus der^ \vtni<;i Monate daranf, uuicrm 12. April, zwifcben 
den Grafen genommenen Abrede, dati keiner von ihnen in Sachen, worin fie mit 
ihrer Mutter Henriette zu IVhaften hal»cii möchten (deren let/twilli/re Verfügungen 
die Söhne (Ich nicht gefnllen biflen konüteii), ohne den niidoten ttwiis /nfagen oder 
thun, und wofern auch die Mutter dem einen mehr /.uwendeu wollte alö dem andern, 
doch keiner mebr als der andere haben Tollte. Oleichwobl war die Tbellung beklageng- 
werth genug. Zwei Hälften, wenn fie auch noch fo febr fympatbifiren, find eben 
nicht mehr das Ganze. Wer aber konnte dafür bargen, dnß wirklich anch nur die 
TiieikMiden felbft in d<^r alten Freiindfcliaft '^v^cn einander ffets verharren, und 
dali lirli diefelben Gerinniiugen auf ihre Nachfolger von Gefchlceht /u Gefchlecht 
übertragen würden .^ War dagegen nicht mit Sicherheit zu befürchten, daß nunmehr 
jedesmal neue Tbeiluugcn würden vorgenommen werden, fobald ein äußerer Anlaß 
dazn vorbanden ? — Diefer zeigte ficb in der Tbat fcbon in der näcbülen Generation, 
da jeder Bruder, Ludwig und Ulrich, wieder von zwei Söhnen überlebt wurde. 

febri^ens waren wegen Veräußerung von I-and und Leuten oft weniger die mebrcrea 
Sühne, als die Töchter und Scinvieyerföhnc zu filichten, Erltore M'aren «8 freilicli, welche die 
Landcstheiiungcn veranbiflteii und befonderc rentierende Linien anlegten; allein mciftens blieb 
doch d;H lUvvußiA'in der Zllf;^IIl^l^Il^^^•ll^ll i;:k<it in den al><;(-f heilten Linien rrpc, und durrh Au«- 
fterlicn von Linien kam hautig der aiu^ Faiuilienbelitz wieder in Einer Hand «maiumcn. Sobald 
aber Herrfebaften tmc Auefteaerunir der TOcbter verwandt wurden, war der Vertuft an Land 
und Leuten eiu dauernder. So wunlt; der Ilaupttheil der f,'! ;i(ti< h aichelbergifchen Befitrnngen 
durch Luitgai't, Urafen Brunos von Kircbbeiig tivmahiin, an dicfen gebracht, der ihn dann an 
Württemberg weiter veräußerte (Gieß, Verrneh einer kirehlich-polftifcben Landca- und Knltur- 
gefehichte von W. IL The» 1. Abtb. S. 180 f.). So entfremdete die Cräfin I rAila von Hohenberg- 
Flaigerlnrh die Stadt Ebingen und Burg und Stadt llaigerloch dem lIolKidursfr KamilienL'iit 
durch ihre Heirat mit Cirafeu Wilhelm vua Muntfort, dcffeu Haus unter leinen Nachkommen auf 
gletehe Wdl'e Etnbufien erlitt (C. F. Stillin III. 686). Aelinlieh ging n mit Bnig and Herrfebaft 
Kirohberg (daf. S 678 f.), namentlieh aber wurden die Kntfrcrodungen durch Töchter den vcr- 
i'cbiedenen Linien der Pfalxgrafcn von TübiD(;cn verderblich (Ual'elbft 7U0 f.). Auch andere 
Uänfer erlitten auf dferein Wege empfindnche Einbußen an ihrem Pamilienbeßtx, s. B. die Hark- 
grafen von liurgau. Doch uWigcn die angeführten Beifpiele aus dem Württemberg! Ichcn Schwaben 
•rcnfigren. Im Wftrtteiidjer^'er Haulo felbft kenne ich nur einen einzigen Fall diefer Art: 
Kberharü der Kriauchte itatie leine Tochter Agnes an den Grafen Heinrich von Wcrdenbcrg- 
Sargau, den Sohn feiaei Waffeniwade» im Zug gegen die rheinifeben Fttriten vom Jahre 1801» 



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Dm ITot]id1bark«it8gefflt8 im wflrtt. FarftenfcAufe. 



171 



verheiratet und für ihre Auaftouer die Stiult TrochtelfiDgcn verfchrieben, ein Pfand, «las in der 
Folge «Is nteht elngelsft verfiel (VerfL C. F. Stitto Uf . & 109, 688 f.] 

Graf Ludwig ron W&rttemberg-Uracb war im Jabre 1450 rarcb geftorbeo mit 

HinterlafTung zweier miDder jähriger Sühoe, Ludwig und Eberhard. Der altere^ 
Ludwig, der im Jahre 1453, nacli errelelitcm 14. Lebeusjahre, die Ucgicrung an- 
getreten hatte, ftarb fchon am 3. November 1457 ebenfalls. Der einzig Ueber- 
Iclioiulc in der Uracher Linie war jetzt lein Bruder Eberhard, fpälef zubenaoot 
„im Bart'', der, 14 Jahre alt, im Jahre 1459 uacb zweijähriger YormnndfchafI 
fdbft die Regierung ergriff. In der Stattgarter Linie regierte noeb Graf Ulrtcb V., 
der einft die Ijatideatbeilniig im Jabre 1442 vorgeDommen, der Obeim Eberbarde 
im Barte. Seine Söhne waren Eberhard und Heinrich; Eberhard, am L Februar 
1447 f^eboren, nur 15 Motinto iiatli rt iiiciii Vetter Eberhard im Bart, nannte fich 
im IJiitf'rrchir'd zu diel'em „den .1 iiiig-L'rea'^, diel'er lidi „Eberhard den Aelteren". 
— Unter Ulrichs ;Sühocu lland allb nach dem von Ulrich Iclblt gegebeneu Bei- 
i^iele wieder eine Tbeilnng in AiuHebt. Allein Ulrieh bette berdls pralctifcbe 
Brfabrnngen gemacbt über die Nacbtbeile foleber Landestbeilnngen. Hätte er mit 
feinem Bruder die Regierung gemeiufchaftlich, wie anfangs, weitergeführt. <'r wäre 
nach defieu Tode während feiner Neffen Minderjährigkeit im ganzen Land Alleiu- 
regent gewefen; als ihr nächfter Schwertmage und geborener Vonnund hätte «t 
nicht nöthifT gehabt, lieh erft lange mit deren Mutterbruder, dem brileii IMiilzi r I ritz, 
und den Württemberg-Uraeher Itiithen wegen Führung der Vormundl'chali Lenuii- 
zttzanlLen, nnd die ftete Sorge, in der er fcbwebte, fein Neffe Eberbard werde ßcb 
in jogendiicbem Leicbtfinn eilen dnrcb feinen Obeim, den Knrfurßen Friedrieb von 
der Pfalz, zu einem Verkauf feines Landes an dielen oder zu ähnlichen uachtheiligen 
Schritten verleilen lalTcn (Satflor, (Jrafen IL §. 127; Tfifter, El»crliard im Bart S. 05;, 
wäre ihm erfpart geblichiMi: welchen Wertli es vollends im Kriege mit dem Kur- 
fürften Friedrich für den Grafen Ulrich gehabt hätte, die Kräfte des ganzen Laudcii 
zur Verfügung zu haben, branebt nicbl weiter auseinander gefetzt zu werden. * 

Dnrcb folcbe Erfabrnngen belebrt bemuhte Hob nun Ulrich V., einer 
liandestfaeilung bei feinen .Söhnen vorznbeogen. Dan bequemfte, in allen beben 
Häufern angewandte und auch in Württemberg nicht neue Mittel hiezu war, die 
nacligrbnrenen Söhne geifllich werden zu lalTeii. Im li(du'n Klerus fanden fie eine 
würdige, ja glänzende Verforgung; und gflan^^ es iiiciit den Hirrln.fsftab odpr rrnr 
den Kurhut zu erringen, lu vcrfpracben ihnen doch die reichen J lründen in 
Stiftern und Abteien ein behagliches nnd forgenfreies Leben. Darum ward auch 
Graf Heinrieb ron Wfirttemberg-Stnttgart zum geiftliebcn Stande beftimmt. Die 
Sache ließ fieli anfangs recht gut an; mit 13 Jahren war Heinrich bereits Domherr der 
Stifter Mainz und Eichftädt, im Jahre 14^.5, noch nicht 17 Jahre alt, wurde er 
Koadjutor des Erxhifehofs von Mainz cum jure fucccdendi und ward fofort mit «Irm 
weltiiuheu Ke.iriment von diel'em betraut. Dagoi^'cn vcrzifhtrte j«'tzt Heinrich auf 
das väterliche und mütterliche Erbe, wofern er iciuer Zeit das Erzbisthum oder ein 
anderes Bietbum nebft päbftlicber Beftätigung wirldieh erlangen wQrde, auch fein 
Vater nnd Bruder nicht vor ihm ohne mSnnliefae Nacfalcommen (tttrben (G. F. Stalin 
HL 557). Allein obgleich er fich in feiner hohen Stellung anfangs gut gehalten ZU 
haben fcheint, fo traten doch l'abft Paul IL und Pfal/r-iaf Frii-drieli. tel/ffrer ans 
alter Feindfchaft mit Heinrichs Vater, freirrn ihn auf, und in Fol^'c delTiMi wurde 
der Erzbilcliuf von Mainz ijlützlich gefund und übernalini Iclbil wieder die Kegierung, 
während er feinen Koacyutor gegen andere Eiitfchädigung endÜcb zum Rftektrltt 
zn bewegen vermochte. Obwohl Heinrich noch als Koa^jutor fieh nioht immer 



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172 



Adam 



der Wfirde feines Standes sngemeflTen befragen, gab Ulrieh feine Pline mit ibm 
noeb nicbt auf. Docb Heinrich füblte felbft am befteo, dafi er snm Geiittieben 

nicln tnngc. Als daher die Aosßebt anf Verwirkliciiung feiner Anf^rftebe an das 
P'rzfiilt Mainz, dir pv W\ feinem Rücktritt als Kaadjutor nicht fjanz finfs;egeben 
liatte, immer ungcwiUer wurde, verlangte er, da er mm oiniTial die Siilsiirkeit des 
Herrfchens bereits gckoftct, von feinem Vater einen Antheil an der liegierung noch 
bei deffen Lebzeiten. Ja es fcbeint faft, als babe er gegen ibn Iconfplrirt: wenigfteiw 
fab (ich Dlrich im Jahre 1473 veranlafit, lieb von feinem Sehne Heinriob fcbrilt 
lieh und eidlich verl)>reehen zu laflcn: feinem Vater vor niänniglich treu und hold 
zn fi'Iii, fein Frommen zu werhon, feineu Schaden zn wpni]t.Mi . ilim dns T^rftr und 
Klirlicliftc zu latlicn, ihn feiu Lehtng bei feinem Regiment inui ( tliri^'^koit niiiif? ver- 
bleiben zu lallen, iimh nicht bei oder in dein Katli oder Gelpräch /.u (Vin, da man 
wider feines Vaters Perfon, Leib oder Leben oder wider feine Obrigkeit frerentlieb 
bandelt, redet oder facht, dadurch ibm folches entzogen oder ohne feinen gnten 
Willen entfetzt werden machte (Sattler, Grafen III. Beil. 66). Gleiebwobl (Itrebte 
Heinrich immer wieder eine eigene Regierung an und, als Mittel dazu, eine aber- 
malige Landestlieilnng. Diefc aber wollte Ciraf I^ricli (hirchans nicht zugeben, während 
dagegen fein 8ohn fich auf das von Llrieh lelber ge^'eheiio I5eifpiel berief. 

lu diefer Noth zog denn Ulrich fcioen Neffen Kbcrhard den Adteren zu liatbo, 
an dem er iberhaupt eine feße Stütze und einen tre&en and klugen Rathgeber 
gewonnen. Hit feiner Hilfe ward aneb ein Anskonftsmittel gefanden: Unter dem 
12. Juli 1473 kam in Urach zwifchen fiimmtlichen Grafen von Wflrttembei^, alfo 
Ulrich und leinen Söhnen Eberhard d. J. und Heinrieh von der Stuttgarter und 
Eberhard dem Acltercn von der Uracher Linie ein Vertrag: zu Stande, worin fie lieh 
anf folgende Punkte vereinigten: 1. Zu Lebzeiten der regierenden Oralen Ulrich und 
Eberhards des Ac. füllen deren Landeshäli'ieu nicht weiter getheiit werden. 2. Stirbt 
Eberhard d. Ae. einerfeits oder Ulrich and fein Sohn Eberhard d. J. andererfmts 
o^ne eheliche männliche Nachkommen, oder — nnd diefe Beftimmnng wurde frfiber 
meift nicht herForgchobcn (vgl. jedoch Fricker a. a. 0. S. 23) - haben fie zwar 
folche Xachkomnieiifcliaft. fdrbt; aber diefelbe im Mannsftamme fpäter einmal ans, 
fo foll der nberlebende Craf bezieh ungs weife dclVen dann lebende ebelielie männ- 
liche Nachkommen die AUeiuerben der ausgeftorbeuen Linie werden und l'o das 
ganze Land wieder vereinigeD (Reyfcber L S. 480). Z. Graf Ueinricb dagegen Ter* 
ziehtet für fich nnd feine Xacbkommenfcbaft — Übrigens nnr zu Ganften der beiden 
Eberhardifohen Linien — auf alle Anfpraebe an die reebtsrheinifcben BeßtznDgeD, 
„damit das baide lannd wider zufamcnkoraen onch füro deft bas vngetrent by ain- 
ander Iteliben müj:r<^n". Dafür wurden ihm nnd feinen Erben (ammtliche wiirttem- 
berj^ilVlie ßefifzungcn auf dem linken l.'heuinlVr, iiemlieli Mömjtelprard , die Imrgun- 
diielieu Leheu und die Herrlchaftcn im LHah, und zwar f(»l\»rt zu ausrchliciilicher 
eigener Kegierung angcwiefen. (Wenn Hoffmann L c. p. 37 vom Uracher Vertrag 
fagt: „fandvere, nt — fi Ulricaa deeederet, Renricas aeeiperet ab Eberbardo Hontit- 
twligardenfcm Comitatam evm Djnaftiis, dictis Seigneuries, Grans, Clereval, Paffavant, 
ßlamont, Dynaftiam Horburg cum Keychenwcilcr et Ikilftein atque a patre fuo 
Ulrico Wilperg', Hnlaeh nrbes cum advocatia Monafterii Rüti atque Wilperg", fo 
begeht er einen vierfaclien Irrtlium; denn 1. Ileinricdi erhielt leine oisrene Regierung 
fofort, nicht eilt uaeh leines Vaters Tode, 2. dazu gehörte aber nicht Blamont, 
welches erft im Jabre 1505 von Herzog Ulrich erworben wnrde, und B, ebenfoweni^ 
Beilfteb im Bottwarthale, wohl aber Etobon in Bnrgnnd nnd Sebloß Bilftein im 
Eifa!}, eodlieh 4. war es nicht Heinriob, der Wüdberg a. t w. bekam, fondem Graf 



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Das Untheilbarkeitsgefetz im württ. Fürftenbaufe. 



178 



Eberhard d. Ae.). Erft nach Ansflterben der Linie Heinrichs Tollten diefc Herr- 
fchaften an feinen Vater beziehungsweife feinen Brudor Eberlianl (icn J. und deflen 
Nachkommer, hei einem Manjjel folcher an des Grafen Eberhards des Ac. I^inic 
and nach deren Ausiterben endlich an die Erbtochter aus Heinrichs Stamme fallen. 
Diefe Kam größten Theil erfi durch Ulrichs V. Mutter Henriette von Mümpel- 
gard an Wfirtteinbergf gekommenen, ziemlioh weit abgelegenen, durch Sprache und 
Sitte (ich nnterleheidenden Henrfebaften waren alfo der flchwlich nicht allsa hohe 
Preia (fit die Abwendnog weiterer Theilvngen der Stammlande. 

AnOer dieren Herrfohaften follte Graf Heinrich eine dnnaliffe Abflodung tob 8000 Gulden 

bekommen beim AiiTall de's Stuttgarter Landc?theilc8 an fiitun Ihiide-r F.l)erli,ii<l d. .1. und 
deffea NachkummoD bei UUicbs V. Tode, eine jähriiche Jiente von 6000 Gulden dagegen beim 
Anfalle des Uraelier Thdlei an Eberharde des JOugeren Linie und endlieh eine fShrllehe Rente 
von .'lOOü Gulden beim Anfall des Stuttgarter Tfaeiles an Eberhards des Aelteren Linie; beim 
Anfall des Landes des Letzteren an die Stuttgarter Linie rollten .iiirurdciii Eberhards des Äe. 
äcbweüer Elifabeth, der Witwe des Grafen Johannes von Naflau-Saarbrückcn, 20000 Gulden 
aMbesalilt wwden. Weitere Beftimianngeii des Uraehw Vertrages betrafen die Veiplliehtaiig 
der überlebenden Linie zur Untcrhaltnnpr inul Ausfteiierung der nns der atisgcftorbenen Linie 
vorbandenea Töchter, die Aonabme eines gemeinTcbaftlichen Titels und Wappens und die 
SoblieCnng dner ewigen Freondfehaft nnd Elnnng, Ibmer ein YerXnßerangiveitbot beattgUeh der 
Heinrichifchen Lande bezw. ein Vorkaufa- und Lolungsrecht für die Eberhardifcben Linien, 
Uebeniabme von Heinrichs Schulden bei den Stuttgarter Uaadwerksleuten und dergleichen mdir, 

Befondere Beftimmnngen machte der Umftand nöthig, daß die Herrfchaften, 

womit Heinrich ausgeftnttct wurde, nicht feinem Vafer Ulrich, fondcrn feinem Vetter 
Eberhard d. Ae. gehörten. Die eiraßifchen Hefitzungen waren an delTcn Vater 
Ludwig fcbou durch die Theilung von 1442 gekommen, die burgundifclien waren 
ihm nach feiner Mutter Ueurictto Tod durch den Vertrag vom 12. Aoguß 1446 
sagefallen (OL F. Stilin III. 461). Eberhard der Ae. erhielt daher jetxt die Schnld- 
Terfebrdbnng fiber 40000 Gnlden zarüek, welche f«n Vater im Jahr 1446 dem 
Grafen Ulrich V. flir delTen Antheil an ^!ömpclgard ausgeftelit hatte; für die eKaflifohen 
Herrfchafteu bekam er vom GrafiMi T M rieh die bei einer nachträglichen Theilung im 
Jahr 1412 dicfem /ugefallenen Städte Wildberg und Bulach ncbft Zugehörden, deflen 
Hechte an Jiurg uud Stadt Salz und den Schirm über das KloOter Reuthiu. Da 
die OrafTchaft Mömpelgard bei der IMnag im Jahr 1446 sn 80000 Galden an- 
gefohlagen worden war, fo hatte alfo Eberhard der Ae. nur deren halben Werth 
^etst whaltea. Allein einmal war gerne bereit, zur Vermeidung weiterer Theil- 
QDgen im Intereife des Gefammthaufcs ein Opfer zu bringen, dnnn aber ftellte ihm 
ja diefer Vertrnp: bei der Kindcr!nri<rkeit feines von Avr Gattin getrennt lebenden 
gleichnamigen Vetters den Aiil'all des tjtiittgarter Laniicstiieils an ihn oder leine Nach- 
kommen in nicht ailzuferne Ansficht, endlich aber ioiltc Eberhard d. J. weuigftens in 
einem FaU, nemüeh w«in fdne Linie in Heiiiriehe Landen fnceediren wftrde, die 
fehlenden 40000 Galden dem Grafen Eberhard dem Ae. an bezahlen fchaldig fein 
(vgL Naft a. a. 0. S. 31 f.). 

Diefer umfaffende noch mancherlei Einzelbeftimroungcn enthaltende Vertrag 
wurde nicht blos von den vier Grafen befchworen und befiegelt, fonderu auch von 
den Vertretern de« J.andes, und damit von der T.andrchaft die Gewährleiftung des 
Vertrags Übernommen. Daii lieh letztere nicht bloä bezog auf die eintretenden 
Fallet von den Grafen einander zu zahlen Terf^roehenen, von der Laadfebaft ver- 
blirgten Summen (f. o.) , geht abgefehen von dem Wortlaute der Urkunde darans 
hervor, daß wegen diefer Verbnrgiing nocli unterm gleichen Tage eine befondere 
Urkunde ansgeftellt worden war (wie denn auch W4^n der auf Schloü und Stadt 



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174 



Adam 



Wildberg nod BaUeb raheoden Sebnlden noeb einselne Stildte befondeTB vm 

Yerbürgnog angegangen wurden; vgl. der Grafen Ulrich und Eberhards d. J. 
Schreiben an die Stadt Nürtingen d.d. Stntff^nrt Div. Apoft. [15. Jali] 1473 im ftän- 
difchen Archiv in Stntfirarf). Die kaiterliche Bcftätigung des Uracher Vertrages 
erfolgte von Haden-lkuleu &m unlorin Bl. Jali, und nachdem wenige Tage zuvor 
auch Graf Heinrich feinen Verzicht, dem Vertrag gemäü, vor dem Hofgericbte in 
Rottweil geleiftet, wardeD ibm fofort die ibm mgelchiedoneii Graf- und Herrfcbaften 
flberantwortel; die im Uracher Vertrag Terabredele frenndfobaftlicbe Einmig swifdien 
den Grrafen kam am 24. Augnf^ zu Stande, und endlich gab auch Herzog Karl der 
Kühne von Burgund als f/ehensherr bezüglich der burgundifchen I^hen unterm 4. Okto- 
ber feine Einwilligung in die Lehensfolgc Heiiirichf; , fo daß nunmehr der Urncher 
Vertrag vollftändig in Vollzug und Geltung gekoronicu war. (C, F. Stalin III. S. r.02 If.) 

Fragt man nun, wieviel denn eigentlich im Uracher Vertrag für die Uii- 
iheilbarlceit des Landes getfaan ift, To lautet die Antwort: wenig ond vieL Wienig, 
wenn man die darin g^benen Yorfcbriften — viel^ wran man die darin ana- 
gcfprochenen Grundfätze betrachtet. Das Getrennte ift durch ihn nicht vereinigt, da« 
Vereinigte nicht ftir dauernd untrennbar erklärt worden; abor die Fruchtbarkeit 
und Nothwendigkt'it lieidor Maßregeln ift darin anerkannt und mehrmals deutlich 
ausgelprocbeu; als Zweck des ganzen V ertrage« wird an dellen Spitze die Verhütung 
?oa Zertrennnngen der Herrfobaft Wfirttemberg genannt. Allein die Grafen, dordi 
einen konkreten Fall xn Scblieflnng den VertrageB yeranlaflt, blieben bei diefem 
konkreten Falle ftchcn, ohne das, was fio als allgemein nützlich and nothwendig 
erkannt, auch als allgemein giltig auszufprechen; und fo Iteftimmten ße ftatt: 
CS foll nie getheilt werden, nur: es foll diesmal nicht ^etlieilt werden. Möglich, 
daß fie den crfteren Satz ebenfalls im Vertrage anf fprcilicn wnlltcn, daß er nur 
aus Verfeheu in die Irkunde nicht aufgenommen woideu^ wahrlebeinlicher aber 
ift, daU die Grafen znnachft allein erreidien wollten, was zvnäohft altein notb that, 
das minder Dringende avf fpätere Zeit mfebiebend. Denn anfler dem vorliegenden 
Falle ftand bei dem kleinen Perfonalftand der Familie und der ungewißen Au.s(lcht 
auf deß'en Vermehrung ftatt einer erneuten Tlieilung das Ausfterben einer der 
Linien viel eher zu erwarten, und für dielen letzteren Fall war zit benirchten, daß 
das licntzthnm einer folchen Linie durch einen weniger gewilleuhaften Regenten 
veräußert oder durch eine Erbtoebter an ein fremdes Haus gebracht, mindeftens 
aber iber das Erbe Streitigkaten entftdien wSrden, Darum hatte aacb der Ver» 
trag gerade für diefen Fall des ErlSfebena einw Linie die forgfamften Beftimmungen 
and in allgemein giltiger Weife getroffen; denn mochte er bei einem der jets^ 
lebenden Grafen, mochte er in noch fo ferner Zeit bei einem ihrer Nachkommen 
eintreten, immer follfe das Land unzertrennt an die Ul)erlelunde Linie fallen. Die 
Vereinigung des Getrennten war alfo ebenfalls durch den Vertrag nicht fofort voll- 
zogen, aber doch bei Eintritt beftimmter EreignilTe nnabänderlicb im Vorana an* 
geordnet Endlieh hat aacb der Uracber Vertrag das neue 8yftem der Geldabfindangen 
als nothwendige Ergänzung der m Vermeidnog der Landestbeilnng und Wieder- 
vereinigung des Getheilten getroffenen Heftimmungen und als unentbehrliche Ans- 
gleiclninjr der damit für den naehgeborenen Sohn and die Töchter verbundenen 
Ilürtcn zum erften male in Anwendung gebracht. 

Indeh war der L'rachcr Vertrag nicht lange genug in Geltung, um alle 
feine Bcftlmmungen oder auch nur die meiften derfelben praktifch werden an 
lalTen. Sein Werth för die Entwicklung des UntbeilbarkeitsgrandratKe« beßand 
daher thatGichlich neben der Verhütung der augenblioklieb drohenden weiteren 



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Dm üntheilbarkeitsgerets im wttrtt. FarCtonhaufe. 



Theilang der Stammlande nur in den darin zn Tage tretenden Grnndfätzen, daß 
Landestlu iliingcn fcliädlich und za vermeiden feien, daß das bereits Oetheilte wieder 
zufüranu ngebracbt werden mülTc und daß nits (liefen Rückficliten die Nacligeborcnen 
von der Landesregierung auszufcbließcn und auf andere Weife, iosbefondere durch 
Geldabfindungen, zn rerforgcn feien. Diefe Grnndfatze waren bei allen folgenden 
HaosvertrSgen die leitenden, bts es nach zwdQndxwanEigjllirtgeii Bemtthnngen 
fcliließlicl] gelang, ibnen in ihrem ganzen Umfange die Form and die Kraft einea 
Reiebs- und I^ndcsgrundgefetzes zu vcrfcbaffcn. 

Trotzdem zur Befefti^unfä: de?? Uraeher Vortrages <lio lorf^fjuiirtoii Maßregeln 
getroffen waren, blieb er doch von lleinrieb nach feines Vaters Ulrich Tode (I.Sejt- 
tember 1480) nicht unangefochten. Heinrich hatte iuzwifchen Unglück gehabt, 
Eine dreijährige Gefangenfchaft;/ in weiche er durch einen trenlofen Ueberfall Earla des 
Kühnen gerathen war und während dmn er einmal bo^ta unterm RichtTchwert sitterte, 
mag den Grund zu feiner mit den Jahren wachfenden Geifteszerrüttung gelegt hdben. 
Znnäclirt '/f^igte ficli (liefclhe in einer auffallendon Unruhe und l'nheftändigkeit. 
Statt nach fciucr Befreiung aus der liurgiindirelien Haft fein Land in Knhe 711 re- 
^^ giereo, hatte er bei Erzherzog Maximilian Dienfte genommen und kämpfte in den 
l^iederhnden. Nun naeh fdnei Vatera Tode Terhingte er auf dnntal Aiitfadl an 
dem T&teriieben Erbe. Freilich befafl fein Bruder Eberhard d. J. jetzt mehr, als 
Heinrich durch den Uracher Vertrag i)etcomnien, allein als nachgeborencr Sohn 
konnte diefer überhaupt kaum einen ganz gleich großen Tbeil beanfprnchen, hatte 
zudem bereits vor Eberhard d. .T. eine eigene Kegierung erhalten nnd jedenfalls in 
jeiipm Vertrage aus freien Stikken auf Weiteres vernichtet. Hierniil' berief fich 
natürlich Eberhard d. J. und wie» ihn ab. Im Zorn darüber veiliaudeite Heinrich 
fein Land für den Fall fmes iobnelofen Abfterbena — obwohl ja fHr diefen Fall 
der Uracher Vertrag bereits disponirt und dne Landesreriinflening überhaupt ▼er- 
boten hatte — an einen Fremden, den Herzog Sigismund von Oeftcrreich, der ihm 
ilafiir verlpraelt, ihm gegen feinen Bruder zu feinem ^gleichen" Erbtheil an Württem- 
berg /u v( rholfen. Aber unbekümmert auch um diefe Bcrcdiing nriterhandelte Hein- 
rich auiM neue wieder mit feinem Bruder, nnd naeh langwierigem Hin- und Her- 
fchreiben kam endlich eine für dan IntereiVe des Gcfaromthaufes unerwartet güudige 
Vereinbarung au Stande: (Jntwm 26. April 1482 — Heben Monate vor dem Hflnfinger 
Vertrage — trat Hebrich zn Reiehenweiher im Elfaß das ihm fett feiner Iwrgnndifchen 
Haft entleidete Mümpelgard fammt den bnrgundifehen Herrfchaften gegen ein Jahr- 
geld von 5000 Gulden an feinen Bruder ab and beliielt nur <]if einifiifcben Herr- 
fchaften für fleh; im übrigen wurde der Uracher Vertrag ausdrücklich heftätigt. 
(Abdruck des Keichenweiher Vertrags in Lünigs Reichsarchiv part. fpec. contin. II. 
pag. 700.) Statt der aufs neue drobendeu Spaltung des Württemberg -Stuttgarter 
Lande« war alfo die Vereinigung des grSdten Theiles des linksrheinifehen Befitz- 
thumes mit diefen das erfreuliche Ergebnis. 

Diefer Umftand ift für die folgende Entwicklung von Wichtigkeit. In- 
zwifclien war nemlich (5raf Eberhard d. J. fclbft der Ifegiernng überdrüITig ge- 
worden. Er war ein gar luftiger Herr, der ficli aufs \\'ai(lwerk und andere Luft- 
barkeitcn ausnehmend verfiand, weniger Neigung aber zu den trockenen ßcgiernngs- 
gefchaften entwickelte. Dazu hatte er fchon von feinem Vater her riele Schulden 
angetroffen; die wnrdra nun nnter ihm, ftatt weniger, nur immor mehr. Darttber 
ward die Landfchaft fchwierig; mit feinen Rathen hatte er fich uberworfcn. Schließ- 
lich fiand Verkauf oder Verpfandung einzelner Landestheüe zur Tilgung der Schulden 
SU befürchten, und dadurch erhielt Eberhard d. Ae. begriiudeten Anlaü, fich um 



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176 



Ad»m 



die Wirtlifishaft rchirs Vetters zu ])ekünimern und liier zum Rechten zu feben. 
Nun kam man auf die alten riitlieill)arkcit«plane zurück und erinnerte neh daran, 
welche noftinimnngeu in diclVr ße/ielinng auch auderwärte, z. l?. in Bayern im 
Jabre l-iüü, vur allem aber in dem verfchwägerten brandenburgirchen Huiifc — 
Albrccbt Acbillca hatte die Heirat feiner Brudcrsenkelin Barbara Gonzaga mit £i)er- 
bard d. Ae. rermittelt — in den leteten Jahren feftgefetzt worden waren. 

So kam ea denn zwifohen den beiden Vettern Eberbard d. Ae. and Elba- 
hard d. .1. zu Verhandlungen, welche Bntcr Zuziehung der Prälaten, der Ritter- 
fchnft und der T>aTidrehnft in Mflnflni^en preführt wurden und am 14. Dezendtcr 14S2 
in der Verabfchieduug eines feierlichen LandesgrundgcfctTies ibren Al)r(lihili tanden, 
dem bckanntOQ Münfinger Vertrag. Er ift für Württemberg ebcnfo wichtig 
durch die Betheiligung der Landftande bei demfdben and die darin diefen über- 
tragenen Befagaiffe als dnrcb die hier feftgefetate fofortfge und ewige Wiedw- 
▼ereinigaDg der bddtti Landeshälften. Derfelbe heltimmt nemlieh (Beyreher L 
S, 489): Erftlich folleu der beiden Grafen Eberhard Land und Leute, Hab und Gut, 
Forderungen nnd Schulden, fowolil whk fie jetzt lienizeii, als was ihnen künftig 
zufallen wird, gar niclits aus^'enonimcu, zufammen in Eine Gcmeinfchaft geworfen 
und getban fein, aii'o daß an auf ewige Zeiten Ein Wefen und Ein Land beider 
Qiafen beillen nnd fein foUe. Ea wurde alfo allea, wag die beiden Chrafen belaflen, 
nnd zwar gemafi der damaligen Anfebannng obne Unterfchied zwifehen Hoheita- 
recbiea, Staatsgut und Prirateigenthum der Grafen, zu einem unlÖ!<lichcn Gemeingut 
vereinigt. Nothwendig war dadurch fufort auch geworden eine Beftimmung darüber, 
wer in dem nunmehr untheilbaren I>andc die Regierung fuhren follle. In dicfer 
Beziehung wurden vor allem die früher je und je beliebten gemeinfchaftürbcn 
Regierungen bei Seite gelegt, es follte immer nur Einer regierender Herzog fein 
(zunächft freilieh mit einigen HodifiliatioaeD, worQb^ unten). Untheilbarkeit des 
Landes und Einheit der Regierangsgewalt find alfo die beiden erften Errungen- 
febafien des Münfinger Vertrages. 

Soweit ifit im Vertrage alles klar nnd nnheftrittcn. Scliwicrigkeiten dagegen 
macht die Beantwortunir der Frage, wer nun allemal der Kine Üeg-out lein, in 
welcher Weife die Kci^Meriiiigsfolge beftimmt werden wollte. Hierüber fpricht fich 
die Urkunde an folgenden drei Stellen ans: 

L ,Ala auch alle Biirgcr Inwoliner vnnd Vnnderthon Vnnfer Baider I.annd - — gc- 
iWoren Mtva — <— Ynon Oraue Eberliarteii den Elter als Kegierenndeu herrn — geborfam vnnd 
gcwerttig zu fein Vnnfer Lebfniang vnnd uacb Vnferm tode Vnns Graiu' KhcrliU! teri dem 
Jungern ob Wir den erleben vnnd darnach furauU dem Elteftena Uerren von Wirttemberg vun 
YBfer aiatm geboren vnnd «lifo fflrnfi abftygeimder Lynien naeb.* 

II. „Ka lol auch hinfur zu t wi^M-n Zeittcn alH'o geballten werden d.is alhvo.i,'cn der 
Klteft Herr von Wirttemberg inn der wyf« wie vurfttiet regier vogeirrt Tuinor Brildcr oder anndur 
finer Fruud Herren zu Wirttemberg Vnnd ob wir baid oder Vnfer ainer eelieb f<5ne Uberkemen 
das Outt zum bd'ten fug 8o follteu die nach V'nnl'er bsider tud Vnnfer Lannd vnnd Lüt Erben 
vnnd docb aber der Elttcft vnmU r (Ti nfi Iben licgirrcn vnml <iie runU i ii I'uft oacb Baut vnnd 
Billicbkait vvrfeuben gail'üichs oder welttliebs Stauda oder bey llim beballtcn." 

III. «Doeh ob vir gnne Eberhart der Eitler eelieb SOd Qberkemen vnnd vor Tnferoi 
lieben Vetter Graue Ebi rluii t dem JUngeni todes abgienpcn Sollten Wir Gr, nie l'linliarl dir 
junger dannocht Lannd vnnd Lute vor delTelben V'nnfors vettern Kinden Innbaben vund Kegiercn 
Vimrer Leben lanng Inn der Maß vnnd mit der Ordnung wte Wir Graue Eberbart der Eiter 
yetso BU Regieren verfcbrieben fint Vnd nseb Vnnfer batd«r tod« fol 68 dann SU Vnofer erben 
Allen vnnd gehalten irerden wie vorftaet vngeuerlich." — 

„Wer zweifelt nocb bei diefen klaren Boftimraungen", ruft Beyfcber aus, 
„dafi ein Seniorat und keine Primogenitur von den Grafen bezweckt worden!'' 



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DM^Unthailbukeit^gefots im wflrtt. Ffirftraluiiife. 



Und ebenfo wie Rcyfcher erklären fchon feit Mitte des vorigen Jahrbnnderts alle 
mtfigebenden Sebriftftelter das Seniorat im Hfinfinger Vertrage angeordnet. Gbriftof 

Friedrich Cotta ift, fo viel ich fehe, der letzte, der in den beiden oben erwähnten 
Schriftchen die Feftfetenng der Priniogcnitnrordnung durch den Müudnger Vertrag 
7A\ hehanpten wagte Gleichwohl muß ich mich nm nllfrcmeinpii nnd Ix roiKl.'ren 
Gründen auf Cottas Seite rii llm. VoranspcH liickt tm^ der Bo^TiiiHlmiiU' i- i An- 
ficht werdou, um hieiübei keiiieu Zweifel übn^' zu laden, daii liier unter i riiiu»- 
geaitvr diejenige Erbordnang gemeint ift, wobei die Linie des Erftgeborenen nnd in 
diefer wieder der firftgeborene den Vorzug bat, fo daß erft naeb Anaft^ben aller 
Agnaten der erfigeboreiu n Mnie die Erbfolge au die Linie des Zwcitgehorencn kommt, 
worin fich dnrni dicfelben Beftimninrif^cn wtcdorholeii, nnd fo fort; bt'ir)i S c ii iorate 
dagegen wird ioiiner der Aeltefte a U e r Agnaten der Nachfolger, ohne alle ßückfiebt 
auf Linien oder Grade. 

Was innaebft die im allgemeinen gegen das Seniorat fprechenden Gründe 
anlangt, fo find die Nachtbeile diefer Erbfolgeordnnng anf der Hand li^nd nnd 
allbekannt. Spittler (a. a. 0. Bd. V. S. 252) macht Tioh in diefer flinficht felbft 
den Einwurf: „Keiner von allt n, die diefen wichtigen Vertrag fchloßcn, fobeint fein 
Herz grefragt zu haben, ob wohl auch gute Regieninp:?!) zu hoffen feien, wenn der 
Regent, der etwa Söluie hat. für einen näher oder entfernter verwandten Vetter 
fein I^nd in Aufnahme bringen foll, blos mit der uugewiüen Autificlit, dah vielleicht 
aneb einmal feine Sohne die Reilie treffe und daß alsdann das Land aaeh aaf He 
blKbend kommen werde.'' Die gewalttbätigra Konfeqnenaen, an welchen ein folcher 
Ztlftand verleitet, hat Spittler dabei nicht einmal berührt. Und gleich wolil trii^'t 
man kein Bedenken, Kberhard den Ae., der doeh wegen feiner politifchcn Wcii?lieit 
allenthalben gerühmt wird, fich lur (iiel'es verwerfliche .S'enioratjsfvrtom entfclieiden 
zu laffen? Eberhard foll diefes .Syfteni in feinem Haute eijij^efiihrt haben, obwohl 
das Seniorat, und damit komme ich auf ein zweites Bedenken, in feinem Haufe wie 
in dea benaehbarten und den ihm verwandten FürftenbSiifern bis daher fo gnt wie 
ganz anbekannt gebliel»ett? (Der im eigenen Hanfe bald gi'niig wieder TergelFene 
Vertrag der zollerifcbeu Grafen vom 27. Juli 1342 — Monumenta Zollerana I. 
Nr. 295; Schulze, Hanf^rcfetze III. 548 f. — bietet da8 ein!'.ig:c Rcifpii ] einer Seniorats- 
erbfolge in jenen Or«:en(|en;. Daß Kberhard d. Ae. durch Frcundichat't und Srliwäirrr- 
fcbaft dem kurfürtteu Albrccht Achilles von Brandenburg befonder» nahe Itaud, ilt 
fefaoD oben erwähnt, and des letzteren Beifpicl, das er mit feinem bekannten Haus* 
gefetze von 1473 gegeben, hat anf Eberhard ohne Zweifel aneifemd und ermnthigend 
gewirkt. Nnn wird zwar neuerdings bezweifelt, daß in der von der Erbfolge 
fprechenden, etwas unklar gefaßten Stelle der Conftitutio Acbille.i die Feftfetzung 
der Primogenitur ausgefprocben fei, aber foviel ift doch klar und unbeftritten, daß 
darin jedenfalls nicht das Seniorat, foudem eine Linealerben folge angeordnet ift. — 
Und gleichwohl foUtc Eberhard zum Seniorat gegriffen haben? 

Sehen diefe ungemeineren Erwägungen mllffen gegen die Richtigkeit der 
jetzt herrfchenden Anficht Zweifel erregen, Zweifel, die beftärkt werden, wenn wir 
bemOTken, dafi vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts kein Menfch in den Be- 
ftimmnnf?en des MnTifing:cr Vcrtrage.H ein Seniorat irefchen hat. So führt z, 15. 
J. J. Mofer not li im .lahre 1744 in feinem teiitlelien Staatsrecht XIII. Band Württem- 
berg unter den Häufern an, in welchen das Erftgeburtsrechl gelte: zum Beweis bringt 
er den Wortlaat des Mnnfingcr Vertrages und des Herzogsbriefes, iSi aber weit davon 
entfernt sn bemerken, da£ die SaeceOionsordnang diefer beiden Haasgefetse antor (leh 
verfehieden fei; in feinem Familienftaatarecht von 1776 dagegen behauptet Mofer 
waiMaBh. viottoUihnhsat im. 12 



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178 



Adam 



ohne Angabe der Qründe auf einmal, crft der Hersogabrief habe die Prinogenitor- 

ordnung eingeführt. Ebenfo hatte aach Breyer — im llnterfchied von feinen im 
Jahre 17SI erfcbienenen „Elementa" — noch in feinem im Jahr 1758 gefehriebenen 
.Staatsrecht („Würtemberg nach feiner fn änlioren als inneren Verhältnis betrachtet" 
Sect. II. cap. 1 §. l) und nicht weniger der nachraalige Geheime liath Günther Albrecht 
Renz (Uber ihn Spittler VIU S. 429, 442) iu feinem Abriß einer württembergifcben 
Gefebiofate (in ufum Delpbini Caroti, §. 280) ilbereinftimmend bemerlct, das dnreh 
den MSnfinger Vertrag fefligefetste Primogenitnrreebt fd bei der Erectione dneatoB 
beftätigt worden. Und daß liem. hier die Anficht der Regierung und des Hofes 
wiedergab, /.ei^'t die von Odtta (Erftgeburtsrecht S. 31) erwähnte W Ii r t tc m be r g-S t ti 1 1 - 
gardifche 8treitichrift. Auch Hoffmnnn (1. c pag. 29 mtn r.) fagt vom Münfinger 
Vertrage: „Stabilitur Primugeuitura, ut in polterum Imperium foluuj fit pcoes Primo- 
genitam.** Selbft im Jahre 1779 noeh ftBtet Baffelein (In feinem Gompendivm Jdria 
pnbl. Wirtemb. mannfcr. §.116} die Primogenitnr aof den MBnfinger Vertrag, wie es 
nach fchon die Schriftfteller des 17. Jahrhunderts, B. Johann Ulrich Pr^izer d. a» 
und der Laudfchaftskonfulent .Schmidliu d. ä., gethan hatten. Man kann nun freilich 
einwenden, dafi ehedem eben die Ausdruckswoifo r iiie ungciiaue und fchwankende ge- 
wefen, ein Mangel, auf den fchon Mofer hinwtitit (.Staatsrecht X1H S. 422) und wo- 
für er (a. a, 0. S. 240) ein auffallendes Beifpicl aus Württemberg felbft iu'iimngtj 
(das Gntaehtm der herzoglichen BSthe vom 31. Juli 1616 fehlieBt mit den Worten: 
„fo folgt aus diefem allem endlieh die Refolntion auf die crft Frag, dafi nimlicb 
in diefem Heraogtbum W. das Jus primogeniturae oder Majoratus herkommen, 
auch Iiinfiiro ungeliiudcrt 7.u luiIten"). Und diefe rii;;('ii;uii;^'k»it dts Ausdtiu'ks 
findet fich auch bei verfchiedeneu di r utien genannten ScIirifMteller, wenn fie daneben 
bemerken, nach dem Münfinger Vertrage lolle die Regierung jederzeit „von dem 
Aelteftcu" geführt werden. Allein diefo ungenaue Ausdracksweife bildet gerade 
einen Beweisgrund zu meinen QunAen, indem ich behaupte: felbft wenn der Mfin- 
finger Vertrag febleehthin fiigen würde, da£ in allweg der ältefte Herr regieren 
Tolle, fo wäre damit noch keineswegs aufgemacht, daß die vertragenden Tbeile das 
Scniorat oinfülireii wollfen, der Ausdruck an firli rtiiiidc d(T Anficlit nicht entgefrcti, 
das» nach der Aiificbt der Vertragfehl ießer nicht der älteiie Herr fchleehthin, fondern 
der ältefte Herr der Linie nach, (oder vielleicht auch der ältefte Herr dem Grade 
naeh) der Naehfolger werden folltc. Für diefe Anffaffnng fpricht, dafi fie ndt den 
hl den benachbarten Fnrftenbäufern giltigen Satsongen und Herkommen ttbereinftimmt 
(foweit hier nicht getbeilt wurde), daß fie allein zu einem befriedigenden liefuttate 
führt und daß fie von jeher bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts den Praktikern 
und Theoretikern nls einzig richtig, ja als cinzisr möglich und daher felbCtverAandlicb 
und einer weitt rni I.'t cbtfprtijriin«? «rar ni< lit ln-ilürftig erfchienon illt. 

Ich erkenne indeß gerne au, daß i\> gewichtig das bisher Vorgetragene gegen 
die Annahme einer Senioratserbfoigeordnnng in die Wagfebale füllt, ein zwingender 
Beweis für eine andere Erbfolgeordnung, im Befondcren für die Primogenitur, da- 
durch doch nicht erbracht ift. Einen folchen erhalten wir erft, wenn wir ans endlicli 
den Vertr.ig r(!l)ft und die oben ausgehobenen Stellen dcITclben genauer anfehcn. 
Sownlil die ^'rainnialilVIii' i\h die logifche Auslegung führen uns hier mit Xnth- 
wendigkeit auf die Primogenitur. Wir finden dabei, daß ftcli unfer Verlnif: vitl 
deutlicher ausdrückt, als andere derartige Urkunden jener Zeit, fo daß es aultallend 
erfeheint, wie die hier bekämpfte Anffaifnng in der neueren Zeit zu allgemeitter 
Anerkennung hat gelangen können. — Nhigends nemlich lagt der Vertrag allgemein 
and fchlechthiu: immer der Aeltelle foll K^nt fein, fondern immer maeht er be- 



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Oms UiitheiUMrkeitBg«f«i2 im wartt. Farftenliaare. 179 

rehiinkeiide Znfttee. So Tagt die erOftingeliofaeiM Stell« amidrtteklkb, die Unter' 
tbanen foUen gew&rtig fein, nadb Ableben der beiden VertragfcblieBaiden, dem 

altcftcn Herrn von ihrer einem geboren, und beftimmt dann des weiteren 
nicht fchlecbthin „Tond allfo föruss", fondern fie fetzt die Befchränkung bei „ab- 
ftygcndcr Lynton nach.** Wenn aber immer der Aelteffe abftcig^endpr 
Linie nach zar Regierung licrnfon wir(i, fo ift dies eben nichts anderes »h eine 
„Liuealerbfolge nach dem ErftgeburtHicclrt", wie fich die wurtterabergirche Verfoflungs- 
nrkimde Ten 1819 in §. 7 anadrflokt, oder kurz gefagt die Primogenitarerbfolge, 
ganz gewifi niebt ein Seniorat 

Hatten wir nor di^e einsige Stelle des Mfinfinger Vertrages, ße würde 
geniigen, die ünbaltbarkeit der berrfcbenden Anftdit darantfann. Allein ee folgt 
noch eine zweite, die oben ebenfalls wörtlich angeführt ift. Auch in diefer wird nicht 

rchleclithin beftimmt, ^dns nllwcfrcn der Elfeft Herr von Wirttcmberg** regieren l'olle, 
foudern „allwegen der ülteft Herr inn der wyfe wie v o r ftect." Ausdrihklich 
alfo wird bezüglich der Art, wie die Worte „der ältefte Herr*^ zu verfteheu Icicn, auf 
eine Torhergehende Stelle der Urkande anräekgewiefen. Diefe rorbergehende Stelle 
kann aber keine andere fein, als die bier znerft bel^roobene; denn in dem vorher» 
gebenden Texte ift, abgefefaen von der Snbftitation des Grafen Heinrieb, von Erb- 
folge nqr an der eben bcfprocheneu Stelle die Rede. Das Ergebnis ift alfo wieder 
diefes: der ältefte Herr ab rr<< i gender Linie nacb foil regieren, die Primogenitur' 
erbfolge foll Anwendung iiiuleu. 

Wie rnap^ ea nnr gekommen fein, (hß im Widerfpriiel) mit dielen klaren 
Beftimmungen feit etwa hundert .hUiren die Einführung der iScnioratscrlitnlf^e (hin-li 
den Münduger Vertrag allgemein behauptet werden konnte? Unfere rtchril'tftelier 
l^recben (loh hierüber niebt aae. Vielleicht daß man die erdangeführte Stelle, welche 
in erfter Linie von der Hnldignng der Untertbanen handelt nnd nur nebenher auf 
die Erbfolge zu reden kommt (wie ja in Urkunden der früheren Zeit die einzelnen 
Punkte feiten ftreng auseinamlcr prebaltrn find). üherHih oder ilir doch keinen Werth 
beilef^tc gegenüber der zweiten Stelle, deren eigentliche Aufgabe es allerdinc:« ift, 
über die Erbfolge die erforderlichen BelViramungeu zn geben. Die Verweifung „wie 
▼orfteht" in der zweiten Stelle wurde dann vielleicht — denn Andeatungen finden 
fioh aneh hierüber nirgends anf die in dem Text der Urkunde unmittelbar voran- 
gehenden Beftimmungen über das Znftimmnngsreclit des jüngeren Eberhard in 
wichtigen Staatsfadien nnd drgl. bezogen, wa8 freilich keinen rechten Sinn gibt, da 
fiel) diefe Beftimmungen beziip:nf'li der Ke#.'iernn,E: ansdrnrklieh nnr auf Eber- 
hard d. J. beziehen, nicht aber auf die niebt regiereuflen Aguateu überhaupt. 

Indem man fich alfo ledi^^lich an die Worte „der ältefti Herr von Württem- 
berg" hielt. 1:1g es vom Standpunkt der Modernen, die mit ihren Andren. ni<lit mit 
denen des 15. Jahrimuderts zu feheu gewohnt waren, freilieh fehr nahe, im iMünfinger 
Vertrage die Feftfetznng eines Seniorates zu erblicken, nm fo näher, als in ebmn 
einxigen Falle allerdings der iUtefte aller Deszendenten der beiden Eberharde zur 
Regierang berufen wird, nemlich eben nach Abfterben Eberhards d. Ae. nnd Eber- 
hards d. J. Die erftaiipfiibrte Stelle fagt hier fchlechtweg: „dem ältellen Herrn 
von W. von iinfer einem ^,^eboren." Diefe Ausnahmebeftimmung wurde von den Aus- 
legern zur Regel verallgemeinert, und in heller Freude über diefe ftaatsrechtliehe Karität 
hat man fich auch leicht darüber getröftet — vgl, Keyfcher 1. 8. 54 Note 125 — daÜ 
eine folche Anlfaffang nicht bles mit dem Wortlaute der beiden erflangeführten Stellen 
nioht vereinbar ift, fondern überdies gegen die Logik der drittangeaogmien Stelle der 



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180 



Adam 



Uikvnde verftoflt. Bs ift Oottit Verdienll, nt dMfen Widerfpmeli raerft öffent- 
lich hiDgewiefen zu liaben. Nur weno die bisher befprochenen Stellen die Feftfetzung 

der Primofrenttur cntlialten, hat p«« einen Sinn, dir Bpftiinnuiiig Eberhards d. J. 
zum Nachfolger des Aeltercn imter üebergebung der Nachkommen des letzteren als 
eine Äusnahiue von der Regel darzuftellen , wie dies in diefer dritten Stelle ge- 
Ü^eht mit dem Worte Dannaeb nnd dnreb des Sebla£ „und nach nnfer beider 
Tode foll es dann an imfere Erben fallen nnd gehalten werden wie vorftobt*^. 
Der Gedankengaug ift nemlich folgender: Der Hegel nach wird iinrucr der Aeltefte 
abfteigender Linie zur liegierung berufen; dies ift, da Eberhard d. Ae. zunäehft 
Rfjjcnt wird, delTen ältefter Sohn. Allein, fagt nun die Urkunde, trotz diefer Kegel 
und trotz diefes l'mftandes foll „dennoch* der Seilenvorwaudte Eberhard d. J. 
die Nachkummen Eberhards d. Ae. zunäehft ausfchlieiicii und felbft die Regierung 
erlangen; uacb ihm aber foll es «dann* gebaltrai werden, wie rorn In der Urkonde 
angegeben ift, d.h. immer der Aeltefte abfteigender Linie naefa die Regierung er* 
langen. Würden dagegen die beiden erftbefprochenen Stellen beftimroen: immer 
der fchk-'litliin älteftc Herr von Württciulicr;,'' foll Nachfolger werden, fo wäre es 
folgewidrig', (iio dem jüngeren Eberhard nat-!) iVines Vetters 'J'odc /ngclprorhcne 
Kegierungsuacbl'ulge als Ausnahme von der Kt gel im Vertrage einzuführen; Tie wäre 
ridmefar der Regel gerade vollkommen gemäß, da Eberhard d. J. nächA: feinem 
Vetter der Sltefte Herr von Württemberg allerdings war. 

So fuhrt alfo auch die Logik an denifelben Ergebnis wie die Grammatik: die 
Primogenitnrerbfolge ift durch den Müufingcr Verlrag als die Regel eingeführt, kein 
Seniorat, und mit Bf'rüf kfichtip'iin^' dor iKTcits erwähnten Ausnahmen gcft«ltet fleh die 
Regierungsfolge in «lieri-r W'cilV; Eri'tcr Kcircnt ilt Eberhard d. Ae., zweiter llegeut 
wird Eberhard d. J., dritter der Aeltefte aus ihrer beider Nachkommen, vierter 
der iltelte Nachkomme des dritten abfteigender Linie naeb, nnd nach dieTem immer 
der Aeltefte naeb den Grnndfiltzen der Linealerbfolge. 

Diefe ßeftimmung der Regierungsfolge ftimmt nun auch überrafehend gut 
7,11 den Erwägungen, welche auf Grund der thatfächliehen Veiliältnifle bei den Ver- 
tragfchlieficnden wirkfam fein rnnfitm. Eherliarti d. .\e,, feit dem Jahre 1474, alfo 
feit acht Jaiireii verhcirathet, war kiiulcrloH [yi:\. ('. F. Stalin III. 600); Eberhard d. J. 
fett 1467 vermählt, aber von feiner Gattin getrennt lebend, war ebenfalls kinderlos. 
So konnte bei der geringen Aasficht anf Nachkommenfehaft einerfeits der Sltere 
Eberhard, dem überdies das Wohl des Gefammthanfes nnd des lisudes fdnem eigenen 
IntcrelTe vorgicng, feinem Vetter die Nachfolge in ihrer beldi r Landesbälftcn zo» 
nelirrn; andcrerfcits konnte diefer nm lo leielifer auf die Ke^'iernnir feines T.andc}« 
zeitweilig verzichten, als neben dem ^rewilVcn Anfall de.-< jxan/en Landes an feine 
Pcrfou auch noch die Äusficht erhielt auf dauernde Erhaltung deileiben für feine 
Nadikommen, falls ihm nnr firfiher als feinem Vetter noch ein Sohn geboren wttrde. 
Indem aber eben noch nngewifl war, welcher der beiden Vettern überhanpt, beaitthni^ 
weife früher als der andere, einen Sohn bekommen wfirde, ward die EntfchoidUDg, 
welcher der beiden Grafen durch diefes Ereigni» die Regierung dauernd sn feine 
Linie bringen werde, der bimmlifchen Vorfehnng anheimjrcrrellt. 

Vielleicht wird noch der Einwurf gemacht, wenn (]er Miiiiiiiif;('r Vertrag 
nicht das Seniorat eingeführt habe, fo fehle ja eine iiefiiminung für den Fall, dali 
ein Regent keine Söhne nnd Enkel, wohl aber Seitenverwandte hinterlalTe. Hieranf 
ifl; an erwidern, einmal daß im Hlünfinger Vertrag und in dem von ihm beftitigten 

Uraeher Vertrag die liridm ['berhardifclim Tänicn einander, diefen l)ei<Ien aber 
im aweiten Grade die Heinrichifcbe Linie fabftituirt ift, dann aber, daß der Ausdruck 



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Dm Uii(heilbarkeitig«(etx im wftrtt. Farftenhaufe. 



181 



„allweg der älteflte abHeigrad^r Linie Mcb*' nngezvoDgeu die AoBlegung zuläßt 
nnd nahe dafl die hiernach bei der Dessendentenerbfolge snr Anwendang ge- 
brachten Gmndfiitse der Linealerbfolge nicht blos bei den Deszendenten, rundcni 
aoch bei den Seiteuverwandteu Anwendunpr finden fnllcn. Half man aber je dlefe 
Aoslcgnng für zu gewagt, fo führt uns der Einwurf nur zu dem Er^ebnif«, daß der 
Vertraf? nicht fdr alle mögliclierwcife eintretenden Fälle Vürl'orgc getruffen, ein 
Mangel, den er mit unzähligen alten und neuen Gefetzcn und Verträgen gemelufam 
bitte; nicht a1)er würde diefer Einwarf eine andere Auslegung an ficb klarer Be-, 
ftimmangen rechtfertigen, eine Anelegnng, für welche die Urkunde meinee firachtens 
nicht den miudeften Anhalt bietet. Im übrigen ftand CB ja den Vertragenden 
oder ilirrn Nachkommen immer frei, für folche, nach den frcirf nwiirtigen Vcrliältnifl'en 
kaum jemals zu erwartende Fälle die geeigneten Ikltinmiungen nnebtriiirlieli zu 
treffen ; hatten ja auch die beiden Eberharde fich ielbit jede Art von Aenderung und 
Erweiterung des Münfinger Vertrages aasdrücklieh vorbehalten. 

Auf die ttbrigen in anderen Beziehungen intereffanten und wichtigen Be- 
Ahnaungen dea Münßnger Vertrages einzugehen, ift hier nicht der Ort. Erwähnt 
ift fchon oben, daß bei derai'elben Prälaten, Ritterfchaft und Landfchaft mitgeratlien, 
die Landfchaft auch mit^^eficg-elt und i;efchworen bat. Die kaiferüelie Ueftätigung 
dcN Vertrages erfol^rte iiuternj 17. Fel)riiar 1484. DagcsTPn i't liier noch zu be- 
merken, dali der Müui'inger Vertrag die Vereinigung der Laudcstlieile und die Ein- 
herrfebaft awar im Grandiktz ausgefproehon , keineswegs aber gleich voUftindig 
durebgeführt bat. Vielmehr hatte fieh jeder der beiden Grafen die Leibung feiner 
geistlichen und weltlichen Lehen auf Lebenszeit allein Torbehalten, ebenfo Eberhard 
d. Ae. einige ihm von feiner jiiiip:rtverftiulicnen Mutter an<rofaI!cnc Refitzungen, 
Eberhard d. J. dajref^en die letztwiilige Verfü^:iuiir iilicr den Ketra^' von 0000 Onlden. 
Dann aber nnd iusbefoiulcTe war Eberhard d. Ae. im Vertrage zwar als der regierende 
Graf beiceiciiueti allein fein Vetter hatte fich doch daneben noch einige Hechte vor- 
behalten. So rollten z. B. die Beamten, welche im Übrigen von Graf Eberhard dem 
Ae. allein angeftellt und entlaiTen wurden, ihren Eid beiden Grafen leiften, alle 
Briefe und Schriften unter !;eidcr Grafen Namen nnd ISegcl angefertigt, Gebietstheile 
ohne Eberhards d. J. Zuftimmung nieht veräußert und diefe Znl'tinnnnn^ auch 
in anderen großen Händeln und Saeheii , wenn er hiebei erO'lieiiien wollte, ein- 
geholt werden; können lieh hiebei die Grafen nieht vereinigen, tu fnü dasjenige 
gercbehen, wozu Prälaten, Ritbe und Landfchaft ratben. Doeh galten diefe BeRim- 
mnngen nur in dem Verbättnis zwifehen den beiden Grafen Eberhard d. Ae. und 
d. J.; dafür daß auch fpätere Regenten in fulcher Weife befchränkt werden 
follien, findet fich in der Urkunde kein Anhalt. - Daß aber Klu riiard d. Ae., 
denn lein Werk wefenflieli ift diefer Vertrafr. wenn Telion der erilc Anlioli dazu von 
feinem Vetter aus^'e^'ant;en, in diefer Weife den Gefühlen des Jüngeru müglichft 
Rechnung trug, dielVm zwar die Bürde der Regierung abnahm, aber ihn der Form 
naeb am Begiment doch noch Tlieil nehmen liefi und ihm fo den Uebergang zu einem 
im Grunde wefentlich reiHnderten Znftande weniger fühlbar machte, ift ein weiterer 
Beweis feiner politifcben Klugheit. 

Trotzdem blieb der Mnnnuger Vertra«; nicht unangefochten. E!)erliard d. J. 
war zu unbeftändig, um bei dem, was er ielbft beantragt, reiflich lieralbfchlagt, 
feierlieh befchloffen, befiegelt und befehworen hatte, in der Folge auch zu bcharreo. 
Vor allem war es der leidige Geldpunkt, der ihn unzufrieden machte. Die Hofhaltung 
follte naeb dem Hüntinger T^ag gemeinfebaftlieb zu Stuttgart geführt werden. 
Auilerdem war dem alteren regierenden Eberhard für feine perfönlichen BedürfnilTe 



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182 



Adam 



KU Kleidern, Sebrnnck, Pferden nnd dergleichen, neben dem ihm von feinen Prälaten 

gereichten f. g. Opfergeld, die jährliche Summe ron 2000 Gulden als eine Art von 
Zivillifte nn^ den Knmmerpinkiinftcn flnsg:eworfcn worden, dem jünf^oren Kberliard 
nher, neben drni Upfer^'i ld fein er Prälaten, eine fnlelic von 300(1 Gulden; auch war 
letzterem das Hecht eingeräumt, wenn er fich bei Jagden und anderem Kurzweil 
anBeitelb des gemdnfaiiMii Hofe« atifbftlte, von den Karnnerbeunten fdnes Aafent- 
halfeortee den Unterhalt sn veriangen. Für die Gemahlinnen der beiden Grafen 
Wftren je 500 Gulden jährlich ausgeworfen zu ihrer Luft und Nothdurft zu gebrauchen, 
nach fich felbfl und ihre Jungfrauen und Edelknaben davon zu bekleiden und alles 
das zu verfehen, das von ihretwegen auszufischen ift. Dicfe Summen, freilieh dem 
verfcbuldeteu Zuftand der gräflichen Kaniuier reelit gut, weniger aber, felhlt !iei 
Berückfichtigang des damaligen höheren Geldwerthe», dem au den iürfilichen Hüfen 
gehranehlichen Aafwande anganei», konnten wobl dem aoQiraebsIofeni banshil» 
terifchen Eberhard im Bart genBgen, nicht aber feinem üppigen ▼erfebwenderifehen 
Vetter. So machte dicfer denn Schulden, quartierte fich in den Klöftern ein und ließ 
fieli fainnif feinem TrdlTe von ihnen verhalten, verkaufte, um Geld zu maehcn, aitf drn 
grät'liclien Kiiften und Kellern Früchte und \\ ein, wozu er gar kein liecht mehr 
hatte und wudurcii er groisc Verwirrung in den Keehnungeu verurfachte. Dazu 
kam femer, daß er zwar früher die Eegierang nur als eine Laft empfunden, jetzt 
aber Reh fchwer enttänfcht fah, d« er nicht mehr frei nach eigenem Gefallen fcbalten 
konnte, da auch Beamte und Untertbanen fieh wenig mehr um ihn kttmmerteu 
und feinen Befehlen keinen Gehorfam leifteten, vielmehr nur nnf Eberhard d. Ae. 
als den rei^ierenden Flerrn fahen. Zufrleieli ftadielten ihn üble Gefeilen und Rath- 
frebor, fiatt ilm zu Ilaltnng des Veriniges nnfznfordcrn. in iVlliftrüchtigen Abfichten 
zu dciVen Heicitiguug an. — Ein Vorwand war auch bald gciundcn, um den älteren 
£b<H'hard des Vertragsbrnches su seihen and fich in einem neuen Vertrage giinftigere 
Bedingungen zu ertrotaen. Eberhard d. Ae. freilich hätte mit der M finHnger Urkunde 
in der Hand unbeklimmert feinen Vetter poltern htifen können. Allein er war an 
billig denkend, um diefom nicht, foweit nur möglich, entgegenzukommen; er mochte 
wohl auch bedenken, daß Brief und Sic^'el allein feltleehte Bürgen geben, wenn der 
Widerwillige die Maeht hat, fich an Tie niebt v.n kehren. Er erbot fich alfo, die 
cntftaiidene Irrung einem Austrag zu uiiterwcrfeu, wie diet* in der Eiuung vom 
24. April 1473 vorgefehen war. Da aber ein folcber, trotz mehrfacher Verfucbe, 
durch dea Jüngeren Schuld nicht au Stande kam, diefer dagegen fremde Ffirflen in 
den Streit zn ziehen fuchte, fo erregte dies bei dem älteren Eberhard gereclite Be- 
forgni.** vor weiteren Verwicklungen. Er verrammelte daher feine liätbe und die 
Abgeordneten der .Städte, als Gewährsmänner des Münfinsrer Verira^res, trug ihnen 
den Fall vor, erklärte ihnen: wäre das Zulammenwerfen von Land und Leuten 
noch nicht gefchchcu, To würde er fulches nimmermehr eingehen, weil es aber ein- 
mal, dar Herrfchaft und dem Lande au Gutem, gefehehen, fo gedenke er auch, trots 
feines Velten Widerwillen, dabei zu bleiben, zeigte femer, was er demnacb zu 
thun gedenke, und verlangte endlich das Gutachten der Verfammluug hierüber. Es 
fiel am 18. Dezember 1483 cinniütMfr dahin aus. Eberhard d, Ae. möge bei dem 
He^inient fo, wie bisher, bleiben und nach feiner ihr foebcn dargelegten Meinung 
handeln (öatÜer Grafen IlL §. 122). 

Wttfite Eberhard d. Ae. fieb fo mit feinoi Rüthen und feiner Landfehaft 
einig, fo gelang es ihm nun auch den Kaifer für fich zu gewinnen. Diefer hatte 
nemlich nach Grafen Ulrichs Kegicruugsniederlegung delTen Sohn Eberhard dem J. 
wegen der Lehensempfangnis Indult auf zwei Jahre »theilt. Eberhard d. J. ließ 



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Das Untheilbarkeitsgefetz im wQrtt. Fürstenhaufe. 183 

* 

diefe Frift ongeotttet verdtreicbeii nud wäre daher von Rechts wegen der Lehen 
Terlttftig gegangen. Die Praxis war freilich milder; als daher Eberhard d. J. im 
Jahre 1484 naclttriif^lieh um die T^elehnung anfnchfe, war der Kaifer hiezu ohne 
Anhand bereit, jfdocli fugte er, tu Berückfiehtiguiig de» von ihm im Februar fjJeichen 
Jahres beftätigten Münfinger Vertrags, im Lehenbriefe die Hediugung ein, daii die 
Belebnung gefehehe unnachtheilig dem Miinfinger Vertrage. Doch eitten folchen 
LehenMid zn leiden weigerte Och Eberhard d. J. trotz sweimaliger Auffordernng. Aaf 
diefea hin erklärte ihn der Kaifer rörmlich der KoieliKiclK n für verliiftig tniil iibertmg 
diefelhen nntcrm 25. Juli 1464 ilcm iiltiMcii Kt>.^rli:i!<i ullein. Bahl darauf, iiiitprm 

4. Oktober ^'1. .1., ruachte Icfr.tfrcr den KailVT l'ich verpflichtet dnrrb Leirimiir »miiph 
Reiterdienftes von lOU Mann während zweier Monate. So hörte denn auch Kaiier 
Friedrich aaf des jüngeren Ebcrliard Einreden nicht, foudern wies unterm 10. Dezember 
gl. J. deflTen Lehenalente, pnter Entbindung too ihren dem Jfingeren gethanen Ge- 
lObden, an den Siteren Eberhard. Letzterer hatte fehon vorher, darcb (eines Vetters 
Benehmen gereizt uiid zufrlt icb beforgt gemacht, deflcn Aufnahme in den Schlöffern 
nnd Klöftern de« Landes \ crttotcu . auch den Amtleuten die Abgabe von Fraobt 
oder Wein an ihn ansdrürklidi unterfaßt. 

Gleichwohl Latio der Jüngere lein Spiel niclit fogleich verloren gegeben. 
Er hatte den Ffalzgrafen Philipp, durch deflen Vermittlung in dem Streit zwifehen 
Herzog Albreclit und Cbriftof von Mthicben-Stranbing fQr eine gemeinrchaftltche 
Kegierung entfchieden wor 1 r war (vgl. Rndbart, Gefchichte der La ndAände in Bayern 
Bd. L S. 246), fowic den Herzog Georg von Rayern zu Vermittlern gewonnen; und 
diefe branfra;2^ton wirklich zunäcbft auf einem Tage zu Heilbronn die Aufbcbung 
des MüiiriiifTcr Vertrages; Kbcrhard d. Ae. fcblug diefe ab. Nun trugen fie auf 
eine geuieiufcbaftliebe Regierung an; auch hiezu konnte fich der ältere Eberhard 
nicht verftehen. Der Heilbronner Tag führte xn kdnem Vergleieh. Aber aneh bei 
der Zufammenkonft zu Göppingen im Janoar 1485 nnd bei der zu Eliwangen warde 
nichts ausgerichtet. Allein Eberhard d. J. hatte (ich jetzt überzeugt, daß fein Vetter den 
Mnnniit,'er Vertrag freiwillig' nie yireisp-ehen werde inul d;iß ditTer liicbei den 
Wunfcli de« l^andes und die Zultimninii^' drs Kaifers für l ieli lialie. Letzterer hatte 
jüngft crfk, unterm 13. Dezember 14ö4, in »ier Itayerifcben Streitfache dem jüngeren 
Herzog Ohrillof den Befehl ertbeilt, abzugeben von der brat)(j[»racbten Theilnng, 
weil fie des Reiobes gemeinem Recht und Wohl zuwider lanfe (Rndhart a. a. 0. 

5. 2612 f.), und Eberhard d J. felbft war feiner Lehen verluftig erklärt und feine 
Lehenslcute ihm entfremdet worden. 8o gab er denn nach und nahm endlich unterm 
22, April 148f) einen von den beiderfeitigen Käthen zu Stuttgart entworfenen Ver- 
g!ei<'h an, den fog. Stuttgarter Vertrag, worin er feinen Antheil an der 
Kegierung ijegen Erhöhung feines Deputates von 3 000 auf 8 000 Gulden (ftatt der 
von ibm urfprünglich verlangten 20 (KM) Gulden) feinem Vetter ganz überließ, 
fo daß diefer Alleinregent wnrdc, nnd nur die drei Städte Rirebheim unter Teek, 
Weilbeim (hei Kirehlieim) und Owen, dann Winnenden Schloß und Stadt, fammt 
den dazu <^ehöri;rrn Dörfern, ^NMIern, Höfen, Leuten, Gülten, Stellten ii. a. Oe- 
rechtigkciten , Feldern und AViildern, Won ( — Wunne d. i. Wielen i und Waiden, 
Herrlichkeiten und Obrigkeiten, kurzum mit allen Rechten und Gerechtigkeiten zu 
freier Verwaltung nnd Benfltzung, ferner den Sitz im Schloß zu Nürtingen, die« 
Jagdhinfer zu Meiebingen nnd Steinbtllben, endlich das Jagdrecht in den meiften 
Forfleo Cnner nrfprnnglioben Landeshälfte zugetheilt erhielt, das alles jedoch nur 
auf Lebenszeit und ohne VeräußerungsbefngniH, auch mit der Ver- 
pflichtung, feine Untertbanen bei ihren hergebrachten Freiheiten, gewöhnlichen 



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184 Adam 

• 

Steoern and Dienften sa belalTeii. Die ErlrügnilTe diefer Giter und Reebte foliteD 
fein Deputat iu der Weife bilden, daß deren Minder- oder Hebrertrng bis zur Höhe 
von ^000 Gulden in Geld, oder icchnerifch dureb l cljertrafrnng aufs näcblle Jahr 
nus^'('gli( hen würde. Die gemeiufcbaftlicbe Hofhaltung bürto ninnnebr auf: zum 
Unterbau von Eberhards d. J. Gemahlin, die damals nocb an des Aelteren Hofe 
lebte, Warden beionden 1 000 Galdoi atugeworfen, anJIerdem ihr Kadelgeld ?on 600 
auf l OOO Gnlden erhSht. Naeb T^Uiger Absablong der pnUatfcben JUnsioosgeldeT 
Ulrit Im (C. F. 8täUn III. S. ö37. 543) folltc Eberhards d. J. Deputat am 2000 Gulden 
erhöbt werden, und weiter folltc ihm nach Gr;ifen Heinrichs Vorabflerbcn von denen 
hinterlallenen Zinfcn und Gülten ein Drittel auf Ticbenszdt verabfolirt werden. 
Dagegen rollte Kberbard d. Ae. bei Vnrabfterlieii Eberhards d. J. deüen .Sebalden 
nur bis zu dem Betrage von 4 — 5000 Gulden zu bezahlen verbunden fein. Bezüglich 
der Leben wurde aniigeniacbt, dafl Eberbard d. Ae. die Aktirieben von nun an 
aoBTebliefilich leiben follfe, die Pfründen in des Jfingeren rorliebaltenen Herrfebaften 
aasgenommen; was die PalTivlehen anbelangt, fo folltc es bei der dem jüngeren Grafen 
crtlieiltcn Rclcbiinnj fein Verbleiben liabon, fofeme diefe bereit.'- erfolgt war — dies 
war iudeß nur bei den böhmifchen Lcheu der Fall (Öattler (iralen III. ^. 110) — 
die übrigen d. h. die burgnudifcben und insbefondcro die von dem Jüngeren ver- 
wirkten ßeichslehen Tollte der Aeltere allein und auf feine eigenen Kofteu empfangen. 

In allen übrigen Bexiehangen, insbefondere alfo in Binficbt anf die Un- 
tbeilbarkeil des Landes und die Erbfolge, Wirde der Mttnfiager Vertrag ausdrüi^- 
licb beftätigt, aneh die in der Einuug von 1473 fcftgefetzte Beilegung von Irrungen 
durch Austräjjo wiederholt verabredet. Bcficgclt wurde der Stiütgarter Vertraii- von 
den beiden (iralcu und ibren Tbädingsicuten ; der Kaifer hcitätigtc ibu unterm 
li.Auguli von Konf tanz aus. Die Landfcbatt iiatte bei demfelben nicht mitgewirkt; 
es war dies aber aneh desbalb nicht erforderlieb, weil die grundlegende Beftimmung 
des Müniinger Vertrages» die Untbeilbarkeit des Landes, in Ueberdnftitnmting mit 
dem von der Landfebaft im Dezember 1483 ertbeilten Gntacbten, im Wefentlichen 
linangetuftct blieb. Was namentlicli die Zuweifnng einiger Acmter an Eberbard 
d. J. 7A\ ciererier ReL'ternng: hctriflfr, fo war Ja dies fcbon an ficb keine fchwer- 
wiogende Ausn.ibnie, jedenfalls aber ganz vorübcrirebend. Denn fic, wie über- 
haupt der ganze V'^crtrag, galt nur, lu lange beide Graieu lebten, uat-li dem Abfterbcn 
des einen Tollte gemifl der anadr&eklieben Beftimmung des Stuttgarter Vertrages 
letzterer ab fein und der Nünfinger Vertrag allein wieder Anwendung finden (Reyfcber 
L S, 50.'5). Diefe Bemerkung ift übrigens in ibrem erftcn Tbeile felbftverftändlieh, 
weil der Stuttgarter Vertrag ni( bt, wie der Münfinger, allgemein giltige Grundfatze 
aufftcllt, fondern nur das Vorliiiltnis zwifcben den beiden Vertragsfchließern refrelt, 
mit dem Tode des einen dcrlelbeu aliu überhaupt gcgenftandslos wird; die Abficbt 
konnte alfo dabei uicbt die Tein, dem Stuttgarter Vertrage eine befchränktere 
Daner xn gewibren, als er naeb Teinem Inhalte ttberbaupt haben konnte, der 
Nacbdmek ift rielraebr auf den zweite Theil diefer Beftimmung sa legen, daß 
nemlich nach dem Zufammenfall des Stuttgarter Vertrages der Münfinger wieder 
vollkommen in Kraft treten d. b. die riitlieilbnrkeif des T.nndes von da an wieder 
eine dauernde, ausnabmslofe feiu und bleiben folie (anderer Meinung ift, wie 
es fcheint, C. F. btülin Bd. HI. S. 610). Nocb beftand zwar ein Uuterfchied 
zwlfi^en dem Münfinger und dem Stuttgarter Vertrag darin, daS erftersr den Iltoen 
Eberbard nur eine dureb des Jüngeren Reebte befchrSnkte R^erungsgewalt ein* 
räumt, letzterer aber ihm die Alleinrcgierung ausfcblicülich übertrug. Allein diefe 
Beftimmungen des Münfinger Vertrages beziehen fieb ja, wie febon bemerkt, ebenfalls 



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Das UathMlbcrkeitigefois Im wftrtt. FUrftenbaafe. 



185 



nur auf das Verhältnis zwifclien dieleu Ueideii Graten; nie ilt bcigcfetzt, daß der- 
felbe Einflufi anf die Keinernng, wie Eberiiard dem JUngeren, nach ihm aueh anderen 
ttiebt regiefendcn Crrafen snfteben Folie, ja der Vorbehalt, den jeder Graf hier 

wegeo eigener Leihung feiner Lehen macht, wird ausdrücklich auf die Lebenszeit 
eines jeden befchränkf Mit dem Tode des einen diefcr beiden Grafen alfo fiel fchon 
nach dem Münfinger \ertrafre jedes Mitwirkiinj^s recht Nachgeborener bei der 
Begierung weg, der regierende öraf war, wie nach dem ötut^arter Vertrag, jetzt 
nnbeMrihikt — Nur in ^eni einzigen Falle, bei Vaünflerung von Landes* 
theilen, ließ der Mfinringer Vertrag aneh Eberhards d. Ae. Nacbfolg ern niebt freie 
Hand; aber diefe Befchränkung hat auch der Hta^arter Vertrag (vgl. Reyfcher l. 
S. 491, 497), fie ift überhaupt nicht zu Guuften der nicht regierenden Herren, fondern 
zu Ounfton des Landes hinzugefügt. Die HcdentimL' vu erörtern, welche dadurch 
diefen Verträgen für die Gefuhiehte der Landftäude zukoiuait, ift iudefi hier nicht 
der Ort 

Trotzdem der Stuttgarter Vertrag fo feine Befehränkung in fich felber trug, 
hat er eine dauernde fiedentnng fttr die Entwiekinng des Untheilbarkeitsgefetzea: 

der Orundfatz der Untheilbarkeit und Erflgeburtscrbfolge wird frot/. ukuk Iifacher 
heftiger Aufecbtimg'en fiegreich feftgchalten und anrb von dcllen Ge^'iier wieder 
anerkannt und lieftätifrt; ein Fortfehritt jjefrcTi den Miinriuger Vertrag Ueftelit auüer- 
dem darin, daii die nach dem letzteren erlt mit dem Tode eines der beiden Eber- 
barde eintretende vollkommene AUeinberrfcbaft des Einen Regenten aaf Orand 
den 8tiit^arter Vertrages fofort ihren Anfang nahm; fehon Ton jetst an galt der 
Grnndfatz, daB der regierende Graf immer aneh der alleinregierende fein lolle. 
Als ein wenn nach unerheblicher und vorübergehender Rttekfebritt dagegen muß 
es heseicbnet werden, daß außer Höltlin^^en, .sjndelfinfren n. f. w., was fich Eberhard 
d. Ae. im Mnnfiii;_'-er Vertra;:c vorbelialten hatte, nun der (Jetneinfehnft vorühcrgehcnd 
noch weiter die fttücke entzogen wurden, welche durcli den .Stuttgarter Vertrag 
dem jüngeren Eberhard zn lebenslüngl icher Benfitzang and B^iernug angewiefen 
worden find. 

Bald nach dem Stottgartcr Vertrage verglichen Heb noch die beiden Grafen 
wegen einiger Aenderungen in des Jüngeren Deputate (vergl. Sattler IIL §. 125 und 
die Note bei Kcyfchcr I. S. 199). Kbenfo verabredeten fie in df r In ilderliehften 
Weife im März 1486 aus Anlaß der immer mehr zu Tage tretenden <»eiftej«ftörung 
des Grafen Ueinrich die bei defl'en etwaiger liegierungsuachfolgc erforderlichen Vor- 
kehmngen. Und fo fchienen alle Mifihelligkeiten auf immer ansgeglichen, der Hansfriede 
ein danernder. Allein bald verfiel der jüngere Eberhard in die alte ansfohweifende 
and verfchwcnderifche Lebensweife. In feiner daher rührenden Geldnoth unternahm er 
CS foj^ar, feine Anwartfcliaft auf die wfirtfeinlierf^irelien l,aiide an den Herzo? Georg 
von Bavern-Landsbiit /.u vericaufen, an dcllen Hole er i'ieh viel aufhielt. Allein 
diefem waren die neuen württembergifcheu Hausverträge und die Bedeutung der 
Landfchaft nicht nabekannl geblieben, nnd er war klug genug, floh in den nnßcheren 
Handel nicht einanlaffen. So forderte denn der jttagere Eberhard nm fo nnnack- 
fiobdicher bei den Unterthanen nnd Klöftem. Von dem Dominikaner-NonnenkloKer 
za Kirehheim u. T. vor allen verlangte er, gegen den Stuttgarter Vertrag, neoe nnd 
unerfchwingliehe Leiftungen. Er hatte dort in jüngeren Jahren fo manche ver^nüjrte 
Nacht in ^nsjrelancTier Fröhlichkeit mit feinen Gefeileu durchjubelt; leitdem aluT 
mit den Öehlettitadier liclorniirfchwefteru ein anderer Geift und eiuc beffere Ordnung 
eingezogen, konnte es vor feinen Aagen nimmer Gnade finden. Als daher die an- 
gefonnenen Fuhren nnd Uefeningen vom Klofter wegen Unvermdgena verweigert 



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186 Adam 

worden, forderte er die KlofteneclinnDgen «ur Rinficlit and die Eolfernong der feiner 
AnHcht nacli liöchft überflülTipen Hefonnirfcbwefterii. Beides ward ilim abpefelilag:en. 
Nun vpfhot er, die rdinldigen Gefälle dem Klofter abzuliefern und ließ diefe» behufs 
Abfchneiduüg aller I.rbrnfmittel iinr/.inpcln. Eberhard d. Ae. Tab llrb endlieh genöthigt 
einzufchrciteD. Dadurch kam er jedoch mit feinem Vetter in htreit wegen desScliirmes 
ttber dag Klofter, und defleB Drang&Ie dauerten fori Auch durch andere Vorfälle 
werde das goto Binreraebmen der beiden Vettern getriibt; Eberliard d. J. nrnebte 
lu inlicbaitcb fonft, insbefondere wieder an KIdfter, allerhand übermäßige oder unbefugte 
Forderangen auf Grund von Vogteirei 1 ; i: welche Eberhard d. Ae. fiir fich bcan- 
fpruchte, verweigerte dagegen die ihm üblicK'*»'!«'" Lciftunp:eiK bt fchwerte fich über 
Kränknnfr feiner Jajrdbefii^fame, weijen der K:irf.'lichkeit feinet» Deputats (obwob! 
es ihm nachträglich uia 2i>iH) Gulden erhöht und dazu die Stadt Nürtingen iMiuuit 
Zugeborangen fibergeben worden war); Untertbanen feines Vetters nabm er ebne 
Grand gefangen, dm Abt tn Salmannsweil entfetzte er feines Hofes an Nflrttngen 
und verlaitiLrtc feines Vetlers Einwilligung tat Verpfandung feiner Deputatsftüdte. 
Seine ^ erkaufsprojekte mit Herzog Georg von l^nycni find oben erwähnt. Dabei 
verfiel er gegen feinen Vetter in einen immer ^'i roi/teren Ton, weil er ficli 
durch Eberhard d. Ae. benachtheiligt wähnte. 80 fchreibt er z. B. unterm 13. Ok- 
tober (Saraftag vor Galii) 1487 an ihn: „wir oioffeut allfo vcrmcrckhen, das Ir 
▼nns aberjmals] gern plintzliug [bltodlingsj fngefiert bettend, was niemand wolt, 
das feilten Wir uff kluben n. f. w.*. Die von dem äiteren Eberbard gcmSi der 
Einung von 1473 angebotenen Aiisträgc kamen durcb des Jüngeren Schuld niebt 
7.n Sfiinde, und ein endlich im Auguft 14M7 wegen de« Kircbhcimcr Klofiers ge- 
IVhloircner Vergleich wurde von dem jüngeren Klierli;ir(l auf; nichtigen Gründen 
nicht gehalten, vielmehr, jetzt bereits das dritte mal, das Kioiter felbft belagert. 
Da entfehiofi ficb endlieb Eberhard d. Ae. dem Unfug ein Ende an macben. Mit 
gowapiMMter Hand enlfetste er niebt nur das aofs bSebffce bedrängte Klofter (10. Fe- 
broar 1488), fondern brachte gleichzeitig auch feines Vetlers Deputat-Städte nod 
SchlöfFcr in feine Gewalt. Hiezu hielt er fich theils nach dem Hechte der Nothwehr 
fftr befugt, da fein Vetter nidit blos Land und Leute an Fremde zu brin^jen trachtete, 
fondern auch, wie wenigftcns behauptet wurde, dem älteren Eberhard nach dem 
Leben Itand, theils leitete er die Berechtigung hic/u &w dem Frankfurter Landfrieden 
von 1486 her, da diefem anfolge Eberbard d. J. dnreb fein bisberiges Verbalteo, 
iosbefondere dnreb die famofe Klofterbelagernng, in die Keicbaaebt gefallen war. 
Hauptfächlteh aber fand Eberhard d. Ae. fdnen BQckhalt am Kaller, der kurz darauf, 
Anfang Aprils 1488, felbft nach Stuttgart kam und fich Eberhard dem Ae. na- 
mentlich wegen feines damals gerade erfolg-t« n Beitrittes zu dem neugef,M iindeteu 
Schwäbifchen Hunde zu Dank verpflichtet fühlte. Dagegen konnte es den jüngeren 
Eberhard wenig empfehlen, daß er fich die dem Kaifer und noch mebr dem Scbwä- 
bifoben Bande widerwärtigen Bayernbersoge an ficijjtänden erwiblt batte. Die in 
einen (Mfentlich im Druek aasg^nngeneo Sebrciben feines Vetters «ithaltenen Vor- 
würfe wies Eberhard d. Ae. ebenfalls öffentlich in einem gedruckten Schreiben zurück und 
rechtfertiprfe feines Vetters Kntretziuifr fnbgedruckt l>ci Sattler r.ratc 11 III. Beil. 115). 
Hiernnf entirc^'nete letzterer mit eint in neuen Schreiben aus Lan<lshul, worin er alle 
ihm zum Vorwurfe gemachten Handlungen ableugnet, bezw. fich wegen derfelben 
zu rechtfertigen focht, indem er zogleieb den Aelteren des Landft-iedensbradies aeibt 
und mit bitteren Vorwürfen ilberfehüttet; am Seblnlfe verlangt er abermals fofortige 
Ueberantwortang des ihm entzogenen Hab und Onts nod fchliigt zur Beilegung der 
übrigen Streitpunkte ein Scbiedsgericbt vor, von jedem der beiden Grafen 3 Prälaten, 



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Daa Unt1i«ni>arkeit8gefets in wftrtt FfirCtonbaufe. 



187 



„die Infeln und Stob bubeD**, 3 ans der Ritterfebaft und 8 ans der Laadfebaft m. 
ernennen, alfo zafammen ans 18 Perfonen. Allein der jüni^ere Eberbard erreichte 

mit dicfera Schreiben nichts; es blieb unlKantwortet. So vcrfuchtc er es denn auf 
andere Weifo. Auf ft-ine Bitte wandte ficli Herzog Albreclit von Bnycrn an die 
Württemberger Laudfcbaft wegen eines N'ergleidis; auch Krzherxog {Sigmund von 
Oertcrrcich fachte zu vermitteln und l'chlug zu Tolchem Zwecke eine Zafammen kanfl 
in Memmingen vor, und Eberhard d. J. felbft forderte von Landshnt ans, wo er fidi 
an Hersog Georgs von Bayern Hofe aufhielt, die eben sn Stuttgart verfammelten 
wärttembergifefaen Prälaten, Ritterfebaft nnd I^ndfchaft anf, Eberbard d. Ae. zur 
Befebickting dicffg Tage« zu bewegen. Letzterer fcbickte auch in der That feine 
liäthe nach Memmingen, allein erftilglos, weil - Eberhard d. J. nicht kam. Da- 
gegen erließen nnterm 10. Oktober gl. J. König Maximilian and am 23. November 
auch Kaifcr Friedrich Iii. au Eberhard d. Ae. Helobungsfcbrciben für die durch Ein- 
nahme Kirehbeiaia und der anderen Deputatsftädte bewiefene Handhabung des Land- 
friedens. Eberhards d. J. Sache febien Terloren, nachdem Heb aach Reraog Qeorg von 
Bayern, mit feinen eigenen Angelegenheiten vollauf befchäftigt, von ihm zurSck» 
gezogen hatte. Da wandte er fuli endlich an König Maximilian felbft und bat um 
Vermittlung, und diefer wies die Sache nicht von fich. Auf einen Vergleich ließ fich 
zwar Eberhard d. Ae. nun uicht mehr ein: dagegen erklärte er fich mit feinem 
Vetter bereit, ihren Span einem reclitlieiien Auftrag zu untcrftcllcn, Maximilian felbft 
und BUbbof Wilhelm von Eicbftatt foUten das Gerieht bilden, and jede Partei einen 
weitnrtm Schiedsmann als Znfats beftimmen. So gefebab es anoh, und antenn 
80. Juli 1489 ergieng zu Frankfurt a. H. dtx Sprueb. 

Den Scliiedi^rprueli einem Vergleiche vorzuziehen, dazu mag thcil» die Er- 
fahrung bewogen haben, wie langwierig die V( rgliMclisverhandlungen und von welch 
geringem' Bcftand ihr Ergcbni» bisher geweleu. Danchen war aber auch die da- 
malige Doktrin aa berttekfichtigen , welche die priratreebtlieben Beftimniungeu des 
römifchen Rechtes ohne Bedenken anf die 6flfent)icbrecbtliehen VerbaltnilTe der 
dentfchcn Fürftenhäufer und ihrer Territorien anwandte. Es liegen mir ans jener 
Zeit zwei Confdien vor, das eine mit der Jahreftzahl 1489 bezeichnet von unbekannter 
Herkunft, aber nach feiner eigenen Angabe auf Erfordern Eberhards d. Ae. geftellt, 
da« andere von Dr. Gisbert von Stolzenburg faneb Gisbert von Utrecht genannt, 
von 1483 — 1487 Lehrer des Zivilrechts an der Luiverlitüt zu Ingolftadt; vergl. Prantl 
Gefebiehte der Ludwig^Maximilians-UniverfitÜt, Mttneben 1872) «nd Dr. Orado Mair, 
reetor paroehialis eeelefiae St Uanrttii in Ingolftadt Diefe beiden Gutachten kommen 
zn dem ErgehnilTe, daß der CMünfinger und Stuttgarter) Vertrag jedunfalle quoad 
fuccetrionem niigiltig feie wegen feiner, nach gcrchrieheneni IJcelite lowohl wie nach 
Natnr- und Völkerrecht (!) unzulämgen Befchränkung der TertirfVeiheit. Mit der 
Succeillonsbeftimmang fteht und füllt aber das ganze Intcreile am Vertrag; und 
fo fpricht ndi aueb das eine Gutachten fttr Ungiltigkcit des ganzoi Vertrages aus, 
da die Parteien das Ganxe, niebt einen bloJIen Tbeil gewollt bitten. Nun konnte 
es Eberbard dem Ae. wahrhaftig nicht gleicbgiltig fein, daß nach Anficht der 
Rechtsgclehrten die Unthcilbarkeit de« Landes durch Vertrag nicht über die Perfon 
der Vertragenden hinaus aneh für fpätere Regenten bindend feftgefetzt w erden könne, 
ja — als dem Natur- und N'lllkerreeht ?;uwicier - nicht eiuuinl durch (lelet/, (was der 
MünHuger Vertrag zugleich war). Was lag da näher als die Feftfctzuug durch einen 
Scbiedsriehter zu Terfuehen? Jedrafalls war fo Tiel klar, dafi ein scbiedsricbterlieber 
Entfebeid, von dem oberften Riehter im Reiche felbft getroffen, nnter allen Um* 
fISnden die gr6lltm6gliebe Gewibr fftr feine Volldebung und Aufreehlerhaltnng in 



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188 



Adam 



(ich trage, ciue groflere namentlicb , ab ein Vertrag der Parteien unter fieb, ihm] 
fei er anch von diefen befehworen and von Landftiinden garantirt nnd befiegelt. 

Gleifhwolil wurde aber auch fonft nichts vtiiiiiimt, \v:is zu Anfrechterhaltuug de« 
Frankfurter Kiitn-Ispides heitragen konnte: nicht lilnh von don Orafcii fclbft, fondern 
auch vun ihrer l.andfchaft, ja von dem tranzen SchwübircbcD Bund als Garanten 
ward er befehworen (vergl. C. F. Stäliu III. S. lilS). 

Die Beftiromungon des Franlifarter EntfcbeideK (auch «Königlicber Vertrag" 
genannt, — abgedruckt bei KeyCsber I. S. 505 ff«) geben dalrin, daB Eberhard d. J. 
der ihm durch den Stuttgarter Vertrag flbergebeoen Städte uod Schlöfler dauernd 
entfetzt bleibt; Eberhard d. Ao. nimmt das ganze Land allein in Befitz, die ganze 
l{oj3;irrnng8gewalt übt er allein; E'^erhar«! d. .1, dagegen wird mit einem Jahrj^eld 
von .s fXM) OHbleii und cini r weiteren einmaligen Abfindungsfumme von 12(K>0 (iuiden 
beitügiiih aller feiner iiluigen Anfprüche und Forderungen cutfcbüdigt. Durch diefe 
Beltimmnngen ward die Vereiuigung des Landes und die £inbeit der Regierunga- 
gewalt eine rolticommenere, ala darcfa alle bisherigen Vertrage. Um fo auffallender 
erfebeinen darum if Ion orlten Blick die Beftimmuugen bezüglich der KegierungS« 
folge. Statt einer Wiederholung der alten IJntheiH arkcitsgefetze fehreibt ncniüch 
der Entfeheid für fjewifl'e Fälle vielmehr eine Theiluiii: di* f/indes vor. indem 
er beftimnit, dal» bei Abfterben Eberhards d. Ae. ohne IlinterlalVung ehelicher uiänn- 
lieber I^ibeserbcn dem jUngereu Eberhard nur fein urfprünglichcr LMiDdestheil, d. h. 
alfo der Ulrichifche nach der fjandestbeilung von 1442, augeltellt werden folle, (mit 
Ananahme von Stüter! , wofiir ihm Stadt» Amt und Kloftervogtei Blaubeuien ala 
Ertatz zngcwiefen wurde;; Eberhards d. Ae. urfprünglicher Landestheil dagegen follte 
dem älteften Sohne Eberliards d. .1. zufallen, nntl falls ein fnlclicr bei Eberhards 
d. Ae. Tode nicht vorlianden, dem v»>n diel'em aus dem Uniile Wlirlteiniier^? frei 
zu beftimmendcn Krlicn ; liinterlaüt aber Lbcrhard d. Ae. eheliche männliche Leibes- 
erljen, fo bekommen dieTe den urfprünglieb Ln<hvigifcben LandnA^. Aua diefen 
Beftimmnngen lalTen (ich unter Ber&ckßebtigung dea Inhaltes der friiheren Verträge, 
welche in Kralt bleiben follten, foweit fie niebt dem Frankfurter Entfeheid wider* 
fprächen, folgende Sätze entwickeln: 

L Stirbt Eberhard d. Ae. vor Eberhard d. .1., l'n bekotjimt Icf/.terer feinen urfpriing- 
liclu n Landestheil, nicht mehr und ni( lit weni-er; den J^udwigifcbeo LanUes- 
theil Eberhard« d. Ae. bekommt dagegen in elfter ]>inie 

a) der ältefle agnatifcbe Dencendent Eberbards d. Ae., — in delfen Ermanglung 

b) der ältefte agnatifcbe Deszendent Eberbards d. J. — in deden Ermanglang 
e) ein anderer von Eberhard dem Ae. frei zu beftimmender Angehöriger des 

Württemberger Hanfes. 
2. Stirbt Eberhard d, Ae. nach Eberhard d. J.. fo erbt 

a) bei beitleifeitiger agnatifcher Naclikommenfehaft, jede dcrfelben die alte 
Laude» half tc. — Dies ergibt ficb deutlich ans dem Vertrage §. Item ob 
aber Groff Eberbart u. f. w. (Reyfcber I. S. 508), 

b) bei agnatifcher Nacbkommenfehaft eines der beiden Grafen alldn, der 
ältefte Sohn desfclben beide Landeshälften, endlieh 

c) lieini l'elden agnatifcher Xrielikoinne-iifeliaft in beiden Kberbardifehcn Linien, 
die Heinriebifelie Linie das ganze Land — beide« gemäÜ den friUiereu 
Verträgen. 

l)al] eine k-tztwillig« Verfilgiini; EUcrhanls d. Ae. über feine Landc^hölfttt zu (iunftco 
eine« $piötiliD{;.<! aii9 der Heinrichirdien Linie darch die DacbtrlgUe)i« ßebuit olms Sohufifl 
£berbanlB d. J. tiiBflUlig wlird«, ift eiae noüiweitdige Folge der obea unter SQffcr Ib aaf- 



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Dm Untheübftrkeitogefets im württ. FürfteDbaufe. 



189 



geführten Vertragsbeftimmung, wenn diefer Deszendent des jflngcn-en Eberhards zw&r nach 
der TeftfiinenNerrichtiing, aber vor dein Tode des .'iltercn Kberh.ird /.nr Welt käme; durch die 
erft nach Eberhards d. Ae. Tode erfolgende (ieburt eines Sohnes Eberhards d. J. aber cben- 
CriU diefe lötitwilliKB V«rfllguo|^ xnCMiiiiienfaUen xu laflen, wie Frieker a. «. 0. S. 27 will, wider- 
fpricht der aiudrileUiolien und woM su reehtfertigenden Beftinnung de« EntTolieidcs. 

Aas Yorfieheudem ergibt Heb, daü iu den Füllen der Ziffer la und c 
and 2 a das UatheilbarkeUsgaTetit wieder befeitigt werdea ond eioe oene Londes- 
thettnacTy Yielleieht fir analirelibare Zeiten, im Falle der Ziffer 1 b aber wenigftem 

anf die Lebenszeit Ebtrliards d. J. eintreten follte. Dicfc Abweichung von dem 
miihfam zn Stande ^'el)r:uliten Cutbeilbarkeitsgcretz mtifs anerkannt werden. Bei 
Erklärung der flriiude hiefiir wird man davon ausgeben diii lcn. daß rine ontfchiedcne 
Weigerung Elierbardä d. Ac., vuu dem UQtheUbarkeit.sgraudratze abzalaileu, von den 
SebiediriditerB bei itiren Ausfpruob ßtkee berldcßchtigt worden wäre, daß demnach 
Eberhard d. Ae. mit diefer Abweichnng einrerftanden geweTen ift. Hieffir fpricht 
ancb ein nocb vorhandene» Veneeiebai« der „Punkte, anf welche ßch mit Eber- 
hard d. J. zu vergleichen wäre." Diefe Punkte ftimnicn mit dem Inhalt de« Ent- 
fcbeides überein; nur find die dem jüngeren Eberhard Tiugednebtcn Goldfummen 
niedriger nng:cfctzt als im Entfcheid, und anfkr Stuttgart i'oiltcn am h Kircliheim 
und iSürtiugeu der Kegicruug des jüngeren Eberhard ftcta entzogen bleiben und 
ihm nur die EinlLÜnfte darans gereicht werdeu. — Zn jener Eiawilliguug mochte Eber- 
hard den Ae. eine doppdte ErwSgnng veranlaflTen: Nach feines Vetters bisherigem 
Betragen ftand filr I^and und Leute das Schlimmfte zu befürchten, wenn diefer cinoial 
zur Regierung käme; aber nicht blos die Unterthanen und Zugewandten wären ge- 
drückt und entfremdet, verfetzt und verkauft worden: mit dem Verlufte von Land nnd 
Leuten wäre auch das Herabfinkcn des Kegentenhauit s liaud in Hand gegangen. 
Um diefer Gefahr vorzubeugen, bot die gänzliche Ausfchließuug Eberhards d. J. von 
der Begiernng, auch fnr die Znkanft, natfirlich das wirkfamflie Mittel. Allein dem 
widerfpraeh nicht bloe die Billigkeit, dem widerQ)rach nocb mehr das vertragsmäflige 
Reeht des LetZt^en, widerfprachen endüch die oben erwähnten römifchrechtlichen 
Doktrinen. — Nun gab es freilich einen dentfeben König, welcher Recht zu finechen 
und leinen riebtcrlichen und fchiedsriehierliehen Ausl'prUchen Anerkennnii,;^' nnd fJe- 
Lorfam zu verl'chaffen hatte. Allein das war ein fchwachcr Trol't; traten doch die 
Könige ihre Entfcheidungen oft mehr nach jmlitifeheu als nach rechtlichen Erwägungen, 
nnd fehlte ihnen doch namoitlich, ancb beim belten Willen, oft genug die Macht, 
Ihren Entfcheidungen Anerkennung zn r^rfchaffen nnd die nnsttfriedenen Parteien 
zum Gehorfam zn zwingen. Wollte man alfo einen danemden Zuftand fchaffen, 
fo war der fiehfrlte Wcp, eine foleljc Verfügung zu treffen, mit der alle Parteien 
zufrieden waren, deren Ueaeliluni; und Durchfiibritn^' all'o allen anfrtde,iren fein muhte. 
Unter folchen VerhältiiiUca ließ fieh aber der ünthcilbarkeitsgrnndfatz mit der 
Btlckßcbt auf das Wohl des Hanfes nnd des Landes nicht vereinigen: letsteres 
verbot, dem jttngeren Eberhard das ganze Land nach des alteren Tode anaurerlraneD, 
und ganz von der Begiernng ansrohliefleu ließ er Heh gutwillig nicht So war alfo 
ein Mittelweg nothwendig, und er ward darin gefunden, daß man dem jüngeren 
Eberhard ijerade foviel in Ausficht ftellte, als er ohne die dazwifeben liegenden 
Vertnige ungefähr bekommen hätte; aber nielit mehr. Die Oefalir einer abernialisren 
TheiUiug war damit allerdingts vorbanden; daß diefe Gefalir aber keine dringende 
war, lehrt ein Blick anf den Perfonalftand im Hanfe Württemberg: die beiden 
Eberharde hatten immer noch keine Kinder nnd anf folche jetst weniger Ansfiobt 
als je; Hoffnang anf Fortpflanxnng des wfirttembergifclien Namens nnd Stammes 



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190 



Adam 



f ab nur Graf Heinricb, deffieo damal« sweijifarigem Sohne Bberbard der A«. reioen 
Landertbdl mawenden gedachte; and alle Anzeiclion rpracben daffir, dafl diefar 

trhon nirrli Rbcrbards d. J. Ahfh'rluMi dnfs f^anzp T^aiid in loinrr Hand wieder ver- 
einifjen werde. — Daß eine Art vdii Knnüdiing', wie Iki'yfclicr (S. öl)) glaubt, den 
älteren Eberhard zum Preisgeben des IjutlieilbarkeitHgrundratzcs veranlaßt habe, 
fcheint wenig wahrfcbeinlich fSr einen Zeitpunkt, in dem er Heb im Alleinbentz des 
Landes^ der Zuneigung der Uotertbanen und Zugewandten, der Gonft des Kaifera 
nnd KSnig« nnd der HSlfe des Scbwabifchen Bandes wnflte, wifarend fein V^r 
gerade jetzt von allen Freunden verlafTen war (anders freilieb Pfifter, Eberhard 
im Bart, S. 141 f., indem er nuf die bisherige Parteinahme des Bifchofs von Eich- 
ftädt für den jüngeren Eberhard hinweist): es würde auch diefc Erklärnns: wenig 
paü'en zu der erhoblicbeu Verkürzung, welehe des Jüngeren Hechte durch deu 1' rauk- 
Airier Entfeheid erfahren haben (vergl. Frieker a. a. 0. & 27 f.). 

Auf die flbrigen BeftimmiiBgsii des Fraakfbrler Bntfebeides, fo wiohtig lle 
auch Damentlirh wieder ffir die Entwicklung der landfländifchen Verfaffinig find, 
kann liier nicht ring:rg:nngen werden. Dagegen fei hier noch einmal betont, daß 
die früheren Verträge durch den Frankfurter Enffclicid nur fowcit aiifg;eh()hen wurden, 
als fie dicfem widerfprachen ; anfrecbt blieb aUo insbefondere die im Mtinfinger 
Vertrage bcftimmte Regierungäfolge und das Verbot von Landcsveräußerungeu und 
YertbeiluDgen anfler doi dutcb den Entfefaeid felbft beftimmten FSUlen. 

GIHeklicberweife gab indefi Eberhard d. J. felbtt bald den AnlaS snr 
Wiederhefeiti<,'ang: des im Frankfurter Entfeheide enthaltenen bedenklichen Punktes. 
Eine fchwere Kranklioit Eberhards d. Ac. im Jahre 1492 und die damit näher 
periickte Ansficht auf eine liegierungsänderiinp; mochte ilim zu lehondigom liewußt- 
fein gebracht haben, wie viel er durch den Frankfurter Entfcfaeid verloren, wie be- 
deatend feine Saccellloasrccbte bcfcbränkt worden waren. So (rat er denn abermals 
bei feinem Vetter mit der Bitte am eine Abündvong herror^ indm er fich hiebei 
gefebiolLt darauf berief, dall der Frankfurter Entfebeid den alten Untheitbarkeila* 
vertragen zuwider laufe. Und Eberhard d. Ae. ließ fich wiederum bereit finden: am 
2. September 1492 wurde zu Efilincfcn ein neuer Vergleich zwifchen beiden Grafen 
vermittelt, der (og. Eßlin^^cr Vertrag (abgedr. bei llcyrdier 1. 8. 513 ff.)- 

Diesmal hatte man einen Ausweg gefunden, auf dem die Uutheilbarkeit des 
Landes gefiebert und diefes doeh vor den Gefahren bewahrt werden konnte, die ihm 
ans des jfingeren Eberhard verkehrtem Treiben drohten. Auf Eberhards d. Ae. 
föhnelofes Ableben follte nunmehr allerdings die ganze Herrfchaft ungefondcrt 
nnd angetrennt bleiben and auf Eberhard d. J. allein und mit Ausfehluß von Seiten- 
verwandten n))erg(dien; es wurde ihm _iedoc]t ein ;nis dem T.andhnfmeifter und je 
vier Mitgliedern der drei Sf-lndr' des Landes ^'•eliildeter liegimentsratii beigefeilt oder 
vielmehr vorgefetzt, der nur in den wichtigeren Angelcgenbciteu Eberharde Willens- 
raeinnng einsuholen, im übrigen die Regierung ohne Ihn felbftändig zu führen hatte. 
Dabei hatte der jüngere Eberhard auf die fiefetsuag diefes Regimentsratbes keinen 
Einfluß, He follto vielmehr durch den älteren Eberhard bzw. durch Selbftergänzung, 
äußerften Falles durch die Landfehaft, erfolgen. Daß auf Eberhards d. .1. Tod 
da.s Land nngetheilt an feine agnatifche Nachkommenfchaft fallen follf^ nnfer 
Ausfehluß der ITeinriehifcben Linie, ift im Eßlinger Vertrag zwar uiebt auydrück- 
lieb gefagt, aber utVenbar ftillfchweigend angenommen und folgt auch aus dem 
Mttnfinger Vertrag, der im Frankfurter Entfeheid, wie diefor wieder im Efliinger 
Vertrag, beftXtigt worden ift Oagsgen fällt naeb dem fShnelofen Abfterben beider 
Eberharde das Land ungetrennt an den geifteskranken Grafen Heiorieb, aber anter 



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Dm UntbeUbarkeitageTetz im wOrtt. FarftenhauXa. 



101 



Vormiuidfebaft des ervabntea Regimentsratb«, naott ibm an Teinen ilteflen Sohn Eitel 
Heinriob (fpiUer in der Firmang Ulrleh genannt), ebenfalls und zwar bia naeb !Svr3ck- 
legnng des 20. Lebensjahre, nnter Vormnndfcliaft des Rcgimentsratlies. Immer aber, 
auch UDtcr der Heinrichifchen Linie foll rlic ITerrfclinft unpetrennt bleiben. 
Diefer i^ntz, der feit 20 Jahren der trciljcndc Oi'danke l'cwc IVn . di-r unverkennbar 
icliüu dem Urachcr Vertrag zu Grunde liegt, war mit diei'er Deutiiciikeit felbl'i im 
Mfinlinger Vertrage noch niebl ansgerprocben. -> Würde dagegen Eberhard d. Ae. 
einen Sohn binterlaffen , fo foHtc dierer nach feines Vaters Tode deflfen nrfprilng- 
lichcn LandestbeU erben und dalier aach Eberhard der J.. wenn er noch lebt, nur 
seine urfprünglichc Landcsliäli'te bekommen. In dicfem einzigen Falle alfo trat eine 
vorübergehende, wenn aber beide Eberharde >^'<\hnf hinterließen, eine dauernde 
Thcilung ein. An beide« konnte aht^r im Emiti kaum ni(^lir gedacht werden. 
Außerdem erhöhte der Elilinger Vertrag das Deputat Eberiiards d. J., bewilligte ihm 
eine weitere Abfindangsfaninte ond räumte ihm einige SobldlTor nnd Jagdbezirke 
<Hn. Der Vcaing wurde von den beiden Grafen nnd ihren Tbädinplenten befiegel^ 
von der Landfebaft befebworen und vom Kaifer betätigt (C. F. Stalin IIL 615), ein 
Vidimns desfelbrn wnrd von El)erliar(l d. Ac. der Landfebaft übergeben , wie rr dies 
beim Müurint'er Vertrat; und Frankfurter KnU'chcid vormnls auch gethan hatte. 

Der Gewinn des Eßlinger Vertrages beliebt in der Wicdcrherftellung des 
Untbeiibarkeib^efetxea — abgefehen ron einer einzigen nicht als wahrrebeinlich ge- 
daehten und niebl wirklieh gewordenen Aasnahnie — and in der ansdrückliehen 
Ansdehnnng des Untheilbarkcitsgeretzes nnd der Erbfolgeordnung des Ifttnfinger 
Vertrages auf den Heinrichifchen Stamm. Die Worte der Urkunde lauten aller- 
dings fchlcelitwe^' : „So fo] alwcgfn die bcrfebafft W. vngetreut filfn fiir vnd für aa ff 
den Eltfton evbiieb gefallen, " dali aber bier nur die Erbfolgeordnung de» .Miinlin<2:cr 
Vertrages auf diu lleinrichifchc Liuic au»<gedchiit und nicht eine neue eingeführt 
werden foU, wird nicht bezweifelt werden dSrfen; es iCt alfo fmr der Worttant n 
ergänzen in „auf den Ettften abfteigendcr Linie nach.'' Es wäre darum niobt 
gerechtfertigt, im Eßlinger Vertrage die Feftfetzung eines Seniorats zu erblicken; 
umgekelirt freilich glaubt Pfifter (a. a. 0. S. 14.Ö), der durch den MUnfinger Ver- 
trag das »Seniorat eingerührt erachtet, im EAlinger Vertrag die Sparen einer Primo- 
geniturordnung zu erkennen. 

Was die Bedenken gegen die Verbindlichkeit des Eßlinger Vertrages für 
die Linie Heinriehs betrifft, weil er diefem Vertrag nicht zugeftimmt ba^ fo muflte von 
einer Uitwirkang deefelben hiebei ttberbanpt Umgang genommen werden, weil er 
als UDzurechnungsfahig doch nicht wirkfam hätte disponiren können. Freilieh ift 
dann auffallend, daß die beiden Eberharde, denen als näcbffen Frennden von Natur, 
.Seliild und firim die Vormiindfchaft über Heinrieli und delVen unmündigen Sohn 
zukam, und die Heb dieles Amt vom Kaifer im gleichen Jahre noch ausdrücklich 
beftStigen liefien, in der ilßlingcr Urkunde nicht befonders bemerkt haben, dafi fie 
diefen Vertrag zugleich in ihrer Eigenfehaft als VonuUnder jener Agnaten, namens 
diefer gefcblofleu haben wollten. Doch jeden Zweifel bezSglich diefes Punktes be- 
feitlgte bald eine neue Verfügung, ein Reich^gcfetz, das die ganze bisherige Ent- 
wicklung zu einem glücklichen AbfehluOTe gebracht hat, der Herzogsbrief Tom 
2L Juli 149.^ (abgedruckt bei iJeyrelier II. .S. 1 ff.). 

Der Herzogsbrief ordnet nemlicb, um das zunächft zu berühren, die Erbfolge 
im allgemeinen ebenfo, wie der Mttnflnger Vertrag, jedoeh mit dem Unterfehied, dafi 
nunmehr auf Eberhard d. Ae. znnKehft zwar ebenfalls Ebwhard d. J. als Allehi« 
regent des ganze« Landes folgen feilte, auf diefen aber nicht der Aeltefte ans 



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Adam 



ihrer beider einem geboren, wie nach dem Mfinfinger Vertrage, fondcm BborbardB 

d. J. älteftcr Sohn ; es follte alfo fclion mit dem jüngeren Eberhard die Linealerben- 
fol^e eintreten nnd feine Deszendenz die Elierlnirds d. Ae. ztinächft ausfchließen ; 
erft nach Ausfterhen der Linie EijeriiHrds »1. J. füllte die dann etwa vorhandene Nneh- 
liomuienfehaft EberLards d. Ae. , nach diefer aber die Linie Heinrichs berufen fein. 

Daß iu diefer Weife fuccedirt und daüi im übrigen die Liuealerbenfolge luit Altersvorzug 
dunhaus mafigvbend fehl Tollt«, ift im H«rMg»brlefe So klar gefai^t, daA ein Zweifel iiierUber 

nicht befteht. Nur bezüglich der Worte des V^Ttragea (Keyfcher a. a. 0. S, " mit» ni : ,So folltf 
doch deafelben fiertzog £berii«rt8 des Jüngeiii Eilteftcr Kelicbor maoüchcr leybserbe vor bcrt:^ 
Eberbarts d^B Elltera — leybserben an das herzogthum — ftcen — damit obbeftimptem 
Vertrag zu Eßlingen gemacht hertzog EberhartB des Elltern halb nit Abbruch 
gefchche,'* ift zur Verli(itiin«r cinvA ii:diRlii'gcnden MinvcrftrindinlTtH zu bemerken, d.ifi dte 
Stelle nicht fo zu lefen und zu verftehen ift: damit obbcfcimmtem, Herzug Eberhards d. 
Ae. halb genaehtem EOIinger Vertrag d. h. der Auoahmebeftimvang derMben, d«A 
Eberharts d, Ac. Deszendenz mit der drs .lüni^rn n thcilcn folle, nicht Abhnn Ii jjcfchehe — 
wie Xaft a. a. O. S, 68 f. de auOMt, was freilich za einem Widerfprucb führt (vgl. Breyer 
Einige interelTante Staatsprobleme Xitw. Stnttgart 1780 8. 10 and Reyreher I. 8. 1S2), fondern; 
damit dem Eßlingcr Vertrage, d. h. dein dadurch wit Jcr f[ii>;( fülirtt n l'nthi ilh.irk^^j^adliatC^ 
nicht aus Kückficbt aaf Heraog Eberhard d. Ae. und deiTeii Naebkommen eia Al>- 
brucb gefchche. 

Doch diefe Bemerkung führt unH bereits zu dem Lntheilbarkeitsgeretz des 
Henogdirieft ond ta der Frage, aut welche warltembcrgifehe BeOtzungcn die £r- 
bSbnng tma Bersogtbnm (ich ttberbaopt erftredct habe. Hier ift niin die wortlicbe 
Anfobroiig der einfehlSgigen SteUen nicbt zn Hingeben. Sie lauten: 

I. «So haben Wir — die vorgemelt Wirtembergifch LandtTcbafft tn Swabcii gelegen 
mit allen hcrrfcheftcn Stetten Si lilo(T< ti Icwten vnn»! fructcrn, fo rnn dem hpiüpon Hi-ii ti zu Lehen 
herrareo Es feyen borzogthumb, GralTchatTteu oder berrl'chatiten ganntz nichts auUgenommen — 
dem faertiog Eberharten ron Wirtemberg dem Elltern an leben verTanMlt, verainigt vnd alfo 
famcDtlich zu einem hcr^o^'tljinnl) n;oor(Int't — Auch dem liertsog Eberbarlen — den Eltttn mit 
fAlebem hertzogthumb zu rechtem manlohen belebet.* 

IL ..Vnnd auf das OUch. vnnfer vad des Reichs Iicrtzogthumb nit zertrent no«b getailt 
wen! fonder boy einamler Lielcib, als auch vormals im hauss v<»n Wirtemberge lUir^!; Vertregdas 
diel*elbig herrfchaffl Wirtemberg bey einander belLvben vnd nit getrennt werikii fülle im beften 
auch aogcfehen vnd von — keyfer Friderichen - beftett ift, als wir dann dieielben vertreg 
biemit aas ktlnigkKcher olMrlieit viuid rechter wtffen auch coiifirmiren vnnd beftetligen in nller* 
nafieh, als ob fy von wortt an wort hieirinna. begrilleo weren Tiid gtfchrielMn imaden." 

Daß die im Heraogebiiefe darehgefBbrte Fendifisining aneb aliea Allod an 
Land and Leuten mitbegrifTen, diefer alfo ebenfalls in Lehen umgewandelt habe, Mt von 

Breyer (Klomentri §. 102 und in tieii .intcrefranteii Staat.'<]>rul)lenien") fo überzeugend 
nachgewiefen worden, daß e« einer weitereu AuHfiiiiriinfr Inerüber nicht melir bedarf. 
Der einzig hiegegen fi)re(hende Ausdruck: die lierrfchaften , fo von dem heiligen 
Keidi zu Leben rühren, ift lediglich ein Beweis dafür, daß man am Sdblalfo dee 
16. Jahrhunderts alle HerrTchafi»! als im ZweifelsMe reicbdehMibar fleh xa denken 
gewöhnt hakte, ane Neigung, die fcbon in dem wirttmbergifeh«» Lehensverzeichnis 
von 1420 nicht zu verkennen ift (abgedruckt in Steinhofers wirt. Chronik Theil IL 
S. 704—708, vergl. Frieker a. a O. S. ?,1). Dagegen find fclbftverftündlich die- 
jenigen Befit'/.nngcn, welche die württemberf^ilVlien Grafen niclit eiyentliiimlieh befaßen 
und nicht vom Keiche, fondern von Dritten zu lieben trugen, iienjlirli von der Krone 
Böhmen (0. F. Stalin III. 280), von Oefterreieh (genauer gefagt Tyrul, Stülin IIL 492; 
denn die ebenfalls Öfterreiebirehen Hohenberg-Kirehentellinsfurtber Lehenftfleke lind 
erft 1593 erworben worden, kommen alfo ebenfo wie das erft 1598 erworbene Ffip- 
ftenbergifcbe Lehen Marfchalkenzimmern hier überhaupt nicbt in Betracht) und von 



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Dm Untheilbarkeitsgefete im wQrtt. FttrftMiluuif«. 



193 



Karpfalz (Unrbaeh yon 1463 bis 1504), durch dm Herzogsbrief ai^ ia Beiebtl^en 
▼erwandelt worden; fie find aaeh fortan ftets vom Reidialeben nnterfcbieden, die 

Belelmnng mit dcnfelben befonders nachp:crii(lit und befonders ertbeilt worden. 
Die« rchlieüt aber nicht aus, daß diefe LehenOückc nicht auch zn der untheilbarcn 
MalTe gefchlagon uiul fiir dauernd von dem neugefchalTencn Ilerzo^rfluinic nnlöslirh 
erklärt werden knnntcMi. I'nd wirklich find dnrcb die zweito oben ;iusj;t>li()l)('ne 
Stelle außer dciu eiueu ^loüen Kciebslebeu aucii diele weitercu Lelienrtüeke dem 
UntbeUbarkeitegefetee ani^rworfen, mit der Hbrigen Liodemtafle «utrennbar vereinigt 
worden, untrennbar nemiicta fo lange, als fle fiberhaapk nngetrennt bleiben kdnnen. 
Denn da£ eine Trennung diefer Stücke von der HanptmalTc eintreten mufle, wenn 
fie in Folge Beendignng' des LelicnsvorliäUnifTos vnm württfmborg'irchfn Hanfe ab- 
kommen, war fo felbftvcrrtäiHilich . dnl\ es einer Itefoiideren Hcrv(»rliel)un;j: diele.s 
Falles im Herzogsbriefc nicht bedurfte. Diele Zugeitörigkeit zur untheilbaren Malle 
wird auch bezüglich der mehrgenaDuten ö(terreicbifcben ond bohmilchen lioheo von 
Fricker, dem Einsigett, der ihrer &l»erbaapt Erwähnung thut, foweit ioh (ehe, niobt 
beftritten. 

Dagegen Iiält auch er mit der berrrchcnden Meinung fömintlichc links- 
rhcinilchc Refitzungen auf Grund des Herzogsbriefes fiir nns^crchlonen vom Untheil- 
btarkeitssfeietz und von der verfangenen Mafle. Dies frelchielit mit vollem Recht 
bezüglich der ellaliilchen Befitzuugeo, fie find weder durch den Miiuiinger Ver- 
trag ooeb durch den Heixogsbrief bertthrt worden, da fie fich au jener Zeit in 
der Hand eine* Dritten, de» Grafen Heinrieb, belSuiden, diefe beiden Urkunden 
aber nur die Herrfehaften der beiden Eberharde vereinigt haben. Dagegen trird 
bczii^'lieli Mömpelgards und der übrigen burgundifchen Herrfchaften (welch letztere 
im Folgenden neltcn Mömpelgard nicht befonders hervorgehoben werden, infofern 
bei ihnen die \ erhältuilTe liegen wie bei .Mönipelgard), zwar zugegeben, daß fie 
durch den Keichenwcihcr Vertrag in den Befitz des jüngeren Eberhard gekommen 
und darum auch daroh den Münfinger Vertrag in die untbeilbare MaJTe gezogen 
worden feien, fowie ferner, dafl der Hentogebriei die früheren Vntbeilbarkeitsver^ 
trage, alfi> auch den Münfinger Vertrag, von Wort zu Wort betätigt habe; allein 
es wird eingewandt, diefe Bcftätifrung verftchc fieli natiirlieh nur foweit, als der 
Herzogsbrief nicht felb>;t Ahweichun^^en von dielen friilieren Vcrlrä^ren ein^;efiihrt 
habe, dies fei nun aber hier eben der Fall und Mömpelgard gehöre nicht zum un- 
theilbaren Gebiet, wml laut der oben angeffihrten Stellen 

1. SU einem Henogtiium und Beiehnnannlebeo nur erhöhet worden die 
württembergifehe Landfehaft zu Sehwaben gelegen, -~ Mömpelgard gehöre aber 
nicht zu Schwaben; 

2. die ynrlii rirlicnden Untheilbarkcitfverträgc nnr in Hczncr auf das eben 
crft ^'eieliaffene n' ue Herzojrthum beftätigt worden feien. aUV» nicht bezüglich Mömpel- 
gards, das nach dem eben Gelagtcn nicht zu dielcni llerzogthum gehöre; 

3. ganz abgelehen von diefen Beftimmungcn, das Untbeilbarkeitsgeretz fchon 
reohtlioh Mömpelgard nicht mitumfaflen könne, weil letzteres Knnkellehen, das neue 
Herzogthum aber Mannlehon fei (was indell'en nnr bezüglich der Graffchaft Mömpel- 
gard felbft, nicht auch bezüglich der übrigen burgundifchen Herrfchaften richtig ift, 
vgl. Breyer Klementa 48 u. 53). 

Diefer dritte Heweis^nnd aber, um mit ihm anzufangen, beweist zu viel; 
denn vor der Erectio Dncatus war ja die rechtliehe Verfchiedenheit unter den württem- 
bergifchen Gebietstbeilen noch viel größer: nicht blos Mann- und Kunkdldien, fondem 
auch Reichs- und andere Lehen, liehen und Allod waren trotz ihrer leehtlieh ver* 
WiiMMtV viMtiUfthnli««« IM. 19 



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A.dam 



fctiiedenen Berchaffcnbcit im HSnfinger Veitnige zn einer nntbeilbaren MaflTe Tereinigt 
worden, insbefondere aoeb Hömpelgard. Wenn dies im Herzogabriefe, dnem Reichs- 

fc'efetz, nicht hätte gcfchehen können , fo hätte es noch weniger gefchehen können 
durch Miinfinfrer Vertrag und durch die Teflauiente fpätcror Kofrenten (f. u.), und 
docli wird die durch letztere feftgefetzte Union alljrciiK in als ;:iltis: und wirkfam 
angcfcbcD. Daß und wie weit diefe Union in der That möglich war. geht aus dem 
oben bezSgliob der böhmifehen and anderen Lehen Gefagten hervor nnd wird in 
Karl Alexanders Teftamoit klar mit den Worten beieicbnet (Reyfeher II. 481): ,daJS 
die Verfaflning nnd dermahligo Qualität fothaner Oflttem jedoeb anfonfton nbd io 
nndern Fallen nicht geändert — fondern alles und allein auf die Unzertrenn- 
und Untheilbarkeit dereufelhen von dem Herzogthuni fo la np der Man nßft anini cn 
derer Hertzogen von W. — nach Gottes Willeo vordauren würde, verftan- 
den fejn foUe.'* 

Die zweite Behaaptong, das Untheilbarkeitagefetz fei im Herzogsbriefe nur 
hMBglicb des Hersogtbomes wiederholt worden, enthält eine Berebränkitng, die weder 

durch den Worllant noch durch den gefetzgehcrifc^hen Gedanken gerechtfertigt ift. 
Man liffmehtc nur den Woitlniif dor oben angeführten zweiten Stelle niit iinbcfnn^cnera 
An;;<', io lin<I( t man mit (I(nitli( ln ii Worten pranz allgemein gefagt, der Kaifor he- 
itätige die alteu HauHvertriige über die l intheilbarkeit gerade fo, als ob fic von 
Wort za Wort im Herzogsbrief gefchrieben ftUnden, d. h. alles land, wdches die 
alten Hausvertrüge noirt haben, alfo das ganze BeHtztham der beiden Eberharde, 
foU auch in Zukunft onirt bleiben. Nun führt freilieh der Herzogibrief als Zweck 
diefer Beftätignng an: damit das neugefchafl'ene Her zogthurii tiieht zertrennt oder 
getheilt werde. Was bereehfijrt uns aber, deslialb den Werten (lewalt anzuthun 
und zu fa<:en: weil der KailVr dit; alten llntheiilt.nkrirsvertrii^re lieltätii^t hat, um die 
Untheilbarkeit des neugefchatVeuen llerzogthums /u fichern, und weil zur Krreichung 
des letzteren Zweckes die Wiederholung des Untbeilbarkeitsgmndfatzes in Befehiänk» 
nng auf diefes Herzogthnm genfigt hatte, To hat anch der Katfer in der That nur 
In diefer Befchranknng den Luthe! Ibarkcitsgrondfatz wiederholt? Nein, der Gedanken« 
gang ift umgekehrt folgender: Von dem ganzen tmtbeilbaren Befitztham der beiden 
Eberharde wird mir ein Theil zu dem neuen Heizo^jthum vereinifrt; das Herzogtliiiui 
foll nnzweifelhalt untrennbar fein; gerade aber damit man nicht wähne, die 
alten Yeririige feien nun gefallen und die nicht zum Herzogthum gefchlagenen Be- 
nizungen frei veräoUerlieh, nnd nm mit dem allgemeinen öntheilbarkeUsgefelz den 
einzelnen Theil des Landes nm fo fleh er er zu falTen, ßebt fich der Kaifer bemllfiigt, 
die alten allumfaiTendcu llnthcilbarkeitsgefetze ausdrScklieh und in ihrem ganzen 
l'mfanp^ r.n heftätigen. Die Rezuf,'Tinhme auf dicfelbcn, weit entfernt die nicht zum 
Herzo^'tlnun gefchlagenen Stücke au^zufi lilielw n. hat alfo vielmehr eben den Zweck 
und die Wirkung, dsLH Untbcilbarkeitsband gerade auch um diefe aufs neue zu 
fcbiingeii nnd zu bcfet^igen. 

Eben darum wird aber auch durch den erfterwShnten Einwand, febon die 
Worte „die wurttembergifcbe Landfcbaft zn Schwaben gelegen" fchlötien Mömpclgard 
ans, da dii fes nii ht /.ii diefer Landfehaft gehöre, nichts bewiefen, denn darau.s folgt 
nur, dah Miimpelgard nicht unter die zum He rr.oirt Ii um vereinigten Gebiete, nicht 
aber, dati es nicht zur u n t h e i 1 h a r en MnlTe gehörte. 

So ergibt fich uns als Iniialt des Hcrzogshriefes die vollkommene Wieder- 
berftetlung des Untheilbarkeitsgefetzes bezttglich aller damals in Eberhards d. Ae. 
Hand vereinigten Ilcrrfchaften ohne Ausnahme und die BdUitigung der Linealerh- 
folge nach dem Erfkgebnrtsrccbt. Der Fortfehritt aber gegen alle bisherigen Hans- 



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Du Unth«illwrireltigef«lz im wflrtt. Fttrftenhaiife. 



195 



gefetzc bedeiit darin, dafi inbaltlicb uanmebr auch die letzte, noch vom Eiilioger 
Vertrage gelaffene M$|plicbkmt einer Tbeilung bereitigt und, was die Form betrifll, 
die bisher in mebreren Hansgefetzen zerßreaten Beltinunnogen in einem einzigen 
Diplom und zwar in einem feieriielicn Reich.sgcretz vereinigt und beftitigi 
worden find. Es war die reife Frueht eines zielbewußten, aber niübevollen und 
mit vielen Widerwärtigkeiten, ja Kränkungen verbundenen zwcioDdzwsinzicrjäbrigen 
Strebens, ein Beweis für Eberhards d. Ae. hohe ftaatsmäunilVlit' Einiicht nicht 
nur, fondcrn auch für feine politifcbc Klugheit und ausdauernde Beharrlicbkeiti 
mit der er das als nfitzlicb nnd nothwendig Erkannte trotz widriger VerhiltnilTe 
erfolgreich dnrcbgefnbrt hat Es i(t und bleibt ein höbet Verdientt des Knrf&rften 
Albrecht von Brandenburg, da.s er ßeb dnreb feine Konftitntion von 1473 um die 
prrnßifcbe Monarchie und miftrlhar um ganz Dmitfcldand erworheii ; alier or bnitichte 
nur auszufprechen , daß die Lande feines Haufes, die ohne fein Ziitliiin (iurcb dt n 
Lauf der Natur fehlicßlicb alle in feiner Hand zafamraengekommen waren, vou nun 
an niebt mehr gi^ennt werden (eilten, — und doeh bat er es nicht gewagt, diefen 
Glrnndfatz aDsnabmslos f&r das ganze Gebiet an&nßellen» bat Helmebr felbft die 
frSnkifchen Lande für eine Sckundo- nnd Tertiogenitar benimmt. Eberhard d. Ae. 
dagegen hatte zoerft die fchwierigere Aufgabe so lofen, in Urach den bereits 
drohenden weiteren Tbeilungen vorzubenp'f'n , in Miinfingen fodann die bisher 
fchon getrennte Tjnndesliälfle feines Vetters und zwar noch zu deffen Lebzeiten 
mit feinem Lande wieder zu vereinigen, in .Stuttgart iiicrauf trotz feines Vetters Wider- 
lireben niobt blea das Erreichte feßznbalten, fondem aneb das im HSnfinger Ver> 
trage befehriltene Dnrehgangsltadium einer Art von gemeinfamer fiegierang an über- 
winden und fo n Im 11 der Einheit des Landes die Einheit der Ht run^'^s^'cwalt 
zu begründen, in Krankfurt die dafür feinem Vetter überlallouf n Acnittr wi<'dor 
beizubringen, das jedoch gleifhzoiti,!; durch den Frankfurter l-aitlVhciil ^'cfiUirfiete 
Untheilbarkeitsgeletz in Eßlingen nahezu ganz wieder herzuftelJeu und endiieli im 
Uerzogsbrief das feit dem Mönfiuger Vertrag für das jeweilig Vereinte ftets aos- 
gefproehene Untbeilbarkeitsgcfetx für alle feine ßefttzungen ohne Ansnalime reichs- 
ge^ttlicb aiitft»reehen und beftatigen zu laifen. Naebgeborene SSfane mit Land und 
Laoten aosanftatttn follte in Zukunft ein Regent nur dann das Recht haben, wenn 
neuerworbene oder liciiiiirt fallciit' HerrA haften (z. B. die elfäßifehen Heinrichs von W.) 
hiefür zur Verfügung lYUnden. Darum erfcheint aber auch Eberhard im Barte als 
einer der größten Fürfteu feiner Zeit und als Wohlthäter feines Landes wie feines 
Hanfee, er hat den Grnndftein gelegt für deren Waehsthnm und Gedeihen als Wieder- 
beriteller der Staatsidee nnd einer hSheren politifoben Ordnung, denen im Strudel 
eines fortgefetzteu Thriluugsfyftems der Untergang gedroht hatte. — Wie wohlthätig 
Untheilbarkeit, wie verderblich das privatrechtiiclie Vcrerbungsfyftom fei, da» zt i;::te 
wenige Jahrr dnranf der bnycrifchc Erhfolgekrieg, worin Bayern und die Pfalz auf 
das vvildefte verliecrt und um die Irhilnl'ton Oebiotstlieile und Hechte gebracht worden 
find. Württemberg felbft erhielt durch jenen Krieg einen Zuwachs, bedeutender aU 
jeder anderoi den feine Grafen und Herzoge in Kriegszügen gemacht haben. 

Nnn blieb Bberhards Nachfolgern nur noeb übrig, das von ihm Erreiehte 
feßanbalten nnd auAerdem mit der nntbeilbaren MafTc auch die fpäteren etwaigen 
Erwerbungen unlöslich zn verbinden. Indeß Ehcrhard im Bart war feiner 7.o[t 
voraus^^ceilt. Der Staalsgedanke und das (huiiit zuiammeuhängcndc Uiitheiliiarkciis- 
prinzip war noeli keines'weg« allerwärts zum Durchbruch gekommen, talt alle deutlcbe 
FQrltenhäufer waren vielmehr im 16. Jahrhundert getbeilt oder wurden neue Tbeil- 
ungen darin vorgenommen (vergl. Scbnlze, Erftgeburt S. Söl £), nnd fo blieb aneb 



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196 



Ada» 



da» wiirttenibergifchc Untbeilbarkeitsgefetz voo ÄnfechtUDgcn nicht vorfchoot. Zu- 
nüeblk freilich wurde es bei einem einngen Vorgang aoeh nneiDgeTdirjhikf beobaebtel. 
Eberhard d. Ae., der erfte Heraog, war febon im Jabre 1496 Icinderloe geftorben, 
und ais fein Naobfolger Eberhard d. J. nach kurzer MißregiertiDg im Jahr 1498 
batte abdanken mUlTcn, war mit Uebergebung des wabofinnigen Grafen Heinrich 
(lelTen iiltefter Sohn Ulrich znr Regierong berufen worden. Eberhard d. J. ftarb 
kinderlos im Jahr 1504, (laj^'c^^^on war dem Orafen Heinrich noch im Jahre 14'J8 
ein zweiter Sohn, Georg, gel)uren worden (der Stammvater des jetzigen Königs- 
hanfes). Mit dierem Halbbruder nno fcbloll Henog Ulrieh am 22. Juni 1513 einen 
Vergleich Toliftandig im Oeifte nnd innerhalb der Schranken der Eberbardifehen 
Gefetzgebung dabin ab, daß das ganze durch den Herzogsbrief für unzertrennlich 
erklärte Gebiet, alfo Mfnnpelgard mit iiiliof^rilTcii. allein hei« Ulrich inid feiner Linie 
bleiben lollte, der uachgeborene Georg aber licli mit der Ueberweiriiiifc der nicht 
unirtcn ellHliilchen Hcrrfchaften ihres Vaters, auf Ableben feiner Eltern, und einer 
Apanage von 3 000 Gulden jährlich, letztere von feiner Verheiratung ao zo reichen, 
Ittr Tollkommen abgefanden erklärte nnd anf alle weitere Anflpraehe bd fieb er- 
eignenden ErbfaUen yerzicbtete. (G. F. Stalin Bd. IV, S. 90). Die im bayerifebeii 
Erbfolgekrieg gemaehtcn Erwerbungen behielt alfo Ulrich hier für fich, das Erbe 
feines Vaters dapregen. Ilorliurg-, Rilftoin nnd Kciehenweilier überließ er voUftändig 
feinem Bruder, und was an diefer Verforgung zu mangeln fchien, wurde in Geld 
angewiefen. 

Allein nodi ehe ^elet Vertrag ganz Tolizogen werd«» kennte, verier Ulrieh 
fein Herzogthnm an deh SehwSbIfehen Bnnd, nnd es blieb ibm felbft niehta mehr 
als Mömpelgard (Vergl. C. F. StSlin IV. S. 212, Note 4). Ich übergehe hier die nach 
Ulrichs Vertreibung eingetretenen Abtrennungen von Theilen des Her/ogthums, die 
trotz der in der Erläuterung des Tübinger Vertrages vom 11. März 1520 der 
württembergilchen Laudlehaft gegebenen Znfiebernnf:: kciiieswe^'s yollOändif? von 
der örterreichifcben llegierung wieder beigebracht worden find. Während feiner 
Verbannung rerkanfte zwar Ulrieh Mömpelgard an feinen Bruder Georg, alldn 
diefer Verkauf (der als Verftoß g^en das Untheilbarkeitsgefets in der anfierordoot- 
licben Lage Ulrichs feine Rechtfertigung fand« ) war in Wirklichkeit nur ein Sebetn- 
gefchäft, wie denn auch Ulrich bald darauf Mimipelgard an Frankreieh verpfändete 
(vergl 0. F. Stälin IV. 8. 204. ni4. 334. 8.')S.) Nach Wiedereroberung des Landes war 
CS daher eine der nächften Sorgen Ulrichs, Mömpelgard nnd die vom Herzogtbum 
. abgetrennten Stücke wieder beizubringen, was ihm auch bei allen glücklich gelang. 

Dagegen trug fich nun Hersog Ulrich, Uber feinen Sobo Cbriftof, wiewobl 
grandlos, eraürnt, eine Zeit lang mit dem Gedanken, fein Land zwifehen diefera 
nnd dem Grafen Heorp: zu theilen. Allein das hierüber bei Dr. Frofch in Straflburg 
cinprehidte Outaehten erklärte esi fiir unmöplieh, wider den Herzogßbrief zu handeln, 
aueli Lan(l;^Maf Philipp von Hellen liielt die Ztiftinimtnig: Ohriftofs und des Königs 
Ferdinand für erforderlich, und ebcnlo könne auch die Landfchaft nicht übergangen 
werden. Bei allen dreien aber war keine Zullliimmung zu erwarten (vergl. Satäer 
Herzoge HI §. 54). Gleicbwohl gab Ulrieb in einem Sebreiben an den Landgrafen 
Pbilipp vom 3. Juni 1639 das Verfpreeben, dem Grafen Georg und deHen Mannaftamme 
eine jäbrlicbe Rente von 8 000 Gulden auf die Einkünfte der linksrbeiuifchen Herr^ 
fcbaften zu verfichcrn — eine Summe, welche diefe dazumal nur knapp abwerfen 
konnten, vergl. C. F. Stälin IV. S. 491, Note 1; ~ ihm einen Tlieil der buririindifchen 
Uerd'chaften zu den ibm bereits feit l'ciucr Mutter Tod im Jahr angefallenen 
elfaßifcben Befltaungcu (1. o.) fofort ei gen thumlieh zu fibergebmi und außerdem 



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Das Untheilbarkeitagefetz im wOrtt. Fürftenbaiife. 



197 



noch einiges tob den Eroberangeu im bayerifchen Erbfolgekrie^c. Allein die Vor- 
aTiRfetzuni? des ganzen rhiiics, Gcorf^'s Vorludratung , kam damals nicht zu Stande, 
und Ib blicl) auch der übri^^e Flau liegen (vergl. J. J. Moferf Staatsrecbt Th. XIII. 
§. 227 f.) Darüber röbnto ficb Ulrich, inzwifühen über feinen Bruder Georg erbost, 
mit feinem Sohne Chriftof ans und ließ ihm am 17. Mai 1542 zu Reicbenweiber, 
nnier Verpfliehtang deMben zar Aafreohterhaltmg der erangelirehea Lehre, die 
Alleinnachfolge im Lande sofiehem; Georg dagegen follte in AnfdiBng von Land 
und Leuten mit dem zufrieden fein, was ihm Ulrich an neugewonnenen Herrfcfaaften 
etwa letztwillig zuwenden werde; zugleich wurden die gegenfeitigen ausfchließlichen 
SnccelTionsrcchte dieler beiden Prinzen frir den Fall des föhnelnfen Abftcrbens des 
einen anerkauuL Dies alles gelobte Cbriltof eidlich (vergl. Sattler Herzoge III. 
§. 99 ff. G. F. StSlitt IV. 8. 486). Ohriftof tbemahm die bisher von Georg ver- 
waltete Statthalterfehaft in Ifcmipdgard, wogegen diefor fleh mit einem Jahrgeld in 
feine dfiUIifehen Befitzungen zurückzog, wiewohl nnr ungern. 

Darum hielt es Chriftof, zumal im Hinblick auf feines Vaters nnbeftandige 
Gefinnungen, für augezeigt, dureli einen Privatvertrag mit Geori: einem künftigen 
Erbfchaftsl'tri'it Co gut wie möglich vorzubeugen, und kam auch wirklich mit Georg 
unterm 17. April 1547 iu Bafel über Folgendes übereiu: 1. verfpricht Chrillof alles, 
was fdn Vater dem Grafen Geoig letztwilUg oder aaf andere Weife werde an- 
wenden, diefem snsiiftellen, foweit diefa Zuwendungen dem Heriogs- 
briefe und den alten Verträgen ni« Ijt zuwiderlaufen; 2. für den Fall, 
daß Ulrich ohne derartige Verfügung ftürbe , wiederljult ' Iii iltof die von ihm i. J. 
1542 gemachten VerCpreelien und Ulrichs im Jahr 15.>9 dem Landgrafen von Ileflen 
wegen Georgs gegebene Zulicheruug; über die in letzterer enthaltenen Punkte 
wollten Tie fieh erft eintretenden Falles, wenn uötbig anter Beihilfe eines Sehieds- 
geriehtes, vergleiehen; 3. mit diefen Zuwendungen, welche ßch auf die mannliehe 
Naehkommenfohaft vererben, «rlclirt floh Graf Georg lufrieden und verzichtet gegen 
Herzog Chriftof und deflen männliche Nachkommen auf alle weiteren Anfprüchei 
4. bei fülmelofcm Abfterben beider Vertragenden follcn ilirer beider liinterl.-HTcne 
Tücliter Münipelgard und die th'/n gehörigen Ucrrfchafteu miteinander nach Köpfen 
erben (Moler a. a. U. 228 230). 

Diefer Bafeler Vertrag enthalt dnen inneren Widerfpruch, der fich nur 
dureh eine irrthumliohe Auffaffung der alten Vertrige feitens der Verlragfehliefler 
erklaren läßt. Obwohl nemlich hier in Bafel Verfügungen Ulrichs, welche gegen 
die alten Untheilbarkeitsgefetze vcrftoßen würden, für unkräftig erklärt werden, 
verfprir-ht gleichwohl Herzog Chriftof feinem Oheim (icorg die diclV'm von Ulrirh 
im Jahre l.'j.'iO zugcdnehten burgundifehen Befitzungen, die doch durch den Mün- 
finger Vertrag uud den Herzogsbrief mit dem übrigen Land unlöslich verbunden 
worden waren, erklirt (ich aUo an dnem Schritt bereit, welcher eine Verletsung 
diefer Untheilbarkeitsgefetie in fich fddielk. Allein fehon hier fteht Henog Chriftof 
offenbar in dem Irrthnro, daß alle linksrheinifchen Befitzungw, nicht bloß die 
eiräßifehen, nicht zu dem verfangenen Gebiet gehören, fei cf» weil Chriftof das 
Untheilbarkeitsgeretz nur fiir den Umfang des Herzogthums giltig wähnte, wie dies? 
die Neueren thun, fei es, — was wahrii beiulicher ift und was jedenfalls fecbzig Jahre 
fpäter zu dem gleichen Irrthnm Anlaß gab, ^ weil er den Reich enweiher 
Vertrag von 1482 nicht kannte, was zu der Meinung fuhren mn^ das ganse 
linksrheinifche Ghibiet fei feit 1473 ununterbrochen, insliefondere alfo noch im Jabr 1495 
bei der Ertheilung des Herzogbriefes, in Grafen Heinrichs Hand gewefen und darum als 
nicht EberhardifcheBBcTitsthum auch vom Untheilbarkeitsgefetze nicht getroffen worden. 



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« 



198 Adftm 

Gleich anf dem erften Landtagr »a^ fdncin RrgicrungsiintrKt verabfehiedete 
Herzoge Ghriftof mit finner Landfehaft, daß in keinerlei Geftalt ron dem FUrftentbom 
irgend etwas hingegeben and veräußert werden, vielmehr dasfelbc als ein einig 

Corpus unzertrennt und nrizertlieilt nimtntlich bei einander bleiben foUe, wie die 
altväterlichfn Vertriii^o und der llcrzofrsltrief folclics verordnen, nncli die ofFenharen 
gefcbriebenen Uecbte befthnmcu, daÖ die Färlfcntliiimer uiclu rdleu zertrennt werden, 
nnd wie aoch Kaifer Karl V. io der Erläuterung des Tübinger Vertrages von 1520 
felbft rerf^roehea, das „Land Wfirttemberg" bei einander bleiben a« laflen (Reyrcher II. 
S. 59 n. 91). £• ift sn bemerken, daß der Bersogabrief mar den Beftand des Herzoge 
tbams zur Zeit feiner Erriobtang fttr nnsertrennbar erklärt Imtte. Die Wi( dcrliolang 
des Untbeilluirkeitsgefetzes im Landtaf^sabfehied von 1551 war nun nieht blos eine 
Beftätipiin^ des alten (wie .SpitUer Bd. XII. S. 161 annimmt), fondern eine 
Ansdebnung de^fclbcQ, indem es, nacU feinem Wortlaut und gemäli feinem Zwecke, 
niehl blos den Beftand ron 1495, fondern den amfangreieheren Ton 1551 fBr nsaer- 
trennliob erklärte. Den Anlaß an diefer feierliehen Verabfchiedung des Untheilbar- 
keitsgefetzes gab die damals frliwebcnde fogcnannte königlicbe Reehtfertignng, der 
Felonieprozeß, den König Ferdinand wehren Herzog Ulricbs Hetbeiligung am fchmal- 
kaldifclicn Kriege an;^oftrcngt h:tttr, und in Foljrc dcITcn mancberlci 8chmälerunfr, 
ja j;;iiizliebe Zcrtreunung dem llerzogtluim zugedacht war, die aber Cliriftof, eben 
mit Berufung auf deflen reiebs- und landesgefctzlicb fcflgeftcUte L'utbeilbarkeit, ab- 
wehrte nnd anoh glfieklieh za verbiiten gewußt hat (kb vergl. die Verbandlnngen 
anf dem Landtag an Herraiberg in II. Tom. Actonim Provine.). 

Da Herzog Ulricb vor feinem Tode keine Verfügang melir bezüglich feines 
Bruders getroffen, fo bildete nun delTen Abfindunfr eine von den vielen Aiifiraben, 
die ihre Lüfung von Cbriltof erwarteten, ( hriftof zögerte aueii nieht. Zuniielift 
verfcbaftlte er feinem Ohm Georg die Verzeihung des Kailers für (ieorgs periuidii lie 
Tbeilnahme am fehmalkaUifchen Kriege (27. Hirz 1552, Sattler Herzoge IV. .S. 52) 
nnd ermdgliehte ihm dadtirch die Rilckkobr in feine eUUßifchen Herrfehaften. Hi«*« 
anf übergab er ihm in dem Vergleich rom 4. Mai 1553 die GrafTeliaft Ifdm]»e]gard 
fammt allen übrigen bargandifchen Befitzaugen zu vollkonnnea eigener Verwaltung, 
Nießunf^ und Regierung für ihn und feine männlichen Xaehkomnien , maehte iliin 
ferner eine Keihc von Zuwenduiif,'en theiU dureh Xaehlaß von Forderungen, theils 
durch Verfpruch einmaliger und wiederkehrender Zahlungen; auherdem übergab er 
ihm anf feine hefondere Bitte za einem Anfitz im Herzogtlmm Sehloß, Stadt und Amt 
Neneabiirg, jedoeh diefes nicht als Eigentham und ohne Landeshoheit, foudem nur zur 
Wohnung und Benützung auf Lebenszeit, da die altväterlichen Vertriige, wie der 
Vergleich ausdrücklieb hervorhebt, eine Al)lrcTinun^ von Theilen diefes Fürftenthums 
verbieten (efr. Iloffmaun 1. c. pag. 61; übrii^ens trat felion i. J. 155} an Stelle diefer 
Naturalausftattung mit Neuenbürg ein Jabrgeld von 3000 Gulden). Mit diefer Ab- 
fertigung erklärte fich Graf Georg für zufrieden gcflellt Von den übrigen Be- 
ftimmungen berfthren hier nur noch die ausdrückliche BeftStignng des Familienher^ 
kommens nnd der altväterlichen Vertrage, insbefondere der darin enthaltenen Erb- 
folgeordnung, und dw ausdrückliche Vorbehalt der Anfprüche Chriftofs auf die 
hurgundifchen Befitznngcn im Falle feines ITntcrliegenH in der königliehcn Keelit- 
fertigungsfacbo . fowie die Anerkennung iler Hechto der Krhfüilitcr. Der W-rlrMir 
felbft wurde vom Kailer genehmigt, und Graf Georg von ihm mit den burgundifehen 
Lehen belehnt (Kcyfcher IL S. 104; G. F. Stalin IV. S. 597). 

Durch diefen Vergleich ron 1553 ift Hcknpelgard feit dem Mnnßnger Vertrag 
zum erden male der regierenden Linie entfremdet worden und blieb es vierzig Jabte 



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Das üntbcilbarkcitsgefetz im württ. Fürftenbaufe. 



199 



lang, bis mit dem Aosfterben de» Ulriebircben Stammes der dee Grafen Georg auch 

in dem Hnuptlande zur Ucgierong kam nnd dadurch beide Tlieile in einer Iland 
wieder vereinigte. Spitth r hat es ziierft auszufprechen gewagt, daß diefc Verfügung 
rhriftofs einen Altfall cutliültc nicht hios von der nngefehriehenen Hanspnlitik, 
loudero von dem klaren Wortlaut der durcb Kailer und Kelch gegehencn, von den 
LandesfQrften and der Landfchaft befchworenen Hans- nnd LandesgeTetse. Sptttlv 
ift darob herb getadelt werden, nnd felbft die neaeren Sehriftfteller glauben ihm 
widerfprechen za mfiffen. Die Orfinde* iroranf man Heb hiebei üttttst, find oben 
vorgetragen and, wie ich glaube, widerlegt wurden. Hier mag es daher genOgen 
auf den oben anch fchon berührten Einwurf zu antworten , der crernde zu 
Chriftofs Gunften gemacht wird, es fei ncmlieh der Münfinger Vertrag Itits nlme 
Anerkennung fciteDS dcjs Graten Heinrich vou Württemberg geblieben, alfo tur ihn 
nnd feine Naehkommen, nnd zu ihnen gehörte ja Herzog ChriHof nnd Graf Georg, 
aneh nicht verbindlich gewefen (vergl. Reyfoher 1. S. 163). Allein fehe ich auch 
davon ganz ab, daß Heinrich bei Abfcbluß des Eßlinger Vertrages, der das Un- 
theilbarkeitsgcfetz und die Erbfolgeordnung des Münfinger Vertrages auch für 
Heinrichs Stamm ans5jref])roehen, notorifch geifteskrank und, ebenfo wie Hin un- 
mündiger 8ohn, durcli die beiilen Grafen Eberhard als Vormünder unter kailerlicher 
Gutheißung vertreten war, fu darf doch jedenfalls nicht überfehcn werden, daß 
der Herzogsbrief die alten Hausverträge beftStigt hat nnd zwar nicht blos ffir 
das znm Herzoglhum vereinigte Ctebiet, fondern fBr alle Befitznngen der beiden 
Eberharde. Unter diefeo Vertilgen befand fieh vor allem der jüngfle derrelbcn, 
der Eßlinger Vertrag:, nnd delTen V(trausfetzung und Gnindla^co', der Muiiringer Ver- 
trag. Daß aluT der He^z(\i;^llriet■ als Keichsgefetz aneb dhne Heinrichs ausdrück- 
liche Zultimmung für ihn und icinco 8tamm Giltigkeit Lat, bezüglich des Uuthcii- 
barkeitegeletzes fo gat als bezüglich der Qbrigen Keftimmuugen, ift doch nnbeftreltbar. 
Niemals hat anch weder Herzog Ulrich noch Herzog Gbriftof behauptet, fo oft 
auch der Erectio Dncatus in ihrem .Streit mit dem Schwäbifchen Bund, mit Kai(er 
Karl und mit König Ferdinand Erwähnung gefebah, die Beftimmungen deffelben oder 
die der .älteren Haiisgefetze fänden anf fie als Heinrichs Nachkommen keine An- 
wendung'. Dali i'ie fich im Gcgcnlheil dun h die alten l'ntheilbarkeitt'gül'el/.e i^ehundcn 
fühlten, da« zeigt ihr fortgefetztes Hernien auf UielV alten Gefetze gegenüber vom 
Schiriibifehen Band nnd von Kaifer nnd König, das zeigen insbefondere auch alle 
ihre Verhandlungen mit dem Grafen Georg. Sonft hatten fie doch in den darauf 
beziigliclieo Beredungen und Vergleichen mit letzterem ßcher gcfairt: zwar bellimmt 
der Münfinfrer und der Efiliuirer Vertruir rehle< l(thin die rntlieilharkcit des Landes, 
aber wir, als des OratV-ü Heinrich Nachkoiiimen, lind daran nicht gebunden nnd 
darum überlaüen wir Munipelgard unfcreui Bruder und Ohm; ftatt dcQen erkennen 
(le in den Urkunden, in welchen fie Mümpeigard dicfem zu überlaflen verfpreebeo, 
ansdrucklleh die alten Untheilbarkeitsvertrilge als fSr fie verbindlich nnd für unver- 
letzlich an. Daraus geht doch dwtlieh hervor, dsfl Herzog Chrlftof dio alten 
Untheilbarkeitsgefetze für fortdauernd giltig nnd verbindlich gehalten, aber geglaubt 
hat, fie lie/.ögen fieh nicht auf Itnk'Jrheinifches (iefiief. Welclie l'iiekrirhten Hditen 
uns aber heute noch abhalten, diefen (Ilaiilien ehrlich als einen irrthum einzugeftehen? 
Unferem Vaterlaode droht aus dieloni Bekeuutnis kein 2iaehtheil und Herzog 
(%Ti(!lof verliert dadurch niehts an fduem Ruhm nnd nnferer Verdirung, dsß 
er da, wo alles irrte, wo felbft fdne erprobten Rathe irrten, diefen Irrthum für die 
Wahrheit gehalten. 



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200 



Adftm 



Man Jiat Spittiera geipenfiber feroer erwidert, Benog ChnUtof» HandhrngB- 
weife verdiene fogar das böehfte Lob» weil dadnrob Qraf George Vermäblang Ter» 

anlaßt bezw. ennogliclit »nd auf diefe Weife der wärttembergirche .Stamm, trot« 
des Erlürdiens von ChrifJofhi Linie mit flelTon SoIin, dnroli flcorf^ To L-lücklirli fort- 
geptiauzt worden fei. Es mag dahiu frclVlU hlcilic!), wie weit der Oruudlatz: der 
Zweck heiligt die Mittel, in der Politik Aiiwcudunj^ hndeii dürfe; idi habe diefem 
patriotifch klingenden Einwarf gegenüber nur zu bemerken, daü er die ganze Frage 
verfebiebt. Es itt ja niebt davon die Bede^ was politifeh klag, fondern waa ge- 
fetdicb erianbt gewefen; die ganse bisberige Amfilbnug gebt meht dabin: die Los- 
trennnng MömpclgardH war politifeh nicht klug, fondern dabin: fie war gefetzlich 
nicht erlaubt. Im übrigen aber kann ich, jenem Einwarf gegenüber, in der Sache 
fclbrt folgende Bemerkung nicht unterdrücken. Krftens: om dem Grafen Georg das 
Heiraten zu ermöglichen, hätte es noch andere Mittel gegeben; Herzog Ciiriftot 
bitte ihn immerbin mit Jabrgeldem and ScbUHIem and Jagdgründen and deigl. 
rrioblieb ansftatten mögen, ab ibn Georgs Wttnfebe ond die eigenen Geffible der 
Dankbarkeit und der ßlutsverwandtfchaft trieben, er hätte ibm die Stattbalterfchaft 
in Mömpclgard anweifen und ihm alle Revenuen des linksrheinifchen Gebietes über- 
laffcn können, aber eine vollftändige Lostrennung von Landestbcilen und die crb- 
liclie l'ebcrtrairnn^ aller noheitsrechtc in denfelben an Georg war dadincli immer 
noch uicliL gereehtfcrtigi. Daun aber wenn je die Umftände fo dringend gewcleu, 
dafl ebne eine regierende Sekandogenitar der Zweok niebt konnte erreiebt werden, 
fo bitte man wenigftens deren Sebaflhng als einen unerbSrten ond nie wieder sn 
;^effiittondeu Ausnahmefall in der Trennnngsurkunde felbft bezeichnen follen. Für 
Württeiulierf::: hätte letzteres Verfahren die jriite Fidge gehabt, daß die Krbftreitereieii 
nach Herzog Friedrichs und Jolraun FriedrieliK Tnde unterblieben oder do« Ii nie 
fo hartnäckig geworden warcu, utid daÜ die im Jahr lül7 wiederholte Abtrennung 
Mömpelgards vom Hauptlaude, liie ^veder fUr das württcmbergifche Haus noch für 
das Land irgend wdehe Vortheile gebraebt bat oder ancb nor bringen foUte, gewifl 
vermieden wordoi wäre; Stett delTen gefcbab die Abtrennung anter ansdrtteklieber 
Bernfang auf die Untbeilbarkeitsgefetzc! 

Doch niehf genng, daß nunmehr iammtlielie liiiki^rlieinirche Beützungcn 
dem regrierenden Herrn entzogen waren, Herzog Chriltof ließ fieli durch feine Güte 
und lein Wohlwollen, das er gegen die gegenwärtigen Mitglieder feines Uaufcs 
hegte, zQ noeb weiter gehenden Tbeilungsprojekten beftimmen. Chriftof hatte 
zwei S5bne, and die Hoffnang aaf weitere war niebt ansgerohloflen. Von diefen 
Söhnen follte jeder eine eigene Herrfchaft bekommen. Obwohl Herzog Ohriftof felbft 
crll im Jahre 1551 nicht blos die alten Untheilbarkeitsgefetzc anerkannt, fondern 
auch noch weiter mit Prälaten und Lnndfeliaft die Unzertrennlidikeit dos jet/ifren 
BeftandoH. alfo mit Eiulchluß der feit dem ner/.o^'sbrietc j^einacbten Erwerbunifrn, ver- 
abfcLiedet hatte, lo legte er doch einem im Jahre l.')iJG eigens hiezu berufcucu Land- 
tage einen Theilangsplan vor, wornach der erftgeborene Sohn das Hertogtbam erben, 
die naebgeborenen mit den feit dem Hersogsbrief gemaebten Erwerbungen aosge- 
ftattet werden Tollten; oder vielmehr rollte, da letztere zcrltreut lagen, ein Austaufch 
Zwilchen alten und neuen Herrfehaften in der Weife ftattfindcn, daß die Ahtindunf:: 
der NachgeLoteneu ebenfalls ein abgerundetes Befitzthum darlKütcn. Letzteres 
hatte ihnen Chriftof mit allen hohen und niederen Ober- und Hernie Ii ketten zuge- 
dacht; die Zulammengebörigkeit follte nur durch die Gleichheit des Glaubeusbe- 
kenntniJTes und die gemeinfame PflansTcbuIe der Gelftlicbkeit, Gemeinfamkeit der 
Landtage, des Hof- und des £begeriebteS| des fttrftlieben Ardiives, Znfammenwirken 



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Das Untbeilbarkeitsgefetx im württ. Farftenhaufe. 



901 



in Militär- und Kri^isCiebeB n. detgL «nfi'ecbt erhalten werden, wie den« ancfa 

inclinnals wiederholt wird, daß eine ZertreDnang des FttrftentlilimB damit nicht 
lieabficliti^'t fei. Allein der Landtag verlielilfo feine Bedenken ^ogen eine folche Ver 
Ordnung nicht. Erfllich , erklärte er, verbiete der Herzogubrief eine Zertrenninifj 
des FürftenthuDis auf ewige Zeit, und in noch amfaileDdeier Weife feien auf dem 
Landtag von 1551 alle, aach die neaerworbenw HerrTebaften ffir da wutertreDn« 
liebes Corpus erklärt nnd verbrieft worden; obwobl non der Herzog Teine beabfiebtigte 
yerordnung nicht m einer Trennaog angefehen, fo fehe fic doch in Wirklichkdt 
ganz fo aas (in diefer Beziehung wird eine Reihe von Beftimmungen nnmhaft 
gemacht, welche entweder eine Realtheilang oder doch die Anordnung einer den 
altväterlichen Verträ??en und (refctzen ebenfalls zuwider laufenden Gemeinfehafts- 
regierung in fich fcblieüeu); die Käthe mögen bedenken, welche Mühe es gekoftet, 
in der königliches Beditfertiguug und auch Torber (sn Zeiten Ulricba nnd der 
ofterreiehireben Begiemng), die AbreiAings- nnd Tbeilnngsgefabren vom Lande ab- 
inwenden, und ferner daß die Landfefaaft in die öftcrreichifche Afterlebenfchaft nie- 
malen konfentiret habe, weil diefe gegen die Erectio Ducatus laufe (wornach das 
Herzogthnm nach Ausfterben des württcmhergirchen Mannsftammes an das Reich 
fallen follte, während cfi al« öfterreicljifcbeÄ Afterleheu iu diefem Falle an das Haus 
Oetlerreich gekumuien wäre)^ wenn nun aber Prälaten und Laudfcbaft felbft dorcb 
Yertbeilang des PBrfteDtbams den Herxogsbrief überfebreiten, fo mtffe dies dem 
Hans ond Land zn nnwiederbringliehem Präjudiz gereichen, indem, wenn fieb wieder 
ein Unfall zutragen und andere ihren Fuß in das Fürftenthum fetzen wollten, 
Prälaten und Landfchaft dann keine fo ffaf fliehe Defenfion mehr hätten, dardurch 
fie das Füritenthum beifnninieu und dem angcftamniten Fürftenhanfc 7.11 erhalten 
vermöchten. Es wurde dem Landtag aber hierauf eine froftigo Antwort ertheilt 
mit der Drohung, wenn der Landtag alfo des Herzogs Abfiehten in weitlinfige Be- 
denken nnd Oispatation- ziehe, fo konnte diefer fieb veranlaßt (eben, die beabfiebtigte 
wobtmebMnde Verfttgang absnibnn nnd eine andere zu machen; ob aber das dann 
nützlicher für Prälaten nnd Landfchaft fein werde, das würden (ie mit der Zeit wohl 
inne wcrdeu. Einer vor den Herzo«? felbft erforderten landfehaftliclicn Deputation 
wurde fodaiui erklärt, die bea^fu litigto liispofition, bei welcher auf das ^\'olil mehr der 
Ländfehaft als des nachgeborenen .Sohnes Bedacht genommen, laute deu alteu \ ertragen 
niebt sawider, denn der Herzogsbrief gebe die Vornahme einer „Verglcichung" zwifeben 
des Herzogs Söhnen sa (gewiB! aber doch nnr anter Beobaehtang der vom Heiaoge* 
brief felbft aufgeflelltcn Normen); bezüglich der Afterlebenfchaft aber befremde es 
den Herzog, daß die Landfchaft mehr auf die Zukunft, da der württeniberg-ifohe 
Mannsftamm aasfferhen follte, fehe, „da^^egen diefer ^'ef^enwärtigrcn väterlichen Dis- 
poHtion, dero Fall rieh tä;:lieh zuetrageu und ftundlich vor der Thür fein mög, wenig 
achten wollen. Dertthalb fo geben Sie (der Ilerzog) ihnen za erwägen, ob mehr 
anf ein gewiß, dann anf ein angewiß und kflnftigs zae fehen feye.* Hit dieTen 
Worten macht der Hersog feinen Landftänden eine Gefinnang zam Vorwarf, die 
wir gerade an ihm fo ungerne vermiffen: er vernachläßigt über der Sorge fär das 
anpenblickliehe Wohlergeluni der näehften Angehörigen das Wohl der kommenden 
üefchlechter, das höhere bleibende Intereffe der Gelammtheit. Aus den weiteren 
Aeußerongen der herzoglichen Käthe geht auch klar hervor, dais ihnen die großartige 
Eberhai^ehe AafTalTung der Verhältuiffe ganz abhandm gekommen; fie ftakea 
vielmehr tief in der privatrechtlichen Anfcbsnnngaweire, betraebteten das Untheil> 
barkeitsgefetz als eine Anomalie nnd legten es fo enge wie möglich ans. So be- 
baapten fie, abgefebea von der ffir Mömpelgard beanl^raohten Verfagnngafreiheit, 



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S02 



Adam 



iioeh weiter ganz nnbefangen, dafl dae AUod durch die i^etto Daeatas nicht 

fcudifizirt fei, ja Tic bcliauptcn ;\uch, claÜ die hölirnirclicn and Stterreichifclien T.chmn 
and dns clieranls pfälzifclio Lehen Marbaeli frar nicht zur nntlspübaren MnÜc »e- 
bören-, dabei leben fie der .Meimiii^', als olj das antbeilbare Gebiet und das Herzog- 
tham, was ihnen ideutiicbc ikgriüti lind, dem Regier ungsnacbfolger als eine Art 
VoraiB gebühre, ^ derfelbe alfo anHerdem an den niebtrerfangenen Land des 
verflorbeneii Regenten — von der PriTat?erlairenrebaft itl hier nicht die Rede — 
einen vollen Kindsthetl zu bcanfpraehen habe, eine Auffall'ong, welebe auch neuere 
Schriftfteller zu theilen fcbeineo (vergl. Spittler Band XII. S. 146), obwobl der 
Herzogsbrief und die älteren Verträgre biefor keinen Anbalt geben. Diefe be- 
ftimmen nur, daß das für unzertrennlicli erklärte Gebiet jedenfalls der Aeltefte 
allein bekouinien, die Nacbgeborenen dagegen in anderer Weife verforgt werden 
follen; ob »an aber zn diefer Verforgung die übrigen Herrfohaften ganz oder nur 
theilweife verwandt werden , ob von diefen der Rcgiernnganacbfolger unter allen 
Uinftänden nach noch einen Xheil bekommen raiiHe und wieviel, darüber beftimmen 
dielV (Jefetze lediglich nichts, geben es vielmelir anluMin, die Eiitfelieidniii:- nach 
den V erhältnilTen des einzelnen Falles und naeh den etwa vorlie^'i ndeii Anordnungen 
des ErblalTers zu treffen. — Im weiteren Wielen die herzoglichen Käthe den land- 
(ehaftliehen Abgeordneten nach, inwieferne (ich dnrch die beabficbtigte Tbeiiung 
keiner der S5hne Ohriftofs beTebwert fKhlen könne, and fachten hieraaf in Verbindung 
mit dem Hei-zog die einzelnen Punkte des landfcbaftlichen Bedenkens zn widerlegen 
und cn zeigen, daß durch diele DiKpofltion das Herzogthuni nieht zertrennt werde, 
wie ja auch die beigefügte Proteftation heweiPe. Vm die Art dielVr ganzen Beweis- 
führung zu kenuzeichnen . crenügt die .Anführung des einzi^n n iVliönen Satzes: „fo 
bätt das WürÜein teyl oder teilen, ob es fcbon an etlichen Orten gciiraucht worden, 
den Verftand nit, daß daramb daa Land geteilt fein folh!'' Znm Scbluffe erklärte 
der Herzog felbft : ^ioh bezeug mich mit Gott, daü ich in Adcher Verordnung mehr 
vf priilaten und Landfchaflit , dann auf mein Sohn Ludwigen gefehcn hab'^ und 
fetzte bei: ^wo nach feinem Abfierhen die tailtm^; dem Keelii nach befcbehen follt, 
daß Herzo!; Ludwigen lOtHJO II. mehr Einkommen geltülireu würd, und ob er prleich 
noch jung wiir, fo bätt er doeh, als er nach jünjjfter propoHtion hinauf zu feinen 
Scbwefteru gekommen war, gcfagt: ich ßlie wol, ich muß knecht fein,*^ auch fei, 
wenn Prftlaten and Landfchaft auf ihrer Meinung beharren^ zu befürchten, daH 
Herzog Ludwig nach feines Vaters Tode „fich alsdann aus dem Land thnn, aln ge* 
(indlin an Heb hennckhen vnnd in das landt fallen niöcht, welches alles Inen wol 
«ue bedennckhen wer." Nun — Herzog ChnTiof iriuf?fe freilieh wifTen . was feinen 
Söhnen zuzutrauen i'vi. Ks lol! aneli nicht ^M'leii^net werden, daß die damals 
vorlicgeoden Verbältuifle der bealjüchtigten l>ispoJition einigermaßen das Wort 
redeten. Aber das ift ja eben die alte Klage, daß nicht grolle, bleibende Oefiehts» 
punkte machend waren, die zagleieh in ITebereinftimmang mit den wichtigflen 
Staatagmndgefetzen ftanden , fondern eine Politik von Fall zu Fall vorgezogen 
^\ fIrdr^ wobei es dann nieht ohne einige Gewaltfamkeit gegen die beftebenden Ge- 
fetze alifrieng, ein Verfahren, dem die hrifreru;.'te proteftatio facto contraria niebt.s 
an Hedeukliehkeit nahm. Nein, lalTcn lieh gewille Gruudfätze unter außerordentlichen 
Verhältniffen nieht befolgen, fo ift es immer befler ausdrücklieb zuzugeftehen : wir 
machen wegen nnferer Nothlage diesmal eine Ausnahme, als zn behaupten, das 
Ausnabmererfabren fei der Ordnung gemäß. Letzteres bat die fehlimme Folge, daß 
durch Berufung auf den Ausnahmefall die Ausnahme mit (K r Zeit zur Kegel wird. 
Die wnrttcmbergifche Gefchichte der Folgezeit liefert auch hicnir den Beweis. 



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Das UntbeilbarkcitBgefetz im wUrtt. Ffirftcnbaufe. 203 

Der Lftndtflg, weleber fchon anfan^tch fein Bedenkon nur rchBehtern nnd 
erft auf befondere Aufforderung vorgetrai^en, wagte auf die ihm ertheiltc Antwort 
des niniolicbten und verehrten Herzogs weitere Einwendungen niclit; er dankte viel- 
mehr dem llci /o;^' für feine wohlmeinende Fürforge, bat, fein bisheriges \ orbrin^^en 
nicht zu Ungnaden zu vermerken, und knüpfte daran nur die Erwartung, dat» diefe 
Diipofition der fiteotion den FüHtentiiums vs kdnem Abbradi» HinderoDg oder 
Sehmalernii^ bo TerAchen fei und felbigeB dadurch nicht sertheilt werde, fowie 
ferner die Bitte, daß feine Zudimmuiig SU diefer väterlichen Dispofitioo nicht als 
eine Einwillignng in die Afterbelehnung geachtet werden möchte. Erfteres wurde ihm 
vom HerTSog beftätigt und 'lie landfchaftliche Verwahrnng in den Landtagsabfcbicd 
aufgenommen, letzterer ruiikt dngegcn mit Stillfchweigen übcrirangcn, wobei fich 
der Landtag l)eruhiijte. Nachdem io die Landfchaft leider vollfiändig nachgegeben, 
wurden die oben angeführten Beftimmungen w5rtUeb aus der Lnndtagsipropontion in 
den Landtagsabfchied aufgenommen (abgedruckt bei Reyfcher II. 8. 137) und haben 
fo die Kraft eines Liindesgefetzes erhalten. Der f.:iiult;if:sal)r(liied felbft wurde 
nirlit blos, der l'fliiin^' ;;einäß, der [.nndfcliaft im Original iiherirclien, fondcrn auch, 
der Pofterität zu ewigem Gedärbtnis, (!t>n vornelimfteii At intern des Landes infinuirt 
(vergL Schreiben Herzog Friedrichs von W. an den landfchaftlicben Kleinen Au8- 
fchnß vom 6. Jnni 1652). 

Qlfleklieherwcife blieb aber diefer Landtageabfchted ohne unmittelbare 
praktifcbe Bedeutung, da Herzog Gbriftofa älteßer Sohn bereits im Jahr 1568 ftarb. 
Freilich wiederholte nun der Herzog in einem Teftamente vom 18. Oktober 1568 
(abgedr. bei Reyfcher II. S. 144) im wefentlichen die oben erwähnten Bcftimmnngcn 
des Landtagsabfchiedes von 1566, nur daß jetzt an des vmviiitorbenpn .S<»hnc8 
Stelle der zweitgeborene, Ludwig, trat und au dellen Stelle ein etwa uo<-li zu er- 
sielender weiterer Sohn; ein dritter 8ohn, der ihm etwa noch geboren würde, follte 
keine Herrfcbaften au eigener Regierung bekommen, fondern (anßer einem Tbeil 
der Fahrnis und einem Aufitz im Lande) nur ein Deputat von löOOO Gulden 
jiilirli( h, fo daß alfo das zwifehcn dem erften und zweiten Sohn angftlich beobachtete 
l^rinzip der rileichftellung im Verhältnis zuKthcn dem /.Avrifen und dritten Sohne 
doeh wieder lallen gclaflcn worden war. Ua^'^ctrcn ilt liiTvnrzuheben, daß wenigftcns 
am Vorzug des Maum^ftammcä fcftgebaheii und in diefer Beziehung befiiaimt wurde, 
es folle bei Herzog Ghriftofs oder fetnee Sohnes fohnelofem Tode an die Mömpel- 
garder Linie nicht blos das Hersogttaum wieder nngetheilt fallen, fondern auch alle 
cigenthümliehen liegenden Güter, während den Töchtern nur das vorhandene 
Si!berj,'ef('Iiirr , Kleinodien und Iiaar Grld als Erbtheil überlaflen blieb. Für einen 
Kückfall der liiikstlifinilVlien Ik'ritziui^'ei) wurde dagegen eine gleieiie 'rheiiiinj,' dcr- 
felben zwifchen Chriftof» beiden ."höhnen, iieziehungsweife die Verwendung derlelben 
za cnner Tertiogenitnr w vorforglicuer Weife angeordnet. — Allein auch diefe 
Diapofition ift zunächft nicht praktifch geworden, da Hersog Chriftof nur den einzigen 
Sohn Ludwig hinterließ. OaJTelbc gilt aber auch von dem Teftament des kinderlos 
verftorbenen Herzogs Ludwig vom 6. März 1587 (abgedruckt bei Reyfcher II. S. 190), 
welebes bezüglieb der Ausftaftung der nacbgcborenen Söhne das Teftament GhrMtofs 
faft wörtlich wiederlmlt liattc. 

So waren denn alle diefe geplanten Thcilungen nur Projekt geblieben. Ja 
ein gfinftiges Gefchick fOgte es, dafi ftatt weiterer Tlieilimg eine Wiedervereinigung 
des bisher Getrennten erfolgte, als nach Herzog Ludwigs Tode im Jahre 1593 
Graf Friedrich von Württemberg-Mömpelgard, Georgs Sohn, auch in dem rechts- 
rheinifchen Gebiete zur Kegicrnng kam. Allein unter feinen Söhnen trugen nun gleich- 



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204 



Adam 



wolil Cliriftiifs und Lndwif^s Verfiignngcn luiclift uncrfrealiche Früclito. Herzog 
Friedrich felbft, ein tliritkr;iftif,'er Fiirft von hohem Geifte oiul voll f^roßcr weitans- 
fcbaaender Entwürfe, tkITen Beitreben, die Rcgierungsgewalt m /rtifmliliren und die 
Gränzen feiues Ueginieuts gegen innen und außen weiter hiuuusy:urucken, mehr als 
einmal den begründeten Widerfpracb feiner Landftäude hervorrief, verkannte auch 
Bidi^ dafl eine moglidift innige dauernde Verbindnng^ allw Theile feines Teiritorinms 
die notbwendige Gnuidlage feiner Plane bilde, nnd bätte daram von einer Tfaeiinng des 
Landes unter (eine Söhne wohl wenig hören mügen, wie fein Proteft und Refervntion 
gegen das Lndwi«rifilic Ttftanicnt nnd delTen Theilungsbeftimmungen beweist, daß 
„mehrbemelte TcAamente anderer gel'talten niemalen nh fnfcrn flc der Erection nnd 
altväterlichen Verträgen nicht pr^judiciren , acceptirt und verfiunden fein foUen" 
(lieyfcberIL 8. 372). Allein im Eifer des Erwerbens verHiamte Hersog Friedrieb, aof 
die Erbaitnng des Erworbenen zu denken. Wer bitte aber aaob gedacht, dafi der 
kräftige lebenslnltige Pürft fo rafch werde fterbcn müflen ! So fehlte denn bei feinem 
Tode (29. Januar 1608) jede Verfügung Friedrichs bezüglich der Erbfolge, nnd 
es war kein Wunder, daß ntin unter feinen fünf Sühnen der Brnd<'rzwift losbraeb. 

Unter den in Fricdrielis Hand vereinigten Herrichaften war zu nnterfcheideu 
du» autheilbare und jedeufalb auf ieiueu erftgeburenen Sohn Johann Friedrich 
▼ererbende Oebiet nnd die frei TerfQgbaren Befitzungcn. Zn den letsteren gehörten 
gemäß dem U ünfinger Vertrag, dem Herzogsbrief and dem Landtagsabfebied ron 1551 
nur die eKäOifehenHerrfebaflen und die feit dem .Talir 1Ö51 gemachten Neuer werbnagen 
(über Tie vergl. Breyer §. ;?3— 35; C. F. Stiilin IV. S. 775. 828; Xaff a. a. 0. 
S. 1Ö3 f., wo insbefonderc noch die PfandlierrlVliaft Olfrkireli bmufügen); alle.s 
übrige war uutheilbar. Allein nach der herrlclienden , in dem Vertrage von lööJ, 
den Landtagsverhandlnngcu von 1566 und den auf letzteren ruhenden Teftameuten 
aam Ansdradt gelangten Anfcbanang gehörte zur antbeilbsroi Maffe nur dasjenige 
reebtsrbeinifebe Gebiet, welebes im Jabr 1495 als Reiehsmannleben zum Hcrsogtbom 
erbeben worden, von dem linksrheinifchen Bcfitz alfo vornhinwefi: ^;ar nichl.^, femer 
aber von dem reehtsrheinifchen nidit die von Bölinien, Oefterreicb und Fürftenberg zu 
Lelien rührenden Befitzungcn und cudlieh nicht die feit dem Jahr 1495 gemachten 
Neuerwerbungen (und diefe lind nicht gering; vergl. bezogl. der Erwerbungen von 
1496-1551 C. F.Stalin lY. S. 70, 96, 213, 476. Breyer §. ^2) mit £infcblnil von 
Sebloll, Stadt nnd Amt Marbaeb, welche iuswifeben von der pfölsifeben Oberiehens- 
berrlichkeit befreit worden waren. Ja auf Grund des Landtagsabfehiedes Ton 1566 
mochten Friedrichs nachgeborene Söhne nicht ohne Schein behaupten, auf die 
ünterreheidnn^ von theilliarem und untlieilharem Gebiet komme es iüterfiaupt gar 
nicht au, da aueJi hei llinaus^;abe der eiuzeluen Stücke an verfchiedeue Söhne zu 
befonderen Kcgicruugcu die alten Haas- und Lundesgefetze fo lange immer noch 
beobaebtet feien, als einzelnes, wie a. B. die Landtage nnd die ttandesrchalden, die 
oberfte Reebt8f|»reebttng und dergl. fttr die getrennten Gebiete gemeinfom bleibe. 

Allein fo weit gieng man doch nicht. Al8 es fchließlich zur Au8einander< 
fctzung kam, wurden die alten Untheilbarkeitsgefetze wieder mit anderen Augen 
betrachtet, als zu Herzog Chriftof» Zeiten. Freilich brauchte es zu diefer Aus- 
einanderfetzung lange. Zwar hatte Melchi«»r Jäger (über ihn vergl. Spittler XIH. 
S. 308 — 328) fchon unterm 13. September 1610 dem landfch.aftliehen Kleinen Aus- 
fcbtifi nabc gelegt, er folle den regierenden Herzog Jobann Friedriob an baldige 
Vergleiehang mit feinen vier BrBdem erinnern. Es wnrde anoh noch im gleichen 
Jahre durch den Herzog ein landfcbaftliche« Bedenken verlangt, wie Sie fich mit dero 
Qebrttdern eittlaffen und vergleichen möebten (Laudtagspropofition vom 23. Novbr. 1610 



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Dm Untli«abarkeit«gereti im wflrtt. FflrItonbAiii'e. 



205 



mid Tom. Aei Fror. Sl. fol. 624 b.), wonuif fleh 4er Landtog in feioer Erklärang 
vom 3. Desember auf die Bitte um Peftbaltimg am Ufinringer Vertnig und «n 

Herzogabrief bcfcliränktei was (Imiii anch im Landtagsabfchied zugefagt wurde; 
nVürttemk Lan(lesf::rnnd vcrfafrun^,' S. 374). Allein das Vorglcicliswork Mhl\ 
rohtc. tlieils weil die Priüzea aoeli minderjährig, theils weil mau den Ausgang des 
Streites abwarten wollte, welchen Oeftcrrcich als Herr von Burgund wegen der 
wtirttembergirchen Uerrlcbaften in Burgund erbeben. Docb ließ fleh Herzog Jobann 
F^iedrieh inswirehen von Heinrieb Boeer (über ihn vergl. WSehier Wttrtt. Privat- 
recbt Bd. I, S. 837) nnterm 16. April 1612 ete Bedenken fteUen, deiren VorfchlSge 
fpäter im wefentlichcn angenommen worden find. Aber anch nachdem die färrtlicben 
Brüder herang'ewachfen und obwohl das Parlament zu Orenoble am 15, Juli 1614 
dem Haufe Württemberg die vier burgundifuhen Herrfehaften zugefprochen und das 
Sequefter autgelioben hatte (vergl. hierüber auch Scheffers Gefch. von M<)mpelgard 
S. 208 Mannfcript der K. öffentl. Bibliothek an Stattgart), and trotsdem dafi der 
landfebalUiebe Kleine Anefeball den Henog mehrmals nnd fehliefliieh ,,flehentUeh 
and um Gottes willen** bat, die langft vorhabende Vcrgleichung endlich ins Werk 
zu ftellen, wurde doch erft im Jahr 1616 emftUeb das heikle Gefchäft in Angriff 
genommen. Als ficb im März diefes Jahre» aus Anlaß der Taufe des zweiten 
Salines Herzog Johann Friedrichs mehrere proteftantifehe Fürften zu Stuttgart in 
UniousajigelcgeDhciten zofammengefunden , mögen diele mit ihrem Rath und Za- 
fproeb aaeh in di^er w&rttembergifchen ^nafaehe niebt anrfiekgehaltai habw. I^e 
war aneh nachgerade brennend geworden nnd jeder Versag nnleidlieb. Nachdem 
bisher fohon melirere Gutachten erfordert worden waren, wurde endlich eine gemein- 
famc KomniilTioii iiiedergefetzt, beftchend aus dem Landhofmeifter GratVn von LimpiirL'. 
dem Kanzler v. Engelshofen, dem Hofrieliter Wilhelm v. liemcbingen, dem Vicekanzler 
Dr. Faber, dem Tübinger Profellor Dr. Bocer und den drei weiteren Doktoren und 
Oberrathen BroU (zugleich Landfehaftskonfulenten), Kielmann und Vitus Breitfchwerd. 
Sie wurden so diefem Gefchäft (Bmratliohen fHnf Brüdern miteinander vcffgelttbdet, 
nachdem fie ihres befonderen Eides gegen Henog Johann FriedrIA entbnnden 
worden waren (vergl. hiezn Breyer bei Spittler XSL Bd. S. 178 f., im fibrigen naeh 
Aiüen des ftäiidircb en Arcliivs zu Rt utlp^arf). 

Diefe Kommirfion begann am IG. Juli IfiK; ilire Arlieiten damit, daß fie 
fleh alle alten Verträge, den Her/ogsbrief, Teftamcute, Landtagsabfchiede, foweit 
•hierher gehörig, Torlefen lieA und jedes Mitglied fich diefelben excerpirte. Leider 
bekam aber die Kommiflion nicht alle einfehlagigen Urkunden in die Haade; fo 
wurde z. B. d«r Vergleich von 1M7 n-ft naefatriglieh ans dem Hompelgarder Arohiv 
herbeigefchafft, und was namentlich fehlte, war der Rcichenweiher Vertrag von 1482, 
wodurch Mömpelgard mit Eberhards d. J. Land vereinigt worden, während dagegen den 
herzogliehen Rathen wohl bekannt war, daß der Uraclier Vertrag von 147."5 diefes 
dem Graten Heinrich zugel heilt Imttc. So erklären denn diefelben in ihrem Gutachten 
vom 12. Ängnft 1616, dtfi naeh dem Berzogsbrief all dasjenige Laad Eberhards im 
Barte, fo im Land zo Sehwab«i g^^ien, sam Hersogtiiam gehöre, was aber naeh 
dem Herzogsbrief erlangt, für eigen zu halten nnd das Uebrige, „fo Eberhardn« 
Barhatus in der Zeit der Krection nicht inogehabt, als da feind die Graffchaft 
Momppelfrard fammt dero anhangenden Herrfehaften wie auch die Graf- 
nnd Herrfchaü Horlmrir und neichenweiher, von dem Herzogthum abgefondert u. f. w." 
Dicfer verhängnisvolle Irrttiuni (in dem übrigens noch im Jahr 1754 Hoffmann 1. cit. 
pag. 42 not f. befangen war) verleitete He an der Annahme, daÜ in d^ Union 
des Miinfinger Vertrags nnd des Hersogsbriefes vom linksrhmnifohen Gebiete nidits 



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206 



Adam 



mit einbegrilfeii fei. Im Gbrigen entwickeln Tie über den Herzogsbrief gans xo- 
tri^ende Anrichten: dnß Tic durch ihn auch ilis liisherige Altod für fcudifizirt anrnhen, 
zeigt oltige Stelle; fic erklären aber auch, ebenfalls iin Gegcnfatz zu Hcrzng Chriftofg 
Käthen, das Herzogthum und das untheilbare Gebiet für verfehiedene, fich nicht 
deckende Begriffe, und rechnen auch die böhmifclien nnd öftcrreichifchen Lehen 
zum groJQcn uotheilbareu Corpus. Sic behaupten noch weiter, der Prager Vertrag 
vom 24. Jmvm 1599 enthalte eine Cnimng und Feudifizirang aller bis 1562 
g«naehten Neaerwerbongen, indem er die örtenreichifdlie AnwartTchaft (an Stelle 
der bisherigen Aftcrlehenrchaft) auf das Ilerzogthum Württemberg In derjenigen 
Geftalt fortfetzte, welche dicfcs bei Aufriehtang des PalTauer Vortra^rs von 1552 
hatte (Keyfchcr II. S. 2»il, vcrgl, auch Fricker S. 72 f.), fo daß nur die nach dem 
Jahr 1552 gemachten Erwerbungen frei Terfügbares Eigenthum feien. Sic finden 
aber aneh in den feit dem Herzogsbriefe vorgeDommeuen Tbatthcilungen und in 
den Diapofitionen der Herzoge Gbriftof und Ludwig den Orundfatz aasgefprochen, 
daß nachft dem Primogenito nur nooli Einer jedesmal mit Land und Laoten verfehen 
werd«! folle. Auf Grund alles delTen gelangen fie zu dem Antrage, dem zweit- 
geborenen Sohn ITerzof» Friedrichs von den linksrliciuirrlieii nefifzungen blos 
MÖTTtpelgard und die burgundifclicn f]iM-irr|i;ifrcii zu ciiier .S«ikuii'ln;:ciiitiir zu tiber- 
lalVeu, alle übrigen Söhne aber uui ütkideputate zu feizenj Heiidenzen l'olltcn den- 
felben zwar angewieren werden, jedoch ohne UeberlalTung des Regiments nnd der 
Obrigkeit 

Es waren indefl nicht blos richtigere ftaatsrechtliche Aufchauungen, welche 
die herzoglichen Rätbe zu möglichfter Heifammenhaltnng des Landes rathen lioßon. 
fondern es fpieltc wcfoiitlidi nin li der leidige Geldpuukt mit. Zwar trennten d;im;ils 
noch zwei Jahre vom föiniliclieu AuHbim h de» dreifti^rjülui^^cii Kric^cp, al)cr lehon 
jahrelange Ilüftuugcu waren vorausgegangen, Deuiicliland war mit Truppen über- 
fcbwemmt, ihr Unterhalt koftete viel, auf Unionstage und Oefandtfchaften gieng 
auch nicht wenig, die viden jungen Prinzen mußten ftandcegemSfi ei zogen werden 
und wurden auf große koftbare Reifen gelchickt, dazu kam eine erfchSpftc Rent- 
kammer, die oft zu den dringendften BedürfniHVn kein Geld hatte, wolil iiber 
unziilili^'c erfchrcckpinl auwachfende Schulden. Auf dem f.ande felbft lagen fohwerc 
Lafteu und noch grüliere konnten ihm billig nicht zugcmntbet werden. Unter 
folcben Umftänden mußten die Kräfte forgfiltig gefcbont, durften nicht durch Zer- 
theiluDg und ZcrfpKtte'rung gefebwScht werden. So gab man denn jedem der Nach* 
geborenen gerade nur fo viel zu, ala naeb den Hansgefetsen unvermeidlich f«hieu. 

Allein die Machgeborenen waren damit gar nicht cinTcrftanden ; He ver^ 
langton mehr. Herzog Johann Fripdricfi zeiirto firh zwnr nits lirüderlicher Liebe 
gcnci^n zu weiterem Nachgeben, leine iiäthe dnp'prcu f'-nl« rtcn ihn im Tutereße 
den l^andc» und des liaufc« zu fcftcm Beharren driügeiul uut\ den Urüdcrn fclbft 
aber fchienen des Erftgeborenen Anerbieten noch zu gering. So zogen fich die Ver- 
handlungen noeh drei Vierteljahre bin, bis endlich Johann Friedrich insgeheim mit 
feineu Hrüdern fich perfönlich ins Benehmen fetzte und fo febließlich, über die Köpfe 
feiner Itäthe hinweg, den fürftbrüderlichen Vergleich vom 28. M.ii 1(>1T r.n 
Stande brachte (abgedruckt bei Ueyfcher II. S. ;J13, vergl. Sattler Herzn:'c Hd IX. s. til ». 

Hier werden vor allem die alten Grundgefetze des I^aiidi s iiiid Ihmfes 
Württemberg feierlich uuerkuiint und beftätigt| des weiteren aber iu Üezieiiung auf 
Land nnd Leute feftgefetzt, — die Beftimmnngen über Vertbeilung der Fahrnis, Frän- 
leinausfteuem, Belij^onswefen u. f. w, fibergehe ich auch hier, — daß dem zweit- 
geborene Ludwig Friedrich fimmtliche Unksrhoinifche Beßtzungen zu einer Seknndo- 



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Daa Untbeilbarkeitsgefetz im vürtt. FUrftenhaufe. 207 



genitnr Toltftandig abgetreten, dar drittgeborene Jnline Friedrieb dagegen die er(t 
in den Jahren 1612 and 1610 erworbenen Güter Weiltingen und Brens „famht 

hoher Oher- und aller Gereclitfamo" . die Ej)is( opaMle( litp niisjjennmmcii. clienfulls 
erblich und zu eigener Kpiriernnf:: erhalten (aniiers Keyicher I. .S. ItiO), die beiden 
jÜQgften Prinzen aber, Friedrich Achilles und Magnus (der bald darauf bei Wimpfen 
den Heldentod geftorben), nur einen AnntK im Lande mit AnefohliiA obrigkeitlidier 
Rechte bekommen; dagegen Jahrgelder, Apanagen, von den beiden älteßeo BrBdem 
beziehen feilten. Die dem Orittgel>orenen eingeräumte eigene Regiernng wird im 
Vergleich ausdrücklieh als eine Aasnahme bezeichnet; fie Tollte daher auch nach 
Aupfferlicn feines Mann'*rtnmmpfi an 'lie T inie des Erftfreboretien heiw. AeUeften 
zurückfallen. Im iilirif:eii wareu die jiiu;,'eren den älteren Brüdern in der Weife Aib- 
ftituirt, daii jene bei Ausiterben des MannsIUinintes eines älteren Bruderü in den 
Erbtheil je des nädiftäiteften Torrtteken feilten, wahrend das dadnreh Irei werdende 
Deputat dee jüngften der Linie dee Erftgeborenen heimfiel. Die von einem Brnder 
in der Folge etwa zu feinem Landeetheil hinzu erworbenen Giiter Tollten, Toweit 
nicht durch Vcrträire o(\or Teftamcnte nndcrs verfügt würde, nur auf delTen männ- 
liche Naehknniinenfeliaft veiei lit werden, bei deren Maugel aber, unter Ueborgehung 
der Töchter, au tlen nächlten männlichen Seitenverwandten fallen. Veräulkrung 
von Land und Leuten war mit Ausnahme echter Noth verboten, und auch in diefem 
Falle blieb den Brüdern das Vorkaalkeeht. — Ea läfit lieb niebt verkennen, daB 
der Gedanke der ftaatliehen Einheit und ZofammengehSrigkeit in diefem Vergleiebe 
viel lebendiger zum Aufidruck gekommen, als noch in Cbriftofs und Ludwige Tefta- 
menten. Nacli dem Herzogshrief war nur das fiir untrennbar erklärt worden, was 
Eberhard damals befaß, Tpäterc Erwerbungen nicht f. o.). Nun blieb aber nach 
diefem Vergleich nicht blos dieTer Eberhardifcbe Belitz, fo wie man delTeu Umfang 
naeh dem von Heniog Ohriftof gegebem» Beifpiel nnd in (Inkenntnia dee Reichen- 
weiher Vertrages annehmen moBte, dem Erflgeborenen nngefebmiiert, foudem aneh 
der gWißte Th&l der Tpäteren Erwerbungen. 

Groß war die Freude über das Zuftandekonimen diefes Vergleiches, und 
nnt Kirchgang und Bankettiren ward n- ^'efeiert. Allein fofort erhob der zweite 
der Brüder, Ludwig Friedrich von Württemberg- Mömpelgard, Befchwerdeu wogen 
Berechnung Teiner Revenuen; und als dieTe durch den Nebenrczeß vom 8. Okt 1617 
gehoben waren (abgedruckt hei Spittler Sammlnng einiger Uikqnden tl f. w. 8. 228), 
lag er feinem älteren Brnder mit immer neuen Anliegen nnd WAnfeben im Ohr, fo daO 
fich der landTchaftliche Kleine AusTchuß veranlaßt Tah, in einem nntcrni 20. Januar 1618 
erftatfeten Oufnclitcn an den allzn tnildherzi^en Ilcrzo^r J(diann Friedrich die Bitto 
zu richten, er iuij;;e nunmehr an dem \ Cr^'b-icli feft und unabbrücbig halten und 
fich in Anbetracht der Befchwerlichkciten des zum höchTten angegriffenen Kammer- 
gata zu keiner weiteren Vcrwilliguug durch feine Herrn GebrUder Itewegen lallen. 
Gleichwohl Tagte Johann Friedrich dem Ilieflen feiner Brüder in einem zweiten 
Naehtragsverg^eidie vom IL Dezember 1618 die gUnzliehe Uebemahme der den 
jüngeren Brüdern zu reicliondcn Deputate auf die Zeit von acht Jahren zu. Aber 
Telbft jetzt ixiih Hch Ludwig Friedrich niclit zufrieden, und nur der Tod Johann 
Friedrichs machte den Verhandlungen ein Jlnde. VJh-u fo wenig wollte llcli der 
drittgeborenc Bruder Julius Friedrich von Württemberg- Wciltingen bei dem Ver- 
gleiche hemhigen. Und obwohl ihm noch im Jahr 1617 in zwei befonderen lUeben- 
rezeffen ein Theil feiner Fordemngen erfüllt wordw war, erhob er doch immer nene 
AnTprüche, Telbft nach Johann Friedriehs Tode, bis ihm endlich im Jahr 1630 nene 
pekaniäre Vortbeile eingeräumt wurden. 



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208 



Adam 



Bei aHen diefen Aorptficben der NaeligeboreneD find es immer die Tefta* 

mente der Her/oge Chriftof und Ladwi^, von denen fie anegehen und die 
fie bei ihren Fonlerunffpn znr HichtCcbnur iielinien. Den Käthen, welclic hei dem 
Vergleicliswcrk gebraucht worden , iiinehte Julius Friedrich (hibei die Icbuodeften 
Vorwurfe. „Samma/ Ichreibt er unterm 30. März 1630 an feinen Bruder, den Landcs- 
adminiftrator Ludwig Friedrich, ,fo nur den ßrödern was abzuziehen, fonderlicb 
Mir, fo ftecben die Rätli ihr HttUilein an mir zn erkfihlen, dahero kommt es, wann 
man dae Gteblut fo gar tintmdrfiekt, daß wdlen wir zn fchwach an mitfein, daß 
andere frembdc Völker kommen müflcu'' — der grauHgc Ernft des dreißigjährigen 
Kriep:es Iiatte fleh inzwifclien liliif^ft über Dcutfclihinds Oane .^pelagert — „die zur 
8traf die Einkommen wcg^rnfVen,^ und weiter: „es wäre nhvr heller gewefen, es liiitten 
diejenigen Kätb, welche um der Brüder insgefammt Wohlfahrt Willen beifammeu 
gewest, nioht allein die Wohlfalut des Adteren und fdner Linie, fondem felbige» 
Mal — der Heinigen Wohlfahrt aneh bedacht, halte derowegen vor Grocodili 
lacbrymas, wann dato der Meinigen gedacht wird u. f. w.;" ja er droht fogar mit 
einer Klage beim Kaifer und will ii^h hiebei insbefondere beklagen über diejenigen, 
die dies uncbriftlieh Procedere gegen die jüngeren Brüder preföhrt haben. Alfo 
überall derfelbe kur^^riehtige Egoismus der Nacbgeboreneii I L'nd doch, die Verrauth- 
ung ift gerechtfertigt: wäre im Jahr iüi? nach Herrn Julius Wünfcheu und nach 
Anleitung jener TeOameate das reehtarheinirehe Wftrttonberg lerfebnitten worden, 
fo hStte das Hencogthnm WBrttemberg den dreifiigjührigen Krieg nieht iiberlebt So 
aber ermöglichte Johann Konrad Varnbülcrn, dem württembergifcben Gefandten bei 
den Friedensverbandlungen zu Osnabrück, das von den Württembergern felblt be- 
obachtete DntlicilharkeitRgeret?. des Herzogsbriefes, die Anerkennung dicfcs Keichs- 
gefetzes auch von Kaifer und Kelch zu verlnngen und auf Grund defTelben die völlige 
Wiederberftellung des durch W^afteiigcwalt und politifche Käuke ganz zerfplitterteu 
Herzogtbnms darebsaTetaen (vergl. J. P. 0. in der Nea«B Sammlung IIL S. 578). 

Der Hangel einer väterlichen Oiapofition hatte dem guten reehtliebenden 
IIerzo<: Johann Friedrich viele bittere Stunden bereitet; gleichwohl kam er im Drange 
der Zeit ebenfalls nicht da/.n eine fidche zu treffen, ünvermuthet hatte den kanm 
46jähri^'en Herzog der Tod iiljcrrafcht f18. Jnli 1628). Was nun beginnen V So 
lange freilich feine drei >>ühue noch niintlerjährig waren, ruhte der Streit Später 
gieng das Herzogtbum eine Zeit lang überhaupt vwioren; und auch nach Wiedwer- 
langung deffdhen darob Herzog Eberhard III., Jobann Friedrieba ilteften Sohn, 
konnte wahrend der Kriegawirren , in denen die jüngeren Brüder zudem meift im 
Felde lagen, von einer brüderlichen Vcrgleichung nicht die Rede fmn. Bis es dann 
endlich zur Aufieir.uuh^rlVt/iin^ kam, hatten ficb die Zeiten gewaltig: verändert. Was 
man im Jahr 1617 noch thun konnte, und was man erlaubte thun zu müfl'en, die 
Auüftattuug des Zweitgeborenen mit Mömpelgard, war unmöglich, weil es bereits 
weggegeben; Welltingen nnd Brenz waren ebenfalls noch imBedts der Julianireben 
Linie, ein nennenawerther Neuerwerb war feitdem nioht gemacht worden (vgL Breyer 
Elem* §w 36« 37). Von dem aber, was Jobann Friedrieh an Land und I^euten hinter- 
laflen, abermals Stucke für delTcn jüngere Söhne herunter zu fcbneiden, verbot fich 
von felbft, weil das verödete, ausgefogcne und ausgebrannte Land. daR zudem 
von riefengroß aufgefehwollenen Schulden ^^edrückt wurde, kaum die Koften der 
Einen Verwaltung und Einer Hol hultung uuf/.ubringeu vermochte. Aber auch in den 
Köpfen hatte ficb inzwifchen der vollige Umfcbwnng vollzogen. Man erkannte, 
daß zwifeboi einem Ackerfeld und einem Staatswefen doch dn Unterfchied fei, daJZ 
der Staat nicht ein bloües Vermogenso1]|jekt darfteile, fondern ein Subjekt des Sffentp 



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Das Untheilbarkeitsgefetz im wüitt. Fürftenhaafe. 



209 



liiAen ReelitB, eine PerAm, ein „Jndividnitm". Von dem Angenbliek aber, wo 
nutn im Territoriara nicht mehr ein Konglomerat von Grandßücken und Becbten fah, 
— und (laß (liefe AiiffalTung für die frShere Zeit hin und wieder zutreficnd ge- 
wefen, foll ja nicht geleugnet werden, — fondern einen Organismus, fcifdem war es 
ganz felbrtvcrriändlieh, daß jede Abreißung von demfelben nicht lilos quantitativ 
eine Verringerung, ibndern auch qualitativ eine Verrtümmclung eutiialte, daher mit 
allen HUMd zu vermeiden fei. 

Was non aber für andere Länder riebti^ fein ma^, dajB ledig lieb Ton den 
Ftirften die Reftauration der Staatgidic ausgegangen, wie Schulze (a. n. 0. S. ^45) 
fich ausdrückt, das ift jedenfalls für Wiirttpiiilirr}? nicht ziitretfeiKl. Wie ficli hier 
durch die ZiifainrncnfalTiini;: (?or (»inzelnen (Icbietstheiie in Amt^korporationcn und die 
Theilnahmc diefer an der l'iüudifchen Vcrfaflung die Affimilirung und Verfchmeizung 
der anfangs aggregatförmig an das kleine Stammgnt nach und nach anfcbließenden 
Sladte, Dörfer, Weiler und Höfe rafcher qnd voUftandiger vollsog als anderwärts, fo 
bildete auch die Landfebaf t Ton Anfang an ein«i Fakter, der, wie wir oben gefehen 
und aueb in der Folge beftätigt finden, ftcts auf Untbeilbarkeit deb einmal Vereinigten 
gedrungen. Ihr wnr es freilich dabei nicht all<in um Vcrwirkliehnnj^ der Staatf^idee, 
fondern zugleich um rein praktilVhe /wecke zu thini , insbefondore um leichtere 
TragUDg der Reichs-, Kreis- und Ijandesanlagen und um leichtere Aufbringung der 
Zinfen und TUgungsmiitd fttr die I^Ddesfebalden und Erbaltang des Lavdeektedits. 
Und batte fie im Jabre 1566 nur xogemd und anter Verwabningen den bedenk- 
lichen, wenn auch ixnt ^"enieinten Abfichten Herzog Chrißofs sngeßimmt, fo war 
fie es wieder, die nach Herzog Friedrichs Tode auf Fefthaltung an der Untbeil- 
barkeit gedrnTijren nnd die auch jetzt, als die Abfertigung des Prinzen Friedrich, des 
zweiten Sohnes des Herzogs Johann Friedrich, endlich in Angriff genommen wurde 
Juli 1649), rundweg es ans^fprach, was anno 1566 gercheheu, feien „lauter 
Nnllititen." Prioa Friedrieb aber nabm bei feinen Anf)»rileben gerade Ghriftofs nnd 
Ludwigs Teflamente wieder snr Riehtfcbnnr nnd rerlangte demgemäß ein jäbriiebes 
Einkommen von 2H 000 Gulden, fowiedic in jenen Tcftamenten dem zweitgeborenen 
Sohn heftimmten /clni Aeinter 7n *^'lL'-''ner Rcj^rierung. Auf die Vorftelliin^'-en feiner 
Beiftänder v. Menziniiren, Forltner und Thomas I^aiillns (vergl. SpittJer Bd. XIII. Ö. 168), 
daß er fich auf jene Vorgänge nicht ftützcn könne, ermäßigte Prinz Friedrich feine 
Forderung aaf die Uebergabe von feebs Aemtern fammt all deren Einkflnften, 
imperivm mixtum et merum cum firapliei jnrisdictione, aneb dem jns Dominandi 
minifiros, einer Refidenz in Nenenftadt and einer in Stuttgart; auDenlem verlangte 
er aber noch ein Jahrgeld von 18000 Gulden in den nächftcn 5 Jahren und von 
2H 000 Hnlden in den dnranf fo!p'endpn. Allein Eberhard III. wollte von einer 
folehen „gleichfam Mitregieruug und Abtheilun^'" n'u htx hören und beuilli^te nur 
die Einkünfte der zwei Aemter Möckmühl und Xeuenftadt lammt der niederen 
Qericbtsbarkeit, aneb Jagdrechten (alfo mit Ausnabme der ,boben Forfl- aueb landes- 
IttWIlicben beben Obrigkeit)'* und femer bewilligte er die Hälfte der Einkinfte der 
Kellerei Weinsberg, eine Uclidenz zu NeuenOadt und eine zu Stuttgart. 

Herzog Friedrich, erbittert über dieiVs frep-en feine Fordenrngeu fo arm- 
felige Anerbieten, dachte feh<ni daran die Verhandlungen ganz alizubrcehen , ließ 
aber zuvor, unter linnveis auf die nichrerwähnten Tcftameute, den landfcbattlicheu 
Kleinen Ausfcbuß erfucheu, „das Befte dabei zu tban.* Allein der Auefcbnü (delTen 
KonlblentDr.Bflmelin, ProfeÜor zn Tübingen, den VergleiobsTerhandlnngen anwofante) 
liefl fich darauf niebt ein, erklirto vidaiekr, als ihm Herzog Eberhards Antrige 
zar Begniacbtang mitgetheilt wurden, in Ueberelnftimmung mit den herzogliehen 

iriittVB«. VlOTtaUalirahdIa 18». U 



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SlO 



Adam 



/ Käthen, daß den Fordenineen Frledriclu der Herzogsbrief en^egenftelie and delTen 
Verletzung auch beim Kaifer Mißfallen erregen, überdies za unerträglichen Koiife- 
quenzen führen würde; die von Hmop: Friedrich angezogenen Teftamentc liefen 
wider die kaiferliehe Eri'ktidii und liiltten iihcrliaupt nie eine rechtlielie Wirklanikeit 
bekommen, weshalb ihre Anerkennung auf dem freien Willen des Frimogenitua 
beraht habe, die «neb von Heraog Cbriflof fein«' Zeit b^gebraebt worden fei, diefe 
Tellamente könnten aber die jetzt regierenden Herren als niebt von Cbriftof abfuuomend 
jedenfalls nicht obligircn. Da nun von dem verftorbcnen Herzog Johann Friedricli 
keine dispofitio pateina vorliandcn, fo richte ficii Herzog Friedriclis Deputat lediglicl» 
iiaeli den Kräften der Uerzo^^iiehen Kammer, (liefe feien aber zu Herzog Cliriftofs 
Zeit zehn ja niehr mal ftärker gewcleu, als ahm jetxt. Der Ausfchuß hält daher 
die vom regierenden Herzog angebotene Apanage für eine Harke und gnngfame 
Prorlßon nnd bittet diefen dabei zu verbleiben (vergl, atiob Sattler Henoge IX. & 62). 
Ale fieb aber Herzog Friedrieb, der fteilicb an fioh wegen feiner Verdienfite nm 
das Württemberger Land und Baus alle ßcrückfichtignng verdiente, dnmit dnrdiatte 
nicht zufrieden gch^u wollte, riefh der Kleine Ausfehuß fellift, dem Prinzen außer 
dem bisher Bewilligten noch weiter die andere Hälfte der Kinkiinffe der Kellerei 
Weinsberg zn fiberlalTen; in weiteres aber, iusbefondere in die Uebcrlaffung von 
Hobeitsrecbten, erklarte er weder eioratben nodi einwilligen zo können. Und als 
in dem fehiießlieb vereinbarten Vertragsentwarf i^eiobwobl Inriadikttooebefagnilfe an 
Herzog Friedrich eingeraamt waren, maebte der Ausfcliuß abermaia auf die hüebft 
bercbwcriichcn Konfequenzen anfmerkfam und erklärte fich zn einer ICinwilligung 
hierein aufier Stande. Gleichwohl ward dicfer Entwurf znm Ilansgcfetzc erhoben. Der 
unterm 27. .Sept. 1G49 unterzeichnete fürfcbrüderliehe \'erhai,-sabfchied (abgedruckt 
bei Heyfcher H. S. 357) räumt dem Herzog Friedrich den Befilz und alle Einkünfte 
der StKdte nnd Aemter Nenenftadt am Koeher (a. d. Linde) nnd HÖoknifibl, in gleieben 
die niedere Geriebtabarkeit in deofelben ein, in Stadt nnd Amt Weinaberg bin- 
gegen nur die fämmtlichen Einkünfte, ferner Kefidcnzen zu Stuttgart nnd Nencnftadt 
und gewiffe Jagdrechte außerhalb der Deputatsämter. Im Nebenrezeß vom frleichen 
Tage überließ ihm Herzog Eberhard außerdem den hälftigen Antheil an der nieder- 
gerichtlichen Obrigkeit in Weinsberg. Doch feilte nach Ausfterben des Manns- 
ftammcs dies alles au die regierende Linie zurückfallen, alfo nicht wie nach dem 
Vergleieh von 1617 an die Linie des oäebrtjüngeren Brnders. Im Uebrigen werden die 
alten Hans- andLandesgrandgeletxe, inabeTondere aneh der Vergleieh von 1617 beftätigt 
Endlieh bewilligte der landfchaftliche Kleine Ausfchuß, gemäß der im Vertragsabfchied 
attSgefprochenen Erwartunfj. dem Herzog Friedri<-li ein Cefrlienk von 4000 Onlden. 

Im Jahr lß.'>l fand hierauf die Auseinauderfetziiiif,' mit dem a!id(>ren 
Bruder, Ulrich, l'tatt. Diefer beanfpruchte, ebenfalls auf Grund der niehrcrwanntcn 
Teftamente, ein Deputat von 15000 Gulden. Allein er mußte fich mit einer aof 
dm MannsTtamm vererbenden Apanage von 8000 Calden, die mit den Jahren bis 
anf 12000 Golden fteigen feilte, znlHeden geben. Anfierdem wurde ihm noch eine 
r{ fidcnz in Hirfan, Backnang oder Neuenbürg, fowie Beholzungs- und Jagdrecbte, 
Mobiliar zur erften Einriilifitn^ nnd endlieb vom Kleinen Ausfchuß anf befonderea 
Erfuchen eine Veretirung- von .'lÖOO Gruldcn bewilligt. Die in diefem Hauptrczoß 
vom 7. April 1Ö51 (ai)ge(lruekt bei Keyfcher II. S. 370} abweichend vom Vertrags- 
abfchied von 1649 wiederholte BcAimmung des Vergleichs von 1617, bezBglieb der 
Nachfolge der jüngeren Linie in das Deputat der ansgeftorbcnen älteren Linie, ift 
darch den Ncbenraeß vom glichen Tage dabin eingefehriinkt, dad auf Herzog 
Friedrichs iohnelofca Abfterben Herzog Ulrich nnd feine Deszendenz neben ihrem 



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Dms üntheilbarkeitiigefetx im wflrtt. FarXteubaufe. 



211 



bieberigen Gdddepilat lediglich SeMoU, Stedt nnd Amt Neneuftadt mit allen Juribne 
und Intradea erbalten, das Uebrige 7on Friedricbs Deputat an die T^oreode Linie 
fallen follc. Ulrichs Apanage folltc beim Erlöfchen leiner linie ganz der regierenden 
Hauptiinie hcimfatlen. Diefcr Vergleich w urde von den boidf ii fiiiTtliclicn Brüdern 
iu Aowefenheit der Landfchaftlicben Depiirirten tViorlich bcfchworcn . unterzeichnet 
nnd befiegclt, bicranf auch von den letzteren, ebenfo wie feiner Zeit der Verfrsigp- 
abfcbicd von 1G49, uiiterriegclt — freilich auch nicht ohne Bedenken und Proteftationeu, 
da die eventaell sagefagten ScbfölTer xa Hirfan nnd Badtnang dem geiftliehra Gate 
gebSrien. (Es hatte aneh die ProtelUtion die. Wirkung, daÜ in der Folge niebt 
diefe, fondern das zn Neucnbiliig als Apanagcfchloß angewiefen worden). 

Der im Xfni Hi52 zufammengctretene I.andtajr crtheiltc zwar, um nicht das 
ganze Vprirlei< bs'.v i i. wieder in Frage zu Ttellen, unterm 27. Juni feine Zuftimmung 
zu fäuHHtlictiCii mit den Herzogen Friedrich und Ulrich gefchlofleneu liezeffen, aber 
niebt ebne die darin wahrgenommenen VerftSile gegen die Landeskompaktatcn zu 
rfigen nndfieb gegen alles Prl^ndia sn Terwabren, eine Verwahrang, welebe von 
Heraog Eberbard III. als bere<^^ anerkannt and gebilligt «nrde. Ja in Wieder« 
aufnähme eines von dem inzwifchen (25. Juni 1651) verftorbencn Kanzler Dr. Andreas 
T^iirkliardt geäußerten Gedankens ftellte der Ansfehuß an TT»^r70g Eberhard die Bitte, 
lorüerlichft eine Dispofition und Verordnung,' uufzurichtcu , worlnreh für künfti^re 
Erbtbeilnngcn fefte Grandlätze aufgeftelit und insbefondere alle künftig befabreiuie 
Trennung im Regiment nnd Jnrisdictionalibas ginzlieh abgefchnitten nnd diefes 
Herzogtbnmbs Untertbanen allein dem regierenden LandesfÜrften au geborfamen unter* 

wirfig vei-lilelheii. 

Doch dazu kam es vorderhand noch nicht. Vielmehr ward der mUhram 
hergefteüte Frierle im Haufe bald wieder getrübt. Herzog,' Friedrich, der fchnn im 
Jahr 11)^9 die Veihandbingcn durch allerhand »Kaptus" geitört hatte, war über 
den endlich gefchlolVeueu Vergleich fchwcr erbost, als er die ihm zngewiefenco 
Aemier gans ausgefogcn fand, fo daß er trotx alier SparTamkeit niebt ohne neue 
Schulden dnrebkam, ancb in der feblielUicben Faflnng der Vertragsnrknnde gewilTe 
Beftimmungeu an entdecken glaubte, die mit den mündlichen Abmachungen nicht 
Übcreinftiminfcn. Dabei brachte er den Gedanken niclit ans dem Kopf, daß er auf 
Grund von Cbriftofti vaterlichen Dispofitionen die Re^'ieruni: von zehn Aemtern nn- 
zufprccbcn gehabt habe und nur durch allerhand Praktiken und Spiegelfechtereien 
bMUofer Leute — fo titulirte er nun die von ihm beim Vergleich bentttzten Katbe — 
ro erfohrecklicb binterfilhrt worden fei. Aber niebt blas da« Recht glaubte er auf 
feiner Seite, febon die natftrlicben Qeftble der BUligkdt nnd Dankbarkeit mußten 
für ihn fprechen: war er nicht für feinen älteren Bruder Eberhard an Felde gelegen, 
hatte er nielit darauf in Kopenhagen und Wien für diefcu negoziirt, wahrend Eber- 
hard in feinem Straßburger Exil nichts dringenderes r.n tbtin wußte als zu heiraten; 
und wie generös hatte Friedrich zu Wien das Uerzoglhum felblt, das ihm Graf 
Tnuitmannsdorf angeboten, zn Ganfften feine« älteren Bruders rotnnde abgefchlagen! 
Allein To wohlwollend Herzog Eberbard nnd die Landfebaft ihm geHnnt waren, fo 
wenig konnten fie feinen Wünfchen willfahren; nicht blos die alten Vcrträjre und 
die neue Politik, auch die eigene Armuth hinderten fie daran. Die Käthe «iber 
fchickten dem Herznp Friedrich eine febflne Deduktionsfebrift (\C^!S2), worin fie 
nach einfa(d)er Aldelinung der ihnen heifrele^'ten widri^'(<n Prädikate — „in Ermeffung, 
daß ja ihr Leben und Wandel niciit nur iu der Viechwaide, fondern etwas weiters 
wohl bekannt," — dem naebgeborenen Herrn klar sn maeben fnebten, daß nach 
Reiehsrecht nnd Landesrecht das Herai^tbum anaertbeilt bleiben mttlTe und anar 



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212 



Adam 



mit Einfebluß der aeo erworbenen Anodialberrfcbaften und Güter, „wann diefe nur 

der Kammer oder Landfchaft eiuverleibt'^ woidm feien. Letztere Behaiiptnug wird 
allerdings mit keiner beftimmtcn Gefetzesftelle belegt, was auch fcLwer fein dürfte; 
fie ift aber ein um fo bo (Tores Zcnprnis für die nun im Kreile der Oefchäftsmänaer 
in der i'ürftliclicn Kanzlei uikI am Hof bereits Iierrfcbeud gewordene Anfchauungs- 
weifc. Herzog Friedrich lieü üch auch iu der That durch diele und ähnliche Yor- 
ftellttngen fcblieSIicb von feinen alten Fordeningen abbringen. 

Bensog Eberhard feinerfetts, dnreb die Terdriellieben Strdti|^kdlen mit 
fein^ Br&dern gewitzigt und ebenfo aufgefordert durch das Vorhandenfein dreier 
eigener Sninif 'wo-zw li.ild noch nicbr kamen), ließ den oben erwähnten Rath feiner 
Landfeijatt nieht uu^jenützt. Auf dem Keieiistage xu Kegeusburg im Jahr 1653, bei 
dem Eberhard III. pcrlöulich erfehien und auf dem er unter anderem, freilich ohoe 
Erfolg, für die reiehsgefetzlivhe Anerkennung des Vorzuges der Erflgeburt in den 
dentfchen Fttrftentbttmem dareb Aufnahme in die kaiferliobe Wahlkapitnlation wirkte, 
(Strnve OorpDB juris pnbL eap. 31 $.4fol. U60. Sattler IX. S. 12(Q — aif diefem 
Reichstag war es aneh, wo er zur Sicherftellung feines eigenen Hanfes und Landes 
unterm 27. Juni 1653 ein feierliehcs Tcftament errichtete, das /war am 16. März 
1664, ebenfalls auf dem Keiehstag^ zu Kegensburg, durch ein zweites Teltament 
wieder aufgehoben wurde, aber nur formell, da en iu diefem zweiten Teftaraent 
bexQgliefa der hieber gehörigen Beftimmnngen einfaob wiederholt und beftUigt ift 
(abgedr, bei Reyfeher IL S. 403). 

Eberhard III. beselehn«tfai dtefeni Teftameni diM Unthdlbarkettagefets und PrhnoffflattaT' 

recht als d.-i.s kofrliaiTtc uiuM frli-itzlirlic Kleinoil drn Hciv.ofxthnnis urnl ITaufes und \ erhiutet 
haib jede Art vod Zuwidcrhaadlun^eD gegca dicfe Orundlatse, tQsbelond«r« auch die Ab- 
flndnog Kftehgeboren«r mit Herrfcbafton, Inden ei' feftfefcit, daB fUroans fefne Pflrftenthtfni«' 
und Lande rammt allen Juribus et Bonia tlomanialibim, „fo berait» UnlTen i l'iii ftlichen Kammer, 
Gelft- und Weltlirhpn <!f!ttprn vni\ Gctrcwcr Gcborfanil>ftt»r LandtfchafTt einvi ikiln . oder ins 
KUnfTtig von Vnü vnd VniTern Nachkommen acquirirt oder roufttin wieder auf Vnil und Vnffere 
SueeelTorea, Ri^et«nde Henog«n soe W. sarückfiillen and der Landfehafflt inkorporirt werden 
njtichteu, alß ein einip ivolgelTuUea Corpus in feinen Vdllkomnu tu ti Würden gäntslich vtnl ^^ar 
obozerbrochea bei einander Ttuhen vnd wohl verpfleglich verbleiben (foll) : Allfu daß darvon nicht 
«hl eintsises Glid oder Stuekb, welebes gefetzter maflen der Landrehafft ioeorporirt ift, ea feye 
wenig oder VihI, Klein oder Groß, weder denn Fürftliohcn Nachgebornen nicht Regierenden Ilcrzogen 
zu Ihrem Vnderbalt vnd Järlichen Deputat berchaiden vnd Ubergeben, noch auch amlerwilrta 
in cinichcriay Geftalt — nicht verändert werden" füll, Beftimmungen, welche nicht blos von den 
ErblafTcrs Deszendenten, fondeni VOD allen Agnaten end naebkommenden Landeaffirftea alleieit 
gehaadhabt und in Obfervans erhalten Verden rollen. 

Auf den crften Bliek fdieint es, als ob hier das Untheilbarkeitsgcfetz iu 
feinem weiteften Umfange ausgelprochen w.Hrc, und in der Tli;it faßte man Eberhards 
Teftament frühor fo auf. Demnach hätte alfo der Hcr/-o^-sl)ricf von 1495 und der 
Landtagsabfchied von 1551 zwar für den damaligen Heftaud der württembcrgilclion 
Belitsungen die Untfaeilbarkeit fcl^gefetzt, Herzog Eberhards III. Teftament dagegeu 
fUr alles dasjenige, was jetzt und kUnftig dasn gehdren werde. Und da Heb in* 
Zwilchen .niLb Gebiete in der Hand der wnrttembergifeben Regenten gefammelt hatten, 
die nicht der Landfchaft des Herzogthums inkorporirt waren, fondern nur zur herzog- 
lichen Kammer {^ohürten, fo liabe nun Eberhard IU. crftmals auch diefe, fowohl 
die la-ieits erworliene», wie die künftig? zu crwcrbrnden, mit (h-m Zertrennungs- und 
Veräuücrungsverbote belegt. Naclidein aber Spittler {XM. Ikl ti. IGÜ) darauf anf- 
nierkfam gemacht, daß naeb dem Wortlaute des Teftaments die neuerworbenen 
Gebiete nur, foweit fie dem Land inkorporirt, zur unmittelbaren Haffe gehSren, zählt 
Reyfeher (L S. 180) au der letzteren, wieder angeblich auf Grund des Teftaments, 



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Das Untheilbark«itsg«fots im irfirtt. Ffirftmbaofo. 



213 



das Fürftentbam rammt allen GrafTehafteii «. T. w., welche jetet od« in Zukonft 
der „fttrfUiohen Kammer^ oder „der Landfeliaft* einverleibt werden mSehten. Allein 
die oben aaagdMbeoe Stelle des Teftaments zeigt, daß diorcr Sats in Wirklicbkeit 
eben nicht darin ftebt, daß vielmehr zur uutbeilbaren Mafle nur gehören (oll 

1. alles, was bereits der Kammer oder dem Lande einverl( il)t i f t, 

2. alles, was künftig neti :u(juinrt wird (hezw. an Lehen oder von den 
Nebenlinieo heimfallt) und der Laudlchatt inkorporirt wird. (Ucbcr den Begriff 
der Inkorporation veigl. Friekw a. a. 0, S. 67^70 und nnn aneh Sarwe^i Staafa- 
leebt des Kdnigr. Württemberg Bd. L & 109.) 

0a£ demnacli joder Nenerwerb oder Hcinifnll, der nicht dem Lande, fondem 
der Kammer inkorporirt wird, zur nntlioilUarcn Malle niclit jjeliören folltc, ift frei- 
lich fnnderhar genug, zumal da gerade das ganze linkKrlieinilVlie Belitzthiini, ferner 
Weiltiiifreii und Brenz vor ilaer Weggabe an Nebenlinien dem Lande nkhl inkorporirt 
gewefen waren. Und wenn man erwägt, welche Yermalcdeiungen Eberhard an 
die Uebertretnng des Untbeilbarkeitsgefetzes in feinem erüten Teflament geknttpft 
hatte, wie er ancb im sweiten Teftament jede Anaftattnng von Naebgeborwen 
mit Land und Leuten, Grund und Boden verwirft, wenn man ferner bemerkt, daß 
fo manche Gedanken, ja einzelne Wendungen und Ausdrücke der oben angezocrenen 
Deduktinns(clirift von 1652 in diefera Teftamente wiederkehren und erftere (f. o.) 
alle jetzt oder künftig neuerworbenen der Kammer oder I^ndfchaft inkorporirten 
allodialen Güter der Legitima des Erftgeborenen attribnfart nnd die Untheilbarkeit 
diefer fog. Legitima des weiteren nadiweist, wenn dann femer fdion die fMl- 
Hebe Befolation vom 24. Jannar 1653 dem Landtage erklärt, der fQrftbrfiderliebe 
Vergleich von 1649 folle den Landeskompaktaten „foviel die jedesmal inkorporirte 
Ort" — und dies heißt doch fowohl die der Kammer als die der Landfeliaft in- 
korporirten Orte — betrifft", nicht abbrüchig' fein, wenn man endli<li erwiifrf. daß 
im Teftamente felbft nur wenige Linien zuvor die der Kammer inkorporirten Stücke 
den der Landfehaft inkorporirten gleicbgeftellt find, und kein Chrnnd an der nnn 
hier anf einmal berrortretenden Unterfebeidnng Torltegt, fo wird man die V«'« 
mathung nicht los, daß in der That Herzog Kberliard hier auch nicht fcheiden, 
fondem die der Kammer künftip: anfallenden und inkoriiorirtcn Oebicte ebenfalls 
habe uniren wollen, daß allb nur dureli ein VerlVlien l)ei AbfaiVung des TeftamentoR 
diefe Lücke entftanden ift. (Der ßeitininiung al>er, daß nur, was der Kammer nnd 
der Landfehaft inkorporirt worden, unirt bleiben lollc, läge der berechtigte Ge- 
danke ta Grande, daA die ansnabmdofe Unverftnflerlidikeit dnes jeden, auch des 
Ton vombereln nnr an vorflbergebenden Zwecken gemachten Erwerbes die Hand- 
lungsfreiheit des Regenten gar zu fehr hemmen und zu Konfequenzen führen konnte, 
welehe dem Staatsinterefle und der Ahfieht des Of^f' t/L'ebers felbft zuwiderlaufen 
würden). So ift es ffekommen, daß Eberhards Teftament noch nicht dem franzen 
Gebäude den Schlußftein eingefügt hat und daher nicht diejenige hervorragende 
Bedeutung beanfpruchen darf, wdebe man ibm^b^zalegen geneigt UL Wahr ift 
allradings, dafi feit Eberhards Teftament keine Anaftattnng Naehgeborener mit 
Land und Leuten mehr ftattgefunden bat; es ift aber nicht wahr, wag nenerdinga 
Schulze (Hausgefetze III. Bd. S, 461) wieder behauptet, daß Eberhards Teftament 
fie fehlechthin verboten ; wahr ift nur, daß Eberhards Teftament die Ansftattnnp: mit 
den der Kammer oder der Landfehaft inkorporirteii und mit den der Land- 
fehaft künftig inkorporirt werdenden Gebieten verbotcu iiut. — Noch il't zu be- 
merken, daB diefes zweite von Herxog Eberhard erriditete Teftammt nicht nnr 
vom Kaifer konfirmir^ fondem aneh von der Landfehaft als Landesgrnndgefetz an- 



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214 



Adam 



erkannt and ftets bcobaclitet worden ift, vrie denn «aeh das eine der drei ans^e* 
fertigten Originalien des Teflament» der Landfcliaft Bbergeben nnd ron diefer in 

die „Wnrttembergifche LaDdesgrundverfaffuDg" (S. 791 ff.) anfgenommcn worden ift. 

Thatnicliüch ilt eine Laudestheilun^ oder anch nur eine Hingahe kleinerer 
Stücke, fei e» mit mehr u l r weniger Hoheibrccliten, lei es ohue rolclie (von einer 
kaum ncDnenswertbea Au><u;ilime im Jaljr 1726 abgcfebeD) feit Ebtrliards III. 
Teftament nlcbt mebr vorgekommen. Eberhards nacbgeborene SSbne erhielten 
diefem Teftaroente gemSß nnr Apanagen in Getd nnd erentnell ein Apanagenrchlefl 
zum Bewohnen. Infoferne bildet diefes Teftamont allerdings den Abfohliiss der 
zweiten mit der Erhebung zur Hcrzogewiirde beginnenden Entwicklungsl'tnfc. Auf- 
gabe der Folppzeit war es jetzt nur noeb, die Erwerbungen, web lie niclit Iclion nacli 
dem Eberhardifcben Tel'tamente der uutheiibaren Mafle auwuchi'en, ausdrücklieh 
für untheilbar zu erklären und die von diefem Teftament gelaffeue Lücke durch 
eine allgemeine Verordnung ansaafBllen, dann das nunmehr rom Staatsgebiet ge- 
nauer nntOTfehiedene Staatsgut, endlieh aneh das fnrftliehe Privatfamiliengnt dem 
Untheilbarkeitsgefetzo zu unterwerfen. 

Unter Herzog Ebcrlmrds III. Enkel Eberhard Ludwig eröffnete ü h die 
Ausficht auf Wiederbeibringuüg der durcb die Vergleiche vou 1G17 entfremdeten 
Oebietstbeile. Die Julianifcbc Linie, welche Herzog Julius Friedrich auf Grand 
des Vertrages von 1617 begründet, hatte Heb fchon in der nichften GenetatiOB 
wieder in eine Schlefifehe nnd eine Weiltinger Unterlinie getbeilt, und auf Grund 
eines fürftbrilderllehen Vergleiehes vom 4. Jnli 1660 (abgedruckt In Lfinigs Reiebs- 
archiv part. spcc. cont. IL pag. 763) waren die im Jahr 1^117 überkommenen 
württcnifjcr^'irchen Hefitzungcn, Weilt inf^eii und Brenz, tlf s letzteren Unterlinie 
allein zu^'efailen. Diefo war nun im Jaijre 170.') mit Herzo;r Friedriil: Ferdinand 
im Mannslltammc erlofchcn. Dasfeibe war der Fall im Jahr 112'6 mit der Mümpel- 
garder Linie, wo Herzog Leopold Eberhard ohne fneeeffionstSibige Nachkommen 
geftorben war. Nun hatten awar In beiden Fftllen die Kaebkommen dw rchlefifchen 
Unterlinie die nächAen Succeffionsanfprüehe gehabt gemäß den fSrftbi iiderliehen 
Vergleichen von 1617 und 1650 (4. Juli), allein fic überließen diefelben nneb 
langjährigen Streitigkeiten an Herzog; Eberhard Ludwig und delTen Naehfnl^cr 
an der Kegicrtnif^ fregen ßezahliiii;L,' h hcnsliingrlieher , niebt «nleträchtlieher Jahr- 
gcldei (vcrgl. Keyi'clier L S. lUb. Älol'er .Staatbiceht XÜL 8. 248 f.), wozu die 
Landrebaft Im Jahr 1796 endlich einen Zufehufl von 16 IHN) Gulden aus der Land- 
fchaftskaffe verwilligte. GrSAere Schwierigkeiten hatte es, mit den uneheliehen Nach- 
koninkii Leopold Eberhards fertig zu werden (welche auf Mömpclgard nnd die 
übrigen linkt^rheinifchen Bcfitzungen Anr[)rtieh erhoben), da das franzofifche 
Minifferitim fieh ihrer anzunehmen llir vortlu ill:utt fand. Die Oraffehaft Müiupel 
gard lelbit hatte zwar Herzog Eberhard Ludwig gleich nach Leopold Eberhards 
Tode in Befitz genommen, und er hatte (leb auch, vom Reiehshofrath in Wien unter- 
Antzt, darin behauptet. Allein in den Befitz der neun bmgundifehen HerrTebaflen, 
welche von Frankreich fegneftirt waren, konnte erft llenog Karl gegen Aner- 
kennung der franzüfifchen Souveränität öber diefelben dindi den Vertrag vom 
10. Mai 174ft jreliiniEren . und außerdem mußte er fich in dem Vertrag vom 
21. Dezemlx'i 17r)8 zu einem Jnhrprt'ld von 14 000 Gulden an Leopold Eberhards 
natürlielic Kuider bequemen \,vgl. J. J. Mofer Familieusiaatsrccht Thcil IL S. 68 ff. 
Breyer Elementa §. 50. öl. Spittler Bd. XU. S. 812 ff. Reyfeher L S. 196 f.). 

Dagegen erlaubte fieh Herzog Eberhard Ludwig wieder eine wenn auch nicht 
erbebliche und ganz vorfibergehende Abweichung von Eberhards III. Teftament, indem 



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Dm Vntheilb«rk«itsgefots im irttrtt Fftrftenhanfe. 



215 



er in dem Vertrage vom ^'^.'SSr Henog Kurl Rudolf, Sohn dee oben 

erwibnten Hersog« Friedrieb von Württeinberg'NeaenftAdt, (neben Erbdbnng der 
Apanage um 5000 Gulden und zwar, ebeofnlls verfafTungswidrig, tbeilweife aus 
Mitteln des Kircbcnj^utcs) , iiutli die andere Hälfte der niederen Gerichtsbarkeit im 
Weinsberger Amte überließ, l-nd die Landfchaft, welche nach anfanirlirbein Wci^rerii 
den ihr bei der Apanage angei'unnenen Beitrag von 2500 Gulden jährlich auf lieh 
nahm, anterliefi biebei, abweichend von ihrem frSberen Benehmen, aber in Ueber- 
clnßimmang mit dw ron ihr dasnmal raoh fonft bewiefenen Sobiraeb^ gegen diefe 
Verfnfflingswidrigkeitea «nch nur Verwahrong einzulegen. 

Endlich erlofch atuli die von Herzog Friedrich im Jahr 1649 angelegte 
Neuenftadter Linie mit dem kinderlofen Tode des ebengenaiinteii Herzogs Karl 
Rudolf (17. Novbr. 1742), und es fielen damit deflen Depntatsiimter Neuenftadt, 
Höckmübl uud Weinsberg au die Hauptlinie wieder zurück, da der iu Neuenltadt 
eTontuell fttccelTionBberechtigte Herzog Ulrieb im Jabr 1671 obne Kinder gefiorben war. 

Damit war endlieh alles, was im Jahre 1617 au Irrtbnm, im Jabr 1649 
aas Notb von dem Land abgetrennt worden, glfieklich wieder beigebracht, und 
das in der Hand des regierenden Herzogs vereinigte Oebiet war jetzt größer als 
jemals. Was in anderen türftlichen Häufern zu dauernden Eutfrenidungeu geführt 
hatte, der Uebergaiig der abgetlieilteu Herrfchafteu auf Erbtöchter trotz Vorhanden- 
fcins von Agnaten iu den anderen Linien, war in Württemberg fcbon feit dem 
Uracher Vertrage Ton 1473 ftets verboten gewefen, und an diefem Verbot hatten 
glÜeltlieberweUe aneb die Vergteiehe von 1617 nnd 1649 fed^ehalteo. 

In Berüekrichtigung diefer theils bereits eingetretenen theils in naher Zukunft 
bevorftehenden Zurückflille und in Befolgung der von Herzog Eberhard IU. tlieil« 
ausgefprochenen theils doch feinem Teftamente zu Grunde liegenden rrinzifHCU ver- 
ordnete Herzog Eberhard Ludwig in feinem letzten Teftamente vom 1 1. l'ei»rüar 1732: 

«dali der regierende Herzog foiuo nacbgebohrne Brüder nicht mit Uerrrdiaften — 
oder Eodereo anb«w«Klicben Qnthera, Jttribu» et bools domantalibus, welche U«fer«n 

Ilerzogthnm inkurporirt feyn, oder kilurrtighin u u dt r zu iK-mfelben zurückfallen, ncquirirt 
und demfcibcn einverleibet werden, apenagireo und abfertigen, iundern viduiehr l'ulch« — 
ewiglich ungetrennt lalTen — feine naehfolgendo Brüder aber nach ohgemelter Eberhar«!!- 
nifcher Difpofition mit (Seid, guthen Cupitalien oder Gefällen — aiu nagiren folle,' (Keyfcher II. 
S. 440.) — Er beftimmte aber auch ausdrücklich noch weiter, <l:iß, tmchdcm die (Jraffchaft 
Möinpoigard, WeiUiogen und Brenz an das regierende liaus wieder gebracht wurden, auch 
die Apanage Neuenftadt wieder surllokfaUeo dnrfte, .weder dlefe aoeh andere Stocke de* 
I,ani1e=i kilnfftifrliin wii'tlcr zn Aftpcnagoa ci ttii-ilct noch auf andere weife vcracußi^rt — 
werden u>üge(n)j lamaßen Wir dann die gerürfteto ürafTchafft liömpelgard fowobl ala Neu- 
ftadt und aRe« wm UBfena flrfth». Hanfo etwa noch anheimfiillMi odnr dara acqoiTlrek 
worden mfichte, Unferm Henogthnin hieniiet noehiaaMeil fai beftcr Pom Keehteos uuzertrmin* 
lieh incorpoiircn und alles was hiewieder pefchShe. vor nnll, nichtig und unkräfftig er- 
klären und deelariren, wegen Weiltingen und Brenz aber, iogleichcn wann die Uerrfcbafften 
Harber^ und Reiclieiiweyber wieder zu UOmpelgard geiogen werden folten, nnd von allen 
andern AllodialMeken die faenitatem teftandi et dU^onendi feyerlichft Uns referviren." 

Die FalTang diefer Stelle ift zu ungenau, um eine fiehere And^nog in* 

xnlaffen. So wollte Herzog Eberiiard Ludwig Ticber nicht Mömpelgard dem Herzog- 
thum inkorporiren , fondorn nur unzertrennlich verbinden; des weiteren fcliciiit or 
fagen zn wollen, dab überhaupt alle künftigen Hcimfiille nnd Neuerwerbungen zur 
nntheilbarcu Malfe gefcblagen werden follen, loweit fie nicht allodiale Stücke find. 
Unsweifelhaft im Teftameot ift jedoch die eine Beftinimung, daß nicht nur Neueuliadt, 
das der Landfchaft inkorporirt war, fondem auch Mömpelgard , das bisher dem 
Lande nicht inkorporirt war and darum dem Untheilbarkeitsgefetse des Eberhardifcben 



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216 



Adam 



Teftamentes nieht unterlag, Munnehr cum untlietlbaran, in der Hand den n^erendea 
HerzogB Tereinigten Befitzthnm gehören Tollte. 

Wenig(> JaJire darauf filmte Herzog Eberbard Ludwij^s nnmittelbarer He- 
gieniiiprsnnchfol^'er Karl Alexander dem gnazcn Gebäude endlich diu .Schlußftetu bei 
durch lein Teftameut vom 7. März 1737, eine Akte, die wegen anderer BefümmaDgen 
die heftigften Proteftationea feitenf der Agnaten, des Gebeimen Ratlu und namentlieb 
der Landfehaft berrorgemfen bat nnd nie an völliger Anerkennung gekoounen iSt, — 

▼ergl. die yo« dem I.«iidfehaftBkoiiAi1«DteD BefgerfohtaafliBflior oad Vogt sn TBblngen 

Fricdrioli TTrinrich Goorgii im Auftr,i<^ ilci- T.andfrhaft verfaßten „In facto et jnre beftgo- 
grOndetc Amuerkungen" zu dea Hofratbs und Würzburger Profeffors Dr. Job. Adam Ickitatts 
«WflrttwnbergifdMT GrandTeft«" 1740 und Kcyrcher I. S. 218<-217, welch letetBreiD gcgeo- 
llber zu bemerken, daß nicht blus die Beftimmungen des Teftamcnts über die Vormundfehaft, 

fondern auch die wcpen des ^eiftliclien Guts die l-nndesverfaffung verletzten — 

in den hier tierüludidiMi Bcftimmungen aber unbel'trittene (rpltiin^' eiian;,'f Iiat. 
Aber es bat diefe Gcltiaig und Wirkfamkeit nicht, wie Eberhards Iii. Teftameut, als 
LandeBgrundgefetz erhalten — denn als folchem blieb ihm wie dem Teftamente 
Eberbard Ludwigs die Anerkamung aus guten Gründen ftets Terfagt (vergl. Reyfoberl. 
& 3d&) — fondem lediglieb als FSamilienftatat 

In diefem Teftament (abgedruckt bei Ileyfcher II. S. 480 ff.) beftättfrf c TT^rzog 
Karl Alexander '/.uiiächft das alte vom Horzogsbrief anff:f ftcHtt* lintlieilharlvcitsgefetz, 
wornach „alle damalif^'en Tiande" in ein eini^' nTizcrtrinint und untbeiibarcs Corpus ver- 
einigt worden waren (§. 2). Er beriiuinite aber auch, unter ausdrücklicher Bezugnahme 
auf Herzog Eberbarda IIL Teftament noob veiter (§. 3), daß aneb ßmaitlicbe von fdnea 
Regternngsvorfahren nenerworbenen oder ihnen faeimgefallenen und dem Lande, den 
beiden flirftlidien Kammern (d. h. Geirtlichem Gut und Hentkammer) oder der Kammer- 
fehreiberei einverleibten oder dafelbft adniiniltrirten Acqnifitioncn an unbeweglichen 
Gütern in keincrlpi Weife, weder dnreh Erbtheilungen, noch durch Verkaufnng, 
Verpfändung u. i. w. dem Laude entzogeu werden follen. Dasfelbe gilt von den 
durch den Teftator felbft mit feinen eigentbürolichcn Einkünften gemachten und zuge- 
bracbten unbeweglieben GStern (Breyer §. 41), fofero er darfiber niobt felbft nocb 
anderweitig verfllgen follte. Es follen aber noch weiter alle auf da« Land ge- 
wandten Meliorationen bei diefem, ohne jede EntfobädigODg, als AccelTion ver- 
bleiben. Endlirli fidlen aucli die von don Nachkommen am I^ofrimrnt mit eigenen 
Geldern und Gdällen — denn in diefem Falle allein kann die ['raj^e noch auf- 
taacbcD — gemachten Erwerbungen an Immobiiilms, , welche zu dem Land gefclilagen 
oder aocb bey Unleten bejden Cammem oder Oammerfebreiberey aneb nnr eine 
geringe Zeit bindureb adniniftriret worden, gleiebfslfai bey dem land verbleiben — 
es feye denn daß der primus acqnirens derenfelben deswegen befondere Difpofitionen 
gemacfaet und folche mit außdrücklichen Worten — alß ein Aigenthum beybehalten," 
was natürlich blos bezüglich der hei einer der Kammeni oder bei der Kamraer- 
fchreiberei nur thatfächlieh adminiltrirten Stücke, nicht aber hc/.ii^lieb der türmlich 
inkorporirten denkbar ilt, (anders Fricker a. a. 0. S. 71) „auch darüber inter vivos 
oder dttroh Eine lestere willens Verordnung anderft difjpomret bätte.'' Doeb gelten 
diefe Beftlmmnngen nnr, folange der Mannsftamm blflbt; iiir den Fall fdnes Erldfebens 
bleiben den Tüebtem ibre Seebte vorbebalten (§. 4 und 10). 

Nach dicfen fo gewonnenen GrunddUzen werden dann noch einzelne Fragen bcfoiiderS 
cntfclüeden, inflbelbndere bemerkt, daß aucli die Wiederverleihung heirogefallener Aktivichcn ver- 
boten und nichtig fein fülle (§. 5) ; Verpfändungen von Land und Leuten ilnd nur in echter Noth 
neeh Einholung eines fehrifUiehen Gutaebtens der Itlrftliehen Kollegien erlaabt, auüerdeai oiehtig, 
and die von einem Regenten binterlaflimen SobnldeB follen nur «nCer beftinnten Voraasfetraogen 



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Das Untheilbarkcitsgefetz im württ. Farftenhaufe. S17 

unerkannt (§. 6), Ludestaofchvertrüge nur mit Rath der Kollegen gcfchlolTon werden (§ 7, bei 
don der LandiVhaft inkorporirten Stücken mußte n.itililicli auch die Landfclinft /.uftitumen); den 
furftlichen Wittwen Toll zwar ein Wittumshof und die niedergerichtliche Obrigkeit über ihre Be- 
4l«Qto und Ho^^nd ad äSta vitae fiberlaJTen, weiter «Imt ntehts an SdiÜHT«», Dörfern, JarlMllk- 
tionalicn zugelegt werden 25. 2fi); chcnfn foll ,kpin n'pi'it ndci Hn-tzo^' feine Sfilin oflcr Brfl- 
dere oder fooftige Stammver^i'andto mit HcrrrchaffCeu , Stätten, Aembteni, Flckcn, Dörfern und 
SehlOlTem oder anderen onbetreifliehen GUttern JnrHnn et Bovis Domanialibiii ei Gameralibus, 
wi-1r)u; Tnierem Hcrtzogthum, becdcn ('ammem und Cammet Tchreibprcy inicorporirt oder aneh 
küniftighin unter Unß oder Vnfcrn nachtolgern am Regiment zu denenfelben zanikfallcn , acqui- 
riret oder bey einem diefer Corporum obne exprelTe relcrvation auch nur auf ein oder zwey 
Jabr lang adminlftriret, folglich damit, diefer IJnlercr difpofition gemäs, denenfelben efaverleibet 
würden, appnnrifrircn tind ribfertif^en", auch keine befondere Jagensdiftrikte und dl|fl. anBfeisoo, 
fondem lediglich mit Geld, guten Kapitalien oder CJefiillen ahtheilen. (§. 27. 28). 

Endlich werden aber niclit blos Land uuü Leute, nicht blos alle zu den 
beiden Kammern nnd der Kanunerfehreiberei gdiöriiien OrnndlHIeke dem Geretce 
der Untbeilbarkeit nnd ünTeräuflerliehkeit nnterworfeD , fondem es werden TelbTt 
gewifle Fahrnisftiicke, die Stammkleinodicn, Bibliotheken a. f. w. za einem Fidei- 
commÜTom Familiae perpctnom in nexa jnris et ordinis primogeuiturae erklärt (§. 9), 
wie denn der Primogenitus nicht Mos hior. soiult^rn auch in rilloti anderen vorge- 
dachten Stücken in gleicher Weife wie in dem Jiciclisic In n aU Kihe ointrote lullte (§. lOj. 

Da aber Herzog Karl Alexander nicht mißkauute, diiä loiner Disporitioa 
die Kraft eines lAndesgrundgefetees fehle, fo verordnete er, nm He gleichwohl vor 
Zuwiderhandlungen an ßchem, dafi alle feine Erben nnd Naohkommen vor Antritt 
der Regierung einen eidliclu n Ilevers wegen Beobachtung dicfcs Teftainentes aus- 
ftellon und (lirfr-r im fiirftli^^lieii An liiv verwahrt, auch der jtweilipf^n Kontirniation 
(lor l.andcsprivilrf^ien durch den neuen Jtegenten, (welche der lluldij^uiifr des Landes 
voran/.ugeheu hatte) nach feinem wefeutlichcn Inhalte einverleibt werden folle 
(§. 35). Letzteres illt freilich niemals gefchehen. Gleichwohl lalden die hier auf- 
geführten Beftimmnngen des Teftamentes fortan einen nnverrBckten nnd nie mehr 
angdbchtMeo, wenn aneh tteHUSk von Berzop Karl bexüglicb der Integrität des 
Privatfnndlienfideikommilfes thatfiidilieb nioht immer befolgten Orondfats der wilrttem- 
bergifehen ilauH- nnd J*itaatHverfalTung. 

Hatte der l'm th iiritt des TcftainenteH Eberhards III. darin beftanden, daß 
das alte Unionsgefetz aul den feither erfolgten Zuwachs an Land überhaupt ausgedehnt 
worden , ja auch anf den künftigen Zuwachs» wenn diefer der Landfehaft inkorporirt 
wfirde, nnd hatte dann Eberhard Ludwig in weiterer Entwieklnng des Eberhardifehen 
Gedankens die inzwifc-hen der henoglichen Kammer heinigefallene nnd darum 
von dem Eberhardifehen Teftamente nicht getroffene Graffchaft ^fümpelgard dem 
unzertrennlichen Corpus eingefiigt: fo befteht nun das Verdienft des Alexandrifehen 
Teftamentes (iariii, daß es nichf nur den jetzigen Beftjind des Landes und der her- 
zoglichen Kammer u eiufchließlieli de«» Kaumierlchreibereigutes, fondem auch allen 
kftnftigeu Zuwachs des einen nnd der andern fQr nntheilbar, unTeränßerlieh und 
nach Primogenitnrreeht rererbHch erklärt und cugicicb die Frage, was als ein folcher 
Zuwachs, was als inkorporirt aosn(eben, im weiteften und die freie Verfügungsgewalt 
dcH ein /(Inen Regenten anf dag nnnmgänglich Notb wendige befchriUikenden Sinne 
beantwortet. 

Wie fchon in der Boftimroung des nach Karl Alexanders Tode zwifchen dem 
AdminißnUor Karl Uudolf von Württemberg-Neuftadt (f. o.) und der Herzogin-Wittwe 
abgefobloffenen Vergleiebe 7om 5. November 1737» „Es foUe auch das fürftllcbe 
Teftameni gegen des iürftliehen Hanfes und gefammten Landes Vertrage, auch 
deffen ältere und neue Verfaffnug niemalen all^rt werden", ftlllfehweigend das 



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218 



Adam 



Anerkenntnis lag, dafl das Tedfinient allerdingB in Kräften nnd ko allegiren Teie, Toweit 
es nieht geicn «lic VerfalTiuig verftolle, r<> wurde auch in dcrTbat gleich bei Aas- 

Itattunfi: der beiden lüicbgeborenen Söline Karl Alexanders, laulwiir Fried ridi nnd 
Eugen Friedrich, dem l'oftamonti' Karl Alexanders genau naehgt'i^anircii; Tic criiielton 
lediglich Geldapa uagcn. Letztere lind zwar in der Folge manebtach erhöbt worden 
(vergl. Rcyrcher I. 221, der freilich hier nicht rolirtändig id), bcftandeD aber doch 
immer nar in baarem Geld, nie In liegenden Gtltern oder gar in Hoheitsrecbten ; 
folehe wurden aaeh von den beiden Prinaen gar nieht beanfprueht Allerdings ver> 
rpraoh Herzog Karl unterm 12. September 1763 feinem Bruder Ludwig Eugen, wo 
möglich lie^oiule Oriintlr nupfindig zu machen, worauf dir für Ivudwig Eugens De- 
fzendenz \ » rrpr«)* Ik iic Al)fiii(liiiit; radizirt werden künnti' (Keyfcbcr I. S. 244), allein 
fchon die Ballung der Worte beweist, daß folchc liegende GrUude dem regierenden 
Heraog aar Zeit nidtt aar Verfügung ftanden, er fie alfo erft erwerben niaitte; nett- 
erworbene Güter aber au diefem Zwecke an verwenden, war ja durch Karl Alezan- 
ders Teftament nicht ansgefchloncn. 

Als aber unter Herzog Karl das Kameralwefen in die größte Zerrüttung and 
völligen Zerfall gerathen und das Fideikomniiß drs Haufes durch Einbußen und 
VeräuGerungen aller Art emptindli<li ^^Icliwacbt worden war, da fiihrfen die fort- 
gcfctzten Vorftcllungen der Laudtcliati, denen fich feit ITTä aiuli die nachdrück- 
lichen Befchwerden und Drohnogen der beiden Agnaten Ludwig Eugen und Fried- 
rich Engen zugefeilten, endlich an dem fUrftbrüderlichen Vergleiche vom 
11. Februar 1780 (Keyfdier II. S. ülB), welcher von der Landfchaft mitberathen, 
mitbcf» lilofTen und bcfiegelt und ausdrücklich zu einem Landeskomiiaetatum ange- 
nonnueii uorilon ift. Diofc« Hans- und I/uiflcHi^nnidgcfetz ift hier dnrniii zu er- 
wäliueii, weil es alle der \viirttcnil>ergiicbeii Haus- und Landesverfaffung zu Grunde 
liegenden Privilegien, Verträge, liezelTe, Teftanieute, Reverfalieo, Affckurationen und 
was fonft dahin au rechnen ift, fowohl überhaupt, als inabefondere auch die herzog- 
lichen TeHtamentc heftätigt nnd als nnabweichliche Norm bei Verwaltung des Her- 
zoglichen Kammergutes und Kammerfchrcibereigutc^ zu Grunde legt (§. 1. 4. 9.). 
Hieftir worden außerdem in?« Einzelne gehende Vorfclirifteti getroffen und, in Be- 
llliitigung und Ergänzuü,^' des AlexandrilVhe!! Teftiimeni* s , das übrigens nicht 
Uiimcntlich genannt wird, iicAimmt, daß (his Fideikommiß des berzoglieben Haufes 
anzertrennt und nnverringert beifammen bleiben und unter keinerlei Vorwand, ins- 
befondere nicht anr Beftrettung der Onera Territorii et Begiminia, angegriffen werden 
dürfe 21). Zu Ausnahmen hievon in fchwerer Landesnothdorft ift das fchriftliclie 
Gutachten der herzoglichen Kollegien, Kommunikalion mit den Agnaten und ver- 
faffnnjr^niiißigc MifeinwHliprnn;:: drr r,andf('b9 ft erforderlich (§. 22). Flervorznheben 
;uis den übritreii I'x riitnii)inii,'eii des \ rri,'^leii l)s ift außerdem, daß dureli ihn eine 
KtMiiiienlation zwilVIicn Alienationen oder Detcriorationen und den auf einer anderen 
Seite gemachten Acquifitionen oder Meliorationen diefes Fidelkommiflca aaage- 
febloffen (%. 1) nnd denigemSÜ nicht nur die Wiederbeibringung der von Herzog Karl 
reräußerten FideikommififtUcke vcrfprochen, fondeni auch alle und jede von diefem 
an Immobilien bisher gemachten Acquifitionen ohne Untetfrliicd dein „Fidei< ninniilTo et 
Üomanio Familiae" einverleibt und unlöslich damit vi rluiiuli n worden Cind 25). 

Üie ülirigen für die Verwaltung des Kaniuicrgutes und des Familienßdei- 
kommilles wie für die Rechte der Agnaten fu wichtigen IJcflimmungcn diefes Grund- 
gefetzes kdnncn hier nicht weiter verfolgt werden. Von Wichtigkeit für den Gegen- 
ftand der vorliegenden Unterfuehung ift der Vergleich von 1780, kurz gefagt, einmal 
formell durch Erfctzung eines bloUen, dazu niemals ganz anerkannten, Hauagefetaes, 



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Da» Untbeilbarkoitsgefetz im wflrtt. FQrftenhüure. 



219 



dct Alexandrifeken TeÜkamentes, durch ein Landesgrundgerotz, xw^teD« aber in- 
bnltlicb durch Beftätigiing und iolgeriehtige Entvrioldung im Ginxelnen der durch 
jenes Teftament gp^cbcncn Re(\irnmnnf;pn. 

80 war nicht blos die l'ntli(nlltaikiit und Un/.ertrcniilicbkeit des Staates, 
fondern aacb die des Staatsgutes (Kamniergutes und bezw. Geiftlichen Guts) und 
des fürOdichen Hausgutes (Priratfamilienfideikommiires) im weiteilen Umfange aus- 
ge(^roehen und mit febtttsenden Garantieen umgeben. Von jetst an waren keine 
gefetzeeherifchen Nenfchopfangen mehr nothwendig. Es genfigte, dafi die nach- 
folgenden Regenten in ihrer jeweiligen Beftätigung der Lumlc svt rf illntig rem 27. Okt 
1703, 27. Miii 1705 und 24. Dezember 1707 (vergl. KeylVher 11. 8. B«!) neben 
den frülicreii Gruiiflgcfctzen ausdrücklich auch den Vergleich vuii 17so iiiitlieftatigten. 
— Und als nach Herzog Friedrich Eugens Tode im Jahr 1797 wieder nacligcborene 
Prinzen abzufinden wareDi gdbhah dies unter ffinweig auf das grofirStorKehe Teftament 
(Karl Alexanders) lediglich in Geldapanagen (und einem „Angedenken*^ im Werth 
Ton 5000 fl., Ucyfcher I. S. 23G). 

Die Erhöhung Herzog Friedrichs II. zur Kurwürde in Folge des lieichs- 
deputationshauptfchln(Tc8 vom 25. Februar 1803 hatte zur Folge, daß nunmehr auf 
das neue Kurland auch die Beftinimungen der goldenen UnHo über Lutheilbarkcit 
ond Erl'tgeburtsrecht Anwendung fanden, diefe Grundfatze all'u durch zwei Heiehs- 
gefetze, dn befmiderea, den Henogsbrief, und ein allgemeines, die goldene Bulle, 
gefiebert waren. Ab Kurland aber bezeichnete der Kurffirftenbrief vom 24. Augnft 
1803 (abgedriukt hei Ucyfcher II 8w 646) „das bisherige Herzogtbum als folcbes" 
d. b. alfo das im Jahr 1495 zum Herzogthnm vereinigte Land einfchlieBltcb des 
feitdem durch Inkorporationen r^t^wonnenen Zuwachfes delTelben. 

Die crften Jabrzelinte inirercs .Jahrhunderts haben zwar die altehrwürdige 
Verfaffuug Württembergn nueh einem Iclimcrzlicben Todeskampfe zu Grunde gehen 
und l^ter auf den Trttmroeru der alten Zelt eine nene Verifaflong jugendkräftig 
erfteben fehen; und auch die Hausverfaffung ift formell auf nene Ginndlsgen geftellt 
worden. Aber da die bis zum Ende des vorigen Jahrhunderts allmähUch gewonnenen 
und zu gefetzlicficr Geltung j^cbriicbtoii Anfrliamingen über Staat. Stanf.sfrut und 
Hausi^nt und über das wahre Interclle (lo.>i Landes und fle?; Hanfes hüchit moderne 
waren und in entfchiedenem Gegenfatze zu denen des Miuelalters fich befanden, 
fo hat natürlich auch die neue Zeit diefen Gewinn nicht preisgegeben, fondern in 
den neuen Gefetzen das bereits beftebende Recht anerkannt und betätigt. 

Allerdings entimlt gleleb das erÜte hierher einfchlagende Gefetz, das Fried- 
rich II. als König und unumfcbränkter Herrfeher crlalTen, das Hausgefetz ?om 
1. Januar IHO?^, fdieiiihnr rincn Rückfi'lirift, wenn es in §. 0 bcftimmt: 

JWi den fehr beilentvndtin Erweiterungen, welche Wir den Uua angeftaiuniten 
Staaten Rcgeb«D haben, und «releb« wSbrend Uoferor Begfernnif etwa noch ftattfinden 
konnten, bedienen wir Una andurch des Jedem erften Erwerber zultehenden Itechts, die 
Cfelaromtheit Unferer KOnigl. Staaten zu einem ewigen und unverilußerlichen Fideikommiß 
Unrures Köaigl. llaules zu kouftitiiiron, welches iu Teiner tiubftauz wel'entlicli vun einem 
Könige anf den aaden ttbergeht". 

Allein der unmittelbar folgende Satz: 

„Es kann daher k« iii künftiger König auf keiu«-rlci Art eine Verfügung trelTct), wo- 
durch das Köoigieieh in leinen wefentlichen iteftandtheiien oder in demjenigen, was m 
des StaaMnTuilurlflD gehört, ▼ennlBdert wflrde*. 

geftattet doeh den Schluß, da.ß auch die Neuerwerbungen fiterer Regenten, wenn 
fie zum KSnigreioh oder zu den Staatstnventarien (d. h. dem Staatsgut, den Staats- 
domänen) gefchlagen wflrdoi — und etwas anderes war nunmehr kaum denkbar — 



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220 



Adam 



diimit BefUndtbeile des Kdnigreiclw besw. diefer Staatoinventiirieii wurden, diefe 
dfther in der Folge nm jene Beßandtheile nicht mehr vennindert WM^en durften. 

Freilich fcheiat König Friedrich bei diefer Bcftimmung nicht bedacht zu haben, daß 
er für dif> ni'tol'^'iui^' dorfenien (iurcli rpiiferc' nef^eiitei) keine Gewähr hatte; hat 
doch Dalilinaiin vollkoiimuni Kccht, wenn er in feiner Politik (IT. Anfl. S, 16) be- 
merkt; daß gerade der anumfchränkte Herrfcher minder mächtig ift, ah der befcliränkte, 
weil er nieht Aber feinen Tod hinan« verfugen kann. Dali in König Friedrieh der 
moderne Slaatsgedaitke fo lebendig war, wie nnr in irg«id einem feiner Zettgenolfen, 
zeigen feine Yorrehriften Aber die Abfindung der Nacbgeborenen. Hierüber beftimmt 
§. 38 des HauHgefetzes von 1808: 

„Die Appanagen der fämtlichen Prinzen \m'\ PrinzpITinen des Königl. Daufes können 
za keiner Zeit und nio, auch unter kviuer Vorausiützung, iu liegenden Gründen ertheilt 
odw auf iuoMbm ndidrt waden, Amdem fie foHen Aebriifii and imner auf die KM^. 
GcneralftaatskalTo angewiefeii — werden; wodurch Jtdocli der Kflnig dem Rechte nicht 
eutüigt, durch Schenkung von Gütern, jedoch unter Vurbehalt der KöoigL fiouveraiuitit, 
«D Oda du andere Mitglied des KdnigL HnnTeB in erfreuen.' 

Die H9he diefer Apanagen ift unter Aufhebung der Normen dea Aleian« 
drifeben Teftaraentes durch die Königl. Verordnung vom 7. Februar 1808 geregelt 
worden (Reyfcber IIL S. 278—279). 

Während fodanu die von Kfinig Friedrich dem Lande gegebene, von delTen 
Reprärentanten aber einiiitlii;^' zmückirewielene VerfalTungsurkunde vom 15i.Mära 1815 
in §. 4U nur den kurzen S;Uz entlialten hatte (Keyfeher ITT. 8. 311): 
,Das .^i;utt4igul loil iu leiuer Subl'tanz nicht viriuiiulL^rl werden" 
war dagegen in den Verfaflungsentwurf der StändereriaDimiuDg felbft vom bouiiuer 
1816 folgende aueführiidie Beftimmuug aufgenommen: 

«Sänntliciba BeftnndtlieKe des KOnIfreieliB trtdbea nli ein unsertrennliebeB Gnaiee 
und zur Theilnahme an ciniT tuirl derlcTbcn Vcrfaflung vercinig't. 

.Mit gleicher Wirkung wird dcuirdben jede künftige Erwerbung einverleibt werden, 
welche von dem Stsstsoberliaupt aU folehem, fei es durch dnen vStkerreehtlieheu oder 
andern Titel, goniaoht werden folltc* 

(Verhandlungen i« der Vt'rfaTnmlitnfr der Laniiffäiiilc XXX. Ahth. 2. Stück S. 63). 

l'nd endlich find in die zwifehen König und Vulk IVliließlich vereinbarte Ver- 
faffung vom 25. September ilic Gruadfcttc uuferc8 heutigen 8taat«lebeD8, 

folgende Sätse aufgenommen, die fieb, nur in etwas anderer Form, berdts in dem 
kdnigl. Entwürfe vom 3. März 1817 gefunden hatten, (abgedrnekt bei Reyfeher III 
346, 378, 379, 380): 

§ 1, .'^.TninitHrlie ßeftnndtheile des Knnifrreirhs find und bleiben zu Einem nUMf^ 
trennlichen Ganzen und zur Tbeiinahoic an einer und derl'elben Yerfallung vereinigt. 

f. 2. Wttrde in der Folgezeit das KOntgreieh enaen neuon Landenuwaeh« doreb 
Kauf, Tauich udcr auf andere Weife erhalten, fo vhd detfelbe In die Gemeiufobaft der 
VerfulTung des .Staates aufgenommen. 

Als Landeszuwachs ift alles ansufeben, was der K5nig nicht blos fOr Seine Perfon, 
fondem durch Anwendung der Staatnkrifte o<i< i mit (Kr ansdrfieklkdiea BeAiuiaivng, daß 
ee einen Bcftandtheil des Königreichs auamachen foU, erwirbt.* 

A^icr nielit blos die IJntreiinlinrkeil dos eregenwärtiiren und des /nkünftigen 
Unifan^'es des 8taatHgel)ietes ift hier aus^'elVroclien , fondern aucli von dem Staats- 
gebiet da.H Staatsgut und von dielem wieder das Hausgut der Königl. Familie klar 
nnterfchiedcn und auch den beiden letateren ihr ungeminderter Beftand in den 
§§. 102, 107, 108 verfaUbngsmSfiig gewäbrteiftet. 

lieber die Abfindung der Nacbgeborenen enthält die Verfaffangsurkunde 
keine Beftimmungen. Dagegen fehreibt das ebenfalls mit den Landftänden verab- 



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Das UntheiibarkeltBgefeU im wlirtt. FUrftenhaufe. 



221 



f«kiedc4e Baaagdeki Tom 8. Juni 1828 in Artikel 23. vor (Rey&her DI. a 602. 
Schnlie HamgeT. in. & 515): 

„Ap.uia^t'ii, Susf entafirtDsgcldcr, Mitgafn'n unil Wiütini konncii nie in liegenden 
GrfindcD crUicilt wurden, fondern werden immer nur von der StaatskaHe — io tieid 
bettblt.« 

Die reitdem ergangenen Umdesigeretae, insbefendere die TerCalTuQgägerctz« 
haben den hier bebandelten Gegenftand nicht berfibrt. Dagegen folgt aas Art 1. 
der BeichsrerfalTang rem 16. April 1871, daß es nanmehr za einer Ahtreuumg 
einzelner Tbeile des Staatsgebietes, fowcit Tic mit einer LoRlöfuug aus dem Reichs- 
verbände verbunden wäre, jedenfalls der Zuftimmung des Keiches bedürfte (vergl* 
Laband Staatsrecht des Deutrohen Reichs Bund I. S. 1B6 f.;. 

UeberbUi^en wir am Ziele nnferer Wapderang durch die Jahrhunderte nodi 
einmal die Hauptpunkte in der EDtwicklnogegefebiebte des Untbeilbarkeitsgedankens 

in Wfirtteniberg, fo finden wir /,u der Ziit, da der Stern der Hohenrtaufcn bereits 
orhloidito , die württember<;i(Vlicii Onit'en im Bcfitzc eines nnr kleinen Gebietes, das 
aber in diefer ncftalt wohl iii(^ den Amtshpziric eines Craugrafen trehildet. Doch 
rafch wiflen fie auf Grund der verfchiedeuften Titel ihren Befitz zu mehren. Ob- 
wohl nun diefer fo kein organifcbcs Ganzes bildete, obwohl hier Land und I^euto 
alfi Eigentbanii als dkenemileb nntabare Privatgfiter betrachtet wwden, To wird dodi 
dieftnr Beßta im bewnfiten Intereffe des Hanfes von Anfiing an safiunmengehalten. 
Ja bereits fünf Jahre nach dem Erlaß der goldenen Ilulle wird den von einer 
Seite auftretenden Tlieilungsgelüften gegenüber der Untlieilbarkeitsgrundfatz haus- 
gefetzlich feftgeftellt. Die nächften Jahrzehnte ^ehen zu TheHunj^en keinen Anlaß, 
das Untheilbarkeitsgefetz wird darüber vergeflen, und lo führt die anderwärts all- 
gemein gewordene Theilangsonßtte im Jahre 1441 auch im Württemberger Haufe 
an einer Landestbeilnng. Doch fchon 32 Jahre fpäter wird an Uraeh dnreh einen 
nenen Vertrag abermaliger Tbeilnog Torgebengt, ja aeuB Jahre darauf im Mnnßnger 
Vertrage die Wiedervereinigung und Unzertrennlichkeit des bereits Gctheilten aus- 
gefproehcn, nneb die Erbfolsreordnunj;' demgemäß peregoU. Die Entwieklunfr der 
fülgendeii .hilirc, welche nicht ohne einiges 8cliwanken den l.ntiieiliiarkcitsgruudfatz 
fchließlicii für aiiu Fülle doch aufrecht erhält und daneben an »Stelle der Gcmein- 
fchaltaregiernng die Einheit der Begiernngsgewalt ToUkommen dnrebffthrl, wird dnreh 
den Heraogsbrief abgefchleffen. Aller Land- nnd Orandbedtz der bmden Grafen 
Eberhard, gleicliviel, was fonft delTen reclitliclie Xatur, ift damit dauernd für untheil- 
bar erklärt; Graf Heinrichs elfäßifche Hcrrfchaften find das einzige württembergifchc 
Befitztbnm, das von der Union ausgefchloflen ift. Nun geht aber in Folge der Er- 
eignifie in der erltcn Hälfte des rcehzcbnten Jahrhunderts die Kontinuität der Ent- 
wicklung verloren, uud tlieil» in Folge mangelnder Keuutnit« der altcu ilauggefetze, 
theils aas politifchen, theils ans perfönliehen Itfickflebten maeht ficb, zugleich nnler 
dem Drnek' der immer noch mäelitigen priTatreehtliehen Anfehannngsweife, in Henog 
Chriftofs und Ludwigs Tcftamenten eine rücklüutige Bewegung geltend. Jhre prak- 
tifche Wirkung üben diefe indcß erft in den fiirftbrüderlieheii Verfjleiehen den Cici)- 
zehnten Jahrhunderts. Doch macht fich, tlieil weife fchou vor, ganz entfchieden aber 
nach dem dreißigjährigen Kriege, eine bedeutende Klärung in den Anfchaunngen 
bemerkbar und findet bald auch gcfetzlichen Ausdruck: einmal beginnt mau den 
Befits des Begeuten nach feiner rechtlichen Natur an fcheiden in Land nnd LeatCi 
werSber Hoheitsreeiite, und in das Kammergut, worflber Vermögensrechte ausaufiben 
waren, dann aber wird zugleieh beaüglioh beider nnd swar nicht blos für den alten 



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222 



▲ dam, Das UntheilbarkeiUgefetz im vOrtt. Fürftenhaafe. 



BelUuld von 1495, fondern flir ihren jelzigeD, ja tiieilweife felbft IBr den künftigen 

Znwaclis die dauernde Untbeilharkeit ansgel^rodien. Diet daa Verdienft Eber« 
hardfi III. Unter ihm hatte fich auch, nachdem dag Kammcrgut nllniHlilich den 
Karaktcr des Staatsgutes erhalten, wieder ein befonderes Hausgot der fiirftliclicn 
Familie durch Gründung des Kmmncrrchreibcn ijsriites m bilden anfrf*fan|?en. Nach- 
dem hierauf Eberhard Ludwig die unter (einer Kegierung durch Kücktall Mompcl 
gards gemaebte bedentendeVermebrcnir des Kammergates ebenfalli mit dem Tbeilonga- 
nnd VeraniBeningsTerbote bel^ baCte, erklärte Karl Alexanders Teftaraent allgemem 
und Überhaupt jeden mswiTchcn erfolirtcn oder kiinftij; orft eintretenden Zuwachs 
zu einer der drei o!)cn prenannten MalTen für iiiclit wieder trcniil»ar, und endlich 
fiebert der Vergleich von 17bO die Befolg-iHij; dieler VorlVliriften dnreli vcrfchiedcne 
Maßregein, iDsbefoudere durch Kriielmng dericlben zum •Sttuitisgruudgcretze. Damit 
Ift die EDtwieklimg ▼ollftäudig zum Abfchluß gcdieheu; wobl neue Oetetxe find feit* 
dem aufgeftellt worden, aber keine nenen GrvndfStse. 

So ift das Bild, das ficb ans dargeboten, im Vergloicb sn dem Gang, den 
di<' Entwicklung der anderen deutfchen Staaten gegangen, im ganzen genommen ein 
höchflt erfreuliches. Wirklich getheilt war das rechtsrheinifche Hauplland iiherljaupt 
nur eiiiUTid\ ierzifr Jahre. Und fragen wir, wie es gekommen, daß WiirttCTii!>erg aus 
einem im üruudc wenig bedeutenden Befitzthum eines edlen fchwäbirchen Gefchlecbts 
an einem der grSltten Staaten des deatfidien Rdebes eroporgcwaebfen, daß die Nach- 
kommen der alten Grafen, alle ihre Nachbarn fiberflOgelnd, die Hersogs*, die Knr« 
f&rften- und Königswürde gewonnen, fo lautet die Antwort: Kicht durch Waffenglück 
— denn die bedentendfie Eroberung der Grafen- und Herzogszeit im Feldzuge von 1504 
hatte doch nur wenige Städte und Dörfer und die Vojjfci über ein paar Klöfter 
eingetragen, — anch nicht durch Heiraten — der einzige erheiratete Landerwerh 
von Bedeutung war Mömpclgard, — fondern neben einer glücklichen Verfaflung. 
welche weifen Kegenten einen Rfickfialt gewährte, bin and wieder anfiretende 
Extravagauaen aber meift erfolgreich sn aügeln wnflte, vor allem durch die Weie- 
beitnnd echt ftaatsmiiniiirelic Politik erleuchteter Regenten. Und wie ric]i jene darin 
zeigte, daß dieCe Flirrten, ein dazu mir fcheinbarcs Fandlieninfereflc den liöheren 
liiiekrieliten des Staatswohles (»i)ternd, das Woliler^elien ihres Landes und ihres 
Haules begründcteu durch Einführung der neu erkannten Wahrheit und Erhebung 
dcrfclbcn zum Gefctz in einer Zeit, da andere de utfche Fürftenhäufer, in kleinlichen 
verkehrten Anfobannngeu befangen, durch Landestheilnngen Hans und Land ins £lend 
brachten, fo hat auch die wfirttembergifehe Landfcbaft nicht gezandert, nachKriillten 
ihre Aufgabe zu erfüllen, die darin bedtand, das Gewonnene an Hebern, den beftch- 
cuden Heelttsziirtand zu bewahren und gegen die, wenn auch aus wohlmeinender 
Abßcht gemachten, Anprrifle zu behaupten. 

Darum wird auch von jeher die Weisheit dicfer Kegcutcn Württembergs, 
voran der drei Trager des glückrerheUenden Namei» Eberhard, des Grafen Eber- 
hard des Greiner«, Eberhards im Bart and Hensog Eberhards III., mit Recht lant 
gepriefen. Ueber das Benehmen der Landfchaft aber hat einer aus diefen Regenten, 
Herzog Eberhard III., fclbcr das ehrcndftc Urtheil gefprochen, als er bei Eröffnung 
des Landtages am 1. Hai 16Ö1 an die verfammelte Landfohaft die anerkennenden 
Worte richtete: 

Haud minor elt virtus, quam quaererc, pariu tucri. 



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223 



Verein 

für 

Kunft und Altertbum in Ulm und Oberfchwaben. 



Bemerkungen zu den Orts- und Ferroneunamen der Codices 
Tnilitloniiiii Weingartenflnm Im lY. Biuide des Wirt. Vrliiindeob&eliB. 

Von Dr. Buck. 

Die von Stalin nach unzahlifj^en kleinon Mühen , welche man der Ausgabe 
freilich nicht anßeht, in vollendeter Sauberkeit edirten Codices euthalLeu im Wefent- 
lichen faft. nur Orts* und Perfonennamen ehemals wellifcber Befitzungen im badi- 
rdmi, triitembersirchen, bAieriTcheD und Öftenrdchifchen OberfchwabeiL Sodann noch 
dentfehe und welfche aus dm weingartenfcben Befitzangen an der EtTch, im Yinfdi- . 
gail, namentlich im TJItentli.il und in Vorarlberg. 

Diefe Befprechung berückfichtigt zunächft, wenige Namen ausn:enomnien, nur 
das wirtembergifche Gebiet. Als Anhang ift ein Vorfnch , ili(> rchwcrverrtimdlichen 
welfchen Namen zu entziffern, beigegeben, fowie ein Excurfus über die Abitammung 
d& heutigen Schwaben. Wer die Karte Oberfchwabena aufmerkJhm betraditet nnd 
tebei za beJTerem Verftändnis einen Blick in den Thell des wflrtt Staatshandbuchea 
wirft, der von der Bezirks- und Ortsverwaltunp nach Kreifen und Oberämtern handelt, 
und dann hier im Donaukreife die eigentlichen oberfchwäbii'clien Bezirke, neralich die 
halbälbifrhpn : Ulm, Blaubeuren, Ehingen, Hiedhngen, hernach die von der AI'» fern 
abliegeiuleii weiteren Oberäniter der WeJthälfte des Oberlandes näher anfieht, iiemlich 
die Oberäniter Saulgau, Ravensburg, Tettnaug, iudann über den Bezirk Wangen wieder 
nordwftrta ftreift dnreh die Oberämter LeuUdrch, Waldfee, Bibwadi, Laupheim (weich 
l^erea fich wieder an Ulm anfehliefit), der wird in Bezug auf die Verthwhmg dw 
Wohnplätze Oberfchwabens zwifchen den nördlichen und fUdlichen Oberämtern einen 
bedeutenden Unterlchied wahrnehmen. Es wird ihm nicht eiitgtilien , wie ficli durch 
die 01)er;unter Süiilf^au und ßiberach eine von PfuUendorf herkommende, bei Biherach 
nach iHurdeu geknickte Linie gegen die iiier nach Kellmünz hinüberzieht, nordhalben 
welcher im Allgemeineo nur mehr oder weniger große und gefchloflene Ortfchaften 
vorkommen, wihrend fUdhalben die Öananden, je weiter fle gen SMea Ikeen^ mehr 
und mehr in zahlreiche Parzellen zerfiilten. 

Der Ulmer Bezirk hat keine einzige Gemeinde mit mehr ala 5 Parzellen. 
Unter feinen 37 Gemeinden finden fich fogar 22 ohne eine Parzelle. Im Blaubeurer, 
IJnii^er, Tliedlinger und Laupheimer Bezirk herrlcht dafl'elhe Verhältnis vor. Im 
Laupheimer macht nur die einzige Gemeinde Wain mit ihren 11 Parzellen eine Aus- 
nahme von der Begei 

Die Ältlichen und fttdUchen Gemeinden des Bezirks Saolgau zfihlen fchon je 
f) bis 13 Parzellen. Die weltlichen Gemeinden verhalten fleh dagegen wie der an- 
ftoßende Bezirk Riedlingen. Sie haben mehrfach gar keine Parzellen und wo fie 
welche haben, höchftens vier, (lenau fo vorhält es fich im Oberamt Biberach. Die 
weftlichen Gemeinden find arm an l'arzeileii, die örtlichen reich. Da linden fich z. B. 
Mittelbuch mit 24, Rottum mit 22, Steinhaui'en mit 24 Parzellen. Das uächftfulgcnde 
Oberamt Waldfee ift fchon durchweg ftark panellirt Amach a. B. zlhlt 26, Bergat- 
reute 19, Dietmana 27, Eberhardzell 28, Ehithttmen 14, Unterfdiwarsach 30, Haid- 



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224 



Buck 



gau 40 und Wolfegg fogar 54 Parzellen. Aelmliche Verhältaifle walten im Bezirk 
Leutkiicli ob, nur fteigt hitr äW liöchfle Ziffer der Parzellen nicht über 33. Im 
Tettnangcr Bezirk find 20 PaiziUi ii nahezu die Mittelzahl. All das will aber nichts 
heifien gegenüber der I'aizellirung in den Oberämtern Ravensburg und Wangen. Die 
Gemeinde Ravensburg z. B. zählt 37, Berg 53, Grüuiaaut 43, Vogt 8i uud Bodnegg 
98 ParzeUea. Im Wangener Bezirk ilt zwar der mittlere Durdifehnitt der Parzelien 
einer Gemeinde auch ungefähr 20, aber hier findet fidi das Ifonftmnn einer Land- 
gnneindc von 108 Wohnorten mit nur 1373 Einwohnern. 

Im GrofKni und Hanzcn hat diefer landfchaftlicho üntt rfchied , Mtdr tu las 
Oberland deutfclicr liwWu ilt, \(>u jeher beflanden. Die ^iöimtc Hälfte dcö Itark- 
parzellirteu Oberlcliwabeiiü liegt im Flußgebiet des Rheins, die wenig kleinere in dem 
der Donau besiehungsweife Sler. Die Dialektgrenze zwifchen der im Hittelbochdeut- 
Men IteckMieebliebeneD Togen, alamannifdien Mundart und dem um eine Lantltofe 
weiter vorgefchrittenen Scbwäbifch läuft jetxt fo atemlich der WalTerfcheide beider 
Flußgebiete entlanf}; mitten durch Oberfchwaben. Es ift nicht meine Aufgabe, hier 
den Urfachpii diefer Dialektunterfchiede narhnigehon , aber ich kann es nicht unter- 
lad'en, darauf aufmerkfam zu machen, dal> die IVülieren Territorialverhältniüe hie- 
bei eine enticheidende Rolle ipielen. Uranfängliche, auf Stammesverfchiedenheit be- 
fUibende Dialelttant«rfcbiede, glaube ich, gibt es hier nicht Es find poUtifche Ge> 
fchehnilTe, weldie dort altes Idiom feilhielten, hier die Laute im An&ng des IG. 
Jahrhunderts innerhalb zweier oder hSdillens dreier Deoennien in ihre jetzige Form 
verfchobon habt n. 

Die in Hunderten von Parzellen wohnenden „Alamanncn" find, nach ihren 
Wohnort^Dameu zu l'chlirlton, im (irolun und (ian/en jüngere Anfiedler, als die in 
gefchlolTeuen Dörferu wohnenden „Schwaben-, was auch mit den Angaben der lehr 
alt» Vitae Sanctorom Magni, Columbani, Galli ftimmt, nadi denoi Obmfcfawahen eine 
große Wildnis irar und felbft die römifehen Plfttze AilKm, Bregenz, Kempten verödet und 
vergeiTcn im Walde lagen. Die „Alemannen" fitzen vielfach in verhältnismSfiig l^t 
gerodeten Ecichsforltcn, chcn dämm srofientheils auf kleinen Parzellen, wolchr. die 
Loostheihiny der EiHler ;ils uatürücho Foh^c hinter luh hatte. Die „Schwaben" Und. wie 
fcbon die zahlreichen patronymifchen Ortsuauteii aui -iugen andeuten, gefchlechter-, itamm- 
oder hordenweife niedergefeflen. Gerade diefe charakteriftif .he Endung auf -ingeu ift im 
nahunanniTchen" Theil Oberrchvabens nur ganz unbedeutend vertreten. Wlbrend die fünf 
Oberftmter Ulm (19), Blaubeuren (18), Ehingen (18), Biedlingen (18), Laiq^ni (9)f 
zufamnien 77 Orte mit der Endung -ingen anfweiren, welche alle gefchloffiime Dörfer 
find, haben die lieben Oherämter: Saulgau (3), I ; vi i >burg (4), Tettnanp fS), Wangen (l), 
Leutkirch (2), Wuhll'ee (2), Biberach (5) zulaninien nur 20 Orte mit der Endung 
-iugeu. Die 3 des Saulgauer Oberamts, wie die 5 des Biberacher und die 3 Tett- 
nangs hegen flberdies Im Gebiet der gefchloffemm Dfefer, nicht in parzdiirten Land. 
Das Verhältnis ift alTo 88 zu 9 und damit ift es noch nicht einmal richtig, denn 
unter den 9 befinden fich einige, deren Endung hybrider Herkunft fein wird. Für 
das ^alamannifche" Oberfchwaben find die drei Grundwörter Weiler, liefen und 
Reute fharukteriftirch Sie deuten allein Ichnn an, dafi hier das Gebiet url'prinifx- 
licher Hofanlagen fei, walirend das nordliclic ( »berrchwaben das Gebiet urfprünglicher 
großer Dorfaulagen mit genieinl'anier Markuüy darftellt. 

Nun /u den N'anit^n. 

Ad der Spitze fteht der IchwicrigÜtc dcutfche Name unferer Codices, nemlich Alchiagin. 
Wiederholte UoterAiehaiigen, «tm die ieb den Herausgeber gebeten, beßiligeB nur die (Utfiuoe 
Leftaag. Aneb eJae aite Oopie hat ilobt «aders. Dk Eodung -iagia kano aiehft für -iogea Mtuü. 



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Orta» nnd Penoii«iiiMB«B in den Ck>dioe8 Tndii Weingmrt 



225 



Du können vnr -igen, -iggen flini. Damit Ift nneli die Deutung anf Eleliingon (b. Ulm) ab* 
gewiefen, welche indeß auch der Herausgeber StÄlin bezweifelt hat, fchoo a\i^ dfm firunde, 
weil alle mit dem Orte Alphiagfn genannttn WolinphTtze im AügÄu liegen. Eine Zeit lang, bevor 
ich daa Kefultat der wiederholten Uuterruchung dea Namena im Original kannte, dachte ich an 
die HOgliehkeit, ee ndehte QVer dem a ein feiner Strich Uberrehen und ein fehleditgefehrfebenee 
V fflr l genommen worden fein, man könne am Ende Alclivaiigln lefcn, was zn Fllwangen 
OA. Leatkircb gepaßt hätte. Oder iagin fei a'gin geichrieben und in — aigeo safsulölen. Jetzt 
fteht daa Rltbfel da naeh wie tot. Boll man Alelu'agin lefen? Dali j eft ndt i g^ben 
wird, weiß jeder Urkundenkenner. Ein Elch-jagcn klänge im erften Theile altertbfinilieh und 
innerte an die Zeit, da man noch den Elch und den Scheich jagte. Aber dierer einfachen Aas- 
hilfe fteht ein wefentliches Bodenken entgegen. Der Jägerterminns „das Jagen*^ kann eri't ganz 
fpät, in den letsten paarhundert Jahren naebgewiefee werden. In Hadamars von Laber Jagd- 
gedicht kommt zwar ein Subftantiv jagen vor, aber noch nicht In dem Sinne, wie in unferen 
forltortoamen: Grubei^ageD, Stunger^agen n. dgl. Ks ilt wohl Eilegg bayr. BA. Sonthofen gemeint 

Knltorgefebiditlicb find die Hoftiamen Beeberleben and Schuf fellehen bemerkena- 
wcrth. Krfteres Lehen gab jährlirh SfX) piraria fBerhen, letzteres j.=!hrlicli 200 rcntellas (Scliiiffeln) 
und 40 UaoefcboiTelan (MusrchiUTeln), natürlich alle von Holz gedreht. Daher kommen Becher- 
nnd Dreebfellehen bSnfig saAimmen genannt vor. So z. ß. in Grimnu Wefathflmem II 8. 128 
nnd VI S. 192. Kine Urkunde von 1865 lagt ; der treger (Dreher, Drechsler) us dem Trecbfel- 
bach git in<) fchüffelen. Filrftenherg. Urkh. II S. 2*]2. Vgl. auch el)endort S. 1G5. Damit vcr- 
rtehon wir auch den Waldnamen bcbül'feldreher im Kerier Oberurbach, und l'olche Mnos- 
Adinffelan, wie B» xnkat Text nennt, nnfite Jener biedere Tbroler J)i»llleii, wdeber dnr Naebwdt 
als Ropprechtus Schnfelfpularins üherliefert IfL 

Daä Becilinisrtlti das jetzige Wetzisreute Tei, ift lautlich nicht zu beanltandeu j aber 
bedeakUdi bleibt doeh, wamm Wetsfsrente im Codex wieder als WaoelfaitsrOtl vorkommt. Was 
den Anlaut allein anbetrifft, fo verweife ich auf Bansenrente (Ueberlingen), im 12. Jahundert 
Wanzenriati. Zeitfchr. fttr G. Oberrbeins XXXI. S. 82; aufBerwiß (Unlermolel) neben Wer wiß. 
Grimm, Weisth. VI. S. 687. Wegen Wetzisreute aus Waciltnisrflti vergleiche im Codex Eris- 
kirch: Erinskilh; Ettishofen: Etlnishoven: Mehlis hofen: Manlinishoven etc. Dicfe KQrznng 
ift auch an wcirdien Namen vorgenommen worden, s. B. GOtais (VAfig) altChelzlniM, Sehln* 
nia alt Skeninnes; Küblis, alt Kflbiins u. i\ w. 

Birbtenweiler als Bietenweiler ift ans der oberUnder Mnndart, die kneat iBr 
Kneeklf roat Hir recht fpriclit, zu vcrftchcn. 

Bl anriet Blönricd ilt ze dem bläen — blauen Biedc, nach der Farbe irgend eines 
aogenfillligen-Natnrgcgenftandes,. des Erdbodens oder blanbltlhender Riedgewiehfe ete. Das Tolk 
fpricht „Bläricd-. Vgl. 12.% rivulus Blaewang ZOR III. p. 91; a. 1176 ripaBlaewac (ein Bach 
b. Frickingen, Bad. .Seekreis) Zcitfchr. f. Ocfeli. d. Ob.-Rlieins T. S. 320. Der Ton des Wortes 
Blüaritid liegt wie in allen auf -ried endenden Namen des Oberlandes auf dem Gnindworte -ried. 

Blonhofen, Im CL Blnwenhofon, Blnwlnbofen, ift ein Seitenftllck an Mnlinbova (Fttrfte> 
mann, altd. ONB. S. 24) von mbd. btnwe^ blinwe Stampfmilble. Einen Perfonennamen Blnwo gibt 
es meines Wiffens nicht. 

Bnbraft, Bnohraft bei Lana (Tirol) Ift einer der vielen b^nwarifehen ON. anf -raft 
Bei uns kommt diefes Grundwort nur feiten vor. Ich nenne da Balte (Raft) b. Meßkirch a. 1275 
Freib. Diöc.-Arch. I. S. 23. Als baierifch-tirolifche Beifpiele nenne ich: (a. 1465) Waldraft bei 
Matrei (Sinnacher, Beitr. z. Geich, v. Brixen V. S. 164); Waidraft bei Nicders (Zingerle, tirol. 
WeisOi. 1. 8. 876) ; daa Raftdrt bei NaObrein (Zfegerle a. a. 0. II. 8. 259); Raftpan bei Kropi^- 
berg (Zingerle a. a. 0. IT. S. 366) ; .Sayraft, Seyraft (= .S.-»u-raft) bei Nieders (Zingrrle a. a. 0. 
1. 8. 271); Viherafte bei MUblwald (Zingerle, Sunnenburger Urbar S. 60). Nach Feetz (volks- 
wlrthfeb. Stadien S. 265) ift Raftaeh die Rnbeftitte der Sennerbmea. Raft, Sdft bedeutet 
im Baierifchen „Uaftort" (Schmeller, bair. Wb. f. v.); z. B. in Rp f t v e i eli f, K 5f tveich t Ii orn 
(Apiani, Topograpbia Bavariae, Feftau^be S. 114); Templam auf Unfer Frawen Reft (Apian, 
1. c. S. 130). 

Broion, Br^^ion, Briiion, jetzt Briach, ift ein alter Dativ Plural von ahd l>rog, 
bruog, broch, bruoch (palus), oberfchwäb. die brna, alf » — zc dien ljrii()gin, brnowin, bruojon. 
Man müßte heute «BrOhen" fcbreiben. Die Form Briach ilt faifch, fo faU'cb wie II auf ach aus 
atten Hnfen (Banmann in den Sehrfften des Donanefefainger Oerehtebtsverelns IV. S. IS); wie 
in Kickacli (Ravonsburg'i , das noch im vorigen Jalirbundcrt richtig Kicken hieß, d. i zum 
Hofe des Mannes Kiek, welcher Familienname z. B. noch in Biboracb zu finden ift; fo faifch 
wie Henfraeli ans mnfron, oder wie Fried neb /tatt Frieden, Hof snm Frieden, vom abd. PN. 
«rtHtemb. ▼torteVabfShslle un. 16 



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226 



Book 



TMo, in noferam Falle AbkliRnng ans Friddurt, deai» Fri«daeh Ift, wie SUQIn Tieli% TerMatbet^ 

das alte Fridcharteswilarc. Das Oriimlwurt ift In (Ilt heiittgon Fonn abgefallen, wie im ON. 
Sederlitz, a. 1684 noch Sederlioa (Lan<lwaibelauitA>Kcclinujig der Landvogtei Oberfciiwaben im 
Arddr Antondeif)^ deon im 18. Jbd. blefl ea Sadirfinawllare (ZtTebr. f. 6. 0.Kheins XXIX S. Ti, ; 
oder wie in OM. OslleD, das in unfereiD Codex nocb voll Gulenwilare beißt. 

Buorai, J. Burach (Rvbj]j.) bat diefelbe Endung wie Kaderai, Raderay, Raderaye, 
jetzt Uaderach (TcUa.j- Vgl. zum ictztern Wirc Ukb. IV, 206. 228. Die Endung -ai, ay ift 
diefelbe wte In Wattay bei Watt (Sanifau) im KOalgaegger ürbar von 1576 (Arebir Anten» 
dorf;, wie in Rattm.ni, Klnr lui Anlcndorf, in Kl linen i I.ciitl;iii1i ) u. f. w., es ift Au, nhii. 
awa, ouwa. Buracb müßte richtiger Bürau beißen. Waa Bur- anbetrifft, fo kann es abd. bär 
(domuB) fein, en kann aber ancb Knrsnog aoa bnrg fein; doch ift erfterea daa wahrfebeinliobere 
trotz des nicht in ou nmKelautcten fi, da uru Euracli nocli mitulliochdcatfcb gefprochcn wird. — Das 
Buterichlehen (zu Völlan, Tirol) criniurf au den Mann ISutrioli (ile ftindo juxt.i Bnzt) auf 
p. XLIII unferes Anhangs und :in den alten Miincbcner Famiiieituawun rütlrich, der l'ciion a. 1291 
im Recbnungsbuch des Henogs Lndwig des Emften ats B^trieoa vorkommt. (ObeibaiMifehes 
Arebiv XXV l. s. .wo ff.) 

Kerienmoos, im Codex Ceraclunmos, Kerudluomoa = Kerwelanmos, von dem mbd. 
kSrvele (Kerbet, eerefoliom). 

Knellensberg, alt Ohenuinnberch, mit dem Ton auf dem erften u, von einem Fami- 
Ueanamen Knülle, Knülle, was identifch mit dem im Codex vorkommenden Knollo ift und im 
Hittelbocbdentfehen einen kurzen, dicken Menfchcn, einen Klotz oder Orobian bcdcutcL Chenullc, 
Knalle ift wahrroheinlich uuh ge-nulle entftanden und ein zufammengefetztes Wort, wie der ge- 
tinge, gezinr^n fZtu^xri, da der 8tarom null, noll, im mundartlichen nulle kurzer, dicker Menfch 
jetzt noch vorkommt (i:$chmeller, b. Wb. L 1737); Würter, die mit unferem oberfcbwäbifcben 
nnolen (wfihlen), mit abd. nnwil, nngll Foghobel und mit nuotNnth, nieten, Nndel, nottelo (bin-- 
und herftofien) wurzilverwaniU find. Kntiilo ift alfu finc ztifainmfnijrrtoßene, gedrungene Gpftalt 
nnd demzufolge kein eigentlicher Vorname, fundern ein Beiname. Die riclitige Schreibung wäre 
Ktt5llenberg, denn das ftsrke QenetivMiehen neben dem febwMben (n) ift ein feit dem IS. Jabr- 
hundert antretender Sprachunfug. So fagt man ebendurt Brnnnenstrog, 

Baienftirt, alt Beicrfurt, Bagirfurt, ein Seitenftilck zu Frankfurt (alt 1] n J. 'nfurt, 
Franconoturtj. Kamen etwa die baierifchcn Dicnftmanucn der Wellen durch diele Inn der Ach 
gen Rnvensborg geritten? 

Crapah paßt zum Hof- beziehungswciTr ramiliennanit-n Krch«» nicht. Eher zu Kre- 
ben ^Immenftadt), vorausgefietzt 1) daß dief«» beute Kreba mit deutlichem -a auagefprochen 
wird nnd 2) daB In Jener Gegend analantendes eh »bMlen kann, wie in einigen andern Xehwibi-. 
fchcn I.andftrichcn, wo bon fltr Bauch , ran für Raucb, Weitorflft Ratt Wefterflaob, bft iBr Badi 
etfl. gefprochcn wird. K?« bedeutet Kr.ähbach. 

Dietmannsweiler au« Dietuiundeswilare ift einea der zahlreichen Beifpielo dafOr, 
daß die meiften beutsntage aaf -mann nnalanteaden Beftimmnoganamen anderer Herkunft find. 
Achiili'h M 11 1 ni a n n shofen a. 1-J7.') MTir»twi{?c<*hofen (Frcib. IHf'c Arch. I. S, 124;; Wvhrmanns- 
httbi (Flur b. St. Blaiien) im 10. Jhdt. Wcrenbrecbteavilla (.FörtHemann altd. UNB. f. v.); HOi- 
mannsberg b. M()ring, im 13. Jhdt Hecgoltosberge (Steiekele, Bistb. Ang^barg III); Filmanns» 
bach am Inn, alt Filungcstorf (FitrAemann a. *. 0.) Plelmannawang Im 8^ Jhdt. Flidmotea- 
Wano (Förftcm. a. a. 0.) etc. 

Echt oberfchwäbifch klingen Emmelweiler, Emiünwilareund Emmelhofen EmeleO' 
boven, wozu der heutige Familiennamen Emele gehOtt, wie der FN. Lott in I^ottmwetlwr, 
Floek zu Flock enbarh u. f. f. 

Meufchenmooa, altEfcbinmos, Klchimos, woher der FN. itfefchenmofer, ift zu feinemr 
anlautenden m dnreh die alte Konftmktion li dem Efchinmos gekommen, wie llnderpol* MS. 
ze dem Udalbolts, wie Mefeliach (Vorarlberg) a. I l'-'T im At fdiadi i Arch. f. ültr. Gefch. Quell. 
IV. S. 872); wie der Wald Mechich (a. 1516) ~ zum Eichach (Zeitich. f. Ö. d. O.IUtetos XIX. 

144) etc. Andere OX., welche diefes m fehon beraBen, haben es wieder verloren. So Ififln« 
barts J. EiiViihaiv. (a. 1149, Bauniann, Urk. des Kl. Allerheiligen, Scparatahdi uek aus den Quell, 
z. I'chw. (icfch. III. S. 11^^), To K^'lr.f^, alt Mcgeloltes, aber im Volksinunili' heute nt)ch Me^'lltz. ■ 
VüllkufoD im Cod. Faelkoven, dazu der FN. Felkovar (p, XX.XVIij, im Jhdt. Vollinchoven 
(Hobena. Kltthelig. II. 8. 42); nnwelt finden fich die OK.: Oeikofen, im 18. Jhdt. Elltneboven. 
i'/eitfch. f. <"'. d O.Rh. I. S. 3:iSi: Beizkufeti, im Ii", Jhdt. Binzichn^vn (Hnhrnz. Mitth. II. 
JS. 36); CiUuzkofen, im 13. Jhdt. Guntzikoven (ebend. III. ti. 59): Enzkofen, im lö. Jhdt. 
Enaekoven, etwas weiter entfernt Jettkofen, a. 1S80 Utinkoven. Cod. Salem. 2, B16; nnd «od-. 



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Orts- anil FerlbBMiiiaiDW ia dm CSodioe« X»dil. Weingut 



227 



lieb Hitskofen (b. Stgmutngen) in iiiireram Codex Hieekoven. Dm f^irldit fDr ftoidHeitige 

Entriehiing und zwar für eine /.icmllcli fpätc, denn alle diofe OrtR . die zwei letztgenannten au8- 
genooimen, bildeten einen gemeiuraiueu GerichUbczirk, den Dieogowe, fpätor die Oege, das tie^ 
riebt BobeoteogeD und beißen jetzt, all l«tit6r Baft alter ZaAnntngdibigkeit, b«MlcliDeiider* 
iraife: «OrtMmD«eTerb«iid der Pteroi H«)int«i|g«ii«. 

Vallctor, l)ei lierg, OA. Ravensburg, zu fncJicn. Jetzt wtirde das Valtcr, Veltcr heißen. 
D«r Feltorbueh bei Leutkirch iTt ein valletor*bach. Vallctor aber il't das Dorlthor. Vgl. quatuur 
vatvas ipfivs ville H. , que ralledor dienntar Ifaorer, Oefcb. der deoUehen FronhOfe II. S. 420. 
Wahrfcheinlifh gehOrt Vallerey (Waiigeni daher, als älteres Valterai, valletor-ai. Diefcs ai 
ift aber naeli einer in den Anicndnrfer Landvo|:,'tciaktcn befindUobeD Uteireii Scbreibang anfores 
Ortsnamens „Valieraich" möglicberweife f. v. a. Eiche. 

Ans dem Codex ift so erfeben, daft Vorfee nidht in diefelbe Klaffe von ON. gehOrt 
mit: Vormoos, Vorholz u. dg!., denn et beütt hier Forhfe d. i. Forchcnfco, von Forah, Föhre, 
Kiefer, nicht von forehe = Forelle. Aber znr erwähnten Namenfippo gehört Fu^rimos (Feuren- 
moüs, Tettn.), das il't Vormoos. Die älteren Aulendorfcr Prozeßakten über Jagdbezirksgrenzen, 
aneh die Laedvogteiakten Qtteeben dfter yva Jagea „in denen yorkoheien and vomSderen*. 

Das tiroler Giggel hirn (b. Ulten) alt Gugulgehnrne ift ein Wortgebilde wie Aingeburne, 
wovon der Familien- und auch Waldname Einkorn rQhrt, denn im J. 1388 heißt dicfer Familien* 
Name noch AingehQrn, allerdings auch fchon a. 1152 (wohl vom Ghroniften niodcmiHrt) Afnkflm. 
Bacmeifter, Germanift. Kleinigkeiten S. 20. Das bei Ulten zu fuchcndc Gulgulmurre nn- 
feres Codex liat ein 1 zu viel, wie z. B. calpcllania fllr capcllania iu einer fchweizer Urk. (Mc- 
moires et Documents in den ächrift. des hiit. Vor. fllr die weü'cbe Schweiz VX p. 209); es muß 
gelefen werden Gugalrnnm. Da« Omndwort mnire ift dai jeWge tiroUrehe mar, Erdmuhre, 
Erdbriu li. Gngnl ilt nlid. gngel (Zipfel, Kaputze, aber auch, in der Sehweiz jetzt noch, ..llflgel"). 
Vgl. auch Apian top. Bav. ij. 308 Collis Gu gl. Unfcr oberfchw. Guglunberc, Gugulunberc 
[). Felben) p. XXXIII nnd XLI entliäU dalTelbe Etymon. Die FfarftTpitze am Giebel helBt io 
Oberfch walten heute noch das gQgeli, kfigeli. Gu gell och Iwillmu'aTenebnrg mOchte ich wegen 
des benachbarten Hofe:* Gu felis eher zum FN. Gtigeli, Gflgrcli ziehen, wie diefer z. I?. im Qe- 
rcbicbtafreund der fünf Orte Luzero etc. XXa im Kegifter und XXIU S. 310 vorkommt 

Hannnneft, Habneaaeft bei Pftdlendorf. Vgl. dann Hone, Zeitfehr. f. Gefeh. d. OR. 
HL S. 92. Ein anderes Habnenneft bei Kiülegg, dabei die Hahnenftaig. Namen anf -neft 
gibt es ziemlich viele. Ich nenne nach einer brieflichen Mittlieiliiiif; Karl Chrifts das Affen- 
neft, eine Schwedenfchanze bei Ileidelberg; nach eigener Sammlung Arnoft bei Feldbach (El* 
faB) im lü Jhdt. Arreaneft (Stoffel, topogr. Wb. d«e OberelAUiee 8. 16); Eiern eft, Harlrang 
Stuttgart; Girsneft a. 1375, Geierneft, had. Amt .Staufen (Mon. a a. 0, XVII. S. 70), Gci- 
gersneit (ObereUaß) a. 1315 in Girsoefte (Stoffel a. a. 0. 187), bieza gebärt der Uber- 
riexingcr Familienname Geigerneft Hablebtneft Rerler Henrenalb; Habnerneft Revier 
Hohengehren; Krägenneft, 15. Jlult. b. Tuggcn (Gefchichtsfr. a. a. 0. XXV. S. 125); Rap- 
pen n eil Mark. Geradftetten ; 1481 Kappenneft h. Thien^jen (Mone a. a. 0. XIH S. IL'H); 
Seh walbennolt bei Metzerai (.StuÜel u. a. 0. 6. b*\ä); btorchsneft auf dem ötorchbcrg 
bei Oebiiagm; Togeineft bei BoU (Hohencollem) and bei Woileraa (Sdiweis) (Oefebiebtefr. 
a. a. 0. XXIX. S. 93). Nach VicrfnCIern außer dem nhi^rcn Affenncft nnch Hengftnoft bei 
Oberfpeltach, wohl von einem Befitzcr des Namens liengft, wie wahrfcbcinlich die ON. Doris» 
ngrt (Tuggen, 15. Jbdt, Gerebiehtsfr. XXY. 8. 125) und Ramfenneft bei Straßdorf (GmOnd) 
auch von PN. kommen. Mausneft b. Bufchweiler (Stoffel a. a. 0. S. 381); San neft b. KOA^ 
lach (Stoffel S. 48.ö). Ein Ebnctneft a. 1467 bei Sarncn. Gefehiefiisfr. XXI. S. 223. Kbnct - 
Ebene. Dagegen ilt das elHiliifche Welfchenneft eine Utudeuluug, denn itu 14. Jhdt. hieß es 
einfach Efchon, im 16. Efchic neben Welfchnefch (Stoffel 8. 4B6), dotlk heißt es in Grimme 
Weisth. IV. S. 81 bereits Welfchenneft Gramfchatz bei Wlirzbur;? hieß im 8. Jhdt. Cram- 
fesnefta (FOrftem. ONB. L o.). UnHcber ift die Deutung in Namen wie Neftbaum (Leutkirch), 
NeftbBbl (Bavembnrg), da Uer die Hnadart aneb «niehft* mit neft gibt Nah, nSher, nAchft kom> 
men ala Beftiiutuung.swort oft vor. Ich nenne die Nahmlihle zu Ertingen a. 1437 die ncgft mllli, 
nnd aus derfelben Urkunde Cl^rtinger Kopialbuch I) eine Donauiufel unter der Burg (jetzt Staat s- 
domSae Landan) die neher ow. YgL Nähermemmlngcn. Nächftenaue, NächftcnbaLI im 
OberdAiB (Stoffel 8. 381). 

Einlialdcn a. llOfl TTuulialdun ijajr. XT. ift - - HolienliaTdcn , dagegen Einharz alt 
Anhartes = Agiohartes. Zum erXteren vgl. Ein tb Urnen (Waldfeej a. 127Ö UonMianioa (i'rei- 
Irarger DKle.Azdi. I. 8. 149). 



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liuck 



Seltfam iit die Fürm In;j:uuimcnrutl (neben Ingenrflti j. Eagenrcutc). in das richt^ 
gofchrielu'ii , dann böte fich uns ein iVltem r und uralter PN, welcher gebildet fein kann aas 
Inquoma (advena) von quciuen (kotomen) oder ans adb. gumo, gomo (vir), alfo iugomo (Eia-man^ 
gebildet wie Ein-, In-wohner, wie anfer oberfehwlb: InlUt MietliBleate int Emh\ 

M f" fi I i sli o fen ans Manlitiishnfcn cntfprlfht panz ilorn ^alafflannirchcn" Dialpkt, der 
Nafeulaute üburall enttVmt, wo möglich il't Der Oberländer .Alsmanne" Tagt md (Mann), 
mAlf (MSanlein), kA (kanu), sp/i ^äpalm) u. t. w. ohne Jede Spar der NaJaliemng. Dm a klingt 
Tu rein wie in Lutinee. Auch die Diphtlionge hl gmn (gehen), Aaa ((leben) baben dort alebt die 
Spar eint'S» Xafentons. 

Kuileuried, alt Uüdoifcsrict (Tcttn.) gibt den Fingerzeig für die Herkanfl des Fe« 
ffliUennamei» Büß, der mit dem Voliunamen In der alten Zeit nlehts su fchaffen hat. Nur 
eine Familie Ruß in AnJinnTcn (M^nfinf^cn) hat ihren Namen von einem Mfirkticheii RuITcn, denn 
der ätammvater blieb in den Befreiungskriegen zurück und erhielt den Familiennamcu von Apita- 
wegen, da er felbft nur den Vornamen Peter mitbrachte. 

Da Kugolteswiller p. XLIII mit Zoilcnrcute, Spiegier nnd Steinenbach genannt 
ICtf lauter Orten de« Kircbl'piela Aulcndorf, fo inuC es Kugctaweiler bei Aulendorf fein. 

Vbolherishnron, unweit Felz (Kavbg.) zu fliehen, enthält den PN. Ubilher, der als 
FH. üebelhör (davon der Weiler Uebclhör OA.Waldree) noch fortlebt, aber mit ^übel hören" 
nichts zu fchaffen hat. Als Fam.- und ON. findet er fieh aneh im £lfaß (Stoffel a. a. 0. S. bOO). 
Vgl. den ahd. PN. Bozbar. 

Waoboldeswlllare fflt fehwerlieh Wattenweller, denn die Konfonantengrappe nb, 
nih fällt in den obeiTrliwäbifchen Mundarten, donen Cw. fympatliinii ift, nicht ans. Es hätte 
WammeU- oder Wommetsweiler gegeben. Vgl. Waobrebtcswate, neben Wambrehtetwate a, 1219 
Wirt Urkb. III. S. 78; Zeitfeh. f. 6. d. 0. Rh. HZIX. 8. 8f Jetst Wamneratswatt; Wam- 
brechtis a. 127,') (Frcibg, Di5z.Arch. 1. S. 116), jetzt Worobrcchts. Wattenweiler wird eher 
direkt vom PN. Wattf) herkoimnen. Ein foicher kommt z. B. in W. ürk. IV. S. 11 u. ^23 vor. 
Auf der Uorfmarkung von Wattenweiler noch ein Wattonfee und Wattenwielen, aber fehwerlieh 
von watt (Stintpf) n. f. Plural watteo, obrehon die oberdeotfchen Firdier bmotwaltn, Aeinwatteia 
ete. als Aufenthalt,^- beziehting.Hweifo ZUchtunp?- und Fangortp der Fifche kannten. 

• Veits, mit Uelco, jetzt allein noch Fela. Erlteres in den Leheobriefen auch zu 
Felden, letzteres Ueblenhof. Baemeifter (A. W. 8. 117) hat diefe Namen andentreb finden wollen, 
allein Ite find dentfcli. Vh beide zu Perfonennamen gehören, iA zweifelhaft. Jedenfalls der aweite. 
Es ift Uolin von Unl.i, „alamannifch" Ueli und Jchli aus Uodal- 'rieh oder dgl.) letztere Form 
wie Jettkofen aus üetechovcn, Jettenburg ao« Vetenburg etc. Daß ein PN. Veit möglich, ja 
bttchft wahrfehmnKeh ift, erhellt ans dem Weiffenaner Rodel B. 418 wo ein Ravensbnrger 
dictns Vcidli genannt ift. Gefetzt .nbcr VcTt.'« käinr direkt an? Veit (ramptis), fo wÄre auch die 
genetivilcbü Form eines Grundwortes in Oberfchwaben nichts unerhörtes. Ks wäre eben nur die 
rej^erende Prtpolition weggefallen. Wir Zagen ooeh Jetst: Ubereeks ss in der Diagonale. Aof 
der Markung Ertingen ift ein Gewand Ucberrieds, a. 1420 obendortfclbft eine Flur Knnents- 
ricts (Habsthaler Urb. v. 1420 ü. 16 in der furftl. Hofkammcrrcgiftratur Sigmaniigen). Wo 
alTo Gin Grundwort im Genetiv und ohne PräpofitioD ftebt, müßte Uber, cnct oder dgl. ergänzt 
werden. Veits könnte /ohin naeb fdner von einem anderen Orte ans betnxditeten Lage: (eiiets) 
Velde, (Uber) Velda fein. 



Am verbreitetftcn find dioferlci Namen im „alaraannifchen" Oberfchwaben oder, wenn 
man den Begriff Allgäu etwas ausdehnt, in letzterem. Sic find genau gebildet wie die Namen der 
einzelnen Höfe innerhalb der Dörfer, wo Heb einzelne Hansnamen (naeh Vor* oder Zunamen) 
tiota der wechfolnden Namen ikr lUiltzcr oft Menfrhenalter hindurch erhalten, fo daß ISngft 
atiipcfjari'jcne F^amiliennametj dnrcli Tie im Volksmundc eilialten 1)leib('n. Die Fainiliennainen 
find in Obcrlchwabcn um die Mitte des 13. Jahrhunderts faft überall eingeführt, doch lallen fich 
die Uebergänge ron den Perfonennamen an den Familiennamen noeh vielfaeh herausfinden, Ja 

fie beftchen theil\veifi' iti fub lien Namen, die Ip.'iter ni(^ niebr ;ils Vornainei! vorkonimen , n<d>en 
einander fort Die Familiennamen des oberlchwäbifchen Laadvolks beftehen zu etwa 50 **/« aus 
ebemalhsen dentrehen Vornamen, ungefähr 20 V« maehen die Nanen aas, welche von Wobnortea 
hergenommen find, 24% die nach gewöhnlichen Handwerken, • ' o Naujen aas Bei- oder Spitz- 
namen. Hntcr den Faniiliennatnon aus Wohnortonfimen findet fieli ein kleiner Bnichtlieil wdffher 
Ortsnamen, wie Uanal, Nalui, Kapeder etc., unter den aus Vurnaiucn gebildeten auch ein Bruch- 
theti welfeher Namen, bdde erft feit der aweiten Hillte dea 17. Jahrhunderts dnreh fSnwandarer 



Hofnamen ans Vor- und Znnamen. 




Ort«' irad Pcirfoiienn«in«n i« de» Oodiom Tradit. Wehigarti. 



229 



ans den Alpen'). Daher z. B. die Ilüfu BarabaiTch ~ Cburwelfch barbaü'ch (mit. berbieem, 
▼ervieen, Widder), BsrabaiD «= ronanifeh Barmban. Barabid(iBh lebt noch als FaiB.N. fbrt; 

Bnrabnn könne ich nur au-* Sltcren Akten nnd r-lntr l So L-incn Citnrat ßarraban a. 1306 
zu Kheinfiilden. Zeitfch. f. Ucl'ch. d. O.Rbcins XXIX. ä. IUI. Die crftca Spuren rolcherlci Hof- 
nanen finden lieh in Vrlcunden des 11. Jhdti. So z. B. anno 1094 im Nibelgan ze demo Wille- 
heris, ze domo Ifinh.irtis, zo derno Siggun, ja felbft von iKt Art Hofnamen wo der ßatior nach 
dem Hofe, fler eitifu fönulichfi) OrtstiattR'ii bildet, zulRMiannt wird, in der gleichen Urkunde, 
nemlich ze domo Egibveodi (AHul'ch wunde), rämmtlicho im UA. Waugeu , Baumanu, L'rk. des 
KI. Allerlidligen a. a. 0. 8. 47; wo wir jetat fajcen wüideo ,»ini AHefidivender*. Den Bauer 
von BJbwDwelter nennt man denn anoh in diefer WcUb (bUeehtblii «den Büren wcilcr". 

(Schluli folgt.) 



Qefelilelite des Tli6»tet8 in Blberaeb fan 1686 an bis aiiff die Oegemrart 

Voo Dr.L. F. Ofterdlnf er. 

(Srhlnß.) 

VII. Gelchichte der Evangeiiichen Meiiier-Sänger-Qeietlichaft in Biberach 
«Ukraad der Jabre 1788—1804. 

Der neu ernannte Direktor G. L. Stecher nbcmahm fein Amt erft, nachdem dit- (:< IVII- 
fchaft ihm zu Ehren am 14. Au;^. \7^'^ das Hi li.uifpiel Wallwais und Adelaide, an welchem 
J. G. Knecht einen l'rolog und Epilog gedichtet und koutponirt hatte, aufführte. 

Stecher war wihrend feinee ganzen Lebens ein ooKemein flei&iger Hann, welcher neben 
feinon Aomtcrn immer viel ftudirte, namentlich das, was auf Politik, deutfrlic Lifiratur und 
AftrunoDiitt Bezug hatte. Für da« Theater hatte er eine große Yorlicbc, fchon ala Knabe fpielte 
er anf dem Biberaeber Theater mit vielem Beifall im Hamlet den Kßnig Clandins. 

Nachdem er in TQbingen feine juridifchcn Studien beendet hatte, bereifte tr Nord- 
deutfchland und bcfuchfc die auswärtigen Theater: in GfttHritren fah er auf dem dorti|,'iii Thoatvr 
leine berühmte Landsmännin, die Schaufpiclerin Abt, in mehreren Kellen. In Weimar beliiclito 
«r Mnen Landsmann C. M. Wieland, mit dem er lange Zelt in Korrefpondens blieb. 

Als RtiTluT die Dirpktion des Biberachcr Theaters Ubcmahni, war er flir dicA; Stelle 
trefilich vorbereitet, nnd es kam deswegen das Theater Tebr empor: neoe Mitglieder wurden 
gewoDhen*), die Proben mit vieler Sorgfatt gebaUen, das Verlilltnia sum Herbergsvater nen 
geordnet*) nnd in allem eine ftronge Ordnung eingeftthrt^ wodurch aneh die FInaoxen der OefeH- 

') So wurden, um aktenmäßigc Beiego ffir die Einwanderung aus dem Allgau, Tirol, 
Vorarlberg und Schweiz zu geben, laut Aulendorfer Anitsprotokolte zwifchen IGliS und 1690 mit 
Hofen im Anlendorfer Hcnfchaftägcbiet belehnt: ilatthias Fiel v. St Gallenkirch, BlndMier 
Herrfchaft Martin Walfer v. Hohenemps. Hans Falati aus fiOndten. F>:i1i1uh Lehner von 
Ameraß. Hnns Rnef von Tfefenbofen. Hans Kellenberger von Rattenbog in Tyrol. Peter 
BfiMcr von da. I^ortfrlier rjo'zt Butfcher) aus Tyrol. Bti/i'rrincr aus Nuziderfch, Sonnen- 
berger Herl Iclialt. Micla'l .S c Ii n t« 1 1 er von KliriiiluTj,' im Li'chtlial. Baldus An wander von 
Bregentz. .lakub Salner von .Sein ta in Montafnii. >Itdiaiiii Widiii von Fraltiz im Olicrland. 
Simon Nandefcher aus dem Tolauß im Oberland und fein Weib von lifchliuatz in der SchvM yz. 
Der LOw von Hauwers bei Bludilz im Obcriandt Martin Nö fehl er von Brats im Oberland t. 
Simon Denfer von Latems. Peter Scbiefi von Saffoi Cafper Engftler von Itziderß, 
Sonnenberger Herrfehaft. Adam Haek von Feldlcirob. Hans Brnnner von Seheidtenwittnow. 
Andres Hansmartin von Jinnhft. Hans Graß von '/Amhtf in Tyrol. Johann Walfer von 
Zizcrs. Aamns 15 ( rtii- von Z.iggu im Überlandt. Jorg K ii c i )i 1 i vom Allgöw bditig. Nigg 
v(in Nciint/.i;; .Sotim rihrrfrcr Herrfehaft. Michel Frei vnn Olicrtiofni im I'.regentzer Waidt 
Marlin Waldner aus Bregentzer Herrfehaft. Hans Merk von Sützelberg im Leehthal. 
Cafper Leherr von Frallüti. Adam Ammann von Wicfonbach in der Schweytz. Hans Zer- 
laat von Abrogal, Blumenegger Herrfehaft. Sebaftlan Oeiger von Toggenburg in der 
SehwcTtz. Der Hitz ans Bflndten. Blattner von Imbft. Frans JoHea ans Tyrol. Der 
Laupacher aus dem Schweytzerland. Augnftin Straub von Steingaden. Jakob Schench von 
Feldkircb. Der Holzmann von Utznach im Schweyzerlandt. Bcrthlo Chrifti aus Latems. 
Ilindor \ un Ftldkirch. Michel Schül ler aus dem l.cclithal. Umgek» lirt zo;jen zwifchin 10S9 
und WM 2i> Familien nach Oefterreieh und I rigarn „weil ile auf lehren guuthern nit mebi 
forthau fen kanden." Wer ohne Erlaubnis auswanderte, liefi «den dritten Pfennig bieder ihm", 
wer mit Erlaubnis auswanderte, „den zehenden Pfennig." 

*) Um recht viele neue Mitglieder herbeizuziehen, vcranlaßte Stecher, um ein Bdlj^iel 
an geben, feine zwei Brüder und feine Schwcfter auf dem Theater xu jj^elen. 

^) Es wurde von den Mitgliedern bei diefer Gelegenheit eine neue Tafel gegiftet, welche 
In der Herbergf! i Wlrtlifcliaft zm Stadt i anfj^rliäiiijt wiirdi-, nnd ein befonderes Peft venmßaltet. 
Die Befchreibung diefer Tafel, lowie des Feltes folgt in der Beilage H. 



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280 



OfUrdiiiger 



fchnft (befondere nachdem der Etotrittspreis , der bisher gar ra tdeder gewefen, eriifllit wordea 
war') fehr in die Höhe kametl. Dadurch wurde 9» mCglioh außerordentliche Ausgaben zu machen: 
die r;ai<U robe vurd« ergiast, nese VorhSog« «nd CouliffeD angelbbalit und die Hafebinerie 

verbelTert. 

Der AuffoliwQiig, welehen damals die dentfehe Uterator nabrn, motte auoli »of da» 

Bihf rnrhrr Theater oiinvirken. Man fah jetzt eine Reihe neuer TheaterftClcke, welche mit großem 
Beifall aufgeführt wurden. Um neue Stücke noch mehr in Aufnahme zu bringen, begttnftigte 
Steeher fremde Theatergefclifcbaften, ivelcbe neue StSdce mitbmehten, zugleich aber aneh ivr 
weitem Ausbildung der einbeiiuiiVhen Schanfpieler dienten. Unter diefen fremden Gefclirohaften 
ift befondcrs zu bemerken die des Ilochfürftlich äalzbnrgpfchen noffchaufpiclers HüfiDann, 
welche in Biberach zweimal, nemlich 1792 und 1793, längere Zeit (pieUc. Da abur Stecher das 
war, was maa Jetst daen PartikulariHten nennen würde, fo forgtc er dafUr, daß das Theater 
feinen fpezififehen rimrakfcr beibehielt. Auf Shakefpenre hielt er fehr viel, befonders weil ein 
Biberacfacr dcni'elben in biberach fiberi'ctzt hatte und weil in Biberacb zaerft in Dentfchland eiD 
StUek des großen Briten xnr AnffHbrang gebraebt worden war. Er war daber Jedesmal fehr 
erfreut, M'cnn feine üefclifchaft im Stande war, ein Stiakefiieare'fchcs Stück zur Aufführung zu 
bringen. Am meiflcn aber freute es ihn, wenn ein Stück aufgeführt werden konnte, das eio 
Biberacher verfaßt hatte. Diefo Freude wurde Ihm auch recht oft zu Theil, denn damals war 
J. II. Knecht in dem Alter, wo man am nullten Neues hervorbringen kann. Knecht war nicht 
allein MuHker, rHidem aoch Dichter und lieferte fUr das Biberaober Theater Prologe, Epiloge, 
Üpcreiten und Upern. 

Das Hanptereignis anter Stechers Direktion war «die Feter des hnnder^lbrigen Jabels 

von der löblichen Gofelifchaft im Dez. ITÖC*. Zu diefem Feft dielitete ntid koroponirte Knecht 
dm kleine Singfpiel «der Tempel der Hufen". Dasfelbe wurde dreimal mit einer Umarbeitaqg 
des Sbakefpeare'fchen Trftverfpiels „Otbello* aufgeAhrt und «war zum erftcnma! an 96. Dez. 17M 
Mittags 2 Uhr und zum zweiten und drittenmal M den folgenden zwei I ai;en Abend« um .) Uhr. 
Zu dicfcm Feft wurde ein kleines Quartheft ansjr^geben, welches die Perfonon uml den Text de« 
Singfpiolcs, die rcrfuncn des Trauerfpielca uud eine gefchiehtliche Einleitung dcsfelbcn entliielt. 
Diefe Einrichtung blieb bei allen (ipSteren FeftTorftdlangea nad die biJtorifeben Elnleitnngen 
wurdea gcmeinfcbaftlieli von Steelier und Kticeht verfaßt'!. 

Am 1. Auguft 1791 wurde der langjährige frühere KomUdiendircktor J. H. von Hiliera 
Bfirgermeifter. Es war natflrlicb, daB dcmfelben «n Ehren efaM FeAvorHellung gegeben wurde, 
wogegen Hillcru beim M.igiftrat cvangelirchen Vi 1 ils die ErlMbals auswfarkte, dafl die KomSdieB» 
gefeUfcbaft auch .in Sonntagen hinfüro fpieleu duitte. 

Im Jahr 1792 wurde Dr. von Uomig evangelifchcr BUrgermeilter, weicher damals iclion 
in einem Alter Aand, bei dem vorauszufehen war, daß bald wieder dae aeae BUrgerndftecwahl 
bovorftelien werde. Stecher hatte felKiu damals alle Ausficbten, bei der nächrten Wahl die höchflc 
Würde in der Biberacher Republik zu erhalten. Deswegen legte er 17U3 die Stelle als Kooiödien- 
direktoT nieder, sngeblieb, wdl die OefoUfdiaft fieh ohne fein Wtffen yerfammelte and Bo- 
rohlnflTe faßte. 

Nachdem Stecher feine Stelle als Theaterdiroktor niedergelegt hatte, wurde am 17. Okt 
1792 der Senator und Kriegflkamer von Hillern von den Mitgliedern der Gcfelifchaft erwählt 
und vom Haglitrat evangclifchcn Antheils beftitigt Derfelbe bekleidete aber diefe Stelle aar 
bi.s zum 9. Juli 179.'», wnranf Renator von Zell mm neuen Direktor ^rewalilt wurde. Derfclbc 
war ein großer Theaterfreund und nahm fith der Gcfelifchaft fehr an, war häutig bei den Proben 
und fuehte den Sebaufpii^eni eine gute Schulung beixnbringen. Da gerade damals Mitglieder In 
der OefeI!f( fiaft waten, denen es an Talent und I'ifi r nicht mangelte, fo hob fich die Gcfelifchaft 
Er veranlaßte Knecht mit feinen Bemühungen beim Theater fortzufahren, was ihm auch gelang. 

Die Liebe des Fubllkams fOr neue dramatiliDhe Werke verdrängte die Werke von 
.Sbakerpcnre, \\( l< li< i» lange Zeit die Zierde das Biberaober Theaters gewei'en waren. Im 
Jahr 1797 wurde /.um letztenmal ein Stück von Shakcfpcare p-e<reben. nenilieli .Kiinif; Le.ir". 

Am 22. Miirz 179b legte Senator und KricgskaiTicr von Zell die Direktion des Theaters 
nieder, und es wurde an deffen Stelle Stadtammaan von Heider gewSblt, welcher mit Eifer dierea 
Amt bis 1H1H verwaftete. Ileider vcrfuclite folchc Stüeke zur Aufriilininf; zu luinj^en, welche 
nach dem tielclmiat k des Publikums waren, weswegen das Haus innner j^ctullt war und in der 

'i Auf den erfltea Fiats, der ganz allein für Uagiftrats- und andere StandeaperfoBea 
belUmmt wurde, zahlte man nach gnädigem Belieben; auf den zweiten Pitts ISKreater, auf den 
dritten 12 und auf den vierten 6 Kreuzer. 

'} Eine folche Bekanntmachung findet lieb in Beilage III. 



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OcfcbiehU» des ThMten in Biberaoh. 



231 



Raffe auch co befoodern Ausgaben Geld fieh vorfand. Im Sept 1800 lagen fn und am Biberaeh 

franzönfche Tli |,'iiiuiitt r; die OffiziLro «IcrTellien fnlirlcn auf fli m Theater das fran/üfifclie StQck 
Robert K; brigaad auf uad äborlieCea dea GtiftilUcbattea die Eiauabmen, welche zum großen 'Ibeil 
miT Keparatar des Theatore befthnmt ward^ Da man aber erarab, daß dae ganxe Theater «naeh 
ttenerem Gerchaiack" vhiIm nVit wenlen inünc, fo veranltaltetc die evangelische und katholifche 
Thcater;/*'r<>li!Vli;ift unter der Einwobmrfcli.ift pine allgemeine Kollekte, und es wiinKn von beiden 
Gerelllchaltiii gvmcinfcbafUich im Okt(>ber und November 18UU Vur/tciluogen gegeben. Doch 
gteog keine fo große Samme ein, daB man ohne Sehuldea die pn>)ektlrtea Bauten aoefllbren 

konnte. Indcß war d.-is InterelTe de* I'iiMiktinis für das Theater daninls fo groß, Und deswegen 
die Eianabmeo fo geftiegen, daß alle Scbuldea fchon 1802 getilgt wurden. 

Aber bald erhielt das Theater eine gana nene Orgsnifstion: die freie Setehsltadt Biber* 
ach hörte als folche auf, Stadt nnd Gebiet kam an das KurfilrA» ntliuiii Baden und durch Taufch 
1B05 an (Im Königreich Württemberg. Damit konnten beide Gt^fellfcbafteu nicht mehr in ihren 
Eigenthümlichkeiten bleiben und wurden neu orgaoifirL 

Schoo am 13. Sept. 1801 wurde anf Antrag des Direkten vim Heider bcfchlolTen, auf 
Weihnachten da-« romantifchc f^^eniälde „Johnnri von Montlaurnn " unter Zuziehung einiger 
katliolifchen Acteurs bei gegenwärtiger Einigkeit beider Gcleilfchatts- Antheile aufzufllhrcD. 
Ebenfo wurden evangelifche Aeteurs von den katbolifchen eingeladen zwei Stücke gemefnfehaft» 
lieh aufzufuhren, nemlieh das Siii;;r])irl die Wilden, gedichtet von Schneider und komponirt 
von dem kathoHfcheo Lehrer Magifter Bredel in in Biberach, nnd als xweitee Stück, »die Ge« 
fangenen' von Rotsebne. 

Diefe beiden Fälle vcraulaßten die ba iiiVlio liegicrung, beide bürgerliche Schaufpieler- 
Oi iclUi li.iften im .Tain 1Hn4 y.u von inigen nnd vom 'S. .Sept. d. ,T. an fpielte in l^iberach nnr 
noch Kine Ueiellieiiaft. /u dieler Vereinigung wurden neue Ötatutea entworfen und von der ba- 
dlfehen Begiemog beftitlgt Damit worden das Zaaftmftlllge nnd die BlgeothUmliehkeiten des 
l^ihL'rai'lit'r Tlirati'i^ iiiinR-r iii> )ir vi'ruiAht, fo daß man von nuo an tine neue Gefellfehaft er- 
hielt, in welclier bald die aitu Tradition ausftarb. 

Von befonderem IntereflTe mOebte gerade aus der Zeit swifehen 1783 — 1804 die Angahe 
der Stnckc iVin. Da aber der Einfluß der Direktoren fich aus einem foleben Veraeiehnis be- 
merkbar macht, fo folgen hier die StOoke mit Angabe der Direktoren. 

I. Unter der Direktion des Dr. G. L. Stecher (1789—1798) 

wurde aufgeführt: 

1. Am 26., 27. und 29. Dez. 1783: Guftav Wafa. 

2. Am 83., 24. und 25. Febr., nnd wieder am 4. HSn 1784 wurde aufgeführt: Otto 

TOD Wittcisbaeh, ein Trauerlpicl in 5 Aufziigen von J. M. Kabo. 

3. Am 27. und 28. Dez. 1784 wurde das Scbaufpiel Hermann gegeben, dem eine 
Pantomime folgte: Der durch Zauberei t,'L;ingftigtc, aber wieder glQeklich ge- 
wordene Arleqnin. 

i. Am 2., 8. und 10. Febr. 1785 wurde das Traaerfpiel Sophonisbe in vier Auf- 
zogen aufgeführt. 

5. Am 26., 27. und 28. Des* 1786 wurde das Schanfpiel: Cafpar der ThSringer 
Jedesmal mit Iteifall gr;,'< lK a. 

6. Am 2. Febr. ITbti wurde gegeben: Der fächfifche Prinzenraub, oder Kunst 
von Rauffungen und sIs Kontinuation die Operette von J. H. Knecht: Der treue ROhler. 

7. Am 20., 27. nnd 28. Dez. 178() ift das „hundertjährige JubeP von einer lOb* 
liehen Gefellfehaft nlrtiiiit w.irdin, mit riiifm kleinen .'^in^: ."iiiil : Der Tempel der Mnfcn, 
gedichtet und komponirt von J. Ii, Knecht. Demfelben folgte die Tragödie: Othello, der 
Mohr von Venedig. 

8. Am t-»., ri. . 20., tind Febr. 17M7 wnrde aufgenihrt die Oper: Die Ent- 
fahrung au» dem bcrail, in Mufik gefetzt von J. IL Knecht. 

9. Am 26., 27. und S8. Dex. 1787 wurde das Tranerl)»lel: Oronoeko, Prins von 
Candien gegeben 

10. Am 2S. Jan. und am 2. nnd 5. Febr. 1788 ift die von J. H. Knecht komponirte 
komifche Oper der Ernte -Kranz mit vielem Beifall aufgeführt worden. 

11. Am 21. Jan. und 7. Fehr. 1788 wurde auf Verlangen die Eatfflhrung aus 

dem Serail \\ iederholt. 

12. Am 28. OkL, am 11. und 13 Nov. 17äö wurde die von Knecht komp«)nirte komi- 
fbhe Oper der lahne Bufar aofgelOhrt. 



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232 



Of tcrdi nger 



13. Ab 96. und S7. D«s«mber 1768 ift «nfgeftthrt worden: Dagobert, KSnig der 

Franken. 

14. An M. Jan. und am 3., S8. md 24. Febr. 1789 kaai die ron Koeefat komponirte 
komifche Oper: Der Schulz im Dorf aar Aufführung. 

15. Am 26. Dex. Xim und am 6w Jan. 1790 ift daa Trauerfpiel: Biohard der Dritte 

gegeben worden. 

16. Am 28. Dez. 1789 und am 1. Jan. 1790 ift aafgefttbrt vordea daa von Kneebt in 
Mttflk gefetzte LuAfpicl der Ko Ii len brenne r. 

17. Am 1., 4. und 6, Alai IIHO ilt gegeben worden: Uaynaldo oder daa Kind 
der Natnr. 

IS. Am 26., 87.Dei. 1790 nod am LJaa. 1791 daa Trauerfpiel: der Stattbaltar 

aufgeführt worden. 

19. An 9. und 94. Flebr. nod wieder a« & und 10. Mira 1791 wnrde daa Na^aal- 
fcbanfpfd Graf Wipreefat Ton Groizfch anfgef&hrt. 

20. Am 22. An^. 1791 wurde zur Eezeiig;ung ihrer wahren Freridc «nd Dcvotinn über 
die unterem 1. Äug. auf iierrn Jultiuua ilcinrich de Hillern elnmüthig ausguraWeue Burger- 
tfellter Wahl von einer allhieflgen eyaagelifehen KomOdiantengefelUehaft aufgefllhit das Scfaaa» 
f]i!<I (i!e Sonnenjaogfran von Sotaebne ntt einem mailkalifeben Vorfptd «der Mufenebor* 
von J. Ii. Knecht. 

81. Am 26., 97. and 98. Des. 1791 wurde gq^beo: Klara von Bobeneichen. 

Ein Bitterfchaufpiol in 4 Aufzdgcn von C. H. Spiea. 

22. Am 29. April, am B., 6. und 13. Mai 1792 wurde aufgeführt: die VerfehwöroDg 
des Ficsko zu Genua. Ein republikanifches Schaulpiel von F. Schiller. 

23. Am 26., 27. und 28. Dez. 1792 wurde gegebcu: Hans Dollinger oder dna 
heimliche Blutgerirht. Kin Sfh;uifpi«l in 3 AnfzUgen. 

24. Am 28. Jan. 1793 wurde zur £bro des Wohlgeboreneu , Hochgelehrten und ver- 
ehmogewQrdigen Herrn JoCepb Friedrich Dr. von Romer, neu erwlhlten eraagelifeben DQrger- 
meifti-r-i allliicr, von allhiefif? cvangclifcher Schaufpidcr- Gefellfchaft ;iiifj;<-fiihrt : DtT Tempel 
des Vordien ft 6 8. Ein mullkalifchos YorfpioJ, lowohl der Poefie ala der Mufik nach gedichtet 
von J, H. Knedit, aHUeiigem MvfiklBrelctor. Darauf folgte: Die Strelizen, ein biftorifebea 
Sehaof^iel in 4 Aufzllgen von J. M. Babo. 

Naeh erhaltener gnädiger £rlanbnia wurde diefea Stttck nebft dem Yorfpiel am 2. und 
3. Ftbr. 1793 wiederholt. 

85b Am 7., 11. und Sl. AiMrü 1798 ift gegeben worden: Otto von Wittelab«eb. 
£to Traneri^el in 5 An&llgeQ von J. H. Babo. 

II. Veraeiebnie der StBeke, welebe unter Direktion den Senatora 

von nillcrn gegeben wurden (1793—1795). 

1. Am 26., 27. und 28 Dez. 1793 wurde gegeben: Rache för Weiberraub. Ein 
Trauerlpiel von Zlegler, welchem das Luftfpiel der Taubftumme von Anton Humius folgte. 

2. Am 23. und 94. Febr. 1791 wurde Abends 5 Ubr, am 2. Mürz aber Mittaga 2 Uhr 
aufgcfithit: D i l- Jer.is, ein Scliaufpiel in 4 Aufzfigeti, mit Chören, in Mufik gefefrt von J. II. 
Knecht Darauf folgte das Lultl'picl: .Jeaunot, oder wer den Schaden bat, darf llir den Spott 
nielit forgen* naeh dem Franstiflfehen von Jflnger. 

n. Arn 2G., 27. und 28. Du. 1704 wurde aiifgffiiliit: Agnes Bernauerin, ein vater- 
ländücbcs Trauerfpiel in 5 Aufzügen verfaßt von dem Grafen von Törring— Seefeld. 

4. Am 1., 2. und 17. Febr. 1795 wurde gegeben: FilrftengrAße, ein vaterllndifehca 
Sebaul^iel in 5 Aufzügen von F. W. Ziegler. 

5. Am 12. Mai 1795 wurde „zur Ehre des Wohl^jclxirenen Herrn Dr. G. L. Slecher'a, 
neu envähltem evangelifchcm Bürgermeifter u. f. w." aufgeführt: Der Wuni'ch gutgefi unter 
Bürger, eni muAkalifeher Proleg und die Feier dea Bunden der Liebe, ein Iddnea 
.ille^orifrhe!^ sin^fpiel n:irh Sbakefpeare, fodano Alexander Menelkoff, ein ScbanJ^iei 
in 5 Aufzügen von Kratter. 

Prolog und Singj'piel find von Kneoht „fowohl dem poetifehen Texte als der Moßk 
n.ich verfaßt. Im Prolog crfchcincn die BQrger und der GmilUB von Biborach; in dem alle- 
gorifchen Siugfpiel kommt vor: Jris, die Göttin des Kcgcnbo^eni? und Gefandtin der Juno, CereB, 
Güttin des Ueberfluffca, Juno, Gemahlin Jupiters und GötUn des EheiUudes. 

Nach erhaltener guidiger Erlanbniß wurde diefea BtOek nebft dem Prolog den 17. Hai 
nochmal» gegeben.* 



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Ocfchicbte des Theaters in Biberacb. 



£33 



III. Verseiflhnia der Schaufpictc^, welche unter Direktion de§ Seomtors yo« 

Zell ( 1 TOT) - 17L>8) gegeben wurrtcn. 

1. Die VerTcbwörung von Kamtrcbatka, ein Scliaufpiel in ö Akten von Ä. von 
Kotoebue; gegeben am 26., 27., and 98 Des. 179& 

2. Eula Ii e von Meinan, ein Traaerrpiel io i Akten von Ziegler, dem die einaktig« 
Foffe: Schild wach, Tod und Teufel folf^te; {jef^fben am 9, und 14. Febr. 1796, 

d. Die Spanier in Peru, ein rumantiicLüs Trauerrpiel in 5 Akten von A. von Kotze- 
btt«; g«g«bett am 26., S7^ und 28. Dez. 1796. 

4. KönipT Lear, «toTrauerrpiel von Shakcfpeare; gegeben am 24., 26. und 28. Febr. 1797. 

5. Der grofieKarfttr/t von ßathenao, ein vaterländiTcbe« Schaul'piei io 2 Akten 
▼on Hambach; gegeben am 86., 87. und 26. Des. 1797. 

6. Die Flntfiihriing aus dem Serall, eine Oper in 8 Akten toh J. H. Ka««lit; 
anfgeführt am 11., 2U. und 24. Febr. 1798. 

IV. V«raeiobni8 der Schaulpiele unter der Direktlos de« Stadtanmann 

von Ueider (1798-1804). 

1. Den 10. Hat 1798 Kaclimfttags 2 tfhr und Bonntag den 18. nnd den 90. Mai Abenda 

5 Uhr wurde ron «inar cvangelifchen Schaulitiolorf^efelirchaft, „um ihrem neuen Herrn Direktor, 
llerrn Stadtamman von Hei der ihre Devotion zu beEeiig«Q% aufgefQbrt: AbfilUno, der groAe 
Bandit, Scbaufpiel in 5 Akten von VJchokko. 

2. Graf von Bnrgnnd, am 28. Des. 1798 nnd am 8. Jon. 1799 gestielt 

3. Wofberchre, nin 27. nm\ m. Dez. aiiffreführt 

4. Die Verw and tfc haften, ein Origioallaftrpiel in 5 Akten von A. von Kotzebue^ 
gegeben am 2. und 10. Febr. Abends 5 Dbr nnd am & Febr. 1799 Mittags 2 Uhr. 

'j. Künig Karl XII. bei Bonder, ein bidorifehes Sohaofpiel In 5 Alcten von Segler, 

am 26. und 2.^. Dez. 17!»9 anfKeflihrt. 

6. Diu Maake, du Trauerrpicl in ö Akten von Zlcljultke, am 27., 29. Dez. liU'J und 
am 1. Jannar 1800. 

7. Bruderzwift oder die VerfOhnung, ein Schanllliel In b Akten von A. von, 
Kotaebue, am 9. und 23. Febr. 18U0 Abonda 5 Uhr. 

8. Armnt nnd Edelfinn, LuAI^el in 4 Akten von A. von Kotsebue, gefpielt am 
8. nnd 16. Febr. Abends 5 Uhr und am 25. Febr. lÜOO Mittag» 2 Uhr. 

9. Am 26. und 28. Okt. und am 9. Nov. 1800 Abends 5 Ulir und den 30. Okt Mittags 
2 Uhr wurde von der katholifeben und evangelifchen Gcfvilfchaft zur VerbelTerung nnd Ver» 
lebOnerang des Theaters vereint anfgefllbrt: Der Sobnla im Dorfe, komifebeOper bi 8 Anf- 
Iflgen von J. II. Kuücht. 

10. Das rächende Gcwiilen, Trauerfpiel io 4 Akten von A. von Kutsebue, gefpielt 
Abends 4 Dbr am 26. nnd 28. Des. 1800. 

11. Don Katlu.^i, Infinit von .Spanien, ein Trauerfpiel in 5 Akten von P, Sobüler, 
anfgeltUirt Abends 4 Ubr am 27. Dez. 1800 und am 1. Jan. 1801. 

12. üeble Launen, ein 8ebaol)>tel in 4 Autzttgen von A. von Kotiebue, gegeben 
am 1., 2. und 8. Febr. 1801 Abends 5 Uhr. 

13. Die filberne llurhzcit, ein Sehanfpiel in Ti Aufzl'.ji^en von A. von Kolaeboe, 
aufgefUlirt am 2. Febr. Abends 5 übr und am 17. Febr. Mittags 2 Dir. 

14. Hit Hoehebrtgkeltiieber Erlaubnis wnrde «sa lebhafter Frendeebeaeogung Uber den 
in Lilneville ain 9. Fehr. 1^<01 ahgelVliloiTenen Frieden von lieidcn hiefigen bürge fliehen 
Schaurpielergefelifchaftco, fowobl katholifeben als evangelifclieo Antheils unter der 
Direktion 8r. Wohlgeburen, des Herrn Stadtammans von Heider, tiad 8r. Roebcdcigeboren , des 
Herrn Senator nnd Oberbaumeifter Cluoa an dt n unten benannten l'agen hier in ßibcrach auf 
dem hiefigen, ganz nm^refchalTeni'ii, und auch Kir den Zufchauer lieqncm eingerichteten Theater" 
geuieiuichafllich aiifgelülirt: „die Wiederkehr des Friedens und der goldenen Zeit% 
ein mnUkalifeher Piwlog, Text und Kompofltion und Mndk von J. H. Knecbt, fodaon der Friede 
am Pnith, ein .Scbaufpiel in 5 Aufzflgcn von Krattcr. Gefpielt ^vurdc am 11. Mai Mittags 
2 Ubr und dun 12., 14. und 17. Ilai Abends 5 Uhr. Die Einnahmva bei allen vier VurAellungea 
betrugen 272 fl. 4i» kr. 

15. Am 26. und 28. Dez. wurde aufgeführt: Johanna von Montfaueon, ein loman- 
tiCohes Gemälde aus dem 14. Jahrhundert in 5 Akten vun A. von Kotzebne. 

16. Am 27. Dez. IbOl und am I.Jan. 1802 wurde gefpielt: Uuftav Wafa, ein ächau- 
4del In 5 Akten von Kotsebne. 



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234 



Öfter dinger 



17. Die VerlSumdeft Sebaul^l in 5 Akten von Kotsebue, getpitHt am 14. uid 

1& Febr. 180*2. 

18. Lohn der Wahrheit, ein ächuufpicl in 5 Akten von Kutz«bue, aufgeführt am 
94. Febr. and 2. MSn 1802. 

39. Am in. und 23. Mai 1802 wurden von beiden Gcfellfchaften gemcinfam zwei .'^tiuki' 
gegeben, nemlich: 1. Die Wilden, ein Singrpiel in 3 Akten von äcbiniedcr, koniponirt von 
Mag. Btedelin In Biberacb, nnd S. Der Gefangene, ein Schanfpicl in einem Akt von Kotzebne. 

20. Am 2C. Dez. Abends 4 Uhr und am 28. Dez. 18()2 Mittaga 8 Uhr wurde »nfg^hrt: 
Der TodtLiikopf odi r iül' Vogelbauer, ein Schaufpiel 5n ö Akten von Hagemann. 

21. Am ül. Dez, lb02 und am 1. Jan. 1803, jedesmal um 4 Uhr, wurde aufgeführt: 
Bajard, ein 8ebanfpiet In 5 Akten tob A. von Kotzebne. 

22. T>a>^ Schreitiiiu! ( udcr die Gcfnhrcn der Jagend, Sokaoi^el in 4 Akten 
von Kotzcbuc, gefpiclt am 30. Jan. und 22. Febr. 1803. 

88. DerBefneh oder die Sacht zn glXnsen, wn Luftfpiul in 4 Akten von Kotse- 
boe, aufgeflilirt .im 6. und 24. Febr. 1803. 

24. Am 8. <ikt. Mittaj:.« 1' Fljr mul wlL-dcr ;iin If». Oki. IMO^ AUmU Uhr wurde ,zur 
lebhaften Frcudcsbczeiigutig bui dem L'tbcrgai)($ti Bibeiachi» uuter die huldreiche Regierung dea 
Dnrehlauebtigften (AnlMafeB Baden von der hieilgen evangelifehen blirgerlkihen Sdianl^ider» 
gefellfchaft nntcr der Direktion dns Herrn Stadtrichtcr von Hcidcr" aufgeführt: Din Fflrftcn- 
feior^ ein diefer Feierlichkeit gewidmeter Prolog war verfaßt von dem Herrn Senator und 
KriegskaHler von Zell Wohtgeborra. Darauf folgte: Regulas oder die Bttrgerliebe, ein 
Sebanfpiol in 5 Akten von Collin. 

25. Am 26. Dez. 1803 Abends 4 Uhr und den 28. Dez. Mittags 2 Uhr wurde gefpielt: 
Kabale nnd Liebe, ein bürgerliches TruuerJpiel in 5 Akten von Friedrich Schiller. 

26. Am 27. Dez. 1803 und 1. Jan. 1804 beidemal am 4 Dhr varde aufgefUhrt: Wallen» 
ftein, ein Traucrfpiel in 5 AktLii von F. >S<liill('r. 

27. Am 27. Jan. und am 5. Febr. 1804 wurde aufgeführt: Hippolyt und Roswido, 
ein Sebaufpiel in 4 Akten von B. Zfebokke. 

28. Am 2. Febr. Abends 5 Uhr und am 14. Fein. IPOl Mitt.ngs 2 Uhr wurde zum 
letztenmal von der evangelifehen bürgerlichen CSefellfchaft unter Heidcrs Direktion aufgefOhrt: 
Die dentfehen Klelnftldter, ein Luitfpiei in 4 Akten von Kolaebne* 

Viil. Uebar die vmbiigle SdiaufpielergefelKchafi in Biberaali, mm Arihlreii dir ReielMitadt 

bis in die neneKan Zeitea. 



N.-icIuIl-iu das hadifche Übcraiiit den Wurifch riusf:efpro(iien , oder - wie es auch in 



den Akten itcht — „den Befehl gegeben hatte", da^ beide in Biberach Ipicleuden Gefellfebaften 
ITeh vereinigen Tollten, fu legten die beiden bisherigen Direktoren ihre Stellen nieder nnd ea 

wurde zum Direktor der gemein fchaftlichen bürgerlichen Schiuifpielergefellfcbaft der .Si nator iiml 
KriegskalTier von Zi'll vom Oticr.imt ern»nut, welflitr ah ein eifrifror The.iterfreund ;;alt und 
bei der Fcftvorftellung im Oktober 1803 fich als Dichter aeigtc. Derieibo nahm fleh des Theaters 
anfangs lebhaft an, war bei der AbfkObng der neu« Statuten fehr tbltig nnd brackte einea Ver- 
ii h /.wifchen den beiden friihennt (tefellfchaftcn zn Stande, welcher dcsM cn:cn befondero 
Schwierigkeiten machte, weil die Vermögens- und CigcnthumsverhältnilTe gar vcrlchieden waren. 

In den neuen Statuten blieb das alte Zunftwefen boftebee; außer dem Direktor waren 
die Aemter, wie die Vorfteher, Kafllere, nach den KonfelTionen doppelt befetzt und es wcchfelten 
die Acniter alle Jahre. Eboofo waren zwei Herbergwirthe und die Jahreavorfammiungen weehfelten 
bei dcnfelben. 



Die Statuten wurden nach einigen Aenderungcn vom Oberamt bcft.^tigt, worauf dann 



zum erftcnm.ll \un dt r auf hohen Befehl nunuiehro vereinigten Schaufpieler^alVlin haft , bei Ge- 
legenheit der Priiniienaustheilung 18U4 dea 2. Sept. Abends 5 Uhr und den dritten Nachmittags 
2 Uhr aufgeführt wurde: Der Vormund, ein 8ehaul)>lel in 5 AuftOgea von Iffland. 



Die Vereinigung beider Gcfcllfnhaflcn kam der Mufik fehr zu ftatten : d,as Orchefter 



wurde vcrftürkt; Opern, welche vun Bibcraohern koropunirt waico, wurden mehrcremale gegeben, 
denn nicht allein die fchon früher gegebenen Opera von J. H. Knecht kamen zur AufTQhrung, 
fondem auch von zwei Katholiken, Magilter Brcdclin und F.pple wurden Opern komponirt und 
aufgeführt. Von Einereni war frUher (IG. und 23. Mai 1802) ein Sin;_'rpicl pr<rrhcii worden, 
und in dieler Lpoche kam feine Oper „Der Berggeift" aur AutfUhriing. Epplc komponiite 
eiae Oper «Der kleine Gärtner oder die blähende Aloe% weleho mit vielem Beifall 



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0«fehic)ito des Tb««ton in Bib«r«eb, 



886 



aufgenommeD wurde. Dagegen kamen Opern, welche von auswärtigcQ KompouiÜcn verüißt 
warai, niclit mr Aafmirnng, angeblich, weil es an KTXften und EinrichtaiigeB fehlte. 

Das Schau fpicl wurde aber roit befondercr Licbo gepflegt, uud da kamen nur aus- 
nahmsweifo kleine Stücke und Prologe, welche von Bibcrachcra verfaßt waren, vor. Dagegen 
wurden, To oft es die Kräfte erlaubten, die Tragödien von Schiller aufgeführt, wodurch 8«hiller 
der Liebling der Biberacher wurde. Deswegen wollte man am 6u Kor. 1805 an SebillerB Todes» 
feier Maria Stuart atifTiihren, doch tinterblicb ilii-fc Aiifriihrmiir wpf^cn der .nnerwnrteten 
Kri^afzenen", obgleich Tchon der Prolog gedichtet und ailea dazu vorbereitet war. Außer den 
SehHleiTehen Stllekeii gelangten viele Sehaofjplele von Kotaebne, imimd, ZfSehokk«» 'Weißenthnmi, 

K<fnier, KlingenKinn ii. .1. zur AafflUininj,'. 

Die gute Schulung der ineifton Schaufpielcr theils durch auagezeichnete Direktoren, 
dieih dnreh da« btweJb für das Theater, welches den Hitgliedera von früh er Jugend glefehrsm 
anerzogen wurde, dauerte foit. Unter diefen Urnftänden war es natürlich, daß Hch Talente 
febiiell ausbildeten, an denen ea bia auf den heutigen Tag nie fehlte und welche das Biberacher 
Theater i'o euiporbracbten , daß ea auswärtigen und größeren Theatcru au diu Seite gefetzt 
werden konnte. Dies idgte fich unter der Direktion Zelts bei nwei Gelegenkelten. Im Herbft 
1B05 follten die gewöhnlichen Vorftellungen am 24. Sept. ihren Anfang nehmen nnd zwar mit 
dem Schaufpiel von Iffiand: Alte Zeit und neue Zeit, und die Theat«neettel waren fchon 
aoagetragen. Alldn «m 88. Sept rOekten nnTermutbet unter FOrft Lieebtenittin Ofterreiebifehe 
Uufaren ein und bezogen in der Stadt Quartier, weswegen die, Vorftcllung abbeHtellt wurde. 
Die Offiziere aber verlangten die Aufführung, fo daß doch noch obiges Stück gegeben wurde, 
was folchen Beifall fand, da£ am 26. Sept. das Luftfpiel voo Kotaebue Armutb und Hoffarth 
nur Anffnhrong kam, bei weieber Fürft Lieobteußein erfcUeo nod In die KnOTe eine Banknote 
von 10 fl. legte. 

Die glänaeadfte Vonteliung fand am 28. Juni 1808 Ilatt. Am Juni wurde den württem- 
bei^gifehen Offisleren an Ehren, welebe damals in Kberaeb in Gamifon wares, anfgefQhrt: Die 

B r a M d f e Ii a 1 7. u n g und als Xarbftilek die S t ri c k n a d c I. Arn 28. Juni übernachtete dor 
König Friedrich in Biboracb mit feinen zwei Brüdern^ den Herzogen Louia 
and Heinrieb, nebft grofiem Gefolge. Der Kdnig wllnfcbte eine Vorftellung ndtanznfeben, 
ein neues Stück konnte in dicfcr kurzen Zeit nicht cinAudirt werden, es wurdtMi destw ejren die 
Stücke wiederholt, welche am 9. Jnni gegeben wurden und in <!*t Hilf' i-.rh i i;i in . In;,' ge- 
dichtet. Der König äußerte fich über das Theater fehr günltig uud „war mit der Aultuhrung 
sor großen Ehre der Gefellfehaft febr anfrieden'. 

Zu Feftvnrftellnngen gab ea damals tlberlianpt viele VerntilalTuTi^'on , fHr welrlic fallt 
Jedesmal ein Prolog, fei es vom Direktor von Zell, oder von einem Hitgliede der üerelllchaft 
gedlebtet wurde. Solcbe Vorftellungen fanden ftatt am Geburtstag des Königs, bei der Amts- 
Äbemabme eines nenen Obcramtmanne.% oder zu Ehren dt*r Offiziere der Garnifon. 

Wenn unter dicfeu YcrhältnilTcn das Anfehcu der Gcfelirchaft im Steigen begriffen war, 
fo brachten doch die Zeiteu große Veränderungen im Innern derfclben hervor. Bald nachdem 
Zell die Stelle ab Direktor des Theaters angetreten halte, wurden demfelben neue Aemter fiber- 
tragen, fo daß ihm für das Theater faft gar keine Zeit mehr übrig blieb und er Hch mir lud 
außergewöhnlicher Gelegenheit als Direktor zeigen konnte. Ks wurde daher von der Ue- 
fellfebaft befebloffen swei Depvtirte »as der Gefellfehaft nnd swar ein proteftantlfebes und ein 
katholifches Mitglied zu wählen, welche jährlich abzuwechfeln hatten. Diiie prüften die Kcch- 
nnngen, wählten die zn gebenden Schaufpiele, theilten die Köllen aus und leiteten diu Proben. 

Diefe Einricbtnng blieb, folange Zell in Biberach weilte, und ea war deswegen die 
Stelle eines Direktors nur noch ein Ehren pnften, welchen man für äberflülTig hielt, als Zell von 
Biberach verfctzt wurde. Erft nach Jahren (im l-'ebr. 1818) fand die Gefellfehaft, daß „der 
Mangel eines Direktors zu vielen Verdrüßiichkeiteo Anlaß gab, und es wurde deshalb per 
mi^oni befeblomm, das Oberant vnd den Hagiftrat nm Aufltellong rines neuen Direktors zu 
erfuchen." Diefem Anfinnen wurde roj;}ii(h enttprochen, und durch einen RathsbefrLlufi vom 
27. Febr. 1818 wurde Apotheker F. Stecher ') zum Theaterdirektor befteitt, „waa die Gefellfehaft 
mit Fteaden vernommen nnd alle Folgfamkeit sugeßchert bat*. 

F. Stecher %var von Jugend an ein großer Freund des Theaters, trat fchon als Sebliler 
und junger Mann mehrmals als Schaufpieier auf; er gab fiob alle Mfihe, daa Perlbnal su ver> 

') r. Stecher war der letzte Direktor, weVlier von (!er nbri^lcdt cingefetzt wurde. Er 
verwaltete dieies Amt 10 Jahre (1818 — 1828) und ^v.n im Belitz der alten evangelifchcn (Kronen-) 
Apotlie)<e, To dali der eri'te Hin-ktor, iiendieb c. L. lUneb (der OroAvater Wieinnds Von der 
Matter Seite) dieteJbe Apotheke, wie der letzte befaß. 



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236 



Ofterdinger 



grVim oder wcnigftens aur gleicher Hßhc zu erhalten, was ihm auch Anfangs gelang. Später 
aber mußte er einfehon, daß der ztinflmäüige Verband fich immer mehr lockerte, die Zahl der 
alten Alitglicder immer mehr abnahm, ohne daß ebeafovlel neae eintraten, To da£ von 1828 
mdnwe Jäbm toii der Gerellfebaft nielit mehr geißelt werden konntei. 

Erft 1832 gelang es dem PolÜMBentier C. A. Lieb wieder, die Gefelircbaft unter dem 
Namen dramatifcher Verein neu zu beleben, fo daß zncrft unter feiner L^ionf, ipiter 
(184H) unter der des Fabrikanten Schelle wieder gofpiolt werden konnte. 

Daa Theatergebinde wurde tH» in alt befiiaden, die Einriehtungen entfpraeben idebk 

mehr den Anforderungen der Zeit und man fieng daher an, an die Errichtung eines neuen Tbeater- 
gc'b.'tudca zu denken. Zum Gliiek hatte die StadtkalTe damals einen jrihrlichen Ucberfchnß, von 
dem — nach einem Ueichiuä der bdrgerlichen Kollegien (8. Oktober 16il) — zur Bildung einei 
Theaterbanfoiida «IQlbrIioh 1000 iL lorllekfaftelH nnd die m 4*^ an berechnenden ZinTen sank 
Kapital gefchlagen wurden. Da aber durch die Gcfctzgcbring vom Jahr 1848 die StadtkalTe 
ibre UeberfohfUTe verlor, wurden die jährlichen ZufchniTe zum Tbeaterfond« vom 1. Juli 1850 
an ilftirt Deanoeh wurde am 10. Jnli 1866 rom Stadtratb befeMoflTen, mit den Baa des Tbeatera 
anzufangen, und eine Aktiengcfellfchaft gebildet, welche wcnigftens einen Theil des nOthigen 
Geldes herbeifchaffte, der dramatifche Verein gab freiwillig feinen Beitrag^ den Ueft gab die 
StadtkalTe, fo da£ der fcböne Bau im Jahr iä68 fertig wurde'). 

Der dnuDatUSsbe Yereto hatte febon lange niebt mehr fo regelntUBg wie die alte Oe- 

fellfchaft, fondern nur noch bei befondern Veranlagungen gefpielt, namentlich, wenn es galt 
au einem öffentlichen Zweck einen Deitrag zu liefern. So kam es, daß am 13. März 18&3 zum 
letztenmal im alten Theatergebäude gefpielt wurde, ohne daß der dramatifche Verein oder das 
Publikum eine Ahnung gehabt hätte, daß dies die letzte Vorftcllung fein Tollte, die in dem attea, 
hiftorifch gewordenen Gebäude gegeben werden füllte; aber .obwaltende Differenzen waren ver- 
mögend, fowohl einem — dem Akte entfprechenden bchluße des alten, als auch der Eröffnung 
des nenea Theaters dvreh die dramatifehe (jefeilAdiaft hlademd in dm Weg nt traten.* 

Am 8. Dez. 1858 wurde die neue BUhne von einer fremden Schaufpielergefidlfehafl mit 
einem Prolog eiofTntt: der drauatiTcbe Verein gab am 15. Mai 18&9 aum erAeonta] In neuen 
Gebäude eine Feftvorrtellung. 



Bei Abts Bej^rühnis in Bremen liielt Puftur Vogt eine Rede, nacli welelier in der größten 
Stille der Leichenzug nach der Kloiterkircho lieh begab, in deren Grutl: der Sarg verfenkt wurde. 
Alle Strafen, dnrch die der Zug gieng, waren mit Menfohen aogefflllt, an den tetaten Aafitng 

des Mannes zu fehcn, der in Bremen fo AufJVljcn ;;eniaclit hatte. Der Sarg wurde Von 
12 Scbaufpielern getragen; demrelhen t"olf;ten 8 Knllciien und etwa 50 Trauerlatcmen. 

Am Tag nach der Beerdigung wurde zum Helten der Kinder Kmilia Galotti g<^ebei>, 
woan MaglAer Hlllter den Prelog verfaßt «nd der Orebefterdiralitor Wide die OhOre Icenponirt 

hatte. Als fich der Vorhang tiliobcn, fah man die fämmtlichcn Scliatifpieler fchwarz gekleidet 
auf der Bühne, die nUiDDlichen zur Kccbten, die weiblichen vu L<inken ftebcn. Im HiDlergrund 
erhob ilcb ein Monument fDr Abt and feine GatUn, anf dem eine kleine Urne (tand nit der Auf- 

fehrift: Carl Friederich Abt und FcHettas Abt. Auf dem Fußgeflell: Diofc, die der 

Tod den 17. Sept. trennte, vereinigte er wieder den 20. Nov. 1783. .Auf den Stufen 
des Monuments faßen die drei verwaii'tcn Kinder wciucitd aueiiiander gelehnt. 



Beilage u. 



I. Die letzten Ehren Abts in Bremen. 



Chor. Kordens raube StUrmc haben 

Jedes Biumehen febon entlaubt, 

Unfein Vater uns geraubt, 

Ach er fchlummert fchon begraben! 



Noch verweilen klagend wir 
An des Fkeundes Urne Uer. 



') In der kurzen Gefeliichte. <ies Biberachor Theaters, verf. und gedruckt von J. B. Heberle, 
1862, finden fich ausführliche Kechnun^^en über den Bau de» ueuett TJieaterB. Oberbauratb Leine 
in StoUgart fertigte die Pläne und UeberfehlMge. 

*) Heberle a. a. 0. 8. 4» 




Gefehioht« des Iheaten in fiiberaoh. 



237 



Madottolfelle Sehvlt timt lugüun fderiieli tot und rpraeh: 

Ihr fiiclit noch, f^finnor! Freunde! hier Thalien» Spiel? 
Und fUr das Uerz und fllr die Angcc edle Freude? 
■ Ndnnt ftstt d«r Kanft mir Tlir>ii«B iMatel 
Er, der als deutfcber Yater Jängfit noch Encb f^«l, 
Ift nns — auf ewig uns genuminen. 
Ach Göunor! Freunde! wie beklommen 
Klopft Jedw Hen in feiosr BniftI 
Er, deffen crflc, deffen größte Luft, 
Die ihn mit ihrer vollen Kraft durchglühte, 
Nvr BMunen war — den Uer das OlOek, 
So hart es oft verfuhr, ftcts blühte: — 
Er iil dahin — dahin nnd kehret nie ziirnck ! 

Er war des Kenners, war des Freundes letzter Z&lire 
Nieht vnwertli, Iiatte fflr dt» itroAe Sphire, 

Worin VT lebte, Luft, T.ilfiit utid Kuiin. 

Was [onit erwarb ihm edler Gönner Gunft, 
Die ihn woblthltig, freaodUeb, reich hehdiiiiten 

Und A'inor Fehler gütig fchontOlf 

Wer l'pielt mit leineui feiten Mtith 

Den Olsbach, Hutrath, Efiigmann, Paul Werner? 

Wer trifft mli fdoer edlen Wntb 

Den Odoartio? — Ach, wir werden fi-rner 

Als Odoardo nie ihn fehenl — Die Dulderin, 

Sdn treues Weib, des SebaoQitels Rofe, 

War kaum gebrochen, nch, da fank anrli feine Hiillo fahlt 

Auch fie ift würdig unfcrcr Thrfinen! fie die großfli, 

Empfindend, denkend, ausdrucksvolle Künftlerin, 

Jedoeb fls theilten Hera xmä Knnft und Ehre, — 

Sic nhcr doppelt ihren Werth, als edle BOrpcrin, 

Als treues Weib, als gute Matter. — Fließet, Thränea 

Des Biedermannofl noch aef Ihr an firfihes Orabl 

Wohlthätig flii f . r' ueh euch armen Kinderü^ 

Verlaffen anrb, und den Verlnft zu mindern. 

Euch, Waiien, die die Liebe den Verklärten gabi 

Chor. An des Vaters Urne weinet 
Der verwaiften Kinder Uens, 
Ihn hat fielner Gattin Sehnen 

Ringcwelkt, und nun vereint 
Ihn mit ihr der Erde Schofl. 
Ihre Kinder, elternlos, 
Ohne Habe, 

Sachen Troft in ihren Thräaen hier am Grabe. 

Jfanf. Sehnls. Ja, kOmten Thrlnen eoeh, verwairte, Hebe KInderi 

In eurem ganzen lAben Truftung /ein, 

Ihr weintet ßcher nicht allein. 

Hit wahrer Noth, mit wahren Sohmenen 

Empfinden mitleidvolle gute Herzen, 

Und wirken v;it»'>li<-h - o Gott belohne fie! — 

Die Notli der Jaiunierndcu zu lindern, heute. 

(Rio fahrt dto Kleinen «twai Vor) 
Seht, fromme Greife, MiUter, Männer von Genie, 
Seht, edle Uiirger, Jünglinge und Bräute, 
Sie alle nnlerflÜMien, Kinder^ eadif 
Bleibt f^nt im Alter anch, wie In der Jugend! 
An Muth im Ungiilck werdet eurem Vater gleich! 
Doeh liebt wie eure Mutter jede wahre Tagend 



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238 



Ofterdinger 



Und Frömmigkeit, und liabt wie fic. auf Gott VertranOB, 
So wird die Welt eiicli niclit v«;rlriT und am Ende 
Der Lobesbahn, wie hier, des Nachruhms Denkmal baaeo, 
Du MeaAA«afir«niid« hier tau Acbtaag «aern Ettwn woilieii. 
INe ToII GcHihl die Urne iIih vcrcinCcn Staiibes IntoieB, 
(Sie legt einea Lorbeerkranz Riif die L'rue) 

ITnd Blnia«« «nf Our QntlMia.1 ttmtm. 

(Sie Aroiit Ülrinion und fDlirt die Kinder ab.) 

Schlußchon So belobot die Nachwelt aaob bienieden 
Edle Togeodfreande. 

Ruht, ihr Lieben, nun in fergeni Frieden, 
Die die Urne hier vereinte! 
Der vereinten Afchc weihen, 
Und die letzten Blumen ftreueu. 
(Dlo Schaof^Mer (teagti ima an dam HoDUiaent vorbei nad llraaten BtnaMB bin. 

D«r V«rhaiif taity 

Di Ii i Kinder, welche Abt aus feiner zweiten Ehe hinterließ, waren ganz der Barm« 
herzifrVoit ficiiult-r Wolikliattr anlieiingeftcUt: den jüngften Sohn, einen Knaben von 3 Jahren, 
nahm der Buchhändler Fönter- in Bremen zu icb. Der zweite zwölfjährige Sohn i'cheint voo 
tfOoeb 1d AaifterdaiD, einen grofien WobltUlter Abto, anfgenonnien und sam Kaofteann «riogan 
worden 7.11 fein. Ob die Hoffnungen, welche Abt lici feinem älteften Solin, einem Knaben von 
14 Jahren hegte, in Erfüllung giengen, möchte jetzt Heb kaum mehr ermitteln lafTen. Abt felbft 
wOnfehte, daB krines fetner Kinder 8ehaiiJ)i;»ie1er werden feilte, denn das Tel ein glinsandea Elend. 

Die großen Feiedidlkeltea, welche beim Begräbnis Abts unil nachher auf der Bremer 
BUlirtc entfaltet wurden, erregten — namertlirh in Norddcutfchland — jrrfißes Auffehen und es 
wurde vieles darüber gei'prucLen und gelchrieben, wobei allerlei Ausfalle auf Abt» Feri'uu gemacht 
worden. Ea erfdden daher dw Sdurlfk: «Beitrtge anr Lebensgerdiiehte dea Sdiaafpieldfrektet« 
Abt. Dem Herrn ProfefTor Schlözer in Göttingen, dem Herrn r.ibliothekar Reicbardt in Gotha 
und den VcrfaDfcrn der Theaterzeitang zur Berichtigung ihrer Anzeigen gewidmet Frankfurt 
lud Leiprig 1784.« 

Ii. Beichreibung eines Fettes der Biberacher evangelilohen Theatergeletlfehaft, im Jahr 1792. 

Im Monat Nov. 1792 refolvirte die Gefelifchaft iinanimiter, eine neue nllegorifchc Tafel 
in Form eines großen Spiegels verfertigeu und in dem neuen Gefellfchaft&baus zur Stadt zum 
immerwährenden Andenken der damaligen Gefellfohafter und Stifter dIeCer Tafel aufheften 
zu laflcn. 

Es fltellt folcke den Tempel des Apollo auf dem Parnaß vor, in defTen Hintergrund der 
Fegafus gefehen wird. In der Hitte des Tempels ftehet eSn Opferftdn, woranf die Leyer, der 

Köcher und Boiren des .Vpollo liog-en. Außerlialb des Teujinln, zur Seite, flehet die Tliali.i, .ils 
Mule des Luftfpielea, in ihrer liechten einen Lorbeerkranz, gegen die oben an der Kuppel und 
au dem Triamphbogen des Tempels, an einem nmftdiinngenen Band angebrachten Wappen and 
Namen des Herrn Diroktoris und der Mitglieder der Gefeilluliaft hinhaltend, in ihrer linken Hand 
aber hielt fie eine Maske. An den zu beiden Seiten des Teuipeis ftehonden Säulen find noch 
12 leere Schilder angebracht, worein die Namen der allenfalls noch nachkommenden Gelellfchafler 
gefobrieben werden können. Unten an der Tafei ftekt folgendes Obroaodifttehon: 

Th.iT.Ta CVr IViiXIt? tibi rlsV TUPere VerV.M: 
(zu dentfch: Warum verband Thalia diefe? Um Dir mit Lachen die Wahrheit zu Tagen). 

Die Koften diefer Tafel ünd Ten ISmmtiiehen Gefellfebaftem an gleiohen Thailen be» 
ftrittcn worden, fodann den 25. Oktt^r in Begleitung des Buchhalters und der beiden Vor* 
ftehcr in das neue GcrelUVhaft^han« zur Sf ult <,'etin«r<'n «nd allda in der Hochzeitftiibe auf- 
geheftet worden, wo ludann am Abeml dieles Tages der neue GofuUfchaftawirth , Herr Kuurad 
Qflter, allen CMellfehafteni mit ihren FrauMi n. f. w. nsd andeni gewObnlleh Mitfpielenden ein 
förmliches NachtelTen nebft freiem Trunk als Einftand gratis gegeben, bei welcher Oclepenhcit 
dann auf Koften der Uefellfchalt MuTdcanten gehalten und tüchtig getanzt worden ift. Bei diefem 
Anlafi machten dann flinmCUehe Gefellfohafter ea fieh nnd andern in Znknnft nen ehitretenden 
Gefellfchaftern zum Oefetz, niemalen zuzugeben, daB in der Folge eines oder mehrere Wappen 
oder Namen der Stifter diefer Tafel verJlndert, verruckt, oder gar ausgeftrichen werden dOrffen, 
foudern folcbc unabänderlich oben an der Kuppel dea Tempels und denen obern Verzierungen 
der Triumphbogen zum Denkmal ihrer Efaiigkdt verbleiben foUen. 



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Gefchichte de« Theaters in Biberaob. 



IN. Em KoMMI«iK«ttilt virtaft vtn J. H. KReoM, um hhr 1791. 

Dßr Kom^dtcnzettrl , welcher die AnfnUurnng am Montag d«n S9. Aug. 1791 «lueig^ 

besteht aus fünf Blättern in Quart und lautet: 

Der HareDehor, eiii mafikalirohes Yorfpiel, xa Efareti de« HocbwohtgebobKoeB, Hoeh- 

weifen und Hochverchrliclion Herrn, Herrn Juftin Heinrich von Uillern, ncucrwähKen 
Evangelifclien BUrgcrmeifters, Stadtrecbncrs, wie auch Vorftehcr des Kunni'toriums und Scholar» 
chata in der frcyen Keichsftadt Biberach, aufgcftthrt am 22. Aug. 17M Nachmittags 2 Uhr von 
«iner hiefigen bürgerlichen Schaufpielergefclircbaft Evangclifchen Antheils, ond fowolil ilum Texte 
als (!cr Miifik narh vcrf;ißt von Jiiftiii TTuinricb Knecht) £vang«K FriseptoT ond Mnükdirektor 
dafclblt. Mit Wiedcrilcht'u Spliritten ge<iriinkt. 

Perfonen des innf ikaiifchen Vorfpiels. 
Apoll, Gott der Dlehtkunft. Merkor, der OOtterbote und Gott der Beredfiimkeii Kal- 

liope, die Mufe des noldeiiKe(li< litcs. Klio, ilif Miifc der Gefchicht, Tliali.i, ilie 
Mnfe des Loftipieles. Melpumene, die Mufe dos Trauerfpiela. Polyhyiunia, die 
Hofe des Qelknge» oder der Tonknnft. Die Mnfen: Terpfie1i«r«, Euterpe, Erato, 
Urania. 

Mufilcalifches Vortpicl. 
(Das Tbealer ftalU dsn Berg PanwC vor, wonrnf Ap«ll mit don Jlnflm rieh tMÜnteL; 



Chor der Mufun. 
Wer die Krilfte feiner luvend 
Nur der Wiffenfcbaft und Tugend 
Und den feh^nen Kflnften weiht: 
Den hefinj^pn tinforc rhörc, 
Der erlangt einft Kang und Ehre, 
Wird mit Göttorwonn erfreaL 
Recitativ. 

(Apoll tu den Maren.) 
Warum, ihr holden Pierinneo, 
Verweilt Merkur fo lange? — 
Doch - dort i\^h' ich ihn kommen (Mcrkn 
Willkommen, Uüttc>rbote, fey willkommen mir! 
Dn ()pannteft diemnal metne NenbegteKde 
Dnrch deine Zügcrnng hoch. Zig an, 
Was briagft du neues mit? 

(Merkur.) Sehr vieles; 
Doch laß, Apoll, mich etwas dir zuerft craftUen, 
Woran riucli du mit deini in Mufenchor 
Lebhaften Anthcil nehmen wirft — Ich trat 
Aof neinw Wanderung dnreli Sueviena Gefilde 
Auch unter ;in(l<Ti» einen I'Ydftaat an, 
Der in der Mufeofprache 
Kartropolie fieh nennt, 
Zwar kloin an Hcli; doob groß genug, 
Um feiner Bliriyer Klück zu füirdern. 
Hier nahm ich wahr, daß Uebe zu. den Muicn 
Die Henen Vieler Imtner mehr erwSrmt, 
Audi ein in dem S'cnnt feit wenig Uonden 
Sehr rafcb erfolgter Umfchwuog 
Maeht ihn bemwkenswertb; 
Jedoch die neufte, wichtigfte Veränderung 
In dit'feni Staat ift die Ar ch on t en w a Ii !; 
bie fiel auf einen witrd'gvn, hochverdienten ilaoti. 
Arle. 

CK» prSfenttrl fleh ttbor den Hanple Aih>11s dar Käme 
' das n«ii«rwabtteii KmM« in der ftfatoii«laffireh«i, 
ta«leaBbt«tm Sehrilt: 
Vir DOblLIssIMYs InsIgDlsqV« 

IVäIIoV* ir. niTfVh De Hit.I.ern.) 

Schau, iibcr deinem Haupte ftraiblct 
Sein dienrer Nan' in Flamaienrehriltt 



Sieh, wie ihn fclblTt das Jahr hemaU t, . 
Worin das ichönfte Loos ihn trifft! 
Ja, er iit diefes Standes wertb, 
Werth, daß ihn jedermann verehrt. 

Apoll. 

Wie hin ich über den entzücket, 
Defi Kam' ob meinem Scheitel blitet! 
Wie ibbr ift diefer Staat beglfloket, 
Der einen folehen Haan beSbttt 

Apoll und Merkur. 
Ja er ift diefes Standes werth, * 
Werth, daß man freudig ihn verehrt. 

Kall! o pe. 
Erfahren In des .Staates Kunde, 
Beftrahlet von der Weislieif Licht, 
Wbrd er mit Luft zu jeder titunde 
ErAUIen fdne hohe Pflieht 
Ja cv ift alles Hnhmcs wcrth, 
Werth, dafi man freudig ihn verehrt 

Thalia. 
Ermficlet von den AmtagefehUten, 

Die er zum Wohl des Staates Hbt, 
Beletit er fieh mit neuen Kr.lfton 
Im ächuoa der Mufon die er liebt 
Er fchOtiet audi ThaUabi Spiel, 
Und hat fllr^s Feine Hoebgefllbl. 

Pei 1 y h ym ni n. 
Die Lieder wird er nicht verfchmäbcD, 
Die unfer Hund ihm heute fingt, 
Auch künftig auf mich huldreich fehen. 
Weil ihm mein Spiel Vergiiflgen bringt. 

Alle drei Hufen. 
Ja, er ift diefes Standes werth, 
WerUi, daß man ihn ftets bocb verehrt 

Recitativ. Apoll. 
Wie glncklich ift der St-iat^ 
In dem ein weiter 3iann 
Dan Ashvare Stenemtder Alhrt! 



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240 



Ofterdingor 



Defi Ohl r1i 11:1. t, mit Klujihei^ HnM 

Und WilTcnlchaft gelchmttnker, 

Das Bcl'io feiner Bürger fucbt! 

Und dief« wflnfebeunrertbMi EigrafehAflen 

Vereinen fich in dierem Mann. 

Drum auf! ihr Mufen alle» 

B«fiilg«t iliit anjctzt mit mir! 

Auch da, der Mija Sohn, Gott der Beredfontk«!^ 

Stimai ein in nnfir fciorliches Lied! 



Schlußchor. 
Preißt, glückliche lUirgcr, das holde Gcfchick, 
Das euch mit dem beüen R^entea befcbeokte! 
0 wie M die Wahl anf da« lierrUdifte kaktel 

Erbittet vom ntratne! diin Treffirchften GlUck! 
GefuDdbeit omgläoz' ihn mit heiterem Blick, 
Und bta In die Qjitefte, graaefte ZdtMi 

Soll Segen ftets feine Regierung bcgleitm! 
Er bringe die güldene Zeiten zurürk ' 



Um ihre lebhafte Freude über die am erften diefea glQcklich getroffene und den VVünfcbeo 
der ganuD Bflrgerfchaft enUVtreeheode Walil etees neuen evangelirehen Bürge rm elften, 

Stadtrechners, wie auch Vorftehers des Konfiftoriums und Scholarchats der freien Reichsftadt 
Biberach, in der theuerften Perfoß des Hochwobigeburnen, Hochweifen, Hochverehrlichen 
und um das hieflge gemeine Wefen lUngllk fich hochverdient gemachten Herrn Jnftin Heinrieb 
von Hillcrn mit iooigfter Theilnehmung zu bezeu^^en, und lieh fernerhin in Hochdeffelben 
hohe Geweip-enheit unterthiinig zu empfehlen, wird eine hielif^e, biiiperliehe Sehanfpiolcrgcfellfchaft 
evaogelifcben Antheils, am 22. Augufl 1791 aufzuführen die Ehre haben: Den Mufenchor, ein 
nttflkaltfebes Vorfptel und hieranf; Die Sonnenjungfran, da 8ebanf)pfel in flinf Anf- 
iflgen von Augufl von Kotzebtie. 

Auf den erften Platz, der fOr Magiftrats- und andere Standesperfonen beftimmt il\ 
sahlt naii nach gnädigem Belieben, anf den awetten Ftati 19 br. uod auf den dritten 6 kr. 

Vorberlebt 

Die Idee zu gcgenw :irti^em Scliauriiiel nahm der Iterfilimte VerfafTer aus der Oper Cora, 
den Crftoff davon aber findet man in der Gefcbiehte der Ynka*s, von Marmootel. Die An- 
betoog der Sonne ale eine venndatliehe Gottheit febreibt fleh von den llteften Zeiten her. Mit 
diefem Aberglauben waren auch die Peruaner behaftet. Manco Capac, der erflte Vnka, 
ftsflete in jenen rohen Zeiten, wo die Menfchen unbekleidet, gleieh den Tbierpn des Waldes unter 
dem Dach des Himmels wohnten, ihre Weiber wie die Frucht der Palme behandelten, die jeder 
breehen durfte, und ohne Religion, ohne Eigentham and Oefetae fai der Wildheit IditeD, des 
Dienfl der Sonne, baute ihr einen Tempel und Mcihte Jinifrfrauen ilirem Dienfte. Er fchnf das 
Gefetz der Keufchheit, denn damals, da nur noch Slanlichkcit hcrrfchte, und die Vernunft ein 
Kind war, wire ohne diefea Gefetz der Tempel an feftliehen Tagen ein Tammelplati der WolNifte 
gewordra. 80 zwang fta die Noth, der Natur in ihr großes Rad xu greifen. Aber eine lange 
Reihe von Jahren verwandelte dns Gefetz des ScbiekHehcn in dns Gefflhl des Scliiekliclien. 
Wo dieies herrfcht, ift jenes nicht mehr uolhig. Deiu König Ataiiba, einem Abkömmling der 
Tnkaa, gelanf aa, dien ftrenge, dnreh daa Alterthom bd den Prieftem und dem Volk ehrwBrdig 
nnd nnvcrbrflchlich gewordene Gefetz in dem AufrenMick zn vemirhten, als Cora, eine Sonncn- 
jungfrau, welche ans der Familie der Ynkas herftammte und das Gelübde der Keufchheit weg«i 
«inea allsnTertranten Umgänge mltDonAlonao, einem Spanier, braeb, der dem KOnig von Qoito 
die nOtzlichflten DienJle geleiftet hatte and deshalb von demfelben fehr gefobStzt wurde, mit ihrem 
alten nnfchuldigen Vater und Bruder zn einem höchft graulamen Tode verdammt werden follte. 

Man will dem Zuhörer durch eine vorLIufigc Erzählung des planmäßigen Ganges 
dicfes vortretriichen Schaufpieles, welehea fehon au mehreren Orten mit verdientem BelfoU auf- 
geführt worden ift, den Reiz der Neuheit nicht entziehen; nur fei f»«« nns vprj»nnnt, das ein und 
andere noch za beriibreo. Cora's Gemütbsart iil ganz Natur und Unfchnld, und ihre edle ^ele 
behllt aneh M dem Anbliek der namenfebUeheo Todesart eine bewondernngswlirdtge GrSfle vnd 
Standhafti(j:keit bei. Der Sonnenpriefter Xaira ilTt als ein hartherziger Menfch und blinder Eiferer, 
der Oberpricf ter, welcher auch aus den Ynkas herkommt, hingegen als ein edelgelinnter, 
heltdenkender Hann, und Roila, ehemaliger tapferer Feldherr, als das Gepräge eines fonder- 
baren Charakters meillerhaft dargeltellt. Vorzilglich zeichnet fleh der König Ataiiba aus. 
Diefes Müller eines aufgeklärten und gegen fein Volk gütig gefinnten Regenten weiß Klugheit 
und Anfehen mit Milde zu verbinden. Uebrigens ill das ganze Stück in einer fchänen, tli<;Ucndeo 
fiobreibart verfaAt und voll von fowoM noterbaltendes, als rOhrenden Sitnatioaen. 

IV. Pralei der erltw Varitollung des dnunMMini Variln im nrnm Thnatafiebiade fai Mbanwii 



Bei der erften Vctrftelhinfr des d ra m a ti feli c n Vereins im neuen Theater am 
16. Mai J8Ö8 wurde ein Prolog, vurfaSt von deJTen Mitglied Robert Langer, von Fräulein 
Matte Ubdan gefprochen. 



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GtefeUelite des Tbeate» in Bibomob. 



241 



„Der Vorhang aur!" £a find zweihnndort 

Jaltre, 

Daß diefer Ruf iluft unfrer Stadt getönt; 
Und die ihn i'p rächen — alle hat die Bahre 
Mit ihrw Dafeins WeehTel «Bsgeß^hnt — 
Was raochfe ahnend cinft das Ultz ilurclitielien, 
Als bang der Fufi die Bühne dort betrat? 
m« fi« entrollten von der Hesfebheit LcImd 
Die lichten Bilder und den dunklen Pfildt 
Duch hoffind w:ir das crnfle Werk begomeOf 
Sie bauten an der Muiea Feltaltar, 
Und manebmr Stern Ift Jenem Erde eodclonnieD, 
Der Zeuge Ihrea iVhönen Wirkens T^ar 
Getragen von der Dichtkanft heil'ger Weihe 
Umfeblngen Hob der H elfter fftn^e r Reib'n, 
Dem WfeUnd, Kaeebt, 0» floebten immer 

neue 

Und fcbönere BiQtben diefem EraD2e ein. 
Der Dichter Oberons — am jene Bretter 
irt fein gewalt'ger, ftarker Gi ift goraui'cht. 
Es haben oft dem Lieblinge der Götter 
Die ZflitgenolTen ftill und ernft felsartebt 
Und wie das Starke fchön fich eint uit ZartMn 
Und Grones feiiafft im ünnigon Verein, 
80 wiikte Kneebt, denn feine Lieder paarten 
Sich mit des Dcukens heil'gem Feiiti- ein. 
Und was die Zi il lucli barg in ihrem Soboße, 
Von Völkerjammer und von BUrgerglUck, 
Wie fieb geftalteten die emAen Lofe 
Von nrfercr Stadt: gleich einem Spiegelbück 
Gab üch das Bild au jener Bühne wieder. 
Belloiien** Donner, bolder ISntnubt Sebdii, 
Sie fanden Worte dort nnd hatlteo wieder, 
Und graben fich iii's Ilcrz des HOrers ein. 
Der Vorhang fiel; verütlet Imc] die Kaume, 
Ebi Bild dei Lebens» der Yergaaglicbkdt. 
Doch unfer kQhnftes Hoffen, tmrrc Tränine, 
Sie ünd erfüllt, He wurden Wirklichkeit: 
ffin neoer Tempel hebt die feUanken Säulen 
Zum lichten Bau des HimueU ftulz empor. 
Es darf die Kunft an würdiger Stritte weilen^ 
Der Hufe Sang ertönt im hühtiiu CLur. 



Den Vorhang auf! Es war ein Jabelrufen, 
Das fVeadiglant an alle IIcr7:en drang, 
Ein Sfrflmen war's an dva Theaters Stufen, 
Als Kiinltlcrmund das Wiegenlied ihm fang; 
Und dea Befdianw» tmnk'nea Auge wellte 
Auf feinen Formtn. Tnnig und entzQckt 
Die Menge gern die Freude derer theilte, 
Die freundlich de dareh diefeo Bau begttt^^t 
Die KOnftler floh'n und ihrer ^ele Bilder 
Sind mit de^ Yorbanf:" >;iiil:('n nnn verraafcht. 
Erinnerung bleibt, ile Uimmt diu Herfen wilder, 
Wenn nun der Dilettant die Belle tanfebt: 
Denn Biberach? Söhne, feine Töchter, alle 
Beginoen neu den cinft gewöhnten Lau^ 
Und rufen febBebtern dureb des Haufes Bane, 
Doch hoffend auch, ein lautes: Vorhang auf! 
Nehmt, was wir bieten, freundlich nun entgegen 
Und richtet ftrenge das Gebot'ne nicht! 
Des Dichters Geift itt nicht anf unfern Wegen, 
Wir borgen nur von feiner Fülle — Licht, 
Was vor zweihundert Jahren eruft begonnen, 
Es feilte nicht mit uns sa Grabe geh*n. 
Zum neuen Werke ift die Kraft gewonnen. 
Die «ite Kunft foü freudig auferfteh'n! 
Heil ßib'raob Dirl In bunten Boigcnfchwingen 
St;i von der Freude Fittig ftets umraufcfat; 
llög dir noch manches große Werk gelingen 
Dali Deinem Huhm die weite Ferne lanfcbtl 
Sei dnig fteta bi Oeinein Biigerkreifb, 
Halt fcft am Friedeti, an di -n höchften Gut; 
Und kreuzte je auch Unglück Deine KreiTe — 
So wobnt Oeb't doch in Debten Hauern gut. 
Heu Dentfehbmd D&rt In fernen Werten 

thilrmen 

Sich fcbwarze Wolken über Dir empor; 
£1 will der Erbfeind debie Grenien ftdraum, 
Der Scblaebtmf tOni, ee fcboanbt der Feinde 

CShor. 

häS fHfcb die Winde Defaie Banner fchweUen, 

Beginn aufs neue Deinen Siegeslauf, 

Und ruf, diifl grell dem Feind die Ohren geilen, 
Ein donuurod einiges: n^eu Vurbaug auf' ! 



V. Befebraibuiia der Akten, dm Bllieraeher Tbeeler bUrtllenii« 

Herr Seifenfabrikant Dolliuger in Saulgau ift im Befitz Ton 8 B&iden, welehe die 
wicbt%ften Quellen zur Gcfcbichte des Biberacber Theaters bilden. 

Der crlte Band in Folio bat 85 nberfehriebene Blitttcr, welche die Statuten der Gefelifchaft, 
einige Auszüge aus Kathsprotokollcn, die Korrcfpondenz mit dem Senat »nd Befchlilffo deslelben 
enthalten. AiiGtndt ni befindet fich in domfclbeii ein Ycrzeielitiis der Direktoren tnid der Mit- 
glieder der Gciclllchaft, meiftens mit illuminirtcn Zeichnungen der Wappen der Mitglieder, welche 
xuin Tbeil von Haler KlaudOgd berrtUiren. 

Die erAe Seite enthält ein Titelbild, welches das Wappen des alten deutfchen Reiches 
darflellt. Im Mittetfchild des 1 topiieladlers befindet fich das Wappen der freien Keichsftadt 
Biberach: ein goldener Biber in einem btauen Felde. Das ganze ift mit einem blauen Band 
angeben, auf dem fleh die Namen der Gefellfehafte- Mitglieder vom Jahr 1738 befinden. 

Das eile Blatt enthalt den Titel, welcher heißt: LiSblicher Bürgerlichen Komfidianten- 
GcfelUVliaft abgefaßte Ordnung nnd Artikiii: To bey Aufrichtung der OefelllVbaft a. r. 1f;«(^ <l. 
2U. Oktbr. von Einem Hoch-Edlen und Hoch-Waiicn gefammten Magil^rat Diefer des 11. liö- 
Wflfttemb. rierta4«lw*k«lle IMS. 16 



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242 



Klemm 



mifch, Reichs Wollftbl. rrercn Stadt Riborach ';:roCiniltIii;rrt, gnJldipff tconntmlri und hvfU'd'y^et , 
wie auch diejenige (o von Bcmcldeter Lübl. Gcfelll'cliaft der Komödianten in folgenden Jahren 
hlmageiüiati und wie rolehe endlich revidirt, renoyjrt, und weiter aotfifefttbrt worden, famt bel- 
(efllgtBD Protokoll ao. il2\) Mense Martio. 

Die A Ilten in dicfem Band gehen von 1G88 bia aar Aufhebung dor Beichsftadt und 
fchließen mit den neuen Statuten voro Jahr 1804. 

Die zwfi andern liändc Und in Quart und enthalten die gefcbriebewm Theaterzettel d.h. 
die IVrfoncn tiiid Ai t( ni<* m bft Anhalte der KinnahrncMi, und einem ViTzeichnis der gedriirktcn 
und ungedruckten Sebaulpicte, Tragödien, Luftfpiele und MuJikalicn, welche der GcfelUchaft 
gehörten. 

Der eine Band enth.'ilt 77 befchriebeue Blätter und hat den Titel: Einfeh r ei bbnch 
der Komödien, welche von Löblicher Gel'cUlobaft anfiinglich und nacheinander agi- 
tirt worden. Der andere Band hat 136 helchtiebene Bllttcr und hat den ntel: Da* zweite 
Kinfchreib-ßuch der Komödien, welche von Löblicher GelhHfchatt allhier tob dem Iluiiddl- 
jährigcn Jiihcl 1786 ao und dann nacheinander agitirt %vorden von G. C. F. 
(Georg t'hrlLCoph Flächer Weißgerber). Biberach d. 26. Dez. 17Si>. Der crftc Band enthält 
die Theaterzettel von 1781 bie 1786; der iweite aber die von 1786 bis 1819. 

Viin IltTin Koiiilitor Robert Langer Ten. in Bihcracb crliielt ich zur Kinfichf einen 
Band in folio mit dem Titel: MArtikelbuch der vereinigten bürgerlichen ächau- 
fpieteT'Oefetlfchaft an Biberaeb von 1804'. Diefer Band enthält auf 28 Seiten dl» 
neuen Statuten der Gcfellfchaft, viele Akte nl'tücke, nebft einer kurzen Chronik, Außei'deni da» 
Konto und KalTenbuch der dramatirchen (üelellfchart mit einem Verzeichnis der Hitglieder der- 
lelben, von 1K')9 bis 1B61. In deml'elben Band liegen nicht eingebunden (i Aktenftücke aus 
dlefetn Jahrhundert. 

Auch der l'eilhcr verftorbene Pofamentier Chriftian Adolf Lieb in IVihoracli, der wie 
uüengeuaonter Herr Dollinger aus einer alten Biberacber Schaufpieler-Fainilie Itammt, hatte die 
Gute mir mehrere Aktenftüeke aar ESnIieht au Obergeben. 



Beiträge zur (ierchicht» von (ieiäUngon und Uuigt^gend. 

Von A. Kluium, Diakanus in fni^lingen. 

I. Spitzenberg und Michelsberg. 
Vortrag in der Mnleuuirigelelilchatt zu Geislingfn gehakten am 12. Dezember 1682. 

Wenn man von Göppingen her nnfrem Oeifdingcn zn fährt, fo bemerkt man bald rechts, 
etwa zwifchen Großcisliugen und GroCrnßi !), wie fich von der malTigcn Wand, als welche die 
Alb einem entgegentritt, zur rechten Seite der ziemlich rchmaien Spalte, als welche das Filsthal 
diele Wand durchbricht, eine einzelne Spitze loslöflt und mehr und mehr oben ifolirt, doch im Fnße 
mit der Malle Fühlung behaltend, gegen die Thalfpalte heraustritt. Hehr und mehr nimmt aneh 
diefe einzelne Sin't/c die fidiouL- rnndlifhc Form nn, mif der ll^' dann, wenn man gegenfiHer von 
Kuchen gelangt iit, hinter und über diei'em Ort lieh dem Bcrchauenden gerade gegendber erhebt, 
nnd die lic, von hier bin Oeislingen faft annnterbroehen fiehtbar bleibend und fteta den Rückblick 
fchöti ahrdila lknd , m'i lir mehr voi liei t- Di> .\ i- auf bi LitiTer, auch fchon gerundeter Bads, die 
vom Hauptgebirgsftock vorl'pringt, frei und oben weniger fteil ala antcn, kegelförmig ßch zu- 
fpltzende Berg iti der Berg, der nm der Bnrg willen, die ehiltena feine Spitze fehmOckte, nns 
hier weiter beichüftigen l'oll, der Spitzenberg, fichtlich fo genannt, weil er in feiner Form von den 
gewöhnlichen B< r;;t ii der Alb un<l insbefondi rc tinfcrer fonfri-'on nächTten Umgebung abweicht. 

Ehe wir aber auf die Frage, was denn diefer Berg geichichtlich Intered'antes uns biete, 
niher elDgehen, wollen wir aneh den ganien Bergftoek, dem er cng«Mkt, not genauer anfebeii. 
Fb ilt das dio den Namen M i c b o I s b e r tragende merkwürdige, zietidieh frrrd'e Herpinfol. Auf 
drei beiten ilt fie von der Fils umflofTen, die hier von Uaufen au lo leltlame Windungen hat 
muffen anftcllen, nm dlcfe gewaltige, felHi^e MalTe^ die He nicht durchbrechen konnte, au umgeben 
und fo endlich aus der Alb bcraasiukomnu-n, und die in Folge hievon ihre anfängliche Richtung 
von Südvveft nach Xordoft in die von Siidoit nach Nordweft umwandelt. Auf der vierten Seite 
aber fchneiden die Thiiler dis L'nterböhringen und Raufen durchfließenden Rolirbachs und des 
vom Grflncnberg her bei Gingen In die PH« elnmllndendcn Barblenbacha (-- nach einer verfchwun- 
dencn St. Barbarakapelle genannt — ) fo tief Reh faft die Hand bietend ein, daA aneh hier unTre 



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Beiträge zur (Hfchichte Ton Geislingen und Umgegend. 243 

Berginfel nur noch durch einen ziemlich langen und fchmalen Grat, anf dem der nähkin'enfOnnigc 
Riirrcn bcrondtüs tri-iriichf Aiisfieht bieten foU, an der Loge hinter dem Hof Grüuenberg mit 
der fonltigen Malle der Alb zulammenhäagL 

Mir Teheint nun Tebon der Name Wehehberg ein bedentTnmer Name an ttSa. 

Es ift iinft-'i Micliolsbcr;,' iiiclit der einzige bei uns zu Land; es pibt noch gar manclio 
andere, ea müge gentlgen, wenn Ich auiier an den Uimer, der Jetzt die WUbelmsborg trügt, an 
den bekannten Anellnfer de« Strombergs , an den Hiehehlierg bei BOnnigbelm erinnere. Wie 
dieler, hat ohne Zweifel anch unfer Mielielsberg feinen Namen von einer einft irgendwo auf ihm 
flehenden Knpcllc des Ei/en^:eL«> MicJacl. Dicfer Michael :ili<>r ift nach einem fehr interelTanten 
Auffatz von Dr. E. Gundert im Kvang. MiUlonsmagasin (Jan. 1880, ä. 18 ff. der Schwabenapoüel 
Colnmbaa) bd uns an Land oft niemand andwe, als dra ehrMtlieb umgewandelte alte Sebwaben- 
oder AlenianncTipott Tin oder Ziu, heute nocli f;enannt in dem von ihm hpr^releitoten Xamen dee 
S. Wocbentagca Dienstag ZiuBtag). Dicfer Gott war eigentlich der leuchtende Uimmelsgutt, 
der feine Strahten auf die Grde fandet Da« blitseade Schwert war fdn Sinnbild, daher er aaob 
der Schwertgott hieß; er erfchien den Schwaben als der ältefte unter allen Göttern, als ihr 
Großvater, ihr Attila, wie fie fagten. Es fragt lieh alfo, hätten wir vielleicht Grflnde, in unferem 
Michelsberg eine fchon alt beidnifche, dem Dienft diefe« Schwahenguttes und anderer Götter ge- 
weihte Stätte zu erkennen? Ich erinnere daran, daAnrfr auf der andern Seite des Filstliales gleich 
bei Haufen der Wurmhaldf hcp^r^rnen, dir an den Ij'ndwnrni und damit an den andern Hanpt- 
gott, Donar, erinnert. Weiter kommt hinter und über Uanfen der Weigoldsberg (waiirfcheinlicb 
der wigettnsiUte von 1368> 1807 weygelsberg], In welchem nach der Sage ein Sehats ▼erborgen 
fein foU. Ihm fchiicßt lieh an gegen Unterböhringen liin der Hexenbuekel, und endlich finden 
wir bei diefem Ort fulbft unmittelbar am Fuß des Michelabergl, wo ein kleinea QneUbftcbleiu 
herauskommt, den Flurnamen Heiligenbronner (ad fanetnm fontem 1&07), was wieder anf de« alt- 
(Icutrchen Quellkuitu? zurüekilcuten kann. Ich will das fchon etwas fernere OraokeaiMn mit 
dum I)raelienl(»rh nieht inelir l>eizielieii luul ver/.iejite aliluhtlieh :iuf die etwaige Deutung unfre« 
Gedcn Thui-mes bei Geislingen auf einen Odins Thurm, da der Name diefes nordlfchen Gottes bei 
uns la Laad ▼ielmebr Wodan lautete und Heb fplter naeb Gundert in ein Onatou oder Guten 
verwandelte, z. P.. in Gntcnberg OA, Kirchheim (wenn hier nicht der Frauenname Gutn beiein- 
i^ielt). Aber ich glaube, alles zufauimen durfte doch einigermaßen darauf hindeuten, daü unfer 
HIchelsberg fehon in alt lieidnifeber Zeit eine religiOfe Bedeutung fOr die Umgegend gehabt 
haben wird, die dann naturgemäß fpiiter in der chriftlichen Zeit auf feine Michaelskapelle fich 
übertrug. Wohin aber ift diefe gekommen? leli ^Oaube einfach, fie ift mit der Zeit, am Ende 
geradezu vom Spitzeuberg herunter, ins Thal herabgezogen den Leuten nach, die doch nicht immer 
fo hoch liinattfftdgen wollten. 81« hat fleh verwaaddt in die PfarrUrcli« «Sauet Michels xo 
der AHpnftnf, wie es 1^% heißt (Kerler. I'rk. z. Orfrh. d. Cr. v. II. .S. 24); ift doch diefc Kirche 
in Altenftadt oder Altengilelingen in der Zeit, da zuerft volles Licht anf die kirchlichen Ver- 
biltaiffe unfer er Gegend ÜUIt, um 1975, die flebtUch bedeutendfte der gauMu Dmgegend. Ibr 
war als Filialkapelle die Kirche zum heil. Jakob in Knohen bis zum Jahr 1430 untergeordnet. 
Von ihr aus wurde ohne Zweifel auch die Kapelle „Sant Niclaus zu Kuchen" (139t.>, a. a. 0.) 
verfehen, welche gleich Uber Kucheu unmittelbar am Fuße des Spitzenbergs ftand, zu welcher 
von Altenftadt her noch heute ein belbnders Tcrftelnter Weg, der Kirefaeaweg, führt, und welche 
einftens den Bewohnern des SiiHzenbcr^s ah Schloßkapelle') dienen mochte. In dtp Altcn- 
Uadter Micliaelskirche war endlich auch die Uurgkapelle auf dem llelfenltein eingepfarrt, welche 
erft 185& einen eigenen Kaplan ittr den neu geltilteteu Altar der feiigen und glorrdeben Jung- 
frau Maria erhielt, von der aber fcbott «iu Eintrag im GdsUnger Spitalfislbuek geleguotlich dw 

•) Diefer bieS ;Ut Runigenburc 793 und Iluhelbcrg 1267 (OA.Bcfchr. Brackenheim 
8. 217). Ut wohl der KuhimbabU an Ulm, eine MalMtte 12&& (Freltei, Ulm Urkunden - Buch I, 
98—95), auch der fpätcrn Hfchehberg und von ihm das nOrdKeh anfebßeßende Rnhethal 

( - Rn<,'cthal, Gerichtstliar'1 benannt? — MicbeUbeifj bieß ander einem Berg weltlich vnni lliaii- 
toj)!' ancli einft die Lirobm-;; ]>vi Weillieim, der Ki.-<biibl liei LMfchingen OA. Xeresheim mit lieiten 
einer Rinjibiirg, der Hohenzollcni, Laiitev .Anib-Mtnii;:«-!! , iti dielen Miebeli^bei ;;eTi etwas He- 
dcutcnücre.'i au fuchen. Dazu kommt noch , daii das ileutiehe Kei< Ii in feiner Fahne als Schutz- 
patron den heil. Michael führte (der dcutl'ehe Michel). Und naeh 1'. Stäliu Gefrh. Württ. l,no 
waren die Qericbtsftitten befoaders gern auf dnem Benc oder Uügel. Ea konnten alfo woU 
befonders fn diefen Hicbelsbergen noch mehr folche alte HalitHtten necken. Es wire s. B. mit 
Präz. X.äjjele in Waiblin^ren zu erinnern an den Berg Micheicskäppole bei Uradl und au die 
Michelskirelie ; < "aiiiieliiul ".- 1 liei rt'uUin^'un, beide allo bei (Jrafenfitiscn. 

Ans t'päterer Zeit iü bekannt, dal; l3i'iO (iraf Ulric-h vun Ilelfcnftcin mit i'einor 
Mutter Agnes eine Meffe auf den St. Mikolausaltar zu i^ucben ftiftete (Kerler, ücfcliichte von 
Bdfeaftdn 8. 66). 



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244 



B^ttbinif des Jahrstags flir den am Tag vor dem IliiDmoIfahrtsfcrt 1331 vcrütorbenen Rcitd 
Johanoes von Helft nftt in Ix lagt, man feile pcbcn „2 Steri i-ü Wachs fannt michel zu brennen 
gen Heifeui'tcio", l'o daß wir einen richtigen Abienlcer der Ältüuiudter Micbaelskircbe in ihr er- 
kennen dnrfeo. 

Her Eiminick, den wir bekommen, daß in dem Michelsberg ein alter rcligiöfer Mittel- 
punict fUr unlre ganze Gegend fteclce, wird onr ver/tarkt werdeoi wenn wir finden, d&6 er auch 
ein nilitirtfeb bedeatramer Punkt Mt iltefter Zeit her gewefen fein wird. Ick glanbe wenig ftens 
den ganzen Michelsberg als eine einzige große Feftiing, als eine der von dem badilchen Ingenieur 
J. Näher in Karlsruhe (Konftanzer Zeitung 1882, No. 128—209 „der Burgenbau") To genannten 
Bauemburgen betrachten zu dürfen, als den einftigen großen Rnckzugsplatz , auf den fleh fai 
Zeiten von Kriegsgefahr die Bevölkerung der ganzen Umgegend mit ihren Herden und allem 
Beweglichen, das fie hatte, flücliten konnte. Wir treffen allerdings nicht an ihm eine ringförmige 
Umwalluog, die bei der wohl einige Stunden betragenden Umgreoznog auch fchwcr herzuftellen 
gewefen Ma würde. Wir erklären noe daa ans der natUrHeben Steilbeft fdaer Binder, die, in 
Verbindung zumal mit dem die Seitenflächen bedeckenden VValdgcftrüppe, dem Feind das An- 
greifen genug verleiden konnte. Aber gerade an den 2 Punkten, wo eine belTcre Angriffsgelegen- 
heit Heb bieten woltle, linden wir avek tbatltichlich 2 entfchieden alte Anlagen von Befeftigungen. 
Einmal auf dem gegen Altcnftadt hin fich niedcrfenkendMi Ansläofer deaBerge.<)| der der Alten» 
ftädter Berg heißt, an dem noch heute die einzige auf den Mirhelsberg, nach Oberböhringen 
führende Fabrftralle Heb hinaufzieht, treffen wir (über dorn von Geislingen aus gut üchtbaren 
Steinbrueh) etwa 64 Sekritte rinwSrta von der rdiarf analanftaden Spitae, treffliek erkalten einen 
theilweife noch ö— 6 Fu(? hohen, 20—30 Fuß breiten Wall, vollftändig dem Zirkel nach von der 
einen Seite zur andern hinüber geführt, 86 Schritte lang; und wieder 51 .Schritte weiter gegen den 
Berg hinanf ift diefer erfte Wall von einem «weiten Ilm vollkomnicn gleichen, nnr weniger gut 
eikaltencn, 217 Schritte langen begleitet. Der Körper beiiler Wälle bclt< ht ans :iiifgcfchüttetcn, 
«np:pfilgteTi Steinen vcrfchiedenfter GruCe. leh kann mir nirlif amlei s denken, als daß diele Wflllö 
mit den vor ihnen an der Außenieite zu denkenden nur in .Spuren noch angedeuteten Graben be- 
Aimmt waren, einem den AnfAIeg snm Berg ▼om an der Spitse dnrdi Hinabrellen von Steinon 
11. dg^l. deckenden Kontingent der Vertheidiger den Kücken gegen eine etwaige Umf^ehnn": zu 
decken. Und wieder an der Stelle, wo von der Einfenkang hinter dem Spitzenberg aus ein 
ianfter anfteigender Kamm xn der HoehflSeke dea Miebelebergs Abrt, i(t durch einen wie in der 
Form eines eckigen S geführten Graben , dem etwas weiter oben ein den Kamm qner durek- 
fchncidendcr folgt, das einftige Dafein einer diefen Weg auf die Höhe ablehncidenden Befeftignng 
erwiefen. Daß man auch vom Grünenberg und Burren her über den fogenannten Tennenberg die 
Hochfläche des Michclsbergs leicht hStte erreichen können , daß alf» auch hier ein doch nicht vor- 
li.mdener Graljeii li;itte fein mü/Ten, wenn der Mii In hberg eine Ffftung ira gedachten Sinn gc- 
wefen wäre, ift ein fcheinbarer, aber in Wirklichkeit doch nicht treffender lunwand, denn wie 
leb mleh felbft flbersengle, steigt auch dort von dem Kamm an« der Berg in dem Wdd Dieke 
fo füll anf, daß in jenen Zeiten der Kriegführung mit noch einfacheren IIilfsmitteln,an welche wir 
ja hier überhaupt denken, die Vertheidiger oben auch ohne künftlichc Beihilfe auskommen konnten. 

Haben wir am Miekelsberg zwar Spuren von Befeltigungcn an einzelnen gefährdeten 
Punkten, aber keine eigentliche L'mwallung gelanden, fo fehlt uns eine folehe gleichwohl nicht. 
Nur haben wir He nielit attt dem Michelsfterjj TelMt zu f'ufhen, fundern auf der dirht -in feinen 
Fflfien hart neben dem Spitzenberg zwilclien Kuchen und liingcn liegenden viel niedrigeren 
Httnoenborg, anck Heonenbarg oder HennenbOTg genannt, die mir eben die alte Vorbarg oder 
Hauptburg für den Michclsberg; (gebildet /n Iiabcn fcheint. Ich kann lirnfichtlieli derfclben auf 
die treffliche Befchreibung feitens unfcres Landeskonferrature (Vierteljb. 1881 8.220 f.) vcrwciien. 

Ob etwa fehon in gleicher Zeit, da alfo der Michelsberg mit diefer Wallburg, der 
Httonenburg, als Fcftnng diente — ich denke .in die mit der Vertreibung der Börner beginnende 
.Tlemannisehe Zeit Id-« herab in die fränkifcbe, alfo etwa ans 4. bis 10. J.ahrhundert — ob damals 
auch der Spitzenberg Iciblt Ichon als eiue Art Vorburg angelegt war, wird fich nicht leicht out- 
fdwfden lalTen, da die fpätere Befeftignng die Spuren der Siteren wohl klltte vernichten mOflfen. 
Ich denke, ^vie fehon angedeutet, eher daran, daß hier in chrifilicher Zeit die alte Miehael^kapetle 
als Nachfolgerin eines beidnifchcn Ziufaciligtbums ftaud. (Entfchieden wäre dap, M'enn der 129r> 
ala helfenfleinifeb fo nnbeJtimmt bezeichnete Kirdienfats „zu dem Berge" [Kerler, Ork. S. 8, 0] 
auf den Spitzetdterg und nicht, wie mir wahrl'elieinlich ift, auf die uns fehon bekannte Burg- 
kapelle auf dem llelfenftein zu bezielu n w ;irc, der S|Hfzonbeig gehörte ja damalf der atideren I,inie.) 

h'dü der Michclsberg mit der iluniieubuig einen bedeutJau.cn l'uukt in einem üefeiiig- 
uiigafyftem bildete, legt fieh nni vielleleht noek nJÜier, wenn wir vernehmen, daA fleh weftlick 



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BeitrSge »or Oefoliiolite toh OdtUngen und ITng«g«ni4. 



245 



wie tfftlich von ihm in einiger Entferanng mehr oder Wkniji.T gkichartigc Befeftigungcn, gleich 
Uaa rorgcfchobene Poftoo so der Hatiptfeftntig, nachwcifcn lalTen. Wcftlich 2 Kingwiillc mnf 
der Nurdalb, jener nördlich von Deggingcn am Itnki n Fil.sfhalraad fchroff lieh erhebeadeil Barg^ 
ioCel, welche gleichfalls Paulus (a. a. 0.) üereit« bcu hrieben bat 

1li«1it viel weiter OfUich vom llichelsbcrg als die Kofdalb weftlidi liegt, finden wir 
wieder die in d« in prächtigen nimmclsfelfcn über Eybach fehroff »bftürzcnde, von der Eyb und 
dem StfUtcncr Längetlc (Langenthal) tiinfäomte über ' 4 Stunde lanfr<> Bcrginft'l durch ein ganz ein- 
faches Mittel in einen für viele Uuum liieteoden feiten iittckzugsplats verwandelt. An der ongftcn 
Stelle, wo dte I«M nur moeli durah einen etwa 100 Sehritt hnUtn Kmam mit dem Pbtean der 
Stöttener Alh zurammcnhän;::^ , find querdurch die 2 im Vulksmund fogenannten Schwoikn- 
grüben getlibrL Zuerft am weitcltcn gegen außen ein tiefer Graben, unmittelbar hinter ihm ein 
Wall. Nach dner ebenen Fliehe von etwa 25 Schritt ein iwdier Graben, daran ein «weiter 
Wall und gleich auf der andern Seite wieder ein Graben, diofe je etwa 124 Schritt lang^ Die 
Mittellinien der beiden letzteren Gräben Und etwa 15 Schritt von einander entfernt*]. In der 
Sohwedenseit hitten foleho Gräben felbftredend keinerlei Werth gehabt. 

Mit allem Bisherigen hoff« ieh nan to gat, als dJee eben filr Jene flir tue faft gans noeb vor- 

gefchichtliclu- Zeit möglich ift, eine Grundlage 1 1 r« iolit zu halioo, auf der es nicht mehr zu kühn cr- 
fcheinen wird, wenn ich fage: Auf oder bei dem MicheUberg, diefem religiös wie militnrirch be- 
dentfamen Pnnkt, maß anch der alte pulitifehe Hittelponkt tftr nnfere Gegend gefacht werden, 
auf ihm oder bei Ihm der Sitz der alten Gaugrafen des Pleonungetbals. Gefchichtlich wiffen 
wir Näheres nti<« jenen altiM Zritcn frtft lediglich aus dem vom Jahr 861 datirenden Stiftungs- 
britf tür das KloHer des hei), (.'yriakn» in Wiefenftcig (Wilontesftcige). Ilieuach und nach den 
fleh daran aorebließenden fUr (Ue fcbwSbirehen Oangraffehaften Epoebe machenden Unimrfoeb* 
ungen von Dr. F. Baumann, Arrliivar in DoririncAhingi-n , gi'hi'iitp in der frfinkifrhcn Zeit unfcr 
ganaes jetziges Oberamt Geislingen mit Ausnahme von Hohenftadt, Wefterheim und Bräunisheim 
in den Oan Pleontmgethal, der nur gegen Norden Aber dasfelbe hinaus greifend auch noeb Omi- 
bingen umfaßte, welches mit feiner Umgebung eine eigene Unterabtheilung deslelben, die Grnibinger 
marra, bildete, der fodann auch noch Schlath, Holzheim zum Theil, Kleinei-slingen , Salach und 
Ottenbach in fich fchloß. Der Gaugraf hieß damals Werner (Warinharius), während in Wiefcn- 
fteig und Umgegend der Stifter des Klofters, Rudolf, mit feinem Sohn Erich (? Ulrich f) und 
einem jfln<,'eren Rudolf, einem Enkel oder zweiten Sohn , bidLUtitiilcn Ik'fit/, h:\<U\ Ploonungo« 
thal heiüt das Thal der l'leuuunger ^Plieuinger), d. i. der Nachkommen oder Angehörigcu eines 
Hanmee Namens Pleon, vermnthlieh des erften Anfiedlers in der Gegend. Ans dem Namen 
unfores OaiH können wir fi-hließen, daft jcilinfallij die damals unfere Gegend hehoirrclii iiiU-a 
Anfledler in dem iie durchfcbneidendcn Filstbal und nicht auf den Höhen der Berge lieh 
niedergelalTen hatten. So mSehte ich denn anch den Sitz des Qaagrafen nieht auf der HOhe, 
nicht auf dem Miehelsberg felblt Tuchen. Wir treffen auf der Fifichc deHA Ihcii wolii auch frühe 
fchon Spuren von Kultur, ffhon vor 1292 einen Hof des Kloftprs Arlt lin tg, über welchen die 
Grafen von üelfenfteiu das Vogtrecbt hatten. Ebcnfo ift in unlern Spitalakten von einem Hof 
und Leben dafeibUt 1869 u. 1408 die Rede. Ein kleiner Weiler ronS, wie der Flomame Bild- 

ftöcklo lind anricrs nnrfeiiti f , etw a 10 Min, n'iiiMirh von dem ji tzij^t n , crft 1793 nnfh dem l'lan 
des Geislinger Bürgcrmciftera , Elfenbeindreclialers und Geumelers Michael Knüll gegründeten 
Oberbohringen nahe dem neuen Refervoir fUr die Albwafferverforgung geftanden fein. Aber von 
einem grd&eren Gut und Hoffitz oben ift keine Spur, die Hochfläche diente wohl, wie wiederholt 
fchon bemerkt, in der Haui^tfarhe nur zuui fel'ten RHckzugsplatz in Kriegszeit. Den gewöhn- 
lichen Wohnfitz haben wir im Thal beim .Miehelsberg zu fuchcn. Wenn aber dies, wo eher als 
da, wo diefes Thal durch das Hereinmünden der Eyb und der Rohrach n< h am Itreitcften er- 
weitert, wo fl.ns I'lt'oniini^ethal T» rcclit feinen Mittelpunkt li:it, |iliynka!irc!i aii^'rfrliin, das ilt 
bei AltenftadtV Bei Altenftadt war als an dem FluüUbcrgang für zwei hier zuihmmcntreffende 
Sliafien wahrfcheinlich fchon in rOmifclier Zeit eine Befeftigong und der Knitnr vorgearlieitet 



') Neneftens wurde von der den Scbwedengräben gegenQber lie(^cnden Seite des 
Eybtlialen an der Heiligenhalde (bei dem bekannten Felfenthal) ein ansgezeiobnet erhaltenes 

l'i onzi'I)i'il ■r< fnnden. E> ift im IW (Itz div« Grafen Kurt von Degenfeld - Schonburg in Eybach. 
Nach utr Aeulierung von LamlfskoiUi i v atur l'rof. Paulus ifr daslolhe ein fogeuannter Kclt, wie 
folche nur in Grabhügeln, ni>- in Ii'rilunu'i a'>t')-n gefundiii xsirdcn, allo vurruinirclKii ikIit alt- 
germanifehen LFrlprungs. Nach üemielbeu baeiivcrflilndigen haben die ernalmten Verlchanzungen, 
in unfercr (Jegend ähnlich wie die um den Rofenftein und die bei Grabenftetten und Nenffen, 
ihren Urfpmng fchon in der vorrömilcheo Zeit, mögen aber thoilweife fchon von den Hömenii 
mehr nodb von den fpäteren Alemannen wieder benblat worden fein. 




246 Klemn, Bultrilgo mr Qefchwlite von Qeulingen und Ungdgond. 

AUenft4ult ala das AltGOgieeliiigcn (1275 n. 1288), das alte Geislingen, ift die ältere bedeutendere 
Knitttrfkitte onferer G«gQnd. In Altenftadt babM wir taw ins Thal gewanderte slte Hicluiels- 

kappllc wHMliM-fin'lfn zu dürfen geglaubt. Neben der Altenftadter Pfarrkirche ftand noch 
an der Kirchbofiaauer die alte aedicula Spitzenbergeri, Kapelle des Spitzenbergers, in welcher 
ein Graf von Spitsenberg nttt felaein SebHde abgemalt an Tehen war (H . Zdler, ChroBieon parvnm 
von 1663 8. 2lit , vcrinuthlit h die alte Grablege des Gefchlecbts. Und bei Altenfta(!t. nalie der 
früheren Siechenkapelle jünleils der Filsbrücke, wurden in unrorcni Jahrhundert Reihengrüber der 
alemanuirch-friiukircbcn Zeit eutdeckt mit fehr reichen Inlagen, Eifenwaffen, Gefaffen, prächtigen 
filbemen SebnrackgegealtXDdeo, z. B. Pfcrdegerchirr. Sichtlich war ebea bier ehi StammaafDrll 
begntben (f. E. v. T'anlus, Die Alterth. in Württ. 1877, S. 114). 

Wir dächten uns alTo unfern Gau Fleunungetbal um das 8.— 10. Jahrhundert verwaltet 
und bdierrfebt ron Gangraftn, die fo aiemlieb Im lOttelpimkt deafdben bei Altenltadt natexbalb 
des alt heiligen MicheUberg-s iiin.n Sitz , ;iuf tlor Hiinnenburg etwa ihren eigenen nSrliften, aiit 
dem Michelsberg fUr die ganze Umgegend den festen Kückaugsplata hatten, während für die Be- 
wohner des Obern filatbals <ß« Verfebansuogen anf der Nordalb, flir die des Eybtbala und der 
Umgegend die bei Hohcneybach dienten. Kleinere oder größere folchc KQckzugspunkte werden 
da und dort noch gcwefen fein, ein kleiner etwa auf dem Geifelftein (bei Geislingen Uber Kor- 
genfteig), der eine durch einen Graben abgefchnilteuu lehiualu Felfenzunge bildet. 

In all dem fueben wir nnn xngleieb die Riobtnagslinien fDr die fjpiterc, nun bald ins 
hellere Licht der Gefclüchte her.nnsfretende Entwicklun?. Wir denken uns nfinilieli die Saelie 
mit Ingenieur Näher (a. a. 0.) alfu, daß aus den älteren Bauernburgen und Wallburgcn mit der 
Mi die fpXtem Bitterburgen 0eb heraiiaentwickelten. Hit dem Beginn de« eigentiiebeo Mittd- 
alters, ctw.t mit dem 11. Jahrhundert, muß die :i!ie Weife des Wnlniens in -Kinen Meierhöfen 
mit RUckzugsplätzen im Hintergrund, als unter vcräudertcu YcrhältoilTen nicht mehr zwecken!- 
fprecbend, verlalTen worden fein, und die mdir und mebr zn Herrfcbern werdenden Herren sogen 
Heb Jetat auf ftark befeftigtc Bcrgh{)ben anrilcb, die eig< ntii )ien Burgen, weli lie dann vielfach 
geradezu aus jenen älteren Befcfti^iin^cn umgebaut weiden konnton. So, denke ieb, wurde die 
Nachfolgerin der Verrcbanzungen auf der Kordalb bei Deggingen jetzt auf der anderen 1 iiaiieite 
die wohl an den neuen Zwecken belTer fleh eignende Hiltenburg bei Ditaenbaeb; an die Stelle 
der BauernlHir^' übi r Kybiirh trat rmn eben das caftrnm Iwarb, I5nrg üoheneylinrh , nuf der 
Spitze des Himmelafelfens; und cbcnfu erfcheint mir Jetzt aU natUrlii-he Erbin der früheren Be- 
dentnng von Btumenbnrg und Miebelsberg xufammen die Bttrg anf dem Spitxenberg, dlefa 
darum als die Jetaigc eigentlieiie Wie^e des Grafcngefchlechts, das wir von der fpilteren Eatp 
Wicklung Iht fjew^thnlich nach dem UeltVnriein bei Geislingen zu benennen pflegen. 

Halten wir uns zunächft die Geiiali der Burg auf dem Spitzenberg, fu weit fie aus den 
TrOmmem nocb erkennbar ift, etwas vor Augen. Wenden wir tina tou der Einfattinng hinter den 
Spitznnlicrp, tt.ntt dem Kamme links zu folgen, derauf dem Weg zur Hochfläche des Mit hel^ljerf;» 
uns an die fcbon erwähnten Gräben führt, nach rechts hin aufwärts, iu kommen wir bald an einen 
tiefen, den BergrQeken quer abfebneidenden, etwa 45 Sobrltt breiten Graben. Es ift der awelte^ 
Snfiere Graben der Bnrg. Hinter ihm erhebt fich ein ftarkcr Wall, der von der Sohle des Grabens 
aus gcmelTen heute noch wenigfteua 7 in hoch ift Von ihm geht$ fofort wieder in die Tiefe in den 
Innern Graben hhiunter, den eigentlichen Bnrggraben. Der fchnoidet nun nicht nur den Berg- 
rUcken quer durch, fondem xteht fich in mehreren, etwas im Winkel an einander flößenden Ab- 
theilungcn fal't tim den ganzen Berg herum, fo daß er mir ruif der natürlich fehr Itcilen Nord- 
feite einen Kaum von 70—90 Svliritten nicht mit in feinen King einfaßt Eine Mafle von TrUromern, 
von der niebt mehr vorhandenen Mauer Ober Ihm bereingeftfinEt, liegen In ibm berum. Gegen 
32n Sehritt beträgt feine Länge, fo daß wir den Umfang der T-ur^^ auf das ziendich bedeutende 
Maß von 400 Schritt oder etwa 230 m L-eftimmen dürfen. Krlt hinter diefem Graben kam nun 
die eigendiebe Burg; Ziegelrefte Hegen In Menge umher, aber eigentlicbe Mauern von behanenen 
Steinen find kaum noch da, fo daß fich nur an einer Stelle, wo eine Art Viereck crkeusibar 
wird, vermuthcn läßt, hier fei cinft der Berebtried geftanden. Gebaut war die Burg aus den in 
der Gegend ciuhcimii'chen TutTftcincn. 

Das ift alles, was von der Hcbtlieb einft ftarken, großen und bedeutenden Bnrg noeh 
übrig ift, von dt r m.-in einerfeit» bis zum Staufen binab Und andorerfeits thalaufwärts bis nach 
Geislingen und zum Ucifcnftein Hebt (Sclduü folgt) 



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mftorirelier Vereiu für das Württeuibergilche i^'raukeu. 



UexoiiprozelTe »m dem Fränkircheii. 

Von AmtsriihtiT F. Beck in I hn. 

Das Frankenland hlkh fo wenig wie reine Na(']ilv\iTchaft von der (itilu'l der 
Uexenverfolguug vcrfchout; u. A. wurden im XVI. Jalu Hundert zu ingeltingen 13 und 
1590 za Eningen in MitteUrftnken (im jeuigeu bayerifcfaen Bezir1[samt« Weiflmburg), 
wo der Deutfchorden eine Kommode hatte, in 8 Monaten 65 roeifl dem weiblichen 
Gefchlechte angebörige Terfonen wef,n'ii Hexerei /um Feuerfdde vernrthdlt* Am 
furditbarften wüthete die Verfolgung in den Histhüniern Bambeit: uiid Würzburg, in 
welch* letzterem von 1<V22bis 1029 mehrere hundert Perfonen jeden (ielt hlocbtcs und 
Standes, darunter Geiltüche, Adelige, Kathsberrn und Studenten, Jungfrauen u. f. w. 
hiageiiehtet wurden; ebenfo blieb Afchaffenburg nicht verfchont. Aach über Mergentheim, 
Harkehheim nnd überhaupt Über die ganze DetttTchordenaherrrchaft Mergenthetm kam 
diefe Verirrung. So wurden im XVI!. Jahrhundert, welches das KVT. an derartigen 
blutigen Ausfehreitungen noch überbot, von 1613 bis 1631 vier Perfonen von Apfelbach, 
4 von Ijxcrsbeiiii, ^0 von Markelsheirn, darunter ein neunjnbriijcr Knabe, 4 von Niedern- 
hall, wu l'tliou li'>öO und 1;>SJ Jul^ifikatumen . darunter gegen eine Zauberin, welche 
es fogar dem Pfarrer angethan habe, flattgeluuden; 35 von Mergentheim, 5? von Neun- 
kireben etc. theils lebendig verbrannt, theils mit dem Schwert oder Strang gerichtet und 
dann verbrannt, ihre Afche in die Tauber gefehüttet und ihr Vermögen oder wenigflens 
ein Tbeil desfelben eingezogen. Einige diefer Opfer wurden, weil fie vor di ni hucbnoth- 
pciuliehen Ilals^'erirlite nrnfielm und erklärton, nirht wie Hexen, (onderii als Maityrerzu 
fterben, mit Ketten an einen üluck geidnniedet und nach ihrem ausdrücklichen lieizehren 
lebendig verbrannt (zu vgl. die OA.B. von Mergentheim S. 301 u. H02). Im Staatsarchive 
zu Stuttgart (aus dem ehemaligen Mergentheimer Archive), wie auch in den fttrftlicben 
Arehiven m Langenbitrg und Oebringen li^n noch eine Reihe Hexenprozeflakten 
aus dem Frftokirchen. Die auch hier fich aufdrängende Frage nach der GeneHs des 
Hexenwahns, nnd wie es denn möglich war, daß Hunderttau fende unglücklicher Men- 
fchen von den weltliebcn (Berichten nis- Hexen und Zauberer prozefTirt . von lU'chts- 
wcgcn gemartert, verurtheiit und huigerielitei werden konnten, ilt bi.s iieule, trutidem 
es au eingehenden Forfchuugeu (allen vorau das Mcifterwerk von Soldau- Ueppe, Ge- 
fchichte der HexenprozeiTe) nicht fehlt, noch nicht genügend aufgeklärt, wird ab«r 
durch die Sammlung und Sichtung des Materials ihrer l^fnng immer näher und nfther 
gebracht werden, namentlich durch die VerötTentliehung möglichft vieler HexenprozeBfe 
nach den Originalakten, deren leider febnn die nieiOen verfchwunden find. Davon 
ausgehend geben wir hier in der Foige einige i'ruben aus den Akten von Hexenpro- 
zeflen, welche fich im Gebiete der Deutfcbordensberrfchaft Mergentheim abfpielten. 

Die Verliürsprotokolle li^^en meirt nicht vurj und ift es überhaupt fraglich, ob iu Uiti- 
Am FSHon nnr folchc gcfQhrt wnrden; vieheicht umplen in den VerhOren Uns Notizen gemacht 
und daraus die „llrgichtcn" zufamnnn>Kcftcl)t, widchi' an fich nicht'* anderes waren, als <lio 
einige Tage uarh der Marter ui lVliehene \Yiederhoiung des unter der Folter abgelej^len Geftänd- 
uilTca, welches dadurch den Anicliein eines IVeiwilligun erhalten füllte. Die Akten beftelien in 
der Reeel Mo« am dem Protokolle, welehe» naeli dem VerbOre, beiiebungsweifo nach der Folter- 
tinj^ iitu i- die fH'f'firiftnifTc der Hexen aufgenommen wiirdi^. und aus dem Urnieii8f|iru''li(\ In 
den vurliegen<len Akten ift letzterer nicht mehr crliatteu, lautete aber, wie beinahe in fauimt- 
liehen «geiiindenuii FaiJen,* auf TodesftrHf« nnd swar lomeift auf Feuertod. 



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Beck 



Ebenfo fehlen , wie indes in den Hllenncirten Hexonakton, die Untcrfuchnngskoftcnrech- 
nungen, welche, foweit Ho noch vorlianden, den fcbrecklichen Verdacht aufkommen lafTen, als feien 
die ncxcnprozciTc zn einer EtnkoimnonsqaeTle für dio Richter und das gcfammte hiebe! fungirende 
rcrinnal gemacht worden; die große Seltenheit des NochvorhandenlVin'» ilorartigcr Aufzeichnungen 
läßt fdgar nn fehon längft erfnlpfe abfichtlirhe Befcitignnfr (lerfcllii'n (K-nken, Der rühmlicbfl be- 
kannte Hexenprozeßgegner Jeluitenpater Graf von Spee weiß von der Habgier mancher Hcxen- 
riehtor, weldie warn Thoil keinen andera Gehali beaogen, ala flir jeden Kopf einer Hexe efne gewflfe 
Suiiiiiio z. Ij. von i -f) Thrilcni, imrl welche fich alfo ihren LebenRiintcili.'ilt eigentlich ^orlu cnncn* 
mußten, in feiner caotio criminalis (Dub. 16, caut. S) draftifche Bcifpiele zu berirliten. So pflegte 
ein gewiflTer Hexenriehter darch feine Schergen znerft dt« Gemllther der liCutu gegen die Hexen 
zu erhitzen, ohne gleich deren dringenden Bitten um eü Snfchreiten an willfahren; erftalsdiefe 
fifli wioderlioltcii, licC er pndlifh den Leuten melden, er ^crde kommen niul diefcr lirillirclicn 
Pelt den üaraua taachiu. Zunächlt iandto er aber eiuigö Steuereiutreiber voraus, weiche von 
Haua SU Baue behab Vornahme einer reiehllchen Sammlung wanderten — als Handgeld, wie fle 
fagten. Erft nneh Etiipfan^' dfefcr Summe erfrliien der Kiehtcr, Tinhin die eine nnd die nrilpre 
ProzeflmaÜDahmc vor, regte aufs Neue die ohnehin Ichon genug erhitzten GemUtber durch Uit- 
theitiiag der Grenelthaten und VerfehwArnngen anf , welche die Delinquenten einbekannt bitten, 
und fchicktc fich dann anfcheinend zur Abreife an. Die inzwifchen wieder durch die Stcucrcin- 
Ireiber bearbeiteten Gericbtsunterthancn wußten dann nichts BeiTeres m thun, als dringend uro 
daa Verbleiben des lUchtera 7.u bitten, und ließen fich gerne zu weiteren Oetdleiftungen herbei, 
QOr damit derfelbe noch länger bldbe and anefa das übrige Unkraut ausrotte. Erft, nachdem er 
den ganzen Bezirk auf diefe Art ausgefogen, zog er in eine andere Gefjend, um hier in der 
gleichen Weife zu wirthfchaften. Mit Becht konnte alfo der liulliindiiehe katholifche Priefter 
Comel. Cal. Losens (liOoe) die Bexenprozed)» eine neue Alehemie nennen, wobd man aus 
Mcnfchcnbliit Gold und Silber mache, und ein anderer Seliriftfttllor, Hontheim, konnte in feiner 
Oefehichte von Trier fchreiben: ^In der Afchc der Verbrannten lachte man Jich Gold. Die 
Notare, AktUM, die Sdritfec und Riebter IwrelehertMi fleh; der Henker ritt wie ein Hofiuann 
auf ftolzcm Roffe, ia Gold und SUber prunkend, und fdn Weib wetteiferte im Putie mit den 
Adeligen." 

Der Gang eines Hexenprozelles war gewöhnlich ein höchit funimarilcher; hatte der 
Hiehter auf irgend eine Weife Kunde von einem Verdachte erhalten, fo fammelte er im Geheimen 
d. h. ohne dafi der Verdärhfif^e etwas davon erfuhr, alle Verdaelitp:rnnde. vcmahm fiimmtHclio 
in Betracht kommende Fcrloncn gegen ftrenge VerfchM-icgenbeit und itcllto alle möglichen Er- 
hebungen an. Wurde der Verdaeht hiedurch nur im geringlton unterftQtit, fo erhob man die An- 
klage, auf welche hin das Gericht die Einleitung des Prozeffcs und die FeftnahTOC der ange- 
klagten Perfvo anordnete. Meiftens wurde dann der Prozeß mit dem Auffuchen des Hexen« 
Zeichens, mit der fog. Nftdelprobo (oder anch der füg. Wafferprobe, dem fog. «Hexen» 
bad") eröffnet. ]iie Nadelprobe beftand darin, daß man, in dem Glauben, an dem Körper einer 
wirklichen Hexe gebe es Stellen, w«'!fhe gefühllos feien und kein Blut enthalten, und aus welchen, 
wenn man mit einer Nadel hineinftcche, kein Blut fließe, — an dem ganzen Köiper durch den 
»Felmaann* nach einem foleben Hexodligma Aiohen und mit der Nadel aberall In jede aulfallende 
Stelle (Mnfterniale, I.eberfleekeii. NarLen efe.) fteelien ließ um zn felien. oh IMnt flieCe odernicht 
LetzternfalU war es dann ganz unzweilelhafl, daß dielea Stigma der angeklagten Perfon vom 
Teufel zur Befiegclung des mit ihm eingegangenen Hexenbflndnillte mit der Kralle aufgedrflekt 
worden fei. Damit war das Schiekfal der .'\rmcn fehon fo gut Avie entfehieden; geftanden fic 
nicht pleieh ihre vermcintlirlien liexenwcrke, fo verfielen fie der Folter, welche, wenn fic ihr 
nicht zuvor erlagen, alle gewiiufelut» (tcrtändnilTc zu Stande brachte. Nicht leiten kam es vor, 
daß der unterfnehende Henker boehafterweife Aatt mit der SpItae, mit dem Knopfs der Nadel 
auf die Stelle drückte und nun diele für verdÄchti«: gehalten wurde: manchmal ftellte er fich 
auch nur, als ob er fteche, und gab dann vor, eine unempfindliche Stelle bzw. das Zeichen ge- 
fbnden au haben. Weitaus die meiften Hexenprozeffe entfitanden aber aus der fog. Jtetngang'^ 
d. i. aus der erpreßten Ausfago der Gefolterten auf andere Perfoncn und Mitfchuldige; und fo 
konnte es kommen, daß Hch aus einem ProzelTc Hundertc von HcxcnprozelTcn herausbildeten. 
Manchmal haben diefc ProzclTe eine große Achnlichkeit mit einander, was fich daraus erklären 
llfit, daß diefclben zumeilt nach dem durch Jakob Sprenger und Henricus Inftitorio um 1487 
ausgearbeitef^n .Hexenhammer'' (mallcus malefienrniti) fowic nach ähnlichen im Laufe der Zeiten 
erfchienenen Werken inl'truirt und kienach laft immer diufelben Prägen vorgelegt wurden und daß 
jede« beliebige Geftiadnie mit der Folter erpreßt werden konnte. £e verlohnt Aeb In der That, 
die etnfeblSglge Uteratnr fleh weolgfteni in einigen gnmal weniger bekannten Erfehelnunf ea etwas 



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noxeoprozelld aiu dem Fränkifchen. 



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amnfehen. Wir beginnen die tTeberfielt adt dnem kSdift merkwürdigen Rßchlein, welches tns- 

hcfontlere ftlr Sflcldeutfchlanrl von IntcrptTc ift und 1489 zu Konftanz in lateinifcher Sprache unter 
dem Titel errohiea: Tractatus ad iilurti-ilTimuin principem Dominum Sigistuundnm arcbiducem 
Auftritte, Stiriae, Carintliiae etc. de Lamiis et phy tonieis mnllettbas per ülrienni Holitoris 
de Conftantia, ftudii Fapienfis decretorum dortorcm et ouri.if CnnftantienBis caufarum patronum 
ad honorem (fic!) ejusdem prineipis ac Xub fnae celßtudioia emeadatione fcriptus. Die Dar- 
ftellang itt infolge der Wahl desTVflogs zienlieh draffireh: dem Enfcerstog Sigismund flnd die 
Fragen, Bedenken und Zweifel zugewiefon, welche der Dr. jur. Konrad Schatz, Uichtir zu Kon- 
ftanz, mit großer Ocit'hrfamkeit unter dem Bciftande Molitors löst. Da* Bilcliliin ift in 9 Kapiteln 
eingetheilt, welche folgende Fragen behandeln: .Ob die Hexen und Zauberinnen mit Hilfe der 
Teufel Wetter nmeheii kAnnent Ob fie Neofelien und Kindem fehaden und Krankbeiten TemrfaeheD 
können? Ob fie 'Ii F'ic vereiteln kfinnen ? Ob fic MenFelicn in Thicrc L-tc. verwandeln können? 
Ob Ho auf einem eingcfalbtco Stecken, oder auf einem Wolf oder anderen Thiere reiten und von 
einem Ort sinn andern geführt werden können, wo fie offen nnd trinken und auf andere Weife 
fieli verguHgcn? Ob i1o mit dem Teufel ftindhaftcn Umgang pflegen kOnnen? Ob Kinder daraus 
entftehcn? Ob fie mit Tlilfe de-; Teufels die GelieinmifTe ertahron nnd' die Zukunft willen? 
üb ilti mit Iteciit verbianut und uiii andern Strafen belegt werden dürfen ?" Beinahe alle diefc 
Fragen werden b«|]*bt; und gibt Ifolftor am Sebluffe fein ReAimi daMn: HezM kVnnen 
nicht Mcnfchcn nnd Th'crc wirklich vcrwarnleln; es werden nur die Äugen der Menfchcn 
vom Teufel besaubert, To daß fie etwas fchcn, was nicht alfo il^, und glauben, lie feien dort, 
wo fie niebt find.' Aneh das Ansfnbren auf einem «gefalbten* Stecken, filhrt er fort, konuno 
den Hexen nur im Schlafe vor, oder au» ftarkcr Eiubildung des Teufels, der es ihnen fo in 
die Phantafie gebe. Ebcnfowenig könne der Teufel Kinder erzeugen, und Tolche Kinder, wenn 
fie gefunden werden, feien nur wnterfchobcne oder phantaftifche. Zum Sohluff« wird das Weiber- 
volk noch eindringlieh ermahnt, eingedenk feines Taufgclflbdcs dem Teufel fich nicht zu ergeben. 
Im Jahr»; läM erfehien von diefer Abhamilnn^' ftinc rieutfche Bcariteitnnfr unter detn Titel: 
,41exen-Meyl terei. JJeli hochgebornen Fiirften, Hertaog Sigmunds von üeltcrrcich mit U. Ulrich 
Holitoris nnd Herr Cnnrad Sebatz, weiland Bnrgeraeifter sa CoAmitK, ein fekOn gefpreeb 

von den OnlioMen, ob dicfclbcn böAn weüier ha;;<-]. reitTen nn'I ander oii^'.-fell. den nienfclien 
XU fehaden, maclien kOnnen. Auch fünft ihrem gantzcn Bcxeuhandcl, woher der kumpt und was 
davon zu lialten fcy, und zum letften, das fie nn8 K. (kaiferliehen) Reehten abxnthun feyen. 
Weitleuffiger mit mer Excmpoln der Alten, dann vor nie k.ninR anfigangen. Nottwendig und nutz 
aller Oborkeyt zu wilTcn." Im Jahre 1595 wurde das Büchlein noelnnnls zu Köln (bei Gerleir ! 
Grevenbruch) in einer neuen, übrigens wefeutlich abgekürzten AuHgabe aufgelegt — Im gleichtu 
Geifte wie der Hexenbammer ift das von dem P. Martin Delrlo a. 1599 beransgegebene Bneh 
Disquifitiones Majjicae" gehalten, welche"* Innf!:e 'Zeit bprientendes Anfelien j^enoC; eine zweite 
Ausgabe dellelben wurde bei Johann Albinus zu Mainz a. 16()3 in Folio gedruckt und umfaßt 
8 Tb^e und 6 Bfleher, welcbe 1. Ton der Magie Oberhaupt, 2. von der dimonifchen Zauberei 
nnd deren Wirkfamkeit, 3. von den verfchiedcncn Arten der Bezauberungen, 4. von der Wahr- 
fagerei, 5. von dem Amte eines Uexenrichters und vom <?prichtlichen Verfaliren bei den Hcxen- 
prozeffen, 6. von erlaubten und unerlaubten Mitteln gegen die Zauberei bandeln. Auf Delrio 
nimmt eine von dem erzfUrftlichen VormuDdrebaftsratli und Kammerprokurator zu Innsbruck 
Dr. Volpert Mozel 1637 auf hnhere Anordnung- verfal'te, in 9 Abfchnittc cingctheilte, felir inter- 
eiTante „luftruktion und ConcluHones, mit was L'mbltendcn die Uexen-rerfuhncn conftituiert 
werden kUnden" viel Bezng. Wir geben hier oaeh einer yerdienftKchen Studie L. Rnpps «Die 
Hexenprozeffe und ihre Gegner ans Tirol etc." (Innsbruck 1874 bei Wagner) einen Ans/.ng aus 
derfelben. Das 1. Kapitel handelt von der Frage, welche Perfoneu der Zauberei verdächtig 
Xisien nnd eingezogen werden follen. yordSehtIg find beifpielsweife foiche, welche fich erbieten, 
Andern das Zaubern zu lehren, oder mit der Verzauberung Anderer drohen oder mit Zanberern 
verkehren. Weiter wenn z. H. Jemand nach von einer verdäcliti^'en l'erfnn empfangenem Trunk einen 
plötzlichen Schmerz im Magen und Leib vorfpdrt ; oder wenn auf fchmeichelhaftes MTarchcIn" nnd 
Anrilbren ein« febwere unbekannte Krankheit zum Vorfobein kommt; oder wenn ein Kind, welches 
von einem Weibe .angofchnanft" oder berülirt worden, voti der Srlnvindnielit befallen wird; 
oder wenn man nächtlicher Wcilo ein Weib in einem fremden vcrlchluircncn Keller bei einem 
Fad fitzend findet; wenn man Naoiits ein feltfames GetQmmel vernommen nnd am kom- 
menden Morgen eine Weibcrhanbe, einen Gürtel oder foult einen einem Weibe gehörigen 
Gegcnftand dnf'elbCt findet; oder wenn Jemand nach einer Katze, einem Raben etc. gefehoffen 
oder geichlHgen und gleich darauf eine vorher gefundc Perlon in der Nähe an dem Orte fich 
▼«rietst befindet, wo dM Thier getroffen, — dies alles und Anderes find hdehft verddehtig« 



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Beek 



Indisien. Im 8. Kapitel handelt es Geh ton den Zeugen. Anseilten wogen Zauberei mfUTeB 

durch 2 „tauKÜche" und beeidigte Zeugen crwiefen fein, es wSre denn, daß Jemand in flagranti 
auf einer wirklichen z.i il eriiVhcn That ergriffen winl, wi lchenfalis Ein tilehtiger Zcnge genögt 
— Der 3. Abfchoitt liandelt von der Frage der Verliatiung; die Kicbtcr lollen nicht leicht Je- 
manden blos auf Qrand der Denuneiation anderer wegen dea Laftera der Zauberei inbafiirteD 
Terfoncn ins Gefängnis fetzen laiTen, es fei denn, daß die dcnuncirte Perfon ohnehin wegen 
Zauberei und Hexerei berüchtigt ift u. f. w. Das 4. Kapitel bat ea mit dem zu tbao, waa die 
Siebter bealiglich dea »bffren Oefchrey'a', d. i. dea Oblen Rafes verdichtiger Perfonen an be- 
obachten haben; fie follen vor Alieiu die Ur fache des böfen (lefchrei's erwagtn Dlt Füchtcr 
foll den büfcn Lciiiuund, der auf glaubwürdige Urfachen begründet ift, wolü beachten, dagegen 
aber den üblen Kuf, der allein aus leerer Nachrede oder aueb von der Denn nciation anderer ala 
wegen i^lcicher Miffethat beftrafter Perfanen lu rrtihrt, wenig in Obacht nehnu-n. Der h, und die 
folgenden Punkte belchäftigen fich niil ili ui Verhöre des Verdiiclitisjt'r. ; die wegen de« Ver- 
brechens der llexeret Verbaileteu follen nicht gleich nach der Verhaftung, fondern niindeftena 
erft naeb Einem Tag ina VorliOr genommen werden; aueb foll man fie snerft .in der OOte'' 
befragen, ihnen ilic Abff'henl^rhkcit diefes Laftcrs utr! i!i :> Not!iwcndigk> it eiiicr heüfamen Buße 
vurfteüen. Dana hat der Richter mit der Tortur zu drohen; nie jedoch soll er die Angeklagten 
mit der Vertrfiitung einer Begnadigung zum Bekenntnia au rerloelcen fneben. Auch darf er ihnen 
nicht die Thaten und Umi^nde der Verbrochen , weswegen fie angeklagt find, vorfagen, fondern 
foll die Fragen mehr in gcncrc (im Allgemeinen) an fie ftellen, nemlich: ,von wem fie die Zau- 
berei urlerut, ob und wie fie den katholifchen Glauben abgeleugnet, ob und was fie für Ab- 
götterei und Unaueht getrieben, ob fie Heufchcn nnd Vieb gefobadet liiitten ? — warum? wann? 
mit wi'!p!icn Worten, Werken. Inftritmcntcn etc. V' Nach dem ti. l'uukt foll der Hichter, wenn 
die gefangene Pcrfoii die I'Veveltliat leugnet, die „peinliche Frage" (Tortur) gegen ile vor- 
nehmen und diefe nach der Scbwvre der vorgekommenen Anzeige fcbirfen oder mlffigen. Und 
falls folche Perfoncn die dem auf fie gefallenen Verdacht angeuieflene Marter überftanden hätten, 
And fie bis auf das Kintreten weiterer Indicien loszulalfen. Die Tortur foll nicht zu lang 
und nicht gerne auf Eine Stunde aieb erftrceken. und Niemand foll Öfter ala dreimal «.ge- 
martert* werden; die wfihrend der Harter gemachten Ausfagen find nicht aiifziifchreiben, fondern 
nur die nach <!<t Marter abgelegten, 7. Knjiitel. Wenn die ai3:;>kl;i;;tc l'erfon die znnbcri- 
l'cben Thntcn mit oder ohne Marter eiubekannt hat, Toll der liichter üeiiiig nach deu Umf lan- 
den forfcben, befondera wenn die Perfon die EIngrabung oder Zurilekbebaltuag von Zauber- 
uiitteln zii^rcfi;)!:!]!'!! li;it. Der Kirliter li:it ilnnn n;u-li fnI('l:Lii roi^'farii fuchen zu laffen ; und wenn 
die Umftände nicht wahr erfunden Avvrden, foll er dies der inbaftirten Perfon vorhalten und fie 
ermahnen, die Wahrlieit zu fagen nnd nach Gelegenheit der Sache zum andern Haie die Tortur 
anwenden. Der 8. Punkt handelt von dem Widerrufe eines Be k cn n t ni ffe» und weist 
den Richter für diu Fall, dali dies vor dem \'rU\ gcfchieht, an, die inhaftirte Perfon wieder ins 
Uefäugnis zuriickfulnen und weiter foltern zu iuffen, es wäre denn, daß die Perfon folche 
OrOnde dea Leugncna vorbringt, welche dafUr fpreehen, dafi der Gefangene fein Bekenntnis aua 
^Kleinuinthigkeit" ;rrm.irlit uinl fids iliidurcli felbft Unrecht gethan habe, welelienfalls der Richter 
diefen Gefajigenen zum Beweife diefer Griiude und feiuer Entfchuldigung zulaffen mag. — Item, 
wenn Jemand die wShrend der Folter gemaehte Anafage zurtickninmt, foll man die Harter noeb- 
mals androhen oder nach Helchatrenheit der Indicien wirklich vornehmen. Atuli fih den Fall 
dea Widerrufs erft nach dem Urtl foll da^ Urtheil nicht wohl vollzogen, ionderu der Gefangene 
wieder in fein GeHingnis zurückgebracht und nach Vorfehrlfk verfahren werden, Nur wenn die 
Perfon früher die Miffetliaten ganz genau und mit allen Umftänden einbekannt hAt, foll der 
Itichter mit der Exekution gleichwohl vuifTflien, weil ili r WiiUrriif utTenbar nur zur Verhin- 
derung des Ueehtiiganges gefchchen iCu im i>. Abfchnirte wird endlich die wichtige Frage von 
den Komplicen befproohen und wird empfohlen, die Frage nach folcben erft nach der Beieht 
des Gefangenen /u ft. IIi ii. I'n Hichter foll dann dcmfelbcu erft mit Güte zufinechen. i1;iR <r 
feine Mitl'ehuldigcu zur Rettung ihrer Seelen anzeige, wozu er itu Gewillcn verbunden feij indes 
nach einer beftimroton Perfon foll der Richter nicht forfchen, ea fei denn, dali gegen eine 
folche feh r f tar k c ludicien vorhanden wären. Nun folgt eine der ungehcucrlichften Heftimmungcn, 
nemtich die, daß man den Denun< iaTitrii im Hinlili. k .luf i'i iin: iiii ?it v<dle Glaubwürdigkeit nach 
gemachter Denuneiation noch mit einer „geringen Marter angieifcu" lolle, ihm bedeutcud, daß er 
durch falfebe Angaben fieh nnzweifolhaft in die ewige Verbannung AOrzen wQrde; follte dann 
hielu'i d'f .\ii?f;i;rr witiiTriifi n werden, fo ilt nur I' .Ii fu"' ni'ht inclir viel zu geben. — Noch zu 
Anfang dea 18. Jahrbuuderts — eiu Jkleg, wie lange und wie zahe diefe Aofcliauungen bezüglich 
de* Laftera der Zauberd anbielten — vertrat ein ttechtaprofelTor an der Unirorntit an Innabruek, 




HftxeBpntzeflb au« <l«m FrSukirelMii. 



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Dr. Job. Chriftoph Frölich von Frölichsburg, niclit nur die rtrcDgften Anflehten, Ibndern über- 
bot fogar in feinem (namentlich auch in Süddeatfchland viel benlllsteo) Oommentar zur Ouvlina 
(1714 bei .T. r. Wohler in Frankfurt und Leipzi}^ rrfchlonen) mr^ncfiTnal feine Vorgänger. Die 
Manier, wie die elenden goltvergeOeneo Zauberer und llexen den öfl'entlicheu Uund der Zauberei 
mit deren Smlenfeindeii anflEaiiehten pflegen, befehreibt er gleich tat stemlleb dnlUfdier Art 
folgendorinnGcn: Bei ülTt titlicher ZufammLiikuuft dts ncxengefchmcißes fitzt der Teufel auf dem 
Thron idncr Majet'tät, gleich einem Künig; vor dem muA der neue Zauberer Gott reinem £r- 
/ebaffer abfagcn, den Taufband aofkflodeD, Gottes Sohn Terlougnen, alle ebriftlicben Lebrgefetate 
rerUffen, die hl. Sakramente der Kirche verwerfen, das hl. KreuE, iÜl' Bildniffc Maria's and Aller 
Hf-ilipen mit Frißcn treten und Gottes Namen in abfcheulichcn l^il'ti i worten rntheili^en. Als- 
dauu gibt er dem Teufel einen Zettel feines liflnduilTcs mit eigenem Blut gcfehricben, oder wenn 
er nicbt febreibm kann, erftattet er das HandgelQbde, vodorch der SehwarakOnfUer Ikdi dem 
Tpiifel vcrfchrdbt und angelobt, ihm ewif^ trcn und grehorfam zu fein ; odor er Irp^t feine Finger • 
auf ein großes und mit fcbwaraen Blättern aDgcfUIltcs Bucli, daß er ein ewiger Yafall und dos 
Teufels Diener feta und niuinieTmebr rar ebriftlicben Kirehe fieb surttekbegeben und die Gebote 
Chrifti halten, dagegen die Befehle des Teufels ungefäumt vollziehen, auf Berufen zu den nächt- 
lichen Tänzen und zu den Zufammenkfinftcn lieh fleißig cinftellen, den Ffirften der Zulammcn- 
kunft mit den gewöhnlichen Cercnionicn anbeten und Alles, was er verheißen, mit äußcrften 
Kräften zu vollziehen fieb be6e{ßen, Andere mehr zu der Oefellfcbaft lu vermögen und endlich 
nach diefem Leben Seele und Leih dem Teufel eifrcnthüralich tibergeben wolle. Pur «liL-fc Ver- 
löbnis redet der Teufel gar freundlich mit dem neuen Zauberer oder Hexen, verheißt ihnen ewige 
GlttekfeNgkett, itnermeßllebe Freuden und Luftbarkmten, die fie nur in dierrao Leben verlangen, 
und ii.ieh dierein Leben norli lirdii rc Glück feligkeiten. Wann dies befchehen, verüiduet er dem 
Zauberer oder ücxen einen Teufel, der niemals von ibm abweiche, fondem in allen ISachea 
dteaftbar fein nnd wann ZnüammenkQnftc angeftellt weiden, felbo anlagen und an den gehörigen 
Ort fiberbringen muß." Im Verfolge gibt F. folgende Klaffifikatioaeo von Zaubereien: 1. prae« 
ftigiatores, d. h. folche, welche dureh teufülVIie Kunft die An;,'cn verblenden können; 2. «e- 
crumantici, welche die Teufel befcbwüren, um verborgene äacben zu tinden, 3. arioli oder 
Wahrfagei', Planetealefer und Ztgenoer, 4. ineantatoree oder Segenfpreeher, welche die Kunft 
verftehen, giftige Thicrc zu bannen und den Lruteti ullerliatid Sehabcmaek anthun krmncn, wo- 
bei er fogar auf verzauberte Armeen, Flotten und Belagerungen zu fprecben kommt j 5. vcuc- 
fiet oder Gtftmircber, Wettentaeher u. dgl.: unter UmftSnden auch gewiJTe Kurpftireber. Ener- 
gifch wendet er fich gegen die „Üexen-Patrone-', welche der Hexen Auafahrt und Buhlfchaft 
bezweifeln uml fleh erkühnen zti be!i.'iii|iteii , es fei dies alles nur eine Kinbilduug diefor Weiber, 
und letztere leien ailu nicht zum .SchuiLerhauleu zu verdammen, und behauptet Ileif und feit, 
daB deigleleben Tbaten In Wahrheit begangen werden, wie durch andere gelehrte Leute, To- 
wohl Then!ofren als Juriilten, mit unwidcrfprecllichen Beifpiclen, lliltorien, Kationen und Argu- 
menten gründlich beweislich gemacht worden feie. — Btaüglicb des Bcwciäverfahrens flellt er 
die borrible Behauptung auf, daß, weil die Zauberei .eine der crfehreekliehrten Hiffethaten ift nnd 
billig unter die delicta excepta gerechnet wird, i'ondcrlich unter diejenige, l'o eiLer febr uliweren 
Beweifunjr fcynd' — folglich hierin fowohl zur Inquififion als auch zur Tortur „geringere 
Anseigungen" erfordert werden. Im gleichen Gcifte ift der ganze übrige Thell des Äbfcbnittes 
von der Ilexenprozcdur gehalten, auf welchen einzugehen hier zu weit führen würde. Bios das 
von F. aufgeftcllte Straflfyftero foll hier noch einen Platz finden. 1. Jene, welche einen ausdrück- 
lichen Bund mit dem Teufel aufgerichtet und üch dcmfclben mit Leib und Seele ergeben haben, 
es mdge nun dlefes Bitndnfs foleoniter oder privatim abpefchlolTen worden fein, — flnd ohne 

Unferrchicd ob mänuliehen oder \veibli(ben Gefi bleeliti s zn verbrennen, wenn aiieb Menfehen 
oder Vieh kein Schaden zugefUgt worden ift. 2. Jene, welche ohne Offeutlichcs Bündnis mit dem 
Teufel Menfebeo oder Vieh dnreb fatanifcbe ZauberkVnfte ehen Sebaden zufügen, find mit dem 
Schwerte hinzurichten. Gleichermaßen find zu beftrafen „die Segenfpreeher, Brnnnengraber, 
Schat/.graljer, Walufa;:er und Tenfel.sbcfehwrtrer". Diejenipen aber, die ohne dergleichen Bc- 
fchwöningen iuh Muterlcliiedlieher alierglaubifcher Poffeu, Scgeulprccherei u. f. w. bedienen, find 
naeb I^ge der Sache milder an beftrafen, a. B. mit Geflognle, Ruthenfbreicben, Landesvcrwei^ 
fnrii; cte. , und ..beyni einfältigen Bant^rnvolk mit einer heilfamen Geldbuße, daran fie am 
längften denken" u. f. w. — Was foll man aber vollends dazu lagen, wenn noch in den 17C0er 
Jahren in der aufgeklirton Beiehaftadt Angaburg nicht etwa ein Stubengelehrter, foadern ein mit 
der Außenwelt in fteter Berührung ftchcndcr Gefchaftsmann, der dortige Tabakfabrikaat Ferd* 
Job. Schmid, eine Vcrtheidigung des Hcxcngianbens fchreiben konnte! 

£a ift das unvergängliche Verdienft der Kaiferin Maria Tberefia, daÜ endUeh dem 



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252 



Beek, HexenprozelTe aiu dem FränkUchen. 



HexemprouCaiivereii durdi ein iwaes Straffefetebneh, nnd swar «anldift dnreb die Verordanng 

vom 5. Novcmbrr 17G6 in den öftorreielnfrlion l,;iti'1en To gut wie ein KihIp gemacht wurde. 
VoD welcbcut Gcifte diele Verorduuug bclcclt il't, dafür ilt fchun deren KingHog eia Beleg: 
• . . . Wie mreit der Wahn toib Zsnber- und HexeDwefBii bei vorigen Zeiten bie rar Unge- 
bühr angewachfcn fei, il't nunmehr eine allbekannte Sache. Die Neigung de» einfältig gemeinen 
Pöbels zu abcrglnubifrhen Dingen hat hiezu den Grund gelegt, die Dumm- und UnwiflTenheit, als 
eine Mutter der Verwunderung und des Aberglaubens, hat lolehen befördert, woraus daun, ohne 
dM Wahre von dem Faifchen zu unterfrheiden, bei dem gemeinen (?) Volke die LeiditgMnbig- 
kett i'ntfpninpcTi, alle folche Begpbi'nh* iton, die felbes nicht begreifen kann, nnd doch mir ans rntfir- 
lichem Zufalle, Kunlt oder Gelchwindigkcit hcrrUhren, ja fogar folcbe ZuHillc, die ganz natürlich 
ßnd, als Ungevittor, Viehamrall,Leibe8krank1ieiten demTeu f etnnd Teinen Weikneugen, nenüelideQ 
Zaulu rern und Hexen zuzulVhrciben. Diofo Begriffe von Zauber- uud zahlreichem lli xeni;t f( limeißo 
wurden von Alter zu Alter fortgcpflan^.t, ja den Kindern faft in der Wiege mit ftirclilerlicben Ge> 
rdiiehten nnd Hithrlein eingeprägt, und dadurch diefer Walin allgemein vetbreitet und immer 
mehr und mehr beftärkt, und fclbft in Führung von dergleichen ProzefTen ift von den ächten 
Reo!it3rt>£re!n p^roCen Tlicit? abgewichen worden," In den folfjenden Paragraphen wurde fo- 
dann die heiliamc Einrichtung getroflfen, dali die (Jerichto nie mehr aus eigener Machtvoll- 
kommenheit die Tortur verhSngen nnd ebenfowenig in erwiefenen Filieo daa Urtbeil fehfipfen 
ddrfen, viclmohr im einen \sio im .'Indern F.illi» znn'iclift fämmtlichc Akten rintor Boiberirht dem 
Obergericht vorzulegen und deHen Entfcbließung bezieUnng« weife allcrhüchiten Entfcheid abzu- 
warten baliea. — Raben wir fo eine Beihe ftarrer Hexenneffter kennen gelernt, To dürfen wir anf 
der andern Seite dankbarft auch einiger edler Männer gedenken, die fidi doieh ihr muthiges 
Auftreten «ifegen das l'nwelVn der Hixinin n/.efTe hör Ii verdient gemacht haben und deren Wirken 
zum i'iicil auch äUddeutfcliland zu gute gekommen ilt. Lincr der bcdeutondftcn ift der 1572 zu 
InoKbradc geboreae (f 1682) JeAiite Adam Tanne r, lange Zeit Frofeffor der Theologie an den 
llorhfrhnleTi zu Ingolftadt, Wien und Frag, welcher fieh in feinem Tl.mptwerk iiniverla theologia 
Icholaltiea, ipcculativa, practica (16^6 u. 1627 bei Wilh. Eder zu Ingolltadt crfchicDcnJ nacbdrück- 
Kehrt and eingehend gegen den Eexenwahn nnd UnAig der HexeaproaelTe wendet; leider ift 
diefcs klalTifcho Work, welches zum Beftcn zählt, was jemal.H gegen Hcxenwefen gefchrieben 
worden, fo fehr feiten geworden, daß fclbft .Soldan in feiner „Gcfchiehte der Hexenprozdre** 
(1. Anfl«i;e) lein Bedauern ausfpricht, (Iber Tanncr nichts Näheres fagcn zu kannee, da M ihm 
nieht geglückt fei, feiner Schriften habhaft zu werden; und leider verbietet uns anch hier der 
Baum ein nähei'cs Eingeben a.ni" daiTLlln- nnd t^i i'tnttet tins blos die Avichtigflen AuszOffp .tti^ dem- 
felben zu geben. Im 1. Bande bezweitelt or allen Ernftes die Möglichkeit der Verletzung der 
Hexen naeh ihren Sammeipültxen nnd der ktfrperllohen nnd wiritUehen Ve1»ertragnng der Hexen 
durch den büfen Feind. Jiiilt dii s viefmehv meiftenM filr niclits anderes als für Träume. Selbft- 
täufchungen, Pbaotaftercien und leere Einbildungen der Weiber, wenn lic auch noch fo bcftimmt 
ansfagen, fie Trien mit Leib nnd Seele in Geftalt von Thieren vom Tenfel entflibrt worden, denn 
die Dämonen beliißen i;ar nicht die Macht, nienfchliche Körper in tliierilVlie' Leiber zu vorwandeln. 
Der Schwerpunki feiner Bckämjinni^' d. > Iii senwcfens liegt im III. Bande, in der Difputation 
von der Gerechtigkeit, wo er vor aiieni von den Bichterri verlangt, in ProzcQ'cn gegen die log. 
erimina excepta, iaabefondere gegnn das Veriifeeben der Zauberei, in foleher Ordnung vorangehen 
wie fie der Vernunft und der natilrlir dien Billigkeit entfpreelir , nnd tlc vor Verfolgung Un- 
fchuldiger und davor warnt, die wegen ilexerciverdacbts eingezogenen Individuen nicht gleich, wie 
iMinahe immer der Fall, ftlr Schuldige sn halten, üeberbanpt beklagt er fehr, daß fo Vieles, 
beinahe das Meilte in derlei Prozelfen, dem Belieben des Richters flbcrIalTcn fei und er- 
wartet von der Ubrigkeit, daß für diefe l'rüzeife klare Bcftimniungen gegeben und der Willkür 
de« Kicbterti fo viel als möglich .Schranken gezogen werden. Insbefondere verlangt er Beigabe 
einen Vcrtbeidigers und Bekanntgabe der Ankläger und liclaftungszcugen an die angefchuldigteo 
Hexen, fowie Befchleunigung ihr rrozcffe; auf blofe I>enune!atio!i hin, wenn folche aiuli von 
noch fo vielen ausgehe, ohne anderweitige Indicieu folleu fonft unbefcholtene Perfoncu weder 
gefoltert noch verurtfaeilt werden kOnnen; nnd foli ein fo erpreßtes GefUlndnia für niehts so er* 
achten und jeder Heb darauf ftützende Urthcilsfpriich ungiltig fein ; überhaupt foll, M'enn je die 
Anwendung der Folter fich nicht umgehen lalTe, hiebei das ricbtige Maß befolgt und alles ver- 
mieden werden, was der natürlichen Ehrbarkeit nnd SeliambniVigkeit znwidetlanfe. Eindringlich 
emplieblt er die Anwendung geiftigcr Mittel und Waffen, n. A. gute Jugenderziehung und fieifiigen 
lieligion" nnterrieht odei' ü:fii'[iL'i'r .'^*rafen: l'o fidltr drnii iii;,''en. die lieh vor einem l'rielter des 
Laiters der Hexerei reumiithrg anklagen wollen, \ erzeihinig und ötrafbtiigkeit ihres Verbrechens 
sugefichert und foiiten foldic Individuen nicht dem wdtHebon Gerichte Qhergelien werden, was 



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B Offert, Die Herkunft Bifohof Siegfrieds von Speier. 253 



er fogar dann nnd WMm mot f^Aon Verurtheilte ansgedebnt wilTen will, indem man Se von den 
weltlichen Strafen befreie nnd ihnen dnfilr gfiftlichc Bußen auferlc<?e, z.B. Ab Ton Gerung von den 
Gliubigen auf einige Zeit, üffentUcbe Buße vor den KirchenthUrcn im BUßergewandc, gewiffe 
AbtSdtQogen etc. DafOr httte Tanner andi den grlmnigeo Haß lüler Hexenfaoatilcer anf fleh g e* 
zogen, von denen z. B. zwei nach dem Li fcn (\cv Tantier'fchcn Anfirl'fin wtillu ml inisiu fLii, fic 
Würden diefen Mcnfcheni fobaid fie ihn in ihre Gewalt bekämen, logleicb auf die Tulter rpanncn lalTcu; 
aueh 8 pee Ift iSenge diefea nnbindlgen HaflTai, wenn er {d feiner eantio olnfnalia n. A. folirelbt: 
„terret me exentpHin religiosissimi theologi Tanneri, qoi non pancos in se concitavit verissimo ae 
prudentJssimo mo roiumcntario." Kin T.aTidsmann und OrtlcTishrndcr von Tanncr. (kr Theologie- 
profefior zu MUncLeti und Dillingcn Paul Lay mann (geb. Hüb zu Innsbruck, f lii'db zu Kooftanz 
an der Peft) wendet üeh gleiehfalla in feiner Moraltbeotogie gegen die BexeaproieBepIdemie nnd 
ftcllt überall für derartige ProzefTe, wo de fich nicht vermeiden laffen, als Riclitfcliriur den Funda- 
mentaliata: «Ne infoDteui occidaal" auf. Wie tliener da« Vorgelien gegen diefe unl'elige Geiftes- 
•pidemte einen an ftehen kommen konnte, erfokr der febon oben erwihnte Lofena; er mnSte 
die YerraclTenheit, mit welcher er gegen die Gelchichten vom Hexcnfabbat als eitlen Irr- 
wahn und Träumerei in Wort und Schrift eiferte, fchwer hfißen; nicht genug, daU er nach lÜDgerer 
Einkerkerung und Verbaonung aus Trier leine Behauptungen ieierliehft abfehwOren mnfite, wurde 
er ipäter wegen RQekfftUigkeit gefllaglieb eingesogen nnd entgieag der peinlicheu Strafe nur dureh 
den Tod. (Fortfetanng folgt) 



Die Herkunft Bifchof Siegfrieds von Speier. 

Von G. Hof fort 

Giefebrecht in feiner deutfchen Kaifergefchichte Band 4, 2. S. 4"), Auf- 
lage nennt Cifdiof Siegfried von Spoicr 112G — 1146 einen Herren von Leiningen, 
obgleich Slüliu, ilemling iu leiner Gelcliichte der Bilchöfe von Speier und rütthall 
in leinen Supplementa BibliotL med. aev. auf Grund der unzweideutigen Ausfage des 
Godffic Hirfftiigioifis ihn als Herren von WolfiTdden OA. Marbach anerkennen, lieber 
das Gefehlecht der Htnw von WolfTeiden hat H. Bauer in grundlegender Weife in 
der reichhaltigen Abhandlung riV)er die Grafen von Calw, W. F. 8, 219, 239 ff., ge- 
handelt und dort gegenüber der OAB. M;iil)aeh 14') die Beliauptung aufgellellt, 
die Herren von WolfAhien leien freie Herren , keine Minil'terialen. Trotzdem kehrt 
letztere Anlicht immer wieder, z. B. bei Goez, Die alten Herren der Filder S. 5. Es 
Icann dies bei der Aotorität, «elehe StSlin, der Verfafl«r der hiftotifchen Abfchnitte 
unferer fchönen Obenuntsbefchreibungen, mit vollem Recht genießt, keineswegs be- 
fremden. Allein wenn Stälin je einmal bei fdnen bahnbrechenden Arl)eiten fehlgegriffen, 
fo war es meines Erachtens gerade die ausgedehnte und an fich wohlbcrcrhtigto Be- 
kämpfung jener kritiklolen Zeit, welche keinen welentlichen Unterl'chied zwiichen freien 
Herren und Minilterialen kannte. Es ift erklärlich, wenn Stälin dem gegenüber das 
Schifflein euergifcb auf die entgegengeletzte Seite drückt und fo z. B. die Herren 
von Sdilaitdorf zu tflbingifchen DienftmSnnem machte. Es wird wohl zu beachten 
fem, welchen Einfluß die ^ften Srenzzflge fowie die ft&ufifcben Kriege in Italien auf 
das Verhältnis der Edelfreien und Minilterialen hatten. In der zweiten Hälfte des 
12. nnd Anfang des {?>. Jabrhnnderts fteigen Minilf erialengef'cltlechter in Menge auf 
den Sitzen alter edeltreier Oel'clilechter wie Pilze im Wald üppig empor. Bei den 
Herren von WoUleklen lag Stalins Annahme um fo näher, als es neben den freien 
Herren von W. wiiklidi ritterliche Dienftleute von Vi. gegeben haben darfte. W. U. 
1, 382. Bauers Anßdit Aber den Stand diefer Herren, zu denen B. Siegfried von 
Speier gehörte, dürfte jetzt allgemeiner Zuftimraung fich erfreuen. Seine Ausführung 
leidet nnr an einem Mangel, indem es ihm nicht gelang, xwifchen den älteren Herren 



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254 



Boffert 



W. und dem 1182 auftretenden Grafen Bertold von WoUTelden, KafteiiTOgt des 

Klofters Murrhard, W. U. 2, 221, den richtigen Zufarainenhang zu finden. Es kommt 
(\'m von einem Ueberfehen piner wichtifren Notiz des Codex HirfnuGrienns hrr, den 
Bauer i'nnPt fo trefflich 7.n bcMiüt/^en und zn deuten verftaml. Dio Aiigaho S. Gl, 
drtü lieihard von Schauenburg (bei Schriesheim) ein BruUer unlers Siegfried ift, war 
ihm entgangen. Im Falgaiden gebe ich zun&chlt das urkundliche Ifatedal über die 
Herren Ton WoifTelden und ihroi BeCits, dann das Ober die Heffonen von SfUchen, 
um, darauf fußend, das Verhältnis beider zu unterfucfaen« Ergibt (ich die Stammcs- 
zufamrapTif^ohöripkeit beider, fo wird l'ich die Frage verlohnen, ob fich diefcs Gefehlecht 
nicht weiter zurück in der Zeit und weiter hinaus in anderen (Jegenden verfolgen 
läßt. Zum Schluß foUen die Minifterialen von Wolflelden kurz belprochen werden. 

1. Die Herren von Wolffelden. 

Die ältclten Herren von Wolffelden finden fich im Codex Hirfaugienfis S. 33. 
1. Effo und fein Sohn Sigehard von Wolfesleden (1. Wolfeielden) geben an Kl. Hirfau 
12 Huben in Degerloch, 5 Huben und einen Weinbero: in Wurmlingen (OA. 
Kottenburg), Huben Wald und einen Weinberg in Türklieini (Ober- und Unter- » 
Türkiieim OA. Ganuftatt). 2. Sigehard gibt 2 Huben in Schadweiler (OÄ. Rotten- 
burg), ebenfo fein Minifteriale Heinrich 3 Huben dort und f^ter eine halbe, die tt 
▼on Erkenbert von Ambra (Ammern OA. Tflb.) gekauft hatte. Es liegt nahe anzu- 
nehmen, daß diefc Herren bei ihren Schenlcungen es vorzogen, die ihrer jeweiligen 
Tli rrlebaft mehr entlegenen Güter n\ vergeben, als näher eelepene. Ueber die Zeit 
dicier Srlienkuim^en muß das folgende Licht geben. 3. Bilchot Siegfried von Speier, 
Sigehards Sohn, gibt für feinen Bruder Gottfried wahrfcheiniich als Seelgeräthe eine 
Mfible bei Sfl leben OA. Bottenburg. Diefe Schenkung mu£ in die Zdt awifehen 
1188 und 1146 Men. Denn 1146 S3. Auguft ftirbt Siegiried, dagegen m der 
Bruder 1138 noch am Leben. Das ergibt fich 4. aas der Verliandlung mit Klofter 
WaldfalTen, mit dem Siegfried und Gottfried 1138 wegen Güter in Mitterteich (Diche 
inferior) in der Oberpfalz ftrittcn, wobei es fich um die Grenzgebiete gegen Tirfchen- 
reuth handelte. Konrad III. legte den Streit bei. Siegfried und Gottfried fchenkten 
die dortigen Güter au duä Klolter W'aldfaüen. Huhn, Handbuch v. Bajern-Oberpfalz 
8. 133, et Reg. boic 1. (Leider lind mir die primirm QueHen nicht zur ^md.) 
ö. Siegfried felbft gab Ittr (Ich als SeelgerSthe, alfo wohl kurz Yor 1146, aU feinra 
Befitz in Stil che n an Kl. Hirfau, I. c. S. 34. 6. Außer dem genannten Gottfried 
hatte aber Siegfried noch einen zweiten Bruder Gerhard von Schauenburg bad. BA. 
Heidelberg, Cod. Hirl. S. f>l, der iti der Zeit des Hirfauer .\btes Volmar (1120—50) 
lebte, Cod. Hirf. S. 72, wahrfcheiniich ein jüngerer Bruder, vielleicht ein Stiefbruder. 
Wir finden Gerhard 1148 unt^ den EdeUireien in einer Lorfcher Urkunde, (3od. 
Lanresh. ed Lamey 1, 351 und noch ebmal 1157 in einer Haulbronner Urkunde ab 
Grafen genannt. Er ichenkte dem Klofter Hirfau in GemeinTchaft mit feiner Gattin 
Heilika und feinen Söhnen ein praedium in El t in gen OA. Lconberg, nemlich t^rram 
falieain, 2'/a Huben und Vi der Kirche. Diefcr Belitz war aber Gr. Ludwig v. Wirtera- 
berg verpfändet. Gerhards Söhne werden die Brüder Gerhard 1105, Cod. Laur. I, 
264 und 1168 Bertold und Gottfried von Schauenburg fein, 1. c. 1, 267. Gerhard, 
der Vater oder Sohn, fchenkte an EL Lorfch Befitz in Neheftebach (wo?), Cod. lianr. 
Kr. 3833. Bertold erfcheint als Graf 1170 in der Urkunde Friedrichs 1. d. d. 8. Kai. 
Aug. Frankfurt, Gud. cod. dipl. 3, 1069 und mit feinem Brud^ bei K. Friedrieli I. zu 
Weif^enburg 18. Febr. 1170. Böhmer Acta lel. Nr. 138, und nnrli einmiil 119! in 
der Urloinde Erzb. Kourads von Mainz, Gud. cod. dipL 3, 793, aber hier nicht als 



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Die Herkunft tiifchof Siegfriede von Speier. 



Graf. Ein Sohn Gerhards ift wohl der glcif Imamige Schwiegcrfohn Poppos von I.auffen, 
der 120S als Zeu'^c auftiitf. W. F. 7, 472. Der dritte von den 3 Söhnen Gerhards 
von S(•ll;lUl'nlJU^^. ( iottlrii 'i. dürfte, worauf mich .1. C alpart autmerkfam machte, kein 
anderer lein als Gottfried von Winiden d. h. Winnen<len OA. Waiblingen, der 1181 
bis 1196 ttrkimdlfeh errcheint. Derfdbe hatte eine Toditer Gottfrieds von Bordorf 
(WL Adelheid), die Schwefter des letzten Grafen Mangold, zur Gattin. Durch feine 
Erbtochter kamen die Rordorfer Güter mit Winnenden an deren Gatten Heinrich von 
Neifen, cf. Baumann, Acta Salemitana, Zeitfchr. f. d. Oberrhein 31, 64. Beachten wir, 
daß bei der Verhandlung Aht ElH rhards von Salem mit fliinrirli von Ncifen 1210 
zu Winnenden als Zeutren lleiiuuli von Ecke d. h. Ecklioi OA. Tübingen, Heinrich 
riioiiueuie von Lendingen, iiudeger von Maegerichiugcn , Bertold von Grezzingen 
OA. Nflrt, L c. S. 65, erfcheinen. 

Wendel wir nna ta Bertcdd, fo dürfte er kein anderer als jener Graf Bertold, 
EaltenTogt des Klofters Munrhardt, fein, der 1182 auftritt Die Kaftenvogtei dttrfte 

ein altes Uaiiseiln der Herren von Wolfi'elden fein. Zweifelhaft bleibt noch, ob fich 
fein Orafentitel auf das Grafenamt im Murrgau gründet. E^ wird dazu noch eine bc- 
Condere Unterfiichung über das Verhältiiis zu Bertold von Ingensheim bedürfen, welcher 
1134 ein tier Kirche zu Bamberg geliuiige^ Gut m lieiniugeu gen«dii. W. F. 8, 225. 
£8 will wir rcbcinen, daß die ganze llcihc der von Bauer 1. c aufgeführten Herren 
von Ingersheim hieber zu sidien ift. 

Fragen wir nach der Zeit, in welche wir die ftlteren Glieder des Gefchlecbtes 
EU fetzen haben, fo dörfte, dn Siegfried 1126—1146, fein Bmder Gottfried 1138, 
Gerhard aber 1140—1157 ericheinen, der Vater in die Zeit 1090—1180, der Groß- 
vater aber 1050—1090 zu fetzen fein. 

Betrachten wir nun die Befitzungen der Herren von Wolffelden, wie wir fie 
oben kennen fr^lemt haben. In fihleii uns für Degerloch weitere Anhaltspunkte. In 
Eltingen, wo (ierhard von 8i iiautjiburg Kl. Hirfau begabt, ftuden wir erltlich Bertold 
von Eberilein begütert. Derl'elbc l'chenkt an das Kloller den vierten Theil von 
Eltingen. Als feine Gattin lernen wir Adelheid, als feine Söhne Bertold, Eborhard 
und Hiigo kennen. Cod. Hirf. 42. Diefe Schenkung muß in die erAe Zeit des 12. Jahr^ 
hunderts fallen. Bedenken wir, dah (ierhard von Schauenburg, der Befitz in Eltingen 
hatte, auch einen Sohn Bertold helali. In frheitit es febr wahricheinlicli, daß leine 
Gattin Heilika dem Hauie der (nafeii von Elu-rftein eiitltammte. Reii hen Belitz in 
Eltingen (lOUubenj und den nahegekgeueu Wannbnmn (10 Huben; und Gebersheim 
(Ve der Kirche) hatte Graf Ludwig von ArnAein. Cod. Hirf. 96. Die OA.B. Leon- 
berg nimmt an, daß er denfelben durch Verwandtfchaft mit den Pfiüzgrafen von 
Tfibingen bekommen. Nun war dif dritte Srli welter Graf Ludwigs v. Arnftein c 1120 
an rfalzjrnif Huun verehlicht, vgl. Scbmid, Pfalzgrafen v. Tüb. S. 57. £ine weitere 
nahe Familienverbindung war durch die Kirchengefetze ausgelchlollen. 

Eber dürfte an eine Verbindung mit den ( alwcrn zu denken fein. Dorh ift 
zu beachten, daf* Iler/.og I 'i ledricb von Schwaben conianguineus Ludwigs von Arnllein 
heilst, cf. Vita Luduvui de Arnllein, Böhmer fontes 3, 327 ff. Unwillkürlich ilTt man 
TerAicht, den Namen des Pfalzgrafen Ludwig f 1103, Friedrichs Bruder, auf diefe 
Verwandtfchaft zurflckznführen. Vielleicht dürfte auch das f&r Ludwigs Seelenheil an 
WQrzburg gegebene Lehen bei Witoldshaulcn d. h. Weigoldshaufen bei Würzlmrg, 
Sehatinat Viiul. coli. 1, Ol*, Stalin "2. Anm. und der Itruififche Befitz in der Nähe 
vr>n Klt{ii>^rii im OA. Leouberg auf eine mit deu Arulleincru gemeiui'ame Verwandt- 
ichull weilen. 



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266 



Boffert 



In TttiUieim, Ober- oder Unter-, fehoi ivir neben den Herren von WoUrdden 
die ZUunngOT begfltert. Leh^dente Eonrads von aUuringen 1122 begaben dort dt» 
Klofter Zwiefalten, ebraCo die PfalzgräfiD von Calw d. h. Luitf^ard die Tochter Ber- 
tolds von Zähriiigon. Mon. Germ. 10, 109, 20; li:5, 1. Der bcidcrfoitigc Befitz 
der Wolffelder und Ziihringer ilt glcifhmiifiig Wald und Weinberg. Kun rinden wir 
Zähringer und WolfTelder frülie Ichon neben einander bei Backnang begütert Die 
Fancratiluitircibe zu Backnang fteUte 1116 der Zfthringer Markgraf Hermann von Baden 
unter i^bftUcbm Schutz. W. U. 1, 843. Diefe Kirche aber var fchon yon Hermaons 
Voreltern mit Gütern und Zehnten reich begabt, wie dies B. Bnmo Ton Speier in 
der Urkunde über das Chorherrenftift zu Backnang 1122 bezeugt. Hermanns gleich- 
namiger Sohn ichenkt 1134 der Kirche zu Backnang lein praedium in Höningen 
d. h. Heinirgen OA. Backnanpr. W. U. 1, 

Die Koieform liir Ilennaim ilt Hello, ein Jiame der noch im 14. Jahrhundert 
als Zuname im badifch-zähringifchai Haufe erfdidnt Nun fehen wir dnen Heffo de 
Baccane nüt feinem Sohne HelTo 1067 bei einer Schenkung Graf Swiggen an St Feier 
in Augsburg zeugen. Mon. bo. 3S, 7« Baccane kann fchwerlich etwas anderes funn als 
Backnang, obgleich die Namensform von der fonft urkundlich üblichen Form Baggenanc 
ftark abweicht, allein ein Verfchoii des Sclireibcrs ilt nicht ausgprchlo(Ten. Auch ift 
bei den älteren Bänden der Monumenta boica auf eine diplomatilch genaue Wieder- 
gabe der Vorlagen nicht zu rechnen. Möglichmräfe ftammt die Urkunde ans einem 
Kofdalbudi, das die abgekOrzte Form Baccane Torfiuid und mit Baccane irieder gab. 
Ganz ficher ift, dafi es in ganz Sflddentfchland kräim zweiten Ort gibt, bei dem 
die Namensform zuträfe. 

Beachten wir nun, dafi mit Hermann von Lintburg f 1074, dem Sohn Ber- 
tolds des Gebarteten, im iiaul'e der Zäliriiiger der Name Hcrmann-Heflb auftritt, nehmen 
wir noch lüiuu, dali noch 1456 das (iüitbuch des Aratü Bönngsweiler OÄ. Weinsberg 
auf der Sfidfeite des Uainhardter Waldes eine ganze BeiheAecker und Wiefen Beroh- 
toldslehen nennt, wdehe auf den Zufanunenhang mit den Z&hrmgern hinweist, fo dOrfte 
die Nachbarfchaft des Bcfitzes an der Murr und bei Tfirkheim, der gemeinfame Name 
Hermann in beiden Familiftn die Verbindung der Zähringer mit den Wolffeldcrn in einem 
andern als im Licht einer luftigen llypothcfe ericheinen laflen. Das Wie und Wann diefer 
Verbindung wird das Nachfolgende etwas näher beleuchten. Will man es unwahr- 
fcheiulich finden, dafi dne Ende des 11. Jahrhunderts fo hervorragende Famifie wie 
die ZIhringer mit emem bisher fo wenig beachteten, ja gar zu den Miniflerialen ge- 
dhlten Eanfe wie die Wolffelder in Verbindung getreten fein feilte, fo bedarf es 
nur einer näheren Betrachtung der Befitzungcn unfercr Wolffelder im Sillchgau 
OA. Bottenburg, wie wir fie oben Icennen gelernt: Stticben, Wormlingen, Schadweiler. 

2. Die Herren von SQlchen. 
Berdts 1007 erfchdnt ein Graf Heffo oder Hellinus im Sttlchgau, Mon. 
boie. 28, 385 W. U. 1, 246, ein zweit» Graf HelTo 1057, W. U. 1, 278. Gewinnt da 

die von Bauer verfuchte Kombination des Silli hgauer Grafen Ileffo II. 1057 mit dem 
Backnanp;er IlelTo A'nior nicht die hörlil'le Walulelieinlichkpit? Ift, es da zu gewagt, 
in Hefl'ü juu. v. Backnang und Kilo de Wolffelden, Sigeliards Vater, und llzzo de Su- 
lichin 1075, W. U. 1. 280, Mon. boic 29, 128 eine und dielelbe Perfon zu ichen? 
Wir werden unten auf die Yerwandtfchaft der SQlcber mit den Hummger Herren 
(v. Hirrlingm) zu ll[»redieD kommen und dabd finden, daß diefe Hirrlinger in den 
Rheing^nden bei Hugshofen-Sehlettlltadt begfltert waren. Wie find ße dorthin ge- 
kommen? Die Antwort kannte uns die PerföuUchkeit des Grafen der Ortenaa geben. 



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Die Herkunft Bifcbof Siegfrieds tod Speier. 



257 



1007 erfcheint ab Graf der Hortenouwe, in deJTen Gebiet XI. Gengenbach, Mon. 

boic. 28, 343 und Nußbach BA. Oberkirch, ib. 28, 383 lagen, llcffinus, an delTen 
.Stelle IOK; Cnif Bertold getreten war. Die Annahme, daü Graf Hefl'inus derfelhe ift 
wie Hellinus im SiiUlit;au . wird keinen Sdiwiei igkeiten unterliepen, ebenlbwenig die 
Identität des Grafen Bertold in der OrUitiau mit dem gleichzeitigen Grafen Uertold 
im Breisgau, der keio anderer ift, als der Zähringer Bczilin v. VilUngeu. Dali 
Bertold auf Heüo folgt« im Belitz der GiafTchaft Ortenau, fcheint auf Famitienver" 
bindung zu beruhen und zwar eher auf Heirat als auf ^atsverwandtTcbaft. Die un- 
zweifelhaft felirtehenden Befitzungen der Zähringer in Lintberg, Weilheim unweit des 
Sülchgaus, ebenlb in den Murrprccrenden dürften in Gemeinfchaft mit dem Befitz der 
Ortenau deutlich für Theiluog des üauserbes in zwei Linien nach dem Tode Graf 
Heflos (1007) fprechen. 

Von hier aas dürfte fidi vielleidit audi die Frage, wie dfe ZShringer in den 
Befitz von Baden kamen, etwae nihtf beleuchten laOen. Das HocbfUft Speier hatte 
1057 ein praediura in Sülchen von K. Heinrich IV. erhalten, ohne daß wir wüliten, 
wie dasielbe an den König gekommen. An einen Zufammenhang mit dem Erbe einer 
Großmutter Adelheid, der Mutter Kunrads II. und Bifchof Gebhards von Kcgeuüburg, 
wage ich nicht zu denken, obgieicli die Namen der Verwandten B. Gebhards, Sieg- 
Med und Hevmaain, unwilUcttrlich an die Stammreibe der Herren von Sülchen- Wolf- 
fddra erianem. Aber es fehlt Ahr den Zufammenhang Ton Sfilcben und dem Orn< 
und Murrgau an wdteren Mittelgliedern. Es mag atfo diefe Frage vorerft ans dem 
Spiel bleiben. Nun gehörte auch Baden feit 1086 dem Hochftifl Speier, Stalin 2, 302. 
Wie nun, wenn Markgraf Hermann U. den Theil am Hauserbe der SOlehener. der bei 
Rottenburg an leine Linie gekounnen, an das Hoeliltift abgetreten liätte gegen Baden? 
Ein fokher Tauich würde die Frage über die Aukuult Badens an die Markgrafen 
fehr emfidi löfen. 

Weitere Mitglieder des Hanfes derer von Sülchen lernen wir aus dem Codex 

Hirfaugienfis kennen: 

1. Adelheid de SuUh. Scbwefter eine.s Dekans Rudolf 8. SR. Da der ganze 
Abfchnitt 1. c. Schenkungen der Herren von Merklingen OA. l.eonberg enthält und 
zwar um ilöO — 60 (cfr. \V. U. 2, 104 Berwardus Cenior), fo werden wir nicht irre 
gehen, wenn wir Budolf für identifch mit dem Pfarrer Rudolf v. McrkUngen ani'eheu, 
der 1140 Pferrcr, 1100—60 Dekan des Kapitels Weil war. Adelheid dürfte die 
Witwe des frOhTerftorbenen Gottfried, des Brüden E SI^(Meda, fein und dem Ge- 
fehlecht der Herren von Merklingen angehören. Allerdings fcheint hier die Frage nach 
dem Stand der Herren von Merklingen fehr große SchwierigkeiUn zu bereiten. 

Wir miillen hier nothwendig auf das Chrnnicon Sindelfingenle eingehen, diuj 
berichtet, Wieiicha von Calw, die Gattin Graf Adelberts v. Calw, habe ihrer Enkelin 
Üta V. Sehauenbnrg als Mitgift unter Anderem auch Merklingen gegeben. Der ganze 
Bericht des CSironicona über Wieiicha erregt fchwere Bedenken. Nehmen wir erft den 
letzten Satz, der befagt: Wilcha ultimo vendidit H(;inrioo imperatori minifteriales in 
Bernehufen et cetcros omnes, Ib ift ein Verkauf der ßmmtlichen Calwcr Minifterialen 
(ceteros omnes) an Heinrich IV. geradezu umlenkbar. Ueber den Stand der 
Herren von Beniliaul'en-Plieningen habe ich mich an einem andern Ort aust^elproclien 
f. V. J. 5, 300. Von einer Erwerbung Heinrichs IV. in jener Gegend, ebenib von einer 
Vergabnng des Erworbenen durch Heinrich IV. oder Y. ift lediglidi keine Spur 
SU finden. Nehmen wir noch dam den ftrengen Gegenfatz der Gefiannng Heinridis 
und Wielidms, der eifrigen Anhängerin von Hirfau, dem Herd der kirchlichen Op' 
poHtion gegen Heinrich IV., und Wieiicha feilte ultimo, alfo tot ibma Tod, wo fie 

WOrttemb. Vierteljalirabefte 1889. 17 

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258 



Bofferk 



doch fichcr noch befonders unter dein Einfluß der kirchlichen Oppoiition lland. ihre 
Miiiii'terialen an den von ihr verabicheuten, von der Kirche gebannten König ver- 
kauft haben, wäbreud iie doch leibliche Erben hinterlieüi?! 

StgKn hat offenbar die Haltloligkeit der Angabe des Sindelfinger ChroniOea 
gefiOiIt» wenn er in der OAJBefdir. S. 116 die länerbaDg in die Zeit HdnrichB VL 
fefzt, was aber dem Text geradezu widerfpricht. Heinrich VI. (1190—1197) konnte von 
Wii'liclia (j 1()03) nichts erwerben. Ebenlb enthält die Angabe, daß Uta v. Schauen- 
burg iMerkling(!n etc. als Mitgift von Wielicha erlialteii habe, geradezu eine Un- 
möglichkeit. Wielicha Itarb lOliS, Utta lii^ü, iie kauu allb kaum zur Zeit des Todes 
Ton Wielicha gelebt kabea, iFielw«ilgw Yorbeiratet gmrefen Tein. 

Will man (ich darauf berufen, dafiBudolf, Addhdde Bruder, frane Schenkung 
per advocatum i'uum, nemlich Ädelbert v. Calw, mache, fo ill damit nicht gefagti 
daß Rudolf ein Miniileriale Adelberts gewcfen lei, fondern als Geiltlicher bedurfte er 
wohl eines Vogtes zu feiner Schenkung. Nach dem Clironicon Sindelf. könnten ja 
die Merklinger auch nicht Miuiltcrialen Adelberts v. Calw gewelcn iein, lundern Lehens- 
leute Herz. Welfs. l iir die Yerwandtfchaft mit den Merklingern fcheint mir auch 
der fiefltt Gerhards v. Schauenburg in Eltingen, wenn er nidit von dm Eberlteinem 
kommt, zu fprechen. Ift Adelheid etm die Witwe dee ex hjpothefi kinderlos yvr- 
ftorbenen Gottfried von SUlchen-WoUfelden, fo konnte Gerbard von dem durch Gott- 
fried erheirateten I^efitz Eltingen geerbt haben. — 2. Richnnmt v. Siilrlien gibt um 
1110 eine Hube zu Schadweiler an Hirfau Cod. Hirl'. Kr dürfte, v< im *'in Freiherr, 
zu den älteren Ghedern des Uaufes gehören und ein l^ruder Sigehardä lem. ilt er 
aber ein Minilteriale, dann wird er zn dem obengenannten Heinrieh zn AeUen fön. 

3. Verwandte der Herren t. Sülchen-Wolffelden. 

Gehen wir nun zu den Stammverwandten der Herrn v. Sülchen-Wolffelden, 
fo dürfen wir hieher in erfter Linie die Herren v. Hurniugen, Horningen-Hirrliiigen 
zii'hcn. Dr. ISauniann hat vollitäudig Recht, weun er die Grafen von Hoiuingcn nach 
iiirrlingen OA. Kutteuburg letzt, Gaugrafi'cb. S. 130. Es wird nicht zufällig fein, 
wenn 1 179 Gottfried von Humingen hart neben dtm SchauenlNiigem orkundet Böhmer 
Acta fei. 2. 138. Die StammesTenvandtfchaft wfirde den Uebergang des Grafenanita 
im SlUchgau von doi Hellbucn an die Hurninger Iddit erklären. 

Nur gelegentlich fei als Vermuthung hingeftellt, dafs Hildegard v. Büren, 
die Starammutter des Stauferhaules, möglichcrweile dieleni (iralengelclUecht angehört. 
Werner von Horningen ftiftet um 1000 das Kl. Hugsholen bei Öcldettrtatt Die 
elf&ßifcben Befitzungen der Staufer bei Schlettftatt wären To einfach erklärt, wie fchon 
StiUin 2, 229 gefehen hat 

Halten wir nun in der Umgegend von Bottenburg Umfchau, um zu fdMn, 
ob fich dort nicht weitere Glieder des alten Gefchlechtes der Heflbnen finden, fo nennt 
uns der Cod. Hirl". S. 40 nl\ einen Burkhard nnd HefCo v. Firft, welche bei 
Schwfllldorf OA. Rottenburg eine terra l'alica, 4 Huben und all ihren dortigen Be- 
litz an iiinuu geben, ein Belitz, der, wie ein Bück auf die Karte zeigt, im Verum 
mit dem Namen HelTo auf Zugehörigkdt zum Haufe der Grafen von SfUchen wdst. 
Aber die OA.Befc]ir. Rottenburg S. 19d fagt uns ja, die Herren v. Urft feien Glieder 
des niedern Adels gewefen. Darin wird Iie Recht haben, dafi diele Herren gerade 
wie die von Stöffeln und felbrt die Pfalzgrafen von Tübingen ira 1(5. Jahrhundert tief 
gduiiken waren. Aber im 12. Jahrhundert ftand <'< ;inders mit ihnen. Die Notitia 
fundatiuuis des Klofters St. Georgen auf dem Sclnvaizwald, ZeiUehrift für den Ober- 
rbein Band 9, 8. 193 ff., welche fiir anfer flldticbes Württemberg die werthvollllen 



1 



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Die lierkmift Bif<*hur Siegtrieds vuu Speier. 



259 



Nachrichten bietet, nennt Heffb v. Fiiit einen dominus und capitaneus, S. 211. 218, 
was tei (hr Art wie die Notitia die capitanei, domini und niilites liberales hervor- 
hebt, cfr. 212, 214, 218, ficher nnen Ed "Ifreien vormi??retzt. ITolTo v. Firft gab dem 
Kloftpf St. (rpori^pn 1002 fein Eigen in Beroa (Bärcnthal, Bauniaiin. Gaugi'affchaften 
S. 146) und erhielt dafür des Klul'teis Befitz in Huchilingeu, Nero und Ginningcn 
d. h. Handlungen (TheQ von Nehren), Nehren nnd Gdnmngen OA. Tftbiogen, 8. 311. 
1095 gab Heflb weiter ein Vs manfiia in Enfingenheim im Scherragau d. h. Enda- 
heim bei Nufpiingen am Heuberg und feinen Belitz in Oberenholz (wo? Obernbdm 
OA. Spaich.V) an dasfcllie Klofter S. 218. Eiiu' Torhtcr HtHos war nach Mon. Germ. 
10, 116 Willihirg, die Gattin Landfricds von Ginniugen, welche dem Kloi'tcr Zwie- 
falten 4 Man 1 US in Uzilshufen (wo?) gab. Laudfried aber, welcher in Zwiefalten be- 
graben Uegt, begabte daa Klofter mit einem Sianfus in Kirpfmdorf (wo? Cbirphendotf 
Kttpfendorf OA. Heidenheim? W. U. 2, 28. 1143). MUcb eitllrt die OA.Berehr. 
Tübingen 8. 383 Laadfried gleich den fpäteren Hcfm von OtoniBgen flftr Minifterialen 
der Herrn von Stoffeln, mir will es ^er fdieiDen, daß Landfried felbft za den Herren 
von Stöfloln zu rechnen ift. 

Eine weitere Perfönlichkeit , welche Beachtnne verdient, weini wir über die 
Verwandten und Ahnen der Herren von Wölfl eUlen-Sülchen Auffchluh erhalten wolle«, 
ift Hwmann von Meringcn .d. b. Mübringen OA. TQbingen. Nach der Notitia fchenkte 
1086 ein vir Uber Namens Hermann ein halbes praedhim In Huchllingen, dem oben 
genanntt n üaudilingen'), nicht Heuchlingen, wie Mone will, an St. Georgen, die andere 
Hälfte hatte er ieiner Gattin Gerhilde pegeben. Die letztere aber trat es 1088 durch 
die Hand ihres Bruders Udalrich von llul'en (delT^^'n Bruder Bfipoto ein uiiles liberalis 
heiiit S, 20y) an St. Georgen ab. Ja lOiÜ l'chenkte Gerhild auch ihren Befitz in Gin- 
nmgen 1092 ebenfalls an 8t. Georgen. Dal} bei Gioniugen nicht an Gunningen 
OA. Tuttlingen zu denken ift, das 1095 deutlich Rüningen joxta Calpben beißt, 
I. c 8. 220, iondern an Gönningen, das hätte die OA.Befchr. Tuttlingen S. 320 
Mones Anmerkung 46 S. 211 1, c. glauben dürfen, obgleich Mone oft gerade in der 
Heninimung württemb Orte eine wohl begreifliche Unkenntnis zeict. Hermann, der 
(iatte (Jerhilds, ift ficher identilch mit Hermann von Meringen, welcher mit feiner 
uiigenanuten Gattin allen Befitz in Nehren für maufus in Starzcln und Altheim 
und den Befits In Dormetttngen an daa Klofter abtrat, 1. c 211. Beide Akte fibw 
Ginningen und Nehren folgen nnraittelbar auf einander und fallen nur 4 Tage aus- 
einander (30. März und 3. April). Ift es mir mit den befchrilnkten Mitteln hier 
nicht mryglich, die Heimat der drei Gefchwifter von Haufen ficher nachzuweifen , Ib 
darf ich um lo lieberer Hermann von Meringen zu den Verwandten der Grafen von 
Achalm zählen. Das geht aus OrtUeb Chr. Zw. ganz klar hervor. Er erzählt, ein 
Herr von UAhringen habe wegen fernes Gichtkidens Guter in Tarodingen und Un- 
dingen (Derendingen OA. Tübingen, Undingen OA. Reutlingen) gegen ein Lcibgeding 
feinem Verwandten Graf Rudolf von Achalm flbergeben, delTen Söhne jene Güter 
dem Klofter Zwiefalten zuwandten. Jener ungenannte Mahringer aber hatte eine 
Schwefter, die Heb zur Zeit Konrads TI, und Heinrichs III . alfo vor* 1039. in der 
Lombardei verehelicht hatte, aber Ipäter ihren Gatten verließ, nach Deutlchland 
zurükkchrte und nun das Erbe ihres Bruders zurückforderte. Rudolf von Achalm 
gab ihr znr Entfchftdignng ein praedium in Himminhnfen d. h. Immenhaufen OA. Tftb- 
ingen und ö Huben In Undingen. Tlrotzdem aber machten Gebrflder von Miering»i, 

*) Die Kirche des Pfarrdorfs Nehren rtaad in Iluhelingen cfr. Freiburger DiOcef.« 
Arcb. Bd. I, S. 58, wo Irrig an Heucfalliigen OA. Hddeohidai, das xur DiOxeTe Augsbnr; ge- 
bort^ gedaelit ilt 



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260 



Bofr«rt 



wie Ortlieb IVlncibt , Anrprüche an jene obengeuannten Güter in Derendingen und 
Undingen. Ortlieb, Um. Germ. 10, 73 ff. Wir werden nicht irre geben, wenn wir 
diefe Mähringer als Glieder jenes Haufes von Pfullingen - SteuÜlingen anfehen, deflen 
Ahne Ücher Graf Hennanii im Pfulliehgau ift. Für die ZufarameDg^dittrigkeit mit 
Ffallingefi und StenffliDiea vei^ den Befitc der PfolÜngi» in Bronnwefler CA. Beat- 
lingen und Bodelshaufen OA. Rottenburg Cod. Hirf. 101 und den der Steiifliinger in 
DuÜIiiii^eü, Cod. Hirf. 37, 41. Konrad von PfuUingea frzbifchof von Trier (1066) 
ift der Neffe des; StculJÜngers Anno v, Köln. 

Seben wir diefe Familie hier in Beziehungen zu Klolter St Georgen, io wird es 
iricbt ibermfcheii, wenn das Klofter auch Belltziingen in dem fernen BCagerbein im Ries 
anfzuweifen liatte, 1139 W. U. S, 10 cfir. 198. Wie es zu diefem BeHts gdcommen« 
hilft vielleicht dor Cod. Hirf. S. 101 erklären, wonach Kuno v. Magerbein und feine 
Gattin (lein Kl. liirfau 2 Tluhcn in Pfullingen fclienliten. "Wer tliefer Ktino v. Magcn- 
bt'in mit Belitz in rtulliii]L,'rn iVin nia^jV Ich halte iiin für den Netten der Äclialnier 
Grafen Kuno und Luitoid, den Sohn Graf Kunos v. Lechsgemund und der Matbild von 
Achalm, den wir fonft ab Knno von Horburg (Harburg im Kies) Icennen. Aua dem 
Obigmi haben wir den nahen Zufammenhang der Mähringer mit den Grafen von 
Achalm gefehcn; dafi die M&Iiringer mit den Pfullingem eines Gefchlechta Hnd, wird 
auf Zuftimmung rechnen dürfen. Dann wird es nicht auffallon , wenn, das von dem 
Mähringer Hermnnn ho^abto Kl. St. Georgen auch bei dem Seitenzweig der Achalmer 
Grafen im liie^ (Junlt und Gaben gewann. 

Näher auf die Familie der Pfullingeu-SteuJüingen einzugehen, liegt für uulern 
Zweck, das Gefcblecht der HelTonen von Sfllchen-Wolffelden weiter au verfolgen, ferne, 
es ilt das eine lohnende Aufgabe für Forfcher jener O^nd, aber wir ditarfen aus 
den vorangcliciiilen Unterfuchungen den Schluß ziehen, daß Graf Hermann Im Pfullieh- 
gau d30 auch der Ahnherr HeObs von Sülchgau 1007 ifl. 

Möslirhorwcifc (tcht auch Sigehard v. Calphon (Karpfen) in Verbindung mit 
unfercin "WuUTclder Sigeliaril. E.s mag zufiniif: leiii, dah der Schunkung Sigchards 
V. W'olfslt'lden im Cod. Hirlaug. 8. 34 fall unuiittelbar die Sigebards von Calphcn 
folgt. Sigehards Vater ift wohl jener EgUward v. Calphen, der von Zwie&lten die 
Güter kaufte, weldie Walter von Ritinhaldun bei Mariaberg OA. Reutlingen dem KL 
fchenkte Mon. Genn. 10, 69. Seine Mutter fda ift die Schwefter Walters v, Tbun- 
ingen. und wahrfcbeinlich auch Berthas, der Gattin Tliv.ilos, dos Crründers von 
St. Georgen /i-tlchrift für den Obcrrhcin 9, 203. Es lliieint nicht zu gewagt, für 
Sigehard v. Wolfleldeu und Sigehard v. Calphen einen gemeiuiamen namengebenden 
Ahnherrn ansunehmen. Was die OA-Befchr. Tuttlingen bewog, diefe Herrn v. Calphen 
als DienfUeute der Grafen von NeHenburg anzufehen, wie auch Gerung von Rietheim, 
den Sdiwiegerfohn Ottos v. Steufilingen, ift mir nicht klar. Vielleidit darf für den 
Zufammenhang diefcr Herren mit Wolffelden-Sülchen darauf hingewiefen werden, daß 
wir oben auch eine Verbindung des BezeUn v. Villingcn, des Ziilinn-M r Ahnherrn, mit 
HelTimis, dem (irafcn im Siilcbpau und in der Ortenau, annahmen. Vülingen und 
Karpteu liegt nicht allzuweit voneinander. 

Ob wir auch die Stifter des Kiolteis St Georgen, Hezilo und HelTo, hieher 
sieben dflrfen, ift mir zweifelhaft. Trotx dngdienden Studiums der Notitia fundationis 
und ihrer Angaben über den älteften Befitz wie die Ahnen der beiden Stifter wollte 
es nicht gelingen, fiebere Anknüpfungspunkte /,u gewinnen, obgleich bei beiden der 
BcHtz im Breisgau für eine Verbindung mit lleflinus, Graf in der Ottenau, und feinem 
Nachfolger Bertbold lieh geltend machen ließe. Auch die nahe Verwandtrchaft Hfvilos 
mit den Entringer Herren, die wir gleich den Wolffeldem in enger Verbiuduug mit 



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IMe Herknait Bifehof Si^rrieds ?oo Sprier. 



861 



dem Iluchftift Spcicr IchcTi, die Xachbarfchaft von Sülclien und Entringen dürfte in 
Betracht kommen. Allein das lind Fragen, weiehc Korfchem im Sülchgau näher liegen, 
hier begnügen wir uns, das Gelchlecht der HeÜbnen von Backnang-Wolffelden in ein 
neues Liebt geftellt und die freie Abkauft diefer Herren wie ihre yerwandtfcbaft mit 
den ZXtaio^m aulgeliellt zu haben. 

Steilen wir noch die Hemm von Wolffelden-Sülchen loirz genealogifch znfiiinnien: 
Hermano Qr«f im Phalliehg»ii. 



Heffiiio« Chraf im SiUob(«n 



Hello de Baccane und v, Sülchea 10&7— 67. 



Heffo V. SQIchen-Baceane 1067. 



ttnd In der OrteoM 1007. 

I 

N. 

heir. Bertold v. Villingcn 999 
Graf in der Ortenau 



Sifl^Med Blfchof Gottfried Gerkard v. Sehaaenbniy 

Speler. nx. Adelheid v. Herk- 11. Nov. 1157 

lingen. nx. lleilika (? v. Eberftcin). 



Gerbard im. im, Bertbold v. W'olfrelden. 



Gottfried v. WinoeDdeu 

1181—96 
- ux. N. V. Kordorf. 



N. ? 

H. T Iricli V, Hiirw 
niligen. 

Gottfried v. Hur- 
ningea. 



Gerkard 1206 
kein N. Lanifen. 



N. heir. 
Hefnr. t. Keifen. 



Zur Andeutung für kanftige Forfcher mag hi«r auch noch ftehen, um ßch 
aus dem Stadium dar Kotitia ftind. monafterii S. Georgii ergibt: 

Landold I. Thurgaugraf 970—1000 
ux. Borcbta V. Büren. 



LandoU I!. 1024 



Beselin v. Viilingeii ? 999 
f. oben. 



Landolt Adalbert 
V. Entringen. 

Landolt Adalbert 
1064. 107& 84. 

Landolt Adalbert 
1118. IUI. 



UlricJi 1030, t lüäü 
UX. Adela. 

Hezelo 1071 
Vogt V. Reichenau 

t 1088 
\u Bertlia V. Tbu- 

nlagea. 

. ■■■ mm K 

Hermann f 1094 

b. Heilika uder 

b. Ulrich v. liurniugou 
t vor 11^. 

Ulrich T. Humingen 

h. H. V. .Sulchcn 1125. 



Landolt 1. v. Winzeln. Bertb. Ueizug v. Küruthcn 

: — > h. t Rlchwar» ? v. Klrn- 

Landolt Ii. 108t. 



Hugo v.Elie- X. hfir. 
Itotteo. liartniann 
V. Thalhao- 
fen. 



2, Beatrix v. MoulTon. 



Bertbold Hermann Uebbard Liutgard. 

h. Agnee v. Lintburg. B. v. Con- 

V. Hliein- ütans. 
felden. 



Gottfried. 



4. Die Miuil'terialen von Wolfl'elden. 

Wir wenden uns noch kurz m den Mininciiulcn von Wolfleiden Ofto und 
Konrad 1134, W, U. 1. ■>'*3. Das find ohne Awcift'l dirleni^n Männer, weklie wir 
als Konrad und Otto v, Weiler (zum Stein hart bei Wolfleldeiij wieder linden. 



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2&2 Boffarti D«r L«tato von Morftoin. Zur Oefahiobte der Kunft io Frankes. 



Dielclben Ichcnkcn Hiilirn zu Gruppenbach an KL Hirfau. Bei der Schenkung ift 
Bifchof Siegfried und fein Briuler (Jorhard v. Schauenbarg anwefend. Cod. Uirf. 61. 
Otto erlcheint nncli einmal in Cod. lürf S 71. 

Als ihr Vater wird Nibcluug in betrachten fein, von dem der Cod. Hirf. 
gleicblattteiid S. 4t und 59 boriditet: Nibelunc da 8wddidm dimidiani hnbam dedit 
in BttoniDgen und: Nibelunc de Wfler dimidiam hubam ad Bunningen (fc dedit). 
Ein Blick auf die Karte wird zeigen, daß Nibelung v. Schwaikheim OA. Waiblingen 
und Nibelung von Weiler z. Stein' OA. Marbach idiMifinii Dttd. An Vorfialuren der 
Herren von Weiler OA. Weinsberg ilt iüer nicht denken. 



Der Letzte von Horltoln. 

N.Hch \V. F. 8, 408 wäre Ludwig von Morlltein, goft»irbcn zu Niedemhall 2& Hot. 1609, 
<ler Letzte rt incfl (u fchlcchts, wälircnd nach der OA.Bcfchr. Hall S. 182 d.is Ccfchlecht bis 
Aofang vorigen Jahrhunderts feinen Sita ia Bibersfeld geliabt hätte, £in AktenflUck der Pfarr> 
re^ftratur tn Altonberg hilft dl« Saeho feftttellen. £c befcitift dt« Ani^be der OA.Befohr. Halt. 
Am lf>. Xovtnibti- 1705 vcrknufcn die Töchter Johann I-udwi^s von Morftein nach deflTcn Tod 
2U Bibersfeld ihren BeHts zu Altenberg OA. Gerabruan, nemlich ihren Giiltbanern Endrcs 
SdiiHIn, der Jährt. 15 Sclnll. hMi., 1 Faftnaclitolnilili, 2 HerbfthBbncr, täglichen Dieult mit der 
Camen Mänc, Ilauptrecht, Handlohn, Bcl'tchgeld, Schätzung, Gebot und Verbot zu leiHten hat, 
am 600 fl. ih. an Frau Benedikta Helena geb. und vermählte v. (n'mmfnf?cn iiikI ihre Söhne 
Friedrich i'atiniir, Heinhard und Philipp. Die Töchter Joh. Ludwigs von Morftein Und Roliae 
Felioltaaf OatHa Georg Adami von Berg, Joliaoe ChrlftiDe, Gattin ChriAian Ludwige yoa Ohdnb, 
Dorotlice Mnrie, Gattin des Friedrich Cafimir v. Wicfcrshoinj, Sophie Cbnftirjp (nacli (kr rnter- 
fchrift äuphic Catharioe), tiattin des Wilhelm Dietrich TruchfciTea von Wetsbaufea auf Luaddorf. 

a B. 



Zur Geficblelite der Kunft in Franken. (Vgl. 8. 80.) 

2. Der fleißige Dekan Vayer von Wdkersboini fand in einem GOlibnch von 14B3 folgende 

Notiz; Aiinii dni rnillcsiuio qiiatlrinf^t'ntffiinn) orttiafj^-simo primo in die Urbani fn liabcn die 
Utfiligcnptleger 8. Jörgen zu Weikersheim mit Namen Kunz Maurer und Hans Gabcll verliehen 
ein Tafeln uf den Konitar in der Pfarrkirehe 8. jArgen umb €3 fl. an alle Koften nnd Zernag, 
uinl (ibLiij^ciiult Tafel ift gom.u lit und geantwurt am Donderstag vor der Kircbwcihiins ia 
den LXXXH Jar, und zu derielben 2eit feinen die lleiligenpfleger gevrest Cunz Maurer und 
Claus Sebneyter, Bamberger genannt, einer des Rate, nnd Cuns Maurer, einer ans der Gemeinde, 
und zn der Zeit ift Herr Johanns Grirn Pfarrherr gewest, und zu derfelben Zeit hat das Koid 
gcrocinlieli 1 fl. gekftlt urifl ist ;j:rußor .Tttdfl fsie) ^ewesT unter di-m jri-iiieiriL-ii Volk uud 11 Kimer 
Weins haben 1 fl. kolt und iit der Bürger Aniciilag im Herbü gcwcit 4V» Pfd. und 8 Heiler und 
Ul fer gutter Wein geweet, and ilt Bargermeifter im Bat geweet Chiiftoffbl Hllller and in der Ge- 
meinde Eberhart Gchncr. 

3. Nach gütiger Mittbeilung von Diakonus Klemni ftamiot der von ihm in den WUrttemb. 
Vierteljal£ehefken 1882, 8. 180 and 8. 200 Nr. 7 befproefaene Bildhaaer Georg H a b er aas Fmnkeo. 
Pf. Seuffer in Erfingen hat nämlich aus Protokollen der Schmiedezunft in Ulm feftgcftcllt, daß 
Jerg Hnber von Mergethal (Mergcntheim) von 1595 an & Jahre bei Steinmetz Michael Schallcr 
in Ulm lernte, 1(303 den 14. .März die Zunft annahm und ICIG Zwelfmeifter war. Bekam aber 
Sehalicr I^hrlinge aus Mergentheim, in delTen Kälie Simon SchlOr geboren war, fo wird 1. er 
wohl zn Schlörs Werkftiitte in nf/.l< inm^rcn zn iVtxcn fein; 2. wint es mir Ahr Wiiln-ffhcinlich, 
daA M. S. an dem Grabdenkmal der Herzogin Anna Urfula v. Braunfchweig auf Mich. Schallcr weist. 

G. Boffert. 



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MS 



Württenibergifcher Alterthumsvetein iii Stuttgart 



Froiiiiue Hiftuiigen Graf Ulrichs des Vielgeliebten. 

Ueber fromme Stiftungen Graf Ulrichs des Vielgeliebten gibt ein undutirter, jedenfalls 
gleiclizeitiger Zettel AuflTchluß, deflTen wefentlicher Inhalt folgender ift: Da die Landfchaft bisher 
getreulich die SchatiBBgsn gegeben , hat der Graf aus Furcht gegen Gott beftinint, 4*B der 
klciiK' Zi'hnto 7.n Stuttgart der KircJio zu S. I>k-ti{i.irt , iUti m Anl.'infrcr er iCt*), prJif»rcn foll; 
dafür foll man noch fünf Prieftcr verordnen, welche an Fcrt- und FeierUgen ein Amt zn fingen 
and Cwtt die gebrinehllehen HeflteD xu lefen haben. Den armen, befonden baasarmen Leuten 
follon )e<1o Fronfaften ausgetfu-ilt werden : zu Nilitinpc i> , Kholilu im , Onpplngen, Schorndorf, 
Marbach, Waiblingen, Canoftatt, Balingen je Ö Pfand, xu Bottwar, Beilftcin, Laufen je 4 Pfund, 
svfauimen 60 Pfbnd Heller. Diefe feilen zn Lebzeiten nnd nneh dem Tode dei Grafen ansbe* 
sahlt werden, denn er bedenke, daß, was er nicht bei Loben thue, fei nachher feiner Seele 
ungefchehcn. Auch hat er fich eine Jahrzeit ;r('ftiftet nach Inhalt eines Zettels in dem Stift, des 
Jahrs viermal zu Jeglicher Frunfaftcn, und in dem Klofter bei anfcrcr lieben Frauen*), zweimal 
In Jalw SQ begehen. Ah weiierer Gnrad ftlr dlefe Stiftnng wird angvgeben: nacbdem fin gnad 
hat milflen kriegen wider finen willen nnd fincr pnnden land und lut herretten, nnd im grflßlich 
unrecht gefcheen ift, f«) hat er du Hb, guet und leben, auch finer gnad eren, ritter und knccht 
ge waget, nnd flnt im krieg erltcli und ritterlich geriebt worden; and feiner gnaden land andlQt 
lutzel verbrendt, dann uff ain zyt nfT den vildern, da nammen die find, die ftett und ir helffer, 
iren werd wol daran'). — Ein zweiter Zettel von gleicher Hand enth.Hlt diefclben Begrflndungen, 
zählt aber nnr die Armenftiftungen auf, wobei Stuttgart mit 12 I'fund vorangefetzt ift, während 
die kirchlichen Stiftungen fehlen. Der letzte Zettd iflt Koniept, der erfte offenbar nach dieftn 
gefchriebon und entbili daher I^teie Beftimninngea*). Ihr. £. Sehneider. 



Ein altes Verzeichnis von Malefufachen, das fich auf noch vorhandene Aufzeichnungen 
aus der Mitte des 16. Jahrlnindert« itützt, enthält ilii' Ni.fiz : .1526. Bericht nnd Urpclit SihQrtz 
Jürgen, genannt Kathgeb, Malers von Stuttgait, lu zu l'lbrzheim gefangen gelegen, deji Hauern- 
Itriicga nnd Hwwog Ulriehe halber." Ei Ift woU sweifello«, daB diefer Haler Sebflrts J4rg, g»- 
nannt Rathgeb, idontifch ift mit dem Georg Rathgeb, den Hr. O. Donner -von Rir-htcv als jMalcr 
der Herrenberger Altartafeln im Jahr 1518 nachgewiefen hat, nachdem er ihm auch Gemälde 
Im Krenxgang des Karmenterklofl^ers su Frankfurt sttgewiefen. Als Georg Katbgeba Hehnafe 
wird zwar Schw.Hbifch-Gmiind genannt; aber feine Bezeichnung als Maler von Stuttgart könnte 
darauf zuriickzufUhren fein, daß er hi<>.r Arbeit gefunden hatte, violleicht für Herzog Ulrich, als 
deflea Anbänger er nach feinem mißlui^enen Eünfall verhaftet wnrde. Sind keine fonfiigcn Spuren 
Toa dem Haler JOi|; SchQrtCpBatligeb vorbanden? Dr. K. Sebneider. 



Naehtrilge uid ]l«rlehtigiingea niiii Necrologtim Elwaeenfe. 

Bei ehier Iteviflon des Origlnate des fan L Jahrgang diefer ffefte 8. 205 fg. in fo dan* 

kcnswerther Wi iiV vi i-nffonUiehten Necrologinm Elwaeenso ergaben fich folgende wichtigere Ab- 
weichun^f^n des Druckes vom Texte, deren Berichtigang mit R&ckficht auf etwaige fpfttere Vcr- 
werthung der l)etreffenden Nutizco angezeigt fchien. St. 



Georg- BatUgftb. 



•) Erli.iiit 1470-74. 

*) Vergl. Ffaff, Gefch. d. St. Stuttgart I, 331. 

=*) Ohne Zweifel die Fehde von 1469. Stälin, Wirt Gefch. 3, 

*) Den obigen Daten nach gebOrt er etwa in das Jahr U7&. 




264 



Kwhtrlg« und Berielitigiingeo tvm K«ero1o(^iini Etmusmlftt 



Dns riftjMs den Namen beigefetzte 1 mit oder ohne Abkürzungszeichen bedeutet nicht 
Uber, iihera, londem laicus, laica. [üo wird dasfelbe auch in anderen Neerologicn, z. B. dem Ne- 
erolofiam Ai^M nMoris BrHEMitiaM Ib Denkfehrifteii dar kalferL Akademie der Wiffenrehaftea 
phil. liift. Kl.ilTi' V. Wien 1854. S. 8, dem Necrologiüm von Reichenau in Mittlieiluiic:;{'n der anti- 
quar. GeielUchaft iu Zürich VI. ZUrkh 1819, &. 42, in den Necrologia OUenburana in der Zeifc- 
fehr. d. biftor. Tereim f. Schwaben n, Nenburg 5. JArg. 1878 8. 870 (wofelbft ein paffeadea Mittel 
gewählt ift, das To wichtige Alter der einzelnen Einträge bemerklieb an naeben) aufgelöiY, indem im 
Gegenfatz ?Jt rfon roonachi, den eigantlioheo Mönchen, fowie den convern, converfae, fonft auch in- 
ducti , barbali genannt, den zu ITaoBdienften und Handarbeiten, Ilandwerken u. 1'. w. verwandten, 
nicht mit der Priefterweihe gelchmUrktcn Klul'terainfaßen, welche beutzatage lAtenbrttder md 
-Schweftcrn j^ennnnt werden, die flatu s lai< i , forores laicai- Aitclic Perfoncn waren, denen anf 
ihre Bitte oder als WohJtbätvrn die communio bonorum J'piritualium milgetheilt wurde, oft auch 
Iblehe, die fleh PMnden Im Klofber geltiltet oder gekanfl batten.) — Sodann 1« Eimelnen : 14 Jan. 
ftatt Gazhart lies Gaizharf. - 25. Jan. ft.: Scbotl. : G^-ho ]. [laieus], — 1. Febr. Ft.: 1. converfus 
et monachua I.: I. [laicu»J et monachue. — 14. Fobr. i't: Haiaricas über 1.: Haiaricns dictos 
Knggler 1. [laicusj. — 12. Mira ft.: Moritur — occifue fint a dieto Prite haeeone . . . l.r Obilt 
HaiBiieiis ile Phalhcin, rector ecclefie in Snaiten, canonicum civ kiie in i'^chwanc, anno domini 
M"('('('XXl CO die i|iui et occifua fuit rM^rcrx.XI, qiu> undoccifus fiiit lind durch eine /.iemlich fpiltere 
Haiui wieder autgetiilchi und l<6uiict) nicht als ganz i'icher gelten] et dodit tratribus huius eccleHe 
XZV fdle Zdtl V allerdinga nieht deatHeb] llbraa Hallenaan. — SO. Min ft: Otto «. f. v. L: ObUt 
Otto miles de l'halhein codem anno in qno et tilins fuua rector e^rlesie in Sneiren et in tricelimo eioa» 
dem. — b. April ft. : Willihalmus de Monte faber 1. : Willihaimns faber de oito. ~ 8. [nicht 7.j April ft.: 
Udalrieua — Uber obiitl.: ObSt LiTgardis camitiiTa, que quoddam predinm in Egge in anniverDatlo fao 



riratribtte eonftituit Hbiter eomitlffa und vor qne ftebt, D^er febon vorher eingefebrieben: Ödairtena 

laioiis i)!)iit. was fomit nicht ilnp|it'lt vorknnnut. - 'Jfi. April: Da.-» Wort vor Iiafilici- iff ansradirt, es 
ift nur der erfte Strich des eriten Huchitabcn fteiten geblieben, d. h. der Grundftricb des D von dedi« 
eatio, was dem Baume nach ganz gnt hercinpaßt und, wie Bberbaupt, fo aveb zu den folgenden Zdlen 
befTer ftimmt als facratio. — -'B. April ft: altaris S. Mariae 1.: ad fanotam Mariam. — 2. Mai ft»: 
Heinrich de Wefthiisen 1.: ileint ielius de Wefthufen niiics. 6. .Mai: nach obiit I.: dv f. Kiliano. 
— iH. Juni. Das auf Adelgerus folgende Wort ift ausradirt; abbatea fcheint es nicht gebuilkso 
an haben. — 15. Jnni ft.: Eeroidns (wohl Drnekfebler) i.: Oeroldui. — 28. Jnnl ft.: Obiit Bern- 
hartim 1.: Ohiit rcverendiis patcr Bcrnharius, nach tertins: in online pofl translationem [d. b. 
nach der Umwandlung der Abtei in eine I'robfteiJ. 15. Juli ft: martyra I.: martyr. 4. Att- 
gdft naeh reditnnm 1.: fitaa In Lengenberg dominis prefentibos in fno anaiTerfarlo oonltitoit lin- 
gnli« anniw dar], abfcnti vero nichil. — b. Auguft ft. : praepoHtiis u. f. w. 1.: prcspttcr de Tanne 
obiit — Setze bei: 12. Auguft: Ilariolti episcupi fundatoris huius loci. — Der Eintrag unter dem 
7. September ftcht noch beim 5. d. M. — Setze bei 10. September: Vto abba« obiit noftre con- 
gregationls. — 2. Oktober: ftatt Meginward über qui predium W. u. f. w. I.: Obiit McginwardoB 
1. flniet]«:') qni predinm in W. u. f. w. — 18. Oktober ft: anno MCCCCVI in fefto Lncae Ev. con- 
cremuit mola noftra L: anno mitieno ter C. I>V1 in fefto Luce t« ['i oder ce, vielleicht auch = ? 
tnne, aber floberHeb nieht Ev.] contiemait nota (die Bnehftaben o and » Ä^d deatlleb, dnreh 
das I fcheint ein Abkilrzungsftrich zu gehen, m kiinnto vielleicht aneh als vi jjrb'fen werden; 
ob lutila fiii molea? oder luota?? so iefen, in welch' letzterem Fall das folgende deutlich ge- 
fehriebene Wort terra heifien rndfite] terre [gemeint Ift dae auch im Chronieon Etwaeanf« in 
Monum. Germ. S.S. X, 41 erwähnte Erdbeben vom 18. und 19. Oktober 1350; der Beifata lelbft 
fteht hier nnterhalb des 18., heim 19. Oktober]. 2. Nov.: En fteht nnr Wa ohne Abkflrzungs- 
xeicben, doch wird Wcrda richtig gedeutet fein. — 16. Nov. ft: Wurzeburg 1.; Wirzcburg. — 
Sl. Kov. vor da Wefthufen 1.: mileB. 



Druckfehler. 



Seite 218 Zeile 8 und 4 von otien lies: Ludwig Eugen and Friedrich £ngen. 




86Ö 



M i 1 1 h e i 1 II 11 ix e n 
der Aiiftalt«!! für vaterläadiicbe Clefcluetik und AlterÜiaiuskaude« . 

Vom K. ftatiftifch-topographifchen Bureau. 

Aus dem Protokoll der fttnften Berathiuig des Redaktioos-Auslohutfes. 

Ulm, <li'n T). Mni 1883, Anweftrifl: llfirun Direktor v. S tli n u i il e r, LamlKcricbtsrath 
Baiing, Pfarrer Boffert, OberamUarzt l)t. Buek, Dekaa GöÜlcr, ProfeiTor Dr. Hart» 
nann, Oberpräzeptor Rafiier, Arcbivrath Dr. Stilin. 
I. Anfragen von Ulm: 

1. Wer M MhIt den Hediiktions- AnsfehuAV «rgflnzt er ficb felber? oder wäblen die ver» 
büntlttten Anftalten Delegirtc? 

BefcUnA: W» Vertreter der YereiM werden von dieTen beileltt, andere HltgUeder 
auf A'orfcliiag dea ftatifiifeb* topofraphiCefaea Bnrean ron» RedaktiottS- 
Aaafchuß berofen. 

2. Wie ftellt fleb der Bedaktions * AnATehnfi sn den Redakteuren? fleht er Ober Utneii, 

fo (l.iG (lierelbcn nur berathende Stimme im Ausfchuß haben? 
Befcblufi: Die Redakteure Hnd ftimmbereebügtc Mitglieder des Uedaküons-AHsrchulTcs. 
IL Befeblnfl auf eine Anfrage von Hall: lieft I foii fortan regelmäßig am 1. April, II am 
1. JttU, III am 1. Oktober, IV am 1. Febmar dea fo^nden Jahn» erlbheinen. 



Wttrtt»Ribergifelie GefehioMs-Utsraliir vom Jahr 1882. 

(Nebit eCotfen Naditrägmi tm 1881.) 

1. AllgMUii6 LulwgttBfekiliU. 

Allerheiligen, Klofter In SdiaffiMvrai a. Rh. Befitanngen in Wttrttbg. F. L. Baumann, 

Da» Kl. Allerheiligen in Seh. Haful, Schnciflcr. (Bef. Alnlr. ans Quollen z. Schwei?. Gefch. 

Alter thUmer. E. Paulus und F. ilaug in: Das Künigrvich Württemberg. Stuttgart, Kobi* 
bammer. 1, 107 ff. P. Stilhi, Gefddohte WQrttemberga. Gotha, Perthea. I, 1, 1 ff. 0. Fraae, 
Dil' altlioidnifehe Opferftätte auf dem Lochcnftcin. Schwäb. Kroit. 28; Korr Ui. d. Gefch. 
f. Antbr. 3. (Gegen die hier behaupteten Menrcheoopfer: LOh«r, Sitzungsber. d. AiUncliner 
Akad. I, 873 flf.) Paulus, Nenefte Funde germ. und rOm. A. Schwlb. Krön. 98. K. Miller, 
Altgermanifcho Ringbiirgen und röm. NicderlalTungen nürdlich rom Bodenice (Bericht über 
die 1880 und 81 anÄ^^effthrton I ntci furliungen.) Schriften des Vor. f. GiTcli. dos Boden- 
iees XI, 33 ff. Dieterich, Alterth. auf der tieiisllnger Alb. «jchwäb. Krün. 2i7. Pfabl- 
banftation Olneuthe .bei Sebnffenried. Staataana. 176. 946. 866. Altertb. an der oberen 
Dnnat] (Mengen, Baiiuilmr;;, üeuneburp:, Iloliinicht.Ie i ni-rffcli, Staatsanz. B. B. 17. 

Altertbujua-Yerelae und •Sammlungen in WUrtt. M. Bacb, Staataanz. B. B. 15. 

Answandernnp. J. Haitmaoo, Ueberflebtliche Gefehichtc der Wflrttb. A. Staateans. B. B. 9. 10. 
ReiOenbergcr, Die Deutfchen in Siebenbnrgen Aii.sl. Nr. 4(5. Siihe auch 3, Mittelbenger. 

Bauernkrieg. G. Bollert, Beiträge zur Gefch. d. B. ia Franken (Frauentbal, Anhan/ea, 
Guadenthal, Langenburg, Kirchberg, Sulz, Hipler), Wflrtt. Franken. N. F. 1, 16 ff. F. 
Eroberung r. Weinsberg, Staatsanz. ß. B. & Kont ip. d icluvab. Bnndedutuptmanne 
: Ulr. Artzt Schwab, und Neuburg IX, 1 ff. Siehe auch 2. Waldenburg. 

Benedictiner. A. Lindaer, Die Schriftftelier 0. S. B. im heutigen Königreich WUrtt. vom 
J. 1750 bie zu ihrem Ausfterben. Stadien and Hitthell. aue den Ben.-Orden m, S f. 
. Beuron, Klofter. Wflrttcmbvrgifchcs bei E. Sehneil, die Anidtrerfalbileker der Rldfter B. and 

Gorheira. Frcib. Diöz.-Arch. XV, 3 ff. 
. Bodonfse. A. Steudel, Der gefrorene B. dea Jakree 1880 ond fMUtere JabrgXnge ron See- 
gefrAren. Sehriften d. V. f. O. d. Bod. XI, Sir ff. 
W^Drltenh. VI«tl«lJa]itiliafti 1883. * 



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266 



Württembergifche Qdfehichts-LitemtaT 1882. 



Buchdruck. UiRlitlnicker aus Württ in Straßburg. C. Scbtnidt, Zur fJefch, der ältiften 
RibliKthekoii uixi dir erOen Buchdrucker zu .Str. Strftßb. — Slavifcher BQcherdruck in 
Wiirtt. ^Nikoil. Frilchiin Mitteinporl'on). E. Schneider, StaaCsanz. B. B, 23. Vgl. 3 Trüber 
«■d ITagnad. Sidi« auch 2. Beotlingeii. 

Biii^hhandel f. 3. Mcfzlcr, 

Dichter. Lautenbacher J , Der Antheil WUrtt an der fcbdaen Lüeratar des 18. Jahrb. Progr. 
Franken f. Banerokrieg and Knn£^efeU«lite. 
61a 8 gern &I de t. 3. Hofen. 
Gorheim f. Bearon. 

Hohcnftaufen. Konrad III 1093-1152 Allg. D. Biogr. XVI. 556 ff, Konrad IV. 1228 bis 

1254 ebend. 5(52 ff. Konradin 12.VJ - 12G8 ebcnd. 567 ff. 
Karlsfcbule. Eu!.T. G. .A., Dk> In.lie Karlsfchulc. fTift p?i(ln^ Studien Stntt^., Meteler. 

Beerdigung des Karlsicliiilora Gr. v. Grabiz 17^4. öchloUbcrger, btaatsanz. B. B. 20. 
Krlegswefen f. Hliltttrwefen. Vgl. aneb ft. Uln. 

KnnCtjii fchichte. W. Lübke, Gefch. der Kenaiffance in Dentfchland 2. Aufl. Stutfj,'., Ebner 
and Seubert 1, 336 ff. BoOert, Zur KunAgefchiehte in Franken. Schw. Krön 18. 24. 31. 

Lindan, FVanenMfL Befiti in den wQrtt OAe. Ellwangen, Neresbeim, Spaicidugen, Ulm, 
Wangen, MUnfingen, Bavensbiirg, Tettoang. Schwab, und Neub. IX, 64 ff. 100. 

LUterat i feil c r Verein. A. v. Keller, Beriebt Uber l^ntl'^hung and Fortgang des L. Y. 
Tübingen. 

V IlUXrwefen. Stnack v. Weißenbach, Ocfchichte der K. Wiirtt Artillerie. Stnttg., Kohlhanamer. 
E. V. I.rtffler, «n'frhirhtf di << K. Wiirtt. Pionit rbataillons Nr. 1.3. Ulm. Wnjrner. Muff, K., 
das 3. WUitL Jiigerbataillon. Tab. l'ues. Iluffiu^n, Die Kotwickhing de« &Iiiitar- 
VetertoSrwefeni ta WSrtt 

M U n fi n r V r t r a v. 14. Dez. 1482. Adam, Schw. Kron. 298. B. KeftI«, Staaltani. B. B. S6. 

Münsf und in Bortuariogeu, OA. Blaab. Ütaatoanz. 880. 

Nordamerika f. Auswanderung. 

Ortsnamen-Deutung. TlVIierning, Aich and Sebaleb StaataauL B. B. 9. Biiek, BefanaiMr 

und Isny Schwab. Kron. 1881, Nr. 'JGß. 
Kaub er. Uaonikcia Kiniictt-rung durch den Oberamtmaun Scbäffer 1786. Originalbcricht des 

Letztoten Sehwftb. Kron. 95, 101. 
Reformatifin. Sr>hni'idcr, E. Ein kirrlilicho« Verfahre» tititir II. rhrii'ioph und der wUrtteub» 

Theologen Bekenntnis vom Nachtui.abl. XheoL Stud. aus Wüitt. Iii, 267 S. 
Refornirte Gemeinden in Cannftattund Stuttgart. ZahnSehwftb. Kron. 10. K. Elalber ebend. 19. 

Zabn, A. Ein Kirclienraub. Bcitr. zur Gefch. der tvt. Klrobe in WOrtt. 
Rentliiiyer Schlacht 14. Mai 1377 f. 2 

Ituülund. Ilartuiann, Wiirtt. Beziehungen zu K. Schwäb. Kron. Iö4. 

8alem, Klofter. ßelliz in WOrtt t. Weeeh, Urkundenbaeh der GiAentenferabtel Salem Zeitfdir. 

f. <]. OcMk d. OhiM-rh. XXXV, 
Sankt lieorgen (ehem. wiirtt), Verzeirbnia der Achte. Frcib. Diöz.-ArcL XV, 237 ff. 
flankt Peter, Klofter. WOrttemberjcirehca Freib. Difiz.-Arch. XV, 174 IT. 
Schwab en, Herzoge T. Koorad L 963-97 Allg. D. Biogr. XVI, 618. Konrad II. 1191—96 

ebend. 619 

Sphragiftlk. FQrft Bobeolobe-Waldenburg, 8phragiftircbe Aphoriamen. Heilbr., 8cbeU. 
8 1 •( n d L W. Laii^' A i»w:ir(ige Politik der wlirtL Stände. l*reuf. JahrbOcber L, 4. & 

Waldcnfer f. 2. Neuhengftett. 

Weifen. Konrad I. (der heil. Konrad) Bilchof v. KonUanz 7 976. Allg. D. Biogr. XVI, 576. 

Württemberg. Gefehlebta Ul>erbaapt; f Renfebie und P. Stilin in der neuen Landee- 
bcf(hnil)nnff 1. I'. St.llin, G>ndiiilitp Württembergs I, 1. Bis 1268. Gotha, Perthes. 
U. Boffert, Drei pia delideria für die württ Geicbichtaforrchuug. ileilbr., Ueuuinger. Ge- 
fehiebte der Verikmtng, Verwaltung und de» Staatsbanehalts: K. Rieeke in dn- Lande«- 
iMfebreibUDg II, 8. (Auch in bcfondercm Abdnick Stuttg. Kohlti.-imnii r . Ilie gut Wiirttem- 
bpr^r alipweg. Eine Frage von E. Xcftle StaatRanz. B. B. 26. Wiirtt Fiirftenhaus: 
Gralil'tciu der Gr. Adelheid v. W., Gemaliliu Kraft« II. v. Hohenlohe 1342 Wflrtt Franken 
N. F 1, 1.37 f. (mit Abbild). Herzog Ulrich: J. Wille, Philipp der Großmllthigc von 
Heffen und flic RcftituHon Ulrich« v. W. 1.Ö2G-.3&. Tflb. l.ntijip. H. Chrift^>plj f K.-form- 
ation. Herzogin Marie v. W., die Stammmutter de« Braunlcbweigifchen ilerzogbaules 
U96-1M1 Lemeke Staatsani. B. B. 14. Henog Karl Rudolf 1647-1749 Allg. D. Biogr. 
XV, S72 ff. Heraog Karl Alexaader Allg. D. Biogr. XV, 866 ff. 8ehlo<beiY«r Staatana 



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Wflrttemb«rgt£ehe OefohieliUi-LiteMtnr 1882. 



267 



B. B. 20. Heraof Heinridi Friedrich 1687—1784 ebead. ErbprlBBeOlo Henriette Meria^ 

geh Pr. V. Brandenburg, 1702—82. Th. Zahn Staatsanz. B. B. 18. Henog Kkri Allg: 
D. Biogr. XV, 376 ff. f. auch K irlMc huk-. König Wilhelm: Schloßberg:er, Plan zu einer 
Scbwcizorreife Sr. K. H. des Krunin iuztu Wilhelm 1807 vorgelegt von K. F. bick, .Staaüiuux- 
B. B. 20. Wttrtt; Wappen in Beatolsbach Klemm Staatsaaz. B. B. 8(k WOrttemberg 
befonders Stuttgart und Tübingen in den Jahren 1723—27, Einleitung vor Albr. v. Halters 
Gedichten, Berausg. v. L. Hirzel. Fraaeofeid, Uaber. A. v. Ualleis TagebQchcr feiner 
Reifen oaeb DeatTefataad, BoUand vod Eaglaod 1788—37. Heravi?. v. L* HliieL Leipiig, 
Hirzel. 

Zäbringen. Koarad Herzog v. Z. t 1152 Allg. d Blogr. XVI, Glil ff. 

3. Ortsg«rehicht« (einrchi. Gerchlechtergercbicbt«). 

Aalen r. 1. Älterthamer. Tfcberniog, ZtUga ans der Gefch. der Befonaation der Obeiamtfr 

i'tadt Aalen. 
Adeln »ttu /. BecheabeKf. 

Aich f. 1. Ortenamcn. 

Atta hänfen. J. Leopold, Dio ev. Kirche la A. 

AnriebahaafeB. J. Scheffold, Zw Gefehlebte dee Ljuidkapitela A. Heilbr. Beben. 

Anhäufen, Kloilter f. 1. Baaemkri^g; 

Baumbnrr,' r. 1. Alterthilmcr. 

Bebenhauleii. A. Klemm, Zur Ocfcbicbte und Befchreibung des Kluricrs ß. Staataanz. B. B. 5. 
Bermariagen (. l. Hflnzfond. 
Botmauer f. 1. Ortsnamen. 
Beute Ubach f. 1. WUrtt. Wappen. 

Brenz, OA. HeMcnbeim. Orabfteln eines OniTeo. Klemm fitaataan& B. B. 

Bnohhorn. Moll, B. und HoA n. Mit 3 Hoi^^rdiBttten. Schriflen dci Tereia* fttr Gefeb. dee 

Bodenfees XI, 7 ff. Siehe auch fiofoo. 
Cannftatt t. 1. Reformirte. 

Crailsheim f. 1 Bauernkrieg. 

PQrbheim von. N. Bofflnkrj^nzer, Bifebof Johann L von Straflboig genannl von Dflrbheim. 

Trier 1881. 

Ell Wangen. F. J. flehvara, iMe ehemalige Bened{ktta«r-AbCei-Klrobe aum h. Titas in E. Mit 
.\bbili1. .Stnttg., Bonz. 0. Boffert, Drei mcht j^edruckte Urkunden ans dem Elofter E. 
Wartt. Frankeu M. F. L S. 35 ffl Siebe auch Adelmann. 

ECliagen. K., Statlftik ttber die Eatwtektnag EHlingeni znr Fabiikftadt E6I., Beebtla. 

Forehtenberg. Wtidncr, Die Stadt F. nnd ihre KleinkinderpB^. 

Franenthal, Kloft r f. 1. Bauernkrieg. 

Freuden ftadt. Orgel v. .Schott (und Schickhardt ?) Blckell im Anzeiger f. Kunde d. d. 

Vorzeit S. 60 ff. 
Friedrichshafen f. Buchhorn und Hofen. 

Geialingen. Die Faiuilie KnuU und dio Drcchnlcr v. G. Schmidt- Wcißenfela, Zwölf Drechsler 
Beriin Abenheim. Geialinger Alb t 1. AlterthOmer. 

Gmünd f. 3. RatliK« b. 

Gnadenthal. Füri't v. Hohenlohe- Waldenburg über 2 Grabflcinu in der Klofterkircbe: Konrad 
V. Kranthefm nnd fehl Sohn Kraft, Adelheid von Wflrttemberg, Gemahlin Kräfte IL tob 

Hohenlohe. Mit Abbild. WOrtt Franken N. F. 1, 38 f. Siehe auch 1 Bauernkrieg. 
Göpi»ingen. Brand v. 25. Auguft 17B2 und Wiffi,, niniau. P. Stark Stn.itsanz. B. B, 19. 
QrUningen, OA. RiedL Bacher K., Kurze Geogr. uud Geich, von Gr. Ilicdliiigeii. 
Onffen C 8 Brenz. 

Ball. H. Ehemann, KalferUebe ond fonfttge höbe BeAiebe im alten Hall. Wflrtt. Fraakea 
M. F. 1 1 ff. 

Hellbronn. E. Wemteke, Drkvndliebe» vom Rathbansban in B. 1570—82. Ana. f. K. d. d. 

Vorz. 1(1. G. Eärie, Die KriegsereignilTe des Jahres 1693 in der Umgegend T, H. Heilbr., 
Sclu II. Ci feliidite les Gafthofs zur Sonne. Sehw&b. Krön. (»7. 
Herreuberg L H. Katligeb. 

Birfan, Konrad v., PUlofopb, Dichter, Hoßker 12. Ih. Allg. D. Biogr. XVI, 642. 

Hofen, Klofter. K. Mayer v. Mayerfols, Die GlasmalorLicti im ehem. Kl. H. jetzigem Sommer- 

Befidenz-Schioffe Sr. M^j. dea Königs Karl v. Wilrtt. Schriften d. V. f. d. G. d. Bodenf. 

XI, 43 IF. Siebe andi Baehbonu 



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868 



irttHtambergirelie Gofdiiehii-Litontiir 18B2. 



Uounoburg 1'. 1. Alterthümer. 

HolieiiafpeTg. Todtenfeler in Jahr 1885 (Burfehenfchaftszeit). Scbwäb. Krön. 43. 

Hohenlohe Orabfteine f. Gnadentha!. Fflrl't von HoUenlithi -Waldenburg. Zwei febr fultene 
Münzen des BauT«» U. - ScbilliugsfUrft Württ. i'ranktiD N. V. 1, 39. Derfelbe, Uuhen- 
loMfohe Ifotto's und Devifon and Verfekiedenefl nb«r d«n PhSnIx. Hdlbr., Sobdl. 

Hohenneu f fcD. K. KapA', H. N. gefchichtlich und trt'ui;raidiirrh gcfcliildiit Reiitl., Kocher 

Hohentwiel. II. von Fraas, P. Uartmann, Karrer, Paulus und A. 2. Aufl. Stuttg., Bons. 

Isny. F. L. Bauinann, Isnyor Gefcbichtsiinellen d«s 18. Jalurh. Neues Arch. der OefeHfeh. f. 
ält. D. Gerchichukunde VlU. 1. Sieh« auch 1. OrUnamea. 

Kirchberg, OA. G crabronn. f. 1. Bauernkrieg. 

Langenbarg f. 1. Bauernkrieg. 

Loofaen f. 1 AttertbOmer. 

Ludwigsburp: f. Sehiller. 

Mengen f. 1. AlterüiUmer. 

Hflttniigen r. 1. 

Neahengftett A. Röfiger, Naab. Gefehichte und Sprache einer Waldenfcr-Kolonie. Inang.' 

Differt. Greifswald. 

Och ringen. Job. Kinmann von 0. Buch«lrucker dalVlbit um 1490, l'cit 1498 in Straßburg. 
K. Schmidt, Znr Oefeh. der fllteDten BiUiotb. nnd der erften Bodtdr. in SfaraAb. Strafib. 

Olzreuthe f. 1. AltcTtliiimer. 

Pfullingen. Konrad (Kuno) v. Pf., Erzbifchof v. Trier f 1066. Allg. I>. Biogr. XYI, 627. 
RaTenabnrg. Held, Vorgefehiehte des QymnalinniB. Programm. Stehe aneb 8. Konrad. 

Xeehenbcrg, OA. Crailsli. nufTeil, Die Sage vom wilden Reehenberger, I3d StHek Gefdiielite 

des Ilaufes v. Adelmann. WUrtt. Pranken N. F. 1, 40. 
Kuutlingen. J. Jacobfon, Die Scblaeht bet R. 14. Mai 1B77. Leipzig, Veit. K. SteifT, RentL 

und das erfte Jahrhundert des Buchdrucks. Stiatsanz. B. B. 25. Die Färber von R. in 

Schmidt-W( ißentel<;, Zwölf F.Hrber. Berlin, Abenheim. Die Gerber V. B. (BaatUn, LUt etc.). 

Üchmidt-Weißenfcls, Zwölf Gerber, ebend. 
Sebaieb f. 1. OrUnamen. 

Srhwcndl, L'a/.htv» V., TTecrfnhrer. Lnfchka Staatanc B. B. 9S, 
Sindelfingcn /. Wurmlingen. 

Stuttgart Refbrmirte Gemeinde f. 1. Reformirte. Albr. Halier Uber St t. 1. HaUer. Die 

erften 25 Jahre des Konlcrvatoriunis fiir Mufik, Feftfehiift. Karlsfehiile f. 1. 

Sülz. l'.nrg bei Kirchberg a. d. .•. f. 1. B;nieriikrief?. 

Tübingen. Albr. Hallcr Ulter Ttib. f. i. Hallcr. Bnclidruck Keutiingen, Steiff. Stiftler, was 
aas ihnen alles werden kann Schwib. Krön. 178i. Hat^nenrefen ebend. 89. Kichtwttrttem- 
berger unter den Studireaden ebend. 18. Erinnerungen aue den 1880 er Jahren ebend. 6^ 

42, 250. 

Ulm. H. Leeb, Die Annahme von Ulm 1708. Ulm, Wobler. Ulmer Mamenonft Sdimidt- 

Wcißenfels, Zwölf Färber. Berlin, Abenheim. 
Urach, Konr. v., Kardinal-Legat f 1227. Allg. D. Biogr. XVI, 6UÖ. 
Waldburg, Georg Truchf. v., Bauernjörg. Schwüb. Krön. 66. 
Weil der Stadt. Kunftgcfchichtc Lübkc Schwab. Krön. 163. 

Weinsber?. Kmirad IL, Erzbifchof v. M.iinz rjOn^HG. Allg;. D. V.u^'^r. XVI, 596. BolTert, 
Aus dem Weinsb. Archiv in Oehringcn für die Zeit von 1415—48. Löhers ZeitTohrifl f. 
ArehirirefeB. 

W i n t e r rt e { t i n. Lieder und Lriclic Ulrirlis v. W,, lu ran?^. v. Minor. Wien, Koncgen. 
Wurmlingen, OA. Rottenbnrg. Konr v., Cbronift in äindelfingen f 1294. Allg. D. Biogr. 
XYI, 662. 

A ikelin f. Oeglin. 

Auerbach, Bcrthold. Salumon, L. Bcrthold Auerbach. Eine Bioginphic. Letzte Tage in 
Canneer Tritfehler, Schvib. Krön. 45. (Anlerdem aahlreiche Nekrologe, BrorchflroD etc.) 

I?anfliii, f. 2. RcntlinfTcn. 

BtiDgel. Reiff, Fr. Job. Albr. B. und feine Schule. 
Bauer, Ftd. General. Sehwib. Krön. 88. 

Bilfinger, G. B., Philoloph u. Staatsmann. Schwab, Kleine Sebrlflten 8. 88 ff.- 

Btihl, Johs , der Tvimvatci. Schwab. Krön. 189. 
Cotta, Joh. Fr. v. Allg. Zeitung 360 f. 



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Württembttgifehe OdrcUcbts-LUorfttar 1883. 



269 



Diinneeker. Ontoehten Ober eine znao Ksuf angeboteiie 6eailld«fi»iBnihing. ScbioAbeiger 

8kMt«uiz. B. B. 2U. 
Krhardt, Friedr., Maler. L. Uezger, StUAlsanz. B. B. IS. 
Frifcblin, Nik. f. Buchdruck. 

Fflffer, IL, Mater. B«t{«liiingen m KIopfUMk. F. M. Rlebter, Ans d«r Hein«»> and W«rtberadt. 

Wien, Hostnann. 
Greyf r, Mich., ßuobdracker li86 ff. SUateanz. B. B. 2ä. 

Grflninßer, Job., Buclidyiieker »vs Wartt tn -Baf«! 1480 n. StrafibiniK 1482. CScbmldt a. «.0. 
Haje«, Georg, MaKr v. Hati«Bweller OA. Waiif«n, 1806—83. AWg. Zaitong 8. 41SDl 

Hannik ol , f. ]. Iväubcr. 

IIa lit t, Mcüizinairatb. iScliwiili. Krön. 4L. .Mediz. Kurr. Bl. 6. 
H« gel mal er. F., OeoeraL Sehwib. Krön. 61. 

n«?5nrifh f. 2. Heührnnn. 

Hering, Ed., ObermcdiziDalralh. Rueff in der L«opoldina XVIII, 11 ff. 
flfpler, Wendel. Boffert, Wlhtt Flranken. 'S. F. 1, 88 ff. 

Höf er, Edmund, Schriflftil!. i . Arn. VVelImcr, .Schwäb. Krön. 130. 0, Költlin, AUg. Z. 234. 
lluß, Mart. V. Groübottwar, d»!r erfte Hiichdrncker In Lyon 1478. Allg. D. Biogr. XV, 659. 
Hoffmaon, K. H. L. , f Prof. Tübingen. Zur Erinnerung an — von K. 0. L. Hoffniano. 
Soborndurf. 

Kaltenmofcr. K.ifpar, von Horb, Maler, IH^MJ-Ü?. Allg. D. Biogr. XV, 46. 
Kapff, S\\t Jak., Jurilt, 173q-1821, obenU. 91». 

, Sixt Kart, Tbeol., 1805—79, ebend. 
KSvffelin, Baltb., Theol., c 1 lW-1559, ebend. 4(>2. 

n Job. Matth., V. Zainingen, Liter.it, 1f'<)(>— 1751, ebend, i&i, 
Kanffmann, E. Fr., v. Lvdwigsburg, K ottiiHinilt, ebend, 473. 

Kanal er, Chrift. Friedr. in Tfibingcn, 17G0— 1825. Math., ebend. 507. (Mehrere IrrthllBer Stt 
berichtigen nnrh ramerer, Beitr. z. Gefch d. Stiittj,'. Cymn. 1834 S. 44 f.) 
, Eduard, von Winnenden, 1801—73, Archivar, ebend. 508. 

Wnaa O. Fr. von Stuttgart, 1794-1848, Mit. Sehrfftft., ebend. 600. 

Keim, Theod., v. i^tntt^nrt, 1825—78, Theol., ebend. 534. 

Keller, Dan. (Cellariua, Kellermeifterj v. Wildberg OA. Nagold (lo ift die Angabe der A. d. B. 
au berichtigen, aneb da» dortige „es Itt fraglich, ob* an ftreiehen, Tergt. Hanber Ver fbeb 
einer nmft. Hift. der Landcharten 1724 S. 23; Hift Nachr. 1774 S. 78.) 

Keller, Job. Baptift, v. 8alenj, 1774—1845, Bifchof von Rottenburg, ebend. r>^. 

Keller, Job. .Jak., v. Eßlingen, 17Ü4-1832, Gcfchichtsfchroibcr, cbcnd. 582. 

Kepler, Jobs., der Aftronom, ebend. OOS ff. 

Kern, Fr. m-hvr., v. Söbnftetten, 1790-1842, Theol., ebend. 6S2. 
, Uottl. Chr., , 1792-1835, Theol., ebend. 

Kern, Blldbanerfamllle am Forebtenberg, ebend. 6^ ff. 

Kerner, C, I>i iidt-r, v. Ludwignburg, 1. Job. (ieorg, 1770— 18!i', Ai/.t n. Pnlitiki r, cVn nd. (MO. 

2. Juftinus 178(;— 1862, der Dichter, 643. 8. Karl Fried. 1385-1840, (;eneral u. Minifter, 646. 

Ueber Georg: Wohlwill in Mittb. d. Ver. f. Hamb. Gcfch. Nr. 12. 
Keiler, Keßler, Nikol., v. Gn-Bottwar, Buchdrucker 7.n Bafel, 1480— löOO, A. D. B. XV, 669. 
Kettenbach, Heinr. v, Keformafor in l'Ini. tlji-nd. 07i". 
Kiechel, Sana., v, Ulm, 1563—1609, Reifemler, ebend. 711. 
Kielmeyer, K. Fr., Bebenbaufen, 1765—1844, Natnrforfeher, ebend. 721. 
Kies, Trih., v. Tübiii-ri'Ti, ITI.I-Sl, Aftronom, ebend. 72''. 
Kinzelbacb, Guttl. Theod., v. Stuttgart, 1822-68, Afrikareifeuder, cbead. 785. 
Kircbberg, Or. Kenr. v., Ufnneflbiger nm 1250, ebend. 780. 
Kircher, Joh., v. Tübingen, 1610 ff., Konvertit, ebend. XVI, & 
Klein. Karl Chr., v. Sdittprirt, 1772— lS'.'r>, Arzf, ebend. 98. 
Klemm, Joh. Konr., v. Hcrrcnbcrg, lorw— 1717, Theol., cbcnd. 153. 
Kling, Cbr. Fr. Altdorf OA. BObl., 1800-02, Theol., ebend. IStL 
KI um PI», Fr W., v. Udchcnbach, 1868, Pädagog, ebend. 253. 

Klßpfel, Imm. Chr., r. Hattenhofen, 1712—76, Begründer dee Goth. Hofkalendera, cbcnd. 255. 

„ Hehir. Imm., Stnttg. 1788-182% Jorift n. Politiker, ebend. SS7. 
Knapp, Alb., v. Tübingen, (nicbt Alpiriiiadk wie in der A. D.B. gel^iftX 17II6--1864, Tbeolf 

Dichter, cbcntj. 203. 

, Joh. Ge., v. Oeiiringcn, 1705—71, llieol., ebend. 267. ■ • 



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270 



Wflrtteinber^fohe Gefehielito-Literatar 1682. 



Koan«, K. Clir., von Vaihingea a. E., 1801—44, LftttdwirCb, «bfliiiL 270. 

Knecht, Juftin Ikinr., v. Biberach, 1752—1817, Jfnfikcr, ebend. 216, 

Rnoll, Drechsicrfamilie in Geis!., f. 2. Geislintcen. 

Koch, Ed. Km., v. SoIHude, 1«Ü9— 71, Thtui., ehend. 61ii. 

K(fbl«r, Joh. Gottl. fV., v. atattgart, 1788—1869, g«iftUcber Liedtrdiebler, «b«nd, 446, 

Reinhold v. Lauffen, 1825 - 73, Mediziner, ebend. 446. 
Kohlbaao, Job. Jak., v. Uarkgröniogen 1747— Ibll, BoUoiker, ebeiui. 447. 
Koib, Gvft., von StdUünrt, ITW-^lSeS, Publhift, ebend. 457. 

Kölle, Chr. Fr. K., v. Stnttgart 1781—1848, Diplomat u. SehriftftoUer, eb«Od. 47Sw 
Köllin, Konr. v. Ulm, 1480—1536, katta. Theolog, «bend. 479. 
KiStrenter, Joh. Gottl., v. Sulz, 178S— 1806, Botaniker, ebend. 493. 
Kdnlg, Joh. rir. V. Eßlingen, ir>ö8'l744, l^ichr. Hofpoet, ebend. 516. 
Kßni<?se^j7, Or. T.oth. Jof. Dan., 1673-1751, nit. FoldinarlVliall, ebend. 523, 
Konrad, Kaif. Kanzler, Legat in Italien, Bifcbot v. llildeaheim u. v. Wärzb., nicht v. Hävens- 
borg, foodwo V. QaerAirt, v. Lordi, Oerebieht« Konrads, 2. Attfl., Imsbr. Raach; 8. 3 C 
Kfiftlin, Aaguft, Rtaatsr.Htli, ?r;iridinf, 1702—1873, ebend. 756. 

• Erolt Gottlob, bchtilmann, 1780-1824, «bend. 757. 

• K. W. Gottlieb, Kpho^u^ 1785-1854, ebend. 757. 

, K. Heinrich, Obcrnu diziiialratli, 17^7-1859, ebend. 758L 
, Nathanael, Prälat, 177(i— 1855, ebend. 759. 

Clir. Reinhüld, Jur. i'rof., 1813-1856, ebeod. 759. 
Krapf, Lader., Iflffloaar fiiogr. W. Clana, Bafel, Spittler. Petenn., NittLS. 106. Tb.fiebot^ 

Dahrim 22 Sfbwft. Cbron. 17& 
Lift, r. 2. Keutlingen. 

Lucas, Edn., Pomolog, Woebenbl. f. Landw. 81. Ans meinem Leben, Stuttgart, Ulner. 

Martens, Chr. v., Obcritlieutcnant a. D., Scbw. Krön. SS; 
Maufer, WUb., Waffenfabrikant Allg. Z. 35 B. 
MetzlerTche Buchhandlung in Stuttgart, Schw. Krön. 118. 

Hittelbergcr, Oottlieb, SehuNdirer in Enniraibingen, Ober Nordamerika, 1750 ff. Staattans. 

B. B. IH. 

Högling, Herrn., SlilTiunar. Biogr. v. U. Gundert, Calw u. ätuttg., Vereinsbuchh. 
Möhler, Job. Adam, TheoL, Bealem^kl. f&r prot Tbeol. n. Kirche, X, 183 ff. 

Möriko, Eduard, Erlntioninpon an M. von Maiit: I5aii«T, Staatsanz. R. B. 7. 8. 

Oberkampf, Chr. Ph., von Wiefenbacb, OA. Gcrabr, Fabrikant, in Frankreich f Schmidt» 

WeiJtenfels, Zw0lf F9rber, Berlin, Abenheim. 
Oeglin, Oeellus (nach Gaylcr, Hift. Denkm. v. Ii 612 >vobl der Jetsige Namen AtkeHn), 

Buchdrucker v. Reutl. in Aiitc^bur- 1505 ff., Staatsanz. B- B. ^m. 
Oehler, Gült. Fried., Theolog, Kealencykl. f. prot. Tbeol. u. Kirche X, 696 ff^ 
Oekolampadlne, Job., Reformator, Realeneykl. f. prot TheoL u. Kirebe X, 706 ff. Fehl* 

eilen, Jobs. Oek,, Sein Leben u. Wirken. Woinaberg, Köhler. 
Oppel, IWideot a. ächwäb. Krön. 228. 

Ofiander. Die wOrtt Theologen diofee Namens Realeneykl. f. prot Theol. u. Kiitbe Xf, 128 IL 

Otiii M ULUtlinger Buchdruckcrfaniilic im 15. u. 10. Jahrb., Staatsan/. B. B. 25. 

OttliLT, Jak., rofornmtor v. Efilin<]rfn. Kealencykl. f. prot. Theol. n. Kirche XI, 187 f. 

Paulus, Ii. E. ü., Theolog, Itealcncykl. t. prot. Theol. u. Kirche XI, 391 ff. 

Prtti, Joh., WOrtt. Buohdraeker in StnCburg, 1480 ff. C. Schmidt a. a. 0. 

Rathgeb, Jörg, aus nniiind, Mnler in Herrenberg, Frankfnrt etc. 0. Donner v, Richter in 

Seenanns Dentfchem Kunftblatt II. 
Rlnmann, Joh,, Buehdreeker, f. 2. Oebringen. 

Silnger, Max, aus Laupheim, Rabbiner in Haioblirg, Scbir. Kron. HL 

Schaffe r, Oberamtmann in Suir, f. 1. Räuber. 

Schickhardt, Heinrich. Llibkc, Gefch. d. Ronaiff. in Deutfchl., 2. A. I, 856 ff. 

Sehiller. Sch. in Ludwigsburg, P. Wcizßicker, Staatsanz. 1!. V>. 23, Briefe von Seh. in Sclinorrs 

Arcliiv XT. 2, 3. Briefe feiner Mutter u. feiner Schweftcr Chriftophinc, Staatsanz. 15. B. 7. 
Schneider, Fr., Oberltlicutenant a. D. Ebrard in der Schwäb. Kron. 137. Auch in erweit. 

Abdr., Strafibnrg, Heiti. 

Sehubart. Vurtm^ Uber feine voiksthflmL Bedeuten« v. J. Q. Ftfdier, Staataanx. B. B. 16 f. 

Vgl. Staatsanz. S. 1352. 

Schwab, Goft. Biogr. von G. Klee vor der Aacwahl von Sdiwabe Gedichten, Gotha, Bntdsmann, 



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Warttombergifohe Gefahiehta-Literfttar 18ö2y83. 



271 



8 ob well« r, 6arDilbB«pr«diger. E. 8., BlSttor der Erinnenng an den voUendetes • . . 

Sick, K. R, f. 1. Wtlrtt. Ffirftenlians, K. Wilhelm, 
ätirnbrand, Fraoz, Maler. Nekr. Scbw. Krün. 195. 

SUrlln, Georg, Vater o. Sohn. 8«hiBidt-Weißetife1«, ZwSlf Tifebter, Berlin, Abenbeim. 

Swop, Thom., wfirtt. Buchdrucker in Strafiburg IFjM. C. Schmidt a. a. 0. 

Tr u b e r , Vngn .-i <t nnd GcnolTcn. F. U. Meyer im Arehi7 f. Oefob. d. dentfoh. Bachhaadels VII. 

(Siehe auch 1. Buchdruck.) 
Vifcber, Friedrieb. 8en»£lbiogr»pble In Alte« und Nene« UL, StirttBnrt, Boni. 
Waiblingcr, Wilh., Briefe au» Itnlien an Efer, Fortletz. Staatsanü. B. B. 7, 16. 
Walcker, Eberb. Friedr, Orgelbauer. Sehmidt-Weißeafels, Zwölf Til'chler, Berlin, Abeuheim. 
Weekberlin, Georg Rudolph, Dlebter. H. Fifeher StantMin. B. B. 19. f. 
Weliinf?cr, Joh., Wfirtt. Buchdrucker in Straßburg 1.t<)2. C. Schmidt u. a. 0. 
Werner, Guft., Reutlingen. N. M. Des Vaters 74. Ctebnrtatag. Zam Aodenkea an die 

Mutter Werner. 

Wldmann, L. Calw. Louis Widmann. Ein Lebensbild, Dagersheim, Kolb. 

Wicland. L. Geiger, Wielandiaua. Im Neuen Reich 1S81, . , Viersehn Gedicht* von W., 
mit^eth. von P. v. Hofmann-WelleDbuf, Herrigs Arch. f. das Stad. d. neueren Spr. und 
Ut. LXVI, 1, 8. 49 ff. IL Funek, Beltrige enr W.-Btogr»pb1e. Au« nufedmekten PaiHeien, 

Freibnrf: u. Tiibiii;,'cn, Muhr. ncrmiinn v. C. M. Wic-laml, Heillir., Henninger. Eine ver* 
gelTeae Schrift v. C. M. W., Herausg. v. L. Uirzel in Schoorrs Arobiv XI, 3, 8. ä77 if. 
B. Senffert, Der junge G»tbe nud Wietend, Zcdtfeb. f. dentfeb. AUerthnm« N. F. XIV, 8. 

S. 252 ff. Bodmer, Klopftock und Wieland, Schwäb. Krön., S. 1648. 
Wirth, Friedrich. Schmidt WLiConfels, Zwölf Tifchler, Berlin, Abenheim. 
Zaincr, Buchdruckcrfamiiie aus Reutlingen. SteiS, Staatsanz. B. U. 8. 38ü f. 



Neue Literatur. 

Hlnfterblitter. BeraosgegebeD von A. Beyer nnd Fr. Prefrel. IIL and IV. Heft, 
tlloi, Bbner 1883. 

Den Freunden vaterländirdier Kunfl ift ibueh dierp?» r>oppelheft eine fchöne Weilinachts- 
gabe geworden. War das erfie dem bewährten Hathgeber des Baues, v. Eglc, das xweite der 
BanbOtte den yoliendeten KMner Doms gewridmet, To trigt das neue den Namen dee fei^r (No* 
vcmliet 1HS0) hingegiiiiseiieri Meilters der 'b'ltli'irmr, der nneli den Aiisb.iu des riauiittburmes ge- 
plant, Ludwig Scheu, an der Stime, Kachruf und Grabrede ncbflt lebr anfprechendem Brudbiid 
fn der Hftte. Von dem reichen, zam Tbeii «war fcbon anderirirts yerOffbntliebten Inhalt ehra 
kurze Uebcrficht. Voran J'tcht wieder 1. die Geftalt eines lebendigen ßauftoina der Ulmer Kirche, 
eines kräftigen und hochberedten ZiMiprPi von der Miitifteikanzel zur Zeit des SOjaln i^^on Kriegs, 
Konr. Dietrich, Geii'tcsverwundten von Joh. Viil. Andrea und Balth. Schupp, dem letzteren 
sngleieb durch Ablkammnng nod Familie befrenndet, mit Jenem auch dnreh holie KunfUiebe fieh 
berührend. Die beim Durrdhlattern dnrrli üirr fiO Seiten Rann ziin:tchft übcrrafehcnde Skizze 
macht, wenn man He gelefen, Appetit nach mehr, xuinal fle wefcntlich zugleich die damaligea 
ZniUbide der Stadt fehildem wili nnd bierin mit dem Tode Dietriehs 1689 abbricht. S. Text 
einer Meßdotation von 1431. Ein kleines Regeft dazu mit Berechnung des Werths wäre detu 
gewilTenliaften Veröffentlicher jedenfalls leichter geworden, als dem gewöhnlichen Lefer. 8. LUbke 
Uber die Münftcr zu Ulm und zu Straßburg; intereffant befonders durch die Nachweifung, daS 
der große Ulmer Melfter Ulrich von Enllngen, dem nach Vollendung des Gbore wahrfcheinlich 
die gewaltige Steigerung des Langhauics iaimut deui Thtirm^rtindriß zukommt, auch der Er- 
bauer des Straßburger Nordtbiirmes von der Plattform an ift, „delTea fcblaakes Uanptgefcboli 
mit feinen luitigen 8 Pfbilem und der 70n ihnen umfcblolTenen, ungemein febtankeo, gewdibteo 
Bogeiilialle Villi der genialen Kflljtdieit de^i Arcliitekten Zeii^ciiis ablegt." Während abtr fein von 
Matth. Boblinger aufgenommener Ulmer Plan heute nun der Vollendung eotgegenneht, als der mit 
der nrfprUnglichen BtraDbui^ Fa^de fo nah verwandte berrliebfte Thnrmban, To wird einer 
Wiederholung des jenieitigcn Thurmcs und danät dem Ausbau der neben Köln eben doch ge> 
w.<ilti>;ften Donitarade da» Recht abgerproeheu. Wo ef< dmli Ai h'iclit zu machen wäre. Penn 
gerade die genannte geniale Leichtigkeit nnd Einfachheit des l'ians müitte die Ausführung tecbaiich 
und pekuniir als fitfl relbftverAindlidi erfeheinen laObn. UiegcgCD vermögen vir dem verehrten 



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272 



Münfterblättcr. 



Mdftcr nicht tu folgen, für die Kunrcrviriing der mächtigen Pluttfonn um nicht zu beguirtom, 
fo wenig als die ablolntc Disliarnoonie des oberen mit i!i:n miteron, namentlich dein zweiten 
Tburmituckwerii zu begreifen, h'ein; Tu wenig Köln, Kcgensburg, Uiiu Uuinen bleiben durften, 
fo wenig darl es Strafibnrg; Ja noeh wealger — aaeh dei weil. Stabelrompeten Baftaumi be- 
währtem Grundfatz. Dies mit Ycrgiinft gef.ijrt von einem, dem der Tbiirm ftlr naclibarlich zu- 
gewandte Liebe auch fchon einiges gcoäenbart hat. 4. Uebcr die beiden Jürg äQrltn. Sie 
werden, waa biaher gefehlt, in exaltler Weifo aaa dnandcr gehalten, der SItiere sagleieh ala Bild« 
haucr naciigewicfcn. Anliangswcife erfcheint n. a. Kflaftlei n auch der Maler llans SohQHn, doch 
noch ohne nachwciabare Beziehung zu dem grofien aenhergeftellten jUngften Gericht im Mflnrter, 
von dem die beiden näobften AnffKlae ^5.) von Merz und Lübke (aas Chriftl. Eum'tbl. 1880, 9. 
nad Zeitfchr. f. b. K. XVIII. S. 201) eingehend und trefflich handeln. Wenn im erllten dem Ge- 
nannten als (leni bcdcntendTten Maler des damaligen Ulm (1471) das Bild zugcfchrieben wird, 
To kann der zweite bei aller Wahrfcheinlichkcit einige ftyliftifche Bedenken dagegen nicht zu* 
rOelcbalten und will fieb einftwdien damit begnagen, daß daa Bild ala da« weitaus bedeatendfte 
deutfclic Wandbild jener F-iioche und überhaupt als eine hervorragende Seliüpfun^ der Malerei 
aacbgcwieTen i/t. 6. Urkunden betr. Streitigkeiten wegen Auebeffemng dea Fcuftcrs der Scbmsede- 
santt im 18. Jabrbnndert 7. Stammbaani Chrifti aas einem Penfter des Hans Wild, mit dem 
biederen Bilde des Meiftera felbft. 8. l'eher tien Bauroeiltcr Scheu (f. o.) 9. Bericht über die 
Arbeiten von 80 — 82, darunter der Abbrueli der großen Orgel und Orgulhalle und die Herftellinig 
der äakrittei. 10, Die Arbeiten, unter Leitung des neuen. Baumeil'ter« , zur Verftarkung des 
Haopttbanas, al« Orandlage felnea Auabanea, wie (le der im April 1882 berufeneo Sadivei^ 
rtändi$:^enkommilTion vorgelegt und von diefer mit einigen Modifikationen gut geheifien wurden. 
DicTe wichtigen Dokumente Cmd auch im Öt-Anz. v. 1882 Nr. 1% veröffentlicht. In uoferem 
Heft find fie zugleich aufs treffllebAe illnftrirC. Bei großer NaobMfiigkrit fa der nrfprliagliehea An;- 
lage der Fundamente nnd überall erheblicher Ucberfchreitung der fonft für zuläfiig angefehenen Be* 
laftung des Grundes hat (ich letzterer, da in 400 Jahren irgend eine merkliche Bewegung am Thurm 
nicht ftattgefunden, uro To mehr als ein guter hcrausgcftellt, der bei theilweifer Verbe/Tcrung der 
Fuadamante auch die neue Laft fleher au tragen im Stande ifL Die nothwendigen Yerftärknagen 
des Thurmcs felber führen unten ?u einer ^flnllijrcrcn Anfilelltjng^ der Orp:el. Weiter oben einigte 
man fleh die Verftärkung auf möglichlt einfache Art, hauptliichlich durch Einbauten in die Fenfter- 
OffhungeD, vensnaehmen, wodareh der Gefammteiadmck zwar nicht anwefeatlleh verXndert werden 
wird, aber ^vo1lI kaum in nachtheil!;j;er WLif«-. IMr Oktn^^ou iinil Spitze bleibt Böblingers Plan 
im Wefentiicben erhalten. 11. Münftercbrunik vom 1£>. Mai lööO bis 13, Juni 1882, daraus er- 
hellt, in welch energifchem nnd noblem Sinne das mflnfterbaukomiCe feines Amtes waltet 
12. Stiftungen, worunter 200 Mark Vermächtnis unfcrcs f Freundes Dr. Glatz. Dazu die fchönen 
Bilder zweier neuen Fcnftcr, des T.i übe liictrichlchen uud des Hürglenfclicn. Sie itellen Abend- 
mahl und Getfemane, Bimmelfahrt und PHngiten dar. Untet den Apofteln trägt nach alter Licenz 
dner*dle BOrglenfeben ZOge, and aneh das bekannte Gemswappen fehlt nicht IS. Haehtrag ni 
den Künfticrnofizcn. — Welche Fülle wieder des aniegendlten Stofls! ein neues Zeugni-«, w.is 
Ulm an feinem berrlicben Miiniler bat und was die feines VVerthes vollbewbüte Stadt für ihr 
unrergleichliehes Klefaiod thuL Kein Wander, wenn die lleraasgeber, der Knnfif<»feber nad 
der KunftDber, in fi endiger Bewegung ihrem Volke zurufen: Wer den Ausbau erlebt, wird die 
Worte an der 8|)it7.e Hamnun rcbeu: Zu Gottes und des Iteiches Ehrt 

U. im Dezember 1B83. ' 1*. H.. 



WlfrltembergifGher Alterthumsverein. 

Vertrige bei den Zufammenkfinften der Mitglieder und Frennde, ungleich 
Vereinsabende der Anthropologifchen Gefellfehafi 

27. Oktober 1883. Dr. E. Adam über Mömpeigard und Württemberg. 

10. 2sovember. Prof. Dr. Fr aas über die ältefte deutfche Naturgefchicbte. 

84. Norember. Bflckbliek auf das 40jiQiiige Beftebeu des Vereiua von Hart mann. — Prof. 

Dr. I'a II t II « fiber die iitmifcben Befeftigungeu am limcs ncüeua. — Prof. Dr. H. FIfcher 

Uber da« „Uechingcr Latein*. 
8. l>eiembeir. Prof. L. Mayer über die Pfablhelmer Funde. 

SS2. Dcaembsr. Prof, Dr. Fr aaa Uber die Ausgrabung der Boekftdnbdhle in I.ionthat. 



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278 



"Verein 



für 



Kimft und AHerthitm in Ulm und Oberfehwabeii. 



Beiträge zur (iefchichte Ton Geislingen und Umgegend* 
Von A. Klomm, Diakoniw ia Geislingeo. 

I. SpiliMAerg und MicMtbirg. 

(Schluß.) ') 



Und nun was willen wir von den Bewohnern der Burg? Wer fle zuerft gebaut und 
bewohnt, kOnn«B wir nlebt Taffen. Aber obm Zweifel tUai fie noeb nfcbt febr laiig«i; «hi nm» 

Jahr 1083 zum irflciimal Tlt-rrt-n uml Frauen tl c S jii l z *■ n b erg fich zu Tchreibcn begannen 
aU auf ihr wohnend. Noch 60—70 Jahre aber dauert» , bis das volle Lieht der Gerchichte auf 
diere Biaiiie fiUlt Und e» ift oiin die Cebwierige Anfgabe fBr ndeb, nach der daoklen Zeit der 
Vorgefciiichte auch noch diefe bslbdeokle Zeit vor Urnen voraberzufQhren. Laffen Sie Oltell MI 
derfelben znnÄcIifl einfarh alles, was mir erreichbar geworden irt, auffüliron. 

Im Jahr luHJ ericheinen in einer Urkunde über eine Schenkung an daa KJofter St Georgen 
unter den Zeugen: Manegold nnd fein Brnder Ladwig von Signtarlngen (Z. f. d. Oberrbein 9, 197). 
(Von den erften Zeui^t'n, (]\c pTräfUrhcn Standes find, find Up fclion etwas getretitit.) Diefe zwei 
Brüder, vermehrt durch einen dritten, Hnd wohl wieder zu erkennen in dem Kleriker Ubich, 
Ludwig und Manegold, ieibiieben Brüdern von Simeriugen, welobe an Klofter Hirfoban die balbe 
Kirche und 4 Huben Ackers zu Thailßngcn, OA. Herrenborg (Dalvingen, quod juxta Gilften fitnm 
elt) Tcbenkten (Cud. Hirfaug. C B9 b). Ihre Schenkung folgt im Hirfdmuer Schenkungsverzeichnis 
anmittelbar »nf die einer Richinla von Simeringcn, welche in Walbcim, OA. BeOgheim (Waleheim) 
ein Drittel von dem vierten Theil des Dorfes fchenkte, wobei hinzagelltgtiit: „Von eben diefer Herrin 
RieTiinfa Iiabon wir ein Gut in I'iiNlericli. OA. I'rach (Ruderehingcn) nm 7^ Mark gekauft üeber- 
dem wurden ihrem Verwandten Conrad von Wirteoberg zur Stillung feiner Klagen w^en diefea 
Chitea 80 Hark gegeben* (C. H. f. 89 a>. Niber erfabcen wir, daß die MOnebe aar Beiablanf diere« 

Guts in Rieilerich, das als im Gau Swi;;rr,.rntljal in der Graffi baff des» Grafen Egino :von Urach) 
gelegen bezeichnet wird, 15 Mark aus dem Erlös eines Guts aufbrachten, das die GrUfin Geba 
.von Ofterfranken sur Zeit den Abte Brono (von Bentelsbach, alfo zwifeheo 1106 und 1120) in 
■Frubrechtshufen*) gefchenkt hatte (f. '28 b), und dafi fie die übrigen 63 Mark dem Erlös aus 
zwei Gütern zu Brunnen*! and r.enneudorf^ (Entnahmen, welche ein Diemar, Sohn des Krrkin- 
bert von Eutingen^) im Jahr 1103 gegeben hatte (fol. B2a — 8äa). lliebei nun wird obige 
BleUnfa von Sigmaringen (f. 85 a) niber als (domina RleMnCa vidoa de fi^ltMnberg) Herrin 

Blohlnfa Witw e von .Sj)itzenT)erjr bezeiclinet. Wieder erfalir n -vi- au'< dem Sclienktingsbuch des 
vom Kloiter Uirfchau ausgegangenen Klufters Reicbenbach im 8chwarzwald (Wirt Urk.Baeb 
8, 403) , daß Rieben» von Sfdsnenbere dem b. Gregorins eine Hube an Biekeibeira bei Raftatt 
(BnggeBeebeim) und eine in Rodt oder Röth, OA. Freudenftadt (Roide) gefchenkt hat 

Wie hei diefer Hiehcnza wcchlelt die Bezeichnung von S])itzenberg oder .''ipmaringen 
bei einer Mathiit (Mechtild), die im Nekrolog dea Kiofters Zwiefalten vun S^emaringen titulirt 
Ifi, in der Chrmiik d«a Beirtbolt von Zwiefalten aber «la MalUlC d« Spininliero, ebanfo in Snl- 
g«n Annalen (I, 9. 80) als MeebtUda eonItllTa (Ortfin) de Spttsberg. Sie war naeb Bertholt 



') Nachträglich ilt aiiznfiihren , daß der Name Michclaberg bei feinem erften urkund- 
lichen Vorkommen ficli an einen Hot iieltet. April ]2')J verzichtet Graf Ulrich \. HeltVnflein 
gegen Kloiter Adelberg auf alle Ampriichc. aiiei» auf das Vofjtrepht an (die von leinen Vorfahren 
demfelben ribcrlafrcnt>} curiam dictam Michelmbcrc fitam apnd Spi-semberc. (»hne Zweifel ift 
dies der ganz verfchwundene Weiler, den die OA.Bcfchr. 8. JuO aut dem ntfrdlicben Bande des 
Berges oberhalb Kuchen an fetzt. 

*) = (W)ernbrecht8haufcn = Wermutsbaufen f. W. F. 2, 10& 

•) Brunnen, bayr. Bez.A. Neuftadl a. d. Aifch. 

*) Wafferherkdorf, b. Bez.A, Scheinfeld. 

^) Kottingen an der Tauber, b. Be2.A. Uchfenfurt 

waittswi». TieitsijHiinlisils um. 1^ 




214 



EUmn 



(Mob. Gwn. 88. X , III) dM Sehwefter des Grafen Wernher von Friektngeii (d» Frtirkki, bd 

lleili-ccnlitriL,' in Badem und hatte ticin Klul'tti (> ManCiis GUtcr, ein f^anzes Dorf bei Barkbaufen 
gegeben, wurde daher auch vor den ThUren dea Klofters in Zwiefalten begraben. Pani StUin 
in fsIlMr neneften Ctofelitolite Wfirttembergs (I, 415) nimmt an, fle falle vfel1e!(rlit Ibbon Im dm 
Ende des 11. Jahrhunderts. 

Die mit der Richenza und denen von Spitzenberg nach öliifjeui irK^ndwie verwandten 
Herren von 8igmaringen haben wir in Thaiitingen begütert gefunden. Nehmen wir das zum 
weiteren Ldtfiiden, fo flößen wir nnniebft tmf die Brwahnnnf, dnß ein Werner von Tknüfingen 
Dalhvinfren) an diefem Ort dorn Klnfter Tlirfchnu (0. !I. f. IHl)) ein Gut fchenktc mit Znftimmiing 
feinea Oerro «Ulrich". Die Umftände icbeinen auf die Zeit von 1120—46 zu weifen. Hiebe! fei 
bemerkt, dftfi swar aoeb febon 1090 dn Graf Ulrich von Siueringcn firenannl i(t, ab«r nur in 
elnena unechten Stifterbrief dos Klofters Weingarten {Wirt. ürk.B. 1, 294). An Werner von 
Thailfingen reiht fich die weitere Notiz, daß die 2 Hrflder Werner und Walto von Thailfingen 
(Tagelfingun), Klienten den Ludwig von Spizzenberg, Huben m Rcxingen, OA. Horb (liagge- 
Bugan) an Klofter Beichenbaeh gaben (Wirt ürk.B. ^ 400). 

Paß ."ihcr anrh fehon die edle Frau Trutlint, die durch ihren Gatten einen ihrer Diener 
(fer\'ientem) Wernher zu Thailfingen fammt fetneui Gut und Lehen dem Klofter Keichenbacb im 
Jahr 1086 vennaebte^ befondeis mm Beetenheil Ihres Idbltohen Brnders Hatinid (Wirt UTk.B. 
2, 393), in unfre Familie hcreingehörte, ift mir wenig wahrfcheinlich. Es fcheinen melirere Ftr 
mitten dafelbft begütert gcwefen zu fein, auch könnte ein anderes Thailfiogen goneint fein. 

Dagegen fBhrt die obige Erwähnung von licxingen uns heraas aas der halbdnnknin 
Zeit in die helle. Ein Otto von Kexingen Mi inlich, der auch zweimal unter den Zeugen bei 
Schenknnfren an Klofter Ufrfchan zur Zeit des Abte* V.ilmar (1120—57) genannt ift f H 
f. 50 a und b), tritt in einer zur 2eit des Kail'ers ]x>thar, alfo 1125—38, Stälin nimmt an 
1186, Baner nnd Loeher: zwtfeben 1138 nnd 87, gemachten Sebenkung an Keirbenbacfa (Wirt 
Urk.B. 2, 409) als Zeuge auf neben Ilndolf von Sifimuriiifren, von dem wir nachher weiter hOren 
werden als dem geficherten Stammvater des noch über lOO Jahre lang die Graffchaflen Spitzen- 
berg nnd Sigmaringen gleiehseitlg beberrfobenden Grafenhanfen. 

Sehen wir nns das bisher gewonnene urkundliche Material näher an, fo merken wir 
bald, daß hier noch eine Riefenarbeit zu tliun ift, um die meift ohne fiebere Daten gegebenen 
Notizen in richtigen Zeit- und GercbIcchtszul'atDiueDhang zu bringen. So hat man fehon die Mech- 
tltd ala Kntter, aber aneh als Toebter der Richenza gefaxt, letsteres i. B. Pf. Cafpart in KuRer- 
dingen, indem er weiter diefe Richenza idontifi?:irt mit der Richenza, welche von 10*>2 1107 als 
Günnerin des Klofters Allerbciligen in Sohaffbaufen a. Rhein vorkommt, zugleich mit ihrem Sohn 
Werner von Kirebbeini, f 1 107, nnd einer Toebter Matbilda lllfl, fo daß diefer Werner von Kireb* 
heim oder Kirchen, den er nicht bei Ehingen, fondern in Kirchentellinsfurt fitzen Uifit (f. Tübinicer 
Chronik 1882), mit dem oben genannton Graf Werner von Frickingen identifch fein mQlite. Er 
ficht dann in diefer Richenza, Mutter Werners, zugleich eine Tochter, Rycbcnte, de« Eberhard IIL 
von Neuenbürg, f um 1075 — 79, welcher das Klofter Allerheiligen geftiftet hatte. Dies halte 
ich für richtig. D.igegen ift fHr die crflerc Kombinatiim hi;* jetzt kein fefter Gnird da, als die 
Gleichheit der Namen, auf die geftUtzt man diefe Richenla zu der 1102 fo genannten Gemabiin 
des Eb«rhard von Hetdngen (W. U. 1, 888) naehen mAobte, was dnrch die Besiebangen aneh 
diefe? KherJiard zum Klofter Allerheiligen fehr unterftritzf wird. Befonders fchwierig ift das 
Verhältnis der Richenza von Sigmaringen oder Spitzenberg zu den drei leiblichen Brüdern von 
Sigmaringen ett beftimmen. Sie fteht tn ihnen offenbar in engfter Bedehung nnd febdttt doeb 
dnrch die Bezeirhnnng diefer für fich als leiblicher Brüder ihnen wieder ferner gerückt. Sie 
k.ann et«a die Stiefmutter derfelben fein, eine geborne von Spitzenberg, oder etwa eine Halb- 
fchweiter derlelben, verehlicht an einen von Spitzenberg, oder aber die Gemahlin des einen der 
Brüder, des Maangold oder des Lndwig, und dann entwed« ehw geboree von Spttambnig oder 
In zweiter Ehe an einen von Spitzenherp verheiratet Einftweilen feheint mir das letzte faft 
noch das Wabrfcheinlichltc. So wäre, was P. Stäiin nach Locher angibt, möglich, daß diefe 
Herren von Sigmaringen, worauf der Name Manegold hindeutet, ans dner Eheverbindnng swi- 
fchcn den Iläufern der Grafen von Altshnufen - VerinRen, wo diefer Name vorkommt, und der 
Grafen von Bregenz cntftanden wären. So wäre zugleich die erwähnte Verwandtfehaft der 
Bicbenza mit Konrad von Wirtenberg erklärt*;. Ich denke mir unter dieiem neiuiich uic-LtKunrad i., 



'I Die von BolTcrt Vicrtcljh. 1883 S. 9ß bt it'ehrachtcn Notizen, wonach fowoht die 
Grafen von Kordorf als die von Württemberg nm liUU Belitz in Kisiingen bei GOpf^ngen haben» 
kdnnte, da eben bd den Bordorfen auch der Name Maa«gold voiionmt und Kldaeialingnn 



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B«ltrlg« mr Ctefditohte von GeisUsgen xaA ümgegeiid. 275 



der, »Is Herr von Beatelsbach geboren, nm 1088 die Bnrg Wirtembeiir anf dem Rotitenberg 

bautti und dann ilcb danach zu fchreibeD anfieng, obwohl wir feinen Bruder Abt Bruno in deinfelbeo 
Ort Walheim, wo Richonza c'no Srhonkung machte, he-rütert trelTen (Cod. hirf. f. 67a); fondem 
ich denke bei ihm an Konrad II., den Sohn der Liutgard von lieutelsbach , der Schwefter Kon- 
rads I. and Brnno'a, als delTen angmaanter Vater aeverding« wobl mit Recht eben ein Graf von 
AltshauAin-Veringoa anpennmincn wir*!, befondera im Hinblick darauf. daf5 das ■n-iirttpmbe'ririfcbe 
Wappen, 3 fchwarze Hirfcbftangeo in Gold, mit dem Veringen'fchen nach alter Befchreibung 
(VieiteU^brah. 1881, S. m-S5) gaas daafelbe ift. Za dfefem Konrad IL, der dea ffirfidianem 
fehOQ die Schenkungen feines Oheims Brano, obwohl deflen Bruder nnd Sclnvcftcr (die Matter 
Konrads) Re billigten, fo lang ftreitig gemacht hatte, nach 30 Jahren noch, bis ihm der Oheim 
ein paar andere GOter zam Krfatz gegeben hatte, paßt vollftändig, daß er ihnen auch flir daa 
TOD der Richenza in lUederich arkanfte Gut noch 30 Mark abjagte, «he er Ae in Ruhe Uafi. 
Eine (zweite) Heirat der Riclienza, als irpeiuhvie Erbin der SiL':ii?nriTiir"r !^» worden, mit einem 
von äpitzeoberg Icheiot mir endlich am betten zu erklären, dali wcui^'ileuä tiach dem Eiedruek, 
den aof mich die Datee machen^ die Hwren von Spltaeaberg von non an ngleich in Slgmarfaigett 
Ilerren fiml, niotit etwa umgekehrt die Sigmaringer auch Herren anf Spitzenberg. So hätte denn 
alfo daa Grafenbans de» PleonaogethaU, jetst von Spitzenberg lieh fchreibcnd, weil anf ihm 
wobnbait geworden , gegen Ende dea 11. Jahrhnnderti die wicbtige Erwerbung der Berrfebaft 
Bi^maringen gemacht und gegen 2 Jahrhunderte feftgehaltcn. Ich fage Grafenhaua von Spitzen- 
berg, i)tnv<jhl wir bis jetzt nur hei Chroniften (liefen Titel angedeutet finden, weil wir nach dem 
ganzen ipätereu Zui'amuieuhang hieran denken mlili'en und auch der bedeutende GUterbedtz flir 
griUUebe Steiluag der Familie f^ebt. 



Woher aber flammte diefes Grafenhaua von Spitzenberg-Sigmaringen felbftV Wir iiabcti 



die WaUf an dea Grafen Werner des Pleonungetbals oder an den begüterten Rudolf zu Wieien- 
fteig, beide baben wir im Jahr 861 gefonden, als Stammvater an denken. Die Famllien>Tradition 

der Helfenfteiner fcheint fflr den letztem zu entreheiden iv^l- Kerler, Gefchielite d. Or. v. Helf.) 
und da in älterer Zeit die Grafenwürde noch nicht erblich war, alfo recht wohl im Laufe der 
Zeit die Nachkommen Rudolfs ftatt deren des (vrafen Werner Grafbn des Gaus geworden Tain 
können, fo werden wir am beftea bei ihr uns beruhigen '). 



Hiemit ift nnn auch der Name Hclfenftein auf die Zunge gekommen. Der Grund 



warum ich ihn fo fpät erft nenne ift der, daß ich, wozu eben auch meine Ausführung über die 
alte Bedentang des Miehelsbergs den Grund legea ibilte, der üeberaengnng bin: di« BatgHeifen- 

Aein ift nicht die eigentliche Stammburg des GcfoMeelit=i . fio ift eine weitere Hanptburg, wie 
auch die Hiltenbarg als Tolche diente, immerhin vor dicfAr noch dadurch febr hervorragend, 
daA IdioB in alter Zdt eine Linie dea Hauff» anf Hdfenftein abgezweigt an werden pflegte. 
Hiemit ftalle ieh mich wieder .luf die Seite der Helfenfteiner gegenüber einer anderen, befunders 
wieder von Pf. Caipüft «riU'-ml fjeniaehten Anfchauung, wonach Helfenftein und Spitzenberg 
uriprunglicb nichts mit eiuaudcr zu ihuu gehabt hätten und erft in Folge einer, aber nirgends 
beglaubigten Heirat einer Adelheid von Helfenftein mit dem uns fclion bekannten Rudolf von 
Spitzenber^ um die Mitte des 12. Jahrhunderts beide Familien und Pefitznnpcn vereiniKt worden 
w.<iren. Die Saolüage ift folgende : Etwas fpäter .ils wir die erwähnte Kichonza von bpitzenberg, 
die in den aeitUeh fieberen Notizen anerft diefen Namen trigt, genannt ftiden, nftmlieh nm IIIS 

(C. F. Stalin 2,3SS), erfeheint, gleielifalls im Ilirfcliauer Sclienkungsbiieli , al^ Zeuge Klierliarilus 
de Hclfenftein und zwar mitten inne zwifcben Graf Gottfried von Calw und Graf Hugo von 
TQbiDgen (C. H. f. 31 b.), fodann unter Abt Vollmer (1120-57), etwa am 1140 (SUtlin a. a. 0.) 
wieder als Zeuge (C. H. f. 41b) ein Eberhard, Eberhards von HeIfcnAcin Sohn, dienmal gleidi 
nach Herzog Friedrich inul zwei Grafen von Calw vor Albert von Waldcck und anderen. 
Es ift nicht zu leugnen, ein direkter Leitfaden von diefen Herren von Helfenftein zu den Namen 
derer von Bpltaenberg Unaber Ift niebt erhallen. Grlfliehen Oefehleebta aber flnd aueh diefo 
Helfenfteiner offenbar, obwohl fie wieder nicht ansdrttcklieh fo titulirt find. Nun baben fchon 
mehrere, auch P. Stalin (1,415) fcheint dazu geneigt, es verfucbt, diefe Eberharde an den fchon 
oben genannten namensgleichen EbediaMi von Hetatngen anaakniipfen, der mit einen Brvder Tmt> 
wln (e. 1090 OA.Befcfar. Uraeh 8. 196) mit feiner Frau Uehenaa (1108) nnd feinen drei Sdhnen 



nach Baiimann noch zum Pleonungelhalgau, zur Graffchaft Spitzenberg, gehörte, darauf weifen, 
dali rliireh die Kordorfcr die Beziehiui;.'en zwil'ehen Sigmaringen, SpiJzenberg uml Württemberg 
vermittelt gewcfen wären. War etwa Hedwig, Gemahlin IConrads II. von Württemberg, eine 
von Bordorf? 

1) Diefer Bndoiph ift nach Bauer (WiürU. Tranken 7,334 ü) vielleicht identifch mit dem 
fo genannnm Enkel Usraooba, des Ahnherrn der Grafen von Aebalm nnd Uraeh. 




Kl«]iim 



Cberliard (1102-37), liertoid (1102) and Adalbert dem Abt von Klolter Ailei-lieiligeD (1102 - 22), 
io der Zeit v«d 1075—1102 wledorholt, nniiieotlieb bei BesiehttDgea va dlefem Riofter io SdialT- 

h.niA'n, genannt il't ';. Ich fehe nicht recht ein, warum man ei^rntlirb fcim' NaflikoinmeTi auf 
dem Uelfenl'tein iucbeu will, ftatt in d«m von llöl — 122ö vorkommeaden , aiirh in dem Nameo 
feiner F»inilic gleichen Adelbert oder Albert (U81— 91) und dann Eberhard (12-2?) und LuCftied 
▼oa MetriDfen. Nuch mehr hat Pf. Cafpart komblnirt Er lieht in ilicfcm Eberhard von HetaingeD 
zugloich den um HOu— 20 in Nt>ck;iit< Mziiiif,'pn (Tnntzlinerpn ('. II. f. 30a) eine Schenkung inachen- 
deu Eberhard von ötuberi^heim (atrubersaheim), erinnert weiter an einen Wollgang von Stubers- 
lirim (Str.) der bei Rilfte&wiler <?wo?) begfltert itt (0. H. f. 44 a), fowi« an einen Bemger von 
Stubcr.iheitn 'Str.1, der (\l\tcv bri Metzingen hat nnrt .iIs cloircn Schrie Adolbcrt (do Sttibcrßhcim 
C. II. GUb) und Bernger oder Ueringer (C. U. f. 41a) vorkommen, diele beiden urkundlich im 
Jahr 109S (Wirt ürlt.B. 1, 296) gefleberi DaB diefe Herren Ton Stabersbelm, die ich als ein 
Gefchlecht freier Herren denke, die von dem etwas befeftigten Stubersheim aus die r.,TUf:r« nze 
zu Ichützcn hatten*), die Stammväter der vom Anfang dea 12. Jahrhunderts bis 1233 vorkommenden 
und (außer einem Stecclio) Eberiuurd, Bereoger und Adelbert benannten Herren von Ravcnftein waren, 
diefe Annahme Cafpartn Scheint nir febr wahrfeheinlieb. Weniger palTund fcheint mir fchon, auch 
die von 1127—1246 penannter Herren von Albeck von denen von Stulu rshciin .ihzuleiten, bei 
denen doch nur der Name Beringer öfters wiederkehrt und die in einem andern Uau angefefleo 
find, obvobl fie allerdings, wie die Bavenfteiner, in der Oei;end von Blanbenren begfltert er- 
fchcini'ii. T.^ ift mir w.iliiTclieiiilleli , il:iß die viui St»iln'rsli(>ini , auf dor inolir fioien .A.!hflÄche 
bei Stubersheim Hch nicht mehr To lieber fühlend, am Bande der Alb nördlich auf dem ujua- 
gänglicben Rayenftein fieh eine kOhn hinausragende Felfenburg gegrOndet hatten. Aber das 
griflichi- (m !( iil>;i lit von HLltl'uftcin dürfte mit ihnen nichts zu thun haben. Eine fo bedeutende 
Burg, wie (irr llelt'cm'ttiti ^Hoii lifails war, kann ich mir nicht von einem andi rn f?efchiecht, als 
von dem der Gaugrafen, zumal in fo großer Mhc bei deren Stamniiitz auf dem Spitzenberg 
bleht, gebaut denken. Der Helfenltain Tcheint mir weniger mit Stubershdm an thun m haben, 
als vielmehr eine verbclTirtn und vcnmhrto .Viifla^'c des oben erwähnten, fnr die Umwohner des 
mit Alteogirelingeo (Altenfladt) gleich alten ßorgenlleig wohl befonders beftimmten, fritberea 
Rliekzugsplatzes auf dem Gdfelftein an fein, weiche dann da« Aufkommen der neuen Stadl Geis- 
lingen") weiter nach fich zog. An den auf den Michelsberg zuriickweifendcn Abfenker der Burg- 
kapclle auf lielfenftcin haben wir fchon oben ohnehin erinnert Handelf^politifch betrachtet dürfte 
der lleifenftein mit der unter ihm befindlichen (ieislinger Zollftätte bezweckt haben, auch den 
nicht an der ZoUftXtte an Kuebeo unter dem Spitzenberg versollten Gütern, welche von Wielen» 
ftilfr licrabkainen und über Geislingen auf die Alb giengen , den Zoll abÄiifoidern. Miü- 
tärilch betrachtet hatte er die auch für Truppenbewegungen wichtige alte ätraUc auf die Alb 
an deeken. Alles Gründe, damals eben hier einen Zweig des die Gegend beberrfebendeB HMfee 
lelbft feflhaft zu machen, für uns ihn als hier feßhaft zu denken. 

So hätten wir .lifo in der halb noch dunkeln Zeit als Glif di-r de^ Grafengefclilecbts 
.auf dem Spitzeuberg eine Kichenza, eine Mechtild, vielleicht auch einen Ulrich gefunden, auf dem 
Helfenftein swd Eberbarde, Vater und Soha. Sie im einzelnen benimmt in einen Slammbaom 
cinzurcilit-n, v<i/it)it(>n wir lieber gaa«, Inder HoÜtanng, ein glOeUiebor Fnnd da oder dort 

möchte wohl noch weiter ln.H'eii. 

Und nun können wir leichter und ralchcr fortf abreitend die Geichichte unfres Spitzen- 
liergB und feiner Bewohner an Ende führen. 



') .\1h Tin litcr Eberliartl.s Hnd genannt eine Richinfa mit ihrem Sohn Konrad v. Bebinjjen 
(— Unterböbingen OA. Gmünd) und (ine an Adelbero v. Lupfen verheiratete. Beiden fchenkte 
er die villa Heniibuch bei Burkhanfeii Bauer in Wilrtt. Franken, Vli, 884 ff), t^a ich Richinza, 
die Mutter Werner«, oben als die Gattin des Eberhard v. Hetzingen angenommen habe, wOrde 
ieb, da bei ihrem Sohn Werner von Kirebhdm nicht die Namen von den Kindern Eberhards mit 
vorkommen, fondorn nur eine (an Arebo v. Wertingen verheiratete^ Schwefter Mathilde, an- 
nehmen, Werner und Mathilde feien Kinder aus einer anderen (erften) Ehe der Richenza. Za be- 
achten ifr, dah dif als Mutter Konrads v. Böbingen aufgeführte, allo an einen Herrn v. Br»binfi;en 
verheiratete Tochter Kberbards bei Ikrtiiold Mon. Germ. SS. X, III nicht von Spitzenberg 
heilst, wie BolTert Vii rtdih. I^*s i '.ui iiai Ii I'.aner angibt. Die Mathild v. Spitzenberg ift dort 
awifclien den 2 TrichtLra Eberhards nur deshalb genannt, weil die Schenk ungsorte zunäehf^ bei 
dnander liegen. 

*) Vgl. Pf. Herm. Dietrich In Sebalkftetteii im Schwfib. Merkur, Eroaik 1883 Nr. 217: 
Taufendjährigce vom dießjährigen Manffverfeld. 

*) EigenthUmiieberw^e fpricbt man in Geislingen G««{*felltain, nie aber anders ab 

OnCi slingeu. 



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Beiträge zur Gefchichte von Oeislingcn und Umgegend. 



277 



Rudolf von Sigrraaringen, den wir um 1135 fclion als Zeil?' " ^cTiiiKleii 1i;iIm n, l.i ^;* jnet 
nns wieder als Rudolf de Spitzemberch mit Icinvr Frau Adelheid und mit Iciuca Kiadcrn Uiricb, 
Ludwig und Gottfried in einer bifchCflicb Augsburgtfchen Urkmide von 1147. SEa Rdnillllgeit 
im bairifcben Ries, wo noch 1235 die Spit»enberg-Hilt.jiilteiner begütert find, felienkt er der 
Kirche, welche feine Voreltern geftiflet haben und dtreii Voi.'t er ift, einige Zehnten. Von dem 
erftgenannten S5ohn Ulrich witl'en wir nichts näheres, da ich den in Thailiingen erwähnten Uerm 
des Werner frDher fetsen niöohte nad deo eine ScheDkmig io Wltterftall an Klofter Ureberg 
niaoliendt n Grafen Ulrich (comes Udalricus) eher al? den von 1207 an penannten betrachte ff. Viertef- 
jabrsb. 1881, S. 204). Gottfried von Spitzeuberg tod 1172 an viel genannt als häufig verwendeter und 
rehr Terdlenter RetehRk^mler des Keifen Friedrieh I. von Hobenftanfen nnd aueli Beinriehi dee YI^ 
1184 und 85 kailerlicher Gcnerallegat in Italien, 118ß Bifchof von WUrzburg geworden, ftarb 
1190 auf dein Krenzzug des Kailers, für welchen er bei'onderen Eifer gezeigt hatte und bei 
welchem er eigentlich die leitende Seele gcwelun war (P. Stälin I, 415). Der Stammhalter ift 
der dritte Bruder Ludwig. la feiaer Perfon mülTen llch die getrennt gewefenen Zweige' des 
H.itifc? und feiner T^cfif7nn}7nn wieder vereinigt haben. In ihm fuhe ich den oben erwähnten 
Ludwig von äpitzenberg, den Herrn des Werner und des Walto von Tbailfingen. Er ift der 
erfte, der aneli auedrOeklfcb wie 1184 als Graf de Spitsinbereb, fo als Graf tob BelfenUtein ti-> 
tulirt wird von 1171 an bis 1200. Ich nehme im. der zwcitn der Eberharde war ohne männliche 
Erben abgeftorben und fo auch der Helfenftein wieder an die Spitzeabcrg-Sigmaringer Linie 
gekommen. Er aber ift auch der erfte , der iirknndlloh Graf von Sigmaringen in den Jabren 
J183 — 85 titulirt wird. Als feine .Schw eftern betrachte ich einmal die Bertha, welche Grätin von 
Rctftjuftein, doinitia Mlzae et Brenziae i Herrin au der Fils und an der Brenz)*) genannt wird, 
und welche 1183 mit ihrem Galten, dem edlen Witegow von Albeck, das Hofpital auf dem 
Hiebeisberg bei ülm, da« fpitere Wengenktofter, ftiftete (OA.BeCebr. Ulm 8. 161). Am Portal 
der eheinalifjen Kirche diefe? KloftcrH, der ji tzigen katholifrhcn Kirche in Ulm, ift das .in fie 
erinnernde Elefantenwappen von UelfenAein neben der von Werdenbergifchen Kirchenfabne, 
welche wohl aar Irrig fpäter auch den Siteren Herren tod Albeek sugefchriebeD warde, zu 
fehen (vgl. Vicrtcljahrsh. 1882, S. 194). Als eine zweite Schwefler führt Pfaff eine Agnes von 
Helfenftein an, Gattin des Grafen Maii^^nlil des jOn^rern von Rordorf, f vor 1210. Wie fein 
Bruder Gottfried war auch Graf Ludwig ein treuer Aohanger des Kaifers Friedrich I. und be* 
gleitete ihn auf feinem Kreunvg, wo er den finkenden Hutb der Oenoiteo »tnmat mftcbtlg 
ftärktc durch die Vernrheninp: , er h.ibc die vnn Gott und dem b. Oeorg TOm Himuel ihnen 
ZU Hilfe gegen die Türken gefandte weiße äch.aar gefehen. 

Die in Ludwig rerdnlgten Befltaongen mOlfen fofort wieder vertheilt worden fein anter 
feine drei SOhne. Gottfried, 1210—41 genannt, theilweifo auch von Helfenftein iitnllrt, <^iindete 
eine neue Sigmaringer Linie, die aber fchon mit l'eincm Sohne wieder ansftarb und in den Be- 
fitzungen an die Uelfeniteincr zurückfiel, Ulrich , 1207—41 , war nebtlleh anf Helfenftein felbft 
abgethellt worden. Wir befehSlUgen uns weiter, indem wir dahin geftellt fein laden, ob die an 
Walter Schenk von Limpurg nrt 1230 -50 verheiratete Agnes eine Srhwefter nder aber Tochter 
eines der drei Brüder war, einzig mit dem Stamme des dritten Sohnes Eberhard, der von 12U7 
bis 99 genannC ift. Diefer Eberhard mnS ein fdir bewegtes Leben, meift anf Kriegsaltgen im 
Gefolge der Könige und Kaifer, zuerft Philipps von Schwaben , dann Kaifer Friedrichs II. nnd 
feines Sohnes, des ILOnigs Heinrich VII., geführt haben; bald iTt er in Italien, bald wieder 
in Deutfcbland, bald In Hamberg und Hagenau, bald in Bari oder Tirani oder Brindili, ja fogar 
den Krenssug des Kaifers Friedrieh (1228- 29) fcheint er, nachdem er fich lUTOr mit Stift Wiefen- 
ftcig wegen etlicher Zinfcn und Rechte, die er mit (lewatt an fieh 2fezf»c:en, aiias^eföhnt und ver- 
tragen hatte, mitgemacht zu haben und, wie einlt der Vater, glücklich davon zurUckgekchrt zu 
fdn. Ihm nnS Tomehmlieb der Spitsenberg ingefalleo feto, obwohl er Heb me davon fchreibt, 
fondern, wie der Vater, gewöhnlich von Helfenftein, mochte er doch auch feiten gcnns anf jenem 
SQ finden fein. Man fleht jenes deutlicher daraas, daß feine Kinder und l^achkommcn fich faft 
ansfeblleßlieb von Spitxenberg nennen. Von diefen tritt ein Graf Heinrieh von Spitienberg 18&1 
im Gefolge Kaifer Konrads IV. io Italien auf. Eine Tochter Agnes wird gleichfalls nur 2 mal 
im Jahr 1270 erw.thnt als Witwe einf<^ Grafen (Diepold) von Aichelberg bei Gelegenheit deffen, 
daß von ihrem Bruder Ludwig ihr (iüter in Süßen und Kuchen zur lebenslänglichen Nntsnleßung 
verkauft werden and alt Haftpfiuid dafür ein Hof in UnterbOhringeo, der nach ihrem Tod an 
Klofter Adelberg fallen foll. Stammhalter war eben diefer Graf I.udwii; von Spifzenbcriir. Auch 
er muß den kriegerifeben Geilt der Vorfahren geerbt haben. Ift doch die erile Kunde, die wir 



*) Diefer Titel ift fiebtlieh fpSterer Zett angehOrig. 




278 



Klemm 



von ihm haben, die, (KiH er 1241 go^'on dif nacli Dfchingischans Tode in Oeftcrrcich cingefaltoaM 
glttcklicherwcife aber bald fich zurilckziflie-iHk-n Tartnren oder Mongolen das Krcus nahm, was 
zugltiicb dem Klofter Ursberg reinen Hof in Witterl'tall eintrug '). Später 1245 erfcheint er io Italien 
B« Verona bei K^fer Frtedfleb 11^ hier dai rimtgemel vob HeTfeiiftelB tituHrt, wie Mcb «uf fdnem 
Sipfijel von 1267, während die Urkunde ihn von Spitzenhcrp: fehreibt. Damals 1267 war er (in 
Kuchen wie 1270) in der Heimat, wie es fcheint, bereits an fein Ende denkend, indem er dae 
Klofter Adelberg — daS liier aneh feine VorfahreD begrabeo liegen , ift eine Verweehetang bei 
Kerler S- 22 — mit dem Kirchenfatz in (Groß-) Süßen begabte. Noch 1277 kann Ludwig wegen 
Bedtzungen in Owingen bei Uebcriingen mit Klofter Salem vcrhnndeln, ninO dann aber nm 1278 
geftorben fein und fand mit feiner Gattin feine Riihcftättc im Klofter Aüclberg. 

ilatten bieber unter den Hobenflaafifchen Kaifern die von Spitsenberg tren an Kaifer 
und I\t-ith {jelialten tmd flaffurch Ehre ond Ruhm, fieher anrh manche Vormehrung des Rcfltzes 
zu erlangen gewußt, fo maßte ihr Widerftreben gegen die neue Ordnung der Dinge, als mit der 
ErwähluBf Kalfer Rudolfe von Habebnrg 1273 daa Interr^nm, die kaiferlofe Zeit, beendet war, 
ihriiMi Scliaden bringen. Siebtlii h hatten fie ^vic ihre Vettern zu Ht'lft'nftl^in ilie Zeit dtM Wirren 
in ihrem InterelTe gefunden, waren doeh letztere unter den erften gowefea, die (im Jahr 1268) 
kurzweg von ihrer Graffchaft als von Ihrem terrltorlnm Ten domlDlom (oder Herrrcbaftsgebiet) 
zu rüiieii wagten. Und befonders wollte ihnen und anderen fchwäbifchen Herren niclit i^ifallea 
tlaü Kaifer Rudolf daran daditf, das rierzogthum Schwaben Mrieder herznftcllcn und mit iVinen 
alten Hechten, die fie zum Theil lieh zugeeignet hatten, vielleicht gar an fein liaus bringen 
konnte. So tlMteo Ae fleh denn mit dea meiAen Miwlblfehen ChroOen aurammen an fewaltfamem 
Widerftnri] Aber wie anderwärts, fo auch liier war Rudolf glörklieh und fiegreich. Wir haben 
zu wenig Nachrichten, um fagen zu können, was fpczieli denen von Spitzenberg in Folge davon 
f efehdien llt, den HelfeafteiBom wurde s. B. 1287 Ihre Burg HerwartlMn wcggcnommea. Un- 
begründet aber fcheint mir, wie Stiilin (3, 60. 104), daß Rudolf von Ilabsburg damals oder fchun 
früher die Burg Spitzenberg zerftrtrt und ftlr das Reich einbezogen b;iffe. Wir fehen ja nicht nur 
den alten Grafen Ludwig friedlich abl'terben in der Gegend, fondem tretTen hier auch noch feine 
Bwet Sohne Eberhard und RudoK Erflerer tritt 1967 nnd 1270 als fehon erwaebfen neben dem 
Vater auf, w.lhrctid Rudolf r??.? nnrli a!s }nn«? bezeichnet ift. Rudolf wäre nach Pfaff l'29-2 ge- 
ftorben, im gleichen Jahre, in welchem Eberhard laut Angabe der Sindelfinger Chronik im Kampfe 
nns Leben kam. Zur Sdte der Eltern erhielt Eberhard Ibiae Grsblege im Klofter Adelberf, 
gegen das er fii h , w ie früher 1267 und 1270, fo fpäter 1286, 88 und 91 wohlgefinnt erwiefen 
hatte, indeto er zu Schenkungen feines Dienftmannen, dos Ritters Friedrich von Beringen 
(= Unterbohringen), f vor 1288, und dcffen Sohnes Kuno an das Klofter in Unterböhringen*) 
feine Zuftimmung crtheiltc durch Siegeln der Urkunden und durch die zu Ädelberg in feiner 
bcfondercn Beftätigungsurknndc von 121)1 abgegebene ErklSninfr, er thnc das namentlich darum, 
weil in der dortigen Kirche leine Eltern im Frieden ruhen nn<l auch er, wenn es anders Gott 
gefUle, dort feine Grabßttte fleh erlefea nnd bei diefer Kfrebe des jangften TttgeM au hmrreu 
bcfchloffen habe; auch gefalle ihm das fromme Verhalten der dortigen Brüder. Da auf feinem 
Grabftein ueben dem Spitzenbergfchen Eleianten das Wappen von Neuffen zn fehen war, wenn 
leb anders die Angabe bei Kerler S. 22 Anmerkung richtig anf den Grabftein in Adelbei; deote^ 
während auch der des letzten Eberhard im KIfafi (8. 24) femehtt fein könnte, fo ift eine Gräfin 
von Marftettcn und Neuifen als Eberhards nemahlin anzunehmen. Auf eine folche Verbindung 
and einen dadurch erlangten Antheil au der iierrfchaft Neuffen icheint auch die fogleich zu 
nennende Grabfcbrift des letzten Herrm von Spitsenberg, eines von dem vorigen Eberbaxd 
wohl als fein frbichnaniipor Sohn 711 nnterfcheidcnden zweiten Eberhard von Spitzenberg, zu 
deuten*) Von dielem willen wir zunächlt aus 2 Urkunden vom Jahr 12d3 und 95, io denen 
«r dntar den Zangen erfeheint, aasgeftdlt vom KOnlg Adolf von NalTan, zu dem als einem 
Oegaar des Hanfes Habsburg (Stilte 8,80) die Herren von Bpitzeoberg wie die voa BelfsnUsin 



«) Vgl. Wirt. ürk.Bnch 4, 27. 

') Nicht ohne TntereiTe Jclieint die Beftimmung 1286, daß die Mörrhc die Leiche Friedrichs 
Iii? zu 4 .leuca«" vom K Unter abzuholen und den Ritter bei feinen Vorfahren zu begraben 
haben. Ila;;e^'eii l-.'-^S benimmt Cuno, fie roUlTen ihn und Mm Frau holen, „WO UUr immer 
dielFeits de» ItheinH oder der l>onau der Tod erfolgt iei." 

') 1270 ift in beiden Urkunden ilca Grafen Ludwig und feines Sohnea Eberhard [aufier 
feinen 2 j)atrici (Vettern) zu Helfenfteinj als Mitfiegler Heinrich von Neuffi» geoanut; ein wetterer 
Fingerzeig für nähere Beziehungen zwffchen beiden Familien um jene Zeit Der von Kerler 
M'iK. z. (u-feh, d. Cr. v. Helf. 8. S; in ikr einen l'rkunde unter ilen ZeUfren anffrezahite Gcbo- 
hardus de Neriüiug, bei dem man nur an Nürtingen denken konnte, ift vielmehr ein Herr 
V. Neontngeo (Nendtng). 



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Beiträge zur Gefchicbte von OeiBlingen und Umgegend. 279 

niiniiulir nach Rudolfs Tod fich jroliaUon huhen mniToii. Die zweit« rrkundn boweift, daß er 
den Einfall König Adolfs in Meiffcn im Jalur 1294 und 95 mitmachte (Stälin 3^}. Nicht ein- 
lul dt» KloAer, wo er bald darauf, fern von der flelinat, im ElCifi, feto« Bnheftltte ge- 
funden , ift uns mit Namen überliefert. Nur die Orabfcbrid hat uot Gtbelkhover erhalten, 
nnrl auch diffe in finer Form, die mir an mehreren Stellen Bedenken gegen richtige Ltfung^ 
erweckt, ohne daii es doch möglich fcliiene, das lirfprQnglicbe noch zu ermitteln, lo daß ich eben 
moh die Deberfotsoitg gdwn mnfi f« gut ■ta ndr mdi^leli ift 
Dfe Grabfehrift lautet (Eerler S. 24 Änm.): 

Anno Doniini MncXGVI. V. Kai. Sept Per vim famofus Ebeifaardt Comee de 8piMD> 
berg et gcueroius Helt'enftain vere Nyfen nomenque dedere') 
Viel «am Terbis moltoB annii et acerbii. 
Nnoe Jaeeo mtfere, praeoedeni mei miferere. 

„Im Jahr des TTorrn 1236, am 28. Aug. haben gewaltfamer Weife der berQbmte 
(oder: der durch Oewalttbat berühmte) Eberhardt Graf von Spitzenberg und der edle 
Helfenfteln In Wahrheit Kyfen (Nenffeo) nnd Namen ron fieb gegeNn. 

Viele hab ich entwaffnet mit Worten und bitteren Waffen, 

Nun Weii crbrn inlioh icli da, erbarme dich mein, der du's liufei't.'^ 

Schwierig ift dabei auch da«, dafi von einem im Jahr 1296 gefallenen Urafea von 
Helfenftein fonft niohte sn finden ift, ancfa der Toraeme defTelben nicht genannt ift, wifaread 
doch die Form des ZeitwoYte nicht erlaubt nur an EiiK-n, dem die Grabfehrift gälte, zu denken. 
Ebenfo wenig ift klar, was das ITi'i>?cbun von NeuiTen durch die beiden Genannten bedeuten 
foll. Wir miUTen uns voreri't begnügen, wcnigl'tens das Ausltcrben der Grafen v. Spitsenbeig 
nit Aefeu Kberhnrd 1S96 ficher beseogt u haben. 

Wir haben damit vom Ende der Herren von Spitzenberg ^'ohilrt, noch nicht aber von 
dem Ende ihrer namengebenden Stammborg. Wir haben bereits oben die Sage, die Burg fei 
ami J«br 1874 oder 76 (oder eher 1387) von Badetf ron Habebnrg zerftOrt trad als Reiehslehen 
eingezogen worden, als nnbegriindet zurückgewiefen. Jedenfalls müßte man dann annehmen, 
König Adolf habe fle feinen getreuen Anhängern wieder herauogegeben und die Grafen haben 
0e neu erbaut Mir feheint Stälin vollkommen Recht zu haben (3,104 f. Anm.), wenn er ohne auf 
die Fra^'c w l^vm der ZerftOrung der Burg fich beftimmter einzuladen annimmt, erft der Tod des 
letzten Eberhard vonSpiticnberg habe den natilrlirhrn Anlaß dazu geboten, daß Bur>^ Fipilzenbergmit 
Kuchen, etwa als erledigtes Iteichslehen, an das lieich kam. Es l'cheint mir ncnilich, diefer 1296 
geftorbne Eberhard von Spltseoberg fei eben derfelbe gewefen, ale deJTeo Oemahlin eine Katiunlna 
von Tofr^renburg ^'en.innt wird, und dem als Kinder nur 2 ins Klofler gepann^ene Tochter gej^eben 
fmd, während die Mutter fpäter einen Grafen Yolmar von Froburg heiratete (StAIio 3, 600 Anm). 
Er moB wohl aneh der fellge »Oheim von Spitzenbcrg" gcwefen fein, welchen ]d87 Oraf Konrad 
von Freiburg aufHlhi-t (OR. 12, 456), und von dem derfelbe geerbt hat. Kura diefer Eberhard 
muß wirklich 1296 den Mannsftamm feines Gefehlechts befchlolTen und das dem König Adolf, 
der diu Burg Hclfcnftein fchon 1295 durch Kauf an fich gebracht hatte, Gelegenheit gegeben 
haben, am aneh die Burg Spiteenberg mit Kaehen Ar das Releh an erwerben. 

So finden wir denn nrknndüch die Rnrpr Spitzenber^j , die Stat Kuchen (wie es 

da beittt) und die Vogtei des Kloftcrs Lorch in den Händen des Kaifers Albreobt von OeAreicb 
and von dlefem dem Orafen Eberhard von Württemberg znm PAuid gefetzt für eine Ihn ver- 
fprochene Summe von 8000 Mark Silbers. Kin Pfandt)bjekt hätte die Burg wohl nicht mit ge- 
bildet, wenn fie in Triimroern gelegen wäre. Ii Jahre hatte Württemberg die Pfandfchaft inno, 
ohne Zweifel nicht ohne daß die Grafen von Helfenftein, welche bald nach 1295 die Burg Helfen- 
ftein, man weiß auch nicht wie, wieder in die Hand bekommen hatten und welche mit dem Klolter 
Adelberg wegen des Kirchen fatzes iu Süßen von 1298—1323, es bis zu einci Appellation am 
Metropolitanlltz treibend, fortprozefilrten fortwährend Verfuche gemacht hätten, ihre AnfprUche 
darauf gdtend an machen. Da fQgten ee die veriiDderten YnrhUtoiire, daf im Jahr 1815 
durch Vermittlnntf des Künip-s Friedrich von Oeftreieh Eberhard von WürEtemberg fich ver- 
anlaßt iah, dem Grafen Ulrich von Helfenftein und delTcn Erben diefe Ffandfchaft zu Uber» 



') Offenbar i'teeken anrJi im t iftcn Theil der flrabfchrift 2 Hexameter. Sic ließen lieh 
etwa folgendermaßen durch Verfetzung einiger Worte herftellen, fo daß sugleicb der Doppel- 
reim in beiden Verfen zur ErfcheiniiDg kommt: Anno Domini HCOXCyL Y. Kai. Beft Cornea 
de Spitsenbeig 

BSV vim famofai EbaifnnliM et geneioma 
etAoftaia vere Nyfen »ooenqae dedere. 



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280 



Kl«miii, B«lir>g« sar Gefelifebte von Oeklingen und Umgegend. 



lalTcn, fo dnß die von Helfcnltein nnn das alte Eigenthum der F.iniiHt', wenn auch nur in 
Form eines Reichsleiieus , wieder erworben hatten, allerdings nur um es dann noch vor Jinde 
dM JalnrbinidertB mit dem eigenen BeHts M Ulm zu verlieren. Bei der Rflekgab« 1815 flUH 
mir nnn ins Aupc. daß in der Urkunde nicht mehr wie 1304 von der Burg, fondern dem ,Rnrg- 
rtall" zu äpiteenberg die Rede iü Burgftall aber ift der Nume für eine ehemalige Burg, 
ünd fo ftelU fl4di mir alt febr wabrfebelnlieh dar, daß die ZerftOrnng der alten Bnrg in die Zeit 
zwifchen ISrtl und IHlö fallen ift. In dit-Ter Zeit war unter KnilVr Heinrich von Luxemburg 
in den Jahren 1811 und 12 ein erbitterter Keicbakricg befonders feiten« d«r Rcicbaftädte gogen 
Eberbard von Warttemberg. 1811 ward« ibm fein eigene« Stammfchlofi auf dem Rothenberg zer- 
trilmmert, Asberg gcfoUdfl, filbst daa Erbbegräbnis Idaer Ahnen in Beutelsbach zerftört, mit 
Anpnahmc einif^t-r Bnr^^en war fein granzcs Land ihm verloren. (Stfilin 3, 128--30). WXrc ps 
nun nicht möglich, daü damals etwa die Ulmer die Gelegenheit beniltzt hätten, um fleh der in 
w Or ttembergifebef Hand gerade befindRebm Bing Spltnnbeitir, die ihnen fleher nubequen lag, an 
entledigen, wie fie dann fpf5tpr dip Fefte Hclfenftein auf frtltlichem Wege an luh brachten, um 
freie Paffage von der Alb herab zu ihren Verbündeten im Unterland zu haben? Mehr als diefe 
Hdgticbkeit kann ich nnd will ich bd dem Mangel gefebiebtlicher Niiebrfehten, die eine fpe- 
zielle Theilnahme der Ulmer oder anderer Feinde von Württemberg in unferer Gegend in dem 
Reichakrieg gegen Eberhard bezeugten, nicht aufftcllon.M Gofchichtlich ift aber ja auch die bis- 
herige Tradition von der Zerftörung unter Kaifcr Rudolf nicht erwiefcn. Mag nun je das eine 
oder daa andere zutreffen, dem kampfeanutbigen Geift, welcher nnfere Spitsenberger befeelte, ift 
ganz entfprechend, daß nicht nur der vorlctrtr nnd drr letzte des Stammes fether im blntigen 
Strauße fallen, fondem auch ihre Burg im Sturme vom Feind genommen ihr Ende ündet 

Eine Frage haben wir wohl noch aaf dem Heroen, nemlich die, wie fleh denn die Jetkt 
unter uns fo viel genannten Freiherren von Spitzcmberg zu dem alten Grafenhans verhalten? 
Ich vermag darüber nur fo viel mitzuthcilen, daß die jetzigen Freiherren ein lothringifches Ge- 
Asldeeht find, das in der ülteften Zeit Hugo hieß und feinen fpäter erlangten Namen Montaigu 
in den dentcben irlt verwandelt zu haben fcheint. Hin Zufammenhang irgend einer Art wird dli- 
mit, wenn aueh der letzte Spitzenberger Gräfin einem eUlffifeben Kiofiter begraben liegt} von 
l'elbl't völlig ansgefchloITen fein. 

Ueber die Siegel der Grafen von Spitzenherg ift noeh folgendes so bemerken: 
12n7 hat I.ndwior von Spitzenberjj j-'an?; wie fein Vetter Drich von Helfeiirtein im run- 
den Siegelfeld einen 3 eckigen Wappenfchild mit dem auf 4 Bergfpitzen fobreitenden Klefanten, 
nnd die Umfdirtft lautot fogar: 8. eomltis ludwici de faetfenfteb. Dagegen an feinen i Urkunden 
von 1270 erfcheint der Elephant auf 3 Bergfpitzen ohne Schild frei im runden Siegelfeld, die 
Umfchrift lautet: S. comitis ludewiri de Spicenb. Sein Sohn Eberbard hat an den 3 Urkunden 
von 12ö6, 88 u. 91 im runden Siegel einen rechtsgeldinteu Schild mit dem auf 4 Bergfpitzen 
fehreitoiden Elefhnten, über dem die linke Sehlldi^lae deckenden Helm ift der Elefant 
fchreitend, nicht waehfend) als Kleinod ■svlederlintt. Von der ünifclirift ift zu lefen : S. cberiiardi 
comitia de —ic. Der freie Raum des Siegelfelds ii't durch 2 vierflrablige Sterne verziert. 



') Wenige Wochen nach dem Vortrag hat fich meiner Kenntnis eine bis jetzt unbe- 
kannte, durch Archivrath Stälin nunmehr im Druck (Vierteljahrshelt 1888, 8. 4) veröffentlichte 
Quelle dargeboten, eine ausführliche poetifche Befchreibung der Heldentbates von Graf Eber- 
hards Feindan in aen Jahren iBil und 1312. Hier nun beiftt es (Übertragen): 

Spilz,enberg legt nieder 

Uraf Ulrich, welcher auch wieder 

Kacken beawaa« nnd nahm. 

Er nennt lieh von Relfenftelnt Stamm. 

Meine Annahme im Text ift damit iu der Ilauptlache, der Zerftörung der Bürgert! 
im Jahr 1811, beftfttigt. ünr find alfo nicht die Ulraer die ZerftOrer, fondem es ift einer von 
Spttsenbeigifehem Stamme felbft, Graf ÜMeh von Retfenfteln, der ohne Zweifel dem fieh Peft- 

fotzen Württembergs in feiner n.'ichftcn Nähe und auf der alten Sfunnubur;,^ feinem Hanfes nicht 
gleichgiltig zufehon mochte, und die günl'tige Gelci;i nln it ziu Abwvlii erjjriiff. Naeh den Worten 
des Diehteifl war aueii Kiielien ilamaTs ein bcfeflij^ter Ort (der l'latz um die Kirche z B. macht 
noch heute diefen Eindruck}, ca war «ifo Stadt, wie es 1301 heiiSt, zwar im Sinn von oppidum, 
aioht aber in dem von eivitas. Es gab auch Henen von Kueben 1228—98. 



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S81 



Bemerkungen n den Orte^ nn4 PerUDnennemen der Cedleee 
Tradittennm Weinguüenllui im IT. Bande des Wirt IJrknndenbncks. 

VoD Dr. Back. 
(Seblafl.) 

Nun zu den beti-«ffeaden Mamen der Codiees ftlbft. 

m) Gen iti vife hf! Formen mit dem ausgefallpncn Crtindworte: Hof oder Woiler* 

Ad«tbar2 (Imnienl^dt, bayr.j Adilbartis, Adilhars, 

Eliibois (laHnenftadt) Anlwltea. Vgl. uDt«r Elnhalde (oben). 

Amholz (Leutklreh) eem ArooiU. Linthars (Immenft.) Lnithan. — Hnmbrechts 
(Waofeo) Uunbrebtes. 

Humnertsried \it durah denMb«n Namen beftimmt, denn ei brifit Hmbnliteeiliiti. 
Er lebt fort im allgäuer Famlltanamen U lu b r e c h t. — Kacelins p. XUIt Itt nnt Rdokricbt auf 
den Gebraueli uTiftror CDilice« c vor e und i als z zu benützen, fchwerlich Raggen, wie der 
Herausgeber vermuthet. Man denke an Bccilinisrilti, Bencenhoven, Tencenwiler, Diecetuanaberc, 
Boetorlet, Haeel1anwill«r, Haineelio, Hfeekoren, Bneenirnier o. f. w. Der Name moA meine« 
Braebten$> Ikazclins gelefen wcrrlcii, wie dicfcr N'riiin! als Kazili p. IX. wirklich vorkommt. 

iSeibraaz ift wie die fcbon bcrprochtincn O.K. Sederlita, Gullen, um feia Grundwort 
gekonneo. Es heißt im Codex Sigebrandeeberg. Deriei kommt in allen Gegenden Dentrehlanda 
vor. loh nenne als Beilpielc Kottcs bei Mdik (Oefterr.) alt Cbotaniniuti (Föilteni. ONB. s. v.). 
KloppoD, alt Cloppcnheim (b- Mannheim) Föritcm. a. a 0.; Mcrncrts, alt Hemmingeshua 
fpäter MiDgvrshaiireD (Förftem. a. a. 0.); Ki cd er ich (Urach) da« wenigfttiDS um die patronymifobe 
Endung gdcommen Ift» es hieß Ruderchingcn (Bauauton, GaiigrafBn 8. 117). Seeben (Schweiz), 
alt Seppin wanr (Ffirftf-m). S eh w i> i fo 1 b. Metzcral, nlt Sr-hwcifenwa^n /Stoffel a. a. 0. S. 508) etc. 
b) Dativilche Formen, welche mit der FräpoHtion zu conftruirt lind. Zuweilen (teht 
der Familieanam« Im Plural, was andeutet, dat Gsfehwifter anf dem Eofe hauflen, wie 
das heute noch vorkommt. 

Burfton, Bilrl'ten (Wangen) p. XXXVl vom FN. Burfto. Kin Uudolfus Bunt zu Ofter- 
acb a. 1825 (Orig.Urk. des K^Arcbiva Sigmaringen); a. 1374 ein II. Burft zu Ueberlingen (ZtfebrII. 
t G. d. (i.Hli XXUI S. 2), 

V i' n < lio 11 , F (■ iif (• Ii I) , V f n (• c- Ii (j n j. Fenken. Das zweite e ift kurz. Dit-fif Xnme 
fetzt älteres Fancho, Faincho, voraus; mit Fink (dem Vogel) hat er nichts zu fcliaffcn. Ob hier 
ein Beiname Vaneho an« vanken sfinden, oder wae wahrrebeinlieher ift, die geklinte SebmdobeU 
form t'incs alul. TV. vorliegt, will ich nirtit cntfcheiden. Im letzteren Falle \s:iie Kürzung aus 
einem mit Fagino- auhebeoden Namen, aH'o z. B. Fagioolf vorbanden. Kürzung — Fagiuo, Faiuo; 
Sehmetohelform Fainiebo, Fidneho, Fineho, Feneho. 

Glaron j. Glaren, ift zweifellos ein FN. Ob aber gleich heutigem Klar (z. B. in 
Schuffonricd), bletlit ilahin dahingeftellt. Wäre da» anlautende G urfprilnglich , dann wäre der 
Name wie die FN. (i l o r (/.. Ii. 1-153 ürfel Glorin, Schrift des Bodenfecgefchichts-Ver. VII. Anhang 
8. 90) und Glar (in Pfetffera Oftr. babab. Urbar, lit Verrinj XIX. S. 927) snfanmengefetat, 
= 6e-lar, wir jene Ge-Ior, Go-Iilr (von lüren). 

Grieben, irgendwo um Kaveosburg zu fachen. Dicfer Familienname (Grieb) findet 
rieb beaCe z. B. in Oberhols bei Ebenweiler (Sanigan). 

Gullen hat, wie fchon wiederholt angeführt, erft fpSter fein Grundwort verloren, im 
Codex Gulenwilare. Der I'N. (Jul , welcher in ahd. Urkunden nicht vorkommt, auch mit dem 
mbd. gAl männliches Thier (Eber, Ilengft) nichts zu fchaffen bat, well dies jetzt „Gaul" lautet, 
rcbelat entweder eine Kofeform aus einem echten alten PN., oder aber «n Beiname an fein. Im 
erftercn Falle dächte ich an eine Form aus dorn Stamme Gug-, alfo etwa an nnt^iln, was als 
Gugeli, GQgeli wirklich vorkommt, vgl. oben unter Giggeibirn. Der Hergang des Kntftebens 
wAre^ vom iweiftlmmigen Urnamen abgefehen, Gogilo, Gnglo, Onlio, ibnltoh wie in; gnggeler, 
goggeler (Hahn), ^nillei , goller (Gockclhahn). N'gl. noch Gugenhufen j. (;ufj<^enhaiifeii f.Sanlgau), 

Ueizon,. Uaizen (Leutkircb), wozu wenigftens Ipracbiicb auch Heizzaa p. XXXVI 
gehört, vom FN. Haiz, ahd. Balzac , Heizzo aus dem Stamme Heit- und ans einem sweiftftm- 
nigeo Namen wie Heidfotc, Haidulf, Heidanrich etc. 

Laton, Latten (bei Zußdorf) kann ein FN. fein, ift aber möglicherweife doeh ein Orta- 
appellativum, von ahd. latta (virga) im Sinne von Gebüfeb. Die Sommertrtebe der Beben und 
Weiden nennt man ja noeb Sonnerlotten, Sommerlatten (v. liotaa ilikrolTen). Einen abd. PN. 
Latto kMio teh bis Jetit ntebt Heber naebweUen, denn Latendorp (im pagns Olterwalda) kann 



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282 



Buck 



dm nd. late (litu rtu^ meinen. Aber in Latereshcim (Förltcm. ONB. p. 905) fteckt wohl ein föd- 
detUfclier Lathci i, während der im PXH. .uifgt führte franzflfifche Lathomar in rt inir Deutfchheit 
zweifelhaft bleibt, denn Lato-iuar ift auch ein galiifcher Perfoneanaioe. Daa irifche iath ift nemlich 
SS iltenm tat (Jnveal«, bnroi), mir»» ab«r wie ahd. mar (inelytos). Im Bavior Baiodt findet 
fleh du Forflort Latten, im OA. Fretulenftadt ein Wohnort Lattonbcrg. 

Loizio (in der Memminger Gegend zu fucben) kliogt an den ON. LoizermUhle bei 
KrafUiried ao. 

Cenden Maxon, j. Matzen, Ul ein alter ]ie\eg ftir den pluralen Gebraaeh des FN. 
in Hofnamen. Aehnlich heißt Unfcrranhen bei Aulendürt in dortigen Alteren Akten: ,zu den 
Kauben" neben zum oberen, mm unteren Kauheo. Hier Uh uumlicb im 17. Jbdt. ein Bruder auf 
dem o1»ttaii, der andere auf dem nnteten Hof. 

Lti;c:geman kann recht wohl .Luppmanns" fein, denn t, g, gg gehen öftPiB in pp (Iber. 
So bie£ Doppeirchwand a. 1275 Dogelswande (Freib. DUicel.Arch. I. S. 170); Interlaken 
a. 1899 InterlappeD, a. 1887 Hiederlappe (GeTehiehter^. X. 8. lOB, ebend. II. 8. 76% Lelzterea 
aus latein. inter Lirus, zwifchen den Seen, Bildung wie Interamnes. Luggenian ift f;ebildct wie 
Uanfelmaiui, Petermann, Vogclmann, wie uufere obcrfcbwäbilchen Schmeichelfonoea Hannemana 
»= Hlaelefn, tod Hanno (Hann), Gallemann von Gallas, Vettermano ftatt Vetter. Dlererl« Wort- 
formen werden bei uns Oberfchwaben auch in ironifchem Sinne verwendet. Lugge lA = Lütke 
aus I.hitirho, Stamm Hut (homo). Das u im heutigen I.nppmanns blieb ununigelautet, wie in 
Luttuiabcrg (Leutk.) a. Ö58 Liutolfesperc (wirL Irkb. L Nr. 128) und in Lupberg (Ravb., 
▼ober der FM. Lnpperger ebendort), die Namen müßten Jetzt regelrecht LeiqMHuraB, Lentteleberg, 
Lenpperg lauten, wie Loupr. Iz ans altem Liutboldcs, Lutbo!(les, Luppols. 

Von den in unferen Codices anfgeflibrtoa Familienoamen leben noch viele fort. Andere 
lleSen fleb aus dem WeUenaaer Rodel nnd an« den Akten der Landvogtei Oberfebwaben naeh' 
weifen ; allein da dies nur fiir betheiligte Kreife Intereffe hätte, untcrlaffe ich es. Einige wenige 
noch lebende und meifl ftark verbreitete mögen aU Probe kurz angeführt fein. Blafar Blafer, 
Bniebell Brauchic, Michil Michel, VVahe Weh, Clokar Klockcr, KnulTclie Kneisle; in dicfer Form 
erfcbeint p. XXXV Heimeile (Heimle) nnd p. XXXVI Halrile (HIrle). Für die Knnfthiftoriker 
ift der alte Nachweis des Namens HoJbein (p. XXVI) zn Ravensburg merkwürdig, da er mit dem 
Bafeler zuf&mmeuhängt. Strubo Straub, Rubo Kaub, Molar, Ualar, Maler (noch fo); Molaris i£t 
Genitiv dazu, niebt felbftiadlger Käme und bat mit dem latiotfirten , Tomaatfeben Familien» md 
Ortsnamen Mnlnris (Markftein, Orenzfteiiu nichts zu fchaffen. l,:irabelin. Lümmle (häufig in Winter- 
ftctteaftadt) ; Mörlin M0hrle, Lingge Lingg, Funcko Funk, zutfiüi^erweife noch an demfelben Orte, 
wie vor 600 Jahren ; Vochenzcr, jetzt auch Vochetzer und Vopv'etzer, von mit. foeatia Kneben, Im 
Allgäu noch (die) Vochez, aber Semmel bedeutend. \ di licn/.rr ift jrelnUlet wie mntrcheler, Mutfchler, 
einer der Vorhezen, einer <ier iMutfclieln bückt Aus Uliiamls Saminliuif; alter flcntfrhcr Volkslieder 
ift der Mutfchelbeck bekannt. Veier, 1 roli(o), Uoll, Knoll(uj, Cuono (Kuhn), Marquard(us), Willar 
(Weller); Wielant, Man(e)golt, Stromair, Bue, Holt, Igll ([gel, befondere viele Im OA. Bavenebuq^, 
SchSee Sehatz: Srbeileilin {}. Seliätterlf» z. B. in Wernfrcntc, vielleicht aus noch älterem Sadirlin, 
üche Scdcriitz); Uoll(e), Katih (lietticb) etc. Den lateinifch gegebenen Namen Os möchte ich lieber 
mit Hund, als mit Manier geben, znmal da Manier =s Holer Maler, III Vgl. a. 1806 Albertni 
q. cogn. Munt de Haiigingen Wirt. Urkb. II. S. 366; a. 1271 Eberh.u •Ins ilietiis Munt, praepo- 
Htus de Soreth (Schuflenricd) Zeitrcbr, f. Oef. h. d. O.Kh. XXIIL ö. 59. Munt in PN. ift freilich 
nicht os, londern tulela, tutor, alloiu iui 13 Jiidt. bat man diefe Bedeutung von munt l'chon nicht 
mehr verftanden. 

Anhang. Die wellchen Ortonamen der Codices. 
Meher «nmaßgebllchen Meinung oaeh find aueh die anffhllend konen, für vorromanlAib, 

rÄtifch ü<lrr .rafenirrh* gehaltenen Ortsnamen R.*i(ii ns it! der Regel nichts anderes als ftark abge- 
nützte romanifclie Namen. In den nacbfoigendea Zeilen wird daa fUr einige zweifellos bewiefen 
werden. Eine ciemtlehe Anzahl bleibt eben nur darum dunkel nnd unfielier, well bald belTer er- 
haltene Altere Formen, die das Verftündnis des Namens nXber legen könnton, fehlen, bald lokale, 
wenig bekannte IVrfonenuamcn hinter fb'n Wohnürtsnameii fterken, bald auch darum, weil fcitene 
oder zu alte, in die römifche Zeit zurückreichende, aber l'tchtlich indogoimanifcbe, Ortsnamen, 
ramat flaBnamen, vorliegen, die man nnr ans analogen Flnßnamen anderer romanifelmr Oegeaden 
herausrathen kann, ^'n^ diefon ^'^ran^^fotzungcn aiis^rbcnd, wage ic!i ilie fentnnfr narhfolp;enf!er 
Namen. Auf eine nähere Begründung meiner allgemeinen Anichauung Uber diefe Namen und 
wif die Darlegung der Irrwege, die ich bis sur völligen AusUldong diefer Anfebavnng wandelii 
mufite, Itano leh mtck btw felbftredend niebt einlaffen. 



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Orts» und PerfoneDnaiiiea in den Codiees TfadU, Weingart. 



283 



ülten, p. LIII. wohl rfehtif mit OlUna vallia gegeben. 

Pawlgl lui Laua, im Codex Biiwif.'n, Bui^ril, (.'nth;*ilt «lasfilbe Suffix wie Monligel 
(im Salzburger Gebietj, iu> 8. Jhdt. Honttculus (Indiculua Amonis, ed. Keii». A. VI. 12). Zum 
Stammwort FergMch« man chnrwatfdi hayä (OelifenUrt) = lat bOTar!««^ Bnwlgtl Teriangt disfem 
nach eine ältorc Form hoviciilu«, bovuenllM. Vgl. Cortiii de Bavedo b. Fifa a. 1120. Muratori 
I. c. III. p. 1137. Vgl. Monti-do ib. p. 148, a. 80& Caialeolo (b. Bergamo) Lupi L p. 646 neben 
Caaaliclo Marini, Papiri p. 193 etc. 

Oageri, im Cbdez Gagirt (b» Laaa) Muiat vAr etoe dareb den dentCbbea Spraebgrift 
beeinflußte Form. Das 0 halte ich ftlr den Stellvertreter eines .Mlteren C, wie G in Gampcn aus 
älterem Campe, das a für deutl'che Umgeilaltung eine« älteren romaoUcbea o, äbolicb wie im 
vorigen Pawigi, wie im tir. ON. Natz, du nrkundlieb VToeee (NnSbinme) heifit n. dgl. Damit 
hätten wir einen Stamm Coc- (gewonnen. Vergleiche ich zu Oagers den tir. Hofnamen Gagreit 
(a. 1377, jetzt Gagerer, Sinnacher, Bcitr. z. Gefch. v. Brixeii V. S. 156), dann ftimmen beide im 
Stamm. Aber letzteres fUhrt reinerfeits auf die ähnlich klingenden ital. ON. Cogoreto, Gogoreto, 
die oaeb Flechia, di alnme forme dei' noini lorali delritalla Superiore p. 82) aus coccoletnm 
(Ort wo viele L<irl)cer- oder t^pheugei'träuche ftehen) hervorprefjanfren ftnd. Das einfaelic Ga^ers 
wäre hiemach — - cocoies, mit Wandlung des 1 in r cocorcs, gogorcs, gogeres und in diclcr 
Form mit den Ital. OM., die nvr aa» dem eiafaehen Pflaaaennamea belMien, zn vergleiehen, atfo 
ndt Agiio, Onno, Cardo ti. T. w. Y^]. dazu Gogglen hei Landt-^rg. 

Bradil b. Lana ift = Pratellum, da betontes lateinifcbes e häufig zu i wird. Daß P 
gern B wird, lehren die urkundlleben Leflingen Brat, a. 1166 Ar Prad b. Alvafebefai Kobr Ol D. 
Raet. I. p. 185; Balzol = Palatiolu, Mohr L 172; Baienai ib. L 284; Bootade Mohr IL SSf 
Baften (= Peiften) Mohr, fchwz. llepreften etc. 

Lana, alt Leunon, Louuuii, AiutäliU der Aiutleiue dea Kluiters Weingarten. Aimo 1271 
Lennan Font Rer. Audtr. V. p. 401. Demnach ftebt on für an d. i. iannm, wie in Eppan = Apia^ 
niim, mit Aphärefe Piano (fo z. B. im Wirt, l'kdb. IV. S. 180). ChiirweliVhee lenn Ift = lat. 
ieonem, lomit haben wir Lana, Leunoo, Leunan, Leoniaaum, fcilicet pracdium. 

Pnllon, Fallam, VSllan ift zunSehJt s= Fntlan, Fnlliannm, F = V kommt im Splt« 

latein i'ifteif (Tir V vur. DierL'» liier beniitzcnd gewinnen wir, da u ältiTeni o entfiirirlit, ein echt 

lateinifcbcs ^ oiiannm utui ein SeiteortUck znro oeapolit ON. Volgana, was nach Flechia, oomi 
loeali de Neapoütanu p. 56 s= Vollaao ilt Ein zu F verbärtetea lat. V finden wir z. B. aneb 
in den romanifch-deutTchen ON. Prag Fels bei Sähen am Eil'ak, Fragftein, a. 1344 tVagen* 
ftcin bei Melans in Graiibünden, Fra tren ftein hei Zirl im Untcrinnthal, wdrlic mit dt n Ahr 
aweifelbaften Fraglteinen der deutl'chen Mythologen nichts zu ictiaffcn haben, fundern wie der 
alte Seblofeame Ferrage bei Trient (Hormayr, Beltr. z. Oereh. v. Tirol L L 8. TS) auf lat^ifchu 
Verruca /.nrückj::«>hen, womit die Rf5mcr nach Nonin«« Mareellns hnrhpelegcne Orte, Rnrg:bcrge 
bezeichneten. Vgl. Huratori Autiquit. Ital. II. p. 1282. Das Churw. vricla (Warze) zeigt, wie 
der Anlant Fr eatftand, altM Truea, fruga fank an fraga, frag* herab. 

Las, d e L a fe p. XXIII jetzt Leis in Hitterlaaa, Itimmt an oberengad. l<ya Seen (Flnral). 
Erftere Form ift wohl aus lais verkarzt. 

Nauders, Nuders p. XXII I muU au der Hand des grednerifchen Nodrei erklärt 
werden. Hier ift d für g (e) eingetreten, Köders = Nngcrs, verkürzt aus nugeries, nucarioe 
(Nnßhatiinen), wie l'tilanfer!? 'a. 1141, Sinnacher a. a. 0. III. 97) aus planteries — plantarias, 
wie Senders aus fenteries (v. mit. fenterium, it. ientiero, Fufiwog); daher (16 Jhdt) eine albe 
der Senders bei Kematen (Zingerle, Tirol. Weistbllmer 1. 8. 256); wie Sebalders, Schallers 
aus lat. fcalarias u. f. w. Doch find nidit ;d!t rät Oy. auf — er>< bezüglich der Endunj? ans — 
arios, erias entTtanden. Die ON. Sufcra, Sefers, Fuders, Sauters z.B. geben auf lat. 
Aiberes zarOck. Für das erftere itt ein urknadiicher Beleg bei Mohr Cod. dlal. Bfaact an finden; 
für die zwei letzteren gibt Sudcra in Toskana den SchlüiTel her, das im 'J. .)h. Snvera hieß 
(Branettt, Cod. d. Tose. II. p. 25G). Hier ift d für v (b) eingetreten. Die angeblirli mleirlifalls 
„rafenifcbea' Sur, Surs, Sauers lind nichts anderes als fuberes, wie die friaul. Furtu für 
Alber, nemlieb Air lehrt, das dnreb Znlammenziehea dm: Silben den Htata^ger nnnOlbig machte. 

Tifena, alt Tifins, in den Font. Rer. Auftr. V. 401 u. 125 Ticinum, Tizinnm, Tifennm, 
plebs Teftni, halte ich für einen urfprUnglicben Bachtiamen, indem ich biezu den Ticinua (ToOtn), 
den Poas TelTenit der Pent Tab., den tir. Taiftenbach, alt Tefldo, a. dgl. FInBnamen vergleidie. 

Meran wird von vielen mit dem fchweiz.-franz. Wort Moräne und dem wolfchtir. niarena 
(lumpfiger Ort) zufammengebracht, zumal da hier ein alter Erdbrneb dentlicb vor Augen liegt. 
Erlleres jedenfalls mit Unrecht, da das Wort nicht rätoromanifeb, fbndem weifchfchweizerifcbes 
nonüiia wohl s= anutaa, von lat. mnms ift. Vgl* patois; gerann s lat gallina (Henne), jMt. 



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moraliha — miiralia (mnraille). Schneller bringt es mit dem Namen des bcnaphbaiton Mais, alt 
Maias, angeblich aus dem Xamen eines verfchiitteten Ortes Marine ontrtanden, zulaiomen. Nach 
Analogie mit den vielen aus -iannm entrtandcnen tlr. ON., welche jetzt aof -an aaslauten, Hept aber, 
trotz des auch andern'ärts rorkommendon Erdbrnchs, ein pracdium Marianum näher. Vr;]. hiczu 
Ascoli im Archiv, glott. ital. I. p. 510 und fundus Maranabei Ferrara a.948. Miirat. 1. c. II. p. 175. 
Anders ift die EntTtehung des ON. Mo raufen, alt Moraofen, deoo da« ift altes — Maurenciana, 
aas dem rttt PN. MranmüiiR. Tg^l. Bade, die wdfdwn PN. 4«s Uber ViTeotinm et DefaDCtoram 
Fab.irienfis, Alctiinnuia IX. p. 183 und r.ur Knriung doii rliurwelfolun ON. Moriffen, alt Mnrei- 
zeas, Moraäfeas, Murieffen, := Mauritiaaa(s) } vgl, den churw. Namen von St Muriz: San Murezzan, 
8o1d Maren!; Oslfreifen, alt Cayraifen«, Gavarayfien d. 1 — Oaprafiana, da Caprafla z. B. 
in U.Italien, Zeiller It. Ital. S. 179; ein Capraila a. 1279 b. Nonantola Murat V. p. 331: vom 
PN. r.-^pral'iTi.'«, j:;c1)i1(!et wie Feranii», .Idallus, Nimafin« u. f. w,; Kalfenfen, alt: fontea Calve^ 
fanos i. e. Calvirianos vom PK. Calvifiua, 

Platlde, Plateidliof bei YOIUq, ift « plattetta. Vgl. daa Out Platitt (a. 18S2 Font. 
Her. Airftr. XXXIV. p. 2S1); Pottttgllt (a. 1140, Sionaober a. a. 0. HL S. 411), letetefes = 
pontelletto (Brllcklein). 

Orlfe ift woU := Anrelia, Anreliae. Vgl. Erl in Tirol, arknndiieh Orlaoo, OrOaii, 
Orleaao. 

Caftanei (partem) jetzt Käl'tenholz, liebt fOr Caftanedi, von Caftanetum, vgL die 
Waldnamen Patfchai und Tremplai bei Sent in Engadfn, welche aus picetiim und tremnietam 
umgeformt find, picea (patfch) Fichte, trcmbla Efpe. Erftercm entfpricbt das tir. Patfeheid 
b. Zama, Zingerlo, tir. Woislh. II. S. 212. k tzti rom das frz. lat. Trimilidnm, Valefiu» Nut. (iall. p. 163. 

Das in den Codices mehrfach vorkommende Aier ift cburw. eer. lat. ager, Acker. 
Afer Talefares, Valofare wire aae aeeres (Abonie) mflglieb, alib Val agarea, a)area, 
^aiea, ojar». 

Tab tat, Tabland von mit. tabulatum Ilculltadel, tabula Brett Daa lautet jetzt engad. 
UiMk, oberllndireb elava« mit TerHetatem 1. 

Sab Ibant p. XXXIII mit nbcrfliinigem t wie Spnngunt p. XIX (= Springen), 
Azeluntwilare — Azelunwilare p. VIT. Alfo fub Iban. Letzteres ilt ein Perfonenname = Ivan; 
vgL den 'üroler Ivanus de Porta [Font. R. A. V. p. 39ü), den ON. Ivauo (Sinnacher V. p. 558). 
Ivan') Hebt flir Javan und diefes «s Jabian (wie einer im Indicolos Arnonis vorkommt), daa 
aber ift Jovianus. Ih-, If-, .ins .Tub-, .luv- jrlpirht d(>n Formen Ifen fllr Jufen fjnvo = j«go, 
fiergjoch); eifäßifchlrt neben Jurtjugcratum, Icbart neben Juchart, dem Stamnli Iv- im FluIinameQ 
iTarna (Saiaaeh) neben JaTavam (Salabnig), wo freiiieb entweder da« r des einen Namens oder 
da'^ V des andern ein alter Schreibfeliler fein muß, denn die Namen von FhiÜ und Stadt gehören 
handgreiflich zufammcn Aus Jovianus erltlärt Aeh der Jufaaer auf Jnvan (a. 1549} b. Söll» 
Kufftein. Zingerle a. a. 0. II. S. 60. 

Bnper Pndetim. Das m ftebt fflr n, wietoftam Sehinß; Pudclim ift aKo rudL'lin. 
Vergleicht man zum Stamm den ONamcn Punleit ob Mittewald, ehedem Pudclit (Font Rer. 
Austr. XXXIV. p. 117; Sinoacber IV. p. 293), lo erhellt, da£ Pudelin = pundelin = pontelüno 
ift, wie erdterea pontelietto. 

Curia Bloiires j. Plarfch bei Mriaii. Tk-r DiiiJitbong ou ift nacli Anabigle niif Nouoc.h 
(Font. Her. Auftr. XXXIV. p. ö], jetzt Natz, aua nucc« (Nußbäume), einem lat u, einem roman. 
o enifproffm. Blonres ift alfo = Bioree, Bioree. Der Aniaat B ftebt für P (vgl. unter. Bradll oben), 
wir erhalten fo Plorcs, Plures. Diefe Formen ftimmen zum ital. Adjektiv pioro (mit Kegenwafler 
bedeckt), das wie piorno (rcgnorifch) auf ital. plora (pioggia, jtbivia) znrflrkpeht. Der Name 
entfpricbt unferem oberfchwäbilchen UN. „Soewadel", womit mau die wochenweife ftchcnbleibendeo 
Regenwalferlaeben besetehnet. Im MitteM. lautet diefes Wadel „Wedel", daber Salswedel u. dgl. 

Sfbirnon, Scirnun, Scliirna, jetzt Tfchirland (b. Moranl, -n-pift dnrrh fpine dentfch« 
Form den Weg, nur wuC das unorganilcbe d am Ende entfernt werden wie in Meiland ~ Milano. 
Tfebirlan deutet auf einen ON. mit der alten Bndnng -ianum bin. Der gesifebte Anlaut liftt 
altes Oe oder Gc erwarum. Ich ratbe auf Cerinlanam vom tat. PN. Oerinraa. VergL Heefaia, 
di aleune etc. p. 9n u. bo. 

Melun bei Tirol dürfte uclone, großer alter Aptelbauu, fein. 



*) Derfelbe Name als Jnbaan (= Jnbän) in einer Urkunde an Kircbbieriingen (VergL 

Vierteljahrsh. II. S. IM), wo ich ilm filr ki ltifch unzufehen geneigt war. Die Ueberfchrifl jener 
Arbeit „über fchwäbifchc Kelten" hittu« beiVer gelautet: „romanifchc und keltifche Perfonennamen 
in altfieiiwgbifehen Urkuodea." 



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Orti> iiad F«rlbiMiui«n«B in den OodioM Tradit. Wdsgwt. 885 

Lad am im Codex Lidnrne, Lindarne. Letztere Lesart wird ohne geaUgeaden Grund 
Ar elo» fehlerbftft« gehalten, weil 4m erfte n nicht hln«ing«hdt«. Allein, wenn n IdneibgehVrt 

lind das ift ja wohl nißglich, gibt es cintTi giüi'Ti Sinn, di'nn das ift clnirw. linduma i3chnecke, 
zu dem eben, wie £o oft io weircben Namen daa Grundwort munt, plaunca u. dgL fehlen kann. 
Ift das n epenthetifeh, wie das in welfelien Namen allerdings oft vorkommt, dann entftflnde die 
Frage, ob d in Lidurne nicht einen anderen Konfonanten vertrete, wie z. B. das v in Livorno 
ein b vertritt, oder wie oben unter Naudcrs, Sauü>i3 bemerkt worden ift, wo d fttr g (e) and 
V (b) eiitgotreten ift. Aus Liburnum kann Lidui-no und Ijgiirno entfcehon. 

Kots KoitTeh, im 11. Jhdt Ohonto, Cotmb (Mohr D. 1. ]». 193 u. 195) woU au« diorw. 
enrtfehinB (Baumgärten), mit cortinis, mit Ausfall dp« n in ins wie in Salis — Salins. 

Valrain. Das zweite Wort ftimmt zu Kainc (a. 960}, nach Uobr L p. 80 Jetzt Biein 
und B«uam (a. 766) j. Rivin (Mohr a. a. O. I. p. U), waa auf ripina nnd rnina sarQclvelMii kann. 

Uarafche ift vielleicht dm ital. marasca Weichfei, marasco Weichfeibaum, eigaatUcik 
amarasca, von amaros bitter, fauer, dalier deutfob aoob SaoerkirfcJie, Tielleicbt abe« atataelom, 
von mara Muhre. 

Malles Mals fcbdut das mit malia (Eifenb&mmer, Hammerfchmiedea) an fdn, ein 
Wort welches in <len mniiänder St.itnten neben folle (Walken), piste (StampfinOlilen) , nseghe 
(Sägmühlen) vorkommt. (Monti, kom. Vocabal.). 

P ei ad in kann Blndeos fein, fofem tetiteres a. 940 Pinteaes, im 11. Jhdt Plntono^ 

im 13. Jhdt Pbidens ht-iCt. fBoi^miann , Landeskunde v. Vorarlberg R. ßG). Da der Ton auf 
der letzten Silbe lag, konnte 9 in paludino ficb zu e abfchwächen oder auch ganz ausfallen. 
Ein Seitcnltnck zn ihm ift Bindefeh, alt PludalTis, gebildete wie Pradaflls (magnum pratum 
q. d. Pradafi'id Sinnachor a. a. 0. II. 8. 178; Hurmayr a. a. 0. 1. 2. S. 81). iKefem Pradaflis 
mt^^cht das Pr.idel'cbe unferes Codex (p. XLV). 

Fra&co, Frasceu, p. XLV viell. Frafteuz, delTen z wie das in Bludenz aus s ent- 
ftanden ift. Fraffeena kommt ImI Mohr als FralMneftam, Fraftinas, Fraftanetas, Fraftena ror, 
Formen, welche llhripcns nicht panz znfanimcnlltiinmen, denn Fraftonfftutn flidit fTir frascenesco 
(vgl. zu diefcr Form die benachbarte via barbaresca a. 82ü, Wartmann, St. Guüer Urk. L &. 242); 
Frafkanetas wire ein Dendnatir = frascanettss. IVaftinas, Fraftens, Frasoen laffen fleh nater der 
Form fraseiaes zulammenbringen. Ob hier it. frasea vorliegt, oder ob es aus fraxinus atwal^teode 
Formen feien, will ich nirht entfclicidcn, doch i£t mir letzteres dai walurfoheinlickere. 

Kafals ii°( cai'ate Lchcugut. 

Galamatelle kann nicht wohl Gallmift fein, viel eher Galamaz4)le bei Keniing. 
Erfteres ftOnde den Formen Gallmick (Zingerle, tir. Weisth. II. S. 203) und Hoch^allmigg (cbond. 
IL S. 218), fowie dem ital. fylva Calamicca, Calamecca (Huratori 1. c. V. p. 748 und Brunetti 
1. e. I. p. 601) niber. Vergl. daxn ital. earteeea Reebgras, Hnndsgraa, ans carte = eardnua, 

wohl nach dem raulim Stfiigid fo benannt, dalier dfutfch Recli i. e. Kaub - gras. Uni'er Galama« 
teile ift wobl calamatellu, caiametello von calamus Schiltrohr, eine Bildung wie das mit Fraa* 
eenedelio (ValeJIns Not gall. p. 211) = Fraxinetello, das bergam. Gaftenedello Lupi (D Bergom IL 
ik 325 etc.). In Galamazöle ilt t in z verfchoben. In diefe Sippe gdtOrt das komaakifebe 
Carimate = Cataiuatc, Calftrat-ic, Fl ! 't. di alcunn etc. p. 81. 

Subtus Quadraile, i^uadi uili), in Quadrat von mit quadrus (viereckige« Feld- 
ÜUiek, anfer «Breite*}. Sebon in einer itaf. Ürk. von 867 heißt m: vm eaelSi enrttficÜs . . . qua* 
dri.?, campiü, pcrviin etc. (Muratoii I, e. V. p. 514). QttadM), Qaadrdla Ift «In Jetit biolig ym* 
kommender roinan. Flnmame. 

Gafgair kann, wie der Heransgeber felbft beawdfblt, niebt Gfifla Mn, da dka alt 
Sagavio, Secavio, Sigevis heißt Es ift viel eher ein aus Gaf und gair zufammengefetzter Name. 
Zn Oaf vcr^dciche den vorarlbcrgcr Hofnamen Gafadur, Gafaduren (Archiv ftlr öflerr G^'lVhichts- 
queiten XLIIL S. 311 und 350j — mit cavatura. Schwierig zu erkUron ii't gair. Hiidi Analogie 
mit aaderen WOrtera diefer Endung, wie a. B. montanair (montaato) «s lat. montanarias, eigibe 
es ein gari (-us, -a) oder rom. gcr, göra. phi'ra. Let7torcs pibt mit Gaf = c.iv.i einen Sinn, 
denn ghära ift = lat glarea (Sand) alfo gafgair „Sandgrube". Daü die vorarlberger Komaneaghöra 
gefagt haben können, febdnt mir daraas hervorzugehen, dafi Stetlea an Berghlingeo, wo riel Sand 
liegt, heute noch Gehra heißen, was nicht unfer deutfches gerc Zwickel, Keil fein kann. Gh^ra 
ift zunäcbfl eine lombardifcbe Form, allein weil Hch eine zweifellos lombardifche Namenform 
noch !m bayerifchcn Allgäu findet, dürfte vorarlbergcr welfchcs gh6ra fllr glera um fo glaublicher 
erfcheinen, ich meine den Namen Enfchen, auch Uenfchcn gefcbrieben, der nach Dr. Baumann 
mit dem in t iner rrkiinde v. Id.');) fMon. Boica XXIX. a. 143) genannten Eunoschin idcntifch ift. 
Bergamaskifch öuniso, eunis (= ainicius) bedeutet Erle. Eunoecin(o) aber ift genau gebildet wie 



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886 Bttek 

dl« itel. Ortm»m«n Bedoliao, Cane^tno, Feletno, Laurflno n. f. vr. aas b«taUi, eannftM«, 4111t, lartx. 

S. .luch il;is tiilgende Montau». Elieik'ni trltbcii (lit- BiT>;aiij;i»ki'r Scli.'ift'r bis ins Vorarlberg 
nicht nar wie jetst b)(W ina Eogadio. Gafgair kann jedoch auch aus Uatdßr (= cav&tnra) 
durch AlRmüation entfNmdeii feto, «IG» Gafgör, -gair. Oberengad. gleichfalls g^ra Sand für 
gt«rJU Möglich w-äre auch ca(ra) rtoAtli (villici). 

Mofiturf verftche ich nur, M-enn ich Monturs leCe, daoo itt 68 Seitenftflck zu den 
mehrfach vorkommeadon Yallur«, Valiors (vallis urO). 

H on th ae n 1 j. Vontonf enti^eht elwrw. nmitagiia (Berg^). M o n t al os und Ho o taio I 
Achen rwiedertim ät-n Toinbai dirchen Dialekten eooforn) fttt Hontario nnd XooCariolo. Vgl. ein 
it UoDtarolo a. 1183, Mural. I, p. 389. 

Pradrez nnd Wal ex find zu lefen Pradrefch und WKlefdi, tlfo =s Int jfn-atericiwn 
aus praterium (prairic) jetzt ßrcderis? Diefes hieß im 14. Jhdt. Praedris; nnd Taleelnni ss nquir 
Ueionif (a"^vak'trcli (inundatio). Vgl. churw. ual zi. äquale (Bach). 

Valpiler lefc ich val pilör, ein Wort, tiaä bei SebaUiaii Miinfter als Berg Pyler an 
dem inernrfpravg, bei Zingerle (tir. W. II. 8. ^) als Flnmame «anf dem PUer** wieder vorkommt 
Pib^r (mit dem urfprUnglichen Ton auf t-r) halte ich filr pilnrins oder palariua, woher churw. 
palaira, palera (Stellfalle an WäüerungagrabenJ j lo daß das Ganse nStellfallenbachthal'' oder 
Blldrtoekbaeh bedeutete. 

Zursmier im crften Thciic znrs = ital. furfo, im zweiten init-r = niurus (Maupr). 

Rungalech, iiiingalch (lies Kungaleb) dürfte l'chwerlich Kaggal fein, da diefea alt 
rehleehtbin Ruogal heißt (Bergmann a. a. 0.). El ift Jedenfallfl = mit raneallHom, grofie Rodung, 
aus ruace^ raneale Rodung. Uagats ift ein SeitenfiUiek, fofern dies anf altet ntncatium zurfick- 
fObrt . V^'l. tn dicfen den Bozencr Weinberg Euneasl (a. 1070, Homayr «» a. 0. 1. 1. & 136). 

Gnrtin liehe unter Cure. 

Nniira suAunmengeaogen ans HnaldNe^ J. Nnsidere, dae Im C D. bei Xobr Nmedres, 

Nnzifircf. ntrpcftcllt Ne/,iidre.« urid .ihgckQrzt Zudrea hcißf. Es ift = mit. Nopadera, uropeftellt 
aus Nogareda (Hebe Da Gange, gloffar. S. v.) «Nufigarten". Möglich wäre auch eine direkte 
Bildung ans eininn Deminutiv noeetto und daraus ein Collectiv nofettaro, nneetario. 

Bura j. Bfira, Vorarlberg, ift meines Dafürhaltens aus ahd. bnria, purias, jetzt „Beuren" 
omgowälfcht, Shnlipli wie tler rStorom. OK. Am ad es, Kms, Umw.'ilfcluing aus alicl. finiAt, nom&t 
Ift, wozu wohl auch das alte rätJfcblatcin. aiuaüere „wieder mähen" gehören wird. — Im 9. Jhdt 
helfit es Puire (Bergmann a. a. 0. 8. 09). Ift es welfefaer HeritnnK, dam ntflto ein Wort ge- 
fucht werden, das anf -oriuin ausgieng (was jetzt churweifch niv lautet) nnd dclTen Stamm mit 
einem p fchloß, alXo ein Wort wie etwa das nur balbpalTende emporium (weil = em-poiiumj, das 
elmrirelfeh ampUr lantote, vie denn das alte Emporium in Lignrien beute in einer Terwandtett 
Mnndart Ampnriaa heißt. 

Seinna, Schänna, am Bache Schnnck, was offenbar mit dem Ortsnamen zufammen- 
hingt Schnack klingt wie eine Zufammenziehung aus Cinulic(a), wenn man die rhurwelfdlO 
Form fiir Mifocc(o), nemlich Mesnlcina, nach dem FIulTe Mefa, Moefa, vergleicht. Ich ratlin 
bei diofem fchwierigcn Orrsnamen auf einen alten Bachnauien Cinna, Cina, Cena. Vgl. den Na- 
men des Baches Schanän im Prättigau, den Bach Cenifella am Mont Cenja (alt Ciniriua, von 
veldmm der Berg Mnen Namen berbnt; Tgl. (Sni/ellns (um Ferarra) (Unrat 1. e. I. p. 799); den 
Bach Cinixitulua — CinifTitulus (Muratori 1. c. VI. i». 4nii und dgl. .\ueh die ital. B.äche Gena 
(Zena) und Oenerella (Muratori ]. c. II. p. 151 ff.) klingen an unfern Namen an, Ja fclbü nnfere 
Zenn, alt Oenna (FOrftem. ONB. J; ▼.). Seliftnia (Schweiz) als Sfcennines ift hlevon nur eine 
Verkleinerungsform, wie flnv. Anina von Ama, LIgerinua von Liger eto. Viel ferner liegt ein 
fcanna Gur^ad, Schlucht, fcanna ==: fcamna Kiesbänke, und am nnwabrXebeinlieliliea iit das mit 
fcana Waid, weil diefes eine ganz zweifelhafte GlolFe ift 

Sei eres Schien ift au vergleichen mit den ehunr. ON. AJIIen (a, 1818, Hobr 1. e. I. 
p. 2.^5); Scbrerf (ib. II, p. 98); Afier (ib. II. p. 19S) : Afchier (ib. III. p. 61) obcrl.tndifch 
ifcbiera, ongad. afcböra — acereos, lat accres (Aborne) mit abgefallenem Anlaut, wie das oft vor- 
kommt Vgl ol>en Piano ffir Apiano, Eppan, 

Melances Malans halte ich wieder für einen Bachnamen ^ Malantia. Aehnlich klingt 
der Bach Melanka bei Feldkirch, der Melanpenjiaeh bei Thaur (Zingerle a. a. 0. L S. 211). Der 
Bach Malcntein zur Liier in Kärnten, im 10. Jhdt MalonUna, Verkleinerongsfonu aus Alalontia. 
Der Stamm findet ßeh im Namen des BadMS Helia bei Meilau (Bregeuerwald), des Baebes 
Mellach bei Axama (Zingerle -t. 0. I. S. 2,'i(;); der aqua Melach bei Innsbruck (Ilormayr n. a. 
0. I. 2. S. 2b0); der Millach bei Ähraoe (Zingerle a. a. 0. L S. 247), in dem der Malläch bei 
Jmft (ZlngMrle a. a. 0. U. UB), in dem der Melaeb bei LiAms, von wnleher der nalin llons 



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Orte- und FwrromminiMP In den Oodl««i Trtdii 'Woiagui. 



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Halnfioo» feinen l^anten herbat Ei Ift daiMbe Et^on wie im lYMnen Videoeoliluil, fn weldiem 

der Miilcro Hießt, im Malore bei Fifa, in der Mella bei Crcmona (alt Mall,*i, M«r;it. 1. c. V. 
p. 437), im rpanil'cbcn FUißnamen Malagn, von üvm Stadt niu! Wein citn Namen herhaben; in 
der Craos. Malj>ne, alt Maiauna (Revue ceit. II. p. 441), in der weüdenttcben Melioa (Pardeffos 
Diplon. II. p. 32B), in der badifcliet MelaM (Fflrft«Ma«ii ad. OlTB.), in der belgtHÄen Melta 
(Förftemann a. a. O. n. f. vr. Sie fehcincn alle mit der ig. Wurzel mal, »fchimifzit; foin" znfam- 
menzahäagen, was fie freilich, wie alle derartige Bäcbe, nur seitweife Hod, fo gut wie jene vielen 
roinaoifeheii Btebe, die mit dem Worte t&erda nfamnenliingett. Ee gibt viele tod Baelmamett 
berzulcltcndo romanifche Ortonamen. Ich nenne nur Kavcnna am Ka\iu8, Clavenna und den 
Baoli nii.avcnna zvifchen Crcmona und Piacenza; Sitten vom Bache Sion {erfteres lat. Scdiinum» 
letztere äeduiia, ähnlich wie Sedan von der Sedana); Sargans an der Sar, diefe altSarona, gleiehlam 
TÜla Saronieaiia; Sadmn vom liache Drun, älter Dargm (= it. dragune, wie drei Bäche fn Teffl« 
hei8eil| churw. dnrrrun wütlor Enr|;bach), alfo ut-dargun „auf dem Bergbaeh** Q, t. W* 
Hiemit will ich, um den Lefer nicht zu ermüden, fchliefieo. 

Kleiner Exkurs. 

Was die Abi'tammuag der heutigen Bevölkerung äcliwabetis, iosbefondere unferes Ober- 
fehwabeoa aabetrilTt, fo mOchte leb bler meine zwar annia%i'blio]ie, doeh Tielleieht anbSrbare, 
von der Anfchaunug einiger der herv<)rra|,'(«ndften Anthropologen abweichende Meinung, und zwar 
auf Gninil cinijcrr iiiftorifchen Thatfarhon, kurz darlegen. Man hat daraus, daß der grOßte Theil der 
Jetztlebenden Bevölkerung 6chwabcna bezüglich feiner körperlichen Eigen i'chaften zu den lang- 
kaoeMgen and langfiBbldeHgeD Leuten, die in den •alamannifeben'' BdheDgrIbem mben nvd die ala 
der allein maßgebende Typus der alamannifcht n RafTo ^roUen. riclit mehr ffimmt, den Schluß ge- 
zogen, die jetzt in der Mehrzahl befindlichen Kurzküpfc hätten mit den alten Alamannen, die unfer 
Stammlaod erobertes und bisher als nofere Ahnen gegolten, niebte an fehaifen, die KnrskOpfe feien 
vielmehr die Nachkommen der rOmifchen Unterthanen, welche die Eroberer vorgefunden und ala 
hörige Arbeiter auf dem Lande hätten Htzen la/Ten. Ohne letztere Annahme fei nicht zu verrteben, 
wober die Kurzköpfe gekommen, zumal da die Schädel-, beziehungsweife RalTetypcn Hch als kon- 
stant erwiefea lifltten. Fflr jene Annahme, dafi der weitaus größere Theil der heutigen Schwaben 
nicht von den alten erobernden Schwaben abftammen könnte, fpriiclif atu Ii die vorhfütnismäßig kleine 
Zahl der Eroberer, welche gewiegte Gefcbichtsforfcher auf etwa 50 DUO Mann berechnet hätten. 

Diefen Sfttaen gegeoSber erlanlie loh mir naebftdiende Bedenken an laßem. 

Efie die Scliwalton udAt Land dciiuitiv in liL-fltz nalimen, ift dicfi-s ilbiT 100 Jalirc lang 
der Schauplatz großer Verheerungen durch einlaliende germanifche Hecrichaaren gewefen. Schon 
vor den Tode den Kalfen Probu war das Land von Ihnen wiederholt genonoMin nnd vwkmn 
Word i;, irtd zwar in Xußerdt erbitterten Kämpfen. Nach feinem Tode nahmen lütt ftltmnnnfln 
wieder alles L.md dii^^ftita des Rheins und weftlich von der Iiier, nm es cndLnlfie" im Befitz zn 
behalten. Da kann außerhalb der feften Plätze nicht viel landbauendes rümiicUc.« Volk Übrig 
geblieben Ain. SpXter fahen Heb die rSmifchen Gebieter genOthigt, die noch beim Reieh 
behaltene Provinz Noricum aufzugeben und die römifchen Unterthanen der fcdtcn Plätze, denn die 
des flachen Landes waren den «Barbaren' längft gewichen — in das noch römifcb gebliebene obere 
Italien (Rillen) flliemufflhren. Die Folgen diefes Abangs find anoh Ar die Benrtheilang der VerbSlt- 
nilTe in unferem Lande von Wichtigkeit und zwar in Abficht auf die Nationalität der Ortsnamen. So 
weit nch die Romanen aus Noricum zurückzogen, fo weit finden fich nach der Eroberung durch 
deutfche Stämme, wenige größere Wohnortsnamen ausgenommen, gar keine römil'che oder romanifche 
Orts- oder Flurnamen vor. Von da an fUdwärts, wo die römil'chen Unterthanen wirklich und nachweis- 
lich fitzen geblieben find, finden fich heute noch zahlreiche, wenn auch umpcdedtfchtc romanifche 
Ortsnamen vor. Auch in Württemberg fehlen romanifche Wohnortsnamen falt ganz, eigentliche 
namameo darehaas, and von Fluß- and Bergnamen flnd nach nnr Iblche übrig geblieben, welebe 
zicmlirh weit herum bekannt fein mußten. Was nur einige wenige Leute, eine einzelne nenicinde an 
Mamen befaß, ift fporloa verfchoUon, nicht etwa jetzt erit, fondem fehon zur Zeit der älte^n Urkun- 
den des 7. nnd 8. Jahriranderta. Waa innerhalb vnferer Grenzen an FInmamea b )enen ilteften 
Urkunden auftaucht, ift durchaus dcutfch. Ja von den Hunderten von römifchen NiederlalTungcn, 
für deren Vorhandensewefenfcin die untcrirdifchen Refte fprerlH-n, hat lieh nicht einmal ein 
halbes Dutzend von Namen erhalten. Das wäre oodenkbar, wciiu auch nur ein mäiiiger Grund- 
ftock rdmifeher Koloneo Im Lande iUzen geblieben wSre. UnTerfUbdlieb bliebe ea aneh, warom 
die hcntigren Wohnorte rnit dem rfimiiVhen Straßcnnetz keinerlei zwingenden Znfammcnhang aufzeigen. 
Wären die Eroberer nur auf die warmen Nefter gefelTen, welche die Römer eben verlaßfen hatten, 
dann müßte wenigftens die Hehnaht derjenigen Wohnorte, welehe febon im 9. Jahrhnndert 



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288 



Bn«k, Orti- nid P«rl!bii«Dii«mai In dm Cktdiew Ünadil Wdiigaiti. 



nachzuweilea find und nach der Art ihrer Namen viel älter feio m (1 Tic n , die Fortretzung der 
rdmlTditii Aoßedluog«« ftln, was Bur in fettenco Ai»nahn»Aneii satriflt oder, riolitfgvr gefagt, 

nur mfiOtig und d,irnni ahHchtfilos Zutrift. 

Die zwei dunkelhaarigen nod kar2kö|>figen Typen unter unfrem Volk können theilweife 
febon vor Zeit d«r Befitzergrcifnng noreres Landes daifpewefen, A. h. einen Theil des fcfawitifeheii 
Volke« an i^fji inacht haben. Die in den Reihengräbern mit ihrem Waffenfchmuck beftatteten Lang- 
fchädi'I llmi Kiicrror, FA]v und Frii<>, kfiiif Mitglieder der nichtkricgerifchcn StfuHlc. Im Krteire 
lebten Tie von der Beute, im I rieden nach aitgermanilcber Gepflogenheit von der Arbeit ihrer Hörigen, 
der Dnft«teii, denii die Freien arbeiteten f a USMt niebt. ZMefe Unfreien befanden aber ans Leoten 
verfchiedener Herkunft, .ms Ocrmancn und Nichtgermanrn, letztere meift KnegRgefangene oder 
erkaufte Sklaven. Wie hätten die gcrmanlfcben Wälder fortwährend Co ungebeare Menfchenmallen 
ber^orbringen icOnaen, venn niebt jemand dagewefen wüte, der den niobtarbeitenden Toikslclaflres 
das tägliche Brot fchuf, wer anders foll die zahlreichen Viehherden beforgt, die Aecker beftcllt haben, 
wenn nicht die Unfreien, die Hörigen und die Leibeigenen und zwar fehon auf altem unbeftrittenem 
deutfchcm Boden V Man hatte alfo fchon Arbeitslcute genug unter fleh. Wo beutehiütige Kriegs- 
fchiiaron von jungen Leuten ausfchwftrmten, da mOgen wohl wenig Fraut n iiikI Kinder, Knechte 
und Miif,'iiti mit dabei gcwcfen fein, aber wo ein g'.inzes Volk aufbrach, fei es durch den Druck 
benachbarter l'tärkeror Stämoic gefcboben, l'ci es, um mit Gewalt ein belTeree Land za erobern, 
da sogen nieht blo« die Krieger ans and In unferem Falle nidit Mos die 50000 Streiter, rondem 
auch deren Weiher und Kinder mit allor IcbLiidi^on und todten Habe, fowt-it fit' fatirfitht^' war, 
alfo Knechte und Mägde, KoU und Kind, Kaircn und Pflug, denn ohne Koth läüt kein befitzcndes 
Volli lein Vermögen im Stieb. Wir wiffen z. B. von Jenen Alamannen, die in der fog. Zlllpicber 
Scblaebt eine Niederlage erlitten, mit Sicherheit, daß Hc fclbft noch bei eiliger Flucht auf röuii* 
fches fohr vieles und großes Vieh mit (Tch führten, utxl dnf? der Statflsalter in RWicn 

den Auttrag erliielt, den Romanen anzuempfehlen, bei dicfer giinüigcn ticlegenheit, wo das deut- 
fehe Vleb, ennattet Ton der fdinellen Fabrt nnd dem Futlerroangel, liiliig an baben fei, ibr kirines 
Vieh gegen das großrafrij^r (Untfclre uni7iitanlrhcii. Die Alamannen konnten weitere MitclTrr 
gar nicht einmal brauchen, fie hatten bereits deren genng. Ich bin alfo der Meinung, ein gnter 
Theil der jetoigen KorsfcbSdel mOfTe febon mit den Eroberern als Beftandtbeil des febwSbf- 
fchen Volkes ins Land gekommen lein, ferner der Meinung, daß die nnfreien Schwaben die fmii n 
deshalb überwucherten, weil die beftündigen Kriege die Freien fort und fort dezimirtcn, daß 
jedoch die alten freien LangfchUdcI erft feit den Kreazzügen fo unverhältnismäßig abgenommen 
baben, daß fle recht aofniüg in die Mindenabl kamen nnd Edle wie Freie genöthigt waren, lu h 
aus dem Stande dfr Unfreien zu ergänzen, wahrend umgekehrt alit'rdings eine crfiLblich«' Zahl 
Freier dorch den Kriegsdienft verarmt in den Stand der Hörigen herablank , wo dann die alte 
Bhegenoffame mit der herrfebenden freien LangfeUtdebraiTe und damit die RalTenreinbeit anf- 
ln")rtt', die Veniiifcliun^ mit den fchDU vorhandenen fremden Kiementen aber inolir und mehr 
Mifcbformen erzeugte. Dazu kommt noch, daß Jahrhunderte lang eine ftete Zuwandern n^;; aus 
den armen Alpenländem Itattfimd, wss im Großen and Ganzen auch nicht aar Erbaltntig der 
zdnen I^angfchädelraffe beitrug. Wir ciiintihiucn des wiMtcrcn den Ortsnamen, daß unter uns 
eine erhcMirlic Anzahl kri(!j::su;efangeni'r Wenden auf Ileirenhöfcn angeHedelt wur<ien, die im 
großen Haufen des gemeinen Volkes nicht io fpurlos verfchwunden fein können, wie ihre Per- 
Ämeonamen. Ans den Namen Ton Dnfreien, die im 8. nnd 9. Jabibundert am oberen Keekar 
entlang genannt worden, Kf ht %renipftcnfi mir hervor, daß fich dort eine nirlit nnhcdcTitende Ar- 
beiterbevölkerung frankogallifcher Herkunft befunden bat. Wie fie binkam, ift mir unklar, aber 
'mOgiieb bleibt, daß die Fraak^kOnige naeh der Uoteijocbang der Schwaben fraaaOfifebe Uifeh- 
Hnge auf konfissirte Oittier, fei es auf KOnigsbfife, fei es aaf HOfe nettbelebnter Optimatao frtnki- 

seher Herkunft, verfetzten. 

Das alles reicht in der Eudwirkuug völlig aus, die üeberlianunattme der Kuneküpfe uud der 
an dieAi neigenden Hifehformea von kernte sn erklMreo, ohne daJt es ndihig ift, lediglieb nur fltieng»* 

bliebcnc Rnniancn als Ahnen tinferer KtirzkfSpfe anzunelunen. Kin vorhandener namhafter Hnmanis- 
mufl wäre nicht fo früh fpurlos verfchwunden, wenn am £ndc auch der Sprache nach, fo doch nicht 
in den geograpblleben Namen, was mir wenlgUfcens fkets das Bauptargunent b1^, wenn ieb Ae 
thatfachlichcn VerhältniiTc in Tirol, der Schweiz, in den norddeutfchen, ehemals flawifchen Landen etc. 
betrachte, wo die geographifchen Namen der .'ilterca Haffe nicht nur fortleben, fondem aueb in 
weiteren Jahrhiindetten nicht verlölchen werden. 

Schließlich möchte ich fUr diejenigen, die an einer fitsengebüebenen rOmifehen BevOlker- 
ung fefthalten wollen, bemerken, dal', diele alten Itomancn, wie ieh hier freilich nicht näher aus- 
führen kann, gemifchtes Volk waren, theiU genuanifcher, tbeils galatUcber, tbeils italifcber. 




Oiefei, BftTenfpargifob Bhrong^Btleohliii von «ano 1474 bu 1604. 



289 



tiheil» keltifehcv Herkanft Die swei totsteren böehft walirfebefnlieli In bedeutender Hindembt, 

fchon deshalb, weil die Kelten und Italiker zn weit weg wuhnten , und weil die näher wohnen- 
den Galatier (gallilchen Stämme) und Germanen ungleich leichter ins T and komratn konnten, 
auch mit dem Klima Heb beHer befreundet haben werden als die crftcreu, was auch für Vote- 
nnea gilt, denen Land aogewielen worden. Die GnUtier waren Mond and langfcbideHff wie 
die Germanen. Die eigentlichen Kelten, ileren es aber viel weni^nr ^ah, als rler NnmenwiiTwarr 
der alten äcbrit'tft«U«r, zumal der griechilcben glauben machen könnte, waren dunkel wie die 
Italiker. Die Gnliier, ^elteieht aiieli die Helretier, Vindellker ete. find etbnologifeb Oermanen, keine 
Kelten Kt'^^'cfen, denn fie hatten eine lilendend weiGe Haut, Itlane Augen, blonth^ Haare, hohen 
Wuchs. Diefe Belltandtheile konnte man alfo heutzutage gar nickt mehr auafcheiden, und wenn 
fie in der rdmlfeben Zdt, wie leb yemotbe, die Mebnabl im Lande bildeten, fo bliebe dae Uelier- 
wiegen der dunkeln Typen unerklärt ohne die AJMMbme l^ierer bedeutender ZnwaQdentng 
dittikler Elemente. In fpäteier Zeit der Viilkerwandernn«^ kOnnte e» fich aber nnr noch um oft- 
europäii'che Volker handeln. i:lndlich uiOchte ich noch anfügen, daß .das dunkle Volkselement 
den bellen gegenUber, wie die ttgllebe Erfahning In HIfdiehen von Hellen vnd Dnokeln lehr^ 
eine f^ewilTi' nel)ermaeht zol^'f, indem es auf Kuften des Monden Typus wuchert, fofern die Kinder 
Tolcber Khen in der Mehrzahl dunkelhaarig werden. Das belle Element zeigt alfo im Kampfe mit 
den RalTeb geringere WiderlYandsfSiiigkcit, dae aber fnmmirt fleh im Laufe der Jabrhttttderte! Ob 
Klima und Lebens weife nicht doch im Laufe dmr Jahrhunderte einen Einfluß auf die Aenderung 
der Typen haben, ift meines Krachtens keineswegs endgiltig cnffelneden, wenigften» verdient die 
neue Erfchvinung des nordamerikanifchen Tjpus nähere Unturiuchung, denn für abgHichlofl'en 
kann man dae Urtbdl blerOber siebt erkttren. 



Rüvenf^nrgireb Elirnng-Blleclilfii Ton anno 1474 bis 1604t 

dariuu auch beider deü lieyl. Hüni. Keichs löbl. GottsheuÄcrn WeiogartLeu und 

Weiflenim böcbft rhfimlich gedacht wirt. 

Mttfetbeili tob Dr. Giafel. 

IfTl Wlrtt«mb«rg. l(t anf GralT Bberbardte von WBrttemberg Boehaelt mit der 
Henofia von Mantua Btlrgemeifter Wilhelm von Nidegg von gemeiner Stadt wegen zn Stnett- 
garten gewefen mit G Pferden tmd bat man dem Fttr^ton danal« geweifet einen flibemea Beeber, 
fo gekoftet 23 Pfd. 2 öch. ti Pf. 

IVn. Camellter Oeneral. Dem Oeaeral nnfer 1. Frauen Brader alt er Uer war ge- 
febenkt 10 Kimer Wein, koftet 7 Pfd. 1 Seh. R Pf. und dazu 10 Snhcffel Haber. 

X479. Pfarrherr ailUer« Item Walther von Burgow Pfarrer ') gefcbenkt uff Sonntag 
naeb dem Pfingfttag aln er nihogen ift 6 Seheffel Vftfen , 5 Sdieffel Haber und 80 Kanten 
mit Wein. 

148L Wflrttemberg. Ift Graif Eborhardt von Württemberg zn Ravensburg geweft 
und ift ihm gcfchenkt worden an Wein, Fifch und Haber 13 Pfd. 15 Sch. 8 Pf. und was deß 
Habers 5 Schetfel. 

1481. Werdeaberg. Item Graf Hugea von Werdenberg all Kaifer Friedriebe Batb 

ward gefcbenkt 30 fi. 

14BL . WembaiirBr Pfbrrer*). Item Werner Wembaufer Lieenttat ale er Pfkrrer bfe 

ward gefcbenkt 1 Fuß Wein von 0 Eimer ]0 Maß und thut an Held '> Pfd. 18 Seh. f? Ff. 

148L Cenftanx. Item dem neuen Weilibirchof uff Ziußtag nach Viti gefcbenkt als er 
vor nie hie gewefen Itt 12 Kanten Wein. 

1183. Ocftreich. Item auf Erzherzogen Sigismund von Geftreieh Hochzeit mit der 
Herzogin von Sarlifen /.u Innsjit uekh ift Petter Sehnttzi-r P)rirfrernieilter von fremeincr Statt we']:en 
mit 3 Pferden geweft und hat ihm einen Hecher geweilet fo vergüidt gewefen, hat koftet 
48 Pfd. 10 Seb. 10 Pf. 

1485. Kaifer Friedrieh. Item ea ift zu wiffen, daß Kaifer Friedrich, der König und 
Kaifer ift gefin, gen Kavenfpurg kommen ift, auf Mittwook zu Nacht vor St. Oswalds Tag um 



>) In der «Serica parochornm Kavenflbnrgcnsium*, IVeibniger DideeÜMI Arehiv XII, 180 
wird diefer Pfarrer in die Jahre löäa-lö85 gefetot. 

Wird in der oberhalb dtirten Sebrift in die Jabre 1490— 1492 gefetzt. 

WOittenb. VMcMUelirskefte 1889. 19 



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290 



i Oi«rel 



die MRiiB mit 800 Pferdt nnd hat ein Buth »ii|[>erehen , mit dem 8«er«ineot geften ihm gnnKe» 

fein und mit dn- Proei-ß als an unfors Herrn Frf>n!»MVfinarn<! Ta^ fo w.an nmh Aiv Statt jreht, 
als da er nahe kaqt, da ließ man die Prüceü aniltchn, und ciupfieng ihn Houd uod filbrt ihn in 
Fms Faber» Hans. Da war er zu Herberfr- AUb blieb er bis «ff den Freltaj? ds. Alfo hat 
UllD ^n Rath gelchi-iikt einen filhcrncn Becher und darin 250 fl., mehr 4 Ochlen i i I ' ri Fuder 
Weins, halb roth und halb weiß, 30 Scheffel Haber, lind Filch und hat ihn von Uer Ilerberg 
gelöl't. Da« koft die Sladt 70) 11. AlU) an dem Freitag fuhr er hinweg gen Lindau, darnach 
fen Bnchhurn, Conftanz und Ueberlingen. 

1186. Scbellenbertr. Hcd Marr^nrirfl von .Srhellenber^, hU er ntTwog die Landvogtei 
SU verfeheii, ift ihm gcrcbenkt worden an Wein Co bdaulcn 8 Pfd. Vt. 

1187. Mratfbrt. I(t dem Jnagen Graf Ulrich von Montfort auf fein« Hocbseit geweifet 
worden ein nihmi.T n.'oiirv. koit io v{,\. 17 Sch. l l'f. 

Ii89. Keneamarckb. Item war Herzog Otto von Ijewenmarckh bic und fohenkt man 
Ihn 5 Sieke mit Haber «nd 4 Eimer Weio. 

li9L WelngAitoB» Item Abt HartmaDn au Wdngarten gefehenkt ein filbemes 
Beoberlein für 10 tl. 

1192. küuig Maximilian. Iccm iic es zu witVen, daü der Kernig Maximilian 1. il't 
können gen Raveosbnrg uff 8i Margaretben Tag nff die 6. Stunde Nachmittags nml ift man 

ihm ent<j("f:encfpritten 4 der Itäilip iiml itürlio Herrn iiml liond ihn enipfatigcn iwifehen linyon 
fart und Baindt im Feld und iind mitgeritten bis gen Weiogarten. Da il't der Abt mit der 
PiroeeS und nit dem b). Blut gen ihm gangen und Itl auf dem Berg abgeltanden nnd in das 
Münl'ter gangen. Darnach ift er ^'rn lliivensburg geritten. .So ift Mi.nn ihm entgegengangen mit 
der Proceß und mit einem Himmel und hat man Ihn in «la^ Klol'ter geführt. Darin ift er über 
Nacht gclln, Alfo hat ihm ein Rath gefehenkt einen vi rgüldeten Becher und darin 100 fl. und 
ein Fuder Weins und zwei Wllgen mit Haber und eisen Oclifen ftlr 11 D., nnd dann den 3 vor- 
nehmftcn H.lthen. I"> tr ;:ehabt, einem jeden 1'» fl. iin>l 4liin Bögger nnd Tmmneter nnd 
jeglichem nsch dem er ift gcfio. Darnach ift er gen ('unftanz kommen. 

UÜ Prlnt TOB Oraafen. Item den Prineeps von Oranien gefehenkt Wein und Haber, 
fo beloffcn 6 Pfd. 5 Seh, 10 Vf. 

1193. Herzog Ton Braunrehweig« Item dem Herzog von Braunfehweig Wein gelcbenkt 
20 Kannen und ans der Herberg gelOfL 

119S. Welffcnaw. .\bt llannfen Usyer in der Ow ein g1a*t ßlbmen Boeber in die 
Abtei, bat koft 4 Pf.I. 17 S. Ii. 2 Pf. 

Item Hablützel ein Becberlein und 10 Kannen Wein. 
Ifen Kalkar Hum^ß ein Beeherlein, thut 13 Pfd. 1 Sch. 

1500. Pfarrer allhle. It^m Doftor Hannfen Lantmau Pf.arrer ') K'i fchenkt 10 Einer 
Wein, 8 öcheffel Vefvn, 4 Scheffel Haber, daran Oir 2 Pfd. 8 Sch. 10 PC Fifcb. 

1503. Provinelal allhfe. Item dem ProvbiebU and ganaea Capitel «n/er 1. FrmieB 

Brfldcr, als Ho Caiiitel hielten, gefehenkt 11 Eimer Wein weißen aod 9 Einer rothen, anch einen 
Oohfen nir in fl., thut alf. s 21 I't<!. 16 Seh. 10 Pf. 

1502. Trachfeh. Item iierrn Hanns Trucliicbcn zu Waldlcc gefehenkt, als er fleh 
freyen liefi, einen vergnldten Beeber flir 81 FM. 16 Sch. 10 Ff. 

1502. LandTOgt. lu-m dem L.TTrflvni^'t Horm .I.ifnbeu von Landau gefehenkt in die 
Püegfcbaft Zill und derofelben Grafffcbat't 12 Kanoea Weio und iü Pfd. Filch. 

Item mehr dem 1.jradvogt Herr Hanns Jacoben von Landau als er die Landvogtei annahm 
10 Kannen Wein und 'J KaiHicii MiiT« ateller. 

1506 Tharhnter. item Onofrius £lenbog Kaifl. Haj. ThQrhUtcr 6 Kannen Wein ge* 
fcbcnkt und ihm In n 4 fl. .I.-ihrgeld. 



1606. Augsburg. Dem Herr Biichol vun Augsburg gefehenkt 'M Kannen Wein und 
4 Scheffel Raber. 

1606. BramliDliweig* Item dem Herzog von Brannfebwcig 80 Kannen Wein und 

4 Scheffel Haber. 

1S07. Ajrchrtetten. Item dem Bifchof von Ayehftetten 30 Kannen Wein und 
4 Sebeffel Haber. 

■) Wird in der oberhalb eitirten Schrift in die Jahre 1503-1520 gefetzt. 
*) ss.Recbnnng. 



Uff den Reilhungen'^ gen Conllanz sIs der Reichstag cfafelbften wsr. 




B*ir«Bfpiirgif«h EhrungwBOmUin tob aanto 1474 Us 1604. S91 

1507. Sachren. Item Herzog Georgeo von Sachfcn gerchenkt 40 Kanoen Wefn und 
6 SeheiTel Ilaber. 

1507. FrelllagfeB* Dem Bifobof Yon Freifiogea gefchenkt 90 KMwen Wein and 

4 Scheffel Haber. 

1607. Bayern* Item Heraofr Albreehten tob Bayern 40 Kannen Wein nnd 6 Sieke Haber. 

1507. Majfdebur;,'. Tti'i" «li'in T'iri lmf von M:i;;il<>hiiri; V' K:\nm>n Wein, Ti .Srfcko ITnhpr. 
1607. Ffalzgraff. Item Uerzog Friederichen FfalzgraflfcD gefchenkt 30 Kannen Wein 

and 4 SSck« mit Haber. 

15C7. Trnchrefi. Itftn Herr Wilhelmen Truchreßen nff feio floebaeH Terebrt «inen 
filbemLi i; 'i: r b it ^^chabl 24 Lot. koft fihcratl ir> fl. 3 ürofchen. 

15Q7. Uraudenbarg* Itetu Markj^ral' Friedrich von Brandenburg dem älteren geiehcnkt 
36 Kannen Wein. 

Itt ni 1' 1 ii; iL't'ii Mar!ci:rnfpn von Prnnflcnhiirg 10 Eimer Wein. 

1508. €uurtans. Item dem üorrn Biichof von Conl'tans gefcbenkt allhie 40 Kannen 
Weio und 4 Sieke Haber. 

1513. Trnehfal* Item Herr Oeorgeo TruebTeOen einen vetuflideteo Beeber uff fein« 
Hoebzclt für 2« fl. 

1511. Landau. Item Herr Hanns .Tacubcn von Landaa einen vergHldeten Beober auf 
feine ncimfilhrung, hat koft Slb fl. 7 Sek. 4 Pf. 

1514. Wriniifarten. Item aln Ocrwick Blarer 'iO Jnbr n.ach Abfterbcn Abt ITai tnianns 
Abt worden il't und er einen Ruth zu leinem Amt geladen, bat ein liatb in Koller und Küche 
Sefcheokt and znr LetsinM ffelaflTen 8 Pfil. 4 Seb. nnd hat man ibm in feine PrSiator gefcbenkt 
ein niberne>< r>..'pl;iTtiii, li.-tt ki.ff 11 fl. 

1515. Kairer Maximilian. AU er nff Sonntag vor Weihnachten hie gewefen, ift er 
verehrt nnd Ober ihn in all weg gangen, wie hemaeb Aeht Und Ihne gefebeokt dn vergaidter 
Becher bei 4.') Ii., darin an (•i-lil 1(X) fl. rheinifch, mehr ein Ochfe nmb 10 Pfd., mebr 20'ifi Eimer 
Wein, die Maß r.n (5 Pf , tfuit l.i I^fd. 8 Sch. 6 Pf., rtulii 15 S.icke Haber nff ptnpm Wn^en, mehr 
6 Gel'chirr Filch. Item leinen 4 Thürbütem 8 fl. Item dem Furier 3 fl. item einem Trumroetcr 
1 ü. Item dem Boten 1 fl. iCe» dem Portner TborhOter 1 fl. Item nmb 6 neve Braten *) 
8 Sch. 0 Pf. Item die Säcke gdül't umb 1 fl- Item dem l'rkhoit rnnb ein Fnhrfaß 7 Srh. 
16 Pf. Item Bindcriuhn vun 3 Faffeu 6 Sch. 3 Pf. Item dem Spital umb 112 Pfd. Karpfen, das 
Pfand *n 10 Pf., thnt 4 Pfd. 18 Seb. 4 Pf. Item nmb IB Pfd. Heeht an 14 Pf., thnt 1 PM. 
1 Seb. 3 Pf 

1521. Maylandt. Ale der Herzog von Maylaadt alibier zn Imbie gellen hat, bat man 

hm verehrt 24 Kannen Wein. 

1522. Prior der Carniellter. Item Herrn Doetor Rentier in fein Priorat gefeiieinkt 

6 Seheffcl Väfcn mi'l 1'^ Kamicn Wein. 

152G. ProTiucial. Item als Doctor Johann Keutter Prior zu einem Provineial erwählt 
worden ift äff dem Kapitel xa Bamberg, haben meine Herrn ihm in feiner EhrwUrde Amt ge* 
fchenkt ein fehw.irzes T'.Hppicin aos dem Marekbftailf koft 16 fl. nnd dann einen Eimer Wdn. 
Actum Montags vor der Autfartb. 

1917. liandregt. Item Herr Nieiane Zicgler bat ein Radi, als er Landvogt geweft ift, 
verehrt mit linem verguldten Becher für 25 fl. ungefährlich. 

1527. Pfarrer allhicr. Als Doetor .Johann Pfrund') allhie Pfarrer werden ift, hat ein 
Kath ihm verehrt b SchetVel Valen, 5 Scheffel Uabor und 30 Kannen Wein. Actum Montags 
naeb Allerhetitgen Tag. 

1527. WelETenan. Herr Jacoben in drr 0«-, Murrer genannt, ein Sehfilin in die Abtoi 
gefcheokt fUr 4 Pfd. 11 Sch. 11 Pf. und hat ein Rath Letze gelalTea, als ein Kath mit feinen 
Gnaden in der Ow gefien hat, S Pfd. Pf. 

1527. Montfort. Item Graf Hannfen nff fein Hochzeit verehrt mit eiaem fllbemen 
Beeher für ig Pfd. Pf. ungefährlich. 

1527. Montfort. Item Grafen Hugcn von Montfort auf fein Hoehzdt verehrt mit einem 
filbemen Becher. 9 Pfd. 5 Sch. 6 Pf. 

1530. Trnchfeß. Item Herr Georgen Truchfeßen verehrt, als er lAndvogt worden ift, 
mit einem vergUldcten Silbergefohirr, hat ungefährlich 30 Pfd. kofL 



•) = Ergetzung. 
») — Schaff. 

') In der oberhalb cltirtea Sebrift wini diefer Pfarrer in die Jahre 1^-1546 gefetzt 



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292 



Oiefel 



3630. Se^endorir. Item Johan Jaeobeti von Se^gcndorlT reinem Statthalter, «Is er 
Attf dftt Schloß zo^'t n ilt, auch ein liibcrin i$ch:ilin zur Ehrung geben, kul't ungefährlich 6 Pfd. Pf. 

1533. WclITenaw. Anf Dtuinerftag rKich St. Johannis Tai: l»aptii tiie ift Magifter l'lrich 
Sattler zum Abt in dt»r Uw erwiihlt wurden, hat ein Uuth, als Abt .laeub Murer geftorbeu, aiui 
ConVeot klagen nnd ulT geiBeltaii Tag gedaebten Harrn durah et1{eh d«a Raüis Naehmf ttaga GlOek 
«nnfchen lalTen. 

IHO. Altshanfen. Auf Zinstag nach Martini hat ein ekrfamer Batb allhie Herrn Hanolen 
Werner von Byfebach, neaem erwlUtem Landeorathiir au Altsfaanfen, d«r Ballef Burgnodi und 

Elfaß etc., der allhio zum crftcnnial als Landcomthur zu Altshaulcn durch Iliir^'i i nociftcr Hannfen 
Schindelin, ronr;ul Ti tVtilrr und Zunftiucirter Jrii Ln n Htilrtzeln und Stadtfchrciber Gabriel KrHUlin 
laflcn cmpiaugen und iinu auf diefcn Tu); gekiiunkt 2 Brentcn mit Fifcb, die eine mit großen 
Heebtes, die andere mit gr<»li«n Karpfen und daran 20 Kannen Wein. 

1542. WBrttemberg. Aitf l)r>nnorftag nach Cantate den 11. .Mai hnt ein Wnth ('lirirto]ih 
Herzog zu Wilrttcmberg 5 Säcke mit Haber und 20 Kannen Wein geichenkt, allbie in de» Hä- 
gen Hans. 

1542. Conftans. Auf Zinstag vor St. Galten Tag den 11. Ootober hat ein ehrfauier 
Katb den VVcihbifchof von Cunftanz Doctor Melchem alibier im Klofter lalTen empfangen und 
ibme anf diefen Tag znm Nachtmahl gelchenkt 12 Kannen Wein, und ala er am Morgen Mittwochs 
den Gottesacker allhie im PfaooenJtil ;4> ^^ <^i!lr, hat ein Uath ihnie und dem Provincia) mit einem 
EfTtn Fifcli lalTt-n vi-i.liien nnd dem Weihbilcliof verehrt 12 fl., und dem Kaplan, fo er mit- 
gebracht hat, auch dem Knecht Jedem 1 ä. gefohenkt. Actum ut fupra. 

IBIB. KeBleitag . Anf Hoot^f vor Johannis baptlftae den SSL Juni bat «in Rath den 
Kl rn< 1 n und dem llt rrri von Kinßei^kh, als fio alibier einen Ketlertag gehalten habMi, gefehenkt 
16 Kannen Wein in des Hagers Haus. 

3846. Harebeie. Anf Hitwoeb nach St. Lorenvtag den 19. Anguft hat ein Rath dem 
Harchcfc de Gua.sca, als er hier über Nacht gewcfeii, 80 Kannen Wein und 6 Siickc mit Habur 
gefehenkt, aber in der Schenk hat ein Rath ihn nicht I.UTen rm!>fangen. So hat auch ein Hath 
im iürbieten keine Uuterthänigkett lallen anzeigen, fondviii allein mit Erbietung ihres guten und 
dienfUleben Willen»*). 

1547. Ivandvosrt. ("ff Zin<»tafr nach dem Sonntag Oculi in der Friffen hat ein Rath all- 
bter Doctor Georgen Genger als neuen Land vogt durch BUrgermeifter Bartholome Uen&ler, Peter 
Senner, Stadtamtmann, nnd Eonrad Geldrieben, alten Stadtamtmann, Znnftmeillter Bembard Karlin 
und Gabriel Krüttlin, Sudtfchreiber, lalTen cmpfahen, ilime ('luck wilnfchen und ihmc verehrt mit 
einem lllbernen und verguldten Trinkgcfchirr, koftet :il ti., 2 Batzen, und demnach gedachter Herr 
gemeiner Stadt in viel weg gedient und viel guts bcwicl'ea hat, ibme derhalb ein Rath anf diefen 
Tag aueh lalTen verehren mit lUC) fl. rheinireb in Gold. 

1547. Welnjfarten. .\iif Zinstag nach dem Sotmtn? I.nctnre n;ilbt';ifi*-n (w ar der 22 Mrirz) 
hat ein Ilatli den Abt tierwick von Weingarten als kailerliohen ComuiilVarien zu der Huldigung 
nnd Sehwffren naeb dem Krieg, fo fleh Saebfen nnd Helfen famt allen andern ihnen Bundsver* 
wandten verfehiencnun Jahrs wider Ihr Kaifl. Maj«'!'t;ir ciiijuirt linbeii, vcronlm-t, allliic in feiner 
Bebaafung durch Biirgermeilter Bartholome Hen&ler, BUrgermeiitcr Gwcr Scbellaog, Stadtamt« 
mann Peter Senner und Rnnrad Geldrich, ZnnftmelAer Bernhard Karlin , nnd Zanftmeifter Peter 
Bofer empt' iKi II lanVn nnii iLmr verehrt ein vergilldtes Silbcrgefchirr, hat koft ungefährlich bei J07 fl. 

1548. »cinfennu. LH Sonntag nächst. Nirl.uif« Tng, als Abt Andreas Ilietinann iti der 
Weidenau zu einem Prälaten erwählt worden, leine iiotlcliatt hereingelchickt und zu leinem Amt 
einen gnnsen Rath geladen, hat ein Rath Uuana verordnet iNfageineift«- Conrad Geldrieh, BOr* 
germeifter Pcdei Senner, .Stad'amtmann llan'? KollOffel, Zunftmeifter Anthnni Rrnnnmeifter, 
Zunftmeifter Jacob Hummler und Johann Chril'topb Taüuger, Stadti'cbreiber, und als Ra auf den- 
fdblgen Teg hinaoekommen, haben He wiewohl es bievor aneh befehehen, naeb dem Amt ver 
dcui .Maal in feinem (ieniach Glück gewünfebt Und ihn mit einem Beelieriin, koft 7 Pfd. 3 Seh. 
6 Ff., in die Pr.Hlatur gelchenkt und verehrt. 

1548. Spanier. AI.4 die Spanier allhie gelegen, hat ein Rath Johann Baptiften de (la- 
ftaldo, Obriftenteutenant über das hifpanifche Ktiegavotk, als er fie allhie wegführen wollen, 
wie era auch begehrr nnd üime veihciCen worden, mit ein<'ni Kredenz verehrt, koft 100 Kronen. 

Item hat ein Uath dem Ubriitcn über das liilpanilclie Kigimeut, fu allhie gelegen unter 
Alphonfo Vivea, welcher bemaeb im Conftancer Stum umgekommen und erfeboffen worden ift. 



') Wir ftehcn im Jahre vor dem rcbmalkaldUcben Kriege, daher die gegen fonft nn> 
frvnodliclie Stimmuujj; gegen den Spanier. 




Rarenfpargifch £brang'Ba«chlitt TOn anno 1474 bw 1604. 



293 



verehrt ein gmß» Credenz, ung«fllbrKoh ob Am 100 fl. werth, mehr 8 BeeherVn «nd ein 
Oefehirrlin, (o «foen vwborgion Tniok bat, auch auf 100 fl., mehr «io« fllbwn« FUfohe, aaeb 

auf liK> fl. 

löiS. LKndau. AI» I!eiT Uans Jacob von Landau meinen Herrn zu zweimalcn jedes- 
mal 5000 fl. MQds vm VeninAnig galfebeD, ift er mit 2 Credenno verebrt wordon, koftea nngo- 
fUirBch 2r>0 fl. 

1648. Froiberg« Item al» Herr Cal'pars von Freiberg Kinder meinen Herrn iOOO fl. 
geliehen, ift ibnen ein Triiili:gerehlrr rerebrt worden, ungefSbrlieb am 80 fl. 

1549. Herr von tiranTella. Als meine Herrn nach dem Krieg die Ausl'öbnung bei 
der Kail'. Mnj. erlangt, l1nd dem Herrn von Gran%'eUa verehrt worden 100 Kronen, ein fehOnes 
Pferd, bat oftmalen KK) ««cildgulden gelten w5lien. 

1649. Herr de NaTes. Damals find dem Herrn von Navcs auch 100 (iDlfl^ulden TMP* 
ehrt worden. Die jimlnn kaif. iitul kr.ni;;!. Kätlu' li.'iTieu bis in 3 mU'r 400 tl. i-rhalten. 

1551. Lauifen« Item haben meine Herrn Herrn Heinrichen Halen von Lauffcn, Hörn. 
KaiC MajefUtt Hofratb mtd PrSfident su LOtKolbaTg, a1« er im Olttober aus Befehl der Kaif. 
Maj< rtru ( itii tl T^atb nnd daa Regiment befetste, verehrt mit 70 Ooldgalden, aueh anvor mit 
Wein und Fifch. 

1669. Welffenan. üff Donnerftag nach Lichtmeß bat Abt Andreas in der Ow mdnen 

Herrn einem ehrfamcn Rath, al'« er von der Kail". MajcftSt befctzt woitlin, Glllck wünfchen und 
ein Rath mit einem Koh und 15 Stäeken Fifehe verehrt, dafür ihm ein Rath Dank fagen laffen 
und die Diener mit 2 »i. verehrt. 

1667. WelObnan. Item als Herr Jacob Abt in der Ow sn einem Prälaten erwiblt 
wordeu nnd einen ganzen Rath diirrh A ine !*otfchaft zn frinrm rrCren Amt Inden laflTcn, hat ein 
Rath hinaus verordnet Jnnker Joachim Tcl'cbler, Dr Hanns Ochllcblagcr, Antboni Mayeoberger 
nnd Aoftett SSttelin nnd ibra, wie wohl ee hievor ancb befd^ieben, wieder Olflck wflnfeben nnd 
dazu, ehe man zu Tiich gcfciTen, tm Trinkgefehirr in die PrXlatar gefchenkt nnd verehrt» ko(t 
ungeOhrach 8 Pfd. 7 »ob. ö Pf. 



Als die Röm. Kail'. MaJ. nach der t'rankftn riic liL-u Electiou den Vt'eg auf unfere Stadt 
geuummen, find wir ili i U.ifh nur einem Himmi l IIuli Maj. vor unfere aiifier Porten ent- 

gegen gegangen, haben alMa ihre Maj. mit Otferirung der ScblUlTel zu allen Porten, als lieh 
gebfihrt empfangen, welche SehtOlTel anch Ihre Maj. in der Hand gebaltea, Mb fie doreh ihren 
Vieecanzler auch aiinjjfeiedt uns folgenda diefellu n wi« .li r gegeben. Darauf ilt Üiro M.ij. utittr 
dem Himmel, lo 4 alte Männer getragen, eingeritten, dero wir beifeits und lUctenuAch gefolgt. 
FQrtcr haben wir Ihre Kaif. HtO- in der Herberer mit 5 Schafflin Fifch md Krebs, einem Wagen 
Weins i.ii<I 2 \V.i;;( n Haber, auch ihrer Maj. Sohne unferm gnädigften Herrn Erzherzog Carleo 
3 SchalTlein Fifch und 1 Fal5 Weins, nachmalen dem Herrn Vicekanzlor a«ich 1 I'.iC Wcinf» ver- 
ehren laffen, aber niemand aus der Herberg gelöst. Folgend» haben wir berührten Himmel von 
dem Reicbsmarfebalk mit 10 Ootdgniden redimiert; aoeb dea 4 ErMmtem desRelehs a» einer 
T.iclHin^ 10 KrotuMi, il. rn Kfimmerlin 3 Krnncn, den Thürhiitern 2 Kronen, den Tr.ib.Tnten 4 Kro- 
nen und den Trommetern 4 üoldgulden, Tapezierern 2 Thaler, beiden Herolden 2 Kronen ver- 
ehrt, aber felUger Zeit ati» Urfacben kein Gefehttts abgebn , noch fonft mit vnfer Baigerfehaflt 
einige Verordnung Ibnn lalTmi. 

Verzeichnis wie es gehalten worden, als Kader Ferdinand I. den 23. Januar IS63 zu Ravensburg 
ehiiarlll«» mid trat Ihrer Kaif. Maj., auch derfelben Räthen ani andern varabrt amrdaa vM flUiaiaar 



Stadt Uber diele ganze Handlung ergangen ilt. 

In Zünften foll verkündigt werden: 
Es foll niemand im Einzieiicn weder Weib noch Kind auf der Gaüe laufen bei Straf 



eines Ratlics, und ob jemand befchädigt, wird niemand gut dafHr fein, aueh ein Batb diefelben 
d.'irzu ftrafen, und ob fleh Jniiaii'l riichen wollt, die will ein Rath an Leib und Chit ftraferi nnd 
foU jedi t Vati r nnd Mutter ihre Kinder in den Häufern behalten. 

item <iali jeder in feinem Haus mit Wafler verleben und manuiglich mit Feuer und 
Licht behutfam fein, daran follen die Wirth Knechte bei ihren StalInngen haben. 

Ks foll auch jeder niiinniglieh <!ii' S't.i!Iiin;,'i n mi' Ti vi ( ii Ri^^oln und fonft zurflitrn nnd 
welchem Roß eingelegt werden fich von den Orten, dahin es meine Herrn ordnen werden, mit 
Ben and Strob auf die Roü gefaßt maeben und dalfeibjge besableo. 



IIB dem Sahreiben der Raiahsftadt SehwIbileb-WIrHi Aai« I6S9 dn 7. AvimR. 




294 



Oiefel 



Et Holl WMli tttoMUtd mf «biw 'nmnn odor wif Maueni laufen, duno die dann Terordvet. 
Und foll jeder mSnoiglich vor feinem Hane die OaflTe filrbeo, Anbern und vStuneo. 

Wer die Xatf. HaJ. empfangen, verehren und den Himmel tragen foll. 

Es foll der Herr Bfirgerraeiftcr Joachim Tefcbler Ihre Majeftät empfangen und die 
Präfent überantworten und zu dem Empfange foUea ibm zugeordnet werden BQrgermeifter Jacob 
Oeldrieh nnd Heir Helebior AdelgaiB. 

Den Himrapl follen trnc:;^en Herr Bürgermoifter Pliilji)p Scliliidelittf Doetor Antoni Anettha- 
rcutbi, Doctor Hanna OeUlfcblager und Doctor Banns Däfcbler. 

Die Prilfent sn flberantworten find tu dem Herrn Bttrgenneifter Tifchler verordnet: 
Bürgermeifter Thilipp Schindelin, Herr StadtanUmann Ludwig KolKififol, Dootor Antboni AnC^ 
reatbi, Doctor Hanns Oehifchlagcr, Herr Melchior Adelgaiß. 

Hernach folgende follen den Himmel halten: Herr Bürgermeifter Petter Senner, Stadt- 
amtmann Hanns Kollöffel, Chriftopb Mangold, Hanns Meyer KannengieOer. 

So Hnd verordnet, fo die Bäthe vereinen follen: Jacob Thoman und der Stadtfcbreiber 
Johann Chriitoph Tatiii<;er. 

Was verehrt ilt worden, als Käii'er Ferdinand hie geweft. 
Erftlich der Kaif. Maj. ein hoher vcrgilldtcr Becher, hat gckuHt 6G 11. 44 kr., mvhr 
darin 200 Goldgulden, mehr anf 2 WSgen 20 8aeke Haber, all mit dem Stadtwappen, mehr 
6 Fuß mit Wein, ungenihrlich auf 2 Fuder, find die Fnfi a?!c hinten und vornen mit dpm Stadt- 
wappen gemalt gcwefen auf 2 Wägen, darunter 2 FaU rothcn alten, 2 Faß weisen alten und 
2 Faß weißen nenen, mehr 8 Brest en mit Fifeh Heebt and Karpfen , in jeder 6 oder 10 Stüek 
nqgefilbHicli, falng^e» bat die Kaif. Mi(J. wieder geCebeokt Ib Kronen. 

Den Kaif. Herrn Rfttben verebrt. 

Dem MnrMialk Traiitfam, 

dem Herrn Vicecanzier i>octor Seiden, j Jedem 1 Faü Wein, 1 Brentcn mit 

dem Herrn Doctor Johann Bapttfta Weber, ( Fit'cb und 4 Sileke Haber. 

dem böhmifchcn Canzler. ; 

Herrn Lazaroa von Schwendi Bitten) 20 Kannen Wein, 4 öäcke Haber und 1 Breuten 
mit Fifeb. Den 3 Seerelarien, dem Ilalier, Kirchlcblager nnd Umgelter, allen 8 mit einander, 
find in des Stadtfcbreibers Daus gelegen, 1 Faß Wein, 4 Säcke Haber und fonft 20 Kannen Wein. 

Den Himmel, darunter Ihre Miy. eingeführt worden, bat man von den Laggayen lOfen 
müil'eti uui dü i'haler. 

Den 2 TbflrbOtem verebrt 4 Goldgniden. 

Ticn 'i Furieren) ß 1 hn!i<r iin 1 He ans dor Herberg gelOet, den 2 Herolden 6 Gold- 

gnlden, den Trompetern 10 Goldgulden. 
Den Trabanten 10 ü. 

Den Trnmmcnfchlagern und Pfeiflfern 2 11. 

Item Zöhrung für die Trummenfchlager bei^ahlt 1 fl. 44 kr. 

Item ungcfilhrlleh um verfehoffen Pulver 70 fl. 

1575. LandvefTt* Auf Montag den 2'.). Augiill, als Herr Georg Illing von Tratsberg 
Ritter, Landvn^:! in Srhwnbcn, iViiie Tochter Sufannn dem Il.mns Chriftoph von .^cholleiiberg 
SU Kißlogg ehelich verlieirathetc und einen ganzen lUth dazu geladen hatte, ti't ein Kath crfcbie< 
nen und ein lUbemee Ocfebirr, fo vergoldet gewelea, geweifet nnd verehrt, koftet 36 H., daza 
bat ein Kutli nm !i vcr* In t !0 Kanm ii Wein nnd 4 Brenten mit Fil'eh. 

1575. WellTcnau. Auf Sonntag den J8 September, als Abt Martin in der WeilTeuan 
fein erftcs Amt gefungen nnd einen Batb dazu geladen, da bat man hinauaverordnct: BUrger- 
meiftcr Philipp Scbindelin, BürgennriUci Hanns Oehifchlagcr, Stadtauitmann Conrad Mockhen nnd 
ihm in die I'rälatur verehren Inll'i ii tin nibernc?! OeHnir, koft hei 13 fl. 

1576. Weingarten. Auf Sonntag den Ib. Januar, ni8 Johann Chriftoph Kaittner Prälat 
an Weingarten fein erftea Amt gefnngen nnd einen Batb dann geladen , bat man Unaoa verord- 
net : Bürgermeifter Pliilipji Srliindclin und StailtamtTn.uiii Coutad Mockhcn und ihm in die PrÄ- 
iatur verehren JalTen einen filberuen Becher mit einem Deckel, kolket 23 Ii. 12 kr. 

U7T. WelUbnav. Anf Sontag vor St. Nartinetag, als Abt Bernhard zu einem PriUaten 
des Ootleshaufes Au erwählt wurde und fein erltes Amt und Bcnedietion halten wollte und einen 
Rath dazu berief, hat man den Bürgermeifter Hanns Oehifchlagcr und Stadtamtmami rumal 
Mückhen hinaus verordnet und Ihren Gnaden in die Prälatar ein nibernes KrUglin verehreu 
UITeii, A> U fl. koftet 



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fiavenfpurgifch £hrang-Bü««hUn tod anao 1474 bis 1604. 



295 



1681. landTtft« Avf d«D 18. Mut itt dem Bwm l^ndTogt Maxtniltan FMhiurni 

von UCm^ /ii Trat/.hi i , aU or zu rine ni T.andviy^'t in F5fhwabcn erwählt wurde and aufitOf, I& 
da« Amt verehrt wurden «in iilberne« und QbcrgUldces Dupplet, To 54 ä. körtet. 

IBtt. OraiaUcb. Im November ift dem jungen Wolfgang Qromliob ein TrinkipefeblR- 
tu feiner Hochzt it v<>rchrt worden, hat koftet 19 fl. 

1583. WeilTenan. Im Deziniltir iTt Ucrrn Mathias Abt in der WeUTenan ein Trink- 
gerchirr in die Prälatur verehrt worden, hat ko^et 15 fl. 6 Batzeu. 

1683. Irfmdreft. In Avgntt III dem Herrn Landvogt Friedrieli Iliiag mit OHlek- 
wnnfch in die Regierung ein Trink^clchirr verehrt wnrrli'n, hat koftet 55 fl. 

IS&i. Item gemelteu Herrn Landvogt Friedrich IlHng zu leiner Hochzeit verehrt ein 
TrinkgercMrr, bat koftet 46 II. 12 kr. 

1584. FOrfteiberg. Herrn Graf Friedrich von FUrftenberg zu Teiner Hochzeit var* 
ehrt ein Trinkgerchirr, To von Augsburg befchickt worden, hat in allem koTtct 42 fi. 2 kr. 

1586. Weingarten. Herrn Abt Georg zu Weingarten ift in die Prälatur verehrt wor- 
den ein Trinkgcfchirr, hat koftet 24 fl. 50 kr. 

1588. Lnndrogt. lA dem Herrn Laadvo^Udle verefart worden ein Ter£;QIdt Dopi^et*}^ 
liat in altem koftet 09 fl. 

UiL Ceaflan. Item im Dexember III dem Herrn Cardinal Andreas von Oeftreteb, 
Bifcbof zu ronftan/., ein Dupplet') vercli'f \vih-<1iti, liat kdftct 115 fl. 3'? kr. uiul t-iii rrfid. 

1592. Bajren. Auf den 12. Juli Hnd Hersog Ferdinand in Hax^'^D in des Bunckbofere 
Herberg, alt Ihre FOrftl. Durebl. famt Dero Oemablln allble gewefeii, 4/> Kannen Wetn md 
10 .Si^hefTel Haber verehrt worden und ift der Kinpfang durch BSrgermdUter Georg Slgmtwd 
Keidilin von Meldegg, Stadtiiintmann Hanns Kollöflfel und Fpitnlpfleger Hanns Williclm Tafinger 
geichehen. Hernach haben Ihre Fürftl. Durcbl. den Haber den armen Leuten im Spital verehrt. 

1B8B. WellbiMU Adf den 4. November lüt Herrn Cbrtftian Abt In der Weiffenau ein 
Trink <;^erchtrr. fo von .Tunker Pauhi» Defehler genommen worden, In die Prllatar verehrt wor> 
den, hat koftet 17 Pfd. 11 Öch. 2 Pf. 

IflOl Co«rtaiix« Anf den 85. Jnü hat Birohof Jaoob lu Conftanx (fo von Oefchleebt 
ein Fuffgcr) feine bencdictiun gehalten und die von Itavensburg auch dazu geladen. Vom Itatb 
ift gei'cliickt worden: die Biirgermeifter Paul Defchler und Michael Mockh und Doctor Math, 
Hefer. Diefe haben dciu Bifchof iiu Namen der 8 t-idt Bavensburg ein fchöncs Dopplet') verehrt, 
fo bis in die 140 fl. koft. 

Weingarten. Flun in dii'feni J.iln anno 1W4 hat man dem Herrn Weibliifchof Dnctor 
Miirgel ein vergUldtes BccIicrliD, fo 30 fl. gckoftct, verehrt, weil er im verfchienencn Jahr einen 
Vertrair gemacht swirehen Ihr Hochwfirden Gnaden dem Herrn Abt von Weingarten nnd der 

Sfaflt lt:ivfii.sl)ur^ \ on ^v^>^l■l1 iIlt Mnlilrr, fo l iii rfarier (lern S( Iiuluieifter. Mt ßm r iiml auilern 
geben foll, wie auch wer den Pfarrbof füll erhalten und bauen etc. und dann dem Herrn Doctor 
Hager, qui fuit adjunctua, SO fl. 



Kleinere Mittlieiliiiigeii. 
I. Rtfalaltoii nr Feier dea Siegt bei Peterwardeia «ta 1710 w der MdHIMm Reginralir in nadHagaa. 

Mitgethellt von C. Setz in Biedlingen. 

Ihre HOio. Kaif. ii ri rl KiSnig. Cath. Maycft. etc. etc. 
Mügcn laut dcro Kauzlei Hefulution auß Wieun vom 15. hiyus Allorgnädigllt obnver> 
halten, was Geftalten dero Waffen bei erfter Erdffbang diß-JHhrigen Feldsnga gegen dem Feinde 
Chriftlichen Nahnicns fo reichlich gefeegncl, dasfclbige diu fi. dieß bei Petcrwavdein in Niedcr- 
üungarii unter der klucgcn Anführung dero Uof-Kriogs-ßaths-Priindenten und General-Lieutenants 
des Herrn Printzens Eugonji von Savoyen dnrchl. wieder die angeruktc Allomauifche große 
Krii ^'sinai ht einen herrlichen und allerdings vollkommenen Sieg erhalten, in deuie der befagte 
Feind nach ein<'in faft ftbifTrtntnli^'i in liailn.'iokiu'en liluti^'eti (n fecht iniil fViner Sevts aiifT dem 
l'latz gebliebeocn dreißig Taufend, oder noch mehr lodten, in die Flucht gcii-lilageD, und dero 
Armee des Feld so räumen, aueh 151 Metallene Stnk Cambt % Fener-MOrfem, zweie« Haubbttzen 
und 1 •"''"10 W.'if,'fn nnt Miuiirion und Kriegsgezeug, danebens fechs Uoßfch weilVn, ITiO ralirun und 
3 Her-Hniikcn, endtichca all und alles, was immer im Lager Heb befunden, zur Beuth zu hintcr- 
lalTeu, gcnöthigt worden. Wobingegen Kalferl, Segrts der Verlnrft an Todten und BleOirten zufamb 
aar bei 4000 Haan gerechnet werde, was weiteren Verlnrft aber der Feind fn feiner gmommenen 

•) = Wftrfelbret? 



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296 



Kleinere JUittheiliiiigea. Sitzungsberichte. 



Flucht durch die KallerL erlttteii, »ucli ohc der QroB-Vesier, io wehrenden Fliehen, wie einige 
Naohriehten geben von feinen eigenen VOIkt in getrtdt«t worden? werde ehiftens ütivomelmien fein. 

Fttr folcbe durch den ftarken Arnib und Beiftend Gottes erworbene Yictorie nun gebühre 
Seiner GSttHehen Alhnaeht gante billleh altfdraldlglft, denflttgfter dank, welchen dann derofelben 
Aüerbüclift gedacht. Eaiferl. und Köntgl. Cathol. M:\ieftat etc. anrh im gefambten dem Erb- 
Königreich und Landen durcli Singung de« Ambrorianifchen Hjmni feierlich erftatten, und mittels 
Abfeamng des febwiren Oefcbtttaes dife Frende der Welt ankUnden werden; fo man In denen 
berobigen und Verlanden mit EinverMndnuß der Goiftlichlceit, und dcfi Militärs, wo dergleichen 
vorhanden, atif einen beftiiubten Taj? (jlcichfaKs anordnen folle, damit der giltif^fte Gott durch fo 
verainigtea inbrünitigea ücbett zu Vericyhuog ferneren Sigs defto mebrer bewogen werde. 

Weleb altergnidigftea ReTolulnai nnd Yerordnang , gletebwie folebe von dea Herrn 
Gubematoris und Chnrftirftl, durchl. Uns unterm 2t. diß in Gnaden intiroiert worden, aufh hic- 
mit euch ebenfalls zur trOftliehen Macbricbt und mit obvermelter Einverftänduufi zu fo aller- 
gnXdigft anbefolenen Anordnang, ancb zn gletdimiOig weiteren gewohnliefaen atfobaldigen VerfBg» 
und VerkUndung kund machen wollen, inma/Ten dann eben an die betr. Herren Ordinarios fowohl: 
als von allhiefigen Kricgs-directorio auß, an deflen Gchörde wegen Abfohißung des groben OQd 
kloinen GefchUtzes, alberait die benöthigte In/Innation befchchen. 

Und ihr nitbin uns wieder unverlangt zu berichton habet, wie aln- und anderes aller- 
gehorfambft vnll^o^pn wnrib n. Daran befchieht onfcr willen und Mayanng. 

Ynsprugg, deu 26. Auguit 1716. 

Der B0ni.Kair. DndKttnigL Catb. Majeftit« PrXridenten, 
Kanaler, Regenten und Hofkanmer-Bätbe, 0.0. Landen. 

2. Zu der Anfrage im Heft II dicfcs Jahrgangs S. 141, wie es zu erklären fei, daß in der 
alten Pcchtsfprarlii' fiir rrleirblieitlichcs Thcilen der .Kii.^drtirk „e i c !i c 1 «• oi 8 thciicn" vorkutumt, 
möchte die richtige Antwort die lein: die Kieliet ipaitct lieh bekanntlich wie die bobuc in zwei 
gleicbd Bauten, wer alfo in der Eicheln Weif« tbeflt, der tfaeilt glefehkeitticb. 

9. In der Gegend von Waldfee bdrt man fagen: 'e ift droblet wie bohlet. Es 

win damit dasfelbc gefagt werden wie mit dem fonft gcbrüHchlichen Sprflchwort '» ift g'hopft 
wie g'fprunga, denn trollen ift nach Scbmids Xobwäb. WOrterbncb fo rld als rollen, kugeln luid 
bollen bedeutet zufammenroUcn. 

Dnnkd dagegen ift der ebenfaiia um Waldfee gebränehliebe Ansdmek dirre ftlr 
davonfpringea. 

8itzuugh>beric'hte. 

Sitzung vom 6. Jali 1883. Dr. Friedrich Lofcb, Vikar in Langenau, wird als ordent- 
liches Mitglied aufgenommen. An Gefchcnken werden vorgelegt von Pfarrer Albrecht: Mathefiae, 
Hiftorien von Dr. Martin T-titber. j^edriickt in Nürnberg 1592, fiuinnH als Vermächtnis der Frau 
Magdalene v. Strauß fechs Oclbildor und ein Wappunbrief von lö4ö. Frofeifor Beyer berichtet 
ObM den Abbruch dea Dache des HOnfterbanpttbnrnis. 

Sitzung vom ö. Oktober 18^3. .\Is urdentlichc Mitglieder M'crden anffreuinnmen 
Auditeiir Abel in Ulm und Dr. Hermann Wunderlich dafelbfL Gefchenke werden vorgelegt: 
▼on Hauptmann Leeb cfa hl Veu-Iflm anegegrabenee FarebinenmelTer und gercbmotxenee Knpfer 
vom Straflburgcr MUnfter, vdn Baohblndier Kutbe das UImcr Liederbuch, von Theodor Schultes 
zwei Gemälde. R» vii rförl'ter l!iir<^cr Vf»!i Langenau erflattet umfafiendcn Bericht über die bis- 
herigen Ergebnilfe der (rrabung in der lioekfteiuküble. 

Sitanng vom 3. November 1888. Ale ordentilohe Uitglieder werden aufgenommen 
Frau V. Arand- Ackerfeld in T'lm, Helfer Dr. Kilftün in Langenau nnd rreuii<'rlieutenant Tanera 
in Ulm. Frofellor Beyer ttbcrgibt als Gcfchcnk eine ziukographifche Abbildung des MUnfter- 
baniptlhnrms, wie er bisher war, und wie er werden foll. Diakonos Klemm von Oefslingen liilt 
einen Vortrag Ober alte Befcftiguugen am Nordrandc der Alb, zei;;t aiu h einen fogcnanntcn Kelt vor. 

Sitzung vom 7. Dezember 1883. Als ordentliche Mitglieder werden aufgenommen: 
diu Königliche Bibliothek in Berlin, Profeffor Licentiat der Theologie N'eftle in Ulm, Profelfor 
Dr. IKzt dafelbfl:, Reglerungsrath Renz dafelbft, Karl Miller, Vikar in Groß-Snßcn, Jakob Strobcl, 
Gemeinderath in Söflingen. Als Gcfclienk \ nn Kaufmann ITonold in Ulm werden vorgelegt vier 
Kaufbriefe vom IG., 17. und 18. Jahrhundert, l'rotcllor Dr. Knapp fpricht unter Vorzeigung 
TOn In der Tereiniverfammlnng heflndliehen Kelten Über die Bedeutung diefer Inftmmente. 
Prfa^lor VtUer trSgt dn« StniSe Aber Glocken vor. 



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mitorifclier Verem für das Württembergiiciic Vraukeu. 



Die Herkunft Blfehof Ottos des Heiligen tob BeinbeTg. 

Von Pflurrer G. Boffert, 
(BeUnfi.) 

Ift aber der Bellte in Sehsfhanren durch Heirat, mit der Nidlinger Familie 
an die Bentelsbacher gekommen, fo ift doeli wohl diM gleidte aneh bei dem Plie- 

ningen-Berühaufer Uefitz anzunehmen. Und wie die Nidlinger, fo fanden wir oben 
im Vertrag der Werndrut von Rcntolsbach unter den erftou Zeiirren Adalbert und 
Hirtliilo von Bernhaufen zw i PI irrt lli^O— 31. Das ficht doch ganz ,tiis, als hätten 
wir hier die Nefifen dci isiüiuigou und Wcmdruts von Beutelsbacb; die Sühne Liut- 
frieda und einer Nidlingcn, yor uns. Nun aber Ut tine unbedingt fiebere Thatfaebe 
der freie Stand Konrad» von Bentelsbaeh. Dann ift aber anob die edel> 
freie Geburt Liutfrieds von Plieningen und feiner (ex hypothefi) Söhne Adatbert und 
Birlliilo nher .illt n Zweifel erhaben. Nehmen wir noch dazu, daß alle Schenkungen 
der Plieniugen-Bernhaufcn ohne Vermittlung eines Andern, alfo ans freier Unnd ge- 
fchehen, während das Kl. Ilirfau bei Miuifterialen nie veriauwte, den Koufens der 
Lchcusherren einzuholen, 
i Allttdings kann unfere Unterfnebong hier noch nicht als abfchlieBende 

gelten, da erfl noch die Familie der Kidlinger einer weiteren Naehforfchnng bedarf, 
wozu vorderhand noch das Material fehlt. Nur anttoatangsweife fei hier bemerkt, 
daß der Xamc Ail-hvi^' llrtnsname der Grafen von Snh ift. nnd (l;iß fiebere An- 
zeichen iiir den Znianiraenhang der Grafen von Sulz mit den (Ir.il'cn von Calw 
vorhanden lind. Denn 1. liegen die Güter, welche B. Nuting von \ erceili aus dem 
Hanfe der Grafen von Calw an das Kl. Reichenan um 780 gab, theilweife nahe 
bei Salz, fo Ulngen bei Rofenfeld OA. Suis, Weitingen nnd XordAetten OA. Horb, 
Neagart Ep. Conft 1, 64, W. F. H, 212. 2. haben die Grafen von Sala nnd die von 
Stau(fenberg, ein Seitenzweig der Calwcr, W. F. 8, 228, gemeinfamen Befitz in 
Altnuifra OA. Nni^old. Cod. Ilirf. S. :'2 worden die Stiftiinjren der Siilzer und 
Stanffenber^'cr zuranimengefaßt: Aiwig und icin Bruder Ileriuaa {vun .Sulz cf. S. 35) 
gaben V* der Kirche zu Nioveren, ein zweites Viertel Burkhard und fein Bruder 
Bertbold von Stanffenberg. 'S. hatten die Grafen von Sulz Befitz in Steinbeim an 
der Hnnr mitten in der Galwifeben GrafTchaft Ingersheim, Stäl. 2, 422. 

Hangen die Snlzer mit den Calwern zununmen, fo fieher auch mit den 
Nidlinfrern. Wir finden itns damit in wefeiitlielirter l^eliereinftimmung mit den 
tüeliti^'en älteren ' M-ncalo-cn K:irl rt'ali" und H. Bauer, weiche geneigt waren, die 
Aeltennutter des wurtienibergilchen Küuigsbaufes, Werudrut von Bcutelsbach, dem 
Galwer äanTe znznweifen. W. F. 7, 390 ff. 

Kehren wir zu den Plieningern nnd Ottoe Hanfe znrQck, fo find wir bei 
unfern früheren Untcrfuchungen über den Albncb auf eine wahrfcheinliche Beziehung 
Ottos za dem Haufe Wirtenberg-Beufelsl)ach , wie zu den Grafen von Berg gefühtt 
worden. Nun fehlagen wir auf Mon. (Vrm. .S.S. 10, 117, 22: lüwinus de Plieningen 
dedit duo mnnfus Uplunnue an das Klolter Zwiefalten. Das ift IJpflamör OA. Ried- 
lingen. Damit kommen wir in unmitklliare 2siihe der Grafen von Berg, wie von 
Veringen, Grflningen (Landau- Württemberg). Leider kennen wir die Zeit, in welche 
diefe Schenkung fällt, nicht, aber da kurz zuvor die Schlaobt bei Jedesheira 10. Jan. 



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Boffert 



1109 Stäl. 2, 42 und Eberhard v. Uetzingen, der bis 1102 in den Urknitdeii er- 
fdieint, erwähnt werden, To dfirße die Scheoknng nms Jahr 1100—1110 falJen. 

Richwin könnte iioi-h ein Olicim Ottos fein. Unfern Richwin finden wir noch ein- 
mal im Cod. Hilf. S. 100 — lOl, wo offenbar Nachträge aus früherer Zeit flehen. 
Und wieder werden wir durch Vor^'U icltnn^ von S. 100 und S. 53 an die nhcre 
Donau in Zufammcnhänge mit Fstniilitn gcwiefen, welche mit Wirtenberg in Ver- 
bindung ftehen. Unfer Richwin trat im Weg des Taufches Bcfitz in Oalvingen 
(Tbatlfiogen bei Herrenberg) ab. Und eben in diefera Tbaillingen jnxta Gitn»a 
hatten drei Bruder Ulrich, Ludwig, Uangold von Simeringen d. h Sigmaringen die 
halbe Kirche and 4 Huben an Hirfau zn Anfaii:; des 12. Jahrhunderls gcfchcnkt'). 
Ludwig aber von Simcringen-Spizenherg war der Gatto der liinza de Simeringen- 
SpizenhcrfT. einer Verwandten Konrnds v. Wirtenberg. Cud. Hirf. .S. [^4 cf. W. F. 
7, 395. iiier haben wir fpätere Helteni'teiner vor uns. (Vgl. oben S. 273 ff.) Man- 
gold erinnert an die Grafen ron Bordorf, und Gota von Rordorf fchenkte (f. oben) 
in der Nähe von Ottos Heimat am Albnch Forft an Kl. Hirfav. 

Sind auch die Znfamnienhänge diefer Gefchlecbtcr febwer feftanftellen, fo 
kann doch fiber die Wirklichlieit derfelben nach nnfern Untcrfachongen kein Zweifel 
mehr fein. 

Werfen wir nui-li cincii kurzen Iclirn'iclicii Hlick auf don Silduß des 12. 
uud auf dm 13. Jahrhundert, fo ift die Tbatiache aulfalli-nd, daü uns bis um 12GÜ 
kein Herr von nieningen mehr begegnet. 1368 findet fieh eine Jnnta de Biesingen, 
deren Braderafohn Marquard 1263 Dienftmann Graf Ulrichs von Afperg ilt Oberrh..?, 
91, 199. Die OA.B. Stuttgart-Amt nennt einen AlbCTt I. v. Tlieningen, f vor 1265, 
delTen Söhne Albert II. und III., Herthold uud Konrad S. 214 1202 tritt ein 
Diether von Plieningen mit fcinoni Bruder Scliwi^rger auf, der den Beinamen Melfener 
führt. Oberrh, 14, 200. !•> kann kein ZweitVl r«>in , daß diefe Herren eines Ge- 
fchleehts find mit Diether .Malfener von Seharnhaufen, der 1317 2 aufgeriehtete 
Flügel im Wappen führt Zeilfehrift für d. Oberrhein 15, 450. Diether v. Plieningen 
ift Dienftmann Gottfriede von Tübingen. Schon die Namen diefer Herren aeigen, 
da£ wir es l)ier mit einem von den früheren Herren völlig verfchicdenen Gefcldecbt 
zn thun haben. Auch bei den Herren von Eonili.uin n, welche im 13. Jahrhundert 
erft als Tübiugifche Minifterialen auftruteu, i. H. W. rm r Dieiiffnjnnn Wilhelms 
von Tübingen, W. U. 3, 206, ilt die eigenthümliehe KrlVheinung zu beobachten, 
daß fie für mindeftens 60 Jahre ganz verfchwinden. Der erfte, den wir im 13. Jahr> 
bnndert kennen lernen, ift Konrad, Domherr in Speier 1220, W. U. 3, 195. Auch 
ße gehören snm Tübinger Lehenshof, cfr. Zeitfehr. für d. Oberrluin 4, 242. 

Die Befitzverhältniffe in Plieningen erfeheinen im 13. Jahrhundert überaus 
cif^enthiinilich. Ein pmRrr Tlieil des Orts mit dem Fronbof, dem alten Herrenhof, 
und (U m damit v crtmiidt iien Kirchcnpatronat gehörte den Pfalzgrafen von Tübingen. 
Pfalzgraf Kudoif v Tübingen, gen. der Böblinger, hatte dicfeu Fronhof an Diether 
von Plienings verpfindet Sein Sohn Gottfried verkanfte den Fronhof und fchenkte 
daa Patronal an das Klofter Behenhaufen. Oberrh. 14, 113. 200. Der Laien« 
zehnten mit dem Gericht war Lehen de« Markgrafen Heinrich von Burgau. Rbend. 
4, 208. Aber auch an den Pronhof und das Gericht hatte Ulrich v. Meidiingen 

'} LlntArted, Dekan zu St Panl fn Worms, fcbenkt eine Hnbe In DagilvitiKeii an KL 

Rcichenbacli. VV. U. 2, 411. Werner iiml Walto v. Tafffiringen Ldunsleute Ludwip.* v. Spizen- 
bcrg, ib. S. 400, cf. auch Snlltr am l.ipli' die h:\Uw. Kirrlie z» Tage|vin|,'en, welche 

Lintuld und Ciinu v. Achalu orit an iiirlaii geben wollten, :uali in iiiaiiSngen UA. Herrenberg 
und Dieiit In NeckaitbaiMii^ au l^tcben Tein? Hon. Gem. 10, 72. 



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Die Herkaoft fiifchof Ottos des Eeiligen toh Bamberg. 



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Ton Markgraf Hdniidi verbn«fto Rechte, I. c. 372 ff. Weiter batten die freien 
Herren von Steffeln OA. Tttbingen ReebtsanfjprBehe an die von Kl. Bebenbaulbn er> 

kauften Güter in Plieningen, auf welclie fie 1300 verzichteten. Olxrrli. 15, 100. 
Das find überaus verwickelte Verliältiiiffe. Wie kommt denn der Markgraf aus dem 
Haiile der (Jrafen von lierg zu feinem Befitz? Es erklärt ficli leicht, wenn er ZU 
den Erben der alten riieuinger Edelherren als Verwandter gebürt. 

Nun aber der Tübinger Befitz? Schon Dr. Banmann bat in feiner grand- 
legenden Arbeit „Die GaogralTehafteii Sehwabena*' S. III, U6 das Aufbeten dee 
Pfalzgrafen Hngo in der Glehnotare, die Naebrieht der Hilleria Welfonnm, Hon. 
G. Script. 21, 460, wornach Hugo diefe Graffebaft von Weif VI. erhalten, auffallend 
gefunden. Er fetzt diefe Ereigniffc in die Mitte des 12. Jahrhunderts, alfo mn die 
Zeit, da wir die letzten Edelherren von Plieningen anfirctcn fcbeu. Wie erklärt 
ßeb ihr Verfcbwindeu aus der urkundlieben GefcbichteV E» lieg( nahe genug, an 
dem sweiteu Kreazzng aa denken. Vor ihrem Abzug ina Morgenland mögen die 
Herren von Plieningen noeb daa befreundete Kl. Hirfan bedaebt haben, das 1275 
Befitz in Plieningen nnd Umgebung verkaufen konnte. Wir denken uns die letzten 
Plieningrer als Opfer des Kreuzzugs. Bei dem nahen Verhältnis, das K. Konrad zu 
Welt eritrebte, f^'heint es nicht unwahrfeheiulicb, daß er den Befitz der ansgeftorbenen 
Plieniogcr auf Weif übertrug, als Schwiegerfohn Gottfrieds von Calw, zu deffen 
Hanfe wir die Plieuingcr in Verwaudtfchaft febcn zu dürfen glaubten. (Ueber daa 
Verbiltnis Konrads zu Weif f. Ställn 2, 84. Weif hat Weinaberg alz Erbe Gott- 
friede ron Calw bis 1140 inne nnd ebendort war Hugo von Plieningen begfitert, 
Cod. Ilirfaug. 8. iy'x) Nun aber hatte Weif gegen daa fiaufifche Haus S blimmes 
geplant. Im Februar 1150 wnr er l)ei Flodiherir von dem römifehen König Heinrich 
gefchlageii worden. Bei aller Milde, die Konrad auf feines Neffen Friedrieh In- 
tervention walten ließ, wäre es doch lehr leicht denkbar, daß Weif nun genüthigt 
wurde, den Beßta der Plieninger an einen andern Verwandten derfelbMi, an Hugo 
r. Tübingen (cfr. Hugo t. Plieningen), abzutreten. Der Auadruek der Hiftoria Wd- 
fonum: comitatus, quem Httgo a Guelfune polTederat, wäre fo begreiflieb. Daß au 
Lehen des l'falzgrafen Hugo nidit au denken ift, bat Baumann unwiderleglich ge- 
zeigt, Gan2:rafreli. S'. 1]5. 

Wenden wir uns zu einem Aveitern Punkt, bei dem ZU prüfen ift, ob er zum 
llausbeiaz der Familie Oltois gehören mag oder nicht. 

3. Horwa. 

Giefebreeht theilt in feiner Gcfchichte der d. Kaifer 4. Aufl. 3, 1261 C 
eine Urkunde d« s Abts Hermann vom Kl. Michelsberg v. c. II.*),") mit, worin er 
Gedenkfefte für K. Heinrieli IL und nnfern B. Otto anordnet. Hier ziihll er die 
Wohlthateu auf, welche Oitu dem Klolter erwiefen, und fahrt in diefer Aufzählung 
fort: praedia quoque multo precio empta ecclefiae noftrae delegavit, fcilicet Geftinea- 
bnfen, Rintpaeb, bie addena duo allodia, videlioet Altenholerelt et Horwa, von 
deren Einkünften die Koften der Hoftlen des tSglicben Meßopfera nnd dea Lichta am 
Gral)e Ottos beftrittcn werden follen. Nehmen wir dazu die von Haag in feiner 
Diflertation über Ottos l'rieflin^'er Biographie mitgetheilte Stell v ItetrelTcnd feine 
Schenkung an das Kl. St. Midieisberg: Coenobio S. Michaelis iu lüuni Iratrum dedit 
Kintpach, Gciliueshufen, lioetingen, Oftbufcn, Weikendorf, Horwa, fontcm falls cum 
area, Vetua Holerelt, Munricbeapereb ete. Die Urkunde Abt Hermanna unterfebeidet 
deutlieh 1. folcbe Guter, welche Otto erworben und alabald wieder weiter gegeben 
— Otto war es nemlieb bedfer gegangen, ak andern Sehnlmeiftem in der Welt, 



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Boffert 



denn aXkm dooendo brevi tempore ditatue atqoe honori habitna eft Herbord 1, 1 — 
8. folebe Otiter, die et als Allod felbft beleffen, ebne dabei anzngeben, ob er fn 
gekauft oder ererbt. 

Die Reihe der von Otto orkaufti n und vcrfchenkten Güter wird durch dir 
von Vl:\i\g angeführte Stelle wefentlit li ( rgiinxt. Die Namen diefer Güter können für 
unfere jetzige Unterlucliung kein weiterem Lieht geben, da fie ja keinenfalls Erb- 
bcHtz flnd. Allein bei der Frage, wie es mit den allodia Altcnholcvclt und Horvva 
ftebt, ift simaebft zu fragen, wo diefelbe liegen, and bier ift die AnfzäMaog der 
Gfiter, welche eine gewiffe geographifdie Ordnung von Sttdweft nacb Nordweft ein- 
BDhalten fcheint, cntfehcidend. Darnm feien bier die Namen fämnittieber oben ge- 
nannter Orte kurz naehs^ewiefen. 

1. Rintbncb ift Niederrimbaeh, OA. Mcrgentheini Württb. Dieles kaufte 
Otto von Kl. Ilirfau, welches bier von Diemar von Köttingen 103 M. Ackerland 
und mebr als 100 M. Wald erhallen batte. Cod. Hirf. 44. 46. 76. W. U. 1, 365. 

2. Oeftineshafen, vtelleiebt rerfebrieben fKr GrefHnesbnfen und als folcbes 
die Parallele (Weft) zu Oltbufen, ift ohne Zweifel das abgegangene Gwefen, welches 
das Pfarrbuch von Münfter (Archiv in Oehringen) v.nv Cent auf der Hardt (Creg- 
lingen) rechnet und unweit Miiiutor und Crcglingen DA. Mcrgcntheim vielleicht auf 
der Flur Gaffenberg (oder alt Wellenberg) lag (füdlieli von Münfter), jedenfalls aber 
nicht n= Wefteubcrg, abgegangen bei Uaagcu ÜA. Mergcuiheiui. OA.B. Mcrgcnth. 
8. 315. 561. 

Vidleiebt war aneb Waldmannsbofen DA. Ho'genth. dnreb Otto erkauft 

nnd an die Dnnikanoniker in Bamberg gefchenkt, von denen es Friedrich I. 1163 
am 70 kaufte. Moii, boic. 21>a, 371. Stumpf Keichsk. 3, 

3. Köttingen, Landgcr. Anb, cinft >^itz des reichen Dicniar, der einer der 
größten Wohlthäter von Ilirfau wurde und von der Tauber bis nacli Trifels in der 
Rheiopfalz die reicbften Bellt zungeu hatte Cod. Hirf. 34. 3U. 43. 45. £r ift 
wabrfebeinlieb der Nachkomme jenes Dietmar, welcher ein Schwager E. Heinrieb IL 
nnd der Vater der Aebtiflfin Uta ron Kanfnngen war. S. Jabrb. des Oentfcken 
Reichs unter Ileinrich If. Dazu ftinimt vortrelVlich der Befitz de» Neffen Dietmars 
und der K Knniirunde. des T.iixi nibuiTrer Ifeinrii-Iis, Herzogs von (^liern (1042 — 
der 10 }f) feine .Minirjeriaieu zu Hiutliaeli und ( Teglingen OA. .Mergeuth. der Kirche 
in iiamberg übcrlicü. W. U. 1, 208. OA.li. Mergcntli. S. MH. 

4. Ofthanfen, Landgericht Anb. 5. Welchendorf, Landger. Bamberg, 
Bber deren Gefehichte Bararia 3 Niehts gibt. 6. Altenholl fcld wird in Rollfeld 
(Oberfranken) cbcnfo aufgegangen fein wie Altengiengcn in der Stadt Giengen 
OA. Heidenheim, vcrgl. aber .Altengifclingen 0.4. Geislingen, lieiitzufa<]:e AUenftadt. 
6. M u n r iehsbere ift .Mütiehberg bei Hof. i^fbwierig ift 7. Horwa zu bcl'timmen. 
Ans der Aufzählung der Orte ift zu fchiieüen, daß Horwa mit fon.s falis zwifchen 
Weichendorf un<l Hollfeld zu fuchcn ift. Daun dürfte an Horb Landger. Lichtenfels 
in denken fein. Freilieb gab in diefem Horb B. Otto IL von Baroberg 1187 einen 
manfuB an das Klofter Langheim, dem Horb näher liegt, als St Miohaelsberg, Reg. 
boic. 1, ,339. lieber die Saline findet fleh kein Auffehluß im 3. Band der Bavaria. 
Es ift vielleicht an Lindenau zu denken. l'lTennanii K|». Hamberg, cod. dipl, 107. 

Sind nun Altenholevelt nnd Ii rwa l.rl>i;ut Ollos oder erft von Otto er- 
kaaftes und eine Zeit lang befelVencB Allod Wjircn fie fchou in den Händen feiner 
Eltern gewefen, fo würden wir zn dem fchwierigen Rälbfel gelfthrt, wie Ottos Eltern 
an dem weitentlegenen Befitz gekommen fein möchten. Glückltcherweife wilTen wir 
wenigdtens von Althollfeld, dall Otto es 1123 von Adelold dem Waltboten erkaufte. 



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Die Herkunft Bifobof Ottoi Am HeiUgen Ton Bamberg. 



üflermaDu Ep. Bamb, cod. dipl, S. 72 cf. Reg. boic. l, 140. Es ift anzunehmen, 
daß Otto ebenfo aneh Horb bei Licbtenfele erkaufte. Ware es aber Erbgut, darni 
mdefate viel ober uocb an jenes Horwa, abg. bei Kaitb OA. Stuttgart, za denken 

fein, wo wir oben die Plieningen- Bernbaufcu begütert fanden. Freilieb fehlt für 
diefes Horwa jcrle Spur einfti^aMi ItainlHTijil'rlieii Befitzes. Darum felieiiit die An- 
na liuie viel plaulibier, daß Horwa ein von Otto wie Althollteld erkaufter Befitz bei 
Lichtenfels ift. Damit gewinnen wir auch Licht für die Frage, wie wohl Ottos 
Brader Friedrieh naeli Ifiß^bach gekommen fein mag. 
Wir gehen nun za dem vielbei^vrocbenen 

4. Miftclbach. 

In den Urkunden Bif<'bof Ottos aus den 1120er Jahren tritt wiederholt 
als Zeuge ein Friedrich von Miftelbach auf, z. B. 1125 W. U. 1, 305, aber ebenfo 
der ans fohon bekannte Bruder des Bifcbofs, Friedrich z. B. 1124, März Reg. boic 
1, läl, 1S3. Oeaerreieher (Die geöffneten Arehive Baierne 1, 10 p. 154-180) hat 
die IdentitSt beider bis zam bdebften Grade der Wahrfcheinliehkeit nachgewiefen, in- 
dem er ZHj^leich eine uudatirte Urkunde anzieht, in der ein fpäterer Friedrieb von Miftel- 
bach fich nennt ^gratia patroni sui S. Ottonis, de cujus arbore con fang uin i tat is 
generis duxit lineam". Sulzbeek S. 338. Ottn wurde 1189 kanoniHrt, Es wird allo 
djefcr fpälere Herr von Milteibach Irühelten» jener in der für diefe Frage, wie für 
alle lokalhiftorifchen Fragen, leider nur febr wenig bietenden Bamia 8, 687 
genannte Fr. von Miftelbaeh 1190 fein können. Ebenfo wird an onfer MiAelbaeh 
20 denken fein, wenn die päpftliche Bulle von 1147 unter den Beßtzangen des 
von Otto 1132 geftiftetcn Klofters Heilsbronn Miftelbaeh zuletzt nennt, wohl als die 
jüngfte und entlegenfte Befitzung des Klofter^. Das Klofter muß in Miftcll>H<'1) nach 
1141 Befitzungen erhalten haben, da die Hiille Papft lunocenz II, von 1141 Miftel- 
baeh noch nicht nennt, Hocker heikbr. Auitquit.-Schatz äuppl. 1, G5, 74. Muck in 
feiner Gefcbicbte des Eloftere Heilsfaronn mdnt» Miftelbaeh fei das heutige Mfineherl- 
baeby delTen Name ans Mißerlbaeh entftanden fei^ aneh Albneh bd Ebbe fei yer- 
fehrieben für Erlbach 1, 0, 10. Wir brauchen darüber kein Wort zu tagen. Mneks 
ganzes Werk leidet an den auffallendften FeMerii in der Ortsbeftimmnng, wie an 
niinr' Inder Kritik. Oefterrciehcr 1. c. und nach ihm Köpke Mon. Oerm. 12, 147, und 
Vuikuianu L c ä. U fuchen es in dem heutigen MüfTelbach in der Gratfchaft Bre* 
gens am Bodenfee. Snlabeek aber verzweifelt an der Aufgabe, den Ort UUIelbacb, 
naeh dem Ottos Eltern (znnäehft nnf der Bruder) fieh nannten, za beßimmen. Es 
finde ficb in der ganzen mittelalterliehen Geographie kein Ort Miftelbaeh 1. c. 339 f. 
Mehr kühn als wahrl Sulzberk fcheiut weder die Bavaria in der Darftelluug der 
Gefehichte von Oherfranken Hand 3, ')'>! (im Regiftcr fililt Miftelbaeh), noeh die 
Moiiunientu Zollerana zu iiailie ^izu;::en zti haben. Im jetzigen Bayern, nicht allzu 
entfernt von Bamberg und liciLsbronn, hndeu lieh zwei Orte, die urkundlich deu 
Namen Miftelbaeh IBIiten: Miftelbaeh fädlieh von Bayreuth and Mifckelbaeh Pfarrti 
Pleinfeld, Landgericht Hilpoltßein, nahe dem Sehlofl Sandfee. 

Letzteres findet lieh z. B. 130" lU g. boic. 5, 31 als Miftelbaeh genannt. 
Damals verkaufte es Gebhard Craf v. Hirfchberg mit vielen anderen Orten an 
Bifcbof KonratI von Eiehftädt. Auf diefes Mirtelhach-Mifclieibaeli liat Üecfricd in 
feinem Auffatz über Bilchof OttOi» Herkunft in der Augsb. Poftzeitung 1880 Beilage 
Nr. 83, 84 biugcwicfen. Es ift ihm völlig zuzugeben, dafi diefes Miftelbaeh anf 
nrfpriinglicb fehwäbifehem Boden gelegen iCt, da das Saalafeld jeden&lls in der 
Gebortsxeit Ottos, bis 1053 naeb Spraner Baierns Gane Ramb. 1831 & 43, viel- 



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Bovert 



leicbt nach deefried bis c 1096, zam Herzogthnm Schwaben gehörte. Ware diete» 
Hiftelbadi die Hdmat Ottos und feiner Eltern^ fo k9nute er am Ende ein Sehwabe 

genannt werden, wenngleich das Bietlium KicIiHäff. zu wcldioni das Sualnfeld ge- 
gehörte, als bnirifchrs Rislhum fchon 777 hc/i iclnu t wird. Auch für (Un nahen 
Verkehr Offn^ mit dem Kloftfr Wilzlmre: wäre die i^age giinfii?. ,hi wir mö<'hteu 
hier noch darauf hinweilen, daü Miitelbaeh, unweit von dem im Xordgau gelegenen 
Weiflenbarg, su dem oben wabrfeheinlich gewordenen Zofammonbang mit den Hark- 
grafen von Nordgan pa^te. AUein zanaehft ift nirgends gefagt, da£ Ottos £ltern 
ihren Stammfitz in Hiftelbacb gehabt, dafi alfo, wie SeefHed will, diefet Hiftelbacb 
der Geburtsort Ottos gewefen. 

Aus dem Ort des BegrräbnilTes juxta AlbucI» ifl vielmehr zw fcliließrii , drift 
der eigentliche Sitz von OUos Ellern im eigentlichen Schwaben, nicht in dein all- 
mählich bajuwarifirten Sualafdd gelegen gewefen. Dafür fpricht namentlich auch 
die Ton diüsbeek bdgebraehte NotiX| wo Otto Schwaben feine Heimat nennt. Nach 
den Foodationsbaeh des KL Priefling erbittet Otto 7on Abt Brano von Rirfaa den 
ehrwürdigen M un i) Erminold, delTcn Ruf in feiner Heimat (terra fua) längft ztt ihm 
gedrongen, Mon, boic. 13, 3. In Miftelbach bei I'leiiifeld wiiido wolil Otto fchwer- 
lich von einem Hirfaner Mönch gehört haben, zumal zur Zoit des Abt Bruno, da 
liirfau nicht mehr den Weltruf hatte, wie zu Abt Wilhelms Zeit. Dagegen am 
Albiieb, wo Hirfan felbft B^t&nngen erhielt (f. o.), wie im Glemsgau, wo Ottos 
Brttder Hirfaa bedaehten, mochte Otto leicht Ton einem Hirfaiter Honeh Kunde 
erhalten. 

Gerade die Beziehungen von Ottos beiden Brüdern zum Kl. Ilirlau, welche 
iSecfried mit allen feinea Vorgängern außer Giefebrecht volH'tändig üborlah, machen 
es vollltändig unwalirrdicinlich , daü Ottos Eltern fchon in Miftelbach ihren Sitz 
gehabt. Sonft wäre es ja viel näher gelegen, dab die Brüder Kl. Wilzburg mit 
Schenkungen begabt hStten. Feftxufaalten ift, dafi nur Ottos ilterer Brader nach 
MiAelbaeh genannt wird. Und hier fehdnt es uns wahrfeheinlicher, daß Friedrich 
durch Familienverbindungen in den Often gekommen oder, von feinem Bruder unter- 
fttitst^ die Hcrrfeliaft Miftelhach kaufte. OttO kam ja mit reichen Mitteln von Polen 
und wurde durch die reichen Einkünfte des Bisthtims noch mehr in den Stand '^o- 
fetzt, feinem Bruder zu weiterem Befitz zu verhelfen. Achten wir darauf, daß 
Friedrich in keiner der fr&heren Urkunden Ottos erfcbeiut, fondero erft in den 20er 
Jahren als fein Zeuge auftritt, alfo audi erft in diefer Zeit in der Nähe feines Bru- 
ders weilte, fo erfeheint es hScIrflenB wahrfeheifilich, daß er erft an einer Zdt nach 
Miftelbach kam, als Otto, fchon länger im Befitz der reichen Bamberger Eänkfinfte 
nnd bekannt mit den VerhältnilTen der Gegend von Rambcrsr. in der Lage war. Hir 
feinen Bruder eine wf>hlg:clegene Hcnfzime: ans7.nmitteln. Il't aber Miftelliach errt; 
zui" Zeit von Ottos l'outiükat von oder für feinen Bruder erworben, dann il't es wohl 
▼iel wahrfehdniicher, daß Otto dies in den Grensen feines Btsthums, nicht in denen 
des Bisthnms Eiebftidt that, nnd daß wir alfo unter Mißdbaoh nicht mit Seefried 
in Mifchelbaoh bei Pleinfeld, fondern in Miftelbach bei Bayreuth, alfo auf Bambergi- 
fchem Boden zu fuchen haben. Auf Erwerbungen Ottos in der Nähe vom Miftel- 
gan, in dem die Burg Miftelbach lag (rädlicb von Bayreuth), find wir oben fchon 
bei Hollfeld geführt worden. 

Der jüngere Friedrich von Miftelbach, der ausdrücklich feine \ crwandtfcbaft 
mit Otto konftatirt, f(dienkt eine Frau Adelheid an das Kl. HiebelBberg bei Bam* 
beig, Seefried, Augsb. Poftz. Nr. 83 8. 2; Oefterreicher I. e. S. 180. Diefe Schenk- 
ung läßt (ich ▼erftehen, wenn das Kl. Michelsberg in der Gegend von Miftelbaeh 



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Die Herkunft Bifcbof Otto» d«e HeUigen vob B«ni>erg. 



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oder dem in der Niilie gelegenen Wohnort der Adelheid BeHtzungen hatte. Das 
trifft für Mifkelbaeh bei Bayreuth za, aber nicbt for Hillelbach, Pf. Pleinfeld. 

Seefried hat für letzteres Miftelbaeh am Sand in rerdienddieher Weife die 

Exiftenz eines alten und neuen ScIiloflVp nachgewiefen. Das letstere, das fog. Pflcg- 
fchloß. der Sitz der bifclh'iflich Eichrrädtifchen Pflege, ift jedenfallp mit Seefried als 
ein moderner B:iu anzufeilen. Aber auch das ältere .Schloß fcheint 1302 noth nicht 
vorhanden gewefen zu fein. In dicfem Jahr verkaufte Graf Gebhard von Hirfch- 
berg Sandfec ac potTcITiooes et villas fubfcriptas MiAelbacb, Müjflettcu, Pleinfeld, 
Stirn, Oberalbenstorf ei Kiederalbenstorf, — omnia fupra dieta in utroqne officio in 
Sandfee videlicet et £yfkett (Falk«i(1tein Ood. diplom. antiq. Nordgav. Tbeil Eicb* 
HtUdt 8. 115) an Bifcbof Conrad v. EicbMdt. Diefe Urknndc fagt klar, daß Miael- 
bach J302 nur eine Villa war, dif zum Amt F^findfee gehörte. Nach alter Sitfo 
v?;\r der AmtsHtz oin Schloß, der Amtsfitz für Miftelbach ulur war Satitlfce. Wnn^ 
ein liurgiitz in Aliltelijach gewefen, fo wäre er in der Verkaufsurkunüc lieber imt 
genannt worden. Dem fcheint firdlich eine ron Seefried ans Falkenftein I. o. pag. 62 
angesogene Urknode sn widerfprechen. Am 1. April 1264 geben die Brüder Ulrich 
nnd Burkhard von Weifienburg ihr „praedium fen poflelTiones noftras in Midelbach 
sitns et rnffrum noviini. quod defuper aedificavimüs". dem Bifciiof 
Hütt hrand von Eicliftädt zu I.ehen mit der lieftimmung, daß nacli (icm Tod der 
Briitier ihr Belitz an die Kirche Eiehftätt fallen foll. Seefried fabt die Stelle fo: 
Im Unterfchied von einer alten Burg gaben die Brüder eine auf (defuper) Miftel- 
b ach er Boden neugebaute Bnrg an den Bifcbof. Richtiger wird sn fegen fein, 
dafl die Brüder die von ihnen neugebaute Burg oberhalb Miftelbaoh an 
Eichftädt gaben. Diefe oberhalb Miftclbacli gelegene Burg ift das Schloß Sandfee. 
Dort faß 1284 als eicliftätltirclicr Amtmann Rüdiger von Dietctihofen. Moo. Zoll. 2, 
291, ebpiilo 12S(i, l'jilkeiil'icin 1. c. S. H7. Daß refideiis in der Urkunde von 12ö4 
Mon. Zoll. 2, 'J'tiL die Stellaug al» Hurgmann und Amtmann andeutet, beweist ein 
Vergleich der Urkunde von 1296, wo Rüdiger von Dieteubofen caftellanna in Wem- 
fels heißt, Palkenftein 1. e. 95, wibrend er in der Urkuude von 1286 1. o. 8. 87 
als refidens in Wemfels bezeichnet wird. Ea ift anzunehmen, daß Sandfee mit 
Miftelbach am Sand nacli 1286 von Eichftädt in die Hände der Grafen von 
Hirfehbcrj: kam inu! i;'02 wiodor zurnrkpokauft wurde. 

Dali (in Gelcblecht, (lai> iich nach Miftelbach am Sande nannte. Je dort 
gefefleo, dalür fehlt jede Spur, wenn auch lieb nacbweileu ließe, daß dah Schluß 
dafelbft fchoo 1302 exiftirte. Dagegen ift für Miftelbach bd Bayreuth die Exiftens 
nicbt nur eines Schloffes, fondern auch eines darnach genannten Gefchlechts urkund- 
lich naclnveisliar. J349 war die Fefte Miftelbach im Befitz Conrads von Auffoß. 
Mon. Zoll. Ii, 23Ö. J321 aber finden fich noch /wri Brüder von Miftclbacli, Wolf- 
ram und Heinrich . wt h lio am G. Okt. den Kirebfatz zu Gefezze (Gefees c. 2 km 
öltiich von Miftelbach) an Burggraf Friedrich von Nürnberg verkaufen Mon. Zoll. 
2, 664. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dafi diefe Herren von Miftelbach auf 
der 1349 in den Händen derer von AnfTeA befindlichen Fette bei Gefees daheim 
waren. Hier ift alfo ein Gefchlecht von Miftelbach, su dem Friedrich der Bruder 
B, Ottos — wir fahren als Stammvater — gehörte, während fich in Millelbaeh am 
Sand weder ein (Icl'rhleolit diefos Namens noch eine alte Bnrg Li.s 1303 Tiaclnveifen 
läßt. Seefried fiulit zwar für feine ATinalinip, daß Miftelbacb am Sand die ileimat 
Friedrichs von Miftelbach und, wie er ohne Weiteres annimmt, auch von Ottos 
Eltern fei, den Arbach bd Miftelbach am Sand herbeizuziehen. Er meint, bei Ebbe 
werde zu lefen fein ftatt juzta Albucb juxta Arbach, oder die vermntbete ältere 



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304 



Beck 



Form des XameDS, Albacb. Da nach gtttiger Mitdieilong ProfelTor v. Giefebrechta 
Seefried die Ualialkbarkeit diefer VermatboDg relblt zageftanden hat, fo bedarf fie 
keiner Widerlegung melir. Seet'ried hat trefllicL die von Muck verfuehte Identifi- 
kation von ^liftelbacli uiid .Mtiurh«»rlbacli ad altfnrdnm geführt, ift aber mit feiner 
Ilypotliefe (lenrelljoii We^' -iler odylTeifohen irrlalirti-n , auf wclcho man gorsitben 
kann, weuii mau die eiutaclieu, klaren und wahren I ix])uuktü aus den Augen ver- 
loren bat/ (Iteil. aar Aagsb. Poftseituug Xr. 84 S. 2) gegangen, da er die Verweifang 
8tillfriede KL Heflebronn S. VII auf den Albach zwifehen Aalen, Heidenheini nnd 
Weifienftein kurzer Hand abweist. 

Müßte aiieli als outlernte Müglicbkeit zupcjjrbcn werden, dafi das caUruni 
novum defuper Milteibach wirklich in Miftelbaeh am ^laid ^cwcfn] und dafi liifr, 
wie Seefried will, Herren von MÜteibacb gel'cüen waren, die ItanuucHciuM mit den 
Henen von Hiftelbach bei Bayreuth gewelen, fo fehlt doch jeder Aobaltspunkt da* 
lllr» daß in Miftelbaeh am Sand Ottos Oebnrteft&tte gewefen. Erft fein Bru- 
der Friedrieb nennt Heb in den 20r Jahren des 12. Jahrhunderts von Miftelhach* 
Die übrigen Befitzungeu der Familie weifen auf das württembergifche Schwaben, 
und es ift alle WahrA heinlichkeit vorhanden, daß der ViCiva des Gefchlecbts bei 
Henbaeb und Plieiiin^'ou , im ller/en Württembergs, zu iiu lien ift, wo Otto auch 
geboren ift. Alle naheien Verbältuille der Familie Ottos weifen auf Beziehungen 
za dw belten Orafengefchlechtem WOrttemhergi^ zu den Grafen Ton Dillingen, von 
Berir« Calw, den Staufern, dem Haufe Wtrtemberg-Beutelsbaeh. 

Otto gehört zu jener anfehDiichen Reihe von Bifchöfen, welche Schwaben 
der Kirclu! DcutfehlandB gal), vgl. Staatsanzoij^er f. Württemberg. Bef. Beil. 1875, 13, 
und jetzt oben S. 271 f. Aber für fpätcr» l nicrfuLliungen wird es noth wendig 
fein, dem Verhältnis von Heubacb am Albuch und Tlieningcn noch genauer nach- 
zogebou und zü fragen, ob der väterliche Sitz auf den Fildern oder am Albuch 
KU fnehen üt oder beide Güter uTfprnnglieh fehon verbunden waren. 



HexenproselUD aus dem Frttnkifehen. 

Von Amtsriobter P. Beck in Ravensburg. 
(PortfetsoDg.} 

Auch an« den XVIU. Jahrbwidcrte haben wir einige febr oambafle Hexenprozeßgegoer, 

unter denen wir vor alK n tKii 1702 zu Hovi-redo geborenen Abbatc (^iiolaino Taitarotti 
nennen wollen. Derselbe gab u. A. 1749 ein Werk gej^ea die UexeDprozeffe : Del coogreiTo 
ttotomo detle lamnl« (Venedig bei 6. B. Pasquali) herau», weleliee nfebt verfehlte, gr(»ßea Auf- 
fdbM zu niai heil und zahlreiche Gegenfchrilten hervorrief. ?aner feiner bedeutend ften Gegner 
war woiil der I ranziskaii' rT'V'i'i h l'.ciirdikt I^nncHi f^ili. 17*t4 zu CavaK fe, f zu Tricnf), 

welcher gegen T. mit der öchriU; Auiuiaverfumi critichc lupra il nottunio eongretlu delle lainnie 
(Venesia bei Slm, Oe«M 17&1) «uttrnt AU dann T. 1751 ebendaf. eine Apologie fein«« Werke» 
de? congrelTo Kotturno iM\v lamnit' crfchcimn lici;, irwideitc B. noch einmnl mit feinem ,»SCDti~ 
nionto criticu nontro l'apolugia del cungrelfo nutiurnu delle lamniC (Trcnto J7ü3). En fehlte 
dem edlen Tartarotti aber auch aiebt an Pretmden nnd GAnnem, unter wdeben der 1718 au 
Roveredo geb. Wcltgeiftliche und Theologieprouflor .Foh. Bapt. (irafcr (t 178(5) und der Ab- 
batc Lodovlco Muraturi zu Modena hervorgehobeu zu werden verdienen. Tartarotti und Grafer 
wurden auch in einen vielberilchtigtcu frSnkifchen Hexenhandel verwickelt; 174U wurde nem* 
lieh zu Wiirzburg, wo der Hexenfpnk noch immer fein Ilnwefen trieb, eine G9jlUirige Nonne, 
dii- Hubpriorin Maria Renata Sänger im Präniiiurriateii ViinncriklDl'ier zu l'nterzt ll, weptn lli xcroi 
mit dem Schwerte hingericbtet und ihr Leichnam aut dem Scheiterhaufen verbrannt, weil 
fie angeblich 4 HUfehweftera veihext» Icrank and 5 andere Nonnen nebft einer LaienfebweAer 
vom bOübtt lUnde befelTea gemacht habe; io WirJtUchlieit waren aber dtef« Nonnen eben 



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HexraproidTe dem Fränkifohen. 



S05 



hrfterifeli. Schoo als kletne« Kind von 6—7 Jahren Toll Ho von Satan so Lioz in der Zaaberej 

untcrriclitft uokI.ti ffin um! hii'iin lolchi' FoitlVlirittc ^'fiiiacht habün, daß fie bereits al» 
awöiyälirigea Müdchcn bei d&a Ilvxenfabbaten deo VorßU geführt, wobei ilu der Teufel den 
Vamcn ^EnnBa" Kcgcbon habe. Anf Veranlaflhng dei Tearels fei fie dann fester hi das Ktofter 
getn ten iiiu] habe liior alle durch einen faifcheii Schein der Tugend fo zu täufehen gewußt, daß 
fic die Würde einer Subpriorin erhielt. All' dies mit noph vielem Ani1< ren war i,'e<lnukt in 
einer Rede zu lufen, welche der Jci'uitenpatcr Ueorg Gaar, Dr. tbcoi. und Douiprediger zu 
Wftntburg, unter den Vorf^rh «Halefiooe oon patierie vivere* vor den lodernden Sebeitorliaiireii 
diefer rnglücklichen gehalten hatte un<I welche hernach Tartarotti. mit treffenden BcmeikTinffrn 
in feiner Art verfebeu, iu da« Italienifcbe Qberfetzte. Gaar grÜT iiiegegea nocbwals, aber in 
etwas unglQelilielier Weire, aar Feder, belcan es aber dann ntt Graf er an tinin, weleber 
gegen ihn eine treffliche Schrift unter dem Titel: Fropugnatio adnotatiunum criticarum in ler- 
nionem de Maria Uenata Saga adverfus refponfa P. G. Gaar L. S. J. (Venet. 17;V2, 79 S. 4") los- 
ließ. Dies konnte freilich nicht hindern, daß im Frankenlande immer noch Ilexenprozeduren 
vorkamen; fo wurde dafolbft 1754 noch ein ISjiihriges Mädchen, und 17ö4 £u Landshut wieder ein 
junges Mädchen von Ii Jahren als Hexe hingerichtet, weil dicfclbcn augoblich mit dem Teufel 
fflndhaften Umgang gepfiugen hütlea. Zur Ehre des Fraukeulandes lei übrigen^ geiagt, daß 
ee dafelbft nlelit lauter Rezenlanatiker, fondern dann und wann anch erleuchtete firdnQthige 
Münner jx:\h, welche dem Irrwahne gehfUi;; auf di n T-eib giengcn. Vm- allen dürfen wir hierher 
den 171^ zu Neuftadt in WUrzburglfcbeD geborenen, 1776 au Prag als Tbeologieprofeffor 
t Auguftlnerpater Jordan Sfnon rechnen, welcher a. A. lingere Zeit au Conftant, Mainz, 
Erfurt als beliebter Pred{;;cr libtc und unter dem Ffeudonym Arduinu Ubbidente Dell' Üfa ein 
umfaffendes Werk gcgt^ry d;is Hexen niul 7aut»oi wclVu uufor dem Titf!: ,r);H ;,'r(»rse WeUbc- 
trügende Nichts, oder die heutige Uexcrey und Zauberkuni't'' (Frankfurt und Leipzig 1761) 
heran^b. An allemelfteD naehte aber der 1781 in Nordttrot geb. Theatinemdaeh Ferdinand 
Sterz1ni,'rr tf 17.'-"ß zu München) von fich rcfitn, Mclcherfiili >itinh (in>' von ihm 17G6 als Mit- 
glied der baior. Akademie gchultene und auch gedruckte Uedc von der Nichtigkeit de« Ilexenwefens 
vortheilhaft einführte, aber dadnreh aoeb in eine ganze Reihe von Fehden verwiekelt wnrde. 
Diefer U-mIc fol^'t<»n nerolieh gleich zwei Gegcnfchriften , die rine unter dem Titel: „Urthcil 
ohne Vorurtheil über die wirkende und thätige Hexerei, abgefaßt von einem Liebhaber der 
Wahihdt^ (d. L dem AugufHnerrotfnch Agncllus M&rz zu MUncheu), die andere mit dem Titel: 
nEnne Vertheidigung der tliiitigen Hex- und Zauberey wider eine dem hl. Kreuz zu Scheyern 
nachthciligc akadeiuilclio Knie (Ils P. Don renl Stt>rzinger (Inpo!ft;i(It 1766, von dem Benedik- 
tinerpater Angelus Miirz in Scheyern)/ St. blieb die Antwort darauf nicht fchuldig und gab 
diefelbe unter den Titel: „BetrOgende Zanberkuoll vnd trianende Hexerei, oder Vertheidlgting 
der akademifchen Kcde von dem gemeinen Yorurtheile der wirkend en iitid thätigen llexerey 
(München, akad. Buchhandlung 1767) ' Der fireitbarc Augufiiuer ließ aber mit einer Erwiderung 
niebt lange anf fich warten nnd ließ gegen den «freigciftigen' P. St, diefen «Abgefandten des 
Teafels", /r. nfelaadvokaten", ,iheol. Marktfchreier", ^Stiefeltheologen' etc. eine weitläufige Strrit- 
fchrifl unter dem Titel vom Stapel: , Vertheidigung wider die gcfchwulftige Vertheidigung 
der betrügenden Zauberkunft und träumenden Hcxcrcy, vcrfalTct von einem Liebhaber der 
Wahrheit (1767, o. Drnekort).-' Ein Benediktiner des Klofters Niederaltaieh, P. Beda Schall- 
hanimer ^latibtc nnch nifht zuriickbleibcn zu follen iuu\ Iciftetp 7,ur Vertheidigung dir Zauberei 
einen Folianten unter dem Titel: Differtatio de Magia nigra critico-bU'turicu-fcripturiltico-tlieu- 
logies (Straubing 1769); ebenfo ein ServttenmOneb Alexius M. PI an eh von Innsbruck, welcher 
fich mit eim r differtatio critico-fcripturica (17C7) vcrfuchte. Auch ein ReclitsgelelittLr Joliann 
Mich. Model trat in einer Flagfehrift ,Üh Ausfahrt der Ucxen wider den beutigen IIcxcn> 
ftünuN- P. Ferd. Stenloget* an Onniten des Hczenglanbens anf. — Aber auch Sterzinger 
iJehlte es nicht an Frunodon un<l (M iinnungsgonolTen; den Heigeu eröffnet ein Anonymus unter 
dem omimircn I'i« u(Iiinym F. N. 1! 1 o < k s h r> rge r mit einem fntyrilchi n „(tlöckwilnlVhnng^- 
fchreibeu" (gedruckt zu iStraubtng HtiT). Das ßcfte in der ganzen licerarifchen Fehde war wohi 
die Schrift: «Zwdfel eines Baiers Aber die wirkende Zanberkanft und Ilexeref (an den Leeh- 
ftrome 176H)." Aurli di r Bruder des An;rc<rriffi^ni*n .hü'. Ster/.iupt r («rfh. ITK» zu Innsbruck, 
t 1821 2U Palermo als kgl. Uberbibliothekarj , ebenfalls Theatinermünch, legte in einer anonym 
erfcfafeoon Satire: «Der Hexenprozeß, ein Traum, ersSblt von einer unpartelifchen Feder in 
Jahre 1767 •* eine Lanze für jenen ein. — Für SUddeutfchland gewinnt aber F. Sterzinger 
noch an Bedeutung durch feine Felule mit dem hinlänglich bekannten, namentlich anch von dem 
Dichter Schubart frharf angegriffenen Wunderdoktor Juhanu Joleph Oainer. AU ncmlieb 
die Gaßner'fchen Wunderkuren Inner grOlcre Dinenfioncn annahnen und derfellw unter ttOgo- 
WRrltemb. Vic-tcljahrshefte im. 20 



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306 



Beck 



henrem Zulaufe des Vo1k«s sn EllwAnffen OfTentlieb »Is Wandardoktor aoftrat, befohloS 8t, 

wcloln r ilirfcr Angelegenlieit Iclion Innfrc feine Aufiiierkranikeit ZHfjiMvan lt , «li r S.u lif auf ilin 
Ui'unU zu gehen und begab iich zu dic>rciu Zwecke, die weite Keife nicht ichtnieiul, ielbft oach 
Ellwatigen. N«ehdem «r di« Vorginge dftf. einige Zeit anfmerkntin beobnchtct, ^a-lan^te er zu 
der üebcrzeugung, daß die Gaßner'fehen Kuren nur eingebildete rcieu umi N -ic Jas Refnltat 
ffiner Beobathtungen in dem Schriftchen: „Die aufgederkten (iaßner'fcheii Wunderkuren ans 
authentifctien l'rkunden beleuchtet nnd dureh Augenzeugen bewicren* (1775) uicdcr, welches zu 
dem Berten gehört, wa» in dicfer damals viel Staab aufwirbelnden Angelegenheit gefchrieben 
worden um! h.ild auili in 2 vermehrter Auflage unter dem Titel: „'Heut thoilinip: der (^.ißner- 
i'chen Wiinderkuren von einem äeell'orger und Eiferer für die kattiolil'che Religion" herauskam. 
Wa» der Fonerkopf i^cbabart ofeht vemoehto, gelang dem nQebtemen, objektiv an Werke 
gehenden Thcatinermünche: lowohl die weltliche als die geiltliche Obrigkeit durch Sfs S. In ifft-n 
auf das Treiben Gaßncr's aufmerkfani gemacht, legten lieh darein und unterfagten I'ebließlich G. 
feine Wunderthätigkcit, worin denfelben fogar Jpater Paplt Pius VI. Recht gab. Stcrzinger'e 
letzte Sclirilten waren: ^Katechismus von der (Jeifterlehre (München 1783 bei J. N. Fritz)"; 
,St.'8 iiemühung den AIm r;;lanbcn zu ftlirzen (Miincin n bei Jof. Lendtru r, 17S5)'' , die itiiifang- 
rcicLXtti allor feiner Puhlikationcn; ,Dic GefpGnftcrcrl'cheiouugon — eine Phantafie oder Betrug, 
dnreb die Bibel, Vemunftlehre und Erfabrung bewiefen von — (KUnehen ebendafelbft 1786).* 

Nachdem wir l'o cinm tiinreichcndcn Kinidirk in dü fi' icirlilKilti;;«' nocli lanm- niclif rrfrliöpfte 
poiemifchc LitersUur gewährt zu haben glauben, kehrca wir wieder zum eigentiichcu Gegcaltande 
diefer Arbeit zurDck und g«b«D suirilelift eiinge (Jrfiebten aa» Jener graufigeu Zeit im XVI. 
nad ZVII. Jahrhundert, welche Sberall und hinter Allem nnd Jedem gleteh den Satan witterte. 

I»*) GONieh« md paiuliohe UrgioMiii Bwbam wtllKil Staiw MUIm« Zimmarniaim*» «Miier M. 

Iimtanawra WHib. 

So auf Freitag den 2f* .T.inii.-ii IfiW woi^pn de» Ilcxcnwerks, fn die Alf -virtliin allhier 
auf Tie ausgofagt. auch foult in gemeinem Gefcbrci gewefen, üum Gefängnis gebracht und her- 
nach auf Donnerstag den 8. Februar ermeldeten Jahre, In H. Hanßen Volmafen Kaebrichtera 
au Biberach (Jemach gefordert . und weshalb fic in Verhaft gelegt worden, vorgehalten, darauf 

fie und fonft auch in allco Gcbcrden argwühnifch lieh verhalten, iil alib des Orntten 

Zeichens wegen befiehtigt, und folches unten auf dem linken Sehuiterblatt gefunden worden. 

1. Sagt erftlich , es fei ungeßihr bei 17 .lahrCa, da fei fie vuu Ellingen au« heimw:irts 
ii.ic'li Ifanri ii sojrnnfrcii, In di in Holz rilier, dii- Tln^^ennn genannt, da fei der hfift' f^cift in Ge- 
ftalt eine» Bauernkneclits zu ihr gekommen, der habe Hände gehabt wie ein anderer Menich, 
Fiiße ala wie eine Gais, einen fehwarsen Hut und Pederbuiüßb darauf, aoeh einen fdiOnen Goller, 
als wir rirt T^aiicriikni'fhf nn^i^tragen, fie hei der Hand genonniirn und «rnfr^j^r, rr der Tjicifer, 
fiü l'ollc fein fein und leiucs Willens pflegen, habe aber folchea nicht thua wollen, fondcrn ihn hin- 
weggehen faeifien und gegei\ ihm vermeldet, fie habe Borge, well flo ein altes Wdb, er werde Ge 
nicht lieb haben, oder gut thun, er folle hinw^;gebMlt fei auch alsbald vnn ihr vcrf(d»wiiiiden; 
nicht unlängft nach folchem, als ile auf ihrer Wit-fe die ,Launciin'* genannt gegralet, da feie 
derbfife Geift abermals in obgedachter Geftait zu ihr gekommuu, habe ile angefprochen, feines 
Willens zu fein; ihr Alter auch fei ihm gar nicht verleidet, er wolle fie f« fchün lieb halten, 
als ein junger Gefell: d;irniif fir ilim ^-cfn^rt, wenn er ihr ivollc In liiilflic h A iii und ihr gute 
Tage verfchaffen, fu wolle fic es mit ihm halten, auch „uuder- u. obliegen" ; auf lolches He als- 
bald mit ihm die Werke der Unxueht lieifebiieher Begierden und Unlauterkeit volhtogen. 

2. N'ru Ii Vollziehung diefes unkeui'chen Werkes habe fie Gott dem Allmächti;:i n, M;iri.i 
feiner lieben Mutter, allem himmlifchen Heer, ihrem Ehewirth und Kindern abfagcn, auch ihrem 
Btthltenfel (der Lucifer genannt) verfprechen müifen, niemanden lieber tu haben, als ihn, nnd 
denfelben anzubeten; lie habe auch dies gethan, doch nicht mit Andacht. 

H Auf folches li.iin ernannter Buhlteufel ihr das Urutten Zeichen auf die linke Seite 
gegeben, datt lie das Blut heruack zu gehen empfunden; was und wohin er's gethau, fei ihr 
UDbevnfit; er habe ihr auch damal« in einem ziemlieb groien BIcdibltehBlein eine grQne Salbe 
und in einem Papier ein weiße» Pulver mit dem Befehl zugeftellt, dai fie mit der Salben die 



*) Der folgend« Ablefanitt, obwohl nach Ellingen nnd MUtelfranken gehörig, ftammt 

aus dem DeuHVhnrdenwi < lii% und hat wohl den llf xi nprozeffen in Mergentheim als Vorgang 
gedient, wt-shalb er hiti luit (ienelimigung des fruiikiielien BedaktionsauBfchuHes eine ätelle 
finden mag. 

(laufen — heuUutage Wurbuldshaufeu, früher Sitz der HciTeu v. llaufeo, prot Pfarr« 
dOrfckea 4 i<m ßftl. v. Weißenburg. 



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Hexenproseffe aus den SVInkifelieii. 



307 



Gabel l'cbioieren, daranf auflTabren nnd dem Vieh Schaden damit thun loUa, das Pulver aber 
Aitl ße aal die Frflebte und Waiden ßen and dfefetben ▼ergifken. 

4. Bekennt, wie daß lle vor 17 Jahren zu Geor)^ Zahn von Hänfen Peindfchat't ge- 
tragen; deswegen babe ihr der Tonfül eine dreizinkige Gabel gegeben, diefelbe auch mit der 
Salbe gefchniicrt, Icie darauf gercfl'cn und alfu feie He das einemal in einer ijamatagsnacht er- 
ineltcm Zahn in leinen KuhTtall gefahren, habe eine fchwarzblädlge Kuh mit d«r Salbe gefebmieirt 
uud hernarh «rnrittfri, ilaß fijl( lif auf näoliftfol^iji'ndin Mittwoch toftt ^'oli gcn ctr. 

5. Item l'fic Jic und mit ihr l^urcnz Mcthlieder«! Weib dem Hans, Bauern zu Haui'en, 
Tonil aneh der Lang genaDiit, in reinen Garten dureb dae Uebtloeh In den RoOltall gefofaren, 
habe niuii <>in rotbAiebfigee PlSerd mit der Salbe gefebniert, daS e» bebe wenige Tage hernadi 
l'terbea mUXfeo. 

6. Item anno 16T5 babe Ife efo Sebvehi gebebt*), fo bei S*/« Wodien kiank gewefen; 

als aber folchcs habe weder, fterben noch gofund werden wollen, liabe fie demCelbea tm IGeiwQra 

und Teofefsfalbi' ein^'i fjcbc'ii, dafi fclbiges geftia-hpn. 

7. item dem jetzigen Herrn Pfarrer zu lluuien liabu eine Kuh ein Kalb getragen; die- 
TeiAen haben Xle Weberin und Oeorg Wirtbs zn Hanfe» Weib geTebmlert und geritten, daA 
A>lehe wenige Tage hernach gcftorlirn. 

8. Item vor 6 Jahren, als lie ihre Schafe gefchoren, habe Tie folche gei'alzen, ehe man 
fie anf die Waide getrieben; nnn habe fie aber in einem SehOffelein ein Sals nnd Tenfelipalirer 
unter einander gerührt, dies einem Schaf allein gegeben : als es aber auf die Waide gekommen, 
fei folche» geftorbcn ; ehe denn der Hirt eingetrieben und diewcilen von erftgemeltem angerührtem 
Sals noch ein wenig überblieben, habe fie dies einem Lämmlein zu lecken gegeben, welches 
hernach gleich den andern Morgen geitorben. 

!t. Item (!(>!Ti alten Wirth allhier habe fie und delTcn Hausfrau fclbl'ten , fammt der 
SchlolTcrin vor einem Jahr ein Junges Hengftpferd nmgebracht; daafulbe habe gedachte Wirlhin 
mit der Salben an dem Hälfe gefetimtert, daS ee wenig» Tage hemaeh todt gelegen etc. 

10. Iteni habt' lle vor (" .Trifiren (Il-iii Hans .Tiiij^iTi zu ITaiiicn - (hinint fotncm jungen 
geftorbenen Weib l'elblten und diu Weberin ein braunes Stntenpferd mit der Salben gel'ehmiert, 
daß ea wenige Tage hernach geilorben etc. 

11. Item vor 4 Jahren habe lle und die 8ebioff«rin dem Andreas Stflraer allhie eine 
Kuh mit der Salbe gel'ehmiert und hernach zu Tod geritten. 

12. Item Georg StUrncrn, fcligcm gcwcAen neuen Wirth aJlhier babe Tie und Heinrich 
Igele von Hattingen*) Weib ein StatenpüMrd mit der Salbe gefebmiert, dat ee Ql)er wenige 
Tage darnach torlt polcfren. 

13. Itcni Peter StUrner von HOttiogcn fei ihr etliche Gulden nach Frilt auf feinem Gut 
fcbnldig gewefon; and dieweil er n« mit der Beaahlang etwas lang aufgehalten, derwegen habe 
(ie und ilir Buhlteufcl ermeltcm Stilrner vor 7 Jahren ein Keiplein zu Tod geritten etc. 

14. Item vor 2 Jahren habe fie und die .\ltwirtliin ein Teufelspulvor in eine SchfliTcl 
gethan, dasfeibe in Georg Fahlcrs allhier Kuliftall gcthan, dies einer Kuh zu lecken gegeben 
and hernach mit ihren beiden Huhlteufeln zu Tod geritten etc. 

15. Item vor G Jahren huhc fie Michael Märttin zu Ottm.msfHd') 2 Kühe um 14'/» fl. 
verkauft; als He aber vor 2 Jahren auf des Schafmeifters Wiefen allhier gegangen, und außer 
den gedaebtea Kühen allda eine gegraft, habe fle derfeiben ein wenig Pniver auf die Waide 
ppftreitt, foii^ davon gegangen: hcrnaoli lialic ihr crmelter .Virh. M-üttin gefagt, wie die lu>iiilirti^ 
Kuh in einer Stunde lebendig und todt gewefen; ob aber folche von dem Pulver oder fonft 
geftorben, willb fie nicht 

Iti. Jakob Frunckhen zu Ottmansfeld habe fio nnd Heinrich Igels Weib vor 8 Jahren 
einen verfchnittenen Ochfen geritten, daß er Uber wenige Tage darnach todt gelegen; ob er 
aber des Heitens halber geftorbcn oder fonft, wilTe lle nicht, 

17. Item vor 6 Jahren feie fie nnd ihr Bnblteafel dem Herrn J5rg au Obemdorf*) in 
diu Kuhftall fahren, allda He eine rothe Kuh, fo einen weißen Hala gehabt, milder Salbe 
Zwilchen dem Euter geichmicrt, daß diefelbe geftorbeu. 



*) Die .Scl'.uiinc find fonft eine Spezialität der englifchcn Hexen, während die 
deutl'cbcn es in der Kegel auf das Vieh, belonders anf die Kühe, abgefehcn hatten. 

llöttingen, prot. Pfarrdorf Laitdgcticht EUingcn 3 km öftl. von diefem. 

*) Schwerlich Ottmannsfeld, Landgericht Suisbach, fondem Otmarsfcld nach dem bair. 
OrlfehaftenverxeiehniB nach der ßeymannfehen Karte Ottaumnafelden 4 km nordttfti. v. Ellingen 
nar Gem. Köttingen pclwirif,'. 

*) Gem. Hüttingen, nurdi. v. diefem kleinen Weiler. 



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308 



Beck 



18. Item vor ungefähr 4 Wochen habe Tie Wolff StHdlein Schneider nllliier eine Kuh 
geritten, dafl diefelbe ein todtoi Kalb roD ihr geworfen. 

19. Ittiii vor 3 odor 4 Jiiliren fßi fie gegen Weißenburg Rbcr tli> Stadtmaiu-r oluio alle 
IlinderuDg dor liolien liätifer oder Städel io Georg Paurs Metsgers dalVilbft Kuhfull geCahrco, 
allita be! dem Lsden, da mao den Hift (rcTerendo so neiden) aniwitft, etoe Knh gefitaaden, 
H'elchc fio und ihr Buhltcufel geritten, daß das Kalb von ihr geworfen; dieTelben bab« Dan 
auch bei Ii Tagen aufgehoben und an eine Säule licnken müfl*en, feien liann geftorben. 

20. IteiD nicht unlAngft, als fie in dicfen Handel gekommen nnd näcliUicker Weile bei 
Ihren Ebewirth )d den Bett gtlegMi, babe der iMt fetnd Ae anl^weekt (doeb mvemerict 
ihrof TTanswiitlis), {jcfagf, er wolle - .in (inen Ort filhrun, da ihr kfln Schaden gefchphpTi foll; 
fic und Margaretha Lorenz Methlieders und Dorothea llans Laum Hausfrau feien dann auf die 
Barg bei den dritten Baom, allda ein Ttfeh mit Steinen anfgefchlagen nnd gedeckt gelUnden; 
ihre Buhlen haben Fleifeh und fie den Wein in einem ledernen Sack , fo He in des Wirths zu 
Haufen Keller genommen, dahin gebracht, das Fleifch gcgclTen, den Wein aber ausgetrunken 
und hernach getanzt, nach Verrichtung dcffen haben He ihre Buhlteufcl wieder beimgefnhrt. 

21. Item vor etlieben Jahren und nicht lange nachdem lle das Hexenwerk gelernt, fd 
fic in den Weißcnburg<>r Wald') auf tirus Wie<mabd, das Leberthal genannt, und von danncn 
hinauf auf einen Platz, der Beychell'tein genannt, anterfcbiedlich zu vier Malen von ihren Bohl- 
teitfeln xan Tanx geführt worden, allda viele Weiber, To (te nieht gelcannt, vnter welchen aneh 
die AUwii tliin allhier, I.oretiz MethfiediT^ von IlatiCfn TTaiisfian, des alten Webers Hausfrau daf., die 
Breaningorin von Weißenburg und dicMillkiin allhier gewefen, die Weiber einestheils Fleifch, 
die Anderen Wein und Jedes aaeh fdnem Vermügctt, fie lüier nicbti dahin gebracht; den Wdn 
haben fic ausgetrunken, das Fleifch gegeffen und manclie fo viel, daß fie gerne mehr gehal>t 
h.^tton; nach folcliem Imbcn fie getanzt; nnd aU die» ein Kndc genommen, den Teufel Bechen- 
Ichaft tliun mUTen, was fie von ihrer jiingften Zufammunknnft an gefriftut, 

SS. Ken vor 6 Jahren fei fie nwi ntt ihr Heinrieh Igel« von Hattingen Hanafrau, die 
alt Hf'flfin, fo geftorben, Sebaftinn Wolffen Fansfrau von HfittinicPn, die Müller Durel und Martin 
Pauren Ilnustr.iu, beide von Burbach'), die Keichardin von Hauüun oder aber ihre Scbw öfter zu 
Reppersdurf*), die PfaTTerm xn Hanfien unter der Linde dar. gewefen, habe Wein ana des Sehrelnera 
zu Höttingen Keller geflUirt, folchen und dann ,cingebichts flailch" (= Pöckelfleifoh) mit ihnen 
daf. hingebracht, das Fleifch gcgeCFcn und den Wein aus den Käntlein und filbernen Bechern ge- 
trunken, nach dem getanzt und ihrer Buhlen Willen gepflegt; aU aber folebes vorUber, habe He 
ihr Buhle heingefBhrt, bei ihrem Keller und Backofen eine gute iTaeht gewftufcht und vermeldet, 
er wolle fie wohl eine Wnle fitaen lalTen. 

Vom Wettermaehen. 

23. Item vor 10 Jaliren um die Kmte, als man zum Tlicil jjefehnitten, hahe fie und die 
Walburg Maurcrin von Bubenhaim*) ein Wetter bei der l/cowiefe gemacht, ihr Pulver und Schmiere 
dazu genommen, daOelbe dem bOfon Oelit gegeben; der habe es bt eine Domenheeke geworfen 
nnd fich dann in die Wolken bioanfgefchwungen; darauf tin großes Wetter mit Donoer, Blits 
und Steinen gekommen, daft aa von Weißenburg aua bia auf Böttingen daa liebe Getreide er- 
fchlagOD. 

24. Item yot 10 Jabron habe fle und den Dorothea Martin Panem von Rorbadi Hansfiniu 

ein Wetter bei Hochenftatt*) auf dem Berg bei der Linde gemacht, ihrem Buhlteufel ihre Salben 
gegeben, der fie genommen und in eine Ackerfurche geworfen; alsbald fei die Salbe auf und in 
die Linde geflihren, daß es glefoh gedoaaert und wetterleuchtet und geregnet habe, den lieben 
Getreide fchlechten Schaden gethanj fie habe folches Welter gemacht, weil daa Feld auf den 
Beigen trocken gewefen, daß es regnen und die Frucht erquicken foll. 

25. Item vor lU Jahren fei Ae und Heinrich Igels von Hüttingen Hausfrau nach Etten- 
ilatt") und TOD daanen die Wirtbin und alt Tbome Urfola mit ihnen nach Engelreutii*) auf eine 



') Weißenbufjjer Wald ein trroCer, eine Stunde weftlich von Eichftädt entfernter 
Walddil'trikt, welcher lieh' hu au diu ehemalige Keicli-^itadt WeiUcnburg hinsieht, von der er auch 
feinen Namen hat. 

») 7 km «ftl. V. Eningen, «cm. Ilundadorf. 

•j lies Gcppersdorf, Weiler, (iem. FOgonftall, Lande. Hilpoltftein. 

urot. borf fdw. von Weißenbuxg an der Bahn Ti-enchtüngen'Gaiiacnhaufen. 
Oberhoebftadt, prot Pfbrrei, 6 km. Olli. v. Weifonbnrg. 
"i piot. rfaiii i I.and^'er. Ellingen. 

') tngehcut, Kil v. Ettcnftatt, kl. Weiler nordl. v. Ettcnftatt 



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UexenproKeffe aus dem Fräukifulieo. 



grüne ligertc odci n.uMe gefahren, allüa ihre Teufelsfalbe und Pulver gcnomnien, die Wirthin 
ein Wetter gemacht, daß es lehr gedonnert, geblitzt, „geftayndt" und geregnet, und habe die 
Wirthin alfu gemacht, daß es den Ettcnftitttnern keinen Schaden thun, aber beiden Bauern zu 
Engvtrentb Alles vcrfchlagcn foll; nach folehem fei fic und die Wirthin mit diMUtder nadi Siburip 
(die andern ihre Gcfpielfn htinigL-faliren) in liur Meinung, der Frau Sfhenkin') oder anderen Men- 
l'chcn dal'. Schaden zu thun und zu peinigen, als lie beide dahin gekomnien, fei die Wirthia in 
die Oemleher ^efsbres, Jie aber an «ioeiD Ort« geftaaden, aii%ewartet, alfo daß ile ideht wlff«D 
kitnne, was ilie Wirthin fltr Sehadeo getfiaa; heraacbMea lie beide, fedednndi ibren Bublteafei 
heimgeführt worden. 

28. Item yor 18 Jabren babe fie md die Breaalsgerin ron WetBenbiirg tmd Wilzburg*) 

bei der Uofelau in dem Feld ein Wetter gemacht; und alfu der bOfe Geilt habe einen äteckeo 
gefpitzt, eine TLMifelsfalbe daran jrt'fchmiert, denfelbcn in den Weißeubur^'er Wald gefchUmgen: 
alsbald habe lieh das UewOlke aufgetban, es lehr gedonnert und geblitzt; ob ea aber gen Aich- 
ftltt*) oder auf da« Land daf. benittteifeg«iw<D oad Sohaden getban, «riffe ile niehL 

27. Item vor 10 Jahren habe fie die Altwirthin allhier, Brenninpcrin Weißenburg, 
und fremde Weiber, fo lic nicht gekannt, an Pappeobeioi in der Stadt, und allcmächft bei dem 
Schloß ntehtlfcber Weile eia Wetter nnd alfo gemaebt, dal es in das Sebloß foblagea and Scba» 
den thun foll«; die Wirthin habe dazu ein BQndel Pulver genommen, darin gcblafcn, folchcs als- 
bald in die Höhe gcfchwungen; das Gewölk habe fleh dann aufgethan und habe es gleich cr- 
febrecklich geblitzt, gedonnert und geregnet; es habe aber doch weder der Stadt, dem Schloß, 
noeb dem Feld keinen Schaden gothan. 

28. Item vor R .labren fei lie allein nnd ihr Huhlteufel zwifchen Stopfenheim*) auf die 
Kulcnhofer^) Brachäcker gefahren, allda habe der Teufel einen Stecken gehabt, deofelbea gefpitzt 
nnd mit der Salbe gefebmiert in die Lnft geworfen; alebald babe lieh dae QewSlIte anfgetbaa 
gedonnert, geblitzt, .geftaynJt-' und geregnet, auch dem Eulenbofe SeLaden gcthan; wie groß 
er aber gewefun, dies ici ihr unbewußt; denn wenn ile gleich fchoa ein Wetter machen, können 
fie nidit vllemal wiffcn, was es fltrSdwden fbne, bis fle ein folebes Ton anderen Laoten i'agcu 
bOren etc. 

2£t. Item vor (1 oder 7 Jahren fei ein großes dßrres Wetter gewefen und das gemeine 
Gcfchrci gegangen,wann es regnet, daii der Woia uui Spalt") und Weingarten') woblgorathen 
und wohlfeil wUrde; üerwegen fie and zwei von Spalt, die alte Ldfenveotterin nnd eiae, fo Ile 
ihr „gefchway" geheißen, fammt andern fremden Weihern, fo fie nicht gekannt, feien bei der 
Linde von Weingarten beraus, wie man gen Spalt gebt, auf Ofengabeln gefahren, zufammen- 
gekonmen , baben a^lda getranken, bernaeb mit ibren Bnhitenfetn ein Wetter gemaebt» daß et 

geregnet und Steine geworfen, doch den FrUcliten felileeliten Sehaden gethan ; und infonderheit 

fei eine von Spalt allda gewefen, die febr gebeten, man foUe der Früchte verfchonen und keinen 
Scbaden zufügen. 

SO. Item vor ctliclieii Jahren lei He und ihr Buhlteufcl in einem Holz, die „Kund" ge- 
nannt, wie man von Pteinfeldt nach Hejipersdorf) gehet, gewefen, wohl nuten in di!u H tl? habe 
der. Teufel eine Kluppen gemacht, das Pulver darein gel'teckt, l'oicho in dem Thal laiiaut mit 
der- reehten Hand aof einem Wieefleeicen in die H0he geworfen; abbald babe ficb ein febr er- 
fchreckliches Wetter mit Blitzen, Donnern, Regnen und Steinen erhoben, daß es von Rfipporsdorf 
bis gen Pleinfeld das Obft und Laub von den Bäumen gefcblagen, dae Gras und was es ange- 
trolTen, ertrinkt, damit folehee Niemand gebranehen kOnne, nnd babe fich folebes Wetter bei 
ReTfacb*) orwunden etc. 

ni. Item vor 5 oder G J.ahren habe fie ihr Buhlteutel zu dem Weißenburger Ziegelftadcl 
geführt, alida zwei Weiber, diu Breuuiugerin u ad Georg bauren von Weißenburg Weib, gewefen; 



') von QeTem, f.O. von Ettenftatt Die Schenken von Geyern waren in der Gegend 

angefeflen. 

*) Das alte Klofter, ipätcr Bergfefte r)ftl. v. Weißenburg. 

') Städtchen an der AUmllbl mit der Bnine der Barg der Herren von Fappeoh^m iwi- 
fehen Weißenburg und ElchltUdt 

*) k. Pfarrei, 0,,'> km wefll. v. Ellingen; Deutfchordcnsfchloß. 

*) wobt zu leiin Tlieilcnhofer. Theiletihoren , Landgr. Giinzenbanfen , 3 km weftl. von 
Stopfenheini. Einen Knlenhof kennt weder die Karte nucii das bayr. < »rlsveraeiduiis in der 
Gegend, auiier dem Eulenhof bei Treuchtlingen, der aber etwas weiter abliegt. 

**) die bekannte Hopfenftadt und Heimat Georg SpalatinB. 
an der frflnk. Kezat, 1 km OXU. v. Snalc 

■) L Gepperedorf, 5 km f,ß. von Fldnndd. 

^ 2 km n.4). von Gepperadoif 



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010 



Hiß. Toreiii fflr das wurtt. Franken. 



fie drei und ihre KiihttPiifcl mit ilinen feien in tios Aiirn(lllors WnlfUtMii gefahren, allüa der böfe 
Gcift eine Hand vull (ietreide abgelchaittcn, ein l'ulvcr darein getlian und lulelie« beides in gi3- 
meltes Feld greftraut; alabald habe fieh ein Wetter erhoben und das .Traydt*" (:= Getreide) w- 
rtlilapen; iliewoil os aber noch jun;; ;;owefon, fei folches doesthoils wiederum anfgeftandcn, doeh 
nicht io vollkomiuoB geworden, als anderes Getreide. (FortfetxiiDg folgt.) 



Bttrldit Aber das Tereiiisjalir 1882—83. 

Die Mitgliederzahl nnferee Vereins tft tmmer noeh im Steigen, ße betrügt 497 gagen 

486 im vorigen Jahr; dazu kouimen noch 19 Ehrenmitglieder; als Gnuiit i- >Ks Vereins mit aufier- 
ordi nfüt hon Beiträgen find ointjBtreten die Herren Heinrich und Kmlolf (ii aft/n Adelmann von 
AiitiluiAnu»felden in Hohenftatt. Leider wurde uns durch den Tod eutriileu ein b^iircnuiitglied, der 
als Germanin allbekannte Hr. ProfbOTor Dr. A. von Keller io TObtogen. — In der GerehSftsflUiriing 
haben Hch folgende Aendf nmprn orffcbcTi : Vi\r Hrn. Dekan Schmid in Hall, dcITen rcbcrfiedlung auf 
das £phorat io ächöntbal für den ganzen Vurein, bofundere aber für den Ualler Lokalvereio, i'(;hr zu 
bedaaeni ift, Qbemahm Hr. Gemeinderath Seboitzer in M«11 die Vtsevorftandfehaft; die Verwaltang 
der naturgefchit htlit licn Samnilunp d'n', Tlcri sni I'i ofi lTm- Bernhard und Reallehrer WeilTenbach, 
während fich Hr. Ephorua Scbmid mit Hrn. Stadtpfarrer Faafi in logelfiogeo in die Anwaltfchaft 
Kflnzelsau thellt. Die Anwaltjfebaft Hergenthetm, die dnreh BefSSrdernng von Hm. Dfak. Lenekner 
in Weikcrshrim /.um Pfarrer in Gerabronn erledigt wurde, übcmahni Hr. Stadtpfarrer Huxel ia 
Mcrpi'ntheiro und Hr. ScIiiiUphrM- Abclein in Creglingen. In den Ausfchuß traten außerdem neu 
ein die Herren StadtfcbultheiÜ Wunderlich und 8iadtbanmeifter Kolb von Hall. — An der Sitzung 
des RedaktlonsansfehaflRBS, welche am 6. Mai d. J. in Ulm Aattfisnd, nahmen ab Vertreter des 
VtTcins Theil die Herren Pfarrrr RolTert von Prirlilin^^en, Dekan U^ißler von Nt'iiiTj:'t;idf und Obcr- 
präzcptor Hafiler von Hall. Die dort gefaßten Befchiß/le wird da^ itatittifch-topographilche 
Borean rerÖffentKehen (f. oben 8. S65}. — Generalverrammlongen wurden tn dem abgelaufenen 
Jahre zwei gehalten, eine kleinere am 27. März in Hall und eine größere am 11 September 
in Kirehberg a. d. J, In der erfteren, die von H— 7 l'hr .Vbends dauerte und u. a. von 
8r. Durchlaucht Dr. F. K. von Hohenlohe-Waldenburg und von Uraf Itndolf von Adelmann 
bcfueht war, gab Hr. Pfarrer Halm von Großaltdorf ein höchft intorelTantes ClMrakterbihI uns dem 
fränkifchen Volksleben, Hr. Pf;incr Boflert fpi^n li tnlt Anlilmnn^ im iVine neueften IliolVInirco 
pDrei pia defideria' und »Die hiltorifchen Vcreiuc vor dem Tribunal der WilTenfchaft' tibcr die 
Aufgabe der hiftorifehen Verelae. In Folge der Debatte, die lieb daran anfehlofi, wurde die Be- 
fdlutinr. r»n;;erioriimen : Der Hiftorifche Verein für das württembergircho Frniikcn lidi.'ilt ileh fiir 
alle Fälle und jederzeit vor, Jlch feine Aufgabe felbft zu ftellen nnd erkennt die bisherige 
Thätigkeit des Hrn. Pfarrer BoflTert bei dlefer Gelegcnbeft (Mfonders an. Die Herbftverfanmlnng 
in Kirchberg, das fich feftlich mit Fahnen gerchmückt hatte, zeigt, daß die Entfernung von der 
Etfcnbahn den Pefuch der Verfammlung nicht becintiäclitigf ; (Unn es nahmen an derfelben gegen 
100 Pcrfoncn Theil, darunter Sc. Durchlaucht FQrü A. au Uohenlohe-Jagitberg, Graf von Soden 
nnd die Freiherren A. von Crailsheim in Homberg nnd von Enriebshanfea in AdVunftadt In dem 
fcliHn ijefchniürktcn Snale de» fürftlichcn SrhlolTps fprarh Hr. Pf'nrri'r p.ilTcrt iUicr Kirrlihorg 
und feine Umgebung im 12.— Iti. Jaiurbundeit, wies auf den Zuiammcnhang der itautiicheo 
HiniCterialen von Suis mit den Herren von Kfrehberg, d«n Uebergang KIrehbergs an das liohen- 
lohifehe Haus im 14. Jahitiundi it . dm Virkanf an die Rcichsftädte Dinkelsbühl, Hall und 
Kothenburg, den RQckkauf durch Ludwig Cafiniir von Hohenlohe 1562 und die kirchliche Ab- 
hängigkeit Kirebbergs von Lendfiedel Ua ins 16. Jahrhundert bin. Ebenfo erwähnt er die ver- 
fchiedeuen Gefchlechtcr , die auf Homberg faüen. Hr. Gemeinderath Schnitzer von Hall fpracb 
Aber Inkruftatiouen und wies gelungene Pro^KIl flf:T(lben von Uappolden bei Sulzdorf vor. 
Hr. Stadtpfarrcr üüUer von Waldenburg legte über die Nutzbarmachuug der Kircbeubüchor für 
Veretnstweeke lieben Thefen vor, von denen befondera die praktlfeben Thefon 4— g eine Debatte 
zwifchen dem Voi fitz. mlcn Hrn. l*rofeflbr Ehemann, dem Pcft rcnten, Hrn. Pfarrer BofTort uud Hrn. 
Dekan Kühn von Weikersheim hervorriefeo und den Bcfcbluß veranlagten: der Voriland uud 
die beiden QelAliehen BolTert nnd GOller mOgen Iteb mit einem beftimmten Seberoa fciefDr an 
die Diiizefanvereinc wenden. Den Bofchloß machte Hr. l'farrer Bihl von Gaggftadt mit feiner 
hoehft anaieheuden und lebfaaftea, dnreh die Erldärung der im Saal befindlichen Ahnenbilder 



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Ycrwaltungsbcricht 1HÖ2;83, 



au 



iinterAiUÄteii .ScIiildiTim},' <lrs Kin IiIm i r lloi ii bons in der zweitin Iliilfto des vorigew Jahr- 
huTidei ts, M iihfi er als Quelle iKiiiptlriclilich KalcmliMnotrrcn de? Fiirften Chrifiian Friedricli Karl von 
Hohculohe-Kirchbcrg benützte. Der letzte Wedncr machte auch den kundigen Filhrcr im ächloU, 
das trots der IVaiulokatioii dor HknptfamoliiiigiM oMfa Neaenftein doch iraeh manehef feliOne 
Hild in feiner < '>L'inf<Utcrninnilung, Tnanclies interefl*antc Stück in dor Nnttirnlirnfaminlunr; ciitlirSIt. 
Das MittagfQen, das dem Pul'Uialter alle Ehre maobte, brachte die Qblieben Tuafte; die Zeit bis 
nur TreDDung naeb allen WindriebtnnKen wurde durch gefellife Unterhaltung auf der TerradTe 
dea SeUoßgartens auftgefüllt. L)cr Ort der nächften Ilerbltverramnlung id KUnzelsau. 

In den während des Winters abgehaltenen Monatsvcrramminngen fprachen die Ilerrcn 
Profcffor Bernhard über das orgauirche Leben im Meere, l'farrer BolTerl (Iber den Chroniften 
Herold, l'rofeiTor EbemaDn über KaiAir Uaximilians I. Turnierbuch Freydal, Ober die Schlacht 
bei Heutlin^'iii nnrli der T'rarli« itung von Jakobfi ii uiui ilbt r P. Stalins württeivi1)( rt,'ifi Iif (Jc- 
icliichtc, Obcrrcallchrer Kacli über den Uri'pruug des tranzüiiiehen Volkes und delTen fipraclie, 
ProfelTor Raa^e Ober die Oefehiebte unferea BolenebtungeweTens bis atifs Oaslieht, wöbet er 

auch ('inen TlrilJcr T?iiij;ri-, Avu Flarchner Hicthiutiltcr, crwrihiiti' , licr 1^03 Vcrl'uclie mit d>'r 
Thcrmulampü anftelltcj tei-oer Lehrer Hüalein über das jUdiich-deutfchc Idium, Obcrpnixcptor 
Haßter Sbvt Berao^; Utrielm Verfueh aar RRcltltehT 16St5 nach der Korrel^ondena dea fchväWfeben 
Bundcaliaoptoiaiin.s riiidi Arzt von Augsburg, Oberjuftizrath Jeitter über den Krfankialprozeß 
{Tfeen llerni von I'achelbl von Geliag r<35, Poltfckrctär Kietile fiber den Urfprang und die 
Kutwiekliing des Purtwcfcns, Ffarrcr MPlIer von Untcrmüiikheiui über die OrtsgeJchichte von 
Mlnkbelm, Apotheker Picot Uber Heeralgen, Konditor Schaoffele Über die Fayeneelkbrik in 
Crailsheim, Oemeinderath Sehnitaer Aber ein fpanifehei Helden^lcht, Reallehrer Weiffeabaeh 
über das Braudjahr 1728. 

Am 17. Juni wurde ein Aoellog «ur Befiehtignng der lokruftatioBaftaUe nach Rappotden 
im Bflhierthal gemacht, w<»bei die nnt4.>r Leitung der HorrBD Scbnitaer und SehaaffelO ftaheade 
Ycrfucbsrtation allgemein befriedigende Refultate ergab. 

Durch Kauf haben wir erworben zwei Majolika-Platten, einen Glaekrug mit nibemem 
Deckel« ein ana Hole gefclinitztes Kruzifix mit Keliquienbehälter, eine Aniahl Ana Hotz gefchnitzter 
l'iiTiirt-n von eiiiom Oelht-r^' aus .Münftcr bei (Jaildorf, /aw-I Madonnen aus Holz gcfchnitzt, ein 
gothilches Käitohen aus Holz, einige gofuhnitzte Stuhllehnen, mehrere Fließe, eine römilcbe (?) 
Trenfe von der Saalburg und eine Anzahl MOnzen (bohenlobtfehe, wfirttembergirobe, eine veno- 
zlnniMu' u. a.) ; an Büchern AlVhbachs <'te(chifhtc- der fJrafen von Werthoim, rin foftalVhe P.ibcl 
von 1729, BolTerts Drei pia dolideria und Die hiftorifchcn Vereine vor dem Tribunal der Willcn- 
fehart, Gotzingers Reallexikon fOr deutfehe AlterthOmer, Jakobrene Schlacht bei Reutlingen, 
lA'ilt.s l'rkundcnlchre, P. F. St^llins Gclcbichte von Württemberg J, 1 und Die Keichskanzicr von 
Stumpl'. — Gel'chcnke kamen dem Verein wieder in großer Menge zu. Den ILillern und nächften 
Naebbarn von Mall iJt hlefür im Haller Tagblatt Tchon befonders gedankt worden. An diefer .Stelle 
danken wir vor allem Seiner M.njerLät dem K0nig, den fttrllliehen, gräflichen und freiherrlicben 
Gf^nneri) de*( ^'^ rciti.-», den Amtsverfammtungen in nnferem Vereinsgebiet, welche nnn lammtlich 
uamhaftc Jahresbeiträge an den Verein gelangen lallen, fUr ihre Beiträge und den Behörden und 
Vereinen, welche mit uns im Taufehverkebr ftehen, fDr die uns lugefandten Schriften. Zu den 
li-lzfori'ii ift nrii liiii/.n;:(;kii(iiiiicii r!i-i- NafTaiiilVlii- Vi-rriti fiir Natiiikuiide. AiiGt'nK'tii riiieeJicn 
wir noch unrerD Dank uu» lilr folgende Schenkungen: Sr. Durchlaucht Dr. Fürft Friedlich Karl 
XU Hoheulohe-Waldenbiirg für Hairer MaxImWana I. Tumierbueh Freydal, fSr zwei Sehriiten von 
Borch über das Schloß der Katolinger an der KIbe und das Bündnis mit Frankreich unter Philipp 
von Schwaben, .\ntogrnphen \<>n dei rpliragiftifch-genealogil'chen AnsTt-'Hunfr in Rellin, K! Jahr- 
gänge des Dumismatirch-lphragiltiiehcu Anzei^crä, das Dumismatifche Literaturblatt Nr. 1 — 15, 
die oumiamatircben Hittheilungcn Nr. 1 — U, Eutings Tabula seriptnrae bebraieae und einen Brief- 
befcliw erer von den Ktitnen der Tuilerien; Sr. Dnrrlilanclit dem Fürften Karl E'p'on von Fiirften 
berg für drei Schriften über Scbloßkapelle und Schloß Ueiligenberg von Lübkc, Martin und 
Weiobrenner; Sr. Dnrehlauebt dem FOrften von LOwenftdn-Wertheim-Rofenberg fllr eine Sehnidel- 
felder Frknnde von 1242, den Herren Freiherr L. von Borch in Innsbruck für deflTen Beiträge 
zur Kechtsgefchichtu des JUittelalters und feine Gefchichte des kaiferlichen Kanzlers Konrad, 
Pfarrer BolTert für feine Sehriften „Aua dem Wcinsberger Archiv in Oehringen' und .Drei pia 
defideria für die württembcrgifebo Gefchichtsforfchung", Verwaltnngitaktuar l'iirner in Wcikcrs- 
heim ffh* eine Markungskarte der Orte Schmerbach, Münfter etc. von 1774, Kaufmann K. diur in 
Augsburg für eine Urkunde von Kaifer Wenzel von 1400 und eine Schrift „Zur Käntniis des 
Horpitala in Scbwilbifch Hall* von 1798, Pfarrer Drflek von Waldbaeh für 6 Kümmern der Weins- 
berger Zeitung mit feinem Vortrag Ober Welnaberger Flurnamen, Prdherm von Eberftdn in 




312 



YerwaUaogsbericht des HiTt. Veroin« f. d. w. Franken 1882/83. 



Dresden für 12 Exemplare feiner „UrkniMilicheii NaebMge IV. Folg«* «ad 6 Exemplare fefoer 

„Heigabe zu dea gefchiilitliclren Nachrichten von dem reicbsritterlichen Opfrhlecht Ebt rfrcin", 
Kecbtaanwalt Krauß in Crailsbeim l'Ur Waffen und einen Scbädd aus den KetbenKräbern bei 
Crailehcli»: endlieli dem erofllienoglieh badifehev Konferratoriam flir Photographien von antiken 
Bronzen aus der ^'iußli. Iiadifthen Alterthilmcr-Saminlang in Karlsruhe, Neue Folge, Heft 1, der 
kOnigl. wOrttemberglfcben Archivdirektion für Band IV. des wirtembergifchen Urkundenbuchs, 
dem kOntfl. wQrttembergirehen Konrervatorium für Mayers Katalojr der kSnigl. Staatsfamrolung 
vaterländifeher Kiinft- und Alterthumsdenknialc I. Abtheihing, und dem königl. wiirtteinbcrgifehen 
ftatiftifrh-topog-nphifcbcn Bureau filr Marten», Opfchicbte von Ilulicntwii l, für die Befchreibnng 
des Uberanits KUnzcbau, für die Karte von Württemberg in 4 Bi.'ittem und für den Jahrgang 
l&BS der WQxttombergireben Jahrbüeber. 

Die Prüfunjr dor Rechnungen des Hauptvereiiis fowohl als des I.okalvereins wurde 
durch Uaßler vorgenuwmen und dtefelben richtig gefunden. Die Einnabnion des Lukalvereios 
mit 171 Hark rflhren von dem Exttabeitrag der Amtskorpuratton Hall und den erhöhten Beitrigen 
der Baller Mitglieder her, die Ausgaben von der Erhaltung und Reinigung des Lokals der Samm- 
lungen, von der Vermehrung der naturgefchiclitlichen und von Beiträgen zu der hiftorifchcn 
Sammlung und zur Bibliothek fowie von Infcraten. Auf berundeien Wunfeh kommt in Folgendem 
eine von unrerem KaiTier, Hrn. ^eb«n«brer Fahr, geAellte (bmmarlfebe Ueberltebt der Einnahmen 
nnd Ausgaben dea Hanptverelos: 



A. Elnnabmen: 







41 -4 




... 86 , 


71 . 




... 207 


86 . 




... 170 , 




5. „ , einzelnen Mitglieder . . . . 


. . . IHÜ , 


20 , 




... 18 . 




7. Erfatz von rnrtnnn"lagcn 


... 37 , 


80 , 


8. Krfats einer Rechnung durcb den Lokalverein . . 14 . 




Summa 


. . . 1 790 Jt 


90 -4 


B. Ausgaben: 










C6 4 




. . . 1089 , 


10 . 


3. Andere Vereine, befonders Lokalvereino . 


. . . 181 , 




4. Bibliothek 


... 138 „ 


33 






31) ^ 




... 27 , 


r>o 




... 2ü , 


75 , 




... 79 , 


85 , 




... 28 . 


77 . 


Summa 


. . . 1711^75^ 


Anigleiehnng: 








1790 «A 90 ^ 






1711 - 75 . 




Bleibt als Aktivreft 


79 15 w| 





Haßler. 



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R. e i r t. e r.*) 



Aachen li2. liL 
Aalen 02. 2Ö2. 
Aarbcrg, v. 53. 
Abel HL 

Abt, C. K. aZ f. im ff. 122. 
230 ff. 

Felic. III ff. 222. 
Abtsgmflnd ^ 
Ach 23 f . 22fi. 
Achalm ML 

Gr. V. üß. 259 f. 215. 2110. 
Ackermann 31. IM. IIL 
Adam 21üL 
Adam, A, E. Ifil ff. 
Adam, Jerem. Mi ff. 
Adelberg, Kl. 2üi. 22iL 21L 
Adelharz, 2aL | 
Adelraann v. 2ßL 268. ' 
Adolf V. Naffaii, Kön. 5. 22fl f . 
Affennoft 222. 
Ahtisberga läS. 
Aich 2lifi. 

Aichelberg 108. 2TL 

Aichenrain üiL 03. 

Aichftiiit 2l»Sx 

Aier 2M. 

Aikelin 2fi8- 210. 

Aingehiirne = Einkorn. 

Aiftegcn - l.öwenthal - Baum- 
garten, V. 

Alamannen 221 22*i 2SI f. 

Alb 2. 2iL iüL 'ÜL 2i2 f. 2filj. 
2I1L 28Ü. 

Albeck 95. III. 2I£ f. 

Albcrti, V. lifi. 

Albertus Bohemus 112. I 
Albrecht, Kaif. 12. 212. 
Albrecht, L. UM. ' 
Albuch ai ff. 2ül ff 
Alchiagin 221 f. 
Alczhufen I2S. 
Aldenbergcr IBL 
Alfdorf ICa. 

Allerheiligen, Kl. 220. 22£L 2S5. 
2IA. 2Zß. 



*) Bearbeitet von A. 



Allefchwende 222. 
Allfeld, V, liti. 
Allgäu 22ü. 220 f. 2a2. 
Alpen 222. 

Altaich, Herrn, v. 142. 
Attenberg, abg. äS. 63. 
Altenberg (OA. Gerabrunn) 262. 
Altenborg III. 
Altengiengen Sn<>- 
Altengifelingen 213. 2iSL 2Zfi. 

Altenhoievelt (Altenhullfeld) 
299 ff. 

Altenftadt 2i3 ff. 2m 3UQ. 
Altcnflcig liL 
Altcithilmer 265. 
Altheim lÖÖ f. 259. 
Altnuifra 29L 
Altfchmidelfeld 52. £3. £9. 
Altshaufen 2äL 292. 

•Veringen, Gr. v. 211 f. 
Alwig laü. 
Amadea 2äSL 

Ambra (Ammern), v. 2M. 
Amlishagcn 1^ 
Ammann 121. 222. 
Amrichshaufen 2fi7- 
Andeck 107. 
Andrea 149. 
Anhartes = Einharz. 
Anhatifen Sß, 2ÜIL 2GL 
Anwandin- J'JÜ. 
Apfelbach 212. 
Apian 225. 2ÜL 
Appcrtshofen 144. 
Arbon 221. 
Argen Iti f. 
Argengau 22 f. 
Arlapus 22 f. 
Arlt, V. 133. 
Amach 223. 
Amclt 22L 
Amholz 2aL 
Arnim IL 

Amftein, Gr. v. 255. 
Ingelbrocht 



Artzt 
Aich 21. 

Afchaffenburg 212. 

Afchbach 112. 

Alpcrg 1. iL LUL 2au. 220, 

Affesberg IM. 

Auerbach 2fiS. 

.A.uemhofen 22. 

Aufhaufen lÜS. 139. 

Aufheimer 1£Ü. 

Auffeß, V. 3Ü1 • 

Augsburg 2iL Ö4L ÖL £iS. Sfl. 

22fi. 25L 2M. 22U. 
Aulendorf 2^ f. 

Baader ÜS. 

Baccane 25Ö. 2ßL 

Baccoff IM. 

Bach 2Ü5. 
i Bache, vom 12L 

Bacheuftein 92. 150. 

Backnang 1. liL 211L f. 25ü 
j Backnang-Wolffelden, Herren v. 
2fiL 

l Bacmeifler 222 f. 
I Baden 8ß. 132. 252. 
Baien furt 220. 

Baiern f. 120. m 12IL 220. 
Herzoge v. 2L ISL 1S5 ff. 
220. 

Baiershofen, v. 144. 

Baldeck IM. 

Balgerhain, v. 130. 

Biilglieim, v. 95. 

Balingen III. 203. 

Balkheiroer 159. 

Bamberg 21. 11 ff . ÜL 23 ff. IflL 

112 ff. 24L 255. 232 ff. 
Bantlin Iii 
Bantlin 203. 
Banzenreiife 225. 
B.arabain 221L 
Barabaifch 222. 
Bar ab an 222. 
Barack 11. 



314 



Regifter. 



Baral bSL 
Barblenbach '^4v> 
Barchel liL 
Bärenthal 259. 
Hiircnweiler '2^29. 
liartflftein, v. 128 f. 
Bartliolomäi üa. 
Bafel 53 f. 12L 
Bafeler Vertrag lÖL 
BalTertnann 11 f. 
Batcr laO. 
Bauer, Fid. v. iJfiS. 

IL 35 f. lAl f . 253 ff. 274 ff. 
232. 

Marie 2211 
Baticnijfirg f. Waldburg, 
Bauernkrieg 3ü. 265. 
Baumann 22. 2L 51 f . 
225 f. 2211. 222. 25B f. 2(>r>. 
2fib. 2iiL 23SL 
Baumburg 265. 262. 
Bayerhöflo 62. 
Baz IMj. 

Bebenburg 1^ ff. 
Bcbenhaul'cn 26L 2ää f. 
Be(ö)bjngen, v. 2fi, 2I1L 
Becher lü. 
Bccheriehcn '2'ir>. 
Bccilinisrati 225. 
Beck 2Ü ff. 2il ff. m. ff 
Beichlingen, Gr. v. 12. 
Bcilltein fi. 112. 201 
Beiitkofcn 2211 
Bcmbcrg liiü. 
Benediktiner 2»).'>. 
Bengel m 
Bentzer IM. 
Berchtesgaden 14-i. 
Berg (Ravensburg) 221. 2li2. 
Grafen v. ÜL LUL 22L 2Üä. 

Bcrgatreute 22iL 
Bcrghaulen 1112. 
Bcrghiilcn 
Bergmann 285 f. 
Kerg-Schelklingen, Gr. v. i 
Beringen, Ki. v. 220. 
Bermaringen 266 f. 
Beriihau fcn liL liiL liMi. ääL 222. 
Bernheim, Hh. v. l-'i^ 
Beroa 252. 

Beruldingcn, Gr. v. Ii. 
Berthold v. Zwiefalten t>7H 
Bertle 222. 
Bertfeh 26^, 
Berwiß 225. 
Benghcim 110- 
Bcfoldus llü. 
Betmaucr lg. 266 f. 



Betten reute 12Ö. üHi. 
Bcuron 265. 

Beutcisbach iL lilL IM. 2üL 

275. 281>. 297. 
Biber 311, 

Biberach, UA. 223 f. 

St. afi ff. tä2. m ff. m. 

221 22ü. 222 ff. 
Bibersfcld 2152. 
Bieboz, v. 130. 
Bietoiiweiler f. Hirhtenweiler. 
Bietigheim 110. 
Bilfinger 260. 
Billgrin 1*. l'ilgriuie. 
Billingsbach 
l^iluvingcr 12iL 
Biiaein 112. 12Ü. 
Bilversheini 14B. 
Binswangen 2L 
Biquelin IM 
Birhtenweiler 22ä. 
Biffingen lllL 
Blamont 122. 
BLinkenhürn 1 10. 
Blaf-ar ( er) 232. 
Blatten 21 
Blattncr 222. 
Blau 23 f. 

Blaiibeuren, Herrfch. 1116. 
OA. 223 f. 

Kl. u. St. 23 f. 2Il f. 26. 
im. 1S8. 27«. 
Blaiienfteln 24. 27. lOfi. lOM. 
Blaufelden 152. 
Bleibinihuus 104. 
Blittersdorf, Frh. v. 12. 
Blücksbcrger 30f). 
Blonhofen 225. 
Blönried 225. 

Bloures, <'uria (Plarloh) 2S1. 
Bhidenz 22i5. 
BInmenhauer ü2 
Böblingen, OA. 22 ff. 

St. mi. liüi. 

Bocer Stfi. 

Bochesberg 15iL 

B<»ckliu V. BOcklinsau lüL 112. 

Bocksberg, v. 143. 145. 

Bodelshaulcn lllL 2fi(l 

Bodclähofon UiSL 

Bodenfee 22 f. 82. üfii 

Bodman, v. Sü. 

Bodnegg 221. 

Bocnftcin, iL v. 22. 

Bogenwiler 128. 

Böhmer Iii 51. Ii2. 22iL 'iriis. 

BOhringsweiler 110. 256. 
I Bölgenthal liL 
I Bülltem 12L laiL 



Bundeli v , Julie 113. 
Bonelli 3111. 
Bonlanden lotS. 
ßonnet 

Bopfingen tüL 
Bofch ißa. 

Boffert 2L 22 f. SIL 21J ff. 2a ff. 

12« ff. Ii2 ff. 152 f. 253 ff. 

262.. 2Ü5 ff. 268 f. 211^ 2IÜ. 

221 ff. 
Böttiger 112- 
Bottwar 203. 
Biackenhcim 1 10- 
Brahsberg 
Bradil 2^ 

Brandenburg 85. 5i2 ff. HI ff. 

I7«i f. 195. 2r>4. 291. 
Brauneck 2iL 
liräuuiäheim 215. 
Braunsbach 112. 
Bredclin 2aL 2M. 
Bregenz 221. 

Gr. V. 2LL 
Breisgau 2611 

Gr. V. 25L 
Breitenbaeh, v. III. 
Brcitfchwerd 21Jä. 
Brentano 1113. 
Brenz, 2liL 

Hich. 2111 f. 213 ff. 
Brenz, Jobs. lüL 
Brettach lliU. 

Breyer lül. IIS. 122 f. 211i f. 

2ik 211. 216. 21L 
Briacli 225. 
Brie li^lL 
Brixcn 225. 
Bröckingen 611. 
Broll 2Ü5. 
Bronnbach 14a. 
Bronnwcilor 261L 
Bruchei i (Brauchk ) 21S2. 
Brunetti 2M ff. 
Brunner 22 f. 
Brunuer, Haus 221L 
Bubenhaim iU)8. 
Buc 2fi2. 
Buchau 12L 
Bücher 2fi7 
Buchhorn 207. 
Buchon ü. 

Burk 51 ff. 15S, 223 ff. 2fili. 

2ai ff. 
Bueron, v. 122. 
Buhl 21iä. 
Biihler, fl. 152. 
BUhler, Pet. 222. 
Buhraft (Buohr ) 225. 
Bulach 122 ff. 



Kegiftcr. 



315 



Hunz IfL 

Uu«)rai, 1'. d. (o\g. 
Ituracii 22SL 
Burckhardt 21L 
Büren, v. 250. 2liL 
Bürg HJIL 
Burga 13L 

Burgaii im 20Ö f. 
Burgrtall im. 
Burgwang ^ 
Burladingen, v. 12L 
Barren 2i3 <. 
Burron, v. l:ia- 
Burs (Biirs) 22. 28fi. 
Bih ft 2aL 

Biirfton (Bürftcnj 2äL 
Bürtzunftein. v. 2lL 
Bufeck 1. vgl. Tiileck. 
Buffen IM f. 
Bußuang, Frb. v. 53. 
Butrich 22fi. 
Buterichlehen 22fi- 
Buzerciner 220. 
Bvok 121. 

Calfrcifen 281. 
Califtuii üü. 
Calplion = Karpfen. 
Calw HL 

Grafen v. IfiÜ ff. 2M. 2&j ff. 
275. 2aL 223. düL 
Camerer 2fi9. 
Candehona de 142. 145. 
Cannftatt 3. IM. 202. 2fig. 
Caftlan lä2. 

Cafpart 25. 1112. 25^2. 2li ff. 

Caftanei (Kältenholz) 2S1. 

Cateau ILL 

Catena de li2» 

Ceilarius T. Keller, Dan. 

Cham ÖÖ. 

Cham, Gr. v. 31 f. 

Cham = Vobiirg, (ir. v. ff. 

Chirj)hendorf 253. 

Chrift 22L 

('laus 22Ü. 

CIeß m Uli. 

Collmann 62. 

Corres 5i ff. 

Cotta, Chr. Fr. lüL ITZ f. IMO. 

J, F. Uli 2<Ä 
Crailsheim IftO. 

Herr. v. ü2. 14fi ff. 
C^rapah 220. 
Creglingcn 3iML 
Cropf 153. 
Cuono 282. 

Dahlmann 13. 22U. 
Dambacber 143. 



Dannecker 2ti2. 

Danz lllL 

Dapfen, v. 2L 

Datt 8L Sa f . 

Dauchltein Iii. 

Degcnfeld, v. 2fi. ^ 

Degenfeld-Sphont»m-g,Gr. v.245. 

Degerloch 2fU f. 

Deggin^en 215. 

Deinesberg 1.^)8. 

Delrio 213. 

Denfer 223. 

Derendingen 2ä3. 

Dettenhaufen 15. 

Dettenrieder f. Abt. 

Dettingen, äehloßberg bei ilL 

Dett Inger 65. 

Doiufcbordcn 247 

Dcvricnt lü. 

Dichter 2üfi. 

Dicke bei der 1H- 

Dietenhofon, v. 3QiL 

Dietcrich 2füi. 

Dietmans 222. 

Dietmannsweiler 221L 

Dietrich 20 f. 21fi- 

l»iez an 

Dillingen, Gr. v. 22. 25 ff. üiH, 
Dilsberg — Dllreu UL 
DinkelsbUhl 82. 
Dirbehain t^O 
Ditzingen lÜL IfiL 
Döffingen 2. lüL 

Doli iia. 

Dollinger 30. LUL 211 f . 
Doroeneck 1 10 

Donau ao f. 02. 222. 2fi5. 22S. 
Donner 2üIL 
Dop])eU'cliwand 2ti2. 
Dorisnäft 22L 
Dormettingen 252. 
Dornbeim, v. 1511. 
Drachenluch 212. 
Drackcnftein 213. 
Ducange 55. f. '3ai>- 
Diinsbach HiL 
Dürbheim, v. 2fiL 
Düren, Hh. v. U2 ff. 
Dürrmenz 110- 
Dußlingen 2üiL 
Duvernoy H. f, 

Ebbo 23 f. 22 f. 303. 
Ebclsberg 
Eberhardzcll 223. 
Ebersberg 102. 123. 
Eberftcin, Gr. v. 2.'>5. 
Ebingen 120. HO. 
Ebnetneft 22L 



Ebrach 145. 

Ebrard 210. 

Eburesberg 158. 

Eck« d. L Eckhof 2ää. 

Eckoler ( cler) 123 f. 

Egen hau Ten HL 

Egilsvcndi = Allefchwcnde. 

Egisbcrgun 

Eglofs 22fi. 

Graffch. 22. 
Ehemann 2äL 
Eheftettcn. v. 2fiL 
Ehingen 223 f. 
Ehningen 107. 
Ehrmann H).'^- 
Eibelftadt 1Ü2. 

Eichfiädt m. lÖL m 230. 

301 ff. 
Eierneft 22L 
Einhaldcn 227. 
Einharz 22L 
Einbolz 2äL 
Einkorn 22L 
Einthflrnen 223. 22L 
Eisbach fiL 
Eisbohl 213. 
Eifenharz '2-2ti. 
Eifenmann 62. 
Eislingen iUL 221. 
Elchiugen 31. 
Ellegg 225. 
Ellerbach, v. 21. 
Ellingen 211. SÜli. 
Elimcney 22iL 
Ellrichshaufen, v. 159. 
Ellwangcn, OA. 266. 

Kl. u. 8t. 58 f HL ISa. 

2fiL 300. 
Pfd. 225. 
ElfaD 221 f. 
Eltcrshofen, v. 6L 
Eltingen 251 f. 25ä. 
Emde 221L 
Emerkingen 127. 
Emmelhofen 226. 
Enderle 38. 
Engelreut HOK. 
Engelshofen, v. 2i»5. 
Engenrente 22ä. 
Engftler 222. 
Enuentsriets 2^ 
Enfisheim 2r>fl. 
Enslingen, v. liiü. 
Entringen 26L 
Enzknfen 226. 
Eppte 231. 
Erbach, v. 22. 
Erbardt 2ii2. 
Eriskirch 225. 



316 



Hcgifter. 



Eritgau lüH. 


FörlUiuiann 225 ff. 201 ff. 


Gaildorf 52 f. Iii üL 


Erkcnberg ICJ. 


Forftner 209, 


Gailingen, v. 159. 


Erkenbrcchtslioren ÜL 


Fraas 2li5. 260. 


Gaisburg, auf der III- 


Er fingen 147. 


Frag 2aa. 


Gaifier 122 f. 


Eningen 221 f. 


Fragcnftein 2Ü3. 


Galametelle 2ä5. 


Elcliie 22L 


Fragftcin 202. 


GalamazOle 2S5. 


Erchi(n)n]08, j. Mciifchcntnuo». 


Frank 122. 


St. Gallen 22 f . 51 ff. 13£L IM. 


Efchon 22L 


Franken 6. öü SIL 212 ff. 262. 


Gaiuesfeld 152. 


Efclsberg, v. H'A. 


2fiä ff. JJÜl ff. 


Ganal 22ä. 


Efelsburg läiL Uü. 


Frankfurt Ifi ff. bl f . S5. 1S2 f- 


(rantenwald 63. 


Eskingen, v. 'JQ^ 


laä. 226. 


Gaßner 305 f. 


Eoig 2L m 


Frana IQJi f. 


Gatfchet 55. 


Effingen 25. f. 


Fra8cc(n) 2Hö. 


Gayler 22Q. 


Eßlingen 2 ff üL Ö2. lÜi 12iL 


Fraftenz 285. 


Gebersheim 2.'>j. 




Frauenberg 106. 


Gebfcdcl, v. m 


Ettenhaufen m. 


Fraiienthal 2iHL 


Gcggingcn, v. 122. 


Ettenftatt 2üfi. 


Frei 222. 


Gehringer 15. 


Ettisliot'en 225. 


Freiberg, v. 22iL 


Geichfendorf, v. 150. 


Etubon 172. 


Freiburg 222 f. 


Geierneft 22L 


Enlenhof 'ML 


Gr. V. 212. 


Gcifert«hofen Iii 


Eulcr '26o. 


FreiidcnUadt 2liL 


Geiger, L. 21L 


Eutendorf 6<i 


Freiidenftein 110. 


S. 222. 


Kyb 21Ü f. 


Frcundsberg, v. Qü, 


Geigerneft 22L 


Eybach 21j f. 


Frey IM 


Geigersncft 22L 


Eyferbuig 110. 


Fricker lüL 122. Iiä2 f. 122 f. 


GcifelAein 21fi. 2ZlL 




206. 211i. 


Geislingen, OA. 215. 


Faber 'Ml 


Frickingen, Gr. v. 274. 


St. üLL m m 212 ff. 


Kabri 132 ff. 


Friedhartes wilarc 226 (Friedach) 


2liL 213 ff. 


Falati 222. 


Frido 22Ö. 


Geislingen, v. äl> 


Falkonftein, Bg. äL lOK. 


Fiiecke 3S. 


Geinniingen, v. 2L 2Ü2. 


Hh. V. 22. ai ff. 


Friedacb 225 f. 


Geiiguubach 2r->7. 


Falkenffein, l'.N. SLIS. 


Friedrich L 50. 25i. 2IL 


Gengcr 222. 


Fallati la f. 


II. 22. nS. 221 f. 


Gcnkingen lOH. 


Farrenberg 107. 


III. LL mi ÜhilSL 


St, «Jeorgcu 250 ff. 2l2S» 223. 


Faiitsbcrg LLL 


2aa f. 


Georgii 153. 


Fchleircn 2Zü. 


Friedriclishafen 267. 


F. fl. 21G, 


Felben 22L 


Frifchlin 2!i<L 2Ü2. 


J. F. Iii 


Fclkovar 22fi, 


Frobiirg, Gr. v. 212. 


Geppersdorf dUS f. 


Feltcrbacl) 22L 


Frocwin 13U. 


Geiabronn 118 ff. 


Fenken 2ÖL 


Frnlich 251. 


GerenbruuD ü3. 


Ferdinand L IM. ülä f. 2113 f . 


Fronhofen Ü2. 


Gerhaufen 23 ff. 22. IQfi. lUäi 


Fetzcr Ifi. 2L 


Frofch latL 


Gerlachshcim 2L 143. 


Feuclitwangcn l.">0. 159. 


Frubrechtshufen 2iiL 


Geroldscck, v. 52. 


Feurcnrooos liiiiL 


Fuchs SIL 


Gervinus LL 


Ficker li2. 


Filger 2fi2. 


Gefees IHM. 


Fiel 222. 


Fulda 1Ö3. 


Geßler IfiL 


Fildcr 2Ii3. 


Fulgcnftadt 12£L 1311 


Geftineshufen 222 f. 


Fils 2i2 ff. 


Full-on (-um) 288. 


Geyern, v. 3Ü2. 


Filnaannsbach 226. 


Funck 2IL 


Giefel 2ä2 ff. 


Finkenberg III. 


Funcko (Funk) 2B2. 


Giengen 32. 2L ML 


Firft. Ilh. V. 2ii8 f. 


Furdcrcr 129, 


Mkgr. V. afi f. 


Fifdier 153, 


Farftenbcrg 122. 2Ü1. 225- 225. 


Giefebrecht 22 f. 253. 292. 3Q2. 


Fifchcr, H. 1113 f. 2iL 


FUßach lüL ' 


aiM. 


J. G. m 




Giggclhirn 22L 


Flcchia ö5 f- 


Gaar IMh 


Gingen 212. 2Ü< 


Flock 22iL 


Gabelkovcr 270, 


Girsncftle) 25L 


Flockenbach 22fi. 


Gafgair 28fi f. 


Gisbert ISL 


Forchtenberg 267. 


Gagerer 233. 


Glaron 2&L 


Forft 9(L 220. 


Gage(i)r8 2^3. 


Glattbach, Ilh. v. löQ. 



Regifter. 



317 



Glaltbach-Rofiwag lifi. 


Gug( lOInnberc 227. 


Hauff 269. 


Glehuntarc 299 


(i iifyiiliiiiirrp 2;?7 


Haut 13. 

&l4**td^ ^^^^ 


Gloißenburir 108 


Gullen 226 281 


C. F. IfiS. 


(ilcmsgan äü ff. a02. 


Gaitlingon, v. 1. KHi. 


F. 2fiü. 


(Jlor 2aL 


GiindcrL E 2i3. 


Haufarh 22'» 


Glur 2SL 


IL 270 


Haufen (a. d. Fils) 212 f. 


Gmünd 2. üJL lü. 32.- 8fi- IM. 


Gtinningen STiä. 


V. 259. 


2fi7. 


Gunther 122. 


Haufen (i. Baiorn) ."tOfi 


Qnadcnthal 2fin 2fiL 


Günther lal f. 


Haufen, Hh. v. »06. 


Godekc 22. 


Günzbnrg Öl- 


Hausleutner 120. 


GOiis 2ä5. 


G Unzeiburg h>h. 


Heberle 23fi. 


Goggles 2Sa. 


Günzkofen 22ii 


Htcker gO^ 


Goldaft ISa. 


Gur(in 2äSi 


Heefe 26. 


Goll(e) lllL 2Ö2- 


Gilffen (v. GnOcnftadt) EIL 33. 


Heerbersr 5Q ff 63 


Oünningen 


31. 2liL 


Hefner, v. Zl 


Goppelt M. 


Güffonberg llJfl. 


Heeau 82. 


Göppingen liVL IM. 2113, 


Gutenberg lüE 212. 


He«'? 1 maier 269 


2fiL 


GOterftein \V2. 


Heidelberg 16. 127. 


Gorheim 2t>5. 


Güttingen, v. hl f. 


Heideloff 1S3 iM 


Göthe 211 2IL . 


Guttinger 12ä f. 


Heidcnfeld 146. 


GOtzis 22^ 


Gwefcn, .ibg. SÜtL 


Heidenheim, 106. 108. 


Göz 2Ii2. 




Hcider v. 23Ö f 2J3. 


Graben ftetten 102 f. 2ÜL 


Hang 2Uä f. 


Heilbronn 1S3. 267. 


(irabii, Gr. v. 2Cß. 


Haag, 2L 


Heiligcnbronncr 21.*^. 


Grafeneck lo7. 


Habichtacl't 'J^T 


HeiUbroun in 1-t'i :U)1 fUH 

ftAvJl<7*/t Villi l'lJ . ± 1 a / 1. » tJ^ J*y ^ 


GraiDfchatz '2t^7. 


Habsburg, Gr. v. 


A A ^ 1 S ^^^^^^ 


Orafer IMii f. 


Habslbal 129. 


HcfiDcrdinfccn 101, 


Graß 2;ÜL 


H.icc 269. 


IToTTnnhpim 1 07 

■ I V ( Hin Ii V 1 III ^^^j 


Grslter Hiä f. 


Hagmann 1 HO. 




Grätz <L 


Hagnow 1.^0. 


Heinrich Hifchof v Rflinhf^rir 


Gravina 2 f. 


Hahnenkamm 108. 


142 ff. 


Grciffenftein 3- 


Hahncnneft '-'27. 


Heinrich Kaifer II <>5 97 299 f 


(Jreyff 2lilL 


Hahnenftaig 227. 


IV. 91 aL 2iiL 


Grezziiigen, v. •lüb. 


Haidek 


V. 2äl. 


Grieben 28JL 


Haideau 2^ f. 


VI 2r)S 277 


Grieningen iL 


Haigerioch 1 7n 


VII 5, 58. 2IL 28Ö. 

» A > « ^^^^^^ ^^^^^^ 


Grießonberg, v. Ji3» 


Hainlladt 512. 


Hfiinriph vi>h Tlpilhronn 


Grimro M. 2SiL 227. 


Haiterbach 111- 


Hcizzan 281 

AAvVw**«*lt ^^^^^^ 


Groningen 1 10. C. atiph Mark- 


Haiz 201 


Held 2fifi. 


grOningen. 


Haizen 281. 


Helfenftein 1 21 f. 22 ff. üfi. 


Groß. Altdorf fiO. 


Hall [lL EiiL ßH. «2. 2ä2. 2«iL 


136 f. 161 f. 169, 243 ff. 


Groß-SUßen 138, 


Haller 2üL 


27.S. 27.^^ ff, 2118. 


-ViHars LA f. 


Hanau, Gr. v, 148. l.'yO. 


Hellenftein lüü. lilfi. 


Grötzingen, Hh. v. 1(K>. 


Handmann 1 Ifi. 


Helmelie (Hemle) 282. 


Grubenjagen 22"). 


Hannike) 2fifi. 269. 


Holmftadt, v. 160. 


Gruibingen 245. 


Hanfemann 1 1 . 


Hemmingen 107. 


Grundsheim (ain), v. r37- 


Hanfeluiann 1 .'itl. 


Hemmingeithus 281. 


GrUneifen 4i 


Hansroartin 229. 


Henneberg, Gr. v. JML 164. 


Grünenherg 2i2 ff. 


Harburg 2ti0. 


Hennenberg 244. 


(irUningen 2(>7, 


Hilrie 267. 


Hengftneft 227. 


V. SIL 2*M. 


Hartcneck 110. 


Heppenheim 11. 


(irOninger [liuchdr.j 2<i9. 


Harthaufen III. 


Heratskirch l.'iO. 


(Schiilra.) 


Hartmann, .1. 265 f. 


Herbord 23 f. 28 f. 


Grilnkraut 221 


r. 21ia 


Hergoltcsbcrgo 226. 


Grup|>enbach 2r.2 


Hafel 61 69. 


Hering 2fi2. 


Gii((i)gdi 22L 


Haslach 5!L 


Hiritier ötL 


Giigfli.s 22L 


Haßkr 13. lÜü. 


Hermann, v. 271. 


Giigclloch '227. 


H.inber 2iUL 


Herrenberg lilL 120. 2ß2. 21iL 


Gnggenliaufen 281. 


Hauclilingen 2n9. 


Herreuthierbach 8Ü. 



318 



Regifter. 



üerrlinger llfi. | 
Hcrtenftein, v. 122. ! 
Herwartftein 

Herzogsbrief, der 121 ff. 12fL 

2Ü1 f. 2Ül ff. 22L 
IleG I 
Heffoneo, die ff. I 
HeUingen, v. Il2. | 
Ileiibach 9ä f. Ififi. düL j 
Henchlingen 2iilL 
Ileuuubnrg 
Heunenbiirg 244. 
Ileunirch giL 
He.\enbuckcl 2i3. 
Hexenprozeffe 131 ff. 211 ff . 304 ff. 
Heyd fi ff. | 
Hicekoven = Hitzkofen. 
Ilillern, Joh. v. 113. 

JufL IL 4£ m ff. 12i 121 
22iL 232. 233 f . 
Riltenburg 246. 275 
Uituinelsfels 2iä f- I 
Himmelwunne IM. | 
Rinder 222. j 
Hipler 2iÜL 2iilL j 
Ilirrlingcn 256. 2iiä. 2tiL j 
Hirfau Sfi. IM ff. 21Ü f. 2M f. ! 

251 f. m 262. 26L 213 f. 

221 ff . 302. 
Hirfchberg, Orafeu v. aüL 301 
Hirfchhorn, Hh, v. lülL 
Hirfchlanden 14ri 
Hirzcl 2fiL 21L 
Hitberg lül. 
Hitz 222. 

Hitzkofen 22L ! 
Hocheoftatt m ! 
HochfteUer 41 ff. I 
Hocker SÜL ! 
Hof, im 128. 
Hofen 2Ü2. 

H»fcr 262. I 
Höffelein US. 
Hoffmann 12. 
Hoffmann 2ä&. 

Hoffmann, Fr. D. 101 f. 103. 
112. m. m 205, I 
G. D, lOL I 
K. H. L. t, 202. I 
K. U. L, 202. I 

Hofmann-Wellenhof, P. v. 21L ! 

Hobebarg IIL j 

Hohenafperg 208. 

Hohenberg 53 f. 03. ' 

Hohenberg-Haigerloch, Gr. v. 
170. 

Hoheneck Uli I 
Huheneybach 24ß. 
Hohenfels ÜL 



Hohen-Genkingcn 10H. 
Hohen-Gerhaiiftn 23 ff. 2Z ÜH. 

lor,. m 
Hoheniandsöhr IDIL 
Hohenlohe üL 268. 

V. ii2. 06. 80. UiL 1A3 ff. 

lüH 152. 2fil f. 
•Langenbiirg, v. 149 
-Schilliogsfiirft, Fürft F. K. 

V. Ii ff. 200 ff. 
-Uffcnheiin 52. 
Gr. V. 13. 

-Uffenheim-Speckfcld,v.l45. 
Hohenneuffen lüL 268. 
Hohen ftadt 215. 
Hohenftaufen 5L 103. 

f. auch Staufer. 
Hohenftein 91. 
Hohcntengen 22L 
Hohcntwiel 112. 208. 
Hohenurach 107. 

-Wittlingen 108. 
Hohenzollern 213. 

die 13. ai- m. 

Hohmichele 2ää. 

Holbain (Holbein) mL 2ä2. 

Holderburg 110. 

Holl 282. 

Hollfeld 300. 

Holtz, vom M. 1Ü3 ff. 

Höltzl-Sternftein tiä. 

Holzroann 22iL 

Homberg 130. 

Honburg 112. 100. 

Hondnrncn 222. 

Hontheim 218. 

Horb 10. laL 

Horb (i. Bayern) SUÜ f. 

Horburg lOlL 205. 215. f. auch 

Harburg. 
Horkheimer 62. 60. 
Hürmannsberg 220. 
Hormayr 2S3 ff. 
Hornberg (Calw) Iii- 
Bomberg (i. Baden) 112. 
Homberg, v. 112. 
Homburg, v. 100. 
Hörncr 10. 

Horningen, f. Hirrlingcn. 
Homftcin, v, 122. 
Hornung 61 f. 
Horwa 222 ff. 
Horwc, abg. 101. 3ÜL 
Hotho 18. 
Höttingen 308. 
Huber Iii 
Huber 202. 
Hugesberg 158. 
Ilugahofen 2Ü0. 258. 



Huhn 251. 
Hühnerneft 227. 
Hnmbrechts 2BL 
Humtnertsried 281. 
Hundfuß 21 ff. im 
Hunhaldun (Einhalden) 22L 
Hunnenbtirp ML 244. 24fi. 
HUrben liüL 
Hürlbach, v. 152. 
Hurningcn f. Hirrl. 
Hufen 12L 22iL 
Huß 262. 

Jacob fen £30 ff. 
Jakobl'on 268. 

jaffe ua f. aa f. 

Jäger 2& (. 

Melch. 201. 
Jagft HL 150. 152. 
Ibant 281. 
Ichart 281. 
lekftatt 216. 
.Jedesheim 297. 
Jettenburg ÜIL 2^ 
Jettkofen 22tL 
Ifen 281, 
Iffland 235. 232. 
Igersheim 247. 
Igil 2H2. 

Ihinger Hof lOa 

Hier 22 f. 00. 223 f. 

llfing, Freih. v. 204 f. 

Immcnhaufen 252. 

Imnicrsbcrg 63. 

Ingeißngeu 247. 

Ingersheim 2.'>."}. ga7. 

Ingiimmenriiti (Engenreute) 228. 

Innsbruck 242 f. 252. 

Inftitoris 24fl. 

Interlaken 1052. 

Jolica 222. 

Ippesheim, v. 159. 

Irrmannsweilcr 108. 

Irslingen ILL 

Irt 281. 

Hingen 22L 

Hiuhartis 222. 

Isny 40 f. 82. 1.^7.'2fi<t. 268. 
Jungingen (0 A. Hecliingcn j 3. 2L 

(OA. Ulm) a. 2L 
Jürgens 11 f. 
Iwack 210. 

Kagins 02. üä. 
Kaifcufcn 281. 
Kalifch ßü. 
Kaltcnmofer 202. 
Kapoder 228. 
Kapff, K. 268. 



d by Google 



Regifter. 



319 



Kapff, S. .1. 2ߣL 

S. K. 2fia. 
Karl IV. K. HI 21 f. m HüL 
Karl V., K. 120. IM f. 
Kar! d. KUhnc liä f. 
Karlsft'hule IM f. ^ 
Kämtlnüi, Herr v. 21iL 
Karpfen 2G(). Hh. v. 2m. 
Karrer 2C,H. 
Kafals 2^ 

Kaftel, Gr. v. 59. 72. 154. 
Kültenholz 2&L 
Kal'tropp ÜL 
Kaufbciircn tüL 
KiCiiffclin, B. 2öiL 

.1. N. 202. 
KautTmann 2üfL 
Kaiifinann IL 
Kausicr, Chr. Kr. 2lilL 

Ed. äL 2liIL 

Fr. <;. 2f2JL 
Kayh OL 
Keim 2ßiL 
Kellenbergor 22iL 
Keller, A. 21ÜL 

D. m 

.1. B. m 

.1. .1. lifilL 
Kelluifmz 223. 
Kempten 22. 82. SS. 22L 

Oraflchaft 22. 
Kentheiin ü ff. 
Kepler 2fiiL 
KerUnwioos 22i). 
Kerler 2i LilL 242»' 2IiL 21ü. 
Kern, Bildhaiierf'ani. 

Fr. IL 2üfL 

G. Ol. 2tiü, 
Kerner, .1. ii. 2liIL 

Jiiftin. 2Ü2. 

K. F. 2G2. 
Kcsler (KeOler) 202. 
Kettcnbacli, licinr. v. 2*>9. 
Ketferbnrg 142. 
Kick 22Ö. 

Kickach (Kicken) 22ä. 
Kiechel 2<ilL 
Kiciniann 2L!ä- 
Kiclmeycr 'iiif) 
Kienlin 2i. 
KicR 2ßÜ. 
Kielelherp Öü. 
Kieliegh, Hr. v. 222. 
Kifern, die IIL 
Kilian 2iL 
Killer 'JL 

Kircliberg \Gerabr.i -AiuK 
(llcrrlcli.) Hl», 
(iraf Konrad v. 2fi2. 



Kirchberg, Herr v. 9fi. IM. Hü. 
Kirchbierlingcn 2äL 
Kirchentellinsfurt 91 A 
Kirchor 2fi2- 
Kirchfenibach SL 
Kirchheim m 183. Liä ff. 
189. 2!ilL 
V. ÖlL 22L 2m 
Kirpfindorf 2Ö2. 
Kißlcgg 122. 
Klaibcr 2üfL 
Klar 2iiL 

Klauflügcl aLäüf. 1LL122.24L 

Klee 2Hi 

Klein 2ü2x 

Klein Eislingen 245 

-Forlt lifi. 

-Gartach LHi 

-Ingersheim 110. 

•Villars üi f. 
Klemm, A. 2. IM ff. 212 ff. 2t.7. 
273 ff. 

J. K. 202. 
Kling 2ßä. 
Klingemann 235. 
Kiingenberg, v. 12H 14t>. 
Klingenftein, v. l.')9. 
K locker 2il± 
Kloppen 28 L 
Klumpp 2rit). 
Klttpfel tiL ÖL fil ff. 
Klüpfel, IL .1. 2üa. 

.1. Chr. 2Ü2. 
Knapp, Alb. 2i22. 

Joh. Ge. 2aä. 
Knaus 270. 

Knecht, Farn. HL Uli f. 
J. G. 12ü !!. ±1± 
•Hüft) H(einr.) .37. 120. 122. 

m f. 2aa ff. m 2211 

Seb. UiL 

Anna Chr. 117. 

Felicitas aS. Uli ff. 122. 
vergl. Abt. 
Kneisle 2ä2. 
Knellensberg 22(i. 
Knoll 2111 

V . -Jil 

M. 21ä. 
Knoll(o ) 202. 
Koch 221i. 
Kocher OK. 82. 147. 
KOhler, K. G. Fr. 220. 

m. 

K. 2111 
Kohlhaas 27t). 
Kohlwald a& (. 
Koib 2IiL 
Kölle 2IiL 



K<illin 2IiL 
Köln 2ÜL 2ÜQ. 
K<)lreutcr 2111 
König, D. L 

Joli. Ulr. 2Zi>. 
König.sbronn üä. 
Königsdorfor al 
Krtnigsegg ISH ff. 221L 2m 
Konrad, dcutfch. K., II. 2siL 

III. 2ii. 251 222. 

IV. 211 
Konrad, v. Ilirfau 2£L 

V. Querfurt 220. 
Konftinz 22 f. üS. 12L 12S f. 

12L 13L ISi. 212. 2fiL 2^ ff. 

Köpkc aa. aoL 

Kombeck 22 ff. 132. 
KOrner 235. 
Kors, Kortl'ch 2Sä. 
Köftlin, Ang. 21ü 

Chr. R. 210. 

E. G, 2m 

K. IL 2m 

K. W. G. 2m 

Nath. 2m 
Rottes 2üL 
Kotzcbue 220. 222 ff. 
Kraft, Fannl. 122. 

IL 12L 

L. IM f. 
Krägenneft 227. 
Kranchesberg, d. L 
Kransberg 09, 144. 
Krapf 2m 

Krantheira, v. 22. 2ilL 
Krebben 22lL 
Krebs 22g. 
Kroel 
Kröwel 
Kiiblins, KQblis 225. 
Kuchen L 213 f. 2Ifi ff. 
Kucbenmeifter 159. 
Kuchimeifter 22 f. öl ff. 
Knechli 222. 
Kuhn 112. 2S2. 
Rüningen '3'>fl- 
Kilpfenflorf 2ö0. 
Kuppüiiheiui 137. 

I I.aband 22L 

j Laber v. Hadamar 22Iä. 

!.adurn '^85. 

Lainingen, v. 2iL 

Lana 2ti2. 

Lambelin, Lümmle 2ä2. 
Landau, Graf v. ö. 5211L 222. 
297. 

Landshut IM f. 305. 
Lang 2^G. 



128 ff. 



320 



Regifter. 



Langenbiirif 15Q. 2iL 265. cfr. 


Liropurg-Schmidelfeld 5S. 


Lnttolsberg 202. 


Hohenlohe. 


-Sontheim- SchuiidelCcId Iii. 


Luz aa. 120. 


Langer afi. 2iÜ. 212. 


-Speckfeld, v. (ÜL 




Langheim 3(Mi. 


-Speckfcld-Sontheim, v. üL 


Mack 12. 


LanHus m 


Lindach 157. 


Mack, Ad. 222. 


Lantman 220. 


Lindau L 2a. 02. 21111 


Maegerichingcn, v, 2.'>ri. 


La Roche ILL 


Lindenau .^Mt 


.Magenbuch, v. IH4) 


Las, de Lafe = Leis 2ä2. 


Lindner 2(>5. 


Mager, die 21 f. 


Laton (Lattun) 2EL 


Lingg(e) 2Ö2. 


Magerbein 20iL 


Latten 5iS2. 


Link ÜJ. 


V. 2iiÜ. 


Lattenberg 235^ 


Linne, v. 12. 


Mähringen 252 f. 


Laubonburg, v. 127. 


Lintberg 2iLL 


V. ebd. 


Laufen ÜÜ. ISL 


Lintbnrg, v. 25ß, ^ 


Maiger IßU. 


Lauffen 109^ 2fi3. 


Linthan 2äL 


Mainhardt H. 12. 


V. 232. 2fil 22a. 


Lintorf, v. 102. 


Mainhardter Wald 2;'»;. 


Lnupacher 220. 


Lift 2111. 


Mainz SL ^Ifi. 8Ö. Ufi. III <• 


Lanpheim, OA. 22a f. 


Lochau 127. 


212. 251. 2fifi. 


V. 12L 


Loche V., Farn. 127. 


Uerthold v. SL 


Lautenbacher 26C. 


Lochcnfcein 205. 


Mair ISL 


Lauterburg ä£. 


Locher 214. 


Malans gSiL 


Lautem 


Lochiler JL'7. 


Mala( o)r 222. 


Lautorftein IQS. 


Lodtcr ea. 


Malles (Mals) 'iä5. 


l^ayioann 2filL 


Lftffelftelz niL 


Malmsheim KK). 


Lechsgcmund, v. 2fiÜ. 


Löffler m. 


Malfener 29iL 


L«eb 2£S. 


Löffier, K. v. 2fifi. 


Man(e)golt 282. 


LchenbQhel llllL 


Löher 2!Ui. 2fia. 


Manlinishoven 225. 228. 


Lcherr 229. 


Loizermühle 2ä2. 


Marafchu 285. 


Lehnor 22ä. 


Loizin 232. 


Marbach 1. m 123. 2112. 2Ö1. 


Lein m f. 


Lomersheim 110. 


2lia. 


].,einburg LliL 


Lor. Efül V. 92. 


Marchthaler 22. 


Leineck I <'!->■ 


Lorch, Kl. 1Ü2. 272. 


Maria Thercfia 251 f 


iKiiningen, Herr. v. 2ü^ 


Lorch, V. 270. 


Marius 62. 


I^ins m 


Lorfch 2M. 


Markclshcim 247. 


Leipbeim 2^ ff. 


Lofens (Ix)08) 2^ 


Markgröningen 2 ff. 


Lemcke 2i2jL 


Lothar, Kai/. 21L 


Marquard(u8) 292. 


Lendingen, v. 2Qü. 


Lütt 22Ü. 


Marfchalk ä2. 


Leonberg, OA. 39 ff . lüL 


Lottenweiler 2211 


MarlVhalkenzimmurn III 192. 


St 2» 4x lÜlL 


Lötz 41L 


Marftaller 66, 


Leopold 26L 


Low 222. 


Marftetten, (Jr. v. 21 278. 


Lefchcn, die tn9. 


Löwen, V. 12 ff. 


Martens, v. 270. 


Leupolz 2ä2. 


Löwcnftcin-Rolenfeld, Fürft v. 


März aü5. 


Leutkirch, OA. 22a f. 


IL 


Mathias v. Neuenburg &a f* 


St. 8i lüL 2jllL 


Lübkc 49. 133. 2fifi. 2f»a. 270. 


Matzen 2ii2. 


Leutkirch-Zeil, tirafrcb. 22. 


Lucas 270. 


Manch m. ISL 


Leutrum-Ertiogen, Faiu. 127. 


Ludwig, Kaif. 22. HS. 


Maurer 227. 


Lichteneck 108. 


Ludwigsbcrg 15. l<)4. 


Maufor 222. 


Lichtenegg IM. 


Luelli 129. 


Mausneft 221 


Licbtenftein 3. lUL 


Lucpolz 129. 


Maximili.m L 12. 8L 81 181 


Lidle 2aiL 


Lnggeman 2ä2. 


222 t. 


Lieb aö. llfi- 236. 212. 


Lullin laü. 


Mayer 2112. 


Liebenzell III. 


Lünig 115. 211. 


Heinr. 21 ff. 


Liechtenftcin 22h± 


Lupberg 282. 


Mayer v. Maycrfels 2fil 


Limbach (12. 


Lupfen 112. 2Ifi. 


Mayr 121 


Limburg 


Lupin, V. aä f. 


Mechich 222. 


Limpurg üL 52. liö. IM. 221 


Luppcrger 282. 


Meekenpurren, v. 128. 


Gr. V. ä2 f. fiL IM f. m 


Luppmanns 2ä2. 


Mcgclolfes = Eglofs. 


21L 


Lufchka 2GS. 


Meglitz 222. 


Liinpurg-Uaildorf, v. üü. 


I.uftnau 15. 


Mchlishofen 225. 2ää, 


-Gaildorf-Schmidelfeld G6. 


Lutiran 12L 


.Melances 2H«1 f. 



Regifter. 



321 



Mclchingen m 132. 
Mcliin 2äi^ 

Memroingen 82. MiL iSL 2(ÜL 
Mengten 12L 1^ 2iiä. 
Mcntlin 

Menzingen, v. 202. 
Meran 2a3 f. 
Meraiifen 2&L 
Mercy lÜL 

Mergcnthcim 2ü f. 241 2ii2. 

3Ü1L 3Öfi. 
McHad 2S. l-''«> 
Mcliringcn = Milhr. 
Merk läl 

Merk, He. 222. | 

Merklingen HKL 201 f. 221 

Mei-nerts 2äL ' 

Mefchach 221L 

Melclicnmofer 22iL 

Metzingen 21L 238. 

Metzlcr 2IQ. 

Meufchenmoos 22Ü. 

MevilTcn LL ! 

Meyer, F. IL 2IL 

.T. m I 
Meyer v. Knonan 22 f. 5Ü ff. 
Mezger 260. 
Miclic'l 2ä2. 

Miohclsberg (b. Bönnigli.) 2AjL 
(b. Brackenh.) 15L 
(b. Geislingen) 212 ff. 211 
215 f. 

fb. Ulm) 213. 211 ; 

Klofier 220- 302. I 
MichelBkäppele 242. 
Michul9kirchc(b. rfnlHngen) 2i3. 
Michel rtein gä f. 
Mietcrklngon 121 ff. 
Millenberg = Miihlenberg. i 
Miller 23. I 
Miller, K. 2ß5, | 
Miller, V. (General) Hl 
Mindelbcrg, v. 120. 
Minor 2fifi. 
Mifchelbach 23. 3öL 
Mirinhartfl 2^ \ 
Miftelbach 23 f . 8L 3Ü1 ff. 
Mitteiberger 270. 
Mittelbach 223. 
Mittonhaufen IHO. 
M«ckinnhl Hü. 2üü f. 21Ü. 
Model 3üäi 
M{»gglingen äü. 
Mögling 220. 
Möhler 2IÜ. 
Muhr 283 ff. 
.Möhrle 202. 
Mohringen ÜL 

Molar 2ä2. | 

WaiUciiib. Viortoljitlii «tiefte IS8S. 



Molaris 232. 
Molitoris 242. 
Moll ߣL 26L 

Mömpelgard 122 f . llä. 123 f. 
IM ff. 2ÜÜ f. 2UÖ f . 2Qa. 214 f. 
21L 222. 

Gr. V., Friedrich 2113. 
Gr. V., Georg laü ff. m ff. 
Gr. V., Henriette, Ui2 f. 113. 
vgl. a. Wiirttemberg 
MOnchberg 107. 
Mondon &iL 
Moue 221 2aü. 
Mönsheim Hl7. 

Montfort, Gr. v. 23. 13Ö. HO. 

290 f. 
Montaiol 2&fi. 
Montaios 2äfL 
Montani (.Monthneni) 2äü. 
Montnrf 2tifi. 
Mörike 21ü. 
Moriffcn 2ä4. 
Mßrlin 2S2. 
Mor/tein lifi ff. 262. 
Mortenouwe, Gr. der 2£L 
Möfel 104. 

Mofer im. III f. 1^ 214. 
Müllhain L2L 
Möttlingcn liL 
MiStzingen 107. 
Mozcl 242. 

Muck in. 93. Ufi f. HOL 
Muderpolz '22<?- 

Miiff iiiti. 

Milhlenberg 52. 03. 
Mühlhaufen 
Miilinhova 22i2. 
Milllenhoff m 
Mnller 02. 
Mnller-Mothes IM. 
Miinchbcrg 30*). 
MQnchen-.Straubing, Herze, v. 
1B3. 

.Münkheim, IL v. 59. 
Munrich(e)sberg .^i^> 
Mnnl'ingcn, OA. 200. 

St. im. HG. 125. 
Mllnfingcr Vertrag 161. 110 ff. 

IfiL 12Qf. mff. mf. 2D4f. 

221. 2(i(i. 
Milnfter fiO. 300. 
Miinfter, Seb. 230. 
Munt 282, 

Mnratori aü f. 203 ff- 
Murr 2äO f. 
Murrgau 2äi. 2ÖI. 
Murrhar.lt äü m 2i4 f. 
Murichcl HL 
Mutinannshoren 226. 



?Iiichrtenaue 22Z. 
N;lchftenbllhl 22L 
Nägele 242. 
Kagclsberg 1.^9. 
Nagold ILL 
Näher 241 24!L 
Nähcrmenimingen 221, 
Nahmiihle 22L 
Nafal 228. 

Naft m lliL m 1Ö2. 3Ü4. 
Natz 2hi 
Nauders 2M. 
Naudefcher 221L 
Neapel a ff. 

Neckar 82. IfiQ. 13L 14L 102. 
Neckargau 163. 
Neckartenzlingen 276. 
Nehren 252. 
Neidhardt 62. 
Neidlingcn m 2^ 
Ncifcn, V. 25.^. 2tLL 
Neipperg 26. 1116. 
Neuenbürg, Gr. v. 26Ü. 214- 
Nenningen (Nendingen) 2!Zä. 
Nenzenheiui 145. 
Neresheim, OA. 260. 

St. 11>4. 
Nero ~ Nehren. 
Neftbaum 2'27. 
Neftbühl, 2iL 
Neflclberg tüL 
Neftelwald QSL 
Neftle 266. 

Neuenbürg liü. 128. 21ii. 
Neuenhaus ins. 
Ncuenftadt UÖ. 2Ü2 ff 21fi. 
Neuenftein IM IML löÖ. 
Ncnffon, Herrfch. 2ia 

St. a. 215. 

V. 2IS. vgl. Hohen-. 
Neufrach 225 
Neugart 22L 
Nenhaus SQ. 
Nenhengftett ää. 21^ 
Neunkirchen 2\1. 
Neu-Kavensburg 23. 
Nibelgau 222. 
Nidau, V. 53. 
NidCe'g, V. m 
Nidlingen Uli f. 221 
Niedcrnhall 217. 
Niederrirabach 30(). 
Kigg 222. 
Niufazc, V. 145 f. 
Nallingen 14Ü. 
Nordalb 245 f. 
Nordgau, Margr. v. 3112. 
Niirdlingen 21 I". 6u f. 02. iiö. 

V. 25. 

21 



322 



Begifter. 



No^dl^cttcn 29L 
Nöfchlcr 222. 
Nuobcr 127. 

Nflrnberg 12fi.13Llia.lfi4. 

Bnrggrafon v. 73. 159 f. 303. ' 
Nürnberger Vertrag lüä fl". 
Nürtingen L 108. 14L IZÖ. 124. ' 

m ISfi. m 203. I 
Nußbach 25L I 
Nuzirs (-ziders) 2Sfi 

Ober-Bübingen äiL 

-Böhringen 2M f. 
Oberenholz 2ä3. 
Ober-Enfingen 1D8. 

-HoJz 2aL 
Oberkampf 210. 
Oberkirch 2DL 
Oberholz 2SL 
Oberndorf, OÄ. üL 
Obornheim 252. 
Oberntief SL 

Oberfchwaben SIL 12fi ff. 13L 

IfiS. 223 ff. 2S2. 2^ 
Ober-Stcinach lÜL 

-Türkheim 2M. 2äC. 

-Urbach litü. j 
Ocker fi5. 
Oedendorf 1Q2, 
Ocdor Thurm 
Oferdingen lüT. 
Offenburgcr 12a f. 
Olterdinger aß ff. m ff. 229 ff. 
Oeglin 22Ö. 
Oheimb, v. 2fi2. 
Ochler 21ü. 
Oehringcn 2iL 2lltL 
Oukolainpadiua 270. 
Oelkofen 226. 
Olnhaufcn, v. OL 
Olzreuthe 2firi 

Onolzbach Iii ff. , 
Oppel 2111 ' 
Oppenweiler 109. 
Orlie 2äL 
Orngau 2.ö7. 

Ortenau, Gr. L dcr25lif 2ßQf. 

Graffch. 2äL 2fiÜ. 
Ortlieb 2513 f. 
Ofiander "270. 
Oefterl»erg Ln". 
Ocrterley L 

Oefterreich Häff, 1112. 2üA f. 222. 
Herzoge u. Krzh. 5. ÖL 176. 
187. 240 282. 
Oeflerreicher 20. 3ül f . | 
Olthaufen 222 f. 
Oßweil llü. 

Otmar 2711. i 



Ottenbach 245. ( 
Otüier 220. ' 
Oettingen, Or. v. 52. 2fi. Ifi2. 
Oettinger 2fi. j 
Ottroansfeld aOL ' 
Otto i IL von Bamberg 23 ff. 

222 ff. 
Ow, V. 52. 
Ow, Freib. v. 15L 
Owen 1S2. 
Owingen 228. 

I 

Pappenhoim ^iÜlL 

Patfeheid 2M. \ 

Paulus, E. 4fi f. 245 f. 265. 268. 

H. E. G. 220. j 
Pawigl 283. ! 
Peetz 225. 
Peiadio 285. 
Peronfo 54 f. 
Peter v. Koblenz 112. 
St Peter, Kl. 2fifi. 
Peterfen 103 f. 
Pfaff 261 

Pfaff, K. 222 f. 22L 

Pfahlheim, v. ÜL 

Pfalz 88. 12L 183. 123. li^ 

Plalzgrafenweiler III. 

Pfifter 82. 111- 11M> f. 

Plifter, Ign. lüL 

Ptilter, V. IfiL 

Pfizer 14. 

Pfrund 22L 

Pfullendorf 82. 223. 

Pfullichgau, Gr. im 260 f. 

Pfullingen, lüL m 2ÖL 2Ö8. 

Phalhein, de 264, 

Philipp von Helfen 126. 266. 

Philipp von Schwaben 277. 

Pilgrime, die 22. 

Pinache 2ü f. 

Planch Ml 

Plarfch 284. 

Plaffenburg 142. 

Platide 284. 

Pleimannswang 226. 

Pleonungethal 245 f. 22IL 

Pleffen, v. Ifl. 

Plieningen lllL 106. 223 f. 334. 
Plochingen 108. 
Pontiglit m. 
Portfchcr 222. 
Potthaft 142- 253. 
Pradefche 285. 
Pradrex 286. 
Prantl IhL 

Pregizer IIB. j 
Prefcher IM f. 

Prcffel 13L m ff. 243. 221 ! 



Prcttach, v. 160, 

Preußen, König Friedrich Wil- 
helm L ISL 
Friedrichwilhelm IV. 11 17 
Wilhelm, Kaifer 20. 

Priefling 3Ü2. 

Pröfing, Gr. v. 20. 

Prüß 27Q. 

Pudelim, super 2H4. 
Puire 286. 

Pülfringen 143. 145. 14fi. 
Pyler 28fi. 

Quadra(e)lle fupra 285. 

Rabensbnrg, v. 1 44 f. 
liaccliris 2iL 
Raderach 22fi. 
Radowitz IL . 
Rafe 22. 
Ragatz 2^ 
Raggen 221. 
Raibach 22. 
Rall 130. 
Ram faner 159. 
Ramfcnneft 22L 
liamftein 5L 
Rapp 242. 
Kappenncft 22L 
Raftach 225. 
RaftHtt 13L 
Raft(e) 125. 
Kaftört 225. 
Raflpan 225. 
Rathgeb 203. 220. 
Ratih (Rottich) 282. 
Rattenai 226. 
Rauch 38 f. 235. 
Raub 282. 
Räumer 38. 
Raveaux 18. 

Ravensburg OA. 223 f. 266. 

St 82. 122 f. 224. 226. 268. 
282. 2S2 ff. 

v. 23. 54. 
Ravenftein 2Zfi- 
Rcchberg, v. 24. 53. 
Rechenberg 208. 
Rcclitenftein 108. 
Red Witz Ifi. 
Rogensberg, v. 53. 
Regenaburg 212. 2f)7. 
Reichard 62, 
Reichau, v. 26. 
Reichenau 52. 134. 26L 221 
Reichenbacli 21. lüL 223 f. 208- 
Rcichonberg 4. IM. 145. 
Rcichcnftein lOH- 
Reiclienwciher 162. 125. 133 f. 
IMG m 215. 



Reifenberg 112. 
Reiff 2fi&. 
Reimlingen 2ZL 

Reis lüL 

ReilchacL, v. 125L 2Üä. 
ReiiTenberger 265. 
Reitz 12£L 

ReincbingeD, v. 205. 
Remuielin li'iS f. 
RemÜDg 2M. 
Hcmseck IM, 
Rcmsthalgau lüli 
Renz US» 
Reftveicht 225. 
Reul'clile H'A). 
Reuthin 113. 

Reutlingen LS IL 82. QQ ff. 

Rcxingen 2Zi. 
Reyfach m 

Reyfcher 11 ff. IM. m IM ff. 

122. im ua. IM f. IflÜ ff. 

laL m f . 2Ü3 f . 2011 ff. 21Ü. 

212. 211 ff. 2ia ff. 
Rbeinfelden 2&L 
Rbeinwald L 
Ricciu 8. 

Richenberg, v. 141 f. 
Ricbtenbcrg 
Richter 22Ü. 

F. M. 2fiiL 
Riecke Ii ff. 2fifi. 
Riedenberg, v. ai. 
Riedericb SIL 213. 225. 2aL 
Ricdhaufen OL 
Riedheim 22. 

Riedlingen ÜL 122. 22li 222. 

Riedroülier lÜL 

Ries 200. 

Rietfeld, v. äö. 

Rietheiin, v. 8iL 2fiü. 

Riezlcr 2L 21 f. 

Rimbach OB. 

Rinderbach, v. 142. 

Ringingen 2^ 

Rinmann 2ii\ lilü. 

Rintbach 2!lä f. 

Ritinhaldun, v. 2W. 

Rodt m, liia. 

Rohr 3. IIML 

Rohrau IDL 

Rohrbach 2i2. 245. 

Röhrborn 12L 

Rohrock lÜÜ, 

Roidc 2LL 

Kömer Ii. Ifi. 2L 

Rümerkaftell bei Isny Iii f. 

bei Mainhardt ilL 
Roiuig 2SyL 



Regifter. 
Rorbacli m 

Rordorf, Gr. v. 2fi. 2ä5. 2fiL 

221. 222. 238, 
Rorgenftci? 2IfL 
Roleck 107. 
Rofenberg 3. 22. 113. 
Rofenfeld ILL 
Rofenkränzer 2iiL 
Rofenftein m m 2iü. 
RöHger 55. 
Röftveichthorn 225. 
Roßwaag iLül ilQ. Üü. 
Roßwälden IflS. 
Roth, d. SIL 
Rüth 2IiL 

Rothenberg 3. lüfi. 280. 
Rothenburg 88. Ifiü. 
Rothkirch, v. 2L 
Rötteln, V. 53 f. 
Rottenacker 108. 
Rottenburg Ifi. 12L 2al f. 
Röttingcu 213. 2Sa 1. 
Rottum 223. 

Rottweil 14. 32. m ISL IfiL 

m. 

Rubel 60. 

Rabgarten ü3. 

Ruck 23 ff. lllfi. m 

Riickeuberg 23. 

Ruckgaber 1B7. 

Rudhart Ufi. 122. 183. 

Rudmersbach 110. 

Rudolf Li d. K. 5.23. ÜL 2Zaff 

Rudolfesriet = Ruffenrict. 

Ruef 222. 

Rugetawcilcr 22ä. 

Rnggc r. Ruck. 

Rugolteswillcr 228. 

Ruhelberg 213. 

Ruhethal 213. 

Rnhimbubil 213. 

Ruith m 

RUmelin 2i2äi 

Rungal(e)ch 286. 

Runigenburc 213. 

Rufcnfchloß lüg. 

Ruffenried 22ß. 

Ruß m 

Ruft Ü5. 

Ruxingeo, v. lUU. 

Sachfenhcim 110- 
Sadirlinswilaro = Scdcriitz. 
S.1ghalden ti3. 
^>alach 

iSaldingcn (Söllingen) 1Ü2. 
Salem 25j. 2tUL 2Zti. 
.S.almannswcil l'M 18fi. 
Salm-Grumbach, Gr. v. 21L. 



323 

Salner 322. 
Salomen 238. 
Salzach 11^2. 
Sandfce 303. 
Sänger 22a 
Sarwey 213. 

Sattler m ÜIL Ifia f. Iii f. 

182. IM ff. UM ff. 206. 21fi. 

212. 
Sauers ^ 
Saulgau, O.A. 223 f. 

St. 122 ff. 132. 
Sauneft 22L 
Säur g2. 62. 
Sauters 283. 
Sa(e)yraft 225. 
Scha'ce (Schatz) 2S2. 
Schadweiler 251 f. 258. 
Schäffer 2Üfi. 22Ü. 
Schafhaufen lÜÜ ff. 22L 
Schaich 2M. 
Schalders 288 . 
Schalksburg liL 
Schaller 262- 
Scliallhammer 3Öä. 
Schallon 112. 
Sebanbach lOß. 
Schänis 286. 
Schänna 286. 
Schannat 255. 
Schännis '2'2Fi. 

Scharben, Scharren, die M. 
Scharnhaufen 2L Iflü. 233. 228. 
Schätterle 282. 
Schatz 212. 

Schauenburg, v. lüL 251 f. 252 f. 
261 f. 

Schaumberg, v. 22. 102. 

Schederlin 282. 

Scheffer 2Ü5. 

Scheffncr 65. 

Schcflold 262. 

Schelle 116. 236. 

Schellcnberg, v. 12B f . 22iL 22L 

Schemcisberg 157. 

Schercr löl f. 

Schcrragau 252. 

Scheuch 222. 

Scliickhardt 261 2Iii. 

Schiers 286. 

Schien 222. 

Schiller lüS. 232 ff. 235. 27( 
.Schilling 131 ff. 
Snhiltach (i. Baden) 112. 
Schilteck LLL 
Schimmelsberg 15Z. 
Schim-a (-on, -nn) 281. 
Schlaitdorf 102. 253. 
Schlath 215. 



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824 



Regifter. 



Sclilcttltatt 25S, 


Schwaben, Herzogthum 5Ü. 278. 


Soldan-lleppe ML 252. 


Schlierftadt li2 ff. 


2S2. 221 f. 222. 302. H04. 


Sontheim 2L 


V. lüL 


Schwaben (Volk) 223 f. 21i 281 f. 


Gr. V. IL 


Schlör 2112. 


SchwSbifcher Bund &i ff. IM f. 


-Groningen lU. 


Schloßbcrgcr 2fiS f m 


12Ü. 12fi. 122. 


Spaichingen 266. 


SchUiirdburg Uü. 


Schwaikheim, v. 2ß2. 


Spalt 302. 


Schmeller 22h f. 


Schwalbenneft 22L 


Späth, Hh. V, m 


Schmid 2£ 12Q. 255. 


Sch Walldorf 25S. 


Spcckfeld 5L. 145. 


F. J. 2iiL 


Schwann 110. 


Spee, Gr. v. 248. 25i> 


J. C. IM. 


Schwarz 21iL 


Speier IfiS. 253 ff. 223. 


Pfr. aä ff. 


Schwarzach 12iL 


Spiegier 223. 


Schmidelfold 58 ff. II f. Ii2 ff. 


Schwaniburg, Gr. v. 2Ü. 


Spittler lüL HL 12ü ff. 202. 


IMx IM. 


Schwarzenberg |)0^ Gr, v. 2Ö. 


2IU r. 207. 209. 212. 214. 


Schmidlin 1 7H. 


Schwärzloch 157. 


Spitzembcrg, Freiherren v. 2SÜ. 


öchmidt, C. 2filL 2fiÖ ff. 


Scliwedengräben 245. 


Spitzenberg 1.242 ff. 213 ff 22S. 


E. IIL 


Schweicker QL. 


Sprenger 248. 


K. 2fia 


Schweighofen 22. 


Springer 2SL 


-Wfißcnfels 2fil f. 21ü f. 


Schweikhardt liL 


Spruner 301. 


Schnarrenberg l-^? 


Schweilei iSL 


Stadelhof 21 ff. 


Sclincider, E. lü. 23 ff. lÄ ff. 


Schweiz 22S f . SiÄ 


Stadion, v. 127. 




Schweizer 271. 


Stainhufen, v. 


Fr. 2I1L 


Schwendi, L. v. fiO. 21iö. 


Stülin, Chr. Fr, 1 ff 21 f. 20. 


Schnell 2ßi 


Seckach 113. 


ül f - 2iL 20. lüIL lliL lüa. 


Schneller 22IL 


Seckendorf, v. 22. lälL 


Ili4. Ifiü. lüiL lüL liii 1^ 


Schnorr 2ia 


Sederlins 22Ü. 


iiiL LLL m. m. m 134. 


.Schniick 2afi. 


Sedcriitz 22Ü. 


m 121. 122. 12fi f. 2Ü4. 25a. 


Schoder äL 


Sceben 2fiL 


255. 253. 2fi3. 225. 22Ö. 221 ff. 


Schüler 12L 


Seeburg lüä. 


StäÜD, 1». 1 ff. 2L 5L ML lÜL 


Schönbuch IDL 


Sccfried 93. 3Ul ff. 


lHa. 22j f. 243. 2fi5 f. 


Schönenberg 5lL 


Seeger 162. 


224 f. 2aü. 


Schönthal lüü. lÜL 


Seewadel 204, 


Stanimheim III. 


Schopfloch, V. 159. 


Sefers 2tä. 


Stark 2ÜL 


Schorndorf 4. ÜLfiL lüiL IM. 2fia. 


Seggendorf, v. 222. 


Starzein 25!L 


Schott, A. 12. 


Seibranz 281. 


Staufer 58. 25. Üä ff. liiS. 221. 


j. m 


Scinna 


25Ö. 2fiü. 22(2 ff. 2m 222. 3U4. 


K. (>1. 267. 


Seligenthal 112 ff. 


Stauffcnberg, (iralen v. lüQ. 221. 


Th. 2IÜ. 


Senders 283. 


Stecher, F. 235 f. 


Schräder lß> 


Serres äl (. 


G. L. l^ilL 222 ff. 


Schreiber öl. 


Sersheiiu IKL 


Steichele 25. HL 221L 


Schubart HI 22Ü. f. 


Setz 235 f. 


Steiff 2fiS. 2iL 


Schiielcr 222. 


Souffer 133. 2«22. 


Steinenbach 22ä. 


Schultheiß C2. 


Seiifferlin M ff. Ii2. 


Steinhaufen 223. 


Schulze lüL 103 f. HL iaiL2üü. 


Seuftert 21L 


Steinheim a. Albuch 25. 22. 


212. 22L 


Seumen, die 22. 


a. d. Murr 22L 


Schuppaiib iiS. 


Seyffer Ifi. 


Steinhof er 1£5. 122. 


Schntz f. Rathgeb. 


Sick 2fiL 2IL 


Steinhülben m m 


Schliffcldrehcr 22ä. 


; Siegfried, BiJ'cli. v. Öpcier 253 ff. 


Steinsfcld 142. 


Schuffellehen 220. 


Siel'un, d. L = 


Stemann Iß. 


Schufelfpularius 225. 


Sicßen 12fi ff. 


Sterneck ILL 


Schuffeuried 12L 201 f. 


Sigesbvandesberg = Seibranz. 


Sternenfcls UU. 


Schwab 2liJä. 


Siggun 229. 


Stcrnftein, v. Ü5. 


Schwab, G. 22Ö. 


Sigmaringen 273 ff. 29§, 


Sterzinger, F. 225 f. 


Schwabegg ilL 


Signiunil, Kaifer 12. 


J. 3U5. 


Schwaben (Land) L 22, 2L 3fi. 


Simon !Mi. 


Stetten, Ilh. v. 152. 152. 


öl f. 23 f iija f. 13L im 


Sindelfingen 1B5. 251 f. 


Steudel 225. 


122 ff . 2UÄ 2!ü f . 2äl f. 222. 


Sinnachcr 225. 2JS3 ff- 


Stcu Olingen, v. 2fiü. 




Sluffen 12L 


Stillfriod 25. 324. 


Herzuge V. ÖL 2Aff. 255. 


Söflingen 2M. 


Stirnbrand 2IL 


2<i«> 


SoiruQ 19. 


Stücker IHL 



Regiflor. 



325 



Stoffel 222 f. iJÜL i 


Tanneubcrg III. 211. 


Uhdcn 21tL 


Stflffulberg ii>7 


Tauner 252 f. 


Uhland HL H. ÖL 282. 


Stüffeln, Uh. v. 208 f. 202. 


Tarodingen =^ Derendingen. 


Uhlbach üS. 63. 


Stopfenheim 309. 


Tartarotti ffiM. 


Uehlenhof 228. 


Storchberg 22L | 


Tathufen, v. 12L 


Uelen 228. 


StorcliDoft 22L 


Tauber 112. 211. 


Ulm, OA. 223 f. 202. 


Strack v. Weißenbach 2G6. 


Taufeck L 110. 


Sl. 21. 21 ff. 32 ff. 38. 53. 


StraBberg, v. bl. 


Teck m 


ÖL 52. 82. 8fi. 88. aü. IIS. 


Strafibnrg 52. 2iilL i 


Tettingen, v. 128. 


im ff. 138 ff. 213. 2122. 


V, 12ä. 1 


Tettnang, OA. 22^ f. 2fi& 


288. 2±L 2Sa 


Straub 222. 2ä2. i 


St. laü. 


Ulrich V. Eufingen 13Ü f. 


Straubenliard 110. ! 


Tbailfingen 213 f. 211. 230, 


Ultcn 283- 


Strölin LL 2ä f. 


V. 211. 277. 


Umbrecht 28L 


Stromair 2S2. 


Thalfingen Sl. 


Undingen 250. 


Stromberg 110. 


Thalbaul'cn, v. 2tiL 


Ungarn ti ff. 222. 


Strubo ~ Straub. 


Tlieilenhüfen 3Q3> 


Ungnad 211. 


Struve, V. 12. 212. 


Theres 


Unter-Afperg llü. 


Struzzeline, die 143 f. 


Theriffo ZL 


■Behringen 212 f. 211 i. 


Stubersheim 276, Uli. v. ebend. 


Thierbad 153 ff. 


•Rauhen 282. 


Stumpf äh. Ii2. Iii. 


Thierberg IIL 


•Schw.irzach 222. 


Stungertjagcn 22^ 


Thuningen, v. 260 f. 


•Tüikht'iio 2M, 258. 


Stiirmfeder, IIb. v. 


Thurgau, Gr. v. 261. 


Upflamör 297. 


Stuttgart 2 f. la. lö. 1Ö2 ff. ilMi- 


Thum, zum III. 


Uplumare = dem vor. 


lil f. Uli ff. IM ff. IBfi ff. 


Tiefenbach, Kifern v. SL 


Urach lüL 112. 112. 19Ö. 22L 


m laö. 2J^ 2ija f . 2iL 2Sä. 


Tifena 282^. 


Grafen v. 213. 275. 


2fili ff. 


Toggenburg, Grafen v. 5»L 279. 


Konrad v. 288. 


Stuttgarter Vertrag iM ff. liiL 


TratzhLTg, Uitter v. 2^1 f. 


Uracher Vertrag 112 ff. IM 191. 


Suaiafeld 2^ iJül f. 


Tretluli ü> 


202. 212. 


Suders 283. 


Treytwein 2 f. 


Urbach, IIb. v. 22. 


Saeznn = Siefien. 


Trier 6. 86i HI. 21Ä 2fiQ. 


Urenhofen, v. S12 


Safer« 2^ 


Trimberg, v, 145. 


Urhaufen, v. 160. 


SUlchen 2^1. 22ß f • 2fil f. 


Tritfchler 2äh. 


Ursberg 212 f. 


Hb. Y. 2:>4. 2.% ff. 261. 


Trochelfingen Hü f. 


Urfendarf 13L 


-Wolffeldcn, Hh. v. 201 ff. 


Troll(o) 282. 


Urflingen, Denioge v. I ff. 1Ö2. 


Snichgau 256 f. 26t). 


Trüber 21L 


Uffermann LL 112. 3UQ f. 


ür. im 2ijfi f. 2ßü f. 


Truchfeß lijo. 22ü f. 


Uin(e)nkeim, v. 112 f. 


Sulichin = Sülchen. 


Truheudingen, Gr. v. 159. 


Utichshufen, abg. 101. 


Sulg-en (-in) = Saulgau. 


Trütwein = Treytwein. 


, Utinkoven 226, (Jettk.). 


Sulz a. N. U. 112. 22L 


Tfcherning 2Siö f. 


Uzilshufen 2.^9 . 


bei Kircbberg 2&ä. 2i2& 


Tfchirland 2M. 




Sulz, Grafen v. ISÜ. SSL 


j Tübingen 13 ff. 19. IflS. M. 


Vaihingen, a. d. E. 3 f. 110- 


Siilzbach Ji8 ff. M. 


I;i7. 267 f. 


a. d. F. 3. 


V. 


Grafen (Ffalzgr.) v. 4. 23 f. 


Graf V. 1. 


Schraidelfeld l-lf). 


fiL IIIL 25L 25L 225. 


Valeiares (Valuiars) 284. 


Sulzbeck 93 ff. 3()1 f. 


2iki f. 


Valleraich 22L 


SulEburg lUS. 


-Afperg, Gr. v. 4. 


Vallcrey 22L 


Sumertiwe, v. 129. 


•Böblingen, Grafen v. 2. 1. 


Valletor SSL 


Suppingen 21. 


Tübinger Vertrag I2fi. 19S. 


Valpiler 286. 


Sur 283. 


Tückelhaufen 145. 


Valrain ^5. 


Sürlin 21L 


Tuntzlingen ^ Neckartcnzl. 


Varnbülcr 208. 


SCirs 2Sa. 


Türk heim f. Ober-, Unter-. 


Vbelheriahnfen 228. 


Süßen 211 ff. 


Tufeck — Tauf-. 


Veefenrocyer 3iL 


Swertisloch ^ Schwärzlorh. 


Tuttlingen 112. 21iQ. 


Veinau, v. 160. 


Swup 271. 


Tyrol m. 8H. W2. 22fi. 229. 28^. 


Vellberg l^O, 






nh. V. üL iia f. 


Tablat 231- 


ITebclhör 228. 


Vellingberg, v. ILL 


Tagelfingen 298. 


L'eberli ngen 82. 12Ö. lÜL 13L 2iiL 


Veit» 228. 


V. 298. 


Ueberrie«l8 228, 


Vcn(c)chon — Fenken. 


Tanfani 7 f. 


Uffcnheim 145. 159. 


Vende SL 



326 Rogiftcr. 



Vcmlfbach ÖL 


Walcr, die ilL 


Wcigoldshanfen 255. 


Venningen, v. IfiO. 


Walcx 2afi. 


Weikendorf = Weichendorf. 


Veringcn, Grafen v. 211L 


Wal heim 213. 215. 


Weikersheim 262. 


Vefcr 282. 


Walfer 222. 


Weil 82, 2äL 


Viherafte 225. 


Waltorf, V. m 


der Stadt 2ßö= 


Villani 1 f. 


Wambrechtis 220. 


Weiler lÜL 


Villars = Groß-, Klein-. 


Watnin)brehte8wate dem f. 


Weiler, OA. Mergcntheim, Uh. 


ViUingen 2iiö. 


Wainmeratswatt 228. 


V. 262, 


V. 2üL 2fiü f. 


Wanboldeswillare 22S. 


zum Stein, v. 2Sil f. 


Vincke llfi. 


Wangen, OA. 223 f. 2fiü. 


Weilheira m lfi3. 25L 


Vin^on üfi. 


St. 82. m. 22L 


Weiltingcn 202 f. 213 ff. 


Vifcher 2IL 


Wanshofeo IM. 


Weingarten afi. 128, 223 ff. 221 


VochcDÄcr i^2. 


Wantzcnau 132. 


281 ff. 2M ff. 


Vochetcer m 


Wanionrinti Banzenreute. 


Weingarten L Bayern 3Ö2. 


Vogeincft 22L 


Wappen : 


Weinheim l.'>8. 


Voggctzcr 282. 


V, Beichlingen (S.) 22. 


Weinhof 28. 


Vogt la f. 221 


. Befe (Siegel) 12. 


Weinflberg 1Ü2, 109, 203 f. 215. 


Vohburg, Gr. v. 'Jl ff. 


, Falkcnftein bl. 


205. 229, 


Vohenftein 22. 


„ Helfenftein 2IL 


V. 1 22 f. m lü 152 f- 


Volkmaon 92 f. iKL aüL 


„ Hohenlohe II f. 


Konrad II. 2tt8. 


Völlan m 


„ Kaftel (S.) 22. 


Weinsberg Bebenbarg, v. lUQ. 


Vullinchofen = 


Leipheim [HL 


Weinebeim 15ä. 


Völlkofen 22iL 


V. Linne (S.) 22. 


Wcisbninn IM^. 


Volz IKlhC 


„ Ramltein üL 


Weiffenau 282 ff. 


Vorarlberg 222. 


„ Schamhaufen .228. 


Weißenburg, die 5. lüg. 


Vorh.irclswciler Qü 


„ Sch.niiiilnrg 12, 


in Bayern 302 f. 3Ü2 f. 


Vorholz 22L 


, Schuiidulfeld (S.) 12. 


V. 203. 


Vornioos 227. 


, Spitzenberg (S.) 2SQ. 


Weißenburger Wald 308. 


Vorfce 22L 


„ Veringcn 27.'i. 


Weißen fec 253. 


Vund-en (-in) 127. 


Weinsberg 22 f. 


Weißenthurm 235. 


Vundengut 121 f. 


V. Wefthaufen (S.) 14ß. 


Weitingen 2aL 




„ Württemberg 2fi2. 225. 


Weizfäcker 220. 


Wacclinlsriiti (Wetziareutc) 225. 


Warmbronn 25>L 


Weifen lül f. 22fi. 258, 2fifi. 222. 


Wächter Ifia. 2Ü5. 


Wartmann hL 53. 2älL 


Wellmer 2fi2. 


V. m f. 


Wartenberg, Freiherren v. äl ff. 


Welfchenneft — 


Wackcrnagel fj2. 


2ä5. 


Weifchnefch 22L 


Wagenhofen 144. 


Wäfchenbeuren ÜÖ. 


Wcifchneuenburg, Grafen v. 53 f. 


Hh, V. lia f. 


Wäfchcrfchloß 4L 


Welzheim tiO. 153 ff. 


Wagner IQS f. 


WalTcrburg 112. 


Wendlingen lOä. 


F. Sl ff. 


WalTcrtriidingen IRQ 


Wengen 63, 


IL L. m. 


Wattay 22S. 


Wcngenkloftcr 221 


Wahe (Weh) Jffi2. 


Wattenfee 220. 


Werdenberg, Grafen v, 81 f. 8SL 


Waiblingen 2. 262. 


Watten Weiler 228. 


öa.lfiaf.2fi2.(Haug81f.äfi.89j, 


Waiblinger 21L 


Wattenwicfen 228. 


Werdcnberg-Sargans, Graf v. 


Wain 22a. 


Watto 228. 


1211, 


Walcker 221. 


Wober, Fr. 14L 


Werenbrehtcsvilla — Wehr- 


Waldburg, Truchreircn v. 122. 


Hr. Ii ff. 


mannsbUhl. 


Georg 2fitL 


WcchCIcr UiL 


Werkmeiftcr lül 


Waldeck IIL 


Weckhorlin 21 


Werner llfi. 


V. lüü. 2IÜ. 


G. 221 


Werner, Guft. 2IL 


Waldenbuch lüL 


Weech, v. 266. 


Hans iil 


Waiden Acin 100. 


Wegclin 161. 


J. 122. 


Waldhau Ten 1 


Wehe 30. 32. 


Wcjnhaufer 289- 


Waldin.innshofon HIK). 


Wehinger 221 


Wernicke 131 f. 2fiL 


Waldner 22S. 


WehrmannsbUhl 22iL 


Wcrnizhanfcn 10<i. 


Waldraft 22ä. 


Weibertreu UxL 


Wernsreute 282. 


WaldfalTeii 2hL 


Weichendorf 222 f. 


Wertheiro, Gr. v. Ü2. Ii2. 


Waldfee, OA. 22^ f. 


Weidner 2ü2. 


Wertingen, v. 22fi. 


St. 25UL 


Weigoldäbcrg 243. 


Werwiß 22ä. 



1 





Rcgifter. 


32 i 


Weftsndonk Iß. ] 


Wirtemberg, 


Württemberg, 


Weftenberg, abg. ML 


Herren v. Sfi. lUÜ. IML 


Grafen, Eberhard IV. Ifia. 


Wcfterheini 24.'). 


Grafen 22. 228. 


Eberhard V. 88 f. 161. 


5££li£mach, V. 82. 


Bruno 220. 


III ff. 125 ff. 112 ff. 


Wofthaufcii liL 


Konrad 2fi. 213 ff. 296. 


1B2 ff. 185 ff. Ißb ff. 


Hb. V. IM. HIL 204. 


Ludwig 2.'')4. 


121 f. 222. (f. Herzoge). 


Wctxhaufcn, v. 2fi2. 


Wirtenberg-Beiitclsbach, v. 297. 


Eberhard VI. IfiL III ff. 


Wetzl sreiite 22f». | 




114 ff, 112 ff. 182 ff. 


Weyeriuann l'^O. ' 


f. weiter: Württemberg. 


185 ff. IfiS ff. lill f. 


Weygelsberg 


Wirth 2IL 


(f. Herzoge). 


Widdern tllL 


Wifontesfteig = Wiefenfteig. 


Georg 12fi ff. 122 ff. 


Widin 222. 


Witoldhaufen, j. Weigoldsh. 


Heinrich III ff. 114 f. 112. 


Widmann 271. 


Wittcrftall 221 f. 


184 f . 12Q ff. 123- ISä ff. 


Wiohn lf)4. 


Witseinann Ifi. 


lyj. 205. 221. 


Wicland, Chr. Mart. 3Iff. Uäff. 


Wohlwill 2fi2. 


Ludwig L IfiS f. 


116 f. llü (. 112 ff. 229. 235. 


Wolfach 137. 


Ludwig H. HL 113. 




Wolfegg 224. 


Ulrich L Ifiä, 


I.. 112. 


V. 1^ 


Ulrich II. IfiS f. lüfi. 


Wielandftein HIß. 


Wolffelden 1119. 


Ulrich III. IM. 


Wielant 2ä2 


Ilh. V. 2äii ff. 2fiL 


Ulrich IV. Ifi4 ff. 167 f. 


Wielenbach ML 


Minifterial. v. 2S1 f. 


. Ulrich V. Ifia ff, 112 ff. 


V. 1Ü3. 


-Sniehen, Uh. v. 2|j9 ff. 


115. 182. 184. 223. 


Wiefenfteig 245. 22li f. 


Wolkeublirg 110. 


Gräfinnen, 


V. 2Iü. 


Wolinershcitifcn, Uli. v. lüU. IfiÜ, 


Adelheid 2fifi. 


Wiefner Ifi» 


Wombrechtü 220. 


Elifabeth 2Ü. 113. 


Wieft Ifi. 


Won faß 157. 


Herzoge lÜ. 18. 142. IfiL 


Wietersheim, v. 2ß2. 


Won.sgehaig 1fi7- 


194 f. 212. 


Wigclinsltein 24:^. 


Wörtb, V. ai. 


Chriftoph 25. 1Ö5. IM ff. 


Wildbad IIL 


Wuelftein ML 


11t) f. IM ff. 199 ff. 


Wildberg III. 122 ff. 


Wulgenftadt = Fiilgenftadt. 


202 ff. 2üli ff. 2Q3 ff. 


Wilcr 122. 


Wunau 157- 


221. 266. 292. 


Wilhelm, d. Kaif. 2Ü. 


Wunderbach 1^ 


Eberhard L 122. 124 ff. 


Wilbelmsburg 243» 


Wtinnenftein l^T. 


205. 


«illar 282. 


Wunfiedcl \b7. 


Eberhard H. 192. 194. IM. 


Wille 2(>G. 


Wfirdinger 82. Öl ff. 


205 


Willeliens 222. 


Wurrohaldc 243, 


Eberhard IIL 208 f. 211 ff. 


Wilzbuig aa. 302. 3112. 


Wurmlingen 2ä4. 25iL 


214 ff. 21L 222. 


Wimpfen 112 f. Uli. 2üL 


Konrad v. 268. 


Eberhard Ludwig 21. 


V. 142. 


Wurmlingerberg lf>7 


214 ff. 222. 


Willdeck 1Ü2. 


Württemberg, L ü. 13, Ifi f. 2L 


Friedrich 203. 2111 ff. 


Windaheim 21. 


24. 3a.4L 54.fiLfi2.85 f. 


Friedrich L 105. liii ff. 


Wincnheini Weinheim. 


8a. 23. 105. ff 14L Ifil ff. 


200. 203 f. 20(>. 202 ff. 


Wincsbiki 158. 


2()5 ff. 28L 


Friedrich II. 212. 


Winespninnin = Wcisbriinn. 


Graffchaft lfi2- IfiS. IfiL 


Friedrich Eugen 104 


Wincslol 153. 


Hcrzogthutn Sfi. US. 122 ff. 


218 f. 267. 


Winesthal 158. 


201 ff. 2<)8. 212. 215. 


Ht'inrlcli 23Ü. 


Wineswalde 158. 


217 


Ut-iuricli Friedrich 267. 


Winiden — Winnenden. 


Kurfilrftenthum 212. 


Jobann Friedrich 200. 


Winnenden WX 18B. 2i)5. 


Königreich äü. 14L 212 f. 


204 ff. 202 ff. 


V. 2i}iL 2G1. 


2aL 2Gä ff. 


Kari Alexander 124. 216ff. 


Winsheina Weinaheini. 


Wflrtteraberg, Fiirftenhaus von 


219. 222. 260. 


Wintcrftetten I.W. 


fi. 24. yiL Ifil ff. 2ßfi f . 


Kari Eugen 70. 214. 211 f. 


Ulrich V. 2HR. 


Grafen 1 ff. 29 f. IfiL 1113 f. 


267. 


Winterltettcnltadt 282 


166 ff. Iil5» 22L 214. 


Karl Rudolf 266. 


W intterlin 2. 1 12. 


1 hberhaid L L Ii 4 ff. 


Louis 2äii. 


» Ingeln, v. aKl. 


: ifi3 f. iiLL üiü f. 


Ludwig 25. 105. 109^^)2 ff. 


Wirsperg, v. ää. 


Eberli.ird 11. Slüf. IM ff. 


2Dfi ff. 202. 22L 


Wirtemberg (Wirtenberg), Bnig 


Ifil ff. im 222. 


Ludwig Eugen 2L 104. 


a. 5. üL iÜIL 275. 


1 Eberhard III. m | 21fi. 



328 



Regifter. 



Württemberg, 


Wfirttembcrg-Neupnftadt, v. 


Zahn, Th. 2fiL 


Herzoge, Ulrich IIL lüfi f . 


Hcrx. Friedrich 21Ö ff. 


Zähringen, v. 25fi f. 2liQ f. 2üL 


122. lüi. IM ff. las. 


Kari Rudolf 21h 21jL 


Zainer 2LL 


2ÜL 2ÜL :üiiL 


-Neuffen (oder -Stuttgart) 


Zavelftein L IML 


Ulrich 21H f. illi. 


112 ff. 


Hh. V. 4. 


Herzogin, 


V. Heinrich III f. (f. oben 


Zangemeifter 25. 


Marie 2fiä. 


Grafen). 


Zeiler 24iL 


Könige 29Z. 


-Urach m ff. 


Zeitbloni OL 


Friedrich 21ä f m 


V. Ludwig III T. oben 


Zell V. m f . 23Ü. 2M ff. 


Karl 2fiL 


Grafen). 


Zcller-Wcrdmüller 53. 


Wilhelm 2iiL 


-Weiltingcn v. 


Zcnn 28ß. 


Prinzen, 


Herz. Friedrich Ferd. 21A. 


Zcriaut 22a. 


Friedrich 20^ f. f. Netien- 


Jul. Fricdr. 2Ü2 f. 21fl. 


Ziegler 220. 


rtadt. 


Württemberger auf der Univ. 


Ziiltnbardt 102. 


Friedrich Achillea 207. 


Bamberg Zi ff. 


Ziuiiucruiann gO^ 


Julias Friedrich läiL 


Wurzach ISL 


Zingerie 22^ 2&a ff. 


Louis 23Il 


WOrzbach 12. 


Ziswingen, v. §2. 


Uagons 'ML 


Wttrzburg 9Ü f . 144 ff. Ifi9. 21L 


Zittelmann Iii f. 


PrinzeffinneD, 


255. 301. f. 


Zitzishaufen äL 


Anna Sabina 153. 


Wuftuben IhL 


Zollen reute 2^ 


Henriette Marie 2fiL 




Zollern f. Hohen«. 


Württemberg- GrieuingeD ifiä. 


Xcller, Juliane f. 


Zfchokkc 222 il. 


-Mötnpelgard v., 


Ueginc lä f. 


Zursmaier 286. 


Herz. Leopold Eberhard 




Züttclmann 1*. Zitt. 


211. 


Zahn 26a. 


Zwiefalten 2fi. 2ÖS. 252 f. 223 f. 


L»dwigFriodrich20(}ff. 


A. 2fifi. 


2äL 



I 



I 



1 



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